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Schlaf, Kindchen, Schlaf! Mesopotamische Baby-Beschwörungen und -Rituale
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811.411.11 FARBERWA schlafki
687887000001
Schlaf, Kindchen, Schlaf! Mesopotamische Baby-Beschwörungen und -Rituale
MESOPOTAMJAN QVILIl..ATIONS General Editor
Jerrold S. Cooper, lohns Hopkins University Editorial Board
Walter Farber, University of Chicago Jean-Pierre Gregoire, C.N.R.S. Piotr Michalowski, University of Michigan Simo Parpola, University of Helsinki Marvin Powell, Northern Illinois University Jack Sasson, University of North Carolina . Piotr Steinkeller, Harvard University Marten Stol, Free University of Amsterdam Irene Winter, Harvard University
Walter Farber
( 1. The Lamentation over the Destruction of Sumer and Ur Piotr Michalowski
2. Schlaf, Kindchen, schlaf! Mesopotamische Baby-Beschwörungen und -Rituale Walter Farber
Eisenbrauns Winona Lake
1989
Schlaf, Kindchen, schlaf! Dein Vater ist ein Schaf, Deine Mutter ist ein TrampeltierWas kannst Du armes Wurm dafür? Schlaf, Kindchen, schlaf!
Für Gregor, der uns kaum je den Nachtschlaf raubteund so den Ritualen entging.
©
1989 by Eisenbrauns. All rights reserved Printed in the United States of America
Library of Congress Cataloging-in-Publication Data: Schlaf, Kindchen, schlaf!: mesopotamische Baby-Beschwörungen und -Rituale / Walter Farber p. cm.-(Mesopotamian civilizations; 2) Texts in Akkadian (cuneiform and roman) with German translation and commentary. "Glossar zum technischen Vokabular der Rituale": p. Bibliography: p. Includes indexes. ISBN 0-931464-44-7 1. Akkadian language-Texts. 2. Incantations, Assyro-Babylonian. 3. ChildrenIraq-Prayer-books and devotions-Akkadian. I. Farber, Walter, 1947-. H. Series. 1989 PJ3791.S35 492'.1-dcl9 88-8012 CIP
(
Inhaltsverzeichnis Vorwort .... '" ............................................ '" Abkürzungen .................................................
ix xi
Kapitell: Einleitung 1.1 1.2 1.3 1.4
Magie am Kinderbett? .................................... Abgrenzung des Materials ................................. Frühere Bearbeitungen einzelner Texte ...................... Zum Aufbau der Edition ..................................
1 4 6 7
Kapitel 2: Die Textzeugen 2.1 Altbabylonische Kinderbeschwärungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Das Kuyunjik-Kompendium (Textgruppe A) 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4 2.2.5
9
Textvertreter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. Rekonstruktion .................................... Paragrapheneinteilung .............................. Kolophon (Aa) .................................... Synopsis der Texte Aa, Ab und Ac ....................
10 11 13 14 15
2.3 Die spätbabylonische Sammeltafel YOS 11,96 (Text B) ........ 2.4 Teilduplikate zu den Kompendien A und B (Texte c-g) ........ 2.5 Sonstige Texte (h-x) ..................................... 2.6 Liste der bearbeiteten Texte ............................... Index der Museums- und Grabungs-Nummern ............... , Index der früher bereits veröffentlichten Texte . . . . . . . . . . . . . . ..
15 20 23 29 31 32
tapitel3: Bearbeitung der Texte Vorbemerkung .............................................. 33 3.1 Altbabylonische Vorläufer ................................ 34 3.2 Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 1-27) ....................... 40 3.3 Die spätbabylonische Sammeltafel YOS 11,96 (§§ 28-31) ....... 92 3.4 Einzelbeschwörungen und -rituale des Genres LlJ.TUR ljUN.GA (§§ 32-40) ................................ 98 3.5 Magisch-medizinische Rezepte und Beschwörungen zur Abwehr spezifischer Krankheitsgefahren für das Kleinkind (§§ 41-46) .. 116 3.6 Fragmente (Nr. 1-3) ..................................... 130
vii
viii
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 4: Zur Terminologie und Zweckbestimmung der Texte 4.1
Das Wortfeld "Kleinkind, Baby" 4.1.1 LlJ.TUR: V$Vr odederru( m)? ....................... . 132 4.1.2 laV11m, la:J11, lak11 .................................. . 136 4.1.3 Weitere Wörter und Ausdrücke aus dem Wortfeld "Baby, Kind" ................................... . 139
4.2 4.3
Rubrikzeilen, Zweck- und Absichtsangaben Die Beschwörungen
139
4.3.1 Abrakadabra ...................................... 4.3.2 Sumerisch ....................................... . 4.3.3 Zweisprachig (Sumerisch/ Akkadisch) ................ . 4.3.4 Akkadisch ....................................... .
144 146 146 147
Kapitel 5: Die akkadischen Baby-Beruhigungsbeschwörungen 5.1 5.2
Folklore und mündliche Nebentradition .................... . 148 Der Motivschatz 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.2.6 5.2.7
5.3 5.4
Das Einleitungsthema ............................. . Der Anlass zum Weinen: Die Geburt ................. . Das Problem: Die Ruhestörung ...................... . Die Remedur .................................... . Der Erfolg ....................................... . Schlussformeln ................................... . Tabellarische Übersicht der Themen und Motive ....... .
149 151 152 155 158 159 160
Die 'Beruhigungsbeschwörungen' in Transkription ........... . 161 Versuch einer Wertung .................................. . 168
Glossar zum technischen Vokabular der Rituale .................... . 171 Indizes (Sachindex, Namen, Wortindex, Texte) .................... . 176 Tafeln (1-16)
................................................ . 180
Vorwort
Als Rykle Borger vor 13 Jahren in seinem 'Handbuch der Keilschriftliteratur' (Bd. II S. 38) den Hinweis veröffentlichte, dass eine Bearbeitung der dort um Craig, ABRT II Nr. 8 gruppierten Beschwörungstexte durch W. Farber vorgesehen sei, rief das bei mir eine gewisse Überraschung hervor, hatte ich doch zwar (mehr oder weniger zufällig) bereits einige hierhergehörige Fragmente identifiziert und gejoint und mir von den wichtigsten Stücken Photos besorgt, andererseits jedoch eine Edition der Baby-Beschwörungen durchaus noch nicht fest ins Auge gefasst, geschweige denn in Angriff genommen. Borgers Notiz gab dann allerdings den endgültigen Ausschlag, doch brachte es die anfangs zielstrebig vorangetriebene Ausgabe, trotz zeitweiliger fruchtbarer Zusammenarbeit mit 1. L. Finkel (damals Chicago), nicht bis zur Druckreife. Immerhin fand ich noch 1976 Gelegenheit, alle mir bis dahin bekanntgewordenen Londoner Texte unseres Korpus im British Museum neu zu kopieren. Andere dringende Verpflichtungen verhinderten zeitweilig die Weiter arbeit am Projekt, und auch Finkel verzichtete aus Zeitgründen auf die geplante Mitautorschaft, nachdem er sich in London vor einen neuen Aufgabenkreis gestellt sah. Er hat mir jedoch auch noch danach mehrere neue Parallelen namhaft gemacht und mit mir in London die Texte im Detail durchgesprochen; ich schulde ihm hierfür herzlichen Dank. Weitere Aufenthalte im British Museum (1979, 1981 und 1986) erlaubten mir, das Material mehrfach zu überprüfen und auch alle neuidentifizierten Fragmente noch zu kopieren. Aufenthalte in Istanbul und in Berlin (1981) gaben mir Gelegenheit, auch die dort befindlichen Tafeln zu kopieren bzw. kollationieren. Stellvertretend für viele sei mein Dank dafür an Frau Direktor Dr. L. Jakob-Rost (Berlin), Herrn Ko-Kurator V. Donbaz (Istanbul), sowie die Herren Dr. E. Sollberger und C. B. F. Walker (London) gerichtet. Durch die Genehmigung zur Veröffentlichung unpublizierter Materialien verpflichteten mich die Direktion des Vorderasiatischen Museums, die türkische Regierung, die Trustees des British Museum, sowie das Rosicrucian Egyptian Museum, San J ose. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft sei an dieser Stelle für ihre finanzielle Unterstützung aus Anlass meiner Arbeit in London in den Jahren 1976 und 1979, der American Philosophical Society für einen grosszügigen Reisezuschuss zu meinen Aufenthalten in London, Istanbul und Berlin (1981) gedankt. Darüber hinaus ist es mir eine angenehme Pflicht, D. J. Wiseman für die Überlassung seiner noch unpublizierten Kopie des Textes ND 5590, sowie J. A. Black für wichtige Kollationen ebendieser Tafel im Iraq-Museum (Baghdad) ix
x
Vorwort
zu danken. J. J. A. van Dijk und W. W. Hallo machten mir den Text YBC 6151 schon vor seiner inzwischen erfolgten Veröffentlichung zugänglich; Hallo habe ich darüber hinaus dafür zu danken, dass ich die Tafel selbst in Yale mehrfach kollationieren konnte. O. R. Gurney sandte mir noch Anfang 1988 in zuvorkommendster Weise seine Kopie und Bearbeitung von AB 215, deren Publikation im Rahmen der akkadischen literarischen Texte aus Oxford vorgesehen ist, und gestattete mir, die Tafel, soweit dies unter den gegebenen Umständen noch möglich war, schon vor ihrer Veröffentlichung in dieses Buch mit aufzunehmen. Hinweise auf weiteres, meist unveröffentlichtes Material verdanke ich F. Köcher, E. Leichty und-vor allem im frühesten Stadium der Arbeit-R. Borger. Viele andere Fachgenossen, besonders G. Beckman, V. Donbaz, M. GeIler, W. G. Lambert, P. Michalowski und C. B. F. Walker, steuerten Hinweise oder Kollationen bei bzw. halfen mir in verschiedener Weise. Zahlreichen Diskussionen mit meinen Chicagoer Kollegen M. Civil, E. Reiner, M. T. Roth und M. Stolper verdanke ich mehr, als die gelegentlichen Nennungen im Buch erkennen lassen. J. Cooper ermöglichte die Aufnahme des Manuskripts in die von ihm herausgegebene Reihe 'Mesopotamian Civilizations', P. Woods half bei der Vorbereitung der Tafeln für den Druck, und J. Eisenbraun besorgte mit bewährter Sorgfalt den Satz und die Gesamtherstellung; besonderen Dank schulde ich ihm dabei für das Entgegenkommen, mit dem er mir noch fast bis zur letzten Minute Gelegenheit zur Einarbeitung neuen Materials und eben erschienener Literatur gab. Die Hilfe meiner Frau, Gertrud, beim Überprüfen der U mschriften und bei der Aufspürung von Inkonsequenzen des Manuskripts sparte mir viel Zeit und Mühe, und dem Leser manchen Ärger. Was dennoch an sprachlichen und sachlichen Fehlern stehengeblieben ist, stammt ausnahmslos von mir. Chicago, im März 1988 Walter Farber
Abkürzungen
Die Zitierweise richtet sich primär nach R. Borgers 'Handbuch der Keilschriftliteratur' (= HKL, s. besonders die Liste in Bd. II, 1975, S. XI-XXXII); dort noch nicht Verzeichnetes wird nach AHw. Bd. III (1981) S. IXff. abgekürzt. Für einige Titel, die auch dort (noch) nicht genannt sind, verwende ich die im Folgenden gegebenen Abkürzungen bzw. Kurztitel; einige andere nur ein- oder zweimal genannte Werke werden dagegen im Text mit vollen bibliographischen Angaben zitiert. AEPHE = Annuaire, Ecole Pratique des Hautes Etudes (Paris). Arnaud, Emar 6 = D. Arnaud, Recherches au pays d'Astata, Emar 6: Textes sumeriens et accadiens, tome 1-3 (Paris, 1986). BBVO = Berliner Beiträge zum Vorderen Orient. - Bd. 1: Mesopotamien und seine Nachbarn: XXV. RAI (Berlin, 1982). BSA = Bulletin on Sumerian Agriculture, Cambridge (U.K.) 1985ff. van Dijk, Lugal = J. J. A. van Dijk, LUGAL UD ME-LAM- bi NIR-GAL (Bd. I-lI: Leiden, 1983). FinkeI, ijulbazizi = 1. L. FinkeI, ijulbazizi (Diss. Birmingham, 1976). Fs. Henningyr = Al-Bä/:t#" Festschrift für Joseph Henninger zum 70. Geburtstag (St. Augustin bei Bonn, 1976). Fs. Reiner = Language, Literature, and History: Studies presented to E. Reiner (AOS 67,1987). Livingstone MMEW = A. Livingstone, Mystical and Mythological Explanatory Works of Assyrian and Babylonian Scholars (Oxford, 1986). Pedersen, ALCA = O. Pedersen, Archives and Libraries in the City of Assur, Part I-lI (Studia Semitica Upsaliensia 6,8; Uppsala 1985/86). Rausch und Realität = Rausch und Realität: Drogen im Kulturvergleich (Rautenstrauch-Joest-Museum Köln, Hrsg. G. Völger, Köln 1981; Nachdruck in ra-ro-ra Taschenbuch Nr. 34006, Reinbek bei Hamburg 1982). 2 (Taschenbuchausgabe 3) Bände. Reiner, Poetry = E. Reiner, Your Thwarts in Pieces, Your Mooring Rope Cut: Poetry from Babylonia and Assyria (Univ. of Michigan, 1985). Ritner, Mechanics = R. K. Ritner, The Mechanics of Ancient Egyptian Magical Practice (Diss. Univ. of Chicago, 1987). Stol, Zwangerschap = M. Stol, Zwangerschap en Geboorte bij de BabyIoniers en in de Bijbel (MVEOL 23, Leiden 1983). Thomsen, Zauberdiagnose = M.-L. Thomsen, Zauberdiagnose und Schwarze Magie in Mesopotamien (CNI Publications 2, Copenhagen 1987). xi
XIl
Abkürzungen
Tsukimoto, AOAT 216 = A. Tsukimoto, Untersuchungen zur Totenpflege (kispum) im alten Mesopotamien (Kevalaer/Neukirchen-Vluyn 1985). von Weiher, SpTU II = E. von Weiher, Spätbabylonische Texte aus Uruk, Teil II (ADFU 10, Berlin 1983). Wiggermann, BPF = F. A. M. Wiggermann, Babylonian Prophylactic Figures: The Ritual Texts (Acadernische Proefschrift, Amsterdam 1986). YOS 11 = J. van Dijkl A. Goetze/M. 1. Hussey, Early Mesopotamian Incantations and Rituals (New Haven/London, 1985). Zikir Sumim = Assyriological Studies Presented to F. R. Kraus on the Occasion of his Seventieth Birthday (Studia Francisci Scholten Memoriae Dicata, Leiden 1982).
Kapitell
Einleitung
1.1
Magie am Kinderbett?
Wenn wir heute von Beschwörungen und Magie reden, denken wir meist zuerst und unmittelbar an die Praktiken der 'schwarzen Kunst', wie sie vor allem seit dem Mittelalter als (meist illegitimes) Gegenstück zur offiziellen Religion eine oft recht grosse Rolle spielte. Zu akzeptieren, dass eine solche Einschränkung den Gegebenheiten vieler Völker und Kulturen nicht entspricht, macht vielen von uns, aufgeklärten Menschen des 20. Jahrhunderts, noch immer gewisse Schwierigkeiten, obwohl Anthropologie, Ethnologie und Altertumswissenschaft seit langem darauf hinweisen, dass in vielen, auch hochentwickelten Kulturkreisen, einschliesslich des alten Orients, die Magie von der 'offiziellen' Religion nicht getrennt werden kann und darf, wir also mit nicht nach Religion und Magie differenzierten, sondern einheitlich 'magischreligiösen' Vorstellungen rechnen müssen l . Ganz abgesehen davon, dass weder hilflos-wissendes Lächeln noch Naserümpfen über die scheinbare Primitivität einer solchen religiösen Grundhaltung zu besserem Verständnis der betreffenden Kulturen führt, wird klar, dass auf dieser Prämisse ernsthafte Untersuchungen und Interpretationsversuche nicht zum Ziele haben können, das Verhältnis von Magie und Religion zueinander zu klären2 • Vielmehr muss bei der Beschäftigung mit diesen Kulturen die magische Literatur als integrierter Bestandteil der religiösen Sphäre gesehen werden. Es wird dann z.B. unmittelbar verständlich, warum in den Quellentexten zur altmesopotamischen Religion der 'schwarzen Magie', wie sie im Mittelalter gewissermassen als Anti-Religion blühte, fast kein Gewicht zuzukommen scheint. Aber selbst diese Aussage krankt noch an einem grund1 S. dazu zuletzt aus assyriologischer Sicht A. Tsukimoto, AOAT 216, 130 m. Anm. 446, der auch allgemeinere Literatur zitiert. Dagegen geht z. B. V. Haas in seinem an ein breiteres Publikum gerichteten Buch 'Magie und Mythen in Babylonien' (Gifkendorf, 1986) weiterhin von der m. E. falschen Voraussetzung aus, Magie sei selbst kein Religiosum, und könne daher als weitgehend eigenständiges System beschrieben und verstanden werden (vgl. besonders l.c. S. 43!). Gar nicht auf das Problem geht M. L. Thomsen in ihrem Buch 'Zauberdiagnose' ein, dessen Ansatz, das Phänomen der 'schwarzen Magie' separat von anderen magischen Anschauungen zu betrachten, offensichtlich inadäquat ist. Eine hervorragende Darstellung der Gegebenheiten im alten Ägypten, die bei aller Unterschiedlichkeit der Kulturen viel Gemeinsames erkennen lässt, gab jüngst R. K. Ritner, Mechanics (Chicago 1987). 2 Einen in dieser Richtung zielenden und daher schon im Ansatz verfehlten Versuch der Deutung keilschriftlicher Beschwörungstexte stellt der Essay 'Aspekte der babylonischen Beschwörungsliteratur' von E. von Weiher, SpTU n S. 3-14, dar.
1
2
Einleitung
1.1
legenden Missverständnis, da sie den Terminus 'schwarze Magie' verwendet, der als solcher nur als Gegenpol zur 'weissen Magie' sinnvoll scheint. Wie ich selbst bereits früher betont habe (BID S. 220), beruht jedoch für den Bereich des alten Mesopotarnien eine solche Unterscheidung nur auf dem subjektiven Blickwinkel, den uns der jeweilige Text beleuchtet: 'schwarze Magie' oder 'Zauberei' (kispü) ist im Normalfall methodenidentisch mit 'weisser Magie', und was in der einen Situation legitime, "öffentliche" (d.h. mit Rückhalt bei den Göttern angewandte) Praxis ist, kann ohne diesen Rückhalt, "heimlich" und mit böser Absicht durchgeführt, ein andermal als unzweifelhafter Schadenszauber verstanden werden; ja, sogar ein- und dieselbe magische Verrichtung kann dann im Zweifelsfalle von dem, der sie durchführt, als abwehrende oder prophylaktische Handlung, mithin 'weisse Magie', gedacht sein, sich jedoch für eine davon tangierte andere Person als Schadens zauber, und somit 'schwarze Magie', darstellen und auswirken. Die nahtlose Einbindung der Magie in die Religion erklärt dann auch nicht nur so typische und in einem dichotomischen System kaum unterzubringende Erscheinungen wie die Textgattung KA.INIM.MA SU.iL.LA dNN.KAM, für die B. Landsberger (apud W. Kunstmann, LSS NF 2) den seither oft kritisierten 3 , m.E. jedoch den zugrundeliegenden Sachverhalt prägnant treffenden, übersetzenden Terminus 'Gebetsbeschwörung' eingeführt hat. Auch dass wir immer wieder Götter selbst Beschwörungen aussprechen, anwenden oder den Menschen übermitteln sehen; dass ein Begriff wie upsasu "(magische) Tätigkeiten", meist negativ im Sinne von "Machenschaften, Zauberhandlungen" verwendet, gelegentlich auch in positivem Sinn für Handlungen der Götter zum Schutze der Menschen Verwendung finden kann 4 ; dass der Magie-Spezialist (äsipu/masmäsu) häufig zum Tempelpersonal (a./m. brt dNN, "Beschwörungspriester") gehört 5 , während dies z.B. für andere, prima fade vergleichbare Spezialisten wie den Wahrsager (bäru) niemals nachweisbar ist; oder auch dass gewisse magische Riten bis ins Detail mit Handlungen des offiziellen Götterkults übereinstimmen, ohne dass auch nur der Verdacht eines Sakrilegs aufkommen könnte-all dies (und noch vieles mehr) findet eine Erklärung im richtigen Verständnis dieser unauflösbaren Einheit des magisch-religiösen Denkens. Ein weiteres, für den mit Keilschrifttexten befassten Philologen besonders augenfälliges Ergebnis dieser Allgegenwart magischer Aspekte im religiösen Leben der Mesopotamier ist die fast unbegrenzte Breite der Themen, zu denen 'magische' Texte auf uns gekommen sind, sowie auch deren in mehrfacher Hinsicht inhomogener Hintergrund. So wissen wir heute, dass nicht nur sumerische Texte in grosser Zahl, sondern auch viele Beschwörungsformeln 3 Vgl. ausführlich W. R. Mayer, UFBG 7ff., der allerdings auch des öfteren noch 'Religion' und 'Magie' als miteinander nur mühsam vereinbare Gegenpole ansieht (s. vor allem l.c. S. 9 mit dem Klammerzusatz). 4 Vgl. Verf., BID S. 177f; weitere Belege s. AHw. S. 1425. 5 Ob dies die Regel war, womit dann alle in sog. 'Privatritualen' genannten Beschwörer entsprechend als 'im Aussendienst' anzusehen wären, ist m. W. bisher nicht schlüssig zu entscheiden. V gl. für Ägypten jetzt Ritner, Mechanics Kap. 4, 6. Abschnitt: The Identity of the Magician.
1.1
Magie am Kinderbett?
3
aus anderen Sprachen wie Subaräisch/Hurritisch oder Elamisch ihren Weg in das Repertorium mesopotamischer magischer Texte gefunden haben und hier z.T. über Jahrhunderte hinweg, neben Textabschnitten akkadischer und sumerischer Herkunft und mit an deren Rituale völlig angeglichenen Durchführungsbestimmungen versehen, tradiert wurden 6 • Die Tatsache, dass dies geschah, ohne dass eine Kluft entstand, und dass diese ursprünglich fremden und schon zur Zeit ihrer Rezeption wohl meist von den Rezipienten nicht mehr verstandenen Formeln niemals eine eigenständige Sphäre ausgebildet haben, die dann mit der sumero-akkadischen 'offiziellen' Magie in Kontrast getreten wäre 7 , zeigt ebenfalls deutlich, dass eine solche Trennung im Rahmen der religiösen Gegebenheiten eben weder nötig noch möglich war. Das Ergebnis, die nahtlose Einbindung auch dieses aus ganz anderen Kulturschichten stammenden Materials in die Sphäre des mesopotamischen magisch-religiösen Denkens stellt eine bisher m.W. nicht hinreichend gewürdigte Facette der religions~eschichtlichen Entwicklung im Zweistromland dar, die mit der Übernahme und Integration fremder Götter, Kulte, Mythen etc. auf einer Ebene zu vergleichen und zu verstehen ist. Auf diesem Hintergrund stellen nun die in diesem Buch gesammelten Beschwörungen und Rituale zur Beruhigung weinender Babys, zur Heilung kranker Kinder, oder auch nur zu deren Schutz vor unbekannten oder unerkannten Gefahren keineswegs mehr eine aussergewöhnliche, gewissermassen exotische Untergruppe der magischen Texte dar. Es gibt zwischen Wiege und Grab schlicht keinen Bereich, und keinen Zeitpunkt, der eine Hinwendung zu den schützenden Kräften der Magie, des Rituals und der Beschwörungsformel, nicht erlaubt, bzw. im Problemfalle gefordert hätte. Das Weinen eines Babys, störend und im Einzelfall nur allzu oft für die betroffenen Erwachsenen weder erklär- noch behandelbar, ist deswegen sicherlich nicht als 'Besessenheit', dämonischer Einfluss, Ergebnis von Schadenszauber o. ä. aufgefasst worden, beschränkt sich doch die Anwendung magischer Schutz- und Hilfsmassnahmen ja eben nicht auf Exorzismus und Abwehr dunkler Mächte, sondern tritt auch dort in Aktion, wo für uns ein kurzes Gebet oder auch ein Schlafliedchen angemessener erscheinen würde. Die Alltäglichkeit, und meist auch relative Geringfügigkeit der Störungssituation hat dabei sicherlich dazu beigetragen, dass die Gruppe der Baby-Beschwörungen nicht von elaborierten, gelehrt -literarischen, und in langfristiger Verwendung immer wieder ausgefeilten und adaptierten Texten geprägt ist, sondern ein (erst spät als Korpus zusammengefasstes) Sammelsurium meist recht kurzer Formeln blieb. Dass hierbei weniger als bei vielen anderen Genres der magischen Literatur eine Anlehnung an anderweitig bewährte Beschwörungs- und Gebetsformen stattfand, obwohl im Einzelnen durchaus auch in diesen unseren Textchen Hilfe 6 V gl. hierzu zuletzt ausführlich, wenn auch gelegentlich etwas spekulativ, J. J. A. van Dijk, BBVO 1, 97ft. 7 Anders als etwa wiederum die mittelalterliche 'schwarze Kunst', die oft gerade das Unverständliche, Sinnentleerte, Verballhornte zum beliebten Mittel anti-religiöser Magie machte; das wohl bekannteste Beispiel hierfür ist die Umformung von hoc est corpus zu Hokuspokus.
Einleitung
4
1.2
seitens bestimmter Götter gesucht wurde, liegt gewiss ebenfalls auf dieser Linie. Nicht zuletzt dadurch gewährt uns dann allerdings die Untergruppe der akkadischen Beruhigungsbeschwörungen einen ebenso seltenen wie aufschlussreichen Blick in die Methoden der Aus- und Umgestaltung eines bestimmten, begrenzten Motivkreises im Sinne volkstümlicher Gebrauchsdichtung, und die ganze Gruppe der Baby texte bildet gerade durch die ausgeprägte Heterogenität der hier gesammelten Beschwörungsformeln und Ritualanweisungen ein besonders faszinierendes kleines Textkorpus. Es ist wohl nicht nur dem Zufall zuzuschreiben, dass die Formulierung der einzelnen Rituale dieser Textgruppe kaum je die Teilnahme eines professionellen Beschwörers voraussetzt, da wir wohl davon ausgehen können, dass alle diese Formeln letztlich aus dem Fundus des Volksglaubens stammen und über Generationen hinweg ohne grossen rituellen Aufwand Anwendung fanden, wann immer das Schreien eines Neugeborenen zur Sorge Anlass gab oder zur Ruhestörung wurde. Dass die Texte irgendwann trotzdem gesammelt und schriftlich fixiert wurden, deutet dann allerdings darauf hin, dass sie wohl gleichzeitig auch in den Kanon der vom 'Beschwörungspriester' benutzten Fachliteratur aufgenommen wurden, wofür auch ihre Erwähnung im 'Leitfaden der Beschwörungskunst' spricht (s. dazu unten, Kap. 1.2); dieser späte Vorgang der Kanonisierung ist aber nach dem oben Gesagten letztendlich für die religionsgeschichtliche (nicht die literaturhistorische!) Wertung der Texte ohne grosse Bedeutung, da sich durch sie an ihrem längst etablierten Stellenwert im Rahmen der magisch-religiösen Absicherung aller denkbaren Lebenssituationen nichts mehr ändern konnte. 1.2 Abgrenzung des Materials In KAR 44, dem bekannten 'Leitfaden der Beschwörungskunst', findet sich in Z. 15 der Eintrag LlJ.TUR IjUN.GA "(Beschwörungen,) um ein Baby zu beruhigen". Er schliesst dort eine Reihe von magisch-medizinischen Textgruppen ab, die nacheinander. zum Schutze der Schwangeren gegen Frühgeburt (MUNUS.PES4 KES.DA 8), zur Erleichterung einer schwierigen Geburt (MUNUS.LA.RA.AIj), zum Schutze von Mutter und Kind bei der Geburt gegen die Dämonin Lamastu (dDiM.ME), und schliesslich eben zur 'Beruhigung' des Neugeborenen bzw. Säuglings Anwendung finden sollen. Während Z.B. die Beschwörungen gegen Lamastu in Form einer wohlbekannten 'kanonischen' Serie auf uns gekommen sind 9 , vermisste der letzte Bearbeiter von KAR 44, J. Bottero 1o , für U:J.TUR IjUN.GA noch eine geschlossene Textgruppe ('recueil'), auf die sich die Angabe des Leitfadens beziehen könnte. Er macht jedoch gleichzeitig mehrere Einzeltexte namhaft, deren Rubrikzeilen Zugehörigkeit zu einem eigenen Genre LlJ.TUR (IjUN.GA) nahelegen. Etwa gleichzeitig stellte auch R. Borger in HKL III S. 86 zusammen, was er als Baby-Beschwörungen glaubte identifizieren zu können. Vgl. dazu I. L. FinkeI, AfO 27, 41. Vgl. vorläufig W. Farber, RlA 6, 440; meine geplante Neuausgabe der Serie kann hoffentlich bald vorgelegt werden. 10 AEPHE 1974175, 95ff.; zu unserer Textgruppe s. speziell S. 105.
1.2
Abgrenzung des Materials
5
Das seither nochmals beträchtlich angewachsene Material legt nun zwar nahe, in der unten als Kapitel 3.2 rekonstruierten und bearbeiteten Sammlung von mindestens 27 hierhergehörigen Ritualen und Beschwörungen aus Ninive das von Bottero noch vergebens gesuchte 'recueil' zu sehen, auch wenn hierzu bisher keine gen auen Duplikattexte aus Assur, dem Herkunftsort von KAR 44, bekannt geworden sind. Dennoch schien es wenig sinnvoll, diesen Text separat bearbeiten zu wollen, zumal zu einer Reihe von Abschnitten inzwischen Parallelen aus anderen Quellen bekannt geworden sind, die daneben ihrerseits weiteres Material vergleichbaren Inhalts anschliessen. Die sich dadurch dann aufdrängende Frage, nach welchen Kriterien hier die Grenze des Genres gezogen werden sollte, habe ich schliesslich, trotz einiger dadurch unvermeidlicher editionstechnischer Probleme, in möglichst breitem Sinne beantwortet: Die Textedition enthält nunmehr ausser dem Kuyunjik-Kompendium auch alle anderen magischen oder magisch-medizinischen Beschwörungen, Rituale und Rezepte, die aufgrund ihres Inhalts oder nach Aussage von Rubrikzeilen u.ä. speziell zur Beruhigung von Babys und Kleinkindern, und zu ihrem Schutze gegen jedwede Störung durch krankhafte und dämonische Einflüsse gerichtet waren. Die offenbar schon im Altertum für das Genre namengebende Gruppe von "Beschwörungen, um ein Baby zu beruhigen" (jB : KA.INIM.MA LU.TUR IjUN.GA, aB: siptum sa $elJrim nulJlJim) macht dabei nur einen, wenn auch recht bedeutenden, Teil des Gesamtmaterials aus. Das Fehlen spezifisch auf Kleinkinder bezogener medizinisch-therapeutischer Rezepte ist wohl kein Zufall, Pädiatrie als Fachgebiet der Medizin zweifellos noch unbekannt. Hierbei spielt gewiss die Schwierigkeit einer körperteilspezifischen Diagnose beim noch sprachunkundigen Kind eine Hauptrolle. Die auf Babys bezogene 40. Tafel der diagnostischen Omenseriell schliesslich hat nur so geringfügige Berührungspunkte zu unseren Ritualen, dass auf eine Neubearbeitung dieses gut erschlossenen Textes ohne weiteres verzichtet werden konnte. Ebenfalls nicht bearbeitet wurden von mir die folgenden, in der Literatur gelegentlich als Baby-Rituale bezeichneten oder Hinweise auf Babys enthaltenden Texte 12 : a) LKA 114 und STT 72 // 255 sind schon von Borger, HKL III 86 nur als Verweise auf das Genre Namburbi zitiert worden; sie gehören zweifellos dorthin und haben nichts mit Heilung oder Beruhigung von Säuglingen zu tun. b) Problematisch bleibt die Zuordnung von LKA 142, wofür mir ausser der publizierten Kopie noch Photos von V s. und Rs. zur Verfügung standen. Der Text enthält ein sumerisches Gebet an Ninmab (Z. 6-16) und eine akkadisehe Gebetsbeschwörung an [Samas] (Z. 19ff.). Vom Ritual der letzteren sind keine lesbaren Reste erhalten; unleserliche Reste weniger Zeilen in der Mitte der von Köcher nicht kopierten Rückseite der Tafel könnten jedoch evtl. hierhergehören (den Rest der Rs. nimmt ein 5-zeiliger Kolophon ein). In Z. 36 des Samastextes scheint immerhin von einem serru sa? lä namirti die
8
9
R. Labat, TDP 216ff. Zu dem von Bürger HKL III 86 nach 'Bezold ZA 3,249' zitierten Text K 3628+ s. unten, Kap. 2.5.10! 11
12
6
Einleitung
R d 1.3 . e e zu sein. Ebenso ist im Ritual d lesen: ... mim-ma lem-n ' v, es sumenschen Gebetes (Z. 18) wohl z t d U LU.TUR.SE Nu TE [hi?] T t d u ypus es Textes von dem der and -.v '. ro z em ist der Gesamtschieden, dass ich von einer Aufnahm eren hle~ bearbeiteten Rituale so verEs.steht zu hoffen, dass eine auf Auto ~ (etwa m Kapitel 3.5) abgesehen habe. beItung (die auf dem G b h p e der Tafel selbst beruhende Ne b ra ungsp oto b ' d u earS . teIlen weniger Text als das von mir 19asIeren e Kopie in LKA zeigt an vielen ~1 nr: ganz kurz eingesehene Original m Istanbul, A 177) viele der heute Textes lösen könnte. noc un osbar scheinenden Probleme des . c) Hinzuweisen ist auch noch auf E wo nach drei auch anderweitig b k . von WeIher, SpTU H Nr. 9 + 1013 angabe steht: e annten Gebeten an Nusku folgend R't l~ w e IW 29' ~K.AK.BI SAG. DU ZEJj t[ur-a]r SUD ina i [ EN
an-nit ana lzo-b'
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Hierau~ f~lgen, offenbar oh~:I~r::~:]a L~. TUR SES-l~la [. " '" TI -ut(?)] rung, dIe Jedoch ohne Duplik t ~~stn:h, Reste emer weiteren BeschwöKleinkinder enthält der Text a un."t~rshtandhch.bleiben. Weitere Hinweise auf d) S h1' l' . ,SOWeI IC sehe, mcht. . c Iess ICh seI noch der un ubI T ICh der Freundlichkeit F K" h p d' ext A 184 erwähnt, dessen Kenntnis se t I . oc ers ver anke und d . h h para vorzu egen. Es handelt sich dabei u ' . en IC offe, demnächst LU.TUR, also wiederum nicht fü 1 S h m eI? Namburbi-Ritual gegen HUL durch das Kind verursachte Pro~l:~:. c utze em(es) Baby(s), sondern gegen 1.3
14
Frühere Bearbeitungen einzelner Texte
Nur ein Bruchteil des heute bek meist ausserdem mittlerweile lt annBten Textbestandes lag bisher in zu E Eb l' A vera eten earbeitu H k' ngen vor. ier ist VOr allem . e mgs rtikel 'Aus dem T (MA?G 5/IH) zu nennen, wo a:1e~e~ff eI~es dassyrischen Zauberpriesters' ~ch:vorungen zusammengestellt und edier't a e amals bekannten Baby-Bew~rden. Es finden sich dort zwei IsolIerte Fragmente des Ku un'ik-K Thompson AMT 9612, enthaliend §§ 3~~pend1Ums (~raig ABRT H 8 und damals noch unpublizierten Duplikat LK~nd 25), SOWIe KAR 114 mit seinem schloss A. Falkenstein seiner K . d T 143 (§ 32). Im selben Jahr 1931 rend B b' °PIe es extes LKU 32 . k " e ear eltung an (LKU S 5ff . d eIne urz kommentieLamastu- Texten und auf S 1301' (B .), :~ ~r er auc? auf einige Parallelen aus Aa) hinwies. Ich selbst veröffenttZ::t '. ~. 1477; Jetzt Teil von Textvertreter Vorläufertextes BM 122691. IC e In A 71, 60ff. eine Bearbeitung des An neueren Üb t erse zungen einzelner Ab h . . h' selen Ier genannt M St I Z sc mtte aus unserem K § 25) . 0, wangerschap S 90f (V I orpus , sowie die allerdings nur ri a t b' . . or ., § 32 und Teile von B~t Not Heard', Oriental Instifut: ver reItete Notiz von I. 1. FinkeI, 'Seen WIedergabe von Teilen des § 32 ~ew.s and Notes 36 (Oct. 1977), mit der un eIner aus §§ 4 und 25 rekonstruierten 13D' E Ie
rstbearbeitung durch
.
beso~~~~!ü~F~hagml~nt Nr. 10, me{r~~c::~h~~r~~~sS, 56ff., übersieht den Join und ist el er lest das L
ern. ogogramm hier ohne Beg .. d run ung
mar~
(S. 59).
'
1.4
Zum Aufbau der Edition
7
Passage. M. 1. Thomsen bearbeitete kürzlich LKA 9 III 7-17 = § 39 (Thomsen, Zauberdiagnose 67 und 88); schliesslich ist noch zu nennen S. Parpolas Übersetzung des Rituals aus § 42 in AOAT 5/2 (1983),226. Darüber hinaus erschöpft sich die philologische ErschHessungvon Texten unseres Korpus in gelegentlichen Zitaten und der Behandlung einzelner Stellen in der assyriologischen Fachliteratur. I. L. FinkeIs Bearbeitung des Textes K 3628+ CHulbazizi', 266ff.; vgI. im Einzelnen unten, Kap. 2.5.10) verdient hier noch eigene Erwähnung, da jene Tafel u. A. mehrere magisch-medizinische Rituale enthält, die auf Babys bezogen sind und daher auch unten als §§ 15A, 45 und 46 in die Bearbeitung aufgenommen wurden. 1.4
Zum Aufbau der Edition
Bereits ein flüchtiger Blick auf unsere Texte zeigt, dass wir es bei den Baby-Ritualen und -Beschwörungen nicht mit einer in sich geschlossenen, aus Duplikaten verschiedener Herkunft rekonstruierbaren, 'kanonischen' Serie zu tun haben, sondern mit einem recht heterogenen Material, das in ganz unterschiedlichen Textzusammenhängen auf uns gekommen ist. In Ninive (und nur dort?15) sind dann allerdings offenbar die entsprechenden Rituale, zumindest diejenigen primär magischer und weniger magisch-medizinischer Ausprägung, zu einem umfassenden Kompendium vereinigt worden; Reste von wohl drei Exemplaren jeweils dreikolumniger Tafeln von ursprünglich etwa 425 Zeilen Länge, die sich gegenseitig duplizieren, sind bisher identifiziert, doch ist trotzdem eine lückenlose Rekonstruktion des Ergebnisses dieser wohl von Assurbanipals Schreibern geleisteten Sammelarbeit immer noch nicht möglich. Eine weitere, viel kürzere Sammeltafel mit 6 Beschwörungsritualen ausschliesslich unseres Genres stellt YOS 11, 96 dar (wohl Seleukidenzeit, Herkunft nicht mehr feststellbar). Einzelne Abschnitte daraus duplizieren zwar Rituale aus dem genannten Kuyunjik-Kompendium, jedoch nicht in der Weise, dass sich daraus eine beide antike Sammlungen verbindende Tradition rekonstruieren liesse. Weitere Duplikate, wiederum nie mehr als maximal zwei aufeinanderfolgende Abschnitte betreffend, finden sich dann in einer ganzen Anzahl von Exzerpttexten, Mischtafeln zum ad-hoc-Gebrauch des Beschwörers, neben Ritualen gegen Frauenkrankheiten, und auf diversen weiteren magisch-medizinischen Einzeltexten (s. für weitere Details unten bei den Textbeschreibungen, Kap. 2). Alle diese Quellen enthalten dabei auch noch über den Textbestand der Sammeltafeln hinausgehendes relevantes Textmaterial, das entsprechend ebenfalls in die Bearbeitung aufzunehmen war. Um diesen Gegebenheiten Rechnung zu tragen, und um sowohl die Textabfolge der Sammeltafeln, als auch die Eigenständigkeit der Exzerpte und Einzelabschnitte zur Geltung kommen zu lassen, schien es das beste, alle Texte in separat zu bearbeitende Paragraphen aufzugliedern, etwa entsprechend der für Ritualsammlungen dieser Art beispielgebenden Edition der Sa- z i - ga. 15 Zur Mö~lichkeit, ~a~s. ~as Fragment BM .52214 (nB, Sippar?) ursprünglich zu emem Vopduphkat der mmvltlschen TextrezenSIOn gehört haben könnte, vgl. unten, Kap. 2.4.1.
8
Einleitung
1.4
Texte durch R. D. Biggs (TCS 2). Etwas abweichend von diesem Moden gebe ich dabei für jeden Paragraphen eine Partitur-Transliteration aller Textvertreter. Vor allem praktische Gesichtspunkte legten es dann nahe, das jB Korpus nochmals in 5 Hauptabschnitte, allerdings mit durchgehender Paragraphenzählung, zu gliedern. Auf die beiden altbabylonischen Vorläufertexte (Kap. 3.1) folgt, allein schon wegen der Menge des dort vereinigten Materials gewissermassen als zentraler Hauptteil der Bearbeitung, die Rekonstruktion des Kuyunjik-Kompendiums; daran schliesst sich die Bearbeitung der seleukidischen Sammeltafel, sowie eine Sammlung aller bisher nicht aus den beiden antiken Zusammenstellungen bekannter Baby-Beruhigungs-Beschwörungen an. Den Abschluss bilden schliesslich einige stärker medizinisch orientierte Rezepturen zur Abwehr spezifischer Bedrohungen für das Kleinkind (Epilepsie etc.), sowie drei heute noch ganz unzuordenbare Fragmente. Es versteht sich von selbst, dass hierbei Duplikate an der jeweils ersten Stelle mitverwendet werden, an der ein bestimmter Paragraph behandelt wird, und dass diese DuplikatsteIlen später in ihrem jeweils anderen Kontext dann nicht mehr in extenso wiederholt werden. Für alle Einzelheiten sei auch hier auf die allgemeine Textzusammenstellung S. 29ff., sowie auf die Beschreibungen der einzelnen Textvertreter (Kap. 2) verwiesen. Abweichend von der von mir in 'Beschwörungsrituale an IStar und Dumuzi' (BID) praktizierten Editionsweise wurde diesmal von der Beigabe einer gebundenen Transkription aller Texte abgesehen, vor allem im Hinblick auf den oft allzu fragmentarischen Erhaltungszustand unseres Textmaterials. Die Benutzbarkeit einer solchen Transkription wäre dabei so stark eingeschränkt, dass der benötigte Platzaufwand kaum zu rechtfertigen gewesen wäre. Transkriptionen einer in sich geschlossenen Untergruppe, der akkadischen Beruhigungsbeschwörungen im engeren Sinne, finden sich jedoch am Schluss des Buches in Kap. 5.3. Die Transliteration folgt generell den Richtlinien von R. Borgers ABZ; auf eine Auflösung der Logogramme wurde dabei verzichtet, da diese weitgehend dem Standardrepertoire magischer und medizinischer Texte entsprechen, wie dieses ebendort fast komplett berücksichtigt ist. In schwierigeren Einzelfällen ist der Kommentar und das Glossar der Ritualingredienzien (S. 171ff.) zu vergleichen. Abschliessend sei der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass diese Edition einer bisher weniger beachteten Gruppe magischer Texte, die aber durchaus nicht nur gewisse folkloristisch-literarische Reize, sondern auch ein gerütteltes Mass an textimmanenten Problemen aufzuweisen hat, auch andere Fachkollegen und Vertreter von benachbarten Disziplinen zur Auseinandersetzung mit dem Material ermuntern möge. Der Zweck dieser Ausgabe ist dabei vornehmlich, die Texte in zuverlässiger und übersichtlicher Weise zugänglich zu machen. Mögen Nisaba und Asal1ubi gemeinsam dem Vorhaben Erfolg verleihen I
Kapitel 2
Die Textzeugen
2.1
Altbabylonische Kinderbeschwörungen
.. B Z ·t die mit Babys zu tun haben, Erst wenige Beschworunge:. au~ ~ piefIi~ sumerischer Sprache, jedoch sind bisher bekanntgeworden. m. eIS hl YOS 11 84-wenn jedenfalls die fast völlig unverständlichen Inhalts, 1st ~\ I S 48 als [k] a. in im. m a 1§: Rubrikzeile (25) dort mit J.J.A. van IJ , l~rf· N~ch weniger problemad I, h ga kam gelesen wer d e n . 17 26 I n der Rubrikzeile von VS , dU13· U13: a uno . tisch ist dIe Lesung und Auffassu g D ..k BBVO 1 101). die BeschwoI' 'v da . kamb (so... van IJ, " . ka.inim.ma u. tur· se4· h nd völlig unverständlich. Kemer rung selbst ist offenbar hurro-su arrusc u. chen zweisprachigen oder in der beiden Texte zeigt Parallelen zu s~m~:::ten Baby-Beschwörungen der unbekannter ~~rach~ (A~raka~ata) a r~:fig als ungeklärt für unser Thema späteren TradItIOn; SIe mussen a er vo
,~.s
v
ausser Betracht bleiben. h I Vorläufer zu einer ganzen Gruppe von Ein eindeutiger un~.gut er ~ t~ner e en in BM 122691 (W. Farber, ZA g jB "Beruhigungsbeschworungen hegt .gh zudem auch schon durch seine 71, 60ff.),. Rs ..1-12 ~orl. Di~ser T~:s~r si~~erer Vertreter unseres Genr~s zu Rubrikzelle emdeuhg als bIsh~r. 'h h.. (Rs 12). Meiner BearbeItung v - z-zm . erkennen: si-ip-tum sa §e- ehv -.TZh-zm knu-u vNv es hinzuzufügen und wie d er h 0 Ie o habe ich bIS er aum eu . . d des Textes, ., 3.1, weltge . h end nur meine dortige TranshteratIOn un daher unten,a.a.Kap.
t
Übersetzung. .. xt identifizierte kürzlich O. R. Gurney das Als zweiten aB Vorlauferte . I . h 1976 in Augenschein nehmen AB 215 · 0 ford das a s IC es b Täfelchen m x ' .. rzo en und damit fast völlig unles ar war durfte, offenbar noch mit Wachs u { ~ mit Gurneys freundlicher Erlaubnis (vgl. ZA 71,59 Anm. 7). DIe r7Vex~ 2~~n noch im letzten Moment a s or . m ~apitel 3.1 inkorporiert werden2. Die
b
Vs eine solche "für die Augen" (si-ip-tum sa Unserer Beschwörung geht. auf d~ 7· h f Babys und Wöchnerinnen Bez.ug i-ni (-[in F) voran, die zumin?est m Zd ia~~st:-;' exte erinnert: bäb laM ~bä-ma z~a nimmt und dabei an Formuherung~n. ~~ ibä ma serrf-sina uhanniq.-DIe Zwec _ beri lalJr t;ennetam? iSkun bäb w~hda~m 13ff - ist ohne weiterevparallelen nicht mehr bestimmung des folgenden Abschmtts, . s. ., Themenkreis zu tun. Der Gesamterkennbar, hat aber offenbar n~chts :tut. ~nse~~örungen auf einer Tafel bleibt bisher zweck der Zusammenstellung dieser rel esc I
ebenfalls ganz unklar. . k . Manuskript allerdings bereits in die Korrektur 2 Da zu diesem ZeItpun t mem . nschein nehmen doch war Gurney ging konnte ich die Tafel nicht m;hr .self.~t l~~~g~ochmals an m~hreren Stellen zu so f;eundlich, seine exzellente OpIe ur
9
Die Textzeugen
10
2.2
Rubrikzeile der Tafel, ka. in im . ma lu. tur' ir. ses4' ses4' [a. kam(?)], was wohl akkadischem "siptum sa $elJrim bäkfm 3 entspräche, wie auch der Inhalt der Beschwörung machen die Zuordnung des Textes zu unserem Korpus absolut sicher. Die Herkunft der Tafel ist unbekannt; für weitere Einzelheiten sei hier auf Gurneys geplante Publikation der akkadischen literarischen Texte aus Oxford verwiesen, wo die Tafel die Nr. 2 trägt. Schliesslich ist noch hinzuweisen auf den stark zerstörten Text, den F. Thureau-Dangin in RA 36, 15 publiziert hat, und der nach Z. 16 offenbar ebenfalls von Kleinkindern (UJ.TUR) handelt. Viel mehr als dies ist dem Fragment allerdings ohne weitere Parallelen nicht mehr an Sinn abzugewinnen; auf eine 'Bearbeitung' wurde daher verzichtet. Das Kuyunjik-Kompendium (Textgruppe A)
2.2 2.2.1
Textvertreter
Aus Kuyunjik existieren offenbar mindestens drei Exemplare einer umfassenden Sammlung von Baby-Ritualen. Ob dies Material erst hier in Ninive von Assurbanipals Schreibern kompiliert und damit gewissermassen kanonisiert wurde, ist bisher nicht mit Sicherheit zu sagen. Die Nennung eines eigenen Genres UJ.TUR RUN.GA in dem aus Assur stammenden 'Leitfaden der Beschwörungskunst' (KAR 44) scheint allerdings nahezulegen, dass auch dort bereits eine zitierfähige Sammlung von entsprechenden Texten zur Verfügung stand, doch muss diese nicht mit der Kuyunjik -Version identisch gewesen sein. Erhalten geblieben ist davon jedenfalls offenbar nichts. Hinzuweisen bleibt allerdings auch hier nochmals auf den neubabylonischen Textvertreter c (aus Sippar ?), der evtl. als Duplikattext des Kuyunjik-Kompendiums, und damit als Beweis seiner über Ninive hinausreichenden Verbreitung, aufgefasst werden kann (s. Kap. 2.4.1). Die drei Exemplare des Kuyunjik-Kompendiums werden im Folgenden mit der Sigel-Gruppe Aa, Ab und Ac bezeichnet. Am vollständigsten erhalten ist dabei Aa, dessen drei Stücke aus insgesamt 11 Fragmenten wiederhergestellt werden konnte und das heute knapp die Hälfte der ursprünglichen Tafel umfasst. Hier die Formel des Textes 4 : K 6901(F)+1l27S(B)+S 130l(F)+Sl-7-27,l27(F) (+) S 70+206(F)+1l90+1409+ 153S+Rm.2,l50 (+) S 453(F)5.
kollationieren. Die Einarbeitung des Textes erfolgte unter grossem Zeitdruck; ich bin sicher, dass dabei noch Ungereimtheiten stehen blieben bzw. notwendige Querverweise vergessen wurden, und bitte dafür um Nachsicht. 3 Vgl. damit die eben erwähnten Rubrikzeilen von VS 17, 26 (aB) und § 7b, Z. '136f. 4 Eigene Identifikationen und Joins sind im Folgenden durch (F) bezeichnet; (B) = Borger. Nicht gekennzeichnete Textnummern waren bereits identifiziert oder gejoint, als ich das Material erstmalig durchging (1971); die jeweiligen Urheber sind mir im Einzelnen nicht bekannt, doch dürften die meisten Identifizierungen auf F. W. Geers und seine Kopien zurückgehen. 5 Zugehörigkeit sehr wahrscheinlich, aber nicht völlig sicher.
2.2
Das Kuyunjik-Kompendium (Textgruppe A)
11
Frühere Teilveröffentlichungen : Craig ABRT II S (Rm.2,l50), Thompson AMT 21/5 (S 206), und 17/3 (S 453). Kopie: Tafel 1-7.
Von Exemplar Ab sind bis heute 7 Fragmente bekanntgeworden, wobei allerdings nur zwei direkte Joins zu erzielen waren6 • Die Formel des Textvertreters lautet heute: K 5107(B) (+) 6S12 (+) 9171+13372(F)1+DT 251 (+) K 9661(F) (+) 13747(F)8. Frühere Teilveröffentlichung: Thompson AMT 96/2 (DT 251). Kopie: TafeIS-l0.
Das dritte Exemplar aus Ninive, Ac, wird repräsentiert durch BM 121048, veröffentlicht in CT 51, 1939 • Weitere Fragmente dieses Textvertreters sind bisher nicht bekanntgeworden. Der genaue Fundort der Tafel, und damit auch seine Zugehörigkeit zur Palastbibliothek in Ninive, ist nicht mehr auszumachen (vgl. Lambert/Millard, a.a.O. S. 6). 2.2.2 Rekonstruktion Die Rekonstruktion des Kuyunjik-Kompendiums beruht weitgehend auf Exemplar Aa. Leider ist selbst dort keine der ehemals 6 Kolumnen zur Gänze erhalten, so dass eine gewisse Unsicherheit im Ansatz einer durchschnittlichen Zeilenzahl pro Kolumne, und damit natürlich auch des Gesamtumfangs der Tafel, bleibt. Trotzdem lässt sich ein mir recht verlässlich scheinender Näherungswert gewinnen: In Aa Kol.III sind nach abgebrochenem Anfang noch 71 Zeilen erhalten; das dabei von Kol.III nach links oben in Kol.II übergreifende Textstück K 11278 enthält dort nach oben hin noch Reste von drei weiteren Zeilen, die gerade noch erkennen lassen, dass sie den in den beiden letzten Zeilen von Aa KoU beginnenden Textabschnitt abschliessen (vgl. vor allem 120': ... kTam taqabbi, mit II 2': ... [ann]a taqabbTma . .. ). Da es sich bei den auf I 20' folgenden Zeilen nicht um eine volle Beschwörung handelt, sondern nur um eine in das Ritual eingebettete Anrede an Samas, ist davon auszugehen, dass der Passus recht kurz war. Die Zeichenspuren in II l' lassen es recht wahrscheinlich erscheinen, dass wir hier bereits wieder ein Duplikat zu Ac 6' vor uns haben (s. Textbearbeitung, § 5), so dass zwischen I 20' und II l' wohl nur eine einzige Zeile verloren wäre. Trifft dies zu, können wir für Text Aa Kol.lII eine Zeilenzahl von 75 (71 +3+ 1) rekonstruieren. Da allerdings die Identität von Aa II l' und Ac 6' nicht völlig gesichert ist, ist eine noch etwas längere Lücke nicht gänzlich auszuschliessen, doch ist die komplexe 6 Die Fragmente haben alle identischen Duktus; ein zusätzliches Argument für ihre Zusammengehörigkeit ist, dass sie sich, soweit der Tafelrand erhalten ist, mühelos als Teile einer weiteren 3-kolumnigen Tafel mit im Vergleich zu Aa nur geringfügig unterschiedlichen Zeilenzahlen zusammenordnen lassen. 7 Erstidentifikation E. Leichty. 8 Die Zugehörigkeit dieses Fragments zur Tafel Ab ist nicht ganz sicher, vgl. unten Kap. 2.2.3! 9 Erstidentifikation Lambert/Millard, Cat. Sec. Sp!. S. 6.
Die Textzeugen
12
2.2
Gesamtrekonstruktion des Textes insgesamt bei Annahme möglichst kurzer Kolumnen leichter, weswegen ich die Minimalzahl von 75 gleichzeitig für die wahrscheinlichste halte. Ausserdem ist selbstverständlich damit zu rechnen, dass nicht alle 5 durchgehend (ohne Kolophon) beschriebenen Kolumnen exakt dieselbe Zeilenzahl aufwiesen, zumal in Anbetracht der stark variierenden Anzahl von Trennlinien in den verschiedenen Abschnitten. Alles in allem scheint mir jedoch eine durchschnittliche Zeilenzahl von 75 pro Kolumne der Vorderseite des Exemplars Aa so plausibel, dass ich hierauf alle weiteren Berechnungen für die Gesamtrekonstruktion aufbauen zu dürfen glaube. Die Rs. von Tafel Aa war dagegen offenbar um einiges weniger eng beschrieben. Am deutlichsten ist dies in KoI. IV - V zu sehen, wo auf den erhaltenen 17 cm. der Tafel jeweils etwa 45 Zeilen Text gestanden haben, was für die Gesamtlänge von ca. 25 cm. (berechnet wiederum nach Vs. II-III) eine Gesamtzahl von kaum mehr als 66 erschliessen lässt. Der erhaltene Anfang von KoI. VI ist dann allerdings wieder sichtlich enger beschrieben. Leider lässt der fragmentarische Zustand des separaten Fragments S 453 für diese Kolumne keine weitergehenden Berechnungen zu; da zudem nicht einmal auszumachen ist, ob die dort in der linken Kolumne (= VI) erhaltenen Kolophonreste zu Assurbanipals Standardkolophon c oder d gehören (vgl. H. Hunger, AOAT 2 Nr. 319), bleibt auch der Abstand des Fragments zum unteren Rand, und damit die Position der Textreste aus KoI. V innerhalb der Lücke am Ende dieser Kolumne unklar. Wir dürfen demnach wohl etwa mit folgender Textverteilung auf Exemplar Aa rechnen: Kolumne angen.Zeilenzahl/Kol. hypath.Zeilenzählung
I 75 '1_'75
II m N V 75 75 66 66 '76_'150 '151-'225 '226-'291 '292-'357
~
? '358ff.
Exemplar Ab hatte auf der V s. etwas kürzere Kolumnen: KoLI endet dort 6 Zeilen früher als Aa, also etwa in °69; in II beträgt der Unterschied am Kolumnenende 11 Zeilen, d.h. die letzte Zeile entspricht °139. KoLIII dürfte bei Aa III 54' = °208 geendet haben, da auf K 5107, KoI. II, noch 3 Zeilen bis zum Rand fehlen. Wir erhalten also eine Kolumnenlänge von 69-70 Zeilen. Von der Rs. von Ab sind leider nur geringe Reste der KoI. V und VI erhalten, doch lassen sich auch diese mit der für Aa errechneten Zeilenzählung recht gut in Einklang bringen. Voraussetzung ist allerdings, dass in Ab die Rs. nicht wie in Aa weniger eng beschrieben war. Nehmen wir auch für die gänzlich abgebrochene KoI. IV wiederum 68 Zeilen Länge an, ergäbe sich für den Beginn von Ab KoI. V die Zeile °277. Das Fragment K 9171 +, Rs. r.Kol., enthielte dann-nach einer Lücke von 5 Zeilen-Reste der Zz. °282-°289. Von Z. °287 an ist die Rekonstruktion auf grund von Aa und seinem Duplikat g wieder einigermassen gesichert, und die Annahme, dass die Anfänge der letzten Zeilen auf K 9171 +, Rs. r.Kol., zu den in g erhaltenen Enden der Zz. °287 - °289 gehörten, ist nach dem Kontext durchaus denkbar, wenn auch bisher im Einzelnen nicht beweisbar. In KoI.VI schliesslich setzt K 9171 + nach einer Lücke von wohl 9 Zeilen in °358 ein, der Kolumnenbeginn fiele
2.2
Das Kuyunjik-Kompendium (Textgruppe A)
13
somit auf °349. Daraus ergäbe sich für Ab KoI. V eine gegenüber den anderen Kolumnen ganz geringfügig erhöhte Zeilenzahl von 72. Wir erhalten so die folgende rekonstruierte Textverteilung von Exemplar Ab: Kolumne Zeilen/KaI. hypoth.zeilenzählung
I 69 °1_ '69
II III N V 70 69 68 72 '70_ '139 '140-°208 '209-'276 '277-'348
VI ? '349ff.
In Exemplar Ac schliesslich endigt die Vs. (= KoLI) nur zwei Zeilen später als in Aa, d.h. in Z. °77, während die Rs. (= Kol.VI) sieben Zeilen später einsetzt als Aa KoI. VI, d.h. in Z. °364. Wir dürfen daher sicher mit einer dem Exemplar Aa ganz ähnlichen Tafel, deren Kolumnen durchschnittlich 12 Zeilen länger waren, rechnen. Trotz der verbleibenden Unsicherheiten dieser Gesamtrekonstruktion habe ich die danach errechneten Zeilenzahlen der Bearbeitung zugrundegelegt; sie bilden auch die Basis der Lückenberechnungen. Daneben werden jedoch auch für jeden einzelnen Textvertreter dessen Zeilenzahlen (nach der jeweiligen Kopie) mitangegeben. 2.2.3 Paragrapheneinteilung Die Gliederung des Kuyunjik-Kompendiums in 27 Paragraphen erfolgte, wie schon in der Einleitung gesagt, primär aus editionstechnischen Gründen. Im Allgemeinen entspricht dabei die Abfolge "Beschwörung (-Rubrikzeile )Ritual" einem Paragraphen. In ein paar Fällen musste jedoch etwas anders abgeteilt werden. So enthielt § 7 nach Ausweis des dazugehörigen Rubrikvermerks ('136f.) zwei 'sumerische' (d.h. zweisprachige) Beschwörungen, von denen allerdings eine heute gänzlich verloren ist; ich fasse den durch die Rubrik als zusammengehörig gekennzeichneten Passus daher als einen einzigen Paragraphen auf und bezeichne die noch erhaltene Beschwörung als § 7b. Dieser § 7 enthielt ausserdem kein Ritual. § 15 enthält keine Beschwörung, sondern ist eine kurze Folge zweier magischer Rituale, die für denselben Fall alternativ vorgesehen waren. Ähnlich fasse ich in § 18 fünf kurze magisch-medizinische Rezepte ohne Beschwörung zusammen. § 19 enthält, einer einleitenden Beschwörung zugeordnet, drei alternative Rituale. § 20, wiederum eine zweisprachige Beschwörung, besitzt wie § 7 kein eigenes Ritual. Auch in den § § 21ff. war es des öfteren erforderlich, mehrere durch Striche voneinander getrennte Ritualangaben jeweils unter einem Paragraphen zusammenzufassen; zu den Problemen der Textrekonstruktion in diesem Abschnitt s. auch noch sogleich unten. Besondere Schwierigkeiten der Unterteilung ergaben sich zwangsläufig bei grösseren Lücken im erhaltenen Text. So ist meine Zuweisung von K 13747 zu KoLI, und damit seine Bezeichnung als § 1, nicht über jeden Zweifel erhaben; das Fragment passt zwar gut in den dortigen Kontext, doch wäre auch Zugehörigkeit zu KoI. VI, also dem ebenfalls fast völlig zerstörten Ende der Gesamttafel, denkbar, denn dort sind in den §§ 25-26 zwei weitere Beschwörungen zu finden, die thematisch denen von KoI. I sehr nahe stehen.
14
Die Textzeugen
2.2
2.2
Das Kuyunjik-Kompendium (Textgruppe A)
15
2.2.5 Synopsis der Texte Aa, Ab und Ac
Aber auch wenn die Zuweisung des Fragments zu KoLI richtig ist, bleibt noch unsicher, ob in der ca. 36 Zeilen umfassenden Lücke vor dem ersten Einsatz von K 9171 + nur eben dieser eine Paragraph, § 1, zu ergänzen wäre. Bei entsprechender Kürze könnten hier ohne weiteres auch zwei oder gar drei Beschwörungen/Rituale gestanden haben. Ebenso ist in Kol.II in der etwa 30-zeiligen Lücke zwischen °89 und °120 möglicherweise mehr als nur das Ende von § 6 und die Beschwörung 7a (s. oben) zu ergänzen, also etwa ein zusätzlicher § 6b. Einigermassen sicher dürfte die Ergänzung einer Beschwörung für § 17 in den Zeilen °238- °245 sein; Reste eines diese Beschwörung abschliessenden Trennstriches und des darauffolgenden Rituals dazu sind noch erhalten. Die in § 20 klaffende Lücke ist wohl am ehesten als nur diesen einen Paragraphen betreffend aufzufassen; die Länge der Lücke (wenn richtig berechnet) ergäbe mit 11 abgebrochenen Zeilen eine Gesamtlänge der Beschwörung von 9 Doppelzeilen, was sehr plausibel klingt. Schwieriger ist die Frage, ob meine Abtrennung von § 22 als eigenständigem Abschnitt dem Text gerecht wird; die Ähnlichkeiten dieses Passus mit dem Ende des unmittelbar vorangehenden § 21 sind so gross, dass es durchaus möglich erscheint, dass mein § 22 noch direkt (als Alternativ- oder Ergänzungsritual) zu § 21 gerechnet werden sollte. Erst ein vollständigerer Text wird hier wohl Klarheit bringen können. Zu den ebenfalls noch weitgehend unlösbaren Schwierigkeiten der korrekten Rekonstruktion und Abtrennung der darauf folgenden sehr zerstörten Abschnitte (Zz. °316ff.; § § 23-24) s. die Vorbemerkung zu § 24! Ganz unrekonstruierbar bleibt schliesslich auch das Ende des KuyunjikKompendiums. Da die Reste des Kolophons auf S 453, linke Kol., nicht einmal erlauben, die Länge des Kolophons selbst zu bestimmen, bleibt völlig offen, wo in der abschliessenden Lücke dieses Fragment zu plazieren ist, und wie lange entsprechend die Lücke zwischen dem Ende von § 27 und dem Beginn des Kolophons anzusetzen wäre. Ein zusätzlicher Abschnitt (§ 28) ist daher dort keinesfalls auszuschliessen.
Für die Exemplare Aa und Ab vgl. die Umrisszeichnungen auf S. 16-19, die die physische Rekonstruktion der Tafeln, die Paragraphenabfolge, sowie Angaben zur Gesamtzeilenzählung zeigen. Exemplar Ac, das nur aus einem einzigen Fragment besteht, enthält folgende Textabschnitte:
Die Gesamtbearbeitung des Kuyunjik-Kompendiums mit allen Duplikaten findet sich unten, Kapitel 3.2 §§ 1-27. 2.3
Die spätbabylonische Sammeltafel YOS 11, 96 (Text B) Die Tafel YBT 6151 wurde von
J. J. A.
van Dijk als 'Akkadian ritual for
q~ieting children' und Teilduplikat zu Fragmenten des Kuyunjik-Kompen-
dlUms erkannt (YOS 11, S. 15); seine Kopie ist a.a.O. als Nr. 96 veröffentlicht. Kollationen des Textes führten G. Beckman (1982) und ich selbst (1983) durch; hierbei ergaben sich mehrere gegenüber der Erstkopie verbesserte Lesungen. Die Herkunft der kleinen, zwar in voller Länge (28+3 Zeilen) erhaltenen, aber am rechten Rand stärker zerstörten Tafel ist nicht mehr feststellbar. Der Duktus, sowie auch die erst seit Alexander d.Gr. belegbare Doxologie ina amat GN liSlim lO lassen die Tafel mit Sicherheit in die spätbabylonische Periode datieren. Ein zweizeiliger Schreibervermerk, der vom Ende der Rs. auf den oberen Rand übergreift, beschliesst den Text: 29 IM
Inu-ur- d uta- u 1S- lu A+su+sd ll
30 qa -ti
II-dMAS
A+su+Sd
d MAS -[ .. ,
°IR_ d [. ..
. .. ]
. . . )12
Die in der Kopie den Text abschliessende Zeile "31" gehört dagegen als Überschrift an den Beginn der Tafel:
2.2.4 Kolophon (Aa) Nur von Exemplar Aa sind überhaupt Reste des Kolophons erhalten, wenn jedenfalls die von mir angenommene Zugehörigkeit des separaten Fragments S 453 zutrifft. Die erhaltenen Zeichen erlauben nicht mehr festzustellen, zu welchem der Standardtypen der Kolophone Assurbanipals der Text gehörte: Der daraus rekonstruierbare Passus ist sowohl in Kolophon c, als auch in d enthalten (Hunger, AOAT 2 Nr. 319,3-7): [ ... is-ru-ku ]-us / [ ... tup-sa ]r-ru-ti / [ ... mab-r ]i-ia / [ ... i-b ]u-uz-zu [ ... san-ta ]k-ki / [ ... ds-tu]r / [. .. . .. ]
/
Falls Typ c vorliegt, wären entsprechend wohl etwa drei Kolophonzeilen am Beginn abgebrochen, und weitere 6-8 Zeilen müssten danach noch ergänzt werden; für Typ d berechnete sich die Lücke am Anfang auf 1-2 Zeilen, mit wahrscheinlich zwei Zeilen am Ende abgebrochen.
"31" ina
~
a-m[at dAnu/Be[l3 lis-lim].
10 S. hierzu J. Oelsner, Materialien zur babylonischen Gesellschaft und Kultur in hellenistischer Zeit (Assyriologia 7, Budapest 1986), Anm. 779; sowie demnächst CAD S s.v. sali!mu. M. T. Roth bereitet eine umfassende Behandlung des Vermerks vor; ich danke Ihr und J. Oelsner für Hinweise auf seine Verwendung, die offenbar auf Uruk und Babyion konzentriert, aber nicht auf Texte aus diesen beiden Städten beschränkt ist. II Die als A+su+sa gelesene Zeichengruppe besteht hier nur aus 6 eng aneinander geschriebenen senkrechten Keilen, eine auch sonst gelegentlich zu beobachtende Eigentümlichkeit der spB Schrift, die jedoch keine sicheren Rückschlüsse auf den Herkunftsort der Tafel erlaubt (Hinweis M. Stolper). 12 Die im Kolophon genannten Personen, Nür- Uta~ulu S.d. Arad-[ . .. ] und NaoidNinurta S.d. Ninurta-[ . .. ], kann ich sonst nicht nachweisen. . 13 Nur ~enntnis des Herkunftsortes liesse eine Entscheidung zu, welcher GN hier emzusetzen 1St.
16
2.2
Die Textzeugen
2.2
Das Kuyunjik-Kompendium (Textgruppe A)
17
Text Aa : K 6901 etc., Vs. (Schema)
r- - -- - - - - - - - - - - - - - - - - -1-
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I
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Rm.2,150
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§ 16
-S 1409
(§ 1)
I § 17
I I L ___________ J
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I
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I
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§ 26
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I
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§23
[§ 7a]
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1- - - - - - - - - - - -I ( § 21) IL ____________________ I (§ 25) I ________ _• I t I ~
§ 16
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Abbildung 1
§ 20
§24
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§ 15
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Kolophon
Rm.2,150
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I
I
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I
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I
I
I
I I
Text Aa : K 6901 etc., Rs. (Schema) - - - .. -. - ........ .,
Abbildung 2
18
2.2
Die Textzeugen
2.2
Text Ab : K 5107etc., Rs. (Schema)
Text Ab: K 5107 etc., Vs. (Schema)
r---------~-------i
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I
I
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I
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(§ 15)
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[§ 7a]
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(§14)
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I
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§20
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I
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•
I
(§8)
I
§1
19
Das Kuyunjik-Kompendium (Textgruppe A)
(§ 12)
(§ 27)
[?]
(§ 18)
i
I I
I I
(§ 19)
?
§ 13
(§ 24)
v
§ 14
t ~
JI ________ JI II
= °70_ °139
Abbildung 3
III = °140- °208
(§ 20)
[Kolophon]
I I I I I
I
L. ... ___ ...J• I .. ___ ... ___ ......... I _ ............. _. ________ I VI
= "349ff.
V = °277-°348
Abbildung 4
IV
= °209- °276
Die Textzeugen
20
2.4
Synopsis des Textes: Z. "31" Zz. 1-3 Zz.3-13 Zz.14-28 Zz. 29-30 2.4 2.4.1
einleitende Doxologie. = § 28, s. Kap. 3.3. 11 §§ 3-4 des Kuyunjik-Kompendiums, Bearbeitung dort (Kap. 3.2). = §§ 29-31, s. Kap. 3.3. Kolophon/Schreibervermerk.
Teilduplikate zu den Kompendien A und B BM 52214 (Sigle c)
Kleines Fragment einer mehrkolumnigen Tafel, 1985 von 1. L. Finkel identifiziert; nB Schrift, wahrscheinlich aus Sippar. Die linke Kolumne dupliziert dieselben §§ 3 und 4 des Kuyunjik-Kompendiums, die ausserdem auch in der nB Sammlung B enthalten sind. Die kümmerlichen Rexte der rechten Kolumne sind bisher nicht sicher identifizierbar. Wenn wir allerdings annehmen, dass unser Text c ein Fragment eines babylonischen, ebenfalls 6-kolumnigen Vollduplikats des Kuyunjik-Kompendiums sei (zu den damit verbundenen Problemen vgI. allerdings schon oben, Kap. 2.2.1!), scheint es nicht unwahrscheinlich, dass Text c, rechte KoI. Zz. 1'-5' das Ende des sonst bisher nicht erhaltenen § 7a darstellen und ibo 6' -7' die ersten zwei Zeilen von § 7b duplizieren. Eine (notwendigerweise grobe) Abschätzung der Raumverhältnisse brächte dabei die erhaltenen Zeilenanfänge etwa in eine Position zwischen Z. °HO und °125, also genau an die hierbei zu erwartende Stelle. Etwas problematisch bleibt hierbei allerdings, dass die rechte Kolumne von c offenbar keine eingerückten Zeilen aufweist, wie sie für einen zweisprachigen Passus zu erwarten wären (eine direkte Aussage über die verwendete Sprache ist nach den geringen Resten nicht möglich); weiterhin stünde die Existenz einer eigenen Rubrikzeile für § 7a (Z. 5') zum Befund der Kuyunjik-Texte im Widerspruch, wo offenbar für die §§ 7a und 7b nur eine gemeinsame solche (Z. °136f., auf § 7b folgend) vorhanden war. In Anbetracht dieser Unsicherheiten schien es daher besser, den Text nicht ohne Weiteres als babylonisches Vollduplikat des Kompendiums einzuordnen, sondern ihm eine getrennte Sigle c zuzuweisen. Die Kopie des Textes findet sich auf Taf. 10; die linke Kolumne ist als Duplikat der § § 3 und 4 bearbeitet, für die rechte KoI. S. unten nach § 6! 2.4.2
ND 5590 (Sigle d)
Der Text entstammt den britischen Grabungen in Nimrud. Eine vorläufige Kopie von D. J. Wiseman wurde 1983 für mich von J. A. Black in Baghdad kollationiert. Beiden Kollegen, denen gemeinsam die endgültige Publikation des Textes obliegt, gilt mein Dank für die Genehmigung, den Text bereits jetzt in Umschrift bekanntzugeben. ND 5590 ist ein Bruchstück einer Sammeltafel, die jedoch nicht ausschliesslich Baby-Rituale enthielt. Die minimalen Reste in KoI. I sind nicht mehr identifizierbar (Ritual). KoI. II enthält, nach hoffnungslos zerstörtem Beginn,
2.4
Teilduplikate zu den Kompendien A und B
21
ein Beschwörungsritual an Ninmal]., offenbar zur Förderung der Fruchtbarkeit (Z. 13: ana märz ana surse). Rs. I enthält dann Baby-Rituale, von denen zwei Abschnitte als Duplikate der anderen Kompendia erkennbar sind: Zz. 10'-21' duplizieren § 28 (in einer gegenüber Text B beträchtlich erweiterten Fassung); 22' -33' 1/ § 5. Das diesen beiden Passagen vorausgehende, sehr fragmentarische Stück l' -9' ist unten als § 35 (Kap. 3.4.4) separat bearbeitet. Die linke Kolumne der Rs. ist, soweit erhalten, unbeschrieben. 2.4.3
LKU 32 (Sigle e)
Fragment einer Sammeltafel mit wohl ausschliesslich auf Kleinkinder bezogenem Inhalt, kollationiert 1981. Der abgebrochene Beginn lässt sich heute mit Hilfe zweier Duplikate aus Sultantepe (STT 57 und 58) rekonstruieren und als Ritual zur Heilung eines epileptischen Kleinkinds erweisen. Der Passus, Zz. 1-11, ist unten als § § 42-43 bearbeitet. Darauf folgt ohne Überleitung eine an Lamastu gerichtete Beschwörung samt Ritual (Zz. 12-20), die jedoch in einem der beiden hierzu erhaltenen weiteren Duplikate (k) als zum Genre UJ.TUR IjUN.GA gehörig definiert ist und daher von mir hier ebenfalls-mit allen Duplikaten-bearbeitet wurde (§ 34)14. Nach einer Lücke von unbestimmbarer Länge setzt die Rs. ein, deren Text verschiedene Paragraphen des Kuyunjik -Kompendiums dupliziert: 1'-3' stellen offenbar eine nur geringfügig abweichende Version von § H dar und sind daher dort als § llA angeschlossen. 4' -12' 11 § 16; 13'-18' 11 § 19 (s. jeweils dort). Zwei auf dem Tafelrand nachgetragene Zeilen gehören zu § 15. Der Rest der Tafel ist verloren. 2.4.4 SpTU I48 (Sigle f) W 22307/33 gehört zu einem grösseren Sammelfund von über 80 Tafeln, die offenbar weitgehend zur Bibliothek des Anu-ik~ur in Uruk gehört haben l5 . Für unseren Text geht dies auch direkt aus dem Kolophon hervor, der die Tafel dem Samas-iddin, also dem Vater des Anu-ik~ur, zuweist l6 . Die Tafel enthält auf der Vs. ein Duplikat zu unserem § 13, doch bricht der Text leider noch im zugehörigen Ritual ab, so dass über den weiteren Kontext keine Aussage mehr möglich ist. Nach einem Textbruch unbestimmter Länge (wegen des Formats des erhaltenen Fragments ist jedoch wahrscheinlich mit recht grossem Textverlust zu rechnen) finden sich auf der Rs. (1'-2') zuerst Reste eines Rituals gegen [LUGAL.U]R.RA I7 und AN.TA.[S]UB.B[A], die ich nicht mit Bekanntem verbinden kann; darauf folgt ein 4-zeiliges Rezept gegen Zauberei (ana mm USll'[Z]U DU.A.BI), ebenfalls ohne mir bekannte Duplikate. Interessant ist, dass der Kolophon (Rs. 7') den Text als zur Serie summa amelu 14 Diese Beschwörung ist nicht in die kanonische Sammlung der Lamastu-Serie inkorporiert gewesen; sie wird in meiner Ausgabe der Lamastu-Texte im Kontext nichtkanonischer Einzelbeschwörungen nochmals behandelt werden. 15 S. H. Hunger, SpTU I S. 11ff. 16 Bearbeitung des Kolophons SpTU I S. 58; vgl. auch ibo 11. 17 Oder ist hier eher [SU.DINC]IR.RA zu lesen?
Die Textzeugen
22
2.4
mubbasu umma uka[l8 gehörig ausweist; sonstige Berührungspunkte zwischen
LKA 9 (Sigle g)
LKA 9 (A 37 = Ass. 13955gc19 ) ist ein Textvertreter, der sich nicht leicht einer bestimmten Kategorie zuordnen lässt. Es handelt sich um ein grosses Stück vom rechten Rand einer ungewöhnlich dicken Tafel; Reste von jeweils 2 Kolumnen pro Seite sind erhalten, doch ist der Gesamtumfang der ursprünglich wahrscheinlich noch grösseren Tafel aus dem Erhaltenen nicht mehr sicher rekonstruierbar. Die Schrift ist, mit Ausnahme eines fehlerhaft geschriebenen TA in Rs. I 10', sauber. Die Kolumnen sind durch Doppellinien voneinander getrennt, und eine zusätzliche senkrechte Linie begrenzt den Text der äussersten Kolumne am rechten Rand. Der Tafelrand selbst ist völlig rechtwinklig, ohne Rundung, und absolut gerade; er wirkt fast wie ab geschnitten2o . An zwei Stellen findet sich eine kleine Markierung, ähnlich dem Zeichen PAP, auf dem Kolumnen- Trennstreifen (in der Kopie ausgelassen, neben Vs. II 21' und Rs. I 13'21. Der Inhalt des Textes ist ähnlich ungewöhnlich wie das Äussere der Tafel. Es handelt sich offenbar um eine Sammlung ganz verschiedenartiger Texte bzw. Textexzerpte, für die es mir nicht gelungen ist, ein sachlich verbindendes Kriterium zu entdecken 22 . Erhalten sind folgende Abschnitte: 18 DUB 45 (oder;;5 ?).K[A]M.MA D[I]S [N]A UGU-SU KOM li-kaI; vgl. zur Serie zuletzt F. Köcher, BAM 5 S. xxiv m. Anm. 55. 19 Zur korrekten Fundnummer vgl. Köcher, BAM IV S. xiii Anm. 32, und O. Pedersen, ALCA II, 63; der Text gehört demnach auch zum Sammelfund aus dem 'Haus des Beschwörungspriesters', Pedersen l.c.s. 41ff. 20 Leider konnte ich die Tafel nicht selbst in Augenschein nehmen; meine Angaben basieren jedoch auf exzellenten Photos des Stückes in seinem heutigen Zustand, die mir V. Donbaz freundlicherweise zugänglich machte. 21 Der jeweilige Sinn solcher Markierungszeichen (nicht mitbehandelt in J. Krechers Artikel 'Glossen' in R1A 3) ist nicht immer evident. Oftmals sind solche Markierungen wohl auch vom modernen Kopisten als lapsus calami aufgefasst und in der Kopie ausgelassen worden. Sie stehen gelegentlich neben Zeilen, die Unsicherheiten oder Schreibfehler erkennen lassen, vielleicht als Kontrollzeichen einer noch erforderlichen Kollation der Vorlage o.ä. Ihr Vorkommen ist nicht auf bestimmte Textkategorien, etwa Schultafeln, beschränkt. Das Phänomen erfordert eine etwas eingehendere Untersuchung, die hier nicht geleistet werden kann (vgl. vorläufig W. G. Lambert, Zikir 5umim S. 216 zu Z. IV 24!). 22 Ein möglicher Ansatzpunkt wäre, dass alle Textabschnitte irgendwie mit magischen Steinen zu tun haben. Eine über diese vage Andeutung hinausgehende Lösung, speziell, was den unmittelbaren Zweck einer solchen Zusammenstellung betrifft, habe ich nicht anzubieten. R. Borgers Klassifizierung als 'Schülertafel' (HKL I 105; ebenso Pedersen ALCA II 63) ist nach dem oben zum Äusseren der Tafel Gesagten wenig wahrscheinlich; sie basierte wohl vor allem darauf, dass der Text ein literarisches Exzerpt mit Stücken ganz anderer Gattungen vereinigt, doch wäre auch hier die Auswahl der Einzel-
23
VS.23 links (I') : Reste einer längeren Aufzählung von Steinen, unter Angabe ihrer magisch-medizinischen Verwendung24 . Vs. II' : Auszug aus Lugal-e Tafel II25. Rs. I: 1'-6' Ritualvorschriften zum Schutze einer Schwangeren gegen optische Zaubereinflüsse (kullumatu) 26. 7' -20' : Ritual für eine Schwangere, direkt gegen kiSpü und Fehlgeburt gerichtet. Rs. II : Ritual für ein Baby, Duplikat zu § 21 (Textgruppe A).
diesem umfangreichen medizinischen Kompendium und unseren Baby-Texten sind mir nicht nachweisbar, doch ist nach Vs. 4 unseres Textes unzweifelhaft, dass das die Vs. einnehmende Ritual auch hier für ein Baby (L[U.TU]R), und nicht etwa in anderem therapeutischem Kontext anzuwenden war. 2.4.5
Sonstige Texte
2.5
Der Text der Rs. II gehört natürlich unmittelbar zu unserem Genre, doch ist auch Rs. I 7'ff. auf etwas unerwartete Weise mit der hier bearbeiteten Textgruppe verknüpft. Das Ritual verwendet nämlich, trotz seiner primär anders gearteten Zielsetzung, eine eindeutig zum Genre LU.TUR ~UN.GA gehörige Beschwörung (Z. 16'ff.). Es fällt nicht leicht zu erklären, warum hier zum Schutze des ungeborenen Kindes (bzw. dessen Mutter) eine Beschwörung verwendet wird, die expressis verbis voraussetzt, dass das Kind bereits den Mutterleib verlassen hat; eine ganz ähnliche Verbindung von Baby-Beschwörung und Ritual für die Mutter findet sich allerdings auch in § 40 (s. unten), so dass wir vielleicht in beiden Fällen nicht einfach mit Textkorruption durch die Nachlässigkeit des Kompilators rechnen dürfen. Der Abschnitt Rs. II 7' ff. ist unten als § 39 bearbeitet. Die Textabfolge der Rs., a) Ritual für die Schwangere (I l'ff.) - b) Ritual für das ungeborene Kind und seine Mutter (I 7'ff.) - c) (nach Lücke) Ritual für das Baby (II l'ff.) macht die Reihenfolge der Kolumnen dieser Tafelseite von rechts nach links, und damit deren Auffassung als Rückseite, wahrscheinlich (s. bereits oben, Anm. 23). 2.5 2.5.1
Sonstige Texte KAR 114 und LKA 143 (Siglen hund i)
Die beiden querformatigen Tafeln VAT 8869 (KAR 114) und A 139 (LKA 143) sind offenbar eineiige Zwillinge; sie stammen beide von der Hand abschnitte ganz singulär. Schliesslich spricht auch der Fundort (s. Anm. 19) eher für eine vom Beschwörer für einen bestimmten Zweck zusammengestellte Tafel verschiedener Texte, als für ein Zufallsprodukt des Curriculum. 23 Die Unterscheidung von Vs. und Rs. ist nach dem mir vorliegenden Photo nicht ganz eindeutig, doch scheint eine leichte Krümmung der hier als Rs. betrachteten Seite erkennbar, während die Vs. völlig plan zu sein scheint. Die Textabfolge von 'Rs.' KoI. I-lI stützt diesen Ansatz (s. unten). 24 F. Köcher, BAM IV S. xiii, vergleicht hiermit BAM Nr. 343 und 344 (zumindest letzterer Text, Ass. 13955in , stammt übrigens aus demselben Sammelfund wie unsere Tafel). 25 S. J. van Dijk, Lugal; LKA 9 dupliziert dort Taf. II 74-86 und trägt die Sigle n (Bd. II S. 20). 26 Vgl. zu diesem Textabschnitt E. Reiner, AfO 19, 150b; lies nach dem Photo in Z. I' (Ende der eigentlichen Ritualvorschrift): NA4 d[LAMMAl ina [Kusl ina [cu-Sdl GARan; die Zeichenform von PA (in pa-sd-ri, Z.3') ist auf der Tafel korrekt. Der Passus wird, da nicht zu unserem Korpus gehörig, hier nicht bearbeitet. VgI. jetzt auch noch Thomsen, Zauberdiagnose S. 53f. mit Anm. 129f.
24
Die Textzeugen
2.5
desselben Schreibers Ki~ir-Nabu. Nur minimale graphische Varianten, sowie gelegentliche Unterschiede in der Zeilentrennung sind zu registrieren. Die Grabungsnummer von LKA 143 ist Ass.13955kk , die von KAR 114 Ass. 13955dr 27; beide Tafeln stammen also aus dem 'Haus des Beschwörungspriesters'. Etwas unklar bleibt, wozu Ki~ir-Nabu zwei identische Auszugstafeln mit diesem Text benötigte; man wird jedoch annehmen dürfen, dass beide Täfelchen von ein und derselben Vorlage abgeschrieben wurden. Ein entsprechendes Bibliotheksexemplar ist bisher nicht gefunden worden, es sei denn, die aus demselben Fundkomplex stammende Tafel LKA 9 (s. oben) wäre als Fragment eines solchen anzusehen; doch bleibt diese Tafel, was die Gattung betrifft, problematisch. KAR 114 wurde von mir kollationiert, eine Neukopie schien unnötig. LKA 143, wo die nach dem Grabungsphoto angefertigte Kopie F. Köchers partiell weniger Text bietet als heute auf der gereinigten Tafel sichtbar ist, habe ich dagegen neu kopiert (s. Taf. 11). Für den Text s. § 321 Der kurze, auf beiden Tafeln identische Kolophon entspricht der ersten Zeile in AOAT 2, Nr. 209: (h) u-il-tim (i) u-il-t[i]
2.5.2
Iki-$ir-dpA MAS.[ ] I[k]i-$ir-dpA MAS.MAS 28
BM 134780 (Sigle j)
Aus Kuyunjik, jedoch mit Sicherheit nicht zu Kompendium A gehörig. Das Fragment enthält Reste einer Beschwörung mit kurzem Ritual (1'-5', s. § 33), ein zweites kurzes Ritual mit dem Zitat einer Lamastu-Beschwörung (6'-7', s. § 41), sowie Reste eines Duplikattextes zu K 3628+, Rs. 13-15 (s. zu § 15A des Kuyunjik-Kompendiums). Kopie Taf. 10. A 394 und A 378+ (Siglen kund 1)
2.5.3
Zwei querformatige Exzerpttafeln aus Assur. A 394 = Ass. 13955 k p = Ass.Ph. 4132 wurde mir von F. Köcher namhaft gemacht, A 378+387 = Ass. 13955v = Ass.Ph. 4158 29 konnte ich selbst 1981 identifizieren. Kopien beider Tafeln finden sich auf Taf. 12-13. Das Grabungsphoto von A 394 zeigt auf der Rs. noch lesbare Reste der linken oberen Ecke, die jetzt völlig verloren ist (s. Taf. 16!). Die Kopie integriert auch diese, zeigt also mehr Text als heute noch auf der Tafel erhalten ist. A 394 (k) enthält die ausführlichste bisher bekanntgewordene Version der Lamastu-Beschwörung, die auch in LKU 32 (e, s. oben Kap. 2.4.3) vorliegt (§ 34), sowie das dazugehörige Ritual. A 378+ (1) dagegen beschränkt sich auf die um zwei Zeilen verkürzte Wiedergabe der Beschwörung (ohne Ritual), S. Pedersen, ALCA II S. 62! Die auf LKA basierende Lesung bei Hunger, BAK Nr. 265 (s. auch Pedersen, ALCA II S. 53) ist hiernach zu verbessern. 29 Das Photo zeigt nur die Rs. der Tafel. 27
28
2.5
25
Sonstige Texte
zuzüglich einer weder in Text k, noch in LKU 32 (e) vorhandenen Rubrikzeile, die jedoch für uns von besonderer Wichtigkeit ist, als sie den Text als zu unserem Korpus gehörig ausweist:
(1)
16KA.INIM.MA LlJ.TUR Ij:UN.GA. KE4
Beide Tafeln tragen kurze Kolophonnotizen: (k) 24ina ZAG GIS.Z[ U U ]RI.KI GABA.RI EN.dL.K[I . . . ] 2Jju-il-ti IKi-$ir-dpA MAS.MAS sa [dpA tuk-lat-su] 26 DUMU IdUTU-U.TU MAS.MAS DUMU IdpA-b[e-sun
(I)
MAS.MASpo
17IM.cID.DA IKi-$ir-AN.sAR MAS.MAS TUR
Beide Tafeln stammen aus dem Fundkomplex Ass.13955, mithin aus dem 'Haus des Beschwörungspriesters'; die jeweiligen Schreiber, Ki~ir-Nabu (vgl. bereits oben 2.5.1 zu KAR 114 und LKA 143) und sein Onkel Ki~ir-Assur, sind wohlbekannte Mitglieder der dort im 7. Jhdt. wohnhaften Beschwörerfamilie31 . Die beiden als IM.GID.DA (wie der ältere Text, I, schreibt) bzw. u"iltu (k) bezeichneten Tafeln sind wohl ebenfalls Auszüge aus einer umfassenderen Beschwörungssammlung, deren Herkunft in Text j nach Babylonien, speziell Nippur, zurückzuverfolgen ist. Im Hinblick auf die gravierenden textlichen Unterschiede zwischen beiden Exemplaren dürfte allerdings kaum ein und derselbe Text beiden Abschriften zugrunde gelegen haben. 2.5.4 "BM 37306"32 (Sigle m) Kleines Fragment in nB Schrift, aus Sippar(?). Die Reste der ersten beiden erhaltenen Zeilen sind wohl als Duplikat zu ND 5590 (d) Rs. 8-9 aufzufassen und gehören dann zu § 35. Die Fortsetzung, die offenbar ebenfalls von unruhigen Kleinkindern handelt, ist unten als § 36 bearbeitet; zu möglichen weiteren Parallelen dieses Abschnitts mit ND 5590 vgl. den Kommentar dort! Auch die Rs. scheint mit Babys befasst zu sein, so dass auch hier ein Fragment einer thematisch geschlossenen Sammeltafel vorliegen könnte. Der Text der Rs. ist unten als § 37 behandelt. 2.5.5
BM 43897+ (Sigle n)
Sammeltafel mit Rezepten für Räucherungen. Der grösste Teil des Textes wurde von I. L. Finkel identifiziert, der ihn auch veröffentlichen wird; einige zusätzliche J oins stammen von mir selbst. Ein einziger Passus, den ich hier nach meiner eigenen Umschrift wiedergebe, enthält ein Rezept für eine Räucherung für ein Kleinkind (V s.? 9' -11', s. unten § 38). Vgl. H. Hunger, AOAT 2, Nr. 211, 3-4! S. H. Hunger, a.a.o. S. 19f., und zum Sammelfund jetzt ausführlich Pedersen, ALCA II S. 41ff. 32 Die Museumsnummer des Textes, mir 1979 von Finkel mitgeteilt, ist offenbar fehlerhaft. Das kleine Fragment konnte bisher, trotz mehrfacher Versuche FinkeIs, noch nicht wieder aufgefunden werden. Der Text musste daher hier nach FinkeIs erster, naturgemäss ganz vorläufiger Umschrift bearbeitet werden; eine publizierbare Kopie existiert nicht. 30
31
Die Textzeugen
26
BM 42327 + and BM 51246+ (Siglen
2.5.6
0
2.5
und p)
Zwei Tafeln aus der Sippar-Collection des British Museum, beide in neubabylonischer Schrift. Die Erstidentifikationen gehen jeweils auf I. L. Finkel zurück. Text 0 = BM 42327+42410+42604+42628+43474+43523 (alle Joins Finkel) ist eine fast vollständig wiederhergestellte Tafel mit Ritualvorschriften und Beschwörungen zum Schutze der Schwangeren und des noch ungeborenen Kindes. Die längere der darin enthaltenen zwei Beschwörungen (Z. 14ff.: ezzet samrat ilat namurrat) ist gegen Lamastu gerichtet und besitzt weitere Duplikate in RA 18, 162ft und einem noch unpublizierten Text aus Warka (Hinweis E. von Weiher). Eine Neubearbeitung dieses Abschnitts ist für meine Edition der Lamastu -Texte vorgesehen. Die Zeilen 1-6 dagegen, deren Ritual z.T. mit § 39 (LKA 9 IV 7'ff.) parallel geht, sind unten im Anschluss daran als § 39A bearbeitet. Die folgenden Zz. 7-13 schliessen sich als § 40 an. Eine Kopie der Tafel, einschliesslich der hier nicht behandelten, auf Lamastu bezogenen Passagen, findet sich auf Taf. 14-15. Text p, aus mehreren Fragmenten zusammengefügt, wird I. L. Finkel in Kopie und Bearbeitung vorlegen. Der Text enthält vor allem Rituale und Rezepte gegen 'Frauenkrankheiten', die keinen direkten Bezug zu unserem Thema haben. Nur die einleitenden Zeilen 1-4 geben uns eine nochmals abgekürzte Version der Ritual-Passage aus BM 42327+,1-6 (§ 39A), sowie der ersten Zeile von § 40; allerdings ist in Text p die Beschwörung nicht ausgeschrieben, sondern nur nach der Anfangszeile zitiert. Die betreffenden vier Zeilen sind hier, mit FinkeIs freundlicher Zustimmung, nach einer von mir am Original gefertigten Umschrift in die Bearbeitung der §§ 39A und 40 einbezogen worden. Text 0 weist zwischen der oben zitierten Lamastu-Beschwörung und dem Kolophon noch zwei Zeilen auf (Zz. 40-41), die wohl als Stich- bzw. Titelzeilen 33 anzusprechen sind, jedoch leider beide stark zerstört sind und vorerst unklar bleiben: 40
v
v
DIS SAL.PES4
41 DISv NA
[
[
...
...
...
A].fJ
. . . ] PA
U U ZUM E/KID/GA x[x]
In Text 0 ist der uns interessierende Passus, Zz. 1-4, von den darauf folgenden gynäkologischen Rezepten durch eine eingeschobene Kolophonzeile abgesetzt: 5 GIM KA
la-bi-ri sd-[tir ...
. .. ]
Der Gesamttext trägt die Unterschrift tup-pi 34 nis-bu
BAL-tU( -)[ . . . ],
33 Texte mit doppelter Titelzeile (zu Unterserie und Hauptserie?) sind mir aus dem Bereich der magisch-medizinischen Kompendien sonst bisher nicht bekannt; E. Reiner weist mich darauf hin, dass die Erscheinung im Rahmen der grösseren Omenserien nicht ganz unbekannt sei. Trotzdem ist auch die Möglichkeit zu erwägen, in Z. 41 einen ungewöhnlichen Einleitungssatz zum Kolophon (ana na[ . .. ] etc.) zu sehen, doch ergibt der Rest der Zeile auch in diesem Lichte keinen unmittelbar erkennbaren Sinn.
Sonstige Texte
2.5
27
deren genauer Sinn mir ebenfalls entgeht 34 • Wahrscheinlich bezieht sich dieser Vermerk jedoch ohnehin nur auf die fünf gynäkologischen Abschnitte, die auf die zwischengeschobene Kolophonzeile 5 folgen. 2.5.7
STT 57+263 und STT 58 (Siglen q und r)
Ergänzende Teilduplikate zu LKU 32 (e, s. Kap. 2.4.3),speziell zu dessen gegen Epilepsie bei Kindern gerichteten Passagen; nA Schrift. Leider bestand für mich keine Möglichkeit, die gelegentlich nicht ganz überzeugend wirkenden Kopien J. J. Finkelsteins an den in Ankara aufbewahrten Originalen zu überprüfen. STT 57, 31-45 und STT 58 Rs.' 2-22 ermöglichen dabei eine fast vollständige Rekonstruktion des unten als § 42 bearbeiteten Heilungsrituals, und STT 57, 46-53 bildet die Grundlage der von mir als § 43 angeschlossenen Gruppe von Alternativrezepten hierzu. STT 58 und LKU 32 duplizieren diesen letzteren Passus nur noch zum Teil. STT 57, 1-30 sowie Rs. 57ft und das Duplikat STT 58 Vs.' gehören dagegen nicht zu unserem Korpus, sondern enthalten Rezepte und Rituale gegen Epilepsie u.ä. bei Erwachsenen, einen Hymnus auf Sin, sowie in STT 57 ausserdem noch ein vielleicht zum Hymnus gehöriges mag.-med. Ritual. Alle diese Textabschnitte werden hier nicht bearbeitet. 2.5.8
BAM 248 (Sigle s)
Grosse Tafel mit Rezepten, Ritualen und Beschwörungen, vor allem zur Erleichterung der Geburt (u.a. die Beschwörung von der 'Kuh des Sin'). In einem kurzen Anhang enthält der Text dann auch noch vier kurze Rezepte zum Schutz des Neugeborenen gegen qiit ili und lila (IV 39-43), die unten als §§ 44-45 bearbeitet sind. Der Rest des Textes bleibt hier ausser Betracht. 2.5.9
BAM 183 (Sigle t)
Kleine einkolumnige Exzerpttafel mit z.T. stärker abgekürzten Rezepten. N ur ein Teil derselben gehört zu unserem Thema. Zz. 1-3 enthalten zwei auch in das Kuyunjik-Kompendium aufgenommene Kurzrezepte ("251-252, § 18) und sind daher dort als § 18A angefügt. Zz. 4-5 gehören offenbar nicht zu unserem Korpus, doch bleiben mir die von Köcher, BAM II S. xx dazu angegebenen Parallelen aus K 1845+ (= BAM 515), VAT 13983 (= BAM 512) und VAT 13608 (unpubl.?) nicht nachvollziehbar, oder zumindest ganz unsicher. Zz. 6-7 entsprechen dann wieder Zz. °216- °218 des Kuyunjik -Kompendiums (§ 15) und sind von mir in § 15A behandelt. Zz. 8-15 gehören zu Text s Zz. IV 39ff. und sind in die Bearbeitung der §§ 44-45 integriert. Zz. 16-19 sind gegen Lamastu gerichtet (vgl. Lam.-Serie Taf. 3, 63-64), 20-22 enthalten ein Rezept gegen TU.RA KILIB.BA. Z.23ff. schliesslich enthält eine Liste magischer 34 Ich kenne keine weiteren Stellen oder Kolophone, in denen ein Textabschnitt als "heil" (baltu) gekennzeichnet wäre; eine Lesung "'bul-tu [bit PN] o.ä. (vgl. dazu etwa H. Hunger, SpTU I S. 11 u.ö.) würde einen sonst ausschliesslich assyrischen Lautwert in einem nB Text aus Sippar erfordern. Zu baltütu?
Die Textzeugen
28
2.5
Liste der bearbeiten Texte
Steine gegen verschiedene Dämonen und Krankheiten, ohne erkennbaren Bezug auf Kleinkinder. 2.5.10
K 3628+ (Sigle u)
Einkolumnige Exzerpttafel mit prophylaktischen Rezepten für Kleinkinder, dazugehörigen diagnostischen Omina etc. Der Text wurde in Kopie und Bearbeitung behandelt von 1. L. Finkel in seiner noch unpubl. Dissertation 'ijulbazizi' (Birmingham 1976). Eine endgültige Publikation durch Finkel ist vorgesehen. Ich danke ihm für die Erlaubnis, unten die direkt zu unserem Thema gehörigen Passagen und Rezepte gegen lila und ala zu zitieren (Zz. 19-24 bzw. 27-Rs. 12, s. § 45 und 46). Zz. 13-15 enthält eine ebenfalls zu § 45 parallele Rezeptur, jedoch mit abweichender Zweckangabe (gegen qiit istari; in die Bearbeitung von § 45 mit aufgenommen). Rs. 13-15 erweist sich als mit § 15 eng verwandt und ist unten als § 15A bearbeitet. Die nach dem Kolophon der Tafel ursprünglich ebenfalls verzeichneten Rezepte gegen miqit same (vgl. unten, §§ 42-43) und lugalurra (sonst keine diesbezüglichen Texte bekannt) sind bisher nicht wiedergefunden, und der auf qiit ili (vgl. unten, § 44) bezogene Abschnitt Vs. 1-4 ist so stark zerstört, dass die Spuren ohne neue Joins nicht mehr identifiziert und zugeordnet werden können. 2.5.11
Sigle Museums-Nr.
Herkunft
Publikation (Kopist)
Vor!. 1 BM 122691
''Tell Duweihes"
Vor!. 2 AB 215
Quelle
enthält §§
ZA 7l,62,Rs. 1-12 (W.F.)
Kopie W.F.
Vor!. 1 (Kap. 3.1)
?
unpub!. (O.R. Gurney)
KopieO.R. Gurney
Vor!. 2 (Kap. 3.1)
Aa
K 6901 + 11278 + S 1301 + 81-7-27, 127 (+) S 70 + 206 + 1190 + 1409 + 1538 + Rm.2,l50 (+) S453
Kuyunjik
Taf. 1-7 (W.F.)a
KopieW.F.
1-27 (erh.: 4-27)
Ab
K 5107 (+) 6812 (+) 9171 + 13372 + DT 251 (+) K 9661 (+) K 13747
Kuyunjik
Taf. 8-10
Kopie W.F.
1-27 (erh.: 1-5, 7b-10,13-14, 20-21,25)
BM 121048
Kuyunjik
CT 51,193
Pub!.; kollo
1-27 (erh.: 5,25)
(R.C.
W.F.b
Ac
(W.F.)a
Thompson)
Sonstige nicht näher zuordenbare Fragmente (Siglen v,w,x)
Auch die folgenden drei sehr fragmentarischen Textstücke enthalten aller Wahrscheinlichkeit nach Rituale und Rezepte für Kleinkinder, gehören also wohl im weiteren Sinne zu unserer Textgruppe; ihre genauere Einordnung ist jedoch wegen des schlechten Erhaltungszustandes vorläufig unmöglich. Aus diesem Grunde wurde auch auf eine Gliederung der meist nur wenigen Zeilen in Paragraphen verzichtet und die Fragmente stattdessen jeweils zusammenhängend in Kap. 3.6a-c transliteriert. v : K 11752; grosse, grobe babylonische Schrift. Der Text der Vorderseite ist offenbar gegen 'Frauenkrankheiten' gerichtet und wird daher hier nicht behandelt. Auf der Rs. folgt auf Reste eines Salbenrezeptes für ein Baby (1' -2') der Anfang einer Beschwörung, doch bleibt es dabei unsicher, ob beide Abschnitte überhaupt zusammengehören. Das Fragment könnte evtI. zu einer Sammeltafel mit Ritualen sowohl für die Schwangere, als auch für das Baby gehört haben. Ich gebe den Text der Rs. nach einer Umschrift 1. L. Finkeis, der auch die V s. zu bearbeiten gedenkt. w : K 17107; identifiziert nach Umschrift W. G. Lamberts, kleines Fragment vom linken Tafelrand. Zugehörigkeit des Splitters zu Text Aa ist nach Schriftgrösse und Duktus nicht sicher auszuschliessen; es müsste dann entweder zum abgebrochenen Anfang von KoI. I gehören, oder aber (etwas eher wahrscheinlich) zum Ende von KoI. VI (§ 26ft). Vom Inhalt her macht allerdings die Angabe von Mengen für die Ingredienzien, die im Kuyunjik -Kompendium bisher nirgends belegt ist, gewisse Schwierigkeiten. Erhalten sind Reste zweier offenbar medizinisch orientierter Rezepte für ein Baby.-Kopie: Taf. 15. x : K 20340; ebenfalls nach Umschrift Lamberts identifiziert; Kopie s. Taf. 15. Die geringen erhaltenen Reste lassen eine genauere Klassifizierung des Bruchstückchens nicht zu.
29
Liste der bearbeiten Texte
2.6
B
YBT 6151
?
Pub!.; kol!.
YOS 11,96 (J.J.A. van Dijk)
W.F.b
28,3-4,29-31
c
BM 52214
Sippar?
Taf. 10 (W.F.)
Kopie W.F.
[ ... ]3-4 [ ... ] 7a-b(?) [ ... ]
d
ND 5590
Nimrud
unpub!.," Ko!. IIId
Kopie D.J. Wiseman, kollo J.A. Blackb
5,28,39
e
VAT 14505
Uruk
LKU32 (A. Falkenstein)
Pub!.; kollo
[ ... ]42-43 (z. T.),34 [ ... ] lla,l6,19,l5 [ ... ]
W.F.b
W 22307/33
Uruk
SpTU 148 Vs.d (H. Hunger)
Publikation
13
g
A37
Assur
LKA 9 Rs.I 7ff. (und II?) (F. Kächer)d
Pub!.; kol!. W.F. nach Photo b
39,21
h
VAT 8896
Assur
KAR 114 (E. Ebeling)
Pub!.; kol!.
32
W.F.b
k
A 139
Assur
Taf. ll a (W.F.)
Kopie W.F.
32
BM 134780
Kuyunjik
Taf. 10 (W.F.)
Kopie W.F.
[ ... ] 33,41,15A [ ... ]
A394
Assur
Taf. 12 (W.F.)
Kopie W.F. nach Orig. u. Grab.-Ph.
34
Assur
Taf. 13 (W.F.)
Kopie W.F.
34
unpubl.
Umschrift 1.1. Finkel
[ ... ]35,36 [ ... ]37 [ ... ]
A378 m
+ 387
"BM 37306" e
30
2.6
Die Textzeugen
2.6
Liste der bearbeiten Texte
Index der M useums- und Grabungs-Nummern
Publikation (Kopist)
Quelle
enthält §§
Sippar?
unpubl.f, Vs.? 9'-11'
Umschrift W.F.
38
BM42327 + 42410 + 42604 + 42628 + 43474 + 43523
Sippar?
Taf. 14-15, Z. 1-13d (W.F.)
Kopie W.F.
39A,40
p
BM 51246 +
Sippar?
unpubl.f, 1-4d
Umschrift LL. FinkeI, kollo W.F.b
39A,40 (z.T.)
q
Su 51/85
Sultantepe
STT 57 + 263, 31-53d (J.J. Finkelstein, O.R. Gurney)
Publikation
42-43
Sigle Museums-Nr.
Herkunft
n
BM43897 +
0
r
Su 51/49
Sultantepe
Nr. A37 A 139 A378+ A387 AB 215 A394 Ass.13955cS Ass.13955 dr Ass.13955 fe Ass.13955gc Ass.13955kk Ass.13955k p Ass.13955v BM "37306"a
STT 58, Rs.' 2-24 d (J.J. Finkelstein)
Publikation
31
Liste der bearbeiten Texte
42-43 (z.T.)
VAT 8869
Assur
BAM 248 IV 39-43d (F. Köcher)
Publikation
44-45
VAT 8943
Assur
BAM 183, 1-3 u.6-15 d (F. Köcher)
Publikation
18A,15A,44-45
u
K3628 +
Kuyunjik
unpubl.f, Vs. 13'-Rs. 15d
Kopie LL. FinkeI, kollo W.F.
15A,45-46
v
K 11752
Kuyunjik
unpubl.f,d
Umschrift I.L. Finkel, kollo W.F.
Frgm. 1 (3.6)
w
K 17107
Kuyunjik
Taf. 15
KopieW.F.
Frgm. 2 (3.6)
x
K 20340
Kuyunjik
Taf.15
Kopie W.F.
Frgm. 3 (3.6)
a Für frühere (Teil-) Kopien vgl. die Liste S. 32! b Kollationsergebnisse sind in den Umschriften durch Asterisk (0) gekennzeichnet. e Veröffentlichung durch D.J. Wiseman and J.A. Black vorgesehen. d Für die nicht zu unserem Korpus gehörigen Textabschnitte vgl. oben Kap. 2.4 und 2.5! e Museums-Nr. offenbar falsch, Tafel derzeit nicht auffindbar; vgl. oben S. 25! f Veröffentlichung durch I.L. Finkel vorgesehen.
BM 42327 + BM42410 BM42604 BM42628 BM43474 BM43523 BM43897 + BM 51246 + BM52214 BM 121048 BM 122691 BM 134780 DT251 K 3628 + K5107 (+) K6812 K6901 + K9171 K 9661 K 11278 K 11752 K 13372 K 13747 K 17107 K 20340 ND 5590 Rm.2,l50 S 70 a
s. unter Nr.
frühere Veräffentlichung
hier Sigle
LKA9 LKA 143
g
A378+ Vor!. 2 k VAT8943 VAT 8896 VAT 8869 A37 A 139 A394 A378+ m 0
BM 42327 + BM 42327 + BM 42327 + BM 42327 + BM42327 +
CT 51,193 ZA 71,62 K 5107 (+)
AMT 96/2 [FinkeI, Hulbazizi Taf. 25f.]
n p c Ac Vor!. 1
u Ab
K5107 (+) Aa K5107 (+) K5107 (+) K 6901 + v K 5107 (+) K5107 (+) w x d
K6901 + K6901 +
ABRT H8
Museums-Nr. offenbar falsch; vgl. oben S. 25!
32
2.6
Die Textzeugen
Kapitel 3
Index der Afuseur,ns- und Grabungs-Nur,nr,nern Nr.
s. unter Nr.
frühere Veräffentlichung
S 206 S 453 S 1I90 S 1301 S 1409 S 1538 Su 51/49 Su 51/85 VAT 8869 VAT 8896 VAT 8943 VAT 14505 W 22307/33 YBT 6151 81 + 7-27,127
K 6901 K6901 K 6901 K6901 K 6901 K 6901
AMT 21/5 AMT 17/3
+ + + + + +
hier Sigle
Bearbeitung der Texte
[CatA, S.1477]
Vorbemerkung r q
STT58 STT 57 + 263 BAM248 KAR 1I4 BAM 183 LKU32 SpTU 148 YOS 1I, 96
h
e f B
K 690H
Index der früher bereits veräffentlichten Texte Veräffentlichung
Afuseur,nsnur,nr,ner
ABRT H8 AMT 17/3 AMT 21/5 AMT 96/2 BAM 183 BAM248 Cat.4, S. 1477 CT 51,193 Finkei, Hulbazizi Taf. 25f. KAR 1I4 LKA9 LKA 143 LKU32 SpTU I48 STT 57 + 263 STT58 YOS 1I,96 ZA 71,62
Rm.2,l50 S 453 S 206 DT251 VAT8843 VAT 8869 S 1301 BM 121048 K 3628 + VAT 8896 A37 A 139 VAT 14505 W 22307/33 Su 51/85 Su 51/49 YBT 6151 BM 122690
Sigle
Neukopie hier
+Aa +Aa +Aa +Aa
Taf. 1,6-7 Taf.6-7 Taf.6-7 Taf. 8 u.l0
+Aa Ac
Taf. 2-3, 5
u h g Taf. 1I e q r B Vorl.l
3.1 3.2 3.3 3.4 3.5
Altbabylonische Vorläufer des Genres UJ.TUR Ij:UN.GA (Vorl. 1-2) Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 1-27) Die spätbabylonische Sammeltafel YOS 11,96 (§§ 28-31) Einzelbeschwörungen und -rituale des Genres UJ.TUR Ij:UN.cA (§§ 32-40) Magisch-medizinische Rezepte und Beschwörungen zur Abwehr spezifischer Krankheitsgefahren für das Kleinkind (§§ 41-46) 3.6 Fragmente (Nr. 1-3) Die Zeilentrennung der Bearbeitungen folgt, wenn nicht anders angegeben, dem besterhaltenen Exemplar, ebenso die Zeilenzählung. Für alle anderen Duplikate sind die Zeilenzahlen der Kopie bei den Transliterationen angegeben. Für das Kuyunjik-Kompendium ist allerdings durchgängig die Zeilenzählung der Gesamtrekonstruktion (s. oben, Kap. 2.2.2) zugrundegelegt worden; die Zeilentrennung erfolgt, soweit irgend tunlich, nach Exemplar Aa. Selbstverständlich sind auch hier die Zeilenzahlen sämtlicher Duplikattexte in die Transliteration mitaufgenommen. Soweit aus praktischen Gründen hypothetische Zeilenzahlen, die nicht auf einer bestimmten Tafel oder Kopie fussen, Verwendung fanden, sind diese durch das Zeichen gekennzeichnet; dasselbe Symbol steht bei den nur auf der Berechnung eines heute stark zerstörten Textvertreters (Aa) beruhenden Zeilenzahlen der Gesamtrekonstruktion des Kuyunjik-Kompendiums (§§ 1-27). Längere bzw. als Varianten wichtigere Auslassungen in einzelnen Textvertretern sind durch durchgehende Punkte ( ....... ) gekennzeichnet, und zwar auch solche, die abgebrochene Passagen betreffen, jedoch aus Raumgründen als sicher angenommen werden können. Nur in wenigen Sonderfällen sind nach dem Kontext einzelner Textvertreter sicher erschliessbare Ergänzungen als Varianten zum erhaltenen Text angegeben worden. Sonst werden Ergänzungen von Lücken nur im jeweils besterhaltenen Textvertreter einer gegebenen Stelle vorgenommen. Unergänzbare Stellen unsicherer Länge sind durch unterbrochene Punktierung (... . .. ) wiedergegeben; ansonsten steht x für jeweils ein wahrscheinlich fehlendes Zeichen. Die Transliteration von Logogrammen ist konventionell (Bezugsliste in Zweifelsfällen R. Borger, ABZ), wobei auf phonetisch korrekte Wiedergabe sumerischer Wortformen nur begrenztes Gewicht gelegt wurde. Sämtliche auf eigenen Kollationen andernorts veröffentlichter Kopien beruhenden Lesungen, wie auch die Kollationen J. A. Blacks zu der noch unpublizierten Kopie von Text d, sind durch Asterisk (") gekennzeichnet. 0
33
34
Bearbeitung der Texte
3.1
Für nicht wenigstens näherungsweise bestimm- oder übersetzbare Namen von Steinen, Pflanzen etc. wird in der Übersetzung generell nur " ... -Pflanze", " ... -Stein" etc. angegeben. Eine vollständige Liste der in unseren Texten
3.1
Altbabylonische Vorläufer (1-2)
3.1
belegten materialia magica et medica, die auch die akkadischen Entsprechungen der Logogramme angibt, findet sich unten im 'Glossar zum technischen Vokabular der Rituale', S. 171ff.
Altbabylonische Vorläufer VorI. 1
Text: BM 122691 Rs. 1-12 (ZA 71,62) Transkr. : S. unten, S. 161.
1 2
VorI. 1 Übersetzung
5 6 7 8 9 10 11
$e-elJ-ru-um wa-si-ib bi-it ek- [le-tim] lu ta-ta-$a-am ta-ta-ma-ar n[ u-ur dSamsim] a-mi-in ta-ba-ki a-mi-in tu-g[a?-ag?] ul-li-ki-a a-mi-in la ta-ab-[ki] i-li bi-tim te-ed-ki ku-sa-ri- [k ]u-u[ m] i-gi-il-TIM ma-nu-um id-ki-a-ni ma-nu-um u-ga-li-ta-ni $e-elJ-ru-um id-ki-ka $e-elJ-ru-um u-ga-li-it-ka ki-ma sa-tu-u ka-ra-ni-im ki-ma ma-ar sa-bi-tim li-im-qu-ta-sum si-tum
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
12
si-ip-tum sa $e-elJ-ri-im nu-ulJ-lJi-im
12 Beschwörung, um ein Baby zu beruhigen.
3 4
35
Baby, das im 'Haus der Finst[ernis]' weilt(e)du bist doch (jetzt) herausgekommen, hast das Li[ cht der Sonne] erblickt! Warum weinst du, warum sch[reist??] du? Warum hast du dort nicht gewei[ nt]? Den Hausgott hast du aufgestört, der kusarikkum ist erwacht: "Wer hat mich aufgestört? W er hat mich erschreckt?" Das Baby hat dich aufgestört, das Baby hat dich erschreckt. Wie auf Weintrinker, wie auf Stammtischhocker möge Schlaf sich auf es senken!
Kommentar
VgI. im allgemeinen den ausführlichen Kommentar in ZA 71, 68-70! 1: Zum Ausdruck b'it ekleti = "Haus der Finsternis" = Mutterschoss vgI. ZA 71,68. 3 : Zur Ergänzung des Zeilenendes vgI. unten, Kommentar zu § 32 Z. 3! Unsere Stelle bleibt jedoch auch nach dem dort Gesagten ganz unsicher. 5 : ig-gi-il-TIM steht entweder für indikativisches °iggelti, oder für ventivisches °iggeltem; in beiden Fällen ist die Schreibung für die aB Zeit ungewöhnlich. Das bisher nur mB und später belegte Verbum zeigt hier eine Wurzelform IVae f, gegenüber der in der späteren Sprache vorherrschenden Form IVae ü (s. ZA 71,68).
5-8 : Zur Möglichkeit eines Wortspiels zwischen iggelti/ em (vigltf N) und ugallit (viglt D) s. ZA 71,69. 9-10 : Die ungewöhnliche St.-constr.-Form sät11 (Genetiv!) ist wohl Plural (s. ZA 71, 69). Für meine Auffassung von mär säbftim "Sohn der Schankwirtin" als Wortspiel (oder Ausgangspunkt einer Verwechs1ung) mit mär $abfti "Gazellenkitz" der späteren Texte vgI. ZA 71,69, hier VorI. 2, 19ff. mit Kommentar, sowie unten, S. 157.
VorI. 2 Text: AB 215,1-29 (Kopie Gumey, unpubl.) Transkr. : S. unten, S. 161f.
1 2
3
[(l]t-ta-a-ma $[e]-e[lJ]-ru[m?] [w ] u-ur-du-um sa g;-wi-lu-~- [tim] lu-u ta-at-ta-$[ i] -a-am
VorI. 2 Übersetzung
1 Du da, Kleines, 2 Menschen-Kind: 3 Du bist fürwahr herausgekommen,
3.1
3.1
Altbabylonische Vorläufer (2)
36
Bearbeitung der Texte
4 5 6
25 26 27 28
lu-u ta-ta-mar dUTU nu-r[a-am?] a[ m] -mi-ni i-na li-ib-bi um-[ m] a-ka ki-q,-am la te-te-ep-pu-us ki-j sa du-um-qa-am [t] e-pu-su a-ba-k[ a] s[u-qa]-am sa ni-si um-ma-ka tu-uS-bi-"U5 tu-us-ta-a"-di-ir ta-ri-ta-am tq,-q,d-da-li-ip mu-se-ni-iq-ta-am i-na rj-ig-mi-ka i-li bi-tim u-ul i-Ija-al-la-al is-ta-ar bi-tim u-ul i-lJa-az si-it-tum [m] a-an-na-am lu-us-pu-ur a-na En-ki-dulO sa-ki-in sa-la-a-as-ti a-na ma-alj-Ija-ra-tim li-ilj-ba-as-[ s] u-u-mi [s] a ilj-ba-tu-tj, MAS.DA l[j]-ka-as-si-[s]u-mi s[ a] tj,-ka-as-su-u ar-wi-[ am] j? - [n] a? Ije-?-ri-im li-id-di-j[ s? -sum?] [m] i? -e-lJi-ru-um si-na-q,s-s[ u] a-li-ik EGIR GUD.IJI.A si-it-ta-su li-zi-ib-sum a-di um-ma-su i-de-ku-u-su a-a-i( -) ig-ge-el-ti
4 5 6 7 8 9 10 11 12 14 13 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28
hast fürwahr die Sonne, das Li[cht], erblickt! Warum hast du da drinnen deine Mutter niemals so behandelt? Anstatt gut zu deinem Vater zu sein, deine Mutter den (rechten) Weg der Leute entlanggehen lassen, hast du die Kinderfrau erschreckt, die Amme um ihren Schlaf gebracht! Auf dein Geschrei hin kann der Hausgott nicht (mehr) schlafen, überkommt der Schlaf die Göttin ('Istar') des Hauses nicht. Wen soll ich denn schicken zu Enkidu, der (die Zahl) drei für die Nachtwachen festgelegt hat? (Mit den Worten:) "Möge ihn der überkommen, der (auch) die Gazelle überkam, möge ihm der (die Glieder) binden, der (auch) das Gazellenkitz band!" In der 'Steppe' möge [ihm] einer, der einem begegnet?, seinen Schlaf abgeben; ein Rinder-Treiber möge ihm seinen Schlaf überlassen! Bis seine Mutter ihn (wieder) aufweckt, möge er nicht erwachen!
29
ka.inim.ma l[u].tur!(I) ir.ses4[·a.kam (?)]
29
Beschwörung [für] ein weinendes Baby.
7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23
24
37
Kommentar Allgemein sei hier auf die geplante Edition des Textes durch O. R. Gurney verwiesen, der mir sein Manuskript, sowie letzte Kollationen, selbstloserweise schon vor der Publikation zugänglich gemacht hat. Mein Kommentar beschränkt sich daher auf das im Rahmen dieses Buches Wichtigste. 2: wurdum ist mit Gurney gewiss eine bisher unbelegte, dialektale(?) Nebenform zu wildum "Abkömmling, Kind"; vgl. auch noch unten, Kap. 4.1.3! (Oder einfach il! zu lesen?) 7f. : Meine Übersetzung fasst das nebensatzeinleitende kT sa hier als bisher m.W. noch nicht sicher belegte, aber aus der Semantik von kf(ma) leicht verständliche Adversativ-Subjunktion "anstatt dass" auf, was hier guten Sinn ergibt. 8 : Mit dieser Zeile vergleiche unten, § 31 Z. 24: SILA sa UN.MES AMA-ka ul DU, "die 'Strasse der Leute' (kann) deine Mutter nicht gehen". 16: Wiederum ist die Lesung durch Kollationen von Gurney und S. Dalley gesichert, und ein von mir erwogenes a-na en-qi-im "zu dem Weisen" primär ausgeschlossen. Im Hinblick auf PRAK II 3 C 1 F,
die berühmte zweisprachige Beschwörungs-Parodie gegen Ziegengemecker, Z. 17ff., möchte ich jedoch trotzdem noch mit aller Vorsicht in Erwägung ziehen, dass eine ursprüngliche (und wegen ihrer für die aB Zeit noch ungewöhnlichen Orthographie schwer verständliche) Schreibung en-qi-im sekundär zu En-ki-dulO 'verbessert' worden sei, womit die insgesamt etwas überraschende Nennung von Gilgamess Weggefährten eine Erklärung finden könnte. 17f. : Die Stelle, deren Sinn doch wohl nur sein kann, dass eben derjenige, der schon für die Auf teilung der Nacht in drei Wachen zuständig war, nun auch dafür sorgen soll, dass Götter und Menschen in dieser Zeit den wohlverdienten Schlaf bekommen, bleibt mir syntaktisch unklar, was jedoch bei meiner (unserer?) geringen Kenntnis komplizierterer akkadischer Zahlkonstruktionen wenig verwundert.Das tertium comparationis zu Enkidu und den drei Nachtwachen ist mir unbekannt.
38
Bearbeitung der Texte
3.1
19-22 : Das Motiv von Enkidu und den Gazellen der 'Steppe' ist schon in der sumerischen Literatur wohlbekannt; etwas unklar ist dabei allerdings, was in unserem Text den Analogieschluss von Enkidu, der die Gazellen überkommt, zum Schlaf, der das Baby umfangen soll, ausgelöst hat. Die oben im Kommentar zu Z. 16 erwogene antike Emendation aus ana em/ nqim könnte hier helfen, da dann der Wortlaut des Auftrags an 'den Weisen' einfach als: "Möge derjenige (= der Schlaf) ihn überkommen, der (auch) die Gazelle überkam", etc. verstanden werden dürfte, unter Anspielung auf das wohlbekannte (wenn auch immer noch nicht recht verständliche) Motiv der schlafenden Gazelle. Die Stelle wirkt jedenfalls insgesamt, wie wenn sie aus mehreren inhomogenen Motiven assoziativ zusammengeschmolzen worden sei. 23: Auch liddf-s[um] "möge ihm zuwerfen" wäre möglich. 24 ; Mit mi/fpirum (statt mäfpirum; Lesung des ersten Zeichens laut Kollation allerdings unsicher!) vgl. aB mitfpirtum statt mälJirtum "Ruderboot",
3.1
39
Altbabylonische Vorläufer (2)
AbB 2, 84, 7 (cf. AHw. 583a).-sinassu (Lesung kollationiert) fasse ich als ungewöhnlichen Stat.constr. zu sittum (Pausalform!) auf, trotz des in der nächsten Zeile unmittelbar folgenden, 'korrekten' sittasu (nicht in pausa!); zu vergl. ist damit der Befund bei dem etymologisch verwandten Nomen suttum (beides wohl wsn), wo ebenfalls beide Formen des Stat.constr., sunat( -) und sutta-, nebeneinander belegt sind. 29: Zur Entsprechung von fr-ses2/4.ses2/4 mit akkadischem bakil vgl. CAD B 35f. Die jB Parallele zu unserer Rubrikzeile, § 7b Z.0136f., verwendet stattdessen ir.ra-gar (vgl. auch Kap. 4.2).-Es ist auffällig, aber doch wohl nur dem Zufall zuzuschreiben, dass sowohl unser Text, als auch die ähnliche aB Rubrikzeile in VS 17, 26, 8 statt 1U. tu r jeweils IU. I schreiben.
V
40
3.2
Bearbeitung der Texte
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 1-2)
41
3.2 Das Kuyunjik-Kompendium
§1
§1
Text: Ab Kol. 11" -10" (Frgm. K 13747, Tal.8) Transkr. : S. unten, S.1651. C15) C16) n7) C18) (°19) (°20) C21) (°22) C23)
C24)
Ab Ab Ab Ab Ab Ab Ab Ab Ab Ab
1"[
2"[ 3"[ 4"[ 5"[ 6"[ 7"[ 8"[ 9"[ 10"[
Übersetzung
···h~~[··· ... ] (?) up-p ]u-ut la da-gil s[u-uk-ku-uk la se-mi] am-mi-ni] TA SA AMA-ka ta-[at-ta-$i-ma ta-bak-ki] am-mi-n]i ina SA AMA-ka lJa-d[ u-u libbü-ka] si-man-n]i ser-ru la-[ku-u at-ta] -x]x-na-alJ ta-rit-ka x[x- . . . . .. ] X]xAMA-kau?[ '" ... ] k]a? la $a-la-la [ ... . .. ] ] ka x[ ... . .. ]
...
h~
[ ...
. .. ]
N.B. Die Zugehörigkeit des Stückes zu Exemplar Ab ist nicht völlig gesichert (s. oben, S. 13f.); auch seine Position innerhalb der Tafel ist nur hypothetisch, um nicht zu sagen willkürlich, angenommen. Die Zeilenzahlen der Gesamtrekonstruktion sind daher als allenfalls näherungsweise zu verstehen und in Klammern gesetzt C15- °24), entsprechen jedoch der in Fig.3 (S. 18) angenommenen Position des Fragments. Kommentar
(°16) : Vgl. unten, § 29 Z. 14 und W. Farber, ZA 75, 213. Die dort noch als Stative aufgefassten Formen upput und sukkuk sind allerdings doch wohl eher als endungslose Vokative zu deuten (vgl. F. R. Kraus, AOAT 25, 293ff., Typus 'Anruf'). (017f.) : Die Ergänzungen sind nicht durch genaue Parallelen gesichert, doch ist thematisch der Passus 2-4 des aB Vorl. 1 (Kap. 3.1) ganz ähnlich; vgl. für weitere Parallelen unten Kap. 5.2.2!
C15) n6) C17)
[... . .. ] . . . . . . [... . .. ] [Bli]nder, der nicht sieht, T[auber, der nicht hört!] [Warum] bist du aus dem Leib deiner Mutter [weinend herausgekommen?] C18) [Waru]m warst [du] im Leib deiner Mutter glü[cklich und zufrieden?] C19) [Hör m]ich [an], Kindchen, Sä[ugling du!] C20) Deine Wärterin [gibt sich alle M]ühe?, [ ... . .. ] C21) [ . .. ] deine Mutter und? [ .. . C22) [ . .. J nicht zu schlafen [ C23f.) (nur unübersetzbare Reste erhalten.) C19) : Ergänzt nach § 25 Z. °366. Nach dem unten, Kap. 4.1.2 Gesagten wäre allerdings vielleicht zu erwägen, ob im babylonischen Kontext unserer Stelle eher la-[~-u] zu ergänzen sei, statt der assyrisierenden Form (>laka, doch sind beide Wortformen im jB von Ninive auch sonst belegbar. C20) : Es liegt nahe, den Beginn zu einer Verbalform von anälJu S oder St zu ergänzen (sowohl transitive, als auch intransitivI passive Konstruktion wäre im Kontext denkbar), doch scheint der erhaltene Zeichenrest weder Isal noch Ital zu sein. C21) : Am Ende ist vielleicht [AD-ka] zu ergänzen, doch könnte das hier u? gelesene Zeichen auch der Beginn von lull sein; in diesem Falle wäre möglicherweise unten, § 31 Z. 24 zu vergleichen.
§2
§2
Text: Ab Kol. 11'-8' (Frgm. K 9171+, Tal. 8) Transkr. (Zz. °37_ °42) : S. unten, S. 166.
°37 °38 °39 °40
Ab Ab Ab Ab
(Beginn abgebrochen) I' [ki-ma] p,-P.M[ES?] a-gam?-[mi lu-u ne-lJe-e-ta] 2' [lu]-~ $a-al-la-ta ki-m[a] a[r-me-i DUMU MAS.DA] 3' [ki-m]a A.MES PU lu-u [tdq -na-a-ta ] 4' [ne-e]s KA.GAL U ne-re-bi-sa ~-[tam-me-ka]
Übersetzung
°37 °38 °39 °40
[Mögest du wie] Wa[sser? in den] Marschen? [still sein,] [mög]est du schlafen wie ein [Gazellen]k[itz,] [wi]e Brunnenwasser mögest du [ausgeglichen sein!] [Bei]m Stadttor und seinen Eingängen [beschwöre] ich [dich!]
Bearbeitung der Texte
42 °41 °42
Ab Ab
5' 6'
3.2
[i-n]a qi-bit de -a dUTU ~ [dASAL.UJ.ljI] [EN dd]a-mu u dgu-la b[e-Iet TI.LA]
7' [m).m).BI qin-ni(?)] SIM.MUSEN sa IM.SI.SA ta-sa[k ina i ljI.ljI] 8' [EN 3-su a]na SA sm-nu UJ.TUR SE[s-ma ina-alJ,]
3.2
°37 : Lesung und Ergänzung sind ganz unsicher. Auf der Tafel scheint zwischen den Zz. I' und 2' (°37/38) ein Strich gewesen zu sein, doch ist es nach den Parallelen recht unwahrscheinlich, dass °38 den Anfang einer selbständigen Beschwörung darstellt. Auch die Kürze der Lücke am Anfang von °38 spricht gegen die Ergänzung eines zusätzlichen [EN]. Zur Ergänzung von °37 vgl. vor allem unten, § 30 Z. 20. °40 : V gl. hiermit z.B. Lamastu-Serie II 100: nfs abulli u nerebfsa; Maqhl V 135: abulla u nerebf lä terrubanni. °43: Zur Ergänzung der Zeile vgl. unten, § 30 Z. 22, sowie BAM 248 IV 18. Die Raumverhältnisse am Anfang lassen allerdings die Ergänzung von
°43
[Ritual dafür: Das Nest(?)] einer Nord-Schwalbe(?) zerst[össt] du, [vermischst es mit Öl;] [die Beschwörung] rezitierst du [drei mal] darüber, reib[st] das Baby ein. [Dann wird es ruhig.] sowohl DU.DU.BI, als auch qin-ni nur bei Annahme sehr gedrängter Schrift möglich erscheinen, doch ist Text Ab auch sonst nicht ganz konsequent in der Schreibung oder Auslassung von DU.DU.BI, cf. unten § 5 Z. °74! Die spezielle rituelle Bedeutung einer (m.W. sonst nie belegten) Schwalbe "des Nordens" (sinuntu sa iltäni) bleibt mir unklar. Oder ist sa iltäni evtl. nur auf das Nest, das dann vielleicht als nach Norden öffnend, oder an der Nordwand befindlich zu verstehen wäre, bezogen??
§3
§3 Texte: Ab Kol. 19'-18' (Frgm. K 9171+, s. Tat. 8) B 4-8 (rOS 11, 96) c 1'-11' (BM 52214, s. Tat. 10) Transkr. (Zz. °45_ °50) : S. unten, S. 167. °45 °46
Ab B Ab B c
9'[ 4 EN
Übersetzung
bi-t]u? ud-du-Ium KA na-du-1), lJ,[are-dilx(TIL) E ud-du-Zu KA na-du-u lJ,ar-gul-lim
10'[ ek-let 1'[
]-ta im-Zu-u su-u-[qu] im-x[x-] 5SILA
]-1),
SI[LA]
ll'[ c °48
Ab B c
s]u-qa Sti la ti-du-u tul-ta-as-bi[t] a-ba-ka SILA sa NU "'Zu-u tul-tas-bit 2'[ -t]a-a$-bit -a ]l-la-t[ a] ki-ma ar-me-i DUMU MAS.DA Zu $al-la-ta ki-i ar-me-i Sti "'MA[S.]
12'[
3'[
]
]-lJ,e-e-ta ki-[m]a 6lu ne-he-tu ki-i 4'[ ~
13'[
c °50
Ab B c
] ar-ki a-lik ar-ki 5'[
14'[
GUD.MES
al-pi
A.MES A
43
°41 [Au]f Geheiss von Ea, Samas und [Asallubi!] °42 [Es ist eine Beschwörung des D]amu und der Gula, der He[rrin der Heilung.]
°44
Kommentar
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 2-3)
MAS.DA
PU ne-lJ,u-u-tim PU ne-hu-tu _~ lu-tu
da-li-pu-te sit-ta-su lid-din-ka da-li-pu-tu sit-ta-su [ TE.EN] -l]i?-pu-tu 6'[ T]U6.EN
°45 Beschwörung: Verschlossen ist das Haus, zugesperrt das Tor, vorgelegt sind die Riegel; °46 mit Finsternis füllten sich die Strassen. °47 Deinen Vater hast du auf eine Strasse geschickt, die du selbst nicht kennst! °48 Mögest du schlafen wie ein Kitz, ein Gazellenjunges! °49 mögest du still sein wie stilles Brunnenwasser! °50 Möge einer, der rastlose Stiere hüten muss, dir seinen Schlaf abtreten! Kommentar °46: Die Variante in B ist unklar. Das letzte dort in Z. 4 erhaltene Zeichen kann laut Koll. eigentlich nur TU[ R], R[ A] oder BA[RA] sein, doch ergibt keine dieser Lesungen Sinn. Auch die von Ab und c abweichende Zeilentrennung scheint hier Textverderbnis nahezulegen. °48: Beachte die Variante armf sa $abfti (statt armf mär $.), die Text Bauch sonst verwendet (§ 29 Z. 16; [§ 30 Z. 20]).
°51
Ab B
15'[
.B]I
7 Oll.Du.BI
c 7'[ °52 Ab 16'[ -u ]l-ti B ina qul-ti 8'[ c °53
Ab B
c °54
3.2
Bearbeitung der Texte
44
Aa B c
ina E si-bi-e a-sar !Ju-bu-ru sak-nu ina E si-bi KI !Ju-bur . . . . . !J ]u-bu-ri . . . . . SAljAR.ljLA SAljAR
17'[
kilb-si sa 8 SAljAR kib-si sa [SAIj ]AR kib-si Sd
°51 °52 °53 °54
ina bi-ri-su-nu ta-sab-bu-us ina bi-ri-su-nu ta-sab- [ b ]i-ri-su-nu 9'[
ta-sdk it-ti-su-nu . . . SILA.(>4 . . . . . . . . ana sÄ
. ..... .
.
SILA.4.MA 10' [
i.GIS sUB-di-ma
SILA.4
. . . . . . 18' [ina i.GI]S IjLljI EN sm-ma .
]
u:J. TUR
sEs-ma
L{J.TUR
Es-ma
.TU]R sEs-ma
sÄ
3.2
SUB
ina-a!J ina-a!J ina-a-a!J
v'
°50: Ich fasse diilipütu hier als Partizip des intransitiven Verbums dIp "ruhelos sein, nicht zur Ruhe kommen" auf; auch "Unruhe stiftend, troublesome", also die aktiv-transitive Nuance desselben Verbums, wäre denkbar. V gl. zur Zeile auch Vorl. 2, 25f.
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 3-4)
Ritual dafür: Im Hause eines Schankwirts, da, wo die Fässer stehen, fegst du in der Ruhe (der Nacht) Staub zwischen ihnen zusammen; festgetretenen Schmutz von einer Strassenkreuzung zerstösst du, vermischst (ihn) damit [in Fet]t, reibst das Baby (damit) ein; dann wird es ruhig.
°51: Zum Wortspiel zwischen !Jubüru "Fass" und "Lärm" vgl. W. Farber, JAOS 106, 448b: Durch 'assoziative Magie' wird hier der Lärm des Babys mittels des Staubs der Fässer, der zudem "in der Stille der Nacht" gesammelt werden soll, bekämpft. °53f. : Übersetzung nach Ab; B hat stattdessen: " ... von einer Strassenkreuzung wirfst du dazu, rezitierst die Beschwörung; du reibst das Baby ein, und es wird ruhig." c weicht nochmals leicht hiervon ab: " ... von einer Strassenkreuzung [zerstösst du], wirfst (es) [zusammen damit] in Öl, [rezitierst die Beschwörung], reibst [das Bab]y ein, und es wird ruhig."
§4
§4
Texte: Aa Kol.l1'-11' (s. Tat. 1) Ab Kol, 119'-26' (Frgm, K 9171+, s. Tat. 8) B 9-13 (YOS 11, 96) c 12'-18' (BM 52214, s. Tat. 10) Transkr. (Zz. °55_ °63) : S. unten, S. 164. °55
Aa Ab
B c °56
°57
1'[ 19'[ 9EN
12'[
Aa 2'[ Ab 20'[ B ina
i]d-[ ]-!Ju a-b[a-] ]-er-ru sa id-lu-!Ju a-ba-a-su ser-[r]u sa id-lu-!J[u] (>A[D-(>S]U -l]u-!Ju a-ba-su
Übersetzung °55 °56 °57 °58
Beschwörung: Baby, das seinen Vater nervös gemacht hat, in die Augen seiner Mutter Tränen hat treten lassen, auf dessen Schreien hin, auf den Lärm seines Weinens hin der kusarikku Angst bekam und Ea erwachte-
] -su •.
i]-ni IG[I].[I]I
'. k u-nu d't-t'[ mtSAMA-SU is-ku-nu di-im-tu A[M]A-[S]U (>GAR-(>un (>d[i-(>m]a-(>t[u]? i]s-ku-nu di-im-t[u]
45
c
13'[
Aa Ab B
]-su ana ri-gim ba-ke-?-[su]m r ]i-gim-me-su ana ri-gim ba-ke-e-sum (>a[na? 14'[ -i]m? ba-ke-s[u]
3'[
21'[
c °58 Aa 4'[ . '19-ge-?I ' -k u ] 'tg-ru-ru-ma de-a -tu Ab 22' [ku] -sa-rik-ku ig-ru-ru-ma d e -a ig-gi-il-tu B lO(>cl(>ME.(>PIRIGXA.(>LIM ig-ru-ru-ma clBAD ig-gel-tu c 15'[ i]g-ru-ru-ma dXL i[g]
Kommentar Der syntaktische Aufbau dieser Beschwörung ist schwer zu durchschauen. Meine Übersetzung versucht, die geschriebenen Endungen und Suffixe so weit als möglich zu berücksichtigen. Trotzdem bleibt der Anfang, zumindest in den Texten Aa, Ab und c, offenbar ein Anakoluth; serru aus Z. °55 wird syntaktisch nicht wieder aufgenommen. Stattdessen bilden die Zeilen °55_ °58 eine lange davon abhängige Relativ-Phrase, die von einer UmstandssatzKonstruktion (Typus illik-ma ibakki) abgelöst wird (Z. °59-°60). Text B kompliziert die Situation durch Verwendung einer Indikativform (iskun) in Z. °56, ehe auch er offenbar wieder in den Subjunktiv übergeht (vgl. unten zu
°59
Aa 5'[ -g]e-el-tu-ma la i-~al-Ial Ab 23'[ i]g-ge-el-tu-ma la i-~al-Ial dBAD ig-gel-tu-ma "'l[a B 16'[ -i]l-tu-ma la H c
°60
Aa 6'[ Ab 24'[
B c °61
°62
3.2
Bearbeitung der Texte
46
u]l i-~ab-bat
sit-tu sit-tu 11 dxv NU DIB sit-tu 17'[ ] t-~ab?-bat sit-[ ]
] t-~ab-bat
8'[DUMU? ~]a-bi-t-ti
sa ~e-e-ri -t]i [ ] ................ .
26'[
9' [ ] q-li-ki s[ a? ge] r-ri u bar-ra-ni sit-ta lid-din-ku 12 ki-i DU sd ur-bu u "'bar-ra-nu sit-ta-su lid-din-ka TE.EN
°64 °65
Aa B
10'EN
Aa B
11'
an-ni-tu ana sÄ. ana sÄ.
13 [E]N? . . . . .
EN UGU LlJ.TUR
"'u
EN
e-li Llr.TUR
IXGIS
s[m SUB
Das Kuyunjik-Kompendium (§ 4)
47
°59 (ja,) Ea erwachte, ohne wieder einschlafen zu können, °60 (wobei auch) IStar kein Schlaf mehr überkommt: °61 "Möge man ihm Schlaf geben gleich einem verschlafenen Kitz! °62 Möge [das Junge] einer Steppen-Gazelle °63 dir (seinen) Schlaf geben wie einem, der auf Weg und Strasse unterwegs ist!"
Aa 7'[ ]-t[u? lit? -t]a-ad-nu-sum ki-ma ar-me-i ~a-Ia-la -n]u-[s]um GIM ar-m[e] Ab 25'[ sit-tu SUM-SU ki-i dr-me-i "'~a!-la-la B 18'[ GI]M q,r-me ~[a] c Aa Ab B
3.2
L]U.TUR
su-a-tu SEs-m[a] Es-ma
LlJ.TUR . . . . .
sr[D-n]u-m[a] ina-a[bJ sm-ma "'in[a-]
Z. °58!). Die abschliessenden Zeilen °61_ °63 möchte ich dann am ehesten als der IStar in den Mund gelegt auffassen. °57 : [r ]i-GIM-ME-SU ist wohl eine etwas missglückte Schreibung für Irigmisul, basierend auf der Nom./ Akk.-Form des stat.constr. Die Parallelstelle in § 29 Z. 15 schreibt stattdessen einfach logographisch GD-SU. Sowohl diese Variante, als auch die noch erhaltenen Reste des ersten Zeichens unserer Zeile schliessen die Lesung '" [an]a dimme-su (CAD D 144a) definitiv aus; das nur für unsere Stelle postulierte Stichwort'" dimmu ist dementsprechend zu tilgen. °58: Das Logogramm in Text B ist sonst bisher nicht belegt, doch kann an seiner Lesung als kusarikku kein Zweifel bestehen; vgl. für die verschiedenen Schreibungen dieses Wortes CAD K 584 und zuletzt F. Wiggermann, BPF 103f. Dafür, dass hier ein Singular vorliegt, und igruru damit als Subjunktiv aufzufassen ist, spricht nicht nur das Fehlen eines Pluralzeichens am Logogramm, sondern auch der aB Vorl. 1 (oben 3.1), Z. 5; auch CAD K 584a fasst die Form als Singular auf. Die frühere Interpretation als Plural (z.B. CAD G 49a) konnte sich allerdings immerhin auf die sicher pluralische Parallele labmü igrurü, § 25, °358, (so jetzt auch § 29, 15 und 31, 25) berufen. Ist aber igruru Subjunktiv, muss auch das durch -ma damit ver-
°64 Diese Beschwörung sprichst du über Öl, reibst das besagte Baby (damit) ein; danach °65 rezitierst du die Beschwörung über das Baby: Dann wird es ruhig. bendene iggeltU trotz fehlender Pleneschreibung des Endvokals Subjunktiv sein. °61 : Die Verbalform, deren Zugehörigkeit zu -Jndn nun durch das Logogramm im Duplikat über jeden Zweifel erhaben ist, bleibt dennoch in ihrer genauen Analyse und Übersetzung unsicher. Formal kann wohl nur ein auf dem Präteritum Gt basierender Prekativ vorliegen; ein Gt von ndn ist nun jedoch nach Ausweis des AHw. sonst nicht belegt (vgl. dagegen allerdings CAD, das-wenn auch ohne Belege anzugeben-in Nil 43f. viele Formen als "I/2" bucht). Eine dem Gt-Stamm angemessene separative Bedeutung "(jmd.m) ablassen, überlassen" würde an unserer Stelle guten Sinn geben, doch bleibt selbst dann der pluralische Bezug der Form unklar: Subjekt unpersönlich (so von mir übersetzt), oder die beiden in Z. °59f. genannten Götter Ea und IStar? ~a-Ia-la am Ende der Zeile fasse ich als '" ~alliili auf, also als Habitativ-Adjektiv zu -J~ll (sonst offenbar nicht belegt). Die bisher übliche Erklärung als Infinitiv als Objekt zu -Jndn (zuletzt CAD A/2 294a) , ist, nachdem die Ergänzung des Zeilenanfangs nunmehr gesichert ist, kaum mehr akzeptabel. °62: Die Ergänzung des Anfangs ist unsicher, zumal die Lesung "'~ab'iti durchaus nicht über jeden Zweifel erhaben ist: Der auf BI folgende Raum ist für ein einziges Zeichen I eigentlich zu lang, und auch die abschliessende Spur würde besser zu einem senkrechten, als zu einem waagerechten Keil passen. Eine entsprechende bessere Lesung ist mir jedoch nicht gelungen.-Text B kann am abgebrochenen Zeilenende kaum die gesamte Zeile °62 enthalten haben, es sei denn in stark verkürzter (logographischer?) Form. °64f. : Text B hat ein etwas abweichendes Ritual: "Du 'wirfst' die Beschwörung über Fett, salbst das Baby; dann rezitierst du die Beschwörung über das Baby, und es wird ruhig." Beachte die relativ seltene Verwendung von sipta nadft im Ritual, sowie die vielleicht nur als lapsus calami aufzufassende doppelte Kopula -ma u (kaum als 10 EN zu lesen; eher könnte ein 'Zählwinkelhaken' der Vorlagetafel aus Versehen in den Text integriert worden sein).
48
3.2
Bearbeitung der Texte
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§ 5)
§5
§5
Texte: Aa Kol. 112'-21' und II 1'-4' (s. Taf. 1-2) Ab Kol. II 1-7 (Frgm. K 6812, s. Taf.9) Ac Vs. l' -6' (CT 51,193) d Rs. 111 22' -33' (ND 5590, cf. Kap. 2.4.2) Transkr. (Zz. °66-73) : S. unten, S. 167.
Übersetzung
°66
Aa d
12'EN.E.NU.RU a-so'r D[U?-? ]-~? $al-l[a-a-ta] 22'[E]N.E.NU.RU a-so'r DU lu-ru ]
°67
Aa d
13'i-til la-a [t]e-te-e[b-bi] 23' i-til la "te-te- "(bi)
°68
Aa d
14'lu-u $al-la-a-ta la-a te-e[g-gi-ig(?)] ] lu $al- [
°69
Aa d °70 Aa Ab d °71 Aa Ab d °72 Aa Ab Ac d °73 Aa Ab Ac d
15'li-im-bur-ka li-i (- ) mu (- ) [x-x (-x) ] 24'li-im-bur-ka li-[ ] 16'li-im-bur-ka nam-mas-su-u Sd E[DIN] 1li-im-bur-ka n[a]m-ma[s]-su-u so' EDIN 25'li-im-bur-ka nam-[ 17'li-is-bat-ku ri-so'-tu 2li-i~-bat-ka ri-so'-tu 26'li-i$-bat-ku "r[i- "s]a- "t[u
u ra-so'-n[u] u ra-so'-n[u] ]
18'GIM 3 ki-ma 1'[ ] 27'GIM
mi-ti la tin-na-a BIR-k[a] mi-i-ti la ti-na-a [B] IR-k [a] m[i] mi-ti la "te-"n[a]
19' i-na 4 j-na 2'[ ]-na 28' ina
qi- bit DINGIR.MES sa mu-si-t[i] qi-bit DINGIR.MES [s]a m[u-s]i-t[i] q[i] qi- bit DINGIR.MES ]
v, ana d UTU ki-a-am DUn.GA Aa 20' ki-ma d UTU.SU.A d v, [ -m]a UTU.SU.A ] Ab 5 ana ~[ ki-ma d[ ] Ac 3' d[ 30'ana dUTU ki-a-am 29'KID.KID.BI ina ] d Aa 21' d UTU ki-ma AD DIS KI !? TA so'-da-du Ab 6 [ ] ~ ~ [ d UTU ki-[ ] Ac 4' 31'''EN d UTU ki-ma AD TA ] 32' sa-da-du d
Ab Ac d
7[
]~
5'SAIJAR KLMA[1j SAIJAR KLMAIJ u g[ul-gul(?)
49
i? ~[ ... ]
] ]
°66 Enuru-Beschwörung: x x x, mögest? du schl[ummern!] °67 Lieg stille, steh nicht [auf!] °68 Du sollst schlafen, nicht sch[reien!] °69 Möge x x [ ... ] sich deiner annehmen, °70 möge das Steppengetier sich deiner annehmen! °71 Möge es für dich übernehmen? Juckreiz und Krätze! °72 Wie ein Toter dreh dich nicht um. °73 Auf das Geheiss der Götter der Nacht! °74 °75 °76
Bei Sonnenuntergang sprichst du folgendermassen: "Samas, wie x x x x zu spannen?; Staub vom Grabhügel und Sch[ädeF . . . . .. ]
Kommentar °66 : Die Lesung asar für geschriebenes A.IJI erweckt wenig Vertrauen, doch ist es mir nicht gelungen, der Stelle besseren Sinn zu entlocken; auch ein Vokativ abi "mein Bruder!" scheint hier am Anfang einer Beschwörung kaum sinnvoll. DU evtl. Logogramm für izzuzzu, Lesung asar tazzazzu "wo immer du bist"? °68 : Zu Lesung und Ergänzung dieser Zeile vgl. unten § 32 Z. 3 mit Kommentar. Die Lesung des CAD (E 326b), te-[er-ri], ist nach den erhaltenen Spuren ebenso ausgeschlossen wie etwaiges te-r[i ... ]. °69 : Ist li-i wegen nammassu in Z. °70 doch irgendwie mit lu/lTtu zu verbinden? V gl. vielleicht auch Lam.-Serie 1165: limbur(ä?) Zati ina tarba$i. Auch eine Anspielung auf das in V or1. 2, 20ff. vorliegende Motiv scheint denkbar. °71 : Wenn rTsätu und räsänu wirklich (mit AHw. 960b und 989f.) zwei Hauterkrankungen sind, so sollte man in der graphisch mehrdeutigen Prekativform eine für das offenbar vom Juckreiz geplagte Baby günstige Aussage erwarten. Subjekt der Singular-Form kann dabei wohl nur nammassu sein, mit den Krankheitsnamen als direktem Objekt. Danach kommt eigentlich nur noch Ableitung von $abätu in Frage, mit einem allerdings ungewöhnlichen Dativsuffix -ku (-ka in Ab sicher schlechtere Lesart), das ich versuchsweise als dativus ethicus "zu deinen Gunsten, für dich" auffassen möchte. Genaue Parallelen für eine solche Verwendung von $bt + Dativ fehlen
V
3.2
Bearbeitung der Texte
50 °77
Aa Ac d
°78
Aa
°79
Aa
°80
Aa
] -~.?. 1'[ AN[ANNA? 6'sa LlJ.TUR [ ] 33'sa LlJ.TUR li-$f-i ANANNA (>D[UMU? ANANNA?]
2'[ 3'[ 4'[
an-na]m DUll.GA-m[a] gul]-gul-la-tim i]na-ab
mir, doch könnte immerhin auf die formal-grammatisch ähnliche Ausdrucksweise abbutta ana PN $abätu hingewiesen werden. °72 : V gI. ausser CAD K 75a noch Lam.-Serie II 108: $allu ina majjäli kalTssu ai Tni "der Schläfer möge sich auf dem Bette nicht umdrehen!" °75: Die Zeile bleibt, obwohl sie in Text Aa fast unversehrt erhalten ist, unklar. Die Zeilentrennung in d zeigt, dass (Korrektheit dieses auch sonst oft schlechten Textvertreters hier vorausgesetzt) sa-dadu nicht mit dem davorstehenden TA verknüpft werden kann und daher wohl nur Infinitiv sein kann. AD.DIS (Aa) könnte, falls at-tas-
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 5-7a)
°77 des Babys möge herausgehen, NN, S[ohn des NN(?)] °78 [ ." S]o sprichst du und °79 [ Sch] ädel °80 [ : Dann wird] es ruhig. zu lesen, evtl. dem at-ta-[ ] aus Text d entsprechen, doch ergibt sich hieraus für mich kein verständlicher Sinn. Eine Lesung ki-i-ta, zu kTtu "Matte", könnte sich zwar vielleicht auf Affinität zum Verbum sadädu "ausbreiten" berufen, jedoch nicht auf akkadische Syntax. Non liquet.-Am Zeilenanfang steht in d EN (KolI. Black), wobei unklar bleibt, ob dies hier = belu (dann keine Entsprechung in Aa und Ac!), oder aber Schreibfehler statt EN = siptu. °76 : Die Ergänzung orientiert sich an unten Z. °79, ist jedoch trotzdem unsicher; vgI. auch noch weiter unten, § 29 Z. 17! °77; Zur Frage des Anschlusses zwischen Text Aa und den beiden anderen Exemplaren s. ausführlicher oben S. 11!
§6
§6 Übersetzung
Text: Aa Kol. II 5'-13' (s. Tat. 2)
°81 °82 °83 °84 °85 °86 °87 °88 °89
Aa Aa Aa Aa Aa Aa Aa Aa Aa
51
5'['EN'? ... 6'[ 7'[ 8'[ 9'[
k]a? ab ] li ] ~ ki ] ~ nu ] ~ ka ] ki
10'[ 11'[
Der fragmentarische Zustand des Textes erlaubt keine Übersetzung; es ist nicht auszuschliessen, dass es sich hier um eine sog. Abrakadabra-Beschwörung handelt (s. S. 145).
k]i k]i?
12'[ 13'[
]
~
§ 6b? -7a In der folgenden Lücke von ca. 30 Zeilen (°90-°119) ist vielleicht noch mit einem heute gänzlich verlorenen weiteren Abschnitt, § 6b, zu rechnen. Mit Sicherheit ist dem nächsten erhaltenen Paragraphen, 7b, noch eine weitere sumerische oder zweisprachige Beschwörung vorausgegangen (vgl. die Nennung zweier Beschwörungen in der Rubrikzeile °136f.), die ich als § 7a bezeichnen möchte. Reste der abschliessenden Zeilen dieser Beschwörung könnten in Text c (BM 52214, Taf. 10), rechte KoI. 1'-5' vorliegen (vgl. etwas ausführlicher oben, Kap. 2.4.1):
§ 6V-7a
("115) ("116) ("117) ("118)
c NU [ .. . C L[I .. . c A tI[I .. . c DU [ .. .
("119)
C
K[A.INIM.MA
Nach ca. 20 Zeilen derselben Lücke, d.h. etwa bei Z. °HO, sind in Text Aa am rechten Rand der Kolumne für fünf Zeilen jeweils Reste eines einzigen Zeichens sichtbar, die wahrscheinlich ebenfalls zu § 7a zu rechnen sind.
52
3.2
Bearbeitung der Texte
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§ 7b)
§ 7 (b)
§ 7 (b)
Texte: Aa Kol. Il 1/1-13/1 (s. Tat. 2) Ab Kol. III 1'-18'(Frgm. K 9171+ und 5107, s. Tat. 9) [e r.Kol. 6'-7' hierher? BM 52214 (s. Tat. 10)J
°120 Ab [c?
l'E[N ... 6'E[N
°121 Ab [c?
7'~
°122 Ab
3'uW...
2'x
°124 Ab
~[ 7'[
°131 Aa Ab
n]u?m[u?
3"[kfma sa (?) ip-ad-da-ru ] 3d-lam-tum la P-a[d-
8'[ 4"[ 9'[
5"[
°129 Aa Ab °130 Aa Ab
la f'-ad-da-r]u (?) ]
.un.si.es ] .~.gin7 '"
] ' .es.a·g1ll7 ... ] nu.mu.un.si.es.a.g[ in 7] ] la f'-ad-da-ru
lO'[kTma sa (?) b ]i-i$-$u-ru la f'-ad-da-ru 6"~
ll'[
[ '"
].es.a.gin 7 n] u. m u. uno si. es. a. gin7
7"ki-m[a sei?] ~ ~ [ l]a ico-ad-da-ru 12'[ ] ~(_ )ka-la-a la P-ad-da-ru
°132 Aa 8"akkil.gin7 zaba[r .b]ul be.em.ma.an.gaz za]bar inim.bul be.em.ma.an.gaz Ab 13'[ °133 Aa Ab
9" ina ik-kil-li ki-ma [ -r]i li-duk i-nam I;juL-tam 14'[ -m]a si-par-ri li-duk i-nam I;juL-tam
°134 Aa lO"gaba.zu [ga]r.ra.ab ] gar.ra.ab Ab 15'[ °135 Aa Ab
11" i-rat-ka ni-coi-i 16'[ ]nl. y t-t•
°136 Aa 12"2 k a.ini [ m.m ] a eme.gi 7 lu.tur ir.ra gar.ra. k e4 Ab 17'[ .g]i 7 lu.tur ir.ra gar.ra.ke4 °137 Aa Ab
Übersetzung
°120- °123 (fast völlig zerstört) °124_ °131 (weitestgehend unverständlich, cf. den Kommentar!) °132f. Mit (seinem?) Schreien möge er wie (mit?) Bronze das 'Böse Auge' töten! °134f. Wende dich von hinnen! °136f.
...
1"[ 6'kW-ma? sa(?)
°127 Aa Ab °128 Aa Ab
. .. ]
5'LAGABXGAR [
°125 Aa Ab °126 Aa Ab
] ]
4'~ [ ...
°123 Ab
53
13"2 Si-pat su-[me ]-ri sa $e-elJ-ri [b ]a-f}-ki-i ina-alJ 18'[ ]-elJ-ri ba-ki-i ina-alJ
Zwei Beschwörungen auf Sumerisch, für ein Baby in Tränen.-Es wird ruhig.
Kommentar
Die Rekonstruktion dieser Beschwörung auf 8 Doppelzeilen ist nicht ganz sicher, da die beiden Fragmente von Text Ab um Haaresbreite keinen direkten Join bilden. Da jedoch eine Gleichung LAGABxGAR = salamtu, wie sie sich aus einer Kombination von °124 = °126 ergäbe, unverständlich bleibt, dürfte die hier vorgeschlagene Wiederherstellung am wahrscheinlichsten sein. °120f. : Zur Frage der Zugehörigkeit von Text c r.Kol. 6'-7' zum Anfang dieser Beschwörung vgl. oben Kap. 2.4.l! °124-°131 : Syntax und Bedeutung dieser vier offenbar parallelen Zeilenpaare bleiben mir unklar. Die sumerische Verbalform nU.mu. un.si.es. a. gin7 ist offenbar ein nominalisierter Vergleichs-Satz "Wie solche, die nicht /si! gemacht haben". Die Übersetzung von si durch akkadisch adäru bringt weitere Schwierigkeiten mit sich. Zwar ist adäru "verstört/finster werden" gelegentlich mit diri/sas geglichen, doch nie mit einfachem si. Auch wäre an unserer Stelle die Konstruktion dieses intransitiven Verbums weder im G-, noch auch im N-Stamm überzeugend, wenn wir LAGABxGAR (= tinuru "Ofen"?), salamtu "Leichnam", bi$$uru "Scham" und [ ]kalU "?" als Objekte der Verbalhandlung auffassen wollen. Eine Deutung der vier Nomina als Subjekte dagegen stösst sowohl wegen der Kasusform [ ]kalq, als auch wegen der Pluralformen im Sumerischen auf Schwierigkeiten und ergibt ausserdem auch keinen brauchbaren Sinn. Die Schreibung der akkadischen Formen mit starkem P/ schliesslich spricht gegen eine Ableitung von adäru B "fürchten", und auch hier wäre der resultierende Sinn keinesfalls überzeugend. °132f. : Der sumerische und akkadische Text dieser Doppelzeile sind nicht genau in Einklang zu bringen; keiner ist in sich klar verständlich. Die akkadische Übersetzung scheint die sumerische Postposition . gin 7 als Präposition (entsprechend der akkadischen Satzstellung)
Bearbeitung der Texte
54
3.2
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 7-8)
55
missverstanden zu haben. Ein weiteres Problem bietet die Entsprechung von KA(inim?).bul mit fna lemutta; hier schlägt mir M. Civil vor, in fna(m) eine durch den Anklang an sumo inim ausgelöste Fehlassoziation an akkad. fnu und den 'Bösen Blick' zu sehen (vgl. für einen möglicherweise ähnlichen Vorgang A. Livingstone, MMEW S. 35 zu I.NAM-giS·bur.an.ki.a). °135: irta nc:Ju kann sowohl "sich wegwenden = fliehen", als auch im strengeren Wortsinn einfach "sich umdrehen" heissen. Da bisher wegen der generellen Unklarheiten dieser Beschwörung nicht einmal mit Sicherheit auszumachen ist, ob der Imperativ hier an den Dämon oder an das unruhige Kind gerichtet ist, bleibt die Übersetzung der Form zweifelhaft.
°136f. : Die Wiedergabe dieser Doppelzeile in CAD B 35a S.V. bakku ist sicher unrichtig. Das Zeichen "A in Aa (sicher so, nicht AK) ist mit Text Ab gewiss zu tilgen, die Form dann als Partizip G aufzufassen. Eine hübsche Parallele zur Rubrikzeile bietet VorI. 2, 29: k a. inim.ma lu.tur! ir.ses4.ses4[.a.kam (?)], das wohl ebenfalls als vsiptum sa $elJrim bäkfm zu akkadisieren wäre. inalJ in unserer Z. °137 hat dabei keine direkte Entsprechung im Sumerischen; es ist wohl als selbständige syntaktische Einheit aufzufassen, die dem akkadischen Text sekundär anstelle eines ausführlicheren Rituals angefügt wurde und das sonst dort zu erwartende Heilungsversprechen darstellt. Die zweisprachige Rubrikzeile ist ganz ungewöhnlich. Ich kenne kein weiteres Beispiel dafür.
§8
§8
Texte: Aa Kol. II 14"-26" (s. Tat. 2) Ab Kol. II 19'-20' (Frgm. K 5107, s. Tat. 9)
Übersetzung
°138 Aa 14"EN.~.[N]U.RU e bad pa gi gur bi ] J!: gi gur bi Ab 19'[
°138- °146
°139 Aa 15"[ x x ] J!: is as me ni ar ] ar Ab 20'[
°147
°140 °141 °142 °143 °144 °145 °146
Aa Aa Aa Aa Aa Aa Aa
16"[ x 17"[ x 18"[ x 19"[ x 20"[ x 21"[ x 22"[ x
x b] i ra na ni ug J!: us ti x b]u? us tu sa ar J!: ab x ] u na im ma en AN.MES J!: [ x b]a? (x) ] J!: su ub u ru su ub pa ra ab [(x) t]im? (x) ] J!: da ki ir ki J!: [(x)] re e bi x ] J!: [m]a? J!: [(xx)] J!: su su uk x d]u ub bu du du ub TU6.EN
°147 Aa 23"[KA.INIM.MA n]a-:J-ra rag-ga $u-ul-lu-li °148 Aa 24"[m).mJ.BI U]ZU.TUGUL UDU.NITA tur-ar ina a-bat-ti te-pe-e$ °149 Aa 25"[ina I.GIS lJI.]lJI EN 7-su sm-nu °150 Aa 16" [na? _:J?] -ra sEs-ma i-$al-lal Kommentar
°147 : Die Lesung der Rubrikzeile ist (nach mehrmaliger Kollation) fast völlig sicher; statt [n]a wäre am Anfang höchstens noch lUD möglich, doch gibt dies keinen Sinn. Davor reicht der Platz der Lücke gerade für das zu erwartende [KA.INIM.MA], jedoch keinesfalls für weitere Zeichen. $ullulu am Zeilen ende muss hier, besonders im Hinblick auf die von der Rubrikzeile nicht zu trennende, das Ritual beschlies-
(unübersetzbare Abrakadabra-Beschwörung)
[Beschwörung], um einen ungezogenen Jungen(?) zum Schlafen zu bringen.
°148
[Ritual dafür: FI]eisch von der Hüfte eines Hammels dörrst du, zerstampfst es mit einem Stässel, °149 [verm]ischst es [mit Öl], rezitierst die Beschwörung 7 mal, °150 reibst [den J un] gen? ein: Dann wird er schlafen. sende Form i$allal ("150) als sonst unbelegter D-Stamm zu V$ll "schlafen", das sonst erwartungsgemäss den kausativen S-Stamm bildet, aufgefasst werden. Für fl>na:Jru legt sich nach dem Kontext primär die Annahme eines weiteren Nomens für "Kind" o.ä. nahe, das allerdings bisher in den beiden Wbb. vergeblich zu suchen ist. M. Roth hat jedoch kürzlich, eine in Vergessenheit geratene Idee B. Landsbergers wieder aufnehmend und erweiternd, den Nachweis geführt, dass in nB Zeit ein Nomen nartulnu(m)artu als Synonym zu batultu "Mädchen" im Gebrauch war (Comparative Studies in Society and History 29, 1987, S. 739ff.), das sie etymologisch mit Westsemit. nacäräh "Mädchen" verbinden will. Sie weist dabei auch zurecht darauf hin, dass für viele der in den Wbb. zitierten Belege für nar(t)u "Sänger(in)" eine solche berufsspezifische Bezeichnung im jeweiligen Kontext wenig Sinn ergibt, und greift besonders zwei Kolophonstellen heraus, an denen sie naru als allgemeine Bezeichnung "youth" und nicht als "Sänger" verstehen möchte (CAD Nil,
Bearbeitung der Texte
56
3.2
379a s.v. ntiru c2'). Hier möchte ich nun auch unseren Beleg anschliessen und für die Schreibung na-CO-ra noch speziell auf mehrfach belegtes na-CO-re-e na-CO-ra-ti in der mB Krankenhauskorrespondenz Waschow, MAOG 1O/1,30ff. hinweisen, wo m.E. mit Sicherheit ebenfalls keine "Sänger und Sängerinnen" gemeint sind. Das Wort nacorurnäru/nuäru (fern. naCOartu/ntirtu/nu(m)artu) wäre nach all diesen verschiedenen Belegen dann wohl als recht allgemeine Bezeichnung eines Kindes bzw. Heranwachsenden anzusehen und am ehesten, ebenso unspezifisch, mit "Junge" bzw. "Mädchen" zu übersetzen. raggu "böse" schliesslich ist meist in ernsthaft negativem Sinn von Feinden, Dämonen usw. gebraucht, hat an unserer Stelle
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 8-9)
3.2
jedoch, auf ein Kind bezogen, wohl eher die Nuance "widerspenstig, ungezogen, bockig"; vgl. auch noch unten § 32 Z. 81 °148: Zur Lesung NAGAR.zA-tenu = tugul = gilsu vgl. zuletzt R. Borger, ABZ Nr. 561, wo u.a. auch unsere Stelle zitiert ist. °150 : Die Ergänzung (nach Z. °147) ist keinesfalls sicher. Gegen epigraphisch ebenfalls mögliches [$e-eb] -ra spricht, dass in den Ritualen unserer Texte nirgends sonst eine syllabische Schreibung für "Baby", statt logographischem UJ.TUR, zu finden ist. Nicht völlig auszuschliessen ist schliesslich auch, dass hier-als stereotype Übernahme aus Rezepten der Erwachsenenmedizin-[Lu.Tu].RA, "den Kranken", gestanden hat.
§9 Texte: Aa Kol. III l' -6' (s. Taf. 3) Ab Kol. III 1'-8' (Frgm. K 9661, s. Taf.9)
°151-°152 °153 Ab °154 Ab °155 Aa Ab °156 Aa Ab
(Lücke von wohl etwa zwei Zeilen) 1'[... . .. ] m[u? . . .. ] 2'[... . .. ] mu.u[n.d]a? .[x . x] l'x[x ] 3' [ ... ] ).C ).C UD n [a ... . .. ] ] ••• ] ).C u.e.en.DU.x[X ... ]
°157 Aa Ab
3' KA.IN [IM. ] 5'[ .M]A UJ.TUR ZI TUR [ME]
°158 Aa Ab
4'DU.DU.BI U.Ij[A 6'[ SU]M?S[I]R.DI[L].S[A]R NUN.BAR.IjUS.KU 6
°159 Aa Ab
5'HAR ri-is EN 7-su ana li[b] ~AR ri-[i]s 7'[ ] lib-bi sm-nu ina GU-SU GAR-an
°160 Aa Ab
8' [
6'ina IXGIS SES EN 7-[ ] G]IS SES EN 7-SU sm-n[ u ]
Kommentar
°157: ZI TUR [ME] (ergänzt nach unten § 10 Z. °164) bleibt mir unverständlich. ZI = tebU 'aufstehend, d.h. nicht im Bett bleibend'?? °158: Für SUM.SIR.DIL.SAR, das im 1. Jahrtausend nur noch als materia medica auftaucht, vgl. zuletzt H. Waetzoldt, BSA 3 (1987),35 und M. Stol,
57
§9 Übersetzung
°151- °156 °157
(unübersetzbare Reste einer sumerischen Beschwörung)
Beschwörung für ein
... Baby.
°158 Ritual dafür: Fenchel, einzehigen Knoblauch (und) ... -Fisch? °159 mahlst? du, die Anfangszeile ? der Beschwörung rezitierst du 7 mal darüber, legst (es) ihm um den Hals. °160 Du reibst (es) mit Öl ein, rezitierst die Beschwörung 7 mal. ibid. 57 mit Anm. 9-12 (S. 69). Zu NUN.BAR.IjUS.KU6 = ziqqatu (die Gültigkeit der Gleichung ist nicht völlig sicher) vgl. AHw. 1531, wo noch AMT 63/2,6 nachzutragen wäre. °159 : Die Zeilentrennung lässt die hier gegebene Auffassung nicht ganz unproblematisch erscheinen: Text Aa hätte demnach ohne ersichtlichen Grund das eine, den Satz abschliessende Verballogogramm HAR = teten auf die nächste Zeile gerückt, und Ab hätte, noch ~ngewöhnlicher, die Konstruktus-Verbindung res sipti auf zwei Zeilen verteilt. Zu einer plausibleren Lösung bin ich jedoch nicht gelangt. Das gesamte "Ritual' macht einen etwas korrupten Eindruck: Unklar bleibt, in welcher Form die gemahlenen(?) Ingredienzien dem Kind um den Hals gelegt werden sollen, und auch das Objekt zu tapassas (°160), wohl ebendieses Kind, bleibt unbezeichnet.
58
3.2
Bearbeitung der Texte
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ lO-l1A)
3.2
§ 10
§ 10 Texte: Aa Kol. III 7' -13' (s. Tat. 3) Ab Kol. III 9'-14' (Frgm. K 9661, s. Tat. 9)
°161 Aa Ab
Übersetzung
7'EN su an.da.ar m[u.d]a.bi.i[r] 9'[E]N su an.da.ar mu.da.bi.i[r]
°161- °163
°162 Aa Ab
8'ag tir.ra se.er.ra a[g. .r]a se.er.ra tir.r[a] lO'[a]g tir.ra se.er.ra ag.tir.r[a] s[e.e]r.r[a
°163 Aa Ab
9'ag bu.us.da.a b[u.u]s.da.a TU6.E[N] ll'[a]g bu.us.da.a bu.us.d[a ]
°164 Aa Ab
lO'KA.INIM.MA L[U].TUR ZI TUR ME 12'[ .INI]M.MA U].TUR Z[I ]
°165 Aa Ab
ll'[mJ.D]U.BI i.SUMUN DUG.T[A]L sa ina SILA GAZ-U ni-kip-t[a?] 13' [ S ]ILA GAZ-~,i[ ]
°166 Aa Ab
12'[ ... 14'[
°167 Aa
13'[ina GU-SU GAR-an ... x]x IXGIS SEs-su-ma ina-ab
°164
~
[
(unübersetzbare Abrakadabra-Beschwörung; einzelne Phrasen lassen an stark verballhorntes Sumerisch denken)
Beschwörung für ein ...
°165 '[Rit]ual dafür: Altfett aus einem Krug, der auf der Strasse zerbrochen (herumliegt), '" -Pflanze, . .. ] nestelst du in einem Lederstück ein, rezitierst 7 mal die °166 [... Beschwörung. °167 [Du legst es ihm um den Hals, ... ], reibst es mit Öl ein, und es wird ruhig.
]
°164: Vgl. bereits oben zu § 9 Z. °157. Das letzte Zeichen, ME, ist allerdings wegen des Bruches am Zeilenende epigraphisch nicht ganz sicher.
§§ H und HA
§ H und HA
Text (§ 11): AaKol.IIl14'-21' (s. Tat. 3)
Übersetzung
°168 Aa °169 Aa °170 Aa
14'[EN ... 15'[ 16'[ '"
°168- °170
°171 Aa
17'[KA.IN1M.MA (x?) x]x NA MAS.DA IjUN.GA.[K]E4
°172 °173 °174 °175
18'[m).m).B1 NA4.KA] GI6 ina siG GI6 NA4.ka-pa-$a SA5 19'[ina siG SA5 NIGIN-mi] 7.TA.AM KA.KES KEs-ar 20'[EN 7-su ana UG]u sm-nu NA4.KA GI6 ina SU 15-su 21'[NA4.ka-pa-$a S]A5 ina GIR 150-su KES-SU
Aa Aa Aa Aa
. .. Baby.
Kommentar
. .. x]x ina [K]US m).m) EN 7-su sm-nu
]
59
] nu la ab s]u?/l]u? ul ta ab . .. ] ab bi sa TU6·EN
(Zeilenenden einer unübersetzbaren Abrakadabra-Beschwörung)
°171
[Beschwörung, um ... ] einer Gazelle? zu beruhigen.
°172 °173 °174
[Ritual dafür:] Schwarzen [Obsidian] in schwarzer Wolle, roten ... -Stein [in roter Wolle wickelst du ein], knüpfst je sieben Knoten, rezitierst [die Beschwörung 7 mal dar]über; den schwarzen Obsidian an seine rechte Hand, [den ro ]ten [ ... Stein] an seinen linken Fuss bindest du ihm an.
°175
Text (§l1A):e Rs. 1'-3' (LKU 32) Kommentar
°171 : Der Sinn der Rubrikzeile bleibt unklar. Vgl. etwa die mehrfache Nennung eines Gazellenjungen (DUMU MAS.DA) in unseren Texten, in Vergleichen mit dem angestrebten Schlaf des Babys? Oder liegt eine kryptographische Schreibung für par-da "schreckhaft" vor? Das vorhergehende NA bleibt ebenfalls schwierig; eine Lesung ]q-na ist epigraphisch ausgeschlossen.
. v v , , (?) ... . .. NA4.KA ] G[ 16 ma Su-su KES . 2'N[A4.k]a-p[a]-[$]a? SA5 ina Grn-SU KE[S ... 3' GU ma . , [ . . . I, SUD . .. ] I' [
... ] ... ]
Dieser Textabschnitt, auf den in Exemplar e unmittelbar die Paragraphen 16 und 19 folgen, ist hier wegen der offensichtlichen Parallelität der Zeile(n) (1'-)2' mit oben C174-r175 angeschlossen worden. Zeile 3' bleibt mir (trotz CAD Q 286b) insgesamt unklar.
Bearbeitung der Texte
60
3.2
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 12-13)
61
§ 12
§ 12 Text: Aa Kol. III 22'-31' (s. Tat. 3) , ... ] li iB te se er l}i nu li iB °176 Aa 22'[ EN 23'[ m]a? nu ue ma si il la °177 Aa ... 24'[ . .. x]x as sa aB l}i TUe.EN °178 Aa
Übersetzung
°179
[Beschwö]rung für ein Baby, gegen Lamastu .
°179 Aa
25'[KA.INI]M.MA LlJ.TUR dDIM.ME.KAM
°180
°180 °181 °182 °183 °184 °185
26'[mJ.mJ.B]I sie BABBAR sIe SAs sic.zA.eIN.N[A si]e eIe 27'[$i]r-pi mJ.A.BI NU.NU lJal-lu-la-ja SAIjAR lJal-l[u-la-iJa 28' [lJ ]i-ri-i$ KUN EME.Sm zap-pi ANsE.bak-ka-r[ e-e ] 29' zap-pi SAIj BABBAR kan-ni $ir-pi mJ .A.BI tal-pap 30' EN 7 -su sm-nu tus-te-lep-ma 31'7.TA.ÄM KA.KES KEs-dr ina su.u-su u ern.n-su KES-s[u]
°181
[Ritual daf]ür: Weisse Wolle, rote Wolle, grünblaue Wolle, schwarze [Wol]le, [gefä]rbte Fäden aller Art, zwirnst du zusammen. Einen Skolopender, 'Skol[ opend] er-Staub', ein abgeschnittenes Stück Eidechsenschwanz, ein Haarbüschel von einem Eselsfohlen, Borste(n) von einem weissen Schwein, (und) die Bänder aus all den gefärbten Fäden wickelst du zusammen, rezitierst die Beschwörung 7 mal. Du legst (die Wickel) über Kreuz(?), dann knotest du in jeden 7 Knoten. An seine Hände und Füsse bindest du (sie) ihm.
Aa Aa Aa Aa Aa Aa
Kommentar
°176_ °178
°182 °183 °184 °185
(Zeilenenden einer unübersetzbaren Abrakadabra-Beschwörung)
°179 : Die Nennung von Lamastu und die enge Verwandtschaft der folgenden Ritualanweisung mit dem Ritual zur 8. Beschwörung der LamastuSerie (Taf. II 111-115, z.T. wieder aufgenommen in Taf. III 32ff.) erklären sich gegenseitig. °181 : Zu lJalluliija 'Hundertfüssler, Skolopender' vgl. W. Farber, Fs. E. Reiner, S. 102ff. (auch zu eper lJalluliija). °182 : hiris zibbat suriirf ist mir sonst als magisches Ingredienz nicht nachweis~ . bar, bi~tet jedoch keine Verständnisschwierigkeiten. °183: Mit kannz (pl.masc.) vgl. den pl.fem. in Lam.II 115 und III 32,36 und 38 (z.T. zitiert CAD K 157a).
°184 : tustellep bleibt in seiner genauen Bedeutung schwierig. Statt der AHw. gegebenen Auffassung 'zum Zusammenwachsen bringen' (basierend auf einer Ct-Bedeutung 'zusammenwachsen') scheint mir ein Ansatz 'über Kreuz legen' (und für Ct 'über Kreuz liegen') an vielen Stellen eher besseren Sinn zu geben (vgl. auch schon CAD E 87b). Keine der beiden Bedeutungen lässt sich semantisch direkt von elepu C 'spriessen, in die Länge wachsen' ableiten.
§ 13
§ 13
Texte: Aa Kol. III 32'-49' (s. Tat. 4) Ab Kol. III 1"-2" (Fragm. K 5107, s. Tat. 9) Vs. 1-10 (SpTU 148)
t
°186 Aa f
32'EN giS.ma.nu kLsikil.la ki.ta e.a 1 EN giS. ma. n u ki. sikil. ta ki.ta $.a!
°187 Aa f
33'kislal} dfm.ma an.na. bi dadag.ga an.na.bi kislal} dfm.ma an.na. bi [da] dag.ga an. [n]a. bi gun.gun Uf4.ur4] gu[n? ]
°188 Aa f
34' dne . eri 11. gal
°189 Aa f
35' giS. gie. du 10. ga zi. bi kar.ra giS.gi e ·[ ] .ga zi. bi ! k [ar?
2 dne.eri11.gal
dmes.lam.ta.e.a na.e.ne im.ta.$ su.e.ne im.ta.e dsul.pa.e.a
Übersetzung
Beschwörung: Hartriegel, am reinen Orte aus der Erde gewachsen, im Brachland entstanden-rein ist sein Wipfel, bunt (und) ist sein Wipfel. o Nergal, 0 Meslamtaea (Var. Sulpaea)! ... . .. ist er hervorgekommen? Im angenehmen Schatten ist er mit dem Leben davongekommen! Kommentar
°186- °191: Die sumerische Beschwörung ist stark verderbt. Die Übersetzung bleibt auch da, wo keine Fragezeichen gesetzt wurden, ganz unsicher.
°190 Aa
3.2
Bearbeitung der Texte
62
b-e.en.gar.ra 36'd en .lil dingir.re.e.ne zi.bi kar.ra 3 den.lil dingir.re.e.Mu z[i].bi kar.[r]a b-e.en.gar.ra
°191 Aa f
37'zi a[n.n]a [b-]e.pa zi ki.a b-e.pa zi an.na b-[e!].pa [ ]
°192 Aa f
38'[ .INI]M.MA LtJ.TUR le-zu pa-rid IR.MEs LUIj.LUIj-U[t] 4KA.INIM.[M]A L[U.TU]R le-zu pa-rid IR.MEs LUIj.L[U]Ij-ut
°193 Aa f
39'[ -a ]t-ta TUK.MES-si IjUN.GA.KE4 ba-a-a-at-tu [
°194 Aa f
40'[ GI]S.MA.NU GIM dUTU.SU.A tu-qad-das ki-a-am DUll·GA 5DU.DU.BI GIS!.M[A].NU GIM dUTU.SU.A tu-qat-tar Ij[U]R.GIM [ ]
°195 Aa f
41'[na-al-s]u lem-nu sa MUL.MES a-a TE-ku 6 [ ]-a[l-] MUL lem-nu a-a TE-ka
°196 Aa f
42'[
°197 Aa f
43'[an-nam DUn.G]A-ma ina se-rim Ia-am 7 [ .G]A-ma ina se-rim la-am
°198 Aa f °199 Aa f
44'[ _q Je? ana EDIN Du-ma GIS.GI6-ka ana UGU la SUB-Ut 7 SE [T]I?-[ ] 8[ mu]b-bi la SUB-Ut
°200 Aa f
46'ta-a[t-ta-l]a-ka a-na EGIR-ka NU IGLBAR 9[ ] ana EGIR-ka NU IGI.B[AR]
°201 Aa f
47'GIS.MA.NU [su-a-t]u ina SU.II-SU u GIR.II-SU KES-SU [ ] lO[ K]Es?-m[a?]
d
' UTU.E.A dUTU .E
KU ]D-ma SE a-na nik-si sUB-di-ma ]-ma [ ]
°202 Aa 48'ina GU-s[u GAR-an]-su e-nu-ma GAR-SU 1"·tna [ ] ~ Ab ] f [ °203 Aa 49'KA-SU [ina? x x] NI TAG EN 7-su sm-nu ] Ab ~K~°187: Ist ur 4' ur 4 hier vielleicht mit der im älteren Sumerisch gut bezeugten Bedeutung "(Schafe etc.) rupfen/scheren" zu verbinden und als "in F orm/F asson schneiden" weiterzuinterpretieren? °189: zi.bi kar.ra ist hier, neben giS.gi6.dulO.ga "angenehmer Schatten", doch sicher positiv aufzufassen und mit akkad. napista eteru/ suzubu "mit dem Leben davonkommen" zu verbinden. Die syntaktische Verknüpfung der Zeile bleibt trotzdem unklar; der Übersetzungsversuch versteht kar .ra als verkürzt aus kar.ra. am (ebenso Z. °190).
Das Kuyunjik-Kompendium (§ 13)
63
°190
o Enlil, 0 ihr Götter! Er ist mit dem Leben davongekommen, ist gewiss
°191
(für dies Ritual) bestimmt. Das Leben des Himmels sei angerufen, das Leben der Erde sei angerufen!
°192 °193 °194
-s]u. . . KU qud-du-su uGu-ka lim-qut na-al-su [MU]L e[l-l]u [
45'GIS.M[A. GIS.MA.N[ U
3.2
°195 °196 °197 °198 °199 °200 °201 °202 °203
Beschwörung: Ein Baby ist permanent? schreckhaft, weint und zittert immer, gerät dauernd in Panik-um (es) zu beruhigen. Ritual dafür: Einen Hartriegel-Baum reinigst du gleich bei Sonnenuntergang; folgendermassen sprichst du: "Der schlimme [Ta]u der Sterne möge sich dir nicht nähern, (nur) reiner, heiliger Tau möge auf dich fallen!" [Dies sa]gst [du]; dann, morgens noch vor Sonnenaufgang, [nim]mst [du] 7 Getreide(körner). Du gehst ins offene Gelände, wobei dein Schatten nicht auf (den Hartriegel) fallen darf. Den Hartriegel [schn]eidest du ab und streust das Getreide auf den Stumpf. Dann g[ehst] du weg, ohne dich umzusehen. [Diese]s Hartriegel-Holz bindest du ihm an seine Hände und Füsse, [legst es] ihm um seinen Hals. Sobald du es ihm angelegt hast, berührst du seinen Mund [mit? ... . .. ] ... . Die Beschwörung rezitierst du 7 mal.
°188: Beachte die Variante Sulpaea (f, Uruk) statt Meslamtaea (Kuyunjik). Vokative? Das darauf folgende na/su.e.NE bleibt mir völlig unklar. °190 : Am Anfang wohl wieder Vokativ, vgl. Z. °188! Die auf der bamtuWurzel basierende Afformativform b-e.en.gar(.ra) muss wohl das Hartriegel-Holz zum Subjekt haben.-Die Variante dingir. re. e .MU scheint zu zeigen, dass die Zeile schon dem antiken Schreiber unverständlich war. °192: Zu lezu als Hendiadyoin-bildendem Verbum "permanent tun" vgl. CAD L 163a; die von AHw. (548b) fragend vorgeschlagene Deutung als "stottern" ergibt, hier auf ein Baby bezogen, wenig Sinn, auch wenn sie syntaktisch weniger Probleme böte. °194: Die Variante aus f (tuqattar) ist, falls kein antiker Kopierfehler, sondern Hörfehler aus tuqaddas, phonologisch nicht ohne Interesse. °195 : Eine Parallele bietet G. Meier, AfO 11 Taf. IV 14f. (Text: S 814; die seitdem hinzugekommenen Jains S 997 und 1787 für unsere Stelle ohne Bedeutung). Dort können wir nun nach unserem Text ohne Bedenken ergänzen: [na-al-s]u! (o.ä.; Spuren nicht eindeutig) MUL.MES lem-nu a-[a TE-ka] / [na-al-su(?)] MUL.MES eI-lu qud-du-su [uGu-ka lim-qut]. Zur Vorstellung von "Sterntau" als primär negativem Naturphänomen vgl. auch noch CAD N/1, 203a.-Die beiden
3.2
Bearbeitung der Texte
64
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 13-15)
65
an unserer Stelle erhaltenen Duplikate weichen, bei identischem Sinn, im Wortlaut ewas voneinander ab. °199 : Der Lesungsversuch des CAD (N/2, 232b: sarmase, in CAD Soffenbar schon wieder aufgegeben) ist nach dem neuen Duplikat und dem Gesamtkontext der Stelle obsolet.
°203: Mehrere Ergänzungen der Lücke scheinen denkbar, doch fehlen mir klärende Parallelen. Am wahrscheinlichsten ist vielleicht noch [ina GIS bi] -ni; ebenfalls möglich wäre [ina sam] -ni, oder [ina x u] i, wobei dann TAG = lapiitu als "bestreichen" aufzufassen wäre. Vgl. zur Stelle vielleicht auch noch unten, § 25 Z. °3741
§ 14
§ 14
Texte: Aa Kol. III 50'-60' (s. Tat. 4) Ab Kol. III 3/1 -4/1 (Frgm. K 5107, s. Tat. 9)
°204 Aa 50'EN z[u? Ab 3/1,EN [ °205 Aa 5l'sa G[IS? Ab 4/1s a °206 Aa 52'sa GIS [ v
°204- °207 (unübersetzbare Reste einer Beschwörung, akkadisch?) °208 Deine Beschwörungsformel [ ] °209 Deine Beschwörungsformel [ . .. ]
... ] si is si zi
] x]x si is si z[i]
]
[
°210 Beschwörung [für ...
s]i is si z[i]
°207 Aa
53'sa GIS [
°208 Aa
54'Tu 6- k [a
°209 Aa
55'TU6-ka x[x
°210 Aa
56'KA.INIM.MA [ ...
°211 °212 °213 °214
57'm).m).BI i BUR x[x 58'sa TA ki-sub-b[i-e(?) E(?) ... 59'ana IGI dUTU sir-q[a DUB-aq '" 60'EN an-ni-tu 3-su ana l[ib-bi sm-nu
Aa Aa Aa Aa
Übersetzung
si i]s s[i zi]
°211 °212 °213 °214
... ]
..
,
. ..
] ]
. .. ]
Kommentar
°204 : Die Lesung des letzten Zeichens ist zweifels frei zr (mehrfach koll.); danach dann auch in Z. °205- °207 so zu ergänzen; eine Lesung °sissiru "Kind" (so CAD S 328a) ist ebenso ausgeschlossen wie si-is-si-nam "Dattelrispe" .
Ritual dafür: 'Topf-Fett' [ ... . .. ] das aus dem Ödla[nd(?) gewachsen ist(?), Vor Samas [bringst du] ein Schüttopfer [dar. Diese Beschwörung [rezitierst du] 3 mal da[rüber, ...
°205ff. : Die Zeilenanfänge legen primär Akkadisch als Sprache der Beschwörung nahe, doch ist mir eine damit kompatible Lesung der Zeilenenden nicht gelungen. °208f. : Statt TU6-ka "deine Beschwörung" könnte auch TU6.DUll.G[A] dagestanden haben. °21lf. : Die auf saman püri folgenden zwei Winkelhaken würden gut zu einer Lesung s[ UD] = tasallalJ passen, doch ist das Versprengen von "Topföl" sonst in Ritualen m.W. nicht belegt.
§ 15 und 15A
§§ 15 und 15A Texte (§ 15): Aa Kol. III 61'-68' (s. Tat. 4) e I.Rd. (LKU 32)
Übersetzung
. .. ]
°215 Aa
61' DIS/ ana DI KI [ ...
°216 Aa e
62'[an]a TU.RA ana LlJ.T[UR] N[U TE]-? G[IS.M]A.[N]U [
[
°215 Wenn/um zu ... [ ...
] GIS.SINIG BABBAR.IjI.SAR
. .. ]
°216 Damit Krankheit sich dem Baby nicht nähere: Hartriegel-Holz, Tamariske, Portulak? (und)
66
Bearbeitung der Texte
°217 Aa e
63'TlJG.NIG.DARA.su.LA.L tur-ar SUD ina IXGI[S ljI.ljI] TUG.NIG.DARA.su.LAL [ ]
°218 Aa e
64'la-am UBUR ana KA-SU GAR-nU SEs-su-ma T[I- ] U]BUR ana KA-SU GAR-nU SEs-su-ma TIN-ut [
3.2
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ i5-i5A)
67
°217 eine schmutzige Binde dörrst du, zerstösst es, [mischst] es mit Öl. °218 Bevor es die Brust bekommt, salbst du es (das Baby) ein, dann wird es gesund (bleiben). Im selben Fall: ... -Pflanze, "Seris-Kot', Thymian(?), [ ... ]Pflanze °220 umwickelst du mit einem Wollbüschel. Einen Monat (und) 10 Tage legst du es ihm um den Hals, dann °221 wird alles Üble aus dem Körper des Babys entweichen; °222 Zauberei wird ihm nicht nahe kommen. °219
°219 °220 °221 °222
Aa Aa Aa Aa
65'DIS KIMIN U.IGI-Zim SURUN dSe-ris U.ljAR.ljAR u.[ .,. ] 66'sIG.sm NIGIN ITU.l.KAM uD.10.KAM ina GU-SU GAR-an-m[a] 67'mim-ma lem-nu ina su LU.TUR D[US] 68'USll.TAG.GA NU TE-[SU]
Kommentar
°215: Die Zugehörigkeit dieser Zeile zu den beiden unseren § 15 konstituierenden Alternativrezepten ist nicht zu sichern; sie könnte ebensogut als Anhängsel zum vorhergehenden Ritual (§ 14) aufzufassen sein. °216- °218 : Weitere Parallelen zu diesen drei Zeilen sind, da etwas stärker vom Wortlaut in Text Aa abweichend, unten als § 15A aufgeführt. Die hier direkt als Duplikat aufgefasste Version aus LKU 32 (Text e) ist ebenfalls nicht mit Sicherheit als mit Aa textidentisch zu erweisen, da die entscheidenden Ritualangaben abgebrochen sind. Die hiernach vorgenommene Ergänzung von btnu und papparlJ,u am Ende von Z. °216 ist entsprechend etwas unsicher (vgl. jedoch auch § 15A, BAM 315, mit denselben Ingredienzien). °220: Die Nennung von "1 Monat + 10 Tage" = 40 Tage fügt sich gut zu der bekannten Vorstellung, dass die Mutter 40 Tage nach der Geburt unrein sei, und dass in ebendieser Zeit offenbar dem Kind die grössten Gefahren drohen (vgl. zuletzt M. Stol, Zwangerschap S. 70-71). Wir dürfen daraus wohl schliessen, dass das vorliegende Ritual unmittelbar nach der Geburt zur Durchführung kam, und dass entsprechend die Zeitangabe in Z. °218 "ehe ihm die Brust in den Mund gelegt wird" sich direkt auf das allererste Anlegen und Säugen bezieht. °222: Für eine Gleichung USll.TAG.GA = kispii "Zauberei" vgl. MSL 12, 106,77 (Lu Exzerpt II). Die Schreibung ist mir sonst als Logogramm nicht bekannt, und auch die akkadische Lesung ist trotz der angegebenen Vokabulars teIle nicht ganz sicher.
§ i5A Parallelen zu Zz. °216_ °218: a) Verkürzter Auszug auf der Schülertafel BAM 183, 6-7 (Text t): 6NUMUN GIs.bi-ni NUMUN GIS.MA.NU 7NUMUN BABBAR.ljI.SAR NiG.DARA.SU.LAL ina I "Tamariskensamen, Hartriegel-Samen, Portulak(?)-Samen, eine schmutzige Binde: in Öl." Die hier genannten Ingredienzien entsprechen den von mir für den Haupttext aus Text Aa und e rekonstruierten, mit Umstellung von btnu und e:Jru . b) Parallelversion mit z.T. abweichenden Ingredienzien: Texte: j 8'-10' (BM 134780, s. Taf. 10) n Rs. 13-15 (K 3628+, s. Kap. 2.5.10) (1) n
(2)
8'[ an]a LU.TUR N[U 13ana mim-ma lem-nu ana LU.TUR NU TE-e NUMUN GIS.MA.NU ] 9'U.SAKIR NUMUN U.SAKIR
n
NUMUN U.lj[A ] 14NUMUN U.ljA TUG.NIG.DARA.su.LAL ina I.GIS ljI.ljI
n
[ lO'UBU]R an[a ] 15[1]a-[a]m UBUR ana KA-SU GAR-nU SEs-su-ma TI-ut
(3)
"Damit irgendetwas Schlimmes sich dem Baby nicht nähert: HartriegelSamen, '" -Samen, FencheFsamen, eine schmutzige Binde vermischst du in Öl; bevor es die Brust bekommt, reibst du es (das Baby) ein, und es bleibt gesund." Mit der Zweckangabe in Z. (1) vgl. auch oben das Heilungsversprechen des § 15, Zeile °221!
3.2
Bearbeitung der Texte
68
Das Kuyunjik-Kompendium (§ 16)
3.2
§ 16
§ 16
Texte (§ 16): Aa Kol. III 69'-IV 8 (s. Tat. 4-5) e Rs. 4' -12' (LKU 32)
Übersetzung
°223 Aa e
69'EN zur-ru-ga zur-ru-ga ki-li zur-ru-[ga] 4'EN sur-ru-ga sur-ru-ga ki-li "'s[ur]
°224 Aa
7o'ki-li ki-ri lip-ki-ri lip-ki-l[i?]
e
[
°223- °226 (unübersetzbare Abrakadabra-Zeilen) °227 Möge A[sallul].i] euch umbringen! °228 Ningirima hat mir (die Beschwörung) gesagt, und [ich habe sie angewandt.]
]
°225 Aa e
7l'l].u-up-pa-an-ni l].u-pu-u[p] 5'h~ u-up-pa-an-m. h~ u-pu-up
°226 Aa e
1 su-up-pa-an-m. su-p [ u-up ]
°227 Aa e
2li-ner-ku-nu-si da[sal-Iu-bi] [ ]
°228 Aa e
3 dnin.girim 6' dnin.girim
°229 Aa e
4 KA.INIM.MA mim-m [a ] 7'KA.INIM.MA mim-ma lem-nu ana UJ.TUR NU [TE-e]
°235 °236
°230 Aa e
5 u dD[iM.ME ZI-bi]
°237
°231 Aa e
6" ] DU.DU.BI [ 8' DU.DU.BI , , ~ [ V] NA4'sU-U NA4.GIS.NUll.GAL NA4.SUBA
°232 Aa e
7 NAd [NA4.SAL.LA NA4.PA NA4.BABBAR.DIL]
°233 Aa e
8 N[A4'
su-up-O-a[n-
[
69
°229 °230
Beschwörung, damit irgend etwas Übles sich dem Baby nicht [nähere,] und um die La[mastu auszutreiben).
°231 °232 °233
Ritual dafür: ... -Stein, Alabaster, [Achat(?)], [ ... -Stein, Muschelschale, ... -Stein], ... -Stein, lamassu-Stein, ... -Stein, .[ .. -Stein, männlich und weiblich, ziehst du auf einer linnenen Schnur auf.] Staub von einer Wegkreuzung, Staub vom Tor des Gula-Tempels, . . . -Pflanze, [... -Pflanze,] [ ... -Pflanze, ... -Pflanze,] ... -Pflanze, '" -Pflanze, ... -Pflanze [wickelst du] zwi[schen den Steinen ein], legst (es) ihm um den Hals; dann wird irgend etwas Übles [sich ihm] nicht [nähern, und die Lamastu wird ausgetrieben.]
]
i[q ]-b[a-a]m-[ma ana-ku ad-di] iq-ba-am-m [a ]
°234
]
9' NA4. "'PES4.ANSE
Kommentar
] NA4' dLAMMA
ia4-ni-bu "'N[ A4'SU-U NITA U SAL ina DUR GADA E-ak]
°234 e
lO'SAIjAR SILA.LlM.MA SAtiAR KA dME.ME U.AS "'V.[tar-mus]
°235 e
[U.IGI-lim u.IGI.20] ll' u.pu-qut-tu u.el-kul-la U.SAKIR
°236 e
ina? b[i? -rit NA4.MES tdl-pap]
°237 e
mim-ma lem-nu NU [TE-SU u dDIM.ME zr-ab]
12' ina
GU-SU GAR-an-ma
Für weitere Parallelen s. sogleich, § 16A; hiernach auch die Ergänzungen, die wohl alle als sicher gelten dürfen. Die Zeilentrennung in °232- °237 ist dabei hypothetisch, unter Annahme von etwa gleichbleibender Zeilenlänge im abgebrochenen Teil von Exemplar Aa. °235 : Die beiden Paralleltexte aus § 16A schreiben statt u.pu-qut-tu jeweils U.IjAB, das demnach wohl auch als mögliches Logogramm dieser Pflanze anzusehen sein wird (sonst meist U.IjAB = büsänu, während puquttu sich mit büratu in das Logogramm GIS.IjAB teilt). Eine weitere interessante Parallele ergibt sich zwischen U.dUTU (§ 16A) und U.sAKIR/sakiru ("235); letzteres ist allerdings auch sonst gelegentlich in Pflanzenlisten als sammi d5amas erklärt (s. dazu AHw. 1140a).
3.2
Bearbeitung der Texte
70
§ 16A Zu § 16 existieren mehrere Teilparallelen, meist ebenfalls nachweislich zum Schutze von Babys oder gegen Lamastu angewandt. Die Beschwörung von Z. °223-°228 wird dabei dupliziert in Lam.-Serie IH 50-52 (vgl. hierzu J. J. A. van Dijk, BBVO 1 S. 100, dort als "elamisch" klassifiziert), sowie STT 273+ H 2' -7'. In letzterem Text bleibt ein Bezug auf Kleinkinder zwar wegen starker Textzerstörungen nicht ganz sicher, doch wendet sich das begleitende Ritual (8'-11') ebenfalls mittels einer Amulettsteinkette aus 10 (mit den in unserem Ritual genannten allerdings nur zum Teil identischen) Steinen gegen mimma lemnu. Der rekonstruierte Beschwörungstext dieser Versionen sei hier der Übersichtlichkeit halber zusammengestellt (für die einzelnen Textvertreter der Lam.-Passage s. demnächst meine Edition der Serie; Zeilentrennung nach unserem Text adjustiert): Lam.IH
C E F H
STT 273
23'[
7' [
C E F H STT
]
]-gl,l zur-r[uzur-[
MIN
ki-li zur-ru-gu
26'[E]N 2'EN
C E F STT
-l]i zur-ru-gu
8' [
ki-ri ki-ri-ip 'v [ ... s] U·? np-pa-as
3'ki-l[i
MIN
ki-su k'I-SU
kU-
]
4'ki-li [
]
-p]a-~-ni l;W-[u]p-pu su-up-pa-an-ni su-up-pu 1].u-up-pa-a-ni 1].u-up 9' [ ] 8' [ 1]. ]u-[ u ]p-pu su-up-pa-an-ni s[ u] 27'hI,l-u[p-p ]a-[ ] 5' 1].u-ub-ba-an-n[ i ] 24' [
v
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§ 16A)
71
wendung von Amulettsteinketten u.Ä. Das Zitat steht dort im Kontext einer Ritualanweisung (VII 5'ff.), deren Ingredienzien fast exakt mit denen unseres Rituals übereinstimmen. Eine weitere enge Parallele zu diesem Passus findet sich in dem ebenfalls unpubl. Text BM 56148 VI 39-44, allerdings dort mit Bezug auf Lamastu und Zitat einer anderen, mir nicht bekannten Beschwörung. Weitere, allerdings nicht ganz so enge Parallelen zum genannten Ritual enthalten die Lamastu-Serie Taf. III 27-30, sowie ein damit nahe verwandtes Ritual auf einer unpubl. Tafel des Rosicrucian Egyptian Museum, San Jose, Calif. (RC 713; diese letztgenannte Stelle enthält nur die Aufzählung der Steine parallel zu Z. °231-°233). Schliesslich finden sich parallele Listen von Amulettsteinen, wahrscheinlich ebenfalls gegen Lamastu gerichtet, noch in BAM 356 I 9-15 sowie in UET 4, 149 Rs. Trotz der kontextlich bedingten Unterschiede aller dieser Versionen des Rituals gebe ich im Folgenden eine Zusammenstellung in Partiturform, um Übereinstimmungen und Abweichungen direkt sichtbar zu machen. Alle Lücken und Auslassungen sind dabei sorgfältig nach den Kopien berechnet und, soweit mir möglich, an den Originalen kollationiert worden. Texte: K 9288, 5'-11' (a) BM 56148, VI 39-44 (ß) Lamastu-Serie Taf. III Text C 1'-4' (y) Lamastu-Serie Taf. III Text H 9'-12' (8) Lamastu-Serie Taf. III Text X 7'-11' (I:) RC 713, 1-4 (S) BAM 356, 9-15 (11) UET 4, 149 Rs. 4-7 (8) a
ß
5NA4'SU-U . . . 42NA4'SU-U .. , '"
N~.GIS.NUll·GA[L
. .. NA4·GIS.NUll·GAL
[
y
8
. .. ... . . .
9NA4'SU-U
NA4.NIG.BlJR.BlJR NA4·GUG.GAZI. [
(7) [N ]A4' SU- U NA4.NIG.BlJR.m'JR [
C E F STT
25' [l]i-nar-ku-nu-si dasal-lu-bi
INA4'SU-U . . . '"
[ -na ]r-ku-nu-si dasal-LU-
[ 6'li-nar-ku-nu-s [u?
]
11
9 su -u
8
4NA4'SU-U
., . . . , . . . . . , . . . . . . '"
NIG.BlJR1.B'lJR
NA4.NIG1.BUR.BlJR NA4.GUG.GAZI.SAR
]
E
F STT
dnin.gi[ri]m iq-ba-am-ma ana-ku ad-di TU6.EN dnin.girim 1 10' [ u-sa-a] n-ni EN 9' [ giri]m iq-ba-am-ma ] 7' dnin- girim iq -b [a-a ] m- [ ]
Zitiert ist die Beschwörung weiterhin in K 9288, einer ursprünglich wohl 8 Kolumnen umfassenden Tafel mit Anweisungen zur Herstellung und Ver-
ß
NA4·GIS.NUll·GAL llGIS.NUll·GAL 5NA4·GIS.NUll·GAL
] ~A4.BABBAR.DIL NA4.PES4.ANSE NA4' dLAMMA
a
C
lOGUG.GAZI.SAR
NA4.SUBA NA4.SAL.LA NA4.PA 43NA4.BABBAR.DIL NA4.PES4.ANSE NA4·dLAMMA
y
[
]
8 I:
[
] lONA4.BABBAR.DIL NA4.PES4.ANSE NA4' dLAMMA
S
NA4.SUBA SIG7 ~A4.BABBAR.DIL NA4.PES4.ANSE NA4.SAL.LA N~.PA . . . . . .
11
8
[
(8)S]AL.LA NA4.PA NA4.BABBAR.DIL NA4.PES4.AN[SE SUBA
12SAL.LA
PA
NA4.SUBA NA4.SAL.LA 6NA4.PA
BABBAR.DIL
13pES4.ANSE
NA4.BABBAR.DIL NA4.SA.ANSE
] dLAMMA
NA4·dLAMMA
a
ß y
8 E
S TJ
e
3.2
Bearbeitung der Texte
72 i [a4-
ia4-ni-ba NA4'SU-U NITA 44u SAL [ i [a4[ 3ia4-ni-bi NA4'SU-U NITA NA4'SU SAL 14ni-bu SU-U NITA U SAL 7ia4-ni-bu NA4'SU! NITA U NA4.SAL
] 711 NA4.MES mim-ma lem-nu 11 NA4.MES dDIM.ME
3.2 a
ß y
8
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 16A-17)
73
U?ljAB U.dUTU SAljAR KA E dGu-la lOina bi-rit N[A4' U.ljAB U.d[UT]U 40SAljAR KA E dME.ME ina bi-rit NA4.MES [ ] 3SAljAR KA E dGu-la ina bi-ri[t ] [ ] 12[in] a bi-rit NA4.MES [ (lO)K]A E dGu-la ina bi-rit NA4.MES
410 NA4.ME dDIM.ME 1513 ... '" d[ .M ]E!? //
(.
"
...
sa dDIM.ME ... 7 l[ip- ] 7 lip-p[i]
// ana LlJ.TU[R NU TE]
7[ a
ß y
8 a
ß y
8 E
S
8ina DUR GADA E ina DUR GADA E-ak 39u.tar-mus ] 2u.tar-muss ] llu.tar-muss [ [(9)D ]UR GADA E-ak u.tar-mus ina DUR GADA E / /
{J.IGI-lim tJ.IGI-lim U.IGI-lim U.IGI-lim l}.[
U.I[ GI-2]O u.tar-m[us U.IGI-20 l}.[ U.IGI-[
a
ß y 8
] 9u.el-kul-la U.AS u.eli-kul-lum ] (... ) ] (... ) ] (... )
] · ........... '" ... ) · ........... '" ... [tdl-p ]ap ] [(ljup-pu ?) sd 7 $ir-pa-a-ni(?) [ ] [ (... ?) ]
. .. ... . .. ... '"
...
§ 17
Übersetzung
°238_ °245
°238- °245 °246_ °247
... x]x x[x ... ... ] . .. S]Es-su-ma TI-[u]t
...
Die die Steinliste einleitende Gruppe sil-palliSu-kasänftu ist auch ausserhalb der hier zusammengestellten Ritualgruppe häufig in dieser Abfolge belegt, vgl. zuletzt (auch zur Lesung NA4.NIG.BUR.HlJR = palliSu) CAD S 337b Ende. RC 713 (Text s) stellt die Steinnamen z.T. um und lässt gegenüber Text a und ß NA4.dLAMMA aus (s. auch die Summierung in Z. 4). BAM 356 schreibt alle Steinnamen ohne Determinativ und lässt dann auch, konsequent-fehlerhaft, das phonetische erste Zeichen NA4=ia4 von "jänibu aus (vgl. hiermit die Zitate aus KAR 213 = BAM 376 in CAD I/I 322b und AHw. 411b, wo dasselbe Missverständnis vorliegt).
Text: Aa Kol. IV 1'-2' (s. Tat. 5)
°246 Aa l' [DU.DU.BI ' , °247 Aa 2' [ . .. . ..
EN zur-ru-gu MIN 117-su 41EN an ba.gul ki ba.gul 7-su ............ '" .. .
· . . ... sm-nu- [ma] ina GU-SU GAR-an ana UGU sm-nu ina GU-[ G]AR-an 4ina GU-SU GAR-an ] (11)] GAR-an
§ 17
[Lücke von wohl 8 Zeilen, verlorene Beschwörung(?); Spuren des abschliessenden Trennstriches sind noch erhalten.]
]
[Wortlaut der Beschwörung(?) ganz verloren] (Nur die Schlussangabe :) "[Du r]eibst ihn ein, und er wird gesund" (ist erhalten.)
Bearbeitung der Texte
74
3.2
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 18-19)
§§ 18 und 18A
Text (§ 18): Aa Kol.IV 3'-9' (s. Tat. 5)
§§ 18 und 18A
Übersetzung
°248 Aa °249 Aa °250 Aa
3' [DIS L]U.[T]UR le-zu pa-rid U LUIj:.LUIj:-ut 4' [SA]Ij:AR gul-gul NAM.UJ,U18.LU SAIj:AR SILA.4 SAIj:AR KUN4 5' U.SUM.SIR.DIL.SAR U.Ij:A ina I x GIS ina KUS
°251 Aa
6' DIS KIMIN SIG UGU.DUL.BI NITA
°248 °249
[Wenn ein B]aby permanent(?) schreckhaft ist und immer zittert: [St]aub von einem Menschenschädel, Staub von einer Wegkreuzung, Staub von einer Türschwelle, einzehiger Knoblauch, ... -Pflanze: In Pflanzenöl, im Lederbeutel.
°250 U
SAL SIG UR.GI7 GI6 ina KUS °251
Im selben Fall: Haar von einem Affen und einer Äffin, Haar von einem schwarzen Hund: Im Lederbeutel.
°252
Im selben Fall: ... -Pflanze, .,. -Pflanze: In Pflanzenöl, im Lederbeutel.
°253
Im selben Fall: Schwarzen Obsidian bindest du mit einem Band aus schwarzer Wolle an seiner linken Hand fest.
°254
Im selben Fall: ... -Stein bindest du mit einem Leinenband an seiner linken Hand fest.
u.ap-ru-sam u.ak-tam ina i x GIS ina KUS
°252 Aa
7' DIS KIMIN
°253 Aa
8' DIS KIMIN NA4.KA GI6
°254 Aa
9' DIS KIMIN NA4.SUBA
75
ina DUR SIG GI6 ina SU 150-su KES
ina DUR GADA ina SU 150-su KES
Kommentar Die hier unter einer Nummer zusammengefassten 5 Alternativ-Rezepte verwenden zwar Ingredienzien, die auch sonst aus unserem Korpus geläufig sind, doch sind echte Duplikate und Parallelen dabei nicht zu konstatieren. °248 : V gl. oben, Komm. zu Z. °192! °251: Vgl. § 18A (BAM 183), sowie weiter BAM 469, 18', wo dieselben Ingredienzien in einem Rezept gegen SU.GIDIM.MA Verwendung finden. Zu weiteren Belegen für Affenhaar in Ritualtexten s. jetzt S. Dunharn, ZA 75, 252ff. (BAM 183 dort S. 254 Nr. 25; BAM 465 nicht gebucht).
Text (§ 18A) : s 1-3 (BAM 183) 1 [u.ak]-tam u.ap-ru-sa 2[?] ina I tna KUS SIG UGU.DUL.BI SIG UR GI6 ina KUS
S
s
3
"[.] .. -Pflanze, ... -Pflanze [?] in Öl/in Leder; Affenhaar, schwarzes Hundehaar in Leder."
§ 19
Texte: Aa Kol. IV 10'-19' (s. Tat. 5) e Rs. 13' -18' (LKU 32)
§ 19 Übersetzung
°255 Aa e
lO'EN ka-riS-te li-bi ka-ris-te ki-Ia li-bi 13'EN ka-riS-te li-bi ka-ris-te ki-Ia l[i- ]
°255- °257
°256 Aa e
ll'ki-Ia li-bi pes-pes li-~-es an-ze-es [ ] 14'pes-pes li-~-es an-ze-es
°258
Beschwörung (für den Fall, dass) ein Baby permanent(?) schreckhaft ist und immer zittert.
°257 Aa e
12'su-ma-al-ze-es sa-ba-aI-ze-es TU6.EN E.Nu.Ru su-ma-aI-z[ e]
°259
Ritual dafür: ... -Stein fädelst du auf ein Band aus schwarzer Wolle, knotest 7 Knoten.
°258 Aa e
13'KA.INIM.MA LU.TUR le-zu pa-rid u LUIj:.LUIj:-Ut 15'[ .INI]M.MA LU.TUR le-zu pa-rid [ ]
Kommentar
°259 Aa e
14'DU.DU.BI NA4.ka-pa-lja ina DUR SIG GI6 E 7 KES KES 16'[ k]a-pa-Ija ina SIG GI6 E 7 K[A.KEs ]
(unübersetzbare Abrakadabra-Beschwörung)
°255- °275 : Eine ähnliche Beschwörung findet sich in Lam.-Serie Taf. III 5354/(hier wiedergegeben nach dem besterhaltenen Textvertreter,
C):
Bearbeitung der Texte
76 °260 Aa e
e
15' e-ma
[
3.2
KES EN sm-nu ina SU 150-su KES 117' ] ina SU clJB-Sa [ ]
3.2 °260
16' NA4.KA GI6 ina DUR SIG GI6 E 7 KES KES 18'[ "'sf]G "'G[I6] "'E "'7 "'KES [ ] 17' e-ma
KES EN sm-nu ina SU 150-su KES
Sooft du (einen Knoten) geknüpft hast,rezitierst du die Beschwörung, bindest (es) an seiner (Var.: ihrer) linken Hand fest.
Im selben Falle: Schaum(?) von Wasser, Schaum(?) von Bier, Schaum(?) von Essig(?), Schaum(?) von xx [xx] vermischst du gleichmässig mit Butterfett, rezitierst 7 mal die Beschwörung, reibst i[hn] ein.
ina i.NuN lJI.lJI EN 7 -su sm-nu SES-S [u]
EN ki-ris-ti li-bi ki-ris-ti la li-bi ki-Ia li-bi piS-pis ti-sa-an-zi-is ti-sa-an-zi-iS su-an-zi-is an-Zl-lS EN Vgl. zu diesem Text auch J. J. A. van Dijk, BBVO 1 S. 101 ("elamisch"), sowie weiter noch BAM 324, 12'ff., wo eine (im weiteren Wortlaut allerdings ganz andere) Abrakadabra-Formel mit den Worten k a - r iS - te k a - ri s-te beginnt; vielleicht dasselbe Wort, e-ka-ris-ti, findet sich auch noch in BAM 129 I 2311 CT 23,6 II 23 in einer weiteren nicht mit unseren Texten verwandten Abrakadabra -Beschwörung. °258: Vgl. oben, Komm. zu § 13 Z. °192! °263f. : Wegen der Einleitung DIS KIMIN dürfte dieses Ritual, das sonst keinen thematischen Zusammenhang zum Vorhergehenden erkennen lässt, doch am ehesten noch zu § 19 zu stellen sein, auch wenn sich dadurch als § 20 eine rituallose Beschwörung ergibt. Wären die Zz. °263- °264 dagegen hierzu gehörig, sollte man in °264 EN an-ni-tu o.ä. erwarten.
Der Ansatz lJurlJummatu = Schaum, obwohl von beiden Wbb. vertreten und an vielen Stellen fast unumgänglich, macht hier Schwierigkeiten: Was ist mit 'Wasserschaum' als in Butterfett vermischbarer Substanz gemeint? Auch der 'Essigschaum' gibt wenig Sinn. Könnte hier evtl. eine Verwechslung mit dem ähnlich klingenden sursummatu 'Satz, Sediment' vorliegen? V gl. mit unserer Passage auch noch Oppenheim, Iraq 31, 160, 8' -10', mit der Abfolge lJ. A(=me), lJ· KAS, lJ· :l.GIS. Die Lesung der vierten in unserer Zeile genannten Substanz ist mir unklar. Die Spuren sprechen etwa für NIG.K[u], doch ergibt dies m.W. keinen Sinn. Die durch die eben zitierte Stelle nahegelegte Annahme einer Schreibung für Öl macht Schwierigkeiten, da weder ein Logogramm "'NIG.Ku = ellu, noch eine notfalls epigraphisch auch akzeptable Schreibung sa-m [an] befriedigt. A.GESTIN wohl statt üblichem A.GESTIN.NA = ttibätu.
§ 20
§ 20
Texte: Aa Kol. IV 20'-25' (s. Taf. 5) Ab cKol. V 1-2 (Frgm. K 9171+, s. Taf. 10)
°265 Aa °266 Aa
20'EN gi 6.am u.me.ni.fb.zal.l[a] 21' mu-sa ul i-$al-lal
°267 Aa °268 Aa
22'[an. b] ir4.am u. me.ni.fb.zal.la 23' [ur-r] a ul i-$al-lal
°269 Aa °270 Aa °271_ °281
24' . . .
°282 Ab °283 Ab
Übersetzung
°265f. °267f. °269f.
~ ~ ~
[ ... ]
~
Beschwörung: Nachts schläft er nicht, [talgs schläft er nicht, [... . .. ] vergiesst er andauernd Tränen.
°271- °281
x]x gur? a er an.er.er
25'[ ...... ]
°282
(R est d er Besch wörung fast völlig zerstört, es fehlen wohl 5 Doppelzeilen ganz.)
Schl[af? . . .
. .. ]
Beschwörung [für. ..
...
(etwa 11 Zeilen Lücke) 1 SL V't - [tU·? . . .
2KA.INIM.MA [ ...
77
Schwarzen Obsidian fädelst du auf ein Band aus schwarzer Wolle, knotest 7 Knoten. Sooft du (einen Knoten) geknüpft hast, rezitierst du die Beschwörung, bindest (es) an seiner linken Hand fest.
18'DIS KIMIN lJur-lJu-mat A lJur-lJu-mat KAS lJur-lJu-mat A.GESTIN lJur-lJu-mat SA x [x] 19'TES.BI
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 19-20)
... ]
... ]
...
. .. ]
3.2
Bearbeitung der Texte
78 Kommentar
Die Rekonstruktion dieser Beschwörung bleibt wegen der Lücke unsicher, doch spricht die leichte Einrückung der Zeile °282 in Ab dafür, dass diese noch zu der zweisprachigen Beschwörung gehört.
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 20-21)
Damit, dass diese Beschwörung offenbar nicht von einem Ritual begleitet war, ist zu vgl., dass auch die andere erhaltene bilingue Passage unseres Kompendiums (§ 7) offenbar kein eigenes Ritual besass.
°270 : Die Spuren lassen keine Entscheidung mehr zu, ob hier das nach dem Sumerischen primär zu erwartende ;:'ibtanakki gestanden hat.
§ 21
§ 21 Texte: Aa Kol. V 1-15 (s. Tat. 6) Ab Kol. V 3'-8' (Frgm. K 9171 +, s. Tat. 10) g Rs.ll1'-19'(LKA9) 3'ms UJ.TUR ib-ta-[nak-ki. ..
Übersetzung °284 °285
. .. ]
4'mim-ma lem-nu a-n[a SU-SU NU TE-e (?)] °286 Ab
5' siG BABBAR siG SA5 si[ G.zA.GIN.NA (?)]
°287 Ab
6" SIG.HE.ME.DA , KUR.RA [ ...
g
°288 Ab g
°289 Ab g
1'[
~
]
7' siG GI6 NU.NU si[ G.
2'[
NU? ]NU te-$ip
8' siG.x[ x.x ]x.x[ X
] NU?]NU te-$ip
°290 g
4'[ .. .
°291 g
5'[ .. .
°292 Aa
1 ina DU[R S]iG.BABBAR SiG.SA5 siG.zA.GIN.NA
g
°293 Aa
[
. . .] SI !Je-pi es-ru /
2 sa I-nis e$-pu E
g
°295 Aa g
°296 Aa g
°297 Aa g °298 Aa g
°299 Aa g
6' [. . .
... ... ]
7 kan-na-a-ti $ir-pi ka-li-su-nu
°296
-l]i-su-nu
3 tu-kan-na-an 7 KA.KES KES su-gin-ni GIs.kak-ki GIs.f}ar-bi
9'[
°294 °295
]
] E-ak 8'[
g
°294 Aa
bruch. [...
°297
( .............................. .
4 GIS.APIN.SE.NUMUN zap-pi sAIj BABBAR
.............. )
. .. ]
°292 Auf ein Band von weisser Wolle, braunroter Wolle, grünblauer Wolle, °293 die in eins zur Kordel gedreht sind, fädelst du (es) auf. 7 Rollen aus
;:, N]U?NU te-$ip
DU]R? SiG.BABBAR 7'[
Wenn ein Baby dauernd wei[nt, ... . .. -t,] [damit] nichts Böses [sein]em [Körper nahekomme:]
°286 Weisse Wolle, rotbraune Wolle, [grünblaue?] Wol[le,] °287 rote Wolle, . " .. , [ . .. zwi]rnst? du, doppelst du. °288 Schwarze Wolle zwirnst du, Wo[lle ... zwi]rnst? du, doppelst du. °289 xx[ xx] -Wolle [. . . . .. . .. zwi]rnst? du, doppelst du. °290 [... ... ... . . . zw]irnst? du, doppelst du. °291 [... ... ... . .. lxx (Glosse:) Rezenter Text-
;:, x]x NU? te-$ip
3'[
79
SIG KUN UR.GI7 GI6 ] BABBAR-e 10'[
P ]ap-tJal-li ANSE zap-pi ANSE sa 15 -l]i ANSE 11'[ ] 6 [zap?]-pi SAL.ljUB s[a] 15[0 SIG.MEs(?) an-n]a-a-ti tal-pap -p ]ap [ ] 150 12'[
5 G[ 16
°298 °299
allen diesen farbigen Wollen rollst du, knüpfst 7 Knoten. Splitter(?) vom Schaft(?) eines Umbruchpflugs (und?) eines Saatpflugs, ein Haarbüschel von einem weissen Schwein, Schwanzhaar von einem schwarzen Hund, das Schw[arze] vom Bein eines Esels, ein Haarbüschel von der rechten Seite eines Esels, [ein Haarb]üschel von der rechten Seite einer Eselin-[d]iese [Haarsorten?] wickelst du zusammen. (g fügt ein:) Das Baby [. . . . .. ] [Über] die Steine rezitierst du [die Beschwörung: " .. . ]-gu - repetiert -", legst (es) [ihm um den] H[als].
[
(caret ?) 7[ana SA(?)N]A4.MES [EN. . . s]m-nu-ma , 13'[ . .. (?) ~ LU.TUR . -g ] U MIN sm-nu
8 [ina G]U?_[SU 14'[
] GAR-an
Kommentar °284 : Die Ergänzung zu vbkr Gtn liegt nahe, ist jedoch nicht ganz sicher; möglich schiene auch VpltJ Gtn, doch drückt dieses Verbum primär eher Ehrfurcht als Angst aus.
°286: Ergänzung nach unten °292. °287: Es bleibt unklar, ob KUR.RA hier noch Teil des Logogramms ist, oder selbständiges Nomen. Eine Wolle IjE.ME.DA.KUR.RA ist mir sonst
3.2
Bearbeitung der Texte
80 °300 g
15'['EN . . .
°301 g
16'[ '"
°302 Aa
11 3 17'[
g
°300 °301
. .. ] -gu KIMIN ...
dDI'] M.ME
(-- - - --------------- ---------K[ A.KES KEs-ma 2? lip-pi sa sIe.
*
AN
------------- -------- --- -) ]
e]Ie(?) tal-pap
°303 Aa g
12NA4.AN.BAR [NA4.KA.e]I.NA [3? KA.]KES KEs-m[a] 18'[ ]. "'NA E 19'[ ]
°304 Aa g
13 2
°305 Aa
14 ev sIe.[IJ]E.ME.DA 7 K~.KES KES
°306 Aa
151-nis DIB-bat [pi-i]n-ga ta-pa-nig ina [s]v 15-su KE[s-as]
[
3.2
lip-pi [s]a sIe SA5 tdl-pap ] "'SA5 tal-"pa[p]
nicht nachweisbar, vgl. jedoch evtl. sIe.zA.eiN.KvR.RA = takiltu. Vielleicht liegt aber auch eine Assoziation an xxx sadf = "Berg-xx, echtes xx" (bei Steinen, Pflanzen etc. geläufig) vor. Zu einem Nomen kurru "Mehlbrei" s. K. Deller, OrNS 54, 317ff., doch ist dies hier im Kontext wenig wahrscheinlich. °287 - °288 : Der Anschluss zwischen Text Ab und g ist hypothetisch und im Einzelnen nicht ganz sicher. °289: Die Spuren in Ab, obwohl relativ klar, scheinen zu keiner der geläufigen Wollsorten zu passen; am ehesten wäre N[V.N]V = tatammi zu lesen, doch ergibt dies im gegebenen Kontext kaum Sinn. °291 : In dieser Zeile dürften wohl die nach Z. °298 vorauszusetzenden Steine genannt gewesen sein. Der Anschluss von Text g an Aa KoI. V ist wiederum im Einzelnen unsicher; vielleicht sollte noch eine ganze weitere Zeile angenommen werden. °294- °295: Zu su(m)gin(ni) kakki lJarbi epin zeri, das auch des öfteren in den Ritualen der Lamastu-Serie genannt ist, vgl. zuletzt CAD S 378. Text g scheint dieses Ingredienz auszulassen. °295- °297: CAD S 167a trennt sappu 'bristle' von ibo Z 49f. zappu 'bristle, hair'; nicht einmal ein Querverweis ist jeweils zu finden. Die einzigen S.V. sappu zitierten Stellen sind aus Lam. n I11ff. und der Parallele Lam. In 33ff. entnommen. An diesen Stellen ist in der Tat auffällig, dass alle erhaltenen Duplikate konsequent die Schreibung SAB.BV bei imeru und atänu, dagegen zap-pi bzw. zap(Kv)-pi bei bakkarru und salJu verwenden (letztere Schreibung, ebenfalls nie SAB.BV, ausserhalb unserer Textgruppe auch bei sisu), obwohl sie ganz verschiedenen Texttraditionen entstammen. Die in einem Duplikat unbekannter Herkunft (V AT 595, Lam. In) vorliegende Schreibung SAB.BV.RI könnte dabei dazu verleiten, in SAB.BV gar keine phonetische Schreibung, sondern ein Logogramm eines Nomens mit Ir/-Auslaut zu sehen. Dieser Befund wird nun durch unseren Text in Frage gestellt, wo Text Aa in Z. °296 zap(Kv)-pi ANSE schreibt (vgI. auch die folgende Zeile, wo das erhaltene [ ]-pi
Das Kuyunjik-Kompendium (§ 21)
[Beschwörung: ... [ ...
81
... ] -gu, repetiert.
Lama]stu, xx.
°302 3 Kn[oten knüpfst du,2? Wickel aus schwa]rzer? Wolle wickelst du zusammen. °303 Eisenerz?, [ .. ]. -Stein fädelst du auf, knüpfst [3? Kno]ten, und °304 wickelst 2 Wickel aus braunroter Wolle zusammen. °305 In einen Faden aus roter Wolle knotest du 7 Knoten, °306 fasst (alles) zusammen, wickelst (es) zu einem [Kn]äuel, bind[est (es)] an seiner rechten [Ha]nd [fest.] SAL.IJVB ebenfalls auf eine der nach CAD zu zappu gehörigen Schreibungen schliessen lässt), also "'zappu genau dort verwendet, wo wir nach den bisherigen Parallelen "'SAB.BV erwartet hätten. Es scheint demnach doch vielleicht geraten, mit AHw. 1511 ein einziges Lemma z/ sappu anzusetzen und die weitgehend konsequente Unterscheidung der beiden Schreibungen dabei als zufällig zu ignorieren. Sonst müsste die Schreibung in unserem Text als Fehler, basierend auf einer Verwechslung zweier fast homophoner Synonyme, angesehen werden, oder gar die Möglichkeit eines weiteren hybriden Lautwerts sapx(Kv) in Erwägung gezogen werdent. °296: AHw. 881b und 810a (s.v. purfdu bzw. palJallu) lehnt implizit eine Lesung "'§ulum pa( p )lJalli imeri für eIe PAP.IJAL ANSE ab und erklärt den einzigen zitierten Beleg für PAP.IJAL.LI als Fehler (purfdu 6a). Dies geht nicht an, wie schon CAD ij 48a gesehen hat. Auch unser Text schreibt ja in beiden Duplikaten PAP.IJAL-li, und in Lam.
t Unklar bleibt Finkei, AfO 29/30, lOa 17'-18' 11 lOb 5-6. Hier schreibt BM 36703(a) Ku-pi kalbil surtinil SiJlibi neben KU burbabillil$urtiri, während K 2779(b) stattdessen für alle 5 Substanzen KU.GEiiTu.II schreibt. Die Ingredienzien jenes nekromantischen Rituals sollen mit anderen zusammen getrocknet, gemahlen und gesiebt werden. Haarbüschel von Hunden und Katzen ("zdp-pi) sind dabei zwar denkbar, jedoch auffälligerweise sonst nie belegt, während das von Finkell.c. übersetzte "Chamäleonbzw. Eidechsenhaar" (mit Emendation von Text a zu zdp-(pi») offensichtlich sinnlos ist; ausserdem werden Haarbüschel (slzappu) m.W. sonst ausschliesslich in Wickeln, Phylakterien etc. verwendet, nie jedoch zerkleinert als Salbeningredienz. Wenn wir diesen Einwand ausser acht lassen, wäre Text a alleine immerhin einigermassen leicht als "Haarbüschel (zappi) von Hund, Katze und Fuchs, ... Kot (ze) von Chamäleon und Eidechse" aufzufassen, doch widerspricht dem primär das Duplikat b mit der durchgängigen und, wie schon Finkel anmerkt, auffälligen Schreibung KU.GEiiTu.II (= zdp-pi/). Ich möchte daher erwägen, in b bei allen 5 Tieren ze uzni "Ohrenschmalz o.ä." zu lesen, eine unter den anderen skurillen Ingredienzien des Rezeptes ("Krebsfett", "Froschkrallen" [= die Saugnäpfe von Froschfüssen?], "Gänse-Röhrenknochen-Mark" etc.) immerhin denkbare Materie. Unklar bleibt dabei, welche der beiden Versionen die ursprüngliche, und welche aus der anderen adaptiert bzw. verderbt ist. Für die Diskussion um zl sappu sollte die Stelle jedenfalls nur mit Vorsicht verwendet werden.
3.2
Bearbeitung der Texte
82
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 21-23)
83
stehen heute an insgesamt 4 Stellen (157, II 114, III 35 und III 39) vier Schreibungen ohne Endung zweien mit -li und zweien mit -la gegenüber. Ich möchte demnach die Lesung $ulum pa ( p) balli nicht nur als möglich, sondern wohl an allen Stellen als richtig annehmen. °298 : g scheint hier einen in Ninive nicht vorhandenen Zusatz, das Baby betreffend, enthalten zu haben. - Die Beschwörung, die hier zitiert ist, ist offenbar nicht identisch mit der schon früher verwendeten Formel zurrugu zurrugu (s. § 16), doch könnte die Anfangszeile trotzdem diesen selben Wortlaut gehabt haben (vgl. dann etwa den Befund zur kariSte-Formel, oben § 19 mit Kommentar zu Z. °255- °257). °301 : Die Nennung von Lamastu ist epigraphisch unzweifelhaft, jedoch im zerbrochenen Kontext unklar. Änigmatisch bleibt auch das die Zeile abschliessende Zeichen AN, das allerdings vielleicht als Schreibfehler für (E)N gedeutet werden kann. °302ff. : Diese Zeilen stellen offenbar kein eigenes Ritual dar, sondern schliessen die Anweisungen, die dem Wortlaut der Beschwörung vorausgingen, ab; dies wird auch dadurch verdeutlicht, dass der hier allein erhaltene Text g nach der Beschwörung keinen Trennstrich aufweist (in Aa wäre dieser dagegen wohl vorauszusetzen).
°302: CAD L 200 (mit Zitat auf Landsberger, JCS 21 147 Anm. 40) schliesst eine Lesung "lappu für das konventionell "lippu gelesene und (mit einer Ausnahme, dem nA Brief ABL 108 : li-ip-pi) bisher nur in der Schreibung KAL-pi belegte Wort für "Wickel" h/lpp) 'nicht aus'. Die ebendort noch vermisste klärende Schreibung mit dem Zeichen NAR = lip liegt nunmehr vor in dem schon mehrfach zitierten Lamastu-Ritual auf der Tafel RC 713 (unpubl.), Z. 6, 8 und 14 : lip-pi (bup-pi ... ) tal-pap. Die Grundlage für die trotz des Hauptlemmas lippu in CAD l.c. konsequent verwendete Lesung lappu ist daher nicht mehr gegeben, das Wort sollte entsprechend wohl immer lippu gelesen werden. °306 : Das seltene Verbum paniig/ku ist hier erstmalig neben seinem Bezugsnomen pingu belegt, was wohl letzte Zweifel an der etymologischen Zusammengehörigkeit beseitigen dürfte. Neu ist hierbei auch die Verwendung des Nomens bei Wolle (sonst immer 'Knauf' aus Stein, Metall oder anderen harten Materialien), von mir als 'Knäuel' wiedergegeben. Dieselbe Verwendung des Verbums '(Wolle etc.) zu einem Knäuel wickeln' findet sich wiederum in RC 713, Z. 15, 18, 22 und 26, dort jeweils ta-pan-nig geschrieben.
§ 22
§ 22 Kommentar
Text: Aa Kol. V 16-25 (s. Tat. 6) °307 °308 °309 °310
Aa Aa Aa Aa
°311 Aa °312 Aa °313 Aa
163 NA4.ICLMES [. . .
. ..
h su ~ [... ]
17NA4.KA C[I6' . . . . . . . . ]
182 Hp-pi
[Sä sic . .. .., tal-pap] ina su 150-su KEs-as(?)]
197 KA.[KES KES
20~? [ NA4. ICI.MES (?) 21N [A4'
22cu
s[ic.
Die durch Trennstriche in drei Abschnitte unterteilte Passage ist für eine Übersetzung zu zerstört. Die drei Ritualanweisungen scheinen etwa parallel formuliert gewesen zu sein und zeigen auch starke Ähnlichkeit mit dem abschliessenden Abschnitt von § 21 (oben Z. °302- °306). Es ist nicht sicher auszuschliessen, dass sie sogar tatsächlich noch zu diesem Paragraphen zu rechnen sind und die Fortsetzung der dortigen Anweisung für die rechte Hand darstellen, wobei dann wohl hier °307-°310 auf die linke Hand, °311_°313 auf den rechten Fuss(?), und °314°316 auf den linken Fuss(?) zu beziehen wären.
°314 Aa °315 Aa °316 Aa
§ 23
§ 23 Kommentar
Text: Aa Ko. V 26-30 (s. Tat. 6) °317 Aa
26IS SI ~ ~ ~ [ ...
... ]
°317 : Der Sinn dieser Zeile bleibt ganz unklar; die Spuren passen weder zu einer Rubrikzeile, noch zu einer Symptombeschreibung.
Bearbeitung der Texte
84 °318 °319 °320 °321
3.2
27NA4'~'~ [ 28 NA4 ·lJi-li-ba [ 29~? NA4 At! x[x 30~? lip-pi s [a sie . ..
Aa Aa Aa Aa
(Fortsetzung abgebrochen, Übersetzung nicht lohnend)
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 23-25)
85
'320: Man erwartet eine Zweckangabe für die 9? im Vorhergehenden aufgezählten Steine, doch ist mir keine Ergänzung gelungen. Das als x[x transliterierte Zeichen beginnt mit einem Waagerechten, was eine Lesung ilJ-z[i möglich erscheinen lässt ("Fassung"), doch fehlt mir jede Parallele für eine solche Nennung von gefassten Steinen im Ritual.
§24
§ 24
Die Länge der auf Z. °321 folgenden Lücke ist nicht mit letzter Sicherheit zu berechnen; da nach oben 2.2.2 für Text Aa KoI. V wohl etwa mit einer ursprünglichen Länge von 66 Zeilen zu rechnen ist, ergäben sich daraus 37 Zeilen Lücke, ehe Kol. VI mit Z. °358 wieder einsetzt. Die Position von S 453 innerhalb dieser Lücke ist ebenfalls nicht genau zu bestimmen, s. oben 2.2.2
zu den Problemen der Rekonstruktion des Kolophons. Schliesslich muss auch noch betont werden, dass selbst die Zugehörigkeit des nicht joinbaren Fragments zu unserem Text und zu Tafel Aa nicht strikt beweisbar ist, doch ist sie nach äusseren Kriterien (Schriftgrösse und -duktus, Breite des Kolumnentrenners) sehr wahrscheinlich und nach inneren Indizien ohne weiteres plausibel.
Text: Aa Kol. V 1'-11' (Frgm. S 453, s. Tat. 6)
Übersetzung
(°337) ("338) ("339)
Aa Aa Aa
1'4 kan-na-(l-[ti. .. 2'NA4.KA G[I6 ... 3'it-ti a-lJa-[mes
(°340) (°341) ("342) ("343)
Aa Aa Aa Aa
4' 3 NA4.IGI.II.M[ ES
Kommentar
] 5'ina SIG GUN x[x 6'4 kan-na-a-ti [ ...... takannan] 7'NA4.ka-pa-$u ina SIG.s[As
("344) ("345)
Aa Aa
8'4 NA4.IGI.II.MES 4 NA4.pa-r[u9'NA4.AN.BAR ina SIG zA.GIN.N[A
(°346) ("347)
Aa Aa
(°344) : Das Nebeneinander von 'Augensteinen' (znätu) und paru-Steinen (kaum mit AHw. 837a 'Maultier-Figürchen') ist in Lam. III und verwandten Texten (z. B. wiederum Re 713) des öfteren belegt. Eine Gleichsetzung von NA4.pa-ru-u mit in magischem Kontext geläufigem (NA4.)pa-ru-tu/tum/ti etc., offenbar einer Varietät des Alabasters, ist unwahrscheinlich, da die Verteilung auf die verschiedenen Kontexte konsequent eingehalten ist: paru kommt immer, pariitu nie neben znätu vor, und keine der mir für parütu bekannten Stellen hat irgendwelchen Bezug zu Lamastu oder Baby-Ritualen, den beiden Textkategorien, in denen das Paar paru!tnätu seinen festen Platz hat.
. .. takannan] ] . .. . .. ]
10' NA4'SU-~ N[ITA, ...
ll'N[Ai·
Eine Übersetzung dieser stark zerstörten Passage, die in 4 Ritualabschnitten Wollwickel und verschiedene Steine verwendet, lohnt nicht.
§ 25
§ 25 Texte: Aa Kol. Vll-17 (s. Tat. 7) Ab Kol. VI 1'-16' (Frgm. K 9171+, s. Tat. 10)
Ac Rs. 1-8 (CT 51,193) Transkr. (Zz. °358-°370) : S. unten, S. 166.
Übersetzung
(Beginn der Beschwörung verloren)
(Beginn der Beschwörung verloren) °358 Aa Ab
1 dldlJ-mu ig-ru-ru dINANNA ina ur-si-sd ul i-$ab-bat sit-tu 1'[ -ba]t S[it- ]
°359 Aa Ab
21i-ni-ilJ-ka sit-tu DUlD.GA 2'[ ] DUlO.G[A]
'358
Die 'Haarigen' bekamen Angst, lStar überkommt in ihrem Schlafgemach kein Schlaf mehr! °359 Zur Ruhe bringen möge dich süsser Schlummer,
3.2
Bearbeitung der Texte
86
°360 °361
sit-tu ba-Ia-tu u pa-Sd-bu uGu-ka lim-qut 3'[ uG]u-ka lim-qut
°360 Aa Ab
3
°361 Aa Ab
4
i-tal 4'[
GIM
°362 Aa Ab
5 [E]N
AMA-ka tal-la-kam-ma ta-lap-pat-ka ta-la-qe-ka -k]a tal-l[a-la] p-pat-ka 6'[ ]-ka
°363 Aa Ab
6 GIM A.MES PU
°364 Aa Ab Ac
7 GIM A.MES
°365 Aa Ab Ac
8 GIM LU.SIPA GUD na-a-a-li lu tam-qu-tak-ka si[t-t]a
5'[
7'[
sd-ak-ri na-har-sd-iS ki-ma -a]k-r[i -m]a
DUMU MAS.DA
lu-u tdq-na-a-ta t]dq-na-a-ta
8'[
ia-ar-bi lu-u ne-ba-a-ta
] ia-ar-bi lu-u ne-ba-a-ta
1 GIM A.MES
9'[
ia-ar-bi lu-u n[eG]UD
]
°366 Aa 9 si-man-ni-ma ser-ru' -n]i-ma ser-ru Ab 10'[ Ac 3 si-man-ni-ma ser-ru °367 Aa 10 Zu $a-aZ-Za-ta $a-li-lu Ab ll'[ -a]F -la-ta $a-li-lu Ac 4 Zu $a-al-la-ta $a-li- [
la-ku-iJ [ Za-ku-u at-ta l[a] j- [
]
°370 Aa 13 EN de -a u dasa[l- ]-bi uGu-ka lib-si Ab 14'[ ]~-a u dasal-l[uAc 7 [ ] ge-a u d[
°372 Aa 15 [DlJ.DlJ.BI Ab 16'[
EN
]
°374 Aa
17 [KA-SU (?) . ..
7?-su ana
[Ritual dafür: Diese Beschwörung] rezitierst du dreimal über Öl, reibst es mehrfach ein. [Sieben(?) mal] rezitierst du [die Beschwörung über(?) das B]aby. [Du] berührst/bestreichst [seinen Mund(?) mit. .. . .. ], dann wird es ruhig.
Kommentar
]
Der verlorene Anfang der Beschwörung wäre wohl etwa nach § 4, Z. °55-°57, zu rekonstruieren.
EN
] ]
ser-ri $e-eb-ri S[er]
an-ni-tu] 3-su ana SA (Spuren)
16 [EN
°372
EN]
]
°373 Aa
Beschwörung für ein kleines Baby.
°373 °374
i-pa-ds-sa[b] ]
EN dnin.g [irim be-let °368 Aa II EN ul iu-tu-un Ab 12'[ u]l iu-ut-tu-un EN dnin.gir[im E[ N Ac 5 EN ul iu-tu-un °369 Aa 12 EN dME .ME be-let T[ LL]A Ab 13'[] dME .ME be-le[t ] Ac 6 [E]N dME.[ ]
EN
°371
na-a-a-li Zu tam-qu-tak-ka sit-tu
2 GIM LU.SIPA GUD na-a-a-li Zu tam- [
°371 Aa 14 [K]A.INIM.MA Ab 15'[ .M]A Ac 8 [K ]A.IN[ IM.
87
°369 °370
°366 °367 °368
].MES [P]V [
Das Kuyunjik-Kompendium (§ 25)
Schlaf, Gesundheit und Ruhe möge(n) über dich kommen! Lieg stille(?) wie ein Betrunkener, brich erschöpft zusammen(?) wie ein Gazellenkitz ! Bis deine Mama herkommt, dich anfasst, dich hochnimmt, sei wie Brunnenwasser ausgeglichen, sei wie Zisternenwasser reglos! Möge der Schlaf sich auf dich senken wie auf einen Rinderhirten, der sich hingelegt hat! Höre auf mich, Kindchen, Säugling du! Schlaf doch! Wer schläft, kommt zur Ruhe! Die Beschwörung stammt nicht von mir; es ist eine Beschwörung der Ningir[ima, der Herrin der Beschwörung,] eine Beschwörung der Gula, der Herrin der Heilung, eine Beschwörung Eas und AsallulJis-möge sie für dich wirksam sein!
°362 °363 °364 °365
DUMU MAS.DA
v
3.2
UGU
(?)
L]V.TUR
IXGIS
sm-nu
. .. ta]-lap-pat-ma ina-ab
sm-nu
ES.MES-SU
]
°358: Zu labmu, dem "Haarigen," vgl. ausführlich F. A. M. Wiggermann, JEOL 27, 90ff. und id., BPF S. 286-288.-Zum Wechsel von kusarikku (§ 4 Z. °58) und Zabmü (hier, sowie unten § 29, 15; § 31, 25) vgl. oben Komm. zu § 4, °58! °361 : Die Zeile ist schwierig und hat in den Wbb. z.T. sehr unterschiedliche Deutungen erfahren (cf. zuletzt AHw. 1141b sakru; CAD N 127b nabarsusu. Vgl. früher noch etwa AHw. 247a eru, CAD ~ 43a $ab:ztu, CAD E 326b eru). Auch sonst ist die Zeile mehrfach behandelt worden, in jüngerer Zeit durch W. von Soden, Fs. Henniger (1976), 319, und W. Farber, Rausch und Realität I (1981), 289. Meine Lesung setzt am Beginn eine sonst unbelegte, vielleicht auch fehlerhafte, Form des Imperativs von itülu (sonst itil; auch Gtn zu niiilu, J niil, wäre denkbar, doch ergibt der Iterativ m.E. hier wenig Sinn) voraus; ich möchte offenlassen, ob hier etwa ein Assyriasmus vorliegt, wie sie in dieser Beschwörung mehrfach
3.2
Bearbeitung der Texte
88
Das Kuyunjik-Kompendium (§§ 25-26)
3.2
89
vorkommen (ta-Präfix der 3.sJ.; talaqqe statt teleqqe), zumal mir sonst keine assyrischen Imperativformen dieser Verben bekannt sind. Dieselbe Deutung liegt offenbar CAD ~ 43a zugrunde, wurde jedoch sonst von beiden Wbb. verworfen.-Nicht weniger problematisch ist die Deutung von na-JjAR-sa-is, das wegen der Parallelität doch wohl auch ein Imperativ sein sollte. Ich folge dabei dem Vorschlag in CAD N, hierin eine Form des sonst nur noch einmal belegten 4-radikaligen Verbums ~na!Jarsusu zu sehen, mit einer unerklärten gebrochenen Vokalschreibung für zu erwartendes ~na!Jarsis. Die Bedeutung des Verbums ist ganz unsicher, doch scheinen beide bisherigen Belege am besten etwa als 'erschöpft zusammenbrechen' wiederzugeben zu sein.-mär §abfti schliesslich glaube ich, wie bereits in ZA 71, 69f. ausgeführt, als Wortspiel mit (in aB syllabischer Orthographie gleich zu schreibendem) mär sabfti(m) 'Sohn der Kneipenwirtin, Wirtshaushocker' auffassen zu dürfen (vgl. auch oben, Kap. 3.1, Komm. zu Vorl. 1 Z. 9-101). °362 : Die Zugehörigkeit des adi-Satzes entweder zum vorhergehenden, oder zum folgenden Hauptsatz ist nicht sicher feststellbar, doch scheint
er im Zusammenhang mit den nachfolgenden Prekativen insgesamt leichter verständlich. Hier und in Z. °365 sind die Femininformen mit Präfix ta-, die wohl als Assyriasmen aufzufassen sind, auffällig. °365: Zur (assyrischen) Femininform lü tamqutakka vgl. oben zu Z. °362. Die Deutung der Form in AHw. 1323b beruht auf einer Fehllesung. °366 : Die zweite Hälfte der Zeile (serru laku attä) könnte auch als Nominalsatz aufgefasst werden, wobei serru dann wohl bivalent ('Zeugma') als Vokativ zu simanni, und als Nominativ des Subjekts im Nominalsatz verwendet wäre. °370 : eli x basu hat (neben der juristischen Bedeutung 'zu Lasten von x sein, des x Schuld ausmachen') auch die in literarischen Texten häufige Nuance des Bibeldeutschen 'über jmdn. herabkommen, gegenüber jmdm. zur Wirkung kommen'. °371 : Die Einfügung von EN nach KA.INIM.MA, die offenbar in Ab vorliegt, ist ungewöhnlich und wohl fehlerhaft. °374: Vgl. die ähnliche Angabe oben, § 13 Z. °203!
§ 26
§ 26
Text: Aa Kol. VI 18-27 (s. Tat. 7) Transkr. (Zz. °375- °379) : S. unten, S. 163. °375 °376 °377 °378 °379 °380 °381
Aa Aa Aa Aa Aa Aa Aa
Übersetzung
18[EN ser-ru a-sib ek-le ]-te la a-mi-ru $i-it d UTU 19[ ta-at-ta-$a-am-ma] ta-ta-mar IZI.GAR dUTU 20[lu ne-!Je-e-ta ki-ma] ~.MES PU ne-!Ju-u-tim 21[lu sal-la-a-ta ki-ma ar]-m[e]-i DUMU MAS.DA 22[ .. : ... ... ... ... .., ... .. ek?]-le-te 23[ . . .
]-~
24[ . . .
E]N?
25[ KA.INIM.MA 26[ DU.DU.BI , ,
27[ . ..
• LU.TUR ...
...
...
. ..
... l]a? j-§[ a ]l-lal
..] ~ ~ ina GU-SU(?)] GAR
°375
[Beschwörung: Baby?, das in der Finster ]nis [weilt( e) ], den Sonnenaufgang (noch) nie gesehen hat: °376 [Du bist herausgekommen und] hast das Licht der Sonne erblickt. °377 [Sei ruhig wie] das ruhige Wasser eines Brunnens, °378 [schlafe wie ein K]itz, ein Gazellenjunges! °379 [... . .. Finst]ernis. °380- °381 (unergänzbare Reste) °382
[Beschwörung, wenn(?) ein Baby ...
°383 °384
[Ritual dafür: ... [ ... Hals (?)].
. .. nic ]ht schläft.
............... ] x . .. ], legst [( es) ihm um den
Kommentar °375- °378: Eine Parallele hierzu findet sich in § 30, Zz. 19-20 (der Rest jener Beschwörung offenbar anders!); unsere Zeilen sind sinngemäss hiernach ergänzt, wobei die Raumverhältnisse eine etwas längere Ergänzung am Zeilenbeginn von °375 nahelegen; das von mir deswegen noch eingefügte serru bleibt jedoch unsicher. °376 : Zum Logogramm IZLGAR für nüru "Licht" s. W. Farber, BID S. 25lf. und Fs. Reiner S. 93. V gl. auch die mit unserer Zeile nahe ver-
wandte Stelle W. G. Lambert, Iraq 31, 31, 49 (mA Beschwörung für eine Frau in Geburtsschwierigkeiten, mustapsiqtu): bu-nu-ut LU,U18.LU lu-u-§a-ma li-mur IZLGAR "Möge das Menschen-Geschöpf herauskommen, das Licht sehen!" °382 : V gl. zur Lesung und Bedeutung der Rubrikzeile auch noch unten, Kap. 4.2!
90
3.2
Bearbeitung der Texte
3.2
Das Kuyunjik-Kompendium (§ 27) § 27
§ 27
Übersetzung
Text: Aa Kol. VI 28-29 (s. Tat. 7) °385 Aa °386 Aa
28 [ 29 [ ...
...
...
...
. ..
... ]-? . .. x]x
Nach längerer, nicht genauer berechenbarer Lücke folgen auf Exemplar Aa noch Reste eines Assurbanipal-Standardkolophons; vgl. dazu oben, Kap. 2.2.2 (zur Lückenberechnung) und 2.2.4 (zum Kolophon); Kopie s. Taf. 71
Kein übersetzbarer Text erhalten.
91
92 3.3
3.3
Bearbeitung der Texte
3.3
Die spätbabylonische Sammeltafel YOS 11, 96 (§ 28)
Die spätbabylonische Sammeltafel YOS 11, 96
§ 28
Texte: B 1-3 (YOS 11, 96) d Kal. III 10'-21' (ND 5590, 1
B d
EN
§ 28
cf. Kap. 2.4.2)
Übersetzung ]
sU.mu e.ib.x[x].x[x ] 12' an.za.ay.mu h 1. [ ...
10'" , 'b . [ EN.E.NU. [RU] 11'zU.mu 1.1
B mJ.ou.BI 7 SEM.SE.LI BABBAR TI-qe EN [sm-nu(?)] d 13'KIO.KlO.BI 7 SEM.( ).LI BABBAR T[I]
2a
B ...................................... . d 14'GUR.GUR UJ.TUR sa mu-si a-n[a mu-si(?) la(?)]
2b
B ................................................... . d 15'NU i-na [. .. . .. ] 16' <:I7? [SE]M?<:ISE.<:IL[I <:IBABB]AR [TI-qe(?)]
2c
B d 17' EN sm-nu ana [...
B d
'
...
[
. ..
]
....... sum4-ma NITA KI SAL sum4-ma SAL KI NITA <:IF-al-du sum-ma NITA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20' US- du ina? K[A? x <:Ip]A?_<:I a [$?] ina KA [ ] 21'[<:II]e-sa PA-[ . " ... ]
19' GUR.GUR
v
,
[
Beschwörung: Mein Körper? hat/ist [ ... [ . .. . .. ].
... ], mein
... hat/ist
2
. . .] 18'['] z na su LU.TUR '" y
1
... ]
2
3
93
]
y
Kommentar Der schlechte Erhaltungszustand beider Textzeugen, wie auch die besonders dürftige Qualität des Nimrud-Textes machen ein zusammenhängendes Verständnis dieses Abschnitts vorläufig unmöglich. Die Version aus Nimrud ist, wenn meine Rekonstruktion der beiden Parallelversionen zutrifft, in der Beschwörung und in den Anfangs- und Endzeilen des Rituals direkt als Duplikat des nB Textes B aufzufassen, fügt aber im Ritual mehrere in Text B nicht überlieferte Zeilen ein, die von mir als 2a-2c numeriert wurden. 1 : Lesung und Deutung dieser Zeile sind weitestgehend unklar. Falls die Beschwörung überhaupt sumerisch zu lesen ist, wäre in den beiden Halbzeilen jeweils am ehesten ein Nomen mit Suffixpronomen, sowie eine finite Verbalform zu erwarten. Es ist jedoch auch durchaus nicht auszuschliessen, dass die kurze Beschwörung mit ihren gewichtigen Schreibvarianten nur noch als pseudosumerische, sinnentleerte Abrakadabra-Formel aufzufassen ist (vgl. LKA 132 Rs. 7ff.). 2: Zu SEM.SE.LI BABBAR = kikkirdnu pe$u vgl. CAD K 352a. Unser Text, der S. nach Stück zählt, würde sich gut zu dem auf Uruanna III 458f. basierenden Vorschlag fügen, in kikkirdnu Pinienkerne oder W acholderbeeren zu sehen. Das Adjektiv "weiss" passt dabei noch
Ritual dafür: 7 weisse Pinienkerne? nimmst du, [rezitierst?] die Beschwörung. 2a '" Das Baby, das Nacht f[ür Nacht(?) nicht] 2b schläft, in [ . .. '" ... ]. 7? [wei]sse [Pi]nienk[erne nimmst du(?)], 2c rezitierst die Beschwörung. Auf/für [... ... . .. ] in der Hand des Babys [. .. . .. ] 3 ... Wenn es männlich ist, mit einer Frau, wenn es weiblich ist, mit einem Mann. . . . .. ; im Tor [ ... ] schlägst? du ihre Wange [ ... ... ]. besser zu Pinienkernen als zu (zumindest im Reifezustand dunkleren) Wacholderbeeren (anders N. Postgate, BSA 3, 134). 2a : GUR.GUR hier und am Anfang von Z. 3 (jeweils in Text d) bleibt mir unklar. Es fällt auf, dass zwischen diesen beiden Zeichengruppen gerade derjenige Passus eingeschlossen ist, der in Text B fehlt. Der Eindruck drängt sich auf, dass hier ein in Bausgelassenes AlternativRitual eingeschoben wurde, doch ist mir GUR.GUR als Einleitung derartiger Passagen sonst weder geläufig noch vom Zeichensinn her erklärbar (vgl. höchstens BAM 478 I 10, wo ebenfalls unklares GUR.GUR-SU eine längere Folge paralleler Vorhersagen über die Heilungsaussichten des Patienten unterbricht). Oder sollte an unserer Stelle etwa ein Abschreibe- bzw. Diktatfehler vorliegen, bei dem ein doppeltgesetztes GAM, in der Vorlage statt des Glossenkeils verwendet, zu <:IGUR.GUR missdeutet und dann phonetisch durch GUR.GUR wiedergegeben worden wäre? Kaum GUR.GUR = kuppuru, wofür FinkeI, AfO 27, 48a zu vergleichen wäre. 2b-2c: Die Ritualanweisung scheint hier diejenige von Z. 2 zu wiederholen; beide Passagen wurden daher von mir nach einander ergänzt. 3: Text d lässt offenbar die Alternativaussage des zweiten summa-Satzes aus.-inaldu h/wld??) mit der Variante us-du bleibt mir völlig unverständlich.-Die Lesung und Übersetzung des Zeilenendes ist ebenfalls ganz unsicher. Falls die Lesung <:IZessa "ihre Wange" überhaupt das Richtige trifft, bleibt unklar, was das Bezugsnomen des Femininsuffixes / sa/ hier sein könnte.
3.3
Bearbeitung der Texte
94
3.3
Die spätbabylonische Sammeltafel YOS 11, 96 (§ 29)
95
§ 29
§ 29 Text B Zz. 4-8 und 9-13 duplizieren oben, § 3 und 4 des Kuyunjik-Kompendiums. Sie sind dort in die Bearbeitung integriert. Text (§ 29) : B 14-18 (YOS 11,96) Transkr. (Z. 14-16) : S. unten, S. 165.
14 15 16
17
Übersetzung
B [!j;]N 1!P-P1!-1!t la da-gil suk-ku-ku la se-me i-lU-ti ek-Iet "'U[R.TUR? x ] B ana GU-SU ana GU ba-ke-su lab-me ig-ru-ru-ma dBAD ig-gel-tu S[it-tu sUB-ku(?) ] B ki LAG sa SILA ki ar-me-i sa MAS.DA EN UM.ME.GA.L.\-ka i-dak-ku- "kr;,? [TE.EN]
15 16
[Beschwör]ung: Blinder, der nicht sieht, Tauber, der nicht hört, Sprössling der Dunkelheit, W[elpe? ... ]: Auf sein Geschrei hin, auf sein lautes Geheul hin bekamen die "Haarigen" Angst, und Ea erwachte: [Möge der] Sch[laf auf dich fallen(?)] wie (auf) ein(en) Erdklumpen (, der auf) der Strasse (liegt), wie (auf) ein Gazellenkitz, bis deine Amme dich (wieder) aufweckt!
B DU.mJ.BI SAIJAR KUN4 IGI-ti SAIJAR E.sIR sa 150 SAIJAR KLMAIJ!? sa la 17
[ ...... ] 18
14
B UJ.TUR SES UIJ-SU ina I IJLIJI liq KA-SU u KUS."'SUIJ[UB].MES-[SU. ..
. .. ] 18
Kommentar
14: Zu upputu "blind" vgl. W. Farber, ZA 75,210 und oben, § 1 Z. (016)! Das Ende der Zeile bleibt mir unklar. u[ R] scheint epigraphisch eindeutig, Lesung? V gl. evtl. unten, § 31 Z. 23, wo das Baby offenbar als UR.TUR = mfranu "Welpe" bezeichnet wird, doch bleibt auch der dortige Kontext insgesamt unklar. 15 : Ergänzung des Zeilen endes frei und unsicher. Primär zu erwarten wäre (trotz problematischer Satzstellung) wohl ein Hauptsatz zu den in der folgenden Zeile stehenden Vergleichen; ähnlich (allerdings mit einer assyr. Form lü tamqut statt in unserem Text eher zu erwartendem limqut) etwa oben, § 25 Z. °365. Vgl. auch § 4 Z. °61, wo stattdessen vndn (SUM) steht. 16: Zur zweiten Zeilenhälfte vgl. unten, § 33 (Text j) 3': [musen]iqtaka tadekkfk [a]. Zu UM.ME.GA.LA = museniqtu "Amme" s. ausführlich M. Stol, Zwangerschap. S. 86ff.
Ritual dafür: Staub von der vorderen Schwelle, Staub von der Strasse zur Linken, Staub von einem GrabhügeF, der nicht [ . . . . .. ]. Das Baby reibst du ein; seinen Speichel vermischst du mit Öl, [bestreichst? damit] seinen Gaumen und seine (hochgeschlossenen) Schuh(chen).
17 : Zeilenende ganz unklar. Kopie und Kollation zeigen statt KLMAIJ eher KI IJAL IS/SAIJAR, doch ist es mir nicht gelungen, für KLIJAL eine brauchbare Lesung zu finden; ki-sal scheint epigraphisch ausgeschlossen. Aber auch SAIJAR.NIG.LA. [ ... ] bliebe mir unverständlich, und für SAIJAR sa SIKA fehlte ebenfalls jede Parallele (in magischem Kontext genannte Staubsorten verwenden überdies nie den indirekten Genetiv). Immerhin ist zuzugeben, dass der sonst nicht selten verwendete "Staub von einem Grab" in unserem Kontext auch nicht voll überzeugt, die Emendation also sehr unsicher ist (s. aber oben, § 5 Z. °76: SAHAR KLMAIJ u g[ul-gul . .. ]). 18 : KUS.SUIJ[ UB ].MES ist nach Koll. sehr wahrscheinlich, obwohl auch SU-SU TA[ G] .MES nicht völlig auszuschliessen ist.
3.3
Bearbeitung der Texte
96
3.3
Die spätbabyZonische SammeZtafeZ YOS 11, 96 (§§ 30-31) § 30
§ 30
Text: B 19-22 (YOS 11, 96) Transkr. (Zz. 19-21) : S. unten, S. 162.
Übersetzung
19 20 21
B "'~N <>q- <>S[ib <>e ]k- <>let la a-miqi-it dUTU-si E.MES [tätamar nür Samsi] B Zu ne-be-tu <>k[i? A.MES a]- <>gam-mi Zu $al-la-ta ki' dr-[me-i Sd MAS.DA] B GIM NIG.DU sd DINGIR.MES m [u]- <>n[a ]k- <>ki-ru e tar-si [TE.EN]
22
B
DU.DU.BI
97
qin-ni si-nun-(ti) ta-<>[s]ak <>ina "'i "'~[I.JjI
... ]
19
20 21
Beschwörung: Bewo[hner] der Finsternis, der den Sonnenaufgang (noch) nie gesehen hat: Du bist herausgekommen, [hast das Sonnenlicht erblickt.] Sei so ruhig w[ie das Wasser in den M]arschen, schlafe wie ein [Gazellen]ki[tzl] Wie ein Grenzstein (, der unter dem Schutz) der Götter (steht,) mögest du niemanden haben, der dich befeindet!
Kommentar 19-21 : Eine enge Parallele, allerdings offenbar doch kein volles Duplikat, liegt in § 26 vor. Die beiden Abschnitte sind jeweils nach einander ergänzt. Ab 26 Z. °378 ist keine direkte Übereinstimmung mehr nachzuweisen. 21 : nukkuru, von Grenzsteinen gesagt, heisst "beseitigen"; es bleibt etwas unklar, was der Vergleich in unserer Zeile bedeutet. Ist wiederum nur das ungestörte Liegen und Schlafen gemeint? Wortspiel mit kudurru "Erbsohn" ?
22
Ritual dafür: Ein Schwalbennest zerstösst du, verm[ischst es] mit Ö[l, ... ]
22 : Die Lesung der Zeile basiert auf BAM 248 IV 18 und scheint nach Kollation zumindest möglich. Zu Vogelnestern als materia magica vgl. CAD Q s.v. qinnu, sowie auch oben § 2 Z. °43.
§ 31
§ 31
Text: B 23-28 (YOS 11, 96) Transkr. (Zz. 23-27) : S. unten, S. 165.
Übersetzung
23 24 25 26 27
B EN UDU.SILA.4 ek-Zet UR.TUR U UD KUN? AMA- <>ka LA? x ME? [. . . . .. ] B tad-da-lab AD-ka SILA Sd "'UN.MES AMA-ka ul DU X[X • •• . . , ••• ] B lab-mu ig-ru-ru-ma d BAD ig-gel-tu ki (A) ne-bu- <>t[u Zu ne-be-(e- )tu] B ki a-lik dr-ki GUD.MES da-li-pu-tu li[m-qu-ta-kum sit-tu] B EN uZ i-tu-un EN dBAD U d[asal-lU-bi (. .. . .. ) TE.EN]
28
B
EN
7-su ana IGI-SU u EGIR-SU sm-nu <>x[x . .. ... ...
. .. ]
23 24 25 26 27
Kommentar 23 : Die Lesung der Zeile bleibt mir weitgehend unklar; auch Koll. ergab für die auf UR. TUR folgenden Zeichen keine plausible Lesung. 24 : Dürfen wir, falls am Zeilenende DU als Logogramm für V:Jlk aufzufassen ist, '" süqa sa nist aZäku als Idiom etwa der Bedeutung "ein normalgeregeltes Leben führen" verstehen? Ganz ähnlich auch schon im aB Vorl. 2, Z. 8: s[üq]am sa niStummaka tusbf"'u. 26: Zur Übersetzung vgl. oben, Kommentar zu § 3 Z.050 I
28
Beschwörung: Lamm der Finsternis, Welpe. .. . .. ! Deine Mutter ... [... ], deinen Vater hast du nervös gemacht; die 'Strasse der Menschen' (kann) deine Mutter nicht (mehr) gehen. [. .. .., ... ] bekamen die "Haarigen" Angst, und Ea erwachte! Wie stilles (Wasser) [mögest du ruhig sein,] gleich einem, der rastlose Stiere hüten muss, möge sich [Schlaf auf dich senken !] Die Beschwörung stammt nicht von mir; es ist eine Beschwörung des Ea und [des Asallubi (. .. ... . .. ) ] Die Beschwörung rezitierst du 7 mal vor und hinter ihm, x[x ......... ].
28: Nach -nu folgen noch Spuren eines mit zwei übereinanderliegenden Winkelhaken beginnenden Zeichens (koll.); -m[a oder L[U.TUR sind damit ausgeschlossen.
Bearbeitung der Texte
98
3.4
3.4
Einzelbeschwörungen und -rituale (§ 32)
99
3.4 Einzelbeschwörungen und -rituale des Genres UJ.TUR IJUN.GA
§ 32
§ 32
Texte: h 1-21 (KAR 114) i 1-20 (A 139 [=LKA 143J, s. Tat. 11) Transkr. (2z. 1-15) : S. unten, S. 163t.
7sum-ma
Der, der in der Finsternis wohnte, wo es nicht hell ist, ist herausgekommen und hat das Licht der Sonne erblickt. Warum ist er so am Schreien, dass seine Mutter weinen muss, der Antu im Himmel die Tränen kommen? "Wer ist denn das, der auf der Erde so plärrt? Wenn es ein Hund ist, soll man ihm einen Brocken (Futter) abbrechen; wenn es ein Vogel ist, soll man mit einem Erdklumpen nach ihm werfen. Wenn es aber ein ungezogenes Menschenkind ist, dann soll man ihm mit der Beschwörung Anus and Antus begegnen ! Sein [Va]ter möge sich niederlegen, seinen Schlaf zu Ende bringen, seine [Mutt]er, die (viel) zu tun hat, möge ihre Arbeit zu Ende bringen !" Die Beschwörung stammt nicht von mir; es ist eine Beschwörung des Ea und des Assalluw, 13 eine Beschwörung des Damu und der Gula, 14 eine Beschwörung der Ningirima, der Herrin [der Beschwörung(skunst)]. 15 Sie haben sie mir vorgesagt, und ich habe sie nachgesprochen.
I
h
EN a-si-ib ek-Ie-ti la "na[ m] lEN a-si-ib dk-Ih~-ti la nam-ru-te
2
h
it-ta-as-sa-ma e-ta-mar ZALAG dUTU-si 2it-ta-$[i-' ] (}-ta-mar ZALAG dUTU-si
3
h
am-me-ni e-gi-ig-ma AMA-SU i-bak-ki 3am-me-ni (}-gi-ig-ma AMA-SU i-bak-ki
4
h
5
sa an-tum ina AN-e 4sd an-tum ina AN-e h an-nu-u man-nu Sd 5an-nu-u man-nu Sd
6
h
7
h
Übersetzung
il-la-ka di-ma-a-sd il-la-ka di-ma-a-s[d] ina qaq-qa-ri i-nam-du-u rig-mu ina qaq-qa-ri i-nam-du-u rig-mu
sum-ma UR.GI7 lik-su-pu-su ku-sa-a-pu 6sum-ma UR.GI7 lik-su-pu-su ku-sa-a-pu sum-ma is-su-ru li-su-ku-su kir-ba-nu ~-$U-ru li-su- ku-su kir- ba-nu
I
2 3 4 5 6 7 8 9 10 II 12
8
h
[s]um-ma rag-gu lil-li-di a-me-lu-ti 8[su]m-ma rag-gu lil-li-di a-me-lu-ti
16 Beschwörung, um ein Baby zu beruhigen.
9
h
li-du-su-u? -ma si-pat da-nim u an-tum 9[I]i-du-su-u-ma si-pat da-nim u an-tum
Kommentar
10
h
II
h [" AM]A-SU e-pis-te ES.GAR li-qat-ta-a ES.GAR-sd i U[ -pils-te E[S].G[AR l]i-qat-ta-a ES.GAR-S[d]
12
h
[A]D-SU li-na-al sit-ta-su li-qat-te i lO[ ]-su li-na-al-ma sit-ta-su li-qat-te
EN ul ia-a-"[t]u "[E]N dms u d"[as]al-Iu-bi ] ~? dasal-l[ u-
i 12[
13
h
EN
dda-mu u d"gu-"[l]a
i 13[
EN dnin-girim be-let [EN] [ ]
14
h
15
h su-nu iq-bu-nim-ma ana-ku u-sa-an-[ ] i 14[]-nu i[q- -n]im-ma, 15[ -k]u u-sa-an-ni TU6·EN
16
h KA.INIM.MA LU.TUR ljUN.G[A. ] i 16[ ].INIM.MA UJ.TUR ljUN.GA.KAM
2: Die Lesart itta$[fma] (Text i, Prät. G) ist dem Präs. G. (oder Prät. Gtn ?) itta$$amma aus Text h vorzuziehen. 3: e-gi-ig ist schwierig. Die Deutung des AHw. (egig Stativ zu eqequ "gelähmt sein") ergibt im Kontext keinen Sinn; Z. 5 macht es m.E. unumgänglich, hier ein Verbum der lärm erzeugenden Ruhestörung anzusetzen. Die Stelle ist doch wohl zu verbinden mit oben, § 5 Z.068 : lü $alläta la-a te-I[G- ... ], das ich zu teggig ergänzen möchte; wiederum ist der Gegensatz zwischen ,/$ll und V:J gg eindeutig. Beide Wbb. haben Schwierigkeiten, die bisher bekannten Belege für ekeku "kratzen" und eqequ "lähmen (AHw.) / to be heavy, tied (CAD)" überzeugend voneinander abzugrenzen, zumal beide Verben eine Wurzelvariante egegu aufzuweisen scheinen. Mir scheint es dabei unumgänglich, ein drittes Verbum primär letzterer Wurzelform anzusetzen, dem etwa eine Bedeutung "klagend schreien" o.ä. zukommen müsste. Hierher sollten ausser unseren beiden Belegen dann auch die lexikalischen Gleichungen aus Antagal N II 16'f., KAi-nim.gi4 = e-qe-qu und inim.gi 4.gi 4 = e-te-eg-gu-gu,
100 17
Bearbeitung der Texte h i
18
h
mJ.mJ.BI 17[
].BI
EN
ina ina
SAG.DU UJ.TUR SAG.DU UJ.TUR
an-ni-tu 3-su sm-[
3.4
a-ka-lu [ a-ka-lu GAR-an
]
i 18EN an-ni-tu 3-su sm-nu
19
h
TA SAG.DU-SU EN GIR.II-SU TA SAG.DU-SU EN GIR.II-SU
20
h
NINDA NINDA
21
h
su-a-tu a-na su-a-tu a-na
UJ.TUR BI 20UJ.TUR BI
tu-kap-[ ] 19tu-kap-par
UR.GI7 UR.GI7
ta-na- '"s[ uk] ta-na-suk
i-na- '"a[b] i-na-ab
gestellt werden (vgl. damit sumer. in i m - g i 4 , meist etwa der Bedeutung "widersprechen"). Von den bisher der Wurzel V:J qq zugerechneten G- bzw. Gtn-Gelegen bleibt damit nur noch TDP 136, 63 übrig, das jedoch nach Form und Schreibung den GtnBelegen von V:Jkk "kratzen" so ähnlich ist, dass ich es-trotz nicht ganz befriedigender Semantik-lieber mit dem Erstbearbeiter, R. Labat, wieder dorthin stellen möchte. Damit ergibt sich m.E. eine einigermassen plausible Trennung der Beleggruppe in a) egegu (Var. Ix eqequ) G/Gtn "klagend schreien", b) uqququ (offenbar Ix uggugu), nur Stativl Adjektiv D, etwa "sprachgestört, tongue-tied" (sumer. e m e . da b), sowie c) ekeku (Var. egegu) G/Gtn und D/Dt "kratzen". Ganz unklar bleibt mir schliesslich die Zuordnung von Lugal-e Taf. III 94 wo das Sumerische ti.ku. ukl gug-dul dUll nahelegt, in akkad. uk-ku-uk ein Missverständnis des antiken Übersetzers zu sehen. J. J. A. van Dijk übersetzt die Stelle jetzt, offenbar nach dem Sumerischen, als "il en fit de bois a bnl1er" (Lugal, Bd. I S. 64).
Einzelbeschwörungen und -rituale (§§ 32-33)
3.4
17 18 19 20 21
Ritual dafür: Zu Häupten des Babys legst du Brot hin. Diese Beschwörung rezitierst du dreimal. Du reibst es (mit dem Brot) von Kopf bis Fuss ab. Ebendieses Brot wirfst du einem Hund vor: Das besagte Baby wird ruhig werden.
Schliesslich sei noch auf Vorl. 1 Z.3 (oben Kap.3.l) hingewiesen. Die Passage ist sinngemäss wiederum mit unserer Stelle eng verwandt. Es scheint einigermassen verlockend, dort am Ende, nach ammfn tabakki, zu ergänzen am-mi-in tu-g[q-ag]. Dies würde voraussetzen, dass unser Verbum auch im D-Stamm, mit einer zum G-Stamm synonymen Bedeutung, verwendet werden konnte. Mangels weiterer Belege hierfür muss dies allerdings äusserst spekulativ bleiben. Unsicher bleibt an unserer Stelle auch, ob ein Stativ (so meine Übersetzung), oder aber eine finite Verbalform des Präteritums vorliegt; da unsere beiden Textexemplare auch die einzige andere (Perfekt- )Form eines Verbums Iae Aleph mit dem assyrischen Präfixvokal lei schreiben (e-ta-mar, Z. 2; sicher 3.P.Sing.!), scheint auch für e-gi-ig eine Auffassung als assyrisierendes Präteritum nicht unmöglich. Vom Kontext her wäre allerdings eher noch ein Präsens zu erwarten, doch spricht die Schreibung primär gegen eine solche Deutung. 8: Zur Wiedergabe von raggu als "ungezogen" vgl. oben § 8 Z.o147 m.Komm. 9: An der Zugehörigkeit der Verbalform zu vndfkann, trotz der ungewöhnlichen Schreibung, wohl kein Zweifel bestehen. 10 : Die richtige Deutung der Zeile findet sich zuerst bei I. L. FinkeI, Oriental Institute News and Notes 36 (1977), 1; diese nur privat verbreitete Übersetzung der Beschwörung wurde von Stol, Zwangerschap S. 90, verständlicherweise übersehen, der daher noch Ebelings älterer Auffassung der Zeile folgt.
§ 33
Text: i 1'-5' (BM 134780, s. Tat. 10) Transkr. (Zz. 2-3) : S. unten, S. 168. 1 2
3
(Beginn der Beschwörung abgebrochen) [. .. . .. ] x[x X]X([T]A?) KI x[x. " ... .,. . .. ] [. .. . .. ] te-te-BE $u-lu-l[u? . . . . .. ] [MImu-se-n ]iq-ta-ka ta-de-ki-k[ a TU6.EN(?)]
101
§ 33 Übersetzung 1 [... . .. ] ... mit? .[.. ... ... . .. ] 2 [ ] du ... -st, Schutz? [. .. ... . .. ] 3 Deine [Am]me wird dich wecken! [(?)]
102
Bearbeitung der Texte
3.4
3.4
Einzelbeschwärungen und -rituale (§§ 33-34)
103
4
[KA.INIM].MA UJ.TUR Ij[UN.GA.KAM]
4
[Beschwör Jung, um ein Baby zu be[ ruhigen.]
5
[Oll.Oll.BI EN B]I? ana SA IXGIS sm-nu SE[s-su-ma ina-ab(?)]
5
[Ritual dafür: Die]se? [Beschwörung] rezitierst du über Fett, reib[st es (das Baby) (damit) ein, und es wird ruhig.]
Kommentar
2 : Lesung der Verbalform ganz unklar. Mehrere Lesungen des Zeichens BE sind möglich, doch überzeugt keine der Lösungen neben $ulülu "Schutz". Oder sollte auch hier an den Inf.(?) D von ,hll "zum Einschlafen bringen" (vgl. oben, Komm. zu § 8 Z.o147) zu denken sein?
3: Vgl. oben, § 29, 16 (dort allerdings Temporalsatz: adi museniqtaka idabkaka). Beachte auch an unserer Stelle die assyrische Verbalform für die 3. P.Sing.Fem. !
§ 34 Texte: k 1-23 (A 394, s. Tat. 12) 11-16 (A 378+, s. Tat. 13) e Vs. 12-20 (LKU 32)
1
2
3
4
5
a-pa-nis ib-ta-na-a[l- ] ib-ta-na-lu-up 13a-pa-niS ib-ta-na-lu-up 4a-pa-nis
k I e
$e-ra-niS ut-ta- [na-sak(?)] 5du-ra-niS 'I;ls-ta-na-ar du-ra-nis us-ta-na-ar
k
it-ta-na-a[lina bi-rit GUD.MES DU.Du-ak 6ina bi-rit GVD.NITA.MES b[i-
1 e
6
Übersetzung
k EN la-mas-tu TA AN-e u[rlIEN la-mas-tum is-tu AN-e ur-dam-ma e 12EN la-mas-ti iS-tu AN-e ur-dam-ma k ap-re-e-sa up-pu-rat AGA-s[a ] 1 2 up-ru-sa up-pu-rat 3a-ga-sa ap-rat e up-ri-sa up-pu-ra[t ] k I e
k
k
ina bi-rit ANSE.MES it-ta-n[a?? -an-gag(?)] ina bi-rit GUD.MES it-ta-na-an-[gi-is(?)]
l/e 8
ina bi-rit ANSE.MES k 7ina bi-rit A[N]SE.NITA.MES 1 e 14 bi-rit ANSE
9
k I e
is-ta-na-a[bGUD.UD-# is-ta-na-bi-it
bi-Ia-a-ni DUMU.MES-ki-na lu-s?-n[ iq] DUM[u.M]Es-ki-na lu-se-niq bi-la-ni DUMU.[
8 bi-la-ni
1 2 3 4 5 6 7 8 9
Beschwörung: Lamastu ist vom Himmel herabgestiegen, mit ihrem uprü-Kopfputz ist sie aufgeputzt, mit ihrer Krone angetan. Sie schlüpft überall zum Fenster herein, be[isst? heftig] immer wieder wie eine Schlange? (l/e: beugt sich über jede Mauer). Zwischen Stieren geht sie hin und her, zwischen Eseln [schreit(?)] sie andauernd(?); (nur k) zwischen den Stieren r[ennt] sie hin und her, (nur k) zwischen den Eseln springt sie andauernd hoch. "Bringt mir eure Söhne, ich will säugen !
Kommentar
l/e 7
§ 34
Diese an Lamastu gerichtete Beschwörung wurde hier wegen der nur in Exemplar 1 vorhandenen Rubrikzeile unter UJ.TUR IjUN.GA eingeordnet. Die Ritualanweisung in Exemplar k (auch II [eF), speziell das 'Heilungsversprechen' Z. 23, hätten eine Einordnung in Kap. 3.5.1 (nach § 41) ebensogut gerechfertigt. Die Beschwörung hat keinen Eingang in die kanonische LamastuSerie gefunden. 2: Beachte die hier erstmalig belegte Nebenform apru zu sonstigem upru; in Anbetracht auch anderer Assyriasmen in unserem Text ist diese vielleicht als assyrisch anzusprechen. Das Wort erfordert eine eingehende Behandlung im Rahmen der Bearbeitung der LamastuTexte (in Vorbereitung); zum Versuch einer Identifizierung mit dem eigenartigen Kopfputz der Dämonin, wie er oft auf den LamastuAmuletten dargestellt ist, vgl. vorläufig W. Farber, RlA 6, 444a.
104
10
11
3.4
Bearbeitung der Texte k ina pi-i DUMU.Mf.MEs-ki-na tu-la-a lu-u[s]-ta[k1 9ana KA DUMU.Mi.MES-k[i]-na UBUR GAR.GAR-an e 15ana KA DUMU.MI.MES- '"ki-na UBUR GAR.GAR-an k I e
u ni-i-nu
NU UR.G[I7] ni-i-nu NU [ ].GI7 u ni-i-ni "'NU [ ]
10u
UR.GI7.MES Sd dg[u-la] UR.GI7.UR.GI7 sa dME.ME [ ]
3.4
10 11 12 13 14 15 16 17
Einzelbeschwärungen und -rituale (§ 34)
105
In den Mund eurer Töchter will ich wieder und wieder (meine) Brust legen !" Wir aber, wir sind nicht (irgendein) HundHunde der Gula (sind wir), (dazu da,) denen, die vor dir hergehen, die Haut abzuziehen, die, die dir nachfolgen, zu zerstückeln, die, die dir auf den Fersen folgen, zu zerfleischen? ! Die Beschwörung stammt nicht von mir, es ist eine Beschwörung des AssallulJi und der Gula.
12
k I e
13
k a-na ka-a-$i sa pa-ni-k[i] 1 llana ka-tji Sd pa-ni-k[i] e 16ana ka-$i Sd pa-ni-ki
18 D[ie]s [rezitierst du] 3? mal über [xx] Räucherwerk und Steine (nur k; 1: Beschwörung, um ein Baby zu beruhigen).
14
k a-na na-ak-ku-si sa EGIR-k[i] I 12ana nu-uk-k{J-si sa ar-ki-k[i] e nu-uk-ku-su sa ar-ki-ki
15
k I e
19 [Ritu]a[l daf]ür : [Ko]ralle?, 'männlichen' Nierenstein?, 20 ......... , [frische] Tamariske, 21 Hi[rsch]horn dörrst du, zerstösst (es), [vermischst (es)] mit Schweineschmalz (e : [mit Blut? eines x] x-Vogels, Spitzmausblut (und) Zed[ ern ]harz). 22 Die genannte Beschwörung rezitierst du 3? [mal], [reibst] das Baby [ein] : 23 'Alles Bös[e' und] die Lamastu [werden ihm nicht nahekommen].
16
(I-na kur-rn-ti sa eq-bi-[ kur-ru-ti sa eq-bi-ki ana kur-r[ u-
13ana
k E[N] ul [i]u-u-[ ] I 14 EN ul ia-a-tu-un e 17[E]N ul ia-tu-un
17
k ~N <;Ia[s]al-lu-bi {J <;IME.ME T[U6·EN] I 15EN dasal-lu-bi u dME.ME ...... . EN dasal-lu-bi u d[ (?) ] e
18
k a[n]-n[a]m ~?_[s]u ina UG[u x? q]u-ta-ri {J? NA4.ME[S sm-nu(?)] I 16KA.INIM.MA L[U].TUR IjUN.GA.KE4 e (caret)
19
k [DU.D]U.[B]I(?) [K]A?GIR14 A.AB.BA NA4.mU-$[u e 18[ .GI]R? ~.AB.BA NA4.mU-$a NITA
20
k e
g[u]-u[n?b]a? [m]a? ti GIS.SINIG [SIG7-SU] gu-un-gu sa ba m[a? ]
21
k e
SI DA[RA.MAS t]ur-ar SUD ina i.SAIj ....................... . [ ] 19[ ina MUD x]X.MUSEN MUD bu-le-e MUD ....... [1jI.IjI] GIS.ER[EN 1jI.IjI]
22
k e
EN an-n[i]-t[u] ~-[sti] sm-nu LU.TUR [SES] 20(Spuren)
23
k
mim-ma 1jU[L u] dDIM.ME [NU TE-sti]
4: Der Text von k (l und e weichen hier ab, sind jedoch ohne weiteres verständlich) ist nicht sicher zu ergänzen; das neben apänis ibtanal.-;lup (Z. 3) primär zu erwartende Verbum a$il Gt(n) ist nach dem Erhaltenen offensichtlich ausgeschlossen. Mein Vorschlag, stattdessen v' nsk Dtn zu ergänzen, setzt voraus, dass $erränis hier zu $.(1) "wie eine Schlange" zu stellen ist, obwohl die Paralleltexte durch den Parallelismus apäniS-düräniS nahezulegen scheinen, dass ursprünglich ein architektonischer Doppelvergleich, mithin ein Paar apänis-$erränis(II) "durch das Fenster-durch den Polschuh" gemeint gewesen sei. 6-7 : Die Ergänzung dieser beiden nur in k überlieferten Zeilen ist bestenfalls unsicher. In Z.6 sollte das letzte erhaltene Zeichen( -Fragment), wie in den Parallelzeilen, -na- sein; eine solche Lesung ist, bei Annahme einer sehr gesperrten Zeichenform, auch nicht ganz sicher auszuschliessen. Als von Eseln gesagtes Verbum Iae n legt sich dann am ehesten nagägu "brüllen, schreien" nahe, mithin eine Form ittanan/ ggag. Ebendiese Ergänzung wäre dann auch in Z. 7 denkbar, doch scheint stilistisch eine solche Wiederholung wenig plausibel; mit allem Vorbehalt ergänze ich daher zu einem anderen Verbum Iae n, nagäsu Gtn, in semantischer Parallele zu Z. 5 ittanallak. 11-12: Lesung und Interpretation des Zeilenpaares sind schwierig. NU in 11 könnte auch $alam zu lesen sein ("Wir sind Hundefiguren, Hunde
3.4
Bearbeitung der Texte
106
Einzelbeschwärungen und -rituale (§§ 34-35)
3.4
107
der Gula"), doch wäre dies-zumal ohne Nennung von irgendwelchen Figürchen im Ritual-völlig singulär und von der magischen Bedeutung her unverständlich (im magischen Sinne ist die Figur ja eben keine Figur mehr, sondern bereits an sich das Dargestellte). Meine Übersetzung und Deutung ignoriert allerdings die Schwierigkeit, dass der Nominalsatz in Z. 12 subjektlos bleibt, bzw. dass nfnu in Z. 11 Subjekt zweier Nominalsätze sein müsste. 13-15 : Anakoluth, offenbar unter Ellipse von "wir sind beauftragt / dazu da, (zu ... )". Ist sa päni/arki/eqbi bezogen auf einen imaginären Tross der Dämonin (so meine Übersetzung), oder eher als direkte Objekte zu den Infinitiven ("um dein Gesicht zu schinden, dein Hinterteil zu zerstückeln, deine Fersen zu zerfleischen")? 18 : Text 1 schliesst hier mit einer Standard-Rubrikzeile, ohne folgendes Ritual. e fügt das Ritual von Z. 19ff. direkt an die Beschwörung, während in k eine ganz allgemein gehaltene Ritualanweisung den Platz der Rubrikzeile einnimmt; erst hierauf folgt dann das speziellere Ritual (19ff.). Ganz ungewöhnlich ist hierbei, dass dieses dann offenbar noch ausdrücklich durch m'r.m'r.BI eingeleitet wird, doch ist diese nur auf dem Grabungsphoto beruhende Lesung nicht als absolut sicher anzusehen. 19ff. : Anfangs noch zweifellos parallel, scheinen kund e spätestens ab Z. 21, vielleicht jedoch auch schon in 20, stärker voneinander abzuweichen.
Mein Versuch, die beiden Versionen miteinander zu harmonisieren, scheint nach den Ausmassen der Lücken in beiden Vertretern zwar möglich, doch keinesfalls zwingend. 19 : Statt im Kontext wenig überzeugendem [1.G ]1S KU6 A.AB.BA "MeeresfischTran" möchte ich hier zwei bisher unbelegte Variantenschreibungen für imbtl tamti (sonst KA A.AB.BA bzw. KA.GIR A.AB.BA) sehen; vgl. hierzu auch noch die für imbtl bezeugten lexikalischen Gleichungen mit KA.kiri 6 und KA.gir! 20 : Der Zeilenbeginn bleibt änigmatisch. Die Stelle ist (nach LKU 32) in beiden Wbb. zitiert unter k/gungu "eine Art Schilf ?", bzw. "(a rush)", doch ist dies sonst nie als magisches Ingredienz belegbar. Die in e noch darauf folgenden Spuren können laut Koll. sowohl sa ba-m[a-, als auch Sd ba-b[a- gelesen werden, doch ergibt weder sa bamäti "der Hälften" bzw. "der Abhänge/des offenen Geländes", noch sa bäbäti "der Tore" verständlichen Sinn.-Die Ergänzung des Zeilen endes ist frei, legt sich jedoch wegen turrar in Z. 21 nahe. 21: Meine Textrekonstruktion nimmt (ohne stützende Belege) an, dass die beiden überlieferten Versionen des Rituals nur verschiedene Salbengrundlagen (Fett gegenüber verschiedenen Blutsorten) verwenden, ansonsten jedoch dieselben Ingredienzien nennen.
§ 35
§ 35
Texte: d Kol. IIll' -9' (ND 5590, cf. Kap. 2.4.2) m Vs. l' -2' (BM "37306," cf. Kap. 2.5.4)
Übersetzung
... ] ... ] ... ]
1 2 3 4 5 6
d d d d d d
[xX(>X]X(>BEAN[ [x kaP a?] ni K[A? [x kaP] a ni (>l;}u[I? [x] ka a ni KA [ (>[K]A? ba lu zi mu (>u[n? ... ka ta ki lfl x[x] mu [
7
d
KID.KID.BI x[x] (>SE.LUGAL [. ..
8
d m
ina I.GIS ljI.ljI EN 7-SU S1[ D-nu ... ] l' (Spuren)
9
d (>sEs UJ.TUR sa IR. [iR-U ina-ab(?)] m 2'[SE]S UJ.TUR sa ib-ta-na-ak-k[u?-u ]
... ] ... ] ... ]
. .. ]
Kommentar Iff: Der Text der Beschwörung bleibt ohne vollständigere Parallele ganz unverständlich. Einige Zeichenfolgen (... k a . a . n i, m u . u n ...
1-6
(unübersetzbare Reste einer Beschwörung)
7 Ritual dafür: xx?, reifes Getreide(?), [... . .. ] 8 vermischst du in Fett, reziti[erst] die Beschwörung 7 mal, [. .. ... 9 reibst du ein. Das Baby, das andauernd weint, [wird ruhig.]
. .. ]
etc.) muten sumerisch an, doch ist selbst dies nicht strikt beweisbar; vgl. etwa auch die auf unserem Exemplar d unmittelbar folgende Beschwörung oben § 28 ! 7: Zu SE.LUGAL = lillanu vgl. neben CAD s.v. noch R. Borger, ABZ S. 150 ad Fs. Böhl S. 53 Z. 17(!). Das der Gruppe vorangehende Zeichen (lt. Koll. J. A. Black am ehesten I[G]I oder S[A]L) bleibt mir unklar. Am Zeilen ende fehlen wohl nur 2-3 Zeichen. 8f. : Die Zuordnung von Text m Z. l' -2' als Duplikat zu diesem Passus bleibt wegen des fragmentarischen Zustands jenes Textes ganz unsicher.
3.4
Bearbeitung der Texte
108
3.4
Einzelbeschwörungen und -rituale (§§ 36-38)
§ 36
§ 36
Text: m Vs. 3' -6' (BM "37306," cf. Kap. 2.5.4) 3 4 5 6
m [... m [ .. , m [...
. ..
Übersetzung
. .. ]-ma? ur-ri u mu-si la i-~[ a? -al-lal(?)] V t a-sa'k'tna ' v 1jI.IjI [ '" sV] u ? -sum I.GIS ... ] ., .x]xinaKUSmJ.mJ-piinaGu-[sUGAR(-an)]
3 [ .. . 4 [.. .
GIS
. .. ], und Tag und Nacht nicht sch[lafen kann(?)] . .. , Süs]sholz zerkleinerst du, vermischst (es) mit Fett, [ ... ...... ] . .. ], nestelst es in ein Stück Leder, [legst es ihm] um den Hals.
5
[...
6
[Beschwörung:... . .. ] ... hat er gemacht(?) [... (F ortsetzung abgebrochen)
m [EN(?) . . . . . . x]x ti m[u.u]n.du(?) [. . . . . . ] (Fortsetzung verloren)
Kommentar Ohne Duplikate bleibt der fragmentarische Text weitgehend unverständlich. Z. 3-5 sind offenbar Reste eines Rituals, doch ist nicht mehr auszumachen, ob die darauf folgende Z. 6 noch hierher gehört oder bereits einen neuen Abschnitt einleitet. Ein Vergleich mit ND 5590 (d) zeigt, dass dort auf Z. 9', die mit BM 37306, 2' parallel zu gehen scheint (s. § 35, Z. 9) eine verballhornte sumerische Beschwörung folgte, die ausserdem auch in Text B 1-2 vorliegt
§ 37
Text: m Rs. l' -6' (BM "37306", cf. Kap. 2.5.4) Transkr. (Zz. 3-5) : S. unten, S. 168. m [... m [...
3
m [... m [... m [... m
4 5 6
· .,
Übersetzung
. .. ] tj? x[x .. , ... ] v , .. , x ] X k l' -ma· mu-st x su ana Sv [ A, . . . .?
.. .]
(§ 28). Es ist daher vielleicht nicht völlig auszuschliessen, dass unsere Z. 6 einen mit jener Beschwörung verwandten Text enthalten hat, wobei dann nur der Ritualabschnitt 3-5 in den sonst zu ND 5590 parallelen Text eingeschoben wäre.
§ 37
1 2
109
?
vo
... ]
· .. t]us?-pi-il(-)ki-ma [... '" '" ... . .. ] · .. a]m-mi-ni ina sÄ AMA-ka ki-a-am x[x. .. . .. ] · . .x]x-ka ul-la-lu srla [. . . . .. ] (Spuren)
Kommentar
Der Text ist fast zur Gänze unverständlich. Er wurde hierhergestellt wegen der aus den Beruhigungsbeschwörungen geläufigen Phrase ammfni ina libbi ummika . .. "warum hast du im Leib deiner Mutter ... (nicht geweint, etc.)", und wegen der eindeutig auf Kleinkinder bezogenen Vs. des Textes (s. §§ 3536). Eine zusammenhängende Übersetzung des Fragments ist nicht möglich. 4 : V gl. oben, Vorl. 2, 5-6: ammfni ina libbi ummaka kfam la teteppus, "warum hast du da drinnen deine Mutter niemals so behandelt?" Hiernach bleibt unklar, ob an unserer Stelle AMA-ka Genitiv oder Akkusativ ist.
2 : Das als x umschriebene Zeichen ist von Finkel etwa wie ein nA SUM wiedergegeben. 3 : Zu supelu, oder nepelktl S ? Die Raumverteilung der Zeichen legt nahe, -ki-ma noch zur Verbalform zu ziehen, doch fehlen mir Parallelen für supelktl in ähnlichen Texten völlig.
§ 38
Text: n Vs'? 9'-11' (BM 43897+, 9
n
[...
cf.
Kap. 2.5.5)
. .. s]iG UR.GI7 G[Iß si]G [SA]1j SIG UR.BAR.RA IM.BABBAR ESIR NAGA.SI sa[b-le-e]
§ 38 Übersetzung 9
[...
'" ... ], schwarze Hundehaare, [Schwe]ine[bors]ten, Wolfshaar, Gips, Bitumen, 'gehörntes' Salzkraut, Kre[sse(samen)],
3.4
Bearbeitung der Texte
110
u].kur-ka-nu-u gul-gu[l(-?)
10
n
[...
'"
11
n
[...
. .. ] TUG.NfG.DARA.SU.LAL
l.';>?
N]AM.LU,UlS'LU GIR.PAD.Du NAM.LU,UlS·[LU]
[U.ljI].A
10 11
qus-tarus 3d LU.TUR tlUN . GA
Kommentar Das vorliegende Rezept stammt aus einer Sammeltafel mit RäucherungsRitualen gegen verschiedene Krankheiten (vgl. oben, Kap. 2.5.5); seine Abschlussnotiz verknüpft es mit unserem Textkorpus, doch sind bisher keine
Einzelbeschwärungen und -rituale (§§ 38-39)
3.4
[.. . [ .. .
111
... ], ... -Pflanze, Menschenschädel, Menschenknochen, ... ], eine schmutzige Binde : 15? [Ingredien]zien für ein Räuchermittel, um ein Baby zu beruhigen.
weiteren Parallelen aus den anderen Baby-Texten bekanntgeworden. Die meisten der Ingredienzien sind allerdings auch sonst in dieser Textgruppe zu finden.
§§ 39 und 39A
§§ 39 und 39A
In diesem und dem folgenden Ritual (§ 40) findet jeweils eine Beschwörung des Genres LU.TUR RUN.GA zum Schutze der werdenden Mutter vor Zauberei und Fehlgeburt Ve;wendung (vgl. dazu etwas ausführlicher unten, Kap. 4.2, S. 143 I). Text (§ 39) : g Rs. 17' -21' (LKA 9) Transkr. (Zz. 16-20) : S. unten, S. 163.
Übersetzung
7 8 9 10 11 12 13 14 15
g
7 8 9 10 11 12 13 14 15
16 17 18 19 20 21
g g g g
g g
g g g g
g g
ana Mf.e-ri-ti kiS-pu NU TE-e sa-sA-3d la sUB-e NA4.KA.GI.NA DIB.BA KU.GAN SAlj:AR NA4.SUBA U GESTIN.LUL.~ UD.DU "t(a)-sdk i-na MUD BURUS' "tlABRUD.DA SAL tlI.tlI-ma i-na IXGIS.SUR.MAN su.TI.ma UGU sA-sa em-si-sa U SAG.Du-sa sEs-ma ka-an-ni TUG sa SIG.tlE.ME.D[ A] ta-ka-$ar-ma NA4'SU-u NITA ina SU GUB.3d GAR-an[-sf] U EN an-ni-ta sUB-di-ma kis-pu NU T[ E-si]
EN a-si-ib ek-Ie-tim bi-nu-ut a-mi-Iu-[ti] am-mi-ni la tab-ki ina SA AMA-[ka] a-di la tU-$a-am-ma tam-ma-ru "sa- "ru- "ri tul-te-eb-kita-ri-[it-ka] g tul-te-"-"d[i]-i[r?.. . .. ] g ("Spuren, danach abgebrochen)
Damit einer Schwangeren sich kein Zauber nähere, sie ihre Leibesfrucht nicht verliere: Magneteisenstein?, Antimon, Staub, ... -Stein und 'Fuchswein' trocknest du, zerstösst du, mit Blut von einem weiblichen Rebhuhn vermischst du (es), nimmst es mit Zypressenharz auf? und reibst ihren Ober-und Unterbauch, sowie ihren Kopf ein; dann knüpfst du ein Band aus (einem Stück) roter Wolle und legst [ihr] 'männlichen' ... -Stein um ihre linke Hand; Schliesslich wendest du folgende Beschwörung an, und Zauberei wird [ihr] nicht nahe[kommen] :
16
"d[ UTU]
Kommentar Eine Bearbeitung dieses Textabschnitts findet sich jetzt bei M. L. Thomsen, Zauberdiagnose S. 67 m. Anm. 167f. 7 -11 : Eine enge Parallele bietet, allerdings unter Verwendung einer LamastuBeschwörung statt unserer Baby-Beschwörung, der hier anschliessend als § 39A gegebene Text.
Beschwörung: Bewohner der Finsternis, Menschenkind, warum hast du im Leib [deiner] Mutter nicht geweint, 18 noch ehe du herausgekommen bist und dabei die Strahlen der [Sonne] gesehen hast? 19 Du hast [deine] Wärt[erin] zum Weinen gebracht, 20 hast [. . . . .. ] in Furcht gesetzt. (Fortsetzung abgebrochen) 17
9 : Die Parallele aus § 39A Z. 2 zeigt, dass SAtlAR = eperu hier als eigenständiges Ingredienz aufzufassen ist. GESTIN .LUL.~ (epigraphisch sicher) ist eine bisher nicht belegte, wohl einfach fehlerhafte Variante zu GESTIN.KAS.A = karän selebi (so auch die Paralleltexte aus § 39A).
3.4
Bearbeitung der Texte
112
11: Der Vorgang bleibt unklar, doch dürfte an der Lesung sU.TI = vZq-"kaum ein Zweifel möglich sein. 16: binut amrlüti "Menschen-Geschöpf, Menschenkind" ist offenbar bisher von beiden Wbb. übersehen worden, ebenso wie die entsprechende mA Form bunut amel(üt)i in Iraq 31, 31, 49 (s. oben zu § 26 Z. °3761).
Texte (§ 39A) :
Einzelbeschwärungen und -rituale (§§ 39-40)
3.4
113
18: Umstandssatz tÜ$amma tammaru, Typus illikma ibakki. 19: Zu tärrtu "Kindswärterin" vgl. zuletzt M. St01, Zwangerschap S. 89. 19-20 : Ähnlich auch noch Vorl. 2, Zz. 9f.
§ 39A
1-6 (BM 42327+, s. Taf. 14) p 1-3 (BM 51246+, cf. Kap. 2.5.6) 0
Übersetzung
1
o [] MI.PES4 USll'ZU NU TE-e .M-S[A]-Sd NU SUB-? p lana MI.PES4 USll'ZU NU TE-SU sa-sA-sd NU S[UB-
2
o
NA4.KUR-nu DIB KU.G[AN] NA4.SUBA ?-[p Je? -ru
P
[
3
o P
SUD ina MUD BURU5.IJABRUDru.DA.MUSEN NITA ina i.GIS GIS.SUR.MAN IJI.IJI SUD ina MUD BURU5.IJABRUD.D[ A. ]
4
EN ez-ze-et sam-rat ana SA SID-nu-ma Es-ma TIN-Ut ....... . v v, v [ma ( ? .) ........ k
1
GESTIN.KA5.A UD.A ] 2u GIS.GESTIN.KA5·A UD.DU
2 3 4
o
ittenebbusi]
5
o
DIS KIMIN SIKA SILA.dM.MA za-qip-tum TI-qe-ma ina KUN4 E-a-ni-tu
6
o
te-te-mer-ma GABA kiS-pi tur-rat
Kommentar Dieser Textabschnitt ist fast wörtlich parallel zu § 39 Zz. 7-11, verwendet dann allerdings keine Baby-Beschwörung, sondern die im Kontext viel passendere Lamastu -Beschwörung ezzet samrat; diese ist zwar nicht Bestandteil der kanonischen Lam.-Serie, jedoch seit langem im Wortlaut bekannt (s. F. Thureau-Dangin, RA 18, 163, 13ff.; ein weiteres noch unpubliziertes Duplikat stammt aus Warka [Hinweis E. von Weiher]). Auf eine Bearbeitung der Beschwörung wird hier verzichtet, da diese für meine Ausgabe der LamastuTexte vorgesehen ist.
5 6
Damit einer Schwangeren sich kein Zauber nähere, sie ihre Leibesfrucht nicht verliere: Magneteisenstein?, Antimon, ... -Stein, Staub und 'Fuchswein' trocknest du, zerstösst du, vermischst (es) in Blut eines männlichen Rebhuhns mit Zedernharz. Die Beschwörung "Sie ist wütend, sie ist furchtbar" rezitierst du darüber und reibst (die Schwangere) ein; dann wird sie davonkommen. (Var.: [Dann werden die Zaubereien sich ihr nicht nähern].) Im seiben Falle: Du nimmst eine aufrechtstehende Tonscherbe von einer Wegkreuzung und vergräbst sie an der äusseren Torschwelle. Dann wird der Zauber abgewendet.
2: Zur Lesung von eperu vgl. oben § 39 Z. 9, SAIJAR! 3: Beachte die ungewöhnliche Schreibung für i$$ür burri in Text 0 ! 4: Die Raumverhältnisse legen für Text p eine deutlich längere Ergänzung nahe, als 0 sie bietet; mein Vorschlag basiert auf unten, § 40 Z. 9. Zur Beschwörung ezzet samrat vgl. oben. Der Text der Beschwörung ist in Exemplar p nicht in extenso gegeben, doch schliesst 0 ihn in Z. 14ff., nach § 40, an. 5-6 : Diese beiden Zeilen enthalten keinen direkten Anknüpfungspunkt zu unserem Korpus und sind hier nur der Vollständigkeit halber transliteriert; Text p lässt sie aus.
§ 40
§ 40
V gl. Bemerkung zu § 39!
Texte:
0 7-13 (BM 42327+, s. Taf. 14) p 4 (BM 51246+, cf. Kap. 2.5.6) Transkr. (Zz. 10-13): S. unten, S. 162.
7
0 p
DIS KIMIN NA4'SU-U NITA U SAL ina SU 15-sa KE[sDA-a]s ....... 4NA4'SU-U NITA NA4'SU-U SAL ina SU 15-sa KES[ DA]
Übersetzung 7
Im seiben Falle: ... -Stein, 'männlich' und 'weiblich', bin[des]t du ihr an die rechte Hand;
Bearbeitung der Texte
114
8
0 EN a-sib ek-le-ti 3-su ana ucu SID-[n]U-ma p (?) ]
9
0
10 11 12 13
kis-pu
NU
3.4
TE.MES-SU
0 EN a-sib ek-le-ti la-a (l-[m]e-e[r] ZALAC <:l[u]Tu-si 0 E-am-ma ta-ta-m[a]r ZA[Ü]C <:luTu-[si lu] ne-be-e-ti 0 CIM A.MES a-gam-mi lu $al-la-a-t[a CI]M a[r]-m[e]-e sa MAS.DA 0 EN i-nap-pa-bu dUTU pa-sir-[k]a [E]N
Kommentar 7-8: Text p Z. 4 ist vom Vorhergehenden und Folgenden durch eine Trennlinie abgesetzt. Der Textbruch macht es leider unmöglich, zu entscheiden, ob auch hier eine Baby-Beschwörung der Gruppe asib ekleti Verwendung fand; jedenfalls wurde sie in diesem Exemplar ebensowenig in extenso ausgeschrieben wie die Beschwörung ezzet samrat in § 39A. 9 : Die Verwendung des maskulinen Suffixes -su (in einem sonst die Genera korrekt unterscheidenden Textvertreter, 0) lässt vielleicht darauf
3.4
Einzelbeschwärungen und -rituale (§ 40)
115
8 Die Beschwörung "Bewohner der Finsternis" rezitierst du 3 mal darüber, dann 9 werden die Zaubereien sich ihr(?) nicht nähern. 10 11
Beschwörung: Bewohner der Finsternis, der nie das Licht der Sonne sah: Du bist herausgekommen und hast das Licht der Sonne erblickt. [(Nun) sei] ruhig 12 wie Wasser in den Marschen, schlafe [wi] e ein Gazellenkitz, 13 bis die Sonne aufgeht, die dich wieder munter macht! schliessen, dass unser § 40 eine etwas missglückte Kontamination aus einem Ritual für die Mutter und einem das Maskulinum verwendenden Baby text darstellt, aus dem die Beschwörung und das Heilungsversprechen übernommen wäre. 13: Parallelen zu dieser Zeile finden sich in Lam.-Serie II 109, sowie in der Serie ijulbazizi (Diss. 1. L. Finkel) Z. 296.
3.5
Bearbeitung der Texte
116
3.5
Magisch-medizinische Rezepte und Beschwörungen (§§ 41-42)
117
3.5 Magisch-medizinische Rezepte und Beschwörungen zur Abwehr spezifischer Krankheitsgefahren für das Kleinkind § 41
§ 41 : Gegen Lamastu
Text:
i 6' -7'
6 7
Übersetzung
(BM 134780, s. Tat. 10)
[ana dOIrVLME(?) anal UJ.TUR NU TE-e NA4·KISIB I[Mm)-us] [iN dOlM.ME OUM]U AN.NA Mu-sa l-en ana UGU S[AR ina GU-SU GAR]
Kommentar Die beiden Zeilen stellen ein Exzerpt aus der kanonischen Lamastu-Serie, Taf. 1, dar. Auch im dortigen Kontext ist die erste Beschwörung der Serie (11-9) speziell zum Schutz des Babys anzuwenden; sie wird hier nicht in extenso behandelt (s. demnächst meine Bearbeitung der Lam.-Serie). Der Abschnitt aus BM 134780 wird dagegen hier mit aufgenommen, da er sich dort zwischen weiteren Baby-Ritualen findet (s. §§ 15A und 33). Für eine weitere Lamastu-Beschwörung in einem Baby-Ritual s. oben § 34; der Text ist dort wegen der Rubrikzeile in Exemplar I unter die Gattung LU.TUR TjUN.GA eingeordnet worden, wäre jedoch bei Klassifizierung nach dem Wortlaut des Rituals in Exemplar k ebensogut hierher, zu § 41 zu stellen.
6
[Damit Lamastu(?) dem] Baby nicht nahe komme: Einen Siegelzylinder aus To[n machst du,] 7 sch[reibst] darauf [die Beschwörung: "Lamastu, Tocht]er Anu's, ist ihr erster Name", [legst ihn ihm um den Hals.] Für weitere Berührungspunkte zwischen Lamastu und den Baby-Texten vgl. oben § 12, den Kommentar zu § 16 und § 19, sowie § 39A. 6-7 : V gl. Lam.-Serie Taf. 1 10, sowie für die hier zitierte Beschwörung ibid. 1-9. Die dortige Ritualangabe lautet: lOOU.OU.BI ina UGU NA4.KISIB IM SAR-ar LU.TUR ina GU-SU GAR-an "Ritual dafür: Du schreibst (die Beschwörung) auf einen Siegelzylinder aus Ton, legst ihn dem Baby um den Hals."
§ 42
§ 42 : Gegen Epilepsie (miqit same/ AN.TA.SUB.BA)
Text: e Vs. 1-9a (LKU 32) q 31-45 (STT 57 + ) r Rs.(!) 2-22 (STT 58)
Übersetzung
N.B. : Die Zeilentrennung folgt nicht einem bestimmten Exemplar, sondern arrangiert den Text der Ritualpassagen in etwa gleich lange, syntaktisch sinnvolle 'Zeilen'; ebenso wurde das Gebet an Sin nach syntaktisch-stilistischen Gesichtspunkten aufgegliedert. Zeilenzahlen daher mit ° als hypothetisch gekennzeichnet! -Die Übersetzung folgt, soweit möglich, Text e; zu wichtigeren Varianten der STT -Texte vgl. den Kommentar. °1
q 3I DIS LU.TUR AN.TA.SUB.BA DIB-SU U.AS.T[AL].TAL u.an-k[i-nu]-t[um?] r 2[ A]N.TA.SUB.BA DIB-su-ma (r.AS.[ ].TAL (;.an-k[i]
°2
q [ S]AL 32ina S,IG Z~Tj cIS.NV·ZV ina KVS ou.mJ-pi r 3[u.ni]-kip(-tu> (?) NITA u SAL SIG ZETj Gi[s. ].zu [ ] KUS ou.ou-pi
°3
q LU.TUR [a]-ba-a s[a -m ] a LU.MAS.MAS GUB-ma r 4[ ]-ba-a sa AO-SU AMA-SU N[U zu]-if. [ .MA]S!.MAS GUB-m[a]
°4
q r
OUG.LA.[ ] ina 10 A.MES i-b[ab- ] OUG.LA.Tj[A.AN SUM.SU(?) 5 ] A.MES i-bab-bu
°5
q r
[ G]I.[o]us GIN-a[n] ki-ma o[ IR ]I?! i[ na? UGu(?) .0 ]us GIN-ma
33'
v
v
°1
Wenn Epilepsie ein Kleinkind ergreift, nestelst du ... -Pflanze, ... -Pflanze, °2 'männliche' und 'weibliche' ... -Pflanze mit Haar von einem noch unbesprungenen Zicklein in ein Lederstück ein. °3 Ein [fr]emdes Kind, dessen Vater und Mutter er(?) ni[cht ken]nt, lässt der Beschwörer hintreten, °4 [gibt ihm(?)] eine Flas[che]. Aus dem Fluss schöpft es(?) Wasser. °5 Sobald sie volF ist, plaziert er (sie) a[uf?] einem [Tr]agal[tär] ehen;
Kommentar Eine Übersetzung des Rituals (ohne die Beschwörung) findet sich bei Parpola, AOAT 5/2 (1983), S. 226 Anm. 374. °2: Die Ergänzung (mit Emendation !) des Anfangs ist unsicher, doch sind nicht allzuviele Pflanzen in 'männlicher' und 'weiblicher' Form bekannt. Parpola, l.c., liest offenbar (r.ZALAG = <>namiru, doch ist hierbei weder die Gleichung sicher, noch kenne ich weitere Beispiele für U.ZALAG NITA U SAL. r lässt ausserdem ina vor siiriit unfqi
°6 °7
3.5
Bearbeitung der Texte
118
q 3412.TA.AM NINDA.ZIZ.AM NINDA z[u l . .M]A Zi.A.TIR DU[B-ak] r :j.2.TA.AM 6[ .A]M NINDA ZU.L1}M.MA Zi.A.TIR D[UB- ] q
r
NINDA.i.D[E].A [L]AL [ [ ].DE.A LAL
.NU]N.[N]A [ ]-an . .......... . i.NUN.NA [G]AR-a[n] 7[A.MES u(?)] 35KAS BAL-qi KAS.SAG BAL-qi
q r
........... LU.GIG ta-[t]ar-ra-a[§'- ] ana IGI dSi[n G!M? B[AL?]-U L[U. -a]§'-ma ana IGI dSin UR5.G[IM DUll·G]A
3.5
q 36EN dSin DUMU.NITA a-sa-red at-ta <'![Sin E]N?1 TL[L]A at-t[a]
r
8[] dSin DUMU.NITA SAG.KAL at-ta [
E]N
TLL[A a]t-[t]a
10 q dSin M[ U ] at-ta 37dSin AG-im TI.LA at-ta r 9[ S]in MU MU at-ta [ ] ra-im TI at-t[a]
l[ -t]a <,![ a]t-[t]a dSin [SU]M [NUM]UN? at-ta r 1O[ ]Sin EN NUMUN at-ta [ S]in na-[din] NUMUN a[t-
11 e
q
12 e
dSin SUM
NUM[ UN ] NUMUN ne-s[ e] DAGAL.MES at-ta r ll<'!Sin na-din NUMUN UN.MES DAG[AL. a ]t-t[ a l ] (weitere Spuren ?) q 38dSin SUM
U]N.ME DAGAL.ME MIN °13 e 2[ q d[ E]N [U]N.MES DA[GAL.ME]S a[t-t]a r 12<'!Sin EN UN.MES DAGAL.MES -t]a °14 e q
r
dSin ina qi-b[itid[ -bi]ti-ka 39§'ir-ti sa NU K(m.KUR-ru [ q ]i-[bi]ti-ka 13§'ir-ti sa Nu' KUR.KuR-ru
°15 e 3u a[n- ]-ka ki-nim sa NU BAL-U q u an-na-k[u? -n]im sa NU BA[L]-~ r u an-na-k[u? k]i-ni[m s]a [ ] B[A]L-U
ana-ku ANANNA A ANAN[NA ] [a]na-[k]u [ANA]NNA A [ (?)] iR-k[a] r 14ana -ku ANANNA A ANANNA LU.MAS.MAS iR-ka °17 e 4ana ANANNA A ANANNA iR-ka sa DINGIR-SU ANANNA dINANNA-SU
°16 e
q
DINGIR-SU dAMAR.U[D] <'!xv-su Sd [ ] <,![ ].UD 15du.DAR-SU
q
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . , 40Sd
r
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..
ANANNA-tU
dSar-pa-n[i-t]um dZer-pa-ni-tum ° 18
e q r
si-pi[ r DU-US sip-ri an-na-a ? v, sip-ri an-n[ a- e- t e ]p' -pu-su
119
°6 °7 °8
dann schüttet er je 12 Emmerbrote, Dattelbrote (und) Opfermehl [hin], legt einen Auflauf (mit) Honig (und) Butterfett hin, libiert Bier. Du bringst den Patienten in die angemessene Stellung und [sprich ]st vor Sin folgenderma[ ssen :]
°9
Beschwörung: Sin, du bist der Stammhalter par excellence; Sin, du bist der [He]rr der Lebenskraft; Sin, du bist der, der 'beim Namen nennt'; Sin, du bist der, der (alles) Leben( dige) liebt; Sin, du bist zuständig für Nachkommenschaft; Sin, du bist der, der Nachwuchs verleiht; Sin, du bist der, der die Nachkommenschaft der weitverbreiteten Menschen sicherstellt; Sin, du bist der Herr der weitverbreiteten Menschen: Sin, auf dein hehres Geheiss, das nicht zu verändern ist, und dein zuverlässiges Ja-Wort, das unabänderlich ist: Ich bin NN, Sohn des NN, der Beschwörer, dein Diener. Für NN, Sohn des NN, deinen Diener, dessen Gott NN, dessen Göttin die NN ist, habe ich diese Verrichtung durchgeführt.
°10 °11
°9
Magisch-medizinische Rezepte und Beschwörungen (§ 42)
°12 °13 °14 °15 °16 °17 °18
aus, was wohl ebenfalls als Fehler zu werten ist.- V gl. für Z. °2f. auch W. Farber, ZA 63, 62 m.Anm. 9 ! °3ff. : Die Subjektsbezüge der logographisch geschriebenen Verben sind z.T. unsicher. Eine Übersetzung von °3 als: "Ein fremdes Kind, das seinen Vater und seine Mutter nicht kennt", scheint mir jedoch vom Kontext her weniger wahrscheinlich, als dass hier die völlige Anonymität des im Ritual helfenden Kindes betont wird. Parpolas Wiedergabe, "[has no] father and mother", N[ U TUKU ]-~, scheint ebenfalls möglich. In jedem Falle bleibt das einigermassen deutliche [m] a aus Text q störend und unerklärt. °3 : Die Lesung von GUB als S-Stamm von uzuzzu ist nicht unproblematisch, legt sich jedoch aus der Syntax der Stelle nahe (Parpola anders). °5 : Parpola liest offenbar G[ U]R statt D[ IR]L 07f. : Text r hat offenbar etwas ausführlicheren Text, ist aber nicht überall sicher zu lesen . °10 : Zu einer möglichen Deutung des Ausdrucks suma zakäru als "jmds. gedenken" (zäkir sumi dann etwa "der nicht gleichgültig ist" ?) vgl. F. R. Kraus, RA 65, 99ff. °17 : Beide STT -Texte setzen hier Marduk und Sarpänltum anstelle des allgemeinen 'NN' ein und schliessen die Formel unmittelbar an die Selbstvorstellung des Beschwörers e16) an, ohne den Bezug auf den Patienten herzustellen.-Beachte in Text r die Schreibung dNuMuN-pa-ni-tum und vgl. damit die in AHw. 1520a behandelte Namensform der Göttin Z/Sarpänltu !
3.5
Bearbeitung der Texte
120
°19 e 5dSin be-en-nu sa DIB-SU q KUR [ X]X DIB-[ ] r 16U AS A NI DA DIB?!-SU °20 e
a-a TE-SU ina Su-su uk-k[is] TE-lJi dSin ina SU.MUsic uk-kis NU TE-SU dSin ina su.[ u]k-kiS
41 NU
[
a-g, [G ]uR-ma a- [ ] DIB-SU r 17a -a GUR.RA-ma a-a i$-$a-bat-su
q
°21 e 6a - a GUR-ma a-a is-sa-lJir-su ........................ . q r
°22 e q r
3.5
42)
121
°19
Sin, möge die Fallsucht, die ihn ergriffen hat, sich ihm nicht nähernvertreibe sie von seinem Körper ! °20 Möge sie ihn nicht nochmals ergreifen, °21~22 Möge sie ihn nicht nochmals bedrängen, ihn nicht nochmals [ ... ... ] !
°23
....................... a-a TE-lJi-s[ u] g,-g, [ ] ....................... a-a T[E!]-SU a-[] iq-rib-su
°24
a-a GUR-ma [a-a . .. -su] ............................. . ..................... 42a-a i-KU.(NU)-SU g,-a i-tII-[ ] v , • SV [E] v? v , . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18[ ] -a '2-KU.NU-SU a-a zS .zu-su
°25
e ....... 73-su DUll.GA.ma UJ.TUR a-hu-u sa A.ME ul-tu ID , 'UR g,-~hu-1f'? A.M[ES q 43' DU.DU.BI .............. LU.T _ A.MES TA ID r 19[ ].mJ.BI .............. UJ!.[T]UR! a-lJu
Magisch-medizinische Rezepte und Beschwörungen (§
°26
Dreimal sagst du es; dann soll das fremde Kind, das das Wasser aus dem Fluss ge [schöpft hat], dieses [Phylakterium] mit Wasser besprengen. Das Phylakterium, das du (selbst) vernestelt hast, legst du hin, und der Patient [spr]icht diese Beschwörnng [x mal]; dann legst du dieses Phylakterium um seinen (des kranken Kindes) Hals, und (die Fallsucht) wird es nicht wieder ergreifen.
V
i [lJ-bu-u] i]lJ? -lJab-ba-g, i-lJab-b [a]
°24 e q r
[ ] ........... 8IjAR A.ME SUD me-UGU Sd A.[UGU ta-s]ap!-[pi] .......... 44A.MES SUD me-e-UG[u [ .M]ES ....... su-[nu]-tj 20[ ] SUD me-{?-u[G]U [ ]
tas-pu-u
°25 e q r
GAR
UJ.GIG E[N ] 9me-uGu sa-a-su [L]U.GIG EN an-ni-tum [ ] .............. . L[U.GI]G EN an-ni-tum 21[X-sU DUll.]Duu-ma me-UGU su-nu-t[i]
°26 e ina GU-SU GAR-an-ma ................ NU GUR-ma NU q 45ina GU-SU GAR-an-ma . ............... NU GUR-m[a ] r ina GU [L]U.T[UR G]AR-an-ma 22[EN] 1f4-me TLLA NU GUR.RA NU DIB-SU
DIB-[ ] DI[B]-S[U]
°19 : Die in beiden STT -Texten stark abweichende Formulierung des Zeilenanfangs bleibt mir unverständlich. Ist dort in r eventuell emendierend zu lesen: (b)e-en!-ni sa! D[I]B?-SU ?? KUR in q wohl kaum be!-[ zu lesen.
Im weiteren Verlauf der Zeile scheint die Variante ina zumrija (q; r abgebrochen) statt ina zumrisu (e) ganz sinnlos; sie erklärt sich wohl aus einem Missverständnis der Zz. °16_ °17. °21-°22: Die Version der STT-Texte lautet: "Möge sie ihm nicht nahe kommen, sich ihm nicht nähern, ihn nicht angehen(?), ihn nicht ... ... -en !". Die beiden letzten Verbalformen sind unklar, ich normalisiere die erste davon versuchsweise als aj-iqriba, doch bleibt dann das Nebeneinander von syllabischer Schreibung (iq-rib-su, Z. °21) und Logogramm (KU.NU, °22) für dieselbe Form ebenso unklar wie die ungewöhnliche Schreibung eines dem Logogramm vorausgehenden phonetischen Komplements i-. Für die letzte Form wage ich keine Lösung vorzuschlagen. °23ff. : Vgl. für diesen Passus schon W. Farber, ZA 63, 64 m. Anm. 12. Die STT -Version ist wohl zu übersetzen : "Ritual dafür: Das fremde Kind schöpft (nochmals ?) Wasser aus dem Fluss; du nestelst ein melu zusammen (Var. r : Die besagten melu's), besprengst es mit dem Wasser. Das melu, das du zusammengenestelt hast, legst du hin", etc. °24 : e hat statt zu erwartendem GAR hier deutlich DIS (KolI.). °25 : Für die in allen drei Duplikattexten vorliegende, offenbar auf Textkorruption der gemeinsamen Vorlage zurückzuführende Aussage, "der Patient", also das Kleinkind, müsse die Beschwörung rezitieren, s. noch unten, Kap. 4.1.3 Anm. 3 ! °26 : Text r fügt statt des Pronominalsuffixes ein "dem Kind", und erweitert die zweite Zeilenhälfte durch "solange es lebt".
3.5
Bearbeitung der Texte
122
§ 43 : Gegen Epilepsie (miqit same /
Übersetzung
°3
] IOGIR.PAD.DU 9b N [AGA. q 46[ S]I NUMUN U.TIN.TIR [.P]AD.DU
e q
r
°4
] u.TIN.TIR GIR.PADI.D[U I
e
,
,
IKUR.RA
]
e
°8
°9 °10 °ll
LU
I].UDU GUD
).ljA
LU,UIS.LU LU.MIj:S
).DUlO·GA
tu-[ tu-qat-tar
llms KIMIN i.SUMUN . . . . . . . • KA.GAL
sa
sa
°4 Im selben Falle: Altes Schmierfett von der linken Angel des Stadttores, °5 ... -Wurzel, ... -Wurzel, 'Skolopender-Staub', °6 ... -Pflanze, ... -Pflanze nestelst du in Leder ein, [legst es ihm] um den Ha[ls]. °7 Menschenhoden, rechte (und) linke, ... [... ] ... , eine Adlerfeder, [in Leder].
15 GAB
°8 Im selben Falle: ... -Pflanze, Tamariskensamen, ... -Samen, ... -Pflanze, einen Schildkr[ öten] -Penis, [in Leder].
SUHUS GIS.NlM SUHUS GIS.U.Gm . . • . . • •
SU~US
GIS.NlM
q 5I ms KIMIN
S~S
U.u5-ra-nu
GIs:(r.[Gf]R SAIjAR
NUMUN
G[Is].bi-nu
NUMUN GIS.MA.NU U.LAL us BAL.G[ I.IjA ina KUS]
GIs.[s]u-si sUIjUS GIS.N[A]M.T[AR Ni]TA a-gar-gar- d z1t K]A.A?[AB.BA] 53U.dMAS ina KUS DUn.DUn-ma LU.TUR [ina GU-s]u? [GAR-an]
q 520IS KIMIN sUljUS
q q
°1 'Gehörntes' Alkali, Kümmel, Menschenknochen, Rinderfett °2 zerstampfst du alles miteinander; in Naphtha, Fischtran (und) Feinöl °3 lässt du es im . .. ... eines menschlichen Schädels in Rauch aufgehen.
GU]D
lwl-Iu-la-'"
°6
~.[
I.ljA U· r· 471. [Ij ]A I i.DUlO·GA
).KUR.R[ A]
[ ina KAL su gul-gul ina li-x[x -gu]l
GUD
LU,uIS'LU
? ,? [
q 48ms KIMIN i.SUMUN ZAG.D[Us K]A.GAL
°5
NAM.L~,UIS.LU ~.UDU
e
I-niS GAZ ina I-niS [ I-niS GAZ 24ina
123
§ 43
N.B! Zur Zeilentrennung s. die Vorbemerkung zu § 42 !
r 23[NA]GA.SI [
Magisch-medizinische Rezepte und Beschwörungen (§ 43)
AN.TA.SUB.BA)
Texte: e 9b-ll (LKU 32) q 46-53 (STT 57 + ) r Rs. (!) 23-24 (STT 58)
°1
3.5
U.LAL
Kommentar
Nur Text q enthält alle 5 hier als § 43 zusammengefassten Alternativ-Rezep~e. Exemplar r endet mit Z. °3; der Rest der offenbar unvollendeten Tafel 1st unbeschrieben. Der Uruk-Text, e, schliesslich enthielt wohl ein vollständiges Duplikat zu °1-°6, zumindest im erhaltenen Teil jedoch ni~ht die letzten d.rei Rezepte. Er schloss dabei unsere Z. °1 unmittelbar, sogar m derselben Zelle, an § 42 Z. °26 an. Trotzdem scheint die Abtrennung der Paragraphen an dieser Stelle gerechtfertigt, da § 42, °26 eine typische Abschlussformel darstellt; auch die in q und r vorhandenen Trennungslinien bestätigen dies.
°9 Im selben Falle: Süssholzwurzel, Mandragora-Wurzel männlich, °10 ... -Pflanze, ... -Schwefel, Meeresalgen, ... -Pflanze °ll nestelst du in Leder ein und [legst es] dem Kind [um den Hals]. °1_ °3: Ähnliche Räucherungsrezepte, die einen Menschenschädel als Räuchergefäss vorschreiben, finden sich in BAM 471 IV 10'f. und 14'f.; letzteres zeigt überdies bei der Auswahl der Ingredienzien enge Berührungen zu unserer Stelle (GIR.PAD.Du NAM.LU.lhs.[L]U, ME.IjE sa GUD), weicht jedoch vor allem im Vehikel ([ina KA]S 1jI.IjI) ab. °3: Die Zeichen vor gulgul amelüti bleiben in beiden erhaltenen Textvertretern (q/r) unklar. Der Text ist hier offenbar verderbt. In r könnte evtl. einfach li-i[b!-bi] zu lesen sein; oder ist in q etwa tan-k/ gus (zu tam/ngussu "Schale") gemeint, und li-i[B? in r dann sekundäres Missverständnis aufgrund von KAL = /tan/ = /lip/ ?? °4-°6: Dasselbe Rezept, ebenfalls gegen Antasubba/miqit same gerichtet, findet sich auch in BAM 311, 73' : ms KIMIN i.SUMUN ZAG.DUS KA.GAL SUIjUS GIS.NIM SUljus U.cIR
u-ra-nu ul!e-pi Meine Übersetzung dieser Zeilen folgt Text q. °4 : Beachte die (gewiss auf 'buchstabierendes Diktat' zurückgehende) Schreibung GAB statt GAB/GiJB = sumelu (Text q) ! Text e hat stattdessen 15 = immittu "rechts". °5: Für eper ballultija, den "Staub eines Hundertfüsslers", vgl. oben zu § 12, °181.
124
3.5
Bearbeitung der Texte
°7: Vielleicht parallel zu unserer Stelle zu ergänzen ist BAM 471 IV 18'f. (vgl. oben zu Z. °1_3), wo jedoch nur noch das seltene Ingredienz SIR NAM.Ll:J,UlS'[LU] erhalten ist. Eine Lesung der teilweise zerstörten Zeichen in der Zeilenmitte (wohl ein weiteres Ingredienz) ist mir nicht gelungen. °8 : V gl. wiederum BAM 311, 68' : DIS KIMlN NUMUN bi-ni NUMUN u-ra-ni U.LAL us BAL.GI.IJA ina KUS Ohne dieses Duplikat aus Assur läge es auf der Hand, hier wiederum an einen Schreibfehler us statt US = dämu 'Blut' zu denken (s. CAD s.v. für viele Belege, in denen Tierblut in mag.-med. Ritualen Verwendung findet), doch zwingt die nunmehr zweimal belegte Schreibung doch wohl zur Annahme einer m.W. einmaligen Verwendung eines Tier-Penis als Ritualingredienz (so auch schon AHw. 958a).
§ 44 : Gegen qtit ili
S 39DIS
a-na
ANSE . . . . . 1jI.IjI
t
ANSE
9ina i
1jI.IjI
°9_ °ll: Vgl. S. Parpola, AOAT 5/2,226 Anm. 375, sowie die Parallele in BAM 311, 69' f. : DIS KIMIN SUljus Gls.su-si SUIjUS GIS.NAM.TAR NlTA U.LAL A.GAR.GAR
tam-tim ni-kip~tu ina KUS Beachte hierbei die Auswechslung von agargarftu und piqän $abfti 1 Ein eindeutiger weiterer Schreibfehler nach 'buchstabierendem Diktat' in Text q ist DUll.DUll statt DU.DU = tasappi, was zeigt, dass zumindest der hier diktierende Schreiber das sumerische Wort 1 d u d u/, und nicht etwa 1 gag g a gl (GAG. GAG, cf. ZA 71, 60 !) aussprach. MAS.DA KA
§ 44
LlJ.TUR SU.DINGIR.RA NU TE-e SE SAIj SE UR.GI7 GI6
s 40il-la-at UIj
125
Übersetzung
............................. ,
40
Magisch-medizinische Rezepte und Beschwörungen (§§ 43-44)
(SU.DINGIR.RA)
Texte: s IV 39-40 (BAM 248) t 8-9 (BAM 183) 39
3.5
ina sIG.Sm ina SIG.Sm
Sv,
v
v,
39
SE SAIj SE UR.GI7 GI6
NI[ G]IN-mi NIGIN
ina GU-SU GAR-ma TI-ut ina GU-SU GAR-an .....
40
(Damit einem Kind 'Hand des Gottes' nicht nahe komme:) Schweinekot, Kot von einem schwarzen Hund, Eselsspeichel vermischst du (in Öl), wickelst es in einen Wollbausch, legst es ihm um den Hals (, und es wird leben).
Kommentar Auch Text u (K 3628+, s. Kap. 2.5.10) hat ursprünglich Rezepte gegen qät ili enthalten, doch ist der entsprechende Passus (1'-4') heute so stark zerstört, dass eine Ergänzung oder Zuordnung nicht mehr möglich ist.
40: Beachte die bisher m.W. nicht belegte Logogrammschreibung UIj = illdtu !
3.5
Bearbeitung der Texte
126
3.5
Magisch-medizinische Rezepte und Beschwörungen (§ 45)
§ 45
§ 45 : Gegen lilil (uJ.dL.LA. ) bzw. qät istari (SU.dINANNA) Texte: s IV 41-43 (BAM 248) [lila] t 10-15 (BAM 183) [lila P] U 19'-24' (K 3628+, cf. Kap. 2.5.10) [UTil] U 13'-15' (K 3628+, cf. Kap. 2.5.10) [qät iStari] °1
Übersetzung °1
s 41 ms a-na LlJ.TUR uJ.dL.L..\ NU TE-e u 19'ms a-na UJ.TUR dL.LA.EN.NA NU TE-e
°2
°2
s sic UR.CU.LA ....... sic UZ ina IZI ......... SAR-SU t lOsic UR.CU.LA ....... sic UZ llina IZI IGLMES-SU SAR-SU u 22'siC UR.CU.LA 11 UR.CI7 sic UZ ina IZI ......... SAR-SU
°3
s 42 ms KIMIN Crn.PAD.DU UJ,UI8.LU ina I.GIS ka-a-a-na SES.ME-SU u 20'crn.PAD.DU UJ,U18.LU ina i ka-a-a-na SES.MES-SU u 13'[c]rn.PAD.DU UJ,U18'LU ina i.CIS ka-a-a-na SES.MES-SU
°4
s 43 ms KIMIN NA4.mU-$U-U $a-$um-tu t 12mu -$a $a-$u-um-tu u 21'ms KIMIN NA4.mU-$a (r. [$ ]a-$u-un-tu u 14' [N ]A4. mU -$U u.$a-$u-un-tu
cIR.PAD.Du SAIj .. . cIR.PAD LlJ.MES .. . cIR.PAD.Du SAIj SUD GIR.PAD.DU SAIj SUD
ina 13ina ina ina
°5
i SES.ME-SU I ES-SU I SES.MES-SU I SES.MES-SU
......................... 14sab-li-i u 23'ms KIMIN BAR M[US] UM."M[E].DA cIR.TAB sab-le-e u 15'[BA]R MUS UM.ME.DA GIR.TAB sab-le-e HJC.NIc.DARA.SU.LAL15 mu-sa-# NACA.SI ina IZI SAR-SU ......... . , , , v '24" SIC.Sv[ AB ] NACA.SI ma . IZI SAR-SU v' ......... . U TUC.NIC.DARA.SU.LAL U HJc.NIc.DARA.Su.LAL sIC.SAB NACA.SI ina ......... I SES.MES-SU
t
°6
127
N.B.
Die Transliteration folgt in den Zeilen °1_ °4 Text s; Text t hat keinerlei Zweckangaben und lässt ausserdem das Rezept von Z. °3 aus (ansonsten ist die Reihenfolge hier wie oben transliteriert). Text u hat eine z.T. erheblich andere Textanordnung, wobei die Rezepte aus Z. °3-°6 dort, fast identischen Wortlauts, zweimal erscheinen, zuerst gegen SU.dINANNA, und danach nochmals gegen lilil. Um auch diesen Text in seiner eigenen Struktur zu zeigen, gebe ich hier beide Passagen auch in ihrem originalen Wortlaut:
u
13' [c ]IR.PAD.DU LU,UI8' LU ina I.GIS ka-a-a-na SES.MES-SU 14' [N ]A4·mU-$U u.$a-$u-un-tu CIR.PAD.DU SAIj SUD ina i SES.MES-SU 15'[BA]R MUS UM.ME.DA CiR.TAB sab-le-e TUc.NIc.DARA.Su.LAL sIC.SAB NAGA.SI ina i SES.MES-SU 16' [U.Ij]LA an-nu-ti a-na SU.dINANNA LU.TUR SES.MEs-su-ma TI
°3 °4
°5 °6
Damit einem Kind der lila-Dämon nicht nahe komme: Löwenhaar, (Var.-Glosse : Hundehaar), Ziegenhaar; in Feuer beräucherst du es (Var.: ihm die Augen). Im seIben Falle: Mit Menschenknochen in Öl reibst du es regelmässig ein. Im selben Falle: Gallenstein, ... -Pflanze, Schweineknochen (Var. : Menschenknochen) (zerstösst du,) in Öl reibst du es mehrfach ein. Im selben Falle: (Mit Schlangenhaut, Skorpions-Panzer?,) Kresse(samen), einer schmutzigen Binde, ausgekämmten Haaren, 'gehörntem' Salzkraut beräucherst du es in Feuer (Var.: in Öl reibst du es mehrfach ein). u
19'ms a-na LU.TUR dL.LA.EN.NA NU TE-e 2o'GIR.PAD.DU LU,UIS.LU ina i ka-a-a-na SES.MES-SU 2I'ms KIMIN NA4.mU-$a (r.[$]a-$u-un-tu cIR.PAD.Du SAIj SUD ina i SES.MES-SU 22'ms KIMIN siG UR.CU.LA "UR.GI7 SIC UZ ina IZI SAR-SU 23'ms KIMIN BAR M[US] UM."M[E].DA CiR.TAB sab-le-e TUC.NIC.DARA.SU.LAL 24"SIC. S AB NACA.SI ina IZI SAR-SU ,
,
,
v
,
v [
]
Kommentar °2: UR.CI7 in Text u Variantenglosse ! °3_ °5: Die drei Rezepte werden in Text u gleichermassen gegen lilil, wie gegen qät iStari angewandt, wobei in Z. °5_ °6 allerdings identische Ingredienzien einmal (gegen lilil) als Räuchermittel, das andere mal (gegen qät iStari) dagegen als Salbe Verwendung finden. °4: Beachte die Variante e$emti amelüti statt e$emti saM (t); dies stellt m.E. einen weiteren Hinweis darauf dar, dass hier reale Knochen, und nicht eine Deckbezeichnung für pflanzliche Ingredienzien, gemeint sind (vgl. zur Frage auch noch allgemeiner S. Dunharn, ZA 75, 25lf.). °5 : ZU UM.ME.DA Crn.TAB vgl. MSL 8/2, 40, 371 und ebd. 69, 398, wodurch zwar die Lesung tärtt( u) zuqaqfpi geklärt wird, das Verständnis des Ausdrucks jedoch nicht. Es muss wohl ein Körperteil des Skorpions gemeint sein; ist eventuell an Logogrammvertauschung zwischen tärttu I "Kindswärterin" und t. II "Schild" zu denken und dann zu "abgestreifter Chitinpanzer" weiterzuinterpretieren (so meine Übersetzung) ?
Bearbeitung der Texte
128
3.5
3.5
Magisch-medizinische Rezepte und Beschwörungen (§ 46)
129
§ 46
§ 46 : Gegen alu lemnu (A.LA lJ: UL ) Text: u 27' -Rs. 12 (K 3628+, s. Kap. 2.5.10) Vorbemerkung: Da das Rezept gegen alu zwei Beschwörungen beinhaltet, die sonst in der Beschwörungsserie Hulbazizi inkorporiert, und daher von 1. L. Finkel in seiner noch unpublizierten Bearbeitung der Serie (Diss., Birmingham 1976) ediert sind, verzichte ich auf eine komplette Bearbeitung dieser Textteile, und gebe die beiden Beschwörungen nur in kommentarloser Umschrift unseres Textvertreters u (bei Finkel Text P). Vs. 27' -Rs. 2 entsprechen dabei Hulbazizi Z. 321-25, Rs. 3-12 ibid., 68-72. [EN e ba.an.ge].e ba.an.su [bi.za.al] a]n.ne bi.za.al] [dingir.re.e.ne.ke4 a.s]a.ga ba.an.u[s] da-nu ina AN-e i[g-ru-us] u er-Ije-tum ina ra-ma-ni-sd-ma ig-ru-us [TU6· EN ]
27-Rs.2; 3-7 (Sumerisch-Akkadische Mischbeschwörungen, die zweite an MUL.KAK.SLSA gerichtet; vgl. Vorbemerkung zur Umschrift !)
EN MUL.KAK.SLSA MU.NE mu-Sd-lil [qab-li] muS'-te-:; -u ur-be-t[ i] mu-sak-lil m[ im-ma sum-su] G1S.TUKUL.AN sd ina pa-an GIS.TUKUL na-an-du-ru t[e-bu-u] a-na ANANNA A ANANNA NU TE-hi NU [DIM4] lu.zi.zi lu.zi.zi nam.ba.te.gex(GA).e.de [TU6· EN ]
9 Ritual dafür: Einen Siegelzylinder aus T öpfer[ to]n [stellst du her], 10 schreibst diese Beschwörung( en) darauf, 11 bre[nn]st ihn in einem Häcksel-Feuer; entweder le[gst du] ihn ihm um den Hals, 12 oder du hängst ihn am Kopfende seines Bettes auf: Dann wird keinerlei Übel ihm nahe kommen.
27 28 29 1 2
u u u
3 4 5 6 7
U
8
u 2 KA.1NIM.MA UJ.TUR A.LA lJ:UL sv. [sv-su]
9 10 11 12
u u
u u u u
Übersetzung
DlJ.DU.BI NA4.K1SIB "'[1]M kul-la-ti [Dv-us(-ma)] u EN an-ni-tu ina UG[u] sA[R-dr(-ma)] u ina 1Z1 IN.BUBBU ta-Ija[r-ra]p s[u]mrma ina GV-SU G[AR-an] u sum4-ma ina SAG GIS.NA-SU tal-Ial-ma mim-ma lem-nu NU TE-S[U]
U
Kommentar 9 : V gl. die Anweisung, die erste Beschwörung der Lamastu-Serie auf einen tönernen Siegelzylinder zu schreiben, der dann als Amulett Verwendung findet: Lam. I 10, sowie hier oben § 41. Entsprechende Amulette, die mit der zweiten der obengenannten Beschwörungen beschriftet sind, sind bekannt, von Finkel, a.a.O. 79 zusammengestellt und ibid. Appendix I ausführlich besprochen.
8 2 Beschwörungen für ein Baby, (wenn) ein böser alU-Dämon es überkommt.
10: Die Tatsache, dass der Text nur von einer Beschwörung spricht, obwohl dem Ritual zwei solche vorausgehen, ist wohl so aufzufassen, dass der Kompilator das ursprünglich der ersten Beschwörung zuzuordnende Ritual entweder nicht kannte, oder versehentlich ausliess. Hierzu passt gut, dass zwar die zweite Beschwörung häufig auf Amuletten zu finden ist, niemals jedoch die erste. 12 : Es fällt auf, dass die Rubrikzeile (8) die Beschwörung als gegen den bösen alU gerichtet bezeichnet, während das 'Heilungsversprechen' (12) mimma lemnu nennt. Dies könnte wiederum durch sekundäre Zusammenstellung zweier apriori nicht zusammengehöriger Beschwörungen (s. zu Z. 10!) erklärbar sein, doch scheint auch nicht auszuschliessen, dass mimma lemnu hier nicht als spezifischer Dämon, sondern-im ursprünglichen Wortsinn-als jede Art des in diesem Fall durch alu ausgelösten Übels zu verstehen sei.
130
3.6
Bearbeitung der Texte
3.6
1) K 11752 Rs. (cf. Kap. 2.5.11, Text v)
3' 4'
Übersetzung
(Anfang abgebrochen) [ina] i fjI.fjI 3-su [... UJ.TUR SE[S . ..
(Beginn der Ritualanweisung abgebrochen) vermischst du [in] Öl, dreimal [. .. ... .., ... ] 2 Du reibst das Baby ein [.. , ... ... . .. ] I
. ..
EN.E.NU.RU X[X . ..
3 Beschwörung: .. [. ... ... ... ... 4 Ziege .. [. ... ... '" ... . .. ] (Rest abgebrochen)
. ..
uz x[x .. ,
'" (Rest abgebrochen)
2) K 17107 (s. Taf 15, Text w) S ['? z'
2'
srM~~x[x ...
3' 4' 5'
DIS UJ.TUR
. ..
. .. ]
2)
(Beginn abgebrochen)
I,
131
I)
3.6 Fragmente
I' 2'
Fragmente 1-3
Übersetzung
. ..
Vgl. bereits oben, Kap. 2.5.11, zur Frage der Textgattung und zum Verhältnis des Fragments zum Kuyunjik-Kompendium. Eine Übersetzung der wenigen erhaltenen Reste lohnt nicht.
.. .
bu-[. .. . .. lSE s[r]M.LI [. .. ... . ..
ls[E . . . . . . . . . (Rest abgebrochen)
3) K 20340 (s. Taf. 15, Text x)
3) Übersetzung
I' 2'
[. .. .,. . .. MA]S.DA x[x . .. [ [ma· ? ... . . .'zna KUSV] .EDI N SUR-n'e-
3'
[... [ ... [ ...
4' 5' 6'
]
. . . X]XUJ.TURDIB(-)X[X . . .
... x]x
LlJ.TUR BI
. . . ] UD MI
(Spuren)
lib-bi
x[x . ..
Der fragmentarische Zustand des Textes erlaubt keine zusammenhängende Übersetzung .
... ]
...
DUlO.GA [ .. ,
'"
...]
. .. ] '"
... ]
Kommentar
I' : Das als x[x transliterierte Zeichen ist dem vorhergehenden DA/DU zwar ähnlich, jedoch nicht mit ihm identisch; die Lesung MAS.DA = $abftu ist ganz unsicher. 2' : Zum Ausdruck "ina KUS.EDIN teterri vgl. W. Farber, BiÜr. 33, 331 Anm. 13. 5' : Lies U4-mi, oder üma(uD) müsa(GI6) ? Parallelen zur Zeile fehlen mir.
4.1
Kapitel 4
Zur Terminologie und Zweckbestimmung der Texte
4.1
Das Wortfeld "Kleinkind, Baby"
4.1.1
UJ.TUR:
vI/ar oder serru(m)?
Das Akkadische kennt mehrere Wörter, die in gegebenem Kontext das "Baby", "Kleinkind" oder "Neugeborene" bezeichnen können. Von der Wurzel V$br gehören hierher das Verbaladjektiv $a/ ebru, das Steigerungsadjektiv sehheru sowie das substantivierte Adjektiv suhäru; ausserdem steht ein bisher ~i~ht si~her etymologisierbares Primärnome~ ierru zur Verfügung. Erhebliche Schwierigkeiten ergeben sich nun bei der Frage, welches dieser Wörter sich hinter der in unseren Texten so geläufigen logo graphischen Schreibung UJ.TUR verbirgt. Nachdem Ebeling in seiner ersten Textbearbeitung (MAOG 5/3, S. 8ff. passim) generell amelu $ebru umschrieb, plädierte A. Sachs (JCS 6, 6438) aufgrund zweier vermeintlicher Belegpaare aus ebendiesen Texten für eine Lesung serru. Das CAD übernahm diesen Ansatz, auf 'literarische Texte' (offenbar im weitesten Sinne) beschränkt, ausdrücklich zuerst in Bd. S, 185b (ohne Zitat auf Sachs), implizit dann in mehreren Textzitaten (z.B. Bd. L, 163a), sowie zuletzt nochmals in Bd. S (im Druck, s.v. serru, mit Verweis auf JCS 6). AHw. 1217b akzeptiert für serru dagegen nur das Wortzeichen GENNA(=TUR.DIS), und zitiert dort auch keine Belege aus unserem Korpus und verwandten Texten (wie etwa TDP o.ä.). Diese fehlen jedoch ebenso unter den beiden anderen Stichwörtern, für die AHw. ein Logogramm (UJ.)TUR akzeptiert, $ebru und $ubäru 1 • Verstreute Zitate aus unseren Texten, etwa unter lezu oder parädu, vermeiden konsequent eine Festlegung der Lesung. In R. Borger's ABZ, S. 98, werden dann wiederum alle drei Lesungen ($ebru, $ubärU, serru) , ergänzt durch einen noch weiter verallgemeinernden 5 Zusatz "o.ä.", als möglich erachtet (ähnlich vage auch Labat, Manuel , S. 101). Es erscheint demnach durchaus angebracht, das für die Frage ganz offensichtlich besonders wichtige Material aus unserem Korpus neuerlich zu überprüfen. Eine Tatsache springt sofort ins Auge: Nirgends in unseren Texten wird 2 das Logogramm UJ.TUR im Text der eigentlichen Beschwörungen verwendet , 1
$elJlJeru scheint dagegen regelmässig durch das reduplizierte Wortzeichen,
bzw. in zweisprachigen Texten durch sumer. dU13·du13·la wiedergegeben zu werden. 2 Eine nur scheinbare Ausnahme ist § 5 Z. °77, wo eine kurze, in das Ritual eingebettete Anrede an Samas das Kind als UJ.TUR bezeichnet. Es ist jedoch zu
TUR.TUR,
132
Das Wortfeld "Kleinkind, Baby"
133
während sich gleichzeitig in den Anweisungen der Rituale ausschliesslich diese Wortzeichen-Schreibung findet. Auch die in einzelnen Paragraphen zu findenden Symptombeschreibungen und Heilungsversprechen benutzen ausnahmslos das Logogramm 3 . Sicherlich nicht von diesen Belegen zu trennen sind dann weiterhin alle diejenigen Stellen, an denen UJ.TUR in der Rubrikzeile der Beschwörung genannt ist, und wo das Ritual selbst das Baby nicht mehr ausdrücklich nennt, jedoch noch mittels des Pronomialsuffixes -su direkt auf das Nomen der Rubrikzeile Bezug nimmt 4 • Analog dürfte dann auch in denjenigen Rubrikzeilen schwerlich ein anderes akkadisches Wort intendiert sein, in denen die Angabe UJ.TUR IjUN.GA(.KAM) nicht von einer Ritualanweisung mit resumptivem Pronominalbezug gefolgt wird (§ 34, Text k; § 38), oder wo das Ritual nochmals ausdrücklich die Anwendung auf nominales UJ.TUR festlegt (§ 32). Kurz, es ist primär sehr wahrscheinlich, dass für das Logogramm UJ.TUR in den Rahmentexten unserer Beschwörungen (also in Rubrikzeilen, Symptombeschreibungen, Ritualen und Heilungsversprechen) überall dieselbe akkadische Lesung eingesetzt werden sollte. Die Auf teilung in einerseits ausschliesslich syllabische Schreibungen in den Beschwörungen selbst, und andererseits ganz überwiegend logographische Belege der Form UJ.TUR im rituellen Rahmenmateriallegt dabei weiterhin-in Umkehrung des Arguments, auf das Sachs seine Lesung stützte-nahe, dass das Logogramm der Rituale eben nicht für dasselbe akkadische Substantiv steht, das in den Beschwörungen konsequent syllabisch geschrieben ist. Die sogleich noch näher zu behandelnden wenigen syllabischen Schreibungen aus den Rahmentexten scheinen mir, zumindest für unser Korpus, insgesamt diese Hypothese zu bestätigen. Doch werfen wir zuerst einen Blick auf die syllabischen Belege für "Baby" in den Beschwörungen selbst. Die drei erhaltenen Stellen aus den jB Texten zeigen hier jeweils das Wort serru 5 :
§ 1, Z. °19: [siman]ni ser-ru la [ku attä] § 4, Z. °55: ser/[se]-er-ru sa idlubu abasu § 25, Z. °366 : simannima ser-ru Zaktl attä 6 Trifft meine eben vorgetragene Hypothese zu, dass hinter den logographischen Schreibungen der Rahmentexte ein anderes akkadisches Wort für "Baby" zu suchen sei als das syllabisch geschriebene serru der Beschwörungen, so kommt als Lesung für das Wortzeichen an erster Stelle $ebru in Frage7 • Eine solche Gleichung, UJ.TUR = (substantivisch gebrauchtes) $ebru, wird dann betonen, dass hier eben kein echter Beschwärungstext vorliegt, sodern nur ein Satz im Ritual auszusprechender Prosa. 3 Erhalten ist die Schreibung UJ.TUR in insgesamt 20 unserer Rituale, z. T. mehrf~ch, an einigen weiteren Stellen ist sie mit Sicherheit ergänz bar; eine Einzelaufhstung aller dieser Belege dürfte sich erübrigen. 4 Dies ist im erhaltenen Text der Fall in den §§ 9-13, 16, 19 und 46. 5 Eine weitere, ergänzte Stelle (§ 26, Z. °375) ist ganz unsicher. 6 Nur diese eine Zeile ist parallel zu § 1 Z. °19, der weitere Kontext ist dagegen ganz verschieden, so dass beide Stellen durchaus als voneinander unabhängige Belege gewertet werden dürfen. 7 $ulJäru ist jB insgesamt nur sehr spärlich belegt und daher wenig wahrscheinlich.
Zur Terminologie und Zweckbestimmung der Texte
134
4.1
auch innerhalb unseres Korpus direkt bestätigt durch die zweisprachige Rubrikzeile von § 7b, Z. °136f.: 2 ka.inim.[m]a eme.gi 7 Iu.tur ir.ra gar. ra 2 sipät su[ me ]rf sa $e-el]-ri bäkf inal] Weiter gestützt wird die bisher nur auf das jB Material aufgebaute Argumentation, LlJ.TUR sei in unseren Texten generell $el]ru zu lesen, dann durch den aB Text Vor!. 1, der als Rubrikzeile genau die nach dem bisher Gesagten zu erwartende akkadische Übersetzung der jB Formel KA.INIM.MA LlJ.TUR IJUN.GA.KAM aufweist (Vorl. 1 Rs. 12): si-ip-tum sa $e-el]-ri-im nu-ul]-l]i-im.
Anders als die Beschwörungen des jB Korpus verwendet dieser Vorläufer allerdings auch $el]rum, und nicht serrum, für das Substantiv "Baby" innerhalb des Beschwörungstextes (Rs. 1 und 8); der andere aB Text, Vor!. 2, verwendet in Z. 1 der Beschwörung ebenfalls $el]rum, während im sumerischen Kontext der Rubrikzeile dort das zu erwartende lu. tur steht8 • Eine einzige Stelle des jB Korpus scheint allerdings dann auf den ersten Blick einer solchen Interpretation entgegenzustehen, § 25 Z. °371 (Rubrikzeile): KA.INIM.MA
(Var. fügt ein:
EN)
ser-ri $e-el]-ri.
Anders als in allen bisher besprochenen Belegen steht hier jedoch $el]ru als adjektivische Apposition zu serru; beide Wörter sind syllabisch geschrieben und daher in ihrer Lesung unzweideutig. Man könnte nun argumentieren, hier müsse serru als Substantiv sonstigem LlJ.TUR entsprechen, während diese Schreibung dem adjektivischen $el]ru schwerlich angemessen wäre, und entsprechend müsse dann auch sonst LlJ.TUR als serru akkadisiert werden; dies wird jedoch durch das oben zitierte sa $el]ri bäki (Z. °137) widerlegt, wo $el]ru ebenso eindeutig als Substantiv aufgefasst werden muss, da es vom adjektivischen Partizip näher bestimmt wird. Die vorliegende Stelle ist jedoch auch sonst atypisch: Es ist dabei darauf hinzuweisen, dass das in einem Textvertreter (Ab) eingeschobene zusätzliche EN im Kontext der Rubrikzeile sehr ungewöhnlich ist und den Verdacht auf Textverderbnis nahelegt. Die vorausgehende, am Anfang zerstörte Beschwörung enthält ausserdem mehrere klare Assyriasmen, die sie deutlich von den anderen Beschwörungen des 8 In den älteren akkadischen Beschwörungen ausserhalb unseres Korpus ergibt sich bisher keine klare Verteilung zwischen serrum und Ableitungen von V$l;r. Ich notiere folgende Stellen: LU.TUR: RA 36,15,16 (s. bereits oben, Kap. 2.1). sehrum: YOS 11, 5, 5(?) und 11; 8, 11; 19, 11 (im selben Text, u.Rd., dagegen wohl serrum!); Wilcke, ZA 75,200,54 (neben lal;ilm, s. sogleich in Kap. 4.1.2!); ibid. 204, 111. suhärum : BIN 4, 126,22 (aA); YOS 11,4, 16f. $e6l;erütum: (PI.): YOS 11, 7, 7; 20, 10. serrum: VS 17, 34,15; Farber, ZA 71, 63, 7' (auf derselben Tafel wie VorI. 1); YOS 11, 19, u.Rd. (Lamastu, s. YOS 11 S. 64; ibid. Z. 11: $el;rum!); 92,15 und 20. •
v
4.1
135
Das Wortfeld "Kleinkind, Baby"
Kuyunjik-Kompendiums abheben. Schliesslich zeigt auch die Position des § 25, ganz am Ende des Kompendiums und durch mehrere hundert Zeilen getrennt von den thematisch nahe verwandten Beschwörungen, die den Beginn der Sammlung bilden (§§ 1-5), dass hier offenbar ein eigenständiger Text sekundär an die Sammlung angehängt wurde. Es scheint durchaus denkbar, wenn auch vorläufig nicht beweisbar, dass hier die Rubrikzeile, von der wir nicht einmal wissen, ob auch sie einem Vorlagetext entstammt oder aber erst vom Ninive-Kompilator angefügt wurde, direkt auf einen in der verlorenen Einleitung der Beschwörung genannten Schlüsselbegriff serru sehru "kleines Baby" zurückgreift (vgl. ausserdem serru in Z. °366!). Beweiskraft für die Lesung des andernorts in vergleichbarem Kontext vorkommenden Logogramms kann der Stelle insgesamt schwerlich zugesprochen werden 9 • Ich möchte daher zusammenfassend annehmen, dass im Rahmen unserer Baby-Rituale das nur in den PrQsa-Rahmentexten vorkommende Logogramm LlJ.TUR generell $el]ru zu lesen sei, während als Wort für "Baby" im stärker literarischen Kontext der Beschwörungen offenbar serru den Vorzug genoss. In aB Zeit dagegen scheinen auch im dichterisch formulierten Text der Beschwörungen selbst noch beide Synonyma Verwendung gefunden zu haben, wobei $el]rum sogar einmal (ZA 75, 200, 54) durch adjektivisches laMm (s. dazu unten, Kap. 4.1.2) näher bestimmt wurde-eine Ausdrucksweise die in der Literatur des 1. Jtsds. oft und ausschliesslich mit serru (s. la:Yl/laku)lo belegbar ist. Ausserhalb unseres kleinen Textkorpus sind dagegen auch Hinweise darauf zu finden, dass LlJ.TUR gelegentlich als serru ins Akkadische zu übertragen war. So schreibt TDP 216, 1: summa LlJ.TUR la-"-IJu ... , was nach dem eben zum Ausdruck I;>serru la"u Gesagten doch kaum einen Zweifel an der Richtigkeit einer Lesung LlJ.TUR = serru an dieser Stelle aufkommen lässt; entsprechend ist dann sicher auch in der Folge dieses Textes das regelmässig am Zeilenbeginn stehende UJ.TUR als serru zu akkadisieren ll . Ein weiterer wichtiger Beleg findet sich in 'lStars Höllenfahrt', wo der logographischen Schreibung des Ninive-Textes (Z. Nin.36: a-na LlJ.TUR la-ke-e) im Assur-Text syllabisches a-na ser-ri la-a-"i entspricht (Z. Ass.38). Auch hier ist eine Lesung LtJ.TUR = serru unumgänglich, und dies lässt sich dann wahrscheinlich auch auf alle weiteren Belege des Logogramms in poetischliterarischen Kontexten des 1. Jtsds. verallgemeinern. Zum Abschluss sei hier auch nochmals auf die bereits oben, Kap. 2.1, erwähnten, sumerisch geschriebenen Rubrikzeilen altbabylonischer BabyTexte hingewiesen. In VS 17, 26, ist dabei (mit dem Herausgeber, J. J. A. van Dijk), ka. inim. I?:a lu. tur! (I) se 4. da. kam zu lesen 12 ; die dafür vorgeschlagene, 'wörtliche' Ubersetzung trifft allerdings kaum gen au das Richtige: V gl. zu v
Beachte, dass auch das zu § 25 gehörige Ritual nur einfach LU.TUR schreibt! VgI. ausser den in beiden Wbb. gesammelten Belegen noch STT 254, Rs.! 4. II Labats Lesung LU.TUR = la"il basierte auf der wenig wahrscheinlichen Annahme la·"·Hu sei hier als Glosse zu verstehen; es gibt sonst keine Hinweise darauf das~ logo graphisches LU.TUR jemals als la"/kil zu lesen sei. ' 12 BBVO 1, 101; dort übersetzt als "Beschwörung, um ein Baby zu 'kühlen'''. Im Vorwort zu VS 17 (S. 11) las van Dijk noch lli i.se4.da. 9
10
Zur Terminologie und Zweckbestimmung der Texte
136
4.1
se 4/sed 7 = nabu(m) G/D ausführlich CAD Nil, 143f. in den lex. und bil. Abschnitten. Wir dürfen daher sicher auch diese sumerische Zeile als Entsprechung zu akkadischem siptum sa $ebrim nubbim verstehen. Eine Parallele zu der bereits weiter oben besprochenen zweisprachigen Rubrikzeile des jB § 7b, Z. °136f., bietet dagegen Vorl. 2, 29: ka.inim.ma lu.tur'(I) fr.ses4.sesda.kam (?)]. Auch hier betrifft die Varianz nur die sumerischen Entsprechungen ein- und desselben akkadischen Verbums; während der spätere Text Ir .ra- gar verwendet, schreibt der aB Vorläufer ERIN = ses4, eine in dieser Periode übliche graphische Variante zu ses = baku(m) (Hinweis M. Civil). Beide Texte sind, trotz der auffälligen Schreibung mit I statt TUR, sicherlich als vollgültige Belege für aB lu. tur "Baby" zu werten, für die Frage nach dessen akkadischer Entsprechung jedoch nur sehr begrenzt aussagekräftig. Singulär ist schliesslich YOS 11,84: ka.inim.ma dU13·du13·hi l}un. ga.kam, wo vielleicht am ehesten mit einer akkadischen Entsprechung siptum sa $ebber(üt) im nubbim zu denken wäre (vgl. oben, Anm. 1). 4.1.2
labum, la"u, laku
An zwei Stellen findet sich in unseren Texten das Wort laku "Baby, Säugling", jeweils in der Formulierung serru laku attä (§ 25 Z. 0366, sowie, teilweise ergänzt, § 1 Z. 019). Zwar mag hier im Einzelnen noch zur Diskussion, stehen, ob syntaktisch ein Adjektiv ("du schwächliches Kleinkind"), o~er aber eine Parataxe zweier Substantiva ("Kindchen, Säugling du!"; so meine Ubersetzung) vorliegt, doch ist dabei die Bedeutung von laku als (auch substantivisch verwendbarem) Adjektiv im grossen Ganzen klar. Dennoch erfordert das Wort einige zusätzliche Bemerkungen. Ich bin der Überzeugung, dass die Trennung unseres Lemmas laku von einem ganz ähnlich klingenden 'Synonym' la"u, wie sie von beiden Wbb. strikt (bis hin zum Fehlen selbst eines Querverweises) durchgeführt ist, den sprachlichen Gegebenheiten nicht gerecht wird. Ich möchte vielmehr annehmen, dass eine (bisher nicht etymologisierbare) 13 ältere Wortform <> labum "Kleinkind, Säugling" beiden jüngeren Lemmata zugrunde liegt, wobei die Verhärtung des Ibl zu Ikl offenbar primär im Nordwesten und im assyrischen Sprachbereich stattfand, die Abschwächung zu /"1 dagegen vorzugsweise im Süden und im babylonischen Raum. In der jüngeren, speziell literarischen Sprache fanden dann beide Formen nebeneinander Verwendung und wurden entsprechend auch als separate Synonyma in die lexikalischen Listen des 1. Jtsds. aufgenommen. So lässt sich nicht nur die mehrfach bezeugte Varianz beider Formen in Duplikattexten jüngerer Literaturwerke ('Istars Höllenfahrt' Z. 36; Erra lIla 17) erklären, sondern auch die offenbar unterschiedslos übliche Verwendung Auch für die beiden bisher angenommenen separaten Wörter bleibt der etymologische Hintergrund recht dürftig: Für "lak(1 ist mir kein e~tsprechen~~r Vorschla~ bekannt, und die in AHw. für la:J(1 angegebene Verbindung mit WestsemitIschem -JPt "müde sein" scheint zwar einigermassen plausibel, jedoch keinesfalls zwingend genug, um von vorn herein eine andere Deutung auszuschliessen. 13
4.1
Das Wortfeld "Kleinkind, Baby"
137
beider Wortformen als Apposition zu serru (vgl. bereits oben, Kap. 4.1.1 und vgl. für Belege die Wbb.). Bisher übersehen wurde in diesem Zusammenhang offenbar auch, dass die beiden Wortformen zwar oft nebeneinander in lexikalischen Listen des 1. Jahrtausends, und zwar meist im Kontext weiterer Wörter für "Kind" wie $ebru, serru, $ubäru etc. auftauchen, nie jedoch in Listen des 2. Jtsds.: Hier ist jeweils, und ohne Ausnahme, in diesen Synonymgruppen nur ein einziges Wort unserer Sippe zu finden, und zwar in aB Listen meist in einer Form, die 1lJ,/ als mittleren Radikal schreibt, wobei gelegentliche Varianten darauf hindeuten, dass die Abschwächung zu /"1 bereits in aB Zeit stattfand; der bisher einzige mB Beleg (aus dem syrischen Emar) zeigt dagegen eine Form mit Ikl, la-a-ku-u. Da die Zitate dieser Listenstellen im CAD z.T. unvollständig und weitgehend veraltet sind, sei hier das Material der aB Listen, soweit auf unser Wort bezogen, vollständig aufgeführt1 4: OB Lu A 137:
LlJ.IGLDIM = la-a-a-u (kein Gruppenkontext)
OB Lu A 368f. :
LlJ.BAN.DA = l[a-bu-um] Ür.BAN.DA = $e-e[b-ru-um]
Proto-Diri 'Nippur' Z. 57-62: tu-ur-tu-ur
TUR.TUR
= [$]e-eb-ru-um la-bu-tum en-su-tum da-qu-tum u-te?-er? x nu-um [m Ja? -ku-tum?
Proto-Diri 'Nipp ur' Z. 148 und 148a-b : he-e[n-z]e-ru IGLDIM = $e-eb-ru-um la-{IjA}-bu-um $u-ba-ru- [um] Proto-Diri, abweichende Rezension der eben zitierten Stelle (nach 3N-T 601 und Ni 3534): [.. . IGI].DIM = $e-eb-ru-um $u-ba-ru-um la-a-a- (var.u)-um Proto- Diri 'Oxford' Z. 446-447: TUR.DIS = [1] a-bu-um $e-eb-rum Hierzu kommt dann noch das mB Listenfragment (ähnlich Lu) Emar 74132u, Z.3' -5' (s. D. Arnaud, Emar 611, Taf. 340) : 14 Ich danke M. Civil für die entsprechenden Einzelnachweise, vor allem, wo nach dem noch unpublizierten Manuskript für MSL XV (Diri und Proto-Diri) zitiert wird.
138
Zur Terminologie und Zweckbestimmung der Texte
[. ..
= s] e-er-ru
[ ... [...
. .. ] = §a-a1;-ru . .. ] = la-a-ku-u
4.1
Für die aB Ausgangsform ~la1;um vgl. ausser diesen lexikalischen Belegen noch W. Farber, ZA 71, 62, 5' (dort noch, wohl zu unrecht, als la-Ji 'normalisiert'); C. Wilcke, ZA 75, 200, 54; sowie AHw. Nachträge S. 1571a zum aB PNF La1;ttum (dort La-Ji-tum). Spätere Belege für die Schreibung mit 11;1 sind mir bisher nicht bekannt geworden, doch ist die Graphie la-J-Iju (TDP 216,1) vielleicht als ein später Reflex dieser älteren Wortform zu erklären. Die in beiden Wbb. hierhergestellten PNN La-gi-tum (aAK) und La-kitum (aB) sind nach dem bisher Gesagten dann völlig isoliert und wahrscheinlich gar nicht zu unserem la1;Plku(m) gehörig (etwa eher als Laqrtum "Adoptivtochter" aufzufassen??). Ansonsten sind Schreibungen mit Ikl erst ab mA/B zu beobachten. Auf der anderen Seite bleibt als von Graphie und Phonetik problematisch noch der einzige aA Beleg zu erwähnen, BIN 4, 126, 22 (aA Lamastu-Beschwörung): sedln §u1;ärim wa ld-i-im. Zugehörigkeit zu unserem Wort ist hier primär sehr wahrscheinlich, doch zeigt die Schreibung entgegen dem nach dem aB zu Erwartenden keine Spur eines ursprünglichen Laryngals Ib!, der auch aA am ehesten durch das Zeichen IjI ausgedrückt werden sollte l5 . Für das Nebeneinander von 11;1 und Ikl als dialektale Varianten in sonst identischem Wortstamm sei hier speziell auf das Paar ese1;ul eseku hingewiesen, wobei auch dort die Ikl-haltige Form in Assyrien und im Nordwesten (Mari), diejenige mit 11;1 dagegen in Babylonien selbst vorherrschte. Zu PI abgeschwächte Formen jenes Verbums sind allerdings bisher nicht belegt; sie wären jedoch bei einem Übergang von 11;1 zu IJI im dritten Radikal auch kaum zu erwarten (vgl. GAG § 99), da in dieser Position regelmässig voller Ausstoss des IJI und entsprechend schwache Flexion zu beobachten ist. Es ist dann vielleicht nicht ganz auszuschliessen, wenn auch bisher nicht zu beweisen, dass zumindest ein Teil der in AHw. 250b zusammengestellten unklaren Formen eines(?) Verbums ~esu ebenfalls mit ese1;lku zu verbinden sind. Die unumgängliche Untersuchung der sumerischen Etymologien und des jeweiligen Kontexts jener Belege kann hier jedoch nicht angeschlossen werden, und die Hypothese bleibt für heute rein spekulativ. Für weitere Belege der Varianz zwischen 11;1 und Ikl (generell beschrieben als Spirantisierung des stimmlosen Velars, was jedoch in Fällen wie dem unsrigen offenbar die falsche Entwicklungsrichtung assoziieren lässt) vgl. W. von Soden, JNES 27, 217f. und E. E. Knudsen, AOAT 1, 147ff.
15 Ob das nur einmal, in einer späten Synonymenliste (Explizit Malku) belegte Wort la-a-lJu = pi-ir-lJu, trotz der dafür in AHw. vorgeschlagenen kanaanäischen Etymologie, evtl. auch noch als später Nachfahre zu aB lalJum zu stellen sei, mächte ich vorläufig ganz offen lassen.
4.2
Rubrikzeilen, Zweck- und Absichtsangaben
4.1.3
139
Weitere Wörter und Ausdrücke aus dem Wortfeld "Baby, Kind"
Im Kommentar zu § 8 Z. °147 wurde von mir, unter Hinweis auf entsprechende Ergebnisse, die M. Roth anhand nB und spB Texte erzielte, ein bisher in den Wbb. nicht aufgeführtes Wort naJru "(kleiner) Junge" postuliert. Für die damit verbundenen Fragen und verbleibenden Probleme vgl. dort! Unsere Beschwörungen enthalten darüber hinaus dann noch drei weitere Ausdrücke, die im entsprechenden Kontext als Synonyma für "Kleinkind" Verwendung fanden, wurdum sa awrliitim (VorI. 2, 2) und lillidi ameliiti (§ 32 Z.8) "Menschenkind", sowie binilt amrliiti "Menschen-Geschöpf, Menschenkind" (§ 39 Z.16'). Die Übersetzung, die AHw. für lillidu angibt, "(eben) geschlechtsreifes Lebewesen"16, ist in unserem Kontext nicht akzeptabel, und die allgemeinere Deutung des CAD, "offspring", trifft den Sachverhalt zweifellos besser. binut amrliiti ist in keinem der beiden Wbb. verzeichnet; die wohlbekannte Bedeutung von binutu 17 als "Geschöpf, creature" ergibt für unseren Ausdruck keinerlei semantische Probleme. Wurdum schliesslich ist wohl als singuläre Nebenform zu (w) ildu (m) aufzufassen und bietet dann keine speziellen semantischen Probleme. Andere Wörter für "(Klein- )Kind, Baby" als die bisher genannten sind in unseren Texten nicht zu finden, doch sei noch auf ein paar Stellen hingewiesen, an denen kontextgebunden andere Nomina verwendet sind, die jeweils direkt anstelle von LlJ. TURI §e1;ru eingesetzt wurden. So enthält das Ritual § 39 (und § 39A), das eine Baby-Beschwörung zur Abwehr magischer Machenschaften von der werdenden Mutter verwendet, gewissermassen folgerichtig statt "Baby" das Wort sa-libbisa "ihre Leibesfrucht". Und in § 42, einem innerhalb unserer Texte recht atypischen Ritual gegen Epilepsie bei Kleinkindern, findet sich auch zweimal die aus medizinischen Texten geläufige, allgemeine Bezeichnung UJ.GIG = mar§u "Patient", auf das Baby bezogen l8 . Im selben Ritual tritt schliesslich auch noch als Helfer bei bestimmten magischen Handlungen des Beschwörers ein weiteres, ausdrücklich als "fremd" bezeichnetes Kind (UJ.TUR a1;u, Z. °3 und °23)19 auf. 4.2
Rubrikzeilen, Zweck- und Absichtsangaben
Das einzige gemeinsame Band, das die im Vorhergehenden bearbeiteten Texte und Textabschnitte verbindet, ist ihr genereller Bezug auf kleine 16 Unser Beleg ist dort ohne nähere Angaben zitiert als 'LKA 143, 8 u.D.'. 17 Eine mA Nebenform bunutu, ebenfalls in beiden Wbb. nachzutragen, ist oben . 1m Kommentar zur Stelle zitiert. 18 § 42, Z. °8 und °25; das Ritual ist offenbar sekundär aus einem (oder mehreren) Text(en) zur Heilung Erwachsener adaptiert, s. auch den Kommentar zu den öfters nicht miteinander in Einklang zu bringenden verschiedenen Versionen des Textes! Als sicherlich auf diese ungeschickte Adaption zurückgehendes Kuriosum ergibt sich dabei u.a., dass nach Z. °25 das Kleinkind selbst die zur Rezitation durch den Beschwörer formulierte Gebetsbeschwörung an Sin vorzutragen hätte. 19 Zur weiteren Spezifizierung sa abasu u ummasu lä rdu vgl. den Kommentar zu § 42, Z. °3ff.
140
Zur Terminologie und Zweckbestimmung der Texte
4.2
Kinder. Schon oben, Kap. 1.1, wurde auf die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten der Abgrenzung des Materials hingewiesen. Im Gegensatz zu anderen, ebenfalls primär thematisch definierten und ebenfalls nicht als abgeschlossenes Korpus kanonisierten vergleichbaren Textgruppen, etwa sa.zLga, nam. bur.bi, su.il.la usw., wurden dabei die Baby-Texte im Altertum nicht mit einem die Zugehörigkeit unmittelbar klärenden Schlüsselwort oder 'Etikett' versehen, das jeder Beschwörung in Form einer Rubrikzeile zugefügt worden wäre. Die im 'Leitfaden der Beschwörungskunst', KAR 44 Z. 15, auf Babytexte bezogene Bezeichnung LlJ,TUR IjUN.GA (s. bereits oben Kap. 1.1) wurde dabei zweifellos als zu eng empfunden, als dass sie zur Charakterisierung auch nur aller derjenigen Beschwörungen und Rituale annehmbar gewesen wäre, die die gewissermassen kanonisierende Sammeltafel des 'Kuyunjik-Kompendiums' in sich vereinigt. Die Frage, ob aus der Nennung von ÜT.TUR IjUN.GA im aus Assur stammenden 'Leitfaden' die Existenz einer vielleicht etwas älteren Sammeltafel entsprechenden Titels oder Inhalts in Assur erschlossen werden darf, muss mangels konkreterer Hinweise auf eine solche vorerst offen bleiben (vgl. allerdings oben, Kap. 2.5.1). Auffallender noch ist in diesem Zusammenhang, dass die entsprechende Rubrikzeile, KA.INIM.MA LlJ.TUR IjUN.GA.KAM, zumindest im erhaltenen Teil des Kuyunjik-Kompendiums kein einziges mal verwendet wird, nicht einmal bei denjenigen Beschwörungen, die nach Ausweis ihres Inhalts und ihrer rituallen Rahmentexte eindeutig auf die Beruhigung h/nübIIjUN.GA) des Babys zielen 20 • Zu beachten ist dabei allerdings, dass für die erste(n) Beschwörung(en) des Kompendiums keinerlei Reste des Rahmentexts erhalten sind, es demnach nicht auszuschliessen ist, dass dort eine solche Rubrikzeile gestanden hat, die dann bei den unmittelbar folgenden, thematisch nahe verwandten Abschnitten (§ 2-5) nicht wiederholt worden wäre (beachte auch, dass die betreffenden Beschwörungen überhaupt keine, also auch keine anderen, Rubrikzeilen aufweisen!). Für eine solche These könnte auch sprechen, dass diese Paragraphen am Ritualende als Heilungsversprechen die Form inab "es (das Baby) wird ruhig" zeigen, die thematisch und lexikalisch als Rückverweis auf eine im einzelnen nicht ausgeschriebene Rubrikzeile zu verstehen sein könnte. Ausserhalb des Kuyunjik-Kompendiums ist dann allerdings die Standardform der im 'Leitfaden' zitierten Rubrikzeile mehrfach belegbar. Hinzuweisen ist dabei zuerst wieder auf den aB Text Vorl. 1, Kap. 3.1, der eine wörtliche akkadische Entsprechung zu KA.INIM.MA UJ.TUR IjUN.GA bietet: siptum sa $ebrim nubbim. In der jüngeren logo graphischen Schreibweise steht die Zeile am Ende der Beschwörungen der § § 322\ 33 und 34 22 , und dieselbe Schreibung 20 Das nB Kompendium, YOS 11, 96, schreibt überhaupt keine Rubrikzeilen und fällt damit für unsere Argumentation ganz aus. 21 Hier (und wohl auch in § 33) wird die Rubrikzeile durch ein Heilungsversprechen, inoJ], wieder aufgenommen (s. oben). 22 In § 34 fügt allerdings nur Text 1 (aus Assur) die entsprechende Rubrikzeile an eine dem Wortlaut nach gegen Lamastu gerichtete Beschwörung; Text k (ebenfalls aus Assur) hat stattdessen nur ein Heilungsversprechen am Ritualende, das dem Charakter der Beschwörung besser Rechnung trägt: mimma lem[nu u] Lamastu [ul iteaaf/usu].
4.2
Rubrikzeilen, Zweck- und Absichtsangaben
141
dient dann auch zur Charakterisierung des Räucherungsrezeptes in § 38. Eine andere sumerische Rubrikzeile, die jedoch sicherlich demselben akkadischen Ausdruck entspricht, findet sich schliesslich in dem aB Text VS 17, 26 (ka.inim.ma lu.tur' se4.da.kam), während YOS 11, 84 (ka.inim.ma dU13·du13.la Q.un.ga.kam) bereits wie die jüngeren Texte das Verbum Q.un.ga aufweist (vgl. zu den beiden Rubrikzeilen auch schon oben, Kap. 4.2.1 Ende). inab "es wird ruhig" (s. Anm. 20) steht weiterhin auch innerhalb des Kuyunjik-Kompendiums mehrfach als Heilungsversprechen, wobei den jeweiligen Beschwörungen verschiedene (und nicht immer voll verständliche) Rubrikzeilen zugeordnet sind. So wird der dem Genre der Beruhigungsbeschwörungen (s. unten, Kap. 5) zugehörige § 25 einfach als KA.INIM.MA (EN) ser-ri $e-eb-ri rubriziert, das Ritual schliesst jedoch mit explizitem ina-ab. Gut verständlich ist der Zusammenhang auch in § 7b, wo die für § 7a und 7b zusammen gültige zweisprachige(l) Rubrikzeile lautet: 2 ka. inim. ma eme. gi 7 lu. tur ir .ra gar. ra. ke 4 II 2 sipät su[me ]ri sa $ebri bäki. An die akkadische Zeile wird dann, ohne Ritual, nur noch das lakonische Heilungsversprechen ina-ab angehängt. Eine sumerische Entsprechung hierzu, wohl ebenfalls ohne das abschliessende Verbum inab, bietet der aB Vorläufer 2: ka.inim.ma l[u].tur' ir.ses4.ses4 [.a.kam (?)], vgl. oben Kap. 4.2.1 Ende! Sachlich ganz ähnlich ist auch § 35 (nicht zum Kompendium gehörig!), wo ich das Heilungsversprechen (eine Rubrikzeile fehlt) zu LlJ. TUR sa ibtanakk[ u inab] ergänzen möchte. Unklar bleibt die Rubrikzeile von § 10 (und die damit offenbar identische von § 9): LlJ.TUR zr TUR ME. Während dabei § 9 keinerlei weitere Hinweise auf den Zweck des Rituals und der Beschwörung enthält, schliesst § 10 das Ritual wiederum mit der Verbalform inab, so dass wir wohl auch diese beiden Paragraphen als Beruhigungsrituale im engeren Sinne ansprechen dürfen. Im Zusammenhang der auf die 'Beruhigung' abzielenden Angaben der Rahmentexte unseres Korpus sollte schliesslich auch noch auf § 11 hingewiesen werden (für § 13 s. noch weiter unten). Ein Heilungsversprechen ist dort nicht vorhanden, doch sind immerhin Teile einer Rubrikzeile erhalten: [ ... ] NA MAS.DA IjUN.GA.[K]E4' Die erhaltenen Reste der zugehörigen Beschwörung ergeben keinen Hinweis auf den Sinn dieser Zeile, ebensowenig das Ritual. Die Nennung einer Gazelle (MAs.DAI$ab'ftu) bleibt, falls die Lesung als solche zutrifft (vgl. auch oben, Kommentar zur Stelle!), unerklärlich, doch ist der Text wegen IjUN.GA/nubbu ebenfalls wohl zu den 'Beruhigungsritualen' zu rechnen. Von der Beruhigung (Vnüb) zum Schlafen (V$ll) des Babys ist es nur ein kleiner Schritt23 . Die entsprechende Zweckangabe, "um einen ungezogenen Jungen(?) zum Schlafen zu bringen", [n]a'ra ragga $ulluli, enthält die Rubrikzeile zu § 8, und das Heilungsversprechen nimmt den Faden direkt wieder auf: i$allal "er wird schlafen". Ebenfalls auf das Schlafen des Babys bezogen 23 Vgl. auch unten Kap. 5.2.4 zum Nebeneinander beider Verben in den typischen 'Beruhigungs beschwörungen'.
142
Zur Terminologie und Zweckbestimmung der Texte
4.2
ist offenbar § 26; hier endigt die unmittelbar auf die Beschwörung folgende Zeile mit der Verbalform [ .. . l]a? i-$[a]l-lal. Es bleibt unklar, ob diese zu einer atypischen Rubrikzeile gehört, oder aber ob damit § 7b zu vergleichen ist, wo ein Heilungsversprechen indb unmittelbar, ohne eigenes Ritual, an die Rubrikzeile angehängt wurde (in diesem Falle wäre natürlich das oben als [l]a? gelesene Zeichen anders zu deuten und das Versprechen nur positiv i$allal "er wird schlafen"). In einigen der bisher zitierten Rubrikzeilen waren bereits zusätzliche Angaben enthalten, die das zu beruhigende Baby näher charakterisierten: [n]a'ru raggu, § 8; serru $ebru, § 25; $ebru bäku, § 7b und Vorl. 2; unklar ZI TUR ME, § § 9-10. Auch im Heilungsversprechen des § 35 sahen wir bereits eine solche nähere Spezifizierung, UJ.TUR sa ibtanakk[u]. Eine sehr ausführliche Formulierung dieser Art enthält die Rubrik zu § 13: KA.INIM.MA UJ.TUR lew parid ibtanakki igdanallut bajjatta irtanassi Ij'UN.GA.KE4' "Beschwörung: Ein Baby ist permanent? schreckhaft, weint und zittert immer, gerät dauernd in Panik-um (es) zu beruhigen". Formal mag dies zwar nur eine Ausweitung der Grundformel "'UJ.TUR Ij'UN.GA.KE4 sein, doch führt die sich stark an medizinische Symptombeschreibungen anlehnende Aufzählung doch offenbar weit über den Bereich normal-alltäglicher Unruhe des Neugeborenen hinaus. Es kommt daher vielleicht nicht von ungefähr, dass in diesem Falle nicht einfach eine weitere Variante der üblichen 'Beruhigungsbeschwörung' (s. unten, Kap. 5) Verwendung findet, sondern eine sumerische Beschwörung an das HartriegelHolz, verbunden mit einem recht elaborierten Reinigungsritual für Zweige desselben, die dann ihrerseits die Schreckzustände des Babys beheben sollen. Ein ausdrückliches Heilungsversprechen enthält das Ritual nicht. Ganz ähnlich, aber etwas kürzer ist die Rubrikzeile in § 19 : KA.INIM.MA LU.TUR lezu parid u igdanallut (ebenfalls ohne spezifisches Heilungsversprechen) . Die identische Formulierung findet sich auch im vorhergehenden § 18, dort allerdingsformal bedingt durch das Fehlen einer eigenen Beschwörung-direkt als Symptombeschreibung für 5 magisch-medizinische Rezepte: [summa L]U.[T]UR lew parid u igdanallut. Schliesslich sei hier auch noch § 21 erwähnt, der ebenfalls durch eine einzeilige Symptombeschreibung eingeleitet wird, die leider nur zum Teil erhalten ist: DIS UJ.TUR ibta[nakki? ... . .. ], "wenn ein Baby [dauernd] we[int? ... . .. ]". Hier folgt darauf unmittelbar eine Absichtserklärung des Beschwörers/Arztes, die den Paragraphen in ein ganz anderes Licht rückt als alle bisher besprochenen Abschnitte: mimma lemnu ana [zumriSu lätebej, "[damit] nichts Böses [sei]nem Körper [nahekomme]". War bisher der einzige erklärte Zweck der Beschwörungen und Rituale, ein unruhiges, im Einzelfall auch offenbar krankhaft schreckhaftes Baby wieder in den erstrebenswerten Normalzustand der Ruhe und/oder des Schlafes zu bringen, so zeigt sich hier erstmals die Furcht vor äusseren Einflüssen, die die Störung jeweils ausgelöst haben könnten. Aus dem einfachen 'Beruhigungsritual' wird so ein Abwehrritual gegen dämonische Einflüsse. Beispiele dieser Art sind in unserem Korpus dann auch noch mehrfach zu finden. Gegen den Einfluss der Lamastu auf das Baby ist z.B. ausdrücklich § 12 gerichtet (Rubrikzeile UJ.TUR dD1M.ME.KAM); dieselbe Dä-
4.2
Rubrikzeilen, Zweck- und Absichtsangaben
143
monin ist auch in § 16 genannt (neben dem allgemeineren mimma lemnu "Alles Böse"): KA.INIM.MA mimma lemnu ana UJ.TUR lä [tebe] u dD[iM.ME nasäbi] (Rubrikzeile, Heilungsversprechenentsprechend zu ergänzen). § 34, dessen Kernstück eine Lamastu-Beschwörung bildet, gibt 24 ganz ähnlich als Heilungsversprechen mimma lem[ nu u] dDIM.ME [ul itebbusu]. Schliesslich gehört hierher auch noch § 41, der durch die Absichtserklärung [ana dDIM.ME ana] LU. TUR lä tebe eingeleitet wird und dann vorschreibt, eine LamastuBeschwörung auf einem Amulett dem Baby an den Hals zu legen. Eine weitere grosse Gefahr, besonders offenbar für das noch ungeborene Kind, stellte die Zauberei dar. Die erhaltenen Rituale für diesen Fall sind zwar primär auf den Schutz der Mutter vor Fehlgeburt hin formuliert, doch ist es interessant zu sehen, dass hierbei mehrfach Beschwörungen Verwendung finden, die ihrem Wortlaut nach unmissverständlich den Bezug zum Baby herstellen; nur diese Texte sind hier von mir berücksichtigt worden (§ § 3940)25. Offenbar in Ermangelung einer eigenen Beschwörungsform für diesen Grenzfall, griff man dabei auf Beschwörungen zurück, deren Text an sich die Beruhigung des bereits geborenen Kindes zum Ziele hatte. Diese gewiss sekundäre Adaptierung an thematisch inkompatible Ritualanweisungen führten dann offenbar auch zu weiteren Unklarheiten in den Heilungsversprechen, wo zumindest einmal (§ 40 Text 0) die Aussage kispü ul itenebbusu im grammatischen Geschlecht auf das Baby und nicht mehr auf die Mutter bezogen zu sein scheint26 . Eindeutig und ausschliesslich auf das Baby bezogen ist schliesslich das Heilungsversprechen, das den § 15 des Kuyunjik-Kompendiums abschliesst: USll·TAG.GA27 ul itebbT/u[su]' wobei hier die allgemeinere Formulierung mimma lemnu ina zumur UJ.TUR ippa[ttar] unmittelbar vorausgeht. Die normative Sammlung von Babytexten durch Assurbanipals Schreiber hat ihren Schwerpunkt eindeutig im Bereich der magischen Hilfeleistung oder Abwehr, und alle bisher besprochenen Angaben gehören in diesen Bereich. Nur an zwei Stellen spricht der erhaltene Text in rein medizinischer Terminologie, und zwar im Mittelteil des § 15, wo eine Absichtserklärung ana In Textvertreter k; vgl. zur Situation der anderen Duplikate oben, S.103 u. 14022 ! In § 39A, der im Ritualteil eine fast wörtliche Parallele zu § 39 darstellt, wird dagegen eine Lamastu-Beschwörung für diesen Zweck eingesetzt; auch dort ist, zumindest in Duplikat p, das erklärte Ziel die Abwehr von Zauberei und dadurch verursachter Fehlgeburt. 26 En passant sei darauf hingewiesen, dass die beiden entsprechenden Rituale, § § 39 und 40, ein ebenso seltenes wie interessantes Streiflicht auf die Frage werfen, ob, und ab welchem Zeitpunkt, das ungeborene Kind bereits als vollgültiges menschliches Wesen aufgefasst wurde (vgl. dazu auch M.Stol, Zwangerschap S. Sff. 'Embryologie'). Der Wortlaut der Beschwörungen scheint hier, zumindest für die der Geburt unmittelbar vorausgehende Zeit, keinen Zweifel an der Antwort aufkommen zu lassen, doch bieten die beiden Stellen für die Beurteilung einer solch komplexen ethischen Frage insgesamt sicherlich noch keine tragfähige Grundlage, zumal sie auch von sekundären Eingriffen in den Text allzusehr beeinträchtigt sind. 27 Zur Lesung des Logogramms, wohl = kispu "Zauberei", s. den Kommentar zur Stellel 24 25
144
Zur Terminologie und Zweckbestimmung der Texte
4.3
mur$i ana LlJ.T[UR] l[ä teb]e durch ein Heilungsversprechen iballut aufgenommen wird, und in § 17, wo nur noch letzteres erhalten ist. Von den nicht in das Kompendium aufgenommenen Texten lassen sich hier dann vor allem diejenigen anschliessen, die ich in Kap. 3.5 zusammengestellt habe (§ § 41-46), wobei-der Natur babylonischer Medizin entsprechend-natürlich auch weitere durch dämonische Einflüsse hervorgerufene Erkrankungen genannt und behandelt werden. Die einleitenden Absichtserklärungen dieser Paragraphen brauchen hier nicht in extenso aufgeführt zu werden, da sie genau dem auch sonst bekannten Schema entsprechen. Die einzelnen Paragraphen umfassen dabei vorbeugende und heilende Behandlungen gegen Lamastu (§ 41, s. bereits oben), Epilepsie (AN.TA.SUB.BA, § 42f.) 28, qät ili (§ 44), qät iStari (§ 45), lilu (§ 45), sowie alu lemnu (§ 46). Ein ausführliches Heilungsversprechen findet sich am Ende von § 42 (ul itarma ul i$abbassu, in Text r noch ergänzt durch die Angabe [adi] üme baltu). In § 44 schreibt ein Textvertreter (s) iballut, während in § 46, trotz des definierten Bezugs auf einen namentlich genannten Dämon, alu, das Heilungsversprechen die unspezifische Form mimma lemnu ul itehhfsu aufweist. Dieser ÜberbÜ;k' über die in unseren Texten erhaltenen Angaben der den Beschwörungen und Rituale zugeordneten Rahmentexte zeigt nochmals deutlich, wie breit gefächert das Spektrum der Texte ist, die dem Beschwörer und Arzt zur Verfügung standen, um das Neugeborene vor schädlichen Einflüssen zu schützen, zur Ruhe zu bringen oder von Krankheit zu heilen. Die angewandten Methoden sind dabei meist, in F. Köchers Terminologie, als 'magischmedizinisch' zu bezeichnen. Der medizinische Aspekt herrscht stärker vor in einigen Texten, die in Ninive nicht in das insgesamt mehr magisch orientierte Kompendium aufgenommen worden sind. Trotzdem enthält auch dieses einzelne Abschnitte, die im Bereich der mesopotamischen Praxis eher der asUtu als der äsipütu zugehört haben dürften. 4.3 4.3.1
Die Beschwörungen Abrakadabra
Unser Korpus enthält neben Beschwörungen in akkadischer und sumerischer Sprache auch mehrere zweisprachige 29 , sowie solche in bisher nicht sicher deutbaren Idiomen, landläufig als 'Abrakadabra-Texte' bezeichnet30 • Sind für Texte dieser Art aus aB Zeit gelegentlich einigermassen sichere 28 Eine hübsche Illustration der §§ 42-43 bietet der nA Brief ABL 1289, den S. Parpola, AOAT 5 Nr. 239, bearbeitet hat (vgl. auch den ausführlichen Kommentar in AOAT 5/2, S. 226f., der die Parallelen zu unserem Ritual hervorhebt). 29 Im Folgenden unberücksichtigt bleiben die beiden sumerisch-akkadischen Mischbeschwörungen (nicht zweisprachig!) des Genres lJ-ulbazizi, die der § 46 enthält und die als solche keinen direkten Bezug zu unserem Textkorpus aufweisen. 30 Für eine vorläufige Zusammenstellung jB Texte in unbekannten Sprachen vgl. D.O.Edzard/ A.Kammenhuber, RIA 5, 509f.(s.v. 'Hurriter' B.l). Zu aB AbrakadabraBeschwörungen s. vor allem J.J.A. van Dijk, BBVO 1, 97ff., und ders., YOS 11, Introduction (spez. S. 3f.).
4.3
Die Beschwörungen
145
Aussagen über den sprachlichen Hintergrund möglich (identifiziert wurden bisher 'Abrakadabra' -Beschwörungen in hurro-subaräischer, sowie in elamischer Sprache; ein zusammenhängendes Verständnis ist jedoch noch in keinem einzigen Falle möglich)3l, so ist bei den Texten des 1. Jtsds. in Anbetracht der fortschreitenden Verballhornung kaum jemals überhaupt noch zu erkennen, welcher Sprache die Vorläufer derselben angehört haben könnten 32 • Eine generell-vergleichende Zusammenstellung des Materials bleibt wichtiges Desiderat, kann jedoch hier selbstverständlich nicht geleistet werden. Eine kurz kommentierende Aufzählung der entsprechenden Paragraphen aus unserem Korpus muss daher genügen:
§ 6 : Unsicher, nur jeweils 1-2 Zeichen an 9 Zeilenenden erhalten; wohl Abrakadabra. Kein Ritual erhalten. § 8: 3 Zeilen, Abrakadabra. Kurzes Ritual (Salbe). § 10 : 3 Zeilen, evtl. stark verballhorntes Sumerisch; kurzes Ritual (Phylakterium/Salbe) . § 11 : 3 Zeilen, stark zerstört. Ritual verwendet farbige Steine und Wollen für Amulettbänder an Händen und Füssen. § 12 : 3 Zeilen, teilweise zerstört. Ritual verwendet Bänder aus farbigen Wollen und verschiedenen tierischen Substanzen, an Händen und Füssen festzuknoten. [§ 14: Unklar, evtl. akkadisch. S. unten Kap. 4.3.4!] § 16 : 4 Zeilen Abrakadabra, mit zweizeiliger akkadischer Schlussformel; viele Parallelen, z.T. aus Lamastu-Texten (s. § 16A). Auch das Ritual, das die Herstellung eines Wickels (lippu) aus allerlei Substanzen fordert, ist in ganz ähnlicher Form des öfteren nachweisbar 33 . § 19 : 3 Zeilen; Ritual: Amulettbänder, alternativ Salbe. Eine ähnliche Beschwörung ist wiederum aus der Lamastu-Serie bekannt34 . § 21 : Unklar, 2 stark zerstörte Zeilen; evtl. auf Lamastu bezogen. Ausführliches Ritual (Wollen, Steine etc.; eng an Rituale aus den LamastuTexten angelehnt). § 35 : Unsicher, könnte evtl. auch sumerisch sein; stark zerstört. Ritual für Salbe. Erwähnt sei hier auch nochmals VS 17, 26 (vgl. oben, Kap. 2.1), dessen offenbar hurro-subaräischer Text vielleicht als aB Vorläufer der AbrakadabraBeschwörungen des Baby-Korpus angesprochen werden darf, auch wenn keine genauen Parallelen zu den genannten jüngeren Textabschnitten erkennbar sind. S. bisher am ausführlichsten van Dijk, BBVO 1, 97ff. Van Dijk, BBVO 1, 97ff. versucht allerdings, auch einige der späteren Texte sprachlich zuzuordnen, wobei er ein Vorherrschen elamischer Beschwörungen im Umkreis der Lamastu- und Kinder-Beschwörungen zu erkennen glaubt; vgl. auch noch sogleich, Anm. 33-34! 33 Dieser Abschnitt wird von van Dijk, BBVO 1, 100, wenn auch ohne detaillierten Beweis, als 'elamisch' aufgefasst. 34 Van Dijk, l.c. 101: "elamisch". 31
32
Zur Terminologie und Zweckbestimmung der Texte
146 4.3.2
4.3
Nur 4 Beschwörungen aus unserem Korpus sind mit Sicherheit als Sumerisch anzusprechen. Sie bilden wiederum keine geschlossene Gruppe und sin.d offenbar stark verballhornt (vgl. bereits oben, 4.3.1, zu §§ 10 und 35). DIe betreffenden Abschnitte sind wie folgt zu charakterisieren:
Vielleicht als sumerischer Vorläufer anzusprechen ist schliesslich YOS 11, 84 (vgl. oben, Kap 2.1), das jedoch bisher fast ganz unverständlich bleibt und mit keinem der jüngeren Textabschnitte direkt in Verbindung gebracht werden kann. 4.3.3
Zweisprachig (Sumerisch/ Akkadisch)
Unser Korpus enthält 2 bilingue Abschnitte, und eine dritte solche Beschwörung ist mit grösster Sicherheit im verlorenen § 7a anzusetzen. Beiden erhaltenen Passagen, § 7b und § 20, ist gemeinsam, dass sie als einzige Beschwörungen unserer Textgruppe keinerlei Ritualanweisungen besitzen. Die Beschwörungen selbst sind stark zerstört und bisher nicht vollständig rekonstruierbar .
§ 7b : 8 Doppelzeilen, nach Z. °132 offenbar ursprünglich gegen inim.gul, das "böse Wort", gerichtet. Die (missverstandene? Vgl. Kommentar zur Stelle!) Umdeutung zu fnu lemuttu, dem "bösen Auge/Blick" könnte die Adaptierung in den Kontext der Babybeschwörungen ausgelöst haben (oder einfach Assoziation "Auge" - "Weinen [des Babys]"? Unsicher). -Die Rubrikzeile setzt zwei zusammengehörige Beschwörungen "auf Sumerisch" voraus, so dass gewiss auch der vorhergehende § 7a, der heute noch nicht wieder rekonstruiert werden kann, eine zweisprachige Beschwörung enthalten hat. § 20 : Die einzige erhaltene nicht-akkadische Beschwörung unseres Korpus, deren Text eindeutig auf Schlaf(losigkeit) Bezug nimmt. Andere entsprechende sumerische oder zweisprachige Texte sind mir nicht bekannt, doch ist der ursprünglich wohl 9 Doppelzeilen lange Ab-
147
schnitt insofern von Wichtigkeit, als er die Existenz einer eigenen sumerischen Tradition von Baby-Beruhigungsbeschwörungen nahelegt (vgl. auch das, literarisch natürlich davon ganz zu trennende, aber vielleicht praktisch ähnlichen Zwecken dienende 'Sumerian lullaby', S. N. Kramer, Fs. Volterra VI S. 191ff.).
Sumerisch
§ 9 : Wohl ursprünglich 6 Zeilen, hoffnungslos zerstört (nur noch sumerische Verbalpräfixe erkennbar); Rubrikzeile unverständlich. Ritual magisch-medizinisch (Phylakterium und Salbe). [§ 10 : s. oben unter 4.3.1, 'Abrakadabra'.] § 13: 6-zeilige zi-pa-Beschwörung an den Hartriegel (gis.ma.nu/e"r~). Reinigungsritual für das Schneiden eines Zweiges(?), der dann Im Sinne eines Amuletts zum Schutze des Babys verwendet wird. § 28 : 2-zeilige KurzformeI, stark zerstört. Ritual ebenfalls nur fragmentarisch erhalten, offenbar stark magisch orientiert (chiastischer Zauber mit 'männlichen' und 'weiblichen' Ingredienzien). [§ 35 : s. oben unter 4.3.1, 'Abrakadabra'.] § 36 : Kümmerlicher Rest einer offenbar sumerischen Anfangszeile; Ritual für ein Phylakterium.
Die Beschwörungen
4.3
4.3.4
Akkadisch
Die weitaus grösste und geschlossenste Untergruppe unserer Beschwörungen umfasst die akkadischen 'Beruhigungsbeschwörungen', die, auf einem begrenzten Motivschatz aufbauend, in immer neuen Variationen das Einschlafen und Ruhen des Babys anstreben. Die Gruppe umfasst ausser den beiden aB Vorläufertexten (Kap. 3.1) unsere Paragraphen 1-5, 25-26, 29-32, 33?, 37?, sowie 39-40. Eine ausführlichere Diskussion dieser Abschnitte findet sich weiter unten (Kap. 5). Abgesehen davon sind nur wenige Beschwörungen unseres Korpus in akkadischer Sprache abgefasst. Diese seien hier kurz aufgeführt: § 14 : 6 Zeilen, stark zerstört. Die Zeilenanfänge legen nahe, dass der Text akkadisch ist, doch bleiben die Zeilen enden unklar und erinnern eher an Abrakadabra-Formeln. Ritual an stärker 'religiös' orientierte Texte angelehnt (ana pan Samas sirq[a tasarraq], etc.), der Bezug auf Babys bleibt unklar. Dies ist, falls wirklich akkadisch, die einzige akkadische Beschwörung im Ninive-Kompendium, die nicht zur Untergruppe der 'Beruhigungsbeschwörungen' gehört! § 34 : Akkadische Lamastu-Beschwörung (nicht in die kanonische LamastuSerie aufgenommen), die hier jedoch laut Textvertreter k (Z. 18) und j (Z. 22) für ein Baby Anwendung findet. Ritual magisch-medizinisch, Salbe. [§ 41 : Die hier nur in einem kurzen Ritual zitierte Beschwörung ist in die kanonische Lamastu-Serie als Nr. 1 inkorporiert; darüber hinaus ist sie, entsprechend dem hier vorgeschriebenen Ritual, oft auf Amuletten zu finden.] § 42 : Das Kernstück des Rituals für ein epileptisches Kind bildet ein akkadisches Gebet an Sin, das sich stark an die Diktion des Genres Su.il.la anlehnt. Das Ritual ist sehr eigenständig und beschreibt ausführlich die Herstellung eines magisch-medizinischen Phylakteriums.
Der Motivschatz
5.2
Kapitel 5
Die akkadischen BabyBeruhigungs beschwörungen
doch recht begrenzten Fundus von Motiven gerankt haben. Unser Material ist dabei nicht nur viel überschaubarer als z.B. die in einigen Aspekten der variierenden Kompilation recht ähnlichen sa. z i. ga - Beschwörungen, sondern bietet gleichzeitig durch die Existenz von altbabylonischen Vorläufertexten die Möglichkeit, die Kernsubstanz der Einzeltextchen zumindest zum Teil bis ins mittlere 2. Jahrtausend zurückzuverfolgen. 5.2
5.1
Folklore und mündliche Nebentradition
Oben, Kap. 4.4, wurde bereits darauf hingewiesen, dass der grösste Teil der akkadischen Beschwörungen, die im Zusammenhang mit Baby-Ritualen überliefert sind, zu einer von mir als 'Beruhigungs beschwörungen' bezeichneten Textgruppe gehört. Insgesamt sind bisher 10 solche Beschwörungen einigermassen komplett rekonstruierbar (Vorl. 1-2, §§ 3-5, 29-32 und 40), und weitere 7 fragmentarische Passagen können mit grosser Wahrscheinlichkeit diesem Genre zugerechnet werden (§§ 1,2,25,26,33,37 und 39). Die Ähnlichkeiten innerhalb dieser Gruppe in Aufbau, Motivik und Formulierung der einzelnen Zeilen fallen unmittelbar ins Auge und spielten natürlich auch bei der Identifizierung zu unserem Korpus gehöriger Texte eine grosse Rolle. Mir ist keine andere Textgruppe der akkadischen Beschwörungsliteratur geläufig, die in dieser Beziehung mit den 'Beruhigungsbeschwörungen' vergleichbar wäre. Wiewohl sicherlich nicht zu den grösseren Leistungen babylonisch-assyrischer Dichtung gehörend, gewährt unser kleines Textkorpus dabei einen hübschen Einblick in die Techniken, die dem jeweiligen Autor bzw. Beschwörer zur Verfügung standen, um in manchmal durchaus abwechslungsreicher Variation ein begrenztes Material immer neu umzuformulieren und dabei nicht nur der gelegentlich veränderten Situation, sondern vor allem wohl auch seinem persönlichen Geschmack Rechnung zu tragen. Es scheint mir dabei kaum anzugehen, diesen Vorgang der Variation hier ausschliesslich auf der Ebene geschriebener 'Literatur' erklären zu wollen; die immer wiederkehrende Verwendung einzelner Begriffe, Vergleiche und Formulierungen, bis hin zu ganzen Zeilen(paaren), drängt unmittelbar den Eindruck auf, dass hier wohl noch bis tief ins 1. Jahrtausend eine mündliche Nebenüberlieferung existierte. Wir finden zwar auch andernorts gelegentlich Textabschnitte, die zu einem gewissen Zeitpunkt aus der Sphäre der folkloristischen Poesie in die geschriebene Tradition aufgenommen wurden!; die besondere Bedeutung unserer Textgruppe dagegen scheint mir darin zu liegen, dass wir hier synund diachronisch Texte verschiedener (lokaler?) Traditionen beobachten können, die im Verlaufe mehr als eines Jahrtausends sich um einen insgesamt 1 Eine ganze Anzahl der meist kurzen Beschwörungen in medizinischen und, etwas weniger häufig, magischen Texten scheint derartigen Ursprungs zu sein; vgl. auch noch etwas ausführlicher E. Reiner, Poetry S. 94ff. zu dem hübschen Gedichtchen über das 'Herzgras'.
148
149
Der Motivschatz
Der Motivschatz der bisher identifizierten 'Beruhigungsbeschwörungen' lässt sich grob in 6 thematische Untergruppen einteilen, die zwar nie alle in einer gegebenen Beschwörung vorhanden sind, deren Reihenfolge jedoch im grossen Ganzen innerhalb der Einzeltexte schon aus Gründen der logischen Abfolge vorgegeben ist. Die sechs Themengruppen können etwa wie folgt charakterisiert werden: 1) 2) 3) 4) 5) 6)
Einleitung: Die Ausgangssituation Der Anlass: Die Geburt des Babys Das Problem: Die Ruhestörung Die Remedur Der Erfolg Schlussformeln.
Alle diese Hauptthemen können dann weiter aufgegliedert werden, und zwar sowohl nach inhaltlichen, als auch nach stilistischen Unterschieden. Eine daraus aufgebaute Beschwörung enthält im Normalfall mindestens drei, oft jedoch auch mehr der 6 Hauptthemen, wobei im selben Text ohne weiteres ein Hauptthema in mehreren Untervarianten vertreten sein kann, während ein anderes vielleicht gar nicht angesprochen wird. Ich gebe im Folgenden zuerst eine auf dem heutigen Stand der Textrekonstruktion basierende Übersicht der vorliegenden Einzelmotive mit sämtlichen Belegen ihres Auftauchens in unseren Texten (Kap. 5.2.1-7). Die sich daran anschliessende Transkription aller betreffenden Beschwörungen (Kap. 5.3) soll dann zusammenfassend nochmals die Ähnlichkeiten und Unterschiede verdeutlichen. 5.2.1
Das Einleitungsthema
Soweit ihr Anfang überhaupt erhalten ist, beginnt die Mehrzahl unserer Beschwörungstexte mit einer kurzen Einleitung, in der das Baby als primär an die Dunkelheit des Mutterschosses gewöhnt eingeführt wird (la). Dem wird dann meist die Situation der Geburt, bei der das Kind erstmalig dem Sonnenlicht begegnet, gegenübergestellt (Motiv II, s. sogleich). Die einfachsten Beispiele begnügen sich für die Einleitungszeile mit einer Beschreibung des Zustandes des Babys, bzw. mit einer Anrede an das noch im Dunkel des Mutterleibes weilende Kind, wie dies z.B. der eine Vorläufertext tut: Vorl. 1: liebrum wäSib bft ek[letim] "Baby, das im 'Haus der Finsternis' weilt(e)."
150
5.2
Die akkadischen Baby-Beruhigungsbeschwärungen
Ganz ähnlich formuliert
§ 32 : äsib ekleti lä namrüti "Der, der in der Finsternis wohnt(e), wo es nicht hell ist", oder § 39 : äsib ekleti binut amflüti "Bewohner der Finsternis, Menschenkind." Die § § 26, 30 und 40 fügen gleich hier, um den Kontrast zum Folgenden zu erhöhen, ein, dass das Baby bisher deswegen das Sonnenlicht nicht zu Gesicht bekommen habe:
§ 26 : [serru äsib ekle] te lä ämiru $ft Samsi "[Baby, das in der Finster ]nis [weilt(e)], den Sonnenaufgang (noch) nie gesehen hat"; vgI. damit § 30 : äs[ib e ]kleti lä ämir $ft Samsi, und § 40 : äsib ekleti lä ämer nür Samsi. In § 31 wird, offenbar als Abwandlung dieses Themas, das Baby mit Tierjungen verglichen, die ihrerseits ebenfalls vor der Geburt in der 'Finsternis' lebten:
§ 31: pubäd ekleti mfrän [. ..
. .. ] "Lamm der Finsternis, Welpe [..
.r.
Eine damit vielleicht auch noch vergleichbare Formulierung steht schliesslich in § 29, dort allerdings nicht ganz zu Beginn der Beschwörung, sondern erst nach einer Einleitungszeile, die das Baby als noch blind und taub vorstellt (Motiv Ib):
§ 29 : upput lä dägil sukkuk lä semi I ilitti ekleti m:r[rän? ... ] "Blinder, der nicht sieht, Tauber, der nicht hört, Sprössling der Dunkelheit, We[lpe? ... ]". Dieses selbe Motiv, Ib, findet sich auch in § 1, offenbar allerdings dort seinerseits nicht direkt am Beginn der Beschwörung; leider ist die vorhergehende Zeile nicht mehr rekonstruierbar:
§ 1 : [. ..
. .. ] ... [. "
... ] I [upp ]ut lä dägil s[ukkuk lä semi]
Eine unabhängige dritte Version der Einleitung (Ic) zeigt § 3, der mit einer knappen Schilderung der Nachtsituation beginnt. Das Baby wird hierbei nicht genannt, und entsprechend fehlt in dieser Beschwörung dann auch der kontrastierende Hinweis auf dessen erste Begegnung mit dem Sonnenlicht:
§ 3 : edil bftu uddul bäbu nadu bargullü ekleta imlU süqü "Verschlossen ist das Haus, zugesperrt das Tor, vorgelegt sind die Riegel; mit Finsternis füllten sich die Strassen." Die Affinität dieser Einleitung zu den bekannten Gebeten an die Götter der Nacht (s. Borger, HKL IH 81; Mayer, UFBG 427f.) ist unverkennbar, doch ist die Formulierung im einzelnen dem vorliegenden Zweck der BabyBeschwörung angepasst worden. Offenbar zu keinem der drei Typen gehört die Einleitungszeile von § 5, die bisher völlig unklar bleibt (s. den Kommentar zur Stelle!). In den jüngeren Texten nicht mehr belegt ist schliesslich die Einleitung von VorI. 2, die nur einen mehrgliedrigen Vokativ an das Baby, ohne ausdrückliche Erwähnung des der Geburt vorausgehenden Zustandes, enthält:
5.2
Der Motivschatz
151
VorI. 2: attäma $ebrum wurdum sa aw:rliitim "Du da, Kleines, Menschenkind!" 5.2.2 Der Anlass zum Weinen: Die Geburt Die Abtrennung eines eigenen Themas H gegenüber den Motiven laib als separate Motivgruppe mag an mehreren Stellen etwas künstlich erscheinen. In den allermeisten Fällen ist der darin angesprochene Hinweis auf die nach der Geburt veränderte Situation, in der das bisher an die Dunkelheit gewöhnte Kind plötzlich dem Sonnenlicht ausgesetzt ist und offenbar dadurch zum Weinen veranlasst wird, ganz eng mit einer einleitenden Zeile des Typs Ia oder Ib verknüpft. Dennoch ist sowohl nach der logischen Abfolge der Einzelmotive, als auch in der syntaktischen Realisation derselben an dieser Stelle eindeutig etwas Neues gegeben. Die durch Partizip bzw. Permansiv charakterisierte Beschreibung des nun zu Ende gegangenen embryonalen Lebensabschnitts führt-in Perfektformen zur Aktion verändert-zur Schilderung des Vorgangs (Ha), bzw. zur verwunderten Frage (Tempora: PräsensPräteritum), warum der jetzige Zustand zum Weinen führe, der an sich negativere frühere dagegen nicht dazu geführt habe (IIb). Dieser Themenkreis wird, wie kaum anders zu erwarten, nur dann in die Beschwörung eingeführt, wenn die Einleitungszeile dafür bereits die Voraussetzungen geschaffen hat (Motiv laib), nicht jedoch nach der unpersönlichen Einleitung Ic, oder in Beschwörungen, die auf ein ausdrückliches Einleitungsthema ganz verzichten (§§ 4 und 5). Der schlichte Aussagesatz: "Du bist herausgekommen, hast das Licht der Sonne erblickt" ist in den beiden Vorläufertexten bereits fast identisch formuliert wie in den späteren Texten (Ha): V orI. 1 : lü tatta$am tätamar n[ ür Samsim] VorI. 2 : lü tatta$iam lü tätamar Samsam nür[ am (?)] §§ 26,30,40: tatta$am(ma) tätamar nür 5amsi2 In den Vorläufertexten schliesst sich hieran unmittelbar die Frage nach dem Grund des Weinens (IIb): VorI. 1 : ammfn tabakki ammfn tug[gag?] I ullikf'a ammfn lä tab[ki] "Warum weinst du, warum sch[reist?] du? Warum hast du dort nicht gewe[int]?" VorI. 2 : ammfni ina libbi ummaka kfam lä teteppus "Warum hast du da drinnen deine Mutter niemals so behandelt?" Diese direkte Koppelung von Motiv Ha und Hb findet sich sonst nur noch in
§ 323 : itta$amma etamar nür Samsi I ammeni egig(ma ummasu ibakki) "Es ist herausgekommen und hat das Sonnenlicht erblickt. Warum ist es so am Schreien, (dass seine Mutter weinen muss)?"; 2 Eine hübsche Parallele hierzu findet sich in einer mA Geburtsbeschwörung (s. oben, Kommentar zu § 26 Z. "376): bunUt amelüti lüljama l'fmar nüra. 3 Beachte, dass § 32 vom Baby durchgehend in der 3.Person redet! Zu weiteren stilistischen Eigenheiten dieses Textabschnitts s. noch weiter unten, Kap. 5.4.
152
Die akkadischen Baby-Beruhigungsbeschwörungen
5.2
hier leitet der in Klammern gesetzte Folgesatz sogleich in Motiv IIIa (s.u.) über. Ansonsten verwenden die jB Texte nur entweder Motiv IIa, oder Motiv IIb. Fehlt der Aussagesatz, so wird allerdings in den beiden erhaltenen Fällen innerhalb der Frage auf das 'Herauskommen' zurückverwiesen, der Inhalt von Motiv IIa also gewissermassen in IIb integriert:
§ 1 : [ammfni] iStu libbi ummika ta[tta$fma tabakki] I [ammfn]i ina libbi ummika [wd[u libbüka] "[Warum] bist du aus dem Leib deiner Mutter [weinend herausgekommen? Waru]m warst du im Leib deiner Mutter glü[ cklich und zufrieden]?" § 39 : ammfni lä tabki ina libbi ummi[ka] I adi lä tii$amma tammaru sarürf [Samsi] "Warum hast du im Leib [deiner] Mutter nicht geweint, noch ehe du herausgekommen bist und dabei die Strahlen [der Sonne] sahst?" Wegen des zerstörten Kontexts wenig aussagefähig bleibt
§ 37: [.. , ... a]mmfni ina libbi ummilaka kfam [. ..
. .. ],
das jedoch vielleicht nach Vorl. 2 Z. 5-6 ergänzt werden darf (vgl. weiter oben!). 5.2.3 Das Problem: Die Ruhestörung Die unmittelbare Folge des Weines des Babys ist die Ruhestörung. Diese betrifft zuerst einmal die Eltern bzw. die Kinderfrau, dann aber auch-und das ist schlimmer!-den Hausgott, die Schutzdämonen des Hauses, sowie schliesslich Himmelsgötter wie Ea, IStar und Antu. Besonders lebendig wird die Schilderung der Situation, wenn die gestörten Götter eingreifen, Klage führen und Anweisungen geben, wie der störende Lärm abzustellen sei. Passagen des Motivkreises III 'Ruhestörung' finden sich in insgesamt 10 unserer Beschwörungen. Der einzige Text, in dem nur von den Unannehmlichkeiten für die Eltern berichtet wird, ist § 3. Wie wir sahen, vermeidet diese Beschwörung schon in ihrer Einleitung jeglichen Hinweis auf das Weinen und gibt stattdessen zu Beginn nur eine Schilderung der Nachtsituation. Ganz hierauf abgestimmt, wird dann auch die Störung nicht direkt dem Lärm des Kindes zugeschrieben, . sondern stattdessen nur gesagt: § 3 : abaka süqa sa lä tfdu tulta$bit "Deinen Vater hast du auf eine Strasse geschickt, die du selbst nicht kennst."
In den anderen Beschwörungen steht die Störung der Eltern dagegen gerne als Einleitungsmotiv zur Störung der Götter, doch kann eine solche Erwähnung auch fehlen und die Störung der Hausdämonen und Götter unmittelbar berichtet werden. Dies ist der Fall in Vorl. 1 : ili bftim tedki kusarikkum iggeltem "Den Hausgott hast du aufgestört, der kusarikkum ist erwacht", sowie in § 29 : ana rigmisu ana rigim bakesu lalJmü igrurü Ea iggeltu "Auf sein Geschrei hin, auf sein lautes Geheul hin bekamen die 'Haarigen' Angst, und Ea erwachte."
5.2
Der Motivschatz
153
In § 25 ist nicht klar, ob der ersten erhaltenen Zeile, § 25 : lalJmü igrurü lStar ina ursisa ul i$abbat sittu "Die 'Haarigen' bekamen Angst, IStar überkommt in ihrem Schlafgemach kein Schlaf mehr",
eine Schilderung der Störung der Eltern voranging oder nicht. Ganz kurz nur, in einer Halbzeile, streift § 32 die Reaktion der Mutter, ehe Antu auf die Störung aufmerksam wird (und ihre darauf bezogenen Ratschläge erteilt, s.u. Motiv IV):
§ 32 : (ammeni egig)ma ummasu ibakki I sa Antu ina same illakä dimäsa "(Warum ist er so am Schreien,) dass seine Mutter weinen muss, der Antu im Himmel die Tränen kommen?" Die Behebung der Störung für die Eltern wird dabei in diesem Text am Ende der Rede Antus nochmals als Hauptzweck hervorgehoben, ein Motiv, das sonst nirgends ausdrücklich angesprochen wird (s. auch noch unten, Motiv V):
§ 32: [a]busu linäl sittasu liqatte [um]masu episti iskari liqatta iskarsa "Sein [Va] ter möge sich niederlegen, seinen Schlaf zu Ende bringen; seine [Mutt]er, die (viel) zu tun hat, möge ihre Arbeit zu Ende bringen!" Dagegen verwendet § 4 das Motiv der Störung der Eltern, als Relativsatz direkt an das einleitende Wort serru "Baby" angeschlossen, als Einleitung der Beschwörung, gibt jedoch für das Weinen keinen Grund an (die Motivkreise I und II fehlen dort ganz). Ebenso übergangslos folgt darauf der Bericht über die Störung des kusarikku, Eas und IStars:
§ 4: (serru) sa idlulJu abasu I ina fnfummisu iskunu dim(ä)tu I ana rigmesu ana rigim bakesu I kusarikkuigruruma Ea iggeltU I Ea iggeltüma la i$allal I lStar ul i$abbat sittu "(Baby,) das seinen Vater nervös gemacht hat, in die Augen seiner Mutter Tränen hat treten lassen, auf dessen Schreien, den Lärm seines Weinens hin der kusarikku Angst bekam und Ea erwachte-(ja,) Ea erwachte, ohne wieder einschlafen zu können, (wobei auch) IStar kein Schlaf mehr überkommt." Anders verteilt sind die Gewichte in § 31, wo der Beschreibung der Unannehmlichkeit für die Eltern viel grösserer Raum eingeräumt wird als der knappen, einzeiligen Feststellung, dass auch die 'Haarigen' und Ea sich gestört fühlten:
§ 31: ummaka lä? xx[. .. . .. ] taddalalJ abaka süqa sa nisfummaka ul illak [. . . . .. ] lalJmü igrurüma Ea iggeltu "Deine Mutter nicht? ... [. .. . .. ], deinen Vater hast du nervös gemacht, deine Mutter kann kein geregeltes Leben mehr führen(?)! Die 'Haarigen' bekamen Angst, und Ea erwachte." An zwei fragmentarischen Stellen des jB Korpus scheint in vergleichbarem Zusammenhang auch erwähnt zu werden, dass das Baby seine Kindswärterin in Sorge und Weinen versetzt; leider ist in beiden Fällen der nachfolgende Text ganz verloren, so dass unklar bleibt, ob die entsprechenden Passagen auch zur Schilderung der Störung der Götter überleiteten:
154
Die akkadischen Baby-Beruhigungsbeschwörungen
5.2
§ 1 : [. .. . . .]näh? tärUka [. .. . .. ] § 39 : tultebki täriftka] tulte' dir [. .. . .. ] Mit Sicherheit ist dies der Fall in Vor1. 2, dessen ungewöhnlich ausführliche Schilderung Eltern, Kindswärterin, Amme und schliesslich die Götter des Hauses einschliesst: V or1. 2 : k'f sa dumqam tepusu abaka / s [üq ] am sa nis'f ummaka tusbF'u / tusta:Jdir tärttam / taddalip museniqtam / ina rigmika ili bttim ul i$allal/ istar b'ftim ul ilJlJaz sittum "Anstatt gut zu deinem Vater zu sein, deine Mutter den (rechten) Weg der Leute entlanggehen zu lassen, hast du die Kinderfrau erschreckt, die Amme um ihren Schlaf gebracht! Auf dein Geschrei hin kann der Hausgott nicht (mehr) schlafen, überkommt der Schlaf die Göttin des Hauses nicht." In zwei Texten schliesslich führt die Störung der Götter zu derenzumindest mündlichem-Eingreifen. Nur zu einer irritierten Frage kommt es im Vorläufertext 1 (es bleibt unklar, ob hier der 'Haus gott,' der kusarikkum, oder beide zusammen reden): V or1. 1 : mannum idk'fanni mannum ugallitanni "Wer hat mich aufgestört? W er hat mich erschreckt?" Die Antwort schliesst sich unmittelbar an: Vorl. 1 : $elJrum idk'fka $elJrum ugallitka "Das Baby hat dich aufgestört, das Baby hat dich erschreckt!" In § 32 dagegen schliesst Antu an die Frage, wer denn da solches Geschrei mache, eine Reihe von Vorschlägen, wie zu verfahren sei, wenn der Störenfried ein Hund, ein Vogel, oder aber schliesslich ein Menschenkind sei:
5.2
Der Motivschatz
155
5.2.4 Die Remedur Unter dieser Motivgruppe, IV, fasse ich alle diejenigen Aufforderungen und Wunschformen zusammen, die vom 'Erzähler' zur Erreichung des Beschwörungszwecks, also zur Beruhigung bzw. zum Einschlafen des Babys, ausgesprochen werden. Formal legt sich hierbei eine Trennung in vier Untergruppen nahe, je nach dem, ob es sich um Volitive der 1. P.Sing (mannam-luspur-Formel, IVa), Imperative (IVb) stativische Prekative der 2.P.Sing. (IVc), oder um sonstige Wunschformen (primär fientische Prekative der 3.P., IV d) handelt. Semantisch sind die Gruppen dabei oft fast identisch, und es ist sicherlich meist nur dem Stilempfinden des jeweiligen Kompilators zuzuschreiben, ob der Text "Schlaf!," "Du mögest schlafen," oder "Schlaf möge dich überkommen" sagt. Eine zusätzliche formale Unterscheidung weiterer Untergruppen ergibt sich daraus, ob der Wunsch einfach als solcher formuliert, oder aber in die Form eines Vergleiches gefasst ist. Nur ein einziger Text, der altbabylonische Vorläufer 2, leitet diesen Textabschnitt mit dem Motiv IVa, der auch aus anderen alt- und jungbabylonischen Beschwörungen wohlbekannten mannam-luspur-Formel4 ) , ein. Diese ist in diesem Falle an Enkidu gerichtet, dessen Hilfe offenbar wegen seiner uns sonst unbekannten Affinität zu den Nachtstunden und zu den Gazellen der Steppe (die ja auch sonst in unseren Texten des öfteren auf unklare Weise mit dem Schlaf in Verbindung gebracht werden) gesucht wird:
mannam luspur ana Enkidu / säkin salasti ana ma$$arätim / li$bassu-mi sa i$batu $abttam / likass'fsu-mi sa ukassu arwi[ am] "Wen soll ich denn zu Enkidu schicken, der (die Zahl) drei für die Nachtwachen festgelegt hat, (mit den Worten:) 'Möge ihn der überkommen, der (auch) die Gazelle überkam, möge ihm der (die Glieder) binden, der (auch) das Gazellenkitz band!'?"
§ 32: annu mannu sa ina qaqqari inamdu rigmu / summa kalbu liksupüsu kusäpu / summa i$$üru lissuküsu kirbänu / summa raggu lillidi amelüti / liddusuma sipat Anu u Antu "Wer ist denn das, der auf der Erde so plärrt? Wenn es ein Hund ist, soll man ihm einen Brocken abbrechen; wenn es ein Vogel ist, soll man mit einem Erdklumpen nach ihm werfen. Wenn es aber ein ungezogenes Menschenkind ist, dann soll man ihm mit der Beschwörung Anus und Antus begegnen!"
Der an Enkidu heranzutragende Wunsch ist dabei formal der Kategorie IVc (fientischer Prekativ der 3. Person) zuzuordnen, wurde jedoch wegen des veränderten Kontextes von mir lieber bereits hier unter IVa mit eingeschlossen.
Der Passus wird dann abgeschlossen mit der schon oben zitierten Doppelzeile, die die Behebung der Störung als den Hauptzweck für Antus Intervention angibt. Antus gesamte auf die einleitende Frage folgende Rede ist in Prekativen der 3. Person formuliert und erinnert daher äusserlich an die unten noch näher zu behandelnde Motivgruppe IV. Dies mag nicht zufällig sein, doch ist der formale und inhaltliche Unterschied zwischen den der Antu in den Mund gelegten Ratschlägen und den vom Rezitanten aus formulierten Wunschformen des Motivkreises IV für die Behebung der misslichen Situation so deutlich, dass die Trennung in zwei verschiedene Themen sicherlich gerechtfertigt bleibt.
ist, speziell im Kontext von § 1, schon in sich etwas befremdlich dadurch, dass die Aufforderung "Höre!" hier nur ganze drei Zeilen nach der Feststellung der Hörunfähigkeit des Neugeborenen (sukkuk lä semi) folgt und offenbar noch vor der Beschreibung der Störung der Kindswärterin (Motiv III) eingefügt ist. Ebenfalls an etwas unerwarteter Stelle, nämlich nach mehreren als Vergleiche formulierten Wünschen zur Beruhigung, steht der Passus in § 25.
Die Verwendung von Imperativen, an das Baby gerichtet (Typ IVb), ist ziemlich selten. Die zweimal belegte Zeile (§ § 1 und 25):
similnni(ma) serru laku attä "Hör auf mich, Kindchen, Säugling du!"
4 Vgl. A. Goetze, JCS 9, 8-11 und 14f.; B. Landsberger / Th. Jacobsen, JNES 14, 15-17 und 21. Hierher gehört wahrscheinlich auch noch RA 36, 15, lOf. (sehr fragmentarisch), sowie sicher YOS 11, 11, lOff. und 8, 12ff. (zitiert bei Goetze, 1.c. als 'YBT 11, 14' bzw. '16').
Die akkadischen Baby-Beruhigungsbeschwörungen
156
5.2
An anderen Imperativen ist nur noch zweimal belegtes "Lieg stille!" ("itülu), sowie einmal "Brich erschöpft zusammen(?)" ("nal;arsusu) zu finden:
§ 25 : ital kfma sakri nal;arsa'iS kfma mär $abfti "Lieg stille(?) wie ein Betrunkener, brich erschöpft zusammen(?) wie ein Gazellenkitz"5 bindet beide Formen in einen kfma- Vergleich ein (s. dazu noch weiter unten). § 5 schliesst an den Imperativ itil "Lieg stille!" noch die Prohibitivform lä tete[bbi] "Steh nicht [auf]!" Im selben Abschnitt, § 5, finden sich ausserdem noch zwei weitere Prohibitivformen, davon eine wiederum im kfma- Vergleich: § 5 : kfma mfti lä tenna kalftka "Wie ein Toter dreh dich nicht um!", die andere neben einem Prekativ: § 5 : lü $alläta lä te[ggig] "Du sollst schlafen, nicht sch[reien]!" Dieser eben genannte Prekativ der 2.P.Sing., lü $alläta (Typ IVc), ist dann auch die einzige solche Form, die ohne beigefügten kfma-Satz in unseren Beschwörungen vorkommt, und zwar neben der eben zitierten Stelle aus § 5 nur noch einmal, wiederum in § 25 (dort gefolgt von einer erläuternden Feststellung) : § 25 : lü $alläta $älilu ipassal; "Schlaf doch! Wer schläft, kommt zur Ruhe!" In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ist dagegen der Wunsch nach Ruhe und Schlaf des Babys an einen Vergleich gekoppelt. An einfachen Prekativen der 2.P.Sing. sind in solchem Kontext belegt lü $alläta "du mögest schlafen", lü nel;eta "du mögest ruhig sein", sowie-etwas seltener-lü taqnäta "du mögest ausgeglichen sein". Diese drei stativischen Prekative verbinden sich dann mit kurzen kfma- Vergleichen, wobei \/$ll regelmässig mit einem Gazellenkitz in Verbindung gebracht wird (armu mär $abfti, armu sa $abfti), während Vnül; und Vtqn ebenso regelmässig auf die Glätte/Ruhe einer Wasserfläche Bezug nehmen (me bürti/agammi/jarl;i). Oft stehen beide Vergleiche nebeneinander in derselben Beschwörung. Im Einzelnen finden sich folgende Formulierungen: lü lü lü lü
$alläta $alläta nel;eta nel;eta
kfma kf(ma) kf(ma) kf(ma) [kfma] kfma kfma
kf
arme mär $abfti arme sa $abfti me bürti nel;üti meagammi m[e] agam[mi me jarl;i me bürti (me)? nel;üt[i
lü lü lü lü
nel;eta] nel;äta taqnäta taqnäta?]
[§§ 2, 3(Text Ab), 26] [§§ 3(Text B), 30, 40] [§§ 3, 26] [§§ 30,40] [§ 2] [§ 25] [§§2,25] [§ 31]
Ist der Schlaf, der das Baby überkommen soll, Subjekt oder Objekt des Wunsches, stehen fientische Prekative der 3.Person (Typ IVd): limqut(ak)ku sittu "möge Schlaf auf dich fallen", lü tamqutakka sittu (ebenso), sitta littadnüsu 5 V gl. zu den philologischen Problemen der Stelle oben, Kommentar zu § 25 Z. '361!
5.2
Der Motivschatz
157
"man möge ihm Schlaf geben", sowie X sitta liddink/su "X möge dir/ihm Schlaf geben". Die regelmässig dazutretenden Vergleiche sind hierbei etwas stärker variabel als in der vorhergehenden Gruppe, wobei jedoch wiederum das Bild des schlafenden/müden Gazellenkitzes eine wichtige Rolle spielt:
§ 4 : sitta littadnüsu kf( ma) arme $alläli / [mär
$ ] abfti sa $eri / kf[ (ma )] äliki sa [ge]rri/url;i u l;arräni sitta(su) liddinku "Möge man ihm Schlaf
geben gleich einem verschlafenen Kitz! Möge [das Junge] einer Steppen-Gazelle dir (seinen) Schlaf geben wie einem, der auf Weg und Strasse unterwegs ist!" § 29 : s[ittu limqutku?] kf kurbanni sa süqi kf arme sa $abfti "[Möge der] Sch[laf auf dich fallen(?)] wie (auf) ein(en) Erdklumpen (, der auf) der Strasse (liegt), wie (auf) ein Gazellenkitz!" Mit diesen beiden Stellen ist speziell der Vorläufertext zu vergleichen, in dem statt des Gazellenkitzes offenbar ein Säufer zum Vergleich herangezogen wird: Vor1. 1 : kfma sätu karänim / kfma mär säbftim / limqutassum sittum "Wie auf Weintrinker, wie auf einen 'Sohn der Schankwirtin' (= Kneipenhocker?) möge sich Schlaf auf es senken!" Die aB Schreibung zA-bi-tim lässt zwar hier beide Lesungen, $abftim "einer Gazelle," und säbftim "einer Wirtin" graphisch möglich erscheinen, doch ist neben sätii karänim "Weintrinker" sicher eher an ein idiomatisches "Wirtinnensohn = Stammgast" zu denken als an das zoologisch wenig Sinn ergebende 'verschlafene Kitz'6. Ich habe daher bereits in ZA 71, 69f., vorgeschlagen, die Nennung des Gazellenkitzes in den jB Texten als spätere, absichtliche oder ursprünglich fehlerhafte, Umdeutung der aB Schreibung einer vielleicht zudem in der Zwischenzeit ausser Gebrauch gekommenen idiomatischen Wendung "mär säbftim zu verstehen. Die Stelle wurde allerdings von CAD S S.v. säbU/ftu nicht aufgenommen, vg1. jedoch inzwischen noch (zustimmend) M. Stol, Zwangerschap S. 90f.7 Ein weiteres mehrfach auftauchendes Motiv ist der Vergleich mit dem erschöpften Rinderhirten (im ersten Beispiel offenbar verknüpft mit einer Ableitung des Motivs vom müden Wanderer, vgl. die weiter oben zitierte Stelle aus§4): V or1. 2 : ina $ertm liddi [ssum m] el;irum sinassu / älik warki alpf sittasu Ifzibsum "In der 'Steppe' möge [ihm] einer, der einem begegnet?, seinen Schlaf abgeben; ein Rinder-Treiber möge ihm seinen Schlaf überlassen!" 6 Vgl. damit auch noch die Rubrikzeile von § 11: [. " ... ] NA MAS.DA tIUN.GA. [K ]E4, sowie den Kommentar zur Stelle. Eine ganz andere, die mythologische Assoziation von Enkidu mit den Tieren der Steppe zum Vergleich mit dem Schlaf heranziehende Erklärung dafür, dass hier Gazellen(kitze) genannt sind, gibt dagegen offenbar der Vorläufertext 2, Z.15ff. (s. Kap. 3.2). Die beiden Vorstellungen können daher zusammen leicht einen Ausgangspunkt für ein Wortspiel gebildet haben. 7 Vgl. auch noch das Nebeneinander von sakru "Betrunkener" und DUMU MAS.DA (mär $abfti) "Gazellenjunges" in § 25 Z. '361.
158
Die akkadischen Baby-Beruhigungsbeschwörungen
5.2
§ 31 : k'f äUk arki alp'f dälipüti U[ mqutakku sittu] "Gleich einem, der rastlose Stiere hüten muss, möge [sich Schlaf auf dich senken]!" . § 3 : älik arki alp'f dälipüti sittasu liddinka "Möge einer, der rastlose Stiere hüten muss, dir seinen Schlaf abtreten!" § 25 : k'fma re'i alpi naifäli lü tamqutakka sittu "Möge Schlaf sich auf dich senken wie auf einen Rinderhirten, der sich hingelegt hat!" Darüber hinaus findet sich noch ein etwas unklarer Vergleich in § 30:
5.2
Der Motivschatz
159
Vorl. 2 : adi ummasu idekkusu ajj-iggelti "Bis seine Mutter ihn (wieder) aufweckt, möge er nicht erwachen!" Hiervon dürfte dann wohl auch § 33 kaum zu trennen sein, wo allerdings offenbar kein Temporalsatz vorliegt (Indikativ!); der Zusammenhang ist leider stark zerstört:
§ 33 : [musen]iqtaka tadekk'fka "Deine [Am]me wird dich wecken!"
§ 30 : k'f kudurri sa U'f munakkira e tarsi "Wie ein 'Grenzstein der Götter'8 mögest du keinen haben, der dich befeindet!"
Eine Standardformel, die auch in anderen Beschwörungen gelegentlich belegt ist, findet sich schliesslich in § 40, an Prekative der 2. Person Sing. angeschlossen:
Schliesslich ist noch hinzuweisen auf § 5, wo zwischen den bereits oben behandelten Prohibitivformen der 2.P.Sing., lä teggig und k'fma m'iti lä tenna kal'itka drei fientische Prekative der 3.P.Sing. stehen, deren Sinn leider noch weitgehend unklar bleibt (vgl. die Übersetzung in § 5, sowie den Kommentar zur Stelle!):
§ 40 : [lu] ne!Jeta ... lü $alläta ... ) adi inappa!Ju 5amsu päsirka "(Sei ruhig ... schlafe ... ), bis die Sonne aufgeht, die dich wieder munter macht!"
§ 5 : lim!Jurka xxx [xxx ... ] / lim!Jurka nammassu sa $eri / li$batku r'fSätu u räsanu. 5.2.5
Der Erfolg
Hinweise auf den Erfolg der Bemühungen (Motiv V) sind nur selten in den Text der Beschwörungen selbst integriert. Am deutlichsten ist ein entsprechender Gedanke in § 32 zu sehen, wo die bereits oben (Kap. 5.2.3) mehrfach zitierte Rede der Antu in dem Wunsch endigt:
§ 32 : [a]busu linäl sittasu liqatte / [umm]asu episte iskari liqatta iSkarsa "Sein [Va]ter möge sich niederlegen, fertig schlafen; seine [Mutt] er, die (viel) zu tun hat, möge ihre Arbeit zu Ende bringen!" In gewisser Weise als auf den Erfolg der Beschwörung bezogen lassen sich auch die wenigen Stellen auffassen, die eine Zeitspanne angeben, während der der ungestörte Schlaf des Babys erwartet oder erhofft wird. Eine ~olc~e Angabe, im Text an die Aufforderung zu schlafen angeschlossen, findet sICh In
§ 25 : (ital . .. . .. ) adi ummaka tallakamma talappatka ~alaqqeka "(BI~ib liegen, ... . .. ) bis deine Mama herkommt, dich anfasst, dICh hochnimmt." Recht ähnlich, doch nun als abschliessende Zeile der Beschwörung an einen prekativischen Wunsch, Schlaf möge das Baby überkommen, angefügt, formuliert
§ 29: (s[ittu limqutku] ... ) adi museniqtaka idakkuka "(Sch[laf möge auf dich fallen] . .. . .. ), bis deine Amme dich (wieder) aufweckt." Einmal ist eine solche Angabe (3. Person) auch direkt mit einem Vetitiv verbunden: 8
Wortspiel mit kudurru "Erbsohn"? Vgl. oben, Kommentar zur Stelle!
5.2.6
Schlussformeln
Nur gelegentlich wurden die Baby-Beruhigungsbeschwörungen durch eine oder mehrere der auch sonst in magischen Texten bezeugten Formeln zur Legitimierung des Wortlauts abgeschlossen. Am häufigsten, nämlich drei mal, fand hierbei die Bekräftigung durch siptu ul futtun sipat GN Verwendung:
§ 25 : siptu ul juttun sipat Ningiri[ma belet sipti] sipat Gula belet ba[lä]ti sipat Ea u Asallu!Ji el'fka libsi "Die Beschwörung stammt nicht von mir; es ist eine Beschwörung der Ningiri[ma, der Herrin der Beschwörung], eine Beschwörung der Gula, der Herrin der Heilung, eine Beschwörung Eas und AsallulJis-möge sie für dich wirksam sein!" § 31 : siptu ul ittun sipat Ea u [Asallu!Ji. .. . .. ] § 32 : siptu ul iat(t)u sipat Ea u Asallu!Ji sipat Damu u Gula sipat Ningirima belet [sipti] sunu iqbunimma anäku usanni "Die Beschwörung stammt nicht von mir; es ist eine Beschwörung des Ea und des AsallulJi, eine Beschwörung des Damu und der Gula, eine Beschwörung der Ningirima, der Herrin [der Beschwörung]. Sie haben sie mir vorgesagt, und ich habe sie nachgesprochen." Als verkürzte Form hiervon ist die Schlusszeile von § 2 aufzufassen, wo das einleitende siptu ul iuttun fehlt; stattdessen gehen hier zwei weitere wohlbekannte Abschlussformeln voraus:
§ 2: [n'f]s abulli u nereb'fsa u[tamm'fka] / [in]a qib'it Ea 5amas u [Asallu!Ji] / [Sipat D]amu u Gula b[elet baläti] "[Bei]m Stadttor und seinen Eingängen [beschwöre] ich [dich! Au]f Geheiss von Ea, Samas und [AsallulJi! Beschwörung des D]amu und der Gula, der He[rrin der Heilung]!" Die ina-qib'ft-GN -Formel alleine findet sich schliesslich noch einmal am Schluss der 5. Beschwörung, diesmal auf die Götter der Nacht bezogen:
§ 5 : ina qib'it il'f sa mus'iti "Auf das Geheiss der Götter der Nacht!"
160
5.3
5.2
Die akkadischen Baby-Beruhigungsbeschwärungen
Text-Nr. (§)
I
2
x
(x)
jB, fragmentarisch
jB, vollständig erhalten 3
4
5 29 30 31 32 40 I
2 25 26 33 37 39
1. Einleitung
Ia Das Baby im Dunkeln
x
Ib Das Baby blind und taub
x
x
x
x [1]
x
Ic Die Nacht
x
x
x
x
II Die Geburt IIa Aussagesatz
x
x
IIb Frage: "Warum ?"
x
x
x
x
x
[1]
x
x
x
x
x
x
x
[I]
x
III Ruhestörung lIla Störung der Eltern/ Kindswärterin IIIb Störung der Götter/ Schutzdämonen
x
x
x
x
[I]
x
x
x
x
x
x
[I]
Ia lIa lIb
IV Remedur IVa mannam-Iuspur
x
IVb Imperative
V Erfolg VI Schlussformeln
x x
x
x
x
x
x
x
x
x
x
x x
x
lIlb
x
x [I] [1]
x
x x
x [I]
x
x
x
x x
x
Altbabylonisch Südbabylonien ('Tel Duweihes')
$elJrum wäsib btt ek[letim] lü tatta$am tätamar n[ür Samsim] ammfn tabakki ammfn tug[gag] ullikfa ammfn lä tab[ki] ili bftim tedki kusarikkum iggeltem mannum idkfanni mannum ugallitanni $elJrum idkfka $elJrum ugallitka kfma Sätil karänim kfma mär säbftim limqutassum sittum
x [1] x
x
IVc Prekative 2.P.Sing. IVd andere Wunschformen
Die Reihenfolge der Beschwörungen in der folgenden Zusammenstellung entspricht nicht derjenigen der Edition (Kap. 3); sie versucht vielmehr, soweit das überhaupt möglich ist, im Gesamttenor Ähnliches nicht allzu weit voneinander zu trennen, um so den individuellen Vergleich der Einzeltexte des kleinen Korpus etwas zu erleichtern. Bei den Texten ist jeweils angegeben, welcher Sprachstufe sie zugehören und wo die einzelnen Textvertreter gefunden wurden. Die Zeilentrennung folgt nicht unbedingt den Originaltexten, sondern versucht, die rhythmischen und semantischen Unterteilungen auch optisch etwas zu verdeutlichen. Neben den Zeilen der Transkription finden sich Angaben zu den jeweils vorliegenden Motiven und Themen; diese Ziffern dienen gleichzeitig als GegeniIl.dex zwischen der Transkription und der systematischen Zusammenstellung in Kap. 5.2.1-7. Um auch dem Fernerstehenden den Zugang zu den Transkriptionen etwas zu erleichtern, wurden ausserdem die Übersetzungen der betreffenden Passagen hier nochmals wiederholt. Vorl. 1
x
161
5.3 Die 'Beruhigungs beschwörungen' in Transkription
5.2.7 Tabellarische Übersicht der Themen und Motive aB Vor!.
Die 'Beruhigungsbeschwärungen' in Transkription
IV d
x
Baby, das im 'Haus der Finst[ernis]' weilt(e)du bist doch (jetzt) herausgekommen, hast das Li[ cht der Sonne] erblickt! Warum weinst du? Warum sch[reist?] du? Warum hast du dort nicht gewei[nt]? Den Hausgott hast du aufgestört, der kusarikkum ist erwacht: "Wer hat mich aufgestört? Wer hat mich erschreckt?" Das Baby hat dich aufgestört, das Baby hat dich erschreckt. Wie auf Weintrinker, wie auf Stammtischhocker möge Schlaf sich auf es senken! Vorl. 2 l lIa lIb lIla
IIIb
Altbabylonisch Herkunft unbekannt
attäma $elJr[um] wurdum sa awrlü[tim] lü tatta$iam lü tätamar samsam nüra[m] ammfni ina libbi ummaka kfam lä teteppus kf sa dumqam tepusu abaka s [üq ] am sa nisf ummaka tusbf "u tusta"dir tarUam taddalip museniqtam ina rigmika ili bUim ul i$allal iStar bftim ul iblJaz sittum
162 IVa
IV d V
Die akkadischen Baby-Beruhigungsbeschwörungen
5.3
mannam luspur ana Enkidu siikin salaSti ana ma$$ariitim li$bassu-mi sa i$batu $ab'itam likassfsu-mi sa ukassu arwi[am] ina $erim liddi[ ssum m] el]irum sinassu iilik warki alpf sittasu lfzibsum adi ummasu idekkusu aij-iggelti
Ia Ha IVc V
§ 26
Jungbabylonisch (nB) Sippar (2 Duplikate) iisib ekleti lii iimer nur Samsi tatta$amma tiitamar nur Sam[si] [lu] nel]eta kfma me agammi $alliita [kf]ma arme sa $abfti adi inappal]u Samsu piisirka
?
163
Jungbabylonisch (spB) Herkunft unbekannt. iis[ ib e ]kleti lii iimir $ft 5amsi tatta$a [tiitamar nur 5amsi] ZU nel]eta k[f me a ]gammi lu $alliita kf ar[ me sa $abfti] kf kudurri sa ilf munakkira e tarsi
Bewohner der Finsternis, der den Sonnenaufgang (noch) nie gesehen hat: Du bist herausgekommen, [hast das Licht der Sonne erblickt.]
Jungbabylonisch (nA) mit Assyriasmen Kuyunjik [serru? iisib ekle ]te lii iimiru $ft 5amsi [tatta$amma] tätamar nur 5amsi [lu ne!Jeta kfma] me burti nel]iiti [ZU $alliita kfma ar ]mf miir $abfti [. .. ... ... ... '" .. .ek]lete? (Rest abgebrochen)
[Baby(?), das in der Finster]nis [weilt(e)], den Sonnenaufgang (noch) nie gesehen hat: [Du bist herausgekommen und] hast das Licht der Sonne erblickt. [Sei ruhig wie] das ruhige Wasser eines Brunnens, [schlafe wie ein K]itz, ein Gazellenjunges! [. . . . " '" '" ... Finst]ernis? (Rest abgebrochen) § 39 Ia Hb lIla
Bewohner der Finsternis, der nie das Licht der Sonne sah: Du bist herausgekommen und hast das Licht der Sonne erblickt. [(Nun) sei] ruhig wie Wasser in den Marschen, schlafe [wi]e ein Gazellenkitz, bis die Sonne aufgeht, die dich wieder munter macht!
Ia Ha IV c
Ia Ha IV c
zu
§ 30
Die 'Beruhigungsbeschwörungen' in Transkription
Sei ruhig w[ie Wasser in den M]arschen, schlafe wie ein [Gazellen]ki[tz!] Wie ein Grenzstein (, der unter dem Schutz) der Götter (steht,) mögest du niemanden haben, der dich befeindet!
Du da, Kleines, Menschen-Kind: Du bist fürwahr herausgekommen, hast die Sonne, das Li[cht], erblickt! Warum hast du da drinnen deine Mutter niemals so behandelt? Anstatt gut zu deinem Vater zu sein, deine Mutter den (rechten) Weg der Leute entlanggehen zu lassen, hast du die Kinderfrau erschreckt, die Amme um ihren Schlaf gebracht! Auf dein Geschrei hin kann der Hausgott nicht (mehr) schlafen, überkommt der Schlaf die Göttin des Hauses nicht. Wen soll ich denn schicken zu Enkidu, der (die Zahl) drei für die Nachtwachen festgelegt hat? (Mit den Worten:) "Möge ihn der überkommen, der (auch) die Gazelle überkam, möge ihm der (die Glieder) binden, der (auch) das Gazellenkitz band!" In der 'Steppe' möge [ihm] einer, der einem begegnet?, seinen Schlaf abgeben; ein Rinder-Treiber möge ihm seinen Schlaf überlassen! Bis seine Mutter ihn (wieder) aufweckt, möge er nicht erwachen! § 40
5.3
Jungbabylonisch (nA) Assur iisib ekleti binilt amflu[ti] ammfni lii tabki ina libbi ummi[ka] adi lii tii$amma tammaru sarurf [5amsi] tultebki tiiri"[tka] tulte' dir [. .. . .. ] (Rest abgebrochen)
Bewohner der Finsternis, Mensch[ en ]kind, warum hast du im Leib [deiner] Mutter nicht geweint, noch ehe du herausgekommen bist und dabei die Strahlen der [Sonne] gesehen hast? Du hast [deine] Wärt[erin] zum Weinen gebracht, [... . .. ] in Furcht gesetzt. (Rest abgebrochen) § 32
Ia Ha Ilb/IIla lIlb lIlb/IVd
Jungbabylonisch (nA) mit Assyriasmen Assur (2 Duplikate) iisib ekleti lii namrute itta$fma etamar nur 5amsi ammeni egigma ummasu ibakki sa Antu ina same illakii dimiisa annu mannu sa ina qaqqari inamdu rigmu summa kalbu liksupusu kusiipu
164
Die akkadischen Baby-Beruhigungsbeschwörungen
IVd/V VI
VI
5.3
summa i$$uru lissukiiSu kirbanu summa raggu lillidi ameluti liddflsuma sipat Anu u Antu [a ]busu linal sittasu liqatte [umm ]asu episte iskari liqatta iskarsa siptu ul jiitu sipat Ea u AsallulJi sipat Damu u Gula sipat Ningirima belet [sipti] sunu iqbunimma anaku usanni
Der, der in der Finsternis wohnte, wo es nicht hell ist, ist herausgekommen und hat das Licht der Sonne erblickt. Warum ist er so am Schreien, dass seine Mutter weinen muss, der Antu im Himmel die Tränen kommen? "Wer ist denn das, der auf der Erde so plärrt? Wenn es ein Hund ist, soll man ihm einen Brocken (Futter) abbrechen; wenn es ein Vogel ist, soll man mit einem Erdklumpen nach ihm werfen. Wenn es aber ein ungezogenes Menschenkind ist, dann soll man ihm mit der Beschwörung Anus und Antus begegnen! Sein Vater möge sich niederlegen, seinen Schlaf zu Ende bringen, seine [Mutt]er, die (viel) zu tun hat, möge ihre Arbeit zu Ende bringen!" Die Beschwörung stammt nicht von mir; es ist eine Beschwörung des Ea und des Asallubi, eine Beschwörung des Damu und der Gula, eine Beschwörung der Ningirima, der Herrin [der Beschwörung(skunst)]. Sie haben sie mir vorgesagt, und ich habe sie nachgesprochen.
§4 lIla IlIb
IV c
Jungbabylonisch (nA,nB,spB) Kuyunjik, Sippar, ?
serru sa idlulJu abasu ina 'fn'fummisu iskunu dim(a)tu ana rigmesu ana rigim bakesu kusarikku igruruma Ea iggeltu Ea iggeltuma la i$allal IStar ul i$abbat sittu sitta littadnusu k'f( ma) arme $allali [mar $ ]ab'fti sa $eri k'f aliki sa [ge ]rrilurlJi u lJarrani sitta(su) liddinku
Baby, das seinen Vater nervös gemacht hat, in die Augen seiner Mutter Tränen hat treten lassen, auf dessen Schreien hin, auf den Lärm seines Weinens hin der kusarikku Angst bekam und Ea erwachte(ja,) Ea erwachte, ohne wieder einschlafen zu können, (wobei auch) !Star kein Schlaf mehr überkommt: "Möge man ihm Schlaf geben gleich einem verschlafenen Kitz! Möge [das Junge] einer Steppen-Gazelle dir (seinen) Schlaf geben wie einem, der auf Weg und Strasse unterwegs ist!"
5.3
Die 'Beruhigungsbeschwörungen' in Transkription
§ 31 Ia? lIla
IIIb IV c
IV d VI
165
Jungbabylonisch (spB) Herkunft unbekannt
pulJad ekleti miran . .. ummaka ... [... ] taddalalJ abaka suqa sa nis'f ummaka ul illak [... ... . .. ] lalJmu igruruma Ea iggeltu k'f (me) nelJuti [lu nelJeta] kr alik arki alpt daliputi li[ mq qutakku sittu] siptu ul ittun sipat Ea u [AsallulJi (.. , ... ) ]
Lamm der Finsternis, Welpe. .. . .. , Deine Mutter ... [ ... ], deinen Vater hast du nervös gemacht; die 'Strasse der Menschen' (kann) deine Mutter nicht (mehr) gehen. [. . . . " ... ], die 'Haarigen' bekamen Angst, und Ea erwachte! Wie stilles (Wasser) [mögest du ruhig sein], gleich einem, der rastlose Stiere hüten muss, möge [sich Schlaf auf dich senken!] Die Beschwörung stammt nicht von mir; es ist eine Beschwörung des Ea und des [Asallubi (.. . . .. )].
§ 29
Ib Ia IlIb IVd
V
Jungbabylonisch (spB) Herkunft unbekannt
upput la dagil sukkuk(u) la seme ilitti ekleti mr[ran? .. . .. ] ana rigmiSu ana rigim bakesu lalJmu igruruma Ea iggeltu s[ittu limqutku?] k'f kurbanni sa suqi k'f arme sa $ab'fti adi museniqtaka idakkuka
Blinder, der nicht sieht, Tauber, der nicht hört, Sprössling der Dunkelheit, We[lpe? . . . . .. ]: Auf sein Geschrei hin, auf sein lautes Geheul hin bekamen die 'Haarigen' Angst, und Ea erwachte. [Möge der] Sch[laf auf dich fallen?] wie (auf) ein(en) Erdklumpen (, der auf) der Strasse (liegt), wie (auf) ein Gazellenkitz, bis deine Amme dich (wieder) aufweckt!
§1
Ib IIb IVb lIla
Jungbabylonisch (nA) Kuyunjik (Anfang abgebrochen) [upp ]ut la dagil s[ ukkuk la semi] [amm'fni] istu libbi ummika ta[tta$'fma tabakki] [amm'fn] ina libbi ummika lJad[u libbuka] [simann ]i serru la [ku atta] [. .. . .. ] -nalJ tiir'ftka . .[. ... . .. ] [. " ... ] ummaka u [. . . . .. ]
166 ?
Die akkadischen Baby- Beruhigungsbeschwörungen
[. .. ...] lä $aläla? [. .. ...
5.3
... ]
(Rest abgebrochen) (Anfang abgebrochen) [Bli]nder, der nicht sieht, T[auber, der nicht hört!] [Warum] bist du aus dem Leib deiner Mutter [weinend herausge~ommen?] [Waru]m warst [du] im Leib deiner Mutter glü[cklich und zufneden?] [Hör m]ich [an], Kindchen, Sä[ugling du!] . .. ] Deine Wärterin [gibt sich alle M]ühe?, [. . . [. . . . .. ] deine Mutter und [. . . . .. ] [. . . . .. ] nicht zu schlafen [. . . . .. ] (Rest abgebrochen) Jungbabylonisch (nA) Kuyunjik
§2
IVc
VI VI VI
(Anfang abgebrochen) [krma] m[e] agam[me lü nebeta] [l]ü $alläta krma a[rme mär $abrti] [krm ]a me bürti lü [taqnäta] [nr]s abulli u nerebrsa u[tammrka] [in]a qibrt Ea Samas u [Asallubi] [sipat D]amu u Gula b[elet baläti]
IIIb IVd IVb V IVc IVd IVb IVc VI
Die 'Beruhigungsbeschwörungen' in Transkription
Ic
Jungbabylonisch (nA) mit Assyriasmen Kuyunjik (Anfang abgebrochen) labmü igrurü IStar ina ursisa ul i$abbat sittu linrhka sittu täbu sittu balät~ u pasäbu elrka limqut ital krma sakri nabarsa' is krma mär $abrti adi ummaka tallakamma talappatka talaqqeka krma me bürti lü taqnäta krma me jarbi lü nebäta krma re' i alpi najjäli lü tamqutakka sittu simanni serru lakil attä lü $alläta $älilu ipassab siptu ul juttun sipat Ningiri[ma belet sipti] sipat Gula belet ba[lä]ti sipat Ea u Asallubi elrka libsi
167
(Anfang abgebrochen) Die 'Haarigen' bekamen Angst, lStar überkommt in ihrem Schlafgemach kein Schlaf mehr. Zur Ruhe bringen möge dich süsser Schlummer, Schlaf, Gesundheit und Ruhe möge über dich kommen! Lieg stille? wie ein Betrunkener, brich erschöpft zusammen? wie ein Gazellenkitz! Bis deine Mama herkommt, dich anfasst, dich hochnimmt, sei wie Brunnenwasser ausgeglichen, sei wie Zisternenwasser ruhig! Möge Schlaf sich auf dich senken wie auf einen Rinderhirten, der sich hingelegt hat. Hör auf mich, Kindchen, Säugling du! Schlaf doch! Wer schläft, kommt zur Ruhe! Die Beschwörung stammt nicht von mir; es ist eine Beschwörung der Ningir[ima, der Herrin der Beschwörung,] eine Beschwörung der Gula, der Herrin der He[ilu]ng, Eine Beschwörung Eas und Asallubis-möge sie für dich wirksam sein!
§3
(Beginn abgebrochen) [Mögest du wie] Wa[sser in den] Marsch[en still sein), [mög]est du schlafen wie ein [Gazellen]k[itz], [wi]e Brunnenwasser mögest du [ausgeglichen sein!] [Bei]m Stadttor und seinen Eingängen [beschwöre] ich [dich !] [Au]f Geheiss von Ea, Samas und [Asallubi !] . , [Es ist eine Beschwörung des D]amu und der Gula, der He[rnn der HeIlung.]
§ 25
5.3
IIIa IVc IV d
Jungbabylonisch (nA,nB,spB) Kuyunjik, Sippar?
edil brtu uddul( u) bäbu nadu bargullü ekleta imlu süqü abaka süqa sa la trdu tulta$bit lü $alläta kr(ma) arme mär/sa $abrti lü nebeta kr( ma) me bürti nebüti älik arki alpr dälipüti sittasu liddinka
Verschlossen ist das Haus, zugesperrt das Tor, vorgelegt sind die Riegel; mit Finsternis füllten sich die Strassen. Deinen Vater hast du auf eine Strasse geschickt, die du selbst nicht kennst! Mögest du schlafen wie ein Kitz, ein Gazellenjunges, mögest du ruhig sein wie stilles Brunnenwasser! Möge einer, der rastlose Stiere hüten muss, dir seinen Schlaf abtreten!
§5 IVc? IVb IVc/b IVd
IVb VI
Jungbabylonisch (nA) Kuyunjik, Nimrud
asar? DU lü $all[ äta ] itillä tete[bbi] lü $alläta lä te[ggig] limburka lrmu(-)?[. .. . .. ] limburka nammassu sa $eri li$batku rrsätu u räsanu krma mrti lä tenna kalrtka ina qibrt ilr sa musrti
... mögest du schl[ummern!] Lieg stille, steh nicht [auf!] Du sollst schlafen, nicht sch[reien!]
Die akkadischen Baby-Beruhigungsbeschwörungen
168
5.4
Möge ... [... ] sich deiner annehmen, möge das Steppengetier sich deiner annehmen! möge es für dich übernehmen? Juckreiz und Krätze. Wie ein Toter dreh dich nicht um! Auf das Geheiss der Götter der Nacht. Jungbabylonisch (nA) mit Assyriansmen Kuyunjik
§ 33
?
V
(Beginn abgebrochen) ... ] tetemid? $ulülu [. .. [mu.Mn ]iqtaka tadekkfka
[ .. ,
. .. ]
(Beginn abgebrochen) [. .. . .. ] du '" -st, Schutz? [. .. . .. ] [Deine Am]me wird dich wecken! Jungbabylonisch (nB) Herkunft unbekannt
§ 37
? IIb
? [. . . [. .. [. ..
5.4
[. . .
. .. ] tuspelkfma? [. . . . .. ] .., a]mmfni ina libbi ummika kram [. . . [. . . . . .]-ka ullalü? ... [. . . . .. ] (Rest abgebrochen) [. ..
. .. ]
. .. ] öffnetest du weit(?) und [. . . . .. ] '" w]arum im Leib deiner Mutter so [. . . . .. ] . .. ] dein [... ] reinigen sie? ... [. . . . .. ] (Rest abgebrochen) Versuch einer Wertung
Trotz der relativ breiten örtlichen und zeitlichen Streuung der 'Beruhigungsbeschwörungen' lassen sich unsere Texte ganz offensichtlich weder synchron noch diachron in eine plausible entwicklungsgeschichtliche Ordnung bringen. Wie wir sahen, ist das Repertoire der Themen, Motive und Stilmittel der aB, jB und spB Texte, seien sie nun aus Babylonien oder Assyrien, weitgehend identisch; die meisten Einzelteile können dabei wie Versatzstücke ausgetauscht werden, wodurch jeweils 'neue' Beschwörungen entstehen. Nur wenige der vorliegenden Texte haben sich dabei, meist durch Einschub längerer Partien nicht zum fixierten Kanon gehörigen Textes oder durch freiere Umformulierung bekannter Themen, eine grössere Originalität bewahrt. Hier ist zuerst auf den nur aus Assur belegten § 32 hinzuweisen, der zwar von den Themen her nahtlos in das Bild der anderen Texte passt, jedoch in keiner einzigen Zeile wörtlich mit anderen belegten Beschwörungen übereinstimmt. Diese Eigenständigkeit wird auch dadurch unterstrichen, dass nur dieser eine Text jegliche Anrede des Babys in der 2. Person vermeidet und stattdessen konsequent die Beschreibung in der 3. Person wählt 9. Selbst eine 9 Auf die Adaption aus verschiedenen Textebenen geht zweifellos zurück, dass in zwei anderen Beschwörungen Formen der 2. und 3. Person in logisch nicht auflösbarem
5.4
Versuch einer Wertung
169
der geläufigsten Formeln unserer Texte, tatta$amma tätamar nür 5amsi (Motiv IIb) wird dadurch, gleich zu Anfang der Beschwörung, immerhin soweit verfremdet, dass der Leser gespannter als sonst darauf achtet, wie denn nun die Schilderung der Situation fortgeführt werde. Ob diese weniger starre, etwas lebhaftere Stilisierung hier dem assyrischen Hintergrund zuzuschreiben und zu verdanken ist, muss leider vorläufig ganz offen bleiben. Es ist in diesem Zusammenhang auch besonders bedauerlich, dass der Beginn des § 25 bisher nicht rekonstruierbar ist: Auch dieser Textabschnitt zeigt nämlich (wie übrigens auch der ebenfalls fragmentarische darauffolgende § 26) einige assyrische Formen und Schreibungen. Schon oben, Kap. 4.1, wurde daher kurz die Möglichkeit erwogen, in §§ 25-26 einen auf assyrischen Vorlagen basierenden Anhang zum sonst offenbar weitgehend auf babylonischer Tradition fussenden Kuyunjik-Kompendium zu sehen. Während § 26 im Erhaltenen nur Formeln aufweist, die auch aus anderen Beschwörungen mit exakten Parallelen zu belegen sind, enthält § 25 (übrigens die ausführlichste Beschwörung der ganzen Gruppe) Altbekanntes neben durchaus individuell wirkenden sonst unbekannten Zeilen. Nichts davon ist allerdings aufgrund andere; Kriterien zwingend als 'assyrisch' anzusprechen, und die Einbindung des Paragraphen in das Motivgefüge der übrigen, 'babylonischen' Beschwörungen ist zweifellos viel enger als bei dem zuvor besprochenen § 32: Innerhalb der keine Assyriasmen enthaltenden, 'babylonischen' Beschwörungen unserer Textgruppe sprechen besonders die aB Vorläufertexte den heutigen Leser als klar aufgebaute kleine Gedichtchen an. Hervorstechendstes Stilmittel ist dabei die fast allgegenwärtige Verwendung des syntaktischen Parallelismus, der vor allem in Vorl. 1 bei gleichzeitiger extremer Kürze der ohne Konnektiva nebeneinandergestellten Sätze ein Muster an Prägnanz und Verständlichkeit, sicherlich auch für den literarisch wenig gebildeten Durchschnitts-Babylonier, hervorgebracht hat. Kleine Wortspielereien, wie zwischen negeltum und galiitum oder im Falle von miir si sabftim geben diesem Beispiel einfacher Gebrauchspoesie zusätzlichen Char~e. Di~ Beschreibung der Reaktion Eas und des kusarikkum wird dabei auch schon im Altertum gelegentlich (und wohl kaum nur zufällig) dem Benutzer oder Hörer der Beschwörung ein Schmunzeln entlockt haben. Der nur sanft erhobene Zeigefinger, der nicht mit einem "Schwarzen Mann" droht, sondern stattdessen die momentane Irritation insgesamt durchaus wohlgesonnener Mächte ins Spiel bringt, spricht uns darüber hinaus als ein sehr sympathischer Zug dieses T extchens an. Die späteren Beschwörungen verwenden dann zwar weitgehend noch dieselben Stilmittel, lösen jedoch die geschlossene Form der Vorläufer durch den Einschub den logischen Zusammenhang unterbrechender anderer Motive und zusätzlicher Einzelzeilen, wie auch durch die Auslassung anderer ursprünglich dem Zusammenhang Halt gebender Zwischenthemen oft soweit auf, dass Nebeneinander auftauchen (§§ 4 und 29); der Rückschluss, dass also zumindest ein Teil der vom Adaptor verwendeten Texte in der 3. Person stilisiert gewesen sei scheint unumgänglich, doch ist bisher sonst keine Beschwörung diesen Typs, spezieIl aus dem babylonischen Sprachraum, bekannt geworden.
170
Die akkadischen Baby- Beruhigungsbeschwörungen
5.4
selbst die oberflächliche Logik des Ablaufs häufig in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Technik der Neugestaltung mittels Versatzstücken aus eben doch in Einzelheiten nicht genau identischem Kontext fordert ihre Opfer-und lässt gleichzeitig die ansprechende Schlichtheit der offenbar jeweils noch als kleines Ganzes konzipierten Vorläufertexte um so deutlicher zur Geltung kommen.
Glossar zum technischen Vokabular der Rituale
Das 'Glossar' soll vor allem den technischen Wortschatz der in diesem Band zusammengestellten Ritualanweisungen erschliessen. Daher wurde für die verwendeten Materialien und die beschriebenen magisch-medizinischen Handlungen Vollständigkeit der Belege angestrebt, andererseits jedoch darauf verzichtet, auch das nicht-technische Vokabular (Zeitangaben, Ortsangaben etc.) ebenfalls komplett zu erfassen. Alle Lemmata sind, soweit möglich, nach ihrer akkadischen Lesung alphabetisiert, doch wurden für die materia magica et medica auch die logo graphischen Schreibungen (jeweils in der auch in den Textumschriften verwendeten Form) als Querverweise mit aufgenommen. In Anbetracht der häufigen Grenzfälle sind dabei vorangestellte Determinative (6, NA4, SEM) grundsätzlich mitalphabetisiert worden. Bei den aufgenommenen Verben wurde der jeweilige ritualtypische Kontext in Stichwortform in Klammern mit angegeben. Alle Stellenangaben beziehen sich auf die Paragraphen-Zählung der Bearbeitung (keine Seitenzahlen 1) und die dort verwendete Zeilenzählung. Bei Lemmata, die sowohl in phonetischer als auch in logographischer Schreibweise in unseren Texten belegt sind, füge ich den Stellenzitaten jeweils entsprechende Angaben bei. Abkürzungen und Zeichenerklärung: syll. Wz.
rj;
: syllabisch-phonetische Wiedergabe (einschl. spielerischer Schreibungen) . : logographische Schreibung. : (nach Wortzeichen: ) Belege s. unter der angegebenen akkadischen Lesung. : Lesung unsicher; Belege s. daher unter ... : Zusammensetzungen mit dem Lemma s. unter ...
abälu D (UD.DU, UD.A; Drogen)
39,10;
akalu(NINDA u. syll.)
39A aban lamassi (NA4.dLAMMA) 16,'232; 16A aban parzilli(?) - NA4.AN.BAR abattu rj; pe$u abullu(KA.CAL) rj; lusii agargarft(u) 43,'10 ajjartu(NA4.PA) 16A (vgl. 16, '232)
32,l7(syll.);
32,20;
42,'6(Wz.) akal kunäsi(NINDA.zfz.AM) 42,'6 aktam IS, '252; ISA alälu G (Amulett am Bett) 46,12 alpu(cuD) rj; lipii amelütu(NAM.LlJ.UlS·LU, LlJ.MES) rj; e$emtu, gulgull(at)u, iSku
171
172
Glossar
ankinütu 42,°1; 43,°6 aprusu 18,°252; I8A ardadillu(U.AS.TAL. TAL) 42,°1 arqu (SIG7 ) 1/5 subu askuppatu(KuN4) 1/5 eperu asagu(GIs.u.GIR) iSid a. 43/5 asqulälu(U.LAL) 43,°8; °10 atänu(sAL.IjUB) 1/5 zappu BABBAR.IjI.SAR = papparl;u bäbu(KA) 1/5 eperu balälu G/D (1jI.IjI; Drogen in Öl:) 3,054(Aa); 8,°149; 15A; 29,18; 30,22; 35,8; 36,4; 39,11; 39A; 44,40; Frgm.l,1'; (in Butterfett :) 19,°264 bakkaru 1/5 zappu baltu(GIs.NIM) isid b. 43,°5 barbaru(uR.BAR.RA) 1/5 särtu barmu(GtJN) 1/5 sipätu BAR.MUS = qulipti $erri bfnu (GIS.SINIG u. syll.) 15, °216; 34,20 (jew. Wz.); zer b. 15A; 43,°8 (jew. syll.) bi$$ür atäni(NA4.PES4.ANSE) 16.°232; 16A buräsu(sEM.LI) Frgm.2,4' däm ereni(MUD.GIS.EREN) 34,21 dämu(MuD) däm hufe 34,21; däm issür .. l;urri zikarl sinnis 39,10; 39A dispu(LAL) 1/5 mirsu edu(?) - U.AS elepu St (Bänder) 12,°184 el(i)kullalu 16,°235; 16A enzu(uz) 1/5 särtu eperu(sAIjAR u. syll.) 39A (syll.); 3,°52; 39,9 (Wz.); eper askuppati (mal;rfti) 18,°249; 29,17; e. bäb GN:16,0234; 16A; e. gulgul amelüti 18,°249; e. l;alluläja 12,°181; 43,05(q); e. kibsi sa süq erbetti 3,°53; e. kimäl;i 5,°76; 29,17; e. süq erbetti 16,°234; 18,°249; e. süqi sa sumeli 29,17 epin zeri(GIs.APIN.SE.NUMUN) 1/5 suginnu e~ru(GIs.MA.NU) 13,°194; °199; °201; 15,°216; zer e. 15A; 43,°8 eru(A.MUsEN) 1/5 kappu ESIR = ittu e$emtu(GIR.PAD.Du) e$emti ameluti 38,10; 43,°1; 45,°3 (vgl. °4); e. sal;f45,04 e$epu G (Wolle) 21, °287 - °293 ga$$u(IM.BABBAR) 38,9
GESTIN.KAS.A/LUL.E = karän selibi GI6 papl;alli = $ulum papl;alli gilSu(uZU.TUGUL) gilis immeri 8/148 GIR.PAD.Du = e$emtu Gis = usäru GIS.MA.NU = e~ru GIS.NAM.TAR = pillu GIS.NIM = baltu giSnugallu (NA4.GIS.NUll.GAL) 16,°231; 16A GIS.SINIG = bfnu GIs.u.GiR = asagu GU = qu gulgull(at)u 5,°76; °79; gulgul amelUti 38,10; 43,°3; 1/5 auch eperu gungu(?) gu-un-gu sa ba-ma-ti(?) 34,20 GUR.GUR(?) 28,2a-3 l;abU G (Wasser) 42,°4 (vgl. °23) l;allulä;a 12,°181; 43, °5( e); 1/5 auch eperu l;a$abtu(sIKA) l;a$abti süq erbetti zaqiptu 39A l;asälu G (GAZ; Drogen) 43,°2 l;asu(u.IjAR.IjAR) 15,°219 l;ilibu 23,°319 l;imetu(i.NuN.NA) r/J mirsu l;ir$u l;iri$ zibbat $Uräri 12,°182 l;ulU 1/5 dämu l;url;ummatu l;url;ummat me! sikariltäbäti 19,°263 I, I.GIS, IXGIS = samnu I.KuR.RA = naptu illatu(ulj u. syll.) illat imeri 44,40 (Var. Wz.) IM.BABBAR = ga$$u imbu tdmti 34,19 (KA.GIR/GIR14.A.AB.BA) 43,°10 (KA.A.AB.BA) imeru(ANsE) 1/5 illatu, $ulum papl;alli, zappu iml;uresrä(u.IGL20) 16A (vgl. 16,°235) iml;urlfm(u.IGI-lim) 15,°219; 16A (vgl. 16,°235) immeru(uDu.NlTA) 1/5 gilSu fnätu(NA4.IGI!rGLII.MES) 22,°307; °314; 24,°340; °344 I.SUMUN = lusu i$$ür l;urri(BuRus.IjABRUD(ru) .DA. MUSEN) 1/5 dämu i.sAIj = näl;u
Glossar isdu(sUljuS) 1/5 asägu, baltu, pillu, süsu isku (SIR) isik amelüti sa imni sumeli 43,°7 itqu(sic.Sm) 1/5 lamu ittu (ESIR) 38,9 I.uDu = lipu janibu 16,°233; 16A ( ja4-ni-ba/ilu); 16A (11: ni-bu) KA.A.AB.BA = imbu tdmti kaMt Seris(suRuN.dSe-riS) 15,°219 KA.GIR/GIR14.A.AB.BA = imbu tamti kakki l;arbi 1/5 suginnu kalbu 1/5 sartu, zu kamünu(u.TIN.TIR) zer kamüni 43,°1 kanänu D (kannäti) 21, °294 (vgl. 24,°337 und °342) kannu kanni $irpf kaliima 12,°183; 1/5 auch kanänu, ka$äru, lapäpu kanu D (GUB, Altärchen) 42,°5 kapäru D (Kranken) 32,19 kapä$u 11,°172; °175; 11A; 19,°259; 24, °343 (jeweils k. sämu) kappu(PA) kappi erf43,07 karän selibi(GESTIN.KAs.A/LUL.E) 39,9; 39A kasänftu(NA4.GUG.GAZI.SAR) 16A ka$äru G/D (KES, ki$ru:) 11,°173; 12,°185; 19,°259-°262; 21,°294; °303; 22,°310; (kannu :) 39,14 KAS(.SAG) = sikaru kibsu 1/5 eperu kikkiranu(sEM.SE.LI) 28,2 (k. pe$u; d: SEM.LI); 2b kimäl;u 1/5 eperu ki$ru(KEs, KA.KES) 1/5 ka$äru KU.GAN = lulU kunukku 41,6 (k. tfdi); 46,9 (k. tfd kullati) kurkänu 38,10 KUR.RA(?) 21,°287 KUS.EDIN 1/5 teru lamu (NIGIN, itqu) 15,°220; 44,40 lapäpu G 21,°297; (kannu :) 12,°183; (lippu:) 21,°302-°305; 22,°309; 23,°321; 16,°236; 16A lapätu G (TAG u. syll.; Mund) 13,°203 (Wz.); 25,°374 (sylI.) lequ G (TI; Drogen) 13,°198; 28,2; 39A (jeweils TI); 39,11 (su.TI)
173
lilliinu(SE.LUGAL) 35,7 lippu 1/5 lapäpu lipu (i.UDU) l. alpi 43,°1 lulu(KU.GAN) 39,9; 39A lusu (i.SUMUN) 1. talli sa ina süqi l;epu 10,°165; l. (sippi) abulli sa imnil sumeli 43,°4 mal;ä$u G (PA; Wange?) 28,3 manu G (sm; Beschwörung) passim mirsu(NINDA.!.DE.A) miris dispi l;imeti 42,°7 mu (A) 1/5 l;url;ummatu MUD = dämu multasl;iptu(NA4.sAL.LA) 16A (vgl. 16,°232) mU$U 45,°4; m. zikaru 34,19 musätu(sic.SAB) 45,°6 (Var. syll.) NA4.AN.BAR (= aban parzilli?) 21,°303; 24,°345 NA4.BABBAR.DIL = pappardilu nabä$u(siG.IjE.ME.DA) 21,°287; °305; 39,13 nadu G (SUB; Drogen in Öl:) 3,053(B,c); (Körner auf Schnittfläche :) 13,°199; (Beschwörung :) 4,°64; 39,15 NAGA.SI = ul;ulu qarnänu NA4.GIS.NUll.GAL = giSnugallu NA4.GUG.GAZLSAR = kasänftu näl;u(i.sAIj) 34,21 NA4.IGI(.II).MES = fnätu NA4.KA = $urru NA4.KA.GI.NA = sadanu nakäsu G (KUD; Holz) 13,°199 NA4.KISIB = kunukku NA4' dLAMMA = aban lamassi NA4.NiG.BUR.BUR = palliSu NA4.PA = ajjartu NA4.PES4.ANSE = bi$$ür atäni naptu(i.KUR.RA) 43,°2 naqu G (BAL; Libation) 42,°7 (vgl. °8) NA4·SAL.LA = miltasl;iptu nasäku G (Brot für Hunde) 32,20 NA4.SUBA = subu nibu ~ janibu nikiptu(U.dMAS u. syll.) 42,°2 (sylI., NlTA u SAL); 43,°10 (Wz.) NINDA = akalu NINDA.I.DE.A = mirsu NINDA.ziz.AM = akal kunäsi NIN.BAR.IjUs.KU6 (= ziqqatil?) 9,°158
174 nünu(IjA/KU6) 0 samnu = kappu pagu(ucu.DUL.BI) 0 Särtu palliSu(NA4.Nlc.BDR.BllR) 16A panagu G (pingu) 21, °306 pappardilU (NA4.BABBAR.DIL) 16A (vgl.
PA
16,°232) papparl;u (BABBAR.IjI.SAR)
15,°216; zer p.
15A paru 24,°344
MES/ES.MES; Baby/Kranken)
passim
pe$u 0 kikkirdnu, sal;u, sipiitu pe$u G (ina abatti) 8,°148 piZZu (GIS.NAM.TAR) zer pillf zikari 43, °9 pingu 0 panagu pu (IN.BUBBU) 0 $arapu puquttu 16,°235; ~ auch U.IjAB. püru(BuR) 0 samnu qabu G (DUll.CA; Beschwärungs-
gebet)
42,°23 (vgl. °8 und °25)
qadasu D (e~ru-Holz) 13,0194(Aa) qaran aiiali(sI.DARA.MAS) 34,21 qatiiru D (SAR u. syll.) 13,°194 (f, Fehler für qadasu D); (Drogen in ?? :) 43,°3
(syll.); (Drogen im Feuer :) 45,°2 u. °6 (Wz.) qinnu : qinni sinunti (sa iltiini) 2, °43; 30,22 qU?(Gu) 11A; 22,°313; °316 qulipti $erri(BAR.MUS) 45,°5 rakasu G (KEs; Phylakterien u.ä. an Hand bzw. Fuss) 11,°175; 11A; 12,°185; 13, °201; 18,0253f.; 19,°262; 21,°306; 40,7 raqqu(BAL.CI.IjA) 0 uSäru ru~tu(uIj) 29,18 SAIjAR = eperu sal;lU 38,9; 45,°5 sdku G (SUD u. syll.; Drogen) 2,°43; 3,053(Ab); 30,22; 36,4; 39,10 (alle syll.); 15,°217; 34,21; 39A; 45,°4 (alle Wz.) samu(sA5) 0 sipiitu saraqu G (DUB; sirqu) 14,°213 sasqu (zI.A.TIR) 42,°6 SI.DARA.MAS = qaran aiiali
SIc
= sartu u. sipatu
SIC.SAB = musatu
sinuntu(SIM.MUSEN u. syll.) 0 qinnu sippu(zA.DUs) 0 lusu sirqu 0 saraqu su 16,°231; 16A; su zikaru 24,°346; 39,14 SUD (Verbum, = sdku? Faden in Öl) 11A suginnu s. kakki l;arbi epin zeri 21,°294 suluppÜ(ZU.LUM.MA) 42,°6 SUM.SIR.DIL.SAR (=?) 9,°158; 18,°250 süqu / süq erbetti
parzillu(AN.BAR) - NA4.AN.BAR pasasu G/Gtn (G: sES/Es; Gtn: SES.
175
Glossar
Glossar
(SILA / SILA.LlM.MA) 0 eperu $abiitu G (DIB, Wolle) 21,°306 $abitu(DIB) 0 saddnu $almu(cI6) 0 $urru, sarat kalbi, sipiitu, ze kalbi $arapu G (ina iSat pe) 46,11 $a$um/ntu 45,°4 $irpu sirpf kalfSunu/kaldma 12,°181;
°183; 21,°293 $ulum papl;alli CI6 papl;alli imeri 21,°296 $Uraru(EME.sm) 0 l;ir$u $Urru(NA4.KA) $Urru $almu 11,°172; °174;
11A; 18,°253; 19,°261; 22,°308; °315; 24,°338 sabasu G (Staub) 3,°52 saddnu(NA4.KA.CI.NA) 21,°303; s. $abitu 39,8; 39A sal;u (SAIj) 0 e$emtu, Särtu, zappu, zu sakaku G (E; ina turri / turri kite) 16A (vgl. 16,°233); 19,0259(Aa); 21,°293 sakanu G (GAR; Brot:) 32,17; (Opfergaben :) 42,°7; (Phylakterium um den Hals :) 9,°159; 13,°202; 15,°220,16,°236; 16A; 21,°299; 26,0384(?); 36,5; 42,°26 (vgl. °24); 43,°6; 44,40; 46,11; (in die Hand :) 39,14 sakiru(u.sAKIR; ~ auch U.dUTU) 16,°235; zer s. 15A samnu (I, I.CIS, IXCIS) als Vehikel passim; saman nüni 43,°2; S. püri 14,°211; S. surmeni 39,11; 39A; samnu tdbu 43,°2 sapaku G (DUB; Opfermaterie) 42,°6 (oder saraqu/tabaku ?) sapu G (Du.m) u. syll.; ina maski:) 10,°166; 36,5; 42,°2; 43,°6 (alle Wz.); (melu :) 42,°24 (sylI.) Särtu(sIc) S. barbari 38,9; s. enzi 45,°2; S. kalbi ($almi) 18,°251; 18A; 38,9; 45,02(u); s. pagf zikar u sinniS 18,°251;
18A; s. sal;f 38,9; S. unfqi la petfti 42,°2; s. urgule 45,°2; s. zibbat kalbi 21,°295 SE (= uttetu?) 13,0198f. SE = zu SE.LUCAL = liZZdnu SEM.LI = burasu (- auch kikkirdnu !) SEM.SE.LI = kikkirdnu SIKA = l;a$abtu sikaru(KAs, KAS.SAC) 42,°7 (0 auch l;url;ummatu) sipatu(sIc) s. barmatu 24,°341; s. pe$dtu 12,°180; 21,°286; °292; s. samiitu
12,°180; 21,°286; °292; °304; 24,°343 (vgl.11,0173); S. $almatu 11,°172; 12,°180; 18,°253; 19,°259; °261; 21,°288; °302; 22,°316; S. uqndtu 12,°180; 21,°292 (vgl. °286); 24,°345 SIR = iSqu SU SU zikar u sinnis 16A (vgl. 16,°233); 40,7 SUbil(NA4.SUBA) 16A (vgl. 16,°231); 18,°254; 39,9; 39A; subil arqu (16A (1:;) surmenu(GIs.SUR.MAN) 0 samnu SURUN dSe-riS = kabüt Seris SÜSU 36,4; isid S. 43,°9 tallu(Duc.TAL) 0 lusu tara$u G (Kranken) 42,°8 tarft zuqaqfpi(uM.ME.DA ciR.TAB) 45,°5 tarmus 16A (vgl. 16,°234) temeru G (Drogen an der Türschwelle) 39A TUG.NIG.DARA.su.LAL (= uliipu lupputu?) 15,°217; 15A; 38,11; 45,°6 tabiitu(A.CESTIN) 0 l;url;ummatu tabu (DUlO.CA) 0 samnu tamu G (NU.NU; Wolle) 12,°181;
21,°287 - °290 tenu G (IjAR; Drogen) 9,°159 teru G (SUR; Drogen ina KUS.EDIN) 3,'2 tfd kullati(IM.KI.CAR) 0 kunukku
turru(DUR), turri kite(DuR.cADA) 0 sakaku U.AS (= edu?) 16,°234; 16A u.AiLTAL.TAL = ardadillu uIj = iZZatu, ru~tu U.IjA = uranu U.IjAB (= puquttu?) 16A U.IjAR.IjAR = l;asu ul;ülu qarnanu(NAGA.SI) 38,9; 43,°1; 45,°6 U.IcI-Zim = iml;urlfm u.ICI.20 = iml;uresra U.LAL = asqulalu ulapu lupputu(?) - TUC. Nlc.DARA.su.LAL U. dMAS = nikiptu UM.ME.DA cIR.TAB = tarft zuqaq'ipi unfqu la petftu(zEIj.cIS.NU.ZU) 0 Särtu uqnu (ZA.cIN.NA) 0 sipatu uranu(u.IjA u. syll.) 9,°158 (Wz.); 18,°250 (Wz.); 43,°6 u. °8 (syll.); zer u. 15A (W z.) urgulU(uR.CU.LA) 0 Särtu urruru D (Drogen) 8,°148; 15,°217; 34,21 U.SAKIR = sakiru uSäru(cIs) u. raqqi 43,°8 U.TIN.TIR = kamünu uttetu(?) ~ SE U.dUTU (= sakiru?) 16A UZU.TUCUL = gilsu zappu z. atani sa sumeli 29,°297; z. bakkare 12,°182; z. imeri (sa imni/ sumeli) 21,°296; z. sal;i pe$f 12,°183; 21,°295 zeru(NuMuN) 0 bfnu, e"ru, kamünu, papparl;u, sakiru, uranu
zI.A.TIR = sasqu zibbatu(KuN) 0 kir$U, Särtu zikar(u) (u sinnis) (NlTA/NITA u SAL)
odam i$$ür l;urri, mU$u, nikiptu,
Frgm.
piZZu, su, Särat pagf, su ziqqatil (?) - NUN.BAR.IjUS.KU6 zu (sE) ze kalbi $almi 44,39; ze sal;f 44,39 ZU.LUM.MA = suluppü zuqaqTpu(ciR.TAB) 0 tarftu
Indizes
Indizes Grundsätzlich nicht aufgenommen sind hier Lemmata, die direkt den Überschriften der einzelnen Kapitel und Unterabschnitte zu entnehmen sind. Zitate, so nicht anders vermerkt, nach Seitenzahlen.
1. Sachindex Affenhaar 74 Assoziative Magie 45 Assyriasmen 169 Augen 91; 146 'Augensteine' 85 Beschwörungen und Rituale: elamische 3 hurritische 3 Nam-bur-bi 6; 140 subaräische 3 Sa-zi-ga 7f.; 140 Su-fl-Ia 2; 140; 147 Böser Blick 54; 146 Doxologie 15 Embryologie 143 26 Fehlgeburt 143 Frühgeburt 4 Gazelle 38; 155f. Gebetsbeschwörung 2 Hokuspokus 3 7 'Leitfaden der Beschwörungskunst' 4; 10; 140 Magie, "schwarz/weiss" H.
Magie-Spezialist (professionell/ im Tempel) 2; 4 Markierungen am Tafelrand 22+ 21 Mengenangaben (bei Ingredienzien) Nachtwachen 37 Pädiatrie 5 Phylakterium 147 Schlafliedchen 3 Schülertafel 22 22 'Schwarze Kunst' 1; 3 7 'Schwarzer Mann' 169 'Sterntau' 63 Stichzeile (doppelte) 26 +33 Tempelpersonal 2 Umstandssatz 45; 113 Unreinheit der Mutter nach der Geburt 66 Vergleich 156f. Vogelnest 43 Vokativ 40 Wortspiel 35; 45; 169 Zählwinkelhaken 47 Zauberei 143
28
2. Namen
Bel S.15+13 Damu § 2,"42; § 32,13 dms = Ea § 32,12 Ea § 2,°41; § 4,058f.; § 25,"370; § 29,15; § 31,25; § 31,27; § 32,12; S. 152f. Enkidu Vor1. 2,16; S. 37f.; S. 155 Enlil § 13, °190 'Götter der Nacht' s. ilü sa müsfti Gula § 2, °42; § 16, °234; § 16A; § 25, °369; § 32,13; § 34,12; 17 'Hausgott, -göttin' s. ili/istar b'itim ili b'itim Vor1. 1,5; Vor1. 2,11; S. 152f. ilü sa müs'iti § 5, °73; S. 150; S. 159 IStar § 4, °60; § 25, °358; S. 152f. iStar b'itim V or1. 2,13 Kusarikku(m) Vor1.1,5; § 4,"58; S. 152ff. Labmu § 25,°358; § 29,15; § 31,25; S. 87; S.152f. Lamastu § 16, "230; § 16A; § 21, "301; § 34,1; 23; [§ 41]; S. 4; S. 21; S. 26; S. 142f.
Lihl (UJ.dL.LA, LlL.LA.EN.NA) § 45,"1 Lugalurra S. 21; S. 28 Marduk § 42,"17(q",r) Meslamtaea § 13,"188(Aa); S. 63 MUL.KAK.SI.SA § 46,3 Nergal § 13, "188 Ningirim (a) § 16, "228; § 16A; § 25, "368; § 32,14 Ninmab S. 5; S. 21 Nusku S.6 Sin § 42,"8-"14; "19; S. 27 $arpänItu § 42,"17(q,r); S. 119 Samas (Samsu) [Vorl. 1,2]; Vor1. 2,4; § 2, "41; § 5,"74f.; § 14,"213; § 26,"375f.; § 30,19; § 32,2; § 40,10f.; 13; S. 5 Seris s. kabm dS., Glossar. Sulpaea § 13,"188(f); S. 63 ZerpänItu s. $arpänItu
b) Personennamen Alexander d.Gr. 15 Anu-ik~ur S.d. Samas-iddin 21 Arad-[ ... ], V.d. Nür-Uta"ulu 15+12 Assurbanipal 10 Ki~ir-Assur MAS.MAS TUR 25 Ki~ir-NabU MAS.MAS, S.d. Samas-ülid N.d. Nabu-bessunu 24f. LabItum 138 LaqItum 138
Nabu-bessunu, Ahnherr d. Ki~ir-Nabu u. Samas-ülid 25 Na"id-Ninurta S.d. Ninurta-[ ... ] 15+12 Ninurta-[ ... ] V.d. Na"id-Ninurta 15+12 Nür-Uta"ulu S.d. Arad-[ ... ] 15+12 Samas-iddin V.d. Anu-ik~ur 21 Samas-ülid V.d. Ki~ir-NabU, N.d. Nabu-bessunu 25
3. Wortindex Aufgenommen sind hier nur diejenigen Wörter und Schreibungen, die in Kap. 1-2, 4-5, sowie im Kommentar zu Kap. 3 besprochen wurden. Ein vollständiges Glossar des technischen Vokabulars der Rituale findet sich oben, S.171ff.
a) Götter und Dämonen Der folgende Index enthält alle in den bearbeiteten Texten vorkommenden Götter- und Dämonennamen (zitiert nach § und Zeile), sowie die in Einleitung und Kommentar besprochenen Namen (zitiert nach Seitenzahl). AlU § 46,8 Antu(m) § 32,4; 9; S. 152ff. Anu(m) § 32,9; § 46,1; S. 15+13
Asallubi § 2, "41; § 16,"227; § 16A; § 25, °370; § 31,27; § 32,12; § 34,17 d BAD = Ea § 4,058(B)
176
177
adiim 53 A.GESTIN 77 A.tlI (= asar ?)
abu 139 aniibu S(t) 41 a/uprü 103 armu 43 asUtu 144
49
iisipu 2 iisipütu 144 A+su+Sd 15 11 baku 39; 142 biiku, "bakku 55 baltu, baltütu 27 34 biiru 2 basu (eli NN) 89
178 bi/ un11tu 112; 139 bi$$üru 53 brt ekleti 34 bultu 27 34 bun11tu s. binutu "dimmu 46 DUU.DUU (statt DU.DU) 125 dU13.du13.la 9; 1321 egegu 99f. ekeku 99f. elepu Gt/St 61 em/nqum 36 EN (statt EN?) 51 eqequ 99f. ERIN = ses4 136 esea/ku 138 esu 138 GAB (statt GAB) 123 GENNA (TUR.DIS) 132; 137 GUR.GUR 93 aalluläja 60; 123 IJAR (= tenu) 57 aubüru (I u. II) 45 IJUL u:J. TUR 6 auraummatu 77 IGI.DIM, UJ.IGI.DIM 137 illiitu 125 IM.GID.DA 25 inim-gi4 99f. ir.ra-gar 39 Ir-ses2/4.ses2/4 10; 39 itülu 87 (Imp.); 156 IZI.GAR (= nüru) 88f. KA.l}ul 54 kalrtu 50 kannu (PI. m. u. f.) 60 kfsa 36 kikkiranu 92f. kispü 2 kftu 51 KU.GEihu.II 81 Anm. kullumätu 23 k/gungu 107 KU.PI 81 Anm. KUR. RA 79 kurru 80 kusarikku 46 KUS.SUIJUB 95 Pt (Westsem.) 136 13 LAGABXGAR (= tinüru?) 53
Indizes
Indizes laku, la"u 41 lezu 63 lillanu 107 lillidu 139 lippu 83 lu, lftu 49 UJ.BAN.DA 137 UJ.I (statt LU.TUR?) 39 -ma u 47 mä/ eair (t )um 38f. masmäsu 2 meairum s. mäairum dME.PIRIGXA.LlM (= kusarikku) 46 MUNUS.LA.RA.AIJ 4 MUNUS.PES4 KES.DA 4 museniqtu 94 na"äräh (Westsem.) 55 na"artu s. na"ru nadänu (Gt?) 47 nadu 38 nagägu 105 nagäsu 105 naaarsusu 88; 156 naau 136; l40f. nakäru D 96 na"ru, när(t)u etc. 55f.; 139 negeltU(m) (IVae f/ü) 34; 47 nepelku S 108 NIG.KU (?) 77 nuär(t)u s. na"ru numartu s. na"ru NUN.BAR.IJUS.KU6 (= ziqqatU ?) 57 paaallu s. papaallu panägu 83 papaallu 8lf. pardu 58 paru, parütu 85 pingu 83 pirau 138 15 puquttu (U.IJAB) 69 raggu 56f. räSänu 49 rigmu 46 rfSätu 49 säbftu(m) 35; 157 s/zappu 80f. "sarmase 64 si 53 sinuntu (sa iltäni) 43 sissiru 64
sukkuku 40 SUM.SIR.DIL.SAR 56f. süqu sa nisf 96 $abätu (+ Dativ) 49f. $abftu(m) 35; 141; 157 $alälu 54f. (D); 14lf. $allälu 47 $ulülu 102 SAB.BU(.RI) 80 sadädu 50f. sakiru 69 salamtu 53 salämu 15 HO sa-libbisa 139 sammi dSamas 69 se4/sed7 9; 136 ses2/4 136 sittu(m) (Sitta-/sinat-) 39
179
tärftu 113; 127 tugul (NAGAR.zA-tenu) 57 TU.RA KILlB.BA 27 TUR.TUR 132 1; 137 teru 131 u"iltu 25 UM.ME.GA.LA. (= museniqtu) 94 upputu 40; 94 uprü s. aprü upsasu 2 uqququ 100 ur4. ur4 62 USU.TAG.GA (= kiSpü) 66 uzuzzu S (Wz. DU) 119 wurdum (= wildum) 36; 139 zappu s. sappu zi. bi -kar 62 ZI(.)TUR(.)ME (?) 56
4. Texte Die folgende Liste verzeichnet Keilschrifttexte, auf die in Einleitung und Kommentar näher eingegangen, bzw. aus denen längere Passagen behandelt wurden. Zitate einzelner Zeilen und Wörter sind dagegen nicht aufgenommen. Für alle in Kap. 3 bearbeiteten Texte und Textabschnitte s. die Listen auf S. 29-32 ! A 184 (Istanbul, unp.) 6 ABL 1289 144 28 BAM 311, 68ff. 123f. BAM 324, 12' ff. 76 BAM 343-344 23 24 BAM 356 I 9ff. 71ff. BAM 471 IV 10'ff. 123f. BAM512 27 BAM 515 27 BM 56148 (unp.) VI 39ff. 71ff. K 9288 (unp.) 5'ff. 70ff. KAR 44 4;10; 140 Kramer, Fs. Volterra VI 191ff. 147 Lam.-Serie I 1-10 117
Lam.-Serie III 27ff. u. 50ff. 70ff. Lam.-Serie III 53f. 75f. LKA 114 5 LKA 132 Rs. 7ff. 92 LKA 142 5 Re 713 (unp.) 71ff.; 83 STT72 5 STT 255 5 STT 273+ II 2'ff. 70 Thureau-Dangin, RA 36,15 10 UET 4,149 Rs. 4ff. 7lff. VAT 13608 (unp.?) 27 VS 17,26 9; 145 YOS 11, 84 9; 146
181
Tafel 1
Text Aa : KoI. I K6901+11278+S 1301+81-7-27,127(+) S 70+206+1190+1409+1538+ Rm. 2,150( +)S 453
Tafeln
S 1190 ~
5'
Rm.2,150 ~
065
Alle Kopien sind einheitlich im Massstab 1 : 1,5 gezeichnet und wiedergegeben. Für das Photo von Text k (Tafel 16) vgl. oben S. 24 !
180
Tafel 2
182
Tafel 3
183
Text Aa (K 6901+) : KoI. III o.H. K 11278 81
Text Aa (K 6901 +) : KoI. II
U I
I I
I
"85
I
K 6901
, ! 10'
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10 I
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"165
I I
15'
5"
°170
81-7-27,127 10 "
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I I I I I I
I 15"
;20 11
S 70
25"
l
, I ,,
°175
I
I
~
I
25'
184
185
Tafel 5
Tafel 4 Text Aa (K 6901+) : KoI. III u.H.
Text Aa (K 6901+) : Rs. KoI. IV "226
"230
S 1301 !
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c
250
~~~~~~~~~nL~
I
I I I I
I I I
I I
I I I I I I
I +-
S 1409
I I I I I
60 I
I I
, lf
65'
151
Tafel 6
186
Tafel 7
Text Aa (K 6901 +) ; Rs. KoI. V
187
Text Aa (K 6901+) ; Rs. KoI. VI 1
°360
°295 5
5
I' Rm.2,l50
,,, I
, B
t
...
('300) ••
S 1538 ~
,
15
S 1190 --
"'310
20 h I \ I , I
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S453
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I
25 I I
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25
S206-\
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,
+-
S453
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I
I
°320
I
I
30
I
I I
/
I I
Lücke unbestimmter Länge,danach S 453 (o.A.)
\
Lücke unbestimmter Länge,danach S 453 (o.A.) \ \
\
\
r I I
I
188
Tafel 8
Tafel 9
Text Ab: KoI. I
189
Text Ab (K 5107 etc.) : KoI. lI-IlI
K 5107 (+ )6812( + )9171 + 13372+ DT 251(+)K 9661(+)13747
"70
f
I
K 6812 t
) /
/
//°153
Lücke unbestimmter Länge
/
I
I /
N.B. Vertikale Abstände / sind stark verkürzt. /
I
I
/ /
/
/
10'
"- '- °165 "-
o
50 15'
I
!
20'
~
DT251
'-
'-
'-
"-
'I
190
Tafel 10
Tafel 11
Text Ab (K 5107 etc.) : Rs. KoI. V-VI
191
Text i : A 139 Vs.
--
DT 251 i
..........
K 13372 t
"365
Rs.
"370
r---------------------------l I
I
Text c (BM 52214)
Text j (BM 134780)
15
I I
I I
20
I
192
Tafel 12
Tafel 13
Text k: A 394
Text 1: A 378+387
Vs.
---------.,I I 1
Vs. 5
H)
----,
Rs.
I I
IFWFmH-f
_ _• -
25
I
-
-
-
:
_ . _ _ .1
193
Text 0: BM 42327+42410+42604+42628+43474+43523 Vs.
Text 0: BM 42327+ Rs.
i 42410
42628 i 42327 i
195
Tafel 15
Tafel 14
194
t 43474
40
n
45
42327 I I
I
I
I
43523+43474
I
Rest der Tafel unbeschrieben.
Text w: K 17107
42628 t
Text x: K 20340
t 42410
5
5
196
Tafel 16
Text k (A 394), Rückseite, nach dem Grabungs-Photo Ass. 4132