Frithjof Gutekunst
Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Copyright © 2006 SmartBooks Publishing AG ISBN 10: 3-908497-45-0 ISBN 13: 978-3-908497-45-5 1. Auflage 2006 Lektorat: Korrektorat: Layout: Covergestaltung: Druck und Bindung: Coverfoto: Illustrationen:
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Übersicht
Vorwort
Kapitel 1 Von der Medienkompetenz zur Lerngruppenanalyse
15 19
Kapitel 2 Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
103
Kapitel 3 Ausbildungen erfolgreich gestalten
193
Kapitel 4 Moderne und zukunftsorientierte Ausbildungskonzepte
247
Checkliste: Einsatz und Nutzung der Präsentationsausstattung
273
Webliografie
277
Glossar
281
Bibliografie
307
Index
313
Inhaltsverzeichnis Vorwort
15
Kapitel 1 - Von der Medienkompetenz zur Lerngruppenanalyse
19
Multimedia
22
Computerlernprogramme
23
Themenbereiche für Computerlernprogramme....................................................24 Zielgruppe.......................................................................................................24 Lernziele und -strategien.................................................................................25 Auswendiglernen.............................................................................................26 Einsichtiges Lernen (verstehendes Lernen).....................................................27 Einstellungslernen...........................................................................................28 Soziales Lernen................................................................................................28 Lernen von Bewegungsabläufen (psychomotorisches Lernen)........................29 Wirtschaftlichkeit............................................................................................30 Technik............................................................................................................32 Marktgängige Programme..............................................................................33 Gestaltung von Computerlernprogrammen..........................................................34 Typisierung von Computerlernprogrammen...................................................34 Übungsprogramme (Practice and Drill).........................................................34 Tutorielle Lernprogramme, Tutorials, lineare Lernprogramme, multifunktionale Lernprogramme..................................................................35 Tutorielle Systeme...........................................................................................35 Simulationsprogramme...................................................................................36 Hypermediaprogramme..................................................................................37 Lernspiele........................................................................................................37 Didaktik von Computerlernprogrammen.......................................................37 Struktur eines Lernprogramms.......................................................................38 Interaktion......................................................................................................38 Benutzeroptionen............................................................................................39 Übungen und Aufgaben........................................................................................40 Auswahlaufgaben............................................................................................40 Zuordnungsaufgaben......................................................................................41 Reihenfolgeaufgaben.......................................................................................41 Einschätzaufgaben..........................................................................................41 Zahleneingabe.................................................................................................42
Texteingaben...................................................................................................42 Feedback..........................................................................................................42 Eingabeversuche..............................................................................................43 Bildschirmdesign und -layout.........................................................................44 Realisierungsaufwand.....................................................................................46 Bezeichnungen für Unterstützung der Lehre und des Lernens mit und durch Computer..............................................................................................47 Folienmappen..................................................................................................48 Digitale Unterrichtshilfe (DUH)....................................................................49 Gliederung einer digitalen Unterrichtshilfe....................................................50 Autorentools....................................................................................................50 E-Learning (Fernausbildung, Distance-Learning)...............................................52 Begriffsdefinition CUA-Lernprogramme........................................................52 Ziele.................................................................................................................54 Neues Rollenverständnis.................................................................................54 Vor-/Nachteile von E-Learning ......................................................................55 Systemelemente...............................................................................................56 Lernmanagement-/Ausbildungsmanagementsysteme....................................57 Methoden/Verfahren des E-Learnings (Fernausbildung).....................................57 Individuelles Fernlernen.................................................................................58 Verteiltes Klassenzimmer................................................................................59 Virtuelle Gruppenkooperation........................................................................60 Kurssystem.......................................................................................................60 Ausbildungsplanung mit E-Learning..............................................................61 Auswirkungen von Fernausbildung................................................................62 Standardisierungsforderungen für E-Learning/Fernausbildung.....................63 Blended-Learning (Hybrides Lernen)...................................................................63 Entstehung von Blended-Learning..................................................................64 Kosten von Blended-Learning-Kursen............................................................64 Kursbeispiel Blended-Learning.......................................................................64 Ausbildungsformen und Ausbildungsverfahren....................................................65 Ausbildungsformen.........................................................................................65 Ausbildungsverfahren.....................................................................................66 Verfahren.........................................................................................................66 Gruppenarbeit/Einzelarbeit............................................................................66 Einzelarbeit ....................................................................................................67 Lehrgespräch...................................................................................................68 Vortrag und Referat.........................................................................................69 Diskussion/Podiumsdiskussion.......................................................................70 Moderation.....................................................................................................72 Rollenspiel.......................................................................................................73 Brainstorming.................................................................................................74
Computerunterstützte Ausbildung (CUA)......................................................74 Vormachen – Erklären – Nachmachen – Üben (VENÜ)...............................75 Wettkampf und Vorführung (Demonstration)...............................................76 Lernertypisierung..................................................................................................77 Didaktik und Methodik........................................................................................80 Didaktische Arbeit...........................................................................................81 Ziel der Ausbildung.........................................................................................81 Didaktisches Achteck.......................................................................................81 Lernzielbereiche...............................................................................................82 Kognitive Lernziele = etwas wissen.................................................................83 Psychomotorische Lernziele = etwas können..................................................84 Affektive Lernziele = etwas wollen..................................................................84 Lernzielhierarchie............................................................................................85 Ableitung von Lernzielen................................................................................86 Lernzieltaxonomie................................................................................................87 Der Ausbilder........................................................................................................88 Kritik...............................................................................................................90 Würdigung guter Leistungen...........................................................................90 Mitarbeit des Lerners......................................................................................90 Faktoren für den Erfolg...................................................................................91 Sprache des Ausbilders....................................................................................91 Fragen des Ausbilders......................................................................................92 Antworten des Lerners.....................................................................................93 Lerngruppe......................................................................................................93 Rollen in der Gruppe.......................................................................................94 Lernarten..............................................................................................................94 Organisatorische Bedingungen.......................................................................95 Stoffsammlung, -sichtung, -ordnung..............................................................97 Ausbildungsverfahren – Ausbildungsmittel – Ausbildungsort..............................98 Durchführung der Ausbildung........................................................................99 Erfolgskontrolle..............................................................................................100 Zusammenfassung........................................................................................101
Kapitel 2 - Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
103
Konventionelle Ausbildungsmittel.......................................................................105 Tafel (Whiteboard).......................................................................................105 Magnet- oder Stofftaffeln, Pinnwand, Metaplan, Flipchart.........................107 Overheadprojektor (Tageslichtprojektor)......................................................108 Tonwiedergabegeräte.....................................................................................111 Diaprojektor..................................................................................................112 Episkop..........................................................................................................113
Filmprojektor.................................................................................................114 Video.............................................................................................................115 Unterrichtsmappen und Digitale Unterrichtshilfen (DUH)........................117 Unterrichts- und Schautafeln.......................................................................119 Sandkasten....................................................................................................120 Modelle..........................................................................................................121 Ausbildungsanlagen......................................................................................122 Moderne und multimediale Ausbildungsmittel..................................................123 Interaktives Whitebord..................................................................................123 Videokonferenzanlagen.................................................................................125 Desktop-Systeme (PC-integrierte Systeme)..................................................126 Rollabouts und Settopboxen..........................................................................126 Raumsysteme................................................................................................127 Sonstige Geräte..............................................................................................127 Peer-to-Peer-Videokonferenzsysteme (P2P)..................................................128 Interaktive computergestützte audiovisuelle Ausbildungsmittel (ICA)........129 Simulatoren...................................................................................................131 Präsentationsausstattung..............................................................................132 Präsentation und Visualisierung.........................................................................137 Grundlagen...................................................................................................138 Vorbereitung einer Präsentation...................................................................140 Ziele festlegen................................................................................................141 Zielgruppenanalyse.......................................................................................142 Zeitlicher Rahmen.........................................................................................143 Ausgabemedium............................................................................................143 Organisatorische Vorbereitung......................................................................143 Nachbereitung...............................................................................................144 Zusammenfassung........................................................................................145 Inhalt und Argumentation............................................................................146 Vortragstechnik...................................................................................................155 Einsatz von Medien.......................................................................................158 Gestaltung einer Präsentation.............................................................................162 Folientypen....................................................................................................162 Zeitbedarf......................................................................................................164 Checkliste Overheadfolie...............................................................................165 Gestaltung einer Bildschirmpräsentation...........................................................166 Präsentation beenden....................................................................................169 Zusammenfassung........................................................................................171 Informationsquellen für den Ausbilder...............................................................171 Internet..........................................................................................................172 E-Mail (Electronic Mail)..............................................................................173 FTP (File Transfer Protocol).........................................................................174
News (Newsgroups).......................................................................................174 IRC (Internet Relay Chat)......................................................................174 Telenet...........................................................................................................175 IP (Internet Protocol)....................................................................................175 TCP (Transmission Control Protocol)..........................................................176 DNS (Domain Name System)......................................................................176 URL (Uniform Resource Locator).................................................................176 Zugang..........................................................................................................177 Zugangsarten................................................................................................177 ISDN (Integrated Services Digital Network)................................................178 DSL (Digital Subscriber Line)......................................................................178 Webbrowser...................................................................................................179 Intranet.........................................................................................................180 Extranet.........................................................................................................180 Suchmaschinen...................................................................................................181 Nutzung von Suchmaschinen........................................................................183 Qualität der Informationen..........................................................................184 IT-Sicherheit.................................................................................................184 Viren...................................................................................................................186 Trojaner.........................................................................................................186 Würmer.........................................................................................................187 Spam.............................................................................................................187 Phishingmails................................................................................................187 Spyware.........................................................................................................187 Maßnahmen . ...............................................................................................188 Sicherheitskonzept...............................................................................................189 Zusammenfassung........................................................................................190
Kapitel 3 - Ausbildungen erfolgreich gestalten
193
Stoffsammlung und Recherche............................................................................194 Methoden der Stoffsammlung und Recherche.....................................................194 Phasen der Recherche....................................................................................195 Methode Mind Map......................................................................................196 Methode Clustering.......................................................................................198 Nutzung des Computers zur Informationssammlung und -bearbeitung......198 Bewertung der Informationen.......................................................................199 Organisatorische Vorbereitung der Ausbildung..................................................199 Namenschilder..............................................................................................200 Hinweisschilder und Wegweiser....................................................................201 Informationsmappe.......................................................................................201 Unterrichts-/Ausbildungsmaterial................................................................201
Zeitaufwand zur Erstellung von Material.....................................................202 Struktur der Ausbildung...............................................................................202 Fremderstellte und marktgängige Unterlagen...............................................202 Schulungs-CD-ROM....................................................................................203 Nutzung von Medien..........................................................................................203 Vorlagen..............................................................................................................205 Dateiformate.......................................................................................................206 Bildformate/-verarbeitung............................................................................209 Speicherkarten...............................................................................................209 Grafiken.........................................................................................................210 Animationen.................................................................................................210 2D-Animation...............................................................................................211 Bild-für-Bild-Animation...............................................................................211 Tweening.......................................................................................................211 Morphing......................................................................................................211 3D-Animation...............................................................................................212 Hinweise zur Nutzung von Animationen.....................................................213 Hinweise für die Praxis.................................................................................213 Video.............................................................................................................215 Videoausstattung...........................................................................................216 Videokompression.........................................................................................218 Audio.............................................................................................................221 Audioformate................................................................................................221 Workflow Medien..........................................................................................222 Zusammenfassung........................................................................................223 Nachbereitung der Ausbildung...........................................................................223 Schlussrunde.................................................................................................224 Freie Wortwahl..............................................................................................224 Spotlight........................................................................................................224 Ball................................................................................................................224 Auswertebogen..............................................................................................224 Auswertung...................................................................................................226 Zusammenfassung........................................................................................228 Anwendungsbeispiele für die Ausbildungspraxis................................................229 Gestaltung einer Ausbildungsstunde mit Hilfe einer Präsentation...............229 Methodisch-didaktische Analyse...................................................................230 Stoffsammlung..............................................................................................231 Ausbilder.......................................................................................................231 Ausbildungsgruppe . .....................................................................................232 Organisatorische Rahmenbedingungen........................................................232 Ausbildungsverfahren...................................................................................232 Ausbildungsmittel.........................................................................................232
Ausbildungsmaterial.....................................................................................233 Erfolgskontrolle..............................................................................................233 Lernziele........................................................................................................233 Einleitung......................................................................................................234 Hauptteil.......................................................................................................235 Erfolgskontrolle..............................................................................................235 Schlussteil......................................................................................................236 Tipps zur Erstellung einer Präsentation..............................................................236 Gestaltung einer Ausbildung mit einer digitalen Unterrichtshilfe (DUH)...237 Elemente einer DUH.....................................................................................237 Typisierung....................................................................................................238 Realisierung mit einer Präsentationssoftware...............................................238 Erstellung mit einem Autorentool.................................................................238 Nutzung der digitalen Unterrichtshilfe.........................................................239 Zielgruppen...................................................................................................240 Hinweise für die Nutzung.............................................................................241 Gestaltung einer Ausbildung mit einem Computerlernprogramm (CBT)...242 Voraussetzungen für eine erfolgreiche Nutzung von Computerlernprogrammen..................................................................................................242 Rollenverständnis des Ausbilders...................................................................244 Mehrwert von Lernprogrammen...................................................................244 Beseitigung von Akzeptanzproblemen bei der Nutzung von Lernprogrammen..................................................................................................245 Zusammenfassung........................................................................................246
Kapitel 4 - Moderne und zukunftsorientierte Ausbildungskonzepte
247
Ausbildung in der Wissensgesellschaft.................................................................248 Anforderungen an eine moderne Ausbildungskonzeption............................248 Rahmenbedingungen....................................................................................250 Systemelemente.............................................................................................250 Ausbildungsteam...........................................................................................250 Lerner, Lerngruppe, Lernteam......................................................................252 Ausbildungsinhalte........................................................................................254 Support, Administration, Entwicklungstool..................................................255 Entwicklungstools..........................................................................................258 Standards und Normen.................................................................................258 Plattform und Lernmanagementsystem.............................................................259 Netze zur Datenübertragung.........................................................................260 Regeln für das Lernen im Netz......................................................................261 Prüfungen im Netz........................................................................................262 Daten- und Personenschutz..........................................................................262
Personenbezogene Daten...............................................................................263 Kosten............................................................................................................263 Staatliche Zulassung.....................................................................................264 Schulungskonzept................................................................................................264 Schema eines Schulungskonzepts........................................................................264 Ausbildungscontrolling..................................................................................266 Konzeption und Planung..............................................................................267 Ankündigung eines Kurses............................................................................267 Teilnehmerauswahl.......................................................................................268 Evaluation und Transferleistung...................................................................269 Eigenverantwortliches Lernen.......................................................................271 Zusammenfassung........................................................................................271
Checkliste
273
Webliografie
277
Glossar
281
Bibliografie
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Index
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Vorwort
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Vorwort »Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.« Benjamin Britten (1913-1976), brit. Komponist »Jeder, der aufhört zu lernen, ist alt, mag er zwanzig oder achtzig Jahre zählen. Jeder der weiterlernt, ist jung, mag er zwanzig oder achtzig Jahre zählen.« Henry Ford, I. Die Welt der Ausbildung und die der genutzten Ausbildungsmittel hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt und ein Ende dieser Entwicklung ist noch lange nicht in Sicht. Bis vor kurzem genügte es scheinbar, wenn ein Unterrichtender die Ausbildung unter Nutzung von Overheadfolien gestaltete. Die Entwicklung der Computertechnologie, die Einführung und Nutzung des Internets als weltweite Informations- und Kommunikationsplattform sowie die enorme Entwicklung der Nutzungskapazitäten von Netzen und nicht zuletzt Fortschritte auf dem Spielsektor haben die Ausbildungslandschaft und damit auch die Anforderungen an den Ausbilder oder Unterrichtenden gravierend verändert. Trotz all dieser Neuerungen bedeutet Ausbildung nach wie vor und auch in der Zukunft: Umgang mit Menschen. Nicht die Technik steht im Mittelpunkt, sondern die handelnden Personen (Ausbilder und Lerner). Bei aller Euphorie, mit der Anwendung von neuen Methoden und Medien viele Ausbildungsprobleme zu lösen, wurde häufig die Technik in den Mittelpunkt gestellt, nicht der Mensch, die Methodik und Didaktik. Erst, nachdem eine gewisse Ernüchterung eingesetzt hat, rücken Mensch, Methodik und Didaktik wieder in das Zentrum der Handlung. Neue Ausbildungsverfahren, die auf der Nutzung der Webtechnologie basieren (z. B. E-Learning), ergänzen und ersetzen zunehmend die konventionellen Ausbildungsverfahren wie den Präsenzunterricht. Parallel dazu wurden und werden auch neue Ausbildungsmittel entwickelt. War in den 90er-Jahren noch das Lernprogramm als Einzelplatzanwendung (offline) »State of the Art«, so sind dies heute komplexe Ausbildungsmanagementsysteme (AMS) bzw. Integrierte Ausbildungsmanagementsysteme (IMS), die es erlauben, weltweit eine große Anzahl von Teilnehmern zu schulen. Ebenso wurden Elemente aus der Unterhaltungs- und Spielwelt in die eher konservative Ausbildungslandschaft integriert. Dies hat zur Folge, dass sich auch das Anforderungsprofil des Ausbilders oder Unterrichtenden verändert hat. Der »moderne Ausbilder« ist heute Coach, Mentor oder Teletutor. Er ist der »Lernbegleiter«: Er nutzt das AMS, den Chat, das elektronische Schwarze Brett, Videokonferenzsysteme und ein Vielzahl weiterer Möglichkeiten, um seine Ausbildungs16
Vorwort
inhalte zu vermitteln. Der heutige Ausbilder muss neben methodisch-didaktischen Fähigkeiten Medienkompetenz besitzen, also die moderne Informations-, Präsentations- und Kommunikationstechnologie beherrschen und anwenden können. Ebenso gehört zu diesem neuen Profil auch die Fähigkeit, in begrenztem Umfang multimediale Lerninhalte erstellen und publizieren zu können. Die Anwendung von Blended-Learning (Ausbildung und Lernen im Medienverbund) bei der Konzeption und Durchführung von Ausbildung muss für ihn eine Selbstverständlichkeit sein. Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können, muss der Ausbilder noch mehr als früher über Persönlichkeitskompetenz verfügen. Zusammen mit der Fach-/Sachkompetenz, der Methoden- und Medienkompetenz sowie der Sozialkompetenz wird die Persönlichkeitskompetenz zur (beruflichen) Handlungskompetenz, die ihn dazu befähigt, sein Tätigkeitsfeld sachgerecht ausfüllen zu können. Dieses Buch soll Ihnen Hilfestellung geben, sich im vermeintlichen Dschungel moderner Ausbildungsmittel und -verfahren zu orientieren, und es Ihnen ermöglichen, die notwendigen Informationen für eine erfolgreiche Durchführung Ihrer Ausbildung in kompakter Form zu erhalten. Ich habe versucht, in diesem Buch alle die Informationen zu integrieren, die aus meiner Sicht als langjähriger Entwickler von digitalen Ausbildungsmitteln und als Ausbilder notwendig sind. Dieses Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, dazu ist dieser Themenbereich zu komplex. Wenn es Ihnen Denkanstöße und nützliche Hilfestellung für die Durchführung von Ausbildungen gibt, dann hat es seinen Zweck erfüllt. Mein Dank gilt dem Verlag und dem Lektorat, die dieses Buch ermöglicht haben. Ebenso bedanke ich mich recht herzlich bei den Institutionen und Unternehmen, die Daten und Programme zur Verfügung gestellt haben. Wenn Sie Anregungen oder auch Kritik äußern möchten, dann können Sie dies gerne tun. Senden Sie mir eine E-Mail:
[email protected]. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Freude bei der Lektüre und viel Erfolg bei der Anwendung dieses Leitfadens.
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Von der Medienkompetenz zur Lerngruppenanalyse
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Lernen Sie … < < < < <
den Begriff »Medienkompetenz« zu definieren. die wichtigsten Vertreter von digitalen Ausbildungshilfsmitteln kennen. Ausbildungsformen und Verfahren kennen. die Typisierung von Lernenden kennen. die Lerngruppenanalyse mit Hilfe des Didaktischen Achtecks kennen.
In diesem Kapitel können Sie Ihr Wissen im Grundlagenbereich erweitern. Es gibt fast keinen Themenbereich, der so viele Definitionen umfasst wie dieser. Häufig stehen verschiedene Begriffe für ein und denselben Sachverhalt. Ich will Ihnen helfen, diesen Dschungel etwas zu lichten und transparent zu machen. Viel Spaß beim Spaziergang durch den »multimedialen Urwald«.
Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
S martBooks
Von der Medienkompetenz zur Lerngruppenanalyse In nahezu allen Bereichen, die in irgendeiner Form mit Ausbildung und Bildung zu tun haben, wird Medienkompetenz gefordert. Doch genauso vielfältig wie die Forderungen nach Medienkompetenz sind auch die verwendeten Definitionen. Wann besitzt denn nun ein Ausbilder, Coach oder Trainer Medienkompetenz und welche Elemente gehören dazu? Hier ein Erklärungsversuch. Unsere heutige Gesellschaft wird auch als Informations- bzw. Wissensgesellschaft bezeichnet. Um darin erfolgreich bestehen zu können, müssen deren Mitglieder bestimmte Schlüsselqualifikationen entwickeln. So verlangt die Berufs- und Arbeitswelt zum Beispiel logisches und vernetztes Denken. Ausbilder und Trainer müssen wie in jedem anderen Beruf über Kompetenzen verfügen, um in Ihrem Tätigkeitsfeld handlungsfähig zu sein. Die vier klassischen Kompetenzbereiche wie Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz reichen nicht mehr aus und müssen durch einen fünften Bereich - die Medienkompetenz - ergänzt werden. Dieser neue Bereich strahlt in die übrigen Bereiche aus. Er beeinflusst und erweitert sie, denn Kompetenz ist mehr als Wissen: es ist Können. Medienkompetenz als immer wichtigere Schlüsselqualifikation wird sehr häufig als Allerweltsbegriff verwendet, wenn es um den Umgang mit Medien geht. Das Problem dabei ist, dass es für diesen Begriff keine allgemeingültige Definition gibt. Im Wissen, dass der Begriff Medienkompetenz auch für herkömmliche Medien relevant ist, wird er hier mit Betonung auf die neuen Medien (Computer, Internet) verwendet. Ü gRUNDLAGEN Einfach ausgedrückt könnte man Medienkompetenz als »Fähigkeit zur Nutzung, Analyse, Bewertung und Gestaltung von Medien« verstehen. Also eine Fähigkeit, die ein Ausbilder, Trainer oder Coach grundsätzlich besitzen muss, wenn er erfolgreich ausbilden will. Egal, ob konventionell oder modern (multimedial) ausgebildet wird. Die weiteren Ausführungen zum Thema Medienkompetenz erfolgen auf der Grundlage der Medienpädagogik von Prof. Dr. D. Baake Ö. Man kann Medienkompetenz grundsätzlich in vier Teilbereiche gliedern: < Medienkunde < Mediennutzung
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
< Mediengestaltung < Medienkritik Die vier dargestellten Bereiche haben für den Ausbilder immer zwei Komponenten. Jeder Ausbilder ist Nutzer. Gleichzeitig setzt er die Medien gezielt für Ausbildungen ein und bildet auch Medieninhalte aus. Die Medienkunde gliedert sich in zwei Bereiche: < das klassische Wissen, also die Kenntnis der (neuen) Medien < die Fähigkeit, mit den (neuen) Medien umgehen zu können Der erste Bereich beinhaltet Fragen wie: Was ist Multimedia? Was versteht man unter Internet? Welche Dienste gibt es? Wie kann ich das Internet für meine Zwecke effektiv nutzen? Im zweiten Bereich geht es darum, dass sich Nutzer beispielsweise in ein Netz einloggen können, dass sie Informationen abrufen können, dass sie Informationen im World Wide Web (WWW) publizieren können usw. Die Mediennutzung ist keine Einbahnstraße, sondern eine normale Straße mit Gegenverkehr. Es sind die Fähigkeiten erforderlich, Programme anwenden und die modernen Medien interaktiv nutzen zu können. Die Anwender nutzen das Internet als Plattform für ihre Kommunikation beruflich (Tele-Learning) oder privat (Foren, Chat). Der Ausbilder bildet die Anwendung dieser Programme und erstellt die entsprechenden Lerninhalte bzw. stellt sie unter methodisch-didaktischen Gesichtspunkten im Netz zur Verfügung. Der dritte Bereich, die Mediengestaltung, befasst sich mit dem innovativen Bereich, der Kreativität und der Ästhetik. Hier geht es um die Gestaltung von Medien und die Fähigkeit, diese Daten für die Nutzung in Netzen aufzubereiten. In diesen Bereich fallen aber auch die vielfältigen Möglichkeiten zur Manipulation der Medien und durch die Medien. Dieser Bereich trifft auf die Gestaltung von Ausbildung und Ausbildungsmitteln zu. Der vierte Bereich, die Medienkritik, soll den Nutzer in die Lage versetzen, seinen Umgang und sein Handeln mit Medien selbstkritisch in seinem sozialen Umfeld zu betrachten und sich seiner sozialen Verantwortung bewusst zu werden. Dies umfasst auch die Kritik an den Medien. Hier wird die gesellschaftliche Problematik angesprochen. Wenn Sie Informationen verbreiten, müssen Sie sich bewusst sein, dass Sie dafür die Verantwortung übernehmen müssen. 21
Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
S martBooks
Es geht um Informationskultur, die nicht nur ein professionelles Navigieren im Internet umfasst, sondern auch sozial akzeptable Verhaltensweisen im Netz, die Achtung von geistigem Eigentum und einen respektvollen Umgang mit den digitalen Kommunikationspartnern. Ein Ziel, das bewusst oder unbewusst Bestandteil einer jeden Ausbildung im Netz sein sollte. Ü gRUNDLAGEN Insgesamt gesehen kann Medienkompetenz als Kompass zur Orientierung in unserer immer medialeren Welt verstanden werden, der es ermöglicht, den Kurs zu bestimmen und ihn zu halten. Ein Ausbilder, Coach oder Trainer muss die (neuen) Medien kennen, damit er sie methodisch-didaktisch sinnvoll einsetzen kann. Er verfügt über die handwerklichen Fähigkeiten dazu. Dies bedeutet, er beherrscht die Mittel der Kommunikations- und Präsentationstechnik und ist in der Lage, die Medien so zu gestalten, dass sie die Interaktion mit dem Lerner befördern. Er kennt die Möglichkeiten und Gefahren der Medien zu manipulieren. Er verfügt über die soziale Kompetenz (Kommunikations-, Kooperations-, Team-, Motivations- und Überzeugungsfähigkeit) zum verantwortungsvollen Umgang mit Medien.
Multimedia Ein weiterer Schlüsselbegriff in der Welt der modernen Medien ist der »Multimedia«. Dieser Begriff begegnet Ihnen tagtäglich – ob in der Zeitung, im Rundfunk oder im Fernsehen. Aber was muss man eigentlich unter Multimedia verstehen? So einfach die Frage, so vielfältig die Antworten darauf. Der Ausbilder, Coach oder Trainer braucht eine klare Vorstellung vom Begriff Multimedia. Er braucht einen Schlüssel, um diesen Begriff aufzuschließen: das Wort »Kommunikation«. Ü gRUNDLAGEN Multimedia ist, einfach ausgedrückt, die Kommunikation des Menschen mit der Umwelt. Dazu benutzt der Mensch verschiedene Wege bzw. Kanäle: < Textueller Kanal (Wort, Schrift) < Visueller Kanal (Licht, Farbe, Bilder) < Auditiver Kanal (Ton, Klang, Sprache)
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
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Kapitel 1
Wahrnehmungskanal (Bewegung, Beschleunigung) Haptischer Kanal (Fühlen von Kräften) Temperaturen (Strahlen) Chemischer Kanal (Riechen, Schmecken)
Multimedia ist die Nutzung dieser Kanäle mit Mitteln der Informationstechnologie. Die Besonderheit dabei ist die Vernetzung von Informationsquellen bzw. -kanälen. Die übertragenen Daten werden digitalisiert und meist auch kodiert. Um einen nachhaltigen Lernerfolg zu erzielen, sollten Ausbilder, Trainer oder Coaches immer berücksichtigen, dass es verschiedene Lernertypen gibt, und deshalb immer Ihre Informationen unter Nutzung von mehreren Kanälen an den Lerner übermitteln. Nur wenn jeder Lerner persönlich angesprochen wird, kann sichergestellt werden, dass die Information ihn auch erreicht.
Computerlernprogramme Moderne Ausbildung muss effektiv und effizient gestaltet werden. Unter diesem Aspekt werden häufig Computerlernprogramme eingesetzt. Das Ziel ist dabei in der Regel, möglichst viel Lernstoff in kurzer Zeit zu vermitteln. Man muss aber berücksichtigen, dass der menschlichen Aufnahmefähigkeit natürliche Grenzen gesetzt sind. Das Prinzip des »Nürnberger Trichters« funktioniert nicht. Was versteht man nun unter Computerlernprogrammen? Nach welchen Kriterien können sie unterschieden werden? Was unterscheidet ein gutes Lernprogramm von einem weniger guten? Diese Fragen sollen nun geklärt werden. Erwarten Sie jedoch keine umfassenden Antworten. Denn alleine dieser Bereich bietet Stoff für mehrere Bücher. Deshalb beschränke ich mich auf einige für den Ausbilder wichtige Aspekte. Computerlernprogramme sind speziell für die Aus- und Weiterbildung entwickelte Programme. Die Inhalte sind methodisch-didaktisch aufbereitet und werden mit Hilfe von Medien vermittelt. Sie erlauben ein zeit- und ortsunabhängiges Lernen. Lernsequenzen oder ganze Kurse können als CBT (Computer Based Training) oder WBT (Web Based Training) umgesetzt werden. CBT und zunehmend auch WBT sind insbesondere im Bereich der betrieblichen Weiterbildung eine bekannte und häufige Nutzungsform.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Die Geschichte der Computerlernprogramme beginnt im Jahr 1940, als B.F. Skinner die »programmierte Instruktion« erfindet. Ab dem Jahr 1960 werden die ersten computerbasierten Lernprogramme für Großrechnersysteme entwickelt und im Bereich von Universitäten vor allem in den USA eingesetzt. Mit Einführung des »Mikrocomputers« – später auch PC genannt - beginnt die eigentliche Nutzung von Lernprogrammen auf breiter Basis. Ab dem Jahr 1988 erfolgt auch in Deutschland ein relativ breiter Einsatz von Computerlernprogrammen. Mit Entwicklung der Multimediatechnologie in den 90er-Jahren setzt eine rasante Weiterentwicklung ein. Verbesserte Bandbreiten und die Nutzung des Internets als Kommunikations- und Lernplattform tragen zum Fortschritt bei. Ein Ende dieser Entwicklung ist noch nicht abzusehen. Um aber Lernprogramme sinnvoll und nutzbringend einsetzen zu können, müssen folgende Kriterien berücksichtigt und angesprochen werden:
Themenbereiche für Computerlernprogramme Es gibt keine Themen oder Bereiche, die für die Vermittlung mit Computerlernprogrammen nicht geeignet sind. Jedoch muss der Aufwand in einem wirtschaftlichen Verhältnis zum beabsichtigten Erfolg stehen. Die Entwicklungskosten für ein Lernprogramm müssen sich in einem überschaubaren Zeitraum amortisieren. Es gibt allerdings auch Bereiche (Gefahren für Leib und Leben), die trotz ungenügender Amortisation für den Einsatz von Lernprogrammen sprechen.
Zielgruppe Ob ein Computerlernprogramm sich für einen Einsatz bei einer Zielgruppe eignet, ist nicht abhängig von den Erfahrungen im Umgang mit Computern. Gute Lernprogramme sind selbsterklärend und zeichnen sich durch eine hohe Benutzerfreundlichkeit aus. Sie können auch ohne Computerkenntnisse bedient werden. Viel wesentlicher ist die Bereitschaft der Zielgruppe, mit dem Computer lernen zu wollen. Diese Bereitschaft muss bereits vor dem Einsatz des Lernprogramms bestehen. Häufig wird auch der Einsatz von Lernprogrammen durch das Ausbildungspersonal torpediert. Die genannten Gründe sind vielfältig. Die Argumente sind in der Regel
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
nur vorgeschoben, wenn sich das Ausbildungspersonal grundsätzlich gegen die Anwendung neuer Lehr- und Lernmethoden sträubt. Oft begründet sich dies aus der Angst heraus, die Technik nicht zu beherrschen oder sich zum Sklaven der Technik zu machen. Diese Barrieren können nur mit sehr viel Überzeugungsarbeit überwunden werden. Unabdingbar für den erfolgreichen Einsatz von Lernprogrammen ist eine entsprechende Motivation der Zielgruppe. Gelingt es Ihnen nicht, eine positive Motivationslage zu schaffen, dann sollten Sie auf den Einsatz von Lernprogrammen verzichten. Aufwand und Nutzen stehen dann in keinem vertretbaren Verhältnis.
Lernziele und -strategien In welchen Lernzielbereichen können Computerlernprogramme erfolgreich eingesetzt werden? Grundsätzlich gibt es keinen Bereich, der dafür nicht infrage käme. Man trifft jedoch folgende Unterscheidungen: < Wissen (kognitiv), zum Beispiel Kennen der Einzelteile eines Motors, Auswendiglernen, einsichtiges Lernen < Können (psychomotorisch), zum Beispiel Motor zerlegen und zusammensetzen können, Lernen von Bewegungsabläufen < Innere Haltung (affektiv), zum Beispiel Angstabbau, Einstellungslernen, soziales Lernen Diese Bereiche sind die Grundlagen, auf der Strategien zum Erreichen von Lernzielen entwickelt werden. Dabei werden auch verschiedene Lernzielbereiche miteinander verknüpft. Im Folgenden werde ich Ihnen nun die Lernstrategien zu den einzelnen Zielbereichen vorstellen.
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Auswendiglernen
Beispiel für die Verwendung einer »Eselsbrücke«. Der wichtigste Aspekt bei der Anwendung des Auswendiglernens ist das Assoziieren. Ein Bild wird mit einem Geräusch oder mit einer Zahl verbunden. Jeder kennt die Bedeutung der »Eselsbrücken« So wird zum Beispiel mit dem Begriff »Konvex« das Bild einer Hexe mit ihrem Buckel verbunden. In Computerprogrammen werden deshalb Bilder in Zusammenhang mit Begriffen gebracht. Die verwendeten Bilder oder Begriffe müssen dem Lerner bereits vertraut sein. Er muss eine sofortige Rückmeldung erhalten, ob er sich richtig erinnert hat. Wenn Sie ein solches Programm entwickeln, dann sind folgende Forderungen zu berücksichtigen: < < < < < <
Wiederholung Sofortige Lösung bei der Antwort Individuelle Feedbacks Berücksichtigung des Vorwissens Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, zum Beispiel in Verbindung mit Tests Informationen über mehrere Eingangskanäle
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Einsichtiges Lernen (verstehendes Lernen) Nicht alle Phänomene des Lernens lassen sich über die Bildung von Assoziationen erklären. Lernen durch Einsicht vollzieht sich, indem Bilder und Strukturen verknüpft werden. Aus unvollständigen Formen oder Figuren wird eine vollkommene Gestalt mit einer klaren Struktur. Aus einem Mosaik wird ein Bild.
Von der unvollkommenen zur vollkommenen Gestalt. Diese Erkenntnis hat vor allem dann bei Lernprogrammen Bedeutung, wenn komplizierte Beziehungen oder Zusammenhänge oder Problemlösungen und Regeln gelernt werden sollen. Computerlernprogramme sind für diese Art des Lernens besonders gut geeignet, da sich der Aufbau von Strukturen in einem interaktiv gestalteten Lernprozess besonders anschaulich darstellen lässt, wenn folgende Elemente beachtet werden: 1. Zusammenhänge müssen klar strukturiert und auf einen Blick erfassbar sein. 2. Dem Lernenden müssen Aha-Erlebnisse ermöglicht werden. 3. Nur bekannte, bereits erlernte Elemente werden verwendet. 4. Eingangstests tragen zur individuellen Gestaltung der Lernwege bei. 5. Aufbau von Informationsketten, die ggf. mit Grafiken und Bildern illustriert werden. 6. Überprüfung der Argumentationskette durch zielgerichtete Fragen. 7. Falsche Antworten des Lernenden über entsprechende Feedbacks analysieren und kommentieren. 8. Bei falschen Antworten ggf. »Schleifen« einbauen, in denen die Lerninhalte entsprechend der Antwort aufbereitet und dargeboten werden.
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9. Lexikon mit Fachbegriffen dem Lerner zur Verfügung stellen. 10. Individuelle Gestaltung von Lernwegen anbieten. 11. Bei schwierigen Aufgaben dem Lernenden Hilfen und Tipps zur Verfügung stellen, auf die er bei Bedarf zurückgreifen kann.
Einstellungslernen Einstellungen werden im Wesentlichen durch eigene Erfahrungen oder durch das Nachahmen von Vorbildern geprägt. Diese Einstellungen prägen und beeinflussen unser tägliches Verhalten gegenüber anderen Menschen, Mitarbeitern und Vorgesetzten. Will man mit einem Computerlernprogramm diese tief eingeprägten Einstellungen verändern, so ist dies nur sehr schwer möglich. Sollten Sie sich dennoch für die Entwicklung und den Einsatz eines solchen Programms entscheiden, dann sollten Sie folgende Rahmenbedingungen beachten: < Der Lernende muss die Möglichkeit erhalten, die neuen Einstellungen selber zu entdecken. < Die emotionale Ebene muss angesprochen werden. < Positive Vorbilder sind zu verwenden. < Das neue Verhalten muss belohnt werden. < Die neuen Einstellungen müssen durch Wiederholungen verfestigt werden.
Soziales Lernen Sich in Gruppen einzuordnen, bestimmte Rollen zu übernehmen und sich die typischen Verhaltensweisen einer Gruppe anzueignen, sind die Vorgänge, die sich beim sozialen Lernen abspielen. Soziales Lernen und Einstellungslernen sind eng miteinander verknüpft, denn die Normen einer Gesellschaft beruhen auf Einstellungen. Mit der Übernahme einer bestimmten Rolle zeigen wir auch ein der Rolle angepasstes Verhaltensmuster. So verhalten wir uns im Büro gegenüber dem Chef anders als im Sportverein oder im Kegelclub bzw. in der Familie. Aufgrund seiner Komplexität kann soziales Lernen nicht durch ein Computerlernprogramm vermittelt und gelernt werden. Programme können aber eingesetzt werden, um über das »Lernen am Modell« Einstellungen zu modifizieren.
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Kapitel 1
Sollten Sie sich dennoch für ein solches Programm entscheiden, müssen Sie dabei folgende Regeln einhalten: < Dem Lerner müssen Szenarien geboten werden, in denen er die gewünschten Verhaltensweisen in sozialen Situationen erproben kann. < Das gewünschte Verhalten muss trainiert und belohnt werden. < Dem Lerner muss eine Identifikationsfigur angeboten werden, die das gewünschte Verhalten zeigt. < Das Lernprogramm muss in ein entsprechendes Konzept eingebunden sein.
Lernen von Bewegungsabläufen (psychomotorisches Lernen) Wenn man das Fliegen von Flugzeugen oder das Autofahren oder die Bedienung von Geräten lernt, sprechen wir von psychomotorischen Lernzielen oder von Lernen in Verbindung mit Muskelbewegungen. Häufig ist gerade das Lernen am Originalgerät schwer möglich, weil Fehler enorme Auswirkungen haben und sogar Menschenleben gefährden können. Denken Sie zum Beispiel an die Bedienung eines Atomkraftwerks oder das Fliegen eines großen Passagierflugzeugs. Deshalb schafft man Nachbildungen, man simuliert das Verhalten des Originalgeräts. Je wirklichkeits- und detailgetreuer die Simulatoren auf die Eingaben des Lerners reagieren, desto kostenintensiver ist in der Regel deren Entwicklung. Aufgrund der rasanten Weiterentwicklung der Computertechnologie ist es heute möglich, aufwendige Echtzeitsimulationen auch unter Nutzung von handelsüblichen Standardcomputern zu verwenden. Die Entwicklungskosten verteilen sich dabei in einem Verhältnis von 9:1 für die Softwareentwicklung und die Bereitstellung der notwendigen Hardware und der Netze. Die Softwareentwicklungen für die Spieleindustrie erzeugen auch einen Synergieeffekt für die Realisierung und Nutzung von Simulationen oder simulativen Anteilen und zwar dahingehend, dass Entwicklungskosten durch die Nutzung von Softwaretools dieser Industrie gesenkt und gleichzeitig die Darstellungsqualität enorm verbessert wird. < Psychomotorisches Lernen ist häufig eine Kombination aus dem Beherrschen der kognitiven Komponente einer psychomotorischen Aufgabe. Also die Kombination von Wissen mit einer Tätigkeit oder Handlung. Auch für die Realisierung von psychomotorischen Lernzielen lassen sich Forderungen ableiten:
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< Die dargestellte Lernsituation muss der Wirklichkeit entsprechen. < Die Reaktion der Simulatoren muss der des Originalgeräts entsprechen. < Die Gesetze der menschlichen Wahrnehmung sind unbedingt zu beachten: Absolute Synchronität von bildlicher Darstellung und Bewegung des Geräts (z. B. Fahrsimulatoren). < Das Lernen von Bewegungsabläufen und die Koordination müssen häufig geübt werden. Bei dieser Form es Lernens kommt den Wiederholungen eine ganz besondere Bedeutung zu. Das bedeutet, die Abläufe sind so zu erlernen, dass sie verinnerlicht werden und automatisch ablaufen. < Der Lerner muss immer aktiv sein. < Die Rückmeldung auf eine Handlung bzw. deren Folgen müssen dem Lerner sofort dargestellt werden. Bereits Verzögerungen im Sekundenbereich beinträchtigen den Lernerfolg erheblich. < Das Lernen von psychomotorischen Fähigkeiten kann nur an dem Objekt und in der oder den Situationen erfolgen, die der Lerner dann in der Realität vorfindet.
Wirtschaftlichkeit Neben den methodisch-didaktischen Gründen, die für oder gegen den Einsatz eines Computerlernprogramms sprechen, ist jedoch der Faktor Wirtschaftlichkeit oder »Return of Invest« entscheidend. Folgende Faktoren bestimmen die Wirtschaftlichkeit eines Lernprogramms: < < < < <
die Laufzeit oder Nutzungsdauer des Programms die Anzahl der Nutzer bzw. der Verbreitungsgrad das Verhältnis der Lernzeit des Programms zur Gesamtdauer der Ausbildung die Arbeitskosten der Adressaten (Lerner) und Ausbilder die Entwicklungs-/Realisierungskosten
Betrachten wir nun die verschiedenen Bestimmungsgrößen im Einzelnen: Bevor man sich für oder gegen ein Computerlernprogramm entscheidet, muss zunächst geprüft werden, ob es daneben noch andere kostengünstigere Lösungen bzw. Alternativen gibt, die denselben Grad an Effizienz und Effektivität aufweisen. Es ist also zwingend vor einer Realisierung die Programmwürdigkeit im Rahmen einer wirtschaftlichen Betrachtung zu prüfen. Die Laufzeit bzw. die Nutzungsdauer eines Programms ist ein entscheidendes Kriterium für Art und Umfang der eingesetzten Medien.
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Kapitel 1
Bei einer kurzen Nutzungsdauer und häufiger Änderung der Lerninhalte verbietet es sich schon fast von selbst, dass hochpreisige Animationen (3D) eingesetzt werden. Doch auch hier gilt: Keine Regel ohne Ausnahme. Spielen Sicherheitsaspekte eine entscheidende Rolle (z. B. Gefahr für Leib und Leben), dann ist das Kriterium der Nutzungsdauer nachrangig zu bewerten. Bei der Einflussgröße »Anzahl der Adressaten« ist zu bedenken, dass nur die absolute Anzahl der Adressaten (Lerner) für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit herangezogen werden kann. Eine ausreichende Rentabilität wird in der Regel bei 100 bis 200 Lernern pro Jahr erzielt. Jedoch kann auch der Fall eintreten, dass selbst bei einer relativ geringen Anzahl von Lernern pro Jahr der Einsatz eines Lernprogramms wirtschaftlich ist. Etwa bei einem technischen Gerät: wenn durch Fehlbedienungen am Originalgerät in der Ausbildung Schäden entstehen können, die um ein Vielfaches höher sind als die Entwicklungskosten eines Programms. Die Einflussgröße »Lernzeit« bedeutet mehr Lernstoff in kürzer Zeit oder eine Verkürzung der Ausbildungszeit im Vergleich zu einer konventionellen Form der Ausbildung, etwa einem Seminar. Doch Vorsicht! Der Mensch besitzt keinen »Nürnberger Trichter«. Die menschliche Aufnahmefähigkeit ist begrenzt. Realistisch kann die Zeit für die Wissensvermittlung um ein Drittel reduziert werden. Oder anders ausgedrückt: Durch den Einsatz eines Lernprogramms kann in der gleichen Zeit ein Drittel mehr an Lernstoff vermittelt werden. Ein Computerlernprogramm erfordert relativ hohe Entwicklungskosten. Deshalb muss auch immer die Frage beantwortet werden: Stimmt die Kostenrelation »Programmdauer im Verhältnis zur Gesamtausbildungsdauer« für dieses Gebiet? Mann muss schon gewichtige Gründe finden, um bei einer Gesamtausbildungszeit von drei Stunden pro Jahr und circa 20 Teilnehmern ein Lernprogramm zu entwickeln, dessen Kosten circa 150.000 Euro beträgt. Dafür kann es nur einen Grund geben: Gefahren für Menschenleben auszuschließen. Bei der Berechnung des Faktors »Arbeitskosten von Lernern und Ausbildern« sind sowohl die reinen Lohnkosten wie auch die Gemeinkosten je Arbeitsplatz einzubeziehen. Die Hardwarekosten sind nur dann Bestandteil der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, wenn speziell für die Nutzung des Lernprogramms zusätzliche Hardware beschafft
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oder bei der Nutzung von Netzen zusätzliche Kosten entstehen oder zum Beispiel ein Lernmanagementsystem angemietet werden muss. Die Bedeutung dieses Faktors ist jedoch rückläufig, da die heute zur Verfügung stehenden Autorentools Möglichkeiten eröffnen, selbst aufwendige Lernprogramme auf jedem Standard-PC zu nutzen. Entscheidend bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung ist die Gesamtschau der Faktoren. Auf einen einfachen Nenner gebracht: Ein Lernprogramm muss sich rechnen.
Technik Die Hardware für Computerlernprogramme, die in der Aus- und Weiterbildung genutzt werden, hatte sich zumindest in der Vergangenheit in der Regel an der Hardware, wie sie für die Bürokommunikation genutzt wurde, zu orientieren. Dies hatte gravierende Auswirkungen: Lernprogramme mussten so konzipiert werden, dass deren Lauffähigkeit auch auf dem leistungsschwächsten Rechner der Institution garantiert werden konnte. Glücklicherweise hat sich die Computertechnologie so rasant weiterentwickelt, dass es heute möglich ist, Lernprogramme auf fasten jedem Standard-PC zu nutzen. Es ist sogar möglich, aufwendige Simulationen mit Echtzeitdarstellungen von virtueller Realität auf einem »Aldi-PC« sicher auszuführen. Auch lassen es die modernen Autorentools zu, dass Lernprogramme flexibel auf die Nutzerumgebung - ohne großen Zeitaufwand (per Klick) - angepasst werden können. Die Mehrzahl der Programme wird heute nicht mehr speziell für eine Hardwarekonfiguration oder Plattform entwickelt, sondern für eine gewisse Bandbreite in der Nutzung (mehrere Betriebssysteme). Wenn heute Lernprogramme entwickelt werden, sind unter allen Umständen Insellösungen zu vermeiden (Beschränkung der Lauffähigkeit auf ein System). Heute sind es andere Einschränkungen, Probleme und Schwierigkeiten, die berücksichtigt werden müssen. Wenn beispielsweise Lernprogramme über Netzwerke genutzt werden sollen. Häufig stehen die erforderlichen Bandbreiten nicht zur Verfügung (Intranet/Internet) oder die IT-Sicherheit greift restriktiv ein. Das Problem der Bandbreiten lässt sich relativ einfach lösen, indem man ein Autorensystem wählt, das eine flexible Anpassung der Übertragungsraten an die zur Verfügung stehenden Bandbreiten erlaubt. Oder man wählt eine Hybridlösung, indem die Mediendaten direkt auf dem Arbeitsplatzrechner mittels Datenträger eingespeist werden. 32
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Kapitel 1
Die Probleme der IT-Sicherheit lassen sich aber auch durchaus zufriedenstellend lösen. Grundvoraussetzung ist, dass man die IT-Verantwortlichen von Beginn an in die Entwicklung einbezieht, nur zertifizierte Software verwendet und die technischen Möglichkeiten so nutzt und schaltet, dass die jeweiligen Firewalls das Lernprogramm als autorisierte Software akzeptieren. Es gibt Fälle, bei denen auch renommierte Unternehmen mit großen IT-Abteilungen diese Grundsätze nicht beachtet haben und »Lehrgeld« bezahlen mussten. Im Kapitel 2 werden die technischen Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz von Computerlernprogrammen näher beschrieben und erläutert.
Marktgängige Programme Auf dem Markt gibt es für viele Themen bereits vorgefertigte Computerlernprogramme, die man für einen Preis zwischen 50 und circa 1.000 Euro erwerben kann. Die Qualität dieser Programme reicht vom »billigen« Blätterprogramm bis hin zu qualitativ hochwertiger Software mit Simulationen und der Nutzung von virtuellen Elementen (Landschaften, Figuren, Modelle usw.). Bevor Sie sich für die Neuentwicklung eines Lernprogramms entscheiden, sollten sie immer prüfen, ob nicht marktgängige Produkte die gestellten Anforderungen erfüllen. Das Problem für die Ausbildungsverantwortlichen ist dabei die Marktrecherche. Es gibt leider kein Portal im Internet, auf dem alle Anbieter und ihre Produkte vertreten sind. Auch der Besuch von Messen wie etwa der Learntec in Karlsruhe bietet keine vollständige Marktübersicht. Für die Marktrecherche sollten Sie sich Zeit nehmen oder eine Agentur beauftragen. Auch Suchmaschinen im Internet leisten gute Dienste. Computerlernprogramme »von der Stange« decken in der Regel nur die Standardlerninhalte für ein Themengebiet ab. Häufig ist es jedoch so, dass ein auf die Ausbildungssituation maßgeschneidertes Lernprogramm benötigt wird oder Lernmodule, die flexibel an die jeweilige Ausbildungssituation angepasst und kombiniert werden können. Eine Entscheidung für oder gegen die Nutzung von Computerlernprogrammen, die auf dem Markt verfügbar sind, muss immer situationsbedingt getroffen werden.
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Gestaltung von Computerlernprogrammen Häufig werden mit der Entscheidung zur Nutzung von Computerlernprogrammen auch sehr optimistische Erwartungen verknüpft. Es wird davon ausgegangen, dass, wenn man eine Lerninformation audiovisuell vermittelt (Hören und Sehen), in der Regel ein Behaltenswert von 70 bis 80 Prozent erzielt wird und ein 100-Prozent-Wert bei der Nutzung von Multimedia. Übermittlungsart
Erinnerbarkeit
Lesen
ca. 10 %
Vortrag (nur Hören)
ca. 20 %
Bilder/Filme (nur Sehen)
ca. 30 %
Vortrag und Bilder (Hören und Sehen)
ca. 50 %
Nacherzählen
ca. 70 %
Tun
ca. 90 %
Erinnerungswerte von Lerninhalten bei der Nutzung verschiedener Eingangskanäle. Dieser Wert wird so nicht erreicht. Es können jedoch 100 Prozent der vorgegebenen Lernziele erreicht werden. Dieser Wert ist der Entscheidende und ein wesentliches Qualitätsmerkmal bei der Beurteilung von Lernprogrammen. Das Ergebnis kann objektiv über die in den Erfolgskontrollen erreichten Ergebnisse nachgewiesen werden.
Typisierung von Computerlernprogrammen Bei Computerlernprogrammen gibt es für fast jeden Anwendungsbereich einen speziell darauf zugeschnittenen Programmtyp. Ich will Ihnen nun einen Überblick über die wichtigsten Programmtypen und ihre Anwendungsbereiche geben.
Übungsprogramme (Practice and Drill) Der Programmtyp Übungsprogramm wird häufig in der Sprachausbildung eingesetzt: zum Erlernen von Fremdsprachen oder als Vokabeltrainer. Die zu erlernenden Begriffe werden erläutert und dann mit Erfolgskontrollen abgefragt. Solche Programme wurden früher sehr häufig mit einer rigiden Programmsteuerung verbunden. Bei einer falschen Antwort wurde das nächste Tor nicht geöffnet bzw. der nächste Lernabschnitt konnte nicht erreicht werden. Diese Form der Didaktik hat sich aber nicht bewährt, weil sie auch bei einem motivierten Lernenden Frustration auslösen kann.
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Kapitel 1
Deshalb wird häufig mit »intelligenten Hilfen« gearbeitet, die den Lerner motivieren, das Ziel dennoch zu erreichen. Dabei erhält der Lernende in der Regel Denkanstöße oder motivierende Hilfen.
Tutorielle Lernprogramme, Tutorials, lineare Lernprogramme, multifunktionale Lernprogramme Bei dieser Art von Lernprogramm wird ein Inhalt Schritt für Schritt am Bildschirm erklärt und die Interaktion des Lerners beschränkt sich beispielsweise auf die Eingabe von Kommandos. Eine Form, die häufig bei Computerprogrammen angewendet wird. Die getätigten Eingaben werden nur auf die Syntax hin geprüft. Bei den linearen Lernprogrammen bewegt sich der Lerner auf einem durch den Autor vorgegeben Lernweg durch ein Themengebiet. Der Wissenserwerb wird dabei gezielt gesteuert. Er interagiert dabei intensiv mit dem Programm und erhält gezielte Feedbacks bei Aufgabenstellungen. Dieser Programmtyp findet häufige Verwendung bei der Bedienung von Geräten oder Fahrzeugen. Multifunktionale Lernprogramme ermöglichen es dem Lernenden, sich weitgehend frei innerhalb eines tutoriell gestalteten Lernprogramms zu bewegen. Bei diesem Typ von Lernprogramm entscheidet der Lernende eigenständig über seinen persönlichen Lernerfolg. Der Lernende ist frei, ob er den vorgeschlagenen Lernweg und die zusätzlich angebotenen Informationsquellen nutzt. Auch kann dem Lernenden die Möglichkeit angeboten werden, sich ein Themengebiet über Hypertextinformationen zu erarbeiten.
Tutorielle Systeme Tutorielle Systeme sind intelligente Systeme, die versuchen, den Lernstoff in Abhängigkeit von definierten Lernermodellen zu präsentieren. Dabei wird ein bestimmtes Verhalten des Lerners zugrunde gelegt und ihm der entsprechende Lernweg angeboten. Das Problem dabei ist, dass ein bestimmter Lerntyp operationalisiert und eine entsprechende Datenbasis geschaffen werden muss. Dies ist in der Praxis bisher kaum gelungen. Die Realisierung ist sehr aufwendig und kostenintensiv. Dieser Typ wir in der Ausbildungspraxis selten verwendet. Anwendung findet er bei Universitäten für das Prototyping und im Bereich von Studien. 35
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Simulationsprogramme Diese Programme bilden die Realität für den Lernenden nach und versetzen ihn in eine konkrete Handlungssituation, sei es als Fahrer einer Straßenbahn, Bediener eines Krans, Pilot eines Flugzeugs oder als Inhaber einer Firma. Diese Programme besitzen in der Regel keine vordefinierte Ablaufstruktur. Das Programm reagiert auf die jeweilige Entscheidung des Lerners und führt diese bis zur letzten Konsequenz aus. Um den Lernerfolg nicht nur auf dem Prinzip von »Trial and Error« beruhen zu lassen, werden auch Breakpoints mit entsprechendem Feedback eingebaut, die es dem Lerner ermöglichen, einmal getroffene Entscheidungen zu korrigieren. Die Lernwirksamkeit dieser Programme wird entscheidend dadurch geprägt, inwieweit es gelingt, die reale Situation nachzubilden. Durch die Gestaltung von virtuellen Welten in Verbindung mit einer Physikengine lässt sich ein sehr hoher Grad an Realität erreichen. Die Physikengine simuliert die physikalischen Eigenschaften des Originalgeräts. Das Modell reagiert in der virtuellen Welt genau so wie das Originalgerät in der Wirklichkeit.
»Brückenbaukasten für die Einsatzplanung«.
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Kapitel 1
Hypermediaprogramme Der Programmtyp Hypermedia zeichnet sich dadurch aus, dass er generell ein völlig freies Navigieren im gesamten Programm erlaubt. Diese Programme enthalten in der Regel nur sehr komplex aufbereitete Informationen zu einem Themengebiet – etwa vergleichbar mit einem Lexikon in interaktiver Form. Der Lerner kann dabei das Themengebiet entsprechend seiner individuellen Bedürfnisse erkunden. Das Problem, das sich für den Lerner stellt, ist die Orientierung. Er kann sich leicht in seinem »Lernkosmos« verirren. Ü AUFGEPASST Programme dieser Art weisen häufig ein Defizit in der didaktischen und tutoriellen Komponente auf. Es fehlt an zielgerichteten Orientierungshilfen.
Lernspiele Lernspiele (digitale Lernspiele) werden eingesetzt, um dauerhaft Wissen oder Fähigkeiten zu erwerben. Dabei wird der Wissenserwerb in eine Spielhandlung verpackt und in der Regel auch durch eine Spielsteuerung geregelt. Die Handlung stellt den Wissenserwerb in den Gesamtzusammenhang und ermöglicht auch den Praxistransfer. Die Steuerung regelt den Modus: zum Beispiel eine ablaufende Sanduhr für den Zeitverbrauch oder das Steigen auf einer Hierarchieleiter. Lernspiele eignen sich nicht für den Grunderwerb von Wissen in einem Themengebiet. Sie sind aber gut dafür geeignet, »Transferleistungen«, (z. B. die Verknüpfung zur Praxis) zu erbringen. Aussagen von Spielfiguren wirken dabei oft prägend.
Didaktik von Computerlernprogrammen Computerlernprogramme können dann erfolgreich eingesetzt werden, wenn sie selbstgesteuertes Lernen ermöglichen. Die Eigenverantwortlichkeit und die Mündigkeit des Lernenden sind die übergeordneten Lernziele. Dabei steht das erwachsenengerechte Lernen im Vordergrund. Der Lerner muss also nicht nur wie beim konventionellen Unterricht passiv den Stoff aufnehmen, sondern er muss aktiv arbeiten, den Stoff abholen und erarbeiten. Diese in der Schule überwiegend antrainierte Verhaltensweise macht es ja so schwierig, Erwachsene zu selbstgesteuertem Lernen zu motivieren. Das Lernprogramm muss dabei den Lerner »abholen«, ihn begleiten und motiviert mit neuem Wissen entlassen.
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Selbstgesteuertes Lernen ist mehr als Selbstlernen. Dazu müssen die Lernprogramme in eine Gesamtkonzeption (Ausbildungsplan, Curriculum) integriert werden. Die Nutzung eines Programms ohne Einbettung in ein Gesamtkonzept führt zu kontraproduktiven Ergebnissen.
Struktur eines Lernprogramms Die Struktur eines Lernprogramms besteht grundsätzlich aus zwei Komponenten: Inhalt (Aufbereitung und Darbietung des Lernstoffs) und Interaktion (Kommunikation des Lerners mit dem Programm). Die Struktur, die sich in der Regel hinter einem Lernprogramm verbirgt, ist relativ simpel. Ausnahmen stellen meistens die komplexen Programmstrukturen von in Echtzeit agierenden Trainingsprogrammen für die Ausbildung von Teams dar.
Grundstruktur von Lernprogrammen.
Interaktion Im Zusammenhang mit Computerlernprogrammen wird der Begriff Interaktion häufig verwendet, um die Kommunikation des Lernenden mit dem Lernprogramm zu beschreiben. Häufigkeit und Intensität werden als Interaktivität bezeichnet. Der Grad an Interaktivität ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal von Lernprogrammen. Die Attraktivität eines Lernprogramms steht und fällt damit. Das Betätigen des WeiterButtons kann nicht als Interaktivität gewertet werden. Hierunter fallen ausschließlich aktive Handlungen des Lerners.
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Kapitel 1
Benutzeroptionen Die Möglichkeiten zur Nutzung eines Programms werden dem Lerner in Form von Optionen zur Verfügung gestellt, die er nutzen kann, jedoch nicht muss. Hier eine Auswahl der gebräuchlichsten Benutzeroptionen: < Steuerung: Seite vor, Seite zurück, Lernschritt vor, Lernschritt zurück, Auswahlmenü, Lesezeichen, Info: Bearbeitungsstand < Lexikon < Lernziele < Lernwegempfehlung < Hilfe: Bedienhilfe, Lerntipps, Taschenrechner, Notizblock, Druckfunktion, Farbwahl < Ende: Programmende, Lernerdatenspeicherung Die vorhandenen Steuerungsmöglichkeiten sind selbsterklärend und intuitiv zu gestalten. Sie müssen dem Lerner eine komfortable Navigation innerhalb des Programms, Sprünge aus dem Auswahlmenü an eine bestimmte Seite, schnelles Vor- und Zurückblättern der Bildschirmseiten sowie das Wiederholen einer Bildschirmseite ermöglichen. Die Informationsfunktionen sind so zu gestalten, dass der Lernende alle Informationen in dem Programm vorfindet, die er für die Bearbeitung benötigt (Angabe der Lernziele, Lexikon mit Fachbegriffen oder Glossar). Betrachten wir nun einige Funktionen etwas näher: Die Hilfefunktion sollte beinhalten: < Bedienhilfe für das Programm, (Erklärung Funktionalität der Buttons und der Sonderfunktionen) < Kontextsensitive Bedienhilfe < Tipps oder Lösungshilfen < Hilfswerkzeuge, zum Beispiel Taschenrechner, Karten usw. < Notizblock, in dem der Lerner Informationen speichern und anschließend ausdrucken kann Die Funktion »Programmende« dient zur Speicherung des Bearbeitungsstandes und der Ergebnisse von Erfolgskontrollen. Sie dient auch bei Lernmanagementsystemen zur Übergabe der Metadaten.
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Ü AUFGEPASST Bei der Speicherung von personenbezogenen Daten sind die gesetzlichen Auflagen unbedingt zu beachten.
Übungen und Aufgaben Was wäre ein Computerlernprogramm ohne Überprüfung des Lernerfolgs und der Lernziele. Folgende Formen werden dabei für die Aufgabenstellung genutzt: < < < < <
Auswahlaufgaben Single Choice (Einfachauswahl) Multiple Choice (Mehrfachauswahl) Reihenfolgeaufgaben Texteingaben (Fill in the blank)
Auswahlaufgaben Als Einfachauswahlaufgaben werden Aufgaben bezeichnet, bei welchen nur mit Ja oder Nein geantwortet werden bzw. nur zwischen Falsch und Richtig entschieden werden kann.
Beispiel einer Erfolgskontrolle. 40
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Kapitel 1
Bei Mehrfachwahlaufgaben hat der Lerner mehrere Antwortmöglichkeiten (n aus x). Der Schwierigkeitsgrad lässt sich noch steigern, wenn sich die Fälle nur minimal unterscheiden. Die Anwendung dieses Aufgabentyps erfordert ein differenziertes Feedbackkonzept.
Beispiel für eine Mehrfachwahlaufgabe.
Zuordnungsaufgaben Die ausgewählten Objekte werden bei einer Zuordnungsaufgabe mit der Maus angeklickt und in einem Zuordnungsbereich platziert. Bei diesem Aufgabentyp wird häufig eine grafische Form in Kombination mit einer fotorealistischen Darstellung verwendet.
Reihenfolgeaufgaben Bei diesem Aufgabentypus geht es darum, eine Anzahl von Objekten in eine sinnvolle, richtige Reihenfolge zu bringen. Der Aufgabentyp Reihenfolgeaufgabe ist gut geeignet, um den Lernerfolg bei Tätigkeiten abzuprüfen, die in einer bestimmten Reihenfolge zu absolvieren sind.
Einschätzaufgaben Einschätzaufgaben dienen dazu, einen bestimmten Punkt oder Bereich auf einer Skala zu markieren. Sie sind für Erfolgskontrollen weniger geeignet, da hier nicht konkretes Wissen abgefragt, sondern in der Regel eine Schätzung abgeben wird. 41
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Zahleneingabe Mit Hilfe von Zahleneingaben können komplexe Lerninhalte überprüft werden. Dabei sind besonders die Eingabekriterien zu beachten. Das Feedbackkonzept muss sowohl auf Denkfehler wie auf falsche Schreibweisen reagieren.
Texteingaben Die Eingabe von einzelnen Begriffen oder Worten ist relativ leicht zu realisieren. Jedoch sollte man, um orthografische Fehler auszuschließen, Textbausteine verwenden. Dies erleichtert auch die Auswertung und das Feedback. Dieses Verfahren kann auch bei der Eingabe von Lückentexten angewandt werden. Ü Tipp! Von einer Texteingabe über die Tastatur ist in der Regel dringend abzuraten, weil die Fehlerrate zu hoch und die Auswertung sehr aufwendig und kostenintensiv ist. Bei Sprachprogrammen kann es jedoch durchaus sinnvoll sein, mit Texteingaben zu arbeiten. Entsprechende Module sind am Markt verfügbar.
Feedback Die Lernwirksamkeit eines Lernprogramms wird unter anderem auch maßgeblich durch die verwendeten Feedbacks bestimmt. Deshalb muss es eine konzeptionelle Übereinstimmung zwischen Interaktions- und Feedbackkonzept geben.
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Kapitel 1
Feedbacks müssen grundsätzlich folgende Bedingungen erfüllen: < Der Lernende muss eine eindeutige Rückmeldung erhalten, ob die Lösung richtig oder falsch ist. < Das Feedback muss eine Begründung enthalten, warum die Lösung richtig oder falsch ist. < Auch richtige Lösungen sind zu kommentieren. »Das war gut« reicht nicht aus. < Der Lernende muss einen Hinweis erhalten, welche Bedeutung seine Lösung für den weiteren Lernprozess hat. < Der Lernende muss auch ein Feedback erhalten, wenn er eine Aufgabe nur angeklickt und nicht bearbeitet hat. So sollte ein Feedback aussehen:
Beispiel eines »guten« Feedbacks.
Eingabeversuche Bei der Festlegung, wie viele Eingabeversuche möglich sind, muss unterschieden werden, ob es sich um eine Übungsaufgabe oder eine Erfolgskontrolle handelt. In der Praxis hat sich gezeigt, dass man auch beim erwachsenengerechten Lernen nicht mehr als drei Antwortversuche zulassen sollte. Die Übungsaufgabe kann aber beliebig oft wiederholt werden.
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Bei einer Erfolgskontrolle ist nur eine Antwortmöglichkeit zulässig. Der Lerner erhält ein Feedback, ob seine Lösung richtig oder falsch war, und eine Begründung. Eine Bewertung erfolgt am Ende der Erfolgskontrolle. Es hat sich in der Praxis als durchaus zweckmäßig erwiesen, Erfolgskontrollen am Stück zu bearbeiten und mit einer Abfrage einzuleiten. Um die Attraktivität eines Lernprogramms über einen längeren Zeitpunkt zu erhalten, ist es praktisch, einen Fragenpool mit Zufallsgenerator zu benutzen�.
Bildschirmdesign und -layout Dieses Thema allein ist geeignet, mehrere Bücher zu füllen. Deshalb habe ich mich hier auf die Punkte beschränkt, die ein Ausbilder bei einem Computerlernprogramm beachten bzw. wissen sollte. Grundsätzlich sind Lernprogramme ergonomisch zu gestalten. Auf dem Bildschirm gibt es feste Plätze für die Überschriften, Inhalte (Fotos, Grafiken, Texte, Videofenster usw.) und Steuerungsfunktionen. Es gelten hier die gleichen Regeln und Grundsätze, wie sie auch bei der Gestaltung von Printmedien einzuhalten sind.
Schematischer Aufbau eines Bildschirms für ein Lernprogramm.
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Beispiel für ein modernes Bildschirmdesign.
Hier einige wichtige Regeln: < Schriftgröße (12-Punkt–Schrift ohne Serifen oder Schatten, z. B. Arial): nicht mehr als drei Schriftgrößen in einem Programm nutzen. < Nur für den Bildschirm geeignete Farben auswählen. < Signalfarben nur für wichtige Informationen nutzen. < Bildschirmfarben eignen sich nicht grundsätzlich für die Projektion über Großbildprojektoren. (Die Farbwirkung ist immer zu überprüfen.) < Bildschirmauflösung 1024 x 768 Pixel oder 1200 x 1024 Pixel. < Individuelle Kursbearbeitung: Möglichkeit der individuellen Festlegung des Lernwegs. < Interaktion: durchgängiges Interaktionskonzept (Fragen/Aufgaben/Rück meldung). < Praxisnähe: Das Lernprogramm muss die berufliche Praxis nachbilden. < Hilfen: Bedienhilfen sind grundsätzlich kontextsensitiv zu gestalten und durch den Lerner individuell abrufbar. < Aufgaben, strikte Lernzielorientierung: Alle Lernziele sind mit Aufgaben zu überprüfen.
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< Erfolgskontrollen: prüfen das Erreichen der Lernziele ab, enthalten konkrete Hinweise für den Lerner, ob er die Lernziele erreicht hat bzw. ob Wiederholungen erforderlich sind – und, wenn ja, welche. < Fachliche Richtigkeit: Die Inhalte müssen überprüft und verifiziert sein. < Texte: kurz, prägnant und verständlich. Fachbegriffe sind zu erläutern. < Sprachstil: einfach und verständlich. Orientierung an der gesprochenen Sprache bzw. an der sprechbaren Sprache. < Sprachebene: Die Sprache orientiert sich an der Zielgruppe, deren Fachbegriffen und dem »Jargon«. < Motivation: Das Lernprogramm muss den Lerner »fesseln«. Ü gRUNDLAGEN Der Lerner muss immer aktiv gehalten werden. Belohnungen tun gut und fördern die Motivation. Unbedingt vermieden werden sollten ablehnende Reaktionen, Witze auf Kosten bestimmter Personengruppen, politische Wertungen und ein Sprachstil, der nicht der Zielgruppe angemessen ist.
Realisierungsaufwand Computerlernprogramme erfordern eine sehr zeitaufwendige Realisierung. Der Aufwand richtet sich nach der Komplexität des Lernprogramms. Als kleine Hilfestellung hier eine Tabelle mit groben Anhaltspunkten für die benötigten Zeiten: Kategorie
Beschreibung
Aufwand
I
Blätterprogramme/Präsentationen
50 - 150 Std/UE
II
Einfache CUA-LP
80 - 200 Std/UE
III
Standard CUA-LP
100 - 250 Std/UE
IV
Komplexe CUA-LP
120 - 350 Std./UE
V
Sehr komplexe CUA-LP
150 - 600 Std/UE
VI
Teil-Simulation
300 - 800 Std/UE
Anhaltswerte für den Realisierungsaufwand bei Computerlernprogrammen. 1 UE = Unterrichtseinheit von 45 Minuten Dauer.
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Bezeichnungen für Unterstützung der Lehre und des Lernens mit und durch Computer Es gibt vielfältige Begriffe für das Lernen mit dem Computer. Damit Sie sich in diesem »Dschungel« zurechtfinden, hier eine kleine Orientierungshilfe: Bezeichnungen für das Lernen mit dem Computer Abkürzung
Bezeichnung
CAT
Computer Aided Instruction (Computerunterstütze Unterweisung)
CAL
Computer Aided Learning (Computerunterstütztes Lernen)
CBT
Computer Based Training
CSCL
Computer Supported Cooperative Learning (Computerunterstütztes kooperatives Lernen)
CUA
Computerunterstütze Ausbildung
CUL
Computerunterstütztes Lernen
CURA
Computerunterstützter Rechtsunterricht
CUU
Computerunterstützter Unterricht
DL
Distributed Learning (Verteiltes Lernen)
DLS
Distributed Learning System (System für verteiltes Lernen)
FA
Fernausbildung
FDL
Flexible Distance Learning
JITL
Just in Time Learning
JITOL
Just in Team Open Learning
KL
Kollaboratives Lernen
KTL
Kooperatives Tele-Lernen
MML
Multimediales Lernen
NBT
Net Based Training (Netzbasiertes Training)
ODL
Open Distance Learning (Offenes Fernlernen)
OTL
Offenes Telelernen
TP
Tutorielle Programme
VL
Virtuelles Lernen
VLL
Verteiltes Lehren und Lernen
WBLU
WWW-basierte Lernumgebungen
WBT
Web Based Training
Auswahl möglicher Bezeichnungen für das Lernen mit dem Computer.
Damit verlassen wir nun den Bereich der Lernmittel und wenden uns den Lehrmitteln zu. 47
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Folienmappen
Zur Gestaltung konventioneller Unterrichte werden schon seit vielen Jahren standardisierte Unterrichtsmappen mit Folien (Folienmappen) verwendet. Diese Mappen enthalten in der Regel einen Satz Folien sowie einen oder mehrere ausgearbeitete Unterrichtsvorschläge zum Themenbereich. Die Foliengestaltung ist in der Regel grafisch sehr aufwendig und teuer. Die meisten dieser Mappen sind sehr hochpreisig teilweise auch aufgrund ihrer geringen Auflagenhöhe. Die Mappen haben für den Ausbilder neben den unbestreitbaren Vorteilen aber auch einige Nachteile. Nachteile: < In der Regel handelt es sich um lose Blattsammlungen. Werden die Mappen durch mehrere Ausbilder genutzt, so passiert es häufig, dass interessante und wichtige Folien mit der Zeit ihre eigenen Wege gehen. Sie sind einfach nicht mehr vorhanden… < Es werden nur »Standardinhalte« angeboten. Dies bedeutet, dass eine Anpassung an unterschiedliche Zielgruppen nicht möglich bzw. mit zusätzlichem Aufwand für den Ausbilder verbunden ist (Eigenerstellung). < Die Individualität der Ausbilder wird nicht berücksichtigt. < Dynamische Abläufe, etwa der Druckverlauf in einem Hydraulikzylinder, sind nur statisch darstellbar. < Anpassungen an veränderte Ausbildungsinhalte sind mit hohem Aufwand verbunden. Neben den geschilderten Nachteilen haben diese Folienmappen natürlich auch ihre Vorzüge:
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Vorteile: < Einheitliche Darstellung auch von komplexen Sachverhalten. < Gute Lesbarkeit durch eine aufwendige grafische Gestaltung. < Grundlage für verbindliche Lehraussagen, wenn ein Ausbildungsstoff in mehreren Klassen und von verschiedenen Ausbildern unterrichtet wird. < Geringer technischer Aufwand (nur Tageslichtprojektor erforderlich). < PC-Kenntnisse der Ausbilder sind nicht erforderlich. Die Forderungen der Ausbilder nach einem Ausbildungsmittel < zur Unterstützung des konventionellen Unterrichts in Schulungsräumen mit unterschiedlichen räumlichen Ausdehnungen, < das eine individuelle Anpassung an die Zielgruppen mit geringem Aufwand ermöglicht, < das dynamische Abläufe multimedial darstellen kann, < das individuell durch den Ausbilder angepasst und ergänzt werden kann, das auch redundant auf konventioneller Technik eingesetzt werden kann, konnten mit Folienmappen also nicht erfüllt werden und führten zur Realisierung von digitalen Unterrichtshilfen (DUH).
Digitale Unterrichtshilfe (DUH)
Beispiel: Titelseite einer DUH mit den Zielgruppen. Eine digitale Unterrichtshilfe ist ein Mittel zur Unterstützung der Lehre, dessen wesentliche Funktionen in der Informationsvermittelung und Themenvertiefung liegen. Eine DUH wird ausbildergesteuert und unterrichtsunterstützend eingesetzt.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Im Gegensatz zu einem Lernprogramm werden die Funktionsziele wie Motivation, Handlungssteuerung und Erfolgskontrolle nur sehr eingeschränkt genutzt.
Gliederung einer digitalen Unterrichtshilfe Eine digitale Unterrichtshilfe kann wie folgt strukturiert werden: < < < <
Programm (Gesamtheit aller Ausbildungsmodule zu diesem Thema) Kapitel (Zusammenfassung von Lernabschnitten zu diesem Kapitel) Abschnitt (Zusammenfassung von Lernschritten zu diesem Abschnitt) Lernschritt (kleinste Lerneinheit; asignable units)
Im Kapitel 3 wird Ihnen Nutzung und Einsatz unter anderem von digitalen Unterrichtshilfen beispielhaft erläutert.
Autorentools Eine digitale Unterrichtshilfe kann im Prinzip mit allen am Markt verfügbaren Autorentools bzw. Präsentationsprogrammen realisiert werden. Die Auswahl der Tools richtet sich danach, ob eine größere Anzahl von Ausbildern, Trainer oder Coaches die Möglichkeit erhalten soll, Inhalte der Unterrichtshilfe individuell zu verändern. Besteht diese Forderung, dann scheiden Autorentools wie Director, Authorware oder Toolbook aus, weil die Nutzung dieser Tools fundierte Programmkenntnisse erfordert. Eine Realisierung unter Nutzung einer Präsentationssoftware (z. B. Powerpoint, Impress aus Open Office, Keynote) oder eine Realisierung mittels HTML und Internet/Intranet ist dann die Erfolg versprechende Lösung. Diese Lösung bietet für die Ausbilder einige Vorteile: < Lauffähigkeit der Unterrichtshilfe ist auf nahezu allen Computersystemen zu garantieren. < Inhalte können ohne großen Aufwand verändert und angepasst werden. < Die Software gehört zum Standardprogrammpaket in der Bürokommunikation. < Die Funktionalitäten sind ähnlich denen aufwendiger Autorensysteme und werden ständig verbessert. < Corporate Identity und Screendesign können einfach integriert bzw. angepasst werden. < Die Einbindung von zusätzlichen Medien und Dokumenten, die in den gängigen Dateiformaten vorliegen, ist möglich.
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Beispiel für die Gestaltung einer digitalen Unterrichtshilfe:
Beispiel für die Gestaltung einer Auswahlseite bei einer DUH.
Beispiel einer Bildschirmseite:
Beispiel einer Bildschirmseite mit den Funktionalitäten. Bei diesen wenigen Beispielen konnten Sie bereits erkennen, wie vielfältig die Nutzungsmöglichkeiten von digitalen Unterrichtshilfen zur Unterstützung des konventionellen Unterrichts sein können.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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E-Learning (Fernausbildung, Distance-Learning) Die Aus- und Weiterbildung kann durch Computerlernprogramme in vielfältiger Art und Weise unterstützt werden. Auch in diesem Bereich gibt es eine Vielzahl von Verfahren und Begriffen. Ich will Ihnen die wichtigsten Anwendungen vorstellen.
Einordnung der Verfahren in das Gebäude des computergestützten Lernens.
Begriffsdefinition CUA-Lernprogramme CUA-Lernprogramme wurden und werden in Form des Computer-Based-Trainings (CBT) eingesetzt. Im Zentrum dieses Ausbildungsverfahrens steht der Computer mit dem einzelnen Lerner (Individualausbildung). Die Lernprogramme werden von Datenträgern in den Rechner eingespeist. Eine weitere Entwicklung wurde eingeleitet durch die Nutzung der modernen Informations- und Kommunikationstechnologie für das Lernen auch über große Distanzen. Diese Entfernungen werden durch die Nutzung von externen (Internet) oder internen Netzwerken (Intranet) überbrückt. Aber auch auf herkömmlichen Wegen, etwa durch Verschicken einer CD-ROM mit der Post. Die Begriffe E-Learning bzw. Distance-Learning wurden geprägt. Ü gRUNDLAGEN E-Learning ist die Bezeichnung für Lernen, das mit Informations- und Kommunikationstechnologie ermöglicht bzw. unterstützt wird. Das Lernen unter Überbrückung räumlich weiter Entfernungen ist nicht neu. Bereits im 19. Jahrhundert wurde vor allem auf dem nordamerikanischen Kontinent an Lösungen gearbeitet, die das Lehren und Lernen über weite Distanzen ermöglichten. So bot die Universität Wisconsin bereits 1891 einen Korrespondenzkurs an. In Deutschland gibt es vor allem im universitären Bereich verstärkte Bemühungen, Lehre und Lernen unter Nutzung von Netzen zu ermöglichen.
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Bereich
Bezeichnung
Adresse
Fernunterricht
Forum DistanceE-Learning Der Fachverband für Fern- lernen und Lernmedien e.V.
Doberaner Weg 22 22143 Hamburg E-Mail:
[email protected] Internet: www.forum-distance-learning.de
Fernstudienforschung/���������������������������������������� ��������������������������������������� Arbeitsgemeinschaft für Postfach 201602 Lehrerweiterbildung/ Fernstudium im AUE e.V. 56016 Koblenz Hochschulfernstudium Sprecherrat, Universität E-Mail:
[email protected] Koblenz-Landau, ZFUW Internet: www.ag-fernstudium.de
Fernuniversität - Gesamt- hochschule – Hagen Studiensekretariat und zentrale Studienberatung
58004 Hagen E-Mail:
[email protected] Internet: www.fernuni-hagen.de
Institut für Verbundstudien NRW Bereich Hochschuldidaktik und Fernstudienentwicklung
Postfach 1728 58017 Hagen E-Mail:
[email protected] Internet: www.ifv-nrw.de/
Fachhochschulfernstudium Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen
Rheinau 3–4 56075 Koblenz E-Mail:
[email protected] Internet: www.zfh.de
AKAD Die Privat- Hochschulen GmbH
Maybachstraße 18–20 70469 Stuttgart E-Mail:
[email protected] Internet: www.akad.de
Private Fernfachhochschule Darmstadt
Postfach: 100164 64201 Darmstadt E-Mail:
[email protected] Internet: www.privat-fh.de
SRH Fernfachhochschule Riedlingen
Robert-Bosch-Str. 23 88499 Riedlingen Internet: www.srh.de/
Hamburger Fern- Hochschule GmbH
Alter Teichweg 19 22081 Hamburg E-Mail:
[email protected] Internet: www.hamburger-fe.de
Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundes- republik Deutschland
Lennéstr. 6 53113 Bonn E-Mail:
[email protected] Internet: www.kmk.org
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Nach einer Studie »The 2003 e-learning rediness ranking« (IBM und Economist Intelligence Unit) belegt Deutschland den 17. Platz in der Reihenfolge der Länder, welche E-Learning erfolgreich anwenden. Die Spitzenplätze werden von Schweden, Kanada und den USA eingenommen. Im Bereich der betrieblichen Nutzung von E-Learning liegt Südkorea auf dem ersten Platz. Bis vor kurzem galt E-Learning noch als die Bildungsform des 21. Jahrhunderts. Aber in der Zwischenzeit hat sich eine gewisse Ernüchterung breitgemacht. E-Learning wird jetzt als eine sinnvolle Unterstützung im Lernprozess angesehen. Durch hybride Lernarrangements (Kombination verschiedener medialer Inhalte) kann Lernen optimiert werden. E-Learning kommt dem Kommunikationsverhalten der heutigen Menschen entgegen. Viele Menschen nutzen lieber das Internet, als Bücher zu lesen, und können durch E-Learning Lerninhalte besser aufnehmen oder bereits bekannte Lerninhalte ergänzend und interaktiv verarbeiten. Ein Vorteil von E-Learning ist zweifellos der ökonomische Aspekt des räumlich und zeitlich verteilten Lernens. Unter dem Aspekt des »life-long-learnings« (berufsbegleitendes lebenslanges Lernen) ist die Flexibilität hinsichtlich Zeit und Ort besonders wichtig. Bei diesen Methoden liegt der Fokus auf dem Transport von Lerninhalten über eine räumliche Distanz. Dieser Ansatz greift jedoch zu kurz. Eine logische Fortentwicklung stellt die Fernausbildung dar. Sie verbindet Methodik, Didaktik, Technik und Medien in einer kooperativen Lernwelt. Die Umsetzung dieses Ansatzes stellt eine ganzheitliche, zukunftsweisende Lösung dar.
Ziele Mit E-Learning sollen folgende Ziele erreicht werden: < < < < <
Qualität der Ausbildung soll verbessert werden. Attraktivität der Ausbildung soll gesteigert werden. Ausbildungspersonals soll entlastet werden. Präsenzausbildung soll ergänzt, ersetzt oder verkürzt werden, Ausbildung soll flexibler werden (»on demand« bzw. »lesson learnt«).
Neues Rollenverständnis Diese Zielsetzung erfordert auch ein verändertes Verständnis über die Rollen der am Lernprozess Beteiligten:
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
< Schüler/Lerner: Weitgehend individuelles und selbstgesteuertes Lernen mit einer eigenen Gestaltung des Lernprozesses erfordert hohe Selbstkompetenz (Selbstständigkeit und Selbstdisziplin). »Der Lerner muss lernen, mit den neuen Medien zu lernen«. < Lehrer/Tutor/Coach: vom Steuermann des Lernprozesses zum Lernbegleiter.
Vor-/Nachteile von E-Learning Diese Ausbildungsform hat Vor- und Nachteile. Vorteile: < Flexibilisierung und Individualisierung von Ausbildungs- und Lernprozessen. < Interaktivität der Kurse im Gegensatz zu traditionellen Lehrmitteln. < Abstrakte Inhalte können durch Simulationen oder simulative Anteile anschaulich gemacht werden. < Individuelle Lernkontrollen. < Flexible Anpassung der Kursstrukturen. < Einsatz von flexiblen, netzwerkartigen Lernkonzepten. < Integration von Lernen in den Arbeitsprozess. < Verbindung von Lernen und Knowledge Management. < Just-in-time-learning oder just-enough-learning. < Stärkung der Eigenverantwortung der Mitarbeiter und Lerner. < Besseres Controlling der Lernerfolge. < Integration von Lernen in das Skill Management (Verwalten der Fähigkeiten von Mitarbeitern innerhalb eines Unternehmens). < Interoperabilität der Mitarbeiter. Nachteile: < Kalkulierbarkeit der notwendigen Investitionen. < Lerner muss den Umgang mit den verschiedenen Medien erlernen. < Präsentation der Lerninhalte wird häufig nicht von der Methodik/Didaktik bestimmt, sondern von der Technik. < Unsicherheit, ob die getätigten Investitionen rentabel sind. < Unsicherheit über die zu nutzenden Standards. < Fehlende Akzeptanz. < Misstrauen von Ausbildern und Trainern.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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< Misstrauen gegenüber zu großer Eigenverantwortung der Mitarbeiter. < Gefahr der Isolation durch fehlende soziale Kontakte während der Lernphase. < Fehlende qualitativ hochwertige Inhalte.
Systemelemente E-Learning muss als komplexes System betrachtet und entwickelt werden. Die gewünschte Wirkung wird nur im Zusammenspiel aller Systemkomponenten erreicht.
Systemelemente des E-Learnings. Die Komponenten im Einzelnen: < Content: Lerninhalte (Informationen und interaktive Inhalte, die in der Regel multimedial sind). < Plattform: Infrastruktur, die Inhalte zugänglich macht und deren Nutzung steuert. < Consulting/Services: Dienstleistungen, die für eine Einführung und den effizienten Betrieb erforderlich sind.
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Lernmanagement-/Ausbildungsmanagementsysteme
Schematische Darstellung eines Ausbildungsmanagementsystems (AMS). Lernmanagementsysteme (LMS) und Ausbildungsmanagementsysteme (AMS) sind als Bausteinsysteme angelegt. Das Herzstück sind die Mediathek und das Administrationszentrum. Sobald die Mediathek durch den Bearbeiter geöffnet wird, sind auch die anderen Bausteine, die sich um das Herzstück gruppieren, per Mausklick erreichbar. Aber nicht jeder Nutzer kommt in alle Bereiche und kann sich frei im gesamten Ausbildungsmanagementsystem bewegen. Dies ist abhängig von seinen Rechten, ob er zum Beispiel Tutor, Lerner oder Administrator ist. Dem Administrator stehen alle Bereiche offen, hingegen dem Lerner in der Regel nur der Kurs, für den er eingeschrieben ist.
Methoden/Verfahren des E-Learnings (Fernausbildung)
Einordnung der Verfahren und Methoden in die Ausbildungswelt.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Bei den genutzten Verfahren wird eine grundsätzliche Unterscheidung getroffen zwischen zeitgleichen (synchronen) und zeitversetzten (asynchronen) Verfahren.
Grundsätzliche Kommunikationsformen bei der Fernausbildung (E-Learning, Distance-Learning). In diesem Bereich werden grundsätzlich folgende Methoden genutzt:
Methoden der Fernausbildung.
Individuelles Fernlernen
Individuelles Fernlernen Hierunter versteht man den Einzellerner, der wie bei herkömmlichen CBTs ein Programm individuell bearbeitet. Diese Form ist eher der Ausnahmefall beim Fernlernen.
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Verteiltes Klassenzimmer
Methode »Verteiltes Klassenzimmer«. Mit Hilfe eines Videokonferenzsystems können zwei oder mehrere voneinander räumlich getrennte Ausbildungsgruppen miteinander verbunden werden. Auf diese Weise sind zeitgleich Vorträge und Unterrichtungen, aber auch Fragestunden und Diskussionen über räumliche Grenzen hinweg möglich. Wesentlich ist hier, dass einer Präsenzunterrichtung weitere, aus methodischen Gründen meist kleine Ausbildungsgruppen zugeschaltet werden können. So kann dieses Verfahren zum Beispiel auch ergänzend in begrenztem Umfang in normale Präsenzlehrgänge (Seminare) eingebunden werden. Voraussetzung für die Nutzung ist die Einrichtung von Videokonferenzhörsälen in den Ausbildungseinrichtungen.
Beispiel: Videokonferenzhörsaal.
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Virtuelle Gruppenkooperation
Funktionsschema der »virtuellen Gruppenkooperation«. Ziel der virtuellen Gruppenkooperation ist es, mehrere voneinander getrennte Gruppen und Personen über ihren Arbeitsplatzrechner zu einer Arbeitsgruppe zusammenzuschließen. Die Lerner bearbeiten wie bei Gruppenarbeiten in einer Unterrichtssituation gemeinsam im Netz gestellte Aufgaben. Die Ergebnisse werden anschließend unter Leitung eines Tutors präsentiert und besprochen. So bietet sich zum Beispiel die Möglichkeit an, eine Ausbildungsgruppe, welche sich in der Bearbeitung eines Fernlernprogramms befindet, in regelmäßigen Abständen im Netz unter Leitung eines Lernbegleiters zusammenkommen zu lassen. So können gemachte Erfahrungen ausgetauscht, Lernfortschritte kontrolliert und gemeinsame Aufgaben bearbeitet werden. Wesentlich ist hier, dass es sich, wie auch bei dem vorangegangenen Verfahren, um eine zeitgleich (synchron) ablaufende Ausbildungsveranstaltung handelt und dass sie eine entsprechende multimediafähige Rechnerausstattung erfordert.
Kurssystem Das Ausbildungsangebot bei der Fernausbildung (E-Learning) beruht auf einem Kurssystem. Im Gegensatz zu einem konventionellen Lernprogramm bucht der Lerner einen oder mehrere Kurse. Je nach Ausbildungsinhalt enthält ein Kurs Lernprogramme, Dokumente, Präsentationen, Übungen und Erfolgskontrollen. Die Kursangebote werden in der Regel nach methodisch-didaktischen Gesichtspunkten (Ausbildungsplänen, Lehrplänen) gestaltet.
Inhalte eines Fernlernkurses. 60
Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Konventionelle Kursstruktur.
Ausbildungsplanung mit E-Learning
Kursbeispiel E-Learning/Fernausbildung.
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Die Struktur eines Kurses enthält sowohl konventionelle wie moderne Medien und Methoden. Der Begriff »Simulation« wird hier für die Anwendung moderner Ausbildungsmethoden und -verfahren verwendet.
Auswirkungen von Fernausbildung Dieses Ausbildungsverfahren bringt auch gesellschaftliche Veränderungen mit sich: < Lernen »anytime, anywhere« bedeutet ein Umdenken bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Hinblick auf die Organisation der Arbeitsprozesse. < Mehr Freiheit beim Lernen oder mehr Kontrolle (Lernen am Arbeitsplatz). < Just-in-time-learning. < Funktionieren oder sich bilden? < Lebenslanges Lernen – Drohung oder Weitentwicklung? < Veränderungen in der Ausbildung, neues Ausbildungsmodell: Paradigmawechsel < Lehrpersonal: Neue, zusätzliche Funktionen (Ausbilder – Coach). < Lernprozesse/-inhalte: Standards. < IT-Plattform: Hürden abbauen. < Sicherheit: Technik und Inhalte. Das Motto bei der Realisierung von E-Learning muss lauten: Gute Lerninhalte und eine funktionierende Plattform, das sind die Schlüssel zum Erfolg. »Content is King, but infrastructure is God.«
Die neue Ausbildungslandschaft.
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Standardisierungsforderungen für E-Learning/Fernausbildung Damit lebt dieses Verfahren wie kein anderes durch die Einhaltung von Standards. Deshalb müssen Standards für diesen Bereich Folgendes gewährleisten: < Dass Lerninhalte aus verschiedenen Quellen miteinander verbunden werden können. < Dass Lerninhalte austauschbar entwickelt werden können. < Dass Lerninhalte weitestgehend plattformunabhängig genutzt werden können. < Dass die Investitionen in Lerntechnologien abgesichert werden. < Dass Effizienz des Lernens gesteigert wird, indem personalisierte Lernumgebungen geschaffen werden und der richtige Inhalt der richtigen Person zur rechten Zeit zugänglich gemacht wird. < Dass der Return on Investment von Lerninhaltsentwicklung und Lernmanagement gesteigert werden kann. < Dass die Qualität und Quantität von Lerninhalten gesteigert wird. < Dass Lerninhalte mit verschiedenen Autorenwerkzeugen hergestellt und verändert werden können. Ü gRUNDLAGEN Ein modernes E-Learning-System besteht aus komplexen Dialognetzwerken, die viele nichtlineare Pfade beinhalten und dem Lerner Exkurse, eigenständige Vertiefung und individuelle Analysen der Erfolgskontrollen ermöglichen.
Blended-Learning (Hybrides Lernen) »Blended« (Englisch) bedeutet »verschnitten«, wie dies zum Beispiel bei der Whiskyproduktion geschieht. Das Ziel ist dabei, ein Produkt herzustellen, das aus zwei oder mehreren Zutaten besteht und eine höhere Qualität aufweist als die einzelnen Zutaten. Umgesetzt auf das Lernen bedeutet dies, dass bei Blended-Learning zwei oder mehrere Lernformationen zu einer Einheit zusammengeführt werden, um die Vorteile zu nutzen und die Nachteile zu kompensieren. Dies bedeutet, dass man traditionelle Lern- bzw. Ausbildungsformen wie zum Beispiel den klassischen Unterricht mit modernen Formen wie Web Based Training kombiniert. Von beiden Lernformen werden die Vorteile genutzt. Blended-Learning ist also in aller Regel die Kombination unterschiedlicher Methoden und Medien – sowohl konventioneller wie moderner. Wobei der Fokus stärker auf den Medien liegt.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Der Lehrplan zielt dabei auf das möglichst effiziente und effektive Erreichen des Lernziels. Im Mittelpunkt von Blended-Learning steht die Vor- bzw. Nachbereitung in Präsenzveranstaltungen zur Sicherung des Lerntransfers.
Entstehung von Blended-Learning In den 90er-Jahren wurde ein regelrechter Run auf E-Learning ausgelöst. Man glaubte die Lösung gefunden zu haben, die einen großen Mehrwert gegenüber den herkömmlichen Lehrmethoden garantieren könnte. Um die Jahrtausendwende trat jedoch eine Ernüchterung ein. Erkenntnisse aus der Praxis, durch Studien belegt, zeigten, dass E-Learning die hohen Erwartungen nur teilweise erfüllen konnte. Man musste erkennen, dass bestimmte Lernziele nicht oder nur mit einem unverhältnismäßig hohen Kostenaufwand erreichbar waren. Die genutzten Autorensysteme konnten die erforderliche Individualität für den Lerner nicht gewährleisten.
Kosten von Blended-Learning-Kursen Die Kosten für Blended-Learning lassen sich mit denen einer konventionellen Bildungsmaßnahme vergleichen. Für die Erstellung einer Lerneinheit von zwei Ausbildungsstunden müssen circa 30.000 Euro veranschlagt werden. Um Blended-Learning durchführen zu können, fallen zunächst relativ hohe Anfangskosten an. Die technischen und personellen Voraussetzungen müssen geschaffen werden. Langfristig betrachtet ist Blended-Learning jedoch wesentlich kostengünstiger als eine vergleichbare konventionelle Ausbildung. Diese Einsparung wird durch die Verringerung der Abwesenheitszeiten, Wiederverwendbarkeit der Lerneinheiten und steigende Effizienz bei der Erstellung von Kursen erreicht.
Kursbeispiel Blended-Learning
Vergleichende Darstellung der Ausbildungsformen. 64
Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Im vierten Kapitel wird Ihnen an einem Beispiel die Anwendung von Blended-Learning vorgestellt.
Ausbildungsformen und Ausbildungsverfahren Diese beiden Begriffe werden häufig in einen Topf geworfen und miteinander vermengt. Die nachfolgenden Ausführungen sollen Ihnen zur notwendigen Klarheit und inhaltlichen Abgrenzung dienen.
Ausbildungsformen Folgende Ausbildungsformen können unterschieden werden: < < < <
Unterricht Praktische Ausbildung E-Learning/Fernausbildung Blended-Learning
Im Unterricht soll der Lerner: < sich Wissen und Kenntnisse aneignen < seine kognitiven Fähigkeiten schulen < Einsichten erhalten, Fähigkeiten entwickeln In der Praktischen Ausbildung soll der Lerner haptische (»greif- und fühlbare«) Fertigkeiten erwerben, die ihn befähigen, eine Tätigkeit sicher auszuüben. Beim E-Learning (Fernausbildung) soll der Lerner zeit- und ortsunabhängig, mit einem selbstbestimmten Lerntempo unter Nutzung unterschiedlicher Medien (Bild, Video, Audio, Animation, Text, CBT, WBT, Content) in einem Netz einen Lerninhalt selbstständig erarbeiten. Zur Erzielung eines größtmöglichen Ausbildungserfolgs ist ein methodisch sinnvoller Wechsel zwischen den Ausbildungsformen anzustreben. Die Kombination von Methoden aus dem Präsenzunterricht zum Beispiel mit Medien aus dem Bereich der Lernprogramme unter Nutzung von Netzen (E-Learning) führt zum Blended-Learning. Ü gRUNDLAGEN Wo immer methodisch-didaktisch sinnvoll und möglich, ist der Lerner aktiv (interaktiv) in das Lerngeschehen zu integrieren.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Ausbildungsverfahren Die verschiedenen Wege zum Erreichen eines Ausbildungsziels werden als Ausbildungsverfahren bezeichnet. Ausbildungsverfahren finden Anwendung in allen Ausbildungsformen. Welches Verfahren in welcher Lern- bzw. Ausbildungssituation angewendet wird, ist abhängig von: < < < <
den organisatorischen Rahmenbedingungen dem Lernziel dem Können und den Fähigkeiten des Ausbilders, Trainers oder Coaches der Aufnahmefähigkeit der Lerner
Um eine Bildungsmaßnahme möglichst erfolgreich zu gestalten, ist immer methodisch-didaktisch sinnvoller Wechsel dringend angeraten.
Verfahren Viele Wege führen nach Rom – oder in diesem Fall zum Ziel einer Ausbildung. Lernen Sie nun die verschiedenen Verfahren zur Gestaltung der Ausbildung kennen.
Gruppenarbeit/Einzelarbeit
Gruppenarbeit und Einzelarbeit sind sowohl für den Unterricht als auch für die praktische Ausbildung geeignet. Gruppenarbeit ist ein Ausbildungsverfahren, bei dem die Lerner in einem vorher festgelegten, der Aufgabenstellung angemessenen Zeitrahmen bestimmte klar formulierte Aufgaben gemeinsam und eigenständig lösen.
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Gruppenarbeit kann arbeitsteilig (die Arbeitsgruppen einer Lerngruppe erhalten unterschiedliche Arbeitsaufträge) oder arbeitsgleich (alle Arbeitsgruppen erhalten den gleichen Arbeitsauftrag) durchgeführt werden. Die Einteilung der Arbeitsgruppen wird in der Regel durch den Ausbilder, Trainer oder Coach vorgenommen. Während der Gruppenarbeitszeit steht der Ausbilder als Berater zur Verfügung. Er greift nur ein, wenn die Lerner auf Probleme oder Schwierigkeiten stoßen, die sie nicht selbst bewältigen können, oder wenn die Arbeitsgruppe vom Thema abweicht. Der Eingriff beschränkt sich dabei auf Anregungen – keine Lösungen. Am Ende der Gruppenarbeit ist der Lernerfolg zu überprüfen und zu bewerten. Die Arbeit mit Arbeitsgruppen ist umso erfolgreicher, je größer die persönliche Betroffenheit der einzelnen Gruppenmitglieder von der Thematik ist, je mehr vergleichbare oder ähnliche Kenntnis- und Leistungsstände vorliegen oder je stärker sich die Kenntnisse der Gruppenmitglieder ergänzen. Arbeitsweise, Arbeitstempo und Lernerfolg werden in dieser Phase des Lernprozesses zu einem großen Teil durch die Lerner selbst bestimmt. Gruppenarbeit wirkt in der Regel motivierend durch die aktive Beteiligung der Lernenden. Sie fördert aber auch soziale Verhaltensweisen wie Einordnung, Partnerschaft und Erziehung zur Verantwortlichkeit und Hilfsbereitschaft. Der Ausbilder sollte darauf achten, dass alle Ergebnisse der Arbeitsgruppen berücksichtigt werden. Für die Präsentation der Ergebnisse und die Besprechung muss ausreichend Zeit eingeplant werden.
Einzelarbeit
Einzelarbeit bedeutet die »Auflösung« einer Lerngruppe, sodass jeder Lerner für sich alleine, mit seinem Arbeitstempo eine Aufgabe unter Anleitung des Ausbilders erarbeitet.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Der Ausbilder muss darauf achten, dass jeder Lerner einen klar umrissenen Arbeitsauftrag erhält. Dieses Ausbildungsverfahren bedarf der intensiven Anleitung und Hilfestellung durch den Ausbilder. Nach Beendigung der Einzelarbeit müssen die Arbeitsergebnisse zwingend durch den Ausbilder kontrolliert und bewertet werden.
Lehrgespräch
Im Lehrgespräch werden die Lerninhalte in einem vom Ausbilder gesteuerten Gespräch gemeinsam mit den Lernern erarbeitet. Durch die aktive Beteiligung der Lerner wird ein motivierender Anreiz geschaffen und eine einseitige Informationsvermittlung durch den Ausbilder vermieden. Die Lerner können sich aktiv in das Geschehen einbringen, indem sie: < Fragen stellen. < Sachverhalte klären. < eigene Erfahrungen einbringen. Durch das Feedback aus der Lerngruppe kann sich der Ausbilder ständig vom Leistungsstand der Lerngruppe überzeugen. Das Lehrgespräch ist sowohl für die erstmalige Vermittlung eines neuen Lernstoffs als auch zur Vertiefung, Wiederholung und Festigung geeignet. Das Lehrgespräch kann durch die Nutzung von Medien unterstützt werden. Lehrgespräche sind durch den Ausbilder konstruktiv und zielorientiert zu führen und zu gestalten.
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Vorgehensweise: < Gemeinsam mit der Lerngruppe durch gezielte Fragen die Problemstellung des Lernstoffs erschließen. < Beiträge aus der Lerngruppe – soweit sie zum Thema passen – in den Unterrichtsablauf integrieren. < In der Stoffvermittlung vom Bekannten zum Unbekannten, vom Leichten zum Schweren, vom Teil zum Ganzen oder vom Ganzen zum Teil vorgehen. < Zielgerichtetes Lenken des Gesprächs durch Hinweise, themenbezogene Beispiele und Vergleiche. < Abgabe von eigenen Auffassungen und Bewertungen. Dem Ausbilder muss es gelingen, die Lerngruppe aktiv zu beteiligen und alle Mitglieder in den Prozess einzubinden. Je besser er dies schafft, umso intensiver wird der Lernerfolg erlebt.
Vortrag und Referat
Vortrag und Referat sind mündliche Darstellungen, in denen Sachverhalte eingehend behandelt werden. Vortrag und Referat unterliegen den gleichen Kriterien. Sie eignen sich besonders, wenn: < einem großen Zuhörerkreis in kurzer Zeit viele Informationen zu vermitteln sind. < ein Überblick über ein Themengebiet gegeben werden soll. < ein Thema dargestellt werden soll, dass ggf. durch die Zuhörer umfangreiches Quellenstudium erfordert. < ein Einblick in komplexe Gesamtzusammenhänge gegeben werden soll. Der Nachteil dieser Ausbildungsform liegt darin, dass die Zuhörer die Informationen nur passiv aufnehmen und der Vortragende nur begrenzt feststellen kann, ob der Stoff aufgenommen und verstanden wurde.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Diese Nachteile werden minimiert, wenn der Redner: < seinen Vortrag logisch und folgerichtig gliedert, mit wechselnder Stimmlage klar und deutlich spricht. < Sprache, Ausdrucksweise und Vortragsdauer dem Zuhörerkreis anpasst. < Vortrags- und Referatsgliederung als Handout verteilt oder präsentiert. < die mündliche Darstellung durch begleitende Nutzung von Medien (Bildern, Grafiken, Animationen, Videos) einprägsam gestaltet. < Beispiele aus dem Erfahrungsschatz der Zuhörer nutzt. < zweckmäßige Pausen einplant (spätestens nach 45 Minuten). Die Zeitdauer eines Vortrags/Referats hängt vom Thema ab. In der Regel genügen 20 bis 30 Minuten. Bei der Vorbereitung ist grundsätzlich Zeit für Verständnisfragen und eine kurze Aussprache einzuplanen.
Diskussion/Podiumsdiskussion
Das Ausbildungsverfahren Diskussion ist dadurch gekennzeichnet, dass durch Rede und Gegenrede Informationen ergänzt, überprüft und Standpunkte verglichen werden. Dabei sollte auch aufgezeigt werden, wie Widersprüche gelöst werden können. Ziel des Ausbildungsverfahrens: < unterschiedliche Betrachtungsweisen herauszuarbeiten < die Bereitschaft zu fördern, von anderen vorgebrachte bessere Argumente anzuerkennen < die Teamfähigkeit zu fördern, gemeinsame Arbeitsergebnisse zu erzielen
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Voraussetzungen der Teilnehmer: < hinreichende Sachkenntnisse < ausreichendes Sprach- und Ausdrucksvermögen < Selbstvertrauen, Vertrauen zum Diskussionsleiter und zu den anderen Diskussionsteilnehmern, nicht bloßgestellt oder diffamiert zu werden. Der Ausbilder leitet entweder die Diskussion selbst oder bestimmt einen Diskussionsleiter. Aufgaben des Diskussionsleiters: < Führt kurz in das Thema ein und zeigt Problemstellung auf, gibt die Verhaltensregeln bekannt und sorgt für deren Einhaltung (sachliche Auseinandersetzung, andere aussprechen lassen, Einhaltung der Redezeit usw.). < Verhindert ein Abschweifen vom Thema, nimmt Wortmeldungen entgegen und erteilt das Wort in der Reihenfolge der Meldungen, gibt Anregungen und Hinweise. < Gibt keine eigenen Meinungsäußerungen und Stellungnahmen während der Diskussion ab, fasst am Ende die Diskussionsbeiträge zu einem Gesamtergebnis zusammen und stellt dabei unter anderem fest, ob eine Annäherung der Standpunkte zum Thema erreicht werden konnte. Das Ausbildungsverfahren Podiumsdiskussion ist geeignet, einer großen Lerngruppe bestimmte Sachverhalte zu vermitteln. Dabei tauschen Experten ihre Meinung zu einem bestimmten Thema aus. Dieses Ausbildungsverfahren eignet sich (bei entsprechendem Vorwissen) zur kontroversen Betrachtung unterschiedlicher Lehrmeinungen. Wird oft im Bereich der politischen Bildung eingesetzt. Die Durchführung einer Podiumsdiskussion erfordert umfangreiche und sorgfältige Vorbereitungen. Sie soll insbesondere dazu dienen, dass die Zuhörer sich eine eigene Meinung zu einem bestimmten Thema bilden. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, ist eine ausgewogene Auswahl von geeigneten Diskussionsteilnehmern erforderlich, die auch über eine hinreichende Artikulationsfähigkeit verfügen, um ihre Position angemessen zu vertreten. Werden Sachverständige einbezogen, so müssen diese sich verständlich ausdrücken können, über ein ausreichendes Maß an Konfliktfähigkeit verfügen und die verschiedenen Aspekte und unterschiedlichen Standpunkte deutlich machen.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
S martBooks
Der Diskussionsleiter/Moderator < < < < < < <
gibt die Zielsetzung der Podiumsdiskussion bekannt. stellt die Teilnehmer vor. regelt den zeitlichen Ablauf. informiert über die Regeln. sorgt für die Einhaltung der Redezeiten und Reihenfolgen. stellt sicher, dass alle Experten ausreichend zu Wort kommen. stellt eine sachliche Gesprächsführung sicher.
Moderation
Moderation ist ein geleitetes oder gelenktes Gruppengespräch, das durch den Gesprächsleiter (Moderator) gesteuert wird. Alle Teilnehmer sind aktiv am Meinungsbildungsprozess beteiligt. Dem Verhalten des Moderators kommt bei diesem Ausbildungsverfahren eine entscheidende Funktion zu. Er führt durch das Gespräch und fordert zu Beiträgen auf, führt das Protokoll. Sorgt dafür, dass die Redezeiten und eine sachliche Gesprächsführung beibehalten werden. Fangfragen oder Fragestellungen, die die Teilnehmer bloßstellen, sind zu unterlassen, denn sie behindern die Gesprächsführung. Am Ende fasst der Moderator die Beiträge zu einem Gesamtergebnis zusammen.
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Rollenspiel
Als Rollenspiel wird ein Ausbildungsverfahren bezeichnet, bei dem eingeteilte Personen vorher festgelegte Rollen oder Aufgaben übernehmen. Dieses Ausbildungsverfahren eignet sich besonders gut zur Darstellung von sozialen Konfliktsituationen oder zum Training des Problemlösungsverhaltens sowie Führungs- und Kommunikationsverhaltens. Durch das Rollenspiel kann auch das Verständnis für das eigene Verhalten und für das anderer Personen gefördert und die Flexibilität in Verhalten und Argumentation geschult werden. Die Anwendung dieser Ausbildungsmethode erfordert eine umfangreiche und sehr detaillierte Vorbereitung. Die »Schauspieler« sind gründlich in ihre Rollen einzuweisen. Die Rollen sind schriftlich festzulegen. Der Erfolg ist abhängig von < Glaubwürdigkeit der Rolle < Darstellung der Rolle (lebt die Rolle und ist sie authentisch dargestellt?) < abschließender Aussprache mit allen Beteiligten Bei der abschließenden Aussprache müssen die »Schauspieler« wieder aus der Rolle schlüpfen, um sicherzustellen, dass Spiel und Wirklichkeit nicht miteinander vermischt werden. Es empfiehlt sich immer, Rollenspiele mit Video aufzuzeichnen. Die Abschlussbesprechung wird durch die Vorführung ausgewählter Sequenzen erleichtert.
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Brainstorming
Das Brainstorming ist ein Verfahren zur weiterführenden Ideensammlung (Kreativitätstechnik), bei dem eine Lerngruppe in einer begrenzten Zeiteinheit (z. B. zehn Minuten) möglichst viele Ideen zu einer Fragestellung oder einem Problem sammelt. Dieses Verfahren eignet sich beispielsweise als Einstieg zu einem Lehrgespräch im Bereich der politischen Bildung. Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass in der Sammelphase keine Bewertung der Beiträge erfolgt – nur so kann sichergestellt werden, dass auch alle kreativen Ideen eingebracht werden. In der anschließenden Bewertungsphase wertet die Gruppe gemeinsam die gesammelten Beiträge aus. Brainstorming: < fördert und schult kreatives Denken. < schult die Bewertung von auch noch so ausgefallenen Ideen. < eignet sich zur Vorbereitung und/oder zum Einstieg in andere Ausbildungsverfahren.
Computerunterstützte Ausbildung (CUA)
Das Ausbildungsverfahren CUA ist ein vielseitig einsetzbares Ausbildungsverfahren und eröffnet viele methodisch-didaktische Möglichkeiten durch die Kombination unterschiedlicher Medien in Verbindung mit der Nutzung von Netzen.
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Grundsätzlich führt CUA den Lerner in kleinen Schritten, die er selbst bestimmen kann, durch ein Lernprogramm. Die computerunterstützte Ausbildung fördert das individuelle Lernen. CUA zeichnet sich dadurch aus, dass < jeder Lernende das Lernprogramm seinem persönlichen Lerntempo entsprechend bearbeiten kann. < der Lernstoff methodisch-didaktisch und modular aufbereitet wurde. < der Lerner nach jedem Lernschritt ein Feedback erhält. < die Informationen unter Nutzung mehrerer Informationskanäle für jeden Lernertyp angeboten werden. Lernprogramme sind grundsätzlich in ein Curriculum zu integrieren und durch den Ausbilder vor- bzw. nachzubereiten. Der Ausbilder muss die Inhalte des Lernprogramms kennen, nur so ist ein methodisch-didaktisch sinnvoller Einsatz zu gewährleisten.
Vormachen – Erklären – Nachmachen – Üben (VENÜ) Das Ausbildungsverfahren »VENÜ« kann sowohl im klassischen Unterricht wie bei der praktischen Ausbildung eingesetzt werden. Das Verfahren gliedert sich in folgende Ausbildungsschritte: 1. Schritt: Dem Lerner wird der gesamte Ablauf vorgemacht und erklärt, damit der Lerner einen Gesamteindruck erhält. 2. Schritt: Die Tätigkeit wird in Einzelschritte zerlegt. Dem Lerner wird durch den Ausbilder jeder Einzelschritt vorgemacht und erklärt. Der Lerner vollzieht anschließend den Einzelschritt nach und übt ihn, bis er ihn beherrscht. Danach wird mit dem nächsten Schritt begonnen. 3. Schritt: Diese Tätigkeiten werden so lange fortgeführt, bis der Lerner die gesamte Abfolge der Tätigkeiten beherrscht. Mit dem Ausbildungsverfahren Üben soll erreicht werden, dass aufgenommene Informationen beim Lerner durch eigenes Handeln vertieft und verfestigt werden. Durch Üben soll ein gewisser Grad an Verhaltenssicherheit erzielt werden.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Grundsätze für das Üben: < Sachverhalt und Aufgabenstellung müssen eindeutig sein, organisatorischen Rahmenbedingungen müssen gegeben sein. < konstruktive Fehlerkorrektur. < Ausbilder muss das Üben sorgfältig überwachen und ggf. ständig korrigieren. Das Ausbildungsverfahren Wiederholen dient dazu, das erlernte Wissen und/oder erlernte Tätigkeiten ganz oder in Teilen aufzufrischen und zu festigen. Wird dabei der Lernstoff noch erweitert, spricht man von Vertiefen (Transfer vom Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis). Um einen Lernstoff dauerhaft im Gedächtnis zu verankern, sind regelmäßige Wiederholungen erforderlich.
Wettkampf und Vorführung (Demonstration)
Der Wettkampf ist eine Ausbildungsform, die sich zur Leistungssteigerung eignet bzw. Aufschluss über den Leistungsstand einer Lerngruppe geben kann. Diese Ausbildungsform kann, wenn sie gelegentlich eingesetzt wird, die Ausbildung auflockern. Der Ausbilder, Lehrer, Trainer oder Coach muss darauf achten, dass für alle Teilnehmer die gleichen Regeln und Bedingungen gelten. Diese müssen den Teilnehmern vor Beginn des Wettkampfes bekannt sein. Die Nichtbeachtung dieser Grundsätze führt zu Konflikten. Das Ausbildungsverfahren Vorführung (Demonstration) eignet sich zur Vermittlung sehr komplexer Zusammenhänge, die auf anderem Wege nicht oder nur unvollständig dargestellt werden können.
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Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Grundsätze für Vorführungen (Demonstrationen): < < < < <
Ablauf schriftlich festlegen. Organisatorische Rahmenbedingungen schaffen. Ablauf trainieren. Ergebnis auswerten. Lernerfolgskontrolle: Wurde das Ausbildungsziel erreicht?
Lernertypisierung Damit die mit den Methoden vermittelten Lerninhalte und Informationen auch den Lerner erreichen, müssen verschiedene Eingangskanäle genutzt werden. Jeder Lerner hat eine persönliche Präferenz für die Aufnahme von Informationen. Der Ausbilder und Trainer und Coach muss die Bedeutung der einzelnen Wahrnehmungskanäle kennen, um seine Lerninformationen optimal darbieten zu können. Die Lerntypisierung beruft sich im Wesentlichen auf naturwissenschaftliche Grundlagen und Ergebnisse. Sie geht davon aus, dass der individuelle Lernerfolg von der Berücksichtigung der verschiedenen Wahrnehmungskanäle abhängig ist. In der einschlägigen Literatur findet man folgende Einteilung in Lerntypen: < < < < < < < <
den visuellen den auditiven den haptischen den olfaktorischen den abstrakt-verbalen den kontakt- bzw. personenorientierten den mediumorientierten den Einsicht bzw. Sinn anstrebenden
Der visuelle Typ prägt sich die Information durch »Bildverarbeitung« ein. Der auditive Typ lernt durch bloßes Hören der Information. Der Einsicht anstrebende Typ muss den Beweis für eine Information erhalten.
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Der kontakt- bzw. personenorientierte Typ benötigt seine ihm sympathische Bezugsperson zur Aufnahme von Informationen. Der abstrakt-verbal denkende Typ benötigt nur die reine Information. Der mediumorientierte Typ entwickelt und generiert sich die Information am Computer selber. In der Praxis als Ausbilder wird Ihnen keiner dieser Typen in »Reinform« begegnen. Vielmehr werden Sie Mischtypen kennenlernen, die verschiedene Ausprägungsgrade besitzen. Lerntypentheorien wie diese sind weitverbreitet und genießen eine gewisse Popularität. Ü gRUNDLAGEN Es steht jedoch für das Lernen und Lehren fest, dass die Aufnahme von Informationen über die Sinnesorgane immens wichtig ist. Die folgende Tabelle gibt einen groben Überblick darüber, wie viele Informationen pro Sekunde von den Sinnesorganen aufgenommen werden können. Ein Bit stellt dabei die kleinstmöglichste Informationseinheit dar. Sinnesorgan
10.000.000 Bit
Haut
1.000.000 Bit
Ohren
100.000 Bit
Geruch
10.000 Bit
Geschmack
1.000 Bit
Aufnahmefähigkeit der Sinnesorgane. (Quelle: arbeitsblätter.stangl-taller.at – Linz 2006) Die Popularität der Lerntypentheorie beruht im Wesentlichen auf Frederic Vester und dessen Buch »Denken, Lernen und Vergessen« (1975, 2001 in der 26. Auflagen erschienen). Die Grundaussage besteht darin, dass Lernen über unterschiedliche Wahrnehmungskanäle erfolgt und dass die Lerneffektivität durch die »richtige« Wahl des Wahrnehmungskanals beim Einzelnen gesteigert werden kann. Vier Lerntypen (1975) werden dabei unterschieden: der auditive, der optisch-visuelle, der haptischen und der durch den Intellekt Lernende.
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Kapitel 1
Kritisch sei angemerkt, dass nur drei Typen über Wahrnehmung definiert werden können, der vierte Typ über den eigentlichen Verstehensprozess. Ausgehend von dieser Typisierung leitet Vester »13 Regeln« zur Aufbereitung des Lernstoffs ab: Ü gRUNDLAGEN Lernziele kennen = Einsichtigkeit in Wert und Bedeutung des Lernstoffs Sinnvolles Curriculum = Nutzanwendung des Lernstoffs Neugierde kompensiert »Fremdeln« = Lernstoff muss neugierig machen und faszinieren Neues alt verpacken = vom Bekannten zum Unbekannten Skelett vor Detail = Gebäude vor Zimmer Interferenz vermeiden = keine Zusatzinformationen ähnlichen Inhalts Erklärung vor Begriff = erst der Inhalt, dann die Umhüllung Zusätzliche Assoziationen = »Eselsbrücken« nutzen Lernspaß = Aha-Erlebnisse beim Lernen Viele Eingangskanäle = viele Verknüpfungsmöglichkeiten Verknüpfung mit der Realität = persönliche Betroffenheit erzeugen Wiederholung neuer Informationen = Wandel einer Einkanalinformation in eine Mehrkanalinformation Dichte Verknüpfung = Lerninformationen wie einen Teppich verknüpfen
Für den Ausbilder, Lerner oder Coach ist jenseits wissenschaftlicher Diskussionen über die Existenz und Bedeutung von Lerntypen und Lernstilen wichtig, dass der Lernende den Ausbildungsstoff versteht. Um dies sicherstellen zu können, muss der Lernstoff unter Beteiligung aller Wahrnehmungskanäle angeboten werden.
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Didaktik und Methodik Ausbildung und Lernen ist die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten und die Entwicklung und Förderung von Fähigkeiten und Einstellungen. Wie der Mensch lernt, ist abhängig von seinen Persönlichkeitsmerkmalen wie Motivation, Gedächtnis, Intelligenz und bisherige Lernerfahrung. Die Lernfähigkeit ist aber auch abhängig von der Umgebung, in der das Lernen stattfindet. Die Grundlage eines jeden Lernprozesses ist die Informationsaufnahme und -verarbeitung. Das Lernumfeld bzw. die Ausbildungssituation bestimmen maßgeblich den Lernerfolg. Aufgabe des Ausbilders, Trainers oder Coaches ist es daher, vermeidbare Beeinträchtigungen zu verhindern (z. B. Schließen eines Fensters bei hohem Geräuschpegel). Die beiden Bestimmungsgrößen für einen zielgerichteten Lernprozess sind die Didaktik und die Methodik. Gerade bei der multimedialen Ausbildung sind sie unverzichtbare Bestandteile für ein erfolgreiches Lehren und Lernen. Didaktik und Methodik bestimmen die < < < <
Planung, Vorbereitung, Durchführung, Erfolgskontrolle und Nachbereitung einer jeden Ausbildung.
Ü gRUNDLAGEN Die Didaktik als Lehre vom Lernen bezieht sich auf die Ausbildungsziele und Ausbildungsinhalte mit den Schlüsselfragen: »Wozu« soll der Lerner ausgebildet werden? »Was« ist der Inhalt der Ausbildung? Ü gRUNDLAGEN Die Methodik ist die Lehre von den Wegen (das »Klavier des Ausbilders«) und beinhaltet Ausbildungsformen, -verfahren und Ausbildungsmittel. Schlüsselfrage: »Wie« und »Womit« kann das Ausbildungsziel erreicht werden? 80
Von der Medienkompetenz zur L erngruppenanalyse
Kapitel 1
Didaktische Arbeit Ausbildung ist ein komplexes Geschehen, das von vielen Einflussfaktoren bestimmt wird. Gerade beim Einsatz elektronischer Medien oder der multimedialen Gestaltung von Ausbildung sind die Methodik und die Didaktik der Schlüssel zu einer erfolgreichen Ausbildung.
Ziel der Ausbildung Jede Ausbildung erfolgt zielgerichtet. Um dieses Ziel zu erreichen werden »Zwischenziele« (Richtziele, Grobziele und Feinziele) als SOLL-Zustand formuliert. Im idealtypischen Fall sind SOLL- und IST-Zustand am Ende einer Ausbildung deckungsgleich. Damit dieser Zustand erreicht werden kann, sind die Lernziele im Sinne eines Regelkreismodells ständig zu kontrollieren und ggf. nachzusteuern.
Didaktisches Achteck
Regelkreis des Didaktischen Achtecks. Das Didaktische Achteck hilft Ihnen als Ausbilder, Trainer oder Coach bei der strukturierten Vorbereitung Ihrer Ausbildung. Die systematische Anwendung stellt sicher, dass Sie alle Faktoren einer Ausbildung angemessen berücksichtigen.
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Bei der Arbeit mit dem Didaktischen Achteck sind durch Sie die einzelnen Faktoren zu hinterfragen, in eine Ordnung zu bringen bzw. zu gestalten. Die didaktische Arbeit ist mehr als nur die bloße Aneinanderreihung und Abarbeitung der Faktoren. Sie umfasst Beobachten, Durchdringen, Hinterfragen und Bewerten aller Tätigkeiten in Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung einer Ausbildung. In der Vorbereitung einer Ausbildung werden alle Informationen gesammelt (Stoffsammlung), den einzelnen Faktoren des Didaktischen Achtecks zugeordnet und in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit bewertet. Bei der Durchführung einer Ausbildung stellt der Ausbilder fest, ob er Lernziel und Ausbildungsgruppe richtig analysiert hat. Stellt er dabei Abweichungen fest, so muss er flexibel reagieren und ggf. einzelne Faktoren nachjustieren. Wenn Sie als Ausbilder starr an den Vorgaben festhalten, gefährden Sie die Erreichung der gesteckten Lernziele und wirken demotivierend auf die Lerner. Die sorgfältige Nachbereitung einer Ausbildung durch Sie als Ausbilder ist der Schlüssel und das Fundament für weitere erfolgreiche Ausbildungsabschnitte. Ihre Nachbereitung orientiert sich an den Faktoren des Didaktischen Achtecks. Dabei stellen Sie folgende Fragen: < < < < <
Wie war die Vorbereitung? Wie war die Durchführung? Wie war die Nachbereitung? Wie genau wurde jeder dieser Schritte beobachtet und bewertet? Wie war der Erfolg?
Die Antworten auf diese Fragen fließen wieder in den Regelkreis der Ausbildung ein und werden ggf. mit neuen Inhalten oder Verfahren hinterlegt.
Lernzielbereiche In einer Ausbildung, die Sie vorbereiten, werden in der Regel immer mehrere Lernzielbereiche angesprochen.
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Kapitel 1
Hier in kurzer Form die wichtigsten Lernzielbereiche: WISSEN = kognitiver Lernzielbereich Beispiel: Kennen der Einzelteile eines Motors. KÖNNEN = psychomotorischer Lernzielbereich Beispiel: Einen Motor zerlegen und zusammensetzen können. INNERE HALTUNG = affektiver Lernzielbereich Beispiel: demokratische Grundhaltung. Für eine Ausbildung können die Lernziele aus einem Bereich oder aus mehreren stammen.
Kognitive Lernziele = etwas wissen
Kognitive Lernziele nehmen Bezug auf die Fähigkeit, Denk- und Gedächtnisleistungen zu erbringen und diese in die Praxis zu transformieren, um Probleme zu analysieren oder zu lösen. Neues wird mit bereits Bekanntem verknüpft. Als Ausbilder sollten Sie berücksichtigen, dass kognitives Lernen besonders gefördert wird durch die Anknüpfung an bereits Bekanntes, Beispiele aus dem Erfahrungsschatz des Lerners. Sie sollten als Ausbilder diese Lerninhalte wo immer möglich visualisieren (ein Bild sagt mehr als Tausend Worte). Sie sollten dem Lerner die Möglichkeit einräumen, dass er sein Wissen erproben kann. Kognitive Lernziele können Sie als Ausbilder immer durch Erfolgskontrollen überprüfen.
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Psychomotorische Lernziele = etwas können
Psychomotorische Lernziele haben immer einen Bezug zu Bewegungsabläufen. Daran beteiligt sind die Nerven, die Muskeln sowie Steuerungs- und Verarbeitungsmechanismen des Gehirns. Bei psychomotorischen Lernzielen müssen Sie als Ausbilder berücksichtigen, dass die Prozesse nicht durch Reflexe gesteuert werden, sondern durch Gedanken. Bedenken Sie, dass Bewegungsabläufe, die in Gedanken eingeübt werden, immer zu besseren Ergebnissen führen. So laufen Sprinter schneller oder Diskuswerfer schleudern den Diskus weiter. Umgekehrt geht es auch: Wenn Lernen in Bewegung erfolgt, kann dies auch lernfördernd wirken, etwa das Lernen von Vokabeln im Gehen (zwei Schritte Fremdsprache, zwei Schritte deutsche Entsprechung usw.). Psychomotorische Lernziele können genau wie kognitive Lernziele durch Sie immer mit Erfolgskontrollen überprüft werden.
Affektive Lernziele = etwas wollen
Für Sie als Ausbilder ist dieser Lernzielbereich der schwierigste, weil Einstellungen und Werte nur sehr schwer geändert werden und das Ergebnis eines erfolgreichen Lernprozesses nicht sofort erkennbar ist. Affektive Lernziele beziehen sich auf Gefühle und Einstellungen, Interessen und Werte. Das Erreichen affektiver Lernziele lässt sich nicht oder nicht hinreichend durch Erfolgskontrollen überprüfen.
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Kapitel 1
Ob ein affektives Lernziel erreicht wurde, können Sie als Ausbilder nur in der konkreten Situation feststellen, in der sich eine Auswirkung auf das Verhalten zeigt. Sie müssen als Ausbilder das Wollen des Lerners aktivieren. Dies ist Voraussetzung, dass zum Beispiel der Kugelstoßer seine Kugel weiter stößt. Wesentlich ist, dass der Lernende die Einsicht in die Notwenigkeit hat, diesen Stoff jetzt zu lernen. Ihnen als Ausbilder muss es gelingen, dass der Lerner aus eigener Einsicht, eigenmotiviert lernt. Nur dann bestehen sehr gute Aussichten, den Lernprozess erfolgreich zu durchlaufen. Sie als Ausbilder sind gefordert, die entsprechenden Anreize zu schaffen. Dies gelingt Ihnen jedoch nur dann, wenn es sich um keinen verordneten Lehrgang handelt. Bei verordneten Lehrgängen ist der motivationale Bereich negativ besetzt und kann durch Sie nur in den seltensten Fällen positiv beeinflusst werden.
Lernzielhierarchie Um das Ziel einer Ausbildung möglichst genau beschreiben zu können, werden die Lernziele durch Sie als Ausbilder in eine Hierarchie eingeordnet (vom Abstrakten zum Konkreten). Ganz allgemein ausgerückt beschreiben Lernziele, was der Lerner am Ende eines Ausbildungsabschnitts wissen und können muss. Die Lernziele werden beginnend mit einer sehr abstrakten Formulierung bis hin zur konkreten, detaillierten Formulierung in Richtziele, Grobziele und Feinziele eingeteilt.
Lernzielhierarchie.
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Welchen Abstraktionsgrad haben nun die einzelnen Ziele? Wie müssen Sie die Ziele für die jeweilige Hierarchieebene formulieren? Beispiele und Hilfen für Sie. Richtziel: Das Richtziel beschreibt die allgemeine Qualifikation, die am Ende eines Ausbildungsabschnitts erreicht werden soll. Ü Beispiel Die Fähigkeit und Bereitschaft, die wichtigsten Erkenntnisse zeitgemäßer Menschenführung in der Führung des Teams zu bewerten. Grobziel: Das Grobziel wird aus dem Richtziel abgeleitet. Es wird die Einzelaufgabe für eine bestimmte Tätigkeit beschrieben. Ü Beispiel Die Fähigkeit und Bereitschaft, Belastungssituationen richtig einzuschätzen. Feinziel: Feinziele werden aus einem Grobziel abgeleitet. In ihrer Gesamtheit müssen sie die im Grobziel vorgegebene Forderung abdecken. Feinziele geben das Verhalten bei einer einzelnen Tätigkeit an. Sie sind eindeutig zu formulieren. Bei der Beschreibung sind Tätigkeitswörter zu verwenden, die eine beobachtbare Handlung bezeichnen. Die Formulierung eines Feinlernziels umfasst: < < < < <
den Lerner den Inhalt das angestrebte Endverhalten die Bedingungen, unter denen das Endverhalten erbracht werden muss den Maßstab der Bewertung
Der Lerner soll selbstständig mit den in der Werkstattanleitung vorgeschriebenen Hilfsmitteln den Motor eines Pkw in 45 Minuten vollständig zerlegen.
Ableitung von Lernzielen Zur Ableitung von Lernzielen sind durch den Ausbilder folgende Fragen zu stellen:
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Kapitel 1
< Welche Inhalte sind im übergeordneten Lernziel enthalten? < Welche Verhaltensbereiche sind betroffen? < Welche Lernzielhöhe muss ausgewählt werden, um die Forderungen aus dem übergeordneten Lernziel zu erfüllen? < Wie viele Feinziele müssen aus dem vorliegenden Grobziel abgeleitet werden, um die wesentlichen Inhalte auszubilden? < Entspricht die gewählte Lernzielformulierung hinsichtlich Eigenschaft und Genauigkeit der jeweiligen Lernzielstufe?
Lernzieltaxonomie Neben der Hierarchie der Lernziele sind vor allem für Sie als Ausbilder die Lernzielstufen von Bedeutung. Lernzielstufen geben den Schwierigkeitsgrad eines Lernziels an. Diese Einteilung bezeichnet man als Taxonomie. Der niedrigsten Stufe werden die am leichtesten zu erreichenden Lernziele, der höchsten die am schwierigsten zu erreichenden Lernziele zugeordnet. Für die verschiedenen Lernzielbereiche (kognitiv, affektiv und psychomotorisch) gibt es eine unterschiedliche Anzahl von Stufen. Formulierungen für das erwartete Endverhalten des Lerners. Kognitive Lernzielstufen Schwierigkeitsgrad »leicht«: < < < < <
etwas wissen können etwas verstehen können etwas anwenden können etwas analysieren können etwas sinnvoll verknüpfen können
Schwierigkeitsgrad »schwer«: < etwas beurteilen können
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Psychomotorische Lernzielstufen Schwierigkeitsgrad »leicht«: < < < <
etwas unter Anleitung durchführen können etwas selbstständig unter einfachen Bedingungen ausführen können etwas selbstständig unter zunehmend erschwerten Bedingungen ausführen können etwas unter schwierigen Bedingungen ausführen können
Schwierigkeitsgrad »schwer«: < etwas unter allen Bedingungen beherrschen Affektive Lernzielstufen Schwierigkeitsgrad »leicht«: < < < < <
für einen Wert aufnahmebereit sein auf etwas reagieren in einem Gedanken einen bestimmten Wert erkennen erkannte Werte zueinander in Beziehung setzen von Werten geprägt sein
Schwierigkeitsgrad »schwer«: < Denken und Handeln nach diesen Werten ausrichten
Der Ausbilder
Häufig stellt man sich in der Ausbildung die Fragen: Warum hat gerade dieser Ausbilder mehr Erfolg als die anderen? Was zeichnet den guten Ausbilder aus?
Drei Dinge braucht ein guter Ausbilder: Ü gRUNDLAGEN Fachliches Können, menschliche Qualitäten und pädagogisches Geschick.
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Kapitel 1
Einen guten Ausbilder können Sie anhand folgender Merkmale und deren Ausprägungsgrad erkennen: < < < < < < < < < < <
Identifikation mit der Aufgabe Selbstständigkeit Engagement Durchsetzungsvermögen/-wille Überzeugungsfähigkeit Selbstbewusstsein Toleranz Geduld Empathiefähigkeit Fähigkeit zum Zuhören gute Rhetorik
Bei einem Ausbilder muss die Persönlichkeitskompetenz in besonderem Maße ausgeprägt sei. Die Bereiche Autonomie (Selbstständigkeit und Selbstdisziplin), Frustrationstoleranz, Fähigkeit zur Stressbewältigung, Einsatzbereitschaft und Werteorientierung sind bei einem Ausbilder von besonderer Bedeutung. Sie erlauben es ihm auch in Nicht-Routine-Situationen, ein der jeweiligen Lage angemessenes Verhalten zu zeigen. Kurz gefasst ist ein guter Ausbilder/Trainer/Coach erkennbar an seiner auf Können beruhenden Sicherheit und Ausgeglichenheit, die auf Selbstvertrauen und Vertrautheit mit der Aufgabe basiert. Er bemüht sich um Gerechtigkeit und Objektivität gegenüber der Lerngruppe. Einem Ausbilder muss jedoch auch bewusst sein, welche Fehler bei der Beurteilung von Menschen gemacht werden können. Er muss frei sein vom »Schubladendenken«. Am häufigsten werden bei der Beurteilung von Menschen folgende Fehler begangen: < Die Tendenz, Leistung zu streng oder zu milde zu bewerten. < Menschen, die einem sympathisch sind, schreibt man positive Eigenschaften zu. < Unsympathischen Menschen schreibt man negative Eigenschaften zu (»Nasenfaktor«). < Das kritiklose Übernehmen von Vorurteilen führt zur Vorverurteilung und Fehleinschätzung. < Eine Leistungsbewertung, von der die Zukunft eines Menschen abhängt, fällt häufig etwas milder aus. 89
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Kritik Für den Ausbilder stellt sich immer wieder die Frage: Wie gehe ich mit Kritik um? Die Fähigkeiten eines Ausbilders zeigen sich gerade auch in diesem Punkt. Von einem Ausbilder muss erwartet werden können, dass er eine sachliche und weiterführende Kritik ertragen kann. Sehen wir es positiv: Konstruktive Kritik durch den Lerner hilft dem Ausbilder, Schwachpunkte in seiner Ausbildungsgestaltung zu erkennen und abzustellen. Kritik aus der Lerngruppe heraus kann aber auch manchmal ein Hinweis auf latent vorhandene Aggressionen oder allgemeine Unzufriedenheit in der Lerngruppe sein. Bei unsachlicher Kritik sollten Sie als Ausbilder immer Ursachenforschung betreiben und ein klärendes Gespräch mit der Lerngruppe und, falls erforderlich, auch mit einzelnen Lernern führen.
Würdigung guter Leistungen Ebenso wichtig wie der angemessene Umgang mit Kritik ist es auch, gute Leistungen angemessen zu würdigen. Lob kostet nichts, hat aber ein großes Gewicht in einem Lernprozess. Wenn Sie als Ausbilder Lob aussprechen, sollten Sie darauf achten, dass es differenziert erfolgt und sachlich gerechtfertigt sowie ausgewogen und angemessen ist. Beim Tadeln unzureichender Leistungen gelten dieselben Kriterien.
Mitarbeit des Lerners Sie können sich als Ausbilder noch so gut und gründlich vorbereiten – wenn der Lerner oder die Lerngruppe nicht aktiv mitarbeitet, dann stellt sich der Ausbildungserfolg nicht ein. Wie können Sie die aktive Mitarbeit der Lernenden fördern bzw. erreichen? < Indem Sie immer begründen, welche Bedeutung das Lernziel für den einzelnen Lerner ganz persönlich hat. < Indem Sie die Wichtigkeit des Lernziels aufzeigen und gleichzeitig Anregungen zum selbstständigen Denken und Handeln geben.
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Kapitel 1
< Indem Sie den Ausbildungsprozess so gestalten, dass Sie dem Lerner die Möglichkeiten zu eigenem und aktivem Handeln einräumen.
Faktoren für den Erfolg Sicher wussten Sie schon, dass Sie selbst auch entscheidend den Erfolg einer Ausbildung beeinflussen. Die wichtigsten Faktoren dabei sind: < < < <
eigenes Handeln Sprache Erscheinungsbild Auftreten und Vortragstechnik
Wir wollen uns nun diese wichtigen Faktoren im Einzelnen betrachten.
Sprache des Ausbilders Der sprachliche Ausdruck ist eines der wichtigsten Werkzeuge eines Ausbilders. Als Ausbilder sollten Sie über eine natürliche und klare Sprache verfügen. Sprachliche Eigenheiten sollten die Verständlichkeit nicht beeinträchtigen. Auf den Gebrauch des Dialekts sollten Sie verzichten. Es sei denn, Sie halten ein Seminar zu diesem Themenbereich ab. Ihr sprachlicher Ausdruck muss dem Bildungsniveau der Lerngruppe entsprechen, sodass die Lerner ohne Mühe Ihren Ausführungen folgen können. Dies erreichen Sie durch: eine einfache und verständliche Wortwahl kurze und prägnante Sätze Verwendung treffender Ausdrücke und bekannter Begriffe Verwendung von Fremdwörtern nur als Fachbegriffe, wenn sie dem Bildungsniveau der Lerngruppe entsprechen < Sätze, die nur eine Aussage enthalten < Verwendung treffender, bildhafter Begriffe Sie sollten als Ausbilder - wenn immer möglich - frei sprechen. Das »Kleben am Manuskript« erweckt beim Lerner den Eindruck, dass der Ausbilder unsicher ist < < < <
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und nicht im Stoff steht. Diese Art von Eindruck sollten Sie unter allen Umständen vermeiden. Damit Sie die nötige Aufmerksamkeit erzielen, ist es hilfreich, Stimmlage und Stimmstärke zu variieren, wichtige Wörter oder Sätze besonders zu betonen bzw. die Lautstärke angemessen zu erhöhen. Ihr Sprachtempo passen Sie an die Aufnahmefähigkeit Ihrer Lerngruppe an. Dabei beachten Sie den Grundsatz: Je schwieriger, abstrakter die Lerninhalte sind, desto langsamer sprechen Sie.
Fragen des Ausbilders Fragen erfüllen für den Ausbilder wichtige Funktionen innerhalb des Ausbildungsprozesses. Sie verfolgen damit verschiedene Absichten. Sie wollen den Lerner geistig fordern und ihn zum selbstständigen Denken anregen. Ebenso wollen Sie: < feststellen, wie hoch zum Beispiel der Wissensstand zurzeit ist. < sich überzeugen, ob die von Ihnen verwendeten Begriffe, Fremdwörter und Fachausdrücke verstanden wurden. < den Lerner zu Mitarbeit anregen. < den Erfolg der bisherigen Ausbildung kontrollieren. < Leistungen bewerten und zusätzliche Informationen erhalten. Um diese Ziele zu erreichen, stehen Ihnen verschiedene Frageformen zur Verfügung. < Offene Fragen zur Förderung der Mitarbeit: Wie beurteilen Sie das? < Geschlossene Fragen zur Überprüfung des Gelernten: Wie viele Teile hat diese Schaltgruppe? < Wissensfragen: Wann fand der Fall der Mauer statt? < Verständnisfragen: Warum kam es zum Fall der Mauer? Was sollten Sie beachten, wenn Sie Fragen formulieren? < Die Frage muss kurz, verständlich und präzise gestellt werden. < Die Frage muss in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Ausbildungsstoff stehen. < Die Frage sollte nur einen Aspekt beinhalten.
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Kapitel 1
Antworten des Lerners Der Ausbilder lebt bei seiner Ausbildungsgestaltung auch von den Antworten der Lerner. Durch diese kann der Ausbilder erkennen, ob Kenntnisse erworben oder Verständnis entwickelt wurden. Wie behandelt man als Ausbilder diese Antworten? Richtige Antworten heben Sie hervor und loben den Lerner. Sind nur Teile der Antwort richtig, so stellen Sie dies deutlich heraus. Falsche Antworten korrigieren Sie sachlich und geben Hilfestellung. Welche Hilfestellung können Sie geben? < < < <
Sie können eine Frage nochmals langsam wiederholen. Sie können die Frage anders formulieren. Sie können Zusatz- oder Ergänzungsfragen stellen. Sie können eine leichtere Frage einschieben oder mit Vergleichen und Beispielen arbeiten.
Ich kann Ihnen nur aus eigener Erfahrung empfehlen, an einer Schulung über Vortragstechnik und Rhetorik teilzunehmen. Sie und Ihre Ausbildung können dadurch nur gewinnen. Auch empfehle ich Ihnen, in bestimmten Zeitabständen Ihre Kenntnisse einer kritischen Überprüfung zu unterziehen und aufzufrischen. Auch schleichen sich bei jedem persönliche Eigenheiten in die Ausbildung ein, die auch negative Auswirkungen haben können. Dies zu erkennen und zu ändern sollte auch Ziel einer Auffrischung sein. Ich weiß, wie schwer man sich tut, die gut asphaltierte Straße zu verlassen und einen neuen Weg zu gehen. Aber nur so bleibt Ihre Ausbildung attraktiv�.
Lerngruppe
Bei der Ausbildung haben Sie in der Regel eine Gruppe, die Sie ausbilden sollen. Ob dieses Projekt mehr oder weniger erfolgreich verläuft, wird entscheidend durch das Gruppenklima bestimmt.
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Eine Störung im Gruppenklima kann unter Umständen sogar den Erfolg einer gesamten Ausbildung infrage stellen. Hier sind Sie als Ausbilder gefordert, die Ursachen für die Störung zu erkennen und zu beseitigen. Welche Maßnahmen können Sie dabei unterstützen? Sie sollten das Problem offen mit der Gruppe besprechen und Vorschläge aufgreifen. Hilfreich dabei kann auch sein, wenn Sie die Gruppenziele nochmals deutlich machen. Sie sollten auf jeden Fall die negativen Folgen für den Einzelnen aufzeigen und die erforderlichen und konkreten Maßnahmen direkt mit der Gruppe besprechen. Wichtig dabei ist, dass jeder sein Einverständnis zum Umsetzen der Maßnahmen gibt. Erst wenn Sie beim Versuch scheitern, das Problem mit der gesamten Gruppe zu lösen, sollten Sie gezielte Einzelgespräche führen. Führen diese Maßnahmen zu keiner Problemlösung, ist professionelle Hilfe (Verhaltenstrainer, Psychologe) in Anspruch zu nehmen.
Rollen in der Gruppe Als Ausbilder müssen Sie die Eigenschaften und Besonderheiten Ihrer Lerngruppe kennen bzw. erkennen. Sie müssen wissen, wie die Rollen innerhalb der Lerngruppe verteilt und besetzt sind. Diese Kenntnis hilft Ihnen dabei, die Ausbildungssituation für Ihre Lerngruppe optimal zu gestalten und die Lerner aktiv in den Lernprozess einzubinden.
Lernarten Als Ausbilder müssen Sie zumindest in Grundzügen wissen, wie gelernt wird. Ich will Ihnen kurz die gebräuchlichsten Arten des Lernens aufzeigen. Reiz-Reaktionslernen Auf einen Reiz folgt eine bestimmte Reaktion. 1. Phase: Klingelton ertönt und der Lerner betätigt eine Tastatur. 2. Phase: Klingelton ertönt und eine Lampe leuchtet. Der Lerner betätigt die Tastatur. 3. Phase: Lampe leuchtet und Lerner betätigt die Tastatur.
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Kapitel 1
Lernen am Erfolg Diese Lernart basiert auf dem Verstärken der gewünschten Verhaltensweisen. Zeigt der Lerner das gewünschte Verhalten, wird er belohnt. Dies hat zur Folge, dass der Lerner dieses Verhalten häufiger zeigt und schließlich in sein Verhaltensmuster übernimmt. Lernen durch Beobachtung Lernen durch Beobachtung beruht im Wesentlichen auf der Wahrnehmung, Übernahme und Nachahmung des Verhaltens von Vorbildern. Lernen durch Einsicht Hier verbindet der Lerner Bekanntes mit Unbekanntem. Er erkennt Zusammenhänge und zieht folgerichtige Schlüsse. Diese Lernart eignet sich besonders zum Erreichen affektiver und kognitiver Lernziele. Sie kann auch erfolgreich zur Beschleunigung psychomotorischer Lernprozesse eingesetzt werden.
Organisatorische Bedingungen Sie können als Ausbilder Ihre Ausbildungsinhalte und Präsentationen noch so gut vorbereitet haben – wenn die organisatorischen Bedingungen nicht stimmen, wird Ihrer Ausbildung kein Erfolg beschieden sein. Sie erhalten in diesem Abschnitt zunächst einen Überblick über diesen Bereich und die notwendigen Grundlagen. Die praktische Umsetzung mit Hilfen und Tipps für die Praxis erfolgt in Kapitel 3 (Vorbereitungen des Ausbilders). Der gesamte Zeitabschnitt einer Ausbildung wird zunächst in sinnvolle Abschnitte eingeteilt. Die kleinste Einheit ist die Ausbildungsstunde mit einer Dauer von 45 Minuten. Ausbildungsstoff, der sachlich zusammengehört, wird dabei zu Stunden- und Themenblöcken zusammengefasst. Die Vorbereitung einer Ausbildung vollzieht sich in mehreren Schritten: 1. Schritt: Auswertung des Ausbildungsauftrags Zweckmäßigerweise führen Sie diese Auswertung anhand des Didaktischen Achtecks durch.
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Die für die Vorbereitung notwendigen Informationen wie < < < < < < <
Ausbildungsziele, Ausbildungsthema, Art und Größe der Lerngruppe, Ausbildungsform, Zeitpunkt und Zeitdauer, Ort der Ausbildung, Ausbildungsmittel
sollten Sie sich zeitgerecht beschaffen bzw. mit den Verantwortlichen besprechen und festlegen. Das Ergebnis Ihrer Ausbildungsvorbereitung sollten Sie in schriftlicher Form, als Plan, festhalten. Ob Sie eine entsprechende Planungssoftware nutzen oder nur tabellarisch vorgehen, bleibt Ihnen überlassen. Ihr Plan sollte mindestens folgende Punkte enthalten: < < < < <
Thema bzw. Themen Lernziele gewählte Ausbildungsform gewähltes Verfahren Zeitansätze und Arbeitsmittel
Ich empfehle Ihnen, auf der Grundlage Ihres erstellten Plans einen »roten Faden« oder »gedachten Verlauf« für jede Ausbildungsstunde bzw. jeden Ausbildungsblock zu erstellen. Dieser Verlaufsplan sollte enthalten: < < < < <
übersichtliche Gliederung des Ausbildungsstoffs die Feinziele der Ausbildung das Ausbildungsverfahren die eingesetzten Ausbildungsmittel einen detaillierten Ablauf der Ausbildungsstunde bzw. des Ausbildungsblocks
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Kapitel 1
Stoffsammlung, -sichtung, -ordnung
Für Sie als Ausbilder sind Thema und Lernziel die Grundlage für die Stoffsammlung. Sie vergessen natürlich nicht, die weiteren Faktoren des Didaktischen Achtecks in Ihre Überlegungen einzubeziehen. Sie nutzen alle Ihnen zugänglichen Quellen wie zum Beispiel < < < < < < <
Fachbücher Fachzeitschriften Weisungen Richtlinien Medien Internet Präsentationen
Sie ordnen nun die gesammelten Unterlagen und prüfen sie auf ihre Verwendbarkeit für die Ausbildung. In Ihrem Plan für die Durchführung der Ausbildung legen Sie fest, welche Quellen Sie verwenden wollen. Bei der Auswahl des Ausbildungsstoffes sollten Sie sich auf die wesentlichen Elemente beschränken. Bedenken Sie, dass Ihnen nur ein bestimmtes Zeitfenster für die Ausbildung zur Verfügung steht.
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Bei der Beschränkung auf das Wesentliche können Ihnen folgende Schlüsselfragen helfen: < Was müssen die Lerner wissen? < Was sollten die Lerner wissen? < Was könnten die Lerner wissen wollen? Die Beantwortung dieser Fragen hilft Ihnen bei der Gewichtung des Ausbildungsstoffes und führt zu einer systematischen Gliederung für die folgerichtige Vermittlung. Methoden zur Stoffsammlung lernen Sie in Kapitel 2 kennen.
Ausbildungsverfahren – Ausbildungsmittel – Ausbildungsort Einen detaillierten Überblick über die Ausbildungsformen Unterricht, Praktische Ausbildung, E-Learning und Fernausbildung sowie über die Ausbildungsverfahren haben Sie bereits in diesem Kapitel erhalten. Die praktische Anwendung anhand von Beispielen aus der Praxis ist Bestandteil des Kapitels 3. In einem nächsten Schritt prüfen Sie, mit welchem Ausbildungsverfahren Sie den größten Lernerfolg erzielen können und dabei den Ausbildungsstoff am zweckmäßigsten vermitteln können. In Ihre Überlegungen sollten Sie folgende Faktoren einbeziehen: < < < < <
das Thema der Ausbildung die Zusammensetzung der Lerngruppe Vorkenntnisse, Schulbildung Aufnahmefähigkeit die verfügbaren Ausbildungsmittel
Nachdem Sie nun eine Auswahl hinsichtlich des Ausbildungsmittels getroffen haben, müssen Sie nun überlegen, welche oder welches Ausbildungsmittel Sie einsetzen, um den Ausbildungsstoff effektiv und effizient zu vermitteln. Bei der Auswahl des Ausbildungsmittels sollten Sie beachten, dass es in ausreichender Menge zur Verfügung steht.
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Kapitel 1
< Planen Sie Reserven! < Planen Sie auch ausreichend Zeit für die Beschaffung und Bereitstellung ein! < Prüfen Sie rechtzeitig vor Beginn der Ausbildung die Funktionsfähigkeit. < Wählen Sie den richtigen Platz aus und entscheiden Sie sich für eine zweckmäßige Art des Aufbaus. In einem weiteren Schritt legen Sie nun den Ort der Ausbildung fest, falls dieser Ihnen nicht bereits vorgeben ist. Können Sie Ihren Ausbildungsort frei wählen, dann sollten bei der Auswahl an folgende Punkte denken: < < < < < <
Ist der Ort für mein Vorhaben geeignet? Steht der Ort zum vorgesehenen Zeitpunkt zur Verfügung? Kann der Ort in kurzer Zeit erreicht werden? Ist die erforderliche Infrastruktur vorhanden? Können Störungen weitestgehend ausgeschlossen werden? Muss der Ort für die Ausbildung vorbereitet werden (Möblierung)?
Führen Sie Ihre Ausbildung in einem Unterrichtsraum durch, dann müssen Sie die Sitzordnung oder die Aufstellung der Stühle festlegen. Bei Ihrer Wahl sollten Sie berücksichtigen, dass Sie Blickkontakt zur gesamten Ausbildungsgruppe haben und über eine ausreichende Bewegungsfreiheit verfügen. Weitergehende Informationen finden Sie in den Kapiteln 2 und 3. Sie haben nun Ihre Überlegungen für die Organisation der Ausbildung abgeschlossen. Kommen wir nun zur Durchführung der Ausbildung.
Durchführung der Ausbildung Eine Ausbildungsstunde gliedert sich grundsätzlich in drei Teile: Ü gRUNDLAGEN Einleitung Hauptteil Schluss
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In der Einleitung geben Sie als Ausbilder Thema und Ziel der Ausbildung bekannt und erläutern den beabsichtigten Verlauf der Ausbildung. Denken Sie daran, die Einleitung kurz und prägnant zu halten. Sie sollte nicht mehr als fünf Minuten dauern. In Ihrem Hauptteil behandeln Sie den Ausbildungsstoff in Abschnitten. In Schritten erreichen Sie Ihre gesetzten Feinziele. Nach jedem Abschnitt vergewissern Sie sich, dass die Ziele erreicht wurden. Stellen Sie im Rahmen der Erfolgskontrolle fest, dass die Ziele nicht erreicht wurden, so wiederholen Sie den Abschnitt in Teilen oder als Ganzes. Denken Sie auch an die Visualisierung. Zum Schluss fassen Sie nochmals die wesentlichen Punkte zusammen und führen eine abschließende Erfolgskontrolle durch. Sie geben einen Ausblick auf die weitere Ausbildung und klären noch offene Fragen. Den Abschluss Ihrer Ausbildung bildet die Auswertung und Nachbereitung der Ausbildungsstunde. Sie beantworten dabei folgende Fragen: < Wurde das Lernziel erreicht? < War die Gliederung zweckmäßig? < War die Zuordnung der Feinziele richtig? < War die organisatorische Vorbereitung richtig und vollständig? < Habe ich die Ausbildungsmittel richtig eingesetzt? < War die Lerngruppe motiviert und hat sie mitgearbeitet? Die so gewonnenen Erkenntnisse setzen Sie zur Optimierung Ihrer Ausbildung in den folgenden Abschnitten ein.
Erfolgskontrolle Für Sie als Ausbilder stellen Erfolgskontrollen ein wichtiges Instrument zur Feststellung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten dar. Sie sind für Sie das Instrument zur Messung des Lernerfolgs. Grundsätzlich bleibt es Ihrer Kreativität und Fantasie überlassen, wie Sie diese gestalten. Erfolgskontrollen sind grundsätzlich an keine Form gebunden. Sie können den Erfolg Ihrer Ausbildung durch verschiedene Maßnahmen feststellen: < Sie stellen Fragen. < Sie lassen bestimmte Tätigkeiten ausführen. < Sie lassen Aufgaben lösen.
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Kapitel 1
< Sie stellen mündliche oder schriftliche Abfragen. < Sie beobachten die Lerner. Wenn Sie eine Erfolgskontrolle durchführen, sollten Sie folgende Aspekte beachten: < < < < <
Die Erfolgskontrolle muss am Lernziel orientiert sein. Der Zeitaufwand für Vorbereitung und Durchführung muss angemessen sein. Das Ergebnis muss zu eindeutigen Aussagen über den Ausbildungsstand führen. Die Wertung muss objektiv sein und einer Überprüfung standhalten. Die Bedingungen müssen für alle gleich sein.
Das Ergebnis einer Erfolgskontrolle ist nach der Auswertung grundsätzlich mit dem Lerner oder der Gruppe zu besprechen.
Zusammenfassung Dieses Kapitel vermittelte Ihnen Basiswissen und Grundlagen für eine erfolgreiche Ausbildung mit multimedialen und konventionellen Ausbildungsmitteln. Die verwendeten Begriffe, Definitionen und Erläuterungen sollen Sie in Ihrer Arbeit als Ausbilder unterstützen und Ihnen eine planvolle, methodisch und didaktisch fundierte Ausbildungsplanung und -durchführung ermöglichen. Ziel dieses Kapitels war die Vermittlung von Grundlagen- und Basiswissen. In den folgenden Kapiteln werden diese Grundlagen in einzelnen Bereichen noch erweitert bzw. vertieft und auf praxisbezogene Beispiele angewandt. Das Ziel dabei ist, dass Sie Handlungssicherheit in der Planung und Durchführung von Ausbildungen erhalten. Das Gewicht liegt dabei eindeutig auf Ausbildungen mit multimedialen und interaktiven Mitteln.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
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Lernen Sie … < konventionelle und moderne Ausbildungsmittel kennen. < Einsatzbereiche, Vor- und Nachteile der einzelnen Ausbildungsmittel kennen. < eine Präsentation nach methodisch-didaktischen Gesichtspunkten zu gestalten. < ausgewählte technische Ausstattungen für den Einsatz interaktiver Ausbildungsmittel kennen. < Internet und Intranet für die Ausbildung zu nutzen. < das Funktionsprinzip von Suchmaschinen und Datenlinks kennen. < Suchmaschinen gezielt für die Stoffs������������������ a����������������� mmlung zu nutzen. < die für die Ausbildung relevanten Teile der IT-Sicherheit kennen und bei Ihrer Ausbildungsplanung zu berücksichtigen.
Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung Wie jeder Handwerker hat auch der Ausbilder seine Werkzeuge: die Ausbildungsmittel. Dieses Kapitel soll Sie dazu befähigen, Ihre Werkzeuge methodisch und didaktisch sinnvoll zu gestalten und zu nutzen. Außerdem lernen Sie noch nützliche Helfer für Ihre Arbeit kennen und die oft zitierte Bremse IT-Sicherheit sollte auch am Ende dieses Kapitels ihre abschreckende und eingrenzende Wirkung verloren haben. Begleiten Sie mich jetzt in die Werkstatt des Ausbilders. Ausbildungsmittel können grundsätzlich in zwei Kategorien eingeteilt werden:
Ausbildungsmittel Konventionelle Ausbildungsmittel
Moderne (PC-gestützte) Ausbildungsmittel
• Tafel (Wandtafel) • Interaktives Whiteboard • Flipchart, • Videokonferenzanlagen • Pinwand • Interaktive Computergestützte • Magnettafel, Audiovisuelle Ausbildungsmittel • Stofftafel, • Digitale Unterrichtshilfen • Overhead • Simulatoren (Tageslichtprojektor) • Präsentationsausstattung • Tonwiedergabegeräte • Diaprojektor • Episkop • Filmprojektor • Video • Unterrichtsmappen • Schautafeln • Sandkasten • Modelle • Ausbildungsanlagen
Einteilung der Ausbildungsmittel.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Konventionelle Ausbildungsmittel Tafel (Whiteboard) Eine Tafel (Wandtafel oder Drehtafel) gehört zur Grundausstattung eines jeden Ausbildungsraums. Sie ist für fast jede Art von Unterricht und Ausbildung notwendig. Die einfachste Form ist die der Kreidetafel.
Die moderne Version ist das Whiteboard. Durch den Ausbilder werden die wesentlichen Lehraussagen auf der Tafel festgehalten. Um die Tafel sinnvoll in der Ausbildung einsetzen zu können, ist es notwendig, dass der Ausbilder in Vorbereitung auf den Unterricht bereits eine Skizze für den Tafelanschrieb entwickelt. Und die Tafel entsprechend vorbereitet, indem er zum Beispiel eine Struktur bereits vor Beginn der Ausbildung auf die Tafel schreibt. Die Tafel ist nur dann sinnvoll, wenn alle Lerner sie gut sehen können. Die Schrift ist so zu wählen, dass sie auch aus der letzten Reihe zu lesen ist. Ü Tipp! Benutzen Sie zum Tafelanschrieb Buchstaben in Druckschrift! Einsatzbereich: < Größe der Lerngruppe bis 100 Personen < gemeinsames Erarbeiten von Lerninhalten < Darstellung von Kernaussagen
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Vorteile: < < < <
freier Platz im Raum ohne Vorbereitung einsetzbar auch als Klebefläche oder Magnetfläche verwendbar einfach zu handhaben und umweltverträglich
Nachteile: < < < <
Ausbilder läuft Gefahr, zur Tafel und nicht zur Lerngruppe zu sprechen Tafeln müssen abgewischt werden – Inhalte können verloren gehen fester Platz im Raum gibt die Sitzordnung vor nur Handschrift möglich (evtl. schlecht lesbar)
Eine Weiterentwicklung der herkömmlichen Kreidetafel stellt die Weißwandtafel – auf Englisch: Whiteboard - dar.
Whiteboard
Whiteboards haben eine meist mit Kunststoff beschichtete, weiße, glatte Oberfläche. Die Beschriftung erfolgt mit speziellen Filzmarkern. Die Schrift kann mit einem trockenen Schwamm leicht abgewischt werden. Eine Beschriftung mit herkömmlichen Folienstiften oder Permanentmarkern kann dazu führen, dass das Whiteboard unbrauchbar wird, weil die Schrift nicht mehr entfernt werden kann. Beim Einsatz des Whiteboards sollten Sie Folgendes beachten: < Die Tafel muss eine ausreichende Größe im Verhältnis zum Unterrichtsraum haben. < Die Schrift muss groß und deutlich sein. < Druckbuchstaben garantieren gute Lesbarkeit.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
< Der Tafelanschrieb sollte übersichtlich strukturiert sein. < Wichtige Punkte sind farblich hervorzuheben.
Magnet- oder Stofftaffeln, Pinnwand, Metaplan, Flipchart Ein Flipchart besteht aus einer großen Platte, die mit einem Ständer ähnlich einer Staffelei gut sichtbar an einer Seite des Raumes positioniert werden kann. Darauf wird ein großformatiger Papierblock (meistens unliniert, gelegentlich kariert) befestigt. Der Vortragende kann mit dicken Filzstiften schreiben, malen oder zeichnen.
Ein Flipchart ist ein Hilfsmittel zur Unterstützung von Präsentationen und Besprechungen. Es wird überwiegend in der Arbeitswelt und bei Ausbildungen eingesetzt, zum Beispiel für Brainstorming oder Gruppenarbeit. Einsatzbereich: < Gruppengröße von bis zu 30 Personen < zum gemeinsamen Er- und Bearbeiten von Aufgaben < geeignet für Stoffsammlung, Brainstorming, Gruppenarbeit, Präsentationen Vorteile: < < < <
geringe Anschaffungskosten einfache Handhabung Änderungen und Aktualisierungen sind jederzeit möglich auch spontan für Präsentationen einsetzbar
Nachteile: < < < <
Platzbedarf beim Transport Papier nur beschränkt wiederverwendbar keine Korrekturmöglichkeit relativ kleine Fläche für die Beschriftung 107
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Magnet- und Stofftafeln eignen sich zur Darstellung von einfachen Sachverhalten mit Symbolen. Sie sollten darauf achten, dass die Symbole eine ausreichende Größe besitzen und in plakativen Farben gestaltet sind. Pinnwand und Metaplan sind für die Arbeit mit Gruppen bis zu 25 Personen gut geeignet. Ergebnisse können gemeinsam erarbeitet und für alle dargestellt werden. Einsatzbereich: < Gruppenarbeit bis ca. 30 Personen Vorteile: < < < < < < < <
Inhalte und Informationen können entwickelt werden komplexe Darstellungen sind abbildbar Spontane und vorbereitete Nutzung möglich Gruppe kann die Erarbeitung mit einbezogen werden Darstellungen können flexibel umgehängt werden Information kann dauerhaft dargestellt werden kostengünstige Möglichkei technischer Aufwand gering
Nachteile: < schwer zu transportieren < beschränkt wiedeverwendbar < Ergebnisse können protokolliert werden, jedoch ist dies mit einem zusätzlichen Aufwand verbunden (Digitalkamera und Vervielfältigung über einen Computer)
Overheadprojektor (Tageslichtprojektor)
Der Overheadprojektor dient dazu, die auf einer Durchsichtsfolie erstellen Darstellungen vergrößert auf einer Projektionsfläche (helle Wand oder Leinwand) abzubilden.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Neben Einzelfolien kann auch eine Endlosfolie verwendet werden, die auf einer Rolle seitlich am Projektor angebracht ist und bei Bedarf weitergedreht wird. Während Einzelfolien überwiegend in vorbereiteter Form eingesetzt werden, wird die Rolle eher zur Protokollierung und für schnelle Skizzen genutzt. Sie können für eine Unterrichtung sowohl vorgefertigte Folien als auch begleitend erstellte Folien benutzen. Durch das Abdecken bestimmter Bereiche können Sie auch Lerninhalte entwickeln. Sie decken die einzelnen Bereiche entsprechend Ihrem Unterrichtsverlauf auf (Klappfolie). Die Folienabdeckung können Sie auch als »roten Faden« benutzen, indem Sie wichtige Punkte darauf notieren. Bei der Nutzung von Folien sind folgende Kriterien zu beachten: < »Weniger ist mehr« – wenige Textzeilen mit großer, klarer und deutlicher Schrift (Faustformel: im Querformat maximal sechs Zeilen) < kurze und prägnante Formulierungen < sparsame Farbauswahl < eindeutige Aussagen Nicht die mit sehr viel Aufwand erstellte Folie ist die beste, sondern diejenige, die kurz, eindeutig und einprägsam die Informationen so darstellt, dass sie vom Lerner auf einen Blick erfasst werden können. Die Nutzung von vorgefertigten Folien hat auch den Vorteil, dass Sie als Ausbilder ständig Blickkontakt zur Ausbildungsgruppe halten können. So setzen Sie den Overheadprojektor methodisch richtig ein: < Weisen Sie mit einem Stift auf die wichtigen Stellen einer Folie hin. < Zeigen Sie nicht mit dem Finger auf eine Folie. < Decken Sie die Folie abschnittsweise auf, um die Aufmerksamkeit nicht unnötig abzulenken. < Legen Sie die Folie mit einem Griff auf. < Schieben Sie die Folie nicht hin und her, dies erweckt den Eindruck der Unsicherheit. < Prüfen Sie die Foliengröße und passen Sie diese gegebenenfalls an. < Geben Sie dem Lerner ausreichend Zeit, die Informationen aufzunehmen. < Begrenzen Sie die Anzahl Ihrer Folien. 109
Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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< Denken Sie an die Aufnahmefähigkeit der Lerner. < Nummerieren Sie Ihre Folien und legen Sie diese während des Vortrags geordnet ab (Foliennummer in das Manuskript aufnehmen). Weitere Informationen zur Gestaltung von Folien erhalten Sie im Abschnitt Präsentationstechnik. Einsatzbereich: < bei großen Lerngruppen bis ca. 300 Personen je nach Größe der Projektionsfläche < visuelle, zeitgleiche Unterstützung eines Lehrgesprächs, einer Präsentation, eines Vortrags oder Referats Vorteile: < < < < <
schnell, einfach und billig herzustellen auch professionelle Erstellung am Computer möglich Geräte sind technisch ausgereift, einfach, sicher und transportabel. Ausgabe auch als Hardcopy als Handout möglich Folien sind mehrfach verwendbar (Aufbewahrung mit Zwischenblättern und in Klarsichthüllen mit Schutzblatt)
Nachteile: < Gefahr der perspektivisch verzerrten Darstellung < Gefahr, zu viele Folien einzusetzen - Übersättigung (»Folienfilm«) < Gefahr, die Folien während des Vortrags nicht ordentlich abzulegen und bei Rückfragen die gesuchte Folie nicht mehr zu finden < Folien verleiten zum »Sprechen« mit dem Projektor bzw. der Projektionswand < Ausbilder verstellt Sicht auf das projizierte Bild < Präsentation erfordert je nach Lichtstärke des Projektors abgedunkelte Räume - bei längerer Dauer besteht die Gefahr der Übermüdung der Lerngruppe
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Tonwiedergabegeräte
Tonwiedergabegeräte (Tonband, CD-Player, Kassettenrekorder, Plattenspieler). Tonwiedergabegeräte (Tonbandgeräte, Kassettenrekorder, Schallplatten, CD-Spieler, MP3-Player) werden vorwiegend in der Sprech- und Sprachausbildung genutzt. Sie erhalten dort besondere Bedeutung, wo es darauf ankommt, akustische Signale zu erfassen und auszuwerten – zum Beispiel bei der Funksprechausbildung und der Ausbildung im Tastfunk (Erkennen von Morsesignalen). Tonwidergabegeräte können auch mit anderen Geräten, etwa einem Diaprojektor, gekoppelt werden. Einsatzbereich: < Lerngruppengröße von bis zu 25 Personen < Einsatz bei Sprech- und Sprachausbildung < Erfassung und Auswertung akustischer Signale Vorteile: < < < <
einfache und schnelle Produktion von Inhalten reale Wiedergabe von Originalgeräuschen möglich vielseitig nutzbar einfach zu bedienende Technik 111
Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Nachteile: < ausreichende Raumakustik erforderlich < Tonträger unterliegen einem Abnutzungs- und Alterungsprozess
Diaprojektor Ein Projektor (lat.: proicere = vorwärts werfen, hinwerfen) ist ein optisches Gerät, das ein vergrößertes Bild eines Gegenstandes auf einer Projektionsfläche erzeugt. Ein Diaprojektor erzeugt Bilder großflächig, in sehr guter Qualität und mit geringem Aufwand. Mit einem Diaprojektor können Sie Einzelbilder, aber auch ganze Bildreihen, die einen Ausbildungsablauf darstellen, abrufen. Der Einsatz einer Fernbedienung oder einer automatischen Steuerung erlaubt Ihnen einen flexiblen Bildeinsatz.
Ein Diaprojektor der Firma Kindermann. Einsatzbereich: < sehr große Lerngruppen über 200 Personen < Visualisierung von einfachen und komplexen Sachverhalten Vorteile: < einfache und kostengünstige Technik < authentische Darstellung, einprägsame Bilder < komplexe Vorgänge können detailliert dargestellt werden Nachteile: < teilweise aufwendige Fotoaufnahmen für eine gute Qualität der Dias erforderlich < häufig hoher Geräuschpegel < Diashow muss vorbereitet werden (Reihenfolge, richtiges Kopf- und Seitenverhältnis) < Raum muss abgedunkelt werden 112
Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Episkop Episkop, (griech.: auf-/daraufsehen/-schauen) ist ein Projektor, bei dem das Objekt von oben beleuchtet wird. Das reflektierte Licht wird über Spiegel durch ein Objektiv auf die Leinwand geführt. Ein intransparentes Medium, beispielsweise eine Buchseite, wird beleuchtet, das zurückgestreute Licht an die Wand projiziert. Vergrößert werden können ganz normale Papierbilder bis zu einer zehnfachen Vergrößerung. Aufgrund der insgesamt geringen Effizienz werden Episkope mittlerweile kaum noch angeschafft und genutzt. Heutzutage übernehmen meist moderne Dokumentenkameras diese Aufgabe.
Visualizer WolfVision VZ 57D. Einsatzbereich: < Lerngruppen bis zu 30 Personen < Wiedergabe von Papierbildern, Textseiten aus Büchern, Landkarten, Postkarten, dreidimensionalen Gegenständen und vielen anderen undurchsichtigen Vorlagen Vorteile: < einfache und kostengünstige Technik Nachteile: < geringe Effizienz, sperriges Gerät < Abdunkelung des Raums erforderlich
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Filmprojektor Ein Filmprojektor dient dazu, den mit einer Filmkamera aufgezeichneten Bildstreifen auf eine Bildleinwand zu projizieren. Dabei werden je nach Filmtyp zwischen 18 und 25 Bilder pro Sekunde vorgeführt.
Filmprojektor Ernemann 35 mm, Typ Zeiss Ikon IX. Die Filmvorführung mit dem Filmprojektor bietet dem Ausbilder die Möglichkeit einer großflächigen Darstellung. Eine Filmvorführung kann keine Ausbildung ersetzen. Sie kann aber zur Einführung in ein Thema und als methodischer Höhepunkt dienen. Einsatzbereich: < große Lerngruppen über 200 Personen Vorteile: < großflächige Darstellung komplexer Sachverhalte Nachteile: < hohe Anschaffungskosten für die Technik < hohe Produktionskosten bei speziellen Ausbildungsfilmen < Abdunkelung erforderlich
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Wenn Sie als Ausbilder Filme einsetzen, sollten Sie Folgendes beachten: < Der Raum muss für die Vorführung vorbereitet werden (ausreichende Verdunkelung und Belüftung). < Die Größe der Projektionsfläche und die Lautstärke des Tons sind an die Raumgröße und die Zuschauerzahl anzupassen. < Der Einsatz von Ausbildungsfilmen muss vorbereitet sein. < Sie müssen als Ausbilder den Inhalt des Films genau kennen (vorher ansehen, Begleitheft genau auswerten). < Sie müssen den Film ansagen (Ausbilder gibt Lerngruppe Zweck und Zielsetzung, Schwerpunkte und Besonderheiten bekannt). < Im Anschluss an die Vorführung müssen Sie den Film mit der Lerngruppe auswerten. < Sie können die Auswertung in Form eines Lehrgesprächs, einer Diskussion oder Gruppenarbeit durchführen. < Die Ergebnisse sind durch Sie in einen Gesamtzusammenhang zum Lernziel zu stellen, zu bewerten und zu dokumentieren (nutzbar machen für die weitere Ausbildung). Ü Tipp! Der Filmprojektor ist ein gutes Hilfsmittel, wenn es gilt, vorhandene, leihbare oder »billig« beschaffbare Filme zur Visualisierung von Ausbildungsthemen einzusetzen.
Video Für den Ausbilder stellt Video ein wichtiges Verfahren zur Visualisierung von Lerninhalten dar. Der Begriff Video wird aus dem Lateinischen abgleitet und bedeutet »Ich sehe«. Unter Video versteht man ein elektronisches Verfahren zur Aufnahme, Übertragung, Bearbeitung und Wiedergabe von bewegten Bildern auch mit Begleitton. Für die Ausbildung besteht eine Videoausstattung in der Regel aus Videokamera, Videorekorder und Bildschirm. Die Videotechnik wird im Allgemeinen in drei Anwendungsbereiche eingeteilt: Consumerbereich, semiprofessioneller und professioneller Bereich. Für Ausbildungszwecke ist der semiprofessionelle Bereich mehr als ausreichend. Die Speicherung der Bild- und Tondaten erfolgt entweder in analoger Form auf Magnetbändern bzw. Kassetten oder digital auf CD-ROM und DVD. 115
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Die Videokassette besteht aus einer Plastikumhüllung, in der sich ein magnetisierbares, beschichtetes Plastikband befindet. Für den Videobereich existieren verschieden Standards, Datenformate und Kassettengrößen. Nachstehend finden Sie die die wichtigsten Dateiformate, die Sie kennen sollten: Format
Bandbreite
Farbe
Ton
Laufzeit
Einführung
VHS
½ Zoll (1,27 cm)
Unterträger
längs-/Schrägspur
2 - 10 Std
1976
herabgesetzte Längsspur (Stereo) Farbe
2 - 4 Std (pro Seite)
1979
Video 2000 ½ Zoll (2 x ¼ Zoll) Betamax Video 8
195 Min
1976
Schrägspur/PCM
30 Min - 3 Std.
1985
Unterträger
Längs-Schrägspur
30 Min - 2 Std.
1983
½ Zoll
Unterträger
Längs-Schrägspur
2 - 10 Std.
1987
19 mm (3/4 Zoll)
Unterträger
Längs-Schrägpur
30 Min - 3 Std.
1983
8 mm
Unterträger
Hi8
8 mm
Unterträger
VHS-C
12,7 mm
S-VHS U-matic
Übersicht der wichtigsten Videodateiformate. Seit den 90er-Jahren findet die digitale Videotechnik basierend auf dem Dateiformat MPEG 1–4 Verwendung. Dieses Dateiformat wird durch weitere Dateiformate wie AVI oder MP3 ergänzt bzw. ersetzt. Die Dateiformate unterscheiden sich zum Teil erheblich hinsichtlich Bildqualität und Dateigröße. Dateibasierte, digitale Videoformate finden immer größerer Verbreitung, weil die Möglichkeiten des nichtlinearen Schnitts (Übertragung des Rohmaterials aus analogen und digitalen Videoformaten auf die Festplatte eines Computers in beliebiger Reihenfolge) die Nachbearbeitung erheblich erleichtern. Den vorläufigen Endpunkt der Entwicklung stellt das Format HDV (High Definition Video) dar. Es wurde vor allem für den Consumerbereich entwickelt und erlaubt es, hochauflösendes Video (HD-Video) auf einer normalen DV-Kassette aufzuzeichnen. In der Aus- und Weiterbildung kann Video in vielfältiger Art und Weise genutzt werden. Sei es als Videoausbildungsfilm, als Clip in einem Computerprogramm oder im Trainingsbereich durch die Mitschnitte von Ausbildungen und Trainings.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Vorteile: < < < < <
hoher Verfügbarkeitsgrad einfache Bedienung und geringe Störanfälligkeit einfache Aufzeichnung, schnelle Wiederholung einfache und sichere Handhabung und Lagerung des Videomaterials Einbeziehung von aktuellen Sendungen (Urheberrecht ist dabei zu beachten!)
Nachteile: < fördert nicht den Kontakt zu den Teilnehmern < umfangreiches Equipment erforderlich < Standbildqualität häufig nur ausreichend Für die Ausbildung können auch in geeigneten Einrichtungen (Medienzentren, Unterrichtsmitschauanlagen) eigene Aufnahmen produziert werden: < < < < < <
zur Analyse von Ausbildungsabschnitten und Handlungssituationen zur Kontrolle des Lehrverhaltens zum Trainieren von Verhaltensweisen zum Rede- und Argumentationstraining zur Visualisierung von Bewegungsabläufen zu Dokumentationszwecken
Unterrichtsmappen und Digitale Unterrichtshilfen (DUH)
Beipiel: Bildschirmseite DUH »Amphibie M3«.
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Unterrichtsmappen sind Ihnen als Ausbilder schon seit vielen Jahren geläufig. Unterstützen diese Sie doch in der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Unterrichten und Präsenzveranstaltungen. Neu hinzugekommen sind digitale Unterrichtshilfen. Sie ersetzen zunehmend die herkömmlichen Folienmappen und unterstützen Sie ebenfalls bei der Durchführung eines konventionellen Präsenzunterrichts. Worin liegen nun die qualitativen Unterschiede? Während es sich bei den Unterrichtsmappen um eine statische Foliensammlung handelt, die eventuell noch durch Unterrichtsabläufe ergänzt wurde, ist die digitale Unterrichtshilfe eine interaktive, mediengestützte Anwendung. Digitale Unterrichthilfen (DUH) enthalten in der Regel eine Sammlung des Ausbildungsstoffs, eine zeitliche und inhaltliche Gliederung in Ausbildungsabschnitte, Checklisten zur Vorbereitung der Ausbildung, Informationen und Quellenangaben, Medien zur Unterstützung des Lernprozesses. DUH enthalten meistens ein Lernstoffangebot in Form von Präsentationen. Der Ausbilder hat dabei jedoch die Möglichkeit der individuellen Anpassung und Ergänzung an die jeweilige Zielgruppe. Er kann Unterrichtsabläufe speichern und beliebig oft nutzen. Digitale Unterrichtshilfen entsprechen in ihrer Funktionalität den Computerlernprogrammen. Sie unterscheiden sich jedoch in zweierlei Hinsicht. DUH enthalten keine Erfolgskontrollen und die Inhalte können durch den Ausbilder verändert bzw. ergänzt werden. Sie werden in der Regel mit einer leistungsfähigen Präsentationssoftware oder einem Autorentool erstellt. Einsatzbereich: < Unterstützung der konventionellen Ausbildung < Klassenstärke bis 25 Lerner Vorteile: < strukturierte und rationelle Unterrichtsvorbereitung (Unterrichtsmappen/DUH) < dynamische Abläufe und komplexe Vorgänge können auch im konventionellen Unterricht umfassend dargestellt werden (DUH) < individuelle Anpassung an verschiedene Lerngruppen möglich (DUH)
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
< Speicherung von Unterrichtsabläufen (DUH) < Aktualisierung der Lerninhalte jederzeit möglich Nachteile: < teilweise hohe Anschaffungskosten bei geringen Stückzahlen (Unterrichtsmappen) < Aktualität und Vollständigkeit der Foliensätze bei Unterrichtsmappen
Unterrichts- und Schautafeln
Beispiel für eine Schautafel. Dieses konventionelle Ausbildungsmittel sollte eigentlich jedem Ausbilder bekannt sein. Unterrichts- und Schautafeln haben im multimedialen Zeitalter an Bedeutung verloren und werden nur noch selten eingesetzt. Ganz vergessen sollten Sie dieses Ausbildungsmittel jedoch nicht, denn Sie können es ohne Vorbereitung überall einsetzen. Unterrichtstafeln geben Ausbildungsinhalte in Bild und Schrift wieder. Ihre Darstellungen sind anschaulich und beschränken sich auf das Wesentliche. Einsatzbereich: < Unterstützung der konventionellen Ausbildung
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Vorteile: < qualitativ hochwertige grafische Darstellung von Lerninhalten < Nutzung ohne technische Unterstützung überall möglich Nachteile: < Aktualität muss vor der Nutzung geprüft werden
Sandkasten
Beispiel für einen Geländesandkasten. Einige von Ihnen werden sich sicher fragen, was der Sandkasten als Ausbildungsmittel hier zu suchen hat. Sie sollten diesen Sandkasten aber nicht mit der Buddelkiste für Kinder verwechseln. Wie kann der Sandkasten in der Ausbildung genutzt werden? Er erlaubt es Ihnen, ein Gelände originalgetreu nachzubilden. Zur Darstellung werden Modelle von Personen, Fahrzeugen und Gebäuden im entsprechenden Maßstab genutzt. Anwendung findet der Sandkasten überwiegend bei Ausbildungen und Trainings, in denen Grundsätze für Einsatz und Führung ausgebildet bzw. geschult werden sollen (Feuerwehr, Polizei, Armee). Einsatzbereich: < Unterstützung der konventionellen Ausbildung Vorteile: < schnell und flexibel für unterschiedliche Ausbildungen nutzbar
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Nachteile: < begrenzte Teilnehmerzahl < Geländemodellierung erfordert Vorbereitungszeit
Modelle
Beispiel eines Schnittmodells. Modelle unterstützen den Ausbilder dadurch, dass sie Lerninhalte besonders anschaulich und einprägsam vermitteln. Sie beleben insbesondere Ausbildungen mit technischen Inhalten. Modelle sind maßstabsgetreue Nachbildungen von Fahrzeugen, Geräten, Bauwerken, Anlagen oder Geländeabschnitten. Man unterscheidet dabei Schnittmodelle (zeigen das Innere von Geräten und verdeutlichen Zusammenhänge, die sonst nicht sichtbar sind) und Funktionsmodelle (sie sind dynamisch und zeigen Bewegungs- und Funktionsabläufe). Einsatzbereich: < Unterstützung der konventionellen und technischen Ausbildung Vorteile: < in der Regel ohne Vorbereitung nutzbar < keine zeitliche Beschränkung in der Nutzung Nachteile: < teilweise hohe Anschaffungskosten
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Ausbildungsanlagen
Ortsfeste Ausbildungsanlage der Bundeswehr »Bonnland«. Ausbildungsanlagen sind in der Regel ortsfeste Einrichtungen für einen bestimmten Ausbildungszweck, zum Beispiel: < < < < <
Sprachlabore Fahrschulgelände Sportanlagen Wasserübungsplätze Brandhäuser
Einsatzbereich: < Training und Schulung Vorteile: < realitätsnahe Darstellung von komplexen Vorgängen Nachteile: < hohe Anschaffungs- und/oder Betriebskosten
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Moderne und multimediale Ausbildungsmittel In der Ausbildung stehen Ihnen heute vielfach moderne und multimediale Ausbildungsmittel zur Verfügung. In der Folge möchte ich Ihnen die wichtigsten vorstellen.
Interaktives Whitebord Eine Weiterentwicklung der konventionellen Wandtafel für die Ausbildung stellt das interaktive Whiteboard dar. Das Whiteboard verfügt über einen berührungsempfindlichen Bildschirm. Für die Nutzung sind ein Großbildprojektor und ein PC erforderlich. Die Bildprojektion erfolgt in der Regel von vorne. Geräte, die über eine Rückwandprojektion verfügen, sind in der Anschaffung teurer, haben aber den Vorteil, dass der Ausbilder nicht Gefahr läuft, in den Projektionsstrahl zu treten. Die Beschriftung des Boards erfolgt mit speziellen Stiften.
Prominente Nutzung eines interaktiven Whiteboards. Die Anwendung erfolgt meist internetbasiert und wird durch die Nutzung spezieller Software wie Netmeeting oder Groupboard unterstützt. Die Nutzer sind über ein Netz miteinander verbunden und können zeitgleich (in Echtzeit) miteinander schreiben oder zeichnen.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Das Ergebnis wird auf dem jeweiligen Bildschirm des Nutzers dargestellt, kann ausgedruckt und abgespeichert werden. Interaktive Whiteboards eignen besonders für die Durchführung von E-LearningVeranstaltungen oder Application Sharing. Beim Einsatz in Unterrichtsräumen ist zu beachten, dass das interaktive Whiteboard vor der Nutzung justiert werden muss. Achten Sie auf eine entsprechende Raumgröße (richtiges Verhältnis der Projektionsfläche zur Raumgröße). Wenn Sie dieses Mittel einsetzen, müssen Sie den Umgang vorher trainieren. Ungeübte begeben sich gerne in den Projektionsbereich und überdecken die Inhalte. Bei der Anschaffung eines interaktiven Whiteboards sollte Sie darauf achten, dass die Bedienung auch über ein externes, mobiles Panel erfolgen kann. Dies hat für Sie als Ausbilder den Vorteil, dass Sie an keinen Platz gebunden sind. Sie können so immer eine optimale Position zur Lerngruppe einnehmen. Einsatzbereich: < Lerngruppe bis 30 Personen < E-Learning (virtuelle Gruppenkooperation) < Virtuelles Klassenzimmer (Application Sharing) Vorteile: < Ortsunabhängiges Er- und Bearbeiten von Lerninhalten < Zeitgleiches Bearbeiten von Lerninhalten durch mehrere Lerner < Speicherung und Dokumentation der Arbeitsergebnisse Nachteile: < < < < <
nicht spontan einsetzbar – Technik muss vorbereitet werden Anschluss an Netze muss vorhanden sein Gefahr, dass der Ausbilder »im Bild« steht Anwendung muss trainiert und vorbereitet werden Gruppengröße ist abhängig von der zur Verfügung stehenden Projektionsfläche
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Videokonferenzanlagen
Videokonferenzanlagen werden nicht nur für die Kommunikation im Businessbereich genutzt, sondern eigen sich auch für Ausbildungsveranstaltungen im Bereich des E-Learnings (Fernausbildung). Eine Videokonferenz ist die synchrone Übertragung von audiovisuellen Daten (bewegten Bildern, Ton und Anwenderdaten) mit Mitteln der Telekommunikationstechnologie zwischen zwei und mehr Standorten.
Funktionsprinzip einer Videokonferenz.
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Eine Videokonferenzanlage setzt sich im Regelfall aus folgenden Komponenten zusammen: Kamera und Mikrofon als Eingabegeräte und Bildschirm und Lautsprecher als Ausgabegeräte. Nach dem Einsatzzweck werden vier Gerätegruppen definiert:
Desktop-Systeme (PC-integrierte Systeme)
Zusatzausstattung für eine PC-Lösung. Ein System besteht neben dem PC aus einer externen Webcam, Mikrofon bzw. Headset. Unterschieden wird dabei zwischen hardware- (Steckkarte) und softwarebasierten Systemen. Die Vorteile dieses Systems liegen neben den relativ geringen Kosten auch in der vollen Verfügbarkeit aller Daten auf dem PC während der Videokonferenz.
Rollabouts und Settopboxen Bei diesem System handelt es sich um ein Kompaktsystem (alle Systemkomponenten sind in eine Box oder ein Gehäuse integriert). Zum Betrieb sind lediglich die entsprechenden Netzanschlüsse (ISDN und/oder LAN) erforderlich.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Raumsysteme
Diese Systeme sind in der Regel modular aufgebaut und fest in den Räumen installiert. Durch eine flexible Systemkonfiguration und variable Ausstattungsmerkmale werden viele Anwendungen ermöglicht. Ein System besteht aus leistungsstarken Kameras, Raummikrofonen, großen Monitoren (Plasmabildschirmen) und diversen Peripheriegeräten wie Dokumentenkameras.
Sonstige Geräte In diese Kategorie werden die noch in der Entwicklung befindliche Mobilfunkvideokonferenz (UMTS) und die Bildtelefonie eingeordnet. Betriebskomponenten und Systeme von Videokonferenzanlagen: < Multipoint Control Unit (MCU) Ein Sternverteiler (Reflektor), der benötigt wird, wenn mehrere Personen an der Konferenz teilnehmen wollen. Die MCU ist mit allen Teilnehmern verbunden. Sie verwaltet und regelt die ein- und ausgehenden Video- und Audiodatenströme. < Gatekeeper Der Gatekeeper ist die zentrale logistische Komponente im Verbindungsaufbau. Er koordiniert unter anderem den Verbindungsaufbau zwischen den Endgeräten und der MCU. Alle Geräte, die einem Gatekeeper zugeordnet sind, befinden sich in der gleichen Zone (ähnlich dem Prinzip der Vorwahlnummern beim Telefon). Mit dem Gatekeeper werden Adressumsetzungen durchgeführt.
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< Gateway Ein Gateway (Protokollumsetzer) verbindet unterschiedliche Netze miteinander. Die Kommunikation erfolgt über Protokolle. Bei gemeinsamer Nutzung von ISDN- und TCP/IP-Endgeräten ist der Einsatz eines Gateways zwingend notwendig.
Peer-to-Peer-Videokonferenzsysteme (P2P) Peer-to-Peer-Systeme verzichten im Gegensatz zu herkömmlichen Videokonferenzsystemen auf die Nutzung eines zentralen Kommunikationsservers. Die gesamte Steuerung wird auf die Endgeräte (PCs) übertragen. Diese Systeme haben außerdem den Vorteil, dass sie parallel zu bestehenden Videokonferenzsystemen betrieben werden können. Die Kosten sind im Vergleich zu herkömmlichen Konferenzlösungen relativ gering. Im Zusammenhang mit dem Betrieb von Videokonferenzanlagen fallen häufig die Begriffe H.320, H.323 und T.120. Was verbirgt sich dahinter? Kurz gesagt: die Bezeichnungen für die wichtigsten Protokolle, die zum Betrieb von Videokonferenzanlagen erforderlich sind. Als Ausbilder sollten Sie diese kennen. Protokolle im Bereich der Telekommunikation und der Informatik sind Regeln für den Datenaustausch. Sie legen Format, Inhalt und Reihenfolge gesendeter Nachrichten fest und werden für einen effizienten Datenaustausch zwischen Computern benötigt. Protokoll H.323 Das wichtigste Protokoll für den Betrieb im Internet ist das Protokoll H.323. Es regelt die Zusammenarbeit für Videotelefonieendgeräte, die über ein LAN/WAN verbunden sind. Innerhalb des Protokolls H.323 wird im Protokoll H.225 die Steuerung der Verbindung und die Umsetzung von IP-Adressen geregelt, mittels H.245 einigen sich die Geräte darauf, welche Dienste sie unterstützen. Das betrifft vor allem die Videokomprimierung nach den Protokollen H.261, H.263 oder H.264 und die Audiokodierung von G.711 bis G.729. Protokoll H.320 Mit diesem Protokoll wird der Betrieb von schmalbandigen Videotelefonendgeräten (z. B. ISDN, Richtfunk) geregelt.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Protokoll T.120 Dieses Protokoll realisiert Datenanwendungen. Es umfasst neun Richtlinien für den Verbindungsauf- und –abbau. Unter anderem werden die Zusammenarbeit mit der MCU, die Verwendung von Whiteboards, das Application Sharing und der Datentransfer geregelt. Protokoll H.239 Beschreibt einen zweiten Datenstrom (Video, Audio oder nur Daten) der von den Herstellern für die Übertragung von Präsentationen genutzt wird. Dieses Protokoll lässt kein Application Sharing zu. Protokoll SIP Das Session Initiation Protocol (SIP) wurde speziell für den Bereich von Multimediaanwendungen entwickelt. Es basiert auf den beiden Protokollen SMTP und HTTP. Die Basis ist das Client-Server-Modell (jeder Teilnehmer benötigt einen Client und alle Datenströme werden über einen zentralen Server geleitet und verteilt). Einsatzbereich: < bis 30 Personen Vorteile: < einfache Handhabung und Lagerung des Videomaterials < zeitgleiches und ortsunabhängiges Er- und Bearbeiten von Lerninhalten < hohe Verfügbarkeit der Technik Nachteile: < hohe Anschaffungskosten für die Technik (Videokonferenzanlagen) < teilweise hohe Betriebskosten (Netze) < teilweise begrenzte Teilnehmerzahl
Interaktive computergestützte audiovisuelle Ausbildungsmittel (ICA) Interaktive computergestützte audiovisuelle Ausbildungsmittel (ICA) werden als Plattform für die Nutzung von Computerlernprogrammen eingesetzt. Die Ausstattung besteht in der Regel aus einem vernetzten PC-Hörsaal mit Lehrer- und Schülerarbeits-
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plätzen, einem pädagogischen Netzwerk und einem Großbildprojektor. In der Regel verfügt zumindest der Lehrerarbeitsplatz über eine Internet-/Intranetverbindung. Die Lernprogramme werden entweder auf einem Server zentral bereitgestellt oder auf dem Medium CD-ROM bzw. DVD.
Hörsaalkonfiguration CUA. Einsatzbereich: < Unterstützung der konventionellen Ausbildung < Klassenstärke bis 25 Lerner Vorteile: fachlich und methodisch-didaktisch optimal aufbereiteter Ausbildungsstoff individuell angepasste Lerngeschwindigkeit Darstellung komplexer Vorgänge und Situationen beliebige Wiederholbarkeit von systematisch aufeinander aufbauenden Lernschritten bei gleicher Qualität < Förderung der Lernmotivation < objektive und selektive Erfolgskontrolle < < < <
Nachteile: < hohe Anschaffungskosten für Technik und Lernprogramme < begrenzte Teilnehmerzahl
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Simulatoren
Prototyp eines Fahrsimulators der Firma EADS. Simulatoren werden in der Ausbildung zur modellhaften und möglichst wirklichkeitsgetreuen Darstellung von Vorgängen eingesetzt. Sie vermitteln optische, akustische und körperlich wahrnehmbare Eindrücke. Im Unterschied zum Simulator besteht ein Trainer aus Originalbaugruppen oder Teilen, die nur für die Ausbildung vorgesehen sind. Einsatzbereich: < Training und Schulung von komplexen Verfahrensabläufen Vorteile: < realitätsnahe Darstellung von komplexen Vorgängen unter Schonung des Originalgeräts < Darstellung und Training von Extremsituationen ohne Gefahren für die beteiligten Lerner < Dokumentation und Reproduktion von Situationen ohne Gefährdung für Personal und Material Nachteile: < hohe Anschaffungs- und Betriebskosten < Darstellungsqualität in Abhängigkeit von der genutzten Technik (Physikengine und Sichtsystem)
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Präsentationsausstattung In einer Präsentationsausstattung sind die wichtigsten Ausbildungsmittel (Großbildprojektor, Notebook, Lautsprecheranlage usw.) für den Ausbilder zusammengestellt. Eine Ausbildungsveranstaltung ohne die Nutzung dieser Technik ist heute fast nicht mehr vorstellbar. Im kommerziellen Bereich der Aus- und Weiterbildung des Trainings ist diese Ausstattung unverzichtbar. Mit Hilfe der Präsentationsausstattung gestalten Sie Ihre Ausbildung multimedial. Eine solche Ausstattung (mobil oder stationär) umfasst in der Regel:
Komponenten einer Präsentationsausstattung.
Ergänzungsausstattung für die Präsentation.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Für Sie als Ausbilder sind zwei Komponenten mit entscheidend für die Qualität Ihrer Präsentation. Das Notebook (flüssiger, störungsfreier Ablauf der Präsentation) und der Großbildprojektor (Qualität der Bilddarstellung). Das Notebook (Laptop, mobiler Computer) ist das Kernstück der Präsentationsausstattung. Notebooks wiegen in der Regel zwischen 700 Gramm und 5 Kilogramm. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen und auch in »gehärteter Form« für besonders beanspruchende Verwendungen. Die einzelnen Komponenten sind für den mobilen Einsatz optimiert: Prozessor Die meisten Notebooks enthalten spezielle Prozessoren, die bei einer verminderten Leistungsaufnahme eine längere Akkulaufzeit ermöglichen. Aus Kostengründen werden auch häufig Desktopprozessoren verwendet. Bildschirm Notebooks verfügen heute über TFT-Flachbildschirme in den Größen zwischen 12 und 19 Zoll. Die Bildauflösungen liegen zwischen 1024 x 768 Punkten (XGA = Extended Graphics Array) und 1920 x 1200 Punkten (WUXGA = Wide UXGA). Die Displays verfügen in der Regel über eine geringere Helligkeit, kleineren Ablesewinkel und schlechtere Farbstabilität als herkömmliche Computerbildschirme. Diese Qualitätsunterschiede können jedoch mit fortschreitender Technik zunehmend vernachlässigt werden. Zeigegerät Die derzeit verbreitetsten Zeigegeräte in Notebooks sind Touchpads (berührungsempfindliche Fläche, die als Maus- und Tastenersatz unterhalb der Tastatur angebracht ist). Eine weitere Form sind stiftförmige Zeigegeräte: Trackpoints. Einige Notebooks verfügen auch über berührungsempfindliche Bildschirme, sogenannte Touchscreens. Tastatur Die Tastaturen von Notebooks unterscheiden sich von den üblichen PC-Tastaturen dadurch, dass häufig der Ziffernblock und die Pos1- und Ende-Taste fehlen. Schnittstellen Eine Spezialität der Notebooks sind die Steckplätze zum Anschluss von Erweiterungskarten (PCMCIA, Cardbus, Expresscard). Die Anzahl der Schnittstellen ist meist ge133
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genüber denen von Desktop-PCs reduziert. Häufig fehlen Parallel- oder RS232-Port bzw. steht eine geringere Anzahl von USB- und Audioschnittstellen zur Verfügung. Arbeitsspeicher Notebooks verfügen vielfach nur über zwei Speichersteckplätze – im Gegensatz zu einem Desktop-PC, der drei oder vier Speichersteckplätze besitzt. Sie sollten bei der Anschaffung auf einen entsprechend großen Arbeitsspeicher achten oder noch besser ein spezielles Multimedianotebook beschaffen. Festplatten Geschwindigkeit und Speicherkapazität sind gegenüber einem herkömmlichen Desktop-PC reduziert bzw. eingeschränkt. Optisches Laufwerk Notebooks verfügen in der Regel über ein CD- oder DVD-Laufwerk, häufig auch in Kombination mit einem Brenner. Diskettenlaufwerke werden heute nicht mehr verbaut, sondern extern über eine USB-Schnittstelle angeschlossen. Stromversorgung Die Stromversorgung im mobilen Einsatz erfolgt über Lithium-Ionen-Akkumulatoren. Ohne Anschluss an die externe Stromversorgung betragen die Akkukapazitäten in der Regel zwischen 30 Minuten und sechs Stunden. Die Kapazität für ein bei Präsentationen genutztes Notebook sollte unter Volllast mindestens zwei Stunden betragen. Datenprojektor (Beamer) Beamer sind spezielle Projektoren (Strahler), die Daten aus einem Computer, Videorekorder oder DVD-Player in vergrößerter Form auf eine Projektionsfläche werfen. Die Bandbreite reicht vom sehr kleinen und mobilen Präsentationsprojektoren (Gewicht 0,5 kg) bis zu hochauflösenden, stationären Hochleistungsprojektoren (Gewicht ca. 40 kg). Die Projektoren werden nach Anzeigeverfahren unterschieden. Röhrenprojektoren: < Kathodenstrahlröhren zur Darstellung der Bilder. < Hohe Anschaffungskosten. 134
Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
LCD-Projektoren: < Flüssigkeitskristallprojektoren. Funktionsprinzip ähnlich dem von Diaprojektoren. Anstelle eines Dias werden kleine transparente Flüssigkeitskristalle verwendet. < Bei hochwertigen Geräten findet für jede Grundfarbe ein LCD-Element Verwendung. Dieser Typ ist relativ preiswert. < Die Lampen haben eine sehr begrenzte Lebensdauer (ca. 2000 Stunden). Im Dauerbetrieb nicht zu empfehlen. DLP-Projektoren (Digital Light Processing): < Die Bildumwandlung erfolgt hier mittels eines Chips. Auf dem Chip befindet sich ein winziger, durch einen elektrischen Impuls ansteuerbarer, kippbarer Spiegel. Die Bilder werden durch gezieltes Ansteuern dieser Kippspiegel erzeugt. Die Helligkeitsabstufungen werden durch schnelles Pulsieren eines rotierenden Farbrads erzeugt. < Diese Projektoren benötigen ei-n festes Eingangssignal. Sie verursachen deutliche Lüftergeräusche. LED-Projektoren (Light Emitting Diode): < Bei diesem Typ werden LEDs eingesetzt. Die Bilderzeugung erfolgt durch ein DLP-Element (DLP™ = Digital Light Processing, eingetragene Marke von Texas Instruments). Diese Projektoren zeichnen sich durch einen sehr geringen Stromverbrauch aus und erzeugen nur geringe Wärme. < Die LEDs haben eine Lebensdauer von circa 20000 Stunden. Diese Geräte können aufgrund des geringen Stromverbrauchs auch mit Akkus betrieben werden. < Der Nachteil besteht in der geringen Lichtstärke, LED-Projektoren können in dieser Hinsicht noch nicht mit den herkömmlichen Geräten konkurrieren. Die Verfügbarkeit am Markt ist noch gering. LCOS-Projektoren (Liquid Crystal on Silicon): < Die Funktionsweise entspricht der eines DGLP-Projektors. Jedoch werden die Signalleitungen zum Ansteuern der einzelnen Bildpunkte hinter einer Spiegelfläche verborgen. Der »Fliegengittereffekt« wird dadurch erheblich reduziert�. Laserprojektoren < Die Bildprojektion erfolgt durch drei farbige Laser, die das Bild wie bei einer Fernsehröhre zeilenweise auf eine Projektionsfläche schreiben. < Diese Technik befindet sich noch im Entwicklungsstadium und ist noch nicht am Markt verfügbar. 135
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Ein weiterer wichtiger Punkt für die Nutzung ist die Auflösung, mit der die einzelnen Projektoren arbeiten. Für die Videodarstellung ist zu beachten, dass der Projektor mindestens die PAL-Auflösung mit 576 Bildzeilen darstellen kann. Wichtig für Nutzung im Präsentationsbereich sind auch die verwendeten Bildformate. 4:3-Geräte: Um einen Projektor für eine Präsentation sinnvoll nutzen zu können, muss ein Projektor im 4:3-Format mindestens über eine Auflösung von 800 x 600 Bildpunkten verfügen. 16:9-Geräte (Breitbilddarstellung): Hier muss der Projektor über eine Auflösung von 1024 x 768 Bildpunkten (XGA) verfügen, damit das Bild im richtigen Verhältnis dargestellt werden kann. Soll auch eine DVD-Wiedergabe erfolgen, muss der Projektor eine Auflösung von 1024 x 576 Bildpunkten aufweisen. Als Standardbildschirmauflösung für Präsentationen wird zurzeit die Auflösung 1024 x 768 Bildpunkte gewählt. Ein weiters Kriterium, das beim Einsatz von Großbildprojektoren eine Rolle spielt, ist die Leuchtstärke. Ü Tipp! Für den Einsatz eines Projektors in Räumen mit Tageslicht ist eine Lichtstärke von 2000 ANSI-Lumen zwingend erforderlich, um eine ausreichende Darstellungsqualität zu erreichen. Gute Geräte liegen im Spektrum zwischen 2500 und 5000 ANSI-Lumen. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass mit steigender Leuchtstärke auch die Wattzahl und damit die Geräuschentwicklung (Lüfter) steigt. Bei der Verwendung in Unterrichtsräumen sollten 200 Watt nicht überschritten werden. Mitentscheidend für die Nutzbarkeit eines Großbildprojektors sind die Anschlussmöglichkeiten von Zuspielgeräten. Folgende Anschlüsse sollten vorhanden sein: < < < <
2x VGA- oder DVI-Schnittstellen (Anschluss Computer) 1x RGB-Verbindung oder S-Video-Kabel 1x Anschluss Compositekabel 1x Anschluss für Audio (Lautsprecher) 136
Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
< Videoeingang: HDTV, SECAM NTSC, PAL Einsatzbereich: < bis ca. 500 Teilnehmer < multimediale Präsentationen Vorteile: < professionelle computergestützte Vorbereitung < Nutzung multimedialer Komponenten (Audio, Video, Animationen, Fotos und Grafiken) < einfacher Transport < unkomplizierte Erstellung von Handouts < Reproduzierbarkeit der Daten Nachteile: < < < < <
hoher Zeitaufwand zur Erarbeitung der Präsentation hohe Erwartungshaltung Gefahr der Reizüberflutung Ersatzlampen sind sehr teuer Technik muss beherrscht werden
Präsentation und Visualisierung Sie haben bis hierher viel über Begriffe, Definitionen, Methodik/Didaktik sowie Technik und Formate erfahren – wichtiges und nützliches Backgroundwissen. In der heutigen Informationsgesellschaft gibt es immer wieder Situationen, bei denen Sie sich anderen präsentieren müssen. Sei es bei einem Meeting, in einer Besprechung, in einem Fachvortrag oder in einer Konferenz. Gekonntes Präsentieren gehört heute mit zu den beruflichen Qualifikationen insbesondere im Geschäfts- und Ausbildungsbereich. Dieses Thema finden Sie heute auch in den Ausbildungsplänen der beruflichen Ausbildung. Viele verbinden mit dem Begriff Präsentation automatisch eine multimediale Show vor einem großen Zuhörerkreis. Dies trifft häufig, aber nicht immer zu. Das Spektrum umfasst einen weiten Bereich: 137
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von der persönlichen Vorstellung über die Präsentation einer Geschäfts- oder Marketingidee bis hin zu einer professionell gestalteten Multimediashow auf einer großen Projektionsfläche in einem Stadion. Eines haben alle diese Anwendungen jedoch gemeinsam. Es geht darum, eine bestimmte Zielgruppe entweder über Inhalte zu informieren oder von einem Ziel zu überzeugen. Eine Präsentation besteht immer aus den beiden Elementen Rede oder Vortrag und dem visuellen Medieneinsatz. Als Ausbilder sollten Sie sich jedoch immer vor Augen halten, dass die beste Technik nur Mittel zum Zweck für die Darstellung Ihrer Ausbildungsinhalte ist. Eine noch so gute technische Ausstattung kann aus einer schlechten keine gute Präsentation zaubern. Doch wie gestalten Sie eine erfolgreiche Präsentation?
Grundlagen Wann ist der Einsatz einer Präsentation angebracht? < < < < < < <
bei Schulungen zur Information anderer bei der Vermittlung von Grundlagen zum Erreichen oder Akzeptieren einer bestimmten Position in der Aus- und Weiterbildung bei der Werbung für Ideen zur Überzeugung anderer
Welche Kompetenzen besitzen Sie als Ausbilder in diesem Bereich? Für Ihre persönliche Bestandsaufnahme sollten Sie folgende Fragen selbstkritisch beantwort:
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Nr
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21
Frage
Kapitel 2
Punkte nie selten 0 1
manchmal normalerweise häufig 2 3 4
Planen Sie Ihre Präsentation mit einer Methode? (Didaktisches Achteck oder Dreieck) Formulieren Sie Lernziele oder Ziele? Analysieren Sie die Teilnehmer? Nutzen Sie die Vorkenntnisse Ihrer Teilnehmer? Strukturieren Sie den Ausbildungsstoff? Gewichten Sie den Inhalt in die Bereiche MUSS, SOLL und KANN? Geben Sie am Beginn der Präsentation das Ziel bekannt? Geben Sie am Beginn Ihrer Präsentation einen kurzen Abriss über den Inhalt? Geben Sie Zusammenfassungen? Sprechen Sie verständlich? Visualisieren Sie Kernaussagen? Nutzen Sie bildhafte Darstellungen und Vergleiche? Setzen Sie verschiedene Medien ein? Stellen Sie sich auf die Argumente der Teilnehmer ein? Bereiten Sie Antworten auf mögliche Fragen der Teilnehmer vor? Bereiten Sie Medien für die Beantwortung von Fragen vor? Sprechen Sie klar, deutlich und betont? Beachten Sie die Aufnahmefähigkeit der Teilnehmer? Prüfen Sie die Funktionsfähigkeit der Technik vor Beginn Ihrer Präsentation? Halten Sie Blickkontakt zu den Teilnehmern? Bereiten Sie ein Handout vor?
Summe
139
ständig 5
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Wenn Sie bei jeder Frage »ständig« angekreuzt haben, dann kann ich Ihnen nur zu Ihrer Präsentationstechnik gratulieren. Sie könnten den folgenden Teil überspringen. Ich glaube aber, dass dieser Fall sehr unwahrscheinlich ist. Nutzen Sie deshalb die folgenden Ausführungen zur Verbesserung Ihrer Fähigkeiten. Wie viele Punkte haben Sie insgesamt erreicht? 0 bis 50 Punkte Sie haben Ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Befassen Sie sich intensiv mit diesem Thema. 51 bis 69 Punkte Sie haben noch viele Möglichkeiten, Ihre Fähigkeiten zu verbessern. Nutzen Sie diese! 70 bis 89 Punkte Sie sind auf einem guten Weg. Zur Optimierung Ihrer Fähigkeiten sollten Sie sich gezielt auf die Bereiche mit den geringen Punktzahlen konzentrieren. 90 bis 105 Punkte Sie verfügen über eine gute Präsentationstechnik. Sicherlich können Sie im Detail noch etwas verbessern.
Vorbereitung einer Präsentation Der Erfolg einer Präsentation hängt entscheidend von Ihrer Vorbereitung ab. Wie würde ein Vortrag vor IT-Spezialisten wirken, wenn Sie mit der Beschreibung eines Computers beginnen? Oder welch nachhaltige Wirkung hat eine Präsentation, bei der Sie zwei Stunden ohne Pause auf Ihrem Stuhl sitzen müssen? Damit Ihnen nicht diese grundlegenden Fehler passieren, sollten sie folgende Punkte bei Ihrer Präsentation beachten:
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Struktur einer Präsentation.
Ziele festlegen Was wollen Sie mit Ihrer Präsentation erreichen? Eine Präsentation kann grundsätzlich informieren oder überzeugen. Häufig verfolgen Sie auch beide Ziele. Wie führen Sie eine systematische Zielanalyse durch? Folgende Fragen sollten dabei beantwortet werden: < Was will ich mit der Präsentation erreichen? < Welche Inhalte sollen gelernt bzw. im Gedächtnis verankert werden? < Was sollte vermieden werden? Ü Beispiel Ziele einer Präsentation: Richtziel: Der Lerner soll die Präsentationssoftware PowerPoint anwenden können. Grobziel: Der Lerner soll eine Präsentation unter Nutzung der Software PowerPoint selbstständig erstellen können. Feinziel: Der Lerner soll Absatz- und Zeichenformatierung im Master festlegen können. Der Lerner soll…
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Formulieren Sie diese Ziele eindeutig aus. Eine Hilfestellung finden Sie im Kapitel 1 im Abschnitt Didaktik und Methodik unter Lernzieltaxonomie.
Zielgruppenanalyse Damit Sie mit Ihren Zielen auch die Zielgruppe erreichen, müssen Sie eine möglichst genaue Analyse der Zielgruppe vornehmen und Ihre Ziele ggf. anpassen. Je genauer Ihre Kenntnisse über die Zielgruppe sind, umso besser können Sie die Präsentation vorbereiten. Analyse: < < < < < < < < < < < < < < < <
Anzahl der Teilnehmer Altersstruktur Geschlecht Fachwissen, Vorkenntnisse, Bildungsstand Position und Funktion der Teilnehmer (Lerner, Vorgesetzte, Kollegen, Konkurrenten) persönliche Betroffenheit der Teilnehmer vom Thema Ansprüche Interessenlage und Erwartungen An welchen Inhalten sind die Teilnehmer interessiert bzw. welche Inhalte müssen unbedingt vermittelt werden (Vorgabe der Lernziele)? Welche Informationen sind von Bedeutung? Wie kann ich das Interesse wecken (Eyecatcher)? Wie muss meine Argumentation aufgebaut sein? Welchen Stellenwert hat die Präsentation für die Teilnehmer (Motivation)? Wie ist die Einstellung der Teilnehmer zu diesem Thema? Wie ist die Einstellung zu meiner Person? Wie erziele ich ein Engagement der Teilnehmer?
Ü Tipp! Achten Sie darauf, in jedem Fall die Interessenlage und die Ansprüche der Entscheider zu ermitteln und angemessen zu berücksichtigen. Das Ergebnis bestimmt Ihr Vorgehen, die Wahl von Methode und Strategie.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Zeitlicher Rahmen In der Regel ist es so, dass Ihnen ein zeitlicher Rahmen vorgegeben ist. Denken Sie dabei auch an die Aufnahmefähigkeit ihrer Zielgruppe zum Zeitpunkt der Präsentation. Welche »Vorbelastungen« hat Ihre Zielgruppe an diesem Tag? Knappe Zeitvorgaben können Sie nicht mit dem Einsatz vieler Folien kompensieren. Als Faustregel sollten Sie sich merken: pro Folie zwei bis drei Minuten Vorführzeit.
Ausgabemedium Sie können auf verschiedene Art und Weise präsentieren. Mit einem Flipchart, mit Folien auf einem Overheadprojektor oder auch als Bildschirmpräsentation mit einem Großbildprojektor. Die Auswahl Ihres Ausgabemediums sollten Sie anhand folgender Kriterien treffen: < Welche technische Ausstattung steht zur Verfügung? < Wie sind die infrastrukturellen Voraussetzungen? (Stromanschlüsse, Anbindung an Netze, Beleuchtung, Lichtverhältnisse, Größe des Raums) < Wie groß ist Ihr Zuhörerkreis? < Wollen Sie multimedial präsentieren? < Präsentieren Sie alleine oder mit einem Partner (Teamteaching)?
Organisatorische Vorbereitung Damit Sie in der Vorbereitung nichts vergessen, sollten Sie mit einer Checkliste arbeiten.
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Fragen zur Präsentationsvorbereitung Nr
Inhalt
1
Thema und Zielgruppe • Wie setzt sich die Zielgruppe zusammen? • Kennen Sie die Zielgruppe? • Wie ist der Kenntnis- bzw. Wissensstand zu diesem Thema? • Wie ist die persönliche Motivationslage/Betroffenheit der Teilnehmer? • Wo liegen die Interessen bzw. welcher Inhalt muss zwingend vermittelt werden?
2
Präsentationsziele • Gibt es Vorgaben für die Ziele? • welche Ziele sollen erreicht werden? • Wie ist die Erwartungshaltung der Teilnehmer? • Welches Ergebnis soll erreicht werden? • Was wollen Sie unter allen Umständen vermeiden?
3
Analyse • Welche Inhalte sind zwingend zu vermitteln? • Welche Informationen sind zusätzlich zu vermitteln? • sind weitergehende Informationen zu vermitteln?
4
Durchführung • Wie soll die Präsentation aufgebaut sein? • In welcher Reihenfolge sollen die Lernzeile bzw. Argumente folgen?
5
Organisation • Welcher Zeitrahmen steht zur Verfügung? • Wann und wo soll die Präsentation stattfinden? • Wie ist die Infrastruktur? • Welche Medien sollen die Präsentation unterstützen? • Sind die Medien verfügbar? • ist die notwendige Technik verfügbar und nutzbar? • Müssen Teilnehmerunterlagen erstellt werden?
Nachbereitung Jede Präsentation ist einmal zu Ende. Mit dem letzten Satz beginnt schon die Vorbereitung auf die nächste Präsentation. Damit diese mindestens genauso erfolgreich wird, sollten Sie Ihre Leistung systematisch und selbstkritisch analysieren. Als Hilfe soll Ihnen die folgende Checkliste »Nachbereitung« dienen.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Checkliste Nachbereitung Nr
Frage
1
Haben Sie Ihre Ziele erreicht?
2
Haben Sie den Zeitplan eingehalten?
3
Entsprach die Infrastruktur den Anforderungen?
4
War die Technik in Ordnung?
5
War die Beleuchtung ausreichend?
6
Gab es Probleme mit dem Großbildprojektor?
7
Ist die Präsentation gelungen?
8
War die Präsentation zweckmäßig strukturiert?
9
War die Gewichtung der Inhalte zweckmäßig
10
Lief die Präsentation ohne Probleme ab?
11
War das Handout verständlich?
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Konnte die Zielgruppe motiviert werden?
Ja
Nein
teilweise
Bemerkungen
Zusammenfassung Das wesentliche für eine erfolgreiche Präsentation ist eine systematische Vorgehensweise. < < < < < <
Führen Sie eine didaktische Analyse durch. Legen Sie die Ziele eindeutig fest. Operationalisieren Sie Ihre Ziele. Führen Sie eine umfassende Zielgruppenanalyse durch. Prüfen Sie frühzeitig die infrastrukturellen Voraussetzungen. Nutzen Sie Checklisten zur Vor- und Nachbereitung.
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Inhalt und Argumentation Sie haben einen Überblick über den Ablauf einer Präsentation erhalten. Wenden wir uns nun den einzelnen Bereichen zu. Sie haben Ihre Ziele formuliert und operationalisiert, die Teilnehmer analysiert und die Rahmenbedingungen abgeklärt. Jetzt folgt der nächste Schritt: Die Inhalte sind festzulegen und eine Struktur für die Argumentation ist zu entwickeln. Denken Sie daran, dass dieser Teil Ihrer Vorbereitungen normalerweise den größten Zeitaufwand erfordert. Dieser Abschnitt beantwortet Ihnen folgende Fragen: < Welche Inhalte gehören zum Thema? < Wo liegt das Interesse der Teilnehmer? < Welche Hintergrundinformationen müssen vermittelt werden? Zur Beantwortung dieser Fragen empfehle ich Ihnen ein Vorgehen in drei Stufen: < Informationen sammeln < Informationen auswerten und gewichten < Informationen aufbereiten Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Vorgehensweise. Ich habe gute Erfahrungen mit der Nutzung von Karteikarten gemacht.
Karteikarten zur Stoffsammlung. Notieren Sie zunächst alle gesammelten Informationen auf einzelnen Karteikarten. Sortieren Sie nun die Karten nach Themengebieten und bilden Sie Stapel. Geben Sie jedem Stapel eine Überschrift.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Sortierung nach Themengebieten. Jetzt werten Sie die Stapel unter folgenden Gesichtspunkten aus: MUSS-Inhalte Inhalte, die zum Verständnis bzw. zum Erreichen des Lernziels zwingend erforderlich sind. SOLL-Inhalte Inhalte, die wichtige Informationen beinhalten und zum Gesamtverständnis bei‑ tragen. KANN-Inhalte Inhalte, die von Interesse für die Lerner oder Teilnehmer sein können. Alle Karten, die nicht diesen Kriterien entsprechen, werden aussortiert.
Selektion der Inhalte.
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Die restlichen Karteikarten bilden nun die Grundlage für Ihre Struktur. Der Stapel mit den MUSS-Inhalten bildet Ihr Grundgerüst, den roten Faden. In den nächsten Schritten binden sie nun die SOLL-Inhalte ein und bringen sie in eine logische und sinnvolle Reihenfolge. Die KANN-Inhalte bilden Ihren Puffer. Für die Strukturierung ist eine Skizze hilfreich. Wenn Sie diese Skizze mit Ihrem Computer in Word erstellen, können Sie diese anschließend direkt als Gliederung in Ihre Präsentationssoftware (PowerPoint) importieren.
Beispiel für die Strukturierung einer Präsentation. Um eine Struktur zu erzeugen, haben Sie grundsätzlich zwei Möglichkeiten: < Deduktive (Struktur zum Speziellen) < Induktive (Struktur zum Allgemeinen) Welche Form Sie wählen, hängt vom Thema und den Inhalten ab. Inhalte und Struktur haben Sie nun festgelegt. Jetzt muss eine Gliederung erarbeitet werden.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Grundsätzlich gliedert sich eine Präsentation in drei Teile: < Einleitung < Hauptteil < Schluss Die Zeitplanung einer Präsentation, die informiert, sollte folgende Zeitansätze enthalten: < < < <
Einleitung: 10 % Hauptteil: 75 % Zusammenfassung: 5 % Schluss:10 %
Betrachten wir nun die einzelnen Teile genauer. Einleitung Die Einleitung ist Ihre »Eintrittskarte« für eine erfolgreiche Präsentation. Eine Einleitung besteht aus folgenden Punkten: < < < < < < <
Anrede Begrüßung der Zuhörer Vorstellung der eigenen Person Bekanntgabe des Themas Bekanntgabe der Ziele Vorstellung des Ablaufs (Gliederung, Pausen) Überleitung zur eigentlichen Präsentation (Motivation, Aufmerksamkeit und Neugierde erzeugen bzw. provozieren)
Formulieren Sie die Einleitung immer schriftlich und üben Sie diese. Die Einleitung sollten Sie in freier Rede vortragen. Sicherlich werden Sie bereit erkannt haben, welch wichtige Funktionen die Einleitung hat. < Sie machen sich mit der Situation und den Teilnehmern vertraut. < Sie stimmen auf das Thema ein. < Sie geben den Teilnehmern einen ersten Überblick und verschaffen ihnen Bezugspunkte und Orientierung.
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Nun zu einigen wichtigen Punkten in der Einleitung: Ü Tipp! Fallen Sie nicht mit der Tür ins Haus. Geben Sie den Zuhörern ein wenig Zeit, sich auf die Situation einzustellen. Begrüßen Sie die Anwesenden und stellen Sie sich kurz vor. In dieser Aufwärmphase haben die Teilnehmer Zeit, sich auf Sie einzustellen. Achten Sie auf ein sicheres, freundliches und korrektes Auftreten. Nutzen Sie auch selbst die Gelegenheit um sich mit der Situation und den Zuhörern vertraut zu machen. Stellen Sie einen guten Kontakt zu Ihren Zuhörern her, sie leben während der gesamten Präsentation davon. Zuhörer auf das Thema einstimmen Sie müssen die Zuhörer für Ihr Thema interessieren. Je interessanter und spannender Sie das Thema für Ihre Zuhörer gestalten, umso mehr wecken Sie ihr Interesse und Sie befinden sich von Beginn an auf der Erfolgsspur. Bedenken Sie: Ohne das Interesse Ihrer Zuhörer verpufft jede noch so ausgefeilte Argumentation und Präsentation wirkungslos. Bezugspunkte und Orientierung geben Geben Sie Ihren Zuhörern von Beginn an Sicherheit und Orientierung, indem Sie die Struktur Ihrer Präsentation bekannt geben. Hilfreich kann auch sein, wenn Sie neben der eigentlichen Präsentation ein Flipchart mit der Gliederung aufstellen oder bereits zu Beginn ein Handout verteilen. Gerade bei der Einleitung können Sie viele Fehler begehen, die Sie nicht mehr ausbügeln können. Deshalb treten Sie nicht in die folgenden Fallen: < < < < < <
Vergessen Sie nie die Begrüßung. Achten Sie auf die korrekte (protokollarische) Reihenfolge bei der Begrüßung. Beginnen Sie nie mit einer Entschuldigung. Stellen Sie den Schluss nicht an den Anfang. Vermeiden Sie langatmige Formulierungen. Verzichten Sie auf Floskeln.
Ein erfolgreicher Einstieg beinhaltet eine positive Aussage und knüpft an bereits Bekanntes an.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Hauptteil Im Hauptteil vermitteln Sie die eigentlichen Sachinformationen. Sie entwickeln Ihre Argumentation, damit die gesetzten Ziele erreicht werden. Hierbei sind die Erkenntnisse aus der Wahrnehmungspsychologie eine Hilfe. Der Mensch kann sich an bis zu drei Gedankenschritte gut erinnern. Deshalb sollte Ihre Präsentation drei Hauptgedanken oder Argumente enthalten. Für den Aufbau Ihrer Argumentationskette haben sie mehrere Möglichkeiten: 1. THESE – BEWEIS 1 – BEISPIEL – BEWEIS 2 – THESE 2. EINSTIEG – ARGUMENT – FOLGERUNGEN < < < <
Ich will Ihnen heute das Projekt »Robot 2000« vorstellen. Nach der Realisierung des Projekts werden die Arbeitsabläufe deutlich gestrafft. Dies bedeutet ein Einsparvolumen von 500.000 € pro Jahr. Wenn Sie heute das Projekt genehmigen, kommen die Vorteile schon in sechs Monaten zum Tragen.
Diese Argumentationskette basiert auf einem Hauptargument. Die Schritte bauen aufeinander auf. Man folgert immer aus dem vorangegangenen Schritt. Bedenken Sie dabei: Ist das Hauptargument schwach, trifft dies auch auf die gesamte Kette zu. Diese Form ist geeignet bei einer einfachen Problemdarstellung. 3. A (Ansprechen) – B (Beurteilen) – F (Folgern) = ABF < Ansprechen: Darstellung des IST-Zustands (Ursachen) < Beurteilen: Analyse des IST-Zustandes < Folgern: Darstellung des SOLL-Zustandes und Vorschlag zum weiteren Vorgehen Eine weitere Möglichkeit zum Aufbau einer Argumentationslinie ist die sogenannte Grundform. Das Prinzip beruht darauf, drei Argumente zu nennen, die alle zum gleichen Schluss führen. Die Argumente befinden sich alle auf einer Ebene.
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Grundstruktur einer Argumentationskette. Ü Beispiel Ich will Ihnen heute das Projekt »Robot 2000« vorstellen. Erstens erhalten Sie innerhalb kurzer Zeit exakte Planungsdaten zur Straffung Ihrer Produktion. Zweitens können Sie innerhalb von sechs Monaten eine deutliche Steigerung der Produktivität erreichen. Drittens ist der Aufwand für dieses Projekt gering. Sie können ein Einsparvolumen von 500.000 € erzielen, wenn Sie jetzt diesem Projekt zustimmen. Es ist auch möglich, eine Argumentationskette über die Selektion aufzubauen.
Argumentationskette »Selektion«.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Ü Beispiel Ich will Ihnen heute das Projekt »Auftragsbearbeitung« vorstellen. Sie kennen das Problem der langen Bearbeitungszeiten bei der Auftragsbearbeitung. Um diese zu verringern, könnte man ein standardisiertes Verfahren anwenden. Man könnte auch ein Dokumentenmanagementsystem einführen. Die Einführung eines Dokumentenmanagementsystems mit standardisierten Formaten hätte den Vorteil, dass es sich um eine dauerhafte und kostengünstige Problemlösung handeln würde. Außerdem könnte der Personaleinsatz deutlich reduziert werden. Die genannten Vorteile bietet nur das standardisierte System. Deshalb bitte ich Sie, das Projekt so zu genehmigen. Diese Form der Argumentation bietet sich immer dann an, wenn bestimmte Argumente immer wieder von der Gegenseite ins Feld geführt werden. Die Aufnahme dieser Argumente in Ihre Argumentation stärkt Ihre Glaubwürdigkeit im Sinne einer ausgewogenen Argumentation. Als Schlüsselworte sollten Sie bei dieser Struktur die Worte »einerseits« und »anderseits« benutzen. Argumentationskette Synthese Bei der Synthese werden die Pro- und Kontraargumente gewürdigt und zu einem Aspekt zusammengeführt.
Argumentationskette »Synthese«.
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Ü Beispiel Ich will Ihnen heute das Projekt »Auftragsbearbeitung« vorstellen. Sie alle kennen das Problem der langen Bearbeitungszeiten. Um diese zu verringern, könnte man ein standardisiertes Verfahren einführen. Man könnte aber auch ein Dokumentenmanagementsystem wählen. Die beste Lösung dürfte sein, sofort ein standardisiertes Verfahren einzuführen und zeitgleich in einem Pilotprojekt das Dokumentenmanagementsystem zu erproben. Anschließend kann dann aufgrund der gewonnenen Erfahrung die Erfolg versprechende Lösung implementiert werden. Ich bitte Sie um Zustimmung zur geplanten Vorgehensweise. Mithilfe der Synthesemethode können Sie starre Meinungen aufbrechen und die Problemstellung differenziert betrachten. Für alle Strukturen gilt: < Keine Struktur ist besser oder schlechter als die andere zur Problemdarstellung und -lösung geeignet. Wählen Sie die Form aus, die Ihrer Problemstellung, Ihrer Zielsetzung und Ihrem Zuhörerkreis entspricht. < Behalten Sie bei jedem Teilschritt Ihre grundsätzliche Struktur bei. < Motivieren Sie die Teilnehmer. < Geben Sie Orientierung über das Teilthema. < Stellen Sie die Bedeutung heraus. < Geben Sie eine umfassende Information. < Fassen Sie zusammen. < Geben Sie eine Überleitung zum nächsten Thema. < Verwenden Sie bestimmte Worte zur Strukturierung wie »einerseits« oder »anderseits« bzw. »erstens«, »zweitens« etc. < Machen Sie eine kurze Pause, wenn Sie einen Teilabschnitt oder Gliederungspunkt beendet haben. Schluss Der Schlussteil beinhaltet eine Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen und ist der Höhepunkt Ihrer Präsentation. Folgende Punkte sollten Sie für einen wirkungsvollen Schlussteil beachten: < Verdeutliche Sie Ihren Zuhörern, dass Sie zum Schluss kommen, und machen Sie dann auch wirklich Schluss. 154
Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
< Fassen Sie nochmals die wesentlichen Argumente zusammen. < Senden Sie in Ihrem Schlusssatz nochmals die Hauptbotschaft Ihrer Präsentation. Formulieren Sie diesen Satz kurz und prägnant. < Bedanken Sie sich bei Ihren Zuhörern. Noch einige wertvolle Tipps für Sie: Ich empfehle Ihnen, den gesamten Inhalt und den Ablauf Ihrer Präsentation auf Moderatorenkarten (Format DIN A6) schriftlich festzuhalten. So können Sie frei sprechen. Bleiben Sie einmal hängen, dann geben Ihnen die Karten die notwendige Sicherheit, um die Präsentation erfolgreich fortzuführen. Üben Sie wichtige Präsentationen. Die Aufzeichnung mit einer Videokamera ist dabei sehr hilfreich.
Vortragstechnik Ihre Präsentation lebt von dem Einsatz Ihrer Ausdrucksmittel wie Sprache, Sprechtechnik und Körpersprache. Sie werden auch als rhetorische Mittel bezeichnet. Mit Ihrer Präsentation wollen Sie informieren oder überzeugen. Dazu müssen Sie sich Ihren Zuhörern verständlich machen. Benutzen Sie eine einfache Sprache. Fachbegriffe verwenden Sie nur, wenn diese für das Verständnis notwendig sind. Fachbegriffe sollten Sie immer erklären. Ihre Wortwahl und Satzbildung ist geprägt durch: < < < <
kurze, geläufige und einfache Wörter Hauptsätze und wenige Nebensätze aktive Formen anschauliche Beispiele, Vergleiche oder Fallbeispiele
Als weitere Stilmittel können Sie Szenare, Aphorismen und Zitate verwenden. Achten Sie beim Zitieren auf Genauigkeit. Sprechtechnik Menschen neigen zum schnellen Reden, insbesondere wenn Sie nervös sind. Machen Sie die richtigen Töne für Ihre Musik. Ihre Präsentation »lebt« und »stirbt« auch mit Ihrer Sprache und Sprechtechnik. Die Sprechtechnik wird durch die Lautstärke bestimmt. Wie laut oder leise müssen Sie sprechen, damit Sie verstanden werden? 155
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Ihre Lautstärke muss der Raumgröße angemessen sein, sodass Sie in der letzten Zuhörerreihe auch noch klar und deutlich verstanden werden. Auch leise Töne, gezielt eingesetzt, verfehlen nicht ihre Wirkung. Aber denken Sie daran, dass zu leises Sprechen sehr anstrengend auf die Zuhörer wirkt. Stimmlage Wie hoch oder wie tief sprechen Sie? Variieren Sie die Tonhöhe. Monotone Stimmlagen führen zum »Abschalten« der Zuhörer. Ihre Stimme lebt! Senken Sie sie am Ende von Sätzen. Bei Fragen heben Sie sie an. Sprechtempo Wie schnell oder wie langsam sollten Sie sprechen? Sie müssen ein Tempo wählen, dass es Ihren Zuhörern erlaubt, das gesprochene Wort aufzunehmen und zu verarbeiten – also am besten ein mittleres Tempo, nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam. Variieren Sie Ihr Sprechtempo, dies macht Ihren Vortrag lebendig. Pausen Nutzen Sie das Stilmittel »Pause« gezielt. Gönnen Sie Ihren Zuhörern auch eine Zeit der Erholung und des Nachdenkens. Aber machen Sie keine zu langen Pausen. Dies erweckt den Eindruck der Unsicherheit. Betonung Betonen Sie natürlich. In jedem Satz gibt es wichtige Wörter. Betonen Sie diese besonders und setzen Sie einen Akzent. Aussprache Sprechen Sie deutlich. Vermeiden Sie es zu »nuscheln« und Endungen zu verschlingen. Füllwörter Nichts stört in einem Vortrag oder einer Präsentation so sehr wie die unschöne Angewohnheit, Füllwörter wie »Äh« oder »Öh« zu verwenden. Sie wollen doch nicht erreichen, dass die Zuhörer die Anzahl der Füllwörter ermitteln?
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Dialekt Sprechen Sie Hochdeutsch. So können Sie sich allgemein verständlich machen. Es gibt auch viele Zuhörer, die einen leichten Dialekt als durchaus angenehm empfinden. Bleiben Sie aber dabei verständlich. Körpersprache Auch bei einer Präsentation sendet Ihr Körper unbewusste Signale aus. Sie kommunizieren mit Ihren Zuhörern auf nonverbale Art. Denken Sie daran, dass diese Art der Kommunikation eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hat. In wissenschaftlichen Untersuchungen wurde festgestellt, dass der Einfluss der visuell (sichtbar) wahrnehmbaren Körpersprache bei ca. 55 Prozent liegt. Der Einfluss der Stimme betrug noch 38 Prozent und das gesprochene Wort hat lediglich einen Einfluss von 7 Prozent auf die Wahrnehmung. Das vielleicht wichtigste Ausdrucksmittel der Körpersprache ist der Blickkontakt zu Ihren Zuhörern. Über den Blickkontakt können Sie die Reaktionen ihrer Zuhörer wahrnehmen und entsprechend reagieren. Deshalb stellen Sie immer zu Beginn einer Präsentation Blickkontakt her und halten Sie diesen aufrecht. Vermeiden Sie eine Situation, in der Sie ständig auf das Manuskript schauen. Dies erzeugt den Eindruck, dass Sie keinen Kontakt zu Ihren Zuhörern wollen. Dadurch fühlen sich die Zuhörer nicht angesprochen. Wenn Sie ständig über die Köpfe Ihrer Zuschauer hinwegschauen, wird Ihnen das als Zeichen der Unsicherheit ausgelegt. Auch ist häufig zu beobachten, dass der Vortragende sich nur einem Teil der Zuhörer zuwendet. Auch das zeugt von Unsicherheit. Es gibt nur eine Regel: Bleiben Sie natürlich! Oft stehen Sie auch vor dem Problem: Wohin mit Armen und Händen? Nutzen Sie die Ausdruckskraft Ihrer Hände. Lassen Sie Ihre Hände sprechen, aber fuchteln Sie nicht wild herum, vergraben gar Ihre Hände in den Hosentaschen bzw. verschränken die Arme hinter dem Rücken. Nichts wirkt so kontraproduktiv wie automatisch wirkende Bewegungen der Arme. Präsentieren Sie grundsätzlich im Stehen. So entfalten Ihre Argumente die beste Wirkung.
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Einsatz von Medien Eine Präsentation besteht aus Vortrag und Visualisierung und verfügt oft über sehr abstrakte Inhalte. Allein mit der Sprache können Sie nicht die notwendige Transparenz erzeugen. Sie benötigen Medien. Auch beim Einsatz von Medien gilt es Regeln zu beachten, damit die beabsichtigte Wirkung erzielt wird. Regeln für den Medieneinsatz: < Der Medieneinsatz ist zu konzeptionieren und zu strukturieren. < Die Struktur muss so klar und eindeutig sein, dass die Inhalte mit einem Blick erkennbar sind. < Medien transportieren eine Botschaft, die im Gedächtnis verankert werden soll. Beim Einsatz von Medien gibt es auch Fallgruben, die Sie umgehen sollten: < Schlechte Qualität der Medien (Bildauflösung, Ton, Synchronität von Bild und Ton, Foto ist pixelig usw.). < Unverständliche Struktur und Aufbau der Medien (Botschaft wird nicht transportiert). < Medieneinsatz und Struktur der Präsentation sind nicht angepasst. < Zu geringer Medieneinsatz. Wenn Sie Inhalte und Informationen für eine Präsentation visualisieren, sollten Sie die folgenden Hinweise beachten: Schriftgröße Die Schrift muss so gewählt werden, dass sie eindeutig lesbar ist. Als Faustregel gilt: Je größer der Abstand zwischen dem Medium und dem Publikum ist, umso größer ist die Schrift zu wählen. Folien: mindestens 18 Punkt Bildschirmpräsentation: mindestens 16 Punkt Folientitel: 120 bis 150 % des Textes Ü Beispiel Text: 28 Punkt Überschrift: 34 bis 42 Punkt
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Flipchart/Whiteboard: 80 Punkt Schriftstärke Flipchart, Tafel, Stellwand: 1 cm Bildschirmpräsentation: Einstellung »fett« Schriftart Ihre Handschrift muss gut lesbar sein. Für die Bildschirmpräsentation verwenden Sie serifenfreie Schriften wie Arial ohne Schatten- oder Kursivschaltung, um gut sichtbare Darstellung zu gewährleisten. Verwenden Sie am besten nur einen Schrifttyp, höchstens aber drei verschiedene. Setzen Sie die Schriften immer im gleichen Kontext ein: < Schriftart 1: Überschrift < Schriftart 2: Text < Schriftart 3: Hinweise Denken Sie immer daran: Weniger ist mehr! Farbe Farbe ist eines Ihrer wichtigsten Gestaltungsmittel. Mit Farben erzielen Sie Wirkung bei Menschen. < < < < < < < <
Cyan: kühl, sachlich, frisch, sportlich, jung, winterlich Magenta: modern, musikalisch, kühl, emotional, kommunikativ Gelb: hell, sonnig, neidisch, sauber, giftig, sauer Schwarz: edel, traurig, mächtig, sachlich, geheimnisvoll Rot: feurig, aufreizend, aggressiv, dynamisch Grün: natürlich, frisch, gesund, neu, sportlich Blau: seriös, kühl, modern, genau, sachlich Weiß: sauber, hell unberührt, wahrhaftig, klar, kalt
Im Normalfall kommen Sie mit den Grundfarben Rot, Grün, Blau sowie Schwarz bei der Gestaltung aus. Für eine Bildschirmpräsentation stehen Ihnen wesentlich mehr Farbvarianten zur Verfügung. Dies kann dazu verleiten, dass Sie möglichst viele der 16,7 Millionen Farben des RGB-Farbraums benutzen wollen. Denken Sie daran, dass
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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mit vielen Farben auch Unruhe in Ihre Präsentation kommt. Also beschränken Sie sich besser. Planen Sie Aufbau und die Struktur Ihres Medieneinsatzes gründlich. Darstellungsmittel Für Ihre Präsentation stehen Ihnen folgende Mittel zur Verfügung: < < < < <
Tafel Flipchart Stellwand Overheadprojektor Datenprojektor (Beamer)
Die genannten Mittel habe ich Ihnen bereits im ersten Abschnitt dieses Kapitels vorgestellt. Deshalb beschränke ich mich hier auf einige wichtige Punkte und Regeln. Beachten Sie, dass die Medien nur Mittel zum Zweck sind (Transparenz der Lerninhalte). Die von Ihnen genutzten Medien müssen zum Inhalt passen. Medienaussage und verbale Aussage müssen deckungsgleich sein. Noch einige Hinweise zu den Mitteln: Stellwand Prüfen Sie, ob die Stellwand für alle Zuhörer gut sichtbar ist. Legen Sie Stifte, Karten und Nadeln bereit. Prüfen Sie den festen Sitz der Füße. Bereiten Sie Zeichnungen und Grafiken vor und befestigen Sie diese auf der Rückseite. < Schaffen Sie Raum zum Drehen der Wände. < Üben Sie das Anheften. < < < <
Flipchart < < < <
Prüfen Sie, ob das Flipchart für alle Zuhörer gut sichtbar ist. Prüfen Sie ob genügend Stifte vorhanden sind und ob sie noch funktionieren. Zeichnen Sie komplexe Grafiken mit dem Bleistift vor. Beachten Sie die Reihenfolge: erst schreiben, dann sprechen (und umgekehrt). Immer nur eine Tätigkeit. Niemals beides gleichzeitig. 160
Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
< < < <
Kapitel 2
Schreiben Sie groß und deutlich. Hängen Sie wichtige Blätter an einer Pinnwand auf. Nutzen Sie zur Beschriftung verschiedene Farben und Strichstärken. Üben Sie das Abreißen der Blätter und das Anbringen eines neuen Blockes.
Overheadprojektor < < < < < < < < < < < < < <
Kontrollieren Sie die Funktion des Projektors. Legen Sie eine Folie auf und stellen Sie die Bildschärfe ein. Überprüfen Sie, ob eine Umschaltung auf die zweite Lampe möglich ist. Ist eine Ersatzlampe vorhanden? Prüfen Sie die Funktion der Folienschreiber. Ist der freie Blick auf die Projektionsfläche durch die Zuhörer gewährleistet? Geben Sie Hinweise immer mit dem Kugelschreiber oder einem Zeigestock. Nicht mit dem Finger auf die Folie oder die Projektionsfläche zeigen. Verdecken Sie die Folie nicht mit dem Körper, während Sie schreiben. Bereiten Sie komplexe Folien durch Overlays vor. Achten Sie darauf, dass Handout und Folien identisch sind. Halten Sie Blickkontakt zu den Teilnehmern, während Sie schreiben. Nutzen Sie eine Grafik- oder Präsentationssoftware zur Erstellung Ihrer Folien. Vermeiden Sie einen »Folienfilm«. Geben Sie den Zuhörern ausreichend Zeit, die Informationen aufzunehmen. Schalten Sie den Projektor ab oder decken Sie den Projektionsstrahl ab, wenn Sie den Projektor nicht benötigen. Ermöglichen Sie den Teilnehmern dadurch, dass sie sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Datenprojektor (Beamer) < < < < < < <
Machen Sie sich mit der Technik vertraut. Platzieren Sie den Beamer am richtigen Ort. Starten Sie einen Probelauf der Präsentation. Prüfen Sie ob jeder Zuhörer einen freien Blick zur Projektionsfläche besitzt. Können Sie Blickkontakt zu allen Teilnehmern herstellen? Prüfen Sie die Lichtverhältnisse. Ist die Projektion auch bei Tageslicht gut sichtbar?
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Mögliche Raumanordnung. Eine detaillierte Checkliste zum Umgang mit der Präsentationsausstattung finden Sie im Anhang.
Gestaltung einer Präsentation Bei der Gestaltung einer Präsentation haben Sie viele Möglichkeiten, um Inhalte zu visualisieren. Moderne Präsentationsprogramme bieten geradezu eine Flut von Varianten an. Aber eine gute Präsentation zeichnet sich nicht dadurch aus, dass Sie alle Möglichkeiten des Programms nutzen, sondern vielmehr durch eine klare Linie und Struktur.
Folientypen Für eine Präsentation benötigen Sie in der Regel fünf verschiedene Arten: Folienarten < < < < <
Aufzählungspunkte mit Textblock Bilder, Diagramme, Organigramme Tabellen Statistiken und Graphen Workflows und Roadmaps
Eignung der verschiedenen Typen:
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Aufzählpunkte mit Textblock: < Information, Vermittlung von Verständnis, Strukturierung, Vergleiche Methodik < Behandeln Sie die Punkte, aber lesen Sie sie nicht vor. < Beschreiben Sie die Punkte und unterfüttern Sie diese durch zusätzliche Informationen. < Bei mehr als fünf Aufzählungspunkten geben Sie den Zuhörern Zeit, die Information zu verarbeiten und die drei wichtigsten Punkte ausführlich zu besprechen Bilder, Diagramme, Organigramme: < Information < Vermittlung von Verständnis < Erklärung komplexer Sachverhalte Methodik < Erläutern Sie zuerst den Gesamtzusammenhang und dann die Details. < Erklären Sie die einzelnen Bestandteile. < Stellen Sie die Lerninhalte für die Zuhörer heraus. Tabellen: < Information < Entscheidungen < Vergleiche Methodik < Erklären und bezeichnen Sie die Achsen (X, Y, Z). < Interpretieren Sie die Inhalte der Tabelle. < Stellen Sie die Lerninhalte für die Zuhörer heraus. Statistiken und Graphen: < < < <
Information Entscheidungen Darstellung komplexer Sachverhalte Vergleiche 163
Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Methodik < < < < <
Erläutern Sie zuerst den Gesamtzusammenhang und dann die Details. Erläutern Sie die Inhalte. Erklären Sie die Achsen, Werte und Gruppen. Interpretieren Sie die Statistik. Erläutern Sie den Wert für die Lerner.
Workflow und Roadmaps: < < < < <
Information Verständnis der Lerninhalte Unterstützung von Entscheidungen Strukturierung Erläuterung komplexer Sachverhalte
Methodik < Erläutern Sie zuerst den Gesamtzusammenhang und anschließend die Details. < Erklären Sie die Inhalte und die Dimensionen sowie die einzelnen Phasen.
Zeitbedarf Bei jeder Präsentation stehen Sie vor der Frage, wie viele Folien Sie zur Visualisierung der Inhalte einsetzen können. Ü gRUNDLAGEN In einer Ausbildungsstunde von 45 Minuten Dauer sollten Sie höchstens 15 Folien einsetzen. Wenn Sie die einzelnen Folien noch besprechen oder Rückfragen zulassen, dann reduziert sich die Anzahl auf elf bis zwölf Folien. Zeitbedarf für die einzelnen Folientypen (Anhalt): < < < < <
Textblock: ca. 3–5 min Diagramme/Bilder: ca. 3–6 min Tabellen: ca. 4–7 min Workflows/Roadmaps: ca. 5–8 min Statistiken/Graphen: ca. 5–8 min 164
Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Checkliste Overheadfolie Folien und Vortrag müssen bei einer erfolgreichen Präsentation die gleiche Qualität und Güte haben. Deshalb müssen Sie der Erstellung Ihrer Folien und der Präsentation die gleiche Aufmerksamkeit widmen wie Ihrem Vortrag. Nutzen Sie deshalb die folgenden Informationen, um Ihre Vorbereitung und Durchführung zu optimieren. Checkliste Folien: < Stellen Sie die Folien mehrere Tage vor dem Präsentationstermin fertig. < Führen Sie eine Generalprobe durch. < Benutzen Sie grundsätzlich das Querformat. Die Folien lassen sich leichter positionieren. < Beschränken Sie die Anzahl der Folien auf 15 bei einer Ausbildungs-/Redezeit von 45 Minuten. < Planen Sie bei jeder Folie eine Besprechungs- und Vortragszeit von vier Minuten ein. < Führen Sie mit einer Titelfolie in das Thema ein. < Standardisieren Sie den Aufbau Ihrer Folien. < Nutzen Sie Inhaltsfolien zur Orientierung oder führen Sie die Inhalte auf einem Flipchart oder einer Wandtafel auf. < Verwenden Sie gleiche Schriften und gleiche Symbole. < Setzen Sie die Überschrift farblich ab. < Wählen Sie große Schriften (keine Schrift kleiner als 16 Punkt). < Nutzen Sie serifenfreie Schriften (Arial) ohne Schnörkel und Schattierungen. < Wenn möglich, erstellen Sie die Folien mit einem Computer. < Benutzen Sie kurze Sätze und Stichwörter. < Denken Sie daran, dass die Folie nicht Ihr Manuskript ersetzt. < Begrenzen Sie die Anzahl der Zeilen: Hochformat: 15, Querformat: 11. < Setzen Sie Farben zur Strukturierung ein. < Nutzen Sie die Farbe Gelb nicht, sie ist bei der Projektion nur sehr undeutlich zu erkennen. < Lassen Sie genügend Rand und Freiflächen. Ein Drittel der Folie sollte leer bleiben. < Beschränken Sie die Anzahl Ihrer Kernaussagen auf fünf je Folie. < Nutzen Sie Strukturelemente wie Rahmen und Pfeile (Linienstärke mindestens 1,5 Punkt). 165
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< < < < < < <
Stellen Sie Grafiken großflächig dar. Verwenden Sie Cliparts sparsam. Nummerieren Sie Ihre Folien durch. Gestalten Sie Folien per Hand, achten Sie auf eine gut lesbare Schrift. Führen Sie Leerfolien und Stifte mit. Verwenden Sie nur geläufige Abkürzungen. Benutzen Sie auf der Folie und im Vortrag dieselben Begriffe.
Gestaltung einer Bildschirmpräsentation Als Ausbilder sind Sie heute nur noch up to date, wenn Sie eine Bildschirmpräsentation benutzen. Doch Vorsicht! Sie sollten dabei immer bedenken, dass die Ansprüche an diese Art der Präsentation immer mehr steigen. Mit Standardfolien von PowerPoint erzielen sie bestimmt nicht den gewünschten Erfolg. Wie kommen Sie in die Erfolgsspur? Nutzen Sie die folgenden Ausführungen und Tipps bei der Gestaltung Ihrer nächsten Präsentation. Entwurfsvorlagen Präsentationsprogramme wie PowerPoint bieten für die Gestaltung von Präsentationen Entwurfsvorlagen an. Bevor Sie aber mit der Erstellung einer eigenen Vorlage beginnen, sollten Sie sich informieren, ob es in Ihrer Firma oder Institution Vorgaben gibt. Sind solche Vorlagen vorhanden, sind Sie gut beraten, diese auch zu nutzen. Firmen und Institutionen legen großen Wert darauf, ihr Corporate Design nach außen zu präsentieren. Die Arbeit mit diesen Vorlagen erspart Ihnen eine ganze Menge Vorbereitungszeit. Bei der Gestaltung eines Folienmasters bedenken Sie folgende Punkte, bevor Sie mit der Arbeit beginnen: < < < <
Folienformat (Hoch- oder Querformat) Farbgestaltung (Hintergrund und Schriftfarbe) Form der Aufzählungszeichen Platzhalter für Titel, Aufzählungen, Fußzeile
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Beispiel Folienmaster PowerPoint. Layout Präsentationsprogramme bieten Ihnen häufig eine sehr große Auswahl an Screendesigns für Ihre Layoutgestaltung an. Lassen Sie sich nicht verführen. Wählen Sie ein einfaches und unkompliziertes Layout aus. Bedenken Sie: Die Aussage steht im Mittelpunkt – und nicht die Vielfalt der Formen und Farben. Ein Layout ist dann zweckmäßig gestaltet, wenn bei gefüllter Folie noch etwa ein Drittel der Folie leer ist.
Beispiel für ein Präsentationslayout. 167
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Einheitliche Gestaltung des Layouts Achten Sie auf die exakte Platzierung Ihrer Strukturelemente. Es wirkt sehr störend und äußerst unprofessionell, wenn beim Folienwechsel Überschriften, Grafiken oder Textblöcke »springen«. Diese Effekte vermeiden Sie, wenn Sie mit einem Raster arbeiten. Als Ausgangspunkt zum Anlegen empfiehlt sich die linke obere Folienecke. In der Praxis hat es sich bewährt, mit mehreren Entwurfsvorlagen zu arbeiten. Dies hat den Vorteil, dass Sie die automatisch zugewiesenen Layouts nicht anpassen müssen. Folgende Masterfolien sollten Sie anlegen: < < < <
Titelfolien Textfolien Grafikfolien Medienfolien
Farbwahl Bei der Wahl Ihrer Farben achten Sie auf Ausgewogenheit und Harmonie. Eine dezente Farbwahl spricht für Seriosität. Nutzen Sie Farben auch, um gezielt Akzente zu setzen. Arbeiten Sie mit Dias, dann benutzen Sie einen dunklen Hintergrund. Damit liegt der Fokus auf der Bildaussage. Außerdem sind bei einem dunklen Hintergrund die Staubpartikel nicht erkennbar. Bei einer Bildschirmpräsentation verwenden Sie am besten einfarbige Hintergründe. Die Farben Grau oder Blau eignen sich gut. Bei der Verwendung von Folien wählen Sie einen hellen, am besten weißen Hintergrund. Vorsicht bei der Verwendung von Pastellfarben: Sie erzeugen keine gleichmäßigen Flächen. Farbkombination < Vermeiden Sie es, die Farben Rot und Grün gemeinsam zu verwenden. Treffen diese Farben aufeinander, entsteht ein Flimmereffekt, genau wie bei der Verwendung anderer Komplimentärkontraste. < Kombinieren Sie keine kalten Hintergrundfarben mit warmen Füllbereichsfarben. < Nutzen Sie nicht nur Schwarz oder Weiß. Sie erzeugen damit einen Effekt der Kälte und Sterilität. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Internet auf den Seiten www.metacolor.de oder www.visibone.com (englischsprachig).
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Präsentation beenden Sie haben präsentiert und die Lerninhalte, Fakten und Argumente vermittelt. Im Anschluss gibt es in der Regel Fragen zum Inhalt oder zu einzelnen Aspekten. Mit Fragen müssen Sie immer rechnen. Sie können diesen Prozess steuern, indem Sie am Ende Ihrer Präsentation eine Folie auflegen und damit zu Fragen auffordern. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass Sie bereits zu Beginn Ihrer Präsentation die Zuhörer auffordern, Fragen für die Abschlussdiskussion zu notieren. Eine direkte Fragestellung während Ihrer Präsentation sollten Sie jedoch nur in Ausnahmefällen zulassen. Es besteht die Gefahr, dass Ihr Zeitplan aus den Fugen gerät oder Sie vom Thema abweichen. Eine kurze Frage zur Verständlichkeit eines Begriffs oder zur Erläuterung einer Darstellung sollten Sie zulassen. Fragen, die auf eine Grundsatzdiskussion abzielen, sollten Sie in den Abschlussteil verweisen. Wie behandeln Sie Fragen? Fragen zeugen von Interesse. < Behandeln Sie Fragen grundsätzlich positiv. < Hören Sie dem Fragenden aufmerksam zu. < Achten Sie darauf, dass Sie die Frage verstanden haben. Sind Sie im Zweifel, fragen Sie nach. < Sprechen Sie den Fragenden persönlich an. < Geben Sie dem Fragenden auch ein Feedback (Zuwendung, Blickkontakt). < Visualisieren Sie komplexe Fragestellungen. Rechnen Sie nicht damit, dass die von Ihnen vertretenen Positionen und Inhalte immer die volle Zustimmung finden. Es gibt Gegenargumente und Einwände. Bereiten Sie sich darauf vor. In der Vorbereitungsphase sollten Sie sich bereits überlegen, welche Gegenargumente genannt werden könnten. Bauen Sie eine Argumentationslinie auf und visualisieren Sie die Inhalte. Achten Sie während der Präsentation darauf, welche Signale von Ihren Zuhörern ausgesandt werden. Nehmen Sie diese auf und verarbeiten Sie diese »live« in ihrem Vortrag.
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Sie sollten daran denken, dass die vorgebrachten Einwände keine Angriffe auf Ihre Person sind. Nehmen Sie deshalb grundsätzlich eine positive Haltung dazu ein. Schaffen Sie eine Atmosphäre, die dazu anregt, die Argumente vorzubringen. So sollten Sie reagieren: < Nehmen Sie eine entspannte Körperhaltung ein. < Zeigen Sie dem Fragenden, dass Sie sein Interesse schätzen. < Nehmen Sie den Einwand so auf, dass Sie den sachlichen Teil herausstellen und durch überzeugende Argumente entkräften. < Sie zeigen keine Schwäche, wenn Sie sich von anderen und besseren Argumenten überzeugen lassen. Natürlich gibt es auch unfaire Argumentationen. Man kann Ihre Glaubwürdigkeit in Abrede stellen, man wirft Ihnen niedere Motive vor oder stellt Ihre Sachkenntnis in Frage. Wie reagieren Sie auf solche Angriffe? < Parieren Sie nicht mit dem Schwert, sondern elegant mit dem Florett. < Schlagen Sie nicht zurück, rechtfertigen Sie sich nicht, sondern gehen Sie durch konsequentes, sachliches und ruhiges Nachfragen dieser Argumentation auf den Grund. Damit legen Sie die falschen und unterschwelligen Behauptungen offen. Hier einige Möglichkeiten der Abwehr: < Fragen Sie zurück: Was wollen Sie damit sagen? Diese Frage zwingt Ihren »Gegner« dazu, seine Behauptung offenzulegen. Dieser Aufforderung kann er in der Regel nicht Folge leisten, denn er müsste zugeben, dass seine Behauptung falsch ist. < Schlagfertigkeit ist eine gute Methode, unfaire Angriffe abzuwehren. Leider ist diese Gabe nicht allen Menschen gegeben und sie kann auch nur eingeschränkt trainiert werden. Widerlegen Sie die Argumentation inhaltlich. Fragen Sie gründlich nach und artikulieren Sie mit harten Argumenten Ihre Position. Auf diese Art der Auseinandersetzung dürfen Sie sich nur einlassen, wenn Sie inhaltlich absolut sattelfest sind. Sorgen Sie am Ende einer Präsentation immer für einen runden Abschluss. Wiederholen Sie nochmals Ihre wichtigsten Aussagen. Sollten Beschlüsse oder Vereinbarungen getroffen worden sein, dann halten Sie diese schriftlich fest.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Bedanken Sie sich bei den Teilnehmern in kurzer und prägnanter Form mit einer positiven Schlussformel. Sie können dann davon ausgehen, dass diese Präsentation in guter Erinnerung bleibt. Ü Tipp! Aber Vorsicht: Legen Sie Ihre Hände nicht in den Schoß! Vergessen Sie nicht die Nachbereitung. Würdigen Sie Ihre Leistung kritisch.
Zusammenfassung Sie haben jetzt einen Überblick darüber gewonnen, wie vielschichtig eine Präsentation sein kann. Befolgen Sie den Grundsatz »Weniger ist mehr«. Nehmen Sie sich die Punkte heraus, die Sie benötigen oder die Sie in Zukunft verändern wollen. Bereiten Sie Ihre Präsentation gründlich vor. Führen Sie eine möglichst genaue Zielgruppenanalyse durch. Formulieren Sie Ihre Ziele eindeutig. Setzen Sie Medien gezielt zur Visualisierung ein. Machen Sie sich mit der Technik hinreichend vertraut und führen Sie eine »Generalprobe« durch. Strukturieren Sie Ihre Argumente und bereiten Sie sich auf »unfaire Mitspieler« vor. Bereiten Sie jede Präsentation nach.
Informationsquellen für den Ausbilder Die moderne Computertechnologie eröffnet vielfältige Möglichkeiten, Ausbildung noch effektiver und effizienter zu gestalten. Informationen zu Lerninhalten können weltweit beschafft und bereitgestellt werden. Ausbildung bedeutet auch nicht mehr zwingend Präsenzausbildung vor Ort. Die moderne Ausbildungswelt wird durch die Nutzung des Internets geprägt und Begriffe wie E-Learning, Fernausbildung, Blended-Learning, Chat oder Community gehören heute zum gängigen Vokabular. Als Ausbilder, Trainer oder Coach können Sie heute nicht mehr bestehen, wenn Sie sich diese Methoden und Technologien nicht aneignen. Den Schlüssel und das Tor in diese Welt stellt das Internet dar. Deshalb will ich Sie mit den wichtigsten Begriffen aus dieser Welt vertraut machen.
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Internet Die Kommunikations- und Informationsplattform heute und in Zukunft ist das Internet. Das Internet ist in aller Munde. Oft wird ihm unterstellt, dass es ein Hort von kriminellen Aktivitäten ist. Eines steht jedoch fest: Das Leben ist ohne das weltweite Netz nicht mehr vorstellbar. Die Vorteile sind offensichtlich: weltweites Informieren und Kommunizieren. Auch gibt es kaum Barrieren. Egal ob von zu Hause, am Arbeitsplatz, im Auto oder in der Eisenbahn, ja sogar im Flugzeug können Sie das Internet nutzen. Sie bestimmen das Tempo und die Art der Information. Die Geschichte des Internets geht bis in die 60er-Jahre zurück, in die Zeit des Kalten Krieges zwischen den Weltmächten USA und UdSSR. Der »Sputnikschock« (die UdSSR schickte am 4. Oktober 1957 den ersten Satelliten in den Weltraum) löste im Jahre 1958 die Gründung der Forschungsbehörde Advanced Research Projects Agency (ARPA) in den USA aus. Diese Organisation hatte die Aufgabe, Projekte ausfindig zu machen und zu unterstützen, die den USA den entscheidenden Technologievorsprung sichern sollten. Hierzu wurden rund 200 Forscher auf verschiedensten Gebieten beschäftigt. Die Finanzierung wurde zu einem großen Teil vom US-Verteidigungsministerium gesichert. Im Bereich der Kommunikation und Datenübertragung ging es darum, die Vernetzung und Verständigung mehrerer Rechner im Falle eines atomaren Schlages zu sichern und aufrechtzuerhalten, auch wenn Teile des Netzes ausgefallen sind. Unter Leitung der ARPA entstand 1969 das ARPANET, welches zu diesem Zeitpunkt aus vier Knoten bei Universitäten bestand. Das erste Netzwerk überhaupt entwickelte Norm Abramson an der Universität Hawaii – das Aloanet. Den Durchbruch in der Fachöffentlichkeit erzielte das ARPANET im Oktober 1972 bei seiner Präsentation bei der ICCC (International Conference of Computer Communications). Im Jahr 1971 erfand Ray Tomlinson von der Firma BBN das E-Mail-Programm und 1972 wurde dieses Programm für das ARPANET modifiziert. Von ihm stammt auch das »@« in der E-Mail-Adresse. Im Jahre 1983 wurde das ARPANET in einen militärischen (MILNET) und einen öffentlichen Bereich aufgeteilt. Im Jahr 1973 wurde unter der Leitung von Robert Kahn und Vincent Cerf das »INTERNET-Programm« entwickelt, um das auf Rundfunkwellen basierende PRNET mit dem ARPANET zuverbinden. Damit fand eine Verlagerung statt. Das Hauptaugenmerk lag nicht mehr darauf, Computer verschiedener Hersteller zu vernetzen, sondern verschiedene Netzsysteme durch ein »Netz der Netze«,das Internet, zu verbinden. In den 80er-Jahren wurde das Interesse an einem zivilen Netz immer größer. Aber es dauerte bis in die 90er-Jahre, ehe es zu einer kommerziellen Nutzung kam (1991: Zulassung der kommerziellen Nutzung). Erst 1994, mit der Gründung des World Wide Web Consortium
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
(W3C), kam es zu einer wirklich steigenden privaten und kommerziellen Nutzung. Dieses Gremium ist zuständig für die Standardisierung der das World Wide Web betreffenden Techniken. Gründer und Vorsitzender des W3C ist Tim Berners-Lee, der auch als der Erfinder des World Wide Web bekannt ist. Die Dienste des Internets werden durch Internetprovider (Dienstleistungsunternehmen) zur Verfügung gestellt, ermöglichen den Zugang zu den Netzen und bieten gegen entsprechendes Entgelt auch die dazugehörigen Dienstleistungen an. Im Folgenden möchte ich Ihnen einige grundlegende und nützliche Informationen über das Internet vermitteln. Über welche Dienste verfügt das WWW (World Wide Web)? Das World Wide Web ist ein hypertextbasiertes Informationssystem. Dabei kann in der linearen Struktur von Texten mit Hilfe von Links navigiert werden. Es besteht die Möglichkeit das Dokument zu verlassen und an eine andere Stelle des Dokumentes zu springen oder in ein völlig anderes Dokument zu verzweigen. Durch die Nutzung einer grafischen Bedienoberfläche ist ein einfaches Navigieren möglich. Die Grundform dieser Benutzeroberfläche wurde 1991 durch die führenden Mitarbeiter Berners-Lee und Calliau des Europäischen Forschungszentrums für Kernphysik in Genf (CERN) entwickelt.
E-Mail (Electronic Mail) Der wohl am häufigsten genutzte Dienst ist die elektronische Post. Hierbei wird die Computerverbindung zum Austausch von Texten und Dateien genutzt. Innerhalb von Sekunden sind die Daten an beliebig viele Adressaten weltweit versandt. Für den Ausbilder hat dieser Dienst viele Vorteile in der Kommunikation mit den Lernern bzw. zum Informationsaustausch mit anderen Ausbildern, Institutionen usw. Voraussetzung für die E-Mail-Nutzung zur Unterstützung der Ausbildung ist allerdings, dass alle Beteiligten über eine eigene E-Mail-Adresse verfügen. Damit entfällt dann beispielweise für den Ausbilder das Anfertigen von Hardcopys, Arbeitsblättern usw. Selbst das Versenden umfangreicher Präsentationen ist möglich. Dieser Dienst kann auch für die Bearbeitung von Tests genutzt werden. Dies waren nur einige Beispiele für die Nutzung dieses Dienstes. Im Bereich der Aus- und Weiterbildung gibt es noch weitere vielfältige Möglichkeiten zur Nutzung.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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FTP (File Transfer Protocol) Die Kommunikation der Computer im Netz wird durch Protokolle geregelt. Diese Protokolle zählen auch zu den Diensten im Internet. Die Daten werden auf Servern bereitgehalten und verteilt. Sowohl das Herunterladen (Download) von Dateien auf den eigenen Rechner als auch das Übertragen von Dateien auf einen fremden Rechner (Upload) im Netz erfolgen über einen Server. Dieser Servertyp wird als FTP-Server bezeichnet. Die Regeln für diesen Vorgang werden durch dieses Protokoll geregelt. Der Zugriff auf den Server erfolgt über eine Zugangsberechtigung oder die Inhalte sind frei zugänglich. Diese Form der Bereitstellung von Daten wird in der Aus- und Weiterbildung vor allem in den Bereichen E-Learning und Fernuniversität erfolgreich eingesetzt. Die Verfahren sind so aufgebaut, dass der Lerner mit der Einschreibung in einen Kurs auch eine Zugangsberechtigung für den Server erhält, auf dem die Lerninhalte abgelegt sind. Der Lerner hat dann in der Regel die Wahlmöglichkeit zwischen einer Online- oder Offlinebearbeitung der Lerninhalte.
News (Newsgroups) Newsgroups sind Diskussionsforen zu bestimmten Themen. Je nach Struktur sind sie öffentlich oder intern für einen bestimmten Nutzerkreis zugänglich. Der Teilnehmer »abonniert« das gewählte Thema und kann alle Beträge zu diesem Thema lesen, eigene Beiträge erstellen und hinzufügen sowie Fragen stellen. Sie finden Newsgroups zu fast allen Themenbereichen im Internet. Für den Ausbilder bieten sich grundsätzlich zwei Möglichkeiten der Nutzung an: Für die eigene Institution bzw. den Kurs wird ein solches Diskussionsforum eingerichtet, damit sich die Teilnehmer austauschen können. Der Ausbilder kann durch eigene Beiträge auch steuernd in den Prozess eingreifen. Außerdem erhält er so auch ein Feedback über den Verlauf des Lernprozesses. Die zweite Möglichkeit ist der Informationsaustausch zwischen den Ausbildern sowie die Beschaffung von Informationen zur Lösung von Ausbildungsproblemen. IRC (Internet Relay Chat) Der Chat ist ein Livedialog mit anderen, häufig anonymen Teilnehmern im Internet. Der Zugang erfolgt über die Anmeldung in einem Chatroom mit frei wählbarem Namen (Nickname). Die Kommunikation zwischen den einzelnen Teilnehmern erfolgt fast zeitgleich durch das Versenden von Botschaften in Form von E-Mails. 174
Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Diese Form der Kommunikation können Sie in der Ausbildung erfolgreich nutzen. Die Mehrzahl der kommerziellen Anbieter von Lernmanagementsystemen bietet auch die Möglichkeit des Chats an – sowohl als Kommunikationsmöglichkeit zwischen dem Ausbilder und dem Lerner als auch für die Kommunikation zwischen den Lernern. Der Chat eröffnet dem Ausbilder die Möglichkeit, Probleme und Fragen der Lerner schnell zu beantworten und ggf. auch weiterführende Informationen zu gegeben. Zur Unterstützung des Lernprozesses sollten Sie diesen Dienst in jedem Fall nutzen.
Telenet Dieser Dienst ermöglicht einen Fernzugriff auf die Betriebssysteme von fremden Rechnern sowie deren Programme und Daten. Voraussetzung für die Nutzung ist eine entsprechende Zugangsberechtigung. Die Nutzung dieses Dienstes ist hilfreich, wenn Sie einen kostengünstigen Support für Ihre Ausbildungsanlagen durchführen wollen. Bei Problemen oder Schwierigkeiten mit Ihrer Anlage müssen Sie nicht mehr warten, bis der Techniker vor Ort das Problem beseitigt, sondern können Diagnose und Wartung über das Netz durchführen. Bei Schäden an der Hardware kann dann der Techniker, mit den notwendigen Ersatzteilen ausgestattet, den Schaden schnell beheben. Die Nutzung dieses Dienstes erlaubt es Ihnen, eine hohe Verfügbarkeitsrate Ihrer Anlage zu erzielen, ohne die sonst üblichen Kosten für diesen Support.
IP (Internet Protocol) Dass die Daten auch ihr Ziel erreichen, dafür sorgt das Internet Protocol. Dateien werden nicht in einem zusammenhängenden Stück übertragen, sondern in einzelne Päckchen aufgeteilt. Die Größe ist abhängig von der zur Verfügung stehenden Übertragungsgeschwindigkeit zum Beispiel 64 kbit/s. Damit jedes Paket am Zielort ankommt, muss es adressiert werden. Diese Adresse wird durch das Internet Protocol vergeben. Man bezeichnet sie als IP-Adresse. Jede IP-Adresse muss einmalig sein, damit eine eindeutige Identifikation des Zielrechners erfolgen kann. Neben der Adressierung ist dieses Protokoll auch für die Wahl des »Postleitweges« zuständig. Dieser Vorgang wird als Routing bezeichnet. Der Vorteil besteht darin, dass Router und Gateways für eine intelligente und dynamische Nutzung der Übertragungskapazitäten im Internet sorgen.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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TCP (Transmission Control Protocol) Dieses Protokoll regelt die eigentliche Datenübertragung. Es stellt die Verbindung zwischen Sender und Empfänger her. Es sorgt auch dafür, dass die Daten vollständig übertragen werden. Nach Abschluss des Datentransfers fügt es die einzelnen Datenpakete wieder zu einer les- und bearbeitbaren Datei zusammen.
DNS (Domain Name System) Die IP-Adresse besteht aus zwölf Ziffern. Diese Form kann man nicht gerade als benutzerfreundlich bezeichnen. So kam die Idee auf, eine Form der Adressierung zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Nutzer entgegenkommt. Das Konzept teilt zunächst nach Gebieten (Ländern) ein. Diese Gebiete werden als Domain bezeichnet. In den USA, wo dieses System entwickelt wurde, gibt es auch Domains für Privatpersonen (name), für Firmen (com) oder Bildungseinrichtungen (edu). Die übrigen Länder verfügen über länderspezifische Abkürzungen, zum Beispiel: < Deutschland: .de < Schweiz: .ch < Österreich: .at Diese Länderkennzeichnungen sind sogenannte Top-Level-Domains und befinden sich immer am Ende des Domainnamens (Beispiel: www.denic.de). Vor dem Punkt befindet sich die Secound-Level-Domain, sie enthält die genaue Bezeichnung des Hostrechners. Die Umsetzung der Domainnamen in IP-Adressen oder umgekehrt erfolgt durch Namensserver. Für die deutschen Domainnamen ist die DENIC zuständig. Seit 2004 ist es auch möglich, deutsche Umlaute in einem Domainnamen zu verwenden.
URL (Uniform Resource Locator) Die Angabe des Domainnamens alleine genügt nicht, um den gewünschten Zielcomputer zu adressieren. In der Bezeichnung müssen auch der Internetdienst sowie Name und Ort erwähnt werden. Eine vollständige URL besteht aus: Protokoll://Server.Domainname/Pfad Beispiel: http://www.tagesschau.de/ausland. 176
Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Die Startseite eines Internetauftritts, die Homepage, muss zwingend den Dateinamen »index.htm« oder »index.html« enthalten. Nur so können Sie sicherstellen, dass diese Seite immer als Startseite aufgerufen wird. Denken Sie bei der Vergabe von Dateinamen daran, immer nur Kleinbuchstaben zu verwenden, weil Windows keine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibung vornimmt.
Zugang Damit Sie im Internet kommunizieren können, wird ein Computer benötigt, der bei Bedarf eine Verbindung mit dem Internet herstellen kann. Der Datenaustausch findet über die bereits erwähnten Protokolle TCP und IP mit den anderen Hostrechnern im Internet statt. Die Hostrechner werden in der Regel durch professionelle Dienstleister (Internet-Service-Provider) betrieben. Die Einwahl erfolgt telefonisch über Einwahlknoten. Welchen Provider sie wählen, hängt von Ihrem persönlichen Nutzungsprofil und den dabei anfallenden Kosten ab. Die Auswahl ist groß. Preisvergleiche lohnen sich in jedem Fall.
Zugangsarten Für die telefonische Anwahl stehen zurzeit grundsätzlich drei Möglichkeiten zur Verfügung: < analoger Zugang < ISDN < DSL Der analoge Zugang moduliert Ihre Daten. Dabei werden binäre Informationen mit Hilfe eines analogen Trägersignals übermittelt. Am Ziel muss das analoge Trägersignal wieder entfernt (demoduliert) werden. Dies geschieht mittels eines Modems. Dieses Gerät ist bei einem analogen Zugang zwingend erforderlich. Die Datenübertragungsrate beträgt 56,6 kbit/s. Hierbei handelt es sich um eine relativ geringe Übertragungsrate – dies hat zur Folge, dass bei größeren Datenmengen relativ lange Übermittlungszeiten erforderlich sind. Bei dieser Technik handelt es sich um ein Auslaufmodell.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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ISDN (Integrated Services Digital Network) Bei ISDN erfolgt die Datenübertragung digital. Das bedeutet, dass auf einer Leitung gleichzeitig telefoniert und Daten übertragen werden können. Ein ISDN-Anschluss besteht immer aus zwei B-Kanälen mit 64kbps (64000 Bit/s) sowie einem Steuerkanal mit 16kbps. Um einen Computer an ISDN anschließen zu können, benötigen Sie ein ISDN-Endgerät (NTBA). Früher gab es diese Geräte in Form einer Einsteckkarte. Neue Telefonanlagen verfügen bereits über mehrere ISDNAdapter. An diese können Sie einen oder mehrere Computer anschließen. Zwar bedeutet ISDN einen erheblichen Fortschritt gegenüber der analogen Technik – die Einwahl erfolgt schnell und man kann gleichzeitig telefonieren und surfen –, Aber für die Echtzeitübertragung von Videodaten (Streamen) ist ISDN nicht ausreichend.
DSL (Digital Subscriber Line) Das Internet entwickelt sich immer mehr zu einer multimedialen Plattform. Video, Animation und Sound sollen neben der Textverarbeitung auch in Echtzeit abgespielt und genutzt werden können. Um diesen Forderungen gerecht zu werden, wurde die DSL-Technologie entwickelt. Die Datenübertragsrate beträgt hier in der Regel 8 Mbit/s und steigt ständig weiter. Man unterscheidet dabei zwei Systeme: < SDSL Symmetrische Datenraten; Down- und Upload gleich < ADSL Asymmetrische Datenraten; Download größer als Upload Für die private Nutzung ist ADSL günstiger, da hier in der Regel der überwiegende Anteil im Downloadbereich liegt. Die DSL-Technologie kann sowohl über einen analogen wie auch über einen digitalen ISDN-Anschluss genutzt werden. Aufgrund der höheren Datenübertragungsraten ist bei einem ISDN-Anschluss ein DSL-Splitter nötig, der die Daten in zwei Datenpakete trennt (DSL-Daten und ISDN-Daten). Durch den Splitter werden die beiden B-Kanäle frei und können für den Anschluss weiterer Geräte genutzt werden.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Bei einem analogen Anschluss ist ein spezielles DSL-Modem erforderlich, das über eine gewöhnliche Ethernet-Netzwerkkarte an den Computer angeschlossen wird. Die Anbindung kann auch drahtlos über einen WLAN-DSL-Router erfolgen.
Webbrowser
Beispiel für einen Browser: Der Microsoft Internet Explorer. Damit Sie auch die übertragenen Dokumente lesen und bearbeiten können, ist ein Browser (englisch: to browse = schmökern) erforderlich. Der Browser ist eine Software, die den Inhalt der HTML-Dokumente interpretiert. Moderne Browser bieten darüber hinaus noch eine Reihe zusätzlicher und nützlicher Hilfsfunktionen an, wie zum Beispiel Speichern, Drucken, Kopieren, Lesezeichen usw. Die Adressliste des Browsers dient zur Eingabe der URL, des Servernamens und des Domainnamens. Der Browser ergänzt dann automatisch das dazu gehörende Protokoll (z. B. »http://«) und der Webserver liefert dann die gewünschte Seite.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Der zurzeit noch am häufigsten verwendete Explorer ist der Internet Explorer der Firma Microsoft (Tendenz fallend).
Intranet Im Gegensatz zum weltweit umspannenden Internet stellt das Intranet eine lokale Lösung für Firmen, Institutionen und Privatpersonen dar. Das Intranet ist ein Netzwerk, in dem dieselbe Technologie wie im Internet (TCP/IP/ HTP) zur Anwendung kommt. Es kann jedoch nur von einem bestimmten Personenkreis genutzt werden. Der Zugriff auf das Intranet ist nicht räumlich begrenzt. Es wird definiert als Zusammenfassung der betriebs- oder gemeinschaftsinternen Webkommunikation. Dazu können Fileserver, Webseiten, Chats oder Foren gehören. Typische Inhalte sind betriebsinterne Informationen, zu denen Regeln, Verfahrens- und Arbeitsablaufanweisungen, Dokumente und Formulare gehören können. Zur Unterscheidung muss in diesem Zusammenhang auch noch der Begriff Extranet kurz angesprochen werden.
Extranet Das Extranet ist eine Erweiterung des Intranets um eine Komponente, die zwei oder mehrere Intranets über eine allgemeine Internetanbindung verbindet. Dabei nutzt das Extranet die gleichen Techniken wie das Internet (u. a. TCP/IP, UDP). Diese Form des Internets wird auch im Bereich des E-Business verwendet. Institutionen, Firmen und öffentliche Einrichtungen verfügen häufig über ein Intranet oder ein Extranet. Es bietet sich an, dieses Netz auch für Ausbildungszwecke zu nutzen. Große Firmen oder Institutionen haben beispielsweise auch ihr Ausbildungsmanagementsystem sowie die betriebliche Aus- und Fortbildung oder das Wissensmanagement darin integriert. Es gibt viele Möglichkeiten, diese Netze auch für die speziellen Belange der Ausbildung zu nutzen. Sollte dies in Ihrem Bereich bisher noch nicht zutreffen, sollten Sie einmal darüber nachdenken.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Suchmaschinen
Suchmaschine Wikipedia. Wenn Sie eine Ausbildung oder eine Präsentation vorbereiten, verfügen Sie häufig nicht über alle notwendigen Informationen. Sie sind gezwungen, sich diese Informationen zu beschaffen. Oft stehen Sie auch noch unter einem gewissen Zeitdruck und benötigen rasch Ergebnisse. Die Lösung für Sie: das Internet. Bevor das Internet eingeführt wurde, blieb Ihnen häufig nichts anderes übrig, als in Bibliotheken zu recherchieren bzw. eine aufwendige Korrespondenz zu führen. Aber das Internet hat auch seine Tücken. Sie wissen zwar, dass die gesuchten Informationen vorhanden sind, aber wo finden Sie diese? Das Internet verfügt über Millionen von Webseiten. Sie wollen aber gezielte Informationen? Da heißt es, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Um Ihnen die Suche zu erleichtern, verfügt das Internet über Suchmaschinen. Eine Suchmaschine ist ein Programm zur Recherche von Informationen im Internet. Diese Dokumente können auf einem Computer, einem Computernetzwerk oder im World Wide Web gespeichert sein.
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Sie geben in der Adressleiste Ihres Browsers den Suchbegriff ein und die Suchmaschine liefert Ihnen eine Liste von Verweisen auf möglicherweise relevante Dokumente. Stellen Sie sich die Suchmaschine als eine große Datenbank vor, die Domainnamen sowie Stichwörter zum Inhalt von Webseiten sammelt und speichert. Die verwendeten Suchverfahren beruhen auf Algorithmen. Die wesentlichen Bestandteile bzw. Aufgabenbereiche einer Suchmaschine sind: < Erstellen und Pflege der Datenstruktur (Index) < Verarbeitung von Suchanfragen < Aufbereiten der Ergebnisse Man kann folgende Arten von Suchmaschinen unterscheiden. < Katalog: In den Katalogen (Directories) findet man wie in einer Bibliothek nach Themen gegliederte Webseiten. Sie können nach verschiedenen Themen oder Kategorien suchen. Beispiel: www.web.de. < Indexbasierte Suchmaschinen: Dies ist die zurzeit wichtigste Gruppe. Diese Maschinen lesen die passenden Dokumente ein und legen einen Index (Stichworte mit Verweisen auf die Webseiten) an. Die Pflege dieser Suchmaschinen ist sehr aufwendig. Der Vorteil besteht in dem durch den Index beschleunigten Suchvorgang. < Metasuchmaschinen: Sie schicken Ihre Suchanfragen parallel an mehrere indexbasierte Suchmaschinen und kombinieren die Ergebnisse. Das sogenannte Ranking der Ergebnisse, basierend auf reiner Mehrheitsfindung, ist fragwürdig. Die Qualität der Ergebnisse wird durch die Qualität der einzelnen Suchmaschinen maßgeblich beeinflusst. Sie sollten Metasuchmaschinen bei seltenen Begriffen verwenden. < Hybridformen: Der Index dieser Suchmaschinen ist relativ gering. Aber durch die Kombination mit anderen Suchmaschinen können zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden. < Verteilte Suchmaschinen: Hier wird die Suchanfrage an eine Vielzahl von Computern weitergeleitet, die eigene Suchmaschinen betreiben. Der Vorteil ist die Ausfallsicherheit aufgrund der Dezentralisierung. Das Herzstück einer jeden Suchmaschine sind die Suchroboter, »search engines«, »crawlers«, »spiders« oder »bots« genannt. Sie sind verantwortlich für das Anlegen der riesigen Sammlungen von Inhalten der Internetseiten. Diese Roboter streifen quasi auf eigene Faust durch das Internet. Sie lesen den Text, katalogisieren ihn und senden ihn an eine zentrale Datenbank. So werden im Laufe weniger Monate Millionen von Internetseiten erfasst. Dieser Vorgang läuft permanent ab. Dabei findet auch eine ständige Aktualisierung der Daten statt. Weil es sich bei der eingesetzten Technologie
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
um keine intelligente Software handelt, ist die Qualität der Suchergebnisse nicht immer zufriedenstellend. Nach diesem Prinzip arbeiten zum Beispiel die Suchmaschinen von Google (www.google.com) oder Alta Vista (www.altavista.com). In der Regel besitzen alle Suchmaschinen besondere Strategien, um die Qualität der Treffer zu bewerten. Gute Suchmaschinen zeigen die Wahrscheinlichkeit in Prozent an und geben so zusätzlich zur angezeigten Reihenfolge einige weitere nützliche Informationen. Suchmaschinen sind natürlich auch für kommerzielle Anbieter von Interesse. Sie kaufen sich in die Suchmaschinen ein. Diese bezahlten Links erscheinen dann auf den ersten Plätzen der Ergebnislisten. Achten Sie deshalb auf die unscheinbare Überschrift »Anzeigen« oder »Partnerlink« – dahinter verbergen sich keine Informationen, sondern ausschließlich bezahlte Werbung.
Nutzung von Suchmaschinen Bei der Nutzung von Suchmaschinen erhalten Sie häufig eine Trefferquote, die jedes vernünftige Maß übersteigt. In diesem Fall müssen Sie die Suche weiter eingrenzen. Dafür gibt es zwei Optionen, die Sie nutzen können: die erweiterte Suche oder Suchoptionen. Wenn Sie diese Einstellungen nutzen, steigen Ihre Chancen auf qualifizierte Ergebnisse enorm. Wie Sie diese Suchkriterien nutzen, differiert bei den einzelnen Suchmaschinen. Genaue Informationen finden Sie unter der Rubrik »Suchtipps«. Hier noch einige Regeln: < Verwenden Sie die Groß- und Kleinschreibung so, wie Sie das Ergebnis erwarten. < Nutzen Sie Anführungszeichen, bekommen Sie nur Ergebnisse, die genau diese Kombination enthalten. Ü Beispiel »heute so und morgen so« < Wollen Sie ein Thema enger fassen, so geben Sie mehrere Wörter ein. Die Anzeige der Dokumente erfolgt dann so, dass das Dokument, in dem die meisten dieser Wörter vorkommen, an erster Stelle steht. < Soll ein bestimmtes Wort auf jeden Fall bei der Suche berücksichtigt werden, dann setzen Sie ein Plus (+) direkt vor das Wort, ohne Leerzeichen. Den Ausschluss eines Wortes erreichen Sie durch ein Minus (-) vor dem Wort.
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Ü Beispiel +Käsekuchen-Rosinen < Setzen Sie das sogenannte Jokerzeichen (*) am Ende eines Suchworts, dann suchen Sie nach verschiedenen Zusammenhängen mit dem Suchwort. Gebräuchliche Suchmaschinen: < < < < <
Google: www.google.de Yahoo: www.yahoo.de Microsoft: www.msn.de MetaGer: www.metager.de metacrawler: www.metacrawler.de
Qualität der Informationen Das Internet dient dem freien Informationsaustausch. Nahezu jeder kann Informationen darin einstellen. Ob eine Information wahr oder falsch ist, müssen Sie selbst beurteilen. Aber es gibt einige Möglichkeiten, die Qualität zu prüfen: < Klicken Sie auf die Information »Unternehmen« oder »Wir über uns« bzw. den Link zum Webmaster. Sind diese Informationen nicht oder nur teilweise vorhanden, Hände weg von dieser Seite! < Fragen Sie sich nach dem Zweck der Seite und vergleichen Sie die Inhalte mit anderen Quellen. Stimmt der Inhalt überein, dann können Sie die Informationen verwenden. < Lassen Sie sich nicht durch flatternde Werbebanner vom eigentlichen Inhalt der Seite ablenken. < Wie aktuell ist die Seite? Denken Sie daran, wenn Sie Informationen aus dem Internet nutzen, dass diese auch dem Urheberrecht unterliegen.
IT-Sicherheit In der modernen Ausbildung kann auf die Nutzung moderner Computertechnologie nicht mehr verzichtet werden. Ausbildungen unter der Nutzung von Netzen und des Internets sind heute fast die Regel. So hilfreich der Computer in der Ausbildung auch ist, er nutzt nur dann, wenn er auch reibungslos funktioniert. Dies gewährleistet Ihnen ein entsprechendes Sicherheitskonzept.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Ein gut funktionierendes IT-Sicherheitskonzept hat neben den Auflagen, die Sie beachten müssen, auch viele Vorteile für Sie, unter anderem eine hohe Verfügbarkeit Ihrer Anlagen. Als Ausbilder sollten Sie zumindest über Grundkenntnisse in der Informationssicherheit verfügen und einige Spielregeln bei der Durchführung von Ausbildungen mit dem Computer beachten. Wie wird Informations-/IT-Sicherheit definiert? Informationssicherheit hat das Ziel, die Verarbeitung, Speicherung und Kommunikation so zu gestalten, dass die Vertraulichkeit, Verfügbarkeit und Integrität der Daten gewährleistet werden kann. Dadurch sollen das System vor Gefahren und Bedrohungen geschützt und Schäden und Risiken vermieden oder minimiert werden. Der Schutz von Informationen bezieht sich dabei nicht nur auf den Schutz der elektronisch gespeicherten Daten, sondern auf alle Daten und Informationen. Betrachten wir die einzelnen Begriffe etwas näher. Vertraulichkeit bedeutet, dass nur Berechtigte Zugriff auf bestimmte Daten oder Dokumente erhalten und dass unberechtigte Zugriffe verhindert und abgewehrt werden. Verfügbarkeit des technischen Systems und der darin gespeicherten Daten. Die Verfügbarkeit eines Systems ist ein Qualitätskriterium/Kennzahl. Je höher die Kennzahl, desto besser ist die Qualität des Systems. Integrität steht für die Unversehrtheit und Korrektheit der Daten. Welchen Angriffen ist ein System ausgesetzt? Ein Computer oder ein Computersystem ist vielen Angriffen und Bedrohungen ausgesetzt. Die wichtigsten sind nachfolgend genannt: < < < < < <
Viren, Trojaner und Würmer Spoofing (Vortäuschen einer falschen Identität) Hacking, Cracking, Sabotage Spionage Höhere Gewalt (Blitzschlag, Feuer, Überschwemmung) Social Engineering (Beschaffung von vertraulichen Informationen durch Annäherung an Geheimnisträger über gesellschaftliche Kontakte) 185
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Häufig erfolgen die Angriffe direkt über das Internet. Hier können Schädlinge innerhalb von sehr kurzer Zeit weltweit verbreitet werden. Die Schädlinge treten dabei nicht mehr in »Reinform« auf, sondern meist in Kombination (z. B. Viren und Trojaner). Sie werden bei Mails als Anhang beigefügt bzw. nutzen Sicherheitslücken im Webbrowser aus. Zum allgemeinen Verständnis eine kurze Erläuterung einzelner Schädlinge:
Viren
Viren sind kleine Programme, die so funktionieren wie ihre Verwandten in der Natur. Der Virus wird an einen Wirt angehängt. Die Aktivierung erfolgt, wenn das Wirtsprogramm gestartet wird. Ist das Programm gestartet, nimmt es Veränderungen am Betriebssystem oder der Software vor, die durch den Anwender nicht mehr kontrolliert werden können. Eine besondere Form stellen die Makroviren dar, die sich zum Beispiel speziell auf die Schädigung von Office-Programmen (Word oder Excel), die auf der Basis von Visual Basic for Application (VBA) erstellten wurden, eingestellt haben.
Trojaner Als Trojanisches Pferd (gebräuchliche Form: Trojaner) werden Programme bezeichnet, die von außen betrachtet eine sinnvolle Anwendung darstellen, zum Beispiel Softwareupdates, aber im Hintergrund gänzlich andere Funktionen erfüllen, indem sie zum Beispiel einen externen Zugriff (Backdoor) auf den Rechner gestatten. Oder sie zeichnen sämtliche Tastatureingaben auf und entschlüsseln somit Passwörter und Benutzernamen. Diese Form, eine Art PC-Wanze, wird auch als Key-Logger bezeichnet.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Würmer Würmer sind eigenständige Programme und verbreiten sich selbstständig über Dateianhänge in Mails. Ist der Wurm erst einmal gestartet, verbreitet er sich nach dem Schneeballprinzip über alle im Adressbuch des Computers gespeicherten Adressen. In jüngster Zeit werden Würmer auch in Internetseiten eingebaut (Sasser). Die bloße Betrachtung dieser Seite genügt, um den Wurm zu aktivieren und Schäden zu verursachen. Der Transportweg E-Mail wird auch noch für weitere Schädlinge oder Belästigungen genutzt.
Spam Spammails sind massenhaft versandte Nachrichten, die dem Empfänger unverlangt zugesandt werden. Sie enthalten häufig einen werbenden Inhalt und werden auch oft für den Transport von Schädlingen benutzt. Sie können sich davor schützen, indem Sie Mails mit unbekanntem Absender sofort löschen und einen Spamfilter einsetzen.
Phishingmails Sie erhalten eine seriös wirkende E-Mail Ihrer Bank. Darin wird Ihnen erläutert, dass nach einem Softwareupdate Ihre Zugangsdaten nochmals zur Prüfung eingegeben werden müssen. Dazu sollen Sie einen bestimmten Textlink anklicken. Wenn Sie dies tun und dann noch Ihre Daten eingeben, haben Sie verloren: Sie sind einer Phishingmail (engl.: fishing = Abfischen) erlegen. Diese haben nur ein Ziel: Zugangsdaten für bestimmte Dienste auszuspähen und diese dann rechtswidrig zu nutzen. Dies gilt vorzugsweise für den Bereich des Onlinebankings oder für Internetauktionshäuser und andere Bezahlsysteme.
Spyware Nicht ganz so gravierend in ihren Auswirkungen ist die Spyware. Sie spioniert das Nutzerverhalten für Werbezwecke aus, sodass gezielt Werbebanner über Pop-upFenster beim Nutzer gestartet werden. Sie können sich durch die Installation einer Software davor schützen, die Ihnen beim Aufspüren und der Beseitigung hilft. 187
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Maßnahmen Als Ausbilder richten Sie ein besonderes Augenmerk auf die IT-Sicherheit. Sie sind auf die Verfügbarkeit Ihrer Ausbildungsausstattungen und -anlagen angewiesen. Können Kurse nicht oder nur eingeschränkt durchgeführt werden, dann kostet Sie dies viel Geld. Ganz abgesehen vom Imageschaden, den Sie davontragen. Dies sind nur einige wenige Argumente, die Ihnen verdeutlichen sollen, wie wichtig es auch im Bereich der Ausbildung ist, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um Schäden dieser Art zu vermeiden. Die Maßnahmen betreffen sowohl Ihren privaten Computer als auch die Ausbildungsanlagen: < Bewahren Sie ein gesundes Misstrauen gegenüber eingehenden Daten. < Verhindern Sie den unbefugten Zugriff auf Ihren Computer, indem Sie einen Passwortschutz anlegen und das Passwort regelmäßig wechseln. < Verwenden Sie immer eine Kombination von Zahlen und Buchstaben. Nehmen Sie unbedingt Abstand von ableitbaren Passwörter (Geburtstage, Namen von Kindern oder Partnern, Kfz-Kennzeichen usw.). < Nutzen Sie einen Bildschirmschoner mit kurzen Einschaltzeiten und Passwortschutz. < Bewahren Sie Ihr Passwort mit derselben Sorgfalt auf wie die PIN-Nummer Ihrer Scheckkarte. < Führen Sie regelmäßig Updates für Ihr Betriebssystem durch. Nutzen Sie auch die Möglichkeiten eines automatischen Updates. < Aktivieren Sie die Sicherheitseinstellungen in Ihrem Betriebssystem und insbesondere für den Webbrowser – für den Internet-Explorer zum Beispiel unter Extras | Internetoptionen | Sicherheit. < Nutzen Sie das Internet nur mit einem installierten und aktivierten Virenschutzprogramm. Sorgen Sie für eine regelmäßige, tägliche Aktualisierung. < Informationen über diese Programme erhalten Sie beispielsweise unter www.pcwelt.de, www.heise.de oder www.chip.de sowie über die Homepage des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (www.bsi.de). < Löschen Sie rigoros Mails, deren Inhalt Ihnen nicht vertrauenswürdig erscheint. < Nutzen Sie nur Datenträger, die Sie überprüft haben, und geben Sie auch nur solche weiter. < Löschen Sie den Verlauf des Browsers, wenn Sie sich in einem System ins Internet eingeloggt haben, das auch von anderen Benutzern genutzt wird.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Sicherheitskonzept In der Ausbildungseinrichtung benötigen Sie ein Sicherheitskonzept. Ein solches Konzept muss dem Wert der zu schützenden Daten angepasst sein und dem Nutzer vernünftige Arbeitsbedingungen ermöglichen. Die Maßnahmen der Informationssicherheit sind grundsätzlich auf der Leitungsebene anzusiedeln und nach dem Top-Down-Prinzip zu organisieren. Die Verabschiedung von Informations- und Sicherheitsrichtlinien ist Aufgabe der obersten Leistungsebene. In diesem Bereich ist das IT-Grundschutzhandbuch des BSI das Standardwerk. Dessen Nutzung ist kostenfrei (www.bsi.de/gshb/deutsch/index.htm). Zu den Maßnahmen gehören: < Sicherung der Daten (räumlich und physikalisch) < Festlegung von Zugriffskontrollen < Verschlüsselung und Kryptierung der Daten < Nutzung von Firewalls < Regelmäßige Datensicherung (Backup) < Protokollierung der Aktivitäten Neben allen technischen und organisatorischen Maßnahmen sind auch die Mitarbeiter für diesen Bereich zu sensibilisieren. Das kann über Präsenzveranstaltungen, Nutzung von Lernprogrammen mit anschließender Zertifizierung, Seminare und Kampagnen erfolgen. Bei richterlicher Ahndung von Verstößen oder bei Streitigkeiten im Arbeitsrecht fordern die Richter von den Unternehmen einen Nachweis über die durchgeführten Belehrungen. Die Informationssicherheit spielt auch im Bereich des Qualitätsmanagements eine wichtige Rolle. Eine erfolgreiche Zertifizierung Ihrer Ausbildung erlangen Sie nur mit einem den Standards entsprechenden IT-Sicherheitskonzept. Nach diesen, für den Ausbilder vor Ort teilweise etwas abstrakten Ausführungen nun noch einige Hinweise aus der Praxis für den Betrieb von Ausbildungsanlagen (Computerhörsälen). Sicherlich haben auch Sie die Erfahrung gemacht: Kleine Kinder spielen gern, große noch viel lieber. Computerausstattungen verleiten gerne zum »Spielen« bzw. man will die Fähigkeiten des Ausbilders beim Troubleshooting testen, indem man kleinere und größere Spielereien veranstaltet, die Auswirkung auf die Ausbildung haben. Es ist doch so schön, den Ausbilder bei der Lösung eines Problems ins Schwitzen zu bringen.
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Damit Ihnen so etwas nicht passiert, hier einige Ratschläge: < Erarbeiten Sie bereits vor der Angebotsphase ein Nutzungskonzept für die Anlage. < Binden Sie dieses Konzept in das Sicherheitskonzept der Institution oder Firma ein. < Fordern Sie von Ihren Mitarbeitern eine schriftliche Verpflichtungserklärung. < Sorgen Sie für die notwendige Absicherung der Anlage (baulich und organisatorisch). < Setzen Sie nur entsprechend ausgebildetes Personal beim Betrieb der Anlage ein. < Setzen Sie in jedem Fall einen ausgebildeten Netzwerkadministrator ein. < Sparen Sie nicht an den »Schutzvorrichtungen« (Firewalls, Virenschutzsoftware). < Schließen Sie, falls erforderlich, einen Vertrag ab, der Ihnen die Verfügbarkeit der Anlage sicherstellt. < Beschaffen Sie eine Sicherheitssoftware, die das dauerhafte Aufspielen von Software sowie Manipulationen am System verhindert (z. B. HDD Sheriff). < Verbieten Sie generell die Nutzung von privater Software bei Schulungen. < Stellen Sie als Ausbilder alle erforderlichen Daten und Datenträger zur Verfügung. < Legen Sie Images Ihrer Konfiguration an, damit Sie rasch den ursprünglichen Zustand Ihrer Anlage wiederherstellen können. < Prüfen Sie die Anlage vor und nach jeder Ausbildung gründlich. Entfernen Sie alle nicht erforderlichen Dateien. < Nutzen Sie nur autorisierte Software oder Lernprogramme. < Frischen Sie in regelmäßigen Abständen Ihre Kenntnisse sowie die Kenntnisse Ihrer Mitarbeiter auf.
Zusammenfassung In diesem Kapitel wurden Ihnen »Werkzeuge« für die Ausbildung vorgestellt. Ein Schwerpunkt lag dabei auf den modernen Ausbildungsmitteln. Es sollte jedoch nicht der Eindruck erweckt werden, dass die klassischen, konventionellen Ausbildungsmittel nicht mehr benötigt werden. Sie sollten vielmehr erkennen, dass durch die richtige Mischung von Methoden und Mitteln Ausbildung attraktiv, fordernd und interessant gestaltet werden kann. Präsentationen und das Umfeld bildeten den zweiten Schwerpunkt dieses Kapitels. Dabei wurde das Ziel verfolgt, Sie mit dem notwendigen Know-how zu versorgen, das Sie für eine gelungene Präsentation benötigen.
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Ausbildungsverfahren und ihre Anwendung
Kapitel 2
Den Abschluss dieses Kapitels bildete das große Thema Internet. Neben grundlegenden Informationen, die zu Verständnis dienten, lag hier das Augenmerk auf den Auswirkungen für den Bereich der Ausbildung. Viele Aspekte in diesem Themenbereich konnten nur skizziert werden. Zur Vertiefung sollten Sie die mehr als ausreichend vorhandene Fachliteratur nutzen.
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Ausbildungen erfolgreich gestalten
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Lernen Sie … < Methoden der Stoffsammlung und Recherche für die Ausbildung kennen. < Eine Ausbildung organisatorisch vorzubereiten. < Medien erfolgreich für die Ausbildung zu nutzen. < Dass die Nachbereitung einer Ausbildung der Schlüssel für künftige erfolgreiche Ausbildung ist. < Anwendungsbeispiele für interaktive Ausbildungsmittel in der Praxis kennen. Dieses Kapitel befasst sich mit Einzelaspekten der Vorbereitung und Durchführung der Ausbildung. Sie lernen Methoden und Verfahren für die erfolgreiche Gestaltung und Durchführung von Ausbildungen kennen – weitere wichtige Mosaiksteine auf der Visitenkarte eines Ausbilders.
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Ausbildungen erfolgreich gestalten Stoffsammlung und Recherche Als Ausbilder stehen Sie immer wieder vor dem Problem, dass Sie eine Ausbildung zu einem bestimmten Thema vorbereiten müssen und nicht über die notwendigen Informationen verfügen. Oder Sie sind sich nicht klar darüber, welche Inhalte überhaupt zu diesem Thema gehören. Ihre Arbeit wird wesentlich erleichtert, wenn Sie bereits das Ziel der Ausbildung und die Lernziele kennen und Ihnen Quellen genannt wurden. Dann müssen Sie nur noch diese Quellen auswerten und nach den in Kapitel 2 genannten Kriterien (MUSS – SOLL – KANN) strukturieren. In der Praxis kommt es jedoch häufig vor, dass Ihr Auftraggeber nur eine allgemeine Problemstellung vorgibt, die durch eine Ausbildung behoben werden soll. Er erwartet dann von Ihnen ein konkretes inhaltliches Seminar- oder Kursangebot. Damit Sie ein Angebot abgeben bzw. eine Ausbildung vorbereiten können, sind Sie gezwungen zu recherchieren und eine Stoffsammlung durchzuführen. Diese Arbeiten sind sehr zeitintensiv. Aufgrund der Vielzahl an Informationsquellen, die Ihnen zur Verfügung stehen, ist eine strukturierte Vorgehensweise zwingend erforderlich. Bauen Sie Ihre Stoffsammlung durch die Beantwortung der folgen Leitfragen aus dem Kapitel 2 auf: < Welche Inhalte gehören zum Thema? < Wo liegt das Interesse der Teilnehmer? < Welche Hintergrundinformationen müssen vermittelt werden?
Methoden der Stoffsammlung und Recherche Grundlage einer Stoffsammlung ist die Beschaffung von Informationen, die für die Durchführung der Ausbildung benötigt werden. Damit Sie nicht bei der Vielzahl von Informationsquellen, die Ihnen zur Verfügung stehen, den Überblick verlieren, müssen Sie gezielt und strukturiert vorgehen.
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Ausbildungen erfolgreich gestalten
Kapitel 3
Phasen der Recherche In Phase 1 beschreiben Sie detailliert die Problemstellung und listen die benötigten Informationen auf. In Phase 2 erstellen Sie einen Ablaufplan. Dieser sollte beinhalten, wo Sie welche Informationen beschaffen wollen und welchen Zeitaufwand Sie dafür einplanen. Die beschafften Informationen pflegen Sie in Ihren Ablauf ein, um zu verhindern, dass relevante Informationen nicht genügend berücksichtigt werden. Oder es ergibt sich die Notwendigkeit, dass Sie weitere Informationen beschaffen müssen. In diesem Fall ist der Ablaufplan zu erweitern. In Phase 3 werten Sie die Informationen aus (MUSS – SOLL – KANN). Das strukturierte Vorgehen bei einer Recherche gliedert sich in folgende Abschnitte: < Problembeschreibung < Erstellen eines Ablaufplans < Auswertung der Informationen Welche Quellen stehen Ihnen für Informationen zur Verfügung? < < < < < < < <
Fachbücher Fachzeitschriften Publikationen Datenbanken Gesetze, Erlasse, Richtlinien Weisungen Medien eigene Aufzeichnungen
Um rasch einen Überblick über die zu einem Themenbereich vorhandenen Materialen zu gewinnen, empfiehlt sich auch die Nutzung der im Internet vorhandenen Suchmaschinen. Doch wie bereits im Abschnitt Nutzung des Internets angedeutet, ist Vorsicht geboten: Obwohl eine Vielzahl von Suchdiensten zur Verfügung steht, um Informationen zu erschließen, werden zunächst nur die Marktführer wie Google und Yahoo angeboten. Die Informationen haben nicht immer die erforderliche Qualität und Güte, die Sie für Ihre Ausbildung benötigen.
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Sie sollten wissen, dass die Suchmaschinen nur etwa die Hälfte aller im Internet verfügbaren Inhalte erfassen. Wenn Sie im Internet recherchieren, suchen Sie nicht in den Webseiten, sondern in den Datenbanken der Suchmaschinen. Dies führt dazu, dass selbst bei identischen Recherchen nicht immer reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen sind. Und noch einen Fakt sollten Sie bei der Nutzung des Internets berücksichtigen: Die Halbwertzeit von Hyperlinks beträgt circa 55 Monate, die Lebenszeit eines Dokuments im Internet etwa drei Monate. Um qualitativ hochwertige Ergebnisse zu erzielen, nutzen Sie Fachinformationsdienste. Auch verfügen Fachzeitschriften und Institutionen über eigene Homepages, die ebenfalls genutzt werden können. Sie können auch die Dienste von kostenpflichtigen Informationsbrokern in Anspruch nehmen, die professionelle Internetrecherchen durchführen. Es gibt auch die Möglichkeit der kostenfreien Dienste wie Metaresearch oder Wikipedia-Auskunft oder Wikipedia-Recherche. Denken Sie daran: Auch diese Dienste benötigen Informationen. Auch Bibliotheken bieten ihre Dienste im Internet an. Anfragen werden innerhalb von 24 Stunden beantwortet (www.internetbibliothek.de). Die Ergebnisse können Sie beispielsweise in einer Datenbank oder in einem Verzeichnis auf Ihrem Rechner speichern. Sie können auch die konventionelle Methode wählen und die Ergebnisse auf Karteikarten festhalten. Auch der gute alte Karteikasten hat für den Ausbilder nicht seinen Zweck verloren. Als Ausbilder bewegen Sie sich häufig ja in einem Themengebiet. Da empfiehlt es sich, wichtige Informationen und Quellen in einer Art Stichwortverzeichnis auf Karteikarten oder im Rechner abzulegen. Dieses Verfahren spart viel Zeit in der Vorbereitung einer Ausbildung. Aber wie kommen diese Informationen in den Computer? Sie können die Karteikarten einscannen und in einer vorbereiteten Verzeichnisstruktur ablegen oder besser noch in eine speziell eingerichtete Datenbank eingeben.
Methode Mind Map Eine Möglichkeit der strukturierten Vorgehensweise bei der Stoffsammlung stellt die Nutzung einer Mind Map dar. Ich möchte Ihnen dieses Verfahren kurz vorstellen. Eine Mind Map (Gedankenkarte) ist eine grafische Darstellung, die Beziehungen zwischen Begriffen aufzeigt. Erfunden wurde sie um 1960 von Tony Buzan.
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Ausbildungen erfolgreich gestalten
Kapitel 3
Das zentrale Thema wird in der Mitte des Blattes positioniert und möglichst genau formuliert. Nach außen verlaufen die Hauptäste (Kapitel) und werden weiter untergliedert in Unteräste (Abschnitte) und Lernschritte. Auf den Ästen werden die dazugehörigen Schlüsselwörter vermerkt. Farben und Bilder werden zur besseren Lesbarkeit und schnelleren Übersicht verwendet
Beispiel Mind Map. Sie können das Mind Mapping auch für das Ausbildungsverfahren Brainstorming benutzen. Ebenso eignet es sich zur Strukturierung komplexer Vorgänge bei Referaten oder Vorträgen. Es gibt ein umfangreiches Softwareangebot (auch Freeware) zu diesem Thema, das Sie nutzen können, zum Beispiel: < < < < < <
FreeMind Open Source Think Graph View Your Mind Axon Idea Processor Cognitive-tool.de Info Rapid Knowledge Map
Aber mit dem direkten Schreiben und Aufzeichnen auf das Papier geht es auch.
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Methode Clustering Eine weitere Möglichkeit der Stoffsammlung stellt die Kreativitätstechnik Clustering dar. Unter einem Cluster (engl.: Cluster = Büschel, Gruppe, Anhäufung) sind Informationen, Vorstellungen und Gefühle zu verstehen, die miteinander vernetzt sind. Clustering ist eine gängige kreative Methode zur Ideenfindung und lässt sich ohne längere Vorarbeiten durchführen. Sie benötigen lediglich einen Stift und ein Blatt Papier.
Beispiel: Assoziation des Begriffs »Fleisch«.
Nutzung des Computers zur Informationssammlung und -bearbeitung »Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen.« Diese Weisheit hat heute mehr denn je Bedeutung. Für Sie als Ausbilder, Trainer oder Coach erfüllt der Computer eine wichtige Funktion für die Informationssammlung- und verarbeitung. Damit er diese Funktion erfüllen kann, muss er entsprechend vorbereitet werden. Die eleganteste Lösung ist das Anlegen einer Datenbank. In dieser Datenbank können Sie dann alle Informationen nach bestimmten Kategorien sortieren und abspeichern. Denken Sie daran, die Informationen mit aussagekräftigen Schlagworten und einem Datum zu versehen. Wenn Sie eine Grafik, die eine große Buche im Winter darstellt, nur mit dem Wort »Baum« als Index versehen, dann suchen Sie sehr lange, bis Sie diese wiederfinden. Es empfiehlt sich auch, eine automatische Aktualitätsabfrage in die Datenbank einzubauen, um sicherzustellen, dass die vorhandenen Daten noch genutzt werden können. Anstelle einer Datenbank kann man auch eine Arbeitsmappe, etwa in Excel, erstellen oder ein entsprechendes Ordnersystem anlegen. Außerdem sollten Sie über ein Bildbetrachtungsprogramm und ein Programm zur Erstellung von PDF-Dokumenten verfügen. Diese Programme gehören bereits häufig zum Standardprogramm-
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Ausbildungen erfolgreich gestalten
Kapitel 3
paket eines Rechners. Sie sollten jedes Projekt in einem separaten Ordner ablegen. Dies erleichtert die Arbeit und später die Dokumentation und Archivierung.
Bewertung der Informationen Sie verfügen, nachdem Sie die Stoffsammlung abgeschlossen haben, über eine Fülle von Informationen. Jetzt müssen Sie den entscheidenden Schritt vollziehen und die Informationen auswerten und bewerten. Dazu besetzen Sie die eingangs gestellten Fragen < Welche Inhalte gehören zum Thema? < Wo liegt das Interesse der Teilnehmer? < Welche Hintergrundinformationen müssen vermittelt werden? mit den jetzt vorhandenen Informationen und bewerten sie anhand der Kriterien MUSS-, SOLL- und KANN-Inhalte.Eine gründliche Stoffsammlung und Recherche ist einer der Bausteine für eine erfolgreiche Ausbildung. Arbeiten Sie hier gründlich und gewissenhaft. Die hier begangenen Fehler wirken sich auf die gesamte Ausbildung aus. Denken Sie daran, nur Informationen zu nutzen, die aus verlässlichen Quellen stammen, eindeutig recherchiert und aktuell sind. Beachten Sie dabei auch die Rechtslage.
Organisatorische Vorbereitung der Ausbildung Eine Schulung oder Ausbildung läuft grundsätzlich in drei Phasen ab: Einleitung/Einstieg – Vermittlung der Lerninhalte – Zusammenfassung und Schluss. Darüber, ob Ihre Ausbildung oder Schulung erfolgreich war, entscheiden unter anderem die Einleitungs- und die Schlussphase. Fehler und Versäumnisse im Mittelteil erzielen keine so nachhaltige Wirkung bei den Lernern oder Zuhörern. Sie bekommen in der Ausbildung keine zweite Chance. Der erste Eindruck wirkt prägend. Aus diesem Grund muss der Einstieg in eine Schulungsmaßnahme mit besonderer Sorgfalt vorbereitet werden. Sie sollten folgende Punkte berücksichtigen bzw. vorbereiten: < < < < <
Ist die Raumgröße für die Teilnehmerzahl ausreichend? Sind Arbeitsplätze in ausreichender Anzahl vorhanden? Wo befinden sich die Toiletten? Wo befindet sich der Erste-Hilfe-Kasten? Wo kann der Pausenkaffee eingenommen werden? 199
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< < < < < < < < < < < < < < < < <
Wie ist die Mittagspause organisiert? Welcher Systembetreuer ist zuständig und wie ist er erreichbar? Wo befindet sich der Hausmeister und wie ist er erreichbar? Sind die Wege ausgeschildert? Ist der Raum in einem sauberen und ordentlichen Zustand und gelüftet? Liegen die Namensschilder bereit bzw. sind sie verteilt? Liegen die Ausbildungsunterlagen an den Arbeitsplätzen bereit? Ist die Technik vorbereitet? Ist die Datenstruktur geklärt? Ist die Internetnutzung gewährleistet? Ist die Rechnerleistung ausreichend? Sind alle nötigen Programme und Dateien installiert? Ist die Funktionsfähigkeit von Rechnern, pädagogischem Netzwerk, OverheadProjektor und Beamer geprüft? Ist Whiteboard oder Flipchart vorhanden? Sind alle Stifte funktionsfähig? Steht der Laserpointer griffbereit? Wird der Begrüßungsbildschirm mit Hintergrundmusik gestartet?
Namenschilder Namensschilder sollten Sie dann zur Verfügung stellen, wenn die Teilnehmer sich nicht kennen. Sie können dabei zwischen zwei Varianten wählen. Zum Anbringen an der Bekleidung hat sich eine Plastikfolie mit Clip bewährt, in die das Namensschild geschoben wird. Ein weiteres Schild aus Karton zum Aufstellen am Arbeitsplatz und/ oder zum Anbringen am Monitor des PCs ist sinnvoll.
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Ausbildungen erfolgreich gestalten
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Hinweisschilder und Wegweiser Zu einer guten Vorbereitung gehört auch das Anbringen von Hinweisschildern. Die Teilnehmer sollen nicht auf dem Gelände oder im Gebäude umherirren. Eine gute Ausschilderung vom Parkplatz bis zum Unterrichtsraum wirkt sich positiv auf die Motivation und die Grundstimmung aus.
Informationsmappe Es zeugt von einem guten Stil, wenn die Teilnehmer beim Empfang oder an Ihrem Platz eine Mappe mit allen wichtigen Informationen erhalten bzw. vorfinden. Inhalt einer Informationsmappe: < Kurs-/Unterrichtsplan mit Zeiten, Themen, Örtlichkeiten und Referenten < Gebäudeskizze mit allen wichtigen Einrichtungen und Telefonnummern, Informationen über den Ausbildungsort (Stadtplan, Sehenswürdigkeiten, Fahrpläne) < evtl. Prospektmaterial oder Demo-CD zum Thema < Schreibblock mit Stift
Unterrichts-/Ausbildungsmaterial Die Ausbildung, der Kurs oder das Seminar lebt und wirkt nach in den verteilten und genutzten Unterlagen. Die Teilnehmer wollen ihr erworbenes Wissen mit nach Hause tragen – in welcher Forma auch immer. Auch deshalb sind Ausbildungsunterlagen unverzichtbar.
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Zeitaufwand zur Erstellung von Material Überlegen Sie bereits bei der didaktischen Analyse, welche Ausbildungsunterlagen die Teilnehmer benötigen. Die Erstellung nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Für die eigene Vorbereitung einer Ausbildung ist der Faktor 4 bzw. 5 anzusetzen. Dies bedeutet, dass für eine Ausbildungsstunde bis zu fünf Stunden Vorbereitungszeit erforderlich sind. Für die Erstellung der Ausbildungsunterlagen müssen Sie je nach Umfang mit einem Faktor 2 bis 10, bezogen auf die Gesamtdauer der Ausbildung, rechnen (eine Woche Ausbildung erfordert zwei bis zehn Wochen zur Erstellung der Unterlagen). Neben der Einplanung der zeitlichen Ressourcen sind auch die finanziellen Mittel zu planen.
Struktur der Ausbildung Die von Ihnen gewählte Struktur für die Ausbildung ergibt gleichzeitig die Gliederung für Ihre Unterlagen. Nutzen Sie dazu Stilmittel wie Tabellen, Aufzählungen oder Screenshots. Gestalten Sie das Layout so, dass es dem Corporate Design der Institution entspricht. Arbeiten Sie in den Dokumenten immer mit den gleichen Einstellungen. Erarbeiten Sie sich eine Formatvorlage für diesen Zweck und speichern Sie diese als .dot-Vorlage ab, wenn Sie zum Beispiel mit Word arbeiten. Gestalten Sie das Skript so, dass es eine klare und übersichtliche Struktur besitzt. Hinweise zur Gestaltung einer Skriptvorlage: < < < < <
Schrift: Arial, Times New Roman oder Verdana (klares Schriftbild) Schriftgröße: 12 Punkt Schrifttypen: einer bis maximal drei Gestaltung: Spaltenform (erhöht Übersichtlichkeit) Farben: Hervorhebung (erhöht die Kosten)
Geben Sie Ihr Unterrichtsmaterial geheftet in einem Schnellhefter oder Ordner mit Deckblatt heraus. Das Verteilen von losen Blättern macht keinen guten Eindruck. Nutzen Sie die letzten Seiten Ihrer Unterlagen zu Informationszwecken und für die Eigenwerbung.
Fremderstellte und marktgängige Unterlagen Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung von Unterrichtsmaterialien, die am Markt verfügbar sind. Es gibt eine Vielzahl von Anbietern, die sich darauf spezialisiert haben, unter anderem Verlage wie Herdt oder vmi Buch. 202
Ausbildungen erfolgreich gestalten
Kapitel 3
Bei der Kalkulation eines Kurses sollten Sie nicht gerade in diesem Bereich den Rotstift ansetzen. Eine gute Ausbildung lebt auch von den verwendeten Arbeitsmaterialien. Material für diesen Zweck wird Ihnen in den unterschiedlichsten Formen und Qualitäten angeboten. Welche Unterlagen Sie benötigen, ist abhängig von den zu vermittelnden Inhalten und den Teilnehmern. Es gibt auch fertige Kursunterlagen, die sich in einen Teil für Trainer und in einen anderen Teil für den Lerner gliedern. Doch Vorsicht! Diese Unterlagen verringern zwar Ihren Zeitbedarf für die Vorbereitung, zwängen Sie dabei aber in ein festes Ausbildungskonzept. Sie sind in weiten Teilen an die gemachten Vorgaben gebunden. Außerdem sollte Sie sich durch Verwendung einer solchen Unterlage nicht dazu verleiten lassen, Ihre Vorbereitung weniger gründlich zu gestalten. Mittlerweile gibt es auch vorgefertigte Präsentationen zu bestimmten Themenbereichen. Überlegen Sie es sich gut, ob Sie eine solche Präsentation nutzen wollen. Orientieren Sie sich gründlich am Markt, bevor Sie sich zum Kauf entscheiden. Achten Sie dabei auf die Nutzungs- und Verwertungsrechte. Ebenfalls können Sie Computerlernprogramme nutzen. Dafür gelten generell die gleichen Rahmenbedingungen, wie sie von mir bereits für die übrigen marktgängigen Produkte genannt wurden. Auch im Internet finden Sie Schulungsunterlagen. Einige Verlage bieten Inhaltsangaben ihrer Publikationen sowie Übungs- und Demosequenzen an. Diese Services sollten Sie nutzen, um sich gründlich vor einer Kaufentscheidung zu informieren.
Schulungs-CD-ROM Im Zeitalter von Multimedia sollten die Teilnehmer an einer Schulungs- oder Ausbildungsmaßnahme alle Informationen in kompakter und digitaler Form erhalten. Ein strukturierter Datenträger, der alle Informationen wie Dokumente, Präsentationen, Demoprogramme, Übungsaufgaben mit Lösungen enthält, ist eine zeitgemäße und praktische Form für eine Schulungsunterlage.
Nutzung von Medien Die Nutzung von Medien in der Ausbildung ist nichts Neues. Medien wurden durch die Ausbilder schon immer eingesetzt, um Inhalte transparent zu gestalten und die Lernmotivation zu fördern. Früher wurden Dias, Filme und Schallplatten in der Aus-
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bildung verwendet. Heute sind es Videoclips, Animationen, Fotos, Grafiken und virtuelle Welten. Bei der Verwendung von Medien sollten Sie als Ausbilder immer an Folgendes denken: < Medien haben keinen Selbstzweck, sondern dienen lediglich als »Transportmittel«, um abstrakte Inhalte oder Lerninhalte transparent und für den Lerner verständlich zu gestalten. < Medien haben immer eine unterstützende Funktion. < Sie sollen den Ausbilder bei der Vermittlung von Lerninhalten unterstützen und ihn nicht ersetzen. < Medien ersetzen auch nicht eine fundierte methodisch-didaktische Vorbereitung. < Medien erzielen nur dann die gewünschte Wirkung, wenn sie an den richtigen Stellen in die Ausbildung integriert sind und die Lehraussagen unterstützen. Mit der Weiterentwicklung der Computertechnologie erfuhr auch die Softwareentwicklung im Medienbereich einen rasanten Fortschritt. Die heute zur Verfügung stehenden Softwareprodukte erlauben es nahezu jedem Anwender, Bilder, Videos und Animation in digitaler Form zu erstellen und zu nutzen. Diese Medien werden in fast jeder Bildschirmpräsentation genutzt. Mit dem Verbreitungsgrad stieg auch das Anspruchsdenken. Aber lassen Sie sich als Ausbilder nicht dazu verleiten, nur Medien um der Medien willen einzusetzen. Damit erzielen Sie ein kontraproduktives Ergebnis. Aufgrund der Vielschichtigkeit gerade dieses Bereichs in der Ausbildung beschränke ich mich hier auf die Vermittlung der zum Verständnis notwendigen Grundbegriffe und -kenntnise. Außerdem erhalten Sie Hinweise für den Einsatz und die Nutzung von Medien. Als Ausbilder sollten Sie heute auf jeden Fall über fundierte Kenntnisse in einer Präsentationssoftware sowie über Erfahrungen mit der Bild-, Audio- und Videobearbeitung verfügen.
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Vorlagen In der Ausbildung verwenden Sie in der Regel folgende Medien: < Bilder, Grafiken, Fotos, Zeichnungen usw. < Audios < Videos < Dokumente < Animationen (zwei- oder dreidimensional) < virtuelle Welten und Szenarien Um Medien auf dem Computer verarbeiten und nutzen zu können, müssen diese in digitaler Form vorliegen. »Vorlagen« ist ein Sammelbegriff für alle Fotos, Zeichnungen und Drucke, die gescannt werden. Dabei werden die physikalisch, optisch vorliegenden Informationen erfasst und in elektronische, digitale Informationen umgewandelt. Dies geschieht mit einem Scanner.
Scanner erfassen die Bildinformationen, indem sie diese Informationen in Flächeneinheiten (Pixel) zerlegen und erfassen. Die Größe der Pixel ist abhängig von der gewählten Auflösung. Die Auflösung wird in den Einheiten Pixel pro Zoll oder Pixel pro Zentimeter (px/cm) angegeben. Für die Ausgabe auf dem Bildschirm eines Monitors werden üblicherweise 72 ppi oder 96 ppi als Auflösung verwendet. Soll die Ausgabe über einen Drucker erfolgen (Farblaser oder Tintenstrahl), sind 150 ppi üblich. Sollten Sie sich für die Funktionsweise eines Scanners interessieren, schauen Sie auf der beigefügten CD-ROM nach. Dort finden Sie die entsprechenden Angaben sowie eine Aufstellung der notwenigen Fachbegriffe (Tonwert, Gradation usw.).
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Dateiformate Damit Sie die digitalisierten Daten auch nutzen können, ist das richtige Handling entscheidend. Damit Ihr Workflow reibungslos funktioniert, müssen die Daten im richtigen Dateiformat vorliegen. Die »Speichergröße« einer Datei ist abhängig vom gewählten Dateiformat. Wie wählen Sie nun das »richtige« Format aus? Die Auswahl wird bestimmt durch die Zielapplikation (Drucken, Print, Computer, Internet usw.). Für die Veröffentlichung im Internet/Intranet oder in einem Lernprogramm stehen Ihnen folgende Formate zur Verfügung: < < < <
GIF JPEG PNG BMP
Wollen Sie Ihre Daten in einer Autorensoftware wie Director, Authorware oder Flash verarbeiten, sind auch andere Dateiformate möglich: < SWF < TIFF Worin liegen nun die Unterschiede? Nachfolgend eine kurze Erläuterung. Hier sei der Hinweis erlaubt, dass es circa 100 unterschiedliche Dateiformate gibt. GIF (Graphics Interchange Format). Das 1987 von UNISYS zusammen mit Compuserve definierte Dateiformat hat dank seiner Aufnahme in die HTML-Spezifikation eine ungeheure Verbreitung. Es kann Bilder der maximalen Größe 16000 x 16000 Pixel in einer Farbtiefe von 256 Farben darstellen. Merkmale: < < < <
Dateiformat für Grafiken und Texte auf Webseiten Farbtiefe maximal 8 Bit (256 Farben) Transparente Pixel möglich Animationen möglich (Animated GIF) 206
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< Bildaufbau von »unscharf« zu »scharf« möglich. Der Bildaufbau erfolgt über das Web in Schichten. Dies hat den Vorteil, dass der Nutzer bereits etwas sieht, wenn noch nicht alles geladen ist. < Simulation von Halbtönen < Verlustfreie Kompression JPEG (Joint Photographic Experts Group). Dieses Kompressionsverfahren wurde zwischen 1991 und 1993 durch die Joint Photographic Experts Group entwickelt. Die JPEG-Kompression von Bilddaten erfolgt farbenblind und muss daher gegebenenfalls für jeden Farbkanal eines Bildes separat durchgeführt werden. Es gibt zwei Varianten: die verlustfreie und die verlustbehaftete Kompression (Fourier-Transformation). In der Regel wird die verlustbehaftete Variante angewandt. Je höher die Kompressionsrate, umso kleiner die Datei – aber mit zunehmendem Qualitätsverlust. Bei dieser Variante wird automatisch bei jedem Speichern erneut komprimiert. Deshalb ist ein Bild nach wiederholten Speichervorgängen kaum mehr zu gebrauchen. Entweder arbeiten Sie mit Kopien, die Sie vom Original ziehen, oder durch Umstellung und Speicherung auf die verlustfreie Kompression. Merkmale: < < < < <
Pixelformat für Webseiten Farbtiefe bis 24 Bit Keine Transparenz möglich Stufenlos verstellbare Kompressionsrate Bildaufbau von »unscharf« zu »scharf« möglich
PNG (Portabel Network Graphics Format). Dieses Format wurde als Ersatz für das GIF-Format definiert. Es kann Graustufenbilder mit bis zu 16 Bit/Pixel und Farbbilder mit bis zu 48 Bit/Pixel Farbauflösung speichern. Merkmale: < < < < <
Pixelformat für Grafiken und Bilder auf Webseiten Farbtiefe zwischen 1 und 48 Bit Transparenz durch Alphakanal möglich Bildaufbau von »unscharf« zu »scharf« möglich Verlustfreie Datenkompression
Trotz vieler Vorteile konnte sich dieses Format noch nicht gegenüber GIF und JPEG durchsetzen.
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BMP (Bitmap Format). Beim BMP handelt es sich um eines der einfachsten Formate für Bilddaten. Merkmale: < < < <
Standard-Pixelformat von Windows Farbtiefe zwischen 1 und 32 Bit Import in viele Programme möglich Keine verlustfreie Kompression möglich
SWF (Schockwave Flash). Merkmale: < Ausgabeformat für fertige Flashprodukte < Integration auf HTML-Seiten, Abspielen mit Flash-Player < Bearbeitung von SWF-Dateien ist nicht möglich in Flash (FLA) FLA (Flash). Speicherformat der Autorensoftware von Macromedia. Merkmale: < Internet und Multimediaprodukte < integriert die Skriptsprache Action Skript < zeichnet sich insbesondere durch sehr gute Animationsmöglichkeiten aus. TIFF (Tagged Image File Format). TIFF wurde 1980 von der Aldus Corporation in Zusammenarbeit mit Hewlett Packard und Microsoft entwickelt. Merkmale: < < < <
wichtigstes Dateiformat für den Datenaustausch im Printbereich Farbtiefe 1 bis 48 Bit Alphakanal möglich Photoshop-Ebenen können wahlweise abgespeichert werden
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Bildformate/-verarbeitung In Präsentationen und Lernprogrammen finden digitale und digitalisierte Fotos Verwendung. Der Unterschied zwischen der digitalen und der herkömmlichen Fotografie liegt darin, dass die Bilder in der Kamera als digitale Daten erstellt werden. Das Licht wird dabei von CCD-Elementen (Charge-coupled Device = ladungsgekoppeltes Bauteil) oder CMOS-Elementen (Complementary Metal Oxide Semiconductor = komplementärer Metall-Oxid-Halbleiter) in analoge, elektrische Signale umgewandelt und dann im AID-Wandler der Kamera digitalisiert. Die Qualität einer Aufnahme ist von der verfügbaren Auflösung abhängig. Bei Digitalkameras erfolgt diese Angabe in Megapixeln. Eine höhere Pixelzahl vergrößert die zu speichernde Datei. Damit wird Ihnen auch die Möglichkeit eröffnet, Bildausschnitte mit ausreichender Pixelzahl in einem Bildverarbeitungsprogramm (z. B. Photoshop) zu erzeugen. Die Speicherung der Daten auf der Digitalkamera erfolgt in der Regel unter Nutzung folgender Dateiformate: < < < < < < < < < <
TIFF (Tag Image File Format) RAW (Rohdaten; engl.: raw = roh) DNG (Digital Negative Specification) JPEG (Joint Photographic Experts) Canon = *.crw Kodak = *.dcr, *.dcs Minolta = *.mrw, *.mdc Nikon = *.nef Olympus = *.orf Sigma = *.x3f
Speicherkarten Die Bilddaten werden in den Digitalkameras in der Regel auf austauschbaren Speichermedien gespeichert. Als Speichermedien werden verwendet: CompactFlash-Karten, SD-Memory Card, MultiMediaCard, xD-Picture Card und andere. Die Speicherkapazität beträgt bis zu acht Gigabyte.
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Grafiken Neben Fotos gehören auch Grafiken zu den mit am häufigsten verwendeten Medien. Bei der Erstellung sollten Sie darauf achten, dass Sie grundsätzlich Vektorgrafiken verwenden. Dies hat den Vorteil, dass auch bei einer Veränderung der Größe die Proportionen beibehalten werden und einzelne Bildbereiche ausgewählt und separat bearbeitet werden können.
Animationen Animationen werden häufig als Stilmittel verwendet, um Abläufe und Verfahren für den Lerner oder Zuhörer transparent zu gestalten. Sie sind für den Ausbilder eine wesentliche Unterstützung, wenn es gilt, dynamisch ablaufende Vorgänge zu erklären. Unter einer Animation versteht man ein zusammenhängendes Paket von Multimediadaten. Der Begriff Computeranimation entstand 1965, als E.E. Zajac erstmals einen computergesteuerten Film verwendete, um die Funktion eines Satellitenkontrollsystems zu veranschaulichen. Für die Bestandteile einer Animation werden in der Regel folgende Begriffe verwendet: Produktion oder Movie: Bezeichnung der gesamten Animation Clip oder Videoclip: Bezeichnung für eine einzelne Szene Frame: Bezeichnung für ein einzelnes Bild Field: Bezeichnung für ein Halbbild Sprite: Bezeichnung für Teile eines Bildes, die unabhängig vom Hintergrund verschoben werden können (z. B. der Maus-Cursor in einer grafischen Benutzeroberfläche) < Key Frame: Einzelbild, auf dem das zu animierende Attribut eines Objekts einen bestimmten Wert besitzt (Ball springt eine Sekunde) < Animationspfad: Bewegung, die ein Objekt anhand vorgegebener Parameter von einem Key-Frame zum nächsten durchläuft < < < < <
Animation: Werfen eines Balles.
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Bei Animationen muss grundsätzlich zwischen einer zweidimensionalen (2D-) und einer dreidimensionalen (3D-) Animation unterschieden werden.
2D-Animation Die 2D-Animation ist mit einem Zeichentrickfilm vergleichbar. Die Objekte entstehen in der Ebene. Der »Raum« wird durch die Perspektive erzielt. Für diese Art der Animation können verschiedene Techniken angewandt werden:
Bild-für-Bild-Animation Die Funktionsweise entspricht dem altbekannten Daumenkino. Eine Bewegung setzt sich aus vielen Einzelbildern zusammen. Diese Art der Animation können Sie beispielsweise auch in Photoshop als Animated GIF oder auch in PowerPoint erzeugen. Die Erstellung ist relativ einfach und leicht zu erlernen.
Tweening Für dieses Verfahren benötigen Sie lediglich »Schlüsselbilder« (Key Frames) am Anfang und am Ende Ihrer Animation. Die Animation wird durch die Software berechnet, die »Zwischenbilder« werden durch ein Interpolationsverfahren (Berechnung der notwendigen Bilder zur Erzeugung des Animationsverlaufs) eingefügt.
Morphing Bei diesem Verfahren wandelt sich ein Bild schrittweise in ein anderes Bild um, etwa ein Männergesicht in ein Löwengesicht. Die Berechnung erfolgt ebenfalls mit einem Interpolationsverfahren. Dabei wird festgelegt, welcher Bildbereich im Ausgangsbild (Mann) schrittweise zu einem Bildbereich im Löwengesicht werden soll. Mit dieser Art der Animation erzeugen Sie eine hohe Aufmerksamkeit. Für diese Animationsarten eignet sich die Software Flash von Macromedia besonders, weil die erzeugte Datenmenge der Flashfilme relativ gering ist. Nachteilig ist, dass zum Abspielen einen speziellen Player (Plugin) benötigen, diesen können Sie jedoch kostenfrei herunterladen und installieren (www.macromedia.com).
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3D-Animation Dreidimensionale Objekte werden durch Modellbildung erzeugt. Die Konstruktion erfolgt unter Nutzung von drei Achsen (X-Achse, Y-Achse und Z-Achse) zunächst als Gitternetzmodell. Die Oberfläche dieses transparenten Modells wird mit einer Textur versehen, die dem Objekt strukturelle Eigenschaften verleiht. Das Modell wird eingekleidet. Für die Animation stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Bewegungen können durch Veränderung der Kameraposition oder durch Veränderung der Objektkoordinaten im Raum oder durch eine Kombination beider Möglichkeiten erzielt werden. Die Software berechnet nun die dreidimensionale Darstellung des Objekts. Dieser Vorgang wird als Rendering bezeichnet. Die Realisierung von 3D-Animationen ist aufwendig und kostenintensiv. Sie benötigt eine relativ teure Software, zum Beispiel 3D-Studio Max, entsprechend ausgebildetes Personal und sehr leistungsfähige Computeranlagen.
Beispiel einer 3D-Animation. Obwohl das Verfahren relativ teuer und aufwendig ist, bietet es gewisse Vorteile gegenüber einer Videoproduktion.
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Wie oft erleben Sie es, dass sich Ausbildungsinhalte ändern und die Ausbildungsmittel angepasst werden müssen? Haben Sie einen Videofilm oder Videoclips produziert, dann bedeutet eine Änderung meist aufwendige Dreharbeiten. Verfügen Sie hingegen über zwei- oder dreidimensionale Animationen, dann können Sie die erforderlichen Änderungen rasch einpflegen. Diesen Aspekt sollten Sie bei der Medienrealisierung immer im Auge behalten. Auf der Zeitachse betrachtet, kann eine 3D-Animation dadurch erheblich kostengünstiger sein als eine vergleichbare Videoproduktion.
Hinweise zur Nutzung von Animationen Setzen Sie Animationen stets gezielt ein. Eine Nutzung im Übermaß nimmt die Wirkung. Weniger ist mehr. Achten Sie auf kurze Ladezeiten. Bei Ladezeiten von mehr als zehn Sekunden sollten Sie dem Nutzer eine Ladeanzeige einblenden. < Testen Sie die Animation auf verschiedenen Rechnern. < Beachten Sie, dass zum Abspielen ggf. Plugins erforderlich sind. < < < < <
Hinweise für die Praxis Entscheiden Sie sich dazu, Bilder für Ihre Präsentationen oder Lernprogramme selbst zu erstellen, dann kann ich Ihnen nur dringend dazu raten, die entsprechenden Schulungen für digitale Fotografie und Bildbearbeitung zu besuchen. Schlechte Bildqualität (Bildrauschen, Farbsäume, Moiré-Muster, fehlerhafter Weißabgleich usw.) wird von den Zuhörern oder Lernern nicht akzeptiert oder entsprechend kommentiert. Benutzen Sie nur Bildmaterial, bei dem die Verwertungsrechte eindeutig geklärt sind. Im Internet werden Millionen von Bilddaten angeboten, die alle dem Urheberrecht unterliegen. Wenn Sie Bilder im kommerziellen Bereich, beispielsweise in einem Seminar oder Vortrag verwenden, dann vergewissern Sie sich in Ihrem eigenen Interesse, dass die verwendeten Bilder lizenzfrei sind, oder holen Sie die schriftliche Genehmigung zur Nutzung ein.
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Im Internet gibt es auch viele kostenpflichtige Bilddatenbanken, die Sie nutzen können. Bevor Sie ein Bild erwerben, achten Sie auf die Lizenz- und Nutzungsrechte. Eine Unachtsamkeit in diesem Bereich kann Sie teuer zu stehen kommen. Archivieren Sie Ihr Bildmaterial so, dass sie einen raschen Zugriff darauf haben. Komfortabel können Sie Ihre Bilder mit aussagekräftigen Schlagworten versehen. Eine Bildbezeichnung wie »Bild001« oder »Wald002« ist nicht besonders aussagekräftig. Sie sollten auch die Bilder mit dem entsprechenden Datum versehen, um die Aktualität prüfen und sicherstellen zu können. Sie benötigen auch ein intelligentes Bildbetrachtungssystem, um rasch in Ihren Bilddaten zu navigieren. Diese Software gehört in der Regel zum Standardpaket einer Digitalkamera und bietet Ihnen auch einige nützliche Zusatzfunktionen für die Bildoptimierung. Speichern Sie die Originaldatei in der besten Qualität und in der höchsten Auflösung. Damit eröffnen Sie sich die Möglichkeit, Ihre Bilder auf vielfältige Art, in jeder erforderlichen Qualität, auch ausschnittweise nutzen zu können. Sie müssen ja immer bedenken, dass durch die Komprimierung ein Qualitätsverlust entsteht. Führen Sie Datensicherungen durch. Legen Sie die Bilddaten auch auf externen Datenträgern ab. Nutzen Sie Bildbearbeitungsprogramme zur Bearbeitung Ihrer Bilder. Zur Gestaltung von Unterrichtsmaterialien und für Präsentationen sind Programme wie Photoshop Elements, PaintShop Pro bzw. Photo Line32 (www.pl32.de/) völlig ausreichend. Eine Übersicht von Bildbearbeitungsprogrammen zum Download finden Sie auch unter www.winload.de. Wählen Sie das richtige Dateiformat und die optimale Bildgröße. Bei einer Präsentation oder bei der Bearbeitung eines Lernprogramms ist ein komfortabler Bildschirmaufbau mitentscheidend für die Akzeptanz. Die dafür benötige Zeitspanne wird maßgeblich durch die Datenmenge beeinflusst, die für die Darstellung gebraucht wird. Die Verarbeitung von Multimediadaten fordert die Kapazität Ihres Rechners. Deshalb halten Sie die Datenmengen so klein wie möglich. Auch wenn die Rechner heute diesbezüglich über eine gute Performance verfügen, sollte man diese Möglichkeiten nicht gerade bei einer Präsentation oder bei der Bearbeitung eines
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Lernprogramms ausreizen. Die Gefahr eines Systemabsturzes besteht durchaus. Also schonen Sie Ihre Nerven und die Ihrer Zuhörer und Lerner, indem Sie lauffähige Dateigrößen mit guter Qualität erzeugen. Bilder ersetzen keine Argumente. Denken Sie immer an einen ausgewogenen Medieneinsatz. Medien sollen die Aussagen wirkungsvoll unterstützen. Denken Sie daran, dass Darstellung und Aussagen übereinstimmen. Führen Sie Testläufe durch. So, wie die Schauspieler Proben und Generalproben durchführen, müssen Sie Ihren Ausbildungsablauf testen. Ihre Reputation als Ausbilder wird infrage gestellt, wenn Sie ziel- und planlos durch Ihre Präsentation klicken, um beispielsweise eine Frage zu beantworten. Oder wenn Sie vollmundig eine Animation ankündigen und auf dem Bildschirm nur ein schwarzes Rechteck erscheint. Natürlich begeben Sie sich in eine gewisse Abhängigkeit, wenn Sie Technik benutzen. Aber Sie können diese Risiken minimieren, indem Sie die Technik beherrschen und für ein Backupsystem sorgen.
Video Das Medium Video ist ein Ausbildungsmittel, welches schon sehr lange erfolgreich eingesetzt wird. Um dieses Medium in der Ausbildung methodisch-didaktisch sinnvoll einsetzen zu können, sind zumindest Grundkenntnisse erforderlich, die über das Einlegen einer Videokassette oder das Betätigen einer Aufnahmetaste hinausgehen. Aufgrund der Vielfalt dieses Themas ist eine Beschränkung notwenig. Der Fokus liegt deshalb auf dem Grundlagenbereich und den besonderen Aspekten für die Ausbildung. Sie wollen Videoclips in der Ausbildung einsetzen und diese selbst produzieren – welche Ausstattung benötigen Sie dafür?
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Videoausstattung Eine Videoausstattung zur Unterstützung der Ausbildung sollte folgende Komponenten beinhalten: < Kamera mit Zubehör < Videoschnittplatz (PC) mit externem Monitor, (Farbmonitor für Videosequenzen, FBAS und Y/C Video, PAL und NTSC - 14“-Bildschirm) < Audioausstattung (Headset und Stereosautsprecher, aktiv, Lautstärke regelbar) < Digitalisierungstableau DIN A3, Video Digitizer < externe Zuspieler (Videorekorder, Kassenrekorder, DVD-Player, MP3-Player)
Bei der hier beschriebenen Ausstattung handelt es sich um eine Ausstattung, die für die Unterstützung der Ausbildung ausreichend ist. Professionelle Ausstattungen unterscheiden sich erheblich davon. Kamera In diesem Fall ein DV-Camcorder. Dieser muss die Anforderungen für den semiprofessionellen Bereich erfüllen. Als Zubehör gehören Wechselobjektive, Wetterschutz, Ersatzakkus und ein stabiles Stativ sowie ein externes Mikrofon dazu.
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Grundsätzlich müssen Sie die Tonaufnahmen von den Bildaufnahmen trennen. Die Kameras verfügen zwar häufig über ein integriertes Mikrofon, diese Mikrofone erfüllen jedoch nicht die Qualitätsnormen für gute Tonaufnahmen. Die Akzeptanz Ihres Videoclips in der Ausbildung hängt entscheidend von der Qualität des verwendeten Tons ab. Deshalb verwenden Sie immer ein externes Mikrofon für Tonaufnahmen. FireWire Die aufgenommenen Daten werden digital auf einem Band im Camcorder gespeichert. Über die digitale DV-Schnittstelle werden die digitalen Videodaten auf den Computer übertragen. Diese Schnittstelle wird als FireWire IEEE 1394, iLink oder Video-in/out bezeichnet. Die Datenübertragungsrate beträgt zwischen 400 und 1600 MBit/s. Eine Erweiterung auf 3200 MBit/s ist in Planung. Die Datenübertragung bei FireWire erfolgt seriell. Es entsteht kein Qualitätsverlust. Videoschnittplatz Zur Bearbeitung der Videodaten ist ein Computer mit hoher Prozessorleistung erforderlich. Ideal ist auch der Einsatz einer Videoschnittkarte, welche die Videocodierung und -decodierung unterstützt und deutlich beschleunigt. Auch eine rein softwarebasierte Lösung führt zu befriedigenden Ergebnissen. Vorteile bietet die Videoschnittkarte insbesondere für die MPEG-2-Kompression. Es empfiehlt sich auch der Einsatz eines zusätzlichen Kontrollmonitors für die Vorschau bei der Schnittbearbeitung. Der eingesetzte PC sollte ausschließlich für die Videobearbeitung genutzt werden. Bei der Videobearbeitung fallen sehr große Datenmengen an, die in der Regel die Speicherkapazität des Rechners voll ausschöpfen. Auch kann die Nutzung weiterer Software zu Kombatibilitätsproblemen insbesondere mit der Videoschnittkarte führen. Videoschnittprogramm Um mit dieser Ausstattung ein digitales Video herstellen zu können, ist ein Videoschnittprogramm erforderlich wie zum Beispiel: < Adobe Premiere (www.adobe.com) < Avid Express DV (www.avid.de) < Final Cut Pro (www.apple.com) Für weniger anspruchsvolle Produktionen bietet Apple die Software iMovie an. Sie ist auf neueren Macs bereits im Programmpaket iLife enthalten.
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Alle diese Videoschnittprogramme haben ein Schnittfenster und besitzen eine oder mehrere Video- und Audiospuren. Außerdem besteht die Möglichkeit, mit Effekten und Titeln zu arbeiten. Ein Hinweis noch: Um die oben genannten Programme effektiv nutzen zu können, ist eine entsprechende Ausbildung erforderlich. Um die Audio- und Videospuren zu synchronisieren, ist eine exakte Steuerung des zeitlichen Ablaufs im Film notwendig. Dies erfolgt mit dem Timecode. Hierbei wird jedem Bild (Frame) eine Zeit zugeordnet (Stunde:Minute:Sekunde:Frame). So bedeutet die Angabe 00:02:12:04, dass dieser Videoclip 2 Minuten, 12 Sekunden und 4 Frames lang ist. QuickTime Die Software QuickTime ist eine sinnvolle Systemerweiterung insbesondere für MacRechner. Sie ermöglicht das Aufnehmen, Bearbeiten und die Wiedergabe von Videound Audioformaten. Dabei werden folgende Formate unterstützt: MOV, AVI, DV, SWF, Open DML, GIG, FLC, AIF, MP3 und MP4. Bei einem Mac-Rechner ermöglicht die Systemerweiterung mit QuickTime auch die Nutzung von interaktiven Videos oder das Abspielen von Virtual-Reality-Filmen (QTVR).
Videokompression Bei der Videobearbeitung fallen sehr große Datenmengen an. Um die Videos nutzen zu können, ist eine deutliche Reduktion der Datenmengen erforderlich. Dies wird durch die Kompression der Daten erreicht. Die Kompression und die Dekompression der Videodaten erfolgen über die Codecs, die durch das Videoschnittprogramm bereitgestellt werden. Bei den Kompressionsund Dekompressionsverfahren werden verschiedene Arten unterschieden: verlustfreie und verlustbehaftete. Verlustfreie Datenkompression Von einer verlustfreien Kompression spricht man, wenn die Originaldaten vor und nach der Kompression unverändert sind. Die Qualität wird dabei beibehalten.
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Verlustbehaftete Datenkompression Bei einer verlustbehafteten Komprimierung werden die Bilddaten, die für den Betrachter keine Relevanz besitzen, entfernt. Bei dieser Methode gehen Bildinformationen verloren, die nicht wiederhergestellt werden können. Die Datenmenge wird dabei deutlich reduziert. Der Umfang ist abhängig von der gewählten Kompressionsrate. Räumliche und zeitliche Kompression Bei dieser Kompressionsart findet die Datenreduktion innerhalb der einzelnen Bilder (Frames) statt. Dieses Prinzip wird bei der MPEG-Komprimierung angewandt. Durch diese Vorgehensweise können große Datenmengen eingespart werden. Hardware-/Softwarekompression Bei der hardwareseitigen Kompression werden die Codes mit dem jeweiligen Schnittprogramm zur Verfügung gestellt. Dazu ist eine Videoschnittkarte erforderlich. Die Rechenzeit wird dadurch erheblich verkürzt. Diese Videoschnittkarten werden von unterschiedlichen Herstellern angeboten: < Canopus (www.canopusgembh.de) < Matrox (www.matrox.de) Die Hersteller dieser Karten sprechen Empfehlungen für die Systemkonfiguration aus. Ich kann Ihnen nur empfehlen, dass Sie sich, bevor Sie eine Schnittkarte kaufen, über diese Empfehlungen informieren. Tun Sie dies nicht, dann werden Sie wenig Freude mit Ihrer Schnittkarte haben. Neben den bereits vorgestellten Varianten, die Dateigröße zu verringern, gibt es noch weitere Möglichkeiten: < Reduktion der Farbtiefe – z. B. von 24 Bit auf 16 Bit. < Verringerung der Framerate. Dadurch können Einsparungen bis 50 % erzielt werden. Diese Möglichkeit sollten Sie nicht bei Videos mit vielen Bewegungsabläufen anwenden. < Verringerung der Auflösung. Durch eine Halbierung der Bildbreite und -höhe kann im Vergleich zum Vollformat die Datenmenge um 75 % reduziert werden. Zeitliche Kompressionsverfahren Das zurzeit wichtigste zeitliche Komprimierungsverfahren ist MPEG (Motion Picture Experts Group). MPEG-Standards:
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MPEG 1 (ältester Standard) < Auflösung: 352 x 288 Pixel bei 25 Frames/s, 8 Bit –Monoton < Datenrate: 0,8–5 MBit/s < Vorteil: geringe Hardwareanforderugen MPEG 2 < Weiterentwicklung von MPEG 1. Standard für DVD-Video/digitales Fernsehen < Mehrere Auflösungen, z. B. 352 x 288 Pixel, 720 x 576 Pixel, 1920 x 1080 Pixel (HDTV) < Variable Datenrate zwischen 4 und 8 MBit/s < Samplingrate 8–48 kHz, sechs Tonkanäle MPEG 4 (Streamingstandard) < Audio-/Videoübertragungen, 3D-Visualisierung < Übertragungsstandards für Interaktion und Animation MPEG 7 < Standard für die Suche in Datenbanken Livevideo Für die Ausbildung, insbesondere bei den Trainings, werden zunehmend Livevideoübertragungen genutzt. Dabei werden die Daten direkt über die Grafikkarte auf dem Bildschirm angezeigt. Damit die Videos ruckelfrei übertragen werden können, muss eine relativ geringe Auflösung gewählt werden (360 x 288 Pixel). Dieser Umstand muss unbedingt bei der Ausbildungsplanung berücksichtigt werden. Diese Technologie lässt sich unter Nutzung der DSL-Zugänge mit 2 MBit/s erfolgreich für Schulungen und Präsentationen einsetzen. Die wichtigsten Technologien sind: < QuickTime Streamin/QuickTime Player < Real Video/RealPlayer < Windows Media/Windows Media Player Video bietet vielfältige Einsatz- und Nutzungsmöglichkeiten für die Ausbildung. Durch die Weiterentwicklung der Technologie bieten sich weitere vielfältige Anwen220
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dungsmöglichkeiten, etwa für Videokonferenzen oder Ausbildungsvideos unter der Nutzung von Ausbildungsdatenbanken.
Audio Die Bedeutung von Audio wird im Bereich der Ausbildung häufig unterschätzt. Sie wird dann deutlich, wenn ein Video schlecht synchronisiert oder die Tonqualität nicht ausreichend ist. Das Video an sich kann noch so gut sein, es wird in schlechter Erinnerung bleiben. Wenn die Audio- und Videoqualität in einem Lernprogramm nicht den Qualitätsansprüchen genügt, leidet die Akzeptanz erheblich. Ich kann jedem Ausbilder nur dringend empfehlen, Medien mit hoher Qualität zu verwenden. Ist dies nicht der Fall, dann ist der Verzicht in jedem Fall die bessere Alternative. Zum besseren Verständnis noch einige wichtige Grundlagen für den Ausbilder. Bei der Bearbeitung der Audiodaten gelten dieselben Grundsätze wie bei der Bildbearbeitung. Die Ausgangsdaten müssen in höchster Qualität vorliegen. Im Gegensatz zu der Komprimierung von Bilddaten ist der Datenreduktion bei Audiodaten eine deutliche Grenze gesetzt. Dies liegt in der unregelmäßigen Datenstruktur begründet.
Audioformate Ebenso wie bei den Videoformaten gibt es eine Reihe von Dateiformaten, die im Audiobereich Anwendung finden. Hier die gebräuchlichsten Formate: WAV (WAVE) Dieses Dateiformat stammt aus der Windows-Welt und ist auch unter Apples Mac OS nutzbar. Damit kann dieses Audioformat auch plattformübergreifend eingesetzt werden. Nachteilig bei diesem Format ist, dass keine Datenkompression erfolgt. AIF (Audio-Interchange-File-Format) Dieses Programm dient, wie der Name schon sagt, dem Austausch von Sounddaten zwischen verschiedenen Plattformen. Es wird heute häufig auf Apple-Rechnern genutzt. Die Daten werden verlustfrei ohne Kompression abgespeichert. Die Parameter entsprechen dem des WMA-Formats. Diese beiden Formate eignen sich bedingt für Multimediaproduktionen.
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MP3 (MPEG Audio Layer III) Ist Bestandteil der MPEG-Spezifikation zur Kompression von Videodaten. Die Entwicklung erfolgte maßgeblich durch das Fraunhofer Institut. Die Datenreduktion erfolgt auf Basis eines »Psychoakustischen Modells« (Simulation des menschlichen Gehörs). Um MP3 zu erzeugen, sind in der Regel kostenpflichtige Encoder wie etwa Jukebox erforderlich (www.musicmatch.com). Die Player für die Wiedergabe sind kostenfrei. MP3 ist mit dem Grafikformat JPEG vergleichbar. Die Qualität ist einstellbar (192 KB/s entspricht CD-Qualität). Am häufigsten wird eine Datenrate von 128 KB/s verwendet. ACC (Advanced Audio Encoding) Nachfolgeformat für MP3. Dieses Format erreicht deutlich niedrigere Datenraten und bessere Ergebnisse als MP3 und kann bis zu 48 Kanäle codieren. Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass die ACC-Daten kopiergeschützt sind. WMA (Windows Media Audio) Dieses Dateiformat ist von der Firma Microsoft entwickelt worden, es liefert auch wie ACC eine verbesserte Klangqualität um 64 KB/s und kann für das Streamingverfahren verwendet werden. RA (Real Audio) Dieses Kompressionsverfahren erreicht nicht die Qualität der Kompressionsverfahren MP3, AAC oder WMA.
Workflow Medien Sie haben jetzt eine Vorstellung davon erhalten, wie vielfältig Bereich »Medien« ist. Dabei ist dies ja nur ein Segment unter vielen im Bereich der Ausbildung. Um Medien in der Ausbildung einsetzen zu können, müssen diese erstellt, integriert und ausgegeben werden. Die Grafik verdeutlicht Ihnen beispielhaft die Zusammenhänge. Die dargestellten Programme erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
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Zusammenfassung Medien sind ein Mittel, um die Ausbildung attraktiv und interessant zu gestalten. Sie unterstützen Sie bei der Visualisierung komplexer Vorgänge. Diesen Zweck können die Medien jedoch nur dann erfüllen, wenn sie in der erforderlichen Qualität hergestellt und passgenau in die Struktur der Ausbildung eingefügt werden. Sie haben die Grundlagen und die wichtigsten Programme und Dateiformate zumindest ansatzweise kennengelernt. Auch für diesen Bereich gilt der Grundsatz »Weniger ist mehr«. Beschränken Sie sich auf einige wenige Programme, die Sie für die Erstellung von Medien nutzen. Achten Sie auf einen reibungslosen Arbeitsablauf. Sollten Sie selbst nicht über die erforderlichen Fähigkeiten oder Ausbildungen verfügen, nutzen Sie das Know-how von Fachleuten und Spezialisten. Denken Sie daran, dass die Ansprüche der Lerner oder Zuhörer gerade in diesem Bereich immer höher werden.
Nachbereitung der Ausbildung Nach der Ausbildung ist vor der Ausbildung. Ausbildung läuft immer in einem Regelkreislauf ab. Endet eine Ausbildung oder ein Ausbildungsabschnitt, dann beginnt bereits die Vorbereitung auf die nächste Ausbildung. Am Ende einer Ausbildung ist es notwendig, Bilanz zu ziehen. Diese Bilanz sollte aber nicht losgelöst von den Teilnehmern erfolgen. Die Rückmeldungen liefern Ihnen wichtige Erkenntnisse für die Zukunft und helfen Ihnen dabei, Ihre Ausbildungen zu optimieren. In der Praxis hat es sich bewährt, eine Schlussrunde durchzuführen und unmittelbar vor dem Ausbildungsende einen Bewertungsbogen bearbeiten zu lassen.
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Schlussrunde Am Ende einer Ausbildung sollten alle Teilnehmer die Möglichkeit erhalten, ihre Meinung zur durchgeführten Ausbildung zu äußern. Sie haben verschiedene Möglichkeiten, eine Schlussrunde zu organisieren:
Freie Wortwahl Bei einer geringen Teilnehmerzahl und kurzer Ausbildungsdauer bietet es sich an, den Teilnehmern frei das Wort zu erteilen. Sie können etwa mit folgenden Worten einleiten: »Zum Ende der Ausbildung möchte ich Sie bitten, mir Ihren persönlichen Eindruck von dieser Ausbildung mitzuteilen.« Liegen keine Wortmeldungen mehr vor, dann beenden Sie die Runde.
Spotlight Bei längerer Ausbildungsdauer und einer großen Teilnehmerzahl geben Sie den Teilnehmern die Vorgabe, eine Bilanz über die Ausbildung in maximal drei Sätzen zu ziehen. Dies zwingt die Teilnehmer zu einer kurzen, knappen und präzisen Beschreibung und nimmt den »Selbstdarstellern« die Bühne.
Ball Bei dieser Methode werfen Sie nach Ihrer Einleitung einen Softball oder einen Tennisball einem Teilnehmer zu. Hat der Teilnehmer seinen Beitrag beendet, wirft dieser den Ball dem nächsten Teilnehmer zu. Diese Methode eignet sich auch für die Vorstellungsrunde zu Beginn einer Ausbildung. Aus dieser Abschlussrunde gewinnen Sie einen ersten Eindruck. Kommentieren Sie diese persönlichen Eindrücke nicht. Bedanken Sie sich für die geäußerten Meinungen. Diese »Trendmeldung« der Teilnehmer alleine genügt jedoch nicht. Oft ist es in diesen Runden auch so, dass nicht alle Teilnehmer offen und ehrlich ihre Meinung äußern. Damit Sie aber Ihre Ausbildung optimieren können, benötigen Sie »harte Fakten«. Diese liefert Ihnen ein Auswertebogen.
Auswertebogen Zu jeder Ausbildung gehört ein Auswertebogen. Auch wenn dieser nicht offiziell eingefordert wird, sollten Sie dennoch einen solchen Bogen benutzen. 224
Ausbildungen erfolgreich gestalten
Kapitel 3
Die Bögen werden grundsätzlich anonym bearbeitet. Verwenden Sie eine Skala von 1 bis 4. Bei der Verwendung einer anderen Bandbreite kreuzen die Teilnehmer häufig aus Bequemlichkeit nur die Mittelwerte an. Geben Sie auch den Teilnehmern Raum zu einer eigenen Stellungnahme. Stellen Sie nur eindeutige Fragen. Damit der Ablauf nicht unterbrochen wird, teilen Sie die Bögen zum Ende Ihrer Ausbildung aus. Lassen Sie die ausgefüllten Bögen durch die Teilnehmer einsammeln und auf Ihrem Ausbildungsplatz ablegen. Struktur von Auswertebögen Auch der Auswertebogen ist eine Visitenkarte, die der Ausbilder abgibt. Falls es bei Ihrer Institution keine festen Vorgaben gibt, nehmen Sie sich Zeit für die Gestaltung – es lohnt sich. Hinweise zur Gestaltung von Auswertebögen Sie sollten einen Auswertebogen wie folgt gestalten: < Nutzen Sie den Platz großzügig. Überfüllte Formulare schrecken ab. < Zwei Seiten: Zwei Seiten sind ausreichend, um die wesentlichen Punkte zu erfassen. < Corporate Identity: Halten Sie auch hier die entsprechenden Vorgaben ein. Platzieren Sie das Logo an herausragender Stelle. < Zeilenabstand: Verwenden Sie einen 1,5-fachen Zeilenabstand. Dadurch gewährleisten Sie eine gute Übersichtlichkeit. < Schriftgröße: Schrift ohne Serifen (klares Schriftbild); Arial oder Verdana, 12 Punkt. < Daten: Im Kopf werden die Lehrgangsdaten wie Titel, Bezeichnung, Zeitdauer eingetragen. Diese Daten können schon vorgedruckt werden. < Gesamturteil: Sie haben zwei Möglichkeiten zur Platzierung – entweder ganz am Anfang oder am Schluss. Häufig genügt schon ein Blick in diese Spalte, um einen Eindruck zu gewinnen. < Anzahl der Fragen: Beschränken Sie sich auf die wesentlichen Fragen. Bei freier Beantwortung geben Sie Linien vor, dies erhöht die Lesbarkeit und erleichtert die Auswertung. < Ende des Bogens: Am Schluss sollte ein Dank für das Ausfüllen des Formulars stehen. < Ausblick: Hier können Sie weiteren Ausbildungsbedarf ermitteln und abfragen oder weitere Ausbildungsmaßnahmen ankündigen.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Auswertung Die Verwendung standardisierter Rückmeldebögen erleichtert Ihnen die Auswertung. Bei der Verwendung gleicher Bögen können Sie auch erkennen, welchen Erfolg Ihre Optimierungsmaßnahmen haben. Natürlich erhalten Sie auch immer wieder Rückmeldebögen, deren Inhalte nicht mit Ihrem Eindruck aus der Schlussrunde übereinstimmen. Mit dieser Möglichkeit müssen Sie immer rechnen.
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Kapitel 3
Wenn Sie die Bögen ausgewertet haben, beginnt Ihre didaktische Arbeit erneut. Sie halten den Regelkreis in Gang.
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Das Feedback wird direkt in die Vorbereitung für Ihre nächste Ausbildung einbezogen. Durch diese Methode arbeiten Sie ständig an der Optimierung Ihrer Leistung als Ausbilder. Diese Vorgehensweise ist auch Garant für einen langjährigen Erfolg. Nehmen Sie diese Rückmeldungen ernst. Arbeiten Sie ständig an Ihren didaktischen und methodischen Fähigkeiten. Halten Sie Ihre Kenntnisse auf dem neuesten Stand. Wer rastet, der rostet und ist als Ausbilder morgen nicht mehr gefragt.
Zusammenfassung < Geben Sie jedem Teilnehmer die Gelegenheit, sich in der Schlussrunde zu äußern. < Kommentieren Sie die Äußerungen der Teilnehmer nicht. < Es ist wenig sinnvoll, sich am Ende der Ausbildung zu rechtfertigen. Respektieren Sie die Meinung der Teilnehmer und verstehen Sie diese als Hilfe, es bei der nächsten Ausbildung besser zu machen. < Egal, wie das Feedback in der Schlussrunde ausfällt: Bedanken Sie sich dafür. < Gestalten Sie den Auswertebogen mit einer klaren Struktur. < Geben Sie dem Auswertebogen ein ansprechendes Layout. < Erfassen Sie mit dem Auswertebogen alle Bereiche der Ausbildung (Methoden, Materialien, Organisation, Ausbilder). < Überfrachten Sie den Auswertebogen nicht (zwei Seiten). < Geben Sie den Teilnehmern Platz für eine persönliche Bewertung. < Bedanken Sie sich am Schluss für die Mitarbeit.
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Ausbildungen erfolgreich gestalten
Kapitel 3
Anwendungsbeispiele für die Ausbildungspraxis Die folgenden Beispiele sollen Sie bei Planung, Organisation und Durchführung von Ausbildungen unterstützen. Die gewählten Beispiele stehen exemplarisch für die Nutzung von interaktiven Ausbildungsmitteln. Die folgenden Beispiele können Sie für Ihre Planungen verwenden und in eigene Konzepte übertragen. Beispiel 1: »Gestaltung einer Ausbildungsstunde mit Hilfe einer Präsentation« Beispiel 2: »Gestaltung einer Ausbildung mit einer digitalen Unterrichtshilfe« (DUH) Beispiel 3: »Gestaltung einer Ausbildung mit einem Computerlernprogramm«
Gestaltung einer Ausbildungsstunde mit Hilfe einer Präsentation Jede Ausbildung basiert auf einem Konzept. Für die Er- und Bearbeitung nutzen Sie das Didaktische Achteck.
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Für die von Ihnen durchzuführende Ausbildung stehen Ihnen bereits folgende Daten zur Verfügung: < Ausbildungsthema: »Einführung in das Internet« < Zeitansatz: 1 Ausbildungsstunde < Ausbildungsgruppe: Für diese Ausbildung liegen zwölf Teilnehmermeldungen vor (acht männliche und vier weibliche Teilnehmer im Alter von 35 bis 55 Jahren). Das Bildungs- und Ausbildungsniveau reicht vom qualifizierten Hautschulabschluss bis zur Fachhochschulreife mit abgeschlossenem Studium. Die Wertigkeit des Themas differiert stark zwischen den einzelnen Teilnehmern und reicht von bloßem Interesse bis hin zur Eingangsvoraussetzung für eine weitere berufliche Qualifizierung. < Ausbilder: 52 Jahre, langjährige Erfahrung als Trainer und Ausbilder. Zertifiziert für die Ausbildung mit Microsoft-Produkten. Ständige Aus- und Weiterbildung in der Anwendung dieser Produkte. Motiviert für diese Ausbildung. < Organisatorische Rahmenbedingungen: Für die Durchführung der Ausbildung steht ein Schulungsgebäude mit ausreichender Infrastruktur (Sanitärbereich, Pausenraum, Cafeteria) sowie ausgebildetem Fachpersonal zur Verfügung. < Ausbildungsmaterial: Es stehen für die Ausbildung folgende Ausbildungsorte zur Verfügung: 1 Hörsaal mit Whiteboard und Präsentationsausstattung; Kapazität: 25 Ausbildungsplätze. 1 Multimediahörsaal mit 1 Lehrerarbeitsplatz und 25 Schülerarbeitsplätzen (Multimedia-PC mit Headset) vernetzt, pädagogisches Netzwerk (Master Eye), Internetanschluss, Präsentationsausstattung, Betriebssystem Windows XP. 1 PC-Hörsaal, vernetzt, 1 Lehrerarbeitsplatz und 12 Schülerarbeitsplätze, Betriebssystem Windows XP, Internetzugang. Ausbilder verfügt über einen Arbeitsplatz-PC und eine mobile Präsentationsausstattung. < Ausbildungsverfahren: Die Ausbildungsstunde ist Teil einer zweitägigen Ausbildung. Die Ausbildung hat die Zielsetzung, dass die Teilnehmer die Befähigung erlangen, eine eigene Homepage im Internet zu erstellen. < Durch den Auftraggeber wurde die Auflage erteilt, dass die gesamte Ausbildung im zur Verfügung gestellten Schulungsgebäude durchgeführt werden muss. < Lernziel: Das vorgegebene Ausbildungsziel lautet: »Die Teilnehmer sollen das Internet anwenden.«
Methodisch-didaktische Analyse Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Die Faktoren sind zu bewerten und in Beziehung zueinander zu setzen. Ausbildungsthema: Das Ausbildungsthema ist Ihnen vorgegeben und lautet »Einführung in das Internet, Erstellung einer eigenen Homepage«. Um diese Thematik 230
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sachgerecht auszubilden, müssen sowohl kognitive wie psychomotorische Lernziele vermittelt werden. Bei dieser Einführungsausbildung besteht die Gefahr der Theorielastigkeit. Welche Inhalte (MUSS) sind zwingend in dieser Stunde zu unterrichten? Themen: Internet allgemein (Entstehung und Bedeutung), Internetsicherheit, die Technik, der Browser, die Navigation. Aufgrund der heterogenen Zusammensetzung dieser Ausbildungruppe ist ein Wechsel zwischen Theorie- und Praxisanteilen erforderlich, um die Motivation innerhalb der Ausbildungsgruppe zu erhalten und eine Überforderung einzelner Teilnehmer zu vermeiden.
Stoffsammlung Die durchgeführte Stoffsammlung mit Recherchen im Internet, Auswertung von Fachbüchern, Artikeln und Fachzeitschriften hat ergeben, dass folgende Themenblöcke in dieser Einführungsausbildung unterrichtet werden müssen: < < < < <
Das Internet? (Entstehung und Inhalte) Sicherheit im Internet Technik des Internet Aufgaben und Funktionen des Browsers Wie navigiere ich im Internet?
Zur Visualisierung werden lizenzfreie Fotos, Grafiken und Animationen verwendet. Fotos und Grafiken finden Sie im Internet beispielsweise unter: < www.gifsammlung.de < www.gifs-server.de < allclipartsite.com
Ausbilder Der Ausbilder ist mit dem Thema vertraut und hat mehrere Schulungen erfolgreich zu diesem Thema durchgeführt. Die notwendige Sach- und Fachkenntnis ist vorhanden. Im Umgang mit modernen Medien ist er vertraut. Aufgrund der heterogenen Zusammensetzung der Ausbildungsgruppe ist besonders darauf zu achten, dass eine Über- bzw. Unterforderung der Teilnehmer ausgeschlossen wird.
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Ausbildungsgruppe Die Ausbildungsgruppe ist heterogen zusammengesetzt und besitzt ein relativ breites Altersspektrum. Die Teilnehmer stehen im Berufsleben und besitzen alle mehr oder weniger fundierte Computerkenntnisse. Die Bedeutung dieser Ausbildung für die Teilnehmer reicht von der persönlichen Weiterbildung bis hin zur Qualifizierung für höher dotierte Aufgaben. Unter Berücksichtigung des motivationalen Aspekts und der Interessenslage ist eine Methode zu wählen, die einen sinnvollen Wechsel von Theorie und Praxisanteilen sicherstellt.
Organisatorische Rahmenbedingungen Das Schulungsgebäude verfügt über die notwenige Infrastruktur. Es steht Fachpersonal für den technischen Support zur Verfügung.
Ausbildungsverfahren Ausbildungsform: Unterricht Ausbildungsverfahren: Lehrgespräch, VENÜ Unter Berücksichtigung aller Faktoren ist hier das Lehrgespräch die zweckmäßigste Methode zur Vermittlung der Lerninhalte ergänzt durch die Methode »Vormachen – Erklären – Üben«. Die theoretischen Anteile werden im Lehrgespräch erarbeitet und dann in die Praxis umgesetzt. Der Ausbilder führt die Schritte vor und erklärt sie den Teilnehmern. Anschließend vollziehen die Teilnehmer diese Schritte nach und üben sie ein. Mit dieser Vorgehensweise wird erreicht, dass die Teilnehmer die notwendige Handlungssicherheit im Umgang mit dem Internet erwerben, die sie für die darauf aufbauenden Ausbildungsabschnitte benötigen.
Ausbildungsmittel Von den drei zur Verfügung stehenden Ausbildungsräumen ist der Mulitimediahörsaal mit Präsentationsausstattung, Internetanschluss und pädagogischem Netzwerk der zweckmäßigste.
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Kapitel 3
Die Präsentationsausstattung wird genutzt für das Lehrgespräch, das in Form einer Präsentation durchgeführt wird. Der Internetanschluss wird für praktische Übungen benötigt. Das pädagogische Netzwerk unterstützt insgesamt bei der Durchführung der Ausbildung und insbesondere bei den Übungsphasen. Durch Sperrung bzw. Abschalten von Tastatur und Bildschirm kann verhindert werden, dass die Teilnehmer in der Phase »Lehrgespräch« abgelenkt werden. In den Übungsphasen erhält der Ausbilder durch einen Blick auf den Bildschirm des Lehrerarbeitsplatzes einen Gesamtüberblick und kann gegebenenfalls steuernd und unterstützend eingreifen. Damit die Teilnehmer sich ständig über den Verlauf der Ausbildung orientieren können, bringen Sie die Struktur auf einem Flipchart auf und erläutern diese im Rahmen der Einleitung.
Ausbildungsmaterial Für den gesamten Kurs werden zu den einzelnen Themen Skripte angefertigt. Bei der Aufnahme erhalten die Teilnehmer eine Mappe mit einem Schreibblock, Kugelschreiber sowie Informationen zur Ausbildung. In dieser Mappe können dann auch die Skripte der einzelnen Unterrichte abgeheftet werden.
Erfolgskontrolle Mit Hilfe der Erfolgskontrolle prüfen Sie das Erreichen der Lernziele. Bei einer Ausbildungszeit von 45 Minuten steht Ihnen für die Erfolgskontrolle ein Zeitfenster von fünf Minuten zur Verfügung. Dabei ist es zweckmäßig, die Erfolgskontrolle in Form einer Übung durchzuführen, die alle Lernziele umfasst.
Lernziele
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Für diese Ausbildung wurden folgende Lernziele formuliert: Ausbildungsziel: < Der Teilnehmer soll das Internet kennen und damit umgehen können. Richtziel: < Der Teilnehmer soll die theoretischen Grundlagen des Internets kennen und in der Praxis anwenden können. Grobziele (Auszug): < Der Teilnehmer soll den Begriff »Internet« definieren und in der Praxis anwenden können. < Der Teilnehmer soll die Technik und die verschiedenen Verbindungsarten des Internets kennen und anwenden können. < Der Teilnehmer kennt den Begriff »Browser« und kann dessen Funktionalitäten in der Praxis anwenden. < Der Teilnehmer kennt den Internet Explorer als Navigationswerkzeug und kann es anwenden. Feinziele (Auszug): < Der Teilnehmer kennt die Entstehung des Internets und deren Bedeutung als weltumspannende Informations- und Kommunikationsplattform. < Der Teilnehmer kennt die Dienste des Internets: E-Mail, FTP New, IRC und Telnet. < Der Teilnehmer kennt das Funktionsprinzip der Datenübertragung im Internet und kann es mit eigenen Worten erklären. Auf der Grundlage dieser didaktischen Analyse wird nun das Konzept erstellt. Es gliedert sich in Einleitung, Hauptteil und Schluss.
Einleitung Die Einleitung besteht aus den folgenden Elementen: Anrede, Begrüßung, eigene Vorstellung, Vorstellungsrunde, Bekanntgabe des gedachten Verlaufs und der Ausbildungsziele.
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Ausbildungen erfolgreich gestalten
Kapitel 3
Nachdem Sie die Teilnehmer begrüßt und sich selbst vorgestellt haben, beginnen Sie mit der Vorstellungsrunde (nur bei der ersten Veranstaltung oder einer mehrtägigen Ausbildung). Die Teilnehmer haben so die Gelegenheit, sich untereinander kennenzulernen und ihre Wünsche und Bedürfnisse zu äußern. Halten Sie diese Vorstellungsrunde relativ kurz. Verzichten Sie jedoch nicht darauf, denn die Vorstellungsrunde ist wichtig für die Atmosphäre in der Ausbildung. Sie können dabei gleich den Verlauf der Ausbildung und die Ziele erläutern. Im Anschluss folgt eine kurze Einführung in das Thema. Dabei erklären Sie den Begriff »Internet«. Der Zeitansatz mit Vorstellungsrunde beträgt zwölf Minuten.
Hauptteil Bei diesem Thema bietet es sich an, das Stufenprinzip zu verwenden, da die Inhalte aufbauenden Charakter besitzen. Die Vermittlung des Lernstoffs vollzieht sich nach folgendem Prinzip:
Ausbildung nach dem Stufenprinzip.
Erfolgskontrolle Die Erfolgskontrolle wird in Form einer praktischen Übung mit dem Browser durchgeführt. Die Teilnehmer sollen bestimmte Internetseiten suchen, Adresseingaben tätigen und mit der Symbolleiste arbeiten.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Schlussteil Abschließend fassen Sie den Ausbildungsstoff anhand der Lernziele zusammen und prüfen, ob die Ziele erreicht wurden. Sie klären noch offene Fragen und geben einen Ausblick auf die folgende Ausbildung. Geben Sie erst am Ende das Skript für diese Ausbildungsstunde aus – damit verhindern Sie, dass die Teilnehmer während der Ausbildung ständig im Skript blättern und vom eigentlichen Geschehen abgelenkt sind.
Tipps zur Erstellung einer Präsentation Ihre Präsentation für die Ausbildung können Sie beispielsweise rasch unter Nutzung der Präsentationssoftware PowerPoint erzeugen. Sie haben zwei Möglichkeiten. Entweder nutzen Sie das Register »Gliederung«, um eine Struktur für Ihre Präsentation zu erzeugen, oder Sie erstellen Ihre Gliederung bzw. den gedachten Verlauf in Word und importieren diese dann in PowerPoint.
Erzeugen einer Gliederung in PowerPoint. Voraussetzung dafür ist, dass Sie in Word die entsprechenden Überschriftsformatvorlagen (ÜBERSCHRIFT 1, ÜBERSCHRIFT 2 etc.) zugewiesen haben. Der Import in PowerPoint erfolgt durch Aktivierung des Menüpunkts Datei | Senden an | Microsoft PowerPoint.
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Kapitel 3
Gestaltung einer Ausbildung mit einer digitalen Unterrichtshilfe (DUH)
Beispiel einer Bildschirmseite. Digitale Unterrichtshilfen unterstützen den Ausbilder bei der Durchführung von Präsenzunterricht. Sie enthalten den Ausbildungsstoff für ein einzelnes Thema oder für ein gesamtes Ausbildungsgebiet. Der Ausbildungsstoff ist bereits methodisch und didaktisch so aufbereitet, dass die Inhalte über einen Großbildprojektor unmittelbar präsentiert werden können. Die Bildschirmseiten sind für die Präsentation optimiert und im Regelfall in der Auflösung 1024 x 768 Pixel erstellt. Die Realisierung erfolgt professionell. Digitale Ausbildungshilfen dienen ausschließlich der Unterstützung des Ausbilders bei der theoretischen Unterrichtung und können nicht als Ersatz für ein Lernprogramm zur Bearbeitung durch die Lerner eingesetzt werden.
Elemente einer DUH Eine DUH besteht aus folgenden Elementen: < < < < <
Ausbildungsstoff Gliederung in Kapitel, Abschnitte, Bildschirmseiten Auswahlmenü Datenspeicherung Medienkontrolle 237
Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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< < < < < < <
Druckfunktion Lexikon Notizbuch für den Ausbilder Lehrerbegleitheft Installation und Deinstallation Lernziele Mediensammlung
Typisierung Man kann bei den DUH zwei Arten der Realisierung unterscheiden: Realisierung mit einer Präsentationssoftware oder mit einem Autorentool. Die gewählte Methode hat Einfluss auf die Nutzung durch den Ausbilder.
Realisierung mit einer Präsentationssoftware Wurde eine DUH mit der Präsentationssoftware realisiert, dann hat der Ausbilder in der Regel die Möglichkeit, die Ausbildungsinhalte (Bildschirmseiten) zu verändern und individuell anzupassen. Häufig wird ihm dazu ein bereits vorgefertigtes Folienlayout angeboten. Der Ausbilder hat dann die Möglichkeit, seine Präsentation individuell abzuspeichern – lokal oder auf einem Server. Nutzen Sie digitale Unterrichtshilfen, die mit einer Präsentationssoftware erstellt wurden, dann müssen Sie darauf achten, dass auf der Zielkonfiguration die korrespondierende Software installiert bzw. ein Viewer als Plugin auf der CD-ROM zur Verfügung gestellt wird. Dieser Typ einer digitalen Unterrichtshilfe lässt dem Ausbilder viele Freiheiten, seine individuellen Vorstellungen in die Unterrichtsgestaltung einzubringen. Es besteht allerdings die Gefahr, dass wesentliche Inhalte nicht genutzt und ausgebildet werden. Dies liegt jedoch in der Verantwortung des Ausbilders.
Erstellung mit einem Autorentool Die Realisierung dieser DUH ist mit der eines Lernprogramms vergleichbar. Dieser Typ verfügt in der Regel über mehr Funktionalitäten, und die eigentlichen Inhalte sind hier durch den Ausbilder nicht veränderbar. Er hat jedoch die Möglichkeit, eigene Medien und Dokumente einzufügen und zu nutzen.
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Ausbildungen erfolgreich gestalten
Kapitel 3
Beispiel einer Auswahlseite.
Nutzung der digitalen Unterrichtshilfe Um die digitalen Unterrichtshilfen sinnvoll nutzen zu können, muss das Notebook bzw. der Rechner, den Sie für die Präsentation nutzen, folgende (Mindest-)Systemvoraussetzungen besitzen: < Multimediafähiger Rechner < CD-ROM/DVD-Laufwerk < Frei verfügbare Speicherkapazität auf der Festplatte ca. 700 MB zur Installation der DUH < Grafikkarte mit einer Mindestauflösung von 1024 x 768 Bildpunkten und einer Farbtiefe von 16 Bit (High-Color) bei 80 Hz Bildwiederholfrequenz (8 MB) < Soundkarte < Drucker < Windows Media Player und Adobe Acrobat Reader installiert.
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Die Steuerung erfolgt analog zu der eines Lernprogramms über Buttons. Die Anzahl der Buttons ist jedoch auf die zwingend notwendigen Bedienfunktionen beschränkt. Die dem Ausbilder insgesamt angebotenen Funktionalitäten richten sich nach dem erforderlichen Funktionsumfang zur methodisch-didaktisch sinnvollen Vermittlung der Lerninhalte.
Zielgruppen Digitale Unterrichtshilfen enthalten entweder den Ausbildungsstoff für ein Themengebiet (z. B. Kommunikation) oder für ein Ausbildungsthema (z. B. Schnee und Schneelawinen). Dem Ausbilder werden für bestimmte (vorher definierte) Zielgruppen bereits ausgewählte Lerninhalte angeboten.
Diese Auswahl kann er in Gänze übernehmen oder individuell verändern, indem er Zuordnungen löscht bzw. ergänzt. Damit der Ausbilder erkennen kann, welche Themenauswahl er bestimmt hat, wird ihm auf einer Seite die getroffene Auswahl präsentiert. Nachdem der Ausbilder den Ausbildungsstoff ausgewählt und eventuell durch eigene Medien ergänzt hat, kann er den Unterricht unter einem eigenen Namen abspeichern. Über ein Menü kann er entscheiden, auf welchem Datenträger und mit welchem Dateinamen er die Unterrichtsauswahl abspeichert.
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Ausbildungen erfolgreich gestalten
Kapitel 3
Beispiel Datenspeicherung. Ist die DUH auf dem Zielrechner bereits installiert, benötigt er lediglich einen Wechseldatenträger (z. B. USB-Stick), um seine Unterrichtsauswahl einzulesen und zu laden.
Hinweise für die Nutzung Digitale Unterrichtshilfen enthalten grundsätzlich Vorschläge für die Durchführung einer Ausbildung. Sie dient dem Ausbilder zur Vorbereitung und Durchführung der theoretischen Ausbildung. Sie enthält im Regelfall keine gebrauchsfertigen »Schubladenunterrichte«. Das heißt, der Ausbilder wird nicht von der Pflicht einer gründlichen Vorbereitung und dem Anfertigen eines Skripts entbunden. Er erhält dadurch Unterstützung, dass er im Regelfall auf große Teile der Stoffsammlung und -auswahl verzichten kann und ihm alle wesentlichen Dokumente und Begriffsdefinitionen angeboten werden. Ihm stehen für seine Unterrichtsgestaltung qualitativ hochwertige Bildschirmseiten mit bereits abgestimmten Medien zur Verfügung. Er muss sich intensiv mit den Inhalten und Funktionalitäten der DUH vertraut machen, um Handlungssicherheit zu gewinnen. Dazu muss der Ausbilder nicht der Experte am Computer sein. Das Lehrerbegleitheft enthält notwendige Informationen, um auch als »Ungeübter« die DUH sicher und erfolgreich nutzen zu können. 241
Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Falls Sie in Ihrer Institution die Möglichkeit haben, digitale Unterrichtshilfen zu nutzen, dann sollten Sie dies in jedem Fall tun. Dieses Ausbildungsmittel trägt erheblich zur Steigerung der Attraktivität bei und entlastet Sie wesentlich bei Vorbereitung und Durchführung Ihrer Ausbildungen.
Gestaltung einer Ausbildung mit einem Computerlernprogramm (CBT) In diesem Abschnitt werde ich nicht auf ein Lernprogramm oder die Behandlung eines Themas mit einem Lernprogramm eingehen, dazu sind die Nutzungsmöglichkeiten und die anwendbaren Lernstrategien zu vielfältig. Vielmehr erhalten Sie Tipps und Hinweise für den Einsatz von Lernprogrammen in der Ausbildung.
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Nutzung von Computerlernprogrammen Ein Lernprogramm steht in der Ausbildung niemals für sich alleine. Lernprogramme sind grundsätzlich in ein Ausbildungskonzept oder Curriculum einzubinden. Lernprogramme sind auch keine Ersatzlösung für »Unpässlichkeiten« des Ausbilders oder dessen mangelhafte Vorbereitung. Der Einsatz eines Lernprogramms ohne konzeptionelle Grundlage ist kontraproduktiv. Einmal ganz abgesehen von den Kosten. Es gibt viele Möglichkeiten, Computerlernprogramme sinnvoll in einen Ausbildungsablauf einzubinden. Ich will Ihnen hier verschiedene Modelle beispielhaft vorstellen. Möglichkeit 1:
Struktur einer Ausbildung mit einem Lernprogramm. 242
Ausbildungen erfolgreich gestalten
Kapitel 3
Möglichkeit 2:
Weitere Möglichkeiten, Lernprogramme in den Ausbildungsablauf zu integrieren. Möglichkeit 3:
Struktur einer Blockausbildung mit einem Lernprogramm. 243
Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Sie sehen, wie vielfältig die Nutzungsmöglichkeiten von Computerlernprogrammen sein können. Es gibt nahezu keinen Themenbereich, in dem Computerlernprogramme nicht erfolgreich eingesetzt werden können. Diese wenigen Beispiele sollen Ihnen verdeutlichen, dass Sie unter Nutzung von CBTs viele Strategien für das individuelle Lernen verwirklichen können. Etwa in der Kombination von Lehr- und Lernkonzepten.
Rollenverständnis des Ausbilders Die Arbeit mit Lernprogrammen in der Ausbildung erfordert von Ihnen als Ausbilder, dass Sie eine weitere Rolle annehmen: die des Moderators bzw. Coaches. In der Phase der Programmbearbeitung moderieren Sie den Lernprozess. Sie führen in die Nutzung des Lernprogramms ein und begleiten den Lernprozess konstruktiv, stehen dem Lerner bei Problemen und Schwierigkeiten zur Seite und bereiten den Einsatz des Lernprogramms nach. Damit Sie diese Rolle erfolgreich ausfüllen können, müssen Sie das Lernprogramm und dessen Inhalte sehr genau kennen. Sie müssen sich darauf einstellen, dass Ihre Handlungen und Aussagen von den Lernern an den Inhalten des Programms gemessen werden.
Mehrwert von Lernprogrammen Lernprogramme werden in der Regel für die Nutzung durch eine oder mehrere Zielgruppen konzipiert. In der Ausbildungspraxis kommt es jedoch häufig war, dass sich Ausbildungsinhalte oder Zielgruppen ändern, aber das Lernprogramm noch nicht angepasst ist bzw. aus finanziellen Gründen nicht angepasst werden kann. Eine Möglichkeit, flexibel darauf reagieren zu können, ist die Modularisierung der Lernprogramme. Dies bedeutet, es wird nicht mehr ein Lernprogramm für ein Thema erstellt, sondern dieses Thema wird in viele Bausteine (Module) aufgebrochen. Die einzelnen Module werden so realisiert, dass sie als eigenständige Programme lauffähig sind. Um die Nutzung komfortabel zu gestalten, gibt es die Variante, über einen Server und eine entsprechende Oberfläche die Möglichkeit für den Ausbilder zu schaffen, die Module beliebig kombinieren und zu Kursen zusammenzufassen zu können. Häufig stehen Sie in der Ausbildung auch vor dem Problem, dass Ihnen die passenden Medien (Grafiken, Fotos, Videos oder Animationen) fehlen. Haben Sie dabei auch schon mal an den Fundus der Lernprogramme gedacht? Die in den Lernprogrammen
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Ausbildungen erfolgreich gestalten
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vorhandenen Medien sind im Regelfall in einzelnen Dateien (Video, Grafik, Audio usw.) abgelegt. Um diese Medien auch für andere Zwecke nutzen zu können, brauchen Sie diese nur in Ihre Anwendung (z. B. PowerPoint) zu importieren. Die Fotos und Grafiken können Sie über entsprechende Bearbeitungsprogramme (z. B. Photoshop) editieren und weiter nutzen. Videoclips und Animationen können Sie in der Regel nur vollständig nutzen, da in den Lernprogrammen nur die bereits digitalisierte bzw. gerenderte Version vorhanden ist. Die meisten Präsentationsprogramme verfügen jedoch über Möglichkeiten der Mediensteuerung, sodass Sie nur die Teile eines Videoclips präsentieren können, die Sie benötigen. Um diese Möglichkeiten jedoch nutzen zu können, müssen die Rechte eindeutig geklärt sein. Sie sind gut beraten, wenn Sie bei der Realisierung eines Lernprogramms auch alle Rechte dafür erwerben, denn nur dann können Sie die Medien auch weiterverwenden und den genannten Mehrwert daraus ziehen.
Beseitigung von Akzeptanzproblemen bei der Nutzung von Lernprogrammen Auch in der allseits propagierten Wissens- oder Mediengesellschaft, in der jeder nahezu täglich in irgendeiner Form mit Medien umgeht, stößt der Einsatz von Lernprogrammen immer wieder auf Probleme und Schwierigkeiten. Deshalb ist folgendes Vorgehen zu empfehlen: Ü Tipp! Die meisten Probleme und Schwierigkeiten werden durch mangelnde Information verursacht. Deshalb ist eine rechtzeitige und umfassende Information aller Beteiligten (Leitung, Mitarbeiter, Ausbilder, Betriebsrat/Personalrat) das A und O. Die betroffenen Ausbilder sind an der Festlegung der Themen und an der Erarbeitung des Schulungskonzepts aktiv zu beteiligen. Für die Ausbilder und Lerner (Mitarbeiter) sind Anreize zu schaffen. Die Arbeit mit dem Lernprogramm muss für die Beteiligten einen erkennbaren Nutzen haben (Prämien, Karriereaussichten). Die Leitungs- und Führungsebene der Organisation muss offensiv und nach außen sichtbar hinter diesem Ausbildungskonzept stehen.
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Betriebsrat bzw. Personalvertretung sind rechtzeitig (so früh wie möglich) einzubeziehen. Sie müssen ihre generelle Zustimmung geben. Das System muss nutzerfreundlich sein und reibungslos funktionieren. Notwendige Supportleisten müssen sofort verfügbar sein.
Diese Vorgehensweise beseitigt nicht alle Probleme und Schwierigkeiten bei der Einführung und Nutzung von Lernprogrammen, trägt jedoch dazu bei, eine günstige Atmosphäre zu schaffen und führt zu sachbezogenen Problemlösungen.
Zusammenfassung < Führen Sie keine Ausbildung ohne methodisch-didaktische Analyse durch. < Stimmen Sie Inhalte, Zeiten und Ausbildungsmittel ab. < Denken Sie daran: Die Nutzung von Ausbildungsmitteln erfordert eine intensive Vorbereitung. < Setzen Sie digitale Unterrichtshilfen und Lernprogramme nur auf der Grundlage von Konzepten ein. < Beachten Sie die Rechte. < Stellen Sie eine umfassende Information und Kommunikation aller Beteiligten bei der Einführung und Nutzung von Lernprogrammen sicher.
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Moderne und zukunftsorientierte Ausbildungskonzepte
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Lernen Sie … < ein modernes und zeitgemäßes Ausbildungskonzept kennen. < die Anforderungen kennen, die an ein solches Ausbildungskonzept gestellt werden. < die Systemelemente eines Distance-Learning-Systems kennen. < Gestaltung und Methoden eines Distance-Learning-Kurses kennen. Go to the future! In diesem Kapitel erhalten Sie einige Anregungen zur Gestaltung moderner, zukunftsorientierter Ausbildungskonzepte. Lassen Sie sich inspirieren.
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Moderne und zukunftsorientierte Ausbildungskonzepte Ausbildung in der Wissensgesellschaft »Wir brauchen in der Wissensgesellschaft insgesamt nicht mehr zu lernen... aber wir müssen das Richtige lernen
Nicht die Beschaffung von Informationen wird das Problem sein; im Gegenteil, wir werden Strategien entwickeln müssen, um uns in der Vielfalt der Zeichen, Bilder und Daten auf das Wesentliche zu beschränken und das Richtige auszuwählen.« Roman Herzog Wenn Sie eine Marktsichtung durchführen, dann werden Sie feststellen, dass es eine enorme Bandbreite konkurrierender Angeboten von CBTs, WBTs, E-Learning, Blended-Learning und Lernplattformen gibt. Doch welche Form eignet sich am besten? Wie muss ein zukunftsorientiertes Ausbildungskonzept aussehen? Das wichtigste Kapital vieler Unternehmen sind die Menschen, die darin arbeiten. Die Bildung dieser Menschen ist daher eine Investition in die Zukunft des Unternehmens bzw. der Organisation. Eine moderne Ausbildungskonzeption muss den individuellen Lernbedarf sichern und das erworbene Wissen anderen zur Verfügung zu stellen. Dieses Ziel kann nicht nur mit einer einzigen Methode erreicht werden, sondern muss aus der Integration verschiedener Mittel resultieren: eine Verbindung von konventionellen und modernen Methoden. Viele moderne Ausbildungskonzepte leiden noch immer unter dem Mangel, dass die Technik im Mittelpunkt der Betrachtung steht, nicht aber der Lerner, die Methodik und Didaktik.
Anforderungen an eine moderne Ausbildungskonzeption Die meisten »modernen Ausbildungskonzepte« stellen die neuen Medien, die Telekommunikationstechnologie und die IT-Komponenten in das Zentrum Ihrer Be-
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Moderne und zukunftsorientierte Ausbildungskonzepte
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trachtungen. Die methodisch-didaktische Komponente besitzt einen nachgeordneten Stellwert. Dabei ist die Nutzung der Technologie ja nur Mittel zum Zweck, um Lerninhalte zu transportieren und die Kommunikation des Lerners zu ermöglichen. Ein an der Zukunft ausgerichtetes Ausbildungskonzept muss ein modernes und begleitetes (moderiertes) Wissensmanagement enthalten. Es muss dem Lernenden in einer kooperativen Lernwelt die eigenständige Erschließung von Lerninhalten und die Aneignung von Wissen ermöglichen. Das Lernarrangement muss so gestaltet werden, dass eine kontinuierliche Begleitung der Ausbildung durch ein erfahrenes Team von Ausbildern und Experten erfolgt. Die sozialen Aspekte sind dabei ausreichend zu berücksichtigen und die sozialen Kompetenzen zu fördern. Dem Lerner sind die Lerninhalte so anzubieten, dass sie an seine Erlebniswelt anknüpfen und reale und konkrete Handlungen erfordern. Durch Bildung von Gruppen bzw. Lernteams werden die Lerneffizienz gesteigert und die Fehlerquote minimiert. Unter Nutzung der neuen Medien können reale Handlungen erfolgreich durch die Lerngruppe simuliert und auf die Praxis übertragen werden. Die Kommunikation hat die Funktion eines alles verbindenden Bandes. Sie stellt die Verbindung zwischen den einzelnen Elementen vor, während und nach der Ausbildung her. Das Ende eines Kurses oder Ausbildungsabschnitts stellt nicht den Endpunkt dieser Ausbildungskonzeption dar, sondern ist nur ein Abschnitt im Regelkreislauf des lebenslangen Wissenserwerbs. Das Lernarrangement muss ein zeit- und ortsunabhängiges Lernen sowohl am Arbeitsplatz wie auch zu Hause ermöglichen, die Verfügbarkeit am Arbeitsplatz erhöhen und die Abwesenheit von der privaten Welt verkürzen. Im Bereich der Unternehmen und Organisationen ist die Aus-, Weiter- und Fortbildung nicht losgelöst von den übrigen Prozessen zu betrachten, sondern integraler Bestandteil dieser Prozesse. Damit kann zum Beispiel die Forderung »on demand« zur Unterstützung vor Ort in der beruflichen Praxis erfolgreich umgesetzt werden.
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Rahmenbedingungen Bisher wurde Ausbildung meist als eigenständiger Prozess angesehen, der relativ losgelöst von den übrigen Prozessen in einer Institution oder einer Unternehmung abläuft. Dabei wurde häufig verkannt, dass das durch Ausbildung erweiterte Wissen der Mitarbeiter für jede Institution ein enormes Kapital darstellt. Investitionen in diesem Bereich müssen eine mindestens zweidimensionale Wirkung erzielen. Das Fähigkeitsprofil des Mitarbeiters wird erweitert. Dieses erweiterte Wissen muss der Institution zur Verfügung stehen. Durch eine Verknüpfung der Ausbildung mit den übrigen Geschäftsprozessen ist es möglich, gezielt so zu investieren, dass gleichzeitig das Fähigkeitsprofil der Mitarbeiter verbessert wird und das Knowledgement der Institution steigt.
Systemelemente Bei der konventionellen Ausbildung stand der Ausbilder im Zentrum des Geschehens. Er bestimmte weitestgehend den Ablauf des Lernprozesses. Eine moderne Ausbildungskonzeption besteht aus einem methodisch-didaktischen System von technischen und nichttechnischen Elementen, die im Verbund zusammenwirken und sich gegenseitig ergänzen: < < < < < < <
Ausbildungsteam (Trainer, Ausbilder, Teletutoren), Experten, Autoren Einzellerner, Lernteam, Lerngruppe Ausbildungsmaterial (Dokumente), Präsentationen, digitale Dokumentationen Lernmodule, digitale Lernmaterialen, WBTs, CBTS, Fernausbildungsprogramme Support und Administration, Entwicklungstools Lernmanagementsystem (Plattform) Netze zur Datenübertragung
Diese Ausbildungskonzeption kann nicht »von der Stange« gekauft werden, sondern muss individuell auf die Bedürfnisse der jeweiligen Organisation angepasst werden. Dies setzt eine gründliche Analyse voraus, die sich auch an den Zielen der jeweiligen Organisation orientiert�.
Ausbildungsteam Sie können eine Ausbildung oder einen Kurs bei einem solchen Konzept nicht alleine leiten. Dies würde deutlich Ihre Belastbarkeitsgrenzen überschreiten. Damit Sie als
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Moderne und zukunftsorientierte Ausbildungskonzepte
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Ausbilder einen Kurs über eine Onlineplattform durchführen können, benötigen Sie eine zusätzliche Qualifikation als Teletutor, die Sie befähigt, einen solchen Kurs zu moderieren und die notwendigen Werkzeuge methodisch-didaktisch sinnvoll einzusetzen. Die Ausbildung zum Teletutor wird von verschiedenen Institutionen angeboten und schließt mit einem Zertifikat ab. Entsprechende Angebote finden Sie im Internet oder bei der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) (www.zfu.de). Die Erstellung der Inhalte erfolgt durch ein Team bestehend aus Projekt-/Ausbildungsleiter, Ausbildern (Didaktikern), Kursarchitekten (Methodikern), Autoren (Contenterstellung) und Fachexperten. Funktionen und Verantwortungsbereiche: < Projekt-/Ausbildungsleiter: Stellt die Einhaltung der Zielvorgaben sicher. < Ausbilder (Didaktiker): Wählt die Ausbildungsinhalte aus und definiert die Lernziele. Er bildet die fachlichen Inhalte aus. < Kursarchitekt (Methodiker): Legt die Bestanteile und Methoden fest. < Autor: Erarbeitet die vom Ausbilder festgelegten Lerninhalte. Visualisiert und digitalisiert diese unter Berücksichtigung der vorgegebenen Methoden. < Fachexperten: Stellen Ihre Fachexpertise während der Vorbereitung und Durchführung der Ausbildung zur Verfügung. Kontrollieren die fachliche Richtigkeit der Lehrunterlagen. < Teletutoren: Betreuen die Kursteilnehmer, sind deren Lernbegleiter. Die Rolle des Teletutors oder Kursbetreuers ist eine neue Schlüsselqualifikation für den Bereich der Ausbildungsformen (E-Learning, Distance-Learning und BlendedLearning). Die synchronen und asynchronen Ausbildungsverfahren, die hier angewendet werden, erfordern zusätzliche Qualifikationen:
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< Der Teletutor muss die elektronischen Medien und Kommunikationswege beherrschen. Chat, Mail und Videokonferenz sind seine Handwerkszeuge. < Der Teletutor muss Lernprozesse online und offline begleiten und moderieren. < Der Teletutor muss im »virtuellen Raum« präsent sein. < Er muss die Lerner zu Aktivitäten auffordern. < Er muss trotz räumlicher Distanz für den Lerner erlebbar sein. < Der Tutor muss in der Lage sein, den Lerner auch über Worte und Argumente einzuschätzen. < Der Teletutor muss den »Arbeitsplan« durchsetzen. < Er muss den Lernern zeigen, dass er einen genauen Überblick über ihre Aktivitäten besitzt. < Der Teletutor sollte neben den bereits beschriebenen Kompetenzen über eine ausgeprägte Persönlichkeitskompetenz verfügen.
Lerner, Lerngruppe, Lernteam Die Lerner können je nach Kursstruktur die Lerninhalte individuell oder aber in der Gruppe oder einem Team erarbeiten. Der Ausbildungserfolg eines Kurses hängt auch häufig von der richtigen Zusammensetzung der Teams ab. Es gibt je nach Aufgabenstellung verschiedene Typen. < Basisteam: Dauerhafte Teamstruktur für die Gesamtdauer der Ausbildung. In der Regel heterogene Zusammensetzung. Homogene räumliche Zuordnung. < Arbeitsteam: Zeitlich begrenzt für die Bearbeitung einer Aufgabe oder eines Themas. Teamgröße zwischen zwei und vier Personen. < Lerngruppe: Zeitlich begrenzt für die Bearbeitung eines Themas oder für die Dauer einer Ausbildung. Es gibt verschiedene Methoden der Teambildung. Bei einer Online-, Distance-Learning- oder Blended-Learning-Ausbildung sollte die Teambildung in der Kick-offVeranstaltung bzw. zu Beginn der ersten Präsenzphase erfolgen. Man versteht unter einem Kick-off oder einem Kick-off-Meeting eine Auftaktveranstaltung. Deren Zweck ist in der Regel die Teambildung und die Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses der Teilnehmer für das Projekt. Mögliche Inhalte einer Kick-off-Veranstaltung: < Klärung der Aufgabenstellung in der Ausbildungsveranstaltung
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Moderne und zukunftsorientierte Ausbildungskonzepte
Kapitel 4
Erwartungen der Beteiligten Vorstellung der Ausgangssituation Vorstellung des Projektteams (alle Beteiligten der Projektorganisation) Klärung der »Spielregeln« und der Rollen Organisatorische Regelungen (Nutzung der Lernplattform, regelmäßige Termine etc.) < erste fachliche Klärungen < Klärung des weiteren Vorgehens (erste Aufgabenstellung) < < < < <
Phasenmodell der Fernausbildung. Planen Sie auf jeden Fall genügend Zeit für den Kick-off ein. Für die Teambildung gibt es verschieden Möglichkeiten. Ob Sie mit Soziogrammen oder mit anderen Methoden arbeiten, bleibt Ihnen und Ihrer Zielsetzung überlassen. Ein Soziogramm ist die grafische Darstellung der Beziehungen in einer Gruppe, etwa in einer Lerngruppe. Es ermöglich eine Analyse der Beziehung zwischen den Mitgliedern dieser Gruppe (Sympathie und Antipathie), beispielsweise durch die Antwort auf die Frage »Neben wem möchten Sie gerne sitzen?« Aufgrund dieser Analyse kann die Zusammenstellung von Lerngruppen optimiert werden.
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Steht Ihnen keine der genannten Veranstaltungen zur Verfügung, dann kann die Gruppenbildung auch über den Computer erfolgen. Etwa durch eine einfache Nachfrage, wer mit wem zusammenarbeiten möchte. Die Arbeit mit Lerngruppen oder Teams hat für den Teletutor viele Vorteile. In einem Team erfolgt durch die Kooperation der einzelnen Teammitglieder untereinander eine wesentlich intensivere Auseinandersetzung mit dem Lernstoff. Es müssen weniger Arbeitsaufgaben gestellt werden. Die Arbeitsumfänge können wesentlicher komplexer gestaltet werden.
Ausbildungsinhalte Die neuen Ausbildungsformen bieten Ihnen aufgrund ihrer Methodenvielfalt die Möglichkeit, immer die optimale Methode für die Vermittlung der Ausbildungsinhalte anzubieten. Dabei ist aber zu bedenken, dass nicht alle Ausbildungsinhalte über Netze erfolgreich vermittelt werden können. Sie können nicht: < Werte und Einstellungen vermitteln < Erfahrungen vermitteln, die nur aus der Praxis gewonnen werden können < Handlungssicherheit vermitteln Außer diesen genannten Einschränkungen können Sie alle Ausbildungsinhalte über das Netz verbreiten und vermitteln. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass nur autorisierte (geprüfte und freigegebene) Inhalte publiziert werden. Neben der grundsätzlichen Verantwortung, die jeder Ausbilder für die von ihm vermittelten Inhalte hat, ist es keine Einschränkung der Lehrfreiheit, wenn das Basismaterial eines Kurses einem entsprechenden Prüfungs- und Freigabeverfahren unterzogen wird.
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Kapitel 4
Support, Administration, Entwicklungstool Das Lernen über Distanzen erfordert auch eine besondere Art der Unterstützung für den Lerner. In der Präsenzausbildung kann der Ausbilder unmittelbar und direkt auf Probleme und Schwierigkeiten des Lerners eingehen. Beim Lernen über Distanzen fehlt dieser unmittelbare Kontakt. Und dennoch muss der Lerner die Gewissheit haben, dass er bei Problemen und Schwierigkeiten nicht alleine ist. Der Lerner benötigt in zweierlei Hinsicht Unterstützung: zum einen bei technischen Problemen und zum anderen bei Problemen, die sich aus der Verarbeitung des Stoffs heraus ergeben. Für den technischen Support sollte entweder eine Hotline oder zumindest eine Kontaktmöglichkeit per E-Mail bestehen. Besonders günstig ist es, wenn direkt in der Institution eine solche Unterstützung verfügbar ist. Der Lernprozess muss ständig begleitet werden. Hilfestellung und Beratung sollten nicht erst dann angeboten werden, wenn der Lerner um Hilfe ruft. Der Lerner muss auch bei positiven Ergebnissen in seinem Verhalten gestärkt und motiviert werden. Oft genügt schon eine Mail: »Das haben Sie gut gemacht! Weiter so!« Bei falschen Aufgabenlösungen ist grundsätzlich eine zweite Chance einzuräumen, falls nicht Prüfungsordnungen oder Ähnliches dem entgegenstehen. Ü Tipp! Wenn Sie Aufgaben stellen, denken Sie daran, dass diese auch unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen lösbar sein müssen. Fernlernen (Distance-Learning) und Blended-Learning erfolgt in der Regel unter der Nutzung einer Lernplattform oder zumindest eines Ausbildungsmanagementsystems. Damit dieses komplexe System seine Funktionsfähigkeit erhält, sind die Rollen und die damit verbundenen Rechte eindeutig zu definieren. Man muss dabei grundsätzlich zwei Ebenen unterscheiden. Die Entwicklung (Kurserstellung) und die Nutzung (Kursadministration, Kursdurchführung). Eine Möglichkeit der Vermengung darf es nicht geben. Die Kursentwicklung erfolgt auf der Basis von Ausbildungsplänen oder curricular nach den gleichen Grundsätzen, wie sie bei der Entwicklung von Lernprogrammen angewandt werden. Autorenwerkzeuge wie zum Beispiel SUMATRA oder IDEA bieten die Möglichkeit einer verteilten Entwicklung im Netz.
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Programmerstellung mit SUMATRA.
Beispiel einer mit dem Tool IDEA erstellten Bildschirmseite. 256
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Kapitel 4
Bei diesen Tools sind die Rollen gleichzeitig mit Rechten verbunden, die den Workflow (Arbeitsfluss) sicherstellen. Die Vergabe der Rechte richtet sich nach der Rolle im jeweiligen Projekt (Administrator, Projektleiter, Autor, Grafiker usw.). Je höher die Stellung in der Projekthierarchie, umso größer die Rechte. Damit wird auch verhindert, dass nicht freigegebene Inhalte öffentlich publiziert werden können, also von der Entwicklungsebene auf die Nutzungsebene gelangen.
Autorentool SUMATRA: Vergabe von Rechten. Auf der Nutzungsebene muss die Administration einen reibungslosen Kursverlauf gewährleisten. Dazu gehört, dass nur autorisierte Personen an den Kursen teilnehmen und die Teilnehmerrechte gewährleistet werden. Der Einhaltung des Datenschutzes kommt dabei entscheidende Bedeutung zu. Die gesetzlichen Grundlagen dafür sind unter anderem das Grundgesetz, das Sozialgesetzbuch, das Bundesdatenschutzgesetz und die Datenschutzgesetze der Länder. Außerdem gibt es in Deutschland ein Fernunterrichtsgesetz (FernUSG). Kursteilnehmer können sich zu Informationszwecken oder bei Problemen an die Staatliche Stelle für Fernunterricht (ZFU, www.zfu.de) wenden. Die lückenlose Einhaltung dieser Bestimmungen ist durch die Administration sicherzustellen.
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Entwicklungstools Lernplattformen verfügen meist auch über eigene Entwicklungstools zum Erarbeiten von Kursmaterialien, Aufgaben und dergleichen mehr. Diese Tools sind für die Ausbilder geeignet, um schnell Präsentationen, Dokumente und Erfolgskontrollen oder einfache Lernprogramme zu generieren. Sie eignen sich jedoch nicht für die Entwicklung von Inhalten und Lernmodulen mit entsprechend umfangreichen Medienanteilen. So ist beispielsweise vielfach nur eine sehr eingeschränkte Bildbearbeitung möglich. Grafiken lassen sich im Regelfall nicht punktgenau platzieren und formatieren. Für die Entwicklung von Lernmodulen muss deshalb auf Autorentools wie beispielsweise Director, Authorware, Toolbook, SUMATRA oder IDEA zurückgegriffen werden. Und auf weitere Programme für die Entwicklung und Digitalisierung von Animationen, Grafiken, Fotos Videos und Audios wie Photoshop, CorelDraw, 3D-Studio Max, Adobe Premiere. Bei der Entwicklung ist besonders darauf zu achten, dass die verwendeten Medien auch über die in den Netzen zur Verfügung stehenden Bandbreiten dargestellt werden können. Diese Entwicklungen erfordern den Einsatz von Fachpersonal (Autoren) und sind nicht durch Ausbilder oder Teletutoren zu leisten. Die Entwicklung von Lernmodulen erfolgt analog der Entwicklung eines herkömmlichen Computerlernprogramms.
Standards und Normen Der Einhaltung von Standards und Normen kommt bei der Entwicklung von Ausbildungsmaterialien eine zweifache Bedeutung zu. Zum einen sollten Lerninhalte mehrfach verwendbar sein - auf unterschiedlichen Plattformen und in verschiedenen Applikationen. Ausbildungen sollen aus dem vorhandenen Material modular zusammengestellt werden können. Zum anderen soll dem Lerner eine komfortable Nutzung ermöglicht werden. Motivation und Attraktivität eines Kurses leiden erheblich, wenn der Lerner sich bei jedem Kursmodul an neue Funktionalitäten oder Oberflächen gewöhnen muss. Deshalb müssen Vereinbarungen getroffen werden, die alle Entwickler (intern und extern) zur Einhaltung bestimmter Standards verpflichten. Um einen Datenaustausch zwischen Lernmodul und Lernmanagementsystem sicherstellen zu können, muss die Entwicklung zwingend unter der Einhaltung bestimmter Richtlinien und Normen erfolgen. Maßgebend sind hier zwei Normen: AICC (Aviation Industry CBT Committee) und SCORM (Sharable Content Object Reference Model).
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Moderne und zukunftsorientierte Ausbildungskonzepte
Kapitel 4
Die Anwendung dieser Standards ist zwingend erforderlich, weil damit ein plattformübergreifender Datenaustausch sichergestellt werden kann. Dem zu übergebenden Datenpaket der Metadaten ist dabei besondere Beachtung zu schenken, um einen Datenaustausch zu ermöglichen. Als Metadaten oder Metainformationen bezeichnet man allgemein Daten, die Informationen über andere Daten oder Eigenschaften eines Objektes enthalten. Ein solches Datenpaket kann zum Beispiel folgende Angaben enthalten: Date
Aktuelles Datum „JJJ.MM.TT“
Time
Aktuelle Uhrzeit: „HH:MM:SS“
Interaction_ID
ID der Aufgabe
Objective_ID
ID für die Zielsetzung der Aufgabe
Type_Interaction
Typ der Aufgabe „c“ für choice (Multiple-Choice-Aufgabe) „f“ für fill-in (Lückentext- oder Freitextaufgabe) „m“ für matching (Drag & Drop-Aufgabe)
Correct_Response
Korrekte Lösung der Aufgabe
Student_Response
Eingabe des Lerners
Result
Ergebnis der Aufgabe
Weighting
Bewertung des Ergebnisses in Prozent
Latency
Dauer der Bearbeitung einer Aufgabe: „HH:MM:SS“
Metadatenpaket »Auswertung von Erfolgskontrollen«. Zusätzlich sollten die Kurse noch einem Qualitätsmanagement unterworfen und nach ISO-Norm zertifiziert werden. Mit der Zertifizierung ist auch eine deutliche Qualitätssteigerung der Kurse verbunden, steht doch im Zentrum der Betrachtungsweise der Lernprozess und nicht die Technik. Sie sollten alle Möglichkeiten nutzen, um die Qualität Ihrer Ausbildung zu verbessern. Und ganz nebenbei bemerkt: Ein zertifizierter Kurs lässt sich besser vermarkten.
Plattform und Lernmanagementsystem Das zentrale Steuerungselement einer Anwendung im Bereich des Fernlernens (Distance-Learning) und des Blended-Learning ist die Lernplattform. Nach Schulmeister bzw. Häfele/Maier-Häfele kann sie grundsätzlich in fünf Bereiche eingeteilt werden: < Präsentation von Inhalten < Kommunikationswerkzeuge (E-Mail, Chat, Chatroom, Messagebord)
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< Werkzeuge zum Erstellen von Aufgaben und Übungen < Evaluations- und Bewertungshilfen < Administration (Verwaltung von Kursen, Teilnehmer und Inhalten) Es gibt viele Anbieter von Lernplattformen und Ausbildungsmanagementsystemen auf dem Markt. Häufig stehen Sie vor der Entscheidung, eine eigene Plattform zu realisieren oder die Nutzung eines Anbieters am Markt zu wählen. Für den wirtschaftlichen Betrieb einer eigenen Lernplattform benötigen Sie circa 500 Lerner täglich. Ab dieser Größenordnung lässt sich eine Lernplattform kostendeckend betreiben. Diese Bedarfszahlen lassen sich in der Regel nur in größeren Unternehmen oder Organisationen erzielen. Der überwiegende Teil der Nutzung wird entweder das Leasing einer Lernplattform oder der Ankauf von Onlineschulungen sein. Sollten Sie sich für das Leasing entscheiden, dann legen Sie Wert darauf, dass eine entsprechende Beratungsleistung, verbunden mit einer individuellen Anpassung der Lernplattform (Corporate Identity), Bestandteil des Vertrags ist. Viele Anbieter unterbreiten bereits im Vorfeld ein umfassendes Beratungsangebot. Sie können keine Lernplattform von der Stange kaufen. Damit sie ihren Zweck erfüllt, ist immer eine individuelle Anpassung notwendig. Jede Plattform verwendet auch ein Lernmanagementsystem (LMS) als operatives Instrument zur Unterstützung der Ausbildung. Dieser Ansatz ist nicht mehr zukunftsorientiert, da diese Systeme meist nicht in den gesamten Geschäftsprozess einer Organisation oder eines Unternehmens integriert sind und somit wertvolle Synergien nicht genutzt werden. Eine logische Weiterentwicklung stellen die Ausbildungsmanagementsysteme (AMS) dar. Diese Systeme koppeln die zu unterstützende Ausbildung mit Bereichen der Personalführung/-entwicklung auf der Basis von Organisationsvorgaben. Mit dieser Lösung wird allerdings noch keine vollständige Integration der Ausbildung in den Gesamtprozess erreicht. Erst die Implementierung eines Integrierten Ausbildungsmanagementsystems (IAMS), das die unterstützte Ausbildung über den Personalbereich hinaus in die Datenströme der Organisation oder des Unternehmens integriert und diese für sich nutzbar macht, ist die zukunftsorientierte Lösung (Integration als Erfolgsfaktor).
Netze zur Datenübertragung Auch das modernste, innovativste Ausbildungskonzept nutzt Ihnen wenig und erzeugt nicht die gewünschte Akzeptanz, wenn die zur Verfügung stehenden Netze nicht über die notwendigen Bandbreiten verfügen. Um Onlinekurse in einer vernünftigen Qualität anbieten zu können, sollten Sie über ein Netz entsprechender Bandbreiten verfügen. Ist dies nicht der Fall, dann müssen
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Sie bei der Entwicklung von Lerninhalten besonders sorgfältig vorgehen und insbesondere die Medien den verfügbaren Bandbreiten anpassen. Eine Möglichkeit, diesen »Engpass« zu umgehen, sind Hybridlösungen (Mischlösungen). Die Programmdaten werden mit Ausnahme der umfangreichen Mediendaten online über das Netz bereitgestellt. Die Mediendaten werden auf dem Lernerrechner zum Beispiel mit einer CDROM verfügbar gemacht. Das Programm greift dann im Bedarfsfall über Datenlinks auf die Mediendaten der CD-ROM zu. Die volle Funktionalität wird nur durch das Zusammenspiel beider Komponenten erreicht.
Regeln für das Lernen im Netz Genau wie bei der konventionellen Ausbildung bedarf es auch beim Lernen im Netz Regeln des gemeinsamen Umgangs miteinander. Grundsätzlich handelt jeder Lerner eigenverantwortlich. Die Beiträge, die Lerner in Diskussionsforen oder am Schwarzen Brett abgeben, werden namentlich gekennzeichnet. Um die Beiträge sinnvoll bearbeiten zu können, ist es erforderlich, dass man das Schwarze Brett (Pinnwand) in verschiedene Kategorien einteilt. Dadurch wird eine schnelle Orientierung und Information gewährleistet. Bei der Arbeit in Netzen treten immer wieder Fehler oder Störungen auf. Um die Ursachen rasch erkennen und beseitigen zu können, ist jeder Teilnehmer im Netz aufzufordern, Fehler und Störungen zu dokumentieren und mitzuteilen. Für die Dokumentation hat es sich als am zweckmäßigsten erwiesen, wie bei einer Unfallmeldung eine bereits strukturierte Meldung in die Standardmails einzufügen: < < < <
(WER?), Name des Meldenden (WO?), Wo ist der Fehler aufgetreten (WANN?), Zeitpunkt, an dem der Fehler auftrat (WIE?), Dokumentation des Fehlers (Screenshot)
Es kommt auch vor, dass sich einzelne Kursteilnehmer nicht an die Umgangsregeln halten. Hiermit sind allgemeine Regelverstöße gemeint, keine strafrechtlich relevanten Tatbestände, für deren Ahndung es gesetzliche Grundlagen gibt. Es gibt die Möglichkeit, Teilnehmer zeitlich begrenzt von bestimmten Aktivitäten auszuschließen. Haben Teilnehmer bestimmte Aufgaben nicht erledigt, dann können weitere Module so lange gesperrt werden, bis die Aufgabe erledigt ist. Teilnehmer lesen bzw. informieren sich nicht über bestimmte allgemein bekannte Sachverhalte (FAQ) und bombardieren die Teletutoren mit E-Mails. Dann besteht
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unter anderem die Möglichkeit, einen während des Kick-off-Meetings vereinbarten Beitrag in eine gemeinsame Kasse zu entrichten. Es gibt auch Teilnehmer, die sich im Ton vergreifen, das kann mit einer Gelben oder Roten Karte in Form einer speziellen Mail geahndet werden. Im Wiederholungsfall und bei gravierenden Verstößen sind solche Teilnehmer auszuschließen. Um Rechtsstreitigkeiten in diesen Fällen vorzubeugen, empfiehlt es sich, eine entsprechende Passage in den Vertragstext aufzunehmen.
Prüfungen im Netz Prüfungen im Netz stellen den Teletutor vor das Problem, dass er sicherstellen muss, dass der Lerner tatsächlich die Aufgaben bearbeitet und keine unerlaubten Hilfsmittel oder Helfer einsetzt. Dieses Problem wird umso gravierender, je mehr für den einzelnen Lerner vom Ergebnis der Prüfung abhängt. Es gibt technische Möglichkeiten, zum Beispiel Fingerprints, um eine Person eindeutig zu identifizieren. Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass nicht ein Helfer mitarbeitet oder unerlaubte Hilfsmittel verwendet werden. Es hat sich bewährt, Prüfungen in den Präsenzphasen durchzuführen und dazu spezielle Räume mit vorkonfigurierten Rechnern zu verwenden. Große Institute und Firmen verfügen über separate Einrichtungen nur für Prüfungen. Es besteht auch die Möglichkeit, diese Räume anzumieten. Damit kann am besten gewährleistet werden, dass der Prüfling ohne unerlaubte Helfer arbeitet.
Daten- und Personenschutz Daten- und Personenschutz sind besonders im Bereich der Fernausbildung ein Thema von zentraler Bedeutung. Die Besonderheit bei diesem Recht ist, dass es sich im Prinzip um ein Verbot mit Erlaubnischarakter handelt. Die Verarbeitung und Speicherung von personenbezogenen Daten ist nur dann zulässig, wenn die betroffene Person ihre Einwilligung dazu gegeben hat. Bei den personenbezogenen Daten handelt es sich um keine Sozialdaten (§ 67 SGB und § 35 SGB I), die einer besonders restriktiven Nutzung unterliegen. Für den Bereich der Fernausbildung des Distance-Learning kommen deshalb die normalen Datenschutzgesetze zur Anwendung.
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Das wichtigste ist das Bundesdatenschutzgesetz, ergänzt durch die Datenschutzgesetze der Länder. Als Grundsatz gilt: Eine Verarbeitung oder Nutzung ist nur zulässig, wenn entweder die Einwilligung des Betroffenen vorliegt oder eine entsprechende gesetzliche Grundlage gegeben ist. Für den Schutz der Daten sind die Datenschutzbeauftragten zuständig. Im Regelfall muss jeder Anbieter von Fernausbildung einen Datenschutzbeauftragten (DSB) benennen. Auch sind die Personalvertretungen und der Betriebsrat einzubeziehen, wenn in einer Institution oder Unternehmung Fernausbildungskurse durchgeführt werden.
Personenbezogene Daten Welche Daten gehören denn nun in diesen besonders schutzwürdigen Bereich? Im Prinzip sind es alle Daten oder Datensätze, die geeignet sind, eine Person eindeutig zu identifizieren, und »manuell« oder elektronisch verarbeitet werden. Zu den personenbezogenen Daten zählen Name, Anschrift, Geburtsdatum, Familienstand, Einkommen, Beruf, Hobby, Kursteilnahme, Noten. Die Verarbeitung und Nutzung dieser Daten lassen keine Interpretationsspielräume zu. Grundsätzlich ist dazu eine schriftliche Einwilligung der Kursteilnehmer erforderlich. Besonders kritisch ist dabei der Bereich Leistungsbewertung und Noten. Die Rechte der Betroffenen regeln die § 19 und § 20 des Bundesdatenschutzgesetzes. Sollten Sie einen Fernausbildungskurs im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses anbieten, dann dürfen auf gar keinen Fall Personalakte und Kursdaten miteinander verknüpft werden können. In die Personalakte werden lediglich die Zertifikate übernommen. Abweichende Regelungen bedürfen grundsätzlich einer besonderen schriftlichen Vereinbarung. Ich kann hier nur die Empfehlung aussprechen, die gesetzlichen Vorgaben peinlichst genau einzuhalten, um schwerwiegende und sehr kostenträchtige Folgen abzuwenden.
Kosten Ausbildung und Bildung verursachen Kosten. Beides ist nicht zu Preisen wie im Supermarkt zu bekommen. Ausbildung und Bildung der Mitarbeiter sind ein investives Gut. Firmen und Institutionen, die nicht in diesem Bereich investieren, laufen sehr
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schnell Gefahr, nicht mehr den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden und ihre »Spitzenkräfte« an andere Firmen oder Institutionen zu verlieren, die über entsprechende Angebote verfügen. Fernausbildung (Distance-Learning) und Blended-Learning bietet die Möglichkeit, Kosten in diesem Bereich zu senken und die Aus- und Weiterbildung zu optimieren. Vergleichende Untersuchungen (z. B. beim Verband der Rentenversicherungsträger) von herkömmlichen Präsenzschulungen in Klassenräumen mit CBT und Fernausbildungskursen haben ergeben, dass zwar die konventionelle Schulung zunächst die kostengünstigste Variante darstellt, über einen längeren Zeitraum jedoch die kostenintensivste Lösung. Eine CBT-Schulung erfordert hohe Anfangsinvestitionen, rechnet sich jedoch ab etwa 800 verkauften CBTs. Ein Fernausbildungskurs kann ab etwa dem 15. Teilnehmer kostendeckend durchgeführt werden.
Staatliche Zulassung Bevor Sie einen Fernunterricht am Markt (außerhalb des eigenen Bereichs) anbieten dürfen, müssen Sie das staatliche Zulassungsverfahren erfolgreich absolviert haben. In der Bundesrepublik Deutschland unterliegen seit dem 01. Januar 1977 alle Fernlehrgänge, die öffentlich angeboten werden, einer Zulassungspflicht. Ein Fernunterricht darf erst nach dieser staatlichen Zulassung angeboten werden. Die Entscheidung über die Zulassung trifft die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU). Von dieser Zulassungspflicht sind Hobbylehrgänge (Lehrgänge, die ausschließlich der Freizeitgestaltung und Unterhaltung dienen) ausgenommen.
Schulungskonzept Wie muss eine erfolgreiche Schulung oder Kurs im Bereich der Fernausbildung (Distance-Learing) bzw. des Blended-Learning gestaltet sein? Welche Faktoren müssen dabei berücksichtigt werden? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich der nun folgende Abschnitt.
Schema eines Schulungskonzepts Wie wichtig ein durchdachtes und strukturiertes Schulungskonzept ist, haben verschiedene Studien aufgezeigt. Bei »reinen« E-Learning-Kursen ohne sozialen Kon-
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takt beenden circa 50 Prozent der Teilnehmer den Kurs vor dem Abschluss (z. B. Computerführerschein). Das Konzept für eine Schulung ist dann erfolgreich, wenn es einem Blended-Learning-Ansatz folgt und eine Mischung aus modernen und konventionellen Methoden und Mitteln darstellt und dem Lerner den notwendigen sozialen Kontakt ermöglicht, unter anderem durch Präsenzveranstaltungen und offene Kommunikationswege (Hotline, Fax, Chat, Forum, E-Mail, Videokonferenz). Wenn es Lehr- und Lernmittel (Lehrbriefe, Präsentationen, Dokumente usw.) enthält, die speziell auf die Kursinhalte zugeschnitten sind. Die Grundlage für jede Kursstruktur ist die Durchführung einer methodisch-didaktischen Analyse. Danach könnte ein Blended-Learning-Kurs folgendermaßen strukturiert sein: < Kick-off-Verstaltung (1 Tag): Kennenlernen der Teilnehmer, Einteilung der Arbeitsgruppe, Lehre vom Lernen, organisatorische Maßnahmen, Ausgabe des Lernmaterials und der ersten Arbeitsaufgabe. < 1. Lern- und Arbeitsphase: Chattreffen, Messagebord, Newsletter Mail, Lehrbriefe, Bearbeitung von Contents, Unterrichtsveranstaltung (LVC) durch den Ausbilder. < 1. Präsenzphase: Erfolgskontrolle im Prüfungszentrum, Klärung von Fragen, Verteilung von Arbeitsaufträgen an die Lerngruppen. < 2. Arbeitsphase: Bearbeitung der Arbeitsaufträge in den Lerngruppen, Kommunikation: Chattreffen, Messagebord, Newsletter, Mail, Überprüfung der Ergebnisse durch Ausbilder und Tutor. < 2. Präsenzphase: Vorstellung und Besprechung der Arbeitsergebnisse, Klärung von Fragen und Problemen, Verteilung von Arbeitsaufträgen an die Lerngruppen. < 3. Arbeitsphase: Bearbeitung der Arbeitsaufträge in den Lerngruppen, Kommunikation: Chattreffen, Messagebord, Newsletter, Mail. Bearbeitung einer weiterführenden Aufgabe unter Nutzung eines Lernmoduls mit Erfolgskontrolle. < 3. Präsenzphase: Besprechung und Bewertung der Arbeitsergebnisse, Klärung von Fragen, Vorbereitung Abschlussprüfung, Abschlussprüfung, Zertifizierung, Abschlussveranstaltung. < Nachbetreuung: Transferleistung, Evaluation (Fragebogen). Kommunikation: Chat, Mail, Fax, Forum.
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Ausbildungscontrolling Ausbildung nach dem »Gießkannenprinzip« für jedes Pflänzchen (Lerner) geht meistens am wirklichen Bedarf vorbei. Das Ziel von Ausbildungscontrolling ist es, die Effektivität und die Effizienz in der Ausbildung von Ausbildung zu analysieren, zu messen, steuernd auf die Ausbildungsaktivitäten einzuwirken und die Wertschöpfung in der Ausbildung darzustellen. Hierunter ist die systematische Erzeugung und Nutzung von Indikatoren (quantitativ und qualitativ) aus dem Ausbildungsbereich zu verstehen. Damit Controlling erfolgreich durchgeführt werden kann, sind einige Bedingungen einzuhalten. Voraussetzung ist eine Definition der Ziele und des Zeithorizonts, in dem diese Ziele erreicht werden sollen. Dabei wird der IST-Zustand gemessen und in Verhältnis zum vorher definierten SOLL-Zustand gesetzt. Das Ergebnis dieser Analyse wird in Maßnahmen umgesetzt. Durch regelmäßige Messungen läst sich so der Ausbildungsprozess steuern.
Regelkreis Ausbildungscontrolling. Ausbildungscontrolling sollte durch die Verantwortlichen in der Ausbildung durchgeführt werden. Häufig liegen in diesem Bereich bereits viele Daten vor, die lediglich mit den neuen Kennzahlen in Bezug gesetzt werden müssen, um dann zu qualitativen Aussagen zu gelangen. Die Grundlage für das Funktionieren eines Ausbildungscontrollings ist eine geeignete computergestützte Datenbasis in Kombination mit einem Informationssystem. Effektivität und Effizienz der Ausbildung lassen sich individuell, qualitätsbezogen, maßnahmenspezifisch und kostenorientiert messen. Individuell können beispielsweise die Leistungen eines Lerners und seine Entwicklung einer Erfolgskontrolle unterzogen werden, qualitätsbezogen die Bewertung der gesamten Ausbildungsmaß-
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nahme, zum Beispiel eines Kurses. Maßnahmenspezifisch können einzelne Elemente des Kurses (z. B. die Effizienz der eingesetzten Lernprogramme) bewertet werden. Der Kostenanteil kann die Kosten der Ausbildungsmaßnahmen im Verhältnis zu den übrigen Personalkosten bewerten. Wichtig dabei ist, dass Ausbildungscontrolling nicht als einmalige Maßnahme betrachtet wird, sondern als ständiger Regelkreis, der mit den übrigen Prozessen in einer Organisation verknüpft ist und mit ihnen kommuniziert. Ausbildungscontrolling ist Bestandteil des Qualitätsmanagements eines Unternehmens bzw. einer Organisation. Ausgehend vom Ausbildungscontrolling werde ich im Folgenden noch auf einige wichtige Teilaspekte hinweisen, die aus meiner Sicht ebenfalls beachtet werden sollten.
Konzeption und Planung Die Konzeption und Planung von Ausbildungsmaßnahmen sollte nur auf der Basis von sicheren Werten erfolgen. Das Ausbildungscontrolling liefert Ihnen hierzu die notwendigen Informationen. Bei der Konzeption und Planung von gänzlich neuen Maßnahmen kann zunächst mit Vergleichszahlen und Annahmen gearbeitet werden. Diese werden dann im laufenden Prozess durch »harte Werte«, die Ihnen das Controlling liefert, ersetzt und ergänzt. In diese Betrachtung sind alle Ausbildungsmaßnahmen einzubeziehen. In das System sind »Sensoren« einzubauen, die es ermöglichen, auch außerhalb des festgelegten Berichtszeitraums, etwa bei laufenden Maßnahmen, Fehlentwicklungen zu erkennen und gegebenenfalls steuernd einzuwirken. Als Sensoren bieten sich zum Beispiel an: < Tägliche bzw. wöchentliche Feedbackabfragen von Lernern und Ausbildern unter Nutzung einer normierten Tabelle mit Warnschwellenanzeige. < Ein »Kummerkasten«. < Laufende Auswertung und statistische Erfassung von Bearbeitungszeiten der Kursmodule (SOLL-IST-Vergleich). < Laufende Auswertung der Erfolgskontrollen (Gesamtergebnisse und Einzelfragen) usw.
Ankündigung eines Kurses Eine Ausbildungsmaßnahme bzw. ein Kurs hat nur dann Erfolg, wenn Sie bei der Ankündigung einige Dinge beachten. Was umfasst eine Ankündigung? Die Ankündigung soll eine Information über Inhalt, Ziele, Teilnehmerprofil und den organisatorischen Rahmen beinhalten. Sie richtet sich an Teilnehmer und Organisationen. Die Ankündigung kann in Form eines Jahresprogramms (Katalog) oder für einzelne Maßnahmen erfolgen. Zunehmend werden die Programme im Internet auf der
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Homepage des Unternehmens bzw. bei entsprechenden Informationsdiensten eingestellt. Einzelmaßnahmen werden zusätzlich durch Mails oder Flyer beworben. Wichtig dabei ist, dass die Information rechtzeitig, formal richtig und vollständig am richtigen Ort platziert wird. Besonderes Augenmerk sollten Sie auf das Teilnehmerprofil legen. Die Teilnahmevoraussetzungen sind möglichst präzise zu beschreiben. Somit stellen sie sicher, dass Teilnehmer nicht unter- oder überfordert werden. Damit Sie Ihre Maßnahmen auch in diesem Bereich optimieren können, bietet es sich an, im Anmeldeformular (Hardcopy oder online) die Frage zu platzieren: »Wie haben Sie von diesem Kurs erfahren?«
Teilnehmerauswahl Bei der Teilnehmerauswahl werden die geeigneten Teilnehmer für den Kurs bestimmt. Die Auswahl erfolgt aufgrund der Teilnahmevoraussetzungen. Im Regelfall werden die zur Verfügung stehenden Plätze in der Reihenfolge des Eingangs der Meldungen besetzt. Es sei denn, in der Ankündigung wurde bereits eine Prioritätsreihenfolge festgelegt. Überzählige Meldungen werden auf eine Warteliste gesetzt. Diese Teilnehmer sind in jedem Fall zu informieren. Sollte die Teilnehmerzahl nicht erreicht werden, dann muss entschieden werden, ob die Maßnahme dennoch durchgeführt wird. Bei der Kalkulation gibt es eine Mindestteilnehmerzahl, bei der die Maßnahme noch kostendeckend durchgeführt werden kann. Liegen die Anmeldungen unter dieser Zahl, dann kann nochmals für den Kurs geworben werden. Voraussetzung dafür ist, dass ein ausreichend großes Zeitfenster zur Verfügung steht. Ist dies nicht der Fall, dann bleibt im Regelfall nur die Alternative, den Kurs abzusagen. Häufig kann man jedoch auch beobachten, dass versucht wird, einen Kurs mit allen Mitteln durchzuführen und auch Teilnehmer zulässt, die nicht die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen. Mit solchen Maßnahmen habe ich nur negative Erfahrungen gemacht. Häufig leiden das Klima und die Motivation in einem Kurs darunter. Sie haben dann plötzlich Teilnehmer, die unter- bzw. überfordert sind. Dies kann soweit gehen, dass der Erfolg einer Maßnahme infrage gestellt wird. Die bessere Alternative ist immer noch, den Kurs abzusagen, bevor es zu einem Imageschaden für Institution und Ausbilder kommt. Hat der Ausbilder keine Entscheidungsbefugnis, dann kann er nur die nicht qualifizierten Teilnehmer in einem Gespräch dazu bewegen, die Maßnahme von sich aus zu beenden bzw. ein entsprechendes Feedback veranlassen. Bleiben diese Teilnehmer im Kurs, wird es für ihn schwierig, denn er muss ja ein vorgegebenes Ausbildungs-
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ziel erreichen. Manchmal helfen auch Zusatzangebote, um die weniger qualifizierten Teilnehmer ins Boot zu holen. Sind die Defizite aber zu groß, dann hilft nur eine klare Ansprache, durch die dem Teilnehmer verdeutlicht wird, dass die Rücksichtnahme dort ihre Grenzen hat, wo sie zulasten der übrigen Teilnehmer geht.
Evaluation und Transferleistung Die Evaluation von Lernprozessen ist ein wichtiger Baustein im Ausbildungscontrolling als Teil des Qualitätsmanagements. Evaluation bedeutet Beschreibung, Analyse und Bewertung von Prozessen und Organisationseinheiten mit dem Ziel der Optimierung. Der Begriff wird heutzutage geradezu inflationär behandelt und ist häufig negativ belegt, weil er bei negativen Ergebnissen als Alibi gebraucht wird, um zum Beispiel die Schließung von Abteilungen zu rechtfertigen, die nicht mehr effizient arbeiten. In diesen Fällen kann man nicht von Evaluation sprechen, denn hier werden Personen und Institutionen beurteilt, nicht Maßnahmen. Damit eine Evaluation ihren Zweck erfüllen kann, ist sie nach den allgemeingültigen Standards der Deutschen Gesellschaft für Evaluation (DeGEval) durchzuführen. Demnach muss eine Evaluation vier grundlegende Standards erfüllen: < < < <
Nützlichkeit Durchführbarkeit Fairness Genauigkeit
Eine kurze Erläuterung der Kerninhalte: Die Nützlichkeit soll gewährleisten, dass die Evaluation sich an den definierten Evaluationszwecken sowie am Informationsbedarf der Nutzerseite ausrichtet. Die Einhaltung des Standards »Durchführbarkeit« soll sicherstellen, dass eine Evaluation realistisch, gut durchdacht, diplomatisch und kostenbewusst geplant und ausgeführt wird. Die Fairnessstandards sollen sicherstellen, dass in einer Evaluation respektvoll und fair mit den betroffenen Personen oder Gruppen umgegangen wird. Die Genauigkeitsstandards sollen sicherstellen, dass eine Evaluation gültige Informationen und Ergebnisse zu dem jeweiligen Evaluationsgegenstand und den Evaluationsfragestellungen ermittelt und vermittelt. Die Werte werden durch Datenerfassung, Befragung, Beobachtung, Test und gegebenenfalls Materialanalyse ermittelt. Dazu werden interne und externe Datenquellen genutzt. Die Bewertung erfolgt durch den Vergleich der ermittelten IST-Werte mit den vorher festgelegten und begründeten SOLL-Werten.
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Die Evaluation von Lernprozessen sollte sich auf folgende Kriterien konzentrieren: < Akzeptanzkriterien: Wie sind die Inhalte bei den Teilnehmern angekommen? < Lernkriterien: Kann der Inhalt von den Teilnehmern korrekt wiedergegeben werden? < Transferkriterien: Führt das Gelernte zu merkbaren Verhaltensänderungen? < Ergebniskriterien: Kann man Veränderungen im Output feststellen? Aussagekräftige, valide Daten können Sie durch Fragebogen (Lerner und Ausbilder), Durchführung von Erfolgskontrollen, Dozentenbewertungen, Interviews und Aufgabenstellungen ermitteln. Dazu stehen Ihnen verschiedene Methoden zur Verfügung: < Heißabfrage Zeitpunkt: Während einer laufenden Maßnahme Instrumente: Fragebogen (Teilnehmer- und Dozentenbefragung) < Warmabfrage Zeitpunkt: Innerhalb von 3–5 Tagen nach der Maßnahme Zielsetzung: Ermittlung des Transfererfolgs, Nutzen für den Arbeitsprozess, Akzeptanz und Zufriedenheit, Reichweite und Reflexion in der Organisation Instrumente: Fragebogen (off-/online) < Kaltabfrage Zeitpunkt: 4–6 Wochen nach der Maßnahme Zielsetzung: Ermittlung des Transfererfolgs, Nutzen für den Arbeitsprozess, Akzeptanz und Zufriedenheit, Reichweite und Reflexion in der Organisation Instrumente: Fragebogen (off-/online) < Transferabfrage Zeitpunkt: 6 Monate nach der Maßnahme Zielsetzung: Ermittlung des Transfererfolgs, Nutzen für den Arbeitsprozess, Akzeptanz und Zufriedenheit, Reichweite und Reflexion in der Organisation Instrumente: Fragebogen (off-/online) Bei Lernprogrammen setzt die Evaluation bereits während der Realisierungsphase ein. Bevor Lernprogramme in die Nutzung gehen, sind sie einem Feldtest zu unterziehen. In diesem Feldtest werden mit Hilfe von Probanden aus der Zielgruppe des Programms die Lernwirksamkeit und die Akzeptanz getestet. Die Probanden arbeiten dabei das Programm durch und bewerten es anhand von strukturierten Fragebögen. Die Lernwirksamkeit wird im Rahmen eines Eingangs- und Abschlusstests ermittelt, der dieselben Fragen enthält. So können Sie sicherstellen, dass das Programm in der Nutzung für die Zielgruppe geeignet ist. Diesem »ersten« Evaluationsschritt folgen weitere in definierten Abständen.
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Eigenverantwortliches Lernen Fernlernen (Distance-Learning) und Blended-Learning setzen die Fähigkeit des eigenverantwortlichen und selbstorganisierten Lernens voraus. Normalerweise sollte man annehmen, dass Erwachsene in der Lage und befähigt sind, ihren Lernprozess eigenständig zu organisieren. Dass dem nicht so ist, hat die Erfahrung aus der Praxis gezeigt. Dies bedeutet, dass Sie in der Planung des Kurses auch Zeiten für das Thema »Lernen zu Lernen« einplanen sollten. Diese Sequenz ist Bestandteil der Kick-off-Veranstaltung bzw. der ersten Präsenzphase. Der »normale Arbeitsplatz« ist auf die Bedürfnisse einer effektiven Erledigung der täglichen Arbeit ausgerichtet und als Lernplatz so nur bedingt geeignet. Um auch die Aufgabe »Lernen« bewältigen zu können, muss er umgebaut werden. Dazu sind vor allem organisatorische Maßnahmen zu treffen: < Festlegung der Schulungszeiten: Die Schulungszeiten sind mit dem Vorgesetzten und dem Betriebsrat abzusprechen und zu vereinbaren. < Vermeidung von Störungen: Die Kolleginnen und Kollegen müssen die Lernzeiten wissen. Dazu empfiehlt es sich, ein Türschild mit entsprechender Aufschrift anzubringen, den Anrufbeantworter und die Mailbox mit einer Textansage zu aktivieren. < Lernzeiten: Die Erfahrung aus der Praxis hat gezeigt, dass sich Zeiten außerhalb der Kernarbeitszeit (früh am Morgen oder spät am Nachmittag, Freitagnachmittag) gut zum Lernen eignen. Diese Zeiten bieten außerdem den Vorteil, dass auch umfangreiches Lernmaterial ausgedruckt werden kann, ohne den Produktionsprozess zu stören. < Tägliche Lernzeit: Die Länge einer Onlinesession sollte nicht länger als zwei Stunden betragen. Sie sollten dabei die Aufnahmefähigkeit der Lerner berücksichtigen. Kürzere Zeitblöcke (eine Stunde) können besser in den Tagesablauf der Lerner integriert werden. Häufige Kontakte zwischen Tutor und Lerner verkürzen außerdem die Aufwärm- und Wiederholungsphasen bei Onlineveranstaltungen�.
Zusammenfassung Die Anwendung von Fernausbildung (Distance-Learning) bzw. Blended-Learning ist eine zukunftsorientierte Ausbildungsform, deren Grenzen und Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft sind. So unternehmen zurzeit große Institutionen wie die Bundeswehr enorme Anstrengungen, um Fernausbildung in das SAP-Prozessmodell zu integrieren und unter Nutzung der Lernplattform von SAP Learning Solution in den Gesamtprozess zu integrieren. Das Ziel ist es, nach und nach die gesamte Ausbildung über dieses Modell zu steuern und insgesamt zu integrieren. Dazu steht die Bun-
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deswehr in einem intensiven Dialog mit dem zivilen Ausbildungsbereich und führt auch gemeinsame Veranstaltungen durch (Fernausbildungskongress). Die Vorteile: Kosteneinsparungen rasche Anpassung der Inhalte Lernen am Arbeitsplatz Reduktion von Abwesenheitszeiten individuelles Lernen Verbindung von Simulation, Kooperation und Kommunikation zu einem didaktischen Konzept Diese Vorteile können nur dann ausgeschöpft werden, wenn die Anwendung auf der Basis eines methodisch-didaktischen Konzepts erfolgt und die moderne IT-Technologie lediglich zum Transport der Informationen eingesetzt wird. Der Mensch steht im Mittelpunkt, nicht die Technik.
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Die eingesetzten Ausbilder müssen zur Anwendung dieser Ausbildungsform befähigt werden. Sie müssen die neue Schlüsselqualifikation des Teletutors erwerben und anwenden können. Dies alles bedeutet aber nicht, dass die herkömmlichen Ausbildungsmethoden ausgedient haben. Vielmehr ist die methodisch-didaktisch sinnvolle Mischung von Altem und Neuem unter einem Dach »Lernen im Medienverbund« der zukunftsweisende Weg.
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Einsatz und Nutzung der Präsentationsausstattung
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Checkliste Einsatz und Nutzung der Präsentationsausstattung < Bevor Sie Ihre Präsentationsausstattung im Unterrichtsraum aufbauen, machen Sie sich mit der Technik vertraut. < Prüfen Sie, ob Sie alle Verbindungskabel dabeihaben. < Beschriften Sie die Kabel. < Nehmen Sie bei Präsentationen im Ausland einen Adapter mit. < Prüfen Sie, ob eine Ersatzlampe für den Beamer vorhanden ist. < Verfügt der Raum über genügend Steckdosen (mindestens zwei) und sind diese in erreichbarer Nähe? < Nehmen Sie eine Kabeltrommel und Mehrfachsteckdosen mit. < Funktioniert die Fernbedienung des Beamers? < Halten Sie Ersatzbatterien für die Fernbedienung bereit. < Haben Sie Ihre Präsentation mit allen Dateien dabei? < Haben Sie Ihr Notebook mit installierter Präsentationsdatei dabei? < Denken Sie an Netzteil, geladene Akkus, Ersatztastatur, Maus bzw. Funkmaus mit Ersatzbatterien. < Haben Sie an die CD-ROM mit Betriebssystem und Bootmedium gedacht? < Nutzen Sie ein fremdes Notebook, überzeugen Sie sich davon, dass PowerPoint auf dem Rechner installiert und mit Ihrer Version identisch ist. Sollte dies nicht der Fall sein, dann nutzen Sie den PowerPoint-Viewer. < Bereiten Sie die Präsentation mit Pack & Go vor. < Sind alle Schriften auf dem Rechner installiert, die Sie benötigen? < Stellen Sie den Beamer waagerecht und in einer Entfernung von circa drei Metern zur Projektionsfläche auf. (Je näher der Beamer an der Projektionsfläche, desto kleiner das Bild.) < Prüfen Sie die Qualität der Darstellung. < Muss der Raum abgedunkelt werden? < Haben alle Teilnehmer freie Sicht auf die Projektionsfläche? < Haben Sie ausreichend Licht zum Lesen der Notizen? < Denken Sie daran, dass der Beamer Wärme entwickelt und sein Kühlgebläse Geräusche macht. Achten Sie auf eine ausreichende Entfernung zu den Zuhörern. Sorgen Sie für genügende Luftzufuhr. Decken Sie die Lüftungsschlitze niemals ab.
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Checkliste
< Schaltet sich der Beamer automatisch ab, dann ist er zu heiß geworden. Schalten Sie ihn nicht aus! < Wählen Sie die Stand-by-Funktion, damit die Kühlung weiterläuft. Kontrollieren Sie die Lüftung. < Läuft die Kühlung des Beamers beim Start nicht an, dann verwenden Sie den Beamer besser nicht. < Fassen Sie nicht im Betrieb das Glas der Lampe an. Verbrennungsgefahr! < Schauen Sie nie direkt in den Projektorstahl. Ihre Augen könnten Schaden erleiden. < Trennen Sie am Ende Ihrer Präsentation nie den Beamer von der Stromzufuhr. Lassen Sie die Lampe im Stand-by-Modus abkühlen. < Der Beamer wird am Videoausgang des Rechners angeschlossen. < Sie können mit einer Tastenkombination einstellen, dass Beamer und Notebook dasselbe Bild darstellen (meistens mit Fn – F5). Ansonsten schauen Sie in die Bedienungsanleitung Ihres Notebooks. < Nutzen Sie für eine gute Audioqualität zusätzliche Aktivboxen. < Deaktivieren Sie den Bildschirmschoner des Notebooks. < Schalten Sie immer zuerst den Beamer und dann den Rechner ein. Monitor und Beamer müssen sich aufeinander abstimmen. Funktioniert die Abstimmung nicht automatisch, können Sie über das Menü der Fernbedienung oder des Beamers selbst sowie über die Systemsteuerung die notwendigen Einstellungen vornehmen. < Ist eine Maus an der Fernbedienung Ihres Beamers vorhanden, dann muss das Beamerkabel neben dem Anschluss an den Monitoreingang auch noch zusätzlich an den Mauseingang angeschlossen werden. < Die Schärfe stellen Sie über die Funktion Autofokus im Bedienmenü des Beamers ein. Erforderliche Korrekturen nehmen Sie ebenfalls über das Menü vor. < Beseitigen Sie Stolperfallen, indem Sie die Kabel mit Klebeband fixieren oder abdecken. < Nehmen Sie ein Mikrofon mit. < Denken Sie an Ersatzbekleidung (zusätzliches Hemd, Krawatte bzw. Bluse). < Schaffen Sie sich eine Ablagefläche für Ihre Notizen.
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Webliografie
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Webliografie ADOBE http://www.adobe.org
AICC http://www.aicc.org
APPLE http://www.apple.com/imovie/
AVID http://www.avid.com
COMP http://www.reg.trlabs.ca/compression.html
DIG http://www.digitalkamera.de
FERNAUSBILDUNG http:// www.fernausbildung.org
FU http://www.inf.fu-berlin.de/ lehre/SS98/StringMatching/ wie_gestalte_ich_einen_seminarvortrag/handout_5.html (02-04-19)
DeGEval http://www.degeval.de/
HERDT http://www.herdt4you.de http://www.herdt.ch http://www.herdt4you.at
JTEL http://www.java.sun.com/products/java-media/
LOTUS http://www.lotus.com
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Webliografie
MAGIC http://www.magic-point.net/fingerzeig/praesentation/ praesentation-ausfuehrlich/medien/medien.html (01-08-10) http://www.magic-point.net/fingerzeig/praesentation/praesentation-ausfuehrlich/foliengestaltung/foliengestaltung.html (03-04-19)
MIF http://www.microsoft.com/typographers
MED http://www.telma-med.de
PPT http://www.ppt-faq.de/praesent/technik.htm (01-12-09)
QUALIMERO http://www.qualimero.de/q-tip.htm (03-01-09)
ETEACHING http://www.e-teaching.org/
VERA http://www.vera-naumann.de/medien.htm (01-07-16)
VINTEL http://www.ccs.neu.edu/research/labspace/people/fox/projects-1.html
VNR http://www.vnr.de/vnr/werbungkommunikation/erfolgreichpraesentieren/praxistipp_00900.html (03-01-09)
ZFU http://www.zfu.de
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Glossar
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Glossar
24/7 Gesprochen: 24 mal 7. Bezeichnet die ständige Verfügbarkeit einer Onlinelernanwendung (an 24 Stunden pro Tag und 7 Tagen pro Woche).
A AdA Ausbildung der Ausbilder. Von der IHK angebotene und geprüfte Eignungsprüfung für Ausbilder. Adaptierbarkeit Unter Adaptierbarkeit bei Lernsystemen versteht man, dass diese durch Eingriffe von außen an die veränderten Bedingungen (z. B. wechselnde Bedürfnisse der Lernenden) angepasst werden können. Adaptivität Adaptivität ist die Fähigkeit eines Lernsystems, sich selbst an die veränderten Bedingungen (z. B. wechselnde Bedürfnisse der Lernenden) anzupassen. Adaptivität bezeichnet in einer spezifischen multimedialen Lernumgebung die Anpassungsfähigkeit von Unterstützungsangeboten an die Bedürfnisse unterschiedlicher Lerner und Zielgruppen. Account Konto, Zugriffsberechtigung für Netzwerke und Kommunikations-systeme. Besteht in der Regel aus einem Benutzernamen und einem Passwort.
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AICC Aviation Industry CBT Committee. Internationales Komitee, das sich mit den Richtlinien für die CBT-Entwicklung beschäftigt. Es hat unter anderem auch Festlegungen zum Austausch von Daten zwischen WBTs und Lernplattformen getroffen. Animation In einer Animation wird eine Folge einzelner Bilder so hintereinander abgespielt, dass der Eindruck eines filmähnlich bewegten Bildes entsteht. Anker Auch: Hyperlink. Anker bezeichnen nichtlineare Verbindungen zwischen und innerhalb von Dokumenten, das heißt, es kann ein Wort, ein Satz oder ein Symbol ausgewählt werden, um eine Verbindung zu einer anderen Seite oder zu anderen Quellen herzustellen. Applet Ein Applet ist ein dynamisches, interaktives Programm, das in einer Webseite ausgeführt werden kann, die von einem javafähigen Browser angezeigt wird. Application Service Providing (ASP) Die Zuverfügungstellung von Software via Internet, in der Regel gegen Verrechnung. Application-Sharing Synchrone Verwendung einer beliebigen Softwareanwendung über Datennetze. Application-Sharing ist ein Bestandteil von Konferenzsystemen (z. B. NetMeeting). Beim Application Sharing arbeiten entfernt sitzende Be-
Glossar
nutzer via Datenübertragung an derselben Software. Dieses Konferenzsystem eignet sich insbesondere zur Demonstration bestimmter Funktionsweisen in Schulungen oder zur gezielten Hilfe bei Anwendungsfehlern (Support), da der Lernende auf seinem Bildschirm sehen kann, wie der Lehrende das Problem löst. Arbeitsgruppe Ein Ausbildungsverfahren, bei dem Lerninhalte arbeitsteilig (die Arbeitsgruppen einer Lern- oder Ausbildungsgruppe erhalten unterschiedliche Arbeitsaufträge) oder arbeitsgleich (alle Arbeitsgruppen einer Lern- oder Ausbildungsgruppe erhalten den gleichen Arbeitsauftrag) erarbeitet werden. Die Lern- oder Ausbildungsgruppe erhält eine vorher festgelegte Aufgabenstellung und einen angemessenen Zeitrahmen für deren Lösung. Ausbilder Eine Person, die die Ausbildungs- bzw. Lerninhalte vermittelt. Diese Person muss neben ihrer fachlichen und methodischen Qualifikation auch über pädagogische Fähigkeiten und entsprechende menschliche Qualitäten verfügen. Die wichtigsten Merkmale eines guten Ausbilders: < Überzeugungsfähigkeit < Durchsetzungsvermögen/-wille < Selbstbewusstsein < Toleranz < Geduld < Empathiefähigkeit < Fähigkeit zuzuhören
< sprachliche Ausdrucksfähigkeit < Medienkompetenz < ständige Weiterbildung Ausbildungsform Ausbildungsformen sind der klassische Unterricht und die praktische Tätigkeit. Als neue Ausbildungsform kommt das E-Learning bzw. die Fernausbildung hinzu. Folgende Ausbildungsformen werden unterschieden: < Unterricht < praktische Tätigkeit < E-Learning/Fernausbildung Ausbildungsverfahren Die verschiedenen Wege zur Erreichung eines Ausbildungs- bzw. Lernziels. Man kann folgende Verfahren unterscheiden: < Lehrgespräch < Vortrag < Referat < Diskussion < Podiumsdiskussion < Rollenspiel < Brainstorming < programmierte Ausbildung < Moderation Ausbildungsmittel In der Regel speziell für Ausbildungszwecke produzierte Geräte und Anlagen. Computeranlagen sind auch dieser Kategorie zuzuordnen, wenn sie für die Ausbildung eingesetzt werden.
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Ausbildungshilfsmittel Alle Hilfen zur Gestaltung der Ausbildung, die kommerziell produziert oder durch den Ausbilder selbst angefertigt wurden. Ausbildungshilfsmittel können sein: < Contents < CBT-/WBT-Lernprogramme < digitale Unterrichtshilfen (DUH) < Videofilme < Dias < Präsentationen < Arbeitsblätter < Modelle < Schautafeln < Grafiken < Fotos < Word-Dokumente usw. Assessment Ein Beurteilungsverfahren bei E-Learning-Anwendungen, um die Fähigkeiten und Fertigkeiten (Soft- und Hardskills) sowie den Wissensstand von Lernenden systematisch zu bewerten. Asynchrones Lernen Der Prozess der Wissensvermittlung durch Lehrende und die Aufnahme des Wissens durch Lernende findet zeitlich versetzt statt. (z. B. individuelles Fernlernen). Gegenteil: synchrones Lernen (zeitgleiches Lernen). Asynchrone Kommunikation Zeitlich versetzte Kommunikation: E-Mail (Einzel-Mail, Gruppen-Mail, Mailinglisten, »info-pushing«), Studienbriefe, Newsgroups (Diskussionsforen, »info-pulling«), Fax, Schwarzes Brett (Bulletin Board). Begriff wird häufig im Zusammenhang mit E-Learning verwendet.
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ASP Application Service Provider. Ein ASP stellt auf seiner Serverfarm gehostete Anwendungssoftware (LMS) gegen eine meist zeitabhängige Mietgebühr für die Onlinenutzung zur Verfügung. Für die Bedienung dieser Software reicht meist ein gängiger Webbrowser aus. ASPSoftware muss somit nicht lokal auf der Festplatte installiert werden und ist betriebssystemunabhängig. ATM Asynchronous Transfer Mode. Eine Technik für schnelle Datenübertragung in Netzwerken, ein Übertragungsstandard, der die Daten in sehr kleine Pakete zerteilt. Diese werden auf direktem Weg zum Zielcomputer geschickt, ohne dass Zwischencomputer belastet werden. In der Regel beträgt die Bandbreite 155 Megabit pro Sekunde. Autorensystem Ein Entwicklungswerkzeug für interaktive Anwendungen (CBT, WBT). Daten und Inhalte werden zusammengefügt und in ihrem Verhalten programmiert. Man unterscheidet seitenorientierte, zeitachsenorientierte, objektorientierte und struktogrammorientierte Autorensysteme. Dazu sind je nach Komplexität der Anwendung mehr oder minder umfangreiche Programmierkenntnisse erforderlich. Avatar Aus dem Sanskrit entlehnter Begriff, der ursprünglich die irdische Verkörperung (Inkarnation) einer Gottheit bedeutet. Online handelt es sich um den virtuellen Repräsentanten einer Person, zum
Glossar
Beispiel ein menschenähnliches Icon, das in einem Chatroom eine Person repräsentiert, auf einer Website als grafische Kontaktschaltfläche fungiert oder durch ein Programm führt.
B BDSG Bundesdatenschutzgesetz Betaversion Erste, von einem Hersteller zu Testzwecken (Fehlerfeststellung) veröffentlichte Version einer Software. Benutzeroberfläche Fast jeder moderne Computer lässt sich über eine grafische Benutzeroberfläche bedienen. Die System- und Programmfunktionen werden nicht über die Eingabe von Befehlsfolgen, sondern über Symbole oder Schaltflächen aktiviert. Die Entwicklung standardisierter grafischer Benutzeroberflächen ermöglicht auch unerfahrenen Anwendern (nicht nur Programmierern) die Bedienung von Computern. Dadurch wurde die Einführung und Verbreitung der Computer in der Ausbildung wesentlich gefördert. BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung Bit Binary Digit. Binärschalter, der zwischen 0 und 1 schaltet bzw. zwischen WAHR und FALSCH. Acht Bit ergeben ein Byte.
Blended-Learning Auch hybrides Lernarrangement genannt, vermischte Lernformen. Ist ein Methodenmix aus modernen und konventionellen Lehr- und Lernmethoden (Präsenzlernen und Onlinelernen). Wird auch als »Lernen im Medienverbund« bezeichnet. Blog (Weblog) Wortkreuzung aus Web und Log, oft einfach nur Blog genannt, ist eine Webseite, die periodisch neue Einträge enthält. Die ersten Blogs tauchten in der Mitte der 90er-Jahre auf und waren einfache Onlinetagebücher. Heute gibt zu nahezu allen Themenbereichen Blogs. Briefing Anweisung oder Lagebesprechung. In Briefings werden Meilensteine der Programmentwicklung festgelegt. Browser Ein Programm zur Darstellung der verschiedenen Dokumente aus dem World Wide Web (WWW) auf einem PC. Die am meisten verbreiteten Browser sind Microsoft Internet Explorer, Opera, Firefox (Mozilla), Safari (Apple). BSI Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Byte Byte ist ein Kunstwort. Ein Byte besteht aus acht Bit. 1024 Byte ergeben ein Kilobyte (KB). 1024 KB ergeben ein Megabyte (MB). 1024 MB ergeben ein Gigabyte (GB). 1024 GB ergeben ein Terabyte (TB).
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C Cache Ein (relativ) schneller Zwischenspeicher, der den Zugriff auf Informationen auf (relativ) langsamen Medien durch eine »Zwischenpufferung« beschleunigen soll. Der Einsatz von Caches findet auf unterschiedlichen Ebenen statt, unter anderem beim Zugriff auf das Internet. Hierbei hält der WWW-Browser eine lokale Kopie von bereits geladenen Internetseiten im Hauptspeicher und/ oder auf der Festplatte des Clientcomputers fest. Computer-Based-Training (CBT) Das computergestützte Training/Lernen verwendet als Werkzeug den Computer und CD-ROMs oder DVDs. Lernen findet als Selbstlernen statt, das bedeutet, die CBT stellt alle erforderlichen Informationen bereit und sorgt durch Lernkontrollfragen und einen sinnvollen Einsatz von Audio- und Videosequenzen dafür, dass eine aktive Auseinandersetzung mit dem Lehr-/Lernstoff erfolgt. Die Produktionskosten und -zeiten für eine qualitativ hochwertige CBT sind hoch. Trotzdem lassen sich die bestehenden Grenzen für eine lernfördernde Kommunikation nicht überschreiten. CGI Common Gateway Interface. Eine Softwareschnittstelle für die Verwendung dynamischer Webdokumente. Sie ermöglicht es, Programme auf dem Server zu starten und die Ergebnisse auf dem Client (Browser) anzuzeigen. Eine weitverbreitete Anwendung von CGI ist der Zugriffszähler für eine Webseite.
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Chatten/Chat Bezeichnung fürs »Unterhalten«, »Plaudern« in Onlinediensten. Lieblingsbeschäftigung von Benutzern, die sich gerne mit Menschen aus aller Welt austauschen. Chatten funktioniert wie Telefonieren – mit dem Unterschied, dass die Beiträge getippt werden müssen. Internetbasierte Chats (auf HTML oder Java basierend) sind heute auf den Websites jedes größeren Anbieters zu finden. Die Liste von Channels zu allen möglichen Themen ist schier endlos. Chats eignen sich zum Beispiel gut für verteilt kooperative Arbeitsgruppen, die sich ortsunabhängig zu einem festgelegten Zeitpunkt auf einem Channel treffen. Der Diskussionsleiter kann als Tutor einen passwortgeschützten Channel eröffnen. Das Passwort muss der Gruppe im Vorfeld per E-Mail mitgeteilt werden. Chatter treffen sich zum Chatten in Chatrooms. Channel Ein »Raum« auf einem Chatserver. Nur die Teilnehmer, die im selben Channel eingeloggt sind, können miteinander kommunizieren. Manche Channels bestehen immer, in der Regel entsteht ein Channel dadurch, dass ein Teilnehmer ihn eröffnet und er verschwindet, wenn alle Teilnehmer ihn wieder verlassen haben. Client Computer bzw. Anwendungen, die Informationen von Servern abrufen. Dies geschieht innerhalb einer Client-ServerArchitektur, einem System der »verteilten Intelligenz«, bei dem der Client zum
Glossar
großen Teil die Interaktion mit dem Benutzer und der Server die Bereitstellung der abzurufenden Komponenten übernimmt. Auf diese Weise ist es möglich, Informationen auf einem Server für viele Clients bereitzuhalten. Das Gegenstück zur Client-Server-A¯rchitektur ist die Peer-to-Peer-Architektur. Client-Server-Technologie Daten und Programme werden in einem Computernetzwerk ausgetauscht und gemeinsam genutzt. Der Server organisiert dabei die Arbeit des Netzes und verfügt über alle erforderlichen Programme und Daten. Unter der Kontrolle des Servers wird an allen Arbeitsstationen (Clients) auf diese Programme und Daten zugegriffen. Schutz- und Sicherheitseinrichtungen sorgen dafür, dass nur berechtigte Clients auf Daten und Programme des Client-ServerNetzwerks zugreifen können. Contentmanagement Ein Datenbanksystem, das Webseiten verwaltet und automatisch zur Verfügung stellt. Dazu müssen die Webseiten mit einem datenbankorientierten CMS (Contentmanagementsystem) erstellt und gepflegt werden (z. B. Joomala oder Typo 3). Contentmanagementsystem (CMS) Ein Contentmanagementsystem (CMS) ist ein System, das auf einer Datenbank aufsetzt, beispielsweise in PHP programmiert und MySQL nutzend. Es dient der gemeinschaftlichen Erstellung und Bearbeitung des Inhalts von Textund Multimediadokumenten (Content).
Computerunterstützte Ausbildung (CUA) Ein Ausbildungsverfahren für das individuelle Lernen unter Nutzung von multimedialen Lernprogrammen. In der Bundeswehr verwendeter Begriff für die Unterstützung der Ausbildung durch Computerlernprogramme. Wird überwiegend für die Lernprogramme verwendet, die als Offlineversion am Arbeitsplatz oder in speziellen Hörsälen eingesetzt werden. Cookie »Keks«. Hilfsdatei von Browsern. Webserver schreiben Cookies auf die Festplatte des Benutzers und teilen zum Beispiel eine Identifikationsnummer zu. Wenn der Nutzer diese Seite das nächste Mal aufruft, kann das Cookie ausgelesen werden und dient dem Webserver zur Identifizierung des Onlinebesuchers, aber auch zu weitreichenderen Zwecken, zum Beispiel zur Erforschung des Nutzerverhaltens. Corporate Design Beinhaltet das gesamte visuelle Erscheinungsbild eines Unternehmens bzw. einer Organisation. Dazu gehören sowohl die Gestaltung der Kommunikationsmittel (z. B. Firmenzeichen, Geschäftspapiere, Werbemittel, Verpackungen) als auch das Produktdesign. Dabei wird besonders auf einen hohen Wiedererkennungswert der verwendeten Warenzeichen und Logos geachtet. Corporate Identity (CI) Die Unternehmensidentität, die »Persönlichkeit« bzw. der »Charakter« eines Unternehmens oder einer Institution
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(innen und außen). Das Unternehmen wird mit menschenähnlichen Eigenschaften wahrgenommen. CUU Computerunterstützter Unterricht. CVK Computervermittelte Kommunikation. Bezeichnung für alle Formen der Kommunikation, bei denen der Computer als Medium dient (Mail, News, Chat, Internettelefonie usw.).
D Daten Zeichen (»1«, »7«, »0« und »,«) aus einem Zeichenvorrat (»0« bis »9« und »,«) werden durch Syntaxregeln (Schreibweise von Dezimalzahlen) zu Daten (»1,70«). Diese Daten bilden die Grundlagen für Informationen, die wiederum durch einen Lernprozess zu Wissen führen. Didaktik Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens. Didaktisches Design 1987 von Flechsig eingeführter Begriff, der die Planung, Gestaltung und Umsetzung von Lernangeboten bis hin zu Qualitätssicherung und Evaluation umfasst. Im engeren Sinn ist damit häufig nur die Gestaltung der Benutzeroberfläche gemeint. Der Begriff steht in Konkurrenz zu dem aus dem Amerikanischen entlehnten »Instruktionsdesign«.
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Distanzlernen Distance Learning (Fernlernen, Fernstudium, Telekollegs, Funkkollegs) ist unabhängig von Ort und Zeit und ist auch mit klassischen Medien und Informationsspeichern möglich (Skripte, Lehrbücher, Lehrbriefe, Ton- und Videokassetten). Es findet eine räumliche Trennung zwischen Lehrenden, Lerngegenstand und Lernendem statt. Dokumentenkamera Kamerasystem zur Übertragung von einzelnen Seiten eines Dokuments. Das Dokument wird dabei von oben aufgenommen. Durch ein Zoomobjektiv können Ausschnitte in beliebiger Vergrößerung dargestellt werden. Anwendung unter anderem beim Application Sharing. Domain Teilbereich eines Netzes: Bei Internetadressen sind Schlüsselwörter für Art und Ort üblich, beispielsweise edu (Bildungseinrichtungen in den USA), com (kommerzielle Unternehmen), gov (Regierungsstellen), mil (militärische Einrichtungen), net (Netzanbieter), org (sonstige Organisationen), ch (Schweiz), de (Deutschland) etc. Download Allgemeiner Begriff für das Herunterladen von Daten aus dem Internet auf Festplatten, Server oder variable Träger wie CD und DVD. Drag & Drop Englisch für: »Ziehen und fallenlassen«. Grafisch orientierte Arbeitstechnik, bei der Elemente durch Bewegen auf der
Glossar
virtuellen Oberfläche des Desktops bearbeitet werden. Beispielsweise werden Dateien in andere Verzeichnisse kopiert oder Wörter an andere Textstellen verschoben. Drill-and-Practice-Programme Computerlernprogramme, welche die behavioristische Vorstellung zur Festigung von Verhaltensweisen durch unmittelbare Bekräftigung erfüllen. Bereits Gelerntes soll dabei durch wiederholtes Üben eingeschliffen werden.
E Edutainment Marketingkunstwort, zusammengesetzt aus »Education« und »Entertainment«. Bezeichnet Computerspiele mit Lernanspruch. E-Learning Bedeutet Lernen mit elektronischen Medien (Neuen Medien) und ist eine besondere Variante des computerbasierten Lernens (CBT; Computer Based Training). Merkmale: < Lernsysteme und Lernmaterialien in digitalisierter Form < multimedial vernetzt, online für Nutzer direkt verfügbar < Interaktivität, Zusammenarbeit im Netz unterstützt < Unterrichtsmaterialien werden durch Internet, Audio- und Videokassetten, Satellitenfernsehen, interaktives TV und CD-ROM/DVD verbreitet
Die computerunterstützte Interaktion der Lernenden findet hauptsächlich auf folgenden Ebenen statt: < Information (Informationen, Lernmaterialien verteilen, anbieten, abrufen) < Kommunikation (Voraussetzung für einen Austausch) < Koordination (gemeinsame Ziele und Interessen verfolgen) < Kollaboration (man steht im gleichen Arbeitsprozess und arbeitet in Teams zusammen < Kooperation (das Ergebnis der Gruppe steht im Vordergrund) E-Mail Electronic Mail (Englisch für: elektronische Post). Ermöglicht das Versenden von Texten an andere Benutzer im Internet. Die eindeutige Identifikation aller Benutzer im Internet erfolgt über ihre E-Mail-Adresse. E-Mail ist einer der ältesten Internetsienste. Neben dem reinen Text können nahezu beliebige Inhalte per E-Mail verschickt werden. Diese werden meist als Anlage (Attachment) angehängt. Emoticons Kunstwort aus »Emotion« (Gefühl) und »Icon« (Bild). Mit Emoticons versuchen E-Mail- und Newsgroup-Nutzer, die Mimik und Gestik eines persönlichen Gesprächs mit Hilfe von ASCII-Zeichen nachzuahmen. Dabei wird der Blickwinkel auf die Bildsymbole gegen den Uhrzeigersinn (also linksherum) um 90 Grad gedreht. Beispiele: < :-) Smiley = User grinst oder ist glücklich. < :-( User ist traurig.
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< ;-) User zwinkert = Geschriebenes ist ironisch gemeint. Enneagramm Enneagramm (griechisch: ennea = neun; gramma = Buchstabe, Punkt) ist die Bezeichnung für ein grafisches Strukturmodell, in dem neun grundsätzliche Qualitäten unterschieden, geordnet und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Entdeckendes Lernen Auch exploratives oder autonomes Lernen genannt. Von Bruner (1961, 1981) geprägter Bergriff. Entdeckendes Lernen zeigt sich dann, wenn Lernende durch die Lernumgebung stimuliert werden, sich aktiv mit Problemen auseinanderzusetzen, selbstständig eigene Erfahrungen zu sammeln und bei passenden Gelegenheiten Experimente durchzuführen, um dadurch neue Einsichten in komplexe Sachverhalte und Prinzipien zu erlangen. Evaluation Die Bewertung von Handlungsfeldern unter Beteiligung der Adressaten. Evaluationsinstrumente Interviews, Beobachtung, Expertengutachten, Fragebögen, Meinungsfindungsmethoden (z. B. Delphi-Methode) oder Tests zur Ermittlung von Informationen, etwa über Lernprogramme.
F Face to Face Bezeichnet die reale, nicht durch elektronische Medien vermittelte Kommu-
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nikation »von Angesicht zu Angesicht«. Als Gegensatz zu »FtF« ist CMC (Computer mediated communication) – oder Deutsch: CvK (Computervermittelte Kommunikation) – anzusehen. FAQ Frequently Asked Questions. FAQs sind Dateien mit Antworten auf oft gestellte Fragen zu einem vorgegebenen Thema. Feedback Rückantwort auf eine Information. Flaming Englisch für: flammend, aufbrausend. Auch »Flame« genannt. Bezeichnet eine Beschimpfung per E-Mail oder einen Beitrag in einer Newsgroup, worin jemand scharf kritisiert oder sogar beschimpft wird, weil er sich (tatsächlich oder vermeintlich) daneben benommen und/oder gegen die Netiquette verstoßen hat. Flussdiagramm Eine in der Informatik häufig verwendete Darstellungsform für eine logische Abfolge von Arbeitsschritten. Wird auch häufig bei der Entwicklung von Lernprogrammen angewendet. Followup Bezeichnung für eine Antwort auf einen Beitrag in einer Newsgroup oder für ein Posting. Zusätzlich Befehlsbezeichnung in Newsprogrammen. Frame Englisch für: Rahmen. Bezeichnet den sichtbaren Bildausschnitt eines Films oder Einzelbilder von Filmen oder Ani-
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mationen. Es ist aber auch eine Technik zur Unterteilung des Browserfensters in verschiedene scrollbare Bereiche. Dadurch werden Ladezeiten eingespart und ein schnellerer Seitenaufbau ermöglicht. Freeware Software, die im Internet kostenlos angeboten und vertrieben wird und auf den eigenen Computer heruntergeladen werden kann. FTP File Transfer Protokoll. Software, welche das Verschieben von Dateien zwischen dem Server des Providers und PC des Anwenders erlaubt, zum Beispiel zur Einrichtung einer Homepage.
G Gepackt Eine mögliche Bezeichnung für eine komprimierte Datei. Gezipt Eine mögliche Bezeichnung für eine komprimierte Datei (Datei mit der Dateiendung ».zip«). Groupware Software für PC-Benutzergruppen, deren Mitglieder gemeinsam an Projekten oder zusammenhängenden Aufgabenbereichen arbeiten, in der Regel auf der Basis eines Intranets. Groupware enthält Anwendungen für die Kommunikation, für die gemeinsame Dokumenterstellung, Terminplanung und ein System zur Aufgabenverteilung (Task-Management).
H Hardskills Fertigkeiten wie beispielsweise Maschinenschreib- und Softwarekenntnisse, Autofahren etc., die im Gegensatz zu Softskills erlernt werden können. Header Briefkopf. Ein Bestandteil von E-Mails und Newsbeiträgen. Er enthält die Mail-Adresse des Absenders und des Empfängers sowie eine Themenzeile (Betreffzeile; engl.: subject). Dazu kommen Angaben zu den verwendeten Programmversionen und Protokollen sowie Datum und Uhrzeit der Nachricht. Host »Gastgeber«. Über TCP/IP ans Internet angeschlossener, für andere zugänglicher Rechner, auf dem Ressourcen freigegeben sind. HTML Hypertext Markup Language. Eine Auszeichnungssprache. Sie hat die Aufgabe, die Bestandteile eines Dokuments zu beschreiben. Daher enthält HTML Befehle (HTML-Tags) zum Markieren typischer Elemente eines Dokuments, wie Überschriften, Textabsätze, Listen, Tabellen oder Grafikreferenzen. HTML-Dokument Ein Dokument, erstellt in Hypertext Markup Language (HTML). HTML-Mails E-Mails, die mit HTML formatiert sind. Durch die zusätzlichen Formatierungsinformationen wird die Mail erheblich
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umfangreicher, durch Skripte, die in den HTML-Code integriert werden können, auch gefährlicher. http Hypertext Transfer Protokoll. Protokoll, mit dem WWW-Server und WWWClient miteinander kommunizieren. Hyperlearning Dieser Begriff meint das Ensemble gesellschaftlicher und technologischer Entwicklungen, das in bisher ungekanntem Ausmaß zu einer Verbindung von Wissen, Erfahrung und menschlichem Geist auf der technologischen Basis Neuer Medien führt. Traditionelle Bildungsorte (Schule, Hochschule, Weiterbildungsabteilungen von Firmen) haben bisher die Verteilung von Wissen und Information »überwacht« und »zensiert« und Zertifikate ausgestellt. Das ist jedoch einem »Bedarfslernen« und »Kanbrain« in einer von technischen Innovationen geprägten Welt nicht mehr angepasst. Durch vernetzte Neue Medien ergeben sich unendliche Wahlmöglichkeiten – »microchoices« – für Bildungsinhalte. Hyperlearning ist ein Katalysator für die Kommerzialisierung des Bildungswesens. Hyperlink Interaktive Markierungen, die weltweit zu anderen Quellen führen können. Hypermedia Ein Ausdruck, der sich auf die Idee bezieht, ein Objekt (wie z. B. ein Wort, Bild, Icon, Audio, Video oder eine Grafik) mit einem anderen zu verbinden. Man kann durch Anklicken des Ob-
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jektes über die Hypermediaverbindung räumliche und zeitliche Barrieren überwinden. Das World Wide Web ist die erste Anwendung von Hypermedia auf dem Internet. Hypertext Flexibles Dokumentenmodell, das Verkettungen und Querverweise von Dokumenten vorsieht, die miteinander in Beziehung stehen. Es besteht die Möglichkeit, durch die Anwahl einer solchen Verkettung oder eines Verweises das korrespondierende Dokument aufzurufen. Dabei unterstützt Hypertext auch die Integration weiterer Medien wie Bilder und Audio – Anwendungsbeispiel World Wide Web (WWW) – das Navigationssystem im Internet.
I Icon Ein grafisches Symbol mit einem Funktionsfeld. Die Aktivierung erfolgt durch einen Mausklick. Dadurch werden weitere Aktionen eingeleitet. Infotainment Marketingkunstwort aus »Information« und »Entertainment«. Die Darstellung von Fakten wird durch Showelemente aufgelockert und soll der Theorie nach dadurch eingängiger gemacht werden. In der E-Learning-Welt wird darunter auch Lernsoftware bzw. Content mit Unterhaltungswert verstanden. Der Begriff wird häufig synonym zu Edutainment gebraucht. Information Sind Daten, die in einem gewissen
Glossar
Kontext (z. B. Schulnote 1) interpretierbar und damit für den Empfänger (z. B. Lehrperson) zu Informationen werden. Diese durch moderne Medien, etwa das Internet, für jedermann leicht zugänglichen Informationen bieten die Grundlage für durch einen Lernprozess erworbenes Wissen. Instruktionsdesign Instruktionsdesign ist die etwas fragwürdige Eindeutschung von »instructional design« aus dem Amerikanischen (Glaser, Gagne) und wird in Deutschland bislang nur für CBT/WBTs verwendet. Der Begriff bezeichnet die didaktische Struktur und das rechner-/onlinegestützte methodische Instrumentarium (Layout, Programmführung, Einsatz von Multimedia usw.) von Lernangeboten. Kritiker bemängeln eine Fokussierung auf Lehraktivitäten (im Unterschied zu Lernprozessen) und ziehen den Begriff »Didaktisches Design« vor. Instrumentelles Lernen Elementares Lernprinzip: Lernen des Zusammenhangs zwischen eigenem Verhalten und der daraus folgenden Konsequenz. Wenn diese Konsequenz für das handelnde Individuum lohnend ist, so wird es das entsprechende Verhalten in der Folge häufiger zeigen. Interaktive computerunterstützte audiovisuelle Ausbildungsmittel (ICA) Die Hardwareausstattung, die zur Nutzung rechnergestützter Lernprogramme benötigt wird. Dabei wird zwischen Lehrer- und Schülerarbeitsplätzen unterschieden. Zu einer Ausstattung gehören Multimediarechner mit Flachbild-
schirm, Headset, Großbildprojektor, Server, Drucker und Pädagogisches Netzwerk. Die Speicherung der Lernerdaten erfolgt auf externen Datenträgern oder im Netz. Internet Entstanden aus dem Zusammenschluss von ARPA-Net und CS-Net mit inzwischen weltweiter Verbreitung. Da das Internet als dezentrales Netzwerk keinen physikalischen Zentralrechner hat, ist jeder Rechner, der an das Internet angeschlossen ist, eine Ressource des Netzes. Internetdienste Zum Beispiel E-Mail, Diskussionsgruppen (Newsgroups), Chats (IRC), Dateiarchive (FTP) und das WWW. Dienste, die auf dem eigentlichen Internet (einem weltweiten Rechnernetz, bestehend aus zurzeit rund 30 Millionen Rechnern) aufsetzen. Internettelefonie IP-Telefonie (Voice over IP, VoIP), Abkürzung für «Internet-Protocol-Telefonie«. Sprachsignale werden nicht nur über Telefonleitungen übermittelt, sondern in digitalen Datenpaketen über das Internet verschickt. Hierbei sind verschiedene Varianten des Telefonierens denkbar: von PC zu PC, vom PC zum Telefon und umgekehrt oder selbst via Internet von Telefon zu Telefon. Dabei benötigt mindestens ein Nutzer eine entsprechende Software. Internettelefonie von PC zu PC, zum Beispiel über Skype, ist kostenfrei.
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Intranet Ein internes Computernetzwerk, zum Beispiel in einer Firma oder einer Bildungsinstitution, das auf Internettechnik zurückgreift und im Internet angesiedelt, jedoch nur mit entsprechender Berechtigung zugänglich ist. IP-Adresse Muster: xxx.xxx.xxx.xxx. Stellt eine weltweit einzigartige Kombination dar, unter der ein bestimmter Internethost in einem bestimmten Netzwerk erreichbar ist. Die ersten beiden Zahlen beschreiben das Netzwerk, in dem der Host steht, die letzten beiden Zahlen den Host selbst.
J Java Java ist eine von der Firma Sun Microsystems 1990 entwickelte objektorientierte Programiersprache, mit der komplexe Anwendungen programmiert werden können. Java-Code ist plattformunabhängig.
K Kanbrain Ein Kunstwort aus »kanban« (Japanisch für: »just in time«) und »brain« (Englisch für: Hirn). Hyperlearning und Kanbrain gehören zum Vokabular der »Perelman-Debatte« über das »Microchoices-Modell«. In dieser Debatte ging es unter anderem um das Ende der Effektivität herkömmlicher Bildungseinrichtungen im Zeitalter neuer Netztechnologien.
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Kiosk Einzelne Standsäule mit Touchscreenmonitor, die an frequentierten Plätzen (z. B. Eingang eines Marktes) in multimedialer Form und durch Interaktionsmöglichkeiten Informationen und Übersichten über verschiedene Themen (z. B. Warenangebote) präsentiert. Erlaubt oftmals Kreditkartenzahlungen. Kognitiv Bereich des menschlichen Gedächtnisses, der sich auf mentale Prozesse wie Wahrnehmen, Denken, Speichern und Erinnern (also vornehmlich auf Wissen und Fähigkeiten) bezieht. Gegensatz: emotional. Konstruktivistisches Lernen Konstruktivistisches Lernen betrachtet Lernen als aktive, vom Lernenden selbstständig durchzuführende Tätigkeit. Der Lernende konstruiert in einem kreativen Prozess sein Wissen aus den angebotenen Informationen. Der Lehrende hat die Aufgabe, den Lernenden dazu anzuregen, seine Konstruktionen von Wirklichkeit zu überprüfen, zu bestätigen, zu verwerfen und weiterzuentwickeln. Kontextmenü Auch Objektmenü. Unter einem Objektmenü versteht man eine Möglichkeit, die rechte Maustaste dazu zu benutzen, ein Menü zu öffnen, das nur ausgewählte und in der aktuellen Situation »sinnvolle« Befehle enthält. Dadurch erspart man sich das Hangeln durch die Menüleisten.
Glossar
Kontextuelles Wissen Situiertes, fallbezogenes Wissen. Das Wissen um die situationsspezifischen Zusammenhänge. Künstliche Intelligenz (KI) Auch Artificial Intelligence (AI). Soll es Computern ermöglichen, Probleme selbsttätig zu lösen und aus der eigenen Erfahrung zu lernen. Bisher arbeiteten diese Systeme nach vorgegebenen, programmierten Parametern. KI- oder AIProgramme ahmen in ihrem Lösungsverhalten die Denk- und Arbeitsweise des Menschen nach. Weiterentwicklungen sind zum Beispiel automatisches Beweisen, Bildverstehen, Sprachsysteme.
L Layout Plan, Anlage oder Raumordnung. Im Multimediabereich wird damit die statische Darstellung der Benutzeroberfläche bezeichnet. Lernen, synchrones Synchrones Lernen bedeutet die gleichzeitige Anwesenheit der teilnehmenden Personen einschließlich des Tutors an ihren an das Internet angeschlossenen Computern und die Abhaltung einer Webkonferenz. Lernplattform Webbasierte Plattformen sind Softwarewerkzeuge zur Gestaltung von Lernumgebungen. Sie integrieren verschiedene Dienste des Internets in ein Arbeitssystem, das mit einem gewöhnlichen Webbrowser Lehrenden und Lernenden
überall zum zeit- und ortsunabhängigen Fernunterricht zugänglich gemacht werden kann. Sie eignen sich zur Organisation des selbstverantwortlichen Lernens, aber auch zur Ergänzung traditioneller Lehrveranstaltungen. Lernumgebung Bringt zum Ausdruck, dass das Lernen von ganz verschiedenen Kontextfaktoren abhängig ist, die in unterschiedlichem Ausmaß planvoll gestaltet werden können. Eine durch Unterricht hergestellte Lernumgebung besteht aus einem Arrangement von Unterrichtsmethoden, Unterrichtstechniken, Lernmaterialien und Medien. Dieses Arrangement ist durch die besondere Qualität der aktuellen Lernsituation in zeitlicher, räumlicher und sozialer Hinsicht charakterisiert und schließt letztlich auch den jeweiligen Kontext ein. Lernobjekt Eine Ressource (z. B. Datei), die – didaktisch sinnvoll angeordnet – Lernprozesse unterstützen soll. Link Interaktive Markierung, die zu anderen Dokumenten führt. Der Begriff hat sich aber auch als Bezeichnung für einen Hinweis auf eine WWW-Seite eingebürgert. LMS Learning Management System. Englisches Wort für Lernplattform. Taucht eingedeutscht auch als »Lernmanagementsystem« auf.
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Login Anmelden und Authentisieren eines Anwenders in einem Netzwerk oder einem anderen Kommunikationssystem wie einem Onlinedienst. Logout Abmelden. Beenden der Verbindung zu einem fremden Computersystem, Gegenteil von Login. LOM Learning Object Metadata (LOM). Metadaten für Lernobjekte. Ein Standard für Metadaten zur Beschreibung von Lernobjekten. Er ermöglicht das Teilen und Austauschen von Lernobjekten auf der Basis von Katalogen und Bestandslisten, die auch kulturelle und sprachliche Unterschiede berücksichtigen. LSP Learning Service Provider. ASP, der Learning-Management-Systeme sowie WBTs auf Mietbasis zur Verfügung stellt und diese auf der eigenen Serverfarm hostet.
M Mailbox Elektronischer Briefkasten, in dem eingehende E-Mails zur Abholung abgelegt werden. Mails werden zunächst auf einem Server zwischengespeichert. Von diesem können sie in eine Mailbox auf dem eigenen Rechner heruntergeladen werden. Mailinglist Ein Mail-Verteiler, meist zu einem speziellen Thema. Teilnehmer, die eine Lis-
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te abonnieren wollen, müssen sich bei dem entsprechenden Mail-Server anmelden (engl.: subscribe). Dann können sie eigene Nachrichten versenden (posten) und bekommen regelmäßig die Beiträge der anderen Abonnenten zugeschickt. Mediendidaktik Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens, das Medien jeglicher Form einbindet. Mengengerüst Aufstellung aller Seiten, die in einem Lernprogramm vorkommen. Dabei werden Art und Anzahl der Seiten spezifiziert (Lernseiten, Informationsseiten, Übungsseiten usw.). Dient auch als Grundlage für die Kalkulation eines Programms. Multimedia Computertechnologie mit (digitaler) Integration von mindestens drei verschiedenen Medien wie Text, Video, Sprache, Grafik, Fotos oder Animation in einem Gerät, wobei der Benutzer auf die einzelnen Medien wahlweise zugreifen kann. Beispiele multimedialer Anwendungen: < computerunterstützte Aus- und Fortbildung < interaktive Verkaufssysteme < PC-orientierte Videokonferenzen < Unterhaltungssysteme Multimedianachschlagewerke Informationsmedien, die Wissen, das zuvor in gedruckter Form vorlag, digitalisiert speichern (z. B. als CD-ROM) und multimedial gestalten. Sie bieten
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Informationen hypertextorientiert an und liefern zu Textstichwörtern auch audiovisuelle Informationen, also Bilder, Töne und animierte Bildsequenzen. Es können verschiedene Formen multimedialer Nachschlagewerke unterschieden werden: Multimedia-Enzyklopädien, Allgemein- und Fachwörterbücher, Karten, Atlanten, Technische Dokumentationen usw. Mind Mapping Mind Mapping (Gedankenkarte) ist eine Assoziationstechnik, um Beziehungen zwischen den verschiedenen Begriffen eines Themas darzustellen.
N Navigation Die »Steuermannskunst« zu Land und in der Luft. Oder das Zurechtfinden in einem geografischen Raum, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Im multimedialen Bereich wird darunter das Konzept zur Bewegung durch multimediale Inhalte verstanden. Navigationssystem Werkzeug für die Suche und das Zurechtfinden in multimedial aufbereiteten Inhalten. Netiquette Kunstwort aus Internet und Etiquette, bezeichnet Verhaltensregeln für das Versenden elektronischer Nachrichten im Internet (E-Mail, Newsgroups, Chat). Netmeeting Ist Teil der vollständigen Installation des Microsoft Internet Explorers. Netmee-
ting bietet eine Konferenzlösung für bis zu acht Personen im Internet mit Sprache (Mikrofon, Soundkarte und Lautsprecher), Video (Webcam), Chat, Dateiversand, Whiteboard, gemeinsamer Nutzung von Applikationen (Programm auf PC für Konferenzteilnehmer freigeben). Die Verbindung wird direkt über die IP-Adresse (nur mit einem Partner) oder über einen Verzeichnisdienst (ILS-Server – Internet Locator Service) hergestellt. Das Verzeichnis zeigt, wer online ist. Newsgroups Foren, Schwarze Bretter, über 80000 weltweit und mindestens 1000 in deutscher Sprache sind Diskussionsgruppen im Internet, die über Newsserver Informationen (Artikel) zu einem bestimmten Thema austauschen. Man schreibt (postet) in ihnen Nachrichten, die alle Besucher lesen können. So wird ein zeitversetzter (asynchroner) Dialog ermöglicht. Newsbeiträge werden nicht wie Mails zugestellt, sondern müssen über einen Newsreader (meist in Browser integriert) abgeholt (abonniert) werden.
O Objektorientierte Autorensysteme Autorensysteme, die dem Autor Entwicklungstools zur Verfügung stellen, mit denen Objekten (Buttons, Bilder) bestimmte Eigenschaften zugewiesen werden können, die diese nach Aktivierung erhalten bzw. ausführen. Der Vorteil des Systems liegt in der Portierbarkeit der Objekte. Sie lassen sich einfach in andere Anwendungen übertragen, sodass diese Autorensysteme ihre
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Stärken bei der Produktion von Reihen haben. Offline Das Gegenteil von online. Es besteht keine Verbindung zum Internet. Online »On the line«, »auf Leitung« – bedeutet ganz allgemein soviel wie betriebsbereit, in Verbindung, am Netz, es besteht gerade eine Verbindung zum Internet. Onlinedienst Das Angebot eines Onlinedienstes ist überregional erreichbar und wird kommerziell vermarktet. Außer elektronischem Postverkehr gibt es oft eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten: Einkauf per Internet, Telebanking, Unterhaltung mit anderen Nutzern, Softwarebeschaffung, Frage/Antwort-Pinnwände usw. Onlinelernen Kombiniert Elemente des Präsenzlernens und des Distanzlernens. Es beruht auf den vernetzten Medien (Internet, Intranet), ist orts- und zeitunabhängig, bietet aber gute Möglichkeiten zur Interaktion und Kommunikation. Hier braucht es eine hohe Selbststeuerung durch die Lernenden. Open Distance Learning In diesem Telelearningszenario liegen strukturierte und didaktisch aufbereitete Lernmaterialien auf einem Lernserver bereit. Sie können online bearbeitet und eingeschickt werden. Vielfach stehen auch Lernbibliotheken zum Download und zur Offlinebearbeitung bereit. Charakteristisch ist, dass der Lerner je-
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derzeit in sein spezielles Lernpensum einsteigen kann und meist auch keinen Zeitbeschränkungen unterliegt. Telelearning in dieser Form ist individuelles, autonomes und selbstgesteuertes Lernen.
P PDF Portable Document Format. Dateiformat, das Adobe als Standard etabliert hat. Es dient dem plattform- und programmunabhängigen Datenaustausch beliebiger Seiten. Peer-to-Peer-Architektur Netzwerk aus mehreren Rechnern, die mit einem gleichen Programm auf gleicher Ebene zusammenarbeiten und miteinander kommunizieren. Innerhalb dieses Netzwerkes ist jeder Rechner gleichberechtigt und kann gleichzeitig Server und Client sein. Das Gegenstück zur Peer-to-Peer-Architektur ist die Client-Server-Architektur. Pinnwand Kommunikationswerkzeug zum Versand kurzer Mitteilungen, die für alle anderen einsehbar sind. Die Realisierung erfolgt asynchron durch Diskussionsforen oder Groupwarelösungen wie BSCW. Plugin Zusatzmodul für ein Programm, das ihm weitere Funktionen zur Verfügung stellt. Browser rufen automatisch Plugins auf, um zum Beispiel Videos abzuspielen oder VRML-Dateien darzustellen. Prinzipiell lässt sich für jeden Datentyp ein Plugin programmieren.
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Da es aber notwendig ist, das Plugin auf seiner Festplatte zu installieren, schrecken viele Nutzer davor zurück, sich zu viele davon herunterzuladen.
gleichen Zeit im gleichen Raum. Einige Fern- und Onlinekurse sind mit Präsenzveranstaltungen kombiniert (synchrones Lernen).
Plug and Play Leicht zu installierende Geräte oder Software, die sofort funktionieren sollte, beispielsweise zur Nutzung des Internets.
Programmierte Unterweisung Auch »Programmierte Instruktion« oder »Programmierter Unterricht« oder »Programmierte Unterweisung« genannt. Am behavioristischen Paradigma orientiertes didaktisches Modell, bei welchem der Lernstoff in kleinsten aufeinander aufbauenden Einheiten dargeboten wird. Nach jeder Einheit erhalten die Lernenden bei erfolgreicher Bearbeitung eine positive Rückmeldung oder bei Misserfolg eine entsprechende Trainingsanweisung.
Posten Eigene Nachrichten (Newsgroups) versenden. PQ4R Auch bekannt unter »SQ3R« oder »PQRST«. Lerntechnik, bei der Lerntexte nach einem bestimmten Vorgehensmuster durchgearbeitet werden: Preview (Vorschau), Questions (Fragen), Read (Lesen), Reflect (Nachdenken), Recite (Wiedergeben), Review (Rückblick). Die Methode aktiviert das Vorwissen und gewährleistet eine tiefere Verarbeitung des neu Gelernten und eine bessere Verknüpfung zu bestehendem Wissen. Präsenzlernen Findet »face-to-face« (Vorlesung, Frontalunterricht) statt, ist abhängig von Ort und Zeit und setzt vor allem primäre und sekundäre Medien ein. Lehrende und Lernende kommen zur Wissensvermittlung zusammen. Neben möglichem »Lernen im Gleichschritt« gibt es auch gute kommunikative Lernmöglichkeiten (Gruppenarbeiten, Brainstorming). Präsenzveranstaltung Klassisches Klassenraumtraining. Tutoren und Teilnehmer befinden sich zur
Provider Englisch für Anbieter oder Dienstleister. Eine Firma, die mehrere Rechner (Server) betreibt, die ans Internet angeschlossen sind und verschiedene Internetdienste anbieten, beispielsweise einen E-Mail-Dienst oder die Möglichkeit, eigene Homepages ins Internet zu stellen. Psychomotorisch Die Verknüpfung von geistigen (psychischen) und körperlichen (motorischen) Leistungen. Pull Empfänger muss sich selbst Zugang zur Botschaft verschaffen (Bispiel: Newsgroups). Push Empfänger bekommt die Botschaft geliefert (Beispiel: Mail).
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Q Quoten Zitieren in E-Mails oder einem Newsbeitrag. Jede zitierte Zeile wird üblicherweise mit einem Größer-als-Zeichen (>) eingeleitet.
R Real-Video Von Progressive Networks entwickeltes Verfahren zur Übertragung von Audio bzw. Video im Internet im (Echtzeit-) Streaming-Modus. Der Empfänger kann schon etwas hören (bzw. sehen), während die Daten übertragen werden, und nicht erst, wenn die gesamte Audiooder Videodatei heruntergeladen ist. RGB Farbmischung der Farben von Rot, Grün und Blau auf einem Farbmonitor.
S Scorm Shareable Courseware Reference Model. Von ADL entwickelte Empfehlung zur Standardisierung von Lernobjekten. Screen Englisch für: Bildschirm, Monitor. Einzelne Bildschirmseiten werden auch als Screen bezeichnet. Seitenorientiertes Autorensystem Autorensystem (beispielsweise Asymetrix Toolbook), das dem Autor eine Bildschirmseite zur Verfügung stellt, auf der die Elemente eingebettet werden. Benutzeraktionen wie Mausklicks lösen
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den Sprung zu einer anderen Seite aus (»Buch«-Metapher). Generell eignen sich seitenorientierte Systeme gut für Lernprogramme und interaktive Kataloge. Selbstgesteuertes Lernen Lernform, die dem Lerner in relativ großem Maß die Entscheidung über Lernrhythmus und Lerngeschwindigkeit bis hin zur Setzung von Lernzielen überlässt. Selbstgesteuertes Lernen wird gern von Trainingsanbietern propagiert, deren Lernangebote die Verwendung von Online- und Offlinemedien einschließen. Es setzt eine hohe Selbstlernkompetenz und Motivation voraus und sollte sich auf eine didaktisch entsprechend gestaltete Lernumgebung stützen. Siehe auch Open Distance Learning, Taktung. Server Hardware-Software-Einheit. Ein Server ist ein Computer in einem Netzwerk, der andere Computer (Clients) bedient. Als Fileserver wird der Steuerrechner eines Netzwerks bezeichnet. Der Server ist zuständig für die Verwaltung des kompletten Netzwerksystems und stellt alle benötigten Dienste und Ressourcen für die einzelnen Benutzer eines Netzwerks zur Verfügung. Dazu gehören Festplatten zur Datenspeicherung ebenso wie einzelne Netzwerkdrucker oder auch die Programme, die im Netzwerk eingesetzt werden. Serifen Als Serife (Füßchen oder Schraffe) bezeichnet man die feine Linie, die als Abschlusstrich am Kopf oder am Fuß
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eines Buchstabens dient. Bei Lernprogrammen wird im Gegensatz zu Druckerzeugnissen meist aus Gründen der Lesbarkeit (Buchstaben verschwimmen, Verzerrungen in der Darstellung) auf Serifen verzichtet. Shared Whiteboard Synchrone Verwendung eines einfachen Malprogramms (ähnlich MS Paintbrush). Shared Whiteboard ist ein Bestandteil von Desktopkonferenzsystemen (z. B. NetMeeting, Netscape Conference). Shareware Software, die man kostenlos oder gegen geringe Gebühr testen kann und erst nach zufriedenstellendem Ergebnis kauft. Shockwave Plugin von der US-Firma Macromedia (Adobe), um Multimediaanwendungen, welche mit Macromedias Autorenwerkzeug Director entwickelt worden sind, via Internet zu laden und innerhalb eines WWW-Browsers ablaufen zu lassen. Signatur Bezeichnung für Absenderinformationen, die einer E-Mail oder einem Newsbeitrag automatisch hinzugefügt werden können. Voraussetzung dafür ist die entsprechende Einstellung des Newsclients bzw. des Mail-Programms. Die Signatur enthält gewöhnlich Name und Adresse und gelegentlich einen Verweis auf WWW-Seiten. Site Zusammenfassung aller Informationen,
die über eine Webadresse erreichbar sind. Eine Site kann aus einer oder mehreren Bildschirmseiten bestehen. Skalierbarkeit Skalierbarkeit eines Lernmanagementsystems (LMS) bedeutet: Hard- und Software sind so ausgelegt, dass sie bei steigenden Nutzerzahlen und wachsendem Inhaltpool jederzeit auf höhere Kapazitäten erweiterbar sind. Smiley - siehe Emoticon. Softskills Softskills (zu Deutsch: »weiche Fähigkeiten« oder besser formuliert: das Wissen um den Umgang mit Menschen und Entscheidungen) sind die Eigenschaften, die über die fachliche Qualifikation hinausgehen. Softskills stehen für einen ganzen Katalog von Fähigkeiten, die je nach Anforderungsprofil des konkreten Berufsbildes unterschiedlich stark ins Gewicht fallen. Das Spektrum der Softskills reicht beispielsweise von Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen sowie Kommunikations- und Kritikfähigkeit bis hin zum Durchsetzungsvermögen und der Fähigkeit, andere Menschen einzubinden und für ein gemeinsames Ziel zu begeistern. Soziogramm Die grafische Darstellung der Beziehungen in einer Gruppe, etwa in einer Schulklasse oder in einem Unternehmen. Ausgehend von Daten einer Erhebung werden in der Darstellung Beziehungen beispielsweise durch Pfeile symbolisiert. Ein häufiges Anwendungsgebiet stellt die Analyse der Bezie-
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hungen zwischen den Abteilungen und den Individuen in einem Unternehmen dar, um Arbeitsabläufe zu optimieren. Synchrones Lernen Wissensvermittlung und Wissensaufnahme finden gleichzeitig statt (z. B. Lernen im Klassenzimmer, Videoconferencing, Chat). Vgl. Asynchrones Lernen. STMP Simple Mail Transfer Protocol. ist Ein Protokoll für die Übertragung von Nachrichten in einem Computernetz. Im Internet wird SMTP für E-Mail verwendet. Streaming Wird im Bereich Audio/Video angewendet. Spezielle Audio- oder Videodateien, die nicht komplett heruntergeladen und dann erst abgespielt werden, sondern bereits während des Downloads ablaufen. Struktogramm Auch Nassi-Shneiderman-Diagramm (NS-Diagramm). Eine Entwurfsmethode für die strukturierte Programmierung. Struktogramme sind genormt nach DIN 66261. Benannt wurde es nach seinen Vätern, Dr. Ike Nassi und Dr. Ben Shneiderman. Struktogrammorientierte Autorensysteme Sie stellen dem Autor ein Struktogramm seiner Anwendung zur Verfügung, in das Funktionen und Dateien per Drag & Drop eingeklinkt werden. Der Vorteil dieser Autorensysteme liegt in der Portierbarkeit der Module sowie in der Über-
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sichtlichkeit der Programmstruktur. Die Module lassen sich einfach in andere Anwendungen übertragen. Diese Autorensysteme haben ihre Stärken bei der Produktion von Titelreihen sowie bei sehr großen und komplexen Anwendungen. Synchrone Kommunikation Zeitgleiche Kommunikation: Chat, Telefonie, audiovisuelle Konferenz, Dokumentenbearbeitung (Application Sharing, NetMeeting).
T Take Englisch für: Einstellung. Bezeichnung im Audiobereich für eine Sprechsequenz, welche in einem Stück aufgenommen wurde. Telekooperation Die Form der Zusammenarbeit, bei der räumlich getrennte Personen mit Computern über Telekommunikationsnetze gemeinsam an einem Projekt arbeiten (z. B. gemeinsame Erstellung eines Dokumentes, einer Konstruktionszeichnung oder einer Software). Teleteaching Lehren und Lernen finden zeitgleich, aber räumlich verteilt statt (z. B. mit Videokonferenz). Es geht meistens um die direkte Übertragung eines konventionellen Unterrichtes (Seminar, Vorlesung, Konferenz) via Internet (synchron, Liveschaltung, virtueller Hörsaal, Live Virtual Classroom) mit klassischer Rollenverteilung (Dozent - Teilnehmende), oder man stellt die Ressourcen asynchron (Konserve) zur Verfügung.
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Mit großem technischen Aufwand und hohen Kosten versucht man, die Distanz zu überbrücken und eine synchrone Kommunikation zu ermöglichen. Eine Face-to-Face-Atmosphäre kann aber nicht ersetzt werden. Telelernen Telelearning. Dabei versucht man, mit Hilfe einer webbasierten Lernplattform (Lernumgebung) und einem offenen, modularen Kursangebot das selbstver antwortliche Lernen der Teilnehmenden zu fördern. Zeitlich gestaffelt im Netz bereitgestellte Studienbriefe, Lernaufgaben, Hintergrundinformationen, Links, Arbeitsmaterialien und Visualisierungen ermöglichen ein orts- und zeitunabhängiges Lernen. Teletutoring Mittels Telecoaching (Teletutor) werden die Kommunikation (asynchrone mit Foren und E-Mail sowie synchrone mit Chat, Videokonferenz), das Selbstlernen und die Kooperation der Lernenden in kleinen Arbeitsgruppen unterstützt. Die individuelle Auseinandersetzung mit dem Lehrstoff wird durch gezielte Lernaufgaben im Internet gefördert. Lehrende (Tutoren) sind in der Moderatorenrolle und greifen, wenn notwendig, in den Lernprozess ein. Thread Englisch für: Faden, Strang. Eine Gruppe von thematisch zusammenhängenden Beiträgen in einer Newsgroup mit der gleichen Themenzeile. Zu einem Thread gehören der erste Artikel und alle Antworten darauf.
Träges Wissen Wissen, das theoretisch eigentlich vorhanden ist, in der Praxis jedoch nicht handlungsleitend umgesetzt werden kann (Transferproblem).
U UMTS Universal Mobile Telekommunikation System. Ein Standard, der mobile persönliche Kommunikation unabhängig von Position, Netzwerk und Endgerät ermöglicht. Upload Deutsch: Hochladen. Eine Datei wird vom eigenen Computer auf einen Computer im Internet (Server) geladen. Der Vorgang in umgekehrter Richtung heißt Download. URL Uniform Ressource Locator. Einheitliche RessourcenAdresse, Standard zur Adressierung beliebiger Objekte im Internet, auch von Webseiten. USENET Users Network, zu Deutsch: Netz für Benutzer. Besteht aus Rechnern (Newsservern), die am Austausch von Artikeln in einem weltweiten, nach Themen (in Newsgroups) gegliederten, öffentlichen Mitteilungssystem teilnehmen.
V Verteiltes kooperatives Lernen Lernform, bei der sich die Lehrenden und Lernenden an unterschiedlichen Orten befinden, über Medien mitein-
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ander in Kontakt stehen und so zusammen lernen. Videokonferenz Video-Conferencing. Bei synchron ablaufenden Videokonferenzen lassen sich Ton, bewegte Bilder und digitale Dokumente zwischen Veranstaltungsorten über das ISDN-Telefonnetz oder Standleitung übertragen. Dadurch entsteht durch »Sichtkontakt« eine Annäherung an den Unterricht in einem »normalen Unterrichtsraum«. Trotz örtlicher Distanz können zum Beispiel Televorlesungen (Versammlungen, Demonstrationen etc.) mitverfolgt werden. VR Virtuelle Realität. Die Darstellung und gleichzeitige Wahrnehmung der Wirklichkeit und ihrer physikalischen Eigenschaften in einer in Echtzeit vom Computer generierten virtuellen Umgebung (Scheinwelt). Verteiltes Klassenzimmer Eine räumlich verteilte Lerngruppe, die sich auf einer Lernplattform zum synchronen und asynchronen Lernen trifft.
W Webkonferenz Bei der Webkonferenz kann die Kommunikation in schriftlicher Form als Textkonferenz erfolgen, über Kopfhörer und Mikrofon als Audiokonferenz oder über Webkameras als Videokonferenz. Web (WWW) Abkürzung für World Wide Web. Ein interaktives Informationssystem, das
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den weltweiten Austausch digitaler Dokumente ermöglicht. Es besteht aus Hypertextsystemen (miteinander vernetzten Dokumenten). Im WWW wird ein Hypertextsystem Website genannt. Webbrowser Ein Programm zur Darstellung der verschiedenen Dokumente aus dem World Wide Web auf einem PC. Whiteboard Siehe auch Shared Whiteboard. Virtuelle Tafel oder Flipchart, die den Usern das gemeinsame Zeichnen und Betrachten von Skizzen über ein Netzwerk ermöglicht. Dabei stehen sowohl Mal- als auch Textwerkzeuge zu Verfügung. Web-Based-Training (WBT) Ähnlich wie ein CBT (Computer-Based-Training). Lernen mit Hilfe von Kursen im Internet. Im Unterschied zum Selbststudium werden Teilnehmer nicht alleingelassen, sondern können mit Tutoren und weiteren Teilnehmern kommunizieren. Zugleich ist WBT ähnlich örtlich und zeitlich flexibel wie das Selbststudium. Der wesentliche Unterschied zu klassischen Präsenzseminaren besteht darin, dass die Teilnehmer selbst bestimmen, wo, wann und mit welcher Lerngeschwindigkeit sie sich weiterbilden. Workflow Strukturierter Arbeitsprozess, bei dem die einzelnen Aktivitäten, die Reihenfolge ihrer Bearbeitung, die beteiligten Personen und die Art der verwendeten technischen Hilfsmittel definiert sind.
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WWW Das World Wide Web ist einer von vielen Internetdiensten. Er erlaubt beispielsweise die einfache Darstellung der Informationen mit HTML, die schnelle Verbindung zwischen den Informationen des Internets über Hyperlinks und den schnellen Transport von Daten über http. Für die Darstellung der Informationen während des Surfens wird ein Browser benötigt. Seit 1996 übersteigt das Datenvolumen des WWW den des FTP. WYSIWYG WYSIWYG (»What you see is what you get«) folgt dem Prinzip, dass die Bildschirmdarstellung von Programmen auf PCs oder Workstations mit dem späteren Ausdruck möglichst identisch ist. Im Webdesignbereich bezeichnet man damit auch HTML-Editoren, bei denen der HTML-Code nicht eingetippt wird, sondern mittels Drag & Drop auf einer grafischen Oberfläche gearbeitet werden kann. Die HTML-Seite wird dabei so dargestellt wie später durch den WYSIWYG-Browser.
X XML Extensible Markup Language. Universalsprache, die es ermöglicht, Form und Inhalt von Objekten zu trennen (z. B. bei Text: Stil und Inhalt). XSL Teil von XML. Extensible Stylesheet Librarys, also universelle Stilvorlagen, in die die mit XML erstellen Objekte einfließen und so einen hohen Automationsgrad für die Präsentation ermöglichen.
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Literatur
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
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Die Grundlagen der visuellen Gestaltung Verlag Niggli AG Sulgen 2002 ISBN 3 85545-039-0
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Index
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Index
E
A Administrationszentrum ....................... 57 Alta Vista .............................................. 183 AMS ....................................................... 57 Animation . .......................................... 210 Ankündigung Ausbildungsmaßnahme . ............... 267 Assoziieren ............................................. 26 Aufgabenstellung ................................... 40 Ausbildung Vorbereitung .................................. 199 Ausbildungscontrolling ....................... 266 Ausbildungserfolg ................................ 252 Ausbildungskonzept ............................ 248 Ausbildungsmanagementsystem ......... 260 Ausbildungsmaterialien ....................... 258 Auswendiglernen ................................... 26 Auswertebogen .................................... 224
E-Learning ............................................. 52 Einfachauswahlaufgabe ......................... 40 Eingabeversuche .................................... 43 Einschätzaufgaben ................................. 41 Entwicklungstools ............................... 258 Entwurfsvorlagen . ............................... 166 Erfolgskontrolle ..................................... 44 Eselsbrücken .......................................... 26 Evaluation ............................................ 269
F Farbe .................................................... 159 Farben .................................................. 168 Feinziele ................................................. 86 Flash ..................................................... 211 Fragenpool ............................................. 44
G
Beamer ................................................. 134 Betriebsrat . .......................................... 263 Breakpoints ............................................ 36
Gatekeeper ........................................... 127 Gateway . .............................................. 128 Google . ................................................ 183 Grobziel . ................................................ 86 Großbildprojektoren ........................... 136 Gruppenkooperation virtuelle ............................................ 60
C
H
CBT ................................................ 52, 244 CERN ................................................... 173 Computerlernprogramme . ................. 242 CUA ....................................................... 74
Hilfefunktion ......................................... 39 Hotline ................................................. 255
D
ICA . ..................................................... 129 Informationskultur . .............................. 22 Informationssicherheit ........................ 185 IP-Adressen .......................................... 128
B
Datenaustausch Plattform¸übergreifend .................. 259 Diskussionsforum . .............................. 174 Distance-Learning ................................. 52 DUH .................................................... 237
I
J JPEG . ................................................... 209
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Index
K
R
Kick-off ................................................ 252
Rechtevergabe ...................................... 257 Regeln Lernen in Netzen ........................... 261 Reihenfolgeaufgabe . .............................. 41 Rendering . ........................................... 212 Richtziel ................................................. 86 Routing ................................................ 175
L Lerneffizienz ........................................ 249 Lernen Einstellungslernen ........................... 28 soziales Lernen ................................. 28 Lernmanagementsystem . .................... 260 Lernprogramme . ................................. 258 lineare . ............................................. 35 multifunktionale .............................. 35 Lernspiele . ............................................. 37 Lernziele psychomotorische ............................ 29 Lichtstärke . .......................................... 136 LMS . ...................................................... 57
M MCU .................................................... 127 Mediathek .............................................. 57 Medien ................................................. 203 Metadaten ............................................ 259
P
S Sicherheitskonzept . ............................. 189 Simulator ............................................. 131 Soziogramm . ....................................... 253 Suchroboter ......................................... 182
T Teilnehmerauswahl Ausbildungsmaßnahme . ............... 268 Teletutor ............................................... 251 Texteingabe ............................................ 42 TIFF ..................................................... 209
U Unterrichtshilfen digitale . .......................................... 237 Unterrichtsmappen ............................. 118 Unterrichtsmaterialien ........................ 202
Passwortschutz . ................................... 188 Personalvertretung . ............................. 263 Präsentation ................................. 160, 236 Abschluss ....................................... 170 Präsentationsprogramme .................... 166 Präsentieren ......................................... 137 Programmtyp Übungsprogramm ........................... 34 Hypermedia ..................................... 37 Programmtypen . ................................... 34 Projekthierarchie ................................. 257
Vektorgrafiken ..................................... 210 Verfahren zeitgleiche . ....................................... 58 zeitversetzte ...................................... 58 Video .................................................... 215 Videokomprimierung . ........................ 128
Q
W
Qualitätsmanagement ................. 189, 259
Whiteboard interaktiv ........................................ 123
V
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Nutzung interaktiver Ausbildungsmittel
Wissensmanagement ........................... 249
Z Zahleneingabe . ...................................... 42 Zufallsgenerator ..................................... 44 Zulassungsverfahren ............................ 264 Zuordnungsaufgabe . ............................. 41
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