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1. Einleitung des Herausgebers: Vernunft in Verwirklichung
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INHALT
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1. Einleitung des Herausgebers: Vernunft in Verwirklichung
9
Prinzipien der Edition . . .
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1-IBRARY
MAR 151984
II. G.F.W. HEGEL PHILOSOPHIE DES RECHTS Die Vorlesung von 1819120 in einer Nachschrift
43
Inhaltsanzeige
45
Text
46
.
III. Anhang Bericht zur Edition.
297
Erläuterungen Kommentare .
Erste Auflage 1983 © Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1983 Alle Rechte vorbehalten Druck: MZ-Verlagsdruckerei GmbH, Memmingen Printed in Germany Cfl'
Sonderkommentar I Paragraphenziffern der Vorlesung von Nachschrift von 1819120
18 I
8!I 9 in der .
Sonderkommentat II Inhaltsanzeige und Überschriften Sonderkommentar BI -Identitat- und -Idealitat- im Text der Nachschrift .
Nachtrag .. Konkordanz Personenregister
349
355
Einleitung des Herausgebers
Georg Friedrich Wilhe!m Hege!
Philosophie des Rechts Die Vorlesung von 1819120 in einer Nachschrift Herausgegeben von Dieter Henrich Suhrkamp Verlag
VERNUNFT IN VERWIRKLICHUNG
L Eine neue Quelle Mi, dieser Veröffentlichung wird die Grundlage für das Studium von Hege!s Philosophie des Rech" beträchtlich erweitert. Sie macht eine Nachschrift von Hegels Vorlesungen über -Naturrecht und Staatswissenschaft< aus dem Wintersemester 1819120 aus dem Besitz der LillyLibrary der University of Indiana bekannt. Von ihrer Existenz wußte
bisher niemand etwas. Sie ist derzeit die einzige Quelle von Hegels Vorlesungskurs in diesem für die Herausbildung und die Beurteilung seiner politischen Theorie gleichermaßen entscheidenden Jahr: Der Kurs begann unmittelbar nach der Bekanntgabe der sogenannten
Karlsbader Beschlüsse und der zu ihrer Durchführung in Preußen erlassenen Verordnungen. Er ging der endgültigen Niederschrift und
der Drucklegung der »Grundlinien der Philosophie des Rechts« unmittelbar voraus. Deren Manuskript hat Hege! mit der Unterschrift unter die Vorrede am 25. Juni 1820 abgeschlossen. Hegels -Rechrsphilosophie. ist als »Grundriß« »zum Gebrauch für seine Vorlesungen- über »Naturrecht und Staatswissenschafte erschie-
nen (zum Titel der Vorlesung und zum Titel dieser Tradition vgl. K 46,1). * Er ist also so konzipiert, daß er der weiteren Ausführung in den
Vorlesungen bedarf. Zwar hat Hege! sein Buch so gestaltet, daß Rücksicht darauf genommen ist, daß es auch »vor das größere Publi-
kum kommt- (Rph. S. 3), also von denen gelesen werden wird, die nicht seine Hörer waren. Er sagt, daß er auch aus diesem Grund einige der Anmerkungen zu den Paragraphen -weiter ausgeführt- hat, - in der Absicht auf Verdeutlichung von Theoremen und auf Onsbestimmung der 'eigenen Position gegenüber abweichenden Vorstellungen und
Lehrmeinungen über Inhalte der politischen Theorie (Rph. S. 3). Aber dadurch wurde an der Eigenschaft des Werkes, ein .Grundriß, zu sein, nichts geändert. Das Werk hat nicht die Form der voll ausgearbeiteten
Abfolge eines philosophischen Gedankenganges und auch nicht der Entwicklung einer Theorie in dem ganzen Umfang ihrer Verfugung und ihrer Konkretion. Eine in sich selbständige und aus sich allein begründete Theorie konnte * Die bei den Verweisen in dieser Einleitung gebrauchten Abkürzungen sind auf den Seiten 42 und 295f. erläutert.
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Hegels Rechtsphilosophie allerdings auch durch die breitere Ausführung in den Vorlesungen nicht werden. Denn sie ist ganz eingebettet in
die Gesamtentwicklung des Systems, von der sie eine Phase, die Theorie des .objekriven Geistes-, in der Isolation eines eigenen Vorlesungskurses darstellt. Im Grundriß wie in den Vorlesungen selbst muß also auch die eigentlich notwendige durchgängige Bezugnahme auf die theoretischen Fundamente des Systems fehlen, die in der»Wissenschaft der Logik- unverkürzt ausgeführt sind. Aber die Komposition der inneren Gedankenfolge und vor allem der Gehalt der einzelnen Analysen der Rechtsphilosophie können nur im Zusammenhang mit den in den Vorlesungen selbst gegebenen Ausführungen zu wirklicher Deutlichkei t kommen. Schon Eduard Gans, der Herausgeber der .Rechrsphilosophie. in der ersten Gesamtausgabe, hat deshalb Hegels Text aus zwei Nachschriften von Hegelschülern mit Zusätzen versehen. Diese beiden Nachschriften stehen auch heute noch zur Verfügung und liegen inzwischen im Druck (Ilt. 3,4) vor. Sie stammen aus Vorlesungskursen, die Hege! nach dem Erscheinen des Grundrisses und unter der Voraussetzung gehalten hat, daß sein Buch in der Hand seiner Hörer gewesen ist. Hegel hat solche Kurse dreimal, in den Wintersemestern 1821122, 1822123 und 1823124, gehalten, und er begann gerade mit einem vierten Kurs im Jahre 1831, als er der Cholera erlag. Mit der Ausnahme des Kurses von 1821122 sind uns diese Vorlesungen durch die Nachschriften von Hotho (1822/ 2) und v. Griesheim (182)124) sowie durch die von D.F. Strauß (18)1) dokumentiert. Bevor Hegels Grundriß erschienen war, standen seine Vorlesungen über Rechtsphilosophie unter ganz anderen Bedingungen: Er hatte in den Vorlesungen selbst die Grundlage für das Verständnis seiner Theorie zu erarbeiten. Denn die 53 Paragraphen der ersten Auflage seiner »Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften« schienen ihm offenbar nicht weitläufig und in sich gegliedert genug, um als ein Grundriß für solche Vorlesungen zu dienen, und dies wohl auch deshalb, weil er mit Hörern zu rechnen hatte, die sich auf Philosophie nur insoweit einlassen wollten, als sie Rechtsphilosophie war. So hat Hegel die Heidelberger Vorlesung über .Naturrecht und Staatswissenschaft< vom Winter 1817!I8 und die erste Berliner Vorlesung dieses Titels nach jeweils eigens ausgearbeiteter Paragraphenfolge gelesen, die er in den Vorlesungsstunden diktierte. Von der Heidelberger Vorlesung ist uns nur ein winziges Bruchstück indirekt überkommen (vgl. Hegelstudien VII, '972, S. 2), während die Diktatenfolge der ersten IO
Berliner Vorlesung in einer Nachschrift (von Homeyer) überliefert ist, die zusammen mit den Nachschriften von Hotho und v. Griesheim zum seit langem bekannten Besitz der Staats bibliothek Preußischer Kulturbesitz gehört. Diese Diktate sind von Homeyer mit zwar prägnanten, aber wenigen und sehr summarischen Notizen aus dem von Hegel frei Ausgeführten ergänzt worden. . Die hier publizierte Nachschrift der Vorlesung von 1819120 übertrifft Homeyers Manuskript um ein Vielfaches in ihrem Umfang (vgl. Bericht zur Edition, S. 306). Und sie weist die Besonderheit auf, keine Diktate Hegels zu enthalten. Es läßt sich sehr wahrscheinlich machen, daß Hegel in diesem einen der insgesamt sieben Kurse über Naturrecht und Staatswissenschaft keine diktierte oder publizierte Paragraphenfolge zugrunde gelegt hat. Darum konnte aus dieser Vorlesung ein Manuskript hervorgehen> das Hegels Rechtsphilosophie in einem ununterbrochenen Argumentationsgang entfaltet. So hat es mit Hegels populäreren Vorlesungskursen über Geschichtsphilosophie, über Geschichte der Philosophie und über Ästhetik manche Gemeinsamkeiten, darunter die Direktheit und Frische der Entwicklung, die sich aus der Kontinuität zwischen der logischen Fundierung, der Gliederung des Ganzen und der Entfaltung der konkreten Materialien der Theorie des Rechts ergeben, zu denen Hegel, wie kaum einem anderen, ein über Jahrzehnte erworbener Reichtum an Ideen, Tatsachenkenntnis und Diagnosen zu Gebote stand. Es ist allerdings sogleich hinzuzufügen, daß die hier veröffentlichte Nachschrift erst allmählich dazu gelangt, den Fluß von Hegels Vortrag als solchen wiederzugeben. Der Hörer der Vorlesung, aus dessen Notizen die Nachschrift durch einen professionellen Schreiber erstellt wurde (vgl. Bericht zur Edition, S. 3°3» war zu Beginn des Kurses nicht nur außerstande, Hegels Ausführungen zu verstehen. Er war auch mit wenig Begeisterung bei der Sache und versäumte möglicherweise einige Srunden (vgl. die Konkordanz). Es scheint, daß sein Interesse erst beim Kapitel über das Gute und das Gewissen wirklich lebhaft geworden ist. Bis zu diesem Kapitel macht die Lektüre der Nachschrift Mühe) wenn sie nicht in ständigem Bezug auf die aus anderen Quellen, zumal aus den von Hegel publizierten .Grundlinien-, bekannte Theorienfolge von Hegels Rechtsphilosophie erfolgt. Aber vom zweiten Viertel an wird der Text der Nachschrift zu einer Lektüre, die leichter und erfreulicher ist als die irgendeiner anderen Quelle aus Hegels politiktheoretischem Denken. Ir
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Das an so entlegener Stelle aufbewahrte Manuskript der Nachschrift wurde nicht durch Zufall, aber auch nicht aufgrund einer systematischen Suche nach Quellen zu HegeIs Rechtsphilosophie gefunden. Der Fund ergab sich im Zusammenhang der systematischen Suche nach einem erheblichen Bestand von Hegelmanuskripten, VOn denen der Herausgeber nachgewiesen hat, daß sie im Besitz von Arnold Genthe waren, v~n ihm a?er nicht an die Harvard Universität abgegeben worden sind, ~n die Genthe den weitaus überwiegenden Teil seiner Hegelmanusknpte verkauft hatte. Dieser Nachweis veranlaßte einen Rundbrief an alle Bibliotheken, die als Käufer von Hegelmanuskripten in Frage z~ kommen schienen, - aber nur in den Vereinigten Staaten von Amenka (vgl. auch D. Henrich, Long-Missing Hege! Papers Sought, m: Manuscnpts XXX, '978, S. J09). Der Genthe-Besitz ist dabei nicht aufgetaucht, wohl aber, neben einer Reihe weiterer HegelAutographen ohne besondere sachliche Bedeutung, die hier publizierte Nachschnft der -Rechrsphilosophie.. In Europa hat eine entsprechende systematische Recherche zur Auffindung von Nachschriften zu Hegels Vorle~ungskursen niemals stattgefunden. Es ist also möglich, wenn auch in ~betra~ht ~es weitve.rbreiteten Interesses gerade an Hegels Rechtsphllosophle nicht unmittelbar wahrscheinlich, daß sich der Bestand an Dokumenten zu Hegels Vorlesungen noch erweitern läßt. Durch die hier publizierte Vorlesung steigt er um etwa 25 Prozent an. Aber die sachliche Bedeutung des Fundes ist durch eine solche Gewichtung nach dem Umfang sicher nicht erfaßt. Eine umfassende Auslegung von Hegels Rechtsphilosophie hat sich in drei Problemdimensionen zu begeben, die über weite Strecken unabhängig voneinander zu verfolgen sind, zuletzt aber aufeinander bezoge~ werd~n müssen: 1. Die Verständigung über die in ihr enthaltenen Teiltheorien und über die Weise, in der sie miteinander verbunden sind; 2 ". die historis~hen und politischen Beziehungen und Implikationen, mit denen diese Theorien von Hegel teils in ausdrücklicher Absicht, teils de facro vorgetragen worden sind; 3. die systematische Form un~ die ~ig~ntümlichkeiten der Theorieposition von Hege1s Rechtsphilosophie rm ganzen. Die umfangreiche Literatur weist ein besonders auffälliges Defizit in der dritten dieser Dimensionen auf. Das hier publizierte Manuskript kann kaum helfen, es zu beheben. Denn die Unsicherheit bei der Auffassung von Hegels Theorieform und bei der Erörterung von Alternativen, die Hegels Position von ihrer eigenen Grundlegung heraus gewachsen sein könnten, kann nur aus umfassender Rekonstruktion und selbständigem Denken überwunden werden.
Zu den beiden anderen Theoriedimensionen enthält das hier publizierte Manuskript aber sehr wesentliche neue Aspekte. Einige von ihnen überraschen in dem Problemzusammenhang, in den sie gehören, so sehr. daß ihnen leicht der Wert kleiner theoriehistorischer Sensationen beigemessen werden wird. Im folgenden wird zunächst auf drei Teiltheorien hingewiesen, zu denen das hier publizierte Manuskript neue Einsichten ermöglicht. Danach wird in Kürze erörtert, welche Rückschlüsse aus dem Manuskript auf Hegels politische Standortnahme in der Zeit der -Demagogen« Verfolgung zu ziehen sind. Hinweise auf die Theorieform von Hegels Rechtsphilosophie stehen am Schluß dieser Einleitung.
11. Doppelsatz, Moralkritik. Armut und Aufstand 1. EINLEITUNG DER VORLESUNG VON 1819/20 UND VORREDE
DER ))GRUNDLINIEN DER PHILOSOPHIE DES RECHTS«
Hege1 begann seine Vorlesung mit einer Einleitung. Aus ihrem Text oder zumindest aus deren Gedankengang hat er im kommenden Jahr die Vorrede für die zu druckende .Rechrsphilosophie- herausgearbeitet. Denn diese Einleitung entspricht nach ihrer formalen Stellung und auch in einigen ihrer Motive dem Vorwort der Vorlesung von 1818/19_ Aber bevor die hier publizierte Einleitung vorlag, ließen sich das innere Muster und die Kontinuität in der Ausarbeitung jener Vorrede nicht erkennen, die Hegels berühmtester und wohl auch berüchtigster Text ist. Die Einleitung definiert wie Vorwort und Vorrede den Standpunkt der Hegeischen Theorie: Der Rechtsbegriff ist weder empirischhistorisch noch auch in der Beziehung auf überweltliche Prinzipien zur Theorie zu entwickeln. Diese Theorie vollendet sich im Begreifen der Vernünftigkeit des Staates und seiner Verfassung, zu der er sich nur auf je einer bestimmten Stufe der Entfaltung des Freiheitsbegriffes hat ausbilden können. Dementsprechend kann die These, daß die wahre Philosophie die Wirklichkeit nicht überfliegen darf und kann, mit zweierlei Beziehung und Adresse ausgesprochen werden: geschichrstheoretisch gegen die, welche eine Verfassung verwirklichen wollen, die nicht im Gesamtbewußtsein eines Volkes oder einer Epoche begründet ist, und institutionstheoretisch gegen die, welche den Ver-
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rI nunftsstaat als begründet ansehen im Entwurf von reinen Ideen wohlgeordneter Lebensverhältnisse. In beiden Beziehungen haut Hegels Theorie auf die Überzeugung, daß die Idee als solche und von sich aus stets zur ihr gemäßen Wirklichkeit kommt. Aber in der geschichtstheoretischen Beziehung ist die Priorität des Bewußtseins von einem welthistorischen Freiheitsprinzip gegenüber seiner Ausgestaltung in der Wirklichkeit betont, während die institutionstheoretisehe Beziehung die Priorität der vernünftigen Wirklichkeit gegenüber allen Begriffen betont, welche sich aus der Annahme einer grundsätzlichen Differenz zwischen Begriff und Wirklichkeit herleiten. Beide Beziehungen sind unabtrennbar voneinander) da Verfassungen historisch und nicht zeitlos hervorgehen, ihre Wirklichkeit also nicht jeglichem Bewußtsein von dem ihnen innewohnenden Vernunftprinzip vorausgehen kann. Je nachdem welche der beiden Beziehungen bei der Formulierung des zuletzt einheitlichen Gedankenganges die Dominanz und Führung hat, ergeben sich andere Perspektiven bei seiner Anwendung und für die Beurteilung der besonderen Umstände einer Verfassungslage und -entwicklung. Hegels vielzitierter und vielgeschoItener Doppelsatz aus der Vorrede der gedruckten -Rechtsphilosophie- statuiert: »Was vernünftig ist, das ist wirklich, und was wirklich ist, das ist vernünftig« (Rph. S. 14). Sein Auftritt ist geschichtsrheoretisch eingeleitet, indem er die Beziehung zwischen der Form des Platonischen Denkens, das weltüberfliegend zu sein scheint, und dem gerade zur historischen Wirklichkeit werdenden Prinzip der neuen Weltperiode der römischen Welt auf eine gänzlich allgemeine Formel bringt. Aber er ist dann institutionstheoretisch formuliert. Denn er hebt nicht hervor, daß sich aus dem neuen Prinzip selbst eine Verfassungswirklichkeit allererst zu gestalten hat. Und er macht keinen Unterschied zwischen der Wirklichkeit des Vernünftigen im Bewußtsein als solchem und in der aus diesem Bewußtsein dann hervorgehenden Institutionsform des Staates. In der Einleitung zur Vorlesung von 1819120 erscheint nun Hegels Doppelsatz in seiner ursprünglichen Formulierung und, überraschend genug, in rein geschichtstheoretischem Sinn. Hier besagt er nicht, ein historisches Prinzip sei stets auch verwirklicht, im Bewußtsein und in den institutionellen Lebensordnungen einer Zeit. Es formuliert mit dem ganzen Nachdruck auf Hervorgang statt auf Zustand, daß keine Macht, weder auf Erden noch in Platons und anderen Himmeln, dem widerstehen könne, wozu ein Volk -in seinem Begriff fortgeschritten ist. Aus diesem Begriff wird sich die Idee über die Subjektivität zu
einem wirklichen Konkreten, Vorhandenen machen: »Was vernünftig ist, wird wirklich, und das Wirkliche wird vemiinftig« (P,4f.). Daß dieser Gedanke und nur er auch den Impuls enthält, aus dem die doppelt-inverse Formulierung Hegels hervorging, läßt sich nun in aller Deutlichkeit erkennen. In der Version der späteren Vorrede hat Hegels Doppelsatz einen imperial-deklamatorischen Klang. Betrachtet man seine Aussage ihrer Form nach, so erklärt er die Identität von Vernunft und Wirklichkeit von beiden Seiten der Glieder einer Identitätsbehauptung her. Damit stellt er, rhetorisch betrachtet, seine Behauptung als definitiv und unwidersprechlich auf. Allerdings weist die Doppelbehauptung auch in dieser Version noch eine weitere Komponente auf, die, anders als ein doppelt formulierter Identiratssatz, gedankliche Entwicklung enthält. Diese Komponente wird dann sichtbar, wenn man bedenkt, daß darin, daß das Vernünftige für wirklich erklärt wird, nicht auch schon allem, was in der gewöhnlichen Bedeutung -wirkliche genannt wird, ein Vernunftcharakter zugesprochen ist. Daß aber das Vernünftige insofern wirklich ist, als alles Wirkliche als solches vernünftig ist, statuiert der zweite Teil des Doppelsatzes. Diese Komponente der Entwicklung ist aber in der Version der Vorrede, die ohnedies von der Natur der Vernunft, Wirklichkeit zu definieren, her argumentiert, der Erklärung des Definitseins von Hegels Prinzip durch die Doppelung der Erklärung der Identität von Vernunft und Wirklichkeit untergeordnet. Ganz anders verhält es sich mit der Doppelung in der Version der Einleitung von 1819120. In ihr ist die Doppelung von ihrem theoretischen Motiv her wohl motiviert, wenn nicht verlangt. Denn in ihr wird erklärt, daß das Vernünftige sich als solches und von sich her in Wirklichkeit überführt und daß insofern die Wirklichkeit als solche ebenfalls Vernunftcharakter annimmt: Sie wird von der Idee her zu einem Ganzen ausgebildet und so in ihr eigentliches Wesen integriert. Diese Doppelung geht nicht von der Einheit von Wirklichkeit und Vernunft aus, sondern davon, daß durch die unwiderstehliche Kraft der Vernunft, sich zu verwirklichen, Wirklichkeit zu der ihr eigentümlichen Form gelangt. Da sie aus diesem Gedanken kommt, hat die Doppelung der Formulierung hier nichts von der imperialen Erklärung eines Prinzips, sondern sie ergibt sich, auch in der Hinsicht, in der sie auf den letzten Einheitssinn von Vernunft und Wirklichkeit führt, ganz aus der Logik des Gedankens, - eines Gedankens, der die Bewegung der Vernunftform zur Wirklichkeit und die des Wirklichen zur Vernunftform als zwei Seiten eines Vernunftprozesses auffaßt.
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So versteht man einerseits, daß Hege! wohl der Meinung sein konnte, den Sinn seines doppelten Diktums dadurch deutlich machen zu können, daß er >Wirklichkeit< von -Schein- und -verganglicher Realität<
unterschied und unterstrich, nur für eigentliche Wirklichkeit den
Gedankens ist in der ursprünglichen und in der abgeleiteten Version betont. Daß eine solche Verschiebung in der Betonung erfolgen konnte, ist zwar nicht von Hegel selbst, wohl aber von denen, die ihm folgten, aus gutem Grund für alles andere als gleichgültig erkannt worden.
Identitätssinn in Anspruch nehmen zu wollen. So hat er die Wahrheit seines Doppelsatzes, der alsbald von den wichtigsten seiner Gegner angegriffen worden war, im sechsten Paragraphen der zweiten Auflage seiner -Enzyklopädie- verteidigt. Und seine Schule hat diese Verteidigung Zu einem Stereotyp ihrer Selbstdarstellung werden lassen, das allerdings nie deren Herkunft aus einer Mischung von spekulativem Tiefsinn und profunder Verlegenheit verbarg. Zwar hatte auch schon die Einleitung von ,8 '9120 den geschichtstheoretisch gedachten Doppelsatz einer Reflexion auf die Beziehung zwischen dem -Getiimmel der Wirklichkeit" das sich dem unbewaffneten Auge darbietet, und dem «Einfachen, und -Allgemeinen. in ihrfolgen lassen (50,,6-23). Damit hatte sie für die Formulierung der Version der gedruckten Vorrede den Ansatz geboten. Man versteht aber, daß Heinrich Heine eine befriedigendere Auskunft, als die es war, die Hegel in der Enzyklopädie gegeben hat, in einer anderen Formulierung sah, von der er berichtete, daß er sie von Hege1 auf seine befremdete Nachfrage hin angeboten erhielt: »Alles, was vernünftig ist, muß sein« (vgl. Hegel in Berichten seiner Zeitgenossen, hrsg. G. Nicolin, Harnburg 1970, Dokument 363)- In dem »muß« dieser Version wird das »ist« der Vorrede unter der Vorgabe, ihr Indikativ halte an der institutionstheoretischen Bedeutung der Version der Vorrede fest, zurückgedeutet in den geschichtstheoretischen Sinn der ursprünglichen Version von 1819. Die von Heine berichtete Formel muß, soll auch sie die von der Doppelform der Aussage abhängige besondere Kraft von Hegels Diktum bewahren, selbst in einer Doppelform ausgeschrieben werden. Dann müßte sie so lauten: >Was vernünftig ist, muß sein, und was ist, muß vernünftig werdenc Dieser Sinn von Hegels Diktum fällt aber ganz mit dem der Version von 1819/20 zusammen. Und unangesehen dessen, ob Heines Bericht auch in seiner genauen Wortgestalt Quellenwert für Hegels Antwort beanspruchen darf oder nicht, ist die Authentizität des Sachgehalts der von ihm überlieferten Antwort Hegels durch die Vorlesung von 1819120 nunmehr gesichert. Dies ist auch dann von großer Wichtigkeit, wenn der Unterschied zwischen beiden Formeln keinesfalls als eine Diskrepanz zwischen zwei Varianten von Hegels Systemgedanken selbst verstanden werden darf. Nur je ein anderer Aspekt im Einheitszusammenhang desselben
Hegels philosophische Entwicklung zur Selbständigkeit des Denkens war mehr als durch jeden anderen einzelnen Faktor bestimmt durch seine Aufnahme der Kamischen Moral- und Religionsphilosophie, durch deren Ausbildung zu einer neuen Form historisch orientierter Religionskritik und schließlich durch die Kritik der Kamischen Lehre. Sie ist uns in den Manuskripten der FrankfurterJahre überliefert, die zu den bekanntesten Werken Hegels gehören und sicher auch zu denen, welche den stärksten Eindruck gemacht haben. Hegel will in ihnen zeigen, daß sich Kants Idee einer Moralität, welche in der jederzeit möglichen Universalisierung der Maximen unseres Handeins eine Erkenntnisregel des Guten haben soll, zunächst in unlösbare Probleme bei der konkreten Handlungsbeurteilung verwickelt, um schließlich ihr eigenes Prinzip, die in Vernunft begründete Selbstbestimmung des Handelns, zum Zusammenbruch zu bringen. Hegels Folgerung daraus ist, daß dies Prinzip der -formalen- Autonomie einem höheren Prinzip untergeordnet werden muß, das seinerseits erst den eigentlichen Sinn von Freiheit erfüllt. Nur in dessen Zusammenhang soll auch die Kantische Freiheit des guten Willens einen wohlbesrimmten, von unbeherrschbaren Antinomien nicht mehr bedrohten Ort erhalten. Dieses Prinzip nennt Hegel zunächst -Liebe-, dann .Leben. und schließlich .Geist-, In der -Rechtsphilosophiec ist es als -Sinlichkeitgefaßt. In diesem Werk sind die Formen des praktischen Bewußtseins und die Verhältnisse des im Recht sich verwirklichenden Willens in einem System von Einrichtungen und Lebensweisen zusammengeführt, das seinen Einheitssinn und seine Differenzierung aus dem gewinnt, was Hege! die objektiv gewordene -Idee- nennt. Auch die von Hegel gedruckte -Rechtsphilosophiec enthält in ihrem Abschnitt -Das Gute und das Gewissen- eine Paragraphenfolge, in der die Gedanken der auf Formalität und Subjektivität begründeten Moral-
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2.
DIE
KRITIK DER MORALITÄT ALS GRUNDLAGE FÜR DIE THEORIE DER SITTLICHKEIT
, lehren seiner Zeit von ihren Grundlagen her entwickelt und kritisiert werden. Und auch in ihr werden aus den Resultaten dieses Kapitels die Schlüsselargumente für die Notwendigkeit des Übergangs in die Theorie der Sittlichkeit gewonnen. Es war jedoch stets auffällig, daß dieser Text in hohem Maße hinter der theoretischen Bemühung, die Kantische Problemdimension der praktischen Philosophie schlüssig zu überwinden, zuriickgeblieben ist, die Hegels frühe Manuskripte auszeichnet, welche sich ganz oder überwiegend um diese Aufgabe bemühen. Der gedruckte Text der -Rechtsphilosophie- gleicht eher einer Inventarisierung von in ihm selbst gar nicht ausgearbeiteten Begründungen. Auch die bisher verfügbaren Nachschriften aus Hegels Vorlesungen haben kein anderes Bild gegeben. 18181r9 hat Hegel zu dem für die Begründung seiner eigentlichen Position herausragend wichtigen Abschnitt nur fünf Paragraphen diktiert, die von Homeyer spärlich erläutert sind. In Hothos und v. Griesheims Nachschriften liegt die Paragraphenfolge des Buches zugrunde. Und der vor allem im Heft v. Griesheims ziemlich umfangreiche Text geht überwiegend darauf aus, den abstrakten Gehalt der Paragraphen und ihrer Ableitungen zu- erläutern und zu rechtfertigen und vielerlei Anwendungen auf zeitgenössische Positionen und auch auf theologische Probleme zu entwickeln. Aber in der hier publizierten Vorlesung ist Hegel allem Anschein nach durch die besondere Situation, von vorformulierten Paragraphen unabhängig zu sein, aber auch durch direkte Rede überzeugen zu müssen, dazu veranlaßtworden, seine Argumentation gegen die Moralformen der Subjektivität originär und in der aus den Jugendschriften vertrauten Kraft und Konkretion aufs neue zu entfalten. So hat sich auch in der Nachschrift ein Text ergeben, der zusammen mit den Frankfurter Schriften und der Kritik der moralischen Weltanschauung in der »Phänomenologie des Geistes« in das Corpus von Hegels wichtigsten moralkritischen Schriften eingehen wird.
Das Kapitel über die bürgerliche Gesellschaft hat für Hegels Theorie des Staates ebendie Funktion, welche der Abschnitt über das Gute und das Gewissen für die Grundlegung der Theorie der Sittlichkeit im ganzen hat. Auch in der wiederum knappen Paragraphenfolge des
gedruckten Werkes hat dies Kapitel die wohl weitreichendsten Folgen nach sich gezogen, die irgendein Lehrstück Hegels je gehabt hat. Denn Marx' intellektuelle Biographie setzte bei der Ausarbeitung des Zwiespaltes ein, der ihm zwischen Hegels Einsicht in die Notwendigkeit der Entstehung des Proletariats und seiner Verelendung unter Bedingungen der kapitalistischen Produktionsweise und Hegels Meinung zu klaffen schien, der monarchisch verfaßte Staat und seine Institutionen blieben von dieser Dialektik unberührt, so daß sie aus eigenem, höheren Recht zur Bewahrung des sittlichen Lebens gegen sein Zerbrechen im Klassengegensatz imstande seien. Hegels Ausführungen im Abschnitt -Die Polizei- enthalten, sieht man von Marx' Wertlehre und damit vom ökonomischen Materialismus ab, den vollständigen Grundriß zu einer Theorie von der wechselseitigen Abhängigkeit von kapitalistischer Produktionsweise und verarmender Arbeiterschaft. Und man hat darin stets und zu Recht eine erstaunliche Tatsache gesehen, daß gerade ein Philosoph zu solcher Einsicht in einer Zeit fähig war, in welcher der Streit der politischen Theorie noch aufzugehen schien in den Gegensatz zwischen der Verteidigung der durch die Revolution gewonnenen politischen Freiheit und der Erneuerung einer dem alten Europa nachgedachten Form hierarchischer Ordnung. Die hier publizierte Nachschrift enthält einen freien Vortrag von Hegels Analyse des Ursprungs des -Pöbels, und seiner Entfremdung, der alle anderen Texte in seiner Eindringlichkeit weit übertrifft. Der Erörterung des ökonomischen Zusammenhanges, aus dem die Armut als ein Zustand, der »nach jeder Seite hin unglücklich und verlassen ist(194,171.), hervorgeht, folgt eine Darlegung der vielen Aspekte der Not und der Depravierung der Armen, in der sogar Töne aus Hegels früher Kritik an der Theologie und der Ausbildung der Prediger der christlichen Botschaft wieder aufkommen. Noch wesentlicher, auch im Blick auf Marx, ist Hegels Diagnose des eigentlichen Ursprungs der Erscheinungsform des verarmten .Pöbels- aus berechtigter innerer Empörung. Es ist das Rechtsbewußrsein selbst, das nach Hegel das Recht einschließt) der eigenen Freiheit ein Dasein zu geben und sie in einer Lebenswelt und in ihren Institutionen verwirklicht zu sehen, welches dem Verarmten entzogen wird. Darum macht seine Empörung, wie immer in der Gestalt von Neid und Haß, nichts als das eigene Rechtsprinzip der bürgerlichen Welt geltend gegen die Auswirkungen der aus ihr selbst hervorgehenden Ordnung. Der Arme ist durch die Gesellschaft, die selbst Dasein eines Willens ist, in seinen Zwiespalt gebracht, so daß er gegen dies selbst aus Willen kommende Dasein die
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3. DIE BÜRGERLICHE GESELLSCHAFT UND DIE ENTSTEHUNG DER ARMUT
Kraft und das Recht seines eigenen Willens setzt, dem sein Daseinsrecht entzogen wurde. Alle einzelnen Motive dieser Analyse Hegels lassen sich auch an verstreuten Stellen anderer Texte nachweisen, die in Hegels Werk überliefert sind, so daß auf diese Weise auch deren Authentizität nicht zweifelhaft sein kann. Aber nirgends finden sie sich in so beredtem und überzeugungskräftigem Zusammenbang. Und so findet sich auch nirgends sonst in Hegels Werk die Schlußfolgerung, zu der Hege! mit Eindeutigkeit gelangt, wenn auch nach Ausweis des Textes zögernd und in einem Rückverweis versteckt: Die Armut hat in der bürgerlichen Gesellschaft das Recht zum Aufstand gegen die Ordnung, die dem Willen der Freien jede Verwirklichung verwehrt. Hegel erklärt dieses Recht durch den Verweis auf und den Vergleich mit dem Notrecht, das von ihm schon an anderer Stelle begründet war. Im Abschnitt über >Wohl und Absicht< heißt es zum Notrecht, die Rechte anderer zu verletzen, in der extremen Gefahr, das Leben als solches zu verlieren: »Nur da ist ein Notrecht anzusprechen, wenn die ganze Totalität der Rechtsfähigkeit in Gefahr kommt« (100,2 I H.). Die NOI der Armut ist aber nicht die, in der unter bestimmten Umständen die einfachsten Bedingungen des Lebens entzogen sind. Diese Not geht aus der Organisationsform der Gesellschaft als solcher hervor. Und so ist nunmehr zu sagen: »Hier hat die Not nicht mehr bloß diesen momentanen Charakrer« (I96,7f.). Dies ist nur zu verstehen als die Erklärung des Rechtes, gegen die Gesellschaft selbst, welche dem Willen des Armen sein Dasein verweigert, dessen Verwirklichung durchzusetzen. Es gibt keine andere Stelle in Hegels Werk, an der er Revolution nicht nur als historische Tatsache und Notwendigkeit begreift, sondern ein Recht zu ihr aus der systematischen Analyse einer auch für ihn gegenwärtigen Institution gewinnt und erklärt. So verwundert es auch nicht, daß er diese Erklärungnur eben und in indirekter Form erreicht. Gleich darauf nimmt er den anderen Faden des Gedankens auf, der Abhilfe der Armut im Rahmen der bürgerlichen Gesellschaft verheißt. Aber die Erklärung des Notrechts zum Aufstand der Armen wird dadurch nicht zurückgezogen. Sie wird allerdings teils verhüllt, teils mit dem Gedanken des Rechts und der Tendenz der bürgerlichen Gesellschaft zur Selbstveränderung und Selbstrelativierung zusammengedacht. Und die zentrale Stellung von Hegels Erklärung des Notrechts zum Aufstand wird noch unterstrichen dadurch, daß in ihr die Abhandlung der inneren Dynamik der bürgerlichen Gesellschaft 20
kulminiert, die von vornherein und im ganzen als »die Sphäre der Abhängigkeit und der Nor« charakterisiert worden war (I47,3rf.). Solche Befunde aus dem hier publizierten Text werden jedem, der zuvor. Marx' Kritik von Hegels Rechtsphilosophie gefolgt ist, eine Bes~ätlgun.g geben, wi~ sie aus keinem anderen Text Hegels zu gewinnen ist. Darum sei noch darauf verwiesen, daß dieser Text auch deutlicher als die gedruckte -Rechtsphilosophiee, aber in Übereinstim~ung mit der Nachschrift v. Griesheims, die Überlegungen verdeutlicht, welche es Hegel gar nicht in den Sinn kommen lassen, aus seiner Diagnose vom in der bürgerlichen Gesellschaft selbst hervorgehenden antiriomischen Konflikt die Theorie einer ganz anderen Form VOn Gesellschaft zu gewinnen. Für ihn ist die Krise der bürgerlichen Produktionsgesellschah die Krise ihrer Unvollkommenheit. Diese Gesellschaft ist vom Eigeninteresse her organisiert. Sie gibt nur jenem Willen, der von diesem Interesse bestimmt ist, sein Recht und Dasein. Das Notrecht der Armen stellt ihr, noch inhaltslos, ein höheres Recht entgegen. Und die Dialektik der bürgerlichen Gesellschaft in Reichtum und Armut wird zuletzt nur zum Anlaß, dies höhere Recht zur Entfaltung zu bringen. So ist, was zunächst nur unzulängliche und vorübergehende Abhilfe zu sein scheint, die Gründung von zur Selbständigkeit bestimmten Kolonien, zugleich ein Bildungsmittel, das noch im Medium des Eigennutzes, im Handel, ein Bewußtsein von den weiteren Bedingungen des Menschendaseins, ein ,We1tinteresse< erzeugt. Es eliminiert zwar nicht, übergreift aber doch den Gesichtspunkt der Subsistenz, der dem Konflikt der bürgerlichen Gesellschaft selI~e Struktur gibt. ?ie so gewonnene Fähigkeit zu allgemeiner Besinnung muß dann m die bürgerliche Gesellschaft selbst zurückgetra?en:-rerden, um dort zunächst die Fähigkeit zur Ausbildung von auf Solidarität begründeten Institutionen, von -Genossenschafren. zu erzeugen. Wenn ~uch die Weise, in der diese Gedankenfolge von Hegel mit institutionellen Ideen besetzt wird, deutlich genug an Hegels eigene und an noch länger vergangene Zeiten gebunden ist, so enthält sie doch in der Form ihres Aufbaus ein gewichtiges Theoriepotential. Sie enthält davon mehr als die schon zu lange geläufige Form von Gesellschaftskritik, die aus der radikalen Krise der bürgerlichen Gesellschaft auch ganz direkt die radikale Alternative zu ihr herleiten will und die meint, jede Abweichung VOn diesem einfachen Schema könne nichts anderes sein als die Furcht vor der Konsequenz mit der Folge von Symptomkur und Anpassung. Es ist nicht schwer, in das von Hegel entworfene Schema 21
eine ganz andere Perspektive einzuzeichnen: von einer Gesellschaft, in der die aus ihr selbst hervorgehenden Konflikte als solche erkannt werden, und zwar so, daß auch erkannt wird, daß die Bedingungen zu ihrer Lösung eine Orientierung voraussetzen, die unter der Voraussetzung des öffentlichen Bewußtseins, aus dem sie entspringen, nicht zu gewinnen ist. Indem eine solche Perspektive wirklich gewonnen wird, ist diese Gesellschaft, ohne zuvor durch eine ganz andere Grundformation ersetzt worden zu sein, doch in sich selbst zu einer anderen geworden. .. Dafür, daß eine solche Umwendung, von der Hegels Ubergang zur -Sinlichkei« wie auch jeder irgendwie noch vergleichbare Ubergang ganz abhängig ist, überhaupt als eine Möglichkeit in den Blick kommen kann, muß eine für Hegels Theoriestellung gleichfalls entscheidende Vorbedingung angenommen sein: Es ist nicht notwendig, sondern vielmehr irreführend, die politische Theorie, zumal als Entwicklungstheorie, in linearer Form anzulegen. Marx' Theorie ist in dem Sinn linear aufgebaut, daß sie aus einer Grundbedingung, den Produktionsverhältnissen, eine gesellschaftliche Formation hervorgehen sieht, die in eine totale Krise treibt, weshalb sie durch eine neue Totalität anderen Prinzips zu ersetzen ist. Hegels Theorie hat lineare Form nur in der An ihrer Darstellung, Teilfotmationen von Gesellschaft in linearer Folgeordnung einzuführen. Die Logik, welche diese Folgeordnung steuert, bringt aber von vornherein in Ansatz, daß ein Zusammenhang, der -System- genannt werden darf, nur von einem Komplex mehrerer relativ selbständiger Faktoren ausgebildet wird, deren Einheit durch das definiert wird, was Hegel ,Begriff< oder .Idee- nennt. Deren logische Form ist die unauflösbare Zuordnung von einander abhebbaren Strukturmomenten, die als solche einen zu relativer Selbständigkeit kommenden Sinn haben, - aber so, daß auch er sich nur im Zusammenhang des Ganzen ergibt, das seinerseits das Gegenteil von einem Aggregat ist. Nur innerhalb eines solchen Ansatzes läßt sich überhaupt denken, daß die Krise einer Gesellschaft, die als solche so total ist wie die der bürgerlichen in ihrer Antinomie von Reichtum und Armut, dennoch partialen Ursprungs und darum auch partialer Natur sein kann. Daß sie aber partialen Ursprungs ist, ist allerdings die notwendige Voraussetzung dafür, daß sie in einer Form von Gesellschaft entfallen kann, die reicher entwickelt ist als die, welche in die Krise trieb. Diese Form folgt der, die kritisch geworden war, nicht einfach nur nach, sondern schreibt diese selbst in sich ein und ist im so definierten Sinn die .höhere-. Hegel hat übrigens, trotz des Scheines 22
untangierbarer Selbstgewißheit, mit dem er seinen Integrationsbegriff, den vom Staatsorganismus, ausstattete, auch ein Bewußtsein davon gehabt, daß die Lösung der totalen Krise aus partialem Ursprung durch Integration ganz andere Schwierigkeiten mit sich bringt als die bloße Umwälzung bestehender zu neuen Verhältnissen. Der geschichtsphilosophischen Vorlesung zufolge war ihm der Konflikt zwischen der Freiheit, die als die des Einzelnen ihr Daseinsrecht hat, und der Freiheit im Bewußtsein eines organisationsfähigen Allgemeinen »diese Kollision, dieser Knoten, dieses Problem ..., an dem die Geschichte steht und das sie in künftigen Zeiten zu lösen hat« (Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte, ed. Lasson, IV, S. 933). So formuliert, alsounabhängigvom Geltendmachen des monarchisch verfaßten Staatsorganismus als letzter Synthesis, faßt Hegels Problemformel auch noch das gegenwärtige Problem der Selbsterhaltung der Menschheit. Denn uns wurde gleichermaßen deutlich, daß die Konflikte, welche ihre modernen Lebens- und Produktionsforrnen erzeugen, nicht niederzuhalten sind, wie, daß sie sich durch Umkehr oder durch einen Sprung in vermeintlich ganz andere Verhältnisse nicht lösen. Der Gedanke an ein Allgemeines, in dem sie auf eine andere Weise sowohl zum Austrag kommen als auch grundsätzlich begrenzt werden könnten, hat also wirklich einen höheren Vernunftsinn als der aus linearer Geschichrstheorie begründete Aufruf zu einem Neubeginn aus Umwälzung, der unter der Last der geschichtlichen Wirklichkeit selbst schon gealtert ist. Ein solcher Aufruf ist, anders als Marx es meinte, auf keine Weise, also auch nicht über Umorganisationen oder die Abtrennung von -fortschrittlichen- Momenten, aus Hegels Theorie herzuleiten, ohne daß dabei deren Grundform zerstört wird. Aber beide haben dennoch die Einsicht miteinander gemein, daß das Vernünftige der Menschenwelt, und zwar unter Konflikten, wirklich zu werden hat, daß es sich also, sofern es wirklich ist, nicht etwa von selbst versteht und gedankenunfähige Einhausung zuläßt oder begünstigt. (Vgl. D. Henrich, Logische Form und reale Totalität, in: Hegels Philosophie des Rechts, ed. Henrich/Horstmann, Stattgart '982, S. 428ft)
f Ifl. Der Fürst als Gedanke und die Zensur als Faktum Die vierte Teiltheorie Hegels, zu deren Verständnis das hier publizierte Manuskript Wichtiges beitragen kann, ist auch der Bereich, der mit Hegels Standort zu im engeren Sinne politischen Alternativen am deutlichsten verbunden ist: die Theorie der fürstlichen Gewalt. Es ist
bekannt, daß Hegels Rechtsphilosophie die Erbmonarchie preist. Deren Vorzug ist es nach Hegel, daß sie alle Institutionen des Staates auf andere Weise als durch bloße Kontrolle miteinander vereinigt und daß sie diese Einheit auch insofern vollständig macht, als sie eine letzte
Instanz des Entscheidenkönnens darstellt, welche durch keine dem
lutismus des Entscheidens. Es gibt keinen Text von Hegels Hand zur Verfassungslehre, der nicht auch manifest oder tendenziell durch diese
Zweideutigkeit gekennzeichnet wäre. Und doch sind die Verschiebungen erheblich, welche jeweils durch einen Akzent auf die eine oder
andere der beiden Implikationen in die Selbstdarstellung und das Oberflächenprofil seiner politischen Theorie kommen. So hat man schon mehrfach richtig beschrieben, daß Hegel in der gedruckten -Rechtsphilosophiec die Bindung des Monarchen an die Institutionen des Staates, die seine Entscheidungen vorbereiten, jedenfalls nicht in
den Vordergrund ruckt, wahrend die bisher in Nachschriften überlieferten Vorlesungen viel stärker hervorheben, daß das Entscheiden des
Staat äußere Entscheidungsmacht realisiert werden kann und muß. Es ist oft hervorgehoben worden, daß Hegel in dieser Staatskonzeption allen Freiheitsrechten der Bürger wohl einen Raum zu ihrer Entfaltung, nicht aber die Spur eines Rechtes auch gegen die Staatseinheit selbst
Monarchen nicht als ein Entscheiden aus eigenem Ermessen, sondern
zuspricht. Man muß einsehen, daß die Konzeption selbst dem wirklich definitiv entgegensteht. Diese Grundposition, die Hegellange vor der Berufung nach Heidel-
Entscheiden des Fürsten noch mehr betont als in der Vorlesung, die Horho nachschriebund die dafürbisher die anscheinendprägnantesten
berg und somit dem Beginn der Vorbereitung seines Lehrbuches eingenommen hat, ist) wie nicht anders zu erwarten, in allen Quellen ganz unverändert durchgehalten. So kommt sie auch in der Vorlesung von r819/20 wie in allen anderen Nachschriften aus den Kursen Hegels zu unzweideutigem Ausdruck. Aber auch sie läßt einen Spielraum für
einer Monarchie einen Menschen brauche, »der •ja- sagt, den Punkt auf das I setzt, denn die Spitze soll so sein, daß die Besonderheit des
die Darstellung und in der Akzentuierung offen: Zu Hegels Lehre von der Monarchie gehört auch die Abwehr der Vorstellung, die Staatseinheit als solche und die Ordnungder Verfassung gehe von der Person des Fürsten aus. Da das Umgekehrte gilt, der Fürst selbst also Institution ist, kann betont werden, daß sein letztes Entscheiden in die Wirklichkeit der Verfassung eingebunden und somit auch VOn einer Regierung aus Willen und Ermessen des Monarchen ganz zu unterscheiden ist. Umgekehrt kann aber gegen den Konstitutionalismus nach englischem Vorbild auch betont werden, daß dem Fürsten das Recht zukommt, von sich aus zu bestimmen, wo und inwieweit er in dem in Institutionen verankerten Entscheidungsprozeß zum -Selbsrregieren- überzugehen habe. Auch diese Zweideutigkeit ist in Hegels Theorie von ihrer gedank-
lichen Fundierung her eingebaut. Sie füllt fast die ganze Spanne aus zwischen einem Konstitutionalismus, der die Monarchie nur noch durch die Erblichkeit des höchsten Amtes vom reinen Repräsentativsystem unterscheidet, und einem in der Konstitution verankerten Abso-
nur als der formelle Abschluß eines längst auf ein Resultat festgelegten Deliberationsprozesses anzusehen ist.
In der hier publizierten Vorlesung hat Hegel das bloß Formelle im
Belege lieferte. Hothos Nachschrift zufolge sagte Hegel, daß man zu
Charakters nicht das Bedeutende ist« (Ilt. 3,764), Die Metapher vom Tüpfelchen auf dem I scheint die ganze Vormacht des Verfassungsprozesses gegen den Fürstenwillen so deutlich wie nur möglich zu machen. Und doch ist auch sie nicht ganz frei von jener Zweideutigkeit, die auch Hegels Position selbst kennzeichnet. Denn einerseits setzt der I-Punkt
nur den Abschluß einer vorher schon beendeten Schreibbewegung. Andererseits ergibt diese Bewegung rein für sich auch nur einen bedeutungslosen Strich, wenn der Punkt nicht dazugesetzt wird. Und so war ganz mit Recht zu fragen, wie es zum notwendigen Entscheiden komme, wenn der Monarch sein verwirklichendes)Ja< verweigert. Im hier publizierten Manuskript wird dagegen die Funktion der Signatur des Monarchen soweit herabgesetzt, daß sie nur noch als ein
bloßes Symbol für die Entscheidungsfähigkeit des Staates erscheint: »Der Name ... ist das Zeichen der Vorstellung, wodurch sie es erreicht, das Einzelne als Einzelnes aufzunehmen. Die Richter sprechen im Namen des Monarchen, obschon sie völlig unabhängig sind« (25 0 ,33- 2 5' ,3). Diese besonders eindrückliche Formulierung wird kaum eingeschränkt, sondern im wesentlichen bestätigt durch Hegels ergänzende Rechtfertigung des monarchischen Prinzips aus äußerem und innerem
Notstand: »Der Souveränität als dieser innersten Einheit und Identität kommt es hauptsächlich zu, vor dem Riß zu stehen« (25I,qff.). Im übrigen ist es wichtig hinzuzufügen, daß Hegel den inneren Notstand nicht aus Angriffen gegen die Verfassung, sondern daraus definiert) daß »innere Mängel der Verfassung sich hervortun- (25I,I9)' Wer will, kann aus solchen Äußerungen konstruieren, daß sich die auf Hegel hätten berufen können, welche im späteren I9. Jahrhundert Sozialoder auch sozialistische Politik mit monarchischer Hilfe durchsetzen
seiner engsten Schüler, die Karlsbader Beschlüsse zur Demagogenverfolgung und die Verschärfung ihrer Zensurbestimmungen in Preußen,
wollten. Alle diese Aspekte und Akzentsetzungen in Hegels Vortrag, die denen willkommen sein müssen, welche die .liberale. Substanz von Hegels
Hegels beängstigtes, von seiner Umgebung für servil angesehenes Verhalten gegenüber Schleiermacher, Hardenberg und im Senat, die Ungewißheit über den Grad der Festigkeit seiner Stellung und des ihm
politischem Denken verdeutlichen wollen, sind aber ermöglicht von dem Prinzip her, das ebensogut auch Herleitungen und Akzemsetzun-
von Altenstein und seinem Ministerium entgegengebrachten Wohlwol-
gen erlaubr, die dann Belege für die These über Hegel als Adjuvanten
Hege! eine erste Versicherung von Dank und fortdauernder Anerkennung seitens der ihm vorgeordneten Behörde erhielt (H. C. Lucas, U. Rameil, Furcht vor der Zensur?, Hegelstudien XV, I980, S. 89f.).
der Restauration ergeben: Eben deshalb, weil im Monarchen die Entscheidungsfähigkeit des Staates als Institution verwirklicht ist, kann er wohl in seinem wirklichen Entscheiden in die ganze Verflechtung der Institutionen eingebunden sein. Es kann aber auch keine Institution geben, welche diese institutionelle Wirklichkeit des Entscheidens unter wohlbestimmte und dann auch einklagbare Grenzen stellt. Regiert also der Fürst, so verletzt er kein Recht, und Hegel kann nur versichern, daß dies nicht »ratsam«, gar »gefahrlich« (253,I3) und im übrigen in modernen und gebildeten Staaten nicht zu erwarten sei (254,I). Das
eine wie das andere folgt direkt aus der Weise, in der Hegel den Begriff
Und die hier publizierte Vorlesung muß eine solche Frage wegen der brisanten politischen Konstellation, in der sie gehalten wurde, auch in
besonderer Weise auf sich ziehen. Karl-Heinz Ilting (Ilt. 1,25-68) hat diese Konstellation und ihre weitere Entwicklung in Beziehung auf Hege! in einem anschaulichen Bericht vergegenwärtigt: Hegels Verbin-
dung mit der Burschenschaft, Verdächtigung und Verhaftung einiger
lens bis in den Sommer
1820,
in dem, wie kürzlich gezeigt wurde,
Ilting erklärt aus dem Druck, unter dem Hegel stand, daß die publizierte Form seiner Rechtsphilosophie nicht den wirklichen Standort Hegels in politischen Fragen offenlege. Diese Version verstehe sich in allem, wodurch sie sich von den erhaltenen Vorlesungsnachschriften unterscheidet, im Zusammenhang mit Hegels zum »Selbstschutz« (Ilt. I,65) unternommenen »Profilierungsbemühungen« (Ilt. I,66) als eines Professors) der die Philosophie so lehrt, daß sie »eine unmittelbare Beförderung der wohltätigen Absichten der Regierung werden könne«
(vgl. Ilt. 1,67). Dem Buch Hegels fehlt insofern die Authentizität, als
des Staates in sein System des logischen Begriffes als eines solchen eingebettet hat: als ein selbstgenügsames, in sich differenziertes Wirkliches von der logischen Form des Geistes. Als solches behauptet und bewährt es seine Identität in Beziehung auf alle Kontingenz und aktualisiert die Vernunftnotwendigkeit in jeder Einzelheit seines Sichbestimmens ganz aus sich selbst heraus. Dieser Gedanke vom Staat
auch als ,Wechsel des polirischen Standorts- beschrieben (Ilt. 1,25 ff.), und zwar nicht im Sinne von außertheoretischen Parteinahmen, son-
folgt für Hegel direkt aus einem metaphysischen Konzept und aus
dern als einen Wechsel, der im Vortrag der politischen Theorie selbst
keiner Orientierung und Option, die in sich politischer Natur ist. Nur durch einen Gedanken, der sich Hegels metaphysischem Prinzip in der Kenntnis seiner Eigenart und der Aufnahme seiner Stärke entgegenstellt, kann die Zweideutigkeit in den Folgerungen entfallen, zu denen Hegel aus in sich selbst gar nicht zweideutigen Gründen gelangt ist. Unangesehen dessen kann aber jede Akzentverschiebung bei der Darstellung von Hegels Theorie, die von ihrer eigenen Form her
zum Ausdruck kommt. In dem Maße, in dem die gedruckte -Rechtsphilosophie. gegenüber den bisher schon verfügbaren Quellen der
die maßgebliche Darstellung seiner wirklichen Theorie gelten zu
dürfen (Ilt. I, II3). Ilting hat das Ergebnis dieser aus Lebensangst kommenden Anpassung
vorausgehenden Jahre Abweichungen aufweist, ist Iltings Beschrei-
bung bei der für ihn gegebenen Quellenlage plausibel gewesen. Und solche Abweichungen gibt es wirklich, vor allem in der Vorrede, in der
(von ungehemmten polemischen Ausfällen gegen schon Verfolgte
ermöglicht ist, die Nachfrage nach den politischen Rahmenbedingun-
einmal abgesehen) die geschichtstheoretische Perspektive von der institutionstheoretischen verdrängt ist, und in geringerem Maße auch
gen aufkommen lassen) in denen sie konzipiert und vorgetragen ist.
im Kapitel über die fürstliche Gewalt, in dem das Entscheidungsrecht
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des Monarchen gegenüber der Formalität dieses Entscheidens in den Vordergrund gerückt wurde. Dennoch war, wie sich nun zeigt, das Psychogramm von Hegels innerer Lage, das Ilting teils ausführte teils unterstellte, noch nicht bestimmt genug gefaßt. Denn die Verformung von Hegels ursprünglichem -politischen- Standpunkt kann Camouflage, gewollte Zweideutigkeit, Unfähigkeit, es zu vermeiden, je nach dem Auditorium doppelzüngig zu sprechen, wirkliche, also überzeugte, wie immer vorübergehende, womöglich aus Selbstüberredung kommende Neudefinition der Theoriestellung und noch vieles anderes mehr zum Grunde haben. Man gerät auf abschüssiges Terrain, wenn man sich außerhalb einer auf umfassendes Verstehen einer Person angelegten Biographie in Vermutungen über solche Motivzusammenhänge einläßt oder einen Argumentationsgang entwickelt, der darauf angewiesen ist, auf solche Vermutung anzuspielen. Doch ist auch zuzugeben, daß dies in Anbetracht der Quellenlage, vor der Ilting stand, kaum zu vermeiden gewesen ist. Diese Quellenlage hat sich nun überraschend und entscheidend verändert. Denn in eben dem halben Jahr, in dem Hegel die Publikation seiner -Rechrsphilosophie- vorbereitete, hielt er eine Vorlesung, die sich, was die in ihr implizierten politischen Standortnahmen betrifft, gewiß nicht durch mehr Begünstigung der Restauration von den früheren und späteren Kursen unterscheidet, die sogar eher in der Betonung der Faktoren, die eine -liberale- Lesart seiner Theorie erlauben, über die anderen Kurse noch hinausgeht. Von einer Anpassung an die sich dramatisch entwickelnden Zeitumstände findet sich in ihr keine Spur. Das hat zwingend zur Folge, Hegels Psychogramm, sofern aus ihm die Differenzen zwischen Buch und Kurs -Rechtsphilosophie- erklärt werden sollen, anders und spezifischer zu formulieren. Man hat festzustellen, daß er nicht ängstlich genug war, um auch im Hörsaal die geschichtstheoretische Perspektive zu verstellen und die Handlungsfreiheit des Monarchen mit Betonung herauszuheben. Es mag sein, daß er sich dort vor Denunziation sicher glaubte, zumal noch nicht untersucht wurde, in welchem Umfang Bespitzelung auch der Vorlesungen geübt oder befürchtet worden ist. Es mag sein, daß sich sein Verzicht auf Diktate nicht nur aus der Hoffnung, sein Buch bald publizieren zu können, sondern auch aus der Vorsicht erklärt, keinen Text zu produzieren, auf den man ihn hätte festlegen können. Schließlich mag es sein, daß er nicht dazu imstande war, auch von ihm selbst wirklich intendierte neue Akzentsetzungen im festen Rahmen seiner Theorie vor seinen Studenten über die Lippen zu bringen, denen seine
Lehren und Worte aus dem vorausgehenden Wintersemester offenkundig nicht unzugänglich waren. Es ist keine ganz fernliegende Tatsache der Verständigung unter Menschen, daß vieles so gesagt wird, wie es dem Ohr des anderen zuzumuten ist. Diese Färbung der Töne kommt selten geradezu aus Berechnung. Und auch geschrieben wird für ein in der Imagination des Autors in der einen oder anderen Weise gegenwärtiges Auditorium. So mag es denn sehr wohl sein, daß der bloße Umstand, daß Hegels Buchmanuskript auch im Wissen davon geschrieben wurde, daß es Kollegen, Zensoren und vorgeordneten Behörden vorliegen würde, manche Züge in es gebracht haben, die es von dem für den Vortrag im Hörsaal geschriebenen Manuskript auf die Weise unterscheiden, die der Vergleich zwischen Buch und Nachschrift ausweist. Hier soll und muß dies alles dahingestellt bleiben. Sofern man aber einen Grund in Rechnung stellen will, der die Unterschiede zwischen Buch und Kurs aus einer Absicht erklärt, die auch in Hegels Bewußtsein und in einer Art von explizitem Programm bei seiner Niederschrift wirksam gewesen ist, so kann neben der Rücksicht auf seine Oberen nunmehr nur noch einer genannt werden: die Rücksicht auf die Zensur. Das preußische Zensuredikt vom IS. Oktober 1819 wurde, wie wir aus Varnhagen von Enses Aufzeichnungen wissen (Blätter aus der preußischen Geschichte, Band r Leipzig ,868, z.B. S. 69, 73, 78), nur allmählich zu einer Praxis entwickelt. Und die Liberalität und Großzügigkeit seiner Handhabung war dann niemals mit Sicherheit abzusehen. Wäre Hegel ausgerechnet mit seiner politischen Theorie bei der Zensur in Schwierigkeiten gekommen, so wären solche auch bei den Behörden zu fürchten gewesen, auf deren Protektion er so großen Wert legte. Man kann sieht leicht ausmalen, daß gerade eine Vorrede wie die der -Rechtsphilosophie- geeignet war, dem Buch, dessen Stellung im ganzen sie kommentierte, bei einem rigiden Zensor freie Bahn zu verschaffen. Ein Billett Hegels, das den Druck der ersten Hälfte seines Manuskriptes zu verzögern bittet, bis der zweite Teil vom Zensor zurückgegeben ist, läßt sich durchaus aus Besorgnissen verstehen, welche die Zensur betreffen (vgl. H. Schneider, Neue Briefe aus Hegels Berliner Zeit, Hegelstudien VII, '972, S. 100). Hätte nämlich der zweite Teil, der die Theorie der fürstlichen Gewalt enthält, zu Schwierigkeiten geführt, so hätten sie nachträglich auch den ersten Teil betreffen können. Aus diesem Grund und aus keinem anderen, den zu vermuten wir Anlaß hätten, konnte Hegel ein früherer Druckbeginn als nicht gerade ratsam erscheinen. Ist das Billett als wirkliches Beweis-
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stück für Hegels Besorgnis auch ungeeignet, so paßt es doch in das Bild von Hegels Verarbeitung der Situation, in der er sich 1819120 bei der Mitteilung seiner Gedanken befand, das wir uns machen können, nachdem wir Kenntnis von der Vorlesung haben, die mit der Entstehungsgeschichte der gedruckten -Rechtsphilosophie, so nahe wie nur möglich zusammengehört.
IV. Hegels Theorieform; Konsequenz und Alternative im Staatsbegriff Alle Schwankungen in Hegels politischer Standortbestimmung sind zuletzt von den Grundbestimmungen seiner politischen Theorie her ermöglicht. Und somit müssen alle Fragen, sobald sie ein eigentlich theoretisches Interesse verdienen sollen, auch am Ende auf die Formationsbedingungen dieser Theorie als solcher zielen. Daß diese Theorie nicht einfach in Geltung gelassen werden kann, ergibt sich nicht allein und nicht so sehr daraus, daß sie das monarchische Prinzip verteidigt und verteidigen muß, sondern daraus, daß sie diesem Prinzip gar keine stabile, von Zweideutigkeiten in der Ausformulierung freie Definition zu geben vermag. Zur Leichtigkeit dieser Einsicht steht aber die Schwierigkeit in auffälligem Kontrast, eine überzeugende Alternative auch nur zur Sprache zu bringen, die sich auf der Höhenlage von Hegels Problembewußtsein hält und die aus der Nähe auf die innere Form seiner Theorie eingehen kann. Diese Schwierigkeit ist zuletzt gar nicht von der viel allgemeineren Schwierigkeit verschieden, die Unterwerfung unter Hegels System auf eine Weise zu vermeiden, die nicht, zumindest am Ende, auf Kontaktlosigkeit oder Kontaktverweigerung mit dessen Prinzipien und Diskursformen hinausläuft. Eine Einleitung, die einen neuen Hegeltext präsentiert, kann nicht der Anlaß für einen Versuch sein, über eine Schwierigkeit von solcher Größenordnung hinauszukommen. Sie ist so grundlegend, daß sie noch immer die Problemlage hinsichtlich Hegels aus einem prinzipiellen theoretischen Defizit heraus kennzeichnet. Am Platze ist aber eine Verständigung darüber, daß sie wirklich die zuletzt entscheidende Problemdimension ist, - auch für den Umgang mit Hegels politischer Theorie. Hegels Lehre in der -Rechtsphilosophie- läßt sich als -Institutionalismus- kennzeichnen. Minimale Bedingungen für einen Institutionalis-
mus sind dann erfüllt, wenn akzeptiert wird, daß eine Rechtstheorie, welche sich auf das Prinzip des autonomen Willens begründet, auch Bedingungen von eigener Art und eigenem Ursprung anerkennen muß, von denen die Möglichkeit einer Lebensordnung abhängt, in der sich jene Prinzipien allererst verwirklichen können. Aber Hegels Theorie ist die eines starken Institutionalismus: Sie lehn, daß sich die Freiheit des einzelnen Willens nur in einer Ordnung verwirklichen kann, die als objektive selbst die Form des vernünftigen Willens hat und die insofern den einzelnen Willen ganz in sich einbegreift und unter ihre eigenen Bedingungen, wie immer ohne Entfremdung, subsumiert. Der einzelne Wille, den Hegel den .subjeknven. nennt, ist in die Ordnung der Institutionen ganz eingebunden und überhaupt nur insofern gerechtfertigt, als diese selbst es sind. Darum kann auch sein Recht, das sich in seiner Institutionalisierung erfüllt, niemals noch als ein Recht gegen die Institution als solche verstanden werden. Der starke Institutionalismus führt zwingend zu Hegels Theorie der fürstlichen Gewalt oder zu einem vollwertigen Äquivalent zu ihr, somit auch zur Undenkbarkeit der Begrenzung dieser Gewalt in irgendeiner Form von einklagbarem Recht. Hegel war somit Monarchist keineswegs aus politischer Neigung, sondern aus theoretischer Pflicht. Der starke Institutionalismus der politischen Theorie hat aber auch allgemeinphilosophische Prämissen. Sie liegen nicht in Hegels Einsicht und Verlangen danach, daß individuelle Freiheit im freien Leben eines Volkes verwurzelt sei, sondern in der besonderen Form der spekulativen Theorie von einem -Absolutene, in der er sich mit Schelling verbunden hatte: Die Welt als solche hat Begriffsform, und darum ist sie als solche zu begreifen und nicht nur ihrer Erscheinung nach. Die logische Form der Welt erlaubt es sodann, alles Wirkliche als in wohlgeordneten Systemen organisierte Einzelne zu betrachten. Sie verlangt nicht, das Verschwinden aller Differenz zu denken, sondern vielmehr in sich selbst differenzierte und zentrierte, von anderen realiter unabhängige Entitäten. Unter der ständigen Anleitung durch dieses Prinzip hat Hegel über Planetensysteme und über Verfassungen sozusagen im gleichen Atemzug theoretisieren können. Man muß sich klarmachen, daß dieser Gesichtspunkt nicht als willkürlich anzusehen und nicht rein nur als vermessen abzutun ist. Denn die Welt ist so wirklich wie das System der elementaren Kräfte, wie Galaxien, wie Organismen und wie bewußtes Leben. Es liegt nahe und nicht im Abweg, die vernunftfähigen und die vernünftigen Lebensformen der Menschen als in der gleichen Weise wirklich und als in
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Ordnungen bestehend zu denken, die in einer Kontinuität mit allen anderen Ordnungen der Welt zu verstehen sind. Das aber läßt den starken Institutionalismus in der politischen Theorie zur am nächsten liegenden Folgerung werden. In Hegels Entwicklungsgang ergab er sich zunächst durch seinen Anschluß an Schellings Naturphilosophie. Er wurde noch befestigt durch Hegels Entwicklung des Gedankens vom Einen Absoluten bis zum Gedanken vom Absoluten als Geist. Denn damit war es möglich und notwendig geworden, der Wirklichkeit als solcher eine Bewegung zuzuschreiben, die zu der Selbstmanifestation ihres Wesens führt. Und das bedeutet, daß es unnötig wird, diese Bewegung aus dem Erkennen der Einzelnen zu gewinnen, daß vielmehr einleuchtet, daß dieses Erkennen selbst nur aus einem Zusammenhang ermöglicht ist, der sich vielleicht auf dieses Erkennen hin, aber sicher nicht von ihm her versteht. Der Gedanke von einem -Absoluten-, das -Geist- ist, steigert also wohl zwar die Bedeutung alles dessen, was subjektiv und als solches vernünftig ist, verstärkt aber auch die Vormeinung, daß die bewußte und vernünftige Person sich bei der Selbstpreisgabe in eine ihr vorgängige Bewegung gar nicht entfremden, sondern nur gewinnen kann. Und eben das lehrt in der Theorie des Rechts der starke Institutionalismus. Sind nun aber die Folgerungen, die sich aus dem starken Institutionalismus ergeben, nicht nur aus Gründen gegenwärtiger und vielleicht doch zeitgebundener politischer Überzeugungen, sondern sogar schon in sich selbst und aus theoretischen Gründen unhaltbar, so stellt sich zwingend eine Grundfrage: Kann innerhalb von Hegels Systembegriff eine andere Form von Institutionalismus gewonnen werden, oder muß diesem System als Ganzem eine Theorie von ganz anderer Fundierung und Konstruktionsweise entgegengestellt werden? Neben dem minimalen und dem starken Institutionalismus läßt sich eine weitere Form von Institutionalismus denken, den man -moderate nennen könnte. Er wäre von dem Gedanken her konzipiert, daß individueller Wille nur in ihm gemäßen Einrichtungen mit ihren eigentümlichen Existenzbedingungen verwirklicht werden kann, daß aber diese Einrichtungen ihrerseits an den in sie inkorporierten Willen und an dessen eigenes Recht durchgängig zurückgebunden bleiben. So wäre das' Prinzip der Institution als solches nicht aus dem subjektiven Wollen zu gewinnen, ebensowenig ihm aber auch definitiv vorzuordnen, so daß es vom subjektiven Wollen als gleichfalls eigenständigem Prinzip ganz freigesetzt wird. Moderater Institutionalismus wäre
darum auch geradezu daran erkennbar, daß er es erlaubt und verlangt, Rechte der Individuen gegenüber den Institutionen ihrer eigenen Venvirklichung ohne Widerspruch und als eine ausgezeichnete Wirklichkeit auch noch der Institution selbst zu definieren. Die Absenz solcher Rechte charakterisiert Hegels Rechtsphilosophie. Würden sie aber zugelassen und im System konsistent zugelassen werden können, so entfielen eben damit in ihm auch alle die Punkte, die am auffälligsten zweideutig und anstößig sind. Es scheint nicht aussichtslos, Hegels Gesamttheorie einen solchen moderaten Institutionalismus abzugewinnen, ohne sie dabei zur Unerkennbarkeit zu verformen. Dazu wäre es nötig, die Theorie des Rechts stärker, als Hegel selbst es tut, an die Kontinuität zwischen Philosophie des -subjekriven. und des -absoluten. Geistes zu binden. Formen des absoluten Geistes sind solche, in denen das eigentliche Wesen des Wirklichen im ganzen gewußt und aus Wissen dargestellt ist. Sie alle haben mit dem, was in der Rechtstheorie eine -Institution- ist, das gemein, nicht auf individuellem Bewußtsein begründet zu sein; sie sind aber zugleich auch nur unter Einschluß des Wissens der Einzelnen in nicht reduzierbarer Eigenständigkeit zu begründen. Künstler, Kultgemeinde und Philosoph haben miteinander gemeinsam, ganz in ihrer Sache verloren und doch aus sich selbst heraus zu sein, was sie sind. Als Ganze sind die Formen des absoluten Geistes darum auch nicht Wirklichkeiten wie Hegels Staaten es sind: höchste Objekte und Gegenbilder der Natur (Ilt. 3,84'). Sie sind das Wirkliche als Ganzes, aber insofern es wesentlich jener Prozeß ist, der die wissende Beziehung auf sich im subjektiven Leben in eins mit der Vollendung von dessen Selbstbeziehung freisetzt. In Hegels Rechtsphilosophie ist die Welt der Institutionen primär als höchste Darstellung der Vernunftform in einem wirklichen System und erst sekundär, und insofern sie zuvor das erste ist, auch als Stufe auf dem Wege des Geistes zu seinem Wissen von sich konzipiert. Es scheint, daß sich ein moderater Institurionalismus dadurch gewinnen ließe, daß man diese Abfolge unter den Faktoren umkehrt, durch die Hegels Theorie des objektiven Geistes in die Theorie des Geistes insgesamt einbezogen ist. Dann wäre eine Institution Geist, insofern der vernünftige Wille in ihr zu wirklichem Willen inkorporiert wird und insofern er eben damit die Fähigkeit gewinnt, in seinem Wollen von einer Art zu sein, die das Wissen von einem Ganzen der Welt vorzubereiten und in die eigene Praxis einzubringen vermag. Nur wenn dies mit Hege! zu denken wäre, ließe sich seine politische Theorie von ihren Zweideutigkeiten befreien, ohne
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daß sie damit auch ihren theoretischen Boden verliert und um so mehr haltlos wird. Bei näherem Zusehen wird aber unwahrscheinlich, daß eine solche Reorganisation von Hegels Theorie allein aus deren eigenem Theoriepotential gelingen könnte. Ihr stehen zumindest die erheblichsten Schwierigkeiten entgegen: Schon der genaue Sinn der Definition des Rechts als Dasein der Freiheit scheint mit dem moderaten Institurionalismus theoretisch unverträglich zu sein. Denn diese Definition zielt auf die Überführung des Willens in sein objektives Korrelat ab, während der moderate Instirutionalismus an einer Korrelation zwischen einem eigenen Recht des Willens und dem Recht dessen festhalten muß, worin er sich verwirklicht. So scheint es, daß der Versuch, Hegels Folgerungen abzuschwächen, unmittelbar zu einer Korrektur auch an den Ableitungsprinzipien der Rechtsphilosophie zwingt. Eine solche Korrektur würde dann aber womöglich auch den spekulativlogisehen Formalismus betreffen müssen, mit dem Hegel über die ganze Rechtsphilosophie hinweg aus dem Hintergrund operiert. Der sieht vor, daß in der Abfolge der Systemfiguren von Rechtsformen diejenige die letzte ist, in der das Allgemeine sich die -Besonderheitund die -Einzelnheit- subordiniert. Auch aus ihm ist der starke Institutionalismus begünstigt, dem der Staat das selbst zur Einzelnheir bestimmte Allgemeine ist, in das alle Differenzen und Besonderungen harmonisch einbezogen sind (vgl. den auf S. 23 zitierten Aufsatz). Aber auch wenn man von solchen subtilen formalen Begründungen absieht und nur die Verständigung über die Welt im Auge behält, auf die Hegels System angelegt ist, scheinen die für einen moderaten Institutionalismus unerläßlichen Änderungen bei der Verfugung der Rechtsphilosophie nicht in das System als solches. aufgenommen werden zu können. Zu Hegels ganz grundlegenden Uberzeugungen gehört es, daß die Begriffsform des Denkens nicht nur Wirkliches erreicht, sondern daß sie alles Wirkliche ermöglicht und sogar ausmacht. So ist die Welt nur die Selbstauslegung der logischen Form. Und als solche sind die Systeme der Natur für die Erkenntnis offen. Sie sind in der ihnen immanenten Logik denkend zu vergegenwärtigen und so einzubegreifen in eine vernünftige Anschauung von allem, was ist. Auch die Formen des bewußten und vernünftigen Lebens sind aber solche Wirklichkeiten. Subjektiv sind sie nur, insofern sie Natur neben sich lassen oder sich gegenüber haben. In sich sind sie aber nach demselben Begriff von Form bestimmt wie alles Wirkliche. Und diese Form ist im bewußten Leben in der Weise wirklich, in der schon die
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logische Form selbst dazu anhebt, aus der Äußerlichkeit und Zerstreuung ihrer Momente zum Begreifen ihrer selbst und ihrer Einheit zu kommen. Der Form der Äußerlichkeiten der Einzelnen gegeneinander folgen die Systeme der materiellen Natur. Insofern ist die Wirklichkeit der Formen des bewußten Lebens -hoher- als die der Natur. Ist nun bewußtes Leben mehr als Natur; als subjektives aber in ein Differenzverhältnis zu ihr ein~egriffen, so liegt etwas im Sinne des ganzen Ansatzes der Konzeption ganz und gar Unbefriedigendes darin, wenn zu den~en wäre, daß der Weg, der vom bewußten Leben zum Begreifen des Geistes führt, nicht auch ein Wegstadium einschlösse, in dem die höhere Form als solche sich in der Möglichkeit zeigt, als diese Form wirklich und darin vom Gegensatz gegen eine ihr äußere Natur befreit ~u sein. Diese Wirklichkeit ist aber die des objektiven Geistes, der insofern der Geist ist, der aus sich selbst heraus selbstgenügsame Weltsysteme von einem reicheren Einheitssinn bildet> als die Systeme der Natur auszugestalten und einzuhalten vermögen. Aber dann muß auch die Wirklichkeit solcher Systeme .höherer Natur. ganz allein aus der Form ihrer Organisation und nicht aus irgendeiner Kraft mit dem Ursprung in einzelnen Subjekten gedacht werden, die selbst eigentlich erst wirklich werden, Indem sie in solchen Systemen zusammentreten. So versteht man, daß Hegels Entwicklung der Theorie dieses Geistes ganz auf die Begründung eines Begriffes vom Staat orientiert ist der den subjektiven Rechtsansprüchen keinen eigenständigen und 'vom Recht des Staates selbst abhebbaren Rechtsanspruch lassen konnte. Und man versteht zugleich, warum Hegel diese Entwicklung in einer Theorie der Weltgeschichte enden läßt, welche die historische Beweg~ng von Staatsform zu Staatsform in einer Weise begreift, die selb~t die Bewegung des begreifenden Geistes präfiguriert. Erst für sie ist die WirklIchkeit der selbstgenügsamen Staaten, der aus dem Geist kommenden Gegenbilder der Natur, selbst nur eine Etappe auf dem Weg zur ganzen und zugleich wirklichen Wahrheit. So zeigt sich also, daß in Hegels Philosophie selbst, und zwar sowohl in ihrer abstrakten Grundlegung wie auch in dem Bild VOn der Welt das ~ie e~tfaltet, die erheblichsten Spannungen kommen, wenn man D:tails In seiner Konzeption von der politischen Staatsform zu korrigieren versucht, - aus welchen guten oder gar zwingenden Gründen immer. Solchen Teiltheorien sollte man ohnehin ansehen, daß sie nicht aus externen und auswechselbaren Gründen entstanden sein können. Von den Implikationen und Folgelasten einer Korrektur an ihnen wird meistens abgesehen, wenn es darum geht, sich die diagnostische Kraft
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.. von Hegels Denken zu erhalten, ohne die Belastung durch seine staatstheoretischen Lehrsätzeund ihre Zweideutigkeiten annehmen zu müssen. Aber auch dann verschwindet der Eindruck nicht, solche Korrekturen seien ad hoc und inhomogen zu dem Ganzen, in dem sie angebracht werden. Es ist weitethin gleichfalls unwahrscheinlich, daß Spannungen und Zweideutigkeiten an der Oberfläche durch tiefere Eingriffe in die inneren Anordnungen des Systems selbst aufgefangen oder beseitigt werden können. Ist es aber so, dann muß die Einsicht in die Unmög-
lichkeit, ohne eine Korrektur deranstößigen Details in derpolitischen Theorie mit dem System auszukommen, auch zu derFolgerung führen, daß das System als solches zur Disposition gestellt werden muß. Nicht eine Umorganisation seiner Teile, sondern nur eine von Grund auf andere Konzeption könnte den Knoten lösen, der nur anfangs vergleichsweise klein, auf das Gebiet der politischen Theorie beschränkt und in der esoterischen Lehre Hegels sogar schon beseitigt scheinen konnte, die er in seinen Vorlesungen vorgetragen hat.
Diese Folgerung kanndenen nur: willkommen sein, die ohnedies keinen besonderen Grund sehen, sich auf Hegels politische Theorie einzulassen, und die ihr Mißtrauen gegenüber der Sprache, in der sie entfaltet
ist von vornhereinauf ihreMethode derEntwicklung von politiktheoretischen Sachverhalten ausgedehnthaben.Sie brauchennur zu konstatieren, daß das Zugeständnis, zwischen den Lehrstücken der Rechtsphilosophie und den Grundlagen des Systems besteheeine nicht auflösbare theoretische Kontinuität, der modernen Theone der Sozialsysteme in der Nachgeschichte von Durkheim und Max Weber endgültig freie Bahnverschafft.Diese Theorien, die unter den gegenwärtigender Hegeischen darin am nächsten kommen, daß sie gesellschaftliche Gesamtverhältnisse zu thematisieren vermögen, stehen wirklich auf emem ganz anderen Theoriefundament als Hegels Werk. Sind sie nicht ausdrücklich dem methodischen Individualismu s verpflichtet, der Gesamtverhältnisse auf Interaktionsprozesse zwischen Einzelnen zurückführt, so sind sie ihm jedenfalls nicht in einem letzten und eigenständigen Grundlegungsgedanken entgegengesetzt. Indem sie, als empiri~che Theorien, auf einen solchen Grundlegungsgedanken überhauptverzichten, lassen sie die mögliche Wahrheit der philosophischen Perspektive unberührt, die sich als einzige Gesamtkonzeption von der wirklichen Welt aus den allgemeinen Theorien der gegenwärtigen Wissen~ch~t extrapolieren ließe: den Materialismus, dem die Welt, welche die rmkrophysikalische Theorie beschreibt, auch die ganze Wirklichkeit ist.
Hegels ganze Anstrengung war nun aber auf ein Denken gerichtet, das weder am Ende in diese Position zurückgleiten muß, noch sich VOn vornherein mit dem empirischen Vorbehalt gegen die große Theorie bescheidet. Es war Hegels Überzeugung, daß es möglich ist, über Wirkliches von ganz anderen Prämissen her letzte Gedanken zu gewinnen, und daß nur diese Gedanken die Kraft haben, Wirkliches in seiner ganzen Bestimmtheit und Ordnung zu begreifen. Die vielbewunderte Konkretheit in Hegels Denken, auch in seiner Diagnose historisch-politischer Gesamtlagen, ist an die Tragfähigkeit solcher Gedanken gebunden und nur von ihnen her in ihrer Möglichkeit zu verstehen. Nun mag solche Konkretion, die bislang nie wieder erreicht wurde, auch in einem ganz anderen Theorierahmen möglich sein. Wird aber zusammen mit ihren politiktheoretischen Konsequenzen Hegels theoretische Intention als solche außer Erwägung gestellt, so schrumpft das Spektrum aller überhaupt noch erwägbaren Theorien auf eine Weise, die den Bereich unübersehbar verengt und verarmt erscheinen läßt, in dem sich Denken und Verstehen doch wirklich entfaltet: Alles Denken wird suspendiert, das von einem Gedanken von der Einheit der Welt als solcher seinen Ausgang nimmt, das einer Theorie von Formbestimmung zutraut, Wirkliches als solches zu erreichen, um es dann nicht nur von außen und unter wechselnden Perspektiven zu beschreiben, das im Tctum, das nicht ein Aggregat einfacher Einzelner ist, auch das Paradigma des Wirklichen als solchem sieht, das die Welt, in welche die Lebensformen des Menschen eingebunden sind, nicht als Erscheinung, sondern als letzte Wirklichkeit nach der ihm eigentümlichen Form begreift und das darum auch nicht nur voraussetzt, sondern versteht, wieso die Lebensordnungen des Menschen mit den Systemen der Natur, unbeschadet ihrer Grunddifferenz, eine Kontinuität bilden. Die Sätze, welche solches Denken charakterisieren, sind vielleicht prätentiös, aber kaum dem unbefangenen Denken fremd oder gar unverständlich. Theoriefähigen Zusammenhang können sie jedoch nur in einem Denken gewinnen, das sich, statt in die Kontaktlosigkeit, gerade in die Nähe zu Hegels Denken begibt. Es setzt die Aufnahme seiner systematischen Intentionen ebenso wie sichere Distanz zu der Weise voraus, in der sie als Theorie ausgeführt worden sind. Und diese Distanz, so hat sich gezeigt, ist weder durch Retuschen in einzelnen seiner Analysen noch durch neue Arrangements seiner Teiltheorien zu gewinnen. Sie wird nur dann stabil, wenn in Kenntnis der inneren Formation seines Denkens eine Alternative zu ihm gewonnen ist.
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In die Frage, welche Form und Fundierung sich für eine solche Alternative absehen läßt, kann hier nicht eingetreten werden. Daß sie aber aussteht, hat eine überall spürbare Beschränkung in der inzwischen sehr ausgedehnten und sachhaltigen Rezeption VOn Hegels politischer Theorie zur Folge. Gewonnen werden kann sie auch nur, wenn die theoretische Anstrengung gar nicht auf das Verstehen von politischen Prozessen und Institutionen geht, wenn sie diese sogar insoweit vergißt, als sie vorgängige Kriterien für Haltbarkeit von Ergebnissen sein könnten, wenn sie sich also den Grundfragen des Denkens als solchen zuwendet. Am allerwenigsten hilfreich ist es, an Hegels Werk insgesamt Sektionsübungen zu dem Zwecke zu veranstalten, in ihm Spuren einer alternativen Sozialtheorie zu entdecken, von der man dann selbst gar nicht weiß, wie man sie zu in sich haltbaren Gedanken zusammenbringen könnte. Das hier publizierte Manuskript läßt Hegels politische Theorie in vielem neu und insgesamt in einer Frische, Konkretion und Durchsichtigkeit erscheinen, die von keinem anderen Text seiner Rechtsphilosophie erreicht wird. Es ist aber wichtig, daß darüber Klarheit besteht, daß auch es die eigentlichen Fragen, die an diese Theorie zu richten sind, nicht beantworten kann, - daß der Ort zur Antwort auf sie der ist, an dem auch die Grundfragen der Philosophie selbst entspringen.
bei der Arbeit an den Erläuterungen selbständig und einfallsreich mitgearbeitet haben, luge Kullik für die Herstellung einer akkuraten Druckvorlage und Ralf Herklotz und Stephan Saur für wachsame Hilfe bei der Korrektur.' Heidelberg, den t 5.April 1981
DieterHenrich
V. Dank Ich danke der Lilly Library der University of Indiana in Bloomington für die Erlaubnis zur Publikation und ihrem Curator of Manuscripts, Mrs. Saundra Taylor, für die Beantwortung zahlreicher Nachfragen; Frau Eva Ziesche von der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz bin ich dankbar für neuerliche kompetente Hilfe, diesmal bei der Analyse der materiellen Eigenschaften des Manuskriptes. Mit KarlHeinz Ilting und den Mitarbeitern des Hegel-Archivs der Universität Bochum sowie mit Rolf Peter Horstmann konnte ich philologische Probleme, die das Manuskript aufwirft, ausgiebig besprechen; sie haben viele wichtige Hinweise gegeben. Ich danke ihnen ebenso wie denen, die schwierige Nachweise ermöglicht haben: Werner Conze, Jacques d'Hondt, Reinharde Kossellek und Eike Wolgast. Und ich danke Harald Köhl und Michael Rath, die bei der Textherstellung und
1 Der Herausgeber verweist auf seinen Nachtrag zu dieser Edition. In ihm sind die in der Einleitung erörterten Probleme in Beziehung auf den Text der Nachschrift von 1817/18 (Rph. Wannenmann) noch einmal aufgenommen. Sie tauchte während der Umbruchkorrektur dieser Edition auf.
, PRINZIPIEN DER EDITION
Der Begriff einer -Kritischen Ausgabe- ist nicht eindeutig definiert. Diese Edition folgt nicht den striktesten Kriterien, die mit dem Programm einer solchen Ausgabe verbunden werden könnten, und sie bietet keine diplomatisch getreue Wiedergabe des Textes. Ihre Absicht ist es, einen leicht lesbaren und benutzbaren Text herzustellen und dennoch alle Daten aufzunehmen, die bei der Analyse und Interpretation irgendeine Wichtigkeit haben könnten. Das kann nur durch die Anwendung einer beträchtlichen Anzahl von Regeln geschehen, die Schreibgewohnheiten des Abschreibers und seiner Zeit eliminieren, ohne die für die Forschungsarbeit notwendige Erkennbarkeit der ursprünglichen Gestalt des Textes zu hindern. Um der leichten Benutzbarkeit. willen ist auf den Gebrauch von Zeichen im Text soweit wie möglich verzichtet worden. Auch ohne Benutzung der Druckerklärung soll jede Seite in sich selbst verständlich und im übrigen von entbehrlichen Zusätzen frei sein. Aus diesem Grund ist auch in Kauf genommen, daß sich in den Anmerkungen zum Text Angaben wie (vom Herausgeber) ,eingefügt< häufig wiederholen. Die Transkription des Textes wurde aus Fotos hergestellt, die von einem Film genommen wurden, den die Lilly Library übersandte. Der Herausgeber hat das Original nur an einem Tag bei einem Besuch in der Bibliothek untersuchen können. Bei der Herstellung des Textes wurden folgende Regeln angewendet: I. Die RECHTSCHREIBUNG wurde stillschweigend der durch den Duden standardisierten angeglichen - mit der Ausnahme von Hegels Kategorien aus dem System seiner Logik, die in der für die Logik charakteristischen Schreibweise gegeben sind. 2. Die GRAMMATIK ist der geläufigen stillschweigend soweit angeglichen worden, daß sich verständliche Sätze ergeben. 3· Antiquierter WORTGEBRAUCH wurde nur dort verändert, wo er zu gegenwärtig nicht mehr verständlichen Sätzen führt. Solche Veränderungen sind angemerkt. Stillschweigend modernisiert wurden -hie- in Verbindungen wie -hieher- und Verb-Endungen wie -gehe«, die häufig auftreten. Im Text finden sich aber auch gelegentlich die gegenwärtigen Sprech- und Schreibweisen. 4· Bei der im Manuskript weitgehend nicht regulierten SATZZEICHEN-
4°
wurde (mit einigen durch die Abfolge der Satzsinne begründeten Ausnahmen) die jeweils geringste Änderung gewählt, die notwendig ist, um einen gegenwärtig korrekten Gebrauch zu erreichen. Nur in Zweifelsfällen ist das Zeichen des Manuskriptes angemerkt. 5. ABKÜRZUNGEN im Text bleiben nur dann stehen, wenn sie durch den Duden als geläufige und korrekte Abkürzungen ausgewiesen sind. Bei zweifelhaften Auflösungen ist die Abkürzung des Originals in der Anmerkung angegeben. Da im Manuskript die Abkürzung eines und desselben Wortes verschieden gehandhabt wird, ist der Gebrauch der
SETZUNG
Abkürzungen harmonisiert worden. So wird »zurn Teil« immer als -z. T.<, »undsofort« immer als -usf.. und »und dergleichen, immer als -u. dgl.. abgekürzt, während »sogenannt« niemals abgekürzt worden ist. 6. ABSÄTZE sind niemals eingefügt worden; zudem wurden die Absätze des Originals stets festgehalten. Es ist zwar offensichtlich, daß vielen Abschnitten des Gedankens keine Absätze im Text entsprechen und daß oft Absätze auch dort auftauchen, wo sie nicht aus dem vorgetragenen Gedanken begründet sind. Aber die Absätze der Nachschrift geben möglicherweise Pausen in Hegels Redefluß und sehr wahrscheinlich Einschnitte zwischen Vorlesungsstunden an. So ist um der Forschungsmöglichkeit willen diese Eigenschaft des Manuskriptes zu erhalten gewesen. 7. DOPPELSCHREIBUNGEN sind stillschweigend eliminiert. 8. ÄNDERUNGEN, welche der Abschreiber selbst im Manuskript vornahm, sind nur dort angemerkt, wo sie nicht offenkundig triviale Ursachen haben. 9. Offenkundig notwendige ERGÄNZUNGEN wie die Einführung der Pluralendung dort, wo sie fehlt, sind stillschweigend vorgenommen worden. (Zusatzregel zu Regel 2.) 10. ANFÜHRUNGSZEICHEN sind nach folgenden Regeln verwendet: a. Sie stehen dort, wo sie im Original stehen. b. Sie sind dort eingefügt, wo es sich um eine direkte Rede handelt, die nicht durch andere Satzzeichen schon zweifelsfrei erkennbar ist. c. Sie sind um Buchtitel gesetzt, wenn ihr Fehlen zu Mißverständnissen führen könnte. d. Sie sind überall dort eingefügt, wo der Text über sprachliche Ausdrücke handelt. e. Anführungszeichen fehlen, wenn das Manuskript einen geläufigen Ausdruck oder ein Sprichwort als eigene Aussage verwendet. (Zusatzregel zu Regel 4.)
4'
Ir. Im Manuskript finden sich sehr viele GEDANKENSTRICHE, die gewisse Distanzen zwischen Gedankengängen andeuten. Sie sind dort stillschweigend beseitigt, wo sie nicht als unerläßlich gelten können. In der gegenwärtigen Schreibweise hat nämlich der Gedankenstrich eine sehr viel größere distanzbildende Kraft. (Zusatzregel zu Regel 4.) 12. Kleine Inkonsistenzen bei der Fassung der ÜBERSCHRIFTEN (z.B. -Kapitel- abgekürzt oder ausgeschrieben, Kapitelnummern in Schrift oder Zahl) sind stillschweigend harmonisiert worden. Ziffern innerhalb von AUFZÄHLUNGEN innerhalb des Textes erscheinen stets mit folgendem Punkt, auch abweichend von der Fassung des Originals. 13. Unterstreichungen und Randbemerkungen von FREMDER HAND sind stillschweigend weggelassen worden (vgl. K IJ4,2j), alle Unterstreichungen des Manuskriptes selbst sind erhalten. Sie werden in dieser Ausgabe durch Kursivschrift wiedergegeben. Daß trotz des Gebrauchs dieser Regeln viele Anmerkungen unter dem Text notwendig sind, ergibt sich aus den zahlreichen sinnentstellenden Verschreibungen, die sowohl, vor allem im ersten Teil, auf das Unverständnis des Hörers als auch und vor allem daraufzurückgehen. daß der gewerbliche Abschreiber nichts vom Thema der Vorlesung verstand.
Erklärungen zum Druck Vom Herausgeber im Text hinzugefügte Zeichen: E K I
Hinweis auf eine Erläuterung im Anhang Hinweis auf einen Kommentar im Anhang Hinweis auf eine Anmerkung unter dem Text (nur auf Seite 50 gebraucht): Ein sinnloses Wort im Text mit einer Buchstabenzahl. die der der Pünktchen entspricht, für das keine Konjektur vorgeschlagen werden konnte.
In den Anmerkungen werden nur zwei Kurzformen gebraucht: Orig.
eingefügt
gefolgt von einem Wort oder einer Wendung in einfachen Anführungszeichen: gibt den im Manuskript zu findenden Text wieder. eingefügt vom Herausgeber
Die Ziffern am Rande der Seiten und die Längsstriche innerhalb der Zeilen geben die Seite der Handschrift und den Übergang auf die folgende Seite der Handschrift wieder.
Georg Friedrich Wilhelm Hege!
Philosophie des Rechts Die Vorlesung von 1819ho in einer Nachschrift
r
INHALTSANZEIGE'
Einleitung . . . . . . . . . Übersicht der Wissenschaft Erster Teil. Das abstrakte Recht Kapitel: Das Eigentum 2. Kapitel:DerVertrag 3. Kapitel: Das Unrecht . I.
Zweiter Teil. Die Moralität. Kapitel: Handlung und Vorsatz . 2. Kapitel:WohlundAbsicht . 3. Kapitel: Das Gute und das Gewissen. 1.
1.
2.
Dritter Teil. Die Sittlichkeit. Kapitel: Die Familie . a. Die Ehe . b. Eigentumder Familie c. Auflösung der Familie Kapitel: Die bürgerliche Gesellschaft. a. Das System der Bedürfnisse b. Die Rechtspflege . c. Die Polizei . .
3. Kapitel: Der Staat a. Das innere Staatsrecht a. Die fürstliche Gewalt ß. Die Regierungsgewalt . y. Die gesetzgebende Gewalt b. Das äußere Staatsrecht . . . . c. Die Weltgeschichte. . . . . . I
91 93
95 101 122 128
130 142 143 147 152 169 187 20 7
226
238 254 259 278 280
Dieses Inhaltsverzeichnis istTeildesOriginal-Manuskripts, in demes jedoch
am Ende steht.
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RECHTSPHILOSOPHIE UND POLITIK K
Einleitung!
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Das Abstrakte ist das Recht, die Verwirklichung der Staat. Gewöhnlich sieht man das Recht an als ein Unglück, worin das natürliche Recht des Menschen gekränkt wird. Da hat man von einem verlorenen Paradiese gesprochen, von Wiederherstellung des natürlichen Rechts. Das Recht ist das Heilige auf Erden, das unverletzbar sein soll; das Heilige, wenn es im Himmel oder in Gedanken ist, ist es allein unverletzbar. Das Recht auf Erden aber kann angetastet, angegriffenwerden. Die Aufgabe unserer Wissenschaft ist, zu erkennen, was wahrhaft das Recht sei. Zumal in dieser Zeit tut solche Untersuchung not, wo jeder meint, er habe das Recht in seiner Überzeugung; dies will er erfüllt haben.f Die Nichterfüllung gilt ihm daher als etwas Frevelhaftes, dem er sich entgegenstellen müsse. Die Philosophie soll den Begriff des Rechts bestimmen. Allerdings ist es noch viel, daß man an die Philosophie diese Anforderung macht. Darin liegt wenigstens, daß Gedanken dazu gehören, das Recht zu finden. Das Gewöhnlichere ist, daß jeder, wie's in ihm ist, das Recht zu haben glaubt. Nun I meint der eine, in der Philosophie die Rüstkammer von Gründen zu finden zur' Bekämpfung alles Unrechts, sieht ein Ideal des glücklichen Zustandes, das um so höher gehalten wird, je mehr es sich von der Wirklichkeit entfernt. Auf der andern Seite heißt es: Recht und Philosophie gehören dem Staate an.' Der Wille des Geistes ist Freiheit, sie die Grundlage des Staates. Es ist nun allerdings
wahr, daß die Philosophie einerseits nicht die Wissenschaft des Wirklichen ist und nicht aus dem Gegebenen aufnimmt, was Recht ist. In der Philosophie ist's die Vernunft, der innere Begriff, woraus geschöpft wird. Indem die Philosophie des Rechts nicht positive Wissenschaft ist, die wir abhandeln, und so der Wirklichkeit gegenüber zu stehen scheint, soll dies der erste Punkt unserer Betrachtung sein. Platon (Rei Publicae, L. V) stellt das Verhältnis der Philosophie zum Staate dar. E Wir müssen uns auf einen höheren Standpunkt stellen in Ansehung der Philosophie und der Wirklichkeit. Wir betrachten in der Platonischen Philosophie diese Voraussetzung, I. daß die Philosophie die Wahrheit in der Form des Gedankens, des Begriffs betrachtet'. Ist dies' Begreifen, Denken, so ist die Wahrheit aus den andern Formen, z. B. aus dem Gefühl, auch I Wahrheit. Die philosophisehe Wahrheit hat ihre eigentümliche Form. 2. daß diese Wahrheit nur ein Sollen der Wirklichkeit entgegensetzt. Wir machen geltend, daß die Wahrheit substantiell, ebenso innerer Begriff als Wirklichkeit sei; daß sie keine leere Vorstellung, sondern allein das' Rechthabende sei. Es ist irreligiös" wenn man sagt, daß die Wahrheit, das Göttliche nur ein Jenseits des blauen Himmels sei oder nur im innern subjektiven Gedanken liege. Der Natur gibt man zu, daß sie eine göttliche sei, das Denken hingegen sei gottverlassen, der Zufälligkeit überlassen. Die Idee ist vielmehr schlechthin das Allgegenwärtige, ist nicht ein gleichgültiger Zuschauer neben den andern, sondern allbeseelend, ohne das nichts ist, was ist.E Die Wirklichkeit ist der Leib, die Idee die belebende Seele; jene fiele' in Staub, wenn diese entwiche. Wir erkennen das, was ist, das Wirkliche selbst. Betrachten wir Platon, so bemerken wir, wenn in seinem Staate nicht etwas Mangelhaf-
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-Einleitung- fehlt im Orig.
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4 Orig. -irreligios-.
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Orig.
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5 Orig. -fiel-.
>ZU<.
3 Orig. >;<.
Orig. -betrachten-. Orig .• d.s. 3 Orig. -d.c
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tes gewesen wäre, so wäre er notwendig in die Wirklichkeit getreten. Diejenigen haben nicht ganz unrecht, die ' von Wirklichkeit, Realität, Erfahrung reden und dagegen das Ideal ein leeres nennen. I Nur haben sie den Spiegel der Wirklichkeit nicht recht gehalten", sie nicht mit der Vernunft betrachtet, denn so erscheint die Welt auch vernünftig. Das Reale' und die Wirklichkeit, das ist das Reich des Geistes. Platon hat die Wirklichkeit seiner Welt erkannt; das Prinzip der Sittlichkeit in der Form der Einfachheit, dies ist der griechische Geist, griechische Sittlichkeit; dies ist in Wahrheit so gewesen, wie' Homer, Herodot, Sophokles die Bilder der griechischen Sittlichkeit darstellen. Aber die Sittlichkeit als griechischer Geist konnte nicht in dieser Form bleiben. Sie mußte nach den Forderungen der höheren Formen in die Entzweiung lenken. Schon Platon fühlte dies. Es erschien. aber diese Entzweiung in der alten Idee der Sittlichkeit als Verderben, weil sie noch nicht zur Harmonie' zurückgeführt war. Auf dieselbe Weise wie die Spartaner das Geld verboten, weil es böse Triebe veranlaßte, und dann nur die Habsucht tückischer im Innern ausbrach, so wollte Platon das Prinzip des sittlichen Selbstbewußtseins, das die Entzweiung schuf, auflösen; kein Eigentum, keine Familie sollte in seinem Staate gelten.f
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'0
Nicht überfliegen soll die Philosophie ihre Zeit; sie steht in ihr, sie erkennt das Gegenwärtige. Das ewig Wahre ist kein Vergangenes I und kein Zukünftiges. Dieses an und für sich Wahre ist nicht form- und gestaltlos, sondern eine Gestalt, eine bestimmte Weise des Geistes; diese Weise des gegenwärtigen Geistes, der sich von anderen Gestalten unterscheidet, ist die höchste Weise des Begriffs, den er 5 von sich selbst I
2
Orig. -wenn sie.. Orig. -Das Re-, -Re- durchgestrichen.
3 Orig. -dies ist es in Wahrheit so gewesen, WIe es-. 4 Orig. -Admonie-. 5 Orig. -es-.
gefaßt hat. Diese Gestalt ist doppelt, teils der Philosophie angehörig, teils der äußerlichen Gestalt der vorhandenen Wirklichkeit. Dieser Geist im wirklichen Dasein ist der bunte Teppich, wo eine Menge Interessen und Zwecke sich kreuzen, gegeneinander kämpfen. Diese Gestalt betrachtet die Philosophie nicht. Dieses Geröll, zurückgeführt auf den Gedanken, ist Gegenstand der Betrachtung der Philosophie, der Geist ein System seines einfachen Lebens. Wir erinnern hier an den Ausdruck: die Weltbegebenheiten und die Menschen sind Werkzeuge in der Hand der Vorsehung. Sie bringt etwas anderes hervor, als diese wollen. Indem jene ihren Zweck ausführen wollen, führt so die Vorsehung den ihren aus. Näher können wir das Verhältnis so ausdrücken, daß der wahrhafte Geist das Substantielle 1, das Wesentliche, die Grundlage ist, was I wir bei den Tieren die Gattung'' nennen: Instinkt, durch diesen gibt sich die Gattung kund. Eine Natur ist es, die sich in ihnen offenbart.I Außer der Gattung aber, außer dem allgemeinen Geiste, sind es die Einzelnen, die die daseiende Wirklichkeit des Geistes ausmachen. Der Mensch handelt nicht aus? Instinkt, daher macht sich die Einzelnheit geltend. Diese treten zusammen: Gemeinwesen'. Sie haben ihre besondern Zwecke, und eben diese Zwecke sind einesteils besondere, andererseits ist die Gattung das Allgemeine darin. Hierher gehören die Leidenschaften, die ihre Befriedigung suchen. Sie zeigen, daß die Menschen im Allgemeinen ihre Besonderheit suchen. Dies ist die Betätigung des Allgemeinen. Die Idee, bloß allgemein, führt sich nicht aus, ist träg. Das Tätige ist erst die Subjektivität, macht das Allgemeine zu einem wirklichen Konkreten, Vorhandenen. - Die wirkliche Welt bietet das Gedoppelte I
Orig. -d. Subsrentiellen..
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Orig. -als-.
3 Orig. vor und nach -Cemeinwesensteht ein Komma.
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dar, daß Zwecke der Individuen darin erscheinen, das Wollen der Einzelnen, das das Verwirklichende und Allgemeine ist. Diese äußerliche Seite ist schlechthin notwendig. I Aber die Verwickelung der besonderen Interessen tritt ein; da verhält sich das Allgemeine substantiell, unüberwindlich. Indem es also der wirkliche Weltgeist ist, den die Philosophie betrachtet, so gehört die äußerliche Wirklichkeit der Philosophie nicht an. Nur das Einfache hebt sie heraus, und 1 das Mannigfaltige führt sie zurück auf die Einheit. Von dieser Seite kann das Tun der Philosophie mit mikroskopischem Untersuchen verglichenf werden. Betrachten wir durchs Vergrößerungsglas den zarten Umriß des Bildes, dann werden wir überall Rauhheiten entdecken; was fürs bloße Auge schön erscheint, erscheint dann ungestaltet. Ebenso das wirkliche 2K Bewußtsein; für dieses sind Einzelnheiten und Verwickelungen vorhanden. Die Philosophie führt das Getümmel der Wirklichkeit auf seine Einfachheit zurück,' in die stillen Räume, die frei von jenen Interessen liegen. Sietreibt also ihr Geschäft nicht jenseits der Weltgeschäfte, aber die substantielle ..... .'K derselben ist's, die sie betrachtet. Sie erkennt das Recht des Vorhandenen an, denn in dem buntesten 5K, Gewebe fremdartiger Interessen doch das das Allgemeine ist. Sie achtet das Wirkliche als das Reich des Rechts; sie weiß, daß in der wirklichen Welt nur 6 K I gelten kann, was in dem Begriff eines Volkes vorhanden ist. Unsinn wäre es, einem Volke Einrichtungen aufzudringen, zu welchen es nicht in sich selbst fortgegangen ist. Was an der Zeit ist im innern Geiste, das geschieht gewiß und notwendig. Verfassung ist die Sache der Einrichtung dieses innern Geistes. Er ist der Boden; keine Macht im Himmel und auf Erden Orig. snur-. Orig. -willk.. (zu ergänzen zu -willkürlich-). 3 Komma eingefügt. I
4 Orig. -Unlusrc
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5 Orig. -Entheiligendec 6 Orig. -uns-.
gegen das Recht des Geistes. Dies ist freilich etwas anderes als Reflexion und Vorstellungen, die man so aus abstraktem Denken oder aus wohlmeinendem gerührtenHerzen hervorbringt. Was vernünftig ist, wird wirklich, und das Wirkliche wird vernünftig. In der Religion wird das Göttliche in Form seiner Ewigkeit gefühlt; dieses ist in der Welt als wirklicher Geist. Die Philosophie gehört von dieser Seite zur Kirche als geistige1K Religion. Diese hat das Wahre in der Form seiner Ewigkeit zum Gegenstand. Hiergegen isr' die Form der Philosophie wohl auch Form des Ewigen, aber Form des reinen Gedankens, des Ewigen im reinen Elemente. Insofern die Philosophie etwas betrachtet, was der Geist ist, so ist sie I doch eine Trennung, da sie etwas anderes ist als der wirkliche Geist. Die Trennung erhält diese nähere Bestimmung, daß wir darauf sehen', wann 4 die Philosophie hervortrat. Es geschah, wenn der Geist in der Form des Gedankens gegenübertrat der Form der äußerlichen Wirklichkeit. So sehen wir sie im Platon, Sokrates, AristoteIes hervortreten, zu den Zeiten, wo das griechische Leben seinem Untergang zuging und der Weltgeist zu einem höheren Bewußtsein seiner selbst. Auf mattere Weise finden wir dies in Rom wiederholt, indem das eigentümliche frühere römische Leben aufgehört, sich anders gestaltet hat. Descartes erschien, da das Mittelalter ausgelebt war. Die Konzentration des geistigen Lebens wird endlich geboren, wo Gedanke und Wirklichkeit noch nicht eins waren. Wenn diese Konzentration sich in den Unterschied entwickelt, wenn die Individuen frei wurden und dann das Leben des Staates auseinandergegangen ist, dann sind die großen Geister hervorgetreten. Die Philosophie tritt als der sich abscheidende I
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Orig. -gesreigerte-. -ist- eingefügt.
3 Orig. -sahen-. 4 Orig. -wenn-.
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Geist hervor. Wenn sie grau auf grau gemalt, dann ist die Scheidung an Leib und Seele I ergangen. Nicht die Philosophie ist's, die den Bruch bringt; er ist schon geschehen, sie ist sein Zeichen. Wie ist dieser Bruch zu betrachten? Wir könnten meinen, es1 sei nur ein ideeller, kein wahrhafter Bruch, daß der Geist die Wirklichkeit als toten Leichnam verläßt, ein Weltzustand, wo die freie Philosophie und die Ausbildung der Welt übereinstimmen. In dieser Ansicht gäbe die Philosophie die vermeintliche Opposition auf und das, was ihr wahrhaftes Ziel ist. Denn es liegt in ihr das Moment der Versöhnung; sie soll die Trennung in dem verschiedenen Bewußtsein aufheben.f
Übersicht der Wissenschaft
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Unser Gegenstand ist das Recht. Dies gehört dem Geiste an, und zwar der Seite, die wir Willen nennen. Wir fragen nach der Natur des Willens, des denkenden Willens, der den Ausgangspunkt für das Recht macht. Der wollende GeistE in seinem ganzen Umfang will den Geist als Natur, als vorhandene Wirklichkeit schaffen. Das Recht ist dagegen des Willens. Der Wille heißt frei, weil er, erst ein Inneres, sich zu etwas Anderem, I zur äußeren Wirklichkeit macht. Dies isr' seine Freiheit. System des Rechts ist nichts anderes als System der sich verwirklichenden Freiheit. Der Geist ist mehr oder weniger ein abstrakter Geist; der konkrete ist der vielfache, mannigfaltige in sich. Das Konkrete fällt in den Ausgang, nicht in den Anfang. Der Ausgang ist dieser, daß er' in der höheren Bestimmung das, was er' früher ist, mit sich nimmt; Orig. -er-. -ise- eingefügt. 3 Orig. -es-,
er fängt vom Einfachen an, nicht so konkret. Das Recht des Weltgeistes macht den Beschluß. Vergleichen wir unsere Wissenschaft mit der positiven Wissenschaft! Das positive Recht lehrt uns den Gesichtspunkt kennen, was in diesen und jenen Fällen Recht sei, ob dieses dem oder jenem gehöre, lehrt eine Handlung beurteilen. Dieser Gesichtspunkt erscheint hier als Mittel für die einzelnen Fälle, daß für jeden das Recht ausgemacht werde. Die Vernünftigkeit erscheint als Mittel, daß die Menschen zu ihren Sachen kommen. Das Wesentliche scheint die Sache zu sein. Was hier bloß als I Art und Weise ausgesprochen wird 1, ist uns das Wesen; was dort im Zustande und Verhältnisse nur 2K als vernünftig gilt, nicht aber, daß der Geist seine Begriffe darin befriedigt. Auf' dieser verschiedenen Stufe ist das Geistige, was uns hier allein beschäftigt, zu Hause. Den Schein des Geistes, das Gelten des Allgemeinen betrachten wir darin; nicht suchen wir den Nutzen, nicht, wie Ruhe, Ordnung, Besitz gesichert wird. Uns ist das Vernünftige der erste und wesentliche Zweck. In unserer Betrachtung, wO das Vernünftige der Zweck ist, treten die Zwecke der Besenderheit (das Advokatenwesen) zurück. Der Geist soll sich befriedigen. Hier haben wir dasselbe Interesse wie in der Religion, ein geistiges Leben zu leben. Den Geist in der Einrichtung der Welt zu finden, Versöhnung des Geistes mit der Welt, ist unser gottesdienstliches Werk. Die unendliche Güte des Göttlichen besteht darin, daß es den Individuen sich preislgibt und das Recht der Besonderheit gewähren läßt. Darin finden wir die Nützlichkeit, wo etwas Mittel für den Zweck wird. Das Individuum macht sich selbst zum Zweck; dies soll nun absolute Grundlage der positiven Rechtswissenschaft sein. Doch ist gewissermaßen Ton geworden, daß diese
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Orig. >Was hier als Art und Weise bloß ausgespr. wird-.
Orig. -unse. 3 Orig. -In-.
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positive Rechtswissenschaft herabschaut auf das Vernünftige. Wir stellen das Recht in seiner Totalität dar, dies zu entwikkein ist 1 unser Fortgang. Die Anwendung fürs Besondere gehört nicht in' unsere philosophische Rechtswissenschaft. Vollständig entwickelt würde sie denselben Umfang wie die positive Rechtswissenschaft gewinnen. Aber Anwendung ist nur Sache des Verstandes, der das Einzelne unter das Allgemeine ordnet, nicht philosophische Untersuchung.
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Einteilung 10
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1. Der Wille, die Freiheit in der ersten Abstraktion, d. i. die persönliche Freiheit. Person, nichts als abstraktes Freies ohne allen I Inhalt, ist Freiheit als Freiheit eines Einzelnen. Die abstrakte' erscheint in Form der Unmittelbarkeit. Dies ist die einzelne Person. Sieist formell, weil die Freiheit noch in ganz formeller Weise vorkommt. 2. Der moralische Standpunkt, nicht Ethik als Tugendlehre. Die Freiheit erscheint in ihrem ersten Anderswerden; die Reflexion, der Wille als reflektierend, sich unterscheidend, die eben damit in sich ist, in der Unterscheidung, Stufe der Differenz. Der moralische Standpunkt hat den sich selbst gewissen Willen, das Innerliche zum Prinzip 4K ; Forderung der eigenen Einsicht; daher Standpunkt der Absicht, des Gewissens; zugleich Standpunkt der Entzweiung. Die Moral spricht ein Sollen aus, macht sich zu einem Besonderen. Hier tritt das Wohl ein. So ist das erste das Recht der abstrakten Person, das zweite das Recht der besonderen Person, das dritte das Recht beider zusammen. 3. Standpunkt der Sittlichkeit. Die beiden I ersten Momente
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.is« eingefügt.
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Orig. -für-.
3 Orig. -Abstrakce.. 4 -zum Prinzip- eingefügt.
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sind beide einseitig, ideell; ihre Wahrheit 1 ist ein drittes.f Da ist der Wille' als einfach unmittelbar, dem Begriff gemäß,' an und für sich. Vereinigung des Willens in seiner Subjektivität, dies der sittliche Standpunkt, der der Wahrheit. Dies ist der konkrete Geist, im Anderen auch ideell. Was an und für sich Wille ist, daß dies ohne innere Wahl auch Sitte, immer die Natur ist, daß überhaupt die Freiheit eine Notwendigkeit wie die Natur sei, geht auch in diesen" Standpunkt ein", Für diesen ist das Gewissen, die Moral nur Übergang, nicht mehr wesentlicher Standpunkt; das ist das Recht des wahrhaften Geistes, höher als das' des formellen. - Der sittliche Geist ist wieder: a. unmittelbar sittlicher Geist. Auf diesem Standpunkt haben wir den Begriff dieses Geistes. Aber er ist es nur, weiß nichts von sich, ist unser Gegenstand. Aber keine Bestimmung soll in uns sein, die nicht in dem ist, was Gegenstand ist. I Er selbst soll sich der Gegenstand sein. Die unmittelbare Sittlichkeit ist die natürliche in der Form der Empfindung; in ihr Geist der Familie, die Hausgötter, die Liebe. Diese ist dieses, daß ich nicht bloß in mir als Einzelnes bin, sondern mein Selbstbewußtsein in dem eines Andern habe: ich bin selbst und bin ein Anderes. Mein Selbstgefühl ist nicht beginnende Einzelnheit, enthält ebenso unmittelbar ein Anderes. b. Das zweite ist Standpunkt des Anderswerdens, Entfremdung des sittlichen Geistes: er' zerfällt in sich; die Individuen als Einzelne oder Familie haben Beziehung nach außen; die Stufe der Abhängigkeit erscheint nach verschiedenen Seiten: System der Bedürfnisse, bürgerliche Gesellschaft nach ihren drei Momenten: a. Unmittelbare Arbeiten für das Bedürfnis mit WechselbeI
Orig. -Mehrheir-.
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Orig. )Willen<.
5 -ein- eingefügt. 6 Orig. -der.. 7 Orig. -esc
3 Komma eingefügt. 4 Orig. -diesem-.
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ziehung der Individuen, wo jeder zunächst für sich sorgt, aber ~ur, indem er die Bedürfnisse der Einzelnen befriedigt. I ß· Die Rechtsverfassung sorgt, daß die Sittlichkeit wirklich werde, daß das Allgemeine der Freiheit erhalten werde. 5 y. Die allgemeine Ordnung der bürgerlichen Gesellschaft und das Anordnen dieser Ordnung; der Notstaat, die Polizei entsprechen 1 dieser Bestimmung, die bürgerliche Gesellschaft in äußerer Ordnung zu erhalten. c. Das dritte ist das sittliche Ganze, der Staat, der sich als 10 solches Ganze der Zweck ist, der Geist des Volks, das höchste Recht. Hier unterscheiden sich wieder: c, der unmittelbare, sich auf sich beziehende Staat; Gliederung, Verfassung, inneres Leben in sich selbst; ß· daß er das Besondere ist; verhält sich zu Andern, hat eine 15 bestimmte Zeit, tritt auf gegen andere Staaten. Äußerliches Staatsrecht, Verhältnis des Volksgeistes zu Volksgeistern; I y. daß dies unmittelbare Verhältnis sich aufhebt: die fakti2K sche Beschränkung des Volksgeists. Weltgeschichte, Welt3K. gericht Daraus geht der Geist als allgemeiner Geist hervor. 20 Realisierung seines Selbstbewußtseins, die Weltgeschichte, Erzieherin des Geistes; daß er' sich als das Allgemeine weiß. Das Recht des allgemeinen Geistes ist das höchste Recht. Di~ Wissenschaft des Rechts ist ein Teil der Philosophie, ein Glied des Ganzen; als solches ein Notwendiges, ein Ergebnis 25 vom Vorhergehenden. Den Begriff des Rechts zu begründen, das fällt nicht' in sie selbst, das ist das Vorhergegangene. In der aphilosophischen Wissenschaft treibt man es also: Sie fragen: Was ist in den mannigfaltigen Vorstellungen von Recht, die wir haben, das Allgemeine? Da macht man sich 30 eine Definition, die soll entsprechen dem, was in unserer Vorstellung liegt. Freilich gesteht die positive RechtswissenI
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Orig. -entspr.c Orig. -taktische-.
3 Orig. -Volksgericho.
schaft selbst ein: omnis definitio in jure' est periculosa.f 19 Scheinbar fangen 2 wir I einseitig an. Die Philosophie zei.gt aber, daß ihr Ende am Anfange ist. Wir nehmen den Begnff des Rechts als Lehrsatz (Enzyklopädie § 4003E), als eine Stufe des Geistes, die als Höheres' hervorgeht. Der Geist in seiner 5 Unmittelbarkeit ist das ganz Allgemeine, das sich in sich noch nicht Unterscheidende, die Wahrheit der Natur, WeltseeleE(IJ, reiner ÄtherE(2)K, in dem alles aufgelöst ist, alles durchdringend. Da ist es der ganz natürliche Geist, ohne Freiheit, ohne Persönlichkeit. Der noch schlafende Geist, der 10 zurückgehende aus seiner Besonderung, unterscheidet d.ie Welt nicht mehr von sich, geht so in das Ganze zurück. Ein Gefühl, eine Annäherung zum Bewußtsein, kommt im magnetischen Schlafe" vor, einem Zustand, den man ~en pyromantischen'E nennt, denn der Besonnene hat keine 15 Weissagung. In diesem Schlafe finden wir keine Erholung, 20 der Geist fällt in die niedere I Stufe der Einheit mit der Natur zurück. Diese Allgemeinheit ist dem Begriff des Geistes nicht angemessen; seine nächste Stufe ist, in das Bewußtsein zu treten. Im Bewußtsein ist die Natur als äußerliche Welt für 20 mich. Es ist dies der tierische, der paradiesische, der ungeistige" Zustand. Die zweite Stufe ist daher die Stufe d,:s Verhältnisses gegen die Welt. Die wahrhafte Stufe Ist die dritte, der Geist als Geist, wo er Vernunft ist, daß der Inhalt der Seinige ist. Diese Verwandlung macht den Prozeß der 25 Intelligenz aus. Das Denken ist die höchste Stufe der Intelligenz; jene hat sie vollbracht; wenn ich denke, ~o ist es ganz das Meinige. K(I) Denke ich die7WeltK(2), so habe ich sie durchdrungen, begriffen. Dies ist der theoretische'K Geist (Intelligenz). Im Denken wird der Gedanke frei: wenn er nicht mehr 30 I
4 Orig. -es-. 5 -nicht- eingefügt.
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Orig. -juris-. Orig. -fragenc
3 Orig. >§ 900<. 4 Orig. -Rauheres-.
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Orig. -pirophalischen-. Orig. -ungunstige-. Orig. -der-. Orig. -moralische-.
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in der Einfachheir des Denkens rein ideell, wo das Mannigfalrige verschwinder, Igehalren wird. Diese Vorsrellung kann nichr zu ihrem Unterschiede.' dienen, isr nichr von mir unrerschieden, sondern so ganz null. Der Geisr machr diese Besrimmung, daß sie nur subjekriv sei. Er hebr aber diesen Mangel wieder auf, machr diese Besrimmung zu einem 2 mir sich. Der Wille isr die umgekehrre Bewegung, machr das Seinige? zu einem Nichtseinigen", hebr die Subjekrivirär auf, gibr die Objekrivirär, doch so, daß diese Objekrivirär zugleich die Meinige isr. Dieses die Srufe des Willens, die wir aufzufassen haben. Wenn ich erwas will, habe ich einen Zweck. Dieser isr erwas Gedachres in mir; sein Mangel, daß er nur in mir ist, Insofern ich den Zweck ausführe aus mir heraus, gebe ich ihm Wirklichkeir. Da har der Geisr sich gemachr zur Einheir des Subjekriven und Objektiven, sein Zweck isr subjekriv, diesen führt er aus, dies sein' Objekr. Der Geisr isr Subjekr-IObjekr. So isr alle Wahrheir ein Widerspruch, die Auflösung des Widerspruchs isr darin enrhalren, neutralisierr''. Nichr soll man bei der Idenrität der Einheit stehenbleiben. Der aufgelöste Widerspruch enrhält beides. (Sarz.)6K Der Wille' isr also der Geist, dem die Bestimmungen zu den Seinigen 8 geworden sind, der in sich Besrimmungen har, die aus ihm kommen, die er bei dieser Einseitigkeit nennt. Der Wille ist ferner betrachter worden I. als' Wille in sich oder an und für sich. E Darin enrhalrene Momenre. Zunächsr findet jeder in seinem Selbsrbewußtsein diese Momentc'", Wir reflektieren auf den Willen, so merken wir, daß er isr das reine Absrrakre, das reine Denken. Ich kann mich vollkommen leer r Orig. -Unterscheide-. Orig. -eines-.
6 Orig. >(Satz)< in einereigenen Zeile. 7 Orig. )Willen<.
3 Orig. -Sinnigec, 4 Orig. -Nichtsinnigen<. 5 Orig. -d. S.<,
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8 Orig. -Sinnigen-, 10
-als-
eingefügt. Orig. -dieses Momente.
machen, reinigen' von allem Inhalre. Wir gehen von einem Gegensrande zu dem andern über. Ich kann alles aufgeben, allen Banden enrsagen, an die Iich geknüpft bin, kann den ganzen Umfang dieser Bande meiner Exisrenz, auch diese? kann ich aufgeben (mir dem Tode). Es ist das Momenr der vollkommenen Unbesrimmrheir, Allgemeinheit. Sage ich zu mir: ich, so bin ich aus der Welt geflohen, zu diesem reinen Licht", wo aller Unterschied sich aufgezehrr har. Dies ist das Momenr der Freiheit, - regellos. Der Geisr weiß sich frei, daß er alles aufgeben kann. Sie mögen ihn greifen, wie und wo sie wollen, er flieht in seine Innerlichkeir. Es ist die Freiheir des Verstandes, die an einem Momenr fesrhält. Er kann zu nichrs gezwungen werden. Nichr so das Tier; es ist eine subjekrive Lebendigkeit", kann sich aber nicht von der Besonderheir seiner Exisrenz unrerscheiden. Aus jener Verstandesfreiheir gehr der Fanarismus der Freiheit hervor, der darauf ausgeht, alles Besrimmte zu vernichren, der alles Besondere ansieht als erwas Fremdes, will immer das Besondere verschieden von dem Allgemeinen serzen. Wo für ihn Ieine Besonderheit wird, siehr er sie als verdächtig an. Jedes Einzelne wird verdächtig; obwohl es jerzr so erscheinr, könnre es auch anders sein. Dieser Fanarismus war das Moment der Französischen Revolution gewesen, da sie die Freiheit sich zum Ziele setzre; nur im Vernichren, Aufheben des Besondern fand sie ihre Wirklichkeit. Sie wollte einen gewissen polirischen Zusrand. Aber sowie? ein Zusrand sein oder werden will, tun sich Unterschiede hervor (Kristallisationenj''. Da will der Fanatismus nichts wirklich werden lassen. Ebenso kommr das Momenr der Verstandesfreiheit vor im Stoizismus, ebenso bei den indischen Gyrnnosophisten'', die in die Einheir mir der Gottheit, in leeres Spekulieren sich in sich 1 2
Orig. -reingesehen-. Orig. -diesen-.
3 Orig. 'so wie c.
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zurückziehen, alle äußerlichen Gedanken und alles1 Dasein in sich nehmen. So entstanden auch die Mönche im Mittelalter; sie fanden sich in der Wirklichkeit nicht, daher gingen sie . S1C ich. 22K in . , daß ich zum Unterschied, zum Bestimmten gehe; mache mich zum Bestimmten. I Hier sind verschiedene Gegensätze zu lösen. Das Unendliche tritt erst hinaus in dies Endliche. Diese leere Allgemeinheit, diese Unbestimmtheit ist schon das Andere, das, was sie zu sein nicht meint, eine endliche, einseitige Abstraktion. Das Unbestimmte ist selbst das Bestimmte, da es dem Bestimmten entgegensteht, so das Allgemeine dem Einzelnen, das Unendliche dem Endlichen gegenüber. (Logikf Der Wille tritt heraus in die Besonderheit, dies ist das Moment der Endlichkeit. In dieser Besonderheit unterscheiden sich besondere Formen. Als Zweck, ganz äußeres Dasein, hat die Besonderung des Willens die Form eines Subjektiven. Diese Besonderung geht uns hier nichts' an, da er" nur formeller Wille ist, gehört diese Stufe dem' Selbstbewußtsein an, wo ich ein äußeres Dasein gegenüber erkenne. Der Wille gibt sich eine Form. Wir nennen diesen Inhalt den Zweck. Er gibt sich Form, setzt Bestimmungen in sich; diese sind I Bestimmungen im Willen. Dadurch haben sie die Form, dieses oder jenes Besondere zu sein, in sich reflektierende Bestimmung. Daraus werden sie Inhalt. Dieser ist ihre Form, vorgestellt als in sich reflektiert. Hier folgt der Übergang zur Begrenzung, d. h. er setzt sein erstes Moment als das, was es . ist. Der exemplarische WilleKhat nur besonderen Willen. 3· Das dritte ist die Wahrheit dieser beiden, Einheit beider Momente, Endlichkeit und Unendlichkeit identisch gesetzt, so daß die Besonderheit selbst als Allgemeinheit gesetzt ist, I
-alles- eingefügt.
daß ich diese Besonderheit als die Meinige habe. Ich setze diese Bestimmtheit als identisch mit mir, schließe mit dieser Besonderheit mich zusammen; ich beschließe, ich entschließe mich, dies ist der konkrete Begriff. Ich trete in das Dasein, in die Wirklichkeit als ein Mögliches, der ich von dem Inhalt abhängig bin, beschlossen habe, es ist mein Zweck. Dies ist ein spekulativer Begriff. Sprechen wir philosophisch, so kann die Spekulation nicht umgangen werden. Die I Folge war: a. in der Begrenzung unbegrenzt zu bleiben, b. in der Besonderung Allgemeines zu bleiben, c. in der Negation' zugleich positiv zu sein. Dies ist die Negation! der Negation', das Aufheben der Grenze. Dies ist die wahrhafte Unendlichkeit; Begriff des Willens, darin die Freiheit. Der spekulative/ Begriff des Willens ist die Freiheit, dies der Anfang' unserer ganzen Wissenschaft. Daß und ob wir frei seien 4\ hat man in der Philosophie abgehandelt; warum nicht auch, ob das Wasser naß sei. 1. Allgemeinheit, 2. Besonderheit, 3. Einzelnheit. Diese Totalität des Begriffs, Subjektivität, alles Vernünftige ist der Schluß.E Ich beschließe etwas, fasse den Entschluß. Wille ist zunächst das Unbestimmte, ist ITotalität in sich, schließt sich auf, ist das Seinige, es tritt kein Anderes hinzu. Die Beziehung der Negativität auf sich ist Negieren, sich bestimmt setzen. Der freie'K Wille kann nichts anderes wollen als sich selbst. Nur er ist sich Inhalt, Zweck und Gegenstand. Das Ich, das sich selbst will, ist ganz abstrakt und einfach. Es muß besondere Unterschiede haben, um ein Inhalt zu sein. Dieses ist, daß der Geist nicht ein Abstraktes
4 Orig. -es-.
Orig. hat anstelle von 2. ein Fragezeichen. Komma eingefügt. 3 Orig. -nichtc
5 Orig. .d. Stufe d.c
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Orig. -Negative-. Orig. -schf.e, 3 Orig. -Andem-.
4 Orig. -fesc stehen-. 5 Orig. -fesce-.
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ist, sondern ein Konkretes. Der Begriff des Willens ist nur zunächst ein Inhalt. Diese Substanz ist es, die in mir will. Der Geist ist das System dessen, wasK er' will. Aber sein Inhalt hat zunächst die Form von Unmittelbarkeit. Dieses ist aber noch nicht die Form, die ihm zugehört. Der Inhalt muß der Form des Geistes entsprechend gemacht werden. Er muß die Form des Meinigen erhalten, und dieses ist die Form der Allgemeinheit. Wir sagen, wir haben Triebe und Neigungen 2K; diese Triebe nennen wir natürliche Triebe. Der Inhalt derselben ist ganz unser I Eigenes; wir sprechen dies dadurch aus, daß wir sie die unsrigen nennen. Die Triebe haben zu ihrer Grundlage Bestimmungen unseres Geistes. Sie heißen natürlich, insofern sie überhaupt die Form der Unmittelbarkeit haben. Der Mensch erscheint so zuerst als eine Sammlung von verschiedenen Trieben, wie solches auch in der empirischen Psychologie dargestellt wird. Diese Triebe sind die Mächte, die unser Leben regieren, insofern sie die Form der Unmittelbarkeit haben und gegen uns als ein Fremdes erscheinen. - Die Unterschiede der Ideen erscheinen zunächst als bloß verschiedene Triebe.'. - Im Triebe bin ich um so unfreier, je mehr er zur Leidenschaft geworden ist. Die Leidenschaft ist insofern eine Krankheit, auf dieselbe Weise wie ein Organismus, wo die Kraft des Lebens sich auf einen Teil der Organisation geworfen hat. E Zwischen dem einfach Allgemeinen, dem Ich, und dem Wesen steht noch etwas Trennendes, und dieses I ist die Form der Unmittelbarkeit. Ich, als das Allgemeine, stehe zugleich über der Besonderheit. Diese formelle Allgemeinheit, die sich als das Allgemeine weiß gegen das Besondere, ist der Standpunkt der Willkür überhaupt. Die Willkür ist also dies, wählen zu können, und dies kann ich, weil ich durchaus I
Orig. -es-.
Orig, -Reizungen-. 3 .Triebe- eingefügt.
2
abstraktes Subjekt bin. Vornehmlich heißt man Willkür den Willen, insofern er wählt, etwas Besonderes überhaupt, nicht als das Gute, da dieses das an und für sich Allgemeine, Objektive ist. Der natürliche Wille geht uns hier nichts an. Das System de~ Glückseligkeit gehört hierher. Die Form der bloßen Natürlichkeit ist abzustreifen und der! Inhalt des Willens zur Allgemeinheit zu erheben, so daß der einzelne Trieb zu einem ideellen Moment des Ganzen wird. Dies ist also die Erhebung dem Begriffe nach. Die Erhebung der Triebe aus ihrer I Besonderheit ist beim Individuo nichts anderes als die Bildung, die Zucht. Das natürliche Wollen wird durch die Zucht dem Individuo abgetan. Die Zucht hebt also einerseits die Trägheit auf, das dumpfe Versunkensein der Natur in sich selbst. Sie erweckt ein Interesse und einen Gegensatz. Alsdann besteht die Bildung des Individui darin, die Natürlichkeit abzutun. Dieses Abtun geschieht zunächst durch Gehorsam, durch Dienst. Hierdurch wird das natürliche Wollen gebändigt. Die Furcht des Herrn, heißt es in diesem Sinn, ist der Weisheit Anfang." Die Furcht ist, daß ich die N egativität meiner', als eines Natürlichen, in mir gefühlt habe. Die Natürlichkeit ist in Anregung und Flüssigkeit gekommen dadurch, daß sie durchrüttelt' ist. - In der Periode, wo rnan den Willen als natürlich gut betrachtete, ist die Ungezogenheit zum Prinzip gemacht worden. Die Bestimmungen des Triebes sind zufällige, I nicht solche, die in seiner Natur liegen. Die Reinigung der Triebe ist der Übergang derselben in die Form der Allgemeinheit. Es gibt hinsichtlich der Triebe die doppelte Ansicht, daß sie aufgehoben und daß sie befriedigt werden sollen. Der Geist ist nicht ein Abstraktum, sondern er ist wesentlich ein in sich gliedernI
Orig. -den-.
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-Negativitat meiner- möglicherweise vom Abschreiber in zunächst offengelassenen Raum eingetragen.
3 Orig. -durchrinel«.
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des System". Den Inhalt der Triebe ausrotten ist ein abstraktes, mönchisches Verfahren. Nach der andern Ansicht werden die Triebe als natürlich gut betrachtet. - Das An-sich des Willens ist der Begriff des Willens, und dieser Begriff des Willens ist dies für mich, ein Gegenstand. Das System der vernünftigen Bestimmungen des Willens sind die einzelnen Stufen, die wir in der Wissenschaft zu betrachten haben. Diese Stufen können in frei objektiver und in frei subjektiver Form behandelt werden. Die erste Betrachtung ist die unsrige. Wenn die Triebe als etwas I Unmittelbares, Gefundenes behandelt werden, so ist dies eine unwissenschaftliche Betrachtungsweise. - Der Wille hat zum Gegenstand die Freiheit. Dies ist der Begriff der Idee, die wir abzuhandeln haben. Oberflächlich genommen kann hier an den Eigennutz gedacht werden. Der Wille ist indes hier als nach seinem Begriff zu nehmen. - Wenn man sagt: der freie Wille, so ist dies scheinbar unnötig, da der Begriff des Willens die Freiheit ist. Der unmittelbare Wille ist indes noch nicht frei, sondern nur der Wille an sich. - Wenn man fragt: Was ist die Bestimmung des Menschen überhaupt?, so ist die Frage eine abstrakte, und die Antwort kann auch nur eine abstrakte sein. Dem gewöhnlichen Bewußtsein erscheint die Freiheit als der Zustand, wo man tun kann, was man will. Was man wolle, das ist aber eben die Frage. - Die Realisierung des Willens ist die Verwirklichung der Freiheit, daß diese als eine Welt I gegenständlich wird. Die Entwickelung des Begriffes der Freiheit gibt ein System vernünftiger Bestimmungen. Dieses ist eine Notwendigkeit. Nach der gewöhnlichen Vorstellung erscheinen Wille und Intelligenz oft als zweierlei. Der freie ' K Wille aber, der nichts zu seinem Inhalt hat als sich, hat seinen Inhalt nur durch das Denken. - Man kann einen Sklaven fragen; er ist nur darum Sklave, weil er sich nicht denkt. Der absolute Wert der I
Orig. -feste-.
Bildung fällt hierher. Die Bildung bringt es mit sich, daß die Besonderheit in die 1 Allgemeinheit erhoben wird. Rohe Völker für frei zu halten, ist ein gewöhnlicher Irrtum, der damit zusammenhängt, daß die Form der Allgemeinheit, die des Denkens, ihre' Achtung verloren hat. Man ist in unsern Zeiten darauf zurückgekommen, daß der Mensch unmittelbar aus sich selbst wisse, was gut ist. Dahin gehört die Frömmelei, die in unmittelbarer Empfindung zu haben meint, was I allein in der Form der Allgemeinheit seine wahre Gestalt erhält. Eine andere irrige Ansicht ist die, welche die bloße Schlauigkeit und Pfiffigkeit mit dem Denken verwechselt. Der Begriff der Freiheit ist das Denkende, Allgemeine, in dem alle andere Realität aufgelöst ist.'. Der Mensch, insofern er Rechte hat, ist absoluter Selbstzweck, nicht Mittel, nicht ein solches, außer welchem 4 der Begriff seiner wäre. Der Unterschied nach innen ist die Ausbildung des Begriffs. Das erste ist, daß der Begriff frei für sich ist. Darin ist die Persönlichkeit ausgedrückt. Das zweite ist, daß der Unterschied gesetzt wird. Hier ist die Unmittelbarkeit aufgehoben. Diese Stufe ist nicht mehr so abstrakt alsdie erste. Es ist dieses der moralische Standpunkt. - Es ist hier der formelle Wille zu betrachten, und es handelt sich um Absicht, Einsicht u. dgl. Der besondere Wille tritt hier hervor. Es erscheint hier der abstrakt subjektive Wille und das Gute als das I Allgemeine. Das dritte ist, daß der moralische Wille seine Subjektivität aufhebt und zur Unmittelbarkeit seines ersten Begriffes zurückgeht. Dieses ist die Sittlichkeit. Das Gute soll hier nicht bloß sein, sondern es ist auch. Die andere Seite ist der Unterschied nach außen. Alle die angegebenen Stufen sind in ihrer Existenz zu betrachten. Diese Existenzen oder Gestaltungen fallen in unser gewöhnliI
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Orig. -der-. Orig. -seine-.
3 -ist- eingefügt. 4 Orig. -welches-.
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ches Bewußtsein. Man hat leicht die Vorstellung, daß Begriff, Idee etwas Entferntes, Jenseitiges sei. Aber es ist gerade die Philosophie, die dieses Jenseits aufhebt. Wir bestehen allein in den Bestimmungen und Formen der Idee. Gerade das tägliche Leben hat Wahrheit und Wirklichkeit in sich, sonst wäre es gar nicht. - Das Dasein, welches sich die Idee gibt, entspricht derselben, aber es ist ein Unterschiedenes daran und macht eine Bestimmung derselben aus. In I unserer Vorstellung haben wir eine Reihe solcher Gestalten, die Bestimmungen des Begriffs sind, an dem es sich selbst zu höheren Gestaltungen erhebt. Das Besondere kommt hier nicht von außen her, sondern der Begriff ist es selbst, der sich unterscheidet.
Erster Teil Das abstrakte Recht
Das 1K abstrakte Recht ist der Teil der Wissenschaft, der sonst Naturrecht genannt wird. Diese Benennung ist indes aus den bereits angeführten Gründen'' aufzugeben. Es ist eine irrige Meinung, als ob die natürlichen Rechte in einem Naturzustande geltend wären. - Die Wirklichkeit des Rechts ist nicht nur unmittelbarer Zustand, das Recht muß vernünftig sein. Das unmittelbare Natürlichsein des Willens muß rekonstruiert sein. Es gehören hierher die schlechten Fiktionen von einem goldenen Zeitalter I oder einem Paradiese. Es ist keine' Bekraftigung/' des Substantiellen, sich alle Not und alle Spannung in eine allgemeine Ruhe versenkt zu denken. Bei einem solchen Zustande mit seinen Gedanken zu verharren ist schwach und unwürdig, denn es ist Sache des Geistes, in seinem Gegensatze bei sich zu sein. Der' Begriff ist in dem abstrakten Rechte in der Bestimmung der Unmittelbarkeit. Es ist hier der Wille" der sich in seiner Reinheit auf sich bezieht. Diese einfache Beziehung ist die Beziehung des Seins. Es ist hier die sich auf sich beziehende absolute Negativitär'". Der Wille ist als dieses Unmittelbare der einzelne Wille. Dieses ist es, was wir Person nennen. Die Persönlichkeit ist das Höchste im Menschen. Daß ich in allen einzelnen Bestimmungen mich als ein Freies verhalte, bildet' meine Absolutheit, die jedoch noch abstrakt ist. - Das Recht kann überhaupt so ausgedrückt werden: Sei eine Person und behandle I andere als Personen. Wenn man sagt, es sei der Orig. am Rande: >§ 17<, Orig. seines. 3 Orig. am Rande: >§ 18<. 4 -der Wille< eingefügt. I
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5 -absolute Negarivitä« sicher vom Abschreiber in zunächst offengelassenen Raum eingefügt.
6 Orig. -bindet-.
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erste Grundsatz der Freiheit, daß die Menschen einander alle gleich seien, so ist dieses allerdings ganz richtig. Nur sind die Menschen einander nicht von Natur gleich, sondern lediglich in der Freiheit. - Dieser Gedanke ist vornehmlich durch das s Christentum allgemein geworden. Das Christentum enthält dieses, daß Gott Mensch geworden ist und daß die göttliche und menschliche Natur eins sind. Darin liegt das Hohe, daß Gott die menschliche Natur als solche angenommen hat. Mit der Verbreitung dieser Idee muß die Sklaverei verschwinden. 10 Mit dem Kastenunterschied der Indier ist es ein anderes. Dort gilt die Naturbestimmtheit für ein Unüberwindliches. Man braucht von den Indiern nur diesen einzigen Zug zu wissen, so ist dies hinreichend, um einzusehen, daß wahrhafte Wissenschaftlichkeit und Sittlichkeit dort nicht haben können 15 zustande kommen. I Daß »Person« zugleich als Ausdruck der Verächtlichkeit gebraucht wird, hat seinen Grund darin, daß Person nur noch ein Abstraktes ist. Die Freiheit hat sich zunächst als Person zu bestimmen und ein Dasein zu geben. Ich bin nicht nur 20 Persönlichkeit, sondern auch Individualität. Als solche sind wir zugleich Besondere und haben Bedürfnisse, Triebe und Neigungen 1K • »Fiat justitia pereat mundus-f ist in diesem Sinn zu verstehen. Das strenge Recht hat überhaupt nach seiner Bestimmung nicht auf das Wohl zu sehen. Das Recht 25 als ein so Abstraktes ist insofern überhaupt nur das Mögliche. Zum Handeln gehört noch weiterer Inhalt, das Rechtliche hingegen als solches." Möglichkeit, eine Erlaubnis, eine Befugnis. Das' eben angedeutete Rechtsgebot kann auch so ausge30 drückt werden: Respektiere die abstrakte Freiheit anderer. Das Verhältnis gegen andere ist insofern negativer Natur, und I
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Orig. -Reizungenc. Orig. -solcbe« Doppelpunkt eingefügt.
3 Orig. am Rande: >§ 19<·
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es gibt deshalb keine Rechtsgebote, I sondern nur Verbote. Viele Lehren über die Freiheit sind von dem Standpunkte der Persönlichkeit ausgegangen. Es ist dabei übersehen worden, daß diese Bestimmung nur eine Abstraktion ist. Man hat nach dieser Vorstellung den Staat als einen Urvertrag dargestellt und hat dabei nur jene Punktualität des Willens aufgefaßt. Es entsteht auf solche Weise die schlechte Allgemeinheit, die nur Allheit ist. Es ist ein Grundirrtum, der zu ungeheueren Verwirrungen geführt hat, die abstrakte Persönlichkeit als das Letzte und Höchste anzusehen. - Das fernere ist das Moment der Einzelnheit zu einem unmittelbar Andern. Hier ist die Sphäre der Außenwelt, die Person gibt ihrer Freiheit Dasein. Das Verhältnis zu einem Andern ist in der Freiheit aufgehoben. Die erste Stufe, die wir zu betrachten haben, zeigt, wie die Person ihrer Freiheit ein Dasein gibt; dies ist der I Besitz und das Eigentum überhaupt. Das zweite ist, daß ich 1, indem ich mir Dasein gegeben habe, für andere bin; dieses ist die Stufe des Unterschiedes, des Verhältnisses überhaupt. Ich trete jetzt in ein? Verhältnis zu Sachen, die das Eigentum eines andern sind. Mein Verhältnis zu solchen Sachen ist wesentlich vermittelt durch den Willen eines andern. Diese zweite Stufe ist der Vertrag. Die dritte Stufe ist, daß ich als Person für mich selbst bin und unterschieden von andern und zugleich identisclr'f mit andern. Es tritt hier die Allgemeinheit des Willens ein. Dies ist die Stufe des Unrechts. Es findet hier überhaupt der Widerstreit des Allgemeinen und Besondern statt. - Wenn näher vom Personenrecht" gesprochen wird, wie z. B. bei Kant 5E, im Gegensatz gegen das Sachenrecht't'', so ist hier die Person in einem gewissen Status betrachtet. Nach unserer Betrachtung ist nun zunächst die Freiheit gar 1
-ich- eingefügt.
-ein- eingefügt. 3 Orig. -idealisch..
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4 Orig. -Personrech«, 5 Orig. -Punk-. 6 Orig. -Sacherechc-,
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kein Status, und I wir kennen keinen Gegensatz von Freiheit und Sklaverei. Was das weitere betrifft im Personenrechte 1, so gehören dahin Verhältnisse, die sich auf die Familie beziehen. Allein das Familienverhältnis ist kein rein rechts liches Verhältnis. Es ist hier eine höhere Grundlage, das sittliche Verhältnis nämlich. Die Freiheit zeigt sich zunächst unmittelbar in der Form der Einzelnheit. Der Begriff der Freiheit hat sich nun wesentlich ins Dasein zu setzen. Diese Totalität fällt nicht nur in unsere 10 Betrachtung, sondern es ist der Wille überhaupt, der die Subjektivität aufhebt und sich daseiend macht. - Die Person wird sich im Eigentum gegenständlich und spinnt sich in einem Gegenstand anK •
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Erstes Kapitel Besitz und Eigentum?
Es kann gefragt werden, welches Interesse I vorhanden sei, daß der Mensch sich Eigentum gebe. Zunächst ist das Interesse auf Befriedigung der Bedürfnisse gerichtet. Insofern kann man es für eine untergeordnete Bestimmung ansehen, Eigentum zu haben. Es erscheint so nur verständig, Eigentum zu haben. Es ist aber auch ferner das Interesse der Vernunft, Eigentum zu haben, denn im Eigentum gibt die Freiheit sich Dasein. Der Begriff wird sonach Idee. Wenn wir gewohnt sind, das Recht nur als Mittel zu nehmen zum Schutz der Befriedigung unserer Bedürfnisse, so sprechen wir nicht nur aus dem Interesse der Vernunft. - Die Besonderheit einer Unmittelbarkeit ist zunächst äußeres Dasein überhaupt. Wie wir der äußerlichen Dinge habhaft werden, ist hier I
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Orig. -Personrechte-. Kapitelüberschrift weicht ab von der .Inhaltsanzeigec -Das Eigenturne
überhaupt nicht näher zu betrachten. Die äußeren Dinge sind gewaltig gegen uns, und wir verhalten uns wieder als I Gewalt gegen sie. - Zu unserer Freiheit nach außen gehört zunächst eigene Unmittelbarkeit. So gehört unser Körper und freier äußerer! Geist zu der Äußerlichkeit unserer Freiheit. Damit der Körper ein Dasein unserer Freiheit sei, muß er ausgebildet werden. Ebenso ist unser Geist zunächst nur an sich·, wir haben nur Vermögen, Fähigkeiten pp. Indem ich Freies bin, so ist keine Äußerlichkeit als geltend gegen mich vorhanden. Ich kann von allem andern abstrahieren. - Die Freiheit des Geistes ist der absolute Begriff selbst, in dem alles andere Bestehen untergegangen ist. Daß die Freiheit absolute Substanz ist, diese Betrachtung fällt in die vorhergehende Philosophie. Alle Früheren! Gestaltungen lösen sich auf in das Resultat des freien Geistes. Wenn ich also als individuelles Subjekt mit äußern Dingen in Kampf I komme, so verschwindet dieses Verhältnis gänzlich in meiner f.reiheit. Es findet hier eine reine Expansion in einem reinen Ather'' statt. Hierin liegt nun das absolute Zueignungsrecht des Menschen auf alle äußeren Dinge. Besitz und Eigentum sind eigentlich nur Seiten eines und desselben; der Besitz ist die Äußerlichkeit des Eigentums als eines Substantiellen. Abstrakt ist Besitz nicht ohne Eigentum und Eigentum nicht ohne Besitz. Die Substanz ist eine leere Abstraktion ohne die Akzidenzien, und umgekehrt. - Eigenturn und Besitz sind nun auch trennbar, und zwar mit Recht und mit Unrecht. Diese Trennbarkeit scheint der ausgesprochenen Identität'" zu widersprechen. Wenn der Besitz vom Eigentum getrennt ist, so hat das letztere nicht mehr das unmittelbare, sinnliche Dasein, sondern I das Dasein muß I
-freier äußerer- wahrscheinlich vom Abschreiber in zunächst offengelassenen Raum eingefügt.
Orig. -frühere.. 3 Orig. -Idealitar..
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unendliche Urteil'', daß ich mich in mich selbst aus der Sache reflektiere. Bei der Besitznahme ergibt sich folgendes: Die Person erschien als das unmittelbar FreieE • Diese Person ist nicht nur das Abstrakte, sondern ein Erfülltes, ein Geist. Das dritte ist die Äußerlichkeit. Als unmittelbare Person habe ich einen organischen Körper. Dieser ist unmittelbar mein, und es scheint lächerlich zu sein, nach dem Recht der Besitznahme am Körper zu fragen. Ich habe den organischen Körper nur, weil ich ihn haben will, und wenn ich ihn nicht haben will, so habe ich ihn nicht. Das Tier kann sich nicht umbringen, sich nicht verstümmeln. In I unseren Körper legen wir insofern unsern Willen. - Daraus, daß ich als Freies in meinem Körper bin, folgt, daß mein Körper nicht als der Körper eines Tieres gebraucht werden kann. Wer meinen Körper angreift, greift mich als Freies an. Der Geist ist dieses, daß er durch seine Tätigkeit das, was er ist, aus sich heraussetzt, sich objektiv macht. Der reine Sprachgebrauch sagt schon von jemand, der mit seinem Körper und seinen Anlagen nicht umzugehen weiß, er sei seiner nicht mächtig. - Der Mensch ist Geist an sich, d. h. er ist die Möglichkeit, d.h. die reale Möglichkeit. Aber damit ist der Mensch noch nicht wirklich, was er sein soll. Der Mensch muß wesentlich seinen Geist in Besitz nehmen. Der Mensch muß sich als Freies in Besitz nehmen. Hierauf I beruht der Streit, die Antinomie über Sklaverei. Der Mensch, insofern er nur unmittelbar frei ist, ist noch nicht frei. Dem Menschen, der nur unmittelbar frei ist, geschieht insofern kein Unrecht, wenn er Zum Sklaven gemacht wird. Er existiert bloß als natürlicher Wille. Die Verteidiger der Sklaverei beziehen sich alle darauf, daß die, welche sich zu Sklaven machen lassen, nicht für sich frei sind. Ob die Menschen wirklich frei sind, das wissen sie voneinander aus dem bloßen Anblick noch nicht. Um als Freier anerkannt zu werden, muß ich mich auch
ideell sein. Dieses ideelle Dasein besteht im Anerkanntsein anderer, so wie in der bürgerlichen Gesellschaft das Eigentum überhaupt durch die Anerkenntnis anderer vermittelt ist. - In der positiven Rechtswissenschaft ist die Rede vom Rechte des Besitzes als solchem '. Dies hat den Sinn, daß der Besitz erscheint alsbesondere Weise, ein Eigentum zu erlangen. - Es muß der' Wahrheit nach das Recht des Besitzes gleich zuerst abgehandelt werden, da der Besitz bei allen andern Arten der Eigentumsverhältnisse vorkommt. - Dasjenige, was besessen wird, heißt nun eine Sache K • Diese ist ein solches, das kein selbständiges Bestehen in sich hat. - Wenn man eine Sache in dieser Art definiert, so folgt daraus, daß Wissenschaften, Kenntnisse pp. auch Sachen wären, denn sie sind unterscheidbar I von mir selbst. Nun heißt man so etwas doch nicht eine Sache, indem man darunter bloß äußerliche Dinge versteht. Die Bestimmung von Rechtlichkeit ist ein Moment überhaupt; Künste und Wissenschaften können insofern allerdings zu Sachen gemacht werden. Sache ist nicht ein Feststehendes, das bloß eine für sich bestehende Existenz bildet. So ist umgekehrt etwas, in das ich meinen Willen gelegt habe, nicht mehr bloß eine Sache, sondern zugleich ein Innerliches, Subjektives. Ich ist das Innerlichste, und dennoch kann ich auch dieses zur Sachemachen, wenn ich Sklave werde und mich somit meiner Freiheit, meines Ich begebe. Eigentliche Sache ist somit zugleich ein Äußerliches und ein Innerliches. An der äußerlichen Seite muß die Seite der Persönlichkeit erscheinen. Dadurch erhält sie nur das Wesen. Es ist in dieser Beziehung zu betrachten: 1. die Besitznahme überhaupt. 2. ist die I Sache, in die meine Freiheit gelegt ist, negativ gesetzt. Die Manifestation der Nichtigkeit der Sache ist der Gebrauch derselben. 3. Die Veräußerung des Eigentums, das I
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in meinem Dasein frei zeigen. - Die Kämpfe roher Völker gegeneinander haben nur den Sinn, zu zeigen, in ihrem Dasein frei zu sein. Der Stand ist dann dieser, wo jeder als Freier von dem anderen anerkannt ist, ohne daß gefordert wird, erst I Beweise äußerer Freiheit zu geben. Die Forderung, keinen als Sklaven zu behandeln, ist ganz richtig. Aber ebenso gültig ist die Forderung, selbst nicht Sklave zu sein 1. Es läßt sich immer sagen, daß man sich durch den Tod hätte der Sklaverei entziehen können. Niemanden' zum Sklaven zu machen ist keine rechtliche, sondern eine moralische Forderung. Der rechtliche Anspruch bezieht sich nur auf die Freiheit, wo sich dieselbe im Dasein zeigt, und fällt somit weg, wo dieses Dasein der Freiheit sich nicht zeigt. - Nur erst im Staate ist das Anerkenntnis einer Freiheit vollständig. Das fernere ist die Besitznahme äußerlicher Dinge. Dies ist nun das absolute Zueignungsrecht. - Die äußerlichen Dinge, welche in Besitz genommen werden können, gehen uns nach ihrer Besonderheit nicht an. - Eine allgemeinere Bestimmung I wäre, wieviel jeder das Recht habe, in Besitz zu nehmen. Die Vorstellung fällt zunächst darauf, daß alle gleich viel besitzen müßten. Die Gleichheit ist hier die abstrakte Verstandeseinheit. Das Vernünftige in der Besitznahme ist, daß ich meine Freiheit in äußere3 Dinge lege. Wieviel ich in Besitz nehme, das gehört dem unbestimmten Felde der Besonderheit an, dem Felde, wo wesentlich die Ungleichheit zu Hause ist. Die Erde ist selbst etwas ganz Ungleiches, und es zeigt sich hier gleich die Untunlichkeit einer ganz gleichen Verteilung. Man kommt hier in den unendlichen Prozeß und somit überhaupt in die Sphäre der Reflexion und des Verstandes und außerhalb des Vernünftigen. Es ist ferner die Zeitbestimmung I hinsichtlich der BesitzerOrig. -selbsr nicht zu Sklave zu seine Orig. -jemanden.. 3 Orig. -außeren-.
greifung zu erwähnen. Es liegt in der Natur der Sache, daß die Priorität hier den Vorzug geben muß. Die Besitzergreifung muß nun durch etwas äußerlich Daseiendes betätigt werden, und der bloße Wille ist nicht als hinreichend zu betrachten. Form und Materien sind in der Besitzergreifung eines Gegenstandes nicht getrennt zu betrachten, denn die Materie ist für sich allein nichts. Die körperliche Besitzergreifung wird überhaupt auf den Bereich unserer und der uns unterworfenen Sachen1K ausgedehnt. - Auszumitteln, welche Gesichtspunkte hierbei das Wesentliche sind, ist Gegenstand des Verstandes. - Das Strandrecht gehört auch hierher. Sachen, die an einen Strand geschwemmt werden, hören der Natur der Sache nach nicht auf, mein Eigentum zu sein". - Es ist weiter zu erwägen, ob, indem ich eines Erzeugnisses I mich bemächtige, ich zugleich die Absicht habe, auch das Erzeugende mit in Besitz zu nehmen. Dieses letztere ist, weil die Besitzergreifenden Vernünftige sind, in der Regel anzunehmen, so daß das Allgemeine, die fortdauernde Möglichkeit, zugleich mit dem Produkt in Besitz genommen wird. Die' Formierung ist eine ideellere, höhere Weise der Besitznahme. Es ist dieses eine objektive, bleibende Form der Besitzergreifung. Die Arten der Formierung können nun wieder sehr mannigfaltig sein nach Verschiedenheit der Gegenstände, worauf die Formierung angewendet wird. Das? Bezeichnen" drückt aus, daß ich das Meinige an einer Sache nur vorstelle. Es entsteht so ein Verhältnis zu einem Andern. Im Zeichen' liegt zugleich noch eine andere Bedeutung als die unmittelbare. I Indem ich eine Sache zu der Meinigen mache, so negiere ich
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sie. Es gehört deshalb zur Realität der Besitznahme, daß die Nichtigkeit der Sache dargetan wird. Dies ist überhaupt der Gebrauch meiner' Sache. Der Gebrauch vervollständigt also die Realität meines Besitzes und gehört wesentlich zum Besitz. - Es ergibt sich daraus die rechtliche Folge, daß, wenn ich den ganzen Gebrauch einer Sache habe, ich wesentlich Eigentümer derselben bin. Wenn ein Unterschied sein soll, so kann er nur darin bestehen, daß der Gebrauch anderer uns teilweise oder nur auf gewisse Zeit abgetreten wird. - In den Lehnsverhältnissen kommt es vor, daß einer der Herr ist, dominus directus, der andere der Gebraucher, dominus utilis, Dieses Verhältnis ist 2 von seiten des Herrn ein ganz leeres. I Indem ich eine Sache besitze, so ist sie eine einzelne. Daran ist noch die innere Allgemeinheit der Sache zu unterscheiden. Nach dieser Seite kann die Sache mit anderen in Vergleichung gebracht werden. Es wird hierbei nur überhaupt betrachtet, daß die Sache zur Befriedigung eines Bedürfnisses dient. Nach dieser allgemeinen Seite nennen wir die Fähigkeit einer Sache, zur Befriedigung eines Bedürfnisses zu dienen, den Wert der Sache. Den Wert haben wir auch als ein wirkliches Ding, als das Geld. Im Begriff des Eigentums nun liegt, daß nicht nur die einzelne Sache, sondern auch der Wert der Sache mir gehört. - Ich kann jedoch auch Besitzer der Sache als Einzelnheit sein, nicht nach ihrem Wert. Dies ist besonders der Fall bei den Lehnsverhältnissen. Ist die Benutzung unbestimmt mein, so gehört die Sache mir auch ihrem Werte nach zu. I Wenn man sagt, es hänge von uns ab, Eigentum unter Lehnsverpflichtungen zu erwerben oder nicht, so kann dies nur vom Einzelnen gelten. - Dem Begriff der Sache gemäß ist I
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Orig. -seiner.. -ist. eingefügt.
es, daß, was ich als Einzelnes I besitze, ich auch seinem Werte nach als Allgemeines besitze. - Das Eigentum soll seinem Begriffe nach volles, freies Eigentum sein. In Rücksicht auf Eigentum fühlen sich die Menschen frei, wenn sie dasselbe so besitzen, wie es dem Begriff entspricht. Man/ ist in neuern Zeiten dahin gekommen, die bloßen Herrlichkeitsrechte'' als ein Miteigentum zu betrachten. Durch die christliche Religion ist vornehmlich das Prinzip der Freiheit etabliert worden. Die Freiheit des Eigentums ist erst kürzlich allgemein anerkannt worden. - Es kann gefragt werden, ob die Gütergemeinschaft an und für sich vernünftig sei. Diese Frage muß verneint werden, weil I die Darstellung der freien Persönlichkeit damit unvereinbar ist. Es ist mit Recht in neuern Zeiten in den meisten Staaten die Ablösbarkeie von Reallasten'' ausgesprochen worden. Dadurch sind Sozietatsverträge'' nicht ausgeschlossen, nur müssen solche auf eine bestimmte Zeit beschränkt sein. - Die Willkür kann nun allerdings, dem entgegenlaufend, Verträge schließen. Allein solche begriffswidrige Verträge sind hier überhaupt nicht zu betrachten. Bei Zehnten ist häufig für die Zehentpflichtigen die Verpflichtung' die Genehmigung des Zehentherren einzuholen, wenn die bisherige Kulturarr' geändert werden soll. Es ist einleuchtend, daß diese Bestimmung gleichfalls eine sehr beschränkende und mit der Freiheit des Eigentums und der Industrie unverträgliche ist. - Es hat schon etwas gegen die Vorstellung Laufendes, wenn man in I äußerlichen sinnlichen Dingen etwas auf ewige Zeiten bestimmen will. Wir sehen dies auch im Fortgang der Gesellschaft; sowie der Gedanke sich entwickelt, man sich bei Bestimmungen der Art nicht mehr beruhigt. - Die agrarischen Gesetze sind auch nichts als der Kampf des gemeinschaftlichen Eigentums mit dem PrivateiI
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Orig. -Einzelner-. Orig. am Rande: >§ 33<.
3 Orig. möglicherweise -Kultusart-.
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gentum. So unrechtlieh auch die erste Erwerbung der Patrizier hierbei war, so hat sich doch das höhere Interesse des Privateigentums behauptet. E Der' Gebrauch ist also das ganz Äußerlichwerden 2 , die s Manifestation des Besitzes. Der Besitz tritt damit also in die Zeit; der Gebrauch ist das Zeichen meines Besitzes. Das Objektive in Ansehung der Zeit ist die Fortdauer; es folgt also daraus, daß mein Besitz als fortdauernd erscheinen muß. Ohne dies hat mein Wille in der Sache nicht Dasein, und die Sache wird somit herrenlosP. Dies ist der vernünftige Grund 10 der Verjährung. I Der 4 Gebrauch erschien als das Negative an der Sache. Ich kann nun ferner aus dem Eigentum mich in mich reflektieren und mich desselben entäußern. Es gibt Bestimmungen meiner, die unveräußerlich sind und 1; auf welche, wenn sie äußerlicherweise veräußert sind, mein Recht unverjährbar bleibt. Dahin gehört zunächst meine Persönlichkeit überhaupt. Daß so etwas nicht; veräußert werden kann, davon liegt der Grund in der oft erwähnten Natur des Geistes, der von einem natürlichen, äußerlichen, 20 an sich seienden Geiste zu einem für sich seienden, wahrhaften Geiste werden muß. Ein Mensch, der zum Sklaven gemacht ist oder sich selbst dazu gemacht hat, hat unmittelbar das Recht, seine Freiheit zu nehmen. Ein dergleichen Vertrag 2; ist an und für sich nichtig. Ebenso ist es, wenn jemand einem anderen seine Sittlichkeit veräußert haben sollte. - Von der Religion gilt I dasselbe. Ich kann mich allerdings zum Unfreien" machen. Allein es ist die eigenste Bestimmung meines Geistes, ein Freies, Vernünftiges zu sein, und ich habe 30 somit unmittelbar das göttliche, unverjährbare Recht, dergleichen Schranken zu durchbrechen. Orig. arn Rande: >§ 34<. Orig. >äußerlich werdendes. 3 Orig. -Erwerbungc I
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4 Orig. am Rande: )§ 35<· 5 -nicht- eingefügt. 6 Orig. -Freien-.
Wenn' ich den ganzen Umfang meines Produzierens einem andern überlasse, so hätte ich nicht das Äußerliche nur überlassen, sondern zugleich auch mein Innerliches. Nur insofern kann ich meine Äußerungen veräußern, als dies auf eine gewisse Zeit geschieht. - Ein Sklave und Leibeigener bleibt wesentlich von einem Diener unterschieden dadurch, daß die ersteren für die ganze Lebenszeit gebunden sind. Es gehört hierher die Frage über geistiges Eigentum. Es scheint zunächst ein Widerspruch, daß jemand mit seinem an einer Schrift erworbenen Eigentum nicht solle tun können, was er will. Das, was ich bei einer Produktion veräußere, ist von Iverschiedener Art, entweder bloß mechanisch oder geistig, eigentümlich. - Bei einem Kunstwerk tritt der Fall ein, daß es Eigentum des Künstlers bleibt. - Bei Büchern ist die äußerliche Form etwas ganz Mechanisches, und doch soll die Sache mein Eigentum bleiben, und zwar als Sache. Die Gedanken, die ich mitgeteilt habe, sind allgemeines Eigentum aller geworden. - Das Plagiat ist mehr eine Sache der Ehre als des Eigentums. Heutzutage wird vom Plagiat wenig mehr gesprochen, aber die Sache ist deshalb nur um so häufiger geworden. Die Gesetze gegen den Nachdruck werden den Klagen noch nicht genug abhelfen, solange nicht die Ehre unter den Schriftstellern höher gerechnet wird. Durch den Verkauf eines Buches wird nur das einzelne Exemplar überlassen, nicht die Möglichkeit der Vervielfältigung desselben. Die besondere Form des Buchs I ist das dem Verfasser zustehende Subjektive. Die besondere Verbindung von Gedanken, die den Inhalt eines Buchs ausmachen, wird? gleichsam durch den Schriftsteller zuerst in Besitz genommen und ist deshalb Eigentum desselben. Durch den Gebrauch tritt hier eine Art von Verjährung ein, so daß eine I
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Erfindung, ein Buch, mit der Zeit das Eigentum aller wird. Die meisten Gesetze bestimmen noch eme Reihe von Jahren, innerhalb deren das Verlagsrecht eines Werks Eigentum der Nachkommen eines Schriftstellers bleibt. - Das Bedürfnis des Publikums ist übrigens hierbei allerdings auch zu berücksichtigen, und es muß das Recht eingeräumt werden, den Preis eines zu hoch gehaltenen Buchs zu erniedrigen. Es kann noch von der Entäußerung des Lebens geredet werden, insofern wir das Leben als etwas von uns Getrenntes betrachten können. In Ansehung des Rechts I müßten wir sagen, daß das Leben als die Totalität meiner Äußerungen nichts Äußerliches ist und ich insofern nicht das Recht, es zu veräußern, habe. Die hauptsächliche Erörterung dieser Frage gehört übrigens in das Sittliche und Moralische. Indem ich mein Leben aufgebe, so hebe ich die Seite der Idee auf, die überhaupt Dasein und Wirklichkeit betrifft. Dieses Aufgeben ist aber selbst im Dasein, und ich beweise dadurch meine Freiheit. Dies bezieht sich, wovon später die Rede sein wird, auf den Formalismus der Tapferkeit. Der positive Inhalt der Tapferkeit müßte die Idee sein. Insofern also die Tapferkeit einen Inhalt hat, so bestimmt dieser ihren Wert. Als eine bloß formelle Tapferkeit ist die Entäußerung! in moralischer, sittlicher Beziehung nur ein Unvollständiges. - Das Leben überhaupt aufzuopfern, davon kann erst gesprochen werden im Sittlichen, wo nicht die unmittell bare Person, wie hier, der Zweck ist. - Das Bewußtsein des Menschen, daß er von allem abstrahieren kann, ist nur Ein K Moment der Freiheit. Weil das Leben immer Unmittelbarkeit ist, so muß das Negative immer auch die Gestalt einer äußerlichen Gewalt sem,
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Es 1 ist hier der Übergang zum Vertrag. Ich habe als freies Einzelnes ein Dasein, aber dieses Dasein ist zugleich ein Anderes-. Ich muß mich auch setzen als dieses Daseins mich entäußernd, eben weil es ein Äußerliches ist. Die Einheit der Entäußerung des Eigentums und des Eigentümerbleibens ist der abstrakte Begriff des Vertrages. Die Allgemeinheit der Bestimmung, Eigentümer zu sein, stellt sich dar als allgemeiner Wille, als ein Wille von mehreren. Das Dasein meiner Freiheit ist zu betrachten als meinem Begriff nicht entsprechend, I denn ich habe nur die Anschauung meiner in meiner Äußerlichkeit, einer Sache. Die Realität ist diese, daß ich das Dasein meiner Freiheit erschaue im Willen eines andern. Die positivere Identität 2K ist, daß das Andere immer mein freier' Wille K ist. Dieses ist der Boden, das Element des Daseins meines Willens. - Der Vertrag ist insofern ein von der Vernunft bestimmtes Moment. Zunächst pflegt man denselben zu betrachten als vom Bedürfnis ausgehend. So erscheint er auch allerdings unserm Bewußtsein. Es ist dies mit dem Eigentum und dessen Besitznahme derselbe Fall. - Es ist bei dem Vertrag immer ein gedoppelter Wille vorhanden, und dieser ist immer an zwei Personen verteilt. Im sogenannten realen Vertrag", im Tausch, ist dieser gedoppelte Wille auf beiden Seiten zwiefach. Es 4 sind im Vertrag noch zwei unmittelbare, I selbständige Personen, welche auftreten. Der Vertrag geht somit eigentlich von der Willkür aus, und es ist der besondere Wille, der sich darin betätigt. Ein sittliches Verhältnis findet hierbei noch nicht statt. - Was durch die Willkür zustande kommt, ist ein gemeinsamer Wille. - Der Vertrag bezieht sich ferner I
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Der Vertrag
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3 Orig. -fester-. 4 Orig. am Rande: >§ )8<.
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auf eine besondere Sache. Eine Gleichstellung der Besonderheit unter Personen gehört schon ins sittliche Verhältnis. In die Gesetzgebungen über die Ehe sind sehr schiefe und gefährliche Ansichten gekommen dadurch, daß man die Ehe als Vertrag betrachtet hat. Der an und für sich seiende, vernünftige Wille ist es, was im Staat zu seiner Realität kommt. Dies ist gar nicht in der Willkür der Individuen begründet, sondern diese ist es gerade, die darin untergehen soll. Die Staaten sind I vielmehr als durch die Gewalt der Vernunft entstanden zu betrachten. Nach Rousseau machen die selbständigen Individuen, als 2 Atome 1, die Grundlage des Staats aus.E Dieser ist gerade jenes Substantielle'r, in dem diese Atomistik zerflossen ist. Im' Tauschvertrag bleibt einmal das Eigentum mein, und zweitens hebe ich es auf. Das erstere ist die allgemeine Seite des Vertrags. Dies Allgemeine, Bleibende, wonach die in die Veränderung eintretenden Gegenstände bestimmt werden, ist der Wert. Diese Bestimmung liegt überhaupt im Tauschvertrag, daß man den Wert der Sache bekomme. Hierauf ist die Bestimmung der laesio ultra dimidiurn'' begründet. Die' Stipulation ist überhaupt nur die Form des Vertrages. Sodann auch die Festsetzung eines einzelnen Punktes. Durch die Stipulation wird der Vertrag nur überhaupt für die Vorstellung festgesetzt. - Nach dem römischen Begriffe des Vertrages scheint I die unmittelbare Leistung ein wesentliches Stück gewesen zu sein. Es findet sich hier der Unterschied zwischen Real- und Konsensualvertrag'". Die Stipulationen waren und sind auch z. T. mit Förmlichkeiten und Gebärden verbunden. Die von Fichte aufgestellte Ansicht über die Abschließung Orig. -Atomene. Orig. -Dieser ist das gerade ... <. 3 Orig. am Rande: >§ 41<mit dickem
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Strich verändert aus >§ 42<.
4 Orig. am Rande: >§ 39· § 40<. 5 Orig. irrrumlieh >60<. 6 Orig. -Konsensualvertrage-.
des Vertrages'<'? führt zum Progreß ins Unendliche. E(2) Dem Willen als einem Intelligibelen 1 geben wir überhaupt ein Dasein durch Zeichen oder Sprache. Das Übereinkommen des Willens ist überhaupt das Substantielle. Der Vertrag ist von dem Versprechen verschieden dadurch, daß das letztere mehr den Sinn eines subjektiven Willens hat, so daß in Zukunft etwas geschehen soll. Der Vertrag ist hingegen ein Gegenwärtiges. Die 2 Bestimmungen, nach welchen sich die Verträge einteilen, liegen schon in dem Vorhergehenden; und dies ist eine wahre Einteilung, die sich aus dem Begriff der Sache ergibt. I Die erste Hauptgattung der Verträge ist die der Schenkungsverträge. Hierher gehört 1. der eigentliche Schenkungsvertrag, 2. der Leihvertrag; hierbei kommt der Unterschied vor, ob die spezifische Sache zurückgegeben wird oder die individuelle. 3. Geschenk einer Dienstleistung. Hierher gehört besonders das depositurn''. 4. Das Testament liegt eigentlich nicht im unmittelbaren Vertrag. Daß ein solcher Übergang des Eigentums stattfindet, liegt nicht in der Natur der Sache. Die zweite Hauptgattung des Vertrages ist der Tauschvertrag im allgemeinen. - Das Geld ist das Allgemeine, der Wert aller spezifischen Sachen. - 1. Verkauf, 2. Vermietung, 3. Lohnvertrag. - Es kommt hierzu noch das Pfandverhältnis.
3. Das Unrecht Wir' sahen" beim Eigentum ist das Wesentliche dies, daß meine Freiheit ein Dasein hat; und beim Vertrag ist das I Wesentliche, daß ich veräußere. Das Besondere ist hier überall vorhanden, aber es ist noch zur Seite gelassen. Das Besondere I
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Orig. -Intelligenzbaren-. Orig. am Rande >§ 41<.
3 Orig. am Rande: >§ 43<. 4 Orig. -sehen-.
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ist nun aber ein wesentliches Moment des Begriffes. Die Besonderheit als solche muß deshalb notwendig hervortreten und in Beziehung auf das Recht gesetzt werden. Der besondere Wille kann unmittelbar in Übereinstimmung sein mit dem, was an und für sich wahr ist, aber er kann es auch nicht. Das Verzichttun des besonderen Willens auf sich ist noch nicht vorhanden. - Die Besonderheit des Willens ist jetzt zu zeigen in ihrem Unterschiede von dem, was Recht an sich ist. Die Existenz des Rechts liegt noch im besonderen Willen. Ich als Besonderes bin das Betätigende. Das Recht ist hiermit als Sache der besonderen Person gesetzt. Es ist somit als Schein gesetzt, und dies ist das Unrecht. - Der erste Schein ist, daß mein besonderer Wille das Recht an sich will, aber daß es ein Unrecht I ist in Ansehung der Subsumtion des besondern Falls unter den Begriff des Rechts. Das Negative fällt so auch 1 in die besondere Weise des Rechts. Dies ist der bürgerliche Rechtsstreit. - Die drei Stufen können mit dem Urteil verglichen werden. Die erste ist das einfach negative Urteil. (Diese Blume ist nicht gelb.) Der zweite Schein ist der, daß der besondere Wille das Recht nicht an sich will, sondern nur den Schein; dies ist der Betrug. Es ist dies das unendliche Urteil in seiner positiven Form: das identische! Urteil. Im Betrug hält man sich bloß an den Schein. Die dritte Stufe' ist das eigentliche Verbrechen, wo der besondere Wille weder das Recht an sich will noch auch den Schein; dies ist das negativ unendliche Urteil. E Das' Recht an sich wird in bürgerlichen Rechtsstreiten nicht verietzt 5K, sondern gefordert. Daß ein solcher Rechtsstreit entstehen kann, liegt darin, daß das Recht nicht ein abstrakt Allgemeines ist, I sondern auch ein Konkretes von mannigfaltigen Bestimmungen. Die Rechtsgründe machen das VermitI
4 Orig. am Rande: >§ 44<,
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5 Orig. -verlang«.
Orig. sause. Orig. -idealische-. 3 .Srcfe- eingefügt.
telnde aus, wodurch das Besondere unter dem Allgemeinen subsumiert wird. - Daß das Unrecht nicht gelte, dazu gehört ein Höheres, ein Richter, von dem aber noch nicht hier die Rede ist. Der Begriff des Verbrechens ist überhaupt der, daß es ein Unrecht ist, wodurch sowohl der Gegenstand nach seiner einzelnen, äußerlichen Seite, als auch das an sich Seiende verletzt wird. - Weil mein Wille überhaupt äußerlich ist, so kann ich an dieser Äußerlichkeit ergriffen werden. Indem in dieses äußerliche Dasein mein Wille gelegt ist, so wird darin auch mein Wille ergriffen. Ich kann sonach gezwungen und auch bezwungen werden. Auf der anderen Seite kann ich aber auch nicht gezwungen werden. K Das Recht der Freiheit in Ansehung I des Zwanges ist, daß er! sei als der Widerspruch seiner selbst, daß er ' sich selbst zerstöre. Die Manifestation davon ist diese, daß der Zwang durch Zwang aufgehoben wird. Dies ist das Recht der Freiheit im Zwange. Das Rechtliche im Zwange ist, daß er ein zweiter Zwang ist, der den ersten aufhebt. Das Beharren in einem Naturzustande widerspricht der Idee. Indem einer auftritt und die im Naturzustande Lebenden mit Gewalt dazu anhält, in ein sittliches Verhältnis zu treten, so erscheint zwar hier ein Zwang allerdings, allein nicht in dem angegebenen Sinn. Der Zwang nun als erster Zwang überhaupt ist das Verbrechen, dessen Natur näher zu betrachten ist. Mit dem äußerlichen Dasein des Verbrechens treten quantitative und qualitative Unterschiede ein. Eine wesentliche Seite arn Verbrechen ist die äußerliche. I Man macht die größere oder geringere Gefährlichkeit für die öffentliche Sicherheit zu einem Bestimmungsgrund des Verbrechens. Dieser Gesichtspunkt wird später auch erwogen I
Orig. -es-,
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werden.f Hier haben wir es nur mit der unmittelbaren Natur
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des Verbrechens zu tun. Die Manifestation der Natur des Verbrechens ist es, wodurch die geschehene Verletzung wieder vernichtet wird. Die Aufs hebung des Verbrechens hat zweierlei Seiten: einmal der Zivilersatz, durch diesen wird das Verbrechen nicht als solches aufgehoben; zweitens die Strafe. Die Form der Strafe ist indes hier noch uneigentlich, da dieselbe erst im Staate vorkommen kann. Die Manifestation 10 des Verbrechens erscheint zunächst noch als Rache. Die positive Existenz des Verbrechens ist im Willen des Verbrechers. Dessen besonderer Wille macht das Negative gegen I das Allgemeine. Der zweite Zwang, der aufzuheben ist, muß deshalb den Verbrecher treffen, und da dessen 15 Wille nur im Dasein seiner Freiheit zu treffen ist, so wird er von dieser Seite gefaßt. Dies ist der Begriff, der der' Theorie der Strafe zum Grunde liegt. Die Hauptsache in den falschen Ansichten über' die Strafrechtstheorie ist die, daß nun' das Verbrechen und die Strafe nur als ein Übel betrachtet wer20 den" die nebeneinanderstehen, und nicht als solche, die einander aufheben. Man hat in diesem zweiten Übel, das man als abstrakt negativ ansah, ein Positives gesucht und dies als Zweck der Strafe bezeichnet. Das wahrhaft Positive in der Strafe ist indes die Negation der Negation selbst. 25 Da, wo die Strafe als Mittel der Abschreckung betrachtet wird, da wird I der Mensch zum Mittel gemacht und nicht nach seiner ersten, substantiellen Natur als Freier behandelt. _ Dernnachsr'' ist es Sache eines jeden, ob er sich abschrecken lassen will oder nicht. Es ist fürwahr gesehen worden und in Ja der Sache begründet, daß schreckliche Strafen das Gemüt nur erbittern und, anstatt von Verbrechen abzuschrecken, nur zu einem Verbrechen auffordern." I
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Orig. -übt-.
3 Orig. -nun. verändert aus -man-. 4 Orig. -wird-.
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Die Androhungstheorie hat besonders durch Feuerbach ihre Anempfehlung gefunden. E Es liegt hierbei die Kantische Ansicht von einem Kampfe der Freiheit mit den sinnlichen Triebfedern zum Grunde. Wenn die Androhung für sich selbst Mittel sein soll, so müßte bei der Drohung stehenge- 5 blieben werden 1. Der Staat darf demnachst'' am allerwenigsten etwas drohen, was nicht an und für sich recht ist, und es ist somit durch diese geschraubte Wendung nichts zur Begründung des Rechts der Bestrafung geschehen. I Die Besserung bleibt gleichfalls etwas Problematisches. 10 .Gleichwohl kann der Mensch sich bessern, und der Geist kann das Geschehene ungeschehen machen. Das" Verbrechen kehrt sich seiner Natur nach gegen sich selbst um. Gegen einen Verbrecher macht sich in der Strafe nur dessen eigener an und für sich seiender Wille geltend. - 15 Der Wille des Verbrechers ist wesentlich als besonderer bestimmt. Die Besonderheit hat auch ihr Recht. Der Verbrecher, der die Handlung begeht, tut zunächst etwas Einzelnes, und seine Tat ist die Verletzung der Freiheit eines anderen. Daß er ein solches getan habe, ist sein besonderer Wille; 20 zugleich hat er aber ein Allgemeines getan oder ein Gesetz aufgestellt. Das Tier als solches tut nur Besonderes. Der Mensch aber mag tun, was er will, hat darin zugleich ein Allgemeines getan. I In einer Tat, die ein Verbrechen begründet, liegt auch die 25 Einwilligung, als solches betrachtet zu werden. Es braucht somit die ausdrückliche Einwilligung des Einzelnen nicht, um als Verbrecher behandelt zu werden. Es wird nun ferner das Verbrechen in der Strafe gerächt, einmal, insofern es als Vernünftiges betrachtet wird, und sodann, insofern es nach Ja der Vorstellung, die es von sich selbst gibt, behandelt wird. Es widerfährt dem Verbrecher sein eigenes Recht in der I 2
-werden- eingefügt. Orig. am Rande: >§ 54<.
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Strafe. - In allen andern Ansichten über das Strafrecht erscheint der Verbrecher als Mittel. - Indem das Individuum unter sein Recht subsumiert 1K wird, so wird es verletzt, und diese Seite der Verletzung macht das aus, was man Züchtigung nennt. Diese ist von der Besserung zu unterscheiden. Durch die Züchtigung wird der Mensch in seinem Dasein und somit in seinem I Willen verletzt. Die Züchtigung kann nun allerdings zur Besserung dienen, insofern der Verbrecher dadurch zum Gefühl der Nichtigkeit seines besonderen Willens gelangt. In einer allgemein moralischen Form ist diese zweite Seite so ausgedrückt: Was du willst, das? dir die Leute tun sollen, das tue du ihnen auch. Dieser Ausdruck ist unbestimmt, insofern er nur formell ist. Es muß immer an und für sich vorher bestimmt sein, was ich dem Menschen tun soll und was er mir. - Bei Kindern ist die Züchtigung mehr vorwaltender Zweck. Bei der Besserung wird das In-sich-Gehen des Willens als solches? zum Zweck gemacht. Was hier wesentlich Sache meines eigenen Willens ist, kann nicht direkter Zweck eines andern sein. Die bestimmtere Form, in der" diese Umwandlung des Verbrechens gefordert I werden kann, ist die Wiedervergeltung, das jus talionis'', Es wurde gezeigt, wie das Verbrechen auch einen abstrakten Charakter hat. Das Verbrechen ist bestimmt nach Qualität und Quantität. Die Wiedervergeltung enthält die wahrhafteste, ältere Ansicht über die Natur der Strafe. Die Identität auch in Ansehung des äußerlichen Umfangs des Verbrechens ist so zu nehmen, daß nicht an der abstrakten äußerlichen Gleichheit festgehalten ist. Es tritt hier dasselbe ein, was bei dem Tausche erwähnt wurde. Ohnehin geht hier die Sache in der Sphäre des Willens vor. Diese ideelle Sphäre, die über der qualitativen überhaupt I
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3 Orig. -solcher-. 4 Orig. -die-.
Orig. -substituiert-. Orig. -deß-.
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steht, läßt um so mehr eine Vertauschung des einen mit dem andern zu. Bei dem qualitativ ganz bestimmten Morde ist die wahrhafte Wiedervergeltung nur die Todesstrafe, nach dem Spruche: WerBlutverlgießt,desBlutsollwiedervergossenwerden E(1) . - Wenn es heißt: Auge um Auge, Zahn um ZahnE(2), so ist dies eine ganz formelle Wiedervergeltung. Die Aufhebung des Verbrechens ist also überhaupt nur durch Verletzung zu bewirken, weil jede Handlung in frei unmittelbarer Existenz auch ein Allgemeines ist. Wie die Wiedervergeltung zu bestimmen ist, das hängt wesentlich von den Sitten der Völker ab, z. T. auch von der Verschiedenheit der Stände. In roheren Zeiten sind die Wiederverletzungen auch roherer, grausamerer Natur. Ein genauer Maßstab ist hier überall nicht anzuführen. Auf dem Standpunkte, auf dem wir hier stehen, ist die Wiedervergeltung noch als Rache bestimmt. Wir haben den an und für sich bestimmten Willen noch nicht als ein Recht, eine Autorität. Insofern es dem besonderen Willen I überlassen ist, das Recht aufzuheben, so erscheint diese Form noch mangelhaft. Die Rache kann nun vollkommen gerecht sein, ihrem Inhalte nach. In einem sogenannten Naturzustande können es Heroen sein, abenteuerliche Ritter, die die Ausübung der Gerechtigkeit sich zu ihrem besonderen Willen machen. Dieser substantielle Wille kann nun in die Ausübung der Gerechtigkeit auch seine besondere Empfindung legen, und die Ausübung der Gerechtigkeit kann so das Maß überschreiten und ungerecht werden. Der subjektive Wille kann so in jede Verletzung 1 seine ganze Unendlichkeit, seinen ganzen Eifer legen. Indem das Individuum ferner als ein Besonderes auftritt, so macht die Rache, der besondere Wille, gehässig; es sind zwei Besondere, die gegeneinander auftreten. Dies ist der Natur des Verhältnisses zuwider. I Die r Orig. -Verlegung..
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Umkehrung des Verbrechens müßte nicht in der Form des Besondern, Zufälligen, sondern in der des Notwendigen erscheinen. Im rechtlosen Zustande ist es oft geschehen, daß das Unrecht durch Zweikampf hat aufgehoben werden sols len. Die Verletzung, die von einem besonderen Willen vollbracht wird, ist wieder eine Verletzung. Es entsteht dadurch der Progreß ins Unendliche. Es findet sich unter rohen Völkern eine solche von Geschlecht zu Geschlecht sich forrerbendc'F Rache. In Gesetzgebungen, die sich jener 10 Sphäre noch nicht ganz entrissen haben, finden sich noch Spuren der Privatrache in der VerfoIgung der Verbrechen. Es ergibt sich aus dem Angeführten die Forderung eines an und für sich seienden Willens, d. h. in diesem Falle eines Gerichts. Zu dieser Erhebung des unmittelbar besonderen 15 Willens in die Allgemeinheit desselben sind wir I noch nicht gekommen.
I
Orig. -forteilende-, -sich- eingefügt.
Zweiter Teil Die Moralität Es ist hier der Übergang auf den moralischen Standpunkt. In der rächenden Gerechtigkeit liegt, daß der unmittelbare, besondere Wille aufgehoben wird. Das Recht als solches setzt sich geltend gegen den bloß unmittelbar besonderen Willen. Darin liegt überhaupt, daß die Freiheit nicht mehr ein bloß Unmittelbares ist. Der Wille ist zunächst unmittelbar, besonderer Wille; dies widerspricht aber seinem Wesen, ein allgemeiner zu sein. Die Gestalten, die wir betrachten, sind nichts als Darstellungen des Fortgangs des abstrakten Begriffs. Der Wille ist Moralisches nur dadurch, daß die Unmittelbarkeit aufgehoben wird. Das erste war also die Freiheit in I ihrem Begriff, d. h. in der Unmittelbarkeit. Wir betrachten nun den Willen als Subjekt; daß die Freiheit da sei, ist' nur zunächst ein Unmittelbares, eine Naturexistenz. Jetzt soll der Wille sich selbst zu seinem Dasein haben. Dies ist der moralische Standpunkt. Hier ist wesentliche Forderung, daß das, was ich tue, mit meinem besondern Wissen und Willen geschehe. Der besondere Wille als solcher macht überhaupt das Dasein des allgemeinen Willens aus. Der moralische Standpunkt kann überhaupt als die Seite der Realität gegen den ersten Standpunkt, als den der IdealitätK ,2 betrachtet werden. - Das Moralische, als wesentliches Moment, muß gleichfalls ein Dasein haben. Moralisch ist hier im allgemeinen Sinn genommen, nichr' als das dem Unmoralischen Gegenüberstehende. Es handelt sich I also überhaupt um meine innere Bestimmung, um den subjektiven Willen. Der Mensch fordert und hat das Recht zu I
-is« eingefügt.
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3 Orig. -nichrs.,
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fordern, daß er' das, was er getan hat, gewußt hat;' als etwas, das nicht Pflicht ist. K Zuerst ist zu betrachten die unmittelbare Identität'K meines Willens in dem, was ich tue, daß die Handlung mein Vorsatz gewesen sei, in ganz allgemeiner formeller Bestimmung. Das zweite ist der Inhalt, das Besondere der Handlung. Hier ist die doppelte Bestimmung die Absicht und das Woh14K. Ich bin der Bestimmende in Absicht des Tuns,' und die Handlung ist" nach ihrem Inhalt die Meinige," ist meine Absicht. Diese Bestimmung der Handlung ist sodann aber auch ihrem Inhalte nach ein Besonderes. Der Inhalt ist insofern mein Wohl'. Das dritte ist der absolute Zweck des Willens, einerseits das Gute, der Zweck" als abstraktes, und ich gegenüber als Gewissen",] Auf dem moralischen Standpunkt zeigt sich der Unterschied des an und für sich seienden Willens gegen den besondern Willen. Dieser Unterschied, dies Verhältnis ist also hier das Zugrundeliegende'", Der Wille ist in sich reflektiert, er ist über seine Unmittelbarkeit hinausgegangen. Die Besonderheit enthält" selbst zwei, das Besondere gegen ein Anderes. Der moralische Standpunkt ist noch nicht der sittliche Standpunkt, wo kein Sollen mehr ist. Es 12 ist hier nur ein Sollen. Die Philosophien, die auf dem moralischen Standpunkt bleiben, schließen mit dem Sollen. Der moralische Standpunkt steht dem abstrakt-rechtlichen gegenüber. Er ist reiehern erfüllbar als der rechtliche Standpunkt.
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8 Orig. -d. Gute d. Zwecke. 9 Orig. -Genosse-. 10 Orig. -d. Grunde Iiegende-. I I Orig. -erhalr-.
-er- eingefügt.
Semikolon eingefügt. 3 Orig. -Idealitat-. 4 Orig. -d. Wahk 5 Komma eingefügt. 6 -ist- eingefügt. 7 Orig. -eine Wahk 2
I2
Orig. -Er-.
Erstes Kapitel Handlung und Vorsatz Es tritt auf dem moralischen Standpunkt zuerst die Handlung auf. Das I Verbrechen ist zwar allerdings eine Handlung, aber eben das Verbrechen nach seiner innern Seite, nach Absicht, Vorsatz u. dgl. gehört dem moralischen Standpunkt an. Der Wille hat hier einen besondern, bestimmten Inhalt; es' ist somit ein positives Verhältnis meines Tuns begründet. Die Besonderheit ist überhaupt Form des Daseins; in ihr ist schon die Allgemeinheit enthalten. - Es ist also zu betrachten: 1. das Recht des besondern Willens ganz abstrakt, 2. das Recht des besondern Willens mit einem Inhalt und 3. das Recht des besondern Willens in seiner Erhebung zum Allgemeinen, das Gute und das Gewissen. Der moralische Standpunkt ist der Durchgangspunkt zur Sittlichkeit. Eine Tat ist überhaupt etwas Konkretes, das eine Menge Bedingungen I in sich enthält. Schuld ist zunächst etwas ganz Formelles. Von großen Weltbegebenheiten werden oft die verschiedensten Umstände als Schuld angeführt. Jenachdem das Meinige bei einem Ereignis mehr oder weniger eintritt, in dem Maße bin ich daran mehr oder weniger schuld. Die eigentliche Schuld ist darin, daß ich schuld an dem habe, insofern ich dasselbe gewollt habe. Es wird hiermit das, was zuerst bloß meine Tat war, zu meiner Handlung. Ödip, Sein Vatermord ist ihm nach unserer Ansicht nicht zuzurechnen. Gleichwohl sehen wir in den tragischen Darstellungen der Alten, wie Ödip sich als Vatermörder ansah und somit die ganze Schuld der Handlung auf sich nahm. Es liegt hierin das Heroische, daß der Mensch sich zumutet, den ganzen Umfang der Erscheinung, die I vor ihm liegt, zu
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umfassen. Daß der Unschuldige leide, ist immer ein schlechter Anblick; wenn der Schuldige leidet, so ist dies seine Sache, und er ist darin. Beim Ödip ist dieses Tragische, daß er, der hohe Wissende, der das Rätsel der Sphinx gelöst hatte, da, wo es hauptsächlich darauf ankam, zu wissen, wer es tat, nicht darum wußte. Die Handlung hat nun auch Folgen, und es fragt sich, ob die Handlung danach zu beurteilen ist oder nicht. Die Handlung hat als ein äußerliches Dasein den mannigfaltigsten Zusammenhang; dies sind die Folgen. Einerseits ist jene Äußerlichkeit die Entwickelung der Handlung selbst; insofern sind die Folgen der Handlung selbst mir allerdings zuzurechnen. Sie sind nichts anderes als die Manifestation der Natur der Handlung. Nach dieser Seite muß die Handlung nach ihren Folgen I allerdings beurteilt werden, und es ist richtig, wenn die Menschen auf die Folgen ihrer Handlungen aufmerksam gemacht werden. - Zugerechnet können mir die Folgen werden, wenn sie nichts sind als die Entwickelung der Handlung selbst. Die Folgen haben auch eine andere Seite. Indem die Handlung äußerliches Dasein ist, so knüpft sich von außen mancherlei daran. Es kann sich so eine Handlung in sehr entfernte Folgen fortwälzen, die mir nicht mehr angehören. Man kann einerseits die Regel geben, man solle sich um die Folgen der Handlung nicht bekümmern, und ebenso kann auch das Gegenteil als Regel aufgestellt werden. Das Wesentliche der Folgen liegt nun allerdings in der Handlung selbst. Wenn aus einer Handlung Fürchterliches entspringt, so kann man wenigstens dadurch I zur doppelten Aufmerksamkeit auf die 1 Natur der Handlung aufgefordert werden. Es entsteht nun hier allerdings Kollision wie auf dem ganzen Standpunkt der Moralität. Indem ich handele, so gebe ich das Meinige fremden Mächten preis, die aus dem Meini-
gen viel anderes 1 machen können, als ich bezwecke. - Der Unterschied von Handlung und ihren Folgen faßt sich näher zusammen in dem Unterschied zwischen Einzelnerrr' und Allgemeinem'. Die Handlung ist zunächst ein Allgemeines. Wenn nun das Subjekt das Recht hat, daß es wisse, was es wolle, und wenn behauptet wird, daß es bloß ein Einzelnes bewirkt habe, so wird ihm ebendeswegen, weil es ein Denkendes ist, zugemutet, daß es im Einzelnen zugleich das Allgemeine wisse. Wenn nun das Subjekt das Recht seines besondern Wissens hat, so hat umgekehrt das Objektive sein Recht I und besonderes Bewußtsein, daß dieses nämlich, indem es handelt, wisse, was es tut. Es entsteht hier die Kollision zwischen dem Objektiven und Subjektiven, eine Kollision, die furchtbar werden kann. Das Sollen und das Sein stehen hier einander gegenüber. Die bemerkte Kollision läßt sich nicht absolut beseitigen, sondern sie ist perennierend. Es kann hier nur eine Annäherung eintreten.
Das zweite ist, daß das Subjekt in seiner Handlung sich habe als einen besondern Inhalt. Das Subjekt hat das Recht, daß es sich in seiner Handlung befriedigt, daß es zur Anschauung seiner als dieses Besondern gelangt. Dies ist nun näher dasjenige, was die Absicht in Ansehung der Handlung heißt. Für die Bestimmung der Absicht haben wir nun zunächst keinen anderen I Inhalt als nur den der Besonderheit des Subjekts selbst. Diese Besonderheit gehört dem natürlichen I
Orig. -in der-.
Orig. -anders-. Orig. -Einzelnen-.
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Zweites Kapitel Wohl und Absicht
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Willen an. Von diesem wurde bei dem Rechte abstrahiert. Indem der freie Wille sich realisiert, so ist das eigentümliche Dasein desselben der besondere Wille selbst. Der eigentümliche Boden der Freiheit ist der besondere Wille selbst. Indem dieser wesentliches Moment ist, so hat er als solcher ein Recht. Der natürliche Wille tritt hier ein, aber nicht als unmittelbar natürlicher Wille, sondern als solcher, der Zweck ist, der vom reflektierenden Bewußtsein gewußt und gewollt wird und somit in das Element des Allgemeinen eintritt. So, als gedachte allgemeine Besonderheit, ist er' das Wohl überhaupt, nicht als einzelne, besondere Neigung. Das Allgemeine kann hier nur am besonderen Willen scheinen. Das Individuum hat das Recht, sein I Wohl zu seinem Zweck zu machen. Dagegen hat es nicht das Recht, diese oder jene Neigung, Leidenschaft pp., weil es die Seinige ist, zu vollführen, sondern nur der Reflex des Ganzen kommt ihm hier zu. Wir haben zunächst noch keine Bestimmung für den Inhalt. Überhaupt hat das Subjekt das Recht, daß es mit seinem Interesse in seiner Handlung sei. Dieses Recht liegt unmittelbar in der Besonderheit und ist für sich nicht als etwas Schlechtes anzusehen. Es kommt erst darauf an, ob es dem Allgemeinen angemessen ist oder nicht. Wenn also ein Subjekt recht handelt, so hat es zugleich seine besondere Befriedigung darin, und dies macht seine Handlung durchaus zu nichts Schlechtem. Nur der abstrakte Verstand scheidet hier die Objektivität von der Befriedigung des Subjekts. Diese abstrakt verständige Beurteilungsweise I zeigt sich oft in der Betrachtung der Geschichte, wenn von großen Männern behauptet und getadelt wird, sie hätten bei ihren großen Taten auch ihre besondere Befriedigung gesucht. Die geschichtliche Beurteilung bringt auf diese Weise die Möglichkeit hervor, alle großen Männer herunterzumachen.
Handeln kann überhaupt nur em Individuum, nicht em Volk. In der Entwickelung der Idee muß jedes Moment zu seinem Recht und einer selbständigen Gestaltung gelangen. - Indem ich handle, so handle ich alsvon der Äußerlichkeit Gesondertes, Der abstrakt allgemeine Zweck, insofern er getan wird, indem er in die Wirklichkeit tritt, wird ein bestimmter. Mein Interesse ist in meinem Tun auf verschiedene Weise. Das Recht meiner subjektiven Freiheit ist I überhaupt, daß ich mich in dem, was ich tue, als Besonderes finde. - In der Religion gilt so etwas als wahr auf göttliche Autorität; ebenso im Staate, besonders in den alten Staaten. Von meiner besonderen Einsicht und meinem Belieben ist hierbei ganz und gar nicht die Rede. Ebenso beim Rechtsprechen. Hier gilt die Forderung, daß die, welche Recht sprechen, mein Zutrauen haben und daß ihre Einsicht und ihr Wille somit als die Meinigen erscheinen. In Rücksicht auf das Theoretische befinden wir uns zunächst gleichfalls in einem unmittelbaren Benehmen. Jacobi nennt dieses unser Verhalten einen Glauben l E ; allein auch dieses ist schon zuviel, denn der Glaube erscheint schon als etwas Beschränktes, Begrenztes. Das Recht der Besonderheit ist nun, daß dieses alles nicht unmittelbar für mich gelte, sondern daß es vermittelt sei durch meine Gedanken, meine I Einsicht. Eine weitere Form dieser Besonderheit ist unsere Tätigkeit. Diese liegt unserem Interesse insofern näher, weil das Tun das Übersetzen des Subjektiven in das Objektive! ist. Wenn die Menschen sich für etwas interessieren sollen, so ist dies auch ein Moment, daß sie selbst etwas dabei tun. (Kleine Städte mit ihren Magistraten.) Bei Thukydides kommt es einigemal vor, daß i~ peloponnesischen Kriege jeder meint, es gehe nicht vonstatten, wo er nicht dabei sei.E - Das Interesse heißt nun I
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näher Absicht, insofern es einen besonderen Inhalt hat. Beim Verbrechen reicht es hin, wenn erwiesen wird, daß jemand den Vorsatz zu einer gewissen Handlung gehabt hat. - In diesem Gegensatz von Absicht, als dem besondern Inhalt einer Handlung und deren' objektiver Natur, fallen die moralischen I Beurteilungen überhaupt. - Vom Guten ist hier noch nicht die Rede. Diese Betrachtung bildet das dritte Moment dieser Sphäre. Das Recht der Besonderheit ist also ein sehr wesentliches Recht. Daß mein Wohl meine Absicht ist, macht den konkreten Umfang der Besonderheit aus. Das Prinzip der Besonderheit ist überhaupt das Prinzip der neueren Zeit und macht das Prinzip der höheren Qualität gegen die ältere Zeit aus. Dieses gilt von allen Lebensrichtungen, von der Wissenschaft 2K, dem Staat und der Religion. Das Prinzip des Altertums ist plastisch irn' Denken'K und im Handeln; das Prinzip der neuern Zeit ist romantisch. Das Prinzip der Liebe als der Besonderheit angehörig hat deshalb in der neuern Zeit diese viel höhere Bedeutung als in der antiken. - I In der Geschichtsbeurteilung kommen oft solche psychologische und pragmatische Untersuchungen vor. Man gibt hier viel auf angebliche geheime Beweggründe und auf besondere Anekdötchen. So wird von Cäsar gesagt, er habe nur herrschen wollen, und es sei an ihm zu tadeln, daß er seine Besonderheit nicht beseitigt habe. Es wird verlangt, es solle ein Fürst, ein Feldherr siegen, aber nicht Sieger sein, große Taten tun, aber nicht berühmt werden. Wenn man bei solchem Tadel sogenannte mönchische Tugenden im Sinn hat, so sind dies Tugenden, wo nicht gehandelt wird, nicht Tugenden der politischen, wirklichen Welt. Jener ist nur der Weg, alle Orig. -dessen-. 2 >Wissenschaft< sicher in einen vom AbschreibergelassenenRaumnachI
3 Orig. .in c. 4 -Denken- von derselben Hand wie >Wissenschaft( (98,14) eingefügt.
großen Individuen und Taten recht klein zu machen; die neidische Beurteilung hält sich in diesen großen Taten nur an die Besonderheit. Esl ist dies der Neid, der auch beim atheniensischen Volke sich zeigte, namentlich bei der Verbannung des Aristides.f Dieser Neid weiß sich in unseren gebildeteren Zeiten die Form der Moralität zu geben. Große Männer haben in ihren großen Taten ihren Willen vollbracht und somit ihre Befriedigung darin gefunden. - So wird die Besonderheit auf der einen Seite als das Schlechte bezeichnet, und doch wird auf der andern Seite verlangt, der Staat solle für das Wohl der Untertanen sorgen, d. h. die Besonderheit derselben fördern. Große Begebenheiten haben immer große Ursachen; es ist deshalb ein leeres Geschwätz, wenn von kleinen Begebenheiten behauptet wird, sie wären die Ursache großer Begebenheiten. Wenn etwas durch und durch faul ist, so kann ein leichter Windstoß oder ein kleiner Stein das Ganze zusammenlstürzen. Wenn die Ursache einer Begebenheit als deren Begriff gefaßt wird, so ergibt sich, daß der Begriff seinem Gegenstand immer adäquat sein muß. - Das wahrhaft Substantielle im Tun eines Menschen ist das Objektive; der Mensch ist überhaupt die Reihe seiner Taten. Man meint aber oft, dies sei der Mensch noch nicht, man müsse die geheimen Stellen seines Herzens ausspüren. - Wer nur das Kleine will, der hat nichts Großes zustande gebracht. Bei Schriftstellern, die große Werke hervorgebracht haben, wird oft die verkehrte Meinung gesetzt, das Wesentlichste sei in ihrer besondern Unterhaltung, in ihrem näheren Umgang zu finden. Ein Mensch, der Tüchtiges hervorgebracht hat, der hat das Recht, an seinen Früchten erkannt zu werden. Was' die Heuchelei hervorbringt, das' kann unmöglich etwas Tüchtiges sein. -I Die Identität des Innern und Äußern ist das
träglieh eingefügt, - wahrschein-
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lich von anderer Hand.
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Wichtigste. - Die Besonderheit ist nun also nicht die Wurzel des Substantiellen, sie fällt überhaupt in die Seite des Daseins und der Verwirklichungr'i daß etwas Tüchtiges beschlossen und hervorgebracht wird. Dabei hat die Besonderheit allerdings ihren Einfluß. Das Besondere kann nun also als Wohl überhaupt gefaßt werden, und der Mensch hat das Recht, dieses zu befördern. Er hat damit nicht das Recht, dieses oder jenes Besondere zu tun, sondern das Wohl überhaupt zu suchen. Es stehen hier Recht und Wohl einander gegenüber, beide können miteinander übereinstimmen und auch nicht. Es ist die Frage, welches in der Kollision dem 'anderen weichen muß: Das Recht ist notwendig das zum Grunde liegende Substantielle, und ich darf insofern 1mein Wohl durchaus nicht befördern und behaupten auf Kosten des Rechts. - Nun ist jedoch das Recht des besonderen Willens,l auf die Spitze gestellt, das besondere Dasein, als Leben. Hier hat nun die Seite der Besonderheit eine höhere Berechtigung, als nur das Wohl zunächst hat. Dieses Recht, welches das Leben gewinnt, ist das Notrecht. Es ist nicht eine Billigkeit, die hier angesprochen wird, sondern ein Recht. Nur da ist ein Notrecht anzusprechen, wenn die ganze Totalität der Rechtsfähigkeit in Gefahr kommt. Man findet das Notrecht auch in den bürgerlichen Gesetzgebungen sanktioniert. Es gehört hierher die Bestimmung, daß einem Schuldner von seinen Gläubigern eine Kompetenz ausgesetzt werden muß. Einem Handwerker wird in diesem I Sinn sein Handwerkszeug, einem Bauer sein Ackergerät gelassen.
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Drittes Kapitel Das Gute und das Gewissen
In der Not erscheint der Widerspruch vom Rechte der Besonderheit und dem des abstrakten, allgemeinen Willens. Beides sind wesentliche Momente. Durch Verwirklichung des besonderen Willens wird der Wille an sich wirklich. Insofern diese beiden im Widerspruch stehen, so heben sie einander auf. Die Wahrheit beider Momente ist ihre Einheit, die konkrete Allgemeinheit. Diese Wahrheit ist nun das Gute überhaupt, die Identität des allgemeinen und besonderen Willens. - Wenn wir das Gute fassen als den Endzweck! der Welt, so fordern wir, daß die abstrakte Freiheit im besonderen Willen vollführt sei. Unter dem Guten denken wir uns I etwas wesentlich Wirkliches, nicht bloß ein Beabsichtigtes, Subjektives. - Die Idee des Guten ist auch die Idee des Wahren, dessen Wesen die Übereinstimmung des Objektiven und Subjektiven ist. Das Gute ist so das Wahre in Beziehung auf den Willen. Der Wille, der das Allgemeine will, ist denkender Wille. Das Gute ist zunächst das, was man im gewöhnlichen Sinn eine Idee nennt, d. h. ein Abstraktes, nur Gedachtes, welches noch ausgeführt werden soll. - Das Gute ist zunächst nur noch die abstrakte Idee, mit der Subjektivität behaftet. Der Gegensatz des Guten ist die Subjektivität selbst, die reine Form, das reine Beschließen und Entschließen. Das Gute hat die Bestimmung noch nicht in sich selbst. Indem wir das Gute betrachten, so haben wir es auch im Gegensatze gegen die Gewißheit seiner selbst. -I Das Gute ist hier durchaus noch mit dem Sollen behaftet. Wenn man so vom Guten spricht und bloß dabei stehen bleibt, so kommt dabei nichts heraus als eine leere Rederei. Einerseits ist es erwecklieh und erbaulich, durchzuführen, wie der besondere I
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Wille das Allgemeine zu seiner Bestimmung haben soll; auf der anderen Seite ist dabei aber keine Befriedigung. Die nächste Frage ist immer, was denn das Gute sei. Das Gute muß notwendig zur Bestimmtheit übergehen, denn es ist die konkrete Identität! K der Freiheit für sich und des Willens in seiner Besonderheit. Es muß somit dies Substantielle in die Bestimmung und den Unterschied gesetzt werden. Die Verwirklichung, die Handlung, ist immer ein Eintreten in die Bestimmtheit. Goethe sagt so mit Recht: Wer etwas Großes will, muß sich beschränken können." Wer I nur beim Gedanken vom Guten' stehen bleibt, ist ein leerer, unwürdiger Mensch. Diese Stimmung kann eine Form annehmen, die allerdings etwas Schönes an sich hat; man spricht in diesem Sinn von schönen Seelen. Solche meinen im Umgang mit dem Besonderen und Wirklichen sich zu besudeln. Sie verglimmen und löschen aus in ihrer Selbstsucht. Es bleibt bei einem bloßen Sehnen, weil die Wirklichkeit fehlt. - Insofern das Gute im Handelnden ist, so muß dasselbe sich also immer besondern. Das besondere Gute hat die nähere Bestimmung, daß es die Pflichten und die Tugenden ist'. Diese letzteren sind allerdings das Gute, wie es ist" in der Persönlichkeit, in der Individualität. Zu der Tugend als Tugend gehört das Naturell, die besondere Individualität I der Menschen. Die Tugend im allgemeinen ist Pflicht. Diese läßt sich gebieten, denn sie soll für jeden ein Substantielles sein. Die Tugenden lassen sich nicht gebieten, denn sie sind das besondere Naturell. So ist Tapferkeit eine Tugend, aber sie ist zugleich Pflicht. Die Tapferkeit eines Alexander und Cäsar läßt sich nicht gebieten, dazu gehört die eigene Genialität jener Manner. Gerechtigkeit ist so überhaupt eine Pflicht, aber sie erscheint auch als Tugend, so z. B. bei Aristides'', die Tugend I
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Orig. -Idealitat-. Orig. .im Outen-.
3 Orig. -daß sie die Pflichten und die Tugenden sind-. 4 Orig. -als wenn es isr-. 102
einer solchen plastischen Natur. Indem das Gute sich besondert, so verliert es seine allgemeine Bestimmung. Es gilt die allgemeine Forderung, daß einer seine Pflicht tue und auf die Besonderheit keine Rücksicht nehme. I Im Guten ist die Besonderheit auch enthalten. Die Seite der besonderen Subjektivität wird auch zur Totalität erfordert, die das Gute ausmacht. Der Wille hat sich an das zu halten, was im Begriff als solchem 1 enthalten ist. Die Pflicht ist nun also der substantielle Wille überhaupt. Wenn mir etwas Pflicht ist, so weiß ich davon als von meinem Wesen. Das Vernünftige ist, daß das Allgemeine in meinem Willen seine Realität hat. Der Wille, der' die Pflicht will, ist wesentlich denkender Wille. Wenn in neuern Zeiten gesagt wird, der Mensch könne das Wahre nicht erkennen, so nimmt man ihm damit unmittelbar auch das Gute. Es ist also das allerbeste" Denken, daß zu einem guten Willen kein Denken gehört. Diese Bestimmung der Pflichten I würde die Moral überhaupt ausmachen, oder auch die Ethik, unter der man insbesondere die Tugendlehre versteht. Es kann eigentlich nur eine Naturgeschichte der Tugenden geben. Das moralische Reden ist häufig zu einem Salbadern geworden. Die Frage ist nun: Welches sind die Pflichten? Es wird von der' Moral gefordert, die Pflichten in ihrer Bestimmtheit und Form aufzuführen. Die Pflicht ist nun also der Wille in seiner Bestimmtheit, wie er an und für sich ist. Die wissenschaftliche Forderung ist, daß die Pflichten in ihrer Notwendigkeit entwickelt werden. Die Bestimmtheiten, welche die Pflicht ausmachen, sind die wesentlichen Verhältnisse überhaupt, die aus dem Willen hervorgehen. Diese Verhältnisse sind nun also substantiell, und die Pflicht hat die nähere I Bedeutung, was mir nach meinem besonderen Willen als das Substantielle gelten Orig. -solcher-. Orig. -den.. 3 Orig. -an die-. I
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soll. Man stellt die Sache wohl so vor, daß man sagt, was in gewissen Verhältnissen Pflicht für die Individuen sei. Das Wesentliche ist indes das Verhältnis, und dieses selbst ist die Pflicht. - Die Pflichten machen ein System aus, eine Pflicht ist nicht einzeln. Eine Pflichtenlehre ist die Entwickelung der substantiellen Verhältnisse. Es könnte scheinen, daß auch die moralischen Standpunkte dieser Pflichten zu entwickeln wären K ; dies ist indes nicht der Fall, derin einerseits kommen die Verhältnisse, worauf sie sich beziehen, bei der Vorstellung der Sittlichkeit vor, und eine besondere Pflichtenlehre erscheint in dieser Hinsicht überflüssig. Auf dem moralisehen I Standpunkt hat ferner das, was man Pflicht nennt, noch keine Realität. Der moralische Wille ist wesentlich der Wille als Bewußtsein, so daß das, worum 1 er weiß, in ihm als einem Subjektiven liegt. In den Pflichten liegt zunächst dieses, daß sie etwas schlechthin Anderes sind, über unsem/ besonderen Willen erhaben. Die Unterschiede im moralischen Willen sind noch in die Subjektivität eingeschlossen und deswegen nur Gesetztes. Der moralische Wille erkennt die Pflicht im allgemeinen an, bei dieser Allgemeinheit bleibt er aber stehen. Daß eine wahrhafte Pflicht sei für den besondern Willen, dazu gehört, daß er' eben nicht das Besondere sei, sondern sich in die Sache versenkt habe. Wir wissen von der Kantischen I Philosophie, daß das Große in ihr ist die Art und Weise, wie der vernünftige Wille betrachtet wird, als frei und sich unendlich auf sich beziehend. Nun kommt aber notwendig die Frage vor für den Willen selbst, was denn als Pflicht gelten soll. Es soll nicht bei der Pflicht überhaupt bleiben. Der Inhalt ist ein besonderer überhaupt, ein bestimmter. Es liegt im Willen nichts als die identische' Beziehung auf sich. Das Kriterium, welches I
Orig. -warum-.
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Orig. -unserme.
3 Orig. -es-. 4 Orig. -idealische-. I04
gefordert wird, kann nur sei, daß der Inhalt des Willens mit sich identisch 1 sei. Dieses Kriterium ist am Ende für das moralische Bewußtsein aufgestellt worden. Kant hat dies auch so ausgedrückt, daß, wenn ich etwas tun will, ich mich frage, ob, wenn meine Handlungsweise als Maxime aufgestellt würde, es bestehen könne. E Es ist eine logische Betrachtung, I daß dieser Satz der Identität2K eine leere Verstandesform ist, durch die man keinen Schritt weiterkommt. Es wird also durch Aufstellung jenes formellen Prinzips in der Sache selbst durchaus nichts ausgemacht. (Tapferkeit, ob die Soldaten stehenbleiben oder davonlaufen; das letztere enthält keinen Widerspruch.) - Es ist einerseits schlechthin wesentlich, daß das Bewußtsein es sich zur Pflicht macht, die Pflicht zu tun; andererseits ist dies aber nur die ganz allgemeine Gesinnung'. Indem die Abstraktion aufgegeben wird, so ist die nächste Bestimmung diese, daß der Wille bestimmt sei als Einheit der Pflicht und der Besonderheit, d. h. der Besonderheit überhaupt, des Wohls. Diese Einheit ist das Gute, in Beziehung auf den Willen, daß es Zweck des Willens sei. Das Gute I enthält im allgemeinen die Idee. Insofern darauf reflektiert wird, daß das Gute selbst nur ein Subjektives ist, so tritt der Gegensatz hervor, wie bereits oben bemerkt wurde. Indem die Idee selbst in dieser abstrakten Gestalt ist, Zweck des subjektiven Selbstbewußtseins. so ist sie wieder ein Nichtausgeführtes. Auf dem Standpunkt dieser Reflexion treten die sogenanten Postulate hervor. Es kommt hier nur zu einem Sollen, denn der moralische Standpunkt ist überhaupt der subjektive, unterschieden von dem objektiven. - Die Kantische Philosophie bleibt bei dem bloßen Postulate stehen. Das handelnde Bewußtsein muß notwendig weitergehen; das Subjektive muß in das Objektive übersetzt werden. I
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3 -Gesinnung- im Orig. aus .Bestimmung<.
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Das handelnde Bewußtsein ist überhaupt I die Widerlegung des aufgestellten bloß subjektiven Zwecks. Es ist das Recht des moralischen Willens, daß das, was ich als Zweck meines Handeins anerkennen soll, überhaupt als gut bestimmt sein muß. Die Handlung soll den Charakter der Allgemeinheit haben. Es kann mir ebendeswegen eine Handlung nicht zugerechnet werden, insofern ich nicht weiß, ob sie gut oder böse ist. Dies ist die höchste Bestimmung in Rücksicht auf die Zurechnung für den subjektiven Willen. Kinder sind insofern keiner Zurechnung fähig, denn einmal kennen sie nur das Unmittelbare ihrer Handlung, und zweitens entgeht ihnen die Kenntnis des innern Wertes der Handlung. Wahnsinnige und Blödsinnige sind insofern gleichfalls der Zurechnung nicht unterworfen. Es ist bei der Zurechnung auch I ferner der Zustand der Leidenschaft zu erwähnen. Diese Rücksicht kann indes kaum als Milderungsgrund gelten, noch viel weniger als Rechtfertigung. Insofern der Mensch als ein Leidenschaftliches betrachtet wird, so wird ihm die einem Vernünftigen zukommende Ehre nicht angetan. - Das Gute hat nun weiter vielerlei Formen. Zunächst hat es die Bestimmung des Gesetzmäßigen, dessen, was gesetzlich erlaubt oder geboten ist. Von dem Gesetzlichen kann ich wissen, und mein Wissen davon ist nur dieses Wissen überhaupt, daß es gilt. Das weitere Wissen aber ist, daß ich aus Gründen weiß, nicht bloß auf diese unmittelbare Weise. In diesem Fall nennen wir das Wissen Überzeugung. I Ein Höheres ist dann " daß ich die Bestimmung des Zwecks aus dem Begriffe erkenne. Ich kann in Folge meines moralischen Rechts nun etwa die Forderung machen, es solle etwas mir nicht bloß als gesetzlich überhaupt und als auf bestimmten Gründen beruhend gelten, sondern es solle die Sache aus ihrem Begriff als vernünftig dargetan werden. Indem ich nun handle, so setze ich eine Veränderung im I
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Dasein, im Elemente der Objektivität. Dieses Element ist nun der geltende Wille überhaupt, und dieser ist durch das Gesetz ausgesprochen. Meine Handlung hat also immer wesentlich Beziehung auf das Gesetz. Handle ich gegen das Gesetz, so tue ich das Gegenteil vom Handeln, ich bringe etwas Negatives, Nichtiges hervor. I Das Bestehen von meinen Handlungen ist eben die Objektivität. Auf mich kommt es nun an, ob ich damit zufrieden bin oder nicht. Ich kann wohl einsehen, daß mein Handeln, damit es den Gesetzen gemäß sei, ein Getanes sei, den Gesetzen gemäß sein muß; aber es kann sein, daß ich mich darum nicht innerlich, moralisch für verpflichtet halte. Dieses weitere Nachforschen ist denn mir überlassen. Es tritt dann die Kollision und der Gegensatz ein, der Inhalt meiner besonderen Überzeugung kann im Gegensatz stehen mit dem, was gesetzlich überhaupt ist. Ich kann deshalb fordern, nicht ohne und noch mehr nicht gegen meine Überzeugung handeln zu müssen. Ich kann auch I noch weiter gehen und sagen, daß die gute Absicht dasjenige sei, was meine Handlung rechtfertige. - Die Quäker leisten keinen Eid, weil es gegen ihre Überzeugung ist; ebenso tragen sie aus diesem Grunde keine Waffen und ziehen sie den Hut vor niemand ab. Es kommt dabei darauf an, was der Inhalt ist, der gegen meine Überzeugung ist. Der Staat also, das objektive rechtliche Handeln, geht durchaus vor, und es kann hier nicht gefragt werden, was meine Besonderheit dagegen sagt. Es ist also z.B. immer eine Toleranz, wenn der Staat Quäker duldet. Man soll nicht bloß bourgeois, sondern auch citoyen sein. Es kann indes ein Staat insoweit in sich erstarkt sein, daß er Abnormitäten der I Art in sich duldet. Im allgemeinen ist darauf nichts zu geben, wenn jemand bei Forderungen, die vom Staate an ihn gemacht werden, sagt, es sei gegen sein Gewissen, denselben nachzukommen. Ich kann nun ferner, wie erwähnt worden, meine Handlung durch die gute Absicht rechtfertigen. Es kann die Forderung
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so weit getrieben werden, daß die gute Absicht mich nicht bloß vor Gott, sondern auch vor dem Gesetz rechtfertigen soll. Dasjenige, was von mir hiernach als das Gute, als das Wesentliche bestimmt wird, soll hiernach auch an sich als das Gute gelten. Eben die Idee ist nun aber, daß das Gute nicht bloß subjektiv, sondern an und für sich sein soll. Nach dem subjektiven Standpunkt ist, I was gut ist, bloß aus mir zu nehmen, aus meinem Herzen, meiner Begeisterung usf. Besonders stellt man auch vor, daß eine moralische Absicht, in welcher sich zeigt, daß ich nicht das Meinige darin suche, rechtfertigen soll eine unrechtliehe Handlung. Diese Vorstellung sieht man häufig unter den Menschen. Hierher gehört die Legende vom heiligen Crispinus'', - Die Menschen wollen überhaupt häufig lieber edel und großmütig als gerecht sein. In jenem Handeln ist es etwas Besonderes, das getan wird. Solches Wohlgemeinte überhaupt setzt sich dem Rechtlichen zunächst gegenüber. Alles Handeln hat zur ersten Grundlage den Begriff des Willens. Das erste ist immer die Gerechtigkeit, I alles andere findet sich leicht von selbst. Die weitere Prätention ist aber, wie gesagt, überhaupt, daß es die gute Absicht sei, welche die Handlung rechtfertigt. Es ist also die Frage, was denn das Gute für eine Bestimmung hat. Gut ist hier nur die ganz allgemeine Bestimmung, und sie soll auch weiter keine haben, denn eine Handlung, eine Absicht soll schon durch das Gute überhaupt sich rechtfertigen. Gut soll also überhaupt nur irgend etwas Positives sein. Also den Armen Almosen geben, für meine Familie sorgen, das Schlechte ausrotten, das alles kann als das Gute erscheinen. Es zeigt sich so, daß alles als ein Positives gefaßt und somit als Gutes bezeichnet werden kann. In diesem Sinn hat man gesagt, es gebe überhaupt I keinen bösen Willen und keine böse Handlung.f Allerdings will jeder Verbrecher immer noch etwas Positives, und keiner will das Böse als solches schlechthin. In Haß und Rache ist so immer ein Wollen der
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Nichtverletzung pp. - Ein Wille, der will, will immer etwas, und nach dieser positiven Seitewird immer ein Gutes gewollt. Es folgt daraus, daß sich zu aller Schlechtigkeit und Schändlichkeit immer ein guter Grund finden läßt. Eine Handlung ist immer ein Konkretes, und es läßt sich so immer eine Seite daran auffinden, durch die sie entschuldigt wird. Was in der Welt verdorben worden ist, das ist alles aus guten Gründen I verdorben worden. Menschen und Regierungen haben für alles gute Gründe anzuführen. Es bleibt also im abstrakten Guten bloß das Positive, und es ist somit aller Gegensatz von Gutem und Bösem aufgehoben. Alles Schlechte ist so gut und alles Gute schlecht. Dies ist der letzte, innerste und schwerste Punkt, der die Täuschung ausmacht, daß die Menschen sagen, sie wollen das Gute, aber nur ein Formelles wollen, und dies ist das Subjektive und das gemeinte Gute, sofern es mein Besonderes ist. - Gut und Böse gehen hier unmittelbar ineinander über. Jener gu:e, ehrliche Wille, der bei dieser Abstraktion stehen bleibt, ist ganz formell, subjektiv und somit ebenso unmittelb.ar böse. I Es ist schon oben bemerkt, daß der einfache Begriff des Willens, der noch nicht dialektisch vermittelt ist, auch nicht der Begriff ist ', sondern/ das Unmittelbare, das Nicht des Begriffs. Jene Einfachheit ist selbst unmittelbar das Böse. Eben weil das Gute zunächst dies Ununterschiedene ist, so steht der Unterschied, die Form, zunächst außer ihm; dies ist die Subjektivität; Inhalt und Form liegen sonach außereinander. Das Gute ist noch nicht das Gute, da die Form noch außer ihm liegt. Das Herz und das Gemüt meint am allerkonkretesten zu sein, wenn es am abstraktesten ist. Man nennt dieses Abstrakte auch Lebendigkeit, so wie überhaupt I das Leerste und Dürftigste in neuerer Zeit oft »Lebendiges« gepriesen wird. - Man hält das abstrakt Gute für das Wahre, I
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aber eben weil es abstrakt ist, so ist es nicht wahr, sondern subjektiv. Man hat so gesagt, man könne das Wahre nicht erkennen, sondern das Erkennen sei nur subjektiv. Somit ist, was gut und Pflicht ist, bloß ein subjektives Belieben. Dies ist das Verderben der Philosophie in unserer Zeit, daß man das Erkennen als etwas bloß Subjektives ausgegeben hat. Indem ich zum Kriterium des Inhalts meines Tuns bloß mein Gefühl mache, so habe ich alle Willkür zum Gesetz gemacht. Dies Subjektive aber, insofern es nur in uns liegt, ist I ebensogut das Böse und das Unwahre, nur ein Gemeintes. Es tritt in solcher Zeit die Rückkehr des Bewußtseins in sich auf. Sokrates wurde von den Atheniensern am Leben gestraft, weil er das, was Pflicht und Religiosität sei, bloß auf das innere Wissen zurückgeführt hat. Es ist hier auch der Ausdruck zu erwähnen, daß der Zweck die Mittel heiligt. Für sich verdient dieser Ausdruck keine Berücksichtigung, denn er ist bloß formell und ohne Inhalt. Daß der Zweck und die Mittel einander entsprechen müssen, versteht sich von selbst, und wenn der Zweck recht ist, so sind auch die Mittel recht. Man kann im allgemeinen wohl sagen, daß, I wenn die Zwecke heilig sind, sie die Mittel heiligen. Es wird aber unter jenem Ausdruck überhaupt nicht! das verstanden, was oben erläutert wurde. Es soll daraus, daß ein Zweck gut ist, für mich die Berechtigung folgen, zu tun, was für sich ein Verbrechen ist. Es heißt jener Ausspruch zunächst nur: Um ein Gutes zu tun, bin ich berechtigt, ein Gutes zu verletzen. Die Entscheidung dessen, was gut ist, fällt immer meiner Subjektivität anheim. Man sagt aber: Wenn ein Zweck ein wirklich Gutes ist, so ist es doch immer meine subjektive Meinung, die ich darin verfolge. Wenn der Zweck weit umfassend ist, so glaubt man, mehr ein Recht zu haben, ihn geltend I zu machen. Es tritt wohl hierbei die Vorstellung ein, daß ein Gutes dem andern unterzuordI
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nen sei. Dies ist nun allerdings der Fall, wie sich später zeigen soll, und es ist diese Unterordnung notwendig, wenn es ein System von Pflichten geben soll. Wenn ich indes erkläre, daß meine Absicht und Einsicht es ist, welche diese Unterordnung bestimmt, so fehlt hierbei immer wieder die Objektivität. Ein Recht zu solcher Unterordnung glaubt nun der subjektive Wille zu haben, wenn der Zweck, welcher verfolgt wird, ein weit umfassender ist. Allein eben wenn wir einen so umfassenden Zweck sehen, so ist es I unmittelbar nicht der Zweck eines Einzelnen, sondern es tritt hier auch ein umfassender Wille ein. Über das Schicksal der Völker zu entscheiden, kann der Einzelne sich nicht anmaßen, sondern es kommt dieses den Völkern selbst zu. Goethe sagt, daß die Ermordung des Cäsar durch Brutus und Cassius die dümmste Handlung sei, die je begangen worden ist. E Die Form der römischen Welt ist durch den Tod eines einzelnen Individui, wie Cäsar war, ganz und gar nicht geändert worden. Indem es die gute Absicht ist, wodurch man sich rechtfertigt, so scheint es, daß der Fehler nur darin bestehe, daß man sich geirrt habe in Ansehung dessen, was I gut ist. Irren, sagt man, sei etwas Leichtes und das Verzeihlichste, was man begehen kann. So wird das Vergehen auf das Minimum von Fehler heruntergesetzt. Irren kann man sich nun allerdings über Geschichtliches und Einzelnes überhaupt. Irren ist hier indes unmittelbar ad hominem das größte Vergehen. Wer nicht nach dem objektiven Rechte handelt, sondern nach dem, wie er es weiß, der macht sein eigenes Wissen und Wollen zum höchsten Entscheidungsgrund in Ansehung der Handlung. Er sagt somit, daß er aus sich gegen die ganze Welt hat wissen wollen, was Recht und Pflicht ist. Das Irren ist also hier das Allerunverzeihlichste. - Wir stehen hier am höchsten Punkte der Innerlichkeit, am Gewissen. I Man sagt, daß dieses ein Heiliges sei, aber ebenso kann es auch das Böse sein. Weil aber hier die Extreme unmittelbar ineinander übergehen, so ist es diese I II
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spekulative Spitze, wo Böses und Gutes nur im Übergang ineinander gefaßt werden können. Vom Bösen ist überhaupt nicht anzunehmen, daß es nur zufällig in die' Welt gekommen sei, sondern es ist wesentlich im Begriffe des Geistes. Der Geist soll nicht in der Unmittelbarkeit bleiben, sondern sich dirimieren, sich als unmittelbar bestimmt gegenübertreten. Insofern er nur seine Begierde will, so ist hier das Böse. Der Geist hat gleichwohl auf diesen Standpunkt sich zu begeben". Es ist mit Recht gesagt, daß das Gesetz" d. h. diese Reflexion über das I Allgemeine, erst die Sünde macht.f Im Verhalten als Natürlichem" kann nun entweder überhaupt stehengeblieben werden oder es kann weitergeschritten werden zum Gedanken des Guten, in welches hinein aber ein Inhalt der Willkür gelegt wird. Hier ist der Mensch aus Gründen böse. Der Standpunkt der Trennung ist also für den Geist ein notwendiger. Ebenso ist es auch ein Notwendiges, daß das Gute als Allgemeines gewollt wird, aber daß dabei stehengeblieben und ein beliebiger Inhalt hineingelegt wird, ist Sache des Individui. Daß einer böse ist, das ist seine Sache, aber das Böse überhaupt ist Moment des Geists, welches" zu überwinden ist und über das' hinauslzugehen ist. Aber auch im wahrhaft Guten kommt das Böse immer vor. Ein Mensch, der im konkreten und erfüllten Leben zu handeln hat, muß auch wissen können, böse zu sein. In der Verfolgung des wesentlichen Zwecks werden eine Menge Zwecke, die sonst wohl gelten könnten, geknickt. So ist das Böse einmal ein Moment, sodann kommt es aber auch immer in der Wirklichkeit vor. Auf diesem Standpunkt ist also Gut und Böse durchaus unentschieden. Es kommt allein auf den Inhalt an, und gleichwohl ist dieser Standpunkt noch der inhaltslose. Das Wissen des Willens überhaupt, das Gewissen, diese I
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Orig. -geben-. 3 Orig. >daß erst das Gesetz-.
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4 Orig. -Narürliches-. 5 Orig. .welcher.. 6 Orig. -den-. I12
allgemeine Macht, ist zuerst darin ausgesprochen, daß Jacobi sagt, I daß der Mensch sich in seinem Gewissen als die absolute Macht wisse. (Brief an Fichte.)IE Hier ist ausgesprochen, daß alle bestimmten Gebote ebensogut nicht gelten können, als sie gelten. Er sagt, es gibt kein absolutes Gebot. - Wenn Gesetz und Mensch getrennt werden, so ist der Mensch allerdings höher als das Gesetz. Dieses hat keine Wirklichkeit ohne den Menschen. - Das praktische Vernunftgesetz der Kantischen und Fichtischen Philosophie, wogegen Jacobi spricht, hat keinen eigenen Inhalt und ist bloß formell. Es befiehlt also auch nichts Bestimmtes, sondern bleibt beim Abstrakten stehen. Jacobi nennt jene Macht im Menschen, durch die er beschließt, I das Majestätsrecht des Menschen. Das Denken ist nun allerdings ein solches Majestätsrecht. - Die Subjektivität muß zur Substantialität kommen. Das Gewissen ist also dieses Hohe und Heilige, welches über Recht und Pflicht entscheidet, und der Gewissenhafte ist der, welcher nach Recht und Pflicht handelt. Was aber Recht und Pflicht ist, das ist in dieser bloßen Subjektivität nicht gesagt. Wenn einer sich nur auf sein Gewissen beruft und die Handlung objektive Bestimmungen enthält, so hat er nicht bloß nach seinem Gewissen gehandelt. Eine dritte, formellere Gestalt ist die der Ironie. Diese war bekanntlich besonders VOm Sokrates in seinen Unterhaitungen geübt. I Sie besteht zunächst darin, daß eine falsche, einseitige Behauptung zugegeben wird und daß dann der, welcher eine solche Behauptung aufstellt, dahin geführt wird, durch deren Entwickelung ihre Nichtigkeit darzutun. - Es ist besonders Friedrich von Schlegel gewesen, der die Ironie als ein Moment des Göttlichen überhaupt dargestellt hat. E Es liegt darin allerdings eine Ahndung des Vernünftigen, allein auch zugleich das Beginnen einer verkehrten Ansicht. Die I 2.
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Ironie ist überhaupt die Erscheinung der Identität, das Drüberhinaussein über das Bestimmte, also auch über den Ernst. BeiHomer erscheinen die olympischen Götter mit dieser Ironie (unauslöschliches Gelächter über Hephastos'', Aphrodite einen Backeostreich'<", Mars schreit wie IOOOO E(2»).1 Auch dies kann wie Ironie betrachtet werden, wenn die Alten den Göttern opferten. Eine barbarische Ironie ist dann ' überhaupt das Übergehen zum Gegensatze. So, wenn der Mensch des Morgens sich vollkommen zerknirscht und aufgibt, alles Selbstgefühl als nichtig ausspricht, und dann am Tage sich wieder in allen Lüsten herumwirft. - In der Ironie liegt also überhaupt das Hervortreten des Gegensatzes. Ihre schönste Gestalt ist die Heiterkeit, wie sie an den griechischen Göttern erscheint. Heiterkeit und Selbstvergessenheit können als Temperamente der höchsten Tugend angesehen werden. Eine Mutter, die ihr Kind ansieht und sich darin selbst weiß. Italienische Melodien, I die den tiefsten Schmerz ausdrücken/ und worin zugleich das Selbstgefühl der Seligkeit enthalten ist. - Ein anderes ist es, wenn die Negativität in der Ironie hervortritt und das Selbstbewußtsein als ein eitles erscheint. Der Wille geht hier nicht in die Sache hinein, tut auf sich selbst nicht Verzicht. Die Ironie ist also hier dieses Bewußtsein, mit allem nur zu spielen, auch mit dem Edlen und Vortrefflichen, so daß es meine Willkür nur ist, die sich herabläßt, sich damit zu beschäftigen. Das Positive in dieser Ironie ist die Eitelkeit. Die Ironie ist so die Form der Spitze. Es sind Erscheinungen der Zeit vorgekommen, wo Individuen dahin gekommen waren, daß sie sich' nur an dieser Ironie hielten. I Vormals war viel von der Heuchelei die Rede, mehr als in unseren Zeiten. Heuchelei wird genannt, wenn jemand das Böse tut unter dem Vorwand von" etwas Gutem. Indem man I
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Orig. -denn-. Orig. -ausdriickr..
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die Heuchelei beschuldigt, so wird erwähnt, daß es Laster, Verbrechen gebe, die an und für sich das Böse sind, und daß es nicht ernst damit sein könne, sie als etwas Gutes zu betrachten. Diese Beschuldigung der Heuchelei fällt eigentlich hinweg mit der Ansicht des moralischen Standpunktes. Auf diesem Standpunkt gilt die Ansicht, daß das, was recht und gut ist, in meiner Absicht liegt und durch diese seine Bestimmung erhält. Hiermit ist jene Voraussetzung von einem an und für sich Bösen nicht mehr vorhanden. Nach dieser Seite ist es I also immer etwas Gutes, das gewollt wird. In neuern Darstellungen ist oft eine große Beredsamkeit aufgeboten, um zu zeigen, daß, was der Mensch nach seinen Trieben tut, gut ist, da diese in den 1 Menschen von Gott gelegt seien. Wenn wir Verbrechen dargestellt sehen/ mit guter Absicht pp., so würde dies nach der früher bezeichneten Ansicht als bloße Heuchelei erscheinen. - Ebenso fällt überhaupt auf dem moralischen Standpunkte die frühere Ansicht von Lastern und Sünden hinweg. Indem vom Laster gesprochen wird, so liegt dabei auch die Ansicht' zugrunde, daß es Handlungsweisen gebe, die an und für sich göttlichem und menschlichem Rechte widersprechen. Wenn aber nach der andern Ansicht die I gute Absicht es überhaupt ist, die den Wert der Handlung ausmacht, so fällt jener Gegensatz hinweg. - Wenn der Lasterhafte frank und frei in Sünden lebt, so hat er keine Gewissensbisse, denn es ist sein unbefangenes Meinen überhaupt, wodurch seine Handlungsweise gut und vortrefflich wird. - Es ist also überhaupt ein bestimmter Inhalt des Guten auf diesem Standpunkt nicht vorhanden. Nur Willkür und Belieben, schlechthin die Subjektivität, entscheiden. Es kann alles als gut gelten. Der Wille, der Ironie ist oder der zur Heuchelei gekommen Orig. -dem-. Orig. 'sehen dargestellte 3 Orig. -Absich«. I
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ist, hat die Reflexion, daß er mit jedem Inhalt spielen kann; das Subjekt weiß sich als das, welches über allem steht. Der Wille, der aber nicht jenes I Bewußtsein hat, sondern der den Inhalt nicht für etwas Gleichgültiges hält, gerät in Verlegenheit mit seinem Inhalt, er hat kein Kriterium zur Entscheidung. Es findet sich die Kollision, zwischen Verschiedenem zu wählen. Ein solcher Wille 1 ist getrieben, den Unterschied des Guten im Objektiven aufzusuchen. Es ist eine Hauptforderung an die Moral, die Entscheidung der Kollisionen zu leisten. Die Pflichten bieten sich zugleich als ein vielfacher Inhalt dar, zwischen dem sich ein Widerspruch hervortut. Diese Stufe der Reflexion hat nun viele besondere Formen. Es kann sich! zunächst eine Art von Furcht gegen das Handeln überhaupt ergeben, ein Mißtrauen gegen die I Wirklichkeit. Es entsteht hier die Bedenklichkeit, auch bei einem gut Scheinenden doch noch innezuhalten. Dies ist der Zustand der Skrupulosität. Diese Reflexion erschwert sich das Handeln. Recht hat sie allerdings einerseits; denn die Ausübung der Pflichten greift in viele Verhältnisse ein und berührt viele Individuen. Es ist immer etwas beim Handeln, von dem man wünschen könnte, daß es nicht vernachlässigt würde. Je gebildeter ein Gemüt ist, je mehr entdeckt es solche.' Möglichkeiten, andere Verhältnisse zu stören. Auf der andern Seite erleichtert diese Skrupulosität auch wieder das Handeln, zumal wenn die Reflexion sich auf eine Allgemeinheit I des Zwecks richtet. Wenn jemand sich vorsetzt, er wolle seine Bestimmung als Mensch erfüllen, und begibt sich, um sich zu unterrichten, etwa an die Niemeyersche Padagogik'', so ist ihm ein großes Feld eröffnet, und es bleibt ihm eine sehr freie Wabl, zu treiben, was ihm zusagt. Dadurch, daß der Mensch sich in die Sache hineinbegibt, bildet sich der Mensch und I
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reibt und schleift er seine Subjektivität ab. Indem er die Sache zu der seinigen macht, hat er kein subjektives, sondern ein objektives Interesse. Wenn es um das Substantielle zu tun ist, so fallen alle jene Nebenrücksichten hinweg. Wenn das Individuum sich mit so vielen Nebenrücksichten abgibt und I diese dann zur Seite stellt, so schlägt es dies als Opfer an. - Ein Mensch von Erfahrung, von gebildetem Geist und Gemüt kann, wenn er die Hauptsache befolgt, allerdings auch noch Nebenrücksichten gelten lassen. (Ein Richter, der streng nach dem Rechte handelt, dabei aber in allem übrigen schonend verfahrr.) Wenn also die Hauptsache festgehalten wird, so fallen eine Menge Nebenrücksichten als Kleinigkeiten hinweg. Es ist eine Zeitlang gewöhnlich gewesen, viel von der Wichtigkeit der Kleinigkeiten zu sprechen, und es ist dabei gesagt worden, es gebe nichts Unbedeutendes in der Moral. Dies ist im Sinn des oben Ausgeführten zu verstehen.1 Die objektive Unterordnung der Pflichten ist erst später zu betrachten. Für das Individuum bleiben dann wenig Kollisionen übrig, nur solche, die das Besondere betreffen. In den alten Tragödien sehen wir Kollisionen der wahrhaft substantiellen Verhältnisse. So sehen wir die Antigone auf der einen Seite,die Pflichten der Pietät gegen ihren Bruder erfüllend; auf der anderen Seite sehen wir dagegen den Staat, die l'tOAL,;.E Diese beiden Potenzen treten frei gegeneinander, und sie erscheinen dramatisch, insofern es Individuen sind, in denen diese Potenzen ihre Wirklichkeit haben. Wir sehen hier gleichsam Götter miteinander im Kampfe. Im »Orest« sehen wir eine ähnliche Kollision: die gerechte Bestrafung des I Mörders des Vaters und das Verhältnis der Pietät des Sohnes gegen die Mutter. E Es ist also in der Heroenzeit, wo diese großen Kollisionen vorkommen, wo es dem Individuum als solchem anheimfällt, das sittliche Moment geltend zu machen und zu wollen!In einer objektiven Organisation des substan-
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tiellen Willens fallen solche Kollisionen weg; bürgerliche Tragödien haben um deswillen nicht die Bedeutung, weil es hier Bürger sind, welche sich umschlossen finden von einer objektiven Organisation, für! deren Entscheidung wenig übrigbleibt. Es bleiben indes, wie gesagt, für das Individuum immer noch viele Kollisionen übrig. Von einer Moral erwartet man, daß sie diese Kollisionen vorträgt und sich auf ihre I Entscheidung einläßt. Eine solche Moral wird notwendig Kasuistik. Die Subjekte erwarten von einer solchen Wissenschaft, daß sie ihnen die Entscheidung für alle Fälle fertig, gleichsam von dem Brette, vorlegt. - Zwei Menschen, die im Schiffbruch sich auf einem Brette befinden, das nur einen zu tragen vermag; der eine hat Kinder, der andere keine; der eine viel, der andere wenig; der eine ist Jurist, der andere Mediziner. Es zeigt sich sogleich, daß es eine unnütze Erwartung ist, solche Fälle in einer Moral entschieden wissen zu wollen. In solchen besonderen Fällen muß auch das Besondere entscheiden, d. h. das Individuum, und es kann hier keine objektive Entscheidung erwartet werden. - Es gibt eine Weise des Entscheidens, I daß man überhaupt bei einem abstrakten Grundsatze stehen bleibt und diesen als das Eine Entscheidende festhalt. - Fichte in seiner Moral stellt den Fall auf, daß einer wütend mit dem Dolche in ein Zimmer dringt und jemand ermorden will, der sich verborgen hat. Es frägt sich hier, ob ein anderer, der mit im Zimmer ist und um den Verborgenen weiß, schlechthin gehalten sein soll, die Wahrheit zu sagen.E Überhaupt ist es schwer, die rechte Wahrheit zu sagen, und es gibt wenige, die sie sagen. Der gewöhnlichen, gemeinen Wahrheiten verschwinden in jedem Augenblick Tausende. Im allgemeinen soll allerdings der Mensch mit sich identisch sein und somit die Idee darstellen. I In dem angeführten Fall ist jedoch das Sprechen nicht bloß ein Sprechen, sondern ein Handeln, und zwar ein ebensolches, I
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als ob ich einem andern, der jemand ermorden will und keinen Dolch hat, den Dolch dazu in die Hand gebe. Diese Gleichheit mit mir, die ich durch das Sagen! der Wahrheit erreicht habe, wäre nichts als eine hochmütige, läppische Treue gegen die Wahrheit, ich hätte bloß mich als dieses Übereinstimmende gesetzt. - Die entscheidende Besonderheit ist überhaupt dasjenige, was man Charakter nennt; der Mensch kann nur handeln, insofern er ein Besonderes ist. Die Forderung einer Kasuistik der Art enthält den Ausspruch'', daß der Mensch der Mühe enthoben sein will, Charakter zu haben. I Dieser Mühe kann der Mensch allerdings durch einen Gewissensrat, einen Beichtvater (der Zucker und Kaffee bekommt) enthoben werden; und ein solcher Gewissensrat weiß dann für alles gute und fromme Gründe anzugeben. Gediegenes, substantielles Handeln erfordert Selbstvergessenheit in Ansehung seiner Besonderheit. Die Reflexion, die immer wissen will, ob man da und dort vortrefflich handle, führt Zur Weichlichkeit und zum Eigendünkel. Der moralische Standpunkt ist also überhaupt die Freiheit im besonderen Willen. Die Freiheit als Recht hat nur ein Ding zu ihrem Dasein. Der besondere Wille, die Subjektivität ist der wahre Boden I der Freiheit. Das Recht des besonderen Willens ist also notwendiges Moment der Idee; sein Recht ist, daß er in dem sei, was er tut, daß es das Seinige, daß die Handlung sein Vorsatz sei, daß sein Wohl alsMoment erscheine und daß das, was er tut, die Bestimmung des Guten habe und als solches von ihm gewußt werde. Zugleich ist der moralische Wille nur dieses Formelle, und der Inhalt fällt außer dasselbe. Der subjektive Willen hat das absolute und unendliche Recht, zu wissen, was gut ist. Dieses Wissen für sich und als Wollen dieses Gewußten ist ebendamit ein Abstraktes, Besonderes und Subjektives überhaupt. Weil dies I der Standpunkt des I
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subjektiven Willens ist, so ist es nur das Abstrakt-Allgemeine, wovon das Subjekt weiß. Es treibt sich notwendig unendlich in der Reflexion herum und hat viele gute Zwecke und Gründe, aber es ist kein immanenter Inhalt, den es aus sich produziert. - Das moralische Bewußtsein ist nicht philosophisches Bewußtsein. Dieses ist vernünftiges Bewußtsein, und als solches hört es auf, formelles Bewußtsein zu sein. Wenn also auf dem moralischen Standpunkte noch so wohlgemeinte Absichten verfolgt werden, aus dem Gefühl oder aus der Begeisterung, so tragen diese doch immer den Mangel der Unmittelbarkeit an sich. Das moralische Bewußtsein gibt I sich auch selbst nicht für philosophisch aus, und es erkennt selbst an, daß es bloß subjektiv ist. Wenn vom moralischen Standpunkt als dem Formalismus des abstrakten Guten gesprochen wird, so muß man diesen Standpunkt nicht mit dem vernünftigen Erkennen verwechseln. Das subjektive Wissen kann als solches keinen objektiven Inhalt haben; der Inhalt, den es sich gibt, Glaube, Begeisterung, Offenbarung, ist immer ein Unmittelbares. Die Moralität ist immer nur ein Moment des Ganzen. - Es wurde bereits an Sokrates erinnertf: es zeige sich in jener Zeit eine Zerrissenheit des Innern und des Äußern. - Die Wahrheit ist nur die Wahrheit des Standpunkts der Moralität und des abstrakten Rechts. Für sich genommen fällt dieses Prinzip in sich selbst I zusammen; es ist der Widerspruch an sich selbst. Es erfordert Bestimmung von Pflichten und Zwecken, und doch gilt ihm nur die Form des Allgemeinen. Die reine Gewißheit seiner in sich selbst ist das Abstrakte, in sich Unterschiedslose. Die konsequente Vollendung dieses Standpunkts ist das Verkümmern des Geistes in sich. Indem dieser Standpunkt in der Kantischen Philosophie weiter ausgebildet worden und als ein Letztes festgehalten worden ist, so ist der Widerspruch desselben immer mehr hervorgetreten. Dieser Standpunkt ist zugleich als ein Endli120
ches ausgesprochen worden, und das wahrhaft Vernünftige hat man in ein fernes Jenseits gelegt. Die moralische Weltordnung kommt vor als die Idee, die aber nur sein soll; das subjektive Selbstbewußtsein ist dabei falschlieh als I ein Absolutes ausgesprochen worden. Diese Subjektivität ist nun vielmehr der Widerspruch in sich selbst. - Hierin liegt der Übergang zu der höheren Sphäre. Das Gute, Allgemeine, Substantielle in der Identität mit jener Subjektivität, die die Form ist, ist das Wahre. Das abstrakte Recht ist das Dasein der abstrakten Freiheit, die Moralität das Dasein des besonderen Willens. Die Einheit beider ist das Sittliche. Dies ist der Zeit nach das Erste, und es ist erst auf dem Boden dieser Sittlichkeit, daß seine Momente sich entwickeln. Diese Momente für sich können gar nicht existieren, sondern sie müssen notwendig eine Grundlage haben, wenn diese auch als zertrümmert erscheint. - Die Familie ist ein Älteres in der Zeit als der Staat. In der Wissenschaft müssen I die abstrakten Momente vorher betrachtet werden, weil das Wahre erst aus ihnen begriffen werden kann. Dieses Wahre ist als Begriff eine Einheit Unterschiedener.
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Die Sittlichkeit ist die Integration der beiden ersten Standpunkte, des einen durch den andern. Die Eit.elke~t der subjektiven Gewißheit und die abstrakte Allgemeinheit sind jetzt verschwunden. Sittlich ist also zuerst die Idee d.er Freiheit, aber so, daß diese Freiheit lebendig ist. Das Gute Ist hier nicht in ein Jenseits, in eine moralische Weltordnung versetzt, sondern es ist wirklich und gegenwärtig. Das Selbstbewußtsein weiß das Allgemeine als das Wesentliche seines eigenen Willens. Das Sittliche ist also ebensowo?l an sich,1 objektiv I als für sich, oder subjektiv. Das Subjekt Ist im Objektiven in seiner Heimat, in seinem Element. - Das Sittliche ist nicht das abstrakt Allgemeine, sondern ein System der Willensbestimmungen, weil es als identisch gesetzt ist mit der Subjektivität. Das Selbstbewußtsein muß es aufgeben, für sich zu sein. Das Gute hat jetzt die une~dliche Form in sich; es ist damit das in sich selbst Unterschiedene, und was die Form in ihm macht, ist die reine Form. K Die Unterschiede in dem Guten sind so die notwendigen, wesentlichen Unterschiede. Die Sittlichkeit ist überhaupt das Objektive der Freiheit. Die Bestimmungen sind hier durch die absolute Form der Subjektivität gesetzt. Wir haben es nicht mit einer bloßen I Abstraktion zu tun; das System des allgemeinen Willens ist fest gegen die Willkür und Meinung des besonderen Bewußtseins. - Die hier vorkommenden Willensbestimmungen sind das, was wir früher Pflichten nannten, die wesentlichen Verhältnisse. Das Gute ist erst als ein in sich Entfaltetes und Bestimmtes, das Reale, das Abstrakte ist nur subjektiv. Ein Allgemeines hat I
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erst dadurch wahrhafte Festigkeit, daß es sich in sich bestimmt. - Wenn der Staat nicht ein in sich Unterschiedenes ist, so ist er bloß ein Massenhaftes. Die Regierung eines solchen Staates ist auf der einen Seitestarr gegen die Schwäche eines solchen Staats und auf der anderen Seite selbst schwach. Eine Religionspartei ist erst fest, wenn sie sich in sich I unterschieden hat. Man hält es für ein Unglück, daß der Protestantismus in sich zerfallen ist; aber diese Ansicht erscheint nach dem vorher Gesagten als unbegründet. Dieses Vernünftige ist also, es ist an und für sich, es ist das, was »Gesetz- genannt wird. Die Völker haben dieses Vernünftige oft als göttliche Einrichtung und Anordnung betrachtet. Es liegt darin, daß es ein über die Willkür des Einzelnen Erhabenes ist. - Das andere, welches diesem an und für sich Seienden gegenübersteht, ist das subjektive Selbstbewußtsein. Das Verhältnis dieses letzteren gegen das erstere ist nun, dessen Wirklichkeit auszumachen. Das allgemeine Ewige hat sein Bewußtsein, sein Wollen und sein Bewußtsein an dem besonderen Bewußtsein. Dieses ist I die Verwirklichung des an und für sich Seienden. Das absolute Interesse ist das Vernünftige. Die Individuen sind an der allgemeinen Substanz die Akzidenzen. Diese allgemeine Substanz kann den Völkern zunächst als ein Gegebenes erscheinen. Was die Individuen tun, wurde sonst gesagt, das solle zur Ehre Gottes geschehen.E - Die Individuen leben, weben und sind im Allgemeinen. E Das Verhältnis des Selbstbewußtseins ist, um sein Wesen zu wissen und es als Zweck zu haben und zu verwirklichen. - In der Einheit der Idee ist das Verhältnis des Wesentlichen, daß die Einrichtungen, Sitten und Gesetze des Allgemeinen dem Subjekte nicht ein Fremdes seien. Es können hier mannigfaltige Stufen stattfinden. Die nächste Stufe ist I die des Glaubens. Der sittliche Mensch erkennt das Allgemeine nicht als eine ihm fremde Macht. - Dadurch haben wir Wert und Würde, daß wir das vernünftige Gesetz vollbringen. Es kann dies über12 3
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haupt das Zeugnis des Geistes von diesem Gesetze genannt werden. - Die Form des unmittelbaren Zutrauens entwickelt sich nun weiter. Es wird zur Erkenntnis aus Gründen fortgeschritten. Gründe haben Voraussetzungen, die als uns mittelbar gelten. Das sittliche Bewußtsein bleibt noch unerschüttert, insofern solche Voraussetzungen an und für sich wahrhaft sind. Diese Bewegung des Erkennens ist sonach rechter Art. Wenn aber das Bewußtsein seine Besonderheit und insbesondere seine Eitelkeit zum Grunde I macht, so ist 10 das sittliche Bewußtsein aufgehoben. - Die spekulative Erkenntnis ist demnächst' die des Begriffs überhaupt. Das sittliche Verhältnis ist also überhaupt diese Identität des besonderen Willens l K und des Allgemeinen. Indem die Individuen so in der sittlichen Einheit sind, so erlangen sie ihr 15 wahrhaftes Recht. Die Individuen erlangen ihr Recht, indem sie auf solche Weise zu ihrem Wesen gelangen. Sie erhielten damit, wie man es genannt hat, ihre Bestimmung. Jedes Individuum ist so der Repräsentant der Substanz. Indem das Sittliche so an den Individuen wirklich ist, so ist es ihre Seele 20 überhaupt, die allgemeine Weise ihrer Wirklichkeit. Sitte und Gesetz scheinen hier als identisch. Die Freiheit ist zur Notwenldigkeit geworden, zur zweiten Natur. Es ist der erscheinende Geist, welcher da ist. In diesem bunten Wechsel des wirklichen Lebens ist es der Geist selbst, welcher er25 scheint. - Die sittliche Substanz ist also wirklicher Geist, in einer Familie, in einem Volke. Das Individuum ist zuerst natürlicher Wille und insofern dem Allgemeinen nicht unmittelbar gemäß. Es muß erst dazu gebildet werden. Das Sittliche hat als Unmittelbares dieselbe Autorität, die das 30 Seiende überhaupt (Sonne, Mond und Sterne) hat. Das Verhalten des Individui ist eben, es gelten zu lassen. Die Zufälligkeit in Ansehung des Wissens, die auf dem moralischen Standpunkt stattfand, fällt hier I hinweg. - Indem es I
Orig, >Wissens<. 12 4
nun zunächst bloß ein natürliches Bewußtsein ist, so hat das Individuum dieses 1 allerdings abzutun. Dieses Abtun fällt einerseits in die Erziehung, in die Disziplin, auf der anderen Seite hat aber auch das Individuum das Allgemeine, Geltende immer vor sich. Die Erziehung des Individui ist nun 2, daß sein eigenes Inneres der vorhandenen Welt gemäß wird. Das Individuum wird auf solche Weise nicht beschränkt, sondern vielmehr befreit. Was ich bin, mein wesentlicher Wille, ist nicht ein anderes, zu dem ich mich verhalte. - Der Mensch findet sich nur eingezwängt, bedrängt, insofern er in seiner Besonderheit steht, er ein besonderes Sollen und Mögen hat; das, was I ihn drückt, ist seine eigene Subjektivität. Indem er sich als Sittliches verhält, so befreit er sich. Das sittliche Zusammenleben der Menschen ist deren Befreiung; sie kommen darin zur' Anschauung ihrer selbst. - Das Individuum, das so dem Sittlichen gemäß ist, kann rechtschaffen und tugendhaft genannt werden. Es ist eine alte Erzählung, daß ein Vater gefragt habe, wie er seinen Sohn am besten zu einem sittlichen Menschen zu machen habe, und daß ihm VOn Sokrates geantwortet worden sei: wenn du ihn zum Bürger eines vernünftigen Staates erziehst.f - Die Rechtschaffenheit ist also das erste, was vom sittlichen Menschen zu fordern ist. Die Zeit der eigentlichen Tugenden ist die alte Zeit gewesen, I unsere Zeit ist mehr eine Zeit der Rechtschaffenheit. Herkules wird im Altertum besonders um seiner Tugend willen gerühmt, weil er das Rechte und Vernünftige in einer Zeit tat, wo dasselbe noch nicht als das Allgemeine vorhanden war. In einer Demokratie findet das Zusammenfassen des Ganzen auf einen Brennpunkt nicht so statt, wie es erforderlich ist für das Handeln. Indem das Individuelle nicht unmittelbar aus der Einrichtung des Staats hervorging, so war es an Orig. -diese-. Orig. -nur•. 3 Orig. -zu-. I
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den Willen besonderer Individuen gebunden. Die Tugend ist, insofern sie gerade diese individuelle Seite enthält, ein Unbestimmbares; nur das Allgemeine darin kann bestimmt werden. Aristoteles sagt von den Tugenden überhaupt, daß sie Mittel sind I zwischen zwei Extremen. E Das absolute Maß derselben ist die Pflicht. Sie selbst fallen dann weiter ins Quantitative. Indem die Tugend sich auf individuelle Umstände bezieht, so läßt sich das Allgemeine darüber nur so sagen, daß es unbestimmt bleibt. Das Sittliche ist also wesentlich ein Geistiges, das Allgemeine und Vernünftige, der erscheinende wirkliche Geist. Der Geist einer Familie, der Geist eines Volkes ist also ein wirklich Existierendes. Er ist das Allgemeine, in welches alle Interessen, alle besonderen Tätigkeiten wieder zurückgehen. Wenn der Geist für sich herausgehoben und vorgestellt ist, so ist er religiöser Gegenstand. Es ist notwendig, daß I der wirkliche Geist, der sich in den Individuen und ihrem Tun in seiner Endlichkeit zeigt, auch als Allgemeines dargestellt werde. Das Moment der Religiosität ist insofern ein Inneres. Athene ist zugleich die Göttin und der wirkliche Geist des atheniensischen Volkes. Das Göttliche ist die unmittelbare innere Wirklichkeit des Ganzen. Vom Verhältnis der Religion und des Staats ist später bei der Form des Sittlichen als Staat näher zu sprechen. Das Gute als das Allgemeine enthält keine besondere Bestimmung in sich, ebenso ist das Religiöse auch dies Ideelle, in dem alles Besondere aufgelöst ist. Wenn man die Gesetze, die Pflichten nur dem Geiste nach beobachten will, so kann es geschehen, daß man das Besondere derselben wieder aufhebt. - Wenn man die Religion zur I Basis der sittlichen Verhältnisse macht, so hat man insofern recht, insofern in dem Besondern das Substantielle, Wesentliche erkannt wird; auf der anderen Seite kann aber auch das Geltendmachen des Religiösen zur Zerstörung aller Form, zum Fanatismus führen. 126
Im Sittlichen fallen Recht und Pflicht durchaus zusammen, im I abstrakten Recht sind Pflicht und Recht an zwei Personen verteilt, im Moralischen habe ich Pflichten zum Guten 2 überhaupt; mein Recht ist hier formell, das Recht meines subjektiven Willens" meiner Freiheit. Im Sittlichen fällt diese Trennung hinweg. Indem ich sittlich bin, so erfülle ich meine Pflicht, und diese Pflicht ist auch mein Recht. Das Sittliche hat keine Pflichten, I ist nicht wieder verbindlich gegen etwas anderes; es ist das Unbewegte, welches bewegt". Die Menschen haben das absolute Gefühl des sittlichen Verhältnisses überhaupt. Der Sklave hat keine Pflichten, weil er keine Rechte hat. Das absolute Recht ist, Rechte zu haben. Die Menschen haben das Gefühl, daß, wenn ihnen ihre Rechte nicht eingeräumt werden, sie auch ihre Pflichten nicht anerkennen müssen 4 • Wenn einer in einer einzelnen Sache sein Recht gekränkt fühlt, so kann er dadurch nicht glauben, aller Pflichten enthoben zu sein. Es muß hier der Unterschied des Quantitativen und Qualitativen ins Auge gefaßt werden. Das Sittliche ist nur vernünftig, I insofern es sich in sich unterscheidet', insofern es seinen Begriff auslegt. Die abstrakte Freiheit und der besondere Wille sind die Momente der Sittlichkeit, die für sich nur formelle Wahrheit haben. Die Unterscheidung der Momente des Sittlichen entsteht nicht nach jenen abstrakten Bestimmungen, die nur als ideelle Momente hervortreten können. Wenn 6 wir beim abstrakten Sittlichen stehenblieben/, so wären wir wieder im bestimmungslosen 8 Guten, das man auch wohl Ideal nennt. Die Begrenzung ist im Vernünftigen keine äußere Schranke. Es ist eine falsche Ansicht, das Bestimmte nur unter der Form des Negativen zu fassen. Es ist so ganz richtig, daß der Mensch I 2
Orig. -am-. Orig. .zu das Gute-.
3 Orig.» Wissens(. 4 -müssen- eingefügt.
5 Orig. -bescheider-. 6 Orig. >Wann<. 7 Orig. -bleiben-.
8 Orig. -Bestimmungslosen-.
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seine Bestimmung nicht erreicht, I wenn er nur Familienvater, nur Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft pp. ist; allein einmal ist jede dieser Sphären in sich selbst Totalität, und sodann ist das Wahre nur durch jene Unterschiede. Die abstrakte Reflexion meint wunder wieviel zu tun, wenn sie die Schranken von etwas aufzeigt; aber sie ist damit über die Sache hinaus und hat diese nicht selbst aufgefaßt. Es ist unendlich schwer, diese Position aufzufassen und sie' zu rechtfertigen. Es ist also die Sittlichkeit in ihrer näheren Form zu betrachten. Die erste Form der Sittlichkeit ist die unmittelbare. Dieses ist:
I.
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Die FamilieK
Das zweite ist die Stufe des Unterschieds, I das Auseinandergehen der sittlichen Einheit, das Andere ihrer Selbst. Dies ist der Standpunkt des Relativen überhaupt, die Beziehung des Unterschiedenen. Die Familie und das Individuum treten als selbständig und zugleich als wesentlich aufeinander bezogen auf. Dies ist überhaupt die bürgerliche Gesellschaft. Die Rechtsverfassung hat hier ihre Stellung. Das dritte ist dann die Rückkehr der sittlichen Substanz zu sich selbst. Hierdurch ist sie erst ein wahrhaft Geistiges. Sie ist in diesem Dritten von sich unterschieden. Es ist der Tag der Sittlichkeit, der hier aufgeht. Dies dritte macht den Staat aus, den sittlichen Staat. Die unmittelbare sittliche Substanltialität macht also die Familie aus; eine wesentliche Einheit; das Wissen darum ist ein unmittelbares Wissen. Somit ist dies ein Empfinden, und dies ist überhaupt die Liebe. Die Substantialität hat zum
Elemente ihres Daseins das einzelne Selbstbewußtsein, und dieses in der Empfindung der Liebe. In der Familie ist also das Aufgeben der einzelnen, besondern Persönlichkeit. Die Familie ist ein Geist, dies Eine, in dem die Individuen sich empfinden. Die Individuen verlieren sich, aber in diesem Verlust gewinnen sie ihre Wesent!ichkeit, ihre Substantialität. Das Individuum wird in der Sittlichkeit, wie gesagt, nicht beschränkt, sondern befreit. Der Geist einer Familie I wurde in den älteren Zeiten der Vorstellung dargestellt als die Laren, als die Penaten", d.h. K eines Stammes. Das Gewissen ist ein Göttliches und Heiliges;' aber nur als sittliches Gewissen, nicht als eine bloß abstrakte Identität. In der Familie gibt es insofern kein Recht, weil die Persönlichkeit darin verschwunden ist. Das höhere Recht der Sittlichkeit ist eben, nicht das abstrakt Persönliche zu sein. Das formelle Recht tritt nur in der Auflösung der Familie hervor. In der Familie sind gleichfalls drei Stufen zu betrachten, 1. Ehe, 2. Familiengut, 3. Erziehung der Kinder. Die Individuen stehen in der I Familie überhaupt im Verhältnis der Liebe und des Zutrauens. Dieses Verhältnis ist gegenseitig, und diese Gegenseitigkeit ist es selbst, die von den Individuen gewußt wird. Eins' ist im Andern seiner selbst bewußt (Goethe).E Es weiß aber nicht nur sich im Andern; sondern es weiß auch ebenso, daß das Andere für sich nur ist, insofern es seiner bewußt ist als im Andern. Indem jedes so seine Persönlichkeit im Andern aufgegeben hat, so schaut es auch an das Aufgeben der Persönlichkeit im Andern. Es entsteht so eine konkrete, hergestellte Einheit. Julia' sagt bei Shakespeare: Je mehr ich gebe, je mehr ich habe, denn beides ist eines.f I Eine nähere Form der Liebe ist nun das Zutrauen überhaupt, das sich mehr bezieht auf die besondern Zwecke, I
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das besondere Dasein. Die Liebe ist das Allgemeine; das Zutrauen ist dasselbe, nur daß sich dasselbe bezieht auf die Identität in Ansehung der besondern Zwecke und Interessen. - Als Liebe ist die substantielle Einheit in der Form der Empfindung, des Glaubens, des Zutrauens usf. noch nicht in der' Form des Denkens. - Die Familie hat nun also die drei bereits angeführten Stufen.
a. Die Ehe
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Die Ehe, als ein konkretes, substantielles Verhältnis, enthält mehrere Momente in sich, deren keines allein I den Zweck der Ehe ausmacht. Als solche besondern Momente können genannt werden die Befriedigung des Geschlechtstriebes, die Fortpflanzung des Geschlechts, das mutuum adjutorium". Der Begriff der Ehe ist also das sittliche Verhältnis, welches eben bezeichnet wurde; sie ist die unmittelbare sittliche Substanz. Somit hat die Ehe ein Moment der Natürlichkeit; dies ist das Verhältnis der natürlichen Geschlechter zueinander. Seinem Begriffe nach hat dies Verhältnis diese Stellung, daß das Animalische hier nicht für sich ist, als innerer Organismus, noch im Verhältnis zu der äußerlichen, unorganischen Natur, sondern im Verhältnis zu sich selbst, so daß die Beziehung auf sich zugleich im organischen Individuum ist. -I Es ist hier der Prozeß der Gattung. E Im animalischen Organismus ist die Gattung als solche nicht wirklich; das Allgemeine als solches' kommt erst in der höheren Sphäre zur Existenz. Die Gattung erscheint im bloß Tierischen als dessen Recht. Das Individuum gibt seine Einzelnheit auf, und so wird die Gattung hervorgebracht. Aber sie kommt nur auf Orig. -die-. Orig. -murorum adjutoriam-. 3 Orig. -solche-.
scheinende Weise hervor. Die Begattung ist der Prozeß der Gattung. Das vorher als unmittelbar Ausgesprochene ist nur als ein Erzeugtes hervorgebracht. Im Erzeugten kommen die Erzeugenden zur Anschauung ihrer selbst, aber nicht in der' Weise der Gattung, sondern nur als Einzelne. - Im Geistigen gewinnt dies Verhältnis eine andere Form, die Gattung ist hier nicht I bloß lebendige, sondern gewußte Einheit, gewußte Substantialität. Als solches gewußtes und gewolltes, wesentliches Verhaltnis'i zeigt sich die geistige Liebe. - Im Sittlichen hat die Persönlichkeit sich als unmittelbare aufgegeben und geht aus dieser Negation alsvermittelt und gewollt hervor. Das natürliche Verhältnis ist also hier nur ein Moment; es ist die gewußte und gewollte Gattung und somit die geistige, substantielle Einheit. - Es ist einseitig, unrecht und unsittlich, wenn die Seite des Geschlechtstriebes als das Wesentliche und Einzige in der Ehe festgestellt wird, wie dies Kant in seinem Naturrecht tut", Das natürliche Verhältnis wird zu 2 einem geistigen verklärt, ohne I daß es selbst dabei aufgegeben wird. - Wenn von der Ehe gesprochen wird, so muß einerseits mit Scham davon gesprochen werden; die Scham ist überhaupt der jungfräuliche Zorn über das bloß Natürliche und deshalb Widrige und Unsittliche. Man muß deshalb nicht sagen, es sei dieses Verhältnis ein ganz N atiirliches und es könne deshalb auch davon wie von anderen natürlichen Dingen gesprochen werden. Dies kann nur in medizinischer, naturwissenschaftlicher Hinsicht gelten. Das sittliche Moment ist, daß die Natürlichkeit überwunden wird. Auf der andern Seite ist aber dieses natürliche Verhältnis nicht zu betrachten als etwas Unrechtes und Erniedrigendes, nicht als ein Mangel, dem man bloß durch Unvollkommenheit der menschlichen I Natur unterworfen wäre. Es sind dieses zwei Extreme der Ansicht, die hervorkommen kön-
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nen. Die letztere Ansicht ist vorgekommen unter dem Namen der platonischen Liebe; Platon hat indes von dieser Liebe nicht gesprochen. Allerdings spricht er von einer körperlosen Liebe, die eine andere ist als die, wovon wir hier sprechen;' die Sphäre der Wissenschaft.E Unter platonischer Liebe hat man das bloße Stehenbleiben bei dem Gefallen verstanden und dieses auch die ideale Liebe genannt. Die platonische Liebe geht aber durchaus weiter. Jenes Verhältnis ist nun ein bloß einseitiges. Wieland hat es sich zum Geschäft gemacht, die Einseitigkeit jener Liebe lächerlich zu machen. Alle 1seine Romane fangen mit einer sogenannten platonischen Liebe an und stellen diese dann in einem Herabsinken zum Gemeinen dar. E Das Natürliche wird zu einem Sittlichen, indem es als ein Moment der Einheit der beiden Geschlechter aufgefaßt wird. Das Geistige ist immer das Wesentliche und Substantielle. Die geistige Einheit enthält dieses in sich selbst, daß sie die Form der unmittelbaren Natürlichkeit des Für-sieh-Seins der Persönlichkeit in die Einheit versenkt und diese zur Gattung macht. Es ist im ganzen dasselbe Verhältnis, wie wir beim Recht von Anfang an gesehen haben. - Das Recht wird zu einem Dasein, und dieses Dasein ist nur eine Folge 1des Rechts'. - Die sittliche Einheit wird zum Begierdelosen, indem sie das Natürliche in sich aufgenommen hat. Es wird damit, indem das geistige Verhältnis zur natürlichen Einheit wird, die Unmittelbarkeit zum Moment gemacht. - Die natürliche Seite hat also nur Würde, indem sie in die sittliche Einheit aufgenommen wird; für sich ist sie das bloß Animalische und des Menschen nicht würdig. Die Bestimmung des Individuums ist also, Mitglied einer Familie zu sein und das sinnliche Verhältnis zu heiligen dadurch, daß es zu einem sittlichen Moment herunrergesetzt'i wird. I
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Orig. steht ein Komma. Es folgt: -Die...c. Orig. -Daseins•.
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Wenn man sich die Ehe vorstellt, so kommt wohl das sinnliche Moment dabei vor, aber es ist zurückgedrängt. -I Die Ehe ist mit Recht als ein religiöses Institut behandelt worden. Diese Einheit der ganzen Persönlichkeit gibt der Ehe diesen mystischen oder religiösen Charakter. Der substantielle Geist hat in der Ehe eine Wirklichkeit. Die Ehe ist von jeher angesehen worden als etwas, das einer kirchlichen Einsegnung bedarf. Die Seite des bürgerlichen Vertrags ist an der Ehe die untergeordnete; die religiöse bleibt immer das Wesentliche. Das Aufgeben der Persönlichkeit in der Ehe ist ein anderes als in der Sklaverei, denn die entstehende substantielle Einheit ist die meinige. Die Ehe als göttliche, substantielle Verbindung ist etwas über mein Belieben und meine 1 Willkür Erhabenes. Es folgt daraus, daß die Ehe an sich 1unauflöslich ist. Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht trennen.J Das Göttliche in der Ehe ist das Bindende, das ein absolutes Recht hat gegen das besondere Belieben. Christus sagt weiter, die Scheidung der Ehe sei von Moses bloß um der Herzenshärtigkeit willen gestattet worden, aber von Anfang an, d. h. der Idee nach, sei es nicht so gewesen.f Nur etwa bei Monarchen kann um höherer Zwecke willen, die den Staat betreffen, die Scheidung der Ehe entschuldigt werden. Durch die christliche Religion ist erst die Ehe in ihr wahres Recht eingesetzt worden. Bei Anträgen auf Ehescheidung ist mit Recht die Zuziehung eines Geistlichen gefordert worden. I In Zeiten der Bildung werden Ehescheidungen häufiger gefordert, durch die Reflexion vermehrt sich die Härte des Menschen, sich in einem substantiellen Verhältnis zu erhalten. Die einfachem Stände, die nicht zu solcher Sprödigkeit und zu so bestimmter Verfolgung besonderer Zwecke gekommen sind, werden seltener das Bedürfnis der Ehescheidung zeigen. In höheren Ständen wird die Ehescheidung häufiger gefordert I
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werden, und es wird hier auch mehr zugegeben werden müssen, daß sie geschieht. Der Gesetzgebung liegt es überhaupt ob, die Ehescheidungen zu erschweren. Es ist der Wille überhaupt, der konkrete Wille als Neigung pp. der Individuen, wodurch die Ehe begründet wird. Die Ehe kann nicht erzwungen I werden. Der Wille kann nun in Ansehung des Ausgangspunktes auch eine eigenwilligere Form haben. Die höhere Bildung macht hier größere Ansprüche. In einfachern Zuständen pflegen wohl die Eltern dafür zu sorgen, daß ihre Kinder versorgt werden. Die Grundbedingung der Ehe ist notwendig wesentlich Sorge der Eltern. Die füreinander Bestimmten liebten sich dann 1 einander, weil sie in die Ehe treten sollten. Der andere Anfang geht mehr von der besondern Neigung der Individuen aus. Im sittlichen Verhältnis ist beides, die Einwilligung der Eltern und die derer, welche in die Ehe treten, gleich wünschenswert. - Die Besonderheit der I Neigung kann nun eine große Ausdehnung haben, und es können hier große Prätentionen stattfinden. Je mehr die Reflexion sich ausbildet, je mehr kann auch diese Besonderheit ausgebildet sein. Der Ausgangspunkt VOn der Sorge der Eltern kann im ganzen als der sittlichere angesehen werden; der andere Ausgangspunkt enthält mehr die Besonderheit und Willkür in' sich. Es kann gesagt werden, es sei der sittlichere Gedanke," überhaupt' eine Frau oder einen Mann haben zu wollen.K In vielen Schilderungen erscheint die Liebe als Leidenschaft, als die ausschließende, göttliche, die in der Ehe herabgestimmt wird. Daß die Liebe überhaupt sich als das I Hohe, Göttliche ansieht, dazu hat sie volles Recht. Als deren Wesen war nun überhaupt das Aufgeben der Persönlichkeit anzugeben", so daß die eigene Persönlichkeit in dem geliebten Orig. sdenn-. 2 Orig. -an-. 3 Komma eingefügt. I
4 Orig. Komma nach -überhaupt-. 5 Orig. saufzugebene
Gegenstande wiedergefunden wird. In einer edeln Natur nimmt die Liebe jenen hohen Charakter an. Die Überwindung des Gefühls ist nun aber weiter, sich in diesem Zustande ausgefüllt zu finden, keinen weiteren Zweck zu kennen. Die Liebe ist nun zugleich eine Leidenschaft, weil diese Unendlichkeit, diese Versenkung in ein Anderes zugleich ein Endliches ist, an eine bestimmte Form gebunden erscheint. Der Mensch hat als Geist nun noch weitere Zwecke für den Staat, die I Wissenschaft und das Allgemeine überhaupt als solches. Die eheliche Liebe wird nun zu dem leidenschaftslosen Element; das Wesentliche des sittlichen Verhältnisses ist beibehalten. Die Leidenschaft ist darum nicht mehr als solche vorhanden, weil die Hindernisse, die früher entgegenstanden, hinweggefallen sind. Als Beschränktes also ist die Liebe Leidenschaft. Weil sie beschränkt ist, so ist in ihr die ganze Totalität, wenigstens der Form nach, enthalten. Es ist in ihr zugleich das 1 Moment des Unterschiedes; es ist deshalb nicht bloß die Einheit vorhanden. In der ehelichen Liebe sind die Trennungen aufgehoben; die in diesem Verhältnis Stehenden leben in dieser Identität ohne Hindernis. Es erwacht wieder I das Bedürfnis der Trennung, das Bedürfnis, andere Zwecke nach außen zu haben. Das Moment des Unterschiedes hat die leidenschaftliche Liebe noch in sich selbst. Gerade das Unbefriedigte ist es, wodurch die Liebe Leidenschaft ist. Von der ehelichen Liebe geht die Tätigkeit nach anderen, weiteren Zwecken aus. Dem Manne gehört vorzüglich diese Richtung nach außen. In der Ehe hat er einen substantiellen Boden für seine EinzeInheit gefunden. Es ist hier eine reale, substantielle Einzelnheit, das Recht des Individuums und dessen Wohl beziehen sich nur auf dessen Besonderheit. - In der ehelichen Liebe ist also das Bewußtsein der vollkommenen Identität, von wo aus das Individuum sich für'K Zwecke einer höheren I I
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Orig. -der-. Orig. radiertes Wort zwischen -für- und -Zwecke-.
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Substantialität bestimmen kann. Der Mann erscheint somit erst in der Ehe wahrhaft begründet. Indem besonders die Liebe als Leidenschaft das Interesse für sich erweckt, so macht dies einen Unterschied aus gegen die Darstellung der Liebe in antiker Form. In neuern Zeiten ist das Interesse der Leidenschaft der Liebe besonders hervorgehoben. Bei den Alten tritt eigentlich Leidenschaft der Liebe erst bei Euripides auf.E In dem Romantischen ist überhaupt das Prinzip der Subjektivität so stark hervortretend; in der alten Welt hingegen ist die Subjektivität nur Form eines allgemeinen Inhalts. Wo die Liebe bei den Alten behandelt wird, da ist es meistens I noch die eheliche Liebe: Hektor und Andromache.f - Die Liebe hat nun allerdings ihr Recht; aber insofern sie als Leidenschaft auftritt, so mischt sich immer eine Besonderheit hinein. Wenn Hindernisse der Leidenschaft der Liebe entgegentreten, so betreffen diese nur das besondere Interesse, nicht die Berechtigung überhaupt. In der Verletzung des Rechts überhaupt wird das Allgemeine verletzt. Ein Allgemeines würde verletzt, wenn ein Individuum gezwungen würde, im ehelosen Stande zu leben. In den antiken Darstellungen sind es sittliche Mächte als solche, die sich aneinander zerschlagen und aufreiben. Wenn die Leidenschaft der Liebe, so z. B. auch in der »Antigone« des Sophokles, vorkommt, so ist I ihre Stelle nur eine untergeordnete." Die Personen, welche in die Ehe treten, sind nicht verschieden überhaupt, sondern ihr Unterschied ist ein realer und bestimmter: Mann und Frau. Weil es hier substantieller Geist ist, der sich in sich unterscheidet, so ist sein Unterschied auch ein wesentlicher, wahrhafter. Es ist die sittliche, geistige Bedeutung des Unterschiedes des Geschlechts aufzufassen. Der Unterschied kann kein anderer sein als der des Begriffs, so daß das eine Geschlecht der Unterschied in sich selbst ist, während das andere die neutrale Einheit darstellt.f Das
Trennende, Entzweiende fällt auf die Seite des Mannes, der sich aber zugleich in dieser Entzweiung erhält. Es I kommt SO dem einen Geschlecht das Fürsichsein zu. Der Mann kann sich im Abstrakten, Verständigen befriedigen, herumschlagen; auf der andern Seite kommt dem Mann die Allgemeinheit zu, die Objektivität überhaupt. Kampf, Feindschaft, Haß hat der Mann zu übernehmen und ihren Widerstreit auszumachen. So kommt dem Mann ferner der Erwerb wesentlich zu; und dann 1 die Objektivität in ihrer eigentlichen Gestalt, die Arbeiten im Staat und in der Wissenschaft und die Zwecke der Kunst. - Die andere Seite ist die der Frau, deren Charakter überhaupt ist, die innere Harmonie des Geistigen und Sittlichen überhaupt zu bewahren. Es ist übrigens hier nicht an die gewöhnliche Psychologie zu denken, wonach I die einzelnen Seelenkräfte als gleichgültig nebeneinander liegende betrachtet werden. Nach dieser Ansicht kann es erscheinen, als ob der Frau gewisse Vermögen des Geistes abgesprochen würden. An eine solche schlechte Trennung ist überhaupt gar nicht zu denken. Der Unterschied kann nur die Art und Weise der Äußerung betreffen. Das eine Geschlecht stellt die geistige Form in ihrer einfachen Gediegenheit dar, während das andere Geschlecht den Gegensatz, das Auseinandergehen der Einheit darstellt. Dem Manne kommt der Kampf, die Spannung gegen die organische Natur und gegen die Welt überhaupt zu. Ebenso gehört ihm mehr die abstrakte Allgemeinheit. I Der Mann kann so überhaupt einseitiger sein als die Frau. Es ist das Verständige als solches, die verständigen Wissenschaften sind mehr Eigentum des Mannes als der Frau. Die Arbeiten nach außen und nach innen fallen dem Mann anheim. Bloße Kenntnisse als solche in ihrer Vereinzelung sind vornehmlich Eigentum des Mannes. Wir Deutschen sind besonders darin groß, vollständige Sammlungen zu machen. Die Frauen I
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begnügen sich dagegen nicht mit solchen abstrakten Kenntnissen. Dasselbe gilt von den Franzosen, die überhaupt mehr Weibliches in ihrem Charakter haben als die Deutschen. Was nun das eigentlich Geniale in der Kunst und in der Wissenschaft und I ebenso in der Wirklichkeit der Welt, dem Staat, betrifft, so ist dies vorzüglich Eigentum des Mannes. Es handelt sich hier überall um ein Allgemeines. Alles Große, was in der Welt hervorgebracht worden ist, alle Epochen in der äußern wie in der innern Weltgeschichte, sind wesentlich durch Männer hervorgebracht worden. Es kann im ganzen von keiner Frau gesagt werden, daß sie Epoche in der Weltgeschichte gemacht habe. Zu solchen großen Erzeugnissen gehört aber eben jene ungeheure Kraft, sich im Gegensatz zu halten. Der große Charakter ist der, welcher einen großen Kampf, einen großen Schmerz, eine unendliche Zerreißung in sich überwunden hat. Mit der bloßen Natürlichkeit werden große Kunstwerke nicht I hervorgebracht. Alle großen Werke der Wissenschaft, der Kunst und der Geschichte setzen jene Entzweiung, jene Abscheidung von sich selbst voraus, die dem einfachen, im Frieden mit sich selbst bleibenden Charakter der Frauen nicht zukommt. Das Vortreffliche bietet dann allerdings wieder den Anblick der Harmonie dar, aber nicht einer unmittelbaren, sondern einer hervorgebrachten. Zum Herrschen, zum Befehlen gehört diese Konzentration der Kraft in sich, diese Konzentration des Charakters, der festhält an seinem Zweck und das Entgegenstehende nicht achtet. Die Frauen sind dagegen das in der innern Harmonie Bleibende, welches einfach wie eine Blume sich entfaltet, ohne Kampf I und ohne Widerstreben. Der Mann bedarf der Anschauung dieser Harmonie, um sich selbst wiederzufinden. Der Mann fängt mit dem Gegensatz an, er macht sich Ideale, geht auf Abenteuer aus. Der jüngling meint anfangs, wenn er in die Welt komme, so müsse es ganz anders werden, er habe bisher nur gefehlt, und fällt dann oft zu dem ganz
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Gewöhnlichen, ja Gemeinen zurück. Bei der Frau ist mehr der Sinn für das Ganze, das Schickliche und Beständige vorherrschend, und hierin ist zugleich eine gemütliche Sorge für das Besondere. Die Frau ist-so konkreter als der Mann, an ihr ist die substantielle Sittlichkeit dargestellt. Die Frau ?at diese Geduld und diese IErgebung, die durch die Reflexion verloren geht. Die Männer sind deshalb mehr verdrießlich als die Frauen, welche überhaupt in der Schönheit des sittlichen Geistes stehen bleiben. Die Frauen haben im allgemeinen viel mehr Ähnlichkeit untereinander als die Männer, die insofern origineller sind. Der eigentümliche Kreis der Frau ist überhaupt die Familie und das Privatleben, die Frau thront in der Familie. Das häusliche Leben und das öffentliche Leben sind überhaupt die beiden Sphären, innerhalb deren das sittliche Leben sich bewegt. Wenn Frauen sich auf studierte Arbeiten einlassen, so geschieht es leicht, daß jener gegenwärtige I Geist, jenes Wachsein für das, was in jedem Augenblick da ist, wodurch die Frauen geziert werden, leidet. - Man wirft den Frauen Eitelkeit vor; die Befriedigung der Persönlichkeit nimmt bei den Frauen diese Richtung. Es ist nicht ein besonderer Zweck, den die Frauen in der Eitelkeit befolgen, sondern ihre Persönlichkeit überhaupt. Die Männer trifft mehr der Vorwurf des Eigendünkels, die etwas Besonderes verfolgen und dieses für etwas Allgemeines ausgeben wollen. - In Rücksicht auf Staatssachen nimmt die Tätigkeit der Frauen leicht den Charakter der Intrige an. Wenn in einem Staate die Frauen zur Regierung I kommen oder die jugend, so ist der Staat krank und geht leicht zugrunde. Die jugend will das Formlose, Ungestaltete, und es wird dabei leicht die Seite des Einzelnen vernachlässigt, deren sich dann die Intrige bemächtigt. - Das Wahre, Substantielle gelangt an die Frau vorzüglich in der Form der Religion. Die Frauen sind im ganzen religiöser als die Männer. Schiller bemerkt, daß das Dasein, das Erscheinen der Frauen überhaupt ihre Tugend '39
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ist, während der Mann sich in den Kampf, in den Zwiespalt begeben, den Frieden mit sich und der Welt brechen muß, um ihn sodann erst wieder zu erobern.f I Die Frauen sind verschiedentlich behandelt worden, zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Völkern; zwischen beiden Extremen die würdige Behandlung. Man hat sich vielfältig bemüht, feste und wesentliche Bestimmungen über die Ehe hinsichtlich ihrer Bestimmung als Monogamie, Polygamie und Polyandrie ausfindig zu maehen. Man hat sich hier hauptsächlich an natürliche Verhältnisse gehalten; allein diese können nicht entscheiden. In sittlicher Rücksicht muß gefordert werden, daß die Ehe wesentlich monogamisch sei. Aus dem oben angegebenen Begriff erfolgt unmittelbar, daß, wenn die Ehe nicht mono gamisch ist, ein Teil wesentlich I verletzt werden würde, denn er erhielte sich nicht auf eine vollständige Weise zurück. Die Innigkeit des Verhältnisses kann nur aus der ungeteilten Hingebung der beiderseitigen Persönlichkeit hervorgehen. Ein Ferneres ist die Frage nach der Zulässigkeit der Ehe unter nahen Blutsverwandten. Man hat das Verbot der Ehe in diesem Grade auf eine Scheu der Natur im allgemeinen begründet. Das hier zum Grunde liegende Gefühl ist aber nicht bloß etwas Instinktartiges, das nicht in die Form des Gedankens erhoben werden könnte. Wir sehen, daß das in der Ehe stattfindende Auslöschen der Person eine freie Hingebung ist, eine Art der Freiheit überhaupt. Es soll also die eheliche I Verbindung Sachedes freien Willens sein. Blutsverwandte sind dagegen durch die Natur schon vereinigt, natürlich identisch. Nach der Natur des Begriffs sollen sich solche verbinden, die vorher getrennt waren, eine Ehe soll gestiftet werden durch den völlig freien Willen. Der Begriff enthält überhaupt dies, daß das ursprünglich Ungleiche identisch gesetzt wird.
Die über die Ehe vorgetragenen Bestimmungen könnten nun auch in anderer Form ausgesprochen werden, wie dies bei einem jeden Kapitel bemerkt werden könnte. Jene Bestimmungen können aus dem Gesichtspunkt des Rechts und der' Tugend betrachtet werden. Allein I es ist überflüssig, diese 5 Formen zu wiederholen. Die Ehe ist als ein sittliches Verhaltais ein! Verhältnis der Gesinnung. Es ist insofern möglich, daß die sittliche Empfindung in den Ehegatten sich schwächt, und die Ehe ohire\ Gesinnung ist eine leere Äußerlichkeit, die sie nicht sein soll. 10 Die Ehe macht überhaupt die substantielle Grundlage des Staats in Beziehung auf die Individuen aus. Auf diese kann der Staat sich eigentlich nur verlassen, insofern sie in dem Verhältnis einer solchen sittlichen Einheit stehen", wie die Familie ist. Als vereinzelte Individuen sind sie unstet und '5 unzuverlässig. Das Innere der Persönlichkeit erscheint durch die Ehe als ein Befestigtes. In der I Familie ist die Gewißheit, die reine Einzelnheit, nicht mehr dieses Unstete und Abstrakte. Die Seite der Empfindung ist durch die Ehe zu einem Objektiven, Befestigten und Sittlichen geworden. Der Staat 20 hat also das Interesse, daß seine Organe nicht ein so Schwankendes und Willkürliches sind wie die ehelosen Individuen. In der älteren Geschichte kommt es oft vor, daß Staatsrevolutionen durch Verletzung des Verhältnisses der Ehe entstanden sind. (Trojanischer Krieg: HelenaE • Vertreibung der 25 Könige aus Rom: Lucretiaf.)! Es muß eine sittliche Autorität vorhanden sein, die das Recht der Ehe behauptet gegen die Willkürlichkeit und die Meinung der Individuen. Diese Autorität hat indes zu unterscheiden zwischen I der bloßen Willkürlichkeit und Veränderlichkeit und der totalen Ent- 30 fremdung der Gemüter. Im letzteren Fall muß allerdings eine Trennung stattfinden können. I
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-der- eingefügt. Orig. -im-.
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b. Eigentum der Familie
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Die Familie muß im allgemeinen Eigentum haben wie die Person. Weil aber die Familie nicht eine abstrakte Person ist, so tritt auch für das Eigentum die Bestimmung ein, daß es ein sicherer, fortdauernder Besitz sein soll. Das Bedürfnis ist hier nicht mehr bloß ein abstraktes Bedürfnis, nicht Eigensucht und Begierde. Es ist ein sittliches Ganzes, für welches gesorgt werden muß. Als ein Gemeinsames erhält das I Eigentum jetzt einen sittlichen Charakter. Wir sehen in der Geschichte der Staaten immer vorzüglich diese beiden Momente hervorgehoben, daß die Ehe eingeführt worden ist und mit der Ehe festes Eigentum, besonders Grundbesitz. Die bloß einzelnen 1 Personen respektiert man schon in der Vorstellung weniger; daß für eine Familie gesorgt werde, wird schon in der Vorstellung als etwas Notwendiges betrachtet. - Das Vermögen kann gedoppelter Art sein, Grundbesitz und die Bedürfnisse anderer''. Daß dem Mann die Verwaltung des Familienvermögens hauptsächlich zukommt, geht aus dem früheren hervor. Die Glieder der Familie sind nicht Personen gegeneinander, und sie sollen also i deshalb auch eigentlich kein besonderes Eigentum haben. - In der römischen Gesetzgebung war die Bestimmung besonders herrschend, daß das Vermögen der Eheleute getrennt blieb; das Vermögen der verstorbenen Frau fiel nicht allein dem überbliebenen Mann nicht zu, sondern selbst den Kindern nicht; es fielvielmehr an die Familie der Frau zurück. Es ist nun ein durchaus unsittliches Verhältnis, daß die Frau ein eigenes Vermögen behalten soll. Das Eigentum der Familie zu einem festen und bleibenden zu machen, hat eine politische Bedeutung, die später betrachtet werden wird. Bei der Festmachung eines Vermögens ist es eine natürliche Folge, daß die Töchter entweder I von der Erbschaft ausgeschlossen werden oder nur einen I
Orig. -einzelne-.
geringen Teil bekommen. Dies ist eine Willkür, die der Staat nicht zu garantieren braucht. Ihm ist es nicht um diese oder jene Familie, sondern nur um die Familie überhaupt zu tun. Bei dem Bestreben, dem Vermögen eine solche äußerliche Festigkeit zu geben, wird auf die eigene Tätigkeit und Regsamkeit der Individuen Verzicht getan; diese werden gewissermaßen glebae! adscripti". Die Nichtverschuldbarkeit, welche in einer Rücksicht als vorteilhaft erscheint, ergibt sich in anderer Hinsicht wieder als durchaus nachteilig.
c. Auflösung der Familie überhaupt, Erziehung der Kinder! I In den Kindern wird den Eltern ihre sittliche Einheit wirklich. Die Kinder sind zunächst ein Geschlechtsloses, in dem die Differenz noch nicht hervorgetreten ist. Die Kinder sind Mitglieder der Familie, und sie haben so das Recht, ernährt und erzogen zu werden. Ihre Eltern haben nun Gehorsam von ihnen zu fordern und auch Dienste, aber nur so, wie sie das Verhältnis der Familie mit sich bringt. Allein die Eltern haben kein Recht, ihre Kinder als Sklaven zu betrachten, wie dies nach dem römischen Rechte der Fall ist. Der beschließende Wille fällt noch außerhalb der Kinder, und diese sind den Eltern deshalb Gehorsam schuldig. Das Recht der Eltern gegen die Willkür der Kinder hat nur den Zweck, diese Willkür, I als ein Unvernünftiges, zu brechen und in Zucht zu nehmen. Die Strafen der Kinder haben gleichfalls nicht die Bedeutung, daß an ihnen das Recht wirklich werde, sondern es ist dabei nur auf die Zucht des Kindes abgesehen. Das Bestrafen ist hier wesentlich subjektiver, moralischer Natur. Der Zweck der Erziehung der Kinder ist überhaupt, sie zu I
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selbständigen Personen zu machen. Die Kinder sind zunächst an sich frei, aber nur an sich; das, was sie an sich sind, frei 1, das sollen die Kinder ferner auch für sich werden. So haben die Kinder einerseits ihre positive Heimat in der Familie, aber andererseits haben sie dagegen auch eine negative Richtung, indem I sie zur Selbständigkeit bestimmt sind. Im Leben in der Familie soll das Sittliche als eine Grundempfindung in den Kindern hervorgebracht und befestigt werden. Es ist wesentlich, daß jemand die Sittlichkeit zuerst als unbefangene Liebe und Zutrauen erkenne. Deshalb muß es immer ein Unglück genannt werden, wenn jemand in seiner ersten Jugend des Lebens in der Familie entbehrt. Das Verhältnis des Kindes Zur Mutter ist besonders das der Liebe; ein Kind, das seine Mutter früh verliert, hat noch mehr verloren, als wenn es den Vater früh verliert. - Die negative Seite ist nun, daß das Kind aus dieser Form der bloß unmittelbaren I Sittlichkeit treten, daß es für sich werden muß. Das Kind soll selbständig werden, eine freie Persönlichkeit. Das Kind hat selbst das Gefühl des Kontrastes in 2 sich; auf der einen Seite hat es das unbegrenzte Zutrauen zu seinen Eltern, auf der andern Seite aber will es groß werden und ist nicht befriedigt in seiner Kinderwelt. Es ist deshalb eine schiefe Ansicht in der Pädagogik, daß man den Kindern durchaus ihren Zustand als einen der Befriedigung vorstellen und ihn zu einem solchen machen müsse.
Dies ist die spielende, kindische'' Pädagogik; die Erwachsenen werden den Kindern verächtlich, die nur immer kindisch mit ihnen sich benehmen. Jene Pädagogik verunreinigt den eigenen Trieb der Kinder, I der sie treibt, weiterzukommen. Das andere ist dann, daß die Kinder durch eine solche Behandlung das Interesse verlieren an etwas Höherem, Substantiellem. Dies ist die sittliche Auflösung der Familie, daß I
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Orig. -das, was sie an sich frei sind-. Orig. -an-.
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die Kinder selbständig werden und fähig, eine eigene Familie zu stiften. Die neue Familie, die sie stiften, wird dann das aus ihrer sittlichen Freiheit hervorgehende Erzeugnis. Nach dem römischen Recht waren auch die majorennenf Söhne nicht eigentumsfähig, nur ein peculium castrense" war ihnen zugestanden. Es gehört dies zu den ganz unsittlichen Bestimmungen des römischen Familienrechts überhaupt. Es ist eine überflüssige und saure Mühe, diese Konsequenz, mit der jene Verhältnisse I bei den Römern ausgesponnen sind, diesen Plunder, immer noch zu studieren. Eine natürliche Auflösung der Familie führt der Tod der Eltern herbei. Dies begründet das Erbschaftsverhältnis. Da die Mitglieder der Familie als gemeinschaftliche Teilhaber des Familienguts erscheinen, so ergibt es sich, daß die Kinder durch die Erbschaft nicht ein neues Eigentum akquirieren. Fichte und einige andere haben den Grund des Erbrechts auf eine andre Weise darzutun gesucht. Es wurde so gesagt, das Eigentum eines Verstorbenen werde eigentlich herrenlos, und es sei die positive Gesetzgebung, die den gewöhnlichen Zufall, daß die Verwandten das hinterlassene Gut eines Verstorbenen I in Besitz nehmen, zur Regel mache.I Dies ist eine nur äußerliche Darstellung. - Der allgemeine Grund des Verhältnisses ist der oben angegebene. In der bürgerlichen Gesellschaft, wo die Selbständigkeit der Personen die wesentliche Bestimmung ist, treten die Glieder der Familie bald auseinander; die Geschwister werden Häupter der Familie, und es sind eine Menge von Interessen, nach denen 1 jedes Mitglied der Familie sich jetzt fixiert. Mit der individuellen Selbständigkeit tritt überhaupt die Willkür ein, über sein Vermögen nach bloß subjektiven Zwecken zu schalten. Eine Folge dieser Willkür ist danrr', daß dieselbe so weit anerkannt wird, daß auch die auf den Fall I des Todes getrofI
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fenen Bestimmungen anerkannt werden. Zugleich muß diese Willkür auch durch die erste Grundlage des Erbschaftsrechts beschränkt werden. Dies ist die Bestimmung, daß die Eltern den Kindern ein Pflichtteil machen müssen. Man kann die 5 Befugnis zu testieren so ansehen, daß ein Individuum sich gleichsam eine geistige Familie gemacht hat, einen Kreis von Freunden und Bekannten, und daß die testamentarische Disposition nichts anderes ist als eine Erklärung: dies ist meine geistige Familie, die nach meinem Todesfall in mein 10 Vermögen treten soll, das nach dem Sinn unserer Verbindung eigentlich schon ein gemeinsames ist. Nur so betrachtet gewinnt die Befugnis I zu testieren einen vernünftigen Sinn'. Die Willkür, über sein Eigentum nach dem Tode zu verfügen, hat sonst überhaupt nichts Sittliches. Die Befugnis, Testa15 mente zu machen, hat, wenn sie zu ausgedehnt ist, nur eine Verletzung sittlicher Verhältnisse zur Folge, niederträchtige Bemühungen, um eine Erbschaft zu erschleichen, und schmähliche Abhängigkeit, in der solche, die einer Erbschaft warten, gehalten werden können. - Die weite Ausdehnung, 20 die diese Befugnis zu testieren im römischen Recht hat, muß sonach verderblich genannt werden. - Vermächtnis eines Kaufmanns, zufolge dessen der Erbe täglich die Londoner Börse besuchen mußte. Diese Bedingung wurde dem Erben so lästig, daß er das große Vermögen, das I ihm anheimgefal25 len war, aufgab. Die Seite der Erbschaft ist überhaupt eine der schmutzigsten und häßlichsten Seiten der Menschen im Verkehr miteinander. Die Familie löst sich also auf, sie geht auf natürliche Weise in eine Menge von Familien auseinander. Diese Familien verhal30 ten sich zueinander als selbständige Personen. Das nächste ist also, daß wir das Verhältnis solcher Personen zueinander betrachten. Es mögen nun viele Familien von einem gemeinsamen Stamme ausgehen, oder es mögen fremde Familien I
-Sinn- eingefügt.
miteinander in Verkehr treten. Eine solche Vielheit der Familien macht überhaupt das aus, was man bürgerliche Gesellschaft nennt. I
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Die bürgerliche Gesellschaft
Man kann die bürgerliche Gesellschaft auch als Staat betrachten, aber dies ist bloß der Notstaat. - Der innere Übergang der Familien zur bürgerlichen Gesellschaft ist der Übergang des Begriffs. Die Familie erschien als substantielle Einheit, die in sich noch nicht zum Gegensatz übergegangen war. Die in der Familie stattfindenden Unterschiede sind noch nicht Unterschiede des Gedankens. Der Begriff des Sittlichen muß seine Momente realisieren, und die Sittlichkeit muß sich insofern verlieren. Die konkrete Person erscheint jetzt als besonderer Zweck für sich, und die Allgemeinheit ist von ihr verschieden, steht ihr gegenüber. I Mit der bürgerlichen Gesellschaft ist das Prinzip des Eigennutzes gesetzt; jeder ist sich selbst Zweck. Sodann aber sind diese Differenten zugleich identisch; jedoch sind sie dieser Identität sich nicht bewußt. Denn Einheit und Allgemeinheit ist nur eine innere; das Verhältnis der Einzelnen ist nicht ein Verhältnis der Freiheit, sondern der Notwendigkeit. Sie sind aufeinander bezogen wider ihr Wissen und wider ihren Willen. Die Besonderheit verliert sich so in sich. Ich als Besonderes habe meinen Zweck und meine Bedürfnisse und sorge nur für mich. Aber ich bin nicht so isoliert, ich kann meine Bedürfnisse nur befriedigen in Beziehung auf andere. Die anderen sind für mich ein Undurchdringliches. Diese I Beziehung auf andere ist eine Beziehung der N orwendigkeit. Ich muß mich fügen, denn ich kann meine Bedürfnisse nicht befriedigen ohne die Hilfe der andern, und ich bin dadurch in der Abhängigkeit von andern. Es ist dies überhaupt die Sphäre der Abhängigkeit und der
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Not. In dieser Abhängigkeit liegt nun die an und für sich seiende Identität zugrunde derer, die sich zueinander verhalten. Alle, als absolut Besondere gegeneinander, würden sich nur wie die Tiere gegeneinander verhalten. Die daseiende Alls gemeinheit tritt nun ein. Indem ich mich nur durch den Willen anderer in meinen Bedürfnissen befriedigen kann, so bin ich für die andern, muß sein, was sie wollen, und muß mich ihrer Vorstellung'f fügen. Darin liegt überlhaupt, daß ich von meiner Besonderheit abgehen und mich setzen muß in die 10 Weise der Übereinstimmung. Ich muß mir so die Form der Allgemeinheit geben, mich für die andern zu etwas machen. Dadurch stumpfe sich die Zufälligkeit, das bloß besondere Belieben, gegenseitig ab. Es isr' hier nicht mehr wie in den Familien, wo ich gelte durch das, was ich unmittelbar bin. In 15 der Familie ist es das Band der Liebe, welches die Individuen auf ganz subjektive Weise verbindet. Hier tritt also in diese Sphäre der Besonderheit wesentlich das Moment der Allgemeinheit ein; diese wird hier in einem Dasein verwirklicht. Diese Allgemeinheit ist indes nur noch die formelle, und es ist 20 der Verstand, der hier geltend ist. Das bloß Unmittelbare, die I Empfindung, die Subjektivität wird hier abgearbeitet. Dieses ist daher überhaupt die Stufe der Bildung, die darin besteht, daß das Besondere in die Form der Allgemeinheit umgewandelt wird. Es sind in dieser Verrnittelung zwei 25 Momente: Ich sorge für mein Wohl, erreiche mein Interesse in Vermittelung mit andern, die ebenso für ihr Wohl sorgen; zugleich tritt aber auch das Moment der Allgemeinheit ein, als Schein der Vernünftigkeit. Diese Allgemeinheit macht so das Moment der Rückkehr, der scheinenden Freiheit aus; dies 30 ist die versöhnende Seite dieser Sphäre. Nach der Seite der Besonderheit ist sie überhaupt die Sphäre der Willkür und der Zufälligkeit, der sittlichen, moralischen wie der I äußerlichen I
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Orig. -Darscellung-. .is« eingefügt.
Zufälligkeit. Damit ist dieses zugleich die Sphäre der Not, indem ein jedes Individuum abhängig ist vom andern. Es ist hier die Sphäre, worin alles Besondere sein Ergehen und sein freies Spiel hat; wohlwollende und übelwollende Neigungen finden hier auf gleiche Weise ihren Platz. Es kann hier das Elend und das Verderben hervorbrechen. In dieser Sphäre der Abhängigkeit und der Not ist also das Versöhnende der Schein der Vernünftigkeit. Wir stehen hier an der Entfremdung der Sittlichkeit. Es sind gegen diese Sphäre teils gerechte Klagen und mehr noch Deklamationen gerichtet worden über das Verderben und die Not, die über die Menschen hereingebrochen sind dadurch, daß sie in Gesellschaft getreten sind. Edle und große Gemüter, wie Rousseau, I haben durch den Anblick des vielfältigen Elends, zu dem die bürgerliche Gesellschaft sich steigern 1 kann, wohl allerdings zu Klagen über die bürgerliche Gesellschaft aufgefordert werden können.P In patriarchalischen Staaten ist dieses Moment noch gat nicht vorhanden; das Hervortreten desselben in den Staaten des Altertums führte zugleich den Untergang derselben herbei. Die alten Staaten, welche auf der sittlichen Einheit des Glaubens und des Zutrauens beruhten, konnten eine solche Entzweiung nicht ertragen und mußten darunter zugrunde gehen. Es gehört dazu eine höhere Form der Staaten. Es ist bereits früher bemerkt worden, daß es dieses Moment ist, was in der Platonischen Darstellung des Staats fehlt. E Platon hat das I Wesen des Staats erkannt, aber nur unter der Form seiner Zeit. Er sucht das Prinzip der einzelnen Persönlichkeit deshalb ganz aus dem Staate zu entfernen. Deshalb gestattet er auch kein Privateigentum und kein Familienleben. Der Platonische Staat ist insofern allerdings einseitig zu nennen. Er hat nicht diese Wirklichkeit, welche das Prinzip der unendlichen Persönlichkeit vereinigen kann mit der substanI
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tiellen Einheit des Ganzen. Diese substantielle Einheit ist überhaupt die Grundlage des Staats. Was das Prinzip der griechischen Welt ausmachte, hat Platon richtig gefaßt; den weiteren Fortschritt dieses Prinzips erkannte er nur als Verderben, und dieses suchte er zu entfernen. Die Individuen erscheinen auf I dieser Stufe nur alsPrivatpersonen, als bourgeois. Das Recht des besondern Willens ist es, was die Menschen besonders unter der Freiheit zu verstehen pflegen. Bürgerliche Freiheit soll so sein, nicht beschränkt zu 1 werden in seiner Neigung, seiner Willkür, der Ausübung seiner Geschicklichkeit usf. Dieses Recht der Besonderheit ist nun das, was im patriarchalischen Verhältnisse nicht stattfindet. Dem orientalischen Leben ist diese Besonderheit überhaupt fremd. Vorzüglich in den modernen Staaten tritt diese Sphäre hervor. Indem man jenes Freiheit nennt, so hat man einerseits recht, denn es ist Freiheit, aber nur Freiheit der Besonderheit; andererseits weiß man aber nicht, daß diese Freiheit auch zugleich die höchste Abhängigkeit ist. Die Besonderheit I ist ein Inhalt, der nicht ein Inhalt der Freiheit ist. Notwendigkeit und Freiheit sind hier im Kampfe miteinander; eins schlägt immer um in das andere. Die Freiheit wird zur Notwendigkeit und Abhängigkeit und diese wieder zur Freiheit. Diese Freiheit ist aber eben deshalb nicht wahre Freiheit. Die Selbstsucht, die sich befriedigt, gibt sich zugleich auf und bewirkt das Gegenteil ihrer selbst, die Allgemeinheit. Dieses Umschlagen, diese Dialektik ist das Vernünftige, das Übergehen des Einen in das Andere. Indem die Privatpersonen ihren Zweck suchen, so ist dies zugleich vermittelt durch das Umschlagen in das Allgemeine, und die Individuen sind dadurch genötigt, sich um das Allgemeine zu bekümmern. Es tritt das Bewußtsein auf diese Weise hervor, daß nur durch das Allgemeine das Besondere erhalten und befriedigt I werden kann. Für das Bewußtsein der besonderen 1
)zu< eingefügt.
Zwecke ist nun die Bestimmung des Verhältnisses anders als für das vernünftige Erkennen. Das Besondere ist hier Zweck, und das Allgemeine ist nur MitteL Die Form der Allgemeinheit wird nicht als solche erstrebt. In der vernünftigen Erkenntnis ist das Allgemeine der Zweck und die Besonder- 5 heit nur das Mittel. Es zeigt sich hier das Scheinen der Vernünftigkeit in dieser Sphäre. Im Allgemeinen geht das Abtun der Besonderheit als eine notwendige Wirkung hervor. Dies ist überhaupt das Versöhnende in dieser Sphäre. Wenn man die Verächtlichkeit oder wenigstens die Gleich- 10 gültigkeit der besondern Zwecke auf der einen Seite betrachtet als etwas Unwürdiges, so liegt doch auf der anderen 1 Seite darin, daß auch das Allgemeine dadurch I hervorgebracht 241 wird. Es ist dies überhaupt der Prozeß, wodurch das Besondere dem Allgemeinen eingebildet, wodurch dem sittlichen 15 Zweck der Boden bereitet wird. Damit der an und für sich seiende Zweck nicht bloß ein Gedachtes sei, so muß er die Besonderheit zu seinem Boden haben. Dieser Boden muß, so gut er kann, in die Form des Allgemeinen erhoben werden. Diese zweite Sphäre ist überhaupt die Sphäre der äußerlichen 20 Wirklichkeit. Es ist also hier die Stufe der Objektivierung. Es ist hier einerseits die Wirklichkeit als solche, und diese ist nur der Wille und die Meinung der Individuen. Daß nun dieses ein angemessenes Element sei für das Dasein der sittlichen Freiheit, dazu muß der Wille nicht ein natürlicher bleiben, 25 sondern er muß ein allgemeiner werden. Es sind nun hier folgende drei I Stufen zu betrachten: 242 I. Das System der Bedürfnisse und ihre Befriedigung, so daß diese vermittelt sind durch die Arbeit des Einzelnen und die Arbeit aller übrigen und die Befriedigung ihrer Bedürfnisse. '0 Die Individuen müssen sich so die Form der Allgemeinheit geben. 2. Das Hervortreten des substantiell Allgemeinen darin. I
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Beim System der Bedürfnisse tut das Allgemeine sich nur als eine Form hervor, es geht aber weiter auch auf seinen Grund zurück, und dieser ist das Recht, und zwar nicht mehr das bloß abstrakte Recht, sondern das sich objektivierende Recht oder die Rechtspflege. 3. Die Totalität der beiden ersten Momente; die umfassende Vorsorge für das Besondere. Dies kann nur eine äußerliche Sorge sein, eine äußere Ordnung, das, was von Fichte I und andern als der Notstaat ist dargestellt worden'', auch als' der Polizeistaat.
a. Das System der Bedürfnisse
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Das System der Bedürfnisse geht von der Person in ihrer ganzen Besonderheit aus. Dies ist eigentlich erst das, was wir Mensch nennen. Es ist also hier im Grunde zuerst vom Menschen die Rede. Die Befriedigung des Individui ist hier vermittelt; seine Tätigkeit ist es, die die Subjektivität in die2 Objektivität übersetzt. Indem der Mensch sich so auf andere bezieht, so ist er einerseits abhängig von denselben. Die Befriedigung der Bedürfnisse systematisiert sich nun weiter. Die Bedürfnisse und die Mittel, sie zu befriedigen, bilden Massen, die eine Wirkung aufeinander haben. Es tut sich hier eine Notwendigkeit und ein Systelmatisieren hervor. Die Betrachtung von allediesem ist Gegenstand einer besondern Wissenschaft, der Staatsökonomie. Dies ist eine zwar äußerlieh empirische Wissenschaft auf der einen Seite', aber zugleich ist auch ein Höheres darin, und die Gesetze des Verkehrs anzugeben ist eine wichtige Wissenschaft, die erst in I
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-als- eingefügt. Orig. -der-.
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neuern Zeiten ihre Entstehung erhalten hat. Wir haben also als Menschen Bedürfnisse überhaupt, Bedürfnisse wie das Tier. Zugleich unterscheidet sich aber der Mensch vom Tiere. Dieses hat nur einen ganz beschränkten Kreis von Bedürfnissen und von Mitteln, sie zu befriedigen. Die Menge von Bedürfnissen ist nicht ein Übel, nicht ein Unglück, sondern sie kommt nur aus der Vernünftigkeit her. Die Unterscheidung der Bedürfnisse beruht nun auf dem I Fixieren der Unterschiede in ihrer Bestimmtheit; dies ist überhaupt das Verständige. Mit der Vervielfältigung der Bedürfnisse vervielfältigen sich auch die Mittel der Befriedigung. Es tritt hier die Reflexion des Verhältnisses von Mittel und Zweck ein. Die Mittel selbst werden dann wieder zu Bedürfnissen. So vervielfältigen sich Mittel und Bedürfnisse gegenseitig. Dies ist überhaupt der Charakter der Vervielfältigung. Das Nähere der Bedürfnisse geht uns hier nichts an. Zu den Bedürfnissen gehört auch das, was man Bequemlichkeiten des Lebens nennt. Diese sind nicht unmittelbar Bedürfnisse. Man kann es zum Gegenstand der Deklamation machen, gegen die unendlich vielen Bedürfnisse zu sprechen. Es ist hier keine immanente Grenze. Überhaupt ist es sehr ungeschickt, I wenn man gegen die Bequemlichkeiten des Lebens deklamiert. Die höheren Stände, die geistigen Bedürfnissen sich widmen, müssen über die Unbequemlichkeiten des Lebens sich leichter hinweghelfen können. Eine Uhr kann man einen Luxusartikel nennen, und in einfachen Verhältnissen kann solche sehr wohl entbehrt werden; nicht aber im verwickeltern Verhältnisse. Es gibt so eine Menge von Bedürfnissen und Bequemlichkeiten, die das geistige Leben unendlich erleichtern. Eine Menge Bedürfnisse entstehen dadurch, daß man sich von den physikalischen Verhältnissen unabhängig macht. So verwahrt man sich gegen den Einfluß der jahreszeiten, dem die Tiere unmittelbar unterworfen sind. Der Mensch ist überhaupt von Natur hilfloser gemacht
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als das Tier; viele I Tiere haben den scharfen Geruch, wodurch sie sich ihre spezifischen Nahrungsmittel leicht auffinden pp. Es ist dies nun nicht eine Zurücksetzung, sondern weil der Mensch auf das Geistige angewiesen ist, so muß auch alles, was mit ihm in Beziehung kommt, mehr den Charakter des durch ihn Erzeugten haben. Der Mensch schläft nicht auf dem Boden; wenn es auch nicht das unmittelbare Bedürfnis erheischt, so macht er sich doch ein Lager. So genießt der Mensch seine Speisen nicht roh, sondern er muß sie erst zubereiten. Menschen, die einer härteren Lebensweise angehören, können sich auch mit roheren Speisen begnügen. Wer an ein geistiges Leben gewiesen ist, der muß die körperliche Bildung bis auf einen gewissen Grad nachsetzen. Viele Bedürfnisse liegen nun in einer höheren Weise der I Kultur. Gewöhnlich haben solche Bedürfnisse einen weiteren, allgemeinen Grund, nicht bloß die persönliche Annehmlichkeit. So ist es mit dem Tee- und Kaffeetrinken. wogegen Ärzte, Finanziers, Geistliche sich vielfältig aufgelehnt haben. Man kann nun allerdings von solchen Bedürfnissen sich befreien (wie z. B. jetzt eine gewisse Klasse von Menschen in England sich des Bieres u. dgl. enthalten), und man kann moralische und ökonomische Gründe dafür haben. Dies ist die Sache der Einzelnen. Bei den Bemühungen, so etwas abzustellen, ist immer die Täuschung vorhanden, durch den Willen aller Einzelnenvkönne so etwas beseitigt werden. Alle Einzelnen, das Kollektive, ist aber etwas anderes als die Einzelnen selbst. In der Allgemeinheit liegt, daß ein I Moment der Notwendigkeit vorhanden ist. Daß nun Bedürfnisse entbehrt werden können, dies ist allerdings der Fall. Man hat in Deutschland zu einer Zeit gelernt, den Kaffee zu' entbehren, und dies geht mit solchen Bedürfnissen immer hin und her. Man meint wohl, es werde durch Entsagung des Kaffees viel erspart; I
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>zu< eingefügt.
gleichwohl hat es sich gefunden, daß gerade der Kaffee für das gemeine Volk viel Wohltätiges hat und verhältnismäßig kein so teurer Genuß ist. Die Bedürfnisse beziehen sich nun zunächst auf das Individuum als solches, jeder ißt und trinkt für sich. In die' besonderen Weisen, die Bedürfnisse zu befriedigen, mischt sich aber sofort die Reflexion ein, inwiefern man dem andern gleich ist oder nicht. So haben die Bedürfnisse etwas Gesellschaftliches, und es I tritt hier gleich die Allgemeinheit hervor. Hier zeigt sich die Mode. So sehr man nun gegen die Modesucht sprechen kann, so ist nicht zu verkennen, daß das Moment der Allgemeinheit darin enthalten ist. Bei einer Menge von Bedürfnissen und deren Befriedigung gibt es keine bessere Bestimmung, als es so zu machen wie die andern. Es ist vielfältig nicht der Mühe wert, über solche Dinge nachzudenken. Gerade dadurch, daß man es in solchen Dingen macht wie die anderen, so beweist man seine Gleichgültigkeit dagegen. Es gibt schon Leute, Schneider u. dgl., die um ihrer Subsistenz willen es sich zur Angelegenheit machen, über solche Dinge nachzudenken. Der Mensch bekommt nun so allerdings eine Menge von Bedürfnissen, die ein Moment I der Meinung in sich haben. Damit ist eben dies vorhanden, daß der Mensch nicht mehr von der Naturnotwendigkeit als solcher abhängt, sondern er hat ein Verhältnis zu einer selbstgemachten Notwendigkeit, und hierin liegt ein Fortgang zur Befreiung. Alles dieses zusammen ist es nun, was wir den Luxus nennen; dieser begreift überhaupt eine Seite des äußerlichen Verhaltens, wo die Zufälligkeit und Willkür, Meinung u. dgl. ihr Spiel hat und sich herumtreibt. Das Hervortreten des Luxus ist eine notwendige Erscheinung; er hat das Moment der Befreiung in sich, daß der Mensch sich auf eine allgemeine Weise und überdies nicht zur unmittelbaren Naturnotwendigkeit verhält. Das Individuum hat durch das Bedürfnis die AbhängigI
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keit von landernSelbständigen. Das Bedürfnis befriedigen heißt, es sich zu einem Wirklichen machen. Das Individuum muß also die Außenwelt seinem Bedürfnis angemessen machen. Die Partikularisation der Bedürfnisse führt auch eine Partikularisation der Arbeit mit sich. Die Mittel sind nicht vorhanden als unmittelbare Naturdinge, sondern sie sind Eigentum anderer und müssen von diesen erworben werden. Dadurch verhält sich der Mensch überhaupt zum Menschlichen, die Mittel zur Befriedigung der Bedürfnisse sind ein Geformtes, Bearbeitetes. Der Mensch ist so nicht bei einem unmittelbar Natürlichen. Diese Vermittelungen spinnen sich sehr ins Weite aus. In seinen Kleidern konsumiert jeder die unmittelbare Arbeit einer großen Menge VOn Mensehen. Diese Arbeit hat wieder zu ihrer Voraussetlzung viele Arbeiten ganz anderer Art. Was in unserer Konsumtion den meisten Wert hat, das ist menschliche Arbeit. Der unmittelbare Stoff ist nur ein Geringes dagegen. Dieses Arbeiten überhaupt ist nun eine Not. Die Not, sagt man, lehrt beten; das geht uns hier nichts an. Aber was die Not gleichfallslehrt, das ist das Arbeiten. Der Mensch wird so aus sich herausgerissen. Die Not ist zunächst nur ein Subjektives, ein innerer Gegensatz, daß ich das, was an sich in mir ist, nicht in seinem Dasein habe und besitze. Dieser innere Gegensatz wird nun zu einem äußern. Die Not ist es also, die mich in den Gegensatz gegen die Außenwelt überhaupt bringt. Als Not ist dieses zunächst eine blinde Macht, die mich treibt. Auf diesen Gegensatz muß sich nun das Interesse I richten. Ich muß denselben zu dem meinigen machen, ich muß den Geist darauf wenden, und dieser tritt damit in den Gegensatz ein. Um mir den Gegensatz zu erwerben, muß ich mich zunächst auch theoretisch damit beschäftigen. Es ist also überhaupt durch die Not, daß wir in den Gegensatz gerissen werden. Dies heißen wir einerseits Not, betrachten es als etwas, das I
nicht sein soll, und wir haben ganz recht daran, denn der Gegensatz soll aufgehoben werden. Aber in der gewöhnlichen, nicht denkenden Vorstellung nimmt man es so, daß die Not überhaupt nicht sein sollte. Die Not ist indes nicht nur äußerlich notwendig, sondern auch innerlich. Durch die Not 5 ')If~ die Bedürfnisse wird der Mensch aus der dumpfen I Ge255 gensatzlosigkeir gerissen. Je natürlicher der Mensch ist, desto mehr ist er dem tierischen Zustande nahe. Der Gegensatz ist notwendiges Moment des Bewußtseins. Näher müssen nun die Mittel, die Bedürfnisse zu befriedigen, dargestellt wer- 10 den, und das Denken wird so zu einem verständigen Denken, das die Mittel in Beziehung auf diesen bestimmten Zweck denkt. Dies ist die nächste Seite der Bildung, die in der Arbeit liegt; Festhalten der Unterschiede, Bestimmung des allgemeinen Vorstellens überhaupt. Erst insofern der Mensch einen 15 bestimmten Zweck hat, verwirklicht er sich, die Bestimmtheit ist die Seite des Daseins. Unmittelbar damit verbunden ist wieder die Übersicht über diese Mannigfaltigkeit der 256 Unterschiede. Der Mensch lernt so I verwickelte, mannigfaltige Unterschiede auffassen und überblicken. Man braucht 20 nur auf Menschen zu sehen, die in einfachen Verhältnissen leben. Der Kreis von Vorstellungen, die diese Menschen haben, ist sehr geringfügig. Sinnliche Vorstellungen sind hier das meiste, wenig Kombinationen, die Verbindungen ausdrücken von einer Mannigfaltigkeit von Verhältnissen. Sol- 25 ehe Menschen haben große Mühe, von einer Vorstellung Zur andern überzugehen. Die Vorstellungen klingen bei ihnen gewissermaßen lange nach. Bei gebildeten Menschen, in verwickelten Lebensverhältnissen, findet es sich ganz anders'. Das Heimweh, welches z. T. seinen physikalischen Grund 30 hat, hat auch wesentlich den geistigen Grund, daß die Menschen gleichsam unterdrückt werden' durch die Mannigfaltigkeit von Gegenständen. I 257
Orig. -anderm-.
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Orig. -Anderes-.
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-werdene ergänzt aus drei undeutlichen Buchstaben.
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Die formelle Bildung, die der tiefern geistigen Bildung vorausgehen muß, geht also aus jener Mannigfaltigkeit von Bedürfnissen hervor. Die Bildung zur Arbeit besteht zunächst im allgemeinen überhaupt in dem Verlangen zur Tätigkeit. Die Wilden sind faul; so lagen die alten Deutschen viel auf der Bärenhaut. Wenn man den Gebildeten vergleicht mit dem Ungebildeten in Ansehung seiner Tätigkeit, so kann man wohl sagen, jener erlebt in einem Tage mehr als dieser in seinem ganzen Leben. Das Individuum, indem es sich zu den Naturgegenständen verhält, muß sich danach richten, es muß seine Besonderheit geltend machen. Die widerstreitende Natur des Materials, das Belieben anderer und ihre Willkür nötigen uns, das eigene, natürliche Wollen zu überwinden, und wir werden so befreit. Indem der Mensch seine Besonderheit I so nach dem gegebenen Zwecke abarbeitet, so liegt darin seine Befreiung. Dies ist überhaupt die Zucht des Menschengeschlechts, daß es durch die Arbeit unterworfen wird. Es kommt dem Menschen sauer an, aber eben dadurch gewinnt das Geistige die Oberhand. So enthält das Bedürfnis einerseits den Gegensatz, aber andererseits zugleich die Überwindung des Gegensatzes. - Der Mensch erwirbt sich nach dieser Seite Gewohnheiten und Geschicklichkeiten, die ein allgemein Gültiges sind und durch die er erst Meister über sich selbst wird. Die Arbeiten werden nun nach der Partikularisierung der Bedürfnisse ein immer mehr Vereinzeltes, damit werden sie zugleich ein immer Abstrakteres und Einfacheres. - Das Arbeiten wird immer mehr spezifiziert, teilt sich immer mehr. Weil es der denkende Mensch ist, der I in diese Arbeiten verwickelt ist, so sucht er, sie abstrakter zu machen. Indem die Arbeiten einfacher werden, so kann der Mensch derselben mehr hervorbringen. Er braucht sich nicht zu besinnen, um in der Arbeit fortzuschreiten. Smith in seinem Werke über den Nationalreichturri'' hat zuerst vornehmlich 158
auf diese Teilung der Arbeit aufmerksam gemacht. Es ist der Gedanke, der sich in dieser Art und Weise der Arbeit geltend macht, obschon es zunächst die Not zu sein scheint, die sie hervorbringt. Beispiel von Smith, wonach ein Arbeiter, der Ste€kIladeln allein machen wollte, deren kaum zwanzig in ein\m Tage vollenden würde, während, wenn die Arbeit in ihre verschiedenen Operationen verteilt wird (deren zu Smiths Zeiten ungefähr 10 waren), eine Person im Durchschnitte 4600 Stecknadeln vollenden kann.f In dieser Sphäre I der Erscheinung ist nun aber dieses vorhanden, daß, was auf der einen Seite gewonnen wird, auf der andern wieder verlorengeht. Bei der Teilung der Arbeit werden die Arbeiter immer stumpfer und abhängiger. Wenn der Artikel der Industrie, der! ein solcher Arbeiter angehört, ins Stocken gerät", so findet sich der Arbeiter in Not. Indem nun aber die Arbeit so einfach wird, so ist kein konkreter Geist dafür mehr notwendig. Der Mensch kann selbst davon abtreten und eine Maschine an seine Stelle setzen. Die letzte Spitze des höchst Mechanischen enthält so gleich wieder das Umschlagen. Maschine und Werkzeug sind voneinander unterschieden; bei der Maschine wird das Prinzip der Bewegung in einer bewegenden Naturkraft und nicht im tätigen I Geiste gesucht. Das Werkzeug ist dagegen nur ein Mittel, dessen sich der Mensch, der das Tätige ist, zu seiner Arbeit bedient. Der Mensch hat Ursache, auf seine Werkzeuge stolz zu sein, denn die Vernünftigkeit ist darin ausgedrückt. Das Werkzeug bildet den medius terminus, wodurch die Tätigkeit des Menschen mit der äußern Natur vermittelt wird. E Es ist dies der Geist der Vernunft, daß der Mensch, indem er ein Anderes nach außen kehrt und abreiben läßt, sich selbst erhält. Der Pflug und dergleichen Werkzeuge sind eine uralte Tradition. Die Menschen, die diese Werkzeuge zuerst I
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Orig. -dem-. -gerat. eingefügt.
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gebraucht haben, sind gestorben und vergessen, aber das Objektive erhält sich durch alle Generationen. Die Arbeit erscheint insofern, als sie zur Befriedigung der Bedürfnisse I geschieht, als Mittel; in der vernünftigen 262 5 Betrachtung kehrt sich dies indes um. Das Wesentliche, der eigentlich höhere Zweck der Arbeit, ist die Bildung, die für den Menschen daraus hervorgeht. Im Trojanischen Kriege ist es das Ringen und Kämpfen der Menschen, worin das Interesse liegt; das erreichte Ziel läßt uns gleichgültig. Der 10 Zweck hat nun wieder zwei Seiten, vors erste das Selbstsüchtige, Subjektive; aber zugleich tritt auch das Gegenteil ein, daß, indem jeder sich zum Zweck hat, die Befriedigung seines Bedürfnisses durchaus umschlägt in die Befriedigung des Bedürfnisses aller. Was ein jeder durch seine Arbeit erzeugt, 15 das braucht er entweder gar nicht oder nur zum kleinen Teil für sich selbst. Er bringt die Dinge nur hervor in I Beziehung 263 auf ihren Wert. So geschieht es, daß, indem das Individuum durchaus nur selbstsüchtige Zwecke hat, dasselbe zugleich die Bedürfnisse aller befriedigt. Dies ist in jeder Hinsicht 20 etwas sehr Wichtiges. Ein Mann von Reichtum in alten Zeiten unterstützte andere direkt; er speiste Arme und tränkte sie, kleidete die Nackten. Die andere Verwendung des Reichtums ist, wenn derselbe zum Luxus verwendet wird. Diese Verwendung hat die höhere Wirkung, daß die andern die Be25 friedigung ihrer Bedürfnisse nur erhalten unter der Bedingung, daß sie tätig sind. Den reichen Mann, der viel auf sich und seinen Genuß verwendet, kann man vom moralischen Standpunkt aus tadeln und sagen, er solle seinen Überfluß den I Armen zugute kommen lassen; dies tut er auch, aber auf 264 30 eine vermittelte, vernünftige Weise. Es gibt allerdings auch einen Luxus, der barbarisch und unbedingt zu tadeln ist. Es macht K sich für die unterschiedenen Stände eine gewisse Weise des äußern Lebens, eine gewisseWeise des Aufwandes, und diese Weise richtet sich nach der Einnahme und nach der 160
Stellung des Individui in der bürgerlichen Gesellschaft. Die Klagen über den Luxus erscheinen so von einer Seite als eine leere, nur moralische Deklamation. Die Geschicklichkeit des Individuibringr so also Arbeiten hervor, die für die andern Bedürfnis 'sind. Es entsteht so eine Gegenseitigkeit; dies bringt die Möglichkeit hervor, daß jeder I an der Fähigkeit, Bedürfnisse zu befriedigen, ein Vermögen hat. Der Mensch hat also dadurch, daß er in der bürgerlichen Gesellschaft ist, unmittelbar Vermögen, die Möglichkeit, das, was er braucht, aus dem allgemeinen Schatze gewissermaßen zu erhalten. Die Bedingung hierzu ist aber, daß er sich gebildet, daß er Geschicklichkeit sich erworben habe. Der Mensch tritt so in eine ganz andere Sphäre ein. Die Möglichkeit der Teilnahme am allgemeinen Vermögen ist nun ferner bestimmt durch manche andere Umstände. Es gehört zur' Erwerbung der Geschicklichkeit ein Kapital und mancherlei günstige Umstände. Der ganze Zusammenhang ist ein notwendiger, aber wie das Individuum daran teillnehrnen will, das ist seine besondre Sache. Die Besonderheit und Ungleichheit hat hier ihr ganzes Spiel; das, wodurch ich die Individuen nicht voneinander unterscheide, ist ihre Vernünftigkeit überhaupt; allein der Unterschied fällt in die 2 Besonderheit der Geburt, der Erziehung, der Talente, des Vaterlandes u. dgl. Im Talent ist ein Naturrnoment, welches sich das Individuum nicht geben kann. Es tritt also notwendig die Ungleichheit der Individuen hier ein. Es ist schon früher bemerkt", daß die Gleichheit, auf die der Verstand fällt, bloß abstrakte Identität ist und daß es gerade die Besonderheit der Individuen ist, die die Wirklichkeit der Freiheit macht. Die Ungleichheit ist damit unmittelbar I sanktioniert. Die besondere Tätigkeit der Individuen tritt nun auch in bestimmte Massen zusammen. Die Betrachtung des VerhältI
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nisses dieser Massen ist nun hauptsächlich Gegenstand der Nationalökonomie. Es sind Bedürfnisse, die befriedigt werden sollen, und Mittel zu ihrer Befriedigung. Dieses gibt die allgemeinen Gegensätze von Konsumtion und Produktion. Der Wert der Mittel bestimmt sich nun auch hiernach. Die Mittel, die der Arbeiter hervorbringt, müssen zusammen den Wert dessen ausmachen, was er konsumiert, und außerdem soll auch noch mehr erworben werden, als unmittelbar verzehrt wird. Die Konsumtion soll überhaupt nicht bloß ein Negatives bleiben, sondern selbst wieder I zur Produktion führen. Handarbeit überhaupt, Tagelohn, dies sind die letzten Elemente des Preises der Dinge gegeneinander. Es setzt sich hierin nun auch ein Mittelmaß dessen fest, was ein Individuum notwendig braucht. Bei einem Volke ist dies nun allerdings anders als bei einem andern. Gold und Silber gewinnen ist nicht' andere Arbeit, auch die Bergwerke von Peru und Chili'' werfen nicht mehr ab, als jeder andere Arbeiter sich durch fleißige Arbeit verdienen kann. - Es gibt nun allerdings eine Konsumtion, die ein Letztes ist; der größte Produzent der Art ist der Staat. Dieser hat eine Menge Arbeiten, die eine letzte Konsumtion bewirken. Die höheren Staatsanstalten sind I alle von dieser Art, daß sie nicht unmittelbar weiter in den Kreis des Produzierens eingreifen. Der Staat muß das, was er verbraucht, durch Abgaben erheben. Die Wirkung der Abgaben auf den Wert der Dinge ist nun wieder ein wichtiger Gegenstand der Nationalökonomie. Das Verhältnis des Geldes oder des Wertes zu den qualitativ bestimmten Produkten macht ferner ein Verhältnis aus, dessen Wechselwirkung zu betrachten ist. Der Staat, welcher Abgaben fordert, steigert dadurch den Preis der Dinge. Wenn das Mittel der Zirkulation abnimmt gegen die Produktion und diese gegen das Geld, so entstehen dadurch eigene Verwickelungen und Verhältnisse, die auf Notwendigkeit I
Orig. -nichts-. 162
begründet I sind. Die Willkür selbst ist ein Moment, das bei Berechnungen über nationalökonomische Verhältnisse berücksichtigt werden muß; durch Verdoppelung einer Abgabe verdoppelt sich keineswegs der Ertrag derselben. Das Wollen der Menschen bringt bei manchen abstrakt ganz richtigen Berechnungen bedeutende Veränderungen hervor. Nach einer andernCseite faßt sich nun das bunte Getreibe gleichfalls in allgemeine Massen. Solche Massen, die sich zu einem System bilden, sind das, was zunächst Stände genannt wird. Stände haben dann noch eine spater" zu erwähnende Bedeutung. Es ist schon über die Seichtigkeit der Forderung einer allgemeinen Gleichheit der Menschen untereinander gesprochen worden. Ein Unterschied I der Stände ist überhaupt notwendig; der Unterschied gründet sich hier darauf, daß die Bedürfnisse und die Art ihrer Befriedigung sich gegeneinander spezifizieren. Der erste Stand ist nun der unmittelbare, der Stand des substantiellen Lebens. Der zweite Stand ist dann der formelle Stand überhaupt oder der reflektierende, der Stand der Besonderheit; der dritte ist dann der allgemeine Stand, der das Substantielle ebenfalls zu seinem Zwecke hat, aber nicht mehr auf unmittelbare Weise. Dem allgemeinen Stand fällt die Arbeit im Staate vorzüglich anheim. Was nun den ersten Stand betrifft, so sehen wir den Unterschied überall in der Wirklichkeit notwendig hervortreten. Ebenso die beiden anderen Stände. Die Individuen sind nun denjenigen Ständen, die sich selbst machen'i, zugeteilt; sie I handeln dabei nach ihrem Zwecke und ihrer Besonderheit und schließen sich diesem oder jenem Stande an. Die Freiheit ist hier immer nur ein Formelles. Das Individuum wählt seinen Stand einerseits, andererseits hängt diese Bestimmung aber auch ebensosehr von äußern Umständen ab. Nirgends ist indes hier eine schlechthin unübersteigliche Naturnotwendigkeit. Die Bestimmungsgründe, einen oder den andern Stand zu ergreifen, können nur sehr zufällige sein.
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Was ein Stand ist und was die Beschäftigungen desselben sind, das erfährt man eigentlich erst, wenn man demselben schon angehört. Es ist überhaupt nur die Form der Freiheit, die sich so bei der Wahl des Standes zeigt. Das härteste Verhältnis I kann nun der Mensch finden, wenn er durch die bloße Geburt zu einem Stande bestimmt ist, wie dies bei der Kasteneinteilung der Fall ist. Man braucht nur dieses von den alten Ägyptiern und von den Indiern zu wissen, um einzusehen, daß diese es in freier Bildung durchaus nicht weit können gebracht haben. Daß die Geburt im Staate auch ein notwendiges Moment ist, werden wir späterhin beim Staate sehen. - In Indien muß jeder eine große Anzahl von Dienern halten, weil ein jeder eine eigne Sphäre der Beschäftigung hat, aus der er nicht herauskann. Der erste Stand wurde als der unmittelbare oder der substantielle bezeichnet. Der Stand bezieht I sich hier wesentlich auf die Bedürfnisse und die Befriedigung derselben. Dies ist der ackerbauende Stand. Man kann sagen, der Bauer hat nicht sowohl Vermögen, sondern die substantielle Familie hat ein Gut. Es ist ein Boden überhaupt, den dieser Stand bearbeitet, ein Festes und Sicheres, wo die Form, die dem Material gegeben wird, das Wenigste ist. Die eigene Reflexion ist also bei dieser Produktion überhaupt die untergeordnete; die Mittel werden empfangen, wie das organische Leben der Natur sie an die Hand gibt. Pflanzen, Säen u. dgl. sind allerdings auch Weisen, die dem Verstande angehören, aber sie sind das weniger Wesentliche. Diese Kultur kann I nun auch auf künstlichere Weise getrieben werden, so daß der Ackerbau mehr als Fabriksache getrieben wird. Demohngeachtet bleibt das Geschäft immer einfacher Art. Der Ackerbau ist hier überhaupt die wesentliche Weise. Der wilde Jäger führt ein schweifendes Leben; er hat kein freies Leben, und er hat von der Natur nur die allgemeine Möglichkeit, sie in Besitz zu nehmen. So auch zum großen Teil bei der Vieh-
zucht. Erst durch Ackerbau kommt der Mensch zur Ruhe, und es tritt hier erst das wahre Eigentum ein. N omade~ölker geben dem Boden noch keine Form; daß er das Ihrtg; ist, wird nicht objektiv. Bei dem Ackerbau sind die vollen Charaktere I des Eigentums vorhanden. Der Ackerbau macht die vernünftige, vollständige Weise aus, in der der Begriff des Eigentums realisiert ist. Es haben deshalb mit Recht die Völker die Stiftung des Ackerbaues in ihren Traditionen als eine göttliche Stiftung bewahrt. Creuzer' im vierten Bande seiner Mythologie hat diese Seite der Mythen besonders behandelt. E Bei der Ehe wurde erwähnt, daß diese überhaupt erfordert ein dauerndes, sicheres Eigentum; dieses ist vornehmlich vorhanden im Besitz von Grund und Boden. Die Veränderungen, welche beim Besitz des Grundeigentums stattfinden, sind im Vergleich dessen, was bleibt, unbedeutend. Es ist überhaupt die eigene Reflexion weniger, I die beim Ackerbau das! Vermittelnde ist, Die Grundlage der Gesinnung ist damit bestimmt: Es ist so, und man muß sich nach dem in seiner Beschäftigung richten, was sich ohne den Willen als eine äußere Notwendigkeit darbieter', Die Gesinnung ist damit eine substanriellere; Liebe, Zutrauen, Glauben machen hier den Hauptcharakter aus. - In Ansehung dessen, was zu vollbringen ist, ist es vornehmlich das Verhältnis des Zutrauens und des Gehorsams, in dem sich dieser Stand behauptet. Da, wo die Reflexion bei diesem Stande eintritt, da zeigt sie sich als eine gewisse unnütze Pfiffigkeit, als Mißtrauen, wo gar kein Grund dazu da ist. - Das fein ausgebildete Privatrecht ist nicht für diesen Stand, er I bedarf einer einfacheren", sich mehr auf Glauben und Zutrauen gründenden Rechtspflege. In Rücksicht der religiösen BilI
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3 -darbietet- eingefügt in einen im Originaloffengelassenen Raum. 4 Orig. seine einfachere-.
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dung hat dieser Stand den Anspruch zu machen, daß nicht eine breite Gelehrsamkeit vor ihm ausgelegt wird. Der weitere Stand ist der Stand der Reflexion. Er steht in der Sphäre, wo die Formierung der Naturprodukte die Hauptsache ist. Dieser Stand kann im allgemeinen der Stand des Gewerbes genannt werden. Die Arbeit dieses Standes 1 ist eine weniger konkrete, und es hängt mehr von seinem eigenen Willen, seinem eigenen Fleiße und seiner Arbeitsamkeit ab. Das Vermögen, aus dem dieser Stand seine Subsistenz bezieht, ist hauptsächlich die Geschicklichkeit I der Individuen und die ganze Verschränkung der bürgerlichen Gesellschaft nach ihren Bedürfnissen. Dieser Stand ist im Felde des Beweglichen überhaupt. Dies gibt nun also dem Stand, seiner Gesinnung, seiner Art und Weise eine andere Gestalt, als die beim ersten Stande bemerkt wurde. Das Individuum kommt zur Reflexion in sich; einerseits ist dasselbe abhängig VOn außen, aber andererseits macht dasselbe sich unabhängig. Das Bewußtsein der Freiheit tritt hier entscheidend hervor. Die Rechtspflege wird hier zusammengesetzter. Zunächst ist der gemeine Handwerker zu erwähnen; dieser ist noch auf eine konkretere Weise beschäftigt. Er arbeitet für die Bedürfnisse anderer Einzelner; der Fabrikant macht die zweite Stufe; seine Arbeit ist abstrakter, und er arbeitet nicht für Einzelne. Die dritte Stufe I ist danrr' die des Handelsstandes'. Das Geld, das allgemeineTauschmittel. hat hier seine vorzüglichste Bedeutung. Bei diesem zweiten Stande ist es überhaupt auf Gewinn abgesehen, während es beim ersten Stande nur darauf ankam, zu leben. Das dritte Geschaftf ist dann das allgemeine; dies ist der Stand, der sich den Interessen des Gemeinwesens und des Staats als solchen 4 widmet. Dieser Stand muß der direkten Orig. -dieser Stande Orig. -denn-. 3 Orig. -Handelstandes-. I
4 Orig. -solcher..
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Arbeit für die Bedürfnisse überhoben sein, entweder durch Privatvermögen oder durch Schadloshaltung vom Staate. Dies sind nun die Weisen der Beschäftigung, die sich für sich selbst einfinden und die in der Natur der Sache liegen. Die im Begriff vorhandenen Unterschiede treten auch in die Wirklichkeit heraus. Der I hier stattfindende Unterschied ist nicht als ein Unglück, noch als eine Anmaßung anzusehen, die sich die einen gegen die andern herausgenommen haben. Die Individuen sind übrigens gar nicht die Hauptsache, sondern die Vernunft ist es, deren Unterscheidungen sich dann geltend machen und die sich die Individuen zuteilen. Alle sollen ja nicht alles treiben. - Die sittliche Gesinnung im Individuo ist überhaupt die Rechtschaffenheit, das zu tun, was die Stellung, auf die das Schicksal und die eigene Wabl das Individuum gestellt haben 1, mit sich bringt. Das weitere ist dann die Standesehre, die darin besteht, das zu erfüllen, was dem Stande eines jeden zukommt. Das Individuum kann nur etwas sein, indem es von I den andern anerkannt ist. Nur dadurch kann das Individuum seine Stelle ausfüllen. Ein jeder ist das, was er ist, nur insofern er es in der Vorstellung der andern ist. Erst durch dieses Moment der Anerkennung in der Vorstellung der andern hat das Individuum sein Dasein. Die Ehre des Individuums ist, einem Stande anzugehören und darin anerkannt zu werden. Der Stand selbst hat für sich seine Ehre. Das System der Bedürfnisse bleibt so überhaupt eine Vereinigung von Freiheit und Abhängigkeit. Beide schlagen ineinander über. In das" System der Bedürfnisse scheint nur die Freiheit hinein; das Freie ist mit dem Stoff vermischt. Die Reflexion des Freien in sich ist I das Setzen und Wollen seiner als eines Freien. Insofern die Freiheit ein Dasein hat als feste PersönI
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lichkeit, SO ist dies die Stufe des Rechts. Von jener nur scheinenden Freiheit und Allgemeinheit ist die nächste Wahrheit die sich auf sich beziehende Freiheit. Die substantielle Grundlage des Ganzen ist das Recht des Eigentums. Das System der Bedürfnisse und dessen Verwickelung kann gar nicht bestehen ohne das Recht. Die größte Beförderung, die man der Industrie zuteil werden lassen kann, ist eine strikte und feste Rechtspflege. Dazu gehört weiter als Grundlage, daß das Eigentum in seiner vollständigen Wirklichkeit vorhanden sei. In einem Lande, wo Sklaven und Leibeigene sind, kann deshalb nichts gedeihen. - Wir haben es aber auf dieser zweiten Stufe nicht mehr mit I dem Rechte als solchem 1 bloß zu tun, sondern mit der Verwirklichung des Rechts. Zum Rechte für sich kommt jetzt das Dasein hinzu. Diese zweite ganze Sphäre der Sittlichkeit ist das Auseinandertreten der Sittlichkeit. Es erheben sich durch die Arbeit die Individuen zur Allgemeinheit. Damit das Recht wirklich ist, dazu muß der Boden dadurch geebenet sein, daß die Individuen dafür empfänglich sind. Dies geschieht nur durch das Tun des besondern Willens; dieser ist durch das System der Bedürfnisse dargestellt. Durch dieses System der Bedürfnisse ist erst überhaupt das unbestimmte Bedürfnis des Rechts vorhanden. Wenn in einem Volke die Sorge für das Bedürfnis erwacht, so liegt darin auch zugleich der Wille, I daß das Erworbene ein Gesichertes sei. Die eigentliche Rechtspflege tritt erst auf einer gewissen Stufe der Ausbildung des Gemeinwesens hervor, wie dies auch geschichtlich zu zeigen ist. Im patriarchalischen Zustande hat das Recht noch nicht seine eigentliche Bedeutung. Im orientalischen Despotismus ist das Recht noch etwas ganz Untergeordnetes. Das System der Bedürfnisse ist so eine wesentliche Bedingung zum Hervorgehen des Rechts. Dafür müssen es sich die Menschen sauer werden lassen, daß das Recht auf diesem zerarbeiteten Boden hervorI
Orig. -solchen-.
gehe. Die Bildung macht, daß das Individuum als Person aufgefaßt wird, nach seiner Allgemeinheit. Die unmittelbare empirische Anschauung betrachtet den andern nicht als Person. Dies geschieht erst durch das I Denken. Die Individuen wissen sich jetzt nach 1 ihrer Persönlichkeit. Es ist dies ein großer, wichtiger Schritt, daß die Menschen dahin kommen, sich in einer großen allgemeinen Bestimmung zu betrachten. Man hat so gegen den Kosmopolitismus zwar auf der einen Seite mit Recht losgezogen, insofern der Einzelne bei der allgemeinen Abstraktion stehen bleibt; aber es ist auch von der höchsten Wichtigkeit, daß der Mensch sich seiner nach seiner substantiellen Seite bewußt wird. Bei den Griechen und Römern war es nicht der Fall, daß man daran dachte, daß der Mensch schlechthin als solcher Anerkennung verdiene. Später ist wieder der Unterschied zur Ungebühr hervorgeheben worden, und man hat nach Juden und Christen, I Engländern und Franzosen gefragt, mehr als nach dem Menschen. Indem also der besondere Wille es ist, der das Allgemeine denkt, das Allgemeine will, so erhält hiermit das Recht sein Dasein. Was Recht an sich ist, wird hiermit verwirklicht. Insofern nun Kollisionen entstehen, so ist das Recht herzustellen und zu behaupten, und dies ist die Rechtspflege überhaupt. Das Recht soll jetzt zum Gelten kommen, eine Macht haben als Wirklichkeit. Dieses Wissen vom Gelten des Rechts ist dann wieder ein Bestimmendes, daß es gilt.K
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b. Die Rechtspflege Es soll also überhaupt gewußt werden, was Recht ist. Das, was Recht ist, soll gesetzt werden, d. h. es sollen Gesetze vorhanden sein. I Das Recht soll ein positives werden, das an sich Rechte soll überhaupt wirklich sein. Die erste Form I
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dieser Wirklichkeit ist, daß es für das Bewußtsein vorhanden sei. Was an sich Recht ist, soll als Gesetz vorhanden sein, als Gegenstand des Bewußtseins. Ohne Denken geht es auch hier nicht ab. Indem das Rechte gedacht wird, so erhält es die Form seiner Allgemeinheit. Man unterscheidet bei den Gesetzen, inwiefern sie Gewohnheitsrecht sind oder anderweitig! vorhanden. Unter Gewohnheit ist jedoch nicht an ein Instinktmäßiges zu denken wie bei den Tieren. Bleibt es bei dem bloßen Gewohnheitsrecht und ist es nicht ein geschriebenes Recht und als System in sich I ausgebildet, so bleibt die Allgemeinheit des Gedankens noch ein Getrübtes. Das Gewohnheitsrecht ist auch ein geschriebenes und unterscheidet sich vom eigentlich geschriebenen nur dadurch, daß es eine inkonsequente Sammlung ist. Daß das Recht als Gedanke bestimmt, daß es objektiv gemacht und zum Gegenstand des Wissens wird, ist das Recht des Geistes überhaupt. Das Recht erhält dadurch, daß es zum Gedanken wird, erst seine wahrhafte Bestimmtheit. Insofern er nur ein Inneres ist, so ist es mit der subjektiven Besonderheit behaftet. Sogenannte Gewohnheitsrechte sind selbst ein Gewußtes, nicht bloß ein Instinktartiges. Was Gewohnheit ist, hat indes nicht sowohl den Charakter eines Vorgeschriebenen als eines von I allen Getanen. Das Allgemeine an und für sich ist das Allgemeine des Gedankens. Die Form des Gewohnheitsrechts kommt/ aus einer ungebildeten Zeit her, wo man das Allgemeine nur so nahm als etwas, das alle tun, noch nicht als etwas an und für sich Vorhandenes. Bei einem:' bloßen Gewohnheitsrecht entstehen wegen der Zufälligkeit des Wissens vielfältige Abweichungen. Sonst ist das, was bei gebildeten Nationen Gewohnheitsrecht genannt wird, auch ein Aufgeschriebenes und Gesammeltes. (Droit coutumier bei den Franzosen.)" Der Unterschied ist nun der, I
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daß so etwas eine unförmliche Sammlung ist, unförmlich besonders dadurch, daß das Allgemeine nicht herausgehoben und das Besondere nicht in seiner Unterordnung I unter dasselbe und untereinander gesetzt ist. Auf diese Weise entsteht eine große Verwirrung. So machen die 12 Tafeln'', die Senatuskonsulte'f", die responsa juris consultorumE(,J pp. ein buntes Gemenge, das in Deutschland noch viel ärger geworden ist. So hat es sich gemacht, daß man 1 bald diesen, bald jenen großen Glossator zitieren konnte. In England ist auch so eine Art von Gewohnheitsrecht, das das ungeschriebene Gesetz heißt; es ist indessen studiert. Blackstone sagt, man brauche, um sich in dasselbe hineinzustudieren, wenigstens 20 Jahre.EKein Gericht ist eigentlich an die/ Entscheidung vorhergehender Gerichte gebunden, sondern es ist die Autorität, welche nach dem ungeschriebenen Gesetze entscheidet. Kenner I der englischen Rechtswissenschaft können die Verwirrung, die aus dem dortigen Zustande der Gesetze entsteht, nicht groß genug schildern. Wenn in einer Nation kein Gesetzbuch vorhanden ist, so ist weiter nichts zu tun, als daß sie eines macht. Man kann dabei nun wohl zunächst die Vorstellung haben, es solle etwas ganz Neues erfunden und entdeckt werden, allein es ist nur darum zu tun, das Vorhandene und bereits Geltende auf eine bestimmte und verständige Weise zu ordnen. Neues dem Inhalte nach braucht in ein solches Gesetzbuch gar nicht zu kommen. Einer gebildeten Nation die Fähigkeit, zu einem solchen Gesetzbuch zu gelangen, abzusprechen, heißt dieselbe aufs äußerste beschimpfen. - Die I Gesetze müssen nun ferner bekannt gemacht werden. (Erzählung vom Dionysius, dem Tyrannen, der nach Gesetzen strafen ließ, die auf Tafeln geschrieben waren, die 'so hoch hingen, daß sie niemand lesen I
Orig. >SO daß man-, -so- vielleicht
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schon im Orig. gestrichen.
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konnte.j'f Wenn ein Gesetzbuch in einer fremden Sprache geschrieben ist oder wenn eine Menge von Glossatoren und Rechtsgelehrten nachgeschlagen werden müssen, so ist dies derselbe Fall wie beim Dionysius, de te narratur fabula'', Fürsten, die ihren Völkern Gesetzbücher gegeben haben, und wenn es auch nur wenig' vollständige Kompilationen sind wie die des Justinian'', werden mit Recht als Wohltäter ihrer Völker gepriesen. Ja, es ist ein absolutes Recht, das Gesetz auf eine solche Weise I zu erhalten. Wo die Gesetzeskunde nur in den Händen der Gelehrten ist, da sind diese Gelehrten die Herrn der übrigen, die einem Schicksal, das ihnen fremd ist und das sie nicht kennen, unterworfen sind. Die Gelehrten mögen 3 wohl wünschen, daß alle die Schriften der alten römischen Juristen aufbewahrt wären; allein, dem Leben liegt nichts daran, Der Code Napoleon wird da, wo er eingeführt ist, immer noch als eine Wohltat anerkannt; daß dieses Gesetzbuch fertig geworden ist, ist wenigstens das Werk Napoleons, wenn auch schon dessen materieller Inhalt ihm nicht angehört. Dazu, daß ein Gesetzbuch fertig wird, gehört ein Regent; I die Juristen allein würden nicht fertig. Es ist überhaupt die üble Gewohnheit der Deutschen, niemals fertig werden zu können. Schlechtes Wetter ist immer besser als gar kein Wetter. Daß man bei einer feierlichen Gelegenheit den Code Napoleon verbrannt hat, kann als eine traurige Erscheinung unter unserer ~end betrachtet werden.f Wie Luther die römische Bulle verbrannte, da galt diese noch in Deutschland, und deshalb war dies eine mutige Handlung. Es kann einem die Fabel vom Esel einfallen, der den toten Löwen trat." - Ein großer Teil derer, die gegen den Code Napoleon' geschrieben und geschrien haben, haben wohl gewußt, was ihnen gefährlich ist. Der Code Napoleon' enthält jene großen Prinzipien der Freiheit I des Eigentums I
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Klammern eingefügt. Orig. -wenige-.
3 Orig. -mogten-. 4 Orig. .Code N.<.
und der Beseitigung alles dessen, was aus der Feudalzeit herrührt. Die Form, daß das Recht Gesetz ist, ist eine wesentliche Form. Wenn man also fragt, was ist jetzt Recht, nach welchem Recht kann ich behandelt werden, so ist die Antwort: das, was Gesetz ist. Es kann nun allerdings in dem, was als Gesetz besteht, auch die Besonderheit ihren Einfluß üben und somit das, was Recht ist, an sich, verschieden vom Gesetz sein. In der Philosophie haben wir aus dem Begriff der Freiheit zu entwickeln, was Recht ist; die positive Rechtswissenschaft aber hat die Autorität zu ihrem Prinzip, und sie hat sich an das zu halten, was historisch vorhanden ist. Sprechen Isolche positiven Gesetze mehr das Konkrete aus, so kann es ein Geschäft sein, das Allgemeine herauszuheben, und ebenso kann es Geschäft des Juristen sein, aus den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen das Besondere zu entwickeln, so daß es hier immer genug zu tun gibt. Das Recht, wie es wirklich in einem Volke ist, kann SOl auf den Zustand seiner Gesetzgebung vielen Einfluß gehabt haben; besonders ist es der Zustand der Bildung, der hier wichtig ist. Der Begriff des Rechts bleibt in seiner Allgemeinheit stehen, aber es wird weiter eine letzte Bestimmung dabei erfordert. Die qualitativen und quantitativen Bestimmungen des Besondem gehen schon den Begriff nichts mehr an. Das positive Gesetz muß in seinen Bestimmungen diese I letzten Entscheidungen enthalten. So muß ein Termin für die Majorennitar'' festgesetzt werden und ist die Bestimmung eines solchen Termins nicht vom Begriff zu verlangen. Ebenso ist es mit der Dauer einer Strafe; daß auf ein solches Verbrechen z. B. zwanzig Jahre Gefängnis gesetzt sind, ist eine Bestimmung, I
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>SO kann-.
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die nicht unmittelbar aus dem Begriff hergeleitet werden kann. Indem das Gesetz das Allgemeine ist, das auf die besonderen Fälle angewendet werden soll, so ist hier zugleich ein Doppeltes miteinander im Verhältnis, das Allgemeine und das Besondere. Indem man die Allgemeinheit vom Gesetzbuch fordert, so liegt darin, daß die Gesetze einfach sein sollen, so daß sie leicht Igewußt werden können. Insofern nun die Gesetze nach der Seite des Daseins gerichtet sind, so müssen sie auch das Besondere umfassen. Das Endliche ist das besondere Verhältnis; dieser endliche Stoff, eben weil er ein endlicher ist, vervielfältigt sich immer mehr, wie wir dies bei der Vervielfältigung der Bedürfnisse schon sahen I.E Für sich geht dieser endliche Stoff und somit auch die Forderung seiner gesetzlichen Fortbestimmung ins Unendliche fort. Es ist hier wie bei aller Anwendung von etwas Allgemeinem. Es ist insofern ein leeres Ideal, wenn man von einem schlechthin fertigen Gesetzbuche spricht, welches alle besondern Fälle umfassen sollte. An und für sich geltend ist, I daß ein Gesetzbuch vorhanden, daß es den Bedürfnissen eines Volks gemäß sei. Bei einem Volke, dessen Handelsverhältnisse einfach sind, können auch die Gesetze über den Handel nur einfach sein. Es heißt die Sache auf die lange Bank des unendlichen Prozesses schieben, wenn man verlangt, daß ein Gesetzbuch in jenem Sinn fertig sein soll. Je mehr sich das Gesetz spezialisiert, um so vollkommener wird es; aber es bricht dabei auch nach einer anderen Seite ein Übelstand heraus, wie dies bei allen endlichen Dingen der Fall ist. Je mehr konkrete Seiten an dem Verhältnisse durch die Bildung unterschieden worden sind, um so mehr gibt I es auch Rechtsgründe, die zur Schikane gebraucht werden können. Es tritt damit vornehmlich der Unterschied zwischen dem Buchstaben des Gesetzes und dem Geist des I
Orig. -sehen-.
Gesetzes ein. Verbindlich ist in der Gesellschaft, wie bemerkt wurde, wesentlich nur dieses, was als Gesetz ausgesprochen ist; das Gesetz muß also zum Buchstaben werden. Als Buchstabe nun, d. h. als einzelne Bestimmung, kann das Gesetz nun wieder geltend gemacht werden gegen das substantielle Recht. Die Sache des Richters ist es, die besonderen und untergeordneten Seiten von den wesentlichen zu unterscheiden. Man meint nun zunächst, das, was man den Geist des Gesetzes nennt, sei vortrefflicher als der Buchstabe; I darin hat man Recht, wenn man das Wesentliche unter dem Geiste versteht. Aber dieser Geist muß auch zum Buchstaben werden, sonst fällt alle Entscheidung der individuellen Einsicht und der Subjektivität des Richters anheim. Montesquieu hat unter dem Geist der Gesetze nichts anderes verstanden als die allgemeinen Bestimmungen, auf denen die besondern Gesetze der Völker beruhen. E Er hat so den Geist auch als Buchstaben bestimmt. Es ist eine wesentliche Garantie der bürgerlichen Freiheit, daß der Geist des Gesetzes bestimmt als Gesetz ausgesprochen sei. Nun gibt es aber auch einen leeren Formalismus des Buchstabens; dies ist besonders bei den Engländern I der Fall. Dort wird z.B. einem Angeklagten die Anklageakte nicht, ehe er die Taxe bezahlt 1K , ausgehändigt. Ein Bartholomäus Thompson wurde freigesprochen, nachdem ihm das Verbrechen sonst ganz bewiesen war, weil in der Anklageakte bloß »B. Thornpson« geschrieben war. E Die leere Förmlichkeit ist bei den Engländern bis zum äußersten getrieben. Wir haben in Ansehung des Eigentums gesehen, daß es die Seite des Daseins hat. Das Prädikat des Meinigen, das ich einer Sache gebe, muß zugleich ein Objektives sein. Das Dasein in Ansehung des Eigentums war dort noch unmittelbar. In der bürgerlichen Gesellschaft ist nun das Dasein überhaupt das Anerkanntsein und das Gelten. IEs geschieht I
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dadurch, daß die Äußerungen des Daseins meines Willens, wie sie oben betrachtet wurden, jetzt etwas Unbedeutendes werden und zurücktreten. In der bürgerlichen Gesellschaft erweitern sich die Mittel, wodurch ich etwas zum Anerkenntnis bringe, daß es das Meinige ist. Indem in der öffentlichen Autorität etwas als das Meinige anerkannt ist (ein Grundstück in das Hypothekenbuch eingetragen), so ist die Unbestimmtheit der Formierung damit aufgehoben. Es tritt in der bürgerlichen Gesellschaft die Forderung ein, daß Handlungen über Eigentum mit einer Form vorgenommen werden, die sich auf das Anerkennen der öffentlichen Autorität bezieht'. Dies sind die Förmlichkeiten überhaupt, mit denen dergleichen Erwerlbungen vorgenommen werden müssen. Das Eigentum in der bürgerlichen Gesellschaft beruht nun vorzüglich auf Vertrag; die unmittelbaren Erwerbungen sind verhältnismäßig nur weniger bedeutend. - Die Förmlichkeiten sind durchaus nichts Überflüssiges, sondern die vernünftige Weise, wodurch etwas ein Dasein hat, daß es das Meinige wird. Indem die Förmlichkeiten etwas Äußerliches sind, so können dieselben sich nun wieder sehr weit verlaufen. So gehörte zumal sonst zu einem sogenannten zierlichen TestamentE(I ) sehr viel. Von StrykE(2) erzählt man, er habe je Jahre darauf gesonnen, ein Testament zu machen, und sei doch noch ohne Testament verstorben, weil er auf keine Form habe kommen können, die ihm völlig unumstößlich erschienen. Das Verbrechen ist in der bürgerlichen I Gesellschaft der Tat nach nicht bloß Verletzung einer individuellen Sache oder eines Individuums überhaupt. Das Verbrechen verletzt überhaupt das anerkannte Dasein der Freiheit, das Gelten der Gesetze. Wer ein Verbrechen begeht, der spricht damit aus: Die Gesetze gelten nichts, dem allgemein Anerkannten spreche ich Hohn. Das Verbrechen wird insofern schwerer, da nicht nur die an sich seiende, sondern die daseiende UnendI
Orig. .beziehen-.
lichkeit verletzt wird. Darin liegt das, was unter der Gefährlichkeit des Verbrechens verstanden wird. Man sagt: Wenn dieses gilt, so gibt es überhaupt keine Sicherheit mehr, u. dgl. Die Natur des Verbrechens verändert sich also nicht, aber dessen Bedeutung'F wird verändert. Durch Idas Verbrechen fühlen sich jetzt alle verletzt; es wird nicht nur mein individueller Wille im Verbrechen verletzt, sondern der allgemeine Wille. Da, wo die bürgerliche Gesellschaft noch nicht auf diese bestimmte Weise hervorgetreten ist, da sehen es die übrigen nicht als Verletzung ihrer an, wenn gegen jemand ein Verbrechen begangen wird. Da, wo die Stände der Gesellschaft einander entfremdeter sind, da bekümmern sich wenigstens die Mitglieder des einen Standes nicht um die Verletzung des Mitgliedes des andern. (Indische Kasten; gemordete juden.)? Bei den Griechen sehen wir gleichfalls, wie in ihren Tragödien der Chor'' die? Verbrechen, die von den handelnden Personen, welche den Königsgeschlechtern angehören, begangen Iwerden, als etwas ansieht" was ihn" zunächst nichts angeht. Man sollte nach dem Angeführten meinen, die Ahndungen der Verbrechen müßten in der bürgerlichen Gesellschaft viel strenger sein als in frühern Zuständen. Allein es zeigt sich gerade das Umgekehrte. Wenn die bürgerliche Gesellschaft verletzt wird, so ist sie dagegen etwas so Festes, daß die Verletzung zu etwas Unbedeutendem heruntersinkt. Es kann Zustände der bürgerlichen Gesellschaft geben, wo ein kleines'" sehr gefährlich ist, und hier muß auch dessen Bestrafung verhältnismäßig sein. Die Ahndung wird sich überhaupt immer nach dem Zustand der bürgerlichen Gesellschaft I richten müssen. Die bürgerliche Gesellschaft ist immer vollkommen berechtigt, die Strafe des Verbrechens zu I
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bestimmen. Nach vieljährigen Kriegen ist es früher geschehen, wo die Heere unmittelbar nach dem Kriege entlassen wurden, daß die Verbrechen sich sehr häuften. In solchen Zuständen ist eine Schärfung der gesetzlichen Strafen ganz angemessen. In einem Zustand der befestigten Gesellschaft hingegen werden die Strafen unmittelbar mild. Es findet so ein ungeheurer Unterschied statt zwischen ehemaligen Strafbestimmungen und den jetzigen. Das fernere ist nun die Verwirklichung des Rechts selbst, die Gerichte. Das Gesetz, als allgemein gültiges Recht, steht dem besondern Meinen vom Recht und dem I besondern Wollen gegenüber und hat sich dagegen geltend zu machen und zu behaupten. Das Gesetz ist das Recht, insofern es ist und sich verwirklicht. Die Gerichte sind also etwas an und für sich Vernünftiges, etwas an und für sich Notwendiges. Es tritt darin das reine Wollen des Rechts als solches hervor. Es ist früher von der rächenden Gerechtigkeit gesprochen worden. Diese kann gerecht sein, aber sie ist ihrer Form nach nicht die Tätigkeit des Allgemeinen, welches hier wesentlich ist. Das Gericht muß vorhanden sein, nicht als ein besonderes Belieben dieses oder jenes Individui, Es ist so überhaupt die Verwirklichung des Rechts. Die Gerichte nun, ihrer geschichtlichen Entstehung nach, mögen nun diese oder jene I Form gehabt haben; es kann der Ursprung derselben ein patriarchalisches Verhältnis gewesen sein oder auch eine eigentliche Herrschaft, so daß es als ein besonderes Recht angesehen wird, zu richten und Richter zu bestellen. Herr von Haller, der ein großes Werk über die Restauration der Staatswissenschaft geschrieben hat, sieht die Rechtspflege nicht als etwas Notwendiges an, sondern als eine bloße Gnade und Gefälligkeit der Rcgierenden.t In der Zeit des Faustrechts war es die herrschende Ansicht, daß jeder für sich Recht zu schaffen habe. Die Macht der Gerichte wurde als eine ungehörige Gewalttätigkeit angesehen. Die Entwicke-
lung der Rechtspflege ist eine wichtige Seite der Geschichte; einerseits nur die Privatrache, und andererseits nur I das Verhältnis, wo jeder meinte, er dürfe nicht vor Gericht gezogen werden, sondern der Verletzte und dessen Familie habe es mit ihm auszumachen. Die Einsicht des Gerichts ist es nun, nicht die Einsicht der Parteien, welche zu entscheiden hat, was Recht ist, sowohl beim bloßen Zivilrechtsstreit als auch beim Verbrechen. Es verliert sich damit die Form der Rache unmittelbar; erst in der bürgerlichen Gesellschaft tritt Strafe ein. Durch die Strafe wird überhaupt nur das Verbrechen negiert, als das gesetzt, was es ist. Durch die Strafe versöhnt sich also wahrhaft das Gesetz mit sich selbst; es stellt sich durch dieselbe wieder her und zeigt sich dadurch als ein Wichtiges, Geltendes. Ebenso wird das Gesetz in subjektiver I Rücksicht, in Rücksicht auf die Verbrecher, eine Versöhnung. Es muß nun jeder das Recht haben, vor Gericht zu stehen (jus standi in judicio) und nur vom Gericht Recht zu nehmen. Wenn ich nicht vor Gericht stehen darf, so ist es nicht anerkannt, daß ich selbständig bin; ich bin überhaupt unter Vormundschaft gesetzt. Auf einem solchen Verhältnis beruhte die Klientschaft'' in Rom. So waren in früheren Zeiten in Deutschland die Leibeigenen und Hörigen nicht berechtigt, selbst vor Gericht zu erscheinen und ihre Rechte wahrzunehmen. - Das andere Moment ist, daß jeder vor Gericht sich stellen muß und nicht Selbstrache nehmen darf. In den Zeiten des Faustrechts suchte jeder sein Recht durch seine eigene Faust, und wer ein Unrecht I begangen hatte, behauptete oft, er habe dieselben Rechte wie der Verletzte und das Objektive und die Macht des Objektiven habe kein Recht über ihn, es müsse also persönlich an ihm Recht gesucht werden. Diese Bestimmung liegt z, T. noch beim Duell zum Grunde. Indem die Parteien vor Gericht stehen, so haben sie ihre Rechte darzustellen. Vor Gericht habe ich 179
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nun kein Recht, das ich nicht erweisen kann. Durch den Rechtsgang werden nun die Parteien in den Stand gesetzt, ihr Recht geltend zu machen. Daß dieser Rechtsgang bestimmt sei, ist etwas sehr Wesentliches. Der ganze Rechtsgang besteht aus einer Reihe von Handlungen und fällt somit wieder der Endlichkeit anheim. Der Gerichtsgang kann nun wieder so verwickelt werden, daß es den I Parteien verleidet wird, ihr Recht zu suchen. Der Reichsgerichtliche Prozeß war so schleppend, daß es als eine Wohltat angesehen wurde, wenn ein Land das jus de non appellando" erlangte. Es müssen nun überhaupt Veranstaltungen vorhanden sein, wodurch es den Parteien überlassen wird, den weitläufigen Prozeßgang zu verfolgen'r oder nicht. Es tritt so die Forderung der Billigkeitsgerichtshöfe ein. Dies sind Schiedsgerichte, Friedensgerichte. Es ist eine löbliche ' Anstalt, daß Gerichte der Art vorhanden sind, von denen immer erst erkannt werden muß, bevor das förmliche Gericht einen Rechtshandel annehmen darf. Besonders muß dieser Unterschied vorhanden sein in Ansehung des Unterschiedes der Stände. Der substantielle Stand I hat überhaupt einfachere Sitten. Die Reflexion, das Selbstwollen und Selbstsein ist bei ihm 2 nicht so fix geworden, und er begnügt sich deshalb mit einem einfacheren Rechtsgang. Die Engländer haben auch solche Billigkeitsgerichte, wo die Richter überhaupt nach der allgemeinen Lage der Umstände entscheiden, die sonstvorgeschriebenen Förmlichkeiten mögen nun vorhanden sein oder nicht. Beim Rechtsprechen sind es immer die zwei Seiten, daß entweder der Fall genommen wird, wie er in seiner Besonderheit ist, oder daß das interet de la loi, das Interesse des Gesetzes, besonders herausgehoben wird. - Vor den englischen Billigkeitsgerichtshöfen findet es z. B. statt, daß, wenn außer einem Testament auch noch ein anderer Aufsatz I
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des I Erblassers beigebracht wird, der nicht vollendet oder sonst unvollständig ist, ein solcher gleichwohl als gültig betrachtet wird, wenn nur überhaupt erhellt, daß der Aufsatz später entworfen worden ist als das Testament. Wenn in einem wirklichen Falle Förmlichkeiten fehlen, so kann man, im Interesse des Gesetzes sprechend, verlangen, daß ein dergleichen mangelhaftes Instrument nicht gelten solle. Es ist eine der größten Krankheiten in Ansehung des Rechtsprechens wie in Ansehung des Handelns überhaupt, wenn von einem einzelnen Falle sogleich auf das Ganze übergesprungen wird. Es wird dadurch der Formalismus begründet, und es ist eine anscheinende Weisheit, die sich in AufzäWung allgemeiner Möglichkeiten gefällt. Ein Gegenstand, der in neuern Zeiten I besonders zur Sprache gekommen ist, ist die Öffentlichkeit der Rechtspflege und die Geschworenengerichte. Der Rechtsgang muß überhaupt ebenso etwas Bekanntes sein als die Gesetze selbst. Je verwikkelter der Rechtsgang ist, desto weniger hat er die Fähigkeit, bekannt zu sein. Es wird ein sehr verwickelter Rechtsgang zu einer Art von Mysterium, dem die Parteien sich blind unterwerfen müssen. Es ist nun ferner der wirkliche Verlauf des Rechtsganges etwas, das dem Einzelnen ebenfalls bekannt werden muß. Indem das Recht und die rechtliche Entscheidung das Interesse aller ist, so ist es auch das Interesse aller, daß die Rechtspflege öffentlich sei. Man kann nicht gerade sagen, daß das Recht durch die Öffentlichkeit I besserverwaltet werde. Es sind überhaupt zweierlei Interessen, einmal, daß an sich das Recht geschehe, und sodann, daß es auf eine andre Weise geschehe, daß darum gewußt wird. Das Recht des Selbstbewußtseins, die eigene Einsicht, soll überhaupt auf dieser Stufe gewährt werden. Daß das Recht an sich gesprochen wird, gehört zunächst zur bürgerlichen Freiheit. Bei höherer Ausbildung der bürgerlichen Gesellschaft tritt aber dann die weitere Forderung ein, daß dem Selbstbewußtsein r8r
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sein Recht durch die Öffentlichkeit der Rechtspflege widerfahre. Man kann vielerlei Gründe für das eine und für das andere beibringen; allein es ist immer nicht das Wesen der Sache, welches dabei geltend gemacht wird. Der Ausdruck »Geschworenengerichte« I ist aus der englischen Rechtsverfassung genommen. An einem Rechtsspruch sind zwei Seiten. Die eine ist die Erkenntnis des Falles nach seiner Besonderheit. Der Zivilstreit sowohl als das Verbrechen bieten eine solche unmittelbare besondere Seite dar. Bei einer solchen Handlung wie einem I Verbrechen ist nicht nur die äußere Wirklichkeit zu qualifizieren, sondern auch das Innere der Handlung, ob etwas ein Mord oder ein Totschlag sei u. dgl. Ein solcher Ausspruch ist immer noch kein Urteilsspruch. Die andere Seite ist nun aber, daß die Handlung subsumiert wird unter das Gesetz. Die Richter sind als die, welche das Gesetz anwenden, Organe des Gesetzes, aber nicht Maschinen desselben; denn es gehört ihrerseits I eine Erkenntnis dazu, welches die wesentliche Seite an einer Handlung ist und unter welches Gesetz eine solche deshalb zu fassen ist. In der römischen Gerichtsverfassung fand sich der angegebene Unterschied auch. So ernannte der Prator'', der über das Recht entschied, noch einen Judex, um über die Wirklichkeit der Handlung zu entscheiden," Die Charakterisierung des Verbrechens kann nun nicht dem Belieben überlassen werden. In England ist es so dem Kläger gewissermaßen überlassen, ob er den Rechtshandel unter dem schwersten Charakter anhängig machen will oder unter einem milderen. Wenn der Kläger die schwerere Qualifikation wählt und der Richter das Verbrechen nicht begründet findet, so kann der Richter oder der Kläger dann I nicht zu der geringeren Qualifikation heruntersteigen. Dies ist nun eine große Unvollkommenheit im gerichtlichen Verfahren. Was nun die eigentliche Sache des Richters ist, so ist diese I
wesentlich dieses, daß er den ganzen Gang des Rechtshandels leitet. Sodann liegt es unmittelbar in der Funktion des Gerichts, daß es den Fall, wenn er feststeht, unter das Gesetz subsumiert. Was nun das Erkennen des Falles in seiner unmittelbaren Einzelnheit angeht, so ist dies keine richterliehe Funktion, sondern eine solche, die jedem gebildeten Menschen überhaupt zukommt. Es können nun hierüber auch gesetzliche Bestimmungen gemacht werden, aber diese bleiben ganz im Allgemeinen. So kann z.B. bestimmt sein, daß I das Corpus delicti soll herbeigebracht werden; es können Bestimmungen über die Zeugen festgestellt werden u. dgl. Bei alledem' bleibt' immer noch eine Ungewißheit; und man mag Bestimmungen feststellen, soviel man will, darüber, wann' etwas für bewiesen erachtet werden soll, so wird doch die Sache dadurch nicht im Allgemeinen erkannt. Weil es so eine äußerliche Sache ist, die konstituiert werden soll, so fällt sie der allgemeinen Erkenntnis überhaupt anheim. Das Erkennen dieses Äußerlichen ist es denn nicht allein, worauf es ankommt, sondern es ist, zumal beim Verbrechen, die Seite der Einsicht und der Absicht ein wesentliches Moment. Hier tritt also eine subjektive Seite hervor. Darüber können nun zwar gleichfalls I allgemeine Vorschriften angegeben werden; aber die letzte Entscheidung fällt auch hier der subjektiven Überzeugung, dem Gewissen anheim. Das Wissen in Ansehung äußerlicher Dinge ist überhaupt die Gewißheit, nicht Wahrheit; ebenso ist das Wissen über die Einsicht und das Wollen eines Individui nur subjektive Gewißheit. Auch das Gericht hat so, wo ihm nähere Bestimmungen, objektive Beweismittel fehlen, seine Zuflucht zum Eid zu nehmen. Dieser ist ebenfalls nichts anderes als eine subjektive Berechnung, eine Versicherung; daß der Eid wahrhaft sei, dafür I Orig. lallen deme. 2
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bürgt das Gewissen dessen, der ihn ablegt. Im Eide wird die Vorstellung von Gott, diesem absolut Substantiellen, zu Hilfe gerufen, in dem alle I Nichtigkeit und alle besonderen Interessen verschwinden. Der Eid muß um dieser Ursache willen feierlich sein; die Hauptsache ist die Vorstellung, die das absolut Wahre, Substantielle hervorbringen soll. Bei alledem kann nun die Subjektivität sich gegen alles, was der Eid enthält, verhärten und einen spröden, undurchdringlichen Punkt dagegen bilden. Die Funktion der Erkenntnis des äußern Tatbestandes und der soeben bezeichneten Innerlichkeit ist nun gar nicht juristischer Art, sondern sie fällt der allgemeinen Erkenntnis anheim. Die rechtsprechende Seite ist wesentlich durch den Richter dargestellt. Das Recht des Selbstbewußtseins nach dieser objektiven Seite ist darin berechnet/', daß das Gesetz bekannt ist und daß das I Rechtsprechen öffentlich geschieht. Es ist aber noch die andere Seite an dem Fall, daß das Besondere entschieden wird. Nach dieser besonderen Seite hat das Selbstbewußtsein auch das Recht, überzeugt zu sein, daß richtig geurteilt wird; hier ist es, daß ich weiß, daß der Fall, den ich vor dem Gerichte habe, auch auf dieser Seite richtig entschieden worden ist. Dies beruht vorzüglich auf dem Zutrauen, welches vornehmlich dann vorhanden sein wird, wenn die, welche zu bestimmen haben, mit mir auf gleicher Stufe stehen. Denn es handelt sich hier um die Besonderheit, die alle besonderen Verhältnisse der Person umfaßt; dies Besondere läßt sich nicht objektiv bestimmen, sondern man muß selbst darin gelebt haben, um sich dasselbe zu I eigen gemacht zu haben. Man kann sich wohl im allgemeinen eine Vorstellung von dem Besondern machen, aber die Wichtigkeit desselben kann man sich nicht so zu eigen machen. Dies ist nun also der Hauptgesichtspunkt bei dem Institut, welches man in neuern Zeiten besonders Geschwornengericht genannt hat. Es ist überhaupt wesentlich, daß das, was dem Begriff nach unterschieden ist, auch
von verschiedenen Individuen ausgeübt werde, auf verschiedene' Behörden verteilt werde. Da nun im Rechtsprechen sich zweierlei so verschiedene Funktionen zeigen, so ist es notwendig, daß dieselben auch auf die angedeutete Weise an verschiedene Personen verteilt sind. Das weitere ist das Recht des Selbstbewußtseins. Diese Seite ist es vornehmlich, welche die I Geschwornengerichte zu einer so wichtigen politischen Institution machte. Es ist bereits erwähnt, daß beim Beweis im gerichtlichen Verfahren die Subjektivität ein wesentliches Moment ist'. Die Gewißheit, daß mir Recht widerfahren sei, bezieht sich auf die Subjektivität derer, die über die Sache entscheiden. Es kommt hier also besonders das Zutrauen zur Sprache. Es müssen sonach über diesen Teil des Rechtshandels Männer zu sprechen haben, die mir nicht als Richter gegenüberstehen, sondern solche, die mit mir in gleichen Verhältnissen stehen. Bei den Engländern wird die Einrichtung der Geschwornengerichte für ein Palladium der Freiheit angesehen. In die besondere Subjektivität finden sich nur Männer hinein, die I mir näher stehen. Das Gericht alssolches steht meiner Besonderheit immer gegenüber. Zum Richteramt gehört eine Weise der Ansicht, die das Objektive, das Recht an sich zu ihrem Gegenstand macht. Wir trauen den Richtern deshalb mit Recht nicht die Einsicht in jene zweite wesentliche Seite des Rechtsspruches zu. Indem hiermit nun der wesentliche Gesichtspunkt der Sache ausgesprochen ist, so können wir uns der Anführung der mancherlei besonderen Gründe für und wider die Geschwornengerichte enthalten. Dergleichen einzelne Gründe können über die Sache nichts entscheiden. Man kann namentlich gerade nicht sagen, daß das Recht an sich durch? bloße Richter ohne Geschworne ebenso gut könne gefunden werOrig. svon verschiedenen.. .isr. eingefügt. 3 Orig. san sich nicht durch-. I
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den als durch I Gerichte mit Geschwornen. Der aus dem Institut der Geschwornen fließende Vorteil würde wenigstens immer nur ein indirekter sein. Ebenso mag man auch Fälle anführen, daß Geschworne unpassend und schlecht Recht gesprochen haben; so etwas kann aber nicht entscheiden. Übrigens werden schlechte Urteils sprüche der Geschwornen wegen der größern Publizität des Instituts leichter bekannt, und es können dieselben schon um deswillen nicht mit den gewöhnlichen Gerichten verglichen werden. Wenn man Beispiele anführt, so muß man dieselben nicht aus Zeiten nehmen, deren Sitten von den unsrigen wesentlich abweichen. Geschwornengerichte mögen vor hundert Jahren allerdings manche harte und übereilte Urteile gefällt haben; I aber auch die Urteile der anderen Gerichte waren damals oft barbarisch. Im Mittelalter sind Hunderte, ja Tausende wegen Zauberei durch die deutschen Gerichte, wobei nach römischem Rechte und nach römischem Verfahren gesprochen wurde, zum Tode verurteilt worden. Es ist wohl anzunehmen, daß vor Geschwornengerichten weniger Greuel der Art, oder wenigstens nicht so lange, würden vorgekommen sein. Es müssen also zuerst verständliche und öffentlich zugängliche Gesetzbücher vorhanden sein, damit das Recht gekannt werden kann. Ferner muß der Rechtsgang bekannt sein; um deswillen ist öffentliche Rechtspflege erforderlich. Und ferner ist zu wünschen, daß die Rechtspflege zwischen Richter und Geschwornen geteilt I wird. - Wenn die Gesetze unvollständig sind und der Rechtsgang verwickelt ist', so stehen die Bürger in einer Art von Vormundschaft; und wenn es ein besonderer Stand ist, in dessen Händen sich die Rechtspflege befindet, so übt ein solcher Stand ein Herrenrecht gegen die Bürger aus, und diese sind gewissermaßen dessen Leibeigene. I
-is« eingefügt.
c. Die Polizei Das erste in dieser Sphäre war also die Erhaltung der Besonderheit als solcher; das zweite war, daß diese Besonderheit zu einem Substantiellen erhoben wurde, die Seite der Freiheit in dem besonderen Dasein. Dies ist aber nur das abstrakte Recht; diesem gegenüber steht das Wohl. Es ist also ein drittes, welches das I Allgemeine und das Besondere vereinigt; dieses wäre insofern Sache der Idee. Vereinigung des besonderen Willens mit dem an und für sich Allgemeinen. Dieses dritte kann nun überhaupt die Polizei genannt werden, der Staat, insofern er sich auf die bürgerliche Gesellschaft bezieht. Die Zufälligkeit bleibt hier noch auf mancherlei Weise. Wir haben gesehen, wie die Besonderheit des Einzelnen durch seine natürlichen Verhältnisse bedingt ist.E Der Einzelne kann zur Arbeit unfähig sein, der Zweig der Industrie, dem er sich gewidmet hat, kann durch die öffentlichen Verhältnisse in Abnahme kommen, und es kann so eine große Menge von Menschen in Bedrängnis geraten. Ebenso ist in der Rechtspflege der Fall, daß dieselbe zwar das geschehene Unrecht durch die IStrafe aufhebt, daß dabei aber die Zufälligkeit der Beleidigung noch nicht aufgehoben ist. Alle diese Zufälligkeiten sind zu entfernen. Das Aufheben der Zufälligkeitenkann nun auch selbst auf! eine zufällige Weise geschehen, nämlich durch den besonderen Willen der Individuen. Das zweite ist, daß dies Aufheben der Zufälligkeit auf eine allgemeine Weise geschieht, welche zunächst eine äußere Gewalt ist. Das dritte ist, daß dies auf eine wahrhaft innerliche Weise geschieht. Durch die Rechtspflege wird nicht die Besonderheit verwirklicht. Die Notwendigkeit in Rücksicht auf die Besonderheit ist eine äußere Notwendigkeit, die aber in Beziehung auf das Individuum nur eine Möglichkeit ist. Das Vermögen der I
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bürgerlichen I Gesellschaft iSI für das Individuum nur eine Möglichkeit; das Recht ist dagegen durch die Rechtspflege eine Wirklichkeit. Es handelt sich jetzt auf dieser Stufe darum, daß das Individuum auch nach seiner Besonderheit als Person betrachtet wird. - Die Zufälligkeit im Besondem kann nun beseitigt werden unmittelbar durch das Besondere selbst. Dies ist die moralische Seite. Dem moralischen Individuo ist sein eigenes Wohl und das Wohl anderer Zweck. Die Menschen helfen so einander in ihrer Not und befördern ihr Wohl gegenseitig. Die Beseitigung des Zufälligen durch das Besondere ist selbst Zufälligkeit. 1K Diese Weise der Beseitigung ist ein bloßes Sollen. Bei diesem Sollen kann die Philosophie sich nicht aufhalten; ebensolwenig kann eine vernünftige Wirklichkeit dabei stehenbleiben. Die bloße Reflexionsphilosophie hat zum letzten Resultat das Sollen, ein Bemühen u. dgl. Die Philosophie als Schulweisheit mag sich nun mit einem solchen Sollen begnügen; allein in der Wahrheit kann man dabei nicht stehenbleiben. Man hört von diesem Standpunkt aus vielerlei sprechen, und je mehr man sich im Wenn und Sollen' ergeht, um so mehr meint man gesagtzu haben. Je mehr man überhaupt von Geist sprechen hört, um so geistloser ist es gewöhnlich. Der Geist ist dies, daß das bloß Innere zu einem Objektiven wird. Auf die Gesinnung, den Geist, die Freundschaft u. dgl. das Vernünftige ankommen zu lassen, ist gerade geistlos. Der Geist soll als Notwendigkeit der Freiheit sich I darstellen, nicht als eine Zufälligkeit, die im Gemüte bleibt. Bei dem Zufälligen der Gesinnung, soweit es im einzelnen Wert haben mag, kann nicht stehengeblieben werden. Man kann nun wohl sagen, man wolle sich durch andere, äußere Mittel helfen, weil man dem Geiste in der Gesinnung nicht traue, I
Im Orig. folgt derSatz: -Diese Weiseder Beseitigung des Zufälligen durch
das Besondre ist selbst Zufalligkeit., 2
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und doch komme auf diesen alles an. Es gibt indessen ohne wahrhafte Einrichtungen und Gesetze in einem Staate gar keine wahrhafte Gesinnung. Wenn man im ganzen betrachtet, was das Individuum als solches gegen das Individuum tun kann, so erscheint dies als sehr unbedeutend gegen das, was vernünftige Staatseinrichtungen, eine vernünftige Konstitution dem Individuo gewähren können. Für sich selbst sind in den Verwickelungen I der bürgerlichen Gesellschaft viele gemeinschaftliche Bedürfnisse, für deren Befriedigung also auch auf eine gemeinschaftliche oder allgemeine Weise gesorgt werden muß. Diese Sorge für das Allgemeine als solches kommt also der allgemeinen Regulierung zu. Das Besondere soll also auf eine allgemeine Weise geschehen, d. h. das Wohl aller Einzelnen soll zu seiner Befriedigung kommen. Die Vorsorge dieser Stufe ist zugleich auch eine äußerliehe Vereinigung, eine äußerliche Ordnung. Es sind zunächst Zwecke, die sich selbst auf die Äußerlichkeit beziehen und in dieser erreicht werden. Das Allgemeine scheint nur noch in das Besondere, und die Macht, welche diese Allgemeinheit betätigt, ist darum auch I nur eine äußere Macht. Der nähere Gegenstand dieser Vorsorge ist in der speziellen Wissenschaft der Polizei zu betrachten. - Der Zufälligkeit in Ansehung des Rechts wurde schon erwähnt. Es hängt vom Besondern ab, daß die Verbrecher vor Gericht gebracht werden, und dieses liegt der Polizei ob. Indem nun ferner die Verhütung der Verbrechen Gegenstand dieser Vorsorge sein muß, so sind zu diesem Ende Beschränkungen nötig bei Handlungen, die sonst als ganz rechtlich betrachtet werden können. Handlungen der Art treten überhaupt in die Außenwelt heraus, sie verwickeln sich in einem äußern Zusammenhang, und es kann anderen dadurch Schaden oder Unrecht geschehen. Dies ist zunächst nur eine Möglichkeit. Die Seiteder Zufälligkeit von erlaubten I Handlungen hinwegzunehmen, wird ebenso ein Gegenstand polizeilicher Vorsorge. Es liegt darin
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auch ein Grund polizeilicher Strafgerechtigkeit. Wegen der Möglichkeit weiterreichender Beziehungen in der Ausübung meines Rechts ist es zufällig, ob ich andern Schaden tue oder nicht. Die Polizei hat also dafür zu sorgen, daß ich Rücksicht nehmen muß auf die Möglichkeit, andere zu verletzen. Eine Grenze ist hierin nicht zu setzen. Man kann bei allem, was geschieht, einen Schaden aufzeigen, der daraus erfolgen kann. Hier sind es die Sitten überhaupt, die Gefahr des Augenblicks und eine gewisse Billigkeit, welche nähere Bestimmungen macht. In der Befriedigung der Bedürfnisse finden sich gemeinschaftliehe I Interessen. Für diese zu sorgen, reichen einige hin, und allen anderen wird dadurch die Mühe, gleichfalls dafür zu sorgen, erspart. Wer etwas einkauft, hat das Interesse, solide Waren und zu einem guten Preise zu erhalten. Ebenso haben die Individuen das Interesse, daß gewisse Mittel immer in gehöriger Quantität vorhanden sind. Es ergibt sich daraus, daß gemeinsame Anstalten für alle solche Mühen und Geschäfte getroffen werden. Die Einzelnen ersparen so unendlich viel Zeit und Mühe. Zugleich wird aber denen, die sich mit so etwas beschäftigen, die Zeit genommen, für ihre übrigen Bedürfnisse zu sorgen. Brücken und Straßen sind ferner solche gemeinschaftliche Bedürfnisse. Die Erleichterungen durch das Gemeinschaftliche sind gar nicht zu berechnen. Die Vorteile I gehen hier ganz ins Ungemessene. Unter Polizei sind hier auch überhaupt die Verwaltungsbehörden verstanden. Die ganze Sphäre der bürgerlichen Gesellschaft ist die Stufe des Verhältnisses überhaupt. Wenn der Staat in diesem Sinne gefaßt wird, so entsteht der bloße Polizeistaat. Fichte hat vornehmlich den Staat so gefaßt. Der Staat hat nach Fichtes Darstellung das Ansehen einer großen Galeere. Nach Fichtes Staat soll jeder immer einen Paß bei sich führen, bei verdächtigen Personen aber solle das Portrait auch im Passe befindlich sein. E Es ist der Staat hier
überhaupt im Sinne einer äußerlichen Ordnung gefaßt. Wenn das Allgemeine sich auf eine so äußerliche Weise gegen: die Einzelnen geltend macht, so wird dasselbe leicht hart empfunden. I Es ist bei dieser Partie viel in die Art und Weise der Ausführung gelegt, und es kommen also hier die Sitten und der Kulturzustand eines Volks besonders in Betracht. Wenn die Tätigkeit der Polizei sich in das Innere der Familie mischt, so wird sie hier am empfindlichsten gefühlt. Das Gemütlose der Römer zeigt sich auch auf dieser Seite in der Wirksamkeit der Zensoren, deren Wirksamkeit sich tief in das Innere der Familienverhältnisse erstreckte. Das harte Übel der Familienknechtschaft sollte so durch ein zweites Übel gemildert werden. Die allgemeinen Veranstaltungen gehören zu dem großen Vermögen, das jeder an der bürgerlichen Gesellschaft hat; aber sie sind darum eben nur für das Individuum eine Möglichkeit. Es bleibt so noch die Seite übrig, daß das Individuum nur die Möglichkeit I hat, seine Bedürfnisse zu befriedigen, daß aber die Befriedigung noch nicht als Wirklichkeit erscheint. Es entsteht hier die Frage, ob das Individuum von der bürgerlichen Gesellschaft mit Recht verlangen kann, daß sie für seine Besonderheit sorge. Das Individuum hat ein Recht an die Rechtspflege, ebenso an die Teilnahme an den öffentlichen Anstalten; aber es hat auch dieses Recht nur bedingt, nämlich unter der Bedingung seiner Geschicklichkeit. Nach dieser Seite hat zunächst die bürgerliche Gesellschaft die Möglichkeit der Befriedigung der Bedürfnisse des Individui. In der Familie ist es anders; hier wird die eigene Tätigkeit des Kindes nicht als die erste Bedingung der Teilnahme an den Vorteilen der Familie in Anspruch genommen. Das Individuum, indem es in die bürgerliche I Gesellschaft getreten ist, ist in das Verhältnis zu einem Ganzen getreten, das die Stelle der Familie für dasselbe übernimmt. Im patriar-
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chalischen Verhältnis bleibt die Familie fortwährend das alle einzelnen Glieder Umfassende. - In der bürgerlichen Gesellschaft wird dies Verhältnis ein anderes. Indem sie das Vermögen des Individui ausmacht, so hat sie zuerst die Pflicht, dafür zu sorgen, daß demselben diese Möglichkeit erhalten wird. Dies ist die höhere Sorge, welche der Verwaltung obliegt. Sie hat so dafür zu sorgen, daß den Individuen Möglichkeit gegeben ist, durch Arbeit das Ihrige zu verdienen. Wenn Arbeitlose vorhanden sind, so haben diese ein Recht zu fordern, daß ihnen Arbeit verschafft wird. Die bürgerliche Gesellschaft I hat aber dann ferner die unbedingte Pflicht, für das Individuum, welches unfähig ist, sich zu erhalten, Sorge zu tragen. Denn sie ist der wesentliche Grund und Boden, auf welchem 1 das Individuum nach der Seite seiner Besonderheit ruht. Die bürgerliche Gesellschaft ist so objektive Totalität, und indem sie die Substanz ausmacht für diese Sphäre der Besonderheit, so steht das Individuum in Beziehung zu ihr als dem substantiellen Ganzen. In diesem Wesen hat also das Individuum nicht nur Beziehungen der Einzelnheit, sondern es bezieht sich darauf wesentlich. Das besondere Individuum steht mit einer Menge anderer besonderer Individuen im Verhältnis, aber diesesVerhältnis I ist immer nur ein einzelnes und vorübergehendes. So kann man sich zunächst auch das Verhältnis der bürgerlichen Gesellschaft zum Individuo vorstellen. Es würde hier nur ein Verhältnis der Besonderheit zur Besonderheit vorgestellt. Das Verhältnis ist indes ein Verhältnis der Besonderheit zum allgemeinen Wesen. Die bürgerliche Gesellschaft, wenn sie bloß für das Allgemeine sorgt, so bleibt der Gebrauch desselben nur eine Möglichkeit. Die Individuen sind einzelne Individuen, und es muß für sie als Einzelne gesorgt werden. Die Individuen müssen zuerst also die Geschicklichkeit erwerben, durch Teilnahme an dem allgemeinen Vermögen ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Es I
Orig. -welchen-.
folgt daraus 1 die Befugnis der bürgerlichen Gesellschaft, I die Eltern anzuhalten, ihren Kindern eine dementsprechende Erziehung zu geben. Die Kinder sind einmal Kinder der Familie und sodann auch Kinder der bürgerlichen Gesellschaft in dem angeführten Sinn. Elternlose Kinder fallen von Rechts wegen der Sorge der bürgerlichen Gesellschaft anheim. Verschwender, die sich unfähig machen, sich und ihre Familie zu erhalten, müssen von der bürgerlichen GesellschafrZ K beschränkt und in Zucht genommen werden. Die bürgerliche Gesellschaft hat nun vornehmlich die Pflicht, für die Erhaltung des öffentlichen Vermögens zu sorgen. Sie hat in dieser Hinsicht zunächst für die Armen zu sorgen, und ebenso liegt es ihr ob, ihre Wirksamkeit auf den Pöbel zu erstrecken. - Die I Entstehung der Armut ist überhaupt eine Folge der bürgerlichen Gesellschaft, und sie ergibt sich im ganzen notwendig aus derselben. Es häuft sich so Reichtum ohne Maß und Grenze an der einen und Not und Elend an der anderen Seite. Die Vermehrung des Reichtums und der Armut hält gleichen Schritt. Die Notwendigkeit dieser Erscheinung besteht darin, daß die Arbeiten zur Befriedigung der Bedürfnisse abstrakter werden. Sie können so leichter hervorgebracht werden, wie bereits erwähnt wurde. Der Kreis des Erwerbes dehnt' sich damit aus und so auch der Kreis des Gewinnes. Das konkrete Gewerbe hat einen beschränkten Kreis von Individuen, den es befriedigt. An die Stelle der abstrakten Arbeit tritt, wie wir sahen, die Maschine. Dadurch werden die Wirkungen der abstrakten I Arbeit noch vermehrt; die konkreten Gewerbe werden so heruntergebracht. Die Reichtümer häufen sich' bei den Inhabern der Fabriken. Wird vollends für den Staat gearbeitet, so ist jene Anhäufung von Reichtümern noch bedeutenI
Orig. -Es folgt daraus daß<; >daß< durchgestrichen.
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Orig. -Pamiliec
3 Orig. -dreht-. 4 Im Orig. folgt -auf der-, durchgestrichen.
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der durch die Geschäfte der Lieferanten und der Fabrikunternehmer . Indem sich hier Reichtümer sammeln, so wird durch die gesammelten Kapitalien die Möglichkeit zur Ausdehnung des Geschäfts noch vermehrt. Die Besitzer großer Kapitalien können mit einem geringem Gewinn zufrieden sein als die, deren Kapitalien geringer sind. Es ist dies ein Hauptgrund des großen Reichtums der Engländer. Mit der Anhäufung der Reichtümer entsteht das andere Extrem, Armut, Not und Elend. In I England wird die Arbeit von vielen hunderttausend Menschen durch Maschinen vollbracht. Indem ferner die Industrie eines Landes sich mit ihren Erzeugnissen weit auf das Ausland erstreckt, so wird das Gedeihen einzelner Zweige der Industrie dadurch vielen Zufällen preisgegeben. Auf alle diese Weise häuft sich die Not und die Armut. Zugleich werden die Individuen durch die Teilung der Arbeit immer abhängiger. - Die Armut ist nun ein Zustand in der bürgerlichen Gesellschaft, der nach jeder Seite hin unglücklich und verlassen ist. Nicht nur die äußere Not ist es, die auf dem Armen lastet, sondern es gesellt sich dazu auch moralisehe Degradation. Den Armen fehlt so größtenteils der Trost der Religion; sie können die Kirchen oft nicht besuchen, weil es ihnen an Kleidern I fehlt oder weil sie auch an dem Sonntage arbeiten müssen. Die Armen nehmen ferner Teil an einem Gottesdienst, der für ein gebildetes Publikum hauptsächlich berechnet ist. Christus sagt dagegen: Den Armen werde 1 das Evangelium gepredigt.f Die Universitätsbildung der Geistlichen ist selbst großenteils von der Art, daß die Lehrer der Religion mehr gelehrt" reden, als fähig sind', zum Herzen zu sprechen und das Innere zu offenbaren. - Ebenso wird ferner dem" Armen auch der Genuß der Rechtspflege oft sehr erschwert. In Ansehung seiner Gesundheitspflege ist I
2
3 -sind- eingefügt. 4 Orig. -den.,
Orig. die Lesart -wurde- ist möglich, aber sehr unwahrscheinlich.
Orig. -gelahrt-.
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er ebenso übel daran. Wenn auch für ihn bei eigentlicher Krankheit gesorgt ist, so fehlt es ihm doch meist an dem, was sonst zur Erhaltung und Pflege I der Gesundheit erforderlich ist. Wollte man den Armen an den Genuß ' an den Hervorbringungen der Kunst verweisen, so fehlen ihm gleichfallsdie Mittel zu solchem Genuß, und er müßte eine solche Verweisung als Verhöhnung betrachten. - Noch ein ganz anderer Zwiespalt tritt beim Armen ein, der Zwiespalt des Gemüts mit der bürgerlichen Gesellschaft. Der Arme fühlt sich von allem ausgeschlossen und verhöhnt, und es entsteht notwendig eine innere Empörung. Er hat das Bewußtsein seiner als eines Unendlichen, Freien, und damit entsteht die Forderung, daß das äußere Dasein diesem Bewußtsein entspreche. Es ist in der bürgerlichen Gesellschaft nicht eine bloße Naturnot, mit der der Arme zu kämpfen hat; die Natur, welche der Arme I sich gegenüber hat, ist nicht ein bloßes Sein, sondern mein Wille. Der Arme fühlt sich als2 sich verhaltend zur Willkür, zur menschlichen Zufälligkeit, und dies ist das Empörende in der letzten Analyse, daß er durch die Willkür in diesen Zwiespalt gesetzt ist. Das Selbsrbewußtsein erscheint zu dieser Spitze getrieben, wo es keine Rechte mehr hat, wo die Freiheit kein Dasein hat. Auf diesem Standpunkte, wo das Dasein der Freiheit etwas ganz Zufälliges wird, ist die innere Empörung notwendig. Weil die Freiheit des Einzelnen kein Dasein hat, so verschwindet damit das Anerkennen der allgemeinen Freiheit. Aus diesem Zustande geht jene Schamlosigkeit hervor, wie wir sie im Pöbel finden. Der Pöbel entsteht vornehmlich in der auslgebildeten bürgerlichen Gesellschaft. Wenn die Individuen nicht bis zum Selbstbewußtsein ihres Rechts fortgegangen sind, so bleiben sie in der unbefangenen Armut stehen. Diese I 2
Orig. steht hier ein Komma. Orig. -also-, Konjektur nur überwiegend wahrscheinlich.
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unbefangene Armut geht wenigstens zu der Arbeitslosigkeit fort, die gewohnt ist, herumzulummern. Damit gehen die Modifikationen des Selbstgefühls überhaupt verloren. Neid und Haß entsteht so bei den Armen gegen die, so etwas haben. Wir haben früher das Notrecht betrachtet als sich auf ein momentanes Bedürfnis beziehend. E Hier hat die Not nicht mehr bloß diesen momentanen Charakter. In dieser Entstehung der Armut kommt die Macht des Besonderen gegen die Realität des Freien zum Dasein. Es liegt darin, daß das unendliche Urteil des Verbrechers herbeigeführt ist. Das Verbrechen kann wohl i bestraft werden, aber diese Bestrafung ist zufällig. In der Vereinigung der Substanz in ihrem ganzen Umfange liegt eine Vereinigung des objektiven Rechts überhaupt.f Wie nun auf der einen Seite die Armut' zum Grunde liegt zur Pöbelhaftigkeit\ der Nichtanerkennung des Rechts, so tritt auf der andern Seite in dem Reichtum ebenso die Gesinnung der Pöbelhaftigkeit auf2. Der Reiche betrachtet alles als käuflich für sich, weil er sich als die Macht der Besonderheit des Selbstbewußtseins weiß. Der Reichtum kann so zu derselben Verhöhnung und Schamlosigkeit führen, zu der der arme Pöbel geht. Die Gesinnung des Herrn über den Sklaven ist dieselbe wie die des Sklaven. Der Herr weiß sich als die Macht, so wie der Sklave sich weiß als die Verwirklichung der Freiheit, der Idee. Indem der Herr I sich als Herr über die Freiheit des Andern weiß, so ist damit das Substantielle der Gesinnung verschwunden. Es ist hier das schlechte Gewissen nicht nur als innerliches, sondern als eine Wirklichkeit, die anerkannt ist. Diese beiden Seiten, Armut und Reichtum, machen so das Verderben der bürgerlichen Gesellschaft aus. Es ist die Forderung, daß allen ihre Existenz gesichert sei. Die nächste I
2.
Orig. >Wie nun auch die eine Seite in der Armure -auf eingefügt.
Hilfe ist direkt den physisch Unfähigen zu gewähren. Was die Hilfe gegen die eigentlichen Armen betrifft, so kann man zunächst glauben, dieselbe' müsse auch direkt gereicht werden durch eine Abgabe der Reichen an die Armen. So wird in England eine Armentaxe von 9 bis 10 Millionen Pfund bezalrlt. Diese Hilfe macht indes das Übel nur ärger. Was den Pöbel als solchen betrifft, so I könnte man glauben, dieser müsse auf disziplinarische Weise gebändigt werden; allein dadurch würden die wesentlichen Rechte der Bürger gekränkt werden. Der Mangel an Arbeit ist, wie bemerkt wurde, ein Hauptumstand, der die Armut herbeiführt. Es tritt bei einem gedeihlichen Zustande der Kultur immer eine Übervölkerung ein. Wenn der Armut Gelegenheit zur Arbeit gegeben wird, so wird dadurch nur die Menge der Waren vermehrt. Nun aber ist es gerade der Überfluß von Waren 2 K, der den Mangel an Arbeit herbeigeführt hat. Wenn die Waren wohlfeiler gegeben werden, so werden dadurch die Gewerbe ruiniert. Geben die Reichen den Armen direkt Unterstützung, so können sie weniger auf Bedürfnisse verwenden, und es leidet dadurch wieder eine andre Klasse. I Ebenso entsteht durch eine direkte Unterstützung der Armen die völlige Degeneration derselben. Es wird so notwendig zu einem Recht, daß derjenige, der nichts hat, unterstützt wird. So verschwindet das Selbstgefühl, durch seinen Fleiß und seine Arbeit leben zu wollen. Durch dieses Recht tritt jene Schamlosigkeit ein, die wir in England sehen. Da, wo in England keine Armentaxen sind, da sind die Armen immer noch gesitteter und zur Arbeit geneigter. In Rücksicht auf die Armut ist es überhaupt das Vermögen, welches der bürgerlichen Gesellschaft fehlt. Vom direkten Vermögen und von direkter Unterstützung wurde soeben gesprochen. Die andere Art von Vermögen ist die Gelegenheit zu arbeiten; I
2.
Orig. -dasselbe-. Orig. -Arbeie.,
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allein auch diese hat die bürgerliche Gesellschaft den Armen nicht zu bieten. I Was im Großen bewirkt wird und was die Hilfe in großen Massen betrifft, das muß da studiert werden, wo sich Massen zeigen wie in England. Um dem Übel der Armut abzuhelfen, kann von religiösen Anstalten nicht unmittelbar die Rede sein. Die religiöse Wirksamkeit vermag nichts gegen die unmittelbare Natur und Notwendigkeit der Sache. Es muß also den Menschen zu den dringendsten Bedürfnissen geholfen werden. Der bürgerlichen Gesellschaft fehlt also im allgemeinen das Vermögen, der Armut abzuhelfen. Sie kann nur Hilfe finden in einem Vermögen, das nicht ihr eigenes ist; dies andere Vermögen ist das Grundeigentum. Dies hat sie nicht in sich selbst, sondern sie muß sich nach einem Andern umsehen. So ist die Notlwen- . digkeit der Kolonisation gegeben. In allen Völkern, auf verschiedenen Stufen, findet das Bedürfnis der Kolonisation statt. Man findet dies Bedürfnis selbst bei ackerbauenden, Viehzucht treibenden Völkern. Solche Völker sehnen sich z. T. nur nach den Genüssen gebildeterer Völker. So sind die Völkerwanderungen aus dem rnittlern Asien nach Indien ebenso wie die Wanderungen in Europa. Das allgemeine, höhere Prinzip ist, daß die Völker einen Zustand erreichen, wo die Bürger nicht mehr auf eine genügende Weise leben können. Kolonien müssen auf einem freien Fuß gebildet werden wie bei den Griechen. Es muß ihnen wenigstens der Anfang eines freien, bürgerlichen Zustandes gegeben werden. In neuern Zeiten I sind die Kolonien vorzüglich in dies Verhältnis zum Mutterlande gesetzt worden, daß sie mit keinem Lande als mit diesem Handel treiben durften. Durch Kolonisationen wird das Doppelte erreicht, daß die Verarmten Eigentum erhalten und daß durch diese zugleich für das Mutterland ein neuer Markt gebildet wird. England hat so Kolonien in Amerika angelegt, die noch immer im
entschiedenen Zunehmen sind. Daß Amerika unabhängig von England geworden ist, wurde vormals als ein Unglück für England betrachtet. Allein es hat sich gezeigt, daß dieses Ereignis für Englands Handel und Gewerbe höchst wohltätig geworden ist. - Die Frage ist nun, wo Boden für Kolonien zu finden I ist. Dies ist im allgemeinen eine empirische Frage. Es ist nur zu sagen, daß der Boden jenseits des Meeres zu suchen ist. Das Meer ist überhaupt das Naturelement der Industrie, zu dem die bürgerliche Gesellschaft in ihrer Ausbildung hinstreben muß. Die bürgerliche Gesellschaft ist einerseits zu arm, um ihre Armen zu erhalten. Dies hat auf der andern Seite die Bedeutung, daß die bürgerliche Gesellschaft zu reich ist. Eben die Armut der Arbeitenden besteht darin, daß das, was sie produzieren, keine Abnehmer findet. Es ist so zuviel Kapital vorhanden, und es wird mehr produziert, als die Nation verzehren kann. Um dieses Überflusses willen muß die bürgerliche Gesellschaft suchen, daß sie! ihren Handel ausbreite. Damit kommen die Armen I wieder zur Arbeit und zur Möglichkeit, ihre Subsistenz zu gewinnen. Die bürgerliche Gesellschaft strebt so überhaupt über sich hinaus, zunächst auf diese äußerliche Weise in Anlegung von Kolonien. Diesem Übersichhinausgehen liegt nun unmittelbar die Gewinnsucht zum Grunde. Das Höhere ist indes, daß der Handel der Weg ist, die rechtliche Weise, wie Nationen in Beziehung miteinander kommen. Barbaren sind zunächst im feindlichen Verhältnis gegeneinander; sie sind für sich und bilden so einen das Andere von sich ausschließenden Punkt. Die in Handelsbeziehung miteinander Kommenden erkennen einander zuerst als rechtliche Personen, als Eigentümer an. So kommen die Menschen auf eine I äußerliche, empirische Weise zur Allgemeinheit und Anerkennung. Das Bekanntwerden mit andern Nationen ist eines der wichtigsten Momente in der Bildung der neuern Welt. Die Menschen I
Im Orig. folgt -sich-, durchgestrichen.
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kommen dadurch aus ihren bornierten Vorstellungen heraus. Das Reisen ist daher schon von jeher als Bildungsmittel betrachtet worden. Das größte äußerliche Mittel der Verbindung ist das Naturelement des Meeres; dieses ist die breite, ungeheure Straße, wodurch die Menschen in Verbindung miteinander treten. Es hat eine Zeitlang, besonders bei den Franzosen, der oberflächliche Gedanke geherrscht, daß Flüsse natürliche Grenzen wären. Flüsse und Meere sind gerade das die Menschen Verbindende. Land und Gebirge scheiden weit I mehr. Dänemark und Norwegen waren verbunden, Liefland und Schweden, England und Frankreich, Griechenland und Kleinasien. Ein jedes Volk, das zu einer gewissen Stufe der Bildung kommt, muß sich notwendig an das Meer drängen. Ein Volk, das im Binnenlande bleibt, kann zu keiner freien Kultur gelangen. Die Ägyptier und die Indier sind in einer innern Verdumpfung geblieben, weil sie den Seehandel entbehrten. Beide haben den Tierdienst und die Kasteneinteilung miteinander gemein. Sodann haben diese Völker ungeheure Werke der Kunst hervorgebracht, aber nicht als freie Erzeugungen, sondern als Werke des Despotismus. Das Meer ist I für den Handel das Höchste; es erweitert die Brust, und in der Sucht nach dem Gewinn entsagt der, der ihm nachgeht, zugleich dem eigennützigen Zweck. Das Meer und die Befahrung desselben machen gleichsam die Poesie des Handels aus; es entsteht hier eine Tapferkeit, zu der der Handel in sich selbst fortschreitet. Es entsteht durch den Handel die Vorstellung von der Allgemeinheit der Menschen; die Besonderheit der Nationen, ihrer Sitten und ihrer Kultur pp. verschwinden. Es bleibt der allgemeine Gedanke, daß alle Fremden Menschen sind. Der Trieb, über das Meer hinüberzugehen und die Grenzen zu überschreiten, entsteht durch den Handel. Der Mensch geht darauf aus, dadrüben nicht ein Anderes zu lassen und dieses ungeheure, unindividualisierte Element des Meeres sich zu I unterwerfen. Dazu führt die
einfache Bemerkung'", daß das Holz spezifisch leichter ist als das Wasser. Früher sind die Europäer, die Spanier und Portugiesen und ebenso die Holländer zu den fremden Völkern noch mit der Borniertheit gekommen, daß jene Völker ein Schlechteres wären als sie. Erst durch die Engländer, die vom Menschen als Gedanken ausgegangen sind, ist die ganze Welt in allgemeine Beziehung gesetzt worden. Das Binnenland, das mit keinem Meere in Beziehung steht, bleibt in sich dumpf und verschlossen. Es entsteht durch die Bedürfnisse und den Handel ein Weltinteresse; die Weltgeschichte zeigt die Seiten des sittlichen Ganzen, der Welthandel zeigt die Seiten des Verhältnisses als solche. Zugleich I geht die bürgerliche Gesellschaft, indem sie ihren Gewinn, ihr Eigentum der Gefahr aussetzt, über ihr Prinzip hinaus. Der Trieb des Gewinns schlägt in sein Gegenteil, die' Tapferkeit, um. Wenn die Moral ein Geschrei darüber erhebt, daß die Menschen aus Gewinnsucht sich den Gefahren des Meeres ausgesetzt haben, so ist es dagegen die höhere moralische Notwendigkeit, die die Menschen zur Verachtung ihrer Subsistenz bringt. Der Mangel der bürgerlichen Gesellschaft, dessen eben erwähnt wurde, ist ein höherer Mangel in ihrem Begriff. Die bürgerliche Gesellschaft haben wir überhaupt erkannt als das Auseinandergehen des Sittlichen, worin die beiden Momente desselben, das subjektive Selbstbewußtsein und das Allgemeine, jedes für sich zu ihrem I Recht gelangen. Ihre Einheit ist eine relative, und beide Momente gehen ineinander über. Wir haben gesehen, wie in der bürgerlichen Gesellschaft jeder zunächst sich selbst Zweck ist. Die Besonderheit ist also hier überhaupt Zweck. Diese Tätigkeit schlägt aber auch in das Allgemeine um, so daß, indem ein jeder sich selbst befriedigt, er auch für das Allgemeine wirkt. Dieses Allgemeine ist auf diesem Standpunkt nur das abstrakte oder äußerlich Allge-
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meine; es bezieht sich nur auf Bedürfnisse, äußerliche Ordnung u. dgl. Ebenso hat auf der andern Seitedie Besonderheit nur sich zum Zweck. Diese beiden Extreme sind für sich nichtig; ihre Wahrheit ist erst ihre Einheit. Das Besondere hat sein integrierendes I Moment am Allgemeinen und ebenso umgekehrt. Der Begriff geht also über die bürgerliche Gesellschaft hinaus. Das Interesse der Besonderheit soll nicht ein Interesse des selbstsüchtigen Zweckes sein, sondern es soll ein Gesichertes, allgemein Gültiges werden, es soll Objektivität in sich haben. Was die Sicherung der Subsistenz anbetrifft, daß sie nicht der Zufälligkeit preisgegeben sei, so scheint die Sorge dafür der Polizei als solcher anheimzufallen. Allein wir haben gesehen, daß diese nur für das Allgemeine als solches sorgt. Insofern für die Besonderheit gesorgt werden soll, so ist dazu erforderlich besonderes Interesse, besondere Kenntnis, besondere Einsicht. Nur solche, die in der Besonderheit leben, können die Besorgung der I Besonderheit auf sich nehmen 1. Diese sorgen für die Besonderheit in ihrem ganzen Umfange, und zugleich wissen und wollen sie dieselbe. Das' Sittliche kehrt somit in die bürgerliche Gesellschaft zurück, innerhalb ihrer Zwecke der Besonderheit. Die, welche zunächst das Interesse der Besonderheit haben, sorgen hier nicht mehr für sich als Einzelne. Es tritt somit der Begriff der Genossenschaft, der Korporation pp. ein, und dies ist die zweite Stufe der Sittlichkeit. Die Familie ist die erste Stufe der Sittlichkeit in substantieller Form. Die Korporation ist ebenso eine sittliche Gesellschaft, aber eine solche, die nicht mehr, wie die Familie, die Natur zur Grundlage hat. Die Mitglieder einer Genossenschaft bestehen in und durch dieselbe. Sie I sind einerseits für sich tätig, und andererseits befördern sie in Zweck und Absicht ein Allgemeines, die Genossenschaft. Dies ist die Rückkehr der I
2
Orig. -über sich nehmen-. Orig. -Dere.
Einheit als gewußter Zweck, und zwar innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft selbst. Von selbst teilen sich nun die Geschäfte das große, weitläufige Werk der bürgerlichen Gesellschaft. Der Zweck der Korporation ist von der einen Seite die Sicherung der Subsistenz aller ihrer Mitglieder. Der 5 Einzelne soll zwar durch seine Tüchtigkeit zunächst für seine Subsistenz sorgen; aber seine Tätigkeit und Rechtlichkeit bleibt immer nur eine Möglichkeit und ist noch keine Wirklichkeit. Indem die Korporation in Rücksicht der bürgerlichen Gesellschaft an die Stelle der Familie tritt, so fällt 10 derselben auch die Sorge für die Individuen anheim, da I wO 374 und insoweit die Kräfte der Familie nicht ausreichen. Ihr liegt es zunächst ob, für die Bildung der Kinder ihrer Mitglieder zu sorgen, und ebenso hat sie sich solidarisch zu verbinden für diejenigen, welche zufälligerweise in Armut geraten. Auf der 15 andern Seite hat die bürgerliche Gesellschaft den Anspruch an die Genossenschaften, daß diese ihrem Bedürfnis Genüge leisten in der Art, daß die Produktionen derselben von der gehörigen Beschaffenheit u. dgl. sind. Ferner muß die Genossenschaft das Recht haben, über die Aufnahme in ihren 1 2~ Verband zunächst zu entscheiden, die Aufzunehmenden->" hinsichtlich ihrer Tüchtigkeit zu prüfen und die Zahlihrer Mitglieder zu bestimmen. Gegen diese I Rechte der Korpora375 tionen hat sich nun in neuern Zeiten erhoben das Zutrauen eines jeden zu sich selbst, so daß ein jeder glaubt, sich besser 25 auf sich verlassen zu können als auf die Korporation. Man sieht es als ein absolutes Unrecht an, jemand zu hindern, das zu treiben, was ihm beliebt, und seine Kräfte, die ihm die Natur gegeben hat, nach Gefallen anzuwenden. Dabei ist vergessen, daß der Erwerb wesentlich etwas nicht nur Per- 30 sönliches ist, sondern daß derselbe auch einen weiteren Zusammenhang hat. Jeder Einzelne, wenn er sich nur auf sich selbst verläßt, gibt sich damit der Zufälligkeit hin. Das I
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Vernünftige besteht darin, daß die Existenz des Einzelnen nicht ein Zufälliges sei, sondern ein Festgemachtes, so daß, wenn auch die Umstände I das Individuum zurückbringen, diesem doch sein Recht verbleibt. Dieses wird nun in der Genossenschaft auf eine wahrhaft zweckmäßige Weise erreicht. Das Individuum soll in der bürgerlichen Gesellschaft nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Wirklichkeit haben. Sodann ist es das Interesse der Sittlichkeit, daß das Individuum nicht bleibt in dieser Selbstsucht, sondern daß dasselbe zugleich die Sorge für ein Gemeinsames übernehme. Es tritt hier das Substantielle, Wahrhafte der Sittlichkeit, die Vereinigung des besondern und allgemeinen Zwecks hervor. - Weiter zeigt sich hier diese besondere Form in der bürgerlichen Gesellschaft, die wir Ehre nennen. Das, was das Individuum in der Familie ist, das ist es. I Es ist hier ungetrennre, unmittelbare Sittlichkeit. In der bürgerlichen Gesellschaft ist zugleich Reflexion 1 in ein Anderes; was ich bin, das bin ich nicht für mich, sondern es hat seine Realität wesentlich durch andre. Ich bin nicht nur natürlicherweise von andern abhängig, sondern ebenso auch VOn der Vorstellung anderer. Diese Vorstellung soll ein Festes und Bestimmtes sein. Die Ehre ist ein Begriff, der in der alten Welt nicht auf diese Weise vorhanden war wie in der neuen. Daß das Individuum in der bürgerlichen Gesellschaft seinen Zweck erreicht, dazu gehört, daß es anerkannt ist, und dieses Anerkanntsein ist ein wesentliches Moment seiner Realität. Das, was jemand ist und was er sein soll, dies ist I in der bürgerlichen Gesellschaft nicht unmittelbar in einer Bestimmung zusammen. Alle die einzelnen Beschäftigungen in der bürgerlichen Gesellschaft erhalten erst ihren Sinn als Glieder einer Kette. Das, worin einer tüchtig ist, hat in seiner Unmittelbarkeit nicht unmittelbar seinen Sinn; es gehört dazu eine vermittelnde Betrachtung. Die Ehre ist nun eben erst eine solche Vorstellung, die I
Im Orig. folgt -und-. 20 4
aus der Vermittelung kommt. Bei den Alten war jemand unmittelbar geehrt um seines Reichtums, um seiner Taten, um seiner Vorfahren willen. Was der Gegenstand istK , das kann nur geachtet werden als Mittel, als Glied einer großen Kette. Der allgemeine Zusammenhang, in dem ein Geschäft, ein Gewerbe seine Bedeutung hat, I liegt außerhalb desselben. Deshalb ist die Seite der Allgemeinheit an einem Geschäft durch die Vorstellung gesetzt. Wir haben nach der einen Seite gesagt, daß die Bildung in Ansehung des Geistes Resultat der Gesellschaft ist; die bürgerliche Gesellschaft ist Reflexion des Verstandes, wie das Bewußtsein tätig ist. Die Bildung ist nun überhaupt, daß in dem Besondern unmittelbar das Allgemeine sich zeigt. Der Mensch zeigt so einen Unterschied von den Tieren in jedem Zug, in allem, was er tut, einen Zug VOn Menschlichkeit. Dies Allgemeine muß zur Gewohnheit werden. Der gebildetste Mensch ist der einfachste. Der Ungebildete braucht zu allem Umwege und tut oft etwas ganz anderes, als er will. Die Ehre ist nun der Reflex der Bildung, daß ich ein Anerkanntes bin und daß in dem besonderen Verhalten der Individuen gegeneinander I dies Anerkennen ausgesprochen sei. Ich behandle so den Einzelnen in aller Besonderheit nicht als Einzelnen, sondern als Allgemeinen. Dies ist das Moderne der Ehre. Es kann scheinen, daß, indem ich einen anderen nach der Ehre behandle, dies ein Verhalten der Falschheit sei. Darin liegt aber überhaupt nur das allgemeine Verhalten. Es ist die Grundlage dieses Verhaltens immer dieses Höhere, daß ich mich zum Einzelnen verhalte als Allgemeinem. Die Sitte und die Höflichkeit unter den Menschen hat also hierin ihren Grund überhaupt. Im Rechte ist das Individuum nur abstrakte Person; in der bürgerlichen Gesellschaft ist dagegen das Individuum eine besondere Person und gehört irgendeiner Genossenschaft an. Indem nun in der Korporation das Besondere zugleich als Allgemeines sich Iverhält, so ist dieses die letzte Bestimmung 20 5
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der bürgerlichen Gesellschaft überhaupt. Jedes Glied der bürgerlichen Gesellschaft hat seine Ehre und ist anerkannt. Derjenige, der einer Genossenschaft angehört, hat seine Ehre in derselben. Daß sein besonderes Geschäft ein solches ist, das im Ganzen seinen Sinn hat, und daß er nicht bloß für seinen Zweck sorgt, sondern zugleich für eine Gemeinschaft, dies macht seine Ehre aus. Der ackerbauende Stand als solcher formiert eigentlich keine Korporation. Diese setzt wesentlich ein besonderes Geschäft voraus. Im ackerbauenden Stande ist die Familie das Hauptmoment; in Ansehung der Subsistenz ist jeder mehr auf sein Privateigentum beschränkt, zu dem sein Verhalten ein unmittelbares ist. Es sind also die verschiedenen Gelwerbe vorzüglich, welche die Korporation bilden. Die Gemeinde macht demnächst'' selbst wieder eine Korporation aus. - Die Korporation macht also, wie bemerkt, wesentlich das sittliche Moment in der Gesellschaft aus. England leidet bekanntlich am Überflusse des Reichtums und der Armut. Man kann dafür halten, daß ein Hauptmoment dabei ist, daß daselbst die Korporationen nicht in einer organischen, 1 geordneten Form existieren. Wenn ein jeder nur für sich tätig ist, so fehlt hiermit das sittliche Element. Schlechthin Privatperson kann der Mensch nicht sein. Erst indem er einen allgemeinen Zweck hat, stellt er sich als ein Substantielles und Wesentliches dar. Wenn die Individuen darauf reduziert sind, als Besondere zu leben, so müssen sie notwendig I das Streben haben, in ihrer besondern Betätigung auch anerkannt zu werden von andern. Zunächst verfallen sie auf den Genuß; und dann zweitens müssen sie sich nach außen zeigen, und dies führt zu dem Luxus der Gewerbstände, eine notwendige Folge davon, daß sie nicht eine sittliche Beschäftigung für etwas Allgemeines haben. In der I
Komma eingefügt; die Lesart -organisch geordneten- ist nicht ganz auszuschließen. 206
Korporation hat das Individuum sein wahrhaftes Bewußtsein; es hat hier eine wahrhafte, edle Gelegenheit, sich Ehre zu erwerben. In der Korporation ist das Verderben des Reichtums beseitigt. Hier hat er das Feld, auf dem er sich zeigen kann. In diesem Zusammenhange ist der Reiche nicht mehr ein Einzelnes für sich. Zugleich hat er Pflichten in diesem Kreise; außerhalb hat er nur die ganz allgemeinen Pflichten der Rechtlichkeit. Hier ist er etwas durch die Art und Weise, wie er I seinen Reich tum für seine Genossenschaft anwendet. Die Athenienser hatten Institutionen, die in dieses hineinspielen. Die Reichsten hatten religiöse Feste zu veranstalten u. dgl. Hier war ihnen ein Feld angewiesen, wo sie ihren Reichtum auf eine gemeinnützige Weise anzuwenden hatten. Die Familie einerseits, die Heiligkeit der Ehe, und andererseits die Ehre der Korporation sind die zwei 1 Momente, von denen das Wohl der bürgerlichen Gesellschaft abhängt. Die Korporation macht den Übergang zum Staate aus. Sie ist schon ein Gemeinwesen, nur hat sie noch einen besondern Zweck. Die Wahrheit des Besonderen überhaupt ist nun das konkrete Allgemeine.
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Drittes Kapitel Der Staat Der Übergang zum Staat gründet sich I überhaupt auf den logischen Übergang der Besonderheit zur Allgemeinheit. Viele, bloß äußerlich verbundene Korporationen machen noch keinen Staat aus. Daß das Allgemeine als solches gewollt wird, charakterisiert den Staat als solchen. Aus den Korporationen sind häufig Staaten hervorgegangen. Die Erweiterung des Zwecks zu dem an und für sich Allgemeinen ist die I
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Wahrheit des beschränkten Zwecks der Korporation und ist das, was den Staat überhaupt ausmacht. Die besondern Zwecke und Interessen erscheinen gegen das Substantielle des Staats nur als ein Untergeordnetes. Zugleich hat dieses Substantielle nur sein wahrhaftes Bestehen in der völligen Durchbildung der Besonderheit. Der Staat hat die substantielle geistige Einheit zu seinem Inhalt, und zugleich enthält er die völlig ausgebildete Form. Der Staat ist in seinem Begriffe ein Resultat der angegebenen I beiden Momente. Der Begriff des Staats kann nur aus seinen Momenten gefaßt werden; diese sind das frühere in der Betrachtung, aber in der Existenz sind sie das spätere. Die Einheit beider Momente ist in der Geschichte immer das Anfängliche. Der Staat als solcher ist immer etwas Früheres als die bürgerliche Gesellschaft. Diese bildet sich nur im Staat aus, und sie kann nur innerhalb der ganzen Einheit, die der Staat ist, hervortreten. Der Staat hat zu seinem Zweck überhaupt das Sittliche. Er ist die Wirklichkeit der sittlichen Idee, die zugleich zur vollkommenen Ausbildung ihrer Form gekommen ist. Der Staat ist der sittliche Geist als sich wissend. Die Sittlichkeit der Familie ist das sich noch nicht I Wissende, sondern das sich Empfindende. Die Penaten'' sind das Innere. Die politische Tugend ist nicht Tugend der Empfindung, sondern ein Wollen des allgemeinen Zwecks, insofern er gedacht wird und gewußt. In der »Antigone« des Sophokles sehen wir diesen höchsten Gegensatz des Staats und der Familie, die Sittlichkeit in der Form der Empfindung und des Bewußtseins.f Diese höchsten sittlichen Mächte müssen in Kollision miteinander kommen. Weil dies die höchsten sittlichen Mächte sind, so ist ihre Bewegung gegeneinander das höchste Tragische. Die Antigone beruft sich dem Kreon gegenüber auf ein ewiges Gesetz, von dem man nicht weiß, von wem es kommt. E Kreon nennt die Götter der Antigone die untern GötteL E Es ist damit das inwendig I bleibende Subjektive
ausgesprochen. Das Offenbare, sich Wissende 1 steht dem gegenüber, die Form des sittlichen Geistes, welche den Staat ausmacht. - Es ist töricht, zu meinen, daß man das Rechte wollen könne, ohne viel zu denken. Der Staat ist gerade dieser", der das Höchste nicht bloß als ein Instinktartiges hat, sondern der dieses weiß; nur auf diese Weise ist er wahrhaft vorhanden. Dieses, daß der Geist sich weiß, zeigt sich dann darin, daß der Staat seine Einrichtungen, seine Verfassung, seine Gesetze austeilt als ein bestimmt Objektives. Weil das Wissen die wesentliche Form des Geistes ist, wie es im Staate ist, so ist damit die Weise des patriarchalischen Staats ausgeschlossen. In diesem sind es Gefühle, Gewohnlheiten oder auch Orakel und göttliche Autoritäten, wodurch das Staatsleben regiert wird. Auch ist es im Staate nicht etwa einem Individuo überlassen, in Begeisterung ein Volk zu bewegen. Ebenso können es nicht bloß starre, angeerbte Rechte sein, wodurch das Ganze zusammengehalten wird. Dies sind historische feudalische Staaten. Die Gründe, welche hier gelten, sind ganz positiver Art: Es hat so gegolten und darum gilt es. Erst indem die bürgerliche Gesellschaft sich in den Feudalstaaten ausbildete, hat sich das Allgemeine als solches geltend gemacht. Es ist der allgemeine Geist als solcher, der gewußt wird und der sich die Wirklichkeit gibt. Der allgemeine Geist, in Rücksicht auf die Individuen betrachtet, kann als ein Gemeinsames betrachtet werden; I hierher gehört das, was von den Zwecken der bürgerlichen Gesellschaft als Schutz, gegenseitige Unterstützung u. dgl. gesagt zu werden pflegt. Bei alledem wird von selbstsüchtigen Ansichten ausgegangen. Das Individuelle, Besondere ist dabei immer zum Zweck gemacht. Wenn man fragt, wie die Individualität zu ihrem höchsten Rechte gelangt, so ist dies die geistige Allgemeinheit, welche der Staat selbst ist. Im Staate hat erst das
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Individuum objektive Freiheit. Was das Individuum an sich ist, das ist im Staate als eine wirkliche, objektive Welt für dasselbe vorhanden. Die Vereinigung geschieht also nicht zu besondern Zwecken, sondern um der Vereinigung selbst willen. Dies macht erst die Sittlichkeit aus. Der sittliche Geist ist also das Wesen eines Staats, das 1 Ivon den alten Völkern als ihr Gott ausgesprochen wird. Dieser Geist ist wieder das, welches lebendig ist im Volke, welches in seiner Gemeinde lebt. Sein Selbstbewußtsein hat es in den! Einzelnen; diese sind sein Wissen und seine Tätigkeit. Die Sitten eines Volks stellen den Geist dar als eine Gewohnheit, als ein dem Volk zur Natur Gewordenes. Die Individuen haben von ihrer Seite ihr Wesen und ihren Zweck am Geiste. Dieser ist nicht ein ruhendes Totes, sondern er wird immer wieder von neuem erzeugt und in die Wirklichkeit gesetzt. Das Recht des Staats ist das absolute Recht, einerseits gegen die Individuen, und andererseits das, wodurch die Individuen zu ihrem Recht gelangen. Es ist nichts im Himmel und auf Erden, was für das Individuum ein Höheres wäre als dieses Recht. In ihm ist die Substanz, die geistige Natur des Individui I zum Dasein gekommen. Die Individuen? sind zur höchsten Weise ihrer Existenz K darin gediehen. Es ist nicht ein Belieben der Menschen, ob sie in einen Staat treten wollen oder nicht, sondern dies ist ihre absolute Pflicht. AristoteIes hat gesagt: Der Mensch, der einsam sein könnte, wäre ein Tier oder ein Gott. E Pflicht des Individui ist es, auf wesentliche Weise zu existieren; dies kann es nur im Staate. Auf welche Weise die Staaten entstanden sind, dies geht uns hier ganz und gar nichts an. Ob ein Staat aus patriarchalischen Verhältnissen hervorgegangen ist oder durch äußere Gewalt und Not, ist eine gleichgültige I
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Sache. Es kann Gewalt und Unrecht sein, wodurch ein Staat begründet wird; dies ist für die Idee gleichgültig. Der Staat mag so unvollkommen sein, wie er Iwill, so hat er doch dies Göttliche, Substantielle in sich, daß die Individuen sich darin verhalten als einem objektiven Ganzen angehörig. Wenn bei den Einzelnen in einem Staate sich auch noch so viel Mißvergnügen zeigt, so hält denselben doch immer eine innere Macht zusammen. Man hat nun einerseits gesagt: Der Staat besteht durch göttliche Autorität, Obrigkeiten sind von Gott eingesetzt. Auf der andern Seite hat man gesagt: Der Staat ist Einrichtung menschlicher Willkür. Beides ist einseitig. Die Idee des Staats vereinigt beide Prinzipien in sich. Allerdings kann man sagen, daß die Könige von Gott eingesetzt sind und ebenso die Obrigkeit; denn es' ist der objektive Geist, der das Tätige und Wirkende im Staat ausmacht. Dieser Geist ist das Göttliche. Indem der Staat an sich ein I Vernünftiges ist, so ist er ein Göttliches. Erst in neuern Zeiten, wo man gesagt hat, man könne das Wahre nicht erkennen, ist es gekommen, daß 2 man das Göttliche aus der Gegenwart vertrieben und die Wirklichkeit als ein Aggregat von Endlichkeiten betrachtet hat. Gott ist in einem Volke wesentlich gegenwärtig, und seine Gegenwart ist die, daß er gewußt wird. Wenn man sagte, die Autorität der Könige und der Obrigkeit sei eine göttliche, so hat man damit oft den falschen Sinn verbunden, es sei dies die Autorität eines Schicksals, das nicht erkannt werden könne. Dies ist das System der passiven Obedienz, worüber man in England in einer Zeit lange gestritten hat. E Der Staat ist eine göttliche Autorität nicht als Unvernünftiges, sondern als Vernünftiges. Was über der I Vernunft wäre, das wäre das Unvernünftige. Auf der anderen Seite hat man dargestellt, daß der Staat bloß I
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in menschlicher Willkür seinen Grund habe. Man hat so einen Trieb zur Geselligkeit angenommen, und dieser sei es, der die Menschen zur Vereinigung geführt habe. Wenn man von einem solchen Triebe spricht, so wird darunter ein Instinktartiges verstanden. Der Mensch, als Geistiges, geht wesentlich auf das Wissen und Wollen des Allgemeinen. Was die Menschen zum Staate gebracht hat, dies ist allerdings in ihnen ein Immanentes, aber dies muß nicht in der Weise des Triebes bleiben. Es ist also die Natur der Allgemeinheit überhaupt, die das Individuum treibt, auf allgemeine Weise zu existieren. - Eine abstraktere I Form ist dann 1 , daß man vorgestellt hat, daß der Staat beruhe auf dem Willen der Einzelnen. Das Wahre darin ist: daß es ein Immanentes im Menschen ist, wodurch der Staat besteht, daß es dessen eigenes Wesen ist, welches hier auf eine objektive' Weise wirklich wird. Wenn die Menschen aus Furcht vor einem höhern Charakter, vor einem Heros, in den Staat zusammengebracht sind, so scheint es, daß ihnen äußerliche Gewalt angetan worden ist. Allein auch das, was den Schein hat einer ganz äußerlichen Nötigung, ist gleichwohl das eigene Innere, welches uns treibt und zwingt, derselben 3 zu gehorchen. Rousseau hat in neuern Zeiten die soeben erwähnte Ansicht vorzüglich durchgeführt. E Er hat das Staatsverhältlnis deshalb gefaßt als auf einem Vertrag beruhend. Von dieser Form des Vertrages wurde schon früher gesprochen. Im Vertrage beschließen zunächst zwei, von ihrer Willkür aus, miteinander ein Gemeinschaftliches. Rousseau hat das große Verdienst gehabt, daß, indem er den Willen der Einzelnen zum Prinzip des Staats gemacht hat, er damit einen Gedanken, und zwar den Gedanken des Willens, zum Prinzip gemacht hat. Der Sozialitätstrieb ist kein Gedanke. Rousseau hat so überhaupt Orig. -denn-. Orig. -einer objektiven-. 3 Orig. -denselben-. I
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den Grund gelegt, daß über den Staat gedacht worden ist. Von ihm an hat das Denken über den Staat begonnen. Das Schiefe an Rousseaus Theorie ist, daß er nicht den Willen als solchen als Grundlage des Staats gefaßt hat, sondern den Willen als einzelnen in seiner Punkltualisierung. Es ist der Begriff der Freiheit, das Vernünftige, Allgemeine, welches das Wesen des Staats ausmacht. Das Einzelne für sich hat nur Recht und Gültigkeit, inwiefern es dem an und für sich Allgemeinen angemessen ist. Es ist so also nicht die Willkür des Einzelnen, die hier das Entscheidende ist. Rousseau hat also einerseits dem wahrhaften Denken über den Staat den Impuls gegeben, auf der andern Seite hat er aber die Verwirrung hereingeführt, daß das Einzelne als das Erste betrachtet wurde und nicht das Allgemeine. Für sich ist das Einzelne nur ein Leeres, Formelles, und wenn es sich für sich seinen Inhalt gibt, so ist es Willkür. Das Inhaltsbestimmende ist die Idee in ihrer Entwickelung, und diese ist unabhängig von dem Meinen und der Willkür des Einzelnen. Wenn dieses I Einzelne anders meinte als das Substantielle, Allgemeine, so hat dieses dasselbe wider seinen besondern Willen und gegen seine Meinung zu seiner Pflicht anzuhalten. - Das Wesen des Staats ist somit durchaus über die Willkür erhoben. Der Einzelne bildet sich zum Staate, insofern er sich seiner Besonderheit begibt und sich zu einem Allgemeinen, Vernünftig-wissenden und -Wollenden macht. In neuern Zeiten hat man nun auch gesagt, die Religion müsse als der Grund des Staats angesehen werden. Die Religion ist in einem Volke ein Notwendiges. Insofern man in der Weise der Gründe räsoniert, so kann man alles Notwendige zu einem Grunde machen. In der Philosophie suchen wir überhaupt nicht die Gründe der Dinge, sondern den Einen substantiellen Grund. Man kann ebensogut sagen: Die Faniilie ist der Grund des I Staats oder das Recht oder die Subsistenz der Individuen. Alles dieses sind wesentliche Momente, ohne die der 21
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Staat nicht bestehen kann. Wenn von der Religion als Grund des Staats gesprochen wird, so meint man das Letzte gesagt zu haben, aber dies ist nur ein Letztes des Verstandes. Die Religion ist die Anschauung des absoluten Geistes, der in jeder Rücksicht die alles umfassende Idee ist. Der Geist, wie er im Staate ist, ist ein bestimmter Geist. Indem der Mensch, als individueller Geist, zur Anschauung seines absoluten Wesens kommen mußte, insofern ist die Religion ein schlechterdings Notwendiges an und für sich, ohne alle Beziehung auf den Staat. Aber die Religion ist auch weiter notwendig in Beziehung auf den Staat. Der Staat hat in Rücksicht auf die Subjektivität I die letzte und höchste Bestätigung an der Religion. Das Subjektive kann sich, wie wir gesehen haben, stellen gegen das Allgemeine; es kann gegen alles eine Ausrede finden, kann alles betrachten in der Form, im Beschränkten und sich darübersetzen. E In der Religion legt dagegen das Individuum alle diese Ausflüchte ab, weil es sich in seinem Selbstbewußtsein verhält zu dem Allbefassenden. Wenn Staatseinrichtungen pp. betrachtet werden als in diesem Allbefassenden 1 begründet, so sind sie gegen die Willkür .des Subjekts geschützt. Das Subjekt hat einer solchen Autorität nichts mehr entgegenzusetzen. Im Staat als solchem" ist die Religion ebenfalls ein Notwendiges; in den Staatseinrichrungen soll der göttliche, der vernünftige Geist seine Offenbarung haben. Was I der Staat unternimmt, das soll im Geiste der Wahrheit geschehen und bestimmt sein. - Der Geist ist nun aber nicht bloß ein Inneres, sondern es kommt auf dessen Offenbarung an. Nach dieser Seite ist das religiöse Prinzip vom Staatsprinzip verschieden, nicht sowohl dem Inhalte als vielmehr der Form nach. Wenn wir die Erscheinung in Ansehung des Verhältnisses von Religion und Staat betrachten, so kann es gleich verdächtig erscheinen, daß es sowohl I
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die Unterdrücker sind als die Unterdrückten, die die Religion vorzüglich empfehlen. Man hat Tyrannen gesehen, die die Völker an die Religion verwiesen haben. Da erscheint das Verhältnis SO: Im Staate mag es zugehen, wie es will, in der Religion hat man die Entschädigung. Man wird hier an einen I Himmel, an ein Jenseits verwiesen. In Zeiten des Elends und der Not wird so oft auf die Religion verwiesen. Von der Religion hört man sagen, daß die Frömmigkeit sich mit weltlichen Geschäften wenig abgeben solle; sie solle den anderen Backen reichen, wenn sie auf den einen einen Streich erhalten hat. E Es wird so Gleichgültigkeit und Passivität gegen die Willkür gefordert. Man hat ferner gesehen, daß, indem die Religion sich auf das absolute Wesen bezieht, die Form, in der dasselbe Gegenstand der Religion ist, die Form der Empfindung ist und in Ansehung des Wissens die Form des Glaubens. Vernünftiges Wissen und Wissen aus dem Begriff ist damit entfernt und sogar bestimmt ausgeschlossen. Es begründet sich damit ein Glaube, der sich in alles I ergibt, und ein Glaube, der alles dahinnimmt als eine Schickung Gottes. Dies ist eine Disposition, die denen, die mit Unrecht, Willkür und Gewalt im Staate herrschen wollen, ganz erwünscht sein kann. - Die Religion hat ferner eine äußerliehe Existenz. Der Kultus ist mit einer äußerlichen Ausübung verknüpft; er bedarf dafür eines Regiments. Dieses Regiment ist notwendig in den Händen von Menschen. Es gibt Gebote in Ansehung dessen, was geglaubt werden soll. Was sich darauf' bezieht'i, das geschieht also für das Göttliche und stammt aus dem Göttlichen. Es hat die höchste Autorität, und nichts soll sich derselben widersetzen. Menschliche Autorität ist davon schlechterdings verbannt. Jede Abweichung I in der Gesinnung, in der Vorstellung, im Meinen und Handeln ist eine Abweichung vom Unendlichen, ist ein unendliches Verbrechen. Indem es das Göttliche ist, welches I
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befiehlt und für welches gehandelt werden soll, so ist das Verhälmis zu demselben entweder ein Verhältnis der Furcht für die Einzelnheit, und dieser Furcht kann nichts entgegengehalten werden, oder es ist ein Verhältnis der Liebe, in deren Sein ebenso eine alles Selbstbewußtsein, alles Urteil und alle Freiheit in Anspruch nehmende Hingebung gefordert werden. Insofern die religiösen und kirchli~hen' Gebote göttliche Autorität haben, so hat auch nach dieser Seite die Kirche den Charakter einer Autorität, gegen die nichts bestehen kann. Die Religion ist so in den Händen von I Menschen, die im Namen Gottes anordnen, was sie verlangen, mit der fürchterlichsten, alles niederdrückenden Gewalt. Eigner Wille, eigne Freiheit soll sich einer solchen Theokratie nicht entgegensetzen. Es hat so dahin kommen können, daß die Menschen so erniedrigt wurden, daß sie von der moralischen Seite durchaus degradiert worden sind. Man hat die Menschen auf diese Weise härter und ärger erniedrigen sehen, als es je vom Staate geschehen ist. Dies sind Seiten, die der religiöse Standpunkt zu seinen Konsequenzen gehabt hat, wenn er zur letzten befehlenden Autorität gemacht worden ist. Diese Konsequenzen müssen zunächst aufmerksam darauf machen, mehr zu betrachten, welchen Sinn die Forderung hat, daß die Religion dem Staate zum Grunde liegen solle. I Die Religiosität wurde bezeichnet als das Bewußtsein des Absoluten. In diesem Bewußtsein liegt die höchste Freiheit; das Individuum ist hier bei seinem Wesen, es ist zu seiner wahrhaften Substantialität zurückgekehrt. Aber jene Erhebung ist nur eine Erhebung im Gemüte, in der Subjektivität. Der Staat ist nun selbst dieser Geist, aber ein sich in der Wirklichkeit entfaltender, nicht bloß ein subjektiver; er ist so das Heraustreten aus dem bloß Innerlichen, aus der Subjektivität. Zu diesem Heraustreten gehört Unterschied, und sodann müssen diese Unterschiede auf ihre Allgemeinheit I
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zurückgeführt werden, d. h. sie müssen als Gesetz ausgesprochen sein. Wenn wir Gott als den konzentrierten Geist annehmen und die Endlichkeit als das Zerfallen desselben, I so ist das Vermittelnde zwischen beiden das Gesetz, das Allgemeine, das Gedachte. Dies ist die Offenbarung Gottes; es gibt auch noch andere Offenbarungen Gottes. Dies ist aber das Treten in die Wirklichkeit. Der Staat hat seine Idee in Glieder auszulegen, die besondere Sphären sind und deren Bestimmung im Gesetz, d. h. im Allgemeinen aufgefaßt ist. Die Religion bleibt in der Subjektivität stehen. Wenn der Inhalt der Religion entwickelt wird, so ist dies selbst die Organisation des Staats. Bestehen kann die Wirklichkeit nur durch das Allgemeine, durch das Gesetz. Man kann nun nicht wünschen, daß statt des Staats nur Religiosität unter den Menschen sei. Das I hieße soviel, als wenn man sagt, die Gallerte, die animalische Lymphe'' enthält die ganze Animalität; also braucht es der Entwickelung derselben nicht. Das Vernünftige, die Idee zeigt sich in der Religion und im Staate in verschiedenen Formen; in der Religion auf subjektive Weise. Die Religion bleibt bei der Andacht stehen, sie geht nicht zum l K Denken hin; was im Staate geschieht, ist ein Gedachtes, ein Allgemeines. Im Physikalischen geht der Mensch in den Schlaf über, in diese Einheit mit dem Naturgeist.E Ebenso ist es im Geistigen; die Konzentration des Geistes im Gemüt, in der Empfindung ist das Religiöse. Der religiöse Standpunkt hat nun überhaupt die Form der Einhüllung der I Subjektivität gegen die entfaltete Idee, die objektive Welt. Wenn das Religiöse sich in seiner Form geltend machen will gegen die Objektivität, gegen den Staat, so treten jene verkehrten Erscheinungen hervor. Zuerst zeigt sich das Religiöse hier als ein Negatives; es ist idealistisch gegen die Systematisation der unterschiedenen Sphären und Bestimmungen. Wenn das religiöse Prinzip sich so geltend macht, so I
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wird dasselbe so Fanatismus; dieser kann einen hohen Inhalt in sich enthalten, aber das Fanatische besteht in jener negativen Richtung. Aller bestehende Unterschied geht hierin unter. Diese Richtung hat man in der Geschichte zu verschiedenen Zeiten auftreten sehen; noch im I 16. jahrhundert zeigt sich dieselbe in den Wiedertäufern in Münster. Dort wurde ungefähr derselbe Zustand eingeführt, wie der abstrakte Fanatismus der Freiheit unter Robespierre in Frankreich hervorzubringen sich bestrebte. Ebenso waren es fromme Presbyterianer, welche in dem Parlamente saßen, welches Karl 1. auf das Schafott führen ließ. Cromwell hat dann dieses Parlament auseinandergejagt und wenigstens einen Anfang rechtlichen Lebens wiederbegründet. - Wir suchen den Herrn, meinen sie; der Herr ist noch niemals hier gewesen und wird auch nicht herkommen. - Es muß nun also über das bloß Negative hinausgegangen werden', wenn es nicht bloß I bei einer müßigen Beschauung bleiben? soll. Der Wille, indem er etwas will, muß sich als Gesetz bestimmen. Wer ist es nun, der diese Bestimmungen zu fassen hat? Das sind die, welche den Herrn suchen, jene frommen Leute, die subjektiv Meinenden, die besonderen Meinenden und Wollenden. Es tritt hier der ungeheure Überschritt zum Bewußtsein ein, zur Objektivität. Die, welche sich nur' so in der Subjektivität halten, haben sich damit auch des Denkens abgetan. Sie können und wissen nicht in der' Form der Allgemeinheit auszusprechen und zu bestimmen. Dazu gehört die ungeheure Arbeit des denkenden Geistes. Die I nur innerliche Subjektivität, wenn sie auch noch so schön ist, bleibt auf die Willkür und die Meinung beschränkt und gelangt nicht zur Wahrheit. Wenn nun aus solchem Wissen entschieden wird, so ist es die Willkür, welche entscheidet, die NichtalIgemeinheit des Denkens und des Wollens, Albernheit und AbscheuI
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lichkeit. Wenn man sagt, man müsse Gott mehr gehorchen als den Menschen'', so ist eben die Frage: Was befiehlt Gott, wer weiß es? Der bloß subjektiv sich Verhaltende weiß es nicht. Das Göttliche offenbart sich allerdings, aber auf allgemeine, geistige Weise. Was Gott wahrhaft offenbart und befiehlt, wird menschlich aufgefaßt, und damit es wahrhaft aufgefaßt werde, I muß es die Form der Allgemeinheit annehmen;' so aber ist es das Gesetz. Diese Bestimmung vom religiösen Standpunkt aus geht nun auch fort zu allgemeinen Prinzipien; es wird von Gerechtigkeit und von Gesetzen gesprochen, aber es bleibt bei einer oberflächlichen Allgemeinheit. Wenn fortgegangen würde zur weiteren Bestimmung, so ginge man eben damit in das Gebiet des Staats über. Die Aussprüche der Religion haben in ihrer Allgemeinheit die Bestimmtheit nicht, mit welcher die Welt regiert werden kann. So enthalten die Zehn Gebote allerdings wahre Vernunftgebote, aber sie reichen nicht hin zu einem Kriminalkodex. Mit den Spruchwörtern Salomonis, die allerdings Vortreffliches enthalten, kann man die Welt nicht regieren.' I Man muß sich über dieses alles ein genaues Bewußtsein machen, wenn man über das Verhältnis des Staats zur Religion sprechen will. Es ist die Kraftlosigkeit der Zeit, welche zu der Frömmigkeit zurückgeflohen ist; diese Frömmigkeit ist nicht die unbefangene einfache Frömmigkeit, sondern sie charakterisiert sich feindselig und polemisch. Es ist das Bedürfnis eingetreten, mit seiner Einsicht, mit seinem Wissen bei dem zu sein, was als ein Objektives respektiert werden soll. Dazu ist nicht der Weg eine solche Weise der Frömmigkeit. Um den Staat zu begreifen, muß man es übernehmen, durch die Arbeit des Studiums, des Nachdenkens seine Meinung zu bezwingen. 1
Im Orig. befindet sich an dieser Stelle, möglicherweise von der Hand des
Schreibers, ein Zeichen, etwa '&<, aber bis über die Oberlängen hinaufgezogen. 2
Orig. an dieser Stelle vielleicht ein Absatz. 21 9
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Aber mit biblischen Sprüchen ist es nicht abgetan. Die Gottseligkeit ist wohl zu allen Dingen nutze, aber sie ist nicht statt allem nutze. I Indem man das Denken aufgegeben hat, da gerade der Staat das Allgemeine in sich enthält, so hat man sich mit seiner Seichtigkeit hinter die Religion gesteckt und dem Unwillen 1 darüber, daß man nicht gehört worden ist. Man hat der Autorität nichts entgegenzustellen gewußt als eine andere Autorität des subjektiven Willens. Indem die Religion einseitig geltend gemacht wird gegen den Staat, so wird sie selbst verkannt. Siemuß nun allerdings ihre Stelle im Staat haben und ihre Tempel, sie muß eine Kirche sein. Sie ist eine wesentliche Weise des Geistes. Die Religion bedarf unmittelbar auch einer Äußerung, sie hat einen Kultus, eine Lehre u. dgl. Es müssen Arbeiten I abgebrochen werden, die sich auf das andere bürgerliche Leben beziehen. Der Sonntag ist so eine der größten Institutionen, die wir dem Christentum verdanken. Die Religion, indem sie Lehrer haben muß, Vermögen u. dgl., tritt in das Gebiet des Staats, und hier ist es also, wo das Regulieren desselben vornehmlich eintritt. Eine andere Weise der Äußerung zeigt sich dann so: Der Staat hat Gesetze, und die Religion äußert sich auf allgemeine Weise. Wenn beide auf rechten Wegen sind, so müssen sie sich einander begegnen. Aber es kann auch sein, daß die Bestimmungen, die die Religion aufstellt, dem Prinzip des Staats widersprechen. Dieses Prinzip ist im I allgemeinen das Prinzip des Vernünftigen, und es kann dagegen ein Widerspruch der Religion entstehen, indem sie auf ihrer subjektiven Form beharrt. Die Äußerungen, Lehren eines religiösen Inhalts, besonders insofern Grundsätze des Willens, des Handelns darin ausgesprochen werden, treffen mit dem Staat unmittelbar zusammen. Es treten so Bestimmungen hervor, die das Allgemeine als solches treffen. Der Staat, I
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insofern er Gesetze hat, die sich auf die' Wirklichkeit der Freiheit beziehen, und insofern es sein Interesse ist, daß das Allgemeine in 2 das Bewußtsein und den Willen der Einzelnen falle, hat somit auch das Lehrgeschäft in seinem Gebiet. Die Religion, wenn sie echter Art bleibt, I kann sich nicht mit dem Staat widersprechen. Die Religion kann aber ihr Prinzip nach seiner einseitigen Form festhalten und die Form der Subjektivität zum Wesentlichen machen. Sie tritt damit in Gegensatz und in Widerspruch mit dem Staat. Wenn also auf jenem einseitigen Standpunkt stehengeblieben wird, so kann man wohl meinen und behaupten, der bloße Glaube und Überzeugtsein sei das Kriterium für das Rechthandeln; man könne nur gerichtet werden nach seinem Glauben, und über diesen gehe nichts. Dies geht aber dahin, als wenn gesagt wird, man könne das Wahre nicht erkennen, die individuelle Weltanschauung sei für jeden das Höchste und vom Staate alssolches zu respektieren. Es tritt hier I eine Autorität gegen die andere. Man kann fragen, wer hat zu entscheiden, und man kann sagen, die Religion ist das höhere, denn sie hat einen höheren Inhalt, sie hat es mit dem allbefassenden Geiste zu tun. Nun aber ist, wo die Religion bloß der Subjektivität anheimfällt, sie' durchaus etwas Endliches; der Staat ist deshalb hier das Entscheidende, denn er ist das Denkende und das Wissende. Im Staate ist das Wahre in der Form des Gedankens, der Allgemeinheit. Die Religion, insofern sie sich in ihrer Sphäre hält, hat der Staat zu respektieren; sowie sie sich aber gegen die Wirklichkeit wendet, so muß sie ihre Form der Subjektivität aufgeben und die Form der Allgemeinheit, des Denkens annehmen. I Gegen die Wahrheit des Staats gibt es nicht eine besondere Wahrheit. Die Wahrheit ist nur Eine, und diese ist ausschließend, das andere ist Irrtum. Diese Wahrheit ist, daß I
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der Geist frei ist, daß das Leben und die persönliche Freiheit nicht verletzt werden soll pp. Wenn Widerspruch vorhanden ist, so ist der Staat das Entscheidende. - Er kann es deshalb wohl geschehen lassen, daß man sich in Ansehung des Lehrens in mancherlei Schulweisheit herumtreibt. Ebenso kann es der Staat wohl ansehen, ob Fleisch gegessen werden soll und an welchem Tage. Ein anderes aber ist es, wenn es auf die' Wahrheit als solche ankommt. In einem so konkreten Ganzen, wie der Staat ist, können nun in Ansehung der Subsumtion des I Besondern mancherlei Kontroversen vorkommen; ein anderes ist es aber mit allgemeinen Grundsätzen, worauf alles beruht. Wenn Grundsätze aufgestellt werden, wie die oben angegebenen, so hat der Staat kein Federlesen zu machen, sondern er muß gebietend auftreten. Auch kann man nicht einwenden, solche Grundsätze waren bloße' Meinungen; solche Grundsätze machen zugleich die Basisdes Handelns. Es kommt darauf an, daß der Staat sich überzeugt, ob es sich um ein bloßes Meinen handelt. Die Äußerungen der Wahrheit, welche den Staat unmittelbar betreffen, hat der Staat zu behaupten; denn es ist ihm darum zu tun, daß nicht bloß blind seiner Macht gehorcht wird, sondern daß auch die Überzeugung der Individuen I seinen Geboten entspricht. Ohnehin hat in einem gebildeten Volke dies noch eine höhere Bedeutung, da hier mit einem bloßen Befehlen nicht auszukommen ist. Alle Verbesserungen sind vom Staate in der Religion gehoben worden.f Christus hat gesagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. E Dies ist in dem Sinn zu nehmen, daß die religiöse Wahrheit für sich ist; unmittelbare Konsequenz ist das weitere, daß der Staat nicht in seinem Wesen angegriffen werden soll. Übrigens hat sich die christliche Religion allerdings auch auf diese Welt bezogen; das Reich Christi hat die Welt umgestaltet, und die Prinzipien der I 2
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christlichen Religion sind Prinzipien des Staats geworden. Diese Prinzipien sind in die Form des Denkens erhoben I worden, und so sind sie im Staate. Es ist borniert, nicht zu erkennen, daß die Wahrheit in der Religion der Substanz nach dasselbe ist, was im Staate ist. Die Welt wird oft als das bloß Zeitliche und Vergängliche genommen; der Staat ist so als eine Art von Usurpation gegen die Kirche betrachtet. Es schleicht sich leicht die Gewohnheit ein, gegen die Welt zu deklamieren. Es wird oft gegen die Verdorbenheit der Welt deklamiert, ehe man sie kennt. Der Staat ist selbst die Offenbarung Gottes in der Gegenwart und in der Wirklichkeit. Seine Grundsätze sind die Wahrheit. In der Religion hat die Wahrheit die Form des Geschichtlichen und der Empfindung. Indem wir den Staat kennenlernen, I so haben wir zuerst das Vorurteil zu bekämpfen, dieses Alltägliche, welches uns umgibt, sei es, worauf es ankommt. Solche Individualitäten machen es nicht aus, und das Privatdasein derselben ist nicht das! Substantielle. Christus sagt auch: Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes, so wird euch alles andere zufallen.P Dies ist ein hohes Wort; das Substantielle soll vor allem erstrebt werden. Wenn man das Substantielle nicht hat, so ist alles ein tönendes Erz und eine klingende Schelle.f Um im Religiösen etwas zu sein und zu haben, dazu gehört die Festigkeit des Geistes und des Denkens, um über die Zufälligkeit und Subjektivität hinauszukommen. Das Blut und der Schweiß der Nationen I hat dazu gehört, das Vernünftige, das Substantielle zur Wirklichkeit zu bringen. Wenn es um das Reich Gottes zu tun ist, so ist es nicht um das Meinige zu tun, nicht um meine Seichtigkeit und meine oberflächlichen Gedanken, wenn sie etwa auch mit biblischen Sprüchen aufgestutzt sind. Indem der Staat die Kirche gewähren läßt, so erfüllt er eine Pflicht, die er gegen seine Mitglieder hat. Der Staat kann nun I
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ferner auch das Bewußtsein haben, daß seine Existenz und seine Zwecke durch die Religion gefördert werden. Das Individuum, indem es religiös ist, betrachtet den Staat als im Höchsten wurzelnd, und es hat recht daran. Der Staat hat nun aber notwendig Idie Aufsicht über! das Religiöse. Das Prinzip der Religion darf nicht zu einer polemischen Subjektivität werden, welche die Form dieser Subjektivität zum Wesen macht und gegen die Form des Objektiven geltend machen will. Die Kirche, indem sie ein Dasein hat, tritt in die Sphäre der Äußerlichkeit. Sie hat Eigentum, ihre Individuen können Verbrechen begehen. Über beides hat der Staat zu entscheiden. Durch Schenkungen an die Kirche kann auch das Interesse der bürgerlichen Gesellschaft berührt werden. Durch großes Eigentum in der toten HandE kann das Interesse der bürgerlichen Gesellschaft wesentlich gefährdet werden. Den Individuen wird es so erschwert, Eigentümer I zu sein. Der Staat hat daher auch in dieser Hinsicht Regulative zu erlassen. Auch des Interesses der Familie hat sich der Staat in dieser Hinsicht anzunehmen. Wo die Kirche in den Lehren hinaustritt, da bleibt sie nicht mehr beim Kultus stehen, sondern sie tritt in das Gebiet des Denkens. Dieses als das Allgemeine fällt wesentlich dem Staate anheim. Die Kirche bringt notwendig die Wahrheit in bestimmte Formen; der Begriff erfordert hingegen die Bewegung des freien Erkennens. Das Wahre soll erkannt werden, und was erkannt werden soll, ist das Wahre. Das Denken ist, wie bemerkt worden, vorzüglich von der weltlichen Seite in die Kirche gekommen. Die Universitäten haben sich so erst in protestantischen Ländern unabhängig von der Kirche zu dem, was I sie sind, gebildet. Die bloße Unabhängigkeit von Kirche und· Staat festsetzen zu wollen, ist eine leere Abstraktion, hinter der sich häufig unredliche Absichten verbergen. Kirche und Staat haben wesentliche Beziehungen aufeinander, und diese I
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Beziehungen bestimmen sich durch die Natur beider. In unseren Staaten kann die kirchliche Meinung eine größere Würde haben als in den alten; unsere Staaten haben diese große Kraft, das Besondere sich so weit ergehen zu lassen und doch das Ganze zusammenzuhalten. Wir haben an den Quäkern und an den Mennoniten Seiten, die eigentlich unverträglich sind mit dem Prinzip des Staats; allein der Staat kann bei seiner großen Festigkeit wohl zugeben, daß I es Sekten in ihm gibt, die sich darauf beschränken, bourgeois zu sein. Durch zu große Ausbreitung würde eine solche Sekte dem Staate wohl allerdings gefährlich werden. Der Staat kann allerdings mehrere Sekten in sich befassen, christliche Sekten nicht nur, sondern auch Juden. Der Staat ist erst als Staat konstituiert, der sich so von der Kirche losgerissen hat, daß verschiedene Konfessionen in ihm bestehen. Das Vernünftige im Staate ist erst in den Zeiten aufgekommen, wo eine Trennung in der Kirche geschehen ist. Man sieht es oft noch so an, als ob die Bürger eines Staats notwendig auch von einer Religion sein müssen. Allein der Staat erhält ersr seine wahre Ausbildung, indem er sich von der Form des Geglaubten, des Empfundenen I losreißt. In Despotien ist Staat und Kirche
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Der Staat hat das Allgemeine als solches zu seinem Gegenstand; er hat nicht das Wohl der Individuen, als Besondere, zu befördern. Die allgemeinen Anordnungen, die um des öffentlichen Wohls willen notwendig sind, gehören seiner Aufsicht an. Ebenso hat der Staat nicht das Eigentum des Einzelnen zu erhalten; dies kommt den Gerichten zu. Der Staat hat für die Gesetzgebung zu sorgen und für Bestellung von Gerichten. Ferner hat der Staat das allgemeine Vermögen zu verwalten. Als ein wirkliches Individuum hat er besondere Zustände in der Zeit, und diese wahrzunehmen ist gleichfalls Sache des Staats. Wir betrachten zuerst den Staat als Organismus in sich selbst, 225
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der sich auf sich b~zieht. Dies ist Gegenistand des innern Staatsrechts. Das zweite ist dann 1, daß der Staat sich als ein besonderer Staat zu andern besondern Staaten verhält; dies ist Gegenstand des äußern Staatsrech ts. Das dritte ist, daß der Staat nicht mehr betrachtet wird als unmittelbare Wirklichkeit, sondern in seiner allgemeinen Idee oder als Gattung. So ist der Staat der allgemeine Geist. Dies ist die absolute Macht gegen die individuellen Staaten. Dieser Prozeß des allgemeinen Geistes ist die Weltgeschichte.
a. Das innere Staatsrecht
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Im Staate ist die konkrete Freiheit vorhanden, das, was im Begriffe des Willens an und für sich ist. Dieses ist dann das Objektive, und ihm gegenüber ist der einzelne, belsondere Wille. Dieser ist insofern substantiell, als er dem allgemeinen Willen angemessen ist, insofern er denselben weiß und will. So ist das Individuum zu seinem höchsten Recht gekommen, zu einem Dasein seines substantiellen Wesens. Was das Individuum noch nach seiner Besonderheit sein mag, das steht ihm völlig frei. Es ist häufig, daß die Menschen nur ihr besonderes Meinen und Treiben für ihr Eigenstes und Bestes halten. Ihre wahre Würde haben die Menschen nur in ihrer allgemeinen vernünftigen Natur. Eine Bewußtlosigkeit ist es, zu meinen, das Verharren in solchem besondern Treiben sei ein Wesentliches und Substantielles und dasselbe könne bestehen ohne das Allgemeine. Die Freiheit der I Besonderheit ist nur formell. Denn der Inhalt derselben entspricht dem Begriff nicht. Die höchste Freiheit hat der Mensch im Staate, weil ihm der Begriff derselben hier Gegenstand ist. Weiß der Mensch dies nicht, so muß er als Knecht dem Gesetze I
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gehorchen. Was der Staat von ihm fordert, kann er als einen äußern Zwang ansehen und die Zähne knirschen; dies ist ihm überlassen. Es ist seine Schuld und sein Unglück, daß er sich so fühlt. Er kann auch zur Frömmigkeit und zur vollkommenen Resignation seine Zuflucht nehmen, aber er bleibt immer in der vollkommenen Abhängigkeit. Die persönliche Einzelnheit und das persönliche Interesse finden in den Sphären der Familie und der I bürgerlichen Gesellschaft ihr vollständiges Ergehen. Wir sahen auch, wie jene Sphären in das Allgemeine übergingen. Zur Verfassung gehört zunächst die Organisation der Staatsgewalt, die das Allgemeine als solches will; sodann gehören dazu aber auch die Institutionen des Besonderen '. Wenn man von Verfassung spricht, so meint man häufig darunter bloß die Organisation, wie das Allgemeine als solches tätig ist. Dieses Allgemeine ist aber nicht etwas für sich, es setzt voraus die Familie und die bürgerliche Gesellschaft. Diese Institutionen gehören wesentlich auch zum Ganzen einer Verfassung. Wenn man von Verfassung spricht, so meint man oft nur, daß oben herum, in der oberen Etage, eingerichtet wird. Wenn dies der Fall Iist, so steht das Besondere dem Allgemeinen als ein roher Haufen entgegen. Die politische Gesinnung hat wesentlich das Moment, daß die Einzelnen wissen, daß ihr Bestehen wesentlich abhängt vom Allgemeinen. Diese patriotische Gesinnung hat näher die Bestimmung, daß das Individuum weiß, daß die Zwecke seiner Besonderheit nur sein können durch das Allgemeine. In diesem Sinne zeigt sich besonders oft der englische Patriotismus. Die politische Gesinnung ist insofern ein Vermittelndes. Sie hat zu ihrem Inhalt das Besondere, und das Allgemeine erscheint als das feste Band, wodurch die besonderen Sphären bestehen. Durch diese Vermittelung wird aber das Allgemeine selbst zum Zweck. - Der I Patriotismus kann nun mehr die Form I
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der Selbstsucht haben, oder es kann dabei mehr um das Allgemeine zu tun sein; überhaupt verschmilzt beides ineinander.' Die Verfassung besteht also darin, daß der an und für sich vernünftige Wille ein Dasein habe; dies Dasein besteht aber in der Bestimmung. Die Staatsorganisation soll so nichts sein als ein Bild der vernünftigen Unterschiede des Begriffs. Das Objektive, Allgemeine, welches der Staat heißt, muß sich in sich unterscheiden wie der Begriff. Dadurch wird das Dasein des Vernünftigen begründet. Wenn man von Verfassung spricht, so muß man nicht einen Zweck zum Grunde legen, wie die Freiheit u. dgl., und dann sehen, wie dieser Zweck zu fassen sei. Man I kommt wohl so auf den Gedanken einer allgemeinen Macht und findet dann, diese allgemeine Macht müsse abgehalten werden durch Beschränkungen, Willkür zu werden. Die ganze Vorstellung schließt ein Mißtrauen in sich; allgemeiner geht sie aus von der Form des Negativen. Eine Bestimmung wird nötig gefunden, so das Allgemeine; diesem setzt man ein Besonderes gegenüber als ein Negatives, Äußerliches gegen dasselbe. Man ist hier in der Sphäre des Räsonnements; es können einen hier diese und jene Möglichkeiten aufhalten, und man kann dabei allerhand ausklügeln. Dies ist eine gewöhnliche Verfahrungsweise, die sich auch praktisch oft hervorgetan hat. Es kann in der Erscheinung allerdings vorgekommen sein, daß eine Macht I vorhanden war, der etwas entgegengesetzt werden mußte. Die Hauptsache ist die, daß die Idee des Staats vorhanden sein muß. Die Unterschiede und Bestimmungen, die sich ergeben, sind Momente einer Idee, die nicht ein Feindseliges gegeneinander sind. Im lebendigen Organismus haben so alle Organe ihre besondern Funktionen, ohne einander feind zu sein. Es kann nun die Frage aufgeworfen werden, wer die Verfassung zu machen habe. Diese Frage scheint ganz deutlich und I
Orig. Absatz zweifelhaft.
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höchst wichtig zu sein. Näher betrachtet ist diese Frage aber etwas Sinnloses. Man geht dabei aus von der Meinung, es gebe ein Volk ohne Verfassung. So wäre ein Volk bloß eine abstrakte Vielheit. Aber so etwas existiert gar nicht. Die Menschen sind nicht ein abstrakter Verstand, und ihr Verhalten zueinander ist nicht von I der Art; die Menschen sind vielmehr immer ein Organisiertes. Mit einem Haufen hat es also der Begriff ganz und gar nicht zu tun; wie ein solcher mit sich zurechtkommt, das ist seine Sache. Bei jener Frage wird nun näher dies verstanden, daß eine Veränderung in der Verfassung zu machen sei. Die einfache Antwort darauf ist daß, eben weil eine Verfassung vorhanden ist, die Veränderung auf verfassungsmäßige Weise geschehen muß. Eine Verfassung ist überhaupt gar nicht als ein Gemachtes anzusehen. Die Verfassung muß sein als das an und für sich Seiende welches über die Sphäre des Gemachtwerdens hinaus ist: ~eil ein Volk ein Geistiges ist und nicht ein Natürliches, so ist der I Geist immer fortschreitend; in der Natur findet kein F?rtschr~iten statt. Ein Volk, das dem Weltgeist angehört, ?l1d~t Se1?e Verfassung fort. Was dem Bewußtsein vorliegt, ist eme emzelne Not, die Abhilfe erfordert. Was nach und nach sich einschleicht und zur Gewohnheit wird, wird später zum Gesetz gemacht, und anderes kommt in Verfall und wird aufgehoben. Die Verfassung ist das substantielle Leben eines Volks, und alle seine Verhältnisse sind darin versenkt. Daß das Bewußtsein des Volks sich ändere, daß ein neues, höheres Bewußtsein entsteht, dies ist nicht so plötzlich zu machen. Wenn ein neuer Begriff im Leben eines Volkes eingeführt, wenn sozusagen eine Verfassung apriori gegeben werden soll, so ist dies ein ganz oberflächlicher I Gedanke. Napoleon sagt so von sich selbst, er habe den Spaniern eine Verfassung a priori geben wollen.f Damit ein Volk eine neue Konstitution vertrage, dazu gehört, daß das Volk schon auf einem Standpunkt der Bildung stehe, der dieser Konstitution angemessen 229
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ist.EEine Verfassung, als das Substantielle eines Volks, ist das Heilige des Volks. Daß das Allgemeine in einem so großen Reichtum sich geltend mache, ist eine langsame Wirkung, die sich gewissermaßen auf eine dem Einzelnen bewußtlose Weise begibt. - Die oberflächliche und leere Ansicht und Auffassung des Begriffes einer Verfassung hat in neuern Zeiten viel Unheil angestiftet. Wenn man in den einzelnen deutschen Ländern nachfragt, ob I die Bürger und Bauern alle zu einem Deutschland gehören wollen, so wird diese Frage von den meisten gar nicht verstanden werden. Die Idee der Verfassung ist also aus dem Begriff zu erkennen. Ein Volk, ein Staat ist ein Ganzes. Dies enthält vors erste, daß in diesem einen Ganzen des Staats, wo das Allgemeine als solches befestigt und betätigt werden soll, seine Momente sich entwickeln und daß die untergeordneten Sphären ebenso ihre Ausbreitung haben; dies ist der friedliche Staat. Das zweite ist dann t, daß die unterschiedenen Sphären schlechthin ideell gesetzt werden und daß der Staat sich als eine Individualität darstellt. Diese beiden Seiten sind es, die jetzt zu betrachten sind. Es liegt in I der Idee, daß jedes Moment des Begriffs frei für sich ist, als eine eigne Sphäre, eine eigene Gewalt, und daß dieses Moment zugleich aber nur als2 durch das Ganze bestehend erscheint. Im System der Sonne sehen wir so die Planeten als freie Individualitäten, die sich zugleich um die Sonne bewegen, deren Gesetz zugleich das freie ist.E Daß der Staat sich in sich unterscheidet, bewirkt erst, daß er ein in sich selbst Ruhendes, in sich selbst Unendliches ist. Was nicht so in sich unterschieden ist, das ist in der Weise der Unmittelbarkeit und damit abhängig von außen. Das Chemisehe ist nicht eine solche Totalität in sich.E Indem solche Unterschiede bestehen, so müssen sie für sich Totalität sein. So kommt das Ganze zu seiner I Vollkommenheit und ist in I
Orig. -denn..
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sich befriedigt. Indem jedes Moment so ein Ganzes ist, so hat es damit die Seele des Ganzen in sich, ist sich so selbst recht und dem Begriffe gemäß. Jedes Organ im Lebendigen ist so ein System in sich selbst; im Anderen hat es den Spiegelseiner selbst. Bei der Teilung der Arbeit sehen wir, wie das Ganze ein Vollkommenes wird, indem jeder Teil der Arbeit für sich vollbracht wird. - Die verschiedenen Gewalten müssen im Staate getrennt sein; dies ist in dem soeben entwickelten Sinn zu verstehen. Man hat in der Trennung der Gewalten in neuern Zeiten die Garantie der Freiheit erblickt. Dies ist die Idee der modernen Zeit überhaupt. Der Staat ist erst reale Geistigkeit, wenn er sich in sich selbst unterscheildet, so daß die Unterschiede nicht beschränkt in sich sind, sondern sich vollkommen ausbilden. So wissen wir, wie in der griechischen Kunst der eine Künstler ein Dichter war, der andere Maler, der dritte ein Bildhauer. Die Idee, in diese verschiedenen Elemente getaucht, macht einen Kreis von Göttern aus; jeder ist in sich vollendet, und in allen ist ein und derselbe Geist zu erkennen. Dies ist die große Freiheit des modernen Geistes, zu seinem vollkommenen Gegensatze zu kommen und seinen Gegensatz vollkommen frei zu entlassen ohne NeidE. Auf empirische Weise, wie dies behandelt wurde, hat man darin mit Recht eine Garantie der Freiheit gefunden. Es ist indes mehr als I Garantie, denn die Idee ist sich auf diese Weise wirklich. In Frankreich hat man diese Theorie besonders ausgebildet, aber mehr auf verständige Weise. Man hat nun gesagt, daß ohne solche Trennung der Gewalten die Willkür herrschen würde; daß dies begründet ist, läßt sich leicht einsehen. Die Vereinigung der richterlichen und gesetzgebenden Gewalt würde zu einer bloßen Willkür führen. Es wäre somit keine Gerechtigkeit vorhanden, denn Gerechtigkeit nennen wir, wenigstens formell, daß das Individuum nach einer allgemeinen Bestimmung behandelt wird. - Im Richterlichen selbst kommen ebensolche Unterschiede 23'
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vor; das eigentliche Rechtsprechen und die Beurteilung des einzelnen Falls erscheinen als verschiedene Momente. Wenn polizeiliche und richterliche Gewalt in einer Hand sind, so kann I man gleichfalls sagen, daß die Freiheit gefährdet! werde. Weiterhin hat man administrative und richterliche Gewalt voneinander getrennt. Diese Trennung ist nun mehr oder weniger allgemeine Einsicht geworden, so wie es denn Begriffsbestimmungen gibt, die allmählich als notwendig in das Bewußtsein eintreten. Diese Unterscheidung hat sich auch in der Geschichte gemacht, aber hier mehr auf eine äußerliche, zufällige Weise. So wissen wir, daß der Kaiser sonst in Deutschland herumzog, hier und da seinen Sitz aufschlug und selbst Recht sprach. Daß der Kaiser in der Folge nicht mehr selbst Recht sprach, dies machte sich zunächst auf eine ganz äußerliche Weise. Es wurde indes zur Gewohnheit, daß besondre Richter I Recht sprachen, und diese Gewohnheit wurde dann' als etwas Notwendiges erkannt. Jetzt sieht man es als eine Tyrannei an, wenn der Fürst selbst über einen Verbrecher Recht sprechen, wenn er in Privatsacherr' sich mischen wollte. Gleichwohl liegt es im Begriff des Fürsten, daß er die oberste richterliche Gewalt hat, wovon später gesprochen werden wird. E Die Fürsten teilten im Mittelalter ihre Länder unter ihre Söhne. Dies ist dem Begriff des Staats, der so als Privateigentum erscheint, ganz unangemessen. Diese Gewohnheit ist abgekommen, nicht weil sie als begriffswidrig erkannt wurde, sondern zunächst nur um 4 der regierenden Familie willen. Ein weiterer wichtiger Fortschritt ist der, daß das, was anfänglich I als Privateigentum des Fürsten erschien, zu Staatseigentum geworden ist. Bei der Trennung der Gewalten ist nun die schiefe Ansicht entstanden, daß man sie bloß als' etwas Beschränkendes I
Orig. -gefahrte-.
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Orig. -denne.
); Orig. -Privarsache-. 4 -um. eingefügt.
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angesehen hat. So sagte man: Die fürstliche Gewalt strebt immer nach Despotismus, die Richter möchten gerne Gesetzgeber sein, pp. Es scheint sonach, daß man eine Trennung festsetzen müsse, damit die, welche gern möchten, nicht könnten. Es ist damit eine gewisse Schadenfreude verbunden und zugleich eine Selbstbefriedigung über die Klugheit, die das so gut eingerichtet hat. Die Gewalten erscheinen so als Dämme gegen Ströme, überhaupt aber bloß als etwas, das da ist, um einem! größern Übel vorzubeugen. Man kann bei solcher I subjektiven Betrachtungsweise im einzelnen oft recht gehabt haben, denn das Mögen kann gut sein, aber auch böse. Bei solchen Vorstellungen ist das Bewußtsein immer mit Negativem erfüllt. Es ist dies eine Gesinnung, die z. T. zum Pöbelhaften gehört. Die wahrhafte Ansicht ist, daß jedes Glied für sich ein notwendiges ist, ein unterscheidendes Moment, welches nach der Natur des Begriffs so unterschieden ist. Wenn jede Sphäre sich in sich ausbildet, so befriedigt sie sich in sich selbst, und es fällt dann das weitere Mögen ganz hinweg. Ein gutorganisiertes Gericht würde sich sehr beschwert finden, wenn es zugleich verwaltende Funktionen üben sollte. I Indem man den Grundsatz der Teilung der Gewalt aufstellt, so treten die Gewalten äußerlich gegeneinander, die sich einander balancieren sollten. Wenn dies so dargestellt wird, so fehlt die Einheit des Ganzen. Das Lebendige und noch weit mehr der Geist muß nun als eine subjektive Einheit, als Identitatf erscheinen, worin die Gegensätze aufgelöst sind. Wenn die Gegensätze so zueinander gesetzt werden, so kann die Folge nur sein, daß der Staatsorganismus nicht geht. Dieser muß aber gehen, und wenn er gehemmt wird, so stellt er sich her; die Notwendigkeit der Sache macht sich Platz gegen alle Förmlichkeiten. Es geschieht sonächst aber, daß eine Gewalt die andere über den Haufen rennt. Die GeI
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schichte der Französischen Revolution liefert Idas entscheidendste Beispiel dafür. Die Nationalversammlung machte sich so zum Gouvernement und vereinigte alle Gewalt in sich. Es entstand so die Schreckensperiode. Späterhin traten die fünf Direktoren an die Spitze der ausübenden Gewalt. Die gesetzgebende Gewalt setzte sich dem Direktorium entgegen, und es geschah das Umgekehrte. Die gesetzgebende Gewalt wurde so ausgereinigt und die Einheit hergestellt. Wo so ein Kunststück ersonnen wird, da ist das Ende immer dies, daß eine Gewalt die andere umstürzt. Fichte hat auch so eine Erfindung gemacht. Er hat eine vollziehende Gewalt angenommen und dieser ein Ephorat gegenübergestellt. E In einfachen, kleinen Staaten kann mancherlei derart unentschieden bleiben, und da kommt nichts darauf an. Spinoza I sagt, Gott habe den Juden als einem widerborstigen, eigensinnigen Volke ihre Verfassung zur Strafe gegeben.E Bei Fichte scheint es nun gleichgültig, ob die ausübende Gewalt monarchisch, aristokratisch oder demokratisch ist.E Das Ephorat, welches er vorschlägt, soll, wenn es eine Überschreitung der Gesetzesgrenzen von Seiten der ausübenden Gewalt bemerkt, sogleich ein Interdikt über das Land aussprechen.f Das ist so ein hausbackener Verstand, der sich so etwas ausklügelt. Gerichte müssen in einem Lande sein, und diese werden sich um ein solches Interdikt nicht bekümmern. Das Einfachste würde sein, daß ein solches Ephorat zusammengepackt und fortgeschickt würde. Die Teilung der Gewalten darf ferner nicht so sein, wie sie etwa in der Türkei ist oder wie sie z.IT. in der Lehnsverfassung war. Die Teilung, welche dort stattfindet, ist nur eine äußerliche; die Paschas vereinigen in ihrer Sphäre alle verschiedenen Gewalten. Die nächste Frage, welche einem einfallen kann, ist die, welche Verfassung die beste sei. Darüber ist ein großes Gerede gemacht worden; man kann die Vorteile und die
Nachteile der verschiedenen Verfassungen gegeneinander abwägen. Die Hauptsache ist, daß die Einteilung in verschiedene Verfassungen, als Monarchien, Demokratien und Aristokratien, jetzt ganz und gar nicht mehr paßt und gar keinen Sinn mehr hat. Sie hat nur einen Sinn, wenn der Staat noch nicht so gefaßt ist, daß jedes Moment der Idee desselben Wirklichkeit wird. Jener Unterschied paßt bloß für den Zustand, wo die Gewalten noch nicht getrennt sind. Es ist hier Inur der Unterschied von einem, VOn mehreren und von allen, in deren Händen die oberste Gewalt ist. In Griechenland, und auch noch bis auf andere Zeiten, konnte jene Frage wohl aufgeworfen werden. Montesquieu hat besonders über den Unterschied jener Verfassungen gesprochen. Er sagt: Das Prinzip der Demokratie ist die Tugend", das der Monarchie die Ehre'', Daß das Prinzip der Demokratie die Tugend ist, ist insofern ganz richtig, als in einem solchen Staate Einfachheit der Sitten und die Weise des Lebens, daß nur für das Allgemeine gelebt wird, das Erste sein muß. So war bei den Römern der Sinn für ihr Vaterland das einzig Herrschende, dem alles andere nachstand. In solchen Staaten, wo die bürgerliche IGesellschaft ihre Ausbildung hat und wo die Individualität als solche sich nach allen Seiten ausbildet, in diesem Zustand der höheren Kräftigkeit ist die Tugend gleichsam eine Möglichkeit. Es kann einer tugendhaft sein und kann es auch nicht sein, dies ist mehr Sache des Einzelnen. Bei den Alten sehen wir die großen und herrlichen Individualitäten erst hervortreten, wenn der Staat sich auflöst. In einem anderen Staate kommt die Individualität zu ihrem vollen Rechte. Unter Monarchie versteht Montesquieu vornehmlich die Feudalmonarchie, und von dieser Monarchie sagt er, daß die Ehre das Prinzip derselben sei.E Hier ist es der Adel, der eine Monarchie erhält, und Montesquieu hat recht, wenn er sagt, daß die Ehre hier das den Staat erhaltende Prinzip sei. In der Feudalmonarchie ist Ider Richter nicht
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objektiv etwas dadurch, daß er einem besonderen organischen Momente des Staats angehört. Er ist unmittelbar, was er ist, zunächst durch die Geburt; und sodann, um für sich etwas zu sein, muß er sich in der Vorstellung anderer geltend machen. An und für sich wäre er, wenn er in der vernünftigen Organisation des Staats seine Ehre hätte. - Das Rittertum zeigt sich im Mittelalter in Spanien in seiner schönsten Blüte. Von der Aristokratie sagt Montesquieu, daß sie die schlechteste aller Verfassungen sei.E Dies kann man allerdings sagen, denn in einer Aristokratie ist eine Anzahl von Familien, die die Regierung in den Händen haben, welche dem Bürger in ihren übrigen Verhältnissen so nahestehen. Was ihnen die Regierung in die Hände gibt, ist nur der I Vorzug der G~bur~. Ein Monarch ist nun 1 durch die äußere Notwendigkeit veranlaßt, viele Geschäfte aus der Hand zu geben. Eine Aristokratie vereinigt dagegen alle Gewalten und alle öffentlichen Funktionen in sich. Sodann zeigt sich in einer Aristokratie besonders das Mißtrauen', sowohl gegen die Bürger als .. gegen die eigenen Mitglieder. Nichts ist so töricht, als verschiedene Völker in Rücksicht ihrer Verfassung miteinander zu vergleichen. Jedes Volk ist ein Individuum; die neuern Völker sind von den alten Völkern durch einen ungeheuren Zwischenraum der Zeit und Bildung getrennt. Bei Verfassungen kommt es weiter darauf an, daß ein Volk vollkommen selbständig ist, so daß es seine I Selbständigkeit durch sich erhalten kann. Es kann verschiedene Arten der Kombinationen geben, wodurch ein Staat, der nicht die Macht hat, sich selbständig zu erhalten, doch besteht. In solchen schwachen Staaten, die das politische Gnadenbrot essen, können nun solche mangelhaften Verfassungen besteI 2
Orig. -nur-. Orig. -Vertrauenc
hen. Es kann namentlich ein solcher Staat sich auf der! Stufe der bürgerlichen Gesellschaft halten. E Daß der Staat sich wirklich bei solchen Verfassungen zusammenhält, kaim man nicht sagen; er hält sich nur durch die anderen Staaten. Die Hauptsache ist, daß in solchen/ Staaten eine ordentliche und gerechte Privathaushaltung geführt wird. . Von einem äußerlichen Verhalten der verschiedenen Gewalten gegeneinander kann, wie gesagt, also I gar nicht die Rede sein. Man muß sich auf dem Standpunkt der Idee erhalten und das Vernünftige betrachten, wie es an und für sich ist. Auf den Gedanken, auf die Idee kommt es an. Vorgefaßte Meinungen können hier nicht entscheiden, sondern man muß den vernünftigen Gedanken sich gewähren lassen. Die Momente der Vernünftigkeit treten nun also auseinander, bilden sich selbständig für sich aus und werden demnächst'' in eine Einheit wieder zusammengenommen. Der Staat hat das Allgemeine zum Zwecke und ist das Ideelle seiner verschiedenen Sphären überhaupt. In diesem Allgemeinen können keine andern Bestimmungen sein als seine eigenen', Das erste ist die Konstituierung des Allgemeinen als Allgemeines; dies ist die gesetzgebende Gewalt. Das zweite ist das Eintreten des Besondern, so daß dieses I mit" dem Allgemeinen identisch gemacht wird. Dies ist die Regierungsgewalt. Das dritte ist die Einzelnheit ganz abstrakt, die Subjektivität als solche; dieses ist die fürstliche Gewalt. Dies sind die drei Momente und ist ein Abbild derselben''. In der gesetzgebenden Gewalt ist also ebenso die Regierungsgewalt und die fürstliche Gewalt wirkend. Ebenso ist es mit der Regierungsgewalt und der fürstlichen Gewalt. Die besonderen Geschäfte des Staats sind die Institutionen und Geschäfte der vorhergehenden Sphäre. Diese Verfassung ist-nun diejenige, welche die konstitutioI 2
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nelle Monarchie genannt wird. Wenn von Monarchie geredet wird, so muß man wohl bemerken, von welcher Monarchie die Rede ist. An eine Monarchie der alten Zeiten, I der Aristokratie und Demokratie entgegenstehen, ist hier nicht zu denken. Weder in patriarchalischen noch in asiatischen Monarchien findet eine Unterscheidung' der Gewalten statt. Ebensowenig findet sich dies bei der Feudalmonarchie, welche' einen Zustand darstellt, den einige törichte Menschen zurückwünschen, während der Kampf der ganzen neuern Zeiten darin besteht, das politische Leben von den Feudalverhältnissen zu reinigen. - Die Idee erfordert nun die einzelnen unterschiedenen Momente. Die konstitutionelle Monarchie ist die Erfindung und das Werk der neuen Welt. Die substantielle Idee hat hierin ihre unendliche Form gefunden. In allen anderen Verfassungen ist die wahrhafte Freiheit noch nicht zu ihrer Wirklichkeit gekommen. I
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Die fürstliche Gewalt wird zuerst betrachtet, weil in ihr die Existenz des Begriffs als solcher, als Subjektivität, ihren Sitz hat. Das erste Moment in dieser Bestimmung ist die Souveränität des Staats überhaupt. Hierunter versteht man einerseits Souveränität nach außen, sodann aber auch Souveränität nach innen. Man hat heutzutage soviel von »Volk« sprechen hören; »Volk« heißt das Allgemeine, noch ohne nähere Bestimmung, was der Vorstellung vorschwebt. Sowie? man von Verfassung anfängt zu sprechen, so kann nicht mehr vom Volk die Rede sein. Hier ist von Bestimmungen und von Unterscheidungen in sich die Rede; aber I diese Bestimmungen sind innerhalb des Volks. Ein Volk ohne fürstliche I
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Gewalt, ohne Regierung und ohne Organisation wäre bloß ein leerer Haufe. Wenn so in Büchern vom Volk im allgemeinen die Rede ist, so kann man sogleich darauf rechnen, daß man ungewaschenes Zeug hören wird. Das vernünftige Erkennen ist eben, das in der Vorstellung Unbestimmte in seiner Bestimmtheit zu fassen. Von der Souveränität nach außen wird später die Rede sein. E Souveränität nach innen ist das Moment der substantiellen Identitat/': alle die verschiedenen Sphären und Gewalten des bürgerlichen, politischen und sittlichen Lebens erscheinen in jener substantiellen Identität wurzelnd. Sie sind I nur bestimmt von der Idee des Ganzen, und nur dadurch haben sie ihr Recht, daß sie Glieder jenes Ganzen sind. Zur Souveränität gehört ferner, daß die verschiedenen Geschäfte, die verschiedenen Gewalten des Staats nicht Privateigentum sind. Sie müssen betätigt werden durch Individuen, aber sie treten ganz aus dem Verhältnis von Privateigentum heraus. Wenn sie dies wären, so wären sie ein Recht nach der Weise des Privatrechts. Die Gewalten werden den Individuen nur zugeteilt, und das Individuum hat seinen Wert und seine Würde nur, insofern es' sein Amt und sein Geschäft gehörig verrichtet. Dies Moment der Souveränität fehlte besonders der Feudalmonarchie; nicht nur der IMonarch war nicht souverän nach innen, sondern der Staat selbst war es nicht. Die besonderen Staatsgewalten und Staatsgeschäfte waren Familieneigentum oder Privateigentum. Die Gewalt, die ein jeder ausübte, übte er aus nicht als ausgehend von der Idee des Staats, sondern er übte sie aus als sein Privateigentum. Das zweite Moment im Begriff der fürstlichen Gewalt ist, daß die Identitat'i, welche die Souveränität ist, als' Subjektivität wirklich ist. Die Subjektivität in der höchsten Weise existiert nur als Ich. Ich ist die reine Identität; in diesem ist alle I
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Besonderung aufgehoben. Diese Identität ist ein formelles Moment; zur Wahrheit der Idee gehört nicht nur Subjektivitat, sondern ebeniso Objektivität. Die Einzelnheit des Ich ist ein abstraktes Moment gegen das Allgemeine. - Jene Subjektivität ist nun notwendig Individualität, und zwar Individualität des Geistes. Die Souveränität des Staats hat die Seite ihrer Existenz in einem Subjekt, in einem Individuum, und dies ist der Monarch. Die konstitutionelle Monarchie enthält die verschiedenen Momente des Begriffs frei ausgelegt. Das Leben besteht wesentlich in der Identität dieser Unterschiede. Es zeigt sich so die abstrakte, einfache Gewißheit, die noch ohne Wahrheit sein kann, als diese letzte Spitze, welche der Monarch ist. Die allgemeine Qualität des Begriffs der fürstlichen Gewalt wurde darin gesetzt, daß der Staat, weil I er ein Geist ist, weil er Eines ist, alle Unterschiede, 1 in sich verflüchtigt, enthalten muß. Ich ist reine IdentitätK • Das Korrelaturn in der Natur ist das Licht. E In dieser Identität sind alle Staatsgeschäfte und Staatsgewalten in ihrer einfachen Quelle aufgelöst; sie sind flüssige Glieder, nicht bestehende, harte, feste. Die Individuen, durch welche jene Staatsgeschäfte betätigt werden, haben dieselben, wie bereits bemerkt wurde, nicht nach der Weise des Eigentums inne. Das Individuum ist nur ein Objektives, insofern es sich einer solchen Sphäre zugeteilt hat und darin tätig ist. In der Feudalmonarchie war der Staat nicht souverän, da die einzelnen Geschäfte und Gewalten in derselben Eigentum der Individuen waren. Daß die Souveränität als I Souverän existiert, dieser Übergang ist derselbe, den wir überall gesehen haben. So ist die Freiheit nur als Person, das Schwere nur als Körper", pp. Jene Identität ist das unendliche Fürsichsein des Ich. Die Subjektivität ist als solche unmittelbar als Subjekt. Subjekt ist nur als dieses Subjekt, Diese Negativität, die sich unendlich auf sich I
Komma eingefügt.
selbst bezieht, ist eben Persönlichkeit. Die Subjektivität ist so ausschließendes Eines, ausschließende Person. Indem nun die Souveränität als dieses ist, so ist sie Souverän', sie ist Monarch. Man spricht von der Souveränität des Volkes. Dies kann nur gelten von der Totalität der Völker gegeneinander. So sind die Franzosen und Engländer gegeneinander souverän. Man versteht indes I unter Volkssouveränität auch daß das Volk als diese Gesamtheit souverän sei. Nun ist aber von der Vorstellung" vom Volk als einer allgemeinen Gesamtheit' hier nicht mehr die Rede, sondern von einer bestimmten Gliederung und Organisation. Das Massenhafte, das Gesamtsein hört hier auf, und di'e verschiedenen Momente des Begriffs kommen zu einer eigenen Existenz. So haben in der tierischen Welt die verschiedenen Sphären der Irritabilität' und Sensibilität und Reproduktion jede für sich ihre eigene Existenz.P Jene Sonderung muß nun um so mehr eintreten in Ansehung der Subjektivität, da diese selbst das Sondernde ist. Der Monarch ist so die Persönlichkeit als solche im Staate; er ist so dasselbe, was das Gewissen ist, diese reine Gewißheit seiner selbst. Dies ist zunächst bloß ein Formelles und als solches I das letzte Entscheidende. Alles Aufschließen von noch nicht Daseiendem'' und Aufgeschlossenem" fängt von dieser Gewißheit an, und ebenso ist sie das letzte. - Das Abwägen von Gründen gegeneinander enthält noch nicht die Wirklichkeit; diese Vielheit muß vernichtet werden, damit das Schwanken, hinüber und herüber, aufhört. Wenn der Monarch seinen Namen unterschreibt, so liegt darin bloß das einfache: Ich will. Daß der Monarch nur uovoc ist, Einer, dies liegt unmittelbar in dem Gesagten. Der Begriff des Monarchen ist ein schwerer Begriff; daß die Identität schlechthin als Subjekt, als Eines erscheine, darauf I
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kommt es an. Weil das Subjekt so als Eines ist, so ist es das sich Sondernde, schlechthin für sich. Als ein solches sich Sonderndes I muß es nun überall vorhanden sein, auch in solchen Staaten, wo die verschiedenen Gewalten sich noch nicht besonders ausgebildet haben. Es kann hier an die Staaten des Altertums erinnert werden; in diesen Staaten, namentlich in den griechischen, welches nun auch ihre Verfassung war, hatte das Moment der Subjektivität noch nicht eine freie Existenz für sich. Dasselbe fiel somit außerhalb dieser Staaten, außerhalb der Sphäre der menschlichen Freiheit. Der letzte entscheidende Wille trat so in der freiesten Demokratie, in Athen, sowie in anderen Staaten, außerhalb des Staates auf. Die Privatpersonen und der Staat, beide nahmen zu solchen letzten Entscheidungen, wie die Orakel und der Vogelflug waren, ihre Zuflucht. Der Feldherr, nachdem er sein Terrain nach seiner besten I Einsicht gewählt und alles angeordnet hatte, befragte, um die letzte Entscheidung zu erhalten, die Orakel, die Eingeweide der Tiere. Pausanias mühte sich so vor der Schlacht von Platäa einen ganzen halben Tag mit Erforschung der Eingeweide der Tiere ab.E Ebenso wurden die Orakel befragt, wenn eine Kolonie angelegt werden sollte. Die Entscheidung wurde so immer von außen geholt. In den älteren Zeiten hatte das menschliche Selbstbewußtsein seine Tiefe noch nicht erfaßt, es' war sich noch nicht als Gewißheit und als Gewissen. Erst in neueren Zeiten hat der menschliche Geist seine Unendlichkeit erfaßt, und so wurde denn auch jene entscheidende Spitze innerhalb des Staats verlegt. Dieses/ letzte Selbst nun des Willens, I das Selbst des ganzen Staats, ist eben als dieses unmittelbare Einzelnheit. Das Moment der Unmittelbarkeit liegt darin, daß diese Identität, diese Identität mit sichK, indem sie alles Besondere aufgehoI
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ben hat, unendliche Vermittelung ist mit sich, die für sich ist durch diese Abstraktion von allem. Die einfache Gewißheit meiner selbst ist 50 das Unmittelbare, welches sich nicht unterscheidet. Die Natur ist unmittelbar. Dem Geiste kommt die Unmittelbarkeit nur zu als zurückgekehrt zu sich selbst. Die Unmittelbarkeit muß so nach der Weise der Unmittelbarkeit sein, und dies ist diese Bestimmung, die wir die Natürlichkeit heißen. So ist der Monarch durch die Natur das, was er ist, durch die Geburt. I Der angeführte Begriff ist durchaus spekulativ; es ist hier die Identität, welche unmittelbar das Gegenteil ihrer selbst ist, das heißt unmittelbar. Hier ist derselbe Übergang, welcher vorkommt in dem sogenannten ontologischen Beweise vom Dasein Gottes, wobei vom Begriff Gottes ausgegangen wird. Die Schwierigkeit, den Übergang des Subjekts zum Objekt zu fassen, macht immer nur die Mauer aus, wo die Ochsen am Berge stehen. Auf jenem 1 Übergang beruht überhaupt alles Fassen, allesBegreifen. Weil der Begriff des Monarchen so spekulativ ist, so macht dies das Mystische im Begriff des Monarchen aus, das, welches vom Verstand nicht gefaßt werden kann. Hierin ist die Majestät begründet, welche t das Innerlichste ist und gerade deswegen unmittelbar das Äußere. Der Verstand kann so die Majestät nicht begreifen, und man kann so mit Recht sagen, der Monarch soll nicht begriffen werden, d.h. nicht mit dem Verstande. Indem nun dies begriffen wird, so ist das Verhältnis der Philosophie ein freies Verhältnis zum Monarchen, indem sie2 diese Stufe, diese Stelle begreift. Das Verhältnis des Verstandes ist ein unfreies Verhältnis zum Monarchen. Das Verhältnis der Untertanen kann sein ein Verhältnis des Zutrauens, der Achtung, der Liebe und auch der Furcht. Sowie der Verstand hinter dieses Verhältnis kommt, so macht er einen Bruch in dasselbe. Im Zutrauen, in I
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der Liebe ist das Vernünftige enthalten, allein auf die Weise der Empfindung. Man I kann sich auf das Räsonnement au.s Gründen einlassen und zeigen, wie wichtig es für ein Volk sei, einen Monarchen zu haben. Man kann 1 hier mancherlei 5 medios terrninos annehmen und von einem solchen Grunde aus darüber räsonieren, ob es vorteilhafter sei, diese oder jene Verfassung zu haben. Man befindet sich auf dem Boden de~ Räsonnements, und man kann auf diese Weise zu mancherlei Resultaten gelangen. Man kann dann etwa finden, daß es für 10 das Volk das Geratenste sei, für seine Ruhe, für sein Wohl, daß die Verfassung eine monarchische sei, und man kann zeigen, daß auch in einer Monarchie für die Freiheit gesorgt sei; allein dies geschieht immer vom Standpunkt I des Räs~n nements aus. Das nächste, worauf der Verstand kommt, ist: 15 Der Monarch ist ein Individuum wie ich, ein Mensch, der nicht mehr ist als ich, und ungeachtet dessen soll dieser Eine im Staate diesen ungeheuern Vorzug vor allen anderen haben an Macht und Gewalt wie an äußerer Ehre und Herrlichkeit. Und diesen Vorzug soll er durch den bloßen Zufall der Natur 20 haben, da doch der Mensch nicht ein natürlicher sein soll, sondern durch das Denken das sein soll, was er ist. Hier steht der Monarch als unmittelbare Person gegenüber. Wenn nun der Verstand weitergeht, so erwägt er, wie durch den Zufall der Geburt über so Wichtiges entschieden wird. Das Resultat 25 dieses Räsonnements ist immer: Ein Individuum, welches so große Vorzüge? haben Isollte als der Monarch, müsse auch an Geist und Zustand der Vorzüglichste sein. Das Bestehen der erblichen Monarchie erscheint so bloß als etwas Angeerbtes und nicht in der Vernunft begründet. Der Monarch ist so nur 30 betrachtet als ein Natürliches, unmittelbar Persönliches -' was er auch ist, aber wieder als ein Negatives gegen das, was Orig. -hat-. Orig. >großes Vergniigen-. 3 Orig. Komma.
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er sein soll. Die Natürlichkeit ist es so, was der Verstand festhält als ein Negatives. Nun muß freilich zugestanden werden, daß im Monarchen das Moment des Natürlichen ist, und man kann dagegen sagen, daß der Beste, der Vernünftige regieren soll. Der Verstand kann nun leicht noch mit bösem Willen und Neid und Hochmut verknüpft sein, und dann weiß er seine I Gründe noch durch vieles zu unterstützen. Allerdings soll der Vernünftige herrschen, und die Verfassung ist die Vernünftigkeit selbst; aber in dieser Vernünftigkeit ist das eine Moment jene Identität, jene Subjektivität, dieses Natürliche. Der Begriff muß das Andere in sich fassen und als das Seinige wissen, sonst ist er bloß abstrakter Verstand. Wenn nun über Staatsverfassungen überhaupt räsoniert wird, so hat immer der Begriff dabei gefehlt, das spekulative Denken; die, welche über Verfassung reden wollen, müssen also zunächst philosophieren, sie müssen begreifen lernen. Es ist nur die spekulative Philosophie, welche das Recht hat, das, was dem Verstande ein Geheimnis ist, das Spekulative, welches im Begriff I des Monarchen liegt, zu erfassen. Wenn man zunächst darauf kommt, daß es das Natürlichste und das Billigste wäre, den Monarchen zu wählen, so ist hier zu erwähnen, daß, wenn auf solche Weise der Tapferste, der Weiseste u. dgl. gemeint wird, dies nach Art der Stoiker gesprochen ist, welche, wenn vom Weisen die Rede ist, auch immer nur ein Subjekt beschreiben. Es ist nun nichts langweiliger, als so einen Stoiker vom Weisen sprechen zu hören, so wie es auch langweilig ist, immer nur vom weisen König Salomon zu hören. Die Vernünftigkeit soll aber als ausgebildetes System der Institutionen eines Volkes bestehen und nicht bloß in einem Subjekt. Im I Staate ist die Vernünftigkeit auf eine objektive Weise wirklich vorhanden. Das, was dem Monarchen zukommt, ist das Grundlose: I Ich will. Dies ist
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zunächst bloß das formelle Moment, noch ohne die Objektivität. Es ist eine obetflächliche Ansicht, wenn man deklamiert, daß das Wohl eines ganzen Volkes von der Persönlichkeit des Fürsten abhänge, und man hat so große Fürstenerziehungspläne gemacht. Wenn die Institutionen eines Volk~s vernünftig sind, so macht sich das von selbst, und die Persönlichkeit ist es keineswegs, von der alles abhängt. Ohnehin ist der Monarch selbst ein Sohn seiner Zeit und seines Volks.E Er ist gar nicht so etwas vom Monde Herabgefallenes, sondern es lebt in ihm der Geist seines Volks. Wenn in einem Volke mancherlei Gedanken aufkommen, so I gibt es nichts mehr, wo es nicht eine Menge Menschen gibt, die beweisen, daß das alles besser sein müsse. Die Regierung muß immer das letzte sein, welches 1 solche Gedanken des Bessermachens aufnimmt. Denn wenn ein Gedanke wirklich an und für sich begründet ist, so gehört noch dazu, daß er zuvor die Individuen eines Volkes durchdrungen habe und daß die übrigen Einrichtungen damit in Zusammenhang gesetzt werden. Dies ist aber nicht gleich im Anfange geschehen. Die Regierung muß so die Sache ganz frei walten lassen, damit, ohne anderen Zweigen, die damit zusammenhängen, Gewalt zu tun, dieselben geändert werden können. Daß das Erbrecht den Monarchen zum Monarchen macht, ist das, was I man Legitimität nennt. Hierbei ist nun einerseits die Weise des positiven Rechts; daß aber die natürliche Geburt wesentlicher Grund des Rechts ist, dies muß vorher begriffen sein. Daß der Monarch auf diese Weise zum Throne kommt, ist eine der wichtigsten Bestimmungen der Staatsverfassung. In orientalischen, despotischen Reichen kommt es nicht dazu. Indem die Sukzession durch die Natur bestimmt ist, so erscheint die höchste Spitze der Zusammenhaltung des Staats der Zufälligkeit und Besonderheit entnommen. In einem despotischen Staate steht der Regent immer als BesonI
Orig. .welche-.
derheit der Masse des Volks gegenüber. Jeder kann sich hier ebensogut als ein Besonderes ansehen, und die Zufälligkeit ist es, die sich hier geltend macht. - Man kann, wie I bemerkt wurde, es für sehr naheliegend halten, daß die Wahlform die angemessenste sei, da es dem Volk überlassen bleiben müsse 1, wem es die Besorgung seines Wohls auftragen will. So erscheint das Wahlreich als das vernünftigste und rechtlichste. Der Regent erscheint in diesem Falle als derjenige, dem das Volk den Auftrag für sein Amt erteilt hat; der Fürst hatso den Charakter eines Mandatars.f Wenn wir die Geschichte um Rat fragen, so finden wir, daß bei einfachen Völkern so etwas wohl stattfinden kann. Das deutsche Reich hat demnachst/: seinen Untergang gefunden, und ebenso Polen. Nun geht zwar ein jedes Reich unter, und es ist gerade nicht die lange Dauer eines Reichs, die für die Güte der Verfassung entscheidet. Allein das deutsche Reich I hat nie einen vernünftigen Zustand dargeboten. Sobald die alte Einfachheit der Sitten, und somit die Barbarei, aufhörte und das Selbstbewußtsein eintrat, so hat sich gezeigt, daß keine Verfassung hat schlechter sein können als die des deutschen Reichs. Polen bietet dasselbe Schauspiel dar. In Wahlreichen finden Kapitulationen statt; die Wahlkapitulation druckt aus, daß der Kaiser oder die oberste Staatsgewalt sich auf gewisse Bedingungen ergibt. Die Meinung, die Ansicht und die Willkür der Besonderheit ist unmittelbar losgelassen in einem Wahlreich. In jeder Wahlkapitulation haben die Fürsten sich neue Rechte und Vorteile ausbedungen, bis daß am Ende vom Staatsvermögen und von der Staatsgewalt nichts übriggeblieben ist. Man hat es mit Recht für die Erblichkeit der Monarchie geltend gemacht, daß I den Parteien dadurch gesteuert wird. Solche Parteizerrüttungen müssen bei Thronerledigungen eintreten, denn die besonderen Meinungen haben dann freies Spiel. Wenn eine Nation groß ist, so sind der Stimmgebenden I
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immer eine große Menge. In Frankreich, da es Demokratie war, sollten fünf Millionen aktive Bürger über das Wohl des Staats entscheiden. Die Betrachtung, daß die Stimme des Einzelnen auf ein höchst Unbedeutendes verschwindet, bringt es hier mit sich, daß nur wenige in den Versammlungen erscheinen. Wer noch darin erscheint, hat ein besonderes Interesse, sei es ein wirkliches Privatinteresse oder auch ein mehr patriotisches Interesse. Es sind so Meinungen, die gegeneinander auftreten. In I der Meinung, welche abgegeben wird, empfinde ich die Zufälligkeit und die Willkür, und da liegt es denn ganz nahe, daß zur Gewalt geschritten wird, denn diese ist ebenso ein Zufälliges als die Meinung der anderen. So tritt die Zufälligkeit der physischen Kräfte unmittelbar gegen die innere Zufälligkeit auf. Es kommt so notwendig zur Gewalt, wenn Parteien gegeneinander auftreten. Diese Parteien, indem sie in Ansehung der höchsten Staatsgewalt voneinander unterschieden sind, machen unmittelbar fremde Staaten gegeneinander aus, wenn sie schon zu einem Volke gehören. Dies führt zu Kriegen, die das Innerste angreifen; die Parteien suchen deshalb bei Auswärtigen Hilfe und ziehen diese in ihre I Angelegenheiten hinein. Dieses Resultat hat sich immer in Wahlreichen gezeigt. In Deutschland ist es zwar nicht so gegangen, daß der Staat in fremde Hände gekommen ist; das Ganze hat sich durch göttliche Providenz hingeschleppt, bis daß die letzte hohle Hülse sozusagen durch einen Fußtritt über den Haufen geworfen worden ist, ohne Ehre und ohne Ruhm. Der Fürst erscheint bei der Erblichkeit der Monarchie erst in der Qualität, die ihm zukommt, als die letzte, unmittelbare Subjektivität. Es ist also unmittelbar ein Widerspruch, wenn diese Macht zu entscheiden ein Übertragenes wäre von andem. Friedrich der Große hat sich den ersten Diener des Staats genanntE, und dies gereicht ihm I zwar persönlich zur Ehre, aber seine Qualität hat er damit nicht ausgesprochen. In
der Souveränität, in der Majestät des Fürsten liegt gerade das letzte, grundlose Entscheiden, und dieses ist nicht ein Übertragenes, von einem andern Herkommendes. - Man hat früher gesagt, die fürstliche Gewalt beruhe auf göttlicher Autorität. Dies hat insofern seinen Sinn, als darin ausgesprochen ist, daß hier etwas der Willkür und Besonderheit 1 Entnommenes ist. So schreiben sich die Fürsten auch »von Gottes Gnaden-s". An eine vollkommene Willkür in Ansehung des Inhalts ist hierbei jedoch nicht zu denken, wie dies in England von einer Partei besonders geltend gemacht wurde. I Wenrr' die fürstliche Gewalt in der bezeichneten Art besonders festgestellt ist, so hat damit dieselbe ihr vollkommenes Recht, und die anderen Momente der Idee entwickeln sich auf eine ebenso freie Weise. Eine jede Gewalt hat zu ihrer eigenen Haltung die andern notwendig. Nur indem das Moment der fürstlichen Gewalt zu seinem vollkommenen Rechte kommt, können auch die andern Staatsgewalten ihrem Begriffe gemäß ihre Rechte" erhalten. Hierin liegt auf der einen Seite die Sicherheit der bürgerlichen Gesellschaft und auf der anderen Seite die Sicherheit der Throne und der Dynastien. Die Festigkeit liegt überhaupt nicht im Massenhaften; dies ist gerade das Unsicherste. Es ist einer der größten Fortschritte in Ansehung I der Verfassung, daß die Sukzession auf die bezeichnete Art befestigt und daß der Begriff damit erfüllt worden ist. Man hat oft sagen hören, die Sicherheit des Thrones beruhe darauf, daß der Fürst sich die Liebe seiner Untertanen verschaffe. Darin liegt überhaupt nicht" etwas Bestimmtes. Wir haben in neuern Zeiten Ludwig XVI., einen durchaus wohlwollenden Mann, von seinen Untertanen auf das SchaI
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Orig. -Besonnenheic-. Orig. -von Gottes Gnadenvielleicht unterstrichen.
3 Orig. ,Wann<. 4 Orig. -sie- verändert zu -ihre Rechtee
5 -nicht- eingefügt.
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fott bringen sehen. Wenn man so spricht, der Fürst müsse sich durch die Liebe der Untertanen auf seinem Thron befestigen, so reduziert man das Gute auf das Subjektive. In Despotien ist das Gute und das Schlechte ein solches Subjektives. Im vernünftigen Staate hingegen sind es wesentlich die Institutionen, I von denen das Glück des Staats abhängt. In Demokratien ist es die Subjektivität des Volks als solche, von der das Gute abhängt. In der vernünftigen Verfassung ist die Subjektivität mehr oder weniger etwas Gleichgültiges. Die schlechten Institutionen, d. h. ihre Unangemessenheit zu dem Geiste, der sich hervorgebildet hatte, haben Ludwig XVI. das Leben gekostet. - Es ist übrigens hier nicht die Meinung, daß eine Verfassung so beschaffen sein müsse, daß der Staat bestehen müsse, wenn auch alle Subjekte nichts taugten. Wo eine vernünftige Verfassung vorhanden ist, da haben es die ihr Angehörigen mit Vernünftigem zu tun, und durch solche Institutionen werden jene auch vernünftig. Die Tugend des Subjekts hat hier das Eigentümliche, daß sie allerdings von dem freien Willen der Individuen I abhängt, und sie ist dann etwas Höheres als die Tugend in dem Sinn, wie sie Montesquieu zum Prinzip der Demokratie macht. E Die Tugend erscheint dann als ein Erzeugnis des freien Willens, so daß das Subjekt durch die Negativität erst zu dem wirklich Substantiellen gelangt ist. - Furcht also und Liebe sind es nicht, auf denen wesentlich die Sicherheit der Staaten beruht. Es ist eine schlechte Ansicht, wenn man den Völkern zuschreibt, daß sie nur aus Furcht und knechtischem Sinn Respekt vor ihren Monarchen haben, sondern es ist die Vernunft des Verhältnisses, welches hier seine wesentliche Gewalt übt. Nähere, bestimmtere Ausflüsse kommen der Souveränität eigentlich nicht zu. Sie ist überhaupt das letzte Entscheidende. Alles, was in I einem Staate geschieht, geschieht im Namen und kraft des Monarchen. Der Name enthält so die letzte Bestimmtheit; er ist das Zeichen der Vorstellung,
wodurch sie es erreicht, das Einzelne als Einzelnes aufzunehmen." - Die Richter sprechen im Namen des Monarchen, obschon sie völlig unabhängig sind.f Der Monarch hat ferner zu allen Hauptstellen zu ernennen. Daß das Individuum an die Staatsgewalt angeknüpft wird, dies ist etwas Zufälliges; es hat kein unmittelbares Recht dazu. Würdig sein 1 muß das Individuum, dies ist die objektive Bedingung. Zu den meisten Staatsstellen kann sich nun eine große Menge würdig machen; der Staat wartet nicht auf dieses oder jenes Individuum. Daß das Individuum seine Zwecke I durch ein öffentliches Geschäft erreicht, dies ist ein Äußerliches und somit etwas der subjektiven Entscheidung des Monarchen Zufallendes. Im friedlichen Leben des Staats hat die Souveränität wenig einzugreifen; wo sie vorzüglich einzugreifen hat, das ist in der Not. Der Souveränität als dieser innersten Einheit und Identität kommt es hauptsächlich zu, vor dem? Riß zu stehen. Wenn alles im Staat seinen geordneten, vernünftigen Gang geht, so ist nicht einzugreifen. Es kann aber Fälle geben, wo innere Mängel der Verfassung sich hervortun, und hier ist der Fall, wo die Souveränität einschreiten muß. Ebenso ist es in äußern Nöten des Staats. Der Regent, das Gewissen des Staats, kann sich in Fällen befinden, wo alle Formen nichts I entscheiden können. Eine Grenze läßt sich hier nicht angeben, und dies ist etwas, das sich selbst legitimieren muß. Das Begnadigungsrecht ist auch ein Moment, das dem Monarchen zukommt. Es wird hier eine Strafe erlassen oder gemildert, die das Gericht gesprochen hat. Es liegt überhaupt in der Macht des Geistes, das Geschehene ungeschehen zu machen. Die höchste Macht des Staats kann so gewissermaßen in das Innere des Verbrechens sehen und anerkennen, daß das Wesentliche der Tat, welches dem Willen zukommt, I
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vernichtet sei. Diese Kraft des Geistes, welche sich im Vernichten des Verbrechens zeigt, kann so auch im Monarchen hervortreten, so daß dieser das Geschehene ungeschehen machen kann. Dem Gelwissen des Monarchen ist es überlassen, mit' den Begnadigungen sparsam umzugehen und nicht die Gerechtigkeit dadurch in ihrem Laufe zu hemmen. Die Identität des Staats als solche kommt zur Wirklichkeit im Verhältnis des Staats nach außen, da wo es sich um dessen Erhaltung überhaupt handelt. Die Vernünftigkeit überhaupt läßt das Extrem des Willens, welches alsdie fürstliche Gewalt erscheint, zum Für-sieh-Bestehen gelangen. Es kann noch gefragt werden, ob denn im Menschen etwas sei, was ihn nötige, sich so zu unterwerfen, oder ob es bloß äußere Notwendigkeit sei. Und man kann sagen, der Mensch müsse nur dem Gesetze gehorchen, nicht dem subjektiven Willen des Individui. I Die Antwort hat diese Form, daß zum Begriff des Menschen rekurriert werden muß. Kent sagt zum König Lear: Es ist etwas in deinem Gesicht, das ich gern meinen Herrn nenne.f Die Frage ist also, ob überhaupt etwas im Menschen sei, welches gern einen Herrn anerkennt. Dem Begriff nach ist der Mensch frei, als Reales ist er ein Existierendes, somit ein Besonderes, ein Abhängiges. Er geht als solches mit andern Verträge ein usf.; der Zusammenhang mit andern überhaupt ist etwas Notwendiges. Die Entscheidung hierzu liegt nicht in ihm, und diese Entscheidung ist eine weltliche, eine menschliche. Es wird hier notwendig eine subjektive Entscheidung erfordert. I Gesetze und Institutionen sind etwas an und für sich, und darüber entscheidet der Monarch nicht. Dieser entscheidet aber über das Besondere. Das Entscheidende in seiner wahrhaften, begriffgemäßen Form ist dieses Subjekt. Das bloß Formelle ist zunächst inhaltsleer. Die Seite des I
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Inhalts gehört nun einer besonderen Stelle an, einer obersten beratenden Stelle, welche vor den 1 Monarchen das Vorkommende zu bringen hat. Diese Stelle hat zugleich das Objektive, Allgemeine vor den 1 Monarchen zu bringen. Dies ist das, was man das Ministerium überhaupt nennt. Insofern diese Individuen es mit der unmittelbaren Persönlichkeit des Monarchen zu tun haben, so liegt darin, daß I ihre Ernennung und Entlassung ganz dem Monarchen überlassen bleiben muß. Es kann nun sein, daß der Fürst selbst mehr regiert oder mehr den Rat derer befolgt, die dazu berufen sind. Für wesentlich kann man es ansehen, daß der Fürst selbst regiere. Ebenso ist aber auch das Selbstregieren des Monarchen etwas sehr Gefährliches. Der türkische Kaiser regiert sehr viel selbst. Hier ist es immer die Subjektivität des Individui, welche sich geltend macht. Das Sicherste ist immer, daß die Minister um Rat gefragt werden. Man sieht es deshalb mit Unrecht als Schwäche an, wenn ein Fürst seinen Ministern folgt. Die Verantwortlichkeit kann allein auf die Minister I fallen. Verantworten heißt, daß eine Handlung gemäß ist der Verfassung, dem, was Recht ist, u. dgl. Den Ministern kommt diese Seite des Objektiven zu. Die Majestät des Monarchen ist für Regierungshandlungen durchaus unverantwortlich. In vielen Staaten ist die Art der Verantwortlichkeit der Minister förmlich bestimmt. Die Trennung des Subjektiven und Objektiven zeigt sich im Fürsten und dem Ministerio. Das dritte Moment in der fürstlichen Gewalt ist das an und für sich Allgemeine. Dies sind die Gesetze und die Verfassung. Der Fürst macht diese nicht, sondern sie sind an und für sich vorhanden. Die fürstliche Gewalt setzt die anderen verschiedenen Gewalten im Staate I voraus, so wie alle andern dieselbe wiederum voraussetzen. In despotischen Staaten ist das an und für sich Geltende vornehmlich als Religion I
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vorhanden. In gebildeten Staaten hingegen ist es in der Form des vernünftig Gedachten.
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Die Regierungsgewalt
Diese hat das Allgemeine der Gesetze und die Verfassung im Besonderen geltend zu machen und die Kreise des besonderen Lebens auf das Allgemeine zuruckzutiihren. In dieser Sphäre stößt das Allgemeine und Besondere zusammen. Der Trieb des Besonderen ist, sich in sich zu vertiefen, selbständig zu werden gegen das Allgemeine. In dieser Sphäre sind nun die besonderen Interessen der bürgerlichen Gesellschaft überhaupt vorhanden. I Als solche haben sie ihre eigentümliche Verwaltung. Es können so Korporationen, Gemeinden 1 und Provinzen besondere Interessen haben und ihre eigenen Obrigkeiten und Vorsteher dazu bestellen. Das Besondere kann hier ebenso zu seinem Rechte kommen, aber über das Allgemeine des Staats kommt ihm nicht die letzte Entscheidung zu. Diese besonderen/ Angelegenheiten haben also ihre besondere Verwaltung. Die Vorsteher können von den Genossen der Korporation, des Standes pp. gewählt werden. Die Autorität beruht hier vorzüglich auf dem besonderen Zutrauen. Der Trieb der Menschen, für etwas Allgemeines zu handeln und zu wirken, kann sich hier ergehen; die Kenntnis und die I Einsicht des Besendem reicht hier hin. Zugleich ist hierbei die Einwirkung des Staats als solchem' notwendig. Es gehört deshalb dazu, daß, indem diese Sphären sich für sich bewegen, auch Abgeordnete der Regierungsgewalt hier eine Einwirkung haben. Das Besondere ist geneigt, eigennützigen Interessen zu folgen. Hier sind es also Beamte der obersten Regierungsgewalt, die die Interessen des Allgemeinen festI
halten. Diese verschiedenen Beamten und die höheren Behörden laufen dann in die Ministerien und den Monarch zusamm~n. In der bürgerlichen Gesellschaft sucht zunächst jeder sem Interesse, und so hat hier der 1 Konflikt des Interesses der bes.andern Sp~ären I gegeneinander und gegen das Allgen:>eme se~nen Sitz. Der Korporationsgeist hat die Richtung, SIch in seiner Sphäre zu verlieren. Daß dieser Geist nicht zum Extrem des Fürsichseins gelangen kann, dafür müssen Instituti~nen sein. Der Geist der Korporationen ist es gewesen, wonn der Geist der bürgerlichen Freiheit im Mittelalter ein,erseits angef'l!Igen hat aufzublühen; aber zugleich haben SIe SIch verknöchert, und wo es dem Allgemeinen nicht gelungen ist, darüber Herr zu werden, da ist dasselbe mehr ?derweniger zerfallen. Machiavell", dieser große Geist, hat in semem Bu~h v.om Fürsten, von dem man vielfältig meint, daß es Geheimnisse und Maximen I der Despotie enthalte jene' Seite besonders herausgehoben. Wenn man besonder; den Schluß jenes Buchs liest, so erhalt" man den Aufschluß über das Ganze; dieser Schluß enthält einen Aufruf 5E der aus einem tief patriotischen Gefühl hervorgegangen ist. Machiavell spricht darin das Elend seines Vaterlandes aus welches in so viele Herrschaften und Gemeinden zerfallen ist die beständig unter sich im Streite sind und dann vornehmlich einen Tummelplatz für die Auswärtigen abgeben. Machiavell stellt so als Prinzip auf, daß der Einheit des Staats als dem höchsten Gesetz alles andere weichen muß, und er gibt dann Maßregeln an, wie dieses zu erreichen ist. Man verkennt den Ma~hiavelll sehr, wenn man glaubt, daß er dem Despotismus zuliebe geschneben habe, sondern es ist rein das tiefe Gefühl eines großen Geistes über das Unglück und das Elend seines Vaterlandes, welches ihn getrieben hat. Man muß die 1
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Geschichte Italiens bis zu Machiavells Zeiten lesen, um zu begreifen, warum er so geschrieben hat. Die meisten H.errschaften in Italien waren dadurch entstanden, daß gluckhche Capitani eine Stadt oder einen Distrikt zu ihrem Eigentum 5 machten. Ein großer Teil von jenen waren Räuber und Banditen, denen kein Mittel zu schlecht war, um zur Herrschaft zu gelangen. Wenn Machiavell also in Ansehung der Mittel, die er vorschlägt, auch zu weit geh~, I so muß man 510 bedenken, was es für Leute waren, gegen die er zu solchen 10 Mitteln rät. In der Französischen Revolution hat die öffentliche Meinung ihren Haß besonders auf die Korporationen gewoden. Bei Korporationen fehlt es nun nicht, daß ~Iel Ungeschicktes gemacht wird; je geringfügiger die Sache Ist, desto mehr kann man der Tendenz, selbst etwas zu machen, 15 ihr Ergehen zugestehen. . . .. Was nun die Organisation der eigentlichen RegierungsbehorSache . des Verstandes und den anbetrifft , SO ist dies teils . . gehört insofern nicht hierher. - Ern wesentliches ~oment Ist es in der Organisation der Regierungsgewalt, .daßdie ~o~eren 20 Behörden kollegialisch konstituiert sind. Die kollegialische Form I ist in den deutschen Verfassungen von jeher übhch Sll gewesen. Es stumpft sich die subjekti~e Form durch die kollegialische Verfassung immer ab. - Dle.Schwlengkelt bei der Organisation der Regierungsbehörde hegt dann, daß da, 25 wo die Sache ausgeführt werden soll, sie konkret ist. In der Mitte muß sodann das Geschäft in seine abstrakten Zweige auseinandergelegt werden; nach oben ist dasselbe sodann wieder zusammenzufassen. Zu den verschiedenen Geschäften der Regierungsgewalt 30 bedad es nun Individuen. Das objektive Moment dabei ist, daß diese Individuen ihre Befähigung nachweisen. Unter dieser Bedingung muß einem jeden Bürger der Weg zu den öffentlichen Ämtern aufstehen. Die subjektive I Seite ist, daß 512 von mehreren gleich fähigen ein besonderes Individuum
berufen wird. Zu den meisten Staatsgeschäften gehört keine besondere Genialität, und es können sich viele Individuen die Befähigung dazu geben. Daß nun gerade dieses und nicht ein anderes Individuum gewählt wird, ist etwas Äußerliches. Es ist hier immer mehr oder weniger Zufälligkeit und subjektive Ansicht, in welche die Entscheidung fällt. Es ist sonach die fürstliche Gewalt, welcher die Ernennung zu den Staatsämtern überhaupt zukommt. Das Amtsverhältnis hat etwas von der Natur des Vertrags an sich; es ist ein Leisten und Gegenleisten vorhanden. Gleichwohl fällt dieses Verhältnis nicht förmlich unter I das Vertragsverhältnis. Das Geschäft ist etwas, das an und für sich sein muß, und der Inhalt des Verhältnisses fällt deshalb nicht in die Willkür. Durch schlechte Besorgung der Staatsverhältnisse wird nicht bloß ein Vertrag, sondern es wird eine wesentliche Pflicht verletzt. Es muß mithin hier Bestrafung eintreten. Das Individuum, das zu' seinem Berufe durch den souveränen Akt der Ernennung berufen ist, ist auf seine Pflichterfüllung angewiesen. Das Individuum, indem es sein besonderes Interesse in dieses Verhältnis legt, hat an den Staat den Anspruch, daß dieser die Sorge für seine Subsistenz übernimmt. Der Staatsdiener ist nicht Staatsbedienter. Er geht I ein wesentliches Verhältnis ein, und die Pflichtedüllung ist die wesentliche Bedingung, unter der er sein Amt behalten kann. - Ob die Entlassung des Staatsdieners bloß Sache der Willkür sein soll oder nicht, darüber hat die Entscheidung ihre besonderen Schwierigkeiten. Ein Staatsdiener kann sein Amt wohl insofern als sein Eigentum betrachten, als er seine ganze Tätigkeit in dieses Verhältnis gelegt hat; allein der Staat und dessen Dienst bleibt dabei immer das Substantielle. Dieser muß daher das Recht behalten, über die Beibehaltung das Amtes zu entscheiden. Wenn er sieht, daß er sich in der Bestellung eines StaatsdieI
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ners getäuscht hat,. so is~ er dem Individ~o immer.1 eine ~~t von Ersatz schuldig.f Ein anderes Ist eS , w.enn ein Individuum in seinem Amte Verbrechen begeht. Uber die Art der Amtsführung kann ein Gericht nicht entscheiden, wohl aber über ein eigeniliches Verbrechen. Die Beamten müssen überhaupt in Ansehung dessen, was ihren Unterhalt betrifft, so gesetzt sein, daß sie dabei bestehen können. In Ansehung des individuellen Benehmens der Beamten gehört hierher, daß sie keine Privatleidenschaften üben und daß umgekehrt die Individuen keine Privatleidenschaften bei ihnen suchen. Ein Hauptmoment für die Leidenschaftslosigkeit der Beamten ist die Größe des Staats überhaupt. In einem großen Staate können persönliehe Leidenschaften überhaupt nicht solchen Einfluß auf I die Verhältnisse der Beamten üben als in einem kleinen Staate. Die Mitglieder der Regierung überhaupt, und was da~it zusammenhängt, bedürfen überhaupt einer allgememer.n Bildung, und insofern dies Bedingung ihrer besondern EXistenz wird so macht diese Masse überhaupt das aus, was man den Mittelstand nennt. Dieser Stand lebt notwendig darin, daß er sich allgemeinen Kenntnissen, allgemeinen Ansichten widmet. Auf der Fortbildung und auf dem' Begriff dieses Stand,:s beruht überhaupt die wesentliche Intelligen~ eines Staats. ?Ie Institutionen müssen es bewirken, daß dieser Stand nicht durch seine Macht die Mittel zur Bildung einer Aristokratie gewinnt. Es ist dieses oft der Fall gewesen. So findet man I namentlich Advokaten, welche durch ihre Kenntnis des Rechts sich zu großem Mißbrauch verlei ten la~sen. Die Kontr?lle von oben herunter ist nicht immer ausreichend. Die Institutionen müssen eine hinlängliche Festigkeit haben und so eine I
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feste Mauer gegen die Willkür und die Nachlässigkeit der Beamten bilden.
y. Die gesetzgebende Gewalt Die gesetzgebende Gewalt hat das Allgemeine als solches festzusetzen. Die Gesetze sind die allgemeinen Verhaltnisse in einem Staat. Außer diesen gibt es auch noch SO allgemeine Regierungshandlungen, daß die Bestimmung derselben auch den Charakter der Gesetzgebung annimmt. I Die Verfassung selbst liegt außerhalb der gesetzgebenden Gewalt; in der Fortbildung der Gesetze liegt indes auch eine Fortbildung der Verfassung. Die gesetzgebende Gewalt ist nun für sich gleichfalls Totalität wie die andern Gewalten. Sie enthält das monarchische Moment in sich, in welches 1 die höchste Entscheidung fällt; ebenso muß die Regierungsgewalt bei derselben tätig sein. Diese ist das beratende Moment. Das dritte ist dann das ständische Element; daß dieses nicht selbständig und abstrakt für sich bestehen kann, wurde oben schon bemerkt. Die Notwendigkeit von Ständen in der Verfassung kann auf mannigfaltige Weise gefaßt werden. Am häufigsten werden die Stände I dargestellt als ein notwendiges Gegengewicht gegen die höchste Gewalt. Das Dürftige dieser Ansicht wurde bereits oben bemerkt.f Allerdings soll ein jedes Moment sein selbständiges Dasein haben, und insofern verhält sich immer das eine beschränkend gegen das andere. Sehr gewöhnlich ist die Voraussetzung, als ob an und für sich die höchste Gewalt den Trieb hätte zu unterdrücken, während man das Volk als das Höhere und Vortreffliche darstellt. Das Volk überhaupt hat als Menge vielmehr den Charakter, daß jeder seinen besondern Zweck hat, den er verfolgt. I
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Ein anderer Gesichtspunkt ist der, daß es um deswillen der Konkurrenz E VOn Abgeordneten des Volks bedürfe, weil diese am besten wissen, was I ihnen not tut. Das Volk, abgetrennt von der Regierung, weiß vielmehr nicht, was es will. Dazu gehört tiefe Einsicht, zu wissen, was man will; einerseits gehört dazu wissenschaftliche Einsicht, und andererseits große praktische Bildung. Es ist überhaupt das größte, was ein Mensch kann, daß er wisse, was er will. In der Französischen Revolution waren es nur wenige, einfache Bestimmungen, die als der wahre Inhalt des öffentlichen W ollens genannt werden können; dies ist die Abstellung der Feudalgewalt und die Herrschaft des Gesetzes. Was die Notwendigkeit der Stände dem Begriff nach betrifft, so liegt sie darin, daß das Allgemeine auch auf eine allgemeine Weise hervorgebracht werden muß. Dieses Allgemeine kann nun von einer Regierung wohl geschehen ohne I Stände, und es kann eine Monarchie sich in einem gedeihlichen Zustande befinden. Aber weil es das Allgemeine ist, so liegt darin, daß es auf eine totale Weise hervorgebracht werde und zur Existenz komme. Dies geschieht nun durch die besondere Konkurrenz'' von vielen aus dem Volke überhaupt. - Es ist keine Frage, daß Manner, die sich immer mit Staats geschäften abgegeben haben, das, worauf es ankommt, besser verstehen als solche, die gewöhnlich besonderen Zwecken nachgehen. Es ist übrigens Moment der neuern Zeit hauptsachlich, daß das Wahre nicht überhaupt gelte, sondern daß es mit der Einwilligung und mit dem Wissen des Einzelnen geschehe. Zur Religion verhalten sich die Menschen zunächst als zu 1 einem Geoffenbarten. I Dabei kann die Menschheit auf einer gewissen Stufe ihrer Bildung sich beruhigen'; allein es wird darüber hinausgegangen, und es tritt die Forderung der eigenen Einsicht und des Selbstbewußtseins ein. Dies I
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Moment ist es, welches in den Ständen zu seinem Rechte kommt. Die Athenienser, das freieste Volk der alten Welt, trugen es dem Solon auf, Gesetze zu machen. Ein solches Empfangen und Annehmen ist indes in spätem Zeiten nicht mehr. vorhand.en. Das Vortreffliche und Wahrhafte kann 5 allerdmgs an sich :orh.anden sein, aber ' die Forderung des Selbstbewußtsems 1St nicht dabei befriedigt. - Die Forderung ~er Stande grundet sich auf dieses IVerhältnis, und sie liegt so 523 10 der Idee selbst. Es 1St also nicht die Rede davon, daß die Gesetzgeb~ng durch die Stände besser besorgt werde- und 10 ebensowemg läßt sich das bessere Wollen der Stände zu ihren ~unsten geltend machen. Ob sie guten Willen haben oder mch.t, darüber läßt sich im allgemeinen nichts sagen. Daß die Re g1erung.sh":,,dlungen einer Zensur der Stände unterworfen werd~n, dies 1.St allerdings ein großes und richtiges Moment. 15 Es wird auf dIese,!!eise das Allgemeine geltend gemacht. Gegenstand ~er s;and1schen Wirksamkeit überhaupt sind die ganz allgerneinen Angelegenheiten I des Staats. Besondere 524 Grenzen lasse~ sich hier nicht feststellen. Gesetz und Maßregel der ~xekunon sind nicht scharf zu unterscheiden. Solche 20 allgemem~ Ang:legenheiten sind z. B. die Berechtigungen de~. Gememden und Korporationen, die bürgerliche und ~nmmalgesetzgebung,insofern diese sich fortbildet, öffenrliehe A~stalten von allgemeinem Interesse pp. Straßen, Brükken, Hof~, Kolonien sind z. T. allgemeine Angelegenheiten, 25 z. T. gehören sie mehr zur Wirksamkeit der Regierung. Ein G~genstand, vonde~ hä.ufig die Rede ist, ist der Krieg und F~led~, da.s Verhaltms mrt auswärtigen Mächten überhaupt. DIes 1St eme I Angelegenheit, die den ganzen Staat betrifft. 525 Ihrem Inhalte nac~ ist sie gleichwoW eine ganz einzelne 30 AngelegenheIt. Kneg oder Friede ist eine Sache, die VOn besonderen Umständen abhängt, und je ausgebildeter die I
-zu- eingefügt. Orig. -beruhigec
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Orig. -als-. Orig. -werden..
3 Orig. -allgemeine., 4 Orig. -Gemeinde..
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Verhältnisse der Staaten sind, je mannigfaltiger sind diese Umstände. Es ist dies so eine Sache, welche nicht sowohl nach allgemeinen Grundsätzen zu bestimmen ist als nach der Klugheit. Das Allgemeine, welches hier hineinspielt, hat für die einzelnen I Fälle nichts Entscheidendes. Der Beschluß über jene Angelegenheiten kommt ihrer Natur nach der Individualität des Staates zu, also der fürstlichen Gewalt. Man glaubt etwa, es würde weniger Krieg geben, wenn I Stände darüber beschließen; dies ist aber gerade das Gegenteil. Es ist damit ebenso, wenn die Verfassung eines Volks so ist, daß das Kriegerische darin überwiegend ist. Hier zeigt es sich, daß ein solches Volk gerade am meisten in Kriegen sich verwickelt. Kriege, an denen ganze Völker teilnehmen, werden in der Regel zu Eroberungskriegen. Insofern Stände bei den Finanzangelegenheiten konkurrieren'', so liegt darin ein indirekter Einfluß derselben auf die Angelegenheiten des Kriegs und des Friedens. Die Erhebung der öffentlichen Abgaben und deren Verwendung ist nun eine Angelegenheit, die ihrer Natur nach ganz allgemeiner Bestimmungen I fähig ist. Das System der Finanzen ist somit von der Art, Gegenstand der gesetzgebenden Gewalt zu 2 sein. In Ansehung nun der Abgaben kann man sagen, daß durch Verwilligung derselben die Stände es in den Händen haben, die Regierungen zu zwingen. Dieser Gesichtspunkt sieht zuvörderst sehr plausibel aus. An sich aber ist er vollkommen abgeschmackt. Der Staat muß bestehen, und die Stände können im allgemeinen die Verwilligung der Abgaben nicht verweigern. Ordentlichen Ständen kann es gar nicht einfallen, die Steuern überhaupt verweigern zu wollen. Die Reichsstände in Deutschland verweigerten wohl bisweilen dem Kaiser ihre Beiträge; aber das waren auch Stände danach und ein Reich. - Man kann nun I ferner sagen, daß, weil in den I
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Orig. -einzelne-. -zu- eingefügt.
Staaten das Privateigentum in Anspruch genommen wird, die Privateigentümer auch dazu einwilligen müssen. Es liegt der MIßverstand darin, daß es beim Privateigentum allerdings meine Willkür ist, ob ich etwas hin weggeben will, während es dagegen in Absicht auf den Staat an und für sich seiende Pflicht für mich ist, dem Staate zu steuern. Dieses ist nicht bloß eine positive Pflicht, sondern an und für sich vernünftig. Abgaben haben keinen anderen Zweck, als die Bedürfnisse des Staats zu bestreiten. Die Erhaltung des Staats ist eine an und für sich notwendige Sache. - Ein Hauptgegenstand ist nun also für die ständische Wirksamkeit die Konkurrenz" bei Bestimmung! der Abgaben. Damit hängt zusammen die Prüfung des öffentlichen Bedürfnisses und die Kontrolle über die gesetzliche Verwendung der öffentlichen Abgaben. In neuern Zeiten bilden die Finanzen überhaupt einen höchst wichtigen Gegenstand, um den sich das ganze äußere Leben des Staats dreht. Dies sieht dem ersten Augenblick nach schmutzig aus. Im Kriege ist der Einfluß des Geldes gleichfalls von solcher Wichtigkeit. Es fragt sich, warum das Hauptinteresse des Staats die Form des Geldes angenommen hat. Dabei ist zuerst zu unterscheiden, daß die Wirksamkeit des Staats überhaupt allgemeine Bestimmungen betrifft, nach denen jeder sich zu richten hat. Dabei handelt es sich zunächst nicht um öffentliche Leistungen. Die zweite I Seite ist dagegen, daß auch geleistet wird. Dieses Leisten nimmt nun überhaupt die Form des Geldes an. Man könnte sagen, es könnte nun von den Einzelnen nicht viel Besseres geleistet werden als Geld. Die Bürger können so ihre mannigfaltigen 1 Geschicklichkeiten oder ihren Patriotismus überhaupt anbieten. Der Patriotismus ist zunächst nur Gesinnung; es bedarf aber nun wirklicher Leistungen. Das, was geleistet wird, ist zunächst etwas Besonderes. Dieses Besondere könnte nun zunächst direkt gefordert werden; einer sollte Straßen bauen, der andere I
Orig. -mannigfaltige-.
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Richter sein usf. Statt dessen fordert der Staat überhaupt Geld. Bei den RUssen findet es sich wohl, daß, wenn bei einem Regiment I Schuster, Schneider pp. erforderlich sind, gewisse Einzelne dazu bestimmt werden. Durch die ganze moderne Zeit geht, daß die Besonderheit tätig sein will. Der Staat nimmt die Besonderheit auf eine freie Weise in Anspruch, indem er im allgemeinen bloß Geld fordert und nun seine Leistungen denen überträgt, die sich dazu bereitfinden. Das, was ich dem Staat borge, wird so ganz durch andre Willkür vermittelt. Der Staat kauft und bedingt" das Besondere, was er braucht. Die Leistungen können so auf eine vollkommen gerechte und gleichförmige Weise geleistet werden. Es kann nun weiter gefragt werden, welche Qualität die Stände haben sollen. Sie sind die Seite des besonderen Staats oder das, was man Volk I nennen kann. Diese Besonderheit tritt aber herein in das Allgemeine. Der Sinn der Stände muß überhaupt sein der Sinn des Allgemeinen; die Stände müssen wesentlich zum Sinne der Regierung kommen. In den alten Feudalverfassungen war der Fürst mehr nur Feudalherr mit seinem Privateigentum, aus dem er den größten Teil der öffentlichen Bedürfnisse zu bestreiten hatte. Die Stände traten gegen den Fürsten gleichfalls als Privateigentümer auf, mit dem Sinne, zu geben so wenig als möglich. Dies ist eine Vorstellung, die sich noch jetzt vielfältig zeigt'. Das Moment der Qualität der Stände ist der Sinn der Besonderheit. Sie kommen mit I solchen Kenntnissen des Besondern zur Gesetzgebung. - Es kann nun weiter gefragt werden, wer die Stände ausmacht. Die einfache Antwort ist: die bürgerliche Gesellschaft überhaupt, das, was den Privatstand ausmacht, der Regierung gegenüber. Die Vorstellung könnte zunächst darauf kommen, daß es die ganze Vielheit der Einzelnen sei, die zum Privatstand gehört, und man kann dann meinen, es I
-zeigt- eingefügt.
sei in einem großen Staate zu beschwerlich, wenn alle Einzelnen zusammenkommen sollten. Kurz, man geht von den Einzelnen als Einzelnen! aus. Nun aber ist die Menge von Einzelnen ein Haufe, eine in sich selber unorganisierte Masse. Dies ist die atomistische Ansicht. Die Vorstellung eines I Haufens ist eine Vorstellung ohne Würde. Die Menge als Menge hat auch keinen Gefallen an sich und kann dies auch nicht. Es zeigt sich so, daß dem Einzelnen als Einzelnerrr' nichts daran liegt, seine Stimme zu geben. Dies zeigt sich gegenwärtig z. B. in Frankreich. Eben weil es viele sind, so ist die Stimme des Einzelnen etwas sehr Unbedeutendes, und es zeigt sich, daß immer ein besonderes Interesse dazu gehört, damit einer jener Art der Wahl beiwohnt. Auf dem sittlichen Standpunkt gilt der Einzelne als solcher überhaupt nicht. Die bürgerliche Gesellschaft muß also überhaupt als ein in sich Organisiertes erscheinen. Die organische Bestimmtheit, wenn wir I sie sehen, hat die zwei Hauptformen des ackerbauenden Standes und des Standes der Gewerbe. Wir gebrauchen den Ausdruck »Stände- in der doppelten Bedeutung, einmal als Stand der bürgerlichen Gesellschaft und sodann als Teil der gesetzgebenden Gewalt. Ehemals waren Adel, Geistlichkeit und Bürgerstand die politischen Stände. Vom geistlichen Stande kann man zunächst meinen, dieser sei notwendig, damit das Wahre, Göttliche und Freie im Staate geltend gemacht werde. Die Kirche hat indes im Staate keine politische Existenz; sowie sie als Kirche stimmgebend wäre, so wäre ihre Stimme apodiktisch, Stimme Gottes, Stimme des Gewissens. Da, wo die Kirche nicht entscheidend auftritt, hat sie ihre Stelle nicht. Das, worüber von den I Ständen im Staate beraten wird, sind die allgemeinen Angelegenheiten, welche dem Denken angehören, also einer Form, die nicht das I
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Eigentümliche der Kirche ausmacht. Es bleiben überhaupt zwei Stände. Der erste ist der Stand der natürlichen Sittlichkeit, in dem die Familie die Hauptbestimmung ausmacht und der wesentlich auf Grund und Boden angewiesen ist. Daß nun der auf den Ackerbau angewiesene Stand nicht unmittelbar die Einsicht und Geschicklichkeit hat, die zur Beratung der Staatsangelegenheiten gehört, dies ist eine Bestimmung, die der Zufälligkeit dieses Stands angehört. In Rücksicht auf die politische Konstitution kommen nun einige Bestimmungen hinzu, wodurch die ursprünglichen Bestimmungen dieses Standes dem politischen IZweck desselben angemessen werden. Dieser Stand macht das Feste, Gleichbleibende überhaupt aus. Damit die Unabhängigkeit dieses Standes vollständig sei, dazu gehört, daß der Besitz vom Staatsverrnögen unabhängig sei. Ebenso muß das Vermögen unabhängig sein von der Unsicherheit des Gewerbes, und ebenso muß dieser Stand entfernt sein von der Sucht des Gewinns. Ein Vermögen, das in die Gewerbsverhältnisse gerissen ist, bleibt immer abhängig von äußerlichen Umständen und von dem Benehmen anderer. Das Gewerbe und die Sucht des Gewinns sind entfernt von einem sichern und festen Grundbesitz. Dieser Stand muß gleichfalls von der Gunst der Menge unabhängig sein. Das Vermögen muß aus allen diesen Gründen I ein unveräußerliches Erbgut sein. Indem das Vermögen so ein Festes und Unveräußerliches ist, wird es der eigenen Willkür gleichfalls entnommen. Diesem Stande, indem so ein festes Vermögen für denselben sich bestimmt, ist die harte Aufopferung für den politischen Zweck zugemutet, daß sein Vermögen sich nicht auf gleiche Weise unter seine Kinder verteilt. Das Eigentum der Familie ist, wie wir früher sahen, Eigentum der ganzen Familie," und insofern eine Verteilung stattfindet, so muß diese gleich sein. Nun aber legt die politische Notwendigkeit diese Härte auf, daß der Vater nicht der natürlichen Eingebung seines Herzens folgen und sein I
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Vermögen zu gleichen Teilen unter seine Kinder teilen soll. Das Vermögen macht diese Seite der Besonderheit und damit die Seite der Objektivität aus, welche bestimmt werden kann. Die Gesinnung kann nicht bestimmt werden, und Einrichtungen und gesetzliche Bestimmungen können die Gesinnung nicht treffen. In der äußern Unabhängigkeit liegt die absolute Möglichkeit der innern Unabhängigkeit; alle die Abhängigkeiten und Gesinnungen, welche mit der äußern Abhängigkeit zusammenhängen, sind auf solche Weise abgeschnitten. In Frankreich wurde den Senatoren der lebenslängliche Genuß eines großen Gutes eingeräumt. Allein dies fällt immer in die Zufälligkeit, und indem die Regierung bei I Verteilung der Senatorien notwendigen Einfluß hat, so fällt damit die Möglichkeit aller jener Abhängigkeit wieder herein. Es scheint nun, daß es auf solche Weise dem Zufall der Geburt überlassen sei, wer zu einer so wichtigen Funktion, wie die Teilnahme an der Gesetzgebung ist, berufen wird. Allein gerade die Notwendigkeit ist dadurch gesetzt, indem alle die erwähnten Zufälligkeiten abgeschnitten sind. Die Menschen müssen so auch in dieser Rücksicht zur Natur ihre Zuflucht nehmen, um etwas unmittelbar festzumachen. Das andere ständische Element macht die bewegliche'F Seite der bürgerlichen Verfassung aus. Diese kann I nicht nach der ganzen Menge ihrer Glieder unmittelbar eintreten in die unmittelbare Teilnahme. Der innere Grund hiervon ist, daß, indem die bürgerliche Gesellschaft ausgebildet ist, ihre Arbeiten sich in unendlich viele abstrakte Zweige teilen, und die Individuen, welche darin befangen sind, sich in der höchsten Abhängigkeit befinden und zugleich die Einsicht entbehren, welcher es zur" Behandlung von Staatsgeschäften bedarf. Ebenso fehlt ihnen diese Rücksichtslosigkeit, deren es bedarf in Rücksicht des Berufs, um den es sich handelt. I
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Dagegen kann man nicht anführen, daß auch A:me und äußerlich Abhängige die Fähigkeit und den Willen haben I können, deren es bedarf, um politisch tätig zu .sein. Sodann tritt die bürgerliche Gesellschaft überhaupt n:cht ~ls eine Menge auf, sondern in ihren Sphären und Kreisen, m Gemeinden und Genossenschaften. Es ist hinreichend, wenn Einzelne von den verschiedenen Genossenschaften und Gemeinden in das politische Element eintreten. Diese treten ein nicht als Stellvertreter, denn sie sind nicht Mandatarien'': ihr Korps, ihre Genossenschaft ist in ihnen selbst ~orh~nden. Ebenso erkennt man in einem einzelnen Mitgliede emer Nation die ganze Nation. In den Repräsentanten ?~r Korp?ration ist diese selbst vorhanden. Ein solches Individuum Ist selbst die Gattung. Solche Stände I haben die gedoppelte Seite, einmal, daß sie im Sinn des Allgemeinen sind, und sodann, daß die besonderen Interessen beachtet werden. Wenn in Ansehung der Abgeordneten die Einrichtung ist, daß die Einzelnen überhaupt wählen, so ist es ganz der Zufälligkeit überlassen, ob jedes Interesse seine besondere Stimme erhält. Es ist z. T. eine allgemeine Bestimmung, daß auch hier auf ein allgemeines Vermögen gesehen wird. Man sagt so, die Eigentümer haben das unmittelbarste Interesse, daß Ordnung, Recht und Gesetz seine Gültigkeit hat. Allem es kann auch noch andere Garantien geben. Eine solche Garantie wäre besonders die, daß Männer, die sich schon in ihren Genossenschaften und Gemeinden in Verwaltung öffentlicher Ämter bewährt haben, vorzugslweise ein Recht erhalten, zu Abgeordneten erwählt zu werden. Hier ist die Tüchtigkeit auf objektive Weise enthalten: . . Die beiden Stände sind so nach ihrem Prinzip verschieden. Der erste Stand stellt überhaupt das Beharrliche, das Sein dar. Die Glieder dieses ersten Standes sind, indem ihr Eigentum zu einem festen, unveräußerlichen gemacht ist, fest an das I
Land gebunden, dem sie angehören. Sie bringen auch dadurch ihrer politischen Stellung ein hartes Opfer. Der andere Stand ist der Stand des Prozesses, der Veränderlichkeit überhaupt. Hier ist es immer das Prinzip einer besondern Persönlichkeit, welches sich betätigt. Der erste Stand entspricht dem, was der Adel heißt, im politischen Sinn. Die I Bestimmung dieses Standes ist die, 1 durch die Art und Weise seines Verhältnisses dem Staate gewidmet zu sein". Der Adel braucht in politischer Hinsicht keine andern Bezeichnungen und Vorrechte. Wenn er noch andere Rechte hat, so ist dies etwas, was dem positiven, besondern Staatsrechte angehört. In dem Begriff ihres K politischen Verhältnisses liegen dergleichen Vorzüge nicht. Indem diese Stände die Gesamtheit vorstellen, so treten sie dem Staate gegenüber auf. Dies ist ein unvernünftiges Verhältnis. Das vernünftige Verhältnis ist der Schluß.E Die Einheit muß somit immer vorhanden sein und nicht erst durch Kampf zustande kommen. Es gehört somit zum vernünftigen Verhältnis der Stände und der Regierung, daß das Moment ihrer IVermittelung vorhanden sei. Die fürstliehe Gewalt schickt von ihrer Seite aus ein Element zur Vermittelung. Dies ist die Regierungsgewalt. Die Stände müssen von der andern Seite her ebenso ein Moment der Vermittelung hereinschicken. Dieses Moment kann nun nichts anderes sein als ein Moment, das in ihnen selbst enthalten ist, und dies ist das Moment der Allgemeinheit, der erste Stand. Es entsteht so das vernünftige Verhälmis, daß die Stände zwei Kammern ausmachen. Die eine Kammer bleibt so als Extrem, die andere Kammer bildet das Element der Vermittelung. Einerseits teilen ihre Mitglieder alle Rechte und Lasten mit den übrigen Bürgern; ja sie bringen, wie gezeigt wurde, I durch ihre politische Stellung harte Opfer. In r Komma eingefügt. sein, eingefügt.
Orig. -Mitglieder..
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Gegenwart eines englischen Pairs wurde bemerkt, daß sich die Pairskammer mehr nach der Seite des Fürsten als des Volks neige. Dieser Pair, auf seine Kinder deutend, bemerkte, er habe an diesen immer ein Unterhaus um sich herum. Auf der anderen Seite steht dieser Stand, der das Erste und Beharrliche zum Prinzip hat, dem Staat als solchem 1 näher. Dieser Stand macht so das Vermittelnde aus zwischen dem, was Volk heißt, und der fürstlichen Gewalt. In politischer Bedeutung hat also der Adel seine notwendige Stelle, und da hilft alles Deklamieren nichts. Zu wünschen ist überhaupt, daß die, welche zu diesem politischen Stande berufen sind, mit den I Bestimmungen, die demselben' zukommen, zufrieden sind. Eine Nebenbetrachtung ist dann, daß durch diese Teilung ein solches Verhältnis eintritt wie bei den verschiedenen Instanzen der Gerichte oder auch der administrierenden Behörden. Indem dieselbe allgemeine Staatsangelegenheit von zwei Kammern überlegt wird, so erhält die Entschließung dadurch notwendig eine große Sicherheit. Eine zahlreiche Versammlung ist weit mehr fähig als das einzelne Individuum, durch die Zufälligkeit des Augenblicks bestimmt zu werden. Eben in dieser Rücksicht sind auch Förmlichkeiten von der allergrößten Wichtigkeit, besonders die Bestimmung, daß ein Antrag in mehreren Sitzungen nacheinander I vorgenommen wird. Das Wichtigste ist immer, daß auf solche Weise der Gegensatz vermittelt wird. Steht nun eine Kammer der fürstlichen Gewalt entgegen, so ist der Staat immer den größten Gefahren ausgesetzt. In Frankreich hat sich das Verderbliche dieses Verhältnisses aufs deutlichste gezeigt. Die Öffentlichkeit einer Ständeversammlung kann einerseits nachteilige Wirkungen haben. Siekann sich durch die, welche zugegen sind, imponieren und influieren lassen. Auf der I
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Orig. -solchen-. Orig. -denselben-.
anderen Seite aber werden durch die Öffentlichkeit die Bürger in nähere Kenntnis gesetzt von dem, was verhandelt ist. Die Bürger haben auf solche Weise Gelegenheit, sich von den öffentlichen Verhältnissen zu unterrichten, und sie werden mit den Gesichtsipunkten vertrauter, um die es sich handelt. Durch die Öffentlichkeit der ständischen Verhandlungen wird überhaupt das bewirkt, daß die Leute zu Gedanken über öffentliche Dinge kommen. Gott gibt das einem nicht in den Schlaf, und auf der Bierbank wird vielVerkehrtes und Unnützes räsoniert. Besonders lernen auch die Bürger auf diese Weise die Regierung und die öffentlichen Beamten schätzen. Große Staatsmänner erhalten auf diese Weise einen Schauplatz der höchsten Ehre. Daß sie zu einer öffentlichen Schätzung, zu einer wahrhaften äußerlichen Ehre gelangen, dies geschieht besonders durch die Öffentlichkeit der Verhandlungen. Man kann noch die Unvollständigkeit I finden, daß auf solche Weise nicht jeder sein eigenes Meinen und Raten über die Angelegenheiten des Staats aussprechen kann. Es ist schon bemerkt worden, daß die Einzelnen als solche nicht zur Sprache kommen, um so mehr, da die Repräsentanten nicht deren Mandataref sind. Die Äußerung und das Urteil aller überhaupt ist nun das, was man die öffentliche Meinung überhaupt nennt. Diese ist gleichsam eine Ergänzung zu dem, wie die Gesamtheit sich in der Versammlung der Stände ausspricht. Die öffentliche Meinung ist überhaupt etwas von großem Gewicht und von großer Wirksamkeit. Alle stehen in dieser öffentlichen Meinung, die Stände, die Regierung und der Fürst. Die öffentliche Meinung enthält nun I einmal in sich die substantiellen Prinzipien der Gerechtigkeit; sie ist so die Gesinnung des Staats, des Volks überhaupt, und enthält so das Resultat des ganzen öffentlichen Zustandes. Sieist von dieser Seite das, was man den gesunden Menschenverstand in einem Volk nennt. Die Chinesen haben einen ganz anderen
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gesunden Menschenverstand als die Engländer und die Deutschen. Vor fünfzig Jahren fand es ein Franzose, dem man von der Stellung des Königs in England erzählte, ganz gegen den gesunden Menschenverstand, daß ein König nicht mehr Gewalt haben sollte. In der öffentlichen Meinung sind es nun ferner die Einzelnen als solche, welche in ihrer Eigentümllichkeit und Besonderheit zur Sprache kommen. Weil es so die Einzelnen sind nach ihrer Besonderheit, welche sich äußert, so ist damit die öffentliche Meinung in dieser ungeheuern Masse von Äußerungen und Vorstellungen so vieler Einzelner der vollkommene Widerspruch in sich selbst. Wenn die, welche sich äußern, nicht meinten, sie wüßten es besser, wie ' die Sache liegt, so würden sie schweigen. Die öffentliche Meinung ist insofern eine der am schwersten zu begreifenden Erscheinungen, weil sie die Gegensätze unmittelbar in sich enthält. Die öffentliche Meinung ist so das vollkommen Nichtige und Eitle und zugleich das durchaus Substantielle. Das Allgemeine des Bewußtseins eines Volks I ist die Stimme seines Gottes, und so ist der Spruch »vox populi vox dei«E ganz richtig. Ebenso wird aber auch über das Urteil und die Stimme des Volks das Entgegengesetzte mit Grund gesagt. Man kann so sagen, man müsse die öffentliche Meinung auf der einen Seite ehren, dieselbe aber auf der anderen Seite verachten. Das letztere haben besonders die Philosophen zu allen Zeiten getan; ebenso hat kein großer Staatsmann, kein großer Fürst etwas Großes hervorgebracht, der nicht gewußt hat, die öffentliche Meinung zu verachten. - Je eigentümlicher die Meinung ist, um so mehr bildet sich der, von dem sie ausgeht, darauf ein, weil dies ihm etwas ganz Eigentümliches ist. Je schlechtere Gedichte I jemand macht, um so vortrefflicher erscheinen sie ihm. Dasselbe hat man in der Philosophie gesehen. So sind die Philosophen darauf gekommen, zu I
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sagen, die unmittelbare Wahrnehmung sei das Wahre; kein Bauer ist so dumm, der nicht wissen sollte, daß man in der unmittelbaren Anschauung irren kann und daß überhaupt das unmittelbar sich Darbietende ein Vergängliches ist. Mit Ansichten über den Staat geht es eben nicht besser; man hat so das platteste Zeug gehört. Dergleichen Dinge sind allerdings ganz originell, weil es vernünftigen Menschen nicht einfällt, solches Zeug zu schwatzen. Was in der öffentlichen Meinung I wahrhaft enthalten ist, zu erkennen, dazu gehört tiefe Einsicht. Wenn z. B. in einem Volke eine allgemeine Unzufriedenheit herrscht, so kann man annehmen, daß ein Bedürfnis vorhanden ist, dem abgeholfen werden muß, Fragt man aber die öffentliche Meinung darüber, so ergibt es sich leicht, daß gerade das Umgekehrte gemeint und vorgeschlagen wird. Auf Dank muß übrigens kein Staatsmann rechnen, noch überhaupt jemand, der etwas Wahrhaftes leistet. Aber das Wahrhafte macht sich geltend. Mit allem Widerstreben des Bewußtseins fängt man sich dann 1 am Ende. Mit der öffentlichen Meinung hängt das zusammen, was man Preßfreiheit nennt. Insofern I im Staate Stände vorhanden sind, so wurde schon erinnert, daß man hier aus der allgemeinen Masse Gedanken und Belehrung zu schöpfen hat. Das übrige ist dann weniger bedeutend. Schwer ist es, Gesetze zu geben, die hinsichtlich der Preßfreiheit vollkommen bestimmt sind. Die Preßfreiheit ist zunächst ein formelles Recht, seine Gedanken, seine Meinungen aussprechen zu dürfen. Die Presse ist das ungeheure Mittel, durch weite Entfernungen mit der ganzen Menge zu sprechen. Das formelle Recht, auszusprechen, was man will, enthält zugleich einen Anspruch auf Handlungen. Es müssen also Gesetze gegen Verleumdungen, gegen Aufrufe zu Verbrechen u. dgl. vorhanden I sein. Ein weiteres ist dann, daß I
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durch die Lehren und namentlich auch durch die Presse die Grundsätze vergiftet werden können. Der schlechte Pöbel läßt sich leicht überreden, und solche Gründe, die sich an die Empfindung wenden, sind leicht aufzufinden. Durch giftig~s 5 Schimpfen, durch Vorwürfe ohne Unterlaß kann ferner die Regierung wankend gemacht und untergraben werden. Die Gesinnung ist nun aber im Staate ein Wesentliches, welches einerseits durch die Institutionen hervorgebracht wird, andererseits aber auch wankend gemacht werden kann durch 10 böses Räsonnement. Die Wissenschaften bleiben bei der Frage nach der Preßfreiheit überhaupt ungefährdet. Ihr I Ele559 ment und das Element des Staats sind eines und dasselbe. In Rom mögen allerdings auch die Wissenschaften durch die Zensur gefährdet werden; die Kirche beruht auf! der Form !5 des Glaubens und auf' der Form der Unterwerfung der Vernunft unter den Glauben. Es können so von der Kirche an diesen Gehorsam eine Menge Leistungen u. dgl. geknüpft werden, die die Beleuchtung durch den Gedanken nicht ertragen können. Die größte Sicherheit hat die Presse in ihrer 20 Verachtung. In England kommen täglich eine Menge Zeitungen heraus, die meisten sind gegen die Regierung gerichtet. Siebringen alleTage eine Menge von Spott und Gründe gegen die Regierung hervor, allein die Regierung hat dies verachtet. Übrigens sind die englischen Gesetze keineswegs so gelind I 560 25 gegen Preßvergehen, als man gewöhnlich zu meinen pflegt. Auch in England hat sich denn durch das tägliche Schimpfen auf die Regierung unter dem Pöbel ein böser Sinn erzeugt, und die Regierung hat sich genötigt gesehen, dagegen einzuschreiten. Eine absolute Grenzlinie läßt sich hinsichtlich 30 dessen, was als verbrecherisch betrachtet werden soll oder nicht, durchaus nicht angeben. Der Gedanke ist etwas so Biegsames, daß man etwas gar nicht direkt zu sagen braucht I
und dennoch durch die Kombination die bezweckte Wirkung hervorbringen kann. Es löst sich alles Bestehende in der urteilenden, meinenden Subjektivität auf. Der Staat ist in seiner Auflösung begriffen, wenn die I subjektive Meinung das Substantielle wird. In solchen Verfassungen wie der! Demokratie ist das Substantielle nicht als eine objektive Organisation für sich selbst. In einer Organisation dagegen, wo das Vernünftige, Substantielle auf objektive Weise vorhanden ist, da ist dieses Meinen mehr ein Äußeres und Zufälliges. Im Staate überhaupt ist die Idealität des Bestehenden, und dies ist ein wesentliches Moment. Daß dieses Bestehende auch nur ein momentanes Ideelles ist, dies ist selbst eine wesentliche Bestimmung des Staats. Dieser wurde bisher betrachtet in seinem friedlichen Bestehen. Die Idealität ist im friedlichen Zustande nur eine Form der besondern Sphären, welche als solche die Hauptsache sind. Das Moment der fürstlichen Gewalt I ist im friedlichen Staate mehr nur ein Formelles. Die Vernünftigkeit des Staats hat ihr Bestehen nicht nur auf diese eine Weise, auch die Idealität selbst muß zur Wirklichkeit kommen. Diese Idealität ist im friedlichen Staate nur äußerliche Form; das Selbstbewußtsein des Staats muß auch in der Form der Negativität zum Vorschein kommen. Der Staat muß sich in die Idealität auflösen, so wie die Eingeweide der Körper im Blute als aufgelöst erscheinen. E Im ruhigen Staate ist das Besondere wirklich, und das Allgemeine ist nur der innere, an sich seiende Begriff. Daß der Geist in seiner einfachen Freiheit zur Wirklichkeit komme , deshalb muß er sich als die Macht gegen das Eigentum, das Leben und die Belsonderheit der Individuen überhaupt zeigen. Indem so der Staat sich in sich zusammennimmt, sich in seine negative Einheit konzentriert, so hat er den Unterschied in sich selber aufgehoben und ist damit ein nach außen Gekehrtes. Er ist so als Individuum gegen andere Individuen. I
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In diesem Moment tritt der Staat erst als wahrhafte Idealität auf. Dies ist das Moment der Selbständigkeit des Staats, dessen Souveränität nach außen. In seiner Selbständigkeit hat er seine Ehre, und diese Selbständigkeit ist sein höchstes 5 Gesetz. Nur in dem absoluten Zusammenhalten seiner mit sich selbst ist der Staat als Geist. Die Selbständigkeit ist für die Völker das höchste Gebot, und sie dem Staate zu erhalten I ist 564 für jeden Einzelnen höchste, absolute Pflicht. Daß das besondere Eigentum, das besondere Leben und die besonderen 10 Geschäfte aber nichtige sind, dies kommt hier zur Existenz. Dieses Moment der Selbständigkeit des Staats zu verteidigen ist also Pflicht für einen jeden, und diese sittliche Pflicht macht das Moment des Krieges aus. Es ist eine Verstandesansieht, wenn man sagt, daß die Bürger den Staat zu verteidigen 15 haben, weil sie darin ihr Eigentum und ihr Leben verteidigen. Es ist ein Widerspruch darin, daß das Leben durch Aufopferung des Eigentums gesichert werden solle. Die Unmittelbarkeit , die das Leben ist, und die Äußerlichkeit der Freiheit, die I als Eigentum ist, alle diese sind ein Zufälliges, Außeres, 565 20 worin nicht an und für sich die Vernünftigkeit ist. Dies kommt im Kriege und in der Aufopferung, die derselbe mit sich führt, zur Existenz. Was also sonst Redensart zu sein pflegt und was man von der Kanzel hört über die Nichtigkeit des Lebens und der zeitlichen Güter, dies kommt hier zur 25 Existenz, die Abstraktion von allen selbstsüchtigen Zwekken, von seinem Meinen und Urteilen. Es gehört so zur sittlichen Gesundheit der Völker, daß allesihr Besonderes als nichtig, als ideell gesetzt wird; die Individuen würden sich sonst einhausen in ihrer Selbstsüchtigkeit und Besonderheit. 30 Was schon durch die Natur geschieht, das wird hier mit Freiheit zur I Wirklichkeit gebracht. Wie die Einrichtungen 566 in Ansehung dieses Moments beschaffen sein müssen, näher zu betrachten, würde zu weit führen. Das Allgemeine ist, daß jeder verpflichtet ist, das Vaterland zu verteidigen. Diese ""
Aufopferung liegt im Begriff des Staats, und sie ist ein Gewolltes. Indem dies ein allgemeinesVerhältnis aller Bürger eines Staats ist, so ist dies einerseits eine allgemeine Pflicht, andererseits aber auch ein besonderes Geschäft gegen die ruhigen Verhältnisse des Lebens. Es ist dieses besondere Geschäft nun auch einem besonderen Stande anvertraut, dem Stande der Tapferkeit. Dieser Stand hat sich denn zur Ausübung seines Geschäfts besonders I auszubilden. Solange die Selbständigkeit des Staats nicht in Gefahr kommt, so bleibt dessen Verteidigung jenem besonderen Stande überlassen; wenn aber die Selbständigkeit des Ganzen gefährdet wird, so tritt jene allgemeine Pflicht ein. Das ganze innere Leben des Staats hängt sich nach innen zusammen und kehrt sich nach außen. So wird der Krieg notwendig Eroberungskrieg. Dies ist eine wichtige Betrachtung. Wenn bei jedem Zwiste der Staaten untereinander das ganze Volk unter die Waffen gerufen wird, so ist damit der Friede des Staats unterdrückt, und das Volk wird zu einem erobernden. Es muß somit ein besonderer Stand für den Krieg sein und ein stehendes Heer. Dies ist ein Notwendiges I und viel vernünftiger, als wenn das Volk immer in ganzer Masse unter den Waffen gehalten wird. Hier hat nun also die Tugend der Tapferkeit ihre Stelle.Diese Tugend ist eine formelle Tugend, und es kommt auf den Zweck an, für welchen man tapfer ist. Der Räuber ist auch tapfer, aber seine Tapferkeit ist deshalb kein tugendhaftes Verhalten. Im Zweikampfe ist dies derselbe Fall. Denn wahre Tapferkeit hat zu ihrem Zwecke die Selbständigkeit des Staats, somit einen absolut sittlichen Endzweck. Jene höchste N egativität ist die höchste Positivität in Ansehung des Inhalts der Gesinnung. Hier ist das Gesetz der vollkommenen Entäußerung seiner selbst I und zugleich die höchste Selbständigkeit. Auch in dem Mechanischen der äußern Ordnung zeigt sich so ein vollkommenes Abtun des eigenen Meinens und Willens, und auf der anderen Seite bedarf es der höchsten
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Intensität des Geistes und des höchsten Bewußtseins. Ebenso ist auf der einen Seite die Gesinnung ein durchaus Feindseliges und zugleich vollkommene Gleichgültigkeit gegen den, der feindselig behandelt wird. In der modernen Art des Kriegs zeigt sich dies besonders; man schießt in das Allgemeine hinein, und aus dem Allgemeinen heraus trifft wieder die Kugel das Herz. Zur echten Form gehören eben diese Gegensätze. Die Jugend will sich selbst wissen und I geltend machen, dient deshalb gern in der Kavallerie und in Freikorps, Der Staat ist überhaupt als Objektivität der Freiheit zu betrachten. Die Subjektivität hat darin auch ihr Spiel. Der Staat ist so ein Tempel der Vernunft, das Kunstwerk des Geistes, und somit ein viel Höheres als die Natur. Man stellt sich zunächst wohl vor, der Staat sei nur ein vom Belieben der Einzelnen Gesetztes. Es ist allerdings Recht des Selbstbewußtseins, das zu begreifen, was man als Autorität anerkennen soll; allein das zu Begreifende kann nur durch denBegriff gefaßt werden. b. Das äußere Staatsrecht I
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Die Idealität 1K der besonderen Sphären des Staats kommt zur Erscheinung im Verhältnis zu andern Staaten. Dies ist der Standpunkt des äußern Staatsrechts. Jeder Staat ist zunächst ein Besonderes gegen andere Besondere. Der Staat ist vollkommen selbständig, und diese Selbständigkeit ist das Erste. Damit ist das Verhältnis der Staaten zueinander nur eine Einheit des Volkes. Die Beziehungen, in denen die Staaten stehen, sind Verträge, und diese sollen gehalten werden; aber wie gesagt, es bleibt bei dem Sollen. Der Zustand der Staaten ist eine Abwechselung des Verhältnisses, welches den Traktaten E gemäß ist, und eines I solchen, welches denselben nicht I
Orig. -Idenrirarc
gemäß ist. Es gibt zwischen den Staaten keinen Prätor. E Kant in seinem »Ewigen Frieden« stellt es als ein Vernunftgebot dar, einen Staatenbund zu schließen.f Ein solcher Bund beruht aber immer nur auf der besonderen 1 Gesinnung derer, die ihn bilden, und ist insofern etwas Subjektives. Es ist überhaupt die Forderung, daß die Idealität des Staats zur Wirklichkeit komme. Daß das Verhältnis von Staaten zueinander der fürstlichen Gewalt zukommt, davon wurde bereits gesprochen. E Die fürstliche Gewalt hat so die diplomatischen Verhältnisse zu leiten, Krieg und Frieden zu I beschließen. Einen indirekten Einfluß üben die Stände immer durch ihre Konkurrenx'' bei der Steuerverwilligung u. dgl. In einem e~twickelten Staa~e kann es der Regierungsgewalt überhaupt nicht einfallen, einen unpopulären Krieg zu führen. Das Einzelne in den Verhältnissen der Staaten zueinander und der einzelnen Untertanen zu fremden Staaten beruht überhaupt auf der Sitte und auf besondern Traktaten'', In den griechischen Republiken war es noch Sitte, die Gefangenen zu töten; nach unseren Sitten ist dies ganz anders, und im Entwaffneten wird immer der Mensch anerkannt. Der Krieg I muß demnachsr'' so geführt werden, daß die Möglichkeit des Friedens noch zugelassen wird. Gesandte werden deshalb respektiert und ebenso Abgeordnete, welche zur Abschließung des Friedens abgeschickt werden. Gesandtenmord gilt so mit Recht für eines der größten völkerrechtlichen Verbrechen. Der Krieg wird demnächsr'' nicht gegen die friedlichen, allgemeinen Institutionen geführt; also soll die Rechtspflege, der Unterricht und der Gottesdienst nicht unterbrochen werden. Handel und Gewerbe liegen schon mehr in der Mitte, insofern sie die unmittelbaren Mittel zur Kriegführung darbieten. Im Verhältnis der Staaten zueinander kommt nun auch das Verhältnis der Besonderheit I in seiner Größe zum Vorschein; große Leidenschaften, große Tugenden und I
Orig. -die besondere-.
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Talente. Der Krieg ist in diesem Verhältnis der Zufälligkeit das Moment, wo die Selbständigkeit der Staaten selbst der Zufälligkeit ausgesetzt ist. Über der! Besonderheit der einzelnen Staaten ist der von aller Besonderheit freie Weltgeist. Die besonderen Staaten bringen ihre Partikularisation mit der anderer Staaten in Vergleichung. Es zeigt sich so die allgemeine Dialektik der besonderen Staaten; der allgemeineGeist hat absolutes Recht gegen die besonderen Geister, und dieses macht er geltend in der Weltgeschichte.
c. Die Weltgeschichte
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Diese ist das WeltgerichtE, welches der allgemeine Geist über die' Geschichte I hält. Der Geist ist nicht ein Unmittelbares, sondern es ist seine Handlung, und seine Tat ist es, sich selbst zum Bewußtsein zu bringen. Die Selbstproduktion des allgemeinen Geistes ist so die Weltgeschichte, in der sich die Macht des allgemeinen Weltgeistes zeigt. Diese Macht ist nicht ein Schicksal, nicht eine vernunftlose Notwendigkeit; was der Geist tut, das ist vernünftig. Hier entwickelt sich die Vernunft des allgemeinen Geistes. Dieser, indem er eine besondere Weise erfaßt, macht er sich dieselbe zum Gegenstand, und indem er dieses tut, so ist er darüber erhoben. Indem der Geist das, was er'K ist, erfaßt, so ist er nicht mehr darin, sondern es ist ihm Gegenstand geworden. Er ist jetzt er4 I und das Wissen von diesem Gegenstande. Dieses Wissen wird selbst dann wieder zum Gegenstande. Der Geist schreitet so fort und ist nicht jene langweilige Wiederholung eines und desselben Gesetzes, wie die Natur darstellt. Man hat darüber gestritten, ob dem Menschengeschlechte Perfektibilität zuzuschreiben sei; der Gedanke' einer Perfektibilität ist I 2
Orig. -die-. Orig. -der-.
3 Orig. »es-. 4 Orig. -Er-:
5 Orig. -Oedenken-.
überhaupt im Fortschreiten des Geistes ausgesprochen. Es ist dies dasselbe, was man in einem anderen Sinn "Plan der Vorsehung- nennt, nur daß unter diesem Plan der Vorsehung zugleich etwas Unbegreifliches gemeint wird. Der Geist ist frei, insofern er sich weiß, insofern er seine Unmittelbarkeit überwindet. I Die verschiedenen Stufen, die der Weltgeist durchgeht in seiner Entwickelung, sind durch die verschiedenen Völker bezeichnet. Jedes welthistorische Volk drückt ein Moment der geistigen Entwickelung überhaupt aus. Es selbst hat kein Bewußtsein von seinem Tun, und die Völker zerschlagen sich so einander. Die Interessen, welche das Höchste eines jeden Volks sind, sind besondere gegen das Allgemeine des Weltgeists. In dieses Allgemeine treten nun alle Besonderheiten zu bloßen Momenten zurück. Auf der Stufe des allgemeinen Geistes ist alles Besondere, Tugend und Talent, Glück und Leidenschaft, durchaus ein Untergeordnetes. Alle Betrachtungen, I welche auf anderen Standpunkten gelten, verlieren hier ihre eigentümliche Bedeutung. - Indem das welthistorische Volk eine besondere Stufe des Weltgeistes ausdrückt, so ist dies das Herrschende. Es macht sich geltend gegen das Recht der andern Völker, die einer früheren Stufe angehören, und diese werden überwunden, sie mögen sich benommen haben, wie sie wollen. - Die wirklichen Völker überhaupt haben nun eine Seite, auf der sie der Natur angehören; sie sind so in der äußern Wirklichkeit, sind so geboren (Nationen), und dies Prinzip, welches sie im Geschäft des allgemeinen Weltgeistes übernehmen, ist in ihnen zugleich I vorhanden als Naturprinzip. als eine geographische, anthropologische Existenz. Dieses Prinzip macht überhaupt das Bestimmende in der ganzen Geschichte, im Lehen und in der Ausbildung eines Volkes aus. Alle diese verschiedenen Seiten sind nur der Ausdruck eines Prinzips. Weil dieses Prinzip zugleich ein natürliches Prinzip ist, so kann ein Volk nur einmal in der
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Geschichte Epoche machen, denn es ist an ein Prinzip gebunden. Ein welthistorisches Volk hat seine Geschichte, bevor es in die Weltgeschichte eintritt, und ebenso hat es auch nachher noch seine Geschichte. Es beginnt mit einem kindlichen Zustande und bildet sich dann hinauf zum freien Selbstbewußtlsein. Die spätere Geschichte eines solchen Volks zeigt das Herunterkommen und Verderben desselben. Es kann auch die einem späteren Volke zur freiern Entwickelung übertragenen höheren Prinzipien noch aufnehmen, aber diese sind ihm nicht eigentümlich. Das höhere Prinzip erscheint in einem solchen Volke als das Verderben, und es' geschieht demselben Gewalt von anderen Völkern. In der Spezialgeschichte sowohl als auch in der Weltgeschichte ist nun keine Zufälligkeit vorhanden, so sehr auch die Besonderheit aller Art darin ihr Ergehen hat. Um die Weltgeschichte zu fassen oder auch die besondere Geschichte eines Volks, muß man die Idee mitbringen. Der Weltgeist offenbart I sich in der Geschichte und legt seine Momente darin aus. Wie man die Welt anschaut, so schaut sie einen wieder an; geht man an ihre Betrachtung mit zufälligen, abstrakten Gedanken, so findet man darin auch nur Zufälliges und Abstraktes. Das Feld, worauf der Weltgeist seine Idee entwickelt, bilden die menschlichen Interessen. Wir sehen so ein buntes Gewühl von mancherlei Zwecken, von edeln und unedein Bestrebungen, ein Spiel von Leidenschaften aller Art, worin die Kräfte mitunter sich prüfen und zerschlagen. Das Geheimnis der Weltgeschichte ist aber dann? die Umkehrung der besonderen Zwecke. Diese Umkehrung ist dieselbe, die wir auch in der bürgerlichen Gesellschaft gesehen haben. Indem das Individuum I seine besonderen Zwecke vollbringt, macht es sie objektiv. In der gewöhnlichen Geschichte betrachtet man
das Schicksal der Staaten nach dieser äußern Notwendigkeit und erklärt die geschichtlichen Begebenheiten aus solchen einzelnen Umständen und aus den Leidenschaften, dem Talent und dem Genie der Individuen. Diese Art, die Geschichte zu betrachten, ist indes nicht hinreichend, um das 5 Vernünftige darin zu erkennen. Dazu gehört, daß man weiß, worin die Vernunft besteht. Es sind nun in der Weltgeschichte Staaten überhaupt, wirkliche Volksgeister, die im Verhältnis zueinander stehen. Das Sittliche und Vernünftige ist bei ihnen als das Gewußte und 10 Vollbrachte. Diese allgemeinen Gesetze sind die Gegen1K sätze gegen das bloß subjektive Meinen, gegen die Zulfäl584 ligkeit der Individualität. Die wahre Bedingung für die Weltgeschichte ist, daß Staaten sind. Das Werden dieser Staaten liegt vor der Weltgeschichte und fällt in eine? Sagen- 15 und Mythenzeit. Jenen früheren Zustand der noch nicht sich wissenden und setzenden Sittlichkeit haben die Völker als einen paradiesischen aufgefaßt, weil das Allgemeine des Gedachten, die Objektivität des Gesetzes und die Wirklichkeit des Handelns und des Gemüts noch in unmittelbarer 20 Einheit sind. Diese Einheit ist nun allerdings der Ausgangs. punkt, und sie ist auch das Ziel. Jener erste Zustand ist indes nur noch ein Zustand des unmittelbaren Naturlebens. Der Geist ist nur, indem er jene Identität, die er an sich ist, hervorgebracht hat. Der Ausgangspunkt I ist also dasjenige, 25 585 was durchaus zu verlassen ist. Wenn man hört, es sei etwas höher, als daß es sich sagen lasse, es müsse nur empfunden werden, so soll damit etwas Großes gesagt werden. Indes ist dies gerade nur etwas Subjektives; das wahrhaft Vernünftige muß sich aussprechen lassen. Schelling selbst hat den frühern 30 Naturzustand des Menschengeschlechts z. T. als einen solchen vortrefflichen dargestellt. E
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Jener Zusrand ist aber durchaus nur dem Zustand des Somnambulismus E und der Krankheit überhaupt, wo der Mensch zur unmittelbaren Einheit mit der Natur herabfällt, zu vergleichen. 5 Das erste in der Geschichte ist also das, was vor der Weltgeschichte liegt. Die Individualität muß zuerst befestigt werden, vornehmlich I durch Einführung der Ehe und des Ackerbaues. Das weitere ist dann die innere Gliederung. Die Stifter der Staaten sind jene Heroen vornehmlich gewesen, welche 10 die Ehe und den Ackerbau eingeführt haben. Solchen Staaten nun, die jene Elemente in sich haben, kommt ein höheres Recht zu als denen I, wo dieselben noch fehlen. - Wenn wir die Idee des Geistes betrachten, wie sie sich in der Weltgeschichte darstellt, so erkennen wir darin vier Momente. Das 15 erste ist die Form des substantiellen Geistes, wo die Einzelnheir noch in das Substantielle versenkt ist. Das zweite ist das Wissen des substantiellen Geistes. Dies ist eben das sich Herausziehen aus demselben und somit das Fürsichsein demselben gegenlüber, zunächst so, daß dieses Verhältnis 20 etwas Positives ist und daß dieser substantielle Geist durch die Individualität dargestellt wird. Das dritte ist sodann das Erfassen dieses Fiirsichseins, das Erfassen, daß das Substantielle im menschlichen Geiste selbst ist. Dies ist das Umschlagen, sich zu wissen als die Wesenheit, als die Idealität. Dies ist 25 zunächst die Stufe des abstrakten Denkens; der Inhalt tritt so in ein einzelnes Verhältnis mit dem Fürsichsein. Das weitere ist dann", jene Idealität objektiv zu? machen und damit die Realität wieder herzustellen'. Hier ist eine Innerlichkeit, die aus sich selbst ihre Welt hervorbringt, und zwar eine Welt als 30 an und für sich seiend. I Dies ist der höchste Punkt. Diese vierte Stufe ist dann das Wissen seiner selbst. Es heißt Gott im Geiste und in der Wahrheit verehren. E Damit ist Gott als ein I
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Orig. -dem-. Orig. .denn-.
3 -zu- eingefügt. 4 Orig. sherstellen.,
Denkendes und Substantielles ausgesprochen. - Es sind so der welthistorischen Reiche vier: das orientalische, das griechische, das römische und das Reich, dem das Christentum zum Grunde liegt, das, wo Gott sich offenbar gemacht hat, das germanische Reich. Zur Verwirklichung des Geistes gehören nun Individuen; diese an der Spitze stehenden Individuen sind die welthistorischen Individuen. Die wahrhafte Darstellung wäre eigentlich ohne alle Individuen; aber auch in I den welthistorischen Individuen und in ihren Schicksalen charakterisiert sich die Weise ihrer Zeit und ihres Volks. So zeigt sich besonders das Ende ihrer Laufbahn als' charakteristisch. Cyrus'' ist gefallen durch seine Feinde. Den schönsten Tod hat Alexander gehabt: Nachdem er die griechische Welt gerächt hatte an der orientalischen, ist er durch die Natur gestorben, in der Blüte seiner Jahre und im vollen Bewußtsein, im Kreise seiner Freunde und im Angesicht seines Heeres. Cäsar ist durch die Absicht gestorben, nicht durch äußere Feinde und nicht durch die Natur. Karl der Große ist ruhig im hohen Alter auf christliche I Weise gestorben. Wenn wir uns die Ehre antun, eine welthistorische Epoche erlebt zu haben, so würde Napoleon als das Individuum zu bezeichnen sein, in dem der Gedanke dieser Epoche sich eine Wirklichkeit gegeben hat. Dieser hat auch auf eine eigentümliche Weise ein Ende genommen, daß er vornehmlich sich selbst heruntergesetzt hat. Die Feindschaft ist so in ihm selbst gewesen, und man sagte das bedeutende Wort: je suis l'ennemi de moimemcf. Das orientalische Reich geht vom patriarchalischen N aturganzerr'" aus. So sehr solche Reiche sich auch ausgebreitet und befestigt haben, so sind sie doch immer auf dieser Stufe stehengeblieben. I So ist das chinesische Reich noch jetzt, das I
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man vornehmlich in neuern Zeiten näher kennengelernt hat. Es ist dies eine ungeheure Völkerrnasse, die sich zum mindesten auf IS0 Millionen zu belaufen scheint und die zu regieren eine hohe Ausbildung in Künsten und Wissenschaften erforde~lich ist. Gleichwohl ist jenes Reich über das patriarchalische Verhältnis nicht hinausgekommen. Die Weise der Regierungsform ist ganz disziplinarisch. Der erste Mandarin erhält Schläge mit dem Bambusrohr, und so geht es herunter. Ihre religiöse Verehrung hat zum großen Teil denselben patriarchalischen Charakter. Das Hauptinteresse der Individuen ist, daß sie Nachkommen bekommen, und diese beten bei den Gräbern ihrer Vorväter. I Der Mensch ist in der orientalischen Ansicht noch nicht zur selbständigen, rechtlichen Persönlichkeit gekommen. Die weltliche Regierung und die Religion fallen noch zusammen; der oberste Herrscher ist zugleich der Gott oder wenigstens der oberste Priester. Die Geschichte ist hier noch Poesie. Der orientalische Staat hat in dieser seiner Gediegenheit nicht' die Unterschiede des Lebens in sich. Ebendeswegen ist in ihm nichts Festes und Starkes, weder im Innern noch im Äußern. (Sturz der Dynastien, Eroberungen, die nur Zertrümmerungen sind.f Ist unendliche Ruhe vorhanden, so entsteht Versinken in Schwäche und Ermattung, wodurch sodann I wieder ein anderes Volk angereizt wird zur Unterjochung desselben. Im persischen Reiche ist die orientalische Verfassung zur schönsten Ausbildung gekommen: Der Fürst ist das Licht, die Sonne des Staats, und die Fürsten stehen um ihn als Sterne. Die Indier zählen an 333000 Götter. Bei ihnen ist die Vermischung des Geistlichen und Natürlichen zu einem so hohen Grade gestiegen, daß sie zu keiner vernünftigen Organisation gediehen sind. Sie haben einen Brahma oder I 2
Orig. -seine Gediegenheit, nicht-. Klammern eingefügt.
Brahrnan'F, aber dieser hat keine Tempel. In den Juden und in dem Muhamedismus hat sich der Orientalismus auf die höchste Stufe erhoben. Die folgende Stufe ist das Erfassen, das Wissen der Substan- I tialität. Das lärmende, tobende asiatische Leben ist gemildert, aus der Erhabenheit zur Schönheit gefestigt. Dies ist das griechische Reich. Die Griechen haben auch von Naturerscheinungen angefangen, aber die neuen Götter, die geistigen Götter haben die Titanen als die Naturgewalten gestürzt. Auf der anderen Seite haben die Griechen jene alten? Anschauungen aufbewahrt in Mysterien. Man hat so wohl auch vor Karl dem Großen und dem Mittelalter einen großen Respekt, aber man lebt nach ganz anderer Weise. So ist es auch den Griechen mit den Mysterien nicht wahrhaft ernst. Der Unterschied, die Besonderheit tritt im griechischen Leben auf diese unbefangene Weise hervor, daß der griechische Geist in diese vielen besonderen Individualitäten I und ihre' Götter zerfällt. Das innere, letzte BescWießen ist den Orakeln anheimgestellt, und auf der anderen Seite ist die Sorge für die Bedürfnisse einem Sklavenstand übergeben. Das griechische Leben ist überhaupt das Leben der Schönheit. Dieses schöne Leben hat vergehen müssen, weil es nicht den unendlichen Gegensatz in sich hatte. Das griechische Reich hat den höchsten Punkt in Athen erreicht. Dernnachst'' erscheint es als Individualität in Alexander. Mit dem Tode Alexanders ist sein Reich nicht zerfallen, denn seinen Zweck hat es erreicht, das griechische Leben nämlich über Asien herrschend zu machen. Alexander ist der zweite AchilI, der das zerfallene griechische Wesen noch einmal vereinigt hat. Vom ersten Achill heißt es, daß seine Mutter ihn in den I Lethe getaucht habe'': Alexander wurde vom Aristoteles in das reine EleOrig. -Barabrahma-. Orig. -alte-. 3 Orig. -ihrer-. I
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ment des Gedankens getauchtE. Das dritte Reich ist das römische Reich. Dieses ist die zweite Seite des Gegensatzes. Der griechische Geist hat der Form der Entgegensetz~.mg weichen müssen. Das Besondere muß sich als N eganves 5 entgegenstellen, und das Bewußtsein der Besonder~eit muß hervortreten. Wir sehen in der römischen Welt g1elch vom Anfang an eine Vereinigung edler Geschlechter, Prieste~ami lien und auf der anderen Seite eine ' Plebs. Auch bei d~n Griechen waren Eumolpiden", die aber mit dem übrig 10 Volke verschmolzen waren. Nach der Geschichte ist der Anfang des römischen Reichs eine Vermischung m.ehrerer Völker gewesen. Ein Iwelthistorisches V~lk muß gleich v~n 597 vornherein das Prinzip des Gegensatzes in sich haben. Die germanischen Völker erscheinen bei ihr~m Auftr.eten auc~ als 15 eine Mannigfaltigkeit von Völkern. Bel den Romern zeigte sich also sogleich der innere Gegensatz, von Fremde.n, ~ohe ren Geschlechtern und von Bürgern überhaupt. W,r fmden hier schon den Gegensatz von Ständen. Die Geschichte Roms zeigt das Umschlagen des Gegen~atzes.und das Freiwe~den2 20 des plebejischen Prinzips, daß nicht die Natur~enaten das Wesentliche Bestimmende und Herrschende smd, sondern die freie Per~önlichkeit. Dieser Gegensatz war nur verknüpft in der Abstraktion des Staats, und dies macht die römische 598 Tugend I aus, nur den Gesetzen diese~ Staate~ z~ g~horchen. 25 Das Familienleben der Römer erscheint als ein m sich hartes und zerstörtes, und die Familienpietät ist dem Staa.tsleben aufgeopfert. Zugleich tritt aber in der Wirklichkeit die hohe Würde hervor, wie wir an den Matronen'i sehen und an den vestalischen JungfrauenE. Was Religiosität war und die 30 sittliche Gewalt der Aristokratie, ist demnächst'' zun; Abe:glauben geworden und zur rech~osen c:;ewalt. Dle freie Persönlichkeit ist zur Verworfenhelt des Pobels ausgegangen.
Das Ganze hat sich geendigt in eine abstrakte Allgemeinheit, wo die Volks götter der verschiedenen Nationen in ein Pantheon'' zusammengebracht und damit zu besonderen Göttern heruntergesetzt I wurden. Die Individuen wurden ebenso zu bloßen Privatpersonen zusammengehalten durch einen Kaiser von ganz vollkommen ausgelassener, wilder Gewalt. In diesem Unglück und allgemeinen Schmerz der Welt ist das Selbstbewußtsein in sich zurückgedrängt worden. Es hat in der Wirklichkeit seine Idee nichr mehr ausgedrückt gefunden. Das Selbstbewußtsein hat so sich selbst erlaßt. Dies sehen wir in den Systemen des Stoizismus, des Epikureismus und des Skeptizismus. In diesem Schmerz hat das Bewußtsein sich selbst erfaßt und sich gewußt als dasjenige, in welchem der Gegensatz enthalten ist und in welchem 1 somit die Totalität ist. Es ist so die Idee der Menschwerdung Gottes unter den Völkern erschienen und die Einheit der göttlichen und menschlichen Natur in ihnen zur Anschaulung gekommen. Das Selbstbewußtsein, indem es die Entgegensetzung weiß, ist das Sichzusammenhalten und sich somit als Totalität erlassen. Dieses Bewußtsein nun, daß das Göttliche wirklich und gegenwärtig ist, macht den Menschen selbst zu einem Göttlichen. Dies Bewußtsein, zu welchem die Zerrüttung der römischen Weit den Boden bereitet hat, war nicht ihr? Zur Ausführung übertragen, sondern dem nordischen Prinzip des germanischen Volkes. Das Kreuz ist so zum Prinzip der Weit erhöht worden, das Zeichen der Verachtung und der Niedrigkeit. Das Selbstbewußtsein ist so zur Anschauung gekommen, daß das Jenseits auch das Diesseits ist. Das Verachtete, das Menschliche überhaupt hat sich so erlaßt in seiner Unendlichkeit. Das I germanische Volk hat das Prinzip der Welt durchzuführen. Dies ist das Prinzip der Versöhnung Gottes und der Welt. Diese Versöhnung war jetzt bestimmt
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Gestalt der Welt. Dieses Prinzip ist das Prinzip der Wahrheit; daß die Realität dem Begriff entspricht, dies ist die Wahrheit, und diese ist die Freiheit. Gott wird nicht als Geist gefaßt, wenn er nicht als die Dreiheit gefaßt wird, als das aus s der Entgegensetzung in sich Zurückkehrende. Die Wahrheit ist noch nicht realisiert. Die Wirklichkeit ist erst für sich als ein weltliches Reich aufgestanden. Damit die Wahrheit verwirklicht werde, dazu gehört großer Kampf und Arbeit. Auf der einen Seite stand das Reich der Kirche, auf der anderen '0 das weltliche Reich. Dieses weltliche Reich ist aus dem Gemüt als solchem"! entstanden. Das Reich ist ursprünglich gebaut auf die Treue, auf freie Genossenschaften. Dies Verhältnis des Gemüts hat nicht ein so gemütliches bleiben können, denn die Vernünftigkeit muß in der Form des is Gedankens, der Allgemeinheit, des Gesetzes hervortreten. In diesem weltlichen Reiche sind nach der Begriffsbestimmung die' verschiedenen Stände hervorgegangen. Es hat sich die besondere Subjektivität aus jenem Gemütlichen entwickelt, aber zugleich als ein Gemeinschaftliches, als Genossenschaft. 20 Dasjenige, was Platon in seiner »Republik« fordert, Unterschied der Stände, ist wirklich geworden im germanischen Reiche. Die Entwickelung ist nun einerseits diese, daß die besondern I Genossenschaften sich unabhängig gemacht und die 2S Einheit des Staats zertrümmert haben, während auf der andern Seite die Staatsgewalt das Übergewicht über die Besonderheit erhalten hat. Das erstere sehen wir an Italien und auch an Deutschland, das letztere an Spanien und Frankreich. Sodann haben sich das Reich der Kirche und das 30 weltliche Reich aneinander zerschlagen. Das kirchliche Reich hat sich selbst zu einem Reiche der Selbstsucht und der Laster degradiert. Dagegen hat auf der anderen Seite das weltliche Zur
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Reich den Gedanken in sich ausgebildet. Der Gedanke hat im weltlichen Reiche entstehen müssen. Das weitere Schicksalist gewesen, daß, was an sich vorhanden war, der Unterschied von politischen Ständen, nun auch durch den Gedanken bes~i~mt wurde. Die Unterschiede I überhaupt waren im positiven Rechte z. T. verknöchert. Die neuere Zeit hat das an sich Vernünftige und Vollbrachte durch den Gedanken bestimmt und zugleich das Positive von seinem Staub und Rost entkleidet. Dies is: nichts anderes als das Grundprinzip der Philosophie, da~ freie Erkennen der Wahrheit, entkleidet von der Zufälligkeit. - Die Zelt hat gegenwärtig nichts anderes zu tun, als das, was vorhanden ist, zu erkennen und somit dem Gedanken gemäß zu machen. Dies ist der Weg der Philosophie.
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Anhang
Der BERICHT ZUR EDITION gibt über die Beschaffenheit und die Geschichte des Manuskriptes Auskunft. Ferner teilt er Daten über die Vorlesung Hegels und Quellen zu Vermutungen über sein Vorlesungsmanuskript mit. In den ERLÄUTERUNGEN werden Zitate und Quellen sowie wichtige
Parallelstellen nachgewiesen und wenig gebräuchliche Termini erklärt. Vor- und Rückverweise im Text werden nur dann erläutert, wenn sie über den engeren Textzusammenhang hinausgreifen.
Die KOMMENTARE begründen Eingriffein den Text. Siekommentieren den Textsinn an solchen Stellen, an denen ein Eingriff nötig scheinen könnte. Außerdem diskutieren sie Befunde des Manuskripts, darunter
nachträgliche Einschübe und Zusätze von fremder Hand. In den drei
SONDERKOMMENTAREN
werden Probleme im Zusammen-
hang erörtert, die das Manuskript an mehreren Stellen zugleich aufwirft. In einem NACHTRAG wird auf die neu aufgefundene Nachschrift Wannenmann eingegangen - insbesondere soweit, als die Thesen der Einleitung des Herausgebers zu diesem Text in Beziehung gesetzt werden müssen. Die den Erläuterungen und Kommentaren vorangestellten Ziffern
beziehen sich auf die Seiten und Zeilen dieser Ausgabe. Die Zeichen E und Kam Rand der Seiten mit Erläuterungen und Kommentaren sollen es dem Benutzer leichtmachen, beim Nachschlagen Verwechslungen zwischen den beiden Teilen zu vermeiden.
Vorbemerkung Die in der Einleitung des Herausgebers und im Anhang benutzten
Texte Hegels und Ausgaben von Werken Hegels sind durch folgende Abkürzungen bezeichnet:
Werke
Gesammelte Werke. In Verbindung mit der Deutschen
Forschungsgemeinschaft hrsg. v. der Rheinisch- Westfälischen Akademie der Wissenschaften. Hamburg I968ff. Soweit die Bände dieser Ausgabe erschienen sind, wird nach ihnen zitiert.
]ubiI.Ausg.
Sämtliche Werke. ] ubiläumsausgabe in zwanzig Bänden. Neu hrsg. v. H. Glockner. Stuttgart I927ff.
Ilt.
Rph.
Enz.H Enz.B
Vor allem Homeyers, Hothos und v. Griesheims Nachschriften der Rechtsphilosophie-Vorlesungen Hegels werden zitiert nach: G. W. F. Hegel, Vorlesungen über Rechtsphilosophie 1818-18)1. Edition und Kommentar in sechs Bänden von K.-H. Ilting, Stuttgart-Bad Cannstart 197) H. Bd. 1-4. Bei Bezugnahme auf die »Grundlinien der Philosophie des Rechts« (1821) (Seitenzahlen nach der Ausgabe von J. HoHmeister, Hamburg 1955), die (Heidelberger) -Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse« (1817) und die (Berliner) »Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse- (1830) wird jeweils auf die Paragraphen verwiesen.
Rph.
Die unlängst aufgetauchte Nachschrift der Heidelber-
Wannenmann ger Vorlesung Hegels über -Narurrecht und Staatswissenschaft< vom Winter 1817!IS wird aus dem Manuskript im Deutschen Literaturarchiv Marbach nach
Originalparagraphen und -seiten zitiert. Ferner werden folgende Ausgaben abgekürzt zitiert:
GA
Soph.Ausg. Akad.Ausg.
Esprit
J.
G. Fichte-Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Hrsg. v. R. Lauth, H. jacob und H. Gliwitzky, Stuttgart-Bad Cannstan 1965 H. Goerhes Werke. Hrsg. i. A. der Großherzogin Sophie von Sachsen, Weimar 1887H. Kants gesammelte Schriften. Hrsg. v, der Königlich Preußischen (später Deutschen) Akademie der Wissenschaften, Berlin I90zff. Montesquieu, De l'esprit des loix, DU du rapport que les loix doivent avoir avec la Constitution de chaque Gouvernement, les Mceurs, le Climat, la Religion, le Commerce, etc. Nouvelle edition, Geneve 1748.
Zum leichteren Auffinden von Stellen unabhängig von einer bestimmten Ausgabe wird zusätzlich auf Abschnitte, Kapitel, Paragraphen usw. eines Werkes verwiesen.
BERICHT ZUR EDITION
I.
Der Band der Nachschrift
Der Band mit dem Titel »Rechts-Philosophie und Politik, vorgetragen VOm Professor Hegel im Winterhalbjahr 1819120 zu Berlin« trägt in der Lilly Library der Universiry of Indiana die Akzessionsnummer 2277 6, außerdem die Library of Congress Nummer JC 2))/H4, der noch eine weitere Nummer aus einem älteren lokalen Klassifikationssystem vorausging (320.I/H22), die ausgestrichen ist. Dieser Klassifikation entsprach eine Katalogisierung als Buch. 1969 wurde bemerkt, daß es sich in Wahrheit um ein Manuskript handelt. Es wurde daraufhin in die Handschriftenabteilung überführt. Don wird es nun unter der Bezeichnung »1819-1820, Miscellaneous mss. Hegel, G. W. F. RechtsPhilosophie ..." geführt. In der Original-Paginierung hat das Manuskript 604 Seiten. Der Band ist etwa 21,5 cm hoch, etwa 16,4 cm breit und knapp 5 cm stark. Er ist in gegautschter Pappe gebunden, die mit schwarz-rotem Marmorpapier überzogen ist. Er trägt ein dunkelrotes Rückenschildchen mit oben und unten je zwei Kleeblatt- bzw. Stern-Leisten und dem geprägten Titel »Rechtsphilosophie und Politik nach Hegel«. Der Einband ist an den Ecken leicht abgerieben und aufgestoßen. Durch breite braune Klebestreifen aus Leinen ist der Halt des Rückens von außen und auf die Innenseiten der Deckelpappe ausgreifend verstärkt worden, sicherlich vor nicht allzu langer Zeit. Kurt Gradl, Restaurator der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, dem Schwarz-weißund Farbfotos des Einbandes vorlagen, erklärt, daß es sich bei Einbandan, Marmorpapier und Rückenschild um für die Zeit um 1820 typische Materialien und Einbandweisen handelt. Das Papier der Nachschrift hat Kanzleiformat. Durch Falzen in der Mitte ist es auf Buch- und Heftform gebracht worden. Beim Binden wurden die Ränder beschnitten. Es weist zwei Wasserzeichen auf. Das eine zeigt drei Kronen in einem Blattkranz, in zwei Reihen 1 zu 2 übereinandergeordnet (eine Reproduktion der Nachzeichnung folgt auf der nächsten Seite). Dies Wasserzeichen ist in der Mitte auf einen Siebsteg aufgenäht. Das Gegenzeichen zeigt in knapp 2,5 cm großen, in zwei Linien ausgeführten Buchstaben die Initialen des Papiermachers: C F S. Durch die Falzung sind die Wasserzeichen in den Falz des 297
+ I Bandes geraten und auf keiner Seite ganz zu sehen. Das erklärt auch~ daß die beigegebene Abbildung aus Teilnachzeichnungen von zwei Seiten zusammengesetzt ist.
(preuß. Provinz Sachsen) an. Die Drei- Kronen-Wappen sind im übrigen in allen Papieren, in denen sie um 1820 auftreten, sehr ähnlich ausgeführt. Die Deutsche Bücherei meint, daß solche sehr ähnlichen Wasserzeichen an verschiedenen Stellen auf eine einzige Formenmacherwerkstatt hinweisen. (Für umfassende Auskünfte, die durch Frau Eva Ziesche vermittelt wurden, dankt der Herausgeber Dr. Wolfgang Schlieder von der Deutschen Bücherei.) Zusammenfassend kann aufgrund der materiellen Befunde von Einband und Papier gesagt werden, daß nichts dagegen spricht, daß das Manuskript der Nachschrift in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang mit Hegels Vorlesung, und zwar in Berlin, entstand und daß es noch vor der Publikation von Hegels eigenem Werk »Grundlinien der Philosophie des Rechts« gebunden wurde.
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Wasserzeichen mit drei Kronen im Blattkranz sind in der Zeit um 1820 mehrfach nachzuweisen. Ein auf den Mittelsteg genähtes Wasserzeichen dieser Art befand sich in einem Papier, das 1821 in Berlin verwendet wurde (in den Akten der »Seehandlung« im Geheimen Preußischen Staats archiv). Ihm entspricht aber in diesem Fall auf der anderenSeite des Bogens derNamenszug »G Hunde (in Kursivschrift). Nach Auskunft der Deutschen Bücherei in Leipzig zeigt diese Kombination die Papiermühle Hasserode im Harz an. Der Besitzer der Vordermühle ist von 1810 bis 1850 G. Hund gewesen. Auch andere Harzer Papiermühlen haben zur selben Zeit das Drei-Kronen-Motiv geführt. Nachzuweisen ist ferner, daß es auch anderswo, wenn auch etwas später oder früher, verwendet wurde, so in der Mitte des Jahrhunderts in der Papiermühle Bernburg (Sachsen-Anhalt) und nach 1805 in Weihenzell/Bayern. Die Initialen »C F S« sind im Zusammenhang mit dem Drei-KronenWappen bisher nicht nachgewiesen. Die Unterlagen, der Deuts.chen Bücherei weisen die Initialen »C F S« als GegenzeIchen zu einem preußischen Adler aus. Sie wurden in dieser Kombinat~on 179~/97 verwendet und zeigen den PapiermacherC.F. Schmutzler m Bad Bibra
Der Weg der Nachschrift
Das Manuskript enthält keinen Hinweis auf seinen ursprünglichen Besitzer oder auf einen Nachbesitzer, in dessen Hand es vor dem Übergang in das Eigentum der University of Indiana war. In K '34,25 ist dargelegt, daß das Manuskript eine kleine Zahl späterer Randbemerkungen und eine erhebliche Zahl von Unterstreichungen in anderer Tinte enthält, die in der Edition stillschweigend eliminiert worden sind. (Von derselben Hand wurden auf die Innenseite des rückwärtigen Deckels Wiederholungen seiner Randbemerkungen auf den Seiten 484 und 49' des Originals mit Seitenangaben geschrieben.) Der Schrifttyp dieser nachttäglichen Randbemerkungen läßt hinsichtlich der Zeit dieser Benutzung und Eintragungen auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts schließen. Wie ebenfalls in K '34,25 ausgeführt wurde, finden sich im Manuskript auch einige Bleistiftanstreichungen, die aber keinen Rückschluß auf eine bestimmte Zeit erlauben. Daß die auf dem knapp 2 cm breiten, durch Knick entstandenen Rand der Seiten der Handschrift in ihrem ersten Teil eingetragenen Paragraphenzahlen aus der Zeit der Niederschrift des Manuskriptes selbst stammen, ist im Sonderkommentar I gezeigt worden. Die Ausfüllung von zwei durch den Abschreiber leer gelassenen Stellen auf Seite 5I des Manuskriptsist gleichfalls, wenn auch durch andere Hand, zur Zeit der Herstellung der Abschrift erfolgt (vgl. K 67,21). So ergibt sich der Befund, daß das Manuskript nach dem ursprüngli-
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ehen Besitzer zumindest noch einen weiteren Besitzer in Deutschland hatte, der nicht sein Zeitgenosse war und der, wie die Inhalte der Randbemerkungen zeigen, auch kaum noch Kontakt zu Problemstellungen Hegels hatte. Dieser Befund stimmt gut zur Erwerbungsgeschichte durch die University of Indiana. In ihr Akzessionsverzeichnis wurde der Band am 22. Mai 1896 eingetragen. Er wurde von der Firma Lemcke und Buechner erworben, und zwar für einen Preis - man liest es heute mit Staunen von 1 Dollar und 56 Cents. Lemcke und Buechner war eine hochangesehene Buchhandlung in New York, die ursprünglich »G. u. B. Westermann« geheißen hatte und die bei ihrer Gründung eine Filiale der Braunschweiger Westermann-Firma gewesen war. 1852 wurde die Firma selbständig und von Bernhard Westermann geführt, der eine eigene Agentur in Leipzig eröffnete (vgl. -Publishers' Weekly' vom 3· Dezember 1898). Lemcke und Buechner hatten also ausgezeichnete Beziehungen zum deutschen Buchmarkt. Zusammen mit dem Hegelmanuskript akzessionierte die Bibliothek zwei weitere rechtstheoretische Titel in deutscher Sprache, die ebenfalls, aber nicht unbedingt aus demselben Angebot, bei Lemcke und Buechner erworben wurden, nämlich J. von Holtzendorff, Encyclopädie der Rechtswissenschaft ..., Leipzig t 870, und Kants Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre. Der Kam-Band wird seit '96, vermißt, der Holtzendorff-Band weist keine Benutzungsspuren auf, die denen in der Hegelnachschrift entsprechen. So kann zusammenfassend gesagt werden, daß das hier publizierte Manuskript durch mindestens zwei deutsche Besitzerhände ging, bis es, vermutlich von Leipzig aus und möglicherweise zusammen mit anderer rechtstheoretischer Literatur, von Lemcke und Buechner gekauft und auf dem amerikanischen Markt angeboten wurde. Seit dem Erwerb durch die Universiry of Indiana ist es, vermutlich weitgehend unbenutzt, in deren Besitz gewesen. Klarheit über den Weg des hier publizierten Manuskripts ist auch deshalb erwünscht, weil anfänglich vermutet werden konnte, daß die überraschend in Indiana gefundene Hegel-Nachschrift in irgendeinem Zusammenhang mit der in Illinois, in der Universitätsbibliothek der Northwestern University in Evansron, aufbewahrten Nachschrift zur -Geschichre der Philosophie, steht. Diese Nachschrift gehört zu der Bibliothek von Johannes Schulze, der Hegels Freund und Berliner Nachbar war. Obwohl er als »Geheimer Oberregierungsrat und wirklicher vortragender Rat im Ministerium der geistlichen und Unter-
richtsangelegenheiten« der engste Mitarbeiter des Ministers Altenstein war,. hat er, und zwar gerade in den Jahren 1819 bis 1821, »täglich in zwei Abendstunden sämtliche Vorlesungen Hegels« besucht. Er selbst berichtet weiter: Ich »scheute die Mühe nicht, mir den Inhalt sämtlicher Vorlesungen durch sorgfältig von mir nachgeschriebene Hefte noch mehr anzueignen« (vgl. C. Varrentrapp, ]ohannes Schulze und das preußische Unterrichtswesen in seiner Zeit, Leipzig 1889, S. 43 2). Da Schulze unter den Kursen Hegels, die er besuchte, auch ausdrücklich die -Philosophie des Rechts. erwähnt, war davon auszugehen, daß Schulze Hörer von Hegels Vorlesung im Winter 1819120 gewesen sein kann. Und da das in Evanston aufbewahrte Manuskript eine Nachschnft 1st,.war mc.htauszuschließen, daß auch die in Indiana gefundene Nachschnft zumindest zu Schulzes Bibliothek gehört hat. Daß die Nachschnft..etwa auf Schulzes eigene Mitschrift in den Vorlesungen Hegels zuruckgehen k?nnte: ist allerdings durch das mangelhafte Verstandms bei der Mirschrift während des ersten Semesterdrittels ausgeschlossen. Und der Nachweis, auf welchem Weg die Nachschrift nach Indiana gelangte, schließt auch aus, daß sie einmal Teil von Schulzes Bibliothek gewesen ist. Diese Bibliothek wurde , 869 geschlossen auf Vermittlung des in Europa reisenden Professors D. B~nbrightvon der Northwestern University erworben. Nur die Stücke blieben ausgeschlossen, die für die Familie persönliche Bedeutung hatten. (Vgl. Meyer, Karl M., Geschichte der Bibliothek des wirk!. geh. Oberregierungsrats D. Johannes Schulze zu Berlin, in: Zentralblatt für das BibI. Wesen 42, '925, S. 6'5-620, spez. S. 620.) Dieser Umstand erklärt gut, daß sich heute in der Northwestern University nur die Nachschnft der -Geschichte der Philosophie, befindet, die nicht von Schulzes Hand stammt. Der eigenhändige Katalog Schulzes, der ebenfalls mEvanston aufbewahrt wird, führt übrigens in seinem sechsten Band außer dieser Nachschrift nur zwei weitere Nachschriften von Hegel-Vorlesungen an, die im Unterschied zur genannten als O~tavm~uskripte »von ]. Schulze« durch ihn selbst ausgewiesen sind. DIese belden Nachschriften sind aus dem angegebenen Grund wahrscheinlich gar nicht nach Evanston gelangt, wo sie wirklich nicht vorhanden sind. Da aber der Katalog nur diese beiden Nachschriften erwähnt, bleibt es nicht ganz ohne Zweifel, ob Schulze wirklich von allen Vorlesungen Hegels selbst Hefte nachgeschrieben hat, die den Zustand einer in einer Bibliothek zu verwahrenden Nachschrift erreichten. Es bleibt aber festzuhalten, daß von den eigenhändig geschnebenen Heften Schulzes, von denen zumindest zwei auch in
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Das hier publizierte Manuskript ist sicher nicht während der Stunden von Hegels Vorlesung selbst entstanden. Es ist von einem Abschreiber nach Notizen in Reinschrift gebracht worden. Diese Notizen enthielten, wie die vielen sinnlosen oder in ihrem Zusammenhang sinnlosen Wörter der Abschrift zeigen, zahlreiche Abkürzungen, so wie sie aus den Nachschriften bekannt sind, die während der Vorlesungsstunden selbst entstanden sind. Daß sie vielfach zu sinnlosen Sätzen aufgelöst wurden, zeigt weiter, daß der Abschreiber selbst kein Verhältnis zu der im Manuskript behandelten Materie gehabt hat, daß er also sicher nicht der Hörer Hegels gewesen ist, der im Kolleg die Vorlage niederschrieb. So ist die Nachschrift also auch nicht als eine Ausarbeitung von eigener Hand nach einer selbst geschriebenen Notizenvorlage anzusehen. Die Vorlage dieser Nachschrift muß darum auch im wesentlichen aus voll ausformulierten Sätzen bestanden haben, da der Abschreiber außerstande war, unvollständige Sätze selbst zu ergänzen, und da das Manuskript nur sehr wenige unvollständige Sätze enthält. Man kann darum vermuten, daß derjenige, der im Kolleg die Nonzen niederschrieb, welche der Nachschrift zugrunde liegen, sie vor der Abgabe an den, der die Abschrift erstellte, noch vervollständigt haben könnte. Dafür spricht auch, daß er jedenfalls die Gelegenheit hatte, im ersten Teil am Rande Paragraphen aus dem Diktat des vorausgehenden Wintersemesters zu seinem Text hinzuzufügen, was sicherlich nicht in der Vorlesung selbst geschehen konnte (vgl. Sonderkommentar I). Beim selben Arbeitsgang konnten auch die Überschriften, die im Text erscheinen, zu der vergleichsweise großen Kohärenz und Eindeutigkeit gebracht werden, welche sie in der Abschrift aufweisen (vgl. Sonderkommentar 11). Da das Manuskript weder in der Vorlesung aufgenommene Notizen noch eine Ausarbeitung dieser Notizen noch eine vom Hörer selbst angefertigte Reinschrift von eigenen Notizen sein kann, ist nun zu bestimmen, um welche Art von Abschrift nach fremder Vorlage es sich
handelt. Dabei ist zwischen vier Möglichkeiten zu unterscheiden: (r} Eine Gefälligkeitsabschrift von Studierenden für unbestimmte Zwecke, (2) eine Gelegenheitsabschrift durch einen bezahlten Schreiber, (3) eine Abschrift zum Zwecke des Verkaufs oder der Abgabe an Interessenten und (4) eine Abschrift eines Schreibers bei einer Behörde. Die erste Möglichkeit scheidet wegen der ausgeschriebenen, reifen Schriftzüge und auch deshalb aus, weil der Abschreiber nicht im Fach vorgebildet gewesen sein kann. Die dritte Möglichkeit ist mit der geringen Qualität in der sinngerechten Wiedergabe im ersten Viertel der Nachschrift nicht vereinbar. Die vierte Möglichkeit scheidet aus, weil die Schrift nicht die für Kanzleischriften charakteristische peinliche Akkuratesse bei der Führung der Zeilen und bei der Zahl der Zeilen pro Seite aufweist. Ihr fehlt auch die Höhenlage der Stilisierung im Schriftduktus, die, je höher die Behörde, um so mehr gefordert war. So spricht alles dafür, daß die Abschrift der zweiten Klasse zugehört. Sie wurde also von einem Hörer von Hegels Vorlesung bei einem bezahlten Abschreiber in Auftrag gegeben. Dafür spricht auch, daß es Indizien dafür gibt, daß das Manuskript nicht als ganzes zu einem Zeitpunkt, sondern stückweise zur Abschrift gegeben wurde: Die vom Schreiber, wegen Verständnismängeln, offen gelassenen Lücken können am ehesten auf dem Wege einer Konsultation mit dem Auftraggeber ausgefüllt worden sein. Auf der Originalseite ror wurden zwei Lücken von anderer Hand ausgefüllt, vermutlich vom Auftraggeber selbst (vgl. K 67,21 und die Reproduktion auf Seite 304). Später scheint der Auftraggeber nicht mehr wegen der Ausfüllung von Lücken mit dem Abschreiber verhandelt zu haben (vgl. K 67, 21; Sonderkommentar I). Es ist möglich, daß dies mit erklärt, daß der Abschreiber bei der Auflösung der Kürzel, die für -Identitat- und -Idealität- stehen, die im Sonderkommentar 111 erschlossenen rigiden> aber nicht adäquaten Regeln befolgte. Ganz ausgeschlossen kann nicht werden, daß die Vorlage der Abschrift auf mehrere Schreiber zurückgeht. Das würde voraussetzen, daß sich mehrere Hörer von Hegels Vorlesung bei der Erstellung einer Nachschrift zusammengetan haben. Und es würde erklären, wie in den Text die große Qualitätsdifferenz zwischen dem ersten und den späteren Teilen kommen konnte. Möglich wäre auch, daß ein Hörer von Hegels Vorlesung andere Hörer um deren Ausarbeitung gebeten hat> um sie dem von ihm angestellten Abschreiber vorlegen zu können. Ebenso möglich ist es> daß er während der späteren Teile der Vorlesung mit einem anderen Hörer bei der Herstellung einer Vorlage für die
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seiner Bibliothek Platz fanden, bisher keines aufgetaucht ist. So ist es nicht unwahrscheinlich, daß einmal eine Nachschrift von seiner Hand auch zur Vorlesung über Rechtsphilosophie von ,8'9120 gefunden wird.
3. Die Nachschrift als solche
men ist. Er hat dann die von ihm in Auftrag gegebene Abschrift auch alsbald in der Weise binden lassen, in der sie noch heute vorliegt. Es gibt zur Zeit keine Möglichkeit zu bestimmen, wer unter den 53 Hörern Hegels in diesem Semester die Vorlage für die Nachschrift erstellte und ihr erster Besitzer gewesen ist. Zwar existiert ein allgemeines Studentenverzeichnis der Berliner Universität für das Wintersemester I8I9ho. Aber Hörerlisten zu dieser Vorlesung Hegels sind nicht überliefert. Die Schriftprobe auf der Originalseite IOI läßt aber eine künftige Identifizierung des Hörers als nicht ausgeschlossen erscheinen.
4. Hegels Vorlesung
Abschrift zusammenarbeitete. Aber für alle diese und beliebige an~ere Hypothesen gibt es keine Begründung, und es gibt auch keinen hinreichenden Anlaß, irgendeine solche Hypothese.~u en.twl~keln. Es ist in sich plausibel genug und mit den Befunden i~ Uberem.snmmu?-g, daß sich ein Hörer, der zunächst Anfänger und nicht sehr mteressiert war, in die Vorlesung und in deren Stoff schnell einarbeitete und daß so die in der zweiten Hälfte ganz vorzügliche Vorlage zustande gekom-
Die Vorlesung begann am 25. Oktober 1819 und endete am 18. März 1820. Sie fand fünfmal wöchentlich von 16 bis 17 Uhr und im unmittelbaren Anschluß an Hegels Vorlesung über Naturphilosophie statt. Dieser Zusammenhang erklärt die große Zahl der Anspielungen auf Theoreme der Naturphilosophie, die in den Erläuterungen behandelt worden sind. Wir besitzen einen Bericht von Anlage und Stand der Vorlesung Hegels aus einem Brief von Richard Rothe an seinen Vater vom z r. IZ. I8I9 (vgl. G. Nicolin, Hegel in Berichten seiner Zeitgenossen, Hamburg I97 0, Dokument 3IZ). Dieser Bericht gibt eine sowohl treffende wie originelle Charakterisierung von Hegels Standpunkt, die mehr enthält als das, was aus dem Material hervorgehen würde, das der Schreiber der hier publizierten Nachschrift bis zum Datum des Briefes aus Hegels Vorlesung festgehalten hatte. Man kann aber annehmen, daß sich die Studenten über Hegels Standpunkt im privaten Gespräch verständigten, und wir wissen, auch aus dieser Nachschrift, daß die Diktate, somit wohl auch Nachschriften, aus dem vorausgehenden Wintersemester im Umlauf waren. Rothes Brief ist hier auch deshalb von Interesse, weil er Auskunft darüber gibt, bei welchem Kapitel Hegel vor Weihnachten I8 I9 angelangt war: »Wir stehen jetzt gerade bei der Ehe) wo Hegel, wie die Leute sich ausdrücken, sehr poetisch isr« (a. a. 0., am Schluß des Dokuments). Dem Herausgeber ist die genaue Zahl der Vorlesungstage vor und nach der Weihnachtspause nicht bekannt. Es ist aber anzunehmen, daß nach Weihnachten um etwa zwei Wochen mehr Zeit als vor Weihnachten zur Verfügung stand. Hegel wird also
seine Vorlesungszeit in diesem Semester zur Hälfte auf die Kapitel von der bürgerlichen Gesellschaft an verwendet haben. In der hier publizierten Nachschrift entspricht dem ein Textvolumen von fast zwei Dritteln. Da schon der Abschnitt über die Ehe und das vorausgehende Kapitel über das Gute und das Gewissen fast ebenso ausgiebig wie die folgenden Abschnitte ausgearbeitet sind, zeigt sich erneut, wie vergleichsweise verkürzend die Nachschrift in den früheren Abschnitten ist. Man kann vermuten, daß der Hörer einzelne Stunden versäumte oder nur fragmentarisch mitschrieb. Die Konkordanz des Textes mit den Paragraphen der .Rechtsphilosophie- macht solche Lücken auf Seite 65 und 85 wahrscheinlich. Diesem Befund entspricht, daß im hier publizierten Text auf die Teile -abstraktes Recht- und -Moralitat- nur etwa ein Viertel der Masse des Textes kommt, während die Nachschriften Horhos und v. Griesheims auf diese Teile etwa 40% bzw. bis zu 50% verwenden. (Die Verteilung der Textmengen auf die Kapitel im vorliegenden Text entspricht allerdings in etwa der in der Bewahrung von Hegels Vortrag ziemlich vollständigen Nachschrift von Wannenmann.) Die Ausarbeitung v. Griesheims ist insgesamt erheblich länger als die hier publizierte, die auch noch von der Hothos deutlich übertroffen wird. Im Teil -Die Sittlichkeit- aber erreicht die hier publizierte Nachschrift beinahe das Volumen der von Hotho. Ihr Kapitel über die bürgerliche Gesellschaft übertrifft das Hothos und kommt dem v. Griesheims sehr nahe. Da Hotho und v. Griesheim besonders verläßliche Schüler Hegels waren, die seine Ausführungen möglichst vollständig erfassen wollten, kann angenommen werden, daß auch die hier publizierte Nachschrift im Teil über die Sittlichkeit Hegels wirklichen Vortrag dem Inhalt nach nahezu vollständig erfaßt. Homeyers Nachschrift hält zusätzlich zu den Diktaten nur Stichworte zu Hegels Vortrag fest. Im Sonderkommentar I wird dargelegt, daß es wenig Wahrscheinlichkeit hat, daß Hegel in diesem Semester Paragraphen diktierte. Er konnte hoffen, das zeitraubende Diktat werde. durch die baldige Publikation des Lehrbuches überflüssig, und wohl auch meinen, Diktate seien in der Unsicherheit der allgemeinen Situation nicht ratsam. Ihm lag aber sicher ein Manuskript vor, das eine Einteilung nach Paragraphen enthielt. Und da er erwartete, daß seine Vorlesung mitgeschrieben würde, und auch mit Rücksicht darauflangsam sprach, und weil er überhaupt zum stockenden Reden tendierte, konnten aus seinem Manuskript Formulierungen in die Hefte der Mitschreibenden geraten, die den Formulierungen der später gedruckten -Rechtsphi-
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[osophiec sehr nahekommen. Dennoch war sein Vortrag nicht auf die Erläuterung von schon vorliegenden Paragraphen abgestellt, so daß er die Flüssigkeit und Übersichtlichkeit in der Entfaltung des ganzen Gedankens gewinnen konnte, welche nur diese Nachschrift auszeichnen. Das muß allerdings nicht bedeuten, daß diese Nachschrift als eine Art von Stenogramm angesehen werden sollte. Sie hat aus Notizen, die zwar Hegels Wortlaut zu folgen versuchten, die aber manches in seinem Vortrag auch nur in ausgiebigen Stichworten festhalten konnten, einen fortlaufenden Text gemacht, der dem Hegels so nahe wie möglich kommen sollte.
5. Zu Hegels Manuskript Die Frage, nach welchem Manuskript Hegel seine Vorlesung vorgetragen hat, greift in so viele und in den letzten Jahren so ausgiebig und kontrovers erörterte Fragen ein, daß an dieser Stelle nur einige sichere Daten und einige wenige Vermutungen ihren Platz haben können. Sie ist insbesondere verknüpft mit der Frage, inwieweit Hegel zu Beginn des Wintersemesters über eine Druckvorlage für eine Publikation zur Rechtsphilosophie verfügte und aus welchen Gründen er deren Publikation nicht eingeleitet hat. Daß er die Drucklegung eines Grundrisses zur Rechtsphilosophie in Arbeit hatte, ergibt sich mit Gewißheit aus seiner Vorlesungsankündigung »ad compendium proxime in lucem proditurume (Briefe 4,1, hrsg. F. Nicolin, Hamburg t977, S. It4) zusammen mit dem Brief an Creuzer vom 30. Oktober 1819, in dem von »ein paarBogen Paragraphenüber Rechtsphilosophie« die Rede ist und in dem es heißt: »Ich wollte eben anfangen drucken zu lassen, als die Bundestagsbeschlüsse ankamen.« So ist unstrittig, daß Hegel zumindest für den ersten Teil über eine Druckvorlage verfügte, welche auch die Bestimmung hatte, in seiner Vorlesung als »compendium« zugrunde gelegt zu werden. Fast außer Zweifel steht ferner, daß Hegel für die beiden vorausgehenden Vorlesungskurse über Rechtsphilosophie voneinander verschiedene Diktatvorlagen erarbeitet hatte. Denn schon das kleine Fragment aus der Heidelberger Vorlesung von 1817h8, das F. Nicolin in einer sekundären Quelle aufgefunden hat (vgl. Hegelstudien X, 1975, S. 82), stimmt weder in der Zählung der Paragraphen noch dem Inhalt nach mit dem entsprechenden Diktat in Homeyers Nachschrift überein, in
der die Diktate des folgenden Winters und somit aus der ersten Berliner Vorlesung über Rechtsphilosophie erhalten sind (vgl. Nicolin, a.a. 0., S. 8)). Inzwischen sind durch die Nachschrift von Wannenmann die sehr weitgehenden Differenzen zwischen der Paragraphenfolge der Kurse von 1817/I 8 und 18I 8/I9 vollständig belegt. Nicht auszumachen ist, ob Hegel diese Diktatfolgen entwickelte, während das Semester voranschritt, oder ob er sie im voraus bereits erstellt hatte. Ohne eine sichere Übersicht über den Gang der Vorlesung insgesamt konnte er jedenfalls so gut organisierte Vorlesungen wie die von Wannenmann und Homeyer überlieferten nicht anlegen. Und in jedem Fall fühlte sich Hegel sehr sicher, für den Winter 1819120 nunmehr eine gedruckte Diktatenfolge benutzen zu können. Wir wissen nicht, ob die bei Hegel notorischen Konzeptions- und Schreibschwierigkeiten allein dafür maßgeblich waren, daß er die Drucklegung auch noch nach dem Zeitpunkt verzögerte, an dem das preußische Zensuredikt bekannt geworden war und Hegel wissen konnte, »woran wir mit unserer Zensurfreiheit sind« (Brief an Creuzer vom )0. Oktober 1819). Die Absicht, die Paragraphen über Rechtsphilosophie »nächstens in Druck geben« zu wollen, wurde jedenfalls nicht eingelöst. Und es spricht vieles dafür, daß sich dies zumindest auch aus Rücksicht auf die Zeitumstände und die noch fehlenden Erlahrungen mit der Zensur erklärt. Mit Sicherheit aber dürfen wir voraussetzen, daß Hegel zumindest einen Teil des Manuskripts der für das Wintersemester 1819120 und zugleich für den zu druckenden Grundriß ausgearbeiteten Paragraphenfolge bei Semesterbeginn druckfertig vorliegen hatte und daß er für den Rest der Paragraphenfolge über Vorbereitungen verfügte, die so weit gingen, daß er den Beginn.des Druckes für sinnvoll, also die Vollendung des Grundrisses während des Wintersemesters oder allerspätestens direkt nach dessen Ende für möglich ansehen konnte. Wir wissen weiter, daß ihm - ganz abgesehen von seinem in Jena und Nürnberg erarbeiteten Material - zwei nicht nur nach Paragraphen, sondern auch in den Notizen zu deren Erläuterung durchgearbeitete Vorlesungsmanuskripte zur Verfügung standen, die vielleicht in irgendeiner Weise ineinandergearbeitet waren. Denn obgleich es noch keine selbständige Untersuchung über Hegels Art, Vorlesungen zu halten, gibt, wissen wir doch, daß er niemals ganz frei las, was ohnehin kaum einer seiner Zeitgenossen je tat. Und es sind auch sowohl breit ausgearbeitete Vorlesungsmanuskripte (zur Religionsphilosophie, hrsg. v. Ilting, Napoli 1978)als auch stichwortartige Notizen für die Kommentierung von zuvor publizierten Paragraphen-
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folgen erhalten (der Enzyklopädie und der Rechtsphilosophie, vgl. Ih. 4, 75) ff., Ilr. I, 27ff., Ilr. 2 auf den jeweils rechten Seiten. Zur Naturphilosophie ist der Bericht über Hegels Präparationen zu vergleichen, der wegen der Hinweise auf möglicherweise von Semester zu Semester wechselnde Praktiken und auf den gleichzeitigen Gebrauch mehrerer Hefte interessant ist; in: Jubil.Ausg. 9,14. - Auch die Vorworte zu den Bänden I I, 12, 15 und 17 geben über Hegels Art, Vorlesungen zu erarbeiten und zu halten, wichtige Auskünfte.) Auch im Winter 1819120 muß Hegel nach einem Manuskript gelesen haben, das mehr enthielt als nur die schon vorbereitete Paragraphenfolge. Es ist sicher auch auszuschließen, daß sich dieses Manuskript in seinem Inhalt gänzlich von der zum Druck vorbereiteten Paragraphenfolge unterschied. Wir wissen nur nicht, ob es mit der Druckvorlage oder mit einer Kopie von ihr identisch war, zu der Hegel weitere Notizblätter hätte ausarbeiten können, oder ob es ein eigenständiges Manuskript gewesen ist, in das Hegel dann aber wahrscheinlich die schon vorbereiteten Paragraphen der Druckvorlage wörtlich oder nahezu wörtlich aufgenommen hätte. In keinem Fall kann das Gerüst der Vorlesung sehr wesentlich von der inneren Ordnung und von den Inhalten der für den Druck vorgesehenen Paragraphenfolge abgewichen sein. Daß es sich wirklich so verhielt, läßt sich indirekt daraus schließen, daß die Paragraphen der späteren -Rechtsphilosophie, zu dem Gang der Vorlesung in der Nachschrift zwar nicht durchgängig in Korrelation, aber doch in eine sehr nahe Entsprechung gebracht werden können (vgl. die Konkordanz). Das Ausmaß, in dem das gedruckte Werk dem Gang der Vorlesung entspricht, muß von dem Ausmaß übertroffen worden sein, in dem die Vorlesung der geplanten Druckvorlage des Herbstes '819 entsprach, die der Vorgänger der gedruckten >Rechtsphilosophie< gewesen ist, ob er nun mit dem Vorlesungsmanuskript ganz oder teilweise identisch oder ihm nur nahe benachbart war. Es ist eine Ausarbeitung Hegels zur Rechtsphilosophie überliefert, die in der ersten Hälfte des Jahres 1820 entstanden sein muß und die am leichtesten früh im Jahr entstanden sein kann (vgl. Hegelsrudien VII, '972, S. 23 und die Erläuterung von H. Schneider, a.a.O., S. 51). Sie entspricht § 286 der gedruckten -Rechtsphilosophie., der in der hier pu.blizierten Nachschrift keine unmittelbare Entsprechung hat. Die beiden letzten Sätze der Nachschrift über die fürstliche Gewalt (25J>3 2ff. dieser Ausgabe) enthalten einen Gedanken, welcher der Funktion, aber nicht dem Inhalt nach dem § 286 und der Ausarbeitung
zur Rechtsphilosophie entsprechen. Da der vorausgehende § 285 der gedruckten -Rechtsphilosophiec in sehr genauer Korrespondenz zur Nachschrift steht, ist die folgende Hypothese möglich: Hegel hat aus einer Anmerkung, die in seiner Vorlesungsvorlage dem Paragraphen angeschlossen war, welcher § 285 der gedruckten -Rechtsphilosophieentspricht, eine weiter ausholende Überlegung und schließlich auch einen selbständigen Paragraphen entstehen lassen. Und er hat diese Überlegung zunächst ihrem Verlauf nach skizziert, ohne daß schon die Absicht erkennbar ist, einen selbständigen Paragraphen zu formulieren. Daß Hege! damit rechnete, daß die Anmerkung zu einer der im zweiten Abschnitt der -Vorrede- von 1820 erwähnten »weitläufigeren Anmerkung« hätte werden können, kann vielleicht aus der Gliederung nach Hauptgesichtspunkten geschlossen werden, welche die Notiz aufweist. Daß schon an eine bestimmte Stelle im Text gedacht war, könnte aus dem Verweis am Schluß der Notiz »wie vorher bemerkt« hervorgehen, der sich am ehesten auf den Gedanken beziehen kann, der in der gedruckten .Rechrsphilosophie- im ersten Teil der Anmerkung 2U § 279 ausgearbeitet ist. In der ausgeführten Anmerkung des gedruckten § 286 ist er allerdings zu einem Verweis auf den Anfang und das Corpus des Paragraphen selbst geworden. In jedem Fall ist aus dem, was als Anmerkung konzipiert erscheint, ein neuer Paragraph geworden. So können wir also wenigstens an dieser einen Stelle von ferne etwas von dem Arbeitsgang beobachten, in dem aus dem Manuskript, das bei der Vorlesung von 1819120 zugrunde lag, die im Sommer 1820 in den Druck gegebene -Rechtsphilosophie. erarbeitet worden ist. Andere Grundlagen für Rückschlüsse, welche den Fortgang von Hegels Arbeit von Druckvorlage und Vorlesungsmanuskript des Herbstes 1819 zum im Sommer 1820 in Druck gegebenen Werk aus direkten Evidenzen aufklären können, stehen uns derzeit nicht zur Verfügung. Aber die hier publizierte Nachschrift gibt sehr viele Möglichkeiten zu indirekten Folgerungen an die Hand, die auszuarbeiten Sache der Forschung, nicht der Edition ist. Eine besonders interessante Frage ergibt sich schon aus dem Verhältnis der Einleitungsstunde der Vorlesung zur .Vorrede. des gedruckten Werkes. Die Einleitungsstunde folgt bereits dem Grundaufbau der>Vorrede. und sie gebraucht auch einige von deren eindrucksvollsten Metaphern, woraus übrigens folgt, daß Einleitung der Vorlesung und Vorrede der Publikation in einem Gang konzipiert wurden, so daß schon die Druckvorlage von 1819 eine entsprechende Vorrede besessen haben kann. Aber die
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später wirklich gedruckte Vorrede ist nicht nur um weitere Metaphern bereichert und mit Invektiven gegen Hegels und seiner Oberen Opponenten durchsetzt, sondern auch in ihrer philosophischen Position verschoben, wenn auch im Rahmen von Hegels Grundposition (vgl. oben S. 13H.). Vielleicht wird sich einmal genauer aufklären lassen, wie der Produktionsprozeß beschaffen war, in dem sich diese Verschiebung ergeben hat.
E
ERLÄUTERUNGEN
57,8 (2) Vgl. Hege!, Über die wissenschaftlichen Behandlungsarten E des Naturrechts, seine Stelle in der praktischen Philosophie, und sein
Verhältnis zu den positiven Wissenschaften (Werke 4, 46)-467); _ ders., Logik, Metaphysik, Naturphilosophie. Fragment einer Rein-
46,14 Dies ist die erste einer Reihe von wahrscheinlichen impliziten Bezugnahmen auf den Standpunkt von Jacob Friedtich Fries (17731843), Hegels Gegner seit der gemeinsamen Jenaer Dozentenzeit. In der Vorrede zur Rph. sind sie in explizite Bezugnahmen verwandelt;
vgl. 51,1-4; 209,3f. dieser Ausgabe. 47,9 Zu vergleichen ist das ganze 5. Buch von Platos »Politeia«: besonders aber 473 b H. 47,28 Anspielung auf das Kirchenlied ,0 Gott, du frommer Gott(johann Herrmann, 1630): »0 Gott, du frommer Gott, du Brunnquell guter Gaben, ahn den nichts ist, was ist, von dem wir alles haben«. -Die Idee- wird so als das eigentliche Wesen des -frommen Gotteseingesetzt.
schrift (1804/05), Naturphilosophie, System der Sonne (Werke 7,188192 ) . 57,14 »magnetischer Schlaf«, auch magnetisches Schlafwachen, Clairvoyance: Zustände, hervorgerufen durch eine -magnerischeBehandlung nach der Lehre Mesmers (1734-1815), einer spekulativen Vorform der modernen Hypnose. Im m. S. soll bei äußerlich verschlossenen Sinnen die Fähigkeit bestehen, aufgrund eines Vermögens der Intuition Vorgänge und Objekte wahrzunehmen, die mit normalen Sinnen und im gewöhnlichen Wachheitszustand nicht wahrgenommen werden können, z. B. Vorgänge in weiter räumlicher Entfernung oder in der Zukunft; vgl. Enz. B § 406, besonders den Zusatz.
57,15 »pyrornantisch«: Von Pyrcmantie, die Wahrsagung aus Opferfeuern.
48,23 Plato, Politeia; in diesem Zusammenhang besonders 464 a-d, vgl. S. '49 f. dieser Ausgabe.
58,19 Vgl. Hegel, Wissenschaft der Logik, ). Buch, 2. Abschn., 2. Kap., B, Der Prozeß (Werke 12,250).
49,16 Vgl. Enz. H § 290.
58,26 Vgl. S. 55 dieser Ausgabe.
49,17 Vgl. Enz. B § )60, besonders den Zusatz.
59,8 Vgl. Enz. H § 220 und Enz. B § 276, besonders den Zusatz.
52,r7 Vgl. Enz. H §§ )02, )66, )87f. in Verbindung mit 58,8H. dieser Ausgabe.
59,14 Vgl. Enz. H §§ 27)-275. 59,27 Vgl. Enz. H § Z41.
»omnis definitio in iure civili periculosa«. Digests Iustiniani Augusti L '7, zoz; vgl. Rph. § 2. 57,1
57,4 Enz. H § 400.
59,30
60,IZ Kap.,
»Gymnosophisten«: Asketen, Jogis, Personen, die Joga üben.
Vgl. vor allem Hegel, Wissenschaft der Logik, 1. Buch, 2. Unendlichkeit (Werke r r, 78-8).
c., (Qualitative)
57,7 Vgl. Enz. H § Z99· 57,8 (I) Vgl. Hegel, Phänomenologie des Geistes, III, Kraft und Verstand, Erscheinung und übersinnliche Welt (Werke 9, 99f.), Enz. H § )09 und die Anmerkung zum §.
3' 2
61,2; Der Zusammenhang von Begriff, Subjektivität und Schluß ist Thema des 1. Abschnitts des). Buches der »Wissenschaft der Logik(Werke 12, 3'-'26).
3
'3
E
62,25
Vgl. Enz. H §§ 293, 392.
63,19 Psalm
IU,IO;
Sprüche
1,7; 9,10.
Vgl. auch zu den heiden
78,3 Hegel bezieht sich hier auf die römischen leges agrariae. Die E großen, hauptsächlich durch militärische Expansion gewonnenen Länder wurden Eigentum des römischen Staats, ager publicus. Es gab aber
folgenden Sätzen Hegel, Phänomenologie des Geistes, IV, A, Selbstän-
zugleich ein Okkupationsrecht, das grundsätzlich jedem Bürger
digkeit und Unselbständigkeit des Selbstbewußtseins. Herrschaft und Knechtschaft (Werke 9, II4)·
erlaubte, für sich soviel Land in Beschlag und in tatsächlichen Gebrauch zu nehmen, wie er durch .Hausleure- und Sklaven dauernd zu bewirtschaften imstande war. Diese besondere Bestimmung war der
67,5 Im Text selbst fehlt die Beziehung; vgl. aber Homeyer-Nachschrift (Ilt. r, 239f.). Johannes Manlius, Loci communes, Basileae 1563, II, 290, gibt den Satz als Wahlspruch Kaiser Ferdinands I. (reg. r556-r564) an.
68,22
Kanr, Die Metaphysik der Sitten, r. Teil, Das Privatrecht, §§ IO, Ir, 18 (Akad. Ausg. 6, z6of.; 271). Hegel kritisiert Karrt nur, insofern er die Termini -Personen« und -Sachenrechte verwendet; die
69,29
Substanz der Kritik geht auf die Auffassung der Freiheit der Person als eines besonderen Status, also auf das römische Recht; vgl. Rph. § 40.
Grund dafür, daß trotz formaler Gleichheit vor dem Gesetz die occupatio agri publici in Wirklichkeit nur Vermögenden zugute kam. Die Agrargesetze waren dazu bestimmt, den durch das Okkupationsrecht angeeigneten, nach anderer Auffassung aber nur in Benutzung genommenen Besitz zu beschneiden, um so Bürgern ohne Vermögen Landteile zukommen lassen zu können. Die Frage der Ausnutzung des
eigentlich öffentlichen Bodens wurde schon sehr früh Gegenstand von Kämpfen der politischen Parteien in Rom. Der Konflikt gipfelte in der Revolution der Gracchenzeit, nach der sich die Patrizier endgültig durchsetzten; vgl. Griesheim-Nachschrift (Ilt. 4, 189f.). 81,23
7r,19
Vgl. E 82,27.
Vgl. E 57,8(2).
73,1
Vgl. E 84,26.
Rousseau, Du contrat social Oll principes du droir politique, 1,6; 1I,3 (CEuvres completes, edition publiee sous la direction de B.
73,4
Vgl. S. 67f. dieser Ausgabe.
Gagnebin et M. Raymond, Paris 1959ff., Bd. 3, S. 360-62, 37rf.); vgl. S. 212f. dieser Ausgabe und Rph. § 258.
82,12
77,7 »die bloßen Herrlichkeitsrechte«: Gemeint ist das Eigentumsrecht (Dominium) im Lehnsverhältnis. Nach Hegel hat sich die Auffassung durchgesetzt, daß im Lehnsverhältnis das jeweilige GU1
»laesio ultra dimidium«: Ein Tausch- oder Kaufvertrag kann für ungültig erklärt werden, wenn eine 1. u. d. vorliegt, d. h. wenn einem der Vertragspartner durch das Geschäft ein Schaden entsteht, der 82,2.0
von zwei Eigentümern besessen wird, also gemeinsames Eigentum ist;
die Hälfte des wahren Wertes der von ihm eingebrachten Sache
vgl. Rph. § 62, dem gemäß es -Herrschattsrechtee heißen müßte, und Griesheim-Nachschrift (Ilt. 4, 219f.).
übersteigt.
»Reallasten«: Privatrechtliche Belastungen eines Grundstücks, kraft deren dem Berechtigten wiederkehrende Leistungen zu entrichten sind (Naturalien, Geld, Dienstleistungen).
77, I 5
77,16 »Sozietatsvertrage«: Über gegenseitige Leistungen zu einem bestimmten ideellen oder wirtschaftlichen Zweck abgeschlossene Verträge.
314
82.,27 »Realvertrag«: Ein Vertrag, der, um rechtswirksam zu werden, neben der Willenseinigung die Übergabe einer Sache erfordert; z. B. Leihe, Darlehen, Verwahrung, Tausch. »Konsensualvertrag«: Ein Vertrag, der durch beiderseitige Willenserklärungen rechtswirksam wird.
83,1 (I) Fichte, Beitrag zur Berichtigung der Urtheile des Publikums über die Französische Revolution, 1. Buch, 3. Kap. (GA I, I, S. 260264).
E
83,1 (2) Zur Begründung des infiniten Regresses vgl. Rph. § 79. 83,17 »depositum«: Die Hingabe einer beweglichen Sache zu unentgeltlicher Aufbewahrung.
84,z6
Alle diesespekulativen Urteilsformen finden ihreDefinition in
der »Wissenschaft der Logik«, 3. Buch,
I.
Abschn.,
2.
Kap., A, b) und
c) (Werke rz, 64-70). 86,1 Vgl. S. '77f. dieser Ausgabe. 86,28 »demnachst«: Im Sinne von -sodann-. In derselben Bedeutung: 87,6; 124,II; 206,15; 237,15; 247,13; 279,21; 279,26; 287,24; 288,30.
86,32
Z.B. Montesquieu, Esprit VI, raf.
87,2 Paul Johann Anselm von Feuerbach (1775-t833), Revision der Grundsätze und Grundbegriffe des positiven peinlichen Rechts, Erfurt '799, 1. Teil, 1. Kap., Über den Begriff der bürgerlichen Strafe und das Recht dieselbe zuzufügen, S. 1-108, besonders 48-56; - ders., Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden peinlichen Rechts, Gießen 1801, §§ '7-23, S. '5-20. 87,6 Vgl. E 86,28. 88,23 »jus talionis«: Recht der Wiedervergeltung mit einem dem Verbrechen gleichen oder möglichst gleichartigen Übel.
99,5 »Aristides«: Atheniensischer Politiker zur Zeit der Perserkriege. E Als Vertreter der agrarischen Interessen in Athen wurde A. zum Hauptopponenten gegen die Pläne des Themistokles, Athen zu einer Seemacht umzurüsten. Themistokles konnte sein Vorhaben erst durchführen, nachdem A. 482 durch Ostrakismos verbannt worden war. Plutarch, Aristides VII, 1-7 erklärt das Ergebnis des Ostrakismos aus dem Neid des Themistokles und der Mehrzahl der Bürger auf die Unbestechlichkeit und Gerechtigkeit des A.; vgl. E 102,3'. Goethe, Was wir bringen, Lauchsrädr, 19. Auftritt. »Wer Großes will muß sich zusammen raffen. In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister.« (Soph. Ausg., Bd. '3, S. 84). 102,10
102,3' Vgl. E 99,5. Die Gerechtigkeit des Aristides rühmte schon im 5. Jahrhundert Herodot, Historien VIII, 79. Seit dem 4. Jahrhundert erscheint er dann mit dem Beinamen -der Gerechte-. 105,6 Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 2. Abschn. »Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde.« (Akad. Ausg. 4, 42I);ders., Kritik der praktischen Vernunft, 1. Teil, 1. Buch, I. Hauptst. § 7. »Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.« (Akad. Ausg. 5,30). Dem Sinn Kants nach ist also der Text so zu lesen: »sie als Gesetz bestehen könne». Hegel kann aber gemäß dem Wortlaut des vorliegenden Textes meinen, das> »was ich tun wille, könne unter Gesetzesbedingungen nicht bestehen. 108,13 Der heilige Crispinus stahl Leder, um daraus Schuhe für die Armen zu machen; vgl. Rph. § 126, Zusatz.
97,20
Die Lehre Jacobis (1743-1819), auf die Hegel sich hier bezieht,
jacobi's Werke, 6 Bde., Leipzig 1812ff., Bd. IV, 1, S. 2101.).
108,32 Eine klassische Begründung für die Position, daß es keinen bösen Willen gibt, läßt sich aus Plato gewinnen; vgl. z. B. Plato, Protagoras, 358 c-d. Es ist aber unwahrscheinlich, daß Hegel an Plato denkt; vgl. Rph. § '40, Anmerkung, d).
97,32 Thukydides, Der Peloponnesische Krieg; direkt ausgesprochen wird dies im 2. Buch, 8,4-
III,15 Goethe, Zur Farbenlehre, Historischer Teil I, 2. Abteilung, Die Römer (Soph.Ausg. II, 3, S. 127).
ist besonders deutlich ausgesprochen in: Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn (Friedrich Heinrich
317
120,21 Vgl. S. 5' und "0 dieser Ausgabe.
Römerbrief 4,15.
E II2,IO
113,) Hegel bezieht sich hier und im folgenden bis 113,16 interpretierend auf] acobi, Jacobi an Fichte (Friedrich Heinrich J acobi's Werke, 6 Bde., Leipzig ,8IZff., Bd. 3, S. 37'4')' Zu HegeIs Interpretation dieser Passage vgl. Über: Friedrich Heinrich Jacobi's Werke, Dritter Band (jubil.Ausg. 6, 330-335; besonders 333f.).
"3,3' Friedrich Schlegel ('77Z-,829), Lyceumsfragment 42 (Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, hrsg. v. E. Behler unter Mirw, v. ].-J. Anstett und H. Eichner, München, Paderborn, Wien, Zürich '967, Bd. 2, S. '52). II4,4
Homer, Ilias, 1. Gesang, 599; Odyssee, 8. Gesang, 326.
"4,5(1) Dies Zitat läßt sich bei Homer nicht nachweisen. Es muß sich um einen Irrtum Hegels und nicht des Verfassers der Nachschrift handeln, da sich in den Vorlesungen über die Ästhetik, 3· Teil, 3· Abschn., 3. Kap., III, A, 2, b, Die individuelle epische Handlung (jubil.Ausg. '4, 37')' eine Parallelstelle findet. Wahrscheinlich denkt Hegel an Ilias, 21. Gesang, 424f.: Aphrodite erhält von Athene einen Schlag auf die Brust und sinkt ohnmächtig zu Boden oder a. a. 0., 49': Artemis wird von Hera ihr eigener Bogen um die Ohren geschlagen, und sie flieht weinend zu Vater Zeus. "4,5 (2)
Homer, Ilias, 5· Gesang, 859f.
,,6,28 August Hermann Niemeyer ('754-,828, Theologe und Pädagoge in Halle), Grundsätze der Erziehung und des Unterrichts für Eltern, Hauslehrer und Schulmänner, Halle '796. "7,24 Vgl. S. 208 f. dieser Ausgabe. 117,31 Hege! bezieht sich auf die »Orestie« des Aischylos. Orest, der Sohn des Agamemnon und der Klytaimesrra, rächt die Ermordung seines Vaters an seiner Mutter und ihrem Liebhaber Aigisthos. Vgl. Vorlesungen über die Ästhetik, 2. Teil, 2. Abschn., 1. Kap., ab, Die alten Götter im Unterschiede zu den neuen (Iubil.Ausg. '3, 50f.). II8,27 Fichte, Das System der Sittenlehre nach den Principien der Wissenschaftslehre, 3. Hauptst., § 23, 11 (GA I, 5, S. 256).
318
123,24
1. Korintherbrief 10,31.
12),25
1. Mose, 1,21.
'24,"
Vgl. E 86,28.
125,21
Xenophon, Memorabilien, I, 3, 1.
126,5 Aristoteles, Nikomachische Ethik, 11, 6; "06 b 36 - "07 a 6. 127,9 Anspielung auf Aristoteles, Metaphysik, XII, 7; '°72 a 25-27. 129,10 »Laren«: Altrömische Schutzgeister von Örtlichkeiten; die lares familiares sind die Schutzgeister von Haus und Familie. »Penatene : Altrömische Hausgötter. Die Bedeutung beider wird schon sehr früh nicht mehr deutlich unterschieden. 129,23 Goethe, Die Braut von Corinth, Vers 123. »Eins ist nur im andern sich bewußt.« (Soph.Ausg. Bd. r S. 223).
'29,30 Shakespeare, Romeo and Juliet, Act 11, Scene 11, 'Hf. The more I give to thee, The more I have, for both are infinire.« »•..••..•..
130,13
»mutuum adjutorium«: Wechselseitiger Beistand.
'30,23 Vgl. zu der mit diesem Satz beginnenden Passage (bis 13',9) Rph. § 161 und Enz. H § 167ff., § 288ff. sowie Enz. B §§ 367-369, besonders den Zusatz zu § 369. Dem § 369 der Jubil.Ausg. entspricht der § 370 aller anderen Ausgaben. IJ 1,17 Kant, Die Metaphysik der Sitten, 1. Teil, Privatrecht, § 24 (Akad.Ausg. 6, 278). 132,5
Vor allem im »Symposion-: z. B. 210 c, 204 b.
'32,'3 Christopli Martin Wieland (1733-,8'3). Als Beispiele aus seinem ffiuvre könnten Hegel dienen: Der Sieg der Natur über die
E
E
Schwärmerey, oder die Abenteuer des Don Silvio von Rosalva, DIrn '7 64; _ Geschichte des Agarhon, Frankfurt a.M.fLeipzig '7 66/67;Geheime Geschichte des Philosophen Peregrinus Proteus, Weimar 1788/ 89. In der Griesheim-Nachschrift (Ilt. 4, 435) ist vorsichtiger formuliert: »Es ist dies ein Gegenstand ... vieler, fast aller Romane Wielands.«
tet hatte, beging sie Selbstmord, was schließlich zum Sturz und zur E Vertreibung der Tarquinier führte.
'43,7 »glebae adscripti«: Leibeigene. Vgl. Rph. Wannenmann § 83, S. 138. '44,26 145,4
133,21
»majorenn«: Volljährig.
Matth. 19,8; Mark. 10,5 f.
'3 6,8 Hegel denkt vor allem an die Liebe der Phaidra zu ihrem Stiefsohn Hippolytos in Euripides' Tragödie »Hippolytos«. Vgl. Vorlesungen über die Äsrhetik, 2. Teil, 3. Abschn., 2. Kap., 20, Begriff der Liebe (jubil.Ausg, '3, 180).
136,13
»kindische«: Der Sinn ergibt sich aus Rph. § '75.
145,5 »peculium castrense«: Im Felde (Kriegsdienst) erworbenes Vermögen, das dem Sohn zur freien Verfügung gehörte. Hegel nennt es »Kriegsraub« ; vgl. Rph. § 180. 145,21 Fichte, Grundlage des Naturrechts nach Principien der Wissenschafrslehre, 2. Teil oder Angewandtes Naturrecht, Grundriß des Familienrechts. § 60 (GA I, 4, S. 148).
Homer, Ilias, 6. Gesang.
'3 6,25 Hegel bezieht sich auf die Liebe Haimons zu Antigone. Vgl. Vorlesungen über die Ästhetik, 2. Teil, 3. Abschn., 2. Kap., 20, Begriff der Liebe (jubil.Ausg. '3, 180).
'49,'7 Hege! bezieht sich ganz allgemein auf Rousseaus Schriften: Discourse qui a remporre le prix a l' Academie de Dijon, Geneve o. J. [1750]; - Discourse sur ['origine et les fondemens de inegalite parmi les hommes, Amsterdam 1755.
'36,34
149,26 Vgl. S. 48 dieser Ausgabe.
Vgl. E 58,19.
140,3 Schiller, -Tugend des Weibes« »Tugenden brauchet der Mann, er stürzet sich wagend ins Leben, Tritt mit dem stärkeren Glück in den bedenklichen Kampf. Eine Tugend genüget dem Weib, sie ist da, sie erscheinet, Lieblich dem Herzen, dem Aug' lieblich erscheine sie stets!« (Schillers Werke, Nationalausgabe, hrsg. v. J. Petersen und F. Beißner, Weimar I943ff., Bd. I, S. 286.) 14 1,25 Helena, die Gattin des griechischen Königs Menelaos, wurde vom Troer Paris entführt; die Folge war der Trojanische Krieg.
Livius, Ab urbe condita, I, 57,6- 59,6, erzählt, daß Lucretia, die Gattin des Collatinus, vom Königssohn Sextus Tarquinius vergewaltigt wurde. Nachdem sie ihren aus dem Feld zurückgerufe?en Mann, ferner den L. Iunius Brutus und P. Valerius zur Rache verpfhch14 1 ,26
320
'52,9 Hegel bezieht sich hier nicht auf Fichtes Definition des Notstaates. vgl. Fichte, Das System der Sittenlehre nach den Principien der Wissenschaftslehre, 3. Hauptst., § 18, V. (GA I, 5, S. 215) Vielmehr hat Hege! das von Fichte in seinem Naturrecht entwickelte Staatskonzept im Auge; vgl. S. 190 dieser Ausgabe. Dieser Staat stellt aber nach Fichtes ausdrücklicher Auskunft eine höhere Staatsform als der Notstaat dar; vgl. Fichte, Naturrecht nach Principien der Wissenschaftslehre. 2. Teil oder angewandtes Naturrecht, 3. Abschn. der Staatsrechtslehre. § 21 (GA I, 4, S. 92). 158,34 Adam Smith (1723-179°), An Inquiry into rhe Nature and Causes of the Wealth of Nations, London 1776. '59,9 A. a. 0., I, I, S. 6f.; vgl. auch Hegel, Jenaer Systementwürfe I, Fragment 22 (Werke 6, 323).
32'
E 159,28 Vgl. HegeI, Wissenschaft der Logik, 3· Buch, 2. Abschn., 3· Kap., C, Der ausgeführte Zweck (Werke [2, 166). 161,26 Vgl. S. 74 dieser Ausgabe. 162,17
-Chili«: Die zu Hegels Zeiten noch gebräuchliche Schreib-
weise für -Chile-.
digesta, die der Einführung von Studenten gewidmeten institutiones E und endlich die nicht mehr zu Iustinians Zeit gesammelten novellae.
'72,25 Die Verbrennung fand auf dem Wartburgfest am 18. Oktober 1817 statt. Die Liste der dort verbrannten Bücher kann eingesehen werden bei D. E. Kiefer, Das Wartburgfest, Jena 1818; vgl. S. 38. '72,29 Phaedri fabularum aesopiarum libri V, ed. L. Mueller, Leipzig 1877, I, 21. Die Fabel veranschaulicht folgende Lebensweisheit. -Quicumque amisit digniratem pristinam
163,10 Vgl. S. 259ff. dieser Ausgabe. 165,1l Friedrich Creuzer (1771-1858, Philologe und Archäologe, Professor in Heidelberg), Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders der Griechen. 4 Bde., Leipzig und Darmstadt 18[2, Bd. 4,
Ignavis etiam iocus est in casu gravi.« 173,28
»Majorennität«: Volljährigkeit.
S. 477-499,54 ',5450 555·
'74,'3
Vgl. S. Ipff. dieser Ausgabe.
'7 »12 Tafeln«: Das Zwölfrafelgesetz um 45' v. Chr. ist die ',5 Aufzeichnung des bis dahin geltenden römischen Gewohnheitsrechts.
175,16
Esprit, I, 3.
17 1,6(1) »Senatuskonsulte«: Senatsbeschlüsse. Sie wurden fortlaufend registriert und in Form von Jahrbänden gesammelt. 17 1 ,6 (2.)
»responsa juris consultorum«: Rechtsbescheide und Ent-
scheidungen, die bei zweifelhaften Rechtsfällen von einem dazu bestellten Rechtskollegium oder einer Juristenschule gutachtlich erteilt wurden. Die r. j. c. wurden als Kommentare zur Rechtsordnung gesammelt.
'7
Sir William Blackstone (1723-1780, englischer Jurist), Com-
','3 mentaries on the Laws of England in Four Books, '787, Bd. '72, I 172.,4
I,
10.
Aufl., London
S. 69·
Vgl. Rph. § 215. Quelle nicht nachgewiesen. Horaz, Sermones (Satiren), I, r, 69f. »Mutato nomine de te
fabula narratur«. 172,7
Die vom römischen Kaiser Iustinianus (reg. 527-565) veran-
laßre Gesetzessammlung enthielt den codex vetus und den codex
'75>25 In Hegels »Berliner Schriften«, hrsg. v, J. Hoffmeister. Hamburg '956, findet sich auf Seite 720 ein Auszug Hegels aus der -Quarrerly Review- aus dem September 1818, dem Hege! die Bemerkung vorausstellte: »Pedanterei und Formalismus in der Gerichtspflege«. Der Auszug hält dieselbe Geschichte fest, aber ohne den Namen -Thompson- zu erwähnen. So hat Hegel wahrscheinlich noch eine andere Quelle gehabt. 176,22(1) »zierliches Testament«: Ein Testament) bei dessen Abfassung die geltenden Vorschriften genau beachtet worden sind.
176,22(2)
Vermutlich Samuel Stryk (1640-1710), Jurist an der Uni-
versität Halle.
'78,3'
Carl Ludwig von Haller (1768-1854), Restauration der Staats-
wissenschaft, oder Theorie des natürlich-geselligen Zustands, der Chimäre des künstlich-bürgerlichen entgegengesetzt, 6 Bde., Winterth.~r 1816-1834, Bd. 1,5. 297. »Hilfe von einem Mächtigeren unparteiisch zuerkannt und kraftvoll geleistet, heißt die Gerichrsbarkeit.«,
Bd. 2, S. 223f. und 254f.; vgl. Rph. §§ 219, 258.
repetitae praelectionis, welche alle geltenden Kaisergesetze zusammenfaßten, sodann die das Juristenrecht autoritativ dokumentierenden
323
»Klientschaft«: Im altrömischen Recht war ein Klient eine Person aus dem Kreis der Plebejer, der seinem patrizischen Patron Gefolgschaft und Treue schuldete, während der Patron ihn vor Gericht vertrat und ihm in Notlagen Hilfe zukommen ließ.
E 179,22
180,10
»jus de non appellando«: Recht der letzten Instanz.
182,21
»Prätor«: Höchster römischer Justizbeamter.
182,.13 Im sogenannten Formularverfahren des altrömischen Rechts ist es die Aufgabe des Prätors, Formel und Richter den Parteien zuzuweisen und den Judicationsbefehl an den Judex ergehen zu lassen, dessen Aufgaben dann Beweisaufnahme und Urteilsspruch sind.
187,14 Vgl. S. 163f. dieser Ausgabe.
208,34 Sophokles, Antigone, Vers 777-80; vgl. 75-77, 5'9-24, 749, E 1070 -7 6. .110,26
Aristoreles, Politik, I, 2; 1253 a 27-29.
211,.18 »passive Obedienz- wurde in der Restaurationszeit in England als Ergänzung der Doktrin vom -divine right of king. vor allem durch die anglikanische Geistlichkeit geforden. Auseinandersetzungen über diese Forderung begannen 1661/62 mit dem CorporationAct und dem Act of Uniformiry, die beide einen Non-resistance-Eid enthalten. Eine besondere Non-resistance-Bill ist 1675 im Unterhaus gescheitert. Mit den -Non-jurors- um Sancroft wird die -passive obedience- 1689 erneut zum Problem; vgl. A. Seiler, The History of Passive Obedience since the Reformation, Amsterdam 1689. (Für freundliche Auskünfte dankt der Herausgeber Wemer Conze und Eike Wolgast.)
190,34 Fichte, Grundlage des Naturrechts nach Principien der Wissenschaftslehre, 2. Teil oder Angewandtes Naturrecht, 3. Abschn. der Staatsrechtslehre. § 21 (GA I, 4, S. 87); vgl. Hegel, Differenz des Pichte'schen und Schelling'schen Systems der Philosophie rwerke 4,56 Anm.).
21.1,23
Vgl. E 8.1,1.1.
214,16
Vgl. S. II3ff. dieser Ausgabe.
.115,11
Matth. 5)39; Luk. 6)29.
194,26 Matth. II,5; Luk. 7,22. »Den Armen wird die Frohe Botschaft verkündet.« Hegel verändert den Indikativ des Christus-Wortes in den Imperativ, - was im gegebenen Zusammenhang sinnvoll und notwendig ist; denn Hegel konstatierte zuvor das Faktum, daß den Armen das Evangelium nicht gepredigt wird.
217,16
Vgl. Enz. H § 295.
217,24
Vgl. Enz. H § 3'5.
'96,7
Vgl. S. 100,9-28 dieser Ausgabe.
119,2
Apostelgeschichte 5,29·
222,27 Joh. 18,36. 223,20
Matth. 6,33; Luk. 12,31.
.123,.11
I.
206,1 5 Vgl. E 86,28. .108,.1.1
Vgl.
E 119,10.
208,28 Vgl. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, 2. Band, 2. Abschn., II, C. a, Die Gesinnung (Jubil.Ausg. 16, '33 f.), Der Gegensatz der Gesetze, unter denen Staat und Familie stehen, wird in der "Phänomenologie des Geistes«, VLA., entfaltet (Werke 9,240 ff.). 208,33 Sophokles, Antigone, Vers 456f.; vgl. Hegel, Phänomenologie des Geistes, V. C. c. (Werke 9, 236).
324
Korintherbrief 13,1.
1.14,14 »Eigenturn in der toten Hand«: Eigentum der Kirche, das nicht in den Prozeß den Eigentumswechsels in der bürgerlichen Gesellschaft einbezogen ist; vgl. Griesheim-Nachschrift (Ilt. 4, 449 und 666).
Am 30. April 1817 erschien in London und Brüssel ein »Manuscrit venu de Sainte-Helene d'une maniere inconnue«, das dann
.1.19,)2
325
E
1821 auch in Paris bei Boudouin Fils (am 14. Juli) erschien. In der PariserAusgabe findet sich auf Seite I rof. folgende Passage: »Si j'avais ehe plus patient j'aurais suivi cette marche. Mais je crus que le resultat etant le rneme, les Espagnols accepteraient a priori un changement de dynastie que la position des affaires rendait inevitable.« (Eine deutsche Übersetzung erschien in Göppingen 1822.) Als Quelle für Hegels Zitat kommt, wegen der Zeit, zu der er die Vorlesung hielt, nur die Brüsseler Ausgabe in Frage. In Brüssel hatte Hege! Schüler und Freunde. Der Gedanke des Manuscrit ist nicht genau der von Hege! zitierte. Aber es ist leicht möglich, daß Hegel den Zusammenhang in dem von ihm vor-
234,22
A.a.O., S. 449.
235,14
Esprit III, 3.
235,15
Esprit III, 6.
235,3
A.a.O.
236,9
Esprit III, 4; V, 8.
getragenen Sinn verschoben erinnerte. - Das Manuscrit stammt nicht von Napoleon selbst, sondern von einem mit seinen Gedanken wohlvertrauten Verfasser, dessen Identität noch immer ungeklärt ist. (Für die freundliche Bemühung um die Aufklärung dieses besonders schwer nachzuweisenden Zitates dankt der Herausgeber Jacques d'Hondt.)
2.37,2
Vgl. Rph. Wannenmann § 136, S. 283.
230,1 Vgl. Rph. Wannenmann § 146, S. )22.
2.4°,18 Vgl. E 59,8.
230,25 Vgl. Enz. H § 212.
2.4°,3° Vgl. Enz. H § z rof.
230,30 Vgl. Hegel, Wissenschaft der Logik, J. Buch, 2. Abschn., 2. Kap., C, Übergang des Chemismus (Werke 12, I52f.).
2.4 1,16 Vgl. Enz. H § 276.
'
237,15
Anspielung auf Plato, Timaios, 29 e.
232,22
Vgl. S. 250f. dieser Ausgabe.
Vgl. E 86,28.
239,7 Vgl. S. 275-80 dieser Ausgabe.
2.42,21 2.31,2.2
E
Herodot, Historien, I~, 6If.
246,9 Vgl. Rph. Wannenmann § 86, S. 146.
2.34,12. Fichte, Grundlage des Naturrechts nach Principien der Wissenschaftslehre, 3. Hauptst., § 16. (GA I, J, S. 440-460); - ders., (Rez.) Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf von Immanuel Kant (GA I, J, S. 225f.).
2)4,16 Spinoza, Tractatus Theologico-Politicus, Cap. XVII (Spinoza opera, hrsg. i. A. der Heidelberger Akad. d. Wiss. v. C. Gebhard, Heidelberg o. J., Bd. 3, S. 217).
247,10 »Mandatar«: Jemand, der im Auftrag (kraft Vollmacht) eines anderen handelt; Mandatsträger. 2.48,33 Priedrich d. Gr., Memoires pour servir a l'hisroire de la maison de Brandebourg (1751) (CEuvres de Frederic le Grand, hrsg. v. J. D. E. Preuss, Berlin I 846f., Bd. I, S. 123; vgl. Bd. 8, S. 65; Bd. 9, S. 197; Bd. 24, S. 109; Bd. 27, S. 297). Vgl. auch Griesheim-Nachschrift (Ilt. 4, 661). 2.50,2.1
2.34,18 Fichte, Grundlage des Naturrechts nach Principien der Wissenschaftlehre, 3. Hauptst., § 16. »Welches für einen bestimmten Staat die bessere Regierungsverfassung sei, ist keine Frage der Rechtslehre, sondern der Pclink.« (GA I, 3, S. 44z).
J26
Esprit 111, 3.
25',2
Vgl. Rph. Wannenmann § 137, S. 182.
25',3
Vgl. Rph. Wannenmann § II6, S. 219.
327
E 252,19 Shakespeare, King Lear, Act I, Scene IV, 29f. » ..• you have that in your countenance which I would fain call master.« 255,14
»Machiavell«: Zeitgenössische Schreibweise für -Machiavellic
279,1
Vgl. E 182,21.
279,3 Kant, Zum ewigen Frieden, 2. Definitivartikel (Akad. Ausg. 8, 354-357)·
255,19 Machiavelli, Il Principe, Cap. 26, Esorrazione a pigliare la Italia e liberarla dalle mani dei barberi (Machiavelli, Opere, ed. S. Bertelli, Milano I960ff., Bd. I, S. 101-105).
279,12
Vgl. E 260,2.
258,2 Die Stelle reflektiert Hegels Stellungnahme zur Entlassung von de Wette. Vgl. die Einleitung von K.-H. Ilting in Ilt. I, besonders 44- 64.
279,2I
Vgl. E 86,28.
259,23
279,26
Vgl. E 86,28.
260,2
Vgl. S. 232-34 dieser Ausgabe. »Konkurrenz«: Im alten Sinne von -Mirwirkung-,
260,21
Vgl. E 260,2.
262,15
Vgl. E 260,2.
264,10
»bedingen-: Eine Arbeit gegen Bezahlung in Auftrag geben.
266,31
Vgl. S. '42-46 dieser Ausgabe.
279,9
Vgl. E 247,10.
272,20 Den ersten wörtlichen Beleg des Spruches bietet Petrus Blesensis (1130- rzoo), ep. 15 (Patrologiae cursus completus, series latina, accurante J.-P. Migne, Paris I878ff., Bd. 207, S. 54C).
275>25
Vgl. Enz. H § 277 und Enz. B § 354.
278,31
»Traktate«: Verträge.
Vgl. S. 238f. dieser Ausgabe.
280,11 Anspielung auf die Schlußzeile der vorletzten Strophe von Schillers Gedicht »Resignation«: »Die Weltgeschichte ist das Weltgericht«. (Schillers Werke, Nationalausgabe, hrsg. v. J. Petersen und F. Beißner, Weimar I943ff., Bd. I, S. 168.) Vgl. Rph. Wannenmann § ,.64, S. 225. 28 3,32 Schelling, System des transzendentalen Idealismus, 4- Hauptabschn., III, C (Schellings sämtliche Werke, hrsg. von K.F.A. Schelling, Stuttgarr und Augsburg I856ff., I, 3, S. 60) f.); - ders., Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums, 8. Vorlesung (a.a.O. 1,5, S. 290).
284,2
271,22
E
Vgl. Enz. H § 320.
28 5,12 Kyros II., der Begründer des persischen Weltreiches, fiel 529 auf einem Feldzug. 28 5,28 Bei Elie Faure, Napoleon, Paris 1929, S. 197 findet sich folgende Äußerung Napoleons: »Personne que moi n'est cause de ma chute. J'ai ete mon principal ennerni, I'artisan de mes malheurs. J'ai voulu trop embarrasser.« Die Quelle von Faure hat nicht nachgewiesen werden können, so daß also offen bleiben muß, woher Hegel seine Kenntnis bezog. Hegel hat schon 1814 Napoleons Sturz so diagnosti-
329
E ziert (Brief an Niethammer vom 20. April 1814), und er konnte sich dabei sogar auf seine eigene Prognose in der »Phänomenologie des Geistes« (Werke 9, 323) beziehen. (Für freundliche Auskünfte dankt der Herausgeber wiederum Jacques d'Hondt.)
287,31
Statius, Achilles, I, 269.
288,1 Vg!. HegeI, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, 2. Band, I. Abschn., 3. Kap., B, Philosophie des Aristoteles (jubil. Ausg. 8, 301-303). 288,9 »Eumolpiden«: Atheniensisches Adelsgeschlecht, das bei den eleusinischen Mysterien die Priesterfunktionen ausübte. . 288,20 »Naturpenaten«: Mit dem unüblichen Ausdruck ist angezeigt, daß das Familienprinzip der Patrizier, repräsentiert durch die Penaten, ein Element von Natürlichkeit einschließt, das dem Prinzip der freien Persönlichkeit entgegengesetzt ist. 288,28 »Matronen«: Freigeborene, verheiratete Römerinnen. Vgl. Rph. § 180 und Griesheim-Nachschrift (Ilt, 4, 453)' 288,29 »vestalische Jungfrauen«: Priesterinnen der Vesta, für die das Keuschheitsgebot galt.
288,30
Vg!. E 86,28.
289,3 »Pantheon«: Ursprünglich ein Heiligtum, das nicht einem einzelnen Gott, sondern allen Göttern geweiht ist. Hegel verwendet ,P.< schon in der übertragenen Bedeutung, in der es die von einem Volk verehrten Götter in ihrer Gesamtheit meint.
33°
KOMMENTARE
46,1 Es sind zunächst die Gründe anzugeben, welche zur Wahl des Titels »Philosophie des Rechts« für diesen Band geführt haben. Hegel hatte seine Vorlesung mit einem von ihm oft gebrauchten Titel angekündigt, der zwei Hälften hat, von denen wiederum die erste selbst ein Doppeltitel ist: »Narurrecht und Staatswissenschaft oder Philosophie des Rechts«; »Ius naturae et civiratis, i. e. philosophia iuris« (vgl. Berliner Schriften, ed. Hoffmeister, S. 743; Briefe IV, I, ed. F. Nicolin, S. 114). Der eigene Titel der hier publizierten Nachschrift »Rechrsphilosophie und Politik« muß als eine Kontamination aus den beiden Titelhälften angesehen werden: Der Hörer Hegels hat »Naturrecht« in der ersten Titelhälfte durch »Rechtsphilosophie« ersetzt, »Polirik« aber als Äquivalent zu »Staatswissenschaft« beibehalten. Damit wollte er wohl unterstreichen, was in der Tat für Hegel charakteristisch ist, daß nämlich die Inhalte der staatswissenschaftliehen oder politischen Disziplin in den Bereich des von der Philosophie zu Behandelnden aufgenommen sind. Aber für Hegel selbst bezeichnete der im Sinne seiner Theorie zu verstehende Titel -Rechtsphilosophie- eben die Einheit von Naturrecht und Staatswissenschaft. Auch im gedruckten Buch sind beide Titel zu finden, und »Grundlinien der Philosophie des Rechts« ist »Narurrecht und Staatswissenschaft im Grundriß« gegenübergestellt (Rph. S. I und 2). Die Ausdrücke .Grundriß. und -Crundlinien- erklären sich als Hinweise auf den Status des Buches, der weiteren Ausführung, zumal in Vorlesungen, zu bedürfen. Hegel hat »Narurrecht und Staarswissenschaft« sicherlich auch deshalb angekündigt, weil so das, was er wirklich zu behandeln gedachte, den Studenten deutlich (und womöglich interessant) werden konnte. Im gedruckten Buch hat er diesen Titel weitergeführt, da es als Grundlage für künftige Vorlesungen gemeint war, die ebenfalls unter diesem Titel angezeigt werden sollten. Aber in der Beschäftigung mit Hegel, für die ein solches Motiv wegfällt, hat sich die Rede von Hegels .Rechrsphilosophie- eingebürgert. Und da die hier publizierte Vorlesung auf die entwickelten Gedanken Hegels, nicht nur auf deren .Grundriß< oder -Grundlinien- zuriickgeht, ist für sie die Verwendung des Titels »Philosophie des Rechts« geboten.
33 1
K
K
48,5 »Nur haben sie den Spiegel der Wirklichkeit nicht rechr gehalten«: Je nachdem, ob man .der- als Genetiv oder Dativ liest, ergibtsich in diesemdunklenSatz ein anderer Sinn. Ist -der, Dativ, so heißt es, daß gewisse Theoretiker der Wirklichkeit den Spiegel ihrer Theorie so
Verständnisfehler von Hegels Hörer oder um einen Lesefehler des
schlecht vorhalten, daß sie sich selbst in ihm nicht erkennen kann. Ist
50,24 (Orig.) "daß in der wirklichen Welt uns gelren kann.e: Es muß -nur- heißen. Man sieht, daß der Abschreiber hier eine schriftliche Vorlage gehabt haben muß, in deren Schriftbild -nur- und sunscleicht zu verwechseln sind, - anders als im Lautbild.
.der- Genetiv, so habensich die Theoretiker den Spiegel der Vernunft, welcher die in sich vernünftige Wirklichkeit selbst ist, nicht richtig vorgehalten, nämlich nicht der vernünftigen Betrachtung gemäß; vgl. 282,19ff. dieser Ausgabe.
Abschreibers. Wie in
50,20
ist auch hier keine einigermaßen sichere
Konjektur vorzuschlagen.
51,8 (Orig.) »gesteigerte Religion«: Man kann annehmen, daß in der 50,II
»das Tun der Philosophie mit mikroskopischem Untersuchen
verglichen«: Die Philosophie wird nicht mit jenem Mikroskopieren verglichen, das nur dem bloßen Auge unsichtbare Details finden will, sondernmit einerUntersuchung, die in allen Einzelheiten, der »bunten Oberiläche« (Homeyer-Nachschrift, Ilt. I, 331), der »bunten Rinde« (Rph. S. 15), zum »Kern« (ebd.), zum .Einfachen-Allgemeinen- durchdringt, was freilich nur möglich ist, »wenn man Idee mirbringr« (Homeyer-Nachschrift, a.a.Oi); vgl. 5o,zrf. dieser Ausgabe. 50,14 (Orig.) »willk.«: Die Konjektur -wirkliche- kann nicht als zwingend, sondern nur als überwiegend plausibel gelten. Daß hier ausnahmsweise - in der Abschrift eine Abkürzung auftritt, erlaubt
übrigens den Schluß, daß dieselbe Abkürzung in ihrer Vorlage gestanden hat. (Orig.) »Unlusr«: Es könnte die wahre Verfassung der Wirklichkeit als Ganzer, jenseits aller subjektiver Interessen (50, r8) gemeint sein (Unlust = Lust-losigkeit = Freiheit von Lust). Der Terminus ist aber bei Hegel ganz ungewöhnlich, und es ist ein Hör- oder Lesefehler 50,20
anzunehmen. Eine Konjektur, die zwingend erscheint, kann nicht vorgeschlagen werden. 50,22 (Orig.) »Entheiligende«: Man kann, wie bei der vorausgehend kommentierten Stelle, den Versuch zu einer Not-Interpretation machen: So wie im Besonderen die Lust ihren On hat, so auch die
Erhöhung dieses Besonderen als solchem zum Wesentlichen: das Heiligende. Das wahrhaft Allgemeine aber, sofern es Begriff ist, nimmt dem Besonderen sowohl seinen Charakter, in Lust gegründet, wie auch
Vorlage eine Abkürzung wie etwa -geistg., gestanden hat, die zu der sonst kaum verständlichen Formulierung führte.
52,4-12 Die Passage gehört zu den dunkelsten der Nachschrift; schon der Schreiber der ursprünglichen Notizen kann Hegels Gedanken, der vermutlich am Schluß der ersten Vorlesungsstunde dargelegt wurde,
nicht verstanden haben. Offenbar hat er ihn auch nicht nur gerafft notiert, sondern sogar in der Notiz gedankliche Lücken entstehen lassen. Nur die Zielrichtung dieses Gedankens wird noch in etwa
deutlich: Zum Wesen der Philosophie und zu den Bedingungen ihres Auftretens gehört wohl eine Trennung von der Welt (vgl. 51,15ff.). Aber sie ist nur ein Zeichen für einen Bruch, der in der Welt als solcher geschah, - nicht seine Ursache. Es ist der Geist selbst, der die
Wirklichkeir verläßt, nicht nur die Philosophie. Die Philosophie bestand gar nicht, war also auch nicht in Übereinstimmung mit der
Welt, bevor der Bruch geschah. Wäre der Bruch in der Welt das Resultat eines Abschieds der Philosophie von ihr, so könnte die Philosophie auch gar nicht als das verstanden werden, was sie wirklich ist. Sie ist nicht Opposition gegen die Welt, sondern auf das Ziel der Versöhnung hin orientiert: Sie soll die Trennung zwischen Bewußtsein und Weltzustand aufheben. Und darauf wirkt sie auch dort hin, wo sie aus einem Bruch die Konsequenz zieht und einem neuen Prinzip
nachdenkt, das aus dem Bruch in der welt selbst hervorgeht. 53,13 (Orig.) »was dort im Zustande und Verhältnisse uns als vernünftig gilt«: die Verschreibung von -nur- zu -uns- kommt im Manuskript mehrmals vor (vgl. K 50,Z4). Daß sie auch hier anzunehmen ist,
überwiegender Wahrscheinlichkeit handelt es sich aber um einen
ergibt sich aus dem Sinnzusammenhang: Recht, das sich nur aus Zuständen und Verhältnissen versteht, befriedigt nicht den Geist, der es als Wesen zu begreifen hat.
332
333
die Qualität, als solches absolur und geheiligt zu sein. Mit ganz
K
K
54,21 Die Ergänzung rechtfertigt sich durch Rph. § r04. 55,1 (Orig.) »ihre Mehrheit ist ein drittes«: Die Ähnlichkeit des Schriftbildes von >Wahrheit, und .Mehrhei« erklärt diesen Abschreibfehler. 56,18 (Orig.) »taktische«: Die Änderung rechtfertigt sich aus Rph. § 34°· 56,19
Die Änderung rechtfertigt sich aus
280,II
dieser Ausgabe und
aus Rph. § 340: Start -Volks.gericht muß es >Welt'gericht heißen; vgl. E z80,n. 57,8 »Weltseele, reiner Äther«: Hegel charakterisiert den Geist in seiner Unmittelbarkeit nicht mit Hilfe von Beispielen aus seiner Naturphilosophie, sondern mit Begriffen aus der frühen Geschichte der Naturphilosophie, die auch Begriffe der Identitätsphilosophie der jeanaer Zeit waren; vgl. E 57,7; 57,8(1)-(2). Damit ist implizit gesagt, daß, was einst zur Bestimmung des Wesens der Natur gehörte, in Wahrheit dem Geist in seiner Unmittelbarkeit entspricht.
Abschreiber eine >2< als ein Fragezeichen lesen. Doch ist auch möglich, K daß der ursprüngliche Schreiber die an dieser Stelle angemessene Ziffer nicht mehr in Erinnerung hatte und deshalb das Fragezeichen (sozusagen als Platzhalter) setzte. Aber auch dann ist die >2.< dem Textverlauf angemessen. 60,2.7 »Der exemplarische Wille«: Das Wort ist bei Hegel nicht terminologisch festgelegt und möglicherweise ein Abschreibfehler, zu dem aber kein Erklärungsvorschlag gemacht wird.
6I,r6 (Orig.) »daß und ob wir fest stehen«: Die Änderung ist durch Rph. § 4, Anmerkung begründet. 61,27 (Orig.) »fesre Wille«: Diese Wendung ergibt sich aus der falschen Auflösung eines Kürzels; vgl. Rph. §§ ro und 21, sowie 64,30 und 81,15 dieser Ausgabe.
60,4 Es ist sehr wahrscheinlich, daß statt des Fragezeichens eine >2.< zu stehen hat, die der >!.< auf 58,25 entspricht. Sehr leicht konnte der
62,3 Die Passage »will. Der Geist ist das System dessen was« ist zwischen zwei Zeilen der Handschrift eingefügt. Offenbar war der Abschreiber, wie es oft geschieht, von dem -will- am Anfang dieser Passage abgekommen und auf das zweite -will- übergegangen, das den Satz der zitierten Passage vollendet: -ist das System dessen, was er wille Man kann erwägen, ob man daraus schließen soll, daß in der Vorlage des Abschreibers die beiden .will. übereinander gestanden haben. So würde das Überspringen auf die nächste Zeile am leichtesten verständlich. Daraus würde dann folgen, daß eine Zeile in der Vorlage nur um weniges länger als eine Zeile in der Abschrift gewesen sein kann. Und das würde dann weiter bedeuten, daß in der Vorlage die Anzahl der Kürzel nicht sehr groß gewesen sein kann. Dem steht aber entgegen, daß der Text Indizien für einen häufigen Gebrauch von Kürzeln enthält, - entsprechend dem Befund der erhaltenen Mitschriften aus Hegel-Vorlesungen. Am Anfang der Zeile, die der eingeschobenen folgt, steht -er will-. Der Abschreiber hatte zunächst korrekt -ergeschrieben, dies -er- aber in -es- korrigiert, - entweder als er die Sinnlosigkeit des Satzes bemerkte, der zufällig durch die Auslassung entstand, oder in der irrigen Meinung, nach dem Entdecken der Auslassung sei eine Anpassung an den schon niedergeschriebenen Zeilenanfang nötig. Jedenfalls muß die Verbesserung des Abschreibers zurückgenommen werden, was im hier publizierten Text geschehen ist.
334
335
57,2.8(1) Der einzige mit der Grammatik des Satzes vereinbare Sinn ist der folgende: Das Denken hat jene höchste Srufe vollbracht, wenn, was ich denke, ganz das Meinige ist.
57,28(2) (Orig.) »denke ich der Welt«: Diese Rede ist in zeitgenössischer Sprache möglich, aber nicht Hegelisch. 57,29 (Orig.) »moralische«: Die Änderung ist aus Enz. H § 368 begründet. 58,21 »(Satz.)«: Es hat elmge Wahrscheinlichkeit, daß Hegel an dieser Stelle eine Bemerkung über die Implikationen des Satzes vom Widerspruch machte, die der Mitschreibende nicht näher festhalten wollte oder konnte. 60,12 findet sich ein ähnlicher Zusatz: >(Logik.)<, allerdings nicht wie im Falle von >(Satz.)< in einer eigenen Zeile. Klammern, die Verweisungen anzeigen, kommen noch mehrfach im Text vor, zum Beispiel 113,3.
K 62,9
(Orig.) »Reizungen«: Die Änderung rechtfertigt sich aus Rph. § II; vgl. 68,22 dieser Ausgabe. 64,1 »in sichgliederndes System«: Die Wendung ist nicht Hegelisch, macht aber guten Sinn, weil Hegels -Geist- als ein dynamisches System dargestellt werden kann, das sich selbst gliedert, - also differenziert und entwickelt.
64,30
(Orig.) -feste Wille«: Vgl. K 6,,27·
67,J Hier tritt zum ersten Mal am Rand eine Paragraphenzahl auf. Zu den Problemen dieser Angaben und den Schlüssen, die sich aus ihnen ziehen lassen, vgl. Sonderkommentar 1.
67,12 (Orig.) »eine Bekräftigung»: Die Version des Originals macht keinen Sinn. Im Zusammenhang ist die gewählte Konjektur gerechtfertigt, und sie greift am wenigsten in den Textbestand ein. Weitergehend wäre die Ersetzung von .Bekräftigung- durch .Schwachung-.
67,21 Dies ist die erste Stelle, zu der aufgrundder sehr viel geringeren Schriftgröße des Einschubs mit Sicherheit gesagt werden kann, daß der Abschreiber zunächst einen Raum offengelassen hat, in den er später die Wendung -absolute Negativität< eingetragen hat. 98,14 und 9 8,16 sind die einzigen weiteren Stellen, von denen mit derselben Sicherheit zu sagen ist, daß auch an ihnen eine nachträgliche Ausfüllung vorliegt. (Im Falle von 98,14 und 98, 16 ist sie jedoch wahrscheinlich von anderer Hand als der des Abschreibers erfolgt.) 63,20 enthält wahrscheinlich ebenfalls eine solche nachträgliche Ausfüllung. Sie wird, abgesehen von der gedrängteren Schrift, auch dadurch wahrscheinlich gemacht, daß sie wie 67,21 den Terminus .Negativitä« enthält, der dem Abschreiber wohl nicht vertraut war. Daß der Raum für die nachträglichen Eintragungen zu knapp bemessen ist, versteht sich wahrscheinlich daraus, daß die Vorlage an dieser Stelle Kürzel enthielt. Zu den beiden Eintragungen von 98,14 und 98,16 sei zunächst noch dies bemerkt: Das Wort >Wissenschaft< (98,14) ist auf einen etwas zu knapp bemessenen Raum in der Zeile eingefügt, das Wort )Denk~n< (98,16) am Schluß der Zeile in einem ausreichend großen Raum. Beide Worte sind mit einer anderen (hellbräunlichen) Tinte oder mit einer anders verdünnten Tinte, also sicher nicht gleichzeitig geschrieben. Das Schriftbild von ,Wissenschaft< auf 98,14 weicht sehr deutlich von
de.m des Abschreibers ab. Das Schriftbild von -Denken- auf 98,16 K konnte nicht mrt SIcherheit auf einen anderen Schreiber schließen ~~ssen? aber ~s stimmt mit dem von >Wissenschaft< in 98,14 besser überein als mit dem des Abschreibers. Dieser Abschreiber hat noch das -in- vor -Denken- geschrieben, woraus sich das Recht der Korrektur zu -im. ergibt. Nach den Ei.ntragu~gen von wahrscheinlich fremder Hand auf 9 8,14 und 98,16 findet SIch noch auf 165,20 ein offener Raum der im Origin~l für ~ine Einsetzung vorgesehen war, die dann nich: erfolgte (un.d die somit vom !'!erausgeber dur~h eine Konjektur zu füllen war). Es 1St denkbar, daß rm Text noch wertere nachträgliche Eintragungen erfolgten, die sich nicht mehr gut ausmachen lassen und zwar an den Zeilenen.de~, w~ oft hinreichend Raum zur Verfü~ng stand, so daß das Schriftbild nicht verkleinert werden mußte. Aber nach 165,20 gibt es nur noch eine Passage, von der vermutet werden kann, daß sie nachtr~gliche Ei~tragungen enthält, nämlich auf Seite 255 die Wörter ,Mach~avell< (ZeIle 14), -Maximen. (Zeile 16) und -Machiavell- (Zeile 28). Die Anhaltspunkte dafür sind aber sehr unverläßlich. Man wird im übrigen annehmen, daß der Abschreiber im Laufe seiner Arbeit den für die Ausfüllung von Kürzeln nötigen Raum besser zu disponieren lernte, so daß Ausfüllungen, sofern es sie überhaupt gibt, nicht mehr gut erkannt werden können; vgl. auch K 177,17. Daraus, daß gesicherte spätere Eintragungen im Text nur im frühen ~eil der Abschrift zu finden sind, daß dann Eintragungen von vermuthch fremder Hand erfolgten und daß schließlich ein offener Raum unausgefüllt blieb, wird man mit Wahrscheinlichkeit die folgende Schlußfolgerung herleiten können: Der Abschreiber konsultierte zunächst seinen Auftraggeber (vgl. Sonderkommentar I, S. 35 I f.). Darauf hatte.~r Erlaub~.is, wenige unausgefüllte Räume dem Auftraggeber zur Ausfullung zu überlassen, der einen letzten offenen Raum schließlich ig~orierte o~~r .übersah: Das würde einschließen, daß auf Seite 255 k~me nachtraghchen Eintragungen vorliegen. - Als Alternative zu ~leser ~utmaßung bietet sich an, daß die nachträglichen Eintragungen überwiegend auf erfolgreiche Deutungsversuche des Abschreibers selbst zurückgehen. Diese Alternative erklärt aber nicht die Eintragung von fremder Hand und den unausgefüllt gelassenen, aber einer Eintragung bedürftigen Raum auf 165,20. 1s: aber die erste Alternative diejenige, die zutrifft, und steht auch die DIfferenz der Handschrift des Abschreibers zu der Schrift, in welcher der Eintrag erfolgte, außer Frage, so haben wir einen starken Grund zu
337
K
der Vermutung, daß wir in dem Eintrag der Wörter >Wissenschaft< (98,14) und .Denken. (98,16) eine Handschriftenprobe des Auftraggebers besitzen, - damit wohl auch des Hörers oder eines der Hörer von Hegels Kolleg, der oder die für die Abschrift die Vorlage herstellte(n).
72,10 Das Wort »Sache« ist unterstrichen: Hier liegt eine Unterstreichung vor, die nicht einen Akzent setzt, sondern einen Terminus markiert. Andere Unterstreichungen im Original sind als Hervorhebungen gemeint.
68,22
75,10 (Orig.) »Prüchte«: Wahrscheinlich ist ein Mitschreibefehler anzunehmen und (nach Rph. § 55) .Sachen. zu lesen. Aber es besteht ein Sinnzusammenhang zwischen .Früchten- und den 75,16 thematischen -Erzeugnissen-.
(Orig.) »Reizungen«: Vgl. K 62,9·
69,25 (Orig.) »idealisch«: Es muß -identisch- heißen. Das ergibt sich aus der Grammatik des Satzes insofern, als -idealisch- die Bezeichnung einer Eigenschaft ist, die zusammengehörige Bestimmungen dann haben, wenn sie sich aus ihrem Zusammenhang nicht lösen können, aber kein Ausdruck für eine Relation. Der Text hat aber -idealisch mit ... < also einen Relationsausdruck. Das -mite zeigt zudem genau den Typ von Relation an, dem auch die Identität angehört. In anderen Worten: etwas kann nicht -idealisch mit< etwas sein, muß aber .identisch mit- etwas sein. - Im übrigen ergibt sich die Notwendigkeit der Änderung aus dem Zusammenhang des Textinhalts, der das Unterschiedensein und zugleich Identischsein mit anderen als der Person wesentlich behauptet (aus dem Konflikt zwischen beiden geht das Unrecht hervor). Vgl. im übrigen Sonderkommentar III und 7 ,,28; 81,14; 92>3; 102,5; IOh7 und besonders die Kommentare zu diesen Stellen. 69,28f. (Orig.) »Personrecht« und »Sacherecht«: Der Sprachgebrauch des Manuskriptes ist auch zeitgenössisch nicht möglich gewesen; es mußte entweder -Sachrecht- oder -Sachenrecht- und in jedem Fall -Personenrechc- heißen. 70,13 »und spinnt sich in einem Gegenstand an«: Gewiß keine Hegelsche Wendung und somit vermutlich Folge eines Hör- oder Lesefehlers, aber notfalls mit Hegelisehen Thesen zu vereinbaren: DIe Person gewinnt Halt, Dasein in einem Gegenstand. 7 ,,28 (Orig.) »Idealitäte: Der Zusammenhang des Gedankens verlangr die Veränderung in Identität (deren Möglichkeit dadurch geSIchert ist, daß eine analoge Veränderung in 69,25 notwendig war); In 7 1,2rf. heißt es, daß Besitz und Eigentum seigentlieh nur Seiten eines und desselben- seien. Eine so starke Identitätsthese hinsichtlich von Eigentum und Besitz findet sich nicht in der Rph., wo § 45 der hier kommentierten Stelle entspricht und nahekommt, und auch nicht In den anderen Vorlesungsnachschriften; vgl. Sonderkommentar BI.
75,15 »hören der Natur der Sache nach nicht auf> mein Eigentum zu seine: Hegel tritt der Meinung entgegen, daß das herkömmliche Strandrecht ein unbeschränktes Recht aus »natürlicher Akzession- sei; vgl. Rph. § 55. Er will die Regelung der Inbesitznahme von Strandgut der positiven Gesetzgebung überlassen, die zwischen dem Recht des ursprünglichen Besitzers und dem Recht der Anwohner des Strandes nach Verstandesgründen zu entscheiden hat. Vgl. Rph. Wannenmann § 20, S. 24: »Mit dem Strandrecht verhält es sich so, daß das Strandrecht offenbar ein Unrecht ist.« 78,10 § 64·
(Orig.) »Erwerbung«: Die Änderung rechtfertigt sich aus Rph.
80,28 »Ein«: Entsprechend der zeitgenössischen Unterscheidung des Zahlwortes .Ein- vom unbestimmten Artikel seine. 81,4 »ein Anderes»: In der Rph. § 71 heißt es -Iür ein anderes«. Aber auch die Wendung dieser Nachschrift macht Sinn: Jeder freie Einzelne ist einer unter anderen, somit selbst ein Anderes, was dann auch impliziert, daß er für sie ein Anderes ist. 81,14 (Orig.) »Die positivere Idealitat«: Der Sinn ist in seinem Satzzusammenhang deutlich; aber der Ausdruck -positivere Idealitar. ist unpräzise, und es ist schwer, zu einer vertretbaren Lesart zu kommen: Der entsprechende § 73 der Rph. legt dar, daß das Dasein meines Willens -reell. wird in der -Einheit unterschiedener Willen<. Dem entspricht die Homeyer-Nachschrift, in deren Diktat (Ilt. 1, 265) -das reelle Dasein- in der -Idenritar mit anderen freien Personen- liegt. Es hat zwar den Anschein, als ob im hier kommentierten Text .Idealitat- stehen müsse, da der vorausgehende Satz mit deren Gegen-
339
K
K teil, der
-Realität-, anhebt; aber hier ist das Verhältnis der beiden
Terme, anders als in 91,24, nicht das einer alternativen Begriffsentwicklung. Obgleich also >positivere Identität< selbst noch ein unangemessener Ausdruck ist, gibt er doch einigermaßen das Gemeinte wieder, das etwa so formuliert werden kann: Im Vertrag, der Einheit von Willen, ist die Identität des Willens mit seinem Dasein die angemessenere; vgl. K 92,3 und Sonderkommentar IH.
81,15
(Orig.) »[ester Wille«: Vgl. K 61"7·
9',7
(Orig.) »d. Wahl«: Die Änderung (ebenso 9.,12) ergibt sich aus K
Rph. § "4. 98,14
Vgl. K 67,'1.
100,3 Das Semikolon steht im Original; der Nachsatz interpretiert also den vorhergehenden Nebensatz als Ganzen.
8',13 (Orig.) "dieser ist das gerade jenes Substantielle«.: Es gibt hier zwei Konjekturmöglichkeiten : a) Streichen des .das-, b) Einfügung von >Gegenteil< hinter .gerade-, so daß sich dann -das gerade GegenteIl Jenes Substantiellen- ergibt. In jedem Fall erwähnt Hegel den Staat Rousseaus im Gegensatz zu dem Gedanken vom eigentlichen Staat.- Da die Einfügung von >Gegenteil< die im äußerlic~en Sinne weit~~gehende Veränderung ist, wurde die erste MöglichkeIt im Text realIsIert.
10',5 (Orig.) »Idealirat«: Die Änderung rechtfertigt sich aus der Grammatik des Satzes (vgl. K 69,'5) und aus Rph. § IHf. in Verbindung mit der Griesheim-Nachschrift (Ilr. 4, 349); vgl. Sonderkommentar IH.
84,.8 (Orig.) »verlangt«: Die Änderung ist durch die HomeyerNachschrift (Ilt. I, '7', 5f.) begründet.
'04,8 Vermutlich sagte Hegel: »Des auf dem moralischen Standpunkte diese Pflichten zu entwickeln wären.«
85,II-I3
88,3
Der undeutliche Text ist nach Rph. § 91 zu verstehen.
(Orig.) »substituiert«: Die Änderung rechtfertigt sich aus Rpb.
§ 100. 90,9
(Orig.) »forteilende«: Die Änderung folgt aus Rph. § 102.
91,24 »Idealität«: Daß der Abschreiber jedenfalls und vermutlich auch seine Vorlage so sagen wollten, ergibt sich in diesem Fall un.d anders als bei 8I,I4ff. aus dem Gegensatz zur vorausgehenden -Realitatc Der Sache nach könnte allerdings .Idealitat- der Moralität zugeordnet werden und entsprechend ebenso -Realitat- umgekehrt wie im Text. Vgl. aber Rph. § 106, wo die Moralität die »reale Seite« des Begriffs der Freiheit ist; und vgl. allgemein K 81,14 und Sonderkommentar IH.
103,15
»Es ist also das allerbeste Denken ... « ; -Das allerbeste- muß
i~onisch
gemeint sein oder wäre in .das allerschlechteste- zu korri-
gieren.
105,7
(Orig.) »Satz der Idealitat«: Einen solchen Satz gibt es weder in
~er Logik noch auch in Hegels spekulativer Theoriesprache. Die
Anderung ist also zwingend erforderlich. Daß -Identitat- zu setzen ist, e:gibt sich im übrigen daraus, daß der Text eindeutig Kants MoralprinZIp derselben Leerheit bezichtigt, die auch der -leeren Versrandesformdes Satzes der Identität eignet.
Il9,9 »enthalt den Ausspruche: Obgleich man meinen kann, daß die Korrektur .Anspruch. geboten ist, läßt sich die Wendung des Manuskriptes dann vertreten, wenn -Ausspruch. soviel wie -Satz- heißen soll.
92 ,2 Der Text ist hier korrupt. Gemeint ist, daß das Recht~ von seiner Tat zu wissen, nicht impliziert, daß deren Gehalt Pflicht rst.
122,19 »Das Gute hat jetzt die unendliche Form ... «: Der Satz ist schwer verständlich und vom Schreiber nicht verstanden. Es wird der Unterschied gemacht zwischen der unendlichen Form, die den Unterschied in sich enthält, und der reinen Form in diesem Ganzen, welche dem Unterschied gegenübersteht.
92,3 (Orig.) »Idealität«: Die Änderung rechtfertigt sich aus § 109 und besonders § 110 der Rph.; vgl. Sonderkommentar IIl.
124,13 § '43·
(Orig.)>>Wissens«: Die Änderung erfolgt aufgrund von Rph.
Das Manuskript beginnt den Unterabschnitt-Die Familie- mit einer Aufzählung von drei Momenten, der Familie, der bürgerlichen Gesellschaft und des Staates. Die Titelformulierung >I. Die Familietritt im Zusammenhang dieser Aufzählung auf, und dennoch wird, ganz richtig, das >1. Die Familie- als Abschnittsüberschrift vom Abschreiber in die Mitte der Textkolonne gesetzt. Darin könnte ein Hinweis darauf gesehen werden, daß dem Abschreiber schon eine ausgearbeitete Version einer Vorlesungsnachschrift vorlag, - nicht nur ein in der Vorlesung selbst geschriebener Text. Allerdings kann der in der Vorlesung selbst geschriebene Text auch nachträglich, etwa am Rande, mit Kapitelüberschriften oder mit hinreichend eindeutigen Schreibanweisungen versehen worden sein.
K 128,13
129,10 »d. h.«: Die Laren und Penaten sind Götter eines Stammes (vgl. auch 146>33), insofern sie Götter einer Familie über die Folge der Generationen hinweg sind, - also nicht einer Familie in dem Sinn, in dem Hegel die Familie im Gang der Rechtsphilosophie zum Thema macht (vgl. Rph. §§ 178, 180). Diese Familie geht in die bürgerliche Gesellschaft über und ist insofern der bürgerlichen Kleinfamilie verwandt, die sich auf das Verhältnis von Eltern und Kindern beschränkt. Allerdings ist auch schon in der Theorie der Familie als solcher begründet, daß mit Familie ein besonderes festes Eigentum über die Generationen verbunden sein kann, das dann in der Ständelehre in der Form des Bodenbesitzes eine noch weitergehende Bedeutung erhält,und zwar sowohl für die bürgerliche Gesellschafr (Rph. § 203) wie für die innere Organisation des Staates (Rph. §§ 305 H.).
131,9 »gewußtes und gewolltes, wesentliches Verhältnis«: Das Komma kann als korrekt gelten: Das Verhältnis ist gewußt und gewollt und als solches wesentlich.
»heruntergesetzt«: Hat hier den Sinn von: als bloßes (Natur-) Moment der ganzen Sittlichkeit -subordiniert.: vgl. Rph. § 163. 132,32
späteren Schriftform an, wahrscheinlich einer um die und nach der K Jahrhundertmitte gebräuchlichen. Außer den Unterstreichungen, die sich vor allem im Abschnitt über den Staat gelegentlich häufen, finden sich noch ein weiteres >N.B.< (Originalseite 409 oben), sowie -Legirimitat- am Rande von Originalseite 484 unten, -Gönliche Authorität< am Rande von Originalseite 491 Mitte, -Peter 1.< am Rande von Originalseite 495 Mitte und -Owehl. am Rande von Originalseite 497 unten. Alle Unterstreichungen und Bemerkungen, die mit Sicherheit nicht zum ursprünglichen Text gehören, sind in dieser Ausgabe stillschweigend weggelassen worden. Kennzeichen der nachträglichen Unterstreichungen, die sie von den Unterstreichungen im Zuge der Niederschrift des Originals unterscheiden, sind, abgesehen von der Tinte, die auch auf den Fotos klar erkennbaren folgenden Eigentümlichkeiten: ihre Dicke; ihre unregelmäßige Führung aus ungeübter Hand, nicht Schreiberhand; daß der Strich fast regelmäßig durch die Unterlängen von Buchstaben des Originals geht, was vom Schreiber des Manuskripts zumeist vermieden wurde. - Weggelassen wurden im übrigen auch einige dünne Bleistiftan- und Unterstreichungen, zum Teil am inneren Seitenrand, die wahrscheinlich von einem anderen späteren Gebrauch des Manuskriptes als dem stammen, der zu den Anstreichungen, Unterstreichungen und Bemerkungen in Tinte geführt hat. 1)5,32 »sich für Zwecke«: Das ausradierte Wort zwischen >für< und -Zwecke- ist noch als -eine- zu entziffern. Es kann eine Verschreibung von -seine- gewesen sein, die entfernt wurde, weil der Satz auch ohne -seine-, aber nicht mit -eine- seinen klaren Sinn hat. 142,17 10.
148,8 Im Original heißt es eindeutig »Darstellung«: In -Vorsrellung, geändert nach 167,20.
160,32
An dieser Stelle erscheint zum ersten Mal an der rechten Seite des Textes eine Anstreichung und Notiz von einer anderen Hand als der des Abschreibers, und zwar ein )N.B.< Die Tinte dieser und folgender Anstreichungen, Unterstreichungen und Randbemerkungen ist sicher eine andere als die des Manuskriptes, fast schwarz und nur noch eben als tiefbraun zu bezeichnen; die Schriftzüge gehören einer
»und die Bedürlnisse anderer«: Der Sinn ergibt sich aus 161,3-
»Es macht sich ... «: Dies hat den Sinn von -es ergibt siehe
134,25
163,26 »die sich selbst machen«: vgl. Rph. § 202: "Die Stände bestimmen sich nach dem Begriffe . . . «. 166,29 »das dritte Geschäft«: Es wird jetzt der dritte Stand als solcher eingeführt, während zuvor die Unterscheidung des zweiten Standes,
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des Standes des Gewerbes, in seine drei .Geschafte- dargelegt wurde; vgl. Rph. § 204 f. 169,15 »Dieses Wissen vom Gelten ... «: Das Recht hat, wie der Nachschreiber versteht, zusätzlich dadurch Geltung und Macht, daß es als ein Geltendes gewußt wird. Vgl. Rph. § 209: »und vermittelt durch dies Gewußt- und Gewolltsein Gelten und objektive Wirklichkeit zu haben.« 175,22 Als gleichwertige Alternative zur gewählten Textform kann folgende Wendung gelten: 'nicht ohne die Taxe zu bezahlen-.
'77,5 (Orig.) »Andeurung«: Die Änderung rechtfertigt sich durch die Griesheim-Nachschrift (Ilt. 4, 549)' 177,16 »der Chor«: Das Wort könnte vom Abschreiber zunächst nicht entziffert gewesen sein, was erklären würde, daß in diesem Satz drei Änderungen notwendig sind. Das WOrt -Chor- scheint etwas später eingefügt zu sein, kaum als Auflösung eines Kürzels, sondern wohl vom Abschreiber selbst schließlich entziffert; vgl. K 67,11.
'77,27 »kleines«: Unsichere Leseart, vermutlich mit -Verbrechen- zu ergänzen. 180,13 »den weitläufigen Prozeßgang zu verfolgen«: Im Sinne von -sich auf den weitläufigen Prozeßgang einzulassen-, 184,15 »darin berechnet«: D~es meint soviel wie -damit Rechnung getragene
196,15 Dieser schwer verständliche Satz gibt eine Voraussetzung für K die im folgenden Satz behauptete Korrespondenz zwischen der Pöbelhaftigkeit in Armut und Reichtum an: Gerät die vereinigte Substanz in Auflösung, so ergibt sich auf seiten eines jeden der zuvor Vereinigten dieselbe Enrwicklung. 196,16 Der relativ weitgehende Eingriff in den Text versteht sich daraus, daß die zweite Satzhälfte mit ihrem -auf der andern Seite- in der ersten Hälfte -auf der einen Seite- zwingend verlangt, woraus sich die anderen Änderungen ergeben.
'97,'5 (Orig.) »der Überfluß von Arbeit-e Die Änderung wird auch durch Rph. § 245 bestätigt. 201,1
»Bemerkung«: Im Sinne von -Beobachrung..
205,3 »Was der Gegenstand ist«: Der Text wurde nicht verändert, da er wenigstens möglicherweise den folgenden Sinn haben kann: ,Was in der bürgerlichen Gesellschaft der Gegenstand der Ehre ist ... < 210,12 Mit der Unterstreichung von -Existenz- beginnt hier die Hauptperiode der Unterstreichungen von fremder Hand mit fast schwarzer Tinte; vgl. K '34,25. 21s,,27 (Orig.) »was sich dahin bezieht«: Es ist in diesem Satz von einem Handeln die Rede, das unter den Geboten zustande kommt. Insofern ist die originale Wendung mit -dahin- nicht ohne Sinn; sie besagt soviel wie: >Was sich aus diesen Geboten versteht und orientiertc Dennoch wurde um der Beseitigung der Befremdlichkeit der Formulierung willen die sinnäquivalente Formel -was sich darauf bezieht- gewählt.
,88," Die Doppelschreibung dieses Satzes erklärt sich dadurch, daß der Abschreiber, indem er die Worte -diese Weise der Beseitigungniederschrieb, welche in der Vorlage den Anfang des Satzes machen, der auf den zu streichenden Satz folgt, durch das Wort -Beseitigungwieder in den vorausgehenden Satz zurückgeriet, der mit den Wörtern -Die Beseitigung- beginnt.
217,21 (Orig.) »sie geht nur beim Denken hin«: Nimmt man an, daß die Vorlage für die Abschrift ursprünglich Kürzel hatte, so läßt sich leicht verstehen, wie aus der anzunehmenden Originalform -nicht zum. die vorliegende Textgestalt entstehen konnte: Dem Abschreiber mag es fern gelegen haben, daß die Religion nicht zum Denken gelangt, während ihm nahegelegen hat, daß sie mit dem Denken einhergeht.
'93,9 (Orig.) »bürgerliche Familie«: Die Änderung ist auch aus Rph. § 240 begründet.
222,26 »Alle Verbesserungen sind vom Staate in der Religion gehoben worden«: Für den eindeutig entzifferten Text wird hier keine
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sichere Interpretation vorgeschlagen. Würde man statt -in der Religion. -in die Religion- lesen, so ergäbe sich über eine geringe Änderung des Textes (in der Vorlage kann leicht das Kürzel -d., gestanden haben) folgender Sinn: Alle Verbesserungen im Staate sind, vom Staate ausgehend, in die Sphäre der Religion eingegangen. Dieser Gedanke stimmt mit der -unmittelbaren Konsequenz- (222,28 f.) überein, welche nach Hegel das WOrt -Mein Reich ist nicht von dieser Welt< hat (vgl. auch 29°,32-29',2 und dazu Rph. Wannenmann § '58, S. 365). In umgekehrter Entsprechung zu diesem Übergang von Fortschritten aus dem Staat in die Religion steht der grundlegende Einfluß der Religion auf Prinzipien des Staates, auf den Hegel in der Folge sogleich zu sprechen kommt (222,30-223,5). Vgl. etwa auch Rph. § 270, S. 229f. und Griesheim-Nachschrift (Ilt, 4, 65'). 233,27 »Identitär«: Diese Stelle ist unter allen, bei denen in Frage steht, ob statt -Identitat- vielmehr -Idealitat- zu lesen ist, diejenige, bei der die Vermutung am meisten für sich hat, daß in der Vorlage -Idealitat- stand. Sie ist Rph. § 276 sehr nahe; auch dort ist die .Einhei« des Staates als -Idealirä« näher qualifiziert. Und wirklich wird eine Einheit dadurch -Idealität., daß sie -subjektiv- wird und daß in ihr -Gegensatze aufgelöst< sind. Wenn dennoch auf die Konjektur verzichtet wurde, so deshalb, weil es wegen der Übersetzbarkeit von -Idealitatin eine spezifierte -Identitat- wenigstens möglich bleibt, daß Hegel in der Vorlesung die subjektive Einheit des Staatesüber die -Identitat- der Sphären des Staates beschrieb, die von derfalschen Theorie der Teilung der Gewalten nur als -Gegensatze- aufgefaßt werden. Rph. § 276 spricht nicht von Gegensätzen, sondern nur von den Gewalten als -besonderen-, Allerdings erwähnt die Abschrift wenig später (237,'7) den Staat als -das Ideelle seiner verschiedenen Spharen-: vgl. Sonderkommentar III. 237,26
Zu verstehen als: Und dies ist ein Abbild derselben (der Idee).
239,8 »Identität«: Von hier bis 240,18 und 240,30 findet sich insgesamt neunmal dieser Terminus. Wegen der Entsprechung zu Rph. §§ 262, 266ff. scheint zunächst die Veränderung in .Idealirar- geboten. Doch ist eine solche Veränderung in einigen Fällen sogar ausgeschlossen. Auch in der Rph. spricht Hegel im Zusammenhang mit -substanriell. von -Einheit-, nicht von -Idealitär-, vgl. auch § 238. - Auch 239,30ff. schließt eine Änderung zu -Idealirat- eher aus. Denn diese
Passage handelt von der Notwendigkeit des Übergangs von Subjektivi- K tät zum einzelnen Subjekt, der das Verhältnis von reiner und noch formeller Identität zur Einzelnheit des Ich durchaus entsprechen kann. - Im Falle von 240,17 ist zwar -Idealitat- im Original eher zu vermuten. K zu dieser Stelle zeigt aber, daß auch -Idenritat- dem zulässigen Sprachgebrauch nicht entgegensteht; vgl. im übrigen Sonderkommentar II!. 239,30
»Identität«: Vgl. K 239,8.
240,17 »Identitat«: Daß die Änderung in -Idealitar- trotz der Parallelirät zu Rph.§278 nicht geboren ist, erhellt besonders aus einem Wechsel in der narurphilosophischen Analogie. In Rph. § 278 liefert die Theorie des Organismus das Beispiel. Auf ihn ist wirklich die Kategorie der -Idealitat- und nicht die der .Idemitat- mit Prägnanz anzuwenden (vgl. Enz.B § 343, Zusatz). In der Vorlesung dient dagegen als Beispiel das Licht. Das ist zwar auch (Enz.B § 276) als .marerielle Idealitarbestimmt, zugleich aber, und anders als der Organismus, ebensogut als -Identitat- zu fassen, wie § 275 Enz.B zeigt. Und in eben diesem Sinn hat auch die hier publizierte Vorlesung zuvor schon (59,8) vom -reinen Lichte gesprochen; vgl. K 239,8 und Sonderkommentar III. 242,32 »Identitat mit sich«: Obgleich man aus der redundanten Verdoppelung schließen möchte, daß es an der Stelle des zweiten Auftritts von -Identitat- -Idealirat- heißen sollte, ist eine Änderung ausgeschlossen, und zwar wegen der Grammatik der beiden Terme; vgl. K 69,25; vgl. auch die analoge Wendung auf 25 t,,6; vgl. Sonderkommentar II!. 247,13 »Das Deutsche Reich hat demnächst ... «: -demnachsr- hat häufig im Text den Sinn von -sodann-, - auch hier: Das Deutsche Reich gibt -sodann- (als zweites Beispiel) Rat aus der Geschichte, und zwar durch seinen Unrergang; vgl. E 86,28. 267,22
(Orig.) »burgerliche«: Die Änderung ergibt sich aus Rph.
§ 308. 269,12 »ihres«: Diese Wendung erklärt sich daraus, daß in der Formulierung des Gedankens vom -Adel- zu den .Adeligen. übergegangen worden ist.
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K 278,21 (Orig.) »Identitat«: Hier ist der Text in -Idealitär, abgeändert worden. Sonderkommentar III zeigt, daß es dafür aus dem engeren Zusammenhang der Stelle keinen zwingenden Grund gibt. Seite 252,7 hat sogar eine dieser Stelle nahezu wörtlich entsprechende Wendung mit -Identitatc Wenn dennoch der Änderung der Vorzug gegeben wurde, so wegen zwei anderen SteHen, die im Textzusammenhang dieser Stelle noch viel näher stehen und die statt -Identitate -Idealitat. haben: 275>'9; 279,6 (entfernter auch 284,27). Daß die Annahme begründet werden kann, daß Hegel selbst den Gebrauch von -Idealirärim äußeren Staatsrecht zur Dominanz brachte, zeigt Sonderkommentar IH. Und der Grundsatz, im gleichen Sachzusammenhang eine gleiche Wendung zu haben, sollte gegen das Prinzip, nur zwingende Änderungen vorzunehmen, in diesem einen Fall das größere Gewicht haben. 280,22 (Orig.) »was es ist«: Der Abschreiber hat ursprünglich -ergeschrieben und dieses Wort in -es- korrigiert, wahrscheinlich in Angleichung an das .es- in der zweiten Satzhälfte (Zeile 23). Dennoch muß es im Text .er- heißen. Der Geist, wenn er erfaßt, was er ist, ist eben nicht mehr in dem, worin er war, solange er sich nicht erlaßt hatte. Sofern er es begreift, muß also das Verlassene im Neutrum als -esbezeichnet werden, während es vor dem Erfassen und im Zustand seiner wirklichen Geistigkeit auch als -er-, nämlich als der Geist, zu bezeichnen war. 283,12 »Gesetze sind die Gegensätze«: Hegel scheint die wörtliche Bedeutung von -Gesetz- aus einer Abkürzung von -Gegensatz- als -Gesatz- gegen das bloße Meinen erläutert zu haben.
285,3° (Orig.) »Naturgangee: Zur Begründung der Änderung vgl. Rph.§J55. 287,1 (Orig.) »Brahma oder Barabrahma«: Der Text ist geändert in Anlehnung an Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik, 2. Teil, t. Abschn., t. Kap., B. 2. Gubil.Ausg. 12, 457): »Brahma, die hervorbringende zeugende Tätigkeit, der Weltschöpfer, Herr der Götter u.s.f. Einerseits wird er von Brahman (als Neutrum), von dem obersten Wesen unterschieden, und ist dessen Erstgeborener, andererseits aber fällt er auch wieder mit dieser abstrakten Gottheit zusamrnen.« Dem Text des Originals kann sehr leicht ein Hörfehler zugrunde liegen, der sich in der Vorlage auswirkte.
SONDERKOMMENTAR I
Paragraphenziffern der Vorlesung von 1818h9 in der Nachschrift von 1819120 Auf einem etwa knapp 2 Zentimeter breiten, durch leichten Knick entstandenen Rand der hier publizierten Nachschrift findet sich eine Reihe von Paragraphenziffern. Sie reichen von ,§ '7' (Originalseite 37) bis ,§ 54' (Originalseite 79), also vom Beginn des Teils -Das abstrakte Recht. bis in die Mitte des Unterabschnitts -Das Unrecht< im selben Teil. Ihre Folge ist nicht geschlossen, sondern deutlich in Gruppen getrennt, zwischen denen zum Teil erhebliche Sprünge liegen (Gruppe 1: §§ '7, ,8, '9; Gruppe 2: §§ 28, 30; Gruppe 3: §§ 33, 34, 35, 36,37, 38,4" 39,4°,4',43,44; Gruppe 4: § 54)· Es läßt sich zeigen, daß diese Paragraphenangaben den Diktaten der Vorlesung von 1818/l9 entsprechen, also einer Niederschrift von Hegels Vorlesung aus dem vorausgegangenen Wintersemester oder nur der in ihr gegebenen Diktate (vgl. Ilt. r 2'7ft) entnommen worden sind. Dafür spricht zunächst die genaue Korrespondenz zwischen einigen der Paragraphen aus Homeyers Nachschrift und dem Inhalt des hier veröffentlichten Manuskriptes. Eine solche Entsprechung besteht bei § ,8 (Personbegriff), § 28 (Formierung), § 30 (Bezeichnen), § 34 (Fortdauer der Äußerung des Willens), § 35 (Entäußerung), § 36 (Entäußerung der Persönlichkeit), § 37 (Einführung des Vertrags), § 38 (zwei Selbständige im Vertrag), § 4' - erste Erwähnung- (Tauschvertrag), §§ 39, 40 (Stipulation des Vertrags, Fichte, Vertragstbeorie), § 4' - zweite Erwähnung - (Schenkungsvertrag), § 43 (Beginn des Unrechts), § 44 (bürgerlicher Rechtsstreit), § 54 (Subsumption des Verbrechers unter sein eigenes Recht). Es fällt auf, daß die Entsprechungen zu fast allen diesen Paragraphen aus Schlüsselworten in den Paragraphenersichtlich sind. Die Angaben der Gruppe 2 verstehen sich dadurch, daß im Falle der Formierung und der Bezeichnung die direkte Entsprechung über ein Schlüsselwort besonders deutlich zutage liegt. In Gruppe I ist die Zuordnung der nicht so offensichtlich zuzuordnenden §§ '7 und '9 dadurch zu erklären, daß § ,8 direkt zuzuordnen ist und daß die Zuordnung von § '7 über den Anfang des Teils über das abstrakte Recht unmittelbar plausibel wird. § '9 ist offenbar in Anlehnung an die leichte Zuordnung von §§ '7 und ,8 erfolgt. Die
349
isolierte Zuordnung von § 54, der hier als .Gruppe 4< geführt wird, ist wieder in einer besonders offensichtlichen Entsprechung begründet. Ein eigentlicher Beweis dafür, daß die Paragraphenziffern den Diktaten des vorausgehenden]ahres entnommen sind, läßt sich aus dem doppelten Auftritt des >§ 41< gewinnen. In der hier publizierten Nachschrift
erscheinen die Stichworte .Tauschverrrag. und -Schenkungsvertragzum ersten Mal in Passagen, die durch die Erörterung der Stipulation voneinander getrennt sind. In dem Diktat von 1818/19 erscheinen sie zusammen in § 41. Diesem Umstand hat die Person, welche die
Paragraphenzahlen zuordnete, durch die doppelte Erwähnung von >§ 41< Rechnung getragen. Aus diesem Befund ergeben sich nun zwei Fragen: I. Wurden die Paragraphenangaben nachträglich in die Handschrift eingefügt, oder standen sie in deren Vorlage? 2. Welche Gründe veranlaßten die Paragraphenangaben?
dickem Strich und Punkt über dem Hauptstrich der >I< in >§ 41< korrigiert. Die Korrektur findet sich an der ersten und einzigen Stelle,
in der die Folge des Auftritts der Paragraphenangaben von der Folge der Paragraphenziffern selbst abweicht. Nun hat die VoraussteIlung von >§ 4 t c vor die Paragraphenangaben der §§ 39 und 40 ebenso wie die doppelte Erwähnung von >§ 4t< den guten Sinn, daß § 41 der Vorlesung von 1818!I9 wirklich zweimal eine Korrespondenz im vorliegenden Text findet. Dieser Sachverhalt konnte aber für den Abschreiber nicht ersichtlich sein; und es war zu erwarten, daß er durch die Verschiebung in seiner Vorlage in Verwirrung geriet. Diese Verwirrung mußte um so größer werden, als wenig später und möglicherweise sogar auf der
schon aufgeschlagen vor ihm liegenden Heft-Doppelseite die Angabe >§ 41< ein zweites Mal erschien. So konnte er leicht einen Irrtum seines Auftraggebers vermuten und veranlaßt werden, auch die nähere Umge-
bung des Textes seiner Vorlage in den Blick zu nehmen. In ihr folgte
Die erste Frage läßt sich recht sicher beantworten. Zunächst ist dabei
nun auf >§ 41< in der zweiten Erwähnung >§ 4)<, unter Auslassung von
die Art der Niederschrift der Paragraphenziffern zu beachten. Sie
§ 42. Von der Erwähnung von >§ 39< und >§ 40< an fand sich so bis,§ 43< (und auch >§ 44<) eine der Zahlenreihe entsprechende Paragraphen-
I.
erfolgte von derselben Hand und mit derselben Tinte, welche auch in der hier publizierten Nachschrift insgesamt benutzt ist. >§ 17<, die erste Paragraphenangabe, ist dick unterstrichen, >§ 18< dünn unterstrichen, während die folgenden Paragraphenangaben nicht mehr unterstrichen sind, mit der Ausnahme von >§ 44<. Diese Abweichungen wären sehr unwahrscheinlich, wenn die Paragraphenfolge in einem Zug am Rande nachgetragen worden wäre. Die Paragraphenangaben finden sich auch meist im Zug der einzelnen Zeile der Nachschrift, der sie zugeordnet
folge, in der nur § 42 übersprungen war. Mit einiger Intelligenz konnte
der Abschreiber leicht zu dem Schluß gelangen, daß der Schreiber seiner Vorlage offenbar § 42 vorziehen wollte. Denn die doppelte Erwähnung von >§ 41< erschien ihm sinnlos, und eine Korrektur des zweiten Auftritts von >§ 41< erschien ganz unbegründet angesichts dessen, daß er auf,§ 40< folgt und >§ 43< vorausgeht. Und so ergab sich dann die Meinung, daß statt >§ 41< vielmehr >§ 42< zu schreiben sei.
sind. Das ist besonders deutlich im Falle von >§ 38<: das letzte Wort der Zeile (sunmittelbaree) ist über den Knickrand der rechten Seite hinausgeschrieben, und die Paragraphenangabe folgt auf genau gleicher Höhe. ,§ 41< (zweite Erwähnung 83,9) erweckt am ehesten den
Dafür, daß der Abschreiber wirklich irritiert war und in der Vorlage blätterte, haben wir ein ziemlich schlüssiges Indiz: Auf der Seite, welche der ersten Erwähnung von >§ 41< folgt und auf der sich dessen
Eindruck, nachträglich hinzugefügt worden zu sein. Diese Angabe steht aber am linken Seitenrand, kann also unmittelbar nach Niederschrift der Zeile hinzugefügt worden sein, wobei der Schreiber, um die noch frische Tinte nicht zu beriihren, die Feder steif ansetzte; so würde der Schriftverlauf von links unten nach rechts oben erklärt sein.
gesetzt, nämlich statt der nötigen ?o< eine >6o<. Das ist der einzige Irrtum dieser Art in der gesamten Nachschrift.
zweite Erwähnung findet, hat der Abschreiber die falsche Seitenzahl
So bleibt die Frage, warum dann schließlich doch die Korrektur der Angabe >§ 42< in die korrekte Angabe von >§ 41< erfolgte. Dafür kann es
zwingend eine Folgerung, die sich aus dem Textbestand im Falle des doppelten Auftritts von >§ 41< ergibt: Die erste Erwähnung von >§ 41< wurde vom Schreiber zunächst als >§ 42< geschrieben und dann mit
nur zwei Erklärungen geben: Entweder besann sich der Abschreiber seines Auftrags zur korrekten Abschrift der Vorlage, oder er korrigierte aufgrund einer Verständigung mit seinem Auftraggeber. Das Zweite hat viel Wahrscheinlichkeit für sich. Denn es finden sich in der Nachschrift noch einige andere Stellen, an denen (schwierige, zumeist terminologisch fixierte) Wörter nachträglich in zuvor offen gelassene Zwischenräume eingefügt wurden, und zwar von der Hand des
35°
35I
Ähnliches gilt für >§ 19<, wo nur die Neigung der Schrift, nicht der Gesamtverlauf der Paragraphenangabe linkslastig ist. Alle diese Befunde sind noch nicht wirklich zwingend. Dagegen ist
Abschreibers selbst. Die offen gelassenen Räume sind kleiner als der schließlich eingefügte Text, was annehmen läßt, daß sich in der Vorlage ein Kürzel befunden hat. Das zwang zur Verkleinerung der Schrift und macht für uns den Einschub als solchen gut erkennbar. Es ist viel wahrscheinlichet, daß der Verlasser der Vorlage die Auflösung solcher schwierigen Kürzel lieferte, als daß der Abschreiber selbst in nachträglicher Überlegung z'! ihrer Auflösung kommen konnte. Be, solcher Gelegenheit hat auch die Paragraphenangabe ,§ 42< in die erste Erwähnung von >§ 41< korrigiert werden können. (Vgl. zu den späteren Eintragungen in zunächst freigelassene Räume K 67,21.) Dafür, daß die Paragraphenangaben schwerlich aufgrund der Nachschrift haben zugeordnet werden können, kann noch ein beinahe zwingender Grund gegeben werden: Auf Originalseite 55 hat der Abschreiber das Wort -Bezeichnene oder ein Kürzel WIe -Bezhn.s nicht richtig entziffert und statt .Bezeichnen- -Beziehen- geschrieben, :was einen beinahe, unverständlichen Text ergibt, der, sofern man Ihm überhaupt einen Sinn geben kann, gewiß nicht mehr dem Sinn des entsprechenden Paragraphen in der Homeyer-Nachsc~rift .zuzuordnen ist. So hätte allein aufgrund des Textes der Abschnft die Zuordnung des im übrigen § 28 von 1818/19 eindeutig entsprechenden Textes auch nicht mehr geschehen können. . 2. Die zweite Frage zu beantworten und einen Grund dafürzu sichern, der das Auftreten der Paragraphenangaben aus der Vorlesung von 1818/19 erklärt,ist Aufgabe der Forschung, nicht der Edition. Die Forschung hat auch auszumachen, ob Hegel im Wintersemester 1819120 Paragraphen diktierte -, wie im vorausgehenden Winter und w~e es seiner Gewohnheit entsprach. Aber einige Erwähnungen zu dieser Frage, die mit dem Textbefund zu tun haben, gehören doch an diese Stelle. Nach dem unter I. Dargelegten kann es als erwiesen gelten, daß der Schreiberder Vorlage des hier publizierten Manuskripts (oder einer seiner Mitstudenten) die Paragraphenangaben hinzufügte, bevor die Nachschrift zur Abschrift an den Abschreiber ging. Es ist unwahrscheinlich, daß er dies tat aufgrund einer Erwähnung der Paragraphenzahlen des vorausgegangenen Wintersemesters durch Hegel selbst innerhalb seines Kollegs. Denn einmal wären dann die Angaben schwerlich auf das Kapitel über das abstrakte Recht beschränkt. Und zum anderen würde der Befund nicht erklärt, der dahin geht, daß die unvollständige Zuordnung offenbar so zustandekam, daß zunächst eindeutig zuzuordnende Paragraphen ermittelt wurden und daß sodann in deren Umgebung weitere Zuordnungen erfolgten. Das setzt
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voraus, daß sich der Schreiber der Vorlage selbständig um die Zuordnung zu bemühen hatte. Im übrigen hat es wenig Wahrscheinlichkeit, daß Hege! eine Paragraphenfolge zitierte, die dem Aufbau des Gedankens der Vorlesung von 1819120 nicht mehr voll entsprach. Der Schreiber der Vorlage oder sein Mitstudent hat sich keine große Mühe gegeben, zur Vollständigkeit bei der Zuordnung zu kommen. Er hat sich im wesentlichen an sichere und leicht erkennbare Korrespondenzen an der Oberfläche des Gedankenganges gehalten. Und er hat seine Bemühung sehr schnell (nach ,§ 44<) erlahmen lassen und noch innerhalb des Kapirels über das abstrakte Recht aufgegeben. So geringe Anstrengung wäre wohl gar nicht aufgebracht worden, wenn die Vorlesung Hegels selbst eine eigene neue Paragraphenfolge bereitgestellt hätte. Hege! hätte einen guten Grund gehabt, seine Vorlesung ohne Diktate verlaufen zu lassen: Er konnte damit rechnen, daß sein Buch bald und vielleicht noch während des Wintersemesters selbst erscheinen würde. Wäre es erschienen, so wären die Diktate nutzlos gewesen und hätten unnötig einen erheblichen Teil der Vorlesungsstunden in Anspruch genommen. Und selbstfür den Fall, daß das Erscheinen des Buches erst für das Frühjahr zu erwarten war, konnte Hegel das Diktat für entbehrlich halten, - in der sicheren Erwartung seines Erscheinens und seiner Verfügbarkeit für seine Studenten. Doch ist es nicht gänzlich ausgeschlossen, daß Hegel selbst auf die im Umlauf befindlichen Diktate als provisorische Stabilisierungshilfe für das Verständnis verwies oder gar empfahl, sie zu kopieren. Folgt man solchen Überlegungen, dann erkiärt sich auch die besondere Verfassung der Nachschrift, gegen Homeyer an Inhalt viel reicher und gegen die späteren Nachschriften von Hotho und Griesheim viel flüssiger zu sein: Vor der Zeit, in der mit dem Erscheinen des Lehrbuches sicher zu rechnen war, mußte ein Text zeitraubend diktiert werden. Später aber war auf das logische Gerüst der Argumentation und die schon vorliegende Paragraphenfolge des Buches ausführlich einzugehen. Der Auftraggeber der Nachschrift vermißte jedenfalls die Stützung durch authentische Paragraphen und versprach sich Hilfe durch das ihm zugänglich gewordene Diktat des vorausgehenden Jahres. Das wird dann am besten verständlich, wenn man annimmt, daß das Buch Hegels zur Zeit der Niederschrift des hier publizierten Manuskripts noch nicht erschienen war. Man könnte versucht sein, weiter zu schließen, daß das Buch herauskam, als die Arbeit des Abschreibers am
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Ende des Teils über das abstrakte Recht angekommen war. Aber nach allem, was wir aus der Art seiner Arbeit von dem, der die Paragraphenangaben hinzufügte, erfahren können, ist die Annahme bei weitem plausibler, daß er seine ohnedies nicht sehr angestrengten Versuche angesichts von deren überwiegendem Mißerfolg aufgegeben hat, ehe sie durch die Publikation von Hege!s .Rechrsphilosophie- überflüssig geworden waren. Nach allen diesen Überlegungen muß es nun als ganz unwahrscheinlich erscheinen, daß die Niederschrift und die Abschrift der hier publizierten Vorlesung nach der Publikation von Hege!s -Rechtsphiloscphie. erfolgten. So wird sie also auch aufgrund der Folgerungen, die sich aus der Paragraphenzuordnung gewinnen lassen, als ein einigermaßen authentisches Dokument und Echo von Hegels wirklicher Vorlesung gelten dürfen, das in zeitlicher Nahe zur Vorlesung selbst entstanden ist.
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SONDERKOMMENTAR II
Inhaltsanzeige, Überschriften und Einteilungen in der Nachschrift von 1819120 Die Schlußfolgerungen, zu denen im ersten Sonderkommentar zu kommen war, gehen mit überwiegender Wahrscheinlichkeit dahin, daß Hege! in der Vorlesung von r8r9120 keine Diktate gab und daß die hier publizierte Nachschrift zu einer Zeit zustande kam, zu der die »Grundlinien der Philosophie des Rechts« noch nicht erschienen waren. Hörer und Nachschreiber befanden sich also in einer Situation, in der Hege! dafür zu sorgen halte, daß sie während der Vorlesung über den Aufbau seiner Theorie und über die Abfolge seiner Theoreme die Übersicht gewinnen und halten konnten. So stellt sich die Frage, auf welche Weise er dies bewirkte. Und diese Frage wirft unmittelbar das Problem auf, wie die sInhaltsanzeigee und wie die den Text der Nachschrift gliedernden Überschriften zu erklären sind. Die Erörterung dieses Problems hätte eigentlich in einem sehr weiten Zusammenhang zu erfolgen. Denn Hege! hielt, insbesondere während der Berliner Jahre, eine große Anzahl von Vorlesungen, für die Diktate oder ein Lehrbuch niemals vorgesehen waren. Und er gab, zumal in der Jenaer Zeit, Vorlesungskurse, für die ein Lehrbuch zwar vorgesehen, . aber über viele Jahre nicht wirklich verfügbar war. So müßten alle Manuskripte Hegels, die als Grundlagen für Vorlesungen niedergeschrieben worden sind, und die sehr große Zahl der Berliner Nachschriften vergleichend in Betracht gezogen werden> um Hegels Gewohnheiten im allgemeinen und dann sein Vorgehen im Kolleg über Rechtsphilosophie von 1819120 möglichst sicher zu ermitteln. Die Voraussetzungen dazu können derzeit nur in sehr aufwendigen Manuskript- und Archivstudien gewonnen werden. Man kann aber auch ohne solche Studien, was die hier publizierte Nachschrift anlangt, zu hinreichend sicheren Ergebnissen kommen. Und man kann insbesondere sicherstellen, daß sich aus der Gliederung der Nachschrift durch Überschriften kein Einwand gegen die im Bericht zur Edition und im ersten Sonderkommentar erreichten Schlußfolgerungen herleitet, die dahin gehen, daß die Nachschrift bald nach den Vorlesungen und vor dem Erscheinen der »Crundlinien der Philosophie des Rechts« zustande kam und daß Hegel in ihr keine Diktate gegeben hat. Vor allem deswegen sind die folgenden Überlegungen anzustellen.
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Ist eine Vorlesungsnachschrift durchgängig und konsistent mit ~.b~r schriften versehen, ohne daß in der Vorlesung selbst wohlorganisierte Diktate gegeben wurden, so liegen zunächst einmal zwei VermutuD.gen nahe: Hegel könnte zumindest im vorhinein. eine Inhaltsübersicht diktiert haben, oder es könnte dem Nachschreiber entweder aus dem Kolleg eines vorausgehenden Semesters oder aus einer später erfolgt~n Publikation eine Inhaltsübersicht zur Verfügung gestanden haben. DIe erste Vermutung könnte mit dem Verweis auf die dem ersten Teil der hier publizierten Nachschrift zugeordneten Paragraphen aus der Vorlesung von 18181r9 gestützt werden; die zweite würde dann Halt gewinnen, wenn die Überschriften der Nachschrift mit denen der gedruckten »Grundlinien der Philosophie des Rechts« zusammenfallen würden. Die Erörterung des Problems hat also einerseits den in:er~en ~efund der Nachschrift andererseits die in Homeyers Nachschrift überlieferte Vorlesung von' t818!I9 und die gedruckte .Rechtsphilosophiec zu berücksichtigen. Die späteren Nachschriften zu Hegels Vorlesungen über die Philosophie des Rechts hatte~ sich, .wie diese. Vo.rlesungen selbst, an der publizierten -Rechtsphilosophie- zu ortentreren und kamen somit unter gänzlich anderen Bedingungen zustande. Der hier publizierten Nachschrift ist arn Ende eine sauber geschriebene und genau gegliederte .Inhaltsanzeige- beigegeb~n. Sie w:eicht v~n der Inhaltsangabe der gedruckten -Rechtsphilosophie- auf eme Welse ab, die es ausschließt, daß sie von ihr übernommen sein könnte. So ist vor allem das >I. Kapitel- des -Zweiten Teils- unter den Ti:el »Ha~dlung und Vorsatz« gestellt, während die gedruckte -Rechrsphilosophie-, angemessener, den Titel als»DerVorsatz und die Schuld« formulierthat. . Die Formulierung der Nachschrift entspricht der Sache na~h der, ~Ie sich in Homeyers Nachschrift der Vorlesung von 1818!I9.fmdet. HIer ist sie zwar mit den bestimmten Artikeln ausgestattet: »DIe Handlung und der Vorsatz« (Ilt. 1,283). Aber dieser Unterschied kann sich aus einer Besonderheit in Homeyers Aufnahme des Titels erklären. In emer anderen Nachschrift der früheren Vorlesung könnte der Titel »Handlung und Vorsatz- gelautet haben, so daß sich der N achsc~reiber der hier publizierten Vorlesung an eine solche andere Nachschrift gehalten haben könnte. Dennoch ist die Vermutung auszuscheiden, daß sich Inhaltsanzeige und die im Text auftretenden Titel der hier publizierten Nachschrift aus der übernahme einer Inhaltsübersicht aus einem Manuskript verstehen, das aus Hegels Vorlesung vom vorausgehenden Wintersemester
hervorgegangen ist, und zwar aus der Kombination der folgenden Überlegungen: 1. Es wäre denkbar, daß die Inhaltsanzeige der hier publizierten Vorlesung schon vor der Nachschrift oder doch bald nach ihrem Beginn zur Verfügung stand. Doch dann wäre anzunehmen, daß die im Text selbst auftretenden Titel dem akkuraten Aufbau dieser Inhaltsübersicht sehr nahekommen würden. Das ist aber nicht der Fall. In der An der Niederschrift und auch der terminologischen Form dieser Titel gibt es erhebliche Inkonsistenzen. (Aus dem hier publizierten Text gehen sie nicht allesamt hervor, da er nicht dem Ziel einer diplomatisch getreuen Ausgabe folgt.) Die Unterstreichungen sind sehr unregelmäßig gehandhabt. So sind, um ein Beispiel zu nennen, im Kapitel über die bürgerliche Gesellschaft der Titel des Kapitels und der Abschnitt -c. Die Polizei- ohne Unterstreichung, während die Titel der Abschnitte a, und b. unterstrichen sind. Gewichtiger ist, daß die wörtliche Form der Titel im Text nicht mit den Titeln der -Inhaltsanzeige- durchgängig koinzidiert. Im Text steht »Besitz und Eigentums, wo in der Inhaltsanzeige nur »Das Eigentum- steht, im Text wird »c. Auflösung der Familie überhaupt, Erziehung der Kinder- forrnuliert, wo die Inhaltsanzeige nur »c. Auflösung der Familie« hat. 2. Man könnte, alternativ, meinen, daß die Inhaltsanzeige nachträglich aus einer Quelle übernommen sein könnte, die auf das vorausgehende Wintersemester zurückgeht. Aber dazu ist wiederum die Nähe der Titel im hier publizierten Text zu dem Aufbau der Inhaltsanzeige zu groß. Schon die Verwendung der Nomenklaturen -Teil. und -Kapitek für die Abschnitte, die in der gedruckten -Rechtsphilosophie- .Teil. und -Abschnirt- heißen und die bei Homeyer als -Abreilung- und nach römischen Ziffern geführt sind, stellt eine sehr große Nähe zwischen den Titeln im Text und der Inhaltsanzeige des hier publizierten Manuskriptes her. Und es ist im übrigen auch ohne weiteres möglich, die rigide 5chematik der Inhaltsanzeige aus den im Text selbst auftretenden Titeln abzuleiten. Denn in der InhaItsanzeige wird konsequent als -Kapitel- aufgeführt, was im Text selbst teils diese Bezeichnung, teils nur eine Ziffer aufweist. Und die Abweichungen in der Formulierung der Titel läßt sich ohne weiteres so erklären, daß bei der Abfassung der Inhaltsanzeige verkürzte Formulierungen gewählt wurden, die eine Harmonie zwischen der Länge der verschiedenen gleichgestellten Titel zur Folge haben. Es besteht also kein Grund zu einer anderen Hypothese als der, daß die Inhaltsanzeige nachträglich aus dem Text der Vorlesung selbst gewonnen worden ist.
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3. So bleibt die Möglichkeit, daß während der Nachschrift der Vorlesung oder jedenfalls VOr der Abschrift der Nachschrift eine schriftliche Inhaltsübersicht zur Verfügung stand, die nicht mit der Inhaltsanzeige des Manuskriptes selbst identisch gewesen ist. Daß es sich so verhielt, ist nicht auszuscWießen und sogar wahrscheinlich angesichtsdessen, daß die am Rande aufgeführtenParagraphen aus der Vorlesung von r8r8!I9 kaum aus einem Manuskript übernommen werden konnten, das keinerlei Inhaltsübersicht auswies. Aber der Rückgangauf die Inhaltsübersicht eines anderenManuskriptes ist nicht notwendig, um irgendeinen Gebrauch von Überschriften in dieser Nachschrift zu erklären. Denn die Titel treten im Text nirgendsauf eine Weise auf. die zu der Annahme zwingt, sie seien zu einer Niederschrift nachträglich hinzugefügt worden, welche ohne von Hegel selbst gegebene Hinweise auf die Gliederung des Gedankens und die für sie stehenden Titel erfolgte. Und umgekehrt finden sich solche Titel, die sich am besten aus dem Vortrag Hegels selbst erklären. Ein solcher Fall ist der Titel »ß. Die Regierungsgewalr« (254). Er ist unmittelbar in den Text einbezogen, der im Anschluß an den Titel so fortfährt: »Diese hat das Allgemeine der Gesetze und die Verfassung im Besonderen geltend zu machen ..." (254,4f.). Nimmt man an, daß der Titel nachträglich eingefügt wurde, so wäre der vorauszusetzende Text ohne eindeutigen Sinn. Man müßte dann also zumindest annehmen, daß der Nachschreiber um der Hervorhebung eines Titels willen nachträglich in den Text eingegriffen hat. Dem steht freilich entgegen, daß die hier publizierte Nachschrift einige Titel an Stellen aufführt, welche nicht die für den logischen Aufbau des Gedankens markantesten Einschnitte darstellen. So kann man finden, der eigentliche Ort für den Titel »2. Der Vertrag- sei nicht 81,1, sondern nach 81,7; der für den Titel» I. Kap. Handlung und Vorsatznicht 93,1, sondern nach 93,16. Und man kann insbesondere finden, daß sich die Stellung des Titels »r. Die Familie- (I28) arn leichtesten durch einen nachträglichen Eingriff erklärt (vgl. K 128,13). Denn dieser Titel tritt als Bestandteil einer Übersicht auf, die im fortlaufenden Text gegeben worden ist, aber so, daß er aus diesem Zusammenhang durch die Stellung auf der Seite und die Unterstreichung herausgehoben ist. Der beste logische Ort für diesen Titel wäre der nach 128,25 gewesen. Aber alle diese Abweichungen von der optimalen Lozierung der Titel im Text erfordern und berechtigen nicht die Annahme, daß die Gliederung des Textes nach Titeln und Ziffern überhaupt eine andere
Grundlage als Hegels eigenen Vortrag gehabt hat. Es ist möglich, daß der Hörer, der, wie die beigegebene Konkordanz ausweist, möglicherweise am Semesteranfang einige Stunden versäumte, für die richtige Reproduktion der Titel bei anderen Hörern nachzufragen oder die ihm verfügbare Paragraphenfolge des vorausgehenden Wintersemesters zu konsultieren hatte. In allem Wesentlichen wird er sich aber auf von Hegel selbst in seinem Vortrag gegebene Gliederungshinweise gestützt haben. Das anzunehmen ist allein schon deshalb geboten, weil Hegel ohne mit Sorgfalt gegebene Hinweise gar nicht damit rechnen konnte, daß der Aufbau des Kollegs durchsichtig werden und übersichtlich mitgeschrieben werden konnte. Insbesondere dort, wo die Titel von Teilen des Kollegs zu Titeln von Abschnitten und Unterabschnitten in der richtigen Beziehung zu sehen waren und wo zwei Titel gleichzeitig einzusetzen gewesen sind, war auch im mündlichen Vortrag der Gebrauch von Ziffern und Nomenklaturen praktisch unvermeidbar. Aber auch unabhängig von solchen prinzipiellen, aber allgemeinen Erwägungen wird diese Vermutung aus dem Vergleich mit dem Befund von Homeyers Nachschrift überzeugend. Im Winter 18181r9, dem Semester von Homeyers Nachschrift, diktierte Hegel Paragraphen. Aber die Nomenklatur und die Stellung der Titel in Homeyers Manuskript weisen Schwankungen und Inkonsistenzen von etwa derselben Art auf, die für die hier publizierte Nachschrift charakteristisch sind. So entspricht in Homeyer eine erste und eine zweite ,Abteilung< einem dritten -Theik (Ilt. I, 253, 280, 290). Und der Gebrauch von Ziffern und Zahlwörtern weist ebensolche Schwankungen auf, wie die es sind, die sich in der hier vorgelegten Nachschrift finden und wie sie im übrigen im Fall der Aufnahme von Ziffern aus dem gesprochenen Won zur gleichzeitigen Niederschrift kaum vermeiden lassen. Doch steht aus der Homeyer-Nachschrift fest, daß Hegel in diesem Kolleg zusätzlich zu den Diktaten auf die Vermittlung einer lückenlosen Einteilung des ganzen Gedankens in Ober- und Untergliederungen Wert legte. Denn die Nachschrift weist durchgängig eine solche Einteilung auf, obwohl ihr nirgends, wie im Falle der hier publizierten Nachschrift, eine detaillierte Inhaltsanzeige entspricht. Aus der -Einreilung., die Homeyer am Anfang seines Heftes aufführt (Ilt. r, 235), konnte er die gliedernden Titel seines Textes keinesfalls gewinnen. Es ist anzunehmen, daß Hegel auch dann, wenn er aus guten Gründen darauf verzichtete, Diktate zu geben, an den guten Gründen festhielt, die Gliederung des Werkes sicher zu vermitteln.
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Daß Hegel dafür wirklich Sorge rrug, geht deutlich auch daraus hervor, daß die Nachschrift des fortlaufenden Textes selbst eine Reihe von Übersichten aufweist, die sich zum Teil sogar überschneiden. Auf den Seiten 54 bis 56 enthält er eine »Einteilung«, welche dem in Homeyers Nachschrift, jedenfalls in der Darbietung durch Ilting (Ilt. t, 235), abgesetzten Inhaltsverzeichnis entspricht (auch bei Homeyer hat es den
Titel -Einrheilung«). Sieerscheint in demhierpublizierten Manuskript zu Recht alsTeil des Textes,dasie in Sätzenformuliert istund dasie die Bezeichnungen der Abschnitte zusammen mit Erläuterungen zu deren
Gehalt gibt. Weitere Teilübersichten finden sich: zum abstrakten Recht (69), zur Moralität (9d.), zur Sittlichkeit insgesamt (I28), zur Familie (I29), zur bürgerlichen Gesellschaft {r j r f.), zum Staat (2251.) und zum inneren Staatsrecht (237). Diese Übersichten entsprechen bei der Art, wie die einander folgenden Abschnitte durch Ordnungswörter voneinander unterschieden werden, weder den dann später folgenden Überschriften als solchen noch der am Ende stehenden »Inhaltsanzeige«. Das versteht sich auch daraus, daß diese Übersichten im Text in
fortlaufender Rede gegeben wurden. In solcher Rede liegt es nahe, nicht nur von Titeln und deren Folge, sondern von der Ordnung der Inhalte zu sprechen, also zum Beispiel von einer »ersten Srcfe« statt von einem »ersten Teil« (69) oder von »dem Ersten« statt von »)I.
Kapite]« (9I). Die in den Überschriften gewählten Terme, Zahlen und Buchstaben könnten also nicht einfach aus diesen Teilübersichten abgelesen worden sein. Und ohnedies mußte Hegel, wenn er zu einem Abschnitt gelangte, der nicht der erste nach einer solchen Übersicht war, den Übergang zu diesem Abschnitt markieren und auch in irgendeiner Weise seine Stelle in der Ordnungsfolge bezeichnen, in der er von anderen Abschnitten unterschieden ist. Ob er dabei genau die
gliedernden Terme, Zahlen und Buchstaben selbst gebraucht hat, welche die Nachschrift, beinahe konsistent, benutzt, ist von untergeordneter Bedeutung. Im Zusammenhang der hier anzustellenden Überlegung genügt es, daß Hegels Hinweise ausreichten, in der
Vorlesung selbst oder bald danach, gelegentlich auch mit Hilfe von Zuriickblättern im schon geschriebenen Text, zu diesen Überschriften samt ihren Bezeichnungen zu gelangen.
So ergibt sich diese Schlußfolgerung: Die Inhaltsanzeige des hier publizierten Textes ist von den Titeln der Nachschrift selbst und von
deren Gliederungen abgeleitet (was übrigens auch die Stellung der Anzeige am Ende des Originalmanuskriptes der Nachschrift aufs Einfachste erklärt). Und diese Titel gehen, abgesehen von möglichen
Rückgriffen auf die verfügbare Diktatfolge aus dem vorausgegangenen ~mte~semester, im wesentlichen auf Hegels eigene Angaben zurück, die er m der Vorlesung auf hinreichend eindeutige Weise zu machen hatte.
SONDERKOMMENT AR III
Identität und Idealität im Text der Nachschrift der Vorlesung von 1819120 Die Auftritte dieser beiden Termini führen an vielen Stellen des hier publizierten Textes zu Fragen, die nur im Zusammenhang beantwortet werden können und die deshalb eine besondere Erörterung verlangen. Zunächst ist eine Übersicht über diese Auftritte zu geben. Sie lassen sich in sechs Gruppen gliedern. In Gruppe I (69,25 bis 105,7) erscheint zehnmal -Idealitar- oder -idealisch- in Zusammenhängen, die mit einer Ausnahme (91,24) eine Korrektur in .Identuat- oder -identisch- notwendig oder überwiegend wahrscheinlich machen. - In Gruppe 2 (114,1 bis 161,27) tritt -Identitat- in verschiedenen Zusammenhängen in ausschließlich korrektem Gebrauch auf. - Als Gruppe J kann eine Zwischenphase im Text zwischen Gruppe 2 und 4 gelten, in der sich gelegentlich ein korrekter Gebrauch von -ideell, und -Das Ideellefindet; der Term -ideell- ist aber auch schon auf Seite 55, I und 5 in korrektem Gebrauch. - Zu Gruppe 4 ist dann eine große Anzahl von Stellen zusammenzufassen, an denen durchweg .Identitat- unter Bedingungen auftritt, welche beim Vergleich mit dem gedruckten Werk -Rechtsphilosophiee eine Korrektur in .Idealitat- nahelegen (233,27 bis 252,7). - Ihr folgt eine Gruppe 5, in der ein der gedruckten -Rechtsphilosophie- ganz entsprechender Gebrauch von .Idealitat. vorherrscht (275)'0 bis 279,6); mit der einen Ausnahme von 278,21.- Im Schlußabschnitt über die WeiIgeschichte (Gruppe 6) treten -Identitat- und' -Idealitat- in vereinzeltem und jeweils akzeptablem Gebrauch auf. Der Herausgeber muß erwägen, ob den unvermeidlichen Änderungen in Gruppe I von -Idealitate zu -Identität- entsprechend in Gruppe 4 umgekehrt Änderungen von -Identitat- in -Idealirat. vorzunehmen sind. Und er muß fragen, welche Hypothesen die Geschlossenheil der einzelnen Gruppen in Sachen des Gebrauchs der beiden Terme erklären könnten. Dabei ist, was den Textbefund betrifft, zunächst des weiteren zu berücksichtigen, daß, wie in allen Fassungen der Rechtsphilosophie, auch im hier publizierten Text ein weiterer Terminus Begels in korrektem Gebrauch auftritt: das Prädikat -ideell-, das dem Substantiv
-Idealitar- in einer der Bedeutung von -idealisch- entsprechenden Weise zuzuordnen ist. (Auch von -Idealismus- in einer rein logischen Bedeutung, die dennoch dem umgangssprachlichen Sinn dieses Wortes nahekommt, kann in diesem Zusammenhang die Rede sein; vgl. Rph. § 278.) Der reinen Wortgestalt nach sind die Prädikate -ideell- und -identisch- viel deutlicher voneinander unterschieden als die Substantiva -Idealität- und -Identirät-, was Einfluß auf die Eindeutigkeit beim Gebrauch von Kürzeln und auf die Verläßlichkeil bei ihrer Auflösung haben kann. Es ist notwendig, zunächst etwas über die Bedeutung dieser Terme in Hegels spekulativer Sprache zu sagen. Die Analyse von -Idealitatfindet sich in besonders durchsichtiger und auch für die Rechtsphilosophie verbindlicher Form in der ersten Auflage der»Wissenschaft der Logik- (I. Buch, I. Abschn., Kap. 3, A). In der Bestimmung der -Idealirar. sind die Momente des Seins, das nur -Für-sich-Sein- ist, zusammengefaßt. -Idealita« ist so »verschwindende Trennung«, »sich aufhebendes Andersseine. In allem, auf das die Bestimmung -Idealitatzutrifft, gibt es keine real abgrenzbaren, in irgendeiner Weise auch selbständigen Aspekte oder Bestimmeheiren. Diese Aspekte oder Besrimmrheiten sind insofern nur .ideell-, als sie lediglich in und durch die Selbstbeziehung des Fürsichseins so etwas wie ein Dasein haben. Nur im Zusammenhang des Bestands des Einen, das für sich ist, haben sie ihrerseits überhaupt einen Bestand. In seiner Einheit sind sie so auch unmittelbar aufgehoben. In diesem Sinne sind Vorstellungen in der Seele -ideell-, ohne Dasein außerhalb von deren Fürsichsein, - ebenso die Ziele des Willens, die Ziele nur insofern sind, als der Wille in seinem Fürsichsein sie intendiert. In einer anderen Gebrauchsweise kann aber auch dieser Einheit als solcher, der der Seele oder des Willens also, -Idealirar. zugesprochen werden. Sie ist von der Art, daß Differenzen, die in Beziehung auf sie gelten, überhaupt nur für sie sind. Aber auch Wirkliches, das selbständige Differenzen zuläßt und entwickelt, ist dann ein »Ideelles«, wenn diese Differenzen auf keine Weise »in die Äußerlichkeit und in das Anderssein verlorene sind (ebd.), sondern wesentlich von der Art, daß sie gänzlich »fur« jenes sind, das so als »Ideelles« zu charakterisieren ist. In diesem Sinne sind »Geist, Gott, das Absolute überhaupt, ein Ideelles- (ebd.), und im selben Sinne ist nach der gedruckten .Rechrsphilosophie- ein solches Ideelles auch der Staat. »Identitat« gehört einer anderen "Gruppe spekulativ logischer Begriffe zu, der der »Reflexionsbestirnmungen« (Wissenschaft der Logik, 2.
Buch, I. Abschn., Kap. I, A). In ihnen kommt zum Ausdruck, wie eine Beziehung so beschaffen sein kann, daß ihre Relata ihr Bezogensein auf das jeweils andere Relatum, das sein Gegenstück oder gar Gegenteil ist, sowohl negieren als auch wesentlich einschließen. »Identirar« ist so Nichr-Unterschiedenheir, die aber wesentlich durch die Beziehung auf Unterschied definiert ist. Bloß -formelle. Identität ist die Aufhebung jeden Unterschieds, dann aber auch jeder Bestimmtheit, die sich mittels »Identitat« denken ließe. Dagegen ist »Identitar« in ihrem spekulativ gefaßten Begriff jene Nicht-Unterschiedenheit und wesentliche Einheit, die auch die Unterschiedenen als solche in sich einbegreift. So weist die Familie solche Identität in ihren doch real unterschiedenen Mitgliedern auf, - ebenso die bürgerliche Gesellschaft durch die wesentliche Abhängigkeit der zugleich doch als selbständig gesetzten Bürger voneinander. Wird die Bestimmung der Idealität so gebraucht, daß andere und weiter entwickelte Begriffsbestimmungen nicht vorausgesetzt sind, so läuft sie auf die Aufhebung aller realen Unterschiede hinaus. Identität rein nur für sich gebraucht läßt solche Unterschiede zu, artikuliert aber ihre wesentliche Abhängigkeit voneinander, die sich aus der ihnen zugrunde liegenden Einheit versteht. Die Bestimmung der Idealität kann aber auch dort verwendet werden, wo die Bestimmung der Identität zuvor angemessen hat verwendet werden können. Sie besagt dann, daß die in der Identität aufgehobenen Unterschiede nicht nur an sich oder ihrem Begriffe nach in und aus der Einheit des Identischen sind, sondern daß aus der Weise ihres Unterschiedenseins ihre Unselbständigkeit unmittelbar hervorgeht und dies, daß sie nur in Einem und für dies Eine sind. In diesem Sinne ist das Absolute, das als Geist gedacht wird, Identität und Idealität zumal. Und es ist wenigstens möglich, in der gleichen Weise die Verfassung dessen zu denken, was diesem Absoluten in der realen Welt entspricht: die sittlichen Einheitsformen und insbesondere der politische Staat. Was nun den Gebrauch der beiden spekulativen Termini in der Rechtsphilosophie betrifft, so ist zunächst festzustellen, daß Hegel in dem gedruckten Werk von 1820 und besonders in dessen Theorie des Staates -Idealitat- ausgiebig gebraucht. Der Staat ist zunächst die Idealität der beiden Sphären der Familie und der bürgerlichen Gesellschaft (§ 262) - wie auch schon in Rph. Wannenmann § 69, S. 105 und in einem Zusatz zu § 4)0 der Enz. H (Ilt. I, 18))-, ist dann aber auch die Idealität der Institutionen, in die er sich organisiert (§ 266). Jene Sphären existieren unselbständig in ihm, diese Institutionen bestehen
nicht nur im Staat, sondern sind so verfaßt, daß das ihnen eigentümliche Bestehen wesentlich ein Bewußtsein vom Staate als ihrem Zweck und ihrer Einheit einschließt. Die Unselbständigkeit der Institutionen und die Einheit in der sie ihr Bestehen haben, hat ihre eigene Existenz in der -fürstlichen Gewalt< (§ 276), welche gegen die Verselbständigung des Wirkens der Institutionen steht und die Individualität und Selbstgenügsamkeit des Staates sowohl repräsentiert als her~tellt ..Aber. diese -Idealitat- aller Institutionen wird schließlich auf Ihre eigentlichste Weise verwirklicht im Verhältnis des Staates nach außen: in der Souveränität gegen außen und besonders im Krieg (§ )21, §325). ?ie Bedeutung der negativen Außenbeziehung des Staa:es f~r d~e Definition seiner Idealität ist so groß, daß Hegel für die Einleitung zur Theorie der Verfassung die innere Verfassung als Selbstdiffere?zierung des Staates von der Souveränität nach außen so unterscheidet, daß überhaupt erst im letzteren -die bestehenden Unterschiede- in der inneren Organisation -in ihrer Idealität< gesetzt werden (§ 271). ~m übrigen wird. wie schon angemerkt, in der Einleitung (§ yff.) und I~ Zusammenhang der Theorie des Willens die These entfaltet, daß die Bestimmungen des Willens wesentlich -ideelle. .sind, -. in voller. Entsprechung zu allen Varianten der Rechtsphilosophie. In diesem Gebrauch ist Idealität nicht eine weiter qualifizierende Bestimmung von etwas, dem wesentlich Identität zukommt. Der Wille muß erst dadurch, daß er in sich selbst zum Denken und Sich~selbst-Denken wird und so Objektivität gewinnt, in die Möglichkeit kommen, als reales System zu existieren, das Identität in sei~en Bestimmungen und zugleich Idealität dieser Bestimmungen aufweist. . . Daß Hegel -Idealitat. zur beherrschenden spekulativ-logischen Begriffsbestimmung des Staatsrechts gemacht hat, legt es ~un nah~, .~n Gruppe 4 des hier publizierten Textes, in der .durchgängig. >!dentltat< auftritt, -Idenrirat- auch durchgängig in -Idealität- zu korrigieren. !m Bestand der gedruckten .Rechtsphilosophie- läßt si~h aber auch eme Dominanz des äußeren Staatsrechts gegenüber dem mneren erkennen, welche die -Idealitat- des Staates eigentlich in seiner Außenbeziehung verwirklicht sein läßt. Daraus kann ein Grund dafür gewonnen werden an der Version des hier publizierten Textes festzuhalten, der im inneren Staatsrecht durchgängig -Identitat- gebraucht und im äußeren Staatsrecht (Gruppe 5) ebenso durchgängig -Idealitat- verwendet. . Wendet man sich nun den anderen überlieferten Texten zur Rechtsphilosophie zu, die der Vorlesung von 18I9/z0 und dem gedruckten Werk vorausliegen. so zeigt sich, daß in ihnen der Gebrauch von -Idealitar,
gegenüber dem gedruckten Werk weit weniger ausgeprägt ist. Die Heidelberger Enzyklopädie bestimmt den Staat ganz ohne den Gebrauch von -Idealitat. und unter gelegentlicher Benutzung von -Idenritat- bei der Entwicklung des Verhältnisses zwischen den Interessen des Einzelnen und der Substanz als -absolutefr) Einheit- (§ 432). Noch wichtiger ist der Befund der Homeyer-Nachschrift (Ilt. I, 219ff.). In der Definition des Willens ist zwar gesagt, daß für ihn alle Besonderheit -ideell- gesetzt ist (§ 6, Ilt. I, 242f.; vgl. auch § 114, Ilt. I, 324). Die Theorie des Staatsrechts macht aber ebenfalls von -Idealitätkeinen Gebrauch. Die fürstliche Gewalt wird als das Organ gefaßt, kraft dessen der Staat »ein wirkliches Eins- ist (§ 122, Ilt. I, 33 I). Die Außenbeziehung des Staates wird aus der »unendlichen Beziehung der Individualität auf sich selbst« (§ '30, Ilt. I, 338) gegenüber den »berechrigren und befestigten besonderer Sphären« (a. a. 0.) entwikkelt. Das entspricht der logischen Form der Idealität; der Terminus -Idealitat- bleibt aber außer Gebrauch. Für jeden, der nicht schon in Hegels spekulative Sprache eingeführt ist, der aber über etwas philosophische Bildung verfügt, wird auch die Assoziation von -Einheit- und -Individualitat- mit -Identitat- weit näher liegen als mit dem nur Hegel eigentümlichen, wenngleich bedeutungsträchtigeren Teminus -Idealitat., - Noch in der gedruckten -Rechrsphilosophie- bewahrt der Terminus .Einhei« bei der Auffassung des Wesens des Staates eine von -Idealitate relativ unabhängige Funktion. -Substantielle Einheit- (§ 258) bleibt .Grundbesrimmung. (§ 276) des politischen Staates. Sie muß allerdings »als Idealität seiner Momente« (§ 276) näher bestimmt werden. Doch ist immerhin ein bestimmter Sinn von Einheit, der sich auch als bestimmter Sinn von Identität fassen ließe, in eben dem Sinne, in dem ihn die Homeyer-Nachschrifr kennt, weiterhin Grundlage der Staatsdefinition. und dies ist auch gar nicht anders zu erwarten, soll die Kontinuität der Staatslehre mit der grundlegenden Definition von Sittlichkeit nicht verlorengehen (§§ I42ff.). Die doppelte Idealität des Staates (nach innen und nach außen) ist nur deren höchste Realisierung. So ergibt sich der Befund, daß .ideell- in der Definition der Willensbestimmung gebraucht wird und daß .Idealitat- die innere Einheit des Staates in der äußeren Beziehung auf andere Staaten charakterisiert, noch ehe die -Identitat- des Staates in dem inneren Verhältnis seiner Institutionen gleichfalls konsequent durch deren .Idealirär. näher bestimmt wird. Dies wird nun auch durch die Rph. Wannenmann bestätigt. Sie verwendet .ideell- bei der Charakterisierung der Art der
inneren Einheit alles Subjektiven eher häufiger als die gedruckte .Rechrsphilosophie. (z.B. Rph. Wannenmann §§ 5,9, 64f.) und auch im Umkreis der Charakterisierung der Beziehung des Eigentums zur Person (§§ '5, 25). Schließlich charakterisiert -Idealitat- schon die Außenbeziehung des Staates (§ 160, S. 370), wenn auch auf andere Weise, als die gedruckte -Rechtsphilosophie- die Souveränität gegen außen durch die Idealität des Ganzen des Staates auffaßt (Rph. §§ 320f.). Die innere Staatseinheit wird aber durch Identität gekennzeichnet (§ 123, S. 244); nur ein okkasioneller Gebrauchsfall von -ideell- bei der Verhältnisbestimmung des Staates zum Zwangsrecht (§ 128) antizipiert, aber ohne die Folge definitorischer Festlegung bei der Begriffsbestimmung des Staates, die Bedeutung von -Idealitat- in der Staatsdefinition der gedruckten -Rechtsphilosophie-. In den späteren Nachschriften Hothos und Griesheims ist sowohl beim inneren wie beim äußeren Staatsrecht die Kategorie der -Idealitat- in praktisch derselben Weise gebraucht wie in Hegels gedrucktem Werk. Diese Vorlesungen sind nach Hegels Handbuch gehalten und gehört worden, so daß ein anderer Befund höchst überraschend wäre. Doch finden sich auch in ihnen bei der Definition des Staates Beispiele eines spezifischen und weitgehenden Gebrauchs von -Identitate, so etwa in folgender Passage: »Diesist die zweite Gestalt der Identität, sie ist nicht nur die einfache Form der Gesinnung, sondern die der Organisation, der politischen Verfassung.« (Griesheim-Nachschrift, Ilt. 4, 644.) Faßt man zusammen, so ergibt sich einmal, daß -Idealitat. zwar die gegenüber -Identitat- höhere Präzision bei der begrifflichen Fassung der Staatstheorie hat, daß aber auch -Identität- zusammen mit den nötigen Spezifikationen dieselben Sachverhalte ausdrücken kann; und es ergibt sich zum anderen, daß Hegel zum extensiven Gebrauch von .Idealitar- in seiner Theorie und Vorlesung über das Staatsrecht, durch den die besondere Einheit des in allen seinen Institutionen sich wissenden Vernunftstaates besonders prägnant ausgedrückt wird, nicht vor dem Jahre 1819 gelangt ist. Aus dieser Erörterung kann man also nunmehr ausdrücklich die Folgerung ziehen, daß der gehäufte Auftritt von .Identität- in der hier publizierten Nachschrift an eben den Stellen, an denen nach der gedruckten -Rechtsphilosophie- -Idealirä« zu erwarten wäre, noch keinen zureichenden Grund für eine Konjektur im Text abgibt. Obgleich diese Folgerung nur negativ ist, hat sie Gewicht angesichts der Häufung von Stellen mit -Identitat-, die auf den ersten und zweiten Blick eine Konjektur zu fordern scheinen. Sie rechtfertigt die auch in
diesem besonderen Fall ohnedies allgemein gut begründete Maxime, daß nur im Zusammenhang jeder einzelnen Stelle zu entscheiden ist, ob hinreichender Grund besteht, -Identität- durch .Idealitat- zu ersetzen. Die Kommentare zu Stellen mit -Identitat- in der Gruppe 4, die zweifelhaft erscheinen können oder müssen, nennen auch im einzelnen die Gründe> die dazu geführt haben, an allen diesen Stellen mit nur einer Ausnahme (278,2') von einer Konjektur abzusehen (vgl. K 233,27; 239,8; 24°,17; 242,32; 278,21). Diese Gründe haben verschiedene Grade von Stringenz. In einigen Fällen (239-40), wo Konjekturen besonders nahezuliegen scheinen, erweist sich, daß sie sogar zu Sinnwidrigkeiten führen würden. In anderen Fällen, vor allem auf Seite 233,27, würde man sich zur Konjektur entschließen, wenn nicht der in Frage stehende Auftritt von -Idealität- in einem Umfeld von Auftritten von .Identitat- eine unerwünschte Inkonsistenz geschaffen hätte. Auch die einzige Änderung (278,21) ist nicht etwa unerläßlich; sie wurde am Ende nur vorgenommen um des konsistenten Gebrauchs einer nahezu identischen Wendung im engsten Textzusammenhang willen, also ohne den Anspruch auf Gewißheit über das, was in der Vorlage des Abschreibers wirklich gestanden hat oder stehen sollte. Der Gang der Überlegungen zu allen Stellen mit -Identirat und -Idealitar- im Zusammenhang und der Prüfung jeder der Stellen im einzelnen hat so ein Ergebnis, das ein weiteres Problem aufwirft. Es betrifft die Niederschrift des hier publizierten Manuskripts im ganzen; Es war zu konstatieren, daß der Abschreiber in der ersten Phase der Abschrift viele Male -Idealitat- dort schreibt, wo zwingend -Identitatstehen muß (vgl. K 69,25 und die dort gegebenen Verweise). Der Terminus ist ihm also so geläufig, daß man annehmen kann. er habe von seiner Verwendung geradezu abgebracht werden müssen. Angesichts der sachlichen Notwendigkeit, -Identitat- in den Text zu nehmen. wird man annehmen können, daß die Vorlage für die Niederschrift Kürzel enthielt (wie etwa -Idt.e oder -Idtat.e), die mit beiden Termen aufzulösen waren. Doch hat das Schriftbild der beiden Terme bei eiliger Mitschrift im Kolleg auch so ähnlich sein können, daß Lesefehler auf seiren des Abschreibers im Spiel gewesen sein können. In der folgenden Gruppe 2 hat der Abschreiber dann durchgängig -Identitat- geschrieben, und zwar aller Vermutung nach auch durchgängig korrekt. Und .Identitat- ist auch der einzige von ihm in der wichtigen Gruppe 4 gebrauchte Terminus, dem in der gedruckten
-Rechtsphilosophie- viele Gebrauchsfälle von -Idealitat- entsprechen. Während also am Anfang des Manuskripts .Idealitat- ganz unberechtigt vorherrscht, ist im Hauptteil des Manuskripts -Idenritat. zu ebenso ausschließlicher Vorherrschaft gebracht. Doch damit ist die Entwicklung des Gebra\lchs dieser Termini noch nicht zum Abschluß gekommen: Mit dem Ubergang zum äußeren Staatsrechtsetzt eine Phase der Dominanz von -Idealitat- ein, in welcher der hier publizierte Text zum ersten Mal mit dem Sprachgebrauch in Hegels gedrucktem Handbuch übereinstimmt. Wie läßt sich dieser Befund erklären? Der Herausgeber schlägt eine Kombination von zwei Hypothesen (A,B) vor'. Deren erste ist zwar ziemlich sicher, die zweite aber sehr ungewiß, obgleich sie, träfe sie zu, Aufschluß über ein Detail des allmählichen Aufbaus der logischen Form von Hegels Rechtsphilosophie ergäbe. A) Die Häufung von Stellen mit dem jeweils gleichen Term kann am besten durch einen Verhaltensgrundsatz des Abschreibers erklärt werden: Daß im selben engen Textzusammenhang derselbe Term zu stehen hat. Sie muß auf diese Weise erklärt werden, wo der durchgängig gewählte Term die durchgängig falsche Textgestalt ergeben hat, - also im Falle von Gruppe r. Aber auch in den Gruppen 4 und 5 wird dieser Grundsatz zur Wahl desselben Terms im selben Textzusammenhang geführt haben. Da nun -Idealitar- zunächst vorherrscht und da dieser Term nicht der natürlichen Sprache des Abschreibcrs angehören konnte, muß man annehmen, daß der Abschreiber von seinem Auftraggeber bei einer ersten Verständigung über die Auflösung von Kürzeln den Hinweis auf Auftritte von -Idealitat. im Text der Nachschrift erhalten hatte. (Zu Verständigungen zwischen dem Abschreiber und seinem Auftraggeber vgl. K 67,2' und Sonderkommentar 1.) Der wahrscheinlich zwingende Anlaß zu einer solchen Verständigung ergab sich daraus, daß schon in der einleitenden WiIlenstheorie der Terminus -ideell. verwendet wird, in seinem eigentümlichen Hegelisehen und dem Abschreiber sicher nicht vertrauten Sinne. Der Abschreiber konnte schon bei einer frühen Verständigung auf diese Schwierigkeit hingewiesen worden und durch diesen Hinweis dann zur stereotypen Auflösung auch der Kürzel für Identität im Sinne dieses Hinweises veranlaßt worden sein. Später wird er bemerkt oder erfahren haben, daß oft -Identitar- gewählt werden muß. Und das führte dann zum Wechsel seiner Gewohnheit bei der Auflösung von Kürzeln oder beim Lesen von Wörtern, bei denen undeutlich war, ob -Identitar- oder -Idealitar, zutrifft. In der Schlußphase der Vorlesung und in Gruppe 5
muß dann aber Anlaß gewesen sein, wieder zum durchgängigen Gebrauch von -Idealitat- überzugehen. Er könnte wohl aus einer neuerlichen Verständigung mit dem Auftraggeber erklärt werden. B) Es ist nun aber durchaus möglich, daß dieser letzte Wechsel von -Identitat- zu -Idealitar- wirklich durch einen Wechsel in der Terminologie von HegeIs Vorlesung selbst gedeckt und begründet gewesen ist. Verhielte es sich so, würde dies zu folgern sein: Hegel hat in der Vorlesung von 1819/20 in der Theorie des inneren Staatsrechts ganz so wie 1818119 die Organisation des Staates aus seiner -Einhei« oder -Identitat- begrifflich gefaßt. Er hat aber im Übergang zum äußeren Staatsrecht, in dem auch nach der gedruckten sRechtsphilosophiec die -Idealitar- der Staatsorganisation im eigentlichsten Sinn verw-irklicht wird, auch den Terminus -Idealität- zuerst in Gebrauch genommen. Im gedruckten Werk hätte er dann die Kategorie der Idealität auch in die Theorie des inneren Staatsrechts als Explikationsmittel für die innere Souveränität des Staates übernommen. Und so würde es sich erklären, daß auch das Buch selbst noch Spuren einer Bindung von -Idealitat- an das äußere Staatsrecht erkennen läßt. Das wurde schon durch einen Verweis auf § 27' dargetan; (vgl. oben S. )65). So stellen sich hier also Fragen zur Analyse der begrifflichen Form von HegeIs Rechtsphilosophie und zu deren Entwicklung. Sie weiter zu erörtern bleibt Sache der Forschung.
NACHTRAG
Anmerkungen zum Verhältnis der Vorlesung von 18qlr8 zur Vorlesung von 1819/20 Der Text dieser Edition war schon umbrochen, als bekannt wurde, daß eine Nachschrift von HegeIs Heidelberger Rechtsphilosophie-Vorlesung in den Besitz des Deutschen Literaturarchivs in Marbach gelangt ist. Diese Nachschrift besteht aus 401 Seiten, die in 170 Paragraphen gegliedert sind. Die Paragraphen gingen aus Hegels Diktaten hervor und können somit als authentische Hegeltexte gelten. Die Nachschrift ist vom Hörer der Vorlesung, dem Jurastudenten Wannenmann, eigenhändig aufgrund seiner Notizen ausgearbeitet worden. Ihr folgt (5. 401-422) im selben Band noch die Ausarbeitung der Einleitung zu der ersten Berliner Rechtsphilosophie- Vorlesung Hegels, die zuvor schon durch Homeyer überliefert war (Ilt. I, 227ff.). Offenkundig ist Wannenmann Hegel nach Berlin gefolgt. Ob er die Berliner Vorlesung weiter gehört und in einem anderen Band ausgearbeitet hat oder ob er alsbald nach Heidelberg zurückkehrte, ist nicht bekannt. Die Nachschrift Wannenmanns ist leicht zu entziffern. Sie weist- ganz anders als das hier publizierte Manuskript - nur wenige Passagen auf, die der Konjektur bedürfen. Es ist also damit zu rechnen, daß sie bald publiziert werden kann. Da sie im Besitz einer der bedeutendsten deutschen Bibliotheken ist und da sie zufällig auftauchte, also nicht im Gange der Suchaktion eines Forschers zutage kam, kann sogar mit konkurrierenden Editionen gerechnet werden. Wirklich haben sowohl Karl-Heinz Ilting als auch das Hegel-Archiv in Bochum jeweils eine solche Ausgabe angekündigt.' Seit der Ausgabe der »Grundlinien der Philosophie des Rechts« durch Eduard Gans in der Werkausgabe der Freunde und Schüler Hegels vor bald 150 Jahren ist das Material für unsere Kenntnis von Hegels Rechtsphilosophie nur durch Splitter vermehrt worden. Alle wichtigen Manuskripte und Nachschriften befanden sich seit langem in deutschen öffentlichen Bibliotheken. Daß nach dem Fund der hier veröffentlichI
37°
Ich danke dem Literaturarchiv Marbach für die Genehmigung zur Benutzung und zum Zitieren derNachschriftundwiederumKarl-HeinzIltingund Dr. Meistvom Heget-Archivfür einenGedankenaustausch zu diesemneuen Manuskript.
37 '
ten Nachschrift durch ihren Herausgeber in der Lilly Library so bald schon eine weitere Nachschrift zu einem bisher nicht dokumentierten Kurs Hegels über die Rechtsphilosophie aufgetaucht ist, stellt einen glücklichen Zufall von hoher Unwahrscheinlichkeit dar. Er zeigt auch, wie viel von einer wirklich systematischen Suche nach Hegeldokumenten auch in den europäischen Bibliotheken zu erwarten wäre (vgl. oben S. 12). Für den Herausgeber entstand unabweisbar die Aufgabe, die Nachschrift Wannenmann zu studieren und zu prüfen, inwieweit aus ihr die in der vorliegenden Ausgabe vorgenommenen Konjekturen gestützt oder angezweifelt werden könnten. Gleichzeitig hat er den Anhang der Erläuterungen und Kommentare durch wichtige Hinweise auf den Text der Vorlesung von I8I7h8 in der Nachschrift von Wannenmann ergänzt. Obschon deren Edition noch aussteht, ist damit die vorliegende Ausgabe der Nachschrift von t8t9120 bereits so gehalten, daß sie durch die zu erwartenden Editionen der Vorlesung von 1817!I8 nicht unzulänglich werden kann und daß sie auch in Beziehung auf eine solche Edition zu benutzen ist. Über diese Erklärung hinaus sind im Nachtrag nur noch einige Anmerkungen zu Problemen des Gehalts der Rechtsphilosophie Hegels zu machen, - und zwar zu solchen Fragen, die auch die Verhältnisbestimmung des Heidelberger Vorlesungskurses und der Berliner Kurse zur Rechtsphilosophie betreffen. Sie bleiben auf Hinweise und auf die Probleme eingeschränkt, die auch schon in den Analysen der »Einleitung des Herausgebers- und des »Berichrs zur Edition« Thema gewesen sind. Ausführung und Erörterung der Verhälmisbestimmung und Entwicklungsgeschichte der verschiedenen Varianten der Rechtsphilosophie Hegels werden die Forschung erneut für lange Zeit zu beschäftigen haben. 1. Der Doppelsatz aus Hegels Einleitung zu seiner Vorlesung von 1819120, der sich so gewichtig von dem Doppelsatz der gedruckten Vorrede unterscheidet (vgl. oben S. 13- 17), kann nun in eine Beziehung zu seinem Vorgänger im ersten Rechtsphilosophie-Kolleg von 1817!I8 gebracht werden: Hegel hat nach dem Gespräch, von dem Heine berichtete, als mögliches Äquivalent für den Doppelsatz eine andere Formulierung angeboten, die teils als aufklärend, teils als weniger anstößig als der gedruckte Doppelsatz erscheinen mochte: »Alles, was vernünftig ist, muß sein« (vgl. oben S. 14). Wannenmanns Nachschrift enthält nun gerade diese Formulierung in unterschiedlichem Zusammenhang und über den Text des ganzen Semesters hinweg mehr als
zehnmal. Sie fungiert wie ein metaphysisches Leitmotiv im politiktheoretischen Zusammenhang der Vorlesung: Es ist seine Rolle, die rechtsphilosophische Thesenfolge immer wieder mit der Einsicht zu verknüpfen, daß Wirklichkeit in Vernunft begründet und daß sie somit gegenüber Vernunft nicht widerständig ist. Und diese seine Rolle macht es verständlich, wie der Grundsatz nun, als Doppelsatz formuliert, schließlich zum monumentalen Eingangsmotto der Rechtsphilosophie werden konnte. Schon am Eingang in die Mitte des Ganzen gestellt, brauchte er im Gang des Kurses nicht wiederholt zu werden. In Wannenmanns Nachschrift tritt der ursprünglich von Heine überlieferte Satz nirgends in Doppelform oder mit einem Ansatz zu einer Formulierung in der Doppelform hin auf. Die durch das »mulj« indizierte Notwendigkeit im Dasein des Vernünftigen ist auch nicht durchgängig geschichtstheoretisch gefaßt, also als Ausdruck für die Unwiderstehlichkeit des historischen Ganges des Geistes zur ganzen wirklichen Freiheit, so wie die hier publizierte Vorlesung den Doppelsatz verwendet. Das »muß« kann sich auch aus der Notwendigkeit im Begriffszusammenhang erklären, die von allem Wirklichen von vornherein zu erfüllen ist. Aber auch diese Affirmation der Vernunft in der Wirklichkeit wird nirgends so behauptet und aufgerufen, daß als ihr primärer Zweck die -Rechtfertigung der bestehenden Institutionen gegenüber jedem Denken oder Verlangen auf Fortgang hin erscheinen könnte. Das »muß«, wenn es nicht direkt aus geschichtstheoretischen Intentionen kommt, hat jedenfalls nur die Bedeutung einer Rechtfertigung aus der Ontologie der Idee. Das zeigt sich unter anderem daran, daß das »muß« der Vernunft in HegeIs Formulierungen auch das unbedingte Recht des einzelnen Subjektes zum Gegenstand haben kann; »Die Substanz muß sein, und der einzelne muß sein ... « (§ 69 Anm.). Überhaupt neigt Hegel durchgängig dazu, immer dann, wenn er feststellt, daß das Allgemeine notwendig wirklich werden muß, zugleich auch festzustellen, daß dies aber nur im Bewußtsein oder durch den Einzelnen geschehen könne (§§ 1J2, 136). Im übrigen wird das ontologische Leitmotiv der Vorlesung überwiegend in seiner geschichtstheoretischen Ausprägung aufgenommen: »Der Volksgeist ist die Substanz, was vernünftig ist, muß geschehen, indem überhaupt die Verfassung eine Entwicklung ist ... « (§ 134 Anm.); »weil die Sittlichkeit der Standpunkt der Wahrheit ist, muß sie Existenz haben, muß verwirklicht werden« (§ 69 Anm.). 2. Neben dem Doppelsatz in geschichrstheoretischer Formulierung hinterläßt Hegels Analyse der Dynamik der bürgerlichen Gesellschaft
372
373
.
in der hier publizierten Nachschrift den nachhaltigsten Eindruck (vgl. oben S. 18-2)). Viele der Motive, die in diese Analyse und in ihre Phänomenologie des Rechtes der Subjektivität der Armut eingehen, finden sich auch im Text der Nachschrift von Wannenmann. Sie sind hier aber verstreut und bilden nicht den Zusammenhang aus, aus dem Hegels Vortrag von r819hQ bis zur sachlichen Konsequenz eines Notrechts zum Aufruhr vorgestoßen ist. Das mag sich zum Teil daraus erklären, daß Hege! durch den Wegfall der Diktate Zeit und rhetorisehen Schwung für die Entfaltung eines Zusammenhanges gewann, der in der Diktatfolge nur zur Erläuterung hatte dienen können. Der besonderen Anlage des Vortrags von 18I9/20 verdanken wir also auch eine der gehaltreichsten Analysen zu einem historisch bedeutenden Thema, zu der es auch weiterhin im Werke Hegels kein Pendant gibt. Man kann allerdings mutmaßen, daß Hegel auch vor seinen Studenten gern die Gelegenheit wahrnahm, seine Kraft zur kritischen Diagnose von Weltverhältnissen in Beziehung auf die bürgerliche Gesellschaft zu gebrauchen, die auf dem Gebiet der Theorie des Staates durch die Verteidigung des eigentlich Gegenwärtigen gegen die abstrakten Ideale der vergangenen Revolution gebändigt und stillgestellt war. 3. Die Nachschrift von Wannenmann enthält gleichfalls nicht die ausführliche Kritik des moralischen Bewußtseins (vgl. oben S. I7f.). Auch sie bleibt also ein nur der Nachschrift von I8I91zo eigener Bestand, durch den sie mit den kritischen Überlegungen zu Kants Moraltheorie aus Hegels Jugendzeit verbunden ist. Auf andere Weise ist allerdings das Kolleg von I8I7II8 noch enger an die ursprünglichen Motive von Hege!s Rechtsphilosophie angeschlossen: Die Bezugnahme auf Kantische Fragestellungen und die Darlegung der Notwendigkeit, sie zu übersteigen, ist noch als ein Grundzug im Aufbau der Rechtsphilosophie insgesamt deutlich zu erkennen. 4. In der Theorie der fürstlichen Gewalt (vgl. oben S. 24-26) stimmen die Nachschriften von den Kursen von I8I7h8, I8I8h9 und I8I91zo im wesentlichen miteinander überein. »Man hat viel darüber räsoniert, daß unsere Regenten fast nichts tun als ihren Namen unterschreiben; aber man sieht den Wert dieses Formellen nicht ein« (Rph. Wannenmann § 138). Dennoch muß man sagen, daß die Weise, in der Hegel die Theorie des Staates entfaltet, in Heidelberg einen anderen Ton und Duktus hat, als der es ist, den wir aus allen Nachschriften seiner Berliner Zeit kennen. Hegels Staatsbegriff ist auf der These begründet, daß in der Verfassung der modernen konstitutionellen Monarchie die sittliche Substanz und deren objektive Vernünftigkeit und die Subjekti-
vitar des Einzelnen in eine vollständige Integration kommen. Und dies ist gleichbedeutend damir, daß der Wille in seinem ganzen Umfang Einsicht wird. Diese Einheit konstituiert schon nach Hegels Willenstheorie den Geist als objektiven. Stets hat man es in diesem Sinne zu verstehen, wenn Hegel den Staat als die Wirklichkeit der sittlichen Idee definiert. Aber die Nachschrift Wannenmann betont weit mehr als alle Berliner Nachschriften die ursprüngliche und gleichberechtigte Bedeutung der Einzelheit und des Subjektiven in der Gesamtverfassung des Staates. Auch in ihr tritt Hegel allen Auswirkungen einer Subjektivität entgegen, die sich aus dem substantiellen Zusammenhang von Geist und Institutionsgefüge der Verfassung abscheiden oder in imaginären Theorien lossprechen will. Aber die Subjektivität, welche diese Institutionen mit konstituiert und wissend verwirklicht, hat in dem besonderen Aufbau dieser Institutionen einen jeweils eigentümlichen Ort und Auftrag. So wird (§ 129) die Staatsverfassung von vornherein nach zwei Seiten betrachtet, nach der ihrer »inneren organischen Bestimmungund der von »Zuteilung und ... Anteil der Individuen an (den) allgemeinen Geschäfren«. Dieser Ansatz, der durch die Grundlagen von Hegels Konzeption voll abgedeckt ist, hat Auswirkungen in Hegels Analyse vieler Staatsinstitutionen, - am auffälligsten in der Theorie der gesetzgebenden Gewalt. Hier, wie auch in der Theorie der öffentlichen Meinung, hat man noch nicht zu lesen, daß die Subjektivität in der modernen Verfassung nur ihre Anerkennung und ihr Gewähren zu finden hat. Sie ist vielmehr positiver Grund der Verwirklichung auch im Sinne der Durchsetzung ihrer Vernünftigkeit. So kommt in Hegels Darlegung mehrfach ganz selbstverständlich das Argument auf, daß die Korporationen als Organe der »Selbstverwaltung« bis hin zu ihrer Rolle bei der Konstitution der gesetzgebenden Gewalt die Funktion einer Garantie gegen Beamtenwillkür (§ 145) und dagegen haben, daß der Staar als Regierung zur bloßen Herrschergewalt werde (§ 148). So zeigt sich, daß die These, derzufolge die Individuen kein Recht an den Staat haben, weil sie alle Rechte durch ihn haben (Homeyer Nachschrift, Ilt. I, p8), durchaus mit einer Theorie vereinbar ist, nach der die Verfassung des Staates selber und in sich das Institut von Rechtsgarantien der Verfassungsorgane gegeneinander vorsieht. In der gedruckten -Rechrsphilosophie- wird der Gedanke von Garantien bei der Entfaltung des Staatsbegriffes dem abstrakten Denken angelastet. Und die Bezugnahme auf Kontrollen und Sicherungen, die sich auch in dem gedruckten Werk durchaus findet (Rph. §§ 295> 297) isr so abstrakt gehalten, daß sie das Bild einer politischen
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375
---....,..-
i
Lebenswelt nicht beeinträchtigt, die sich unter der fürstlichen und der regierenden Gewalt harmonisch-konfliktlos entfaltet. Sie scheint die Vernunft der Einzelnen über besondere Institutionen nur noch in sich einzubinden. Deren Vernunft ist so nur die der Einsicht und des tätigen Dienstes, der aus solcher Einsicht folgt, - nicht die der anderen Art von Wirkung, die aus Einsicht in das Vernünftige und seine Wirklichkeit kommt, die aber auch für den kleinen Teil des einzelnen Lebens jeweils und auch über möglichen Widerstand hinweg ins Werk zu setzen bleibt. Es muß wohl angenommen werden, daß eine solche Verschiebung in der Entfaltungsweise von HegeIs politischer Theorie mit dem Wechsel in der politischen Umgebung HegeIs beim Übergang aus dem schon wirklich liberalen badischen Heide!berg in das preußische Berlin in einen Zusammenhang zu bringen ist. Es ist aber wichtig, sich deutlich zu machen, daß diese Verschiebung ohne Veränderung im eigentlichen spekulativ-begrifflichen Fundament von Hegels Theorie zustande kommen konnte. So zeigt sich - wie auch im Fall der Differenzen zwischen der Vorlesung von ,8'9120 und dem gedruckten Werk des gleichen Jahres - erneut, daß das Auditorium und die Rahmenbedingungen von Hege!s Vortrag erheblicheAuswirkungenhatten. Siedürfen nur nicht Anlaß dafür sein, eine Wandlung im theoretischen Gehalt seines Denkens anzunehmen. Über die Gründe für diese Differenz und den weiten Spielraum zu ihrer Ausfüllung bleibt weiter nachzudenken; mehr noch über die Möglichkeit zum Aufbau einer politischen Theorie, die nicht schon mit ihrem Ansatz hinter Hegels Werk und die in ihm erreichte Einheit von ontologischer und politischer Theorie zurückfallen müßte.
KONKORDANZ
Im folgenden werden die Paragraphen der, 82' von Hege! publizierten »Grundlinien der Philosophie des Rechrs« dem fortlaufenden Text der hier veröf~ent.lichten Nachs~h:ift der Vorlesung von 1819120 zugeordnet. Dabei WIrd nur das Minimum der Leistung angestrebt, die eine solche Konkordanz erbringen könnte: Den fortlaufenden Ausführungen des Vorlesungstextes werden nur die wesentlichen Themen und Thesen der Paragraphenvon 1821 und ohne eigene Hervorhebung ihrer Anmerkungen koordiniert. Auf diese Weise wird dreierlei auffällig gemacht: I. I~wlewelt der innere Aufbau der Vorlesung dem des Buch.~s entspricht, 2. an welchen Stellen die Vorlesung weitläufige Ausfuhrungen enthält, die im gedruckten Werk fehlen, J. wo die Nachschnft vermutlich Lücken aufweist. Vor allem aber soll die parallele Benutzung dieser Edition und der von Hegel publizierten Rechtsphilosophie erleichtert werden. Weitergehende sachliche Schlußfolgerungen zum Verhältnis der beiden Varianten der Rechtsphilosophie zueinander könnten nur aus einer voll ausgearbeiteten Konkordanz hergeleitet werden, in der die Formulierungen und die Inhalte der Thesen der beiden Texte im einzelnen aufeinander zu beziehen wären. Sie würde selbst den Umfang eines Buches annehmen, - und eines starken Bandes dann, wenn auch die anderen Nachschriften und Hegels Ausarbeitungen zu seinen Vorlesungen berücksichtigt würden. Die angege~enen.Seiten- und Zeilenzahlen sind die der vorliegenden Ausgabe. D!e. Seltenangabe bezieht sich jeweils auf den Anfang der Passage, der die Ausführung eines der Paragraphenoder seiner Anmerkungen entspricht. Der doppelte Auftritt von Paragraphenzahlen kann SIch durch.em verändertes Arrangement von Paragraphen, etwa durch den .,Auftntt von ~nmerkungen in einem anderen Zusammenhang erklären, - zum Tell aber auch aus einem wiederholenden Überblick den Hege! am Beginn einer neuen Vorlesungsstunde gegeben hat. '
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Grundlinien
Nachschrift der
der Philosophie des Rechts
Vorlesung von I8I9/20 in dieser Ausgabe
Vorrede Einleitung §4 §3 § 33 §2 §5 §6 §8 §9 §7 § 10 §II § '5 § 20 § '9 § 18 § 21 §22 § 33 Erster Teil Das abstrakte Recht §34 § 35 § 36 §37 § 38 § 39 § 40 Erster Abschnitt Das Eigentum §4 ' § 42 § 43 § 44 § 45
46,3-52, 12
Übersicht der Wissenschaft 52, 14
53>3 54, 10
56, 23 58,27 60, 5 60, 15 60, 19 60,22 62, I 62,9 63, I
63, 5 63,25 63,27 64, 12
65, '3 65, 18 Erster Teil Das abstrakte Recht 67, '7 67, 21
67, 25 68, '9 68,24 69, 10 69, 17 I. Kapitel Besitz und Eigentum 7°,21 70, 27 7 3 ', 7 1,9 71, 21
37 8
§ 42 § 43 Anm. § 53 § 47 §57 § 44 § 49 § 50 §jI § 52 A. Besitznahme § 55 § 56 § 58 B. Gebrauch der Sache § 59 § 61 § 62 § 63 § 62 § 64 C. Entäußerung des Eigentums § 65 § 66 § 67 § 68 § 69 § 70 Übergang von Eigentum zum Vertrag § 7' Zweiter Abschnitt Der Vertrag § 72 § 75 § 76 §77 § 78 § 80
72,9 72, 11 72,27
73, 73, 74, 74,
3 '7 16 18
74, 3 1
75, 3 75, 6 75, 9 75, 22
75, 27 75> 3' 76, 5 76,7 76, 14 77, 2 78, 5 78, 12
78, '5 79, I
79,9 79,25 80,9
2. Kapitel Der Vertrag 8I, 2
81, 8 81,25 82, 14 82, 16 82,21
83,9
379
§ 81 Dritter Abschnitt
3. Kapitel Das Unrecht 83,26
Das Unrecht
§ 82 § 83 A. Unbefangenes Unrecht § 85 B. Betrug C. Zwang und Verbrechen § 90 § 9' § 92 § 93 § 96 § 97 § 98 § 99 § 100 § 101 § 102 § 103 Übergang vom Recht in Moralität § 104
84,
84,27
85, 8 85, " 85, '4 85, 16 85, 27 86,} 86,4 86,
I I
87, '3 88,21 89, '5 89,24 Zweiter Teil Die Moralität 91, 3
91, 14 91, 27
92, 3 92, 15
95,
§ 121 § 122 § 123 § 124 § 125 § 126 § 127
96,
§ 128
129 '3 ' '34 '4 8 '35 1}2 '40 '37 '39 '40 Übergang von der Moralität in Sittlichkeit § '4 '
§ § § § § § § § § §
93,
Die Sittlichkeit § '4 2 § '44 § '4 6 § '47
10
93, '7 93,22
3 80
12
100,
9
100, I I 100,
I5
Das Gute und das Gewissen 101, 3
Dritter Abschnitt Das Gute und das Gewissen
Dritter Teil
Kapitel Handlung und Vorsatz 93, 3
I
95,9 2. Kapitel Wohl und Absicht 95,20 95> 25 95,27
3. Kapitel
I.
Erster Abschnitt
Der Vorsalz und die Schuld § "5 § "7
Die Absicht und das Wohl § "9 § 120
12
Die Moralität
§ "3 § "4
94,7
84,7
Zweiter Teil
§ 105/ 7 § 108 § "4 § 108
§ ,,8 Zweiter Abschnitt
§ '52 § '5 '
101, II
rOI, 19 102,
3
1°
3, 27 104, 25
106,3 106, 20
Irr,
3I
112,2
II3, 24
120, 22
Dritter Teil Die Sittlichkeit 122,6 122, 19 12 3,
9 123, 27 124, 13
124, 20
3 8I
§ § § §
146
124, 29
'5°
12
15 6
126, 10
'55
127, I
5, 15
1. Kapitel Die Familie
§ '57
128, 10
§ 182 § 184 § 18 7 § 189 § 18 5 § 188 A. Das System der Bedürfnisse
Erster Abschnitt
a) Die Art des Bedürfnisses
Die Familie § 15 8 § '59 § 160 A. Die Ehe § 161 § 164 § 163 § 176 § 162 § 166 § 167 § 168
und der Befriedigung § '9° § 189 § '9 ' § '9 2 § '93 § '94 § '95 b) Die Art der Arbeit § '9 6 § '97 § 198 c) Das Vermögen § '99 § 200 § 201 § 202 § 2°3 § 206 § 2°3 § 2°4 § 2°5 § 2°7 § 208 B. Die Rechtspflege § 2°9 a) Das Recht als Gesetz § 21 I § 21 5 § 212 § 214
128, 26 129, 12
129, 17
a. Die Ehe 13°,9 IJl, '9 13 2, I4 133,21
134,4 '35, 26 140,7 140, 20
B. Das Vermögen der Familie
b. Eigentum der Familie
§ '7° § '7 ' C. Die Erziehung der Kinder und die Auflösung der Familie § 173 § '74 § '75 § '74 §I75 § 178 § '79 § 180
142, 2
142 , 17 c. Auflösung der Familie 143, 12
143, 14 143, 18 143,20
143, 29 145,
11
146 , 3 146, I I
Übergang der Familie in die
bürgerliche Gesellschaft § 181 Zweiter Abschnitt
Die bürgerliche Gesellschaft § 18)
146, 28
Kapitel Die bürgerliche Gesellschaft 2.
147, 5
'47, '3
148,4 148, 22
'48,27 148, 3° I y r, 27 a. Das System der Bedürfnisse
152, 12 152, 22
'5), '3
'55, 5 '55,9 I5S,21
'55,33
'5 6,4 157, 13 158,25 160, 3 161, 5 161,3 1
163, 16 16 3, 23 16 3, 25 164, '5 166,3 166, 29 167, 12 167, 26 168,
II
b. Die Rechtspflege 169, 27 171, 28
173,3
'73, 2)
b) Das Dasein des Gesetzes
§ 216 § 217 § 218 c) Das Gericht § 219
174,3 175, 28
'76, 26
'7 8,9 '78, 16
§ 220 § 219 § 220
178,
§ 221
179, 17
§ 222 § 223 § 224 § 225 § 226 § 227 § 228
'79, 33
22
'79, 5
ISO, 10
181, 16 182, 5 182, 32 183, 4
184, '3
c. Die Polizei
§ 229 187, 2 C. Die Polizei und Korporation § 230 187, 12 a) Die Polizei
§ 23
' §232 § 233 § 234 § 235 § 236 § 237 § 23 8 § 239 § 24° § 24 ' § 243 § 244 § 245 § 248 § 246 § 247 § 245
189, 7 189,
22
189, 34 19°, 5 190, I I 190, 191, 191, 192,
16 15 29 26
'93, 5 193, I I 193, 16
'94, 196, '98, 198,
16 30 14
33 '99, 5
199, 10
§ 246 § 247 § 249
199, '9 200,3 201, 12
b) Die Korporation
§ 25 I § 212 § 254 § 253 § 25° § 255 § 256
202,
23
2 ° 3, 2 203, 23
IJ 206,8 2°7, I5 207, 17 2 ° 4,
Dritter Abschnitt
3. Kapitel
Der Staat
Der Staat
§ 257 § 25 8
2°9, 3
§ 27°
§ 259
208, 17 21 3, 2 5 225, 23 a. Das innere Staatsrecht
A. Das innere Staatsrecht § 260 § 264 § 268 § 269 § 27 1 I. Innere Verfassung für sich § 272 §273
234, 32
a) Die fürstliche Gewalt
a. Die fürstliche Gewalt
§ 27 8 § 279 § 276 § 277 § 279 § 280 § 281 § 286
238:,20 238, 23
§ 27 8 § 282 § 28 3 § 284 § 28 5
226, I I
226,25 227, 22
228,4 230, I I
230, 20
239, 6 239, I3 239, 29 24 2, 29
245, 8 249, 12 251, 13 25 I, 26
252,3 2 253, 18 253, 27
r b) Die Regierungsgewalt ß. Die Regierungsgewalt 28 § 7 254,4 § 288 254, 12 § 289 254, 23 § 290 256, 16 § 29' 256, 29 § 292 256, 33 § 294 257, 8 § 296 25 8, '3 § 297 258, 20 c) Die gesetzgebende Gewalt y. Die gesetzgebende Gewalt § 298 259,4 § JOD 259, 11 § JOI 259, '9 § 299 261, '7 § 30J 264, 28 § J05 266, I § J06 266, 12 § 307 266, 26 § J08 267, 21 § J 09 268, 4 § 3'0 268,20 § J 12 268, JO § JI4 270, JO § JI5 270, J2 § JI6 27', '7 § J I7 27 ',29 § 318 272,23 § JI9 27J,20 § J20 275, 2 Ir. Die Souveränität gegen außen § J21 275, 26 § J22 276, J § J24 276, 7 § J 25 27 6, 33 § J26 277, 8 § J27 277, 22 § J28 277, 28 b. Das äußere Staatsrecht § 329 278, 21
B. Das äußere Staatsrecht § 330
§J33 § J29 § JJ2 § JJ8 § 34° C. Die Weltgeschichte
278, 27 278, 29 279,7 279, 14 279, 20 279, 3 1 c. Die Weltgeschichte
§ 34 ' § J4 2 § J43 § 344 § 345 § 346
280, I I
§ 347 § 349 § J5 0
28 r, 33
§ J5 I
280, 16 280, 19 281,7 28 I, 12
28 I, 24
283, 8
284, 5
§ J5J
284, 10 284, 12
§ J54 § 34 8 § J55 § J5 6 § 357 § 35 8
285, 285, 285, 28 7, 288, 289,
§ 359 § J60
290, I
I
6 29 4 I 6
290, 23
Stryk 176 Thompson, Bartholomäus '75
PERSONENREGISTER
Orts- und Götternamen sind nicht aufgenommen. Vornamen nur) wenn eine Verwechslung möglich erscheint. Die Schreibweise ist die heute gebräuchliche, nicht norwendig die des Originals. Achill 287 Alexander 102, 285,287 Andromache IJ 6 Antigone r r y, 136, 208 Aristides 99. 102 Aristoteles 51. 126, 210, 287 Blackstone I7I Brutus I I I Caesar 98, 102, Cassius I I I
I Ir,
285
Christus '}}, '94, 222f. Creuzer, Friedrich 165 Crispinus r08 Cromwell 218 Descartes 5I Dionysius 171 f. Euripides IJ6 Feuerbach, Paul Johann Anselm 87
Fichte 82,113,118,145,152, 190, 234
Friedrich der Große 248 Goethe 102, II I, I29 Haller, Car! Ludwig v. '78 Hektor 1}6
Helena
141
Herkules 125 Herodot 48 Horner 48, 114
Jacobi, Friedrich Heinrich 97, II}
Julia 129
Justinian 172 Karrt 69, 87, I04f., 131,279
113, 120,
Kar! I (von England) 218 Kar! der Große 285, 287 Kent 252 Kreon 208
Kyros 285 Lear 252 Lucretia 141 Ludwig XVI 249f. Machiavelli 255f. Montesquieu 175.235 f., 250 Moses 13} Napoleon 172,229,285 Niemeyer I 16 Ödipus 9}f. Orest 117 Pausanias 242
Platon 47f., 51, 132, I49f.) 290 Robespierre 2 I 8 Rousseau 82, 149, 212f. Salomon 219,245 Schelling 28}
Schiller 1} 9 Schlegel, Friedrich II} Shakespeare 129 Smith, Adam I j 8 f. Sokrates 51,110, II3, 120, 125 Solon 261 Sophokles 48, '36, 208 Spinoza 2}4
Thukydides 97 Wieland 1}2