Plasmozytom / Multiples Myelom
Die blauen Ratgeber
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Diese Broschüre wurde gemeinsam erstellt von der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Leukämie- und Lymphom-Hilfe e.V. (DLH) und der Deutschen Krebsgesellschaft.
Herausgeber: Deutsche Krebshilfe e.V. Thomas-Mann-Str. 40 53111 Bonn
Plasmozytom / Multiples Myelom
Medizinische Beratung: PD Dr. A. Glasmacher Dr. A. Roth Prof. Dr. I. Schmidt-Wolf Medizinische Klinik und Poliklinik I Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Sigmund-Freud-Str. 25 53105 Bonn Prof. Dr. M. Bamberg Klinik für Radioonkologie Universitätsklinikum Tübingen Hoppe-Seyler-Str. 3 72076 Tübingen Text: Arbeitskreis Literatur der Deutschen Leukämieund Lymphom-Hilfe e.V. Redaktion: Dr. med. Eva M. Kalbheim, Deutsche Krebshilfe Ausgabe 9/2003 Druck auf chlorfreiem Papier ISSN 0946-4816
Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige und Interessierte
PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM
Inhalt Vorwort Wie ist unser Blut zusammengesetzt? Was versteht man unter Blutbildung Plasmozytom/Multiples Myelom – Was ist das? Warum entsteht ein Plasmozytom/Multiples Myelom? Andere Arten der Erkrankung von Plasmazellen Monoklonale Gammopathie unbestimmter Signifikanz (MGUS) Smouldering Myelom („schwelendes” Myelom) Plasmazell-Leukämie Solitäres Plasmozytom Extramedulläres Plasmazytom Morbus Waldenström
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Der Körper sendet Alarmsignale
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Diagnostik Das Gespräch (Anamnese) und die körperliche Untersuchung Untersuchung von Blut und Urin Bildgebende Diagnostik Knochenmarkpunktion
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Klassifikation des Tumors
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Die Therapie beim Plasmozytom/ Multiplen Myelom Chemotherapie Kombination von Melphalan und Prednison
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PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM
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Vorwort
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Liebe Leserin, lieber Leser,
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Ihr Arzt hat bei Ihnen ein Plasmozytom oder ein Multiples Myelom festgestellt. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der sich Ihre weißen Blutkörperchen krankhaft verändert haben. Diese Diagnose wird bei Ihnen und Ihren Angehörigen zunächst viele Fragen und Sorgen aufwerfen, sowohl zur Krankheit selbst als auch zu den möglichen Ursachen und Heilungsaussichten. Antworten auf diese Fragen wird Ihnen in erster Linie Ihr behandelnder Arzt geben können.
VAD-Schema Mögliche Nebenwirkungen der Chemotherapie Hochdosis-Therapie und Stammzelltransplantation Hochdosis-Chemotherapie und Rückgabe eigener (autologer) Stammzellen Hochdosis-Chemotherapie und Übertragung fremder (allogener) Stammzellen Hochdosis-Chemotherapie und Ganzkörperbestrahlung Allogene Mini-Transplantation Strahlentherapie Biologische Grundlagen der Strahlentherapie Strahlentherapie beim Plasmozytom/ Multiplen Myelom Behandlung mit Interferon Behandlung mit Thalidomid Die Behandlung von Begleitsymptomen Blutarmut (Anämie) Knochenverdünnung Infektionen Schmerzen
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Klinische Studien
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Seelische Auswirkungen der Erkrankung
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Nachsorge
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Wo können Sie Informationen und Rat erhalten? Informationen im Internet
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Erklärung von Fachausdrücken
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Informieren Sie sich
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Fragebogen
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Die vorliegende Broschüre kann und soll das Gespräch mit Ihrem Arzt nicht ersetzen. Sie soll Ihnen jedoch dabei helfen, mehr über Ihre Erkrankung und deren Therapie zu erfahren, und sie soll Ihnen die Möglichkeit bieten, Antworten auf einige Fragen nochmals in Ruhe nachlesen zu können. Die Tatsache, an einer bösartigen Erkrankung zu leiden, ist für niemanden leicht zu verkraften. Doch Sie können Ihre Ängste und Befürchtungen durch ein besseres Verständnis vermindern. Dieser Ratgeber soll Ihnen helfen, Ihre Erkrankung besser zu verstehen und sich auf die Auswirkungen des Plasmozytoms/Multiplen Myeloms auf Ihr Leben vorzubereiten. Im Folgenden finden Sie zunächst eine kurze Übersicht über die Zusammensetzung und die Funktionen des Blutes. Es folgen eine Beschreibung der Krankheit mit ihren Symptomen, Erklärungen zu den notwendigen Untersuchungen und eine Darstellung der gegenwärtigen Behandlungsmöglichkeiten. Schließlich widmet sich ein eigenes Kapitel den Risiken, die das Plasmozytom/Multi-
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ple Myelom mit sich bringt, sowie den Maßnahmen, die Sie ganz persönlich ergreifen können, um diese FolgeErscheinungen zu verringern oder völlig zu vermeiden.
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Wie ist unser Blut zusammengesetzt?
Helfen Sie mit, Ihre Erkrankung aktiv zu bekämpfen! Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem Ratgeber dabei helfen können, das Leben mit Ihrer Erkrankung zu bewältigen, und wünschen Ihnen alles Gute. Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie uns an!
Um Signale, die der Körper uns gibt, richtig einordnen zu können, sollte man sich einige Tatsachen über das Blut, seine Zusammensetzung und seine Aufgaben im menschlichen Körper vergegenwärtigen.
Ihre Deutsche Krebshilfe und Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe
Das Blut, die in den Blutgefäßen zirkulierende Körperflüssigkeit, erfüllt vielfältige Aufgaben: Es dient der Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen, dem Abtransport von Kohlendioxid und Stoffwechselprodukten, der Wärmeregulation sowie der Verteilung von Enzymen und Hormonen. Es nimmt im Darm Nährstoffe und in den Lungen Sauerstoff auf und führt sowohl die Nährstoffe als auch den Sauerstoff den Organen zu. Die normale Blutmenge beträgt bei einem Erwachsenen etwa ein Zwölftel seines Körpergewichtes. Bei einem Erwachsenen, der 60 Kilogramm wiegt, sind dies etwa fünf bis sechs Liter.
Unser Blut hat viele Aufgaben
Blut besteht aus vielen verschiedenen Bestandteilen, deren richtige Zusammensetzung die Voraussetzung für das Wohlbefinden und die Gesundheit eines Menschen ist.
Die wesentlichen Bestandteile des Blutes
Etwa die Hälfte des gesamten Blutes besteht aus Blutplasma, das sich hauptsächlich aus Wasser und Eiweißkörpern zusammensetzt. Die andere Hälfte des Blutes besteht aus Zellen. Die drei wichtigsten Zellelemente sind:
Blutplasma
Eine Bitte in eigener Sache: Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Broschüre eine Hilfe für den Umgang mit Ihrer neuen Lebenssituation geben konnten. Wir würden uns freuen, wenn Sie uns hierzu eine Rückmeldung geben würden. Am Ende dieses Ratgebers finden Sie einen Fragebogen, mit dem wir von Ihnen erfahren möchten, ob die Broschüre die von Ihnen benötigten Informationen tatsächlich vermitteln konnte. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns diesen Fragebogen gelegentlich zuschicken würden. Vielen Dank.
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die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) die Blutplättchen (Thrombozyten).
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Rote Blutkörperchen
Blutplättchen
Weiße Blutkörperchen
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Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) enthalten ein eisenbeladenes Eiweiß, das so genannte Hämoglobin, welches für den Sauerstofftransport von der Lunge zu den Zellen verantwortlich ist. Im Körper produziertes Kohlendioxid wird von den roten Blutkörperchen zur Lunge zurück transportiert, wo es über die Atmung ausgeschieden wird. Die Lebensdauer der Erythrozyten beträgt 120 Tage. Danach werden sie in der Milz abgebaut und durch neue Erythrozyten ersetzt. Jeder Mensch besitzt vier bis sechs Millionen rote Blutkörperchen pro Mikroliter Blut.
Zellen nur eine sehr kurze Lebensdauer (Ausnahme Lymphozyten). Sie müssen daher ständig nachproduziert werden. Jeder Mensch besitzt 4.000 bis 10.000 Leukozyten pro Mikroliter Blut. Die Monozyten und Granulozyten töten Bakterien dadurch, dass sie sie „auffressen“. Bei einem Mangel dieser Zellen ist die so genannte unspezifische Abwehr des Körpers beeinträchtigt.
Hat ein Patient weniger Erythrozyten oder zu wenig Hämoglobin, so spricht man von Blutarmut (Anämie). Dadurch ist der Sauerstofftransport im Körper gefährdet. Krankheitszeichen der Blutarmut kennen Sie vielleicht selbst: Müdigkeit, Luftnot, Schwäche, Schwindel oder Kopfschmerzen.
Die T-Lymphozyten können als so genannte „Killerzellen“ Krankheitserreger und kranke Zellen vernichten und haben darüber hinaus eine Koordinationsfunktion im Abwehrsystem. Als T-Helfer-Lymphozyten ermöglichen sie durch Produktion verschiedener Wachstumsfaktoren die Differenzierung von B-Lymphozyten zu antikörperproduzierenden Plasmazellen.
Hauptfunktion der Blutplättchen (Thrombozyten) ist die Blutgerinnung. Bei der Verletzung eines Blutgefäßes wird die Gefäßwand durch Thrombozyten abgedichtet. Innerhalb kürzester Zeit bilden sich an der verletzten Stelle Plättchenpfropfen, die zur sofortigen Blutstillung führen. Thrombozyten verweilen etwa zehn Tage in der Blutbahn, falls sie nicht vorher zur Blutstillung und Thrombusbildung verwendet werden. Ein Mangel an Blutplättchen kann sich in einer verstärkten Blutungsneigung äußern, was sich durch kleine punktförmige Einblutungen in die Haut oder durch Nasenbluten bemerkbar machen kann. Jeder Mensch besitzt 150.000 bis 300.000 Thrombozyten pro Mikroliter Blut. Zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gehören Monozyten, Granulozyten sowie B- und T-Lymphozyten. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern (Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten). Im Vergleich zu den Erythrozyten haben die weißen
Die Lymphozyten dagegen sorgen für verschiedene Funktionen der spezifischen Abwehr:
Die B-Lymphozyten sind für die Produktion von Antikörpern zuständig. Die B-Lymphozyten durchlaufen einen Reifungsprozess im Knochenmark und reifen zu Plasmazellen heran. Die Plasmazellen produzieren viele verschiedene Antikörper und versetzen so das menschliche Abwehrsystem in die Lage, auf jeden möglichen Krankheitserreger zu reagieren. Beim Plasmozytom liegt eine krankhafte Veränderung dieser Plasmazellen vor. Die krankhaften Plasmazellen werden auch Myelomzellen genannt.
Lymphozyten
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10 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Was versteht man unter Blutbildung? Bultbildung im Knochenmark
Weiße und rote Blutkörperchen und die Blutplättchen gelangen erst nach einem Wachstums- und Reifungsprozess in die Blutbahn. Der Ort, an dem die Blutbildung stattfindet, ist das Knochenmark. Dort wachsen unreife Blutzellen zu funktionstüchtigen Zellen heran, die dann in das Blut ausgeschwemmt werden können. Das Knochenmark steht mit dem Blut- und Lymphgefäßsystem in Verbindung. Erkrankungen, die vom Knochenmark ausgehen, betreffen daher immer den gesamten Organismus. Deshalb können solche Erkrankungen durch eine ProbeEntnahme an einer beliebigen Stelle des Körpers (zum Beispiel eine Knochenmarkpunktion am Beckenknochen) nachgewiesen werden. Die Blutbildung, die im Knochenmark stattfindet, nimmt ihren Ausgang von unreifen Zellen, den so genannten Stammzellen. Sie zeichnen besonders dadurch aus, dass sich aus ihnen jede Art von Blutzelle entwickeln kann. So entstehen zunächst vor allem zwei Hauptarten von Vorläuferzellen, die myeloischen Stammzellen (Myeloblasten) und die lymphatischen Stammzellen (Lymphoblasten). Aus den Myeloblasten entwickeln sich die Granulozyten, aus den Lymphoblasten die Lymphozyten. Während des Reifungsprozesses nimmt die Spezialisierung der Zellen zu. Sind sie ausgereift, werden sie in die Blutbahn ausgeschwemmt, wo sie ihren Aufgaben nachkommen. Die Leistungsfähigkeit der Stammzellen ist enorm: Beim erwachsenen Menschen werden täglich etwa 300 Milliarden (als Zahl ausgeschrieben: 300.000.000.000!) Funktionszellen allein der myeloischen Reihe nachgebildet.
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Das Zusammenspiel von Blutbildung, Erhalt und Abbau ist ein sehr wirkungsvoll geregelter Prozess. Eine übermäßige Vermehrung abnormaler Zellen im Rahmen einer Erkrankung des Blutzellsystems bedeutet daher eine nachhaltige Störung dieser Abläufe. Beim Plasmozytom kommt es zu einer ungezügelten Vermehrung von Plasmazellen im Knochenmark, durch die das Wachstum der gesunden blutbildenden Zellen im Knochenmark gehemmt wird. Folge für den Patienten ist eine Störung der Gesundheit und des Wohlbefindens. Zahlen, die Sie im Rahmen Ihrer Erkrankung immer wieder hören werden, sind die Werte, die die Zusammensetzung Ihres Blutes beschreiben. Ihr Arzt erhält diese Werte durch die Untersuchung Ihres Blutes im Labor. Die Normalwerte dieses so genannten Blutbildes finden Sie in der folgenden Tabelle. Normwerte des menschlichen Blutes Hämoglobin (roter Blutfarbstoff)
12 - 14 g /100 ml bei Frauen 14 - 16 g /100 ml bei Männern
Erythrozyten (rote Blutkörperchen) Thrombozyten (Blutplättchen) Leukozyten (weiße Blutkörperchen) 1µl (Mikroliter) = 1 Millonstel Liter
4 - 6 Millionen/µl 150.000 - 300.000/µl 4.000 - 10.000/µl
Plasmazellen vermehren sich ungebremst
12 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Plasmozytom / Multiples Myelom – Was ist das?
Myelomzellen produzieren entartete Antikörper
Osteoklasten können Knochensubstanz abbauen
Beim Plasmozytom/Multiplem Myelom liegt eine bösartige Entartung der Plasmazellen vor. Diese Zellen vermehren sich überschießend. Die krankhaft veränderten Plasmazellen produzieren entartete Antikörper oder auch nur Bruchstücke von Antikörpern, die Paraproteine genannt. werden. Ein Charakteristikum der Myelomzellen ist, dass sie nur Antikörper (Immunglobuline) einer bestimmten Sorte produzieren: Das Immunglobulin G ist dabei die häufigste entartete Antikörper-Form (60 Prozent), gefolgt vom Immunglobulin A (20 Prozent). Die Immunglobuline D, E und M sind deutlich seltener betroffen. Entscheidend ist, dass die Paraproteine funktionsuntüchtig sind, das heißt sie kommen ihren Aufgaben in der Infektionsabwehr nicht nach. Der Patient ist daher erhöht infektanfällig.
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Beckenknochen, Rippen und Schädel. Die Folgen können Knochenbrüche oder Schmerzen sein. Das Knochengewebe ist sehr Kalzium-reich. Wenn sich der Knochen auflöst, wird Kalzium freigesetzt, was oft zu hohen Kalziumspiegeln im Blut führt. Ein kritischer Anstieg von Kalzium im Blut kann Nierenschäden bis hin zum Nierenversagen verursachen.
Erhöhter Kalziumspiegel
Durch die Bildung großer Mengen von Paraproteinen kann der Eiweißgehalt des Blutes erheblich ansteigen. Ein Teil des Eiweißes wird über die Niere ausgeschieden. Dabei kann das Eiweiß die Nierenkanälchen verstopfen und so die Nierenfunktion beeinträchtigen. Es ist wichtig zu wissen, dass ein Plasmozytom über Jahre hinweg ohne bemerkbare Krankheitszeichen verlaufen kann. Die eben beschriebenen Auswirkungen der Erkrankung treten in der Regel erst nach einem längerem Krankheitsverlauf auf.
Eine weitere Auswirkung der Plasmazell-Vermehrung im Knochenmark ist, dass das Wachstum der gesunden blutbildenden Zellen im Knochenmark gehemmt wird. Es kommt so zu einem Mangel an gesunden Erythrozyten und Leukozyten mit den entsprechenden Beschwerden: Müdigkeit, Schwäche und Kopfschmerzen als Zeichen der Anämie; gesteigerte Infektanfälligkeit durch den Mangel an Leukozyten.
Typische Folgen der bösartigen Plasmazell-Vermehrung:
Die Plasmazellen bilden außerdem Substanzen, die zu einer Aktivierung der so genannten Osteoklasten im Knochenmark führen. Osteoklasten sind Zellen, welche die Knochensubstanz abbauen können. Durch die hohe Aktivität der Osteoklasten kommt es zur Aufweichung und Ausdünnung des Knochens vor allem in Wirbelsäule,
Normale Blutproduktion verdrängt: - Blutarmut ➡ Kurzatmigkeit - Wenig Blutplättchen ➡ Blutungsneigung - Wenig Leukozyten ➡ Infekt-Anfälligkeit Normale Abwehreiweiße fehlen
➡ Infekt-Anfälligkeit
Immunsystem fehlreguliert
➡ Infekt-Anfälligkeit
Osteoporose, Osteolysen
➡ Knochenbrüche
Eiweißablagerungen (Amyloidose) ➡ Schäden von Niere, Darm, Herz Allgemeinsymptome
➡ Nachtschweiß, Temperaturerhöhung, Gewichtsverlust, Müdigkeit
14 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Warum entsteht ein Plasmozytom/ Multiples Myelom? Die Frage, warum ein Plasmozytom/Multiples Myelom entsteht, ist bisher weitgehend ungeklärt. Bisher konnten nur wenige eindeutige Antworten gefunden werden. Überwiegend sind die Experten – wie die nachfolgenden Erläuterungen zeigen – auf Vermutungen angewiesen. Erbliche Veranlagung
Sie und Ihre Angehörigen werden sich fragen, ob das Erbgut bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielt. Eine gewisse Abhängigkeit von der Vererbung lässt sich aus der Tatsache schließen, dass erstgradige Verwandte (Eltern /Geschwister) von Plasmozytompatienten ein höheres Risiko haben, selbst daran zu erkranken. Beim Plasmozytom handelt es sich aber nicht um eine Erbkrankheit im engeren Sinne. In der Erbsubstanz der entarteten Plasmazellen können Veränderungen nachgewiesen werden. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um vererbbare Störungen! Es ist lediglich die Krebs-Ursprungszelle mit all ihren Abkömmlingen betroffen. Die Keimzellen des Patienten mit derjenigen Erbsubstanz, die an die Kinder weitergegeben wird, sind nicht betroffen. Eine häufige Veränderung im Erbgut der PlasmozytomZellen betrifft das Chromosom 13. Bei 30 Prozent der Patienten liegt an diesem Chromosom eine Veränderung vor. Dieser chromosomale Defekt ist mit einem eher ungünstigen Krankheitsverlauf verbunden.
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Zu den wichtigsten Risikofaktoren für Veränderungen im Erbgut der Zellen zählen ionisierende Strahlen. Unter den Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki, die hohen Dosen radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren, verstarben auffällig viele Menschen an einem Plasmozytom.
Risikofaktor ionisierende Strahlung
Hinweise darauf, dass die Strahlendosis bei routinemäßig durchgeführten Röntgenuntersuchungen das Risiko einer Plasmozytom-Erkrankung erhöht, gibt es dagegen nicht. Weitere auslösende Faktoren können auch Gifte wie Pestizide oder Dioxine sein. Gesichert ist ferner ein erhöhtes Risiko bei Patienten mit angeborenen Immundefekt-Syndromen und bestimmten Autoimmunerkrankungen, beispielsweise der rheumatoiden Arthritis und verwandter Krankheitsbilder. Risiken bestehen hier vermutlich auch für erstgradige Verwandte, insbesondere Geschwister. Ein erhöhtes Risiko wurde auch nach Organ-, Knochenmark- und Stammzelltransplantation beobachtet.
Risikofaktor Immundefekte
Die Befunde zu einem erhöhten Risiko durch Asthma, Heuschnupfen und Allergien sowie einer Vielzahl weiterer Faktoren mit Bezug zum Immunsystem sind uneinheitlich und können gegenwärtig nicht abschließend bewertet werden. Einige Wissenschaftler vermuten Zusammenhänge mit einer früheren Exposition gegenüber viralen und bakteriellen Erkrankungen. Die Schwächung des Immunsystems während der Auseinandersetzung mit den Bakterien und Viren wird dabei als Entstehungsfaktor angesehen. Es ist beispielsweise bekannt, dass Patienten mit bestimmten Virusinfektionen ein erhöhtes Risiko tragen,
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Infektionserkrankungen
16 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM an einem Plasmozytom zu erkranken. Bei HIV-infizierten Patienten besteht ein 4- bis 5-mal höheres Erkrankungsrisiko. Weitere Viren, die als Ursache für ein Plasmozytom diskutiert werden, sind das Epstein-Barr-Virus (der Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers) und eine Untergruppe der Herpes-Viren, das Herpes-Virus 8. Hierbei scheinen auch geographische Besonderheiten eine Rolle zu spielen, da die Infektion mit dem Herpes-Virus 8 in den USA besonders häufig beobachtet wird, während sie in Europa wahrscheinlich keine große Rolle spielt. Risikofaktor Asbest
Zu den möglichen Risikofaktoren für ein Plasmozytom zählt Asbest. Dafür liegen international zahlreiche Hinweise aus Einzelfalldarstellungen, aber auch aus analytischen Studien vor. Ein erhöhtes Plasmozytom-Risiko durch Exposition gegenüber Dieselruß, organischen Lösungsmitteln, Farben und Lacken sowie die Verwendung permanenter Haarfärbemittel (insbesondere bei Männern) ist ebenfalls gut belegt. In einer Studie wurde außerdem ein erhöhtes Risiko durch starkes Übergewicht beobachtet. Mit dem Zigarettenrauchen, der Exposition gegenüber elektromagnetischen Feldern und dem beruflichen Umgang mit Benzol scheint kein erhöhtes Risiko für das Plasmozytom verbunden zu sein. Schwangerschaften, insbesondere vor dem Erreichen des 20. Lebensjahres, scheinen das Plasmozytom-Risiko zu verringern. Schützend sind ebenfalls der Verzehr von Gemüse, Fisch und die Einnahme von Vitamin C. Bei der Entstehung eines Plasmozytoms handelt es sich – wie bei allen Tumoren – um einen Prozess von vielen aufeinander folgenden Schritten, der über Jahrzehnte ab-
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laufen kann. Zumeist sind mehrere Faktoren gleichzeitig beteiligt. In den meisten Fällen wird es daher nicht gelingen, eine Antwort auf die Frage zu bekommen, warum gerade Sie erkrankt sind. Obwohl das Zigarettenrauchen nicht als Ursache für das Plasmozytom nachgewiesen werden konnte, erhöht es Ihre Anfälligkeit und schadet Ihrem Immunsystem. Im Zigarettenrauch sind zahlreiche krebserregende Substanzen enthalten, die beim Rauchen ins Blut übergehen und die Organe schädigen. Bei krebskranken Menschen, die weiter rauchen, verschlechtert sich die Durchblutung des Körpers. Damit nimmt auch die Wirksamkeit einer Chemotherapie ab. Die Deutsche Krebshilfe bietet daher in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum eine Raucher-Hotline für Krebspatienten und deren Angehörige an: Wer die Telefonnummer 0 62 21 / 42 42 24 wählt, erhält wochentags zwischen 15 und 19 Uhr ein intensives Beratungsgespräch. Je nach Wunsch stehen dem Anrufer zwei Varianten der telefonischen Beratung zur Verfügung: Die einmalige Beratung umfasst die Vorgeschichte des Anrufers (Anamnese), Information, Motivation, eine konkrete Maßnahmenplanung sowie verhaltensbezogene und mentale Bewältigungsstrategien. Wer möchte, kann aber auch Folgeanrufe vereinbaren, bei denen die Fortschritte, schwierige Situationen sowie Entzugssymptome ermittelt und besprochen werden. Dabei steht die Rückfallprophylaxe im Vordergrund. Außerdem gibt die Deutsche Krebshilfe eine Broschüre „Aufatmen – Erfolgreich zum Nichtraucher“ heraus, die kostenlos angefordert werden kann (Bestelladresse siehe Seite 71).
Hören Sie auf zu rauchen
Raucher-Hotline
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18 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Andere Arten der Erkrankung von Plasmazellen Das Plasmozytom/Multiple Myelom gehört zu einer Gruppe von Erkrankungen, die alle mit einer Vermehrung von Plasmazellen einhergehen. Wie zu Beginn dieser Broschüre erläutert, ist die wichtigste Eigenschaft der Plasmazellen, Immunglobuline nur einer Sorte zu produzieren. Das Spektrum der Erkrankungen, die sich hinter einer monoklonalen Gammopathie verbergen, ist groß und umfasst neben bösartigen Erkrankungen auch Veränderungen, deren Gut- oder Bösartigkeit zum Zeitpunkt des Nachweises von Paraproteinen nicht eindeutig beurteilbar ist. Die Mehrzahl der Plasmazell-Erkrankungen hat ihren Sitz im Skelett beziehungsweise im Knochenmark. Der Plasmazell-Klon kann sich aber auch außerhalb des Knochenmarks befinden. Im Folgenden stellen wir Ihnen die wichtigsten Plasmazell-Erkrankungen vor.
Monoklonale Gammopathie unbestimmter Signifikanz (MGUS) Die Diagnose dieser Erkrankung wird meist zufällig bei Patienten ohne Krankheitszeichen bei der Durchführung einer Blutuntersuchung (Serum-Elektrophorese) gestellt. Die Charakteristika einer MGUS sind das Vorliegen einer geringen Menge von Paraproteinen im Serum (unter 3 g/100 ml) sowie ein normaler Plasmazell-Anteil im Knochenmark (weniger als fünf Prozent Plasmazellen). Weitere Krankheitszeichen wie Knochenverdünnung, Anämie und Einschränkung der Nierenfunktion fehlen.
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Für den Patienten entscheidend sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen, da die MGUS mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 10 bis 20 Prozent in ein Multiples Myelom oder eine verwandte bösartige Erkrankung übergehen kann. Der Verlauf der MGUS ist meist gutartig.
Smouldering Myelom („schwelendes“ Myelom) Das „schwelende“ Myelom nimmt eine Mittelstellung zwischen der MGUS und dem Plasmozytom/Multiplen Myelom ein. Hierbei finden sich im Serum über 3 g/100 ml Paraproteine und im Knochenmark über 10 Prozent atypische Plasmazellen. Die Veränderungen sind jedoch nicht fortschreitend. Die für das Multiple Myelom typischen Krankheitszeichen fehlen.
Plasmazell-Leukämie Eine Plasmazell-Leukämie liegt vor, wenn der Anteil von Plasmazellen im Differentialblutbild über 20 Prozent beträgt. Eine Plasmazell-Leukämie kann entweder primär bei der Erstdiagnose eines Plasmozytoms/Multiplen Myeloms vorliegen oder sich im Verlauf dieser Erkrankung entwickeln.
Solitäres Plasmozytom Von einem solitärem Plasmozytom des Knochens spricht man, wenn nur ein einziger Plasmazell-Herd im Körper nachgewiesen wird.
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20 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Extramedulläres Plasmozytom Beim extramedullären Plasmozytom handelt es sich um monoklonale Plasmazell-Herde außerhalb des Knochenmarks. Primär extramedulläre Plasmozytome können entweder nur an einer oder an mehreren Stellen auftreten und entweder mit oder ohne Lymphknotenbefall einhergehen. Es gibt darüber hinaus auch sekundär extramedulläre Plasmozytome, die im Rahmen eines bereits bestehenden Plasmozytoms/Multiplen Myeloms auftreten.
Morbus Waldenström Kennzeichnend für den Morbus Waldenström ist das Paraprotein Immunglobulin M. Die klonalen Zellen, die das Paraprotein produzieren, sind in den Lymphknoten, also außerhalb des Knochenmarkes lokalisiert.
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Der Körper sendet Alarmsignale Die wichtigsten Symptome des Plasmozytoms/Multiplen Myeloms haben wir Ihnen bereits vorgestellt. Um die Krankheitszeichen richtig einordnen zu können, ist es für Sie wichtig zu wissen, dass diese Symptome zumeist erst in fortgeschrittenen Krankheitsstadien auftreten. Welche Symptome wann auftreten, kann man nicht vorhersagen. Zu Beginn der Erkrankung bestehen bei den meisten Patienten keine Beschwerden. Im weiteren Verlauf kommt es oft zu uncharakteristischen Symptomen wie Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Schwäche, seltener Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder Gewichtsverlust. Bei den nachfolgenden, nach Organsystemen beschriebenen Krankheitszeichen, handelt es sich um Komplikationen der Erkrankung in fortgeschrittenen Krankheitsstadien.
Anfangs oft keine Beschwerden
Die Knochenschmerzen beginnen oft schleichend und nehmen mit der Zeit zu. Akut einsetzende, starke Schmerzen sind typisch für Knochenbrüche in der Wirbelsäule, den Rippen oder den langen Röhrenknochen.
Schäden im Skelettsystem führen zu Knochenschmerzen
Häufig stehen Rückenschmerzen im Bereich der Brustund Lendenwirbelsäule im Vordergrund. Oft lässt sich ein Körpergrößenverlust von mehreren Zentimetern feststellen. Ursache dafür ist ein Zusammensinken (Sintern) von Wirbelkörpern.
22 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Bei Diagnosestellung weisen 80 Prozent der Patienten eine Osteoporose und/oder Osteolysen im Röntgenbild auf. Ist nur eine einzige Osteolyse auf dem Röntgenbild zu sehen, muss an ein einzelnes Plasmozytom im Knochen gedacht werden. Um Knochenausdünnung und Knochenbrüchen vorzubeugen, stehen medikamentöse und orthopädische Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Diese stellen wir ab Seite 50 vor. Erhöhter Kalziumspiegel bedingt Übelkeit und Erbrechen
Ein Anstieg des Kalziumspiegels im Blut (Hyperkalzämie) ist immer Ausdruck einer fortgeschrittenen Erkrankung. Auslösend ist die gesteigerte Aktivität von Osteoklasten. Durch die Auflösung des Knochens kommt es zu einem Anstieg des Kalziumspiegels im Blut und zu einer vermehrten Ausscheidung von Kalzium im Urin. Das Harnvolumen nimmt zu, und der Körper droht auszutrocknen. Der hohe Kalziumgehalt im Blut bedingt Übelkeit und Erbrechen, wodurch noch mehr Flüssigkeit verloren geht.
Nierenfunktion kann nachlassen
Miterkrankungen der Niere im Rahmen eines Plasmozytoms/Multiplen Myeloms können jederzeit auftreten. Bei etwa 20 Prozent aller Patienten muss mit einer nachlassenden Nierenfunktion gerechnet werden. Die Nierenkanälchen werden durch die erhöhte Kalziumausscheidung sowie durch die Ausscheidung der Paraproteine geschädigt.
Blutbild-Veränderungen
Das Ausmaß der Beschwerden aufgrund der Blutbild-Veränderungen hängt von der Masse der entarteten Plasmazellen ab. Je größer die Menge der Myelomzellen im Knochenmark, desto stärker werden dort die Zellen der normalen Blutbildung in ihrem Wachstum behindert.
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Die Reifung der roten Blutkörperchen wird als erstes beeinträchtigt. Symptome der Anämie sind Blässe, Schwäche, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Luftnot, besonders bei körperlicher Belastung.
Blutarmut
Im weiteren Krankheitsverlauf kann es zu einem Abfall der Leukozyten und Thrombozyten kommen. Die niedrigen Leukozytenzahlen, insbesondere der Mangel an speziellen Leukozyten, so genannten neutrophilen Granulozyten, ist zusammen mit dem Antikörpermangel für eine deutlich erhöhte Infektanfälligkeit verantwortlich.
Erhöhte Infektionsanfälligkeit
Etwa 20 bis 25 Prozent der Patienten leiden unter wiederholt auftretenden, überwiegend bakteriellen Infekten. Ursächlich verantwortlich ist die Abwehrschwäche des Körpers durch den Mangel an funktionstüchtigen Antikörpern sowie durch den Mangel an neutrophilen Granulozyten. In der frühen Erkrankungsphase stehen Infekte der Atemwege im Vordergrund. Weist der Patient Symptome wie Fieber oder gelblichen Auswurf auf, so sollte anhand einer Röntgenaufnahme des Brustkorbes nach den Zeichen einer Lungenentzündung gefahndet werden. Eine typische Komplikation der fortgeschrittenen Erkrankung sind Harnwegsinfekte. Durch eine frühzeitig einsetzende oder vorbeugende antibiotische Behandlung können Infektionen wirkungsvoll bekämpft werden.
Atem- und Harnwegsinfekte
Was Sie und Ihr Arzt gegen die Infektionsgefahr tun können, erläutern wir Ihnen ab Seite 55. Der Mangel an Thrombozyten macht sich in einer erhöhten Blutungsneigung bemerkbar. Typisch ist das Auftreten von Nasenbluten oder verstärkten Menstruationsblutungen bei Frauen.
Erhöhte Blutungsneigung
24 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Veränderungen des Nervensystems selten
Krankhafte Veränderungen des Nervensystems treten nur bei sehr wenigen Patienten mit Plasmozytom/Multiplem Myelom auf. Wenn die langen Nerven an Armen oder Beinen betroffen sind, können brennende Schmerzen und Gefühlsstörungen in den Extremitäten auftreten. Selten und erst nach längerem Krankheitsverlauf kann es auch zu einem Querschnittssyndrom mit Lähmungen, Gefühlsstörungen und Inkontinenz kommen. Ursachen dafür sind meistens Wirbelkörperbrüche. Wichtig zur Vermeidung dieser Komplikationen ist eine frühzeitige Untersuchung der Wirbelsäule als Grundlage therapeutischer Entscheidungen.
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Diagnostik Viele Menschen befürchten, bei der Verdachtsdiagnose „Krebs” in die medizinische „Mühle” zu geraten, und meiden den Arztbesuch aus Angst davor. Denken Sie aber bitte daran, dass die Untersuchungen notwendig sind, um folgende Fragen zu klären: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Handelt es sich wirklich um einen Tumor? Ist dieser gut- oder bösartig? Um welche Krebsart handelt es sich? Wo sitzt der Tumor? Wie ist der Allgemeinzustand des Patienten? Wie weit ist die Krebserkrankung fortgeschritten? Welche Behandlung wird den größten Erfolg bringen?
Eine sinnvolle Therapieplanung ist nur möglich, wenn eine gründliche Diagnostik vorausgegangen ist. Dabei haben alle diagnostischen Maßnahmen zwei Ziele: Zum einen sollen sie den Verdacht auf eine Krebserkrankung bestätigen oder ausräumen. Wenn sich der Verdacht bestätigt, müssen die behandelnden Ärzte zum anderen genaue Kenntnis über den Tumor haben. Die Krankheit kann auf mehrere Arten festgestellt werden. Allgemeine Hinweise sind veränderte Blut- oder Urinwerte, Knochenschmerzen oder Knochenbrüche. Diese geben Anlass zu gezielten Untersuchungen auf ein Plasmozytom/Multiples Myelom.
Keine Angst vor dem Arztbesuch
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26 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Für die Diagnose eines Plasmozytoms/Multiplen Myeloms müssen mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein: ● In der Knochenmarkprobe beträgt der Anteil an Plasmazellen mehr als zehn Prozent. ● Der Patient leidet unter allgemeinen Krankheitszeichen wie Knochenschmerzen, Blutarmut; Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsabnahme (so genannte B-Symptome); erhöhter Kalziumspiegel und eingeschränkter Nierenfunktion. ● Im Blut sind über 3 g/100 ml Paraproteine nachweisbar und/oder es sind Paraproteine im Urin nachweisbar und/oder es bestehen Knochenverdünnungen.
Keiner der genannten Befunden würde demnach für sich allein die Diagnose zweifelsfrei zulassen. Erst das Zusammentreffen typischer Befunde macht die Verdachtsdiagnose sehr wahrscheinlich. Allerdings lassen sich anhand der oben genannten drei Kriterien nur relativ fortgeschrittene Krankheitsfälle feststellen. Ziel der modernen Diagnostik beim Plasmozytom/ Multiplen Myelom ist es aber, möglichst frühzeitig, also vor dem Auftreten von Komplikationen, die Diagnose zu sichern. Diese Strategie soll es dem behandelnden Arzt erlauben, vorbeugende Maßnahmen einzuleiten. Als Beispiel dafür ist die Behandlung mit knochenaufbauenden Substanzen zu nennen, die eingeleitet werden sollte, bevor es zu Knochenbrüchen kommt. Für den Betroffenen kann sich dies im Sinne einer verbesserten Lebensqualität auswirken.
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Ein weiteres Ziel der modernen Diagnostik ist es, anhand der Untersuchungsergebnisse eine Aussage über den mutmaßlichen Verlauf der Erkrankung machen zu können. Dabei wird die Gutartigkeit (Dignität) des Tumors beurteilt. Je bösartiger (maligner) der Tumor ist, desto schneller wächst er. Die Dignität des Tumors ist somit ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung, welche Therapie Ihnen angeboten wird. Besteht der Verdacht, dass Sie an einem Plasmozytom/Multiplen Myelom erkrankt sind, wird Ihr Arzt mit Ihnen über die Untersuchungen sprechen, die notwendig sind, um die Diagnose zu sichern. Im Folgenden stellen wir Ihnen eine Reihe der gängigsten Untersuchungsverfahren und ihre Bedeutung vor. Schon zu diesem Zeitpunkt, wo bisher nur der Verdacht auf eine Krebserkrankung besteht, und erst recht später, wenn sich dieser Verdacht vielleicht bestätigt hat, ist es wichtig, dass Sie ein vertrauensvolles Verhältnis zu Ihrem Arzt entwickeln. Wie Patient und Arzt an einem Strang ziehen, wie sie ihre Handlungen abstimmen und sich auf einer gemeinsamen Basis verständigen können, um das bestmögliche Behandlungsergebnis zu erreichen, dazu hat die Deutsche Krebshilfe die Broschüre „TEAMWORK – Die blauen Ratgeber 31“ herausgegeben (Bestelladresse Seite 71).
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28 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Das Gespräch (Anamnese) und die körperliche Untersuchung
PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM
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Bildgebende Diagnostik Zur Erkennung von Osteolysen sind Röntgenaufnahmen unentbehrlich. Wichtig sind Aufnahmen des Schädels, der Wirbelsäule, der langen Röhrenknochen, des Beckens und der Rippen. Ein Nachteil der Röntgendiagnostik ist, dass geringgradige Plasmazell-Infiltrationen auf den Bildern nicht erkennbar sind.
Röntgenaufnahmen
Kernspintomographie/ Computertomographie
Schildern Sie Ihrem Arzt all Ihre Beschwerden und Vorerkrankungen. Jedes Ihnen noch so unwichtig erscheinende Detail kann für Ihren Arzt eine wichtige Information sein.
Neuere bildgebende Verfahren wie die Kernspintomographie (auch Magnetresonanztomographie MRT) oder die Computertomographie (CT) können ergänzend zu den Röntgenaufnahmen durchgeführt werden. Sinnvoll sind diese Untersuchungen zum Nachweis einer Früh-Infiltration der Wirbelsäule und zur genaueren Beurteilung von osteolytischen Bezirken, die auf konventionellen Röntgenaufnahmen nicht ausreichend zu beurteilen sind.
Untersuchung von Blut und Urin
Knochenmarkpunktion
In Blut- und Urinproben werden zunächst die Art und die Menge der Immunglobuline bestimmt. Für die Beurteilung des Krankheitsverlaufes sind weitere Blutwerte wichtig, wie zum Beispiel das beta-2-Mikroglobulin, das C-reaktive Protein, das Albumin und verschiedene Zytokine. Durch Bestimmung dieser Eiweiße kann eine Aussage über die Aktivität der Erkrankung getroffen werden.
Eine Sicherung der Diagnose ist nur mittels einer Knochenmarkpunktion möglich. Dazu müssen Sie sich auf den Bauch oder auf die Seite legen. Dann wird im Bereich des Beckenknochens auf der Fläche eines etwa 2Euro-Stück großen Gebietes eine lokale Betäubung gesetzt und unter sterilen Bedingungen eine Nadel in das Knochenmark eingeführt. Nun werden mit einer Spritze wenige Milliliter Blut aus dem Knochen herausgesaugt. Anschließend wird mit einer anderen Nadel ein etwa 10 mm langes Knochenstückchen von 2 mm Durchmesser entfernt. Dies nennt man „Stanze“. Der ganze Vorgang dauert etwa eine Viertelstunde. Danach müssen Sie sich für gut 30 Minuten auf den Rücken legen, eventuell auf einen kleinen Sandsack, um die Entnahmestelle zusammenzupressen und so die Bildung eines Blutergusses an der Punktionsstelle zu vermeiden. An diesem und dem
In einem ausführlichen Gespräch wird der Arzt sich mit Ihnen über Ihre aktuellen Beschwerden, über Vorerkrankungen und eventuelle Risikofaktoren unterhalten. Für eine spätere Therapieplanung ist es auch wichtig, eventuell vorliegende Begleiterkrankungen zu kennen. Eine gründliche körperliche Untersuchung soll dem Arzt helfen, die Ursache Ihrer Beschwerden zu erkennen und die richtige Diagnose zu stellen.
Eine regelmäßige Überwachung des Blutbildes soll dazu beitragen, Funktionsbeeinträchtigungen des Knochenmarks infolge der Plasmazell-Infiltration rasch festzustellen. Das Ausmaß der Blutarmut gibt einen Hinweis auf den Verlauf der Erkrankung: je niedriger der Hämoglobinwert, desto ungünstiger der Krankheitsverlauf.
30 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM folgenden Tag dürfen Sie nicht in die Badewanne; Duschen hingegen ist ab dem Folgetag nach der Untersuchung unproblematisch. Manche Patientinnen und Patienten bezeichnen die Punktion als schmerzhaft; die meisten berichten hingegen, dass die Untersuchung gut erträglich war. Die Entnahme einer Knochenmark-Probe dient mehreren Zwecken. Einerseits wird der Infiltrationsgrad der Plasmazellen im Knochenmark bestimmt. Andererseits können die Plasmazellen unter dem Mikroskop nach ihrem Aussehen in gut differenzierte Zellen und weniger gut differenzierte Zellen eingeteilt werden. Damit kann eine Vorhersage über den Krankheitsverlauf gemacht werden: Plasmozytome/Multiple Myelome mit gut differenzierten Zellen nehmen einen eher günstigen Verlauf. Die Knochenmarkpunktion bildet das Fundament in der Diagnostik des Plasmozytoms/Multiplen Myeloms. Ihre Symptome, die Ergebnisse der Blut- und Röntgenuntersuchungen sowie die Beurteilung der Knochenmark-Probe hilft dabei, die Diagnose zu sichern. Darüber hinaus kann durch die Bestimmung von bestimmten Blutwerten (beta-2-Mikroglobulin, C-reaktives Protein) eine Vorhersage über den mutmaßlichen Verlauf der Erkrankung getroffen werden. Aufgrund der Ergebnisse dieser Untersuchungen und Ihrer persönlichen Gesamtsituation werden Sie dann gemeinsam mit den behandelnden Ärzten entscheiden, welche Behandlung für Sie am geeignetsten ist.
PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM
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Klassifikation des Tumors Die Stadieneinteilung nach Salmon und Durie erlaubt zum Zeitpunkt der Diagnose eine Abschätzung der Tumorzellmasse anhand einfacher Kriterien. Die Erkrankung wird in drei Stadien unterteilt, abhängig von der Höhe des Kalziumwertes im Blut, des Hämoglobinwertes, der Menge an monoklonalem Immunglobulin sowie nach der Anzahl der Knochenschäden. Wie im vorhergehenden Kapitel erwähnt, ist das Krankheitsstadium wichtig zur Festlegung der für Sie richtigen Therapie. Stadium
Hb Kalzium (g/ (mmol/l) 100 ml)
Knochenläsionen (Anzahl)
I
>10
<2,7
0
II
8,5 - 10
2,7-3,0
1-2
III
<8,5
>3,0
≥3
Bence-Jones- Menge an ParaProtein im Urin protein (g/100 ml) im Serum <4g/24 Std.
IgG: <5 g/100 ml IgA: <3 g/100 ml IgG: 5 - 7 g/100 ml IgA: 3 - 5 g/100 ml
>12g/24 Std.
IgG: >7 g/100 ml IgA: >5 g/100 ml
32 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Die Therapie beim Plasmozytom/Multiplen Myelom Wurde bei Ihnen die Diagnose Plasmozytom/Multiples Myelom gestellt, sprechen Sie mit Ihrem Arzt ausführlich über den Befund und die Heilungschance (Prognose) Ihrer Erkrankung. Nehmen Sie Ihre Rechte als Patient wahr
In diesem Zusammenhang sind für Sie Ihre Rechte als Patient besonders wichtig. „Patienten haben ein Recht auf detallierte Information und Beratung, sichere sorgfältige und qualifizierte Behandlung und angemessene Beteiligung”, heißt es in dem Dokument „Patientenrechte in Deutschland heute”, das die Konferenz der Gesundheitsminister 1999 veröffentlicht hat. Der informierte und aufgeklärte Patient, der versteht, was mit ihm geschieht, kann zum Partner des Arztes werden und aktiv an seiner Genesung mitarbeiten. Die individuellen Patientenrechte umfassen dabei insbesondere das Recht auf angemessene und qualifizierte Versorgung, das Recht auf Selbstbestimmung, das Recht auf Aufklärung und Beratung, das Recht auf eine zweite ärztliche Meinung (second opinion), das Recht auf Vertraulichkeit, auf freie Arztwahl, auf Dokumentation und Schadenersatz. Weitere Informationen zum Thema Patientenrechte finden Sie im Internet. Die „Charta der Patientenrechte” der Bundesärztekammer ist unter www.bundesaerztekammer.de veröffentlicht, die „Patientenrechte in Deutschland” der Gesundheitsminister-Konferenz unter www.mfjfg.de.
PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM
Lassen Sie sich also die vorgesehenen Behandlungsschritte und eventuell vorhandene therapeutische Alternativen genau erläutern. Wenn Sie etwas nicht verstanden haben, fragen Sie ruhig nach. In jedem Einzelfall müssen alle an der Behandlung beteiligten Ärzte gemeinsam mit Ihnen die für Sie am besten geeignete Behandlungsstrategie festsetzen. Das Hauptziel jeglicher Therapie ist es, den Tumor – und wenn Tochtergeschwülste vorliegen, möglichst auch diese – vollständig zu entfernen oder zu vernichten. Als Therapiemöglichkeiten stehen dafür heutzutage zur Verfügung: die endoskopische, „örtliche Entfernung“ des Tumors (beziehungsweise seiner Vorstufen), die offene Operation, die Strahlenbehandlung, die Chemotherapie oder eine Kombination dieser Verfahren. Eine dauerhafte Heilung ist lediglich bei einem nur an einer Stelle lokalisiertem Befall (solitäres Plasmozytom) und bei jüngeren Patienten nach einer allogenen Knochenmarktransplantation möglich. Mit den derzeitigen Behandlungsmethoden kann das Plasmozytom/Multiple Myelom ansonsten nicht geheilt werden. Ziel der Therapie ist es daher, Ihr Leben zu verlängern und Ihre Lebensqualität zu optimieren. Im Folgenden stellen wir Ihnen die Therapiemöglichkeiten beim Plasmozytom/Multiplen Myelom vor.
Chemotherapie Im Gegensatz zu anderen bösartigen Tumoren, die einer sofortigen Therapie bedürfen, rechtfertigt die Diagnose eines Plasmozytoms/Multiplen Myeloms nicht zwangsläufig eine sofortige Chemotherapie. Bei jedem dritten neu diagnostizierten Plasmozytom handelt es sich um ein „schwelendes Myelom“ oder um frühe Krankheitssta-
Lassen Sie sich alles erklären
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34 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM dien (Stadium I nach Salmon und Durie ohne Einschränkung der Nierenfunktion), die über einen längeren Zeitraum ein Zuwarten erlauben. Diese abwartende Haltung führt nicht dazu, dass sich der Krankheitsverlauf verschlechtert. In dieser Phase sind regelmäßige Kontrollen des Blutbildes und der Paraproteine im Serum notwendig.
Eine Chemotherapie sollte in jedem Fall begonnen werden, wenn bei Ihnen ● Symptome wie eine Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, Gewichtsabnahme oder Knochenschmerzen auftreten, ● eine Einschränkung der Nierenfunktion nachgewiesen wird, ● eine Hyperkalzämie besteht oder ● die Ausscheidung von Immunglobulinen über die Niere zunimmt.
Chemotherapeutika sind Substanzen, die das Wachstum von Tumorzellen hemmen. Um die Tumorzellmasse wirkungsvoll zu reduzieren, muss die Chemotherapie in bestimmten Zeitabständen wiederholt werden. Medikamente werden kombiniert
In der Behandlung des Plasmozytoms/Multiplen Myeloms sind bestimmte Zytostatika, so genannte Alkylanzien, besonders wirksam. Zumeist werden Alkylanzien wie Melphalan oder Cyclophosphamid mit KortisonPräparaten kombiniert. Die Einführung dieser Kombinationstherapie im Jahre 1969 stellte einen Durchbruch in der medikamentösen Therapie des Plasmozytoms/Multiplen Myeloms dar. Auch heute gilt diese Kombination bei älteren Patienten und bei Patienten in schlechtem Allgemeinzustand unverändert als Standardbehandlung.
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Für Patienten unter 70 Jahren mit einem guten Allgemeinzustand hat sich in den letzten Jahren ein neues Therapiekonzept etabliert: Sie werden intensiv mit einer hochdosierten Chemotherapie – in einigen Fällen kombiniert mit Strahlentherapie - und anschließender Infusion von Knochenmark- oder Blutstammzell-Konzentraten behandelt. Diese Verfahren sind jedoch risikoreich. Sie werden ausführlich im nächsten Abschnitt besprochen.
Kombination von Melphalan und Prednison Die bereits erwähnte Standardtherapie mit Melphalan und Prednison (MP-Schema) wird an vier aufeinanderfolgenden Tagen im Monat durchgeführt. Da die Medikamente auch als Tabletten eingenommen werden können, ist eine ambulante Therapie möglich. Nach einer vier- bis sechswöchigen Pause wird das gleiche Schema wiederholt. Bei Patienten, die gut auf die Chemotherapie ansprechen, wird die Therapie weitergeführt, bis die Menge der Paraproteine konstant bleibt. Die maximale Dauer dieser Behandlung beträgt ein Jahr. Untersuchungen haben gezeigt, dass 50 bis 70 Prozent aller Patienten gut auf diese Kombinationstherapie ansprechen. Im medizinischen Sprachgebrauch bezeichnet man den Rückgang von Krankheitserscheinungen als Remission. Eine komplette Remission bedeutet, dass die Erkrankung mit den üblichen Mitteln nicht mehr nachweisbar ist. Jedoch ist dies nicht gleichbedeutend mit einer Heilung, da das Plasmozytom/Multiple Myelom nach einiger Zeit erneut auftreten kann. Man spricht dann von einem Rezidiv der Erkrankung. Melphalan kann die Blutstammzellen schädigen. Patienten, bei denen eine autologe Stammzelltransplantation
Behandlung dauert bis zu einem Jahr
36 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM geplant ist, sollten daher nicht nach dem MP-Schema behandelt werden.
VAD-Schema Alternativ zu Melphalan und Prednison kann die Erstbehandlung mit einer Kombination der Zytostatika Vincristin, Adriblastin (Doxorubicin) und Dexamethason (einem Kortisonpräparat) erfolgen. Dieses Schema nennt man „VAD“. Die Ansprechrate ist mit der des MP-Schemas vergleichbar. Nachteil ist, dass Vincristin über die Venen verabreicht werden muss. Somit kann diese Therapie nur stationär durchgeführt werden. Zudem sind die Nebenwirkungen gravierender als unter MP. Daher wird diese Kombination vor allem bei einem Rezidiv und bei jüngeren Patienten eingesetzt, bei denen man sich die Option für eine Stammzelltransplantation offen lassen möchte. Neuerdings kann die intravenöse Gabe von Doxorubicin durch die Gabe von Idarubicin als Tablette ersetzt werden.
Mögliche Nebenwirkungen der Chemotherapie Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie ergeben sich daraus, dass die eingesetzten Medikamente nicht nur die Tumorzellen, sondern auch gesunde Zellen angreifen. Welche Nebenwirkungen Sie im Detail zu erwarten haben, sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen. Auf einige besonders typische Nebenwirkungen gehen wir an dieser Stelle näher ein. Besonders schwerwiegende Auswirkungen hat die Schädigung der gesunden Zellen des Knochenmarks durch die
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Chemotherapie. Es kommt zu einer Anämie, zu einem Mangel an Blutplättchen und zu einem Mangel an weißen Blutkörperchen. Aufgrund der verminderten Zahl von Abwehrzellen besteht im Anschluss an die Chemotherapie eine erhöhte Infektionsgefahr.
Blutarmut
Die am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen der Chemotherapie sind Übelkeit und Erbrechen. Die Ursache hierfür liegt in einer Wirkung der Medikamente auf das „Brechzentrum“ im Gehirn. Psychische Faktoren wie beispielsweise Angst können erheblich zu dieser Symptomatik beitragen. In den letzten Jahren sind sehr wirkungsvolle Medikamente gegen Übelkeit (Antiemetika) entwickelt worden, die als Tropfen, Tabletten, Spritzen oder Infusionen zur Verfügung stehen. Falls notwendig, werden Antiemetika schon vor Beginn der Chemotherapie gegeben, um die Übelkeit erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Übelkeit und Erbrechen
Durch die Chemotherapie kann es zu einer Entzündung der Schleimhäute des Mundes und des Verdauungstraktes kommen. Das Schlucken ist oft schmerzhaft. Dadurch ist die Nahrungsaufnahme erschwert. Solchen Entzündungen kann durch regelmäßige Mundspülungen vorgebeugt werden. Entstehen sie trotzdem, kann durch Medikamente Linderung herbeigeführt werden.
Entzündungen der Schleimhäute
Unter der Therapie mit Melphalan, Vincristin oder Adriablastin kann es zu Haarausfall kommen. Hierbei handelt es sich nur selten um einem kompletten Haarausfall, und nach Beendigung der Chemotherapie wachsen die Haare in jedem Fall nach.
Haarausfall
Eine für Vincristin charakteristische Nebenwirkung ist eine mögliche Schädigung des Nervensystems. Dabei können sowohl die langen Nervenfasern, welche die Extremitäten versorgen, als auch Strukturen im zentralen
Schädigung des Nervensystems
38 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM
Gewichtszunahme
Nebenwirkungen verschwinden wieder
PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM
Nervensystem Schaden nehmen. Dies kann sich in Gefühlsstörungen oder Gangunsicherheit bemerkbar machen. Treten solche Nebenwirkungen auf, wird die Therapie abgebrochen und nach einem gewissen Zeitraum mit reduzierter Dosis fortgesetzt. Zudem kann es unter Therapie mit Vincristin zu starker Verstopfung bis hin zum Darmverschluss kommen. Um dies zu verhindern, wird man Ihnen vorbeugend Abführmittel geben.
grenzt. Danach verschwinden sie rasch wieder. Ihr Arzt wird sich bemühen, diese Phase für Sie so erträglich wie möglich zu gestalten.
Wahrscheinlich werden Sie unter der Therapie mit Kortison eine Verbesserung des Appetits und eine Gewichtszunahme bemerken. Während der Therapie muss der Blutzucker engmaschig kontrolliert werden. Zuckerkranken Patienten drohen unter einer Kortisontherapie Blutzuckerentgleisungen. Zudem kann Kortison die Magenschleimhaut schädigen und Magengeschwüre verursachen. Vierteljährlich sollte eine augenärztliche Untersuchung mit einer Überprüfung von Linsen- und Augendruck erfolgen. Damit soll die beginnende Entwicklung eines grauen oder grünen Stars frühzeitig erkannt werden. Kortison kann auch Auswirkungen auf die Psyche haben. Bei manchen Patienten tritt eine euphorische Stimmungslage auf.
Studien haben gezeigt, dass durch den Einsatz von Melphalan in sehr hoher Dosierung bei vielen Patienten eine komplette Remission erreicht werden konnte. Allerdings beeinträchtigte eine hochdosierte Melphalan-Therapie das Knochenmark. Ein ausgeprägter Leukozyten-Mangel war die Folge. Dies bedeutete für die Betroffenen eine erhebliche Gefährdung durch Infektionen. Daher machten sich die Wissenschaftler auf die Suche nach neuen Möglichkeiten, um das Risiko einer lang anhaltenden Knochenmark-Schädigung zu mindern.
Hochdosis-Therapie und Stammzelltransplantation
Für die Hochdosis-Therapie des Plasmozytoms/Multiplen Myeloms haben sich dabei folgende Verfahren etabliert:
Um die für Kortison typischen Nebenwirkungen abzuschwächen oder gänzlich zu vermeiden, erfolgt die Kortisongabe in den beschriebenen Schemata als IntervallTherapie. Das bedeutet, dass sich an eine Therapiedauer von einigen Tagen eine Pause von etwa vier Wochen anschließt. Auf diese Weise ist Kortison wesentlich nebenwirkungsärmer als bei einer Langzeittherapie.
1. Gabe von Wachstumsfaktoren, welche die Neubildung weißer Blutkörperchen beschleunigen. Diese Wachstumsfaktoren heißen Granulozyten-Kolonie-stimulierende-Faktoren (G-CSF). 2. Rücktransfusion von Knochenmark- oder peripheren Blutstammzellen, die vor der Hochdosis-Therapie gewonnen wurden. Dieses Verfahren bezeichnet man auch als autologe Stammzelltransplantation.
Bitte seien Sie durch diese Auflistung von Nebenwirkungen nicht allzu beunruhigt. Die beschriebenen Symptome können, müssen aber nicht auftreten. Zudem sind die meisten von ihnen auf die Zeit der Chemotherapie be-
Durch die Kombination beider Verfahren konnte die Zeit bis zur vollständigen Erholung der Blutbildung deutlich verkürzt werden. Die Infektionsgefahr ist dadurch deutlich geringer.
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Stammzellen sorgen für die Bildung neuer Blutzellen
PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM
Die Grundzüge der autologen und allogenen Stammzelltransplantation stellen wir im Folgenden vor. Besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, ob eine derartige Therapie für Sie in Frage kommt.
Untersuchungen haben gezeigt, dass mit diesem Vorgehen die Lebenszeit von Plasmozytom-Patienten unter 60 Jahren im Stadium II und III im Vergleich zur konventionellen Therapie deutlich verlängert werden konnte.
Hochdosis-Chemotherapie und Rückgabe eigener (autologer) Stammzellen
Hochdosis-Chemotherapie und Übertragung fremder (allogener) Stammzellen
Bei dieser Therapieform wird zunächst versucht, möglichst viele Stammzellen zu gewinnen. Dazu wird eine Kombination aus Chemotherapie und der anschließenden Gabe von G-CSF eingesetzt. Die Chemotherapie hat den Sinn, die Tumorzellen in den zu gewinnenden Stammzellen (Transplantat) zu reduzieren. Eine häufig angewendete Substanz, die zur Gewinnung von Stammzellen eingesetzt wird, ist hochdosiertes Cyclophosphamid. Melphalan hat hingegen eine schädigende Wirkung auf die Stammzellen. Eine Vortherapie mit Melphalan-haltigen Schemata beeinträchtigt daher die Stammzellsammlung. Deshalb sollte die Entscheidung für oder gegen eine Hochdosis-Therapie möglichst frühzeitig im Krankheitsverlauf getroffen werden. Die besten Chancen für eine erfolgreiche Stammzellgewinnung haben Patienten, die nicht chemotherapeutisch vorbehandelt wurden.
Die Übertragung von Stammzellen von einem verwandten oder nicht-verwandten Spender (allogene Stammzelltransplantation), stellt derzeit die einzige Heilungsmöglichkeit für Patienten mit Plasmozytom/Multiplem Myelom dar. Bei dieser Methode werden die gespendeten Stammzellen nach einer hochdosierten Chemotherapie übertragen, indem sie als Infusion verabreicht werden. Der Spender sollte die gleichen Gewebe-Eigenschaften wie der Empfänger haben. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist bei Verwandten ersten Grades am höchsten.
Nach der Stammzellgewinnung schließt sich die Hochdosis-Therapie mit Melphalan an. Diese hat das Ziel, das von den monoklonalen Plasmazellen durchsetzte Knochenmark zu zerstören. Danach werden die Stammzellen dem Patienten als Infusion zurückgegeben. Über die Blutbahn wandern sie in das nach der intensiven Chemotherapie „leere“ Knochenmark. Dort siedeln sie sich an. Die Stammzellen sind Ausgangspunkt für die Bildung neuer Blutzellen.
Stammzellübertragung einzige Heilungschance
Man erhofft sich bei der allogenen Transplantation einen so genannten „Transplantat-gegen-MyelomEffekt“. Dabei erkennen die transplantierten Zellen die entarteten Plasmazellen als fremd und zerstören sie. Dieses Vorgehen ist jedoch mit teilweise erheblichen Komplikationen behaftet. Die hochdosierte Therapie führt zu einer starken Knochenmark-Schädigung und damit zu einer großen Infektionsgefahr. Zum anderen besteht die Gefahr einer so genannten „Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion“: Der Organismus des Empfängers wird von den Stammzellen des Spenders als fremd erkannt und attackiert. Tritt eine solche Reaktion auf, so äußert sich dies in Hautausschlag, Durchfall und in einer Entzündung der Leber. Die allogene Transplantation stellt auch bei jungen Patienten ein risikoreiches Unterfangen dar. Bisher wird sie daher nur bei jungen Betroffenen durchge-
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Nicht ohne Komplikationen
42 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM führt, die über einen Spender mit gleichen Gewebe-Eigenschaften verfügen. Neue wissenschaftliche Untersuchungen haben das Ziel, die Komplikationsrate einer allogenen Transplantation zu verringern. Durch vorbeugende Maßnahmen gegen eine Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion und bessere Behandlungsmöglichkeiten von Infektionen hat sich die Sterblichkeit infolge der Transplantation deutlich reduziert.
Hochdosis-Chemotherapie und Ganzkörperbestrahlung Neuere Untersuchungen konzentrieren sich auf einen kombinierten Einsatz einer Ganzkörperbestrahlung und einer Hochdosis-Chemotherapie. Ziel ist die Heilung der Erkrankung. Solche Therapien sind derzeit noch nicht etabliert und werden nur innerhalb klinischer Studien durchgeführt.
Allogene Mini-Transplantation Erprobung nur in klinischen Studien
Bei der so genannten Mini-Transplantation handelt es sich um ein experimentelles Therapieverfahren, das nur in klinischen Studien angewandt wird. Dieser neue Ansatz soll die vorbereitende Therapie soweit reduzieren, dass keine vollständige Zerstörung des Knochenmarks mehr nötig ist. Damit wird die Infektionsgefahr gemindert. Durch die Ausschaltung des kranken Knochenmarks und Immunsystems soll das transplantierte Immunsystem sämtliche Aufgaben der Abwehr im Körper des Empfängers übernehmen. Es soll vor allem auch die verbliebenen Tumorzellen als fremdartig erkennen und zerstören.
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Diese neue Behandlungsform bedeutet für den Patienten, dass die vorbereitende Therapie weit besser vertragen wird. Hohes Fieber und die sehr unangenehme Schädigung der Mundschleimhaut treten deutlich seltener auf. Die Sterblichkeit konnte durch diese Methode deutlich vermindert werden. Eine Aussage über den Stellenwert der Mini-Transplantation in der Therapie des Plasmozytoms/Multiplen Myeloms kann erst nach Auswertung der laufenden Studien getroffen werden.
Strahlentherapie Viele Menschen haben eine diffuse Angst vor der Strahlentherapie und denken dabei beispielsweise an die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Sie verbinden Strahlen verständlicherweise mit etwas Unheimlichem und Bedrohlichem. Sehr wichtig ist jedoch, dass Sie wissen, dass bei der Strahlentherapie keinerlei radioaktive Substanzen in den Körper gelangen. Häufig besteht die Befürchtung, die Bestrahlung selbst sei krebsverursachend. In diesem Zusammenhang sollte sich jeder Betroffene, der sich einer Strahlentherapie unterziehen muss, vor Augen halten, dass viele Menschen, die eine Krebserkrankung überstanden haben, ihr Leben der Strahlentherapie verdanken. Bei der Strahlentherapie wird der Körper entweder nur einer ganz gezielten, räumlich begrenzten Strahlung ausgesetzt oder – bei der Ganzkörperbestrahlung – nur einer ganz geringen Dosis. Das Risiko eines therapiebedingten Zweittumors hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Darum sollte dieses Thema individuell mit dem behandelnden Strah-
43
44 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM lentherapeuten besprochen werden. Das vergleichsweise geringe Risiko für das mögliche Auftreten eines Zweittumors sollte allerdings nicht dazu führen, dass die Behandlung der bestehenden Krebserkrankung nicht konsequent durchgeführt wird.
Biologische Grundlagen der Strahlentherapie Im Innern jeder Zelle befindet sich ein Zellkern als „Kommandozentrale“. An diesem Ort entscheidet es sich, ob und wann sich eine Zelle teilt. Der Zellkern enthält die Schlüsselsubstanz für die Vererbung, die Desoxyribonukleinsäure (DNS). Dieses Molekül ist in zwei Strängen angeordnet und enthält sämtliche Erbinformationen. Vor der Zellteilung muss die DNS eine Kopie ihrer selbst anfertigen. Hier greift die Strahlung ein: Sie kann das DNS-Molekül so in seiner Struktur verändern, dass die Zelle ihre Teilungsfähigkeit verliert und abstirbt. Zellen verfügen jedoch für den Fall einer DNS-Schädigung über ein eigenes Reparatursystem, das aus speziellen Enzymen besteht. Diese Fähigkeit zur Reparatur ist im gesunden Gewebe wesentlich ausgeprägter als bei vielen Tumoren, so dass die Wirkung der Strahlung weit mehr Einfluss auf den Tumor nimmt als auf die umgebenden gesunden Organe. Tumorzellen können Schäden nicht reparieren
Genau diesen Unterschied im Reparaturvermögen macht sich die Therapie zunutze: Während sich gesundes Gewebe wieder von der Bestrahlung erholt, können Tumoren oder auch einzelne Tumorzellen durch die Bestrahlung soweit geschädigt oder sogar zerstört werden, dass ein erneutes Tumorwachstum verhindert werden kann. Die Reparaturen im gesunden Gewebe werden durch biochemische Prozesse ermöglicht, die jedoch eine be-
PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM
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stimmte Zeit benötigen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der Aufteilung der gesamten Strahlendosis in mehrere Einzelsitzungen (Fraktionierung).
Strahlentherapie beim Plasmozytom/Multiplen Myelom Der Knochenstoffwechsel ist bei Patienten mit Plasmozytom/Multiplem Myelom massiv gestört. Die Zerstörung des Knochens ist für den Betroffenen mit stärksten Beschwerden wie Knochenschmerzen, Knochenbrüchen oder lebensbedrohlichen Hyperkalzämien verbunden. Die Strahlentherapie wird vor allem zur Behandlung von Knochenschmerzen eingesetzt. Außerdem kann die Strahlentherapie Knochenbrüchen in tragenden Knochenabschnitten vorbeugen. Bereits vorhandene Knochenbrüche können mittels Bestrahlung stabilisiert werden. Diese Therapie ist lokal, sie konzentriert sich also nur auf die befallenen Knochenabschnitte. Hierdurch kann bei fast allen Patienten eine deutliche Milderung der Knochenschmerzen erreicht werden. Die Bestrahlung kann ambulant durchgeführt werden. Dazu müssen Sie sich in der Regel fünfmal pro Woche über einen Zeitraum von mehreren Wochen in einem Zentrum vorstellen. Akute Nebenwirkungen wie Hautrötungen sind selten. Je nach Bestrahlungsregion können unterschiedliche weitere Nebenwirkungen auftreten, die mit dem zuständigen Radioonkologen individuell besprochen werden müssen. Aufgrund der niedrigen notwendigen Dosis, die üblicherweise beim Plasmozytom eingesetzt wird, sind nachteilige Spätfolgen eine Rarität. Mehr Informationen zum Thema finden Sie in der Broschüre „Strahlentherapie – Die blauen Ratgeber 26“ der Deutschen Krebshilfe (Bestelladresse Seite 71).
Behandlung von Knochenschmerzen
46 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Halbkörperbestrahlung
Ganzkörperbestrahlung
Neben der lokalen Behandlung wird beim Plasmozytom/ Multiplen Myelom auch die Halbkörperbestrahlung angewandt. Eine solche Bestrahlung ist bei Patienten mit sehr diffuser Verteilung schmerzender Knochenabschnitte sinnvoll. Auch hier ist die Behandlung ähnlich effektiv wie bei lokaler Bestrahlung. Bei Halbkörperbestrahlungen sind spezielle zusätzliche medikamentöse Begleitbehandlungen notwendig, um etwaige akut auftretende Nebenwirkungen wie etwa Übelkeit zu verhindern. Eine Halbkörperbestrahlung kann auch im Falle eines Versagens der Chemotherapie zum Einsatz kommen. Eine Ganzkörperbestrahlung wird häufig in Verbindung mit einer Knochenmarktransplantation durchgeführt. Die Aufklärung und Beratung über diese Form der Strahlentherapie muss die spezielle Erkrankungssituation berücksichtigen und erfordert ein individuell abgestimmtes Gespräch mit dem zuständigen Radioonkologen.
Behandlung mit Interferon Alpha-Interferon ist ein körpereigener Wirkstoff, der auf die Zellen des Immunsystems einwirkt. Unter anderem hemmt Interferon die Vermehrung von Plasmazellen. In den letzten 20 Jahren wurden zahlreiche Untersuchungen mit Interferon beim Plasmozytom/Multiplen Myelom durchgeführt, so dass heute eine Bewertung von Nutzen und Nebenwirkungen einer Interferon-Behandlung möglich ist. Aufgrund der vorliegenden Erfahrungen empfiehlt sich der Einsatz von Interferon bei denjenigen Patienten, bei denen die Chemotherapie zu einer Remission, zumindest aber zu einer Stabilisierung des Krankheitsbildes geführt hat. Dies betrifft besonders Patienten nach Hochdosis-
PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM
Therapie und Stammzelltransplantation. Ziel einer Interferon-Therapie ist die Erhaltung der durch Chemotherapie erzielten Remission. Die Behandlung mit Interferon erfolgt in der Regel dreimal wöchentlich. Der Patient kann sich das Mittel selbst spritzen, vergleichbar mit einem Diabetiker, der sich eine Insulin-Spritze setzt. In den ersten Behandlungswochen kann kurz nach der Verabreichung von Interferon Fieber auftreten. Die Symptome lassen sich aber meist durch einfache Maßnahmen wie die Gabe von Paracetamol wesentlich vermindern. Bei einem Teil der Patienten muss jedoch aufgrund von Nebenwirkungen entweder die Dosis reduziert oder die Therapie ganz abgebrochen werden. Nebenwirkungen von Interferon können sich in vielfältigen Symptomen äußern. Besonders typisch sind eine Grippe-ähnliche Symptomatik und depressive Verstimmungen. Diese Nebenwirkungen können die Lebensqualität des Betroffenen stark beeinträchtigen. Der routinemäßige Einsatz von Interferon in der Erhaltungstherapie beim Plasmozytom/Multiplen Myelom wird daher weiterhin kontrovers diskutiert.
Behandlung mit Thalidomid Mit der Erprobung von Thalidomid in der Therapie des Plasmozytoms/Multiplen Myeloms wird ein neuer therapeutischer Ansatz verfolgt. Wissenschaftler stellten fest, dass Thalidomid die Bildung neuer Blutgefäße hemmen kann. Die Neubildung von Blutgefäßen, auch Angiogenese genannt, ist für das Wachstum von Tumoren eine unabdingbare Voraussetzung. Außerdem scheint Thalidomid auch auf das Immunsystem einzuwirken.
Grippe-ähnliche Nebenwirkungen
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48 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Ziel der wissenschaftlichen Untersuchungen war es herauszufinden, ob das Tumorwachstum durch Einsatz von Thalidomid gebremst werden kann. Bisherige Daten zeigen ein Ansprechen auf die Thalidomid-Therapie bei bis zu 40 Prozent der Patienten.
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Die Behandlung von Begleitsymptomen Blutarmut (Anämie)
Therapie hat viele Nebenwirkungen
Die Therapie mit Thalidomid ist jedoch mit vielen Nebenwirkungen verbunden, die nicht selten zum Abbruch der Therapie zwingen. Es können periphere Nervenschäden, Verstopfung, Müdigkeit, Schwächegefühl und Hautausschlag auftreten. Folgende Fragen zum Einsatz von Thalidomid müssen noch geklärt werden: 1. Wann ist der optimale Einsatzzeitpunkt: Bei der Erstdiagnose oder bei einem Rückfall? 2. Soll Thalidomid kontinuierlich gegeben werden oder sind Pausen zwischen den Gaben sinnvoll? 3. Ist eine Kombination mit anderen Medikamenten wie etwa Dexamethason sinnvoll? Derzeit wird der Einsatz von Thalidomid in der Erhaltungstherapie beim Plasmozytom/Multiplen Myelom untersucht. Es wird in niedrigerer Dosis verabreicht, damit es besser verträglich ist. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen bleiben abzuwarten.
Bei etwa 20 Prozent der Patienten mit Plasmozytom/Multiplem Myelom findet sich bereits bei Diagnosestellung eine Blutarmut. Diese normalisiert sich, wenn es gelingt, durch die Chemotherapie eine Remission herbeizuführen. Bei Patienten, die nicht auf die Therapie ansprechen, bleibt die Anämie zumeist bestehen und nimmt mit zunehmender Krankheits- und Behandlungsdauer zu. Die Ursachen für die Blutarmut sind vielfältig. Oft ist die Unterdrückung der Blutbildung durch die Erkrankung selbst dafür verantwortlich. Auch ein Mangel an Erythropoetin – dem wichtigsten Hormon für die Blutbildung – kann neben der durch die Chemotherapie bedingten Schädigung des Knochenmarkes eine Rolle spielen. Im Einzelfall können die genannten Faktoren unterschiedlich große Bedeutung haben.
Ursachen vielfältig
Der Betroffene erlebt folgende Beschwerden: Müdigkeit, Leistungsschwäche, Schlaflosigkeit, Herzrasen, kalte Haut, Beeinträchtigung der Sexualfunktion. In schweren Fällen kann es sogar zu lebensbedrohlichen Herz- und Kreislaufkomplikationen kommen.
Symptome
Seit einiger Zeit steht der Wachstumsfaktor Erythopoetin für die Behandlung der Anämie als Medikament zur Verfügung, das ins Unterhautfettgewebe gespritzt wird. Diese Behandlung normalisiert bei etwa 70 bis 80 Prozent der Patienten den Hämoglobinwert. Der wesentliche Effekt liegt aber in einer entscheidenden Verbesserung der Lebensqualität und der Leistungsfähigkeit. Pati-
Medikamentöse Behandlung
50 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM enten, bei denen die Erythropoetin-Therapie gut anschlägt, sind oft über das Ausmaß der Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit äußerst positiv überrascht. Aus diesem Grund sollte bei Vorliegen einer Anämie immer überlegt werden, ob eine Erythropoetin-Behandlung sinnvoll wäre.
Aufgrund der hervorragenden Wirksamkeit und ihrer geringen Nebenwirkungsrate sollten alle Patienten mit Plasmozytom/Multiplem Myelom regelmäßig Bisphosphonat-Infusionen erhalten. Die Infusionstherapie sollte nach Ansicht von Experten frühzeitig, also bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose, beginnen.
Knochenverdünnung
Orthopädische Behandlungsmöglichkeiten beim Plasmozytom/Multiplen Myelom Die wichtigste Maßnahme, um Knochenschäden vorzubeugen, ist die Behandlung der Grunderkrankung. Um das Wachstum der Myelomzellen zu stoppen, kann neben der zytostatischen Behandlung auch eine lokale Strahlentherapie sehr wirkungsvoll sein. Diese beiden Verfahren sowie die Möglichkeiten einer medikamentösen Therapie bei Knochenbefall haben wir bereits detailliert vorgestellt.
Medikamentöse Therapie mit Bisphosphonaten Ziel der medikamentösen Therapie mit Bisphosphonaten ist es, die gefürchteten Komplikationen des Plasmozytoms/Multiplen Myeloms am Knochen zu vermeiden oder zu lindern. Verabreichung auch vorbeugend
Bereits eingetretene Osteolysen können mit Bisphosphonaten stabilisiert werden. Bisphosphonate werden aber auch vorbeugend eingesetzt, um das Auftreten von Skelettkomplikationen zu verhindern: Diese Substanzen verringern die Zerstörungen des Knochens durch die Tumorzellen erheblich. Dadurch gehen die Knochenschmerzen deutlich zurück. Bisphosphonate werden meist als Infusion gegeben. Aufgrund ihrer langen Wirkdauer genügt die Gabe einer Infusion pro Monat beziehungsweise die regelmäßige Einnahme als Tablette.
Kaum Nebenwirkungen
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Die Bisphosphonat-Infusion hat fast keine Nebenwirkungen, so dass diese Medikamente auch bei älteren oder schwerkranken Patienten problemlos eingesetzt werden können. Inzwischen gibt es mehrere Medikamente aus der Gruppe der Bisphosphonate, die in Deutschland im Handel sind (Handelsname: Clodronat, Pamidronat, Ibandronat, Zoledronat).
Wenn bereits Knochenbrüche eingetreten sind oder die Knochenstruktur schon so ausgedünnt ist, dass ein hohes Risiko für einen Bruch besteht, müssen operative Verfahren in Betracht gezogen werden. Ansprechpartner ist hier ein Facharzt für Orthopädie. Er kann die Bruchgefahr einschätzen und gemeinsam mit dem Internisten und Strahlentherapeuten einen Heilungsplan aufstellen. Im Allgemeinen umfassen die Maßnahmen Schonung, Schienung oder operative Maßnahmen am befallenen Skelettabschnitt. Bei Wirbelkörperdeformierungen und Einsinken des Wirbelkörpers (Sinterungen) kann Ihnen ein Korsett helfen. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist die Korsett-Behandlung keineswegs schädlich und führt nicht zum Muskelabbau. Die Korsette müssen individuell angepasst und ständig auf ihre Wirksamkeit hin überwacht werden. Gehen die Schmerzen nicht zurück und nimmt
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Operative Verfahren
52 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Korsett
Ihre Belastbarkeit nicht deutlich zu, so muss das Korsett überprüft werden. Allerdings kann der Effekt eines Korsetts erst nach einer Phase der Gewöhnung und einer krankengymnastischen Schulung beurteilt werden. Ein operatives Vorgehen ist immer dann sinnvoll, wenn durch Maßnahmen wie Strahlentherapie und Korsettbehandlung die Schmerzen oder die Bruchgefahr nicht gemindert werden können. Durch eine Operation können die Störungen, die durch Schädigung der Rückenmarksnerven auftreten (Gefühlsstörungen, Lähmungserscheinungen), behoben werden.
Wirbelsäule wird stabilisiert
PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM
verschraubte Metallplatten oder Knochennägel vorgenommen. Sind Gelenke zerstört oder gelenknahe Knochenabschnitte betroffen, kann der ganze befallene Knochenabschnitt operativ entfernt und durch ein spezielles künstliches Gelenk ersetzt werden. Oft weist auch der Schädelknochen Plasmozytom-Herde auf. Hier sind spezifische Behandlungen zumeist nicht nötig.
Infektionen
In den meisten Fällen genügt eine Entlastungs- und Stabilisierungsoperation vom Rücken aus. Dabei wird die Wirbelsäule durch Metallstäbe stabilisiert. Gleichzeitig können das Rückenmark und die eingeklemmten Nerven behandelt werden. Komplikationen sind bei dieser Operation selten.
Patienten mit einem Plasmozytom/Multiplen Myelom haben ein hohes Infektionsrisiko. Dies resultiert in erster Linie aus dem Mangel an funktionsfähigen Immunglobulinen. Das spezifische Abwehrsystem (die Funktion der TZellen) bleibt beim Plasmozytom/Multiplen Myelom hingegen im Wesentlichen unbeeinträchtigt.
In Einzelfällen sind Operationen sinnvoll, bei denen direkt von vorne über den Bauchraum oder den Brustraum ein Eingriff an der Wirbelsäule vorgenommen wird. Nötigenfalls kann ein ganzer Wirbel entfernt und dafür eine Wirbelprothese eingesetzt werden. Auch damit lassen sich gute Behandlungsergebnisse erzielen.
Das Infektionsrisiko wird zusätzlich erhöht, wenn durch eine schmerzhafte Knochenschädigung die Beweglichkeit des Patienten eingeschränkt ist. Wenn tiefes Durchatmen Schmerzen bereitet, kommt es zu einer ungenügenden Belüftung der Lunge. Dies kann Lungenentzündungen begünstigen.
Bei einem Befall der langen Röhrenknochen können viele Herde durch vorübergehende Entlastung, beispielsweise durch Gehstützen oder Schienen, vor einem Bruch bewahrt werden. Um das Tumorwachtum zu stoppen, reicht in der Regel die Strahlenbehandlung der jeweiligen Knochenherde aus. Bei drohenden oder bereits eingetretenen Knochenbrüchen hat sich eine spezielle Operationstechnik bewährt, bei der die Knochendefekte durch einen selbsthärtenden Kunststoff (PMMA) aufgefüllt werden. Zusätzlich wird die Schienung des Knochens durch
Die Chemotherapie führt darüber hinaus zu einer Verminderung der Blutbildungsrate im Knochenmark. Dadurch können die Leukozyten auf sehr niedrige Werte absinken. Bei einem Absinken der neutrophilen Granulozyten auf Werte unter 500/µl Blut spricht man von einer Aplasie. Infektionen sind dann häufig und können einen schwereren Verlauf nehmen. Auch die Kortisonpräparate Prednison oder Dexamethason sowie die Durchführung einer autologen oder alloge-
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54 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM nen Stammzelltransplantation beeinträchtigen die Immunabwehr. Innerhalb der ersten zwei Monate nach Beginn der Chemotherapie besteht eine vier- bis fünfmal höhere Infektionsrate als vor der Behandlung. Ganz überwiegend treten bakterielle Infekte an den Harn- oder Luftwegen auf. Während der Chemotherapie ist das Infektionsrisiko erhöht. Es nimmt nach Abschluss dieser Behandlung jedoch rasch wieder ab, und zwar umso stärker, je besser der Patient auf die Chemotherapie angesprochen hat. Tritt jedoch ein Rezidiv auf, so nimmt die Infektionsanfälligkeit wieder zu. Was sind die klinischen Zeichen eines Infektes? Erstes Zeichen eines Infektes ist häufig Fieber über 38° C (zweimal innerhalb von 24 Stunden gemessen oder eine einmalige Temperatur über 38,3° C).
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Gehen Sie bei folgenden Beschwerden umgehend zu Ihrem Arzt: ● Fieber, also eine erhöhte Körpertemperatur über 38o C, im Mund oder im After gemessen ● Schüttelfrost mit oder ohne Fieber ● Durchfälle, die länger als 24 Stunden andauern oder sehr heftig sind ● Husten, atmungsabhängige Schmerzen, Atemnot ● Blutungen aus der Nase oder anderen Körperöffnungen, Bluterbrechen oder schwarz gefärbter Stuhl ● Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen, Schmerzen in der Nierengegend ● Veränderungen an Haut und Schleimhäuten, wie beispielsweise weißliche Beläge, Schmerzen beim Schlucken, Halsentzündungen ● Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheit
Patienten mit einer geringen Zahl an weißen Blutkörperchen (vor allem der neutrophilen Granulozyten) müssen sofort Kontakt mit ihrem Arzt aufnehmen. Eine antibiotische Therapie ist dringend erforderlich!
Wichtig ist auch, dass Sie jeden Arzt, der Sie behandelt (auch Ihren Zahn- oder Augenarzt), über Ihre Erkrankung informieren.
Fieber kann allerdings auch Symptom der Erkrankung sein, ohne dass eine Infektion vorliegt. Des Weiteren kann Fieber infolge einer Transfusionsreaktion oder als Reaktion auf die Einnahme bestimmter Medikamente auftreten.
Wie können Infektionen verhindert werden? Zu Beginn der Chemotherapie können vorbeugend Antibiotika gegeben werden. Da dies aber nicht zwingend notwendig ist, sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, ob eine solche Maßnahme für Sie in Frage kommt. Der Nutzen einer solchen vorbeugenden (prophylaktischen) Therapie konnte durch Untersuchungen nicht zweifelsfrei belegt werden.
Krankheitszeichen, die Sie dazu veranlassen sollten, Ihren Arzt umgehend aufzusuchen, sind in der folgenden Übersicht aufgelistet.
Weiterhin kann man Patienten mit stark verminderter Abwehr Immunglobuline durch eine Infusion übertragen. Einerseits kann so die Abwehrlage verbessert werden. An-
Antibiotika
Immunglobuline
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56 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM dererseits ist diese Behandlungsmaßnahme jedoch sehr teuer und birgt, wie jede Übertragung von Blutprodukten, ein gewisses Risiko für die Übertragung von Infektionserregern aus der Blutspende. Obwohl dieses Risiko gering ist, müssen Nutzen und Risiko dieser Behandlung sorgfältig abgewogen werden. Wachstumsfaktoren
Schutzimpfung
Bei einem ausgeprägten therapiebedingten Abfall der weißen Blutkörperchen können Blutzell-Wachstumsfaktoren wie G-CSF das Wachstum und die Teilung der gesunden Zellen beschleunigen. Die Aplasiephase kann damit verkürzt und die Infektionsgefahr gesenkt werden. Eine im Herbst durchzuführende Grippe-Schutzimpfung ist ganz sicher empfehlenswert. Die Immunantwort ist hierbei nicht so zuverlässig wie bei gesunden Erwachsenen. Dennoch konnten Studien zeigen, dass sich dadurch infektiöse Komplikationen in den Herbst- und Wintermonaten bei Plasmozytom-Patienten gut vermindern lassen. Die geringere Infekthäufigkeit zeigte sich nicht nur in Bezug auf Virus-Infektionen, sondern auch bei begleitenden bakteriellen Infektionen und bei schwer verlaufenden Lungenentzündungen. Die Impfung sollte daher jedem Patienten mit Plasmozytom/Multiplem Myelom angeboten werden. Grundsätzlich sollten Sie auf die oben genannten Anzeichen einer Infektion sehr schnell mit einer Konsultation Ihres Arztes reagieren. Mit den heutigen Breitspektrum-Antibiotika sind die meisten infektiösen Komplikationen bei frühzeitig einsetzender Therapie gut beherrschbar.
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Wie können Sie selbst zur Vermeidung von Infektionen beitragen? Ihr Arzt kann Ihnen Antibiotika, Wachstumsfaktoren oder Immunglobline verordnen, um Infektionen zu verhindern oder abzuschwächen. Aber auch Sie selbst können viel tun, um Infektionen zu vermeiden. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, worauf Sie persönlich besonders achten sollten. Wichtig ist ausreichender Schlaf. Jeder Mensch braucht unterschiedlich viel Schlaf. Maßgeblich ist das subjektive Gefühl des „Ausgeschlafenseins“. Ihr Schlafbedürfnis kann je nach Krankheitszustand ansteigen. Geben Sie diesem Bedürfnis nach!
Schlafen Sie ausreichend
Ihr Gesamtbefinden kann durch eine gesunde Ernährung verbessert werden. Es gibt keine spezielle Diät für Ihre Erkrankung und somit auch keine „verbotenen” Nahrungsmittel. Dies gilt allerdings nicht für die Aplasiephase, in der Ihre neutrophilen Granulozyten auf Werte unter 500/µl abfallen (siehe unten).
Ernähren Sie sich gesund
Jeder krebskranke Mensch sollte sich ausgewogen ernähren und darauf achten, optimal mit Nährstoffen versorgt zu sein. Zu einer bedarfsgerechten Energiezufuhr mit wenig Fett und Zucker gehören ausreichend viele, aber nicht zuviele Eiweiß-Produkte, reichlich Vitamine und Mineralstoffe. Der Anteil an unverdaulichen Ballaststoffen sollte hoch sein. Einige Patienten mit Plasmozytom/Multiplem Myelom entwickeln eine Abneigung gegen Fleisch. Keine Sorge - Sie können Eiweiß auch aus anderen Quellen (Milchprodukte, Fisch) zu sich nehmen. Nähere Informationen finden Sie in der Broschüre „Ernährung bei Krebs – Die Blauen Ratgeber 33“ der Deutschen Krebshilfe (Bestelladresse Seite 71).
58 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Körperliche Aktivität
Körperliche Bewegung fördert den Muskelaufbau und die Leistungsfähigkeit. Die Lunge wird besser belüftet und Infektionen kann vorgebeugt werden. Regelmäßige Gymnastikübungen am Morgen oder Spaziergänge sind hierzu ausreichend. Auskühlung sollten Sie vermeiden. Wie vermeiden Sie Infektionen aus Nahrungsmitteln? Nahrungsmittel, die nicht sterilisiert sind, enthalten immer Mikroorganismen und gelegentlich auch Krankheitserreger. Die meisten gesunden Menschen werden dadurch nicht krank. In der Phase der Abwehrschwäche ist das Risiko aber deutlich größer.
Bitte beachten Sie daher die folgenden Regeln: Wegen Salmonellengefahr essen Sie bitte keine rohen oder weichen Eier, keine Spiegeleier und auch keine Gerichte, in denen rohe Eier ohne entsprechende Erhitzung verarbeitet worden sind (Tiramisu, Pudding mit Eischnee). ● Essen Sie keine Rohmilchprodukte (Rohmilch oder Rohmilchkäse). ● Essen Sie möglichst nur frisch zubereitete und ausreichend lange gekochte Speisen (Kochdauer mindestens 10 Minuten bei mindestens 60o C). ● Bewahren Sie Nahrungsmittel, die gekühlt sein müssen, nicht außerhalb des Kühlschranks auf. ● Verbrauchen Sie alle geöffneten Nahrungsmittel sofort oder werfen Sie den Rest weg. Kaufen Sie möglichst kleine Verpackungseinheiten. ● Beim Genuss von Eiscreme bevorzugen Sie Tiefkühlware und das auch nur, wenn Sie sicher sind, dass die Kühlkette nicht länger unterbrochen wurde. Softeis sollten Sie auf jeden Fall meiden, da hier oft sehr große Mengen von Krankheitserregern gemessen wurden. ●
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Bei Aplasie – also Granulozytenzahlen unter 500 /µl – sollten Sie zusätzlich noch folgende Regeln beachten, bis Ihre Zellzahlen wieder angestiegen sind: ● Vermeiden Sie Gewürze (Pfeffer, Curry), Nüsse oder Nussprodukte (Erdnussbutter), weil diese oft erhöhte Mengen von Schimmelpilzen enthalten. ● Essen Sie nicht in Restaurants und bestellen Sie keine Mahlzeiten beim Lieferservice. Auch hier können erhöhte Keimzahlen nicht ausgeschlossen werden. ● Essen Sie Obst und Gemüse nur, wenn es ausreichend lange gekocht oder wenn es geschält wurde. Obst, das nicht geschält werden kann, dürfen Sie nicht essen. ● Vermeiden Sie Salate mit Mayonnaisen oder ähnlichen Saucen (etwa Kartoffel- oder Nudelsalat).
Weiterhin besteht die Gefahr, aus der Atemluft Schimmelpilz-Erreger aufzunehmen. Das Risiko einer Infektion mit Schimmelpilzen ist jedoch für Patienten mit mehr als 1000 Leukozyten pro Mikroliter geringer, bei Werten darunter steigt es aber deutlich an.
Daher sollten Sie folgende Regeln beachten: ● Für alle Betroffenen gilt, keine Biotonne zu benutzen. Dort finden sich in der Regel extrem hohe Konzentrationen von Schimmelpilz-Sporen, die ein hohes Infektionsrisiko mit sich bringen. Gleiches gilt für den Komposthaufen im Garten. ● Außerdem sollten alle Patientinnen und Patienten schimmelpilzbefallene Stellen in ihrer Wohnung sanieren lassen. Im Schlafzimmer sollten keine
Schimmelpilz-Erreger
60 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Zimmerpflanzen stehen. In der übrigen Wohnung sollten Sie Hydrokulturen verwenden, da diese wesentlich seltener verschimmeln. Machen Sie keine Gartenarbeiten selbst!
Schmerzen
Schmerzen lassen sich gut bekämpfen
Jeder Mensch hat Angst vor starken Schmerzen. Gerade für Krebspatienten bedeuten Schmerzen eine nachhaltige Beeinträchtigung der Lebensqualität, die durch die bösartige Erkrankung ohnehin schon eingeschränkt ist. Im Rahmen einer Plasmozytom-Erkrankung sind Schmerzen leider häufig. Diese können jedoch sehr effektiv bekämpft werden. Einige Patienten erreichen Beschwerdefreiheit auch schon durch begleitende Therapie-Maßnahmen (Bisphosphonate, Bestrahlung oder operative Stabilisierung von Osteolysen). Auf die Ursachen der Schmerzen und die mögliche Therapie gehen wir in diesem Kapitel detailliert ein. Wodurch werden die Schmerzen verursacht? Knochenschmerzen sind ein besonders oft auftretendes Symptom beim Plasmozytom/Multiplen Myelom. Die Plasmazellen wuchern unkontrolliert im Knochen. Sie verursachen so einen Druck, der zu Schmerzen führt. Der Zusammenbruch eines Wirbels geht mit einem starken, plötzlich einsetzenden Schmerz einher. Man bezeichnet diese Schmerzen auch als traumatische Schmerzen. Durch das Wachstum eines Tumors außerhalb des Knochens kann Druck auf das umliegende Gewebe entstehen. Dies löst ebenfalls Schmerzen aus. Wenn ein Tumor auf die Nervenwurzeln drückt, die aus der Wirbelsäule austreten, entsteht ein brennender Schmerz, der beglei-
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tet sein kann durch plötzlich einschießende elektrische Empfindungen. Als weitere Ursache für Schmerzen beim Plasmozytom/ Multiplen Myelom kommt auch die Gürtelrose in Betracht. Es handelt sich dabei um eine schmerzhafte VirusErkrankung der Haut. Sehr beeinträchtigend sind auch Pilz-Infektionen in Mund und Rachen, die zu Schmerzen beim Schlucken führen. Wie stark die Schmerzen empfunden werden, ist individuell sehr unterschiedlich. Dabei geht es nicht nur um körperliche, sondern auch um psychische Faktoren: Schmerzen werden als stärker empfunden, wenn der Betroffene die Schmerzen als Verschlechterung seines Allgemeinzustandes interpretiert. Welche Möglichkeiten der Schmerztherapie gibt es? Werden die Schmerzen hauptsächlich durch das Tumorwachstum verursacht (maligne Schmerzen), so kann durch eine tumorverkleinernde Therapie auch gleichzeitig Schmerzfreiheit erzielt werden. In diesem Fall kann auf eine spezielle Schmerztherapie verzichtet werden. Weitaus häufiger kommt es jedoch infolge des starken Knochenabbaus zu Schmerzen. Wichtig ist es, diese Schmerzen frühzeitig medikamentös zu behandeln. Je zeitiger eine Behandlung einsetzt, desto niedrigere Schmerzmittel-Dosierungen sind notwendig. „Heldentum“ ist hier nicht angezeigt: Sie müssen Schmerzen nicht still ertragen, sondern sollten bei deren Auftreten sofort mit Ihrem behandelnden Arzt über die therapeutischen Möglichkeiten sprechen. Es gibt Schmerzmittel unterschiedlicher Stärke. Prinzip der modernen Schmerztherapie ist es, zunächst mit
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62 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM leichten Medikamenten wie etwa Paracetamol zu beginnen. Kann hiermit das Therapieziel – nämlich vollständige Schmerzfreiheit – nicht erreicht werden, so stellt man auf stärkere Medikamente um. Wichtig ist auch, dass die Medikamente in festen Intervallen, also „nach der Uhr“ eingenommen werden. Das heißt für Sie, dass Sie die Tabletten auch bei Schmerzfreiheit immer zur gleichen Uhrzeit einnehmen sollten. Durch eine geregelte Einnahme sinkt der Schmerzmittelbedarf, und es kommt gar nicht erst zu Schmerzspitzen. Die wirksamsten Medikamente in der Schmerztherapie sind Morphinderivate. Gegen diese Medikamente bestehen viele Vorurteile. Im Vordergrund steht dabei die Angst vor einer Sucht. Diese Befürchtung ist bei Tumorpatienten unberechtigt. Häufige Nebenwirkungen einer Morphintherapie sind Verstopfung und Übelkeit. Begleitend werden daher stuhlgangsfördernde Mittel und Antiemetika gegeben. Wenn Ängste und Spannungszustände die SchmerzWahrnehmung verstärken, können angstlösende Psychopharmaka helfen. Diese Medikamente sind heute wesentlich nebenwirkungsärmer als früher. Zudem können Entspannungsverfahren (beispielsweise die Muskelrelaxation nach Jacobsen) oder eine Psychotherapie eine stabilisierende Wirkung haben.
VHS
Nähere Informationen zum Thema Schmerzen finden Sie in der Broschüre „Krebsschmerzen wirksam bekämpfen – Die blauen Ratgeber 28“ der Deutschen Krebshilfe (Bestelladresse Seite 71). Gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro erhalten Sie bei uns auch ein Video zu diesem Thema.
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Klinische Studien Viele neue Therapien müssen zunächst gründlich überprüft werden, damit Behandlungsfortschritte erreicht werden können. Die Therapieprüfung geschieht in klinischen Studien. Die Behandlungssicherheit ist in klinischen Studien größer als außerhalb von Studien. Dies liegt nicht zuletzt an dem intensiven Austausch der beteiligten Ärzte und Wissenschaftler innerhalb einer Studiengruppe. Viele Patienten werden von ihrem Arzt gefragt, ob sie bereit sind, an einer Studie teilzunehmen. Dazu möchten wir Sie ermutigen. Sie können auch aktiv nach einer laufenden Studie fragen. Nur durch die Bereitschaft zur Teilnahme an Studien ist ein klinischer Fortschritt möglich, und für Sie bedeutet die Behandlung innerhalb einer Studie eine sehr gute Überwachung Ihrer Therapie sowie eine zusätzlich Heilungschance durch neue Entwicklungen. Nähere Informationen zum Konzept der Klinischen Studien können Sie in der Broschüre „Klinische Studien – Die blauen Ratgeber 39“ der Deutschen Krebshilfe nachlesen (Bestelladresse Seite 71).
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64 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Seelische Auswirkungen der Erkrankung Die Mitteilung, dass Sie an einem Plasmozytom/Multiplem Myelom erkrankt sind, wird Ihr Leben sicherlich deutlich verändern, auch wenn Sie bisher keine Beschwerden haben und noch keine Therapie nötig ist. Plötzlich tritt etwas Schicksalhaftes und vom eigenen Willen nicht Beeinflussbares in Ihr Leben ein. Sie müssen sich mit Themen wie Krankheit und Sterben, die bisher in Ihrem Leben möglicherweise keine große Rolle gespielt haben, auseinander setzen. Unsicherheit und Angst
Die Diagnose löst bei fast allen Menschen Unsicherheitsgefühle und Ängste aus, und Sie als Betroffene oder Betroffener müssen lernen, damit umzugehen. Oft besteht das Bedürfnis, eine Ursache für die Erkrankung zu finden. Vielleicht stoßen Sie auf ein zurückliegendes Lebensereignis, das schwierig oder belastend gewesen ist, vielleicht suchen Sie die Ursache in Ihrem eigenen Verhalten. So verständlich diese Suche ist, so wenig erfolgreich wird sie in der Regel sein. Es ist uns heute nicht möglich, die Ursache für ein Plasmozytom/Multiples Myelom sicher festzustellen. Damit besteht auch keine Möglichkeit, beim einzelnen Patienten eine sichere Ursache festzulegen. Suchen Sie nicht die „Schuld” bei sich selbst oder bei jemand anderem. Das ist wenig hilfreich. Es ist meist sinnvoller, die Erkrankung als ein schicksalhaftes Ereignis zu akzeptieren und nicht zu sehr rückwärts gewandt zu denken. Versuchen Sie, sich auf die Gegenwart und die Zukunft zu konzentrieren.
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Wichtig ist es, über Ihre Erfahrungen und Gefühle zu sprechen. Ihre Angehörigen und Freunde werden zunächst vor den gleichen Schwierigkeiten stehen wie Sie, und es wird – so zeigt es die Erfahrung vieler Patienten – am Anfang nicht leicht sein, mit ihnen ein offenes Gespräch zu führen. Trotzdem möchten wir Sie und Ihre Angehörigen ermutigen, die Ängste gemeinsam zu überwinden und einen offenen Umgang mit der Erkrankung zu finden. Nähere Informationen finden Sie in der Broschüre „Hilfen für Angehörige – Die blauen Ratgeber 31“ der Deutschen Krebshilfe (Bestelladresse Seite 71) Es kann hilfreich sein, die Unterstützung von erfahrenen Menschen anzunehmen. Dies können Freunde oder Bekannte sein, aber auch Ihre behandelnden Ärzte, Mitglieder des Pflegeteams, Mitpatienten, Seelsorger oder Psychotherapeuten. Bitte haben Sie keine Scheu, hier nachzufragen. Die Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen führen leider oft dazu, dass für Gespräche zwischen Arzt, Patient und Angehörigen die zur Verfügung stehende Zeit nicht ausreicht. Hier ist auch Ihre Initiative gefragt. Wenn sich Ihr Arzt nicht genug Zeit für Sie nimmt, fragen Sie, ob ein ausführlicheres Gespräch möglich ist. Oft ist dies machbar, wenn der Termin zu einer anderen Uhrzeit, etwa am Ende der Praxiszeit, gewählt wird. Wertvolle Tipps für ein vertrauensvolles Patienten-Arzt-Verhältnis ebenso wie für das Gespräch mit dem Arzt finden Sie in der Broschüre „TEAMWORK – Krebspatienten und Ärzte als Partner – Die blauen Ratgeber 30“ der Deutschen Krebshilfe (Bestelladresse Seite 71). Wir möchten Sie auch ermutigen, mit erfahrenen Seelsorgern oder Psychotherapeuten zu sprechen, denn diese Gespräche, bei denen es weniger auf Ratschläge als auf Klärung ankommt, sind für viele Patienten sehr
Gehen Sie offen miteinander um
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66 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Lassen Sie sich helfen
hilfreich. Ein solches Hilfsangebot in Anspruch zu nehmen, hat nichts damit zu tun, dass man bei sich selbst einen psychischen Konflikt sieht, sondern es bietet vielmehr eine Chance für einen aktiven Verarbeitungsprozess der Erkrankung. Eine große Hilfe stellen häufig auch Selbsthilfegruppen dar. Nähere Informationen hierzu finden Sie auf Seite 73. Widmen Sie Ihrer Erkrankung das notwendige Maß an Aufmerksamkeit. Es ist jedoch wichtig, dass sich Ihr Leben nicht ausschließlich um die Erkrankung dreht, sondern dass Sie so weit wie möglich Ihren bisherigen Interessen nachgehen. Versuchen Sie, die Lähmung, die von der Erkrankung oder von den dadurch ausgelösten Ängsten ausgeht, zu überwinden und das Hier und Jetzt nicht zu vergessen.
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Nachsorge Jede Krebsbehandlung wäre ohne die Tumornachsorge unvollständig. Diese hat zur Aufgabe: - ein Wiederauftreten der Krankheit (Tumorrezidiv) rechtzeitig zu erkennen, - Begleit- oder Folgeerkrankungen festzustellen und zu behandeln sowie - dem Betroffenen bei seinen physischen, psychischen und sozialen Problemen zu helfen. Die Nachsorgetermine werden entweder mit dem behandelnden Krankenhaus, dem Fach- oder dem Hausarzt vereinbart. Die Abstände der notwendigen Untersuchungen legen Ihre Ärzte individuell fest – in Abhängigkeit von Ihrem Befinden und dem Krankheitsverlauf. Nicht zuletzt sind natürlich auch Ihre persönlichen Wünsche, Vorstellungen und Bedürfnisse in Bezug auf die Häufigkeit der Kontrollen wichtig. Im Mittelpunkt der Nachsorgeuntersuchungen stehen die Besprechung mit dem Patienten, Fragen nach dem bisherigen Verlauf der Erkrankung, nach dem Befinden (Anamneseerhebung) und die regelmäßige körperliche Untersuchung. Schließlich betrifft der Krebs nicht nur ein einziges Organ, sondern den ganzen Menschen. Falls notwendig, erfolgen ergänzend zusätzliche Untersuchungen. Wenn Sie Beschwerden haben, schildern Sie diese Ihrem Arzt genau, geben Sie ihm, wenn möglich, auch an, wann diese Beschwerden auftreten und wie lange sie anhalten. Ihre Hinweise auf Symptome wie etwa auf Schmerzen oder Schwellungen helfen Ihrem
Untersuchungsprogramm individuell unterschiedlich
Schildern Sie dem Arzt eventuelle Beschwerden genau
68 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Arzt zu entscheiden, welche diagnostischen Verfahren zum Einsatz kommen sollen und wann. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus kann eine Anschlussheilbehandlung empfohlen werden. Dafür gibt es spezielle Nachsorgekliniken, in denen Sie wieder zu Kräften kommen können. Hierfür kommen Rehabilitationskliniken in Frage, die sowohl mit den körperlichen als auch mit den psychischen Problemen von Krebspatienten vertraut sind. Der Ehe-/ Lebenspartner sollte grundsätzlich in die Betreuung mit einbezogen werden. Für die meisten Krebsbetroffenen kommen die Diagnose, die therapeutischen Eingriffe und die Gegenüberstellung mit der Endlichkeit des Lebens wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Auch die praktischen, alltäglichen Folgen der Tumorerkrankung stellen den Kranken über Nacht vor Probleme. In dieser Situation kann für viele der Kontakt zu anderen ebenfalls Betroffenen, die Sie zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe finden, eine große Hilfe sein. Diese Menschen kennen die Probleme aus eigener Erfahrung und können mit Rat und Tat helfen. Selbsthilfegruppe
Diesen Kontakt bietet zum Beispiel die Deutsche Leukämie- und Lymphom Hilfe (DLH), die Selbsthilfeorganisation für Erwachsene mit Leukämie und Lymphomen. Falls Ihr Arzt oder das Pflegepersonal im Krankenhaus Ihnen nicht schon Hinweise gegeben haben, erhalten Sie die Anschrift einer Gruppe in Ihrer Nähe und weitere Informationen beim Bundesverband (Adresse Seite 73). Nach einem so einschneidenden Erlebnis wie einer Krebsoperation ist die notwendige Rückkehr in den Alltag nicht immer leicht und vielfach eine große Herausforderung für den Krebskranken. Angehörige, Freunde, Kolle-
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gen, Ärzte und eventuell auch andere berufliche Helfer, zum Beispiel Sozialarbeiter, Mitarbeiter von kirchlichen Institutionen, Beratungsstellen sowie Psychologen können Sie dabei unterstützen. Wenn Sie weiterhin berufstätig sein möchten und können, gibt es Hilfen, um mögliche krankheitsbedingte Nachteile teilweise auszugleichen. Wichtig ist, dass Sie über alle Unterstützungsmöglichkeiten gut informiert sind, denn dies ist die Voraussetzung dafür, dass Sie die für Sie wichtigen Entscheidungen für die Gestaltung Ihres weiteren Lebens treffen können. Nehmen Sie Hilfen, die Ihnen angeboten werden, in Anspruch. Dazu gehören auch finanzielle Unterstützungen. Informationen darüber enthält der „Wegweiser zu Sozialleistungen – Die blauen Ratgeber 29” der Deutschen Krebshilfe (Bestelladresse Seite 71). Dank der Fortschritte im Wissen um das Plasmozytom/ Multiple Myelom und seine Behandlungsmöglichkeiten kann das Leben vieler Betroffener verlängert werden. Wissenschaftler arbeiten daran, die Krankheitsentstehung zu klären. Einige Faktoren, die ein Fortschreiten der Erkrankung signalisieren und somit bedeutsam für die Prognose sind, wurden bereits identifiziert. Dies hat dazu geführt, die Behandlung zu verbessern. Neue Medikamente und Therapieansätze werden laufend untersucht mit dem Ziel, die Prognose und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Neben der Weiter- und Neuentwicklung wirksamer Medikamente und anderer Therapieverfahren gehören dazu auch die Verbesserung der unterstützenden Maßnahmen wie Infektionsbekämpfung und -vorbeugung, Übertragung von Blutzellprodukten und Behandlung mit Blutzell-Wachstumsfaktoren. Wesentliche Voraussetzung für den Erfolg dieser Maßnahmen ist eine aktive Mitarbeit der Patienten.
Lebensqualität verbessern
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70 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Wo können Sie Informationen und Rat erhalten? Rasche, kompetente Hilfestellung, Unterstützung und Beratung erhalten Krebspatienten und ihre Angehörigen bei der Deutschen Krebshilfe. Selbstverständlich kostenlos. Umfangreiche Informationsmöglichkeiten
Die Deutsche Krebshilfe verfügt über eine umfangreiche Dokumentation von aktuellen, detaillierten Adressen, auf die Krebskranke und ihre Angehörigen zurück greifen können. Bei medizinischen Fragen geben wir Ihnen zum Beispiel die Adressen von Tumorzentren oder onkologischen Schwerpunktkrankenhäusern in Ihrer Nähe, an die Sie sich vertrauensvoll wenden können. Auch die Auskunft, wo sich an Ihrem Wohnort die nächstgelegene Beratungsstelle oder Selbsthilfegruppe befindet, erhalten Sie bei uns. Adressen von Fachkliniken und Kliniken für Krebsnachsorgekuren liegen uns ebenfalls vor. Ebenso verfügen wir über die Anschriften der in der Bundesrepublik eingerichteten und zum Teil von der Deutschen Krebshilfe geförderten Stationen für palliative Therapie. Bei Fragen zum Thema Schmerz stehen Ihnen dort besonders kompetente Ansprechpartner zur Verfügung.
Hilfe bei finanziellen Problemen
Bei der Bewältigung von sozialen Problemen hilft die Deutsche Krebshilfe denjenigen Krebspatienten, die durch ihre Erkrankung in eine finanzielle Notlage geraten sind. Der Härtefonds der Deutschen Krebshilfe gewährt Krebspatienten unter bestimmten Voraussetzungen eine einmalige finanzielle Unterstützung. Auch wenn Sie
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Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden, Versicherungen und anderen Institutionen haben, helfen und vermitteln wir im Rahmen unserer Möglichkeiten. Darüber hinaus bietet die Deutsche Krebshilfe zahlreiche Broschüren und einige Videos an, in denen Diagnostik, Therapie und Nachsorge einzelner Krebsarten erläutert werden. Benutzer des Internets können die Hefte unter der Adresse www.krebshilfe.de aufrufen und lesen beziehungsweise per Computer bestellen. Deutsche Krebshilfe e.V. Thomas-Mann-Str. 40 53111 Bonn
Internetadresse
Die Adresse Postfach 1467 53004 Bonn
Telefon: (Mo bis Do 9 - 16 Uhr, Fr 9 - 15 Uhr) Zentrale: 02 28/72 99 0 - 0 Härtefonds: 02 28/72 99 0 - 94 Informationsdienst: 02 28 / 72 99 0 - 95 Telefax: 02 28 / 72 99 0 - 11 E-Mail:
[email protected] Seit Juli 2003 haben krebskranke Raucher in Deutschland zum ersten Mal die Möglichkeit, auf ein speziell für sie entwickeltes Angebot zur Tabakentwöhnung zurückzugreifen: Die Raucher-Hotline. Hier erhalten Sie Hilfe und Unterstützung von erfahrenen Experten. Das Angebot umfasst intensive Gespräche sowie, wenn gewünscht, Rückrufe in regelmäßigen Abständen, um sie vor dem Rückfall in die Sucht zu schützen. Diese Hotline ist ein Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Krebshilfe und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Raucher-Hotline
Telefon: 0 62 21/ 42 42 24 (Mo bis Fr 15 - 19 Uhr)
Die Nummer
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72 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Dr. Mildred Scheel Akademie
Die im Jahr 1992 von der Deutschen Krebshilfe gegründete Dr. Mildred Scheel Akademie für Forschung und Bildung ist eine Fort- und Weiterbildungsstätte für alle diejenigen, die tagtäglich mit der Krankheit Krebs konfrontiert werden. Das Programmangebot der Akademie ist sehr vielseitig und richtet sich sowohl an Krebskranke und Ihre Angehörigen, Leiter und Mitglieder von KrebsSelbsthilfegruppen, an hauptamtliche Mitarbeiter aller Berufsgruppen und Institutionen, die in der Behandlung, Pflege und Betreuung Krebskranker tätig sind, als auch an ehrenamtliche Helfer, Medizinstudenten und interessierte Bürger. Die Akademie ist im Dr. Mildred Scheel Haus auf dem Gelände der Kölner Universitätskliniken beheimatet, das außerdem eine Palliativstation für schwerstkranke Krebspatienten, einen Hausbetreuungsdienst und eine Schmerzambulanz beherbergt. Wenn Sie sich für das Veranstaltungsangebot der Dr. Mildred Scheel Akademie interessieren, können Sie das ausführliche Seminarprogramm anfordern: Dr. Mildred Scheel Akademie für Forschung und Bildung gGmbH Joseph-Stelzmann-Str. 9 50931 Köln Telefon: 02 21/ 94 40 49 - 0 Telefax: 02 21/ 94 40 49 - 44 E-Mail:
[email protected] Internet: www.mildred-scheel-akademie.de
Selbsthilfegruppe
Nähere Informationen zu Selbsthilfegruppen der Arbeitsgemeinschaft Plasmozytom/Multiples Myelom (APMM – eine Arbeitsgemeinschaft in der Deutschen Leukämieund Lymphom-Hilfe) und weitere Selbsthilfe-Initiativen erhalten Sie über:
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Deutsche Leukämie-Hilfe Bundesverband der Selbsthilfeorganisationen zur Unterstützung von Erwachsenen mit Leukämien und Lymphomen e.V. Thomas-Mann-Str. 40 53111 Bonn Telefon: 02 28 / 3 90 44 - 0 Telefax: 02 28 / 3 90 44 - 22 E-Mail:
[email protected] Internet: www.leukaemie-hilfe.de
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Die Adresse
Selbsthilfegruppen der Arbeitsgemeinschaft Plasmozytom/Multiples Myelom Internet: www.myelom.de Arbeitsgemeinschaft Refraktäre Myelome Internet: www.myelom.net Deutsche Krebsgesellschaft e.V. Hanauer Landstr. 194 60314 Frankfurt/M. Telefon: 0 69 / 63 00 96 - 0 Telefax: 0 69 / 63 00 96 - 66 E-Mail:
[email protected] Internet: www.krebsgesellschaft.de Deutsches Krebsforschungszentrum Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg Telefon: 0 62 21/ 41 01 21 Internet: www.dkfz.de/Patienteninfo KID – Krebs-Informatione-Dienst des Deutschen Krebsforschungszentrums Telefon: 0 62 21/ 41 01 21 Internet: www.krebsinformation.de
Weitere nützliche Adressen
74 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Informationen im Internet In rasch zunehmendem Ausmaß wird das Internet von Betroffenen und Angehörigen als Informationsquelle genutzt. Das Internet stellt dabei eine unerschöpfliche Quelle von Informationen dar, es ist jedoch auch ein ungeschützter Raum. Deshalb müssen bei seiner Nutzung, insbesondere wenn es um Informationen zur Behandlung von Tumorerkrankungen geht, gewisse (Qualitäts-)Kriterien angelegt werden: Qualitätskriterien für Internetseiten
1. Verfasser einer Internetseite müssen mit Namen, Position und verantwortlicher Institution eindeutig kenntlich sein. 2. Wenn Forschungsergebnisse zitiert werden, muss die Quelle der Daten (zum Beispiel eine wissenschaftliche Fachzeitschrift) angegeben sein und (idealerweise über einen Link) aufgesucht beziehungsweise überprüft werden können. 3. Ein materielles Interesse, zum Beispiel eine finanzielle Unterstützung der Internetseite, muss kenntlich gemacht sein. 4. Das Datum der Erstellung einer Internetseite und ihre letzte Aktualisierung müssen ausgewiesen sein. Es gibt sehr nützliche medizinische Internetseiten zum Thema Krebs, die auch für Betroffene und Angehörige zugänglich sind und allgemein verständliche Infomationen bieten.
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www.med.uni-muenchen.de (Tumorzentrum München: Empfehlungen zu Diagnostik, Therapie und Nachsorge) www.cancer.org (Adresse der American Cancer Society. Hier gibt es aktuelle, umfangreiche Informationen zu einzelnen Krebsarten und ihren Behandlungsmöglichkeiten. Nur in englischer Sprache.) www.cancer.gov/cancerinfo (Seite des amerikanischen National Cancer Institute. Auch hier gibt es aktuelle Informationen zu einzelnen Krebsarten. Nur in englischer Sprache.) Über Suchmaschinen innerhalb dieser Websites lassen sich auch sehr rasch Fragen zu Therapiestudien beantworten. Insbesondere die Liste der durchgeführten Therapiestudien des US-amerikanischen National Cancer Institutes (NCI) ist sehr umfangreich und vermittelt einen Überblick über Substanzen, die in der klinischen Erprobung sind. Informationen über eine psycho-soziale Beratung finden Sie auf folgenden Seiten: ● ● ●
Internetadressen
www.meb.uni-bonn.de/cancernet/deutsch (Informationen des US-amerikanischen Cancernet auf Deutsch) www.studien.de (Therapiestudienregister der Deutschen Krebsgesellschaft)
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www.vereinlebenswert.de www.psb-zest.de www.psychoonkologie.org www.uni-kiel.de
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Erklärung von Fachausdrücken
Antigene Bestimmte Strukturen auf der Zell-Oberfläche von Bakterien, Viren oder Pilzen. Kommt es zu einem Befall des Körpers mit solchen Krankheitserregern, so bilden die aus den B-Lymphozyten entstandenen Plasmazellen Antikörper.
alkylierende Mittel/Alkylantien Häufig in der Tumorbehandlung verwendete ➠ Zytostatika. Besonders bekannt sind in der Myelom-Behandlung das Melphalan und das Cyclophoshamid. Alkylierend bezieht sich auf die Art und Weise, in der die Chemotherapeutika die DNS bösartiger Zellen vernetzen und so deren Teilung und Vermehrung blockieren.
Antikörper Bestandteil des körpereigenen Abwehrsystems; Antikörper binden fremde und körpereigene Stoffe wie zum Beispiel Giftstoffe und Viren und machen sie unschädlich. In der Medizin können Antikörper zu diagnostischen und Behandlungszwecken eingesetzt werden. So genannte monoklonale Antikörper können im Labor hergestellt und therapeutisch zur Bekämpfung von Tumorzellen eingesetzt werden.
allogen allos, griechisch = anders, verschieden. In diesem Zusammenhang Übertragung von Knochenmark von einem anderen Menschen; Voraussetzung dafür ist, dass die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger weitestgehend übereinstimmen ambulant ohne Krankenhausaufenthalt Anämie Blutarmut; Verminderung der roten Blutkörperchen, des Hämoglobins oder des gesamten Blutvolumens Anamnese Krankengeschichte; Art, Beginn und Verlauf der (aktuellen) Beschwerden, die im ärztlichen Gespräch mit dem Kranken erfragt werden Antibiotika Medikamente mit abtötender Wirkung gegen Bakterien. Sie dienen der Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten. Antiemetika Medikamente, die Übelkeit und Erbrechen verhindern beziehungsweise abschwächen. Sie werden besonders bei der Behandlung von Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlentherapie eingesetzt.
Aplasie bei Krebspatienten: Zustand mit sehr schlechten Blutwerten, die auf die Chemo- und Strahlentherapie zurückzuführen sind asymptomatisch Krankheit ohne Symptome oder Beschwerden autolog autos, griechisch = selbst aus dem Körper entstanden, nicht von außen eingebracht. Hier: Rückübertragung von eigenem Knochenmark, das nach der Entnahme gereinigt wurde Biopsie mit einem Instrument (zum Beispiel Spezialkanüle, Zangeninstrument oder Skalpell) wird Gewebe entnommen und mikroskopisch untersucht. Bezeichnung entweder nach der Entnahmetechnik (zum Beispiel Nadelbiopsie) oder nach dem Entnahmeort (zum Beispiel Schleimhautbiopsie). Bisphosphonate Medikamente, die die Knochenfresszellen in ihrer Aktivität bremsen und so neben einer Schmerzlinderung und einer Verringerung des Knochenbruchrisikos auch eine Beseitigung der lebensgefährlichen Hyperkalzämie-Krise bewirken.
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78 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Blasten unreife Vorstufen der weißen Blutkörperchen Blutplasma Bestandteil des Blutes (55 Prozent des Gesamtblutes), das sich zu mehr als 90 Prozent aus Wasser und Eiweißkörpern zusammensetzt B-Lymphozyten Untergruppe der Lymphozyten, die beim Menschen im Knochenmark, in den Lymphknoten, in der Milz und in anderen Lymphorganen heran reifen. B-Lymphozyten entwickeln sich beim Kontakt mit einem bestimmten Antigen zu den Antikörper-produzierenden Plasmazellen oder zu den so genannten Gedächtniszellen. Letztere werden beim erneuten Kontakt mit dem gleichen Antigen (unter Mitwirkung der T-Lymphozyten) wieder aktiv und geben die gespeicherten Informationen an die Plasmazellen weiter, die daraufhin spezifische Antikörper bilden (➠ spezifisches Abwehrsystem). ➠ T-Lymphozyten. B-Symptomatik Drei Symptome treten bei Tumorerkrankungen gehäuft gemeinsam auf: Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsabnahme. Diese drei Krankheitszeichen werden unter dem Begriff B-Symptomatik zusammengefasst. Chemotherapie Behandlung mit chemischen Substanzen, die eine Wachstumshemmung von Tumorzellen im Organismus bewirken. Der Begriff steht meistens speziell für die zytostatische Chemotherapie, das heißt die Bekämpfung von Tumorzellen durch Verwendung zellteilungshemmender Medikamente (➠ Zytostatika). Chromosomen sichtbare Träger der Erbinformation; Bestandteile des Zellkerns, die sich intensiv färben lassen chronisch langsam verlaufend, sich langsam entwickelnd
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Computertomographie (CT) Computerunterstütztes röntgendiagnostisches Verfahren zur Herstellung von Schnittbildern (Tomogramme; Schichtaufnahme). Die Schnittbilder errechnet der Computer aus der Absorption eines feinen Röntgenstrahls, der durch die zu untersuchende Schicht gesendet wird. Diagnostik Sammelbegriff für alle Untersuchungen, die zur Feststellung einer Krankheit führen sollen Differentialblutbild prozentuale Aufschlüsselung der weißen Blutkörperchen. Dignität Gut- oder Bösartigkeit einer Geschwulst Dioxine giftige chemische Verbindungen (am bekanntesten ist das so genannte Seveso-Gift), die als unerwünschte Nebenprodukte bestimmter technischer Prozesse entstehen; sind extrem wasserunlöslich, verflüchtigen sich nur sehr langsam und gelangen im Wesentlichen an Staub- und Bodenteilchen gebunden in die Umwelt; können Krebs verursachen. Elektrophorese Auftrennung von Eiweißen in einem elektrischen Feld. Sie ermöglicht sowohl eine Berechnung der Myelom-Eiweißmenge als auch den Nachweis der M-Spitze (monoklonales Immunglobulin). Die Elektrophorese findet bei der Diagnose und bei der Überwachung der Therapie Anwendung. Enzyme Eiweißstoffe im menschlichen Körper, die ganz verschiedene Aufgaben haben. Enzymgemische werden zum Beispiel von der Magen-Darm-Schleimhaut, von Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse produziert und dienen der Zerkleinerung beziehungsweise Verarbeitung der Nahrungsstoffe. Erythrozyten rote Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport im Blut zuständig sind
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Fraktionierung hier: Aufteilung der Bestrahlungsserien in einzelne Sitzungen
bei Plasmozytom-Patienten auftretende Paraprotein ist ein monoklonales Immunglobulin.
Granulozyten Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die eine große Bedeutung für die eigentliche Infektionsabwehr haben
Infektion Invasion und Vermehrung von krankheitsproduzierenden Organismen im Körper
Hämoglobin roter Farbstoff in den roten Blutkörperchen, der unter anderem für den Transport beziehungsweise die Bindung von Sauerstoff zuständig ist HLA Abkürzung für „Humane Leukozyten-Antigene“. Hiermit werden Gewebe-Eigenschaften bezeichnet. Diese sind im Erbgut vorbestimmt. Die HLA-Typisierung ist bei der allogenen Transplantationsvorbereitung wichtig. Je ähnlicher das HLA-System von Spenderorgan und Empfängerorgan ist, desto größere Chancen bestehen für eine erfolgreiche allogene Stammzelltransplantation. Hormone Botenstoffe des Körpers. Sie beeinflussen bereits in sehr geringer Konzentration den Stoffwechsel im Körper. Sie regeln Vorgänge wie das Wachstum, Geschlechtsverhalten oder den Stoffwechsel von Nahrungsmitteln und erreichen auf dem Blut- ode Lymphweg ihren Wirkort. Hyperkalzämie zu hoher Kalziumspiegel im Blut; diese Komplikation lässt sich durch eine Therapie mit Bisphosphonaten gut beheben Immunabwehr Fähigkeit des körpereigenen Abwehrsystems Antigene, also Fremdkörper wie Bakterien und Pilze, zu bekämpfen Immunglobuline Synonym für Antikörper, also Eiweiße, die Antikörper-Eigenschaften besitzen. Zur Unterstützung bei Immunschwäche werden polyklonale Immunglobuline, also Immunglobulin-Gemische von einem Spender verabreicht. Das
Infektionsabwehr Abwehrkräfte des Organismus gegen eine Infektion durch Bakterien, Viren oder Pilze. Die Infektionsabwehr setzt sich zusammen aus der intakten Haut (Säuremantel und natürliche Keimflora) und Schleimhaut (Schleimhautsekret enthält Stoffe, die Erreger abtöten können) sowie aus dem ➠ spezifischen und ➠ unspezifischen Abwehrsystem. Infusion Einführung von Flüssigkeit (zum Beispiel Kochsalzlösung) in den Organismus, besonders über die Blutwege (intravenös) Inkontinenz wörtlich: Undichtigkeit, hier: gestörte Harnkontrolle, unwillkürlicher Harnabgang Interferone Botenstoffe, mit denen sich die körpereigenen Abwehrzellen untereinander verständigen. Diese Stoffe können heute künstlich hergestellt werden und finden Anwendung bei der Behandlung verschiedener Krebsarten intravenös Verabreichen eines Medikamentes oder einer flüssigen Substanz direkt in die Vene Kernspintomographie, Magnetresonanztomographie (MRT) Die Kernspintomographie oder Magnetresonanztomographie ist ein bildgebendes Verfahren, welches sich der elektromagnetischen Schwingung von Gewebebestandteilen in einem künstlich erzeugten Magnetfeld bedient. Es stellt mit hoher Auflösung Strukturen im Körperinneren dar und liefert damit präzise Schnittbilder. Ungeeignet ist die Kernspintomographie häufig für Patienten mit Herzschrittmachern, für Patienten mit Ängsten und für
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Menschen, denen nur eine sehr kurze Untersuchungszeit zugemutet werden kann.
maligne/Malignität bösartig/Bösartigkeit
Klon ➠ monoklonal
monoklonal zu ein- und demselben Klon gehörig. Das Plasmozytom/Multiple Myelom entwickelt sich aus einer einzigen bösartigen Plasmazelle, und alle hiervon abstammenden Zellen sind gleich. Die Mutterzelle und alle ihre Tochterzellen bilden einen Zellklon.
Knochenmark Gewebe, das das Innere des Knochens ausfüllt; Ort der Blutbildung Knochenmarktransplantation Übertragung von Blutstammzellen, die aus dem Knochenmark oder aus dem Blut gewonnen werden. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der Übertragung eigenen Knochenmarks (➠ autologe Knochenmarktransplantation) und der eines Familien- oder Fremdspenders (➠ allogene Knochenmarktransplantation). Leukozyten weiße Blutkörperchen. Sie spielen die Hauptrolle im Kampf des Körpers gegen Infektionen. Diese Zellen sind in drei Hauptgruppen unterteilt: ➠ Granulozyten, ➠ Lymphozyten, ➠ Monozyten. Beim gesunden Menschen ist nur ein geringer Teil der im Körper vorhandenen Leukozyten im Blut zu finden; die meisten Leukozyten befinden sich im Knochenmark beziehungsweise in verschiedenen Organen und Geweben. Eine Erhöhung der Leukozytenzahl im Blut deutet auf eine Krankheit hin. Lymphozyten Untergruppe der weißen Blutzellen, die bei der Abwehr von Krankheiten und Fremdstoffen mitwirken, mit den beiden Unterarten ➠ B-Lymphozyten und ➠ T-Lymphozyten. Von den Lymphozyten befindet sich nur ein kleiner Teil im Blut, die übrigen Lymphozyten befinden sich in den lymphatischen Organen (wie Thymusdrüse und Milz), wo sie sich vermehren. Makrophagen Fresszellen der Gewebe; bilden zusammen mit den ➠ Monozyten ein Abwehrsystem gegen körperfremde feste Teilchen
Monozyten Untergruppe der weißen Blutkörperchen; Monozyten und ➠ Granulozyten töten Bakterien dadurch, dass sie sie auffressen. Bei einem Mangel dieser Zellen ist die ➠ unspezifische Abwehr des Körpers beeinträchtigt. Morphinderivate Abkömmlinge des Morphins, also ähnlich wirkende Substanzen Myeloblasten Vorläuferzellen von ➠ Granulozyten Neutropenie Mangel an neutrophilen Granulozyten Osteoklast, Osteoblast auch Knochenfresszelle genannt, weil durch ihn Knochensubstanz abgebaut wird. Gegenspieler der Osteoklasten sind die Osteoblasten, die die Knochensubstanz aufbauen helfen Osteolyse Stelle im Knochen, an der Knochensubstanz abgebaut wird. Beim Plasmozytom findet dieser Abbau aufgrund einer Überaktivität der Osteoklasten statt. Osteoporose Erkrankung des Skelettsystems mit Verlust beziehungsweise Verminderung von Knochensubstanz und -struktur und erhöhter Anfälligkeit für Knochenbrüche
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84 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Paraproteine Sammelbegriff für monoklonal gebildete ➠ Immunglobuline und Immunglobulin-Fragmente. Sie werden von den Plasmozytomzellen gebildet und können in hoher Konzentration im Blut auftreten. Pestizide Pflanzenschutzmittel physisch körperlich Plasmazelle besondere Art von Lymphzellen. Normale Plasmazellen produzieren Antikörper gegen fremde Erreger, wie etwa gegen Infektionserreger. Beim Plasmozytom/Multiplen Myelom kommt es zu einer ungehemmten Vermehrung krankhafter Plasmazellen, die atypische und ineffektive Antikörper produzieren. Plasmazell-Infiltration Durchdringung von Gewebe durch Plasmazellen polyklonal Gegenteil von ➠ monoklonal; nicht zu ein- und demselben Zellklon gehörig Prognose Vorhersage über den weiteren Krankheitsverlauf Prophylaxe Vorbeugung psychisch seelisch Punktion Entnahme von Körperflüssigkeit aus (Blut-) Gefäßen, Körperhohlräumen, Hohlorganen oder Tumoren mittels einer Hohlnadel
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Radiotherapie (Radiatio) Strahlenbehandlung Remission das Nachlassen chronischer Krankheitszeichen; eine Remission ist aber noch nicht notwendigerweise mit Heilung gleichzusetzen. Die klinische Terminologie unterscheidet darüber hinaus zwischen Voll- und Teilremission. Rezidiv „Rückfall” einer Krankheit, im engeren Sinn ihr Wiederauftreten nach völliger Abheilung Sepsis durch Mikroorganismen bedingte, den ganzen Körper einbeziehende Infektion Sinterung Einsinken von Wirbelkörpern spezifische Abwehr bezüglich des Erregers unterscheidet man eine unspezifische angeborene Immunität von einer spezifischen erworbenen Immunität. Beide Systeme sind miteinander verzahnt. Träger des spezifischen Abwehrsystems sind vor allem die ➠ Lymphozyten. Stammzellen Blutvorläuferzellen, aus denen die roten und weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen entstehen. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Hieraus können sie für eine Transplantation entnommen, behandelt und dem Spender zurückgegeben werden (➠ autologe Stammzelltransplantation) oder bei einem HLA-identischen Empfänger transplantiert werden (➠ allogene Transplantation). stationär im Krankenhaus Strahlenbehandlung (Radiotherapie) Behandlung mit ionisierenden Strahlen, die über ein spezielles Gerät (meist
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86 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Linearbeschleuniger) auf einen genau festgelegten Bereich des Körpers zielen. Diese Bestrahlungsfelder werden vorab so geplant und berechnet, dass die Dosis in der Zielregion ausreichend hoch ist und gleichzeitig gesundes Gewebe bestmöglich geschont wird. Man unterscheidet die interne Strahlentherapie (Spickung/Afterloading mit radioaktiven Elementen) und die externe Strahlentherapie.
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unspezifisches Abwehrsystem Der unspezifischen Abwehr von Fremdstoffen dienen Fresszellen (Makrophagen), ➠ Monozyten und neutrophile ➠ Granulozyten. Letztere wandern nach Eindringen der Erreger an den Ort des Geschehens und nehmen die Erreger in sich auf, um sie anschließend zu zerstören.
Symptom Krankheitszeichen
Wachstumsfaktoren Medikamente, die den Anstieg der Blutzellen, zum Beispiel nach einer Chemotherapie, beschleunigen können.
Thrombozyten Blutplättchen; eine der Hauptkomponenten des Blutes, die Klumpen produziert, um Verletzungen zu schließen und um starken Blutungen vorzubeugen
Zytokine Botenstoffe, mit denen sich zum Beispiel die körpereigenen Abwehrzellen untereinander verständigen
T-Lymphozyten Die Differenzierung der T-Lymphozyten erfolgt im Thymus, einem kleinen Organ hinter dem Brustbein. Die T-Lymphozyten tragen einen Eiweißkomplex auf ihrer Zelloberfläche, der Antigene erkennen und binden kann. Dabei reagiert der Eiweißkomplex nur mit dem für ihn spezifischen Antigen, ähnlich wie ein Schlüssel, der nur in ein bestimmtes Schloss passt. Dadurch kommt es zur Aktivierung der T-Lymphozyten. Man unterscheidet zytotoxische T-Lymphozyten, die als fremd erkannte, also Antigene-tragende Zellen binden und auflösen können, von den T-Helfer-Lymphozyten. Diese ermöglichen durch Produktion verschiedener Wachstumsfaktoren die Differenzierung von B-Lymphozyten zu Antikörper-produzierenden Zellen.
Zytostatika Medikamente, die das Wachstum von Tumorzellen bevorzugt hemmen, aber auch gesunde Zellen in gewissem Ausmaß schädigen. Häufig wird dabei die Zellteilung verhindert (➠ Chemotherapie).
Therapie Kranken-, Heilbehandlung Thymus hinter dem Brustbein gelegene Drüse; sie gehört zum lymphatischen System und ist Teil des körpereigenen Abwehrsystems Tumor unkontrolliert wachsende Zellwucherungen, die im gesamten Körper auftreten können
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88 PLASMOZYTOM / MULTIPLES MYELOM Informieren Sie sich Informationen für Betroffene und Angehörige „Die blauen Ratgeber“ (ISSN 0946-4816) 01 Krebs – Wer ist gefährdet? 02 Brustkrebs 03 Gebärmutter- und Eierstockkrebs 04 Krebs im Kindesalter 05 Hautkrebs 06 Darmkrebs 07 Magenkrebs 08 Hirntumoren 09 Schilddrüsenkrebs 10 Lungenkrebs 11 Rachen- und Kehlkopfkrebs 12 Krebs im Mund-, Kiefer-, Gesichtsbereich 13 Speiseröhrenkrebs 14 Krebs der Bauchspeicheldrüse 17 Prostatakrebs 18 Blasenkrebs 19 Nierenkrebs (ab November 2003) 20 Leukämie bei Erwachsenen 21 Morbus Hodgkin 26 Strahlentherapie 28 Krebsschmerzen wirksam bekämpfen 29 Wegweiser zu Sozialleistungen 30 Hilfen für Angehörige 31 TEAMWORK. Die Arzt-Patienten-Beziehung 33 Ernährung bei Krebs 34 Fatigue – Chronische Müdigkeit bei Krebs 39 Klinische Studien
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Informationen zur Krebsvorbeugung und Krebsfrüherkennung „Präventionsratgeber“ (ISSN 0948-6763) 41 Gesund bleiben – Gesünder leben. Krebsprävention durch gesunde Lebensweise 42 Ratsam – 10 Regeln gegen den Krebs 43 Aufatmen – Erfolgreich zum Nichtraucher 44 Wertvoll – Gesunde Ernährung 46 Hirnverbrannt – Jugendliche und Rauchen Informationen über die Deutsche Krebshilfe 61 Faltblatt Deutsche Krebshilfe 62 Faltblatt Deutsche KinderKrebshilfe 63 Zeitschrift Deutsche Krebshilfe (ISSN 0949-8184) 65 Ihr letzter Wille 75 Programm der Dr. Mildred Scheel Akademie
VHS-Videokassetten Die Filme werden gegen eine Schutzgebühr von 10,– Euro abgegeben! ● Blasenkrebs – Diagnose und Behandlung ● Brustkrebs – Diagnose, Behandlung, Nachsorge ● Darmkrebs – Diagnose, Behandlung, Nachsorge ● Leukämie bei Erwachsenen ● Leukämie bei Kindern ● Lungenkrebs – Diagnose und Behandlung ● Männersache: Prostatakrebs – Diagnose, Behandlung, Erfahrungsberichte ● Männersache: Hodenkrebs – Diagnose und Behandlung ● Chemotherapie – Das sollten Sie wissen ● Stammzelltransplantation ● Fatigue bei Krebs. Chronische Müdigkeit und Erschöpfung ● Krebsschmerzen ● Leben mit Krebs ● Wunder sind möglich. Unerklärliche Heilungen bei Krebs
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Diese Druckschrift ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Nachdruck, Wiedergabe, Vervielfältigung und Verbreitung (gleich welcher Art) auch von Teilen oder von Abbildungen bedürfen der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers.
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Wie alle Schriften der Deutschen Krebshilfe wird auch diese Broschüre von ausgewiesenen onkologischen Spezialisten auf ihre inhaltliche Richtigkeit überprüft und ständig aktualisiert. Sie richtet sich in erster Linie an medizinische Laien und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
91 Die Angaben werden selbstverständlich vertraulich behandelt.
Ihren Beruf:
Ihr Geschlecht:
Ihr Alter:
Aus statistischen Gründen wüssten wir gern:
Bitte beantworten Sie die Fragen auf der Rückseite und schicken Sie uns das Blatt in einem Umschlag zurück. Vielen Dank.
die Deutsche Krebshilfe sieht eine ihrer Hauptaufgaben in der Information und Aufklärung von Krebsbetroffenen und ihren Angehörigen. Nachdem Sie diesen blauen Ratgeber gelesen haben, möchten wir deshalb gern von Ihnen erfahren, ob Ihre Fragen beantwortet werden konnten und ob Sie zusätzliche Wünsche haben.
Liebe Leserin, lieber Leser,
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22-09/2003
(PLZ) Ort:
Straße:
Name:
❒ nein
Prof. Dr. Dagmar Schipanski Präsidentin der Deutschen Krebshilfe
die Deutsche Krebshilfe hat in den vergangenen Jahren mit ihren vielfältigen Aktivitäten Verantwortung in unserer Gesellschaft übernommen, die beispielgebend ist. Sie hat Forschungen über Krankheitsursachen, Therapie und Diagnose tatkräftig unterstützt und damit unser Wissen über diese bedrohliche Krankheit erweitert. Zugleich wurde von der Deutschen Krebshilfe eine offene Diskussion über die Krankheit Krebs und aller damit verbundenen Aspekte in der Öffentlichkeit geführt. Diese Leistungen ließen sich nur dank der Hilfsbereitschaft vieler Hunderttausender Menschen verwirklichen, die mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz, ihren Spenden, Aktionserlösen und Mitgliedsbeiträgen unsere Arbeit erst ermöglichen. Als Präsidentin der Deutschen Krebshilfe möchte ich mich aus ganzem Herzen in den Dienst der Bekämpfung dieser – noch – unbesiegten Krankheit stellen. Damit auch künftig beraten, geforscht und aufgeklärt werden kann, brauchen wir weiterhin Sie und Ihre wohlwollende Unterstützung der Deutschen Krebshilfe. Herzlichen Dank.“
(Dafür benötigen wir Ihre Anschrift!)
der Deutschen Krebshilfe.
im Mildred Scheel Kreis, dem Förderverein
Ich interessiere mich für eine Mitgliedschaft
Deutsche Krebshilfe Helfen. Forschen. Informieren.
❒
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Kannten Sie die Deutsche Krebshilfe bereits?
❒ mehr als 4 ❒ 2-4 ❒1
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Ist der Text allgemeinverständlich?
❒ sehr gut ❒ gut ❒ zufriedenstellend ❒ unzureichend
Hat die Broschüre Ihre Fragen beantwortet?
Sollte der Ratgeber zusätzliche Informationen enthalten (welche)
❒ Bücherregal im Wartezimmer ❒ Angehörige/Freunde ❒ Internetbestellung ❒ Klinik ❒ Arzt ❒ Selbsthilfegruppe ❒ Hinweis in der Presse
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„Liebe Leserin, lieber Leser,
• Information und Aufklärung über Krebskrankheiten und Möglichkeiten der Krebsvorbeugung • Motivation, die jährlichen kostenlosen Früherkennungsmaßnahmen zu nutzen • Verbesserungen in der Krebsdiagnostik • Weiterentwicklungen in der Krebstherapie • Finanzierung langfristiger Krebsforschungsprogramme über die Dr. Mildred Scheel Stiftung für Krebsforschung • Gezielte Bekämpfung der Krebskrankheiten im Kindesalter • Hilfestellung, Beratung und Unterstützung in individuellen Notfällen • Förderung der psycho-sozialen Krebsnachsorge Die Deutsche Krebshilfe ist für Sie da: Rufen Sie uns an: montags bis donnerstags 9 –16 Uhr, freitags 9 –15 Uhr Zentrale: 02 28 /72 99 0 - 0, Härtefonds: 02 28 / 72 99 0 - 94 Informationsdienst: 02 28 / 72 99 0 - 95 Oder schreiben Sie uns: Deutsche Krebshilfe, Thomas-Mann-Str. 40, 53111 Bonn E-Mail:
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