INHALTSVERZEICHNIS
Chronologie ...
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INHALTSVERZEICHNIS
Chronologie ............................................................................................... 3 Einleitung ................................................................................................... 6 Kapitel 1 Zacharias .................................................................................... 8 Kapitel 2 Augustus................................................................................. 146 Kapitel 3 Antipater ................................................................................. 150 Kapitel 4 Ein neuer Führer..................................................................... 160 Kapitel 5 Antipas.................................................................................... 225 Kapitel 6 Tiberius ................................................................................... 237 Kapitel 7 Yehohshua.............................................................................. 310 Kapitel 8 Albträume ............................................................................... 338 Kapitel 9 Intrige...................................................................................... 375 Kapitel 10 Neue Reisen ......................................................................... 400 Kapitel 11 Die römische Entscheidung.................................................. 408 Kapitel 12 Nachträglicher gedanke einer Verhaftung ............................ 419 Kapitel 13 Lehrer der Menschen ........................................................... 423 Kapitel 14 Die Ausbildungsmission ....................................................... 467 Kapitel 15 Mattityahus Feier .................................................................. 477 Kapitel 16 Das Missionarswerk.............................................................. 484
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Chronologie Tischri, 7 v.Chr.
Zacharias Begegnung mit Gabriel im Allerheiligsten während des Laubhüttenfestes Miryam besucht ihre Tante Elisabeth in Hebron für drei Monate Yehohanan wird in Hebron geboren Yehohshua wird in Bethlehem geboren. Acht Tage später wird er beschnitten. Yehohshua wird im Tempel in Yerushalayim präsentiert. Prophezeiungen von Anna und Simon Besuch der Weisen, Flucht nach Ägypten Yehohshua beginnt sein Lehrwerk im Tempel Yehohanan tauft Yehohshua Versuchung Yehohshuas in der Wildnis Erstes Passahfest von Yehohshuas Dienst Erste Feindseligkeit zwischen Annas und Yehohshua, die illegale Kaufleute im Tempel beinhaltet Zweites Passahfest von Yehohshuas Dienst Drittes Passahfest von Yehohshuas Dienst Zweite feindselige Begegnung zwischen Annas und Yehohshua bezüglich der Kaufleute Yehohanan wird in Machaerus inhaftiert. Yehohanan wird hingerichtet. Andreas, ein entfernter Blutsverwandter, wird Yehohshuas erster Talmid.
Ijar 6 v.Chr. Siwan, 6 v.Chr. Cheschwan, 6 v.Chr.
Kislew, 6 v.Chr.
4 v.Chr. Siwan, 5 n.Chr. Tammus, 29 n.Chr. Aw, 29 n.Chr.
Nisan, 30 n.Chr.
Nisan, 31 n.Chr.
Nisan, 32 n.Chr.
Ijar, 31 n.Chr. Adar, 32 n.Chr. Elul, 29 n.Chr.
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Kefa, Andreas Bruder, wird Yehohshuas zweiter Talmid. Ya’akov und Yochanan, Yehohshuas Cousins ersten Grades werden auch Talmidim. Judas Iskariot aus Judäa wird der zwölfte Talmid. Mattityahu und Toma schließen sich den Talmidim an. Bar-Talmai und sein engster Freund, Philippus, schließen sich auch Yehohshua an. Jakobus der Geringere, Yehohshuas jüngster Cousin, schließt sich den Talmidim an. Judas Iskariot aus Judäa wird der zwölfte Talmid. Zwölf Apostel werden erwählt. Rat der zweiundsiebzig Erwählten. Yehohshua errichtet die Vierte Sekte. Viele Talmidim lehnen Yehohshua als den Mashiach ab. Yehohshua errichtet einen neuen Rat der Zweiundsiebzig. Diese Männer werden ermächtigt, zu predigen und zu heilen. Nährt 5.000 Männer in Kapernaum (mit Ehefrauen und Kindern über 20.000) Nährt 4.000 in Dekapolis (mit Ehefrauen und Kindern über 16.000) Bergpredigt Vortrag in Perea Erste Galil-Mission Zweite Galil-Mission Dritte Galil-Mission Predigt in Tyrus und Sidon (nördliche Ausdehnung von EretzIsrael) Predigt in Perea (östliche Ausdehnung von Eretz-Israel) Predigt in Hebron (erste Hauptstadt von Eretz-Israel) Jesus in Memphis, Ägypten aufgezogen (südliche Ausdehnung von Eretz-Israel)
Schewat, 30 n.Chr.
Adar, 30 n.Chr.
Elul, 31 n.Chr. Adar, 32 n.Chr. Elul, 32 n.Chr.
3. Nisan 32 n.Chr.
25. Nisan 32 n.Chr.
20. Siwan 31 n.Chr. Tewet 32 n.Chr. Ijar, 30 n.Chr. Tammus, 31 n.Chr. Spät-Tischri, 31 n.Chr. Siwan, 31 n.Chr.
Schewat, 31 n.Chr. Adar, 32 n.Chr. Adar-Schiwan 5-3 v.Chr.
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Aw, 31 n.Chr. Elul, 31 n.Chr.
Erweckt Jarius Tochter vom Tod Heilt zwei ungenannte Männer und einen dämonisierten Stummen Ef’azar auferstanden Heilt Bartimaeus und seinen Freund von ihrer lebenslangen Blindheit Yehohshua wird zum König erklärt. Ermordet am Hinrichtungspfahl Yehohshua steigt in den Himmel auf. Pfingsten und Ruach Ha Kodseh Der Paraklet geht auf Erden. Yehuways Königreich
Tewet, 32 n.Chr. 7. Nisan 33 n.Chr.
9. Nisan, 33 n.Chr. 14. Nisan 33 n.Chr. 25. Ijar 33 n.Chr. 6. Siwan 33 n.Chr. Heute Morgen
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Einleitung „Atem, entfliehe mir nicht. Erlaube mir, diese letzte Vision zu erklären, die du mir meinen betagten Augen verliehen hast“, betete Yisrael zu Yehuway, als seine zwölf Kinder neben seinem Sterbebett standen. Von Sohn zu Sohn berührten seine Hände ihre Schultern, als er mit seinen Segnungen sich abmühte. Levi gab er das Gesetz. Dan das Recht des Urteils. Yissakhar die unermüdliche Mühe. Dann wartete jeder, um zu sehen, wer das Szepter erben würde. Ihre Augen fielen auf Yosef. Stattdessen berührte Yisrael die Schultern seiner beiden Söhne. Ephraim und Manasseh gab er die Stärke. Dann kam Yehuda nach vor. Niemand schenkte seinem Näherkommen Aufmerksamkeit. Hatte er sich nicht von ihnen abgewandt und eine Kanaaniterin geheiratet? Waren nicht seine beiden Söhne so böse, beide wurden von einem Engel hingerichtet? Nun wurde sein einziger Erbe aus einer Ehegemeinschaft geboren. Obwohl seine Mutter einem anderen Sohn versprochen worden war, nahm Yehuda sie zu seiner eigenen. Skandalös! Skandalös! Skandalös! Mit zitternden Knien, furchtsam vor seinem Vater, verbeugte sich Yehuda neben dem Sterbebett. Das qualvolle Atmen seines Vaters hallte durch den Raum. Yehudas elf Brüder begannen respektlos untereinander zu reden und wollten, dass Yisraels Segen oder Fluch schnell endete, so dass sie ihre Aufmerksamkeit Binyamin zuwenden konnten, sicherlich der eine, der das Szepter erbte. Zitternde Finger berührten Yehudas Wangen. Sie spielten über dem Kiefer und den Wangen und Ohren und kamen auf seinem Kopf zur Ruhe. Sie zogen sanft an Yehudas Haar. Die elf hielten es für einen Tadel. Yisraels Stimme vertiefte sich: „Yehuda, du bist der, den deine Brüder lobpreisen sollen!“ Ein Schweigen folgte. Die erschrockenen Brüder schauten auf den Drittältesten unter ihnen. Sie beobachteten, wie die zitternden Hände ihres Vaters sich zu einer unerwarteten Ruhe niederließen. Ihre Augen folgten seinen Händen, als sie nach dem Gefäß griffen, das das Salbungsöl enthielt. Yisrael goss es über Yehudas Haupt. Sein Wohlgeruch erfüllte den Raum. „Wer wagt es, einen Löwen herauszufordern? Das Szepter wird nie von Yehuda weichen, noch soll es der Herrscherstab zwischen seinen Füßen! Die Macht soll bei Yehuda bleiben, bis zur Zeit, wenn Schilo kommt; und mit ihm, dem es gehört, ewig!“ Yisrael kämpfte härter, um zu atmen. Die aufgewendete Energie leitete seine Stärke ab. Er übte seinen letzten Segen an seinen anderen Söhnen aus. Als seine Worte endeten, fühlte er die langsame Freigabe der Luft aus seiner Lunge. Er wurde benommen. Unabwendbare Dunkelheit umgab ihn. 6
Yehuda lehnte sich hinunter und schloss die Augen des Vaters. Tränen befeuchteten alle anderen Augen. Yosef warf sich über den Körper seines Vaters und kreischte laut das Todeswehklagen. Yehuda und der Rest zerrissen ihre Tuniken. Als sie schließlich die Totenkammer verließen, war draußen in der Vormittagssonne Yosef der Erste, der sich vor Yehuda verbeugte. Der Rest folgte, aber mit einem neidischen Herzen, Levi brachte den Konflikt zwischen Kohen und König in Bewegung. *** In der Stadt Yerushalayim am 20. Jahrestag von Yehohshuas Auferstehung traf sich der Rat der Zweiundsiebzig mit den zwölf Aposteln, um Schilos Identität zu beglaubigen. Lukas und Theopolis und Paulus, ebenso Timotheus und Barnabas nahmen Ehrenplätze unter den Botschaftern der Vierten Sekte ein. Es wurde von jedem Anwesenden zugestimmt, dass eine genaue Geschichte ihres Herrn und Erlösers bewahrt werden musste, bevor der Letzte von ihnen umkam. Sie wollten nicht nur bruchstückhafte Berichte zurücklassen, die in fehlerhaftem Material verdorben werden konnten, um benutzt zu werden, Abtrünnigkeit gutzuheißen. Mattityahu und Markus präsentierten die Schriftrollen, die sie über die Jahre für Lukas, um sie zu studieren, geschrieben hatten. Diese wurden zur Seite gelegt, um von dem Ehrenwertesten der qualifiziertesten Schriftgelehrten abgeschrieben zu werden. Was dem Rat jedoch mangelte, war ein einzelner Verweisführer. Lukas hatte beschlossen, sie alle in ein Werk zusammenzufassen, indem er ein Universalbuch formte. In Spanien, nachdem er an dieser Leistung gearbeitet hatte, versagte sein Herz und ließ die Aufgabe unvollendet. Paulus und Theopolis betrauerten den Verlust ihres Freundes. Mehrere Monate später starb Paulus, der dreizehnte Apostel, in seinem Schlaf. Theopolis und mehrere neulich Bekehrte begruben Paulus in Cádiz neben Lukas. Nach dem ruhigen, ereignislosen Begräbnis inspizierte Theopolis die unüberschaubaren Truhen mit Schriftrollen und was für Aufzeichnungen er tragen konnte, übergab er dem betagten Apostel Johannes auf der Insel Patmos. Johannes gewaltiger Versuch, die Schriftrollen zusammen zu fassen, wurde beiseite gelegt, als die große Vision erschien und für die sieben Versammlungen Asiens geschrieben werden mussten. Zweitausend Jahre später stieg der Paraklet, geleitet durch den Ruach Ha Kodesh, auf die Erde herab, um die Seelen und Intellekte der zahllosen Millionen Menschen zu suchen, um zu sehen, wer fähig war, die unvollendete Aufgabe zu vollenden. Yehuway richtete den Blick des Paraklets auf eine verderbte und widerwärtige Person, die in ihrer Persönlichkeit die schlimmsten menschlichen Wesenszüge bekundete.
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Kapitel 1 Zacharias „In vergangenen Zeiten hörte ich das sanfte Timbre der Zimbeln hin und her durch die Luft durch die strahlenden Hände der Engel wogen. Ihre so flinken Hände schienen wie durch einen verschwommenen Augenblick. Eine große Menge an Farben floss aus ihren Bewegungen. So exotische Bildercollagen hypnotisierten mich. Mein Körper schwankte. Ich fühlte mich leichtsinnig. Ich wurde in einem merkwürdigen Halt der mystischen und spirituellen Macht gefangen. Entflammt mit strahlender Bekundung wurde ich inspiriert, eine Pantomime von Hunderten Charakteren zu tanzen. Tragische und komische, indem ich Gottes Worte in menschlicher Form auslegte. Harmonische Strukturen wogten durch mich, als meine Beine sich hoch über Attikavasen erhoben. Eine andere Legion von Engeln erschien vor mir, bewaffnet mit Tamburinen, Harfen, Handrasseln, Pfeifen und Trigonone. Tetrachorde, erbracht in pentatonischer Skala, harmonisierten meine Schultern und meinen Kopf und meine Füße und Arme. Wie brillant ich tanzte. Gott trieb mich dazu, in einem Zustand der rasenden Bewegung zu existieren. Jeder Tanzschritt brachte mich näher zu den Engeln, und in der Reise zu ihnen betrat ich das himmlische Reich, wo Zeit und Raum bedeutungslos wurden. Zeit, Vergangenheit und Zukunft vermischte sich in einen einzigen Augenblick. Erinnerungen zogen vorwärts und zurück, als ob es musikalische Rhythmen wären, im Takt zu meinen tanzenden Füßen gesetzt, die die Abhandlung meines Lebens auf dem Boden herausklopften“, bekannte Zacharias zu Elisabeth. „Dann verstimmte das Geschmetter einer Trompete das weiche Timbre. Die Darabukkah-Trommel schlug. Zimbeln rasselten. Glocken und sogar mehr Glocken störten meinen Rhythmus. Meine Pantomimen veränderten sich. Ich grenzte an Ekstase. Bis zur Entfernung meiner Kleidung. Bis zur Masturbation, wollte meine Samen mit befruchtender Macht erregen.“ „Solche Dinge auszusprechen“, erwiderte Elisabeth. „Dein Traum bringt schreckliche Warnungen mit sich. Vielleicht beherbergt er den Tod?“ „Oder vielleicht eine Fläche der Existenz, die nur Musikanten ergründen können?“ Elisabeth stieß ihn mit ihrem Ellbogen an. Ihre Hand fiel zwischen seine Beine. Er war erregt. Pochend. Ihre Augen funkelten vor Liebe. Beide umarmten sich in explodierender Leidenschaft. Beide kamen zusammen zum Höhepunkt, jeder Körper als einer vereinigt, bebten, zitterten, ließen sich dann in sanfter Kapitulation nieder. Morgen. Eine Herrschaft der Farben erhellte den Horizont, als Zacharias, der Parusch aus dem Haus Abijah, schwer hustend aufwachte. Sein Körper war mit dem Nachtschweiß von dem langen Verlauf seiner Träume durchtränkt. Seine Morgenerektion verlangte noch eine Umarmung. Elizabeth lächelte, schob ihren Körper unter seinen, festigte ihren Halt an 8
seinen Schultern und gab den wunderbaren Empfindungen nach, die sie verzückten. Sie hatte sie seit langer Zeit nicht erfahren. Sie stieg aus dem Bett, um sich zu waschen und das Frühstück zuzubereiten. Er schlief wieder ein. Wieder filterten große spirituelle Fantasien in seine Träume, die unerklärlich in seinen Sinn kamen und wieder gingen, wie geometrische Ausdrücke in nicht interpretierbaren Abhandlungen. Er kämpfte, um sich die wandernden Formen zu erklären, die in verschiedenen Graden der flüssigen und festen Form wiedergegeben wurden, gebändigt in merkwürdigen Unterströmungen, die zu mysteriös waren, um sie zu lösen. Gedanken, einst klar, gingen verloren, bevor man sich an sie erinnerte. Unbekannte Dinge drangen in seinen Verstand ein. Sein Körper warf sich auf dem Bett herum. Dann bezwangen ihn poetische Worte. „Kann ein Intellekt zergliederter Gedanken die Wahrheit erkennen?“ „Du bist der Letzte deiner Linie“, erinnerte ihn die Stimme. Seine Augen tränten. Er hatte genug von den nächtlichen Visionen, die sich in den Morgen trugen. Er wollte aufwachen, sich von dem gefangen nehmenden Schlummer erheben. Zacharias Beine taten weh. Sein Rücken schmerzte. Er hustete wieder. Wie ein Löwe in der Jugend, wie eine Hyäne im Erwachsenenalter, wie ein betagter Hund ergab er sich dem Angriff der Zeit. Gnadenlose Bewegung. Drehende Konstellationen, hast du irgendwelche Gedanken, dass sich irgendwo darunter eine blaue Sphäre dreht, wimmelnd von Leben? Hat die blaugefärbte Atmosphäre das Gewissen der Menschen beeinträchtigt? Zacharias räusperte sich und schluckte unabsichtlich etwas Schleim. Seine schlaksigen Beine streckten sich nach der Wand drüben, nach dem so fernen Universum, nach dem Horizont, der unmöglich einzufangen ist. Seine Wadenmuskeln schickten intensive krampfartige Schmerzen zu seinem Rücken. Er zog seine Zehen nach innen, um gegen die Qual anzukämpfen, dann erleichterte er endlich seinen morgendlichen Kampf. Er schüttelte energisch seine Beine, um die angespannten Muskeln zu lockern. Gequält, müde der knallharten Träume, dass er der Letzte seiner Familienlinie war, zwang er sich aus dem Bett. In dem anderen Zimmer stand Elisabeth, seine Ehefrau, über einer großen Metallschüssel und rührte den morgendlichen Brei. Zacharias zog den Vorhang von dem Steinfenster über dem breiten Sims zurück. Ein Ausbruch an Sonnenlicht durchflutete das Zimmer. Er blickte auf die morgendlichen feuerroten Wolken, die noch immer über dem Anstieg des Berges jenseits des Hebron standen. Warmes Licht fiel über die Safran- und Mohnfelder. Er nahm ein kleines Handtuch in seine dünnen Hände, seine langen Finger zitterten. Das alte Handtuch begegnete den Schweißperlen auf seiner Stirn. Er wischte einmal, warf es über seine Schulter. In der Küche warf er das Gesichtstuch in einen Haufen schmutziger Umhänge. „Mehr Arbeit“, fuhr er durch den Haufen. „Runzelige Hände, hast du kein Ende?“ Er kratzte seine Schenkel. „Über was heute nachgedacht? Über das ruhige, unerbittliche Altern meines Körpers. An die grauen 9
Handgelenkshaare, die einst schwarz wie Kohle gewesen zu sein schienen?“ Er berührte die Altersflecken, die sich auf seiner Hand bildeten und folgte ihrem Aufstieg über den Unterarm. „Vor langer Zeit akzeptierte ich die grauen Haare, die darauf bestanden, meinen Kopf zu übernehmen. Vielleicht in der Jugend genoss ich das Grau auf meinen Schläfen, aber diese Neuen sind nicht zu akzeptieren. Das Leben, unabwendbar. Wie alt bin ich jetzt?“ flüsterte er zu sich. Er schloss seine Augen, streckte seinen Rücken, hörte seinen Nacken knacken. Er ging zu seiner Ehefrau, die fast in seinem Alter war. Ihr Körper hatte eine jungendliche Lebenskraft verloren, aber in nächtlicher Leidenschaft brannte ihr Eifer noch immer. Ihr langes, fließendes Haar vermischte sich mit seinem Haar in diesen Nächten. Obwohl ihre gerundeten Schultern ihre frühere Schönheit verrieten, als ob es nie gewesen wäre, kümmerte ihn nicht. Ihre sich ausbreitenden Beine, der Geschmack ihrer Brüste leugneten alles andere. In der Nacht verwandelte sich Elisabeth zu einer schönen heidnischen Göttin und lachte über die wahre Tugend. Er schaute sich in dem spiegelnden Metall an. Seine Schultern begannen ihre Rundungen vor langer Zeit wie ihre. Sein Bauch wölbte sich, aber nicht annähernd so sehr wie ihrer. Er schaute in Elisabeths Gesicht. Ihr Kinn hatte seine feste Glätte verloren, aber hatte sich nicht verdoppelt wie seines vor Jahren. Er fühlte die Sorge über seine vierzig plus Jahre, und für den Augenblick dachte er daran, wie bald er fünfzig sein würde. Er fühlte seinen Bauch. Er drückte ihn hinein. „Viel zu groß. Meine Hüften können all dieses runde Zeug nicht stützen.“ Er kratze seine Unterarme, indem er die Insektenbisse, Pickel und noch nicht ausgereifte Altersflecken befühlte. „Merkwürdig“, dachte er, „wie kommt es, dass jeden Monat ein neuer Pickel aus meiner Haus herausbricht? Braun und hart.“ Er schaute auf das Kupferwaschbecken und auf einen anderen steifen Waschlappen, den seine Ehefrau für ihn zur Seite legte. „Ich bade immer, aber die Pickel brechen ständig hervor! Warum? So lebhaft erinnere ich mich an die Tage, als ich in meinen Dreißigern war. Neues Haar spross, kitzelte tatsächlich in meinem Nacken. Wie ich es hasste.“ Er sinnierte. „Einmal, vor langer Zeit, hatte ich auf meinen Armen oder Beinen oder meinem Brustkorb keine Haare.“ Er schaute auf die grauen Haare in der Mitte seiner Brust. „Einmal waren genau diese Haare schwarz gewesen. Dann eines Morgens wachte ich auf. Und sie wurden grau. Zuerst meine Brusthaare. Dann die auf meinen Armen.“ Er seufzte, als er zu dem fernen Anstieg der Berge blickte, die er sein ganzes Leben lang kannte und die sein Vater gekannt hatte, und sein Vater vorher. Die Berge schienen nie zu altern, doch taten sie es. Unbemerkbar. „Utopia, bist du eine ewige Ablehnung von Falten oder bist du eine griechische Fantasie der Insel in dem Golf von Aqaba? Die Insel der einbalsamierten Schlangen?“ Er starrte wieder auf seine Hände. Ein tiefer Atemzug entkam laut aus seinen Nasenlöchern. Er ergab sich dem Dilemma seines Alters. 10
Und seiner Sterilität. Über der Straße hörte er die Geräusche von aufwachenden Kindern. Sie bereiteten sich vor, die Nachtwache ihrer älteren Brüder bei den Schafen abzulösen, und sich um die Felder zu kümmern, die an die Dorfhäuser angrenzten. Er hörte auf ihre Stimmen. Er genoss ihre Aufschreie. Ihre kleinen Possen. Sie werden erwachsen. Sein Haus war still. Nackt. Er ging zu der festgelegten Exkrementegegend außerhalb des Dorfes, indem er eine Schaufel mit sich trug. Er grub ein Loch, hockte sich darüber und drängte den Abfall seiner Innereien heraus. In Yerushalayim brauchte er keine Schaufel. Die Römer, in ihrer Liebe zu sich selbst, bauten öffentliche und private Toiletten für jeden. Internationale Politik und Staatspolitik, ging das Gerücht, wurde über einem Haufen Scheiße gemacht! Er dachte an Rahabs Spion, der das Schwert, hinauf bis zum Griff, so tief in den Bauch des Feindes tauchte, dass der Meuchelmörder sich beinahe zu Tode würgte! Er lachte leise. Humor und Tragödie. „Kann Kunst mit Scheiße gemalt werden?“ Er lachte, wobei er eine Gruppe Strauße weckte, die ihre Köpfe hoben, um die menschlichen Geräusche zu untersuchen. „Alles in einem, und eines in allem. Erde ist Erde und Scheiße ist ein großer Teil davon. Erlaubt meinem Exkrement, stromabwärts zu dem Großen Meer zu fließen und die Römer und Idumäer daran sich zu ergötzen. Kanalisation trägt den Abfall meiner Innereien zu den Dörfern der Welt. Landwirte sammeln sie. Vergraben sie auf ihren Feldern, um etwas zu nähren, irgendetwas, das einen Teil von mir trägt. Kann ich nicht irgendwie etwas von mir benutzen, um einen Teil dieser Welt, der als ein größerer Anteil des Tales von Gey-Hinnom erscheint, in eine Oase zu verwandeln?“ Er sprach diese Worte zu den Binsen vor ihm. Sie schwankten bei der Berührung des Windes, als ob sie seine Worte hörten. Er lachte wieder, vergrub seinen Abfall, kehrte zum Haus zurück. Er schaute wieder auf die Kupferschüssel, missachtete sie, ging zu dem Gemeinschaftsbecken, zog sich aus und badete in dem lauwarmen Wasser. Wasserdunst spritzte von einem Körper. Er begann sein Morgenlied, die Leute bleiben stehen und hörten zu. „Was für Gedanken hast du über die Welt?“ fragte eine Frau. Sie liebte es, ihn bei jeder Gelegenheit, die sie bekam, zu necken. „Die Welt? Ich, als kindloser Mann, besorgt um die Welt? Nein, meine Liebe, ich bin nur über dich besorgt. Möge Yehuway dir viele Söhne geben!“ Sie wurde traurig. Ihr Gefährte stieß sie an. „Warum machst du solche Scherze mit ihm?“ „Ich meinte es nicht böse. Ich wollte ihm nur zeigen, wie sehr wir ihn lieben.“ „Und die Liebe der ganzen Welt kann seine Frau nichts befruchten.“ Die Kinder sausten davon, fanden eine ferne Ecke und tollten wieder herum. Ihre Ohren hörten Elisabeths Stimme. Sie rannten hinter ihr her. 11
„Hier jetzt, kommt und fresst“, sagte Elisabeth zu den mächtigen weißen Eseln, als sie sie mit ihrem Morgenfutter fütterte. „Ich kümmere mich immer um euch, weil ihr die Kinder der Eltern seid, die meine Mutter und mein Vater mir an meinem Hochzeitstag schenkten. Ich werde nicht meinen faulen Dienern erlauben, euch zu vernachlässigen und euch krank werden lassen, wie eure Eltern es wurden.“ Die Diener zogen die Kamele vor, aber sie hatte die Kamele an ihre Nachbarn, die Karawanenkaufleute, verkauft, die zwischen Memphis von Ägypten und Yerushalayim und Damaskus reisten. „Eliezer, Avrahams Freund und Cousin, wurde in Damaskus geboren. Shem, den Noah als Malki Tzedek bestimmte, errichtete die Stadt des Friedens, Salem, die König David, unser Melakhim, eroberte und in Yerushalayaim umbenannte.“ Ihre Augen blickten nach Süden, als sie sich an die Geschichte ihres Volkes erinnerte. „Memphis ist eine Stadt in Ägypten, wo die Kinder von Avraham wohnten, während Yosef Ratgeber des Pharaos war.“ Elisabeth drehte sich den Dienern zu, die vorgaben, über andere Aufgaben beschäftigt zu sein, um zu vermeiden, ihr bei der Pflege der Esel zu helfen. „Meine Diener, wenn sie nur einen Teil unserer Geschichte wüssten, würden mit mir nicht über die Pflege dieser weißen Esel streiten, egal wie mühselig diese Aufgabe ist.“ Und es stimmte. Aber die Diener blieben unwissend und schließlich wurde das Füttern der Esel ihre ausschließliche Aufgabe. Sie fantasierte über die Aufzucht der Esel, deren Nachkommen den Mashiach durch die Tempeltore in den Hof und in die Stadt von Yerushalayim bringen würden. „Bald“, dachte sie, als sie das schwere Fell ihrer Lieblingstiere streichelte, „werden sie mit dem Gewicht der kommenden Reise nach Yerushalayim beladen sein. Es wird einen Tag dauern, die Stadt zu erreichen, wenn man Nabataeans Weg folgt.“ Sie ging zu dem Hof, um ihren Ehemann zu treffen. Unterwegs blickte sie in die Richtung der Höhle von Machpelah. Sie seufzte tief. „Tausend Tage vergangen und tausend weitere, die kommen, bin ich gegangen und werde vor diese Grabkammer gehen. Jedes Mal denke ich an dich, der unter dem Steineingangstor ruht. Jedes Mal, wenn ich Avrahams Grab sehe, denke ich an Israels zwölf Stämme.“ Sie erhob ihre Arme und begann zu beten. Eine Gruppe von Kindern rannte zu ihr, um ihr zuzuhören. Alle Dorfbewohner liebten ihre wundervolle Stimme und die Tiefe ihrer Kenntnis über ihre Geschichte. Die Eltern folgten den Kindern. Unter ihnen gingen ihre Ehemänner. Während ihr Ehemann und die Dorfbewohner und ihre Kinder draußen vor dem eingezäunten Gebiet standen, rezitierte sie die Anfänge der Geschichte ihres Volkes. Sie warf ihre sanften braunen Augen auf Avrahams ruhigen Ruheort, seufzte, dann redete sie von der historischen Abstammung des Volkes und dem Zweck ihres Glaubens. „Sarahs Grab liegt jenseits der Grabkammer von Yosef. Weiter drinnen ruhen Yitzchak und Rachel. Noch tiefer ruhen Israel und Leah. Alle unsere Verwandten warten auf den Auferstehungsruf.“
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„Sind wir hier, um ihre Gräber zu beschützen?“ fragte sie ein jüngerer Knabe. „Wir leben nicht in Hebron, um Gräber zu beschützen“, erwiderte sie. „Wir wohnen hier, weil dies unsere Stadt ist. Sie gehört niemand anderem sonst, um darin zu leben. Kein Fremder darf unser Land besetzen.“ „Aber Hebron scheint so unbedeutend zu sein“, sage ein anderes Kind. „Tatsächlich, nein“, sagte sie. „Hebron ist nicht unsere erste und älteste Stadt, sie war die ursprüngliche Hauptstadt der Israeliten. Sie ist eine Stadt der Könige und Kohanim!“ Die Dorfbewohner und Kinder lächelten. Sie liebten diese Erinnerung. Besonders jetzt, als sie sich zu ihrer jährlichen Reise nördlich nach Yerushalayaim bereit machten. Das Passahfest näherte sich schnell. Hunderte Karawanen, Tausende Kinder würden durch ihre Stadt auf ihrer nördlichen Reise ziehen. Sie katschte in ihre Hände und die Kinder rannten davon, um zu spielen. Um zu schreien. Manchmal, um ihre Nachbarn zu belästigen. Ein paar Eltern bedauerten den Ausbruch der Kinder. „Ich hoffe, unsere Kinder stören dich nicht mit ihren Spielen und ihren Schreien“, sagte eine Mutter. „Der Himmel weiß, wie wir versuchen, sie zu kontrollieren.“ „Wenn ich nur ein Kind hätte, um aufgehalten zu werden“, erwiderte Elisabeth. Die Mutter verstummte und ging davon. „Zeit in der Bewegung. Zeit. Wo ist die Schere, die diesen Faden schneiden kann?“ dachte Elisabeth. „Tage, Stunden, Minuten, Sekunden, dann eine Woche später werden die fünfzig aaronischen Kohanim, die die vierundzwanzig Unterteilungen der Verantwortung darstellten, die König David für sie formuliert hatte, sich in der Maurerhalle treffen. ‚Sechzehn von El’azar’, gebot König David. ‚Acht von Ithamar.’“ Elisabeth legte ihre Hand in die Hand ihres Ehemanns und wartete auf das Ende der Woche. *** Zehn Millionen Engel, die oben inmitten des Gepolters flatterten, blickten flauschige Wolken in den Tempelhof der Nationen. Sie sahen unter glitzernden weißen korinthischen Säulen und prächtig spiegelnden Marmorstufen Hunderte Arbeiter von Herodes, die die alte Fassade und den angesammelten Schutt entfernten. Die Engel beobachteten Zimmermänner, die die Innenwände der königlichen Basilika abkratzten, und andere, die exquisite, dekorative, hohe Zedernbretter über rauen Steinwände hoben. Die Engel zählten die Arbeiter. Eintausend hoch ausgebildete Kohanim ersetzten die ursprünglichen 10.000 herodianischen zwangsverpflichteten Arbeiter. Mit täglichen Klängen, die durch die Eingrenzung im ganzen Bau widerhallten, klopften 1.000 breitschultrige Kohanim die Fundamente der westlichen Mauern und die Festungen der Stadt, die Herodes selbst 13
versucht hatte, vor vierunddreißig Jahren zu zerstören, glatt. Jeden Tag erinnerte sich jeder Kohen daran, wie stolz Kaiser Augustus Herodes in seinem Marsch gegen Yerushalayaim an der Spitze von 32.000 römischen Soldaten segnete und unterstützte. Was für Todesschreie konnten die enthusiastische, orgiastische Eroberung der Soldaten dämpfen? Punische Kriege wieder besucht, aber nicht gelöst, wie römische Soldaten gehofft hatten. Yerushalayims Mauern, so dick, dass drei Längen an Streitwägen nicht sofort an ihnen vorbei konnten. Aber die Mauern fielen. „Wehklage“, sang ein Kohen, „woher kommt dein Seufzer? Sicherlich nicht von den Seelen der Toten, denn was für einen Atem haben sie zu teilen, um deinen Kummer zu bekräftigen?“ Die Schutzhaut fiel. Schichten um Schichten von dahingeschlachteten Hebräern häuften sich auf den Straßen. Sogar der Tempel wurde mit dem Gestank des Blutbades entweiht. Es wäre völlige Auslöschung gewesen, wenn die Engel die Soldaten nicht angefleht hätten, mit dem Gemetzel aufzuhören. Herodes lenkte ein und gab den Schwingungen der Schuld nach. Politiker und Generäle konsultierten. Augustus Cäsar hörte zu. Yerushalayaim wurde internationalisiert. Stadt des Friedens, alle Menschen eingeladen. Ein neutrales Gebiet für parthische und römische Kaiser zu benutzen, um die Handelsrouten nach China, Indien, Burma und Thailand zu besprechen. Römische Soldaten und Kaufleute würden ungehindert auf der Seidenstraße reisen dürfen, geleitet von hebräischen Führern, die noch immer mit ihren fernen Brüdern, die zu wohlhabend durch die Jahrhunderte geworden sind, um sich mit Israel zu vereinigen, kommunizierten. In zwanzig Jahren wurde Yerushalayim das zweite Rom. Reich, kulturell berühmt, tolerant. Der schnelle Aufstieg von Eretz-Israel jedoch ließ die Griechen und Parther und Römer und Ägypter das Land begehren. Sie wollten es zu ihrer Hure machen. Die Friedenspläne für Handel durch brillante Politiker formuliert, wurden neu verhandelt. Eine weitere Ratzusammenkunft wurde in Rom abgehalten. „Joppa ist nutzlos“, erinnerte ein Senatsmitglied Herodes, als er in der Mitte der Senatskammer stand und ihren Klagen zuhörte. „Das ist ein leicht zu lösendes Problem. Ich werde eine neue Stadt im nördlichen Teil von Galil bauen. Ich werde sie Caesarea nennen, nach unserem Wohltäter und Beschützer.“ Die Menge brüllte zustimmend. Herodes listige Genialität manipulierte die eigensinnigen Mitglieder des Senats. „Und was willst du wiederum von uns?“ fragte der Senat. „Meine Familie begünstigen, die Provinzen aufzusehen.“ Der Senat stimmte zu. Im Jahr 10 v.Chr. gab Augustus alle notwendigen Geldmittel aus, um die Hafenstadt an der Mittelmeerküste zu bauen. Tausend Tauben wurden freigelassen, als ein triumphierender Chor sang. Herodes stand inmitten der Einweihungszeremonie. Und Augustus lächelte, denn Stratos Turm schien heller auf die römischen Handelsschiffe als alle anderen Türme der Welt.
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Danach wählten es mehr römische Würdenträger, in der neuen, lebhaften Stadt Caesarea zu leben. „Lasst Yerushalayim den Juden“, erwiderte Augustus, wenn er über das Schicksal der zentralen Stadt gefragt wurde. „Wenn die Juden Yehuway wollen, lasst sie ihn Yeushalayim haben, und lasst uns Jupiter haben, wo wir wollen“, erklärte Augustus. Alle stimmten zu. *** Vogelscharen zogen über Salomons Säulenhalle und jüdische Kohanim und Würdenträger, die in der oberen Gasse gingen, blieben manchmal stehen, um über das Kidrontal zu blicken, während sie sich wünschten, dass sie stattdessen zwischen den verdrehten und knorrigen Olivenbäumen gehen würden. Herodes schritt ungeduldig auf dem Boden seines weiten und kunstvollen Palastes auf und ab und beobachtete die Errichtung seines Tempels. Er rief nach einer Versammlung der Soldaten, um ihn zu der Festung Antonia zu begleiten, die direkt über der Festung Baris von Jonathan dem Makkabäer gebaut war. Auf ihrem Balkon, sicher vor Meuchelmördern, beobachtete Herodes die langsame Rekonstruktion des Tempels. „Vor sechzehn Jahren, mit Marcus Antonius an meiner Seite, beauftragte ich die besten Ingenieure der Welt, meinen Tempel zu bauen“, sagte er zu einem römischen Würdenträger, der nervös hinter ihm stand. Herodes unerwarteter Besuch verursachte den Wachen eine gewisse Unsicherheit. „Als ich das erste Mal diese Stadt eroberte, stellte ich mir einen neuen und herrlicheren Tempel vor, der sich auf dem westlichen Abhang des Berges Moriah erhebt.“ Herodes blickte seinem zuverlässigen Ingenieur an. „Wann wird mein Tempel vollendet sein?“ „In diesem Tempo vielleicht in weiteren dreißig Jahren.“ „Ich werde bis dahin lange tot sein.“ „Der Sanhedrin behindert meinen Fortschritt“, verteidigte sich der Ingenieur. „Sie bestehen darauf, dass die Arbeit nur fortsetzen kann, nachdem eine vorherige Arbeit völlig unter der direkten Überwachung der Kohanim vollendet wird. Die besten Zimmermann-, Maurer- und Ingenieurmeister der Welt bilden sie aus, aber ihre Rituale behindern den Abschluss. Die Kohanim brauchen Peitschen auf ihren Rücken. Keine Gebete.“ Herodes schüttelte seinen Kopf. „Ich werde sie nicht auspeitschen. Vor fünfzehn Jahren, sogar bevor der erste Eckstein von Zerubbabels Tempel ersetzt wurde, hatte ich sechsundvierzig Sanhedrine für ihren direkten Widerstand meiner Wünsche aufspießen lassen. Aber ich lernte, wie man mit ihnen redet, und wiederum lernten sie, wie man mir zuhört. Nun haben sich die streitsüchtigen, imperialistischen Tz’dukim und die liberal, gedankenprovozierenden P’rushim über dieses Bauprojekt vereinigt. Nicht, weil ich vor ihnen Angst habe, sondern nur, weil ich die Hebräer erfreuen möchte, die in Alexandria, Rom, Antiochia und Babylon leben. Ohne ihre Geldmittel wäre es unmöglich für mich, die Gebäude zu 15
vollenden, die du so begeistert mit offenen Armen begrüßt hast. Die Projekte, die dich reich machen. Nun muss ich geduldig sein.“ Herodes blickte auf das langsame Unternehmen, das er initiiert hatte, so konnte er die Hebräer fest überzeugen, dass die Herrschaft seiner Familie der von Salomon überlegen sein würde. Er wünschte, dass seine Erben das am strategischsten gelegene Land der Welt beherrschten. Immerhin versprach ihm Augustus diese Sache. „In nur zwei Jahren hatte ich eine ganze Stadt an der Mittelmeerküste erbaut, wo Stratos Tempel die Schiffe aus dem Schrecken des Nebels in die Sicherheit des Landes geführt hatte“, erinnerte Herodes die Römer, die in der Festung Antonia lebten. „Eine große Anzahl an Arbeitern setzten große Steinblöcke ab und gossen Betonmauern und schufen einen künstlichen Hafendamm für die römischen Galeeren und Handelsschiffe ohne so viel Schwierigkeiten und Mühe wie diese Arbeiter.“ Herodes Augenlider begannen schnell zu zittern, als ob er in Trance verfiele. Zuerst dachte sein zuverlässiger General, dass er einen epileptischen Anfall haben würde. Er streckte die Hände aus, um ihn zu beruhigen, aber ein vertrauendwürdiger Diener hielt ihn auf. „Lass ihn singen. Herodes hat eine wundervolle Baritonstimme, die er gelegentlich gerne übt.“ Herodes begann: „,Durch sanfte Windböen flattern Segeln’, sang das Orakel während der Einweihungszeremonie. ‚Kleine braune Punkte inmitten von Blau’, beschrieb das Orakel.“ Herodes hielt inne, um über seine Leistungen nachzudenken. „Wie großartig umwarb ich die römische Gunst in dem Senat und unterhielt meine vielen einflussreichen Freunde, um diesen Hafen zu einem kosmopolitschen Erfolg zu machen“, Herodes verschränkte seine Finger. „Aber diese Stadt von Yahuway wird nicht vollendet.“ Herodes wartete auf Applaus. Der Diener erwies ihm einen Gefallen. Der General, unsicher, blieb still. Herodes schüttelte angewidert über den Mann seinen Kopf. „Ich bin stolz auf meine Fähigkeit, die größte Militärmacht auf der Welt zu überzeugen, auf meinen Schultern die Königreiche von Judäa, Shomron, Galil, Gadara, Gaza, Joppa, Trachonitis, Batanaea, Peraea jenseits des Yarden zu übertragen, und ich wurde voll von Marcus Antonius und von Augustus Cäsar unterstützt und bestätigt. Das Mindestes, was du hättest tun können, war zu meinem Lied zu klatschen.“ Der General tat es. Am hinteren Teil der Säulen, in der Nähe der Tür, flüsterten mehrere Adjutanten des Generals rüde: „Doch war es der Sohn von Aristobulus, Antigonus, der für den Ehrgeiz von Herodes bezahlen musste.“ Herodes blickte über die Schulter des Generals und schaute zu dem Sprechenden. Er erkannte die Stimme nicht. „Es scheint, ich muss euch alle erinnern, dass es Augustus war, der persönlich meinen Enkelsohn Antigonus erschlagen hat – nicht ich!“ Vor Angst senkten viele ihre Köpfe. „Und hier stehe ich, ein unschuldiger Mann, der das Volk von 16
Yerushalayim anbetteln muss, einen prächtigen Tempel für es zu bauen!“ Er klatschte in seine Hände und seine Wache umgab ihn, um ihn sicher aus dem Palast zu geleiten. Alleine, in dem Atrium seines Palastes, spielten seine Finger mit dem Wasser des Springbrunnens. „Ich tötete meine Kinder nicht“, sagte er zu dem Wasser. Er räusperte sich und kehrte zu seinem Thron zurück. *** Träume der Nacht besuchen allgemein den Verstand. Herodes warf sich abrupt in seinem Bett hin und her, als Wahnbilder seiner Selbstbefriedigung aus dem Abgrund seiner persönlichen Hölle kamen, um ihn zu erfreuen. Nach Jahren, Wein aus Bleibechern zu trinken, hatte er begonnen, sich selbst für den Mashiach zu halten. Der hochgebildete Verstand, der brillante Stratege, der visionäre Architekt neuer Städte und Festungen und Straßen und der Befreier des Volkes aus den versklavenden theologischen Ideologien dachte: „Vielleicht sobald ich den Tempel vollende, werden die Hebräer zu glauben beginnen, dass ich meine Thronbesteigung von Juda verdient habe. Immerhin“, fuhrt er fort zu überlegen, „ist mein Leben ein Zeugnis meiner Leistungen. Wer sonst hat so viel für dieses Land getan? Bin ich vielleicht nicht der eine, den Gott als den ‚Befreier von Ya’akovs Ketten von Esaus Qual’ vorherbestimmte?“ Die Tausenden Schriftrollen, die er vor seinen Kriegsfeldzügen und Städtebau studiert hatte, führte ihn fort von ihnen, vorbei an seinen Augen. „Tatsächlich“, flüsterte er, „glaube ich, dass ich der Mashiach bin. Warum sollte ich nicht so auserwählt sein? Es gibt eine Ruhmeshalle der Götter auf dieser Welt: Artemis, Mithras, Ra, Jupiter, Diana, Astarte. Doch sind sie alle so voller Scheiße, ihre Statuen sollten mit Windeln bekleidet sein. Es ist so verwirrend geworden, man kann nie sicher sein, welcher Gott wer ist und welcher der Wahre ist!“ Er erwachte. Er stieg aus seinem Bett, alarmierte seine griechischen Söldner und zusammen gingen sie zu seinem Thron, der in der Mittelerhöhung der Stufen jenseits des Atriums im Hof stand. Bei diesem Gang hatte das große Gefolge der speertragenden Soldaten mehr Angst vor Herodes als vor einem möglichen Feind. Dieser große brutale Kerl von einem Mann, der verlangte, von kunstvollen Dingen umgeben zu sein, widersprach sich selbst. Die breite, dreispurige Nordstraße zum Thron schien unnatürlich angenehm zu sein, das die Realität eines Ungeheuers in ihrer Mitte leugnete. Keine verwelkten Blumen. Keine nasskalten und vermoderten Blätter. Keine dunklen, unheilvollen Wolken oder verfallenen Überhänge. Alles war sauber, ordentlich platziert. An diesem Nachmittag kehrte Herodes zur Festung Antonia zurück. Wieder brüllten die römischen Kommandanten Befehle für ihre Männer, um habt acht zu stehen und den Ehrenruf ertönten zu lassen. Herodes liebte jeden Augenblick davon. Die griechischen Söldner folgten Herodes zur Mitte der Empfangsquartiere, die dem äußeren Ausbildungslager der 17
neuen Soldaten, umringt von einer hohen Mauer, lagen. Herodes lehnte sich nach vor, um aus dem Fenster zu schauen. Die Römer standen noch immer habt acht. Er lächelte. Dann ging er zu einem angrenzenden Raum, wo ein Modell des Tempels stand. Die römischen Kommandanten hatten darauf bestanden, ein Miniaturarchitekturmodell des Tempels zu haben, im Falle, dass eine Rebellion ausbrach und die Truppen den folgenden Aufruhr niederschlagen mussten. Seit kein römischer Soldat auf die Tempelgründe durfte, mussten sie auf das Modell vertrauten, um zu wissen, wo sich die Aufrührer verstecken und untertauchen konnten. Es wurde von Herodes und Augustus verlangt, dass alle Kommandanten das Modell auswendig lernten. „Wer weiß, wann ich sie brauche, um mich zu retten?“ dachte er. Seine Architekten, gegen die Proteste der Koahnim, stimmte mit der Forderung überein. Herodes ging zu dem Modell, zwei Hände liebkosten zwei Säulen, die vor dem Rampeneingang standen. „Die zwei Säulen werden Boaz und Joakin genannt“, sagte er zu den römischen Kommandanten. „Sie sind die symbolische Repräsentation, die behaupten, dass nur durch Yehuway Stärke errichtet werden kann! Ein Kommandant räusperte sich laut. „Jupiter, der römische Gott, mag eines Tages in deinem Tempel sitzen.“ Herodes atmete tief. „Wer kennt den Verlauf der Geschichte?“ Herodes verließ die römische Festung und nahm die Straße, die zu den sich erhebenden neuen Stadtstraßen und dem Marktplatz führte. Er blickte die Leute an, die eilig vorbeigingen. Wieder schüttelte Herodes seinen Kopf über ihre hartnäckige Weigerung, Yerushalayim mit den westlichen Mächten von Griechenland und Rom zu verbinden. „Mein Volk begrenzt seine Ideologien zu sehr. Orientalische Denkweise herrscht zu sehr über der Seele vor. Zumindest verstehen ich und ein paar P’rushim, dass, um eine große Macht zu werden, wir uns mit dem Westen vereinen müssen. Babylon hat es immer abgelehnt. Warum können diese Leute nicht sehen, dass griechische Philosophie unseren Weisen gegenüber nicht intolerant ist? Warum unsere Kultur nicht mit ihrer vermischen? Belanglose Philosophie ist tatsächlich vergnüglich! Griechische Literatur umfasst die Welt. Also was, wenn die konservativen Kohanin sich nicht darum kümmern? Eine Dualität der Literatur sollte nicht an dem Geist voneinander zerren! Doch die Tz’dukim unterstützen die herrschenden Fürsten der alten Ordnung! Von Davids Kindern! Der Hasmonäer! Mein Volk erstickt sich selbst in der irrtümlichen Vorstellung, dass der jüdische Glaube allem anderen herum überlegen ist.“ Herodes spannte seine Lippen an und klatschte in seine Hände hinter seinem Rücken. „Hier ist es, dass ich zwanzig Prozent des Römischen Reiches beherrsche! Was ist es, dass die Tz’dukim wollen? Ja, sie wollen die Welt beherrschen! Sie wollen, dass alle Länder von konservativem Judentum zeugen! Sie hassen mich, weil ich ein liberaler Denker bin und weil ich von Griechen und Römern erzogen wurde. Ja, die Kohanim kennen ihren Tanakh, aber ich kenne Plato und Homer! Die Kohanim hassen mich, weil 18
ich die Größe von Rom und Athen schätze. Ich alleine unter den Herrschern in der hebräischen Geschichte baute für sie diesen großartigen Tempel, der ihren Ideologien geweiht ist.“ Herodes blickte auf das prächtige Gebäude. „Erstaunlich. Die Tz’dukim wollen die Welt vernichten, wenn ich ihren einen Gott Yehuway nicht akzeptieren kann. Ich errichte eine Armee, um die westlichen Mächte zu bekämpfen? Die Shema, dieser verabscheuenswerte, kriegerische, abträgliche Schrei der Kohanim, behindert den Fortschritt meines Landes gegenüber dem Westen. Wie kann ein König seine Hände offen halten, wenn die Schwerter der Kohanim geschärft werden? „Doch bin ich es, nicht sie, der die belebtesten, folglich die reichsten Handelsrouten kontrolliert!“ Herodes dachte solche Gedanken weiter, als er auf die im Fortschritt befindliche Arbeit schaut. Vor Jahrzehnten dachte er an einen Plan, Zerubabbels Tempel durch einen größeren und großartigeren Tempel zu ersetzen. Zerubabbel war der letzte gesetzmäßige Herrscher aus dem Haus David und folglich erinnerte sein Tempel an die Verheißung eines Samens, der kommen sollte – ein Messias von König David, der die Fremden auslöscht und Israel zu einem ewigen, weltweiten Reich macht. „Um mich und meine Kinder der Echtheit meiner Regentschaft zu vergewissern – zusammen mit der Annahme der römischen Kultur, muss ich Zerubabbels Tempel niederreißen und einen neuen bauen.“ Also begann er zu bauen. Er erreichte den Abort und hob seine Tunika, um zu urinieren. In diesem Augenblick begann sein Penis zu schmerzen. Das Fleisch zwischen seinen Schenkeln rötete sich und wurde geschwollen. Das Innere seiner Schenkel rieb gegeneinander, als er ging. Er spannte seine Beine an, quetschte seinen Penis dazwischen und versuchte, den Schmerz zu lindern. „Mein Penis eitert!“ schrie er einmal vor Qual zu seinen Doktoren. „Kleine Eiterfäden werden aus meinen Poren ausgestoßen!“ Die Doktoren zogen ihn aus und untersuchten seinen Körper. „Es ist Darmkrebs“, flüsterten sie. Herodes dachte bei der Analyse der Ärzte über seinen Zustand nach. „Nun wollen die Kohanim mich nicht einmal durch das Innere des Allerheiligsten gehen lassen.“ Er pisste in den Abort und stöhnte vor Schmerzen. Als er fertig war, ging er zurück zum Palast. Er spottete über die Leute, die unter dem Balkon gingen. „Millionen Juden betreten meine Stadt ohne Wertschätzung für mich. Aus Ägypten. Aus Rom. Aus Spanien. Aus Germanien. Aus Nubien. Aus China. Aus Persien. Aus Indien. Ein Dutzend Kulturen. Ein Dutzend Sprachen. Ein Dutzend verschiedenfärbige Tunken und Gewänder und die Manieren jeder Nationalität bekunden sich deutlich in der Stadt. „Nun, wenn sich die Laute aus verschiedenen Nationen treffen, sprechen sie gebrochen Aramäisch oder perfekt Hebräisch oder allgemein Griechisch. Ich und meine Höflinge sprechen Latein. Wie stehen über ihnen.
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*** Zacharias starrte auf die Hügel, die sich vor seiner Karawane abzeichneten. Seine ganze Familie und engsten Freunde reisten neben ihm. Bevor Nebukadnezar II Yerushalayim zu einer schwelenden Ruine zerstörte, und nachdem Cyrus den Hebräern erlaubte, zurückzukehren und den Tempel wieder aufzubauen, war Zacharias Familie dieselbe Straße gereist. Seit dem Frühling 1473 v.Chr. trugen seine Vorväter die priesterlichen Gewänder. Er kannte jeden Namen, jede Geschichte seiner Vorfahren: ruhmreich und unrühmlich. Nun fühlte es sich an, als ob jeder Vorfahre von ihm auf derselben Straße bei ihm wäre. Er fühlte Aharons Gegenwart. Er fühlte die Essenz seines Urgroßvaters und hörte die Worte seines Vaters in seinen Gedanken widerhallen. In seinem Haus hatte er vernünftig jedes Wort der Tora studiert und kannte jedes Wort auswendig. Er unterschied und debattierte sie. Er verstand die Prophezeiungen und deswegen weigerte er sich, die galiläische Revolte zu unterstützen. Herodes wiederum erlaubte seinem Blutsverwandten, Prinz Yosef, eine Weile länger zu leben, ungleich Prinz Ya’akov. Elisabeth kletterte über das aufsteigende Grün und pflückte Gerste entlang der Straße. Hinter ihr stand noch die Hauptstadt von Davids Königschaft und gedieh. Hebron, die älteste Stadt in dem Land. Hebron, von Arba dem Anakim gegründet, doch von Yehuway an Avraham, Yitzchak, Ya’akov übergeben. Hebron, älter als Zoan. Stand und Hausherr des ersten Königs! Priester herrschten von ihren Tälern und Hügeln! So alt Zacharias war, war er nur ein Kind im Vergleich zu Hebrons Lebensspanne. Vor Elisabeth erneuerten die Mandel- und Feigenbäume ihren Wuchs. Die häufigen Gewitter hatten ihr Gebraus beendet und die sanften, durchscheinenden Regenbögen hörten vorläufig auf. Der Schnee der Berge in Iturea schmolz und die angeschwollenen Ufer des Yarden drohten überzufließen. Die Leute sorgten sich über die mögliche Zerstörung ihrer ernormen Apfelgärten. Im Gegensatz zu der Furcht ihrer Eltern erfreuten sich die Kinder an dem Ehrfurcht einflößendem Wunder eines so breiten Gewässers, als sie unter den perfekten Reihen gepflanzter Obstbäume spielten. Weiter über diese Gegend hinaus wuchsen Terebinthen und Platanen neben hohen, dünnen Pinien. Verstreut über den Weideländern wuchsen massive Eichen zu den Höhen des Himmels. Beinahe zeitgleich mit Zacharias Aufenthalt durchzog auch Heli das Tal Sepphoris, das in den galiläischen Bergen war. Hunderttausende Personen legten ihre Webrahmen zur Seite und warfen ihren übrigen Töpferton weg und hörten mit ihren Schiffsbauprojekten und Steinsägen auf, indem sie sich auf die südliche Reise vorbereiteten. Als sie an einem fruchtbaren Bauernhof nach dem anderen vorbeizogen – saftiges Grün und mächtige Stängel, fette Ziegen und faule Ochsen und zufriedene Kühe – dachte Miryam an ihren merkwürdigen Freund, den 20
römischen Infanteristen, der sie neulich belästigt hatte, indem er ihre volle Aufmerksamkeit verlangte. Miryam dachte über ihren Abschied nach und sie erinnerte sich an seine intensiven Augen. Sie hatte gedacht, zurückzubleiben, aber es war unmöglich. Zum Passah reiste jeder in ihrer Fmailie zu dem Erholungshaus in Yerushalayim. Elisabeth, ihre Cousine durch die Schwester ihrer Mutter, würde dort auf sie warten. Das Haus von Miryams Verwandten war beinahe sechs Meilen südwestlich vom Tempel entfernt. Am frühen Abend, als Miryam ihren Sohn gebar, waren die Straßen zu dicht mit den Karawanen und häufigen Reisenden voll, die in Eile waren, Joppa und Memphis zu erreichen. In dieser Nacht, als Yehohshua geboren wurde, bestand Zacharias für Prinz Yosef und Prinzessin Miryam darauf, nicht zu dem Ort ihres Erholungshauses zu reisen. „Prophezeiung“, brüllte er, „wird erfüllt werden!“ So gehorchten die jungen Leute. Die häufigen Reisenden, gewöhnt an den erstaunlichen Anblick der Olivenbäume, ebenso an die Aprikosenbäume und Zedern und Oleander und Maulbeerfeigenbäume, ignorierten sie, als sie vorbeizogen. Das erste Mal standen Besucher ehrfürchtig, als sie die großen, schönen Blätter berührten, die den Boden während des Winters bedeckten. Einladende Wärme verweilte an ihren Fingerspitzen. Beide Familien erreichten endlich Yerushalayim. Zacharias Karawane reiste über das Kidrontal und betrat die Stadt durch das Brunnetor. Helis Karawane, die für einen kurzen Augenblick stehen blieb, starrte auf den aufsteigenden Berg vor ihnen. „Hier auf diesem abgeflachten Hügel“, sprach Heli zu seiner Ehefrau Anna, „ruht die größte Stadt auf der Oberfläche der Erde.“ Sie lächelte. Vor Helis mampfendem Kamel und dickköpfigen Esel stanf Yechizquiyahus Mauer, die das Ende der Pilgerroute kennzeichnete. Heli erinnerte sich an das Aquädukt und an die Quelle von Gihon, die unterirdisch durch soliden Felsen zu dem Teich Siloam während der Belagerung von König Sennacherib von Assyrien im Jahr 732 v.Chr. verlief. Heli dachte: „In einer einzigen Nacht sandte Yehuway einen Engel, um 185.000 assyrische Soldaten zu töten: vom Kommandanten bis zu den Fußsoldaten. Sennacherib, obwohl er später die Stadt Babylon dem Erdboden gleichmachte und andere Feldzüge erfolgreich kämpfte, wurde er zwanzig Jahre nach seiner Katastrophe in Yerushalayim von seinen eigenen zwei Söhnen Adrammelech und Sharezer ermordet, als er zu Nisroch betete. Solches soll den römischen Legionen und ihrem Cäsar geschehen.“ Er spuckte aus. An der Ecke von Yechizquiyahus Mauer waren drei prächtige Türme. Der Erste war Herodes Bruder Phasael, der Statthalter von Yerushalayim, gewidmet, der liebevoll sein eigenes Leben für ihn geopfert hatte, während er durch die Hände seines eigenen Neffen Antigonus während der Parther-Invasion eingesperrt war! Neben diesem Turm erhob sich Hippicus und weiter weg war der Turm Mariamne, Herodes erste Ehefrau und die Enkelin das hasmonäischen Kohen-Königs Hyrcanus II. Hinter 21
dem Anstieg an Felsbrocken beherrschte Yehuways Tempel die Stadt. Ein paar Blocks von dem Tempel entfernt, nicht weit von dem Herrenhaus, doch fast dem Amphitheater gegenüber, stand Helis Erholungshaus. Beide Karawanen näherten sich dem Haus. Als Miryam an dem Steinbruch in dem Tyropoeon-Tal vorbeiging, schauderte sie, als sie die weggeworfenen Steine übereinander sah. Sie formten einen schrecklichen Schädel. Wie eigenartig, dachte sie. Beinahe zeitgleich blieben beide Karawanen vor Helis Hof stehen. Beide Familien eilten, um einander zu umarmen, ihr Lachen trug zu den Höhen ihrer Nachbarn. Elisabeth reichte die Zügel des weißen Esels den Haushaltsdienern, schaute sie streng an, um sicher zu sein, dass sie verstanden, sanft mit den kostbaren Eseln zu sein, dann ruhte sie sich neben ihrer Cousine Miryam aus. Salome saß neben ihrer Mutter Anna. Sobald sich die Frauen niederließen, begannen sie Elisabeth alle Geschichten zu erzählen, die sie gehört hatten, und zusammen verglichen sie ihre Geschichten mit den anderen Frauen der Karawanen. Heli und Zacharias saßen gutmütig am Wegesrand und hörten höflich zu. „Also, wie geht es deinem jungen Verloben, Prinz Yosef?“ fand Elisabeth endlich eine Gelegenheit, Miryam zu fragen. „Mein junger zukünftiger Ehemann spielt alles, was er kann, während er es noch kann“, erwiderte sie. „Also, wieder einmal heiratet eine Prinzessin einen Prinzen.“ „Yosef und ich stellen nie unseren Stand zur Schau. Wir behalten es für uns.“ „Warum sollte ein Prinz der Welt sagen, dass er ein Prinz ist, wenn die ganze Welt es schon weiß? Und du bist so schön, was könntest du sein, außer eine Prinzessin?“ „Es ist Herodes, den er nicht erinnern will“, antwortete Miryam. „Herodes muss der Realität ins Auge blicken. Es wird eine unvermeidliche Frage werden.“ „Yosef und sein Bruder Prinz Alphaeus sind nicht vorbereitet, öffentlich gegen die Idumäer zu rebellieren. Wenn nur ihr Vater, Prinz Ya’akov nicht sein ganzes Geld an der Sadduzäerrevolte ausgegeben hätte.“ „Es musste sein. Ein solches Glücksspiel musste unternommen werden. Wenn die Dinge ruhig sind, werden unsere Ehemänner eine weitere Rebellion bilden. Diesmal eine erfolgreiche Rebellion.“ Heli, auch ein levitischer Kohen, füllte, als er zuhörte, den Becher mit frischem, reichhaltigem Wein, den der Diener der Familie brachte. „Erstaunlich, zwei Frauen, die von Revolte sprechen.“ Er unterbrach sie. „Miryam, du wolltest Prinz Ya’akovs Tod nicht. Ich schon. Er weigerte sich zu schreien, und je mehr er sich weigerte, umso grässlicher wurden seine Peiniger. Grausame, würdelose Männer haben eine Begabung, gute Absichten zu zerstören. „Ich bin überrascht, dass Prinz Yosef und sein Bruder Alphaeus bis jetzt noch nicht eingesperrt sind.“
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„Beide Brüder schworen, nach dem Tod ihres Vaters zu schweigen. Beide hielten ihr Wort; und Herodes scheint sie vergessen zu haben“, erinnerte Elisabeth ihn. „Prinz Yosef, als der älteste Bruder, mag für jetzt still sein, aber nachdem ihr zwei heiratet, muss dein Sohn die Worte sprechen, die Prinz Yosef noch immer bewahrt. Prinz Alphaeus, nachdem er heiratet, muss ihn voll unterstützen. Er ist für diese Rolle ausgebildet worden.“ „Ja, wir sind alle für eine besondere Rolle ausgebildet worden“, schmollte Miryam. „Diese Heirat ist ein gesetzlicher Bund zwischen zwei königlichen Persönlichkeiten aus dem Stamm Juda, öffentlich geheiligt durch den Stamm Levi. Dies ist das erste Mal, dass zwei Familien, beide direkte Nachkommen aus dem Haus David, sich in der Ehe vereinigen werden. Yosef durch Salomon. Du durch Nathan. Es ist ein außergewöhnlicher Bund. Folglich muss dein Sohn ein außergewöhnlicher Mann werden.“ „Mein Ehemann wird ihn für diese Rolle ausbilden“, fügte Elisabeth hinzu. „Da wir keine eigenen Kinder haben, können wir an seiner Erziehung Anteil nehmen.“ „All dieses Gerede über Söhne und Erziehung, und ich bin noch immer eine Jungfrau. Was, wenn Yosef und ich nie heiraten?“ Heli taumelte zurück. Er konnte nicht glauben, was Miryam gerade gesprochen hatte. „Es brauchte drei Generationen, um diese Hochzeit zu arrangieren, und die heimlichen Rechtlichkeiten würden dich erstaunen, Tochter. Komme was mag, diese Heirat wird zwischen euch geschehen. Wir werden einen judäischen König haben!“ „Um einen judäischen König zu haben, muss man nicht schreien!“ erwiderte Miryam ihrem Vater. Verlegen senkte er seine Stimme. Zacharias lächelte. Er stand auf und führte Heli zu dem Hintergarten, um an dem üppigen Springbrunnen zu stehen und nachzudenken, dessen Wasser auf die ganze Veranda sprühte. Augenblicke später gesellten sich Anna, seine Ehefrau und Tante von Elisabeth, und ihre jüngste Schwester Salome, die mit Zavdai verlobt war, zu ihnen. *** Ein paar Wochen später, auf den geschäftigen Straßen von Sepphoris, ging ein römischer Infanterist neben seiner Gruppe von Freunden und patrouillierte die Gassen gegen opportunistische Diebe, die sich klug vorbereiteten, in die Höfe der Häuser einzubrechen, die den wohlhabenden und einflussreichen Juden gehörten, die häufig nach Yerushalayim pilgerten. Einsam in der Menge von Freunden dachte der junge Infanterist an eine vergangene Zeit, eine kürzlich ferne Zeit, wo er ein junges, zierliches Mädchen getroffen hatte, das inmitten des Menschenschwarms unter seinem Wachtturm gelaufen war. Ihr langes, schwarzes Haar pralle frohlockend von ihrer Taille und ihren Hüften ab. Sie war schön! 23
Er schaute zu, als sie zu ihrem Vater rannte, der hinter Hapizzez, dem führenden Kohen der Stadt, stand. Hinter ihnen folgte eine Prozession von P’rushim und Tz’dukim. Diese Männer führten die Prozession der königlichen, ausgesonderten Nachkommen Davids an. Sepphoris war ihre Zufluchtsstadt geworden. Ihre Handelsstadt. Hier belästigte Herodes nie die Nachkommen von König David. „Was für eine merkwürdige Gruppe von Leuten“, dachte der römische Infanterist. „So viele Titel und nicht einen wahren König.“ Als sich die Prozession der Männer und Kohanim und der königlichen Personen mit den Kaufleuten und Schiffsbauern vermischten, konzentrierte sich sein Auge auf die zierliche Gestalt. Sein Herz raste. Seine Hände wurden nass. Er beobachtete ihren hypnotischen Enthusiasmus. Er Hüpfen und Springen. Worüber sprachen sie? Sein Herz quälte sich, als er ihren kleinen Köper einen der Prinzen in der Gruppe umarmen sah. Es würde so sein. Wen sonst könnte ein so schönes Mädchen umarmen? Er beschloss, sie kennen zu lernen. Indem er eine Ausrede erfand, verließ er seinen Gefährten hinter sich. Ungefähr zur selben Zeit begrüßte der Teenager-Prinz Yosef, der eine purpurrote Tunika trug, seine Verlobte mit einem herzlichen Lächeln. „Miryam, warum rennst du so sehr?“ „Ich wollte dir nur sagen, dass ich herausfand, dass Salome mit Zavdai verlobt ist!“ „Und wer ist er?“ „Ein Fischer. Er hat sein eigenes Boot!“ „Nur eines?“ „Nicht schlecht für einen Mann, der zwei Jahre jünger als du ist!“ „Also, wie bekommt ein fünfzehnjähriger Junge sein eigenes Boot?“ „Er ist klug!“ „Ich bin auch klug“, erwiderte er mit schmerzlicher Stimme. „Wie kommt das?“ „Ich weiß, wie man mit Holz arbeitet. Ich kann alles, was ich will, formen. Ich kann Fische und Hunde mit einem Messer schnitzen!“ „Fische und Hunde? Was für eine Art? Köter und Karpfen?“ „Es gibt keinen Grund, mich zu beleidigen. Ich würde nie so widerliche Tiere schnitzen.“ Miryam wandte ihre Augen ab. Sie sah zufällig in der Ferne die Gestalt eines jungen, außergewöhnlich gut aussehenden römischen Infateristen. Er hatte eine fesselnde Kraft an sich. Ungewöhnlich hoch gewachsen. Ihre Augen blickten zurück auf Yosef, der nicht annähernd so gut aussehend oder so groß war. Sie schaute wieder auf das Lächeln des Soldaten und erwiderte es. Beide Herzen verstanden einander für einen Augenblick. Dann hörten ihre Ohren Yosefs abschließende Rede. Sie errötete. „Es tut mir Leid, Yosef. Ich neckte nur.“ „Gut, necke, wen du willst. Aber es wird jemand anderer sein müssen.“ „Warum jemand anderer? Wenn du mein Ehemann werden willst, musst du es sein, den ich necke.“ 24
„Albern“, flüsterte er ihr zu. „Ich muss zurück nach Natzeret, bevor das Passahfest beginnt. Ich habe ein paar Dinge zu erledigen.“ „Was kann ein unerfahrender Mann wie du erledigen?“ „Na, den Kauf meines eigenen Geschäfts.“ „Wahrhaftig?“ „Ja.“ „Was für eine Handelsart? Eine Schreibstelle? Ein Karawanenmeister?“ „Köter schnitzen, was sonst?“ „Oh du, geh und schnitze deine dummen Hunde.“ „Das werde ich, Miryam. Ich sehe dich später in Yerushalayim.“ „Gut, bringe mir kein ‚Kunstwerk’ von dir!“ „Ich würde nicht davon träumen. Nicht, wenn ich es stattdessen mit Herodes teilen kann.“ „Mach schon. Verschwinde von hier, bevor du mich wütend machst!“ schrie sie zurück zu Yosef, als er aus der Menge wegging und sich seinem Bruder Alphaeus anschloss, der am Eingangstor wartete. Der Rest seiner königlichen Freunde winkte ihm zum Abschied, bevor sie sich in ihre jeweilige Richtung trennten. Als sie stand und zuschaute, wie Yosefs Gestalt von den weiten Strecken des Zedernwaldes verschluckt wurde, sah sie, wie Helis Diener an Yosefs Tunika zog. Neben ihm war Naggai. Was sie sagten, konnte sie nicht hören. „Eine Abordnung trifft sich in Eleazars Heim“, informierte ein Diener beide junge Prinzen. „Sie wollen euch jetzt dort haben.“ „Ich will mich zuerst vergewissern, dass Miryam sicher nach Hause kommt.“ „Es wird ihr gut gehen“, versicherte ihm Naggai. „Ich kenne kein anderes Mädchen, das so schnell wie sie rennt.“ „Ja, sie kennt gewiss diese Straßen. Geh voraus, ich bin gleich hinter dir. Miryam lehnte an dem Pfosten, dann wandte sie ihrem Vater ihr Gesicht zu. Er blickte in ihre Augen, ging dann davon und ließ sie allein mitten in der Stadt. Sie beobachtete ihren Vater, der durch die unüberschaubare kosmopolitische Menge ging, die sich in der Stadt drängte. Griechen, Römer, Ägypter, Galiläer, wo ein armer Mann ein reicher Mann werden konnte! Aus vergangenen Erfahrungen mit diesen unausweichlichen Begegnungen auf dem Marktplatz verstand sie, dass ihr Vater und die beiden Söhne von Ya’akov unterwegs zu einem geheimen Treffen waren. Sie drehte sich herum, um nach Hause zu gehen. Der römische Infanterist, verblüfft durch das schöne Mädchen, unfähig, seine Augen von der ausgelassenen Persönlichkeit zu nehmen, folgte ihr überallhin auf dem Marktplatz. Er schoss durch die Menschenmenge auf dem Marktplatz, wo Hunderte Händler ihre Karren aufgestellt hatten und Lebensmittel und Seidengewänder und Wollteppiche und Parfüm verkauften. Als er Miryam ereichte, ging der römische Soldat vorsichtig hinter ihr.
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Ein scharf beobachtender Händler erblickte den Soldaten, der der Prinzessin folgte. „Tu das nicht“, protestierte er zu ihm. „Was tun?“ „Spiele nicht den Unschuldigen bei mir, Römer. Du folgst diesem jungen Mädchen.“ Miryam erschrak, drehte sich herum und blickte den gut aussehenden, dunklen Soldaten an. Seine rote Tunika war für ihn maßangefertigt worden. Das braune Leder eindrucksvoll geformt und bearbeitet. „Ja, du folgst mir. Ich sah dich beim Ausgang des Tors.“ „Wenn es so ist, wer ist da, um mich zu tadeln? Ich bin in meiner Unschuld durch dein schönes Lächeln bezaubert worden.“ „Rede nicht so mit mir. Ich bin eine Prinzessin des Hauses David.“ „Eine Prinzessin? Warum sich mit einem so kleinen Titel begnügen, wenn du schön genug bist, um eine Königin oder Göttin zu sein?“ „Junger Mann!“ der Händler ging hinter ihn. Seine starken Schultern und sein breiter Rücken hatten den Respekt des Soldaten. „Mit unseren Töchtern geht man nicht nachlässig um. Finde dir eine römische Schlampe.“ Es gibt keine römischen Schlampen“, verteidigte sich der Soldat. „Nur Astartes Huren!“ „Römer sind Heiden, daher lass uns bitte in Ruhe.“ „Ja, einige Römer feiern zu viel. Einige beten was auch immer und wen auch immer an. Er lächelte, seine geraden Zähne beeindruckten Miryam. Seine Nase war leicht gebogen, wie ihre. Seine Augen waren so braun wie ihre, aber sein Haar war heller als seine Haut. „Ich bin sicher, dass er es mit mir nicht böse meint“, besänftigte Miryam dem Händler. „Ich meine es mit niemandem böse.“ „Du trägst die Uniform einer schrecklichen Nation“, sprach der Händler wieder. „Eure Tempelsoldaten tragen auch lange Schwerter. Schwerter, die mich eines Tages vielleicht weit aufschlitzen, wie die Wassermelonen, die du verkaufst.“ „Unsere Tempelsoldaten gehen nie außerhalb des Allerheiligsten bewaffnet.“ „Auch bin ich nicht bewaffnet, wie du deutlich sehen kannst.“ Er hob seine Hände und erlaubt dem Händler, seine Uniform zu inspizieren. „Lass mich dich nach Hause begleiten, wenn ich darf, Prinzessin.“ „Händler, was denkst du?“ „Ein Soldat ohne Schwert ist machtlos. Außerdem habe ich und alle um mich herum sein Gesicht bezeugt.“ „Siehst du, Prinzessin, ich bin vollkommen sicher.“ „Mein Name ist Miryam.“ „Ich bin Pandera. Darf ich dich nach Hause bringen?“
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„Du darfst hinter mir gehen, nicht neben mir. Auf diese Weise scheint es, dass du mich beschützt und nicht für mich schwärmst.“ Er lehnte sich nach vor und flüsterte in ihr Ohr. „Aber ich schwärme für dich. Heimlich natürlich.“ „Natürlich“, erwiderte die vierzehnjährige Miryam. Ihre Wangen wurden zu einem süßen Rot. *** An einem neuen Abend im Monat Tischri, im Jahr 7 v.Chr., Wochen und Monate weit entfernt von Panderas erster Begegnung mit Miryam, wurden zwei Lämmer durch die Abordnung von sechsundzwanzig Kohanim geopfert. Endtagesgebete wurden aufgesagt und melodiöse Hymnen zusammen mit dem Orchester von Harfen und Leiern und Zimbeln gesungen, um den neuen Tag willkommen zu heißen. Zwei Kohanim wurden ausgesucht, an den Brustwehren zu stehen, und jeder Mann brachte das Schofar an seine Lippen. Ihre mächtigen Lungen bliesen in das Widderhorn. Ein feuriger Sonnenuntergang begann die Wolken lavendelrot zu malen. Zwei Stunden davor kam ein Höfling und klopfte an Helis Tür. Er ging direkt hinauf zu Zacharias und sagte: „Wir werden uns zur Stunde der Morgendämmerung in der Maurerhalle treffen.“ Elisabeth, die das hörte, verkündete: „Oh, Zacharias, ich hoffe, dass du den weißen Stein ziehst. Eine so wundervolle Sache, die einem Mann zustößt. Oh, warum könnte nicht ich ein Mann sein, nur einmal!“ „Wenn du ein Mann wärest, was lässt dich denken, dass du ein Levit wärest? Du könntest ein Römer sein.“ „Zacharias“, entgegnete sie. „Du weißt, was ich meine. Es könnte die Gelegenheit eines Lebens sein! Du hast vielleicht nie wieder diese Chance.“ „Es gibt immer ein nächstes Jahr!“ „Aber wer will warten! Oh, lass es heute geschehen!“ „Nun, wenn du darauf bestehst, werde ich auch darauf bestehen“, behauptete Zacharias fröhlich. „Göttlicher Yehuway, mein Adonai, lass es so werden.“ „Was so werden lassen?“ unterbrach Prinz Yosef in diesem Augenblick die Unterhaltung, indem er den Haushalt mit seiner unangekündigten Anwesenheit überraschte. „Warum hast du das heutige Gebet versäumt?“ fragte Heli. „Es tut mir Leid. Ich wurde verwirrt, als ich durch Gennaths tor ging. Seit wann erlauben wir unseren Türmen, nach toten Verwandten benannt zu werden?“ „Beziehst du dich auf den Turm von Phasael?“ „Ja.“ „Der Sanhedrin erlaubte es, weil Herodes persönlich den Wiederaufbau der Stadt finanziert.“
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„Bloß weil Herodes mit einer Hasmonäerin verheiratet ist, macht es das nicht richtig. Umso mehr, da er vielleicht versucht, einen potentiellen Erben für sich zu schaffen, um als König von Judäa zu herrschen.“ „Yosef!“ zuckte Miryam zusammen. „Sprich zu oft und Herodes wird dich hören! Hast du nicht ihm gegenüber geschworen zu schweigen?“ „Habe ich. Doch Miryam, vergiss nicht, ich bin aus dem Haus David, nicht Herodes. Du bist aus demselben Haus. Unsere Heirat wurde durch unsere Großväter erdacht – vor drei Generationen – um einen unbestrittenen Erben zurück nach Juda zu bringen.“ „Ich verstehe, warum wir miteinander verlobt sind. Aber sprich zu laut und unser Erbe wird nie sein. Sprich zu laut und ich verspreche dir, dass Herodes uns an einen Todespfahl nageln wird und die Köter an unseren Waden festmahlen werden! Du solltest dein Versprechen zu schweigen dem König Herodes gegenüber halten!“ „Ich respektiere es. Dieses Mal vergaß ich es einfach.“ *** Um acht Uhr am Morgen in dem neu erbauten Tempel von Zerubbabel im Hof der Priester wurden Lose durch die vierundzwanzig priesterlichen Unterteilungen für das Vorrecht gezogen, das Gebet und die Weihrauchverbrennung für Yehuway im Allerheiligsten zu leiten. Während die verantwortlichen Kohanim in den Eimer nach dem weißen Stein griffen, drängten sich Zehntausende Männer in dem Hof der Heiden. Als sie um die korinthischen Säulen herumgingen, ließen sich viele nieder, wo sie auf das Ereignis warten konnten. Mehr als hunderttausend Besucher strömten hinaus auf die Straßen außerhalb der Tempelmauern und mehr noch balancierten unsicher auf den Dächern der Gebäude, während sei bange auf das Widderhorn, das blasen sollte, warteten. Als die kühlende Brise durch die Stadt zog, war Zacharias, obwohl er der zwölfte Mann in der Reihe war, der Erste, der den weißen Stein zog. „Das Achte Haus, Abijah, soll die Zeremonie abhalten“, erklärte Simon vom ersten Haus, Hehoiarib, und der Sohn von Boethus. Seine Brüder, Joazar und El’azar standen neben Zacharias und beglückwünschten ihn. Jahre vorher hatte Herodes Boethus gebeten, von Babylon fortzuziehen, um die Kontrolle des Tempels der mächtigen hasmonäischen Familie durch seine eigene Ernennung zu ersetzen. Die politische Rochade funktionierte, indem sie Herodes List gegenüber Augustus bewies. Zacharias zog seine Sandalen aus, dann legte er über seinen Körper ein inneres Leinentuch, das bis zu seinen Knöcheln fiel. Darüber trug er das feinste Leinengewand, das an seiner Taille mit einer Leinenschärpe gebunden war. Über seine Brust legte Joazar ein Ephod, das dem seines Bruders ähnlich war, aber nicht so reich geschmückt. Zacharias ging dann den zwölfstufigen Anstieg zwischen zwei Kohanim in die erste Heilige Kammer hinauf. Er ging nervös durch die 80 Fuß hohen goldenen Türen, die jeweils ein wenig über 12 Fuß breit waren. Als er den Eingangspunkt erreichte, zögerte er, bis seine Augen sich an die 28
Dunkelheit gewöhnen konnten. In dem 58 mal 29 Fuß großen Raum konnten die drei Kohanim zumindest den soliden goldenen siebenarmigen Kerzenleuchter, den Schaubrottisch und den Weihrauchaltar unterscheiden. Vor ihnen war ein herrlich gewebter Schleier mit Cheruben. Zacharias, nachdem ihn die zwei Kohanim alleine in dem Raum ließen, ging auf den dicken, schweren Schleier zu, der die Allerheiligstenkammer von der Kammer, wo er stand, trennte. Hinter dem Schleier stand eine Steinplatte, die die verlorene Bundeslade darstellte, aufrecht. Er blieb bei seinem Näherkommen stehen. Seine Hände blieben an seiner Seite. Er war nie in diesem Raum eingetreten. Nur der Kohen Hagadol, Simon, der politisch gleichgerichtet mit dem Tu’dukim war, durfte hinein. Und an diesem, nur einem Tag, durfte er hinein. Dieser Tag war der Versöhungstag während des Monats Tischri, der zwischen den römischen Monaten September und Oktober fiel. Während Simon in dem Allerheiligsten war, hoben sechs andere Kohanim drei Widderhöher auf, positionierten sich in den Ständen, die die Täler überblickten, und auf einen Wink hob sie sie an ihre Lippen, um die Schofarim durch die Stadt ertönen zu lassen. Zehntausend Zungen, die gescherzt und sich vergnügt hatten, kamen augenblicklich zum Schweigen. Und die plötzliche Ruhe erschreckte die römischen Soldaten, die oben auf der Brustwehr der Antonia Wache gestanden hatten. Die östliche Sonne erreichte den morgendlichen Höhepunkt und begann die 9–Uhr–Schatten der Häuser und Bäume und Türme zu verkürzen. Schatten, die einander berührt hatten, wichen nun zurück. Stuckwände leuchteten hell, fröhlich. Gleichzeitig badete die Westmauer das Tyropoeon-Tal im Nebel der vorübergehenden Schatten. Für die ägyptischen und babylonischen Kaufleute ließ das helle Licht und die stille Bevölkerung es erscheinen, als ob die westliche Welt in dem Gedränge einer unsichtbaren Bedrohung wäre, vor der sich kein Mensch verstecken konnte. Dies war die Dualität der Spiritualität. Bedrohung und Licht. Die drei Kohanim, die hoch über den Mengen auf einem großen Granitblock standen, im Einklang mit den drei Kohanim, die vor den Hörnern standen, hoben die reine Silbertrompete an ihre Lippen und stießen ihrem Atem dreimal hinein. Die Stille vertiefte sich. Zacharias stand mit dem goldenen Weihrauchgefäß vor der Lampe und betete demütig ein leises Gebet zu Yehuway. Die Lichter der sieben Kerzen aus dem heiligen Raum durchdrangwn auf geheimnisvolle Weise den dicken Schleier, die den Raum des Allerheiligsten mit flackernden Flammen erleuchteten, die an der Decke und an den Wänden und auf dem Fußboden tanzten und Zacharias Schatten hin- und herflackern ließen. Er genoss die private Schau. Die Decke schien sich in dem Himmel selbst zu erstrecken, die Wand auf der anderen Seite nicht so ferne, wie es scheinen würde. Er lächelte. Der Weihrauch roch nett. Die Farben waren schön.
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Die Tora lag offen auf einem kleinen Tisch in der Mitte des Raums. Er ging zuversichtlich zu ihm hin, zog seine Schultern zurück und rollte die Schriftrolle auf. Der alte Kohen schloss seine Augen und erhob seine Hände in der Höhe seiner Ohren. Seine Finger bildeten ein offenes VZeichen an beiden Händen. In diesem Raum des intensiven Gebets und der Spiritualität, der Raum der Annehmlichkeiten, der Offenbarung, der symbolischen Harmonie zwischen Yehuway und der Menschheit, begann Zacharias eine Gegenwart neben sich zu spüren. Seine Zuversicht wankte. Er zitterte, unausgeglichen durch die Gedanken an einen Eindringling, der seine heiligen Pflichten verletzte. Zacharias öffnete seine Augen und suchte nach dem Mann in dem Raum. Er war leer. Er wandte sein Gesicht zu dem Schleier, wo die flackernden Kerzen gelegentlich die Steinplatte veranlassten, ihren eigenen Schatten durch die Kammer zu reflektieren. Es schien, als ob sie ein Mann wäre. Ein Mann, der im Gebet kniet, mit Blutstropfen, die sein Fleisch bedecken. Er schüttelte das Bild ab und kehrte zur Tora zurück. Doch war es unmöglich, das Gefühl abzuwerfen. Wieder starrte er auf das andere Ende der gegenüberliegenden Wand. Er konzentrierte seine Gedanken auf das Schattenspiel, bis aus dem Bildnis ein Mann herausschritt und ihm gegenüberstand. Zacharias zitterte vor Furcht. Er ergriff seine Tunika mit geballten Fäusten. Er wollte schreien, konnte aber nicht. „Habe keine Angst vor mir, Zacharias“, sprach der Engel. „Deine Gebete sind erhört worden. Elisabeth, deine Ehefrau, wird ein Kind empfangen. Er wird Yehohanan genannt werden. Er wird dich tatsächlich mit Jahren der Freude und des Jubels erfreuen! Vor Yehuway, vor der Menschheit soll dein Sohn ein großer Mann werden. Es muss ihm die Gesamtheit des Gesetzes gelehrt werden, und von den Propheten, denn er muss genau wie sie werden. Lass es deine Aufgabe sein, deinen Sohn den Gesetzen von Mohse und den Gesetzen von Aharon zu übergeben. Yehohanan muss ein voll hingebungsvoller Nasiräer sein. Für immer. Während seines Lebens darf er nie Wein trinken oder Trauben noch Rosinen essen. Diese Hingabe muss sein ganzes Dasein umfassen. Um es zu zeigen, darf dein Sohn nie sein Haar schneiden noch rasieren. Er darf nie die Leiche eines Menschen noch eines Tieres berühren. Lehre deinen Sohn den Unterschied zwischen richtig und falsch! Lehre deinem Sohn, was heilig und unheilig ist. Rein und unrein! Tue dies, weil dein Sohn mit dem Ruach Ha Kodesh erfüllt sein wird. Ja, sogar während er in dem Leib deiner Frau ist! Es ist beschlossen worden, dass dein Sohn der eine sein wird, durch den die Welt zugunsten Yehoways zurückgegeben wird. Viele haben sich abgewandt und viele haben sich verirrt. Der Hirte wird ihnen erscheinen. Jedoch bevor der Hirte zu ihnen kommen kann, muss es zuerst einen Mann geben, der seiner Ankunft vorausgeht, so dass die Prophezeiung erfüllt sein möge.
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Vor dem Erwählten wird dein Sohn gehen. Er wird mit dem Geist und der Macht Elijahs wandeln, so dass er die Herzen der Väter zu den Herzen der Kinder verwandelt. Ungehorsame Herzen werden zu rechtschaffenen Empfindsamkeiten zurückkehren. Dein Sohn wird Yehuways Volk auf eine neue Hoffnung vorbereiten. Eine erleuchtete Zukunft. Er wird ihnen den Weg aus den Zwingen der Verderbtheit zeigen.“ „Ist das, was Yesha’yahu bedeutet“, fragte Zacharias den Engel, „als er schrieb: ‚Rufe, sagte die Stimme.’ ‚Was soll ich rufen?’ erwiderte er. ‚Alles Fleisch ist Gras und alle Gottesfurcht ist wie die Feldblumen. Das Gras verwelkt. Die Blume verblasst. Yehuways Geist weht darüber. Sicherlich ist das Volk Gras’?“ „Ist es. Die Prophezeiung wird nun erfüllt.“ „Es mag sein wie du sagtest, doch hatte ich viele Jahre einen Sohn gewünscht und meine Gebete wurden immer nicht erhört. Warum sollte ich glauben, dass das, was du jetzt sagst, die Wahrheit ist?“ forderte Zacharias den Engel heraus. „Immerhin bin ich alt. Meine Frau ist alt!“ „Ich bin Gabriel“, erwiderte der Engel. „Ich stand in Gottes Gegenwart. Ich bin gesandt worden, dir die gute Nachricht dieser Dinge zu erklären! Einmal zuvor musste ich reisen, um einem Mann an den Ufern des Flusses Ulai in Babylon gegenüberzutreten. Während der ruhigen Opfergabe des Abends sprach ich mit Daniel bezüglich der Vision der Errettung der Menschheit und über das Kommen der endgültigen Herrschaft der Welt, die ewig auf der Oberfläche der Erde herrschen wird!“ „Ich kenne die Prophezeiung! Aber meine Frau ist unfruchtbar und kann sich nicht fortpflanzen!“ argumentierte Zacharias. „Die Tage von Avraham und Yitzchak sind lange vergangen. Lass mich in Ruhe!“ „Wie ist für dich möglich, Yehuways Boten zu misstrauen, der dir gute Nachrichten bringt?“ brachte ihn Gabriel zum Schweigen und drehte sich herum, um auf eine Stimme zu hören, die insgeheim mit ihm sprach. Der Engel blickte den alten Kohen streng an. „Da du dich geweigert hast zu glauben, was deine Augen und Ohren gesehen und gehört haben, wirst du nun stumm werden, bis genau zu dem Tag, wenn alle Dinge, die ich zu dir gesprochen habe, stattfinden und sich zur bestimmten Zeit erfüllen werden.“ Außerhalb des göttlichen Raumes begannen sich die wartenden Kohanim zu fragen, warum Zacharias so lange brauchte. „Manchmal werde ich betrübt und mein Herz wird mit der Genauigkeit der Aufgabe belastet“, bekannte der Kohen des Hauses Harim zu seinen Freunden. „Jemand wecke ihn aus seinem Schlaf“, warf der Kohen aus dem Haus Gamul ein, bereit, in die private Kammer einzudringen. Schnell verbreiteten sich eigenartige Gerüchte durch die vierundzwanzig Unterteilungen der Kohanim. Ihre Furcht verbreitete sich zu der wartenden Menge und darüber zu den Frauen und Kindern aus. Niemals zuvor war eine solche Zeitdauer zwischen den drei Widderhornstößen und dem Erscheinen des Kohens vergangen. 31
Endlich, nachdem intensive Minuten langsam vorbeikrochen, tauchte Zacharias aus dem Allerheiligsten. Die erste Reihe von Leuten, die den verwirrten und konfusen Mann sahen, fragten sich, warum er in einem solchen Zustand war. „Er hat Gott gesehen!“ flüsterte ein Mann zu dem Mann neben ihm. Yosef vom Hof Israel sah auch Zacharias Schultern gebeugt und seine niedrige Haltung. Zacharias stand vor den Mengen und unfähig, ein Wort zu äußern, sein verlegener Zustand zwang die Kohanim des Hauses Jakim und Eliashib und Jeshua und Shecaniah, in das göttliche Allerheiligste zu eilen, wo sie einen leeren Raum entdeckten, wo der Weihrauch flimmerte. „Wer zündete ihn an?“ fragte Jakim. „Ein Engel?“ Nicht länger fähig zu stehen fiel Zacharias auf seine Knie, dann auf seine Hinterbacken. Er hob seine Hand, zeigte mit seinem Finger zu dem Inneren des Tempels. Seine Augen waren von dem, was er gesehen hatte, hypnotisiert und sein Mund war geöffnet, aber konnte keinen klaren, bestimmten Ton äußern. Verwirrt versuchten die ihm umgebenden Kohanim wach zu schütteln. Noch immer kamen nur nicht wahrnehmbare Geräusche aus seiner Kehle. Yosef verließ seinen Platz im Hof Israel und erzwang seinen Weg zu dem Rand der Rampe, wo er die Wachen informierte, Zacharias in Helis Haus zu tragen. Elisabeth ging neben ihrem Ehemann, als die Männer und Soldaten den alten Kohen zurück zu seinem Haus trugen. Alle hielten sich vom Sprechen zurück. Zacharias Augen begegneten denen von Elisabeth, und in dieser Begegnung sah sie ein mattes Lächeln. Ihre Hände berührten sich und in diesem Augenblick wusste sie, dass es ihm gut ging. „Wir werden mit dir nach Hebron gehen“, bot Yosef an. Alphaeus stimmte zu. „Das wird wundervoll sein“, erwiderte sie, erleichtert wegen ihrer Gesellschaft. „Ich sollte auch kommen“, beteuerte Miryam. „Nein, bleibe und hüte das Haus deines Vaters“, wies Yosef sie an. „Warum? Er hat Diener!“ „Wir sollten für zwei Wochen nicht alleine zusammen sein.“ „Wir werden nicht alleine sein“, protestierte Miryam. „Zumindest“, argumentierte sie, „nicht die erste Woche.“ „Es ist die Rückreise, bei der du aufpassen musst“, fügte Elisabeth hinzu, indem sie Yosefs Entscheidung unterstützte. „Wenn ihr tatsächlich verheiratet seid, könnt ihr überallhin gehen und tun, was ihr wollt.“ „Aber ich will bei dir sein.“ „Ich werde schreiben, wenn ich dich brauche“, versprach Elisabeth. Prinz Alphaeus schaute seinen Bruder und Miryam an. „Ihre Augen leuchten nie auf, wenn sie einander sehen. Wenn ich jemanden in meinem Leben hätte, würden meine Augen leuchten.“ 32
*** Während Prinz Yosef und sein Bruder Alphaeus Zacharias und seine Ehefrau zurück nach Hebron begleiteten, kehrten Miryam und ihre Familie nach Sepphoris zurück. Pandera, der römische Infanterist, entzückt, sie wieder zu sehen, machte es sich zur Aufgabe, hinter Miryam zu gehen, wann immer sie zum Marktplatz und zum Gemeinschaftsteich ging. „Warum musst du immer in meiner Nähe sein?“ „Na, um dich zu beschützen!“ „Vor wem?“ „Vor mich, junge Prinzessin.“ Miryam lachte. „Mein Mann wird bald zurückkommen.“ Pandera runzelte die Stirn und senkte seine Augen zu dem fließenden Wasser unter seinen Füßen. „Ich weiß, dass du nur mit ihm verlobt bist.“ „Wie weißt du das?“ „Ich habe Fragen gestellt. Niemand lügt einen römischen Soldaten an.“ „Wir lügen niemanden an. Wir sagen sogar den Ägyptern die Wahrheit.“ Er brach in Lachen aus. „Sie sind Kopfjäger!“ „Beziehst du dich auf Pompeus?“ „Oh, du studierst auch Geschichte?“ „Ich studiere und merke mir alles.“ „Dein Intellekt verblüfft mich. Du sprichst gut für eine Frau.“ „Denkst du?“ „Ich weiß es. Du wirst eine großartige Frau für einen Mann abgeben, der dich wahrlich liebt.“ Er ging direkt vor sie. „Liebt Prinz Yosef dich?“ „Ich dachte nie darüber nach. Wir wurden verlobt, bevor ich geboren wurde. Durch voreheliche Abmachungen zwischen Prinz Ya’akov und meinem Vater, Prinz Heli. Es wurde immer angenommen, dass wir lernen würden, einander zu lieben.“ „Was für eine alberne Vorstellung königliche Personen von Liebe haben. Ich bin ein gemeiner Soldat, aber ich habe ein gutes Wahrnehmungsvermögen und starke Arme. Ich kann beinahe jeden im Kampf besiegen.“ Er ließ sein Schwert aufblitzen und gab vor, gegen eine Gruppe von Männern zu kämpfen. Miryam lachte über seine Possen. „Siehst du, Miryam, niemand kann dir Schaden zufügen, während ich in der Nähe bin.“ „Niemand wird mir jedenfalls Schaden zufügen. Was für eine Sache habe ich gegen irgendjemanden begangen, um ihn wütend auf mich zu machen?“ „Manchmal“, erwiderte er ernst, „ist einfach so schön wie du zu sein, Grund genug.“ „Ich sollte nach Hause zurückkehren“, errötete sie. „Ich werde dir folgen.“ Sie stimmte zu. Unterwegs die Straßen entlang zu ihrem Haus beobachtete sie Anna, ihre Mutter, als sie langsam auf das Haus zuging. 33
Nachdem sie ihr Zuhause erreicht hatte, blieb Miryam draußen bei dem römischen Soldaten für ein paar weitere Augenblicke und reizte die Passanten und Beobachter, die ihre jungen Frauen nicht in der Nähe von Fremden wollten. Ohne Rücksicht auf den Tumult, den sie aufrührte, fuhr Miryam fort, die Zeit mit ihm zu verbringen, indem sie die Blicke der Leute, die vorbeigingen, ignorierte. Sie winkte ihm zum Abschied, als sie ihr Haus betrat. In der Nähe des Fensters stand ihre Mutter. Strahlendes Licht leuchtete durch das Fenster. „Wer ist dieser Römer?“ fragte ihre Mutter besorgt über die wachsende Freundschaft ihrer Tochter zu ihm. „Pandera. Er ist bei der Garnison in Caesarea.“ „Merkwürdig, nicht wahr, dass er so oft um dich herum ist?“ „Er ist um mich besorgt.“ „Warum sollte er?“ „Ich weiß es nicht.“ „Dann schicke morgen den Haushaltsdiener auf den Marktplatz um unser Obst und Gemüse.“ „Aber ich gehe gerne.“ „Unser Diener geht schneller“, erwiderte sie scherzend. Spät an diesem Abend weckte Anna ihren Ehemann aus dem Schlaf. „Heli, ist dir nicht danach, zurück nach Natzeret zur Erholung zu gehen?“ „Natzaret? Aber ich habe gerade dieses Haus für dich neu gestaltet. Wir haben einen neuen Springbrunnen, stärkere Mauern, eine dickere Eingangstür. Bist du nie zufrieden?“ „Ich vermisse Natzeret!“ „Aber ich habe hier Dinge zu tun!“ „Politische Dinge, meinst du!“ „Dinge, die für die Zukunft unserer Tochter wichtig sind.“ „Darum genau will ich zurück nach Natzeret. Wegen der Wichtigkeit ihrer Zukunft.“ „Was ist wichtiger als Yerushalayim?“ „Ihr Ruf!“ Heli zog sich überrascht von Anna weg. *** Tage später wurde eine Karawane vertraglich verpflichtet, Anna und ihren unmittelbaren Haushalt zurück in ihr Erholungshaus in Natzeret zu bringen, nicht zu weit weg von Yosefs Erholungshaus. Als das Gefolge sich seinen Weg bahnte, mit einem Karawanenmeister nach dem anderen, die einander grüßten, und als die römischen Soldaten über dem Handel und dem Wohlergehen der Reisenden wachten, indem sie ihre Rechte und Interessen schützten, wurde Elisabeth von ihrem Ehemann umarmt. Yehuway heilte ihre Eierstöcke und in dem Augenblick der Ejakulation öffneten die Kriegerspermien eine Route zu der zu befruchtenden Zelle, um in den Kreis einzubrechen, der das Ei umgab.
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Zwei Monate nach dem Monat Tischri, während des Monats Kislew, wurden die priesterlichen Pflichten wieder in der Stadt Yerushalayim verlangt. Während seiner acht Tage der Zuteilung im Tempel diente er stumm in den Außenhöfen und tat, was er für die Leute und die Kohanim tun konnte. Zufrieden verbrachte er den Tag, indem er Zehntausende Widder und Lämmer und Tauben beobachtete, die vom Feuer verzehrt wurden. Seine Nase folgte dem beißenden Gestank und seine Augen erhoben sich mit dem hochsteigenden Rauch. Er blieb fasziniert, sogar nach all diesen Jahren, und schaute zu, wie der Rauch in den Haufenwolken verschwand, die über der Stadt Yerushalayim schwebten. Währen der Kohen Hagadol sich vorbereitete, in die Kammer vor dem Allerheiligsten zu gehen, blieb Zacharias im Hof der Priester, indem er bei der äußerst linken Ecke stand. Zufrieden mit seiner Rolle dachte er über Elisabeths Schwangerschaft nach und erinnerte sich an die erste Morgenübelkeit und ihre merkwürdige Begierde nach Oliven und Feigen und Salz und Käse. Er lächelte, als er sich erinnerte, wie seine Ehefrau in das obere Stockwerk ihres Hauses ging, wie sie ihm zurief: „Yehuway hat mir endlich Aufmerksamkeit geschenkt! Mein Tadel unter Menschen ist endlich gehoben!“ Sie tätschelte ihren Bauch, als die Diener aus ihren Unterkünften geeilt kamen und sie wunderten, was das Geschrei sollte. Er senkte seine Augen und lächelte wieder, als der Tzadok Kohen Hagadol an ihm vorbeiging, um auf die Anhöhe zu steigen, die zu den großen hohen Türen der Heiligen Kammer führten, um den ersten Raum vor dem Allerheiligsten zu betreten, wo er dem Engel Gabriel begegnet war. Dann fragte er sich ruhig: „Was wird er Tzadok in der Kammer sehen? Wird er eine sanfte, innere Stimmer erfahren? Werden die Kerzen auf mysteriöse Weise flackern und unbekannte Schatten über die Wand werfen? Wird der Stein plötzlich ein echter Mann werden und wird dieser Stein irgendwie ein Teil von diesem Tzadok ewerden, der dauerhaft die Sünden von den Menschen nimmt?“ Zacharias schüttelte seinen Kopf und antwortete sich selbst: „Nein. Der Tzadok wird nichts von diesen Dingen sehen.“ Herodes ernannter Kohen Hagadol dachte, als er den höchsten Anstieg der Stufen in der Stadt erklomm, an den kalten Stein hinter dem Vorhang im Allerheiligsten. Er fragte sich insgeheim: „Wann wird Yehuway endlich das unwirksame Symbol durch einen lebendigen Fürsprecher ersetzen, der tatsächlich die Sünden von den Menschen nehmen wird?“ Der Kohen Hagadol hatte von dem trockenen, stinkenden Blut gehört, das den Stein bedeckte. Er war mit dem Blut von Dutzenden HoheKohanim vor ihm bespritzt, und würde vorstellbar wieder mit mehr Blut von einem Dutzend weiteren Hohe-Kohanim nach ihm bedeckt werden. Nachdem er die Stufen hochgestiegen war, betrat er die erste Kammer. „Es ist kalt hier drinnen“, sprach der Kohen Hagadol zur Wand. „Wo ist Gottes Gegenwart? Wo ist die Berührung des Geistes zum Herzen?“ Er wartete, dass etwas Mystisches mit ihm geschah, um sein Bewusstsein 35
zu berühren. Stattdessen war alles ruhig. Nicht einmal der Wind fand seinen Weg in die Kammer. Er wunderte sich dann über Herodes. Er wunderte sich über Rom und über Parthia. „Wenn ich nur dieses Ritual nicht ausüben müsste“, flüsterte er. „Was symbolisiert diese Handlung? Sünden losgekauft! Wie? Durch das Spritzen von Blut auf einen kalten Stein sind die Sünden vergeben?“ Er spielte mit seiner Unterlippe, dann goss er das Blut über den Stein, wie seine Vorväter es vor ihm getan hatten. Sobald er auftauchte, blies bliesen die Schofarim und der Levitenchor sang seine Lobeslieder von Yehuway. Das Tempelgebiet wurde wieder gereinigt. Die Hebräer erinnerten sich an die schreckliche Gewalt und Schändung, die Antiochus gegen sie begangen hatte. Das Lichterfest ging glatt und wieder erhob sich keine Feind gegen Stadt oder gegen die Menschen. Das Fest verging schnell. Die Leute leerten die Höfe. Die Tische in den Gasthäusern füllten sich mit Leuten. Riesige Handelsschiffe in den Häfen von Caesarea warteten, um mit Vliesballen und Ölbehältern beladen. Auf den Hügeln von Judäa bereiteten sich die Hirten auf einen bitteren Winter vor, indem sie ihr Vieh in warmen Höhlen einsammelten. *** Am Anfang des Monats Adar, als die Bauern und Kohanim begannen, ihre Mandeln und Orangen und Zitronen einzusammeln, und als das Vieh vorbereitet wurde, nach Rom importiert zu werden, nahmen Elisabeths Schmerzen zu. An einem Morgen warn die Schmerzen stärker als sie es ertragen konnte. Sie stützte sich am Stall ab, das Futter, das sie so gerne den Eseln verfütterte, fiel auf den Steinplattenboden. Als sie sich streckte, um es zu erreichen, ließ sie der Schmerz nach hinten taumeln. Indem sie aufschrie, erschreckte sie die Dienerinnen. „Herrin, lass sie uns für dich zu Ende füttern“, sprach die erste Dienerin ruhig zu ihr. „Du kennst die Formel nicht, die ich für sie mische.“ „Ist sie so kompliziert, dass ich sie nicht lernen kann?“ „Nein, es ist nur, dass ich sie so gerne hab.“ „Bringe mir bei, was ich lernen muss“, meldete sich ihre Dienerin freiwillig. Hinterher half sie Elisabeth zurück zu ihrem Zimmer. Der Tag erhellte sich mit Freude, als sie sich hinlegte. *** Inmitten der Purimfeier, während der Zeit, wenn Traumnebel zu den geheimen Tiefen unseres Verstandes reisen und Realitäten des Daseins nicht länger in Frage gestellt, sondern irgendwie verstanden werden, näherte dich der Engel Gabriel Miryam in ihrer Schlafkammer. „Miryam, wache auf.“ 36
„Wer stört mich?“ „Frohlocke! Frohlocke alle Tage deines Lebens, denn Yehoway begünstigt dich über allen Frauen.“ „Warum?“ zitterte ihre Stimme. Sie wurde sehr hoch. Die Stimme der Person war ruhig und die Worte beherrscht. Es schien Miryam, als ob sie der Stimme des Wüstenwindes zuhörte, vor dem niemand entkommen konnte. Sie bekam Angst. Sie sauste davon in ihrem Bett und schlug mit ihrem Rücken gegen die Wand. „Miryam, habe keine Angst vor mir. Gott begünstigt dich. Verstehe dies! Du wirst ein Kind in deinem Mutterleib empfangen. Einen Sohn. Sein Name ist Yehohshua. Er wird ein großer König werden und er wird ‚Sohn des Höchsten’ genannt werden! Er wird Davids Thron erben und er wird über Ya’akovs Haus herrschen, wie es prophezeit worden ist. Seine Herrschaft und sein Königreich wird ewig andauern!“ „Ich verstehe, dass ich ein Kind neun Monate, nachdem ich aus meiner Hochzeitsnacht erwache, bekommen werde, und es ist wundervoll zu wissen, dass es ein Junge sein wird, der ein König wird.“ „Das Kind wird dir in neun Monaten von heute Nacht an geboren werden.“ „Was? Wie kann das sein? Ich will dir gegenüber nicht ungläubig sein“, sagte Miryam, „aber ich bin noch ein junges, unverheiratetes Mädchen. Na, mein Jungfernhäutchen ist noch nicht durch die Berührung eines Mannes gerissen. Ich habe noch nicht einmal zu menstruieren begonnen!“ „Heute Nacht wird der Ruach Ha Kodesh über dich herabkommen. Die Macht des Höchsten wird dein Fleisch überschatten und in deinen Leib wird Gott seinen umgestalteten Sohn setzen. Weil kein Mann noch in deine Vagina eingedrungen ist, noch Blut aus dir geflossen ist, soll die Empfängnis heilig genannt werden, denn sie ist es tatsächlich.“ „Durch welches Naturgesetz ist das möglich? Wem noch ist dies geschehen?“ „Elisabeth, deine ergebene Cousine, wird dir die Wahrheit bezeugen, denn obwohl sie die Wechseljahre hinter sich hat, hat sie in ihrem Alter und mit ihrem unfruchtbaren Körper einen Sohn durch heilige Anleitung erhalten. Gottes Worte bleiben unmöglich unerfüllt.“ „Der Fürst des Friedens“, begann Miryam inspiriert Yesha’yahus Prophezeiung zu zitieren, die ihr Vater sie gelehrt hat, „dessen friedliches Königreich nie enden soll und eine Regierung, die aus Gerechtigkeit besteht, sein wird. Der Mashiach ist Gottes eigener Sohn! Nathan hat es David verheißen. Daniel sprach davon, als er die Wahrheit über Nebukadnezars Zukunft offenbarte. Die Statue, deren Haupt aus Gold war, ihre Brust und ihre Arme aus Silber, ihr Bauch und ihre Hüften aus Messing, ihre Füße eine Mischung aus Lehm und Eisen, zerschmettert vor seiner Macht. Die Mächte der Welt sind für Yehuway bedeutungslos.“ „Es ist, wie du gesprochen hast.“
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„Ich werde nicht versagen, Yehuways Geheiß zu tun. Ich bin seine Sklavin. Was mir geschehen muss, lass es geschehen, wie du gesprochen hast.“ Als Gabriel ihre positive Antwort hörte, kehrte er in Yehuways Bereich zurück. Dort beriet sich Yehuway mit Mikha’el dem Erzengel, wobei er den Plan weiterentwickelte, der 4.000 Jahre vorher im Garten Eden begonnen hatte, nachdem Adams Sünde die ganze Menschheit veranlasst hatte, in die Dunkelheit der Sünde zu fallen. *** In dieser Nacht des tiefen Schlafs stieg eine kühle Winterbrise über die Stadt von Natzeret herab. Am Morgen schritt in der Stadt Sepphoris Pandera nervös auf dem Gang seines Kommandanten auf und ab. „Soldat, ist es wahr, dass du den Prinzen Yosef aus dem Hause David kennst?“ „Eigentlich, mein Herr, kenne ich seine Verlobte.“ Pandera fragte sich, warum der Oberkommandant über seine Freundschaft mit Miryam zu wissen verlangte. „Das ist prima für uns, genau so lange wie du Zugang zu ihm ist.“ Der Kommandant betrachtete sorgfältig den gut aussehenden Krieger, wobei er seine intellektuelle Fähigkeit einschätze, mit der Zuteilung, die ihm das Vorrecht, sie auszuführen, gab, umzugehen. „Ich vermute, ich kann es leicht arrangieren, ihn zu treffen“, erwiderte Pandera nervös. „Dann tue es.“ „Darf ich fragen, warum, mein Herr?“ „Augustus plant, die Kaufleute und Prinzen von Galil zu besteuern. Doch wir alle wissen, was für eine Brutstätte diese Gegend ist. Eine dumme Revolte nach der anderen stammt von dort. Und da Galil der wohlhabendste Staat unter römischer Herrschaft ist, ist es leicht für Aufrührer, Kaufleute zu finden, die ihre Revolten finanzieren. Es ist so unkontrollierbar, dass jeder Mann, der ein Schwert gegen uns erhebt, finanziellen Rückhalt findet.“ Der Kommandant hielt inne, blickte den Soldaten wieder an, der fest stand, Schultern gerade, mit entschlossenem Blick zu gehorchen. Der Kommandant war erfreut. „August glaubt, dass, wenn wir alle Namen der Prinzen und Kaufleute aufzeichnen, wir sie viel besser kontrollieren können. Eine Familiensteuer mag die beste Methode sein, ihre Namen zu registrieren.“ „Was für ein Galiläer ist jedoch ein Galiläer?“ unterbrach ein Regierungsrepräsentant. „Alle stammten aus Judäa oder Shomron oder Joppa oder Lydda.“ „Ja, und weil wir das vorübergehende Problem verstehen, ist das der Zweck dieser Konferenz. Da es jedem frei steht, dorthin zu gehen, wohin er will, schlage ich vor, um sicher zu wissen, woher sie ursprünglich 38
waren, werden wir in Auftrag geben, dass die Steuer in ihrer ursprünglichen Heimatstadt aufgenommen wird.“ „Wozu würde das dienen?“ „Die Hebräer sind versessen auf ihre Familienlinien. Ihr Gerichtssystem verlangt, dass jede Familie genau weiß, mit wem sie verwandt sind. Juden sind nur eine Familiensekte. Leviten eine andere. Benjamiten und die Kinder von Ascher zwei andere.“ „Dann lass uns Zugriff auf diese Eintragungen bekommen.“ „Nur wenn du dieses ganze Land zur Rebellion anstiften willst. Nein, lassen wir nur die Familienoberhäupter ihren Heimatländern Bericht erstatten. Wir werden unsere eigenen Buchhalter in jeder Provinz und jeder Klein- und Großstadt stationieren, und wir werden unsere eigenen Registrierungen erstellen.“ „Was ist der Zweck?“ verlangte ein anderer Beamter um Klarstellung. „Einfach genug. Wenn eine Familie in Judäa rebelliert und sich in Accrabbein oder sogar in Petra versteckt, werden wir ihn fangen können, indem wir seine Familienmitglieder in unseren Gefängnissen behalten! Wie viele Männer erden rebellieren, wenn ihre Familien der Inhaftierung unterworfen werden? „Und die Ausrede werden die Steuern sein?“ „Nein. Machen wir es besser.“ Der Kommandant ging ein paar Augenblicke auf und ab, dann hob er sein Kind zu den anderen und behauptete: „Die Ausrede wird eine internationale Volkszählung sein. Eher ein Zählen nach Familienmitgliedern als ein Zählen nach Gebietsbewohnern. „Mein Herr“, ergriff Pandera das Wort, „was hat Prinz Yosef damit zu tun?“ „Wir wissen, dass er unter den Einflussreichsten der Leute in Galil ist. Er ist auch unter den Mildesten und den am leichtesten zu Beeinflussenden. Doch wollen wir jeden Augenblick wissen, was er macht. Ihn zu kennen, kennt man seine Freunde, und wiederum deren Freunde. Wir wollen jedermanns Namen registriert haben, daher, sollte es geschehen, dass jemand beschließt, mit Rom streiten zu müssen, wird Rom ihn leicht identifizieren und ihn einsperren können.“ „Herodes Leute, können sie uns nicht mit diesen Informationen versorgen?“ „Was für ein jüdischer Prinz redet mit Herodes?“ Pandera schüttelte seinen Kopf. „Nimm eine Eskorte nach Natzaret mit. Besuche deine jüdische Prinzessin und amüsiere dich!“ Pandera schlug mit seiner geschlossenen Faust auf seine Brust und ging respektvoll von dem römischen Kommandanten fort. „Ist Pandera vertrauenswürdig?“ fragte der Regierungsrepräsentant den Kommandanten. „Er ist jung und gut aussehend und die Prinzessin mag ihn offensichtlich und vertraut ihm. Ob er vertrauenswürdig ist, spielt keine Rolle. Bloß seine Verbindung zu ihr ist genug, um ihren Ruf zu ruinieren und die 39
Leute zu veranlassen, sich von ihr zu distanzieren. Was ich wirklich gerne sehen möchte, ist, ihre Kleider für sein sexuelles Vergnügen zu entfernen. Nichts würde das Haus so sehr vernichten, wie ein Fremder und ein Heide in ihrem Bett!“ „Warum wünschst du, sie zu vernichten?“ „Sie ist eine Prinzessin aus einer sehr mächtigen Familie. Sie ist mit dem direkten Erben auf die Krone Davids verlobt. Ihr Nachkomme wäre der rechtmäßige Erbe auf den Thron. Hören wir jetzt auf, bevor es zu spät ist.“ „Herodes sollte derjenige sein, der es beendet.“ „Warum denkt du, dass ich dies tue. Herodes beendet es!“ *** Pandera schritt im Soldatenquartier auf und ab, ließ sich nieder und schaute trostlos auf seine Uniform. Er zog sich aus und legte über seinen Körper die Leinentunika der Karawanenkaufleute. Bei Einbruch der Nacht hatte er den Stadtrand von Natzeret erreicht und fand sich in dem Gasthaus am Straßenrand ein. „Ein römischer Kaufmann?“ fragte der Wirt sofort, nachdem er ein Zimmer verlangt hatte? „Warum sagst du, dass ich ein Römer bin?“ „Deine griechischen Beugungen werden durch deine lateinischen Betonungen behindert.“ „Dein Ohr ist scharf. Eigentlich bin ich ein römischer Infanterist auf Urlaub.“ „In Natzeret?“ „Nur für eine kleine Weile. Mein Endziel ist der See Tiberias.“ „Wir nennen es Gaili-Meer“, bestand ein anderer Gast darauf, seine Stimme hören zu lassen. „Alle Namen sind vorübergehend. Wenn du Galil sagst, sage ich Galiläa.“ „Sind alle Römer so schnell zuzustimmen?“ „Nur die auf Urlaub.“ Der Wirt lachte und veranlasste die anderen, auch zu lachen. *** Eine jugendliche, noch nicht voll reife Miryam, schlenderte heiter in der Säulenhalle des Hauses ihres Vaters umehr. In Liebesfantasien und Familienerziehung vertieft, bemerkte sie nicht, dass ein Kurier am Wegesrand stand und auf die Erlaubnis, in den Hof einzutreten, wartete. Ihre Mutter jedoch hörte das ständige Klirren seines Schwertes gegen das Metall. „Was ist los?“ fragte Anna über den Mangel an Rücksichtnahme ihrer Tochter gereizt. „Prinz Yosef und Prinz Alphaeus werden nicht vor den Frühlingsmonaten zurückkommen. Beide haben Geschäfte in Gadara.“ 40
„Was für Geschäfte?“ schloss sich ein gleichermaßen gereizter Prinz Heli neben seiner Ehefrau an. „Nun, mach schon, erzähle es mir.“ „Die beiden Brüder kaufen Zedern- und Eichenfarmen. Prinz Yosef will einen unerschöpflichen Vorrat an Holz für sein neues Geschäft.“ „Vater, stimmst du einem solchen Plan zu?“ fragte ihn Miriam plötzlich. Ihre Fantasien beinhalteten nicht, auf einer Baumfarm zu leben. „Es kommt mir vernünftig genug vor. Ich wusste, dass Prinz Yosef schon den Eckladen für sich gekauft hatte. Nun vermute ich, dass er will, dass sein Bruder den Holzanteil des Geschäfts führt. Falls das Geschäft einen Erfolg hat, werden sie alle Zedern- und Eichenbalken brauchen, die sie kriegen können.“ „Aber ein Wald?“ kreischte Miryam beinahe. „Die Römer lieben ihre Eichenplanken und die Kohanim können nicht genug Zeder bekommen.“ Heli hielt inne, als er die Vernünftigkeit des Plans überlegte, wie er das zukünftige Wohlergehen seiner Tochter betraf. „Ja, es ist ein guter Plan. Ich stimme ihm zu.“ „Siehe, Vater, du bringst Yosef in unser Haus und nun bringt er dich in sein Geschäft.“ „Es gibt mehr Neuigkeiten, mein Herr“, fügte der Kurier hinzu. „Was ist es?“ „Er will, dass du ihn dort triffst, um die Verträge zu bezeugen.“ „Ja, ich werde mich ihm anschließen.“ „Was wird das dann für eine Art Erholung sein?“ sprach Miryam wütend. „Vater und Yosef gehen zu den nördlichen Bergen, während wir hier bleiben. Gehen wir zurück nach Sepphoris, Mutter.“ „Wir werden dorthin nicht zurückkehren, bis dein Vater wiederkommt.“ „Aber, Mama, es ist so langweilig hier“, schmollte sie. „Besonders jetzt.“ „Warum mangelt es dir an Demut, junge Dame? Ich schlage vor, du beginnst, reifer zu werden, besonders, wenn du planst, Kinder in göttlichen Prinzipien aufzuziehen, indem du sie auf ihre fürstlichen Stationen im Leben vorbereitest.“ Annas Ehemann schmückte die Lektion aus: „Ja, junge Prinzessin. Ich schlage auch vor, dass du deine Zeit mit nachdenklichen Spaziergängen und Gebeten füllst. Heli stand aufrechter. „Geh in die Synagoge und lies einige weitere Schriftrollen.“ „Ich habe sie alle gelesen“, argumentierte sie bei ihrem Vater. „Lies sie noch einmal!“ „Habe ich schon“, sie verschränkte ihre Arme über ihrer Brust und senkte ihren Kopf, um auf die geometrischen Muster auf dem geschnitzten Fußboden zu blicken. Ihr Vater hob ihr Kinn, damit sie in seine Augen schaute. Sie entschuldigte sich über ihr arrogantes Benehmen. „Außerdem bin ich an dem Punkt, wo ich sie auswendig kann.“ „Wort für Wort?“ „Beinahe.“ „Wenn es genauso ist und du Verse gegen Verse nebeneinander stellen kannst, dann kannst du aufhören, sie zu lesen.“ „Nur Zacharias kann das!“ 41
„Ich erinnere mich an eine Zeit, als er es nicht konnte. Aber als er zwölf Jahre alt war, verstand er gut genug die Beziehung von einer Schriftrolle zu einer anderen Schriftrolle.“ Miryam gab nach. An diesem Tag begannen ihre Lektionen über menschliche Dinge. „Ich werde es lernen, genauso wie Zacharias. Ich werde lernen, was jeder Satz bedeutet und wie sie sich miteinander vereinigen.“ „Wahrlich?“ Ihr Vater war beeindruckt durch ihren neuen Entschluss. „Du wirst mit mir nicht mehr über dieses Thema streiten?“ „Nein.“ „Was brachte das herbei?“ „Na, Papa, deine Umarmungen!“ Er zog sie an sich, indem er ihre geschmeidige Gestalt fest drückte. Er lachte laut aus, als er seine großen Arme um sie legte. „Mach weiter.“ „In Ordnung, Vater.“ „Siehe, sie ist tatsächlich verwöhnt“, sprach Anna liebevoll. „Kleine Mädchen wurden in die Welt gebracht, um von ihren Vätern umarmt zu werden“, lächelte Heli ansteckend. *** In der Synagoge führte sie der Kohen zum Hinterhof zu dem grob geschnitzten Eichentisch unter dem Bergahorntisch. „Was für Schriftrollen würde Prinz Helis Tochter heute vorziehen?“ „Alles betreffend dem Mashiach.“ Der Kohen machte einen tiefen Atemzug. Er starrte das kleine Mädchen vor sich an. Gewohnheitsmäßig streichelte er seinen Bart, dann richtete er sein Stirnband und seinen Armgebetsriemen. „Miryam, ich kenne deinen Vater, Prinz Heli, so gut wie irgendein Mann einen anderen Mann kennen kann, aber ich kenne dich wirklich überhaupt nicht. Oh, ich weiß, du kommst oft her und liest und lernst meine Schriftrollen auswendig, und ich weiß, dass du ein gutes, großzügiges Herz und Anteilnahme hast, aber was ich nicht weiß, ist, warum bist du so daran interessiert, diese Schriftrollen zu lesen. Was bedeuten sie für dich und wie beabsichtigst du, die Kenntnis, die du aus ihnen erlangt hast, zu nutzen?“ „Ich bin die Tochter eines Prinzen aus dem Haus David und bald werde ich Prinz Yosef heiraten, auch aus dem Haus David. Ich muss verstehen, was geschieht und was meine Rolle ist.“ „Was geschieht, geschieht jedem. Wir stehen auf, wir atmen, wir schlafen, wir sterben – nur wenn wir diese Dinge tun, ist es durch die direkte Bekundung von Yehuway, denn wir sind sein. „Einige von uns mehr als andere!“ Der Kohen hob seine Augenbrauen. „Ich weiß, dass du von königlicher Abstammung bist. Und gewiss ist es auch Yosef, aber der Lauf der Welt ruft nach jemanden anderen, um über dieses Land verantwortlich zu sein – nicht deine Familie. Merke dir, deine Vorväter sind für Eretz-Israel seit über gut vierhundert Jahren nicht verantwortlich gewesen.“ 42
„Dinge ändern sich.“ „Ja, aber als Vierzehnjährige, was weißt du wirklich?“ Verlegen wurde ihr Gesicht knallrot. „Darum bin ich hier.“ Der Kohen senkte seinen Kopf. Er war über sich selbst beschämt. „Es tut mir Leid, Miryam. Ich hatte nicht vor, dich zu tadeln oder zu kritisieren. Ich verfing mich nur im Liberalismus deines Vaters. Er scheint so den Griechen zugeneigt zu sein, und seine leichte Akzeptanz von Yosef unter dem Dach seines Hauses. Oh, ich weiß, Prinz Ya’akov wurde von Herodes ermordet, aber doch.“ „Die Großzügigkeit meines Vaters hat nichts mit griechischem Liberalismus zu tun! Und er dachte, dass meine Erziehung von allen Dingen sein sollte. Ich spreche Griechisch und Aramäisch, weil sie die Sprachen der Welt sind.“ „Ich werde dich lehren, was du lernen willst.“ „Ich will über den Mashiach lernen.“ Er ließ einen langen Atemzug aus. „Ich verstehe warum. Immerhin, wurde er nicht prophezeit, aus dem Hause David zu kommen – genau das Haus, von dem du ein Mitglied durch Nathan bist?“ „Das ist eine Tatsache.“ „So scheint es.“ Er lächelte und ging zu den Regalen in der inneren Kammer und nach ein paar Minuten kehrte er mit einer Handvoll heikler Schriftrollen zurück. Er rollte sie vorsichtig für sie auf und begann den Vormittagsunterricht mit Yesha’yahu und schloss am Nachmittag mit Malachi. „Der letzte Satz ist so harsch!“ behauptete er ruhig zu ihr. „Nein, überhaupt nicht“, dachte sie über seine Bedeutung nach. „Wenn die Menschen zu Yehuway zurückkehren, wird alles sicherlich friedlich.“ Er schloss seine Augen, nickte, dann erhob er sich von seinem Stuhl. „Wir werden den heutigen Unterricht mit einer Shema beenden.“ Miryam wiederholte die Worte nach ihm. Einen Augenblick später begegneten sich ihre Augen. Für lange Zeit konnte sich keiner vom anderen abwenden. „Ich muss mich auf die Neutagsgebete vorbereiten“, entschuldigte er sich schließlich bei ihr. Als sie aufstand, beobachtete er sie, wie sie von ihm wegging. Er hielt seine Augen auf sie gerichtet, bis sie um die Ecke der Straße bog. Er brachte die Schriftrollen zurück, indem er sie vorsichtig in ihre Schränke tat. „Was für ein intensives junges Mädchen!“ flüsterte er zu sich selbst. „Möge sie keine Wunden öffnen, die bis zum Tod eitern werden!“ Miryam ging alleine das enge Straßenstück zu ihrem Haus hinunter und schwang ihre Arme vor und zurück. Inmitten ihres Weges fühlte sie plötzlich eine geheimnisvolle Hand nach ihrer eigenen Hand greifen. Als sie sich schnell umdrehte, stand sie Panderas strahlendem Lächeln gegenüber. Bevor sie ein Wort ausrufen konnte, legte er seine Arme um ihre Taille und hob sie hoch in die Luft. Eine Gruppe Passanten, die es sahen, blieben stehen, um die beiden zu beobachten.
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„Oh, kann man nicht einander hallo sagen, ohne dass die ganze Welt stehen bleibt und ihre Nase hineinsteckt?“ bemerkte Pandera. „Junger Mann“, sprach ein älterer Mann, „wir liebkosen unsere Frauen nicht so in der Öffentlichkeit.“ „Sie ist nicht meine Frau, mein Herr. Sie ist Miryam; ihre eigene Frau.“ „Miryam?“ keuchte die Frau, die hinter dem alten Mann stand. „Prinz Helis Tochter?“ „Ja, ich bin es“, bestätigte sie. „Du solltest es besser wissen, außer er ist“, erzwang sie die Unterhaltung, während die anderen aufmerksam zuhörten, „ein unbekannter Cousin von dir. Falls ja, stelle ihn uns bitte vor.“ „Er ist nicht mein Cousin oder irgendein entfernter Verwandter. Er ist ein römischer Infanterist, Pandera.“ „Ein Römer!“ Erschrocken ging die Frau zurück. „Aber Miryam, wie kommt es, dass du einen römischen Infanteristen kennst?“ „Frau!“ hob Pandera seine Stimme. „Genug mit diesen Fragen! Oder bist du ihr Schutzengel?“ „In einer kleinen Gemeinde wacht jeder über jeden. Es verringert sündenvolle Versuchungen.“ Pandera streckte seine Hände aus und lächelte großzügig, wobei er ihr seine hübschen Zähne zeigte. „Ich bin ihre persönliche Wache.“ „Miryam, warum brauchst du eine persönliche Wache?“ Sie zuckte mit ihren Schultern. „Es ist nun seit Monaten so.“ „Es ist, weil sie Prinz Yosef heiratet“, schrie der alte Mann zu der Frau. „Er wurde angeheuert, um sie zu beschützen, und ich wette, es ist vor Herodes selbst!“ Die Augen der Frau weiteten sich. „Herodes! Er ist ein verräterischer Hund, der eine. Beschütze sie mit all deiner Kraft; mit all deiner Macht. Stirb für sie, wenn du musst, denn sie ist noch eine unschuldige junge Dame.“ „So habe ich geschworen, es zu tun“, verbeugte er sich vor der Frau. Nachdem die Menschenmenge gegangen war, begann er neben ihr zu gehen. „Habe ich dir nicht vorher gesagt, dass du nur hinter mir gehen kannst, nicht neben mir?“ „Ich erinnere mich vage.“ „Ich erinnere mich deutlich! Gut!“ „Ja, ich erinnere mich – jetzt.“ „Also?“ „In Ordnung, ich werde hinter dir gehen, aber nur, weil jeder und sein Bruder uns beobachtet. Miryam entspannte sich. Ihre Persönlichkeit sonderte eine strahlende Wärme ab. Mehrere Minuten später, nachdem die Passanten gegangen waren, fragte sie: „Warum bist du in Natzeret?“ „Ich bin auf Urlaub.“ „Und du wähltest diesen Ort dafür?“ „Nur, weil ich wusste, dass du hier sein würdest.“ 44
„Albern, ich bin nicht hier, ich bin dort.“ Er blinzelte mit seinen Augen. „Wo?“ „Dort drüben“, sie zeigte zu dem fernen Anstieg in den Bergen, der mit den kühlenden Spätnachmittagswolken bedeckt wurde. „Du bist am Horizont?“ „Natürlich.“ „Wo bin ich dann?“ „Hinter mir.“ „Sollte ich nicht vor dir sein?“ „Ein heidnischer Staatsangehöriger kann nie vor einem Juden sein.“ „Warum, Miryam“, Pandera war verletzt, „was für ein Vorurteil, es mir zu sagen. Ich mag nicht beschnitten sein, aber sicher bin ich ein Mann mit einem guten Herzen und mit guten Absichten. Bin ich nicht dein Freund?“ „Ich sollte mit dir überhaupt nicht mehr verkehren. Du weißt das, nicht wahr?“ „Ich habe gehört, dass Juden so fühlen, aber sicher dachte ich, du wärest anderes. Miryam, ich liebe dich.“ Sie keuchte bei seinen Worten und schritt zurück. „Wie meinst du das?“ zitterten ihren Worte heraus. „Wie ein Freund, ja?“ Pandera nickte und flüsterte. „Wie ein Freund.“ Er war enttäuscht. „Gut, denn nur als Freunde können wir Zeit miteinander verbringen.“ Wieder nickte er, seine feste Zuversicht verebbte. „Wo ist Prinz Yosef?“ Sie schluckte hart: „In Gadara. Mein Vater ging, um sich ihm anzuschließen.“ „Was ist dort.“ „Ein grüner Wald.“ Er lachte. „Ich kenne das.“ „Er mag grüne Dinge. Es ist seine Lieblingsfarbe.“ „Und deine?“ „Rate.“ „Ich muss nicht. Es ist purpurrot.“ „Warum würdest du so etwas sagen?“ „Was für eine andere Farbe könnte eine schöne Göttin tragen?“ „Das ist gotteslästerlich und lässt mich auf Artemis Niveau herabsinken. Ich nehme es übel!“ „Artemis ist eine Statue, wie Astarte und Ma. Du bist Fleisch und Blut.“ „Das Fleisch und Blut dieser Göttinnen sind Huren. Ich bin keine Hure!“ „Warum bestehst du darauf, über alles, was ich sage, zu streiten. Alles, was ich sagen will, ist, dass du schön bist und dass ich dich liebe – ah, das heißt – wie ein Freund.“ „Ich weiß, warum du hier bist“, sagte Miryam. „Warum?“ „Satan brachte dich hierher, um mich zu verwirren und mich vor der Welt zu verspotten.“ Pandera hörte erschrocken auf zu gehen. Er blieb still, verwirrt. Einen kurzen Augenblick später verlangte er zu wissen: „Bist du verrückt? Habe ich mich in eine Fanatikerin verliebt? Wie bin ich böse?“ 45
„Willst du, dass ich heute Nacht mit dir in deiner Schlafkammer liege?“ Panderas Mund öffnete sich. „Ja, Miryam, tue ich.“ „Dann bist du böse. Nur ein böser Mann würde eine Jungfrau bitten, eine Frau, die verlobt ist und folglich schon als verheiratet angesehen wird, mit ihm in seine Schlafkammer zu gehen.“ Pandera schlug seine Hände an seine Seiten und schwang sich frustriert in einem vollkommenen Kreis herum. Er hob seine rechte Hand zum Himmel und rief aus. „Was für ein Mann würde eine schöne Frau wie dich von seinem Bett abweisen?“ „Prinz Yosef. Er würde mich nicht ausnützen. Unter keinen Umständen. Meine Kleider könnten von meinem Fleisch weggerissen werden, und alles, was er tun würde, wäre sich umzudrehen und meinen nackten Körper mit seinem beschützen.“ „Hm, ich werde mehr als das tun. Ich werde dir mein Hemd geben.“ „Dann wärest du nackt und die Sünde würde bleiben.“ „Ich kann nackt sein. Aber du solltest es nicht sein.“ „Und warum nicht?“ „Weil dich andere Männer sehen werden, dann werde ich sie töten müssen.“ „Siehst du, du bist böse. „Mein Yosef wird nicht nur meinen Körper mit seinem beschützen, er wird mich zur nächsten Zuflucht begleiten und sehen, dass ich ohne Scham bedeckt werde.“ „Als was für eine Last könntest du dich herausstellen. Sage mir, um das Thema zu wechseln, wann kommen dein Mann und sein Bruder zurück?“ „In mehreren Monaten, vielleicht mehr, von jetzt.“ „So lange?“ Miryam schaute ihn an, überrascht über seine Enttäuschung. Was hatte er mit Yosef zu tun? Sie starrte bei seinem plötzlichen Schweigen, auf seine nachdenkliche Haltung, sein nachdenkliches Gesicht. „Pandera, was ist los?“ „Ich wollte unbedingt Yosef und Alphaeus kennen lernen.“ „Warum sind sie für dich so wichtig?“ Er lachte kurz: „Ich wollte nur sehen, was für eine Art von Mann dich heiraten könnte. Was Alphaeus betrifft, wollte ich sehen, was für eine Art Mann so leicht den zweiten Platz spielt.“ „Beide sind sehr gute Männer. Beide lieben einander ohne Eifersucht oder Boshaftigkeit.“ Seine Augen erwärmten sich für sie sie. „Miryam, pass auf dich auf.“ Er schaute weg von ihr. „Ich muss zu dem See gehen. Ich versprach mir selbst, dass ich dorthin fischen gehen würde, solange ich es noch könnte.“ „Du fischst gerne?“ „Ich lieb es. Nichts ist entspannender. Nichts kann einem mehr über sich verraten als dieser eine Augenblick zwischen dir und dem Fang. Irgendwie scheint es für mich heilig zu sein.“ „Fischen ist nicht heilig. Es ist eine Notwendigkeit, aber der Fang sollte nie vergeudet werden.“ 46
„Also, Miryam, du philosophierst ebenso?“ „Unabsichtlich.“ „Schau, lass mich meine Reise für ein paar weitere Tage verzögern. Verbringen wir etwas Zeit zusammen, während ich hier bin. Ist das gut für dich, Miryam?“ Ihre Augen durchdrangen seine. Er war entspannt, so wie sie es war. „Ja, es wird gut für mich sein. Wir können griechische Ideen und römische Ideen auf Latein diskutieren.“ „Ich will diese Dinge auf Hebräisch diskutieren.“ „Dein Hebräisch ist zu armselig für dich, um so komplexe Themen auszuschmücken.“ „Wie sonst kann ich mein Hebräisch perfektionieren?“ „Perfektioniere zuerst dein Aramäisch, dann wird das andere folgen.“ „Ich brauche deine Hilfe, wenn ich es lernen soll.“ „In Ordnung“, gab Miryam nach, „aber nur nach meinen Vormittagsstudien.“ „Was sind deine Studien?“ „Die Zukunft meines Sohnes.“ Er brach in Lachen aus. Miryam ging schmerzerfüllt von ihm weg. „Oh, Miryam, komm jetzt zurück. Wirklich, du bist nur ein kleines Mädchen und bloß zu denken, ein so winziges Ding wie du, das die Straße mit einem massiv geschwollenen Bauch hinuntergeht. Komm jetzt!“ „Du bist unverschämt!“ „Ich weiß nicht, was das Wort bedeutet.“ „Lerne, Heide!“ Sie drehte sich um und rannte flott davon und ließ Pandera alleine, verwirrt auf dem Hügel zurück. *** Drei Wochen später fand Anna ihre Tochter im Hof alleine in der Nähe der Freskenwand sitzen, wo sie begierig ihren Lammeintopf und den Kohl und die Karotten verzehrte. Sie stand auf und bat um eine weitere Portion. „Miryam, warum bist du so hungrig?“ „Es schmeckt einfach so köstlich. Ich erinnere mich nicht an einen so zarten Eintopf.“ „Deine Wangen scheinen ein wenig geschwollener zu sein als ich mich erinnere. Legst du an Gewicht zu?“ „Nur ein wenig.“ „Du isst zu viel.“ „Es ist köstlich.“ „Ja, das Essen schmeckt gut. Also, sage mir, wie geht alles?“ „Alles ist prima.“ „Unser Kohen erzählt mir, dass du die Schriftrollen verschlingst. Mehr als irgendein Mann in diesem Dorf. Beeindruckte dich Papas Strafpredigt so sehr?“ „Ich sollte Yehuways Worte kennen. Vollkommen und gründlich!“ 47
„Wir alle sollten Yehuways Worte kennen. Aber eine solche Ergebenheit bei jemandem so jungen.“ „Wenn ich ein Mann wäre, würde ich ein Levi sein wollen, damit ich ein Kohen werden könnte.“ „Ich würde es nicht bezweifeln, aber tue nicht, was Elisabeth tat. Meine arme Schwester ließ ihre Tochter sich in einen verarmten Kohen verlieben.“ „Sie liebt ihn. Sie liebt den Tanakh, also, warum nicht einen Mann heiraten, der mit ihr alles besprechen kann, was sich in deinem Herzen zu diskutieren sehnt.“ „Miryam, manchmal gibt dir dein Intellekt zu viel Stolz. Du bist sehr nahe dran, hochmütig zu sein. Wenn nicht dein Charme wäre, wäre es vielleicht unerträglich.“ Miryam schluckte hart. Sie hatte nicht bemerkt, wie beleidigend ihr Benehmen den anderen vorkam. „Ich muss mich ändern. Ich habe Freunde unter den Heiden, Jungen noch dazu. Ich klettere auf Bäume. Ich lese Dinge, die nur Männer zu lesen vorziehen, und ich reite wie ein Soldat. Sogar meine Waden haben Muskeln. Anna lachte. „Du bist tatsächlich freundlicher als die meisten jungen Mädchen in deinem Alter es sein sollten. Ich wünsche, du nimmst deinen Stand im Leben ernster, und ich hoffe, du wirst dich mehr zu gottesfürchtigem Benehmen ändern. Es ist nett, klug zu sein und Kenntnis von vielen verschiedenen Dingen zu haben, aber Eigenschaften an Demut sind für mich kostbarer als alle Gelehrtheit auf der Welt.“ „Danke Mutter, dass du mich erträgst. Ich verspreche, dass ich eines Tages mehr als ein hochmütiges Kind sein werde.“ „Du wirst es.“ „Mutter, wie kannst du mich ertragen, wie ich heute bin?“ „Ich weiß, dass du morgen anders sein wirst. Außerdem muss ich mich mit deinen Launen abfinden, wessen Haar würde ich sonst nachts kämmen und wessen zierliche Kleider könnte ich für den Morgen vorbereiten? Sicherlich würde ein männliches Kind seine Mutter nicht ertragen, die solche Dinge tut.“ Miryam legte ihr Mahl zur Seite und warf ihr Haar aus ihrer Stirn. „Mutter, wie war Yosefs Mama?“ „Sie war eine hübsche Frau. Dynamisch, groß, majestätisch! Als Prinz Ya’akov starb, konnte sie es nicht ertragen. Ihr Herz zersprang. Ich kannte nie zuvor eine so intelligente Frau, noch danach, bis du gekommen bist.“ „Sie liebte ihren Mann so sehr?“ „Genau wie ich meinen, und du deinen.“ „Werde ich ihn mehr als Gott lieben?“ Anna wandte sich von ihrer Tochter weg, als sie über die Frage nachdachte. Sie drehte sich herum. „Hast du wirklich alles in unserer Bibliothek gelesen?“ „Ja.“ 48
„Dann ist dies, wie ich deine Frage beantworte: die Liebe zu Gott ist ewig, dauert sogar nach dem Tod an. Die Liebe zu einem Mann endet mit dem Tod.“ „Dann ist es wichtig, Gott zu lieben.“ „Du kennst schon die Antwort auf diese Frage. Zumindest wenn du es mit dem Verstand nicht tust, in deinem Herzen tust du es.“ „Ist der Mashiach Gott?“ „Nach den Schriften der Tora und der Nevi’im und der Kethuvim ist das eine absolute Unmöglichkeit. Sogar die Kommentare auf unseren Schriften verbieten eine solche Schlussfolgerung. Für die Heiden und für die Lehrer der falschen Ideologien oder theologischen Folgerungen, die auf Selbstimpuls basieren, ist alles möglich. Das ist die heimtückische Gefahr des griechischen Intellekts, über den dich dein Vater ständig warnt. Darum hat unser Volk in Galil so viele Schwierigkeiten mit den hellenistischen Juden von Athen und Sparta. Ja, wir machen Kompromisse, aber wir gehen immer vorsichtig in ihrer Mitte.“ „Wir leben zu nahe von Sepphoris, um die hellenistischen Hebräer zu meiden. Wie können wir sie abhalten, uns Dinge zu lehren, die wir nicht hören sollten?“ „Um so gefährliche Eingriffe des Intellekts zu meiden, erinnere dich an unsere konkrete Lösung: ohne dem Schöpfer kann der Mashiach nicht ins Dasein kommen! Was ist uns immer gelehrt worden?“ „Es gibt keinen anderen Gott, außer Yehuway – Yehuway alleine!“ rezitierte Miryam. „Es ist Yehuway Gott, den du mit deinem ganzen Herzen und deinem Wesen und deiner Energie lieben musst.“ „Mutter“, begannen sich Tränen zu bilden, „ich liebe Gott mehr als sonst etwas. Ich würde ihm nie etwas verweigern! Mein Körper gehört ihm, um ihn zu benutzen, wie er will!“ „Dein Körper gehört ihm, um ihn zu benutzen, wie er will?“ Anna dachte für einen Augenblick über die Worte nach. Sie dachte an den römischen Jungen und ihre enge Freundschaft. Sie hatte wieder die Gerüchte gehört und hatte ihn neben ihr gehen sehen, wie er es in Sepphoris getan hatte. Wie er nach Natzeret zu dieser besonderen Zeit kam, verwirrte sie. War er nicht anderswo einer Garnison zugeteilt? Warum konnte er nicht dort sein? War er ein Deserteur?“ „Miryam“, begann Anna, „wohin gehen du und Pandera jeden Tag hin?“ „Wir gehen herum. Er fischt gerne.“ „Nun, es gibt sicher viele Fischteiche, aber die Fische sind zu winzig zu essen.“ „Wir starren sie nur an und sie schwimmen vorbei.“ „Wie nahe sitzt ihr nebeneinander, wenn ihr sie vorbeischwimmen seht?“ „Wir sitzen weit genug auseinander. Außerdem ist immer jemand in der Nähe.“ „Oh, wie ich das weiß! Person um Person berichtet über eure Aktivitäten. Ich schwöre, ich wusste nie, dass es so viele Augen und Münder in diesem kleinen Dorf gibt. Aber ihre Worte beunruhigen mich, und ich hoffe, sie beunruhigen dich.“ 49
„In was für einer Weise?“ „Boshafte Gerüchte.“ „Klatsch ist sündhaft.“ „Die Wahrheit ist tödlicher.“ „Es gibt nichts zu fürchten.“ „Nicht, so lange deine Beine wie die Tür geschlossen bleiben für den Mann!“ „Mutter!“ „Er ist gut aussehend. Er ist stark. Und er ist ein Soldat. Daher habe ich ein Recht, mir über dich Sorgen zu machen.“ „Es gibt nichts, um sich Sorgen zu machen.“ „Nicht, so lange du deine Jungfräulichkeit beschützt. Merke dir, wenn ein Mann versucht, sich dir aufzudrängen, schreie mit voller Lautstärke und kämpfe mit deiner ganzen Energie. Das Gesetz wird dich vor den Steinen bewahren. Jedoch, wenn du dich weigerst zu schreien, wird das Gesetz gegen dich vorgehen.“ „Ich kenne das Gesetz. Und meine Jungfräulichkeit ist sicher.“ „Sicher. Die Jungfräulichkeit von niemandem ist sicher.“ „Meine ist es, bis ich neben Yosef liege.“ „Was für ein höchstes Vertrauen!“ „Ich werde durch Yosef geschützt.“ „Oh ja, ich habe das auch gehört. Der römische Soldat beschützt dich – aber nicht für Yosef!“ „Yehuway beschützt mich für Yosef.“ Anna hörte zu reden auf. Sie kniff in ihre Unterlippe und starrte augenblicklich auf die Mauern des Hofs und auf den Säulengang und die Veranda des Hauses. So hoch, doch da war wirklich nichts, was sie sehen konnte. *** Der Abend, als die Erde sich von den leuchtenden Strahlen der Sonne wegdrehte, und nachdem das Schofar erklang, das den Beginn des neuen Tages verkündete, klopfte der Kohen an Annas Tür. Als sie sie öffnete, sah sie ihn vor sich stehen.“ „Komm herein.“ „Nein, genießen wir den Sonnenuntergang. Ich liebe das aufhellende Rot. Es ist, wenn ich mich Gott am nahesten fühle.“ „Prinz Heli auch. Ja, fahre fort.“ „Hast du neulich etwas von Zacharias oder Elisabeth gehört?“ „Warum, ja? Ständig.“ „Alles ist in Ordnung?“ „Elisabeth beklagt sich nie.“ „Ich erhielt eine Nachricht von ihm. Es ist, wie du gesprochen hast. Jedoch bin ich besorgt. Er ist beinahe fünfzig Jahre alt und sie ist beinahe in seinem Alter. Ich habe von den Karawanen gehört, dass er noch immer stumm ist. Seine Frau muss alles aufschreiben, das er zu seinen Dienern 50
zu sagen wünschst. Es ist nicht das beste Wetter dieses Jahr und die Aufgaben müssen gewaltig schwer für sie auszuführen sein.“ „Ich bin mir des kalten Jahrs und des elenden Regens bewusst, ebenso der Aufgaben. Elisabeth ist alt, aber sie ist keine gebrechliche Frau. Noch bedeutet ein stiller Mann ein fauler Mann.“ „Es tut mir Leid. Ich gehe in der falschen Weise heran. Ich verwende die falschen Worte. Sage mir, Anna, wann kommen Yosef und Heli zurück?“ „Nun, Moment Mal! Das ist alles, was ich jeden fragen höre: ‚Wann kommen sie zurück? Wann kommen sie zurück?’ Denkst du, ich kann meinen eigenen Haushalt und meine Angelegenheiten nicht führen?“ „Nein. Aber die Leute sprechen.“ „Ich weiß, was sie sagen. Ich befragte Miryam. Sie versichert mir, dass sie noch immer eine Jungfrau ist.“ „Wenn sie es sagt, ist es wahr“, bestätigte der Kohen. „Aber Klatsch ist beinahe unmöglich zum Verstummen zu bringen. „Bitte, ich weiß, dass du dieses Problem mit Prinzessin Miryam und Pandera in Sepphoris hattest, und darum bist du nach Natzeret gekommen. Unglücklicherweise kam das Problem mit dir. Oh, ich habe seinen Vorgesetzten geschrieben, aber alles, was sie bestätigen, ist, dass er auf Urlaub ist. Sie sagen, er ist kein Deserteur, doch habe ich nie von einem Soldaten gewusst, der einen so langen Urlaub nimmt. Hier stimmt etwas nicht.“ „Was?“ „Ich weiß es nicht. Doch Anna, tue dies für uns beide. Nein, tue dies für die Zukunft der Braut und des Bräutigams. Pandera, da er ein Soldat ist, ist verpflichtet, in der Nähe seiner Legion zu bleiben. Also, da du diese Tatsache weißt, sende Miryam zu Zacharias und Elisabeth. Es könnte sich nur für eine wundervolle Erfahrung für sie erweisen.“ „Was sage ich zu Heli?“ „Das Offensichtliche! Elisabeth braucht Hilfe! Miryam ist jung, stark, energisch! Außerdem werden alle diese Fragen, die sie mir ständig über den Mashiach stellt, zu viel für mich. Sie braucht Zacharias Weisheit, um sie zu erleuchten.“ „Sie redet mit dir über den Mashiach?“ „Jeden Tag. Und meinetwegen erzähle ich dir, dass ich es ein bisschen beunruhigend für jemanden, der so jung ist, finde, sich mit solchen Gedanken zu beschäftigen. Zacharias weiß alles, was es über das Thema zu wissen gibt. Es ist seine intellektuelle Hauptbeschäftigung!“ „Und so sollte es sein. Wir sind die Familie, aus der zu kommen er prophezeit wurde.“ „Anna, es gibt Hunderte Prinzen und Prinzessinnen, die heute leben, die direkte Nachkommen von König David sind. Jeder von ihnen mag sich gesetzmäßig als der Vorfahr des Mashiachs erklären!“ „Nicht so! Unsere genealogischen Aufzeichnungen bezeugen, dass Prinz Yosef direkt von Zerubbabel abstammt.“ „Wie viele andere!“ „Aber der Salbungsbecher wurde nicht an sie weitergegeben. Er wurde an Abiud gegeben, von seinen vielen Söhnen wurde er selektiv an 51
Eliakim weitergegeben, dann wurde von seinem Sohn bestimmt, dass nur Azor der Träger der messianischen Hoffnung sein könnte, da es für seinen Sohn, Zadok, bestimmt war, dann weiter an Akim, dann an Eliud, dann an El’azar, dann an Matthan! Mein lieber Kohen, das sind die Namen, an die sich die Welt erinnern wird, die genetische Eigenschaft für den Mashiach getragen zu haben, um an die Welt übertragen zu werden. Alle anderen Kinder von David werden vergessen werden; verloren an die Winde der Wüste!“ „Menschen werden sich in zukünftigen Generationen erheben, die gegen ihre Brüder im Glauben Krieg führen werden, dass sie auch aus der richtigen Blutlinie stammen, um gesalbte Könige und Königinnen zu sein.“ „Dann sind sie hochmütig und tollkühn, nicht gewillt, sich dem wahren König des Universums zu ergeben. Yehuway wird ihre Königreiche dafür vernichten.“ „Diese gefährliche Schlussfolgerung sollte nicht für die Welt zu hören ausgerufen werden. Sie ärgert sie, weißt du?“ „Die Wahrheit muss manchmal bekannt gemacht werden, auch wenn sie alle Traditionen und Begriffe übertritt und die Menschen auf vorübergehenden Frieden stellt. Yehuway wird sich selbst für die vorübergehenden Lösungen der Menschen rächen, die seine Wünsche missachten.“ „Ja, das ist wahr.“ „Also, sage mir, mein lieber Kohen, stellst du noch immer in Frage, ob der Salbungsbecher an Prinz Ya’akov, Vater von Prinz Yosef und Alphaeus, weitergegeben wurde oder nicht?“ „Ich bestreite nicht deine Fakten. Ich kann nie Fakten in Frage stellen, denn sie sind konkret, nicht abstrakt! Alle unsere Gesetze und unser Glaube sind absolut identisch und keinem Zweifel unterworfen. Das ist die Herrlichkeit unseres Gottes: seine Gesetze. „Und ja, Anna, ich kenne keinen Mann, der sich als der Mashiach erweist, außer die genealogischen Aufzeichnungen bestätigen, dass es so ist. Noch kann ich den Prozess der heiligen Auswahl unter Davids Nachkommen für die messianische Haltung. Es war bei Ya’akov und Juda und Perez geschehen wie bei Salomon. Es ist ebenso bei den levitischen Familien geschehen.“ Er hielt seine rechte Hand hoch: „Und bitte gehe nicht in unsere genealogischen Aufzeichnungen und wie oft unsere beiden Familien sich miteinander verheiraten. Wir alle wissen auch, dass Prinz Heli aus dem Hause David durch Nathan ist. Doch Miryams Besessenheit bei den messianischen Prophezeiungen verwirrt mich. Eine junge Frau, die mit einem Heiden Spielchen spielt, sollte ihre ideologischen Nachforschungen etwas besser beherrschen. Besonders, wenn sie bis zur Heirat eine Jungfrau bleiben will.“ Anna, der die Worte nicht gefielen, erwiderte verteidigend: „Vielleicht, weil sie jung und viel Freizeit an der Hand hat, liest sie, was sie liest und ihr Verstand erforscht nur das, was sie fasziniert. Vielleicht, weil sie gelernt hat, dass sie direkt aus Davids Haus ist, und sie, wie viele andere, träumt 52
davon, dass ihr Kind der wahre Gesalbte sein wird. Wer kann sie für ihren so wundervollen Wunsch tadeln?“ „Anna“, der Kohen dämpfte seine Stimme, „wir alle wollen, dass der Mashiach erscheint. Was für ein Jude will nicht zu Salomons Herrlichkeit zurückkehren? Aber ich sorge mich sehr über die Zeloten. Ich befürchte, dass sie hören werden, dass sich Miryam danach sehnt, die Mutter des Mashiachs zu sein, und sie werden sich ihr nähern und ihre Fantasien als den personifizierten Willen Gottes verkünden. Die Zeloten sind deiner Familie nahe geblieben, seit Prinz Ya’akov gegen die Autoritäten rebellierte.“ „Die Zeloten werden meine Miryam benutzen?“ „Wie die Fliege den Kadaver benutzt. Was für ein Zelot will nicht die Welt erobern? Sie sagen, dass die Hebräer auf der Erde sind, um sie von einer Welt der falschen Ideologien zum Lauf der Rechtschaffenheit umzugestalten. Sie sagen, dass darum das Haus Juda unbesiegt bleibt, und deswegen haben sich die Hebräer auf der ganzen Welt Siedlungen. ‚Nur Rom ist mächtiger als wir’, sagen sie, und: ‚Mit Yehuways Macht auf unserer Seite werden sogar die Römer und der Rest der Welt für den Ritt des Mashiachs zur Seite treten!’ Als der Kohen Hagadol dieses Dorfes muss ich zugeben: als Hebräer haben wir keine andere Wahl. Wir müssen verlangen, dass das Heidentum der Welt vernichtet wird. Wir unter der Verpflichtung des Gesetzes müssen verkünden, dass nur ein Gott gültig ist und jeder andere Glaube unerträglich ist. Wie oft muss ich gegen die Heiden argumentieren? Traurigerweise muss ich auch die Wünsche unserer Zeloten, Krieg gegen alle Ausländer zu führen, besänftigen. Nur der Mashiach kann einen solchen Feldzug anführen. Doch beharren die Zeloten klugerweise darauf, dass wir das erwählte Volk sind, um die Weltherrschaft zu erlangen.“ „Was sagen die P’rushim und die Tz’dukim?“ fragte sie. „Die P’rushim reden von Toleranz und Freiheit, aber die Tz’dukim geben beinahe die Worte der Zeloten wieder. Sie sagen, es kann keine Freiheit der Religion geben. Alle separaten theologischen Ideologien müssen bezwungen werden. Der Mashiach wird und die Kraft des Schwertes gewähren, um es zu einer Welt zu machen, die nur einen Gott toleriert. Alle anderen müssen vernichtet werden. Elijah und Mohse und Yesha’yahu und Daniel haben es so verfügt.“ „Unser Pfad ist ein schwerer Pfad“, sagte Anna. „Ich frage mich, Anna: Wir der Mashiach tolerant oder intolerant sein?“ „Wenn er in dem letzten Zeitalter der Menschheit kommt, wird er keinen anderen Glauben oder eine Regierungsform tolerieren, als das, was ihm anvertraut worden ist.“ Der Kohen lächelte: „Gerechte Menschen werden immer ausgespottet, Anna.“ „Ja, es ist wahr. Doch schau, was mit denen geschah, die Noah ausspotteten. Sogar ihre jungen Kinder kamen um. Ich glaube, dass, wenn unser Mashiach kommt, er eine Million Juden mit Schwertern führen wird, um Rom und Parthia und China und Indien zu erobern. 53
Jedoch glaube ich auch, dass er fest eine Weltherrschaft errichten wird, die nur eine einzige Religion erlaubt, um die Welt der Menschheit mit Prinzipien des Friedens und der Liebe zu umfassen. Jene, die den Mashiach und seine Herrschaft hassen, werden zur Seite geworfen und vergessen werden, indem sie nicht einmal eine Erinnerung werden. Bedaure jene, die irrtümlich anders glauben. Vereinigung ist die einzige tolerierbare Straße des Daseins! Möge sie durch Liebe errichtet werden.“ „Liebe ist der Schlüssel, nicht wahr, Anna?“ „Ja“, erwiderte sie. „Und Miryam?“ erinnerte sie der Kohen. „Ja, ich werde eine Karawane organisieren, um sie nach Hebron zu begleiten.“ „Anna, ich habe es schon getan. Die Karawane reist bei Tagesanbruch ab.“ „So bald?“ „Erzähle Miryam heute Abend darüber, dann morgen, bevor jemand aufsteht, übergib Miryam in die Obhut des Karawanenmeisters. Am Nachmittag erfinde Ausreden und sage, dass Miryam sich um ihre privaten Gedanken kümmert. Aber dann wird es für Pandera zu spät sein, ihr nachzugehen, oder für sonst jemanden, um sie zu veranlassen, hierher zurückzukehren.“ Anna kehrte in den Hauptraum ihres Hauses zurück, ging ein paar Augenblicke auf und ab, dann blieb sie beim Stuhl stehen. Sie lehnte sich an und starrte auf die Leere der anderen Wand. Keine Bilder irgendwelcher Art, keine Gemälde irgendwelcher Art, kein Zubehör irgendwelcher Art. Trostlos, doch beruhigend, entspannend, versichernd, denn keine Konflikte des Stils oder der Form waren in ihrem Zimmer zu sehen. Keine Sorge über Kontrastfarben oder Komplementärfarben oder Pläne oder Stil. Einfachheit, das sich auf die positivste Weise bekundete. Spät an diesem Abend blickte Miryam von ihrem Balkon in die mondlose Nacht hinaus. Sie tätschelte ihren Bauch. Er war fester mit nur einer leichten Wölbung. Sie rieb ihre Finger zwischen ihren Beinen und brachte sie an ihre Nase. Sie roch daran. Nichts war nun anders von letzter Woche. „Wie ist Menstruation?“ fragte sie sich. „Werde ich in einem getrennten Raum von meinem Mann schlafen müssen? Verlangt das Gesetz es wirklich? Wie wird es sich anfühlen, einen Mann zu haben, der seinen Penis in mich einführt? Schmerzvoll? Doch Mutter schreit nie vor Schmerz. Ihre Stimme ist freudig. Oft neckte sie Vater um mehr Sex.“ Sie berührte ihr Gewand und fühlte seine Weiche. „Sowohl von Männern als auch Frauen wird verlangt, miteinander Sex zu haben. Sex zu verweigern, ist dasselbe wie das Leben zu verweigern. Eine Umarmung abzulehnen ist Grund genug für eine Scheidung und für die Beschämung einer Frau vor der Gemeinde.“ Sie seufzte. „Nach der Geburt meines Kindes werde ich je die Umarmung eines Mannes kennen?“ Gerade dann klopfte ihre Mutter an ihre Tür und weckte sie aus ihren Gedanken. „Was gibt es, Mutter?“ 54
„Ich habe einen Brief von deiner Cousine Elisabeth erhalten.“ „Wie geht es ihr?“ „Das Wetter ist hart zu ihr.“ „Ja, ich weiß. Sie wird zusätzliche Hilfe brauchen, vermute ich.“ „Ja, wird sie. Was, denkst du, sollten wir deswegen tun? Ein oder zwei zusätzliche Diener schicken?“ Miryam starrte wieder über das Balkonfenster. In der völligen Dunkelheit konnte sich alles verstecken. „Wer hat Augen, der in der stockdunklen Nacht zu sehen?“ Sie ging hinter ihre Mutter. „Nein, Mutter. Sende nur einen Diener, und wenn ich darf, mich auch.“ „Du willst nach Hebron gehen?“ „Es ist so langweilig hier, also ja, Mutter, wenn ich darf, bitte?“ „Was ist mit deinem römischen Freund?“ „Pandera? Oh, er kann nicht kommen. Er muss immer in der Nähe seines Legionskommandanten bleiben.“ „Oh?“ „Wusstest du das nicht?“ „Oh, ja, ich erinnere mich jetzt.“ „Nun, darf ich bitte mit dem Diener gehen.“ „Ich vermute, ich kann Anordnungen in letzter Minute treffen. Ich glauben, dass Karawanen jeden Tag nach Hebron abreisen.“ „Gewöhnlich während der Stunde des Sonnenaufgangs.“ „Denkst du, dieser Sonnenaufgang wäre passend?“ „Nicht ohne einem vorherigen Vertrag. Aber Vaters Name setzt viele Gefälligkeiten in Gang.“ „Miryam, du würdest nicht vorschlagen, dass ich Zuflucht nehme, diese Männer direkt um einen Gefallen zu beeinflussen?“ „Es ist unser Recht, es zu tun. Sie schulden Vater eine Menge Gefälligkeiten.“ „Miryam“, wechselte Anna ihren Ton, „warum willst du unbedingt nach Hebron gehen? Gibt es ein Problem?“ „Nein, Mutter.“ „Was ist mit Pandera?“ „Pandera? Mutter, wir sind Spielkameraden. Das ist alles.“ Anna nickte und presste ihre Lippen zusammen. „Gut!“ Sehr gut. Schlafe nur, Liebling und morgen wirst du unterwegs nach Hebron sein.“ Miryam seufzte, nachdem ihre Mutter ihr Zimmer verließ und fiel zurück in ihr Bett. „Hebron, Hebron“, dachte sie. „Ich kann Elisabeth alles erzählen.“ Augenblicklich schlief sie ein. *** In der grauenden Atmosphäre der jüdischen Religion trieb Elisabeth ihre Diener an, das Waschen der Leinengewänder und Unterwäsche und Bettlaken zu beenden. „Ich will, dass alles trocknet, bevor der
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Nachmittagsregen kommt!“ schrie sie, während Zacharias neben ihr saß und sie Zweige von der Olivenfrucht abbrach. Er zog an ihrem Saum, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Auf seiner Tontafel schrieb er: „Sage Jakobus, dass er sich vergewissern soll, dass genug Krüge da sind, um sie mit Öl zu füllen. Wir werden dieses Jahr einen ziemlichen Gewinn haben.“ „Ja, Liebster“, bestätigte sie, als sie die Tafel las. „Jakobus wird uns mehr Krüge bringen.“ Zacharias legte die Schreibtafel weg. Als er seinen Kopf hob, sah er in der Ferne eine neue Karawane sich seinem Haus nähern. Wieder zog er am Saum seiner Ehefrau. „Ich sehe sie. Nein, ich weiß, dass wir mit dem Öl nicht fertig sind. Ich werde ihnen sicher sagen, dass sie nach einer weiteren Karawane senden sollen, um früh nächste Woche vorbeizuschauen. Ja, Jakobus wird uns die Krüge bringen. Ja, wir haben mehr Wägen mit Oliven, die heute Abend hereinkommen. Ja, ich glaube, sie werden vor Sonnenuntergang hier sein. Wir haben heute Abend Linsensuppe. Nein, ich werde sie nicht zu heiß machen. Ich weiß, dass du heiße Suppe hasst. Nein, ich weiß nicht, warum sich dieses Kamel von der anderen Karawane absondert. Warte, ja, Zacharias, ja, es sieht wie Miryam aus. Ja, sie sieht ein bisschen schwerer aus. Aber, na wenn schon. Nein, ich weiß nicht, warum sie uns besucht. Hör jetzt mit dem Schreiben auf! Ich will Miryam entgegengehen!“ Miryam blinzelte und zwang sich, sich auf das Paar zu konzentrieren, das auf der fernen Veranda saß. „Bring mich hin“, befahl sie ihrem Diener, der sofort das Kamel zu der sanften Erhebung des Hügels zog. Indem er mit der Zunge schnalzte, folgte das Kamel gehorsam der Stimmenanweisungen des Mannes zu der grauhaarigen alten Frau, die hinuntereilte, ihnen entgegen. Das Kamel, als es sein Seil rucken spürte, senkte sich auf seine Knie und ruhte vollkommen, während es der Person erlaubte, auf seinen Höcker zu steigen. Elisabeth eilte begeistert hinunter zu dem Hügel mit Kieselsteinen und Gras, schneller als sie beabsichtigt hatte. „Du meine Güte, lass mich stehen bleiben, bevor ich falle“, sagte sie, als sie ihre Hände auf ihre Knie legte und stattdessen auf Miryam wartete, dass sie zu ihr ging. Innerhalb von ein paar Sekunden hob sie ihren Kopf und beobachtete das Mädchen, wie es zu ihr rannte. Eine innere Stimme wollte zu ihr sprechen. Verwirrt stand sie dort und wartete auf die Stimme, dass sie sich in klaren Begriffen bekundete. Sie berührte automatisch ihren Bauch. In diesem Augenblick verließ ihre Anspannung sie. Sie fühlte sich ruhig, entspannt. Sie war glücklich, Miryam zu sehen, und als sie von einer Seite auf die andere der vorbeiziehenden Karawane blickte, bemerkte sie, dass Miryam die Entfernung von Natzeret nach Hebron alleine gemacht hatte, begleitet von einem einzigen Diener. Für einen Augenblick war sie verwirrt, dann bedauerte sie, dass weder Anna noch Salome mit Miryam gekommen waren. „So sind die Dinge“, flüsterte sie zu sich.
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Miryam erschöpfte sich, als sie zu ihrer Lieblingstante eilte. Das Gras fühlte sich weich unter ihren Füßen an. Als ob sie auf eine weiche Masse fiel, die für ihre Füße unbekannt, aber üppig war. Sie musste auch stehen bleiben, um Luft zu holen. „Elisabeth, dein Hof ist größer als ich mich erinnere.“ Elisabeths innere Stimme wurde stärker. Das Baby in Elisabeths Bauch trat und bewegte sich und erschreckte sie. Ein freudiges Gefühl kam über sie, kitzelte ihr Haar und den Nacken. Ihre Haut wurde augenblicklich durch eine kühle, geheimnisvolle Brise gekühlt. Ein tieferer, glatter Atem durchdrang ihre Lunge. Eine wundervolle Klarheit umfasste ihre Gedanken und brachte ihre Gefühle zu einer verlorenen Zeit in ihrer Jugend, als alles sicher und absolut gewiss war. Das Kind in ihrem Körper bewegte sich wieder, energischer als vorher. Sie stieß sanft auf ihrem Bauch, dann hob sie ihre Augen, um denen von Miryam zu begegnen, und in diesem Augenblick wusste sie, dass ihre eigene Cousine mit dem Mashiach schwanger war. „Unter allen Frauen auf der Erde musst du die glücklichste sein, denn die Frucht deines Leibes ist gesegnet.“ „Elisabeth, du weißt, dass ich schwanger bin?“ „Ja, ich weiß es, denn sobald deine Worte mich begrüßten, hüpfte mein ungeborenes Kind frohlockend! Ich erinnere mich an den Augenblick, als ich entdeckte, dass ich schwanger war und als ich von dem Besuch des Engels bei Zacharias erfuhr, wusste ich, dass etwas Wundervolles mit der Menschheit geschehen würde. Doch was ist es, was dich veranlasste, den ungeborenen Mashiach zu meinem Haus zu bringen? Warte! Ich kenne die Antwort! Dein Kind spricht zu meinem Kind! Wie kann das sein? Warum ruft der Mashiach aus der Nische deines Leibes zu der Nische meines Leibes? Miryam, was für eine glückliche Person du sein musst. Ungleich Zacharias glaubtest du, was du gehört hast. Du fordertest nicht heraus! Du verlangtest keinen Beweis! Nun wird es zu einer größeren Erfüllung der zusätzlichen Ereignisse, genau wie Yehuway gesprochen hat.“ „Elisabeth, in meinen Träumen sehe ich Ereignisse, die die Menschheit in Schrecken versetzen. Die unmittelbaren fleischlichen Begierden der Menschen werden ihre geistigen Wahrheiten stürzen. Sie sind reif, sich satanischen Angelegenheiten anzuschließen, zu ihrer ewigen Vernichtung. Ich schaudere beim morgendlichen Erwachen vor den Visionen, die ich sehe.“ „Alle gegensätzlichen Dinge werden der Schrecken des Menschen. Falls die Menschheit dieses großartige Ereignis nicht akzeptiert, damals, als die Bewohner von Sodom und Gomorrah sich weigerten, ihre Gäste mit Gastfreundschaft zu behandeln, so wird die Konsequenz jener werden, die sich dieser Größe entgegenstellen. Sie werden gleichermaßen die Qual des Unglaubens und die Zurückweisung, die durch ihre Ablehnung, zu bereuen und zu gehorchen, herbeigebracht wird, erleiden.“ Aber hier ist auch eine Gelegenheit für Männer, Liebenswürdigkeit und Erlösung vor ihren Sünden zu erlangen“, legte Miryam ihren Standpunkt 57
dar. „Erinnere dich an Samuels Überschwang: ‚Yehuway vergrößert mein Herz!’ Und erinnere dich an Habakkuk: ‚Mein Geist hat in Gott, meinem Erlöser, frohlockt’, denn es ist, wie Samuel sagte: ‚Yehuway ist mein Felsen und meine Festung und mein Erlöser!’ Wie Hannah einen heiligen Eid ablegte, so werde ich es nun tun. Dies verpflichtet mich, es zu tun, weil er die niedrige Position eines jungen Mädchens in Betracht gezogen hatte, indem sie vertraute, durch seinen Wunsch die Folgen zu tragen, und ja, von diesem Augenblick bis zu den letzten Tagen des Daseins werden mich alle Generationen als ‚Gesegnet’ verkünden, wegen dieser Tat, die mir durch den Mächtigen, dessen Name heilig ist, getan worden ist. Oh, wie genau hat David, mein Vorvater, seine Heiligkeit in seinen vertraulichen Psalmen und Hymnen wahrgenommen. Wie großzügig es von Gott war, mir zu erlauben, geboren zu werden, so dass ich die eine werde, die seinen Sohn trägt, um den Frieden und die Hoffnung und die Harmonie wieder zu geben. Wie einsichtsvoll David war, als er schrieb: ‚Yehuways Barmherzigkeit ist bei der Menschheit, Generation um Generation.’ Yesha’yahu sagte genau voraus: ‚Yehuway hat starke Arme und hat mächtige Wunder gewirkt. Er hat höhere Mächte zerstreut, die in ihrem Herzen beabsichtigten, Gegner seiner gerechten Glaubenden zu sein.’ Daniel, als er in Babylon war, teilte diesen Traum: ‚Er drängte Potentaten von Thronen und erhob niedrige Personen.’ Das Königreich, das Nebukadnezar gehörte, verdunkelte sich trotz all seiner Vorzüglichkeit und Macht bei dem sich nähernden Königreich Gottes. Wenn es nur für alle Menschen möglich sein könnte, das Gras der Demut zu essen, das die Wahrheit aufklärt? Wie wahrheitsgemäß meine Mutter war, mir zu sagen, dass ich meinen Hochmut ändern und liebevolle Prinzipien errichten soll, um damit meinen Nachkommen zu belehren. Ich werde lernen, demütig zu sein, und ich werde meinen Nachkommen lehren, demütig zu sein, doch niemals werde ich ihn lehren, sich der Sache des Bösen um des Friedens willen zu ergeben. Yehuway selbst wird der Verantwortliche sein, meinen Sohn zu einer Macht, mit der zu rechnen ist, gegen das Böse und gegen die Torheit zu machen. Ich werde meinen Sohn lehren, zu lieben und menschlich zu sein. In dieser Ehre beziehe ich mich auf Yesha’yahu, der dies sah: ‚Die Hungrigen wird er mit den guten Dingen befriedigen, doch die Reichen, die im Widerstand zu seinem Vorsatz sind, wird er mit leeren Händen fortschicken.’ Und genau wie unser göttlicher Yehuway, unser Adonai, zu Avraham und zu Yitzchak und zu Ya’akov gesprochen hat, ja, wie er zu jeder Generation hernach gesprochen hat: ‚Ich halte immer mein Versprechen, daher ist es für mich geschehen. Sarah, eine Frau, die mit einer Jungfrau gleichgestellt werden kann, bekam ihr Kind, wie Yehuway es verheißen hatte. Rebecca, auch einer Jungfrau gleich darin, dass ihr Leib trocken war, empfing auf wundersame Weise einen gesalbten Sohn. Nun, genau wie sie, werde ich auch der Welt ein gesalbtes Kind gebären. Mein 58
Körper ist gesegnet worden, um den Samen zu tragen, den Yehuway beabsichtigt hat, der Welt Erlösung zu bringen. Yehuway hat seine heiligen Pläne formuliert, damit unsere beiden Söhne eine Erfüllung der Verheißung werden, die er Adam nach seinem Sündenfall im Garten Eden gemacht hatte. Satans Verschwörungen und Pläne, seine eigenen Kirche und Regierung zu errichten, sind vergebens ersonnen worden. Ismael versagte. Esau versagte. Aber Gott hat eine große Fähigkeit, Menschen mit einer ewigen Vergebung zu vergeben. Haben wir nicht das Beispiel von Koraths Kindern, die sich ihren bösen Methoden abwenden konnten, um sich den gerechten Bestrebungen zu ergeben, und erlangten die einzigartige Ehre, die Sänger und geschätzten Diener des Tempels zu werden?“ Ein Kreis der Liebe brachte beide Frauen zusammen, die auf geheimnisvolle Weise ihre Herzen und ihren Verstand konzentrierten, um als eine zu agieren. Elisabeth, die ihre eigene prophetische Eingebung bekundete, fügte hinzu: „Wir, die Hebräer, obwohl in ganz China, Burma, Indien, Afrika zerstreut, bleiben für Yehuway, unserem Adonai, ein heiliges Volk! Wir vertrauen ausschließlich auf den Bund seines auserwählten Mashiachs! Das Kind in deinem Leib wird Frieden und Wohlstand der Menschheit bringen. Das Kind in deinem Leib wird die Straße bauen, die zu Yehuways Königreich führt! Der Sohn des göttlichen Yehuways wird eine Regierung errichten, die nie enden wird! Sie wird alle Ungerechtigkeit vernichten. Shalom, liebster Yehuway. Shalom!“ Die beiden, außer sich vor Freude, einander zu sehen und so herrliche Worte zu teilen, fielen einander in die Arme, küssten einander auf den Hals und die Wange. „Wie lange bist du schon schwanger?“ fragte Elisabeth überglücklich. „Einen Monat?“ „Was hat Anna darüber gesagt?“ „Sie weiß es nicht“, gab Miryam zu. Sie ließ Elisabeth los und brachte ihre Hand an ihre Seiten, während sie unbeholfen mit dem äußeren Umhang spielte. „Ich habe ihr nicht gesagt, dass ich schwanger bin.“ „Dann muss es sein, dass Prinz Yosef auch nichts davon erfahren hat.“ Elisabeth blickte auf den Zaun in der Nähe, der ihre Lämmer umgab, die ihr Ehemann zu opfern pflegte. Sie hörte das Brüllen ihres weißen Esels. „Nein, auch er hat nichts davon erfahren“, gab Miryam zu. Sie spielte mit den Enden ihres Haars. „Dann werden wir beide still darüber sein. Lass es Zacharias wissen, nachdem mein Kind geboren ist.“ „Werde ich es bis dahin nicht zeigen?“ „Jemand, der so dünn wie du ist, zeigt es nicht vor dem sechsten Monat. Was heilig ist, darüber werden weder du noch ich uns schämen. Ich werde immer an deiner Seite sein und ich werde dich immer beschützen.“ ***
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Als die ungewöhnlich kalten Monate Adar und Nissan vergingen, zogen sich die Schäfer und Hirten von den Bergen in die Ställe der Stadt und umgebenden Dörfern zurück, indem sie sich und die Tiere vor den grimmigen Winden und dem gefährlichen Regen schützen, die die Erde dazu brachten, plötzlich unter dem Stand davonzurutschen und sie kopfüber in die tiefen Schluchten und auf die hervorragenden Felsbrocken schmetterte. Dann begann das Gemüse wieder in der Landschaft aufzutauchen und der Boden begann sich zu festigen und erlaubte dem stärksten Mann, über die Berge und auf die Straßen, die zu den fernen Handelshäfen führen, zu gehen. Mit der Erneuerung der Handelskarawane nach Sepphoris sandten Miryam und Elisabeth Nachricht an Anna und Heli über die Nähe der Geburt und als sie die Nachricht erhielten, beschlossen sie, anwesend zu sein, wenn das Kind kam. Dann am zweiten Sabbat (Samstag) des Monats Siwan, als die frühen Feigen und ersten Trauben zu blühen und die Blüten der Sommerfrüchte zu erscheinen begannen, und an dem Tag, nachdem Prinz Heli, seine Ehefrau Anna, ihre Tochter Salome, Prinz Yosef und sein Bruder Prinz Alphaeus eintrafen, bekam Elisabeth Wehen. Mit Miryam neben sich, zusammen mit den ausgebildeten Hebammen, ging die Geburt des Kindes glatter als erwartet. Während Miryam Elisabeth mit dem Duftöl wusch, wickelten die anderen Hebammen das Neugeborene in frische Windeln. Nachdem sie ihn seiner Mutter präsentiert hatten, verließen sie freudig das Schlafzimmer und verkündeten dem Rest des Haushalts die Geburt. „Dieser Sohn von dir, Elisabeth, soll die Straße vor meinem Sohn vorankämpfen, damit alle schönen und wundervollen Dinge, die von Yehuway verheißen wurden, wie sie werden müssen.“ Zacharias stand draußen vor dem Zimmer und hörte, wie Miryam zu seiner Ehefrau sprach. Fasziniert von ihren Worten blickte er um die Tür herum, gerade als seine Ehefrau ihre Hand über Miryams Unterleib legte und sanft mit ihrer Hand hin- und herglitt. Er schaute zu, wie Miryam seinen Erstgeborenen berührte, seine Stirn küsste, ihn merkwürdig eher an ihren Bauch als an ihre Brust druckte. Verwirrt wird durch die merkwürdige Bewegung schüttelte er seinen Kopf, dann ging er davon zum Hof und schloss sich Heli und Josef an. Ein paar Minuten später durfte er seinen Sohn in seine Arme nehmen. Von seinem Hof rannten die Diener zu den Nachbarn und zu ihren Cousins und Cousinen und zu seinen Verwandten und zur Synagoge, um die freudige Nachricht mit jedem zu teilen. Am folgenden Freitagnachmittag, in der neunten Stunde des Tages (15 Uhr), hielt der Kohen Hagadol der Synagoge von Hebron das Widderhorn an seine Lippen und blies seinen Atem dreimal hinein, indem er das Kommen des Sabbats kundtat. Als die Leute die Ankündigung der Trompete hörten, legten sie sofort ihre Arbeitswerkzeuge hin und zogen die Seile von ihren Rindern und Ochsen, indem sie sie von den Pflügen 60
und Wägen befreiten. Die Rinder und Ochsen wanderten davon, um zu grasen und zu fressen. Die älteren Jungen nahmen schnell die Getreidesäcke von den Rücken der Esel und die älteren Mädchen stellten die Fütterungstätigkeit des Viehs ein. Kleidungsweber legten auch ihre Nadeln zur Seite und die Handelsleute bedeckten ihre Stände mit einem schweren Wolltuch und die hebräischen Karawanenmeister hielten ihre Karawanen an. In der Synagoge zündete der levitische Kohen die Sabbatlampen an, dann zog er sich das Festgewand an. Als die drei Sterne am Nachthimmel sichtbar wurden, blies der Kohen zwei weitere Stöße in die Trompete. Überall erfreuten sich die Leute, denn der Sabbattag hatte begonnen. Im Tempel in der Stadt Yerushalayim opferte die hinausgehende Abteilung der Kohanim zwei Lämmer während der Drehung der Erde am Samstag zu dem Leuchten der Sonnenstrahlen. Die Austauschabteilung musste wie immer ihre zugeteilte Aufgabe weiter ausüben. Nur waren sie für den Rest des Tages freigestellt. Andere Kohanim, die es sich in dem zugeteilten Raum bequem machten, warteten, bis sie an der Reihe waren, das Abendopfer darzubringen. Dieser Sabbatmorgen, da er der achte Tag, nachdem Elisabeth ihren Sohn zur Welt gebracht hatte, war, näherte sich der Kohen ihrem Haus, wobei er eine Gruppe von Cousins und Cousinen und Tanten und Onkeln und Freunde und Nachbarn in Zacharias Hof führte. „Elisabeth, Glückwünsche zu einem so gesunden Sohn!“ Zacharias Onkel war der Erste, der sprach. Dann, indem er zu Miryam ging, nahm er sie liebevoll in seine Arme. „Du meine Güte, du meine Güte, Miryam. Du legst ein wenig an Gewicht an. Tatsächlich bist du strahlender als ich dich je zuvor gesehen habe!“ „Danke, Yehohshua“, erwiderte Miryam. „Ah, die Griechen, sie nennen mich Iesous, aber das ist nicht das Schlimmste. Die Römer nenne mich Jesus.“ „Jesus? Die Römer scheinen alles zu verändern.“ „Alle Nationen ändern die Namen der Völker, mit denen sie es zu tun haben“, belehrte sie Heli. „Yosef ist die liebevolle Form von Josiphiah. Darum nannte ich dich Miryam statt Maria“, lächelte Heli gesellig und umarmte Yehohshua so fest er konnte. „Ich, lebender Tag drinnen und draußen unter den Griechen, erwartete ihre Methoden.“ „Papa“, fuhr Miryam ihre Frage fort, „was ist das griechische Wort für Mashiach?“ „Kristos, glaube ich.“ „Ja, das stimmt“, bestätigte Yehohshua. „Die Römer würden Christus sagen.“ „Jesus Christus?“ dachte Miryam heimlich zu sich selbst. „Ich ziehe Yehohshua Mashiach vor. Nun, wer kann sagen, was sein wird?“ „Nun, sage mir, wie gehen die Geschäfte?“ redete Prinz Heli weiter mit seinem Verwandten.
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„Großartig! Die Nabatäer kaufen alle meine Waren und was sie nicht kaufen können, verkaufen sie für mich an die Babylonier. Sie wissen alles, was wir tun.“ „Nun, sage ihnen, dass wir einen neuen Verwandten in unserer Familie haben!“ neckte Yosef. „Hast du ihn schon gesehen?“ fragte Heli Yehohshua. „Nein, aber ich werde es.“ „Er eine eigenartige, beruhigende Gegenwart an sich. Ich bin nie zuvor zu einem Kind so angezogen worden. Ich kann scheinbar nicht genug bekommen, ihn zu halten.“ „Darum hast du keinen eigenen Sohn.“ „Ich habe Yosef und Alphaeus.“ „Die ganze Welt hat sie! Keine zwei Brüder sonst wo arbeiten in einem so angenehmen Vorteil füreinander. Oh, übrigens, wie gehen die Geschäfte bei euch beiden?“ fragte er sie. „Wir kauften alle Baumfarmen, die wir uns leisten konnten.“ „Ja“, bestätigte Prinz Heli. „Natürlich sind viele gerade jetzt Schösslinge, aber es gibt viele reife Eichen.“ „Und Zedern?“ „Nicht so viele, wie ich erhofft hatte“, erwiderte Alphaeus, während seine Augen sich zu Zacharias wandten, der in der Mitte des Zimmers mit seiner immer gegenwärtigen Tafel und seinem Federkiel stand. So viele Fragen wurden ihm gestellt, dass er schließlich zu schreiben aufgab und auf die Fragen ja oder nein nickte. „Die Phönizier“, warf Yosef ein, „hatten die besten Bäume für sich selbst gekauft, bevor ich für den Kauf bieten konnte.“ „Oh?“ „Es ist in Ordnung“, unterbrach Heli. „Bäume wachsen wieder.“ „Überall, außer hier“, runzelte Yehohshua die Stirn. „Ich erinnere mich, wie tief und grün unsere Wälder waren, als ich ein kleines Kind war. Die Landwirte verkaufen mehr Bäume als sie pflanzen, und die Rinder und Schafe fressen weg, was neu zu wachsen beginnt. In tausend Jahren werden wir eine Wüste sein!“ „Oh, komm schon“, lachte Heli. Dann zu sich dachte er: „Ewiges Land, Land des wahren Gottes, was kann uns überwältigen? Was für eine Macht? Was für eine Regierung? Keine. Kein andere, als du selbst.“ „Nun“, fuhr Yehohshua fort, „es wird für keinen von uns einen Unterschied machen. Wir werden lange vorher Madenfutter sein.“ „Sei jetzt still“, sprach Alphaeus leise. „Dies ist der Tag der Beschneidung, nicht der Tag einer Beerdigung.“ Er stand steif, bis sie schwiegen. Jeder lächelte, denn an diesem Tag mussten die Gedanken auf der universellen Akzeptanz des Menschen zum Menschen, des Menschen zu Gott sein. Dies war der Tag der Erfüllung des Gesetzes: das Geben des männlichen Kindes an das harmonische Versprechen des Schöpfers; der symbolische Tag des großen Bundes, worin jedes Kind dem verpflichtenden Dienst zum Schöpfer übergeben wurde. Die Abtrennung der Vorhaut, ein vorübergehender Schmerz, worin diese 62
besondere Gruppe von Menschen eindeutig von den anderen Rassen der Menschheit gekennzeichnet wurde. Der vorübergehende Schmerz, ein Geschenk an Gott für sein Versprechen, der Welt das Geschenk der dauerhaften Erlösung zu geben. Die Frauen begannen dann zu applaudieren. Yosef und Alphaeus und Heli drehten sich herum. Nicht weit von dort, wo er stand, konnte Yosef deutlich das zarte Mitgefühl sehen, das aus dem erstgeborenen Kind von Zacharias ausging. Verblüfft fühlte Yosef, wie sein Herz zu einer Atmosphäre der totalen Entspannung und Ruhe hochgehoben wurde. Er blickte auf Miryam, die neben Anna saß. Niemals hatte er eine intensivere Frau gesehen! Ihr strahlender Intellekt beeindruckte ihn. Einmal, als er Hillels Vortrag hörte, konnte sie seine vorgeschlagenen Thesen richtig erkennen und bezüglich der Beziehung zwischen akuter, scharfsinniger Freundlichkeit und automatischer begeisterter Freundlichkeit unterscheiden. Ihre Konzentration war scharf, wie ein Löwe, der seine Beute genau betrachtet. Ihre Augen konnten die vollkommene Situation auffangen, wie ein Falke, der hoch oben kreist. Doch hatte sie auch eine sanfte, einladende Persönlichkeit, die ihn überwältigte und zu ihr hinzog. Miryam lehnte sich voll nach vor, als der Kohen die Windeln des Kindes von seinem winzigen Körper zog. Sie hob ihr festes Kinn. Direkt vor sich sah sie Yosef leicht neben Zacharias gehen, während ihr Vater schweigend neben ihr schritt. Alphaeus folgte allen. Der Kohen stand vor der Frau, ein Feuersteinmesser lag oben auf dem Steinsockeltisch. Oben flog im Sturzflug eine Vogelschar schnell vorbei und die Wolken, die seit dem Morgen verweilten, begannen sich zu zerstreuen, wobei sie den hellen Himmel offenbarten. „Dieses Wetter wird nicht lange anhalten“, flüsterte Heli Zacharias zu, der wiederum bejahend nickte. Er starrte wieder auf seine Hände, der ständige Angriff der Zeit, des Alterns, aber heute machte es ihm nicht so viel aus, denn das Vergehen der Zeit bedeutete nun, dass er der Betreuer, der Anweiser, die Macht hinter dem Intellekt und der Persönlichkeit eines neuen Daseins auf der Oberfläche der Erde sein würde. Ein Dasein, das vielleicht die ganze Gesamtheit von jedermanns Dasein motivieren könnte. Er seufzte wieder. Seufzte glücklich. Der Kohen streckte seine Hände aus, um über dem weichen Körper des Babys zu beten. Er legte seine Finger über seine Vorhaut, dehnte sie und schnitt sie flink ab. Das Baby wimmerte kaum. Seine offenen Hände klammerten nicht. Er blickte sich bloß in dem Raum um, vertieft in dem Lichtspiel von den Fackeln. Sehr wenig Blut tröpfelte heraus. Elisabeth reichte dem Kohen saubere Tücher, um den kleinen Blutspritzer von seinen Händen zu wischen. Der Kohen tat dann Balsamöl und heilende Öle über den Verband. Er hob das Baby auf und hielt es über den Kopf von jedermann. „Wie sollen wir ihn nennen?“ fragte der Kohen. Niemand antwortete. „Zacharias ist der Name des Vaters, sollen wir ihn daher genauso nennen?“ sagte Alphaeus. 63
„Nein“, warf Elisabeth ein. „Sein Name soll Yehohanan sein.“ „Aber, Elisabeth, es gibt niemanden in deinen genealogischen Aufzeichnungen mit diesem Namen.“ „Trotzdem soll es sein Name sein.“ „Zacharias, ist das dein Wunsch?“ fragte Heli. Zacharias nickte. „Wie buchstabierst du ihn?“ fragte der Kohen. Zacharias Finger zitterten energisch. Ein Diener brachte sofort dem Kohen die Schreibtafel, auf der Zacharias den Namen aufgeschrieben hatte. Der Diener hob sie über seinen Kopf und sie bestätigte die Behauptung seiner Ehefrau. Yehohshua, der neben Miryam stand, flüsterte: „Setze ein J und ein e und du wirst die Aussprache Jehohanan haben. Auf Griechisch wird es ‚Ioanen’ sein. Die Römer werden wahrscheinlich ‚Johannes’ sagen.“ Zacharias schenkte der Unterhaltung keine Aufmerksamkeit. Ein dringendes Bedürfnis schwoll in ihm hoch, um sich von seinem Stuhl zu erheben. In diesem schnellen Augenblick, nachdem er hart geschluckt hatte, klärte sich die Blockade in seiner Kehle. Wie eine Blume, die sich in voller Blüte öffnet, hörte er seine eigene Stimme zum ersten Mal seit neun Monaten. „Sein Name soll Yehohanan sein, denn Yehoway ist tatsächlich mit und großzügig gewesen.“ „Zacharias“, schrie Elisabeth. „Deine Stimme ist zurückgekehrt!“ „Wahrlich!“ fügte der Kohen hinzu und Yosef wunderte sich über den Klang, wie der Rest des Haushalts und der Verwandten. Sofort fühlte Zacharias eine kühle Woge seinen Körper umhüllen. Ein tiefer erleuchtender Gedanke brachte ihn zu einem klaren Verständnis der Geburt seines Sohnes. Sein Verstand raste zurück zu seinen Geschichtsstunden und zu dem Lesen seiner Jugend und den Meditationen seines Alters. Er erinnerte sich, gelesen zu haben, wie König David sich vor dem Thron seines Sohnes verbeugte, indem er Salomon den Salbungsbecher reichte. Überwältigt durch den Ruach Ha Kodesh begann er seine Prophezeiung. „Gesegnet ist Yehuway, der Gott Israels! Er ist uns schließlich erschienen, um uns endlich freizukaufen! Denn wie er das Horn der Erlösung für uns im Haus David, seinem Diener, erhoben hat...“ Prinz Heli hörte zu, wandte sich an Yosef und flüsterte: „Er bezieht sich auf Samuels Worte: Yehuways erobernde Stärke und ewigen, vergebenden Eigenschaften, gebunden mit der Liebe seiner gesalbten Diener.“ „...es ist nun, wie es von seinen heiligen, historischen Propheten gesprochen worden war: ‚Wir werden aus den Händen unserer Feinde gerettet werden, und aus den Händen jener, die uns hassen!’ Wie Barmherzigkeit unseren Vorvätern gezeigt worden war, so dass sie sich an seinen heiligen Bund erinnern wollen, denselben Eid, den er unserem Vater Avraham geschworen hatte: 64
‚Ich werde dich aus den Händen deiner Feinde retten, damit ihr mich ohne Furcht und in Heiligkeit und Gerechtigkeit anbeten möget, solange ihr leben sollt’, wird wieder anwendbar sein.“ Zacharias nahm seinen Sohn von dem Tisch und hob ihn über seinen Kopf, um ihn hervorragend vor seinem ganzen Haushalt und seinen Verwandten zu zeigen. „Du, mein Kind, wirst der Prophet des Höchsten genannt werden. Vor Yehuway wirst du reisen, den Weg für ihn vorbereiten. Du wirst die Kenntnis der Erlösung seinem Volk gewähren, indem du ihnen offenbarst, wie ihre Sünden ihnen durch die zärtliche Barmherzigkeit unseres Gottes vergeben werden. „Genau wie die aufgehende Sonne zu uns von dem Himmel oben kommt, so wird sie auf jene scheinen, die in der Dunkelheit wohnen! Im Todesschatten werden unsere Füße auf den Pfad des Friedens geleitet werden.“ Als Yosef Zacharias Prophezeiung hörte, fühlte er ein wenig Furcht ihn überwältigen. Er zitterte und schaute wieder zum Himmel, dessen tiefes Blau wieder von den weichen, durchscheinenden grauen Wolken bedeckt wurde. Augenblicklich begann der ganze Haushalt untereinander zu reden. „Was für eine Art von Kind ist dies, dass sein Vater solche Dinge sprechen sollte?“ fragte Alphaeus. „Es ist, weil Yehuway mit diesem Kind wandelt“, erwiderte Yosef. „Ja, das mag so sein, aber wie wird uns das beeinträchtigen?“ fragte Alphaeus wieder. „Ich weiß es nicht“, erwiderte Yosef, „aber wann hast du je von einem Vater gehört, der vor der tatsächlichen Empfängnis stumm wird, dann spricht, nachdem das Kind auf die Welt gekommen ist?“ „Priester, hast du je ein solches Ereignis bezeugt?“ fragte Prinz Heli. „Habe ich nicht.“ „Was bedeutet es?“ „Wir müssen auf die Antwort warten.“ *** In der Zwischenzeit in der Stadt Sepphoris stand Pandera wieder vor dem römischen Beamten. „Wie konntest du von der ganzen Familie die Spur verlieren?“ „Sie wurden alle zu einer Geburtstagsfeier eingeladen.“ „Juden feiern keine Geburtstage! Es ist heidnisch für sie, es zu tun! Nein, sie müssen aus einem anderen Grund fortgegangen sein.“ „Zumindest“, meldete sich ein anderer zur Wort, „sage uns, wohin sie gingen!“ „Ich weiß nicht, wohin sie gingen. Yerushalayim?“ „Oder Antiochia! Das ist genau, warum Herodes für uns verlangte, einen Weg zu schaffen, worin wir gesetzmäßig jede Bewegung, die sie machen, zurückverfolgen können. Besonders die königlichen und oberen Klassen.“ 65
„Ja, ich stimme zu! Diese Leute kommen und gehen viel zu oft, wie sie wollen. Ich verstehe, dass sie in jeder Stadt der Welt sind: den römischen und parthischen!“ „In China und Indien auch!“ „Ich sage dir, sie sind verbreiteter als irgendeine andere Rasse, der wir je begegnet sind. Es gibt zwei Hebräer auf zehn Römer, und sie sind stärker, klüger und reicher als wir!“ „Ja, Dank Jupiter und Zeus, haben sie keinen genug Respekt einflößenden Führer, um Krieg gegen uns zu führen! Herodes, wegen seiner persönlichen Familienprobleme, ist noch immer der beste Mann, die diese Gegend hat; aber er ist kein Alexander der Große noch ein Antonius. Danken wir den Göttern, dass das unbedeutende Gerangel dieser Hebräer ihre Ambitionen von der Welt fernhält!“ „Hebräer haben keine Ambitionen, die Welt zu erobern.“ „Bist du wahnsinnig! Was für eine Person kennst du, außer denen, mit denen sie sich verbinden. Ihr Hochmut und ihre unendliche Überlegenheit über sie lasst mich schaudern!“ „Ich war unter dem Eindruck, dass du von ihnen fasziniert warst!“ „Ich bin es tatsächlich. Ich vermute, ich würde sogar ein Jude werden, wenn nicht diese barbarische Verstümmelung wäre, die sie an sich selbst ausüben.“ „Beschneidung?“ „Ja.“ „Die Ägypter und Idumäer tun dasselbe.“ „Genau deswegen bin ich auch keiner von denen!“ Der Rat brach in Gelächter aus. „Wir werden ihnen die Volkszählung auferlegen. „Wir werden es eher nach Familien als nach Städten machen.“ „Ist dies vorher vorgeschlagen worden?“ „Ja. Jeder Mann wird sich in dem Heimatland seiner Vorväter melden. Indem wir die ganze Familie kennen, werden wir Palästina kontrollieren können.“ „Was ist mit den Juden in Rom und denen in Alexandria und in Memphis?“ „Ja, sie werden auch gezählt.“ „Was für eine Methode werden wir erlassen?“ „Dieselbe, die Qurinius, Statthalter von Syrien, erließ. Nun, Pandera, wir gaben dir eine Gelegenheit, die Freundschaft der Prinzessin und ihres zukünftigen Ehemanns zu gewinnen, und das Einzige, was wir für unsere Hoffnungen erhalten haben, sind Kurzmitteilungen, warum du einer Person den Hof machst, die eindeutlich nicht für deine Leidenschaft bestimmt ist. Wir ignorierten sie und verteidigten dich sogar, aber weil du versagt hast, mit ihnen mitzuhalten, glauben wir, dass wir dich nach Britannien versetzen sollten.“ „Ja, mein Herr. Aber werden sich die Leute über mich nicht später fragen?“
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„Warum würden sie? Viele, wenn sie am Rand der entdeckten Liebe sind, schreiten plötzlich auf verschiedenen Pfaden und trennen sich für immer und werden ferne, beinahe unbestimmte Erinnerungen. Es geschieht oft ohne dem geringsten Drama oder Emotion.“ *** Zacharias, nachdem das Abendschofar im ganzen Land erklungen war, ging leise zu Elisabeth. Er nahm sie am Ellbogen und begleitete sie zu der dunkel werdenden Ecke ihres Gartens. „Antworte mir, ob es wahr ist: Ist Miryam schwanger?“ „Ja. Mindestens einen Monat, bevor sie unser Haus erreichte.“ „Also besuchte sie Yehuway vor vier Monaten.“ „Du weißt darüber Bescheid?“ „Ja. Alles, was ich sah, ist wahr geworden. Es ist genau, wie der Prophet sagte, dass es sein würde. Aber warum ist sie noch nicht verheiratet? Yosefs gesetzmäßige Stellung und die richtigen Gesetzmäßigkeiten des Kindes in der Gesellschaft verlangen es. Außerdem sind vier Monate zu lange für sie, um ohne einem Ehemann zu sein. Besonders in ihrem Zustand.“ „Ja, sie sollte heiraten! Aber bedaure die Person, die sagt, dass etwas Verwirrendes oder Verdammenswertes an ihrer Schwangerschaft ist.“ Nicht jeder akzeptiert die Prophezeiungen wie wir. Ich war neun Monate lang stumm, weil ich die heiligen Worte des Engels in Frage stellte – wie viel mehr wird die Welt stumm werden, wenn sie sich weigert, das Geschenk, das Miryam dabei ist, ihr zu geben, anzuerkennen?“ „Dann müssen wir schnell ein Datum für die Hochzeit festsetzen, denn es ist nicht festgesetzt worden.“ „Kein Datum?“ „Nein. Keines.“ „Was sollen wir tun?“ „Bist du nicht ein Kohen?“ „Was?“ „Du bist ein Kohen, nicht wahr?“ „Natürlich.“ „Dann anerkenne ihren Bund und ihre Vereinigung wird gesetzlich und unanfechtbar sein!“ „Oh, ja, das ist wahr. Nun, Liebste, bringe Prinz Yosef und Prinzessin Miryam zu mir.“ „Wir sollten bis morgen warten.“ „Warum?“ „Der gut aussehende Prinz weiß nicht, dass sie schwanger ist.“ ***
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Danach stieg Miryam die schmale Seitentreppe hinauf, die aus der linken Wand herausragte, räusperte sich, wobei sie Yosef, Alphaeus und Heli über ihre Anwesenheit auf dem Dach anwesend machte. „Vater, Bruder, darf ich für einen Augenblick mit meinem Mann sprechen?“ „Hier oben?“ „Nanu, sicher.“ „Alleine?“ sagte Heli. „Vater!“ Heli, der Yosef anstarrte, sagte: „Yosef, werde nicht zu versessen auf diese Sterne über uns.“ „Nicht einmal diesen?“ Er zeigte zu einem Aufsehen erregenden hellen Objekt am Himmel. „Das ist ein Eigenartiger“, bemerkte Alphaeus, als er auf das zusammengesetzte Licht von Saturn und Jupiter blickte. „Ja, konzentriere dich auf diesen einen“, sagte Heli, „und halte deinen Augen von Miryam fern!“ Yosef lächelte. „Ja, Vater, ich werde meine Augen von Miryam fernhalten.“ „Besser nicht, junger Mann“, lachte sie. Als Heli und Alphaeus ums sie herum zu der Treppe gingen, ergriff sie Yosefs Hand mit ihren. „Das ist ein ungewöhnlich helles Objekt, nicht wahr, Miryam?“ „Ich beobachte ihn seit fast vier Monaten.“ „Er ist so lange dort?“ „Er leuchtet im Osten am hellsten.“ „Wie weißt du das?“ „Ich weiß es.“ „Gut, wenn du sagst, dass er es tut, dann tue es.“ „Glaubst du immer alles, was ich sage?“ „Natürlich. Was für ein Mann, der eine Frau so tief wie ich dich liebe, könnte je glauben, dass sie über irgendetwas Unrecht haben könnte?“ „Aus was für einem Psalm kam das?“ „Aus dem Psalm meines Herzens.“ *** Eine dichte Dunkelheit lag über der Stadt Babylon. Die Weisen hießen sie willkommen. Der klügste Astrologe unter ihnen, der außer sich ein fremdes und unerwartetes Licht am Himmel beobachtete, berechnete mathematisch den möglichen Punkt seiner Endreise. In der Sternwarte vergleichen achtzehn Männer ihre mathematischen Zahlen, als sie auf die drei Dreiecke auf dem Tisch schauten, der innerhalb eines großen Kreises stand, mit einem viereckigen Ausschnitt über allem. Assistenten schauten dem Absinken des Sandes durch die Sanduhr zu. „Alle unsere Schlussfolgerungen werden bestätigt“, behauptete das angesehenste Mitglied mit einer düsteren Stimme. „Seit sechshundert
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Jahren sprach unsere Literatur von diesem Ereignis. Es würde uns obliegen, unsere Reise heute Nachmittag nach Westen zu beginnen.“ „Unsere Kollegen aus Indien sind noch nicht angekommen.“ „Noch sind sie es aus China.“ „Wir warten schon drei Monate auf sie. Wir müssen aufbrechen.“ „Die Verbindung der beiden Planten wird nicht viel länger anhalten, daher stimme ich zu, dass wir abreisen müssen“, pflichtete ein anderer Weiser er Entscheidung des Führers zu. „Wenn bis morgen Nachmittag die sechs Abgeordneten aus China und Indien nicht erscheinen, wird es für uns nicht länger nötig sein, auf sie zu warten. Wir werden aufbrechen.“ *** In Ägypten, in der Stadt Memphis, da die Erde weiter weg von den Sonnenstrahlen sich drehte, bereitete sich die jüdische Siedlung auf ihre gewöhnliche Versammlung um die Synagoge herum vor, als die Kohanim die zwei Lämmer opferte. Genau während derselben Minuten beeilte sich die jüdische Siedlung in Vienna, in dem römisch eroberten Gebiet der Gallier, sich zu waschen und ihr Vieh in die Pferche und Koralle zu treiben. Hoch über der ruhigen Erdatmosphäre begannen die Sonnenstrahlen den Abend zu mildern, der Beginn eines neuen Tages für die Hebräer. Ein paar Ausländer, die zufällig den Anblick des hellen Objekts während der vergangenen Wochen gesehen hatten, wartete bange auf die Offenbarung der Nacht. In Britannien schien die Sonne noch hell. *** Yosef, noch auf dem Dach von Zacharias, starrte tief in Miryams Augen. „Deine Worte sind heute Abend sehr sinnlich“, behauptete sie verspielt, während ihre Stimme noch leicht zitterte. „Wie sie jede Nacht sein sollten.“ „Und da ist nichts an mir, jetzt und jemals, was deine Meinung ändern könnte, mich zu heiraten?“ „Was wäre es?“ erwiderte er. Dann bemerkte er ihre zitternde Lippe, ihre zitternden Hände. „Es könnte eine Anzahl an Dingen sein.“ „Eine Fülle an Pickeln?“ neckte er unbeholfen, unfähig, an eine vernünftige Bemerkung zu denken, um damit zu antworten. Augenblicklich bedauerte er es. „Nein, Yosef. Sei nicht so albern bei mir.“ „Hast du Angst, dass ich dicke Frauen nicht mag?“ kämpfte er wieder mit sich, um etwas Vernünftiges zu sagen, aber konnte nicht die korrekten Worte für die düstere Unterhaltung finden, die sie versuchte, mit ihm zu führen. „Dick?“ 69
„Nun, du hast zugenommen, und so jung wie du bist, vermute ich, dass du vielleicht glaubst, dass es dauerhaft ist.“ „Yosef, meine Gewichtszunahme ist nicht dauerhaft.“ Yosef wollte nicht mit ihr streiten. Er hörte einfach zu sprechen auf und ergab sich seiner Unfähigkeit, aus seinen Gedanken die notwendigen Worte heraufzubringen, die er nun so sehr brauchte, um sie seiner Zuneigung zu vergewissern. Er blickte auf das heller werdende Objekt am Himmel. „Was für eine außergewöhnliche Helligkeit, dieser Stern“, wechselte er das Thema. „Diese vergangenen Monate sind außergewöhnlich gewesen“, stimmte Miryam zu, doch war eine Doppelsinnigkeit an ihrem Ton. „Ja, das ist wahr. Zacharias Kind ist das unglaublichste Kind, dem ich je begegnet bin. Keine zwei Wochen alt und schon scheint er eine so tiefgründige Wirkung auf mich zu haben.“ „Wirklich?“ „Absolut. Seine klaren Augen zwingen mich, genauer dem Klang seiner Stimme zuzuhören. Verblüffend. Wenn nur unser Kind wie das von Zacharias sein könnte!“ „Unser Kind wird mehr als das von Zacharias sein, denn hörtest du nicht, was Zacharias prophezeite?“ „Ich hörte seine Worte. Er soll ‚den Weg bereiten’.“ „Die Straße, die er bereitet, wird dieselbe Straße sein, auf der unser eigenes Kind reisen soll.“ Yosef starrte Miryam an. Er dachte darüber nach, was sie sagte. Nach einem angestrengten Augenblick erwiderte er: „Ich kenne die Prophezeiungen so gut wie jeder Mann, und ich weiß dass unsere voreheliche Vereinbarung vor drei Generationen ausgearbeitet wurde, und dass mein Vater, Prinz Ya’akov, starb, um die Hochzeit zu sichern. Ich weiß, dass es ein Formulieren über den Erfolg unseres Kindes gegeben hat, weil wir beide aus dem Haus David sind. An politische Vorhaben und Verhandlungsorte wird gedacht und die Wünsche hoch gesetzt, aber von einem noch nicht empfangenem Kind kann nicht erwartet werden, Dinge, die nicht zu sehen sind, zu vollbringen.“ „Das Kind ist empfangen worden“, behauptete Miryam leise, erleichtert über ihre Fähigkeit, es endlich Yosef zu sagen. „Empfangen? Wie könnte das sein? Wir haben noch kein Datum für unsere Hochzeit festgelegt.“ „Yosef! Ich bin schwanger!“ Erschrocken ließ Yosef ihre Hand los. Miryam schoss schnell mit ihren Fingerspitzen an ihre Lippen. Ängstlich beobachtete sie, wie der entsetzte Mann von ihr in die tiefere Höhle der Dunkelheit schritt, die sich über dem Dach ausbreitete. Er wiederum fühlte seine Beine zittern und wurde unfähig, sein Gewicht zu stützen. Er fasste schnell nach dem Sims, um sich vor dem Zusammenbrechen zu bewahren. Ein schrecklich kalter Luftzug fegte in seine Lungen und seine Worte schwollen vor Zorn. „Ich
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hörte Gerüchte über dich und den römischen Jungen, dass ihr zusammen spielt.“ „Pandera? Wer ist er, außer mein Freund?“ „Wer hatte mit dir Sex?“ „Schon beschuldigst du mich der Missetat!“ „Dann erkläre es mir. Mein Verstand ist nicht so groß wie deiner, wenn es dazu kommt zu erklären, wie Babys in den Körper von Menschen gelangen. Besonders eine, die schwört, dass sie eine Jungfrau ist!“ „Yosef, es ist, wie du sagtest. Ich bin noch eine Jungfrau. Und was du früher sagtest, ist auch wahr. Zacharias Kind ist ein außergewöhnliches Kind. Meine Cousine Elisabeth empfing, nachdem ihre Menstruation vertrocknete, in der Zeit ihrer Wechseljahre. Ich habe empfangen, bevor meine Menstruation begann. Kein Mann hat mich je enthüllt oder sich über meinen Körper gelegt, um seinen Penis in mich einzuführen. Mein Jungfernhäutchen ist intakt.“ Er wandte seine Augen von ihr ab. Verzweifelt klammerte sie ihre Hände über seinen Arm. „Yosef, ich bin noch eine Jungfrau.“ Yosef betrachtete sie hart. Ein merkwürdiges elektrisches Gefühl kroch über seinen Rücken. Als er ihr zuhörte, war er durch die tiefe Aufrichtigkeit ihrer Worte eingeschüchtert. „Yehuway veranlasste, dass der Mashiach in meinen Leib gesetzt wurde.“ „Yehuway? Mashiach?“ dachte er. „Yehuway kam tatsächlich zu ihr?“ Er dachte über die Prophezeiungen nach, die ihm über den letzten Winter von Zacharias beigebracht worden waren, und er erinnerte sich, in der hinteren Reihe gesessen und mit seine Freunden gescherzt zu haben, als der betagte Kohen die unendlichen Möglichkeiten der griechischen Ideologien gegen die endlichen Realitäten der jüdischen Doktrinen diskutierte: die Doktrinen, die von Generation zu Generation die Hoffnung auf einen erlösenden Fürsten am Leben erhielt, der auf die Welt kommt, um die Menschheit vor ihrem entarteten Fall von Gottes Güte zu retten. Yesha’yahu, der Prophet, der direkt mit dem Haus David verwandt war. Malachi und Micha. Doch als er sich abmühte zu verstehen, schwärmten ständig Worte der Unmöglichkeit in seine Gedanken. „Miryam“, drückte er endlich in Worten aus, „ich muss über diese Dinge nachdenken. Ich muss in meinem Verstand klären, was zwischen uns stattgefunden hat. Vielleicht für eine Weile wäre es für uns beide am besten, wenn ich einfach nach Natzere zurückkehre und du hier bleibst.“ „Was bedeutet das?“ Sie öffnete ihre Hand zu ihm. Er ging weiter vor ihr zurück. „Ich glaube, ich sollte mit Zacharias und Heli über einen Scheidungsbrief reden. Was auch immer für ein Schwur zwischen unseren Familien gemacht wurde, ich werde ihn ehren.“ „Ein Scheidungsbrief?“ Sie zog ihre Schultern bei der Qual der überraschenden Worte und der möglichen Schlussfolgerung, die sich Yosef vorstellte, hoch. Tränen quollen in ihren Augen. „Ich habe nichts Unrechtes getan! Wie Zacharias Gott dient, diene ich auch!“
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„Ich weiß, dass deine Cousine Elisabeth einen Leviten geheiratet und die Verantwortung einer Priesterin übernommen hat, aber eine solche Sache setzt unsere Familie nicht mit kanaanitischen Ritualen gleich!“ „Wie wagst du es, mich so zu beleidigen!“ Er schwieg. Er durchsuchte wieder seine Gedanken, ohne Antworten, die ihm kamen. „Es tut mir Leid. Ich hatte nicht vor, ihnen eine solche Ähnlichkeit zu unterstellen.“ Er schaute das kleine, geschmeidige Mädchen vor sich an, und er sah, wie hinter ihrer Gestalt sich der Rahmen der Türsäulen erhob und sie vorübergehend in einem matten Bild einfing, das durch die Dunkelheit der Nacht sich abstützte. Ihre Arme hingen unbeholfen an ihrer Seite, ihre Schultern schienen unfähig, gerade zu bleiben, ihre Lippen weißer als er sie je gesehen hatte. „Was ist zu tun? Was ist zu tun?“ Miryam blickte Yosef direkt an. Sie versuchte, den Körper des Mannes zu unterscheiden, den sie ihr ganzes Leben lang gekannt hatte. Sie fand es schwierig, seine Gestalt zu erkennen, als er tiefer in die Höhle der Dunkelheit des Daches wanderte. Sie presste ihre Lippen zusammen und zwang sich, gerade zu stehen. Sie erkannte dann, dass sie ihre Arme ohne Ziel bewegten, anders als sie sehnsüchtig zu bewegen, als ob sie nicht mehr als lockere Anhängsel wären, die nichts hatten, um sich anzuhalten. Sie hörte mit ihren Armbewegungen auf und bewahrte ihre Würde. „Der einzige Schwur, an den ich interessiert bin, ist, dass du den Schwur unseres Ehebündnisses ehrst.“ „Ich glaube nicht, dass es möglich ist – jetzt. Du bist schwanger.“ Yosef trennte leise seine Worte voneinander, als ob sie bestimmte Gewichte wären, die auf unsichtbaren Schnüren hingen. „Natürlich bin ich schwanger!“ kreischte sie und erschreckte Zacharias und Elisabeth unten. Yosef beugte sich verärgert über den Dachsims, dann rannte er davon in die Dunkelheit. Als Zacharias und Elisabeth die Schreie hörten, schauten sie einander an. Tränen begannen sich in ihre Augen zu bilden. „Yosef hört ihr nicht zu“, behauptete Elisabeth langsam zu ihre Ehemann. „Die Dinge werden klappen“, versuchte er sie zu beruhigen. Elisabeth schauderte plötzlich. „Yosef muss sie heiraten! Ohne ihn würde die Gesetzmäßigkeit unserer Verträge leer sein. Miryam würde des Ehebruchs beschuldigt werden, und die Leute hätten das Recht nach dem mosaischen Gesetz, sie zu Tode zu steinigen!“ „Yehuway würde die Welt vernichten, bevor dies geschehen könnte.“ „Yehuqay hat Miryam nicht eine so große Gabe geben, um die Welt zu vernichten, sondern um die Welt zu retten.“ „Wer weiß das besser als ich, Liebste? Ich werde mit Prinz Yosef reden.“ „Tue es.“ Zacharias ging die enge Treppenflucht hinauf und fand Miryam am Dachsims alleine lehnen und in die Tiefe des Universums blicken. Er wandte seine Augen nach oben, um das merkwürdige neue helle Licht zu
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sehen, das heller als je zuvor leuchtete. Es schien, als ob es direkt auf sie zeigte. „Miryam?“ „Oh?“ Sie war erschrocken. „Wo ist Yosef?“ „Er ist gegangen.“ „Ich sah ihn nicht die Treppe hinuntergehen.“ „Er haute erst vor einem Augenblick über die Mauer ab.“ Zacharias schaute über den Rand. „Es send zehn Fuß oder mehr zu springen. Ich hoffe, dass er sich nicht verletzte.“ „Nein, er hat mich gerade verletzt, das ist alles.“ *** Yosef rannte die bitterlich dunkle Straße reuevoll hinunter, seine Lunge brannte, seine Beine schmerzten und spannten, seine Arme konnten nicht mehr schwingen. Er rannte, bis er an der Seite eines unbekannten Hauses zusammenbrach. Tränenströme liefen sein gerötetes Gesicht hinunter. Er bückte sich zum Boden hinab und saß im Tau des grünen Grases. Er hielt sich am Boden fest und riss die Wurzeln heraus. „Was habe ich gegen Miryam falsch gemacht?“ Er ließ sich voll zur Erde hinab. Seine Augen starrten auf den Schmutz in seinen Händen und ohne einen zweiten Gedanken rieb er ihn in seine Wangen. Der Schweiß seiner Erschöpfung vermischte sich mit feuchtem Tau und der folgende Schmutz klebte fest an ihm. Yehuway schaute zu und hörte das Drama, das zwischen den beiden Nachkommen von König David stattfand. Er deutete nach seinem neu ernannten Hauptboten Gabriel. Der Engel hörte den Weisungen des Schöpfers zu, und indem er gehorchte, schritt er in den Tunnel der reisenden Lichter. Dann wie auf einem schnellen Streitwagen wirbelte alles um ihn herum, ließ ihn rechtzeitig an einen unergründlichen Ort taumeln, wo alle Realitäten aufhörten zu existieren, außer der Realität einer klaren Stimme, die zu ihm sprach. Augenblicklich stand er vor einem beunruhigten Mann, der in seine Gedanken so vertieft war, dass er nicht einmal den plötzlichen, bestimmten Lichtstrahl bemerkte. „Yosef! Sohn Davids!“ alarmierte ihn Gabriel. Yosef schaute auf und sah einen Mann über dem weichen Tau schweben, seine intensiven Augen konzentrierten sich genau auf ihn. Sein sanftes Gesicht jedoch beruhigte Yosef. Unerschrocken stand er auf. Yosef bedeckte seine Augen mit seinen Händen vor der extremen Weiße, die aus dem Engel ausging, als er zu ihm ging. Er hielt inne, um Gabriel genau zu betrachten. Er sah große, durchscheinende Flügel, die aus seinem Rücken hervorkamen. Als Yosef auf das nackte himmlische Wesen starrte, bemerkt er, dass der Engel weder einen Penis noch Hoden hatte. Stattdessen fiel eine Hautbedeckung vom Nabel direkt zu seinen Beinen herab. Dann erinnerte er sich wie in den Tagen vor der 73
weltweiten Sintflut, Jahrhunderte, bevor die rebellischen Engel aus dem Himmel zur Erde flohen, sie die Frauen der Erde mit ihren gefährlichen Nachkommen geschwängert hatten: die Nephilim. Für ihre unnatürliche sexuelle Unmoral verbat Yehuway den dämonischen Engeln, sich wieder als Menschen zu materialisieren. Nun beeinträchtigt uns ihr heimtückisches Flüstern und beeinflusst die Menschheit zu bösen Taten. Yosef reagierte auf den liebevollen Blick des Engels und schlussfolgerte: „Du bist Gabriel?“ „Es ist, wie du gesagt hast.“ „Zacharias und Miryam, sie begegneten dir auch?“ „Ja.“ „Sie begegneten dir, genau wie Daniel dir begegnete. Es muss sein“, folgerte Yosef, „dass du der Bote bist, der zwischen Menschen und Yehuway spricht, denn...“ er durchsuchte seine tiefsten Gedanken, „Mikha’el der Erzengel muss eine andere Aufgabe erfüllen.“ „Es ist, wie du gesprochen hast.“ „Mikha’el der Erzengel war der Ersterschaffene unter dem Leben. Genau derselbe, der zu Abel, zu Enoch, zu Noah, zu Avraham, zu Yitzchak, zu Ya’akov sprach, und nun sage mir, zu wem spricht er?“ „Kein Mensch hat mich je befragt, wie du es jetzt tust“, erwiderte Gabriel. „Kein Mensch ist je ruhig vor mir gestanden, wie du.“ „Ich bin Prinz Yosef des königlichen und begehrten Hauses David“, bescheinigte er seine Position und seine Stellung vor Yehuway. „Ich bin Gottes Gesalbter, der das heilige Salbungsöl meinem Sohn weitergeben muss, wie mein Vater und deren Väter es vor mir getan haben, die göttliche Krone an den rechtmäßigen Thronerben von Yehuways Königreich weitergeben. Ich trage die auserwählten und feinen genetischen Eigenschaften von fünfundsechzig Generationen in mir, die eines Tages völlig in dem Leib des wahren Mashiachs verkörpert werden. Von meinem ersten Vater Adam, der Sünde beging und ein gleiches Lösegeld verlangte; bis zu Noah, der durch außergewöhnlichem Gehorsam die Menschen vor der Endgültigkeit rettete; bis zu Avraham, der Yehuways vertrauensvoller Freund wurde und der seine kompetente Bereitschaft bewies, seinen eigenen Sohn loszukaufen, indem er für die Welt symbolisierte, warum wir, die Juden, die Auserwählten für das Erscheinen des Mashiachs vor der Welt wurden; und bis zu David, dem das Szepter gegeben wurde, wie es von Israel Ya’akov prophezeit wurde, und bis zu Zerubbabel, der letzte Herrscher der davidischen Linie und der Wiedererbauer von Yehuways Tempel in Yerushalayim, nachdem die babylonische Gefangenschaft endete; hinunter zu meinem letzten Vater, Prinz Ya’akov, der sein Leben gab, um dieses Heiratsband zwischen Miryam und mir zu schaffen. Folglich sage mir, Gabriel, warum sollte ich vor dem Angst haben, der mich beschützt und der meinen ernannten Erben beschützen wird, und der meinen Familienbaum angeordnet hat, um fortwährend von Generation zu Generation zu existieren, damit wir der Menschheit den Erlöser verschaffen können?“
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„Es ist, wie du gesprochen hast. Also, da du weißt, dass diese Dinge wahr sind, warum weißt du nicht, dass du keinen Grund zu fürchten hast, deinen Schwur gegenüber Miryam zu ehren?“ „Sie ist schwanger?“ „Wie sonst wäre es für sie möglich, den Mashiach auf die Welt zu bringen?“ Yosef erhob seine Augen zu dem Engel. Er erwiderte: „Sie hatte es ebenso gesagt.“ „Durch die Macht des Ruach Ha Kodesh geschah es“, antwortete Gabriel, der Yosefs nächste Frage erwartete. „Das Kind, das sie zur Welt bringen wird, soll Yehohshua genannt werden, denn er wird die Welt vor ihren Sünden befreien.“ „Die Sünden, die uns in die Tiefen des Sheols zwingen, werden nicht mehr sein“, fügte Yosef hinzu, und in der stillen Ruhe des Verständnisses wurden beide eins in Gedanken und in der Handlung. „Denn die Sünde veranlasst die Menschen zu sterben, und ohne Sünde kann es keinen Tod geben.“ „,So sind die Worte, die Yesha’yahu während Ahaz Regierung sprach, erfüllt worden“, entgegnete Gabriel. „Schaue nach der Zeit, wenn eine junge Frau ein männliches Kind empfangen wird, das Immanuel genannt wird.’“ „Gott ist mit uns“, übersetzte Yosef den Namen. „Ich hatte immer gedacht, dass Imannuel sich auf das dritte Kind von Yesha’yahu bezieht.“ „Was für ein drittes Kind?“ „Durch eine ungenannte zweite Ehefrau.“ Gabriel lächelte. „Dieses Rätsel ist nun geklärt.“ „Warum das Kind Yehohshua nennen, wenn die Prophezeiung Immanuel sagte. „Immanuel ist die symbolische Bezugnahme für den Zweck des Mashiachs, genau wie ‚Wundervoller Ratgeber’ und ‚Fürst des Friedens’ dazu dienen, ihn zu symbolisieren. Passender ist der von Israel gegebene Name: Schilo.“ „Schilo? Hat Gott den Himmel verlassen, um unter den Menschen zu wohnen?“ „Nein. Es ist Mikha’el der Erzengel, der in Miryams Leib versetzt worden ist. Yehuaway bleibt an seinem Wohnsitz, um ihn gegen Satans schädliche Absichten zu beschützen.“ „Dann werde ich auch danach trachten, ihn zu beschützen. Denn es ist, wie es gesprochen worden ist.“ *** Die Musik verweilte in Glück auf Miryams Ohren, als sie neben ihrem Verlobten unter dem privaten Hochzeitsbaldachin stand. Der Abstieg der Sonne schien mit dem Horizont zu spielen, indem er einen Panoramablick der harmonischen Schönheit malte, der ihren Blick durchbohrte, bis sie Zacharias die Hochzeitsworte zu ihren engsten 75
Verwandten verkünden hörte. Das Bankettfeuer glühte und die Asche raste in Richtung Himmel, um der Welt die Rückkehr des Hauses David unter einer einzigen Familie zu verkünden. Miryam verbarg ihre Schwangerschaft nicht, noch zuckte Yosef zusammen, wenn ein Fremder zufällig ihren Zustand aus der Ferne sah. Prinz Alphaeus vermischte sich mit den Feiernden und traf zufällig auf ein Dorfmädchen, das auch Maria genannt wurde. Von Zeit zu Zeit berührten sich ihre Hände zufällig. Ihr Vater bemerkte ihren Austausch, ging zu Zacharias und sagte: „Es scheint, dass ein anderes Kind aus dem Hause David vor hat, zu heiraten.“ Zacharias lachte laut auf, als er die beiden sah: „So schnell, dieses Ding, das Liebe genannt wird. Es scheint, dass wir noch eine Maria in unserer Familie haben werden.“ Nach der Feier, als das Feuer sich zu einem sanften Glühen zurückzog, ging Prinz Yosef in sein eigenes Zimmer, um getrennt von Miryam zu schlafen. Dies setzte er bis zwei Monate nach der Geburt des Kindes fort. Nachdem das Kind beschnitten wurde und Vorbereitungen getroffen wurden, selbst zu leben, betrat Prinz Yosef das Zelt der Verbindung und vollzog die Ehe. Jakobus war das zweite Kind, das ihnen geboren wurde, nachdem Yosef, Simeon, Yosi, Salome und Elisabeth geboren wurden. Fünfundvierzig Jahre später wurde Yosi, der Stiefbruder von Yehohshua, ein besonderer Repräsentant der Vierten Sekte, während Jakobus, Yehohshuas anderer Stiefbruder, der Meister der östlichen messianischen Synagoge in der Stadt Yerushalayim wurde. *** Die Weiche des Ehebettes blieb ungestört, als Yosef in einem getrennten Zimmer schlief. Fünf Familienmitglieder montierten den Hochzeitsbaldachin unter der Dunkelheit des Neumondes ab. Ungefähr zu derselben Zeit trafen die Weisen aus Indien und China in Babylon ein. Von dort brachten sie schnell ihre Karawane nach Eretz-Israel. In Rom, in dem Herrenhaus des Kaisers, überreichte ein Kurier Augustus Cäsar einen persönlichen Brief von Herodes aus Yerushalayim. Am nächsten Nachmittag wurde die Senatskörperschaft in die Sitzung berufen. „Herodes“, er schob den Brief in die Hand des Hauptwortführers des Senats, „will wieder, dass ich einen anderen Erben auf seinen Thron bestätige. Es erscheint, dass Mariamnes zwei Söhne unwürdig sind, den Titel ‚König’ zu erben. Herodes führt an, dass seine beiden Söhne Aristobulus und Alexander, zusammen mit ihrer Mutter, seiner Ehefrau, Glaphyra, beabsichtigten, ihn zu ermorden. Egal, Gerüchte oder Launen, Wahrheiten oder Lügen, Herodes ist ein großer Freund für Rom gewesen. Er gibt uns Geld, um Straßen zu bauen, er errichtete eine große Handelshafenstadt für uns, damit wir unsere Interessen in China und Indien verfolgen können. So scheint es, dass wir seine Bitte für gültig erklären müssen.“ 76
Augustus setzte sich. Ein anderes Mitglied des Senats stand auf und ging zur Mitte des Forums. „Herodes ist großzügig zu uns gewesen. Tatsächlich sehr. Aber er ist für uns kein Cäsar, egal, wie seine Stärke in Israel sein mag. Seine Armee kann nicht Parthia enthalten, vielleicht nicht einmal Ägypten. Er herrscht, weil wir großzügig zu ihm sind, nicht er zu uns.“ Ein paar applaudierten. Andere zischten. Er fuhr fort: „Herodes und alle unsere Marionettenherrscher müssen anerkennen, dass sie nicht wegen einiger Bauprojekte an der Macht sind. Könige werden vom Senat gewählt, um Rom zu dienen.“ Augustus machte eine kleine Bewegung mit seiner Hand. Herodes persönlicher Repräsentant, Nikolaus von Damaskus, rief zur rechten Zeit eine Gruppe von Sklaven, um mehrere große Truhen in das Forum zu tragen. Die neugierigen Senatsmitglieder wurden still. Nikolaus öffnete die erste Truhe, die das Glitzern von fünfhundert Talenten zeigte. „Mein Herr“, zog Nikolaus eine Münze heraus, „untersuche sie, bitte.“ August ging zu der ersten Truhe und hob eine Münze auf, die sein Bildnis trug. „Er weiß, wie er mich überzeugt“, sagte er zu Nikolaus. „Senat“, erhob er seine Stimme. „Herodes ist ein hervorragender Klientelkönig. Er dient tatsächlich Roms Interessen. Er ist der feinste Führer, den wir haben, und da es so ist, muss ich seine Bitte ehren, denn er hat wahrlich Recht in seiner Zusammenfassung über seine Familie. Das braucht großen Mut, denn wer würde seine Söhne ungeeignet nennen? In der Einschätzung der Situation sage ich, dass Herodes Recht hat. Seine beiden Söhne sind nicht richtig motiviert, seine Bezeichnung als Erben auf den Thron von Judäa zu verdienen.“ „Was für einen Unterschied macht es, diese Provinz zu regieren?“ wandte der andere Senator in der Debatte ein. „Niemand kümmert sich wirklich um die Juden oder die anderen Dinge, die vorgeben, Menschen zu sein.“ Ein paar lachten. „Ich weiß“, weigerte sich Augustus, auf den Köder hereinzufallen. „Und ich stimme herzlich zu. Es ist ihr Land, um das wir uns kümmern müssen. Wie unglücklich für ihren Gott, eine so unbeständige Lage für seine Untertanen zu wählen.“ Viele lachten nun. Das Gesicht des anderen Senators wurde rot. Augustus hämmerte nun seinen erstklassigen Grund, Herodes beschwichtigen zu wollen. „Verstehe, nicht alle großen Reiche der Welt wurden gut platziert, und in ihrer Zeit kamen sie, um Judäa zu beherrschen, genau wie wir es jetzt tun. Sollten wir die Kontrolle über Judäa verlieren, werden die Parther es zu ihrer Provinz machen. Die Gewürz- und Parfümroute der östlichen Märkte wird unter ihrer Kontrolle sein. Es wäre wirtschaftlich katastrophal für uns, Judäa zu viel Unabhängigkeit zu erlauben.“ Die Senatoren erhoben ihre Stimme zur Unterstützung von Augustus. Er fuhr fort. „Herodes besitzt die Hälfte von Judäa und beinahe ein Drittel
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von Idumäa. Was er besitzt, teilt er großzügig mit uns. Gewähre ihm seinen erwünschten Erben.“ „Ja, warum nicht?“ schloss das gegnerische Mitglied. „Letzte Woche war es Herodes der Jüngere, dann gestern war es Aristobulus der Zweite. Morgen wird es Antipater der Zweite sein. Dann nächste Woche wird es Antipas sein, was auch immer für eine Zahl!“ Der Senat bevollmächtigte Herodes widerhallend, seine beiden Söhne hinzurichten. Als Augustus die Marmortreppe hinunterging, zum Jubel von vielen, berührte er schüchtern den Ärmel von Nikolaus. „Herodes ist ein Genie, aber es ist besser, ein Schwein zu sein als einer seiner Söhne!“ *** Ein Schiff, das die Standarte des Senats trug, erreichte die Gestade von Joppa. Es war ein schöner Tag, der die Stimmung der traurigen Söhne von Herodes verriet, die in den Gefängniszellen schmachteten. Ein königlicher Bote der Senatskörperschaft bestieg seinen prächtigen Hengst und raste zum Palast von Herodes. Eine Versammlung wurde durch die herodianischen Parteimitglieder einberufen. Die Tz’dukim saßen neben der westlichen Kammer des Raumes, während die P’rushim entlang der östlichen Säulenhalle aufgestellt waren. „Augustus weist Herodes an, seinen Sohn, Antipater II, zum König von Judäa zu ernennen.“ „Antipas Geist ist entschlossen, die Hebräer zu beherrschen“, scherzte ein Tzadok. Ein Parush hörte zufällig diese abfällige Bemerkung. Er entgegnete ihm grimmig. „Du Idiot! Wer, nimmst du an, war es, der diesen Askalonischen Sklaven und den Apollus anbetenden Indumäer an die Macht ließ? Habt ihr keine Antwort, oder seid ihr alle so dumm wie ihr ausseht? Es waren die Tz’dukim, die es guhießen! Der hasmonäische Kohen-König Alexander Jannaeus stimmte dieser Ernennung zu!“ „Wir sind nicht hier, um Herodes Abstammung zu beleidigen“, verteidigte ein Sanhedrinmitglied seinen Freund. „Für die Eintragung muss geklärt werden, Herodes stammte von den großen Häuptlingen ab, nicht Sklaven!“ Der Mann verbeugte sich und gab sein Argument auf. Er wollte den idumäischen Thronanwärter verfluchen, aber er überlegte es sich. Ein dritter Mann nahm auch diese Gelegenheit, um Herodes zu verteidigen, wahr. „Ja, was du sagtest ist korrekt. Ich wünsche dich auch zu erinnern“, vergewisserte sich der Tzadok, dass er Herodes andauernde Freundschaft gewann, „dass es während der einflussreichen Zeit der P’rushim war, dass Jehonathans Ehefrau, Alexandra Salome, als sie herrschende Königin von Judäa war, ermuntert wurde, Antipas Sohn, Antipater, zu ihrem einzigen und Hauptratgeber für ihren Thron zu machen.“
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Ein Aufruhr ergriff die gesetzgebende Körperschaft. Argumente brausten auf. Feindseligkeiten drohten, die Versammlung zu übernehmen. „Vergesst nicht Hyrcanus Hauptratgeber und Vertrauten“, Nikolaus von Damaskus, Herodes bester Freund, stand auf, um die Kontrolle zu erlangen. Der Aufruhr ließ nach. Sie hatten nicht bemerkt, dass Nikolaus unter ihnen war. Bei den unterbrochen Vorgängen übernahm nachdenkliche Ruhe. Nikolaus redete. „Herodes Großvater, Antipas, um diese boshaften Gerüchte ein- für allemal zu beenden, war der Häuptling von Askalon – nicht ein Sklave. Sein Vater, Antipater, alleine durch seinen Verstand und durch seine Liebe zu seinem Land geleitet, wurde richtigerweise ernannt, Hyrcanus zu beraten. Seine Mutter war eine arabische Aristokratin von Zypern. Erlaubt seinem Sohn, und Antipaters Enkelsohn, Antipater II, euer neuer König zu sein.“ „Du sprichst, als ob du Phasael wärest!“ erhob ein Mann, der seine eigene Wahl zum König aufrechterhalten wollte, nervös seine Stimme, unsicher über seinen zukünftigen Lebensverlauf. „Beleidige diese Anhörung nicht durch das Verleumden eines so großen Mannes. Herodes Bruder starb wohl unter seinen parthischen Eroberern in Ecdippa. Erinnert euch, Antigonus, euer berühmter Hasmonäer, biss Hyrcanus Ohren ab. Weder Herodes noch sein Vater noch sein Großvater verletzten je einen Hasmonäer!“ „Geschichtsunterricht vor der Handlung?“ scherzte der Mann. „Ich vermute, wir müssen den Blickwinkel der Dinge lernen, die sich auf unsere spezifische Zeit beziehen, und den Verlauf der Handlung, der schließlich folgen wird. Doch vergiss dies nie: Es waren die Parther, die Hyrcanus nach Babylonien deportierten, und folglich war er nicht länger unser Kohen Hagadol. Doch wie bald hast du vergessen, dass Herodes sechsundvierzig Tz’dukim ermordete. Hier stehst du und versuchst uns zu überzeugen, dass wir Unrecht haben, und dein Dämonenmeister Recht hat. Ich schäme mich für dich.“ „Schäme dich nicht für mich, noch für Herodes. Fühle es für dich selbst, ebenso Mitleid. Es scheint irgendwie, dass ihr es seid, die die Zeit vergessen haben, als der Bürgerkrieg zwischen Hyrcanus II und seinem nationalistischem Bruder, Aristobulus II, ausbrach. Sie zerstörten beinahe dieses kostbare Land – und euren Tempel! Ja, ja, ihr mögt seine arabische Herkunft und Abstammung verurteilen, aber er war es, der die Hilfe des Araberkönigs Aretas einberief, und der Pompeus überzeugte, in Judäa einzudringen.“ „Diese Geißel Gottes sei verdammt!“ tadelte ein Parush Nikolaus. „Pompeus, genau an dem Versöhnungstag, schlachtete Tausende unserer Väter und Kohanim hin und besudelte das Allerheiligste! Also, ist dies, wie du beabsichtigst, uns zu überzeugen, Antipater II als König zu unterstützen?“ Nikolaus senkte seinen Kopf, da er bedauerte, Pompeus Namen benutzt zu haben. Die Judäer hassten den römischen General, und als er von
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dem ägyptischen Pharao Ptolomäus XIII während der Verfolgungsjagd von Julius Cäsar enthauptet wurde, jubelten die Hebräer. Seine Lippen kräuselten sich, sein Gesicht wurde rot, dann, nach ein paar Sekunden reorganisierte er wieder seine Gedanken. Wieder gefasst, wiederholte er: „Herodes ist nicht euer Feind. Er ist eure Rettung! Klugerweise wendet er sich den Römern und Griechen zu, denn wir müssen in unserer Identität und unserem Bewusstsein ihre Weisen und Methoden vereinigen. Wir müssen es tun, wenn wir überleben sollen!“ „Wir haben es satt zu hören, wie wir unsere Kultur in ihre integrieren müssen. Eine griechische Welt? Es mag sein. Aber seit wann müssen wir unsere Identität ändern, um zu überleben? Wir sind hier, nicht, um uns mit der Welt zu verändern – sondern eher, um die Welt zu verändern!“ „Was für eine dumme Arroganz!“ schrie ein herodianisches Parteimitglied. „Euer patriotischer Schrei taucht in törichte Propaganda ein und wird durch alte Gewohnheiten und Mythen gebildet. Bist du ein Zelot?“ schrie er. „Wünschst du, die Folgen von Aristobulus und seinen Söhnen Alexander und Antigonus zu erleiden? Pompeus vergiftete den Vater und richtete Aristobulus in Antiochia hin!“ „Wieder“, schrie ein anderer Parush aus, „drohst du uns mit römischer Brutalität! Höre auf, uns an Pompeus zu erinnern. Überzeuge uns stattdessen, warum wir Herodes Sohn erlauben sollten, über uns zu herrschen – ohne zu Drohungen Zuflucht zu nehmen!“ „Ein Wort sollte dich überzeugen: Cäsar!“ „Cäsar?“ „Herodes ist der Lieblingsklientelkönig. Herodes hat seit Jahrzehnten in unserem Land Frieden gehalten! Er hat den Tempel wiederaufgebaut und verherrlicht, so dass die Welt wissen wird, dass wir die wahren Kinder Gottes sind! Was für ein Jude ist nicht stolz auf ein so prächtiges Bauwerk? Was für ein Weltherrscher ist nicht auf diese Fertigkeit neidisch? Was für ein Tempel irgendwo vergleicht sich mit unserem? Herodes hat Städte und Festungen überall gebaut! Er hat Yerushalayims Mauer wiedererbaut und gestärkt! Er übt großen Einfluss auf der ganzen Welt aus!“ „Du redest von ihm, als ob er der Mashiach wäre!“ „Und warum könnte er es nicht sein? Er hat größere Bauerwerke gebaut als Salomon! Er hat größere Schlachten gekämpft als David! Wir haben mehr Territorium unter seiner Herrschaft als je zuvor in unserer Geschichte!“ „Was du behauptet hast, ist unbestritten. Jedoch ist Herodes aus dem Haus David?“ „Prophezeite nicht Yitzchak, dass Esau Ya’akovs Ketten von ihm entfernen würde? Bekehrte Yehohanan Hyrcanus die Edoimter aus seinem Willen oder aus Gottes Willen? Daher, wenn dies Gottes Wille ist, könnte nicht Herodes die Erfüllung dieser Prophezeiung sein? Herodes, mag gesagt werden, ist der Mashiach.“ Der ganze Hof brach in wütende Empörung gegen Nikolaus aus, als sie seine Worte hörten. 80
In dem Vorzimmer wanderte Herodes durch den leeren Raum und hörte das chaotischen Schreien des Sanhedrins zu. „Wieder verachten sie mich“, sprach er laut zu seinem General. „Werde das Gesindel los.“ „Ich tat es vorher. Es funktionierte nicht ganz so gut, wie ich geplant hatte.“ „Dieses Mal tue es durch Roms Hand!“ Herodes schaute seinen Freund an – einer der wenigen, die er hatte. „Wie kommt es, dass die Hebräer mich noch immer nicht mögen? Mein Penis hat keine Vorhaut! Ich gehorche und setze das Gesetz gemäß ihren Erlässen durch, und es ist in meinem Herzen so wie in ihren! Ich mühte mich ab, alle Weisen und Bedeutungen zu lernen, die das Volk zu befolgen verlangte. Doch noch immer schreien die Führer des Sanhedrins abscheuliche Dinge gegen mich aus, wie sie es gegen den levitischen Kohen Hagadol taten, der sich als König erklärte. Warum können sie nicht lernen, dass sie sich nicht im Zorn gegen Könige erheben sollen?“ Ein ungestümer Herodes stampfte aus dem Raum, eilte den steilen Korridor hinunter und riss die Tür auf. „Hört mit auf diesem verfluchten Streit!“ Die streitenden Mitglieder ignorierten ihn. Verärgerter stieß Herodes eine Wache zur Seite, riss den Speer aus seiner Hand und stieß ihn ungespitzt in dem Boden. „Worüber schreit ihr Leute?“ Jeder beruhigte sich. Kraftlos antwortete einer: „Über Cäsar.“ „Oh, wieder?“ Herodes ließ den Speer zu Boden fallen und schuf ein Geklirr, das ein paar Mitglieder verängstigte. Berechnend ging er in die Mitte des Raums, indem er seine Worte zeitlich abstimmte, um zu sprechen, nachdem jedermanns Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war. Die Sanhedrin-Mitglieder, die den großen, breitschultrigen Mann anschauten, wunderten sich noch immer über seine beeindruckende Kraft und über die höchste Zuversicht seiner Manieren. Ein paar waren äußerst loyal ihm gegenüber und glaubten an seine Politik. Die Mehrheit jedoch dachte anders. Spannung herrschte vor. Eine ruhige Zeit verging. Zur Erleichterung von ihnen allen begann er wieder zu sprechen, indem er sorgfältig seine Worte verkündete. „Aristokraten mögt ihr sein, aber es würde euch obliegen, eure purpurroten Gewänder zur Seite zu legen, denn wenn wir uns nicht voll mit Rom verbünden, wird Rom uns alle besiegen: Idumäer, Griechen, Araber, und ja, Hebräer. Ob es euch gefällt oder nicht, wir sind in einer gemeinsamen Sache zusammengebunden. Vereint mit Rom oder durch es zertrampelt werden.“ „Wir werden nicht hellenisiert. Wir sind ein Volk, das schon durch Vorsatz vereint ist.“ „Was für einen Vorsatz?“ „Alle Prophezeiungen zu erfüllen.“ „Was für Prophezeiungen?“ „Genau dieselben, die du wünschst, dass wir dich hineinstellen.“
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Herodes gab eine großen, lauten Atemzug von sich. Seine Verlegenheit wurde deutlich von jedem gefühlt. Er drehte sich um, um seinen besten Freund anzusehen, und deutete mit seinem Kopf den beiden, die Kammern zu verlassen. „Wenn wir nur einen Malichus hätten, der unter uns wohnt“, flüsterte ein Parush seinem Freund zu. „Zu welchem Nutzen? Herodes bestach Cassius, seinen Kopf zu drehen, während seine römischen Soldaten ihn in Tyrus erstachen. Oder hast du vergessen, wie begeistert die Römer sind, ihre Feinde mit ihren kleinen Messern zu erstechen?“ „Dann brauchen wir einen anderen Pacorus.“ „Die Parther sind nicht diejenigen, die uns zum Mashiach führen. Na, schau dich um. Wo in diesem Raum ist einer von Davids Nachkommen?“ „Beziehst du dich auf Prinz Yosef oder auf seinen Bruder Prinz Alphaeus?“ „Ja. Beide besuchten nie unsere Versammlungen. Wir laden sie immer ein... Immer antworten sie mit Schweigen. Warum?“ „Ich verstehe, dass Prinz Yosef und Prinz Alphaus oben im Norden aufforsten. Es scheint, dass Prinz Yosef ein weiser Führer ist, der das Land für sein Volk vorbereitet. Außerdem, warum würde Yosef am selben Ort mit einem Thronanwärter sein? Es wird nur die Illusion beglaubigen.“ „Das ist wahr. Und intellektuell und kulturell sind wir dem Osten näher als wir je zum Westen sein werden.“ „Ja, sind wir. Jedoch verloren wir unsere Gelegenheit, von Rom und seiner westlichen Korruption mit Antigonus Tod frei zu sein.“ Herodes Spione gingen in der Zwischenzeit durch den ganzen Raum und versuchten, den beiden P’rushim zuzuhören. Unfähig, ihre Worte zu unterscheiden, ließen sie sie in Ruhe. „Jeder will den Mashiach, wenn die Zeiten rau sind“, sprach Herodes zu Nikolaus in dem oberen Raum seiner Burg. „Besonders die P’rushim! Eines Tages muss ich sie ausrotten.“ „Unter welchem Vorwand?“ „Verrat.“ „Willst du ihre Namen einsammeln?“ Herodes nickte. „Mein Sohn wird dieses Land beherrschen, was auch immer für einen Sohn ich bestimme, egal! Falls die Hasmonäer die Prophezeiungen manipulieren können, um der Welt ihr göttliches Recht zu rechtfertigen, als der Mashiach zu herrschen, dann kann ich auch die Prophezeiungen manipulieren, um meinen Söhnen zu versichern, in der Geschichte ihren Platz einzunehmen.“ „Herodes, wie kann irgendein Mann sich als den rechtmäßigen Mashiach einsetzen, während es noch immer Mitglieder von Davids Haus gibt? Dutzende seiner Nachkommen leben im ganzen Land. Sie mögen heute still sein, aber wer kann einen von ihnen hindern zu schreien, dass er der wahre Gesalbte Gottes ist? Diese Narren folgen jedem, der entfernt eine solche Behauptung macht. Ihr Hass auf Rom und auf uns ist so intensiv, dass jeder Funke zu einem offenen Krieg entflammen kann.“ 82
„Ezekias von Galil tat es gegen mich“, fügte Herodes hinzu und erinnerte sich an den schrecklichen Partisanenkrieg, die er gegen den verherrlichten, doch religiösen Zeloten gekämpft hatte, und dessen nachfolgender Tod ihn fast von seiner Machtgrundlage infolge des Aufschrei des Sanhedrins gegen ihn kapitulieren ließ. Nur die Essener erlaubten ihm Seelenfrieden. Warum konnten die anderen religiösen Gemüter nicht so ruhig sein? „Immer ist jemand bereit, sich gegen mich zu erheben. Niemand betrachtet je die Konsequenz. Nur ihre vorgegebene Reinheit der vergeblichen Handlung!“ „Aber keiner ist so klug wie du.“ „Nein, Nikolaus, keiner ist so klug wie ich. Aber ich hatte Glück, Marcus Antonius und Octavian – Augustus – als meine Freunde zu haben. Mit ihrer einflussreichen Hilfe ernannte mich der römische Senat leicht, um der neue König von Judäa zu sein. Wie ich die Hebräer manipulieren musste, um zu glauben, dass ich nur daran dachte, Mariamnes Kind zu beschützen, den sie als ihren nächsten König wollten.“ Herodes saß in seinem Lieblingsstuhl und seine Gedanken kehrten zurück zu seiner Jugend und zu seinen Triumphen. „Nachdem ich meine Rechtsstellung vom römischen Senat sicherte, musste ich das Land von Antigonus ergreifen, ihr bevorzugtes Idol. Der Große Ventidius erlag der Bestechung, wie Silo. Aber trotzdem, mit meinen besonderen Söldnern von Griechen und Arabern und Germanen eroberte ich Sepphoris und brachte dabei Ventidius in Verlegenheit, ordentlich gegen die Parther zu kämpfen, die in Syrien lagerten. Der Große Antonius unterstützte mich wieder und mit seinem Adjutanten, Sosius, unternahm ich einen Sieg nach dem anderen gegen die Räuber. Bei Isana hatte ich einen völligen Sieg, indem ich den Feind entscheidend zerschmetterte! Dann endlich umstellte ich mit Sosius die Mauern von Yerushalayim mit unseren 96.000 Männern! Im Monat Tischri vor über dreißig Jahren eroberte ich Yerushalayim! Ich spielte meine Rolle genau wie Cyrus. Was er getan hatte, vollendete ich auch an demselben Datum! Was David erreichte, erreichte ich auch! Antingonus Haupt verließ seinen Körper in Antiochia! Marcus Antonius und ich feierten die ganze Nacht – armer Antonius – er kam auch ein paar Jahre später um, indem er neben Kleopatra starb. Weißt du, ich glaube, dass sie auch versuchte, mich ebenso zu verführen.“ Herodes Lächeln kehrte zurück. Seine Augen konzentrierten sich auf Nikolaus. „Ich glaube, der Sanhedrin wird meinen Sohn Antipater unterstützen. Was für ein Tribut an meinen Vater, der Namensvetter meines Kindes.“ „Wenn du so wünschst, dass es sei, wird es sein.“ „Tue ich.“ „Was muss ich dann mit Mariamnes Söhnen tun?“ „Bring sie nach Sebaste. Stranguliere sie langsam, so dass, wenn ihr Atem versagt, in ihre Lungen einzutreten, sie sich an ihren Verrat an ihrem Vater erinnern mögen.“ „Was mache ich mit Alexanders Ehefrau, Glaphyra?“ 83
„Lasse Archelaus sie nach Libyen eskortieren. König Juba hatte seine Augen nun eine ziemliche Weile auf sie gerichtet und ich möchte einen Vertrag der Annehmlichkeit sehen, der zwischen uns ausgeführt wird.“ Nikolaus verbeugte sich und ging aus den privaten Gemächern von Herodes. In derselben Woche suchte er Volumnius, den sich zur Ruhe gesetzten General und früheren Mitregenten von Syrien neben Saturninus, auf. *** Die Prahlerei von Volumnius. „Ich, Volumnius, schäme mich nicht, dass ich ein Söldner für Herodes wurde. Wer sonst hätte mein Geschick und meine tapfere Persönlichkeit, Hunderte meiner römischen Mitoffiziere an die Waffen zu rufen, um Herodes kosmopolitischen Söldner zu führen? Viele griechische und parthische Soldaten wussten, dass ich unter meinem Kommando die besten Soldaten auf der Erdoberfläche hatte. Na, wir sind sogar den römischen Legionen überlegen! Unbesiegbar! Wie wage ich es zu prahlen? Es waren meine Legionen, die unter König Herodes dienten, der Julius Cäsars Armee rettete, die in der Falle saß, als er in Ägypten gegen Kleopatras Bruder kämpfte. Wegen diesem großen Sieg und meinen Kriegerfähigkeiten erlangten wir Cäsars Gunst! König Herodes und ich waren die wahren Sieger, die die Parther besiegten. Nicht Cäsar. Nach diesem befürchteten Angriff wurde König Herodes die Furcht von Rom! Wegen seiner Schlauheit, wegen meiner mächtigen Fähigkeiten hatte Rom keine Wahl, außer Herodes zu gestatten, zu herrschen wie er wünschte. Und ich bin sein General! Ein besänftigtes Judäa ist besser als eine wachgerüttelte hebräische Armee.“ *** Alleine in der Erhabenheit der Dunkelheit fragte sich Herodes, wie er so gefühllose Worte zu seinem besten Freund betreffend seinen beiden Söhnen sprechen konnte. „Vielleicht bin ich ein hochmütiger Bastard, der für was auch immer für eine Laune, die ich wünsche, Aufmerksamkeit verlangt. Ich richte, wen ich will. Ich verurteile, wen auch immer für was auch immer. Was kümmere ich mich um die verdammte Heiligkeit einer anderen Person? Ich bin es, nicht sie, der eine einzigartige Fähigkeit gezeigt hat, was auch immer für eine Handlung, die ich mir vorstelle, zu bewirken. Ich und ich alleine bin der Kommandant dieses Landes. Ist doch egal, dass ich meine beiden Söhne zum Tode verurteilt habe. Piss auf ihre verfaulten Leichen!“ Herodes nahm einen weiteren großen Schluck von dem Wein aus seinem reich verzierten Bleibecher. Dann noch weitere. Seine Augenlider wurden schwer, seine Füße unausgeglichen. Er fiel nach hinten in seinen Stuhl und starrte leer auf die schwarzen Wände. Er bildete sich ein, dass Stimmen und Gestalten um ihn herum lauerten. Er stand aus seinem 84
Stuhl auf, um eine Fackel anzuzünden. Das Bitumen loderte augenblicklich auf und in seinem einzigartigen Ausbruch an Licht wurde Herodes wie angewurzelt durch die Linien der Wände. Durch das Lichtspiel auf ihnen bewegten sich Schatten hin und her. Andere Kulturen hatten Nymphen, die fröhlich miteinander und mit ihren Liebhabern tanzten, oder hatten große Tiere, die vor eintauchenden Speeren knieten, oder großartige Streitwagenrennen, aber seine Wände waren hartnäckig nackt. Das mosaische Gesetz verlangte es. „Cäsar hat seine Statuen mit nackten Frauen und großen Kriegern und Staatsmännern“, sagte Herodes zu den Wänden. „Ich, der große Herodes, habe keine, noch werde ich je welche haben.“ Er knallte die Fackel in den Behälter. Nachdem eine ruhige Zeitspanne vergangen war, erinnerte sich Herodes wieder an seine Söhne. „Ich verurteilte sie zum Tod. Merkwürdig, wie es ist, dass ich für meine beiden Söhne von der Schönsten meiner Ehefrauen; Mariamne, keine Tränen habe. Vor einundzwanzig Jahren befahl ich ihre Hinrichtung und sogar um sie weinte ich nicht. Bin ich so gottverdammt wertlos, dass ich weder Reue noch Qual oder Bedauern fühlen kann?“ Er wollte in dem Raum auf- und abgehen. Stattdessen klatschte er nach einem Diener, um ihm noch eine Weinflasche zu bringen. „Was für ein letzter Satz versengte meinen Verstand nach Schuld? Was für ein Mitgefühl habe ich für jemanden? Jetzt in meiner Missachtung sehe ich meine Schritte nicht. Lasst die Dämonen mich führen, wohin sie wollen.“ Er schloss seine Augen. Die Flasche fiel aus seiner Hand und ergoss sich auf den Boden. Das Geräusch weckte ihn kurz. Verschwommen schaute er auf den Weinstrom. Er erschien wie Blut. Er schloss wieder seine Augen. Sein Körper fühlte sich leicht, als ob er durch die Luft reisen und jeden Raum betreten könnte, ohne Rücksicht auf die Dicke der Mauern. „Ich kann über den Wolken schweben. Ich kann überallhin gehen, wohin ich will.“ Sein Kopf fiel nach vor in tiefem Stumpfsinn. Träume der Schuld, Träume der Leidenschaft. Unerklärliche Träume, entsetzliche, die die größte Angst vor dem Leben wiedergeben können. Herodes genoss die Konfrontation. Er setzte seinen Traum auf einen Verlauf des Mitleids. Der Reue, denn wo sonst konnte er solche Empfindungen empfangen? Sein Traum trug ihn zu den nasskalten Mauern des Gefängnisses, das seine Söhne gefangen hielt. Seine Vorstellungskraft erlaubte ihm, vorbeihuschende Ratten zu sehen und das Geräusch von nie endenden Wassertropfen zu hören. Er berührte die Spitze des Brandeisens und fühlte seinen schrecklichen Schmerz. Ein dämonischer Diener wartete, um ihn nach vor zu führen. Herodes umarmte ihn in Liebe. Herodes entkleidete sich und übergab seinen Rücken der Peitsche des Folterknechts. Die Peitsche knallte. Die geneigten Spitzen rissen sein Fleisch auf. Sein Körper hob und senkte sich. Herodes lächelte, als er das Blut aus seinem Rücken tröpfeln fühlte. Dann stieß ihn der dämonische Diener in einen anderen Raum. Dort, ruhend neben der dunkelsten Ecke, waren seine beiden Söhne. Er fand sich neben
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Volumnius stehen, der den Schuldspruch las. „Herodes, soll ich irgendwelche Worte abändern?“ fragte Volumnius. „Ich kann nicht ein einziges Wort auf dem Pergament verändern.“ Hilflos erhoben sich die beiden Söhne und gingen in den Hinrichtungsraum. Herodes schaute zu, wie das Seil über die Kehlen seiner beiden Söhne gelegt wurde. Zuerst von Alexander. Herodes sagte zu Volumnius: „Ich bin ein hilfloser und liebender Vater, der durch die Umstände der Ereignisse unfähig ist, den Verlauf der Todesurteile meiner Söhne aufzuhalten. Der Urteilsspruch der Geschworenen beauftragt schreckliche Rache. Ich leide.“ „Es ist dein wahnsinniges Mitgefühl, das sich in schrecklicher Qual erhebt“, erwiderte Volumnius. „Bitte, Volumnius, ich flehe dich an, lockere den strangulierenden Griff über Alexanders Hals.“ „Kannst du nicht?“ fragte der General. Herodes Arme blieben an seiner Seite. Er schaute zu, wie die Zunge seines ersten Sohnes aus seinem Mund hing, Speichelspuren tropften auf die Stiefel des Soldaten. „Alexander keucht nach Luft!“ schrie Herodes. „In meiner Liebe und meiner Vergebung muss ich die Hände meines Sohnes ergreifen, die um Barmherzigkeit betteln.“ Herodes tat es, und als er es tat, überzeugte er sich, dass er ein letztes Flüstern von Alexander hörte: „Ich liebe dich.“ Ein anderes Seil wurde über die Kehle seines zweiten Sohnes gelegt. Er wurde über eine tiefe, dunkle Grube gestoßen. Das Seil rastete um seinen Hals ein. In tiefer Demut zog Herodes seine Schultern hoch. Er wollte wieder schreien, damit die Leute ihn über den Verlust seiner beiden kostbaren Jungen bedauern würden. Niemand tat es. Herodes schaute zu, wie die Augen seines zweiten Sohnes hervortraten. Herodes Magen verkrampfte sich, sein Gesicht wurde aschgrau. „Mein Sohn kommt um“, Herodes wahnsinnige Sorge begann ihn zu überwältigen. Eine plötzliche Enge ergriff sein Herz. Herodes stellte sich vor, wie seine liebevollen Arme die Beine seines Sohnes ergriffen, um ihn zu hindern, in die Tiefe der verzehrenden Grube zu fallen. Als Herodes seine Beine berührte, begann er die krächzenden Schreie seines Sohnes nachzuahmen. „Verspottest du dein eigenes Fleisch?“ fragte Volumnius, „oder versuchst du, dich einzufühlen?“ „Wer kann es sagen?“ erwiderte Herodes. „Auch wenn es so ist, ist es zu spät. Meine wertlose Geste beeindruckt niemanden.“ In diesem Traum sah Herodes, wie Soldaten die beiden Leichen herabließen und nebeneinander legten. In einem Schrei, den niemand verstand, knuddelte Herodes beide schweigenden Häupter in seinen Armen. Beide toten Söhne, deren zerzaustes Haar über ihre Augen fiel, küsste Herodes. Herodes erwachte. Nicht mit einem lauten Schrei, nicht mit einem Wimmern, sondern mit einem stillen Erwachen. Als er seine Augen 86
öffnete, fühlte er die trockenen Augenwinkel. „Hm, keine Tränen.“ Er schob die Vorstellungen von seinen beiden toten Söhnen von sich weg, stand auf und ging zum Fenster. Er starrte in die weite Ferne, wo Yerushalayim lag. „Wie weit fort diese Reise ist“, flüsterte er. „Meine Burg. Meine Stadt.“ Herodes brüllte dann die Wände an. „Ich baute Yehuways Tempel wieder aus der Asche des Kriegs auf! Ich selbst hielt ihn durch verräterischen Betrug und schlauem Handel mit den Römern aufrecht. Wo, Yehuway, warst du die ganze Zeit? Außer dass ich die natürlich dein Mashiach bin und du mich reichlich gesegnet hast.“ Herodes Gesicht veränderte sich. Seine Augen schienen eine unsichtbare Fläche, die so fern war, die niemand sehen konnte, anzublicken. Sekunden später gab Herodes seine Vortäuschung auf, um Reue für seine beiden Söhne zu fühlen. Stattdessen lachte er. „Dies ist, wie es sein muss.“ Dann erklang das verdammenswürdige Schofar. *** Es geschah, dass ein Tag kam, dass Archelaus beschloss, Glaphyra nach Libyen zu begleiten. Als er neben ihr ritt, hielt er seine Augen auf ihren dünnen Körper gerichtet. Ihre Haut war weißer als die der meisten Frauen, die er gesehen hatte. Für einen Augenblick dachte er, es war, weil sie reiner als der Rest der Frauen am Hof seines Vaters war. Ihre Nase war gerade gemeißelt und stach scharf von ihrer Stirn ab. Die anderen Frauen hatten den traditionellen Höcker in ihrer Nase wie sie. Als die Tage vergingen, fragte er sich weiterhin, sollte er irgendwie statt Antipater zum König gemacht werden, würde sie ihn heiraten? *** In der Stadt Caesarea winkte der römische Prokonsul von Judäa, Coponius, den abfahrenden Schiffen zum Abschied, die sich zur Insel Rhodos und Actium aufmachten. Eine Abordnung, angeführt von Cyrenius, wartete geduldig auf seine Gäste im Rathaus. Als Publius Sulpicius Quirinius, der römische Statthalter von Syrien, durch Hunderte Kaufleute ging und den schönen Marmortempel anblickte, fragte er sich, wie es für eine so herrliche Stadt möglich war, durch die Anleitung eines einzigen Mannes erbaut zu werden. Was für ein Beweggrund veranlasste es? Was für eine Inspiration? Geld? Hunger nach Ruhm? Handel? Macht? Zutritt zu den Meeren? Alle diese Gründe beantwortete er selbst. Soldaten rannten an seiner Prozession vorbei. Trompeten schmetterten, Pferde wieherten, Frauen lächelten und versuchten, ihn für die Nacht zu verlocken. Kinder spielten. „Heil, Quirinius, Senator von Rom, Freund von Cäsar! Heil, Coponius, Prokonsul von Judäa, Freund von Cäsar!“
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Qurinius deutete mit beiden Händen den Abgeordneten, ihre Plätze in der marmorierten Kammer einzunehmen. „Ich habe die Berichte von der Notwendigkeit, die Leute zu besteuern, gelesen, und ich glaube, wir sollten mit dem Plan fortsetzen.“ „Seit die Berichte übermittelt wurden“, sprach ein Mann, „machten wir weitere Studien über die Leute, und wir erlaubten, dass Gerüchte durch ihre Städte drangen, so dass wir ihre Reaktion abschätzen konnten.“ „Und?“ „Wir erwarten mehr Probleme als wir für möglich glaubten.“ „Es ist immer so“, erhob sich ein anderer Abgeordneter von seinem Platz. „Ich habe seit Jahren um Erlaubnis gebeten, diese Juden zu verfolgen und ihre Bewegungen aufzuzeichnen, damit wir sie besser kontrollieren können.“ „Wie verfolgt man eine Nation, die nicht still steht?“ „Durch ihre Familien. Jede hat eine ursprüngliche Heimat und jeder weiß genau, wie er in der Beziehung zu einem anderen steht. Na, sie haben Tausende Schriftrollen, die bestätigen, wer sie sind.“ „Wir werden diese Schriftrollen einsammeln.“ „Information kann zerrissen oder verbrannt werden. Nein, zählen wir sie, indem wir ihnen auftragen, nach Hause zurückzukehren.“ „Ich stimme dieser Beurteilung zu“, sagte ein anderer Ratgeber. „Viele unserer hellsten Köpfe trafen sich vor ein paar Monaten in Sepphoris, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir den Aufenthalt von allen judäischen Familien wissen müssen.“ „Gibt es keinen anderen Weg? Vielleicht ein besseres Spionagenetzwerk?“ „Wir versuchten es. Es funktioniert nicht. Na, wir beauftragten sogar einen gut aussehenden römischen Soldaten, das Herz einer jungen Prinzessin zu gewinnen, und versagten dabei. Nein, die Volkszählung ist unsere beste Methode, diese Leute zu kontrollieren. Wir werden sagen, dass wir sie für neue Straßen und öffentliche Werke besteuern werden, indem wir so ihre aufwieglerischen Herzen beruhigen.“ „Sollen wir unsere Information mit Herodes teilen?“ „Nein, wir werden die Ergebnisse unserer Volkszählung nicht mit Herodes teilen. Falls Augustus Herodes satt hat, werden wir unsere eigene Regierungskörperschaft über seiner einsetzen.“ „Ein Römer kann die Juden nicht regieren.“ „Vielleicht nicht, vielleicht schon. Wir werden Prinz Yosef vom Haus David beobachten, um zu sehen, ob er der ideale Kandidat sein mag, um Judäa friedlich zu regieren.“ „Es erstaunt mich einfach“, sprach ein anderer Mann, „dass unter allen Gegenden unseres weiteren Reiches es keine Kriege, keinen zivilen Ungehorsam, keine Überfälle auf unsere Kornkammern oder Transportschiffe, außer in diesem kleinsten der Länder, gibt. Judäa ist die einzige Ausnahme zu friedlichen Zusammenarbeit. Es ist immer ein Pulverfass.“
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Quirinius stand fest in der Mitte des Raumes und dachte über die Bedeutung der ganzen Angelegenheit der Volkszählung nach. „Den Erlass herausgeben“, fand er sich mit der Aufgabe ab. *** Mehrere Monate vor Quirinius Zuteilung beschäftigte sich Prinz Alphaeus in der Stadt Natzeret mit dem Pflanzen und Verteilen von Zedern- und Eichen- und Platanensetzlingen. Mehrere Wägen säumten die schmutzige Straße, die mit saftigen Bepflanzungen gefüllt war, die er mit den Phöniziern ausgehandelt hatte. Eine Mannschaft von Sachverständigen zeichnete den Bereich der Baumfarm auf und bestimmte, die Aufgabe, die Eichen zu pflegen, den fähigsten Männern von Prinz Yosef zu übergeben, während andere Männer zugeteilt wurden, die Überwucherung der Büsche zu säubern. Andere wurden eingeteilt, mehrere Gräben für den Wasserfluss in den noch nicht ausgereiften Wald zu graben. Auf dem ganzen Arbeitsgebiet konnten die Arbeiter die kühle Morgenbrise fühlen, die über sie herabkam. Bis zur Mitte des Nachmittags glitzerte der Schweiß auf ihrer Brust. Am Morgen hörten sie den Liedern der Vögel zu. Am Nachmittag waren die einzigen Geräusche, die sie hörten, die Stimmen voneinander. Abends, wenn der Kreis der Kühle zurückkehrte, erkundeten die Löwen die Männer und bekamen Angst, die Männer, die beim Feuerkreis kauerten, waren wieder mit Schweiß durchnässt. „Warum kauftest du nicht eine ausgewachsene Baumfarm?“ fragte ein Gefährte. „Die Phönizier kontrollieren die Besten“, erwiderte Prinz Yosef. „Alphaeus und ich mussten unsere Titel benutzen, um sie dazu zu bringen, die Setzlinge zu verkaufen, die sie mir verkauften. Du weißt, ich kann es nicht leiden, irgendwelchen beeinflussenden Druck auf jemandem auszuüben.“ „Es wird zwanzig Jahre oder mehr für diese Bäume brauchen, um etwas wert zu sein.“ „Besser zwanzig Jahre für einen lohnenswerten Zweck als zwanzig Jahre für nichts. Wenn wir nicht zu pflanzen beginnen, während das Land noch die Wurzeln ernähren kann, wird es eines Tages zu spät sein, überhaupt etwas zu pflanzen. Sogar die stärkste Pflanze wir keinen Boden haben, der fruchtbar genug ist, um ihre Wurzeln zu bilden.“ „Der Norden wird die das nabatäische Land werden“, untermauerte Alphaeus wie immer Yosefs Gedanken, indem er sie oft für ihn vollendete. „Dasselbe geschieht mit dem mesopotamischen Land“, fügte Prinz Yosef hinzu. „Vor ungefähr fünfunddreißig Jahren besuchte unser Vater Prinz Ya’akov Babylon und er erzählte uns, dass ihre Länder nicht das waren, was er zu sehen erwartet hatte. Sie benutzen ihre reiche, fruchtbare Humusschicht, um ihre Häuser und Verwaltungsunterkünfte und alles
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andere zu bauen. Das Land ist nicht so reich, wie man annehmen würde. Man kann es nicht erschöpfen, ohne sich selbst zu erschöpfen.“ „Warum war er dort?“ fragte der Gefährte. „Er führte eine Streitmacht hinter der parthischen Abordnung, die unseren Kohen Hagadol Hyrcanus nach Babylon eskortierte. Seine Sicherheit war die grundlegende Sorge von Prinz Ya’akov. Sobald er in Babylon war, befreundete er sich mit den bedeutendsten Familien, ebenso errichtete er Kontakte mit mehreren entfernten Verwandten von mir. Die Familien von Babylon sichern ihre Loyalität dem Haus David zu.“ „Alle Judäer?“ „Nein, einige, die ihre Loyalität zusicherten, kamen aus dem Stamm von Ascher, einige aus dem Stamm Benjamin, einige aus anderen Stämmen.“ „Was für einen Sinn hatte die Mühe?“ fragte der Gefährte. „Hyrcanus II, als er nach Yerushalayim zurückkehren durfte, wurde trotzdem von Herodes hingerichtet. Besser wäre er fort geblieben.“ „Aber war es wirklich möglich für ihn, es zu tun?“ sagte Alphaeus. Der Gefährte dachte über die Worte nach. „Nein, ein Mann, der sich auf seine Verantwortung konzentriert, kann ihr nicht ausweichen.“ „Dann sage es mir“, sagte Alphaeus. „Die Hasmonäer, hatten sie die Befähigung, sich zu König-Kohanim er erklären?“ „Sie hatten die Befähigung, aber nicht das Recht. Mariamnes Hinrichtung und die Strangulierung ihrer beiden Söhne bezeugen das eindeutig.“ „Wer hat das Recht?“ Der Gefährte betrachtete Yosefs Gesicht genau. Er blickte tief in seine Augen und blinzelte. Er wandte seine feuchten Augen ab. „Du, Prinz Yosef, und dein Bruder, habt das Recht“, bekannte er mit leiser Stimme. „Und werden meine Kinder das Recht haben?“ fragte Prinz Alphaeus. „Nein. Nur die von Prinz Yosef werden es. Nur er kann das Salbungsöl weiter an seinen vorgesehenen Erben geben. Nur ihre Namen mögen in das göttliche genealogische Registrierungsbuch eingetragen werden.“ Alphaeus nickte. Seine Augen schienen dann fern zu sein. Trotz all seiner Loyalität und Liebe zu seinem Bruder, fühlte er sich trotzdem traurig und irgendwie einsamer als er je zuvor gewesen war. „Bruder“, Prinz Yosef berührte seine Schulter. „Deine Kinder sollen neben meinem Sohn gehen. Sie sollen deinen Namen ebenso wie deine Liebe repräsentieren.“ Alphaeus Augen wurden feucht. „Meine Söhne, verpflichte ich, dass sie neben deinem Sohn gehen, wie ich es bei dir tue.“ Die Brüder umarmten und küssten sich. „Das ist die Größe der Namen unserer Vorfahren in den Schriften der Geschichte unserer Nation. Obwohl die Leistungen unserer Vorfahren nicht aufgezeichnet, ihre Gedanken nie bekannt gemacht, die Namen ihrer Ehefrauen und anderer Kinder nie offenbart, ihre standfeste Loyalität und Integrität nie in der Aufzeichnung durch die einfache Kundmachung ihres Alters und ihrer Namen bezeugt wurden.“ „Ja. Ihre Liebe und Identifizierung mit Yehuway war wichtiger als alle Leistungen der Menschen“, fügte Alphaeus hinzu. „Erfindungen 90
verschwinden. Städte zerbröckeln und verfallen. Regierungen erheben sich und stürzen. Große Führer werden vergessen. Aber für die Langlebigkeit ihres Lebens blieben sie standfest in ihrer Liebe zu Yehuway. Dafür sind sie die Größten aller Menschen auf der Erdoberfläche. Dafür erinnert man sich an sie, während Milliarden anderer vergessen werden.“ Yosef lächelte seinen Bruder und seinen Gefährten an. „Mein Sohn wird zu denen an der Spitze dieser Menschen gezählt werden.“ Wieder blinzelte sein Freund schnell mit seinen Augen. Er dachte über seine Antwort nach. Er antwortete einfach: „Ich hörte, dass Miryam schwanger ist.“ „Wenn dieser Wald ausgewachsen ist, wird mein Sohn auch erwachsen sein. Ungleich diesen Bäumen jedoch, die nur den Menschen von Gottes Wahrheit flüstern können, wird mein Sohn unter Menschen wandeln, indem er es ausruft.“ *** In Natzaret brachte ein römischer Soldat den Erlass des Statthalters in der Nähe des Gemeinschaftsbrunnens an. Der Soldat fühlte sich unbehaglich, als die Dorfbewohner sich um ihn versammelten. Unsicher, ob er fliehen sollte oder nicht, beschloss er, das Anbringen der Bekanntmachung zu beenden. Tapfer zwang er sich, sein Zittern zu beherrschen. Als er fertig war, ging er langsam zu seinem Pferd, stieg auf und wendete sein Pferd. „Dumm für einen Soldaten, dies alleine zu tun“, sprach er zu dem Hauch des heißen Windes. „Keine Deckung, keine Verstärkung!“ Als er davonzugaloppieren begann, sah er Prinzessin Miryam ihn genau betrachten. Er fühlte einen starken Drang, ihr zu winken. Er blickte auf den dünnen, jungen Teenager, deren riesiger Bauch sie dazu veranlasste zu watscheln, als sie an ihm vorbeiging. Als die Entfernung zwischen ihnen größer wurde, fragte er sich, warum sie so ruhig, so strahlend zu sein schien. „Etwas an ihr?“ flüsterte er wieder dem Wind zu, der die lockeren Gräser über die Füße seines Pferdes zerstreute. *** Miryam legte ihre Hände auf den Rand des Tisches und senkte vorsichtig ihr Gewicht auf die Bank. „Mutter, der Erlass behauptet, dass wir in die Stadt unseres Familienursprungs zurückkehren müssen. Ich hörte nie von einer solchen Sache. Warum uns nicht zählen, wo wir jetzt leben?“ „Deine Zeiteinteilung war nach allem nicht so gut, nicht wahr, Miryam?“
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Überrascht durch ihre Behauptung senkte Miryam ihre Augen auf ihren Bauch. Sie konnte nicht länger ihre Füße sehen, außer wenn sie sich setzte. „Denkst du, dass mein Kind ein mamzer1 ist?“ „Miryam!“ Anna stand auf, wütend über die Worte ihrer Tochter. „Du erzähltest uns, dass ein Engel dir erklärte, dass das Kind in dir Gottes Sohn ist, unser erwarteter Mashiach! Versuchst du nun irgendwie mir zu sagen, dass er das nicht ist?“ „Nein, Mutter, tue ich nicht.“ „Gut. Wie ich es satt habe, gegen die Gerüchte über dich und diesen römischen Jungen anzukämpfen! Warum du seine Freundin werden musstest, als du es getan hast, geht über meinen Verstand! Und nun von allen Zeiten schwanger zu sein! Es hätte zeitlich besser sein sollen, weißt du.“ „Nein, weiß ich nicht“, stritt Miryam mit ihrer Mutter. „Wie kann ich Gottes Zeitplan kennen! Sogar die Engel kennen seinen Zeitplan für Ereignisse, die geschehen, nicht. Ich weiß nicht einmal, wie ich schwanger wurde, außer durch einem zögernden, durchscheinenden Licht, das kurz über mir schwebte, während ich im Bett war.“ „Du fühltest nichts?“ „Nicht einmal ein Kitzeln. Ich stand auf und hier ist es“, sie zeigte zu ihrem Bauch. Ihre Mutter, die den Humor heraushörte, lachte über die Methode ihrer Tochter zu zeigen. Sie ging zu ihr und umarmte sie mit so viel Zuneigung wie sie aufbringen konnte. „Yosef wird bald von seinen Pflanzungen zurück sein, liebes Kind.“ „Ich weiß. Ich hoffe nur, dass er etwas Geld für uns sparte.“ „Wenn er es nicht hat, wird es keine Rolle spielen. Euer Vater wird zur Verfügung stellen, was er braucht.“ „Ein Prinz, der sein ganzes Geld ausgibt und Zeit verbringt, einen Wald zu pflanzen! In was für einer Situation ich bin.“ *** Weniger als einen Monat später trafen sich Miryam, ihre Schwestern, ihre Mutter, ihr Vater, Yosef, Alphaeus und seine Ehefrau, die andere Maria, zusammen mit mehreren seiner Cousins ersten und zweiten Grades in Sepphoris, wo sie einen Vertrag mit einem Karawanenmeister machten, ihre große Familie nach Yerushalayim und weiter nach Beit-Lechem für die erforderliche Registrierung durch die Vollmacht des Statthalters zu ziehen. Als sie durch die sanft geschwungenen Hügel reisten und auf zerklüfteten Felsen trafen, blieben sie stehen, um Hunderte andere zu sehen, die auf ihrem Weg zu den südlichen judäischen Städten für ihre Registrierung und Hunderte mehr, die nach Norden zu ihrer Registrierung reisten, an ihnen vorbeizogen. Römische Soldaten patroullierten auf der ganzen Strecke und gewährleisteten die Sicherheit der Bürger. 1
Wer aus einer illegitimen Beziehung geboren wurde, zum Beispiel durch Ehebruch, wird als „mamzer“ bezeichnet und kann nur einen anderen „mamzer“ heiraten.
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Herodes, mit der unerwarteten Situation konfrontiert, wurde auch gezwungen, zusammen mit seinem kränklichen Bruder Pheroras (den Augustus vierzehn Jahre vorher als Tetrach über Peraea ernannt hatte) nach Askalon zu reisen, wo er seinen Namen und die Namen seiner Kinder, Antipater, Archelaus und Philippus in dem öffentlichen Registrierungsamt einbrachte, indem er seinen und ihre Titel als die offiziellen Herrscher von Judäa und seiner umgebenden Gebiete nannte. Herodes ganze Familie lagerte am Meeresufer und benutzte den römischen Erlass, um für sich einen Urlaub zu machen. Herodes beschloss auch, einen Vorteil aus der Reise zu ziehen, um Geschäfte zu besprechen. „Da wir dabei sind“, bemerkte Herodes zu seinem Bruder, „sollten wir auch aus dieser Gelegenheit einen Vorteil ziehen und die P’rushim endlich zwingen, einen Treueeid zu unserem Haus zu schwören.“ „Du versuchtest es vor zehn Jahren und es funktionierte nicht, also, warum Bruder, wieder bei ihnen? Lass die Angelegenheit ruhen.“ „Wie kann ich sie ruhen lassen? Wenn die P’rushim ihre Loyalität zu mir nicht schwören, steht es ihnen frei, Probleme für mich bei dem Volk mit ihren fortwährenden Rufen nach der bevorstehenden Befreiung von ihrer Unterwerfung zu mir und Rom durch den Mashiach anzustacheln.“ „Die messianische Hoffnung ist älter als irgendeine Abstammungslinie der Könige. Und, lieber Bruder, ich habe nicht vor, dich zu beleidigen, denn ich weiß, dass du es anders wünschst, aber der avrahamische Bund schließt die Idumäer nicht mit ein!“ „Mehr Grund für die Kohanim, ihre Loyalität mir gegenüber zu schwören. Ich werde damit sofort fortfahren, indem ich zwei Fragen in einer abstimme.“ „Wenn die P’rushim ablehnen?“ Herodes blieb stehen und streckte verzweifelt seinen Arm nach seinem Bruder aus, um ihn anzustoßen. „Vor zehn Jahren wandte ich meinen Zorn von ihnen ab. Ich werde es nicht wieder tun.“ „Es wäre nicht klug, sie einzusperren“, stimmte er zaghaft zu. „Pheroras, ich könnte nicht mehr zustimmen. Ich werde sie finanziell bankrott machen. Für jede Ablehnung wird es scharfe Geldbuße geben.“ Pheroras ging von Herodes davon und schloss sich seiner Ehefrau am Meeresufer an. Seine frühere Sklavin, nun seine Ehefrau, begrüßte ihn mit einer liebevollen Umarmung. Sie ließ ihn los und sah auf die rauschenden Wellen. Sie wartete, dass ihr Ehemann sprach. „Herodes will, dass die P’rushim ihm einen Treueeid schwören.“ „Ich dachte, diese Angelegenheit wäre bereinigt.“ „Herodes vergisst nie. Er besteht darauf, sich durchzusetzen.“ „Genau wie er versuchte, deine Liebe von mir zu stehlen, versucht er, ihren Bund von Gott zu stehlen.“ „Ich würde es mit diesen Worten nicht ausdrücken.“ „Was für Worte sollte ich benutzen? Ich bin eine unwissende Sklavin. Sage es mir.“ „Bloß nicht diese Worte!“ 93
„Die P’rushim werden Herodes keinen Eid schwören.“ „Ich weiß.“ „Was wird mit ihnen geschehen?“ „Nichts Abträgliches. Er wird sie besteuern.“ „Sie werden sich weigern zu zahlen.“ „Vielleicht, vielleicht nicht. Die Zeit wird es sagen.“ „Ich sage dir jetzt, dass sie sich weigern werden. Daher weiß ich, was wir für sie tun müssen.“ „Was?“ „Wir werden die gegen sie erhobenen Steuern bezahlen.“ „Herodes wird dein Vorschlag nicht gefallen. Er denkt schon, dass du gegen ihn bist.“ „Hat er Unrecht?“ *** Die einflussreichsten P’rushim trafen sich wieder in Yerushalayim im Sanhedrin-Hauptsitz, nachdem sie Nachricht über Herodes persönlicher Verfügung erhalten hatten, dass zusammen mit dem Registrierungserlass von ihnen auch verlangt werden würde, ein Loyalitätsdokument zu unterzeichnen. Der Sanhedrin schloss seine Türen, postierte draußen Wachen und begann seine Debatte. Die Situation intensivierte sich. Das Temperament brauste auf und die Gesichter der wütenden Männer runzelten sich. Als Pheroras Ehefrau von der bitteren Debatte von ihrem Spion hörte, ließ sie ihre Träger rufen und wurde zum Sanhedrin-Hauptsitz gebracht. „Sage ihnen, dass ich sie zu sprechen wünsche“, verlangte sie von dem Wachtposten. Zuerst zögerte er, dann öffnete sie einen ihrer Säcke mit Goldmünzen. Er gab sofort nach und rief nach dem Wortführer des Sanhedrins. „Herodes will, dass wir seiner Familie die Offenbarung über den Mashiach auf der Erde erklären“, informierte er Pheroras Ehefrau, nachdem er die Sackschnur löste und den Münzen erlaubte, auf den Tisch zu fallen. „Da du uns vor Herodes Besteuerung gerettet hast, glauben wir, dass wir seinen Bruder als den Vater des Mashiachs und Führer und dich als seine Mutter erklären sollten.“ „Das ist eine verräterische Handlung. Es wird die römische zehnte Legion zwingen, wieder gegen uns vorzugehen. Erinnere dich, der Eunuch Bagoas wurde hingerichtet, da er einen solchen Titel auf sich nahm. Ich werde demselben Schwert gegenübertreten, wenn ich dir erlaube, eine so gottlose Erklärung zu machen. Nein, nimm das Geld und bezahle deine Steuern. Falls es sein muss, dass eines Tages der Mashiach erscheint, zögere nicht, ihn herzlich in deinen Kammern zu empfangen.“ ***
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Von Shomron ging die Reise von dreiundneunzig Meilen nach BeitLechem glatt. Als die Karawanen über die sanft geschwungenen Berge zogen, fuhren die Sommerobststände der Bauern fort, sie mit ihrer saftigen Versuchung zu begrüßen. Die großen purpurroten Trauben waren schmackhaft in ihrem Mund, so wie die süßen Kuchen und heißen Suppen. Miryam reiste oben auf ihrem Wagen, der schwer mit Decken gepolstert war. Ihre Mutter begleitete sie und kümmerte sich um ihre Bedürfnisse, ebenso wie Salome, ihre Schwester. Gelegentlich hielten Heli und Yosef die Zügel ihrer Pferde zurück und fragten nach ihr. Alphaeus und seine Ehefrau Maria gingen voraus, um sich zu vergewissern, dass alles sicher war. Der letzte Gesalbte warf ein: „Wo in den heiligen Schriften Gottes steht es, dass Miryam auf einem Maultier über heimtückische Straßen reiste? Wo steht es, dass Miryam und Yosef, zwei einsame Reisende am Rand der Existenz waren, auf den entlegenen Nebenwegen, die in den Furchen wohnen, Fallen der jämmerlichen, vernachlässigten und verzichtenden Ablehnung? Nirgendwo. Nein, die Reise war angenehm, begleitet von Freunden und Familie, alle bestrebt, die Schriften der Propheten zu erfüllen.” Die Geschichte setzte fort. „Die Zeiteinteilung hätte nicht besser sein können“, wiederholte Anna. Yosef lächelte, denn er wusste, dass sie diese exakten Worte sprechen würde. „Miryam?“ „Es geht mir gut. Aber du hast mir nie erzählt, wie die Arbeit in Iturea ging?“ „Die Setzlinge sind alle gepflanzt.“ „Du hättest die Pflanzungen einem Bürgerlichen übertragen sollen“, tadelte Anna ihren Schwiegersohn. „Heli, sage es ihm!“ Er zuckte mit den Schultern. „Wer kann einem Prinzen sagen, was er tun soll?“ „Ein Schwiegervater und eine Schwiegermutter!“ behauptete Anna mit trockenem Humor. Am ersten Tag reisten sie von sechs am Morgen bis sechs am Abend. In diesen zwölf Stunden legten sie eine Strecke von 36 Meilen zurück. Zwischen dem Beginn des Sonnenuntergangs und dem sich nahenden Zwielicht fand die Familie eine Zwischenstation, um zu bleiben. Die Familie versammelte sich, um eine volle Mahlzeit zu essen, bevor sie sich zum Schlafen niederließ. In der Nacht redete Yosef mit seiner Ehefrau. „Ich habe dich beobachtet. Der Wagen scheint alle Schlaglöcher in der Straße zu treffen. Bald werden wir in Yerushalayim sein. Wir werden dort ein oder zwei Tage bleiben, und nachdem du dich gut ausgeruht hast, fahren wir weiter zum Registrierungsamt in Beit-Lechem, dann werden wir zu Helis Gästehaus in Yerushalayim zurückkehren.“ „Ich kann das. Jedoch musst du mir das versprechen, dass unser Kind in Beit-Lechem geboren werden wird.“ 95
„Wenn du die Geburtsschmerzen fühlst, werden wir nach Beit-Lechem zurückkehren. Immerhin ist die Stadt nur zwei, drei Stunden von unserem Erholungshaus entfernt.“ Miryam nickte. Yosef lehnte sich vor und berührte unwiderstehlich ihren Bauch. „Du bist unglaublich schön.“ „Pst, Yosef, unser Kind hört zu.“ „Und warum sollte er uns nicht zuhören? Lass ihn herauskommen, so können wir uns alle unterhalten.“ „Worüber wird unsere Unterhaltung sein?“ „Unser Lieblingsthema natürlich: Politik und Gott!“ Miryam seufzte. „Solche Themen! Mögen sie eines Tages eher komisch als ernst sein.“ „Werden sie, eines Tages.“ „Herodes Spione, sind sie uns gefolgt?“ fragte Miryam plötzlich. „Herodes ist zu beschäftigt, sich über Pheroras Ehefrau Sorgen zu machen. Da sie die Steuern der P’rushim bezahlte, sind sie und ihr Ehemann nach Peraea ins Exil geschickt worden.“ „Wie eigenartig ist das! Herodes weiß nicht, dass weder er noch seine Kinder je zu Erlöser von Judäa erklärt werden können“, sagte Miryam. Dann wurde sie aufgeregt, beunruhigt. „Yosef, vielleicht sollten wir nicht in Yerushalayim bleiben, nachdem meine Eltern ihre Registrierung bei der Volkszählung beenden. Ich will weiter nach Beit-Lechem, sobald wir können.“ Yosef wurde still. Er starrte auf den hellen Stern, der am Himmel war. Er schien wieder der Karawane zu folgen. An jeder Biegung der Straße, bei jeder Windung des Hügelanstiegs, bei jeder Gabelung der Straße sahen sie das Licht des Sterns. Er wollte die unvernünftige Fortsetzung der Reise vermeiden, als er hoffte, in der Stadt stehen zu bleiben, um neue Verträge mit den judäischen Schiffsbauern in Joppa, die es arrangiert hatten, ihn in der Stadt zu treffen, zu untrzeichnen. Stattdessen sagte er: „Absolut verblüffend dieser einzigartige Stern!“ „Yosef“, kehrte sie zu dem Thema zurück. „Hörtest du, was ich sagte?“ „Miryam, du sagtest, dass du nicht in Yerushalayim mehr als ein oder zwei Stunden bleiben willst? Aber was ist mit deiner Mutter und deinem Vater, ebenso meinem Bruder?“ „Vielleicht sollten wir Mutter und Vater in der Stadt lassen. Mein Zustand sollte ihren Besuch nicht verderben. Nachdem wir uns registriert haben und das Kind geboren ist, können wir uns ihnen in unserem Erholungshaus anschließen.“ „Lass mich über Alphaeus darüber reden.“ In derselben Nacht entsprach Yosef Miryams Wünschen, Yerushalayim so schnell wie möglich zu verlassen, nachdem ihre Familie sich bei den Volkszählungsbeamten registrierte. „Aber wir wollten, dass Miryam alle unsere Verwandten besucht, die von Übersee hereinkommen. Ich bin sicher, dass Salome sie auch treffen möchte“, warf Anna an.
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Yosef dachte wieder an Miryams Vorschlag. Später redete er mit ihr über seine Sorge. „Wir haben vielleicht die Situation falsch eingeschätzt“, sagte er zu seiner Ehefrau. „Denkst du nicht, du solltest bleiben und alle deine Verwandten treffen? Sicherlich bist du erfreut, alle wieder zu sehen?“ Während sie redeten, erleuchtete das Lagerfeuer einen sich nähernden Wagen. Schatten erhoben sich und vielen von seinen Rädern und von seiner Bank und kennzeichneten die überhängenden Äste des regenschirmgleichen Baumes. Das gelbe Licht erleuchtete auch Prinz Heli, der, da er in der Nähe stand, die beiden sprechen hörte. Besorgt verließ er das Feuer des Karawanenmeisters, um sie neben sie zu gesellen. „Warum willst du nicht in Yerushalayim bleiben?“ „Tue ich, aber nicht für sehr lange“, erwiderte sie. Ich wollte nur nach Beit-Lechem gehen und mich bei den Verwandten niederlassen, bei denen ich mich wohl fühle. Wenn ihr wollt, bleibt du und Mama in Yerushalayim.“ „Oh?“ Prinz Yosef zuckte mit den Schultern. Die Unterhaltung war bedauerlich. Er hatte nicht gedacht, dass eine schwangere Frau in ihrem achten Monat so viele Probleme machen könnte. „Nun, Yosef, ich habe damit ein Problem. Da du von deinem Bruder und deinen Cousins und Neffen begleitet wirst, wird ein großes Zusaammentreffen noch immer bei dir sein; aber wer wird bei uns sein? Wir werden nicht separate Straßen nach Yerushalayim nehmen.“ „Ich dachte nur an Miryams Wunsch“, versuchte er sich wieder zu entschuldigen und wünschte, dass das Thema fallen gelassen und vergessen wurde. „Bist du so begierig, zu deinem Wald zurückzukommen?“ „Nein, nicht wirklich. Ich habe immer Beit-Lechem gemocht. Es ist ein so schöner Ort. Große Erde, große Bäume.“ „Dann ist es das. Schlaft weiter. Das Thema ist erledigt.“ „Wenn es nicht“, erklärte Miryam, „ geschehen sollte, dass ich mein Kind bekomme, während wir in Yerushalayim sind. Was ist mit den Prophezeiungen, die geschehen sollten?“ zwang sich Miryam zu einem kleinen Lächeln. „Du hast reichlich Zeit, bevor du dein Kind aus deinem Bauch fallen lässt. Sei vernünftig, Kind. Nun geh schlafen.“ Heli ließ die beiden alleine. „Ehe und ihre Probleme. Oh gut, so ein Leben.“ Zehn Minuten später gesellte sich Heli neben Anna und war vorsichtig, nicht ihren Schlaf zu stören. „Beit-Lechem. Beit-Lechem“, wiederholte er die ungesprochenen Worte in seinem Verstand. Er rollte sich auf seine Seite, um seine schlafende Ehefrau anzuschauen. Ihre Brust hob und senkte sich sanft. Jenseits von ihrem Gesicht schlief Yosef bei seinem Bruder und seinen Cousins ersten Grades, und weiter weg von ihm
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schlief Miryam tief und fest bei der anderen Maria und der Seite ihrer Dienerin. „Wie würde es sein, alleine zu schlafen?“ fragte sich Heli. Er berührte die Arme seiner Ehefrau. Sie blieb bewegungslos. Er dachte an seine Tochter. „So jung, so unvorbereitet. War es dasselbe mit Yosefs Namensvetter? Als Benjamin geboren wurde und nachdem Rachel, Ya’akovs zweite und Lieblingsehefrau starb, schlief Yosef, der Wesir des Pharaos, alleine oder teilten seine Brüder ihr Bett mit ihm?“ Plötzliche Bilder tanzten um ihn herum, als er an die Tage vor Moshe dachte. „Nein, der Wesir schlief alleine!“ antwortete er sich selbst. „Doch Ya’akov, da er einen gleichwertigen Trost für seinen Kummer brauchte, prophezeite, dass der Mashiach in Beit-Lechem geboren werden würde. Yesha’yahu bekräftigte das Versprechen. Zacharias schwor, dass er es geschehen sehen würde.“ Heli zappelte. Eine Träne fiel aus seinen Augen, als er sich auf seine Tochter konzentrierte. Er fühlte tief in sich eine unbeschreibliche Qual, die in seinem Körper Wurzeln fasste und ihn zur Reue schmerzte. „Du, der du noch ungeboren bist, ich liebe dich.“ Miryams Seufzen erschreckte Heli. Es schien, als ob sie seine Gedanken hörte. Als er seine Augen hob, begegnete er ihren. Sie lächelte ihn an, dann schlief sie wieder ein. „Beit-Lechem, Beit-Lechem“, dachte er wieder vernünftig darüber nach. „Du, die die Babylonier vernichten. Du, die Salma irgendwie fand, um dich siebzig Jahre später wiederaufzubauen. Du, die Jahrhunderte, bevor wir existierten, Samuel David in deinen Vorbergen salben ließest. Und nun ziehst du irgendwie Miryam und Yosef, um zu dir zu kommen. Wie kann Gott so mächtig sein, um alle diese Dinge geschehen zu lassen?“ In diesem Augenblick schlief Heli auch ein. Der zweite Tag verging ohne einen Vorfall. An diesem Tag legte die Familie weitere 36 Meilen zurück. Sie waren über zwei Drittel unterwegs dorthin. Am folgenden Nachmittag erreichte die Karawane die steilen Mauern von Yerushalayim. Die Ingenieure bewegten noch immer große Steinblöcke auf die Mauern, als die Statuen des Amphitheaters gemeißelt und von den Kunsthandwerkern glatt geschliffen wurden. Helis Karawane folgte der Straße direkt entlang von Herodes Palast. Die Familie blickte darauf, als sie vorbeizog. Eine Stunde später fanden Heli, Anna und Salome den römischen Volkszählungsaußenposten in der oberen Stadt. Sie schlossen sich hinter der langen Reihe an, um sich bei den Beamten registrieren zu lassen. Als sie geduldig warteten, begegnete die Familie anderen Verwandten aus dem fernen Actium. Und durch Zufall aus Tarsus. Lange nach dem Sonnenuntergang traf sich die ganze Familie in Helis Haus, wo sie von den Hausverwaltern entdeckten, dass sich Zacharias und Elisabeth vor einer Woche registrieren hatten lassen. „Also, wie lange seid ihr zwei verheiratet?“ fragte Helis Verwandter auf Besuch. Miryam zuckte mit ihren Schultern. „So lange?“ bemerkte seine Ehefrau langsam. 98
„Sogar vor ‚so lange’, fügte Heli hinzu. „Oh, es war vorher bestimmt, bevor sie geboren wurden?“ „Ja.“ „Die Griechen heiraten, wen sie wollen, wann sie wollen. Vorher bestimmte Ehen sind nicht länger der Fall.“ „Wir wissen, wie sie sind“, nickte Heli. „Ja, ihr Galiläer lebt unter ihnen, daher wisst ihr es. Herodes wird unter ihnen respektiert. Er hat viele Wohltaten ihnen verschafft.“ „Er gibt viel für ausländische Gottheiten aus“, warf Yosef ein. „Er hat seine Götter miteinander vermischt“, scherzte ein anderer Verwandter. Dann, als er Miryam anschaute, fragte er heiter: „Wann wirst du dein Kind gebären?“ „In ein paar Wochen.“ „Ja, es scheint so. Ich denke, es wird ein Mädchen. Helis Seite scheint Mädchen zu begünstigen.“ „Es wird ein Junge. Sein Name wird Yehohshua sein.“ „Ein Junge mit dem Namen Yehohshuha? Was für eine unglaubliche Gewissheit. Doch du solltest dich nicht so sehr grämen, sollte es sich als ein Mädchen herausstellen.“ „Es wird ein Junge“, Prinz Heli umarmte seine Tochter. „Prinz Yosef wird einen Erben haben!“ „Wirklich? Also sagst du es?“ „Ich sage es.“ „In diesem Haus?“ „Es ist ein geeignetes Haus“, verteidigte sich Heli verletzt. „Es tut mir Leid. Ich hatte nicht vor, etwas Schlechtes zu unterstellen. Was ist sagen wollte, in Yerushalayim? Werdet ihr hier bleiben, bis das Kind von euch geboren ist?“ „Wir werden sehen. Gerade jetzt jedoch müssen wir uns in Beit-Lechem registrieren.“ „Ich möchte nicht so schnell nach Actium zurückkehren, also darf ich mit euch kommen? Ich würde gerne Zacharias sehen. Es sind viele Jahre her, seit ich ihn gesehen habe.“ „Und ich?“ fügte das Familienoberhaupt von Tarsus begeistert hinzu. „Alle dürfen mit uns kommen!“ schrie Heli. „Die ganze Stadt, wenn sie will!“ „Wenn die ganze Stadt folgt, wo werden die Leute schlafen?“ warf Yosef ein, da er nicht wusste, was er sagen sollte. „Wo auch immer.“ „Also, junger Prinz, was machst du, um den Lebensunterhalt zu verdienen?“ „Ich arbeite mit Holz“, lächelte er. „Holz? Warum?“ „Ich mag es“, erwiderte er unschuldig. „Er ist ein Landbesitzer eines großen Waldes“, warf Heli ein. „Na, er ist gerade fertig geworden, eine ganze Menge an Setzlingen zu pflanzen.“
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„Ja“, fiel Miryam ein. „Seit Yosef seinen persönlichen Wald gepflanzt hat, ist es alles, woran er denkt. Mensch und Natur. Der Platz des Menschen innerhalb seiner Struktur und so weiter.“ „Jeder betrachtet die Erde, wie er sie betrachten musst“, erwiderte der entfernte Verwandte mit Wohlwollen. „Und da kein Mensch die Kraft und das Wissen hat, sie so zu machen, wie Adam sie in der Garten genossen hatte, lasse, was jeden Menschen in seinem Garten haben, was er darin haben will.“ „Die Griechen haben auf dich abgefärbt“, schüttelte Heli seinen Kopf. „Wie Herodes vorhersah“, schloss der Verwandte aus Tarsus die Unterhaltung. *** Zwei Tage später blieb die wachsende Karawane kurz stehen, um die Kalksteinerhöhung, über die Beit-Lechem gebaut wurde, zu betrachten. Die Stadt des alten Boaz, der eine dynamische, jugendliche Witwe, Ruth, geheiratet hatte, die eine Moabiterin war, die mit seinem Bruder Mahlon verheiratet gewesen war, erhob sich über sie. Aus ihrer Ehe wurde Obed geboren, und von ihm stammte Jesse ab, der später David gezeugt hatte, der gesalbten König von Israel, der Vorvater des Mashiachs. David Melakhim, erster König der Könige. Nun stand Yosef, sein direktes Kind der siebzehnten Generation, vor der Stadt. Das Gefolge zog in BeitLechems enge Straßen ein, die mit Hunderten und Aberhunderten Besuchern überfüllt waren, die nach Zimmer und Verpflegung schrieen. Der Karawanenmeister, der hinter Prinz Heli ritt, führte die Prozession zu Helis Schwiegereltern, ihr Wohnsitz wimmelte schon von anderen Verwandten von den Küstenstädten Judäas. „Was für eine gekonnte Zeiteinteilung“, bemerkte Anna wieder. „Hör auf mit dieser ‚Zeiteinteilung’. Wir kamen, weil wir kommen mussten, das ist es. Nun machen wir einen Rundgang durch das Haus der Verwandten, damit wir uns niederlassen und etwas essen können“, behauptete Heli. „Es ist nicht weit von hier“, erinnerte ihn Anna. Innerhalb von zwanzig Minuten fand Heli das Haus seiner Verwandten in Bet-Lechem. Die Karawane betrat den großen grünen Hof, der in der Mitte des dreigeschößigen Hauses war. Heli schrie ein festes „Hallo!“ „Mehr lange geschätzte Verwandte“, die Frau hielt ihre Hand hoch, indem sie über ihr ungewöhnliches Glück spottete. „Hatte nie so viele Cousins und Cousinen, die auftauchten, um unser Haus zu beehren. Wie viele mehr werden auftauchen?“ „Liebste“, streckte Anna ihre Hände der Frau entgegen. „Nanu, es sind Anna und Heli, Yosef, Alphaeus, und was ist das?“ Ihre Augen öffneten sich weit. „Nanu, Miryam, Ehefrau von Yosef, schau, wie schwanger du bist!“ „Oh, nein, nein, ich bin nur fett.“
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„Fett!“ kreischte sie. „Einen Mund mehr und du wirst platzen! Was für eine unglaubliche Zeiteinteilung für Augustus Erlass!“ „Oh nein!“ stöhnte Heli. „Nicht schon wieder.“ Anna ignorierte ihn und eilte zu ihren verschwägerten Verwandten. Als der Rest der Familie die wundervolle Aufregung hörte, rannten sie aus ihren stickigen Räumen und begrüßten freudig ihre Verwandten, einige davon hatten sie nie zuvor gesehen, und viele, von denen sie seit Jahren nichts gesehen oder gehört hatten. Die Frauen umarmten und küssten sich und viele Familienmitglieder empfingen Heli und den Rest mit einer wundervollen Vielfalt an Essen und Wein. „Die Männer werden auf dem Dach schlafen; die Frauen werden sich im ersten Stockwerk niederlassen.“ „Miryam und Yosef sollten beieinander bleiben“, behauptete Anna mitfühlend. „Es gibt keinen Raum für sie, um ihn miteinander zu teilen. Es gibt zu viele Leute in einem zu kleinen Ort. Bitte, überlege noch einmal. Miryam wird es fein bei den Frauen haben. „Mama“, sprach ihre Tochter, „Miryam kann die Stufen nicht hinaufsteigen. Schau, wie dick sie ist!“ „Ja, du hast Recht. Aber wo können wir sie unterbringen. Es wäre unpassend für sie, im Hof zu schlafen. Zu unschicklich und viel zu viele Männer, die auf sie herunterstarren.“ „Wir haben einen leeren Stall im Erdgeschoß. Wir können ihn leicht säubern und neues Stroh hineinlegen.“ „In der Futterkrippe schlafen? Wie albern, eine solche Sache vorzuschlagen! Miryam ist eine Prinzessin.“ „Wir sind alle Kohanim und Priesterinnen und Prinzen und Prinzessinnen! Wir stammen alle aus dem Hause David ab. Lass ihren Ehemann entscheiden.“ Verlegen ging der Hauseigentümer zu Yosef. „Prinz Yosef, wir wissen, dass du der Gesalbte von Ya’akov bist, und unser Haus ist deins, um es darin bequem zu haben. Wir gewähren dir all unsere Höflichkeiten, aber deine Frau kann nicht die Treppe hochsteigen. Schlage uns vor, was wir tun sollen.“ Yosef inspizierte den Stall, tätschelte den Rücken des Pferdes, und wie Avraham zog er dieses Tier dem Esel und dem Kamel vor, die so viele andere seiner Verwandten begünstigten. Er schaute auf seine schweigenden Verwandten, die mit ihm gereist waren, um registriert zu werden, und er starrte auf die Verwandten, die er nie getroffen hatte, und die nun warteten, dass er zu ihnen sprach. Er schaute am längsten auf Alphaeus. Er wollte etwas Beeindruckendes sagen, etwas, womit er sich bei ihnen beliebt machen würde, und das ihre Loyalität zu seinem Erben sichern würde. Nach einer Pause bemerkte er einfach: „Bereite die Krippe vor. Ich habe Tiere immer gemocht.“ Erleichtert klatschte der Ehemann der Frau in seine Hände und schickte Diener, um schnell die Krippe auszuwaschen und frische Strohbündel
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hineinzutun. Anna holte die Decken von dem hinteren Teil des Wagens und legte sie über das Strohbündel. „Lass es mich zuerst ausprobieren“, schoss Salome in die Krippe und sprang hinauf. „Oh, es ist nett. Kann ich hier bei Miryam schlafen?“ „Lass ihren Mann hier bleiben. Er hat kaum je eine Nacht alleine mit seiner Frau verbracht.“ „Aber, Mom, er hat geschworen, nicht mit ihr zu schlafen, bis das Baby geboren ist!“ „Pst, jetzt“, korrigierte sie Salome schnell, da sie keine Familienraserei schaffen wollte. „Yosef sollte bei ihr sein, um sich um sich zu kümmern.“ „Mama?“ „Nein!“ „Miryam!“ „Sei eine gute Schwester und schlafe oben. Falls ich zufällig hinfalle oder herumgedreht werden muss, bist du stark genug, um mich zu stützen oder mich daran zu hindern, zu stürzen?“ „Nein, es tut mir Leid, ich dachte an diese Dinge nicht“, begann Salome zu weinen, beschämt über ihre Jungend und Unerfahrenheit. „Es ist in Ordnung! Warte, bis du Zavdai als deinen Ehemann an Land ziehst. Du wirst dann dein eigenes Zimmer mit Stroh haben!“ „Einen Fischer an Land ziehen! Das ist komisch!“ lachte Salome, dann umarmte sie herzlich ihre Schwester. „Miryam, wir werden uns nie trennen, egal, mit wem wir verheiratet sind!“ „Wenn du denkst, dass es so sein wird, ist es in Ordnung bei mir.“ „Wir werden es so machen. Und was auch für Söhne ich habe, sie werden immer bei deinen Söhnen sein – ja?“ „Ja. Deine Söhne sollen immer bei meinen Söhnen sein!“ „Und ich will ihnen Namen geben, bevor sie geboren sind, genau wie du deinen Yehohshua nanntest.“ „Ich wählte seinen Namen nicht, Gott tat es.“ Aber bevor Salome ihre Stimme hören konnte, warf sie ein: Jakobus und Yochanan.“ Miryam schüttelte ihren Kopf. „Geh schon.“ Sie zeigte zur Treppe. Salome kräuselte ihre Lippen, wollte etwas sagen, aber ihr gingen die Worte aus. Anna umarmte auch ihre Tochter wie die anderen Frauen des Hauses, und auch die Männer, indem sie ihre Wangen küsste. Alphaeus dachte an Salomes Worte. „Mir gefällt der Name Jakobus. Es ist passend für einen Sohn.“ *** Eine kurze Strecke weit weg, in der absoluten Klarheit der Nacht, versammelten sich Hirten in eine kleine Gruppe, indem sie sich um das prasselnde Feuer setzten. Viele beobachteten die Asche, die hochflog, und viele hörten den knisternden Flammen zu. Die Sommernacht kühlte schnell die Tageshitze, doch einige wünschten, dass der Tag nie geendet
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hätte, während andere warteten, dass die Nacht verging. Ein paar fragten sich, warum die Zeit – und sie – überhaupt existieren musste. Bei Tagesanbruch grüßten die Hirten ihre jüngeren Brüder und Neffen, die sie für die Tagestätigkeiten ablösten. Als sie müßig von den Schafen weggingen, trafen sie zufällig auf ein Registrierungsamt der Römer. Neugierig beschlossen sie zu warten, um zu sehen, wer heute kommen würde, um die Papiere zu unterzeichnen. Nach ein paar Stunden standen sie zufällig bei Miryam und Yosef und mehreren Dutzend anderer Verwandter, die sich den Volkszählungsbeamten näherten. „Es ist Prinz Yosef und sein Bruder“, flüsterten die Leute des Dorfes untereinander, eingeschüchtert durch die purpurrote Kleidung, die um ihre Schultern gewickelt war. Beide Brüder waren so dunkelhäutig wie sie es waren, aber Yosefs Schultern waren nicht so breit wie sie es sich vorgestellt hatten, aber es war so besser. Alphaeus, obwohl kleiner, schien stärker, hübscher zu sein. Obwohl Prinz Yosef von durchschnittlicher Größe war, erlangte er großes Ansehen unter den Zuschauern, denn er führte die ganze Familie zu den Römern. Respektvoll gingen die Hirten für die Familienmitglieder zur Seite. „Schaut! Seine Frau ist bereit, ihr Kind zu gebären!“ „Ich sehe es! Geht und sagt den Dienstmädchen, dass sie die Hebammen holen sollen.“ „Warum geht sie mit ihm in ihrem Zustand? Sie sollte sich ausruhen.“ „Sie muss hier sein. Der römische Erlass verlangt ihre persönliche Unterschrift auf den Dokumenten. Genau wie einige von uns unterzeichneten, so müssen sie es.“ Fasziniert durch die wachsende Menge standen die römischen Soldaten auf ihren Bänken, um zu sehen, wer die große Prozession bildete, und warum die Leute für sie Platz machten, damit sie die Straße ungehindert durchgehen konnten. Sie hatten das nie zuvor getan. „Wer sind ihr Leute?“ fragten die römischen Soldaten Yosef. „Wir sind aus dem Hause David. Wir sind hier, um die Eintragungen zu unterzeichnen.“ „Ihr alle seid verwandt?“ „Unser Blut fließt durch die Venen eines jeden Mannes und einer jeden Frau in diesem Dorf“, verkündete Yosef rhetorisch, indem er die Menge erfreute. „Und diese Frau, sie ist deine Frau?“ „Ja. Und das Kind in ihrem Leib ist mein gesetzlicher Erbe“, erhob Yosef seine Stimme, indem er die römischen Soldaten überraschte. „Warum schreist du? Wir können dich hören.“ „Ich schrei, damit dir Welt mich hört.“ „Was geht sie es an, dass deine Frau mit deinem Kind schwanger ist?“ „Er ist das Kind der Welt.“ „Wir sind alle Kinder der Welt“, antwortete der Römer. „Hier, unterzeichne diese Dokumente.“
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Die beeindruckte Menge gaffte, als Prinz Yosef, seine Ehefrau und Prinz Alphaeus die Pergamentrollen unterzeichneten. Einer nach dem anderen von Yosefs Verwandten unterzeichnete die Dokumente, und die, die es vermieden hatten, zu unterzeichnen, fassten plötzlich Mut und überschwemmten den Tisch mit ihrem Wunsch, auch die Papiere zu unterzeichnen. „Was geht hier vor sich?“ brüllte der Soldat. „Ich dachte, jeder hätte die Papiere unterzeichnet?“ „Offensichtlich nicht“, antwortete Yosef ihm leichthin. Miryam, stolz von Yosef begleitet, vermischte sich mit den Hirten und mit den Arbeitern und mit den Erntearbeitern und Ölpressern, indem sie sie auf ihren Wangen und Schultern berührte. Die wachsende Menge verstärkte ihre Bemühungen, die Personen von Natzeret zu berühren, denn es waren zahllose Jahre, seit so viele königliche Personen ihre kleine Enklave auf dem Berg besuchten. „Wer sind sie?“ fragte der Römer wieder. „Sie sind alle aus dem Haus David.“ „Ich hörte sie das auch sagen“, schnitt er eine Grimasse, „aber, also was?“ „Nun, jeder in diesem Land ist mit allen anderen verwandt. Die ganze Bevölkerung kam von Ya’akov, aber nur diese kamen aus dem Spross von Jesse. Und jeder fühlt eine Verwandtschaft zu ihnen.“ Die anderen spotteten und gingen davon. *** Sobald Miryam zum Herrenhaus ihrer Verwandten zurückkehrte, lehnte sie sich an Yosefs Arm. „Ich bin zu müde, um weiterzugehen. Bringe mich bitte zu der Krippe.“ „Liebes Kind“, protestierte ihre Cousine zweiten Grades, „warte hier eine Weile. Während wir fort waren, machten sich einige Tiere los und kamen in den Stall. Sie verrichteten ihre Notdurft darin und wir haben das Stroh nicht gewechselt. Gib uns nur ein oder zwei Augenblicke.“ „Ich habe keine ein oder zwei Augenblicke. Legt mich einfach in eine Ecke und säubert, was ihr könnt, während ich mich ausruhe“, ermahnte sie. Ihre Cousine schaute Miryam an, die ihren Bauch fest hielt. Flott klatschte sie in ihre Hände, indem sie den Dienern neu befahl, sich zu beeilen und den Stall sauber zu machen. In den Ställen nahmen die Hintergrundgeräusche zu, als Miryams Bauch sie mehr als vorher schmerzte. Indem sie sich hielt, presste sie ihre Knie zusammen. Eine Hebamme ging in den Stall, beugte sich über Miryam, berührte ihren Bauch. „Sie ist bereit, ihr Kind zu bekommen“, informierte die Hebamme Anna. „Ist das Wasser gebrochen?“ „Wird es bald.“
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Die Hebamme goss Balsamöl auf Miryams Bauch und rieb es um ihre Seiten und zwischen ihre Beine ein. Andere Frauen stellten sie um den Eingang des Stalls und hinderten die Männer hereinzukommen. „Die Aufregung des Tages war zu viel für sie.“ „Kommt das Baby heraus?“ „Nicht vor morgen Nachmittag. Wir haben noch Zeit, Vorbereitungen zu treffen.“ Als die besorgten Hirten davon hörten, verbreiteten sie die Nachricht an ihre Freunde. Das Dorf, wo seit über tausend Jahren kein königlicher Erbe geboren worden war, versammelte sich vor dem Herrenhaus. Prinz Heli, angesteckt durch die plötzlichen Aufregung, konnte seine Begeisterung nicht zurückhalten. Er borgte sich impulsiv das flinke Pferd von Yosef und sauste zu einem vertrauenswürdigen Verwandten. Er sprang ab und drängte seinen Verwandten, nach Hebron zu Zacharias zu galoppieren, um ihm die Nachrichten über die bevorstehende Geburt zu bringen. Den ganzen Tag beobachteten die römischen Volkzählungsbeamten die große Menge, die sich in der Nähe des Herrenhauses versammelte. Neugierig fragte ein Zenturio einen Hufschmied: „Bitte, erkläre, warum diese Familie so wichtig ist?“ „Diese Familie beherrschte einst unsere Nation.“ „Ich hörte nie von ihnen!“ „Du hörtest nie von König David?“ „Ja, ich habe von ihm gehört, aber ich dachte, er wäre ein Mythos, wie unser Romulus.“ „Die Kinder des Mythos bereiten sich dann vor, einen anderen Mythos hervorzubringen.“ Der römische Infanterist drehte sich verwirrt weg. Er stieß beinahe gegen ein kleines Kind. Dieses Kind, das in der Wahrheit aufgezogen wurde, wollte, als es die Frage des Römers hörte, mehr erfahren. Er suchte seinen Vater auf, der der Rabbi des Dorfes war, und fragte ihn: „Wie lange ist es her, seit die Familie von David dieses Land beherrschte?“ Der Rabbi berührte zärtlich die Schulter seines Sohnes und blickte zum Herrenhaus. Das große mehrstöckige Blockhaus erhob sich hoch über den Rest der Häuser im Dorf. Die Nordostwand hatte Fenster, die die hervorstehenden Felswände überblickten, gegenüber von Yerushalayim. Das große Steinhaus war gewöhnlich leer von Besuchern, außer in den seltensten Zeiten. Die Familie schien Hebron oder Yerushalayim oder Sepphoris vorzuziehen. Viele ließen sich auch bei den Küstenstädten nieder und aalten sich in der Sonne. „Es sind beinahe sechshundert Jahre her, seit das Haus David uns regierte. Der letzte direkte Herrscher war Mattaniah, vierter Sohn von König Josiah.“ „Was geschah mit diesem König?“ „König Josiah wurde in der Schlacht von Megiddo getötet. Pharao Nechoh, indem er diesen Sieg gewann, verlor tatsächlich die Welt an Nebukadnezar.“ „Vater, erzähle mir mehr.“ 105
„Es war eine schreckliche, chaotische Zeit. Fünfzehnhundert Jahre semitische Kultur: Regierung, Führerschaft, Literatur, Religion, Philosophie und Familienbündnisse näherten sich ihrer Vernichtung. Aber Yehuways Barmherzigkeit gab uns einen Weg aus unserem Dilemma! Was den semitischen Babyloniern zu zerstören erlaubt wurde, wurde den kaukasischen Persern erlaubt, ins Dasein zurückzubringen!“ „Vater, ich verstehe nicht.“ „Was geschah, war dies. Es war nicht nur der Beginn des Endes für Yerushalayim, sondern auch der Beginn des Endes für die semitischen Reiche, die Menschheit zu beherrschen. Der größte semitische Herrscher aller Zeit war Nebukadnezar! Der größte arische Herrscher aller Zeit war Cyrus! Beide wurden direkt von unserem Gott, Yehuway, ermächtigt, die betreffende Aufgabe an uns, seinem erwählten Volk, zu vollenden.“ „Waren sie wie der Mashiach?“ „Ja, waren sie. Sie symbolisierten eine Fraktion der Macht, die der wahre Mashiach haben wird.“ „Gab es andere Messiasse?“ „Mohse war Yehuways Gesalbter. Saul der Benjamite empfing auch das Öl, aber ungleich David war ihm nicht erlaubt, die Gnade an seine Kinder weiterzugeben. Avraham, Yitzchak und Ya’akov wurde der nicht leer werdende Ölbehälter gegeben, der von Generation zu Generation getragen wurde und in die Hände der davidischen Abstammung ging.“ „Was bedeutet es für uns?“ „Die Juden von heute legen es aus, dass der kommende Mashiach uns von Roms Joch befreien wird, und dass er an der Spitze von Zehnhunderttausend Männern reiten wird, wobei er die ganze Welt erobert. Alle Nationen werden sich uns unterwerfen und werden Yehuway anbeten. Eine Welt, eine Sprache, eine Religion, eine Regierung, kontrolliert durch das ewige Haus David. Das ist unser Glaubensbekenntnis.“ „Aber Vater, wie kann jemand die ganze Welt erobern?“ „Es ist vorher getan worden.“ „Wann?“ „Nun, Sohn, wie ich früher zu sagen begann, vor beinahe sechshundert Jahren stieg ein Babylonier mit dem Namen Nebukadnezar an die Macht, wütend über die Assyrer nördlich von uns. Er war ein großer militärischer Stratege! Ein listiger politischer Gegner! Und in den letzten Jahren seines Lebens begann er zu verstehen, was Yehuway darstellte, und dafür wurde er der einzige Arier, dem erlaubt wurde, seine Gedanken im Tanakh aufzuzeichnen. Er war der Letzte der großen semitischen Eroberer! Er war der persönliche Zerstörer von Yerushalayim. König Salomons Tempel wurde völlig dem Erdboden gleichgemacht. Hunderttausende Hebräer wurden in die Stadt Babylon deportiert, das Herz des babylonischen Reichs. Die Zeiten waren in einem solchen Griff der Dunkelheit, sogar die Religion versagte beinahe. Es war nur durch die List unserer Kohanim, 106
dass wir unseren Glauben in eine mobilen Glauben einbinden konnten, nicht an Örtlichkeit oder fixe Symbole oder Gebäude, die der Vernichtung unterworfen sind, gebunden. Aber viele Propheten wurden getötet und viele Kohanim wurden ermordet! „Jeremiah, der Prophet dieses Zeitalters, wurde mit Steinen von seinem eigenen Volk ermordet! Sogar Könige waren nicht sicher! Wie ich gesagt hatte, Mattaniah, der auch Zedekiah genannt wurde, wurde der letzte herrschende König von Israel des Hauses David. Aber die Strafe für die Führerschaft war ernst. Für seine Fehlurteile und für seinen Mangel an Vertrauen zu Yehuway wurde er gezwungen, vor seinen siebzig Söhnen zu stehen und zuzusehen, wie jeder von ihnen enthauptet wurde! Dann wurden ihm seine eigenen Augen herausgebrannt.“ „Zedekiahs Familienlinie wurde ausgelöscht?“ „Völlig. Das war die Weise bei vielen Familien. Darum ist das Erscheinen des Mashiachs so besonders. Doch auf eine merkwürdige Weise war es passend, dass die semitischen Rassen Yerushalayim zerstörten. Dann durch die Provinz trugen die arischen Rassen dazu bei, es zu errichten. Siebzig Jahre nach dem schrecklichen Ereignis wurde ein gewisser Mann, ein Perser, ein Kaukasier, mit dem Namen Cyrus, von unserem Gott Yehuway bestimmt, sich gegen die Babylonier zu erheben, um gegen sie auszuführen, was gegen uns getan worden war! Yehuways Gesetz für gleiche Ereignisse für gleiche Ereignisse kam zum Tragen!“ „Was geschah mit der davidischen Abstammungslinie?“ Der Vater lächelte seinen wissbegierigen Sohn an. „Auch wenn Zedekiah aus dem Haus David war, und seine eigene Familienlinie vernichtet war, überlebte das Haus David doch!“ „Erzähle mir über ihre Familiengeschichte.“ „Dies, Sohn, ist ihre Chronologie von der Zeit vor der babylonischen Eroberung bis zu der Zeit ihrer Rückkehr aus Babylon. König Amon, ein direkter Nachkomme aus dem Hause David, heiratete vor über sechshundert Jahren Jedidiah und wurde der Vater von Josiah. König Amon wurde unrühmlich von seinen eigenen Dienern ermordet! Aber trotz all seine Bosheit und Götzenanbetung waren sie nicht die richtigen Richter, um den König hinzurichten! Das Volk rebellierte und tötete die Meuchelmörder! Josiah von der davidischen Linie wurde auf den Thron gesetzt, als er acht Jahre alt war. Als König Josiah vierzehn Jahre alt war, gebar seine Frau Zebidah Eliakim. Später wurde er zu Jehoiakim von Pharao Necho umbenannt, der es geschafft hatte, genug Kontrolle über das Land zu erringen, dass er ihn offiziell zum Herrscher von Judäa ernennen konnte. Tatsächlich hatte er keine andere Wahl. Wer würde einen anderen König tolerieren, außer einen gesalbten Sohn Davids? Josiah hatte ebenso andere Söhne und er war der einzige davidische König, der alle seine Söhne Könige von Judäa werden ließ.
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Josiahs andere Frau, Hamutal, hatte früher Jehoahaz geboren, der als Shallum bekannt gewesen war, bevor er König wurde. Mehrere Jahre danach wurde Mattaniah ihr ebenso geboren. Josiah war ein außergewöhnlicher König. Gerecht. Der Zerstörer der verhassten Penissäulen und Grottenenklaven, die über unser Land dominierten! Vor sechshundertzweiundzwanzig Jahren tötete ihn die ägyptische Armee! Nach seinem Tod wurde Jehoahaz demokratisch vom Volk gewählt, wie Saul es gewesen war. Er herrschte ebenso schlecht, wie man sich nur vorstellen konnte, drei Monate lang. Er war ein schrecklicher Herrscher, Necho musste ihn von seinem Bruder Eliakim ersetzen lassen. Eine interessante Seitenbemerkung: derselbe Pharao Necho hatte auch eine phönizische Handelsflotte beauftragt, um den afrikanischen Kontinent zu reisen, die Cochin, Indien, genau wie in den Tagen Salomons und in den Tagen Kretas erreichte! Viele unserer Kohanim blieben an der Südspitze Afrikas und zogen viele Kinder auf, deren schwarze Haut unsere weiß aussehen lässt.“ Er lächelte bei seinem kleinen Scherz. „Necho, nachdem er den Assyrern seine Unterstützung versprach, kämpfte gegen Josiah bei Megiddo. Josiah zahlte mit seinem Leben für den Irrtum, ihn aufzuhalten zu versuchen. Nicht einmal seine karianischen Leibwachen konnten ihn retten! Eliakim, mit dem mächtigen Antrieb des Pharaos, ersetzte Jehoahaz. Er konnte Judäa elf Jahre lang regieren. Jehoahaz starb im Gefängnis in Riblah, Ägypten. Unglücklicherweise war Eliakim wie sein jüngerer Bruder grausam, unterdrückend und mörderisch. Drei Jahre, sechs Monate später, wurde Necho von Nebukadnzear in Karkemisch besiegt. „Jeremiah und Daniel und Ahikam setzten fort, den neuen König vor seiner Sünde zu warnen, aber wie Herodes missachtete er ihre Warnungen. Jahre später in Babylon schrieb Daniel die Prophezeiung bezüglich der letzten Eroberung des Mashiachs von allen weltlichen Regierungen. Nebukadnezar schickte nun seine Armeen gegen Yerushalayim. Indem er die Stadt eroberte, zwangen sein schrittweiser Würgegriff und Aushungerungstaktik die Stadt, ihre Tore für die Armeen zu öffnen. Nebukadnezar zog persönlich sein Schwert gegen Eliakim und tötete ihn. Sein Sohn, Jehoiachin, kapitulierte. Eliakims Leiche lag verfaulend in Gey-Hinnom – der Erste von Davids Nachkommen, der nicht in den Königsgräbern begraben wurde. Dann vor fünfhundertneunzig Jahren wurde Jehoiachin, der achtzehn Jahre alt war, der neue König. Er herrschte etwas über drei Monate, indem er genau dieselben bösen Dinge tat wie die anderen Könige getan hatten. Er, zusammen mit Daniel und 8.000 anderen Gefangenen, wurden nach Babylon deportiert. Dort blieb das königliche Haus David siebzig Jahre lang.
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Während er in Babylon war, wurde er Vater von sieben Söhnen, und Hesekiel, wie Daniel, wurde der Prophet des Volkes, die nun Judäer genannt wurden, oder gebräuchlicher, Juden. Zweiunddreißig Jahre lang blieb Jehoiachin im Gefängnis. Während er eingesperrt war, bereute er. Er wurde ein Philosoph und eine beeindruckender Redner. Nebukadnezars Nachfolger, Awil-Marduk, begann den betagten König gern zu haben. Er befreite Jehoiachin von seinen Ketten und erlaubte ihm tatsächliche eine königliche Anwesenheit an seinem Tisch. Während der Zeit, als Jehoiachin, Davids direkter und gesalbter Erbe, in Babylon im Gefängnis war, bevor er von Awil-Marduk frei gelassen wurde, ernannte Nebukadnezar Zedekiah zum Herrscher von Judäa. Im Lauf der Zeit rebellierten die Hebräer wieder – denn wer kann unseren gerechten Zorn gegen Ungerechtigkeit beherrschen – und dafür zerstörten die Babylonier Yerushalayim völlig. Die Mauern wurden niedergerissen! Die Brustwehre heruntergeholt. Die Häuser geplündert und niedergebrannt und auseinander genommen. Der Tempel wurde geschliffen! Steine lagen am Straßenrand verstreut, eine bloße Erinnerung an eine frühere Herrlichkeit! Zedekiah starb im Gefängnis, neben Jehoiachin angekettet! Ich vermute, es war Zedekiahs Tod, der Jehoiachin veranlasste, zu bereuen und seine Gedanken über seinen einen wahren Gott zu speisen! Seine Reue war so vollkommen, dass ihm von Yehuway vergeben wurde! Er studierte und wandte das mosaische Gesetz in seinem Herzen und in seinen Handlungen an und wurde ein außergewöhnlicher Philosoph und Lehrer von Yehuways Worten. Eine interessante Anmerkung: wäre Zedekiah gesalbt worden, wie Yechizquiyahu es wurde, und hätte er in rechtschaffener Genügsamkeit mit Yehuway gelebt, wären wir es eher gewesen als sie, die an diesem Tag siegreich gewesen wären! Doch, um fortzufahren, durch Jehoiachins fortgesetzten Gebete geschah es, das ihm von Gott erlaubt wurde, seinen Sohn, Shealtiel, zu salben, der die genetische Linie des Mashiachs trug! Jehoiachin stammte durch Salomons Linie ab. Er heiratete Neris Tochter, die durch Nathans Linie abstammte. Nathan war Salomons Bruder. Yosef ist auf gleiche Weise von Salomon und Miryam ist von Nathan. Unglücklicherweise starb Shealtiel in Babylon. Sein Bruder Pedaiah vollzog seine Leviratseheverpflichtung wie Boaz bei Mahlos Witwe, Ruth. Zu dieser Zeit beherrschte die semitische Rasse die Welt und hatte die Leitung seit der Sprachenverwirrung beim Turm von Babel! Merke dir, der erste Herrscher nach der Sintflut war Nimrod, der hamitisch war, der schwarzhäutige Sohn von Kusch. Danach wurden die Menschenfamilien gezwungen, sich zu zerstreuen: die Hamiten gingen nach Ägypten und Arabien, die Kuschiten gingen nach Afrika; die Arier, die die Nachkommen von Japheth sind, gingen in den asiatischen Norden und in die äußersten östlichen und westlichen Länder von Europa; die
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semitische Rasse bleib in Mesopotamien. Dort auf der Kreuzung des Handels begannen sie, die Welt zu beherrschen! Dann erhob sich die arische Rasse an die Macht! Die Griechen und Perser sind Blutsbrüder, aber während die Ionier sich im Südwesten niederließen, setzten die Iraner ihre Kontrolle über das babylonische Reich fort. „Cyrus, der Nachkomme der Achaemenier, Sohn von Cambyses, kämpfte energisch gegen die Semiten! Er eroberte Ecbatana und den lydischen König Croesus! Mit seinen gesicherten westlichen Grenzen, marschierte er gegen Nabonidus! Yehuway marschierte mit ihm! Unser Gott war sein Beschützer! Vor fünfhundertzweiunddreißig Jahren wurde die erste nichtjüdische Person direkt für unsere Rettung verantwortlich! Doch, obwohl er nicht als Hebräer geboren wurde, folglich ein Außenseiter, wurde er uns trotzdem durch unsere Propheten vorhergesagt! Alexander war ein anderer großer Held der Hebräer! Beide wurden von Yehuway ernannt, als seine Sendboten, die Prophezeiung zu erfüllen, gesandt. Beide symbolisierten potenzielle Macht, was sein kann: eine Weltregierung unter einem einzigen Herrscher!“ „Wann sagtest du, dass diese Dinge geschehen?“ „Im Monat Tischri, am sechzehnten Tag, vor fünfhundertdreißig Tagen bekamen Belshazzar; Nabonidus Sohn und Mitregent, während einer Nacht des Feierns tatsächlich Yehuways Finger an der Wand zu sehen, die Daniel für sie auslegen musste, indem er ihm sagte, dass er, bevor die Nacht endete, getötet werden würde. So geschah es! Belshazzar wurde ermordet und die semitische Herrschaft beendet. Wie so viele andere Hebräer in Babylon zeugte Jehoiachan so viele Kinder wie er konnte. Wie während der ägyptischen Gefangenschaft wucherten wir in die Zehn- und Zehn- und Zehntausende! Shealtiel, sein gesalbter Sohn, zeugte Zerubbabel, der auch Sheshbazzar genannt wurde, der nach der Eroberung Babylons durch Cyrus Statthalter von Judäa wurde. Yehuway machte es für Davids königliche Abstammungslinie möglich, nach Yerushalayim zurückzukehren, ebenso Zadoks priesterliche Linie. Es lag am Statthalter Zerubbabel und dem Hohepriester Jeshua, wahre Anbetung in dem Land wiedereinzusetzen und wieder Yehuways Tempel in der heiligen Stadt zu erbauen. Es ist genau derselbe Tempel, den Herodas unternommen hat auszudehnen. Haggai und Sacharja waren die Propheten in jenen Tagen und Zerubabbel war der Mashiach seiner Zeit! Tief verwurzelt mit den Prophezeiungen und unfähig, mit seiner Rolle als Statthalter zufrieden zu sein, rebellierte Zerubabbel und dafür wurde er enthauptet. Er war der Letzte der Nachkommen von König Dvid, der die offizielle Macht in Judäa hielt. Danach ging die Macht vorübergehend an das priesterliche Haus von Zadok. Ohne ihrem Zerubabbel hörte die Volk auf, an den Stadtmauern zu arbeiten. Der Tempel begann zu verfallen, so wie das Land. Niemand kümmerte sich mehr. Jahrzehnte später, während der persischen 110
Herrschaft von Artaxerxes Longimanus, wurde Nehemiah, Sohn von Hacaliah, aus dem levitischen Haus von Zadok, der neue Statthalter. Klugerweise nahm er mit sich den davidischen Prinzen, Nehemiah, Sohn von Azbuk, um das Volk anzuregen, die Arbeit an den Mauern wieder aufzunehmen und den zerfallenden Tempel zu reparieren. Um eine neue Regierung, annehmbar für die Perser, zu machen, wurde der Sanhedrin gebildet und beliebte Wahlen wurden abgehalten. Es war während dieser Zeit, dass die heiligen Bücher offiziell von Esra kanonisiert wurden und die Midraschstudien wurden gebildet und in den stets zunehmenden Schulen des religiösen Gedankens studiert: den Synagogen. Dann kamen die Griechen. Nichts ist seither gleich geblieben.“ „Vater“, fragte das Kind, „wie ist es für eine Familie möglich, die über fünfhundert Jahre nicht geherrscht hat, noch immer königlich zu sein?“ „Weil Yehuway für sie ewig das Salbungsöl zur Seite gestellt hat. Die Hasmonäer versuchten, die Prophezeiungen zugunsten ihrer selbst auszulegen, aber hatten keinen Erfolg, und nun versucht Herodes, dasselbe zu tun. Jeder will die Herrlichkeit des Mashiachs, aber niemand versteht die Vollständigkeit davon.“ *** Zacharias, während er mit seinem Erstgeborenen spielte, fühlte ein eigenartiges Gefühl in seinem Brustkorb. Er stellte Yehohanan auf den Boden und ging zur Tür, wo er galoppierende Klänge eines flinken Pferdes hörte. In Beit-Lechem kauerte die Hebamme zwischen Miryams Beinen und rieb sanft ihre Hände über ihrem Unterleib. Anna wischte den Schweiß von Miryams Stirn und betete leise für ihre Tochter. Yosef blieb draußen vor dem Stalleingang und ging nervös auf dem Steinkorridor auf und ab und wartete auf den ersten Schrei des Babys. Alphaeus stand schweigend neben ihm. Als die Hirten von ihrer Mitternachtswache zu ihren Pflichten zurückkehrten, blieben sie kurz stehen, um auf das große Herrenhaus zu starren. Alle wünschten, in den Hof zu gehen, jeder hoffte, einen Blick auf die Prinzessin zu werfen, die einen König gebar. Als die Abenddämmerung das Licht des Tages einholte, starrten die einsamen Hirten auf das Ferne Herrenhaus. Ein paar gelangweilte Hirten sammelten ihre verstreuten Schafe ein, danach sammelten sie Holz, um ihre Abendmahlzeit zu kochen. Sie aßen, was sie konnten und ließen sich wieder nieder, um sich zu entspannen. Andere Hirten schlossen sich ihren Freunden an, um der Musik der Harfe zuzuhören, die ein paar spielen konnten. Andere talentierte Männer schlossen sich mit Leiern und anderen Instrumenten an, und ein paar begannen spontan zu singen. Die Engel, auf Yehuways Geheiß, stiegen zur Erde herab, um eine Schutzbarriere um Beit-Lechem zu bilden, indem sie die rebellischen Engel hinderten, auf den Straßen einzudringen und nach dem Kind zu suchen und es zu vernichten, denn die Gesamtheit der Existenz hing von 111
der sicheren Ankunft dieses Kindes und dem letzten Abschluss des adamischen Bundes ab. Die Hirten spannten augenblicklich ihre Muskeln an, ihre Augen und Ohren wachsam auf die unsichtbare Gegenwart, die unter ihnen wandelte. Satan, als er die beschützenden Engel die Gegend um Beit-Lechem abgrenzen sah, fragte sie, was vor sich ging. Er und viele seiner Kohorten gingen zwischen den Bäumen, die die Landschaft säumten. „Warum sind Yehuways Legionen hier?“ fragte Satan Gabriel. Gabriel weigerte sich, ihm zu antworten. „Bleibe still, Hund“, beleidigte Satan Gabriel. „Merke dir, ich bin stärker als du. Habe ich dich nicht aufgehalten, als ihr versuchtet, den Propheten Daniel in Shushan beim Fluss Ulai zu besuchen?“ „Mikha’el der Erzengel hat dich von mir heruntergeworfen“, erinnerte ihn Gabriel. Satan höhnte. „Da wir über Mikha’el reden, wo ist er?“ „Er vollführt den Wunsch seines Vaters.“ „Wie ein gehorsames Kind es sollte“, spottete Satan. Eine Augenblick später runzelte er die Stirn. Seine Schwingen erhoben sich, seine Fäuste ballten sich. „Warum sind so viele Tausende von euch hier?“ verlangte er wieder zu wissen. „Wir beachten Yehuways Gebot.“ „Was ist es?“ Gabriel drehte sich weg. „Egal, ob du mit mir sprichst oder nicht. Ich sehe eine Karawane von Menschen sich Beit-Lechem nähern. Ich werde sie dazu bringen, mit mir zu sprechen.“ Satan überlegte und rief eine Versammlung von seinen feinsten Kämpfern und seinen überzeugendsten Verführern zusammen, um neben der Karawane zu gehen. „Was geschieht in Beit-Lechem“, flüsterte Satan dem Karawanenmeister zu. Der Karawanenmeister konnte sein Flüstern nicht hören. Satan schrie: „Was geschieht in Beit-Lechem?“ Der Karawanenmeister drehte sich zu seinem Gehilfen. „Was geschieht in Beit-Lechem?“ „Was? Wie sollte ich es wissen? Wann sind wir je in einem so kleinen Dorf stehen geblieben?“ „Nie. Nicht genug Geld darin“, erwiderte der Karawanenmeister. Satan hörte der Unterhaltung der Männer zu. „Ein kleines Dorf“, Satan verengte seine Augen und versuchte sich zu erinnern, wann er eine solche Bezeichnung gehört hatte. „Ich muss die Schriften studieren“, sagte er zu seiner Oberkohorte. „Bleibt hier, während ich die Schriftrollen lese.“ Während der ganzen Nacht büffelte er die Schriftrollen durch. „Wie kommt es, dass ich die Prophezeiungen bezüglich des Mashiachs vergesse habe? Wie kommt es, dass ich nie bemerkte, dass es Mikha’el der Erzengel war, der der vorgesehene Mashiach ist?“ 112
Er kehrte an Gabriels Seite zurück. „Yehuways Legionen beschützen Mikha’el, nicht wahr?“ „Was, wenn sie es tun?“ „Yehuway machte Mikha’el den Erzengel zu einem menschlichen Wesen, nicht wahr?“ Gabriel blickte durch Satans Form, als ob er nicht existierte. Er machte ihn wütend. Satan brauste auf. „Gabriel! Nicht nur bin ich stärker als du, ich bin klüger!“ Er schob Gabriel zur Seite, um seinen Standpunkt zu beweisen. Ein Schwarm guter Engel eilte vor Satan und eine Heerschar böser Engel eilte neben ihren Anführer. „Führen wir jetzt Krieg?“ schrie Satan ihnen zu. „Wir führen Krieg, wenn Yehuway es uns sagt“, erwiderte Gabriel. Yehuway, der Satans Absichten kannte, sandte einhundert Millionen guter Engel, um die Stadt Beit-Lechem zu umstellen. Dreihundert Millionen Dämonen eilten auch zu der Stadt. Eine gigantische Armee von guten Engeln und bösen Engeln standen einander außerhalb der zerklüfteten Felsvorsprünge aus Kalkstein gegenüber. „Ich habe es satt, auf Krieg zwischen uns zu warten“, schrie Satan. In einem plötzlichen Angriff stürzte er sich auf Gabriel. Ein himmlischer Krieg brach in einem wütenden Angriff des Todes und der Qual aus. In der Zwischenzeit positionierte die Hebamme in der Stadt Beit-Lechem ihre Hände, um den Kopf des Babys zu empfangen. Die Hirten und Tiere fühlten ein eigenartiges Gefühl durch ihren Körper rollen. Kleine Lichtstreifen flogen plötzlich von der Mitte der absteigenden Hügel vorbei. Sie bekamen Angst bei den unerklärlichen Lichtblitzen und kauerten sich enger zusammen und hörten mit ihrem Singen und Musizieren auf. Ein dicker, unerklärlicher Geruch umgab sie. Nicht der Geruch von menschlichen Toten, noch die Bitterkeit von Fäkalien, sondern der Gestank von Engelkadavern, die unter dem kampflustigen Herumtoben der Eifersucht verdorrten, motiviert durch den Wunsch, das Universum zu beherrschen. Als die Engel aufeinander prallten, tauchte der Körper des Babys voll aus Miryams Leib inmitten ihrer schmerzlichen, qualvollen Schreie auf! Dann kam jedes Geräusch im Universum zum Schweigen. Das Kämpfen zwischen den Engeln hörte auf, denn Yehuway verlangte vollkommene Stille. Die besiegten Dämonen zogen sich zurück. Ein milder Hirte erhob sich von seinem Freundeskreis, legte seine Leier auf den Boden, deren Klang seine Gefährten erschreckte. „Horcht.“ „Wir hören nichts.“ „Das ist, was ich meine.“ Die anderen Hirten erhoben sich mit ihm. Ein Hund schnüffelte die Luft, zitterte, setzte sich dann wieder. Die Schafe begannen ihre Geräusche zu machen und die Grillen begannen ihr Lied. Oben erschien plötzlich ein intensives Licht. Die Hirten bedeckten ihre Augen, als sie von dem weißen schimmernden Leuchten fortschritten, während sie die bei ihrer unausweichlichen Belichtung heftig zitterten. 113
Andere helle Lichter umgaben sie und als sie schauten, sahen sie nach und nach die Lichter sich zerstreuen und die Gestalten von vielen Engeln neben ihnen offenbaren. „Hört auf, euch zu fürchten“, sprach Yehuways Engel. Seine beschwichtigende Stimme beruhigte ihre Hirten. „Ich bin hier, um freudige Nachrichten zu verkünden! Erstens, seinem Auserwählten, dann zu allen Menschen auf Erden. Heute, in der Stadt Davids, wurde euer Retter geboren! Er ist der Mashiach von Yehuway!“ „Der Mashiach?“ fragte der milde Hirte. „Wo ist er? Wie sieht er aus?“ „Er liegt in einer Krippe, eingewickelt in Windeln. Lasst sein demütiges Beginnen für jeden der symbolische Hinweis von Yehuways Sorge für euch werden, denn er hat euch auserwählt, Judahs Nachkommen, dessen Vorvater Avraham war, um seine Nachricht der Welt bekannt zu machen.“ Augenblicklich war der ganze Rand der umgebenden Hügel mit anderen Engeln bedeckt, die einheitlich die Geburt des Mashiachs zu lobpreisen begannen, indem sie harmonisch sangen: „Herrlichkeit Gottes, der in den Höhen über den Kreis der Erde wohnt! Und auf Erden, Friede diesen Menschen, die Güte ausüben!“ Genau zu dieser Zeit erschienen Zacharias, Elisabeth und ihr sechs Monate alter Sohn, Yehohanan, am Stadtrand von Beit-Lechem. Zacharias Haut prickelte. „Satan und Yehuway kämpften hier, ist nicht so lange her.“ „Wurde jemand von ihnen verletzt?“ „Fünfzig Millionen, vielleicht mehr, wurden getötet.“ „Gabriel?“ „Er überlebte.“ „So viel Schmerz und Leiden. So viel schreckliche Zwietracht.“ „Diese Schlacht schließt aus, was kommen soll. Hunderte Millionen Engel und Milliarden um Milliarden Menschen werden in der Endzeit umkommen.“ „Ich habe Angst.“ „Ja, habe es. Aber wisse dies, die Gerechten werden zum Leben zurückgebracht. Jene, die in der Schlacht der Rechtschaffenheit umkommen, werden zurückkehren, mehr als zuvor geehrt. Nur das Böse hat Grund, den Tod zu fürchten, denn sie haben keine Auferstehung davon.“ Erbittert eilte die Familie weiter, indem sie die Lasttiere direkt zum Herrenhaus führten. Yehohanans Mutter und Vater waren erstaunt über Hunderte Männer, die geduldig standen und warten, bis sie an der Reihe waren, in den Hof einzutreten. „Was für eine Stunde ist es?“ flüsterte Elisabeth Zacharias zu. „Die Stunde der Errettung des Menschen“, antwortete er ihr. Im Hof hatte Prinz Yosef vorher die Diener angewiesen, die Tore für jeden weit offen zu lassen, die den erstgeborenen Sohn sehen wollten. Er stand königlich neben seiner Ehefrau, die sich zwang, aufrecht mit ihrem Neugeborenen neben sich im Stroh zu sitzen. Anna und Salome standen 114
auf der linken Seite, während Heli und Alphaeus hinter dem Zaun blieben, indem sie die Ziegen vom Stroh fernhielten. Der ganze Hof war hell erleuchtet und in der zweiten Reihe hielten alle Prinzen und Prinzessinnen des Hauses David Wache. Ein junger Hirte, der zufällig den alten Kohen sah, der seine Familie und die Lasttiere zu ihnen führte, wartete am Straßenrand auf ihn. „Bist du hier, um den Mashiach zu sehen?“ „Ist er schon geboren?“ „In einer Krippe, zwischen Kühen, Ziegen und Gänsen.“ Zacharias streichelte seinen Bart und Elisabeth rieb die Stirn ihres Sohns. „Komm, Yehohnan. Dein Cousin ersten Grades wartet auf dich.“ Benommen, schmerzend wanderte Miryams Verstand rein und raus aus dem Brennpunkt, als sie die intensive Bewegung, die sie umgab, bemerkte. Jedes Wort hallte und tanzte um sie herum, als ob sie Flügel hätten. Unfähig, die schmeichelnden Behauptungen zu verstehen, nickte sie bloß ja zu allem, was jeder sagte. Alles, was sie tun wollte, war ihr Baby in ihren Armen zu halten. Erschöpfte drehte sich sie auf ihre linke Seite. Dort begegnete sie mehr bruchstückhaften Sätzen. Salome, ihre Schwester, stellte sich zwischen Miryam und die Besucher. Sie war es, die die Augenblicke für ihre Erinnerung übergab. Später, nachdem Miryam gesund war, durchdachte sie noch einmal die Ereignisse, die sie in ihrem Herzen eingefangen hatte, als ob die Besucher die Dinge zu ihr gesprochen hätten. Vierzig Jahre später, als sie mit Lukas dem Arzt redete, Paulus bester Freund und Reisegefährte, erinnerte sich Salome genau an diesen Ort und die Zeit und Tränen überwältigten sie beide. Miryam war gestorben, beinahe trostlos. Eine Strecke weit weg von Beit-Lechem entflammten plötzlich die unsichtbaren Kadaver von Millionen böser Engel. Satan schaute auf seine belagerten Streitmächte. „Wir haben vielleicht den heutigen Sieg über den Erzengel verloren, aber ich verspreche euch, eine Zeit wird bald kommen, wenn wir ihn umzingeln werden und seine fleischliche Form gequält und gefoltert und voll vor unseren Augen beschämt wird.“ Die Dämonen erhoben einen Jubelruf. Satan lächelte und seine charismatische Wirkung steckte die besiegten Dämonen an, sich umzugruppieren. In einer sicheren Zone, weit weg von den Augen Gabriels, beauftragte Satan seine stärksten Kohorten, Mikha’el dem Erzengel zu folgen, wohin er geht. „Während er noch in menschlicher Gestalt ist, reißt dieses verdammte Herz aus ihm und pisst auf seine schwanzlutschende Leiche!“ *** Während der nächsten fünf Tage kehrten die Hirten ständig zum Herrenhaus zurück. Sie brachten neu Besucher mit, die erstaunt über die Bedeutung der Ereignisse waren. Neben den Besuchern knieten die königlichen Nachkommen aus dem Hause David. Reich und arm 115
gleichermaßen schauten auf das Kind herab und teilten miteinander den stillen Augenblick. Jede Person tauschte mit den anderen die genauen Hoffnungen und Sehnsüchte für die Zukunft, denn in dem Hof der rechtschaffenen Geburt wehten die frischen purpurroten Gewänder genau wie die verwitterte Wäsche. Am achten Tag schloss Zacharias die Tore des Herrenhauses. An diesem Tag durften nur die Familienmitglieder sich um das Baby drängen, als es auf den Tisch gelegt wurde, vorbereitet für die Beschneidung. Zacharias wischte sein Feuersteinmesser sauber, schaute Yosef, Alphaus und dann Heli an. „Wie soll der Name des Babys sein?“ „Yehohshua, denn Yehuway ist unsere Rettung“, antwortete Prinz Yosef, wobei er seine Ehefrau erfreute. Zacharias blickte auf das Kind. Seine kleinen munteren Arme und Beine entzückten die Zuseher. Seine schönen, vollen Augenbrauen und reichen charismatischen braunen Augen zogen sie an, um ihn liebevoll anzublicken, und sein dichtes schwarzes Haar anerkannte seine Ahnentafel. Seine dunkle Haut würde bald der seiner Mutter gleichen. Ein paar Familienmitglieder schauten auf Yosefs wenige Haare, die auf seinen Wangen wuchsen. Geschnittene rote Haare vermischten sich mit schwarzen Haaren gegen leicht gebräunte Haut. Sie dachten an David. „Er war ein rothaariger Mann mit schönen Augen“, begann ein Verwandter. „Außergewöhnlich gut aussehend“, fügte eine weibliche Verwandte hinzu. „Ein charismatischer, unwiderstehlicher Mann“, prahlte eine junge Dame betört von dem Prinzen. „Genug davon“, sagte ein männlicher Verwandter. „Unser Melakhim David wurde vor 1.040 Jahren geboren, also, wie würde jemand von euch wissen, wie er aussah?“ „Ein König, der Yehuways Tempel entwarf und die 24 Häuser von Levi zusammen mit ihren Verantwortlichkeiten organisierte, der sang und Lieder komponierte, muss ganz besonders gewesen sein“, erwiderte das betörte Mädchen. „Sohn von Jesse, Sohn von Obed, Sohn von Boaz. David, ein Hirte, ein Soldat, ein Staatsmann, ein Musiker, ein Poet – Yehuways Prophet, durch den die Verheißung der Rettung des Menschen abstammen würde. Ja, er war etwas Besonderes.“ Prinz Alphaeus lächelte das junge Mädchen an. Er blickte auf die riesige Menge, die ihre Aufmerksamkeit auf seinen Bruder richtete. Niemals war er stolzer gewesen. Zacharias dachte an genealogischen Aufzeichnungen. Er wollte, dass jeder die Bedeutung von Yehohshuas Geburt verstand. Er erhob seine Hände und machte auf sich aufmerksam. Sobald die versammelte Familie ihm ihre Augen und Ohren lieh, verkündete er: „Gott ist der Vater von Adam. Gott ist der Vater von Avraham. Gott ist der Vater von David, wie er es von Davids beiden Söhnen war: Salomon und Nathan. Durch Salomon stammte Yosef ab. Durch Nathan stammte Miryam ab. Gott ist ihr Vater. Es bedeutet dann, Gott ist der Vater von Yehohshua. 116
Ohne Gott, was für ein Kind könnte Leben haben? Was für eine Seele könnte bestehen? Was für ein Geist geformt, um in Fleische innezuwohnen? Was geworden ist, ist geworden, wegen Gott. Alle existierenden Kinder sind Kinder Gottes, aber unter allen Kindern Gottes ist nur Adam direkt von Gott erschaffen worden. Nun gleichermaßen zu seiner Macht wurde Yehohshua zur Erde gesandt, der aus einem vormenschlichen Dasein kam, ein engelhaftes Dasein, der Mikha’el der Erzengel genannt wurde, indem er seinen Platz im Himmel aufgab, um Adams genauen Gewicht des Loskaufs zu werden.“ Ein paar Familienmitglieder murmelten, als sie Zacharias Worte hörten. Elisabeth lehnte sich näher zum Tisch und erblickte das Schimmern des Messers, das die Vorhaut des Babys amputierte. Genau zur selben Zeit krümmte sich Yehohanan identisch mit dem Kind und überraschte beide Mütter. „Wir sollten zu unsere Länder zurückgehen“, sprach Yosefs Cousin zu ihm nach der Feier. Yosef wischte die Tränen von seinen Wangen und umarmte ihn zusammen mit den anderen Familienmitgliedern. „Wir dürfen nie den Kontakt miteinander verlieren. Zacharias wird meinen Sohn für seine Mission vorbereiten. Heute verpflichte ich mich meinem Sohn. Wirst du dasselbe tun? Der Prinz zögerte nicht. „Wir verpflichten so unsere Loyalität dem Prinzen Yehohshua. Möge er der neue König von Eretz-Israel sein. Wenn er um unsere Unterstützung ruft, werden wir uns an seiner Seite versammeln.“ Alphaeus Stimme war die Lauteste. „Und ihr?“ fragte Prinz Yosef die priesterlichen Mitglieder seiner Familie, die unter des respektiertesten P’rushim in Yerushalayim waren. „Wir schwören es“, erwiderten sie. „Wir werden ihn energisch vorbereiten“, nickte Prinz Yosef. Küsse der Zeit und Liebe berührten die Stirn von Yehohshua. Neben ihm ließ ein Lieblingsverwandter einen kleinen Lederbeutel mit Goldstücken gefüllt zurück. Elisabeth war das letzte Familienmitglied, das Yehohshua küsste. Ihre Lippen verweilten wie ein weiches Blumenblatt und betteten ein Bildnis der ewigen Ergebenheit ein. „Ich widme dir das Leben meines Sohnes. Wisset jetzt jeder von euch, Yehuway führt den Weg von diesen beiden an! Lasst es sein, wie es muss. Lasst den Kohen unserer Familie den König ankündigen, denn kein König ist über der Rolle des Kohens. Kein König noch Kohen über dem Gesetz. Kein Gesetz über Yehuway!“ *** Dreiunddreißig Tage später, in Übereinstimmung mit Yehuways Verfügung: ‚Jedes männliche Kind, das aus dem Leib seiner Mutter auftaucht, ist heilig für Yehuway’, bestieg Prinz Yosef sein Pferd und führte seine Ehefrau und seinen Sohn, Anna und Heli und Salome, Alphaeus und seine Ehefrau, die andere Maria, und mehrere andere 117
Verwandte zurück zum Tempel von Yerushalayim, damit sie Yehuway als Sühne für Miryam und als ein Sündenopfer für das Neugeborene ein Brandopfer darbringen konnten. Als Prinz Alphaeus den letzten Grat überquerte, fand er einen Kaufmann, der mehrere zehn Monate alte Lämmer verkaufte, deren Haut makellos und luxuriös weich war. „Kaufmann“, schrie Prinz Alphaeus ihm zu, „hole mir das eine! Nein, nein! Das Größere!“ „Alphaeus“, hielt Yosef ihn auf. „Höre mir zu. Die Propheten, sprechen sie nicht immer von diesem neugeborenen Sohn als Lamm?“ „Ja. Du weißt, dass sie es tun.“ Yosefs Augen wurden plötzlich feucht. Er schüttelte seinen Kopf. „Ich denke nicht, dass wir ein Lamm für das Brandopfer kaufen sollen. Und was die Sühne meiner Frau betrifft, will ich die Turteltauben wählen.“ „Yosef, ich bin auch ein Prinz des Hauses David. Wenn wir Turteltauben wählen, wird jeder für immer denken, dass unsere Familie verarmt ist.“ „Ein demütiges Opfer ist gut.“ *** Die Nacht vor Prinz Yosefs Reise zum Tempel, in dem fernen Teil der Stadt Yerushalayim, betete ein Mann namens Simeon, der sein Leben voll gewidmet hatte, Yehuway zu dienen, inbrünstig zu ihm in abgeschiedener Zurückgezogenheit. Seine Arme waren über seinen Kopf gestreckt, als er auf dem Steinboden lag, und Schweißperlen ergossen sich aus seinen Poren. „Yehuway! Yehuway! Wie oft habe ich dir mein Herz offen gelegt. Lass mich um dieses Volk und um diese sinkende Stadt trauern! Erlaube mir bitte, deine Lösung zur Erleichterung der Bedrückung dieser Zeit sehen, denn sicher kann es nicht viel länger fortdauern ohne Ungemach.“ Während er betete, flackerte ein mattes Licht durch das Fenster und tanzte über seinem Körper. Yehuway hörte seine Bitte. Der Schöpfer streckte seinen Arm aus. Er strahlendes Glühen bildete sich von seinem Ellbogen bis zu seinen Fingerspitzen. Eine Energiebrandung schleuderte aus seinem Körper, um Simeon zu umfassen, bereicherte, verstärkte seine intellektuelle Fähigkeit. Die Energie betätigte sich in Simeons Unterbewusstsein und eine leise Stimme haftete an seinem Gehirn und beeinflusste die kommenden Bilder, die still in ihm dargestellt wurden. Unsichtbare Energie floss durch ihn und beleuchtete eine Zusammenstellung an Gedanken, betraute ihn mit genauem Wissen, das er sonst nicht verstehen hätte können. „Simeon, du wirst unter keinen Umständen sterben, bis du persönlich die Hand von Yehuways Mashiach berührt hast.“ Gleichzeitig berührte eine andere göttliche, offenbarende Energiebrandung das Herz einer alten Frau, die die Zeit der Nacht vergessen hatte und da sie zu müde war, um nach Hause zu gehen, war sie im Hof der Frauen innerhalb des Tempelgebietes eingeschlafen. 118
Yehuways persönliche Energie stärkte die Beine des alten Mannes. Er stand gerade. Die göttliche Energie führte Simeon zum Tempel, genau in dem Augenblick, als Yosef sich den drei südlichen Toren des Tempels näherte. Simeons Augen konzentrierten sich sofort auf die jungen Eltern. Der betagte, ehrwürdige Mann ignorierte die großartig gekleideten Heli und Anna. Er ging direkt zu Miryam auf den Stufen, die zu den Hulda-Toren des Tempels führten. Unerschrocken stellte er sich vor. „Ich bin Simeon. Unbestreitbar bist du aus dem Hause David. Als Prinz Heli seine Worte hörte, geriet er in Panik. Er schritt vor seine Tochter, um sie vor möglichem Schaden zu beschützen. „Bist du von Herodes?“ „Ich bin Yehuways ergebener Diener. Ich entschuldige mich, dich erschreckt zu haben. Ich bin hier, weil Yehuways Geist mich direkt zu euch führte.“ „Es ist, wie du gesagt hast“, sagte Miryam, nachdem sie die verwitterten und abgetragenen Fransen auf seiner Taille und die dünnen Quasten, die von seinem zerrissenen Mantel hingen, bemerkte. Sie berührte die Hand des Mannes. „Das ist das Kind, auf das du gewartet hast, es zu sehen.“ „Yehuways Name sei ewig gesegnet“, sprach er, als er zärtlich das Kind in seinen Armen hielt. Als Simeon die Stirn des Kindes küsste, füllten sich seine Augen mit Tränen. „Endlich, souveräner Herr“, bebten seine Worte aus seinem zitternden Mund, „erlaube deinem ergebenen Diener, in Frieden zu scheiden, denn es ist geworden, wie du mir offenbart hast. Meine Augen sehen nun, wie du beabsichtigst, die Menschheit von ihren Sünden loszukaufen! Ich verstehe vollkommen, wie du dies beabsichtigt hast! Vor den Anblick der Weltbevölkerung ruht das leuchtende Licht, das eine Offenbarung werden wird, sogar unter den Nationen, ebenso wie vor der Herrlichkeit deines auserwählten Volkes: Israel.“ „Worüber sprichst du?“ fragte Prinz Heli den alten Mann. „Die Zukunft“, antwortete Simeon. Miryam und Yosef lehnten sich vor und hörten Simeon zu. In sich fühlte sie eine große Ehrfurcht vor dem betagten Mann. Hingerissene Bewunderung übernahm ihre anfänglichen Befürchtungen. Doch für all die Tapferkeit der erklärten Worte auf den Stufen des Tempels schenkte niemand Aufmerksamkeit. Simeons Finger berührten sanft Yosefs Stirn über seiner rechten Augenbraue. „Mögen alle deine Tage gesegnet und ertragreich sein. Möge Yehuway dich fortwährend vor dem Zorn des Bösen beschützen.“ Simeon blickte Miryam an. Er schaute tief in ihre Augen, als ob er irgendwo in ihrem tiefen Bewusstsein sogar für sie unbekannte Gedanken erkennen könnte. Sie blinzelte. Er lächelte. Er gab den sich windenden Säugling zurück in ihre wartenden Arme. Seine zitternden Finger verweilten auf ihren Schultern, wie ein Lieblingsonkel, der seiner Nichte einen Rat gab. Er prophezeite die Zukunft des Kindes, indem er 119
Yesha’yahus Worte wiederholte: „Verstehe, dein Kind wird dem Tod und der Auferstehung vieler Israeliten übergeben sein! Er wird ein verhasstes Symbol sein! Die gegen ihn gesprochenen Worte werden so bitter sein, dass es scheinen wird, als ob ein tatsächliches Schwert in dein Herz gebohrt würde! Viele persönliche Gedanken werden bezüglich deines Sohnes offenbart werden. Es wird keine Neutralität geben.“ Hannah tauchte zu dieser Zeit aus dem mittleren Tor dorthin auf, wo sie redeten. Sie näherte sich ihnen von dem westlichen Säulengang. In dem Augenblick, als sie ihren alten Freund Simeon erkannte, schloss sie sich der Gruppe an. „Simeon?“ „Ah, es ist Hannah. Erlaube mir bitte, dir Prinz Yosef und seine Ehefrau, Prinzessin Miryam, vorzustellen. Das sind ihre anderen Verwandten.“ Sie verbeugte sich. Ihre Augen erblickten die hübschen Gesichtszüge des Babys, das in Windeln eingehüllt war. „Und warum mich nicht dem heiligen Kind vorstellen?“ sagte sie, bevor Simeon ein weiteres Wort sprechen konnte. „Du bist eine Prophetin?“ fragte Prinz Yosef. „Sie ist es“, antwortete Simeon schnell für sie. „Sie ist aus dem Stamm Ascher, Tochter von Phanuel.“ Anna und Heli starrten auf die tiefen, gemeißelten Falten, die die Winkeln der Augen der Prophetin unterstrichen. Sie verliefen von ihrer Stirn bis zu ihrem Hals. Anna bemerkte: „Ich habe dich vorher gesehen. Nanu, ja, ich erinnere mich an dich, als ich ein kleines Mädchen war. Bist du wahrlich dieselbe Frau?“ „Ich bin sie.“ „Darf ich bitte fragen, wie alt du bist?“ „Ich bin vierundachtzig Jahre alt.“ „Und du hast immer deine Dienste dem Tempel zur Verfügung gestellt?“ „Nicht immer. Meine Familie waren wandernde Bauern, die ein sehr fruchtbares Grundstück in der Nähe der Stadt Sidon beim Großen Meer bearbeiteten. Sie waren aus dem Stamm Ascher. Das Glück lächelte auf sie und für eine kurze Zeit schafften sie es, sich wieder in dem Land ihrer Vorfahren anzusiedeln. Wie ihr wisst, konnten viele andere zurückkehrende Hebräer aus dem Fernen Osten nicht nach Eretz-Israel zurückkehren. Jene, die nicht so gesegnet waren wie meine Eltern, arbeiteten für wen auch immer sie konnten. Aber die Zeiten wandten sich gegen meine Eltern und sie mussten wandernde Arbeiter in dem Land werden, das durch Erbrecht ihres hätte sein sollen. Göttliche Verfügung bevollmächtigte es, aber wer hört darauf? Doch meine Eltern wurden nicht spirituell und emotionell gebrochen, wie so viele aus dem Stamm Ascher und Ephraim es wurden. Wie traurig, es mangelte uns an einem Esra und Zerubabbel! Wenn wir auch nur einen einzigen Nehemiah hätten, hätten wir unsere Ansprüche nicht aufgegeben.“ Simeon sprach nun für die alte Frau. „Ja, es ist wahr. Viele Nachkommen von den nördlichen Stämmen Ephraim und Manasseh, Dan und Ruben kehrten in die Länder zurück, in denen die Assyrer angesiedelt waren. 120
Schließlich verloren sie ihren Wunsch, nach Eretz-Israel zurückzukommen. Die Kinder fügten sich in die Welt ein. Sie gaben Loyalität zu Yehuway auf. Wenn sie nur glücklich genug gewesen wären, von dem Stamm Judah eingeliedert worden zu sein, wie es die Stämme Benjamin, Simeon und Ascher wurden. Wenn sie nur in dem Stamm Levi geboren worden wären. Nun, zumindest werden sie von ihren Eroberern beschützt, den Babyloniern. Ich vermute, das war, weil von allen semitischen Völkern die Hebräer die engsten Verwandten der Babylonier waren, denn Avraham selbst war ein Babylonier, aus der Stadt Ur! Wenigstens nahmen einem die Babylonier nie den Namen. Mögen die verlorenen Kinder“, verkündete Simeon, „sich finden und nach Hause zurückkommen.“ Hannah fand die Kraft, selbst zu reden. „Ich war mit einem großzügigen Mann verlobt und sieben Jahre verheiratet. Wie die Dinge sein müssen, kam er um. Nachdem er starb, hörte ich nie auf, meine täglichen Gebete zu machen. Jeden Tag faste ich bis zum Abend. Mein Leben ist dem Tempel geweiht. Wie traurig, dass meine Trauer gleich mit der herodianischen Veränderung und dem Verfall Israel geworden ist. Vielleicht sogar dem Tempel selbst. „Nun, genauso wie du, Simeon, stehe ich vor dem Befreier unserer Zwangslage.“ Hannah erhob ihre Arme über dem Kind und verbreitete laut ihre Stimme, so dass alle vorbeigehenden Leute sie hören konnten: „Schaut, Männer Israels! Der Erlöser ist heute hier! Schaut nicht weiter als dieses Kind, denn er ist es, der der verheißene Same und das vorhergesagte Lamm der Erlösung ist! Dies ist der wahre Mashiach! ER IST SCHILO! Das Geheimnis ist nun enthüllt.“ Eine Menge versammelte sich in der Nähe der schreienden Frauen. Neugierig starrten sie über die Schulter der alten Frau. Als sie zwei junge Teenager und einen sehr alten Mann und eine sehr alte Frau sahen, spotteten sie und gingen davon. Andere, die die lauten Rufe von der buckeligen und stark runzeligen Frau hörten, und als sie den mitfühlenden, doch kleinen, dicken, kahlköpfigen Mann sahen, fassten sie in ihre Münzbeutel und warfen ein oder zwei Leptas in das Tuch des Babys. Simon, Sohn von Boethus, der Kohen Hagadol des Tempels, hörte auch zufällig die Schreie. Als er die Frau erkannte, knirschte er mit den Zähnen. „Diese dumme Frau schreit wieder nach dem Mashiach. Ich hoffe, Herodes ist nicht in der Nähe, um sie wieder zu hören. Er war das letzte Mal nicht zu sehr erfreut.“ „Soll ich sie zum Schweigen bringen?“ meldete sich eine Tempelwache. „Nein, einige Teenager und ältere Leute sind in der Nähe. Wir möchten nicht, dass sie gegen uns beim Sanhedrin als Zeugen aussagen. Wenn sie zuhören wollen, lass sie. In der Zwischenzeit haben wir Besucher, die zu uns aus Persien kommen. Herodes will sie herzlich empfangen, und was wir nicht tun müssen, ist einen Aufruhr aufzuwiegeln, den die Würdenträger bezeugen.“ 121
In der Zwischenzeit gingen Miryam und Yosef, ihre Eltern und sein Bruder und dessen Ehefrau durch die königliche Basilika des Tempels, um sich ihrer Schwester unter den Rängen Hunderter anderer anzuschließen, die ihre Opfer zu den Kohanim trugen. Nicht weit weg von ihnen, ging eine andere Bewohnerin von Beit-Lechem, die auch gerade ihren ersten Sohn geboren hatte, zu den Kohanim mit ihrer Sühnegabe hinauf. Nachdem diese Woche in eine andere Woche verblasste, und dann, als ein anderer Mond erschien, würden andere neulich gewordene Mütter aus BeitLechem kommen, um dasselbe Sühnopfer zu machen. Auf der großen Steinfläche des Hofs der Heiden blieb Heli für einen Augenblick stehen, um über die weißen Marmorsäulen, die sie umgaben, nachzudenken. Jenseits der westlichen Mauer brachte ein römisches Aquädukt große Mengen an Wasser für den Tempel, ebenso für die Stadt, herein. Zedern säumten die Straßen so wie Platanen und Granatäpfelsträucher und Weinreben und grüne Mandelbäume mit gezackten Blättern. Der Palast des Statthalters stand hinter dem zweiten Aquädukt und jenseits des Tyropöon-Tals erhoben sich die reichen, grünen judäischen Hügel. Als die Familie den Soreg – die Grenzmauer – erreichte, blieb sie augenblicklich stehen, um sich auszuruhen. Ein griechischer Historiker, der mit seinem ägyptischen Freund ging, blieb auch neben ihnen stehen. Der Grieche, unfähig, die hebräischen Schriftzüge zu lesen, die in die Wand gehauen waren, bat Heli, sie zu übersetzen. „Die Eingravierung ist eine Warnung: Lasst keinen Heiden eintreten, denn wer erwischt wird, wird für seinen eigenen Tod verantwortlich sein.“ „Typisch jüdische Sache“, behauptete er nachteilig. Prinz Heli öffnete seine Hände, zuckte mit seinen Schultern und schritt über die Grenze, um Prinz Yosef zu folgen, der seine Familie zu der höheren Erhebung des Tempels führte. Als sie durch das dritte Tor eintraten, stand die Familie plötzlich vor dem großen Kupfergefäß, das Hiram vor tausend Jahren aus den syrischen Mienen entworfen hatte. Es alleine von allen Originalgeräten und Steinen von Salomons Tempel überlebte bis zu den Tagen der römischen Vergeltung. Prinz Yosef stand wie immer bewundernd vor dem Kupferkessel. Er erhob sich 22 Zentimeter von den Fundamenten der 12 stützenden Stiere; drei schauten nach Osten, drei schauten nach Westen, drei schauten nach Süden, drei schauten nach Norden. Der Rand des Geschmolzenen Meeres ähnelte einer Lilie – die Außenseite ähnelte einer zwiebelartigen Form. Es war 45 Zentimeter von Rand zu Rand breit und hatte einen Umfang von 134 Zentimeter. Es war 0,74 Zentimeter dick und wog 27.216 Kilogramm! In dem Geschmolzenen Meer reinigten sich die auserwählten Kohanim, die gerade ihre Opferfunktionen beendet hatten, von dem Bluttropfen, die ihrem Fleisch anhafteten. Indem sie vollkommen untertauchten, wateten sie in 43.910 Liter Wasser, bis sie sauber waren. Während der großen Feiertage wurde der Behälter bis zu 65.980 Liter Wasser gefüllt. Unter dem Geschmolzenen Meer standen andere Kupferbecken auf ihren 122
individuellen Karren, die von laufenden Wasserhähnen aus dem Kupferbehälter gefüllt wurden. Als Yosef den enormen Gussteil betrachtete, fegten andere an ihm vorbei und bahnten sich ihren Weg zuerst zu den Rampen des Altars der Brandopfer. Eine sich neigende Rampe stieg nach und nach bis zu dem 6,5 Quadratmeter großem Flachdach von unbehauenen Steinen, das vom Fundament des Hofs der Priester vier Meter hoch war. Vor tausendachthundertsiebenundsiebzig Jahren, wurde gesagt, hatte Avraham an genau dieser Stelle zugestimmt, seinen eigenen Sohn Yitzchak als ein Opfer für Yehuway darzubringen, und für seine große Loyalität wurde er der Stammvater der Rasse, die schließlich den Mashiach der Welt darbringen würde. Der Brandopferaltar wurde symbolisch vor den Haupteingangstüren errichtet. Ohne Glauben in der Bedeutung des Opfers hätte Yehuways messianisches Geschenk an die Menschheit überhaupt keine Bedeutung für die Menschen gehabt, denn er war bestimmt, alle Opfer zu beenden, indem er das letzte, gleichwertige Opfer für Adams Übertretung und die Sünden der Menschheit wurde. Oben auf dem Altar war ein Kupferrohr für das Blut der Opfer fixiert, um zu einem unterirdischen Kanal abzulaufen, der das sich ergießende Blut in das Tal Gey-Hinnom, südlich der Stadtmauern, trug. Dort sickerte es in den Boden und machte das Land nutzlos für irgendetwas, außer Müll und den abgelegten Leichen der Armen und Verbrecher gleichermaßen. Langsam stiegen Yosef und seine Familie zu der Opferrampe hinauf. Der Himmel war schwer von dem Geruch Hunderter geschlachteter Lämmer, Widder, Ziegen und Turteltauben. Die klaren Stimmen der Leute neben ihnen wurden nach und nach unklar, als sie die Steigung der unbehauenen Steine zu den mit Blut beschmierten Kohanim hinaufmarschierten. Schließlich fand die Familie einen verfügbaren Kohen. Miryam brachte ihm ihre weiße und beigebraune Turteltaube dar. Als der Kohen sanft den Vogel streichelte, beruhigte er sich und erlaubte, dass er auf seine rechte Seite auf dem Steintisch gelegt wurde. Miryam legte ihre rechte Hand über den Kopf des Tiers, indem sie symbolisch den Vogel als ihre persönliche Sühne für ihre Sünden und für ihre gewünschte Reinigung und Befreiung von dem Zustand der Unreinheit ansah, nachdem sie ihr Baby geboren hatte. Der Kohen blickte tief in ihre Augen, wie es sein Brauch war. Ohne etwas zu ihr zu sagen, schnitt er automatisch, präzise die Kehle der wilden Taube neben ihren Kragenmarkierungen durch. Ihr strömendes Blut bedeckte augenblicklich die Hand des Kohen und Tröpfchen explodierten auf Miryams Simlah2. Der Kohen hob den Körper des Vogels und schüttelte ihn, damit sein Blut über den Alter der Brandopfer spritzen würde. Hinterher legte er den leblosen Vogel zurück auf den Steintisch und zog seinen Kropf und seine Federn herunter, die er dann dem 2
Mantel, Obergewand
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amtierenden Kohen gab. Danach schnitt der Kohen den Kopf der Taube von ihrem Körper. Er fasste in ihre Innereien, um die Gedärme herauszuziehen. Er wusch die Schenkel und Gedärme des Vogels und warf seine Innereien zur Seite. Er legte dann den Kopf und den Körper in die Flammen des Altars. Der Kohen nahm dann den zweiten Vogel von Miryam und ließ ihn frei, um fortzufliegen, indem er Miryams Reinigungsritual vollendete. Als die Familie vom Tempel durch das östliche Tor von Salomons Säulengang davonging, blieben Yosef und Miryam stehen, um den saftigen, grünen Wuchs der Riesenzedern und der uralten Olivenbäume, die ihre dicken, knorrigen Äste im ganzen Kidrontal ausbreiteten, zu bewundern. Nicht weit von ihnen floss die Gihonquelle in den Siloamteich. Mit der fortgesetzten, geneigten Drehung der Erde um die Sonne war Yerushalayim wieder an der Reihe, den maximalen Schein der Sonne auf ihren Straßen zu genießen. Der Mittag veranlasste die Stadt weiß zu werden, indem sie alle ihre Schatten von ihren Häusern hob. Der Tempel glitzerte für eine kurze Zeitspanne. Nachdem alles vollendet war, versammelte sich die Familie in Helis Haus und umarmte sich liebevoll, bevor sie auf ihren separaten Straßen davongingen. Bevor die Familienmitglieder auf ihren separaten Straßen reisten, kratze Yosef seine Stirn und sonderte sich von ihnen ab. Ein merkwürdiger Gedanke nahm von ihm Besitz. Er machte sich über die nördliche Reise Sorgen. Er machte sich über Pandera Sorgen. Er ging zu der hinteren Mauer des Hofs. „Was ist los?“ fragte ihn Miryam. „Ich denke, wir wollten lieber nach Beit-Lechem als nach Sepphoris zurückkehren. Ich werde dir eine Gelegenheit geben, unsere Verwandten dort besser kennen zu lernen. Ich denke, es ist wichtig, unseren Namen enger mit ihnen zu verbinden.“ „Unser Zuhause ist nicht Beit-Lechem. Es ist Sepphoris.“ „Ich denke bloß für den Augenblick, dass ich mich in Beit-Lechem niederlassen möchte.“ „Aber was ist mit der Baumfarm?“ sprang Alphaeus in die Unterhaltung. „Du bist ein großer Landwirt. Von Zeit zu Zeit reise dorthin und entferne das unerwünschte Unterholz. Heli wird dir helfen.“ „Wir sind nicht aus dem Süden!“ protestierte Miryam. „Wir sind aus dem Norden! Unser Dialekt ist anders! Unsere Gewohnheiten sind anders! Wir sind mehr an Griechen als an unsere eigenen Verwandten gewöhnt!“ „Miryam“, argumentierte Yosef, „das ist genau mein Standpunkt! Über unseren Dialekt runzeln die Intellektuellen des Südens die Stirn. Die konservative Partei hält uns für barbarisch und ungehobelt. Unser Sohn ist Yehuways ernannter Mashiach, und wir haben nicht nur eine Verpflichtung, ihm die Gesetze zu lehren, wir sind auch verpflichtet, ihm eine universale Kultur zu geben, wobei er sich mit allen Völkern der Welt vermischen kann.“ 124
„Wir können das in Sepphoris tun!“ „Ich will nicht dorthin zurückgehen!“ schrie Yosef und stampfte mit seinem Fuß auf den Boden, wobei er Zacharias alarmierte. „Kinder“, er verließ Elisabeths Seite und verließ sie mit Yehohanan in ihren Armen, „worüber streitet ihr beide?“ „Yosef will nicht nach Sepphoris zurückkehren“, schmollte Miryam. „Warum nicht, Yosef?“ fragte er zärtlich. Yosef, unfähig, seiner Ehefrau ins Gesicht zu sehen, schaute auf den Steinboden des Hofes. Fliegen landeten ständig auf seinem Gesicht. Als er Yehohshuas freudige Schreie hörte, drehte er sich um, um seine Tante mit seinem Sohn neben Zacharias Sohn spielen zu sehen. „Dein Sohn, niemand spricht schlecht von ihm, nicht wahr?“ Zacharias, bestürzt über Yosefs Ton, schüttelte seinen Kopf, dann schaute er Miryam an. „Liebes, warum redest du nicht mit Elisabeth? Ich möchte privat mit deinem Mann sprechen.“ „Ich will zuhören. Es betrifft mich ebenso.“ „Bitte.“ Sie gehorchte ihm. „Alphaeus, könntest du auch mit Miryam gehen?“ fragte Zacharias. Sobald er ging, wandte er sich an den jungen Prinzen. „Das ist nicht über Beit-Lechem, nicht wahr, Yosef?“ „Nein. Aber dann, warum ist es das nicht? Ich habe Sepphoris satt.“ „Was du zu sagen meinst, ist, dass du Angst hast, den boshaften Gerüchten über Miryams Schwangerschaft gegenüberzutreten. Du kannst den römischen Jungen nicht vergessen.“ Yosef starrte Zacharias an. Tränen bildeten sich in den Winkeln seiner Augen. „Ich weiß genau, wem Miryams Baby gehört! Ich weiß, dass er der verheißene Mashiach ist! Ich weiß, dass Miryam nie Sex mit irgendeinem Mann hatte.“ „Dann?“ „Aber die Leute von Sepphoris: meine Freunde, meine Geschäftsfreunde, meine politischen Verbündeten, sie glauben es vielleicht anders. Klatsch scheint immer die Wahrheit zu besiegen.“ „Und Verlegenheit lässt die Menschen immer schwach werden.“ „Ich bin nicht verlegen. Ich will einfach nur für eine Weile im Süden bleiben. Ich will Miryam besser kennen lernen.“ „Du kennst sie dein ganzes Leben lang.“ „Das ist nicht, was ich meine.“ „Oh!“ Zacharias legte seine Hand auf Yosefs Gesicht. Sein Bart war weich, der noch immer sich abmühte, seine ganzen Wangen und Oberlippe zu bedecken. Er war so jung, so unerfahren, doch war er ein Prinz, der rechtmäßige Erbe auf den Thron von König David. Der einzige Mann, der das Salbungsöl über das Haupt seines bestimmten Sohnes. „Miryams Sühne und Reinigung sind angenommen worden. Der Mashiach ist hier und du hast ihn gesetzlich als deinen Sohn im Hause David akzeptiert. Also, warum trittst du heute Nacht nicht in das Hochzeitszelt und vollziehst deine Ehe?“ 125
„Miryam scheint nicht interessiert zu sein.“ „Sie ist eine Frau unter levitischer Verpflichtung zu ihrem Ehemann. Sobald die Leidenschaft sie umarmt, wird sie nie aufhören, interessiert zu sein.“ „Sie ist erst fünfzehn.“ „Und eine Mutter“, scherzte Zacharias. „Dann ist es annehmbar für mich, mit Miryam Sex zu haben?“ „So oft du willst, vorausgesetzt, sie hat nicht ihre Periode. Elisabeth wird ihr beibringen, wie man eine Mikvah3 benutzt.“ „Und ich darf nach Beit-Lechem zurückkehren?“ „Neben unserer Karawane, wenn du es erlaubst.“ „Ich muss es meinen Bruder wissen lassen. Alphaeus und ich sind nie getrennt gewesen“, kämpfte er mit seinen Worten. Er blickte seine Ehefrau an, die in der Nähe von Elisabeth stand. Alphaeus spielte mit den Fingern seines Neffen und machte Babygeräusche. Zacharias verstand. Prinz Yosef ging hinauf zu seinem Bruder, berührte seinen Ellbogen und deutete ihm, zur Seite zu treten. „Ich gehe mit Zacharias. Ich will, dass du die Verantwortung über die drei Baumfarmen und das Haus übernimmst.“ „Wie soll ich mit solchen Dingen ohne dich umgehen? Wir sind nie voneinander getrennt gewesen.“ Prinz Yosef brach beinahe in Weinen aus. Er umarmte seinen geliebten Bruder. „Du musst eine eigene Familie beginnen. Wir werden uns wieder zusammentun.“ „Ich wird eine fremde Straße sein, auf der ich weitergehe“, sagte er. Die beiden Brüder umarmten sich wieder, weinten kurz, dann fanden sie einen Weg, die Hände voneinander loszulassen. Die Liebe zwischen zwei Brüdern ist nie größer gewesen. *** „Reiche tief in unergründete Gedanken“, sagte der Weise zu seinem Gefährten, „und von drinnen berühre den Geist, der uns alle umfasst.“ Sein Freund schaute seine anderen Gefährten an. „Es ist, wie du gesagt hast.“ „Wohin, vermutest du, wird uns diese Feuersbrunst der Planeten hinführen?“ fragte dann ein anderer Freund. Der Fernste in der Reihe schrie zurück: „Wohin sonst, außer Yerushalayim?“ „Zuerst Damaskus“, erwiderte er. Die Gruppe von siebzig Männern lachte. Als Yosef und Zacharias in das Tal Rephaim zogen, durchquerten die Weisen den Fluss Orontes. Die vergangenen Wochen verbrachten sie in Harmath und warteten auf den Rest ihrer Gruppe, um sich ihnen anzuschließen. 3
Rituelles Taufbad
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In derselben Woche sandten Herodes Spione ihm Nachricht über die wohlhabende Versammlung der spirituellen Führer. „Nach Damaskus werden sie hierher reisen?“ „Wer kann es sagen, großer Herr?“ antworteten seine Ratgeber. Herodes gefiel diese Antwort nicht. „Außerhalb von Rom ist Yerushalayim die schönste Stadt auf der Welt. Wir sind die Kreuzung des Handels und der politischen Aktivitäten. Na, Babylon ist eine Stadt im Verfall, gefüllt mir Ratten und zerbröckelnden Häusern. Und was für eine Stadt besteht in Indien und China, die sich entfernt unserer Größe nähern kann?“ „Keine, großer König“, erwiderte ein Mann. „Ich werde unser Land wundervoller machen, stärker als Rom“, prahlte Herodes. Der nächste Monat verging qualvoll langsam für Herodes. Er setzte seine Arbeiter daran, die geometrischen Muster in seinem Palast zu beenden und säuberte das Tal Gey-Hinnom so gut er konnte. „Um den Geruch zu erfrischen, verbrenne Zypressen“, informierte ihn ein Kohen. Als die Arbeiter beendeten, was sie konnten, hoffte Herodes ungeduldig auf ihren Besuch. „Was denkst du, werden sie zu mir sagen, sobald sie meinen Palast besuchen?“ „Das ist ein prachtvolles Werk“, erwiderte Annas. „Und so ist es“, strahlten Herodes Augen. „Wie hättest du dich meinem Willen widersetzen können, um diese Stadt in den Augen Gottes einzulösen? Marmor und Geld reichen bis zu den Wolken.“ „Wir hatten Unrecht“, verbeugte sich Annas, als er davonging. Als er den dunklen Korridor erreichte, spuckte er auf die Wand und brummte leise gegen Herodes. Als die Weisen nach Damaskus reisten, trug eine junge Mutter ihren irdenen Krug mit Ziegemilch gefüllt über ihren Schultern. Sie ging an einem dunklen Mann vorbei, der sein Getreide worfelte. Wann immer er die Spreu in die Luft warf, trennte der Wind den Weizen davon. Bei dieser Reise ging sie an einer Frau vorbei, die eifrig ihre Olivensammlung auf den Mühlsteinen zerstampfte und das Öl in ihre Krüge füllte. Neben ihr lag ein riesiges Sortiment an Öllampen, die ihre Töchter aus dem angereicherten und bearbeiteten Ton modellierten. Endlich erreichte die junge Frau ihr Zuhause. Sie goss ihre Ziegenmilch in die Häute und erlaubte ihr, durch den porösen Sack für den Rest des Tages zu tropfen, bis sie endlich gerann. Am Spätnachmittag goss sie die Molke ab. Sie stellte den frischen Topfen für ihren Ehemann und ihre Schwiegermutter zur Seite. Als das Schofar erklang, blickte die junge Frau aus dem Fenster und sah die schwachen Umrisse des heller werdenden Sterns, der über ihrem Dorf seit dem vergangenen Jahr schwebte. „Was bedeutet es?“ flüsterte sie in die Wolken darüber.
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Die babylonischen Weisen, indem sie ihre Messinstrumente benutzten, stimmten die Entfernung ihrer Reise ab und dachten darüber nach, wohin das Licht der in einer Linie stehenden Planeten sie hinführte. „Es ist offensichtlich, dass wir nach Yerushalayim gehen, aber ich glaube nicht, dass es dort ist, wo unser Endziel sein wird.“ „Zuerst sagtest du, dass es Damaskus wäre – dann sagtest du Yerushalayim – und nun sagst du, dass es ein anderer Ort ist? Wo denn?“ „Das ist die Frage, die wir stellen müssen, wenn wir dorthin gelangen.“ „Wen fragen?“ „Die religiösen Führer. Den herrschenden König. Sicherlich werden sie unsere Fragen beantworten. Jemand sollte uns den Weg aufzeigen können.“ *** Von dem fernsten Teil des Universums beobachteten Satan und seine Anhänger die Weisen, wie sie zum Großen Meer auf der von den Römern instand gehaltenen Straße reisten. „Unser Plan funktioniert“, informierte Satan seine treuen Kohorten. „Wir werden die Stimmen der Weisen benutzen, um Herodes zu erzählen, dass Yehohshua in Beit-Lechem wohnt. Dann werden wir Herodes die Wichtigkeit, für uns Yehohshua hinzurichten, einprägen.“ „Wenn Herodes versagt?“ „Kein Problem. Ich denke daran, um diese geistverdrehte fleischliche Kreatur zu stehen. Ich glaube, wir können ihn irreführen.“ „Wenn nicht?“ „Werden wir seine Mission irreführen. Diese Menschen sind so dumm, dass wir vorgeben können, der Mashiach zu sein, und sie werden uns bereitwillig glauben.“ „Wie?“ „Wir werden seinen hebräischen Namen nehmen, ihn lateinisieren, ein paar von unseren eigenen Symbolen bei ihm einbinden, unsere Lieblingsschöpfungen ersetzen, dann die ganze Sache mythologisieren. Wer würde unsere List vermuten?“ „Ja. Wir werden den Sohn von Yehuway für uns arbeiten lassen!“ *** Alle fünfzig Meilen schaffte es eine römische Garnison durch sich zurückziehende Soldaten, die eine Sklavenmannschaft unter ihrem Kommando hatten, Risse auf den Straßen zu reparieren. Als die Dutzenden Weisen durch Damaskus zogen, verursachten sie einen lauten Aufruhr. Neugierige Männer und Frauen und Soldaten rannten hinter ihrer Karawane zum Königspalast und von dort zur Straße jenseits ihrer Stadt. Als die Leute von der Karawane der Weisen müde wurden, kehrten sie in ihre Häuser zurück. Die Weisen zogen weiter auf der 128
Straße und innerhalb von ein paar Tagen erreichten sie die Stadt Dan. Von dort reisten sie zur Stadt Hazor und ruhten sich in der Nähe des schwindenden Huleh-Sees aus. „Dies war einst ein mächtiger See“, informierte sie ein Führer. „Fischer von überall genossen seinen Reichtum.“ „Er wird austrocknen und verschwinden, wie alle Dinge es müssen“, antwortete ein Weiser. „Werden wir dasselbe tun?“ fragte sein Freund. „Natürlich. Es ist der Weg aller Dinge. Sogar dieses Universum wird sich ausbreiten und aus unserer Sicht verblassen.“ „Gott ist der Binder, der solche Dinge verhindern wird“, entgegnete ein anderer Weiser. „Er tut es besser“, lächelte er, „was ist sonst der Zweck unseres Daseins?“ „Wahrlich“, stimmte ein anderer zu. „Zu leben, dann sterben, ohne Hoffnung ist sinnlos. Besser, dass wir nie geboren wären als zu wissen, dass wir eine sinnlose Sammlung von Leben sind, mit nicht mehr Wert für einen höheren Vater als bloß einen entfernten Planeten zu bevölkern.“ Die Wache schürte das Feuer und alle Augen beobachteten die Asche, wie sie in den schwarz werdenden Himmel geschleudert wurde. *** Innerhalb derselben Woche lagerten die Weisen am Ufer des Galiläischen Meers in der Nähe der Stadt Magdala. Jupiters Licht erhellte sich wie das des Saturns. Es erschien, als ob ein Stock von ewiger Länge direkt zu einer Stadt zeigte, die noch von den Weisen unentdeckt war. Funken des Sonnenlichts spielten auf den Kappen des Meers, als sie das Geschick der Fischer beobachteten, die ihre Boote zwischen den klaren blauen Wellen der großen Wasserausdehnung manövrierten. „Wer ist reiner: ein König, ein Hirte, ein Bauer, ein Kaufmann, ein Arbeiter, ein geschickter Mann oder ein Fischer?“ Diesmal schüttelte der Führer seinen Kopf. „Genug damit“, erhob er seine Stimme. „Er, den du suchst, was auch immer sein Handwerk ist – oder an Handwerk mangelt – ist der Reinste!“ „Es ist so!“ klatschte ein Weiser in seine Hände. *** Der Führer leitete die Karawane auf der Küstenstraße, die durch die römische Handelsstadt Sepphoris führte. Dort erhaschten Heli und Anna einen flüchtigen Eindruck von den Dutzenden Kamelen und merkwürdig gekleideten Männern. „Warum sind sie hier?“ fragte Salome ihren Vater. „Sie folgen der Feuersbrunst am nächtlichen Himmel.“ „Dieses Feuer ist für immer am Himmel“, schüttelte sie den Kopf. „Warum interessiert es sie?“ 129
„Es ist vielleicht ein böse Sache, die als segensreiches Wunder verkleidet ist“, antwortete Prinz Heli. „Hat es etwas mit Yehohshua zu tun?“ „Warum würde es? Der Stern hat ein Jahr, bevor er geboren wurde, geleuchtet. Nun ist es beinahe zwei Jahre später und der Stern brennt noch immer am Himmel.“ „Wie lange kann ein solches Licht andauern?“ „Frage sie“, zeigte Prinz Heli auf die Weisen. „Ja, werde ich.“ Beide begannen auf sie zuzugehen, aber bevor sie mit ihnen sprechen konnten, blockierte eine große Eskorte von Herodes griechischen und römischen Söldnern die Straße und umstellte die Weisen. „König Herodes wartet schon lange Zeit auf euch. Warum braucht ihr so lange, ihn zu sehen?“ „Wir machen Besichtigungen“, erwiderte der Führer der Weisen. „Beide Planeten leuchten noch immer, daher sind wir in unserem Zeitrahmen.“ „Herodes Zeitplan verlangt eure sofortige Anwesenheit, daher, um eure sichere Ankunft zu sichern, sind wir hier, um euch durch das Tal Jezreel den ganzen Weg nach Yerushalayim zu eskortieren.“ „Aber Yerushalayim ist nicht unser Bestimmungsort.“ „Das ist, wo der König lebt“, schoss der verwirrte Mann scharf zurück. „Wir sind in Judäa, um den König der Juden zu sehen.“ „Gut“, behauptete der verwirrte Mann, „wie ich sagte, das ist, wo der König lebt! Oder hat euer Führer euch in die falsche Richtung geleitet?“ Der Hauptmann erhob seine Peitsche. „Wir werden nicht mit dir streiten“, griff der Oberweise ein. „Führe uns direkt zu dem Palast deines Königs!“ Mehrere Meilen später ritt der Hauptmann der Söldner sein Pferd neben dem Kamel des Führers. „Ihr hättet auf dieser Straße reisen sollen, nicht auf der einen, auf der ihr wart.“ Der Führer zuckte mit seinen Schultern. „Ich bin nicht wirklich ihr Führer. Der Stern ist es.“ Er zeigte zum Himmel. „Er zeigt nach Yerushalayim“, beharrte der Hauptmann. Innerhalb von zwei Tagen wurden die Weisen direkt in die Stadt Yerushalayim geführt, wo Zehntausende Menschen auf ihre Ankunft warteten. Nicht, seit die Königin von Saba Salomon besucht hatte, hatte es eine solche Gesandtschaft der Wahrheitssuchenden gegeben. Die helle bunte Kleidung der Weisen und die merkwürdigen Sitze auf den Kamelhöckern faszinierten die Leute. Herodes, der innerhalb der vornehmen Umgebung des Speisesaals seines Palastes auf- und abging, wurde endlich die Nachricht über die tatsächliche, lange verzögerte Ankunft der Weisen gebracht. „Endlich, Boten von Gott, die meine Bedeutung anerkennen“, prahlte er zu seinem General Volumnius. „Mit ihrer göttlichen Zustimmung wird meine Familie in der heiligen Rechtfertigung herrschen, wie die von David und der Hasmonäer! Es ist, wie ich immer gesagt habe. Ich bin der Stab, der Ya’akovs Rücken bracht! Ich habe Esaus Ketten gelöst!“ 130
„Dann wird dein Wille, Antipater als deinen gesetzmäßigen Erben einzusetzen, nicht nur bei den Römern gültig sein, sondern ebenso bei den Juden!“ „Ja, mein zweites Testament verlangt Antipater. Um seine drei Brüder: Archelaus, Philippus und Antipas, wird man sich kümmern, und vielleicht mit der Verkündigung der Weisen über meine wahre Stellung wird mir Augustus weitere Gebiete erlauben, vielleicht die von Areta, denn ich werde Cäsar nie vergessen lassen, was sich zwischen mir und Syllaeus ereignete!“ Herodes saß königlich auf seinem Thron, mit seiner auserwähltesten purpurroten Robe über seine Schultern gelegt. Indem er mit seinen Händen deutete, empfing er glücklich die östlichen Gäste. Hinter ihm waren die Mitglieder der herodianischen Partei und Mitglieder des Sanhedrins. Simon, der Kohen Hagadol, Sohn von Boethus, stellte Herodes den Führer der Weisen vor. Die siebzig Weisen verbeugten sich und legten vor Herodes auserlesene Geschenke und Leinen! Wieder klatschte Herodes in seine Hände. Die zweiten Türen öffneten sich und eine Flut an idumäischen Tänzerinnen eilte in den Empfangssaal. Der junge, schüchterne Herodes Antipas, der sexuell erregt wurde, konzentrierte sich auf ihre Bewegungen, indem er während der Nacht von zärtlichen Umarmungen mit ihnen fantasierte. Große Mengen an Essen und Getränken wurde unter den Gästen aufgeteilt, und sie aßen in einer festlichen Atmosphäre königlicher Pracht. Als die Feier zu Ende ging und die mondlose Nacht die helle Verbindung offenbarte, ging Herodes zum Fenster und stand in der Mitte des Lichtquadrats auf dem Boden. „Ein außergewöhnlicher Anblick, nicht wahr? Diese Helligkeit ist eine sehr lange Zeit bei uns. Über drei Jahre, glaube ich. Was, Weise von Babylon, legt ihr aus, dass es bedeutet?“ „Die Verbindung der beiden Planeten Jupiter und Saturn ist während der Existenz des Menschen nicht geschehen. Es war nur durch den Verstand unserer Astrologen, dass wir ihre Bedeutung erkennen.“ „Und?“ „Sie stellt die Ankunft des letzten und vollkommenen Mashiachs dar!“ „Ja, ja, tut sie“, strahlte Herodes. „Und ihr müsst der Welt verkünden, das er gekommen ist. Er ist bereit, alles zu geben, was er hat, um von den Hebräern weltweit akzeptiert zu werden!“ Der Führer der Weisen, überrascht durch Herodes Enthusiasmus, hörte zu reden auf und zog es vor, auf die wilden Gesten des Mannes zu blicken. „Nun, hast du nichts hinzuzufügen?“ verlangte Herodes mit drohender Stimme. Der Weise war bestürzt. Der erschrockene Führer schaute seine Gefährten an. Einstimmig erhoben sie sich. Der Oberweise schüttelte die Drohungen ab und vermutete, dass er Herodes Ton missverstanden hatte. Um die Situation zu beruhigen, behauptete er: „Wir wollen wissen, 131
wo der König der Hebräer lebt! Darum sind wir hier. Wir wollen seine rechtmäßige Autorität anerkennen!“ Außer sich durch ihre Äußerung hob Herodes langsam seine königliche Tunika und starrte mit verwirrtem Erstaunen auf seine Ärmel. Sein Mund öffnete sich leicht und seine Stimme begann zu zittern. Bestürzt stammelte er: „Ist er nicht hier?“ „Als vorübergehender Herrscher dachten wir, du könntest es uns vielleicht sagen.“ „Vorübergehender Herrscher?“ flüsterte er zu sich. „Euch über seinen Aufenthalt etwas sagen?“ zog er leise, langsam die Worte heraus. Er bedeckte sein Herz mit seiner Hand, dann hob er seinen Kopf, um seine Sanhedrin-Unterstützer und seine loyalen Tz’dukim und die bedeutenden, einflussreichen Mitglieder seiner politischen Maschinerie anzusehen, die so ernsthaft schockiert wie er waren. Unfähig zu sprechen, ging er langsam aus dem Zentrum des Lichts, das durch das Fenster schien. Vorsichtig manövrierte er sich durch die Ränge der Weisen und ging zu Simon, seinem Kohen Hagadol. „Was geht hier vor sich?“ „Ich verstehe deine Frage nicht?“ erwiderte Simon sanftmütig. „Bin ich nicht der erwartete Mashiach?“ „Manchmal sind die großen Vorstellungen, die wir von uns selbst haben, einfach nicht das, was wir wollen“, erwiderte Simon ruhig. „Du wagst es, so zu antworten? Mathias, der Sohn von Theophilus, steht nicht weit weg von deiner Position. Ich will eine Antwort. Ich kann damit leben, kein unbegründeter Behelf, um mich zufrieden zu stellen.“ Simon ging nickend zum Führer der Weisen. „Vergib unser Flüstern. Es war nicht beabsichtigt, unhöflich zu sein, sondern eher eine Erklärung der Realitäten unserer Prophezeiungen. Du sagtest, ihr seid zu uns aus dem Osten auf der Suche nach unserem König gereist.“ „Wie wir in den Schriften gelesen hatten, ist die Zeit jetzt für sein Erscheinen.“ „Wie bist du dazu gekommen, zu schlussfolgern, dass dies die richtige Zeit für seine Ankunft wäre?“ „Na“, zögerte der Weise bei seiner Frage, dann schaute er seine anderen Gefährten an, „durch das Lesen der Sterne und der Beobachtung ihrer Koordinierung mit den anderen Himmelskörpern. Unsere Mathematiker sind präzise, und in Übereinstimmung mit euren Prophezeiungen folgerten wir dies als die Zeit. Haben wir Unrecht mit unserer Auslegung der Vereinigung der beiden Planeten?“ „Weise, wir schätzen schon lange die Genauigkeit der babylonischen Wissenschaft. Unsere Schiffe könnten ohne eure Wissenschaft nicht navigieren. Und wer könnte das Vergehen einer Stunde oder einer Minute vermerken, ohne eure Unterteilung von sechzig? Du darfst uns nicht missverstehen. Wir Hebräer haben immer auf die Zeit der Ankunft des Mashiachs geschaut. Wir erwarteten nicht so bald, dass sie geschieht.“ „So bald? Wir erwarten ihn seit über viertausend Jahren!“ „Vergib mir wieder. Ich meinte, so bald während meiner Lebenszeit.“ 132
„Was ist deine Lebenszeit, außer eine ununterbrochene Folge des Gestern deiner Väter.“ „Ja“, Simons Hände schwitzten, während Herodes zappelig wurde und wünschte, der Kohen würde mit der endlosen Bloßstellung seiner eigenen Ignoranz aufhören. Ungeduldig sprach Herodes wieder und lächelte bei seinen falschen Worten. „Weise, lasst uns zusammen die Schriften unserer Bücher erforschen. Wir werden euch helfen, den Mashiach zu finden. Erlaubt uns, uns wieder während der kommenden Woche zu treffen.“ „Das ist äußerst großzügig von dir, guter König.“ „Genießt meinen Palast, denn er gehört euch.“ Herodes entließ sich selbst und deutete seinem General, hinter ihm zu gehen. Sobald sie aus dem großen, hell erleuchteten Saal gingen, tauchten die beiden in den schmalen, dunklen Korridor ein. Die beiden gingen Schulter an Schulter, die von Herodes waren höher als die des Römers. „Die römische Volkszählung, bring sie zu mir.“ „Ich kann dir nicht Augustus Steuerrollen bringen. Sie sind eine persönliche und private Angelegenheit.“ „Die Zählung wird mir sagen, wer der Mashiach ist, und wo er geboren wurde, und wann es geschah.“ „Ich wiederhole, ich kann dir nicht die Papiere des Kaisers bringen. Und wirklich, Herodes, ich verstehe nicht, warum dich dieses MashiachGeschäft so verärgert. Du bist der König! Niemand sonst wagt zu herrschen!“ „Aber Volumnius, sie wagen es. Diese Weisen, wenn sie nicht kontrolliert werden, werden einen weiteren Bürgeraufstand verursachen, daher ist es am besten für uns, sie zu besänftigen.“ „Also dann, es scheint, als ob wir zu ihren Füßen kriechen müssen.“ „Die ganze Welt weiß, dass die Weisen in Yerushalayim sind. Wünschst du einen Weltkrieg zwischen Parthia und Rom? Merke dir, wir haben weder Julius Cäsar noch Marcus Antonius, um uns vor den Parthern zu retten.“ „Ja, ich hatte vergessen, wie groß ihre Freundschaft für dich war.“ Ein Tzdadok folgte schnell hinter ihnen und räusperte sich, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Ja, was ist?“ „Ich schlage ein Treffen der Schriftgelehrten und Theologen vor. Sie werden die Antwort herausfinden.“ „Warum nicht!“ stimmte Herodes zu. Dann fügte er in einem ruhigen Flüstern abwesend hinzu: „Ich frage mich, ob Hyrcanus die Antwort gewusst hätte?“ *** Doris, Herodes erste Ehefrau, die Mutter von Antipater, Herodes erwählter Erbe auf den Thron, lag in ihrem Bett und wunderte sich über das helle Licht. „Ich habe mich so daran gewöhnt, dass ich vergessen 133
hatte, dass es je eine Zeit gab, dass es ihn nicht gegeben hatte. Aber was spielt es für mich für eine Rolle. Im Augenblick stört mich nichts, politisch oder theologisch. Ich bin es, die vor Jahren Mariamne austrickste. Ich bin es, die vor nicht so langer Zeit meinen Ehemann Herodes beeinflusste, diese heimtückischen Söhne von ihm strangulieren zu lassen. Nun muss ich mich auf die anderen Frauen von Herodes konzentrieren. Besonders auf Malthace und ihre beiden Söhne: Archelaus und Antipas.“ Als sie Ränke schmiedete, wurden die Oberkohanim und Schriftgelehrten eilig zu einem Geheimtreffen in der Maurerhalle gerufen, die außerhalb der westlichen Mauer des Tempels war. Das mosaische Gesetz verlange, dass die sich versammelnden Männer die Meister des Gesetzes, , universell versiert waren. Simon, der vor dem Rat stand, eröffnete die Zusammenkunft. „Wir müssen den genauen Geburtsort des prophezeiten Mashiachs wissen, und wir müssen die genaue Geburtszeit wissen.“ Die Kohanim begannen untereinander zu reden, neugierig, warum der Kohen Hagadol die Prophezeiungen selbst nicht verstand. Schließlich wählten sie einen Sprecher aus ihrer Gruppe, um seine Fragen zu beantworten. „Es ist lange unter uns bekannt, dass der Mashiach in BeitLechem geboren werden würde.“ „Warum in einem so kleinen Dorf?“ „Es war in genauem Andenken an Rachels Tod, geliebte Ehefrau von Ya’akov, dass Beit-Lechem für eine solche Ehre erwählt wurde. Micha hatte so geschrieben: ‚Du, Beit-Lechem Ephratah, obwohl du unter den kleinsten von all den Tausenden Dörfern Judas bist, aus dir soll er, der zu mir aufsteigt, der Herrscher von Israel sein!’“ „Und die Zeit?“ „Daniel ist die prophetische Bezugnahme, denn er hatte geschrieben, dass siebzig Wochen vergehen sollen, bevor er erscheint und Gerechtigkeit wiederherstellt, indem er eine universelle Sühne für die Sünden für unbestimmte Zeit macht, und dass ein großer Krieg kommen muss und alles verwüstet wird.“ „Ein Krieg?“ „Es könnte ein Krieg zwischen Rom und Yerushalayim sein. Wir sind nicht sicher.“ „Aber es wurde behauptet, dass siebzig Wochen von der Zeit Daniels der Messias erscheinen würde?“ „Ja.“ „Wann ist dann die Zeit des Beginns dieser siebzig Wochen?“ „Wir sind nicht sicher. Erstens können wir die siebzig Wochen nicht wortwörtlich nehmen, sondern müssen eher die symbolische Bedeutung davon verstehen. Wir glauben, dass die Wochen Jahre bedeuten. Jedes Tag stellt ein Jahr und siebzig mal sieben gleich 490 Jahre dar.“ „Von welchem Datum zählen wir die 490 Jahre?“ schrie Simon ihn außer sich an.
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„Es konnte von Daniels Inhaftierung in Babylon sein. Es könnte die Zeit von Zerubabbels Auszug aus Babylon aus, oder sogar von Nehemias Zeit.“ „Falls Zerubabbel, dann ist Herodes der Mashiach.“ „Wir widersprechen dieser Auslegung, denn Herodes ist nicht aus dem Hause David, und überdies, falls die Zeit von Nehemiah gerechnet wird, enträtselt sich die Prophezeiung gerade jetzt.“ Simon dachte an das Erscheinen der Weisen. „Da diese Astrologen nicht vor vierzig Jahren eintrafen, könnte es sein, dass sie gerade jetzt kommen, weil Herodes alt ist. Vielleicht nährt sich die Zeit, einen Nachfolger zu ernennen, und sie wünschen, ihn als den wahren Mashiach anzuerkennen? Aber dann, wie könnte das sein? Antipater wurde nicht in Beit-Lechem geboren. Nein, es war David, der dort von Samuel gesalbt wurde. Ja, es war David. Das Haus David. Es sollte ein Nachkomme aus dem Haus David sein! Aber der letzte Bekannte Nachkomme dieses Hauses war Ya’akov, Sohn von Matthan. Ja, ja, Herodes hatte ihn ermorden lassen, als er die Rebellion finanziert hatte.“ Simon ging auf dem empfindlichen Mosaikfliesenboden auf und ab, die Blumenköpfe und orangefarbene und braune Sphären darstellten. Er dachte sich fortwährend: „Wer ist Ya’akovs Sohn? Irgendwie, bei so vielen Leuten, die herumziehen, verloren die Urkundenaufbewahrer die Spur von seinem Sohn. Wer war er? Warte! Die Römer wissen, wer es ist. Sie machten die Zählung von jedem gemäß ihren Familienlinien. Aber wie kann ich Augustus persönliche Aufzeichnungen erlangen? Nicht einmal Herodes kann sie nachprüfen, denn wurde nicht immerhin von Herodes verlangt, nach Askalon zu reisen, um von den Volkszählungsbeamten ebenso wie alle anderen gezählt zu werden? Ungeachtet dessen verlangt Herodes, dass ich diesen Mann finde.“ *** Am Sabbatmorgen, Samstag, wartete die den Vorsitz führende Abteilung der Kohanim begierig, um von einer anderen Abteilung der Kohanim ersetzt zu werden. Zusammen blieben beide Abteilungen im Tempel, bis die Sonne die Hügel mit einem intensiven Lavendelblau bemalte und die Quellwolken samtschwarz wurden. Die Sterne wechselten sich ab, auf den Boden und die Bäume zu leuchten. Gruppen von Kohanim trennten sich voneinander, als ein neuer Wechsel von Austauschkohanim ihre neuen Laibe Schaubrot für das Allerheiligste des Tempels brachten. Ein zusätzliches Brandopfer wurde vor dem Altar gemacht, zusammen mit einem besonderen Getreide- und Trankopfer. Ein paar Kinder wurden beschnitten, während der Rest des Landes in festlichen Gewändern umherging und den verpflichtenden Ruhetag feierten, den ihnen Moshe während Israels Auszug in die Wildnis offenbart hatte, denn es geschah während dieser Zeit, dass eine doppelte Portion Manna dem Volk am sechsten Tag, Freitag, gewährt wurde, so dass sie sich am siebenten Tag, Samstag, entspannen und nachsinnen konnten. 135
Während des Tages besichtigten die farbenprächtigen Weisen die Stadt und beobachteten still die Eltern, wie sie ihren Kindern das mosaische Gesetz lehrten. Eine Handvoll P’rushim, die die Weisen beobachteten, die durch die Straßen gingen, zogen sich aufgebracht in ihren Heimen zurück, denn sie fühlten, dass die östlichen Heiden, die an Mythen glaubten und sich vor Steinbildnissen verbeugten, die Heiligkeit ihres Tages missachteten. Andere, die auch zuschauten, gesellten sich zu den östlichen Würdenträgern und genossen die Vorteile ihrer Kenntnis und Bräuche. Am Sonntag, dem ersten Tag der Woche, rief Herodes die Weisen in seinem Palast zusammen. Simon, der seine Hände offen hielt, begrüßte sie herzlich. „Ersten“, fuhr er elegant fort, „wünschen wir uns bei jedem von euch zu entschuldigen und hoffen, in keiner Weise jemanden von euch beleidigt zu haben.“ „Keiner war beleidigt“, nickte der Führer der Weisen mit würdevoller Dankbarkeit. „Wie versprochen worden war, erforschten wir gewissenhaft unsere Pergamente, und wir haben für euch erahnt, was ihr sucht.“ „Ja?“ „Die Person, wird prophezeit, dass sie in Beit-Lechem geboren wird, ein winziges Dorf, nicht einmal drei Stunden zu Fuß von hier.“ „Dann sollten wir sofort abreisen.“ „Wartet!“ erhob sich Herodes von seinem Thron. Nachdrücklich entfernte Herodes seine kunstvolle purpurrote Robe und ließ sie sorglos auf den Boden fallen. Er ging darüber hinweg, um sich den Weisen anzuschließen. „Bitte, genießen wir zusammen eine warme Mahlzeit. Vorbereitungen sind getroffen worden, euch zu essen zu geben, bevor ihr abreist, also bleibt, bitte“, uns sein onkelhaftes Lächeln betrog sie. „Natürlich. Eine weitere Stunde ist immerhin eine weitere Stunde.“ Als die siebzig Männer sich in ihren engen Plätzen zurücklehnten, während ihre Füße weg vom Tisch zeigten, brachten ihnen die Diener ein üppiges Frühstück. xxx Herodes, der ihr Vertrauen erlange, fragte: „Also, sagt mir, wie lange seid ihr gereist?“ „Über ein Jahr jetzt. Wir wären früher hier gewesen, aber andere sandten stets Nachricht für uns, auf ihre Ankunft zu warten. Natürlich konnten wir nicht ablehnen. Unsere Karawane dehnte sich fortwährend aus, ebenso unsere Bedürfnisse zu zusätzliche Nahrung und Wasser und Unterkunft. All diese Dinge hielten uns etwas hin.“ „Oh? Ungefähr um wie viel Zeit seid ihr hingehalten worden?“ „Ein paar Monate, vielleicht ein wenig länger. Vielleicht weniger.“ „Also, könnte es möglich sein, dass ihr über zwei Jahre gereist seid?“
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„Ja, man könnte es so sagen. Aber es wird vernünftiger sein zu sagen, dass wir weniger als so viel Zeit brauchten.“ „Wenn ihr das Kind findet“, wechselte Herodes listig das Thema, „was werdet ihr tun?“ „Wir werden uns vor ihm verbeugen. Wir werden ihn berühren. Wir werden seinen Nacken küssen. Wir werden allen unseren Verwandten erzählen, dass wir ihn gesehen haben.“ „Also, der Stern, der hier leuchtet, leuchtete auch in eurem Land? Interessant. Ich habe mich oft gefragt, ob Menschen an einem fernen Ort genau das sehen, was ich am nächtlichen Himmel sehe. Ich dachte, dass vielleicht der Himmel etwas anders tausend oder zweitausend Meilen weit weg ist.“ „Der Planet, da er eine Sphäre ist, würde genaue Ähnlichkeit des Himmels ermächtigen, egal, wo man steht. Dieselben Planeten, die ich sehe, siehst du. Es ist nur eine Angelegenheit, zu welcher Zeit du sie siehst.“ „Und das ist, was ich meine! Ist nicht die Zeit dieselbe für jeden, egal wo mein sein mag?“ „Die Zeit ist genau für jeden gleich. Darum muss sie gehegt und ausgeschmückt und ihr nachgekommen werden. Unser Tag besteht aus 24 Stunden wie euer Tag. Ihr mögt die Monate in verschiedenen Unterteilungen feiern, die anders als unsere beginnen, aber das Jahr bleibt 365 Tage. Adam, Gottes erster erschaffener Mensch, erkannte die Wahrheit darüber. Unser Jahr beginnt während der Mitte des römischen Monats März“, warf Simon ein. „Unser Tag beginnt bei Sonnenuntergang. Wir berechnen die Zeit bei dem Schein des Vollmonds, während die Römer die Zeit von Mitternacht zu Mitternacht aufzeichnen. Der Sonnenaufgang ist nicht die erste Stunde, sondern das Anzeichen der ersten Passage des Tages. Die Zeit ist kulturell.“ „Ist der Mashiach ebenso kulturell?“ fragte ein heriodianisches Parteimitglied die Weisen. „Der Mashiach ist für die hebräische Theologie und deren Gedanken einzigartig. Andere Nationen haben vorübergehende Retter, die sich erheben, um Tyrannen zu besiegen, aber sie sterben und die Tyrannen kehren zurück. Dann gärt eine weitere Rebellion, hat für kurze Zeit Erfolg, versagt dann. Gute Könige werden durch schlechte Könige ersetzt, und schlechte Könige werden durch gute Könige ersetzt. Der Mashiach ist ewig. Er kann nicht ersetzt werden. Das Gute, das er einsetzt, ist ewig. Es kann nicht ersetzt werden. Herodes, der nickte, verkündete großartig: „Dann geht und sucht emsig nach dem kleinen Kind. Wenn ihr es gefunden habt, sendet mir eine Botschaft. Ich werde mich auch verbeugen und seinen Nacken küssen.“ Der herodianische Loyalist, der seinen König hörte, keuchte. *** 137
Prinz Yosef blickte auf die helle Besonderheit und fragte sich auch, ob sie je zu existieren aufhören würde, oder ob sie eine beständige Hinzufügung zum nächtlichen Himmel sein sollte. „Aber dann, was ist beständig? Die Sterne, die die Menschen anblicken, sind sie wirklich dort? Die Atmosphäre der Erde, hat sie immer Sauerstoff gehabt? Hätte es nicht eine andere Substanz sein können? Die Tiere der Erde, waren sie immer, wie sie waren, oder waren es andere Arten?“ überlegte Yosef. „Wie sind Ozeane gestiegen und gesunken? Das mysteriöse Licht, das seit Miryams Empfängnis da ist, stammt es von einem Stern, der echt ist, oder von einem Stern, der vor Äonen untergegangen war? Bleiben unsere Worte irgendwie in der Atmosphäre gefangen und warten, um zu dem Ohr von jemandem zurückzukehren? Die ewige Energie des Menschen – seine Seele – wenn sie umkommt, wie sie muss, wird der Mensch, der sie erfasste, vergessen sein? Ideologien, wie oft ändern sie sich? Jede Generation? Alle hundert Jahre? Alle tausend Jahre? Mohse schrieb die Bücher des beständigen Gesetzes! Esra versiegelte sie, indem er sie unveränderlich machte! Aber dann kamen die Griechen. Sie drangen in die Welt mit anderen Ideen ein. Verschiedene Wege, die Wahrheit zu erkennen! Cyrus kam vor ihnen mit seinem Zoroastrianismus, indem er den etablierten Marduk herausforderte! Kann es Yehuways Wahrheit neben griechischen und babylonischen Philosophen geben? Nein. Für Menschen ist eine Sache in Yehuway, und ohne Yehuway, was kann sein? Kann Yehuway umkommen und uns zurücklassen?“ Yosef schüttelte seinen Kopf. „Nein! Yehuways Essenz kann nicht umkommen! Nichts existiert ohne Yehuway! Der Intellekt der Griechen, wie listig ist ihre Invasion in die konkrete Realität von Mohse! Hellenistische Gedanken sind in den Intellekt der P’rushim und Tz’dukim eingetragen und haben ihn erobert. Unsterblichkeit der Seele! Keine Auferstehung! Keine Engel. Die Belohnung des Himmels und die Verdammnis der Hölle gemäß den irdischen Taten! Alle eingreifenden griechischen Ideologien, die unentwegt an den mosaischen Wahrheiten festhalten und sie entstellen. Der Intellekt der Griechen ist ein ansteckender Intellekt, auf nichts begründet, außer Mythos und Fantasie. Es ist der Geist des Menschen, der sich selbst übersteigt, um an einem Ort in Yehuways Gedächtnis zu warten. Die Griechen erklärten einen Himmel und eine Hölle. Ein quälender Ort und ein belohnender Ort. Solche eingreifenden Gedanken sind für mich grässlich. Heidentum auf seiner höchsten Ebene! Die Seele kommt um. Alle Gedanken werden nichtexistent! Der Körper wird durch die Abläufe der Erde vernichtet. Ein gut versierter Mann in den Gesetzen von Yehuway könnte nichts anderes akzeptieren! Ich werde meinen Sohn lehren sich vor den falschen Doppelaussagen zu hüten. Es ist die Persönlichkeit der Einzelperson, an die sich Yehuway erinnert, und es ist genau diese Persönlichkeit, die ins Leben zurückgebracht wird. Sie wird in einem anderen Körper zurückkommen. Mit einer anderen 138
Tonlage der Stimme. Aber die Eigenheiten werden dieselben sein. Der Intellekt identisch. Doch was für ein Mensch kann zurückkehren, wenn der Mashiach in seiner Mission versagt, die Sünden der Menschen loszukaufen? Was für ein Mensch mag neben seinen vergangenen, auferstandenen Vorfahren verweilen, wenn der Mashiach versagt? Was für ein Mensch kann sein, wenn der Mashiach versagt? Was für eine Zukunft kann es geben? Bevor Adam erschaffen wurde, gab es Leere! Was ist Leere? Es ist das Nichts. Es ist die totale Dunkelheit! Totale Nichtexistenz. Keine Gedanken. Kein Licht. Keine Sterne. Keine Bewegungen des Windes oder der Meere.“ Er ließ seinen zwei Jahre alten Sohn auf seinen Knien hüpfen. „Yehohshua. Yehohshua. Eine Last ist dir auferlegt worden. Was für eine großartige Liebe du für uns gehabt haben musstest, um zu uns zu kommen.“ Das kleine Kind berührte behutsam Yosefs Gesicht und streichelte seinen wachsenden Bart. Yosef drückte ihn fester an seine Brust, Tränen bildeten sich in seinen Augen. „Was bin ich für dich, Sohn? Wie kommt es, dass ich dich zu einer so außergewöhnlichen Persönlichkeit großziehen darf? Sohn, mehr als du bist, ich liebe dich, wie du bist. Du bist mein Sohn!“ Yosef ließ seinen kleinen Sohn Yehohshua aus seinem Griff und ließ ihn los, um zwischen den Tieren zu gehen. Er rief Miryam und sagte ihr, dass er gehen müsste. „Pass immer auf deinen Sohn auf“, rief er aus, als er sein Araberpferd bestieg. Er winkte zum Abschied, bevor er in Richtung Hebron galoppierte. Auf seiner persönlichen Reise fühlte sich sein Herz schwer. Seine Gedanken schrieen nach dem Verständnis der Zukunft, der Vergangenheit, nach beiden Zeitereignissen, die die Gegenwart bewirkten. Die Stunden vergingen, ohne es zu bemerken. Die Hügel schienen dieselben zu sein. Der Anstieg, der Abstieg, eine Widerspiegelung einer anderen Reise vor einiger Zeit. Nach und nach kam er nach Machpelah zu dem Grab, wo Avraham und Sarah und Yitzchak und Rebekah und Israel und Leah begraben waren. „Wo werden Miryam und ich begraben sein? Zusammen? Getrennt? Die Kammern der Könige von Israel sind ständig versiegelt! Was für ein Wort ist stark genug, um durch so undurchdringliches Fleisch zu dringen?“ Die dichte Dunkelheit der Höhle ließ ihn weinen. Seine Hand streckte sie nach vor, um die Seitenwände zu berühren, wobei er ihre zerklüfteten und rauen Einschnitte spürte. „Vater Avraham“, weinte Prinz Yosef. „Ich bin dein Sohn, Yosef ben Ya’akov, der Ehemann von Miryam, von der der Sohn Yehohshua aus dem Hause David geboren wurde. Ich weiß als sichere Tatsache, dass du aufgehört hast zu existieren und dass dein Fleisch und deine Gedanken nicht mehr sind, doch um meinetwillen muss ich es dir sagen, dein Zweck ist erfüllt worden. Bei der Auferstehung werde ich mich erinnern, wie ich
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stand und wie ein Kind vor deinem stillen Grab weinte, und zusammen werden alle unsere Vorfahren jubeln. *** Im Zwielicht des Abends stieg die Karawane der Weisen den letzten Hügel nach Beit-Lechem hinauf. Sobald sie über dem Hügel waren, sahen sie die hohen Brustwehre des Hauses, das auf der steilsten Felswand stand. Es schien, als ob es von dem Licht der Sterne gebadet wurde. „Wir sind hier!“ schrie der Oberweise. Die müden Reisenden schauten einander an und begannen zu weinen. Übereinstimmend ergriffen sie einander an den Armen und klopften auf den Rücken ihrer Gefährten, denn ihre Reise war gelungen! Als die Sonne voll in den westlichen Bergen unterging und die Wolken tiefrot und durchscheinend purpurrot malte, zog die Karawane um den Berg des Hauses. Als sie ihre Kamele senkten, stand eines kurz aufrecht und blickte in den schattenumrissenen Wald. „Schaut, es ist, als ob die Schekina hier ist und vor uns steht.“ Die Diener des Hauses von Miryam und Yosef, als sie den Aufruhr hörten, eilten, um die Tür zu öffnen. Erschrocken durch die Anwesenheit der siebzig Männer keuchten die zwei Frauen laut und alarmierten Miryam. „Wer sind die Männer?“ „Wir sind die Weisen. Wir sind aus den östlichen Ländern gereist, um dich zu besuchen – und dein Kind.“ „Mein Kind schläft. Er hat gerade gegessen.“ „Wenn wir ihn nur für einen Augenblick anschauen dürfen, werden wir ruhig sein. Wir versprechen, ihn nicht zu stören.“ „Ich bin an nächtliche Störungen gewöhnt. Viele kommen, um Yehohshua zu sehen. Ich werde ihn für euch wecken.“ Sie schüttelte ihn sanft und weckte ihn aus seinem tiefen Schlaf. Für ein paar angespannte Augenblicke weinte er laut bei dem Eindringen, aber dann beruhigte er sich. Das Kleinkind konzentrierte seine Augen auf die prächtig gekleideten Männer, stand auf und ging zu ihnen. Er streckte seine Hände aus, um die Finger des Führers zu berühren, der ihn impulsiv umarmte und ihn zärtlich auf den Nacken küsste. Die anderen ließen sich auch hinab auf ihre Knie und beugten ihren Rücken, so dass ihre Stirn den Boden berührte. Yehohshua blieb vor ihnen wie angewurzelt durch die Plötzlichkeit von allem. Sein fröhliches Lächeln berührte ihre Herzen, und jeder wiederum umarmte und küsste ihn. Der Diener, der süße Brötchen bei der Hand hatte, teile sie mit den Besuchern. Schüsseln wurden hereingebracht und die Sandalen der Weisen wurden ausgezogen, so dass ihre Füße von dem Schmutz ihrer Reise gewaschen werden konnten. Yehohshua, der zwischen ihnen ging, trug ein Handtuch zum Abtrocknen ihrer Füße. 140
„Morgen, junger König, wecke uns, damit wir dir und deinen Eltern Geschenke geben“, sprach der Führer sanft zu dem Kind. „Wirst du das für uns tun, damit wir nicht vergessen?“ neckte er. „Ich werde der Erste sein, der aufwacht“, antwortete Yehohshua, dann umarmte er die Beine seiner Mutter, als er kicherte. Am folgenden Morgen war Yehohshua der Erste, der aus seinem Schlaf erwachte. Er rannte fröhlich hinaus auf den weiten Hof und ging direkt zu dem errichteten Zelt und schüttelte den Führer aus seinem Schlaf. Der Führer wachte mit einem freundlichen Lächeln und einem sanften Lachen auf, als er Yehohshuas weite, fröhliche Augen sah. „Junger König, erlaube mir, dich zu umarmen.“ Die Augen des Führers füllten sich mit Tränen, dann weinte er unbeherrscht und weckte den Rest der Besucher. Angesteckt durch die emotionale Erleichterung des Mannes, weinten sie auch und konnten den Tränenstrom nicht zurückhalten. Yehohshua berührte die Wange des Mannes und hielt auf seiner Fingerspitze einen glitzernden Tränentropfen. Am selben Morgen kehrte Yosef aus Zacharias Haus zurück. Als er die Mitte seines eingezäunten Geländes erreichte, blickte er auf das große, bunte Zelt. Er dachte: „Babylonier! Also, sogar sie wissen es! Doch der Kohen Hagadol kam nie nach Beit-Lechem. Nicht einmal ein Gesandter! Soldaten scharten sich nie zusammen! Schreie erfüllten nie die Luft! Nein, nicht einmal ein Wimmern von Herodes. Ist es vielleicht am besten?“ Yosef stand bewundernd, als sein Sohn die siebzig Männer aus ihrem Zelt führte. Die großen und stämmigen und haarigen Männer schienen wie Kinder zu sein, die einander folgten. Einige, die zu den Kamelständen rannten, kehrten mit zugedeckten Paketen zurück. Die ganze Versammlung senkte sich auf den Boden. Als Yosef sich neben Miryam näherte, deckte die Versammlung der Weisen riesengroße Behälter mit Gold, Weihrauch und Myrrhe auf. Yehohshua, der zwischen den Geschenken spielte, entfernte das Siegel von dem verzierten Krug mit Weihrauch und bestürmte den ganzen Hof mit dem intensiven Wohlgeruch des Duftstoffes. Miryam lachte und nahm den Deckel aus Yehohshuas Hand und versiegelte wieder fest den Krug. Prinz Yosef, Prinzessin Miryam und ihr kleines Kind verbrachten den ganzen Tag mit ihren eingeladenen Gästen. Yehohshua hörte ihren Geschichten von ihrer Reise zu, und als das Kind mit einer hohen milden Stimme sprach, so sprach er zu den Weisen Geschichten über sein Spiel mit den Schafen und Ziegen und wie er lernte, seinem Vater kleine Bretter zu bringen, wenn er nach einem rief. Die Männer lachten. Nach ihrer Abendmahlzeit mit den Weisen zogen sich die Weisen in ihre Zelte zurück, um zu schlafen. Sie waren äußerst zufrieden. Als die beiden Planeten sich zu trennen begannen und die ausstrahlende Helligkeit verringerten, kamen die tief offenbarenden Träume des Morgenechos zu dem Führer der Weisen. Ein intensiver Schweiß
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umhüllte sein Gesicht. Sich hin- und herwerfend erwachte er plötzlich und schaute den jungen Yehohshua an. „Du musst mein Zelt lieben“, sprach er nervös zu ihm. Das kleine Kind nickte energisch. „Ich auch“, lächelte es freundlich. „Schnell, reden wir mit deinen Eltern.“ Yehohshua griff nach den Händen des betagten Mannes und führte ihn begeistert direkt zu Yosef und Miryams Schlafzimmer und überrumpelte sie. „Es tut mir Leid“, lächelte der verlegene Weise matt. „Ich folgte einfach dem Kind.“ „Alle Menschen, die unschuldigen Kindern folgen, begegnen unerwarteten Ereignissen“, lächelte der Yosef mit dem Mann. „Ich werde bald bei dir sein.“ Im Speisezimmer saßen die beiden nebeneinander. „Prinz Yosef, ich hatte einen störenden Traum, bevor ich aufwachte. Es ist unerklärbar, aber ich muss euch verlassen.“ Yosef nickte schweigend. „Würdest du zufällig eine andere Route kennen, auf der wie zurück nach Babylon reisen können?“ „Ja. Die Nabatäer nehmen die Straße von Aqaba direkt zu Al Jawl und von dort nach Bastra.“ „Direkt zum Persischen Golf?“ „Ja. Aber ihr werdet vorsichtig durch die Treibsanddünen navigieren müssen, und ihr müsst viel Wasser und Trockennahrung mitnehmen. Jedes vorbeiziehende Jahr stiehlt die Wüste immer mehr fruchtbares Land von den Hirten. Ihr Tagebauverfahren leert das Land von seinen Bäumen. Keine Wurzeln, kein Land.“ Die Weisen packten und gingen, indem sie sich weigerten, zu Herodes zurückzukehren. An demselben Abend in der Privatsphäre der Nacht umarmte Yosef Miryam leidenschaftlich. Sein Samen haftete an ihren Eierstöcken. Beide schliefen ein. In den Tiefen der Nacht wird die Seele entweder von allen Gedanken versengt oder eine Invasion von unerklärbaren Träumen besucht einen. In dem Zwielicht vor der Morgendämmerung besuchte Yehuway Yosef inmitten eines Traums. „Yosef“, drang eine tiefe Stimme in die Tiefen seines Verstandes. „Nimm dein kleines Kind, ebenso seine Mutter und fliehe nach Ägypten! Bleibe dort bis zu dem Tag, an dem ich dir Nachricht bringe, dass du sicher nach Israel zurückkehren darfst.“ „Yehuway, warum müssen wir in solcher Hast gehen?“ „Herodes sucht das kleine Kind, um es zu vernichten.“ Yosef kreischte beim Aufwachen. Er schüttelte sofort seine Ehefrau. Die Diener erwachten auch. Ruhig bepackte er seine stärksten Esel und drei Kamelgespanne. Yosef bestieg sein Araberpferd und führte sie rechtzeitig vor der Morgendämmerung aus Beit-Lechem hinaus, wobei er bange
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südwestlich zur Küste ging, dann südlich nach Ägypten, so konnte Hoseas Prophezeiung erfüllt werden. „Aus Ägypten rief ich meinen Sohn.“ Zwei Wochen später, während Herodes in den Himmel starrte und nach dem hellen Stern suchte, sagte er zu Doris: „Es scheint merkwürdig zu sein, dass der Stern plötzlich verschwand. Doris, schaue ich auf der richtigen Stelle?“ „Ja, Mann. Der Stern sollte direkt vor deinen Augen sein.“ „Ich sehe ihn nicht.“ „Es könnte sein, dass er für das, was er stand, nicht mehr steht. Daher wird er nicht länger gebraucht.“ Herodes neigte seinen Kopf, um ihre Worte zu begreifen. Als er verstand, was sie gesagt hatte, biss er seine Zähne zusammen und ballte seine Hand zu einer Faust. Er krümmte seinen Rücken und schien, als ob er sich auf eine Schlacht vorbereitete. „Diese Hurensöhne machten aus mir einen Narren!“ Er explodierte und seine Schreie ließen die Köter auf den schwarzen, feuchten Straßen bellen. „Diese verdammten Bastarde!“ Er griff nach einem Tonkrug und schmetterte ihn gegen die Wand. Seine Scherben flogen überallhin, das Fackellicht glitzerte auf den scharfen Resten. „Wache, hole mir Volumnius!“ *** Der römische Söldner wecke seine schlafende Armee und führte ihre gesattelten Pferde aus der Festung Antonia. Die schwer bewaffneten Männer spannten ihre Gesichter an, als die mit Leder bedeckten Hinterbeine ihrer Pferde Erdklumpen wild in die Luft hochtraten. Die Pferdeköpfe bäumten sich von der außerordentlichen Gewalt, die über ihrer Gebisstange ausgeführt wurde, auf und verängstigten die zuschauenden Bürger. Die Söldner ritten hart in die erste Querstraße des kleinen Dorfes. Nicht weit hinter der letzten Reihe des Hauses brachten die Soldaten ihren Vormarsch zum Schweigen und verlangsamten die Pferde, um sich zu beruhigen, da der weiße Schaum von den Brustkörben der Pferde lief. Der Sonnenaufgang enthüllte langsam den weißen Atem der Pferde und die angespannten Männer. Sie machten die Taktik rückgängig und ritten langsam hinein. Sie hielten ihre Schwerter fest in ihren Händen. Leise zogen sie am ersten Haus vorbei. Dann an dem zweiten. Ebenso am dritten. Vor jedem Haus stieg ein Soldat ab. Sie standen bewegungslos bei den Eingängen, bis das Ganze Dorf in einem Schraubstock der nicht zu entfliehenden Vernichtung gefangen war. Als die Soldaten voll aufgestellt waren, riss der General seinen Arm nach unten. Bei dem Signal drangen die Soldaten in die schlafenden Haushalte ein und töteten die männlichen Kleinkinder. ***
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Einen Tag vorher war eine junge verheiratete Frau mit ihrem älteren Ehemann aus Yerushalayim zurückgekehrt, nachdem sie ihr verpflichtendes Reinigungsritual vollendet hatten. In derselben Nacht rückte der Mann dicht zu seiner Ehefrau. Er nahm sie zärtlich in seine Arme. Süße, üppige Leidenschaft brachte ihre Körper zusammen, während ihr Baby still in seiner Krippe schlief. Ein gedämpftes Stöhnen störte sie. Die Frau drehte sich auf ihre Seite. Als die Sonnenstrahlen durch ihr Fenster herabzufallen begannen, traf ein rauer Schlag ihren Rücken, unmittelbar von den fürchterlichen Schreien ihres Kindes gefolgt. Die plötzliche Bewegung erschreckte sie. Sie sprang auf und sah einen Speer aus der Brust ihres Ehemanns herausragen, seine Zunge hing aus seinem Mund. Der Kopf ihres Babys war von seinem Körper abgehackt und rollte zu ihren Füßen. Sie sprang hysterisch von dem Kopf des Babys weg. Ihre abrupte Bewegung brachte sie aus dem Gleichgewicht. Ihr Rücken schlug in die Steinwand. Ein amüsierter Soldat sauste zu ihr und schlug ihr boshaft ins Gesicht. Er riss ihren Körper auf das Bett und ergriff sie an ihrer dünnen Tunika. Er riss sie weg, wobei er ihre Brüste entblößte. Er zerriss das übrige Gewand, das um ihre Beine gewickelt war. Er vergewaltigte sie. Innerhalb von Minuten wurden fünfundzwanzig Knaben unter dem Alter von zwei Jahren von den Söldnern hingeschlachtet. Die überlebenden Frauen krochen langsam aus ihren Häusern und schleppten mit sich ihre enthaupteten und verstümmelten Kinder. Die amputierten Körperteile bluteten auf den Fußböden. Die mehreren Männer, die den Soldaten widerstanden, wurden auf ähnliche Weise getötet. Innerhalb von Stunden überraschte ein tobendes Feuer ein paar Häuser. Die feuchten Bäume, die aufloderten, schickten Rauchsäulen in die Luft. „Hat jemand das Kind identifiziert, das uns zu töten befohlen wurde?“ Nicht ein Soldat antwortete. „Dann müssen wir zu den Küstenstädten eilen und diese Kinder ebenso kriegen“, befahl der römische Anführer seinen Truppen. „Warum dort?“ „Im Fall, dass wir das Kind hier verpassten. Es ist logisch, dass, falls jemand aus diesem Dorf entkam, sie die Straße zur Küsten genommen haben. Wir müssen alle Kinder töten, damit wir Herodes zufrieden stellen können.“ „Und was ist mit den Frauen“, fragte der Vergewaltiger. Der General schaute auf seine in Unordnung gebrachte Kleidung, wie es die anderen Soldaten taten. „Tut, was auch immer ihr mit ihnen tun wollt, wie ich sehe, habt ihr es schon.“ *** Mattityahu, als er Yehohshuas Biographie Monate, nachdem er starb, beendete, dachte an diesen Augenblick. Göttlich inspiriert verband er Jeremias Prophezeiung mit diesem Ereignis. Er rief sich ins Gedächtnis, 144
wie sechshundert Jahre vorher die Babylonier die Juden erobert, Yerushalayihm zerstört und die Überlebenden in einer hohen Berggegend in der Nähe der Grenze, die Judäa von Israel trennte, versammelte. Dort wurden die schwachen und gebrechlichen Überlebenden missbraucht, dann niedergemetzelt. Die Besten unter ihnen marschierten in Ketten zu den Territorien unter babylonischer Herrschaft. Er dachte an Rachel und die Geburt ihres Sohnes Benyamin. Obwohl sie bei der Geburt starb, hatte Ya’akov Hoffnungen auf eine bessere Zukunft für den Rest der Menschheit. Mattityahu drückte Jeremias Prophezeiung aus: „In Ramah wurde eine Stimme gehört. Klagen und Weinen und eine große Trauer kam. Rachel weint um ihre Kinder. Sie kann nicht getröstet werden. Die Kinder sind tot.“ *** In der Stadt Memphis in dem Land Ägypten ließ sich Prinz Yosef mit seiner Familie nieder. Er mietete ein kleines Haus von einem jüdischen Kaufmann und verbrachte die nächsten paar Jahre ruhig und beobachtete seine heranwachsenden Kinder. Miryam, schwanger, gebar ihren zweiten Sohn, Jakobus, dann wieder als ihr drittes Kind, eine Tochter.
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Kapitel 2 Augustus Antipater verweilte ängstlich nervös draußen vor Augustus Kammern. Augenblicke später öffnete der Diener des römischen Kaisers ihm die Tür. „Ist es wahr, was ich gehört habe?“ fragte der finstere, grauhaarige Mann Antipater. „Seit dem Besuch der Weisen ist mit meinem Vater Herodes nicht vernünftig zu reden! Sogar sein Bruder Pheroras hat all seine Einfluss bei ihm verloren“, bekannte Antipater. „Ja“, sagte Augustus. „Ich habe gehört, dein Vater Herodes sandte seine persönliche Söldnereinheit, um Babys zu seinem Vergnügen auf den Straßen hinzuschlachten. Warum hätte er in diesen Zeiten der Revolte, die in jeder Stadt überschäumt, so etwas getan?“ Antipater zögerte, bevor er antwortete. Er wollte seinen Vater nicht weiter beleidigen, indem er dem römischen Kaiser die ganze Wahrheit über die boshaften Taten seines Vaters erzählte. Daher milderte er die Wahrheit mit einer Lüge. „Diese Gerüchte sind Lügen, die von seinen Widersachern heraufgebracht werden! Sie denken, weil Aristobulus und Alexander neben Hyrcanus begraben sind, alle Kinder der Welt seiner Wut unterworfen sind! Es ist ausgesprochener Unsinn!“ „Ich bin froh, dass du beschlossen hast, deinen Vater zu verteidigen“, sagte Augustus. „Wir sind große Freunde, weißt du?“ „Ich unterstütze meinen Vater in allem!“ ergriff Antipater diese Gelegenheit, um sich in Augustus Augen zu erhöhen. „Ist das wahr?“ „Natürlich ist es das. Was für ein anderer Mann seines Alters könnte herrschen wie er es tut?“ „Sein Alter?“ flüsterte Augustus ruhig. „Und sollte dein Vater den Tod deiner Mutter verlangen, wirst du ihn darin auch unterstützen?“ „Kann ein Sohn einen Vater hassen, der von seiner Ehefrau Respekt verlangt?“ „Bedauerst du nicht, sein Sohn zu sein?“ „Mächtiger Cäsar, bitte intellektualisiere nicht mit mir. Du und mein Vater seid große Politiker und habt schlaue Methoden über meine Fähigkeiten hinaus. Ich gebe zu, ich habe Angst, dass ich als Ergebnis einer falschen Antwort leiden mag. Da ich nicht weiß, was für Worte ich zu dir sagen soll, ergebe ich mich deiner Weisheit.“ „Wenn das dein Wunsch ist, dann lass es so sein.“ Augustus berührte seine Stirn. „Ich habe von deinem Vater Neuigkeiten gebracht. Die Ehefrau deines Vaters, Doris, verlangt deine Anwesenheit in Yerushalayim.“ „Was rätst du?“
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Augustus lächelte. „Persönlich, wenn ich Herodes Kind wäre, würde ich nach Petra einschiffen. Bei Pheroras leben, bis deine beiden Elternteile dahinscheiden.“ „Ich kann nicht nach Petra gehen. Mir ist verboten worden, meinen Onkel zu besuchen.“ „Verboten von deinem Vater?“ „Ja.“ „Warum?“ „Familienangelegenheiten“, er zuckte mit den Schultern. „Deine Familienangelegenheiten haben den Geschmack von Gift. Ich werde deinem Onkel schreiben, dass er dich in Caesarea trifft.“ *** In der Stadt Petra lag Pheroras krank in seinem Bett. Sein Magen war ein Schmerzknoten. Unfähig, sich zu bewegen, brummte er über sein unbequemes Bett. Die Laken und Polster bündelten sich unter ihm zusammen und wurden wie ein Stein für seinen heiklen Magen. Er fragte sich, warum er nicht die Annehmlichkeiten seiner liebevollen Ehefrau hatte, die ihn in ihren weißen Armen wiegte. Er lächelte. Sein dunkles Fleisch auf so weißer Haut! Es spielte keine Rolle. Er war zu krank, um zu genießen, sie neben sich zu haben. Tage vorher wurden Herodes und seine Schwester gerufen, um Pheroras zu besuchen. Widerwillig verpflichtete sich der ältere Bruder, ihn zu besuchen, aber sein Besuch war keine Zusicherung der Liebe. Eher war es ein Versuch, Pheroras wieder zu beschimpfen, seine Sklavin geheiratet zu haben, und für ihre Einmischung bei seinen Steuerplänen für die P’rushim. „Könnt ihr zwei je zu streiten aufhören?“ fragte Salome endlich ihren Bruder, König Herodes. „Irgendwie versagen Worte des Trostes zwischen einem Bruder und einem anderen Bruder“, sagte Herodes zu seiner Schwester. „Ich bin loyal zu dir“, fühlte sich Pheroras zu sagen gezwungen. „Wenn du so loyal zu mir bist, warum wünschst du für mich, dass ich Petra den Essenern gebe?“ „Sie waren nie ungehorsam zu dir. Sie erachten keinen Menschen über einem anderen. Sie sind einer solchen Bitte würdig.“ „Dein Herz ist zu weich, zu bereit, alles wegzugeben an Leute, die sich um nichts scheren. Stimmst du mir zu, Salome?“ „Herodes, wann habe ich zu allem, was du mich fragst, ja gesagt, auch wenn du mich so jämmerlich behandelst“, erwiderte sie. In dieser Nacht schlief Herodes schlecht. Eine Nacht der Angst und Besinnung besuchte seine Träume, indem seine hingerichteten Kinder und ermordeten Ehefrauen in Erinnerung gerufen wurden. Er dachte an seine Schwestern und Brüder.
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Am nächsten Morgen besuchte Herodes wieder Pheroras Schlafzimmer. Auf mysteriöse Weise begann er zu weinen. Aber Pheroras fragte sich, für wen die Tränen wirklich waren. „Die Weisen haben mich reingelegt“, bekannte Herodes. „Sie weigerten sich, mich als den Mashiach anzuerkennen. Wie konnten sie mich so schmähen?“ „Vielleicht verirrte sich ihr Führer und sie nahmen die falsche Straße?“ „Sei nicht so blödsinnig.“ „Ich entschuldige mich. Aber du bittest mich um eine Antwort, die ich nicht verschaffen kann.“ „Du weißt, ich schickte Volumnius, um alle Kinder in Beit-Lechem zu töten.“ „Was?“ erwiderte Pheroras. „Warum?“ Herodes schaute seinen Bruder an. „Du hast nicht das Recht, mich zu verurteilen, da ich mein Königreich für meine eigenen Kinder bewahren will. Sicherlich wird die Geschichte mich nicht verurteilen. Tatsächlich werde ich gelobt werden.“ „Die Geschichte wird dich für das, was du getan hast, loben?“ Herodes spielte mit seinem Bruder. „Was sagte ich, dass ich tat?“ „Du sagtest, dass du alle Kinder in der Stadt Beit-Lechem tötetest.“ „Wann sagte ich je eine solche Sache?“ „Warum neckst du mich so – um dein eigenes Ego zu befriedigen?“ Herodes lehnte sich weit über seinen Bruder und keuchte schwer über seinem Gesicht. „Pheroras, liebst du mich?“ „Ja, Bruder, ich liebe dich noch immer. Trotz aller eigenartigen Dinge, die du gegen Männer und Frauen und Kinder begangen hast, schafftest du es irgendwie, wundervolle Dinge zu bewerkstelligen. Nur du hast die Begabung und politische Klugheit, eine kleine Nation wie unsere mit der größten militärischen und ökonomischen Macht auf der Erde anzugleichen. Aber Bruder, durch solche Ambitionen erheben sich Leiden und Qual! Die Qual der Wahl entwickelt sich. Jedoch ist die Geschichte mit den Geschichten von vielen Männern gefüllt, die die linke Straße gewählt hatten, wenn die rechte Straße besser gewesen wäre. Aber du kennst immer irgendwie den Pfad, um dein Volk darauf zu führen. Warum Yehuway dich nicht als den Mashiach erwählte, geht über meinen Verstand. Wer sonst ist würdiger als Herodes, mein Bruder?“ Herodes räusperte sich schroff und schritt von Pheroras weg. „Du beleidigst mich mit einer Taubenfeder, doch beruhigst du mich mit der Wahrheit der Tugend.“ Herodes ging auf die Tür zu, dann wirbelte er herum. „Rufe deinen Oberschriftgelehrten für mich“, rief er aus. Als der Schriftgelehrte hereinkam, zitternd und ängstlich, bellte Herodes. „Gib Petra den Essenern. Sie sind die einzigen Leute, die sich nie gegen meinen Bruder stellten.“ Der nervöse Schriftgelehrte tauchte seine Feder in die Tinte und schrieb die Worte durch, die Petra an die Essener-Bewegung beurkundete. Er verbeugte sich und reichte das Pergament Herodes, dann ging er 148
rückwärts aus dem faulen Atem des Mannes. „Sein Körper ist verfallener Anblick. Dreckig, stinkend. Seine Eingeweide ein ständiger Sumpf, der plötzlich aus seinem Inneren explodieren und die kostbaren Seidenlaken ruinieren würde“, dachte der Schriftgelehrte. Herodes gab das Pergament seinem jüngeren Bruder. Er nickte dankbar. „Schriftgelehrter, drücke mein Siegel hinein.“ Als der Schriftgelehrte den Reliefzylinderstein in das Wachs drückte, begegnete Pheroras einem weiteren schnellen Blitz des qualvollen Schmerzes in seinem Magen. Seine plötzliche Schärfe ließ ihn aufbäumen. Er biss seine Zähne zusammen. Seine Halsmuskeln ragten hervor, die Sehnen zeigten deutlich seine Qual. Er legte sich in eine Fötallage und schrie, wie nur ein Mann, der den Schrecken des Scheols gegenüberstand, schreien konnte. Es war so entsetzlich, es verängstigte den Schriftgelehrten, ebenso Herodes. Augenblicke später ließ der Schmerz nach. Pheroras entspannte sich und blickte auf das sich vermindernde Licht der Zimmerdecke. Er erhob seine schwache Hand, um den Speichel von seinen Lippen zu wischen. Sein Kopf hob sich leicht hoch, um in die Augen seines Bruders zu schauen, aber bevor ihre Kinne sich auch nur begegnen oder ihre Finger einander berühren konnten, wurde Pheroras ohnmächtig.
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Kapitel 3 Antipater Die weite Ausdehnung des Meeres erregte Antipater. Die Männer an den Rudern, der rhythmische Schlag der Trommel und die Männer, die jedem Kommando des Zuchtmeisters gehorchten. „Solche Macht!“ dachte er. Fasziniert durch das Navigationsgeschick des Schiffsmeisters versuchte er sich, mit den Griechen zu vermischen, die einst nach Indien gesegelt waren. „Wie kannst du dich mit einer so gewöhnlichen Seereise abfinden, nachdem du nach Indien gereist bist?“ „Dienst für Cäsar ist lohnender. Sogar die Admiräle respektieren mich.“ „Indien? Wie oft wünschte ich mir, nach Indien, nach Britannien, nach Gallien zu fahren.“ „Nach Gallien?“ „Ja. Ich hörte, die Sonne bleibt noch lange, nachdem sie woanders in euren Außenposten untergeht – Paris, glaube ich.“ „Es ist ein dreckiger Außenposten. Besser in Spanien sein und fischen oder Wachteln jagen.“ Antipater schaute zum Himmel. Er liebte die nächtliche Zeit. „Ich bin eine zerbrechliche Sache, verglichen mit den Vögeln und den Fischen. Was für eine Größe mein Vater hat, verblasst zu Bedeutungslosigkeit, verglichen mit der Freiheit der kleinsten Fische und der Eroberung der Vögel über den Wolken.“ Er starrte auf eine griechische Amphore, die einen mächtigen Krieger zwischen zwei schönen Frauen darstellte. „Ich sollte ein solcher Mann sein.“ Das Segel des römischen Schiffs flatterte stark den ganzen Weg zu der asiatischen Küstenlinie. Als Antipater Tarentum erreichte, fragte er sich, warum die persönliche Eskorte seines Onkels dort war, um ihn Tage vor dem Termin entgegenzugehen. Neugierig streckte er sich, um über die Schultern der Sklaven und Bürger und Kaufleute zu sehen, die den Basar überfüllten. Er erwartete, den Streitwagen seines Onkels zu finden. Stattdessen standen schwarze Pferde am Straßenrand. „Schwarz?“ schrie er zur Menge aus. Eine plötzliche hellseherische Energie erfüllte sein Herz. Er fühlte eine merkwürdige leere, eine aufrichtige Sehnsucht, einen bekümmernden Ausdruck, der sein Wesen gefangen nahm und entzückte. „Onkel“, schrie er, als er die Beerdigungskennzeichen der schwarzen Pferde und die Kleidung der Ehrenwache sah, die kam, um ihn abzuholen. Antipaters Lunge fühlte sich plötzlich, als ob sie plötzlich kollabiert wäre, indem sie alle Luft vor ihm ausschlossen. Er kämpfte, um zu atmen. Er fiel auf seine Knie und kotzte auf den Boden. *** In Caesarea war der Kai menschenleer. Keine Abordnung. Keine Pferde. Nichts, außer dem Geräusch des Meeres, das an den Schutzwall der Hafenanlage krachte. 150
Herodes, der schwarze Gewänder trug, weigerte sich, mit jemandem zu sprechen. Antipater trug purpurrote Gewänder. Trotzig platzte er in die Privatkammer seines Vaters und schrie: „Vater! Sprich mit mir!“ Hinter Antipater folgte Varus, der syrische Statthalter, der von Augustus ernannt wurde, um die bevorstehende Tragödie zwischen Sohn und Vater zu schlichten. „Was will mein Sohn von mir?“ Herodes erhob sich von seinem Stuhl. Sein Verhalten verriet eine unheimliche Niederlage, die niemand vorher, der Herodes kannte, gesehen hatte. Antipater umarmte ihn sofort und küsste ihn auf seinen Nacken. In diesem Augenblick fühlte Antipater, wie die mächtigen Arme seines Vaters ihn wegschoben. „Das ist nicht notwendig“, sprach er. Dabei erhob Herodes seine Hand, schlug Antipater boshaft, wobei seine Wange rot brannte und seine Oberlippe aufplatzte! Blut floss aus seinen Mundwinkeln auf sein Kinn und tropfte zu Boden. Der Schlag erklang im ganzen Raum. „Vater! Was habe ich Unrechtes gegen dich getan?“ schrie er. „Du hast dich verschworen, mich zu töten! Du hast dich mit anderen verschworen, mich zu vernichten! Um von mir zu nehmen, was dir schon gegeben worden ist! Schau mein Gewand an!“ schrie Herodes so laut er konnte, wobei er Speichel auf seinen Sohn spuckte. „Was für eine Farbe trage ich?“ „Schwarz.“ „Was für Farben trägst du?“ spuckte er aus. „Purpurrot“, antwortete sein Sohn schwach. „Mein Bruder wurde vergiftet! Von seiner Frau vergiftet! Vergiftet von dieser Hure von einer Sklavin, die nicht warten konnte, mich zu stürzen! Vergiftet von der Frau, mit der du dich gegen meine Wünsche befreundetest! Oh, armer, armer Pheroras! Warnte ich ihn nicht, Salome? Tat ich es nicht, Antipater?“ „Ich weiß es nicht“, duckte sich Antipater. Salome schritt zurück zur hinteren Wand und hoffte, sich irgendwie mit den Schatten zu vermischen. „Du weißt es nicht?“ stürmte Herodes seine Worte hervor. „Und was habe ich gehört, dass du zu dem Schiffsnavigator sprachst? Ich bin ‚zu alt, um zu herrschen’, sagtest du zu ihm? Ist es das, was du auch zu Augustus sagtest? Dass ich zu alt bin, um zu herrschen?“ „Ich sagte, du wärest unter den wenigsten Königen, die so lange leben. Ich meinte es stolz. Du hast es falsch als schlecht ausgelegt.“ „Falsch ausgelegt? Wie ich es getan habe, indem ich dachte, dass ich die Verkörperung des Mashiachs wäre?“ „Ich weiß es nicht“, schluchzte Antipater aus. „Warum weinst du? Könige weinen nicht!“ „Ich bin kein König.“ „Das ist gewiss korrekt.“
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Antipater legte seine Arme um seinen Brustkorb, Tränen fielen aus seinen Augen auf den Boden. „Wie kannst du womöglich von mir denken, so verräterisch zu sein?“ Herodes ging zu Varus und enthüllte eine Schriftrolle, die er in seinem schwarzen Gewand versteckt hielt. Varus rollte sie auf und las Herodes Erlass: „Dein samaritansicher Vertrauter und deine römische Hure, Acme, gaben deine Verschwörung zu und klagten dich als den Hauptmittelsmann an, der wünscht, den König zu ermorden. Wenn das wahr ist, bist du des Verrats, der Verschwörung und des versuchten Mordes an deinem Vater schuldig.“ Herodes schob Varus zur Seite. „Sohn, bist du schuldig?“ „Ein Prozess muss mich so befinden, Vater. Nicht deine Ankläger noch deine römischen Lakeien werden mich für schuldig befinden.“ Varus rieb nervös seine gepanzerte Brustplatte, dann entschuldigte er sich aus dem Raum. „Varus?“ flehte Antipater. „Augustus befahl dir, mich zu beschützen.“ „Warte neben deinem Vater“, erwiderte Varus. Augenblicke später kehrte er mit Nikolaus zurück. „Was machst du“, wurden seine Augen weit, als er die Ketten um seine Hände gelegt sah. „Wohin bringst ihr mich?“ fragte er Varus und Nikolaus, als sie ihn zu der unteren Kammer des Palastes eskortierten. Dort, tief im Bauch der Burg, sperrten sie Herodes Sohn ein. Herodes vertrauensvollster Gefängniswärter wurde über Antipater die Verantwortung übertragen. *** Tage der Qual vergingen. Doris blühte im Triumph ihrer Verschwörung auf. „Nun, großer Ehemann, bitte Augustus, Antipas zum König zu machen.“ Schnell galoppierende Pferde übermittelten Herodes königliche Briefe an Augustus. Als Augustus den Kurier empfing, wurde sein Herz augenblicklich traurig. „Wieder behauptet Herodes, dass einer seiner Söhne, Antipater, Verrat gegen seinen Vater beging – ein abscheulicher Verrat, der von Doris entdeckt wurde.“ Er blickte seine Ratgeber an. „Herodes bittet mich, das Erbe der Regentschaft über das Land an Archelaus zu geben und Antipaters Position aufzugeben.“ Er ließ den Brief auf den Marmorboden fallen. Er hob seine Hände hoch und seufzte: „Wieder.“ *** In einer entlegenen Ecke der Stadt, in der Nähe des Essener Tors, war eine theokratische Schule von dem Intellektuellen Judas, Sohn von Sepphoris, und Matthias, Sohn von Margalus, errichtet worden. Indem sie das Gesetz diskutierten, debattierte die große Studentenkörperschaft die 152
Rechtmäßigkeit von Herodes Goldenen Adlern, die er über den Tempeltoren vor mehr als dreißig Jahren errichtete hatte. „Gemäß dem mosaischen Gesetz sind die Adler eine Abscheulichkeit! Alle Länder, alle Kulturen beanspruchen den Adler als den Stolz des Landes. Das Symbol ihrer Macht. Die Assyrer, die Babylonier, die Griechen, die Römer und ohne Zweifel alle zukünftigen Hauptmächte lieben den Adler. Aber wir wissen, dass die Adler sich gegen die Wahrheit auflehnen. Überdies gegen Yehuway, sie sind unreine Aasfresser, wie die Schweine und die Hunde es sind!“ „Ja!“ unterstützte ein anderer seinen Freund. „Falls es je ein wahres Zeichen der satanischen Autorität gab, das den Nationen gewährt wurde, ist es das Zeichen des Adlers!“ „Matthias“, fragte ein Student, „unsere Väter hassen die Adler so sehr wie du. Jedoch wagten sie nicht, sie niederzureißen, weil Herodes durch Markus Antonius und dem Willen des römischen Senats an die Macht gesetzt wurde. Herodes ist jetzt siebzig Jahre alt. Altersschwach!“ Entzündet mit Krebs! Da das Gesetz der Rechtschaffenheit auf unserer Seite ist, reißen wir diese verächtlichen Bildnisse nieder!“ „Aber was, wenn sich Herodes Söldner gegen uns erheben?“ rief ein anderer Student aus. „Die Adler sind lange dort, lasst sie bleiben.“ „Yehuway hat uns anders angewiesen“, untermauerte Judas die Ideen seines Freundes. „Sie hätten vor Jahren zerstört werden sollen. Nun, bei dem melancholischen Zustand von Herodes marschieren wir zu den Tempeltoren und tun, was wir keine andere Chance zu tun haben!“ „Einige von uns sterben vielleicht für einen solche Affront.“ „Also? Was ist Tod?“ schrie ihr Lehrer. „Es ist nichts für uns, die daran glauben, was ich euch gelehrt habe. Habe ich nicht von den Griechen und von den anderen Kulturen, die uns umgeben, vermutet, dass sie darin Recht haben, was sie schon lange zu uns sagen? ‚Die Seele ist unsterblich – sie kann nicht sterben!’ Was für eine größere Herrlichkeit gibt es als für sein Land und für seinen Glauben zu sterben? Ewige Freude erwartet jene, die aus solchen Gelegenheiten sterben. Viele Männer leben und sterben, indem sie nie ihrem Glauben dienten. Seid nicht wie unsere Verwandten, die versagen, die westliche Theologie zu begreifen, und die sich weigern, ihre Richtigkeit in ihrem Leben einzubinden!“ „Mein Vater sagt, dass deine Ideologien falsch sind, von Satan beeinflusst!“ focht ein anderer Student an. „Sohn, willst du als alter, kranker Mann sterben?“ „Ich will die Wahrheit der Dinge kennen.“ „Die Wahrheit der Dinge ist die Wahrnehmung, dass du selbst verdaust und erkennst.“ „Das kann nicht sein. Die Wahrheit ist kein anwenderbezogenes Bestreben. Sie ist universal, indem sie dasselbe für den einen wie für viele ist.“ „Sohn, wie heißt du?“ 153
„Judas von Galil, Sohn des Ezekias.“ „Ich verstehe. Bist du ein Zelot?“ „Bin ich. Aber ich sage nicht, dass ich Angst vor dem Tod habe. Weit davon entfernt. Ich würde meine eigene Mutter dem Grab anvertrauen, um Freiheit und Gerechtigkeit für alle zu sehen. Kein Schmerz oder Folter kann mich von meinem Kurs abbringen. Aber religiöse Begriffe als eine glorreiche Sache einzugeben, ist für mich so abstoßend wie die Adler über den Tempeltüren.“ „Du musst nicht bei uns sein, wenn wir den Adler zerstören. Bleibe hier und beobachte unseren tapferen Marsch.“ An demselben Nachmittag kletterten mehrere Männer auf das Sims des Tempels und banden starke Seile über den Hals der Adler. Achtzehn junge Männer zogen in der Zwischenzeit an den Seilen, während die anderen, die auf dem Sims waren, das Fundament der Steingravuren wegmeißelten. Nach langer Zeit hörte ein Hauptmann der Wache von einem herodianischen Parteimitglied, was vor sich ging. Sofort schickte er einen Expeditionskorps gegen die Studenten und die Lehrer. Die Garnison verhaftete sie Augenblicke, nachdem der Boden von dem Krachen der Steine donnerte. Stunden später stand die ganze Studenten- und Lehrerkörperschaft vor Herodes. Der Hauptmann der Wache wischte den Staub von seiner Kleidung und verlangte zu wissen, warum sie die Tempeltore angriffen. „Yehuways Gesetz reinigt uns von jeder Schuld“, antwortete der Lehrer, als die Studenten jubelten. Die Trümmer auf dem Gehsteig sind nichts, verglichen mit den Trümmern, die sicherlich Yehuway auf die Stadt geworfen hätte.“ Die Studenten jubelten lauter. „Euer Enthusiasmus tut meinen Ohren weh“, antwortete ihnen Herodes und hustete zwischen den Worten. Er richtete seinen Körper auf dem Stuhl und zwang sich, kerzengerade zu sitzen. Seine krächzende Stimme kämpfte, um deutlich zu sprechen. „Wie kommt es, dass ihr alle so heiter lächelt? Seid ihr so besessen, so von der Torheit eures Lehrers einer Gehirnwäsche unterzogen, dass ihr meinen Galgen nicht fürchtet?“ Matthias schritt vorwärts von seinem Platz in der Reihe. „Töte uns, König. Wer bist du, verglichen mit Yehuway? Zerstöre unser Fleisch! Unsere Seelen werden sich zum Himmel erheben!“ „Seelen? Himmel? Sogar ich würde so gotteslästerliche Worte gegen Yehuway nicht erheben.“ Er wand sich wieder in seinem unbequemen Stuhl. „Hat der Himmel Platz für jene, die einen Frevel begehen? Überwachten nicht die Kohanim selbst die Errichtung der Adler über den Toren? Ihr benutzt euer Gesetz, um Zutritt zu erlangen, wohin ihr nicht gehört! Ihr gebt große Ideologien vor und versagt, die Grundlage des Daseins zu verstehen! Ihr alle seid unverschämte und pietätlose Narren!“ „Wir sind Männer Gottes!“ „Männer Gottes sollten brennen. Nikolaus, ich will diese Lehrer und Rabbis vor mir in Brand setzen lassen, jetzt!
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Der Hauptmann der Wache ergriff die Anführer und führte sie zum äußeren Hof. Dort vor dem König und seiner Schwester Salome wurden die verräterischen Kohanim und Studenten losgebunden, als die gegnerischen Anführer mit Olivenöl überschüttet wurden. Der Hauptmann zündete eine Fackel an und ging an jedem Körper vorbei und zündete ihn an. Die rebellischen Lehrer und Rabbi rannten schreiend ineinander und gegen die Wände, während sie versuchten, vor ihren einhüllenden Flammen zu entkommen. Matthias schaute auf seine Beine und kreischte bei dem Anblick seines schmelzenden Fleisches, die Haut schälte sich ab, wurde rot und schwarz. So intensiver Schmerz, wer kann sich ihm ruhig ergeben? Judas schleuderte sich gegen die Wand und zerquetschte seinen Schädel Sekunden, nachdem die Flammen seine Augen aus dem Gesicht explodierten. Dreißig Minuten später war es vorüber. Die aufwieglerischen Anführer wurden zu Tode gebrannt. Herodes wandte sich an die Studenten. „Sagt mir, ist der Tod zu herrlich wie ihr dachtet?“ Die Studenten blieben still. Ein paar zitterten. Herodes spottete über ihre Schwäche. „Ich bin der König dieses Landes.“ Mit diesen Worten fühlte Herodes eine Woge der Kraft, die in seine Arme und Beine zurückkehrte. Aufgeregt deutete er nach einem Söldner, um ihm seinen Speer zu geben. Indem er schnell zielte, warf er ihn in den Körper des Studenten, der am weitesten von ihm weg war. Der Student versteifte sich bei dem Aufprall. Der zuschlagende Speer warf ihn zurück, das Metall fuhr durch ihn und ließ ihn mit einem explosiven Schmerzrausch taumeln. Als er auf den sich bewegenden Schaft blickte, öffnete er seinen Mund, um zu sprechen. Stattdessen füllte sich seine Kehle mit Blut und ertränkte ihn in seiner Bitterkeit. Bei dem Tod des jungen Mannes wurde Herodes müde von der Demonstration und zog sich im Hof zurück. In den Nischen seiner Räume wurde er deprimiert. „Sogar jetzt kann mich keiner besiegen“, schrie er seinen Dienern zu. „Sogar jetzt!“ Er fühlte die Schmerzen in seinen Unterleib zurückkehren. „Der Tod jedoch besiegt mich“, flüsterte er. „Der unausweichliche Tod!“ In seiner geistigen Qual sonderte er sich in dem entferntesten Teil seines Palastes ab. Tage später, einsam, ungewiss, begann Herodes einen Apfel zu schälen, sich seiner Handlung unbewusst, bis das Messer zufällig in dem Fackellicht glitzerte. Er starrte auf die scharfe Klinge, erhob sie über seinem Kopf und zeigte damit gerade zum Herzen, während er unklare Worte murmelte. Zufällig kam sein Cousin Achiabus in den Raum. Herodes weigerte sich, seine Augen abzuwenden, um zu sehen, wer es war. „Ich ermorderte Mariamne; Mariamne ermordete ich; die hübsche, hübsche Mariamne. Ihr kopfloser Körper verfault. Ein verdammter Mörder bin ich“, richtete Herodes die Worte zu dem Messer. „Herodes, du machst keine Sinn für mich“, sagte Achiabus. Herodes wirbelte herum. In dem Augenblick sah Achiabus die Andeutung eines Messers, das über Herodes Kopf blitzte. Er geriet in Panik und 155
schrie, als er zu ihm rannte und versuchte, rechtzeitig die Hand zu erreichen, die das bedrohende Messer hielt. Die Steinwände des Palastes trugen die Schreie durch die kalten Kammern und alarmierten die ganze Wache. *** „Kerkermeister“, flehte Antipater, als er verstand, was die Wachen im ganzen Palast schrieen. „Ist mein Vater verletzt?“ „Warum sollte ich es dir sagen?“ höhnte der Kerkermeister. „Nun, was soll das ganze Geschrei? Jeder scheint wie Schafe, die einem Wolf gegenüberstehen, herumzurennen. Warum?“ „Ich denke, dass dein Vater starb“, kamen die Worte nacheinander heraus, als ob jedes in einem Zeitraum gefangen wäre, unabhängig voneinander. „Wenn das wahr ist, musst du mich aus diesem Raum frei lassen. Jetzt bin ich der König. Lass mich frei!“ „Wenn du König bist, wirst du freigelassen.“ „Ich bin der König!“ „Dann, König, warte nur ein paar weitere Sekunden. Ich werde mit den Schlüsseln zu deinem Raum zurückkommen.“ *** Im Speisesaal schaffte es Achiabus, Herodes Hand rechtzeitig zu erreichen. Achiabus rang gegen den mächtigen Herodes, und nach langen ermüdenden Augenblicken zwang er ihn zu Boden, wo er das Messer wegtrat. Herodes, der nach seinem Atem rang, hielt sein schwarzes Gewand fest an seine Brust. „Ich habe jetzt zu lange Schwarz getragen.“ Herodes zog sich aus und ließ jeden seinen nackten Körper sehen. Ein paar schritten zurück, bestürzt über den Anblick. Die Rückseite seiner Arme und Waden und Schienbeine war pockennarbig mit einer grässlichen Entzündung von seinem ständigen Kratzen. Sein vergrößerter Penis schien verfault und von seinen Därmen wölbten sich Venen heraus. „Jeder denkt, dass ich diese Plage auf meinem Körper verdiene. Göttliche Strafe von Yehuway für die Ermordung seiner Rabbis. Meine Hoffnung auf meinen Tod. Ich dachte nur daran, ihre Wünsche wahr werden zu lassen.“ „Niemand will dich tot“, erwiderte Nikolaus. Der Kerkermeister eilte in diesem Augenblick durch die offene Tür, erstaunt, Herodes auf dem Boden liegen zu sehen. „Er ist tot?“ „Nein, du Narr!“ verkündete Herodes ihm boshaft, „ich bin noch nicht tot!“ „Antipater sagte, dass er jetzt König ist. Er sagte, dass du tot bist!“ „Oh? Ich verstehe.“ Herodes nahm einen tiefen, mühevollen Atemzug. Er hob seinen schweren Körper von dem Boden hoch. Er schüttelte seinen Kopf und ging langsam nackt zum Fenster. Schließlich wurde sein kratzendes Atmen leichter. 156
„Was geschah mit diesem Stern?“ fragte er sich. Da er nun geneigt war, es zu tun, ballte er seine Fäuste und schlug sie gegen seinen eigenen Kopf, während er laut über seine Trostlosigkeit weinte. „Kerkermeister! Töte Antipater! Tue es jetzt! Sofort!“ „Herodes!“ schrie Nikolaus ihn an. „Alle Adeligen werden sich gegen dich erheben! Wie viele deiner Kinder kannst du weiterhin ohne Revolte töten? Wer wird übrig sein, um die Regentschaft zu übernehmen, wenn du stirbst?“ Herodes ging voll nackt zu Nikolaus. Er brannte entschlossen seine Augen in die Augen seines Freundes. Nikolaus blinzelte. Bin ich niederträchtig und hässlich für dich, mein Freund?“ „Du bist Herodes. Kein König von Israel kann herabgesetzt werden.“ „Griechische irre Typen bewohnen mein Königreich. Denkst du wie ein griechischer irrer Typ?“ „Tue ich nicht, König.“ „Alles, was ich gebiete, wirst du ausführen?“ „Wer würde nicht einem König gehorchen?“ Herodes lächelte. „Ein törichter Mann.“ „Ich bin kein törichter Mann.“ „Ich denke schon“, bestritt Herodes. „Wachen, tötet ihn.“ Eine starke Furcht und Zittern überwältigte Nikolaus. Vor Angst sank er langsam auf seine Knie und brachte seine Hände zu seinem Gesicht, um seine Augen vor dem Schwert des Soldaten abzuschirmen. Gerade dann wirbelte Herodes herum, um Achiabus anzuschauen. „Komm zu mir!“ Achiabus bekam auch Angst. „Was, denkst du, dass ich will, dass du vor mir wie Nikolaus kniest?“ Herodes legte seine großen Arme um die Schultern seines Cousins, sobald er sich dem betagten König nahte. „Achiabus, du hattest Recht. Es war dumm von mir, mich umbringen zu wollen. Warum sollte ich das tun, wenn es genauso leicht wäre, alle anderen zu töten!“ Er berührte seinen Penis und quetschte etwas Eiter aus ein paar Poren und rieb ihn trocken. „Ich habe zehn Frauen und Dutzende andere Frauen gehabt. Welche, denkst du, hat mich angesteckt?“ Er blickte auf die weiße Zimmerdecke. Achiabus hob das schwarze Gewand heraus und legte es über Herodes breite Schultern. „Alle Menschen, die mit Gott in der einen oder anderen Form Krieg führen, verlieren“, sagte Herodes zu Achiabus. Herodes zwang seinen Rücken gerade. „Sende nach meiner Kutsche. Ich werde doch eine Weile länger leben, um das Leben für meine Gegner elender zu machen! Während ich in den heißen Quellen von Callirrhoe bade, beschenke meine Soldaten mit fünfzig Drachmen jeweils. Dann mit ihrer bezahlten Loyalität, lass sie alle Adeligen des Landes verhaften. Sperrt sie in dem Hippdodrom von Jericho ein.“ Nikolaus war der erste verhaftete Adelige. ***
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Nikolaus zog sich von seiner üblichen Gesellschaft von Frauen zurück und ging den Korridor auf und ab. Herodes Schwester Salome schlief auf ihrem Bett neben ihrem Ehemann Alexas, als er sich ihr näherte. „Hast du gehört, dass ich die Adeligen verhaftete?“ „Aber warum?“ fragte Salome, als sie die beschützenden Arme ihres Ehemanns, Alexas, suchte. „Sie haben vor, mich zu überwältigen.“ Herodes blickte auf Alexas. „Lass mich mit meiner Schwester alleine.“ Er stieg augenblicklich aus dem Bett und erlaubte Herodes, seinen Platz neben seiner Ehefrau einzunehmen. Herodes kuschelte sie in seine Arme. „Liebe Schwester, nachdem ich sterbe, kümmere dich darum, dass alle verräterischen Adeligen getötet werden. Auf diese Weise, auf die eine oder andere, wird mich ganz Judäa bei meinem Tod betrauen.“ „Wer wird am Leben sein, um deinen bestimmten Erben zu bestätigen?“ fragte sie. „Du“, antwortete er. „Vielleicht dein Mann.“ „Du wirst meinem Mann keinen Schaden zufügen?“ Herodes legte seine Hand auf die Brust seiner Schwester und drückte sie sanft. Er beugte sich vor und saugte an ihrem Nippel. „Siehe, liebe Schwester. Mein Penis versagt mir, sogar in so schönen Armen.“ Er verließ ihre Bettkammer und setzte fort, seine x-te Überarbeitung seines Testaments zu schreiben. *** Eine lange Zeit später filterten qualvolle Schmerzfunken durch Herodes Unterleib und er krümmte sich. Während er nach Salomes Unterarm packte, spuckte er durch seine zusammengebissenen Zähne hervor: „Was von mir verdient worden ist, gib Archelaus das Land Judäa. Gib Antipas die Länder Galil und Peraea. Gib Philippus den Nordosten und Iturea. Um mir diese Dinge zu gewährleisten, schenke Cäsar zehn Millionen Drachmen.“ Seine Augen berührten Salome und zum ersten Mal begegneten sie ihren mit echter Liebe. „Salome, nimm fünfhunderttausend Drachmen für dich und dieses Ding, das du deinen Ehemann nennst. Julia, Augustus Ehefrau, gib ihr die feinsten Seidengewänder aus meinen besten Karawanen. Alle Dinge werden mir dadurch gewährt.“ Fünf Tage später wurde Antipaters Kopf von seinen Schultern abgeschnitten. Als der Vater den enthaupteten Körper sah, lächelte er. „Wie sehr freue ich mich, die luxuriösen Heilbäder in den Vororten von Jericho zu genießen“, sagte er zu Salome. Nachdem jeder sich in seinen Zimmern niederließ, senkten Herodes Diener seinen schmerzenden Körper in die heißen Öl- und Schwefelquellen in der Nähe des Sees Asphaltitis. Ein unerwarteter und entsetzlicher Schrei von ihrem König erfüllte das Herrenhaus. Herodes trat seine Füße nach oben und spritzte mit seinen Händen herum, als sich seine Augen zu dem hinteren Teil seines Kopfes verdrehten. 158
*** Ein paar Tage später traf sich Salome mit Ptolomeus. In dem höhlenartigen Raum legte sie ihm Herodes Siegelring vor. Ptolomeus verbeugte sich respektvoll vor ihr. Am nächsten Morgen im Amphitheater las er den versammelten Soldaten Herodes letztes Schreiben vor. Ptolomeus breitete seine Arme aus, um die Soldaten zu ermuntern, so laut sie konnten, zu jubeln. Nachdem der donnernde Applaus sich zu einer stillen Ruhe niederließ, drehte er sich um, um ihnen Archelaus vorzustellen. Beide Männer streckten ihre Hände zueinander aus und ergriffen sie fest. Ptolomeus schritt dann von Archelaus fort, der der Soldatenmenge gegenüberstand. Unsicher, was sie tun sollten, blieben die Soldaten still. Dann explodierte das Amphitheater mit Applaus und Jubelrufen, als Tausende Tauben aus ihren Käfigen freigelassen wurden und einen Zirkus für die Menge aufführten. Wieder erhob Ptolomeus seine Arme und schrie: „Archelaus! König von Judäa!“ Einstimmig wiederholten alle: „Archelaus! König von Judäa! Archelaus! König von Judäa!“ Ptolomeus verbeugte sich und übergab ihm Herodes Siegelring.
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Kapitel 4 Ein neuer Führer Drei Jahre, nachdem Yehohshua in Beit-Lechem geboren wurde, während der letzten Tage des Monats Adar, wurde Herodes Leiche in eine goldene Grabkammer gelegt. Die ägyptischen Ärzte säuberten den Eiter von seinem Penis und Gedärmen und schaufelten das Gehirn durch seine Nase heraus. Nachdem der Körper geheiligt wurde, wickelten sie seinen Körper in ein weißes Laken, mit Myrrhe und Balsamöl parfümiert. Die Hauptmänner der Wache trugen seine Leiche auf einer goldenen Totenbahre, die mit großen Juwelen bestickt war, die glitzerten, als die Bestattungsprozession durch die Straßen von Herodium gingen. Über der Totenbahre erwischte ein purpurrotes Seidentuch die Fransen des Windes und rührten es großartig auf. Thraker, Germanen, Galatier und die besten seiner griechische Söldner, alle folgten hinter der Totenbahre. Während der siebentägigen Bestattungsprozession weinten Tausende professionelle Trauernde mit neuen Münzen in ihren Händen. Als Augustus die Nachricht von Archelaus erhielt, senkte er sein Haupt. Aufrichtiger Kummer überwältigte ihn. „Obwohl er ein so Unbeliebter in seiner eigenen Stadt war, war er trotzdem ‚Groß’.“ *** Nikolaus war der erste Gefangene, der von seinen Ketten befreit wurde. Er wohnte der Beerdigung bei und küsste Salome auf den Nacken. Nach der Beerdigung kehrte er zu dem Gefängnislagerplatz zurück, wo Tausende politische Insassen bange auf seine Ankunft warteten. Als er die Mitte der Menge erreichte, zeigte er den Weg zur Straße. Freiheit wurde allen gewährt. *** In der zerfallenden Totenstadt der Stadt Memphis wartete Prinz Yosef bange auf Helis Kurier. In der kurzen Stunde nach dem Zwielicht, als Schatten und Dunkelheit eins wurden, wagte sich Yosef zwischen die Überreste Dutzender Pharaonen. Als er auf die gigantischen Statuen und auserlesenen gehauenen Säulen blickte, fragte er sich: „Was für Gedanken, was für Visionen trieb die Ägypter an, mühselig in die Steine ihre Geschichten und Namen zu meißeln? Was für ein Hunger nahm von ihnen Besitz, um zu glauben, dass ein Denkmal, egal wie groß, ewig ist? Was für ein Berg ist ewig? Was für ein Ozean ist für immer? Was für ein Gerstenfeld garantiert nächstes Jahr Ernte? Wann wird die Menschheit verstehen, dass der Mashiach alle solche Strukturen zerstören wird. Wohlstand zerstört. Regierungen bezwungen. Mehrfache Religionen gebannt. An was für ein Bild wird man sich erinnern? Wer wird sich in der messianischen Periode darum kümmern, was für eine Macht Könige und 160
Priester in der Geschichte innehatten, oder wie mächtig Verwalter herrschten. Der vergessene Bauer, ohne Kennzeichnung auf seinem Grab, wird sich erheben und den Pharaonen gleich sein. Die Männer des tiefsten Afrikas und undurchdringlichen Chinas und dunklen Burmas werden neben den weißhäutigen Männern und Semiten alle von einem Gedanken und einer Liebe stehen. Wie ich mich nach dem neuen Zeitalter der Freude sehne. Eine Zeit, wenn kein Mensch über dem anderen steht, und alle Kunst wird danach streben, harmonische Beziehungen zwischen Mensch und Natur nachzumachen. Jene, die ihre Stimme oder Erlaubnis, sich auszudrücken, nicht gefunden hatten, werden ihre kreativen Stimmen finden. Eine Zeit wird kommen, wenn der Löwe neben dem Lamm liegt und das Kind den Stier an seiner Nase führt. Ein Zeitalter der Musik und Poesie und dem Bau fein geschnitzter Heime, die nicht danach trachten, einen Menschen oder eine Nation zu verherrlichen, sondern den Menschen in Verbindung mit dem ewigen Vater darzustellen. Tziyon, Tziyon, wie ich hoffe, inmitten deiner großartigen Straßen zu wachen.“ Prinz Yosef blinzelte und in diesem einen Augenblick der Dunkelheit waren die Pyramiden und großartigen Gebäude, die die Überreste der Toten beherbergten, kaum von dem Treibsand zu unterscheiden. Während der Zeit, in der Yosef in Memphis gelebt hatte, mied er vorsichtig, sich mit anderen Bürgern der Stadt zu vermischen. Er mietete sein Haus in der fernen nordwestlichen Sektion von Gosen am Rand der fruchtbaren Ebenen. Am Morgen blickten er und seine drei Kinder auf das Meer und betrachteten die Miniatursegel der Fischer; ihre geübten Arme und Beine zogen die Netze in völligem Gleichgewicht mit den anrollenden Wellen ein. Die produktive Symphonie der Arbeit schien dem jungen Yehohshua nutzbringend für jeden zu sein. Keine Notwendigkeit für Blutopfer. Keine Notwendigkeit, Hinterbeine und Nacken und Torso zu vierteln. Yehohshua war von dem Sonnenuntergang beeindruckt, der die Wellen bernsteinfarben malte und die Wolken sanft lavendelblau färbte, und die sanft geschwungenen Weizenfelder in einer majestätischen goldenen Tönung. In diesem reichen Weizen- und Gerstewuchs von Gosen dachte Yosef an seinen entfernten Namensvetter: Yosef, Sohn von Israel und Rachel. Siebzehnhundert Jahre vorher war dieser Yosef auch zum Retter des hebräischen Stammes bestimmt worden. „Wie denkbar für einen inhaftierten Vergewaltiger, der Premierminister von Ägypten zu werden? Wie war es für diesen Fremden möglich, der Mann zu werden, der einzig für die Rettung der Welt vor der bevorstehenden Hungersnot verantwortlich zu sein schien, die von dem entsetzlichen Vulkanausbruch der Insel Thera herbeigeführt wurde?“ Yosef, sein Namensvetter, beritt die Ebene von Gosen mit drei HyksosKönigen. Den zweiten Hyksos-Pharao erhob er zur endgültigen Macht mit der Hilfe seines Vaters Israel und mit der Zusammenarbeit seiner elf Brüder. Der erste Hyksos-König war sein Herr, der sein Leben vor der 161
dunklen Feuchtigkeit des Gefängnisses rettete. Der zweite Hyksos-König betraute ihn mit allem, was Ägypten hatte, und ermächtigte ihn mit uneingeschränkter Macht. Den dritten Hyksos-Herrscher erhob er zum ersten Pharao von Ägypten. Alle Länder und alle Häuser und der ganze Wohlstand der Bürger Ägyptens wurden diesem dritten Herrscher, erster Pharao von Ägypten, gegeben. Zum ersten Mal in der menschlichen Geschichte wurde ein einziger Mann der Höchste, der der Welt Vorschriften machte. Seine Macht überstieg sogar den Minos von Kreta. Der dritte Herrscher, der erste Pharao, wurde einzig durch Yosef erhoben, der ihn die Gesamtheit der wohlwollenden Eigentümerschaft lehrte. Dann starb Yosef. Die drei Generationen der Hyksos-Herrscher erlöschten auch. Dann während der Herrschaft des vierten Hyksos wurde der ausländische Pharao von ägyptischen Nationalisten gestürzt. Als Ergebnis ihrer neuen Macht wurden die Hebräer von den Ägyptern verurteilt, Mitverschwörer bei den Hyksos zu sein und wurden für ihren angeblichen Verrat an dem ägyptischen Volk versklavt. Diese Lektion lehrte Yosef seinen Sohn Yehohshua, damit er nicht versagen würde, ein Königreich in ewiger Macht, Gnade und Wohlwollen zu errichten. Zweihundert Jahre, nachdem Mohse die befreiten Sklaven zurück in das verheißene Land führte, wurden viele Bündnisse zwischen Ägypten und Israel geschlossen. Jeder brauchte die Hilfe des anderen gegen versklavende Nationen des Nordens: Assyrien und Babylon. Die Feinde von gestern wurden Zuflucht von heute. „Einen als ewigen Feind zu betrachten ist unvernünftig“, lehrte Prinz Yosef seinen Kindern. „Politische Intrigen und Hass sind kein kulturelles Vorrecht, sondern eine zeitgemäße Dienlichkeit, passend durch ökonomische Vorteile.“ Als das Zwielicht schnell zu einem dunklen Abend wurde, holte Prinz Yosef schließlich Helis Boten ein. Yosef faltete nervös den Papyrus auf. „Lieber Sohn“, schrieb Prinz Heli. „Der messianische Traum ist stärker als je zuvor! Neuigkeiten haben sich durch das ganze Land von der Ermordung der vierzig Studenten und Lehrer und Rabbis verbreitet. Nun, da Herodes tot ist und Archelaus sich vorbereitet, nach Rom mit dem Siegelring seines Vaters zu Augustus zu segeln, um Herodes Testament gutheißen zu lassen, schwören Tausende Menschen ihre Loyalität dem Hause David. Sie nennen sich Zeloten.“ Yosef zerriss den Papyrus und zerstreute ihn im Wind, als er seinem Heimatland gegenüberstand. *** In Yerushalayim führte der Sanhedrin laut seine Geschäfte. Das Passahfest kam und damit begann der gärende Hass für Herodes Nachkommen zu brodeln. Die römischen Würdenträger, die in Yerushalayim anwesend waren und die Ereignisse verdauten, riefen nach Caesarea um Verstärkung. Zur selben Zeit sagte Archelaus seine Reise
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nach Rom ab. Er wollte sich vergewissern, dass jeder wusste, dass er für die Angelegenheiten des Landes verantwortlich war. „Wenn das Volk während der Festlichkeiten anwesend ist, werden wir mehr Wachen in den Höfen postieren“, sagte Archelaus zu den Ratsmitgliedern in Caesarea. „Das wird nur die Aufwiegler anspornen, schneller zu handeln.“ „Wenn“, behauptete ein anderes Mitglied, „wir die Schuld für Judas und Matthias Tod gänzlich der geistigen Seelenqual deines Vaters zuschreiben, können wir vielleicht die Hitzköpfe beruhigen.“ „Es wird mehr als das brauchen. Mein Vater hatte zu viel Blut auf seinen Händen, um es abzuwaschen. Es befleckt sogar meine Brüder und mich. Ich will diese in Verbindung gebrachte Schuld von meiner Person entfernen.“ „Was du meinst, ist, dass du willst, dass wir jemanden an der Macht finden, um ihm die Schuld zu geben.“ „Genau“, nickte Archelaus und hob gleichzeitig sein Kinn hoch. „Gib dann Mattathias, Sohn von Theophilus, die Schuld“, schlug Boethus, das stärkste Mitglied des Rats, listig vor. „Deinen Schwiegersohn?“ Er zuckte mit den Schultern. „Meine Familie hat lange für deinen Vater gedient. Wir verließen Babylon zu dem Zweck, deine Diener zu sein. Wiederum für das, was ich dir anbiete, erlaube bitte Joazar, meinem zweitgeborenen Sohn, der neue Kohen Hagadol zu sein. Wenn das Volk sieht, dass du geneigt bist, günstig gegenüber meiner Bitte zu handeln, entschärfen sie vielleicht ihren Hass dir gegenüber.“ „Was habe ich gegen das Volk getan, um sie gegen mich aufzubringen?“ „Nicht mehr als der Sohn von Herodes zu sein.“ Das Erbrecht macht mich zum rechtmäßigen König des Volkes. Warum können sie es nicht akzeptieren wie es ist?“ „Du bist nicht aus dem Hause David, noch kannst du, ohne Rücksicht auf Erbrituale und Versprechungen, je der Mashiach sein.“ „Alter Mann, sage mir, bist du sicher, dass du nicht versuchst, dich auf den Thron zu setzen wie die Hasmonäer es taten? Ich weiß, dass ihr Kohanim denkt, ihr solltet eher regieren als wir Abtrünnigen. Und ich glaube, die Vortäuschung dieses Mashiachs passt gut in eure Pläne, mich zu überwältigen.“ „Erlaube meinem Sohn, der Kohen Hagadol zu sein und du siehst ein ruhigeres Volk. Ich schwöre, dass es so ist.“ Archelaus schaute Boethus finster an. „Alter Mann, es scheint, als ob du für immer in Yerushalayim gewesen bist. Über zwanzig Jahre hast du den Tempel hinter dem Gesicht deines Sohns Simon beherrscht. Nun willst du, dass Joazar übernimmt. Doch könnte es eine kluge Sache sein, es zu tun. Ein Familienmitglied für ein anderes austauschen. „Ptolomäus, was denkst du?“ fragte er seinen besten Freund um seinen Rat. Ptolomäus gab Nikolaus mit seinem Finger ein Zeichen, um ihn zu der privaten Unterhaltung einzuladen. 163
„Ernenne Joazar zum Kohen Hagadol“, pflichtete Nikolaus dem Plan zu. „Das Volk begünstigt ihn sehr.“ „Werde ich“, gab Archelaus nach. „Doch was, wenn jene, die wir ernennen, um den Aufruhr niederzuschlagen, selbst Aufwiegler werden?“ „Der Siegelring deines Vaters ist in deiner Hand“, erinnerte ihn Ptolomäus. „Nur Augustus kann erklären, wer der wahre Herrscher von Judäa ist. Nicht die Kohanim noch die Kinder des Hauses David können ein König in diesem Land ohne Cäsars Segen werden. Wir müssen uns mit Augustus in Rom treffen und ihn überzeugen, dich sofort auf den Thron zu ernennen.“ „Das war meine Absicht gewesen, bis sich diese Probleme erhoben. Nun muss ich bis nach dem Passahfest warten, um nach Rom zu reisen. In der Zwischenzeit will ich, dass Wachen an allen Seehäfen postiert werden, um alle anderen daran zu hindern, nach Rom zu reisen, um bei Cäsar gegen uns ein Bittgesuch einzureichen. Archelaus blickte Boethus wieder an. Er nickte schnell, dann hob er seinen Finger parallel zu seiner Nase. Wie ein Pfeil aus einem Bogen schoss, so ruckte er plötzlich seinen Fingern nach vor zu Boethus: „Dein Sohn ist es!“ Am nächsten Morgen erschien Joazar vor dem Sanhedrin. Diener entfernten alle seiner Kleider, damit er vor ihnen voll nackt stehen konnte. Die siebzig Männer untersuchten sorgfältig seinen Körper nach Missbildungen und Defekten. Da sie keine fanden, legten sie ein Leinenunterkleid über ihn, dann fassten sie zu seinen Knöcheln hinunter. Er reicheres Leinen wurde über das Unterkleid gelegt und dann wurde ein Gewand mit Schachbrettmuster über ihn gezogen. Eine gewebte blaue, purpurrote und krokusfarbene Schärpe wurde über seine Taille gebunden, gefolgt von einem Turban über seinem Kopf. Eine reine Goldplatte, die seine Hingabe symbolisierte, wurde direkt unter dem Turban befestigt, die hebräischen Worte bedeuteten: „Heiligkeit gehört Yehuway.“ Ein blauer ärmelloser Mantel wurde über seinen Turban gezogen. Unten an seinem Saum waren abwechselnd Goldglöckchen und Granatäpfel aus demselben blauen, purpurroten und scharlachroten Faden gemacht, der die Schärpe bildete. Als Joazar nach vor ging, konnte die ganze Versammlung von siebzig die Glöckchen läuten hören. Schließlich wurde ihm das wertvolle Ephod, das als Bruststück der richterlichen Entscheidung diente, gebracht. Das goldene Ephod hatte den Namen der zwölf Kinder von Israel in der Reihenfolge ihrer Geburt unter den kostbarsten Juwelen der Erde eingraviert. Die frisch abgebrochenen Zweige wurden dann in jede seiner Hände gelegt, die das verlorene Urim und das Thummin darstellten. „Was ich trage, trage ich im Dienst für Yehuway. Möge sein Segen auf mir sein. Oh Israel, Yehuway ist unser Elohim. Es gibt keinen anderen Gott außer Yehuway!“
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Die siebzig beugten ihren Häupter und gingen näher auf das Shema ein: „Gepriesen sei sein Name, dessen glorreiches Königreich für immer und ewig ist.“ *** In Sepphoris war Judas von Galil, der Sohn von Ekekias, den Herodes ermordete, zu dieser Zeit der führendste Intellektuelle und Philosoph der Gegend. Er mochte Heli und betrachtete sich als einen glücklichen Freund des einflussreichen Führers und Schöpfers von Ereignissen hinter den Kulissen. Aufhetzer nach Meinung mancher Leute. Oft wurde zwischen den beiden Freuden geflüstert, dass eine Zeit für Judas kommen würde, um Heli und die Kinder des Hauses David seinen anderen Freunden vorzustellen. Die Zeit war nie richtig für ein solches Treffen bis jetzt gewesen. „Was wir tun müssen, müssen wir jetzt tun“, hielt Heli bei dem Treffen eine Rede. „Seit einer ganzen Generation warteten wir auf diesen Augenblick, daher lasst uns nicht länger unsere Köpfe angewidert von der politischen Situation halten und nichts deswegen tun. Nun müssen wir unsere Zähne zusammenbeißen, unsere Finger zusammenfalten und den Kern der Zelotenpartei rufen, um Prinz Yosef zu dem gekrönten König von Judäa zu fordern.“ „Heli, wir haben versucht, Cäsar Augustus zu bitten, aber Archelaus Soldaten blockieren unsere Abreise an den Seehäfen und an den südlichen und nördlichen Grenzen. Er hat uns in diesem Land eingesperrt. Falls wir unsere Ziele erreichen sollen, müssen wir unseren Weg hier herauskämpfen. „Wir dürfen nicht gegen Archelaus kämpfen.“ „Wie können wir dann um die Ernennung eines Königs aus dem Hause David bitten?“ „Warum müssen wir einen Mann um das bitten, was Yehuway schon kundgetan hatte?“ warf ein anderes Mitglied ein. „Falls wir ohne Zustimmung Cäsars handeln, wird Rom seine Legionen gegen uns marschieren lassen. Um Rom zu widerstehen und zu bezwingen, müssen wir eine vereinigte Regierung haben.“ „Ja“, fügte ein anderer hinzu. „Rom ist vorher auf uns marschiert.“ „Diesmal werden wir vorbereitet sein!“ „Wie?“ „Wir werden uns selbst dem Hause David verpfänden, dass, wann immer es sein mag, dass Prinz Yosef oder einer seiner Erben nach dem Thron verlangt, wir uns erheben und ihn für ihn nehmen werden.“ „Dann schreibe schnell auf dieses Stück Pergament, was wir schwören. Sende Nachricht an die Parteimitglieder, die sich in Yerushalayim verstecken, um ihnen zu versichern, dass die Zeloten aus Galil schnell nach Yerushalayim marschieren, wann auch immer sie gerufen werden.“ *** 165
Als das Passahfest näher kam, wurden Tausende Zelte auf den üppigen, grünen judäischen Hügeln, die Yerushalayim überblickten, errichtet. Aus seinem Haus in der Stadt Memphis, Ägypten, blickte Prinz Yosef in den östlichen Sonnenaufgang und sehnte sich danach, nach Judäa, nach Galil, nach Sepphrosi zurückzukehren. Stattdessen ging er in die örtliche Synagoge, begleitet von seinen drei Söhnen. Sein Bruder, ebenso sein Sohn Jakobus (Ya’akov), schlossen sich ihnen in Memphis für eine kurze Weile an. Bevor diese Reise begann, änderte Prinz Alphaeus seinen Namen in Clophas. Zu dieser Jahreszeit in ihrem Leben wurden die beiden Töchter von Yosef stark und zuverlässig. Miryam war stolz auf sie. Nachdem die Abendglut schwach zu werden begann, gingen Yosef und seine Brüder zusammen zu dem Haupthaus, wo Freunde und Nachbarn geduldig auf sie warteten. Yosef schloss die Tür und eine merkwürdige Traurigkeit überkam ihn, als er die Kerzen anzündete. Yehohshua berührte die Hand seines Vaters. „Papa, siehst du die Sonne?“ „Ja“, antwortete er liebevoll. „Wenn wir während dieses Passahmahls dem Pfad der Sonne folgen, würden wir sehen, dass er schon in Indien gewesen, durch Babylon gezogen war und Damaskus überquert hatte. Bald wird dieselbe Sonne unser Fest berühren, das gerade Minuten vorher in Yerushalayim begonnen hat. Wie die Sonne von Land zu Land reist, so tut es das Wesen unseres Glaubens. Papa, sei glücklich. Eine Zeit wird kommen, wenn der Zweck des Passahs seine vollkommene Erfüllung sehen wird.“ „Solche Worte und tiefe Weisheit von einem so Jungen“, bemerkte Clophas. „Sein Körper ist jung, aber seit Verstand ist vom Beginn der Zeit.“ Clophas weinte insgeheim, als Yosef einen Tränenausbruch nachgab. Ya’akov, Clophas Sohn, umarmte seinen größeren Cousin, Yehohshua. Der andere Ya’akov, Yehohshuas Bruder, starrte neidisch. *** In Yerushalayim versammelten sich Tausende Menschen im Hof des Tempels. Ihre Nasenflügel bebten, als sie die Luft rochen und den frischen Duft des kochenden Matzenbrotes rochen. Ganz plötzlich erhob sich die große Menge und näherte sich den Stufen des Tempels und bat um sein Matzenbrot. Joazar, der den anderen Kohanim deutete, stimmte zu, sie mit allem, was sie hatten, zu versorgen. „Aber es ist nicht annähernd genug“, protestierte der Koch. „Dann hättet ihr mehr backen sollen.“ „Wie konnten wir? Die Sonne wartet nicht auf das Matzenbrot, dass es kocht, viel weniger alles andere.“ „Ihr hättet die Bedürfnisse unseres Volkes vorausahnen können.“ „Nein, sie hätten zusätzliches Matzenbrot mitnehmen sollen. Aber nein, sie bringen die Racheschreie um Matthias und Judas mit. Sie stehen 166
beim Palast und verlangen Gerechtigkeit und Rache und ein Blutbad. Das Matzenbrot musste in der Zwischenzeit gekocht werden, und da sie sich nicht an ihre Verpflichtung erinnern konnten, lasse sie ohne leiden.“ „Informiere Archelaus von unserem Dilemma.“ Im Palast besuchte Archelaus seine kränkelnde Mutter Malthace. Ptolomäus betrat die Kammer und rief ihn leise. „Der Diener des Kohens, der Sagan, muss mit dir reden.“ „Du erledigst es.“ „Es betrifft die Mengen.“ „Also?“ „Sie wollen Matzenbrot.“ „Gib es ihnen. Gib ihnen alles, was wir haben. Es ist unser Privileg, es zu tun.“ „Haben wir. Die Bäckereien sind leer.“ „Das ist nicht möglich. Wir arbeiteten die ganze Woche, um uns auf ein solches Ereignis vorzubereiten.“ „Wir werden von Zehntausenden unverschämten Männern geplagt, die eilig nach Yerushalayim kamen, ohne Vorräte für sich selbst zu sichern.“ „Warum kamen sie so eilig?“ „Die Trauer um Matthias und Judas.“ „Wurde nicht diese Frage gelöst?“ „Nur der Tod von Mattathias wird die Menge niederschlagen.“ „Sie verlangen den Tod eines Kohen Hagadol?“ „Ja.“ „Boethus ist zu mächtig, um seinen Schwiegersohn in die Hände des Pöbels zu legen.“ „Du musst etwas tun.“ „Werde ich“, Archelaus beugte sich vor und küsste die Stirn seiner Mutter. „wie viel Zeit ist übrig, bevor die Schofarim erklingen?“ „Nicht viel.“ „Schicke die Reiter in den Hof des Tempels. Lass die Männer sofort jeden, der gegen mich spricht, oder der zugunsten von Mattias und Judas spricht, verhaften. Jeden, der trauert, bringe zu mir. Immerhin, wer hörte je während des Passahfestes von Trauer?“ „Archelaus, nicht einmal der römische General Pompeus schickte seine Pferde in den Tempel.“ „So!“ „Die Leute werden toben!“ „Wer tobt zum Passahfest? Tue einfach, wie ich dir sagte.“ Als Yosef seine Familie im Singen der Psalme leitete, ritten Archelaus Söldner mit ihren Pferden in dem Hof des Tempels. Die Pferdehufe, die auf den Straßenbelag schlugen, donnerten und vibrierten durch den Hof. Hunderte Männer, die die Pferde umrundeten, hielten den Vormarsch der Soldaten auf. „Macht Platz“, verlangte ein germanischer Söldner. „Du beleidigst uns mit diesen Tieren!“ schrie ein Mann. „Seid beleidigt. Bleibt nur ruhig.“ 167
„Ruhig?“ „Und still“, schikanierte ihn der blonde und blauäugige germanische Söldner und richtete einen Speer auf seine Brust. Wütend schlug der Mann den Speer zur Seite. Augenblicklich reagierte der Germane, indem er den Speer in eine gerade Linie zog und die Eisenspitze durch das Herz des Mannes stieß und ihn tötete. Als die Menge sah, wie der nördliche Heide ihren Landsmann ermordete, hoben Dutzende Männer lose Steine auf und schleuderten sie in die Ränge der Soldaten und töteten sie. Nicht zufrieden wurden die Verteidiger die Angreifer. Sie schoben die Leichen mit Speeren zur Seite, die sie von den toten Söldnern genommen hatten, und eilten kopfüber in die vorrückenden Ränge der Soldaten. In der Zwischenzeit fuhren vor der tobenden Schlacht andere Anbetende fort, ihre Opfer darzubringen, als ob nichts geschehen wäre. Der Hauptmann fühlte verwirrt ein eigenartiges Gefühl der Wertlosigkeit. „Sie töten uns, wir töten sie, doch fahren sie fort, anzubeten, indem sie dies als eine geringe Sache abtun.“ „Sollten wir Verstärkung holen?“ „Ja, natürlich!“ schrie der ungläubige Hauptmann zurück. „Diesmal jedoch zerstreut tausend Reiter in den Hügeln, die die Zelte beherbergen.“ Als die Reiter die Zelte angriffen, sie niederrissen, begannen Tausende Männer Steine nach den Soldaten zu werfen. Nach einem kurzen Kampf erzwangen sich die Söldner ihren Weg hinauf zu der Böschung und hackten und stießen und tauchten ihre Schwerter fortwährend in die Männer ein. Das Gemetzel von dreitausend Anbetern übersäte den Boden, bevor die Sonne voll hinter dem westlichen Hügel unterging. Als dies geschah, brach Archelaus das Matzenbrot und kostete die bitteren Kräuter, die vor ihm lagen. Er folgte dem Brauch des Volkes und begann die Geschichte von Mohse und den Ägyptern mit seinem jungen Sohn zu teilen, genau wie Prinz Yosef die Geschichte von der Flucht aus Ägypten mit seinen drei Söhnen, zwei Töchtern und mit seinem Bruder, seiner Ehefrau und seinem Sohn teilte. Auf halbem Wege unterbrach der Hauptmann der Söldner brutal das Passahmahl. „Wie wagst du es?“ schrie ihn Archelaus an. Dann blickte er auf den blutenden Mann. „Du hast nicht nur unser Mahl verdorben, und hast unsere Gesetze mit dem Herabtropfen des Blutes von deiner Kleidung auf meinen Fußboden übertreten.“ „Vergib mir, Archelaus, aber wir können das Volk nicht zurückhalten.“ „Sag ihnen, sie sollen in ihre Häuser zurückgehen. Jene, die bleiben, töte sie.“ „Wir haben sie die ganze Nacht getötet“, der Hauptmann zeigte ihm sein Schwert. „Archelaus, es wäre wahrscheinlich am besten, wenn du ihnen sagst, sie sollen sich in ihre Häuser zerstreuen.“ Archelaus lächelte, ging hinüber zu seiner Ehefrau, seiner Tante und seiner Mutter. „Wie kann ich ihnen sagen, nach Hause zu gehen, wenn ich nicht hier bin?“ 168
„Ich verstehe nicht? Wo bist du?“ „Na, in Rom!“ *** Die folgende Woche wurde Archelaus und seine ganze Familie in Caesarea von Sabinus, dem römischen Prokurator, abgeholt. Er hatte früher von dem Aufstand im Tempelhof gehört und als er Julius Cäsars Kriegschroniken gelesen hatte, war er von der Idee der üppigen Gerüchte über den außergewöhnlichen Wohlstand in der Tempelschatzkammer besessen. „Während du nach Rom einschiffst, wer beschützt Judäa?“ „Die Kohanim. Sie scheinen solche Verantwortungen zu lieben.“ „Sie konnten den Aufstand zurückhalten?“ höhnte Sabinus.“ „Nein.“ „Hast du deine Söldner zurückgelassen?“ „Die Germanen sind stark.“ „Arier werden nicht sehr gemocht, weißt du. Es scheint nicht richtig für große blonde und blauäugige Männer, Wache über die Schatzkammer zu halten, die von kleinen, dunkeläugigen Männern übergeben wird. Und da wir Römer von Natur aus dunkel sind, wie ihr Juden, wäre es nicht das Beste für uns, die Tempelschatzkammer zu bewachen?“ „Was für eine Provision willst du, um Judäa zu beschützen?“ „Einen kleinen Anteil des Schatzes.“ „Alles davon gehört den Kohanim. Nicht einmal mein Vater wagte es, von ihnen zu nehmen, was ihnen gehört. Ich werde dich jedoch mit einem Offizierspatent in meiner Armee mit guter Bezahlung belohnen.“ Sabinus verbeugte sich. „Wie Herodes bei Volumnius?“ „Volumnius ist nicht nur mächtig, er überaus reich. Wie du es sein wirst.“ *** In der Zwischenzeit suchte in der Maurerhalle Matthias, Prinz Helis engster Freund und persönlicher Ratgeber und Bekannter von Judas von Galil um eine Audienz bei dem Rat der Siebzig. „Archelaus hat seinen Anspruch auf den Thron aufgegeben. Floh er nicht wie ein Strauß und hinterließ uns ein Land ohne Herrscher! Nun scheint es richtig für uns, einen neuen Herrscher über uns zu ernennen! Judas, der Galiläer, wird uns mit den Männern und dem Geld versorgen, um es zu tun!“ „Wen unterstützt Judas?“ Der Tzadok Kohen lehnte sich in seinem Stuhl nach vor und verlangte es zu wissen. „Das Haus David muss seine rechtmäßigen Position zurückgegeben werden. Wir haben über fünfhundert Jahre auf sie gewartet, daher lasst ihre Zeit jetzt zurückkehren.“ „Matthias, wen von Davids Nachkommen empfiehlst du? Es leben Hunderte von ihnen in ganz Judäa und den anderen Provinzen.“ 169
„Den gesalbten Erben!“ schrie Matthias und stieß das Ende seines Speers energisch gegen den Steinboden. Der laute Schlag vibrierte durch den Raum, sein Echo weckte die schlafenden Mitglieder auf den letzten Sitzen. Matthias starrte die Versammlung herausfordernd an. Sie starrten wiederum zu ihm zurück. „Sag mir, mein Herr, wie oft haben wir miteinander gestritten? Dieses Mal ist jedoch reif für ein Bündnis zwischen unseren beiden Splitterparteien. Wir beide wollen niedrigere Steuern. Wir beiden wollen Amnestie für die politischen Gefangenen, die sich gegen Herodes und seine Partie erhoben. Wir beide wollen einen größeren Grad an Autonomie und eine Übereinstimmung der Repräsentanten des Volkes im Sanhedrin. Wir beide wollen eine Neuverteilung von Herodes Ernannten unter den begrenzten 70 Mitgliedern der herrschenden Körperschaft. Also, warum sind wir nicht vereinigt?“ „Du weißt, dass die Zeloten einen vorübergehenden Herrscher im Sanhedrin nicht tolerieren werden. Sie wollen eine aristokratische Grundlage minus den Kohanim. Die Zeloten wollen, dass ein Kohen ein Kohen ist, und ein Adeliger ein Adeliger, ohne dem ganzen Kreuz und Quer.“ „Wer ist der ernannte Erbe?“ fragte Joazar, Sohn von Boethus, der neulich gewählte Kohen Hagadol. „Nun, wir wissen, dass es nicht einer der Hasmonäer ist!” Matthias verspottete ihn: „Die genealogischen Aufzeichnungen behaupten, dass Prinz Ya’akov seinen Sohn, Prinz Yosef, gesalbt hatte, um der Träger des messianischen Privilegs zu sein.“ „Macht eine solche Erklärung ihn zu dem rechtmäßigen Herrscher für ganz Judäa? Seine Familie wohnt in Galil. Und welche unserer Bankette oder Staatsangelegenheiten hat er je besucht? Er mag ein Prinz aus dem Hause David sein, aber sicherlich ist er nicht politisch erfahren.“ „Der Grund, dass er nie eine unserer Funktionen besuchte, ist wegen dem Abkommen, das er König Herodes schwor. Nachdem sein Vater getötet wurde, versprach er, nie irgendwo in Judäa seine Absichten zu herrschen bekanntzumachen. Außerdem weiß niemand, wo er ist, um ihn zu uns einzuladen.“ „Herodes“, meldete sich ein anderes Ratsmitglied zu Wort, fand ihn aller Wahrscheinlichkeit nach und ermordete ihn. Also vergessen wir das Haus David und suchen unter uns jemanden, um zu führen und uns im Widerstand zu Archelaus zu vereinen!“ „Es sind römische Legionen, denen ihr widerstehen werdet.“ „Wir müssen uns mit den Parthern vereinen. Wir brauchen einen Barzapharnes oder einen Pacorus, der sich um unsere Angelegenheiten kümmert.“ „Wann haben sie je römische Legionen geschlagen?“ „Vielleicht ist Rom unbesiegbar, aber mit denselben Worten, wann hat Rom die persische Regierung gestürzt?“
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„Sie müssen die persische Regierung nicht stürzen. Alles, was die Römer tun müssen, ist uns zurückzuhalten. Sabinus Marsch beweist, dass sie uns kontrollieren.“ *** Später während der Pfingstfeier wurde eine andere Ratzusammenkunft einberufen. Während Prinz Yosef mit seinen Söhnen Yehohshua, Jakobus (Ya’akov), Simon und seinen Töchtern Miryam und Rachel spielte, lagerten die römischen Legionen außerhalb der Mauern von Yerushalayim. Sabinus, der in die Halle des Statthalters ging, wartete auf den Rat der Siebzig, um vor ihm zu erscheinen. „Augustus hat Archelaus als euren neuen Wohltäter bevollmächtigt.“ „Wir lehnen ihn ab“, höhnte Matthias aufsässig. „Ich kann dich auf den Hinrichtungspfahl für solche Worte nageln lassen.“ „Nur wenn ich erlaube, dass du aus diesem Raum gehst, lebend“, er schritt näher zu ihm. „Ich höre deutlich deine Worte.“ Er schaute zu den anderen und fügte hinzu. „Ihr fühlt auch so?“ „Was wir denken, behalten wir für uns. Unsere Leidenschaft gärt nicht gegen Rebellion wie die Leidenschaft der jungen Leute gärt.“ „Ihr Leute wollt immer rebellieren.“ Sabinus ging von seinem Stuhl weg und näherte sich Matthias. „Lege deine Hände so fest du kannst um den Schaft meines Speers.“ Er tat es. „Hast du je dies in das Herz eines Mannes getaucht? Es ist nicht so einfach. Du siehst, der Mann, dem du dies hineinstößt, wird sich winden und seine Augen werden starren, und sein letzter, keuchender Atem wird dich den Rest der Tage und deines Lebens entsetzen. Kannst du jeden Morgen mit einer solchen Erinnerung aufwachen?“ Matthias ließ den Speer los. Sabinus ließ ihn absichtlich fallen und lächelte über die Art, wie sein Klang auf dem Boden die versammelten Männer in ängstliches Zittern versetzte. „Ich bin nicht hier, um Rebellion zu unterdrücken. Doch versichere ich jedem von euch, sollte ich den Speer in einem von euch stoßen wollen, hätte ich kein Gewissen, mich abzuhalten, es zu tun.“ „Warum bist du hier?“ „Sagt mir: ist es wahr, dass jeder Hebräer von jedem Land auf der Welt einen kleinen Anteil von seinem Geld zum Tempel schickt?“ „Das erhaltene Geld ist zum Wohle der priesterlichen Gemeinschaft und der Aufrechterhaltung der Infrastruktur.“ „Euer Wohl ist, am Leben zu bleiben.“ Sabinus berührte sein Gewand. „Ich bin dieses Wohl. Was ihr erhaltet, will ich. Ich werde die Unterhaltung über Rebellion vergessen. Lebt weiter und ich werde weiterleben.“ „Du benutzt dein Amt, um dir Reichtum zu sichern, nicht, um dem Volk zu dienen.“
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„Oh, wir sollten alle empfänglich für Bestechung sein“, neckte er boshaft. „Es ist die Würze der guten Dinge, die zu einem kommen. Ich werde Archelaus unter Kontrolle haben.“ „Wie ich heute früher sagte, er wird nicht über uns herrschen. Noch werden wir dir erlauben, unseren Tempel zu berauben.“ „Wie schlägst du vor, mich aufzuhalten?“ „Wir werden gegen dich kämpfen. Nicht einmal du wirst wagen, in den Tempel ohne Cäsars Befehl einzudringen.“ „Aber habe ich nicht im Wind gehört, dass es eine zeitgerechte Rebellion gibt?“ grinste er. „Vor zwei Wochen rebellierten nicht dreitausend Juden und starben dafür? Und war ich zufällig nicht dort, als eine neue Rebellion gärte? Traf meine Legion zum Glück nicht ein?“ Seine Gesten wurden wilder, sein Zerrbild über seine eigene Macht war verängstigender als je zuvor. „Von Gnaden gingen meine Männer auf euren heiligen Wegen, als Nachricht zu mir von einem Aufstand kam. Klärt dieses Szenario die Dinge für euch?“ „Lass dies die Dinge für dich klären“, Matthias hob den Speer auf und schleuderte ihn dramatisch in den Stuhl, auf dem Sabinus gesessen hatte. Die Spitze des Speers bracht durch seine Holzlehne. *** Prinz Yosef ging Hand in Hand mit seinen Kindern zu den neuen Morgengebeten zur Synagoge. Zur selben Zeit marschierten Sabinus Soldaten in die Schatzkammer des Tempels und beschlagnahmten die Geldtruhen für ihren Führer und sich selbst. Die Soldaten riefen zum Einsatz. Bald hörten viele über das Eindringen. Zu Tausenden versammelten sich die Männer und fingen die römische Armee innerhalb des Hofes. „Ich habe nie so viele Leute gesehen, die bereit zu sterben sind. Wir metzeln sie zu Tausenden nieder und noch immer sammeln sie sich gegen uns. Ich bedaure den General, der sie eines Tages völlig vernichten muss. Um friedlich dieses Land in Besitz nehmen zu können, müssen alle früheren Bewohner umkommen!“ Sabinus zweiter Befehlshaber rief nach den Trommeln, um den Kriegsaufruf ertönen zu lassen. Automatisch wählten die Bogenschützen ihre Ziele und auf das Stichwort schossen sie ihre Pfeile ab. Ein leichtes pfeifendes Geräusch zerriss die Luft. Die Metallspitzen stießen hart und tief in die Körper der Männer und drangen durch den Rücken. Die Verteidiger eilten kopfüber in den Überfall. Ein Nahkampf folgte. Hunderte erhobene Messer schlugen gegen schwingende Schwerter. Dolche wurden geschleudert und ihnen ausgewichen, und jene, die in das zarte Fleisch des Mannes eindrangen, taten es mit einem krankmachenden dumpfen Schlag, das sofort von entsetzlichen Schreien oder bloßem Wimmern und leisem Stöhnen gefolgt wurde. Kein Mann wollte an diesem Tag sterben, doch alle eilten hochmütig in die offenen Arme des Todes. Dutzende Tote lagen mit dem Gesicht zum Boden und trugen den 172
identischen Überraschungsblick. Ein paar Römer, gebeugt durch ihre Geldsäcke, starben, als sie die losen Münzen unter ihren Füßen herumrollen sahen. Ein paar Zeloten, tödlich durchbohrt, blickten zum letzten Mal zum Tempel. Vom römischen Lager wurden Befehle vom Kommandanten erhalten, Wurfgeschosse auf den Tempel loszulassen. Eilig errichteten sie ihre Werfer über dem Tal, aber die Höhe der Mauer und die Entfernung des Wurfs machte ihre Waffe zu einem unwirksamen und nutzlosen Angriff. Schließlich verebbte der Kampf. An diesem Abend entsandte der zweite Befehlshaber seinen Kurier an Augustus Cäsar, um ihm von ihrer Niederlage zu berichten. *** Augustus ging auf und ab, als er den Bericht des Soldaten über den Kampf im Tempel las. „Ich scheine nie Frieden in Judäa haben zu können. Was braucht es? Noch einen karthagischen Prozess? Müssen wir Yerushalayim dem Erdboden gleichmachen und ihren Boden salzen, um den hartnäckigen Widerstand gegen uns zu beenden?“ „Das Volk lehnt Archelaus als Herrscher ab“, behauptete Cyrenius, ein Mitglied des römischen Senats. Coponius stand hinter ihm, als er sprach. „Wen wollen sie?“ „Die Zeloten verlangen einen Erben aus dem Hause David.“ „Ich hatte Herodes versprochen, dass sein Sohn über Judäa herrschen würde. Ich hatte sogar seine Geschenke angenommen und Opfer im Tempel der Diana dargebracht, wobei ich ihm die Unantastbarkeit seines vierten Testaments versicherte!“ „Herodes ist tot! Die einzigen Kinder von Herodes, die die Juden akzeptiert hätten, ermordete er. Archelaus Mutter Malthace ist eine Samariterin, daher ist er völlig ungeeignet über Judäa zu herrschen.“ Augustus hob seine Augenbrauen. Diese einfache Handlung war genug, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Archelaus Mutter starb soeben. Daher lassen wir sie aus unserer Unterhaltung. Meine eigene Mutter starb, als ich ungefähr in Archelaus Alter war. Julius Cäser, mein Onkel, adoptierte mich als seinen persönlichen Erben. Um meine Position zu sichern, musste ich Julius Cäsars einzigen Sohn von dieser ägyptischen Hure Kleopatra vernichten. Daher wird mir niemand sagen, wen ich ernennen kann oder nicht!“ schrie Augustus. „Judäa wird von Rom beherrscht!“ „Die Zeloten wollen Davids Erben.“ „Warum sind dann keine Zeloten hier, um für ihn zu sprechen? Warum ist Davids erwählter Nachkomme nicht hier, um für sich zu sprechen? Ist David real oder ein Mythos? Außerdem, wenn das, was ich verstehe, richtig ist, wollen diese Zeloten, diese Terroristen und Mörder, dass ich einem messianischen Thron für sie zustimme – ein Thron, von dem gesagt worden ist, dass er eines Tages die Welt erobern würde! Es gibt zwei Juden auf zehn Römer! Sie sind in jeder Stadt, in jedem Hafen auf 173
der ganzen Welt. Sie sind sehr reich und politisch mächtig in allem. Juden sind an meinem Hof und besuchen unsere Lernzentren. Wenn ich ihren Messias zum Herrschen ernenne, wann werden sie sich gegen uns wenden?“ „Diese Hoffnung ist eine übertriebene Hoffnung. Ernenne ihren Mann, aber bestich ihn, sich Roms Willen zu beugen!“ Er blickte tief in seinen Lieblingsbleibecher, aus dem er jeden Tropfen Wein trank. Es brauchte zweitausend Jahre für Wissenschaftler zu entdecken, dass es eine tödliche Kombination war, die ungeheure Persönlichkeitsveränderungen über Roms Kaiser schuf. „Wer kann einen Gott bestechen?“ dachte Augustus über seine Worte nach. „Ich bin nur ein Kaiser.“ Dann mit traurigem Ton: „Ich beherrsche nur einen Teil der Welt. Ich kann Parthia nicht so leicht erobern, wie ich Ägypten und Gallien und die germanischen Staaten und Britannien erobert habe. China und Indien sind weit weg von meiner Hauptstadt, doch wie ich mir wünsche, gegen ihre Armeen zu marschieren und ihre Länder unter meinem Sitz zu unterwerfen. Sollte es sein, dass es einen ‚Messias’ gibt, und sollte es wahr sein, dass er ein Gott und ewig ist, dann sollte ich der eine sein, der als er erklärt werden sollte. Ich verstehe Herodes Gedanken, dass er der Messias war, und mit allen inspirativen Dingen und Leistungen, die aus seinem Verstand kamen, glaubte ich es insgeheim. Der Tod jedoch zerstreut alle Wahnbilder. Aber ich will auch auf ähnliche Weise mit dem jüdischen Messias identifiziert werden. Nein! Ich will mehr als das. Immerhin sind mein Reich und meine Leistungen größer als die von Herodes. Ich will ebenso als Gott erklärt werden! Ich will, dass der römische Senat für mich meine eigene religiöse Organisation errichtet und gutheißt. Millionen müssen, sollte ich es wünschen, sich verbeugen und mich anbeten. Falls sie sich weigern sollten, verbrennt sie lebendig! Wenn ich sterbe, will ich, dass mein Körper vergöttert wird. Ich will von Millionen römischen Untertanen angebetet werden.“ „Der römische Senat wird dir deinen Wunsch gewähren. Du bist Cäsar!“ „Dann, wenn ich ein Gott sein darf, werde ich in der Nähe des jüdischen Gottes stehen und ein Veto gegen alles, was er gegen Rom unternehmen mag, einlegen! Wir werden gegeneinander Krieg führen. Ich werde Antonius an meiner Seite haben, Julius wird auch bei mir sein. Die Himmel werden zittern.“ In einem nachträglichen Einfall behauptete Augustus. „Zwei Götter sollten nie auf demselben Planeten zusammengeraten! Wie Heraclitus sagte: ‚Panta rhei!’ – Alle Dinge fließen.“ „Suum euique! Jedem das Seine“, flüsterte Cyrenius. Nach einem kurzen Zwischenspiel fuhr er fort: „Augustus, alle Römer, von Romulus herab, werden für dich kämpfen. Doch muss ich fragen, was werden wir mit Archelaus tun?“ „Will er König sein?“ „Sein Vater erbat es von uns?“ „Wollen Archelaus Brüder Könige sein?“ 174
„Sie, sie wollen es alle.“ „Ist die Welt groß genug, um alle Männer zu Königen zu machen?“ Er nahm einen Schluck von dem Wein aus dem Bleibecher in den Händen seines Mundschenks. „Tut dies stattdessen. Gebt Archelaus die Territorien von Judäa und Shomron und Idumäa. Das ist zweimal so viel Land wie Philippus und Antipas gewährt wird. Lasst Archelaus zum Ethnarchen statt zu einem König ernennen. Seine Position, solange sein Tribut mir gegeben wird, wird höher als ein Tetrarch sein. Kümmert euch darum!“ *** Während Prinz Yosef neben Prinzessin Miryam schlief, starrte Sabinus über die Mauern der Festung Antonia in die weite Ausdehnung der Hügel, die die Stadt überblickten. Zur selben Zeit war Varus, der Statthalter von Syrien, in einer Konferenz mit Aretas, dem König. In der Versammlungshalle überblickten die Generäle von beiden Männern die Landkarte, die in der Mitte des Kriegssaals lag. „Sabinus“, verkündete König Aretas, „wir beschlossen, dir zu helfen.“ Mit diesem Schwur kehrte Sabinus ein zweites Mal nach Yerushalayim zurück, um den Tempel seines Schatzes zu berauben. *** Die Studenten von Judas dem Zeloten von Galil, als sie die römische Zusammenstellung bewaffneter Soldaten bezeugten, schlossen sich dem Krieg gegen die heidnische Nation an. Im ganzen Land erhoben sie ihr Kriegsgeschrei: „Kein Gott, außer Yehuway! Keine Steuer, außer an den Tempel! Keinen Freund, außer einen anderen Zeloten!“ Und die Kriegspartei versammelte gegen die Friedenspartei. Bald kämpften Mengen von Menschen gegen andere Menschen. Der Bürgerkrieg brach in allen Provinzen aus. In Idumäa erhoben sich zehntausend Söldner, gefolgt von anderen aus Herodes Familie, gegen ihren eigenen Cousin Achiabus. In Peraea setzte Pheroras engster Freund und Diener, Simon, das Diadem auf sein eigenes Haupt. Das Volk, von Simons körperlichen Fähigkeiten beeindruckt, unterstützte ihn und brannte den Palast in Jericho bis zum Boden nieder. Der Gestank der Toten hielt in allen römischen Provinzen an. Sogar der Tempelhof war mit unausweichlichem Gestand erfüllt. Während der Nacht, wenn zufällig ein römischer Soldat alleine war, schlich sich ein Meuchelmörder aus der Geheimgruppe, die zuerst während der Jahre von Yosef von Ägypten während des Zeitalters der Hyksos-Herrschaft gebildet wurde, hinter ihn und ließ die verstümmelte Leiche zurück. ***
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Varus versteifte seinen Rücken und trank seinen Wein. „Wenn wir diesen Aufstand nicht unter Kontrolle bringen, werden wir den Parthern in Rom gegenüberstehen!“ „Mein Herr, wir haben die Anführer der Rebellion bis Sepphoris verfolgt.“ „In Galil?“ Der Spion nickte. „Wie habt ihr das getan?“ fragte Varus bewundernd. „Wir erforschten die letzten Volkszählungserhebungen. Da die Zeloten dem Hause David loyal sind, verfolgten wir seine Familie von BeitLechem nach Galil.“ „Caius, es war klug von den Volkszählungsbeamten, die Familienbewegungen aufgezeichnet zu haben. Mache 12.000 Soldaten und 8.000 Reiter bereit. Sende Depeschen zu Aretas, dass er uns in Ptolemaïs mit einem Kontingent entgegenkommt, so groß wie er aufbringen kann.“ „In Berytus gibt es eine Sondereinheit von 1.500 Soldaten. Ich berufe sie zu unseren Einheiten ein.“ Erfreut kleidete sich Varus an und beeilte sich, in Shomron einzumarschieren. *** Als die Legionen durch die reichen Anwesen bedeutender Landeigentümer marschierten, ermunterten Heli und Anna fortwährend ihre Cousins, die Kriegsbemühungen gegen Archelaus fortzusetzen. „Die Römer nähern sich uns!“ schrie ihnen einer von Helis Neffen zu. „Wir müssen ihnen sagen, dass wir nur gegen die Herodianer, nicht gegen die Römer Krieg führen!“ „Sie haben unsere Depeschen gelesen und sie haben unsere Stimmen in ihren Kammern gehört. Sogar Augustus weiß von unseren Bittgesuchen um einen Erben aus dem Hause David, der zurück auf den Thron gesetzt werden soll.“ „Falls die Römer Frieden wollen, sollten sie für den rechtmäßigen Erben Israels kämpfen.“ „Zehn Millionen Drachmen wendeten Augustus Vernunft, um Archelaus zu begünstigen.“ „Wenn wir zurück an der Macht sind, werden wir Augustus hundert Millionen Drachmen bezahlen.“ „Nein! Werden wir nicht! Yechizquiyahu bezahlte die Assyrier, doch wurden sie schließlich nicht habgierig und wollten mehr? Marschierten sie nicht ein?“ „Ja, Onkel. Aber ich erinnere mich, dass ein Engel über sie kam und 185.000 von ihnen in einer Nacht erschlug. Es war nicht Typhus oder Durchfall! Also, lass die Römer kommen. Unsere Sache ist gerechter als die von Yechizquiyahu. Zweihundert Millionen Engel werden uns retten!“ Heli lächelte, dann ging er fort, um die wachsende Versammlung von Männern zu inspizieren, die mit Keulen, Schleudern und Speeren bewaffnet waren. Ein paar hundert trugen Schwerter. 176
*** Nach einem langen Kampf gegen Element und Menschen erreichte Caius endlich die Vororte der Stadt. Lange Augenblicke betrachtete er genau die zusammengedrängte Gruppe von Menschen, die steif, trotzig auf der Straße vor seinen Soldaten stand. „Wer ist euer Anführer?“ Niemand antwortete. „Übergebt ihn mir und alles wird gut für euch.“ Wieder antwortete ihm niemand. „Starrköpfige Bastarde! Reitet sie nieder.“ Die Pferde begannen einen langsamen Trab auf die Männer zu, die die Straßen blockierten. Prinz Heli stand tapfer in der ersten Reihe der Männer. Als die Pferde sich ihm näherten, schloss er seine Augen und betete leise. Innerhalb von Augenblicken ritten die Pferde in die Menschenmenge und schlugen einen Pfad durch die Fußsoldaten. Den herumwirbelnden Körpern wurde sofort mit sausenden Schwertern begegnet. Der Boden war mit Hunderten Blutpfützen bedeckt. Arme und Hände, die noch immer ihre Schleudern hielten, übersäten die Wege. Ein starker und beherzter Soldat hackte sich seinen Weg durch eine Menge von Menschen, um Prinz Heli zu erreichen. Als er es tat, schlug der Soldat seine Kriegsaxt in Prinz Helis Kopf und spaltete ihn in die Hälfte. Anna kreischte. Sie versuchte ihn zu erreichen, aber mehrere Pfeile trafen sie, bevor sie über den Haufen zitternder Körper klettern konnte, die vor ihren Füßen aufgehäuft waren. Als sie fiel, ritten Pferde über sie auf dem Weg in das Zentrum der Stadt. „Brennt die Stadt nieder!“ schrieen die Soldaten aus. Caius erlaubte es, als er einen Apfel in seinen Mund nahm und in die saftige Frucht biss. „Gut, wer die Schlacht überlebte, wird das Feuer nicht überleben.“ „So viel zu dem Haus David“, erwiderte ein Kommandant. „Sind sie alle tot?“ „Ja. Wir töteten sie alle. Keiner wollte sich ergeben.“ „Gut, die Frage, der Archelaus gegenüberstand, ist erledigt.“ „Falls es Überlebende gibt, was sollen wir mit ihnen tun? Sie töten?“ „Nein. Wir werden sie an die Syrier verkaufen, um in ihren Mienen zu arbeiten. Immerhin, wenn man einen Krieg beginnt, muss man vorbereitet sein, für den Krieg zu bezahlen.“ Innerhalb von kurzer Zeit wurden auch die Städte Sampho, Emmaus und die Dörfer entlang des Arius geplündert und niedergebrannt. Die Verteidiger wurden entweder getötet oder versklavt. Es schien, als ob das Haus David schließlich ausgelöscht wäre. ***
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In der Zwischenzeit saß Sabinus in Yerushalayim in der Falle. Es schien, als ob er breit zu kapitulieren wäre. Trotzig, brutal, entschlossen, den Schatz des Tempels zu behalten, was es ihn und seinen Widersachern auch kosten möge, dachte er sich einen Ablenkungsplan aus, der ihm erlauben würde, siegreich aus der Schatzkammer zu entkommen. Nachdem er sich mit Vargas beratschlagte, koordinierten beide Männer eine Rettungsversammlung. In jener Nacht setzten seine Soldaten die auserlesenen geschnitzten Tore des Tempels in Brand. In der großen Verwirrung und dem Schock, als das rasende Feuer vom Wind geschürt wurde, ergossen sich Tausende griechische und germanische Söldner und römische Soldaten, gefolgt von Vargas Zenturien, durch die stechenden Flammen, um Sabinus gestohlenen Schatz zu retten. Unter den Letzten, die durch die schwelenden Ruinen ritten, waren Varus und Aretas. Verlegen, den Aufstand der Galil verursacht zu haben, lächelte der syrische Statthalter schwach und zeigte auf die riesigen Truhen mit Goldmünzen. Varus kratzte seinen Kopf und lächelte zurück. „Wie ich Gold liebe“, schrie Aretas. „Und schau dir alle unsere Sklaven an!“ schloss sich Varus der Feier an, als er die lange Prozession von Frauen beobachtete, die an ihm vorbeiging. Ein paar fühlten den Atem des Pferdes. Hinter der Sklavenprozession waren die Hände und Füße von zweitausend gefangenen Männern über einzelne Pfähle gestreckt. Ein einziger Nagel wurde durch ihre senkrechten Handgelenke getrieben, die übereinander angebunden waren. Ein weiterer Siebenzollstift wurde durch ihre unbeholfen überkreuzten Knöchel geschlagen. Nach drei Tagen wurden den Männern, die noch am Leben waren, ihre Beine mit Eichenschlaghölzern die Beine gebrochen. Ihre Oberkörper fielen hinunter und verlängerten die Lunge. Ihre Leber versagte und ihr überarbeitetes Herz explodierte. Die stärksten Männer erstickten. Als die Erde sich von den hellen Sonnenstrahlen wegdrehte und in die dunkle, geneigte Umlaufbahn eintrat, wurden die judäischen Ebenen ruhig. Eine Ruhepause stieg über die Krieger herab und das Kämpfen hörte auf. Die Idumäer ergaben sich schließlich auch Achiabus, der wiederum die Häupter seiner rebellischen Verwandten Augustus schenkte. *** Träume sickerten durch Yosefs Schlaf. Der Sand blies in Miniaturwirbelwinden und die Gesichter der Adeligen kämpften sich durch die Wüste und wanderten als verlorene Seelen in einem Vakuum der Verwirrung. Der Prinz stand inmitten von Millionen Gästen und starrte leer auf ein weißes Feld. „Wache auf, Yosef“, drang Yehuways Engel Gabriel durch die tiefen Befürchtungen, die in ihm verweilten. „Kehre nun zurück nach Israel mit deinem kleinen Kind und mit seiner Mutter. Clophas und Maria 178
warten auf dich in Natzeret. Jene, die das Leben des Jungen gewünscht hatten, sind nun tot.“ Der Prinz zwang sich zum Rand des Bettes, rollte seine Beine hinüber und berührte den festen Boden. „Gehorche der Vision“, verfestigte sich die Stimme vor ihm. „Ich dachte, dass ich träumte.“ „Yehuway beauftragte uns, dich zu beschützen. Wecke deine Familie.“ Prinz Yosef weckte seine Ehefrau und ihre Kinder. Die Mädchen begannen nach Milch zu weinen. Prinzessin Miryam säugte sie, als sie hinten im Wagen ruhte, den Prinz Yosef durch die Hinterstraßen der Stadt Memphis nach Sinai und von dort nach Hebron führte. Die Achsen trockneten. Der Wagen quietschte. Yehohanan, Yehohshuas Cousin, war der Erste, der das Näherkommen hörte. Das Kleinkind zog an der Tunika seiner Mutter und zeigte darauf. Sie erkannte sie. „Zacharias“, rannte sie zu ihrem Ehemann. „Es ist Yosef.“ „Wie kannst du das aus der Ferne sagen?“ „Die Begeisterung unseres Kindes sagt es mir.“ Also, Yehuway hat eine geistige Verbindung zwischen Yosefs Sohn und meinem geschaffen, genau wie er es bei Aaron und Mohse hatte.“ „Die Mission beginnt“, nickte Elisabeth. „Was meinst du?“ „Der junge Prinz Yehohshua hat Ägypten verlassen. Mit seiner Ankunft werden die Gesetze von Mohse erfüllt werden. Bald wird ein neuer Bund zwischen der Menschheit und Gott errichtet werden.“ Der Wagen mit den Insassen hielt am Gemeinschaftsbrunnen der Stadt an. Müde, halb erschöpft fand Yosef trotzdem die Kraft, das klare, kühle Wasser in seinen Wasserschlauch zu gießen. Er teilte das Wasser mit Miryam, dann mit seinen Kindern, drittens goss er eine Handvoll in seinen Turban und machte das Maul seines Pferdes nass. Er nahm den letzten Schluck selbst. Er hob einen anderen Eimer mit Wasser aus dem Brunnen und goss das neue Wasser in den Trog. Der junge Yehohanan beobachtete, wie die Hand des Mannes das Wasser schöpfte und schaute zu, wie das Wasser die Sonnenstrahlen einzufangen schien, als ob es ein mystisches Prisma wäre. Der müde Mann, die müde Frau und die müden Kinder wurden erfrischt. *** An diesem Nachmittag bereiteten Miryam und ihre Cousine Elisabeth das Mahl zu. Während sie das Essen kochten, redeten Zacharias und Yosef privat. „Archelaus herrscht in Yerushalayim“, warnte Zacharias Yosef. „Judas der Galil konnte nicht genug Anhänger gewinnen, um den Rat anders zu überzeugen?“ „Nein.“ „Unser Zeitablauf war falsch. Wie geht es Judas?“
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„Sabinus und Varus nahmen in gefangen. Sie brachen seine Beine, als er auf dem Folterpfahl hing!“ Yosef verschränkte beide Arme vor seiner Brust und legte die Handflächen auf seine Schultern, als ob er sein schnell schlagendes Herz vor dem Explodieren bewahrte. „Solche Qual, solcher Schmerz ist unvorstellbar. Wie groß seine Liebe für das Haus David gewesen sein muss.“ „Es gibt mehr schlechte Nachrichten.“ Miryam drehte sich um, um Zacharias anzuschauen. „Prinz Heli und Anna starben auch für das Haus David. Ich werde nicht beschreiben, wie sie es taten. Aber als der Kampf zu Ende war, scheint es, dass niemand in Judäa Davids Kinder zurück haben will.“ „Meine Eltern sind tot?“ die Worte stotterten aus Miryams Mund. „Ja“, sagte Zacharias traurig. Ein plötzlicher, entsetzter Schrei ertönte. Miryam brach in Elisabeths Armen zusammen. Yosef fiel auf seine Knie, griff nach einer Handvoll Staub vom Boden und rieb es in sein Haar und auf sein Gesicht. Er riss seine Tunika auf und schrie am lautesten. Yehohshua und Yehohanan hielten einander und weinten verzweifelt, als sie die rasenden unwiderleglichen Tränen auf die trockene Erde fallen sahen. „Ja, das Volk will, dass das Haus David sie regiert“, plärrte Yosef. „Das Volk braucht nur die richtige Person, die vor ihnen steht.“ Mit angespannten Händen erhob er sich. „Ich werde direkt nach Yerushalayim gehen und das Volk anflehen.“ „Gehe nicht“, flehte Zacharias. Miryams Hände streckten sich aus, um ihren Ehemann zu umarmen. „Bin ich nicht der gesalbte Erbe von Prinz Ya’akov?“ schrie er. „Sollte ich nicht derjenige sein, der vor dem ganzen Volk für meinen ältesten Sohn verlangt, auf den Thron gesetzt zu werden?“ „Das ist nicht der Weg, es zu tun“, versuchte Zacharias mit ihm vernünftig zu reden. „Obwohl die Zeloten noch immer den messianischen Traum am Leben halten, tun es viele andere nicht. Warte einfach.“ „Ich wartete in Ägypten beinahe zwei Jahre. Yehohshua hat aufgehört, an der Brust seiner Mutter zu saugen und nun saugen die anderen Kinder so hart, dass sie auf ihren Bauch gesunken sind. Muss meine Frau eine Buckelige werden und ich ein verwelkter Mann, bevor Yehohshua die Krone für sich selbst nimmt?“ „Yehuways Vorsatz wird sein, wie er beabsichtigt hat.“ „Zacharias, ich bin müde. Schau, sogar mein Pferd ist müde, ebenso alt. Dies ist sicherlich seine letzte Reise mit uns. Ich sollte ihn hier bei dir lassen – ebenso Yehohshua.“ „Warum?“ Zacharias öffnete seine Augen ungläubig. „Weil ich Angst vor dem habe, was geschieht. Eine Rebellion nach der anderen hat versagt. Die Römer bezwingen alles, was wir planen! Alles, was wir tun, versagt elend. Miryams Eltern – Heli und Anna – sind gegangen, ebenso beinahe alle unsere Cousins und Verwandten. Um der
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Furcht willen sind wir nun eingeschränkt, gegenüber jedem zu leugnen, dass wir aus dem Haus David sind?“ „Wie du musst.“ „Ich bin nicht einmal ein alter Mann und schon müssen ich und meine Familie eine Identitätskrise erleiden. Was für eine Schande auf uns.“ „Es ist genau, weil ihr die Überreste einer Familie seid, die beinahe vernichtet ist, ihr müsst immer einzig nach euren ersten Namen gehen und vergessen, von wem ihr abstammt. Tut dies, bis euer Sohn mündig wird.“ „Wie viele Jahre, schlägst du vor, wird das dauern?“ „Vielleicht, wenn er zwölf ist. Vielleicht länger.“ „Ich kann mich als ein einfacher Zimmermann verstecken. Miryam als eine Mutter. Aber wie verbergen wir ein Kind wie Yehohshua. Er ist zu verwegen, um versteckt zu werden.“ „Ich habe einen Plan“, sagte Zacharias. „Elisabeth und ich haben lang und breit unseren Wunsch besprochen, Yehohshua bei uns bleiben zu lassen. Wir sind vielleicht die letzten direkten Verwandten, die auf der Oberfläche des Planeten am Leben sind. Du weißt nicht einmal, ob dein Bruder sicher ist.“ „Das stimmt. Also, es scheint, dass ich die Rolle eines Zimmermanns spielen muss, und Miryam die Rolle einer einfachen Ehefrau. Mit den richtigen Worten und mit den richtigen Handlungen können wir vielleicht unsere wahre Identität bewahren. Falls wir entdeckt und getötet werden, wird es Yehohshua vielleicht nicht – also, du verstehst.“ Zacharias berührte Prinz Yosefs Schulter. „Zacharias, ich werde dir erlauben, Yehohshua für uns aufzuziehen. Erlaube ihm und Yehohanan einander gegenseitig gut zu kennen. Es sind sie, die nun tun müssen, was meine treuen Zeloten versagt haben zu vollenden.“ Prinz Yosef wandte seinen Augen von Zacharias ab. Er drehte sich um, um seine Ehefrau zu sehen, die wieder in Elisabeths Armen weinte. Die Tränen strömten heraus. Ihre Schreie donnerten: „Zacharias, ich will nach Sepphoris zurückkehren, aber ich habe Angst. Zweitausend Freunde wurden an die Pfähle der Römer genagelt; dreitausend weitere in den judäischen Hügeln hingeschlachtet und ihre Leichen übereinander gestapelt und angezündet. Ich hörte, dass die Germanen sich an ihrem Fleisch ergötzten! Ich will, dass mein ältester Sohn auf seinem rechtmäßigen Thron sitzt, und ich weiß, dass drei Generationen an diesem Ziel gearbeitet haben, doch warum muss es so viel Leiden geben, um es zu vollenden? Gibt es keine friedlichen Lösungen?“ „Revolutionen kommen nie mit Frieden. Als Noah aus den tobenden Gewässern auftauchte, kamen drei Milliarden Seelen um. Nur acht Seelen überlebten durch Yehuways Bund. Die Familie machte eine universale Taufe durch, und im Geschmolzenen Meer des Tempels, wird diese Gnade jeden Tag wiederholt, nachdem das Opfer Yehuway dargebracht wird. An den letzten Katastrophentagen, wenn der Mashiach
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endlich siegreich ist und seine Herrschaft dauerhaft wird, wie viele Milliarden mehr werden umkommen?“ Zacharias rieb seine Augen von den sich bildenden Tränen sauber und umarmte Prinz Yosef. Für eine Weile fühlte sich Prinz Yosef besser, doch der Ausdruck seines Gesichts blieb ernst, mehr noch als er es je gewesen war. Seine jugendliche Spontaneität hatte ihn in Ägypten verlassen. Nachdem sich Yosef in Hebron niederließ, machte er es zu einem täglichen Ritual, sich von dem jubelnden glücklichen Kohen der Synagoge fernzuhalten, der immer alle besuchen wollte, die der Versammlung beiwohnten. Leichtes Misstrauen beunruhigte ihn wegen der Leute, die mit seinen Kindern und seiner Ehefrau zu vertraut wurden. Durch die Monate isolierte er sich, seine Ehefrau und seine Kinder, zu sehr mit den Leuten gesellschaftlich zu verkehren. Was auch immer für Veranstaltungen er meiden konnte, tat er. Er vergewisserte sich, dass er immer der Letzte war, der am Samstagmorgen – dem Sabbattag – zu den Vorlesungen in der Synagoge eintraf, und immer der Erste war, der ging. „Ich habe es satt, Angst zu haben“, gab er eines Tages bei Zacharias zu. „Ich sehe meine Kinder und meine Frau den ganzen Tag, aber ich kann nicht mehr als eine Reise von einer Stunde von hier wagen, weil ich weiß, dass ich in einer Gegend sein werde, wo niemand mich beschützen kann. Wenn ich verhaftet werde, werde ich getötet. Ich fürchte, Hebron ist zu gefährlich für mich. Zacharias, ich will in ein anderes Dorf gehen.“ „Welches?“ „Natzeret.“ „Aber du wirst dort in größerer Gefahr sein.“ „Wer ist dort übrig, als die wenigsten Leute, die mich kennen? Die Vernichtung der Römer von der galiläischen Revolte war gründlich.“ „Ich werde meine Freunde nach Galil senden. Lass sie sich dort für ein paar Monate einrichten, dann, wenn sie sagen, dass es für euch sicher ist, sich dort anzusiedeln, dann wird es so sein. Wenn sie sagen, dass es zu gefährlich ist, dann müsst ihr hier bleiben.“ „Die Leute werden vielleicht neugierig?“ „Auf einen Bettler, der gebrochene Wägen und Pflüge repariert? Ich bezweifle es.“ „Ich bin kein Bettler. Ich bin ein Prinz des Hauses David, gut ausgestattet.“ „In Natzeret wird deine Familie anders agieren. Verleugne deinen Reichtum. Sonst wird er dich vernichten.“ Yosef stimmte Zacharias Weisheit zu. *** Mehrere Monate später fand Zacharias den Prinzen an einem Wagen arbeiten, indem er die Achsen verstärkte und neue Räder machte. „Antipas widersetzt sich seinem Bruder Archelaus“, begann Zacharias. „Er will in Yerushalayim herrschen, aber Augustus hat Archelaus 182
begünstigt. Doch um mit Herodes vier überlebenden Söhnen Frieden zu halten, vierteilte Augustus Herodes Königreich. Antipas sagte zu meinem Kurier, dass er dir und Miryam Zuflucht in Galil geben wird.“ „Ich kenne Antipas nicht. Ich habe mich nie mit ihm verbunden. Nun infolge meiner Umstände bezweifle ich, dass ich es werde. Ich weiß, dass ich es nie tun werde. Jeder denkt, dass ich tot bin und dass das Haus David aufgehört hat.“ Yosef wurde ruhig, nachdenklich. „Zacharias, denkst du, dass ich erlauben sollte, dass dieser Gedanke bleibt?“ „Ja“, antwortete Zacharias. „Erlaube meinem Sohn – deinem Neffen Yehohanan – der Welt zu verkünden, wer dein Sohn ist. Vergiss nicht, was ich früher sagte. Erlaube nicht deinem Namen, wieder aufzublühen, denn wenn du es tust, werden die Zeloten sich wieder um dich versammeln – und sicherlich wird dieses mal das letzte Mal sein, dass die Römer und der Sanhedrin dir erlauben werden zu leben.“ „Vielleicht sollte ich nicht nach Galil gehen. Denkst du, dass Philippus mir erlauben wird, in Ituraea zu wohnen. Immerhin besitze ich dort eine große Baumfarm.“ „Philippus Mutter, Kleopatra, hat immer in Yerushalayim gelebt und hat mit Elisabeth und mir von Zeit zu Zeit gesellschaftlich verkehrt. Ich vertraue ihr. Ihr Ansehen ist groß wie ihre Zuneigung zur konservativen Partei, von der ich ein Mitglied bin. Ohne Rücksicht auf meinen potenziellen Einfluss bei Kleopatra, und durch sie bei Philippus, sei klug bei dem Umgang mit ihnen. Doch wie wir gesagt hatten, wenn es ist, wie du denkst – dass jeder glaubt, dass du tot bist – dann lasse den Gedanken bleiben. Und wie ich gesagt hatte, konzentriere dich auf deinen Sohn und vergiss dich selbst. In Hebron werde ich deinen Sohn und meinen Sohn zu einer neuen Größe ausbilden. Ich werde sie lehren, wie man Menschenführer ist und ihnen die Gesetze von Mohse und alle Schriften der Propheten lehren. Ich werde sie zu Experten auf allen Wegen der Wahrheit und Ehrlichkeit und Integrität machen. Ich verspreche dir: was König David in Träumen während den Generationen seiner Familie hatte gären lassen, werden diese beiden vollenden.“ Mehr Träume besuchten Yosef in jener Nacht. Das ständige Geräusch von Tieren draußen vor seinem Zimmer brachte ihn zum Zappeln. Sein Verstand weigerte sich, sich in harmonischem Gleichgewicht bei dem Schreien der Esel und den Liedern der Grillen niederzulassen. Die Winde, die durch die Baumzweige raschelten, schienen wie ein gewaltiger Wasserspritzer über den Yarden-Wasserfällen. Alles störte ihn, als eine schreckliche Furcht ihn verhöhnte. Er stellte sich vor, wie seine Familie auf der Hauptstraße nach Gaza in die Provinz von Ituraea reiste. Er sah griechische und germanische Söldner, die seine Lastesel durchsuchten und den Rest seiner Geschenke von den Weisen entdeckten. Er sah, wie die Diebe ihn zur Seite stießen und sein Gesicht mit einem scharfen Schwert schlugen, das in dem hellen Sonnenlicht glitzerte. Er sah sie boshaft Miryam angreifen und ihr ein Schwert in den
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Bauch zwingen. Er sah die Köpfe seiner Kinder in blutiges Wasser rollen, aus seinen flehenden Händen davontreiben. „Philadelphia! Ich muss dorthin reisen, dann weiter nach Gadara und weiter nach Natzeret“, beantwortete Yosef seinen Albtraum. Sobald er Hebron verließ, begann Prinz Yosef ben Ya’akov unter dem Namen des Vaters seiner Ehefrau zu gehen, damit niemand seine wahre Abstammung identifizieren konnte. „Nun ist sogar mein wahrer Name von mir durch die schnelle, grausame, brutale Tat der politischen und religiösen Mächte genommen worden“, sprach er zu Zacharias, „genau wie Alphaeus. In Ägypten wurde ich freundlos, isoliert, außer die gelegentlichen Kuriere von Prinz Heli, der mich über den Stand der Rebellion informiert hielt. Nur einmal kam mich mein Bruder besuchen. Nun muss ich dieselbe Abgeschiedenheit wiederholen. Wie viel Einsamkeit kann ich ertragen? Unter wie vielen falschen Namen muss ich leben? Nein, der Name Yosef wird immer Yosef sein. Aber nun wird es Yosef ben Adam sein.“ Elisabeth umarmte ihre Cousine zum Abschied, während Miryam sich so lange sie konnte an Yehohshuas und Yehohanans Hand festhielt. Die verweilenden Fingerspitzen zwischen Mutter und Sohn griffen nach einer Ewigkeit von Liebe zwischen ihnen. Elisabeth beobachtete, wie ihre Cousine langsam die östlichen Hügel hinabstieg, hinunter auf die Straße, die das Tote Meer umging. Yehohshuas Augen wurden feucht, als er sah, wie sein Vater und seine Mutter zum letzten Mal zum Abschied winkten. Er wandte sich ab und weinte in Zacharias Armen. In derselben Stunde, als Yehohshua Zacharias Haus betrat, schwor er, alles von seinem Lehrer und Mentor zu lernen, was er konnte. Die Tür erschien nun schmal, beinahe unmöglich, über die Öffnung hinaus in die Zuflucht des Lernens und der Disziplin zu treten. Er ging näher zu den brennenden Kerzen auf den zarten Nachttischen. Er hatte gesehen, wie sein Vater vorzüglich geschnitzte Tische bei dem Licht einer Kerze während der späten Abende gemacht hatte. Er schnitzte Löwenköpfe an beiden Enden der Arme. Die Beine des Tisches spitzten sich sanft zum Boden zu. Die Ägypter hätten keinen schöneren Tisch machen können. Er liebte es, dem herrlichen Geschick seines Vaters zuzusehen, wie er aus einem Stück Holz exotische Flusspferde und Elefanten und Krokodile und Schafe und Kamele schnitzte, mit denen er Yehohshua unterhalten hatte. Das Licht des Hauses seines Vaters offenbarte alles, ungleich Zacharias Haus. Yehohshua erinnerte sich dann an die Goldmünzen, die von dem Schleier um ihrer Stirn hingen. Er erinnerte sich lebhaft, wie sie vor ein paar Monaten einen hatte fallen lassen, und wie sie emsig das ganze Haus durchsucht hatte, bis sie ihn hinter dem Bein des Lesetisches liegen gefunden hatte. Jahrzehnte später während eines Passahfestes würde er sich an diese Episode erinnern und es in einem Gleichnis verbinden. Er würde über die Wunder des Königreichs des Himmel reden, indem er das Beispiel einer Gruppe von Ägyptern benutzte, die leise bittere Dinge gemurmelt hatten, als sie an ihrem Haus vorbeigingen, während seine 184
Mutter bestrebt den Fußboden und den Tisch und die Kochtöpfe und Löffel schrubbte. In ihrem Bemühen säuberte sie alle Spuren von Sauerteig. Viele solche Erinnerungen wandelte er in Gleichnisse um. *** Lange, nachdem sich Prinz Yosef und Prinzessin Miryam und ihre anderen vier Kinder ihren Weg nach Norden zu der Stadt Natzeret in den galiläischen Bergen bahnten (die nun von Antipas beherrscht wurden), widmete Zacharias all seine Talente und seine Geduld, Yehohanan und Yehohshua alles bezüglich dem mosaischen Gesetz und den Aussagen der Propheten zu widmen. Jeden Tag wuchs ihre Kenntnis. Als sie 8 Jahre alt waren, begann er sie herauszufordern, zu unterscheiden, auszulegen und nebeneinander zu legen, was sie auswendig gelernt hatten. Die Worte wurden lebendig. Klarheit und konzentrierte Energie erweiterte ihre Studien, und das Rätsel, das gewöhnliche Menschen verwirrte, wurde ein strahlendes Licht der Hoffnung für die beiden Cousins. „Yehohshua“, bat Zacharias, „höre sorgfältig auf diese Frage: Von welchem Stamm stammte Avraham ab?“ „Von keinem“, antwortete er. „Oh?“ „Er war Babylonier!“ neckte Yehohanan fröhlich seinen Vater zurück. „Da du so intelligent bist, Yehohanan, sage mir, wie viele Judäer mit König David verwandt sind?“ Yehohanan wurde still, nachdenklich. Er kräuselte seine Lippen. Er schaute seinen Cousin Yehohshua an. Unsicher, ob er antworten sollte oder nicht; falls die Antwort nicht zu schmerzvoll für Yehohshua sein würde – denn er hatte gehört, wie Heli und Anna und viele andere des Hauses David in Sepphoris umgekommen waren – er weigerte sich zu antworten. „Alle Judäer sind mit David verwandt“, beantwortete Yehohshua, der Yehohanans unbehaglichen Blick spürte, die Frage. Er erklärte: „Juda, der vierte Sohn von Israel, Sohn von Leah, zeugte die Judäer durch Tamar.“ „War Tamar eine Babyloniern?“ „Nein. Sie war eine Kanaaniterin.“ „Wer war Judas erste Frau und was für eine Nationalität hatte sie?“ fragte Zacharias. Yehohanan fiel wieder ein, glücklich zu sehen, dass es seinem Cousin bei der einfühlsamen Materie ganz gut ging. „Seine erste Frau war Shua. Sie war auch eine Kanaaniterin.“ „Das ist richtig, Yehohanan. Die Judäer begannen ‚Juden’ während der babylonischen Diaspora genannt zu werden, und es war während dieser Generation, dass das Konzept der Synagoge voll reifte.“ „Aber die genetische Auswahl für den Mashiach stammte nicht von Shua ab“, kehrte Yehohshua wieder zu der ursprünglichen Diskussion zurück, 185
indem er die Konversation steigerte. „Die Persönlichkeitsmerkmale, die den Mashiach umfassen werden, stammen vom Tamar. Das offenbart uns Yehuways sorgfältiges Ausfiltern der Gene durch ausgewählte Mütter und Väter. Tamar war die Mutter der eineiigen Zwillinge Perez und Zerah. Doch war es durch Perez, weil er das richtige Herz hatte, dass sein eigener erstgeborener Sohn das Salbungsöl erhielt.“ „Ja, Yehohshua, das ist richtig. Du meine Güte, du bist eine konzentrierte Person, nicht wahr?“ „Esau und Ya’akov“, wetteiferte Yehohanan leidenschaftlich, „waren auch Zwillinge. Diese Zwillinge liebten einander, jedoch stritten sie ständig über die Rechte des Erstgeborenen. Ya’akovs List manipulierte und verdrängte Esau. Durch göttliche intellektuelle Vernunft und Geist der Liebe wurde Ya’akov Yehuways Gesalbter. Dasselbe geschah mit Ruth und Boaz. Ruth war eine Moabiterin, die einen Judäer mit dem Namen Mahlon geheiratet hatte, der der Sohn von Elimelech war. Mahlon starb und seine Ehefrau, Ruth, reiste mit ihrer Schwiegermutter Naomi zurück nach Beit-Lechem, wo sie Boaz kennen lernte, Elimelechs Verwandter. Boaz war sehr, sehr reich und ein mächtiger Landbesitzer! Durch Leviratsehe kam es, dass der Mashiach auch durch sie abstammen würde.“ „Yehohanan, wirst du Platz für Yehohshua zum Reden lassen?“ lachte sein Vater laut. Yehohshua lachte auch und genoss die Lehrsitzungen. „Boaz Reichtum wurde an Obed, seinem Erstgeborenen, weitergegeben, dann erbte Jesse zwei Anteile des Landes. David wurde ein aristokratischer Landeigentümer und mit Samuels öffentlicher Erklärung und Unterstützung wurde er der rechtmäßige Könige von Israel und der Stammvater für den Mashiach“, weitete Zacharias aus. „Aber dies beantragt eine weitere Frage: Kann der Messias von sich aus hervorkommen, ohne zuerst durch Gott verkündet worden zu sein?“ „Nein“, antwortete Yehohshua augenblicklich. Er strahlte, als er hinzufügte: „Der Schöpfer des Universums und aller Dinge salbte Seth, Adams Ersatzsohn für Abel, direkt. Die Salbung wurde durch seine Linie hinunter bis zu Noah getragen. Noah wurde gesalbt und durch Yehuway getauft. Shem empfing den messianischen Bund von Noah. Wiederum trug er die Vision zu Avraham. Für Shems Rolle benannte Noah, sein Vater, ihn in Malki-Tzedek um, der kam, um die Symbiose von Kohen und König zu symbolisieren. Dieses Ereignis wurde durch den Ruach Ha Kodesh (Heiligen Geist) geleitet. Nach diesen Dingen vertraute Yitzhak die Vision Ya’akov an, der sie weiter an David gab, durch die leitenden Hände von Samuel.“ „Ausgezeichnet! Yehohanan, muss ein Kohen Hagadol den Mashiach bevollmächtigen?“ „Nein. Aber ein authentischer Prophet aus dem Haus Aharon muss den wahren Mashiach verkünden, bevor er zum Volk sprechen kann. Dieses Beispiel wurde gesetzt, als Aharon bevollmächtigt wurde, der Wortführer für die Israeliten zu sein, obwohl es Mohse war, der die göttliche Macht erhielt, die Freiheit des Volkes von der Bedrückung zu vollenden.“ 186
„Yehohanan, hatte Avraham andere Kinder als Isaak?“ „Ja. Er hatte Ismael durch Hagar, und durch Keturah zeugte Avraham Zimran, Kokshan, Medan, Midian, Ishbak und Shuah. Sie zeugten die nomadischen Völker von Arabien.“ „Und was für einen Teil von Eretz-Israel mögen die anderen Kinder von Avraham besitzen? Das Land bei dem Großen Meer? Das Land in der Nähe von Trans-Jordan und Peraea? Oder die nördlichen Länder?“ Yehohanan schüttelte seinen Kopf. Dann sprang Yehohshua in einem plötzlichen Ausbruch der Wut ein. „Die anderen Kinder von Avraham dürfen nicht einen einzigen Zoll des hebräischen Landes haben! Yehuway verbietet es! Sowohl Hagar als auch Keturah, ebenso wie alle ihre Kinder, akzeptierten die Bezahlung von Avraham und unterzeichneten Bündnisse, die zusicherten, in Trans-Jordan und weit nördlich von Sidon und fern östlich von Damaskus und dem Fluss Yarden zu leben. Dies schworen sie in heiligem Bund zu Yehuway. Die Kinder, die den Schwur ihres Vaters übertreten, werden dem Schwert zufallen. Möge kein Hebräer Gnade mit ihrem Tod haben. Möge Gideon sich wieder erheben und sie vernichten.“ „Du bist der richtige König für Eretz-Israel“, Zacharias küsste die Wange des jungen Mannes. „Ein hebräisches Kind darf nie die Kinder der Verdammnis tolerieren. Sie sind eine erniedrigte Verderbtheit.“ Yehohshua blickte Yehohanan an. „Als der König von Eretz-Israel werde ich dreihundert Millionen Engel führen und jeden Mann, jede Frau und jedes Kind ohne Reue vernichten. Sie verachten Yehuway und richten ihre Gesichter gegen ihn.“ „Bis dahin bewahre das bei uns.“ Zacharias stand von der Vorderseite der zwei Studenten auf und setzte sich neben sie und legte seine Arme um ihre Schultern. Beide Kinder lächelten breit. Die Umarmung des alten Mannes fühlte sie behaglich für sie an. Ein einhüllender Schutz, den sie beide schätzten und sich darauf freuten. Drei Jahre später, während einer anderen Studiensitzung fragte Zacharias Yehohanan. „Wie ist der Name des Propheten, der die Mission des Mashiachs verkünden wird?“ „Elijah!“ antwortete er. „Wahrlich?“ „Ist er es nicht?“ bezweifelte Yehohanan plötzlich seine Antwort. „Elijah ist tot. Also, wie kann ein toter Mann die Gegenwart des Mashiachs dem Volk verkünden?“ „Elijah ist eine symbolische Darstellung des Mannes, der kommen soll, um den Mashiach zu verkünden“, antwortete Yehohshua richtig. „Wir müssen “, erweiterte Zacharias den Unterricht, „in Richtung aller Dinge, die von Yesha’yahu und den Propheten geschrieben wurden, arbeiten. Wir müssen alle Prophezeiungen auswendig lernen, damit wir auf die Erfüllung arbeiten können.“ „Wie tun wir das?“ fragte Yehohanan.
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„Durch Gebet, Planung und Formulierung der Ereignisse. Also, spielt nicht mit den Tieren oder vergeudet die Zeit mit Tagträumen über den Wolken. Studiert hart. Die Zukunft unseres Volkes hängt davon ab.“ Elisabeth belauschte ihn. „Und wann lehren wir sie, ihre Mitmenschen zu lieben?“ „Frau, warum denkst du, bist du hier?“ Er lachte und umarmte beide Kinder liebevoll. Und Elisabeth machte sich daran, beide Kindern durch Wechselspiele und Vorträge über Mitgefühl für den Nächsten zu belehren. Sie lehrte sie, nie den Blickwinkel der Notlage einer anderen Person zu verlieren und mit Barmherzigkeit und Sorge eine andere Person auf jede Weise, die sie konnten, zu lieben. Sie zeigte dies täglich, indem sie Dinge mit anderen teilte, anderen zu essen gab, und indem sie Münzen ausgab, die sie hatte, ohne zu fragen oder eine Rückzahlung zu erwarten. „Haltet euch fern von der Verfolgung des Reichtums“, lehrte sie. „Unser Volk ist reich an Materialismus, aber arm an Geist. Es ist besser zu wissen und zu verstehen und Yehuway zu dienen als ein reicher Kaufmann zu sein, der ohne Mitgefühl für seinen Nächsten lebt und alleine, vernachlässigt stirbt. Wem in der Dunkelheit des sich nahenden Tod kann der Kaufmann sich zuwenden? Seinem Geld? Ich denke nicht.“ *** In Natzeret reiste Prinz Yosef ruhig zu seiner Baumfarm, um seinen Bruder Clophes und seine Ehefrau, die andere Maria, zu besuchen. Inmitten der üppigen Bäume verkehrte er mit den wenigen Freunden, die er übrig hatte, indem er versuchte, seine politischen Sehnsüchte wieder zu speisen. „Akzeptiert ihr das Haus David als das wahre Haus Israels?“ „Tun wir“, antwortete sein neuer bester Freund. „Ich werde dich nach meinem geliebten Freund, Judas von Galil, nennen. Er opferte sich für den messianischen Traum. Bist du fähig, dasselbe zu tun?“ „Mit einem solchen Namen kann ich nicht umhin, außer es zu tun.“ Prinz Yosef berührte dankbar seine Schulter. „Es gibt drei religiöse Hauptkörperschaften in Israel. Die Tz’dukim, die P’rushim und die Essener. Die mächtigste Gruppe sind die Tz’dukim. Sie sagen, Gott kümmert sich nicht um die Angelegenheit der Menschen. Ob man gute oder böse Dinge begeht, Gott kümmert es nicht. Was auch immer man tut, sagen sie, ist die eigene Wahl. ‚Tue, wie es dich freut, denn die Seele ist nicht unsterblich.’ ‚Es gibt keinen Hades, es gibt keine Engel.’ ‚Keine Auferstehung.’ Höre sorgfältig zu, wenn sie untereinander reden. Sie sind barbarisch und grausam! Ständig streitlustig! Teilend! Doch beherrschen sie den Sanhedrin und viele Aristokraten gehören zu ihrer Sekte. Der Kohen Hagadol ist ein Tzadok. Die zweite Sekte sind die P’rushim. Diese Separatisten bestehen darauf, dass wir die Leute anderer Nationen meiden. Besonders die Griechen. 188
Die P’rushim sagen, dass die Griechen fähig sind, uns zu falschen Gedanken zu beeinflussen. Die P’rushim halten daher, dass wir uns von den Römern und Idumäern fernhalten sollten. Griechische Philosophie lehrt, dass die Seele den Tod überlebt und dass es auf der Oberfläche der Erde für die Tugendsamen eine Belohnung gibt und ein ewiges Gefängnis für die Seelen der Bösen. Überdies sagen die Griechen, dass die Seele einer Person unbestechlich ist. ‚Das Schicksal leitet alle Menschen zu ihrer Bestimmung. Wer kann dem Schicksal entkommen, außer wenn Gott einschreitet?’ Aber wir wissen es besser, nicht wahr? Wir wissen, dass, wenn wir böse oder gut sind, Gott einen durch die Macht des Ruach Ha Kodesh verändern kann, wenn man es erlaubt. Durch fleißiges Gebet und Akzeptanz von Yehuway als den höchsten und gerechten Herrscher über alle Dinge, wird er in deinem Namen einschreiten. Ich füge nun dies hinzu: beobachte jene, die sich über ihre Gerechtigkeit rühmen. Nur die Wenigsten der Sterblichen können sich den Engeln anschließen. Um den heuchlerischen Parush von dem rechtschaffenen Parush zu unterscheiden, schaut euch ihre Kleidung an. Die Heuchler verlängern ihre Fransen. Seid vorsichtig mit eurem Geld bei ihnen. Sie denken, es gehört ihnen alles. Der rechtschaffene Parush lehrt, dass das Gesetz eine wundervolle Tugend sein kann, die uns zu Gnade und zu Yehuways heiliger Wohnung führen kann. Wir können durch unsere Handlungen, Worte und Taten diese Mission finden. Wir können diese Reise durch sorgfältige Gebete und durch Loyalität zu dem wahren Mashiach, der bald der Welt durch einen Propheten wie Elijah verkündet wird, vollenden. Der letzte Mashiach wird sich direkt seinem himmlischen Schöpfer in unserem Namen nähern. Wir werden nicht länger den Kohen als unseren Fürsprecher brauchen. Unter den heuchlerischen P’rushim und Tz’dukim wird Gerechtigkeit, Liebe, Barmherzigkeit und Treue vergessen. Die dritte Sekte ist die Kleinste von allen: die Essener. Sie heiraten nur für Wohlstand. Sie baden mit ihren Gewändern und sie tragen auf ihrem Körper keinen Wohlgeruch auf. Sie sagen, dass alle Dinge am besten auf Gott zurückgeführt werden. Sie, wie die P’rushim, glauben, dass die Seele unsterblich ist. Überdies sagen sie, im Tempel zu opfern ist unnötig. Ich sage dies: Falls Opfer nicht gebraucht wird; warum sollte der Mashiach kommen? Falls Opfer nicht gewollt wird, warum für Sünden sühnen. Warum hilflose Tiere für die symbolische Übertragung der Schuld von der Menschheit zu ihnen darstellen, so dass Gott frei uns unsere Übertretungen vergeben mag? Aber ich gebe zu, sie genießen ihre landwirtschaftlichen Fähigkeiten und zeichnen sich so bei ihnen aus. Ein reicher Mann genießt das Leben nicht mehr als ein armer Mann. Ihre Gemeinde ist eine Versammlung von Gleichheit und gerechtem Teilen. Oberflächlich scheinen sie würdig. Aber ich sage euch, nicht eine von diesen drei Sekten befolgt die Gesetze von Mohse. Ich frage mich, segnet Yehuway sie oder wartet er auf eine vierte Sekte?“
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Yosef schwieg und schaute jeden Mann an, als ob er der Einzige in dem Raum wäre. Durch die Jahre lernte er, wie man seine Rede einsetzt, andere durch sein unter Spannung stehendes Charisma einzunehmen. Wo er einst Angst hatte zu reden und Kontakte zu knüpfen, freute er sich nun auf seine aktive Teilnahme. „Ich schlage vor“, begann er, „euch zu erinnern, dass die Seele nicht unsterblich ist. Der Tod hat kein Gewissen, keine Gedanken. Er ist eine ständige Leere. Ich erinnere euch, dass eure Persönlichkeiten in der Erinnerung von Yehuway eingeschlossen sind, denn er ist es, der Großartige Schöpfer, der uns in neuen Körpern auf der Oberfläche dieser Erde mit einer intakten Persönlichkeit hervorrufen wird. Schicksal ist ein boshafter Mythos, der von Dämonen propagiert wird.“ Prinz Yosef verschränkte seine Arme und hob sein Kinn, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Sein Adel strahlte aus ihm. Seine Gegenwart war während der Jahre, seit sein Erstgeborener in die Welt trat, gereift. „Sage mir jemand, was müssen wir tun, um uns mit Gott in Einklang zu bringen?“ „Wir brauchen eine vierte Sekte“, meldete sich Clophas freiwillig. Yosefs Augen glitzerten. „Stimmt der Rest mit meinem Bruder überein?“ Die ganze Gruppe schaute auf beide Prinzen und nickte zustimmend. Prinz Yosef erweiterte seine Pläne, um eine neue Gruppe zu bilden, „Die Vierte Sekte“ bezeichnet, die eines Tages von seinem Sohn Yehohshua übernommen werden sollte. Seit den Zeiten von Mohse wurden siebzig Männer aus unserem Volk erwählt, um uns in bürgerlichen und politischen Angelegenheiten zu führen. Dieses Konzept erstreckte sich auf die religiöse Sekte. Mohse wählte diese Zahl, um die siebzig Mitglieder der Familie Israels zu ehren, die Ägypten betreten hatten und herauskamen, indem sie Millionen zählten! „Unsere Gruppe von siebzig muss sich nun mit einem Zweck stützen: die Errichtung des Thrones, mit dem Mashiach, der direkt darauf sitzt. Keine Ausländer mehr, um uns zu beherrschen. Keine falschen Könige mehr und korrupte Kohanim, die uns beherrschen. Wir haben eine unantastbare Anhänglichkeit zur Freiheit und halten uns an die Gesetze unseres Landes. Kein Mensch oder Nation darf sich je wieder in unsere theokratische Regierung einmischen! Gott ist unser einziger Herrscher!“ „Es gibt nur einen Gott, Yehuway alleine“, bekräftigten Clophas und Judas den Schrei begeistert. Die Menge, überwältigt von der Ansprache, jubelte. „Fürchtet nicht den Tod!“ schrie Yosef, sein Gesicht ein angespannter Schwerpunkt für die Augen der Männer. Er wiederholte Prinz Helis Philosophie. „Was spielt es für eine Rolle, ob wir im Frieder oder vor einem Schwert sterben? Die Seele ist nicht ewig. Sie ist nicht unsterblich! Warum würden wir hellenistischen Ideen erlaubten, die Wesentlichkeit unserer mosaischen Doktrin zu zerstören? Was für einen Unterschied macht es für uns, die Halter der Wahrheit, ob unsere Onkeln und Tanten und Väter und Mütter und Schwestern und Brüder umkommen sollten? Starben nicht die Eltern meiner Ehefrau für die Vierte Sekte? Lehrten 190
nicht Mohse und die Propheten genau die Auferstehung? Wird nicht gelehrt, dass die Seele Yehuway gehört und dass die Seele umkommt? Wird nicht gelehrt, dass es im Tod keine Gedanken gibt? Kein bewusster Daseinszustand? Keine Gefühle, keine Wärme. Kein Hades und kein westlicher Aufstieg über den Ozean, der uns beherbergt! Der Tod ist nichts als ein Zyklus des tiefen Schlafs, der wartet bis die Trompete der Auferstehung bläst. Freunde werdet bei den griechischen Mythen nicht verdorben! Die falschen Heuchler sagten, dass die Seele weder Regen noch Hitze noch Kälte fühlt. Sie wird nicht von Hassenden verbittert. ‚Die gute Seele’ sagen sie, ‚wohnt in der westlichen Sphäre der Welt jenseits des Horizonts des Ozeans. Der Westwind trägt sie zu einem geheimen Wohnort, wohingegen die Seelen der Bösen im Hades gesammelt werden, wo sie ewige Bestrafung erleiden.’ Ich sage wieder und werde fortfahren, es zu sagen: Falls die Seele ewig ist und vom Schicksal beherrscht wird, wer von uns würde dann den Mashiach brauchen?“ Prinz Yosef atmete leise und wartete auf eine Reaktion. Die Männer versammelten sich enger um ihn und verdauten jedes Wort in völliger Übereinstimmung. Sorgfältig ging er zu einer Truhe und holte eine Schriftrolle heraus. Er warf sie Clophas zu, der sie wiederum aufrollte. Er las die Worte: „Das sind die Worte des Propheten. Sie sind die wahren Doktrinen von Mohse. Unsere Seelen sind bestechlich! Die Sache, die ihren Aufbau gefährdet, ist nicht beständig, sondern unterliegt der Niederlage! Nur der Mashiach kann gegen den Tod triumphieren! Es wird der ewige Beweis seiner Zusammensetzung und das Recht, über uns zu herrschen – für immer. Griechischer Einfluss muss aus dem Sinn unseres Volkes ausgelöscht werden, bevor es sich der Ewigkeit der Ideologien der Menschen anhaften kann, die sie für immer fort von der mosaischen Wahrheit bringt. Ich widme meinen Sohn Ya’akov dieser Sache, wie mein Vater Prinz Ya’akov mich widmete, um alle Bitten meines Bruders ausüben zu können. Dies tue ich aus Liebe.“ Ein Mann, der das hörte, senkte seinen Kopf und sagte betreten: „Wir haben zahllose Male gegen die Römer Krieg geführt und jedes Mal verloren.“ „Ich weiß“, blickte Prinz Yosef in die Mitte der Menge. „Wir wurden von Archelaus gehindert, eine repräsentative Körperschaft zu Augustus zu senden, nachdem Herodes starb. Aber Archelaus hat uns vergessen. Er denkt, dass wir alle tot sind.“ Er zeigte mit seiner Hand auf seinen Freund. „Judas, sende eine Abordnung nach Yerushalayim und informiere sie, dass wir beabsichtigen, Varus zu sehen, um ihn um seine Erlaubnis zu bitten, nach Rom zu reisen. Mache einen Vertrag mit dem Sanhedrin und mit dem Rest der Adeligen. Dann bringe unsere Sache vor Cäsar und erlange für uns eine friedliche Lösung. In der Zwischenzeit werden wir dir
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Merkblätter voraussenden, damit wir einige Unterstützung für unsere gerechte Sache aufrühren können.“ *** In Yerushalayim prüfte Archelaus die Tonmodelle des neuen Palastes, den er in Jericho erbaute, und nach den Plänen der neuen Verteidigungsmauer, die um die neue Stadt errichteten werden sollte, die seinen Namen tragen würde. Während der folgenden Monate fuhr er fort, sich gegen den Tempel und die aristokratischen Mitglieder des Sanhedrins zu verschwören, indem er versuchte, die administrative und richterliche Gewalt zu kürzen. Im Tageslicht würde er sich unter sie mischen, öffentlich ihre Hand schütteln, sie mit einem Kuss umarmen. Während der Nacht des aufrührerischen Feierns jedoch flüsterte er mit seinen Generälen und verdammte seine Gegner. Lange, nachdem die Straßen verlassen waren, und Stunden, nachdem die Blätter in die Gesichter der schlafenden Hunde wehten, wobei sie sie wach ängstigten, klopften bedeutende Männer heimlich an Joazars Tür. Der Sagan, der sie erkannte, erlaubte ihnen einzutreten. „Joazar ist in der mittleren Kammer.“ „Der einen, von der am unmöglichsten zu sehen oder zu hören ist?“ Der Sagan nickte. In dem Raum saß ein sehr alter Mann, in der roten und weißen aristokratischen Robe von Babylon gekleidet. Auf der anderen Seite von ihm standen seine Söhne. „Ich sehe, El’azar, dein Vater muss noch seine Kleidung für uns aufgeben.“ Der jüngste Sohn schaute Joazar an. Er zuckte mit den Schultern. „Die Kleidung meines Vaters sollte dich entzücken. Es bedeutet, dass noch immer ein bedeutendes Band zum Osten ist.“ „Wir müssen alle Bande lösen und auf uns schauen.“ „Ihr P’rushim sprecht immer dieselben Worte. Aber vorläufig werden wir euch zustimmen. Wir verstehen, dass eine Abordnung aus Galil sich erhebt, mit Augustus zu sprechen.“ Der Mann schritt von ihm weg. Er wandte seine Augen ab. Judas, der nach vor kam, sprach: „Wir verhandeln mit Varus für eine solche Expedition.“ „Wir werden uns auch mit dir verbünden.“ „Ein dreifaches Bündnis? Warum?“ „Archelaus hat einmal zu oft die Grenzen überschritten. Er hat ungesetzmäßig die Wasservorräte von Neara abgeleitet, um direkt in seine Palmenhaine zu fließen! Unsere Felder leiden an dem Diebstahl von unserem Wasser! Nun baut er für sich eine Stadt und benennt sie nach sich. Er bevölkert sie mit den Armen und subventioniert sie mit unseren Steuern! Schlimmer, er baute die Grundmauern der Stadt direkt über den Gräbern unserer Vorfahren. Nicht einmal die üblichen sieben 192
Tage der Reinigung durften vergehen, bevor der erste Stein solide auf seinen Platz gelegt wurde.“ „Wir wissen jetzt nicht, ob wir über übertretenem Boden oder heiliger Erde gehen!“ schrie ein anderer und verursachte einen leichten Protest. „Und mehr, er tut genau das Gleiche in Jericho. Den Palast des Statthalters, der während der Rebellion zerstört worden war, erbaut er wieder über den Körpern der Toten!“ „Er hat mein Anwesen für den Palast besteuert“, fiel ein anderer ein, „und da ich nicht bezahlen konnte, nahm er mir mein Anwesen!“ „Und von mir!“ schrie ein anderer und erhob seine Faust. Joazar, der seinem Sagan deutete, brachte Judas einen Sack mit Münzen. „Varus, als er Sabinus rettete, vergaß diesen Sack zu stehlen. Schenke ihn ihm. Er wird eure Einschiffung bevollmächtigen.“ *** Während die Abordnung mehr Unterstützer gewann, um nach Rom zu reisen, bummelte Archelaus durch die Gärten seines Palastes, alleine. Seine Hände berührten die exquisiten geometrischen Gravierungen der Mauer und seine Finger spielten zwischen den geriffelten Tälern der Marmorsäulen. Die Wogen des Teichs erinnerten ihn an die Zeiten, die er mit der Ehefrau seines toten Bruders, Glaphyra, teilte. Juda, der König von Libyen, war gestorben, während Archelaus versuchte, die Kontrolle des Sanhedrins zu übernehmen, und nun wurde ihm Nachricht gebracht, dass sie sich zurückgezogen hatte, um bei ihrem Vater am Schwarzen Meer zu leben. Nun, da seine Macht sich sicherte, vermisste er ihre seidige weiße Haut und ihre unglaublich schöne gerade Nase. Er ließ den letzten Stein fallen und rief nach Ptolomäus. „Reite hart nach Kappadozien. Nimm eine beeindruckende Eskorte mit dir und übergib Glaphyras Vater genug Geschenke, um ihn zu überzeugen, ihr zu erlauben, nach Yerushalayim zurückzukehren.“ „Kein normaler Mann würde seine Tochter erlauben, hierher zurückzukommen. Ihr Ehemann Alexander wurde hier ermordet, und wie ein ausrangiertes Tier ohne Empfindung oder Gefühl; sie wurde an Juba verheiratet, um politische Zweckmäßigkeit zu erlangen.“ „Ich will sie wieder sehen.“ „Aus bestimmten Gründen, denke ich.“ „Und warum nicht?“ „Du bist mit Mariamne verheiratet.“ „Wir haben miteinander keine Kinder. Glaphyra hat drei. Alle sind direkt von Herodes Genen. Wer würde gegen die Anwesenheit von Alexanders Kindern in Yerushalayim protestieren?“ „Jeder.“ Archelaus warf einen harten Blick auf seinen besten Freund. „Ich glaube, ich kann tun, was ich will. Ich will sie in meinem Bett. Siehe, dass sie hier ist, bevor der Monat vorüber ist!“ 193
„Was kann ich ihrem Vater anbieten?“ „Das Königreich von Judäa für Alexanders Erstgeborenen.“ „Wahrhaftig?“ „Entwirf den Vertrag. Ich werde heute auf ihn schwören.“ *** Als Mariamne das geschäftige Treiben der Schriftgelehrten sah, die in die Gemächer ihres Ehemanns eilten, fragte sie sich über ihre Dringlichkeit. Aus der Ferne hörte sie die königliche Garde mit ihren Pferden nach Norden reiten. „Archelaus!“ Verängstigt rannte sie in die Kammer. Die Schriftgelehrten legten ihre Federkiele nieder. „Ehemann, was geht vor sich?“ „Hier.“ Er gebot einem Schriftgelehrten, ihr den Papyrus zu übergeben. Als sie ihn las, öffneten sich ihre Augen weit. Ihr Unterkiefer begann zu zittern. Zitternd hob sie ihren Kopf, um seinen Augen zu begegnen. „Das ist ein Scheidungserlass!“ „Mache dich dann auf den Weg“, anerkannte er gefühllos das Papier des Schriftgelehrten. „Wir haben gerade heute Morgen miteinander geschlafen. Du steckst deinen Penis in mich und weißt die ganze Zeit, dass du dich von mir scheiden lässt?“ „Oh, warum nicht?“ erhöhte sich seine Rücksichtslosigkeit. „Ich habe nichts Falsches gegen dich getan“, schrie sie. Unausgeglichen durch die Plötzlichkeit stolperte sie gegen ihren eigenen Fuß und fiel hart auf ihre Seite. Tränen der Qual überwältigten ihre Fähigkeit zu sprechen. „Ja, hast du.“ Sie weinte lauter. Ihre Nase lief, Schleim strömte von ihrem Kinn. In großer Bitterkeit faltete sie ihre Knie an ihre Brust und begann so laut sie konnte zu schreien. „Deine Haut ist nicht weiß genug.“ Er fühlte sich gezwungen, etwas zusagen, und alles, woran er denken konnte, war sie mit Glaphyra zu vergleichen. „Dein Haar ist nicht lang genug. Deine Augen sind nicht weit genug. Deine Brüste sind zu groß. Und du bist nicht dünn genug.“ „Ich bin dieselbe, als du mich in deinem Bett akzeptiert hast. Niemals habe ich etwas verweigert. Ich erlaube dir mit wem du auch willst zu schlafen. Du hast Kinder von anderen Frauen und ich habe mich über sie nie beschwert.“ Archelaus senkte seine Augen. Er war müde und von ihr gelangweilt. Er stand auf und ging zurück in seinen Garten, während er die Schreie von seinen Ohren aussperrte. *** Während des Beginns seines zehnten Jahrs als Ethnarch von Judäa versammelte Archelaus alle seine Freunde in seiner neuen Stadt. Sanfte, 194
wundervolle Musik von der Leier und den Harfen spielten, als die Tänzerinnen ihre transparenten Kleider herumschwangen. Das Tempo erhöhte sich, das Tanzen wurde kühner, lebhafter. Fröhliche und dankbare Zelebranten jubelten Archelaus und seiner neuen Ehefrau Glaphyra zu. Im Nu wurde sie betrunken. Ihre peinlich berührten alten Freundinnen, jene, die sie gehegt und gepflegt hatte, bevor ihr erster Ehemann stranguliert wurde, umrundeten sie vor den Augen der Gäste. Wie sie es so oft vorher getan hatten, überredeten sie sie, mit ihnen in einen privaten Raum zu gehen. Dort spielten und neckten sie einander ohne Sorge um die Gäste im anderen Raum. „Wie ist es, ein drittes Mal verheiratet zu sein?“ fragte eine von ihnen. „Ja, sage es uns. Keine von uns hat je so viele Männer in ihrem Leben gehabt.“ „Ja. Männer können drei und zehn und zwanzig Ehefrauen haben, wenn sie wollen, aber wir kosten nie so viele von ihnen wie sie von uns.“ „Das Ding zwischen ihren Beinen wird sicher verschieden verwendet, wenn es das ist, was ihr mich bittet, euch zu erzählen.“ „Ist es“, bestätigte eine verlegene Freundin. Alle Frauen lachten. „Aber Glaphyra, vermisst du nicht deinen ersten oder sogar deinen zweiten Ehemann?“ „Du solltest ihr nicht so eine Frage stellen“, ermahnte sie eine andere Freundin. „Oh, lass sie fragen“, erwiderte Glaphyra gnädig. „Ich höre nie auf, sie zu vergleichen. Juba war freundlich. Er war großzügig. Aber er war zu alt und kam zu schnell zum Höhepunkt. Ich hatte nie mit ihm einen Orgasmus. Archelaus ist sicherlich aufregend, aber nicht genug. Alexander war der beste Liebhaber, den ich gehabt hatte. Wir hatten überall in Yerushalayim und Rom Sex. Ein Kind nach dem anderen plumpste aus mir heraus und ich wollte immer mehr Sex mit ihm.“ „Du vermisst ihn dann sehr.“ „Tue ich. Na, neulich träumte ich, dass er neben mir stand. Er kritisierte mich, dass ich ihm nicht treu geblieben bin. Er erinnerte mich, dass ich eine Jungfrau war, als ich mit ihm ins Bett fiel, und dass unsere Liebe unsere Kinder hervorbrachte, und unsere Liebe sollte nie mit einem anderen geteilt werden.“ „Glaphyra, was für ein Unsinn! Es gibt keine Geister!“ „Die Griechen und Babylonier und Perser und – na, sogar die Germanen glauben an sie! Sicherlich, ja.“ Ihre reifste Freundin legte ihre Arme um Glaphyras Taille. Sie lehnte sich vor und küssten liebevoll ihre Wange. „Schuldtränen an dir.“ „Wie weißt du?“ „Dein Traum gab es zu. Du hast den Bruder deines Ehemanns geheiratet. Du hattest Kinder von deinem ersten Mann und daher warst du nicht berechtigt auf eine Leviratsehe. Ich glaube, du hast von allem Geflüster, das dich ständig umgibt, Angst.“ „Alexander versprach mir, mich von diesem Klatsch zu befreien!“ 195
Während die Feier bis spät in die Nacht fortsetzte, störte Archelaus vertrauenswürdiger Botschafter für Rom die große Feierlichkeit. Sobald er das königliche Symbol von Augustus sah, hörte Archelaus mitten im Satz zu reden auf. Glaphyras Freundinnen lenkten ihre Aufmerksamkeit darauf. In begieriger Neugierde rannte sie aus dem Zimmer, und sobald sie die Abordnung vor sich sah, fühlte sie einen schnellen Atem warmer Luft in ihr rasen. *** Archelaus schleuderte den römischen Stab nach Joazars Kopf, der auf dem Gang vor ihm weggerannt war. „Du verdammter Bastard! Du verdammenswerter Hurensohn! Ich hörte, dass du dich hinter meinem Rücken verschwörst, und nun weiß ich es als Tatsache.“ „Augustus sagte dir, als er dich zum Ethnarchen ernannte, an unseren Gesetzen festzuhalten und uns vor Schaden zu bewahren. Stattdessen erniedrigst und missbrauchst du uns alle! Juden, Idumäer, Tz’dukim, P’rushim, reich und arm gleichermaßen.“ Archelaus griff nach Joazars Turban und riss ihn von seinem Kopf und schleuderte ihn zu Boden. Mit einem flotten Stampfen drückte er in platt. „Wenn ich dich hinrichten könnte, würde ich dies in dem Augenblick tun.“ „Ich bin der Kohen Hagadol.“ „Du warst es“, erwiderte Archelaus kalt. „Bevor diese Stunde vorüber ist, wird El’azar, dein Bruder, der Kohen Hagadol sein.“ El’azar jedoch folgte den Beispielen der Aufwiegelung seines Bruders. Er wurde auch von einem anderen Kohen, Jesus, Sohn von Sie, als Kohen Hagadol ersetzt. *** Mehrere Monate später fuhr Archelaus Streitwagen durch die Straßen von Rom. Als er zuerst die Menschenmenge an den Toren stehen sah, hielt er sie für seine Unterstützer und Bewunderer. Stattdessen waren die achttausend Juden dort, um Augustus zu überzeugen, Archelaus zu entfernen. Die römischen Soldaten, die einen Weg für den Streitwagen erzwangen, führten Archelaus direkt zum Senat, wo der römische Kaiser auf ihn wartete. Vor ihm waren fünfzig Männer, die das dreifache Bündnis gegen Archelaus darstellten. Sadduc, der Parush, rollte seine Schriftrollen auf und las sie Anklagen vor. Augustus, nachdem er mehrere Stunden mit den Neuigkeiten über Archelaus Tyrannei gegen sein eigenes Volk bombardiert wurde, brachte den Sprecher mit einer einzigen Bewegung seines Fingers zum Schweigen und wandte sich an Herodes eingesetzten Erben. „Archelaus“, begann Augustus, „Mäßigung war das Schlüsselwort, das ich dir vor zehn Jahren präsentierte, bevor ich die Herrschaft von Judäa 196
dir anvertraute. Ich denke, Menschen wie du können sich nie ändern. Ich habe in allen meinen Provinzen Frieden, außer in Judäa. Die meisten meiner eingesammelten Steuern gebe ich für Judäa aus! Ich habe dort mehr Armeen als irgendwo anders! Ich habe dort sogar mehr Schlachtschiffe als in Spanien! Ich habe dort mehr Generäle und Hauptmänner als in ganz Germanien und Parthia! Alle diese Dinge brauchen große Aufwendungen! Ich bin sicher, dass das Geschenk deines Vaters an mich über zehn Millionen Drachmen nicht bestimmt war, um benutzt zu werden, deine Stellung zu subventionieren. Daher erscheint es für mich vernünftig, dich von Judäas Thron zu entfernen.“ „So eine Sache ist nie zuvor getan worden! Wie kann ein König so entfernt werden?“ „König? Wer sagte je, dass du ein König bist? Sicherlich nicht ich! Du bist ein abhängiger Prinz – ein Ethnarch – dessen Position etwas über deinen beiden Brüdern ist, die jeweils als Tetrach ernannt wurden. „Ptolomäus und die Armee nannten mich König“, jammerte er. Augustus höhnte. „Für das Unrecht, das du gegen deine Untertanen begangen hast, solltest du ernsthaft bestraft werden. Stattdessen werde ich dich in die Stadt Vienna verbannen, in das Land der Gallier.“ „Vienna? Ich hörte nie davon“, protestierte er. (Und hier sollte dem Leser aufgezeigt werden, dass dies nicht dieselbe Stadt wie die Stadt Wien, Österreich, ist, sondern eine uralte Stadt in Frankreich an der Rhone). „Und wer lebt in Gallien, außer Wilde?“ „Darum schicke ich dich dorthin. Dein Geld jedoch bleibt bei mir.“ *** Als Glaphyra die Neuigkeit von ihren Dienerinnen hörte, raste sie aus ihren Gemächern mit hysterischem Gelächter. „Ich verließ die Sicherheit meines Vaters dafür? Wieder machen diese Judäer einen Narren aus mir!“ Sie ging in ihren Umkleideraum und fiel hart auf ihre Knie, als ein Tränenstrom sie überwältigte. Durch ihre entsetzlichen Schreie des Selbstmitleids konzentrierte sich ihr Verstand auf die Phiole, die sie vor langer Zeit in ihre Truhe legte. Sie kroch zu ihr hin, holte die Giftphiole heraus, und ohne einen weiteren Gedanken trank sie davon. Als es durch ihre Kehle floss, dachte sie an die vergangenen Jahre, als sie friedlich neben Alexander gelegen hatte und mit ihm den ganzen Tag leidenschaftliche Liebe gemacht hatte. *** Um der Ironie seiner Entscheidung hinzuzufügen, verließ Augustus das Sentastockwerk und ging zum Tempel von Apollo. Dort rief Augustus nach Archelaus und seinen Anklägern, um sich mit ihm zu treffen. „Ich kann nicht an einen heidnischen Ort gehen“, protestierte Sadduc. „Warum nicht?“ fragte der Zenturio. 197
„Wir sind Hebräer, verboten, in der Gegenwart eines heidnischen Gottes zu sein.“ „Ist es nicht besser, den Tempel als Yerushilayim zu betreten, wo ein verrückter Pöbel wartet, dich in Stücke zu zerreißen, falls du versagst, Archelaus zu entfernen?“ Er willigte ein. Im Tempel von Apollo sah er Archelaus auf ihn und seine anderen Gefährten vor Augustus warten. Nachdem ein paar bittere Augenblicke des Schweigens vergingen, sprach Augustus: „Sadduc, Judas, und der Rest von euch: ihr Männer habt mich heute hart mit euren Anschuldigungen bedrängt, und ihr habt viele Beweise zu euren Gunsten präsentiert, und ich habe danach in Übereinstimmung mit euren Wünschen und mit den Wünschen von achttausend Männer, die draußen vor diesem Tempel warten, gehandelt. „Nun, was schlagt ihr vor, dass wir mit der plötzlichen Vakanz der Macht machen?“ Judas schritt von Sadduc fort. „Wenn ich darf?“ „Ja?“ „Setze einen aus dem Hause David auf den Thron.“ Augustus rieb seine Handfläche gegen seine trockenen Lippen. „Vor zehn Jahren hörte ich dieselbe Bitte. Niemand aus dem Hause David kam vor mich, um sich vorzustellen. Da war niemand, um mit ihm zu unterhalten, also, wie kann ich irgendwelche Qualifikationen bestimmen?“ „Das Volk wird sie bestimmen.“ „Das Volk sind meine Untertanen! Ich und ich alleine werde sie bestimmen!“ „Die Mitglieder des Hauses David können nie ihr Land verlassen. Es ist für sie durch Tradition verboten, es zu tun. Einmal zwang sie der König von Babylon, es zu verlassen – und dafür verloren sie alle politische Macht – aber nie hat ihr Einfluss die Herzen des Volks verlassen. Ich stehe hier, um sie zu repräsentieren.“ „Nein, ich werde nie einen Mann ernennen, dem ich nie begegnet bin. Außerdem habe ich nicht vergessen, wie sie sich selbst mit ihrem Gott in Einklang erachten. Siehe“, zeigte er zu dem Tempel um sie herum auf, „ich bin auch mit einem Gott in Einklang.“ „Dann was, wenn Judäa eine Provinz von Syrien wird?“ Judas war durch Sadducs Worte sprachlos. Er griff nach seinem Arm, stieß ihn zur Seite und zischte ihn an: „Was denkst du, dass du vorschlägst? Wir haben dies nicht besprochen, noch hat sich unser Komitee getroffen, um eine Tagesordnung für eine solche Sache zu formulieren!“ „Die Tagesordnung ist jetzt und unser Überleben ist jetzt. Höre zu“, flüsterte er in Judas Ohren, „du willst, dass das Haus David regiert, nicht wahr?“ „Natürlich!“ „Was für ein besserer Weg als dies? Trenne Judäa zuerst von den heidnischen Staatsangehörigen, dann mache einen Pakt mit dem Volk, die unsere Traditionen und unsere Kultur verstehen. Die Syrier werden uns viel schneller und besser als die Römer Freiheit gewähren.“ 198
„Wie kannst du davon sicher sein?“ „Ist unsere Armee je von den Syriern besiegt worden?“ „Nein, aber die Römer werden sich ihnen gegen uns anschließen.“ „Augustus wird bis zu der Zeit, wenn wir die Kraft und das notwendige Geld zum Rebellieren haben, tot sein. Der neue Kaiser wird höchstwahrscheinlich Meinungsverschiedenheiten und Bürgerkriege haben und wir werden zu weit weg und unbedeutend sein, um sich mit uns aufzuhalten.“ Judas schaute wieder Augustus an. Er war älter als Herodes. Älter als die meisten Männer, die Judas in seinem Leben gekannt hatte. Das Warten würde nicht lange sein. „Ich stimme zu“, sagte er. *** In kurzer Zeit nach der Zusammenkunft wurde die Landkarte der Welt neu gezeichnet. Coponius vom Reiterorden wurde ausgewählt, höchste Macht über Judäa und Shomron zu haben, das nun der Provinz Syrien hinzugefügt wurde. Mitte des Nachmittags traf er sich, zusammen mit mehreren anderen militärischen und bürokratischen Spezialisten, heimlich mit Augustus. Während der Nacht und bis zum nächsten Morgen überlegten sie die effizienteste Weise, Judäa zu regieren. Cyrenius, ein Prokonsul von Augustus, wurde ermächtigt, die Wünsche des Volkes in Syrien in Betracht zu ziehen und das Anwesen von Archelaus zu verkaufen. Judas, Sadduc und viele andere kehrten mit ihm auf derselben königlichen Galeere zurück. Als Cyrenius ganz Judäa bereiste, sandte er Depeschen nach Rom und empfahl ein anderes Besteuerungsprogramm. Wieder traf sich der Sanhedrin in Yerushalayim. „Wir baten, zu einer Provinz von Syrien gemacht zu werden, und die Römer wollen Steuern für ihre großzügige Zuweisung der Freiheit an uns! Aber sind wir frei? Kann der Mensch frei sein, wenn er unter der Unterjochung einer Einkommenssteuer steht?“ Joazar erhob sich von seinem Platz. Die Ratmitglieder schwiegen. „Zahlen wir die römischen Steuern, ohne darüber zu streiten. Es wird unser Losewerdegeschenk an sie.“ Viele in der Kammer lachten. „Diese Besteuerung ist nicht besser als ein Empfehlungsschreiben in die Sklaverei“, sprach Judas als Nächstes. „Wir müssen die ganze Nation ermahnen, sich zu erheben, zu rebellieren, unsere Freiheit zu behaupten!“ „Ja!“ schrie Joazar verbittert. „Römische Legionen werden kommen und unsere Nation dem Erdboden gleich machen! Sie werden Yerushalayim bis zum Boden niederbrennen und die Überlebenden auf der ganzen Welt zerstreuen.“ „Sogar die Römer sind nicht so mächtig.“ „Dann lebe lang genug, um es selbst zu sehen. Es wird nicht so weit weg sein, wie du es dir vorstellst.“ 199
Judas legte beide Hände über seine Kehle. Sein Fleisch fühlte sich klamm, unbehaglich an. Er reiste ab und kehrte nach Natzeret zurück und trachtete danach, Prinz Yosef alle Dinge, die geschehen waren, zu berichten. Während Judas in Galil war, begann Cyrenius seine Machtgrundlage zu festigen. Eines Nachmittags ließ er seine Wachen Joazar in seine Kammer zusammen mit El’azar und Jesus bringen. „Ich brachte euch alle drei hierher, weil ich mit einem Dilemma konfrontiert bin. Ihr Männer stellt die alte Ordnung der Dinge dar. Boethus wurde aus Babylon hereingeholt und er hat den Tempel zu seinem politischen Lagerplatz gemacht. Ich will euch für eure Jahre des Dienstes danken, besonders dir, Joazar, dass du unser Besteuerungsprogramm unterstützt hast. Für die Unterstützung deiner Landsmänner und die Bereitschaft, mit uns zu kooperieren, setzen wir die Besteuerung aus. Wir haben mehr als genug eingesammelt, um für eure Verteilung zu bezahlen.“ „Für viele kommende Jahre“, bemerkte El’azar. „Ja, unser Volk ist verarmt und hat nichts übrig“, bestärkte Jesus auch El’azars Worte. „Wir waren die wohlhabendste Nation auf der Welt. Alle unsere Städte waren brandneu und unsere Straßen brandneu und wo auch immer man ging, erhoben sich neue Gebäude zusammen mit neuen Aquädukten. Wir kannten nie Hunger oder dass es an Dingen mangelte. Wir waren die Querstraße des Handels. Nun sind wir die Querstraße der Vergewaltigung und Plünderung. Wir sind sehr benachteiligt.“ „Ihr wolltet keinen König über euch und euer Wunsch wurde durch Cäsar Augustus gewährt. Falls Armut euer Los wird, so sei es. Ihr seid zumindest freie Menschen.“ „Wenn du es sagst, dann muss es so sein“, behauptete El’azar. „Um euch eure neu gefundenen Freiheit zu versichern, hat Rom beschlossen, dass die alte Ordnung völlig durch eine neue Ordnung ersetzt werden muss.“ „Was bedeutet?“ „In Rom sagtet ihr zu Augustus, dass ihr keinen König wollt, und ihr habt keinen König. Doch als unsere Verwalter die judäische Geschichte erforschten, haben wir entdeckt, dass die Kohanim als mächtige Könige Judäa beherrscht haben. Da Boethus die alte Ordnung darstellt, stellen sie auch seine Kinder dar. Wir müssen daher ebenso dich mit einer neuen Ordnung ersetzen.“ „Das Volk muss immer eine Familie von Kohanim über sich haben. Es ist das Gesetz!“ „Und wir stimmen zu. Annas, Sohn von Seth, ist nun der neue Kohen. Melde dich bei ihm um deine Anweisungen. Tue es friedlich und Friede wird immer dein sein.“ ***
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Jakobus, der zweitgeborene Sohn von Prinzessin Miryam, saß geduldig vor dem Schleifstein und schärfte die Messer seines Vaters. Als er arbeitete, atmete er tief das Aroma der frisch geschnittenen Holzstücke, die den Boden belegten und auf seinen Armen und seiner Kleidung verweilten. Als er die Späne befühlte, brachte er ein paar dicht an seine Nase und roch sie. Er konnte nun alle Bäume nach ihrem Geruch identifizieren. Als er das Holz berührte, konnte er die individuellen Bretter durch ihre Maserung unterscheiden. Er war stolz auf sich. Draußen beobachtete er seine anderen Brüder, die hinter dem Haus spielten, wo seine Mutter die Abendmahlzeit kochte. Seine Schwestern halfen ihr. Sein Vater war wie immer geschäftlich fort. „Merkwürdig, Vater hat kaum je eine Gelegenheit, mit mir zu reden“, dachte er. „Ich bin für alles im Haus verantwortlich, doch sind es meine Brüder und meine Schwestern, die die Umarmungen und die herzliche Zuneigung von Mutter bekommen.“ Er grinste. Er beobachtete seine jüngeren Brüder und Schwestern, wie sie im Hof spielten. Wieder atmete er tief den Wohlgeruch der Holzspäne ein. „Ziemlich bald werden wir für das Passahfest nach Yerushalayim reisen. Ich werde dort meinen älteren Bruder treffen und er wird mit uns zurückkehren. Ich frage mich, wie er ist? Mutter redet selten über ihn. Wann trafen sich Yehohshua und ich das letzte Mal? Vor einem Jahr während des Passahfestes. Aber ich erinnere mich nicht wirklich an ihn. Ich denke nicht, dass ich ihn mag.“ *** Hundertzwölf Meilen weit weg von Natzeret entzückten sich Yehohanan und Yehohshua mit ihren Lieblingsspielen. Als Jakobus auf seine Brüder und Schwestern starrte, starrte Elisabeth auf ähnliche Weise ihren eigenen Sohn und Neffen an. Sie schaute den beiden Jungen zu, wie sie hinter das Haus rannten und Verstecken spielten. Ihre Augen konzentrierten sich auf Yehohanan, als er schweigend, geduldig stand und wartete, bis sein engster Gefährte ihn fand. Die Augenblicke erstreckten sich in Minuten und die Minuten zu einer unergründlichen Dauer der Leere. Indem Yehohanan traurig wurde, senkte er sich zu Boden. Seine Hand ruhte direkt oben auf einer kleinen, schmutzigen Zehe. „Yehohshua! Wie lange bist du dort gestanden?“ „Eine lange Zeit.“ „Wie bist du so lange ruhig geblieben?“ „Indem ich nicht hier war.“ „Aber du hast mir gerade gesagt, dass du eine lange Zeit hier gestanden bist!“ „Bin ich.“ „Wie konntest du hier neben mir eine lange Zeit stehen und gleichzeitig überhaupt nicht hier sein?“ 201
„Während ich neben dir stand, besuchte ich meinen Vater.“ „In Natzeret?“ fragte Yehohanan unschuldig, da er alles glaubte, was ihm Yehohshua sagte. Yehohshua schüttelte verneinend seinen Kopf. Mit seinen Fingern zeigte er zum Himmel. „Oh, diesen Vater“, akzeptierte Yehohanan wieder bereitwillig Yehohshuas Behauptung. Yehohshua setzte sich neben ihn und legte seinen Arm um seine Schultern, während er seinen Kopf gegen den seines Cousins ruhen ließ. Lächelnd dachte Yehohshua über die vergangenen sieben Jahre nach. Seit er fünf Jahre alt war, blieb er unter der Vormundschaft von Zacharias. „Jetzt bin ich zwölf Jahre alt. Bald muss ich mein eigenes Auftauchen in die Mannbarkeit erfahren, genau wie Yehohanan es vor sechs Monaten tat.“ Als die rote Sonne die Hügel um Judäa entflammte, blickte Yehohshua zurück, wie dieselbe Sonne den Horizont des Meeres in Memphis genauso glänzend rot färbte. Dort, während er beobachtete, wie seine Mutter gegen die bevorstehenden Wehen bei Jakobus ankämpfte, hatte er sich ihrer Seite leise genähert. Die Hebamme sah ihn nicht. Sie streichele ständig ihre Hand und wischte den Schweiß von ihrer Stirn. Beruhigend flüsterte die Hebamme in Miryams Ohen: „Alles ist fein. Es ist, wie es immer sein muss. Der Schmerz ist natürlich. Der Schmerz ist vorübergehend. Der Schmerz bedeutet, eine wundervolle Sache geschieht dir nun und der Welt.“ Eine Freundin saß auf der anderen Seite von Prinzessin Miryam und zwischen Miryams Beinen streichelte eine professionelle Geburtshelferin den Bauch seiner Mutter mit einer Bewegung abwärts. Als Yehohshua zuschaute, wurde Miryams Gesicht grimmiger, angespannter, wobei sie deutlich ihre Angst zeigte. „Es tut mir Leid“, sprach die Ägypterin zu der Freundin. „Es gibt nichts, was ich für den Schmerz tun kann.“ Der zwei Jahre alte Yehohshua näherte sich seiner Mutter. „Was macht dieses Kind in diesem Zelt?“ „Lasst ihn bleiben“, verteidigte Miryam ihn. „Das ist nicht der Ort für ein kleines Kind.“ „Er ist hier, um mich von meinen Schmerzen zu erleichtern“, flüsterte sie, da sie tatsächlich wusste, dass ihr Sohn solche Fähigkeiten besaß. Die Ägypterin, überrascht durch Miryams Worte, hörte auf, den Bauch zu reiben. Yehoshua rückte nahe neben seine Mutter und berührte liebevoll ihr Gesicht. Der heiße Schweiß von ihren Wagen verweilte auf seinen winzigen Fingern. Mehr Schweiß floss von ihrem Gesicht. Er fühlte eine merkwürdige, andere Empfindung. Er brachte wieder seine Hände zu ihrem Gesicht. Es fühlte sich an, als ob er tatsächlich von ihrem Körper alle Empfindungen und all ihre Gefühle erkennen konnte. Ohne weitere Verzögerung brachte er in sein Wesen alle ihre Schmerzen. Augenblicklich drängte Jakobus aus Miryams Unterleib in die wartenden Arme der Hebamme.
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Die Ägypterin, da sie keine Schreie hörte, glaubte, dass ihr Schützling während der Geburt gestorben war. Als sie sie endlich anschaute, war sie überrascht zu sehen, dass Miryam strahlend lächelte, ohne Anzeichen von Schmerz oder Qual. Die Ägypterin schüttelte ihren Kopf bei der merkwürdigen Stille des Kindes und der Mutter. Sie fuhr fort, die Nabelschnur abzuschneiden und die Haut des Neugeborenen mit Salzwasser zu waschen. Nachdem Jakobus eingeschlafen war, starrte Yehohshua seinen Bruder an. Er streckte seine Hand aus und berührte die Zehen seines Bruders und bewegte sie sanft. „Bald werde ich Jakobus in Yerushalayim sehen.“ *** Mit seinem Arm noch um Yehohanans Schulter berührte Yehoshua das lange Haar, das von Yehohanas Kopf hing. Es war länger als das seiner Mutter. Dichter, welliger. Als der Sommer kam, wurde Yehohshuas Haar kurz geschnitten, doch Yehohanans Haar wurde nie geschnitten und seine geflochtenen Locken wuchsen immer länger. Zu jeder Mahlzeit wurde Yehohanan entweder Wasser oder Ziegenmilch angeboten, während Yehohshua dieselbe Menge an Wein, die Zacharias und Elisabeth tranken, angeboten wurde. Dies geschah, weil Yehuway Yehohanan zu einem Nasiräer auf Lebenszeit, wie Samson es gewesen war, ernannt hatte. Samuel war auch ein Nasiräer gewesen, geweiht für einen lebenslangen Dienst durch seine Mutter Hannah. Yehohshua ließ sanft seinen Atem entkommen. Letztes Jahr in Yerushalayim hatte er die andere Klasse der Nasiräer gesehen. Das mosaische Gesetz erlaubte ihnen, Yehuway dreißig Jahre lang zu dienen. Nach Beendigung ihres heiligen Schwurs stiegen die Freiwilligen die Rampe der Brandopfer hinauf. Oben auf der waagrechten Platte brachten die Freiwilligen Annas, der Sohn von Seth (der der neulich ernannte Oberkohen durch den Willen des römischen Senats war), den ersten Widder für das Brandopfer dar. Unmittelbar danach wurde ein weibliches Lamm Yehuway als ein Sündopfer dargebracht. Während Annas das Fleisch viertelte und das Blut über den Altar spritzte, stand sein heranreifender Sohn Kayafa neben ihm, um zu beobachten, wie sein Vater das Ritual durchführte. Der Sohn schaute zu, wie sein Vater seine Hand über die Schultern eines Nasiräers legte. Sanft senkte sein Vater seinen Kopf, damit er das lange Haar abscheren konnte. Als die Flammen aufhörten, das Fleisch zu verzehren, das laut aufloderte, als es das Fett und Öl traf, legte er das Haar oben auf das zurücktretende Feuer. Das Haar fing augenblicklich die schwelenden Flammen, die scharf knisterten und schnappten. Ein zweiter Widder wurde dann als ein Gemeinschaftsopfer dargebracht. Danach schenkten die Freiwilligen im Dienste für Yehuway Annas einen großen Korb mit ungesäuertem Brot, das gut geölt war, zusammen mit Gersten- und Weizenkörnern und einem Schlauch mit frischem Wein. Anna stimmte dem Geschenk zu und 203
Kayafa strahlte vor Stolz über die professionelle Handhabung des bedeutenden Rituals seines Vaters. „Was wird dieses Jahr bringen“, fragte sich Yehohshua insgeheim. Yehohanan schlief bis dahin zuversichtlich in Yehohshuas Armen ein. Elisabeth beobachtete die beiden jungen Männer und lächelte über den malerischen Anblick. Aus der Ferne ähnelten die beiden Jungen einander fast, abgesehen von der extremen Länge des Haares ihres Sohnes. *** Die kühle Brise, die sich über Yehohshua erhob, kühlte den Schweiß auf seiner Stirn. Er erhob seinen Kopf, um zu den vorübertreibenden Wolken zu blicken. Sie fühlten sich so nahe zu ihm an. Eine natürliche Folge der Erdformation. Er schloss seine Augen und seine Gedanken schwankten zurück zu der Zeit, als er noch in Memphis, Ägypten, lebte. Er sah sich deutlich neben seinem Vater sitzen, als er kleine, glatte Kieselsteine in das Wasser warf und sie oben auf den kleinen Wellen hüpfen ließ. Ein konzentrischer Kreis vermischte sich mit einem anderen. In der reisenden, hypnotischen Trance blicke Yehohshua in das durchscheinende Wasser und erhaschte sein Bild. Unter der Oberfläche des Wasser näherten sich ihm Fische, die ihm erlaubten, ihre Nasen zu streicheln. Lachend spielte er mit ihren Flossen und wackelte schnell mit seinem Finger vor ihren Augen, wobei er sie dazu brauchte, um sie Hand zu kreisen. Sein Vater schaute den Sohn an und wunderte sich über den schönen Augenblick der Ruhe, worin Tier und Mensch einander vollkommen vertrauten. Yehohshua zog seine Hand aus dem Wasser und legte seine Wangen zwischen beide Handflächen, während er die Ansammlung der Fische genoss, die sich der sanften Böschung des Sees näherten. Eine Schlange hörte mit ihrem Gleiten auf, um zu sehen, was vor sich ging. Sie näherte sich dem Kleinkind, erhob ihren Kopf und mit einem matten Lächeln schaute sie Yehohshua an. Das kleine Kind streichelte ihren seidigen bunten Rücken mit seinen Fingern. Seine Augen begegneten denen der Schlange. Indem er sie bezauberte, bewegte Yehohshua langsam sein Gesicht nach rechts und die Schlange machte seine Bewegung nach. Yehohshuas Gesicht ging nach links und der scharf gemeißelte und lang gezogene grüne Kopf der Schlange folgte ihm. Nach einer Zeit stand Yehohshua auf und ging davon. Die Schlange, bezaubert durch den Einfluss des Kindes, versuchte sich auch zu erheben. Im Schatten der Bäume, wo Büsche und Weinreben und Farn und Eichen und Zedern nebeneinander in ihrem Wettlauf zum Sonnenlicht standen, fühlte Yehohshua eine angenehme Gegenwart. Ein schützender Schatten dehnte sich über ihm aus und hüllte ihn in einer zarten Ausdehnung ein.
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„Gehe nach Hause“, befahl Yehohshua zärtlich der Schlange. Der Bewegung seiner Finger folgend, zerstreuten sich die Fische auch schnell von dem üppigen Ufer. Er konzentrierte sich auf den grünen Überwuchs und begann die separaten Weinranken, die sich an den Stämmen der massiven Bäume klammerten, zu unterscheiden, indem er ihre einzelnen Bewegungen zu ihrer äußersten Reichweite verfolgte. Seine Augen folgten über den Spitzen der Weinranken hinaus zu den oberen Grenzen der Bäume, und von dort stieg seine Vorstellungskraft zu den Grenzen der Haufenwolken. „Ich gehöre dort hinauf“, verblüffte er sich selbst mit seinen eigenen Worten. Verwirrt drehte er sich herum, um den Boden anzublicken. Er hob eine Handvoll Erde auf und blickte in ihr innerstes Allerheiligstes, indem er innerhalb seiner Kerne die Atome der Schöpfung erkannte. Alles, was ihn umgab, verstand er vollkommen. Er erhob seine Hand und es schien ihm, dass er tatsächlich das Muskelgewebe unter der Haut und das Knochenmark und das Funktionieren der weißen und roten Zellen sehen konnte. Seine Arme fielen herab, als er sich auf die Umgebung konzentrierte; seine empfindsame Wahrnehmung zeigte akut eine unsichtbare Gegenwart, die neben ihm stand. „Gabriel?“ fragte er. Langsam begann sich die unsichtbare Gegenwart vor ihm zu materialisieren. Ein Strom glänzender Farben schimmerte aus seinem Wesen, als ob sie die Hitzewellen waren, die sich von den heißen Steinen der Wüste erhoben. Nach und nach, als sich das durchscheinende Geistwesen verfestigte, ähnelte es einem Mann. „Ich bin nicht hier, um dir Schaden zuzufügen“, bestätigte der Engel. „Höre dem rauschenden Wind zu. Fühle ihn auf deinem Gesicht. So bin ich. So warst du.“ Yehohshua drehte seine Hände um, um seine Handflächen zu sehen. Er saß auf dem Boden, verschränkte seine Beine unter seinem Gesäß und saß still, um das Wunder seiner Umgebung aufzunehmen. Aus der Ferne schien es, als ob das kleine Kind mit dem Sonnenlicht spielte, indem es durch seine unschuldige Wärme fasziniert war. *** Als die Gerstensprossen ihren Höhepunkt erreichten, zogen hebräische Karawanen aus der Welt stetig in Yerushalayim ein. Die Römer hielten emsig Wache über die starke Familienversammlung. „Sicherlich muss es für uns einen Weg geben, davon zu profitieren, während wir hier sind?“ schlussfolgerte Qurinius darüber. Ein paar Stunden später kam ihm die Idee, die er für unfehlbar hielt. „Komm, wir werden Annas wecken und sehen, dass wir ein paar Extramünzen für uns erlangen.“ *** 205
Der römische Legat für Syrien zwang Annas Schriftgelehrten, ihn aus seinem Schlaf zu wecken. „Annas, wir wollen mit dir reden“, schrie der alte Römer aus der unteren Kammer. „Lass es bis Nachmittag warten.“ „Geldangelegenheiten können nie warten. Außerdem habe ich ein paar Freunde von dir hier. Die nun warten, um mit dir zu diskutieren.“ Anna nahm das Eindringen übel. Trotzdem spritzte er etwas kühles Wasser auf sein Gesicht, um seine Gedanken zu beleben. „Hole ebenso meinen Sohn. Wenn ich aufstehen muss, muss er auch aufstehen.“ „Was wir mit dir tun wollen, Annas“, sprach Quirinius sanfte, doch hoch entwickelte und erfahrene diplomatische Stimme, „ist, dir zu helfen, die Richtlinien des eingehenden Geldtausches, mit dem deine Leute belastet sind, zu regulieren.“ „Wie sind wir damit belastet?“ „Nun, zuerst lass uns darüber übereinkommen. Gerade jetzt sind da nicht ein paar verschiedene Währungen, die in dein Land hereinkommen?“ „Ja.“ „Und kommst du nicht immer zu uns, um uns beschützende Karawanen zu verschaffen, um diese Schekel und Aurei zurück in ihr Ursprungsland zurückzubringen, damit du es für deine bevorzugten Münzen austauschen kannst?“ „Gewöhnlich Gold oder Silber. Manchmal ist es ein Tauschgeschäft.“ „Ich kann dir eine bessere Methode anbieten.“ „Welche?“ fragte Annas misstrauisch. „Ich schlage vor, dass von nun an die Münzen, die du für deine TempelSchatzkammer erhältst, unser römischer Gold-Aureus und unser SilberDenarius sein sollte. Wir werden die ptolemäischen und griechischen und seleukidischen Münzen abschaffen.“ Annas starrte den listigen Römer an. „Es gibt damit ein ernstes Problem: eure Münzen tragen das Bild von eurem Cäsar. Um für uns annehmbar zu sein, muss ein Bild vorher entfernt werden.“ „Die Münzen des Kaisers sind von ihm autorisiert und nach seiner Anweisung geprägt.“ „Dann lass einen Feigenbaum oder einen Kreis oder ein Quadrat auf die Oberfläche der Münze prägen.“ „Der Kaiser wird es nicht erlauben“, erwiderte Quirinius. „Was haben wir dann in diesem Fall zu bereden?“ „Darüber, zusätzliches freies Geld zu machen – ohne Einschränkung, ohne Berichterstattung.“ Annas saugte an seinen Lippen. Gier tauchte aus den Tiefen seiner Seele auf. „Ich kann dem zustimmen. Denkst du, dass der römische Senat es wird?“ „Nein“, antwortete Quirinius leise. „Aber wenn wir ein fest kontrolliertes Geldwechselsystem als eine wohltätige Geste formulieren können, können wir innerhalb von Monaten profitieren.“ 206
Er hörte zu sprechen auf, um es wirken zu lassen. Nach einem kurzen Augenblick fuhr er fort. „Hier in der schönsten Stadt der Welt, in der jüdischen Hauptstadt und dem Sitz eures Gottes, in dem Land, das auf der Kreuzung der ganzen Welt liegt, von was für einem besseren Dienst könnten wir für dein Volk sein, als ihnen eine leichte Methode zu verschaffen, ihre ausländischen Münzen in eure ehrlichen Münzen einzutauschen? Das Volk wird die Weisheit davon sehen und den Kohanim dankbar sein, so hoch von ihnen zu denken.“ „Seit den Tagen von Darius, sind Münzen der Fluch unserer Welt gewesen. Wie ich die Tage des Tauschhandels wünsche“, sinnierte leise ein Zuhörer. „Was hast du gesagt?“ fragte ihn Annas. Der Mann, da er nicht wünschte, sich zu wiederholen, beschloss, etwas anderes zu sagen. „Wie viel Gewinn können wir aus diesem ausländischen Wechsel von Quadrans, Assarions, Denare, Drachmen, Didrachmen und Staters für unsere eigenen Lepta?“ „Zehn Prozent?“ „Warum dieser Wucher!“ „Es ist vernünftig, wenn man die Transportkosten und die bewaffneten Männer brauchte, um ihre Sicherheit zu sicherzustellen.“ „Das Volk sollte uns mögen, nicht hassen!“ „Ich habe die Lösung dafür. Jedes Jahr bringen die Pilger Lämmer und Ziegen und Vögel und Widder mit, und jedes Jahr müssen sie sie füttern und sich um sie kümmern. Ich schlage vor, dass wir eine private Reserve von Lämmern und Ziegen und Widdern halten und Vögel in Käfigen haben, bereit für die Käufer. Wir werden auch Ysop in unseren privaten Lagerhäusern für das Volk lagern. Wenn sie unsere Pferche sehen, werden sie unsere Bemühung für ihre zusätzlichen Kosten für wert erachten.“ „Mit einem Gewinn verkauft?“ „Zehn Prozent.“ „Ein solcher Reichtum ist unvorstellbar“, behauptete ein anderer, als sich seine Augen weit öffneten. „Ja, es ist unvorstellbar!“ lächelte der römische Legat. Anna erwiderte das Lächeln, ging überlegte die Zahlen in seinen Gedanken durch. „Das mosaische Gesetz beauftragt eine jährliche Tempelsteuer pro Haushalt. Der Reichtum des Tempels ist auf der ganzen Welt berühmt. Wird Quirinius dasselbe tun?“ Annas drehte sich um, um Quirinius gegenüberzustehen. „Wir werden verfügen, dass das ganze Geld in unser Münzsystem gewechselt werden muss: dem Lepton. Zehn Prozent Gewinn ist vernünftig. Vier Prozent werden an den Tempel gehen. Drei Prozent werden an das Haus des Statthalters gehen. Zwei Prozent werden auf diverse Ausgaben gehen.“ „Was ist mit dem anderen Prozent?“ „Ich halte besser mein persönliches Auge darauf“, erwiderte Annas. *** 207
Am Ende des einwöchigen Festes der ungesäuerten Brote umarmte Zacharias wieder Miryam und Yosef zum Abschied. Salome, Miryams Schwester und Ehefrau von Zavdai, umarmte auch liebevoll Elisabeth. Indem sie Salomes Bauch tätschelte, nickte die betagte Tante herzlich über die bevorstehende Geburt, als ob eine geteilte Kenntnis zwischen den beiden Frauen heimlich ausgetauscht wurde. Clophas Ehefrau war schwanger mit ihrem zweiten Kind. Jakobus stand die ganze Zeit fern von Yehohshua. Er fühlte sich unbehaglich bei der Vorstellung, als der Zweitälteste in der Familie bestimmt zu werden, besonders nachdem er die Ehre gehabt hatte, Jahr um Jahr die Verantwortung des Erstgebornen auszuführen. Jakobus bekräftigte seinen Bund mit seinen Geschwistern. Später versammelte er sich mit ihnen während einer verpflichtenden Yerushalayim-Reise an der Seite seiner anderen Brüder: Yosef, Simon, Yosi, und mit seinen Schwestern Miryam und Rachel! Yehohshua, der Jakobus Absichten verstand, blieb an Yehohanans Seite. „Yehohshua“, sagte Yehohanan, als er an den Tempel dachte, „warum kann nicht jeder in dem Wasser der Reinheit baden?“ „Nur die Kohanim können es.“ „Warum können nicht alle Kohanim werden?“ „Sünde muss zuerst dargelegt, dann besiegt werden.“ „Kollektiv oder individuell?“ „Beides.“ Miryam beobachtete die beiden Jugendlichen, als sie am Wegesrand standen, und wurde über sie verärgert. Sie ging hinauf zu Elisabeth und beklagte sich: „Seit dem Augenblick, als unsere Familien sich auf dieser besonderen Reise getroffen haben, hat mich mein Sohn gemieden. Das Dilemma beunruhigt mich.“ „Rede mit ihnen darüber“, ermahnte Elisabeth ihre Cousine. „Müsst ihr zwei euch immer von dem Rest der Familie absondern?“ kritisierte Miryam ihren Erstgeborenen zur Befriedigung von Jakobus. „Wir dachen dabei nichts Falsches“, entschuldigte sich Yehohanan. „Wir diskutierten nur einige wichtige Dinge.“ „Wie wichtig könnte es sein, dass es verlangt, dass nur zwei von euch darüber Bescheid wissen?“ „Miryam?“ mischte sich Zacharias ein, „sei mit ihnen nicht so hart. Sie haben sieben Jahre zusammen verbracht und nun müssen sie sich trennen. Yehohanan wird nun keinen anderen Spielkameraden haben.“ Die Wahrheit davon traf sie. Sie ging hinüber und legte ihre Hände auf seine Schultern, die sich schnell ihrer eigenen Größe näherten. „Bald wirst du in dem Beruf deines Vaters ausgebildet“, dann, indem sie sein Haar mit ihrer Hand streichelte, fügte sie hinzu, „aber deine Aufgabe wird eine viel größere Last sein. Es tut mir Leid, grob mit dir gewesen zu sein.“ Elisabeth legte ihren Arm um Miryams Taille. „Yehohanan ist voll auf die Arbeit neben seinem Vater vorbereitet. Er wird bald vor den Synagoge-
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Kindern stehen und sie im Gebet führen und wird seine eigenen religiösen Studien leiten.“ „Er hat so viele Fortschritte gemacht?“ „Und dein Sohn sogar mehr.“ Miryam schätzte die Bemerkung. „Beide haben so viel gewonnen, bei dir zu sein, Zacharias. Doch ich habe so viel verloren, nicht meinen Sohn neben mir zu haben. Ich brachte ihn für einen Zweck auf die Welt, aber nun habe ich vor den Anforderungen dieses Zwecks Angst. Ich bin eine Prinzessin, doch zu wem kann ich es sagen. Mein Ehemann ist ein Prinz des Hauses David, aber wem kann er es bezeugen? Sein Bruder ist ein seltener Besucher geworden. Und mein Sohn und ich sind Fremde zueinander, wie er es zu seinen Brüdern ist. Ich frage mich, ob ich je verstehen werde, was ich versäumt habe.“ „Es musste sein. Niemand weiß etwas über Yehohshua, außer Yehohanan. Nun ist er reif genug, um seine Macht heimlich bei sich zu behalten. Er prahlt nicht. Er demonstriert nicht. Er beharrt auf nichts. Er ist vertrauenswürdig und hat große, große Integrität.“ Prinzessin Miryam lehnte sich nach vor und küsste Zacharias Nacken. Sie schloss ihre Augen und stieß einen sanften Atem aus. „Zacharias, bald wird dein Sohn der Entscheidung gegenüberstehen, ob er ein Parush oder ein Tzadok oder ein Mitglied der Essener Sekte werden sollte. Welche vermutest du, wird es sein?“ „Als ein Nasiräer, direkt von Yehuway erwählt, muss er seine eigene Entscheidung treffen. Yehuway wird ihm helfen, seine eigene wahre Stimme zu entwickeln.“ „Zacharias, du bist ein Parush und ist es sicherlich nicht das, was du willst, dass Yehohanan wird?“ „Ja, und innerhalb dieses Gerüsts habe ich meinen Sohn ausgebildet. Aber wenn die richtige Zeit schließlich kommt, wird Yehohanans Pfad anders von dem Pfad seines Vaters werden. Genau das Gleiche muss für deinen Sohn ebenso geschehen.“ „Die Straße meines Sohnes ist, das Diadem über seinem Haupt zu tragen.“ „Es wird viel mehr als das sein“, behauptete Zacharias. „Dein Sohn ist mehr als Fleisch und Blut. Er wird von stärkerer Macht der Vernunft und Spiritualität umhüllt als ich je bei einem Menschen für möglich hielt.“ Sie schaute zu dem Paar, das einander so ähnlich war. Ihre Größe, die Farbe ihrer Haut, die Formgestaltung ihrer Gesichter. Prinz Yosef schenkte Zacharias Worten auch besondere Aufmerksamkeit und wunderte sich über das Schulen von Yehohanan in die noch nicht ausgereifte Vierte Sekte, die heimlich in ganz Galil gegründet wurde. „Ein solcher Führer neben meinem Sohn!“ lächelte Yosef. „Was ist das auf deinem Gesicht?“ fragte Miryam, als sie bemerkte, wie breit sein Grinsen war. „Nichts“, antwortete er. Wir müssen nur unsere Reise zurück nach Natzeret beginnen“, beteuerte Yosef seiner Ehefrau, seinen Cousins und Cousinen, seinem Bruder und seinen Freunden. Die Reisegefährten beluden ihre Esel und stopfte zusätzliches Holz im 209
hinteren Teil ihrer von Ochsen gezogenen Wägen. Yosef wollte schnell nach Hause fahren, um seine Pläne für die Vierte Sekte voranzutreiben. Bestrebt drängte er sie hinaus, indem er hartnäckig darauf bestand, die Führung der Straße zu erlangen, bevor die andere Karawane sie mit dem Mist ihrer Kamele verschmutzte. Jakobus hielt die Hand seiner Schwester und führte sie zu dem mittleren Wagen, während Yosi und der kleine Yosef und Simon neben ihren Lieblingsverwandten reisten. Als die Zeit für die südliche Familie kam, sich von der nördlichen Familie zu trennen, blieben Yehohshua und Yehohanan in der Mitte der Straße, wobei sie Lebewohl zueinander sagten. „Yehohshua, wir werden einander wieder im Tischri sehen.“ „Das sind sechs Monate von jetzt an.“ „Was sind sechs Monate für dich?“ „Ich fühle den Verlauf der Zeit genau wie du ihn fühlst.“ „Wirklich?“ „Jeden Augenblick.“ „Sogar die Zeit, die verging, bevor du herkamst, fühltest du?“ „Ja. Egal, wie die Zeit gemessen wird, sie vergeht identisch mit allem. Ein Augenblick war ein Augenblick für Adam wie er für uns ist, wie er bei den Engeln ist. Nur für den Vater ist die gemessene Zeit anders. Er ist ewig, ohne Maß.“ „Wegen dir habe ich gelernt, meine Position zu wünschen, ohne Rücksicht auf ihre rauen Begrenzungen.“ „Die Reinheit eines Nasiräers ist über allem anderen. Bleibe konzentriert auf deinem Kurs. Du, von allen Menschen, bist hoch privilegiert.“ „Bin ich ein Mensch?“ „Du stehst neben mir, nicht wahr?“ „Ja. „Dann bist du ein Mensch.“ Yehohanan stieß einen Atemzug der Erleichterung aus. Er sprang verspielt in Yehohshuas Arme und umarmte ihn fest. Die beiden lächelten einander an und ließen schließlich los, die Fingerspitzen glitten voneinander ab, indem sie ihre Siebenjahres-Vereinigung brachen. Yehohshua beobachtete Yehohanan, wie er zurück zur Karawane seines Vaters rannte. Als er hinter der Karawane seines eigenen Vaters verweilte, starrte er den aufgewirbelten Staub, den Yehohans Füße vom Boden aufwirbelten. Yehohshua senkte seinen Kopf. Sein Herz fühlte sich leer, traurig, einsam. Tränen bildeten sich in seinen Augen. Und er wagte nicht, seine zu schließen, denn er hatte eine störende Vision eines Mannes gesehen, der sich vor einen Dämon lehnte, der eine Axt in seiner Hand hielt. *** Schließlich trennten sich die beiden Familien. Yehohshua stand an der Seite und beobachtete beide Karawanen, wie sie voneinander fortzogen. 210
Ohne Sorge um seine eigene Sicherheit wartete er neben der Straße, bis Zacharias Familie vollkommen außer Sichtweite verschwand. Er drehte sich um, um der Straße nach Norden gegenüberzustehen und sah seinen Vater oder seine Mutter oder seine Brüder und Schwestern nicht. Ohne Angst begann er alleine auf der nördlichen Straße zu wandern. Ein paar Schritte weiter hörte er sanftes Flüstern, das ihn zurück in die Stadt rief. Er schaute auf die hohen Erhebungen der Aquädukte und auf die zahlreichen Gebäude, die Straßen säumten, die zu der Maurerhalle führten. Seine Füße wandten ihn in Richtung einer interessanten Unterhaltung. „Wenn ein Feind von euch Rauschgras auf euer Weizenfeld wirft, was könntet ihr deswegen tun?“ fragte ein Freund mehrere andere Freunde. „Ich vermute, man muss einen totalen Verlust erleiden und die ganze Ernte verbrennen.“ „Und den Lohn deines Mannes verwirken!“ schrie ein dritter Schriftgelehrter ungläubig zurück. „Ich würde eher einen anderen Mann einstellen und beide das Rauschgras vom Boden entfernen lassen.“ „Es würde einen sehr geschickten Erntearbeiter brauchen. Sogar dann ist das Beste, was man erreichen kann, die Hälfte des Weizens, und man würde einen weiteren Wochenlohn verlieren.“ Yehohshua stand neben ihnen, um ihrer Debatte zuzuhören. Er spaltete einen Granatapfel gegen einem Wagenrad auf, den er aus seinem Beutel zog. „Es ist am besten“, unterbrach Yehohshua die Auseinandersetzung, „wenn sowohl das Rauschgras als auch der Weizen zur vollen Reife wachsen dürfen. Wenn die Erntearbeiter das Getreide ernten, legen sie zwei Haufen beiseite. Einen für die giftigen Pflanzen; den anderen für die nutzbringenden Pflanzen.“ Nakdimon, der hörte, stand aus der Menge der Lehrer auf. Erstaunt über die Antwort fragte er: „Wer bist du, junger Mann?“ „Mein Name ist Yehohshua.“ „Yehohshua ben...?“ „Yosef.“ Er schüttelte langsam seinen Kopf. „Ist deine Frucht fein?“ Yehohshua nickte. Nakdimon lächelte. „Ich mag diesen jungen Mann. Also sage mir, wenn wir im Himmel wären und ein Engel zu uns käme und uns irgendwas, was wir wollen könnten, anböte: Gold, Silber oder Fisch, welchen Preis sollten wir wollen?“ „Ihr solltet den Preis des Himmels selbst wollen. Gold und Silber sind nutzlos, und was für Engel wünschen zu essen?“ Die Gruppe von Männern brach in ein großes Gelächter aus. „Komm, junger Mann. Iss mit uns.“ „Ich muss gehen.“ „Inmitten unserer Unterhaltung?“ ***
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Stunden, nachdem sich Yehohshua in der Unterhaltung unter den Schriftgelehrten und P’rushim niedergelassen hatte, kam Yosefs Karawane zu einer Ruhepause bei Sychar in der alten Nachbarschaft von Shechem. Während er Eimer Wasser aus den Tiefen von Ya’akovs Brunnen hochkurbelte, dachte Yosef über die räumliche Anordnung des Landes nach. Es war in diesem Land, dass die Stämme von Ephraim und Manasseh sich nach dem langen Auszug aus Ägypten niederließen. Yeshua (Joshua), Mohses Nachfolger, kämpfte gegen die Kanaaniter hier, und ein Jahrhundert später kämpfte Gideon gegen die Midianiter, dann später erhob Jephtah seine Armee gegen die Amoriter. Yosef, der den neuen Tag, beginnend mit dem Sonnenuntergang, beobachtete, betrat sein Zelt, wo ein großer Tumult stattfand. „Yosef!“ schrie ihn Miryam an. „Ist Yehohshua draußen mit den anderen Kindern?“ „Ich weiß es nicht.“ „Was meinst du, du weißt es nicht?“ „Ich kann nicht klarer als das sein. Ich vermutete, dass er hier drinnen bei dem Rest unserer Kinder wäre.“ „Nun, ist er nicht.“ Yosef drehte seinen Kopf und schaute in die Winkel des Zelts. „Jakobus, ist dein Bruder nicht neben dir gegangen?“ „Mein Bruder?“ „Ja, dein Bruder, Yehohshua.“ „Wie ist er mein Bruder? Du bist nicht sein Vater!“ Yosef ruckte unbeholfen mit seinem Kopf hoch, während Miryams Gesicht aschfahl wurde. „Ich bin sein Adoptivvater. Ich habe ihm meinen Familiennamen gegeben und er hat alle gesetzmäßigen Rechte des Erstgeborenen.“ „Ich bin dein Erstgeborener, nicht Yehohshua!“ xxx Yosef eilte zu ihm und riss ihn bei seinen Schultern hoch, indem er sie fest drückte. „Satan ist in deinen Gedanken. Er verdirbt dich, wie er es bei Esau gegen Ya’akov tat. Wünschst du dich an die Macht des Bösen zu verlieren?“ Jakobus schüttelte energisch seinen Kopf. Yosef ließ ihn sanft frei, dann brachte er ihn näher an seine Brust. „Hör zu, erinnerst du dich, wie Ya’akov zwei Ehefrauen und zwei Konkubinen hatte?“ Jakobus nickte. „All ihr Kinder, versammelt euch um mich und hört zu, was ich sage. Also, Ya’akov hatte zwölf Kinder von vier verschiedenen Kindern. Alle waren Brüder. Alle waren die Väter von unseren zwölf Stämmen. Wir sind das Symbol, wie eine Welt von verschiedenen Ideologien und Gedanken und Hautfarben noch immer unter einem einzigen Glauben und einem einzigen Vorsatz vereint bleiben kann. Als die Brüder sich gegeneinander 212
wandten, zerstörte Krieg und Korruption das Land und die Nation. Wollt ihr Separatismus, um unsere Familie ebenso zu zerstören?“ „Nein, Vater.“ „Dann sage mir, Jakobus, wo ist dein Bruderß“ „Das letzte Mal, als ich ihn sah, redete er noch mit Yehohanan.“ „Ja“, bestätigte Miryam. „Aber ich dachte, er würde uns einholen, daher machte ich mir um ihn keine Sorgen. Was, wenn Satan ihn in der Gefahr hereinlegte? Was, wenn er in einer dunklen Gasse verletzt ist? Ich weiß, dass er bis jetzt wahrscheinlich hungrig ist, und wo wird er heute Nacht schlafen?“ „Wir werden um ihn zurückkehren. Zuerst lass mich meinen Bruder holen, um auf unsere Kinder aufzupassen.“ *** Sobald beide Elternteile, die außer sich waren, den Stadtrand erreichten, verbrachten sie den ersten Tag damit, unter den temporären Zelten der Durchreisenden zu suchen. Unfähig, ihren Sohn zwischen den griechischen und babylonischen Besuchern zu finden, hielten sie es für möglich, dass ihr Sohn in der Nähe von Helis Haus sein könnte, das Jahre vorher durch Herodes Erlass beschlagnahmt worden war. Die neuen Bewohner schauten die Fremden fragend an und fragten sich, ob sie vielleicht nicht einen Soldaten rufen sollten, um sie von ihrem Grundstück fortzubringen. Als sie es überdachten, beschlossen sie, das Paar unbehelligt zu lassen, denn was sie in ihren Gesichtern sahen, war nicht Täuschung, sondern eine merkwürdige Leere: die Gesichter eines Paares, die die Stadtstraßen zu kennen schienen, die jedoch irgendwie nicht die geringste Ahnung hatten, wohin sie gingen. Mit dem heller werdenden Morgen begannen die beiden Elternteile die Suche des zweiten Tages in der mittleren Sektion der Straßen der Stadt und ostwärts vom Hippodrom, von dem Herodes so begeistert war. In der Zwischenzeit saß Yehohshua neben seinem neuen Freund Nakdimon und nahm freudig den gebackenen Fisch und frisches Brot an, das er für ihn kaufte. „Also, Yerushalayim ist deine Lieblingsstadt auf der Welt?“ „Es ist großartiger als Memphis selbst.“ „Du bist in Ägypten gewesen?“ „Ja.“ „Und was ist unser Vorteil ihnen gegenüber?“ „Die Ägypter erhöhen einen toten Gott und was sie bauen ist nicht unvergänglich.“ „Und was ist mit den Dingen, die wir bauen?“ „Ist unsere Stadt nie in Brand gesetzt worden? Sind unsere Mauern nie eingestürzt? Ist dieser Tempel nicht der Vierte: der Erste war das tragbare Zelt der Wüste, der Zweite nach Davids Entwurf, der Dritte eine Imitation von Salomos Wurzeln und der Vierte außerhalb von Yehuways Erlass errichtet?“ 213
Nakdimon saß neben seinem jungen Freund, erstaunt über seine Aufrichtigkeit und Genialität. Als sie frühstückten blickte Yehohshua auf die Geldwechsler, die ihre Stände aufstellten. Er beobachtete das Gedränge der Reisenden, die ihre ausländischen Münzen auf den Tisch legten und bezahlten einen Aufpreis für die jüdischen Lepta. Sack um Sack mit Münzen wurden von den Tempelwachen zu dem hinteren Teil eskortiert, wo Anna auf sie wartete. Kurz beobachtete Yehohshua den Steuereinnehmer, der ein paar Schritte von dem Annahmelagerhaus fort gingen. Der Steuereinnehmer beugte seinen Kopf, erhob seine Hände und bot ein aufrichtiges Gebet. Der Kohen schloss sich hinter ihm an und beschloss, auch zu beten. Yehohshua hörte deutlich seine Worte. „Oh Gott, danke, danke, dass du verhindert hast, wie andere Menschen zu werden. Danke Gott, dass du mich rein und rechtschaffen hältst und mir nicht erlaubst, wie die bösen Menschen der Welt zu werden. Ich bin weder ein Räuber, noch ein Übeltäter, noch ein Ehebrecher. Nicht einmal wie ein Steuereinnehmer habe ich gesündigt. Ich biete dir zweimal die Woche Fasten. Von allem, was ich erlange, zahle ich dir den Zehnten zurück. Bewahre mich daher in deinem Herzen, denn ich verdiene deine Aufmerksamkeit und Gnade.“ Der Steuereinnehmer wiederum weigerte sich, die Augen vom Boden zu erheben. Er schlug wiederholt in quälendem Schmerz auf seine Brust. Tränen strömten von seinem Gesicht. „Gott“, hörte Yehohshua ihn sagen, „sei gnädig zu mir, denn ich bin ein großer Sünder.“ Nakdimon, neugierig darüber, was die Gedanken des jungen Knaben beschäftigten, klopfte ihm auf die Schulter. „Dieser Fisch und das Brot müssen überdurchschnittlich köstlich sein!“ „Welches Essen, in seiner richtigen Zeit, ist nicht köstlicher als der Rest?“ „Nakdimons Freund, Yosef von Arimathea, brach in Lachen aus, als sie Yehohshuas Behauptung hörten. „Was für ein außergewöhnlicher junger Mann! Sage mir“, fragte er, „wer sind deine Eltern?“ „Mein Vater ist der erste Elternteil der Schöpfung und dafür bin ich direkt mit ihm verwandt, und mit allen, die hier bei uns waren, und mit allen, die auf der Erde leben, genau wie ihr selbst mit ihnen verwandt seid, und dafür bin ich zu allererst eher euch als meinen direkten Eltern verantwortlich.“ „Was für eine eigenartige Sache du sagst.“ „Ist es eigenartiger als die Bildung der Wolken von den Nebeln des Bodens oder die Nutzbarmachung von Molke aus der Milch?“ „Ich verstehe nicht die Prinzipien hinter diesen Dingen, doch sind sie tatsächlich wahre Geschehnisse.“ „Sie sind, genau wie ich, in der Wahrheit mit dir verwandt und du bist mit mir verwandt.“ „Aber ich habe immer von meiner Familie als nur jene gedacht, die direkt aus dem Samen meiner eigenen Eltern und aus dem Samen ihrer Eltern sind.“ „Und von wem waren sie ursprünglich?“ „Adam und Havva.“ 214
„Und wer brachte sie auf die Welt?“ „Na, Gott natürlich.“ „Dann ist Gott daher der Gott der ganzen Menschheit, und die ganze Menschheit ist direkt verwandt.“ „Also, was gesagt wird, ist diese“, warf Nakdimon ein, „Juden und Griechen und Römer sind von denselben Eltern.“ „Und wir sind Brüder“, endete Yosef von Arimathea. „Ein neuer Gedanke, der wirklich ein alter ist, deutlich in den Brennpunkt durch die Augen eines jungen Mannes gebracht.“ „Die Augen der Unschuld“, fügte ein anderer Zuhörer hinzu. *** Yehohshuas Eltern, die außer sich waren, begannen die Wachen zu fragen, ob sie von einem verirrten Kind gehört hätten, das nach seinen Eltern fragte. Die Wachen erwiderten nur verwirrte Blicke. Die Eltern verließen sie, um weiter in der Stadt umherzugehen, um einen Blick auf ihren Sohn zu erhaschen. Bei dem Schofarstoß ließen sich die beiden für die Nacht nieder. „Wir sollte morgen den Tempelhof versuchen.“ „Simon und Anna sind vor Jahren verstorben. Würde Yehohshua sicherlich nicht dort drinnen sein?“ „Wo sonst können wir suchen?“ „Er ist vielleicht nach Hebron gegangen.“ „Nein, ich schickte Depeschen an Zacharias und keine Kuriere sind mit solchen Neuigkeiten zu uns zurückgekommen.“ „Satan fand ihn und hatte ihn getötet! Wir haben in unserer Verantwortung zu ihm versagt!“ „Miryam, genug davon! Yehuway wird nichts Böses Yehohshua zustoßen lassen. Engel bewachen jeden Schritt, den er unternimmt.“ Dann am dritten Tag geschah es, dass, als Yosef und Miryam vom Tempelhof fortgingen, sie innerhalb der Säulengänge ein lautes Lachen hörten. Beide drehten sich in die Richtung davon. Sie sahen eine große Gruppe von Männern, die vor einer schlanken Gestalt saßen. Neugierig gingen sie zu ihnen. „Was ist wichtiger“, fragte ein Schriftgelehrter, „der Sonnenaufgang oder der Sonnenuntergang?“ „Beide verleihen uns die symbolische Bedeutung des neuen Lebens und erneuerten Lebens. Frage dich dies: Als du ein junger Mann warst, welche Gedanken stellten für dich die größere Aufgabe dar, und nun, da du älter bist, welche Gedanken bleiben auf welchen Aufgaben konzentriert? Die Menschheit kann kein prägnantes und unzerbrechliches Bild von morgen erzeugen. Die Menschen wandern entlang zerstreuter Wege, die alle in verschiedene Richtungen führen. Nur Gott kann auf einem bestimmten Pfad bleiben, ohne Rücksicht darauf, wie viele andere Straßen vor ihm auftauchen.“ „Wie kommt das?“ 215
„Was für ein Wald kann seinen Weitblick beeinträchtigen?“ „Keiner.“ Die Schriftgelehrten wandten sich einander zu, um ihre Unterhaltung fortzusetzen. Innerhalb ihres kauernden Kreises mit winkenden Armen und schnell beugenden Köpfen erforschten sie mehrere andere aktuelle Fragen. Das Gerede wurde aufgeregter, theologischer. Sie waren in ihre Worte so vertieft, dass sie hinter sich die beiden Elternteile des Kindes nicht wahrnahmen, die sich ihnen langsam, zögernd näherten. Es war Miryam, die endlich ihr eigenes Kind in ihrer Gruppe erkannte. „Sohn!“ durchdrang Miryams Stimme die Debatte. „Warum bist du mit uns so schlecht umgegangen? Dein Vater und ich haben die letzten drei Tage verbracht, die Stadt nach dir zu durchsuchen! Wir haben uns wegen deiner Sicherheit zu Tode gesorgt!“ Yehohshua antwortete mit einer festen Ruhe: „Wie kommt es, dass ihr nach mir gesucht habt? Habt ihr nicht erkannte, dass ich zu allererst Zuflucht im Haus meines Vaters suchen würde?“ „Seit drei Tagen!“ blickte in Miryam verärgert an, unfähig, seine absichtliche Trennung von ihr zu verstehen. Achtunddreißig Jahre später, als sie sich bei Lukas, dem Arzt, an den Vorfall erinnerte, begann sie zu verstehen, dass die drei Tage Abwesenheit eine Vorahnung auf die vollkommene Trennung ihres Sohnes von der Welt war, tief in der Sicherheit des Busens seines Schöpfers. Nakdimon schritt nach vor aus der Menge und nickte Yosef zu. „Es tut mir Leid, euren Sohn so lange Zeit zurückgehalten zu haben, aber wir waren ziemlich beansprucht von dem, was er uns zu sagen hatte. Du hast deinem Sohn großartige Dinge beigebracht.“ Prinz Yosef bemerkte das lakonische Lächeln auf dem Gesicht des Kohens. Mit einem wertschätzenden Lächeln griff er nach der Hand seines Sohns. „Wir müssen gehen.“ Dann nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Wir werden bald zurück sein. Du kannst dann mit deinen Freunden reden.“ „Ja, junger Yehohshua, kehre zu uns wieder zurück. Mein Haus wird immer offen für dich sein.“ Die Augen des jungen Mann glitzerten. Er ließ Yosefs Hand los und eilte, um den Kohen zu umarmen. „Wir werden immer aneinander erinnern“, behauptete Nakdimon. „Ja, werden wir“, schaute er mit einem liebevollen Blick zurück. Yosef blickte auf seinen Sohn und begleitete ihn nachdenklich zu dem hinteren Teil der Stadtmauer. „Yehohshua, sage mir“, begann er, „was du darüber denkst.“ „Ich werde dir antworten, Vater.“ „Ein Vater hat mehrere Söhne“, begann Prinz Yosef. „Alle waren reif und verantwortungsvoll, doch alle waren abenteuerlustig und sie verfolgten immer die Dinge, auf die sie neugierig waren. Ihr Vater, ein gerechter Mann, kritisierte sie nicht, noch mischte er sich bei ihren intellektuellen oder künstlerischen Bestrebungen ein. Eines Tages jedoch erhob sich eine wichtige Aufgabe für ihn. Jedoch musste er fortgehen, daher näherte
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sich der Vater seinen Söhnen und fragte den Ältesten: ‚Sohn, könntest du bitte die Aufgabe für mich vollenden?’ xxx ‚Ja, Vater, ich werde sie für dich tun’, erwiderte er. Doch ging er an eine andere, bevorzugtere Aufgabe und vernachlässigte die Erste. Bei der Rückkehr sah der Vater, dass die Aufgabe unbeendet war. Doch da er auf eine weitere Reise gehen musste, bat er einen anderen Sohn, ob er die Aufgabe beenden könnte. Der andere Sohn, der wütend wurde, da er dachte, sie wurde ihm durch die Vernachlässigung des ersten Sohnes aufgebürdet, erklärte harsch: ‚Ich werde sie nicht tun!’ Aber nach einer Zeit schämte sich dieser Sohn über sich selbst und vollendete die Aufgabe. Yehohshua, antworte mir: Welcher war der liebevollste Sohn?“ „Der Sohn, der die Aufgabe vollendete.“ Langsam hob Yehohshua seine Augen zu seinem Vater. Mit heftigen Tränen umarmte er Yosef um seine Taille und brach in Tränen aus. „Es tut mir Leid. Ich verspreche, ich werde nie wieder dir ungehorsam sein, noch dir weiteren Schmerz verursachen.“ „Ich weiß, junger Mann.“ Yosef umarmte ihn zärtlich. Miryam wunderte sich über die Art der Erklärung ihres Ehemanns zu ihrem Sohn über die Bedeutung des Gehorsams. Sie kennzeichnete die Lektion in ihrem Herzen und vergaß nie, wie es ihr Ehemann war, der Yehohshua die Methode, Fragen mit der Macht von Gleichnissen zu erforschen und zu beantworten, beibrachte. Yehohshua erinnerte sich an die Geschichte und nahm das Beispiel in vielen seiner zukünftigen Aufgaben bei seinen Jüngern auf. *** Am Abend des fünften Tages reiste die Familie in das schmale Tal, das den Berg Gerizim von dem Berg Ebal in der Gegend von Shomron teilte. Nachdem die Familie an den römischen Außenposten vorbeigezogen war, Herrenhäuser genannt, die die Armee alle dreißig Meilen erbaute, machten sie eine Pause, um sich über die schönen Bäume von Moreh zu wundern, und über die sich kräuselnden, klaren Ströme des Tals. Yosef meditierte über die ausgedehnten Gärten. Er berührte die Schulter seines Sohns. „Avraham ruhte auf dieser identischen Stelle. Das ist genau der Altar, den er Yehuway weihte.“ Er ging hin und bewunderte seine einfache, doch starke Konstruktion. Avraham hatte die Steine aufgebaut, so dass sie zueinander schauen würden und ein dauerhaftes Zeugnis zu seinem göttlichen Kontakt mit dem Schöpfer des Lebens und dem Schwur bildete, den Gott persönlich an ihn verfügte, dass das Land, auf dem er reiste, ausschließlich für seine Erben werden würde. „Nicht weit von hier“, informierte Prinz Yosef seinen Sohn, „wurde Ya’akov der erste Wanderer, der erste Hebräer, um tatsächlich Land für sich als eine dauerhafte Siedlung für seine Familie zu kaufen. Er versuchte in Frieden 217
zu wohnen, aber unglücklicherweise nahmen es Simon und Levi auf sich, die Hiviter, Shechem und Hamor zu töten. Sie glaubten, dass sie ungerechtfertigte Vergewaltigung korrigierten. Stattdessen verurteilten sie rechtschaffene Vergebung. Yosef, der der hebräische Wesir des Königs von Ägypten wurde, ist genau an dieser Stelle des Landes begraben, das Ya’akov von Hamor kaufte. Yosefs Nachkommen aus der Linie Manasseh wurden die Hüter dieses Landes. Jahrhunderte später wurde hier ein großes religiöses Abkommen abgehalten – die ganze israelitische Versammlung bestätigte ihre Ergebenheit zu Yehoway unter der Führung von Joshua, Mohses größtem General. Jahrhunderte danach kam Schmähung auf die Stadt. Abimelech, der Sohn von Richter Gideon, verlangte zum König gemacht zu werden, aber da es gegen Yehuways Vorsatz war, versagte er in seinem Ehrgeiz. Aber wie es sich herausstellte, wurde Shechem der Hauptsitz verworfener sexueller Gier und das Zentrum der Baalsanbetung. Die Stadt wurde völlig zerstört, dann wiedererbaut. Rehoboam, einer der Vorväter, wurde dort gesalbter König. Doch weil er das Volk mit empfindlichen Besteuerungsprogrammen überlastete, und weil er versagte, seine eindeutige Identität zu erkennen, brach ein großer Bürgerkrieg zwischen den zwölf Stämmen aus. Jerobeam wurde der ernannte König der nördlichen Stämme.“ „Und diese Leute, die rebelliert hatte, was denkst du, geschah mit ihnen?“ fasste Yehohshua diese Gelegenheit, um seinen Vater zu fragen. Yosef blickte seinen Sohn an. „Ich vermute, nachdem die Assyrier sie im ganzen Reich zerstreuten, passten sich viele der örtlichen Bevölkerung an. Sie verloren ihre Identität und wurden vergessen.“ „Der Schöpfer hat sie nicht vergessen“, flüsterte Yehohshua. „Möge ich auch nie vergessen werden“, antwortete Yosef leise zurück. Die Familie wandte sich fort von dem rauschende Strom, um zu ihrem Lieblingsgasthaus am Straßenrand zu reisen, das die Zehnte römische Legion auch frequentierte. In den raucherfüllten Raum wurde eine einsame Gestalt, ein Kaufmann aus dem hebräischen Stamm Ascher, von dem Diener des Gasthauses versorgt. Kleine Blutflecke sickerten durch die Verbände. „Was geschah mit ihm?“ fragte Prinzessin MIryam. „Er traf auf eine Gruppe Räuber. Sie zogen ihm alle Kleidung aus und nahmen seinen Besitz. Sie ließen ihn mittellos und beinahe tot zurück.“ „Wie freundlich von dir, dich dann um ihn zu kümmern“, nickte Prinzessin Miryam. „Seine Behandlung wurde von einem Samariter im Voraus bezahlt.“ „Wahrlich?“ folgte Prinz Yosef. Der Kaufmann erblickte zufällig die Familie, als sie durch die Tür hereinkam. Er bedeckte seine Augen, beschützte sie vor dem starken Licht, das in den Raum hinter ihnen hereinflutete. Die drei Gestalten wurden ein dunkler Umriss, ihre Gesichtszüge nicht wahrnehmbar. Als die Tür geschlossen wurde, konzentrierten sich seine Augen nach und nach auf den jungen Mann. 218
„Der Samariter war freundlich zu mir“, berichtete er später dem jungen Mann. „Aber schlimmer als das Schlagen und Ausrauben war die Tatsache, dass, nachdem ich am Wegesrand zum Sterben zurückgelassen wurde, ein Parush zufällig vorbeikam, und er gab vor, dass ich nicht existierte. Ich bat ihn, mir zu helfen, aber er ignorierte mein Flehen. Nicht so viel wie ein kleines Zeichen eines Gebetes. Ungefähr eine Stunde später kam ein Levit vorbei, aber schlimmer als der Kohen ging er hinüber auf die andere Seite der Straße und schaute absichtlich in die andere Richtung. Vernachlässigung und nichts zu tun ist eine böse Sache, die man gegeneinander begeht. Erst bei Einbruch des Abends kam jemand, um mir zu helfen. Merkwürdig genug war es ein Samariter. Einer von genau denselben Leuten, die ich so oft verachtet und falsch behandelt hatte, rettete mein Leben.“ „Einfach erstaunlich“, antwortete Prinz Yosef. „Eine solche Freundlichkeit wird selten gezeigt“, fügte Prinzessin Miryam hinzu. Die Wirtin wurde auf die Aufmerksamkeit der Familie zu dem Kaufmann eifersüchtig, daher fügte sie eine eigene Geschichte hinzu. „Ich habe auch eine freundliche Tat ausgeführt, na, es ist nicht so lange her.“ „Oh?“ Prinz Yosef lehnte sich zurück von dem Teller mit Essen, den der Wirtin ihm gab. Yehohshua lehnte sich weit nach vor, um sie zu hören. „Na, vor nicht so langer Zeit hörte ich dieses gewaltige Klopfen an meiner Tür. Das Klopfen war so laut, dass es beinahe meine drei Söhne aufweckte. Ich stand auf und ging zu den Fenstern, und dort unter mir war mein Nachbar, der mich um mehrere Brotlaibe bat. Es macht mir nichts aus, es euch zu sagen, ich war zuerst ziemlich verärgert. Meine Türen waren versperrt und mein Ofen war ausgekühlt, aber der Mann bestand darauf, also gab ich schließlich nach und entriegelte die Tür und wärmte den Ofen. Den Rest der Nacht gab ich ihm, was er wollte.“ „Jene, die fortwährend bitten, erhalten immer“, antwortete Yehohshua. „Dasselbe stimmt bei denen, die eine Antwort auf ein Problem suchen. Klopfe ständig und alle Türen öffnen sich.“ „Ja, natürlich“, antwortete Yosef zurück. Die anderen, interessiert durch die Unterhaltung, starrten den jungen Mann an. „Hier“, behauptete die Frau des Wirts, „teile diesen feinen Wein mit uns. Heute Nacht hat jeder Eingabe in das Dasein der Unzulänglichkeiten der Welt. *** „Was tun? Was tun?“ überlegte Augustus, als er in sein Roggenbrot biss, das neben dem Obst und Käse auf seinem Tisch gelegt wurde. Seine anderen Gäste aßen gebratenes Schweinefleisch. Augustus zuckte augenblicklich zusammen. Als er aufstand, hinkte er vom Tisch davon. „Dein Rheumatismus führt sich auf“, bemerkte sein Arzt leise.
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„Es ist das verdammte kalte Wetter. Diese Marmorwände, wie schön sie auch sind, geben nie die Wärme ihrer Schönheit frei.“ Augustus Finger spielten mit dem exquisiten Relief, das durch seinen schweren Bleibecher graviert war. „Sage mir, Arzt, tötet mich mein Lieblingsbesitz? Den einen Gegenstand, den ich in die Hände meines ernannten Wohltäters legen will?“ Er schüttete den reichhaltigen Wein aus Gallien in sich hinein und genoss das delikate Aroma und den ausgewogenen Geschmack. Er kratzte sich zwischen seinen Hinterbacken. „Anspannung lässt meinen Arsch jucken. Heute Morgen schälte ich Haut von meinem Rektum weg. Ein blutiger Ring, der sich weigert zu heilen, umgibt mein Arschloch so sehr wie mein Leben.“ „Ich werde für dich ein heißes Salwasser- und Schwefelbad vorbereiten.“ „Herodes starb, nachdem er ein Schwefelbad genommen hatte“, bemerkte Augustus bitter. Gerade dann wurde seine rechte Hand taub. „Ich verstehe nicht, warum mein Leben nun so sehr parallel zu seinem ist.“ „Wie kommt das?“ „Ich leide nun an Krankheiten. Ich habe oft geheiratet.“ „Herodes hatte zehn Ehefrauen und viele Kinder. Du hast nur drei Frauen und –" „Nur ein Kind“, unterbrach Augustus. „Und eine Tochter dazu. Denkst du, ich häufte zu viel Zuneigung auf sie? Oder wirklich, wenn ich die Wahrheit unter uns sage, nicht genug Zuneigung?“ Der griechische Arzt wandte sich ab. „Was für eine Hure meine Tochter wurde. Jeder Mann kann in der Reihe stehen und sie ficken! Jede Anzahl von Männern! Zehn oder hundert! Ihre Beine spreizen sich für jeden und alles! Was für eine schreckliche Sache ich Tiberius antat, sie zu heiraten.“ „Livias Sohn hat begonnen, es zu akzeptieren. Sei zufrieden damit.“ „Marcellus war mit ihr nicht zufrieden, noch war es der arme alte Agrippa. Tiberius, fürchte ich, ist weniger zufrieden als beide Männer zusammen. Ich hätte ihn nicht zwingen sollen, sich von Vipsania für meine Tochter scheiden zu lassen. Aber nachdem mein Enkelsohn an der Pest in Marseille starb, und nachdem Gaius getötet wurde, als er gegen die Parther in Armenien kämpfte, begann ich die ausgesprochene Einsamkeit eines alten Mannes zu erkennen. Also, was soll ich tun? Jemand muss zum Kaiser an meiner Stelle ernannt werden, und wen ernenne ich? Herodes, Herodes. Wie leicht war es für dich, deine Kinder zu töten. Wie traurig ist es für mich, keine zu haben.“ „Tiberius ist jetzt dein Sohn.“ „Ja, ich habe ihn gesetzlich adoptiert. Lass mich nun diesem desillusionierten Menschenfeind einen weiteren Gefallen tun. Bevor ganz Rom von Ovids unmoralischen Manieren und von Sextus Unzüchtigkeit aufgesogen wird, lass mich eine Verfügung ausgeben und meine Tochter auf die Insel Pandateria verbannen. Dieser trostlose Felsen ist ohne Penisse, aber ich glaube, sie wird es schaffen, sich irgendwie zu 220
beschäftigen. Was Publius Ovidius Naso betrifft, verbanne ihn in das kalte und barbarische Land von Tomi am Schwarzen Meer.“ *** Nachricht traf über den zunehmenden Schmerz, den Livias Ehemann litt, ein. „Ich muss Caligula, Marcus Antonius Urenkel, sehen“, sagte sie zu ihrem vertrauenswürdigen Freund. „Warum?“ „Tiberius muss wissen, dass die Geschichte ihm eine seltene Gelegenheit darbringt, um die größte Macht, die ein Mann je wollen könnte, zu nehmen – ein Reich zu beherrschen.“ In der großen Versammlungshalle des Senats streckte Tiberius seinen Arm nach dem betagten und geschwächten Augustus aus, um ihn festzuhalten und seine schwachen Schritte zum Thron zu stützen. „Deine strengen, konservativen Ideologien beunruhigen mich, Tiberius.“ „Sollte es nicht. Mehr als sonst jemand solltest du mein stoisches Benehmen verstehen.“ „Ich verstehe seine Notwendigkeit, aber ich bin nie so streng wie du in seiner Verfolgung gewesen. Aber meine Tochter Julia erläutert, was ungehinderte Moral einer Familie bringen kann, und viel mehr noch einem Reich. Die Soldaten, aus einem unerklärlichen Grund, lieben dein strenges Beispiel, und tatsächlich gäbe es keine große römische Armee, wenn du nicht ihr Führer wärest. Wir alle schätzen die Friedensverträge, die du in Germanien und in Gallien geschmiedet hast. Deine Militärstrategien sind beeindrucken. Deine Bemühungen verhinderten einen großen Verlust an Menschenleben. Ich frage dich, Tiberius, wenn du über Rom herrschst, brause nicht bei den Feindseligkeiten und feindseligen Worten auf, die dir vom Senat zugeschleudert werden. Es ist ihre Art. Ignoriere ihr feinsinniges Geplauder, denn das ist alles, was es ist.“ „Ich will, dass Rom zu seinen alten Traditionen zurückkehrt. Ich missbillige die babylonischen Weisen, die wir in unsere Familien einsickern haben lassen. Ich wünsche sie ungeschehen zu sehen. Ich werde Ordnung im Reich wiederherstellen. Meine Weisen werden es nicht zerstören.“ „Du meinst, du wünschst zu sehen, dass die alte Aristokratie zurück an die Macht gebracht wir. Stoische Gedanken, gerade Rücken und breite Schultern! Doch du vergisst, Julia und viele anderen sind von großen Freiheiten angesteckt. Freiheiten des Sex, der Erziehung, der Redefreiheit, und sie alle wollen Toleranz für ihre Lebensweise.“ „Dann musst du der eine sein, der Gesetze verabschiedet, sich so zu verhalten, dass, wenn ich auf den Thron steige, ich nicht mit alltäglicher bürgerlicher Unzufriedenheit aufgewogen werde.“ „Gesetze gegen Unmoral?“ „Julianische Gesetze.“ Augustus stöhnte. 221
*** Siebenundfünfzig Jahre, sechs Monate und zweit Tage, nachdem der Name Octavian in Augustus Cäsar übersetzt wurde, als er sechsundsiebzig Jahre alt war, als er in Nola auf seinem Sterbebett am 17. August 14 n.Chr. lag, drehte er sich herum, um seine Freunde anzublicken. „Da ich meine Rolle gut gespielt habe, klatscht in eure Hände. Mit Applaus entlasst mich von der Bühne.“ Seine Freunde, die sich erhoben, begannen zu applaudieren. „Livia“, flüsterte er, „erinnere dich an unsere lange Vereinigung. Livia, lebe wohl.“ Verwirrt beugte sie sich näher. Sie horchte auf den Luftstoß, der aus seiner Lunge entkam. Sie berührte seine Brust und fühlte ihren langsamen Druck. Ein paar Tage später trugen die vertrauenswürdigsten Mitglieder des römischen Senats seine Leiche auf das Marsfeld. Hunderte junge männliche Kinder umrundeten seinen Körper und sangen Klagelieder von dem Toten. Stapel von gebrauchten und abgenutzten Möbeln und abgelegter Kleidung bedeckte den verfaulenden Kadaver. Tiberius hielt Augustus Lieblingsbleibecher hoch und trank den purpurroten Wein, wobei er ihn in sich hineinschüttete und ein letztes Mal auf die Erinnerung seines Adoptivvaters trank. Als der Bestattungsscheiterhaufen angezündet wurde, zerrissen seine Flamme den Nachthimmel. Augustus körperliche Asche flog und schloss sich den Sternen oben an. Einen Monat später wurde Tiberius vor das Senatbestätigungskomitee gerufen. „Wir haben den Namen Juli nach Julius Cäsar benannt, und wir haben gerade den vergangenen Monat nach Augustus benannt“, sprach der mächtige Senator zu Tiberius. „Wünschst du den dritten Monat nach dir benannt zu haben?“ „Juli, August, Tiber?“ „Ja.“ „Was, wenn dreizehn Cäsaren zu herrschen kommen?“ Der Senator stieß seine Schultern an. „Wir können den Kalender in so vielen Monaten anordnen, wie wir wollen. Zwanzig im Jahr, wenn wir es wünschen. Haben wir nicht schon den jüdischen Kalender nach unserer Vorliebe neu angeordnet?“ Der fünfundfünfzig Jahre alte Soldatenkaiser starrte den Mann an. „Sein pockennarbiges Gesicht ist strenger als vorher, nun, da er Kaiser ist“, dachte der Römer. „Wir ändern zu viele Dinge nach unserer Vorliebe. Denke an eine Art umzukehren, nicht zu durchkreuzen.“ „Judäa ist natürlich die Ausnahme.“ Tiberius schaute zurück auf den Senator. „Judäa? Ich habe mich immer auf Germanien und Gallien konzentriert. Ich habe mit Armenien und Spanien korrespondiert und stimmte der dreimonatigen Reise von Ägypten nach Cochin, Indien, zu. Ein volles Drittel des Handels des 222
Kaiserreichs wird aus Indien importiert. Es ist die Route nach China und nun will dieser einfältige Senator, dass ich einen Botschafter nach Judäa sende?“ Er machte noch einen Schluck aus seinem Bleibecher. „Was hat Judäa mir zu bieten?“ fragte er den Senator. „Wahr“, versuchte er darüber logisch nachzudenken, „Antipas und Agrippa, Herodes Söhne, sind in meinem Haushalt wohl bekannt und sind tatsächlich die besten Freunde meines Sohns. Und wahr, Millionen Juden leben im ganzen Reich und sie sind reich und einflussreich, aber was ist schon dabei? Judäa selbst hat seine ganze Macht, seine Position verloren und ist jetzt ein zurückgebliebener Staat. Das Volk besteht auf Absonderung, und wenn es nur so sein könnte!“ Seine Fingerspitzen rieben nervös aneinander. „Aber nein, wie kann es sein?“ „Im Gegenteil, Gallien ist nun die wohlhabendste Provinz im Reich! Es hat die reichsten Länder, die besten Weine! Spanien hat Silber und Zinn! Was kann Judäa nun im Handel bieten? Nur durch Galil wollen die Kaufleute zum Hafen von Caesarea durchziehen. Für Rom bietet Judäa wirklich nichts. Das ferne China ist tatsächlich wichtiger! Die gelben Kaukasier haben Seide und Gewürze! Die dunklen Arier von Indien haben Smaragde und Gewürze und Medizin! Die merkwürdigen blauäugigen und blondhaarigen Barbaren von Germanien, die Kelten, haben Sklaven! Zahllose Sklaven! Zimbrier, Teutonen! Aber Judäa? Was hat Judäa?“ Niemand antwortete. „Rebellion! Rebellen! Verrat!“ beantwortete er das Schweigen. „Was, wenn eine Armee gesandt wurde, um das Land von allem zu säubern? Es zu einem sicheren Hafen ohne Revolte zu machen? Wie macht man es? Wie? Noch habe ich die Freundschaft von Agrippa und Antipas und Philippus. Ich frage mich, können sie belehrt werden, wenn sie Gnade zeigen, denselben Kurs, den die Iberier lernten? Können die Juden romanisiert werden? Kann Höflichkeit und Überlegung funktionieren? Wie schlägst du vor, Judäa zu regieren?“ fragte Tiberius den Senator. „Es permanent in Syrien einzugliedern. Wir haben dafür keinen Gebrauch, nun da wir es seiner Reichtümer beraubt haben.“ „Ich habe die Berichte von Marcus Ambibulus und von Annius Rufus gelesen. Sie sagen mir, dass bittere Armut nun auf den Straßen herrscht, die einst die Kreuzungen aller Zivilisation waren. Sogar die besten Freunde meines Sohnes, die in ihren eigenen Verdiensten Prinzen dieser Länder sind, bezeugen seine Armut. Während Augustus Herrschaft, als Herodes König war, war Palästina die reichste Nation auf der Erdoberfläche. Nun ist es nicht mehr als Treibsand.“ „Also? Die Juden brachten es auf sich selbst. Lass sie leiden“, schaute der Sanator zu ihm mit zynischen Augen zurück. „Wenn wir sie weiter leiden lassen, wird das Leiden auf uns zurückfallen“, erwiderte Tiberius, der versuchte, einen Weg zu finden, seine Gedanken 223
seinem Freund vorzustellen, die Gegend durch unabhängige Anpassung gleichen Stand mit Rom, identisch zu Iberien, zu beschwichtigen. Indem er die Schrecken des Versagens verfolgte, fügte Tiberius feierlich hinzu: „Dann wird die Zehnte römische Legion gezwungen sein, Menschenschlächter zu werden, ebenso von einer Nation. Augustus hatte darüber geschrieben. Doch sie zu zerstören wird es mehr Legionen brauchen. Sie zu beschwichtigen wird weniger Legionen brauchen. Ihr Souveränität zu geben, wird keine Legionen brauchen. Ich denke, es ist am besten, sie einfach in Ruhe zu lassen und beiseite zu legen. Ich werde für sie kein Geld ausgeben. Nicht einen einzigen Sesterz. Es war Augustus Fluch gewesen, und ich vermute, falls wir unsere Beziehung zu ihnen falsch beurteilen, könnte es ebenso ein Fluch werden.“ Der Senator nickte, Zerknirschung in seinem Gesicht. „Der Grund, Tiberius, wir haben die anderen Provinzen rundherum besiegt und angepasst, weil sie die Wunder unserer Gesetze und den Nutzen unserer Götter verstehen! Die Juden nennen uns ‚Heiden’ und ‚Vorhäutige Barbaren’, weil sie sich selbst, ihre Gesetze, ihren Gott, für wundervoller und wohltätiger als unsere betrachten! Es ist am besten, sie zu fürchten. Sie zu beherrschen. Sie zu unterwerfen. Und falls nötig, sie auszulöschen. Sie, oder eine Form von ihnen, werden uns sicherlich erobern, wenn wir es nicht tun!“ Tiberius schüttelte seinen Kopf, bestürzt über die Unvernunft des Senators. „Wie viele andere Römer teilten deine Gedanken?“ fragte er. „Die meisten.“ Tiberius ging auf und ab. „Sende mir meine Wahrsager. Ich glaube, dass die Sterne heute Nacht hell leuchten werden. Ich wünschte, mit ihren Omen Rücksprache zu halten.“
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Kapitel 5 Antipas „Ich bin Herodes Antipas, der Sohn von Herodes dem Großen und Malthace, meine Mutter aus Samaria“, diktierte Antipas die Worte seinem Schriftgelehrten, der den Brief an Tiberius vorbereitete. Antipas streichelte seinen Bart, als er nervös die Worte betrachtete. „Ich wende mich an dich, um mir zu erlauben, mich von meiner Ehefrau scheiden zu lassen. Weil sie Aretas Tochter ist, der der König von Petra von Arabien ist, fürchte ich politische und militärische und politischen Gegenschlag gegen Galil, dass du mir anvertraut hast.“ Er schritt auf dem Korridor auf und ab und erinnerte sich an seine letzte Begegnung mit ihr. „Was ist unsere Ehe, außer eine politische Farce“, beschimpfte er seine Ehefrau. „Ich weiß nicht, wie lange wir so lange es aushielten, zusammen zu bleiben.“ Antipas schaute ihre einfachen Augen und ihre beinahe brustlose dünne Figur. „Warum ich dich toleriere, geht über meinen Verstand“, bekannte er zu ihr. Bittere Tränen strömten aus ihren Augen. „Ich habe deine Beleidigungen satt. Gehe nach Petra und lass mich in Ruhe!“ „Petra? Ich bin genauso gelangweilt mit ihnen wie mit dir. Wie konnte mich Cäsar mit all diesen arabischen Heiden verflucht haben. Ich bin eine verantwortlicher Führer der Wüstennomaden.“ „Was für einen Unterschied macht es, über wen du herrscht, solange du über jemanden Macht hast?“ „Wie ich über dich habe?“ Sie begann ihn zu hassen. „Wie kannst du bekunden, ein Hebräer zu sein, der die Frauenrolle in der Familie schätzt, doch mich schlimmer als eine Sklavin behandelt?“ „Ich bin gerne ein Hebräer. Ich mag die Logik ihrer Gesetze. Es macht Sinn für mich. Weißt du“, bekannte er, „ich frage mich manchmal, warum sich mein Vater so sehr mit den Heiden abgab. Erkannte er nicht, dass seine Dualität oft das Volk beleidigte?“ zuckte Antipas mit den Schultern. „Ich bin nie zuvor in meinem Leben so gelangweilt gewesen. Ich kann meine Gedanken auf nichts konzentrieren, viel weniger Regierungsangelegenheiten. Ich will zurück nach Rom gehen. Dort brennen die Lichter die ganze Nacht.“ „Ein unmoralischer Mann wie du hat im heutigen Rom keinen Platz. Tiberius will, dass Moral gedeiht.“ „Tiberius wird sich schließlich der Tatsache fügen, dass Rom zu viel Wanderlust zu zähmen hat. Er sollte sich in Capri niederlassen.“ „Geh!“ schrie sie ihn wieder an. Er verließ die Gemächer und ging in sein Zimmer. Dort öffnete Antipas wieder den Brief seines Halbbruders. Philippus und seine Nichte-Ehefrau, Herodias, feierten wieder so berühmt wie immer. Philippus war ein 225
anderer Sohn von Herodes dem Großen durch seine Ehefrau Mariamne, Tochter des Kohen Hagadol Simon, Sohn von Boethus. Agrippa, Antipas anderer Bruder, borgte sich wieder umfangreiche Geldmittel von den Römern, aber es schien keine Rolle zu spielen. Caligula war sein bester Freund, genauso wie Drusus, Tiberius einziger Sohn, es gewesen war. „Unbeholfener, melancholischer Tiberius“, sprach Herodes Antipas zu dem Brief in seiner Hand, „der in einem Alter von fröhlichem Entzücken lebt und sich in Langeweile niederließ!“ Antipas lächelte einen kurzen Augenblick. Dann dachte er wieder darüber nach, wie lüstern, doch komisch Drusus war. „Drusus, mein lieber Freund“, sprach Antipas wieder zu dem Brief, vergiftete dich wirklich Sejanus, Tiberius persönliche Wache und Oberhaupt der Petrorianergarde? Lieber Freund, flüsterte mir dein Bekenntnis zu. Vergiftete Sejanus auch Tiberius adoptierten Sohn, Germanicus? Es wimmelt von Gerüchten, sogar in Galil: Sejanus herrscht!“ Antipas entschloss sich. Rom! Rom voller Leben! Also ließ er seinen Schriftgelehrten den Brief und das Scheidungsgesuch beenden. Ein Kurier sandte es zu Tiberius. *** Herodias war die Tochter von Aristobulus, der strangulierte Sohn von Herodes dem Großen von seiner Ehefrau Mariamne, die die Enkeltochter des Kohen Hagadol Hyrcanus war. Auch infolge der intensiven Mischehe unter der Familie waren Herodias und ihre Mutter Cousinen ersten Grades. Jahre später wurde ihr Bruder Agrippa ernannter König von Palästina. Während seiner kurzen Herrschaft verband er die Mächte mit dem Sanhedrin-Rat, dann viel später erließ er in Übereinstimmung mit dem Kohen Hagadol, Annas, dass Yehohshuas Bruder Jakobus zu Tode gesteinigt werden sollte, während seine Ehefrau und seine Kinder im Jahr 42 n.Chr. zuschauten. Es war durch Jakobus Kinder, dass ein Überrest von Yehohshuas Verwandten bis zu diesem Tag überlebte. Ein Jahr, nachdem Yehohshuas Bruder zu Tode gesteinigt wurde, opferte Herodias Bruder Agrippa in Caesarea, um seinen Triumph über die Stadt Tyrus und Sidon zu feiern. Er schrieb die Siege sich und seinem römischen Verbündeten Claudius zu, aber ein Engel erschlug ihn wegen seiner heuchlerischen Lobpreisungen zu Yehuway, während er vorher Hunderte Christen durch das Schwert verurteilt hatte. *** Herodias schickte ihren schnellsten Diener, um den Boten mit der Nachricht von Antipas zu begrüßen, wenn er vom Hafen Caesarea eintreffen würde. Als sie Sholomits Haar küsste, dachte sie an ihren Verwandten – seine Kraft, seine Scherze. Doch war er fähig, ehrlich zu sein, niemals das Wesen seiner Unschuld zu verlieren. Die galiläische Armee nannte ihn „König“, wenn er doch nur ein Tetrarch wie sein 226
anderer kinderloser Bruder, Philippus von Ituräa und Trachonitis, Sohn des Herodes des Großen und Kleopatra von Yerushalayihm, war. Jahre später würde dieser kinderlose Philippus Sholomit heiraten – dieselbe, die verführerisch vor Antipas und seinen Gästen für das Haupt von Yehohanan dem Täufer tanzen würde. Als sie an ihren gut aussehenden, empfänglichen, mächtigen Schwager dachte, lächelte Herodias. *** In der Zwischenzeit auf der Baumfarm seines Vaters schnitten Yehohshua, seine Brüder und seine beiden Cousins, außerdem viele Arbeiter, das Kontingent von Zedern um, für das die tyrischen Schiffsbauer einen Vertrag abgeschlossen hatten. Er arbeitete abseits von Jakobus und Simeon, abgeschieden von ihrer Unterhaltung. Sein Adoptivvater und seine vier Brüder waren auf der anderen Seite des Waldes und hegten und pflegten den neuen Wuchs. Nur Clophas Söhne blieben in der Nähe von Yehohshua. Als die ständige Drehung der Erde von den aufhellenden Strahlen der Sonne sich in den Gang der Nacht abwandte, unterhielt sich Yehohshua mit seiner Mutter und seinem Vater, während seine vier Brüder und zwei Schwestern zuhörten. „Lasst mich am Ende dieser Saison nach Indien reisen.“ Yosef stand gerade vom Tisch auf. „Warum jetzt, gerade wenn die Vierte Sekte ihre Kraft vermehrt?“ „Ich bin zu dieser Zeit nicht an deinen politischen Aspirationen für mich interessiert. Ich wünsche zuerst zu verstehen, was für mich zu tun notwendig ist.“ „Ich kenne die Antwort“, sagte Prinz Yosef. „Du bist der gesalbte Sohn Gottes, auf Erden gesetzt, um die Welt zu beherrschen.“ „Kannst du es mir besser erklären?“ „Was?“ erwiderte Yoser. „Ich will Medizin studieren und nachdenken. Ich will mich auf die geistige Gesundheit konzentrieren und warum einen die Gedanken trieben, zu handeln, wie man es tut.“ „Ich erinnere mich, wie du zu mir gesagt hattest, dass du glaubst, dass in unserem Verstand ein verborgener Schmerz ist, der uns zwingt, verschieden zu handeln, abhängig von der Situation, in der wir uns befinden.“ „Du erinnerst dich gut, Vater.“ „Ich erinnere mich an alles, was du und ich diskutieren.“ In dem Augenblick unterbrach Jakobus die Unterhaltung. Er hatte es satt, hier und dort ein Wort aufzufangen. „Eure Unterhaltungen sind unhöflich“, schrie er harsch. „Warum müsst ihr zwei wichtige Worte bei euch behalten? Sind wir kein Teil der Familie? Können wir uns nicht auch mit euch beiden unterhalten?“
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„Jakobus, dein Zorn ist unbegründet“, sagte Yosef. „Du weißt, dass Yehohshua der Erstgeborene ist, und was wir diskutieren, empfindliches Material ist, das am besten bei uns behalten wird.“ „Ich weiß, dass seine Gesichtszüge denen unserer Mutter mehr als deinen ähneln. Und ich kann nicht umhin zu denken, warum unser ‚Erstgeborener’ sieben Jahre lang von uns fort bleiben musste, während wir uns abmühten, die Bäume umzuschneiden und die Stämme einzusammeln und sie zu den Docks zu transportieren. Als wir unser Haus bauten, wo war unser ‚Bruder’? Als die Steine für unser Abwassersystem gehauen werden mussten, wo war Yehohshua?“ „Ja“, schloss sich Yosi auch dem Protest seines Bruders an. „Nun will er nach Indien gehen und wieder werden wir es sein, die die ganze Arbeit machen. Er will ‚nachdenken’ und ‚Medizin lernen’, und dann, wenn er zurückkommt, will er das volle Erbe und wird uns nichts lassen.“ „Ich habe ein anderes Erbe, um dafür zu arbeiten. Nicht das eine, nach dem ihr euch so sehr sehnt.“ „Vater, da fängt er schon wieder an. Er stellt sich über uns, wann immer er kann. Für ein solches ‚Genie’ ist er überhaupt nicht in Berührung mit der Realität.“ „Die ‚Medizin’, die er braucht“, scherzte Simeon ben Yosef, „ist für seinen eigenen Verstand. Lass ihn gehen und ein Glück, dass wir ihn los werden.“ „Das ist nicht die Art, mit deinem Bruder zu reden. Er ist der Erstgeborene.“ „Des Daseins“, behauptete Yehohshua. „Siehe, er tut es wieder.“ „Ich bin nicht hier, um die Wahrheit zu verbergen, und je schneller ihr sie versteht, umso besser ist es für euch!“ verteidigte sich Yehohshua aufgeregt. „Genug mit diesen Streitereien!“ schrie Miryam über ihre Stimmen. „Jeden Tag kämpft ihr über eure Positionen und was es zu gewinnen gibt. Nichts kann den Jüngeren über den Ältesten geboren werden lassen, noch den Ältesten nach dem Jüngsten. Es wurde so und demgemäß muss Yehohshua alle seine Vorrechtes des Erstgeborenen haben – ob er bei uns lebt oder nicht, oder ob er bei uns bleibt!“ „Mutter“, sprach Simeon leise. „Ich habe dein Gesicht zusammenzucken gesehen, wann immer Yehohshua seine Bemerkungen ‚einem überlegen zu sein’ machte. Na, schau auf die Art, für die er steht. Du kannst sehen, dass er sich für besser als uns hält.“ „Ich bin nicht besser als sonst jemand in dem Raum.“ „Ich habe nie gesehen, dass du jemandem die Füße wäschst“, erwiderte Simeon und schockierte seinen älteren Bruder. Yehohshua starrte ihn an und blieb still, bis er schließlich sagte: „Ich habe es nicht, aber ich hätte es sollen“, erwiderte milde. „Danke, dass du es mir aufgezeigt hast.“
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Simeon kratzte seinen Kopf und grinste. „Wieder machst du aus einem Fehler eine höhere Sache. Gehe nach Indien. Aber wenn du an unsere geistige Gesundheit denkst, denke mehr an deine eigene.“ *** Lysanias berührte die Schriftrolle, die Tiberius in seine Hände vor der Versammlung legte. Er lächelte seinen Freund, Pontius Pilatus, an. „Du bist der bestimmte Tetrarch von Abilene“, bestätigte Sejanus Tiberus Erlass an Lysanias. „Und Pilatus, Glückwünsche, als unser fünfter Provinzstatthalter von Judäa befördert worden zu sein.“ Pilatus verbeugte sich. „Danke, Sejanus. Zeus ist freundlich zu mir gewesen.“ „Und ich sogar mehr“, blickte Tiberius Pilatus an. „Du hast einen bemerkenswerten Aufstieg von einem Sklaven zu einem freien Mann gemacht, um als Statthalter betraut zu werden.“ „Und ich hoffe, ergebener Ehemann“, lachte Pilatus Ehefrau schelmisch, während sie ihre Hand über ihre Tunika laufen ließ. „Wie schaffte er es je, dein Herz gefangen zu nehmen?“ fragte Sejanus gutmütig. „Es war nicht sein hübsches Gesicht, wenn es das ist, was du meinst. Es war seine Liebenswürdigkeit. Seine Rücksicht.“ „Zeige diese Eigenschaften weder den Juden noch den Samaritern. Zeige ihnen die Stärke eines Römers.“ „Und die Toleranz eines wahren Diplomaten“, sprach Tiberius über Sejanus Ratschlag. „Ich will Judäa beschwichtigt, nicht verärgert oder nachgegeben! Der Tzadok und Kohen Hagadol, Yosef Kayafa, wird dir sehr helfen, über Judäa zu herrschen. Er ist mehr romanisiert als ich je für diese Leute zu werden dachte. Er ist der Beweis von dem, was ich früher behauptete. Herrsche mit gewissenhafter Rücksicht. Die Juden werden herumkommen zu unserer Denkweise, wie die Iberier es haben und die Kelten beginnen, es zu tun.“ „Aber nicht die Armenier“, erinnerte Lysanias Tiberius. „Darum wurdest du als Tetrarch von Abilene ernannt“, behauptete Sejanus grob. „Aus deiner Provinz beabsichten wir, Artabanus, dem Parther-König, entgegenzuwirken. Der Tod von Gaius, Augustus Sohn, wird nicht ungerächt gehen. Wir werden eine römische Marine im Kaspischen Meer haben, und unsere Kaufleute werden frei nach China und Indien und in allen persischen Ländern reisen.“ Tiberius hörte zu. Seine Gedanken kehrten zu seinem einzigen Sohn Drusus zurück. „Sejanus, sende Nachricht an Antipas. Es ist nur passend, dass der Freund meines Sohns unsere Legionen zum Euphrat begleitet.“ „Ich werde es sofort tun“, anerkannte Sejanus. „Ich werde mich auch darum kümmern, dass Geld in Artabanus Rathaus geht, indem ich die Männer zu unserem vernünftigen Vertrag besteche.“ 229
Tiberius nickte. Später in der Privatsphäre des Hinterzimmers streckte Sejanus seine Hand aus, um sein eigenes Bestechungsgeld aus Gold und Silber von Lysanias und Pilatus zu erhalten, das Bestechungsgeld, das ihnen ihre eigene Amtsernennung gesichert hatte. *** Entlang der trockenen, sich windenden Straße begab sich Herodes Antipas Ehefrau, unter dem Schutz des Generals ihres Vaters, auf den Weg zur Burg in Machaerus. „Die Untreue meines Ehemanns ist mir eine ziemliche Weile bekannt gewesen“, stöhnte sie zum General ihres Vaters. „Aretas Tochter sollte nicht auf solche Weise behandelt werden.“ „Dein Vater wird deine schwarze Beleidigung weiß machen. Schon bereitet er eine Armee vor, um gegen Herodes Antipas zu marschieren.“ „Unter welchem Vorwand? Seine Scheidung ist gesetzmäßig in Judäa und in Rom anerkannt. Du weißt, ein Mann kann sich von seiner Frau jederzeit scheiden lassen, die er für passend hält, und er braucht keinen Grund dafür.“ „Es gibt seit Jahren einen Grenzstreit mit Gamalitis. Da er Antipas Wunsch nach diesem Land kennt, wird ein Krieg bald zwischen den Syriern und Hebräern ausbrechen.“ „Tiberius wird Herodes Antipas unterstützen.“ „Dann müssen wir in einer schnellen Aktion Antipas vernichten.“ „Philippus, sein Bruder, wird ihm auch helfen.“ „Wenn die Ratmitglieder von Parthia bestochen werden können, wie viel mehr diese Männer?“ *** Das tosende Meer gab der Ruhe nach. Die stürmischen Wellen schienen jede Erfahrung, die jeder der Soldaten je gehabt hatte, zu überschreiten. Schwarze Wolken polterten über die sanften blauen Wellen, die sanft gegen den Kiel rollten. Pilatus Ehefrau, die die untergehende Sonne genoss, die den Horizont tiefrot und lavendelblau malte, fragte sich: Wie kann ein solcher Anblick diese verheerende Tragödie herbeibringen? Ihr Aberglaube besiegte ihren Hausverstand. Als sie bei der Luke stand, beobachtete sie die unheimliche Schwärze, die den Mond glättete, die Atmosphäre mit einem grimmigen Sturm umhüllte. Verschiedene Blitze schlugen aus den Tiefen des Himmels und es donnerte unsanft und tat den Ohren weh. Eine Ewigkeit später beruhigte sich die boshafte, sich hebende, ertränkende See. Delphine wölbten sich in der Nähe und die Seeleute, die wünschten, dass es Meerjungfrauen wären, entzückten sich an ihrem Spiel. Als sich die hohe, mächtige römische Galeere Caesarea näherte, betrachtete die Ehefrau des Prokurators die massive Steinmauer, die 230
Herodes hatte erbauen lassen; ihre innere Ruhe stand im Gegensatz zu den gelegentlichen turbulenten Wellen und treibenden Ästen außerhalb der Mauern von Sebastos. Innerhalb des von Menschen gemachten Hafendamms blickte sie auf den Tempel von Roma und Augustus, und weiter ins Innere konnte sie das Forum erkennen, und weit nach links das Theater, das die seichten Ufer der Stadt überblickte. Sie stieß einen tiefen, hintergründigen Atem aus, als sie sich über die Zierde von Galil wunderte. *** An diesem Morgen erhob sich die Zehnte römische Legion und jubelte Pontius Pilatus zu, als sie ihn zum Hippodrom eskortierten, wo Tausende Griechen und Römer und Syrier sein Erscheinen erwarteten. *** Mehrere Wochen später, in der Stille der Nacht, zog die Zehnte römische Legion nach Yerushalayim, um ihre Winterquartiere vorzubereiten. Pilatus brachte aus Rom Tiberius Bildnisse mit sich. Er bestimmte im Voraus, die Fahnen auf dem hohen Anstieg des Tempels, der das Tal und die Hügel der Stadt überblickte, aufzustellen. Als Pilatus halb unter seiner Schaffelldecke schlief, sich herumwarf und die Strahlen der aufgehenden Sonne von seinen Augen wegkämpfte, stand der römische General in Yerushalayim knapp vor Hunderten hebräischen Patrioten, die die Entfernung der Bildnisse und Fahnen verlangten. „Nicht einen Monat an der Macht und schon erlegt Pilatus sein Heidentum unserer religiösen Souveränität auf“, brüllte Prinz Yosef zu seinen Anhängern der Vierten Sekte. „Yosef“, warnte Zavdai ihn, „du musst deine Stimme senken. Die Römer werden dich hören.“ Prinz Yosef gab nach, kratzte seine Augenbrauen und senkte seinen Kopf, als ob er versuchte, an den Wände nach einem unwillkommenen Eindringen zu hören. Er stieß einen langen, langsamen Atemzug aus und ließ sich grollend auf seinem Stuhl nieder. „Mäßigung. Mäßigung muss die Weise sein, diese Situation zu meistern. Mäßigung, doch wirksamer, milder Widerstand“, riet ihm Zacharias. „Die Patrioten konzentrieren sich in Galil“, erinnerte ihn Prinz Yosef. „Einige nähern sich in diesem Augenblick den judäischen Hauptstraßen. Die jungen Männer wollen handeln und die Bildnisse von den Wänden zwingen.“ „Wurde nicht dasselbe vorher getan, zu dem Dahinmetzeln von dreitausend Studenten? Nein, wir müssen einen Weg finden, innerhalb des Systems der Dinge zu arbeiten. Wir müssen rationalisieren und uns zu den Führern in Caesarea besänftigen. Yosef, um größere Gewalt
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abzuwenden, müssen wir einen Repräsentanten ernennen, um zu Pilatus zu sprechen.“ „Ich kann es nicht sein. Ich muss hinter der politischen Szene bleiben.“ „Dann ist es Zeit, deinen Sohn Yehohshua erscheinen zu lassen. Was für eine günstige Zeit, sich der Welt zu verkünden.“ „Er ist noch in Indien. Er wird nicht vor einem weiteren Jahr oder so zurückkehren.“ „Dann fürchte ich, muss Herodes Antipas zu Pilatus sprechen.“ „Antipas? Wie kannst du es wagen, einen lüsternen, kriegshetzerischen Ehebrecher zu nominieren, uns zu repräsentieren? Aretas dezimierte seine Armee in Gamalitis.“ „Tiberius intervenierte jedoch für ihn. Aretas hat eingelenkt.“ „Nur weil Vitellius Legionen Antipas beschützten.“ „Es ist, weil die Römer Antipas beschützen, dass ich glaube, dass wir ihn bitten sollten, Tiberius zu bitten, die Fahnen von unserer Hauptstadt zu entfernen.“ „Herodes Antipas verlor die Schlacht gegen Aretas, weil Gott sich weigerte, einen Ehebrecher zu unterstützen“, behauptete ein anderer Anhänger der Vierten Sekte, „also, warum würde Gott ihm erlauben, für uns zu Tiberius zu sprechen? Nein, Prinz Yosef, du bist es, der nach Capri gehen muss, um mit Tiberius zu sprechen.“ „Was ihr mich tatsächlich zu tun bittet, ist, meine Identität als den wahren Prinzen von Israel zu offenbaren. Ich hatte geplant, es zu tun, aber erst, nachdem Yehohshua und ich miteinander darüber gesprochen hätten.“ „Die Situation wird uns nicht erlauben zu warten! Falls ein Aufstand losbricht, wird das Land ein Blutbad werden!“ „Genau wie vor zwei Jahrzehnten“, bekräftige Zavdai den Gedanken. Unbehaglich sackte Yosef weiter in seinem Stuhl zusammen. Vor Jahren hatte er ihn persönlich aus Zypressen gemacht, indem er sorgfältig die Stützbeine in den Sitz einfügte. Es war ein starker, anspruchsloser Stuhl. Seine geraden Beine begegneten fest der Rückenlehne und die Arme waren glatt am Rand abgeschliffen. Yosefs Rücken begann zu schmerzen. Er verschob unbehaglich seine Position in dem Stuhl. Sein Gesicht verzerrte sich bei den Gedanken an Pilatus Eindringen mit seiner religiösen Gegenstände in Yehuways heiliger Stadt. „Warum protestiert Kayafa nicht gegen die Beleidigung?“ zwang er sich zu fragen. „Er hat es den Römern in Antonia zugeflüstert, aber er wird seine gehegte Zuneigung zu ihnen nicht gefährden.“ „Weiß Kayafa, wer ich bin?“ „Alle Tz’dukim glauben, dass du tot bist. Nur der Parush Nakdimon und einige seiner Freunde wissen, wer du bist.“ „Großer und freundlicher Nakdimon. Er beherbergte einst meinen Sohn im Tempel“, erinnerte er sich mit Nostalgie. Ich werde Pilatus fragen. Ich werde ihn bitten, die Bildnisse zu entfernen.“ „Wirst du ihm verraten, wer du bist?“
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„Ja, lass es bekannt werden“, sprach ein anderer Unterstützer. „Antipas hat seine Unfähigkeit gezeigt, Shomron zu regieren, und Philippus ist zu alt, um weiter Ituräa und Trachonitis zu beherrschen!“ „Ja, Prinz Yosef“, fügte ein anderes Mitglied hinzu. „Philippus hat keine Erben und sollte bald sterben, diese Länder mögen Syrien beigefügt werden, genau wie Augustus einst für unsere es verfügt hatte“, sprach ein anderer günstig zu Yosef. Yosef legte sein Haupt auf seiner Hand und dachte über die Argumente nach. „Antipas“, sprach er endlich und brachte die anderen zum Schweigen, „wuchs mit Tiberius Sohn auf. Der Kaiser begünstigt ihn sehr. Freundschaft wird immer mehr als Fähigkeit begünstigt. Doch der Krieg zwischen Antipas und Aretas über die Frage des Ehebruchs mag unser Vorteil sein. Tiberius verübelt Unmoral. Dies mag die Gelegenheit sein, auf die wir so lange Jahre gewartet hatten.“ „Ja, gehe nach Caesarea und rede mit Pilatus. Tue es um deines Sohnes willen. Begründe ihn als den rechtmäßigen Erben auf Israels Thron.“ „Es ist vielleicht möglich, dass Pilatus nicht die Bedeutung des Zwecks meines Sohnes verstehen wird.“ „Dann in Verbindung mit deinen Gesprächen mit Pilatus werden wir einen politischen Bruch zwischen Antipas und dem Volk vorbereiten. Wie es ist, die Galil beherrschen den Norden und wir haben hier viele Freunde. Das südliche Judäa ist auch unter unserem Einfluss. Zacharias hat öffentlich seinen Sohn umarmt und ihn ernannt, der Besondere in der Sicht Gottes zu sein. Zacharias bereitet Yehohanan vor, die Gewänder der Priesterschaft zu empfangen. Wenn wir die Galil in Hebron kontrollieren können, dann muss Yerushalayim sicher ebenso in unsere Hände fallen.“ *** Fünf Tage lang umringten Tausende Hebräer Pilatus und die Regierungshalle des römischen Palastes in Caesarea und warteten auf Prinz Yosef, dass er zu ihnen kam. Verärgert durch die Versammlung befahl Pilatus seinem General, ihn auf der obersten Rampe zu treffen, die die Straßen der Stadt überblickte. „Legt euer Ledergewand ab und mischt euch unter die Bevölkerung. Habt gezogene Schwerter unter euren Tuniken. Wenn deine Männer in den Mengen zerstreut sind, werde ich auf dem Richtersitz sitzen und ich werde den Hauptwortführer bitten, sich mir zu nähern. Wenn er es tut, schlagt ihn sofort nieder. Tötet ihn und tötet alle Männer, die im Protest ausrufen.“ Der General nickte, dann ging er zu seinen Männern, um den geheimen Befehl auszugeben. Eine kurze Zeit später arbeitete sich eine Kolonne von römischen Soldaten ihren Weg durch die Menge und zwang ein Tal zwischen den Protestierenden, damit Prinz Yosef Zutritt zum Statthalter Pilatus haben konnte. In der Menge standen Shim’on, sein Bruder Andreas und 233
Yehohanan. Sobald Pilatus den Repräsentanten des Volkes sah, setzte er sich in seinen Stuhl. „Wer bist du“, fragte Pilatus den stattlichen hebräischen Mann, dessen weißer Bart zu seiner Brust hinab fiel. „Warum trägst du Purpurrot! Bist du ein Adeliger?“ „Bin ich“, erwiderte Prinz Yosef. Beeindruckt, dass ein bedeutender Beamter abgeordnet wurde, ihn zu treffen, stand Pilatus auf und ging langsam zu ihm. Er verlor sein gemeines Verhalten. Er hatte geplant, dem General zu signalisieren, mit dem Töten zu beginnen, aber als er die Eleganz des Wortführers sah, änderte er seine Meinung. Der wartende General war verwirrt. „Es sollte nicht die Praktik von Adeligen sein, Feindseligkeiten gegen ihr beschützendes und unterstützendes Mutterland zu führen“, sagte Pilatus. „Israel war ein Land, lange bevor Rom existierte. Unsere Nation ist älter als Karthago und Athen.“ „Rom besiegte beide Staaten. Willst du, dass wir dieses Land ebenso verwüsten?“ „Es kann nicht verwüstet werden. Armeen haben es versucht. Mächtige Herrscher haben es versucht. Aber wie du sehen kannst, sind wir noch immer hier.“ Die ruhige, sanfte, beherrschte Stimme zwang Pilatus dazu, sich näher zu Prinz Yosef vorzubeugen. Er hatte gehofft, ihn zu verängstigen. Stattdessen fühlte er seine eigenen Hände zittern. „Merkwürdig“, dachte er. Er setzte sich zurück. „Warum sind deine Leute so verärgert über mich?“ Er verflocht seine Finger ineinander. „Tiberius Bildnisse verletzen unseren religiösen Glauben. Unsere Gesetzte verbieten sie“, erwiderte Yosef. „Alle Provinzen von Rom und sogar Babylon und China haben Bildnisse von unseren Kaisern. Zerstreue deine Leute friedlich. Gehe nach Hause.“ „Wir können nicht nach Hause gehen, bis die Bildnisse entfernt werden.“ „Wenn ihr nicht nach Hause gehet, werde ich meinen Soldaten signalisieren, dich und deine Männer zu umzingeln und euch zu Tode zu schlagen!“ Yosef löste einen Tunikagürtel. „Wir sind alle unbewaffnet. Wir bieten dir keinen Widerstand. Wenn du glaubst, dass du uns zu Tode schlagen musst, werden wir nicht gegen dich kämpfen. Wir werden uns nicht verteidigen.“ Dabei zog sich Prinz Yosef von Pilatus zurück und blieb am Rand der Rampe stehen. Indem er voll auf seinem Gesicht lag, zog er die Tunika von seinem Hals weg. „Siehe, mein Hals ist nackt. Hacke meinen Kopf ab.“ Pilatus streckte seine Hand nach dem Schwert eines Soldaten aus. Seine Augen schauten über Yosefs Füße, wo er Tausende Männer sah, die ähnlich seinen Soldaten ausgesetzt waren. Pilatus erhob sein Schwert und tauchte es gewaltig in die Holzverzierung. Das Schwert vibrierte von dem Aufschlag. Pilatus kauerte sich hin und hob Yosefs Kinn hoch, um
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seine Augen zu sehen. Yosef, zitternd, sein Herz rasend, seine Schläfen flammendrot, bemühte sich, seine Furcht zu unterdrücken. „Ihr scheint alle gewillt, für euren Glauben zu sterben.“ „Die Weisheit unserer Gesetze darf nie übertreten werden.“ Pilatus schüttelte seinen Kopf, dann saugte er an seiner Unterlippe. „Steh auf, Adeliger. Ich werde die Bildnisse aus Yerushalayim und aus den anderen jüdischen Städten entfernen lassen. An einem Volk mit einem so starken Glauben darf man sich nicht zu schaffen machen.“ *** Als Zacharias die Nachricht von Yosefs erfolgreichem Stand gegen Pilatus erfuhr, vergrub er seinen Kopf in seinen Händen und weinte. Jonah und seine beiden Söhne, Andreas und sein Bruder Shim’on, standen neben ihm. Sein eigener Sohn Yehohanan war auch dort. „Vater, die Vierte Sekte wächst“, erklärte Yehohanan. „Ja! Endlich verkündete Prinz Yosef sich der römischen Welt. Sicherlich wird Statthalter Pilatus Tiberius informieren, dass das Haus David am Leben und stark in Judäa ist. Preiset Yah, ihr Volk, denn endlich finden wir Frucht in unseren Kindern. Wenn nur Elisabeth heute am Leben wäre, um es zu sehen.“ Die anderen wurden nachdenklich. Zacharias lächelte. „Jonah, ich weiß, wie viel das Haus David dir bedeutet, und ich bin glücklich, dass deine Söhne darin einbezogen sind, aber deine Partner, Zavdai und seine beiden Söhne, Jakobus und Yehohanan, werden sie auch unsere Sache unterstützen?“ „Es wäre für die Schwester von Miryam unmöglich, die mit Zavdai verheiratet ist, ihre Hilfe zu verweigern. Viele andere werden auch unsere Bewegung unterstützen“, erwiderte Jonah. „Dann, Yehohanan, ist es Zeit für dich, dich der Welt zu verkünden.“ „Vater, was soll ich zu den Leuten sagen?“ Seine Augen trafen kurz auf die von Andreas. Shim’on blickte in ihre Richtung, bevor er davonging. „Alles, was ich dich gelehrt habe. Alles, was Yehuway in dein Herz legt. Alles, was von du gefragt wirst, musst du beantworten.“ „Wirst du mich begleiten?“ „Nur, bis ich öffentlich meine Gewänder an dich in Yerushalayim übergeben habe.“ *** Eine Woche später traf Zacharias Vereinbarungen mit Annas und Kayafa für seinen Sohn Yehohanan, um in die Priesterschaft eingesetzt zu werden. Yehohanan und Zacharias reisten in die Stadt, erreichten einen sicheren Hafen, wo sie sich in einem privaten Raum in der oberen Kammer des Tempels im Hof der Priester absonderten. Sieben Tage lang blieben sie in dem ruhigen, öden, stickigen Raum und beteten intensiv zu Yehuway. 235
Am achten Tag entfernte Zacharias seine Gewänder von seinem Körper und faltete sie auf den Armen des Sagans. Zacharias schritt dann aus dem Raum und traf sich kurz mit Kayafa, der wiederum für Yehohanan anzeigte, seine Arme gerade hochzuheben, um die Gewänder über seinem eigenen Körper zu empfangen. „Dein Sohn ist ein Nasiräer“, behauptete Kayafa hinter der Gitterdoppeltür, als Zacharias zuschaute, wie das Leinenunterkleid über Yehohanans Körper gelegt wurde. Die Diener mussten Yehohanans lange Locken vorsichtig herausziehen und sie über das Schachbrettmustergewebe zu legen. Dem Sagan gefiel nicht, wie Yehohanans Haar über seinen Schultern hing und bündelte es zusammen, indem er es unter dem Turban festmachte. „Du darfst nicht den Funktionen meines Haares Schande bringen“, sagte Yehohanan zum Sagan. „Ich hatte es nicht vor. Ich ordnete nur deine Locken, damit sie im Turban sind.“ „Meine Locken müssen gezeigt werden, damit alle wissen, wen ich repräsentiere.“ „Wir alle repräsentieren den höchsten Schöpfer des Universums“, erwiderte der Sagan. Kayafa schaute Zacharias an. „Er muss seine Locken in seinem Turban verbergen. Wir alle haben unser Haar in unseren Turbanen.“ „Der Schwur eines Nasiräers darf nie beeinträchtigt werden.“ „Yehohanan ist der einzige Nasiräer, den ich kenne, der auch ein Kohen ist. Er muss lernen, innerhalb unseres Systems, ebenso wie das von Gott, zu arbeiten.“ Yehohanan neigte seinen Kopf, um besser zu hören. Ihm gefiel der Tonfall nicht, daher schritt er von dem Anhöhe herab, entfernte den Turban, schüttelte sein Haar frei und ließ seine Stirnlocken über seine Schultern fallen. „Es gibt nur einen Weg.“ „Was für ein Weg ist das?“ behauptete Kayafa scharf. „Du weißt es nicht?“ „Ich fragte, daher musst du mir antworten.“ Yehohanan schaute auf den Turban und ließ ihn zu Boden fallen. Die Diener stöhnten erschrocken. Kayafa schritt fort von Yehohanan und seinem Vater. „Warum hast du das getan?“ „Ich muss tun, was ich tun muss.“ „Was musst du tun?“ „Yehuway dienen.“
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Kapitel 6 Tiberius „Mein Herz schmerzt intensiv“, begann der Poet, „denn Augustus Cäsar ist nicht mehr. Wie wagt es dieser 17. Tag des August, sich von seinem Schlaf zu erheben, um die anderen zu wecken, wenn Augustus Tränen nicht länger die Blumen erfrischen können? Wie wagt dieses Jahr, den neuen Babys Leben zu geben, wenn Augustus Atem aufgehört hat? Dieser Tag und dieses Jahr werden dafür beschämt, denn er sieht die Sonne auf- und untergehen. Wie wagt die Wolke es, sich vor Cäsar zu verbergen, wenn sein Geist nach ihr schreit, um die Helligkeit der Sonne vor der Erde zu verbergen? Der Mensch kann nicht trauern! Berge! Fallet auf die Sonne! Oh, Augustus, trauriger Cäsar, auf Wiedersehen. Oh Tiberius, glücklicher Cäsar, willkommen!“ Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft von Tiberius und im zweiten Jahr, nachdem Pilatus eingesetzter Prokurator von Judäa und Lysanias der Tetrarch von Abilene war, und im einunddreißigsten Jahr von Antipas Herrschaft über Galil, ebenso die Herrschaft seines Bruders Philippus in Ituräa, und im elften Jahr von Kayafas Ernennung zum Amt des Kohen Hagadol durch Gratus stieg Gottes Vision über Yehohanan, Zacharias Sohn, während er nördlich von Yerushalayim dich die unkultivierten Länder von Judäa reiste. Dies ist, was geschah. Nachdem Yehohanan den Turban ablegte, verlangten Kayafa und Annas, dass er den Turban aufhob und auf seinen Kopf setzte. „Wer seid ihr, dass ich euch gehorchen sollte?“ Zacharias hob den Turban auf, bauschte ihn auf und setzte ihn auf den Kopf seines Sohnes. „Sein langes Haar ist keine Frage für Gott“, verkündete Zacharias, „noch sollte es das für uns sein.“ Kayafa und der Sagan pressten ihre Lippen gleichzeitig zusammen. Zuerst stand Annas in Yehohanans weg, aber dann gab er nach und wandte sich zur Seite. Als die anderen Kohanim Yehohanan sahen, flüsterten sie untereinander über das lange Haar des neuen Kohen. „Gott hat mich mit einem Überfluss an Haar versorgt, nicht wahr“, antwortete Yehohanan auf ihr Flüstern. Und als er lächelte, brach die ganze Versammlung der Kohanim in Lachen aus. Ein paar unter ihnen fühlten ein merkwürdiges Gefühl durch ihre Körper filtern, als sie ihm die Hand schüttelten. Sie blickten tief in seine Augen und wussten, dass er der Mann war, der besonders unter den P’rushim gesegnet war. Einer drehte sich um, um sich darüber bei Kayafa zu äußern, aber weder er noch sein Schwiegervater Annas waren in dem Raum. „Yehohanan“, fragte einer von ihnen, „was wirst du in den Synagogen lehren?“ Die Frage überraschte alle. Sie schwiegen, um seine Antwort zu hören. „Persönliche Wiedergutmachung bei Yehuway.“ 237
„Was bedeutet das?“ „Ich werde unter unserem Volk wandeln und ich werde es lehren, wie man die geistige Bedrängnis verringert und wie man die Qual der Schuld durch eine persönliche Berührung ihres Herzens zu dem Herzen unseres Gottes erleichtert. Durch solche persönliche Aufmerksamkeiten kann eine Person ihren Charakter verändern, sich Gott zu nähern.“ „Sagst du zu uns, dass eine Person sich Gott nähern kann, ohne uns zu haben, um für sie zu fürsprechen?“ „Ein Mann kommt bald, der das möglich machen wird. Wir werden nicht länger diesen Tempel brauchen, noch werden wir ein Geschmolzenes Meer benötigen, um damit das Opfer zu waschen. Ein zorniger Aufruhr erklang in der Versammlung. „Ihr fragtet, ich antwortete“, versuchte Yehohanan den Aufschrei zum Schweigen zu bringen. „Ja, wir fragten“, erwiderte ein anderer Kohen, „aber wir erwarteten nicht, dass du sagst, dass du unsere ganze Weise, die Dinge zu tun, überholen willst. Wir sind eine alte Tradition, die weiß und versteht, was das Volk braucht und will. Mehr, wir wissen, was wir ihm lehren dürfen. Alles andere über unseren Traditionen ist unpassend.“ „Wieder habt ihr Recht“, sagte Yehohanan. „Ihr seid nicht geeignet, dem Volk persönliche Wiedergutmachung zu lehren. Eine solche Aufgabe ist meine, um es dem Volk vorzustellen. Eine solche Vollendung liegt in den Händen des einen, der kommt, der über uns alle ist. Nur der Mann, der bald zu uns kommt, kann die Auflösung der Sünden der Menschen vollenden. Dies muss getan werden, damit Yehuway nicht länger die Fehler und Missetaten einer Person in seiner Erinnerung beibehalten muss. Yehuway will unbedingt unsere Schande und unsere Unzulänglichkeiten vergessen. Er will sich nur an gute Dinge erinnern, begleitet von angenehmen Erinnerungen an jede Person. Und nur der Mann, der durch Yehuways Ruach Ha Kodesh gesalbt ist, kann das Geschmolzene Meer heben und die Grundsteine dieses Gebäudes zerschmettern. Sie werden nicht länger gebraucht. Gottes Sohn, der Mashiach, flüstert der Welt zu, dass er gegenwärtig ist, und ich werde der Welt sein Kommen zurufen.“ „Nicht in unserem Tempel! Nicht in unseren Synagogen!“ „Ich bin ein Kohen, der priesterliche Gewänder trägt. Ich bin durch diesen Rat ernannt worden, fortwährend ein solcher zu sein, und nicht einer hier kann mir verbieten, wo ich lehre.“ „Yehohanan, Sohn von Zacharias aus dem Hause Abijah, beachte die Warnung dieses Rats: Predige nicht deine persönlichen Philosophien in unseren Synagogen! Drehe dich nicht von unseren Traditionen weg. Wir werden dich ein anderes Mal nicht warnen!“ *** Für einige Zeit beschränkte sich Yehohanan auf die Ausübung derselben Aufgaben wie seine anderen priesterlichen Gefährten: Opfer, Segen, 238
Hochzeiten, Beschneidungen und das Lehren der Tora und des Tanakhs. Es war in diesen Lehren, dass sein Intellekt über dem Rest aufstieg. Eine unheimliche Gegenwart umgab ihn, wenn er lehrte. Er musste nie die Schriftrollen lesen, doch vergaß oder ließ er nie ein einziges Wort aus. Er kannte die Psalme, Sprüche, die Schriften der Propheten, die Geschichten der Könige und die genealogischen Aufzeichnungen des Hauses David und des Hauses Aharons auswendig. Als er den Talmud lehrte, erstaunten seine Auslegungen die Kohanim. „Niemals hat ein Intellekt mit solcher Überzeugung unser Land geziert“, gaben die Kohanim untereinander zu. „Es ist mehr als scharfes Verständnis der Schriften – es ist, als ob Gott diesen Mann benutzt, uns die Wahrheit von seinem Wort und den Verlauf seiner Handlung für uns zu offenbaren.“ Und so ging der Applaus an Yehohanan, als er das Volk belehrte. Dann näherten sich ihm Prinz Yosef und Zacharias. „Yehohanan, dein Ruf ist mächtig im ganzen Land.“ „Vielleicht. Doch was für ein Parush toleriert mich? Was für ein Tzadok lädt mich in sein Zuhause ein? Ich predige, ich lehre und nicht ein Essener nähert sich mir. Bin ich alleine?“ „Was du tust, ist das Judentum neu zu erfinden“, berührte Zacharias die Schulter seines Sohns.“ „Ich arbeite innerhalb seiner Grenzen. Ich lehre nie hellenistische Weisen.“ „Ich beziehe mich nicht darauf.“ „Dann?“ „Ich spreche über die vierte Alternative zu unserem Annähern an Gott. Schon hast du viele ihrer Ideen in deiner Unterhaltung.“ „Ich spreche, was du mich gelehrt hast, Vater.“ Prinz Yosef rückte zwischen die beiden. „Yehohanan, vermisst du Yehoshsua?“ „Schrecklich. Ich habe Andreas sowie Jakobus und Yochanan und Jonah – und ich glaube gelegentlich – Shim’on, aber keiner ist wie Yehohshua.“ „Bald wird er nach Hause zurückkehren.“ „Wann?“ „Bald“, wiederholte Yosef. „Wenn er es tut, kultiviere dich, um ihn dem Volk als den Sohn Davids vorzustellen, die Wurzel von Jesse. Sei der Evangelist der Vierten Sekte.“ Zacharias lächelte und ermutigte seinen Sohn, aufzustehen: „Ich brachte dir dies.“ Er reichte seinem Sohn ein Bündel. Yehohanan nahm die Hülle ab und hob ein einziges Ziegelfell heraus. „Was ist das?“ „Deine neue Kleidung, Elijah.“ „Elijah? Trug Elijah ein so weiches Fell? Nein“, antwortete er zu sich selbst. „Es war das grobe Fell des Kamels. Lasst Gott selbst mir dieses Geschenk anbieten, wenn er will, dass ich ihm wie Elijah diene.“ „Du machst eine solche Herausforderung?“ fragte Prinz Yosef.
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„Wenn es geschieht, werde ich mein priesterliches Gewand ablegen und tragen, was er mir gibt. Ich werde die Nahrung essen, die er mir befiehlt, und ich werde alles ausführen, was er von mir verlangt. Vater, was du mich gelehrt hast, wird für Gott erhöht werden, um es zu benutzen, wie es ihn erfreut, in der Ausübung seines Wortes.“ Da Yosef nicht wusste, was er sagen sollte, bereitete er sich zu gehen vor. Er berührte Yehohanans Schulter. „Denke darüber nach, was ich dich zu tun bat.“ „Und worüber wirst du nachdenken?“ „Die Ausdehnung der Vierten Sekte, die durch ganz Galil gärt. Aus diesem Grund muss ich jetzt nach Natzeret zurückkehren.“ *** Am nächsten Tag, als Yehohanan lehrte, schaute er Andreas, seinen feinsten Jünger, an. „Vielleicht“, fragte sich Yehohanan, sollte ich mehr als Lehren tun. Vielleicht hat Prinz Yosef Recht. Ich sollte meine Aufmerksamkeit darauf richten, Jünger für das Haus David aufzubauen. Doch bin ich wie Elijah oder bin ich ein bloßer Mann, der vorgibt, heilig zu sein, gefangen in einem Schraubstock von tiefsitzenden falschen Lektionen?“ In jener Nacht wanderte er fort von Andreas und ging, um neben dem knorrigen Stamm einer Tamariske zu schlafen. Als die Stunden vergingen, drangen unerklärliche Tentakel des Lichts durch die Wolken oben und badeten Yehohanan in ihrem gelben Abschnitt. Er machte sich Bilder von Hornvipern, die davonsausten, und Pfeilschlangen, die unter den niedrigen Ästen des Wacholders glitten. Er sah ein Kamel, durch das Licht geweckt, das bockte. Es verfing seinen rechten Fuß in einem Loch und brach plötzlich zusammen und brach sich den Hals. „Yehohanan, wach auf“, sprach eine Stimme zu ihm, innerhalb der Schafte des schimmernden Lichts. „Herr, ich bin wach.“ „Gehe mit mir zu dem Ufer des Flusses. Gehe mit mir in die Tiefe.“ „Ich werde es, Herr.“ Yehohanan folgte der intensiven Gegenwart neben sich und ging in die schnell fließenden Gewässer. Das Rauschen des Wassers hob seine Füße hoch und führte ihn sanft zu der Mitte des Yardens. Oben erschien eine große Ansammlung von Wolken, die sich über ihm auszubreiten schien. Eine himmlische innerdimensionale Existenz umhüllte ihn in einer Anordnung von Farben. Von innen fühlte er die spirituelle Gegenwart von Millionen anderen, die das Ereignis bezeugten. „Es ist Zeit für dich, der Welt zu verkünden, was in Gang gesetzt worden ist. Gehe unter mein Volk und setze in sein Herz die Wahrheit vom Kommen meines Königreichs.“ „Kann ein sündiges Volk dein heiliges Land betreten?“ fragte Yehohanan. „Wie ich das Volk von Mohses Zeit gereinigt hatte, so werde ich das Volk, das mein Königreich betritt, reinigen. Wie sie durch die wirbelnden 240
Gewässer des Roten Meeres zogen, wurde die Hingabe des Volkes zu mir symbolisch ausgeführt und der Bund wurde bezeugt. Und genau wie Kohanim ihre Körper von der Sühne, die für mich ausgeführt wird, reinigen, indem sie den Bund symbolisieren, indem ich der Welt meinen Auserwählten darbringe, so soll es das Symbol für das Volk sein, das in meinen neuen Bund kommt.“ Gerade dann fegten die Gewässer Yehohanan von seinen Füßen und stellten ihn völlig in das dunkle Reich des Flusses. „Es ist im Wasser, dass das Leben zuerst begann“, sprach die Stimme wieder. „In der tiefen Reise eines einzigen Ozeans wuchs zuerst die Vegetation. Zweitens die Fische. Drittens die Vögel. Viertens die Säugetiere. Zuletzt der Mensch. Tauche voll jene ein, die bereit sind, sich mir in meinem neuen Königreich anzuschließen. Erlaube dem rauschenden, säubernden Wasser mir ihre Reue und den Wunsch um Vergebung von ihren Sünden zu symbolisieren. Ihr Untertauchen wird bezeugen, dass sie mir gehören. Tue dies, damit das, was ich zu Malachi gesprochen hatte, nun erfüllt werde. ‚Siehe! Ich werde meinen Boten senden, und er wird den Weg vor mir bereiten. Ich werde plötzlich erscheinen, und wer kann den Tag meines Kommens ertragen, denn ich bin das Feuer des Läuterers, wie die Seife eines Bleichers. Ich werde kommen, um zu richten. Fürchte dich nicht!’“ „Adonai-yireh“, Yehohanan hielt seine Hand zum Himmel hoch, „wie werde ich den Auserwählten erkennen? Soll er ein großes Zeichen für mich vollbringen? Wird er zu mir ein geheimes Wort sagen, das nur ich verstehen kann? Wie soll ich ihn erkennen, wen er mir erscheint?“ „Er, auf den du den Geist herabsteigen und darüber bleiben siehst, ist derselbe, der die Menschheit mit dem Ruach Ha Kodesh taufen wird.“ Yehohanan machte einen tiefen Atemzug und füllte seine Lungen mit einem Aroma von frischer Luft. „Bezeuge der Welt, dass er mein Sohn ist: Mein einzig gezeugter Sohn.“ „Ist meine Stimme stark genug, um jeden von dieser Wahrheit zu überzeugen?“ „Sprich mit einer neuen Stimme, die mit meiner Macht verstärkt wird. Sprich, wie die Mystiker sprechen, denn das ist, was du jetzt bist. Ein Mystiker Gottes, der göttliche Dinge vollführt.“ Plötzlich verschwand die Wolke oben und ließ eine unheimliche Stille zurück. Yehohanan hob seine Hände aus dem Wasser und starrte auf sie. Er sah schnell sein eigenes Spiegelbild in dem kühlen Wasser. Irgendwie war seine Kleidung von ihm verdrängt worden und ließ ihn im Wasser vollkommen nackt zurück. Als er die Leiche des Kamels bemerkte, ging er hin. Die nächsten Tage verbrachte er damit, für sich die Kleidung aus seinem Haar zu machen. Nachdem er einen Teil der Haut des Kamels abtrennte, trocknete er sie und machte daraus einen Ledergürtel. Am dritten Tag entdeckte er ein kleines Nest mit Heuschrecken, die sich in einer kleinen Spalte in den Felsen des Hügels versteckten. Er fasste in die kleine Höhle, holte ein paar heraus, riss ihre Flügel, Beine, Kopf und 241
Gedärme ab, dann aß er den Brustkorb roh. Das intensiv reiche Protein stillte seinen Hunger. Inmitten seines Aufenthalts trug er um seine Lenden einen Beutel Honig, den er manchmal über einen großen Fleck des Brustkorbs goss. *** Die neuen Stunden wurden Tage und die Tage Wochen. Zwei Monate später reiste Yehohanan nordöstlich in die Region der Dekapolis, in das Dorf Salim, das am Yarden lag. Dort wartete Andreas auf ihn. „Yehohanan?“ fragte Andreas mit geweiteten Augen. „Zuerst trotztest du der Versammlung der Kohanim mit deinem langen Haar, freigelegt unter deinem Turban, und jetzt trägst du überhaupt keine priesterlichen Gewänder, sondern ein Kamelfell. Was für eine Herausforderung machst du?“ „Ich bin hier, um die Ankunft der Vierten Sekte zu erklären. Ich ersuche das ganze Volk von Eretz-Israel zu fordern, dass das Haus Davids unser Land beherrscht. Ich bin hier, um dir zu erklären, dass der Mashiach kommt.“ „Was ist die Vierte Sekte?“ Statt zu antworten, fragte ihn Yehohanan: „Wo ist dein Bruder?“ enttäuscht, Shim’on nicht in der Nähe zu finden. „Er baut einen neuen Zimmeranbau für seine Frau. Das Fischen ist für uns großartig gewesen. Wir haben mehr Männer angeheuert und noch ein Boot und größere Netze gekauft.“ Yehohanan lächelte. „Ist Yehohshua aus Indien zurückgekehrt?“ „Wenn er es hat, wer würde ihn erkennen? Sicherlich müssen sich seine Gesichtszüge verändert haben.“ „Wahr. Also, sage mir dies, wie geht es meinem Onkel, Prinz Yosef?“ fragte Yehohanan weiter. „Ernsthaft krank. Er arbeitet zu hart, reist zu viel. Und ich glaube, seine Konfrontation mit Pilatus beeinträchtigte ernsthaft seine Gesundheit.“ Yehohanan schaute weg. Er berührte eine innere Essenz seiner unterbewussten Macht und sah hellsichtig Yosef auf seinem Sterbebett. Miryam bediente ihn, während seine Kinder umherliefen und nicht verstanden, warum ihre ältester Bruder nicht bei ihnen war. Tränen begannen seine Augen feucht werden zu lassen.Als er blinzelte, zerstreute sich die Vision. „Andreas“, fragte Yehohanan, „bedauerst du deine Vergangenheit?“ „Ja, Yehohanan, ich bedaure viele Dinge. Mein Verhalten ist nicht immer gewesen, wie es hätte sein sollen. Dinge, die ich hätte tun sollen, ließ ich aus. Ich bedaure diese Fehler, aber ich weiß nicht, was ich tun soll, um sie auszulöschen. Oft habe ich gewünscht zu ändern, was geschehen ist, aber ich weiß, dass es unmöglich ist.“ „Du bist dir deiner Fehler bewusst. Dein moralisches Gewissen hat dein Unrecht wahrgenommen und jetzt wünschst du, zu einer Abrechnung mit
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diesen vergangenen Handlungen zu kommen. Andreas, willst du nach einer besseren Haltung zwischen dir uns anderen streben?“ „Ja, ich wünsche, meine Vergangenheit zurückzuweisen und wieder mit einer neuen Beziehung zu anderen zu beginnen. Ich wünsche, meine Persönlichkeit zu ändern.“ „Wünschst du, dich mit Yehuway zu versöhnen? Zu dem harmonischen Gleichgewicht zurückzukehren, aus dem Adam fiel? Eine Freundlichkeit zwischen Gott und dir zu schaffen? Eine rechtmäßige Anerkennung von Yehuways Souveränität über dich zu bilden, denn es ist die menschliche Art, die zu Gott schreiten muss, und nicht Gott, die zur menschlichen Art schreiten muss. Wenn du ja sagst, Andreas, musst du es mit dem Verständnis tun, dass es weder Kompromisse noch Verhandlungen noch Bedingungen gibt, die wiederum für den Dienst für Gott möglich sind. Du musst es mit einem reinen Herzen und mit intelligenter Opfergabe deiner Hände zu seinem Zweck tun.“ „Du bist bei Weitem der bemerkenswerteste und spirituell vollkommenste Mann, den ich kenne, Yehohanan, doch bin ich gezwungen, dir diese eine Frage zu stellen. Wie weißt du das alles?“ „Ich bin bevollmächtigt worden, der Menschheit ein Zeichen darüber, was kommt, zu geben. Eine andere Ebene der Rettung wird dann der Menschheit durch das Versöhnungsopfer dargebracht werden.“ „Der Mashiach?“ „Ja, denn er ist bereit, zu uns zu kommen. Es ist meine Mission, ihn offen der Welt zu erklären. Wie der levitische Bund in der Wüste zwischen der Menschheit und Gott gemacht wurde, so habe ich einen Bund mit Gott geschlossen, der Welt seinen Auserwählten zu präsentieren, denn er ist der eine, der für uns bei Gott Buße tut. Willst du der erste Mann werden, der an meiner Seite arbeitet?“ „Was muss ich tun?“ „Gehe mit mir ins Wasser und erlaube mir, dich nach hinten unter die Wellen zu beugen. Auf diese Weise wirst du dich öffentlich mit Gott in Einklang bringen und du wirst ihn bitten, deine Hingabe zu erhalten, deine Persönlichkeit zu göttlichen Dingen zu ändern.“ „Meine Persönlichkeit.“ „Ich bezeichne diese Handlung als Persönlichkeitswiedergutmachung bei Gott.“ „Wird diese Handlung die Sünden von mir auslöschen?“ „Die Handlung wird ‚Taufe’ genannt. Aber nein, sie wird nicht deine Sünden von dir auslöschen. Sie wird jedoch der Welt sagen, wen du über dich zu herrschen setzt. Die endgültige Entfernung der Sünden muss durch das Loskaufopfer des Auserwählten kommen. Unter seiner ‚Taufe’ wirst du über dem Bösen vorherrschen. Was wir tun werden, ist zu helfen, die Straße für den Auserwählten, um darauf zu gehen, zu ebnen. Es war für diesen Zweck, dass ich mich vorbereitet habe.“ „Ich werde mich dir anschließen“, antwortete Andras prompt.
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*** Ein paar Tage später überquerten Yehohanan und Andreas den Yarden und reisten westlich nach Aenon. Dort hörte die Bevölkerung mit ihren Tätigkeiten auf und blickte Yehohanan und seinen Begleiter an. „Hat dein Freund seine Kleider verloren?“ machte sich ein Kaufmann lustig. Darauf erhob Yehohanan unerwartet seine Hände in der Mitte des Marktplatzes und schrie: „Bereut, denn das Königreich der Himmel ist nahe!“ Der Kaufmann und Andreas sprangen beide zurück, erschrocken über die Lautstärke von Yehohanans Stimme, die um sie herum zu ertönen schien. Ein paar Zuhörer strengten ihre Augen an, um den Mann zu sehen, der sich gegen die aufgehende Sonne abzeichnete, wobei sie sich fragten, wie es für einen Mann möglich war, mit einer so wundervollen Stimme begnadet zu sein. „Warum sagt er so etwas?“ fragte der Kaufmann Andreas. Ein neugieriger Zuschauer näherte sich Yehohanan. Er starrte auf das Kamelhaartuch des Mannes, das um seine Schultern gewickelt war und zu seinen Knöcheln herabfiel. Um seine Taille herumgebunden war ein dickes Stück Kamelhaut, von dem ein Beutel mit Lebensmitteln hinunterhing. Hinter dieser Gegenwart stand ein anderer Mann, jünger, weder so gut aussehend noch so breitschultrig. Er blickte auf die langen Locken des Mannes. „Du bist ein Nasiräer?“ „Sogar mehr.“ „Ich höre“, erwiderte der Mann, als er den Sonnenaufgang über Yehohanan beobachtete, der sein Bild verdeutlichte. „Ich spreche im Namen von Yehuway.“ Der Mann nickte. Seine Freunde Schritte alle näher zu Yehohanan. „Darf ich mich erfrischen?“ sprach er leise. „Natürlich. Hier, erlaube mir, den Staub von den Füßen von euch beiden Männern zu waschen.“ „Seid ihr hungrig?“ fragte ein anderer. „Ich nicht“, erwiderte Yehohanan, „aber mein Freund. Er konnte mein Frühstück nicht ganz genießen.“ „Oh? Warum nicht?“ Andreas schüttelte seinen Kopf und stieß ihn an seiner Schulter. „Er konnte in meine Insekten – die Heuschrecken – nicht hineinbeißen.“ Der Gastgeber lachte. „Nein, noch könnte ich es. Aber, bitte, da du wie ein Prophet gekleidet bist, sage mir, bist du einer?“ „Ich reise, spreche zu Menschen über Yehuway.“ „Über das Ende der Römer, hoffe ich.“ „Über das Ende aller Reiche des Menschen und über nationale Belange. Wie Daniel gesprochen hatte, so spreche ich. Eine Zeit wird kommen, wenn kein Reich aus den Ruinen einer anderen Nation oder aus den Täuschungen des Menschen auftauchen wird. Ein einziges, göttliches
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Königreich wird erscheinen, um über alle zu herrschen, und es wird nie umkommen.“ „Ist das die Zeit für die Juden, sich gegen Rom zu erheben?“ fragte ein anderer Mann. Seine Hand berührte den Griff seines Schwertes. „Ich hörte Gerüchte von einer Vierten Sekte, die sich bildet, und ich will ein Teil davon sein.“ „Weder befürworte ich einen Aufstand noch eine Rebellion. Ich suche kein Blutbad noch einen Kriegsführer, der die Römer angreift oder irgendeine andere Nationalität: heidnisch oder anders. Wie Yesha’yahu geschrieben hat: ‚Bereitet für euch den Weg zu Yehuway. Macht in der Wüste eine Straße für unseren Gott gerade. Jedes Tal wird verherrlicht werden. Jeder Berg und jeder Hügel wird niedrig gemacht werden. Das Krumme wird gerade gemacht und die rauen Wege werden glatt gemacht.’ Und wie der Psalmist schrieb: ‚Yehuway hat seine Rettung bekannt gemacht... Er wird die Welt in Gerechtigkeit richten, die Menschen mit Gleichheit.’“ „Prophet“, sprach ein Zuhörer, „viele haben dieselben Dinge vorher zu uns gesagt. Warum sollten wir uns um deine Worte kümmern – oder ihre?“ „Eure Herzen empfangen oder lehnen ab. Ich bin nicht hier, um zu überzeugen, sondern einfach, um zu erklären. Höre zu, wenn du willst. Wenn nicht, dann nicht.“ „Wenn wir es wählen, zuzuhören, werden wir groß werden?“ „Größe gehört nur einem. Wir wurden nicht geschaffen, um die Welt in einem Schraubstock der Härte und der Arroganz zu beherrschen, sondern auf sie unsere intelligente Organisation ihrer überreichlichen Möglichkeiten zu übertragen.“ „Keiner von euch Männern ist bewaffnet. Fürchtet ihr nicht die Nacht?“ Yehohanan schüttelte den Kopf, ebenso Andreas. Eine Köchin hörte aufmerksam den Männern zu, und als sie sprachen, näherte sie sich leise Andreas. Sie berührte seinen Arm. „Wie ist der Name deines Rabbis?“ „Sein Name ist Yehohanan ben Zacharias aus dem Hause Abijah.“ „Er ist ein Parush?“ „Ja.“ „Und ein Prophet?“ „Ja.“ „Dann muss er tatsächlich mit der Größe in der Sache unseres Gottes erfüllt sein.“ Ein anderer sagte: „Wenn du nicht hier bist, um uns zum Aufruhr aufzuhetzen oder Krieg zu führen, und wenn du hier bist, mit uns über Yehuway zu sprechen, was willst du zu uns über ihn sagen? Immerhin, wissen wir nicht schon alles, was es über ihn zu wissen gibt? Wir sind Avrahams Kinder, nicht wahr?“
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Yehohanan antwortete: „Kinder Avrahams zu sein ist nicht genug. Warum sonst hat Yehuway Kohanim über uns ernannt?“ „Um für unsere Sünden zu vermitteln“, antwortete die Frau. „Das ist auch, warum ich hier bin“, fuhr Yehohanan fort. „Ich bin hier, um ein neues Verständnis des Alten zu verkünden. Ich bin hier, um euch den Weg zu zeigen, der uns zur Rettung führen wird.“ „Was für ein Weg?“ Ich dachte immer, dass unsere Kohanim der Weg wären!“ Yehohanan zeigte zu dem Fluss und behauptet: „Dort ist euer richtiger Weg.“ „Der Yarden?“ „Das rauschende Wasser der Gerechtigkeit“, antwortete Yehohanan, „ist das universelle Geschmolzene Meer. Yehuway lädt euch ein, euch darin zu waschen. Yehuway wird euren Wunsch, euren mühevollen Verstand zu heilen, und euch einladen, sich ihm in seinem Königreich anzuschließen.“ „Sagst du, dass Gott uns in seinem Königreich will?“ „Um ein willkommener Gast in Yehuways Haus zu sein, werdet zuerst unter das fließende Gewässer eingetaucht. Jene, die mit dem Ruach Ha Kodesh und dem reinigenden Wasser getauft werden, werden diese Sache oder die andere erlangen. Die erste Sache ist, die Person, die Yehuways Segen empfängt, wird eine Gelegenheit haben, ewiges Leben in einem nie endenden Paradies zu haben. Die andere Sache ist, die Person, die Yehuways Segen empfängt, wird eine Gelegenheit haben, ewiges Leben im Himmel selbst zu haben, indem sie mächtiger als die Engel wird. Wenn eine Person die Taufe empfängt und nicht bereut, wird sie außerhalb der Tore des Paradieses stehen und den Eintritt wünschen, aber wird nicht einmal eine einzige Frucht der Erde genießen können.“ „Wie wissen wir, wie wir in das Paradies eintreten können oder nicht?“ „Yehuways Hand wird euch in eine neue Persönlichkeit kleiden, die seine Liebe zur Welt bezeugt. Ihr werdet diese neue Persönlichkeit in allem, was ihr tut, verkörpern: freundlich zu anderen sprechen, gute Taten vollbringen, alles teilen, was ihr habt, zu essen geben, wer bittet, ihre Lasten teilen, ohne Rücksicht auf die Folgen für euch selbst. Ihr werdet der Welt nicht zurufen, dass ihr reich in Yehuways Geist seid, denn jene, die euch beobachten, werden es schon wissen. Ihr werdet nicht trachten, Macht zu erlangen oder in den Weisen der Welt fortzuschreiten, denn die Sorgen der Welt sind nicht länger eure. Yehuway, durch eure Handlung und Mitwirkung, wird die Straße für euch bauen, um sein Haus zu betreten. Er wird die Tür öffnen und eure Füße waschen und ein mit Juwelen besetztes Gewand euch anlegen.“ „Ich bin für eine solche Herrlichkeit nicht bestimmt“, sagte ein anderer. „Vorbestimmung ist ein griechischer Begriff. Er hat keinen Platz bei Yehuway. Liebe ist das Höchste, bestimmt für euer Einsetzen in seinem Königreich im Himmel oder in seinem Paradies auf Erden, denn das sind die Ebenen der ewigen Existenz; spirituell und körperlich. Ergebenheit
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und Selbstlosigkeit ist das Werk, dem ihr euch verpflichten müsst, um eine Position zu erlangen.“ „Wenn ich fleißig für dich arbeite, werde ich in den Himmel kommen?“ fragte eine Frau. „Wer bin ich, um eine solche Antwort zu wissen? Kein Mensch kann sagen: ‚Diese Person’ oder ‚jene Person’ wird in den Himmel kommen, denn kein Mensch kann so etwas wissen. Nur Yehuway erlässt ein solches Privileg. Nicht einmal der Mashiach, noch die Engel wissen diese Antwort.“ „Sicherlich wirst du in den Himmel kommen?“ „Wer bin ich, ein solches Privileg zu verdienen? Um das Salbungsöl zu empfangen, muss eine Person Yehuway mit seinem ganzen Herzen und seinem Wesen dienen und alle Werke des Guten im Namen des Mashiachs ausüben. Meine Augen sind nicht auf den Himmel gerichtet, sondern eher auf die Erde, wo der Blumenduft meine Empfindsamkeit begünstigt und das Wasser meine Füße kühlt, wo ich mich ohne Verderbtheit erfüllen kann.“ Die Frau ging zu dem Ufer des Flusses und blickte in das klare Wasser. Reihen von grünen Blättern kamen mit der Strömung um die Biegung. Kleine Wellen waren überall. „Führe mich in das Wasser“, wies sie Yehohanan an. Mehrere Wochen später war Yehohanans Gefolge gewachsen, als ob ein Wildfeuer durch das Land getobt hätte und die Vorstellungskraft und den Wunsch der Menschen, ein Bündnis mit Gott zu erlangen, gefangen genommen hatte. Zunehmende warteten Menschen auf seine Ankunft in ihrem Dorf, und als er endlich erschien, kam die Menge zum Schweigen und hörte zu, wie er sprach. *** In Yerushalayim traf sich Kayafa mit Annas, seinem Schwiegervater. Zusammen betraten beide ernst die Ratkammern des Sanhedrins, wo Mitglieder der herodianischen Partei sich mit den P’rushim und Leviten vermischten. Durch die offenen Türen kühlte eine sanfte Brise die verweilende Nachmittagshitze ab und umarmte die Marmorsäulen. In der Nähe wurden Berichte auf den mittleren Tisch bezüglich Yehohanans Aktivitäten gestapelt. „Yehohanan widersetzt sich uns direkt“, schrie Kayafa brutal den Dienern zu. Annas stand hinter ihm mit verschränkten Armen und zeigte jedem, dass er die Handlungen seines Schweigersohnes billigte. „Ich wusste, es würde nicht lange dauern, bevor sich jemand erhebt, um gegen die Römer aufzustacheln“, schloss sich ein Mitglied einer herodianischen Partei Kayafa an. „Dieser ‚Friede’ von Tiberius konnte nicht anhalten, genau wie Augustus ‚pax’ nicht anhalten konnte.“ „Zacharias Sohn stachelte keine Aufstände auf“, verteidigte Nakdimon ihn. „Wo er auch geht, hören die Leute zu, ja, aber sie sammeln keine
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Schwerter in ihren Heimen. Eher gehen sie und beten, da sie ihr Bündnis mit Yehuway weiter vertiefen wollen.“ „Bist du, Nakdimon, ein Parteimitglied dieses aufsteigenden Kults?“ fragte ihn Annas mit einem bedrohlichen Blick. „Ich bin ein loyales Mitglied des Sanhedrins, ebenso ein starker Parush“, erwiderte er herausfordernd. „Jedoch kenne ich Zacharias über fünfzig Jahre und er zog keinen Aufwiegler auf.“ „Aber sein Sohn ist ein Aufhetzer, nicht wahr?“ „Wenn er ein Aufhetzer ist, ist es nicht der Schrei nach einem Schwert. Eher ist es die Ruhe des Friedens.“ Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Yehohanan will nur, dass wir ‚bereuen’.“ „Bereuen?“ wiederholte Kayafa. „Und wie schlägt er vor, für die Sünden der Menschheit zu sühnen? Indem er sie wegwäscht? Wir sind diejenigen, die von Gott ernannt sind, der Menschheit zu helfen, sich mit Rechtfertigung neu zu orientieren – nicht ein Mann, der einfache Nichtigkeiten einer Menge von Einfaltspinseln zubrüllt.“ „Was du zu sagen meinst, ist dies: da Yehohanan im Fluss tauft, du nun einen Überschuss an Vieh hast, das du nicht verkaufen kannst, weil viele Menschen nicht länger glauben, dass sie ein Opfer darbringen müssen, um für ihre Sünden zu sühnen. Deine Schatzkammer wird weniger.“ „Wenn es mehr als das ist“, entgegnete Kayafa. „Yehohanan ist ein Kohen des Hauses Abijah, vorbereitet, der Kohen Hagadol von Hebron zu sein. Er hat weiten Respekt und Berühmtheit im ganzen Land erlangt. Ich erkenne, dass Yehohanan eine neue gesellschaftliche Ordnung schaffen will! Wer ist dieser ‚Mann, der nach mir kommt’, dass er sich erhohen will? Mehr, ist das nicht die Taktik eines ehrgeizigen Kults? Haben wir nicht jetzt drei Körperschaften, die in Gottes Namen handeln, und nun vielleicht eine vierte?“ „Mache dich nicht lächerlich. Es gibt keine vierte Bewegung.“ „Aber da ist sie.“ „Wie kann eine solche Sache in diesem Land vollendet werden?“ widerlegte Nakdimon. „Erstens“, warf Annas über der Stimme seines Schwiegersohnes ein, „findet man einen Kohen mit einem makellosen Ruf und großer Integrität, um einen gutzuheißen, dann kommt man auf mysteriöse Weise aus dem Versteck und erklärt dem Volk, dass man der ‚Offenkundige’ und der ‚verheißene Führer, der kommen soll’ ist. Es ist zahllose Male vorher getan worden und wird weiter getan werden, wenn wir es nicht sofort einschränken.“ „Yehohanan hat keine hasmonäische Ambition. Er will einfach die Menschen ‚taufen’, damit sie öffentlich ihr Unrecht anerkennen. In dieser ‚Beichte’ fühlen sie sich gut über sich selbst. Sie gehen erleichtert nach Hause. Das Volk wird zufrieden und ein zufriedenes Volk zieht nicht in den Krieg.“ „Was meinst du mit ‚beichten’?“ beharrte Kayafa. „Wenn die Menschen zu uns mit ihren Opfern kommen, ist die Sühne vollkommen! Warum würden
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sie ihre Sünden einem Kohen oder einem Propheten zuflüstern müssen. Die Tierschlachtung ist ausreichend an sich.“ „Das ist, wo euer affektiertes Denken Yehuways Realitäten verdreht hat!“ schrie Nakdimon zurück und stampfte mit seinem Fuß auf dem Boden auf. „Wie kommt es, dass als Kohen Hagadol von Yerushalayim du die Bedeutung und den Zweck unserer Opfer für Yehuway vergessen hast?“ „Ich habe nichts vergessen. Ich bin hier, um gegen Weltlichkeit zu wachen! Kein persönlicher Wunsch des Menschen darf über Gottes Willen den Vorrang übernehmen!“ „Noch Roms Freundschaft“, machte sich ein anderer Unterstützer von Yehohanan über Kayafa lustig. „Ich“, schritt ein anderer herauf, „glaube, dass Yehohanans Berufung ihm von Gott gesandt wurde!“ „Es ist wahr, dass Yehohanan die Leute tauft“, fiel ein anderer ein, „aber sicherlich ist das nichts Neues. Es ist nicht weltlich von Yehohanan, zu tun, was er tut! Na, schaut, die Essener waschen sich feierlich wie unsere Kohanim in dem Geschmolzenen Meer. Also, nein, seine Handlung verletzt nicht die Gesetze unserer Bräuche, noch scheint es ein Gelöbnis irgendeiner gewaltsamen Art zu sein.“ „Ich bin mit diesen Handlungen nicht zufrieden“, schritt Annas hinter Kayafa hervor. „Ich will eine gründliche Ermittlung.“ „Ich werde zu ihm gehen“, meldete sich Nakdimon freiwillig. „Nein, du nicht“, erwiderte Kayafa verbittert. „Jeder andere, außer dir.“ *** Am Stadtrand von Salim versammelten sich lange Reihen von Menschen, die geduldig warteten, bis sie an der Reihe waren, in das klare, kühle Wasser zu steigen. Ihre Kleider waren an den Rändern zerlumpt und ihre Sandalen waren von ihrem langen Gehen abgetragen. Im Gegensatz war ein Kreis von Beobachtern gut gekleidet, indem sie neue Schuhe trugen. Diese Kaufleute und Schriftgelehrte sonderten sich absichtlich von den verarmten Leuten ab. Aus den Rängen der Reichen wurde ein Tzadok aus Yerushalayim aus ihrer Mitte geschoben und gezwungen, mit Yehohanan zu sprechen. „Wer bist du?“ unterbrach er herausfordernd Yehohanans Gebete. Yehohanan blickte auf den levitischen Kohen und verstand, was er wissen wollte. „Ich bin nicht der Mashiach.“ „Wenn du nicht der Mashiach bist“, beharrte er, „dann bist du Elijah, zurückgekehrt von den Toten?“ fragte er. „Wie können die Toten zurückkehren? Sie sind unbewusste Opfer der Sünde, unfähig, etwas entfernt Ähnliches zum Leben darzustellen. Die Toten sind zum Nichts bezwungen.“ „Ich glaube an Geister, daher frage ich wieder: bist du die Verkörperung von Elijah?“ „Geister? Was sind Geister, außer die Gutenachtgeschichten unwissender Eltern, die nichts von der Wahrheit wissen und nichts 249
wissen, außer böse Einbildung. Was hat Yehuway mit den Mythen und Lügen zu tun? Daher frage ich dich: Bist du ein wahrer Levit oder ein Heide, gefangen in den falschen Eindrücken einer Welt, die in satanischen Plagen und Irreführungen wohnt?“ „Du fechtest an, dass die Seele ewig ist?“ versuchte der Tzadok die Debatte umzukehren. „Tue ich. Die Seele ist nichts mehr als das Licht des Lebens, das dir gehört, solange du atmest. Wenn der letzte Atemzug einer Person entweicht, kommt die Seele damit um. Vermische nicht heidnischen Glauben mit deinem eigenen. Die Wahrheit ist unabwendbar, und eine winzige Lüge hinzuzufügen, wie niedlich auch immer, macht das Ganze abscheulich.“ „Malachi der Prophet sagte voraus, dass Elijah auf die Erde zurückkehren würde!“ „Du missverstehst Malachis Worte. Elijah ist tot. Niemand, der gestorben ist, kann wiedergeboren werden, außer er wird in einem neuen Körper auferweckt, mit einer intakten Persönlichkeit. Yehuway hat nicht Elijah aus dem Grab gerufen. Eher ist die Prophezeiung symbolisch darüber, wer ich bin und was meine Mission ist. Ich bin nicht Elijah, noch ist es für Elijah möglich, auf der Erde bis zum Tag des Gerichts zu gehen, der von Yehuway erlassen und ausgeführt wird.“ „Bist du dann ein Prophet?“ „Bin ich nicht.“ „Nun denn, wer bist du?“ „Was spielt es für eine Rolle, wer ich bin? Es ist wichtiger für euch zu wissen, wer es ist, der nach mir kommt.“ „Dann, wer ist das?“ „Jemand weit über mir.“ Der Tzadok und seine Freunde drehten sich um, um miteinander zu reden. „Dieser Mann verspottet uns.“ „Er ist ein Parush, ausgebildet in allen Weisen. Er verspottet uns nicht. Eher können wir seine Botschaft nicht begreifen“, verteidigte ein anderer Tzadok Yehohanan. Nach ein paar Minuten fragte ein anderer Tzadok: „Sage mir, wer du bist, damit ich denen, die uns herschickten, eine Antwort geben kann.“ „Ich bin die Stimme eines Rufs in der Wildnis“, erwiderte Yehohanan feierlicht mit einer Stimme, die seine Zuhörer überraschte. „Mache Yehuways Straße gerade, genau wie Yesha’yahu vor langer Zeit gesprochen hatte.“ Unter der Menge schritt ein Parusch hervor, nachdem er sich mit seinem Gleichrangigen beriet: „Informiere mich, bitte: Warum übst du die Taufe bei den Leuten aus? Besonders, da du weder der Mashiach, noch Elijah, noch ein Prophet bist?“ „Oh, was für ein bedauerlicher Haufen Vipern ihr seid, um eine solche Frage zu stellen! Wenn ich jetzt nicht hier bin, um euch zu warnen, vor dem kommenden Zorn zu fliehen – wer wird euch warnen? Von Adam bis Methuselah hatten die Kinder Gottes Enoch den Propheten und Noah, 250
den Retter-Mashiach. Von der Zeit des Malki Tzedek bis jetzt hatten die Kinder Gottes Mohse und Elijah. Nach diesen Tagen werden die Kinder Gottes den letzten Mashiach haben. Hört nicht mit eurem Verstand zu, denn er betrügt euch. Hört nicht mit euren Emotionen zu, denn sie täuschen euch. Erlaubt dem Ruach Ha Kodesh, in eure Herzen zu eilen und dort zu bleiben wie ein Anker, damit ihr alle Dinge verstehen möget.“ „Wir sind unserem Adonai treu“, sagte ein anderer Parush. „Eure Ungerechtigkeiten haben euch von Gott getrennt. Eure Sünden haben euer Gesicht vor seinen Augen verbogen. Seine Ohren können nicht eure Gebete hören! Eure Lippen bringen Lügen hervor und eure Zungen Widernatürlichkeit!“ „Wer bist du, um Yesha’yahu auf eine solche Weise zu zitieren?“ erhob der Parush scharf seine Stimme. Yehohanan setzte zu sprechen fort. „Nicht einer hat zu Yehuway um Gerechtigkeit gerufen, noch zu ihm gefleht, eure Worte mit Wahrheit zu leiten. Eure Worte sind die Dinge der Maden und Kakerlaken und Schlangengift. Ihr seid nicht anders als die Spinnen, die ihre eigenen Kinder verzehren, damit sie gut in ihrem Mahl befriedigt sind, noch irgendwie anders von den Schlangen, die die frischen Eier stehlen.“ „Sprich nicht so mit uns, Yehohanan. Wir täuschen die Menschen nicht absichtlich von Yehuway weg.“ „Wenn das so ist, dann sage ich dies: bringt von euch Früchte hervor, die der Reue wert sind. Hört auf, unter euch zu sagen, dass ihr Avrahams Kinder seid, und dafür den nationalistischen Heiden überlegen seid und automatisch zu wertvolleren Zuständen des Daseins des Lebens ernannt werdet. Ich antworte dir dies, der sich allen anderen gegenüber für überlegen hält: Gott kann genau diese Steine erwecken, um die Kinder Avrahams zu werden.“ „Du wagst, zu uns platonische Philosophie, wie die Griechen es tun, zu sprechen?“ „Ich spreche nicht über atomare Angelegenheiten. Ich beziehe mich auf spirituelle Essenz. Hört wieder zu. Die Axt ist schon in die Wurzeln des Baumes geschlagen worden. Jeder Baum, der schlechte Frucht hervorgebracht hat, wird umgeschnitten und in das Feuer geworfen.“ Diejenigen, die sorgfältig auf Yehohanans Worte hörten, verstanden seine Warnung. Auferweckt stießen sie die P’rushim und Leviten zur Seite und fragten bange. „Was müssen wir tun, um Vergebung zu erlangen?“ Andere fragten. „Wie können wir unsere Nöte und Ängste loswerden? Wir erleiden so viel Anspannung, dass wir nicht richtig denken können!“ Ein anderer schrie: „Ich will lernen, wie ich Rettung erlangen mag, damit ich die Schriften begreifen kann.“ Ohne innezuhalten, änderte sich Yehohanas Ton sofort. Mitfühlend sagte er: „Wenn ihr zwei Mäntel habt, teilt einen mit der Person, die keinen hat. Wenn ihr zusätzliches Fleisch habt, teilt es ebenso.“
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In Yehohanans Gegenwart war auch eine Gruppe von Steuereintreibern, die von den Hebräern für ihre Steuereinsammlungsbemühungen gehasst wurden. Ein paar von ihnen, als sie Yehohanan zuhörten, fühlten, wie ihre Herzen vor Scham und Reue anschwollen. Sie wollten auch getauft werden und öffentlich ihre Sünden bereuen. „Meister, was müssen wir tun?“ fragte einer von ihnen, als er zum Flussufer ging. „Besteuert nicht über den Betrag, der euch zu empfangen zugeteilt ist.“ „Und was sagst du, dass wir tun müssen?“ fragten ein paar Soldaten aus dem Tempel Yehohanan. „Fügt niemandem Schaden zu. Auch beschuldigt niemanden mit falschen und betrügerischen Behauptungen. Seid zufrieden mit eurer Bezahlung.“ Als die Leute zuhörten und sich Yehohanans Taufritual unterwarfen, standen andere auf dem hohen Anstieg des Ufers und beobachteten die Methoden des Täufers. Für sie erschien er als hochgradiger, charismatischer Mystiker, trotz seiner einzigen Tierumhüllung. Der rätselhafte Sprecher nahm ihre Herzen und ihren Verstand gefangen. „Gewiss ist dieser Mann der Mashiach!“ schrie eine Frau über seine Stimme. „Ich bin nicht der Mashiach! Ich bin hier, um die Straße zu bereiten.“ Yehohanan legte seine rechte Hand über die Stirn eines anderen Mannes. Er legte seine linke Hand unter seinen Rücken. Als der Mann bereit war, tauchte ihn Yehohanan voll unter das Wasser. „Tatsächlich taufe ich dich mit Wasser, aber der Mann, der nach mir kommt, ist sogar mächtiger als ich. Ich bin nicht einmal wert, mich zu bücken und die Riemen seiner Schuhe zu lösen. Er wird dich mit dem Ruach Ha Kodesh und mit Feuer taufen“, behauptete Yehohanan theologisch, indem er die Menschen von Yehuways herausragendem, energischem Einfluss über die Natur und den Menschen belehrte, die Gedanken in Handlungen übertragen und Herzen und den Verstand motivieren, um zu vollenden, was sonst unmöglich zu vollenden wäre. T’shuvah! Bereut und wendet euch von der Sünde zu Gott! Yehuway gibt uns den Mashiach. Er trägt in seinen Händen seine Worfelgabel. Er wird gründlich seinen Dreschboden säubern und er wird seinen Weizen in seinen Vorratsbehältern sammeln. Die Spreu wird er mit einem unlöschbaren Feuer verbrannt. Erinnert euch an Jeremiahs Worte: ‚Die echten Propheten, die träumen, lasst sie meine Träume erzählen. Derjenige, der meine Worte hört, lasst ihn vertrauensvoll sprechen. Gleichermaßen merkt euch, ich bin gegen die falschen Propheten, die die Herzen meines Volkes betrügen.’“ ***
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Pontius Pilatus wunderte sich über die Stadt, die Antipas neben dem Galiläischen Meer baute. „Ihr Juden baut gerne Städte. Baute nicht dein Vater Caesarea?“ „Ja. Und mein Bruder hat gerade die Stadt Philippi vollendet, indem er sie natürlich nach sich selbst benannt hat. Also, ich habe beschlossen, meine neue Stadt ‚Tiberias’ nach unserem Kaiser zu benennen.“ „Du solltest auch den See nach ihm benennen“, sinnierte Pilatus. „Ihr Römer nennt alle ‚Juden’, doch unser richtiger Name ist ‚Hebräer’, aber auch so gefällt mir dein Vorschlag. ‚Tiberias’ soll es sein.“ Die enormen neuen Straßen beeindruckten Pilatus. Jedoch als er die Länge der Stadt abging, bemerkte er, dass viele der Einwohner die Straßen weg von ihm überquerten. „Warum haben sie Angst vor mir?“ „Die meisten von ihnen waren Sklaven, zu freien Männern gemacht, als sie zustimmten, in meiner Stadt zu arbeiten.“ „Ich war auch ein Sklave. Ich finde keine Schande daran, seine Intelligenz zu benutzen, um Freiheit und kaufmännischen Erfolg zu haben. Ich habe es geschafft!“ „Wir Hebräer weichen ihnen nicht aus, nur weil sie früher Sklaven waren, sondern auch, weil sie direkt über Friedhöfen bauten“, zeigte ein Sanhedrin-Mitglied Pilatus auf. „Ein weiterer merkwürdiger jüdischer Aberglaube?“ „Wir Hebräer“, betonte er die korrekte Bezeichnung, „glauben, dass der Boden gereinigt werden muss, bevor auf ihm gegangen werden kann“, fügte das Parteimitglied zu Antipas Kummer hinzu. „Dieses Land hat mehr Tote in seinem ‚heiligen’ Boden als Lebende oben“, erwiderte Antipas. Pilatus brach in Lachen aus. „Antipas! Ich glaube, du hast Recht!“ Die Männergesellschaft ging über die Straße und betrat die römischen Bäder, wo junge Männer die Unpässlichkeiten der Kunden behandelten. Die Jungen waren zu gut aussehend, zu weiblich in ihrer Art, um Antipas zu gefallen. In dem Augenblick, als sie die Marmortürschwelle überquerten, sah Antipas einen römischen Würdenträger hinter einem durchsichtigen Schleier über dem Rücken eines jungen Mannes auf die Weise gebeugt, wie ein Mann auf der Brust einer Frau liegt. Er sah, wie ein anderer römischer Besucher seine Hüften vor einem anderen Mann vor und zurück bewegte, er auf seinen Knien vor seinem Becken war. Antipas zögerte. Ein anderes Mitglied der Gesellschaft kehrte zurück nach draußen. „Antipas“, winkte ihm Pilatus durch den Raum zu. „Ja?“ antwortete er nervös. „Komm! Zieh deine Kleider aus und steige ins Wasser! Es ist großartig!“ „Natürlich“, antwortete Antipas mit einem verwirrten Blick, unsicher, warum er wagte, einen solchen Ort zu betreten. Er hatte nie Männer gesehen, die mit anderen Männern Sex hatten. Sein eigentümlicher lateinischer Geschmack brachte ein paar römische Soldaten dazu, ihn zu verlachen. 253
Er zog sich aus und schritt in das laue Wasser. Alle Homosexuellen blickten auf seinen großen beschnittenen Penis. „Ich habe bemerkt“, schwamm Pilatus neben ihm, „dass Yerushalayim immer zu knapp an Badehäusern zu sein scheint. Oh, es gibt genug Trinkwasser und genug für diesen Tempel von dir, aber was der Stadt fehlt, sind genug Badehäuser und Springbrunnen. Für eine so auserlesene und moderne und teure Stadt kommt mir das sonderbar merkwürdig vor.“ „Die Kohanim sind gegen die Höhen der Aquädukte. Sie scheinen mit dem Tempel für Gottes Augen zu wetteifern.“ „Was für ein ausgesprochener Unsinn! Wasser kann nicht ohne sie in die Stadt gebracht werden. Wen wir drei mehr bauten, wird es besser für die Juden sein, entschuldige mich, Hebräer, ebenso für die Römer.“ „Vielleicht. Aber die Hebräer werden für ihren Bau nicht bezahlen. Ohne Geldmittel, wie wirst du es vollenden?“ „Das ist genau, warum ich mit dir reden wollte. Dein Vater baute großartige Städte und du baust großartige Städte und auch dein Bruder, und oh, und ich verstehe über Besteuerung und Zoll und Hafengebühren, aber da das Wasser für Yerushalayim so nützlich ist, will ich, dass deine Bürger dafür bezahlen.“ „Benutze das Geld des Tempels“, sagte ein Grieche zu Pilatus. „Sie haben mehr ‚Korban’ als sie je brauchen werden.“ „Ist es das, wie du Herodias unterstützt?“ lächelte Pilatus Antipas komisch an. „Ich mische mich nie in Tempelangelegenheiten.“ Antipas wandte seine Augen von den anderen Männern ab und seine Nacktheit vor ihnen begann ihn zu einzuholen. „Pilatus, vergib mir, aber ich vergaß, ich habe etwas Wichtiges zu tun. Bitte entschuldige mich.“ „Nanu, natürlich“, sagte Pilatus und wunderte sich, wie Antipas es wagte, das Privileg zu verletzten, das er auf ihn ausgedehnt hatte, indem er einen Juden in ihr Badehaus als einen Ehrengast ließ. Antipas zog sich schnell an und schloss sich dem Mann an, der draußen auf ihn wartete. „Wer könnte glauben, dass Männer andere Männer auf eine solche Weise missbrauchen können!“ spuckte Antipas die Worte heraus. „Ich weiß nicht, wie ich mir erlaubte, in eine solche Travestie zu gehen?“ „Sollten wir auf Pilatus warten?“ „Pfeif auf ihn! Lass ihn bei seinen Schwulen!“ *** Prinz Yosef ben Ya’akov fühlte sich den ganzen Vormittag unwohl. Er arbeitete kurz beim Haus, dann hörte er früher als gewöhnlich auf. Jakobus schaute auf das aschfahle Gesicht seines Vaters. „Du treibst dich zu hart an, indem du vorgibst, am Vormittag ein Zimmermann zu sein und nachts für Yehohshua einen Feldzug führst,
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dass er als dein rechtmäßiger Erbe auf den Thron Davids anerkannt wird. Dein Aufruhr wird unser Verderben sein!“ „Du bist auch ein wichtiger Teil davon. Diese Vierte Sekte, die ich so hart zu organisieren versuche, ist, was deinen Bruder und dich zur legitimen Macht tragen wird.“ „Warum ihn zu einem solchen Ansehen ernennen? Na, er ist nicht einmal hier!“ „Dann rufe nach ihm. Es ist Zeit für mich, ihn als meinen auserwählten Erben zu salben.“ „Du würdest so etwas tun? Wie hat er es verdient?“ „Er ist der Erstgeborene.“ „Esau war der Erstgeborene, aber er qualifizierte sich nicht für das Salbungsprivileg.“ „Also, glaubst du, ich sollte dich salben?“ „Natürlich! Ich verdiente es! Yehohshua ist nicht unser Bruder. Ein römischer Soldat ist sein Vater.“ Yosef trat von seinem Sohn zurück. Seine Augen wurden weit, sein Kiefer zittert, seine Hände ballten sich. „Das ist nicht wahr!“ „Bist du der Vater?“ „Gott ist sein Vater, ich habe die Ehre, ihn aufzuziehen und zu beschützen.“ „Ihn aufziehen? Es war Zacharias, der ihn aufzog. Du warst von den Gerüchten seiner rechtmäßigen Geburt so beleidigt, dass du ihn in Hebron gelassen hast!“ „Wie kommt es, dass du solche Gedanken in deinem Kopf hast?“ „Weil Yehohshua nie da ist. Wenn er ein so liebevoller Sohn ist, warum verlässt er uns immer?“ rief Jakobus aus. „Vater, ich bin dein ältester Sohn, dir in jeder Weise loyal. Ich bin der wahre Prinz.“ Yosef ging zu seinem Sohn und wiegte ihn in seinen Armen. „Nein, Jakobus. Du bist nicht der wahre Prinz. Yehohshua ist es. Denke nie anders. Lass die Geschichte unser Führer sein. Yosef von Ägypten, obwohl er der elftgeborene Sohn von Israel war, wurde offensichtlich als Erbe des Hauses Avraham gehalten, aber er war es nicht. Es war immer Juda, der den wahren Samen zur Menschheit trug. Auch wenn Ya’akov den jüngeren Sohn von Yosef von Ägypten segnete, Ephraim über Manasseh, seinem älteren Bruder, stellte es sich nicht als gut heraus. Die Kinder von Ephraim sollten die Kinder von Juda beschützen, aber sie wandten sich von ihrer Aufgabe ab und wurden Götzenanbeter und vermischten sich mit den Assyriern, Babyloniern und den Griechen. Sie rebellierten gegen unseren Vorvater König Rehoboam und wählten ihren eigenen König in standfester Herausforderung einer einzelnen Nation unter einem einzelnen König. Weder ephraimitische König Jeroboam noch seine Kinder, hörten auf Gottes Gebote. „Wünschst du, dass eine solche Teilung in unserer Familie passiert?“ Jakobus blickte auf den geschwächten Zustand seines Vaters. „Ich werde Yehohshua Nachricht schicken, nach Hause zu kommen.“
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*** Yehohshua durchwanderte die Landschaft, die das Haus seines Vaters umgab, offensichtlich zum wachsenden Ärger der Wolken über seinem Kopf. Er sah die nachlassenden Lichtstrahlen nicht, wie sie für einen Augenblick länger verweilten, bevor die untergehende Sonne den Horizont in ein tiefes Lavendelblau färbte. Das gelbe Licht spielte kurz auf den sich biegenden roten Blumen, ein Vogel fiel durch seine letzten Bereiche. Im Zwielicht des Abends kehrte Yehohshua zu dem Ort zurück, wo sein Adoptivvater vor zwei Monaten begraben worden war. Er starrte in die feuchte Höhle und erinnerte sich, wie er gerade aus Cochin, Indien, an das Sterbebett seines Vaters zurückgekehrt war. Starke Hände gossen heimlich das Salbungsöl über seine Hände, dann hörten sie auf, sich zu bewegen. Der Tod übermannte den Prinzen des Hauses David. Yehohshuas Hände zitterten und sein Herz fühlte eine intensive Einsamkeit, wie er nie zuvor gekannt hatte. Er schluckte hart. Er hob seine Augen und erkannte schließlich, wie prächtig der Sonnenuntergang war. Er wollte seine Hände zu Yosef ausstrecken: sein Vormund, sein Lehrer, der Mensch, der reichlich seinen Verstand mit den wundervollen Wahrheiten der Welt befruchtete. „Du lehrtest mich das Mitgefühl der Menschheit und wie die Menschheit wiederum verpflichtet ist, füreinander zu sorgen. Wir sind der Hüter voneinander. Die Funktion von Männern und Frauen wird bald mit Yehuways Absichten übereinstimmen. Die nötige Sorge der Männer und Frauen für andere Männer und Frauen wird geschehen. Mein liebster Vater – ich verspreche es dir. Ich verspreche dir, dass ich dich im Fleisch auferstehen sehen werde.“ Seine Atmung wurde schwerer. Er legte seine Arme über seinen Brustkorb und bracht auf dem Boden zusammen, wo quälende Tränen ihn überwältigten. Zehntausend Engel materialisierten sich um ihn herum und schlossen sich in seiner Qual an. „Tod! Tod! Tod!“ ertönten die Worte um ihn. „Wie boshaft! Wie einsam! Was für ein Entkommen gibt es vor dem Tod, außer durch die Gnade unseres himmlischen Vaters? Wie schrecklich die kommende Dunkelheit. Die undurchdringliche Einsamkeit. Die Hemmung von allem, das einst war und nie wieder sein wird.“ In seinem Haus beobachtete Yehuway seinen einzig gezeugten Sohn und fühlte die identische Furcht. Das Herz des Meisterschöpfers schlug schwer. In diesem Augenblick erinnerte sich Yehuway voll an David, der sein Augapfel gewesen war. Er dachte an seinen Freund Avraham und er erinnerte sich an jedes Wort, da er mit ihm geteilt hatte. Yehuway dachte an Noah, an Enoch, an Abel. Er sah den erstgeborenen Menschen, Adam. „Adam! Adam! Adam!“ schrie Yehuway und sein Schrei bewegte die Sterne und Konstellationen, die weiter voneinander waren, und ein unheimlicher, donnernder Wind bewegte den Zweig. „Ein so perfekter Mensch ist, seit du warst, nicht gekommen. Solcher Intellekt. Solche Schönheit. Solche Harmonie. Adam, Adam, Adam. Wie ich mich danach sehne, dir deinen Atem 256
zurückzugeben, aber kann ich es, nach dem, was geschah? Wenn du nur ein einziges Wort zu mir geflüstert hättest. Wie wäre ich geeilt, um dich an meinen Busen zu heben. Aber deine Stimme verstummte und deine Augen wandten sich ab. Doch deine Kinder blieben. Durch sie wirst du leben.“ Yehuway blickte auf Yehohshua, der Mensch, der einst neben ihm in den Himmeln gewohnt hatte. Er war Mikha’el der Erzengel genannt worden. Er war die erste und einzige Schöpfung, die er direkt aus seinem eigenen Wesen geteilt hatte. Er war erschaffen worden, um das ‚Wort’ zu sein und wiederum reifte, um ein göttliches Wesen zu werden, das Yehuways harmonischem Gleichgewicht des Universums unterworfen wird. Unter seiner Vormundschaft setzten sie Gedanken in Taten um, und aus seiner Ermächtigung von Mikha’el kam weltumspannende Lebensform, um auf der Erde zu existieren. Durch diese intime, persönliche Vereinigung mit Gott kam der Logos ins Dasein. Jahre später würde Yochanan der Apostel denken: „Am Anfang war der Logos und der Logos war wie Gott, und der Logos wurde zur Göttlichkeit erhoben. Durch ihn kamen alle Dinge ins Dasein, und abgesehen von ihm existiert nichts, das er selbst nicht veranlasste, durch die Autorität seines Vaters zu sein.“ Der letzte Gesalbte sprach: „Was kam durch den Ersterschaffenen zu existieren begann, war Leben. Leben kam, um in dem Fleisch von Männern und Frauen und durch das Licht von Yehohshuas Geist zu existieren. Das Leben wurde geschaffen, um ewig zu sein, indem es auf der Oberfläche der Erde wohnt. Jedoch mit Adams Übertretung gegenüber Gott wurde das Leben unvollkommen und den Schmerzen der Qual und des Todes unterworfen. Yehuway verfügte einen Plan, um den Männern und Frauen einen Ausweg aus dem Todesgriff und dem Einfluss von Satans ständigen Betrügereien und listigen Manipulationen von Person gegen Person, gegen die Natur und schlussendlich gegen Gott zu verschaffen. Mikha’el der Erzengel meldete sich freiwillig, das notwendige Lösegeld für Adams Sündenfall zu werden, wie Davids neugeborener Sohn mit Bathsheba das gleiche Opfer für Uriahs Ermordung wurde. Das Licht scheint durch die Dunkelheit und die Dunkelheit, obwohl stark, wird blass und schwach und kann das Licht nicht überschatten. Licht ist symbolisch für göttliche Beziehungen von Gott zu der Person, die gewillt und verantwortlich genug ist, die richtige Kenntnis und die Wahrheiten des Systems der Dinge zu erhalten. Barmherzigkeit kam, um auch der Menschheit gegeben zu werden, nachdem die letzte Sühne für die Rettung der Menschheit aus satanischen Einflüssen vollendet wurde. Mit Barmherzigkeit kamen Gottes spirituelle Gaben. So ist es, dass das Leben nicht ein Eingriff auf den Tod ist, sondern der Tod ist ein Eingriff auf das Leben. Und das ist die Antwort zu seinem Vorsatz für die Bewohner der Erde durch Yehohshua – den Tod zu bezwingen. Seinen Sohn als die letzte, endgültige Sühne einzusetzen, damit Männer und Frauen für immer auf der Oberfläche der Erde am Leben bleiben können.
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Und für die Wenigsten der Wenigen – Leben, das neben dem Vater, dem Schöpfer des Universums, wohnt.“ Yochanan der Apostel und der letzte Gesalbte des Endes der Tage dachte gleichermaßen an diese Dinge, als beide über das Leben von Yehohshua nachdachten. *** Ungefähr zur selben Zeit, als Yehohshua das Grab seines Vaters besuchte, ging Antipas zwischen den Kadavern der erschlagenen Soldaten seiner Garnison, die gestern auf Aretas siegreiche Soldaten getroffen waren. Die Flaggen flatterten im Wind, als die beiden Armeen auf dem Schlachtfeld zusammenkrachten, ihre Schreie zu dem schnellen amputierenden Schwert verloren. Grasblätter wurden rot mit dem Blut der erschlagenen Leichen und sterbenden Männer gefärbt, die sinnlos versuchten, ihre verspritzten Gedärme in ihre Bäuche zurückzustopfen. Geier schmausten. Männer schrieen. Frauen beteten. Kinder wanderten ziellos umher. „Ich verstand, dass meine Landsmänner vor solchen Übergriffen sicher wären“, sagte Antipas verbittert zu dem römischen Zenturio. „Aretas leugnet, seine Soldaten gegen deine Männer zu den Waffen gerufen zu haben. Er sagte, dass es ein Akt von ein paar rachsüchtiger Ausgestoßener war.“ Antipas zitterte durch eine plötzliche Kälte. „Gemäß Aretas bin ich auch ein Ausgestoßener, da ich mich von seiner Tochter habe scheiden lassen, um Herodias zu heiraten.“ Da er sich unwohl fühlte, wandte er sich von dem Römer ab. In diesem Augenblick wurde der Gestank der Kadaver und der Anblick der Geier, die sich auf den Überresten ergötzten, zu viel für ihn. Er zitterte, er übergab sich. Seine Augen fielen wieder auf die steifen Leichen. Ihre offenen Augen starrten leer in den Himmel; ihre gebogenen Knie, unmöglich zu begradigen; ihre gefrorenen Arme, unfähig, wieder nach einem Speer zu greifen. „Herodias, Herodias, warum sahen wir diese Ereignisse nicht vorher?“ flüsterte mit leiser, zitternder Stimme. Verzagt schloss er seine Augen. Als er sie öffnete, erblickte er das Aufgehen eines Schattens, der auf seinen eigenen traf. „Wer bist du?“ Der römische Soldat, der in der Nähe von Antipas stand, war überrascht durch die ruhige Haltung des Mannes. Er sprang weg, bereit, sein Schwert zu ziehen. „Ich bin Andreas, der Diener des Täufers.“ „Ich habe von ihm gehört“, rieb sich Antipas seinen Nacken, erleichtert, dass es nicht einer von Aretas Meuchelmördern war. „Lade ihn ein zu kommen, um mit mir zu reden.“ „Er ist ein Nasiräer.“ 258
„Ein was?“ fragte der Römer. „Ein Gott geweihter Mann“, erwiderte Antipas. „Ich habe von solchen Männern gehört. Hauptsächlich unter den Essener. Ihr Glaube verbietet es, in die Nähe der Körper von Toten zu kommen.“ Er schützte seine Augen vor der hellen Sonne, wobei er die Hügel nach Yehohanan absuchte. Auf dem Gipfel sah er eine dunkle Gestalt eines Mannes, die abseits von einer anderen Menschengruppe stand. „Sage ihm, ich respektiere und verstehe seine Weisen. Sage ihm, er soll für mich beten.“ Antipas nahm eine Münze aus der Lederbörse und schnipste sie zu Andreas hinüber. *** Yehohanan wartete auf dem Berg über dem Feld des Todes auf Andreas Rückkehr. Er ging durch die Lagen von Leichen, die übereinander verstreut lagen, wie gebrochene Stöcke in einem Wald, der von einem entsetzlichen Wind verwüstet wurde. Pfeile ragten aus dem Brustkorb und rissen ihn auseinander. Lange Wurfspeere schienen durch Schenkel und Bäuche gerammt zu sein. Enthauptete Köpfe rollten zu den Enden der Füße anderer Personen. Amputierte Leichen starrten auf den leeren Himmel. Yehohanan wollte kotzen. Der Gestank war unerträglich. Die Zahl der Geier unmöglich zu zählen. „Aretas Soldaten schlachteten unsere Freunde und Familienmitglieder hin. Nicht ein Mann unter denen ist ein Fremder.“ „Und was erbat Antipas von mir?“ „Antipas bittet dich, für ihn zu beten.“ „Was für ein Gebet kann ich einem Ehebrecher anbieten, dessen eigene Hand für diese Tragödie verantwortlich war. Alle diese Soldaten“, Yehohanans Kehle verengte sich, seine Worte kämpften, um herauszukommen. In Anspruch genommen durch die brutale Nachwirkung des gewaltsamen Todes wurden seine Beine schwach. Sein Körper brach zu Boden in quälendem Kummer und in Tränen. „Hier“, Andreas reichte ihm die Münze. „Sie ist von Antipas.“ Eine Träne fiel auf die griechische Stater. Yehohanan wischte sein Gesicht sauber. „Yehohanan“, bemerkte ein Anhänger langsam, „schenken wir sie den Witwen der Soldaten. Ich bin sicher, dass Antipas sie vergessen hat.“ „Nein“, behauptete Andreas, „er hat für sie gesorgt.“ „Ein Schuldopfer, vermute ich“, fügte ein anderer Anhänger der Unterhaltung hinzu. „Diese Schlampe muss nach Hause gehen“, fügte noch ein Dritter hinzu, „bevor ihr Vater mehr von unseren Landsmännern tötet.“ Ein tiefer, langer Seufzer entkam aus Yehohanans Mund. Die laute Austreibung des Atems beruhigte die anderen. „Einem Bruder ist durch Gesetz verboten, die Ehefrau eines anderen Bruders zu heiraten, während er noch am Leben ist, und niemals, wenn sie Kinder von ihm 259
hatte. Herodias hat Kinder und daher ist eine Leviratsehe verboten. Antipas folgt dem Beispiel seines älteren Bruders Archelaus, der Glaphyra geheiratet hatte, die die Ehefrau von Alexander, seinem Bruder, gewesen war. Dieser Fehler veranlasste ihn, nach Vienna, Gallien, durch Augustus verbannt zu werden. Bevor er jedoch Segel setzte, wurde Glaphyra von ihren Dienerinnen tot gefunden. Wenn diese Situation nicht richtig ist, könnte dieselbe ebenso Herodes Antipas Leben beeinträchtigen.“ „Seine Missbräuche des levitischen Gesetzes sind die Geißel unseres Landes geworden“, behauptete ein Zuhörer zu Yehohanan. „Nathan sprach zu David bezüglich Bathsheba und er bereute. Es mag dasselbe bei Antipas sein“, fügte ein anderer seine Gedanken zu der Unterhaltung hinzu. „Wie kannst du die beiden vergleichen?“ entgegnete Andreas. „Weißt du nicht, dass Yehuway David und Bathsheba vergab und aus ihrer Vereinigung die beiden Linien der verfügten Rechtschaffenheit zu unserem Mashiach führten?“ „Welche zwei Linien?“ fragte der verwirrte Mann unschuldig. „Eine Linie stammt von Salomon ab“, antwortete Yehohanan. „Die andere Linie von Nathan.“ „Nun“, beharrte er, mehr zu wissen, „wer ist dieser Mann, über den ihr redet? Wem haben wir uns verpflichtet? Wir reisen mit dir und flehen ‚Reue’ und wir wünschen, diesem geheimnisvollen ‚Mashiach’ zu dienen. Also, wo ist er?“ „Bald wird er direkt neben uns gehen.“ „Als ein Mensch oder als ein Geistgeschöpf?“ „Beides“, erwiderte Yehohanan leise. Er erhob sich vom Boden mit seinem Stab und setzte fort, zum nächsten Dorf zu gehen, wo seine Worte die Herzen und Vorstellungen jener aufrührte, die durch Gottes Geist berührt wurden, um in Übereinstimmung mit dem Predigtwerk zu sein. Yehohanan und seine Gefährte wuchsen an Zahl, und von Ort zu Ort zogen sie und tauften jeden, der den Ruf in seinem Herzen fühlte. Sechs Monate später war die ganze Versammlung aus dem Rest der Bevölkerung gepflückt worden. *** In Galil mache sich Yehohshua langsam wieder mit den Freunden seines Vaters bekannt. „Das ist mein Bruder Yehohshua ben Yosef aus dem Haus David“, verkündete Jakobus zu der Gruppe. „Er bittet euch, euer Gelöbnis zu uns zu erneuern.“ „Jakobus“, erhob sich ein bedeutender Parush, um zu sprechen. „Goss dein Vater das Salbungsöl über Yehohshuas Haupt.“ „Ja“, antwortete Jakobus einfach. Sein Gesicht wurde rot. „Wer bezeugte es?“ 260
„Niemand“, erwiderte Jakobus. „Aber sein Haar tropfte davon und sein Wohlgeruch war stark auf seinem Körper, als er aus dem Sterbezimmer herauskam.“ „Für alles, was wir wissen, hätte Yehohshua das Öl selbst auf sich gegossen haben können.“ „Warum würdest du das sagen?“ fragte Clophas in Verteidigung seines Neffen. „Jakobus ist der eine, der sich immer um die Bedürfnisse seiner Eltern kümmerte. Yosi und Simon arbeiteten schwer auf der Baumfarm und eure beiden Schwestern plagten sich, um die neuen Setzlinge zu pflanzen.“ Yosi, sein drittjüngster Stiefbruder, fragte Yehohshua: „Wo warst du all diese Jahre?“ „Ich dachte über die Worte meines Vaters nach.“ „Was? Wie?“ Der Parush des Dorfes erhob seine Augenbrauen überrascht. „Du warst nie um ihn herum, um seine Worte zu hören.“ „Ich bin immer bei meinem Vater.“ „Er ging, um bei seinem römischen Vater zu leben“, höhnte ein anderer. Yehohshua drehte sich um, um Jakobus anzusehen. „Was höre ich – dass ich ein Mamzer, ein Bastard, bin, indem ich nicht mein genealogisches Erbe verdiene?“ „Du benutztest diese Worte – nicht ich“, erwiderte Jakobus. „Denken andere dasselbe wie du?“ „Die Vierte Sekte wächst überall. Yehohanan bereichert sehr unser Potenzial, um ein großer Einfluss unter dem Volk zu sein. Bald werden sie einen König aus dem Hause David verlangen, um auf dem Thron zu sitzen. Rom wird es bezeugen!“ „Wer ist dieser zukünftige König – Jakobus oder ich?“ „Dein Bruder Jakobus ist bei jeder Kundgebung gewesen. Er hat Feldzüge um Geldmittel geführt und hat Waffen für unsere Sache gesammelt. Er geht neben anderen Männern, die eindeutig in ihrer Führerschaftsrolle in ihren Regionen eingesetzt sind. Du hast nichts von diesen Dingen getan. Du hast nicht verdient, was Jakobus verdient hat.“ „Ich bin der Erstgeborene nicht nur von Miryam und Yosef, sondern ebenso von Gott.“ „Wieder sprichst du zu uns Dinge, die nicht gesprochen werden sollten!“ schrie ihn der Parush an. „Bist du verrückt? Wie kannst du uns gegen die Römer führen? Wer wird einem Mann folgen, der auf geheimnisvolle Weise jahrelang verschwand und nun ein, zwei Tage, bevor sein Vater tot ist und begraben, zurückkommt und darauf besteht, der verantwortliche Mann zu sein. Du bist ein arroganter Bastard.“ Yehohshua wandte sich von dem Rat ab und ging hinaus gegen die verbalen Rufe für Jakobus, die Führerschaftsrolle der Vierten Sekte zu übernehmen.“ ***
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Nach und nach reiste Yehohshua nach Yerushalayim, wor er die P’rushim, Nakdimon und Yosef von Arimathea, traf. „Du bist eine lange Zeit fort gewesen“, begrüßte Nakdimon seinen langjährigen Freund. Sein großes Lächeln verriet seine Begierde, den Mann zu sehen, der so sehr während der Jahre, die er fort war, gereift war. Er erinnerte sich, wie er ihn in seinem Haus beherbergt hatte, als er zwölf Jahre alt gewesen war, und wie er danach seine Familie empfangen hatte. Er war erstaunt, als er erfuhr, dass Prinz Yosef und Prinzessin Miryam die direkten Nachkommen des Hauses David waren. Seit er diese Kenntnis erlangte, gelobte er sich treu zu Yehohshuas Zweck – was auch immer es sein mag. Die Jahre hindurch sah er den jungen Mann altern. Er sah die Hinweise auf Konflikt in der Familie und die große intellektuelle Kluft zwischen ihm und seinen Brüdern und Schwestern. Er beobachte zu jedem Passahfest, wie Yehohshua immer größer wurde – seine Schultern breiter, sein Brustkorb breiter, seine Arme dicker. Sein Haar war völlig schwarz, wie sein Bart es war, außer ein paar Andeutungen von Grau, die begannen, an seinen Schläfen zu erscheinen. Seine Augen hatten ein intensives, durchdringendes Braun, und seine Nase war die klassische Nase eines großen hebräischen Herrschers. Seine Stirn war steil und offenbarte seinen Intellekt, und seine Augen leuchteten mit einer Liebenswürdigkeit und Besorgnis, denen es anderen Männern mangelte. Nun waren beinahe vierundzwanzig Jahre und sechs Monate vergangen, seit Nakdimon ihn das erste Mal gesehen hatte. Er schüttelte seinen Kopf verblüfft. Nicht weit weg von ihnen wartete ein schwerer alter Mann in einem besonderen Stuhl auf Yehohshua. Nachdem er seinen Freund umarmt hatte, fand Yehohshua den alten Mann vorsichtig lächeln. „Zacharias“, sagte Yehohshua leise. Indem er sich nach vor beugte, umarmte er den Kohen Hagadol von Hebron, der so sorgfältig seine Persönlichkeit während seiner formenden Jahre gehegt hatte. „Hast du erfahren, was du zu erfahren gesucht hast?“ fragte der alte Kohen. „Habe ich“, erwiderte er. „Ich erfuhr, dass viele der schlechten Dinge, die im menschlichen Verstand verweilen, uns veranlassen, die Natur unserer Existenz umzustoßen. Der Verstand ist ein zorniges Lagerhaus, das ein boshafter Eroberer unserer Seelen werden kann, oder es kann ein Ort der Zuflucht sein, der uns erleuchten und unsre Vorstellungskraft zu den Tiefen des Universums tragen kann. Ich habe gelernt, aus meinem Verstand eine neue Essenz hochzurechnen, wer ich wirklich bin. Ich bin zu einem Vergleich gekommen und ich habe die Bedeutung meiner Beziehung zu Gott und zu anderen Leuten entdeckt.“ „Ist diese Kenntnis übertragbar?“ „Tatsächlich ist sie es. Darum bin ich hier, um diese Kenntnis mit dir und mit jedem anderen, der sie sucht, zu teilen. Frage und ich werde dein sein.“ 262
„Was ist es, worüber du redest?“ fragte ihn ein Mitglied der Vierten Sekte. Yehohshua setzte sich hin, lehnte sich gegen den Pfosten in der Nähe von Zacharias und konzentrierte sich auf die Augen des Mannes. „Ich spreche bezüglich der Übertragung der Sünden von einem Körper zum anderen. Genau wie die Leute sich dem Altar nähern, indem sie Yehuway Tiere als Sühne opfern, so soll es für den Mashiach sein. Doch ungleich des Erfordernisses eines Sündopfers für jedes Verbrechen wird das eine, beständige Opfer zu machen sein. Eine ewige Übertragung der Sünden, die augenblicklich die Dinge nun korrigieren wird, die die Menschen gegen Yehuway und gegen das Universum bewirken. Seit meinen frühesten Jahren wusste ich, wie Yehohanan, dass ich gewisse spezifische Gedanken durch mein Dasein toben hatte, die mich zu einem anderen Bewusstsein bewegten. Ich musste zu einem scharfsinnigen Verständnis darüber kommen, wer ich war; darüber, wer ich sein soll, und darüber, wer ich jetzt gerade bin. Ich musste mich erkennen und mich suchen, um vernünftig einzusetzen, was es ist, das ich tun muss, um die Ziele zu vollenden, die ich mir zu erreichen setzte. Ich musste abwägen, wohin ich ging und was für Gegnern ich gegenübertreten werde. Ich bin bereit, allem entgegenzutreten, um zu tun, wofür ich gewählt worden bin.“ „Bedeutet dies, dass du die Vierte Sekte vollenden wirst und dich zum König von Israel erklärst? Sicherlich behauptet dein Berechtigungsnachweis, dass du es bist.“ „Als ich nach Galil zurückkehrte, riefen die Unterstützer meines Vaters nach Jakobus, um König von Israel zu sein. Sie nannten mich einen Mamzer. Die Macht und der Einfluss der reichsten Städte werden mich nicht unterstützen wie sie meinen Vater hatten.“ „Yehohanan vertraut nicht auf ihr Geld und ihren Einfluss“, verkündete Zacharias. „Sein Wesen und seine Worte übersteigen ihre kleinen Zuwendungen. Er hat eine große Anhängerschaft in der Mitte dieses Landes errichtet, die sich von Norden nach Süden ausbreiten kann. Er ruft nach dir.“ Yehohshua berührte die Schulter des alten Kohen. „Ja, Yehohshua“, ermutigte Zacharias. „Gewinne Anhänger unter denen, die nun Yehohanan folgen. Er wird dir helfen, den Thron zu erlangen.“ „Yehohanan wird mich kundmachen?“ „Warum nicht? Seine Stimme hallt fern und nah. Er arbeitet mit den Armen und gibt ihnen Reichtum an Geist. Er arbeitet mit den Ausgestoßenen und gibt ihnen erleuchtete Hoffnung. Was für eine größere Anhängerschaft kann ein Mann haben? Sie übertreffen die Reichen hundert zu eins.“ „Ja“, gab Yehohshua zu. „In Indien entdeckte ich innerhalb kurzer Zeit, dass ich die Fähigkeit habe, zu vollenden, was auch immer ich wünsche. Ich bildete mich aus, um der Meister dieser Gaben zu sein und nicht, um der Sklave dieser Gaben zu sein. „Mehr, ich begann zu erkennen, dass alle Materie, unbelebt oder belebt, ein identisches Kernstück teilt, das alle Dinge mit anderen Dingen 263
identifiziert. Die Partikel, die durch das Eisen in der Erde fließen, sind dieselben, die durch unseren Körper fließen. Das Gleiche gilt für die Bäume und die Pflanzen. Sie jedoch haben keine Gedanken, keinen Schmerz, keine Beziehung zur vergangenen Zeit. Menschen schon. Doch bewahren wir in uns die Fähigkeit, die Wirkung des Universums und der Pflanze zu verstehen. Es verlangt eine strikte Ergebenheit zu unserer existentiellen Umgebung. Es verlangt strikte mentale Ausbildung, die uns erlauben wird, uns zuerst in dem vorübergehenden Universum zu betätigen, und von dort ins spirituelle Universum. Wir können lernen, durch die Oberfläche zu blicken und für uns die genaue Erweiterung der ewigen Anhäufung des inneren Wirkens von dem, was wir beobachten, vorzustellen. Dies ist, wie wir die Kinder Gottes werden können. Ich bin hier, um jedem, der bereit ist zu lernen, wie man diese Wesenszüge für das Wohl der Menschheit, nicht für meines, benutzt, zu lehren. „Doch, Zacharias, ich muss heimlich hinzufügen, in den dunklen Höhlen meines Lebens hörte ich böses Flüstern und als ich versucht wurde, kam ich zu dem Schluss, dass alle Menschen dieses Flüstern hören, und viele handeln danach, indem sie schreckliche Dinge gegen jemand anderen oder gegen sich selbst ausüben. Das Gemetzel des Bösen muss überwältigt werden. Mohse wurden leitende Prinzipien zu befolgen gegeben, um das Böse zu überwältigen und in diesem erfolgreichen Kampf, die Ketten des Todes vom ihm zu brechen. Nicht eine Person hat gegen dieses Flüstern der Versuchung triumphiert. Nun ist die Zeit für Yehuway gekommen, der Welt seinen Auserwählten zu senden.“ „Wir sind alle dem Haus David verpflichtet“, sprach Zacharias mit fester Stimme. „Ja“, fügte ein anderes Mitglied der Vierten Sekte hinzu, aber dann wurde er still. Bald sprach er wieder. „Dein Vater erlangte unser Vertrauen und unsere Loyalität, aber wir kennen dich kaum, außer durch Zacharias und Nakdimons Worte. Dein Onkel und dieser Mann sagen, dass du der eine bist, der unser Land beherrschen soll. Wir glauben, dass es so sein mag. Du hast sicher die Vorfahren hinter dir und du hast viele Kohanim zu deinen Gunsten. Jedoch die Realität ist dies: viele wohlhabende Galiläer unterstützen deinen Bruder Jakobus, nicht dich.“ „Was sagst du?“ „Gewinne zuerst Bekehrte aus Galil für deine Sache – irgendwelche Galiläer. Lasse sie öffentlich ihre Loyalität zu dir verkünden, damit jene, die in Sepphoris an der Macht einflussreich sind, ihre Bestätigung an dich zurückgeben werden.“ „Ja, tue das zuerst“, sagte ein anderer. „Sagt ihr, dass es mir an Empfehlungen mangelt?“ „Ich nicht. Ich gebe zu, dass es in deinem Namen ist, dass Yehohanan spricht – nicht Jakobus. Du alleine hast die Stimme eines großen Propheten hinter dir. Aber, Yehohshua, sage uns: Was ist vor dir?“
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„Ein großes Königreich ist vor mir und ich wünsche, es mit euch allen zu teilen.“ Als die Männer dies hörten, wurden sie freudig erregt. Die Miene der Männer war zuversichtlich. Ein anderer Mann, der nicht alles verstand, was gesagt wurde, fragte: „Wie wirst du dich selbst der Welt kundmachen, Yehohshua? Du kannst nicht in dem Tempelhof hineingehen und schreien: ‚Ich bin euer König!’ Die Wachen werden augenblicklich ihre Speere und Dolche in dich stoßen.“ „Mein eigener Sohn“, wiederholte Zacharias mit lauter Stimme, „verkündet nun der Welt das Kommen eines großen Mannes. Er ist aktiv mit dem Werk der Vierten Sekte befasst und hat Tausende Bekehrte erlangt.“ „Aber dein Sohn spricht nicht von einem König. Er redet in allgemeinen Bezeichnungen, niemals spezifisch. Wie sollen die Leute wissen, worüber er redet?“ „Diejenigen, die mich kennen sollen, werden mir augenblicklich folgen“, behauptete Yehohshua und überraschte die Mitglieder mit seiner zuversichtlichen Antwort. „Dann gehe zu dem Dorf Beit-Anyah, das jenseits des Yardens in der Gegend von Gadara ist“, riet Yosef von Arimathea. „Das ist, wo Yehohanan neue Anhänger für seine Sache bekehrt.“ „Ich werde Yehohanan finden, aber zuerst muss ich mit meiner Mutter sprechen.“ „Bitte auch Clophas, deinen Onkel, uns einen Beweis seiner Bekräftigung für deine Führerschaft zu schicken“, erbat ein Neubekehrter der Vierten Sekte. *** Auf seiner Reise nach Norden erreichte Yehohshua die Stadt Megiddo. Dort blieb er kurz stehen, um das Tal Jerzreel anzusehen, bevor er hinüber zur Stadt Natzeret ging. „Ich habe Angst, meine Augen zu schließen“, sprach er zu dem einsamen Wind. „Was werde ich sehen, wenn ich es täte? Ich werde die grausamste Schlacht in der Geschichte sehen, die hier stattfindet, wie viele Schlachten unter Menschen es in der Vergangenheit haben. Wo war ich vorher? Ich bin meine Seele, meine Seele bin ich, untrennbar von meinen Gedanken. Wo bin ich vorher gewesen? Ich bin jetzt ein Mensch, aber gerade gestern wohnte ich in dem spirituellen Haus meines himmlischen Vaters. Ich bin vormenschlich.“ Er schluckte. „In meinem geistigen Dasein bezeugte ich die zusammenstoßenden Krieger meines bösen Vorfahrens König Ahaziah, der Jehus dominierende Streitmächte verpflichtete. Ich sehe meinen anderen Vorfahren, König Josiah, wie er sinnlos gegen Pharao Necho bis zur Überraschung seines eigenen Todes kämpft. Ich sehe die nutzlose Vergeblichkeit der fünfundzwanzig Fuß dicken Stadtmauer; wie
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sich der Staub über den schweren Steinblöcken niederlässt und sie vor den Augen der Menschheit bedeckt. Ich erinnere mich, den Propheten meines Vaters, Elijah, zu König Ahab gesandt zu haben, um ihn gegen die Unempfindlichkeit seines Diebstahls von Naboths Weingarten zu warnen. König Ahab missachtete Yehuways Warnung und Jehu, als Yehuways ernannter Mann, schlug Ahab zusammen mit siebzig seiner Kinder und häufte ihre Köpfe übereinander in zwei getrennten Stapeln für die Hunde auf, um sich daran zu ergötzen, wie sie an der Leiche seiner Ehefrau getan hatten.“ Sich konzentrierend, schloss Yehohshua schließlich seine Augen. Ein gewaltiger Wirbel an Erinnerungen durchflutete sein Wesen, warf ihn um wie einen Baum, der zu Boden fällt. Er hielt seine Knie an seine Brust und seine Nackenmuskeln spannten sich an, als er laut aufschrie und die Vögel erschreckte, dass sie davonflogen, und die Füchse rannten vor ihrer beabsichtigten Beute davon. In schrecklicher Qual sah er nochmals die Tragödie, die auf dem Berg Gilboa in dem Tal geschehen war. „Tragödie für Yehuway“, schrie er. „Sein Gesalbter starb einen grausamen Tod! König Ahab – noch für jene, die erkennen – wirst du unter meine Vorväter gezählt.“ „Ihr Israeliten“, knirschte er mit den Zähnen und spuckte die Erinnerungen zu den sich beugenden Lilien aus, die ihn umgaben, „seid von Männern, Richter genannt, geführt worden. Der letzte Richter, der über euch regierte, war Samuel. Weil seine Kinder nicht wirksam regieren konnten, erhobst du dich, Volk, und verlangtest, dass ein König über dich ernannt werde. Du Volk, in deinem Wunsch, missachtetest die Warnungen der schlechten Auswirkungen, einen König über euch ernannt zu haben. Du Volk verlangtest den stärksten Mann aus dem Stamme Benjamin, um über euch zu herrschen. So zwangst du Volk Samuel, das Salbungsöl über Sauls Haupt zu gießen und ihn durch das Land zu begleiten, ihn als den König des Volkes zu verkünden. ‚Versammelt euch um mich’, rief Saul dem Volk zu. ‚Werdet eine mächtige militärische Streitmacht. Krieg gegen die unterdrückerischen Philister.’ Und was geschah? Seine früheren Siege wurden sein Untergang. Saul wurde von seiner Größe besessen, indem er Yehuway vergaß. Saul betätigte sich an zügellosem Opfer und wegen seiner hochmütigen Tat entehrte er Yehuway und seine Kohanim. Infolge von Sauls beharrlichem Hochmut zog Yehuway seinen göttlichen Schutz über Saul weg und erlaubte, dass das spirituelle Vakuum durch Satan gefüllt wurde. Schlechte Taten fallen auf andere schlechte Taten. Yehuways Macht verließ vollkommen Saul und wurde an David aus dem Haus Jesse des Stammes Juda übertragen. Krieg wütete nun zwischen dem früheren Gesalbten und dem Neugesalbten. In der Schlacht gegen die Philister auf dem Berg Gilboa wurde Jonathan, Sauls Sohn, Davids bester Freund, getötet. Ein Sohn nach dem anderen kam durch das Schwert vor Saul um. Zehn Soldaten kämpften gegen 266
Saul, aber sie konnten die Öffnung nicht finden, die nötig war, um ihr Schwert in ihn zu tauchen. Nacheinander wehrte Saul den Angriff der Soldaten ab. Saul, obwohl er stark blutete, konnte nicht besiegt werden. Der einst gesalbte König gab den Anspannungen seiner Arme und den Schmerzen seiner Beine nach. Er wünschte den Tod. Ein anderer Soldat rannte, um gegen ihn zu kämpfen, aber schnell, reflexiv, besiegte ihn Saul sowie den Rest. Mutlos, unfähig, einem stärkeren Gegner zu begegnen, bat Saul seinen Diener, das Schwert durch ihn zu stoßen. Dieser Diener weigerte sich und rannte davon. Unfähig, einen mächtigren Krieger als sich selbst zu finden, keilte Saul sein eigenes Schwert in einem Steinhaufen ein. Er blickte auf die leblosen Leichen seiner Kriegersöhne: auf ihre verdrehten und zerfleischten Arme und Beine, dann fiel er vorwärts. Mit einem harten Schlag durchdrang das Schwert seinen Brustkorb. Sauls schrie unerträglich und für einen langen, verweilenden Augenblick blieb Saul am Leben. Das Schwert brach, als er sich umdrehte, um den Himmel anzublicken. Seine Augen mühten sich ab, um Samuel zu finden. Seine Kehle schmerzte, um ein Wort zu sagen, aber unfähig, mit seinen Sünden zur Übereinstimmung zu kommen, verblassten seine Worte und ließen einen weitäugigen Kadaver zurück. Nicht lange danach wurde Sauls übriger Sohn, Ish-bosheth, ermordet. Innerhalb von sieben Jahren wurden alle Nachkommen Sauls ermordet und löschten das Haus Saul für immer aus.“ Yehohshua entspannte sich. Er streckte seine Beine und stand auf. „Ich bin unverheiratet. Ich bin kinderlos. Ich bin der letzte rechtmäßige Erbe auf den Thron Davids. Wer wird meine Leiche von der Wand entfernen?“ *** Nachdem Yehohshua lange über das Tal von Megiddo gezogen war, fand er seine Mutter mit ihren Enkelkindern, Jakobus Söhne, spielen. Glücklich rannte er zu ihnen, fing sie in seinen Armen auf und umarmte sie leidenschaftlich. Tränen liefen seinen Wangen hinunter, als er sie zärtlich küsste. „Yehohshua“, fragte Miryam leise, „was ist los?“ Er konnte nicht zu weinen aufhören. Seine zitternden Hände streckten sich nach ihr aus. Er weinte wie ein kleines Kind an ihrer Schulter. „Mutter, bald werde ich mich der Welt kundtun.“ Sie ließ ihren liebevollen und besorgten Halt über seinem Kopf los und schob ihn sanft von sich weg. Sie säuberte die Tränen von seinen Wangen. „Warum hast du Angst?“ „Die Konsequenzen sind gewaltig. Was, wenn ich versage? Was, wenn ich versucht werde und von den Schritten abkomme, die ich machen will?“ „Alle deine Vorfahren haben versagt, doch Yehuway öffnete immer die Tür der Vergebung für sie.“
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„Kann mir, da ich bin, wer ich bin, auch vergeben werden, wenn ich versage? Die Folgen stören mich.“ „Was wird Yehuway uns antun, wenn du versagst?“ „Er wird die Welt vernichten. Alle Erinnerungen an alle Persönlichkeiten würden zu den Misthaufen eines eingeäscherten Universums verfallen.“ Miryam senkte ihren Kopf. „Du hast die äußergewöhnlichste Macht, die ich je an einem Menschen bezeugt habe. Wenn du den Vögeln zurufst, fliegen sie hinunter zu dir. Die Schafe und Esel kommen auch zu dir. Sie sind deiner Stimme nie ungehorsam. Ich habe sogar im Schlupfwinkel des Waldes die Löwen mit dir spielen sehen. Du hast nicht eine einzige Narbe auf deinem Fleisch. Keine Klinge hat deine Haut geritzt, keine Gliedmaße ist je von deiner Schulter gefallen. Deine Füße sind unversehrt, obwohl du oft barfuß auf den Steinen gehst. Ich glaube, dass du der Erde selbst befehlen kannst zu tun, was du willst.“ „Wann hast du solche Dinge gesehen?“ „Eine Mutter schaut immer nach ihren Kindern. Ich habe dich mit den Engeln reden sehen. Ich weiß, dass sie dich beschützen. Kein Mensch kann dir Schaden zufügen.“ „Am Ende werden die Menschen mich brutal behandeln. Satan wird an der letzten Folter meines Lebens teilnehmen. Wie ich es ertrage, bedeutet alles für den Fortbestand des Lebens. Ich bete, in meiner Fähigkeit, meine Fürchte zu überwältigen, Erfolg zu haben.“ „Ich dachte nicht, dass Satan dich versuchen könnte.“ „Mutter, Satan bearbeitet mich genau wie jeden anderen. Ich erfahre sexuelle Begierde wie jeder Mann. Ich fühle Hunger. Ich stehe dem Tod gegenüber. Jeder mit einigem Verstand muss Satan fürchten. Er hat Legionen von Engeln verdorben, und Männer und Frauen, die einst bekundet hatten, Gott zu lieben. Sie sind Übeltäter geworden. Ich, wie jeder es sollte, fürchte sein heimtückisches Flüstern und seine ständigen, unaufhörlichen Versuchungen. Männer und Frauen können sich ihm nur eine kurze Zeit entziehen. Es ist sehr schwierig, Böses zu ignorieren, außer man betet andächtig zum Vater.“ Yehohshua schaute sie an und hielt sich zurück, ein weiteres Wort zu sprechen. Seine Gedanken schienen eine unheimliche Macht zu haben, die ihre bewusste Realität durchdringen konnten. Nach ein paar Sekunden fügte er hinzu: „Nein, Mutter, ich fürchte den Menschen nicht. Ich bin hier, um ihm zu dienen.“ Jakobus, der den letzten von Yehohshua gesprochenen Satz hörte, war mit eifersüchtigem Zorn erfüllt. Er schritt um die Ecke des Steinhauses und begegnete seinem Bruder. Yosi und Simon und Yosef ben Yosef (Yosef) schauten zu. „Bruder, was hast du vor zu tun?“ fragte Jakobus. „Yehohanan finden.“ „Damit er dich öffentlich bestätigt? Du denkst, dass du dann dich über uns erheben kannst? Du denkst, du wirst dann sagen können: ‚Hier bin ich’ und die ganze Welt wird vor dir knien und dich bitten, den Thron und
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das Diadem zu nehmen? Was dann? Wirst du dich erinnern, dass du Brüder hast?“ „Wie, Jakobus, Yosi, Simeon und Yosef, kann ich je vergessen, dass ich Brüder und Schwestern habe? Die Welt jedoch mag euch alle vergessen.“ „Ich erinnere dich, Yehohshua“, entgegnete Jakobus, „die Bürger von Galil bestätigen mich für den Thron – nicht dich.“ „Clophas und sein Haus werden mir folgen“, antwortete Yehohshua einfach. Und es stimmte. „Ich werde mich dir entgegenstellen, und jedem anderen, der sich dir anschließt“, entgegnete Jakobus. Miryam keuche. „Es ist nicht an dir, die Wünsche deines Vaters zu bekämpfen. Dein Vater arbeitete fleißig sein ganzes Leben zu Yehohshuas Wohl, nicht deinem. Sein Vater und Großvater bestimmten unsere Heirat, damit wir der Welt Yehohshua darbringen – nicht Jakobus.“ „Mutter“, Jakobus senkte seinen Kopf, „wann habe ich je aufgehört, loyal zu dir oder zu Vater zu sein? Wann habe ich je um Geld gebeten, damit ich die Familie verlassen könnte, um idiotischen Beschäftigungen nachzugehen, die niemandem nützen, außer meinen egoistischen Wünschen? Yehohshua ist nicht geeignet, das Oberhaupt der Familie zu sein.“ „Dein Vater goss das Öl auf sein Haupt, nicht auf deines“, erinnerte ihn seine Mutter. Jakobus wurde still. Yosef ben Yosef wandte dann ein. „Bruder, tue, was du musst. Bloß vergiss nicht, dass wir deine Brüder sind. Wenn du Erfolg hast, mache uns zu Herrschern über unsere eigenen Städte.“ „Ist es das, was du von mir erwartest?“ wandte sich Yehohshua an Yosef ben Yosef, der sich in dem Augenblick dem Lagerhaus zuwandte, wo er und Yosi eine Gruppe von Steinblöcken für ihren Nachbarn behauten und formten. Simeon formte die breiten Balken, hörte dann zu arbeiten auf, um den unaufhörlichen Streitereien zuzuhören. „Wenn es dir gelingt, den Thron zu erlangen, wäre es zu viel, mit uns ein paar Städte zu teilen?“ „Unser Vater hat Zusicherungen an unsere Unterstützer unterschrieben, indem er ihnen Städte und gewisse Besitztümer zuwies“, erinnerte sie Yehohshua. „Der größere Vater hat andere Dinge in andere Hände gelegt. Was euch gehört, soll euch gehören. Anders als das, ich kann nur versprechen, dass ich euch nicht vernachlässigen werde.“ „Unser Vater bereitete alles zu deinem Vorteil vor“, schrie Simeon. „Sein Herz versagte, weil er vor Pilatus stand, wenn er hätte zu Hause sein und seine Kraft hätte aufsparen sollen.“ „Er war ein freundlicher Mann“, entgegnete Yehohshua. „,Er war ein freundlicher Mann’! Ist das alles, was du über unseren Vater sagen kannst: ‚Er war ein freundlicher Mann’? Sicherlich hast du ein kaltes Herz.“
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„Hör damit auf, was du sagst“, schritt ihre Mutter in den zunehmenden Konflikt. „Verurteile niemals deinen ältesten Bruder. Er muss tun, wozu er aufgezogen worden ist. Ich hoffe, wir werden ihn in allem, was er tut, unterstützen können.“ „Wenn es vernünftig ist“, behauptete Jakobus nach einiger Zeit, „werde ich ihn unterstützen. Aber wenn ich es als unvernünftig wahrnehme, werde ich sicherlich derjenige sein, der vergisst, dass er einen älteren Bruder hat.“ *** Ein paar Tage später mietete Yehohshua das allgemeine 26 Fuß lange Holzdory, das die Fischer auf dem See Tiberias benutzten, um ihn in die südöstliche Region zu transportieren. Das kleine graue und verwitterte Boot fuhr sanft den Yarden hinunter, bis zum zweiten Hauptzufluss, dem Jabbok. Jahrhunderte vorher wurde das Land, durch das der schlängelnde Fluss verlief, das Gebiet Gilead genannt. Nun wurde er Trans-Yarden genannt. Yehohshua nickte, während er an die Zeitlänge dachte, die der Fluss existierte und wie, als Ya’akov, der Bruder von Esau, auf ihn traf, ihn so und so nannte, wie der Augenblick es verlangte, dann ersetzte ein anderer Mann diesen Namen mit einem anderen Namen. „Ich sah Ozeane steigen und sinken“, sprach er zu den Wellen. „Berge ansteigen und verfallen. Täler füllen sich und brechen wieder auf. Ich sah die Teilung der großen Landmasse in mehrere Kontinente brechen und beobachtete, wie sie voneinander forttrieben, um ihre eigenen Kontinente zu bilden. Ich sah den indischen Subkontinent in die Küstenländer von Nepal knallen und seine großen Höhen bilden. Ich sah alle verschiedenen Tierarten sich formen und verschwinden, alle mit vergänglichen Seelen – wofür ist die Seele, außer Yehuways kurze Gabe der Energie zum Leben. Ich sah die Instinkte der Tiere sich entwickeln, damit sie ihre Kinder ernähren konnten. Ich beobachtete Tausende Tiere ihre bestimmten Persönlichkeiten bilden – aber bis die Menschheit geschaffen wurde, hatte nicht eines ein Wort gesprochen, noch über einen einzigen Gedanken vernünftig nachgedacht.“ „Was leitet sie dann, die Dinge zu tun, die sie tun?“ „Göttliche Intuition.“ Yehohshua blickte auf die kuppelgleichen Berge und lächelte. „Jahrhunderte, bevor Gilead geboren wurde, bin ich durch diesen dichten Morgennebel dieser Region gegangen. Ich und meine Freunde verweilten in dem beinahe unwegsamen Wald, der einst das ganze Tal und die Berggipfel bedeckt hatte. Balsambäume und schwere Traubenlauben wuchsen ungehindert in dieser Gegend. Getreide wurde intensiv angebaut und kultiviert. Große Viehherden wurden von den Hirten aufgezogen, genau wie Avraham es getan hatte. Die Nachkommen von Gad, Ruben und Manasseh eroberten diese Länder von den Amoriterkönigen Sihon und Og. Und hier traf David, mein 270
Vorvater, auf Absalom, seinen Sohn, der König sein wollte, und besiegte ihn. Jakobus, wünsche nicht deine Ambition, denn es wird dein Ruin sein.“ Der sechsunddreißigeinhalbjährige Yehohshua dachte zurück an die Zeit, als nur Engel durch den östlichen Teil des Yardens gingen. „Dieses Land war ihr Paradies und ihre Zuflucht. Ihr Ort zum Sammeln und Entspannen. Dann kam Ya’akov mit seinen Kindern und Ehefrauen und Konkubinen. Hochmütig hatte er die ganze Nacht mit mir gerungen und endete in seine lebenslangen Verkrüppelung. Aber Ya’akov hatte das Land gewonnen. Er wurde Israel. Das Land gehörte ihm. Der Bund wurde bekräftigt. Ohne Rücksicht auf seine listigen und manipulierenden Weisen bin ich noch immer glücklich über meinen Vorfahren. Ohne ihn, ohne seine persönlichen Vision, wäre der Rettungsweg der Menschheit vereitelt worden. Satan wollte es sicherlich so.“ *** Yehohshua ging eine kurze Strecke an den Ufern des oberen Yardens, bis er schließlich nach Beit-Anyah kam, das über dem Fluss gegenüber von Mahanaim war. Zwischen den beiden Städten sah er eine große Gruppe von Menschen, die die einsame Gestalt eines Mannes, mit einem einzigen Kleidungsstück aus Kamelhaar bekleidet, umrundeten. Der Mann stand und blickte die große Zahl an Menschen an, die ihn umgaben. Ein eigenartiges Gefühl filterte durch seinen Körper. Ein bewusstes Dasein durchdrang den stofflichen Kern seines Wesens und brachte sein Fleisch mit tiefen kalten Schauern zum Zittern. Augenblicklich umhüllte ein sanftes Glühen seinen Körper in einer beschützenden Höhle der strahlenden Wärme, als ob er den Mutterleib der ewigen Ruhe betreten hätte. Eine sanfte Brise schwang die Palmen um ihn. Eine kleine Inumlaufsetzung von Staub kam über den Blättern der Bäume zur Ruhe. Ein schneller Griff umarmte und prickelte ihn und zwang ihn, seinen Mund zu öffnen, die üppige Sicherheit des Augenblicks zu schätzen. Genauso schnell wie das Glühen verschwand, ließ es ihn benommen zurück. Er wunderte sich über den Augenblick. Er durchsuchte die Wolken über ihm, die schnell verschwanden. Eine unwiderstehliche, unsichtbare Macht drängte ihn, im Wasser zu bleiben, sogar nachdem der letzte Mann untergetaucht worden war. Der Prophet schaute sich um und sah einen gut aussehenden, breitschultrigen Mann, der auf ihn zuging. Yehohanans Augen betrachteten die Gestalt genau, die ihm so ähnlich zu sein schien. Die königliche Gestalt watete durch das hinderliche Gewässer, das resolut entschlossen zu sein schien, ihn von Yehohanan, dem Eintaucher, wie er manchmal genannt wurde, wegzudrängen. Als Yehohanan das spritzende Wasser hörte, studierte sein Intellekt den Mann intensiv. Die Helligkeit des westlichen Sonnenuntergangs hinter 271
dem Gipfel des Berges schien zu der sich nähernden Gestalt einen merkwürdigen Energiesausbruch zu lenken, der ihn wie einen Heiligenschein umgab. Die Strahlen der untergehenden Sonne spielten mit der einzelnen Gestalt, die so intensiv wurden, dass Yehohanan seine Augen bedecken musste. Unfähig, ihn zu erkennen, wartete er auf den Mann, dass er neben ihn trat. Yehohanan zitterte. Das elektrische Gefühl ging von Yehohshua weiter zu Yehohanan und berührte sein bewusstes Wahrnehmen der Stärke seines Cousins. Sobald er ihn erkannte, sogar nach einer Trennung von zwanzig Jahren, streckte Yehohanan die Hand aus, um die Schulter seines Cousins ersten Grades zu berühren. „Bist du hier, um mich zu taufen?“ „Nein, ich bin hier, um von dir getauft zu werden.“ „Das ist unglaublich! Tue es nicht, denn ich bin es, der der eine sein muss, der durch deine Macht und deinen Wunsch untergetaucht wird. Ich bin nicht hier, um Aufmerksamkeit auf meine Tat zu konzentrieren, sondern eher, um der Diener deiner Tat zu sein.“ „Yehohanan, erlauben wir es nun zu geschehen. Auf diese Weise werden wir alle Rechtschaffenheit erfüllen.“ Yehohanan gab nach. Er legte seine rechte Hand über Yehohanans Stirn und seine linke Hand über seinen Rücken. Vorsichtig lehnte er ihn nach hinten in das Wasser. Yehohshua hielt seine Augen offen, als sein Körper rückwärts ins Wasser getaucht wurde. Er sah das grüne Ufer des Landes zu dem verweilenden blauen Himmel drehen, als er das klare Wasser seinen ganzen Körper bedecken fühlte. Er hielt seinen Atem an, als das rauschende Wasser über ihn zog. „Ich widme dich zu Yehuways Dienst“, flüsterte Yehohanan seinem Cousin ersten Grades zu. Yehohshua lächelte strahlend, als seine Augen Yehohanan begegneten und sie umarmten einander fest. „Kommen, gehen wir auf den trockenen Boden.“ Yehohanan nickte und erlaubte Yehohshua, den Weg zu dem ansteigenden Ufer zu führen. Yehohshua stand für kurze Zeit still, Yehohanan blickte in seine Richtung und hörte zufällt den Klang ferner Schofarim, als seine Augen eine merkwürdige Wolke erblickten, die sich über dem Körper seines Cousins bildete. Yehohshua kniete sich hin und begann ein leises, ernstes Gebet. Yehuway hörte den Worten seines Sohnes zu. „Vater, ich bin hier und beginne den Weg zum ewigen Leben. Vater, ich habe eifrig deine Wege und Gesetze in meinem Herzen bewahrt. Ich habe dich durch die langen Nächte verfolgt und habe deine Worte im Licht gehegt. Hier bin ich und warte, dass du zu mir sprichst.“ Als die Sonne hinter dem Berg unterging, wurden die Schatten über Yehohshua und Yehohanan länger. Eine ätherische Energie überwältigte Yehohshuas Körper. Die dichter werdenden lavendelblauen und gelben und roten Wolken über ihnen breiteten sich plötzlich auseinander und offenbarten einen Fleck Blau jenseits der Wolkenkuppel.
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Von dem leeren Bereich starrte Yehohshua auf den schnell herabsteigenden Ruach Ha Kodesh, der die Form einer Taube annahm. Das flatternde weiße Bildnis bedeckte Yehohshua voll. Innerhalb seiner reichlichen Höhle schlugen Blitze zu Doden. Die intensiven, kurzen Blitze wölbten sich über Yehohshua und umrissen seinen Körper. „Du bist mein geliebter Sohn“, kam Yehuways Stimme aus der Menge der Blitze, „an dem ich Wohlgefallen habe.“ Yehohanan sank auf seine Knie, als er die Worte hörte. Das Wasser floss hinauf zu seinem Kinn. Er senkte seine Augen zu den Tiefen des Flusses und erblickte den Anblick von ein paar Fischen, die vorbeischwammen. Yehohshuas Gewand erschien wie die Flügel eines Engels unter dem Wasser. Yehohanan betete auch dankend zu Yehuway. Seine langen Haarlocken entwirrten sich und flossen hinter ihm in einer ruhigen Kapitulation zu den Ereignissen herab. Aus der Erfahrung vereinte die beiden Männer eine Nabelschnur des Vorsatzes. Der verweilende Augenblick verging. Die Wolken schlossen sich und beide Männer, Arme umeinander gelegt, gingen aus dem reinigenden Wasser hinaus. Eine Stunde später berührte der Horizont den lavendelblauen Himmel. Die Drehung der Erde verdunkelte das Land Judäa und enthüllte eine Myriade heller Sterne. Zur Abendessenszeit schaute Yehohanan seinen Cousin an, als er ihm einen Teller mit Heuschrecken, in Honig eingetaucht, reichte. „Es beginnt“, behauptete er leise, seine Augen blickten tief in Yehohshuas eigene. „Hast du Angst?“ Yehohshua atmete tief. Er fühlte seine Brust enger werden. „Als du das erste Mal gegangen bist, hattest du Angst? Und mehr noch, als Yehuway das erste Mal zu dir sprach, hattest du Angst?“ „Ich wusste immer, dass ich mit diesem ersten Schritt fortfahren musste, und dass schließlich mit einem wahren Herzen ich mit dem Schöpfer reden könnte.“ „Ich habe auch immer gewusst, wohin mich mein Weg leiten könnte. Es war keine Sache zu debattieren, noch, sich davon abzuwenden. Jedoch dachte ich über die Folgen des anderen Weges nach; doch wahrlich, warum würde ich einen anderen Weg wählen? Verstandesmäßig weiß ich, dass ich fähig bin zu versagen. Ich fühle und denke an dieselben Versuchungen, die andere mitmachen. Spirituell jedoch kann ich mir nicht erlauben, in die Dunkelheit zu gehen. Gesalbt zu sein ist nicht etwas, nach dem sich jeder sehnen und hoffen und darum beten kann. Es ist ein Segen, der einem durch Yehuways Gunst gewährt wird. Eine Bedeckung, die frei denen gegeben wird, die auserwählt sind, sogar als sie in die Welt geboren werden. Ein Gesalbter mag fallen, aber wenn er oder sie es tut, ist der Fall eine schreckliche Sache zu sehen, und alle Engel, trotz all ihres Weinens, können ihn oder sie nicht zur Gnade zurückbringen, außer wenn Yehuway ihn oder sie von dem Fall befreit. Ein Gesalbter darf immer zurückkehren, wenn sein oder ihr Herz stark genug ist, den richten Weg zurück zu Yehuway zu finden. Viele 273
abweichende Persönlichkeiten werden von Yehuway gerufen. Viele von diesen verschiedenen Männern und Frauen mögen unwürdig für die ihnen dargebrachte Gabe erscheinen, und viele werden gegen sie wetteifern, an der Gabe teilzuhaben. Aber das Urteil eines Gesalbten durch einen Außenseiter ist eine gefährliche Sache und kann auf sie dasselbe Gericht bringen, dass sie suchten, den anderen damit zu durchdringen. Niemand kennt die Richtungen eines anderen, außer der Vater. Niemand kann behaupten, dass sein Herz in Übereinstimmung mit dem Vater ist, außer der Vater. Die Handlungen mögen für den Außenseiter unvernünftig erscheinen, aber werden sie nicht durch jemand Größeren als jene, die zuschauen, geleitet?“ „Soll ich unter den Gesalbten gezählt werden?“ Yehohshua wandte seine Augen von seinem Cousin ab, um nicht die Tränen zu verraten, die sich in seinen Augen bildeten. Seine Hände zitterten, als er seinen Mund berührte. Yehohanan sah dies und erhob sich von seinem Platz neben Yehohshua. „Ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass ich nicht mit deiner Macht oder deinem Intellekt oder Segen verglichen werden kann. Doch sage mir, wie viel geringer bin ich als du?“ xxx Da Yehohshua die Frage verstand, überwältigten ihn Tränen und als sie herausbrachen, drückte er Yehohanan fest an seine Brust. „Du bist, wer du bist. In der Auferstehung werde ich persönlich deinen Namen ausrufen.“ Yehohanan kehrte zu der festen Umarmung zurück und legte sich neben ihn, indem er seinen Arm über dem Brustkorb seines Cousins ersten Grades wiegte, wie ein Kind liebevoll seinen Vater umarmt. Als die Nacht in den Morgen ging, wurde Yehohanan von den Kochgeräuschen seiner ergebenen Anhänger geweckt. Er rollte sich herum und sah die Decke, zu zu einem Haufen aufgebauscht war, mit dem fehlenden Rucksack. In kurzer Entfernung von ihm ging Yehohshua zum Fluss, wo er einen weiteren Holzdory mieten würde, um ihn zu den öden östlichen Abhängen der judäischen Berge zu bringen. Yehohshua fühlte Yehohanans Augen auf sich, daher drehte er sich um und hob seine Hand, um ein kleines Lebewohl seinem Cousin ersten Grades zuzuwinken. Die ergebenen Anhänger sahen die überirdische Zuneigung zwischen den beiden Männern. Sie waren über den Mann neugierig, neben dem Yehohanan während der Nacht geschlafen hatte, und der schnell von ihrem Lager wegging, bevor jemand mit ihm reden konnte. „Er ist das Lamm Gottes“, antwortete Yehohanan auf Andreas Frage. „Er ist hier, um die Sünden der Welt wegzunehmen. Er ist genau derselbe, von dem ich gesprochen habe: ‚Nach mir wird ein Mann kommen, der über mir erhöht wird.’ Es muss so sein, denn er hat existiert, sogar, bevor 274
ich wurde. Ich erkannte nicht, dass er es eindeutig sein würde, aber so ist es. Wir müssen es nun in ganz Israel bekannt machen, dass er hier ist. Also, brechen wir das Lager ab. ic muss mein Taufwerk fortsetzen, während es mir erlaubt ist, es zu tun. Mehr, ich muss nun öffentlich bezeugen, dass ich den himmlischen Geist über ihn wie eine Taube, die ihre Nachkommen beschützt, herabsteigen bezeugt habe. Allen muss ich erklären: ‚Dies ist der Sohn Gottes.’“ *** Fünf Monate, nachdem Yehohshua am Folterpfahl ermordet worden war, fühlte Mattityahu eine überwältigende Dringlichkeit, die genealogischen Aufzeichnungen von Yehohshua zu studieren. Monatelang hatte er mit der Last des Wissens über Yehohshuas Behauptung, dass er der Sohn Gottes war, gelebt. Er hatte es, seit er ihn das erste Mal bei dem Stand des Steuereinnehmers getroffen hatte, angenommen, aber die Kenntnis davon hatte nicht den Eindruck gemacht, der ihn nun quälte. Er ging ruhig in die höhlenartige Bibliothek, die unter dem großen Tempel verborgen war. Als er vor der prächtigen Sammlung von historischen Dokumenten stand, stieß er einen leisen Seufzer aus und fühlte ein leichtes Luftrauschen, das ihn von der inneren Schwelle ins Gesicht traf. Jenseits der gehobenen Bögen lag eine tiefe von Menschen gemachte Höhle, deren hohe Mauern mit einem aufgehellten weißen Gips bearbeitet waren, der von den flackernden Lichtern von Hunderten brennenden Öllampen schimmerte. Weit über den zurückgelehnten Körpern der Schriftgelehrten, deren Schultern vor langer Zeit von der den ganzen Tag andauernden Schreibarbeit gebeugt waren, erhob sich Rauch zur Decke, wo er durch die Entlüftung zog. Für den zum ersten Mal Betrachtenden erschien der Rauch, als ob er eine heilige Wolke wäre, das Schild Yehuways, das die Schriftgelehrten und Studenten und Erforscher ihrer heiligen Suche, genaues Wissen zu erlangen, beschützte. Als die Augen des Betrachters durch den Raum zogen, ließen sie sich oft auf den geometrischen Mustern nieder, die die Wände schmückten. Tiefe Blumenschnitzereien schienen die Wände zur Decke zu verbinden. Sobald man drinnen war, konnte der Neugierige in der vordersten Wand eine einfache, nicht geschmückte Tür erkennen, die in einen anderen Raum führte: die Schatzkammer der Nation. Die Altertümer Yehuways. Und so bedeutend wie der große Schatz war, waren die Schriftrollen bedeutender. Sie waren die geistigen Dinge, die Yehuway darstellten. Sie waren der einwandfreie Grund für die Existenz, das Logische, das die erlaubte Toleranz der Menschheit über der Oberfläche der Erde durch ein Wesen, das zu mächtig war, um nicht anzubeten und Aufmerksamkeit zu schenken, rechtfertigte. Es waren die Gesetze, die die Menschheit regierten, die Prophezeiungen, die schließlich die Menschheit vor Satan rechtfertigen werden. Mattityahu flüsterte leise dem Oberschriftgelehrten zu, indem er erbat, die genealogischen Aufzeichnungen zu untersuchen. Der Schriftgelehrte 275
führte ihn zu den Regalen und legte Dutzende Schriftrollen in seine Hände. Ein kleines Stoffband mit einem Zylinder darauf gedruckt, bezeugte die Echtheit. Mattityahu hielt das neueste Werk eines jungen Schriftgelehrten, der sich auf sein Handwerk vorbereitete. Neben ihm stand ein breites und hohes Regalsystem, wo ältere Kopien desselben Berichts gelagert lagen. Das waren die Lieblingsschriftrollen des Landes. Früher oder später würde jeder Judäer durch dieselben Türen treten und verlangen, diese Dokumente zu prüfen. Viele wollten ihre eigenen Linien zu David zurückverfolgen, aber nur die Wenigsten konnten es. Einige der Judäer konnten ihre Familienursprünge auf Carmi, Hur und Shobal zurückverfolgen. Die große Mehrheit jedoch konnte nicht weiter als bis Tekoa, Koz oder Harum. Ein paar waren entzückt zu entdecken, dass sie von Jabez abstammten. Die Kohanim und Schriftgelehrten und P’rushim und Tz’dukim begnügten sich mit Merari, Gershom, Izhar oder Libni. Die Benjamiten verfolgten ihre Ursprünge auf Eber, Shemed, Ahio und Ulam, dem wohlhabenden Krieger, zurück. Die wenigen übrigen Nachkommen von Ascher banden sich an Shemer und Jether. Nur sehr wenige verlangten die anderen Schriftrollen zu prüfen, die nett aufgestapelt in ihren Behältern lagen. Zum äußersten Respekt, nicht ein Staubkörnchen durfte auf der Oberfläche des Pergaments sein. Viele der Zehnstämme-Genealogien hörten nach ihrer assyrischen Zerstreuung in den Provinzen Halah und Media und in den Städten Gozan, Nisibis und in den Gegenden des Schwarzen Meeres auf. Nur eine Schriftrolle sprach von der Reise eines Kohens zur Spitze von Afrika, wo er Kinder mit seinen schwarzhäutigen Ehefrauen zeugte. Jahre, nachdem Mattityahu die Familiengeschichte entrollte, verfolgte Lukas, der jüdische Arzt, der in dem Land der Griechen lebte, dieselben judäischen Aufzeichnungen zurück. Der Zweck ihrer Nachverfolgung war, um der Welt Yehohshuas rechtmäßigen Anspruch auf seine Königswürde und sein rechtmäßiges Erbe auf den Thron Israels und der Welt zu beweisen. Lukas, der die jüdische Besessenheit mit ihren Aufzeichnungen verstand, und indem er intensiv die genealogischen Aufzeichnungen studierte, anerkannte das Wunder einer so intensiven Sammlung. „Mattityahu“, sagte Lukas zu Paulus, dem Reisenden, „hatte Yehohshuas Vorfahren durch Avraham zu Jesse und von dort durch die davidische Königslinie zurückverfolgt. Mattityahu, wie so viele Männer, war nur mit der männlichen Linie der Nachfolge beschäftigt. Aber ich wünsche unbestreitbaren Beweis, dass Yehohshua das göttliche Kind Gottes durch beide Eltern war.“ „Es ist eine gute Idee“, sagte Paulus. „Aber die Nachforschung sollte nicht bei König Davids Sohn Nathan aufhören, der Salomons Bruder war, denn beide hatten Bathsheba als ihre Mutter.“ „Oh?“ „Nein. Verfolge seine Linie bis zu ihrem richtigen Schluss.“ 276
Lukas schaute den Mann an, der ein Verfolger der Mitglieder der Vierten Sekte gewesen war, die nun als Christentum bekannt wurde. Paulus war ein Parush gewesen, ein Komplize bei dem Mord an Stephanus, ein Anwalt, ein Zeltmacher, ein Reisender und Prediger in allen römischen Provinzen, und wegen der Bedeutung und des Einflusses seines Vaters ein römischer Bürger. Lukas und Paulus nahmen die genealogischen Schriftrollen, die Mattityahu untersucht hatte, die Prinz Yosef ben Ya’akovs Vorväter zurückverfolgten, und legten sie nebeneinander mit den genealogischen Aufzeichnungen von Prinzessin Miryam ben Eli, die Prinz Yosef heiratete. *** Matthäus Bericht Yosef 25 v.Chr. – 30 n.Chr.
Lukas Bericht Miryam 22 v. Chr. – 56 n.Chr.
Prinz Yosef war der Schwiegersohn von Prinz Heli. Er war mit Miryam vermählt, die die Tochter von Prinz Heli war. Prinz Yosef adoptierte gesetzmäßig Yehohshua, indem er ihn ermächtigte, die notwendigen Voraussetzungen zu haben, um den Titel Prinz und König von Juda aus der Linie Davids zu erben, aus der er geboren wurde. Ya’akov 60 – 15 v.Chr.
Prinzessin Miryam war die irdische Mutter von Yehohshua, der als Christus bekannt wurde. Ihr Schwiegervater war Prinz Ya’akov aus dem Hause David. Sie stammte auch durch das Haus David aus der Linie von Nathan ab. Die Linien von Salomon und Nathan vereinten sich schließlich, um den Mashiach zu gebären. Heli 48 – 6 v.Chr.
Prinz Ya’akov war der Enkelsohn von Matthan. Er zeugte Yosef und Alphaeus.
Prinz Heli war der Sohn von Matthat. Er zeugte Miryam und Salome. Matthat 78 – 32 v.Chr.
Matthan 86 – 35 v.Chr. Prinz Matthan war der Enkelsohn von El’azar.
Prinz Matthat war der Sohn von Levi. Levi 94 – 53 v.Chr. Prinz Levi war der Sohn von Melchi. Melchi 117 – 39 v.Chr.
El’azar 147 – 75 v.Chr.
Prinz Melchi war der Sohn von Jannai. Jannai Prinz El’azar war der Enkelsohn von Eliud. 144 – 112 v.Chr. Prinz Jannai war der Sohn von Yosef.
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Matthäus Bericht
Lukas Bericht Yosef 162 – 100 v.Chr. Prinz Yosef war der Sohn von Mattathias. Mattathias 188 – 97 v.Chr.
Eliud 218 – 145 v.Chr. Prinz Eliud war der Enkelsohn von Achim.
Prinz Matthathias war der Sohn von Amos. Amos 205 – 141 v.Chr. Prinz Amos war der Sohn von Nahum. Nahum 239 – 205 v.Chr.
Achim 286 – 206 v.Chr.
Prinz Nahum war der Sohn von Esli. Esli 260 – 196 v.Chr.
Prinz Achim war der Enkelsohn von Zadok.
Prinz Esli war der Sohn von Naggai. Naggai 322 – 251 v.Chr. Zadok 352 – 279 v.Chr. Prinz Zadok war der Enkelsohn von Azor.
Azor 406 – 343 v.Chr. Prinz Azor war der Urenkelsohn von Eliakim.
Eliakim 489 – 399 v.Chr. Prinz Eliakim war der Sohn von Abiud.
Abihud 506 – 424 v.Chr. Prinz Abihud war der Enkelsohn von Statthalter Zerubabbel und der Schwiegersohn von Rhesa. Meshullam 535 – 500 v.Chr.
Prinz Naggai war der Sohn von Maath. Maath 381 – 325 v.Chr. Prinz Maath war der Sohn von Mattathias. Mattathias 406 – 353 v.Chr. Prinz Mattathias war der Sohn von Semein. Semein 433 – 370 v.Chr. Prinz Semein war der Sohn von Josech. Josech 451 – 388 v.Chr. Prinz Josech war der Sohn von Joda. Joda 474 – 442 v.Chr. Prinz Joda war der Sohn von Joanan. Joanan 491 – 444 v.Chr. Prinz Joanan war der Sohn von Rhesa.
Rhesa 514 – 440 v.Chr.
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Matthäus Bericht
Lukas Bericht
Prinz Meshullam war der Sohn von Statthalter Zerubabbel.
Prinz Rhesa war der Enkelsohn von Statthalter Zerubabbel und der Schwiegervater von Abihud.
Matthäus und Lukas vereint Zerubabbel 560 – 511 v.Chr. Statthalter von Juda 537 – 511 v.Chr. Zerubabbel war der gesalbte Sohn von Pedaiah, Pedaiahs ältester Bruder war Shealtiel, der kinderlos starb, indem er es notwendig machte, dass eine Leviratsehe stattfinden sollte. Die davidische Linie von Nathan und Salomon heiratete während ihrer Gefangenschaft in Babylon, dann wie alle Dinge, trennten sich die Linien wieder nach ihrer Rückkehr nach Yerushalayim. Zerubabbel wurde der erste Statthalter der zurückgeführten Juden. Nachdem er eine betroffene Gruppe von Bürgern zurück nach Yerushalayim führte, nachdem er König Cyrus Segen und Erlaubnis bekam, fuhr er fort, die Mauern der Stadt und den Traum seine großen Vorväter wiederaufzubauen: der Tempel von Yehuway, der im Jahr 607 v.Chr. durch den semitischen Babylonier Nebukadnezar zerstört worden war. Mit sich brachte er die originalen Silberbehälter des Tempels, die der erste arische Herrscher der Welt, Cyrus der Große von Persien, aus der babylonischen Schatzkammer gerettet hatte. Zweiundzwanzig Jahre nach dem babylonischen Auszug, im Jahr 515 v.Chr., kehrten die Männer von verschiedenen hebräischen Stämmen nach Eretz-Israel zurück, vereint, um den Tempel aus den Aschen der Zerstörung zu erbauen. Später, nachdem er versuchte, sich als König über die Hebräer wiedereinzusetzen, ließen die Perser Zerubabbel wegen Verrat gegen den Staat enthaupten. Um einen Aufstand zu verhindern, ernannten die Perser Hohepriester Jeshua als den Herrscher von Yerushalayim, indem sie das Volk besänftigten. Zu dieser Zeit wurden die Wurzeln des Sanhedrins gebildet. Jahre später wurde Nehemiah der offizielle Statthalter von Juda und die Linie des Hauses David hörte auf, weiterhin das Land zu beherrschen. Matthäus Bericht Shealtiel 616 – 561 v.Chr.
Lukas Bericht Neri 616 – 561 v.Chr.
Schwiegervater von Shealtiel. Prinz Shealtiel war der Sohn von Jehoiachin und der Schwiegersohn von Neri. Er starb kinderlos während einer Gefangenschaft in Babylon. Pedaiah, Jehoiachins dritter Sohn, heiratete die Witwe seines Bruders (die die Tochter von Neri war) und führte die Anforderung des Gesetzes aus, seinen toten Bruder mit einem Erben zu versorgen: Zerubabbel. Jehoiachin 636 – 555 v.Chr. Beherrschte Juda vom 17. Februar – 19. Mai 618 v.Chr. König Jehoiachin war der gesalbte Sohn
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Melchi
Matthäus Bericht von König Jehoiakim. Seine Herrschaft dauerte 100 Tage. Seine Mutter war Nehushta. Nachdem sein Vater von dem babylonischen König getötet wurde, setzte Jehoiachin den sinnlosen Widerstand fort, aber wurde schließlich gezwungen zu kapitulieren, indem er der letzte gesalbte Nachkomme von König David, um über Juda zu herrschen, wurde. Zedekiah, sein Bruder, der vierte Sohn von König Josiah, war kein gesalbter König, sondern wurde durch Nebukadnezars direktem Befehl zur Herrschaft über Juda eingesetzt. Es war unter Zedekiahs Herrschaft, dass Yerushalayim völlig vernichtet und von den babylonischen Streitmächten am 9. Tammuz 607 v.Chr. dem Erdboden gleichgemacht. Nebukadnezar, nachdem er Zedekiahs 70 junge Söhne vor ihm niedermetzeln ließ, ließ Zedekiahs Augen ausstechen. Hinterher wurde Zedekiah in der Stadt Babylon zusammen mit Zehntausenden anderen Gefangenen eingesperrt, einschließlich Daniel und seine Freunde. Zu dieser Zeit war der Prophet Jeremia gezwungen, eine Versammlung mit Flüchtlingen nach Ägypten zu führen, wo er durch genau diese Gruppe, der er versuchte zu helfen, zu Tode gesteinigt wurde. Jahre später wurde Hejoiachin, der elf Jahre, bevor sein Bruder Zedekiah eingesperrt wurde, ein Gefangener gewesen war, der Vertraute des babylonischen Königs Awil-Marduk, der Jehoiachins Ketten entfernen ließ und ihm in seinem Palast eine Ehrenposition verlieh. Jehoiakim 653 – 618 v.Chr.
Lukas Bericht
Beherrschte Juda von 628 – 618 v.Chr. Könige Jehoiakim war der gesalbte Sohn von König Josiah. Seine Mutter war Zebidah. Seine Herrschaft dauerte elf Jahre. Er folgte jedoch nicht unmittelbar nach dem Tod seines Vaters auf den Thron nach, weil sein jüngerer Bruder allgemein zum König von Juda durch das Volk nach König Josiahs Tod gewählt wurde. Jehoahaz inkompetente und entsetzliche Herrschaft dauerte drei Monate, nach der
Addi
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Matthäus Bericht Pharao Necho ihn in Riblah einsperren ließ, wo er starb. Nachdem sein jüngerer Bruder vom Thron entfernt wurde, ermächtigte Pharao Necho Jehoiakim, ordentlich auf den davidischen Thron gesetzt zu werden. Während seiner elf Jahre Regentschaft übte Jehoiakim Ungerechtigkeit, Bedrückung und Mord aus. Ohne Rücksicht auf Pharao Nechos schweren Tributforderungen von Juda, beschloss Juda, sich einen neuen, luxuriösen Palast zu bauen, indem er das Volk besteuert, wie es ihn erfreute, um seines Ehrgeizes willen. Jeremia, beeinflusst durch Yehuways Geist, flehte den König an, sich von seinem selbstsüchtigen Ehrgeiz zurückzuhalten und warnte ihn, dass Babylon sich gegen ihn erheben würde. Außer sich ermordete Jehoiakim Jeremias vertrauten Freund, der auch ein anderer Prophet von Yehuway war, Urijah. Bald danach erhob der babylonische König Nebukadnezar eine enorme Armee gegen Pharao Necho, indem er ihn endgültig bei der Stadt Carchemish besiegte, die weit nördlich von Yerushalayim am Euphrat lag. Jehoiakim, nachdem er auf Jeremias prophetische Briefe traf, zerstörte die Schriftrollen in einem Feuer und ignorierte seine Bitte, seine Sünden zu bereuen. Falls er in Sünde blieb, würde er eine Niederlage durch die Babylonier erleiden. Um die Babylonier zu beschwichtigen, beschenkte Jehoiakim ihn mit einem großen anfänglichen Tribut. Als Nebukadnezar noch einen Tribut verlangte, weigerte sich Jehoisakim, ihn zu bezahlen. Im achten Jahr von Jehoiakims Herrschaft marschierte Nebukadnezar mit seinen Armeen gegen Yerushalayim und belagerte es. Nach einem langen Kampf brach er endlich die die befestigten Mauern und nahm König Jehoiakim gefangen. Nebukadnezar ließ Jehoiakims Leiche über die Mauern in das Tal Gey-Hinnom werfen, wo sie über einem Haufen Müll verbrannt wurde.
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Lukas Bericht
Matthäus Bericht Josiah 651 – 629 v.Chr.
Lukas Bericht
Herrschte über Juda von 659 – 629 v.Chr. König Josiah war der gesalbte Sohn von König Amon. Seine Herrschaft dauerte 31 Jahre. Nachdem die Meuchelmörder seines Vaters hingerichtet wurden, wurde Amon auf Judas Thron gesetzt. Er war acht Jahre alt. Als er vierzehn Jahre alt war, zeugte er Jehoiakim, dessen Mutter Zebidah war. Als er zwanzig Jahre alt war, begann er einen religiösen Feldzug gegen die falschen Götter von Juda. Dieser Feldzug dauerte sechs Jahre. Während der Reinigungsperiode wurden die phallischen Altäre zerstört und die heiligen Orte der falschen Anbetung wurden unbrauchbar gemacht. Yehuways heilige Propheten, nachdem sie die falschen Anbeter gefangen nahmen, verbrannten ihre Leichen über den Altären von Aschera und Baal. Sein Eifer dehnte sich auf das offene Land der früheren zehn Stämme aus. Es war nach dieser Zeit, dass der Hohepriester Hilkiah die ursprünglichen handgeschriebenen Schriftrollen von Mohse entdeckte. Huldah, die Prophetin, warnte ihn vor Babylons bevorstehendem Krieg gegen Juda, aber versicherte ihm, dass er friedlich sterbe, bevor der Krieg beginnen würde. Josiah versuchte, die Behauptung abzuwenden, indem er seinen Feldzug gegen die falsche Anbetung intensivierte. Er streckte seine Hand so weit er konnte aus – er zerstörte die letzten bösen Orte der Anbetung, die Salomon Jahrhunderte früher hatte bauen lassen, und die Steine, die König Jerobeoam in der Stadt Bethel errichten hatte lassen, nachdem der Bürgerkrieg stattgefunden hatte. Trotzdem geschah es, dass eine Rebellion in den assyrischen Provinzen geschah, die Pharao Necho zwang, seinen Vertrag mit den Assyriern zu ehren und zu ihrer Rettung zu kommen, als er angerufen wurde. Josiah wollte nicht, dass die Ägypter den Assyriern halfen. Er fürchtete, dass sie ihre Streitmächte versammeln, dann gegen Yerushalayim marschieren würden, nachdem sie die nördliche Rebellion zerschmettert hatten. Also
Cosham Es gibt keine aufgezeichnete Geschichte über Cosham.
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Matthäus Bericht beschloss er, den Ägyptern auf dem Schlachtfeld von Megiddo zu begegnen. Dort wurde er tödlich verwundet und starb in Jeremias Armen im Hof von Yehuways Tempel. Manasseh 728 – 622 v.Chr.
Lukas Bericht
Beherrschte Juda von 716 – 662 v.Chr. König Manasseh war der gesalbte Sohn von Yechizquiyahu. Er wurde der König von Juda, als er zwölf Jahre alt war. Seine Herrschaft dauerte 55 Jahre. Der Name seiner Mutter war Hephzibah. Ihr Name prophezeite die Rückkehr der Gnade nach Yerushalayim, nachdem Yehuway die historische Eroberung der Stadt durch die bewaffnete Macht Babylons leitete. Während seiner Herrschaft stellte er die falsche Anbetung in Juda wieder her, indem er Prostituiertentempel baute und zu Homosexualität und Baalsanbetung ermunterte. Er lud in die Stadt die Seher von Aschera ein, die Astrologie, schwarze Magie und Dämonenanbetung ausübten. Er opferte seine eigenen Söhne in den Feuerbädern seiner falschen Götter in dem Tal Ben-hinnom und verdarb Yerushalayim viel schlimmer als irgendein König es vor ihm getan hatte, indem er Sodom und Gomorra Konkurrenz machte. Entschlossen, die wahre Anbetung loszuwerden, ließ er seine Soldaten Yesha’yahu gefangen nehmen. Diese Soldaten sägten Yesha’yahus Beine von seinem Torso und warfen seine zerstückelten Körperteile in das Säulenfeuer der falschen Götter. Es geschah, als er schlief, dass eine Schwadron an assyrischen und babylonischen Elitesoldaten sich in seinen Palast schlich und ihn entführte. König Esarhaddon sperrte ihn in den Kerkern von Babylon ein und verlangte ein großes Löseguld für seine Freilassung. Während Manasseh in Gefangenschaft war, bereute er, und während König Assurbanipals Herrschaft wurde das Lösegeld von den Judäern aufgebracht und sie sicherten seine Freiheit von den babylonischen Kerkern. Nachdem Manasseh nach Yerushilayim zurückkehrte, baute er eine dritte Festungsmauer um Yerushalayim. Er
Er Es gibt keine aufgezeichnete Geschichte von Er.
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Matthäus Bericht bewahrte sein Versprechen gegenüber Yehuway und zerstörte alle falschen Götter, die er veranlasst hatte, dass sie im Tempel und auf den Hügeln des Landes errichtet wurden. Er beauftragte die waren Kohanim von Yehuway, den Altar zu säubern, wo er öffentlich bereute und ein Sühneopfer Yehuway für seine Sünden darbrachte. Yechizquiyahu 770 – 717 v.Chr.
Lukas Bericht
König von Juda von 745 – 717 v.Chr. König Yechizquiyahu war der gesalbte Sohn von König Ahaz. Seine Herrschaft dauerte 28 Jahre. Er wurde gekrönter König von Juda, nachdem sein Vater starb. Er wurde ein standfester Anbeter von Yehuway, indem er seine Gesetze und Prinzipien in seinem Herzen aufrechterhielt. Er wie sein Urvorvater David komponierte Psalme und verfasste Sprüche und stellte die Werke seines anderen Vorfahren, Salomon, zusammen. Durch seine Liebe und Ergebenheit kam Yechizquiyahu beinahe zu derselben Schwelle der Größe, die sein Vorvater David mit Yehuway geteilt hatte. In den Jahren, in denen er König war, wünschte Yeshua er, dass assyrische Joch von Judas Nacken zu brechen. Yechizquiyahu beschloss, auf seinen jährlichen Tribut an Die Geschichtsaufzeichnung schweigt über Yeshua. Shalmaneser zu verzichten, der nun Assyriens neuer König war. Yechizquiyahu benutzte den einbehaltenen Tribut, um Yehuways Tempel zu reparieren. Später gab er dem Tempel die heiligen Geräte zurück, die sein Vater für seinen persönlichen Gebrauch in seiner falschen Anbetung anderer Götter gestohlen hatte. Yechizquiyahu gebot seinen Kohanim und ihren Dienern, Yehuways Tempel seine frühere Herrlichkeit zurückzugeben, und nachdem sie ihre Aufgabe vollendeten, wurde der Tempel wieder Yehuway geweiht. Sechs Jahre, nachdem Yechizquiyahu seine Herrschaft begann, zog Shalmaneser gegen Israel. Dieser mächtige König eroberte die nördlichen zehn Stämme, die er in seinem ganzen Reich zerstreute, besiegte für immer ihr Land und zerstörte ihre Stammesidentität. Nach Shalmanesers Tod beschloss sein
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Matthäus Bericht Nachfolger, Sennacherib, der Sohn von Sargon, Yerushalayim während Yechizquiyahus vierzehntem Jahr an der Macht zu erobern. Indem er ihm $13.000.000 zahlte, verzichtete er auf seinen Militärmarsch gegen Juda. Mit der Zeit jedoch wurde er habgierig und wollte den ganzen Reichtum von Juda. Sennacherib versammelte eine große Expeditionstreitmacht und ritt wieder gegen Juda, aber wie die Dinge es wollten, verstand Yechizquiyahu militärische Taktiken und den Gebrauch der Kriegsmaschinerie. Daher sammelte er schnell seine Truppen und begann Wasser in seinen befestigten Mauern zu speichern, zusätzlich grub er eine außergewöhnliche unterirdische Kammer zu dem Teich Siloam, der den Brunnen Gihon verband. Als sich der militärische Oberbefehlshaber der Welt Yerushalayim näherte, sandte Sennacherib seinen Rabshakeh (ein militärischer Botschafter), um Yechizquiyahu zur Kapitulation aufzufordern, worin der Ausspruch „Friss Scheiße, trink Pisse und stirb!“ stammt. Als seine Armee um Yerushalayim lagerte, erhob sich auch Tirhakah, der König von Äthiopien, in Rebellion gegen das assyrische Joch. Sennacherib teilte seine Streitmächte und verpflichtete Tirhakah in dem Schlachtfeld, während sein Rabshakeh einen Feldzug gegen Yehuways heilige Stadt führte. In der Zwischenzeit repräsentierte Yesha’yahu Yehuway vor Yechizquiyahu und prophezeite die assyrische Niederlage und Erniedrigung. In derselben Nacht kam ein einziger Engel, Mikha’el der Erzengel, in das assyrische Lager und tötete 185.000 Soldaten. Am Morgen, als sich der Nebel der Wut beruhigte, stand Rabshakeh seinem König gegenüber und schrieb die nächtliche Niederlage der schwarzen Pest zu, die bei einem mysteriösen Angriff von Ratten gebracht wurde. Später, während Sennacherib Nisroch, seinen heidnischen Gott, anbetete, ermordeten ihn seine eigenen beiden Söhne. Jedoch war das nicht das endgültige Ende. Als die Assyrer Yerushalayim angriffen, entwickelte Yechizquiyahu einen krebsartigen Tumor auf seiner Haut. Yechizquiyahu näherte
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Lukas Bericht
Matthäus Bericht sich Yesha’yahu und bat ihn, bezüglich seines bevorstehenden Todes mit Yehuway zu sprechen. Yechizquiyahu betete fieberhaft die ganze Nacht und sagte, dass er keinen Sohn hätte, um das Salbungsöl weiterzugeben. So verzichtete Yehuway auf das Todesdatum und erhöhte Yechizquiyahus Leben um weitere fünfzehn Jahre. Statt sich zu guten Ideen und Handlungen zu bessern, wurde Yechizquiyahu hochmütig und prahlte übermütig über den Reichtum und Besitz seiner Familie, die sie über die Jahrhunderte angehäuft hatten. Diesen großen Schatz verbarg er in einem geheimen Teil seines Palastes. Eines Tages zeigte er ihn dem babylonischen König Merodach-baladan. Yechizquiyahus himmelschreiende Ankündigung seines persönlichen Reichtums, den er der Herrlichkeit des Genies des Menschen und den Wünschen des Ehrgeizes zuschreib, entflammte Yehuways Wut gegen ihn. Wiederum prophezeite Yesha’yahu, dass Babylon bald erobern und alle Schätze des Hauses David stehlen würde. Yechizquiyahu bereute sein Prahlen und seine selbstsüchtigen Ankündigungen und bat Yehuway, Babylon nicht zu erlauben, gegen ihn oder seinen Söhnen zuzuschlagen. Yehuway gewährte die Bitte. Ahaz 781 – 777 v.Chr.
Lukas Bericht
König von Juda von 761 – 745 v.Chr. König Ahaz war der gesalbte Sohn von Jotham. Als er elf Jahre alt war, zeugte er seinen Sohn, Yechizquiyahu, und als er 20 Jahre alt war, erhielt er das Diadem Eliezer von Juda. Seine Herrschaft dauerte 16 Jahre. Fasziniert von den heidnischen Kulten wurde er ein extremer Teilnehmer Die Geschcihtsaufzeichnung schweibt über Eliezer. ihrer schwarzen Künste. Er beteiligte sich persönlich an Menschenopfern, sogar bis zu demPunkt, seinen eigenen Sohn im Tal Hinnom den falschen Göttern zu opfern. Während dieser bösen Zeit stellten die syrischen und israelitschen Armeen Streitmächte zuzsammen und griffen Juda im Osten, Süden und Norden an. Während dieser Invasion wurden 120.000 Judäer getötet und 200.000 Geiseln
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Matthäus Bericht wurden genommen. Mit Yehuways Eingreifen schaffte es Obed, der Prophet, die Geiseln nach Juda zurückkehren zu lassen, und wieder wurde der davidische Bund eingeführt und erlaubte Ahaz der Stammvater von Yehohshua, dem Mashiach, zu werden. Yesha’yahu, Yehuways Prophet, gab zu dieser Zeit den Judäern den symbolischen Hinweis auf Immanuel, ebenso die Prophezeiung der „65 Jahre“, die unter der Herrschaft von Manasseh begannen, als er von Esarhaddon erobert wurde. Trotzdem missachtete Ahaz Yesha’yahus Worte und bestach Tiglathpileser von Assyrien, ihn von dem syro-israelitischen Feldzug zu retten. Nachdem Tiglathpileser ihn rettete, wurde er ein Vasallkönig unter assyrischem Joch. Ahaz hatte keine Wahl, außer Tiglathpileser zu huldigen. Nach diesem Ereignis begann Ahaz viele böse Dinge auszuüben. Er war es, der in Judäa falsche Götter einführte, die er in Yerushilayim verfielfältigen und vor Yehuways Tempel für das Volk zur Anbetung stellen wollte. Jotham 802 – 762 v.Chr.
Lukas Bericht
König von Juda von 777 – 762 v.Chr. König Jotham war der gesalbte Sohn von König Uzziah. Seine Mutter war Jerusha, die die Tochter von Zadok war. Seine Herrschaft dauerte 16 Jahre. Nachdem sein Vater an Aussatz erkrankte, übernahm Jotahm die administrativen Pflichten des Königs. Er war jedoch kein gekrönter König, bis sein Vater starb. Er setzte die Architektur seines Vaters für das Königreich fort, indem er viele Städte und Festungen ausweitete. Ein Krieg brach zwischen ihm und den Amoritern aus, den Jotham schließlich gewann. Uzziah 845 – 778 v.Chr.
Jorim
König von Juda von 829 – 778 v.Chr.
Matthat
König Uzziah war der gesalbte Sohn von Amaziah. Er begann seine Herrschaft, als er 16 Jahre alt war. Seine Herrschaft dauerte 52 Jahre. Er war auch als Azariah bekannt. Unter göttlicher Anweisung erhob Uzziah eine große Armee, um in die
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Es existiert keine aufgezeichnete Geschichte on Matthat.
Matthäus Bericht südlichen und östlichen Territorien von Juda einzumarschieren. Er eroberte sie für sein Land. Nach diesen Siegen führte Uzziah Krieg gegen die Philister und eroberte sie ebenso. Unter seinem militärischen Genie wurden Kriegsmaschinen konstruiert und Festungen wurden in seinem ganzen Land gemacht. Er schuf eine große militärische Kommandostruktur, die die Operationen seiner Armee unter einer Einsatzgruppe von 2.600 Offizieren und 307.000 herangezogenen Soldaten überblickte. Nach dem Krieg wandte er seine technischen Fähigkeiten der Landwirtschaft zu. Bald schuf er ein neues Netzwerk von Zisternen und Wassertürmen in ganz Juda, was reichliche Entwicklung der Viehbauernhöfe und Schafzucht und die Bebauen und Trauben und Obst erlaubte. Aber sein grandioser Verstand versagte ihm, als die Zeit kam, den Ursprung seiner Intelligenz zu erkennen. Er erlaubte seiner Eitelkeit, ihn zu täuschen. Er begann sich selbst zu täuschen zu glauben, dass er eine besondere Bedeutung bei Yehuway hätte, die größer als die Beziehung Gottes zu seinen Kohanim wäre. Daher verlangte eines Tages Uzziah egoistisch, die priesterlich privilegierten und sanktionierten Aufgaben auszuüben, Weihrauch direkt Yehuway in dem Allerheiligsten zu opfern, wo alle Männer, außer der Hohepriester, nicht eintreten durften. Unbekümmert über den Befehl des Hohepriester, sich aus dem privilegierten Allerheiligsten zurückzuziehen, schlug Yehuway augenblicklich Uzziah mit Aussatz. Verbannt in die Kolonie der Aussätzigen verlor er sein königliches Recht auf Herrschaft.
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Lukas Bericht
Matthäus Bericht Amaziah 883 – 829 v.Chr.
Lukas Bericht
König von Juda von 858 – 829 v.Chr. König Amaziah war der gesalbte Sohn von König Jehoash. Seine Herrschaft dauerte 29 Jahre. Seine Mutter war Jehoaddin und seine Ehefrau war Jecoliah. Bei seiner Thronbesteigung ließ er die Meuchelmörder seines Vaters hinrichten, nachdem er schwach versuchte, Yehuways Anbetung in ganz Juda wiederherzustellen. Wütend auf Hazael für die Plünderung des Tempels und des Palastes erhob er eine Armee von 300.000 Mann und er heuerte zusätzlich 100.000 Söldner aus Israel an, jedoch auf Yehuways Rat verzichtete er auf die Hilfe der Söldner. Nachdem er sie für ihre Dienste entschädigte, zwang Levi Amaziah sie, nach Israel zurückzukehren. In dem Salztal eroberte Amaziah die Es gibt keine geschichtliche genealogische Edomiter und nahm ihre Götter ein, die er Aufzeichnung über Levi. mit sich nach Yerushalayim brachte. In Yehuways Stadt baute er törichterweise den Steinbildnissen einen Tempel, dann ermunterte er die Bürger, sie anzubeten. Als Yehuways Propheten protestierten, ließ Amaziah sie ermorden. Wie es geschah, fühlten die israelitischen Söldner, dass sie um einen Sieg und der Kriegsbeute von dem judäischen König betrogen wurden. Neidisch auf den großen Sieg überzeugten die Söldner ihren König, Hejoash von Israel, in das südliche Königreich einzumarschieren und bei Beer-shemesh Krieg zu führen. Die Israeliten erzwangen sich ihren Weg zu Yerushalayims Stadtmauern, die sie durchbrachen, Yehuways Tempel wieder seiner Schätze beraubten, zusammen mit Geiseln. Eine Verschwörung folgte gegen Amaziah, der schließlich in Lachish ermordet wurde.
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Matthäus Bericht Jehoash 890 – 859 v.Chr.
Lukas Bericht
König von Juda von 898 – 859 v.Chr. König Jehoash war der jüngste Sohn von König Ahaziah. Seine gesalbte Herrschaft dauerte 40 Jahre. Seine Mutter war Zibiah, die in Beer-sheba geboren wurde, wo die Kultanbetung von Astarte ein festes Bollwerk einnahm. Nach Ahaziahs Tod in Megiddo wurde seine Ehefrau, Athaliah, die herrschende Macht in Juda. Nachdem sie ihre Macht festigte, ermordete sie sofort die übrigen Söhne von Ahaziah von seinen anderen Ehefrauen und Konkubinen. Jehoashs Tante Jehosheba, die Angst um das Leben des Babys hatte und die davidische Linie bewahren wollte, stahl ihn heimlich während der Nacht aus dem Palast und rettete sein Leben. Im Allerheiligsten des Tempels zogen sie und ihr Ehemann, Hohepriester Jehoiada, ihn auf und belehrten ihn voll über Yehuways Gesetze. Als Jehoash sieben Jahre alt war, offenbarte der Kohen Hagadol die wahre Identität des Kindes den fünf großen Oberhäuptern von Juda, die zusammen mit 500 bewaffneten Soldaten beschlossen, das Kind als den gesalbten König von Juda zu krönen. Als Athaliah, Jehoashs Großmutter, von der Krönungszeremonie erfuhr, eilte sie zu dem Pferdetor des Tempels und versuchte ihre Beendigung zu verhindern. Dort erschlug sie einer der bewaffneten Soldaten. Bald danach wurde Mattan, der Kohen von Baal, hingerichtet, so wie viele der anderen Baalsanbeter. Ihre phallischen Türme und ihre Prostituiertentempel wurden auch zerstört. Jehoash nahm zwei Ehefrauen für sich und zeugte viele Söhne. Er stellte die beinahe vernichtete Linie Davids wieder her.Unter Jehoashs Regentschaft wurde Yehuways Tempel von den Leviten renoviert und repariert. Doch nach dem Tod des Hohepriesters im Alter von 130 Jahren begannen die Prinzen zum Heidentum und zur Unmoral zurückzukehren. Jehoash, beeinflusst von ihrem extravagantem Luxus und den Praktiken der Heiden, stellte sich auf ihren Lebensstil um.
Symeon Es gibt keine aufgezeichnete Geschichte über Symeon.
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Matthäus Bericht Als Zacharias, Jehoiads Sohn, protestierte, ließ Jehoash ihn ermorden. Nicht lange danach führte Hazael, der syrische König, eine militärische Streitmacht gegen Juda und eroberte es. Hazael plünderte Yehuways Tempel und Jehoashs Palast und ließ ihn und das Königriech verarmt zurück. Eine Verschwörung folgte, wobei zwei der Diener des Königs Jehoiada ermordeten.
Lukas Bericht
Von 905 – 898 v.Chr. die davidische Linie hört auf, in Juda zu herrschen. Königin Athaliah ist die erste herrschende Königin, bis ihr Enkelsohn Jehoash zum König im Jahr 898 v.Chr. gekrönt wird und den davidischen Thron Judas wiederherstellt. Matthäus Bericht Ahaziah 928 – 906 v.Chr.
Lukas Bericht
König von Juda 906 v.Chr. König Ahaziah war der gesalbte Sohn von König Jehoram von Juda. Seine Herrschaft dauerte ein Jahr. Seine Mutter war die Tochter des bösen Königs Ahab und der nymphomanischen Königin Jezebel von Israel. Nachdem sein Vater an seiner abscheulichen Infektion starb, wurde seine Mutter Athaliah der dominante Einfluss auf Juda. Unter ihrer Leitung glich er sich seinem Onkel, König Jehoram von Israel, an. Zusammen griffen sie die syrischen Streitmächte in Ramoth-gilead an. Jehu, Yehuways gesalbter zukünftiger Herrscher von Israel erzwang einen Bürgerkrieg, der unter den nördlichen Stämmen ausbrach. Jehu fand später Jehoram und Ahaziah auf derselben Straße zu ihm reiten. Er griff den israelitschen König an und tötete ihn. Ahaziah jedoch schaffte es zu entkommen, doch wurde er in Shomron von Jehus Soldaten gefangen genommen. Jehu, während er weiter nach Jezreel zog, um Königin Jezebel zu vernichten, begegnete wieder dem judäischen König. Jehu befahl seinen Soldaten, Ahaziah zu töten, aber seine große Schwertkunst erlaubte ihm zu entkommen. In dieser Schlacht wurde er jedoch ernsthaft verwundet. Er schaffte
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Judas & Yosef
Matthäus Bericht es zu entkommen und sammelte die nötige Stärke, um bis Megiddo zu reiten. Dort brach er schließlich zusammen und starb an seinen Wunden. Jehoram 945 – 924 v.Chr.
Lukas Bericht
König von Juda von 912 – 905 v.Chr. König Jehoram war der gesalbte Sohn von König Jehoshaphat. Seine Herrschaft dauerte acht Jahre. In Israel wurde sein Schwager auch Jehoram genannt. Da er außerhalb seines religiösen Glaubens geheiratet hatte, richtete er sich geistig und politisch nach dem Glauben seiner Ehefrau aus. Innerhalb kurzer Zeit nach dem Tod seines Vaters ließ Jehoram sechs seiner Brüder zusammen mit anderen Prinzen von Juda ermorden. Elijah, gesandt von Yehuway, warnte ihn vor der bevorstehenden Rebellion der Provinz Edom gegen Juda, da er sich von der wahren Anbetung abgewandt hatte. Elijah, sogar nachdem er seine Wunder gegen die unmoralischen Heiden vollführt hatte, konnte noch immer nicht Jehoram überzeugen, zu Yehuway zurückzukommen. Die Edomiten eroberten Juda leicht und nahmen Jehorams Ehefrauen und Söhne gefangen. Infolge des heiligen Bundes, der mit König David gemacht wurde, durfte nur Jehorams jüngster Sohn Ahaziah leben. Jehoram starb an einer schrecklichen krebsartigen Infektion in seinen Eingeweiden. Jehoshaphat 971 – 912 v.Chr.
Jonam
König von Juda von 936 – 912 v.Chr.
Es gibt keine aufgezeichnete Geschichte über Jonam.
König Jehoshaphat war der gesalbte Sohn von König Asa. Seine Herrschaft dauerte 25 Jahre. Seine Mutter war Azubah, die die Tochter von Shihi war. Er kämpfte auch gegen die falsche Anbetung und versuchte, dem Volk auszureden, weiter Yehuway an den Altaren anzubeten, auf das es bestanden hatte, auf den Berghöhen und in den höchsten Erhebungen ihrer Besitztümer errichtet zu werden. Dieses irregeführte Volk dachte, dass es für sie ein passender Versuch wäre, ihre Altäre zu bauen, wie Avraham und Yitzchak und
Elakim
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Matthäus Bericht Ya’akov es in ihrer Zeit getan hatten. Sie weigerten sich zu akzeptieren, dass Yehuway darauf bestand, einen zentralen Ort der Anbetung in Yerushalayim in seinem Tempel zu haben. Unfähig, sie davon zu überzeugen, befahl Yehoshaphat seinen Armeen, die behelfsmäßigen Stätten, ebenso die heidnischen Tempel, die weiter in dem Land wucherten, zu zerstören. Unter Jehoshaphats Herrschaft wurde ein besseres richterliches System eingeführt, das erlaubte, dass ein Mann von einer unparteiischen Gruppe von Repräsentanten gewählt wurde, um individuelle Fälle der Übertretungen zu hören und abzuwiegen. Indem er versuchte, sich mit den nördlichen Stämmen zu versöhnen, ließ er unklugerweise seinen Sohn, Jehoram, Ahabs Tochter Athaliah heiraten. Politisch mit Ahab auf einer Seite sollte er ihm bei einem militärischen Feldzug gegen die Syrier helfen, um für Ahab seine eroberte Stadt Ramoth-gilead zurückzuerobern. Micaiah, Yehuways wahrer Prophet, warnte Jehoshaphat, seine Bestrebungen nicht mit Ahab in Einklang zu bringen. Trotzdem missachtete er die göttliche Warnung. Jehoshaphat zog sein bestes Gewand an und zog zu dem Schlachtfeld. Ahab, der auf die Warnung hörte, kleidete sich in Lumpen. Obowhl Jehoshaphat dem schlimmsten Kampf unterworfen wurde, entkam der gerechte König mit seinem Leben zurück nach Yerushalayim, während Ahab tödlich von den Syriern verwundet wurde. Jahre später stellte sich Jehoshaphat auf die Seite des nördlichen Königs Ahaziah in einer Seeexpedition, um Vermögen und Gewürze in Indien, China und Malaysia gegen Yehuways Wünschen zu suchen. Bevor der erste Anker gelichtet wurde, entwickelte sich ein wilder Sturm und zerstörte die große Flotte, die sich im Golf von Aqaba versammelt hatte.
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Lukas Bericht
Matthäus Bericht Asa 1002 – 937 v.Chr.
Lukas Bericht
König von Juda von 977 – 937 v.Chr. König Asa, aus Abijahs 38 Söhnen, wurde der gesalbte Träger des Samens des Mashiachs. Seine Herrschaft dauerte 41 Jahre. Eifrig nach wahrer Anbetung versuchte er, das Land von den Homosexuellentempeln und phallischen Pfählen zu befreien. Seine Großmutter, Maacah, wurde schließlich auch ihres einflussreichen Stuhls enthoben. Zehn Jahre nach seiner Herrschaft begann eine militärische Streitmacht von 1.000.000 Mann, geführt von Zerah dem Äthiopier in Juda einzudringen. In den judäischen Tiefländern, in der Stadt Mareshah, besiegte Asa die Eindringlinge. Fünf Jahre später, unter dem Einfluss von Yehuways Propheten, Azariah, lud Asa mutig die nördlichen Stämme ein, nach Yerushalayim zurückzukehren, um mit ihm in der wahren Anbetung zu feiern. König Basha von Israel verübelte Asa den Aufruf und er stationierte eine militärische Streitmacht in Ramah, wobei er die Reisenden zwang, in ihre Provinzen zurückzukehren. Unklugerweise versuchte Asa, König Ben-hadad von Syrien mit Yehuways Tempelschätzen zu bestechen, um gegen König Bashas nördliche Städte Krieg zu führen, indem er ihm wiederum erlaubte, das Gemäuer aus der Stadt Ramah zu stehlen, um seine eigene südliche Festung gegen Basha zu bauen. Unzufrieden sandte Yehuway Hanani, seinen Propheten, zu Asa, um ihm zu sagen, dass er während seiner Herrschaft nie frei von Krieg sein wird. Wütend sperrte Asa Hanani ins Gefängnis und bedrückte die anderen Propheten, die von Yehuway zu ihm gesandt wurden. Später, als er an der Gicht litt, wandte er sich wieder außerhalb von Yehuways Einfluss um Hilfe, indem er einen ägyptischen Arzt über Yehuways Arzt suchte. Trotzdem wurde König Asas Name unter Yehuways Treuen aufgezeichnet, wie die Namen seiner Vorfahren in den Jahren zwischen Adam und der Flut von Noahs Tagen.
Malea Es gibt keine aufgezeichnete Geschichte über Melea.
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Matthäus Bericht Abijah 1020 – 977 v.Chr.
Lukas Bericht
König von Juda von 980 – 977 v.Chr. König Abijah aus 28 Söhnen von Rehoboam wurde der gesalbte Träger des Samens des Mashiachs. Seine Herrschaft dauerte drei Jahre. Rehoboam hatte Maacah geheiratet, die die Enkeltochter von Davids rebellischem und aufrührerischem Sohn Absalom war. Als Rehoboam starb, wurde Maacah die erste Königinmutter des Königreichs Juda. Unter ihrer Herrschaft wurde das Königreich ein Blutbad des Götzendienstes und des extremen sexuellen Missbrauchs. Unmoral plagte das Land und Nachbildungen von erregierten Penissen wurden in den Boden gesetzt, wobei die sexuelle Anbetung der Gentialien im ganzen Land errichtet wurde. Die heidnischen Tempel von Aschera, die zuerst durch König Salomon errichtet wurden, wuchsen an Beliebtheit und gaben Maacah Glauben, die auch Homosexualität im Land für rechtmäßig erklärt hatte. König Jeroboam war noch immer in Israel an der Macht und nach Abijahs Thronbesteigung und Auflehnung gegenüber Yehuway begann der Krieg wieder zwischen dem Norden und dem Süden. Fünfhunderttausend von Jeroboams Soldaten wurden durch Abijahs Soldaten getötet. Jedoch erlaubte Abijah, dass die heidnischen Tempel auf dem Platz blieben, zusammen mit der Erlaubnis der offenen Homosexualität, die auf den Straßen stattfand. Rehobeam 1038 – 980 v.Chr.
Menna
König von Juda von 997 – 980 v.Chr. König Rehoboam war der gesalbte Sohn von Salomon. Seine Mutter war Naamah, die eine Ammoriterin war. Um die politischen Anspannungen dieser Zeit niederzuschlagen, die sich aus schlecht verwalteter Besteuerung und gebrochenen Verträgen ergaben, wurde Rehoboam gekrönter König von Israel in der Stadt Shechem in der Provinz Shomron. Seine Herrschaft dauerte 17
Mattatha
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Matthäus Bericht Jahre. Während dieser politischen Periode verschlang ein schrecklicher Bürgerkrieg die Nation von Israel und brachte das Land dazu, in das Königreich Juda und das Königreich Israel zu zerfallen. Die Stämme von Benjamin und Levi blieben im Süden, während der Rest im Norden blieb. Jeroboam wurde der erste gesalbte König der nördlichen zehn Stämme, ohne Rücksicht auf seine göttliche Ernennung zum König führte Jeroboam trotzdem das heidnische Ritual der Kalbsanbetung in der Stadt Shechem ein, die ihre religiöse und politische Hauptstadt wurde. Im südlichen Königreich erweiterte Rehoboam die politische Toleranz seines Vaters über sexuellen Freiheit und Prostitution und Homosexualität, zusammen mit nächtlichen Orgien. Wegen dieser großen Sünden erlaubte Yehuway Pharao Shishak in Juda einzudringen und seine Truppen in die heilige Stadt Yerushalayim marschieren und die wundervollen Schätze des Tempels und des Landes stehlen zu lassen. Salomon 1062 – 998 v.Chr.
Lukas Bericht
König von Juda von 1037 – 998 v.Chr. König Salomons ursprünglicher Name war Jedidiah. Seine Herrschaft dauerte 39 Jahre. Er war der zweitgeborene Sohn von Bathsheba, die die Ehefrau von Uriah dem Hittiter (ein beschnittener Proselyt) gewesen war, bevor David ihn reinlegte und ihn in den gefährlichsten Teil der Schlacht von Rabbah gegen die Ammoniter stellte, wo er getötet wurde und so seine Frau freigab, um David zu heiraten. Für eine so ernste Übertretung bezahlte ihr erstgeborenes Kind mit seinem Leben in Übereinstimmung mit dem mosaischen Gesetz Sünde um Sünde. Nachdem Salomon geboren wurde, gebar seine Mutter Nathan, von dem Miryam schließlich abstammte, um Yosefs Ehefrau zu werden und so die verschiedenen Linien von David in eine einzige Linie vereinigte. Im Monat Oktober 1027 v.Chr. vollendete Salomon den Bau von Yehuways Tempel.
Nathan Nathan beginnt die mütterliche Linie, die schließlich zu Miryam, Jesu irdische Mutter führt.
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Matthäus Bericht Er folgte der genauen architektonischen Zeichung seines Vaters, König David, der seine eigenen Geldmittel von einer Milliarde hundertsechsundfünfzig Millionen Dollar für die Tempelsteine und Artifakte beitrug. Dreizehn Jahre später geschah die Vision von Salomon über ein neues Yerushalayim. Die ganze Stadt wurde neu mit Festungen, neuen Regierungsgebäuden und neuen Wasservorratseinrichtungen gebaut. Nachdem die Straßen und Festungen und Gebäude vollendet waren, beschloss Salomon, das ganze Land Israel zu verschönern. Um dieses eitle Unternehmen zu vollenden, versklavte Salomon Kanaaniter und zwang sie, das raue Bauprogramm der anderen Städte seines Königreichs zu unternehmen. Schwere Besteuerungen folgten und alle Stämme wurden gezwungen, sich Salomons intensivem Umstrukturierungsprogramm zu unterwerfen. Ungefähr zur selben Zeit verbündete er sich mit König Hiram aus Tyrus und zusammen sandten sie Expiditions- und Seemächte aus der Hafenstadt Ethiyon-geber am Golf von Aqaba, um mit Gold und Juwelen im Land des südlichen Jemens und der westlichen Mittelküste von Indien zu handeln. Seine persönliche jährliche Einkommensquelle war $256.643.000. Schließlich jedoch brachten seine 700 Ehefrauen und 300 Konkubinen seine göttlich inspirierte Weisheit dazu, gegen böse Dinge zu verderben. Salomons Toleranz für seine heidnischen Ehefrauen und Geliebten erlaubte ihm, in seinem Land Stätten der falschen Anbetung der dämonischen Götter zu bauen und die Anbetung von Aschtoret, der sidonischen Göttin der Fruchtbarkeit, und Chermosh und Milcom und Molech. Nach einer Zeitspanne verurteilte Yehuway Salomons Toleranz religionsübergreifender Anbetung in dem Land, das nur einen wahren Gott haben konnte. Für seine Sünden würde sein Sohn eher ein geteiltes Könrigreich statt ein vereinigtes Land erben. Schließlich wurde Salomons Bedrückung größer und die Besteuerung für sein Bauprogramm wurde beschwerlicher für sein Volk. Als Vergeltung baten die nördlichen Stämme Yehuway, für sie zu vermitteln. Yehuway erlaubte Jeroboam,
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Lukas Bericht
Matthäus Bericht der ernannte Wortführer der nördlichen Stämme gegen Salomon zu werden. Yehuway bestätigte auch Jeroboam als den göttlich gesalbten zukünftigen König des Nordens. Als Salomon dies erfuhr, versuchte er, Jeroboam zu ermorden, aber konnte es nicht. Salomon setzt die väterliche Linie zu Jesus fort.
Lukas Bericht
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Lukas und Matthäus vereint David 1107 – 1037 v.Chr. König von Juda 1077 – 1037 v.Chr. Der größte Könige von allen. Der Melakhim genannt, erster König der Könige. Ein Bund wurde zwischen ihm und Yehuway errichtet. wobei der Messias direkt aus seinen Lenden abstammen würde, um der letzte, ewige Herrscher über die ganze Erde zu sein. Um zu helfen, die Anbetung Yehuways in seinem Königreich zu unterstützen, sammelte David über dreiundvierzig Milliarden Dollar, in Gold und Silber wert, in seinen privaten Schatzkammern für den Tempelbau. Er entwarf persönlich die Pläne, die sein Sohn Salomon vollendete. Er organisierte auch die Leviten in vierundzwanzig Arbeitsklassen im Tempeldienst, außer dem Schreiben von Psalmen und Gedichten und Komponieren von Musik für die Sänger. Nach dem ersten Bürgerkrieg wohnte David in der ersten Hauptstadt des Landes, Hebron, und nach siebeneinhalb Jahren eroberte er die Jebusiter und nahm ihre Stadt für sich ein. Die Stadt wurde zuerst von Shem, Noahs Sohn, kurz nachdem die Flut zurücktrat, besiedelt. David hatte nie Frieden während seiner Lebenszeit. Seine Familie war oft gegen ihn geteilt und versuchte, seine Herrschaft zu stürzen. Er führte nicht nur Krieg gegen seine Söhne, sondern gegen jede Nation, die ihn umgab. Er kämpfte erbitterte Feldzüge gegen die Philister, die Moabiter, die Syrier, die Edomiter, die Amalekiter und die Ammoniter. Er verlor nie eine einzige Schlacht und dehnte sein Territorium nach Norden zum Euphrat und nach Süden zum Fluss von Ägypten aus. Seine Länder beinhalteten Teile des heutigen Yardens, des Libanons und Syriens. Das sind Yehuways verheißene Länder für die Kinder Israels. Jesse 1192 – 1093 v.Chr. Jesse war der Sohn von Boaz. Er hatte acht Kinder. David, sein Siebentgeborener, wurde der gesalbte Mashiach, der Israel in die Unabhängigkeit und Vereinigung führte und die Pläne von Yehuways Tempel zeichnete, um einen einzigen Ort der Anbetung für den einen wahren Gott der Welt zu schaffen. Jesse war ein enorm reicher Landbesitzer, der Tausende Schafe und Rinder hatte. Seine politischen Ambitionen waren hoch und mit Samuel, dem Propheten, arbeitete er auf die Zusicherung, dass sein Sohn David zum neuen König von Israel gemacht wurde. Nachdem Saul und seine eigenen Söhne auf dem Berg Gilboa getötet wurden, und als David Sauls Tochter Michal heiratete, wurde David der gesalbte König von Israel. Obed 1297 – 1187 v.Chr. Obed war der Sohn des betagten Boaz. Obed war halb Moabiter und halb Judäer. Seine Mutter war eine frühere Prostituierte und Priesterin des Baalskults, dessen Gottfigur Chemosh war. Als Obed Davids Großvater wurde, erlaubten ihm die Moabiter, im Mizpeh als Flüchtling vor König Saul zu wohnen. Boaz 1390 – 1293 v.Chr. Boaz war der Sohn von Salmon. Er errichtete seine Familienlinie in der Stadt BeitLechem, wo Jahrhunderte früher Israels Ehefrau Rachel gestorben war, nachdem sie bei Benjamins Geburt einen massiven Schlaganfall erlitt. Wegen Yehuways großer Liebe zu Israel versprach er ihm, dass der größte König der Welt genau an dem Ort geboren werden würde, wo Rachel starb. In Bewahrung dieses Versprechens, als Boaz ein sehr alter Mann war, heiratete er die frühere Tempelprostituierte Ruth, die
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Lukas und Matthäus vereint dem falschen Gott Chemosh, ebenso der moabitischen Fruchtbarkeitsgöttinnen, gedient hatte. Elimelech, Boazs Bruder, war mit Naomi verheiratet gewesen, aber als ihre beiden Söhne Mahlon und Chillion keinen Erben für ihn hinterließen, stimmte Boaz zu, nachdem ein anderer Verwandter sich weigerte, Ruth unter dem Leviratsgesetz zu heiraten (die mit Mahlon verheiratet gewesen war). Naomis pflichtbewusste Schwiegertochter gebar Obed, ihren einzigen Sohn. Salmon 1481 – 1378 v.Chr. Salmon war der Sohn von Nahshon. Er wurde während der Zeit von Mohses Reise durch die Wildnis geboren und nahm an der Eroberung der illegal besiedelten Länder durch die Kanaaniter und durch andere Übertreter teil. Salmon diente direkt unter General Joshua. Er heiratete die kanaanitische Prostituierte Rahab ein paar Jahre, nachdem sie von den Israeliten akzeptiert worden war. Im Jahr 1473 v.Chr. half Rahab zwei israelitische Spione zu beschützen, die sich in der Stadt Jeriocho versteckten. Während die ganze Stadt von General Joshua zerstört wurde, wurde ihr Haus verschont. Salmons viele Cousins hatten eine stolze Geschichte in ihrem Heldenmut und ihrer Standfestigkeit gegen den Feind und wurden Verbündete seines großen Nachkommens, David. Nahshon 1553 – 1437 v.Chr. Nahson war der Sohn von Amminadab. Er war in Sklaverei in Memphis, Ägypten, geboren worden, doch durch seinen Mut und seiner Sensibilität wurde er zum Hauptwortführer und Repräsentanten seines Volkes vor allen Ratangelegenheiten ernannt. Als Mohse bei dem Rat erschien, indem er sich als die messianische Verheißung für das Volk offenbarte, um die Israeliten in die Freiheit in das verheißene Land zu führen, unterstützt Nahshon ihn und seinen Bruder Aharon sofort. Salmons Schwester Elisheba war mit Aharon verheiratet. Diese Heirat zwischen der Königswürde und dem Priestertum war ein übliches Vorkommnis zwischen den davidischen und aharonischen Linien, das Yehoway erlaubte, seinen Anspruch auf beide Funktionen zu rechtfertigen: Kohen und König in der Ordnung von Malki Tzedek. Als der Pharao die zwölf Stämme aus ihrer 120-jährigen Sklaverei freigab, wurde Nahshon von Mohse bestimmt, das Oberhaupt des Stammes Juda zu sein. Nachdem sie das Rote Meer überquerten, nahm er aktiv an der Registrierung der männlichen Personen tiel. Er legte auch einen großen Anteil seines persönlichen Vermögens in die Aufrechterhaltung der Stiftshütte. Er war auch der General seiner eigenen militärischen Divsion in der israelitischen Armee, indem er an der Spitze von 74.600 Mann stand. Es war seine Armee, die als Erste in der Linie in das verheißene Land marschierte. Amminadab 1602 – 1507 v.Chr. Amminadab war der Sohn von Ram. Er wurde in Sklaverei in dem Land Ägypten geboren und lebte lange genug, um das Ende der 430 Jahre der Drangsal seines Volkes zu bezeugen und war am Berg Sinai anwesend, als der Gesetzesbund zwischen Yehuway und den Israeliten gemacht wurde. Er kannte persönlich Mohse und Aharon und war instrumentell in der judäischen militärischen und politischen Formation. Ram („Arni“) 1573 – 1521 v.Chr. Ram, der auch Arni genannt wurde, war der zweitgeborene Sohn von Hezron, der von den Ägyptern in die Sklaverei gezwungen worden war. Seine Brüder waren Jerahmeel
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Lukas und Matthäus vereint und Caleb. Von ihren vielen gemeinsamen Verwandten war Jabez, obwohl nicht in der direkten Linke für das endgültige Erscheinen des Messias, trotzdem unter den ehrenhaften Mitgliedern des judäischen Familienstammbaums, während sie beschäftigt waren, die Grenzen des neu errichteten Landes Israel zu sichern. Yehuway beschützte persönlich Ram vor seinen Feinden. Ram war mit Amram, Mohses Vater, bekannt. Hezron 1624 – 1534 v.Chr. Hezron war unter der ersten Generation, um unter der tyrannischen Peitsche und den Schmähungen der Ägypter zu leben. Er kannte Mohses Großvater Kohath und lebte lang genug, um Mohse bei seinem ersten Versuch, die Israeliten von den Ägyptern zu befreien, versagen zu sehen. Jedoch wusste er, dass Mohse eines Tages für einen zweiten Versuch, die Irsaeliten von den Ägyptern zu befreien, zurückkommen würde, daher bereitete er politisch und militärisch seine Kinder auf diesen Tag vor. Als Hezron sechzig Jahre alt war, schwängerte er Gileads Schwester, die die Tochter von Machir war. Nachdem er sie geheiratet hatte, gebar sie ihm einen Sohn mit dem Namen Segub. Jahrzehnte später wurde sein Sohn Jair der Prinz über 23 Städte in dem Land Gilead. Bevor Hezron starb, schwängerte er seine Ehefrau Abijah, die ihm einen Sohn mit dem Namen Ashbur gebar, der der Vater von Tekoa war. Caleb, Rams direkter Bruder, war Hezrons dritter Sohn von seiner ersten Ehefrau Ephratan. Während ihres Freiheitsmarsches fort aus dem Land Ägypten brachte Caleb die Leiche seines toten Vaters in das Land Israel und begrub ihn auf dem Land, in dem er sich niederließ. Perez 1712 – 1624 v.Chr. Perez war der Sohn von Juda. Tamar, Perez Mutter, war ursprünglich Judas Schwiegertochter. Sie war die Ehefrau von zwei Söhnen von Juda: Er und Onan. Tamar, nachdem sie beide Ehemänner wegen ihrer bösen Taten verlor, legte sie Juda herein, mit ihr Sex zu haben. Dies geschah, weil Juda es vernachlässigte, die Leviratsverpflichtung auszuüben, um sie mit seinem dritten Sohn zu versorgen, nachdem Yehuways Engel seine ersten zwei Söhne für ihre extreme Bosheit hinrichteten. Perez Zwillingsbruder war Zerah. Als sie geboren wurden, erfuhr Tamar ein beständiges Entzücken. Perez biologische Gesichtszüge waren dunkler als die seines Bruders, weil er halb kanaanitisch war. Ungefähr zu dieser Zeit durfte der Rest von Judas Brüdern Mischehen eingehen. Perez starb in Ägypten, bevor seine Nachkommen durch die Pharaos versklavt wurden, die ihrem Verwandten, Yosef, vorgeworfen hatten, ihre Landsmänner an die Hyksos-Barbaren verraten zu haben. Juda 1170 – 1682 v.Chr. Juda war der vierte Sohn von Ya’kov und Leah, die rein babylonisch waren. Er wurde der gesalbte Sohn von Ya’akov wegen seiner standfesten Persönlichkeit und seiner Treue zu Yehuways Prinzipien und liebevollen Weisungen. Sein Bruder Yosef wurde der Wesir der Hyksos-Könige und er war der eine, der als Mittel diente, den ersten allmächtigen Pharao zu schaffen: Pharao Khian. Yosef war über 90 Jahre Wesir und diente unter drei Pharaonen, den Letzten davon zog er in seinem eigenen Heim auf. Juda war immer der Erste der zwölf Brüder, der ihn unterstützte. Nach Ya’akovs Tod kniete sich Yosef vor Juda hin und bestätigte seine göttliche Führerschaftsrolle, sogar über ihm. Ya’akov 1858 – 1711 v. Chr.
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Lukas und Matthäus vereint Ya’akov war der Sohn von Yitzchak, der Rebecca in nördlichen Ländern von PaddanAmram geheiratet hatte. Rachel war die Tochter von Laban, der sein Onkel war. Ya’akov war ein direkter Nachkomme der Babylonier. Sein Zwillingsbruder war Esau, von dem er die Erstgeburtsrechte für sich manipulierte. Ya’akov war ein Genie in seiner Stärke, das Vieh zu behüten und aufzuziehen. Er wurde enorm mächtig und reich. Seine zwölf Kinder wurden ihm von vier verschiedenen Frauen geboren: Leah und Rachel, die er heiratete, und Bilhah und Zilpah, die seine Konkubinen waren. Er wurde direkt von Yehuway gesegnet. Yitzchak 1918 – 1738 v.Chr. Yitzchak war der Sohn von Avraham. Seine Mutter war Sarah. Er wurde geboren, als sie sehr alt war. Während seines Lebens siedelten sich die Philister an den Küsten seines verheißenen Landes an, bevollmächtigt von dem Minos Kreta, um die Gegend um sie herum zu erforschen. Yitzchak stritt mit dem Minos-Repräsentanten bezüglich der Brunnen seines Vaters, die von Avraham als ein Zeugnis seiner Landrechte gegraben wurden. Yitzchak gewann die Auseinandersetzung, indem er einen Friedensvertrag mit dem Botschafter unterzeichnete. Yitzchak wurde ein wohlhabender Mann, der mit seinem Leben zufrieden war. Im Alter von fünfundzwanzig bot er bereitwillig sein Leben als Sühneopfer für Yehuway an, indem er kennzeichnete, dass durch seine Familienlinie der heilige Bund für den Mashiach, auf die Welt zu kommen, um die Menschheit von ihren Sünden zu heiligen, stattfinden würde. Avraham 2018 – 1843 v.Chr. Avraham war der Erste seiner Familienlinie, der das verheißene Land erreichte, das seinem Vater, Terah, offenbart wurde, der ein Babylonier war. Die Babylonier dieses Zeitalters waren die direkten Nachkommen von Shem. Avraham, nachdem sein Vater starb, schloss einen göttlichen Vertrag zwischen ihm uns seinen zukünftigenERben und Yehuway, der zu dem Segen der Menschheit durch die Gegenwart des Messias führen würde. Avraham, nachdem er den ägyptischen König betrog, wurde ein wohlhabender und einflussreicher Führer seines Volkes. Er wurde ein Militärexperte unter der Führung von Mamre, seinem engen Freund. Nachdem Sarah starb, heiratete er Keturah und hatte Söhne mit ihr, ebenso mit seinen anderen Konkubinen. Yitzchak war sein erwählte Erbe. Matthäus Bericht
Genesis, Ruth und 1. Chronika unterstützen Lukas genealogischen Nachforschungen.
Lukas Bericht Terah 2148 – 1943 v.Chr. Terah war der Sohn von Nahor. Er war der Erste seiner Familienlinie, der die babylonische Stadt Ur verließ und nach Westen unter der Führerschaft seines Urururgroßvaters Ebner reiste. Nahor 2177 – 2029 v.Chr. Nahor war der Sohn von Serug. Er hatte sich in Ur niedergelassen. Serug 2207 – 1977 v.Chr. Serug war der Sohn von Reu.
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Matthäus Bericht
Lukas Bericht Reu 2239 – 2000 v.Chr. Reu war der Sohn von Pelug. Pelug 2269 – 2030 v.Chr. Pelug war der Sohn von Eber. Während seiner Zeit geschah eine verheerende Teilung der Sprache der Menschheit und trennte für immer eine Familie von einer anderen Familie. Nationalismus begann zusammen mit seinen schrecklichen Folgen zu existieren. Die drei Rassen der Menschheit wanderten auch voneinander weg und ließen sich in Afrika, dem Orient und in Nordasien und in Westeuropa nieder. Eber 2303 – 1839 v.Chr. Eber war der Sohn von Shelah. Er war ein großer Forscher, der der Erste war, der den Euphrat auf der Suche nach dem verheißenen Land überquerte. Er beeinflusste Terah, sich ihm bei seiner letzten Reise anzuschließen. Shelah 2333 – 1900 v.Chr. Shelah war der Sohn von Arpachshad. Er war die zweite Generation, die auf der neuen Erde geboren wurde, die nun unter den sichtbaren Sternen des Universums war, was seine Brüder veranlasste, die wahre Anbetung und Achtung vor Yehuway aufzugeben, um die Sterne der Himmel anzubeten und anzustarren. Die Dämonen beeinflussten die Menschheit, astrologische Studien zu schaffen und die Namen der Sterne zu personalisieren. Arpachshad 2368b – 1930 v.Chr. Arpachshad wurde zwei Jahre, nachdem die Sintflut sich von den höchsten Stellen der Erde zurückgezogen hatte, geboren. Viele neue Seen und Flüsse wurden aus der Erde während seines Lebens gebildet, und zum ersten Mal in der menschlichen Geschichte waren die Wolken nicht so dicht wie sie es gewesen waren, indem sie dieser ersten Generation die Sterne über dem Firmament der Erde enthüllten. Zum ersten Mal auch
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Lukas Bericht konnten die ultravioletten Sonnenstrahlen direkt auf der Erde auftreffen. Statt des diffusen Lichts hatte nun die Menschheit das direkte Licht mit allen seinen gefährlichen Konsequenzen. Shem 2468 – 1868 v.Chr. Shem war der zweitgeborene Sohn von Noah. Er war Malki Tzedek, dem Avraham begegnete, und der ursprüngliche Planer der Stadt Yerushalayim. Durch ihn wurde die Verheißung des Messias gegeben, die folglich an seine Nachkommen und an Yitzchak weitergegeben wurde, dem wahren gehorsamen Anhänger in Yehuways Vision der Rettung für die Menschheit und ihren Übertretungen. Noah 2970 – 2020 v.Chr. Noah war der Sohn von Lamech. Er war Yehuways größter Prophet und unter seinen geschätztesten Freunden. Wegen seiner peinlich genauen Haltung darüber, Yehuway selbstlos und in erster Linie zu dienen, wurde die Menschheit vor der totalen Vernichtung gerettet. Während seiner Jahre war die Erde erheblich verderbt. Yehuways Engel, unter Satans Führerschaft, verließen ihr geistiges Heim und genossen die Umgebung der Erde. Diese bösen Engel materialisierten sich zu Menschen und sie nahmen sich die Frauen der Erde, um sich mit ihnen zu paaren. Die unnatürlichen Mischlinge und Mutanten der Engel und irdischen Frauen wurden „Nephilim“ genannt. Diese mächtigen Männer missbrauchten weiter die natürlichen Kinder der Erde und brachten sie schließlich dazu, ihrer Bosheit zu folgen und Yehuways Prinzipien zu missachten. Nur Noah hielt seine Loyalität und sein Vertrauen zu Yehuway aufrecht. Jahrzehntelang predigte Noah der Menschheit Wahrheit und Rettung, aber sie ignorierten ihn. Am letzten Tag von Yehuways Predigt zur Menschheit führte er Noah, seine Familie und auserwählte Tiere in die Arche der Zuflucht. Über 4 Milliarden Männer, Frauen und Kinder kamen in dieser Sintflut um. Die Sintflut war weltweit und
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Lukas Bericht bedeckte den höchsten Berg mit 22 Fuß Wasser. Lamech 3152 – 2375 v.Chr. Lamech war der Sohn von Methuselah. Er wusste von Adams Übertretungen gegen Yehuway und durch seine Gebete kam der Messias seiner Welt in Form von Noah, der die größere messianische Hoffnung an Yehohshua weitergab. Sein Name wurden in den genealogischen Aufzeichnungen festgehalten, nicht nur als ein Zeugnis, Yehohshuas Vorfahre zu sein, sondern auch als ein Zeugnis, dass seine Integrität und Standfestigkeit gegenüber Yehuway ihm das Vorrecht der Auferstehung erlaubte, wohingegendie Milliarden anderen Menschen, die während seiner Zeit lebten, nicht gerufen werden würden, um vor dem Buch des Lebens zu stehen. Methuselah 3339 – 2370 v.Chr. Methuselah war der Sohn von Enoch und hatte die Bestimmung, länger als irgendein anderes menschliches Wesen auf der Erde zu leben. Er arbeitete neben Noah in seinem Predigtwerk und half bei der Arche. Er starb fünf Jahre, nachdem sein Sohn starb, nur einen Monat vor der Sintflut. Sein Name ist natürlich in dem Buch des Lebens. Enoch 3404 – 3036 v.Chr. Enoch war der Sohn von Jared und die siebentgeborene Generation des Menschen von der Zeit Adams. Er wurde von den Engeln, die zur Erde kamen, um mit den Frauen der Menschen Sex zu haben, zurückgewiesen und er widersetzte sich ihnen aktiv. Sehr zu seiner Bestürzung wandte die Welt seinem Predigtwerk ein taubes Ohr zu. Nach einer langen, sinnlosen Zeit bat Enoch insgeheim, dass er in einen Zustand des Stillstands versetzt werden sollte, bis zum Ruf der Auferstehung. Yehuway gewährte ihm diesen Wunsch und ließ seinen materiellen Körper von der Erde verschwinden. Dies geschah, als Enoch 365 Jahre alt war, was symbolisierte, dass Enoch unter die
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Lukas Bericht Vollkommensten der Menschen während seiner Generation gezählt wurde. Die Substanz und die Erinnerungen an Enochs Persönlichkeit werden von Yehuway in seinen unendlichen Membranen bewahrt und warten auf die Zeit der Erinnerung an seine Charaktereigenschaften. In der Glut von Enochs kamen Yehuways Worte zur Welt. Jared 3566 – 2604 v.Chr. Jared war der Sohn von Mahalalel. Sein Name wird als ein Zeugnis für seine standfeste Integrität und Loyalität zu Yehuway aufgezeichnet. Milliarden anderer, die neben ihm gelebt hatten, werden ewig vergessen sein und sind nicht der Erweckung während dem Trompetenruf in den tausend Jahren der Lehre und Auferstehung unterworfen. Mahalalel 3631 – 2736 v.Chr. Mahalalel war der Sohn von Kenan. Sein Name wird als ein Zeugnis für seine Rechtschaffenheit aufgezeichnet. Kenan 3701 – 2791 v.Chr. Kenan war der rechtschaffene Sohn von Enosh. Enosh 3791 – 2886 v.Chr. Enosh war der Sohn von Seth. Während seiner Zeit wurde der Abfall gegen Yehuway die beliebte Tendenz der Kultur. Missbrauch von Yehuways Namen war üblich, ebenso das Fluchen und Eide auf seinen Namen ablegen. Viele Menschen auf der Erde gaben Yehuway die Schuld für ihre Probleme und verfluchten ihn und seine Unfähigkeit, ihre persönlichen Wünsche auszuführen, die oft zu Yehuways Gesetze und Vorsätze im Gegensatz standen. Götzenanbetung begann ebenso die Erde zu entweihen. Seth 3896 – 2984 v.Chr. Seth wurde ungefähr ein Jahr, nachdem sein älterer Bruder Abel von seinem älteren Bruder Kain ermordert worden war, geboren. Abel starb kinderlos.
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Lukas Bericht Jahrzehnte später baute Kain, in ständiger Furcht um sein Leben, die erste Stadt auf der Erde. Kain errichtete eine hohe Mauer um seine Häuser. Seth wurde ein Außenseiter zu der Menge der Menschen, die sich um Kain versammelten. Rechtzeitig wurde die ganze Sippe von Kain von Yehuway in der Sintflut vernichtet, während die Nachkommen von Seth überlebten, indem sie zu dem erwarteten Mashiach führten. Adam 4026 – 3096 v.Chr. Adam, der Urvater, wurde von Yehuway Gott aus dem roten Lehm der Erde erschaffen. Jedes einzelne Element, das auf der Erde existiert, existiert in der Menschheit. Er wurde erschaffen, um für immer auf der Erde zu leben, ohne je Tod oder Krankheit zu erfahren. Zwei Bäume wurden im Garten Eden für ihn errichtet: der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Der erste Baum hielt die perfekten chemischen Ausgewogenheiten, die für Adam notwendig waren, um das Leben für immer fortzusetzen, während der Zweite die symbolische Bezugnahme auf Adams Loyalität wurde. Dies wurde von Yehuway und Mikah’el dem Erzengel beschlossen, da sie den Menschen für seine Standfestigkeit Yehuway gegenüber prüfen mussten, da der erste Mensch die volle Fähigkeit hatte, über seine Handlungen vernünftig nachzudenken und Entscheidungen zu treffen. Adam wurde mit großer Kreativität und der Freiheit der Wahl betraut. Seine Verantwortung war, die Erde zu kultivieren und in vollem Frieden und in Harmonie mit allem darin zu leben. Zu dieser Zeit gab es keine Erdbeben oder bösartige Raubitere oder tobende Fluten oder zerstörerische Winde. Die ganze Erde war mit einem Wolkendampf eingehüllt und beschützte sie vor den schädlichen ultravioletten Strahlen. Nach mehreren Jahren des Alleinelebens erschuf Jehuway aus Adams Rippe eine Gefährtin für ihn. Ihr Name war Havva. Weil sie nicht vollkommen in Yehuways Ordnungsbegriffe ausgebildet war, konnte Satan sie betrügen und manipulieren,
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Lukas Bericht Yehuways Vertrauen zu verraten. Adam, der Angst hatte, seine Gefährtin zu verlieren, wurde gleichermaßen das Opfer von Satans Arglist. Yehuway und Mikha’el der Erzengel, die das ganze Ereignis bezeugten, entschieden sich zu einem berichtigenden Kurs, um die Menschheit in ihren ursprünglichen Zustand der Unschuld zurückzuversetzen. Nach der Vertreibung aus dem Garten Eden wurde Adam gegenüber Yehuway verbittert und weigerte sich, seine Kinder über den wahren Schöpfer zu belehren. Abel war der Erste, der Yehuways Barmherzigkeit wiederentdeckte und über seinen Plan der Rettung für die Menschheit erfuhr. Satan, der versuchte, die wahre Anbetung auszurotten, verleitete Kain, Abel zu töten, doch später begann auch Seth über den göttlichen Plan zu erfahren. Seth gab den messianischen Samen an Prinz Yosef und Prinzessin Miryam, die Yehohshua der Welt darbrachten. Gott Gott begann seine Existenz in einer nicht aufzeichenbaren Zeit und seine Existenz setzt ohne Ende fort. Zum Zweck dieses Buches ist Gottes Name Yehuway, aber die Bezeichnung Jehova ist auch akzeptabel. Gott wird auch liebevoll mit den Titeln El Shaddi, El Elyon, El-roi, Adonai-yireh und El-eloheYisrael bekannt. Das Wort Adonai wird oft anstelle von Gottes Namen, Yehuway, benutzt. Ein anderer beliebter Titel ist das Alpha und das Omega. Der Name Yehuway bedeutet: „Ich werde mich als seiend erweisen“. „Ich bin, der ich bin“ wird auch populär anerkannte. Der Name seines irdischen Sohnes ist Yehohshua, was bedeutet „Yehuway ist Rettung“. Yehuway ist nicht Yehohshua Mashiach (Jesus Christus). Als Gott die Erde begründete, tat er es durch seine eigenen Bemühungen. Seine erste direkte Schöpfung war Mikha’el der Erzengel, der später als Yehohshua bekannt wurde. Dieser Erzengel war die einzige Schöpfung, die direkt aus Yehuways eigenem Wesen kam. Danach wurde Mikha’el der Erzengel ermächtigt, den Rest von Yehuways
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Lukas Bericht Vision im ganzen Universum auszuführen. Mikah’el war weder ein Mitregent noch ein Mitschöpfer, sondern war der verantwortliche Bevollmächtigte, um zu sehen, dass Yehuways Wort erfüllt wurde wie er es zu ihm gesprochen hatte. Nachdem die Engel und die Seraphim und Cherubim erschaffen wurden, kam die Erde mit ihrer Teilung zwischen Tag und Nacht ins Dasein. Zu dieser Zeit exisitierten die Sonne und der Mond noch nicht. Das Leuchten zwischen Tag und Nacht kam von Yehuways eigener Macht. In der zweiten Schöpfungsperiode wurde eine Ausdehnung zwischen der soliden Erde und dem Universum geschaffen. In dieser Periode gab es zwei Ozeane von Wasser: die klare Flüssigkeit auf der Erde und ein weiter Wolkenbaldachin, der über der Erde herrschte. In der dritten Schöpfungsperiode erhob sich trockenes Land aus den Tiefen der Ozeane und Vegetation brach aus der Oberfläche der Länder. Es gab weder Sonne noch Mond noch Sterne. Die Sonne und der Mond und die Sterne erschienen während der vierten Schöpfungsperiode. Licht geht von der Erde fort, nicht zu ihr. In der fünften Schöpfungsperiode kamen die Fische und Vögel ins Dasein. In der sechsten Periode kamen die Landtiere, dann der Mensch. Die siebente Periode dominiert nun. In dieser Periode steht die Frage der Souveränität und Erläsung auf dem Spiel
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Kapitel 7 Yehohshua Nun beginnt die Chronologie von Yehohshua Mashiach. Unbetitelter König von Judäa, 29 – 33 n.Chr. Titulierter König des Universums der 1. Stunde des 7. Tages des Gerichts bis zur Endzeit. Im achten Monat des hebräischen Jahres, Heschwan, begann die trockene Jahreszeit. In den östlichen Abhängen der judäischen Berge wanderte ein einsamer Mann. Der Schatten seiner Gestalt kroch langsam, um den Schatten der wenigen Bäume zu begegnen, die vor ihm wuchsen. Vor tausend Jahren, als er und seine Freunde, die spirituellen Boten von Yehuway, in derselben Gegend wanderten, wuchsen hunderttausend Zedern. Hundertmillionen Grasblätter beugten sich dem Wind und eine Milliarde Blumen umgab Gruppen von Akazien und Tamarisken. Dann trieben die Kontinente weiter nordöstlich und die üppigen Tropen von Saudi-Arabien und Mesopotamien und den weiten Savannen von Ägypten und Nordafrika gaben den wilden Winden nach, die die obere Erde entfernte und die Berge pulverisierte. Sandschichten begruben die Flüsse, Ströme und Täler. Und die Engel wunderten sich über die Veränderung der Kontinente. Was üppig gewesen war, wurde heiß und trocken. Was warm gewesen war, wurde zu einem kalten Ödland. Was eine Insel gewesen war, wurde der Rand einer weiten Landschaft. Was der Spielplatz des Ozeans gewesen war, wurde der höchste Berg der Welt. Der Menschensohn ließ seinen Umhang auf den harten, unnachgiebigen Boden fallen, damit er sich darauf ausruhen konnte. Oben verflochten sich die dornigen Zweige eines Akazienbaumes mit den Zweigen der benachbarten Bäume. Ein paar Pelikane hatten einst in der verhedderten Spitze genistet, und als er es von vorne sah, schien es, dass das Nest auf dem Haufen eines chaotischen Verstoßenen der Natur war. Doch als Yehohshua auf die ineinander greifenden Äste blickte, vergegenwärtigte er sich leicht, wie sie durch einen ordentlichen Prozess die Jahre hindurch ineinander wuchsen. Was kein Mensch mit seinen Augen bezeugen konnte, sah er deutlich. Als er auf seine Umgebung blickte, entdeckte er den fast unbeschreiblichen Beweis einer Stachelschweinfamilie, die einst in der schützenden Höhle des Baumstammes gelebt hatte. Indem er das Sonnenlicht von seinen Augen ablenkte, schaute Yehohshua wieder auf das verwirrte Dickicht der belaubten Äste, die ihm eine geringe Zuflucht vor der überwältigenden Hitze des Tages verschaffen würden. Er machte einen tiefen Atemzug und berührte sorgfältig die weichen, fedrigen Blätter, auf deren Spitzen Hügel von wohlriechenden gelben Blüten wuchsen. Aus ihrer Mitte liefen gebogene Hülsen spitz dem Boden zu. Er berührte die Dornen und prüfte die scharfen Spitzen. Aus diesen Bäumen bauten die Israeliten die Bundeslade, in die Mohse die zwei Steine legte, die ein zweites Mal mit Yehuways eigenem Finger beschrieben wurden, nachdem Mohse die 310
Ursprünglichen nach dem rebellischen Volk geworfen hatte, ebenso die Originalschriften der Gesetze. Im Tempel wurden der Schaubrottisch und die Altäre auch aus diesen Bäumen gemacht, ebenso die Säulen, die den großartigen Parokhet4 im Allerheiligsten hielt. Er brach einen Stängel ab und schaute zu, wie das Gummiarabikum aus den Ästen tröpfelte. Als er sich nach vor beugte, stach ihn ein Dorn in die Stirn und riss seine Haut auf. Er rieb das Blut zwischen seinen Fingern und blickte schweigend darauf. Gerade dann blies ein heißer Windhauch auf ihn und trocknete seine Kehle aus. Er schluckte hart und der Speichel befeuchtete seine Kehle. „Abba“, flüsterte Yehohshua, als er seine Hand ausstreckte, „ich bin hier, um meine Seele für dich zu betrüben. Ich wünsche nicht, dass die Welt mich sieht, bis ich völlig weiß, dass ich klar von jedem Rückstand der Sünde bin, die vielleicht in meinen Sinn eintritt. Ich wünsche, dir, Abba, meine Sorge um meinen Zustand darzubringen und dir mich dir darzubringen, nachdem meine Reue vollkommen ist. Nimm mich bitte als den Ausführenden deiner Worte an, um alle Menschen von deiner wunderbaren Absicht zu lehren, sie von dem Leiden zu befreien und für sie eine neue Ordnung zu setzen, wo Harmonie und Ausgewogenheit für immer herrschen werden.“ Durch die intensive, einsame, langatmige Schwärze der Nacht konnte er die Eulen so deutlich sehen wie sie ihn sahen. Er konnte die Raubtiere so leicht riechen wie die Gazelle den Löwen roch. Doch während dieser erhöhten Einsamkeit, als Schlaf ihn schließlich überwältigte, schlief er so behaglich und so sicher wie die Schafe unter der emsigen Obhut der Hirten. Am Morgen, als der Schatten der Baumäste sich von Yehohshuas Augen fortzogen, knurrte sein Magen. Er wurde hungrig. Er dachte an die Zeit seines Vorfahren Noah, der der erste Mensch war, der rechtmäßig Tiere essen durfte, die er wollte, so lange das Blut vollkommen aus dem Inneren ausgegossen wurde. Er dachte, wie es notwendig für seinen Vater, Yehuway, geworden war, sein erwähltes Volk aus dem Rest der Welt hervorzuheben, da es durch das Volk sein würde, dass der verheißene Same zur Welt kommen würde. Als Yehohshua in den Himmeln als Mikha’el der Erzengel wohnte, wurde eine Ratzusammenkunft einberufen. Yehuway sagte: „Ich habe beschlossen, dass die Vorfahren des messianischen Samens vom Rest der Menschheit hervorgehoben werden müssen. Die Träger des wahren Samens werden hervorgehoben durch die Beobachtung der Gesetze, die ich vor sie lege. Die Menschen, die mir gehorchen und mir folgen, werden von allen anderen durch Einweihungsriten der Beschneidung und der Nahrung, die ich ihnen erlaube, in ihren Körpern aufzunehmen, abgesondert werden. Ich gab Noah Erlaubnis, Fleisch zu essen, aber nun werde ich dieses Gebot verfeinern, so dass die Träger des Samens eine besondere Nahrung essen werden. Es wird ihnen nicht erlaubt sein, 4
Vorhang
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Dachse, Kaninchen, Schweine, Reiher, Kamele, Welse, Garnelen, Löwenfleisch, Bärenfleisch, Hundefleisch, noch Wiedehopf zu verzehren.“ Yehohshua rieb seine Augen und klärte den verweilenden Schlaf aus seinem Verstand. Er starrte auf die kahlen, abgerundeten Gipfel der judäischen Berge. Er ging zu einer privaten Stelle und grub ein Loch hinter mehreren Felswänden, die ein fernes Tal überblickten. Indem er sich über das Loch hockte, ließ er seine Exkremente frei und bedeckte sie mit einer dicken Lage Erde, wie es das mosaische Gesetz verlangte. Vor Tausenden Jahren hatte er das ferne Tal, bedeckt mit einem Baumbaldachin, gesehen. Er war inmitten des fruchtbaren Waldes gegangen und hatte mit den Gazellen und Ziegen gespielt. Die Erdregion, auf der er stand, drehte sich den erhellenden Strahlen der Sonne zu. Yehohshua konnte deutlich die tiefen Schluchten und Klüfte des Wildbachtals sehen, die geduldig auf sein Kommen warteten. Von dort, wo er stand, begann das Gelände, das zu dem Salzsee führte, in die tiefe Schlucht abzusteigen, indem es beinahe 4.000 Fuß zu den liebkosenden Wellen abfiel, das die Städte Sodom und Gomorra verbarg. Städte, die er und Gabriel und ein dritter Engel vor Jahrhunderten völlig zerstört hatten. „Homosexualität, Unmoral und die Darbringung der Gebete zu Steinen und Symbolen machen mich wütend“, sprach er zu der eingreifenden Wüste. „Solche rebellischen Dinge sind sinnlose und nutzlose Versuche, seine Identität zu einem glücklichen Verlauf zu lösen zu versuchen. Rebellion gegen Gottes Vorsatz dient nur, um Satans Eitelkeit zu fördern. Satan, dessen wahrer Name für immer aus der Erinnerung gelöscht ist“, fuhr Yehohshua fort. „Er, der der zweite Erschaffene nach mir ist und der aus Gier und Eitelkeit wollte, dass die Welt ihn statt den Schöpfer anbetete. Satan, er, den ich nun in der Form von Fleisch mit den Einschränkungen des Fleisches und mit den Begierden des Fleisches gegenübertreten muss.“ Yehohshua fühlte seinen muskulösen, tief gebräunten Arm. „Kann ich im Fleisch den bösen Geist besiegen? Mein Körper mag stark sein, aber wie stark ist mein Verstand, um der Versuchung zu widerstehen?“ „Was ist besser?“ beantwortete ein Flüstern seine Frage, „ein starker Körper mit einem schwachen Verstand oder ein schwacher Körper mit einem starken Verstand? Können nicht beide Rettung durch beharrlichen Gehorsam zum Gesetz erlangen? Es ist würdiger – ein König dem Gesetz unterworfen oder ein Sklave dem Gesetz unterworfen? Sind sie nicht beide vor meinem Gesetz gleich?“ „Warum wandere ich durch dieses leere Land?“ fragte Yehohshua die flüsternde Stimme. Die ganze Summe deiner Gegenwart in diesem Land ist, meinen Feind zu suchen: der Gesetzesübertreter und Erfinder der Lügen und Manipulationen und listigen Plänen. Die Menschen sollten nicht denken, dass ich mitfühlend und vergebend und liebevoll und freundlich zu dem rebellischen Volk bin, das sich gegen mein Gesetz richtet. Ich werde sie vernichten. Zuerst jedoch will ich, dass die Menschen der Erde eine Gelegenheit haben, Liebe und Mitgefühl und Freundlichkeit zu lernen. 312
Jedoch, was für eine Barmherzigkeit kann ich auf jene ausdehnen, die meine Autorität und freundlichen Rat ablehnen? Die Beharrlichkeit von Satans Gegenwart sucht die Menschheit ihre Ergebenheit zur Wahrheit auszureden, zur Versklavung falscher Werte und sinnloser Gebete, die auf die Ohren von Steingöttern fallen. Bewahre, mein Sohn, mein Schilo. Beweise für immer, dass Satan unfähig ist, alles Fleisch zu verderben. Sonst werde ich meine Änderung ausüben und alles und jeden, der sich mir widersetzt, vernichten. Es wird werden, als ob nichts je existiert hätte. Niemals ist eine solche Schwärze gesehen worden.“ Yehohshua berührte seine Beine. Sie waren stark, wohl geformt. Sein Brustkorb war gut abgegrenzt und sein Bauch war straff. Sein Rücken und seine Schultern regten Menschen an, ehrfürchtig vor ihm zu sein. „Was für einen Sinn hat ferne Bewunderung, wenn die Versuchungen der Welt direkt vor einem stehen?“ fragte die Stimme leise. „Oh, erinnerst du dich an Indien?“ fuhr Yehuway fort. „Dort in der Stadt Cochin, du sondertest dich ab, um die Tiefen des Bewusstseins zu erforschen. Erkennst du nun, wie der Verstand fähig ist, die Menschheit in Illusionen zu täuschen, die in Nebeln der Fantasie wohnen? Wenn der Verstand mit der unvermeidlichen Realität der Wahrheit konfrontiert ist, kann er zittern, in einen gequälten Mikrokosmos von etwas einbrechen, das kaum der Persönlichkeit der Person, die den Irrglauben hat, ähnelt. Die Spannungen, die Probleme, das Enthüllen und Abblättern der Gedanken – für wen waren diese geheimen Bekenntnisse der Dinge zu abscheulich, um sie auszusprechen? Was für ein Mensch will einem anderen die Schrecken seiner Seele offenbaren, die Handlungen seiner Hände, die Visionen seines Verstandes, der ihn zwang, Böses zu tun?“ Das Flüstern beruhigte sich. Dann dachte Yehohshua an die griechischen Kaufleute, die mit den römischen Seeleuten nach Thailand und Burma reisten, und die griechischen Söldner, die kurz bei Cochin lagerten, bevor sie nach China zogen, um ihre Kraft an die Karawanenmeister zu verkaufen, um die Seide und die Gewürze zu beschützen. „Griechische Ideologie befällt judäische Gedanken“, sagte Yehohshua. „Die Griechen wollen, dass Männer und Frauen ihre bösen Gedanken in geheimen Gewölben auszudrücken. Sie denken, dass sie von sich den unterbewussten Griff des Bösen durch interne Analyse und Selbstversunkenheit erleichtern können. Die östlichen Heiden wünschen auch eine heimliche Zuflucht, wo sie ihre Sünden zu Steinbildnissen flüstern können und irgendwie folgern, dass Vergebung ihnen wiederum für finanzielle Bezahlung gewährt wird. Warum kann der Sünder nicht sehen, wie einfach es ist, um Vergebung zu bitten und Erlösung zu erlangen? Bevor ich meinen physischen Körper dem Tod übergebe, muss ich alle Prophezeiungen erfüllen. Ich muss dem mosaischen Gesetz gehorchen, das eine Sühne verlangt – ein Lösegeld, das dafür sorgt, dass die Sünde einer Person zu einem unschuldigen Opfer übergeht: eine Taube, ein Schaf, eine Ziege. Dieses symbolische Bild, das ich für die Menschheit vorgeben soll, wurde von Yehuway liebevoll begründet. Wie kommt es, dass die P’rushim nicht wahrnehmen können, dass die 313
Sühne, die von Mohse eingeführt wurde, eine vorübergehende Erleichterung war, bis ich beständig von ihnen alle Unzulänglichkeiten der Sünde entferne? Was ist ein Opfer, außer ein Symbol einer größeren, beständigen Sühne, die kommt? Wie kommt es, dass die P’rushim und Tz’dukim das vergessen hatten?“ Yehohshua presste seine Lippen zusammen und schüttelte seinen Kopf. „Die vierundzwanzig Häuser von Aharon“, beantwortete die Stimme seine Gedanken, „waren durch Traditionen beansprucht worden und sie versagten, in Verbindung zu bringen, dass die Sünde sich nicht aus der Menschheit selbst entwickelte, sondern dass sich die ursprüngliche Sünde aus dem Erzfeind, Satan, entwickelt hatte. Satan! Ich verwirke deine Existenz. Du musst vernichtet werden. Yehohshua, du hattest mir geschworen, Satan anzuketten und aus dem Universum zu entfernen. Total. Ohne Bedauern. Ohne Pause. Ich heilige dich für einen solchen Auftrag. Beweise, dass Satan ein Lügner ist, um deinen Schöpfer zu rechtfertigen. Yehohshua!“ wurde das Flüstern zu einem Tosen. „Bist du bereit, die Aufgabe auszuführen? Vor über zweitausend Jahren schloss ich, der Schöpfer des Universums, die Rampentür zu Noahs Arche und rettete nur seine Familie ausschließlich von den drei Milliarden Männern, Frauen und Kindern der Erde, weil du mir sagtest ‚Die Menschheit ist der Rettung würdig.’ Seit die Gewässer zurückgingen, hat mein Feind in die Kinder von Noah ‚Wendet auch von Yehuway ab’ geflüstert. Doch er und seine Kinder durch die Lenden von Juda weigerten sich, auf ihn zu hören. Rette sie für mich, um sie zu umarmen.“ Das Tosen wurde leiser. Eine kühle Brise berührte Yehohshuas Wangen. Sein Haar flatterte im Wind und die Rückseite seiner Kleidung bauschte sich auf, als ob es Flügel eines Engels wären. „Yehohshua, schließe deine Augen. Befreie deinen Verstand und kehre zu den Jahren zurück, als Satan und seine dreiundreißig Millionen Dämonen auf der Erde als materialisierte Wesen umherstreiften. Sie überredeten leicht Männer und Frauen und Kinder, gegen deinen Vater, den Schöpfer des Universums, zu rebellieren. Nicht zu weit weg von Enochs Stadt und den anderen illegal erbauten Städten konnten die Menschen meine zwei Cherubim sehen, die den Eingang beschützten, der zum Garten Eden führte, den ich für Adam und Havva bepflanzte. Wegen ihrer Sünde nahmst du Adams Hand und führtest sie zu dem Land, das ich austrocknete und unwirtlich machte. Doch das Innere des Gartens blieb saftig und nass. Erinnere dich an die Knochen von Hunderten Männern und Frauen, die um die Grenzen des Gartens lagen und ihre fehlgeschlagenen Versuche, das verbotene Gebiet zu betreten, bezeugten. Alle Engel dieser Zeitspanne konnten sich unter den Menschen materialisieren. Mit ihren fleischlichen Körpern umarmten die rebellischen Engel die Frauen, um mit ihnen Sex zu haben. Die bösen Engel durchdrangen die Vaginas irdischer Frauen mit ihren Penissen und kamen in ihnen zum Höhepunkt, indem sie die Töchter der Menschen 314
befruchteten. Sie züchteten Mischlingsnachkommen: die Nephilim. Ungleichen ihrer Väter jedoch konnten diese Nephilim ihren fleischlichen Körper nicht loswerden, um in die spirituelle Welt zurückzukehen. Diese Mischlinge waren stärker als der Rest der Menschheit. Sie quälten die anderen Menschen der Welt, indem sie autokratische Herrscher wurden, die jene versklavten, die sie begehrten. Zu Tausenden vergewaltigten sie die Frauen, die sie begehrten, und ermordeten, wen sie, aus was auch immer für einen Grund, wollten. Die Nephilim wandelten auf der Erde neben ihren dominierenden Vätern und bildeten eine direkte Loyalität zu Satan, die Erde mit ihrem Willen und ihrer Macht und Gesetzlosigkeit zu überwältigen. Sie trachteten danach, mich meiner Identität zu berauben. Satan hoffte, ich würde den Planeten Erde aufgeben, um mich anderen Bestrebungen zu widmen. Doch weil Noah den bösen Engeln widerstand und siegreich gegen die Nephilim kämpfte, und weil er fortwährend in ernster Ergebenheit zu mir betete, erlaubte ich der Menschheit zu bleiben und nun auf das letzte Ereignis, das stattfinden soll, zu warten. Bevor die letzte Schlacht jedoch kommen kann, Yehohshua, musst du den lockenden Attraktionen der Versuchungen des Bösen widerstehen: Reichtum, Macht und totale Befriedigungen aller Dinge. Diese Dinge kann Satan seinen Anhängern verschaffen. So viele Menschen handelten bereitwillig mit ihrer Loyalität zu Satan für ihre Vergnügungen, er hatte es bald satt, allen Versprechungen von Freude und sofortige Befriedigung zu verschaffen. Nun erfreut sich Satan an dem Leiden der Menschheit: In ihren Anspannungen und ihrem Mangel an Hoffnung. Die Jahrhunderte hindurch wurde Satan fasziniert von Manipulationen und listigen Plänen und seiner Fähigkeit, die Menschen einmal so und ein anderes Mal so glauben zu lassen. Satan genießt es, die ganze Welt auf eine Weise zu beherrschen, die ihn im Augenblick erfreut. Alle Regierungen gehörten ihm. Alle Glaubensrichtungen und religiösen Berufungen gehören ihm. Satan ist vorläufig der Herr über alles auf der Erde. Yehohshua, als du dich meldetest, auf die Erde zu gehen, hast du es mit dem Entschluss getan, zu beweisen, dass du nicht dem ständigen Flüstern meines Feindes zum Opfer fällst. Bewahre deinen Schwur mir gegenüber.“ Yehuways Flüstern zu seinem Sohn verstummte. Er rief dann seine Engel fort von Yehohshua. „Ihr könnt ihm während dieser Schlacht nicht helfen.“ Bevor Gabriel aufstieg, drehte er sich kurz um, um seinen früheren Kommandaten zu sehen, wie er sein Haupt zum Himmel hob. Als er ihn anschaute, fühlte sein Herz einen großen Schmerz. „So oft kämpften du und ich zusammen gegen den dunklen Fürsten von Persien. Nun musst du alleine ohne die Hilfe von jemandem kämpfen. Habe Erfolg, großer Kommandant. Habe Erfolg!“ Traurig kehrte Gabriel zu Yehuways Palast zurück. ***
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Satan und mehrere tausend Engel sammelten sich in der Nähe der Felswände des Anstiegs des Berges und beobachtete schweigend Mikah’el den Erzengel, der Yehohshua der Mensch wurde. Sie standen dort den ganzen Tag und beobachteten Yehuways Legionen, die ihre Wachtposten um Yehohshua verließen. „Heute Nacht ist die Zeit endlich gekommen, wenn ich auf meiner eigenen erkennenden Macht, dem Bösen gegenüberzutreten, bin. Dies ist die merkwürdigste Leere, die ich je erfahren habe.“ In dieser Nacht zappelte Yehohshua die ganze Nacht im Schlaf herum, denn dies war das erste Mal, dass er ohne seine beschützenden Engel war. Als Yehohshua mit dem nächtlichen Schlaf kämpfte, redete Satan zu seinen Kohorten. „Ich habe der Menschheit oft große Ambitionen gegeben und half den Menschen, Berühmtheit und Ruhm auf der ganzen Welt zu erlangen. Ich habe gewöhnliche Männer und Frauen genommen und ihre Wahnvorstellungen zu verständlichen Realitäten geformt. Aber dieser Fall ist anders. Ich brauche eine neue Taktik. Was ich zu tun beabsichtigte, ist die Realität des engelumgewandelten Mannes zu stehlen und ihn sich bei dem Gedanken winden lassen, dass er nicht der ist, was er denkt zu sein. Da ich seinen physischen Körper nicht töten kann, werde ich seine Denkweise auf auf geringes Niveau reduzieren. Ich werde ihn überzeugen, dass er nur ein Mensch ist – und nicht der Sohn Gottes, der auf einem wahnsinnigen Verlauf ist. Das wird mir große Befriedigung verschaffen. Und ironischerweise werde ich tatsächlich diesem früheren Erzengel einen Gefallen tun.“ An diesem Tag verlangte Satan eine Audienz bei Yehuway. Er ging durch die Mengen beschützender Engel, die erstaunt waren, ihn kühn die Stadt betreten zu sehen. „Was ist dein Begehr?“ fragte Gabriel den Verschwörer. „Sprichst du nun an Mikha’els Stelle?“ fragte Satan, als er an ihm vorbeiging. „Ich übe meine Aufgabe ohne Ehrgeiz aus, wenn es das ist, was dich beunruhigt“, erwiderte Gabriel. „Natürlich“, spottete Satan. Gabriel betrat Yehuways Palast und nickte respektvoll. Eine große Anhäufung von wirbelndem, pochendem blauen und gelben und roten Glanz ging von Yehuways Wesen aus, als Gabriel vor seinem Thron stand. Yehuway musste Gabriels Macht stärken, damit er in seine Kammer eintreten konnte wie Mikha’el der Erzengel es hatte können. Indem Yehuway seine Macht auf ein sicheres Niveau verringerte, schritt er aus den tanzenden Partikeln und gerann zu einer festen Form. Er ging zu Gabriel und lächelte sanft. Seine Augen wandten sich der Erde zu, wo er seinen einzig gezeugten Sohn auf seinen Knien und leise zu ihm beten sah. „Satan hat Hunderte Legionen gegen Mikha’el den Erzengel versammelt“, sprach Gabriel. Yehuway blickte durch das zeitlose Universum auf seinen Sohn. „Yehohshua wird entschlossen gegen Satan stehen.“ 316
„Er ist alleine. Ich kämpfte gegen Satan, als du mich zu Daniel sandtest, um deine Botschaft zu übermitteln, und er widerstand mit so großer Mühe, dass Mikha’el mir helfen musste, seine Barrieren zu überwinden.“ „Und nun steht er draußen und wartet, mich zu sehen?“ Gabriel nickte. Yehuways Form projezierte sich von dem inneren Allerheiligsten, um sich neben Satan zu materialisieren. „Ich sehe, dein Sohn geht alleine, ohnen seine beschützenden Engeln“, sagte Satan. „Ich erlaubte es.“ „Warum?“ „Um dir zu demonstrieren, dass er gegen dich als Mensch stehen kann, unter den Bedingungen eines Menschen, ohne meiner Intervention.“ „Das ist unmöglich“, erwiderte Satan. Gabriel zitterte. „Warum beharrst du zu glauben, dass Menschen deine Wege wollen?“ „Menschen sind ehrgeiziger als du ihnen zu sein erlauben willst. Sie wollen Luxus, Bequemlichkeit – und Macht.“ „Sie können das alles haben und mehr. Ich habe nie erwartet, dass die Menschheit ein verarmtes Leben führt. Du warst es, der sie zu einem solchen Stand degradierte. Du hast beschlossen, dass Gier und Habsucht ihr Leben beeinträchtigen. Du gibst ein paar den Vorzug auf Kosten von Harmonie unter den Menschen.“ „,Vorzug von ein paar?’ Schau, wer spricht! Du ermordetest Hunderte meiner Söhne in der Sintflut und du tötetest Millionen meiner Anhänger aus was auch immer für einen Grund – für deine eigene persönliche Eitelkeit. Du willst alles. Was ich will, ist unbedeutend verglichen zu dem was, du verlangst. Totale Sklaverei! Ich biete Freiheit der Gedanken und Freiheit von Einschärnkung.“ „Ich biete Frieden, ohne Leiden, ohne Krankheit, ohne Disharmonie. Ich biete ewiges Leben dem, der mir folgt.“ „Nicht jeder will, was du bietest. Ein wenig Vergnügen für eine begrenzte Zeit ist viel besser als eine Ewigkeit geistiger Beschränkung, wo sich die Seele nie ausdehnen kann, um ihr letztendliches Vergnügen zu finden. Du schränkst ein, forderst, du verfälschst deinen Anspruch auf die Menschheit.“ „Alle Männer, Frauen und Kinder sterben, weil du wolltest, dass sie Vergnügen haben.“ „Sogar dein Sohn wird sich mir unterwerfen“, forderte Satan heraus, „sobald er weiß, was ich ihm wahrlich ohne Einschränkung bieten kann. Da du seine beschützenden Engel weggenommen hast, erlaube mir, mich neben ihm als Mensch zu materialisieren, damit ich nach meinem Willen mit ihm reden kann.“ „Also, Yehohshua ignoriert dein Flüstern“, warf Gabriel ein. „Wirklich?“ höhnte Satan. „Göttlicher Yehuway, wirst du mir diese Bitte gewähren?“ Yehuway nickte. „Nicht seit Noahs Tagen hat ein böser Engel eine fleischliche Form annehmen dürfen. Ich werde es dir jedoch bei drei 317
Gelegenheiten erlauben. Ich hebe nun alle Einschränkungen von dir und gebe dir volle Macht, was du willst zu meinem Sohn zu sagen. Ich gebe dir alle Macht, die du brauchst, um zu machen was du willst, um genau so zu sein wie du sagst. „Und wenn sich Mikha’el der Erzengel mir anschließt?“ „Dann sollst du und die Erde und alles darin zusammen als eins verbunden sein.“ „Als eins, ohne Einschränkung?“ „So soll es sein.“ Gabriel schrie erbost: „Warte! Was für eine Prüfung wirst du an Mikha’el vollführen?“ „Eine einfache Prüfung“, erwiderte Yehuway. „Alles, was mein Sohn zu tun hat, ist Satan zuzunicken. Also, Satan, gehe. Wenn du Erfolg hast, verkünde der Menschheit deinen wahren Namen, denn ich werde nicht länger etwas mit ihnen zu tun haben.“ Satan kehrte sofort zurück zu seinen Kohorten und lachte außer sich vor ihnen. „Wir werden nicht länger versuchen, Mikha’el den Erzengel zu töten“, verkündete er seinen Legionen, als sie feierten. „Stattdessen werden wird den vom engelgewandelten Menschen so sehr erfreuen, dass er mir einfach zunicken wird. Das ist alles, was verlangt wird. Dann werden wir alle wieder Fleisch haben und uns mit den Menschen vermischen, wie wir es einst taten. Versammelt euch und finalisieren wir unsere Pläne.“ In der Zwischenzeit schaute Gabriel wieder zu Yehuway. „Kann Mikha’el der Prüfung widerstehen?“ Yehuway zuckte die Schultern. „Mein Sohn ist jetzt ein Mensch unter den Bedinungen ihres Zustands. Wenn er versagt, werde ich alles Leben völlig vernichten. Meine Ethik und Integrität sind über allem anderen. Meine Moral ist höher über allen Gesetzen, allen Bedingungen des Lebens, denn ich bin Leben. Ich werde niemanden tolerieren, der gegen mich rebelliert.“ „Du wirst alles Leben vernichten?“ „Ja. Das schließt dich mit ein, Gabriel. Die Sterne, die Konstellationen, die Erde selbst wird verschwinden, als ob sie nie exisitiert hätte. Alles wird aufhören. Leere und Nichts ist besser als Gesellschaft zu haben, die voller Täuschung nervenaufreibend ist.“ Gabriel zitterte und brach in einem Tränenstrom zusammen. „Ich kann mir solche Leere nicht vorstellen. Wer wird sich je erinnern, dass du bei Noah und bei Hiob und bei Mohse oder dem Bösen Sieg erlangt hattest, wenn du alles vernichtest? Wer wird dich lobpreisen?“ „Die Dunkelheit selbst.“ „Aber du hast deinem Widersacher versprochen, dass du ihm erlauben würdest, auf der Erde zu herrschen.“ „Und so soll es sein. Er und seine Legionen und die Menschheit werden zu einem einzigen Atom die Gestalt verformen und ihre Substanz wird sich verbinden – und gleichermaßen verschwinden.“ „Das ganze Universum wird enden?“ 318
„Es steht mir zu, zu tun, was mich freut. Wenn ich kein Gleichgewicht haben kann, wenn ich meine Liebe nicht zeigen kann, wenn ich meine Gesetze der Güte nicht haben kann, dass man ihnen zuhört, will ich überhaupt nichts haben. Was für ein Vater erlaubt, was ich seit so vielen Jahrhunderten toleriert habe? Was für ein Vater gibt seinen geliebtesten Besitz Fremden, die beschließen, ihn zu vernichten? Aber dies habe ich getan, denn ich liebe, was ich geschaffen habe, so sehr. Ich bitte wiederum um so wenig, und gebe so viel, um es zu vollbringen.“ Yehuway neigte sein Haupt zurück und entließ aus seinem inneren Wesen einen Energieblitz, der sofort in Gabriel drang und seine Fähigkeiten erhöhte, seinen geistigen Kriegszug gegen Satan fortzusetzen. Gabriel drehte sich um, um durch die unberechenbare Entfernung zu blicken, um Yehohshua auf seinen Knien zu sehen. Er blickte wieder Yehuway an, der die Gebete seines Sohnes erhörte. Yehuway berührte liebevoll Gabriels Schulter. „Wann immer ich ein Gebet um meine Hilfe höre, werde ich sie frei verschaffen. Yehohshua betet zu mir.“ Yehuway sandte Gabriel zur Erde, um Yehohshua zu ermutigen, seine ungewohnten Gefühle der Verzweiflung und des Kummers zu bewältigen. Yehohshua erhob sich von seinen Gebeten, als er Gabriels Gegenwart fühlte. Der Engel umarmte den früheren Erzengel. „Widerstehe den Vesuchungen des Tempels.“ *** Als die Sonne sich höher erhob, standen Satan und seine wachsenden Legionen am Wegesrand und beobachteten die einsame Gestalt, die zu den zerklüfteten Bergklippen ging. „Er weiß, dass wir hier sind“, bemerkte ein böser Engel unbehaglich zu seinem Anführer. Die anderen Engel bekamen auch Angst. Satan nahm einen tiefen Atemzug, hob seine Hände und fasste sich, um Mut gegen den Erzengel in menschlicher Gestalt zu finden. „Lass ihn nicht in unsere Nähe kommen“, schrie eine böse Kohorte. „Er ist Fleisch ohne Macht“, erwiderte Satan. „Bist du so dumm, so etwas zu glauben?“ spuckte der andere. Beunruhigt bewegte Satan seine Arme in einer schnellen kreisförmigen Bewegung und verlieh den heißen Ostwinden die Energie, sich plötzlich zu bilden und gegen Yehohshua zu wehen und ihn zu Boden zu werfen. Yehohshua zog sich zurück und fand Zuflucht hinter einem Felsbrocken, um den Sturm abzuwarten. In dieser Nacht gab es eine starke Kälte. Ein Rudel Schakale sammelte sich in der Nähe des zitternden Mannes. Die Schakale schnüffelten in der Luft und patrouillierten um den Felsbrocken, während sie versuchten, einen Weg zu finden, um druch die brennenden Zweige zu gelangen, mit denen sich Yehohshua umgab. Am Morgen schwärmte eine Gruppe Geier über ihm und versuchte, an seinen Armen und Beinen zu picken. Als einige sein Essensversteck 319
fanden, rissen sie an dem Leder und stahlen für sich das Brot und Obst. Augenblicke später versuchten sie, ihn wieder zu schlagen. Der Mann zog seine Tunika aus und schwang sie gegen sie. Endlich gaben die Vögel auf und flogen zu einer leichteren Beute davon. Mit den vergehenden Stunden erhöhte sich die Hitze des Nachmittags und backte den Boden. Als Yehohshua über die öde Landschaft ging, fühlte er scharf einen Stein durch seine Sandalen ragen. Der Lederriemen kniff in seine Knöchel und rieb gegen seinen oberen Fußrücken und entzündete die Haut. Satan beschloss, dass dies eine gelegene Zeit für ihn war, sich in fleischliche Form zu materialisieren. Er spannte seinen Brustkorb an, hob seinen Kopf, faltete seine Flügel und fühlte ein eigenartiges Gefühl durch sein Wesen fließen. Er schloss seine Augen und seine Kohorten keuchten, als die unsichtbare Gestalt ihres Anführers sich mit einem sichtbaren Herzen, mit Venen, Muskelgewebe und der Fleischabdeckung füllte. Ein augenblicklicher Applaus hallte wider. Satan nahm einen tiefen Atemzug und und hielt ihn an, damit er in seiner Lunge verweilen würde. Er schaute auf seine Hände und sah seine Finger und Handgelenke und Arme und Beine und Füße. Er wackelte mit ihnen und brach in Lachen aus. „Es ist zweitausend Jahre her, seit ich mein Fleisch das letzte Mal sah.“ Er tanzte spontan und trat die lockere Erde mit seinen Füßen. Dann griff er zwischen seine Beine und hoffte, dass er seinen Penis fühlte. Er hatte keinen. „Noch immer betrügt mich Yehuway. Noch immer beeinträchtigt er meine Erwartungen.“ Er hob einen Felsen auf und schleuderte ihn zu den Wolken. „Immer gibt es Bedingungen zu deinen Vereinbarungen! Immer forderst und verlangst du legale Notwendigkeiten. Es sollte so nicht sein. Gib völlig ohne Beeinträchtigung und alle werden dich lieben, denn wer kann einen Vater hassen, der gibt, was seine Kinder von ihm erbitten? Liebe sollte bedingungslos sein – frei!“ Satan beugte seinen Rücken. Seine Flügel fehlten. „Hast du mich hereingelegt, wie ein Mensch zu sein?“ Er sprang und als er es tat, trugen ihn seine Beine zu den Höhen des Berges. Er rannte und seine schnellen Füße brachten ihn zum Ufer des Großen Meers, wo die römische Galeere in der Stille des tiefblauen Himmels in Richtung Athen fuhr. Satan breitete seine Finger auseinander und eine unheilvolle Wolkenformation erschien plötzlich. „Ich bin noch immer mächtig! Ich kann noch immer den Elementen gebieten! Also, was sonst kann ich tun?“ Er näherte sich der nächsten Stadt und sobald er eine Frau sah, ging er auf sie zu. Als er es tat, fühlte er, wie der Sauerstoff seine Lungen verließ. Seine Hände begannen sich zu entmaterialisieren. Sein Körper begann zu verschwinden. „Was? Noch eine Einschränkung? Wie du deine Worte gegen mich ausspielst, Yehuway!“ Er beschleunigte seinen Schritt zu der Frau, und als er bei ihr war, schlug er sie brutal ins Gesicht und trat auf ihre Brüste, als sie fiel. Die Menge 320
schaute auf das unerklärliche Ansteigen des rauen Windes und sah die Frau, die von der Gewalt des Windes geschlagen wurde. Sie wunderten sich über die Beule auf ihrem Gesicht und wunderten sich, warum ihre Brust plötzlich so sehr schmerzte. Sie eilten zu ihr, da sie glaubten, sie hätte eine Herzattacke. Satan verließ die Menge und fühlte einen Luftandrang seine Lungen füllen. „Was auch immer!“ *** Satan verbrachte die erste Woche damit, am Strand zu spazieren und auf den Pfaden zu wandern, die die Berggipfel umrandeten. Er berührte die Blätter und wackelte mit seinen Zehen im Gras. „Ich habe es beinahe vergessen“, sprach er zu seinen anderen Kohorten. „Wann werden wir uns materialisieren können?“ fragte ein enger Freund. Satan machte einen tiefen Atemzug. „Umzingelt Yehohshua und konzentriert euch, damit eure Stimmen in sein Unterbewusstsein dringen. Weiderholt dieselbe Ausdrucksweise immer wieder, bis sie seine Denkweise beeinträchtigen.“ In derselben Woche fand Satan Yehohshua, als er den Schmutz zwischen seinen Zehen in einer Wasserpfütze säuberte. Satan materialisierte sich neben ihm. „Warum bist du so traurig?“ fragte ihn Satan. Yehohshua stellte seine Sandalen zurück und blickte in die Augen des Mannes, der redete. „Also, mein Vater gab dir Fleisch?“ „Es ist, wie es sein sollte. Er anerkennt das.“ Yehohshua berührte Satans Arm und drückte ihn. „Deine Muskeln pumpen Blut und deine Nasenlöcher beben bei der Aufnahme von Sauerstoff. Du bist tatsächlich Fleisch und Leben. Was wirst du tun, um es aufrechtzuerhalten?“ Satan zuckte mit den Schultern, dann lächelte er schüchtern. Yehohshua schaute auf den außergewöhnlich gut aussehenden Mann. Er erschien tugendhaft. Sein hoher, gerader beeindruckender Körper täuschte Yehohshua. Der charismatische Führer der dreiundreißig Millionen Personen stand still und erlaubte Yehohshua, ihn voll zu beobachten – indem er es scheinen ließ, als ob es für ihn unmöglich wäre, einen Freund zu betrügen, um eine andere Person auf falsche Pfade zu führen. Seine verfüherischen Augen legten Yehohshua augenblicklich herein. „Warum bist du hier alleine?“ fragte Satan. „Ich denke nach“, antwortete Yehohshua. „Worüber?“ „Über mein Leben und was ich damit tun muss, um das Gleichgewicht mit dem Schöpfer des Universums zu erlangen.“ „Gleichgewicht?“ „Ja, vollkommene Harmonie zu seinem Vorsatz.“ „Der ist?“
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„Eine liebevolle Beziehung zur ganzen Menschheit und zur Natur zu errichten.“ „Ich kann dasselbe tun?“ „Oh?“ „Ich kann dir Glück und Leben ohne Anspannung geben. Ich kann dir Macht und Wohlstand und Gesundheit geben.“ „Kannst du mir ewiges Leben geben?“ „Was ist das, außer ein falsches Konzept zu sein? Was für ein Mensch lebt ewig? Was für ein Engel lebt ewig?“ „Ich kann ewig leben“, erwiderte Yehohshua. „Wie ist das möglich? Na, schau. Werden nicht die Furchen auf deiner Stirn mit dem Alter zerknittert? Wird nicht dein Haar auf deinem Kopf von Grau besucht? Und die Haut deiner Füße, ist sie noch immer so weich wie die eines jungen Mannes? Du alterst schnell auf den Tod zu. Yehohshua, das Leben ist eine Einbildung, die gewährt wurde, um die zu foppen, für einen Augenblick Dinge zu haben, die du in Ewigkeit nicht besitzen wirst.“ „Sagst du, dass Leben zu retten sinnlos ist, weil es vorübergehend ist?“ „Ich sage, genieße so viel du kannst, während du noch hier bist. Lasse geschehen, was du willst, solange du kannst.“ „Warum vermutest du, dass Freiheit der Einschränkung die Straße zu innerer Erfüllung ist?“ „Es ist, was mir die Menschheit sagte, dass sie wolle. Yehuway weigert sich zuzuhören, aber ich höre zu.“ „Was Yehuway von der Menschheit erbittet, bittet er, um ihr ewiges Leben in einer ausgewogenen Ordnung der Ernährung und Erfüllung zu gewähren.“ „Ich komme denselben Wünschen nach. Ich tue, was ich tue, weil er genüssliche Bitten ignoriert.“ „Satan, lass mich in Ruhe. Erlaube mir, alleine zu gehen.“ „Alleine sein?“ wiederholte Satan. „Du wünschst Einsamkeit, glaubst vielleicht, dass du mit solchen Mitteln alle Versuchungen meiden wirst und daher zu deinem Vater gereinigt von allen schlechten Dingen und Gedanken gehen kannst? Wie dein Vater verkürzt du die Prüfung und betrügst andere durch falsche Worte. Rechtfertige dich und schaue mich an.“ In dieser Sekunde wurde die ganze Gegend um Yehohshua erschreckend still. Alle Geräusche der Vögel und sogar des Windes kamen zum Schweigen. Es war, als ob er in eine Leere der äußersten Isolation gesteckt worden wäre. „Mich rechtfertigen? Wer bist du, um eine solche Behauptung zu machen. Sollte ich mir erlauben, mich zu erniedrigen, damit du der Welt sagen magst: ‚Alle Menschen suchen Vergnügen.’? In den Nächten hörte ich deine Kohorten mir zuflüstern, mich selbst zu liebkosen und von Frauen zu träumen, damit ich sexuelle Befriedigung auf Kosten meiner reinen Gedanken erfahre. Ich fühlte, wie mein Penis sich mit grausamem Betrug verhärtete, es ließ mich vor Wut bei meiner Weigerung zu ejakulieren 322
schreien. Aber ich betete inbrünstig und lehrte meinen Verstand, dein Flüstern zurückzuweisen. Mit Gebet und Vertrauen zu Yehuway unterdrückte ich meine sexuellen Begierden gegen ihre Begierden. Dann flüsterten deine Kohorten mir zu, Dinge aufzuheben, die mir nicht gehörten. ‚Stecke es in deinen Beutel und gehe fort. Niemand wird es bemerken.’ Aber wieder bete ich zu Yehuway, um meine Begierde zu stehlen, was mir nicht gehörte, zu unterdrücken. Mit Gebeten, richtiger Lehre in meiner Persönlichkeit eingebettet. Ich bete nicht, neidisch zu sein, und durch das Gebet konnte ich gegen die böse Neigung, eifersüchtig und hasserfüllt zu sein, ankämpfen. Nun sage ich mit Freude: ‚Schau den wundervollen Besitz meines Freundes an!’ Ich teile mit ihnen ihr Glück, hart gearbeitet zu haben, um die Eigentümerschaft, die sie bezweckten, zu erlangen. Mehr als einmal kam Flüstern zu mir, um mich anzustacheln, gegen die Vorschriften meiner Mutter zu rebellieren und den Maßstäben meiner Eltern nicht zu gehorchen. Ich hielt sie für grausam und rückständig und unfähig, meine körperlichen und emotionalen Bedürfnisse zu verstehen. Aber durch Gebet zähmte ich die Rebellion und lernte zuzuhören, was sie zu mir sagten, und ihre Vorschriften auszuführen. Dann schrieen alle Bilder der falschen Götter nach mir, um sie anzuschauen, aber für einen kurzen Augenblick darf ich anerkennen, dass es für sie fein ist, in unserem Land zu wohnen. Aber alles, was vorgibt, ein Gott zu sein, ist eine Heimsuchung, die vernichtet werden muss. Ich lernte, dass ich nie Kompromisse bei meinem Glauben machen darf, um eine Freundschaft zufrieden zu stellen oder einen Satz zu tolerieren, der der Wahrheit widerspricht.“ „Du bist ein bemerkenswerter Mann“, erwiderte Satan schüchtern. „Ich bete immer zu dem Schöpfer aller Dinge, denn es ist sein Recht, von uns Vorzüglichkeit der Darbietung und Gehorsam zu seinen Gesetzen zu verlangen. Seine Souveränität darf nicht in Frage gestellt werden.“ „Dein Vater“, spottete Satan, „gab mir einmal vorher die Fähigkeit, mich zu materialisieren. Zu der Zeit gab er mir einen Penis, um alle Frauen, die ich begehrte, zu ficken und so viele Söhne zu züchten, wie die Erde halten konnte. Dann ermordete dein Vater alle meine Söhne! Ich hatte die Fähigkeit, mit Menschen zu gehen und zu reden, so wie du jetzt, und für das, was mir dein Vater zu tun erlaubte, bestraft er mich jetzt. Wie kann ich für das, was er mir erlaubt hatte, verantwortlich gemacht werden? Sollte ich der eine sein, der verantwortlich ist, mir zu erlauben, über diese Welt zu herrschen, wie ich es tue. Es war dein Vater, nicht ich, der verursachte zu sein, was gekommen ist.“ „Es war von dir selbst, dass Hass und Neid sich bildeten. Es war aus Liebe, dass der Vater dir erlaubte, frei zu denken und sichtbar zu machen und unabhängig von ihm zu handeln. Er flößte dir nicht das Böse ein noch zwang er dich, gegen ihn zu rebellieren.“ „Er benutzt mich grob“, zog Satan bedrohend seine Worte heraus. „Er benutzt mich als eine Ausrede, um seinen Lieblingszeitvertreib zu rechtfertigen.“ 323
„Worauf beziehst du dich?“ fragte Yehohshua. „Auf dich.“ „Ich war der Erste, der geschaffen wurde“, erwiderte Yehohshua. „Ich kam direkt von seiner Person und deswegen denke ich beinahe die identischen Gedanken. Mein Vorsatz ist, ihn völlig in allen Dingen zu erfreuen – ohne Frage oder Selbstbeschuldigung. Er liebt mich, weil ich danach strebe, sein wunderbares Beispiel nachzuahmen. „Jetzt dienst du ihm in einer mörderischen Mission“, höhnte Satan. „Ich bin heute nicht hier, um dich zu ermorden“, sagte Yehohshua. „Ich bin heute hier, um mit dir zu sprechen, deinen Handlungsverlauf aufzugeben. Lass mein Volk gehen!“ „Wird mir vergeben und erlaubt, zur rechten Hand von Yehuway zu sitzen?“ „Hast du um Vergebung gebeten?“ Satan schluckte. Er hob seine Augen zu den sporadischen Wolken. Er versuchte ein paar Worte zu äußern, um schlau zu sein, mit etwas List, aber er schwieg, unfähig, den Erzengel in Fleisch hereinzulegen. Er stand Yehohshua dem Menschen gegenüber. Er wechselte das Thema. „Ich habe oft zu dir gesprochen, als du in Yehuways Ratskammern warst“, sagte Satan, „und was du zu mir sagtest, war nicht wichtig. Also, warum sind deine Worte für mich jetzt bedeutender?“ „Weil sie von einem fleischlichen Standpunkt gesprochen werden“, sagte Yehohshua. „Vergiss nicht“, erwiderte Satan, „Ich hatte auch die Fleischabdeckungen. Doch habe ich denselben Standpunkt heute, den ich damals hatte.“ „Ich verstehe das“, sagte Yehohshua. „In meinem fleischlichen Zustand magst du Worte und Empfindungen finden, um mich zu schwächen. Deine Worte haben einen Hauch von Charme, aber sie schmieden Verrat gegen Yehuway und die Menschheit.“ Satan berührte seine Schulter und brach in Lachen aus. Yehohshua fühlte die kalten Finger des Dämons und krümmte sich. „Luzifer“, sagte Yehohshua, „ich erinnere mich an den ersten Tag der Schöpfung, als du unter den Feinsten von Yehuways Werken angesehen wurdest. Du bist ein außergewöhnlich schönes Geschöpf. Mehr als ich selbst. Wir waren enge Freunde, aber diese Freundschaft wurde zerstört, als du dich entschieden hast, die Welt zu durchstreifen, indem du absichtlich Yehuways Gesetze attackiertest. Du bist der Schöpfer der Übertretungen der Menschheit gegen Yehuway und schlussendlich musst du es sein, der vernichtet wird. Für die Menschheit setzte Yehuway barmherzig einen Plan zur Rettung ein. Doch wenn es für Männer und Frauen möglich war, Sünden zu begehen, ohne einem Verräter in ihrer Mitte, dann müssen sie auch für beständig vernichtet werden – ihre Namen aus dem Buch des Lebens entfernt werden.“ „Ich verstehe, dass du vielleicht meinen Worten nicht widerstehen kannst“, sagte Satan. „Unterwirfst dich vielleicht sogar meinen Gedanken. Ist es dies, warum du wirklich hier bist? Um mit mir ein Spiel zu spielen?“ 324
„Ich bin hier, um zu versuchen, deinen Standpunkt zu verstehen.“ „Wenn mein Standpunkt korrekt ist, was wirst du dann tun? Wirst du von Yehuway weggehen und neben mich treten? Wirst du deinen Platz neben ihm aufgeben und dich mir anschließen?“ „Wenn ich mich dir anschlösse, dann wäre dein Standpunkt erwiesen.“ „Wenn du mir zustimmst, was dann? Ich versuchte, dich als Kind zu töten, aber du wurdest beschützt. Dafür verlor ich Millionen meiner Freunde. Ich kann nicht so leicht vergessen, wie sie umkamen. Ich fühle ein Bedürfnis, sie zu rächen, und was für eine bessere Rache als dich in entsetzlicher Qual leiden zu sehen, bevor ich dich persönlich töte? Doch“, hielt Satan inne, „denke ich, wenn ich versuche, dich jetzt zu töten, würde ich unmittelbar vernichtet werden.“ „Wie du Hiob nicht töten konntest, so wirst du mich nicht töten können.“ „Hiobs Prüfung war ungerecht. Sie wurde gegen mich abgewogen, bevor sie auch nur begann. Er wusste alles, was er tun musste, um durchzuhalten, und dass er reicher gemacht und länger leben würde. Was sind dreißig Tage zu leiden, verglichen mit zweihundert Jahren exzellenten Lebens mit göttlichem Schutz?“ „Ich habe viele Zeiten dieser Lebensspanne. Aber ich bin jetzt hier, um dir zuzuhören.“ Satan wurde nachdenklich. Nach ein paar Augenblicken fragte er beiläufig: „Yehohshua, bist du hungrig?“ „Ich bin hungrig. Ich habe ein paar Tage nicht gegessen.“ „Warum hast du nicht Brot mitgebracht?“ „Die Geier fraßen meine Vorräte.“ „Ich weiß. Ich sah es geschehen. Warum hast du sie nicht getötet?“ „Sie waren hungrig.“ „Genau wie du es bis jetzt sicher bist.“ Satan hielt inne, dachte über seinen Plan nach und beschloss, ihn auszuprobieren. Satan veranlasste eine Wolkendecke, über Yehohshua zu schweben, die ihn augenblicklich vor der grimmigen Hitze der Sonne beschützte. „Yehohshua, sage mir“, begann er, „bist du wirklich Yehuways einzig gezeugter Sohn?“ „Ich bin der Sohn Gottes.“ „Du sagst das jetzt zu mir und gewiss höre ich deine Worte, aber ich kann nicht glauben, dass Yehuway dich von seinem großen Palast schicken würde, um unter den Menschen auf dieser elenden Erde zu leben und in dieser ausgetrockneten Gegend, bloß damit du meinen Standpunkt hören kannst. Bist du nicht wirklich ein Mensch, der wünschst, der Sohn Gottes zu sein?“ „Ich bin, der ich zu sein behauptet habe.“ „Ich bezweifle es. Lass mich dir meine Zweifel erklären. Als ich mich auf der Erde materialisieren konnte, wurde ich nie hungrig. Ich konnte einen Stein nehmen und ihn in in Atomeigenschaften zu Weizen oder Roggen oder Kuchen umwandeln. Es verwirrt mich, dass ich tun kann, was du nicht kannst. Na, schau über deinen Kopf. Ich bin es, der die Wolke dort hinstellte. Siehe, sie bewegt sich nicht. Sie trotzt dem Wind.“
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Yehohshua verstand, dass er von Satan versucht wurde, um sein Vertrauen an Yehuway zu verlieren, um seinen Hunger zu stillen. Er hob ein paar Steine auf und starrte auf ihre braune Färbung. Satan lächelte. Aber Yehohshua ließ die Steine zu Boden fallen und ließ den Staub sich erheben. „Satan, erinnerst du dich, was mit den Israeliten während ihrer Reise in der Wildnis von Paran und in der Wildnis von Sin geschah? Als die Männer und Frauen hungerten, versorgte Yehuway sie mit Manna. Als sie durstig waren, brach unverschmutztes Wasser durch den trockenen Boden und ließ sich in kühlen Teichen für sie zu trinken nieder. Der Samstag, Sabbat, wurde eingerichtet und die Gesetze wurden ihnen wortgewandt gegeben.“ „Also sagst du, dass durch hungrig zu sein, dir gute Gesetze gegeben werden?“ „Als ich die Israeliten durcn die Wüste führte und als ich zu Mohse und zu Aharon die Gesetze sprach, die in ihnen einen unlöschbaren Wunsch schufen, eine Nation zu werden.“ „Du solltest dich auch erinnern, wenn du der Sohn Gottes bist, dass nicht alle von ihnen diese Gesetze wollten.“ „Jene, die Gott ablehnten, brachten den Rest dazu, vierzig Jahre in der Wildnis von Paran und der nördlichen Wüste von Sin zu bleiben. Soll die Menschheit in deinem Griff für weitere viertausend Jahre bleiben, weil ich hungrig bin? Schrieb nicht Mohse: ‚Der Mensch lebt nicht von Brot alleine, sondern durch jedes Wort, das aus dem Mund Yehuways hervorgeht’?“ „Was sind Worte?“ „Sie sind die Formation zwingender Ideologien, die nie ungesagt bleiben können.“ „Ist es nicht besser zu debattieren, dass Worte eine lose Verbindung von Ideen sind, die nie mit dem Todesurteil geltend gemacht werden sollten, falls eine Person sie nicht begreift?“ Und so ging ihre Diskussion zwei weitere Tage weiter. Am dritten Tag beriet sich Satan mit den klügsten Mitgliedern seiner Legionen. „Wir müssen einen Plan bilden, der für diesen Mann eine Identitätskrise schaffen wird. Wir müssen ständig in seine Ohren flüstern, dass er an wahnhaften Missverständnissen leidet.“ „Wir müssen ihn fantasieren lassen.“ „Man muss jeden Augenblick auf ihn einreden. Wir können ihn vielleicht überzeugen, dass er nur ein Mensch ist, und dass das alles ist, was er ist. Wir werden dies tun, indem wir zuerst verlangen, dass er uns beweist, dass er mehr als menschlich ist – dass er der Sohn Gottes ist. Dann, wenn er das tut, werden wir das Argument umkehren und um eine Demonstration der Menschlichkeit bitten. Eine solche Demonstration wird beweisen, dass er genau wie wir ist, weil er beweisen muss, wer er ist. Yehohshuas Glauben wird sich zerstreuen, weil er auf seine eigene Macht, genau wie wir, vertrauen muss. Niemand kann sich völlig dem Vertrauen zu Yehuway ergeben. Niemand!“
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So begann die Drangsal. Tag um Tag flüsterten verschiedene Dämonen Yehohshua Dinge zu, die allem, was er über sich verstand, entgegenwirkten. Sie hämmerten auf jedem Ort, wo sie konnten. Sie flüsterten: „Zacharias ist ein ehrgeiziger und manipulativer Kohen!“ „Yehohanan ist ein korrupter Mann, der merkwürdige Ideen zu noch merkwürdigeren Leuten schreit.“ „Deine Mutter hatte eine ehebrecherische Affäre mit einem römischen Soldaten.“ „Deine Reise nach Indien war nicht mehr als eine Flucht vor der Wahrheit deiner schlechten Genealogie.“ Nach zehn Tagen des ständigen Flüsterns beschloss Satan, Yehohshua wieder zu befragen. Er fand Yehohshua unter dem Schatten eines Besenginsters. Satan ging zu dem Mann und begann wieder mit seinen Worten zu spielen. Satan ging zu dem Mann und begann wieder mit seinen Worten zu spielen. Als der Vormittag in den Nachmittag zog, flitzten ein paar Eidechsen herum. Yehohshua drehte sich um und fing eine sich windende Schlange. Das Haupt des Reptils ruhte friedlich in Yehohshuas Handfläche, während ihr Schlangekörper sich seinen Arm hinaufwand. Yehohshua schaute sie mitfühlend an und sagte: „Einst hatte diese Schlange Beine, genau wie diese Eidechsen. Sogar die kleinsten Geschöpfe beeinträchtigtest du mit deinem gemeinen Verrat. Sogar die Atmosphäre war früher in vollkommenem Gleichgewicht mit der Erde. Keine anhaltenden Tage mit intensiver Hitze, keine brutal kalten Tage, kein rauen Regenschauer.“ „Ich weiß. Auch keine Überschwemmung“, bemerkte Satan. „Aber Yehohshua, denke auf diese Weise, was für eine unglaubliche Sache es war, die ich zu geschehen veranlasste. Drei Milliarden Männer, Frauen und Kinder in weniger Zeit getötet als du in dieser Gegend wanderst. Und es war meine Stimme und es waren meine Handlungen, für die sie starben. Was für eine wundervolle Loyalität sie zu mir hatten.“ „Ja, drei Milliarden Personen kamen um, weil sie dir zuhörten. Zweimal so viele werden an dem letzten Tag deiner Herrschaft umkommen. Die Menschheit kann ihr Hauptaugenmerk nicht auf falsche Götter richten.“ „Na und?“ sagte Satan. „Ich bin tatsächlich ein Gott, und es ist mir egal, wie viele Menschen umkommen, um mir beizupflichten. Und ist das so anders von Yehuways Gedanken? Ich mordete nie, bis ich Yehuway sah, wie er die großen Echsen vernichtete, die auf der Erde herumwanderten. Als Kain Abel zum Schweigen brachte, war diese Durchführung nicht schon von Yehuway in seinem Sinn geplant? War es nicht Kain bestimmt, es zu tun? War es nicht David bestimmt, Uriahs Ehefrau zu haben? War es nicht mir bestimmt, eine unabhängige Streitmacht zu haben?“ „Das ist dasselbe zu sagen, dass der Erde bestimmt war, ihre Drehung zu verschieben und dass die einzige Landmasse sich in mehrere Kontinente spalten sollte.“ „Und war es das nicht?“ „Nein. Böse Taten verursachten, dass alles aus dem Gleichgewicht geriet.“ 327
„Es ist nicht das Böse, dass das Wetter beeinträchtigt. Es ist nicht das Böse, das Krankheiten verursacht.“ „Aber tatsächlich ist es das“, widerlegte Yehohshua. „Ein Schimmer kam über Satans Augen. Sein Lächeln funkelte vor Stolz. „Es ist wahr. Ich kann das Gleichgewicht der atmosphärischen Bedingungen verändern. Und es ist auch wahr, dass ich Berge kippen lassen kann und die Wolken dorthin ziehen lassen kann, wohin ich will. Immerhin bin ich der Gott der Götter. Ich bin Chemosh. Ich bin Moloch. Ich bin Aschera. Ich bin Ra. Ich kann nie vorgeben, du zu sein, und was für eine Person kann schlussfolgern, dass mein Bildnis von dir tatsächlich eine Lüge ist? Ich bin großartig.“ „Du hast dich selbst in deinem eigenen Bild gemacht.“ „Ungleich dir“, grinste Satan. „Ich lebe nicht in Furcht vor Yehuway. Ich brauche ihn nicht, um mir meinen Zweck zu geben.“ „Er erschuf dich.“ „Siehe, du hast endlich zugegeben. ‚Er erschuf mich.’“ „Deine Substanz, nicht deine Handlungen“, sprache Yehohshua scharf und veranlasste Satan, den Mann anzustarren. „Wut?“ dachte er. „Dieser großartige Sohn kann zu Wut geweckt werden! Wut kann immer einen guten Mann besiegen. Nur eine kurze, explosive Episode ist alles, was ich brauche, um ihn damit zu infizieren. Alle Besänftigungen der Ewigkeit können nie diesen einen kleinen Makel auslöschen.“ Satan fuhr fort: „Yehohshua, sage mir, bin ich nicht ein Gott für die Erdlinge?“ „Viele beten dich als einen Gott an.“ „Und viele wünschen, sie wären ich. Viele wünschen, diesen Handlungen nachzueifern, die du so bereitwillig für falsch erklärst. Und warum sind sie falsch? Weil du denkst, dass du einen himmlischen Vater hast, der sagt, dass sie es sind? Oder ist es, weil der himmlische Vater zuerst nicht dachte, meine vergnüglichen Handlungen zu tun?“ „Sie sind Sünden.“ „Sünden nur, weil Yehuway sie dazu erkärt. Was ist falsch an einem Mann, so viele Frauen oder Männer zu lieben wie er begehrt? Julius Cäsar hatte Sex mit Königinnen und Königen auf meine Anweisungen. Alexander hatte Sex mit kleinen Knaben ebenso mit Männern und hier und da einer Frau, und dafür gab ich ihm die Welt, um sie zu verheeren. Deine eigene Abstammungslinie ist mit Huren und Schwanzlutschern befleckt! Also, was ist falsch bei einem Mann, mit Schafen und Ziegen Sex zu haben? Was ist falsch bei einem Mann, so viel für sich zu ergreifen wie er will? Ist da nicht reichlich für jeden?“ „Sie haben Unrecht, weil ihre Handlungen unausgeglichene Handlungen sind. Sie verursachen anderen schmerzlichen Schaden“, begann Yehohshuas Stimme zu zittern, dann zögerte er. Er kämpfte, um seine Emotionen zu beherrschen, indem er ruhiger wurde. „Neid und Gier und Eifersucht sind die Ergebnisse ungehinderter Begierden. Mord und Lügen und Verlockung resultiert daraus. Die Menschheit verwirkt sich selbst in einer solchen Umgebung. Es ist nicht das Paradies.“ 328
„Was ist das Paradies?“ wurde Satans Stimme glatt, ruhig. „Dieser Planet wurde geschaffen, um das Paradies der Menschheit zu sein. Keine rauen Orte. Kein Hunger, kein Durst, keine politischen Auseinandersetzungen, keine Krieger, die über ihre Eroberungen prahlen, keine unerfüllten Träume. „Keine unerfüllte Träume? Mein Traum ist so unerfüllt wie deiner. Du bist ein Mann, der denkt, dass er der Sohn Gottes ist! Wie egoistisch ist dein Wunsch? Begehrten Mohse, Aharon, sogar Noah eine solche Sache? Nicht einmal König David nannte sich der Sohn Gottes. Ein Sohn Gottes kann alles tun, nicht wahr?“ Yehohshua weigerte sich zu antworten. „Kind der Selbstüberhebung – hörst du mir zu?“ „Ich höre zu.“ „Wünscht der Sohn Gottes wie ein Vogel zu fliegen? Ich tue es sicherlich. Aber was für ein Mensch kann fliegen? Doch sollte es für den Sohn Gottes möglich sein.“ „Was ist der Punkt davon?“ „Yehohshua, warum nicht fliegen, während du den Wunsch hast? Warum nicht jetzt nach deinen Gedanken handeln, da es vielleicht kein Morgen gibt? Ich weiß, dass alle Dinge schließlich sterben müssen. Alle Dinge kommen um. Ich denke, sogar Gott wird umkommen.“ „Er, der keinen Anfang hat, kann kein Ende erfahren.“ „Was lässt dich das sagen?“ „Der Tod ist eine unnatürliche Störung und beeinträchtigt die Menschheit wegen deiner Handlungen gegen sie. Es ist deine Tat, dass Menschen sterben“, sagte Yehohshua. „Da ist nicht, was unsterblich ist. Nichts! Sogar ich werde sterben!“ sagte Satan. „Und wenn du wirklich glaubst, dass du der Sohn Gottes bist, bedeutet das, dass du glaubst, dass du es bist, der mein Scharfrichter sein wird! Wie kannst du Mord an mir rechtfertigen? Es ist besser, ein Mensch zu sein, der versucht, durch Rechtschaffenheit zu leben, als ein Gott zu sein, der seine wahrgenommenen Feinde ermorden muss!“ „Gerechte Empörung gewährt, dass es so ist“, sagte Yehohshua. „Wie kannst du unrichtiges Benehmen gegen den Schöpfer entschuldigen? Wie kannst du unverfroren deine eigenen Wünsche gegen die Wünsche von ihm rechtfertigen, der alle zu werden veranlasste? Was auch immer für Grundsätze er ermächtigt, sind die Grundsätze der Existenz. Kein anderes Gesetz kann ein gerechtes Gesetz sein, wenn es dem wahren Gesetz widerspricht.“ „Was sind die wahren Gesetze?“ „Es gibt keinen anderen Gott vor Yehuway, außer Yehuway“, antwortete Yehohshua. „Was bedeutet dieser alberne Satz?“ „Es bedeutet, dass es nur einen wahren Schöpfer gibt, der durch seine liebevolle Leitung genaue Beispiele für Menschen gesetzt hat, sie zu befolgen,um ein ewiges, harmonisches Leben auf der Erde zu führen. Es bedeutet pflichtbewusste Anerkennung und Dankbarkeit seitens der 329
Menschen und ebenso der Engel zu dem Schöpfer, denn ohne ihn kann es keine Existenz geben. Die Summe von nichts ist nichts, ausgenommen die Macht des Schöpfers.“ „Ich bin ein Gott. Ich wähle es, mich wie ein Gott zu benehmen. Ich verdiene den Respekt und die Gefolgschaft eines Gottes. Yehohshua, du bist nichts. Ich sehe dich nichts tun. Nicht einmal den kleinen Ruf nach einem Tropfen Wasser auf deiner Zungenspitze. Du bist ein Mensch. Ein Sterblicher. Bloß eine schattenhafte Spiegelung in dem Teich der lächerlichen Wahnvorstellungen. Spiegelst was? Selbstaufgenommene Fantasien? Yehohshua, wandere davon und stirb, du lächerlicher kleiner Mensch.“ „Warum willst du, dass jeder, der eine gute Hand jemand anderen entgegenstreckt, stirbt?“ „Das ist Yehuways Gesetz. Der Unterlegene muss immer durch den Überlegenen sterben.“ „Du korrumpierst Yehuway wieder.“ „Das Schicksal hat mich diese Dinge wissen lassen. Darum wirst du ermächtigt, mich zu töten.“ „Als du zuerst erschaffen wurdest, war es nicht mit dem Vorsatz für mich, dich bis zum Tod herauszufordern.“ „Das Schicksal machte es so.“ „Du benutzt dieses Wort. Schicksal ist eine Bezeichnung, die du erfunden hast, um die Menschen zu zwingen, dich anzubeten. Du betrügst sie, an ein ‚Schicksal’ zu glauben, indem du die Ereignisse manipulierst. Yehuway hat nie eine Handlung gezwungen, stattzufinden, bloß damit er prahlen kann, eine Sache in seinem Namen vollendet zu haben.“ „Oh? Hast du Hiob vergessen?“ „Es war eine Prüfung, die genau diese Prüfung zwischen uns vorausahnen ließ. Mehr, es beweist, dass es keine solche Sache wie Schicksal gibt. Hiob war nicht bestimmt, dir zu widerstehen. Seine Darbietung der Liebe zu seinem Schöpfer erlaubte ihm, sich mit einem undurchdringlichen Willen des Widerstands gegen deine bösen Rufe zu festigen.Yehuway bekleidete Hiob nicht mit einer Lederhülle noch verschaffte er ihm ein Engelsschild. Was Hiob tat, tat er aus Liebe zu Yehuway. Dasselbe trifft auf Tausende Personen zu, die sich selbst ausbildeten, sich gegenüber guten Vollendungen zu verhalten.“ „Yehohshua, ich sage, dass du Unrecht hast. Da Yehuway in die Zukunft sehen kann und die Gedanken einer Person lesen kann und seine Herzenshaltung wahrnimmt, kann er ihn motivieren zu tun, das er selbst zu tun festgelet hat. So, Yehohshua, ist das Schicksal. Die Straße ist festgelegt und schwankt nicht. Schau mich an. Ich will vielleicht gut sein, aber habe ich die Persönlichkeit dafür?“ Satan antwortete sich dann selbst. „Warum tue ich es nicht? Ich tue es nicht, weil ich auf einen Weg der untadeligen Handlung gestellt wurde. Also sage mir, kann Yehuway in die Zukunft sehen?“ „Ja.“
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„Da er alles sieht, weiß er alles. So ist es ein ungerechter Vorteil. den er über mich hat. Sage mir, wie kann ich womöglich Erfolg haben, die Herrschaft von ihm zu nehmen?“ „Yehuway benutzt seine Macht nicht, um das Endergebnis so zu machen wie er es wünscht. Was geschehen wird, wird geschehen infolge der natürlichen Ereignisse, die er in Gang gesetzt hat. Er hat einen Grundriss, mit dem wir fortfahren.“ „Aber Grundrisse sind der Änderung unterworfen. Nimm die linke Straße und sie ist vielleicht plötzlich von einem unerwarteten Erdrutsch blockiert, oder ein Schmettern der Meere über den Ebenen. Nimm die rechte Straße und sie kommt zu einer hohen Steigung, die abrupt an einer tiefen, unüberwindlichen Schlucht endet.“ „Jene, die auf der Seite des wahren Gottes sind, können nie zu Schaden kommen oder von ihrer Mission abgehalten werden.“ „Du glaubst das?“ „Ja.“ „Nun, darum bist du unter der Wahnvorstellung, dass du der Sohn Gottes bist.“ „Ich bin der Sohn Gottes“, behauptete Yehohshua fest, sein Gesicht errötete vor Hitze.“ „Ich kann das einfach nicht akzeptieren. Was ich glaube, ist das: du kannst Gott nicht sehen oder Gott verstehen. Aber du weißt, dass das Böse ein wahres und unleugbares Begehren ist. Also, um Gott zu entdecken, hast du mich ausgesucht. Du gabst dem Bösen den Namen ‚Satan’ und indem du dich in dieser Wildnis aufhältst, zeigst du dich mit einer nervösen Heimsuchung und einer imaginären Unterhaltung mit mir. Ich rede nicht mit dir und du bist nicht der Sohn Gottes. Du bist ein bloßer Mensch, der sich für jemand anderen hält. Oh, du hast vielleicht einige kleine interessante Dinge in deinem Leben getan und vielleicht denkst du, dass du ein oder zwei besondere Gaben hast, falls ja, wie weißt du, dass sie von einem guten und wundervollen Gott kamen? Warum könnte es nicht sein, dass es von mir ist, dass sich deine kleinen Fähigkeiten entwickelten?“ „Weil ich Gottes Namen weiß und ich mich nicht schäme, ihn zu benutzen. Ich bete frei zu dem Besitzer des großen Namens und der göttliche Yehuway hört zu. Ich bin der Sohn Gottes.“ „Du sagst das so oft in dieser Wüstenhitze, ich glaube, du hypnotisierst dich selbst, es zu glauben. Wirke für mich ein kleines Wunder. Irgendetwas.“ Yehohshua schüttelte seinen Kopf, dann drehte er sich um und ging von der sich aufdrängenden Stimme ab. Sobald Yehohshua einen abgeschiedenen Ort fand, verbrachte er den Rest der Nacht betend. Immer wieder nährten sich Satans wachsende Legionen Yehohshua und flüsterten fortwährend ihm über seinen irrtümlichen Glauben an sich und an seine Fähigkeiten zu. „Du bist sicherlich wahnsinnig“, sagten viele. „Ein Mensch. Ein Mensch“, sprachen andere. „Beweise mir, dass du mehr als ein Mensch bist. Beweise es“, verlangte eine dritte Welle. 331
Am siebenunddreißigsten Tag fand Satan Yehohschua wieder beten. Er war erschöpft. „Yehohshua.“ „Ja?“ „Redest du wieder zu dem leeren Wind?“ „Ich sprach mit meinem Vater.“ „Antwortete er dir wirklich?“ „Ja.“ „Was antwortete er?“ „Du bist die Antwort.“ „Ich? Wie bin ich die Antwort.“ „Ich bat ihn, dich zu mir zu bringen, damit du sehen kannst, wie viele Schreie unnütz und schlecht durchdacht waren. Ich habe meine Identität nicht verloren. Ich bin nicht wahnsinnig. Ich habe keine Wahnvorstellungen, noch ist es für dich möglich gewesen, mich genug zu ärgern, um mich zu veranlassen, um meine Geduld ernsthaft genug zu verlassen, um mir zu schaden.“ „Aber, junger Mann, du bist wahnsinnig. Und was ist Gelassenheit? Wahnsinnige Menschen ärgern sich. Was persönliche philosophische Entdeckungen oder theologische Bekundungen betrifft – ich kontrolliere sie. Vielleicht bist du in Wirklichkeit mein Sohn, du bist mein Sohn, und was auch immer du zu den Menschen sprichst, sprichst du von mir. Dann wieder magst du denken, dass du eine Unterhaltung mit jemandem hast, und wahrlich, es könnte sein, dass du nur mit dir selbst redest. Schlimmer, du glaubst, dass du jemanden hast, der dir antwortet. Ich glaube, du solltest einen Weg finden, deine Fantasien aufzuhalten. Wenn du eine mächtige Person bist, eine Person vom Rest der Menschheit abgesondert, tue etwas, irgendetwas, um dich zu unterscheiden.“ „Hast du nicht einmal vorgeschlagen, dass ich zu fliegen versuche?“ „Nein, nicht fliegen. Aber Springen mag keine schlechte Idee sein.“ „In das Tote Meer?“ lachte Yehohshua. „Oh nein. Dieser Ort ist zu nett für dich“, verspottete ihn Satan sarkastisch. „Eher, da du eine so nette Person bist, warum nicht ein passenderer Ort? Wie das Tal Gey-Hinnom.“ „Es gibt dort für mich kein Unheil.“ „Wenn du der Sohn Gottes bist, gibt es nirgendwo für dich ein Unheil. Aber warum hier sitzen und mit deinem eigenen Schatten streiten? Gehe mit mir nach Yerushalayim.“ „Zu welchem Zweck?“ „Weil ich dich bat. Außerdem bist du heute mein Gast und es wäre respektlos von dir, mir eine solche Höflichkeit nicht zu erlauben.“ Beide gingen hinaus aus der Wildnis von Juda auf der befestigten Straße, die zum Ölgarten führte, der den Tempel von Yehuway überblickte. Beide gingen durch das Inspektionstor bei der fernen östlichen Mauer, und die Wachen bekamen Angst von dem dreckigen und stinkenden Mann, der mit sich redete. Sein zerzaustes Haar und sein ungekämmter Bart und 332
die ungewaschenen Kleider stießen sie ab. Sie wandten sich ab, als er direkt zum Brandoperaltar ging. Yehohshua war so auf seine Unterhaltung mit Satan konzentriert, dass er die Schreie der Kaufleute nicht hörte, noch von den Obst- und Gemüseverkäufern Notiz nahm, noch die bratenden Lämmer und die kochende Linsensuppe sah oder roch. Beide gingen durch die Seitentür des Tempels und stiegen die steilen Stufen zum obersten Teil des Tempeldaches hinauf und tauchten bei der zweiten Tür auf. Die ganze Stadt und die fernen Täler und sanft ansteigenden Hügel öffnete sich vor ihnen. Yehohshua keuchte. „Wenn du tatsächlich bist, der du behauptest zu sein, was ich ernsthaft bezweifle, lass mich dich von dieser Zinne auf das Pfalster unter uns springen sehen. Wenn du der Sohn Gottes bist, wirst du sicher unbeschadet fallen. Vielleicht wird Yehuway selbst deinen Sturz abfedern oder dich vielleicht hochheben, um über den Köpfen der Menschen zu fliegen, damit sie alle deine Göttlichkeit und Anmut sehen mögen. Wer wird dann deine Glaubwürdigkeit anzweifeln? Nicht einmal ich werde es, denn ich weiß, wie Yehuway aussieht. Also, spring.“ Yehohshua streckte sich über die Steinzinnen, die Yechizquiyahus Mauer überblickten. Er blickte Satan an und stand fest, wo er war. „Yehohshua! Ich verstehe nicht, warum du nicht springst? Bist du nicht der Sohn Gottes? Oder bist du wirklich ein Heuchler? Antworte mir, inspirierte nicht Yehuway deinen großen Vorfahren König David zu schreiben: ‚Er wird seinen Engeln die Obhut über dich geben; in ihren Händen werden sie dich tragen, damit du dir deinen Fuß nicht an einem Stein stoßest’?“ „Wie beredsam gesprochen. Dies beweist mir, dass du mit den Worten meines Vaters wohl vertraut bist.“ Satan grinste. „,Der Sohn Gottes soll nicht vor der Dunkelheit Angst haben, noch vor dem Pfeil, der bei Tag zuschlägt.’“ „,Tausend werden durch meine linke Hand und zehntausend durch meine rechte Hand fallen’“, fiel Yehohshua ein, „,weil Yehuway meine Zuflucht ist, und kein Übel wird mir zustoßen.’“ Yehohshua berührte denStein und schaute wieder auf die absteigenden Hügel und betrachtete die untergehende Sonne, die den Horizont karmesinrot machte. „Mohse, währed er in der Wüste war, sah einen ähnlichen Sonnenuntergang. Er schrieb: ‚Versuche nicht Yehuway. Bewahre genau seine Gebote.’“ „Du hast viele Verse auswendig gelernt, aber verstehst du ihre Nebeneinanderstellung zueinander?“ „Ich verstehe Yehuways Worte in ihrer Ganzheit. Du bist es, der nicht weiß, wie man einen Gedanken von ihm neben einen anderen Gedanken setzt. Darum kannst du mich nicht besiegen oder in den Wahnsinn treiben.“ Satan presste seine Lippen zusammen. Er blickte über Yehohshuas Gestalt zur untergehenden Sonne. Er bildete eine neue Verschwörung. „Wir haben diesen vergangenen Monat nur kurz von Zeit zu Zeit gesprochen. Kannst du mit mir ohne Unterbrechung die nächsten drei Tage sprechen?“ 333
„Aber deine Legionen haben nie aufgehört, mir zuzuflüstern. Also haben wir eine Stimme statt Millionen, das heißt, wenn du keine Angst vor mir hast.“ Satan lachte: „Bitte, begleite mich nordwärts von der Stadt Yerushalayim zum Berg Tabor.“ „Werde ich.“ Als die beiden den Gipfel des Berges erreichten, betrachteten beide die gewaltige Ausdehnung des Landes vor ihnen. Augenblicke später lachte Satan wieder. „Warum von dem Land vor dir träumen, wenn du es selbst tatsächlich besitzen kannst?“ Satan zeigte dann zum Horizont. „Sage mir, was siehst du?“ „Ich sehe die Hauptstäde der Welt. Babylonische, chinesische, indische, griechische, römische, ägyptische und afrikanische Städte. Ich sehe das Volk dieser Länder sich vor mir verbeugen, wie ich vor ihnen auf einem starken Pferd reite. Millionen Soldaten marschieren hinter mir. Milliarden Menschen huldigen mir. Ich sehe ein Bild von mir selbst als den mächtigsten Herrscher aller Zeiten. Ich bin stärker als Alexander der Große. Weiser als Nebukadnezar. Reicher als alle Pharaonen Ägyptens. Eleganter als der Minos von Kreta. Alle Cäsaren zittern, wenn ich spreche, und Parthia ist lange unter meiner Siegesflagge verschwunden.“ „Es ist mein Vorrecht, dir diese Welt zu geben“, sagte Satan, „für deine ausschließliche Kontrolle. Baue darauf, was auch immer für Städte du willst. Schaffe irgendeine Regierung, die du willst. Sogar eine theokratische, wenn du willst. Baue ein großes militärisches Reich oder ein Reich des Friedens. Schreibe, was auch immer für Gesetze du willst. Gewähre jedem ein Haus und Land und baue alle Tempel, die du willst. Die ganze Welt gehört dir, um zu gebieten, wie du es für geeignet siehst.“ „Es ist wahr, die Welt ist dir gegeben worden“, gab Yehohshua zu. „Du kontrollierst jede Regierungsform. Jeder Form der religiösen Anbetung. Jedes Nationalkonzept gehört dir. Ich bin die einzige wahre Gegenwart der Wahrheit und Güte dieser Erde.“ „Da du anerkennst, dass ich der Herrscher dieser Welt bin und dass ich sie in jede Hand legen kann, wähle ich, sie dir zu geben.“ „Warum ein so großzügiges Geschenk für einen bloßen Menschen? Ein Heuchler, der der Sohn Gottes sein will, und ein Halunke mit Fantasien über göttliche Herrlichkeit?“ „Weil ich eine solche Fantasie verstehe. Ich wurde als Zweiter erschaffen und ich weiß, wie viel eine solche Macht für dich bedeuten kann.“ „Ich will keine Macht. Nur die Korrektur des Unrechts und ein Richtigstellen der Dinge.“ „Was auch immer. Doch da ich oft in der Vergangenheit Männer zu große Generäle und zu weltpolitische Figuren und hohe Kohanim gemacht habe, glaube ich, dass ich dir heute die größte Macht von allem geben will: totale Herrschaft über die ganze Erde.“ „Und um das für mich zu tun, was erwartest du von mir?“
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„Was ich wiederum will, ist eine einfache Sache. Es ist viel weniger, was ich von anderen verlangte, für mich zu tun.“ „Was ist es?“ „Alles, was ich will, dass du tust, ist, lieg mit deinem Gesicht auf dem Boden und sage: ‚Du bist der wahre Gott der Erde.’ Alles soll dann dir gehören. Errichte, was du willst. Ich werde mich nicht einmischen.“ „Aber du hast dich eingemischt!“ schrie Yehohshua, seine Stimme ertönte von den Hügeln. „Also, tritt hinter mich, Satan. Mohse schrieb: ‚Du musst Yehuway, deinen Gott, anbeten und ihm dienen und nur ihm sollst du dienen!’“ Satan starrte schweigend den Mann an, der entschlossen war, fest gegen seine versuchenden Worte zu stehen. Er begann ein weiteres Wort zu sagen, ihn anzuflehen, sich ihm anzuschließen, aber seine anderen Kohorten begannen ihn zu rufen, um mit den Herrschern in Kambodscha zu reden, um sie zu ermutigen, neue Tempel zu bauen, die orgiastisches Entzücken gutheißen. „Yehohshua kämpfte dieses Mal gut gegen mich. Ab es wird eine andere Zeit geben. Also, ich will, dass ihr alle eure Anwesenheit um ihn bewahrt. Hört zu und lernt von ihm.“ „Was lernen?“ „Was auch immer er sagt. Wenn das vorüber ist, werden wir alle Worte, die er sprach, der Menschheit bringen und wir werden sie benutzen, wie wir wollen. Wir werden die Bedeutungen seiner Worte und Gedanken gestalten und rekonfigurieren. Wir werden diese Ideen verbreiten, als ob sie unsere eigenen Ideen und Gedanken wären, und wir werden listig die Menschen betrügen, und zu folgen, indem sie die Worte Yehohshua zuschreiben, nicht dem Sohn Gottes, sondern Yehohshua Herr.“ „Yehohshua Herr? Ich verstehe nicht.“ „Denke daran. Yehohshua ist der Sohn Gottes, hier, um seinen Willen zu tun. Also, was wir tun werden, ist dies: wir werden von diesem Sohn das Bild des Vaters gestalten. Wir werden, was dem Vater gehört, wegnehmen und es dem Sohn zuschreiben. Wahre Anbetung wird Yehuway nicht gehören. Sie wird Yehohshua gehören. Yehuways Name wird vergessen weden, genau wie wir es planten. Indem wir dies tun, werden wir Yehuway doch besiegen. Also, von nun an werden wir jeden ermuntern zu glauben, dass Yehohshua Gott ist.“ „Sollten wir das jetzt tun?“ „Zuerst hören wir, was er zu sagen hat.“ „Was ist mit denen, die darauf bestehen, Yehuway anzubeten?“ „Die Hebräer meinst du?“ „Ja.“ „Wir werden sie schließlich loswerden. Irgendein Mann wird sich eines Tages zu unseren Worten erheben und die Handlungen durchführen, die ich von ihm erbitte. Wiederum werden wir ihm ein kleines Zeichen schenken.“ „Welches?“ „Dasselbe Geschenk, das wir allen Träumern von Führerschaft geben – Größenwahn.“ 335
Sie brachen alle in Lachen aus. „Was ist mit Yehohschuas Anhängern, die seine Worte verstehen und ihn als den einzigen Sohn Gottes und nicht als Gott anerkennen?“ „Wir werden sie auch vernichten. Arbeitet zuerst bei Yehohanan dem Täufer. Tötet ihn und tötet jeden, der Yehohshua zum Sohn Gottes erklärt. Verschont jene, die ihn Gott nennen. Wir werden falsche Ideen mit wahren Ideen verweben, und schließlich wird niemand den Unterschied kennen. Wir werden Bezeichungen wie Trilogie und Schicksal und Bestimmung benutzen, und wir werden Miryam zur Mutter Gottes machen und veranlassen, dass ihr Name mächtiger als der von Yehuway wird. Wir werden Ideen gutheißen, dass, wenn eine Person eine Sünde begeht, sie in die Hölle kommen wird, und wenn eine Person gut ist, sie in den Himmel kommen wird. Wir werden sagen, dass es ein Fegefeuer gibt und einen Ort, wo die Seele endlos wandert, und wir werden von der Unsterblichkeit der Seele reden. Denkt nur an die endlosen Möglichkeiten. Wir können Heilige schaffen, die die wahre Anbetung von Yehuway entfernen werden. Wir können die Menschheit veranlassen, falsche Feiertage zu feiern, nationale Leidenschaft in die Herzen der Menschen pflanzen, und so viel Spaß haben, dass sich keine Person erinnern wird, wer Yehuway ist. Die Menschheit wird so fasziniert von unseren Ideologien sein, sie werden die Wahrheit an den Dunghaufen des Chaos verwirken und die Wahrheit zur Lüge und die Lüge zur Wahrheit machen. Mitfreunde, wir sind alle in einem großen spirituellen Krieg. Dieser Krieg wird kein leichter Krieg sein. Auch sollten wir besiegt werden, es wird keine Rolle spielen. Viele werden mit uns fallen. In dieser Form werden wir siegreich sein.“ Sie stimmten der neuen Verschwörung zu. Satan und seine Kohorten verschwanden von dem spärlich bewachsenen Berg, um zu den tiefen Wäldern der östlichen Länder von Kambodscha zu ziehen. *** In der vierzigsten Nacht zitterte und bebte Yehohshua von der herabsteigenden Kälte. Er suchte Zuflucht in einer Höhle des Berges. Unfähig mit dem Zittern aufzuhören, begann er zu Yehuway zu beten. „Ich Abgeschiedenheit blieb ich und erforschte meine Gedanken neben deinen Gedanken. Ich versuchte, für mich einen Platz unter der Menschheit wahrzunehmen, und dafür trat ein Widersacher in meine Gedanken und erklärte mich für wahnsinnig. ‚Du bist nichts, außer eine Strähne in einem imaginären Schatten’, sagte er. Ein Geistgeschöpf im Fleisch ging immer neben mir und sagte mir, er würde mir dies und das für ein einfaches ihm Zunicken geben. Sage mir, Abba, bin ich wahnsinnig? Bin ich so weit von dem Pfad abgekommen, dass kein geschickter Hirte mich je wieder finden mag?
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Bin ich dein Sohn – oder bin ich nichts, außer einer wandernden Seele, die in einer zerbrechlichen Fleischhülle gefangen ist? Sage mir, wer ich bin.“ Als Yehuway seine Worte in seinem Herzen hörte, sandte er seine Seraphim, um Gabriel zu suchen. Einen Augenblick später erschienen Gabriel und sechstausend Engel vor Yehohshua. Ein Brüllen erklang aus ihren Mündern und ein donnernder Applaus erschütterte die Erde. „Yehohshua“, Gabriel näherte sich ihm, „dein Vater sendet seine Grüße und seine ewige Liebe. Er bestätigt dir, dass du tatsächlich sein Einziggezeugter bist.“ Gabriel berührte Yehohshuas Stirn und ein beruhigender Trost zerstreute, was auch immer für Zweifel in seinem Verstand in Bezug auf seine wahre Identiät verweilten. „Ich bin der Sohn Gottes“, erwiderte er der Heerschar. Dann wie ein weicher Nebel, der in der Luft verweilt, bildete sich eine wirbelnde Bewegung um ihn. In einem Augenblick wurde die Bewegung verschwommen und verschwand. Nur die kahle, trockene Wüste blieb. Er brach zusammen, als eine Million Worte in seinen Verstand eindrangen. „Ich bin der Sohn Gottes“, wiederholte er immer wieder, als sich das Heulen des Windes erhob, um die losen Schmutzteilchen über ihn zu treiben. Sein Haar flatterte und seine Kleidung blähte sich um ihn auf, als ob ein mysteriöses Tuch vom Himmel fiel, um ihn zu bedecken. Darin erhoben sich die Geheimnisse seines Herzens, um seinem Verstand die Unterströmungen des Lebens und seine Fähigkeit, alle seine Unzulänglichlichkeiten zu besiegen, zu erkären. Er schlief mit den Gedanken ein, dass er der Sohn Gottes war.
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Kapitel 8 Albträume Als Yehohshua schlief, trugen ihn seine Träume in die ferne Vergangenheit. Er träumte von der Eroberung Yerushalayims im Jahr 618 v.Chr. Jeremia hob seine Augen zu den dichten, dunklen Rauchschwaden, die sich von der infernalen Hitze in den Mauern Yerushalayims erhoben. Gewaltige verschlingende Flammen explodierten in den drei Tälern, die die heilige Stadt umgaben und erstickten die fliehenden Judäer, die vertrauensvoll die Tore Nebukadnezars Soldaten geöffnet hatten. Salomons Mauern wurden ohne einem einzigen Pfeil, der durch den Wind drang, durchbrochen. Jehoiakims Körper wurde über die vordere Mauer geworfen, seine Eingeweide rissen auf, als er auf dem Boden aufschlug. Noch immer wach, konnte er nicht schreien, als das Feuer über ihm tobte und sein Gesicht und Fleisch von den Knochen schmolz. Jehoiachin, sein Sohn, erhielt von Nebukadnezar direkt das Diadem, nachdem die Flammen die Leiche seines Vaters verzehrt hatten. Hundert Tage später wurde Jehoiachin in Ketten mit der zweiten Hauptdeportation der judäischen Eroberung die Stadtmauern hinausgeführt. Daniel, Jehoiachins Cousin, wurde direkt neben ihm angekettet. Hesekiel, der Prophet, trug die hinteren Ketten. Dreitausend Gefangene wälzten sich im Schmutz, als ihre blutigen Füße ihre Ketten über Tausende Meilen der Stadt Babylon schleppten. *** Yehohshua träumte dann von 537 v.Chr., achtzig Jahre nach der ersten großen Diaspora, als Daniel auf eine Kopie der Schriften von Jeremia traf. „Yerushalayim, Yerushalayim“, las Daniel Jeremias Klage. „Wie ich um dich weine, Yerushalayim. Deine ganze Pracht war auf der ganzen Welt berühmt, die ewige Beständigkeit. Der Schemel und die Krone der Herrlichkeit. Die Höhe der Vorzüglichkeit. Die Tiefen der Ruhe. Der Wohnsitz Gottes. Um dich traure ich in trauervoller Erschöpfung. Das Klagelied kann ich nicht hören. Innerlich verkünde ich mit wackelnden Zungen. Um dich, oh Yerushalayim, trauere ich. Mich selbst bedaure ich. Ich, ein Vagabund. Ich, ein Ausgestoßener. Ich.“ Die tiefen Furchen füllten sich mit Tränen, die Daniels Wangen hinunterliefen, als seine Erinnerungen über diesem schicksalhaften Tag in seinen Gedanken schwebten. Das weiße Haar seines Kopfes vermischte sich völlig mit seinem weißen Bart, der sich auf seiner Brust krümmte, als er sich neben die Felsenvorsprünge des Flusses Karkheh 338
kauerte und den Ulai-Kanal überblickte, der in einem sich auflösenden Nebel rein gewaschen wurde. Als Daniel das Lesen von Jeremias Klagelieder beendete, überwältigten ihn seine Emotionen. Er breite sich über das siebzig Jahre alte Pergament aus und schluchzte. Schrittweise ließen seine Tränen nach und erlaubten seinem Verstand darüber nachzudenken, was er gerade gelesen hatte. „Großer Herr, Yehuway“, flüsterte Daniel in die Morgennebel der Dämmerung, „ich habe während der Herrschaft von Nebukadnezar gelebt und habe seine sieben Jahre des Wahnsinns bezeugt und von seinen Lippen stellte ich ihn dir dar, indem ich seinen Nachlass suchte, um seinen liebevollen Worten für dich zu erlauben, beständig in den Großen Zeugnissen deines Buches eingetragen zu werden. Obwohl Nebukadnezar ein heidnischer Bürger ist, flehe ich für seine Worte, in den zeitlosen Schriften gekennzeichnet zu werden. Ich habe auch während Evil-Merodachs Herrschaft gelebt und seine Liebenswürdigkeit zu König Jehoiachin bezeugt. Ich habe Neglissar gesehen und die Ereignisse seiner Vierzigjahrherrschaft bezeugt. Ich habe Nabonidus Verrat gegen Labosordacus gesehen und Belshazzar habe ich seinen bevorstehenden Tod vorgelesen. Ich sah die Vernichtung von Yerushalayim und erblickte den verzehrenden Hunger der Flammen. Niemals habe ich solche Wut bezeugt. Ich sah die Eroberung des babylonischen Reichs und das Ende der semitischen Herrschaft. Ich sah den Aufstieg der arischen Macht und ich sah Cyrus, den König von Persien, der neben dem betagten Darius, dem König von Medien, ritt, der für sich die ganze Welt nahm. Wann, Yehuway, werde ich die Rückkehr meines Volkes in das Land bezeugen können, das du für es bestimmt hast?“ Als die Morgensonne aufstieg und den weißen Nebel wegbrannte, begann Daniel seine Gebete, indem er für sich und sein Volk bekannte und Yehuway bat, sein Versprechen an sein Volk nachzuprüfen, um sein Volk von der babylonischen Fessel nach dem Vergehen der siebzig Jahre der Knechtschaft zu befreien. Genau zur selben Zeit, zu der Daniel seine Gebete begann, entsandte Yehuway, der die Gänze seiner Gedanken kannte, Gabriel, um schnell durch die schwarze Stratosphäre zu fliegen und Daniel seine Botschaft zu bringen, als er sich für das Abendopfer vorbereitete. „Daniel“, verkündete ihm Gabriel. Wieder bist du, Gabriel, gekommen, um mit mir zu sprechen.“ „Mehr als das. Ich bin gekommen, um dir die Vision über das Kommen des Mashiachs zu offenbaren. Ich bin hier, um dir zu versichern, dass die Freiheit deines Volkes ihm gegeben wird; nicht nur von den Babyloniern, sondern von allen Nationen, für immer. Siebzig Jahrwochen werden für dein Volk und für deine heilige Stadt erlassen, um die Übertretung zu beenden; der Sünde ein Ende zu machen, Versöhnung für Böses zu tun, ewige Gerechtigkeit zu bringen und den Visionen und Prophezeiungen Autorität zu geben und den Heiligen der Heiligen zu salben.“ 339
„Unserem Volk wird dann Freiheit gewährt, genau wie Jeremias geschrieben hatte, und meinem Volk wird erlaubt, Yehuways Tempel wiederaufzubauen!“ „Es wird den Tempel wiederaufbauen“, bestätigte Gabriel freundlich. „Von dem Tag seine Vollendung werden die siebzig Jahrwochen zu der Erscheinung von Schilo fortschreiten, der zu dem letzten Mashiach, dem Fürsten, dem König, erklärt wird. Sogar in unruhigen Zeiten wird Yerushalayim wiedererbaut. Nichts kann seine Instandsetzung verhindern. Es wird mit Mauern und Straßen und Gräben gebaut werden. Nachdem der Tempel vollendet ist, soll die Zeitspanne von zweiundsechzig Jahrwochen vergehen. Dieser Zeitspanne folgen zusätzliche sieben Jahrwochen. Dann wird der letzte und letztendliche Mashiach gewesen sein. Nachdem die zweiundsechzig Jahrwochen vergangen sind, soll der Mashiach durch die Hand der Menschen getötet werden. Für seine Bemühungen zum göttlichen Dienst wird der Mashiach nichts für sich verlangen. Dann werden die Anhänger eines Herrschers kommen und die heilige Stadt und Yehuways Allerheiligstes zerstören. Das Ende wird wie eine Flut kommen. Krieg wird fortsetzen bis zum Ende dieses Systems der Dinge. Verwüstung sind bestimmt zu geschehen.“ Daniel begann bei den Worten zu zittern. „Krieg und Verwüstung bis zum Ende der Herrschaft der Menschheit“, bemerkte er. „Gabriel, hilf mir, das zu verstehen, was geschieht mit dem Mashiach, dass er ‚abgeschnitten’ werden muss?“ „Er wird den avrahaimischen Bund mit den vielen, die kommen werden, um an die Verheißung zu glauben, bestätigen. Für eine Jahrwoche wird dieser Bund an dem Volk der Verheißung vollführt werden. Doch während der Mitte dieser Jahrwoche wird er diese letzte Sühne, die zu machen ist, bereiten, indem er das Bedürfnis für weitere Opfer und Opfergaben durch die Menschheit für ihre Sünden besiegt. Was den einen betrifft, der die Verwüstung verursacht, er soll auf die Schwingen seiner eigenen Ambitionen gesetzt werden, bis das, was verfügt worden war, tatsächlich auf das Verwüstete ausgegossen wird.“ *** Yehohshua zitterte intensiver, als seine Visionen ihn ins Jahr 455 v.Chr. trugen, wo er Nehemia Zerubabbels Geschichte studieren sah. Er sah Nehemiah verstört werden. Er schaute zu, als der Prophet Gottes sich dem persischen König Artaxerxes während seines zwanzigsten Jahres der Herrschaft näherte und den König um Erlaubnis bat, den Wiederaufbau von Yerushalayims Mauern zu erlauben, an denen Zerubabbel vor siebzig Jahren zu arbeiten begonnen hatte. Artaxerxes, der seine Historiker zusammenrief, studierte Cyrus gesetzlichen Erlass. „Beende deine Stadt“, stimmte Artaxerxes zu.
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*** Am Freitagabend, im Monat Schewat, im Jahr 29 n.Chr., vierhundertachtzig Jahre, nachdem der Tempel wiedererbaut wurde, ging Yehohshua aus dem Tal Jezreel. Eine Lichteranordnung umhüllte seinen Körper und erstrahlte ihn mit Gottes Ruach Ha Kodesh. Yehohshua fiel auf seine Knie und weinte vor Freude, da er wusste, dass für den Augenblick er erfolgreich seinen Widersacher des Platzes verwiesen hatte. Im Monat Cheschwan begegnete er Satan und ertrug seinen Spott bis zum Monat Kislew. Im Monat Tewet fand er den Aufenthaltsort der dritten Sekte von Judäa, die Essener. Innerhalb ihres Grundstücks trösteten ihn die Engel, als er die Schriften der Propheten studierte. Während er bei ihnen lebte, während Yehohshua sich von seiner selbst auferlegten Absonderung in der Wildnis erholte, wurden ihm neue Kleider gegeben und er badete täglich, um allen Schmutz aus seinem Haar und von seiner Haut zu entfernen. „Besiege die Leidenschaft“, sagte der Führer zu ihm, „und sei tugendsam. Weise Vergnügen als das Mittel des Bösen zurück, doch schätze Enthaltsamkeit. Bleibe jungfräulich, denn es gibt viele andere Kinder, um für sie zu sorgen und wie die eigenen zu lieben. Hasse Reichtum und gib, was du hast, jedem, der darum bittet. Sei einer von uns.“ „Eure Worte scheinen aufrichtig. Euer Eifer ist nicht in Frage zu stellen. Aber ihr meidet das Salbungsöl, das über mich gegossen werden muss. Überdies esst ihr schweigend und denkt, dass es euch rein macht. Ihr betet, bevor ihr esst, und ihr betet nach dem Essen, aber ihr versteht nicht, dass die Dinge, um die ihr betet, nur durch die sorgfältige Handlung eines Mannes, der von Yehuway gesegnet wurde, um seinen Vorsatz zu erfüllen, vollendet werden kann. Ihr glaubt an das Schicksal, doch Yehuway verurteilt solche Bezeichnungen, denn was er bezweckt, kommt nicht durch irrationales Schicksal, sondern durch Glauben in guten Werken demonstriert.“ Im Monat Schewat, als die Erde sich von der Sonne abwandte und sich zur Dunkelheit drehte, verließ Yehohshua das Grundstück, wo die Essener lebten. Irgendwann in diesem Monat, nachdem die Kohanim das Schofar erklingen ließen, um den Beginn der Abendgebete anzukündigen, näherte sich Yehohshua den letzten römischen Quartieren, die in der judäischen Wüste lagen. In der Nähe begegnete er einer Gruppe von Reisenden. Einige ließen Bündel von den Rücken der Esel hinunter, während eine andere Gruppe das Lager bereitete. Yehohshua ging schnell auf die Reisenden zu. „Lass mich dir helfen, die schwere Ladung loszubinden, bevor die Sonne völlig untergeht“, sprach er zu dem älteren Mann. „Ich kann es selbst schaffen. Ich habe es oft und werde es weiterhin“, erwiderte er grob. „Vater“, strafte ihn seine Tochter, „er ist stärker als du und die Reichweite ist zu hoch für dich. Lass ihn dir helfen.“ 341
Er schritt weg. Nachdem die Familie eilig ihre Handelswaren sicherte, ging das Oberhaupt der Familie bestrebt zu dem Fremden. „Ich vermute, dass du jetzt eine Belohnung willst, dass du mir geholfen hast“, bemerkte der Vater verbittert. „Ich bin nicht hier, um eine Belohnung von dir einzusammeln. Ich bin hier, um dir eine Belohnung zu geben.“ „Oh?“ erwiderte der verwirrte Vater. „Ich bin hier, um dich mit der Erkenntnis zu beschenken, dass die Zeit der Propheten erfüllt wird: das Königreich Gottes steht bevor.“ „Noch ein heiliger Mann“, tat ihn der betagte und runzelige Mann ab. „Was kannst du uns über Gottes Königreich sagen?“ fragte seine Tochter Yehohshua. „Bemühe dich nicht, mit ihm zu reden. Er benutzt nur Gott als eine Ausrede für eine nächtliche Unterkunft.“ „Die Unterkunft ist dir frei von Gott gegeben worden.“ „Oh?“ „Siehe über dir. Der Baldachin des Himmels beschützt dich vor gewaltigem Schaden und die Bäume versorgen dich mit Wärme und Befestigung und die Erde verschafft dir einen endlosen Vorrat an nährreichen Lebensmitteln.“ „Aber jeder hat diese Dinge. Sollte ich nicht mehr haben?“ „Jeder hat diese Dinge, weil Gottes Liebe gleichermaßen allen gegeben wird. Um mehr zu erlangen, musst du um mehr bitten.“ „Ich bitte immer um mehr“, zwinkerten die Augen des runzeligen Mannes schließlich, als ob er ein Kind wäre. „Wie bitten wir um mehr? fragte eine andere Tochter. „Bittet, zuerst denen zu geben, was du hast, die darum bitten.“ „Seht ihr!“ schrie der alte Mann. „Ich sagte euch, er ist nicht mehr als ein Bettler. Na, schaut euch seine Kleider an! Der Rock ist zerrissen und die Schuhe sind kaputt!“ „Vater, die Röcke aller Propheten sind zerrissen und ihre Schuhe abgetragen. Yehohanan der Täufer trägt nicht einmal Schuhe!“ „Ja, Vater“, warf die erste Tochter ein. „Und du kannst sehen, dass er sich jeden Tag wäscht.“ „Ich bin Yehohanans Cousin ersten Grades“, informierte sie Yehohshua und lächelte heiter, „und ich habe gerade die vergangenen siebzig Tag alleine in den judäischen Hügeln verbracht.“ „Oh? Gut, andere Männer verirren sich in den judäischen Hügeln. Und außerdem, was für ein Mann ist nicht mit einem anderen Mann verwandt – besonders in dieser Gegend?“ „Nun, da du deinen Weg aus den judäischen Hügeln gefunden hast, warum nimmst du nicht die Straße? Sie wird zurück zu Yehohanans Lager führen“, informierte ihn die andere Tochter. „Wenn ich zurückreisen sollte, wie könnte ich vorwärts gehen? Und wenn ich bei Yehohanan wäre, wie könnte ich hier bei euch sein?“
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Sie lachte leise. „Ja, das ist so. Und Vaters Rücken würde ihn heute Nacht umso mehr weh tun.“ „Tochter, pst“, lächelte der verlegene Mann. Er schaute auf die Gesichter seiner Töchter und akzeptierte den Fremden in seinem Zelt. Er gab ihrer Freundlichkeit nach. „Komm. Iss mit uns, Cousin ersten Grades von Yehohanan.“ „Yehohshua. Ich heiße Yehohshua.“ Nach den Abendgebeten und nachdem Dank an Yehuway gegeben wurde, wurde der alte Mann entspannter bei dem Fremden. Dann fragte er ihn impulsiv: „Dann sage mir, Yehohshua, bist du hier, um mich im Wasser zu taufen?“ „Was glaubst du, ist Taufe?“ Der alte Mann zuckte mit seinen Schultern. „In das Wasser gehen, um unsere Reinigung von Sünden zu symbolisieren.“ „Sind die Fische mit Sünde erfüllt?“ „Ich weiß es nicht.“ „Sie leben im Wasser“, schrie die zweite Tochter fröhlich, „und einige sind uns verboten zu essen. Die Garnele, frt Hummer, der Wels, da sie einen Zustand der Unreinheit darstellen.“ „Taufe ist Hingabe deinerseits, um dich auf die Seite des Heiligsten zu stellen. Es ist ein öffentliches Zeugnis deiner Annahme seines Willens und seiner Wahrheit. Du musst voll unter das Wasser getaucht werden, da ein Spritzen das Wesentliche der Handlung täuscht. Aber da ist mehr als das, das getan werden muss: du musst öffentliche deine Reue bekunden.“ „Was ist Reue?“ „Es bedeutet, dass du von deiner Persönlichkeit die störenden Wesenszüge entfernen musst, die dich abhalten können, dich auf die Seite des wahren Gottes zu stellen. Um in seinen Palast einzutreten, musst du dich zuerst dieser problematischen Eigenschaften entledigen. Du musst die Dinge ausschütten, die dich von seiner Gnade abhalten, indem du echte Reue erduldest und ein Versengen des Unrechts, um das Gute anzunehmen. Entledige dich dieser Dinge. Bedaure, was du falsch getan hast. Sei nicht stolz auf diese Dinge, denn sie haben eine Barriere zwischen dir und Gott gestellt. Trauere für das Böse, das in dein Leben gekommen ist, dann nach einer Zeit der Reue wirst du rein sein und kannst dich heilen, indem du dir erlaubst, in Gottes Gegenwart durch Versöhnung zu kommen. Ich bin zu dir gesandt worden, um dir diese Gabe zu geben. Ich werde für jeden, der mich bittet, vermitteln. Ich werde dir helfen, Wiederherstellung und eine persönliche Versöhnung mit Gott zu finden und dir seine wunderbaren Gaben schenken. Wir werden die alte Persönlichkeit mit guten Eigenschaften stärken, die sich aufrichtig um das Wohl anderer kümmern.“ „Wie?“ „Erkenne deine Sünden. Verfüge Änderung in deinem Herzen und Verstand. Anerkenne Gottes Maßstäbe als deine, denn sie sind 343
beständig, stabil und unveränderlich. Erniedrige dich selbst und suche Gottes Gegenwart durch Bittgebete. Wenn deine neue Taten echt sind, wird eine Bekehrung in dir wohnen und dir das Geschenk des Lebens geben. Darum ist diese „Reue“ größer als die „Taufe“. Bloßer Symbolismus mag an sich annehmbar sein, aber gute Werke sind immer besser. Suche aktiv Kenntnis. Frage sorgfältig alle Dinge bezüglich Gott nach. Widme dein ganzes Herz und deinen Verstand dieser Beschäftigung. Höre auf seine Stimme und den Stimmen seiner Propheten und auserwählten Sprecher. Beobachte und tue seinen Willen. Werde ein Same, der frisch gepflanzt wird. Er versucht, durch die Erde zu brechen und nach dem Licht zu greifen, das über ihm scheint. Er wächst hoch und stark und seine Frucht wird jeden nähren, der sie von seinen Ästen in seiner Saftigkeit pflückt. Benimm dich nicht wie der müßige Töpfer: ständig an das Rad zu klammern, dieses Stück hier ersetzen, dieses Stück dort entfernen, bis das ganze aufgegeben, wieder begonnen werden muss. Handle eher als ein großer Planer, der weiß, wo seine Hände das Gefäß formen müssen, und weiß, was man wohin stellen muss, so dass das, was in seiner metamorphen Vollendung von loser Erde zu festem Ton, in dir geschehen mag. Yehuway will dir vergeben. Er ist gewillt, es zu tun. Sei nicht wie Adam, indem du zögernd Wege erfindest, seinen Abschluss aufzugeben, denn was aus seinem Hochmut wurde, war die Anweisung von Morden und die Bildung von bösen Regierungen, die sich Yehuways Willen widersetzten. Glaube an die gute Nachricht, die ich dir erkläre.“ Der alte Mann senkte seinen Kopf. Seine beiden Töchter schauten ihren Vater instinktiv an. Über dem Kopf seiner jüngsten Tochter streckte sich seine zitternde Hand aus, um Yehohshuas Gesicht zu berühren. „Ich bekenne zu dir mit meinem ganzen Herzen und Verstand. Teile mit mir die Frucht, die du gepflanzt hast und ich werde suchen wie du vorgeschlagen hast.“ Am nächsten Tag reiste der alte Mann auf einer anderen Straße, wo er sich am Nachmittag einer anderen Karawane anschloss. Während der kurzen Zeit, die er bei ihnen war, teilte er mit ihnen die Worte, die Yehohshua zu ihm gesprochen hatte. „Dieser Yehohshua, ist er ein Jünger von Yehohanan dem Täufer?“ „Sie sind Cousins ersten Grades.“ „Yehohanan trägt die priesterlichen Gewänder seines Vaters. Wessen Gewänder trägt Yehohshua?“ „Ich weiß es nicht. Ich fragte ihn nicht.“ „Bis ich es weiß, werde ich ihn nur als einen Anhänger von Yehohanan behandeln. Nichts mehr.“ „Aber seine Worte tragen eine solche Intensität an Emotionen“, verteidigte ihn der alte Mann. „Ich bin ein Zelot. Mein Schwert kann auch einen Intensität an Emtionen tragen. Ich werde dem Haus David folgen, aber ich werde nicht dem Haus eines anderen folgen.“ 344
„Es könnte sein, dass dieser Yehohshua einer des Hauses David ist.“ Der Krieger stellte seinen Weinbecher auf den Tisch und starrte auf das tief gefurchte Gesicht. „Ich werde ihn fragen – wenn ich kann.“ *** Sonntag, Mitt-Schewat 29 n.Chr. Yehohanan der Täufer stand in der Nähe der Ufer des Yardens in dem Dorf Beit-Anyah. Der Fluss war an dieser Stelle am tiefsten und das Wasser zog sanft vorbei und brachte mit seinen ruhigen gekräuselten Wellen einen sanften Wind, der Yehohanans langes Haar herumwarf. Sein entfernter Verwandter Andreas bündelte Yehohanans Haar und band die Vorderseite in zwei lange Strähnen, während sein anderer Verwandter Yochanan die Rückseite in einen Pferdeschwanz band. An Ufer des Gewässers wusch eine Gruppe von Frauen eine große Sammlung an Wäsche, während in den Untiefen Kinder spielten und einander anspritzten. Eine andere Gruppe von Jugendlichen jagte einander am Ufer, während über ihnen vier oder fünf Teenager die Felsvorsprünge hinaufkletterten und die Gruben erforschten, die das Wasser vor Äonen aus dem Kalkstein gewaschen hatte. Als die Teenager hinaufkletterten, gingen mehrere Kohanim zum Fluss hinunter. Als beide Gruppen zusammenkamen, starrten sie einander kurz schweigend an. „Yehohanan“, rief eine der Wäscherinnen aus. Sie zeigte zu den Kohanim, als er sich umdrehte, um sie anzuschauen. „Kommt. Schließt euch uns an!“ Yehohanan winkte sie herüber. Die Jugendlichen hörten auf, die Klippe hinaufzuklettern, und die Kinder hörten auf, mit dem Wasser zu spritzen, während die Frauen aufhörten, die Wäsche gegen die Felsen zu schlagen. „Yehohanan, vergib uns unser Eindringen, aber wir versuchen, deinen Zweck, hier zu dieser besonderen Zeit zu sein, zu verstehen“, sagte einer der Kohanim. „Ich bin hier, weil ich von der höchsten Autorität gesandt worden bin, der Welt die Nachricht von dem Kommenden zu verkünden.“ „Ist es nicht mehr wahr, dass du hier bist, um Anhänger für dich zu sammeln, damit du eines Tages eine neue Rebellenstreitmacht gegen Antipas schaffen kannst? Das Gerücht besagt, dass du einer der Gründerväter einer Vierten Sekte bist. Eine Sekte, die beharrt, dass das Haus David noch immer blüht und bald versuchen wird, Judäa einzunehmen.“ „Ich bin nicht politisch.“ „Natürlich bist du es. Nur durch den Wunsch, dass der Mashiach erscheint, stellst du dich gegen den rechtmäßigen Herrscher von Roms Willen. Wir wissen, dass du dich weigertest, die priesterlichen Gewänder zu tragen, die dir Kayafa anzog. Da du berechtigt bist, sie zu tragen, könnte es sein, dass du hier bist, fort von unseren Augen und Ohren, um
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eine Rebellion gegen Rom zu fördern? Falls ja, ermutigen wir sie nicht. Wir wünschen es nicht. Wir werden uns nicht auf deine Seite stellen.“ „Ich bin kein Makkabäer.“ „Und Antipas ist nicht Entiochus Epiphanes. Er hat nie den Tempel entweiht.“ „Er hat jedoch das Land mit seiner Hure entweiht!“ sagte Andreas, als er aufhörte, Yehohanans Locken zu bürsten. Indem Yehohanan seine Bemerkung missbilligte, hob er seinen linken Finger an seine Lippen und brachte Andreas zum Schweigen. „Es tut mir Leid“, entschuldigte sich Andreas bei den Kohanim. „Falls dein Vorsatz nicht ist, eine Geheimgesellschaft gegen Herodes Antipas zu bilden, warum bist du hier?“ „Ich habe nie meinen Vorsatz vor euch Leviten noch vor euren Arbeitgebern, den P’rushim, geheim gehalten. Ich habe euren Komiteemitgliedern oft gesagt, warum ich hier bin – doch mehr kamen, daher vermute ich, euch muss es auch an großer Kenntnis mangeln.“ Der Kohen rollte eine Schriftrolle aus. „Es ist von unseren anderen Mitgliedern geschrieben worden, dass du gesagt hast: ‚Den Weg gerade machen.’“ Yehohanan nickte, als er auf das hügelige Terrain, das ihn umgab, blickte. „Bist du der Mashiach?“ „Habe ich es je gesagt?“ „Nein. Aber wir wissen, dass ein Mann nicht König werden kann, außer ein Kohen verkündigt ihn. Saul wurde von Samuel eingeführt, ebenso David. Salomon wurde von Nathan dem Propheten angekündigt. Jehoash wurde von Jehoiada beschütze und als seine Zeit war, übernahm die geheime Rebellion das Land und errichtete fest seinen Thron. Wir kennen die Politik von Kohen und König.“ „Dann solltet ihr wissen, dass kein Kohen ein König sein darf, außer der Ernannte von Yehuway.“ „Und?“ „Erkläre mir die Ambitionen von Mattathias?“ „Verurteilst du Hannukah?“ „Ich sage nur, dass der Baum, der in fünf Erweiterungen wuchs, der Stärke einer einzigen Axt fiel. Die Hasmonäer, was auch immer sie vollendeten, taten es nur für einen kurzen Augenblick in der Geschichte. Was kommen wird, wird für immer sein.“ Der Hauptwortführer spuckte auf den Boden. „Yehohanan, du bist ein Nachkomme von Kohanim. Du bist aus einem großen Haus. Dein Vater hat viele Freunde im Sanhedrin, und als du geboren wurdest, prahlte er zu allen von uns von deinen wundervollen Talenten. Wir haben unsere Augen auf dich als einen Mann, der bewundert und als etwas Besonderes abgesondert wird, gerichtet. Irre nicht von unserem Standpunkt ab. Halte dich innerhalb unseres Verständnisses.“ „Ihr versteht nicht ein Ding.“
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„Wir mögen nicht begreifen, warum es für Leute notwendig ist, sich unter das Wasser des Flusses tauchen zu lassen, außer, wie vorgeschlagen worden ist, du einen Geheimkult einführst.“ „Der Grund, dass ich durch das tiefe Wasser wate, ist, dass ich mich von euren verderbten Häusern absondere. Inmitten von euch ist niemand, der steht – und ihr wisst nicht, wer er ist. Er mag sogar hinter mir sein. Oder vor mir. Doch wo er auch sein mag, ich weiß dies: ich bin nicht würdig, den Riemen seiner Sandalen zu lösen.“ Ein Schriftgelehrter hörte diese Worte und brach in Lachen aus. Sein Gelächter steckte die Männer hinter ihm an, und zusammen erfüllte ihr Spott die Gegend mit einer verächtlichen Atmosphäre. Die Gruppe von Kohanim und Schriftgelehrten, ebenso andere, wandten sich forsch ab. Andere Gegner gingen auch aus dem Lager. Als sie den oberen Teil der Klippen erreicht hatten, schrie ein Mann hinunter: „Yehohanan! Brich das Lager ab. Wir wollen deine Männer und Frauen nicht hier. Sie verschmutzen den Fluss mit ihrer Pisse und Scheiße!“ Einer von Yehohanans ergebenen Anhängern hob einen Stein auf und zog seinen Arm an, um ihn dem Zwischenrufer nachzuwerfen. Aber Yehohanan ergriff seinen Unterarm und schüttelte seinen Kopf. „Es wäre für uns besser, das Lager abzubrechen als diese Sorte von Mann zu brechen.“ „Wir sind kein Abschaum von Ausländern, die vor unserem eigenen Volk herumschlendern sollten.“ „Noch sind wir Unruhestifter.“ Der Mann gab nach. „Wohin gehen wir jetzt?“ „Wo auch immer unsere Füße uns hinführen. Warum fragen, was die Antilope nie fragt, oder wovor der Löwe davonrennt? Wo die Gazelle ruht, dort ist Annehmlichkeit. Also, gehen wir.“ *** Am Mittwoch, Mitt-Schewat 29. v.Chr., fand Yehohshua eine andere Gruppe von Männern, um zu predigen. „Wie bei allen unendlichen Tagen, setzt der Abend seinen Weg zum Morgen fest. Abend und Morgen; zwei Zeitteilungen, getrennt durch die dünne, ewige, drehende Schöpfungslinie. Was zu existieren begann, wurde so, weil das Wort Gottes zu einem anderen gesandt wurde, der es in die Wirklichkeit übersetzte. Dieses Wesen stand hinter Yehuway und beobachtete deb großen Planer, der sich zu dem bewegungslosen Menschen beugte. Der Schöpfer hauchte seinen eigenen Atem in das, was ein Klumpen roter Lehm gewesen war, und ermächtigte das Wesen, ein Mensch zu werden. Das ewige Licht überwältigte die Dunkelheit des Universums. Wissen löschte Unwissenheit aus. Pulsierende Energie besiegte stillstehende Stockung. Und Wissen herrscht, unfähig, von törichten Fantasien besiegt zu werden. Gut ist stärker als böse.“ Als Yehohshua predigte, flogen die Vögel des Sees oben, wie sie es immer taten, und tauchten ihre Schnäbel in das Wasser, um sich ihre 347
eigenen Fische zu fangen. Nicht zu weit weg fingen die Fischer auch ihre Fische. Gruppen von Männern standen am äußersten Rand von kleinen Booten und warfen geschickt über ihre Köpfe die Netze aus, die aus ihren Händen in das Wasser trieben und kurz vor ihnen herunterfielen, wie die Schatten von Männern, die sich mit den Schatten von Fischen vermischten. Yehohshua hörte zu predigen auf, lächelte, winkte zum Abschied den Männern zu und stellte das Kochgeschirr zum Kochen auf. Als Yehohshua sein Frühstück kochte, starrte er zu den Fischern und den Vögeln. Beide waren dem See verpflichtet. Beide vollendeten ihre Aufgabe. Die einen instinktiv, die anderen absichtlich. Er bedeckte seine Augen, als die Sonne höher stieg. Jenseits des Abhangs, der zum Meer abfiel, lag das Lager seines Cousins. Yehohshua beendete sein Frühstück, dann grub er ein Loch und entließ seine fäkale Angelegenheit hinein, dann vergrub er seine Reste vom Frühstück darüber. Er zog seine Kleidung aus und wusch sich gründlich, bevor er zur Ansammlung der Anhänger von Yehohanan ging. Als er sie erreichte, ging er unbemerkt in die Versammlung der Leute. Die Kinder spielten, die Babys weinten, die Luft war von dem Geruch von frischem Brot erfüllt. Durch die dichte Menge ging Yehohshua auf Yehohanan zu, der ihn näher kommen sah, obwohl Yehohshua noch weit weg war, und lächelte breit. Er streckte seine Arme aus und Yehohanan begann auf den Mann zuzueilen. Er sprang über die Gegenstände, die draußen sorglos hingelegt waren, stieß an mehreren Zelten an und schrie die ganze Zeit: „Schaut! Es ist das Lamm Gottes!“ „Was hast du gesagt?“ keuchte Andreas hinter ihm. „Das ist der eine, von dem ich gesprochen habe, wenn ich sage: ‚Hinter mir wird ein Mann kommen, der vor mir vorangeschritten ist, weil er vor mir existierte.’“ „Er war so weit weg! Wie konntest du ihn erkennen?“ „Ich werde ihn immer kennen, egal wie weit die Entfernung sein mag oder wie blendend das Licht werden mag.“ Augenblicke später holte Yehohanans zweiter Jünger sie ein. „Warum das große Rennen?“ „Nanu, es ist unser Cousin, Yehohshua“, verkündete Yochanan, der Sohn von Zavdai, in überraschtem Ton zu Andreas. „Ja, so ist es“, bestätigte Andreas, als er Yehohshua erkannte. „Du bist Jakobus ältester Bruder – der eine, der bei uns vorher über Nacht blieb. Warum hast du uns so plötzlich verlassen, ohne auch nur zu uns zu sprechen?“ „Ich war gezwungen, in der judäischen Wüste zu wandern.“ „Gezwungen? Für wie lange?“ fragte Andreas und lehnte sich nach vor. „Ich war für vierzig Tage abgesondert, dann verbrachte ich weitere dreißig Tage und tat andere Dinge.“ „Mohse verbrachte auch vierzig Tage in den judäischen Hügeln.“ Yehohshua lächelte. „Ich verbrachte siebzig.“
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Andreas berührte impulsiv Yehohshuas Umhang und wunderte sich über den Mann. Er war fast identisch mit Yehohanan in seiner Größe und seinen Augen. Er teilte denselben hypnotisierenden Blick, dasselbe Lächeln, dieselbe Anziehungskraft. Dann zum ersten Mal erkannte er, dass Yochanan denselben Blick wie die beiden Führer teilte. Andreas sah in dem Achtzehnjährigen einen merkwürdigen Lichtschimmer, der sich eines Tages der Welt bekunden würde, genau wie Yehohshuas Licht der Menschlichkeit begann, sich zu verkünden. „Diese Familie wird von Gott berührt“, dachte Andreas. „Junger Cousin“, wandte sich Yehohshua an Yochanan und rieb liebevoll sein glattes, schwarzes Haar, „wie geht es meiner Tante Salome?“ „Mutter und Vater geht es gut. Aber sage mir, warum bist du so lange von uns fort geblieben? Wirst du uns auch als einer von Yehohanans Jünger folgen?“ Der Täufer lachte über die unüberlegten Worte des jungen Mannes. „Yochanan, ich bin es, der Yehohshua folgt; nicht anders herum.“ „Ich bin nicht so jung!“ sein Gesicht wurde rot, als er seine Verlegenheit zeigte. „Yehohshua!“ sagte Andreas. „Sprich zu uns. Warum warst du so lange allein?“ „Es ist dasselbe wie ein junger Vogel, der eines Tages sein Nest verlassen muss. Die Mutter ist immer da, um das Kind zu beschützen, aber eines Tages muss sie nach Osten schauen, wenn ihr Kind nach Westen schaut.“ „Wenn dieses Kind nach Westen schaut, sieht es nicht ebenso den Osten?“ erwiderte Yochanan. Yehohshua nickte. In dem Augenblick fühlte die beiden Männer eine Empfindung durch ihr Genick filtern, das bis zum oberen Teil des Kopfes reichte. Es war, als ob eine unsichtbare, ausschließliche Brise sanft von dem Meer draußen zu ihnen geweht hätte. Sie schauten den Rest ihrer Gefährten an, die sich an ihre täglichen Aufgaben machten. „Wie falsch dies ist“, dachte Yochanan, „dass hier vor uns allen dieser Mann steht, nach dem der Täufer rief, und doch stellt sich kein anderer zu ihm.“ Der Täufer richtete seine Aufmerksamkeit auf seinen jüngsten Cousin und stieß ihn schließlich am Unterarm. „Es mag sein, dass sich die Leute unseres älteren Cousins nicht bewusst sind“, schien der Täufer Yochanans Gedanken zu lesen. „Doch darum sind wir hier. Um ihn um ihretwillen, ebenso um unsretwillen zu verkünden. Denn jeder, ob er uns zuhört oder nicht, wird von genau diesem Mann einen Segen nach dem anderen erhalten. „Das Gesetz wurde durch Mohse gegeben, aber Gnade und Wahrheit werden durch Yehohshua – dem Mashiach – kommen.“ „Yehohshua ist der Mashiach? Er hat tatsächlich Gott gesehen?“ „Als er eine Geistgeschöpf war, ja.“ „Eine spirituelle Macht kann Gott sehen, ja. Aber für einen Menschen – was für eine Fähigkeit.“ „Ja.“ 349
„Doch ich erinnere mich“, sagte Yochanan, „Mohse sah Gottes Finger!“ „Ja, das ist so. Aber der einzig gezeugte Sohn, der neben dem Vater steht, er ist der eine, der Gottes Persönlichkeit erklären wird, und was er von uns verlangt, um mit ihm und mit dem Universum in Harmonie zu leben.“ „Wie ist es, der Mashiach zu sein?“ fragte Yochanan unschuldig. „Ich meine, fühlst du dich irgendwie anders von dem Rest von uns? Denkst du in anderen Bezeichnungen? Besitzt du eine große Macht wie Elijah oder Mohse?“ „Meinst du, dass ich verursachen kann, was ich will, um es geschehen zu lassen?“ „Ja. Kannst du?“ „Kann ich?“ antwortete Yehohshua mit einer anderen Frage. Yochanan blinzelte, seine Augen glitzerten vor Erregung über die Unterhaltung. „Natürlich kannst du.“ „Cousin“, drehte sich Yehohanan und Yochanan um, um ihn anzublicken. Sie schauten einander an und brachen in Lachen aus. „Sohn von Zavdai“, legte Yehohshua klar, „hat das Licht je versagt zu erscheinen?“ Er zeigte zu der aufgehenden Sonne. „Das Licht hat nie versagt zu erscheinen.“ „So ist es bei mir.“ „Dann bist du das wahre Licht“, behauptete Yochanan. „Du bist das Licht, das jedem Licht gibt, ob böse oder gut oder gleichgültig. Du bist hier, um Kenntnis und Sieg des Lebens über das Böse und den Tod für jeden von uns darzulegen.“ *** Sechzig Jahre später dachte der betagte Yochanan, der zum Apostel ernannt worden war, über diesen Morgen nach. Er schrieb mit Hilfe einer Öllampe in dem tiefen Schwarz seiner Höhle auf der Insel Patmos und bezeugte: „Er war in der Welt. Die Welt kam durch ihn ins Dasein, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er reiste zu seinem eigenen Heim, aber seine eigenen Leute wiesen ihn zurück. Doch wer ihn empfing, dem präsentierte er die Autorität, Gottes Kinder zu werden, denn sie übten Glauben an seinen Namen aus. Sie wurden geboren, nicht aus Blut oder aus fleischlicher Begierde, noch aus dem bestimmten Wunsch des Menschen. Der Gesalbte, der Heilige des Verständnisses, wurde aus Gottes Bestimmung geboren. 350
Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Wir hatten ein kurzes Zeugnis seiner Herrlichkeit – eine Herrlichkeit, die sich selbst bezeugte, einem einzig gezeugten Sohn des Vaters zu gehören. Sein Geschenk an die Menschheit, das absolute freie Geben der Liebe und Wahrheit!“ Yochanan der Apostel legte seinen Federkiel beiseite. Indem er tief seufzte, legte er seinen Kopf auf seine gefalteten Arme. *** Später diese Woche gingen Yehohshua und der Täufer in ein Zelt, das fort von der Menge in der Nähe des Flussufers aufgestellt war. Eine intensive Stimmung, eine Steifheit ungleich anderer Annäherungen zum Leben beeinträchtigte Yehohshua. Er schien entschlossener als je zuvor zu sein, einen tiefgründigen Gedanken, der ihn ernsthaft störte, auszudrücken. „Hat sich dir Satan genähert?“ fragte Yehohshua Yehohanan den Täufer. „Fortwährend. Dir?“ „Satan bot mir die Welt an, alles. Alles, was ich erbringen muss, ist ein bloßes Nicken vor ihm. Ein kleines Schließen meiner Augen. Ein leichtes Flüstern, jedoch unhörbar: ‚Du bist der rechtmäßige Herrscher der Welt.’“ Der Täufer dachte nach. „Er wird nie aufhören, sich dir zu nähern.“ „Ich weiß“, erwiderte Yehohshua. Yehohanan schluckte. „Für den Augenblick stehst du getrennt von seinem Einfluss. Lass dies die Zeit für dich sein, dich öffentlich als Yehohshua ben Yosef des Hauses David zu verkünden.“ „Ich möchte dafür eine Weile länger warten“ „Warum?“ „Weil das, was mir in der Wüste begegnete, schrecklich war und ich habe noch nicht alles aussortiert. Es war eine intensive, niemals endende Gedankenbarriere und Bilder, die mich von dem Augenblick an plagten, als ich hinauf in die Hügel ging, bis zu dem Augenblick, als ich die Hügel verließ.“ „Satan ist auch in mein Lager eingedrungen. Ich verbrachte Stunden, gegen ihn zu kämpfen.“ Yehohshua blickte in die Augen seines Cousins. Sie waren feucht, doch resolut entschlossen, seine Aufgabe zu vollenden. „Was für Worte, Yehohshua, benutzte er gegen dich?“ „Er versuchte mich glauben zu lassen, dass ich weder der Sohn Gottes noch der prophezeite Mashiach bin. Er sagte, ich wäre ‚töricht und verrückt’, als er meine Verkündigung akzeptierte, bot er mir die Krone der Weltführerschaft an. Größer als Alexander, reicher als Salomon, eine
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charismatischere Rolle als Cyrus, wenn ich mich nur auf seine Seite für einen Bruchteil einer Sekunde stellte.“ „Er ist listig. Es mag sein, dass ich zur Position des Hohepriesters aufsteigen hätte können, wenn ich nicht die Gewänder abgelehnt hätte. Aber was für einen Sinn hat all die Macht des Universums, wenn man versagt, die richtige Loyalität zu Yehuway auszuüben? Würdest du für vorübergehende Freuden von Gott zur Seite treten?“ „Für alles, was ich gesehen und ausgeübt habe, kann ich meinem Vater nicht ungehorsam sein. Dass du ein Teil dieses Plans bist, sprich hoch von deiner Geistesverfassung. Yehuway hat dich von allen Menschen erwählt, heute Nacht zu mir zu sprechen. Nur du unter der Menschheit kannst verstehen, wer ich bin und was ich werden muss. Wir werden tun, was getan werden muss. Was unsere Väter für uns errichtet haben, lass uns fortfahren, geschehen zu lassen.“ Der Täufer streichelte sein Haar. Gewohnheitsmäßig ließ er seine Finger durch die langen schwarzen Strähnen laufen. „Yehohshua, wir werden jetzt ein Ereignis brauchen – eine gewaltige Handlung, die dich fest einsetzen wird, wer du bist und wofür wir stehen.“ Yehohshua betrachtete seinen älteren Cousin genau. Als Jugendlicher, der mit Yehohanan in Zacharias Haus aufwuchs, hatte er sich daran gewöhnt, ihm Aufmerksamkeit zu schenken, besonders, wenn er Ereignisse und Handlungen zu formulieren begann, um hervorzubringen, was er zu schaffen wünschte. Wir werden uns nicht wie die Makkabäer bewaffnen“, sagte Yehohanan. „Wir brauchen keinen Julius Cäsar, der in unsere Städte marschiert. Noch sollten wir jederzeit ausschreien, was als aufwieglerisch angesehen oder ausgelegt werden mag. Rom wird weder eine Rebellion noch ein Gerücht über eine weitere Gruppe von Kriegshetzern schätzen, besonders jetzt, da König Aretas und Antipas miteinander wegen Herodias im Streit sind.“ „Sie ist der Schlüssel zu unserer Sache“, ergriff Yehohshua das Wort. „Ihre Anwesenheit hat beinahe einen Bürgerkrieg in unserem Land entfacht, und sollte Krieg kommen, sollten nicht die Zeloten jene sein, denen dafür die Schuld gegeben wird. Ein friedlicher Regierungswechsel muss als eine vereinigte Handlung stattfinden. Ein Aufschrei durch Hebräer auf der ganzen Welt, dass Herodes Antipas nicht herrschen kann, sondern dass einer aus dem Haus David wieder herrschen muss. Wir werden diese Idee verbreiten, indem wir die Bedeutung auf die Familie unter der Leitung des Vaters betonen, der wiederum dem König dient, der Gott dient. Sogar Tiberius begünstigt die Einheit der Familie.“ Der Täufer nickte. „Beginn dein Werk. Wähle aus meinem Lager deine Jünger. Nimm sie mit dir und bilde sie gut aus. Ich empfehle deinen jüngsten Cousin, Yochanan. Bereite ihn auf seine zukünftige Aufgabe vor.“ „Er ist noch nicht bereit. Ich werde einen älteren Mann brauchen. Einen reifen Mann, der die finanzielle und geistige Fähigkeit zu führen hat. Vielleicht Andreas.“ „Sein Bruder Shim’on ist verständiger.“ 352
Yehohshua lächelte zärtlich. Er fasste hinüber und berührte Yehohanans vordere Schläfenlocken. „Ich habe sie nie so lange gekannt!“ „Ich kann nicht mein Haar wie du schneiden“, lächelte Yehohanan zurück. „Ich werde sofort eine Gruppe von Männern bilden.“ „Es sollten Galiläer sein. Sie sind härter als die Judäer.“ „Also, ich vermute, du empfiehlst, dass ich meine ersten Bemühungen in Galil konzentriere, und von dort nach Judäa gehe.“ „Es wäre am besten. Natzeret ist dein Zuhause und du bist mit Sepphoris gut vertraut. Ziehe nach K’far-nachum und benutze das als deine Operationsbasis. Ich werde diesen Ort für dich befestigen und im Süden, ebenso wie in Yerushalayim.“ „Also, während du bei den Judäern bist, werde ich unter den Samaritern und Galiläern sein?“ „Sie sollten für dich kein Problem sein. Sie hungern nach der Wahrheit.“ „Das mag sein, aber für jetzt, glaube ich, sollte ich nur unter unserem eigenen Volk arbeiten.“ „Clophas wartet auf dich, so wie seine beiden Söhne, Ya’akov und Joses.“ „Ich werde mit ihnen reden.“ Yehohanan ging zu einer einfachen Truhe, wo ein paar Schriftrollen sorgfältig zusammengebunden waren. Er rollte die Größte auf. Die regionale Landkarte umriss die wichten Städte und Routen. „Du musst die ganze Länge und Breite des Landes abwandern, die David der König, dein Vorfahre, eroberte. Er erhob darüber seinen Stern und vereinigte es unter unserem Banner für ewig. Es ist unbestreitbar unser Land. Du musst fortwährend ihre Grenzen errichten, so dass kein Mensch oder eine Nation bestreiten mag, dass das Land von Gott für die Kinder Avrahams beiseite getan wurde – nicht die Kinder von Esau oder Ismael oder irgendeinem anderen Ausländer. Was uns von Gott gegeben worden ist, lass keinen Menschen herausfordern, sonst wird er dem Zorn der Engel gegenüberstehen und für die Auferstehung als ungeeignet erklärt werden.“ „Ich werde durch das ganze Land gehen. Ich werde nördlich nach Tyrus und Sidon und östlich in die Dekapolis gehen. Ich bin schon in Ägypten gewesen und zum Großen Meer gereist. Von meinen Jahren in Sepphoris weiß ich, wie die Samariter denken. Wie du vorschlägst, würde es mir geziemen, mit ihnen zu üben, bis ich mein Redemuster und die Darbringung meiner Botschaft perfekt kann.“ „Von ihnen“, sagte Yehohanan, „schreite zurück zu deinen eigenen Leuten, da es zu uns ist, dass du gekommen bist – nicht zu ihnen.“ „Ich bin hier für jeden.“ Der Täufer, als er ihn hörte, runzelte die Stirn. Er hatte über diesen Gedanken nicht nachgedacht. Seit der assyrischen Eroberung vor acht Jahrhunderten im Jahr 740 v.Chr. war der Norden mit heidnischen Bürgern von Antonia, Oberasien und Unterbabylon heimgesucht worden. Die Verdorbenheit des hebräischen Gedankens und der Ideologie der Samariter machte den Täufer wütend. Ihr Götter Succoth-benoth, Nergal, 353
Tartak und Anammelech wurden von den übriggebliebenen Nachkommen der zehn Stämme integriert worden und ihre Anbetungsstätten in Shechem waren dort so lange, dass die Griechen und Römer ihre Gegenwart ohne Konflikt oder Sorge akzeptierten. Es waren die Samariter, die sich Yehohshuas Vorfahren, Statthalter Zerubabbel, widersetzten, die Stadt Yerushalayim und den Tempel von Yehuway wiederaufzubauen. Was sie aufzuhalten versuchten, schlug jedoch fehl. Ironischerweise verschwand der eigene Tempel der Samartier in Gerizim aus dem Land: die Griechen zerstörten ihn während ihres Aufstands gegen die Seleukiden. Doch trotz all ihrer falschen Doktrinen glaubten sie irgendwie an Mohses Schriften. Sie akzeptierten das Kommen des Mashiachs und erwarteten begierig seine Gegenwart im Land. „Kann es sein, dass irgendwie in der nahen Zukunft sie Yehohshua akzeptieren werden?“ dachte Yehohanan. Laut sagte er: „Yehohshua, wen wirst du bitten, sich dir anzuschließen?“ „Ich ziehe Andreas und meinen jüngsten Cousin Yochanan vor. Aus deisen zwei ersten Samen werde ich einen Wald pflanzen.“ Nachricht wurde an die beiden Männer gesandt, im Zelt des Täufers zu erscheinen. Sie traten ein, als Yehohshua ging. Er zwinkerte ihnen schnell zu und lächelte sie herzlich an. Beide Männer setzten sich vor den Täufer und verhalfen sich zu ein paar Feigen. „Was denkt ihr von Yehohshua?“ „Ich will mehr von seinen Worten hören“, erwiderte Andreas prompt. „Yochanan“, der Täufer streichelte sein Haar, „wie ich, bist du direkt mit Yehohshua verwandt. Da du unmittelbare Familie bist, bist du berechtigt, mit ihm zu gehen – aber Andreas, wer wird dich füttern?“ „Yehoshua wird mich füttern.“ Der Täufer griff energisch nach ihren Schultern und lächelte breit. „Schließt euch ihm an. Er wartet auf euch.“ Begeistert stimmten Andreas und Yochanan zu, sich dem Sprecher von der guten Nachricht zu widmen. Yehohshua wartete direkt außerhalb des Zeltes auf sie. Als er sie zu ihm laufen hörte, begann er nordwestlich zu gehen. Er wandte ihnen sein Gesicht zu und sah den Sand unter ihren Sandalen hervorschleudern. Hinter ihnen zeigte die Stellung der Sonne bei dem Bergrücken, dass es beinahe vier am Nachmittag war. „Was suchst du?“ fragte Yehohshua Andreas. „Wahrheit und spirituelle Verantwortung gegenüber allen Menschen.“ „Und ich auch“, fügte Yochanan hinzu. Yehohshua lächelte. „Lehrer, wo wohnst du?“ fragte Andreas. Yehohshua streckte seine Hand nach beiden Männern aus, um seine Finger zu berühren. „Kommt. Ihr werdet sehen.“ Die beiden jungen Männer, begierig zuzuhören, stellen ihn zwischen sich, als sie an seiner Seite zu dem Gasthaus gingen, wo er sich eingetragen hatte, um für die Nacht zu bleiben.
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*** Donnerstag, Mitt-Schewat 29 v.Chr. Als die ersten Morgenstrahlen die Küste in gelbem Licht badete, nähte Shim’on, Andreas Bruder, den großen Riss in dem Netz zusammen, das er am vorherigen Abend zur Seite gelegt hatte. Hinter ihm fuhren Zavdais und Jakobus Mannschaft in ihren Booten los, während Shim’ons Mannschaften zusätzliche Körbe in ihre Boote luden. Eine vierte Gruppe säuberte die Stände von den gestrigen nicht verkauften weggeworfenen Fischen und bereitete sie für den frischen Fang des Tages vor. Shim’ons Vater Jonah besserte den Kiel eines Bootes aus, indem ver versuchte, es vor dem Monatsende fertig zu machen. Neben ihm lag ein großer Haufen frisches Bauholz, das er von Clophas gekauft hatte. Ihrerseits schärften die Frauen die Schneidmesser und entfernten die Asche aus den Öfen. Die Töchter melkten die Ziegen und taten die Milch in Häute, um sie zu Molke für die Abendmahlzeit zu machen. Als seine dritte Mannschaft ihr Boot zu Wasser ließ, war Shim’on dabei, in das vierte Boot zu steigen, als er seinen Namen von seinem Bruder rufen hörte. „Andreas“, sagte er, „bist du hier, um dich mir heute beim Fischen anzuschließen?“ „Nein. Ich eilte herüber, um mit dir über eine dringende Angelegenheit zu reden!“ „Es muss ganz dringend sein, dass du so früh am Morgen hier draußen bist.“ „Wirst du heute am Ufer bleiben und hören, was ich zu sagen habe?“ „Ist es so wichtig?“ „Ja!“ Zuerst wollte Shim’on die Bittes seines Bruders abweisen, aber als er Andreas Gesicht vor Schweiß erhitzt sah, und als er bemerkte, dass seine Brust sich von dem langen Lauf hob und senkte, gab Shim’on nach. „Ich denke, ich sollte zuerst Vater fragen.“ Jonah schaute seine Söhne an, die sich gegen die Morgensonne abhoben. Er wusste, dass etwas Bedeutendes zwischen ihnen stattfand. Er winkte mit seiner Hand den anderen Mannschaften zu und gab ihnen die Erlaubnis, ohne Shim’on loszufahren. An diesem Morgen schenkte Shim’on Andreas seine Aufmerksamkeit. „Also, was denkst du?“ fragte Andreas. „Gut“, Shim’ons Sprache wurde sarkastisch, „wenn man dein intensives Interesse an diesen verrückten Verwandten von uns, Yehohanan, bedenkt“, sein Gesicht wurde lakonisch, „wage ich zu sagen, wirst du mir sagen, dass du den Mashiach gefunden hast.“ „Nanu, ja!“ schoss Andreas heraus. „Wie wusstest du das?“ Shim’on lachte, dann trat er einen kleine Stein aus dem Weg, der auf dem Pfad lag. „Ich vermute, dieser Mann ist fähig, einen anderen Menschen vollkommen zu lieben, ohne Rücksicht auf seinen Zustand oder Reichtum oder Status, denn du weißt, das ist die einzige Art von Mensch, den ich wahrscheinlich für den Mashiach halten würde.“ 355
„Yehohshua gewährt frei seine Freundlichkeit sogar bei Menschen, die Freundlichkeit nicht verdienen.“ Shim’on kicherte. „Er gewährt bösen Menschen Gunst?“ Andreas zuckte mit den Schultern. „Ja. Er sollte es, nicht wahr?“ „Der Prophet sagt, dass es so ist, also muss es so sein.“ „Dann habe ich endlich den Mashiach gefunden!“ „Beweise es!“ Die beiden Brüder wagten sich durch die engen Dorfstraßen von Bethsaida und gingen an Philippus Haus vorbei, das von dem Tiberischen See wegblickte. Als Philippus seine engsten Freunde sah, schrie er ihnen zu: „He, wohin geht ihr beide?“ „Den Mashiach sehen“, antwortete Andreas eifrig. „Machst du Scherze mit mir?“ schoss er scharf zurück. „Nein. Komm, geh mit uns.“ „Wohin?“ „Den Fluss rauf.“ „Oh nein. Ich muss mich um eine andere Sache kümmern. Ich werde euch zwei später sehen.“ Als Philips Mutter seine Antwort hörte, schaute sie über die Rampe des Dachs. „Was hast du zu tun? Du hast nie etwas Wichtiges zu tun. Geh mit ihnen.“ „Sie jagen nur Träumen nach.“ „Ist es nicht das, was du immer tust?“ „Sie sagten, sie gehen, ‚den Mashiach besuchen.“ „Yehohanan den Täufer?“ „Ich vermute es. Ich hörte sie nicht wirklich so gut.“ „Hör das nächste Mal sorgfältiger zu.“ „Habe ich. Nein, sie gehen nicht den Täufer besuchen. Er leugnet, der Mashiach zu sein.“ Philippus verschränkte seine Arme über seiner Brust und starrte auf die dahinschwindenden Gestalten der Brüder. „Nein, sie gehen jemand anderen besuchen. Wenn es der Mashiach ist“, sprach er leise nachträglich, „lasst ihn an meine Tür klopfen. Dann werde ich wissen, dass er echt ist.“ Andreas führte seinen Bruder zu der Gegend, wo er dachte, dass Yehohshua wäre. Beide Männer gingen eine Stunde herum, bis Andreas ihn endlich in der Nähe des fernen nördlichen Ufers fand. Er ruhte sich mit seinem Rücken zu ihnen auf seinem äußeren Gewand aus. Yochanan spielte in der Ferne und warf Steine in das stille Wasser des Sees. Als sich Andreas und Shim’on näherten, machten die kleinen Kieselsteine vom Ufer Geräusche unter ihren Füßen und weckten Yehohshua aus dem Schlaf. Die beiden Männer wünschten ihn nicht mehr zu stören als sie schon hatten, also setzten sie sich neben ihn, ohne zu sprechen. Yehohshua hielt seine Augen geschlossen und seinen Rücken den hockenden Brüdern zugewandt. Nach ein paar Minuten verkündete Yehohshua: „Du bist Shim’on Bar-Yochanan. Der Schnelle zu hören.“ 356
„Ja, das ist wahr.“ „Da es die Steine waren, die mich aus dem Schlaf weckten, werde ich dich daher Kefa von nun an nennen. „Kefa?“ „Es ist Aramäisch für ‚ein Stück Felsen’. Es wird dir für deine zukünftige Aufgabe gut passen.“ „Wie soll meine zukünftige Aufgabe sein?“ „Die Zukunft aller Menschen ist anders als sie erwarten.“ „Ich bin ein Fischer. Was gibt es, was ‚anders’ für einen Fischer sein kann?“ „Ich bin dieser Unterschied.“ *** Freitagmorgen, Mitt-Schewat 29 v.Chr. Nachdem die vier Männer von ihrem Schlaf aufwachten, beschloss Yehohshua, seine Reise nach Galil fortzusetzen. „Aber ich habe ein Geschäft, um mich darum zu kümmern, und eine lästige Frau zu versorgen“, ärgerte sich Shim’on darüber, mit ihnen zu gehen. „Vater wird sich um deine Frau und um dein Geschäft kümmern. Er hat viele Arbeiter, die ihm helfen. Und“, scherzte Andreas, „sie werden froh für dich sein, dass du Urlaub fort von ihnen machst!“ „Ich werde mit dir gehen, Yehohshua, aber erst, nachdem ich meine Frau und meinen Vater informiert habe. Ich muss sicher sein, dass man mich erübrigen kann. Ich bin nicht wie mein Bruder Andreas, der kommt und geht wie es ihn freut.“ „Ich werde mit euch nach Bethsaida gehen, meldete sich Yehohshua. Während des Tages war er von Shim’ons resoluter Persönlichkeit und mit seiner Fähigkeit, zu handeln und zu delegieren und selbstgenügsam zu sein, beeindruckt worden, und er wollte seine Anwesenheit aus der noch nicht ausgereiften Formation der Männer verlieren. „Da ist jemand, mit dem ich reden muss“, fügte Yehohshua hinzu. „Ja“, stimmte Shim’on zögernd hinzu. Er war froh, mit dem Fremden zu reden, doch hatte er Angst vor ihm. Angst vor dem, was er anbot, denn das Angebot zog ihn an. Die Persönlichkeit des Fremden war, was er an einem Mann erwartet hatte, der behauptete, der zukünftige Führer Israels zu sein. Da er nicht wusste, was er sonst sagen sollte, sage er das Offensichtliche. „Während du mit wem auch immer redest, werde ich mit meiner Familie reden.“ Als die vier das Dorf erreichten, rannte ein kleines Rudel Hunde vor ihnen davon. Ein paar Frauen, die ihre Schafe tränkten, ignorierten sie. Ein paar Männer, die den starken Mann beobachteten, der Shim’on führte, wunderten sich über die Bedeutung. Shim’on ging nie hinter einem anderen Mann. Sie entließen den Gedanken aus ihrem Sinn. „Yehohshua, wo wirst du sein?“ fragte Andreas, indem er sich vergewisserte, dass der Treffpunkt vor ihrer Trennung errichtet sein würde. 357
„Im Dorfgasthaus. Ich werde mit den Männern, die dort sind, essen.“ „Das ist kein ‚netter’ Ort“, erwiderte Shim’on. „Es wird mir gut gehen. Komm, wenn du mit deinen Anordnungen zufrieden bist.“ Shim’on nickte. „Yochanan, bleibe bei deinem Cousin“, gebot Shim’on. „Werde ich“, antwortete er. Drinnen im Haus küsste Shim’on seine Frau und sprach zu ihr über seine Absichten, mit Yehohshua zu reisen. Andreas sprach auch mit Shim’ons Ehefrau und ermunterte sie, ihrem Ehemann zu erlauben, ein wenig mit dem neuen Lehrer zu reisen. „Jemand muss Shim’ons Geist beruhigen“, fügte Andreas impulsiv hinzu. „Esst zuerst, dann entscheidet“, sagte sie. Eine Stunde später beendete Shim’on seinen Haferbrei. Er schloss sich seinen Freunden an und zusammen mit Yehohshua ging er entschlossen zu der hinteren Straße des Dorfes, wo Philippus Haus stand. „Cousin, wohin gehst du?“ fragte Yochanan. „Ich hörte jemanden mich rufen.“ „Ich hörte von niemandem eine Stimme.“ „Du wirst es“, sagte Yehohshua. Ein paar Blocks weiter blieb Yehohshua vor einer schweren Eichentür stehen, die in ein einzelnes Steinzimmer führte. Er blickte hinauf zu der Höhe des Hauses, aber sah niemanden auf dem Dach. Er klopfte fest an die Tür. Einen kurzen Augenblick später öffnete eine Frau in mittleren Jahren. Ihre Haut war noch immer glatt, indem sie ihrem Alter die Stirn bot. „Ich bin hier, um deinen Sohn zu sehen.“ Sie zeigte zum Brunnen und deutete ihm, dort auf ihren Sohn zu warten. Innerhalb von ein paar Minuten erschien Philippus. „Bist du Andreas Freund?“ „Ich bin der, der an deine Tür klopft, genau wie du von mir verlangt hast zu tun.“ Erschrocken schritt Philippus von Yehohshua fort. Er blinzelte und versuchte, sich direkt auf den Mann zu konzentrieren, der vor der Vormittagssonne stand. Er konnte nicht sprechen. Er stand schweigend dort. „Folge mir nach.“ „Warum ich?“ Philippus Stimme zitterte aus den Worten. „Es ist, was du tun wolltest. Ich hörte deine Worte und fühlte die Aufrichtigkeit deines Herzens.“ „Aber ich bin ein fauler Mann. Ich gehe nicht gerne.“ „Um die Bedeutung zu entdecken, muss man gehen.“ Du weißt von meiner Leere?“ „Ein Mann ohne Pflichten ist ein Mann, der sich dem müßigen Flüstern und den Ermunterungen des Widersachers unterwirft. Was ich dir anbiete, ist deine Mühe wert.“ „Sage mir zuerst alles darüber. Wer du bist. Was dein Leben für dich bedeutet. Wohin du vorhast, mich zu bringen. Alles.“ „Ich bin Yehohshua ben Yosef aus dem Hause David.“ 358
„Das Haus David? Bist du der Mann, über den die Propheten schrieben?“ „Was sagt dir dein Herz?“ „Es sagt mir, dass ich dich in mein Haus einladen soll. Bitte entspanne dich auf dem Dach, wo es kühl ist.“ „Gehst du irgendwohin?“ fragte Andreas. „Ja. Ich will, dass mein bester Freund euch zuhört. Wenn er zustimmt, euch zu folgen, werde ich euch auch folgen.“ „Deine Entscheidung gehört ihm?“ sagte Andreas. „Nein, aber ein Freund, der einen sehr liebt, ist verantwortlich, ihm die Wahrheit zu bringen.“ Yehohshua stimmte der Bemerkung zu. Bis zum Beginn des Nachmittags fand Philippus Nathaniel, der auch als Bartholomäus (Bar-Talmai) bekannt war, der eine Feige mampfte, als er sich darüber fragte, wo der Weg der Straße schließlich enden würde, und wo er wirklich begann. „Nathaniel, hör auf, so viele Feigen zu essen!“ „Philippus! Was könnte dich womöglich aus deinem Haus gebracht haben? Der Geruch der Zitronenblüten? Der Wunsch nach Mandeln? Oder vielleicht bist du müde, bloß dem Regen Tag für Tag zuzuschauen?“ „Ich habe es satt, ständig eingepfercht zu sein. Auf jeden Fall wird dieses Jahr bald vorüber sein und ein weiteres wird beginnen. Gleich alt, gleich alt. Und Purim ist nicht zu weit weg. Übrigens, was für Geschenke hast du mir gekaut?“ „Philippus, warum würde ich dir ein Geschenk geben, wenn du schon mehr als genug von allem anderen hast? Du weißt, dass Mordecai für uns beabsichtigte, die Armen mit unserem Bankett zu ehren.“ „Ja, ich weiß. Komm schon. Steh auf! Ich will, dass du einen neuen Freund von mir kennen lernst. Er ist Jakobus und Yochanans ältester Cousin.“ „Zavdais Jungen?“ „Ja.“ „So oft wie diese zwei miteinander über alles streiten, warum sollte ich mir die Mühe machen, ihren ältesten Cousin kennen zu lernen?“ „Weil er einer ist, über den Mohse und die Propheten schrieben.“ Nathaniels schien verwirrt zu sein. „Yehohshua“, Philippus Stimme verriet seine Verzweiflung, „ist Yosefs Sohn aus dem Haus David. Er ist hierher gereist, um uns aus Natzeret zu treffen. „Kann irgendetwas Gutes aus Natzeret kommen? Ein so unbedeutender Ort, wo sogar die Kauflaute vergessen, auf Besuch zu kommen! Nein, lass mich einfach hier bleiben und mich über diese Straße wundern.“ „Komm und sieh ihn! Immerhin, sagte nicht Mohse, dass eines Tages ‚Yehuway einen Propheten unter seinen Brüdern erwecken würde’?“ Philippus streckte die Hand aus und ergriff den Arm seines besten Freundes und zwang ihn hoch.
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Eine Stunde später entdeckten die beiden Freunde, die ihn nicht in Philippus Haus finden konnten, Yehohshua draußen vor dem Dorfgasthaus inmitten einer riesigen Menge. Ein junger Mann gab mehrere Häute mit feinem Wein an die Zuhörer aus. Yochanan war neben ihm, ebenso die Brüder Andreas und Shim’on. „Schaut“, verkündete Yehohshua wirkungsvoll zu den anderen um ihn herum, „ein echter Israelit, in dem es keine Falschheit gibt.“ „Wie weißt du, wer ich bin?“ fragte Nathaniel den Fremden. „Sogar bevor Philippus dich fand, sah ich dich unter dem Feigenbaum essen und auf die lange Strecke der Straße starren und dich wundern, wohn sie führen könnte.“ Nathaniel berührte seinen Brustkorb und fühlte ein leichtes Prickeln, ein leichtes Erheben seiner Sinne, ein eigenartiges, unerklärliches Gefühl, das zuerst durch seine Füße und dann sein Rückgrat hinaufstieg. „Rabbi“, schrie er mit unkontrollierter Stimme, „du bist der Sohn Gottes! Du bist der König von Israel!“ Shim’on starrte auf den Neuankömmling. Er lehnte sich vorwärts und versuchte zu entdecken, wie es für Nathaniel, dem Sohn von Toimai, möglich war, eine solche Sache über einen Fremden zu sagen. Was war anderes als der kurze Wortwechsel geschehen? Was waren die Ideen hinter diesen Worten? Was ereignete sich zwischen ihnen? Ungewiss lehnte sich Shim’on näher. Als er es tat, stieß er unabsichtlich gegen seinen Weinbecher und verschüttete etwas von der roten Flüssigkeit auf Bartholomäus große Zehen, was beide Männer erschreckte. Ungestüm lachend nahm Yehohshua ein Tuch und wischte Bartholomäus Füße sauber. „Kefa, der Wein gehört auf deine Lippen, nicht auf den Boden“, neckte Andreas seinen Bruder, indem er seinen neuen Namen benutzte. „Kefa?“ Nathaniel schaute Shim’on fragend an. Er nickte. „Der Felsen!“ bestätigte Yehohshua seinen neuen Namen. „Warum ihn nicht stattdessen Petros nennen?“ fragte Philippus Yehoshua. „Mein Name ist griechisch, also könnte Shim’ons Name ebenso griechisch sein?“ „Ich mag die Griechen nicht“, wies Shim’on den Vorschlag von sich. „Ein Mann, der dem Mashiach folgt, sollte alles mögen“, warf Nathaniel ein. Shim’on stellte seinen Becher auf den Rand des Brunnens und starrte seinen Freund an. Nathaniels Wahrheit und Freundlichkeit und Liebe waren unbestreitbar. Er hatte Recht. Um mit Liebe zu gehen, musste man Liebe zeigen. Eindeutig, selbstlos, ohne Forderungen. „Nenne mich Petros“, zwang sich Shim’on zu einem Lächeln, indem er die anderen dazu brachte, in ein größeres Gelächter auszubrechen. „Nur weil“, kehrte Yehohshua zu dem ursprünglichen Thema zurück, „ich dich informierte, dass ich dich unter dem Baum eine Feige habe essen sehen, glaubst du, dass ich der Sohn Gottes und der König von Israel bin?“ 360
Nathaniel bestätigte Yehohshuas Frage. Yehohshua lächelte: „Du wirst größere Dinge als dies sehen, denn wahrlich sage ich zu euch allen: ihr werdet den Himmel sich öffnen sehen und ihr werdet Gottes Engel zum Menschensohn auf- und absteigen sehen.“ „Der ‚Menschensohn’?“ wiederholte Nathaniel. „Was bedeutet diese Bezeichnung?“ „Es bedeutet, dass ich hier bin, um allen Menschen zu helfen, Zufriedenheit mit ihrem Leben zu erlangen, indem ich mich selbst ihren Bedürfnissen gebe.“ „Wie Ya’akov es tat, als er Beersheba verließ, um für sich eine Ehefrau in der Stadt Haran zu finden“, flüsterte Yochanan Kefa zu. „Was sagst du zu mir?“ fragte Nathaniel. „Auf der Höhe dieser Leiter steht Yehuway. Er verkündete zu Ya’akov, dass alle Länder, die er sah, ihm und seinen Nachkommen gehören. Yehuway versprach Ya’akov, dass seine Kinder so zahlreich wie der Sand am Meer werden würden, und dass sie besonders werden würden, abgesondert von dem Rest der Welt, so dass er ihnen etwas Außerordentliches darbringen könnte! Er sagte, er würde nie seine Kinder verlassen, bis er vollkommen vollendet hatte, was er gesprochen hatte.“ „Ich erinnere mich“, lächelte Kefa. „Später grub Ya’akov einen Brunnen an genau dieser Stelle. Ich trank daraus.“ „Es war der erste aufgezeichnete Landkauf, den je ein Israelit getätigt hatte“, erinnerte sich Nathaniel an seine religiösen Studien. „Land zu besitzen ist eine gute Sache“, sprach Kefa wieder mit seiner monotonen Stimme. Dann, indem er versuchte, Weisheit zu zeigen, warf er ein: „Aber die Meere – wer kann sie kaufen?“ Philippus unterdrückte ein Husten bei Kefas Behauptung. Er blickte zu Yehohshua, der seinen Blick mit freundlichen Augen erwiderte. Philippus beschloss zu sprechen. „Yehohshua, sagst du zu uns, dass du der Fürst bist, den unsere Propheten unseren Vorvätern verkündeten? Bist du hier, um unbestritten die Landesgrenze für uns zu errichten?“ Nathaniel stöhnte. „Um die Grenzen des Landes zu erkennen, bedeutet es, in den Krieg gegen Rom zu ziehen. Sie sind diejenigen, die sagen, was für ein Land wo endet, und was für ein Land wem gehört.“ „Yehohshua wird dieses Problem korrigieren, nicht wahr?“ fragte Philippus. „Trägst du ein Schwert, Philippus?“ „Yehohshua, wer braucht ein Schwert, wenn Yehuway Engel vor sich stehen hat?“ „Ja, das ist richtig!“ fiel Andreas ein. „Die Engel werden sich auf die Römer stürzen und sie vernichten, wie es in den Tagen von Yechizqiyahu geschah.“ „Yehohshua“, wurde Kefa bei dem streitlustigen Ton verzweifelt, „sprich zu uns.“
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„Betrachtet in eurem Herzen die Bedeutung des Kommens des Mashiachs. Während es wahr ist, dass er die Ursache für das Herbeieilen der Engel, um Legionen Soldaten und falsche Priester zu vernichten, sein wird, gibt es nicht etwas anderes, das er den Menschen bringen kann?“ „Aber Yehohshua“, fragte Nathaniel, „ist es nicht wahr, dass es nur einen Gott gibt und dass kein anderer vor ihm ist, außer Gott? Kann Gott Nationen tolerieren, die theologisch anders sind?“ „Absolut nicht! Lügen sind eine Kränkung für Gott! Aber worum ich bitte, ist nicht Toleranz, denn ich kann nicht die Anwesenheit eines Götzen, der vor meinem wahren Gott steht, ertragen. Ich fragte nur, was deine Auffassung von der Welt und den Dingen, die ihr gehören, ist.“ „Während es Alternativen zu allen Dingen gibt, was auch immer sie sind, sie sind falsch, wenn sie nicht richtig eingestellt sind mit dem Willen des wahren Gottes“, erwiderte er. Dann schrie er beinahe: „Wir beten den wahren Gott, Yehuway, an!“ „Und so sollte es sein, denn was Yehuway seinem besonderen Volk schenkt, ist Erleuchtung. Sie ist allen Menschen vor der Zeit Avrahams gegeben worden, aber nur Avraham suchte das Licht anzunehmen“, begann Yehohshua. „Avraham nahm Yehuways Gesetze und Realität voll in seinem Herzen an. Er zeigte auf dem Berg Moriah das Ausmaß seines Glaubens, indem er es möglich machte, dass die Erlösung kommt, um alle Menschen vor Satan zu befreien. Ihr müsst alle Avraham nachahmen. Das Licht annehmen, beginnen durch das Entfernen der hässlichen und niederträchtigen Dinge in eurem Herzen. Gedanke an Rache, Sex mit Frauen zu haben, Stehlen, falsche Behauptungen zu machen sind Dinge, denen das Volk Satans anhängt. So böse Bekundungen erfassen und nehmen eine Person in Anspruch. Fleißige Arbeit wird wertlos, wenn sie mit böser Absicht gekleidet ist. Eine Person wird unbeholfen und unfähig, sie sucht bedeutungslosen, unlogischen Glauben. Die Erde ist rund, die Sonne scheint, die Vögel fliegen. Das sind alles Wahrheiten. Die Wahrheiten werden frei gegeben, aber Gewissen in Ehrlichkeit eingebettet treibt eine Person zur Arbeit mit aller Macht zu Yehuways Königreich. Die Menschen, die Yehuway gehorchen wollen, kleiden sich mit einer bestimmten und unerschütterlichen Persönlichkeit, indem sie klare Zeichen geben, dass sie in der glorreichen Wahrheit des Schöpfers wohnen.“ „Wie erlangen wir diese ‚glorreichen’ Wahrheiten?“ „Ich bin hier, um sie euch zu lehren. Wiederum werdet ihr ermächtigt, sie euren Brüdern und Schwestern und Müttern und Vätern zu lehren. Und wenn die festgesetzte Zeit kommt, der ganzen Welt.“ „Was, wenn wir nicht verstehen, was du uns lehren wirst?“ „Dann gehört ihr nicht Yehuway. Ihr seid ein Ausgestoßener, der Satan dient.“ „Ich will kein Ausgestoßener sein“, sagte Jakobus. Der Rest der Männer wiederholte seine Worte.
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„Dann geht und hört auf alles, was ich lehre, denn die Wahrheit, die ich mit euch teile, wird euch frei gegeben durch den Ruach Ha Kodesh. Diese Macht stammt von der Hand Gottes, um euch zu helfen, die Wahrheit von der Falschheit zu unterscheiden. Die Macht des Ruach Ha Kodesh wird das charismatische Lächeln der Übeltäter entfernen und ihre grässliche Hässlichkeit enthüllen. Sie wird die schönen Wesenszüge und das süße Aroma wegnehmen, um die hässliche Persönlichkeit und den faulen Atem, der nie gesüßt werden kann, offenbaren.“ „Wir werden die Einzigen sind, denen du lehrst?“ fragte Kefa. „Ich werde mit euch beginnen, aber jeder kann suchen, mit dieser Kenntnis eingehüllt zu werden. Yehuway wünscht für jeden, dass er in seinem Paradies wohnt. Darum erschuf er es. Aber da sind jene, die sich selbst auszeichnen, bei Yehuway zu sein. Sie wollen mit Gott im Himmel wohnen. Ihnen wird Yehuway eine besondere Wohltat verschaffen, denn sie haben versucht, in ihren Persönlichkeiten gute Werke, die einen reicheren Segen verdienen, zu bekunden.“ „Wie viele Menschen werden dieses größere Ziel erreichen?“ „Es beginnt mit einem. Es werden zwei, die vier, die acht werden. Doch trotz aller Zahlen wird es nie hundert Prozent der Weltbevölkerung erreichen. Und für alle Wahrheiten des Universums werden nur die Wenigsten der Wenigen die endgültige Realität der Menschheit erkennen. Aus diesem Grund wird nur die kleinste Minderheit privilegiert sein, den himmlischen Thron von Yehuway zu sehen. Die Ansammlung von Menschen wird immer weniger als ein Bruchteil eines Prozentes sein. Viele wollen das Licht annehmen, aber wenige können einen solchen Sieg gewinnen.“ „Was ist die endgültige Zahl?“ „Die Zahl, die die Zahl der Stämme Israel angibt, diktiert die Zahl, die für den Himmel zur Seite gestellt wird.“ „Was bedeutet?“ „Zwölftausend aus jedem Stamm?“ erwiderte Yochanan. „Ist das wahr?“ fragte Andreas. „Ja“, bestätigte Yehohshua, überrascht von Yochanans Antwort. „Es ist zwölf mal zwölftausend.“ „Insgesamt hundertvierundvierzigtausend?“ „Ja.“ „Aber ist nicht Gottes Gegenwart ewig?“ fragte Nathaniel. „Ist sie. Yehuway ist immer neben der Person, die ihn sucht. Doch wenn du das fragst und einen massiven Aufstand der Massen für die Herrlichkeit und Errichtung von Gottes Reich erwartest, wird es nicht geschehen. Du wirst nicht eines Morgens aufwachen und eine Bekundung von Gottes Gnade über Nacht sehen – denn sie ist immer bei uns. Eher wird die Macht des Lichts – die Macht seiner Gegenwart – zu denen kommen, die nach ihr verlangen. Verschüttet die unrichtigen Eigenschaften, die euch mit falschen Gesinnungen durchtränkt. Ein neuer Morgen wird in dem Leben der Menschheit geschehen, wenn alle entdecken werden, dass sie mit Gottes 363
Güte in Harmonie sind. Zu dieser besonderen Zeit und diesem Ort werden sie genau wie eines von Gottes Kindern sein. Dann wenn das Reich Gottes in jedem von euch gefestigt wird, werden sogar Fremde kommen und euch als ein Kind Gottes erkennen. Fremde werden erkennen, dass in euch Gott kam, um zu verweilen und dass er nie seine Gegenwart von euch aufgibt. Dann wird es für euch zu sagen möglich sein: ‚Gottes Reich’, denn es ist so.“ *** Montagnachmittag, die dritte Woche von Schewat 29 n.Chr. Der angespannte Reiter kämpte, um auf dem schreienden Esel zu oben zu bleiben. Er klopfte sanft auf das Hinterteil, um ihn vorsichtig den steilen Anstieg des Hügels hinaufzudrängen, auf die Stadt Bethsaida zu. Das betagte graue Tier schritt instinktiv über die heimtückischen Steine, hielt das Gleichgewicht und seinen dicken Reiter auf dem sich windenden Pfad. Der Esel hielt seinen Kopf gesenkt und konzentrierte seine Augen auf den nächsten gefährlichen Schritt, indem er fachmännisch den Grat überwand, um dem fernen Horizont des schimmernden blauen Tiberiassees gegenüberzustehen. Prinz Yosef ben Yosef, Yehohshuas Bruder, drittgeborener Sohn von Miryam, erreichte endlich den Rand des Lagers des Täufers. Er stieg von seinem Esel und machte sich daran, unter den Talmidim zu fragen, wo Yehohshua war. „Frage deinen Cousin, wo er ist“, bemerkte einer. „Yehohshua geht in die Stadt Kana in der Ebene Asochis“, beantwortete der Täufer seine Frage. „Warum?“ „Nathaniel wohnt dort.“ „Und?“ „Nathaniel erhielt eine Einladung, die Hochzeit seines Freundes zu besuchen, daher lud er Yehohshua und seine Freunde ein, mit ihm zu gehen.“ „Mein Bruder ist unverantwortlich“, bemerkte Prinz Yosef ben Yosef. „Wir brauchen ihn, um uns zu helfen, die Baumernte für die tyrischen Schiffsbauer einzubringen.“ „Was kann ich sagen?“ zuckte Yehohanan mit den Schultern. „Was habt ihr beide euch verschworen zu begehen?“ verlangte Yosef zu wissen. „Jahrelang redet ihr nicht miteinander, jetzt könnt ihr nicht aufhören, alles miteinander zu tun.“ Er beruhigte sich, ging umher, dann sagte er: „Sicherlich versucht ihr beide nicht, den Plan meines Vaters zu übernehmen? Sicherlich nicht!“ „Was waren die Pläne deines Vaters?“ fragte Yehohanan unschuldig. „Du beleidigst mich mit deiner vorgeheuchelten Unschuld. Halte diese List aufrecht und ich werde darüber hören, wie dein Kopf in einem Scheißloch baumelt.“
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„Weil du Yehohshuas Bruder bist, denkst du, du kannst zu Gottes Repräsentanten reden wie du willst?“ brauste Yehohanan auf. „Gottes Repräsentant? Du und mein Halbbruder seid auf einem verrückten Kurs. Warte, bis ich Mutter und Clophas darüber erzähle.“ „Deine Mutter ist auf den Weg nach Kana, um deinen Bruder zu treffen, ebenso Clophas. Sage es ihr dort vor dem Angesicht deines Bruders, dass er verrückt ist. „Warum ist Mutter nach Kana gegangen?“ „Ich vermute, um die Hochzeit zu besuchen und ihren ältesten Sohn zu treffen, den sie seit über zwei Monaten nicht gesehen hat.“ „Yehohanan, hör auf, dich in unsere Familienangelegenheiten zu mischen. Was auch immer dein Vater und mein Vater planten, sollte ruhen dürfen. Wir sind drei Bauern und wir handeln mit den Tyriern. Wir sind nicht ehrgeizig auf den Thron von Judäa.“ „Gehe nach Kana und sage genau diese Worte zu deinem Bruder.“ „Halbbruder!“ spuckte Yosef. Er verbrachte den Rest des Vormittags zwischen dem hohen Schilf einen Weg zurück nach Natzeret zu finden. Nach langer Zeit entdeckte Prinz Yosef ben Yosef endlich eine niedergetrampelte Öffnung durch die sumpfige Eben, die ihn zurück zum Haus seiner Mutter führen würde. *** Zufällig verzögerte Miryam ihre Reise nach Kana. Sie war nervös und über die Aktivitäten ihres Sohnes verärgert. „Yehohanans beeinflusst ihn, einem dummen Traum zu folgen“, sagte Prinz Yosef ben Yosef zu ihr, als er das abgebrochene Stroh vom Sattel des Esles putzte. Er reichte ihrem Dienstmädchen seinen verwurstelten Umhang. „Wird Yehohshua in Kana auf mich warten?“ „Wer weiß? Es scheint, dass er uns vergessen hat. Er hat eine neue Gruppe von Freunden und er scheint entschlossen zu sein, sie zu beeindrucken. Er kann nach Kana auf eine Hochzeit unter Fremden gehen, aber er kann nicht zu einem einfachen Abendessen zu seiner Familie kommen.“ „Jakobus und Simon stritten zu ernsthaft das letzte Mal, als er uns besuchte, mit ihm.“ „Sie hatten Recht, mit ihm zu streiten. Er sondert sich zu sehr von uns ab. Wer von uns kennt unseren Bruder?“ Miryams schwer runzelige Augen falteten sich noch mehr bei den Worten ihres Sohns. Ihre tief gefurchte Stirn zeigte ihr Alter und enthülllte den Kummer des vergangenen Jahrs. Die Rückseite ihrer Arme war schlaff wie ihre Brüste. Der Rücken ihrer Hände war trocken, die Haut mit braunen Punkten gefleckt. „Wie schien Elisabeths Kind zu sein?“ „Gesund. Er hält sich sauber.“ „Und die Höhle makellos?“ „Yehohanan hält sich immer gut organisiert. Du weißt das, Mutter.“ 365
„Deine Tante Salome ist genauso. Sie weiß immer, wo alles ist.“ „Mutter, warum lebt Yehohanan in einer Höhle, während Yehohshua in den Gasthäusern wohnt? Für zwei Männer, die demselben Zweck zugewandt sind, warum reisen sie auf so verschiedenen Straßen?“ „Yehohanan zog immer Einfachheit vor. Er lernte es von seinem Vater.“ „Indien verdarb meinen Bruder.“ „Nein. Ein König muss wie ein König leben.“ „Mein Bruder“, erwiderte er eifersüchtig, „ist kein König!“ „Dein Vater war ein Prinz aus dem Hause David und ich bin eine Prinzessin aus demselben Haus. Viele Menschen starben für uns, damit wir einen Sohn auf dem Thron von Judäa sitzen haben könnten!“ „Warum, Mutter? Warum? Können wir nicht einfach Holz, wie Vater es von uns wollte, verkaufen?“ „Der Wald war eine List, um die Behörden zum Narren zu halten, so wie sein Zimmermannsgeschäft. Ich erlaubte deinem Vater, frei zu reisen, um Bekehrte für die Vierte Sekte zu finden.“ Prinz Yosef ben Yosef begann zu schmollen. Seiner Possen müde ging Prinzessin Miryam in ihr Zimmer, wo sie ein teures purpurrotes Gewand für ihren erstgeborenen Sohn aufbewahrt hatte, das sie mit den Geschenken der Weisen gekauft hatte. Nachdem sie es sorgfältig in dem inneren einer groben Kamelhaardecke verborgen hatte, verließ sie das Zimmer und ging in den Hof, wo ihre anderen Kinder auf sie warteten. „Sind wir fertig?“ Jakobus (Ya’akov) und Simon nickten schweigend. Ihre beiden Töchter schlossen sich neben ihren Ehemännern an. Einen Augenblick mehr warteten sie auf den jüngsten Bruder, der endlich aus seinem Zimmer auftauchte. Clophas, seine Ehefrau, die andere Maria, und ihre beiden Söhne Jakobus und Joses, warteten auch. Er stieg auf die Rückseite des Wagens und lehnte seinen Kopf auf das harte Geländer. Er hörte den Diener mit den Zügeln schnalzen und fühlte das leichte Rucken der Pferde, die den Wagen in Richtung Kana zogen. Auf dieser Straße waren die Schatten der Familie zu unterschiedlichen Zeiten deutlich voneinander auf den Pfaden zu sehen, und ein anderes Mal vermischten sich die Schatten völlig miteinander. Als die Familie endlich den Rand der Klippe erreichte, blickten sie ehrfürchtig auf den abrupten Wechsel der Landschaft vom halb unfruchtbaren zum sumpfigen Land, dann verfürmte es sich in saftiges Grün. Prinz Yosef ben Yosef wachte von seiner ermüdenden Reise auf und von der Höhe konnte er ein paar Leute ausmachen, die er kannte, die sich zwischen den Bäumen des Dorfes vermischten. Er sah junge Männer und alte Männer und junge Frauen und junge Mädchen, die eifrig den Hochzeitsbaldachin errichteten. Die älteren, erfahreren Frauen webten eilig die Hochzeitskleider, während die Teenager die Lebensmittel für das freudige Ereignis einsammelten. In der Ferne räumten die Kinder die Trümmer der römischen Soldaten auf. „Weiter zu unserem Bruder“, sagte Prinz Jakobus sarkastisch.
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Mehrere Stunden später erreichten sie die Stadt. Yehohshua umarmte froh seine Mutter und seine Brüder und Schwestern, danach stellte er ihnen seine neuen Freunde vor. Dann sahen sie ihren Cousin Yochanan, Zavdais Sohn, sich um Yehohsha versammeln, wie ein Schaf, das sich bei seinem Herrn versammelt. „Werden Zavdai und Salome hier sein?“ fragte ihn Miryam. „Natürlich werden sie es“, erwiderte Yochanan. „Mutter will dich immer sehen!“ „Also“, flüsterte Jakobus heimlich durch seine zusammengebissenen Zähne in Yehohshuas Ohr, „bist du schon als der Mashiach erklärt worden?“ „Warum fragst du nicht meine Talmidim?“ „Jünger? Narren, die einem Narren folgen! Yehohanan der Täufer, unser großer Cousin ersten Grades und Erhalter des Gesetzes, hat dich ernsthaft angesteckt! Aber du solltest deinen jüngsten Cousin und dieses Hochzeitsfest mit deinem Wahnsinn verärgern.“ „Er muss sein, wohin ihn sein Herz führt.“ „Sagst du, weil ich nicht hier neben dir bin, dass ich kein Herz habe?“ „Jakobus, warum müssen wir immer streiten! Hör heute damit auf.“ „Ich werde aufhören, mit dir zu streiten, nur weil ich weiß, dass ich nicht von deinen abscheulichen Unzulänglichkeiten angesteckt werde.“ „Es mag geschehen, dass eines Tages du die Verantwortung über diese Wahnsinnigen hast“, prophezeite Yehohshua die Wahl seines Bruders durch den Rat der siebzig Abgeordneten, um der christlichen Kirche von Yerushalayim nach Yehohshuas Tod vorzustehen. Jakobus lachte sarkastisch. „Du magst glauben, dass du ein galiläischer heiliger Mann bist, aber in all den Jahren, die ich dich kenne, habe ich nie einen Beweis davon gesehen.“ Yehohshua schüttelte seinen Kopf und verließ trostlos die Seite seines Bruders. Eine kurze Entfernung von ihm erblickte er zufällig eine Gruppe von Frauen, die eifrig ihre Öllampen füllten, während eine andere Gruppe von Frauen sich sich mit dem Anordnen ihrer Kleider beschäftigte. Eine andere Gruppe war über die ganze Angelegenheit selbstzufrieden. „Wo ist der Bräutigam?“ hörte er eine der faulen Frauen eine Frau aus der fleißigen Gruppe fragen. „Halte nach ihm Ausschau. Er wird bald hier sein.“ „Oh, was soll die Eile? Die Bräutigame scheinen immer länger als notwendig zu brauchen.“ „Werde nur nicht überrascht, wenn er erscheint“, erwiderte das Mädchen. Bis zum Spätnachmittag säumten Hunderte Hochzeitsgäste die Hauptstraße, die direkt zur Synagoge führte, die während des Höhepunkts des hellenistischen Einflusses erbaut worden war. Die Männer kamen näher zueinander und hielten über ihren Köpfen Hunderte Palmenzweige. Die Spitzen der Palmenzweige berührten sich, um eine Turmkammer zu bilden, durch die die Braut und der Bräutigam gehen mussten. Als das Paar glücklich entlang des Pfades rannte, applaudierten 367
die Frauen zustimmend. Sobald das Paar außerhalb des Palmenhains rannte, stand es der dorischen Säule der Synagoge gegenüber. Ein Marmorpfad lud die Besucher in das große Gebäude ein. Die Besucher in Kana sprachen einen Dialekt der internationale Sprache der vergangenen 1.500 Jahre, Aramäisch (die aramäische Sprache des Handels und Geschäfts), sie verstummten, als das Paar zum Baldachin schritt, um dem angespannten Gesicht des Leviten gegenüberzustehen. Der Kohen sprach auf Hebräisch (die ursprüngliche Sprache der Menschheit), indem er den echten Wunsch des Paares anerkannte, einander zu heiraten. Die Eltern wandten sich der Menge zu und schenkten öffentlich ihren Kindern die Hochzeitsgeschenke, die die vorherbestimmte Verpflichtung besiegelten. Miryam wurde bei dem Gedanken an ihren verstorbenen Ehemann traurig. Sie schaute zu, wie die Teenager das Hochzeitszelt betraten. Beide Väter folgten dem Paar und trugen zwei Wasserbehälter. Dann folgten die beiden Mütter. Beide Elterngruppen standen neben dem neuvermählten Paar und halfen ihnen, ihre Kleidung auszuziehen. Sie standen schweigend, als der Ehemann der Braut auf seine Ehefrau stieg, um ihr erstes sexuelles Bündnis zu vollziehen. Nachdem der Ehemann seinen Samen in der Vagina seiner Ehefrau ejakuliert hatte, ergriffen beide Mütter das Hochzeitsleinen und hielten es für die Gäste öffentlich hoch, um zu bezeugen, dass Blut und Samenfelcken der Kopulation darauf waren. Applaudierend fuhren die Gäste mit ihrem Festmahl fort, während Ehemann und Ehefrau sich zeremoniell wuschen. Als das Reinigungsritual in dem Zelt stattfand, verzehrten die Gäste schnell die Lämmer zusammen mit den Gemüseportionen. Dann wurde ein besonderes Gazellengericht für die Hauptgäste zubereitet. Eine herzhafte Runde der Zustimmung erklang, als das Fleisch vor sie hingestellt wurde. Der Vater sprach, als er ihnen das Fleisch reichte: „Wie Salomons Tisch für seine Ehrengäste bereitet war, so habe ich meinen Tisch für euch, meine gorßen Freunde, bereitet.“ Ein weiterer Klang der Zustimmung wurde von den anderen Gästen ausgedrückt. Stunden später begannen Gruppen von Köchen ihre Lagerhäuser nach zusätzlichen Weinhäuten zu erforschen, aber fanden keine. „Kocht mehr Ziegen“, befahl der Vater seinen Dienern, als mehr Gäste ankamen. „Wir haben nur Gazellenfleisch übrig“, sagte ein Diener. „Wir hielten es für die Ehrengäste in Reserve.“ „Erlaube jedem zu haben, was übrig bleibt.“ Wieder applaudierte die Menge bei der Großzügigkeit des Mannes zustimmend. Die Luft wurde mit dem Geruch von gekochtem Fleisch erfüllt, das ein weiteres Festmahl unter den Leuten erzeugte. „Geht in das nächste Dorf und kauft von ihrem Weinvorrat“, wies der Vater des Bräutigams seine Diener an.
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„Wir taten das vorher. Wir kauften den ganzen Wein, den sie uns verkaufen wollten. Wir taten dasselbe in den umgebenden Dörfern.“ „Wie kommt es, dass wir so viel tranken?“ „Es ist wegen der außergewöhnlichen Menge an Gästen, die kamen.“ „Unsere Ehrengäste sind bedeutender als ich wahrnahm.“ „Nein, Vater“, behauptete der Sohn, „nicht sie. Eher dieser Mann dort drüben“, er zeigte zu Yehohshua. „Nathaniels Freund?“ „Ja.“ „Ich verstehe, dass er ein heiliger Mann ist, ein Hasid. Ein Jünger des Täufers.“ „Nun, wer auch immer er ist, es ist seine Schuld, dass uns der Wein ausgeht.“ „Ein einzelner Mann, der beliebter als unsere großen Gäste bei demselben Fest ist. Kein Wunder, dass uns der Wein ausgeht!“ Der zweite Sohn bemerkte: „Vater, da unsere geladenen Gäste seit mehr Jahren mehr Ehre gehabt haben, serviere ihnen den Rest des Weins. Unser anderer Gast wird mit dem, was er hat, zufrieden sein.“ „Ein Gastgeber sollte nicht eine Gruppe von Gästen einem einzelnen Mann vorziehen.“ „Aber er ist der geringere Gast. Es ist unser Brauch, die Ehrengäste vorne am Tisch neben dem Gastgeber zu setzen. Siehe, Nathaniels Freund sitzt auf dem anderen Ende des Festes. Er selbst weiß, dass er ein Gast durch Brauch und nicht durch Privileg ist.“ Durch Zufall stand Yehohshua gerade auf, als sich ihre Augen begegneten. Sein Kopf drehte sich leicht, da er mehrere Becher Wein getrunken hatte. Er blickte in seinen Becher und sah, dass er so leer wie die Becher seiner Gefährten war. Er stellte den Becher hin, drückte seine Stirn, spannte seine Augen an und kämpfte gegen die eingreifende Schwäche an. Miryam kam näher zu ihm und bemerkte beiläufig. „Ihnen ist der Wein ausgegangen.“ „Ich habe es bemerkt.“ „Bartholomäus informierte mich, dass er die Gastgeber gehört hatte, dass du der Verantwortliche für ihre Knappheit an Wein bist.“ „Wie das?“ „Deine Anwesenheit brachte mehr Leute als eingeladen waren.“ „Alle sind zu der Hochzeit eingeladen.“ „Wie weißt du das?“ wurde sie herb mit ihm. Er starrte sie benommen an, sein Mund war leicht offen. „Du bist betrunken!“ „Nein. Nur ausgelassen.“ „Sohn“, wurde sie verzweifelt. „Von Seitenblicken hier und dort habe ich dich wundervolle, unerklärliche Dinge bewirken sehen. Ich erinnere mich an Augenblicke, als etwas geschah, was nicht hätte passieren sollen, und Geschehnisse ereigneten sich, die sonst unmöglich waren. Wenn dein Herz es erlaubt, kannst du den Neuvermählten helfen.“ „Was soll ich für sie tun? Singen?“ 369
„Dieser Sarkasmus ist nicht notwendig. Wir streiten immer, wenn ich kleine Dinge von dir erbitte. Warum setzt du damit fort?“ Er betrachtete seine betagte Mutter genau. Seit Jahren machte sie Druck auf seine Fähigkeiten, indem sie versuchte, ihn dazu zu bringen, Dinge für sie zu bewirken, um ihre Freunde zu erfreuen oder um etwas Ungewöhnliches auszuüben, nur weil sie es wollte. Er hatte es satt. „Sie versteht nicht ganz, warum ich Dinge kann, die ich kann“, dachte er. Er spannte seine Augen wieder an, indem er die Wirkung des schweren Weins verringerte. „Ich bin kein Zauberer“, plärrte er heraus. „Noch sagte ich, dass du es wärest. Ich sagte nur, dass du den Neuvermählten helfen kannst, das heißt, wenn du willst. Außerdem bin ich deine Mutter.“ „Frau“, wiederholte Yehohshua in ihrem herben Ton, „was haben wir gemeinsam zwischen uns? Fleisch vielleicht, aber was für ein Fleisch ist nicht miteinander verbunden? Kultur? Aber was ist das, außer eine Sache, die von dem Territorium beherrscht wird? Es ist für Gott nicht heilig. Gesetze, ja. Die mögen uns verbinden. Und die Jahre zusammen binden uns gewisse zu einer Sache zusammen, aber der Schluss meiner Sache ist nicht der Schluss deiner Sache.“ Er setzte sich wieder hin und legte seinen Kopf zwischen seine Hände. Überrascht über Yehohshuas scharfe Bemerkung drängten sich die anderen Jünger am Wegesrand zusammen, fort von den beiden streitenden Gestalten. Miryam schmollte schließlich, wurde schweigsam, stand still. Mit einer sanfteren Stimme fügte Yehohshua hinzu: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ „Sohn“, sagte Miryam, „war es Davids Stunde, als er nach Bahurim ging, nur um von den niederprasselnden Steinen willkommen geheißen zu werden, die Shimei der Benjamiter auf ihn warf? Verfluchte ihn dieser Mann nicht öffentlich und rief er nicht begierig nach einer offene Rebellion gegen David? Sprach er nicht öffentlich Absaloms Verrat gegen seinen eigenen Vater frei? Und als Davids General Abishai Shimei töten wollte, wer war es, der zu seiner Verteidigung kam?“ „Der König kam zu seiner Verteidigung“, erwiderte Yehohshua. „Er stand auf, um den Mann zu verteidigen, der nach seinem Tod und seiner Schande rief!“ wiederholte sie. „Und warum verteidigte David seinen Feind?“ Yehohshua, der sich an das Ereignis erinnerte, antwortete: „Weil Yehuway Shimei erlaubte, David zu verfluchen und mit Steinen auf ihn zu werfen.“ „Was passierte dem Sohn von Gera aus dem Hause Saul schließlich?“ „Als David auf seinen rechtmäßigen Thron zurückkehrte, bat der Mann, der ihn verflucht und mit Steinen auf ihn geworfen hatte, um Vergebung. Abishai wollte wieder Shimei töten, aber David erwiderte: ‚Was für ein Mann muss heutzutage in Israel sterben, denn heute bin ich König.’“
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Yehohshua lehnte seinen Kopf nach vor in den Bauch seiner Mutter. Kleine Schluchzer gingen von ihm aus. Sie streichelte sanft seinen Kopf. „Ich werde für sie etwas tun, dann bitte mich nie wieder, denn was ich für meine Freunde vollführen werden, ist mehr als ein nachmittägliches Vergnügen. Ich möchte eine ewige Lösung für gute Ausgewogenheit zwischen Menschen und Gott vollbringen.“ Sie richtete ihre Stimme an seine Freunde. „Übt jede Aufgabe aus, die er euch zu tun befiehlt.“ Die Gruppe, die eine solche Behauptung nicht erwartete, starrte einander an. Yehohshua wischte seine Tränen trocken und lächelte sie an und ermunterte sie, sich um ihn zu versammeln. Dann verspielt, fast mit einer leichten Erregung, schnalzte er mit seinen Fingern gegen den leeren Becher, dann schaute er über seine Gruppe von Anhängern zu dem Wasserbrunnen hinter ihnen. In der Nähe standen sechs Steinreinigungstöpfe, groß genug, um zwölf Gallonen verdünnten Wein pro Stück aufzunehmen. Die von den Kohanim benutzte Formel war drei Teile Wasser und ein Teil Wein. Nach Jahren des Gebrauchs hielt das Innere der Steintöpfe ihre Molekularstruktur der Traubenzellen. Andreas folgte Yehohshuas Augen und ging zu den Steinkrügen. Er blickte in sie hinein und sah einen verfärbten Film, der an den Innenwänden klebte. „Füllt diese Töpfe bis zum Rand mit Wasser.“ Shim’on schöpfte das klare Wasser aus den Tiefen des Brunnens und goss es in die Steintöpfe. Als er wieder den Holzeimer in den dunklen Abgrund des Brunnens fallen ließ, streifte sein Fuß gegen die Gravierung des Fundamentsteins. Philippus, der die Gravur bemerkte, las den alten Namen von Yitzchak darauf. Zwei dicke Eisenstangen wurden durch die Griffe gezogen, und in dem Augenblick, als die Männer die Steintöpfe hochhoben, verursachte die Bewegung, dass sich das klare Wasser mit den alten Traubenresten der Innenwände des Topfes vermischten und das reine Wasser zu Wein verwandelten. Das köstliche Aroma strömte aus der Öffnung des Topfes. Fasziniert stellten die vier Männer die Töpfe hin. Das reiche Purpurrot wirbelte ein bisschen und erstaunte sie. Als Jakobus den Aufruhr hörte, hielt er es für eigenartig, dass Yehohshuas Freunde plötzlich so heiter wurden, verglichen zu seinen Brüdern und Schwestern, die außerhalb von Yehohshuas Einflussbereichs aßen. Als er nachschaute, streifte er beinahe an Andreas Schultern an. „Oh, ihr habt mehr Wein gefunden?“ „Nein. Dein Bruder machte ihn.“ „Machte ihn? Wie macht einer Wein, wenn die Weinpresse müßig ist und es im Vorratshaus keine Trauben gibt?“ „Geh und sieh selbst“, zuckte er mit den Schultern. Der Hauptgastgeber, fasziniert durch die große Menge um Yehohshua herum, hörte mit seinen Ehrengästen zu reden auf, um Jakobus und Yochanan und Bartholomäus und Philippus sich ihm mit einer 371
Weinbehälter nähern zu sehen. Er nahm ihn dankbar an. Vorsichtig tat er seinen Becher in den Tonbehälter. Sofort erfüllte ein entzückender Wohlgeruch seine Nasenlöcher. Die luxuriöse Farbe des Weines zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Seine Augen strahlten vor Entzücken und er goss langsam den Wein in seinen Mund. Der süße, reichhaltige Geschmack verweilte in seinem Mund und neckte seinen Gaumen. Er begann schelmisch zu lachen. „Vater, was ist los?“ fragte die Braut. „Bartholomäus Weinbehälter ist außergewöhnlich wundervoll! Tochter, bringe mir den Bräutigam. Ich will wissen, woher dieser Wein kam.“ „Der Bräutigam erschien, wie ihm von ihrem Vater angewiesen wurde. Er blieb vor dem großen Weingefäß stehen. „Ich sehe, du hast mehr Wein für uns gefunden.“ „Ich gefunden?“ wiederholte der Schwiegervater amüsiert. „Ich dachte, du wärest es, der seine Gäste ihn mir hatte bringen lassen.“ Er zeigte zu Jakobus und Yochanan und Bartholomäus und Andreas.“ Der Bräutigam schüttelte seinen Kopf. „Er muss dann von deinem geheimen Lagerhaus gekommen sein. Was die Frage aufwirft“, die Stimme des Schwiegervaters wurde aufgeregt. „Was veranlasste dich, den besten Wein bis zum Schluss zu verstecken, wenn er zuerst hätte serviert werden sollen? Kein vernünftiger Mann hätte eine so unfreundliche Sache getan. Ein ordentlicher Gastgeber serviert den Besten zuerst, dann der Minderwertigeren!“ Andreas hielt sein Lachen zurück und hörte ihnen zu. „Lieber Vater, ich bin für diese neue Weinlese nicht verantwortlich!“ verteidigte sich der Bräutigam. „Er ist nicht aus meinen Fässern. Mir ging der Wein vor einer Stunde aus, und was auch immer um uns herum ist, muss ihn mein eigener Vater oder einer seiner Freunde oder eine Anzahl von Verwandten gekauft haben!“ „Er ist aus deinen Fässern“, warf Andreas an. „Mein Lehrer vollführte es, indem er diesen Qualitätswein aus dem klaren Wasser gären ließ.“ Erstaunt tauchten die Zuhörer mehr Becher in den Behälter. Indem der Bräutigam das Aroma in seinem Mund kostete, schluckte er langsam den unglaublichen Wein. Als er seine Lippen ableckte, öffneten sich seine Augen erstaunt. „Es ist der Beste, den ich je gekostet habe“, bestätigte er. „Es ist eine gut gegärte Ladung“, stimmte ein anderer überein. „Glückwünsche an deinen Lehrer für sein Hochzeitsgeschenk“, bestätigte ein Dritter die Worte der dankbaren Gruppe. Die Männer umrundeten Yehohshua und tranken mehr Wein, indem sie den Dorfbewohnern die außerordentliche Qualität bestätigten. Yochanan nahm von Yehohshuas erstem Wunder Notiz. Er drehte sich um, um die Gesichter von Shim’on und Andreas und Philippus und Nathaniel und seinem Bruder Jakobus zu sehen. Er beobachtete sorgfältig ihre Augen. Yochanan wusste aus einer gewissen Tatsache, dass alle fünf nun seinen ältesten Cousin als ihren wahren Führer
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akzeptierten, indem sie Glauben und Zuversicht in seine Fähigkeiten setzten. *** Nachdem die Abendgebote Yehuway dargeboten wurden, näherte sich Jakobus (Ya’akov) zusammen mit seinen anderen Brüdern heimlich Yehohshua. „Was du heute Nachmittag vollführtest, war unglaublich! War es eine Art Trick, den du in Indien lerntest?“ „Nein, nein“, warf Yosi, Yehohshuas vierter Halbbruder ein. „Er tat etwas in die Krüge, die den alten Wein dazu brachten, von dem Steinkörper auszutreten, indem er sich mit dem Wasser vermischte. Yehohshua, ist es das, was du getan hast?“ verlangte Jakobus zu wissen. Yehohshua blieb still. „Bedeutet dein Schweigen, dass du wirklich glaubst, dass du ein heiliger Mann bist, oder dass Yosi in seiner Annahme Recht hat?“ „Was sagen die Leute?“ antwortete Yehohshua, als eine lange Zeit des Schweigens verging. „Sie sind beeindruckt.“ Das Schweigen begann wieder. Jakobus, intolerant über die Methode seines Halbbruders, immer schweigsam zu werden, wenn sich eine Debatte zu bilden begann, ging eine Augenblick in dem Zimmer auf und ab. Er dachte daran, was geschehen war. „Es muss eine Art Wissenschaft sein, die du von den Indern und Ägyptern lerntest. Oder ist es etwas, was du von Yosef von Arimathea lerntest, als du nach Britannien reistest?“ „Mein Vater brachte es mir bei“, erwiderte Yehohshua. „Was?“ Jakobus war erstaunt. „Er brachte uns nie solche Dinge bei. Lernte er es, als er in Ägypten war?“ „Ich beziehe mich nicht auf meinen irdischen Vater“, erwiderte Yehohshua. Jakobus fühlte eine Hitzeflut ihn überwältigen. Seine Schläfen pochten vor Wut, aber er zwang sich, sich zu beruhigen. Er war durch Yehohshuas Gewissheit erschüttert. „Könnte er der sein, von dem er sagt, dass er es ist?“ dachte er. Jakobus beschoss zum ersten Mal in seinem Leben, mehr über seinen Halbbruder zu erfahren. Innerhalb einer weiteren Minute sagte er: „Yehohshua, ich will eine Weile mit dir reisen; wenn es bei dir in Ordnung ist.“ „Ihr dürft alle mit mir reisen.“ „Wenn du anders bist“, meldete sich Simon zu Wort, „werden wir dann nach Natzeret zurückkehren und sagen können, dass du anders bist?“ „Wird das von jetzt an deine Bezeichnung für mich sein – dass ich anders bin?“ „Es ist leichter für mich, dich so zu akzeptieren.“ Yehohshua ging zur Tür, wo Shim’on auf ihn auf der anderen Seite wartete. Er blickte wieder seinen Bruder an und mit einer sorgfältigen, 373
neutralen Stimme sagte er: „Shim’on will morgen nach K’far-Nachum gehen. Er versprach Zavdai, er würde dorthin gehen. Ich werde ihn begleiten. Komm, wenn du wünschst. Ich werde glücklich sein, dich bei mir zu haben.“
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Kapitel 9 Intrige Das Unwetter und das Gehämmer des Hagels waren wilder als gewöhnlich für die letzte Woche des Adars, dem zwölften Monat des jüdischen Jahrs. Die Wellen des Tiberischen Sees erhoben sich rau gegen die Küste und brachen die Hafenanlagen und Rampen der Stadt K’far-nachum. Mattityahu, in seiner Einsamkeit in dem spartanischen Büro, zählte trostlos die neuesten Münzstapel, die ihm die Römer gebracht hatten. Nachdem er seinen Anteil von zehn Prozent abzog, legte er den Rest der Münzen in die Truhe des römischen Prüfers und machte sie für den Transport nach Caesarea fertig. Als der Donner ertönte, der die Kinder verängstigte, beobachtete Yehohshua ruhig die dunklen grauen Wolken über dem kreisenden Wasser. Blitze schlugen in die Wellen, die schreckliche Schrei ausgaben, als sie aufschlugen. Verschiedene Blitze erhellten das innere Schwarz der Wolken, und innerhalb der Wogen sah Yehohshua eine matte Spiegelung seiner gequälten Gestalt, die auf ihn zurückstarrte. Von seinem Platz beobachtete Mattityahu auch, wie der Blitz in den Schornstein schlug, der unheimlich über dem Wasser zog. „Eine solche Sache zu sehen!“ Er schüttelte seinen Kopf. *** Auf der anderen Seite der Stadt kümmerte sich ein Zenturio, beschäftigt mit seinem Schweinebraten, wenig um das Gewitter. Er hatte den nordöstlichen Sturm des Großen Meeres gesehen: den Euroaquilo. Mehr noch, er hatte einen Hagel von Pfeilen während einer wilden Schlacht mit den Germanen überlebt, und was war dieses Gewitter verglichen mit dem, was er durchgemacht hatte? K’far-Nachum, trotz dem beängstigenden Unwetters, war ein großzügiger Dienstposten für den Zenturio, um dorthin nach siebenunddreißigjähriger Abwesenheit zurückzukehren. Für Pandera und seinem kleinen Kommando war es leicht, sich in dieser Stadt von 45.000 Griechen und Juden und Römern und Aramäern und Syrien zu behaupten. Hier erschien es Pandera, dass alles, was jeden interessierte, ihr Handel mit den Kaufleuten anderer Länder war. „Wie anders von den Tagen, als ich versuchte, dieser jungen Prinzessin den Hof zu machen!“ Pandera blickte auf die Außenbezirke der Stadt. Aus dem Osten und aus dem Westen kamen die Karawanen zu dieser Stadt, indem sie durch die saftigen Ebenen von Gennesaret zogen. Ihr Hafen war am Yarden und da die Bauarbeit an der Stadt Tiberias begonnen hatte, war K’far-Nachum logistisch bedeutender geworden, indem es sogar Bethsaida in wenigen 375
kurzen Jahren über den Kopf wuchs, dass es zur Besiedlung eröffnet worden war. Von hier brachten die Kaufleute ihre Waren nach Mesopotamien und Damaskus durch Palästina und weiter nach Ägypten. Hunderte neue, große Häuser wurden neben Dutzenden Strömen und Nebenflüssen gebaut, die durch die Stadt flossen und einen beneidenswert Ort zum Leben bildeten. Von den Dächern hatte jeder einen besonderen Ausblick auf die untergehende Sonne und konnte ihre Strahlen auf den Seen in der Nähe ihrer Häuser schimmern sehen. Der Marktplatz, sogar während dieses schrecklichen Gewitters, war mit Käufern gefüllt, die Gemüse und verschiedene Fische, die verfügbar waren, brauchten. Unter ihnen gingen Shim’on und Zavdai. Der Regen bedeutete nichts für Fischer. „Schau“, sagte Zavdai zu Shim’on, „ist es nicht, wie du sagtest?“ „Der Markt floriert“, stimmte Shim’on zu. „Seit die Beladungsdocks von K’far-Nachum umgebaut worden sind, zieht jeder hierher. Niemand will mehr in Yerushalayim mit ihren unkontrollierbaren Ausbrüchen an Gewalttaten und der Überbevölkerung leben. Jeder will in einer sicheren, saubereren, moderneren Stadt sein. K’far-Nachum, Sepphoris und Caesarea sollte es sein, wo wir unsere Handelsaußenposten ausdehnen.“ „Ja, ich stimme dir zu“, sagte Shim’on. „Seit langer Zeit diskutiere ich Pläne, den Geschäftshandel in andere Städte auszudehnen, aber die Zeit erlaubte mir nie eine Gelegenheit, die Angelegenheit voll zu erkunden. Jedoch während dem Hochzeitsfest in Kana änderten sich die Dinge. Ich sah etwas mit meinen eigenen Augen, was ich nie einen Mann habe tun sehen.“ „Redest du über die Verwandlung von Wasser in Wein?“ „Ich dachte, es wäre ein Trick, aber ich füllte selbst einen der Krüge und ich sah nie magische Macht hineinfallen. Und sicher trug ich ihn fünf Fuß pro Minute.“ Er kratzte sein Haar. „Zavdai, tue mir einen Gefallen.“ „Natürlich.“ „Wirst du einige meiner Verantwortungen übernehmen? Ich bitte dies nicht nur, weil ich dir vorbehaltlos vertraue, sondern auch, weil ich mehr Zeit mit Yehohshua verbringen will. Ich bin in meinen späten Vierzigern und ich frage mich, ob ich nicht anderen Dingen in meinem Leben mehr Prioritäten einräumen sollte.“ „Sollte ich dann K’far-Nachum als unsere neue Operationsbasis einrichten?“ „K’far-Nachum ist passend.“ *** In der ersten Woche des neuen Monats tauchte die ganze Familie auf, um einen neuen Vertrag zu bezeugen, den Zavdai und Shim’on mit mehreren römischen und griechischen Kaufleuten verhandelten. Sie wollten, dass sie getrocknete und gesalzene Brassen und Barsche für 376
ihre römischen und griechischen Kunden lieferten, die die eingepökelten Aale und Neunaugen satt hatten. „Jakobus“, sagte Zavdai zu Yehohshuas Halbbruder, nachdem er Salome den Fischereivertrag aushändigte, die ihn mit ihrer Schwester Miryam teilte, „warum führst nicht du und dein Bruder Simon diesen Teil des Geschäfts, während ich mich um den eigentlichen Fischfang kümmere?“ „Was ist mit der Baumfarm?“ sagte Prinz Jakobus. „Was für ein Mann lebt lange genug, um den Baumwuchs zu überblicken? Er floriert oder kommt um, ob du in der Nähe bist oder nicht. Hier kannst du die Ergebnisse deiner Arbeit viel schneller sehen. Miryam nickte, indem sie Prinz Jakobus und Prinz Simon ermutigte, mit Zavdai übereinzukommen. „Ich möchte, dass der Steuereinnehmer diesen Vertrag durchblickt“, sagte dann Miryam frei heraus, als sie über dem Pergament nachdachte. „Warum?“ fragte Simon. „Römer und Griechen sind geschickte Kaufleute.“ „Mehr noch als wir?“ entgegnete Shim’on, Andreas Bruder. „Nur um sicher zu sein.“ „Dann wäre der Steuereinnehmer Mattityahu (Matthäus)“, meldete sich der griechische Fischereibesitzer. „Er ist vielleicht zu seinen Mitmenschen ein Hund, aber er ist ein ehrlicher und vorsichtiger Hund!“ Prinz Yosi und Yosef ben Yosef lächelten. „Wir haben solche Hunde in Natzeret“, bemerkte Yosi müßig. „Sogar in einem so kleinen Dorf?“ „Profitmacher existieren überall“, fügte der Grieche hinzu. „Sie verbünden sich mit den Geldbeuteln von mächtigen Männern und vergessen die Bedürfnisse ihrer eigenen Leute. „Bist du mit deinem Vertrag zufrieden?“ fragte Yehohshua Shim’on ungeduldig. „Bin ich.“ Er wandte sich an seine Ehefrau und lächelte. „Wenn der Regen aufhört, sollte ich nach einem neuen Haus suchen. Andreas, du wirst nun endlich deinen eigenen Platz haben!“ lächelte er. „Aber deine Schwiegermutter wohnt noch dort!“ Als Yehohshua Andreas Ton hörte“, lachte er laut auf. „Also, nun wissen wir alle den wahren Grund, dass du nach K’far-Nachum kommen willst!“ „Ein Mann sollte nicht sein ganzes Leben bei seiner Schwiegermutter wohnen“, verteidigte sich Shim’on. „Nein, aber es ist prima für sie, bei mir zu wohnen“, fügte Andreas mit Humor hinzu. Mehrere Stunden später trafen sich die Familienmitglieder und die römischen und griechischen Kaufleute in Mattityahus Büro. Er schaute sorgfältig den Vertrag durch und schätzte die jährliche Steuer für sie. Als er die Pergamentrolle prüfte, fühlte er eine eigenartige Empfindung. Er schaute sich im Zimmer um und sah nichts Geheimnisvolles oder Außergewöhnliches. Er schaute Shim’on und Zavdai und die römischen und griechischen Fischereibesitzer genau an. Er entließ das merkwürdige
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Gefühl und stempelte sein offizielles Siegel auf die Rolle, indem er die Expansionsbitte für die Partnerschaft gewährte. „Der beste Purimfeiertag, den ich je hatte“, umarmte Shim’on Zavdai und küsste ihn auf den Hals. Zavdai gab den Kuss zurück, indem er ihre Freundschaft bestätigte. *** Erste Woche des siebenten jüdischen Mondmonats des heiligen Kalenders, Nisan 30 n.Chr. Der warme Tag gab einer Nacht des Frostes nach. In den hohen Gegenden blieben Schneeflecke. Der Regen des Monats Adar hörte auf und die Gerstenfelder entlang der Küstenebenen wurden gedroschen und für den Verkauf vorbereitet. Der Yarden schwoll mit rauschendem Wasser an. Der Abend des heiligen neuen Jahres kam mit hellen Sternen, die gegen einer Kulisse aus Tiefschwarz gesetzt waren. Der Neumond fing die Vorstellung der Perser ein, der ihr Opferfeuer in ihren Tempeln ihres falschen Gottes Sin anzündete. Stunden später, als die Erde Ägypten zu dem dunklen Universum drehte, stellten sich die Pyramiden des Landes gegen den Mond, die Ägypter huldigten ihrem falschen Gott Thoth. Sechs Stunden später, als die Erde sich weiter weg vom Tageslicht zu der großen Dunkelheit drehte, warteten die Kelten in Oberengland ungeduldig auf die Dunkelheit, um den Neumond zu enthüllen. Sie versammelten sich im Zentrum ihres offenen Tempels, die Augen erhoben. Die Römer, die Nachtwache hielten, erwarteten auch das Vergehen von zwölf Uhr von Sonntag auf Montag, ebenso die heidnischen Bauern, die mit ihren Getreidesäcken auf die Pflanzung der nächsten Jahreszeit warteten. In Judäa wurden ausgebildete Wächter in ihren hohen Türmen postiert und warteten, dem Kohen das Kommen des Neumonds zu signalisieren, den Beginn des heiligen neuen Jahrs zu verkünden. Mit dem Nahen des Neumonds zündete ein Wächter seine Fackeln auf dem Ölberg an und signalisierte den Beginn des neuen Tages des jüdischen Jahrs. Sobald die Kohanim die kisternden Flammen sahen, setzten sie schnell die Leichen von zwei Stieren, einem Widder und sieben einjährigen männlichen Lämmern in Brand. Über diesen übel riechenden Opfern schütteten die Nethinim Dutzende Körbe mit Weizen- und Gerste und Weinopfergaben aus. Als die Flammen knisterten, wurde eine junge, makellose Ziege auf die Stiere obenauf geworfen, die die Opfer des Festes beendeten. Ein großes Kupfergefäß mit Eingeweiden gefüllt, wurde auch in das Feuer geworfen, das mit einem lauten Bersten aufloderte. Sobald das Opfer vom Feuer verzehrt wurde, setzten die levitischen Musikanten die Schofarim an ihre Lippen und ertönten die Akzeptanz Yehuways über das heilige neue Jahr an das Volk. Nun freuten sie sich auf den Monat Tischri, der Beginn des neuen Kalenderjahrs, das nun sechs Monate weit weg war. Der Sanhedrin verkündete offiziell: „Es ist gesegnet.“ 378
Als die Torbeamten die Verkündung des Sanhedrins hörten, rannten sie aus der Halle zu dem inneren Hof und öffneten das Tor, das dem Neumond gegenüberstand. *** Mit dem Anstieg des neuen Jahrs im Monat Nisan explodierten Gerstenschößlinge aus dem Boden und die Frauen webten neue Körbe für die reifenden Früchte. Während diese Dinge geschahen, saß Yehoshua bei der Seeküste und dachte nach, was er tun musste, um auf seine Sache die Aufmerksamkeit zu lenken. Yehohanan der Täufer hatte sich ihm angeschlossen, der ihn vielen Führern der Vierten Sektenbewegung vorstellte. Er begrüßte sie und begann seine Diskussion darüber, wie sie fortsetzen sollten. Zacharias konnte kaum ihre Worte hören. Er legte ständig Schriftrolle um Schriftrolle vor sie und sagte ihnen die notwendigen Dinge, die sie vollenden mussten, um die Schriften zu erfüllen. „Wie in der Vergangenheit wird das Haus Aharon für das Haus David arbeiten. Wir werden deinem Anspruch ein festes Zeugnis gegen die idumäischen Tetrarchen geben. Wenn du auf dem Thron herrschst, werden wir arbeiten, um eine neue Ordnung zu errichten, indem wir unser Volk belehren, dass es den Gesetzen vertrauen kann, dass es in ihrem Namen vernünftig ausgeführt wird. Unser Rechtssystem wird nicht ungleich angewandt.“ Der neunzig Jahre alte Mann hustete schwer, entschuldigte sich und stand auf, um zum anderen Ende des Kieselsteinufers zu gehen, und setzte sich neben einen kühlen Baumstamm. Yochanan schloss sich ihm an. „Du solltest in Hebron sein, nicht hier.“ „Seit Elisabeth starb, wo sonst kann ich sein, außer neben meinem Sohn?“ „Du kannst dich nicht so verausgaben. Zacharias schaute auf das jüngste Mitglied der Vierten Sekte. „Wenn ich hundert Jahre brauche, um diese Bewegung zum Funktionieren zu bringen, werde ich es tun.“ „Was für ein Mensch lebt hundert Jahre?“ fragte Yochanan. „Na, du wirst es“, lächelte Zacharias. Als die Abendsonne des nächsten Tages unterging, wurden die Schiffe, die auf dem Tiberiassee blieben, mit ihren voll aufgeblähten Segeln, schwarz gegen den orangefarbenen Sonnenuntergang. Die Fischer schauten auf die Lichter des Hauses, auf die Lichter der Sterne und auf die Lichter eines besonders starken Feuers. Es schien unmöglich zeitlos zu sein, als es vom ersten Hinweis der Dunkelheit bis über den letzten Mondstrahl brannte, der der aufgehenden Sonne nachgab. Die Fischer warfen ihre Netze aus und fragten sich, ob sich jemand überhaupt von der Stelle bewegt hatte. Die Mitglieder der Vierten Sekte ignorierten die Fischer, als sie ein Szenario nach dem anderen während der langen 379
Nacht und weiter bis zum Nachmittag debattierten, dass Yehohshua der Welt seine Ankunft verkünden konnte. xxx „Lass dich nicht das erste Mal umbringen“, warnte ihn ein Mitglied. „Ja. Ende nicht wie deine Großväter, Prinz Heli und Prinz Ya’akov.“ Ein tiefer Atem entkam Yehohshua. „Ich werde mit meinen Brüdern und meiner Mutter nach Yerushalayim reisen und mich bei einer passenden Zeit von ihnen zu trennen. Sei bereit auf mein Zeichen.“ Yehohshuas rechte Hand berührte kurz seine Brust. Er schaute zu Yehohanan den Täufer, dann zu Zacharias, zu seinem Onkel Clophas, dann zu seinen Freunden. „Ich will nicht, dass sie wissen, was wir planen, im Fall, dass etwas falsch läuft.“ „Was ist mit deinem Onkel durch Heirat Zavdai und deiner Tante Salome?“ „Halte sie unwissend darüber, was wir tun. Sage es auch nicht einem meiner Jünger. Ich wünsche, sie sicher zu halten.“ Zacharias nickte. „Wenn du zu Schaden kommst, werden meine Zeloten deine Mutter und dein Brüder, ebenso deine galiläischen Freunde beschützen.“ „Dann werde ich darauf zuarbeiten, alle Dinge zu vollenden.“ Die nächsten sieben Tage schliefen die Mitglieder der vierten Sekte kaum, als sie ihre Pläne formulierten, um Yehohshua dem Volk vorzustellen. *** Erstes Passahfest von Yehohshuahs Dreineinhalbjahresdienst, 14. Tag des Nisans 30 n.Chr. Eine bittere Kälte fegte durch die nördliche Region. Ein intensives Gewitter kündete das Ende der Jahreszeit an. Gersteerntearbeiter arbeiteten auf den Feldern, als andere begannen, Weizen anzubauen. Am ersten Tag der Woche, nachdem das heilige neue Jahr begann, gingen Zehntausende Familien nach Yerushalayim zu dem jährlichen Passahfest der Juden. (Es war nun der siebente weltliche Monat des Jahres des jüdischen Kalenders.) Yehohshua schaute jeden vor sich genau an, als er durch die Hulda-Tore in den Hof der Heiden ging. „Abba“, flüsterte er sein Gebet, „rette jeden Mann, jede Frau und jedes Kind, das ich anblicke. Vergibe ihnen alle ihre Sünden. Halte nichts in deinem Herzen gegen sie. Dies ist alles, was ich bitte.“ Schließlich näherte er sich der Steinbalustrade, die die Kohanim im Hof der Nationen errichteten. Er blieb stehen, um die griechische und lateinische Warnung zu lesen, die in regelmäßigen Intervallen vor den jüdischen Suchenden um Vergebung aufgestellt waren. „Lasst keinen Fremden innerhalb der Barriere und dem Zaun um das Allerheiligste eintreten. Wer erwischt wird, wird für seinen Tod verantwortlich sein, der folgen wird.“ Seit er drei Jahre 380
alt war, las Yehohshua diese Warnung Hunderte Male. Jedes Lesen brachte seine Augen dazu, auf die umfangreichen Mengen zu blicken, die den Tempel umgaben. Er dachte an die Landstrecke, die den Tempel umgab. „Eines Tages wird Yehuway die Grenzen dieses Landes fortwährend vom Großen Meer im Westen bis zum Roten Meer im Süden, bis zu den Ländern, die den Euphrat im Osten berühren, bis zu den Ländern jenseits von Tyrus im Norden errichten. Heute und Jahrhunderte mehr werden Menschen und Politik und Nationen um Länder zanken, die ihnen nicht gehören. Länder werden Grenzen ziehen und wieder ziehen, die ihnen nicht gehören. Religionen werden erklären, dass böse Dinge gerecht und gerechte Dinge böse sind. Menschen werden sagen, dass sie von Engeln inspiriert sind, um dies und das zu tun, und dass Stimmen von Gott sie zwingen, mit rachsüchtigen Taktiken zu handeln, um dieses Land zu besitzen. Was diese Menschen und Nationen wünschen, ist für nichts, denn es ist nicht mehr als Eitelkeit, die bei falschen Gedanken schaudert. Satan hintergeht die Menschen. Yehuway, nachdem er sein Königreich auf der Oberfläche der Erde errichtet hat, in diesem Land und dieser Stadt, wird alle Angelegenheiten begradigen. Bis zu diesem Tag werden die Nationen, die aller Dinge tolerant waren, an Gottes Tag des Zorns in ihrer Existenz unerträglich sein. Freiheit der Religionen, Freiheit der Wahlen ist unerträglich. Der Mann, die Frau oder das Kind, die sagen, dass sie Gottes Prinzipformel verstehen, was richtig und falsch ist, sind falsche Propheten. Sie sind Lügner. Der Scheol verzehrt alle Lügner. Aber bis zum Ende der Tage müssen die Nationen falsche Werte erlauben. Es ist ihr Fluch, sich nicht unter Yehuways souveräner Herrschaft vereinigt zu haben.“ Yehohshua mischte sich unter die Menge. Er dachte bis in die Nacht über die langen Diskussionen nach, was er und die anderen Mitglieder der Vierten Sekte bestimmt hatten. Gelegentlich sah er hier und dort ein Mitglied, das durch die Tore ging. Er beobachtete sie, wie sie sich von den Mengen zu ihren bestimmten Positionen entlang der Geldwechsler und erprobten Kaufleute des Tempels trennten. Yehohshua richtete seinen Sinn auf die bevorstehende Aufgabe und ignorierte die Stimmen seiner Brüder und seiner Mutter und die Gesten seiner Jünger, die ihn ständig riefen, sich neben ihnen anzuschließen. Yehohshuas Ohren und Augen konzentrierten sich auf die Versammlung der Geldmakler, die vom Haus Annas (ein direkter Nachkomme des Hohepriesters Aharon aus dem Hause Levi) und dem römischen Präfekten, Pontius Pilatus, der unter dem Kommando des kaiserlichen Legats in Syrien stand, ermächtigt waren. Yehohshua presste seine Lippen zusammen, als er sich auf die Männer vor sich konzentrierte. Seine Hände zuckten, als er sie beobachtete, wie sie ägyptische und griechische und persische Münzen von den Hebräern der babylonischen Zerstreuung nahmen. Die Geldwechsler, nachdem sie ihre Gebühren abzogen, übergaben den Pilgern die einzig annehmbare Münze für die Bezahlung der verlangten Tempelsteuer: die Didrachma.
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Die römischen und griechischen und ägyptischen und südasiatischen Hebräer, zusammengesetzt aus verschiedenen Nachkommen von Ya’akov, nachdem sie ihre ausländischen Münzen in die hebräischen Münzen umgewechselt hatten, kamen in Frage, die Opferlämmer und Tauben und Widder zu kaufen. Dieses Unternehmen kontrollierte der Hohepriester Annas. Zehn Prozent des Gewinns gingen direkt an ihn, seine Familie und seine Wirtschafter. Viele Pilger, die diesen jährlichen Prozess durchmachten, wurden aufgeregt, indem sie den Zweck ihres Besuchs in Yerushalayim vergaßen. Unbehaglich bei dem System mussten die frommen Gläubigen zweimal die Zahl der Opfer kauen. Das Erste, um ihre Sünden zu sühnen, das Zweite, um für ihr Verfluchen der Geldwechsler zu sühnen. Im Zentrum des linken Säulengangs des Tempels sah Yehohshua zufällig Kayafa, den letzten Kohen Hagadol durch Gratus, der der Prokurator von Judäa vor Pontius Pilatus gewesen war, in die Position ernannt. Er redete mit Nakdimon, Yehohshuas ersten Freund in Yerushalayim. Eine kurze Sekunde wartete er, um Nakdimons Blick aufzufangen. Stattdessen drehte sich sein betagter Freund weg, einem anderen Sprecher zu. „Ohne dich, mein Freund, handle ich“, flüsterte er. Ohne den Blick eines einzigen Mannes auf sich ging Yehohshua zu den Tierhändlerständen und machte aus den weggeworfenen Ziegenschwänzen eine schwere Peitsche. Mit berechneten Bewegungen schlug er seinen Strick auf den Tisch. Das Geräusch dehnte sich durch den Hof aus und erweckte die Aufmerksamkeit der Pilger, ebenso seiner Brüder, seiner Mutter und seiner Jünger. Er begann, die Länge der Säulenhalle hinunterzurennen, schnalzte mit der Peitsche und schrie: „Profitmacher! Abscheuliche Missbraucher der Barmherzigkeit meines Vaters!“ Er beugte sich vor, um Atem zu holen. Er fuhr dann fort, die Tische der Kaufleute vor sich umzuwerfen, indem er die Vorgelkäfige im Hof verstreute. Als er ein paar Käfige aufbrach, um die Turteltauben freizulassen, eilten seine heimlichen Anhänger neben die Kaufleute und ergriffen sie an den Armen. Die panische Flucht der Turteltauben brachte die Kaufleute noch mehr durcheinander und verursachte Chaos. Sobald Yehohshua die Zeloten die Kaufleute zurückhalten sah, rannte er zu den Rinderpferchen und trat vor das Haltertor. Er nahm die Leitkuh an dem Ohr und trieb sie hinaus aus dem Tempel durch das Pferdetor. Die anderen Kühe folgten. Hinter der Herde rannte eine Gruppe von schreienden Eigentümern die Rampe zum Tal Himmon hinunter. Die Kaufleute rissen sich aus dem Griff der Zeloten los und rannten ihren Tieren hinterher. Yehohshua kehrte zu den Tierpferchen zurück und trat die Tore der Schaf- und Ziegenpferche auf. Die Tiere kamen in Panik durch dasselbe Tor, durch das die Rinder gerannt waren. „Nehmt diese Dinge weg von hier!“ schrie er. Die Kaufleute wollten zu ihm rennen, aber sie fühlten eine merkwürdige Barriere vor sich gestellt.
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Es war nicht, dass sie vor den Zeloten Angst hatten, noch war es die Gegenwart eines unsichtbaren beschützenden Schilds – es war eher die Gegenwart einer individuellen Macht, die stärker als ihre Fähigkeit, ihn anzugreifen, war. Verwirrt durch diese Macht starrten die Kaufleute einander an. Sie schauten sich um und hofften, einen Mann zu finden – oder einen Soldaten – oder einen Kohen – der sich gegen den Fremden stellen würde. Stattdessen stritten die Kaufleute untereinander und förderten das Chaos. Yehohshua zog Vorteil aus ihrer Verwirrung und stieß die größten Wechseltische und verschüttete Säcke mit Quadrans, Assarions, Denare und Tetradrachmen. Er blickte die Rinderhirten und Geldwechsler an und befahl: „Hört auf, das Haus meines Vaters zu einem Handelshaus zu machen!“ Als Kayafa und Nakdimon den Aufruhr hörten, blickten sie um die Säulen und sahen einen Mann, der mit einer Peitsche in die Marmorwand knallte und nicht wahrnehmbare Worte den Männern zuschrie, die daneben zitterten. „Nakdimon, rufe die Tempelwachen.“ „Warte! Ich kennen diesen Mann“, sagte er, als er die Gesichtszüge und Bewegungen des Mannes beobachtete. „Nanu, es ist Yehohshua!“ flüsterte er mit ernster Überraschung. „Wer ist Yehohshua?“ fragte Kayafa. „Er ist Prinz Yosef ben Ya’akovs Sohn aus dem Hause David.“ „Prinz Yosef ben Ya’akov?“ seine Stimme zitterte vor Erregung und Frustration. „Ja. Er verbrachte oft seine Zeit in meinem Haus während des Passahfestes und anderen Feiern.“ Verblüfft wurde Kayafas Haut rot. „Sagtest du das Haus David! Ich dachte, es gäbe keine Überlebenden aus dem Haus David! Jedenfalls keine direkten.“ Als die Wachen rannten, um Yehohshua zu verhaften, rannten die Zeloten, um ihn zu beschützen. „Es wird ein schreckliches Unentschieden sein“, warnte Nakdimon Kayafa. „Rufe deine Wachen weg, bevor es zu spät ist. Wenn du es nicht tust, werden die Römer hier einmarschieren und sie werden sich nicht kümmern, wessen Schuld es ist, wer was begann und worüber der Ärger ist.“ Kayafa winkte die Wachen weg. „Nein, verhaftet ihn nicht!“ schrie er ihnen zu. „Lasst ihn in Ruhe! Die Dinge werden sich beruhigen!“ „Warum bist du so barmherzig?“ fragte einer von Kayafas Ratgebern. „Höre nicht auf Nakdimon. Nicht ein Römer wagt, in unseren Tempel zu kommen.“ „Kühlere Köpfe müssen vorherrschen“, antwortete ihm Kayafa. Er blickte dann Nakdimon an. „Wie viele Leute wissen, dass Prinz Yehohshua aus dem Haus David ist?“ „Ein paar. Seine Abstammung ist unbestreitbar.“ „Sage mir nicht: er ist einer der Jünger des Täufers.“ „Sie sind Cousins ersten Grades.“ 383
„Prinz Yehohshua ist Yehohanans Cousin ersten Grades!“ Die Worte explodierten aus seinem Mund. „Na, er ist derselbe, der sich weigerte, seinen rechtmäßigen Platz im Dienste des Tempels anzuerkennen. Er warf von seinem Kopf die Gewänder, die ich ihm selbst anlegte!“ Die Wachen, die nicht wussten, was sie tun sollten, riefen wieder aus: „Mein Herr, was sollen wir tun?“ Der Ratgeber antwortete: „Lasst ihn in Ruhe! Lasst ihn in Ruhe!“ wiederholte er. Seine Augen schwankten zu der Unordnung in dem ganzen Säulengang. „Dieser Freund von dir, Nakdimon, muss wahnsinnig sein. Es ist mir egal, was für eine Abstammung er hat, man tut einfach so etwas nicht.“ „Schau“, sagte Nakdimon, „zu der Menge. Nicht einer unter ihnen ruft nach seiner Verhaftung. Tatsächlich loben sie alle seine Handlungen.“ „Es sind nicht die Leute, die ihn loben“, sagte der Ratgeber. „Es sind die Zeloten. Sie schreien nach jedem, der die Institution stürzt.“ „Gut“, seufzte Kayafa, „er ist entweder ein brillanter Planer oder ein Mann außer Kontrolle. Für jetzt hoffen wir, dass er ein Mann außer Kontrolle ist. Vielleicht sogar wahnsinnig! Denn wenn er aus dem Haus David ist, und wenn das, was er gerade jetzt tut, ein berechnetes Risiko ist, mich zum Zorn anzustacheln, um mich zu zwingen, töricht in den Augen Roms zu handeln, werde ich auch Kontrolle über meine Handlungen ausüben, indem ich es wähle, ihn zu ignorieren. Und du, lieber Ratgeber, finde für mich heraus, was dieser frühere unsichtbare Prinz gemacht hat und was er plant, in Zukunft gegen uns zu tun.“ „Mein Herr“, wiederholte die Wache, „was sollen wir tun?“ „Könnt ihr nicht verstehen, was ich sage!“ entgegnete der Ratgeber. „Räumt den Saustall auf und dann kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten!“ Yochanan, der die Gegenbewegung mitansah, war sogar überraschter über die Zurückhaltung der Wachen, seinen ältesten Cousin zu verhaften. Neugierig näherte er sich ihnen und wunderte sich, warum sie in dieser chaotischen Atmosphäre so ruhig zu sein schienen. Die Tempelwachen bildeten einen Kreis und hoben höflich die Säcke und Münzen auf und stellten wieder die Ordnung her, zum Ärgernis der Kaufleute. Jahre später auf der Insel Patmos verglich Yochanan dieses Ereignis mit der Schriftstelle in den Psalmen, worin David schrieb: „Der Eifer deines Hauses verzehrt mich.“ *** Kayafa rannte die Länge der Brücke des Säulengangs hinunter, um seinen Schweigervater, Annas, zu suchen. Endlich entdeckte er den betagten Mann, der in einem geschmückten Raum in dem hasmonäischen Palast auf- und abging. Im Hintergrund standen drei Tempelwachen. „Prinz Yehohshua aus dem Haus David!“ schrie Annas Kayafa bissig an. „Und wie ist das möglich? Ein angeblich toter Mann geht Jahr um Jahr in 384
unsere Stadt und lebt innerhalb derselben Grundstücke, die von seiner Familie beschlagnahmt wurden, und wir wissen es nicht einmal! Sind wir dumm? Sind wir blind?“ Kayafa kratzte seinen Hals. „Bei so vielen Hohekohanim in schneller Nachfolge aufeinander und bei sovielen neuen römischen Statthaltern verloren wir die Spur der anderen Dinge.“ „Konnte Herodes nichts richtig tun!“ stöhne Annas. Er verbrachte ein paar Minuten schweigend und blicke auf das geometrische Muster des Zimmers, bevor er wieder sprach. „Nach vielen Jahren dieses Schweigens, was will dieser Mann aus dem Haus David? Seinen Thron und die Königswürde? Oder wird er von uns Geld annehmen und nach Ägypten oder nach Babylon oder Indien ziehen?“ Kayafa hielt sich zurück zu antworten. „Sein Cousin ersten Grades ist der Täufer, verstehe ich.“ Kayafa nickte. Annas stand dem schweigenden Mann gegenüber und erhob seine Hand, als ob er ihn schlagen wollte. „Als Yehohanan sich weigerte, die Gewänder zu tragen, warum hast du ihn nicht dann und dort getötet?“ „Kein Mann wird getötet, weil er kein amtierender Kohen sein will.“ „Gut“, ließ Annas leise die Worte ausgehen, „er ist sicherlich jetzt eine amtierende Person, nicht wahr?“ „Wenn wir den Täufer aufhalten, werden wir diesen Yehohshua aufhalten.“ „Was? Du willst, dass wir hinauseilen und angeblichen Kohen-Propheten vor seinen Anhängern niederschlagen? Ist das die Methode, die wir benutzen werden, um unseren Sturz zu verhindern? Nein! Wir werden eine ruhige, annehmbare Methode planen, ihn und seinen Cousin zu stürzen. Wir werden das Gesetz benutzen, wie sie wahrscheinlich planen, es gegen uns zu benutzen. Wer das Volk erweckt, den Sanhedrin anzuflehen, zuerst zu handeln, gewinnt!“ „Wir sind der Sanhedrin – nicht das Volk“, sagte der Ratgeber. „Sage das dem Volk und wir werden uns um einen Yehohshua oder die Römer keine Sorgen machen müssen. Das Volk selbst muss ihre Missbilligten erledigen.“ „Wir sollten Yehohshua verhaften und ihn heimlich töten lassen.“ „Es ist dafür zu spät. Ruhe und Ordnung sind wiederhergestellt worden. Erlaubt ihm zu tun, was er will, und was er tut, werden wir beobachten und daraus lernen. Ich bin sicher, dass die Römer jetzt die Straßen patrouillieren.“ Dann wie ein nachträglicher Einfall fügte Annas hinzu: „Gebt nie diesen Heiden eine Ausrede, unseren Tempel zu betreten. Ich will nicht Pompeus Aufführung während meines Lebens wiederholt sehen.“ In der Zwischenzeit im Hof der Nationen zogen die Kaufleute, die die Gründe für Yehohshuas feindselige Handlungen verstanden, beschämt ihre Waren aus dem Säulengang zurück. Ein paar, als sie an der Schatztruhe vorbeigingen, deponierten ihr Münzgeld darin. Einige besuchende Pilger, die die Kaufleute erkannten, applaudierten zu ihrer 385
Reformierung, indem sie die Reformer ihrer sündvollen Handlungen veranlassten, die Bedeutung ihrer neuen Pfade gegenüber Rechtschaffenheit zu schätzen. Während Kayafa und Annas redeten, näherte sich eine Gruppe von Kohanim Yehohshua. „Was für ein Benehmen begehst du hier?“ „Ja“, sprach ein anderer kurz und bündig, „was für Prophezeiungen rechtfertigen deine Handlungen?“ „Ich bin für solches ermächtigt worden“, erwiderte Yehohshua. Ein dritter Untergebener fügte hinzu: „Gib uns Beweis deiner Vollmacht hier!“ „Was ich tat, billigte mein Vater“, erwiderte Yehohshua. „Schande auf deinen Vater, dich zu ermächtigen, unsere bewährten Kaufleute zu erniedrigen! Sie sind hier zum Wohl der Leute“, sagte der Kohen. „Diese Worte sage ich euch: zerstört diesen Tempel“, er erhob seine Hände vor seinem Körper, dann senkte er sie zu seiner Brust, indem er auf sein eigenes Fleisch deutete, „und in drei Tagen werde ich ihn aufbauen.“ Da sie seine Bezugnahme auf sich selbst nicht begriffen, behaupteten die Kohanim übereifrig: „An dieser Pracht von Salomon, von Zerubabbel und von Herodes dem Großen ist sechsundvierzig Jahre gearbeitet worden! Keine Kosten sind gescheut worden! Diese göttliche Wohnung ist der schönste Bau der Welt, der alles in Rom oder in Athen oder irgendwo in Parthia übertrifft! Und du wagst es, uns zu sagen, dass du ihn in drei Tagen aufbauen kannst!“ „Ich beziehe mich nicht auf dieses Gebäude aus Stein und Mörtel. Es ist vorher geschliffen – und niedergerissen worden! Ich spreche über mich. Mein Körper, wie dieses Gebäude, ist eine göttliche Wohnung. Alle unsere Körper enthalten den Geist Gottes in sich! Er wartet in uns allen, so können wir ihn ausrufen, um in seinem Geist offenbart zu werden. „In drei Tagen, sollte es geschehen, dass ich von euch ermordet werde, werde ich von den Toten auferstehen!“ „Wirklich“, tadelte ihn ein Levit mit honigsüßer Stimme, „von den Toten auferstehen. Dann lassen wir alle diesen Mann in Ruhe“, scherzte er tiefer, „denn wenn er ein heiliger Mann ist, werden unsere Steine ihn nicht erschlagen.“ Die Männer lachten, dann leerten sie den Hof, indem sie Yehohshua alleine ließen, um den fragenden Gedanken seiner Jünger und Familienmitglieder gegenüberzutreten. Vier Jahre später, als Jakobus und Kefa grob aus dem Ratshaus eskortiert wurden, blickten sie zurück auf dieses Ereignis und beide Männer erinnerten sich, wie Yehohshua zu ihnen über seinen Tod und seiner Auferstehung gesprochen hatte, und wie es ausgeübt werden musste, so dass der Name des ewigen Vaters gerechtfertigt werden konnte. „die Wahrheit der Beziehung des Sohnes zu unserem himmlischen Vater, dem Schöpfer des Universums, ist unleugbar“, predigte Jakobus ben Yosef aus dem Hause David später. „Mein Bruder 386
widmete sich eifrig dem Studium der Schriften der Propheten und verstand die Gesetze besser als irgendein Mensch es je könnte. Wir, seine Jünger, stärkten unseren Entschluss, um uns dem Erlass des Sanhedrins zu widersetzen. Erinnert euch an den Tag, Brüder des Weges, als Yehohshua Mashiach sich Kayafa widersetzte!“ Am Nachtmittag rannte ein Pöbel durch die Straßen von Yerushalayim und verbreitete die gute Nachricht über die Existenz des Mashiachs. *** Am Nachmittag von Yehohshuas öffentlicher Herausforderung der Institution und seiner direkten Missachtung von Kayafa und dem unrichtigen Wucher von dem Geldwechsel standen Zeugen dabei und nahmen Yehohshuas Sache in ihrem Verstand auf. Unfähig zu glauben, dass Yehohshua nicht verhaftet wurde, wurden sie sogar erstaunter über ihn. Die Zeloten halfen, die Nachrichten seines Erfolges im Tempel zu verbreiten. „Wer ist er, dem Kayafa erlaubte zu gehen?“ „Er ist der Prinz Yehohshua ben Yosef aus dem Hause David – der wahre Erbe auf den Thron von Judäa.“ „Was für Worte sprach er, die Kayafa veranlassten, ihn zu fürchten?“ „Worte der Wahrheit, die aus der Begründung unserer Gesellschaft stammen.“ „Wo lebt er?“ „K’far-Nachum.“ „Wie lange ist er ein Jünger von Yehohanan dem Täufer?“ „Es ist Yehohanan, der Yehohshua folgt, nicht andersrum.“ Und hier endete die Diskussion, da viele von Yehohanan den Untertaucher hörten, aber nie von Yehohshua gehört hatten, bis er gegen Annas Kaufleute tobte. Ein paar Tage später begann eine andere Kontroverse. Diesmal war einer von Yehohanans Anhängern anwesend, ebenso ein Zelot. „Prinz Yehohshua ist der wahre, bestimmte Erbe von Judäa“, sagte der Zelot. „Bestätigen wir ihn als unseren rechtmäßigen König von Rom.“ Dies sagte er zu einer großen Gruppe von Zuhörern. „Ich glaubte an Yehohshuas Sache“, fügte Yehohanans Jünger hinzu. „Was er tat, war tatsächlich beispiellos, aber ich identifizierte seine feindselige Handlung im Tempel als die göttliche Offenbarung der Wahrheit.“ „Es ist eine passende Weise, sich uns zu verkünden“, stimmte ein Zuhörer zu. „Ja“, bestätigte ein anderer Zuhörer. „Vielleicht ist dieser Sohn Davids unsere neue Hoffnung gegen die heidnische Tyrannei!“ Als diese Zuhörer schließlich eine Gelegenheit hatten, Prinz Yehohshua kennen zu lernen und seinen Worten zuzuhören, wechselten sie in sein Lager über. Doch dies ist wahr: viele von ihnen waren unfähig, auf ihren 387
eigenen Füßen ohne Yehohshuas ständiger Anwesenheit zu stehen. Sie schwankten zu bösen Neigungen, wenn er abseits von ihnen stand. Dies fügte Tatsachen hinzu: andere Männer, obwohl sie gingen und mit dem letzten Mashiach aßen, verlangten fortwährend Beweise seiner Fähigkeiten. Als er schließlich eine unerklärliche Sache für sie vollführte, benutzten sie diese Erinnerung, um bei den anderen über ihre eigene Macht der Betrachtung und Bekanntschaft zu prahlen. Irgendwie begannen sie zu glauben, da sie es sahen, dass sie ein Teil davon waren. Sie prahlten nicht, um Anhänger für Yehohshua zu erlangen, sondern ihre eigenen Sachen und persönlichen Wünsche zu aufzuwerten. Sie waren nicht von Yehohshua, sondern von sich selbst. Viel später, als Yehohshuas Testament in vollem Gang war und Tausende zu ihm strömten, um seine Anhänger zu sein, wollten andere Männer seinen Einfluss nutzen, um einen politischen Stand für sich zu bilden und ihre Beliebtheit unter den Menschen zu erhöhen. Diese selbstgerechten Führer baten Yehohshua, ihre individuelle Sache zu bestätigen. Er weigerte sich. „Es geht gegen das, was ich beabsichtigte“, erwiderte er. „Was ist das?“ „Einigkeit.“ „Wie ist das möglich? Die Römer sind keine Juden oder Kinder von Ascher oder Benjamin oder Ruben oder irgendeinem anderen Kind von Avraham. Nur wir haben das Recht, die Welt unter der Führerschaft eines einzigen weltweiten Gottes zu herrschen.“ „Diese einzige weltweite Regierung wird kommen. Alle Nationen und alle Menschen werden unter einer einzigen Regierung unter einer gesetzgebenden und gerichtlichen Macht stehen, aber durch und zur Zeit Gottes – nicht des Menschen.“ „Warum kann Gott nicht erlauben, dass es jetzt geschieht?“ „Die ganze Welt muss erfahren, wer ich bin und was ich darstelle. Nachdem alle Nationen meine Sache hören, und nachdem alle möglichen Regierungsformen ihre Macht zu herrschen ausgeübt haben, und versagten, dann wird Yehohshua seine ewige Regierung einsetzen.“ „Werden die Kinder Israels die Herren der Welt sein?“ „Nicht die Kinder, die durch Genetik geboren werden, sondern die Kinder, die durch Geist geboren werden. Diese werden nicht die Herren, sondern die Lehrer der Gerechtigkeit sein. Diese auserwählten Kinder werden die Richter werden, die Yehuways Gesetz vollziehen. Diese Richter werden aus allen Stämmen der Erde kommen: Heiden ebenso wie Hebräer. Yehuways Geist alleine wird bestimmen, wer sie sind. Männer und Frauen werden den ewigen gerichtlichen Prozess ausmachen, und alle Menschen werden seinen vollkommenen Entschlüssen unterworfen sein.“ Eine sehr kleine Gruppe von Zuhörern begriff Yehohshuas spirituelle Macht. Diese Männer und Frauen fühlten ihre Ängste weggehoben. Spirituelle Ruhe kam zu ihnen. Mit der Ausübung von Liebe und Glauben konnten diese Leute Yehohshuas Glaubwürdigkeit bei ihren Nächsten bezeugen. Das Zeugnis des Königreiches Gottes wurde in ihren Herzen 388
als eine unerschütterliche und feste Wahrheit bewahrt. Sie trugen Toleranz und Akzeptanz und strebten danach, falschen Glauben ohne Verurteilung zu berichtigen. Alle diese verschiedenen Gruppen kannte Yehohshua. Diejenigen, die Beweis brauchten, wandten sich zweifelnd von ihm ab. Diejenigen, die mit ihrem Herzen glaubten, folgten ihm. Sein innerer Geist fand ihren inneren Geist. Eine elektrische Energie des Verständnisses verband sie. Beide gingen aufeinander zu, und als menschliche Schwäche sie veranlasste, einen Fehltritt zu bösen Dingen zu machen, vergab er ihnen. „Satan ist die Macht, die alle verdirbt. Den Barmherzigen wünscht er am meisten zu verderben. Den Unbarmherzigen hat er schon. So mag der Arbeiter zur gerechten Sache wissen, dass ich und der Vater ihn lieben, ich stelle seine Gabe des Parakleten dar – des Beschützers.“ Zwei Jahrzehnte später predigte ein Christ: „Durch welches Herz sieht Yehohshua nicht? Was für einen Intellekt oder Wunsch versteht er nicht? Was für eine Persönlichkeit begreift er nicht? Er verstand Yehuways Vorsatz, und was Yehohshua verstand, projizierte er auf die Welt. Yehohshua verlangte nichts von einem Menschen. Nicht einmal die Bestätigung seiner Mission, denn er wusste, was sie wiederum erwarteten. Der Sohn wird uns zum ewigen Vater, Yehuway, führen. Wie Yehohshua es tat, müssen wir auch Yehuway folgen, denn Yehuways Liebe ist ewig und wohltätig für alle.“ *** Am nächsten Tag, am fünfzehnten Nisan, begann das Fest der ungesäuerten Brote. Es war der Tag nach dem Passahfest. Bevor sich die ersten Strahlen des Sonnenaufgangs auf dem Land niederlassen konnten, erwachten Bäcker im ganzen Land. Sie arbeiteten wild am Putzen ihrer Heime und Öfen, indem sie sich vergewisserten, dass kein Sauerteig irgendwo blieb. Nachdem die ganze Hefe in den Öfen, die draußen vor denTüren der hebräischen Geschäfte und Häuser standen, entfernt und vernichtet worden war, kneteten die Bäcker neue Bortlaibe, indem sie nur Wasser benutzten, da keine Hefe erlaubt war. Diese feierliche Versammlung fand Yehohshua, seine Brüder, seine Jünger und Clophas, die in Nakdimons Haus wohnten, wie es für die Familie während der vergangenen fünfundzwanzig Jahre Brauch war. Die Zeloten blieben in der Nähe und bewachten sie heimlich. Miryam blickte auf die geometrischen Schitzereien in der Zimmeredecke und auf die Zeichnungen von Blumen und Bäumen an den Wänden und seufzte tief. „Mutter?“ Yehohshuas besorgte Stimme erschreckte sie. „In diesem Zimmer, während dein Vater und Onkel und ich jung waren, spielten wir. Nun ist dein Vater tot und Alphaeus – ich meine Clophas – und ich sind sehr alt. Es steht an dir, unsere Träume zu erfüllen, einen Mann aus dem Haus David auf dem Thron sitzen zu haben. Als ich meine Hände auf das Gesicht deines Vaters legte, während der letzten 389
Augenblicke seines Lebens, sah ich die gequälten Bilder all meiner vergangenen Vorfahren, die zu dem Zweck ins Dasein gekommen waren, ihre genitischen Eigenschaften an den letzten gesalbten König von Israel weiterzugeben. Sohn“, fügte sie nachdenklichhinzu, „ich brachte ein Geschenk für dich mit.“ „Was ist es?“ sagte er zärtlich. Sie deutete mit ihrem Finger und führte ihn zur früheren Kammer ihrer Großmutter, bevor das Haus das von Nakdimon wurde. Über ihrem Bett lagen eine elegante purpurrote Robe und ein exquisites Leinengewand. Eine goldene und purpurrote Schärpe lag daneben. Ein brandneues Paar Sandalen vollendete das Gewand. Yehohshua machte einen tiefen Atemzug und starrte in tiefsinnigem Schweigen auf die Kleidung. Eine Träne tröpfelte aus seinem Auge. „Ich kaufte sie mit dem Rest der Geschenke der Weisen. Trage sie.“ *** Am sechzehnten Tag des heiligen Monats Nisan brachte die NethinimKlasse (die Nachkommen der Familie Menim, ein Giboniter, der Joshua Loyalität geschworen hatte, und die einzigen Nichtisraeliten, die in den Tempel durften) den Kohanim ein Bündel mit den Erstlingsfrüchten der Gersteernte dar. Der Kohen stand vor dem Altar und bewegte das Bündel hin und her, während ein einjähriger makelloser Widder an seinen Füßen vor einem anderen Kohen angebunden war. Mit einem fachmännischen Stoß schlitzte der Kohen die Kehle des Widders auf, sein Blut spritzte auf seinen Umhang und auf den Altar. Ein dritter Kohen goss frisches Olivenöl in einen besonderen Becher, der die erste Ernte der Jahreszeit beinhaltete. Er vermischte das Öl mit der Gerste, dann goss er es auf das verzehrende Feuer. Als die Kohanim ihr Ritual vollführten, war Yehohshua der Letzte, der in den Bankettsaal eintrat, wo seine geladenen Gäste voll auf den verlängerten Couchen ausgestreckt waren und warteten, um das Brot der Bedrängnis zu brechen. Jakobus war der Erste, der ihn sah. Er keuchte, als er Yehohshuas Kleidung sah. Shim’on sah ihn auch. Er erhob sich halb von der Couch. Neben Yehohshua stand Prinzessin Miryam, seine Mutter. Eine besondere Dienerklasse, die Nephushesim, die die Nachkommen von Ismael durch Naphish waren, stand hinter den beiden mit großen Tellern mit Essen und Weinbehältern. Prinz Yehohshua lächelte über die Versammlung von Freunden und Familie. „Lasst uns alle an den Tag unseres Auszugs aus Ägypten alle Tage unseres Lebens erinnern.“ Dreiundzwanzig Jahre später behauptete der Apostel Paulus, während er in der Stadt Korinth in dem Land Griechenland war: „Yehohshua der Mashiach ist die Erstlingsfrucht jener, die im Tode entschlafen sind.“
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*** In der dritten Nacht der dritten Woche des neuen Jahrs näherte sich Nakdimon Yehohshua im Hof des Hauses. Die beiden Männer starrten einander unbeholfen an. Sie kannten einander, seit Yehohshua zwölf war, als sie sich an dem Tag begegneten, an dem er die Schriftgelehrten im Tempelbehof belehrte. Seit damals hatte er jedes Jahr bei Nakdimon verbracht, der der Hüter von Prinz Yosef ben Ya’akovs früherem Besitz geworden war, der von König Herodes beschlagnahmt worden war. Yehohshua trug in jener Nacht sogar elegantere königliche Kleidung. Nakdimon wusste nicht, warum sein junger Freund ihm erschien und eine so elegante Kleidung trug. Jedoch das Oberhaupt des Sanhedris fegte seine Verwirrung beiseite und ergriff seinen Freund an seinen Armen und umarmte ihn fest. „Lehrer“, sagte Nakdimon, „seit langer Zeit weiß ich, dass du ein großer Anweiser bist, der vom Willen Gottes zu uns kam, denn niemand kann die Dinge sagen, die du sagst, wenn er nicht gewiss von Gott ist.“ Nakdimon ließ Yehohshua los. Ein plötzlicher Zwang übrwältigte ihn, um sich innerhalb der dunklen Schatten der Mauer zu verbergen, seine schwarzen Gewänder vermischten sich vollkommen. „Nakdimon“, brachte Yehohshua ihn zurück ins flackernde Fackellicht. „Nachdrücklich sage ich dir, wenn ein Mann nicht von oben geboren ist, wird er nicht das Königreich Gottes betreten.“ Nakdimon blickte in die Tiefen von Yehohshuas durchscheinenden Augen, dann senkte er seinen Kopf. „Wie kann ein alter Mann wiedergeboren werden?“ Yehohshua berührte seine Schulter. „Kann ich in den Leib meiner Mutter zurückkehren, um wiedergeboren zu werden?“ Nakdimons Fragte spiegelte seinen Wunsch wider, die neue Rolle zu verstehen, die Yehohshua für sich errichtete. Yehohshua öffnete seine Handflächen in der Nähe von Nakdimons Gesicht. „Was für einen Grad des Guten muss ich ausüben“, fragte Nakdimon Yehohshua, „um in den Himmel einzutreten?“ Yehohshua lenhnte sich nach vor. Sein Gesicht war beinahe über dem Gesicht seines Freundes. „Richtig sage ich zu dir, wenn ein Mensch nicht aus dem Wasser der Taufe geboren wird und Yehuways aktive Macht in seinem ganzen Dasein akzeptiert, wird er nicht in Gottes Königreich eintreten können.“ Nakdimon ging zu dem Brunnen im Hof und tauchte seine Hände in das erfrischende Wasser. Eine winzige Wasserlache sammelte sich zwischen seinen Handflächen und strömte durch seine Finger und seinen Ellbogen hinunter und zurück in den Brunnen. Yehohshua schaute auf die kleinen Eruptionen des Wassers, die augenblicklich einer Tulpe ähnelten. „Ich weiß über den Taufkult Bescheid, den dein Cousin befürwortet. Ich verstehe ihren symbolischen Zweck. Doch, lieber Freund, ich bin immer 391
meinen vorgeschriebenen Pflichten, wie ich sie verstehe, gefolgt. Ich habe immer ihre Traditione befolgt und habe verständig unsere Schriften und unsere Gesetze studiert, und was ich nicht verstehe, ich bete um Offenbarungen über sie, wenn ich die Mischna erforsche. Ich glaube, dass jeder, der die Tora studiert, es frei zur Welt sprechen mag, und durch ihre Seiten mag ein Mann lernen, wie er sich unserem wahren Gott und Schöpfer nähert. Aber ich weiß, dass da etwas mehr ist, was ich tun muss, um Erleuchtung zu erlangen.“ „Was aus Fleisch geboten ist, ist Fleisch. Was aus der aktiven Macht geboren ist, ist Geist.“ „Sagst du zu mir, weil ich ein Mensch bin, geboren aus Erde, ich nicht darüber hinausgehen kann, wohin ich gegangen bin? Dass, um mehr zu verstehen, ich als ein Engel geboren werden muss? Sage mir, Yehohshua, werden heute Nacht mehr Engel geboren?“ „Du solltest nicht erstaunt sein, dass ich zu dir gesagt habe, dass es für dich notwendig ist, von oben erzeugt zu werden.“ „Aber ich habe akzeptiert, und ich habe der winzigsten Essenz meiner Persönlichkeit der Verhaltensweise entsprochen, um mein Vertrauen und meinen Glauben an Yehuway, dem Schöpfer, widerzuspiegeln. Dafür und für mehr kann das Königreich Gottes nicht meine Belohnung werden? Mein Benehmen ist gut. Ich glaube an den, der er ist und immer sein wird.“ „Ein menschliches Wesen wurde gut und fundiert und findig geschaffen. Aber der erste Mensch verstieß gegen Yehuway. Menschen kleideten sich mit Sünde und Sünde ist in Gottes Königreich nicht erlaubt. Um das Fleisch zu verlassen und sich mit dem Geist auszustatten, musst du voll aus der Taufe hervorgehen. Es ist nur durch diese Handlung, dass dir Eintritt in das Königreich gewährt wird. Diese Handlung deinerseits bezeugt öffentlich deine Loyalität zum Menschensohn und zu seinem Vater. Dabei wird der Ruach Ha Kodesh über dir herabsteigen. In der Aufrechterhaltung deiner Integrität durch Prüfung und Verfolgung wird der schützende Geist dich durch die engen Tore führen, die vor dem Himmel stehen.“ Nakdimon flehte Yehohshua um mehr Informationen an. „Die aktive Macht erzeugt, wo sie gewillt ist. In ihrem Klang kannst du meine Stimme hören. Ich spreche zu dir von dem Geist, und ich sage dir, dass der Wind mein Atem in deinen Ohren ist. Doch deine Ohren, so sehr sie sich abmühen, meine Offenbarung an dich zu begreifen, sind noch nicht fähig, die Bedeutung zu erfassen, dir weiterzusagen, wer ich wirklich bin. So sehr ich meine Identität dir darstelle, umso mehr widerstehst du diesen Worten, genau wie ein Mann dem wehenden Wind widersteht. Niemand weiß, woher der Wind seine Reise beginnt, noch wo er von seiner Reise sich ausruhen wird. Dies ist dasselbe mit der aktiven Macht, die dem Menschen dargebracht wird. Niemand kann das Platzieren über gewissen Einzelpersonen beurteilen, noch gewiss sagen, über wen sie platziert wird. Gesalbte Männer und Frauen werden den Himmel bevölkern, weil sie von Yehuways Geist angenommen werden. 392
Erinnere dich an Yehuways Vision an Hesekiel, worin die trockenen Knochen wieder Fleisch wurden und sich erhoben, um Yehuways große Aufgaben zu bezeugen und auszuführen. Wer kann sagen, welche Knochen zur Bedeckung mit Fleisch auferstehen werden, und welche Knochen nicht auferstehen werden?“ „Wie werden diese Dinge geschehen?“ fragte Nakdimon. „Du bist der Lehrer Israels – und diese Dinge weißt du nicht?“ Nakdimon war erschrocken, dies zu hören. Sein Gesicht wurde rot. „Ich bin ein erfahrener Mann, aber ohne den Segen Yehuways, wie begreife ich so etwas Mysteriöses?“ „Richtig sage ich zu dir, dass, was wir beide wissen, wir nun darüber sprechen. Das, was wir beide gesehen haben, wir nun Zeugnis dazu tragen. Dieses Zeugnis jedoch erhältst du nicht. Zum Beispiel, Nakdimon, wenn ich richtig die Dinge zu dir behaupte, von denen du weißt, dass sie bezüglich der Erde wahr sind, und wenn du wählst, nicht zu glauben, was ich zu dir gesprochen hatte, wie werde ich dich je überzeugen können, oder sonst jemanden, bezüglich der himmlischen Dinge, damit du an sie glauben wirst?“ Nakdimon schüttelte seinen Kopf. Indem er versuchte, sich zu verteidigen, fügte er hinzu: „Yehohshua, ich habe dich immer als einen großen und ehrenwerten Ausleger von Gottes Wort akzeptiert. Ich setzte dich als Kompromiss zwischen Hillel und Shamai. In dir liegt die Antwort zur humanitären Gesinnung und wahrer Rechtmäßigkeit. Doch für all dies und für mehr, wer kann sagen, dass kein Mensch den Himmel betreten wird?“ Yehohshua wandte sich von seinem Freund vieler Jahre ab. Er ging um den Brunnen herum und kam wieder mit Nakdimon von Angesicht zu Angesicht. „Wer war der größte Führer der Hebräer?“ „Avraham!“ „Unser größter König?“ „David!“ „Unser größter Gesetzgeber und Prophet?“ „Mohse!“ „Nakdimon, höre mich.“ Yehohshua hörte zu sprechen auf, indem er ein angespanntes Schweigen schuf. „Nicht Avraham, nicht David, nicht Mohse, nicht einmal Elijah, noch Enoch aus den Tagen vor der Flut, betraten Gottes Königreich. Kein Mensch ist je in das Haus meines Vaters aufgestiegen – aber da ist einer, der vom Himmel zu den Menschen auf die Erde herabgestiegenist. Er ist der Menschensohn. Akzeptiere seine Autorität.“ Nakdimon schluckte, als er in Yehohshuas Augen blickte. „Mohse“, antwortete Yehohshua seinem Blick, „indem er den geschnitzten Stock des Bildnisses einer Schlange in der Wildnis hochhielt, symbolisierte, was dem Menschensohn geschehen muss. Als dieser einzelne Stab über den Häuptern von Mohses Versammlung
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verweilte, so muss es dem einen geschehen, der vom Himmel herabsteigt.“ „Ich verstehe deine Metahphorik nicht.“ Nakdimon, was ereignete sich während Mohses Reise durch die Wildnis mit der heiligen Versammlung?“ „Die Israeliten rebellierten gegen Yehuway und gegen Mohse und seinen erwählten Führer. Sie beklagten sich über die Brot- und Wasserknappheit, doch hatten sie vergessen, dass bloß, indem sie in der Wildnis waren, sie schon Yehuways Barmherzigkeit und Liebe erfahren hatten. Für ihre Übertretung schickte Yehuway Giftschlangen in das Lager. Sie griffen viele Menschen an und injizierten Schlangengift in ihre Venen. Die Israeliten baten Mohse, für sie zu vermitteln und in ihrem Namen um Vergebung zu bitten.“ „Wie bewies Mohse ihnen physisch, dass ihre Gebete erhört wurden?“ „Mohse ließ Ahron aus Messing das Bild einer Schlange modellieren, das er auf einen einzigen Stab nagelte. Wenn eine Person von einer Giftschlange gebissen wurde, war alles, was sie tun musste, zu dem Schlangenstab zu schauen. Diese Person wurde vor dem Tod gerettet.“ „Nakdimon“, Yehohshuhas Herz begann schneller zu schlagen. Sein Gesicht wurde rot. Indem er sein Gleichgewicht verlor, stolperte Yehohshua in Richtung des Fundaments des Brunnens. Nakdimon fing ihn auf. Beunruhigt sagte er zu Yehohshua, er solle sich für einen kurzen Augenblick ausruhen. Als Yehohshua am Rand des Brunnens saß, fühlte er einen Hitzestrahl seine Stirn, Arme und die Fußsohlen streifen. „Wahrlich sage ich das zu dir, es muss ähnlich für einen Menschen geschehen, gleich der Persönlichkeit von Adam vor seiner Übertretung gegen Yehuway, um an einen Stab genagelt zu werden, so dass jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben haben werde.“ *** Achtundsechzig Jahre später starrte ein buckeliger Mann auf die lederne Schriftrolle, die über einem provisorischen Tisch lag. Mit zitternden Händen nahm er den Köcher in seine Hand. Polycarp, sein bester Freund, und Papias, sein Diener, die ihn bei der verweilenden Kälte der Höhle mitten auf der Insel Patmos ringen sahen, brachten mehr Holz herein, um es auf die Flammen zu legen. Weit weg von ihnen brachten die römischen Galeeren mehr christliche Gefangene. Das Knallen ihrer Peitschen und die Schreie der Männer hallten sogar bis zu den Höhen seiner düsteren Höhle. „Yochanan“, flüsterte sein Freund, „es ist, wie du immer zu uns gesagt hast: der Antichrist ist nun gegenwärtig auf der Erde und arbeitet heimtückisch in unseren Versammlungen.“ „Der Antichrist ist Nerva“, sprach eine andere Stimme. „Wie hast du das bestimmt?“ fragte der betagte Mann. „Wer sonst konnte gegen den Mashiach so kühn wie dieser Römer gerichtet werden?“ 394
„Der eine, der gegen Mashiach gerichtet ist, ist kein Mensch. Der Antichrist ist eine Ansammlung von Menschen und Regierungen und Politik, die gegen das Kommen des messianischen Königreichs gerichtet ist.“ Polycarp rollte die Pergamentschriftrollen von Lukas, Mattityahu und die Briefe von Paulus auf und presste seine Lippen zusammen. „Alle diese Männer schrieben über den Mashiach. Du kanntest ihn länger und besser als sonst jemand von ihnen. Bitte, Apostel Yochanan, schreibe um des Wohlstandes willen über ihn.“ Der betagte Mann schloss seine Augen und dachte an eine vergangene Ära, wo er auf der Straße der Geschichte stand. „Drei Jahre, sechs Monate lehrte uns Yehohshua die Schriften. Er lehrte uns, wie man unterscheidet, was wir lasen, und wie man aus ihnen die felsenfeste Wahrheit der schrecklichen Zeiten, die die Menschheit vor der Rettung des Sündengriffs heimsuchen würde, vermittelt. Yehohshua tat mehr als uns zu lehren, er motivierte uns, unsere Persönlichkeit zu ändern, um die Gnade seines Vaters widerzuspiegeln. Also, Polycarp, du wünschst vielleicht, dass ich einen Verurteilungsbrief an die Welt schreibe, wie ich es vorher getan hatte, aber heute – und morgen – werde ich einen Liebesbrief schreiben.“ „Was du auch schreibst, wird uns Freude machen.“ „Ich werde meine persönliche Kenntnis über ihn als den geliebtenSohn Gottes weitererzählen, der seine Aufgaben zur Rettung der Menschheit von Sünde und Tod vollführte. Yehohshua wohnt in dem Haus Gottes und wartet auf jene, die ihn so sehr lieben wie er sie.“ „Wir akzeptieren diese Tatsache“, sagte Polycarp. „Darum sind wir hier bei dir.“ Der Apostel Yochanan lächelte seinen Freund an. Er stand auf und streckte seine Hände. „Was ich schreiben werde, ist eine Zusammensetzung seiner Realität. Wer gegen das, was ich schreiben werde, Ränke schmiedet, wird ernsthaft dafür Rechenschaft ablegen. Wir sind Mitarbeiter in der Wahrheit, und dafür will ich sagen, dass jeder, der verkündet, dass Yehohshua nicht der letzte Mashiach war, ein Lügner ist!“ Er starrte die Männer an. „Oh, ich weiß, dass viele Männer sich aus den Wüsten erhoben haben und ihre messianische Verwandtschaft und ihren Segen beanspruchten, und ich weiß, dass sie Kohanim vor sich aufstehen hatten, die sie der Welt verkündeten – aber wo sind sie jetzt? Was für Legenden kreisen um sie? Kamen sie nicht um, wie die sechshunderttausend Juden, Benjamiten und Leviten in Yerushalayim? Rottete sie nicht Titus aus? War nicht die Eroberung und Katastrophe, die Yerushalayim heimsuchte, schrecklicher als die Zerstreuung durch Nebukadnezar? Und wer warnte uns eine Generation vorher, in die Hügel zu fliehen, wenn die Armee die Stadt umkreisten? Jene, die sagen, dass Yehohshua nicht der Sohn Gottes ist, sagten tatsächlich, dass Yehuways Bezeugungen falsch und unwesentlich sind. Durch das Schreiben über die Liebe wird es bestätigen, warum Gott 395
seinen Sohn zu uns sandte. Ja, es war aus Liebe, dass Gott seinen einzig gezeugten Sohn der Welt schenkte. Er tat dies, so dass jeder, der an ihn glaubt, nicht vernichtet werde. Gott wollte der Menschheit eine Gelegenheit darbringen, ewiges Leben zu haben, genau wie die Prophetenund das Gesetz von Mohse verheißen hatten.“ „Ich verstand, dass Yehoshua ein Krieger war, der auf einem stürmenden weißen Pferd sitzt und sich bereit macht, uns zu vernichten“, sagte Polycarp. „Seit seinem Aufstieg in den Himmel ist Yehohshuas Krieg gegen Satan und gegen jene gewesen, die an der Herrschaft von bösen Menschen und bösen Regierungen festhalten. Der große Krieger der Erlösung, der in Pracht zur Erde rast, ist unser ewiger, gesalbter König und Kohen in der Ordnung von Malki Tzedek. Gott sandte seinen Sohn zur Welt in Fleisch, nicht um ihr Richter und Vollstrecker zu sein, sondern um die Welt zu retten. Jedoch beim zweiten Kommen des Sohnes Gottes wird es mit Rache, Zerstörung und Vernichtung sein. Es ist dieser Planet, den der Antichrist für sich selbst genießt. Um dies zu vollenden, täuscht Satan die Menschheit, indem er erklärt, dass diese Erde ein Ödland ist. Im Gegensatz zu den Worten des Dämons erschuf Yehoway nicht die Erde, um sie zu vernichten. Er erschuf sie für eine ewige Heimat für die Kinder Adams. Die Erde wird nicht zu einer girmmigen Vernichtung kommen oder durch einen inneren Ausbruch aufhören zu existieren, oder von Kometen zerschmettert werden. Die Erde wird für immer bewohnt sein, mit Menschen der Gerechtigkeit, unter einem Gott, einer Regierung, einer Religion. Merke dies: als die Sintflut aus Noahs Zeit zuschlug, wer überlebte? Waren es nicht nur die rechtschaffenen Männer und Frauen? Als Sodom ihrer fortfahrenden Sünden verfiel, leben nur ein Mann und zwei Töchter, um darüber zu erzählen. Wann immer eine große Katastrophe geschieht, weil die Übeltäter sich weigern, ihre Wege zu ändern, gibt es nicht rechtschaffene Überlebende, um Gottes Namen weiterzutragen? Jene, die vor der kommenden Zeit des Endes Angst haben, wenn spiritueller Krieg durch das Universum ausbricht, sind jene, die auf der Seite Satans sind. Als ich über die spirituelle Schlacht zwischen dem Erzengel und dem Fürsten von Babylon schrieb, warum hattest du Angst? Ist dies Schlacht nicht notwendig, damit Friede, Harmonie und Ausgewogenheit auf der Erde herrschen mögen? Warum hassen Menschen mich, dass ich sage, dass ein Ende zuerst geschehen muss, bevor der Friede einen soliden, unbeweglichen Stand auf der Erde einnimmt? In der letzten Ersetzung der guten Dinge über den schlechten werden alle alten Dinge neu und alle Laster werden freigesprochen – dann vergessen werden. Die Person, die an den Mashiach glaubt, wird nicht hart gerichtet. Die Person, die sich weigert, den Mashiach zu akzeptieren, ist schon ungünstig gerichtet worden. Es ist, weil sie nicht auf den Namen des einzig gezeugten Sohn Gottes vertraut haben, dass sie zu ewigem Vergessensein verurteilt werden.“ 396
Apostel Yochanans zitternde Hand fasste hinunter zum Boden, um nach einer Handvoll Kieselsteine zu greifen. Als er sich aufrichtete, begann er, einige Kieselsteine zu seiner linken, dann zu seiner rechten Seite zu werfen. „Die Menschen, die vor dem Urteilsbuch stehen, werden wie diese Steine sein.“ Indem er vorsichtig zu dem Feuer ging, trat er die Scheite von den Flammen weg. Gerade da sauste ein kühlender Wind auf sie zu und löschte die kleinen Flammen aus. „Das ist die Verdammung: das Licht ist in die Welt gekommen. Doch die Menschen fahren fort, die Dunkelheit über dem Licht zu lieben. Sie erklären, zum Wohl der Welt und was sie darstellen, zu arbeiten. Doch ihre Werke sind niederträchtig. Diejenigen, die fortsetzen, diese bösen Dinge auszuüben und daran teilnehmen, hassen das Licht. So dass diese Durchführung nicht hart beurteilt wird, wählt es die Person, die böse Handlungen begeht, die Werke des Lichts zu ignorieren. Sie tut dies, indem sie denkt, dass sie eine listige Ausrede gebildet hat. Sie sagt: ‚Ich war mir nicht bewusst, dass das Licht Gottes nach mir rief.’ Sie glaubt, sie kann nicht veurteilt werden. Sie sagt: ‚Ich hörte nie von Yehuways gerechten Werken, noch hörte ich auf seine Stimme der Gerechtigkeit.’ Auf diese Weise glaubt sie, sie kann nicht für ihre Sünden getadelt, noch bestraft werden. Im Gegenteil, die Person, die gute Werke ausübt, setzt fort, zu dem Licht zu gehen, daher mögen ihre Werke der Welt bekundet werden und rechtfertigen, dass sie in harmonischem Gleichgewicht mit Gott ist, weil sie die Werke Gottes ausgeführt hat.“ „Erzähle uns mehr über die Gesalbten“, bat Polycarp. „Der erste Gesalbte war Abel. Er stellt Wissen dar. Der zweite Gesalbte war Enoch. Er stellt Rechtschaffenheit war. Der Dritte, und er ist unter den Größten, war Noah. Er stellt Rettung dar. Der Vierte war Mohse. Er stellt das Gesetz dar. Der Fünfte war Elijah. Er stellt Prophzeiung und Wahrheit dar. Der Sechste war David. Er stellt das ewige Königreich Gottes dar. Der Siebente war Yehohanan der Täufer. Er stellt Erfüllung dar. Aber trotz all ihrer spirituellen Größe werden sie nie das Königreich der Himmels sehen. Um sich dafür zu qualifizieren, muss eine Person heilige Tugenden nach dem Tod von Yehohshua ausüben. Es ist Yehohshua, der zuerst die winzige Tür der engenStraße zum Königreich Gottes öffnen muss. Yehuway weitete seine persönliche Einladung auf jene aus, die er zum Wohnen in seinem Herrenhaus wählt. Es gibt nun Tausende gesalbte Männer und Frauen, und es wird Zehntausende mehr geben, die kommen. Einhundertvierundvierzigtausend von ihnen werden sich schließlich versammeln, um im Himmel zusammen mit dem Vater und dem Sohn zu wohnen, und sie werden größer als die Engel selbst werden. Aus der ganzen Menschheit werden nur die Gesalbten, die nach dem Loskaufopfer erscheinen, das Vorrecht haben, den Himmel zu betreten. Nicht eine Person vor Yehohshuas Tod wird Yehuways Haus sehen. 397
Warum? Es ist ein Privileg, das um des Sohnes willen auf die Menschheit ausgedehnt wurde.“ „Wie erkennt eine Person eine gesalbte Person?“ fragte ein anderer Zuhörer. „An seiner Persönlichkeit. Jene, die eine solche Bekundung erklären, werden von demRest durch ihre innere Nähe zum Schöpfer abgesondert. Sie sind von ihm persönlich erwählt worden. Niemand sonst kann haben, was ihnen nicht gehört. Nicht einmal der Sohn kann ihnen geben, was ihnen nicht gehört. Wer sie sind, können nur sie verkünden. Ich kann nicht sagen: ‚Siehe, diese Person ist ein Gesalbter.’ Noch kann ich sagen: ‚Siehe, diese Person ist kein Gesalbter.’ Wenn eine Person sich als solche erklärt, können wir nur der Zeit erlauben, es anders zu beweisen.“ „Woher kommen sie?“ stellte der Zuhörer eine weitere Frage. „Sie kommen von allen Lebenswegen. Einige waren Mörder, Lügner, Diebe und sexuell Abweichende. Viele haben natürlich nie so niederträchtige Dinge begangen. Doch weil sie das Gesetz in ihrem Herzen aufrechterhalten haben, können sie nicht zu der sündigen Person sagen: ‚Du bist kein Gesalbter.’ Alle teilen dasselbe Kennzeichen bei Yehuway. Einstimmig kennen sie den geheimen Text des Erlösungsliedes. Nur sie dürfen die Gewänder der ewigen Harmonie tragen.“ „Es gibt Satan eine Chance, viele zu betrügen“, erörterte ein anderer. „Ja, tut es. Um Satans Verschwörung entgegenzuwirken, kenne die Schriften. Erlange genaues Wissen. Studiere das Wort und lerne die Bedeutung davon. Beobachte den Mann, der behauptet, er ist ein Gesalbter. Yehuway wird schlussendlich die Situation bestimmen. Die Sucher der Wahrheit, die ihre Loyalität zu Yehuway und dem Meshiach darbringen, müssen von allen politischen Zielen, ehrgeizigen Ausdrücken, Neigungen zu nationalistischen Wünschen und rassistischer Engstirnigkeit neutral bleiben. Fanatismus religiösen Glaubens, wo ein Mann den Tod einer anderen Person verlangt, ist Antichrist, ein Spiegelbild des Menschen der Gesetzlosigkeit. Yehuway ernennt ausschließlich seinen Sohn, der Eiferer zu sein. Kein Fleisch darf einen solchen Hass, solches Vorurteil bestimmen. Fleisch kann nur gerechte Lehren darstellen. Wenn der Zuhörer sich weigert, kann das Fleisch nur zum Erlöser wohl das Wohlergehen der anderen Person beten. Fleisch darf nie verurteilen oder danach streben, auszuführen, was nicht seine Sorge ist. Fleisch muss tolerieren, weil der Geist Yehuways Disharmonie nicht tolerieren wird. Niemand in Fleisch geboren, wird ermächtigt um den Schaden einer anderen Person zu rufen. Solche Aufrufe stellen sich auf die Seite dieser Person mit dem Antichristen und macht sie zu einem Diener des Menschen der Gesetzlosigkeit.“ „Aber Elijah und David und die Richter wurden ermächtigt, die Übeltäter zu töten. Also, warum nicht bei uns?“ „Sie hatten den Mashiach nicht. Wir schon. Nun ist es seine Bürde, die Ungläubigen zu besiegen. Es ist unsere Bürde, die Ungläubigen zu 398
tolerieren. Es ist unsere Pflicht zu versuchen, ihnen die heiligen Worte Yehuways und den Vorsatz des Mashiachs zu lehren. Das ist das meiste, was wir tun können.“ „Wenn sie uns ermorden, da wir es tun?“ „Dann werden wir ermordet. Ergebt euch den Tätern des Hasses. Yehuway wird euer Fleisch in der Zeit der Heilung wiederherstellen. Wenn ihr den Mann seht, der euch ermordete, umarmt ihn als einen Bruder, denn eure fortgesetzte Existenz hängt von eurer Liebe zu der Person ab, die eine böse Tat gegen euch ausübte.“ „Das ist schwer zu tun.“ „Ja, ist es. Wir alle leiden an Charakterschwächen und wir haben Verhaltenswidersprüchlichkeiten, aber wenn wir streben, die Wesenszüge der Rechtschaffenheit in uns aufzunehmen, kann es uns gelingen, eine himmlische Belohnung zu erlangen. Jene, die böse Dinge ausüben, geben der Falschheit und Arglist nach. „Die Gesalbten sind Menschen, die über ihre Furcht vor dem Bösen hinwegkommen. Falls ein Mann Insekten fürchtet, sollte er sie töten? Die Gesalbten bewegen sich zu ihren Fähigkeiten und echter Substanz und Nützlichkeit und werden von ihrem Plan und Vorsatz fasziniert. Die Gesalbten haben in sich ein harmonisches Gleichgewicht gesetzt, das im Einklang mit guten Werken ist. Sie teilen dieselbe Persönlichkeit mit anderen Männern und Frauen, die eins mit dem Logos von Yehuway sind.“
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Kapitel 10 Neue Reisen Gegen Ende Nisan im Jahr 30 n.Chr. reisten Yehohshua und seine Jünger durch das Land Judäa zum Hisban, in der Nähe, wo er sich mit dem Yarden traf. In der schmalen Verjüngung des flachen, fruchtbaren Landes errichtete Yehohshua sein Predigt- und Ausbildungshauptquartier. Die Gewässer seiner besonderen Lage waren wärmer als die Gewässer, wo Yehohanan der Täufer predigte. Jedoch seit viele Personen von Yehohshuas Herausforderung gegen Kayafa gehört hatten, zogen sie vor, auf ihn zu hören. Es geschah bald, dass viel mehr Personen wünschten, von Yehohshuas Talmidim (Jünger) getauft zu werden, statt von denen von Yehohanan. Die nächsten sechs Wochen blieb Yehohshua in seinem Lager verschanzt. Sein Ruf festigte sich, so wie seine Beliebtheit. Der Dienst, der mit vier Jüngern begann, wucherte in Dutzende, und von denen in Hunderte. Am ersten Tag seines Dienstes nahm Yehohanan aktiv an der eigentlichen Taufe der Leute teil und lehrte Yehohshuas Talmidim, was zu tun ist und was für Worte zu sprechen sind. Yehohshua hielt sich von seinen Talmidim abseits, als sie die Leute tauften. Fürs Erste blieb das Weltliche vom Geistigen getrennt. *** Die Gläubigen begannen einzutröpfeln. Viele zögerten. Einige drängelten. Einige gingen nur, um zu sehen, was vor sich ging. Nicht alle, die ihn besuchten, wurden von der Art, wie Yehohshua seine Sätze und Absätze bildete, beeindruckt. Ein paar unter ihnen wurden von seiner Ausdrucksweise bezaubert. Einige erlaubten ihren Herzen, von seinem Charme gefangen zu werden. Jedoch alle Menschen, die von ihm hörten, bewunderten ihn, wie er gegen Kayafa, den stärksten und einflussreichsten Mann in Yerushalayim, aufstand. Sie fragten sich, wie er der Wut des Kohen Hagadols entkam. Mehrere Stunden von Yehohshuas Lager entfernt, lag Yehohanans Ausbildungshauptquartier. Während Yehohshuas Lager vom judäischen Fluss taufte, taufte Yehohanans Lager bei der Stadt Aenon, das in der Nähe von Salim war. Während beide Männer ihre Arbeit fortsetzten, wurde Kefa über seine Fähigkeiten als Lehrer zuversichtlicher. Er lernte, seine Stimme zu verändern und zu kontrollieren, durch Betrachtung und Selbsterkenntnis änderte er sein abruptes Benehmen zu einem weicheren Ton. Andreas wurde verantwortlicher und besorgter um andere. Philippus wurde bei der harten Arbeit reifer. Mit der Zeit fühlte Yehohshua, dass er sie sich selbst überlassen konnte. Eines Tages wagte er es, sich mit seinem Cousin in der Nähe des KufrinjaZusammenflusses zu treffen, wo zwanzig andere Männer auf das Paar warteten. 400
„Wir sind gewillt, uns dir anzuvertrauen“, bot Gemath, der Zelotenführer Yehohshua und Yehohanan dem Untertaucher, wie Gemath ihn nannte, an. Yehohshua umarmte und küsste den großen Krieger. „Du hast meinem Großvater, Vater und ebenso meinem Onkel gedient. Wann immer Prinz Ya’akov dich zu den Waffen rief, warst du dort. Wann immer er dich rief, dich zu zeigen, hast du es getan. Nicht einmal hast du dem Hause David versagt.“ Gemaths scharfe Augen glitzerten. Er schätzte die Bemerkung. „Wir sind froh, dass du dich der Welt in Yerushalayim verkündet hast. Wir warteten eine lange Zeit und arbeiteten hart, um uns für deine Bekanntmachung vorzubereiten. Wir werden dir dienen wie wir vor dreißig Jahren Prinz Heli gedient haben.“ Yehohshua berührte Gemaths Unterarm. „Ich weiß von deiner Hingabe zur Vierten Sekte und zu dem Haus David. Ich weiß von deinen treuen Feldzügen und ich weiß, wie leicht es für dich ist, das Herz der Männer gegen etwas, das nicht ursprünglich jüdisch ist, oder das vom Gesetz getrennt ist, aufzurühren. Aber was ich entschlossen bin zu tun, auf das muss ich bestehen, auf meine eigene Weise zu vollenden.“ „Was für eine Weise ist das?“ „Ich habe immer an meinen Großvater Prinz Heli gedacht und wie er getötet wurde. Ich will nicht, dass meine Männer einen Aufruhr begehen und in Stücke gerissen werden, wie die Hyänen den gefallenen Löwen in Stücke reißen. Ich will leise unter meinen Landsmännern gehen und ihnen gewaltlose Methoden, die Welt zu verändern, beibringen.“ Der Führer der zwanzig Zeloten war enttäuscht, Yehohshuas Entschluss zu hören, aber statt herauszufordern, wechselte er das Thema. „Wir brachten zusätzliche Lebensmittel für deine Männer. Erlaube uns, bitte, dies mit deinen Freunden zu teilen.“ Yehohshua schaute dankbar auf die vier großen Bündel mit Lebensmitteln oben auf den Eseln. „Schicke deine Männer, um sich mit Kefa in meinem Lager zu treffen. Er wird glücklich sein, eure Lebensmittel verteilen zu können.“ Als einen nachträglichen Einfall fügte er hinzu: „Gemath, wenn deine Männer wünschen, wird sie Kefa in dem Werk ausbilden, das kommen soll.“ Yehohshuas freundliche Einladung berührte Gemaths Herz. „Danke.“ Gemath kicherte dann unerwartet. „Ich habe einen Mann in meinem Lager, der immer von dir redet. Lass ihn zu deinem Kefa gehen.“ „Wer ist dieser Mann?“ „Simon der Kanaaniter.“ „Lass es ihn sein“, sagte Yehohshua, dann geschah eine merkwürdige Zeit des Schweigens. Gemath ergriff schließlich Yehohshua am Unterarm und nahm ihn zur Seite. „Was du in Yerushalayim getan hast, lässt das ganze Land reden. Ergreife den Augenblick und erhebe dich auf dem Wirbelwind der Gelegenheit!“
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„Was für Erfolge zu mir kommen, werden kommen, wenn sie es tun. Nicht vorher.“ „Wir waren nie den Befehlen deines Großvaters oder Vaters ungehorsam. Aber wir sind Männer der Tat. Wir sind ein geduldiger Haufen, aber drei Jahrzehnte sind lang genug. Nun, da jeder weiß, dass das Haus David gedeiht und dass du es bist, der gesalbt ist, werden deine Anhänger wollen, dass du mehr für die Vierte Sekte tust.“ „Was ich tun soll, werde ich auf meine Weise tun. Ich habe lange und hart darüber nachgedacht, und die Würde, die ich für mich und meine Anhänger erlangen werde, werde ich durch friedliche Mittel erlangen. Zuerst muss ich versuchen, die Welt ohne Gewalt zu erobern. Ohne Fanatismus. Ohne einer Armee. Ich wünsche in diesem Ereignis meines Daseins der Welt zu erklären, dass es andere Wege gibt, die Kontrolle über die Zivilisation zu erlangen.“ „Was für andere Wege?“ „Durch Geschichten erzählen und Poesie.“ „Also, was ich hörte, ist wahr“, sagte Gemath. „Ich hörte, dass man sagte, du hättest in der Wüste den Verstand verloren. Warum versuchtest du je zu tun, was Mohse tat? Kein Mann, außer ein Mann Gottes, kann so lange wie Mohse in der Wildnis bleiben.“ „Du sagst, dass ich kein Mann Gottes bin?“ „Ich sage, du bist der rechtmäßige Herscher von Judäa. Ich unterstütze deine Sache.“ „Aber was, wenn ich sage, mein Kurs ist nicht, in Judäa zu herrschen, sondern durch die Welt zu gehen, den Leuten zu erzählen, sich in Liebe unter Gott zu vereinigen?“ „Ich finde des absonderlich, dass, wenn du über das ‚Königreich Gottes’ redest, du keine Armee hast, die bereit ist, für dich zu kämpfen. Ich will wissen, ohne kindische Träume von ‚Liebe erobert alles’, wann du willst, dass ich eine Militäreinheit versammle.“ Yehohshua dachte über die Aussage nach, dann antwortete er: „Jene, die sich meinen Lager anschließen, dürfen keine Waffen bei sich tragen, nicht einmal ein Fischmesser. Sie sollten nicht versuchen, ihren persönlichen Glauben über meine Talmidim zu bringen, noch die Worte zu übersetzen, die ich mit meinen Anhängern zu Außenseitern austausche. Nach einer Zeitspanne werde ich einen von meinen Talmidim wählen, um mit euch zu reden.“ „Wir sind dankbar für deine Anwesenheit“, ruckte Gemath schnell seinen Kopf nach unten und schlug gleichzeitig auf den Griff seines Schwerts. „Ich möchte auch gerne empfehlen, dass wir zwei Schulen errichten; eine offen und eine verdeckt. Die Zeloten werden in den Begrenzungen von Gottes Willen verborgen sein, während ihr anderen Jünger euch in den Vordergrund des aktiven Dienstes stellt. Ich werde zwischen beiden Gruppen sein.“ „So ist es“, bestätigte Yehohshua Gemaths Rolle. „Doch, Yehohshua, beachte meine Worte. Ob in dieser Zeit oder in einer anderen, im Fleisch oder im Geist, wirst du die Welt auf einem weißen 402
Pferd an der Spitze von Millionen angreifen, die Schwerter tragen und Kriegstrompeten ertönen werden. Was für eine andere Zuflucht gibt es?“ Yehohshua zitterte bei der Prophezeiung. Er schloss seine Augen und er sah sich als betagter Mann, der neben seinen Gefährten ritt: Hungersnot, Krieg, Seuchen. Er sah die Wagen der Kaufleute entzwei geschlagen von der letzten wirtschaftlichen Katastrophe, die die ganze Welt nach einer kurzen Zeit des Konsums plagen würde. Er war betrübt: „Gemath, was du sagst, ist wahr, aber während ich auf der Erde im Fleisch gehe, wähle ich es, mit der Menschheit im Frieden zu bleiben. Wenn mein himmlischer Vater Krieg verlangt, was für eine Wahl hat ein Sohn, außer seinem Vater zu gehorchen? Meine Weisheit herrscht vor.“ „Krieg ist der Befreier aller Dinge“, erwiderte Gemath. Yehohanan der Untertaucher und Yehohshua gingen von dem geheimen Treffen fort und kehrten in ihre eigenen Lager zurück. Die Cousins winkten einander zum Abschied und machten sich daran, ihre Pläne für den nächsten Tag zu machen. *** Als der neue Tag voranschritt, erhielt Kayafa eine weitere Nachricht von seinen Spionen. „Annas“, gestikulierte er forsch mit seinen Händen, „Yehohshua und Yehohanan beraten sich am Yarden. Sie haben nun zwei Lager und beide sind mit Männern gefüllt – wahrscheinlich Soldaten. Sie schwören zu Yehohshua.“ „Zu Yehohshua? Nicht zu Yehohanan dem Untertaucher oder Täufer oder was auch immer er jetzt genannt wird?“ „Nein, nicht Yehohanan dem Täufer.“ „Ich finde das störend. Wir sollten eine theologische Nation sein, doch jeder Mann besteht darauf, uns autokratisch zu machen. Doch denke ich, dass du dich irrst. Yehohshua dient Yehohanan. Schau dir den Beweis an: Yehohshua sitzt den Fluss hinunter von ihm und vollführt genau das, was Yehohanan ihn lehrte. Es war Yehohanan, der Yehohshua einführte, nicht andersrum. Yehohanan ist die Bedrohung. Yehohshua ist nur ein Narr, der tut, was man ihm sagt.“ „Aber es ist Yehohshua, der der Prinz aus dem Hause David ist!“ „Das spielt keine Rolle. Ich denke, niemand kümmert sich mehr darum. Es ist fünfhundert Jahre vorbei, seit das Haus David politische Macht innehatte, und als sie es taten, brachten sie alles, was sie berührten, in Gefahr.“ Annas öffnete eine Truhe, die neben ihm stand. „Der Plan ist festgelegt, Yehohanan zu verhaften.“ „Unter welcher Anklage?“ „Was ich verfüge.“ „Die römischen Wachen werden Yehohanan aufgrund einer Laune nicht verhaften. Sie haben Gesetze, die uns hindern, willkürlich jemanden, den wir wollen, ins Gefängnis zu stecken.“ 403
„Das ist wahr. Aber ich weiß, wie man ihn so stark aufhetzt, indem wir seine eigenen Prinzipien gegen ihn benutzen, dass wir unsere höchstbezahlten Wachen dazu bringen können, ihn zu verhaften.“ „Wo sperren wir ihn ein?“ „Ein Glück für uns, dass Yehohanan in Antipas Tetrarchie ist. Wir werden Yehohanan überzeugen, dass die von Antipas gehaltene Hure eine Beleidigung für die Welt ist. Die beiden werden sich in die Haare geraten und wir werden bekommen, was wir wollen.“ „Wenn Antipas sich weigert?“ „Seine Hure wird es nicht. Sie liebt Geld und sie wünschst Macht und Einfluss, was es ihr kaufen kann.“ „Ich befürchte, die Verschwörung wird fehlschlagen. Ich glaube, wir sollten einfach fortfahren und Yehohanan töten.“ „Dann obliegt es uns, ihn dort zu haben, wo wir an ihn ran können“, sagte Annas. „Ja“, stimmte ein anderer zu. „Aus den Augen, aus dem Sinn, leicht zu töten.“ „Dann laden wir Antipas ein, uns bei diesem Problem zu helfen. Einmal gelöst, werden wir wieder sicher sein.“ *** Wie es geschah, gärte eine Rebellion gegen Yehohanan dem Täufer schon in seinem Lager. Während der Sanhedrin und der gesetzgebende Zweig der herodianischen Partei sich trafen, um über Yehohanan und Yehohshua zu debattieren, waren ein paar von Yehohanans Jünger über Yehohshuas Ausübung des Rituals der Reinigung beunruhigt. „Ich sage euch“, schrie ein Protestierender, „Yehohshua tauft nicht wie wir! Ich bin in seinem Lager gewesen, und ich habe seine Worte gehört, und ich habe die Art gesehen, wie er Dinge tut! Sie sind ganz anders von unseren Weisen und er sollte korrigiert werden!“ „Wie ist er anders von uns, Freund?“ fragte ein Zuhörer. „Es mangelt ihm an Demut. Er bekleidet sich mit einem purpurroten Gewand und hat eine goldene Schärpe um seine Taille gebunden. Und ich sah ihn nie nass werden!“ Ein Mann kicherte. „Wenn du solche Kleider trägst, würdest du auch nicht nass werden wollen!“ Ein paar lachten, aber wurden über die bestimmten stilistischen Unterschiede zwischen Yehohanan und Yehohshua verärgert. „Ich verstehe nicht, warum er er sich beugen muss, wie die Dinge sind, und nicht auf die Vernunft hört“, argumentierte der Wortführer bei den anderen Männern. „Yehohshua macht nichts Falsches. Sein Stil und seine Art der Kleidung diktieren für ihn eine andere Straße. Er hat mit uns keinen Konflikt.“ Einen Augenblick später fügte ein anderer Mann hinzu: „Er macht auch die Taufe anders als wir. Er lässt die Bekehrten einen anderen Schwur als wir aufsagen.“ 404
„Beide sind im Wesentlichen dasselbe.“ „Sind sie nicht. Yehohanan tauft uns nach der Doktron des Mashiachs. Yehohshua tauft seine Bekehrten, als ob sie Mitglieder einer politischen Partei wären. Von ihnen wird verlangt, einen Treueeid auf sein ‚Reich Gottes’ zu schwören. Da es kein ‚Reich Gottes’ gibt, ist seine Taufe ungültig und lächerlich!“ „Ich kann nicht zustimmen“, erhob sich ein anderer Mann. „Beide Handlungen bedeuten denselben Verlauf!“ „Keiner von euch weiße, worüber er redet“, schrie eine andere Person. „Du auch nicht“, fügte ein Vierter hinzu, dann ein Fünfter und ein Sechster und mehr schlossen sich der Auseinandersetzung an. Und im Hintergrund jubelten Satans Legionen über den Erfolg des heimtückischen Flüsterns. „Genug damit“, schrie die schrille Stimme einer Frau aus. „Bringt diese Frage zur Quelle! Redet mit Yehohanan! Lasst ihn entscheiden, ob Yehohshua zensiert werden sollte oder mit dem, was er tut, weitermachen darf. Es betrifft ihn mehr als uns!“ Die Menge trampelte über die weiche Vegetation der Ufer des Baches und störte den Propheten Yehohanan bei seiner Mahlzeit von Heuschrecke und Honig. Jedoch als er bei den sanften Flammen des Feuers saß, hatte Yehohanan Bruchstücke der Unterhaltung gehört. Er ließ sein Mahl in das Feuer fallen und warf sein Haar aus den Augen und von den Ohren. „Großer Lehrer“, begann der streitlustige Mann schnell zu sprechen, „bitte erzähle uns über den Mann, der bei dir war, als du in Beit-Anyah warst. Erzähle uns über den Mann, den du uns einmal als ‚Lamm Gottes’ erklärtest. Ich verstehe noch nicht, wie das sein kann, denn ich habe ihn gesehen und er ist nicht wie du. Wenn er das ‚Lamm Gottes’ ist, warum übt er nicht dieselben Dinge wie du aus, und warum ist er nicht hier bei uns?“ „Ja“, warf ein anderer ein, „warum gehen so viel mehr Leute in sein Lager als in unseres – besonders, da du es bist, der ihn bestätigte!“ Der Prophet und Untertaucher Yehohanan schaute auf die versammelte Menge. „Mein Zeugnis erklärt seine eigene Gerechtigkeit. Ein Mensch kann nichts erhalten, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben wird. Dieses Verständnis ist es wert, danach zu streben, denn nur durch die Erreichung beginnt man die Prophezeiungen zu verstehen, die uns vor Jahrhunderten diktiert worden sind. Andere, die nicht danach streben, werden Yehuways Vorsatz nie verstehen.“ „Offenbare uns Yehuways Vorsatz.“ „Ich werde auch dies wieder sagen, denn ihr selbst hörtet mich, es immer wieder sagen: Ich bin nicht der Mashiach! Aber seid euch darüber sicher: Ich bin der, der ihm vorausgesandt worden ist. Hört auf diese Parabel: Der, der die Braut hat, ist der Bräutigam. Der Freund des Bräutigams, der bei ihm gestanden und seine Worte gehört hat, jubelt mit äußerstem Glück, wenn er die Stimme des Bräutigams hört, der die Braut annimmt. Diese Freude ist meine geworden. Nun ist es 405
für diesen notwendig, weiter zuzunehmen. Aber ich – ich muss fortfahren, abzunehmen.“ „Es scheint nicht gerecht zu sein. Du bist der Täufer!“ „Ja“, ertönte ein Chor, „du bist der Täufer!“ „Du bist der Führer!“ fügte ein anderer hinzu. „Du ziehst dich nicht von uns zurück! Du verärgerst nicht die Behörden, die über uns gestellt sind. Dein Cousin rührt die Leute gegen sie auf, damit er für sich seinen selbstsüchtigen Wunsch um Aufmerksamkeit erlangen kann. Dein Weg ist der wahre Weg!“ „Hier ist eine andere Parabel“, erhob sich Yehohanan von seinem Platz und ging in ihre Mitte. Seine Gegenwart unter ihnen besänftige ihre Wut. „Der eine, der von oben kommt, ist über allen! Der eine, der aus der Erde auftaucht, ist von der Erde. Er kann nur von irdischen Dingen sprechen.“ „Was bedeutet da?“ „Das Fleisch unsere Körpers schränkt das ein, was wir vollführen können. Wir stammen von Fleisch ab und wir werden durch die Macht des Fleisches eingeschränkt. Wir haben Sünde geerbt, und Sünde führt zum Tod. Unser Wissen ist sehr begrenzt, ebenso unsere Fähigkeit, den trüben Fleck unserer Geburt zu bezwingen. War es nicht Hiob, der zurechtgewiesen wurde, da er von Dingen sprach, die er nicht verstand? Wer von uns hat voll in unserem physischen Körper die Wesentlichkeiten von Yehuways offenbarten Gesetzen aufgenommen, damit wir nicht die Herabkunft des Fürbitters brauchen würden? Darum sagte ich: ‚Der eine, der vom Himmel kommt, kommt, um über allen zu sein.’ Worauf ich mich jetzt beziehe, ist dies: Yehohshua war ein Geistgeschöpft, aber auf der Erde ist er Fleisch geworden. Sein Fleisch begann als ein Geist und daher ist er uns überlegen. Unser Ursprung begann auf der Erde, wohingegen sein Ursprung im Himmel begann, wo er keine Einschränkungen hatte. Nun erduldet er, was wir erdulden, aber er wird unser Ungemach besiegen. Er hat den Gesetzen gehorcht und er hat über sie triumphiert, wobei er sogar die strengsten Einschränkungen des Gesetzes aufrechterhält. Wie ich von ihm Zeugnis trage, so trägt er für uns, was er gesehen und gehört hat, während er im Himmel wohnte. Nun werden wir voll die Realität und den Vorsatz des Vaters zu verstehen beginnen.“ Yehohanan beugte seinen Kopf hinunter und ließ einen langen Seufzer aus. Er streichelte seinen langen, schweren Bart, dann fuhr er fort zu sprechen. „Unglücklicherweise jedoch akzeptiert hier kein Mensch, was Yehohshua zu sagen hat. Deswegen bringen wir uns selbst vor Yehuway in Gefahr. Warum wird uns Yehuway in seinem Herzen empfangen, wenn wir nicht seinen Sohn in unseren Herzen empfangen können? Yehohshua ist unser Zeuge zum Vater über unsere guten Taten. Doch für jene, die das Siegel der Erlösung und Gnade erhalten, sie werden auch ermächtigt sein, für uns Zeugnis zu tragen, dass der wahre Gott gewiss existiert und uns mit seinem ganzen Herzen liebt. Das Siegel wird durch Yehuways Hand aufgedrückt. Es ist sein unwiderlegbares Gelöbnis, dass die wahren 406
Zeugen seiner Liebe ewig im Himmel neben dem Sohn wohnen werden. Der Mann, den Gott voransandte, um Gottes Aussagen zu uns zu sprechen – und wegen ihm, wird Gott nicht den Gebrauch seines Geistes messen, den er im Namen der Menschheit ausgießt, um der Grube des Todes und des Bösen zu entkommen.“ Yehohanan ging zum Ufer und tauchte seine Hand in das durstlöschende Wasser. Er sprach weiter und das Publikum wurde von seinen Worten hypnotisiert. „Der Vater liebt seinen Sohn. Er hat alles in seine Hände anvertraut. Dann wird einer, der Yehuways Sohn liebt, ewiges Leben erlangen. Wiederum wird der eine, der seinem Sohn nicht gehorcht, das Leben nicht sehen. Eher wird die Wut Gottes über ihm bleiben.“ Yehohanan blickte auf die sich teilenden Wolken über ihm und fühlte Kummer. Angst ergriff plötzlich seine Brust. Er berührte seine Augen und fühlte Tränen seine Wangen hinunterfließen, um sich mit seinem Bart zu vermischen. „Die Worfelschaufel ist in Yehohshuas Hand. Er hat die Autorität, um seinen Dreschboden gründlich zu reinigen und den Weizen in seinem Vorratshaus einzusammeln. Genau dieselbe Autorität ist ihm gegeben, um die Spreu in ein unauslöschliches Feuer zu werfen.“
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Kapitel 11 Die römische Entscheidung Tiberius Palast auf Capri bot ihm weder Trost noch Zuflucht von seiner geistigen Qual. Der alte Mann beherbergte alle Ängste der Macht: Meuchelmord, Betrug, Rebellion, Kriege und den Verrat von Freunden. Dann dachte er an Antonia, die ihn vor Sejanus Aufwiegelung rettete, und ein leichtes Kräuseln formte sich auf seinen sonst formlosen Lippen. Einst, um seine Frucht vor einem allmächtigen autokratischen Herrscher über die Welt zu untergraben, dachte er daran, Rom zu einer konstitutionellen Macht unter einer kontrollierenden Körperschaft des Senats zu machen, aber die Mitglieder der gesetzgebenden Körperschaft waren so korrupt wie Sejanus – nur nicht so kühn. Er rief die römischen Senatoren zu Sitzung. „Ich will, dass Rom eine Wahlregierung hat“, schlug er vor, „wie die Griechen in Athen.“ Statt das großzügige Angebot zu schätzen, lachte der römische Senat ihn aus. Daher blieb Tiberius an der Macht, ein machtloser Sklave seines Aberglaubens und den Intrigen seines Hofs unterworfen. Über seiner Feuerstelle blickte ihn die Göttin Vesta an und erinnerte ihn, dass das Feuer der Feuerstelle nie ausgelöscht werden darf. In der Nacht beschützten ihn die freundlichen Schattzen, und bei Tageslicht schwebte der Gott Janus über ihm. Weit jenseits seines Palastes konnte er die heidnischen Gesänge der Arval-Priester hören, die eine große Prozession die Straße hinunter anführten und die Bauernhöfe mit dem Blut der geopferten Sklaven bespritzten. Auf diesen Bauernhöfen, in vollem Anblick der Priester hatten nackte Ehefrauen mit den Marmorpenissen des Gottes Priapus Verkehr, indem sie ihm ihre Vaginas für die Zusicherung der Schwangerschaft durch ihre Ehemänner in den unmittelbaren Stunden ihrer zweiten Bindungen anboten. Dreißigtausend Götter beherrschten Rom und seine Territorien. Römische und germanische und gallische Götter beherrschten die Jahreszeiten. Das Fest des Mithraskults – der Geburtstag der unbesiegbaren Sonne am 25. Dezember – war der beliebteste heidnische Feiertag. Nachdem Konstantin die Zügel der Macht übernahm, erklärte er, dass der Geburtstag von Jesus Christus an diesem heidnischen Feiertag gefeiert werde. Ein Kompromiss nach dem anderen suchte die christliche Religion heim, und der Universalismus von allen machte Yehuway krank, der schwor, es an seinem Tag der Rache auszulöschen. Tiberius betrachtete die orgiastische Frau, die auf dem Marmosphallus zum Höhepunkt kam, und begann zu lachen: „Arme Tochter von Sejanus, mein früherer Freund und Gefährte“, schrie er. „Die Tochter meines geliebten Betrügers wurde von Steinen gefickt und gezwungen, an Holzphallusse zu saugen!“ 408
Antonia schaute in die andere Richtung, als Tiberius launisch wurde. Sie erinnerte sich, wie Tiberius in seiner Rache gegen Sejanus alle seine Freunde und Bekannte und seine Familie ermorden hatte lassen. „Sejanus arme Tochter war eine Jungfrau. Tiberius verbat seinen Soldaten, die Jungfrau zu töten, daher vergewaltigten sie sie brutal und ließen sie zahllose, sadistische sexuelle Akte vollführen. Danach richtete der Senat sie öffentlich hin, als Tiberius lachte.“ Dann, indem Tiberius das Herumtollen der Wellen des Meeres überblickte, wandte er sich an seinen anderen Freund in Galil, dem Sohn von Herodes dem Großen und von Malthace, der samaritischen Frau. Er wunderte sich über die Wellen des Sees in Galil, den Antipas nach ihm benannt hatte. „Wie ist die Stadt, die er für mich baute?“ Er lachte wieder. Impulsiv eilte Tiberius zu seinen Archiven und zog seine Lieblingsschriftrolle heraus. „Antipas baute die Stadt Tiberias über einem Friedhof! Haben toten Juden dieselbe Macht wie tote Römer?“ fragte er sich. „Warum war es für die Kinder dieser Stadt notwendig, ihre Gräber mit Blumen zu erfrischen? Um ihre Macht der Fortpflanzung zu beschützen? Haben die Juden dieselben Schutzengel wie wir? Haben sie überhaupt Engel?“ Tiberius trank seinen Morgenwein aus seinem schweren Bleibecher. Er schaute auf die rote Flüssigkeit, als er seine Finger entlang des Randes laufen ließ. Ein paar lose Bleikörnchen ruhten auf dem Boden des Bechers. Indem er mit seinen Schultern zuckte, trank er seinen Becher leer. Sofort füllten seine Diener ihn wieder. *** Aretas, nachdem er die Landkarten der syrischen Landschaft gelesen hatte, faltete einen dringenden Brief von seinem General auf. Er legte ihn sanft auf den Rand des Tisches und bemerkte leise. „Vitellius wil mich enthaupten lassen. Stell dir das vor. Ein Vater, der sucht, seine entehrte Tochter zu rächen, soll den Kopf um der Tugend will verlieren. Rom ist gewiss aus dem Gleichgewicht, um diesen Wunsch auszulösen. Doch weil ich Caius Cäsar Germanicus noch immer als meinen Freund habe, werde ich mich gegen Vitellius Erlass durchsetzen.“ Aretas schrieb eine schnelle Nachricht und reichte sie seinem Boten: „Das wird Vitellius Marsch gegen mich zuvorkommen. Dies wird mir Zeit erlauben, meine Freundschaft mit Caligula zu festigen.“ *** Antipas lehnte sich auf seiner Bank zurück und lehnte sich sanft hinüber, um Herodias Brust zu liebkosen. Sie griff nach seiner Hand und ermutigte ihn, ihre Vagina zu streicheln. Sie bog sich näher zu ihm und werkte mit ihren Fingern unter seinem Gewand, indem sie seinen Penis festigte. In der Nähe schaute Sholomit zu, wie Herodias ihre Kleider zur selben Zeit wie Antipas abstreifte. Sholomit saß bei der Marmorsäule und 409
masturiberte, während ihre Mutter und ihr Stiefvater fieberhabt ihre erhitze Leidenschaft miteinander genossen. Zufällig hörte Antipas das Stöhnen seiner Stieftochter. Er drehte sich um und erspähte ihre kleinen Brüste, die hüpften. Während er mit Herodias Sex hatte, beobachtete er Sholomit beim Masturbieren. Er verglich ihren kleinen Körper mit dem alten Körper seiner Geliebten. Die Haut der Mutter war trocken. Hinweise auf Falten bildeten sich um ihre Augen. Ihre Handrücken waren klebrig. Ihre großen Brüste hingen mehr herunter als er bemerkt hatte, als er sie das erste Mal in Rom traf. „Ja, Sholomit, ja, Sholomit, masturibere für mich, damit ich in der Möse dieser alten Schlampe zum Höhepunkt komme“, überlegte er lüstern. An demselben Nachmittag traf sich Antipas mit seinen Architekten. Als er das Miniaturmodell der Stadt Tiberias nochmal überprüfte, klopfte er seinen Männern auf die Schulter. „Die Stadt ist wundervoll.“ „Die Hebräer werden sich weigern, darin zu leben“, bemerkte der Hauptverwalter der Stadt. „Wen kümmert es? Den Griechen und Samaritern gefällt sie.“ „Sie gefällt ihnen so sehr, dass sie in Scharen gekommen sind, um die leeren Ränge deiner Armee zu füllen, die Aretas beinahe bei Gamalitus dezimierte.“ Antipas fegte die Bemerkung zur Seite. Als er auf- und abging, schlenderte er irgendwie hinüber zum Balkon, der den Anstieg der nahegelegenen Hügel überblickte. Er liebte Sepphoris mehr als je zuvor. „Unterstützt mich Tiberias noch?“ fragte er seine Botschafter am Hof. „Tiberius hat Rom deiner Sache zugesagt. Er ist gewillt, über dein Liebesabenteuer mit der Ehefrau deines Halbbruders hinwegzusehen.“ „Yehohanan sollte auch lernen, darüber hinwegzusehen!“ Wütend schwang er seine Hände in das Tonmodell der Stadt und zerstörte das kostbare Kunstwerk. Zitternd zog sich der Botschafter vom Hof zurück. „Der Täufer ermutigt sogar meine loyalsten Männer, gegen mich zu sprechen. Wie wagt er es?“ Antipas starrte auf das zerstörte Modell und berarbeitete den Ton in seiner Hand, um ein Haus zu formen. „Ich habe eine Idee, die meine Sache bei Tiberius festigen wird. Baut mir noch eine Stadt, baut sie inmitten von Peraea. Benennt sie nach der Ehefrau des Kaisers, Julia. *** Yehohanan, der Täufer des Hauses Abijah, beriet sich insgeheim mit dem führendsten Mitglied der Vierten Sekte – seinem Vater. „Wir müssen das Volk weiter zu unserer Sache anspornen.“ „Was schlägst du zu tun vor?“ fragte Zacharias. „Das Volk anspornen, indem wir die Aufmerksam auf Antipas lenken und seine bösen Weisen bloßstellen.“
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An demselben Nachmittag standen der betagte Zacharias und sein Sohn Yehohanan vor einer großen Menge. „Wie kommt es, dass wir Dreck unter uns tolerieren müssen?“ begann Zacharias. „Herodias ermutigt Antipas, unmoralische und gesetzlose Taten zu begehen“, übernahm sein Sohn. „Tiberius mag sich nicht um inzestuöse Sinnlichkeit zwischen ihnen kümmern, aber Antipas ist der Tetrarch unseres Volkes, und was für ein Beispiel er für sich setzt, setzt er für alle. Können wir fortfahren, solche Unmoral zu ertragen? Konnten die sodomitischen Männer bleiben, während sie ihre Lust nach dem Penis des anderen ausübten? Konnten die Frauen von Gomorrah bleiben, während sie ihre Lust nach anderen Frauen und Tieren und Steinpenetrationen und öffentliche Zuschaustellung ihres unersättlichen sexuellen Hungers vollführten? Konnten die Kinder dieser Frauen fortsetzen, gut zu sein, während sie von der Unmoral ihrer Eltern heimgesucht wurden? Fragt euch selbst, kann die Tochter von Philippus unberührt durch die Leidenschaft ihrer Mutter bleiben?“ „Unsere eigenen Kinder werden ihrem schlechten Beispiel folgen. Unser Land wird dafür vernichtet!“ „Ja, Herodias verdirbt unser Land. Stellt euch eine andere Frage: Blieben die Kinder von Noahs Sintflut sicher?“ „Nein!“ erklang ein Chor. „Wir müssen Antipas überwältigen!“ „Nachdem wir ihn stürzen“, übernahm dann Zacharias, „werden wir uns auf die anderen Tetrarchen konzentrieren. Schließlich werden wir sie alle entfernen. Dann werden wir es auf den römischen Statthalter absehen.“ „Das Volk jat Antipas und Aretas satt. Sage uns, was zu tun ist“, verlangte ein Zelot. So bildete sich der Knackpunkt der Wut zwischen Yehohanan dem Täufer und dem Tetrarchen Herodes Antipas, entfacht durch das neidische Flüstern von Annas und Kayafa, wie von Satan organisiert. *** Sholomit las die Worte von Yehohanans Erlass. Sie lockerte das Pergament und schaute zu, wie es zu Boden schwebte, als ob es eine Feder wäre. Seine sanfte Bewegung trotzte der zornigen Deklaration. Sie stampfte und zerriss es, sobald es den Boden berührte. „Der Täufer sagt, dass ich eine Hure bin“, kreischte sie zu ihrer Mutter. „Was sonst würde ein engstirniger Frömmler sagen? Er weiß nichts über die Erregung der sexuellen Freuden, daher kann er niemanden richten.“ „Aber Mutter, sogar meine Diener schauen mich eigenartig an.“ „Wenn du aufhören würdest, in der Öffentlichkeit zu masturbieren, würden sie dich nicht eigenartig anschauen.“ Sholomit hob ein ägyptisches Parfümfläschen auf und schleuderte es gegen die weit weg stehende Säule. „Es ist ergötzlich! Und indem ich meine Finger benutze, muss ich nicht die Schmach ertragen, einen
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heißen, schwitzenden, alten und übergewichtigen Mann zu haben, der auf mich springt, um den gleichen Spaß zu haben.“ „Antipas sieht dir gerne zu, wenn du masturbierst. Dein Herumwinden und Schreien erinnert ihn an die ägyptischen und äthiopischen Tänzerinnen. Es erregt ihn. Also, masturbiere, was du willst – überall, wo du willst.“ Sholomit lächelte. Ihre Augen glitzerten. „Bedeutet das, dass ich nie heiraten muss?“ „Was für ein Mann hat einen Penis, der gut genug für dich ist?“ lachte ihre Mutter auf. „Philippus“, schnurrte sie. „Dein Vater?“ „Nein, Philippus von Ituraea und Trachonitis. Der Sohn von Cleopatra von Yerushalayim und Herodes dem Großen.“ „Der Halbbruder von Antipas?“ „Ja“, nickte sie energisch. „Hast du ihn gesehen?“ „Ich hörte Geschichten von Dienerinnen. Daher versteckte ich mich natürlich in der Nähe unserer privaten Bäder und warf selbst einen Blick drauf.“ „Und?“ „Mutter, die Dienerinnen haben nicht übertrieben.“ Beide Frauen kicherten, als sie einander umarmten. „Ich werde mit Antipas wegen einer Heirat zwischen euch beiden sprechen. Aber wenn du so fest mit deiner Klitoris spielst, wirst du gewiss keine Kinder haben.“ „Wer will Kinder, um eine so wundervolle und schöne Pussi zu zerreißen?“ strahlte sie ihre Mutter an. „Dummes Kind. Verlass mich. Ich will mit Antipas reden.“ Sholomit kicherte und rannte zur Ecke des Zimmers, wo sie das Tuch von der Wand hob, das das große Spionloch enthülllte, das Antipas Bett überblickte. Als er sie kichern hörte, gab er vor, sie nicht zu sehen. Er zog seine Tunika aus und ging nackt in die Nähe des Gucklochs. Er nahm seine linke Hand und begann seinen Penis zu streicheln. Je härter und größer er wurde, umso mehr lachte sie, wobei sie sich nicht kümmerte, gehört zu werden. Herodias hörte ihre Tochter lachen. Sie blickte auch in Antipas Schlafzimmer und lachte durch das Loch. „Antipas“, rief Herodias aus, „Sholomit beobachtet dich.“ „Nun denn, bring ihr bei, wie sie meinen Penis saugt.“ Herodias rannte begierig von Sholomits Zimmer in Antipas Schlafzimmer und steckte seine volle Länge in ihre Mund und schluckte seine massive Ejakulation. ***
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Tausend Männer zogen hinter dem Täufer her, als er von Salim zum Salzmeer ging. Hunderte mehr zogen neben dem Yarden und Yehohanans Ränge vergrößerten sich, als er sich der wachsenden Stadt Julia näherte. Die Arbeiter hörten augenblicklich mit ihrer Arbeit auf, als die wachsende Demonstration von Männern in ihre Nähe kam. „Was geht vor sich?“ fragte ein Steinmetz den Teerer. „Ich weiß es nicht, aber es scheint mir, dass sie gegen Antipas protestieren.“ „Warum? Er ist nicht so schlecht. Zumindest ist er nicht wie sein Vater es war.“ „Philippus von Ituraea ist ein besserer Herrscher. Er kümmert sich um seine Untertanen.“ „Antipas kümmert sich?“ erwiderte sein Freund sarkastisch. „Ja, richtig“, behauptete der andere ähnlich. Der Täufer ruhte sich über Nacht an der Flussbiegung aus. Er blickte das westliche Untergehen der Sonne an und stellte sich vor, wie die orangeroten Strahlen der Sonne die Mauern von Jericho berührten. Er stellte sich eine lange vergangene Zeit vor, als Yehohshua in der Form von Mikha’el dem Erzengel Joshua, dem israelitischen Kommandanten, die göttlichen Kriegspläne für die Vernichtung der Sadt, die die mondanbetenden und sexuell unmoralischen Kanaaniter beherbergte, enthüllte. Er teilte die Vision mit seinen Anhängern. „Als sie das übernatürlich ausgetrocknete Flussbett des Yarden überquerte, und nachdem die ganze männliche Bevölkerung beschnitten wurde, machten sich die Krieger daran, ihre Schwerter zu schärfen. Einmal am Tag sechs Tage lang marschierten die Israeliten vollständig um die Stadt herum. Sieben Kohanim folgten der Armee und bliesen fortwährend in ihre Trompeten, und weitere sieben Kohanim folgten hinter ihnen und trugen die Bundeslade. Sechs Tage lang wiederholten sie ihre Vorführung. Am siebenten Tag marschierten die sieben Israeliten siebenmal vollständig um die Stadt herum und bliesen fortwährend in ihre Trompeten. Als sie stehen blieben, rief die ganze Armee ihren Kriegsschrei. Mit der vereinten Stimme, die als eins widerhallte, zitterten die Mauern und explodierten, als ob unsichtbare Blitze in die Stadt eingeschlagen hätten. Ihr Schrei wurde ein entsetzliches Erdbeben für die Stadt, während die Erde still stand. Nur Rahab und ihre Familie überlebten den schrecklichen Angriff der israelitischen Rache. Jahre später wurde Rahab die große Vorfahrin von Yehohshua Mashiach. Dies geschah vor eintausendfünfhundert Jahren“, sprach Yehohanan zu den Männern, die ihm zuhörten. „Dann blieb Jericho für fünfhundert Jahre verwüstet. Hiel der Betheliter erbaute die Stadt wieder aus der Asche auf. Dafür verlor er beide Söhne. Die Knochen des Ältesten, Abiram, wurden die Grundsteine der neuen Mauern der Stadt. Die Beine des Jüngsten, Sgub, wurden die Schwelle seiner Türen.“
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„Doch das Land von Jericho hat das am süßesten schmeckende Wasser in dem ganzen Land“, warf ein Anhänger ein. „Das ist, weil Elisha die vergiftete Quelle heilte.“ Der Täufer starrte auf die lavendelblauen Wolken, die in den tiefen Horizont davontrieben. Die große judäische Wildnis war auch dort: die Wüste Jeshimon von Yehohshua. Die tausend Männer durchquerten den Fluss Jabbok und marschierten weit südlich nach Peraea und jenseits der Gegend von Esbus zur Festung Machaerus. Durch die südöstlichen Länder von Manasseh und Gad und Ruben marschierten die entschlossenen Männer. Jeder Sektor fügte Respekt einflößendere Männer ihren Rängen hinzu. Die Armee der Protestierenden schwoll an. Nach einem einwöchigen Marsch standen die angeschwollenen Ränge der Protestierenden der Festung Machaerus gegenüber, die Herodes der Große wiedererbaut und ein paar Jahre, nachdem die Römer sie während des hasmonäischen Widerstandes zerstörten, befestigte. Antipas hatte sie von dem griechischen Eroberer Alexander Jannaeus geerbt, der die dorischen Säulen und massive Mauern, durch geometrische Muster gemildet, gestaltet hatte. Die Festung erhob sich 3.600 Fuß von den steilen Ufern des Salzmeeres. Oft ließen sich die vorüberziehenden Wolken über der Villa nieder und präsentierten ein Abbild einer wunderbaren Burg, die majestätisch am Busen des Himmels stand. Von der höchsten Brustwehr jedoch offenbarte sich die verräterische Wahrheit der Burg in der Höhe des Tageslichts. Von ihren massiven Brustwehren waren Kriegsmaschinen zu sehen, ebenso die Sammlungen der Steinbrocken, die gegen die Feinde geschleudert wurden. Von den runden Türmen konnten die Wachen leicht die marschierenden Männer wahrnehmen, die sich gegen den Hintergrund des blauen Horizonts und der blauen Gewässer des Toten Meeres abhoben. Rechts von ihnen konnten sie den Fluss Arnon sehen, der den Soldaten der Festung sein klares Wasser lieferte. „Was soll diese Prozession?“ fragte ein Soldat seinen Kommandanten. „Ich weiß es nicht. Es könnte ein Arbeitsgesuch an Antipas sein.“ „Von so vielen Männern dargebracht? Nur Arbeiterführer sollten für ihre Männer um Arbeit bitten.“ Eine nervöse Wache bestieg sein Kamel und ritt schnell zu dem Mann, der vor der Gruppe stand. Es war Yehohanan der Täufer. „Warum seid ihr Männer hier?“ „Um Antipas zu sagen, dass er das Gesetz unseres Landes bricht!“ knirschte Yehohanan mit seinen Zähnen. „Was für ein Gesetz?“ „Ich werde es ihm sagen“, ließ Yehohanan langsam die Worte aus seinem Mund fallen. Der Soldat schlug auf das Hinterteil des Kamels und galoppierte die Anhöhe des Berges hinauf zu den schweren Balken der Tür. In dem Augenblick, als das herabgesenkte Tor den Boden berührte, rannte der 414
Soldat direkt zu Antipas Empfangssaal. Drinnen genoss Herodias einen Korb mit Obst, während Herodes das nächste Gebäude besprach, das in seiner neuen Stadt erbaut werden sollte. „Suchen diese Männer Arbeit?“ fragte er naiv den Soldaten. „Es ist der Täufer. Er wünschst dich zu sprechen.“ „Betreffend?“ „Das Gesetz“, sagte er zu mir.“ Eine Feige streifte plötzlich die Brust des Mannes und spritzte über seine Metallrüstung. Herodias, die unschuldig winkte, zuckte mit ihren Schultern. Der Soldat wischte das Feigenfleisch, das sich seinen Weg zwischen den Brustplatten bahnte und sein Unterhemd befleckte, ab. Er entfernte geschickt die metallüberzogene Rüstung. „Und er braucht eine Armee von Männern, um mir das Gesetz zu sagen?“ „Tetrarch, die Männer folgen ihm blind überallhin. Seine Stimme ist groß, indem sie jeden, der sie hört, hypnotisiert, ihm zu gehorchen.“ Herodias schleuderte eine weitere Feige auf den Mann und traf ihn unabsichtlich in die Hoden. „Sage etwas anderes oder ich werde dich persönlich kastrieren“, kräuselte sie ihre Lippen. „Wie, tapferer und loyaler Soldat von Yehuway, kannst du dann je wieder im Tempel anbeten?“ Antipas, überrascht über ihr Kommentar, stand vor seinem Soldaten. „Nicht einmal mein Vater kastrierte seine Feinde.“ „Scheiß auf deinen Vater!“ schrie sie ihn an, als sie aus dem Saal trokelte. Sie schlug die Tür zu, als Sholomit den ganzen Behälter mit Feigen auf die beiden Männer warf und sowohl den König als auch den Soldaten am Kopf und auf der Brust traf. „Tochter!“ schrie Antias. Verärgert rannte er ihr nach, aber bevor er sie fangen konnte, schloss sie sich ihrer Mutter auf der Brustwehr an und zeigte ihre geschmeidige Figur den anderen Soldaten. „Preise weiterhin deine Pussi an, Schlampe“, flüsterte Herodias kurz und bündig, „und ich werde dich über diese verdammte Mauer werfen!“ „Mutter“, schluchzte Sholomit, „ich bin auf deiner Seite.“ „Verschwinde von mir!“ Sholomit brach in Tränen aus. Sie blickte die Tausenden marschierenden Männer an und ergriff eine Handvoll lose Steine und schleuderte sie auf fernen Gestalten. „Geht weg!“ schrie sie unnütz zu den schnellen Winden. Herodias fühlte Mitleid für ihre Tochter. Sie nahm ihre missmutige Tochter in ihre Arme und umarmte sie zärtlich. „Es tut mir so Leid, Liebes. Ich kann einfach diesen religiösen Typen nicht mehr ertragen. Seine Heiligerals-du-Haltung ist zu viel, um es zu ertragen. Warum, oh warum, kann nicht einer meiner Soldaten ihn für mich töten? Warum ist es so schwer für einen von ihnen, einen Pfeil direkt in seinen Schwuchtelarsch zu schießen!“
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Sholomit lachte. „Oh Mutter, wenn ich ihn nur für dich töten könnte, würde ich es. Aber wie kann ein kleines Mädchen wie ich es tun? Sage es mir Mutter, und ich werde es für dich tun!“ „Pst, Tochter. Ein Mann muss seine Familie gegen solche Schurken beschützen. Antipas wird sich um seine Familie kümmern. Immerhin, liebt er mich nicht genug, um mich zu beschützen?“ Gleichzeitig mit ihren Worten galoppierte eine Schwadron von Soldaten auf die marschierenden Männer zu, schwer bewaffnet mit Schwertern und Speeren. Ein weiteres Aufgebot von Soldaten folgte dahinter. Eine dritte Gruppe trug Antipas majestätisch geschmückte Trage. Die Soldaten erzwangen sich durch Yehohanans Ränge eine Spalte und sonderten ihn von seinen Anhängern ab. Geschützt vor dem rebellischen Gesindel fühlte Antipas, dass es für ihn sicher war, mit Yehohanan zu reden. „Warum bist du hier?“ verlangte Antipas zu wissen. „Es ist gegen Gottes Gesetz für dich, mit der Ehefrau deines Bruders zusammenzuleben?“ antwortete Yehohanan. „Wenn es gegen das Gesetz ist“, brüllte Antipas heraus, „warum haben die Hauptkohanim mich dafür nicht verurteilt? Warum hat sich nicht Roms Zorn gegen mich erhoben? Nur Aretas schrie auf, weil Philippus zu sehr ein Feigling ist, es zu tun. Niemand kümmert es, wenn du nicht, verrückter Prophet, für Aretas arbeitest. Könnte das der Grund sein, dass du hier bist? Du und Aretas arbeitet, um mein Tetrarch zu übernehmen?“ fragte er den Propheten. Antipas blickte in die Augen des Propheten und sah in ihm einen absoluten Entschluss, sich durchzusetzen. Hastig berührte Antipas Yehohanans tiefschwarzes Haar. Es war weicher als er erwartet hatte. „Und warum lässt du dir das Haar nicht schneiden?“ beleidigte er ihn sarkastisch. Er riss fest an seiner Schläfenlocke. Yehohanans Anhänger bewegten sich auf ihn zu. „Bleibt zurück!“ schrie der Täufer und hielt seinen Stab hoch. Die Menge gehorchte ihm. „Antipas, schicke Herodias zurück zu Philippus“, flehte Yehohanan, und in seiner sanften Stimme drang ein einfühlsamer Kern des Verstehens in Antipas Herz und machte ihn weich. „Ich kann nicht“, er hielt seinen Kopf nach unten, um Yehohanans Augen auszuweichen. Er flüsterte: „Herodias hat niemanden. Keinen Ort, um hinzugehen. Aretas kämpft nicht gegen mich wegen ihrer Ehre und Tugend, sondern wegen seiner eigenen Ehre, die, sagte er, ich beschämte, genau wie du gesagt hast. Wer akzeptiert eine Hure zurück in seinem Heim?“ „Hosea tat es“, flüsterte Yehohanan zurück. „Philippus ist nicht Hosea, noch ist es Aretas. Nein. Herodias muss bei mir bleiben – egal, was das Gesetz fordert!“ Er versuchte, Mut in seinen eigenen Worten zu finden. Yehohanan seufzte schwer.
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„Bleibe bei ihr und du wirst sterben, wo du es nie erwartetest, in einem Zustand, den du nicht begreifen kannst.“ Yehohanan prophezeite Antipas Tod in der Stadt Lyon, Frankreich. Hiflos. Verarmt. Der Diener eines Dieners. „Was macht dich so besonders?“ spuckte Antipas die Worte in Yehohshuas Gesicht. Yehohanan wurde still. „Warum antwortest du mir nicht?“ Die Menge hing an Yehohanans plötzlicher, unerwarteter Stille. „Warte!“ rief Herodes Antipas plötzlich aus, als ob ein Blitz der verborgenen Erleuchtung ihn entflammte. „Du hast mich beinahe zum Narren gehalten. Aus einer gewissen Tatsache ist diese Demonstration nicht wegen meiner Ehefrau. Es ist das, was ich zuerst sagte! Es ist wegen Macht! Du beabsichtigst, mich zum Gefangenen zu machen und in meine Villa einzudringen!“ Seine Augen öffneten sich weit. Sein Kopf beugte sich vor. Antipas ergriff Yehohanan und schleuderte ihn zu Boden. „Antworte mir, du verdammenswerter Hund!“ schrie er mit neuem Mut. „Du demonstierst, damit du mich untergraben kannst, und niemand wird kommen, um mich zu verteidigen!“ Antipas trat verbittert in Yehohanans Bauch. „Du willst mich ruinieren und mein Territorium als die Basis deiner Operationen gegen Yerushalayim benutzen. Es wird nicht geschehen!“ Antipas trat Yehohanan wieder. Die Menge fiel augenblicklich über die Soldaten her und rang mit ihnen, um zu Antipas zu gelangen. In Augenblicken überwältigten sie die Truppen. Die Wächter in den Türmen ertönten ihre Trompeten und ein Schrei der Furcht beeinträchtigte die Männer im Militärlager. Die Soldaten bestiegen augenblicklich ihre Kamele und und griffen in dem Chaos mit glitzernden Schwertern an „Ergebt euch!“ schrie Antipas den Bürgern zu. „Es ist sinnlos, den Kampf fortzusetzen! Ergebt euch!“ Yehoanan breitete seine Arme aus. Die Aufrührer beruhigten sich. Der Aufruhr hörte auf, der Täufer wurde in Ketten gelegt. Die Soldaten standen mit Wurfspeeren und gezogenen Schwertern vor der besiegten Menge. „Ich habe keine Vorräte für Gefangene und die Römer sind weit weg von uns“, behauptete Antipas verbittert zu seinem Hauptmann der Wache. „Täufer“, Antipas blickte den Propheten an. „Sollen meine Soldaten alle deine Männer jetzt oder eher später töten?“ „Lass sie in Ruhe. Sie werden zurück nach Hause gehen.“ „Aber nur, wenn Yehohanan sicher ist!“ drohte Yehohanans Hauptanhänger Antipas. „Versprich uns, dass du ihm keinen Schaden zufügen wirst, bis der Sanhedrin unsere Sache hört. Sonst wird es eine Rebellion weit und breit in allen Ländern geben!“ „In welcher Position bist du, um den Sanhedrin gegen mich einzuberufen?“
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„Sie sind die richterliche Macht in dieser Gegend. Wir werden ein Bittgesuch einreichen.“ „Yehohanan“, fragte Antipas öffentlich, „seit wann hat ein Aufrührer das Recht, sich vor dem Sanhedrin zu beraten?“ „Ich bin kein Aufrührer.“ „Aber bist du. Schau, hast du nicht eine Armee gegen mich erhoben?“ „Wenn ich gegen dich Kreig führte, hätte ich dich besiegt“, erwiderte Yehohanan. „Ich bin nicht mit Krieg beschäftigt, außer in der Angelegenheit der spirituellen Kriegsführung.“ „Ich glaube, dass du versuchst, deine eigene Regierung zu errichten, und wo besser als bei einem Mann, der Eheprobleme hat und den die Welt sucht zu vernichten? Yehohanan, du bist klug.“ „Klug? Wie? Weil ich die Wahrheit rufe? Weil ich dem Gesetz gehorche? Weil ich mich weigere, mich zurückzuhalten, die Stimme des Propheten zu verkünden, damit alle Menschen wissen mögen, dass das Gesetz erfüllt worden ist? Antipas, höre mir zu: Wie ein kleiner Hügel über eine Zeitspanne ansteigt, um ein Berg zu werden, so soll der Mann, der die Verkörperung des Gesetzes ist, aufsteigen.“ Antipas schaute auf die gefangen genommenen Männer. Seine Soldaten waren bereit, sie niederzuschlagen. Er schaute auf den Anstieg des Berges, auf dem seine prächtige Villa stand. „Lasst sie gehen. Aber du, Yehohanan, bleibst eine Weile hier bei mir.“ „Wenn er bleibt, bleiben wir“, schrie ein Mann. Seiner Stimme schlossen sich augenblicklich hundert andere an. „Nein, Freunde“, Yehohanan erhob seine Hände. „Erinnert euch, was ich zu euch gesprochen habe. Findet den, den ich bestätigt habe. Vertraut euch ihm an, denn er ist der Weg.“ Ein paar wandten sich von den anderen ab und zogen nach Norden zum Yarden. Nach und nach schlossen sich ihnen andere an und ihre Zahl nahm zu, bis es schließlich geschah, dass die ganze Masse von Männern von dem Täufer fortging. Antipas fühlte sich sicherer als je zuvor. Er zog an Yehohanans Ketten und zwang ihn, die ganze Länge der Straße und den steilen Anstieg des Hügels zu gehen. Neben ihm ging Herodes königlicher Beamter, der, unfähig, Yohanans Schmerz zu ertragen, sich weigerte, ihn anzusehen, als er gegen das Ziehen der schweren Kupferketten ankämpfte. Bis zur Dämmerung erreichten die Truppen Machaerus. Dort schritt Yehohanan durch das letzte Licht des Tages in die Dunkelheit des Kerkers.
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Kapitel 12 Nachträglicher gedanke einer Verhaftung Wo beginnt ein Mann eine traurige Geschichte? Was für Worte benutzt er, um die Tragödie und Bedrückung zu beschreiben, die über Yehohanans Anhänger fiel, als sie entdeckten, dass König Antipas ihn verhaftete? Wie wagten es die Bäume zu schwanken, wie sie es täglich taten? Wie wagte es die Sonne aufzugehen, um die Erde zu wärmen und die Pflanzen zu nähren, und wie wagte der Mond es, die Erde mit einem sanften Glühen zu küssen? Der Federkiel des Psalmisten bewegte sich nicht, obwohl das Tintenfass gefüllt war. Römer, Germanen, Chinesen und Parther erwachten und frühstückten, als ihre Frauen die Wassergefäße trugen und ihre Kinder auf den Straßen spielten. Sie wussten nicht Bescheid über die Menschen, die Yehohanan liebten. Sie hörten ihr Stöhnen der Qual nicht. Die besiegten Anhänger von Yehohanan gingen grollend zurück nach Salim, wo die Frauen auf sie warteten. Tausend Männer weigerten sich, ihre Ehefrauen anzuschauchen. Hundert Männer ignorierten das begrüßende Winken ihrer Kinder. Die ganze Versammlung von Männern ging weiter zu ihren Heimen, wo sie sich vor neugierigen Gedanken absonderten. Ihr Schweigen war ihr Bekenntnis der Niederlage. Ein paar, sich des unebenen Bodens nicht bewusst, stolperten und stießen gegen einen anderen an. Andere, die sich um die niedrigen Äste nicht kümmerten, rannten in die scharfen Zweige und zerkratzten ihre Wangen. Fünfhundert Frauen heulten ein einzelnes Klagelied und erfüllten die Landschaft mit ihrem bitteren untröstlichen Schrei. Die ältesten Männer, zu schwach, um die lange Reise zur Burg in Machaerus zu machen, fielen auf ihre Knie, ergriffen den losen Staub, warfen ihn über ihre Häupter und rieben in in ihr Haar und in ihre Kleidung. Andere Männer rieben ihre Gesichter mit der Asche des schwelenden Feuers ein und zerrissen ihre Kleider. In trauriger Reue, dass sie erlaubten, dass Yehohanan gefangen genommen wurde, schlugen sich die Männer, die ihren offensiven Vormarsch aufgaben, auf ihre Brust zu einem schmerzvollen Hohn. Die jüngeren Männer schämten sich für ihre Väter, die um ihr Leben fürchteten, aus Angst vor den bedrohenden Soldaten Yehohanan verließen. „Wir hätten das nie getan“, schrieen ein paar. „Yehohanan befahl uns, uns zurückzuziehen“, verteidigte sich ein anderer. „Wer soll uns führen?“ erhob sich der Ruf. Dann, bevor der Tag vorüber war, hüllte massive Verwirrung das Lager ein. Mann um Mann erhob sich, die Position der Führerschaft zu beanspruchen, und Auseinandersetzungen trennten die Männer. Der Tag entmutigte alle.
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„Entweder geben wir auf, was Yehohanan begann, oder wie fahren fort mit dem, was er für uns sich ausmalte!“ diktierte ein untersetzter Mann Gemath und seiner Gruppe von Zeloten. „Wir werden die Aufgabe fortsetzen, die das Haus David und das Haus Abijah für uns aufgibt“, beharrte Gemath. „Und was genau formulierte er für uns, weiter zu tun?“ argumentierte ein anderer Mann. „Ja, was?“ verlangte ein Dritter gehört zu werden. „Was Yehohanan tat, wusste nur Yehohanan.“ „Worüber redet ihr?“ verlangte der älteste Mann, ein fast blinder Buckeliger, zu wissen. Seine zitternde Stimme fuhr fort: „Der Täufer ist die Zuflucht unserer Bewegung. Er half der Vierten Sekte mit der Hilfe Gottes zu wachsen.“ „Yehohanan begründete die Vierte Sekte nicht. Sein Vater und andere erdachten sie“, schrie ein junger Mann. „Vielleicht, aber na und? Es ist eine besondere Berufung, die uns an ihn bindet.“ „Wenn er so besonders ist, warum ist er jetzt in Herodes Antipas Gefängnis?“ Zacharias stand aus der Mitte der Menge auf. Seine zitternde Hand und bebende Stimme brachte die Menge zum Schweigen. Sie alle verehrten den alten Kohen aus dem Haus Abijah. „Traurigkeit und Bedauern sind keine passenden Ausreden, es für eure Tatenlosigkeit und Unfähigkeit, mit dem heutigen Versprechen des Lebens zu benutzen. Es sind bloß täuschende Tricks, die unliebsame Verpflichtung für die wahre Sache der Gerechtigkeit zu unterstreichen, das Haus David an seinem Platz im Land wiederhergestellt zu sehen. Meine Frau war alt und abgezehrt, als uns mein Sohn geboren wurde. Ihr Mutterleib war trocken, unfähig, Kinder zu gebären. Ich dachte, dass mein Samen zu schwach wäre, um Elisabeth zu schwängern. Trotzdem wurde Yehohanan aus Gottes Bemühung geboren und begann zu existieren, damit er uns seine Worte betreffend den Mashiach verkünden konnte. In der weiten Wüste Yeshimon des Toten Meeres sprach Yehuways Stimme zu Yehohanan. Er offenbarte ihm die Aufgabe, die er ausführen musste, damit die Prophezeiungen erfüllt werden mögen. Unter allen Männern erhob er sich nur, um der wahre Zeuge des Mashiachs zu werden. Um in diesen heiligen Bund zwischen Gott und Menschen einzutreten, machte sich Yehohanan auf, euch zu taufen, und nur euch, denn wer hier ist ein Proselyt? Die Taufe wurde durch Yehohanan als eine Bedingung ausgeübt, erstens zur Reue und dann zweitens zur Vergebung. Durch Notwendigkeit müsst ihr bereuen, bevor euch vergeben werden kann. Nun, da wir öffentlich unsere symbolische Loyalität zu dem wahren Gott bekundet haben, suchen wir den Mashiach und fragen ihn, was wir tun müssen.“ „Der alte Mann spricht von Yehohshua“, bemerkte Gemath düster, „aber Yehohshua ist ganz anders als Yehohanan. Yehohshua genießt alles, 420
was es vom Leben gibt und kündigt sich groß an. Er trägt teures Leinen und er schläft in den feinsten Gasthäusern und isst zubereitetes Essen. Er steigt nie in das Taufwasser, sondern delegiert an seine Diener, die Arbeit für ihn zu tun.“ „Ich kann einem solchen Mann nicht folgen“, sprach ein anderer Mann, der eine weitere Unruhe schuf. „Es war für ‚diesen Mann’, dass sich Yehohanan vom Rest der Judäer trennte“, Zacharias erhob seine Hände, um die Menge zu beruhigen. „Wie oft hat er gesagt, dass wir die ‚besonderen Lämmer’ Gottes sind? Wir müssen uns Yehuways ernanntem Mashiach, Yehohshua, hingeben!“ „Ich verstehe, dass, wenn wir uns zu Yehohshua hinwenden, wir wieder getauft werden müssen. Wie dumm! Wieder getauft zu werden bedeuet, dass wir in erster Linie alle Unrecht hatten. Es bedeutet, dass wir dem falschen Mann folgen! Yehohanan ist nicht Yehohshua und Yehohshua ist nicht Yehohanan, also wie kann unser Gehen zu ihm derselben Sache dienen?“ „Deine Logik ist am falschen Platz“, entgegnete der alte Mann. „Ist es nicht offenkundig, dass einer eine größere Erleuchtung bestimmt hat als der andere erlangen könnte?“ „Yehohanan ist ein Prophet! Was für eine Erleuchtung kann er nicht verstehen?“ „Den endgültigen Zweck der Gnade.“ „Ich weiß nicht, was du sagst“, gab der Mann zu. „Ich werde Yehohshua suchen. Wenn ich wieder getauft werden muss, bin ich bereit, es zu tun. Ich flehe euch alle an, mit mir zu seinem Lager zu gehen.“ Zacharis schritt trotz seiner Gebrechlichkeit nach vor. „Mit diesem alten Mann zu gehen ist ein Verrat an Yehohanan“, versuchte der Mann wieder den Rest zu überzeugen, bei ihm zu bleiben. „Ein Vater würde seinen Sohn nicht verraten“, bestätigte Gemath. „Wir haben schon Yehohanan verraten. Wir taten das, als wir ihn bei Antipas im Stich ließen.“ *** An der Mündung des Flusses Hisban setzte Yehohshua fort, seine fünf Jünger anzuweisen. Während er ihnen aus den Schriften vorlas und die Prophezeiungen auslegte, galoppierte ein Reiter in sein Lager. Das Fleisch des Pferdes war mit Schaum bedeckt. Das Pferd sprang plötzlich herum und stolperte ins Wassser. Der Mann schleppte sich über die scharfen Felsen und schnitt seine Schenkel auf. Andreas rannte zu dem Mann und hob ihn aus dem Wasser. Philippus, der schwer atmete, kämpfte mit dem Kopf des Pferdes und versuchte es zu beruhigen. „Was ist passiert?“ krächzte Bartholomäus zitternde Stimme heraus. „Der Täufer ist von Antipas gefangen genommen worden“, schrie Simon der Kanaaniter die Worte heraus. Speichel tröpfelte aus seinem Mund, als er sprach. Indem er schwer atmete, unfähig, weiter zu gehen, lehnte er sich gegen den Baum, der dem knisternden Feuer gegenüberstand. 421
„Verhaftet?“ fragte Philippus leise. Yehohshua ging zu dem Rand des Feuers. Tränen kämpften, um aus ihm hervorzubrechen. „Als er sich nach Machaerus begab.“ „Hast du es geschehen sehen?“ fragte Kefa. Seine Hände begannen zu zittern. Seine Augen waren so feucht wie die der anderen. „Ich stand neben ihm, als es geschah. Ich rang mit ein paar Soldaten, aber sie überwältigten mich. Für einen Augenblick dachte ich, es wäre mein letzter Tag auf Erden.“ „Ganz der Zelot“, Philippus drückte Simons Schulter. „Hier, lass mich deine Schrammen säubern“, riss sich Philippus zusammen. Trotz seines großen Körpers bewegte er sich geschickt um Simon herum. Er hob sanft Simons Tunika und schaute auf die zerrissene Haut. „Es ist nichts“, behauptete Yehohshua, nachdem er sich von den hypnotisierenden Flammen des Feuers wegzwang. Er inspizierte schnell die schwarze und gelbe Schwellung, dann berührte er Simons Wunde. Ein tiefer, störender Atem erfüllte plötzlich Yehohshuas Lunge. Tief aus seiner Brust konnte er einen Energiestoß fühlen. Er begann in dem fernsten Teil seines Körpers, stieß sich nach vor und richtete die Macht der Heilung auf Simons Verletzungen. Yehohshua hielt augenblicklich seine Hand und starrte auf seine Finger. Eine sanfte Brise küsste seine Wange. Er legte seine Tunika zurück auf die geheilte Wunde und ging zu den fünf Männern, die über die Nachrichten von Yehohanans Verhaftung zu bekümmert waren, um das Wunder geschehen zu sehen. Simon schlief erschöpft ein, nicht wissend, dass Yehohshua ihn geheilt hatte. Er fühlte nur ein leichtes Zittern seines Fleisches.
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Kapitel 13 Lehrer der Menschen Yehohshua begann in dem Augenblick des neuen Morgens nach Galil zu gehen. Er dachte daran, wie er und der Täufer in Zacharias Haus spielten und wie sie die Schriften zuammen studierten und von einer perfekten Welt träumten. Er dachte an all die langen Jahre der Vorbereitung und des Studiums und den geheimen Treffen, wo eine Anzahl an bedeutenden Bürgern zustimmte, der Vierten Sekte zu einer eigenen Macht reifen zu helfen. Dann begann etwas Eigenartiges zu geschehen. Yehohshua fühlte, als ob er mehr als ein bloßer Mensch wäre, der sich abmühte, eine politische Reform und richterliche Gerechtigkeit für Judäa zu bringen. Seit er alleine in der Wüste ging, hatte er eine belebte Kraft gefühlt, die ihn überzeugte, dass er in einer ewigen Verbindung zu einer stärkeren Macht war, die tief in ihm strahlte. Er spürte die Richtung des Windes, bevor er ihn berührte. Er fühlte die Drehung der Erde und fühlte, als ob er die Grenzen seines Körpers überschreiten könnte, um hoch über den Wolken in einem unsichtbaren Zustand zu treiben, um alle Geheimnisse der Menschheit zu hören. Er glaubte, er könnte alle Gedanken erkennen, alles Leben berühren, den Verlauf aller Ereignisse bewirken. Dann eines Tages berührte er einen absterbenden Weinstock und er kam ins Leben. Er berührte das schmutzige Wasser und es schien sauber und trinkbar zu sein. Er berührte ein verletztes Schaf und es flitze voll geheilt aus seiner Hand. Dann machte er Wein. Er brachte die alten Chemikalien dazu, aus dem Ton in das reine Wasser zu tröpfeln und im Nu zu fermentieren. Als er in die Tiefe des Flusses blickte, spielten seine Finger mit der weichen Strömung. Er schaute weiter hinein, als ob er Sinn der Wahrheit unter den Wellen finden könnte. Er sah kleine Stellen mit glatten Felsen und kleinen Fischschulen, die herumflatterten, als ob sie Schmetterlinge wären, die auf verschiedenen Ebenen losgelassen, in einem winkeligen Strom der Zeit gefangen wären. „Wenn ich wahnsinnig bin, dann lass es gegenüber guten Werken sein“, flüsterte er dem Fluss zu. Zu dieser Zeit wurden seine Gedanken durch das Kommen seiner Talmidim gestört. „Werden wir das Taufritual weiter durchführen?“ fragte Andreas. Yehohshua dachte an Mohse und die drei Millionen Personen, die über die gigantischen Wasserwillen zogen. Ein riesiger dunkelgrauer Wolkenkörper hing über sie, als sie das Rote Meer als eine einzige Körperschaft überquerten, ergeben einer einzigen Stimme, die der Welt ihre vereinte Anbetung des wahren Gottes des Universums verkündete: Yehuway. „Ja. Ich will, dass ihr alle weiterhin Menschen tauft.“ „Wir? Was ist mit dir?“ 423
„Ich werde beginnen, euch vorzubereiten, wie man Menschen belehrt“, erwiderte Yehohshua. *** Die nächsten sieben Monate lehrte Yehohshua seinen Jüngern, wie man die Bedeutung der Schriften unterscheidet. Er las und forderte ihren Verstand heraus, zu interpretieren und sich auf die Tiefenanalyse der historischen Ereignisse in Verbindung mit ihrer spirituellen Bedeutung zu konzentrieren, wie sie sich auf Yehuway und auf die Erfülung seiner Verheißung bezog, um der Welt den Mashiach zu bringen und sein Königreich zu errichten. Währen Yehohsua seine Talmidim belerhte, bearbeiteten die Bauern ihr Land, pflanzten und ernteten den Weizen. Die Hirten weideten ihre Herden in der Nähe, während die Frauen Feigen einsammelten. Seine Halbbrüder schnitten die Bäume neben Cophas und seinen beiden Söhnen um. Zavdai und seine Arbeiter fischten. Einen Monat später pressten Landwirte Trauben zu Wein und die Sommerfrüchte wurden eingesammelt und zu Yehohshuas Lager von den Leuten gebracht, die wünschten, getauft zu werden. Auf köstliche Datteln freute man sich. Dann näherten sich die Winde und sanfte Regen. Im Monat Tischri, nachdem das Laubhüttenfest endete, trafen sich die P’rushim wieder, um über Yehohshuas wachsende Zahl an Anhängern zu diskutieren. Unter ihnen waren Zavdais Freunde. „Die letzten sieben bis acht Monate hat Yehohshua ausgeführt, was Yehohanan im Yarden vollführte“, sagte ein Mitglied des Rats, „vielleicht, um eine rebellische Armee gegen uns zu sammlen.“ „Er ahmt nur Yehohanans gute Werke nach. Sicherlich wird er seine Bedeutung verringern, müde werden und aufhören.“ „Das ist nicht so. Na, die Männer, die ihm folgen, taufen mehr Leute als Yehohanan es je tat.“ „Die Männer, die ihm folgen, taufen die Leute?“ „Ja.“ „Aus welcher priesterlichen Familie sind sie?“ „Keiner“, erwiderte ein Kohen. „Wie könnte das sein?“ „Es sind gewöhnliche Leute, aus den Rängen von Fischern genommen.“ „Fischer?“ „Ja“, erwiderte er. „Seit wann sind Fischer in den Gesetzen der Schriften belehrt worden? Was für ein Fischer kennt die Argumente von Mohse und die Diskussion der Gerechtigkeit? „Keiner hat es je.“ „Yehohanan ist ein Mitglied des Hauses Abijah. Was er vollführte, obwohl es uns verärgerte, ist zu tolerieren“, sagte der Kohen Hagadol zu den anderen Ratsmitgliedern. „Aber was diese undisziplinierten und ungebildeten Rohlinge vollführen, ist nicht zu tolerieren. Können wir 424
religiöse Rebellen heiligen? Merkt euch meine Worte: das ist, was sie sind – religiöse Rebellen, die trachten, unsere Autorität zu untergraben!“ Er machte eine Kunstpause. „Ohne einen Kohen unter ihnen, sind sie schlimmer als Rebellen, sie sind religiös intoleant! Sie geraten mit festgesetzten Normen in Konflikt und lassen Meinungen im Gegensatz zur Wahrheit gären.“ „Dann müssen wir sie verhaften, denn sie sind ernsthafte Unruhestifter“, sagte ein anderes Mitglied. „Ihn verhaften, wie Antipas Yehohanan verhaftete?“ sprach noch ein anderer. „Ja.“ „Dann wird sicherlich diese Handlung die Bürger von Galil und Peraea veranlassen, gegen uns zu rebellieren. Dieser Yehohshua mag kein Kohen sein, aber trotzdem heißt es, ist er aus dem Haus David. Könnten wir ihn vorläufig nicht in Ruhe lassen, bis wir entdecken, was er beabsichtigt?“ „Ich stimme unserem Bruder zu“, warf eine neue Stimme ein. „Ihn zu verhaften, mag einen Bürgerkrieg verursachen. Dann werden wir in noch einen Krieg mit den Römern gezogen. Und wer weiß, ob das, was wir heute tun, nicht das Bewusstsein der Männer erweckt, von denen wir nicht wollen, dass sie sich in unsere Angelegenheiten einmischen? Wir wollen die Römer oder Parther oder die ganze Welt nicht, dass sie über unsere Reaktion gegen einen kleinen Schluckauf beben, der in einer verlassenen Gegend am Rand der Welt begann.“ „Ich schlage vor“, ein stärkeres Mitglied erhob sich aus dem Ratsstuhl, „dass wir uns bei Antipas nicht einmischen.“ Zavdai wurde wütend, als er diese Worte hörte. Er schritt aus der Menge und schrie: „Yehohanan der Täufer ist seit beinahe neun Monaten eingesperrt. „Ihr habe unser Bittgesuch um seine Freilassung nicht angenommen.“ „Antipas hält Yehohanan gefangen, um ihn vor Meuchelmördern zu beschützen, die ungleich uns neue Ideen nicht tolerieren.“ „Was du meinst ist – ihr haltet den Propheten in Ketten und hofft, Yehohshua zu überreden, seine eigenen guten Werke zu verwirken. Ihr hofft, ihn einzuschüchtern, indem ihr seinen Cousin Yehohanan als ein Beispiel eurer brutalen Macht benutzt.“ Ein Lehrer des Gesetzes erhob sich, um gegen die Bemerkung zu protestieren. „Wie ihr wisst, bin ich ein Mitglied des Sanhedrins. Ich habe Zavdais Bittgesuch geprüft und ist stehe nun neben ihm vor diesem großen Gericht, um für die Freilassung des Propheten zu bitten.“ „Yehohanan mag seine priesterlichen Gewänder abgelegt haben“, schloss sich Zavdai ein anderer Parush an, „aber er ist und wird es immer sein, ein Kohen. Das Haus Abijah verlangt seine Freilassung.“ „Es ist wahr. Kein Kohen darf von einem angeblichen König gefangen gehalten werden“, lenkte das Gericht ein. „Wir werden Yehohanans Sache hören.“
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„Nein! Warte“, schrie ein anderer Sprecher. Er schlug mit seinem Stab auf den Fußboden und sein Klang ertönte durch die Halle. „Yehohanan kann nicht vor dem Sanhedrin stehen. Er verzichtete nicht nur auf sein Erbe, er sucht Krieg gegen uns, indem er eine Armee erhebt, um Antipas anzugreifen. Ich fürchte, er trachtet danach, ein Makkabäer zu sein!“ „Das ist ausgesprochener Unsinn!“ schrie Zavdai. Und so ging die Debatte für den Rest des Tages fort. Dann, bevor der Sonnenuntergang unter die eingreifenden Wolken, die gegen einen dunklen Horizont sich abhoben, blicken konnte, löste sich der Rat auf. „Schließen wir heute, dass der Sanhedrin eine Nachricht an Antipas senden wird, Yehohanan sicher in seinem Gefängnis zu bewahren, bis wir unsere Debatte lösen können“, schlug der Parush, der neben Zavdai stand, vor. „Wir werden einverstanden sein“, stimmte ein Parush zu. „Aber ich bestehe darauf, dass wir eine kleine Soldateneinheit entsenden werden, um ein Auge auf Yehohshua zu halten.“ „Warum?“ fragte Zavdai. „Wie heute so oft debattiert worden ist, ist er kein Kohen. Daher, ohne priesterliche Einschränkung, versucht er vielleicht, einen Aufstand anzustacheln.“ „Warum würde er das tun?“ „Hat er es nicht schon in Yerushalayim versucht?“ „Ja, hat er“, gab ein Repräsentant zu. Er schaute zu Zavdai und dem Parush, um ihm zu helfen, andere Worte zu finden, um die kühne Handlung als etwas einer gerechten Sache würdig zu entschuldigen. Endlich sagte ein Freund von Yehohshua: „Gott zwang ihn, den Tempel der Profitgeier loszuwerden. Das Volk ist auf Yehohshuas Seite.“ „Das Volk und Gott?“ der Hauptverwalter des Gerichts verengte seine Augen. „Wir werden sehen.“ Der Rat löste sich für den Rest des Monats auf. *** Drei Stunden, nachdem das Abendmahl geteilt und die Psalme gelesen wurden, gingen Yehohanans rechtmäßige Repräsentanten zu Zavdai. „Sie werden anteilnehmend an Yehohanans Bittgesuch handeln, wenn Yehohshua seine Sache aufgibt und wenn Yehohanan in Petra leben wird.“ „Was wird Yehohanan in Peraea tun? Er ist weder ein Essener noch ein Kaufmann.“ „Da er ein Kohen ist, lass in priesterliche Angelegenheiten ausüben – privat.“ „Die Essener werden ihn beherbergen“, sagte ein anderer Freund zu Zavdai. „Sie teilen viel von unserem Glauben.“ „Was für ein Levit könnte je einen Essener tolerieren?“ „Der Rat droht dir und deinen beiden Söhnen“, warf der rechtmäßige Repräsentant ein, in der Hoffnung, ihn zu überzeugen, zuzustimmen. 426
„Yehohanan wird freigelassen, aber du solltest dich nicht so sehr auf die Seite von Yehohshua stellen, denn das ist vielleicht nicht derselbe Fall bei ihm, sollte er je verhaftet werden.“ „Man wird einen Cousin freilassen, damit man einen anderen verhaften kann, mit anderen Worten.“ „Yehohshua ist ein Verrückter.“ „Er stammt von Königen ab.“ „Er mag ein legitimer Prinz sein, aber soweit der Rat betroffen ist, ist er der Sohn eines Zimmermanns in dem entlegenen Dorf ohne besondere Bedeutung. Was für gute Werke kann er je für jemanden ausüben? Besser, ein Kohen zu sein und in totaler Stille zu arbeiten als ein Mann, der vorgibt, eine Krone zu haben.“ „Meine Frau ist Yehohshuas Tante. Sie hat viel Zuneigung zu ihm, wie ich. Mein Geschäftspartner geht mit ihm, ebenso viele unserer Freunde und Bekannten. Sie sehen ihn nicht als einen angeblichen König.“ „Dann beeinflusse ihn, aufzuhören, was er tut, bevor der Sanhedrin einer Verkündung von Schuld und Verfolgung ein taubes Ohr zuwendet.“ „Warum sollten sie das tun? Eher besser für sie, ihn als den König von Judäa zu unterstützen.“ „Und den Hass der Römer gegen uns richten?“ „Das wird nicht geschehen. Die Römer wollen Stabilität in Judäa. Sie suchen einen Mann, um das Volk in Frieden und Loyalität zu ihnen zu vereinen. Die Größe von Yehohshua auf dem Thron und unermesslich.“ „Das ist Unsinn. Schlimmer, du redest Verrat.“ „Gegen wen – die Römer oder den Sanhedrin?“ „Gegen deine Söhne und Freunde“, warnte der Repräsentant. Bevor Zavdai zu Bett ging, um eine ruhelose und unbeständige Nacht zu beginnen, sandte er, aus Angst um das Leben seiner Söhne und seines Partners, Nachricht an Yehohshua, zusammen mit einem Beutel Münzen an seine Freunde im Sanhedrin, um zu versuchen, die Entscheidung des Rats zu beeinflussen. „Seid urteilsfähig in deinen Angelegenheiten gegenüber Yehohanan“, schrieb er an den Sanhedrin. „Yehohshua, meine beiden Söhne und Shim’on versuchen, Yehohanans Verhaftung durch Wahrheit und Ausgewogenheit zu entschädigen. Wir sind Yehohanans Partner in einer Bemühung, Frieden unter unseren Bürgern, ebenso unseren Freunden, zu finden. wir dienen unserem Land so sehr, wie wir Gott dienen. Alle Dinge werden zur Verherrlichung des Allmächtigen getan.“ Das einflussreichste Mitglied des Sanhedrin las die Nachricht, zerknüllte sie und schmiss sie ins Feuer. Er öffnete den Beutel Münzen und schüttete ihn auf den Tisch. Er lächelte und rief die Soldaten, um Yehohshua zu verhaften. *** Als Yehohshua erfuhr, dass seine Talmidim in Gefahr waren, verhaftet zu werden, widerstand er der Versuchung, gegen den Sanhedrin und der 427
herodianischen Partei zu sprechen. Stattdessen folgte er Zavdais Rat. „Verlasse Judäa. Nimm die nördliche Straße. Reise in das Land von Benjamin. Von dort gehe in das Land von Ephraim und Manasseh.“ „Ja“, nickte Yehohshua, „ich verstehe die Route, die du beabsichtigst, dass ich auf ihr reise. Du wünschst, dass ich durch das Land gehe, das David von den Nationen eroberte. Am Ende der Tage wird alles Land, das die Nationen für sich beschlagnahmten, den geistigen Kindern Avrahams zurückerstattet und vermehrt. Ich werde dorthin reisen, was du mir geraten hast. Ich werde auch durch die Länder von Issachar, Dan, Gad und Zebulon reisen.“ „Vergiss das Land von Naphatli nicht“, fügte Zacharias mit einem Zwinkern in seinen Augen hinzu. „Ich werde dort ebenso gehen“, erwiderte Yehohshua das Lächeln des alten Mannes und lachte beinahe. Er hatte diese Unterhaltung tausendmal vorher mit dem alten Mann und den Führern der Vierten Sekte. Die Routen waren vor Jahren geplant worden. Vor Sonnenaufgang verließ Yehohshua Judäa, um nördlich zur Ebene von Esdraelon in Galil zu reisen, indem er die Straße durch Shomron nahm. *** An demselben Morgen war eine ältere Frau aus dem Dorf Sychar fleißig und säuberte ihre Kochgeräte. Ihr verhärteten Hände und ihr runzeliges Gesicht sprachen von Jahren des Leidens, des Kompromisses, mit den Ereignissen des Lebens leben zu lernen. Der Mann, mit dem sie lebte, bewunderte ihre Zähigkeit. „Ein so sauberes Haus lädt nur Neid ein“, sagte er. „Nein? Was für Neid? Die Frauen des Dorfes loben keine alten Frauen.“ „Ah, aber die Männer hören auf dich.“ „Sie tun es, weil ich den Verstand eines Mannes verstehe.“ „Nach so vielen solltest du es.“ Die fünfundsechzig Jahre alte Frau schleuderte ihren Putzlappen hinunter. „Siehe, ich lasse einen Mann bei mir leben, als ob er mein Ehemann wäre, und was tut er? Er kritisiert mich, als ob er mein Ehemann wäre.“ „Es tut mir Leid.“ „Was spielt es für eine Rolle. Tut mir Leid ist etwas für eine junge Person, um sich für ihr schlechtes Benehmen zu entschuldigen. Die Leute lächeln über die Fehlabsichten der Jugend und lassen es. Für mich in meinem Alter ist es ein Bedauern zu sein, was ich bin, denn ich habe keine Ausreden für das Unrecht, das ich begehe.“ „Sei nicht so.“ „Ich habe es satt, vorzugeben, dass wir verheiratet sind. Ich wünsche manchmal, ich hätte nicht erlaubt, dass unsere Beziehung so lange weitergeht.“ „Warum heiratest du mich dann nicht?“
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„Ich heirate, ein Ehemann stirbt. Ich heirate wieder, und wieder stirbt ein Ehemann. Ich habe sterbende Männer satt. Besser eine Nacht mit einem Fremden schlafen und weiter an seine Geschäfte gehen. Keine Sorgen. Am nächsten Tag sehe ich ihn vielleicht am Leben. Es ist viel besser, als ein weiteres Begräbnis auszurichten.“ „Also bin ich privilegiert genug, heute Nacht bei dir zu bleiben wie letzte Nacht?“ „Was lässt dich denken, dass es eine andere Nacht gibt? Wir sterben vielleicht alle genau in dieser Stunde“, lächelte sie. „Ich liebe dich“, beantwortete er ihr Lächeln. „Da sind leichte Worte für dich zu sagen. Ich bin eine unverheiratete Frau mit einem Liebhaber in ihrem Haus, der zum Brunnen und zum Marktplatz und täglich geht, um die Frauen über ihre Ehemänner und Kinder reden zu hören, und ich muss über dies und das Rat geben, und die ganze Zeit denke ich, dass ich mit Lügen Rat gebe.“ „Es ist leichter, ein Mann zu sein. Wir benutzen einfach unsere Augen, um damit zu reden.“ „Ja. Männer gehen an ihre Geschäfte, indem sie dies und das tun – was auch immer – und was unannehmbar sein sollte, darüber prahlt ihr.“ „Ich habe nie jemandem erzählt, dass wir verheiratet sind. Kein Mann fragt mich, warum ich hier bin. Aber, meine Liebe, jederzeit, wenn du dieses Abmachung zwischen uns aufgeben und heiraten willst, bin ich bereit.“ „Ich liebe dich zu sehr, um deine Lebensspanne zu verkürzen, wie ich es bei meinen anderen Ehemännern hatte.“ „Tatsächlich denke ich, dass du meinen Körper ohne Bedingungen haben willst“, lachte er. Sie schloss sich ihm in seinem Gelächter an. Trotz aller Tragödien hielt sie ein reizendes Lächeln mit einem wohl ausgewogenen Sinn für Humor aufrecht. Sie war unter den Dorfbewohnern beliebt. Besonnen, lustig, vertrauenswürdig. Alle Männer liebten sie. Alle Frauen mochten sie. Nur die Mütter ihrer toten Ehemänner fürchteten sie. „Liebling, sage mir“, fuhr er fort, „welchen unter all deinen Ehemännern liebtest du am meisten?“ Sie legte ihre Hand auf ihren Mund. Ihre Finger stießen ihre Nase leicht nach oben. Sie machte einen tiefen Atemzug. Ihr langes graues Haar hob sich leicht. „Meine erste Ehe wurde vereinbart, bevor ich auch nur geboren wurde. Ich akzeptierte ihn für das, was er war, wie er mich akzeptierte. Wir stritten nie. Meine zweite war sein Bruder. In der dritten heiratete ich aus Liebe. Die anderen aus wirtschaftlichen Gründen. Dir erlaube ich zu bleiben, weil du mich zum Lachen bringst, auch wenn du ein Ausländer bist.“ „Merkwürdig für dich, mich einen Ausländer zu nennen.“ „Wir alle sind für irgendjemanden ein Ausländer. Du für mich. Ich für die Juden, auch wenn mein Volk seit Hunderten von Jahren hier ist.“
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„Nichtjuden werden immer Nichtjuden sein. Egal, wie lange man unter ihnen lebt. Auch wenn du dein Zuhause in ihrem Land besitzt, wirst du immer als ein unpassender Bewohner erklärt. Yehuways Vollmacht macht es so.“ „Wir teilen dieselben Vorfahren wie die Juden“, verteidigte sie sich. „Was spielt das für eine Rolle. Antipas und seine ganze Familie stellen denselben Anspruch.“ „Wir mischen uns bei ihnen nicht ein.“ „Das mag sein, aber gehe in ihren Tempel in Yerushalayim und sie werden dir zeigen, wie sehr du dich bei ihnen einmischt.“ Er war sarkastisch. „Wir mögen gelegentlich mit den Juden in Fehde liegen, aber wir arbeiteten so hart, um unser Heim in diesem Land zu erreichten, genauso wie sie es haben.“ „Yehuway, meine Liebe, rief dein Volk nicht aus Ur, um dieses Land zu besiedeln. Yehuway verkündete nicht deinem Volk, der Welt einen Erlöser zu bringen, noch versorgte er dein Volk mit einem Gesetzesgeber, um für die Welt eine theokratische Regierung einzusetzen. Yehuway wird dein Volk immer als Ausgestoßene sehen. Schlimmer, die vielen Götter, die ihr anbetet, sind für ihn ein Gräuel. Ihr Samariter betet bei den Ruinen eines verfallenen Gebäudes auf dem Berg Gerizim an, der auf Yehuways Land ist, und wofür? Um Yehuway und sein auserwählte Volk zu erinnern, dass dein Volk sich einst dem Propheten Nehemiah widersetzte, als er an den Mauern von Yerushalayim arbeitete? Und was für ein Jude kann vergessen, dass sich dein Volk auch den Seleukiden gegen es anschloss?“ „Das ist alles wahr. Trotzdem glauben wir an den Pentateuch, den Mohse schrieb, übrigens auf dem Berg Gerizim.“ „Da hast du es schon wieder. Mohse schrieb den Pentateuch in Ebal – nicht Gerizim! Wann wird dein Volk je diese unleugbare Tatsache anerkennen?“ „Tatsache für euch, Legende für uns.“ „Vergiss nie die Lektionen der Philister. Eines Tages mögen die Juden beschließen, eure Tatsachen ein für alle Mal loszuwerden.“ „Sie werden uns nicht schaden.“ „Ich bin sicher, Shechem sagte dasselbe. Vergiss nicht, es war der Vorvater der Kohanim von Yerushalayim, Levi, der ihn kastrierte und ermordete, ebenso wie seinen Vater Hamor, außerdem alle Männer der Stadt.“ „Unsere Männer sind beschnitten“, wies sie zurück. „Waren sie es nicht und sind es nicht die Idumäer?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, dass du an eine besondere Auslegung der Bücher Mohse glaubst, aber sei vorsichtig, meine Süße. Die Juden werden eines Tages alle Dinge, die für sie unheilig sind, aus ihrem ganzen Land entfernen: Männer, Frauen, Kinder, Handelsgebäude, Häuser, Anbetungsstätten. Und hätten sie Unrecht, es zu tun?“ 430
„Yehuway ist unparteiisch“, antwortete sie. „Der Mashiach, den er uns senden wird, wird alle Dinge berichtigen.“ „Merkwürdig, dass du an so etwas glauben solltest?“ „Was ist, ist. Und seit wann wird, was von Mohse prophezeit wurde, als eine Lüge angesehen?“ Sie ging zu dem Brunnen, bevor er einen weiteren Satz hinzufügen konnte. „Von allen Männern, um mit ihnen zu leben, wählte ich einen solchen Mann?“ *** Unterwegs nach Galil hielt Yehohshua an, um sich am äußeren Rand von Israels berühmtesten Brunnen in Syhar auszuruhen. Es war beinahe Mittag. „Diese Stadt“, informierte er seine Talmidim, „liegt in der Nähe des Grundstücks, das die beiden Söhne von Yosef von Ägypten von ihrem Großvater Israel erbten. Es war in diesem Land, dass die Stämme Ephraim und Manasseh sich nach der Eroberung unter General Joshua niedergelassen hatten.“ „Ja, ich erinnere mich“, fügte Andreas hinzu. „Es war in diesem Land, dass unser großer Führer und Vorvater, Israel, Sohn von Yitzchak, die meisten seiner Wasserquellen grub.“ „Wisst ihr, was sein Werk symbolisierte?“ fragte Yehohshua. Sie alle schauten einander an, unsicher, wie sie antworten sollten. „Avraham war der geistige Führer, der alles aufgab, um zur Wahrheit zu ziehen. Shem gab ihm die Schlüssel zur Stadt Salem und die Rechte der Eigentümerschaft dazu. Avrahams Erbe reiste durch das ganze festgelegte Land und grub Brunnen, wo immer er konnte, um seinen rechtmäßigen Wohnsitz darin für sich und seine Nachkommen zu errichten. Ya’akov – Israel – kaufte das erste Grundstück und baute das erste Haus und nannte fortwährend dieses Land den Thron Yehuways.“ „Was ist mit seinem Bruder, Esau?“ fragte Jakobus. „Yehuway setzte Esaus Land südöstlich von hier. Niemals sollten diese beiden Söhne dieses Land teilen. Niemals sollten die beiden Söhne gegeneinander im Widerstreit sein, sondern in Harmonie für die Errichtung des ewigen Königreichs des Friedens arbeiten. Selbstsüchtige Ambitionen jedoch verdarben die Wesentlichkeit von Gottes Realität. Esau, der Ya’akov beschützen sollte, verfiel Satans Irreführungen. Was für ein Kind von ihm kann nun in diesem Land mit spirituellem Licht gehen? Das Gleiche gilt für die Kinder Avrahams durch seine Konkubine Keturah. Nicht einem dieser Kinder ist erlaubt, eine einzige Parzelle Land in der Gegend, die für Israel abgesondert ist, zu besitzen. Sie unterzeichneten vertraglich einen Bund, indem sie es erklärten, bezeugt von Yehuway selbst.“ „Kein Ausländer darf daher je in Eretz-Israel leben“, entgegnete Shim’on. „Es wird jedoch eine Zeit geben“, fügte Yehohshua hinzu, „wenn alle Nationen das Licht dieser Wahrheit und eine harmonische Wiederherstellung des Friedens und der Ruhe und einzige Anbetung des 431
wahren Schöpfers des Universum, die auf der ganzen Erde ausgeübt wird, sehen werden.“ „Möge sich die Zeit uns bald nähern“, endete Shim’on. Yehohshuas Füße begannen ihm weh zu tun. Er rieb seine Zehen. Je mehr er sich mit Menschen verband und ihre Schmerzen in seinem Körper aufnahm, umso schwächer wurde er. Seine Immunität nahm ab. „Sollen wir uns hier für eine Weile ausruhen?“ fragte Andreas. „Ja“, erwiderte er. „Aber für jetzt geht ihr alle voraus und kauft Essen für uns, während ich hier alleine warte.“ „Alleine?“ wiederholte Andreas. „Ich brauche einige Zeit, um nachzudenken.“ „Natürlich“, Shim’on zog seinen Bruder von Yehohshua weg, dann deutete er den anderen, ihm zum Markt zu folgen. Yehohshua wischte seine Stirn vom Schweiß sauber und fühlte seine ausgetrocknete Kehle. Er fühlte eine merkwürdige Schwäche in seinen Armen, als er nach dem Seil griff. Er blinzelte und probierte es wieder. Er gab auf. Mehrere Minuten später näherte sich eine Frau dem Brunnen, um Wasser zu schöpfen. Als sie zu ihm ging, erschien sie wie eine schattenhafte Gestalt gegen einem schimmernden Pergament von Sand. Es schien, als ob Hitzewellen um sie herum tanzten. Yehohshua rieb seine Stirn. Eine hellsichtige Phase überwältigte ihn. Plötzlich wusste er alles über die Frau. Ohne Zurückhaltung prüfte er ihre Liebenswürdigkeit. „Bitte, schöpfe etwas Wasser für mich.“ Sie schaute auf die Kleidung des Mannes, auf sein Haar, seinen Bart. „Wie kommt es, dass du, der du ein Jude bist, mich zu trinken bittest, wenn ich eine Samaritern bin?“ fragte sie. „Die Juden haben nichts mit den Samaritern zu tun“, zitierte sie ihren Lebensgefährten. Er schloss seine Augen und trat in eine spirituelle Trance. Bilder drangen in seinen Verstand der vergangenen sieben Jahrhunderte, als die Assyrier die nördlichen zehn Stämme von Israel eroberten, und wie die große Mehrheit dieser Israeliten in den fernen Norden zerstreut wurde und ihr Land durch heidnische Völker anderer Länder ersetzt wurde. Während des Verlaufs der Zeit und Wechselwirkung, verheirateten sich die Überlebenden, die zurück bleiben, mit den Heiden. Die bestimmte Rasse zog ihren eigenen religiösen Glauben vor. „Wenn du nur die Gabe Gottes kennen würdest“, sagte Yehohshua, „und wer es ist, der dich bat: ‚Gib mir zu trinken.’ Sicherlich hättest du dasselbe von ihm erbeten und er wiederum würde dir lebendiges Wasser geben.“ Sie prüfte den Mann am Rand des Brunnensteinrandes. Er schien königlich, stark, doch mitfühlend zu sein. Doch da war eine merkwürdige Distanz. Sie hatte es vorher gesehen – die Berührung des Wesens des Menschen zu etwas Mächtigerem als der Mensch. „Mein Herr“, erwiderte die Frau, „du hast nichts, um damit zu schöpfen. Der Brunnen ist tief.“ Sie zögerte, schaute hinunter auf die schwarze Tiefe, wo das Licht vor langer Zeit versagte, den sanften Anstieg des Wassers zu enthüllen. „Woher wirst du dieses lebendige Wasser bekommen?“ Dann beschloss sie, ihn 432
zu prüfen. „Bist du größer als unser Vater Israel, der uns diesen Brunnen gab. Er selbst trank von hier, so wie seine Kinder, ebenso sein Vieh.“ „Nimmst du Yitzchak als deinen Vater an?“ erwiderte er mit monotoner Stimme. „Unsere Vorfahren verheirateten sich mit den nördlichen Stämmen Israels, also ja, ich bin ein Kind von Yitzchak.“ „Akzeptierst du die Schriften von Mohse?“ „Natürlich.“ „Ich sage dies: Wer dieses Wasser trinkt, wird wieder durstig werden“, erwiderte Yehohshua. „Aber wer das Wasser trink, das ich ihm gebe, der wird nie durstig sein. Eher wird das Wasser, dass ich gebe, innen wie eine Wasserquelle werden, die hoch zu ewigem Leben springt.“ Die Worte faszinierten sie. Sie schritt näher, stellte ihr Gefäß hin und ergriff ein Seil. „Mein Herr“, sagte sie, „gib mir dieses Wasser, damit ich nie dürsten möge, noch je hierher komme, um zu schöpfen.“ Yehohshua prüfte ihre Augen, die einen starken Charakter zeigten. Dann bemerkte er ihre Finger mit vielen Ringen, ihre goldenen Armbänder, ihren Nasenring und ihre Ohrringe. Sie war eine einflussreiche Frau. Sein Blick drang tief in ihr Bewusstsein. Er fühlte sich über ihren unmoralischen Zustand traurig: ihre Suche nach einer Lösung, aber ihre Unfähigkeit, sie zu finden, ohne sich den Dorfältesten auszusetzen. In diesem Augenblick fühlte er den Wind gegen sich wehen und den Saum seiner Tunika heben. Sie sah sie auch von seiner Schulter erheben, als ob der Wind bereit wäre, ihn in die Wolken davonzutragen. „Geh!“ sagte Yehohshua. „Rufe deinen Ehemann. Dann komm hierher zurück.“ „Ich habe keinen Ehemann“, antwortete die Frau. Er schaute wieder auf ihre Hände. Yehohshua nickte. „Du hast zu mir die Wahrheit gesprochen. ‚Ich habe keinen Ehemann’, denn du hast fünf Ehemänner gehabt. Überdies ist der Mann, mit dem du lebst, nicht dein Ehemann. In dieser Angelegenheit hast du ehrlich geantwortet.“ Sie schaute wieder in seine Augen und auf seine Gesichtszüge. Sie fühlte eine Kälte durch ihren Körper ziehen. „Mein Herr, ich nehme wahr, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter beteten auf diesem Berg an. Doch die Juden sagen zu uns: ‚Yerushalayim ist der einzige Ort, wo Männer richtig Adonai anbeten können.’“ „Frau, glaube mir“, erwiderte Yehohshua, „die Stunde wird kommen, wo ihr weder auf diesem Berg noch in Yerushalayim den Vater anbetet. Was ihr anbetet, kennt ihr nicht. Wir kennen, was wir anbeten. Die Rettung gehört den Juden.“ Sie zog ihre Lippen ein und schluckte. „Wird Rettung je den anderen Kindern der Welt gewährt werden?“ „Der Tag des Gerichts wird kommen, worin der Vater des Universums alles Unrecht bereinigen wird.“ „Wie du wahrgenommen hast, bin ich nicht verheiratet, aber ich schade niemandem. Ich streite nicht. Ich stehle nicht. Was ich habe, teile ich.“ 433
„Es ist leichter, die höchste Steigung zu gehen als den geraden Pfad zu Gott zu sehen.“ „Wenn ich Jüdin wäre – ein Mitglied der Hebräer – würde ich die Straße deutlicher sehen?“ „Wie könnte das sein, das vom Anfang der Besiedlung des Landes durch deine Vorfahren dein Volk nicht Yehuway angebetet hat. Seit der Zeit der Assyrier, als sie in dieses Land Menschen aus Babylon, Cuthah, Avva, Hamath und Sepharvaim brachten, haben deine Vorfahren falsche Götter angebetet. Seit siebenhundert Jahren hat sein Volk das jüdische Beispiel gehabt, doch gaben sie nie den Berg Gerizim auf, um Erkenntnis und Verständnis der Schriften zu suchen. Stattdessen änderten eure Kohanim den Text, wo es ihnen passte und daher regulierten sie das Licht eurer Spiritualität zur Dunkelheit. Die Babylonier machten Bilder von Succothbenoth/Merodach, der, sagt ihr, die Welt erschuf. Die Männer von Cuthah machten Bildnisse von Nergal, der, sagt ihr, die Sonne schuf und dem Menschen Feuer gab, und der über die Pestilenz und die Unterwelt der Toten herrscht. Er treibt böse Dinge gegen den Menschen voran, doch kniet ihr alle vor ihm. Die Männer von Hamath machten Bilder von Ashima in der Form einer haarlosen Ziege, und hier Samariter bewahrt dieses Bild vor den Betten und erwartet, dass er eure Eierstöcke bereichert und den Samen eurer Männer stark macht. Mehr als das, die Sepharviten verbrannten ihre Kinder in einem Feuer als ein Opfer für Adrammelech und Anamelech. Als dies begingen sie, während sie vorgaben, friedlich neben Yehuways Volk zu leben. Wie kann ein götzenanbeterisches Volk, oder ein Volk, das sich weigert, unseren einzigen Gott anzubeten, in Frieden neben Yehuways Volk leben? Was für eine fremde religiöse Organisation hat Yehuway gesegnet? Was für eine organisierte Einrichtung hat er für heilig erklärt, anders als die Hebräer?“ „Was du von unserer Vergangenheit sagst, ist wahr? Doch viele von uns haben sich bekehrt und Yehuway als den wahren Gott und Schöpfer des Universums angenommen.“ „Wie viel weißt du von dem Schöpfer?“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Ich kann mir nicht vorstellen, so viel wie du zu wissen. Aber ich, und viele unter uns, wollen mehr wissen, aber was für ein Parush will mit uns reden? Viele von uns beten um einen Mann mit Wissen, dass er zu uns kommt, um uns die Genauigkeit aller Dinge zu erklären.“ Yehohshua lächelte, als er den Becher Wasser annahm, den sie für ihn schöpfte. Seine Stimme wurde wieder normal. Seine Augen hellten sich auf. Die Distanz des Geistes eines Mannes, mehr zum Himmel als zur Erde, milderte sich zwischen ihnen. Sein Lächeln veranlasste sie zu lächeln. Sie kicherte beinahe. Ihre Finger berührten sich augenblicklich, als er den Becher von ihr nahm. Eine Energie des Mitgefühls floss von seinen Fingern zu ihren. Sie fühlte ein leichtes Prickeln an den Haarwurzeln ihres Kopfes. Er beschloss, ihr mehr zu erzählen. „Die Stunde wird kommen, und sie ist jetzt, wenn alle wahren Anbeter den 434
Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten. In drei Jahren wird der Vater solche suchen, die ihn anbeten, ungeachtet dessen, woher ihre Vorfahren kamen und von welcher nationalen Gruppe, Rasse oder Hautfarbe sie sind. Ein König wird alle gleich dem Haus des Allmächtigen darbringen. Gott ist ein Geist. Jene, die ihn anbeten, müssen ihn in Geist und Wahrheit anbeten.“ „Ich weiß“, ihre erwiderten Worte nahmen ein Wesen göttlicher Offenbarung an, „dass der Mashiach endlich kommen wird. Wir nennen diesen Mann Taheb, den Wiederhersteller in unserer Sprache. Wenn er kommt, wird er uns alle Dinge bezüglich Yehuway erzählen.“ „Ich, der nun zu dir spricht, bin er“, erwiderte Yehohshua. Er weigerte sich, sie aus den Augen zu lassen. Sie weigerte sich auch, von Yehohshua zurückzutreten. Es war, als ob sie von einem Gedanken gefangen waren, der sie für eine Zeitspanne verband, der Stillstand aller Dinge verlangte, daher konnten alle Ereignisse, die in der Geschichte geschahen, sofort begriffen werden. Diese undurchdringliche Sekunde wurde durch das Rufen eines Schwarms von Schwalben unterbrochen. „Sieh, die Vögel singen Lobpreisungen für Yehuway“, reagierte er auf das Geräusch. Beide blickten gleichzeitig auf die Wolken. „Fliegt schnell zu eurem Vater“, sagte sie. Er machte einen Schluck und reichte ihr den Becher. Sie teilte ihn sofort. Er lächelte wieder. Diesmal lachte sie und ihr Lachen steckte Yehohshua an. Er brüllte vor Lachen, als ob sie seit Jahren Freunde gewesen wären und alle Dinge zwischen ihnen waren prima und annehmbar. Keine Urteile, keine grobe Kritik, keine Forderungen. Nur Akzeptanz auf einer reinen Ebene der Liebe. Während sie lachten, gefangen in einem Geist der Freude, sahen seine Talmididm sie, als sie das Zelt des Lebensmittelhändlers verließen. „Warum redet er mit einer Samariterin?“ fragte Jakobus Yochanan. „Warum kann er nicht mit einer Samariterin reden?“ entgegnete Yochanan. „Nun“, sein Bruder rieb sein Kinn, „weil er es nicht kann, darum!“ „Er kann reden, mit wem er will“, focht Yochanan an, und die beiden meckerten aneinander herum, als sie zu den beiden lachenden Gestalten gingen. „Ihr zwei seid still“, gebot Kefa, als sie sich Yehohshua näherten. Obwohl die beiden Brüder zu streiten aufhörten, fragten sich alle, warum er mit der Ausländerin sprach. Doch keiner unter ihnen fragte sie: „Was suchst du?“ noch sagten sie zu ihm: „Warum redest du mit ihr?“ Unbehaglich bei den Blicken und der Unfähigkeit, mit ihr zu reden, verlor ihr Gesicht sein Lächeln. Sie verließ sie schnell, indem sie ihren Wassertopf vergaß. Sie kehrte sofort in die Stadt zurück, wo sich die Lebensmittelhändler und Stadtführer versammelten. Sie hatten die ganze Sache gesehen. „Was ist los?“ fragte sie die Ehefrau eines Händlers.
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„Kommt!“ sagte sie zu ihnen. „Ich will, dass ihr alle den Mann kennen lernt, der mir alle Dinge sagte, die ich tat! Sagt mir, ob dieser Mann nicht der Mashiach ist.“ „Warum würde ein Jude, oder Hebräer, sich die Mühe machen, mit uns zu reden?“ fragte sie der Stadtführer. „Er ist mehr als ein Jude. Kommt!“ beharrte sie. „Lasst uns lieber statt mit den Juden zu reden, Steine auf sie werfen, um sie loszuwerden“, gebot ein Kaufmann Einhalt. „Du wärest über sie nicht so wütend, wenn sie dein Obst und Brot kaufen würden, nicht wahr?“ erwiderte sie. „Das ist Geschäft. Aber in unserer Stadt herumzulungern ist tiefgreifende Arroganz. Es ist beinahe wie stille Feindseligkeit gegen uns und dient dazu, uns zu erinnern, dass wir Samariter sind.“ „Viele von uns haben sich mit Kindern von Avraham verheiratet. Ich will, dass du mit ihm redest.“ „Gut“, milderte der Stadtführer den Groll der Menschenmenge, „da du uns bezeugst, dass er fähig ist, alles zu wissen, was du je getan hast, vielleicht ist er es wert, mit ihm zu reden. Nicht alle Juden können schlecht sein, nicht wahr?“ Die Menge lachte und begann auf die jüdischen Männer zuzugehen. Während die Samariter redeten, weigerte sich Yehohshua zu essen. „Es ist ordentlich gekocht“, versuchte Andreas ihn zu überreden, das Essen zu kosten, das sie gerade für ihn gekauft hatten. Stattdessen sagte Yehohshua: „Ich habe Nahrung zu essen, über die ihr nicht Bescheid wisst.“ Dies sagte er, als er wieder in der spirituellen Trance gefangen war, die mit seiner Unterhaltung mit der Frau begonnen hatte. Er benutzte das Wasser, um die ewige Erneuerung der Seele zu symbolisieren, und die Nahrung, um die ewige Befriedung von Mangel an Hunger und individualisierter Zufriedenheit mit dem Leben und seiner harmonischen Erfüllung in einem Paradies des Friedens. Verwirrt fragte Yochanan Jakobus: „Wer gab ihm etwas zu essen?“ „Wer sonst, außer die Frau?“ und so begann beinahe ein weiterer Streit. Die anderen Talmidim wählten Seiten zwischen ihnen. Bis dahin erreichten die Dorfbewohner den Brunnen. Sie bildeten einen großen Kreis um die Männer, die schwiegen, als sie die große Zahl der Männer und Frauen um sie herum bemerkten. Verlegen wurde Jakobus Gesicht knallrot. Yehohshua brach in Lachen aus und Philippus fiel mit ein. Wieder milderte sich Yehohshuas spirituelle Trance, löste sich dann auf. Sein spiriturelles Bewusstsein und seine Identifikation mit Yehuway jedoch stärkte ihn mehr als zuvor. Er entdeckte in sich eine Fähigkeit, an Fremde himmlische Worte zu verbreiten, die er einst auf weniger Zuhörer beschränkt hatte. „Freunde“, rief Yehohshua aus und deutete jedem, sich auf den Boden zu setzen. Er ging zu ihrem Führer und berührte seine Schulter, indem er ihn herzlich anlächelte. Der Führer erwiderte sein Lächeln und jeder fühlte 436
eine ausgewogene Behaglichkeit. Die Talmidim hatten nie zuvor eine solche Offenheit seinerseits gesehen, eine solches Teilen seiner Pesönlichkeit mit Fremden, und ein so intensives sich Vermischen unter der Menge. Solche Liebe. Dann begannen sie zu erkennen: alle nationalen Identitäten fielen in diesem Kreis der Liebe auseinander. „Meine Nahrung“, begann Yehohshua, „soll die Wünsche von ihm darstellen, der mich sandte, und um sein Werk zu vollenden. Einmal sagte mein Freund Nathaniel zu mir: ‚Da sind noch vier Moante, dann kommt die Ernte.’ Stattdessen sage ich diese Analogie des Erntearbeiters zu euch: ‚Hebt eure Augen und schaut auf die Felder. Sie sind schon weiß zur Ernte.’ Der, der erntet, wird Lohn erhalten und wird Frucht zum ewigen Leben sammeln. Beide – er, der sät, und er, der erntet – werden an dieser Freute Anteil nehmen. Und durch diese Weise ist dieses Sprichwort wahr: ‚Einer sät, während ein anderer erntet.’ Ich schickte euch zu ernten, was ihr nicht mit Arbeit gegeben habt. Andere Männer arbeiteten, und ihr seid in ihre Arbeiten eingetreten.“ Als die vereinte Gruppe von Zuhörern seine Worte hörte, begann sie alle untereinander zu reden. Yochanan klopfte seinem Cousin auf die Schulter. „Sagst du zu uns, dass die Welt im Wesentlichen rein ist und auf die Zeit der Rettung wartet, um Vollkommenheit zu erlangen?“ „Da sind zwei Arbeiter“, erwiderte Yehohshua. „Einer ist ein Erntearbeiter, der das Predigtwerk darstellt, und sobald er Yehuways Wahrheit erkennt und sich ihr ergibt, erlangt er ewiges Leben. Der Sämann ist der eine, der dem Erntearbeiter die Wahrheit offenbart. Wahrheit wiederum gibt ewiges Leben. Leben erneuert sich, wie eine Garbe es tut. Das ist die Gabe der Erlösung. Zusammen frohlocken der Erntearbeiter und der Sämann. Der Sämann wünscht alle Erntearbeiter willkommen zu heißen, um für immer in seinem Haus zu wohnen.“ „Was bedeutet, als du sagtest: ‚sandte euch’?“ „Gesendet zu werden ist meine Prophezeiung, was bald mit euch und dem Rest eurer Gefährten geschehen wird. Ihr alle werdet in den Fußstapfen eures Vorgängers folgen. Ihr alle werdet in den Fußstapfen von Yehohanan folgen. Ihr alle werdet die Grundsteine des Werkes werden, das noch vollführt werden muss. Ihr werdet hart auf dem Feld der Gerechtigkeit arbeiten. Winde des Triumphs werden euch so sicher wie Winde der Bedrängnis und Verfolgung folgen.Bereichert die Erde mit eurem Wunder, denn sicher werden die Regierungen dieser Welt danach trachten, euch zu vernichten, als ob sie eine Sichel gegen die Wurzlen des Weizens und der Gerste trügen. Ich bin der Eckstein eurer Rettung. Nehmt meine Lehre an und jedes Unrecht wird Vergebung finden.“ Ungefähr zu dieser Zeit schenkte ein junger Mann Yehohshua einen Korb mit Obst. Ein anderer gab ihm ein neues Hemd. Andere brachten mehr Geschenke für seine Anhänger. Yehohshua sprach wieder zu ihnen, indem er mehr Analogien und Behauptungen der Wahrheit darbrachte. Er zitierte Psalme und lehrte sie 437
die Geschichte, wie die Dinge entstanden und erzählte ihnen die Geschichten der Genesis. Er sprach von Adam und Havva, von Kain und Abel und wie Seth Abels Ersatz wurde, um Yehuways Mission, der Welt zu predigen, dass eine ewige Regierung, geführt durch einen ewigen Herscher, eines Tages beständig auf der Erde errichtet werde. Er lehrte sie, dass der Himmel Yehuways Wohnsitz ist, verboten für Menschen, und dass der Tod ein Kreislauf des Schlafs ist, wo alle Menschen ohne Gedanken und Erinnerung sind. „In der Dunkelheit warten die Toten auf den Auferstehungsruf. Wenn sie erwachen, werden sie tausend Jahre unter der Aufsicht des gerechten Lehrers, beaufsichtigt von einer gesalbten Klasse von Unterweisern. Nachdem dieser Tag endet, werden die Schüler gemäß ihrer vergangenen Werke gerichtet, um entweder ständige Bewohner auf der Erde zu werden, oder in einen Zustand der Vergessenheit zu fallen. Ihre Namen und Gesichter werden aus dem Sinn der Überlebenden erlöscht werden. Das ist Scheol genug.“ Die Lektionen, die er mit ihnen teilte, bestätigten in ihren Herzen, dass dieser Mann tatsächlich der Mashiach war. „Die Frau sagte uns die Wahrheit“, sagten ein paar. „Niemals hat ein Jude, noch ein Hebräer, zu uns als Gleichgestellter gesprochen“, antworteten andere. „Es ist wahr“, erklärte ein anderer. Am letzten Tag seines Besuchs näherte sich die Frau Yehohshua und stellte ihm ihren Lebensgefährten vor. Die Menge schwieg, als sie davon erfuhr. Sie erwarteten, dass er sie zurückweisen, fortgehen, auf den Boden spucken würde. Stattdessen umarmte er den Mann. „Ich bin nicht in Sünde?“ sagte der Mann. „Ja, aber danach werdet ihre beide die Sünde richtig stellen und euch zu Gottes Gnade wieder zusammensetzen.“ „Wohin reist ihr?“ fragte die Frau. „Nach Galil“, antwortete Nathaniel für Yehohshua. „Bleibt für ein paar weitere Tage bei uns“, flehte der Stadtführer. „Ruht euch aus. Esst. Prophet, lehre uns alles, was du kannst.“ Also blieben Yehohshua und seine Talmidim in der Stadt Sychar für zusätzliche zwei Tage. Während dieser Zeit entwickelte Yehohshua seine Redefähigkeiten weiter. „Daniel war ein Prinz des Stammes Juda. Im ersten Jahr von Darius Herrschaft, der König der Chaldäer, erschien der Engel Gabriel Daniel, um ihm eine Prophezeiung zu offenbaren. Er sagte: ‚Siebzig Wochen sind für die heilige Stadt bestimmt worden, ihre Übertretung aufzugeben und den Sünden ein Ende zu setzen. Für Frevel sühnen. Ewige Gerechtigkeit bringen.’“ Er machte eine Kunstpause, dann fügte er hinzu: „Fasst den Vorsatz, eure Persönlichkeiten sauber zu machen, und würdig der der Unterhaltung mit den Richtern, die vor euch stehen werden, denn sie halten in ihren Händen Federkiele, um eure Namen in das Buch das Lebens zu schreiben.“ *** 438
Fünfundzwanzig Jahre später, während Kefa in der Stadt Babylon lebte, traf er sich mit seinem Freund Markus. „Als Yehohshua zu den Samaritern sprach, wusste ich wenig, dass er uns auf einen weltweiten Dienst vorbereitete.“ „Was bedeutet die Prophezeiung von Daniel?“ fragte Markus. „Sieben mal siebzig ist gleich vierhunderneunzig Jahre. Nachdem die Stadt Yerushalayim sich aus ihrer Asche der Eroberung durch Nebukadnezar erhob, wurden zweiundsechzig Wochen für den Mashiach zugeordnet, um den Hebräern zu erscheinen. Die ersten dreieinhalb Jahre ging er unter uns, um uns die Nachricht von Yehuways Plan der Rettung zu predigen. Dann wurde Yehohshua zu Tode gebracht für seinen Dienst an den Kindern Judas Benjamins und Levis, durch die Juden selbst. Nachdem er vom Tod auferstand, predigten seine Anhänger weitere dreieinhalb Jahre ausschließlich denselben Juden und Lewiten, die ihn ermordeten. Wir taten dies, um ihnen zu zeigen, dass Yehuways Werk noch immer dem auserwählten Volk gehörte, um für ihre Taten gegen Gottes Sohn ein Zeugnis der Vergebung zu gewähren. Nach dieser Zeitspanne wurden die Anhänger Christi ermächtigt und ermutigt, die gute Nachricht allen Nationen zu bringen. Ich war der Erste, der einem neuen Juden mit dem Namen Cornelius, der ein römischer Zenturio war, predigen und ihn taufen durfte. Nachdem er getauft wurde, zog er sich vom Militär zurück und gab alle Verbindungen zur nationalen Zugehörigkeit auf. Er wurde ein Bürger der Welt, ergeben, um Yehuway ausschließlich unter dem Namen von Yehohshua zu dienen. Daniel prophezieite uns auch die zweite Eroberung von Yerushalayim, die fünfunddreißig Jahre, nachdem Yehohshua auf dem Folterpfahl umkam, geschah. Der römische General Titus ermordete 300.000 Juden und versklavte 97.000 Überlebende, die eingeführt wurden, um in den Arenen von Ägypten, Libyen und Rom zu kämpfen. Es war der Reichtum von Yerushalayim, der Roms fabelhaftes Kolosseum baute. Der katastrophale Krieg zwischen den Armeen von Rom und den Hebräern tobte vom 3. April bis 30. August.“ „Wird Yehuways Tempel sich je wieder erheben?“ „Nicht während dieses Systems der Dinge. Yehuway muss zuerst die Erde von dem Bösen säubern und eine weltweite Regierung errichten, die von gerechten Männern verwaltet wird, ausgebildet im Gesetz der Barmherzigkeit, motiviert durch reine Liebe, bevor der Tempel wiedererbaut wird.“ Werden diese gerechten Statthalter den neuen Tempel erbauen?“ „Nein, Yehuway selbst wird ihn bauen und auf der Erde errichten. Sie wird die Hauptstadt der Welt unter einer einzigen theokratischen Regierung mit Yehohshua selbst als ihr ewiger König sein, mit einem Gremium gesalbter Statthalter, die nie in ihren richterlichen Entscheidungen wanken werden.“ Sechshundert Jahre, nachdem Kefa in der Stadt Babylon in dem Land Parthia starb, baute Kalif 'Abd al-Malik ibn Marwan den Felsendom auf 439
der Stelle, wo die römische Festung Antonia stand. Kein jüdisches oder christliches Gebäude erhob sich wieder, wo Yehuways Tempel gewesen war. *** In der Stadt Sychar akzeptierten viele Prinz Yehohshua als den hergehenden Führer der Juden infolge der Kraft seiner Worte, der Macht seiner Persönlichkeit und seine Abstammung. Am Morgen des dritten Tages sagte die Samariterin zu ihm: „Nun glauben wir, nicht wegen dem, was gesagt worden ist, sondern weil wir dich selbst gehört haben. Wir wissen, dass du tatsächlich der Mashiach bist – der Erlöser der Welt.“ Sie berührte seine Wangen und lächelte ihn strahlend an. „Musst du gehen?“ „Ich sagte einmal“, erwiderte Yehohshua, „,ein Prophet hat keine Ehre in seinem eigenen Land.’ Jedoch ist mein Herz nun mit einem starken Wunsch bestärkt, zu sehen, ob meine Worte und Philosophie eine Wirkung auf Natzeret haben wird.“ „Möge es sein, wie du wünschst“, der Stadtführer berührte seinen Arm. Ein trauriges Lebewohl ertönte von den Frauen und Männern, als Yehohshua und seine Talmidim ihre Stadt verließen, um ihre Reise in Richtung Galil fortzusetzen. Als sie schweigend durch die Hügel gingen, wunderte sich Yehohshua, ob seine eigenen Leute ihn so herzlich wie die Samariter empfangen würden. Nicht ein Anhänger sagte ein Wort. Die Augen der Frau folgten Yehohshua, solange sie konnte. Schließlich war er völlig außer Sicht. Sie drehte sich um, um den Führer anzublicken, der neben ihr stand. Ihre Herzen schmerzten gleichzeitig. „Ich bin froh, dass du uns sagtest, dass dein Mann nicht dein Ehemann ist. Es zeigt, dass wir alle fähig sind, heimliche Sünden zu begehen.“ Hochmut erhob sich in ihr. „Ich war die Erste, die verstand, wer Yehohshua ist und was er für die Welt bedeutet.“ „Du bist immer mit einem besonderen Verständnis der menschlichen Natur gesegnet gewesen. Deine Auffassungskraft und Einsicht sind beispiellos. Aber wir selbst prüften seine Worte. Wir selbst fanden keinen Makel an ihm. Wir begannen ihn zu akzeptieren, nicht, weil du zu uns sagtest: ‚Er sagte mir alles, was ich tat’, sondern eher, weil wir ihn zu uns unleugbare Worte der Wahrheit und Weisheit sprechen haben hören. Seine Manieren allein überzeugten uns von seiner Beziehung zu Yehuway.“ *** Nördlich von Sychar lag das Tal Jezreel. Die müden Reisenden überquerten die Karmel-Gebirgskette und von dort betraten sie die Ebene von Esdraelon.
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„Die Kanaaniter hatten hier eine mächtige militärische Streitmacht“, Yehohshua zeigte zu den Ruinen der Stadt Jezreel. „Gideon und seine MÄnner kämpften hier gegen die Midianiter und die Amalekiter.“ „Die feindlichen Soldaten wandten sich gegeneinander“, warf Philippus ein, „als Yehuway die Führer verwirrte, wer Freund und wer Feind war.“ Yehohshua rieb seine Stirn in plötzlicher Traurigkeit. „König Sauls Sohn JOnathan wurde von Philistern nicht weit weg von hier getötet. König Saul als gesalbter Herrscher von Yehuway konnte von den Philistern nicht getötet werden. Übrwältigt vor Qual beging er Selbstmord.“ „Sind die Gesalbten immun gegen Gewalt?“ „Nein“, antwortete Yehohshua einfach. „Der Prophet Hosea sprach von Jehu, der Ahabs Armee vernichtete und auch den Tod von Jezebel durch eine Gruppe von Kötern vorhersagte, die ihre Leiche fraßen, nachdem sie aus dem Palastfenster fiel. Obwohl Jehu ein Gesalbter war, erlaubte er doch, dass die Kalbsanbetung in den nördlichen Statten Israels blieb. Jehus Ururenkelsohn Zacharias wurde von Shallum ermordet, der den Thron dann selbst an sich riss. Fünfzig Jahre später wurde seine eigene Dynastie durch die Assyrier in genau diesem Tal Jezreel vernichtet. Also, nun scheint es, dass ich auf dem Land von Issachar gehe.“ In genau diesem Augenblick brach er weinend zusammen. Seine Talmidim, beunruhigt durch seine Bereitschaft, so oft vor ihnen zu weinen, umrundeten ihn. „Großer Lehrer, was beunruhigt dich nun“, fragte Kefa. „Ich muss beten“, strömten seine beinahe zusammenhanglosen Worte heraus. „Bitte.“ Kefa deutete für den Rest, weit weg zu gehen. Yehohshua trieb langsam auf seine Knie, dann fiel er mit dem Gesicht nach vor auf den Boden, wo er sich ausstreckte. Eine Tränenflut überwältigte seinen Körper, erschüttert vor emotionaler Bestürzung. „Warum tut er das immer?“ fragte Nathaniel Philippus. Er schüttelte einfach seinen Kopf. „Abba“, begann er, „vergib jeder Person, die danach strebt, mir zu schaden. Wenn ich keine Ehre unter meinen Mitmenschen haben soll, lass es geschehen, denn ich suche sie nicht.“ Nathaniel ging endlich zu ihm und berührte seine Schultern. Er senkte sich hinab, um Yehohshua anzublicken. „Ich habe nicht vor, dich zu stören, aber warum betest du in solchen Anfällen?“ Yehohshua sauste nach vor, umarmte Nathaniel und küsste ihn auf den Hals. „Es ist, weil ich so viel Liebe für die Welt habe.“ In jener Nacht, nachdem die herrliche lavendelblaue Färbung des Horizonts sich in der tiefen Dunkelheit niederließ, fiel Schlaf über Yehohshuas Anhänger. Aufgeregt, unfähig zu schlafen, leidend durch zahlloses Wachwerden, stand Yehohshua aus seiner provisorischen Bettrolle auf und lehnte sich an einen Baum. Er entließ einen tiefen Seufzer. Sein Klang störte einen Vogel und griff auf die Sicherheit einer in der Nähe stehenden Gazelle ein. 441
Das Zwielicht der Nacht gab schrittweise der aufgehenden Sonne nach. Eine grimmige rote Wolke verbarg die ferne Aussicht auf die Ebene, die zu den Ufern des Großen Meeres führte. Ein sanfter Wind kühlte den Schweiß seiner Stirn. Er trocknete seine Hände auf seinem Gewand. Yochanan wachte zuerst auf. Taumelig ging er zu seinem Cousin ersten Grades. Die Erde fühlte sich eigenartig unter seinen Füßen an. Seine Ohren hörten einen seltsamen Aufschrei. Er wirbelte herum. Nur die tiefroten Wolken starrten zu ihm zurück. Schichten der Bewegung begegneten seinen Füßen wieder. Ein weiterer Aufschrei durchdrang sein Bewusstsein. Er drehte sich um, um Yehohshua wieder anzublicken. Vor ihm erschien eine große Vision. Eine große Menge von Männern, Frauen und Kindern erhoben ihre Arme und schrieen ein donnerndes Willkommen. Die Menge jubelte Yehohshua zu, als er näher kam. Viele zogen ihre Tuniken aus, wickelten Stroh hinein und warfen sie vor seine Füße, indem sie die Straße polsterten. Yochanan versuchte verzweifelt, ihn zu berühren, um seine Kraft zu fühlen, um seine Furcht zu beruhigen. „In diesem Land werde ich bescheinigen, wer ich bin“, hörte er die Worte seines Cousins durch das Schreien. Es war ein leises Lied, entzückend in seinem Ton. Die Vision brach ab. Zitternd eilte Yochanan zu Yehohshua. Er ergriff ihn fest und brach in Tränen aus. „Sie werden dich ermorden!“ schrie er und weckte das ganze Lager. *** „Natzeret liegt im Land von Zebulon“, sagte Kefa zu Philippus, als sie den Rand eines kleinen Dorfes in Galil erreichten. Dort warteten Clophas, seine Ehefrau, die andere Maria, seine Kinder Jakobus der Geringere und Joses vor einer großen Gruppe von Männern, Frauen und Kindern auf den offenen Feldern. „Denkst du, sie werden verfaultes Obst nach uns werfen?“ flüsterte Nathaniel Philippus und Kefas zu, da er keine von ihnen als Anhänger von Yehohshua erkannte. „Bring sie nicht auf Ideen“, warf Andreas ein. Kefa ging direkt hinter Jakobus und Yochanan, indem er sich vergewisserte, dass sie sich benehmen würden, falls die Dinge unter den Leuten außer Kontrolle gerieten. Jedoch als Yehohshua die Menge erreichte, jubelte plötzlich eine kleine Gruppe von galiläischen Zeloten „Heil, Yehohshua aus dem Haus David!“ jedem zu, der zuhörte. Dies taten sie, weil sie alle Dinge, die Yehohshua während des Passahfestes im Monat Abid in Yerushalayim volllführt hatte, gesehen hatten. Und viele wunderten sich, dass ein direkter Nachkomme von David in Galil lebte. *** 442
Am ersten Montagmorgen des Monats Tischri 30 n.Chr., acht Monate, nachdem Yehohshua die Kaufleute im Tempel verprügelte, rüttelte Kefa Yehohshua wach. „Wir sind mit dir viele Monate gereist“, begann er, „aber jetzt bist du sicher unter Freunden und dein Onkel wird dich beschützen. Erlaube uns, bitte, zu unseren Freunden und unserer Familie zurückzukehren.“ Yehohshua erhob sich von dem Bett, rieb seine Stirn und reinigte seine Augen von dem verweilenden Schlaf. „Werden Jakobus und Yochanan mit dir reisen?“ „Sie vermissen ihren Vater und ebenso vermisse ich meine Ehefrau und Kinder.“ „Und Nathaniel und Philippus?“ „Ebenso Andreas“, beendete Kefa Yehohshuas Gedanken. „Wir alle wollen nach Hause zurückkehren. Acht Monate sind eine lange Zeit, um von unseren Familien fort zu sein.“ „Ja“, nickte Yehohshua. „Wie ein Sohn Äonen weit weg von seinem Vater reist, so muss es ihm scheinen.“ Yehohshua folge Kefa aus dem Zelt hinaus, wo die anderen auf ihn warteten. Yehohshua lächelte, dann lachte er. Die anderen fielen in das Lachen mit ein, als sie das Morgenbrot unter ihnen weiterreichten. Er umarmte einander abwechselnd, dann zupften er verspielt an Jakobus Mantel. „Höre auf, so viel mit deinem Bruder zu streiten.“ „Er fängt an“, erwiderte Jakobus, und wieder lachten alle zu Jakobus Verlegenheit. „Tatsächlich seid ihr zwei die Donnersöhne – B’nei-Regesh. Philippus, pass gut auf dich auf“, Yehohshua lächelte wieder, als eine Träne sich in seinem Auge bildete. „Ebenso musst du es“, sprach Nathaniel für sie beide. „Und du, Andreas?“ „Zuerst werde ich anhalten und Yehohanan den Untertaucher besuchen. Dann werde ich nach Hause zurückkehren.“ Yehohshua stimmte zu. „Yehuway wird mit euch allen reisen“, er winkte, als sie begannen, fortzugehen. Andreas drehte sich um und behauptete impulsiv: „Du bist unser großer Lehrer. Möge Yehuway alle deine Schritte heiligen.“ Yehohshua fühlte einen harten Klumpen in seiner Kehle, seine Brust wurde eng, sein Atem versagte beinahe. Sein kleines Würgen donnerte in einen bekümmerten weinenden Ausruf. Alle seine Talmidim eilten, um ihn zu umarmen. *** Einsame, einsame Tage verschlangen Yehohshua. Er zog sich zurück zu dem trostlosen Abgrund der Depression. Er kämpfte hart, um zu beten, um das schreckliche Flüstern, das um ihn herum verweilte, loszuwerden.
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„Du bist wahnsinnig. Was für ein Mensch wagt es, dieses System der Dinge zu stürzen? Du?“ Seine Arme fuchtelten herum bei dem beängstigenden Flüstern. Ein spontanes Gelächter erhob sich aus den Tiefen seines Herzens, um seine Befürchtungen zu überwältigen. „Wer bin ich?“ schrie er. „Ich bin der Menschensohn!“ Er machte einen tiefen Atemzug, dehnte seine Brust aus, hob seine Arme hoch über seinen Kopf. „Ist dies, wie du mich willst?“ Keine Antwort. „Erlaube es dann, und ich werde alles Böse von der Welt säubern. Nimm dieses Fleisch weg und ich werde im Geist gegen dich triumphieren!“ Das Flüstern ging fort. Mehrere Tage, nachdem seine Talmidim nach Hause zurückkehrten, hörte Yehohshua eine andere matte Stimme zu ihm flüstern: „Gehe nach Kana, wo Nathaniel lebt.“ Er war sich nicht sicher, ob es die Stimme eines Zeloten oder die Stimme eines Engels war. Er gehorchte ihr einfach. In der Stadt Kana war Nathaniel erschrocken, einen schmutzigen Yehohshua zu sehen. Seine Kleider waren zerlumpt, sein Haar in Unordnung, sein Körper stinkend. Er half ihm, ein kleines Haus zu finden, um darin zu bleiben, nachdem er ihm ein Bad gab und sein Haar entwirrte. Er fragte nie, was während der Zeit alleine geschah. Das Haus war spärlich möbliert: ein Bett, ein Tisch, mehrere Vasen und viele Öllampen. Diese brauchte er, da er während der Nacht die Schriftrollen, die ihm der Kohen zu borgen erlaubte, las. Während er studierte, schritt ein Beamter von Herordes Antipas nervös vor das Bett seines Sohnes. „Was sagt der Doktor?“ „Dein Sohn ist ernsthaft krank. Er stirbt vielleicht, bevor die Woche vorüber ist.“ Der Beamte ging zu der großen Öffnung, die auf die Stadt K’far-Nachum blickte. Er kehrte zum Bett seines Sohnes zurück und hielt ihn liebevoll in seinen Armen. Er streichelte das schweißdurchtränkte Haar weg von seiner heißen Kopfhaut. „Da ist ein merkwürdiges Feuer des Todes in dir, mein Sohn.“ Er wiegte seinen Sohn in seinen Armen und begann einen Psalm zu singen. Seine Stimme trug seine Qual durch den Raum. Sein gepeinigtes Herz wollte versagen, aber er fand irgendwie die Kraft, wach zu bleiben, als sein Sohn sich abmühte zu atmen, verfluchte die Ruhe des Friedens draußen vor seinem Fenster, wo andere gesunde Kinder lebten. Unfähig, es länger zu ertragen, ging Antipas Beamter zum Tetrarchen in Machaerus. „Willst du mir erlauben, den Täufer zu sehen?“ fragte er Antipas. „Ich habe keine Einwände“, erwiderte er. „Aber ich bin überrascht, dass von allen Männern in Galil, die behaupten, Ärzte zu sein, du meinen eigenen Gefangenen sehen willst.“ „Ich glaube, dass er so mächtig wie Elijah ist.“ „Ich werde im Korridor stehen, wenn du mit ihm sprichst.“
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Als der Beamte die Zelle des Gefangenen erreichte, war er überrascht, Andreas neben ihm sitzen zu sehen. „Bist du auch verhaftet?“ „Ich bin Yehohanans Freund“, sagte Andreas, dann fügte er hinzu, „und wer bist du?“ „Antipas königlicher Beamter“, antwortete Yehohanan für den Mann. „Er ging neben mir, als ich verhaftet wurde.“ „Nach zehn Monaten erinnerst du dich noch an mich?“ „Tue ich.“ Der Mann nickte schwach. „Und Antipas“, schrie Yehohanan, „wie geht es dir?“ „Warum rufst du seinen Namen aus?“ fragte Andreas. „Er versteckt sich im Schatten“, erwiderte Yehohanan. „Aber es macht keinen Unterschied. Er ist immer in dem Heim willkommen, das er mir zur Verfügung gestellt hat.“ Yehohanan und Andreas schauten Antipas Beamten an, der einen Eimer mit frischem Wasser und einen Korb voll mit Obst gebracht hatte. „So viele wundervolle Geschenke“, erwiderte Yehohanan und stieß seinen Kopf nach vor zur Bank, wo die anderen Körbe mit Brot und Lebensmitteln standen. Yehohanan beruhigte seinen Tonfall. Er schaute, um zu sehen, ob Antipas aus dem Versteck kommen würde. Er tat es, aber er blieb weit weg von der Zelle. „Sage mir, Beamter, bist du hier, um mir Neuigkeiten vom Sanhedrin zu bringen?“ „Nein“, sagte er einfach. „Warum bist du dann hier?“ fragte Andreas. „Mein Sohn ist ernsthaft krank. Ich glaube nicht, dass er viel länger lebt. Ich hörte, du hast die Macht von Elijah. Daher kam ich her, in der Hoffnung, dass du mir irgendwie helfen könntest.“ „Ich habe nie irgendeine Form der Heilung vollführt“, sagte der Täufer. „Antipas hätte es dir sagen können.“ Der Mann schaute Andreas an. „Mein Herr?“ „Du bist Antipas Diener. Versuchst du vielleicht nicht, uns hereinzulegen?“ „Antipas steht dort“, er zeigte zu ihm. „Was für einen Grund habe ich, euch hereinzulegen?“ „Was für ein anderer Grund ist notwendig zu versuchen, uns verraten zu lassen, wo Yehohshua ist?“ „Wer ist Yehohshua?“ Antipas ging schnell zu der Zelle, als er diese Unterhaltung hörte. „Ein Mann mehr als Elijah“, antwortete Yehohanan. „Mehr als Mohse hoffte zu sein. Er ist der wahre Sohn Davids. Ein König, der alle anderen Könige beschämt. Ein Malki Tzedek.“ „Priester und König miteinander kombiniert?“ warf Antipas ein. „Obwohl ich der König hier bin, würde ich nie mutmaßen, größer als ein Kohen zu sein.“ 445
„Du bist nicht mehr als ein römisches Spielzeug, ermächtigt für den Tag durch ihre Launen.“ „Ich bin kein Mann, der unter dem Schatten Roms lebt“, verteidigte sich Antipas. „Du benutzt den Sohn deines Beamten, um unser Mitgefühl zu erlangen“, sagte Andreas. Yehohanan blickte auf Andreas und schüttelte seinen Kopf, indem er still seinen Freund für seine Bemerkung tadelte. „Wie kann ein Mann seinen kranken Sohn benutzen, um gottlose Informationen zu erhalten?“ Yehohanan strecke seine Hand nach dem Beamten aus, der sie augenblicklich ergriff. Tränen fielen aus seinen Augen, um auf dem Rücken von Yehohanans Hand zu fallen. Die Tränen zogen eine Spur zwischen seinen Haaren. „Er ist aufrichtig.“ Antipas war betroffen durch die tiefe Zuneigung, die Yehohanan gegenüber seinem Diener zeigte. Andreas rieb seine Brust und gab nach. „Yehohsua wird dir helfen. Gehe nach Kana. Frage Nathaniel, wo er wohnt. Aber Antipas, du musst mir versprechen, Yehohshua, beim Leben des Sohnes deines Dieners, keinen Schaden zuzufügen.“ Genau in dieser Stunde verließ der Beamte Peraea, um nach Kana zu reisen, um Yehohshua anzuflehen, mit ihm zurückzureisen, um seinen Sohn zu heilen. „Warum muss ich mit dir reisen?“ frage Yehohshua Antipas Mann. „Ich verstehe von einem deiner Diener, dass du ein mächtiger Heiler bist. Demonstriere deine Macht an meinem Sohn, damit ich und sogar Antipas glauben, dass du die neue Hoffnung für das Volk dieses Landes bist.“ „Warum einen Heuchler bemühen“, erschien ein dämonisierter Mann auf geheimnisvolle Weise aus dem Nichts. „Er ist Arzt“, erwiderte Antipas Beamter. „Ist er nicht“, sagte der Mann. „Werde nicht durch Gerücht und Falschaussagen getäuscht.“ „Also, wenn du nicht Zeichen und Wunder siehst“, sagte Yehohshua zu ihm, „wirst du nicht an mich glauben?“ Der königliche Beamte sagte zu ihm: „Mein Herr, reise mit mir“, bat er demütig. „Ich kümmere mich nicht darum, eine Demonstration deiner Größe zu sehen. Ich bitte dich nur um eine einfache Berührung, ein kleines Wort, ein bloßes Flüstern von dir, damit mein Sohn leben möge.“ „Es ist so bei allen auf der Welt. Sie sehen sich alle nach einer heilenden Macht, um ihre Lieben zu berühren. Doch was für eine Person öffnet ihre Herzen, um ein solches Geschenk zu erhalten? Um an den Vater zu glauben, verlangen die Menschen, vor ihm zu stehen. Sie tun es, doch verschiedene Schatten des Unglaubens blenden sie. Es mangelt ihnen an Wert, daher versagen sie zu sehen, was wichtig ist und was nicht. Also, die Menschen wollen eine Demonstration jenseits der Macht des gewöhnlichen Geschehens sehen. Ein Wunder. Eine Vertreibung der geheimnisvollen Energie, um zu bestätigen, dass Gott Gott ist. Sonst werdet ihr nicht an ihn glauben.“ 446
„Ich glaube an Gott. Es gibt nur einen Gott und sein Name ist Yehuway. Es gibt keinen anderen Gott vor ihm“, erwiderte der königliche Beamte. „Ich verlange keine Machtdemonstration, um seinen Geboten zu gehorchen. Ich brauche keine Magie, um Wunder in meinen Augen hervorzurufen. Ich habe mich nicht von der Realität von Gottes Dasein ausgeschlossen, weil er keinen persönlichen Beweis bekundet hat, sich in meine Angelegenheiten einzumischen. Ich weiß, dass du die Macht hast, meinen Sohn zu heilen. Die Kenntnis ist ausreichend an sich.“ Yehohshua sagte zu ihm: „Gehe zurück nach Hause. Dein Sohn lebt.“ Der Beamte kratzte sein Haar, wobei er seinen Turban umkippte. Er ging zu Yehohshua und starrte direkte in seine Augen. Er sah in ihnen eine tiefe Aufrichtigkeit, wie er nie zuvor erfahren hatte. „Ja. Ich glaube, dass du meinen Sohn heilen kannst. Ich werde mich auf den Weg machen.“ In diesem Augenblick berührte Yehohshua in seinem Herzen ein tiefes nachdrückliches Mitgefühl, das sein Gewissen erschütterte, aus der Entfernung eine heilende Berührung zu vollführen, die auf den Sohn des Vaters herabsteigen würde. Die Macht, die er von seinem physischen Körper schleuderte, trieb den Schleim aus der Lunge des Kindes. Nachdem der Beamte auf seinem Pferd zurück galoppierte, begegnete ihm sein Diener an der Tür und schrie freudig: „Dein Sohn lebt!“ „Er lebt?“ wiederholte er die Worte. Dann dachte er an die Zeit, als er mit Yehohshua sprach. „Zu welcher Stunde ging es ihm besser?“ Der Diener sagte zu ihm: „Gestern, ungefähr um ein Uhr am Nachmittag verließ ihn das Fieber.“ Der Beamte erkannte dann, dass es während derselben Stunde war, in der Yehohshua zu ihm sagte: „Dein Sohn lebt.“ Also glaubte er an die Macht von Yehohshua, wie sein ganzes Haus von Dienern es tat. Dies war das zweite Wunder, das Yehohshua in der Stadt Kana vollführte. *** Innerhalb derselben Woche beschloss Yehohshua, in seine Heimatstadt Natzeret zurückzukehren, wo er ihm Haus von Prinz Yosef ben Ya’akov heranwuchs. Die vorherige Nacht schlief er unruhig in seinem Bett, indem er versuchte zu bestimmen, was sein nächster Handlungsverlauf sein sollte. Er sehnte sich nach seinen Freunden, aber sie waren bei ihren Familien. Er sehnte sich danach, seinen Cousin Yehohanan den Täufer zu sehen, aber er wagte es zu dieser Zeit nicht. Er wollte mit jemandem reden, aber mit wem. „Gemath, der Zelot? Der Engel Gabriel? Zacharias, der Kohen? Sein Onkel Clophas? Oder Nakdimon?“ „Nein“, antwortete eine Flüstern. Er wachte in einem dunklen Raum auf. Eine Vielzahl an Sternen leuchtete durch sein Fenster. Er zündete seinen Ölbehälter an, ging zum Tisch und begann die Schriften zu lesen. „Vater, wenn die Sonne den Pfad erleuchtet, setze meine Fuß dorthin, wohin du willst, dass ich gehe.“ 447
An diesem Morgen schritt sein Fuß in Richtung Natzeret. Bis Freitagnachmittag traf er dort ein und ging direkt zum Kohen Hagadol der Stadt. „Es sind Jahre her, seit ich dich das letzte Mal sah“, begrüßte der alte Kohen den Boten Gottes. Er schaute auf die wenigen grauen Haare, die sich auf Yehohshuas Kopf und Bart ausdehnten. „Wie geht es dir?“ „Es geht mir gut“, erwiderte Yehohshua, als er auf den silberhaarigen Kohen blickte. „Und Zacharias?“ „Deinem Verwandten geht es gut, und er ist sehr alt.“ „Er wird so lange wie Methuselah leben“, der alte Kohen erhob seine Hand und schüttelte sie in der Luft. „Was dich betrifft, Sohn von Yosef ben Ya’akov, dein Ruf ist tatsächlich gewachsen. Von einem schüchternen Jungen, den viele für zurückgeblieben und der Rede unfähig zu sein hielten, zu einem großen Redner mit einer Schar von Anhängern, die an seine Genialität glauben. Wie merkwürdig sind die Ereignisse des Lebens und die Leidenschaften des Lebens.“ „So scheint es“, sagte Yehohshua, als er auf das helle Weiß des Gewandes des Kohens blickte. „Was bringt dich zurück nach Hause?“ „Meine Füße“, lächelte Yehohshua und der Kohen lachte laut aus. „Lass deine Füße dich öfter zu deinen Leuten bringen“, sagte er. „Morgen schließe dich uns an.“ Diese Nacht durchlitt Yehohshua eine weitere schlaflose Nacht. Kurze Visionen besuchten ihn und kleine Stimmen riefen zu ihm, als ein neuer Tag die Blumen weckte und die Grasblätter hob. Die Schafe und Ziegen gingen zu den Wassertrögen, so wie es die Ehemänner und Väter und Ehefrauen und Töchter taten. An diesem Samstag – dem Sabbattag – drängte sich die ganze jüdische Bevölkerung der Stadt in ihrer Synagoge, um den Mann zu treffen, der Wein aus Wasser machte und der aus einer Ferne den Sohn des Dieners eines Tyrannen heilte. Er war der Erste in der Synagoge. Der Mann dränge sich um Yehohshua und die Frauen standen hinter der Gitterwand und erhaschten von ihm flüchtige Blicke, wann immer sie konnten. Der Kohen Hagadol kam als Letzter herein. Erstaunt über die aufgeregten Worte seiner Versammlung, gab der Kohen nach und deutete Yehohshua ben Yosef, den Ehrenplatz vor den Männern einzunehmen. Yehohshua ging vor sie, bedeckte sein Haupt und bat einen jungen Gehilfen, ihm die Rolle des Propheten Yesha’yahu zu bringen. Er legte sie auf den Ständer und rollte sie zum mittleren Teil aus. Seine Finger berührten kaum die Seite. Er schloss seine Augen und aus dem Gedächtnis zitierte er die Worte: „Yehuways Geist ist auf mir, weil Yehuway mich gesalbt hat, um gute Botschaften den Menschen, die nach dem Geist der Wahrheit hungern, zu predigen. Er hat mich gesandt, um die Untröstlichen zu heilen, Befreiung für die Gefangenen zu predigen, jene freizusetzen, die verletzt sind, das Sehvermögen der Blinden 448
wiederherzustellen und das annehmbare Jahr Yehuways zu verkünden, um alle, die trauern, zu trösten.“ Er rollte lose die Schriftrolle zurück, gab sie dem jungen Gehilfen und kehrte zu seinem Platz in der Mitte der Menge zurück. Alle Augen in der Synagoge konzentrierten sich aufmerksam auf ihn. Sein Fuß schlurfte fast auf dem Boden. Er hob sein Kinn, nahm das Tuch von seinem Kopf und sagte: „Die Schrift, die ich euch heute vorlas, ist nun erfüllt.“ „Was?“ flüsterte ein Mann einem anderen Mann zu. „Er liest nur einen Satz und setzt sich?“ Die Frauen begannen plötzlich untereinander so wie die Männer zu reden. Das leise Flüstern wurde zu Schreie. „Warum dieser besondere Satz?“ „Er hat vor, seinen Status zu zeigen“, warf ein anderer ein. „Was für einen Status?“ fragte ein anderer Mann. „Er ist Prinz Yehohshua ben Yosef vom Haus David“, antwortete ein älterer Bewohner des Dorfes. „Ein Prinz?“ „Er behauptet mehr zu sein. Er stellt sich mit einem Heiler gleich, einem Propheten, dem offiziellen Ausleger des Gesetzes, und wie wage ich, dies zu sagen: der Mashiach!“ „Der Mashiach?“ erwiderte der erstaunte Mann. „Sucht er uns zu führen? Will er, dass wir ihn in unseren Rat wählen?“ „Ja!“ antwortete ein anderer Mann. „Aber ich werde einen solchen Mann nicht wählen, der denkt, dass er der Mashiach ist.“ „Aber ich!“ Damit brach die Menge in einem Streit aus. Einige waren begeistert, andere angewidert. Die Männer verließen ihre Bänke, um Yehohshua zu umrunden. Er schüttelte sich von der Menge los. Sein plötzlicher Sprung erschreckte die Männer neben ihm. Yehohshua blickte in ihre Herzen und sah eine satanische Gegenwart tief drinnen ruhig verweilen. Er hielt seine Nase zu, als ob ein widerwärtiger Geruch in dem Raum ausgeströmt wäre. „Einige von euch rufen nach mir, um unter euren Führern zu sein – andere nicht. Seid sicher, jene von euch, die wollen, dass ich euch führe, werden enden, indem sie über mich sagen: ‚Arzt! Heile dich selbst! Vollführe genau dasselbe in deiner Provinz, war wir gehört haben, dass du in K’far-Nachum vollführt hast!’“ „Was ist los damit, Yehohshua?“ fragte der Kohen Hagadol. „Sicherlich, es ist nur richtig für dich, denen zu helfen, bei denen du aufgewachsen bist.“ „Was zu tun – ein wichtiges neues Zentrum bauen – oder eine neue Schule zum Lehren – oder ein Zentrum der Rebellion?“ „Um ein Prophet zu sein, wenn du magst“, wurde der Kohen Hagadol über ihn wütend. Er fühlte sich gestraft. „Wahrlich, ich sage dir, kein Prophet wird in seinem eigenen Land akzeptiert. Überdies werde ich dich an diese historische Wahrheit 449
erinnern: Es gab viele Witwen in dem Land Israel während der Tage Elijahs, als sich die Himmel für dreieinhalb Jahre schlossen und eine große Hungersnot im ganzen Land verursachten. Doch Elijah reiste in keine Stadt im Land Israels. Nein. Stattdessen reiste er in die Stadt Sidon, wo außerhalb deren Mauern das Dorf Zarephath lag, zu einer Frau, die eine Witwe war. Während sie ihr Holz einsammelte, bat er sie, ihm einen Becher Wasser und eine Stück Brot zu bringen. Sie sagte zu ihm: ‚Ich habe kein Brot, aber ich habe eine kleine Portion Weizenmehl in meinem Fass und ein wenig Öl in einer kleinen Flasche. Ich habe nur zwei Stöcke gefunden, aber ich werde für uns kochen, dann werden wir uns hinsetzen und uns dem Tod ergeben.’ Der Prophet versprach ihr, dass das Weizenmehl nicht abnehmen noch die kleine Flasche mit Öl leer werden würde, bis zu dem Tag, an dem Yehuway die Erde mit einem Niederschlag wieder auffrischt. Sie glaubte an seine Worte, und so war es, dass das Mehl und Öl viele Tage anhielten. Dann geschah es, dass ihr Sohn krank wurde und starb. In Erwiderung ihrer Freundlichkeit gab der Prophet Elijah ihm den Atem des Lebens zurück.“ „Er will mehr als ein Mashiach sein“, sagte ein Mann. „Er will Gott sein.“ Die Menge ballte ihre Hände zu Fäusten. Ein anderer schrie: „Sagst du, dass wir undankbar sind, oder dass du beabsichtigst, uns zu helfen? Verdeutliche dich!“ verlangte ein anderer Mann. „Viele Aussätzige lebten in dem Land Israel“, fügte Yehohshua hinzu, „während der Zeit von Elisha dem Propheten. Jedoch nicht eine einzige Person unter ihnen wurde von ihrer Beeinträchtigung geheilt, außer Naaman, der Syrier, der ein Militärkommandant der Armee des Königs von Aram, Ben-hadad II, war. Naaman war ein tapferer Mann, ein mächtiger Krieger, der die Aramäer zum Sieg gegen die Armeen von Juda, Israel und Assyrien führte, und obwohl viele Ungläubige ihn umgaben, erlaubte ihnen ihr Glaube, dem großen Krieger zu erzählen, dass ein heiliger Prophet in Israel lebte, der Naaman, den Syrier, von seinem Aussatz heilen könnte. Also ging Naaman, um diesen Propheten zu suchen und nahm zehn Talente Silber, sechstausend Goldstücke und zehn großerartige Kleider mit. Der König von Israel, Jehoram, hatte vor Naaman Angst, und er sagte ihm, wo Elisha lebte. An der Spitze von vielen Pferden und Streitwägen stand Naaman vor Elisha und bat ihm um Hilfe. Elisha befahl Naaman, sich siebenmal im Yarden zu waschen, was er zuerst hartnäckig ablehnte zu tun. Er fasste es als eine erniedrigende Beleidigung seines Charakters auf. Aber er hörte auf seine Diener, gab nach und wusch sieben siebenmal im Yarden, nachdem er von seinem Aussatz geheilt war. Seine Haut wurde so weich wie die eines neugeborenen Kindes. Doch bevor Naaman nach Syrien zurückkehrte, um in den Krieg gegen den assyrischen König Shalmaneser III zu ziehen, bot er dem Propheten viel Reichtum an, aber Elisha lehnte ab. Doch gab es einen Diener in Elishas Haus, Gehazi, der betrog und listig war, etwas von dem Reichtum 450
für sich zu erlangen. Er log Naaman an und erhielt für sich eine Menge an Silber und Gewänder. Als Elisha Gehazis Betrug entdeckte, wurden er und seine Kinder Aussätzige – sogar bis zu diesem Tag.“ „Sagst du zu uns, dass wir Aussätzige und den Vorteil Nutzende sind!“ schrie ein Mann Yehohshua an. „Wie Jehoram von Jehu getötet wurde“, fuhr Yehohshua fort, „mit einem Pfeil durch sein Herz geschossen, so werden eure Herzen leiden. Eroberte nicht Assyrien sowohl Syrien als auch Israel für ihren Ungehorsam zu Yehuway? Wiederum griff nicht Assyrien Judäa an, doch Judäa besiegte Sennacherib wegen seines Glaubens und seiner Liebe zu Yehuway, die sogar gegen so gefährliche Zeiten andauerten. Ein Engel in einer einzigen Nacht besiegte 185.000 Soldaten!“ „Also, drohst du, Engel gegen uns zu rufen?“ „Ja!“ schrie ein anderer Mann. „Sagst du, dass wir umkommen werden, weil du den Engel selbst befiehlst?“ „Du magst der Sohn von Prinz Yosef sein, aber du kannst nicht in unser Dorf kommen und uns erniedrigen und uns mit Ungläubigen vergleichen!“ fügte eine andere Stimme der Wirkung hinzu. Ein wütender Hass suchte die Menge heim, als Satan und seine Legionen sich unter sie mischten. „Stoßt diesen Mamzer über die Klippen!“ schrie eine Stimme schließlich. Der Ruf erzürnte die Menge zur Tat. Mit starken Ziehen und Zerren stieß die Menge Yehohshua aus der Synagoge zu dem steilen Rand, um ihn in seinen Tod zu stoßen. Eine schreckliche Verwirrung ergriff dann die Menge, als Yehuways beschützende Engel die bösen Engel zurückhielten. Die Leute wurden übereinander so verärgert, dass sie nicht bemerkten, dass Yehohshua sich seinen Weg aus ihren Händen gebahnt hatte, um dem Schaden aus dem Weg zu gehen. Hände griffen nach den falschen Personen und in dieser schrecklichen Auseinandersetzung entkam Yehohshua. *** Nach dieser bitteren Begegnung mit seinen Stadtleuten verließ Yehohshua traurig Natzeret und reiste zurück nach Kana, wo er sich in seinem Haus einsperrte. Er zog sich von der Welt zurück. „Abba, mein Herz schmerzt vor Bedrückung und Einsamkeit. Ich reiste von Stadt zu Stadt, um deine Worte und deinen Vorsatz weiterzugeben, ohne dass mir jemand zuhören wollte. Ich werde für deine Wahrheit leiden. Ich werde für deinen Vorsatz sterben. Ich glaube, dass Männer und Frauen Erlösung von ihren Sünden und Richtigstellung gegenüber deinem ewigen Gleichgewicht brauchen. Warum halten sie Zauber für Wahrheit?“ In dieser Nacht weinte sich Yehohshua in den Schlaf wie ein Kind, wenn es keine Antwort auf eine Frage erkennen kann. Bei Tagesanbruch ging Yehohshua zum Abort außerhalb des Dorfes und auf seinem Weg zurück begegnete er dem Kohen Hagadol von Kana. „Ich habe dich diese vergangenen paar Tage nicht gesehen.“ 451
Yehohshuas müde Augen starrten zurück auf den Kohen. Er berührte die Schulter des Kohens, dann ging er davon. Als er zu seinem kleinen Haus zurückkehrte, sah er zufällig einen Lichtstrahl auf die offene Schriftrolle oben auf seinem Tisch leuchten. Staubpartikel tanzten über der Rolle, als ob eine Million Engel die geschriebenen Worte zu einer schlichten Klarheit brachten. Er saß auf dem Stuhl, lehnte sich vor und las Yesha’yahu. „Bedrückung und Dunkelheit, ohne Tagesanbruch. Unklarheit mit schwierigen Zeiten voran, ohne Morgendämmerung.“ Er dachte über die Schriftstelle nach. „Ohne Helligkeit, um nicht zu sehen.“ Dann las er die folgenden Worte: „Trotzdem soll die Düsterkeit nicht so sein wie sie in ihrer Qual war, als er zuerst leicht das Land Zebulon und das Land Naphtali heimsuchte, und danach er sie noch mehr quälte auf See, jenseits des Yardens, Galil der Nationen.“ Er hielt inne, überlegte, dachte an seine Freunde und seinen Cousins, die in K’far-Nachum lebten. Er las mehr von Yehsha’yahu. „Die Menschen, die in Dunkelheit gingen, haben das Licht gesehen. Jene, die in dem Land des Schatten des Todes wohnen, auf sie wird das Licht scheinen.“ Yehohshua rollte die Schriftrolle auf, sammelte seine wenigen Habseligkeiten ein, ging aus dem Haus, fand den Kohen Hagadol von Kana, gab ihm die Schriftrolle, informierte Nathaniel über seine Entscheidung, dann reiste er nach K’far-Nachum. *** Yehohshua ging von einem terrassenförmigen Wadi zu einem anderen und betrachtete das spektakuläre Grün der Früchte und des Gemüses und die harte Arbeit der Arbeiter auf den Feldern. Er dachte an die Arbeiter, die bei Sonnenaufgang begannen, und an jene, die sich ihren Mühen zu Mittag anschlossen, und die anderen, die sich der Aufgabe gegen Abend anschlossen. Er fragte sich, ob ihr Entgelt identisch war oder durch den Anteil der Arbeit, den sie an diesem Tag vollführten, geteilt wurde. „Wie wird Yehuway die letzte Person bezahlen, die seine Wahrheit findet, verglichen mit jenen Personen, die immer seine Wahrheit gekannt haben?“ „Gleich“, kam die Antwort. Er ging an einer Gruppe von Leuten vorbei, die Tonwaren aus dem Tonbett des Meeres formten. Er hörte zu und redete mit ihnen in ihrer aramäischen Sprache, dann ging er weiter. Als er auf die griechischrömischen Dörfer traf, ging er um sie herum und nicht durch sie. Doch kam er zufällig auf eine Versammlung von Kaufleuten, die nach Parthia gingen. Er hörte ihrer griechischen Sprache zu und verstand jedes Wort. Dann begegnete Yehohshua einer Gruppe erfahrenen P’rushim, die in klassischem Hebräisch sprachen. Diesen Männern näherte er sich und teilte mit ihnen seine Kenntnis über die Schriften, indem er ihre Betonungen benutzte. Und irgendwie begannen sie sich zu fragen, ob er ihre gelernten Auslegungen bestritt. Er versicherte ihnen, dass er es nicht
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tat, aber dass es eine Neigung des erleuchtenden Lernens gab, die er aus den Schriften erkannte, was sie vielleicht vermisst haben. „Warum besuchst du diesen Samstag nicht unsere Synagoge?“ fragte ihn einer schließlich. „Werde ich“, erwiderte er, „aber gerade jetzt bin ich mit anderen Studien beschäftigt, um mich auf meine Aufgabe vorzubereiten.“ „Es ist vernünftig für dich zu studieren, aber wenn du studierst, tust du es aus eigenem Antrieb oder unter der Leitung eines wahren und erleuchteten Lehrers?“ „Ich habe meinen Vater bei mir“, sagte er. Sie nickten. „Die Schriften sind uns göttlich zur Verfügung gestellt, damit wir erkennen mögen, wer wir sind und was wir in der Beziehung zu den anderen Nationen tun müssen.“ „Es ist wahr“, sagte er. „Ein dünner Schleier mag mich von den P’rushim und von den Tz’dukim trennen, aber trotzdem werde ich die Schriften mit euch diesen Samstag diskutieren. Was ich gelernt habe, tat ich mit der Barmherzigkeit und dem Licht der Wahrheit.“ An diesem Samstag ging Yehohshua in ihre Synagoge. Er hörte ihren Gebeten zu und nahm an ihren Diskussionen über die heiligen Schriften teil. Und ein paar fragten sich, wer und wo sein Vater war. *** Shim’on erwachte aus einem unbeständigen Schlaf. Er fuhr mit seinen Fingern durch sein Haar und tat es aus seinen Augen. Der schwarze Himmel leuchtete mit einer Myriade von Sternen. „Muss ich heute wieder fischen?“ jammerte er bei seiner Ehefrau. „Fischen Zavdais Söhne?“ „Darum will ich heute nicht arbeiten. Ihr unablässiges Einmannschiff geht mir auf die Nerven. Ich wünsche, Andreas wäre hier.“ „Wird er“, versicherte sie ihrem Ehemann. Shim’on stöhnte. „Wie bald er vom Besuch bei Yehohanan zurückkommt, ist nicht bald genug.“ *** In der Zwischenzeit ging Yehohshua von den Dörfern von Untergalil nach Obergalil. Er ging durch das Land Zebulon zu dem Land Naphtali. In jedem aufnahmebereiten Dorf diskutierte er die Schriften mit den Kohanim und mit den Leuten. Schließlich wagte er sich zu den Küstengebieten des Tiberiassees. Er ging zuerst durch Gennesaret, dessen Häuser neben Olivenhainen standen; dann durch Chorazin, wo die riesengroßen Walnussbäume wuchsen; dann ging er nordöstlich nach K’far-Nachum, wo Palmen bei der sanften Berührung des Windes schwankten.
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Während dieser einsamen Wochen vermisste Yehohshua seine lieben Freunde und früheren Gefährten immer mehr. Je näher er K’far-Nachum kam, umso einsamer fühlte er sich. Sein Herz tat weh, um sie wieder zu sehen. Entschlossen hörte er mit seiner Predigttätigkeit auf und ging bestimmt in die Küstenstadt. Sobald er in der Nähe von K’far-Nachum war, faszinierten ihn die glitzernden Wellen und Schaumkronen, als er das Meer beobachtete, wie es zum Horizont raste. Große Wolkenformationen bildeten sich über dem Meer und Lichterspitzen spielten mit den Segeln der Boote der Seemänner, die ihre Netze in die Tiefen des Wassers auswarfen und auf einen Fang hofften. Schimmernde Substanz begrüßte seine Augen. Er lächelte, er lachte, er rannte zum Wasser und wusch seine Füße in seinem erfreulichen Willkommen. Spontan begann er über Yehuway zu reden. „Was ist dieses Meer, verglichen mit den Wundern des Wassers, das uns umgibt? Was ist dieser Planet, verglichen mit den Strecken des Universums, die unsere Schiffe von Hafen zu Hafen führen? Was sind unsere Kleider, verglichen mit der Kleidung der Wolken, die uns vor der Sonne beschützen?“ Eine Gruppe von Kindern schloss sich an, neben ihm im Wasser zu spielen. Andreas war von dem Besuch bei Yehohanan zurückgekehrt. Er arbeitete neben seinem Bruder im Boot, als er zufällig auf die Kinder blickte, die im Wasser neben einer vertrauten Gestalt planschten. Er stieß Shim’on an. „Ist das nicht Yehohshua?“ „Er ist in Kana.“ „Nein, er ist hier. Das ist er dort drüben“, beharrte Andreas. Shim’on schirmte seine Augen mit seiner Hand ab und blinzelte zu dem Mann, der gegen einen Hintergrund von Palmen auf dem Strand saß. „Er ist es!“ Aufgeregt winkten sie Jakobus und Yochanan zu. Unfähig, ihn zu hören, winkten sie zurück, dann erkannten sie, dass er zu dem Mann zeigte, der neben einer Gruppe von Kindern spielte. Beide Gruppen zogen ihre Netze ein und rasten zurück zum Ufer. In der Zwischenzeit fragte eine besorgte Mutter ihren ehemaligen Ehemann: „Wer ist dieser Mann?“ „Ich habe keine Ahnung. Er scheint jedoch freundlich genug zu sein.“ Yehohshua lachte ständig und spielte mit den Kindern, aber er watete zurück zum Ufern, als er eine Anzahl von Eltern sah, die sich in seiner Nähe versammelten. „Mein Name ist Yehohshua ben Yosef aus dem Hause David“, stellte er sich auf Hebräisch vor. „Du bist ein direkter Nachkomme?“ fragte ein Vater. „Bin ich.“ „Ich dachte, sie wären alle tot“, sagte er und blickte Yehohshua ungläubig an. Der Prinz brach in Lachen aus. Er hatte diese Aussage so oft gehört. „Dann sollte ich nicht hier stehen.“ 454
Die Eltern lachten mit ihm. „Was bringt dich hierher?“ fragte eine Mutter. „Sie“, er zeigte zu Shim’on und Andreas, dann zu Jakobus und Yochanan. Die vier Männer, sobald sie das Ufer erreichten, hatten gewohnheitsmäßig begonnen, ihre Netze zu waschen und zu reparieren. „Die Fischer?“ „Sie sind Kinder Gottes, genau wie ihr alle Kinder Gottes seid.“ „Sind alle Menschen Kinder Gottes?“ fragte ein Kind. Yehohshua lächelte und rieb das Haar des Kindes. „Alle.“ „Sogar die Heiden?“ fragte ein anderes Kind. „Welcher Person mangelt es an einer Lunge, um zu atmen, oder einem Gehirn, um intelligent Yehuways Worte zu begreifen? Welcher Person mangelt es an Ohren und Augen, um Yehuways Worte zu sehen und zu hören? War nicht Avraham ein Babylonier, doch erhielt er nicht Yehuways Einladung, in dieses Land zu kommen, um eine Versammlung für den Erlöser Sünden der Menschheit einzusetzen, um zur Erde zu kommen?“ „Erzähle uns mehr“, sagte ein anderer Elternteil. Die Leute drängten sich näher an ihn, um das Wort Gottes zu hören. Er redete ständig zu ihnen über Avraham und Yitzchak und Ya’akov, als er beim See Gennesaret stand. Nach einer Weile wurde die Menge größer, also ging er zu den zwei Schiffen, die am See vor Anker lagen. Die vier Fischer hörten auf, ihre Netze sauber zu machen, um zu sehen, was Yehohshua tun würde. Er schaute sie liebevoll an, beruhigte lang genug, um die Menge zum Schweigen zu bringen, dann eilte er, um seinen jüngsten Cousin Yochanan zu umarmen, dann Jakobus. „Wie geht es meinen Boanerges – den Donnersöhnen (B’nei-Regesh)?“ „Wie vorher“, antwortete Shim’on für sie. „Erinnerst du dich an den Namen, den ich dir gab?“ fragte er Shim’on. „Kefa“, antwortete er. „Dann, mein Freund Kefa, erlaube mir, an Bord deines Dorys zu gehen, damit wir hinausfahren können, wo ich zu den Leuten sprechen kann.“ „Wir werden das für dich tun“, sagte Andrea, „aber was ist mit unseren Netzen? Sicherlich werden die Leute sie zertrampeln und mit ihren Füßen ruinieren.“ „Verladet sie.“ Die vier Männer setzten ihre Netze wieder zusammen, dann fuhren sie eine kleine Strecke von der Menge am Ufer weg. Zufrieden stand Yehohshua auf dem Deck, erhob seine Stimme und fuhr fort, mit den Leuten zu reden. Und sogar die kleinen Kinder hinten in der Menge konnten seine Worte deutlich hören. Es war, als ob die ganze Gegend ein Amphitheater wäre. Yehohshua sprach von Königen und Propheten. Von Yehizquiyahus Prüfungen, Drangsal und der Bewahrung des Hauses David. Er zitierte Schriftstellen aus Psalmen aus seinem Gedächtnis und präsentierte gültige Bezugnahmen auf alltägliche Ereignisse in spirituellen Begriffen. Er lächelte oft, sprach auf freundliche Weise und ermunterte das Lachen 455
unter den Kindern. Er schimpfte nicht herum noch ging er vor seinem Publikum wild auf und ab, noch rollte er seine Ärmel auf und drohte, gegen die Menge zu kämpfen, noch versuchte er, hochtrabende religiöse Ausdrücke zu verwenden oder falsche Stimmschwankungen. Eine echte Herzlichkeit ging aus ihm und jeder fühlte ein großes Wohlbehagen bei ihm, als ob ein wundervoller Freund gekommen wäre, sie zu besuchen. Als er zu sprechen aufhörte, sage er zu Shim’on: „Was willst du, dass ich für dich tue?“ „Wir arbeiteten die ganze Nacht, wir sind müde, und doch haben wir dir nichts vorzuweisen.“ „Willst du deinen Dory voll mit Fischen?“ „Vier“, antwortete Andreas und alle Männer lachten. „Was willst du für mich tun, wenn ich deine Bitte erfülle?“ Yehohshuas Lächeln wurde ein wenig ernster. Andreas hörte zu lachen auf. „Als ich Yehohanan den Täufer besucht, war alles, was er tat, von dir zu reden. Er kümmerte sich nicht um seine Gefangenschaft, nur um deine Sicherheit. Ich werde dir für immer und wohin du auch gehst folgen, solange du mich willst, wenn du vier Schiffe mit Fischen füllst.“ „Shim’on stieß seinen Bruder an: „Prüfe ihn nicht so. Er ist ein Lehrer, kein Fischer.“ „Stoßt ab zu dem tieferen Gewässer“, erwiderte Yehohshua ihre Herausforderung. „Werft eure Netze für einen Fang aus.“ „Meister, verspottest du uns?“ fragte Shim’on, als er auf die hohe Sonne schaute. „Ja“, schrie Jakobus vom anderen Boot. „Wir haben gerade die Netze sauber gemacht und repariert, und nun willst du, dass wir sie in das Wasser zurückwerfen.“ Yehohshua lächelte wieder und schmolz Shim’ons und Jakobus Sorge davon. „Netze sollen benutzt werden, nicht wahr, ob jetzt oder später?“ Shim’on schaute zu Jakobus und nickte. Er drehte sich um, um Yehohshua anzublicken, der wiederum seine Schulter berührte. „Auf dein Wort“, sagte Shim’on, „werde ich mein Netz auswerfen.“ Yehohshua nickte. Nach den zwei anderen Schiffen wurde gerufen und die vier ruderten zu dem tiefen Teil des Sees. Die beiden Mannschaften der vier Schiffe breiteten sich voneinander aus und warteten auf Yehohshuas Zeichen, ihre Netze in den See auszuwerfen. Yehohshuas Körper rührte sich mit einer eigenartigen Empfindung, als er die Luft des tiefen Sees einatmete. Sein Verstand durchsuchte die Tiefen des Sees und fand eine Brassenschule, die sich in der Ferne aufhielt. Er sah dann eine Schule mit Barsche, dann eine andere Vielzahl an Fischen, die von der Bevölkerung gemäß dem mosaischen Gesetz für den Verzehr annehmbar waren. Und seine Gedanken zwangen Hunderte Brassen und Barsche und andere reine Fische, zu den Booten zu schwimmen. Die Neunaugen und Aale und Welse, die vom mosaischen Gesetz verboten waren, von der Bevölkerung verzehrt zu werden, wurden von einer anderen Strömung 456
gefangen, fort von der einen, die die annehmbaren Fische zu den Booten trugen. Sie waren kein Teil einer reichlichen Ernte. Yehohshuas Hand berührte das Wasser und eine sanfte Unterströmung fing die reinen Fische ein und führte sie direkt über das Netz. Yehohshua ruckte dann mit seiner Hand nach unten und sofort ließen die beiden Mannschaften ihre Netze ins Wasser. Als sie Hunderte Fische in die Netze schwimmen sahen, riefen sie aufgeregt, als sie nach den Seilen des Netzes griffen, um es so schnell sie konnten hochzuziehen. Ein Netz war mit so vielen Fischen gefüllt, dass es riss. Andreas deutete seinen angeheurten Arbeitern, sich ihm anzuschließen. Sie ruderten schnell zu ihrer Stelle und ließen ihre netzte in den See fallen. Ihre Schiffe brachten auch eine große Menge an Fischen hoch. Die Boote waren so überladen, dass sie zu sinken begannen. Als Shim’on das sah, fiel er zu Yehohshuas Knie nieder. „Lass mich! Lieber Herr, ich bin ein sündiger Mann!“ Denn er wie alle anderen war über den Fischfang erstaunt, den sie eingeholt hatten. Auf ähnliche Weise fielen Jakobus und Yochanan, die Söhne von Zavdai, auf ihre Knie. Yehohshua sagte zu Shim’on: „Habe keine Angst. Von nun an wirst du Menschen fischen.“ Als sie ihre Schiffe an Land brachten, luden die Männer der vier Schiffe die Fische aus, dann eilten sie damit zum Markt. Die Leute, beeindruckt durch das dicke Fleisch der Fische, kauften sie alle innerhalb einer Stunde ab ihrem Eintreffen. Nach dem Ausladen und dem Verkauf der Fische brachte ein starkes spirituelles Band die Männer nicht nur auf der Erde, sondern ebenso im Himmel zusammen. *** In jener Nacht trafen sich Zavdai, seine Ehefrau Salome und ihre Kinder Jakobus und Yochanan mit Shim’on und seiner Ehefrau. Eine große Truhe mit Münzen wurde auf den Tisch in der Mitte des Zimmers gestellt. „Wir haben mehr Geld an diesem Tag verdient als in einem Jahr“, erklärte Zavdai die offenkundige Wahrheit der Angelegenheit. Shim’on ließ seine Hand durch die Münzen fahren. Er schaute seine Ehefrau an. „Es ist mehr als genug, um dich zu unterstützten. Es macht sogar die acht Monate wett, die ich bei Yehohshua verbrachte.“ Ihre Augen fielen auf den Boden. Ihr Puls beschleunigte. Ihr Gesicht wurde rot. „Sagst du mir, dass du wieder mit Yehohshua reisen willst?“ „Das Geld ist hier, um es möglich zu machen. Außerdem hat er mir so viel beizubringen. Er ist mein Freund, wie kein anderer Mann es je gewesen ist.“ Salome ging zu Shim’ons Ehefrau und legte ihre Arme um ihre Schultern. „Ich kenne Yehohshua sein ganzes Leben. Er hat sich immer guten Werken gewidmet. Er hat ein gutes Herz mit einer soliden erzieherischen und finanziellen Grundlage. Er stammt aus der besten Familie in Galil ab. 457
Wenn du deinen Mann erlaubst, mit Yehohshua zu gehen, werde ich auch meine Söhne freigeben, um mit ihm zu gehen.“ „Und du, Andreas, wirst du mit Yehohshua gehen oder wirst du zu Yehohanan dem Untertaucher zurückkehren?“ „Ich werde mit Yehohshua gehen. Außerdem, wer kann besser als ich das Temperament deines Mannes zügeln? Und wer sonst kann die Streitereien von Zavdais zwei wilden Kindern kontrollieren?“ Die Familie lachte und verbrachte die nächsten zwei Stunden mit dem Feiern ihres Glücks. In dieser Nacht umarmte Shim’ons Ehefrau zärtlichen ihren Ehemann, als ihre Emotionen den Tränen nachgaben. „Mann, wann wirst du gehen?“ „Irgendwann nach dem Sabbat“, antwortete er ihr. Sie dachte an seinen früheren Weggang, als er acht Monate bei Yehohshua verbracht hatte. Er war irgendwie anders zurückgekommen. Sanfter, geduldiger, jedoch noch immer impulsiven Aussagen und Handlungen hingegeben. Sie dachte an Zavdai und seine beiden Söhne. Sie schienen weniger streitlustig zu sein, aber brausten gelegentlich noch immer auf. Sie dachte an Andreas, der süße Andreas, der immer in allen Dingen so gut ausgeglichen zu sein schien. Sie mochte ihn am liebsten. „Wie kommt es, dass er der Erste war, der Yehohanan dem Untertaucher folgte, dann Yehohshua? Wenn ich nur Yehohshua ein Wunder vollbringen sehen könnte. Wenn nur.“ Sie schloss ihre Augen und hoffte sehr, ein solches Ereignis zu bezeugen. *** Während Yehohshua und Zavdai die nächsten Tage verbrachten, sich auf die letztendliche Reise durch Galil vorzubereiten, traf sich Salome mit ihrer Schwester Miryam. Yehohshuas Brüder und Schwestern, zusammen mit Clophas und seinen beiden Söhnen, waren auch im Haus. „Mein Mann Zavdai und dein Sohn machen Pläne darüber, was für Städte Yehohshua besuchen wird.“ „Ich weiß. Ich habe eine Liste von Vorräten, die sie mitnehmen wollen. Ich ließ Mattityahu die notwendigen Verträge mit den notwendigen Personen entwerfen, um die Ziele der Vierten Sekte auszudehnen.“ „Wie teuer wird es werden?“ „Zavdai versicherte mir, dass er die Mittel hat, die Mission zu finanzieren, Besonders wenn alle seine Dorys ständig mit fetten Fischen mit saftigem Fleisch gefüllt werden.“ Salome lachte. „Ja, ich hatte nie eine solche Fischqualität gesehen. Niemand sonst fängt solche Fische.“ „Mein Sohn versprach, dass der Fang nicht aufhören wird.“ Salome nickte. „Mein Neffe ist ein Ehrenmann. Ich glaube an seine Mission so sehr wie ich an seine Sache glaube.“ Miryam hob ihre Augen. Sie hatte ein solches Bekenntnis nicht erwartet. 458
„Ich will auch mit meinem Neffen reisen“, fügte sie hinzu und überraschte Miryam noch mehr. „Wenn du gehst, werde ich auch gehen.“ „Was ist mit deinen anderen Söhnen?“ Miryam schaute sie an. „Mein Bruder verlangt, dass das Volk ihn als den König von Eretz-Israel bestätige. Und Herodes Antipas hält sich selbst schon für einen König von einem Teil des Landes. Der eine Mann hat, der andere will. Ich werde nicht mit Yehohshua reisen“, antwortete Simon. „Fühlen alle von euch auf diese Weise?“ „Ja, Mutter“, antwortete ihre älteste Tochter. „Dann muss ich für eine Weile bei diesen Kindern bleiben. Aber Salome, reise mit Yehohshua und halte mich über das, was er tut, informiert. Clophas und ich werden mit Zavdai in der Zwischenzeit arbeiten, um uns zu vergewissern, dass unsere Baumfarm aus der Arbeit meiner Kinder Nutzen zieht.“ Clophas blickte auf seine beiden Kinder. „Miryam“, sagte er, „ich versprach Yosef, dass ich mich immer um Yehohshua kümmern würde. Ich verpflichtete mich und meine beiden Söhne dieser Aufgabe. Ich und sie werden auch deinen Sohn begleiten.“ *** An diesem Samstag war Shim’ons Ehefrau die Erste, die aufstand und sich vorbereitete, um in die Synagoge zu gehen. Ihr Ehemann wunderte sich, warum sie so erpicht war. Sie zuckte mit den Schultern, unfähig, es selbst zu verstehen. Sie war in der Synagoge, sogar bevor Yehohshua eintraf. Seine Augen fanden sie auf dem auserwählten Platz hinter dem Gitterrahmenwerk. Er winkte ihr zu und sie strahlte mit Freude zu ihm zurück, da er sie vor den anderen anerkannte. Nachdem sich die Menge niederließ, bat der Kohen Hagadol von K’farNachum ihn, zu der Versammlung zu sprechen. Er akzeptierte demütig die geerhte Bitte, ging vor die versammelten Leute und begann Schriftrollen vom Tanakh5 zu lesen. Er hielt oft inne und erlaubte den Worten, in den Sinn der Zuhörer einzudringen. Er lächelte herzlich, als er ihnen die Schriften erklärte. „Er spricht über den Talmud hinaus“, sagte ein Freund zu dem anderen. „Er weiß mehr als Hillel“, bemerkte ein anderer. „Die Schriftgelehrten sollten ein Zehntel davon wissen!“ Und so gingen die Komplimente. Doch geschah es, dass die Ruhe von den Dämonen in der Synagoge nicht begrüßt wurde, daher betrat eine unüberschaubare Zahl an Dämonen die große Kammer. Sie durchsuchten die Seele und das Gewissen von jedem Mann, jeder Frau und jedem Kind, bis sie einen Mann fanden, der für ihr Flüstern empfänglich war. Dann folgte eine 5
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Auseinandersetzung unter den Dämonen, die den Körper von dem einen Menschen, der schwachen Sehnsüchten ergeben war, bewohnen sollten. Der Stärkste stieß den anderen zur Seite. „Ich werde diesen Körper bewohnen. Der Rest von euch schaue zu und lerne.“ Er brüllte vor Lachen, als sein Wesen durch das Fleisch und die Knochen des Menschen sickerte, und dasselbe böse Gelächter brüllte aus dem menschlichen Mund und erschreckte die Männer um ihn herum. Dann erfasste ihn ein unheimlicher kalter Griff in seinem grundlegenden Gewissen. Worte und Gedanken quälten den Dämon so sehr wie den Mann. Er krümmte sich vor Qual. Der Dämon versuchte, die Schuldgedanken aus seinem Kopf zu quetschen. Er hatte nicht erwartet, dass so etwas geschah. Bilder von Tausenden Sünden, die er begangen hatte, durchdrangen seine Erinnerungen wie ein Gewitter, das die ausgetrocknete Erde schlug. Er schrie: „Was willst du bei uns, Yehohshua ben Yosef von Natzeret? Bist du hier, um uns zu vernichten?“ Der Mensch fiel zu Boden und warf sich auf den Pflastersteinen hin und her, zuerst in einer Embryonalstellung, dann voll ausgestreckt, seine Finger wie Nieten gespreizt, die auf Yehohshua zuschossen. Er krümmte sich, seine Augen traten hervor, und alles, was am Menschen hässlich ist, zeigte sich in seinem Gesicht. „Ich weiß, wer du bist“, mühte der besessene Mann die Worte heraus. „Du bist der Heilige Gottes!“ Der Dämon in dem Mann wiederholte so laut er konnte, indem er seine Worte ausspuckte. „Was willst du?“ Niemals hatte er solchen Schmerz, solche Qual, ein solches Eindringen von klaren Billdern gesehen, das das Böse von ihm davontrieb, um ihm zu offenbaren, was für böse Taten er während seines Daseins begangen hatte. Er wollte weinen, betteln, sein Leben verwirken, doch seine Wut kämpfte gegen Erlösung, und die Schlacht in ihm riss ihn in Stücke. „Halt den Mund!“ schrie Yehohshua ihn an, als er das Haar des Mannes ergriff. „Dämon, komm aus ihm heraus!“ Der besessene Mann zuckte, krümmte sich und schlug herum. Ein entsetzlicher Schrei raste aus ihm, als ob seine Zunge den entsetzlichen Schrei nicht aufhalten konnte, der alle Klagelieder zu einem einfachen elgeanten Lied machte. Alle Leute in der Synagoge hatten Angst. Viele zitterten.Andere zitterten, als sie versuchten, aus der Tür zu rennen, aber sie von den anderen in ihrem Weg blockiert fanden. Der erschöpfte Mann wurde still. Der Dämon, unfähig, die Bilder zu ertragen, die sein Bewusstsein durchdrangen, gab den Mann frei. Der Dämon fiel in einen Tränenstrom, ebenso der Mann. Umgekehrte Besessenheit geschah. Der Dämon verschränkte seine Arme über seiner Brust und schrie erstaunt. Die schockierten Engel, trotz seiner Kapitulation, sprangen auf ihn und bewarfen ihn, als ob eine Million unter Spannung stehende Blitze in die Erde einschlug. Nicht ein Mensch sah den Kampf. Yehohshua schirmte seine Augen vor dem Angriff ab.
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„So soll es mit euch allen sein“, flüsterte er den Dämonen zu. Aus Angst rannten sie sofort hinaus aus der Synagoge und viele Leute schworen, dass sie eine leichte Brise an ihren Ohren vorbeisausen fühlten. Der Kohen Hagadol von K’far-Nachum näherte sich dem Mann, als Jakobus und Yochanan ihn vom Boden hochhoben. Shim’ons Ehefrau keuchte dabei. „Was ist das?“ sagte sie zu Salome. „Eine neue Lehre?“ Salome hielt sie fest. „Es ist eine Lehre mit Autorität dahinter! Yehohshua befiehlt sogar den Dämonen, und sie gehorchen ihm.“ Shim’ons Ehefrau umarmte Salome so fest sie konnte, als sie unbeherrscht in ihren Armen schluchzte. „Was wird mein Ehemann gegenüberstehen? Was?“ *** Am selben Nachmittag verbreiteten sich Nachrichten über das, was Yehohshua in der Synagoge getan hatte, in der ganzen jüdischen Gemeinde. Als die fünf Männer ( Yehohshua, Kefa, Andreas, Yochanan und Jakobus) aus dem Gebäude auftauchten, hatte das Publikum ein größeres Verständnis von der Torah und von den Propheten als sie es je zuvor gehabt hatten. Ein paar traten genau an diesem Abend der Vierten Sekte bei. *** Satan stand auf der Straße, als die fünf Männer in die helle Nachmittagssonne aus der Einengung der Synagoge eintauchten. Es schien fast, als ob sie neugeborene Kinder wären, die aus dem Schoß ihrer Mutter kamen. Er lachte hysterisch. „Yehohshua!“ schrie Satan. Und Yehohshua hörte den Schrei. Für die anderen schien der Schrei wie der Ruf einer Krähe über ihren Köpfen zu sein. „Sei nicht mit dem, was du heute getan hast, zufrieden.“ Yehohshua ignorierte die Worte. Dann sah Satan Shim’on seine Arme über Yehohshuas Schulter legen und ihn zärtlich auf die Wange küssen. Er umarmte ihn und hob ich von seinen Füßen hoch und schrie vor Freude darüber, wie mächtig sein Lehrer über die Dämonen war. Salome und Zavdai und Shim’ons Ehefrau tanzten vor Freude um Yehohshua herum, als sie aus der Synagoge gingen. Satan schloss sich der Menge an und ging neben Yehohshua. „Also, du magst diesen Menschen, Shim’on, nicht wahr?“ Yehohshua blickte plötzlich auf die unsichtbare Gegenwart, und jeder dachte, dass er wütend auf sie war, da sie so viel Lärm machten und feierten, so viel sie konnten. Shim’on hörte auf, herumzualbern. „Du wirst ihn nicht belästigen“, flüsterte Yehohshua heiser Satan zu, und jeder fragte sich, ob er sie ausschimpfte. „Yehohshua“, grinste Satan, als er auf die Menge schaute. „Wo sind deine Brüder? Deine Mutter?“ „Sie sind, wo sie sind.“ 461
„Wer?“ erwiderte Shim’on verwirrt darüber, mit wem Yehohshua redete. Er schaute sich um, unfähig zu erkennen, was geschah. „Shim’ons Schweigermutter ist in der Nähe, nicht wahr?“ „Lass sie in Ruhe!“ Aber bevor er etwas tat, dematerialisierte sich Satan und erschien neben Shim’ons Schwiegermutter. Als sie im Haus arbeitete und ihre Arbeiten erledigte, berührte er ihren Magen und auferlegte ihr zitternde Übelkeit. Ein weiterer Krankheitszauber überwältigte sie. Sie fiel auf ihre Knie und krümmte sich. „Was?“ hustete sie, dann krümmte sie sich mit einem scharfen Schmerz. Sie schrie und ihre Nachbarn eilten zu ihrem Haus. „Holt meine Tochter“, bat sie sie. Die Nachbarskinder rannten, um sie neben ihrem Ehemann gehen zu finden. „Deine Mutter ist ernsthaft krank“, schrie einer der Jungen. „Wie ist das möglich? Es ging ihr vollkommen gut, als wir sie heute Morgen verließen.“ Besorgt rannten die fünf Männer zu ihrem Haus und fanden sie mit dem Gesicht nach unten auf ihrem unordentlichen Bett. Das Haus stank. „Jakobus, Yochanan, helft mir, den Fußboden zu reinigen“, bat Shim’on sie, als seine Ehefrau sich um ihre Mutter kümmerte. Sie fühlte ihre Stirn. Das Fieber alarmierte sie. „Yehohshua“, näherte sie sich ihm, „ich sah, was du für diesen Mann getan hast – ein Fremder, den du nie getroffen hast – und nun ist meine Mutter ernsthaft krank. Bitte hilf ihr und mein Ehemann wird dein sein, um zu gebieten, wie du es wünschst. Ich werde mich nie wieder in deine Pläne einmischen, wenn du sie nur mit deiner Hand berührst.“ Yehohshua näherte sich dem Bett ihrer Mutter. Er nahm sanft ihre Hand in seine und hob sie zu seinem Gesicht hoch. Er blickte tief in ihre Augen, als ob er die winzigsten Krankheitserreger darin versteckt finden könnte. Er tat es. Er berührte ihre Stirn und wies das Fieber zurecht. Sofort verließ sie das Fieber. Sie lächelte ihn an, als ihre Hand über der seinen lag. Es war, als ob sie nie krank gewesen wäre. Sie stand auf, schaute auf die Geräte, die auf dem Fußboden lagen, und ging auf sie zu. „Mutter“, fragte Shim’ons Ehefrau, „wohin gehst du?“ „Seid ihr nicht hungrig.“ „Ja, aber lass Salome und mich kochen.“ „Es besteht kein Bedarf. Ich bin vollkommen imstande dazu.“ Während sie das Lamm kochte, halfen die anderen Frauen Jakobus und Yochanan und Shim’on, das Erbrochene vom Fußboden zu säubern. Sie verbrannten die Lumpen in einem Feuer weit weg vom Haus. Als sie zurückkehrten, roch das Haus wundervoll frisch. Sie setzten sich, dankten und aßen das köstliche Lamm und Gemüse. *** Die Kinder nebenan rochen das wundervolle Mahl und ihre Eltern waren über die Energie der alten Frau erstaunt. Sie schien stärker als je zuvor 462
zu sein. Sie erzählten es sofort ihren Nachbarn, die wiederum es ihren Nachbarn erzählten. Die anderen in der Synagoge erzählten anderen über den Exorzismus des Mannes. Die Unterhaltung über Yehohshuas Macht raste durch die ganze Stadt. Ein Schirm der Wahrheit fiel über die Stadt wie ein unsichtbarer Schleier des Wunders. Yehuway sandte mehrere Legionen seiner Engel, um die Stadt zu umrunden, um Dämonen zu hindern, in sie zurückzukehren. Die Unterhaltung wurde zu einem inbrünstigen Schrei und wie tosendes Wasser. Ein Menschenmeer versammelte gleichzeitig ihre kranken Verwandten und Freunde und ihre Lieben, die geneigt waren zu verbalen beleidigenden Handlungen und hitzigen Auseinandersetzungen, und führten sie zu Shim’ons Haustür. Volle Dunkelheit bedeckte die Stadt. Lavendelschattierungen ergaben sich den Sternen. Die Bäume schliefen unter einem schwarzen Baldachin. Durch ihn drängten Hunderte Menschen. Die Augen der leidenden Menschen spiegelten das Kerzenlicht wider, das aus dem Haus schien. Gelbe Schatten enthüllten das Elend der Kranken und Hilflosen. Yehohshua ging unter ihnen und berührte jeden Mann, jede Frau und jedes Kind, dem er begegnete. Shim’on ging direkt hinter ihm. Jahrzehnte später erzählte er Markus, seinem Schreiber: „Yehohshua verwirklichte an diesem Tag Yesha’yahus Prophezeiung, als er sagte: ‚Sicherlich hat er unseren Kummer und unsere Sorge getragen.’“ Viele ausgetriebene Dämonen wollten bei ihrer Vertreibung ihn in Verlegenheit bringen, indem sie hofften, dass ihre Possen ihn zwingen würden, seinen Exorzismus aufzugeben. Einstimmig schrieen sie so laut sie konnten zu Yehohshua: „Du bist der Mashiach! Du bist der Sohn Gottes!“ Aber die Menschen konnten ihr verstümmeltes Geschrei nicht hören, egal wie laut ihre Stimmen wurden. „Ihr müsst mit eurem Geschimpfe aufhören“, gebot ihnen Yehohshua und ihre Stimmen verstummten. Satan alleine wurde von den beschützenden Engeln erlaubt, sich Yehohshua zu nähern. „Warum willst du nicht, dass die Menschheit weiß, wer du bist? Außer vielleicht, dass es eine Lüge ist. Bist du tatsächlich der Sohn Gottes oder nur ein bloßer Mensch?“ „Geh weg“, erwiderte Yehohshua einfach. Und Gabriel, zusammen mit einer Legion Engel, begleiteten ihn hinaus aus K’far-Nachum. An diesem Abend, als die Sonne unterging und den See mit einer roten Färbung entflammte, versanken die Dämonen in einen depressiven Zustand, als einer nach dem anderen aus einem menschlichen Körper gezwungen wurde. Tuberkulose, Fieber und eine Vielzahl an Krankheiten überließen ihre Macht Yehohshuas Berührung, als er seine Hände auf jede Person legte, die ihm begegnete. Sein Gesicht zuckte nicht zusammen, als er sie heilte. Das Schlechte setzte sich nicht von den Menschen auf ihn um, das Schlechte zerstreute sich eher, als ob es nie existiert hätte. Mit einem einfachen Wort trieb er die bösen Geister aus.
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*** Während des Abends und lange nach dem Mondaufgang kamen die Leute ständig zu ihm, um geheilt und von ihren dämonischen Besessenheiten befreit zu werden. Ihre Gegend der Erde drehte sich der Sonne zu, und als die Strahlen begannen, die Oberfläche von K’far-Nachum zu berühren, schaute sich Yehohshua um und fand eine vorübergehende Ruhepause in dem Menschenmeer, das seine Aufmerksamkeit verlangte. Erschöpft streckte er sich aus. In der ätherischen Zeit zwischen Dunkelheit und Tag ging Yehohshua zu der Rückseite des Hauses. Er zog seine Augen zusammen und schüttelte seinen Kopf, indem er versuchte, seine Sinne wachzurütteln. „Abba, ich bin erschöpft. Wo kann ich eine Abgeschiedenheit nur für einen Augenblick finden?“ „Was ist Abgeschiedenheit?“ antwortete die Stimme des Vaters. „Die Stimmen von Milliarden sprechen gleichzeitig zu mir. Ich höre sie alle. Ich unterscheide jede Stimme und kenne die Persönlichkeit von jedem Bittsteller.“ „Vater, ermächtige mich, jede Stimme zu hören. Ermächtige mich, die Dämonen dauerhaft von der Menschheit zu beseitigen. Lehre mich mehr, damit ich dir besser dienen darf. Denn wer bin ich, außer ein kleines Wesen, verglichen mit deiner Größe? Wer bin ich, außer ein kleines Zeichen der Wertschätzung von deinem Herzen zu den Herzen der Menschheit? Du liebst sie so sehr wie ich sie liebe, und aus diesem Grund sind wir im Vorsatz und in Gedanken eins. Wie du ihnen in Liebe gibst, gebe ich ihnen in Liebe.“ „Meine Liebe ist für immer“, sagte sein Vater, Yehuway. *** Während Yehohshua zu dem Schöpfer des Universums betete, wurde Shim’on von einem Neuankömmling wachgerüttelt. „Wo ist der Lehrer?“ fragte er. Shim’on rieb seine Augen vom Schlaf klar. Wiederum schüttelte er Jakobus und Yochanan wach. „Wo ist Yehohshua?“ „Frage Andreas“, erwiderte Jakobus taumelig. Ein anderer Mann kam zu Shim’on und sein angestrengtes Atmen hielt ihn ab, wieder einzuschlafen. Er schaute den Mann an. Seine Naselöcher liefen vor Flüssigkeit. Sein Bart war garstig und ungekämmt. „Ich bin krank“, sagte er, „ich weiß, ich scheine verabscheuungswürdig zu sein, aber ich kann nicht stehen, um mich zu waschen.“ „Kein Hebräer darf so schmutzig sein“, sagte Jakobus schließlich mit hellwachen Worten. „Ich bin dreckig, weil ich zu krank bin, um mich um mich selbst zu kümmern. Bitte helft mir, euren Lehrer zu finden.“ 464
Die drei Männer standen auf und begannen nach Yehohshua zu suchen. Stattdessen fanden sie Andreas, der die Füße von einem anderen Mann wusch. „Wo ist Yehohshua?“ fragte Shim’on. „Hinter dem Haus, warum?“ „Die Leuten suchen nach ihm“, sagte Jakobus. „Er betet.“ Shim’on schüttelte seinen Kopf, missachtete, was Andreas zu ihm sagte und beschleunigte seinen Schritt zu der Hinterseite des Hauses. Jakobus, Yochanan und Andreas folgten ihm. Als sie ihn endlich fanden, lehnte er an einem Walnussbaum, dessen dicke Äste sich über die Wellen des Sees ausstreckten. Schöne Blumen und hohes Gras wuchsen am Rand des Wassers. Yehohshua hörte ihnen zu, als sie über eine neue Menge sprachen, die sich vor Shim’ons Haus bildete. „Wir müssen K’far-Nachum verlassen“, sagte er zu ihnen. „Ich wünsche, in den anderen Dörfern so viel zu lehren wie ich in diesem Dorf gelehrt habe. Was ich verkünden muss, muss ich im ganzen Land von David tun.“ „Aber König Davids Territorium reichte den ganzen Weg nach Sidon und Tyrus und weit östlich jenseits des Yardens“, sagte Shim’on. „Das ist richtig“, lächelte Yehohshua. „In allen Ländern, auf die David Fuß setzte, muss ich auch Fuß setzen. Das ist das Land, das Yehuway für sein Volk bestimmte. Das ist das Land, das ich für Yehuways ewiges Königreich beiseite gelegt habe. Er wird auf dem Berg Moriah eine neue Hauptstadt der Wunder errichten, wo ihn alle Menschen anbeten werden.“ „Alle Menschen?“ „Alle Menschen, die an seine ewige Souveränität glauben“, stellte Yehohshua klar. „Nichtjuden ebenso?“ „Alle Menschen werden aus Avrahams Bund Nutzen ziehen. Was auf ein paar begrenzt war, wird sich ausdehnen, um die ganze Erde zu umfassen.“ „Die ganze Welt wird nur unseren Gott, Yehuway, anbeten?“ „Ja.“ „Dann müssen wir eine intolerante Nation werden, gegen alle Götter und alle schlechten Dinge gerichtet“, erklärte Shim’on. „Es liegt nicht bei uns, diesen Vorsatz in diesem letzten Zeitalter der Menschheit zu bewirken“, sagte Yehohshua. „Das bedeutet nicht zu sagen, dass Yehuway für immer religiöse Freiheit tolerieren wird, denn er wird es nicht. Noch bedeutet es zu sagen, dass er für immer getrennte Nationen tolerieren wird, denn er wird es nicht. Noch wird er für immer verschiedene Regierungen tolerieren, um ihre Philosophien und ihre verschiedenen Gesetze auszuüben, denn es gibt nur eine Reihe von Gesetzen für alle Menschen, und eine Gerichtsbarkeit auf der ganzen Erde. Ein Zeitalter wird kommen, wenn Yehuway nicht länger heidnische Bilder tolerieren wird, die überall auf der Erde errichtet werden. Er wird nicht länger jede Regierungsform tolerieren, die anders als eine 465
theokratische Regierung ist, direkt durch seine Macht eingesetzt, ermächtigt, um von Männern so wie ihr selbst regiert zu werden.“ Die vier Männer schauten einander an. „Wir werden zu Statthaltern gemacht?“ „Ja. Und mehr“, erwiderte Yehohshua einfach. Die Männer verstummten, da sie nicht wussten, was sie sagen sollten. Yehohshua fuhr fort. „Das ist, warum ich mich nicht nur auf Heilungen und Dämonen auszutreiben beschränken kann. Ich bin hier für mehr als Medizin auszuüben und den Verstand von seiner Nötigung und Beeinträchtigung zu befreien. Ich bin hier, um die Straße für Yehuways Königreich zu bahnen. Daher muss ich das Königreich Gottes den anderen Städten, außer K’far-Nachum, predigen. Es ist aus diesem Grund, dass ich gesandt wurde. Also, Freunde, konzentrieren wir uns auf Yehuways Streitfrage – nicht auf unsere persönlichen Wünsche, egal wie bewundernswert sie erscheinen mögen.“ Die Männer dachten an Mohse und seinen großen Kampf, um eine neue Nation zu bilden, die unter einem neuen System der Gesetze und Theologie regiert wurde. Sie dachten an ihre Rollen innerhalb der neuen Regierung. An demselben Morgen gaben die Söhne von Zavdai, Jakobus und Yochanan, und die Söhne von Jonah, Andreas und Shim’on, alles auf, was sie hatten, und folgten Yehohshua.
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Kapitel 14 Die Ausbildungsmission Danach reisten Yehohshua und seine vier Jünger das Küstenland hinunter, dann nach ein paar Meilen wandten sie sich landeinwärts, um in den Städten von Galil zu predigen. In einer dieser Städte verweilte ein Mann alleine in der Nähe der Einzugsstraße zum Markt. Sein Fleisch gab einen entsetzlichen Geruch von sich. Er ging zu einem entfernten Brunnen, schöpfte mehrere Eimer Wasser, ging hinter eine baumreiche Gegend, wusch seine Kleider, dann tröpfelte er vorsichtig das saubere Wasser über seine verdickte Haut und zahllosen Geschwulsten. Er wischte sanft auf seinen entstellten Beinen und Armen, um so viel von dem Eiter zu entfernen, was er von seinem Fleisch konnte. Er hob seine Hände vor seinen Augen. Die Hälfte seiner Finger war abgefallen, so wie seine Füße. Seine knorrigen Beine taten weh. Als er sich wusch, dachte er an die Zeit, als er sich das erste Mal dem Kohen seines Dorfes als junger Mann näherte und über eine Hautbeeinträchtigung klagte. Der Kohen untersuchte die Beulen und die sich bildenden Mitesser, die an seinen Wangen und seiner Nase fraßen. Die Kohen zog an seinem weiß werdenden Haar. Dann fand er andere Krätzen. „Du bist unrein“, sagte der Kohen leise zu ihm. „Zerreiß deine Kleidung. Pflege nie dein Haar oder gib Salbe darüber. Bedecke deine Lippen mit einem Tuch und von nun an warne andere vor deiner Unreinheit. Solange du lebst, wirst du deinen Zustand der Trauer zeigen.“ Der Mann erinnerte sich, wie der Kohen zu seinem Haus ging, um die Mauern nach einer gelblichgrünen Vertiefung zu untersuchen, und als er sie fand, ließ er das Haus niederreißen und den Verputz und die Steine weit hinaus aus dem Dorf fahren, wo es verbrannt, dann vergraben wurde. Trotz all seiner Tränen, trotz all seiner Gebete wurde sein Kummer schlimmer. Seine Haut wurde durch die Jahre weißer. Seine Finger wurden von der Verwüstung der Krankheit verzehrt. Es gab keine Heilung. Kein Opfer, das stark genug war. Nichts konnte sie aufhalten. „Yehohshua hat die Macht, dich zu heilen“, sagte ein Mitaussätziger in einer naheliegenden Kolonie. „Sei nicht albern. Er ist nicht Elijah.“ „Aber ich hörte Gerüchte über seine Macht.“ „Von wem?“ „Den Kohanim!“ „All diese Jahre hast du dich entstellt und herabgesetzt gesehen“, sagte er, als er auf das pockennarbige Gesicht seines Freundes schaute, das mit einer Staubschicht bedeckt war, „doch du klammerst dich noch immer an einen albernen Glauben, dass eine Heilung für dich gefunden wird. Es 467
gibt nirgendwo auf der Oberfläche dieser Erde einen Arzt, der dich heilen kann. Akzeptiere diese Krankheit, wie du musst. Ergib dich ihr.“ „Ich werde Yehohshua sehen.“ Der Gefährte schüttelte traurig seinen Kopf. „Dein Glaube wird irregeleitet. Aber gehe. Tue, was du willst.“ Tagelang wartete der Mann in der Nähe der Zutrittsstraße. „Unrein! Ich bin unrein! rief er allen, die vorbeigingen, zu. Und viele waren erstaunt, wie sauber seine Kleidung war und wie er so hart arbeitete, um den Gestank von seinem Körper zu entfernen. Ein paar unter ihnen gaben ihm, was sie konnten. Andere gingen einfach um ihn in einem weiten Bogen und wollten die Schande seines Zustandes sehen. Andere spuckten dreimal auf den Boden. Dann geschah es. Yehohshua, zusammen mit seinen vier Gefährten, ging in seiner Nähe. „Unrein!“ schrie er. „Ich bin unrein!“ Doch tat er etwas Besonderes, als er seine Warnung an die vier Männer vor ihm rief - er rannte auf sie zu. Jakobus und Yochanan rannen sofort hinter Yehohshua. „Ein Aussätziger“, schrieen sie und zogen an seinem Ärmel. Kefa und Andreas schritten weiter zurück und fragten sich, warum Yehohshua stand, wo er war. „Yehohshua, tritt zurück von ihm. Er ist ein Aussätziger“, sagte Andreas. Stattdessen ging Yehohshua auf den Mann zu. Andreas hielt sich seine Nase zu und atmete durch den Mund. „Yehohshua“, flehte Andreas. „Geh weg von ihm.“ Als sich der Aussätzige Yehoshua, so nahe er wagte, näherte, ungefähr sechs Fuß weit weg, fiel er auf sein Gesicht und sagte: „Herr, wenn du wünschst, kannst du mich rein machen.“ Yehohshua, bewegt durch Mitgefühl, streckte seine Hand aus und berührte ihn. „Ich wünsche es. Sei rein.“ Sobald Yehohshua gesprochen hatte, fegte eine Brise durch die Straße und zog über den Aussätzigen. Ein kühles Gefühl trieb durch das zerrissene Hemd des Aussätzigen und kitzelte ihn. Er lachte fast. Yehohshua lächelte. Der Mann fühlte einen Energiestoß und frische Luft seine Lunge beleben. Er schaute auf seine Hände und keuchte bei der augenblicklichen Widerherstellung seiner Finger und Zehen und der Begradigung seiner Beine. Er nahm einen tiefen Atemzug und der ekelhafte Geruch, der über sie schwebte, verschwand. „Steh auf“, deutete Yehohshua mit seinen Fingern. Er fasste nach hinten zu Yochanan und zog ihn vor sich. „Yehohshua!“ Yochanans entsetzte Augen schauten ihn an. „Du hast ihn gerade berührt, dann berührst du mich.“ „Er, der an Aussatz litt, ist nun gereinigt. Geh schon. Nimm seine Hand in deine.“ Yochanan zitterte, als er seinem Cousin gehorchte. Der andere Mann zögerte auch, und er begann „Unrein“ zu sagen, aber die Worte versagten ihm, als er die Farbe seiner Haut sah, die wieder in ihrem
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früheren Zustand war. Keine weißen Flecke, keine Beulen, keine Mitesser, keine Verdickung. Sie war geschmeidig. Yehohshua wies ihn an: „Siehe, dass du zu keinem Menschen etwas sagst. Jedoch will ich, dass du gehst und dich dem Kohen zeigst. Opfere für deine Reinigung die Gabe, die Mohse gebot, als ein Zeugnis für Yehuways Barmherzigkeit.“ Auf seinem Weg zur Synagoge sammelten er und Yochanan ein paar Zedernstöcke und fanden den notwendigen Ysop und Scharlachbohnen, dann gingen sie zwei Vögel kaufen. Bei der Synagoge erkannten ihn mehrere Leute. „Wie ist es möglich, dass du unter uns gehst?“ „Ein Mann mit dem Namen Yehohshua heilte mich. Er sagte mir, dass ich den Kohen aufsuchen sollte, damit er das Reinigungsritual über mir ausführen kann, damit ich wieder unter meinen Freunden und meiner Familie gehen kann. „Was ist das?“ unterbrach sie der Kohen, als er der früheren Aussätzigen außerhalb der Synagoge stehen und die Hand eines jungen Mannes halten sah. „Yehohshua sagte, dass ich dich aufsuchen soll, damit du das Reinigungsritual ausführen kannst.“ „Er heilte dich vom Aussatz?“ „Es ist, wie du siehst.“ „Ziehe deine Kleider aus“, befahl ihm der Kohen. Nachdem er ihn untersuchte, nahm der Kohen von ihm die zwei Vögel. Er tötete den Ersten in einem irdenen Gefäß unter fließendem Wasser. Den zweiten Vogel nahm er mit dem Zederholz und dem Ysop mit und tauchte sie zusammen in das Blut des toten Vogels. Der Kohen benutzte dann das Zedernholz und den Ysop, um das Blut des toten Vogel siebenmal mit seiner rechten Hand auf den Körper des Mannes zu spritzen, da er den lebendigen Vogel in seiner linken Hand hielt. „Ich erkläre dich für rein“, sprach der Kohen zu ihm über den Stimmen des versammelten Publikums. Der Kohen und die Leute gingen hinter die Synagoge und entließen den lebendigen Vogel über dem Feld. Alle Augen folgten dem Flug des Vogels. „Wasche deine Kleider und wasche dich unter reinem Wasser“, wandte der Kohen seine Augen auf den früheren Aussätzigen zurück. „Bleibe von uns sieben Tage in dem Zelt abgesondert, das ich für dich errichten werde. Am siebenten Tag rasiere dein ganzes Körperhaar ab, einschließlich deinen Augenbrauen und deinem Bart. Habe mit niemandem sieben Tage lang Umgang. Dann wasche dich wieder unter dem reinen Wasser, damit du wieder unter uns gehen kannst. Ich werde an dem Tag deine Hand halten und dich in unserer Gesellschaft wiedereinführen.“ Der Kohen untersuchte dann Yochanan. „Du bist nicht infiziert. Merkwürdig für deinen Lehrer, dich zu bitten, seine Hand zu halten?“ Der Mann führte aus, was der Kohen ihm sagte. Am achten Tag nahm der Kohen zwei makellose Lämmer und ein makelloses weibliches Lamm in seinem ersten Jahr und drei Zehntel eines Maßes von auserlesenem 469
Mehl, das er mit Öl vermischte und ein Mahl von ihnen an Yehuway zubereitete. Nachdem der Kohen das Speiseopfer Yehuway darbrachte, nahm der Kohen den Mann und führte ihn unter die Bürger des Dorfes. Sie waren durch das Wunder so erstaunt, dass sie darauf bestanden, Yehohshua zu treffen, um weiter seine Fähigkeiten zu prüfen. Die Nachrichten über Yehohshuas unheimliche Macht verbreiteten sich überall. Die Mengen wurden so groß und forderten seine Zeit, dass Yehohshua nicht länger öffentlich ihre Stadt betreten konnte. Für ihn blieb kein abgeschiedener Platz, weil große Mengen aus jeder Gegend kamen, um ihn zu hören und von ihm von ihren Gebrechen geheilt zu werden. Erschöpft, unfähig, sich zu konzentrieren, zog sich Yehohshua von der Menge zurück, um einen Ort der Zuflucht in dem schwindenden Wald zu finden. Nach einer Weile fand er einen privaten Ort, um zu seinem Vater im Himmel zu beten. „Abba, die Leute wollen nur Heilungen und Befreiung von Zwang. Sie kümmern sich nicht um das Königreich Gottes. Ich fürchte, ich irre von dem Vorsatz ab, für den du mich zu ihnen gesandt hast. Führe mich zu deinen Pfaden, damit ich nicht wanke und nicht versucht werde, etwas über mich zu verkünden, das ich nicht behaupten sollte. Wer bin ich, um zu sagen, dass ich besonders bin! Ohne dich bin ich nichts! Leite meine Schritte, damit ich mich ständig deinen Wünschen weihe. Bewache die Emotionen von Kefa und Andreas. Beschütze Jakobus und Johannes. Diese Dinge erbitte ich von der Großzügigkeit deines Herzens zu meinem, denn ich bin dein Diener, immer bereit zu völligem Gehorsam gegenüber der Errichtung deines Königreichs auf Erden. So sei es.“ *** Ein paar Tage später reisten Yehohshua und seine vier Jünger zurück von Obergalil nach K’far-Nachum. Sie gingen beinahe an hundert Dörfern vorbei und durch fünfzig Städte. Beinahe drei Millionen Personen lebten in Galil. Tausende auf Bauernhöfen, die das reiche, fruchtbare Land sprenkelten. Saftiges Gemüse und Mandelblüten gediehen zusammen mit Zitrushainen. Große Flächen mit Zuckerrohr breiteten sich von Region zu Region aus, ebenso Flächen mit Apfel-, Dattelpflaumen- und Feigenbäumen. Yehohshua liebte den galiläischen Dialekt mehr als den judäischen Dialekt. Er war nicht angeberisch, kam direkt auf den Punkt, war mit Logik und gesundem Hausverstand erfüllt. Er brauche keine blumigen Phrasen oder komplizierte, überspannte Worte. Der Temperaturunterschied zwischen Untergalil und K’far-Nachum war augenblicklich zu bemerken. Die Küste war wärmer, der Wind stärker. In der Nähe von Tiberias lagen die heißen Schwefelquellen, umgeben von Kalksteinbergen, überlagert mit Lava. Im fernen Norden lagen große Basaltfelsbrocken in der Sonne, wo Schildkröten, ebenso Flusskrebse und Sandhüpfer spielten. Die fünf Männer gingen durch die Gegend von Schotendorn und Palmen. Endlich erreichten Yehohshua und seine Talmidim Shim’ons Haus. Die 470
fünf Männer gingen leise hinein, lange nach dem Sonnenuntergang, als die Straßen dunkel waren. Shim’ons Ehefrau rannte augenblicklich zu ihm. Sie umarmte ihn fest, indem sie ihn nie wieder loslassen wollte. „Geh!“ schrie seine Schwiegermutter einem Nachbarkind zu. „Sage Zavdai, dass seine Kinder hier sind.“ Als sie davon hörten, sagten sie es ihren Freunden, die es ihren Freunden erzählten und so weiter, bis ein großer Teil der Nachbarschaft von Yehohshuas Rückkehr Bescheid wusste. Ein paar Passanten sahen die Aktivität und große Mengen an Lebensmitteln, die zu dem Haus gebracht wurden, und sie fragten sich, wer die bedeutenden Gäste waren, die Shim’ons Ehefrau und Schwiegermutter besuchten. *** „Der Prinz ist nach K’far-Nachum zurückgekehrt“, informierte ein Spion Kayafa und Annas. Der betagte Mann schloss seine Augen, um dem Zorn, der in ihm hochstieg, entgegenzuwirken. „Also, sogar meine Spione denken, dass Yehohshua der wahre Prinz von Judäa ist.“ „Ein Prinz mag er sein, aber ich habe seinen Yehohanan in meinem Gefängnis!“ Kayafa schleuderte den Weinbecher zu Boden. „Warum ist er in K’far-Nachum zurück?“ schrie er die Spione an. „Wirbt mehr Zeloten an?“ warf Annas ein. „Ja, wie viele mehr?“ beharrte ein weiteres herodianisches Parteimitglied. „Er spricht verschlüsselt zu seinen Anhängern. Ich verstehe nicht, was er ihnen sagt, dass sie tun sollen. Ich weiß nur, dass ich Gerüchte von kranken Leuten höre, die neue Energie erlangen, und von Aussätzigen, die von seiner Berührung gereinigt werden.“ „Du Narr!“ schrie Kayafa wieder. „Seine Zeloten bestechen viele Leute, damit sie ihn als ihren Führer bestätigen können. Sie gehen so weit, ihre Krankheit zu fälschen und vorzugeben, Aussätzige zu sein.“ „Warum würden sie das tun?“ fragte ein Parush. „Für welchen Zweck verstehe ich noch nicht.“ Annas neigte seinen Kopf und spielte mit den Fransen seines Umhangs. „Er ist klug. Genial vielleicht. Statt von offener Revolte zu sprechen, verwirrt er jeden mit einem anderen Schauplatz. Gewinne zuerst die Herzen, dann gib ihnen ein Schwert. Wer würde ablehnen zu verlangen, dass ein Mann zum König gemacht wird, wenn er sich mit der Macht von Elijah gleichstellt?“ „Yehohshua wird zu gefährlich für uns. Wir müssen ihn, sobald wir können, töten.“ „Unter welchem Vorwand?“ „Zivile Unruhe?“ meldete sich ein Parush. „Quatsch“, sagte Anna. „Wir sind der zivilen Unruhe schuldig.“ „Erlaube uns, mit ihm zu reden“, beugte der Parush sein Haupt. „Geh“, winkte Kayafa. „Finde Schuld an ihm, und zehnmal mehr soll deine Macht werden.“ 471
Am Ende der Woche, während Yehohshua in Shim’ons Haus lehrte, reisten gewisse herodianische Parteimitglieder und P’rushim und Doktoren des Rechts aus jeder Stadt von Galil, Judäa und aus Yerushalayim an, um in demselben Haus zu sein, Yehohshua zu prüfen und zu fangen. Und Yehuways Macht war gegenwärtig, um die Menschen zu heilen. Es gab so viele Leute in dem Haus, dass kein Platz übrig war, um einen weiteren Besucher zu empfangen. Nein, nicht einmal bei der Tür. Die Ehrengäste aus Yerushalayim weigerten sich, ihre Plätze den Gebrechlichen und Alten zu geben. Yehohshua ignorierte die Unruhe der Leute und setzte fort, Yehuways Worte den Gästen zu predigen. „Das Königreich Gottes wird euch durch die Liebe Yehuways geschenkt. Er hat vor, den Verlauf der politischen Korruption für ewige Wahrheit und Gerechtigkeit richtig zu stellen, geführt von keinem Menschen, der vorherbestimmter Schuld unterworfen ist, sondern durch den Reinen im Herzen, der Unschuld sucht. Kein Justizirrtum wird geschehen, kein Persönlichkeitskonflikt, kein Vorurteil.“ Satan krümmte sich, als er Yehohshuas Worte hörte: „Ich will nicht, dass er über Yehuway redet! Wo sind die kranken Leute, wenn man sie braucht?“ Er lachte laut auf, wie er es immer tat. „Schnell! Sucht alle kranken Leute, die ihr könnt, und sagt ihnen, wo Yehohshua ist.“ „Was?“ protestierte ein anderer Dämon. „Ich erbitte dies, damit wir seine Versammlung stören können. Wer kann über Politik und Macht reden, wenn Erbrochenes und Exkremente den Raum überfluten?“ Die anderen lachten auch. Sie gingen durch das ganze Dorf und flüsterten, dass Yehohshua in ihrer Mitte war, indem sie hofften, ihn vom Kurs abzubringen. Also gingen viele kranke Leute zu Yehohshua. Sie unterbrachen seine Versammlung. Alle verlangten geheilt zu werden. Von Person zu Person hob er seine Hände, berührte, wen er konnte, heilte sie und versuchte wieder, zu seinem Vortrag zurückzukehren. Die Lobpreisungen der Geheilten wurden lauter und inspirierten andere, von ihren Gebrechlichkeiten geheilt zu werden. „Ich werde diese Handlung umkehren“, flüsterte Yehohshua seinem geistigen Feind zu. „Die Leute halten dich irrtümlich für einen Heiler – nicht für einen Prinzen, der das Königreich Gottes darstellt.“ Yehohshua lehnte sich zurück. Er schloss seine Augen und ließ seinen Verstand frei, um der Unterhaltung mit Satan zu entkommen. Er schaute seine Ehrengäste an: die P’rushim und die erfahrenen Gelehrten. „Ich werde lauter von meinem Vater sprechen. Ich kann nicht so viel Aufmerksamkeit auf mich konzentriert haben“, sagte Yehohshua. *** In dem anderen Teil der Stadt saß ein gelähmter Mann neben vier weiteren Freunden und teilte mit ihnen fröhliche Stunden. Die vier Männer 472
liebten ihn sehr, denn er war ein Spielkamerad in ihrer Kindheit, den Unglück heimsuchte. „Erinnerst du dich an den Rabbi, der hierher zog?“ fragte ein Freund einen anderen. Er zuckte mit den Schultern und schüttelte seinen Kopf. „Was ist mit ihm?“ unterbrach der gelähmte Mann. „Ich hörte, er ist zurück.“ „Und?“ „Er hat große medizinische Fähigkeiten.“ „Viele Ärzte haben meine Beine angeschaut. Sie sind geschrumpft und nutzlos. Ich denke, alle Knochen sind zersetzt“, scherzte er mit seinen Freunden. „Wie dein Kopf“, scherzte ein anderer zurück. „Gut, da wir sonst nichts zu tun haben, besuchen wir ihn“, sagte der vierte Freund. „Es besteht keine Dringlichkeit, ihn heute oder nächste Woche zu sehen“, sagte der gelähmte Mann. „Er ist vielleicht nächste Woche fort“, erinnerte sie der erste Freund. „Später“, bestand der gelähmte Mann darauf. „Was auch immer. Es ist dein Leben.“ „So ist es.“ Der gelähmte Mann drehte sich herum und schaute aus seiner Tür hinaus. Er hörte ein paar lachend und andere bewundernd über den neuen Lehrer sprechen. Seine Ohren konzentrierten sich auf ihre Worte. Er hörte Fetzen davon. „Er hat die Macht, Kranke zu heilen.“ „Er ist ein weiser Lehrer.“ „Niemals hat ein solcher Mann hier gelebt.“ Inmitten des Scherzens seiner Freunde wurde der Mann plötzlich ernst. „Bringt mich zu diesem Doktor.“ „Du sagtest später, als machen wir es später“, erwiderte der vierte Freund. Der Gelähmte schaute auf die Straße, die leer geworden war. Alle Stimmen verstummten. Er hörte den Wind sich rühren, er sah die Äste sich bewegen, die gegen die Mauer seines Hauses kratzten. Eine ausgesprochene Trostlosigkeit erfüllte ihn. Ohne Erklärung begann er zu weinen und erstaunte seine Freunde. „Was ist los?“ fragten sie überrascht durch seine plötzliche Melancholie. „Ich will diesen Doktor sehen!“ flennte er. Und sein Erguss an Emotionen ließ den vierten Mann weinen. Er erhob sich schnell und hob ich hoch. „Was machst du?“ fragte der dritte Mann. „Er sagte, dass er den Doktor sehen will. Ich bringe ihn jetzt zu ihm.“ „Hast du Schmerzen?“ fragte er tief besorgt, traurig wegen seiner affektierten Haltung. „Ich will den Doktor sehen“, hallten seine würgenden Worte in dem Raum wider. Ohne einen weiteren Gedanken erhoben sich die Männer, ergriffen seine Bahre und eilten die Seitenstraße hinunter zur Hauptstraße. „Wo ist der Doktor?“ fragte einer der Freunde auf der Straße. „Wie soll ich es wissen?“ 473
Ein anderer Freund fragte einen anderen Fremden und er erwiderte: „Sieben, acht Blocks von hier, biegt rechts ab, dann fragt wieder.“ Sie folgten den Anweisungen des Mannes, verirrten sich, fragten einen anderen und verirrten sich wieder. Eine intensive Verzweiflung, ungleich jeder anderen, der sie je begegnet waren, erfüllte ihre Herzen, als sie versuchten, Yehohshua zu finden. Bekümmert, beunruhigt fragten sie einen anderen Mann nach dem Weg. „Ich kam gerade von dort. Ich werde euch hinbringen“, sagte er. Sie folgten ihm und als sie die große Menge sahen, rasten sie dem freundlichen Fremden voraus. „Lasst uns durch!“ flehte der führende Mann die Leute vor ihm an. „Wir können für euch Platz machen, aber die vorne gehen vielleicht nicht für euch fünf auseinander. Seit wir hörten, dass ein Aussätziger von diesem Mann geheilt wurde, wollen alle Kohanim und Schriftgelehrten Yehohshua sehen.“ „Warum?“ fragte der führende Mann. „Ist seine Arbeit schlecht?“ „Nein, nein“, erwiderte er. „Ich vermute, einige Männer müssen einfach das Wort eines anderen Mannes beglaubigen, ohne Rücksicht auf das wahre Zeugnis eines anderen.“ Er schritt zur Seite, aber eine andere Menge blockierte ihren Weg. Sie wollten ausweichen, aber sie konnten keinen Platz finden. Die vier Männer, die die Trage trugen, wurden inmitten von Menschen gefangen, die alle tobten, Yehohshua zu sehen. Der Gelähmte wurde verzweifelt, beinahe unzusammenhängend in seinen Bitten, den Doktor zu sehen. Tränen fielen aus den Augen und von allen vieren, als sie ihren Freund beobachteten. „Geht auf das Dach“, sagte einer. „Holen wir Seile vom Brunnen und lassen ihn hinein.“ „Das Haus des Mannes zerstören?“ „Wir werden für ein neues Dach bezahlen, nicht wahr? „Ja“, stimmen die anderen drei zu. Also schnitten zwei von ihnen die Seile von dem Brunnengriff und banden einen Strang um jede Stange des Bettes. Sie gingen weiter bis zur Rückseite des Hauses, kletterten auf die Mauer, zogen und stießen ihren Freund hinauf, schauten auf die soliden Fliesen des Daches, nahmen ihre Messer heraus und begannen sie herauszubrechen. Sie wurden mit Bestimmtheit erfüllt, Yehohshua zu sehen. Im Nu deckten sie eine große Zahl von Brettern auf. Diese brachen sie auf. Staub und Trümmer fielen auf die Gäste und auf die Leute, die sich von Wand zu Wand in dem Raum drängten. Männer und Frauen keuchten, als die vier Freunde dreist die Bretter von den Stützbalken rissen. Ein paar grinsten, als andere lachten. Einige verhöhnten ihre Handlung. Shim’on schrie, dass sie aufhören sollten, aber Yehohshua hielt seinen Ärger zurück. Die vier Freunde waren sich nichts anderes bewusst als den kranken und gelähmten Freund in den Raum zu bringen, um den Doktor zu sehen. Nachdem sie durch die Dachsparren brachen, senkten die vier Freunde
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ihren Freund auf dem Bett, wo er lag, von der Decke hinunter, zu den Füßen von Yehohshua. Für eine Sekunde kehrte eine merkwürdige Ruhe den Raum. Eine unerwartete Stille ruhte über allen. Staubflöckchen wirbelten in der Luft, stiegen sanft herab und ihr Schweben fing eine leuchtende Eigenschaft ein, die alle sprachlos machte. „Ich protestiere dagegen!“ unterbrach ein Schriftgelehrter den harmonischen Augenblick. „Er hat Schmerzen“, verteidigte ein Freund. „Es wird schlimmer!“ „Seine Schmerzen sind in seinem Verstand“, sagte der Schriftgelehrte. „Ich kenne ihn seit vielen Jahren, und was er fühlt, ist die Schande seiner vielen Sünden.“ Als Yehohshua ihren Glauben sah, sagte er zu dem kranken und gelähmten Mann: „Sohn, habe Mut. Deine Sünden sind vergeben.“ Jedoch als Yehohshua diese Worte gesprochen hatte, gefiel dem Schriftgelehrten nicht, was sie hörten. Er wandte sich an seine Schriftgelehrtenkollegen. Sie und die P’rushim begannen in ihren Herzen zu überlegen, indem sie sagten: „Warum spricht dieser Mann solche Blasphemie?“ „Wer kann Sünden vergeben, außer Gott allein?“ Die Luft war mit Verachtung für Yehohshua erfüllt. Die Gelehrtesten unter ihnen standen auf, ergriffen Yehohshuas Ärmel und schrieen: „Du übertrittst das levitische Gesetz, als ob es keinen Kerngehalt hätte. Keine Vitalität. Wer kann eine reine Sache aus einer unreinen machen? Niemand!“ Er bemerkte nicht, dass er halb Hiob zitierte. Yehohshua schaute ihn direkt an. „Beende, was du zitierst“, sagte er. „,Da ist die Hoffnung eines Baumes, wenn er umgeschnitten wird, wird er wieder sprießen – so werden seine zarten Äste nicht aufhören.’“ Die anderen Männer drehten sich um, um mit Andreas und Shim’on zu streiten, sogar als Yehohshua mit den Gelehrten stritt. Der Raum war mit bitterer Unruhe erfüllt, als eine Stimme versuchte, über einer anderen Stimme zu schreien. Eine unermessliche, untrennbare, verächtliche Atmosphäre verweilte den ganzen Abend. Schließlich wurde Yehohshua über die endlosen Weigerungen der Gelehrten und P’rushim verärgert, in ihren Herzen wahrzunehmen, worüber die Debatte war, daher sagte er zu ihnen: „Warum denkt ihr Menschen böse Dinge in euren Herzen? Was ist leichter, zu dem kranken und gelähmten Mann zu sagen: ‚Deine Sünden sind vergeben’ oder zu sagen: ‚Stehe auf! Hebe dein Bett auf und gehe!’“ „Du bist nicht Gott!“ schrie ihn ein Gelehrter an. „Tatsächlich bin ich nicht Gott“, errötete Yehohshuas Gesicht vor Wut, „aber Yehuway wurde unter euch zu einem Mann ernannt, der seine Stimme in begeistertem Entzücken erheben kann, dass Gott die ganze Menschheit liebt und gewillt ist, seine Liebe zu ihrer Verbesserung zu zeigen.
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So möget ihr wissen, dass der ‚Menschensohn’ durch den Vater ermächtigt worden ist, Sünden auf dieser Erde zu vergeben“, er näherte sich dem kranken und gelähmten Mann. „Ich sage dir: ‚Stehe auf!’ hebe dein Bett auf und gehe zurück zu deinem Haus.“ Der Gelähmte hob zuerst seinen Kopf und ein mächtiger Atem überwältigte ihn. Seine Beine rasten vor energischer Kraft und bevor jemand mit einem Auge blinzeln konnte, wurden sie gerade und wuchsen zur normalen Länge. Ohne zu zögern erhob sich der Mann von seinem Bett, hob das Bett auf, wo er lag, dann ging er vor allen Leuten. Blind den erschrockenen Gesichtern gegenüber, unfähig, die Schreie um ihn herum zu hören, ging der Mann aus Shim’ons Haus, als ob er eine heiße Flamme inmitten von Wolken wäre. Alles, was er tun konnte, war Gott Lobpreisungen zu singen. „Yehuway, du hast mich geprüft und kennst mich. Du weißt, wann ich mich hinsetze und wann ich aufstehe. Du verstehst meine Gedanken von ferne. Du beobachtest meinen Pfad und wenn ich mich hinlege, und bist bekannt mit allen meinen Wegen. Da ist nicht ein Wort auf meiner Zunge vor dir, Yehuway, denn du weißt alles.“ Die Menge applaudierte zu seiner Bemühung, als er zwischen ihnen ging. Die Ränge der Leute schlossen sich hinter ihm. Es war, als ob er eine angenehme Atmosphäre des Wohlseins betrat, die nicht in einen abgesonderten Sieg sich zerstreute. Alle waren erstaunt. Alle wiederholten das Lied des Mannes. Alle verherrlichten Gott, der durch seine Propheten und Heiler der Menschheit Macht anvertraut hat. „Wir sahen nie eine Sache auf solche Weise.“ Dann wurden sie mit Furcht erfüllt. „Wir haben an diesem Tag merkwürdige Dinge gesehen.“ „Merkt euch die Worte von Yesha’yahu“, sagte Yehohshua, „der diese Dinge von Yehuway sprach. ‚Ich, sogar ich, bin der, der eure Übertretungen um meinetwillen austilgt. Ich werde mich an eure Sünden nicht erinnern.’“
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Kapitel 15 Mattityahus Feier In dem Augenblick, als sie die neue Sonne erhob, kehrten der geheilte Mann und seine Freunde zu Shim’ons Haus mit neuem Bauholz, neuen Fliesen und frischem Teer zurück. Der frühere Gelähmte arbeitete oben auf dem beschädigten Dach den ganzen Tag und bot mannigfache Entschuldigungen für das, was seine Freunde zerstörten hatten, an. „Das Dach ist stärker als je zuvor“, sagte Shim’ons Ehefrau, während ihr Ehemann einfach dort stand und ihnen bei der Arbeit zuschaute und die ganze Zeit schwieg. Der geheilte Mann umarmte Yehohshua so fest er konnte, ebenso taten es die anderen vier Männer, dann umarmten sie sanftmütig Shim’on. Yehohshua lächelte Shim’on an. Kurze Sekunden später brach Yehohshua in Lachen aus. Die anderen Männer und Frauen fielen mit ein. Shim’on lachte auch so laut wie alle anderen. An diesem Abend aßen alle ein wundervolles Mahl, das von den fünf Freunden für Yehohshua und Shim’ons Familie zubereitet wurde. Alle schliefen in dieser Nacht tief und fest. *** Während die fünf Freunde auf Shim’ons Dach arbeiteten, arbeitete Mattityahu an seinen Hauptbüchern. Eine Einheit der römischen Wachen eskortierte seinen vertrauenswürdigen Diener zu einem militärischen Außenposten, wo die Gelder an eine andere römische Einheit überstellt wurden. Dies ging mehrere Male am Tag vor sich. „Also, all dieses Gold und Silber“, sagte Mattityahu zu dem römischen Soldaten, „und wohin geht es?“ „Caesarea“, erwiderte der Römer, „aber du weißt das.“ „Nein, ich meine – wohin geht es?“ „Einiges, denke ich, an Tiberius.“ „Nein, nein. Ich meine etwas ganz anderes.“ „Was“, zuckte der verwirrte Soldat mit seinen Schultern. „Ich meine, wofür wird es benutzt? Straßen, Aquädukte, das Militär, Regierungsgehälter?“ „Alle diese Dinge und mehr.“ „Du weißt, in unserem Tempel geben die Leute, was sie können, ohne eine Einheit von Wachen, die sie zwingen zu geben. Die Kohanim benutzen das Geld für wundervolle und wohltätige Dinge.“ „Ja“, spottete der Römer. „Aber ich kannte einmal einen Soldaten, der Sabinus prahlen hörte, wie leicht er den Tempel beraubte. Er sagte, dass jeder es zu jeder Zeit, die er will, tun kann.“ „Spotte nicht über das, was du nicht kennst“, sagte Mattityahu. „Ich gebe das zu, Judäa hat die schönsten Städte der Welt“, sagte der Römer. „Sogar Shomron ist ein Juwel des Handels und der Entwicklung. 477
Ich habe nie so viel Reichtum gesehen, mit so vielen reichen Kaufleuten. Eure Weber, eure Töpfer, eure Bauern, na, sogar eure Fischer sind wohlhabend. Ich habe nur von einer Gegend, die mehr als eure beneidet wird, gehört, und was wären sie, wenn sie nicht Shomron hätten?“ „Du sprichst von Tyrus?“ „Ja. Ihre Seehäfen sind so wunderbar wie die Stadt Alexandria in Ägypten. Und ihre Religion ist schön. Frauen überall geben sich dir für die Sache ihrer Götter.“ „Tyrus ist eine Stadt der Heiden.“ „Das ist, was sie so anziehend macht.“ Der Römer lächelte den Buchhalter an. Mattityahu weigerte sich, das Lächeln zu erwidern. Er verachtete den religiösen Glauben des Mannes. Er sehnte sich danach, ihm die immer während Wahrheit seines Glaubens zu beweisen, aber er wusste nicht, wie er es vollbringen sollte. „Deine Religion ist hässlich“, fuhr der Römer fort. „Galil mag die wohlhabendste Provinz im Osten sein, aber ihre Leute sind chaotisch und führerlos. Warum ihr Juden mit diesem inbrünstigen Glauben an einen Gott existiert, verwirrt mich. Ich bin sicher, wenn ihr einen Führer und eine Armee hättet, würde dein Volk auf der Welt marschieren, um es zu einer Regierung zu machen, mit nur einem Gott als ihr Herrscher. Ich bin dankbar, das Rom der Führer der Welt ist. Wir sind eine tolerante Rasse. Wohlwollend in vieler Hinsicht. Also, ich vermute, ich sollte euch Juden dankbar sein, führerlos und zu ungeordnet zu sein, um die Welt zu erobern – trotz euren ganzen Reichtum.“ „Wir haben unsere Zeloten.“ „Oh?“ Er überlegte sarkastisch den Standpunkt der römischen Soldaten gegenüber den Zeloten. „Sie sind zu intolerant anderen gegenüber, gegenüber jedem, der es ernst meint, sich ihnen anzuschließen. Es sind keine ausgebildeten Kämpfer wie die Spanier, noch haben sie die Ausdauer der Germanen. Sobald ihr reich seid, erlaubt ihr euren Bäuchen, fett zu werden, und euren Schultern, sich vorzubeugen.“ Mattityahu presste seine Hand für einen kurzen Augenblick an seine Wange. „Wie antworte ich auf eine solche Wahrheit?“ sagte er. Der Römer lachte. „Das ist, was ich an dir mag. Du streitest nie. Du stimmst einfach zu, egal was das Thema ist. Mattityahu, was würdest du tun, wenn ein großer Führer vor dir erscheinen würde? Mit deinen Schultern zucken und ihn bitten, seine Steuern zu bezahlen?“ Der römische Soldat lachte fester. Mattityahu schüttelte seinen Kopf, schaute auf den Boden, sah seinen Schatten sich direkt mit dem des Römers vermischen. „Sogar mein Schatten hat keine Würde. Ja, das ist, was ich tun würde.“ „Mach eine Pause und ruhe dich aus“, klopfte der Soldat Mattityahu auf den Rücken. „Genug gezählt.“ Der Römer senkte das Tuch der Sammelbüchse und ging davon.“ „Aber ich habe noch mehr zu tun.“ „Morgen!“
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*** „Niemand weiß, was für Gedanken, was für Vorsätze, was für Sühne unsere bewussten Entscheidungen zu handeln durchdringen“, sagte Mattityahu zu seinem Zwillingsbruder, „aber etwas Besser muss eines Tages daherkommen.“ „Dein Geld ist nicht genug?“ scherzte Toma. „Was ist genug?“ erwiderte Mattityahu. „Du bist diese vergangenen Monate sehr traurig gewesen. Warum?“ Mattityahu schüttelte seinen Kopf. Er schaute auf seine Sammlung von Schriftrollen. Er nahm eine von dem kunstvollen Regal. „Ich habe alle diese gelesen und studiert, doch was für ein Kohen anerkennt mich? Weil ich nicht aus dem Haus Aharon geboren bin, weil ich nicht die Universitäten in Yerushalayim besuchte, die anerkennen, dass ich eine spirituelle Stärke habe, die fähig ist, mehr als Geld zu wollen?“ „Junger Levi, der Sohn von Alphaeus“, sagte Toma, „ich zum einen glaube es auch nicht. Ich garantiere dir, wenn genau in diesem Augenblick ein Kohen zu dir käme und zu dir sagte: ‚Ich mag dich. Gehe mit mir’, würdest du ihn nur anschauen. Nein, Mattityahu, du magst von spirituellen Dingen reden und darüber lesen, aber dein Herz ist bei deinem Geld.“ Mattityahu nahm schnell einen Schluck Wein, er ging den falschen Weg hinunter. Er hustete. Tränen bildeten sich in seinen Augen. Er hustete wieder, fester, rauer. Sein Zwillingsbruder eilte zu ihm mit einem Stück Brot. „Iss immer Brot zu deinem Wein.“ *** Irgendwann in dieser Woche rief Zavdai Shim’on in sein Büro. „Hier ist eine Kopie der Hauptbücher und das Steuergeld. Bitte bezahle vor heute Nachmittag.“ „Warum willst du, dass ich es bezahle? Sende einen Laufburschen. Andreas und ich wollen mehr Zeit mit Yehohshua verbringen.“ „Komm schon“, sagte Yehohshua, „wir werden alle gehen.“ „Du wirst mit uns zu einem Stand eines Heiden gehen?“ „Der Steuereinnehmer ist kein Heide. Und wer kennt das Herz der Leute um einen herum? Komm.“ Die fünf Männer gingen zum Zentrum der Stadt K’far-Nachum, indem sie an anderen Kaufleuten vorbeigingen, die eifrig ihre Steuerpapiere korrigierten und ihre Geschäfte, so gut sie konnten, vor dem Abgabetermin am Nachmittag führten. Die fünf Männer standen geduldig eine lange Zeit und warteten auf die Gruppe der Berufssteuereinnehmer, um ihre Schriftrollen zu prüfen, das Geld zu zählen, ihre Siegel auf die Dokumente zu drücken und ihnen die Erlaubnis zu geben, weiter in der Stadt K’far-Nachum und in ihren umgebenden Gebiet Geschäfte zu betreiben. 479
Eine große Gruppe römischer Wachen blieb hinter Zeltwänden und versuchten, sich nicht zu zeigen, weil sie die Bürger nicht reizen wollten. Gruppen judäischer Soldaten jedoch mischten sich unter die Mengen und hielten die Ordnung aufrecht. Das große geschäftige Treiben und das Zählen von Geld und Prüfen der Schriftrollen an diesem Tag reizte Mattityahu mehr als je zuvor. Er war von dem Vorgang angewidert. Seine Augen schmerzten, sein Verstand trieb ständig zu anderen Dingen, sein Herz tat weh, als er dem Morgengejaule der Gebete zuhörte. „Ein Jude sollte das seinen Landsmännern nicht antun.“ „Schaut! Die Römer verstecken sich, weil sie wissen, dass wir sie steinigen, wenn sie ihre Gesichter zeigen.“ „Ihr Männer seid schlimmer als Hunde – schlimmer als Hurenböcke!“ Und so ging es weiter. Shim’on war an der Reihe. Er präsentierte seine Dokumente, wartete auf das Siegel und blickte mit Abscheu fest auf Mattityahu. „Du hast mir auch etwas zu sagen“, konnte Mattityahu nicht länger die Beleidigungen ertragen. Yehohshua schritt vor Shim’on und sagte einfach: „Folge mir.“ Mattityahu blickte auf die weiße Kleidung und purpurrote Schärpe des Mannes und auf seine königliche Haltung. Der Fremde lächelte ihn an, wie ein Mann ihn nie zuvor angelächelt hatte. Mattityahu vergaß Shim’ons harten Blick, denn sein Gesicht wurde auch milder. Mattityahu, auch als Levi bekannt, erhob sich, verließ alle und folgte den fünf Männern, indem er die Rufe seiner Mitarbeiter ignorierte, die nach ihm riefen, dass er zurückkommen und sein Geschäft am Tisch beenden sollte. Das Oberhaupt der römischen Wache sprang aus dem Versteck und eilte vor Mattityahu und fragte: „Was tust du?“ „Ich gehe mit diesem Mann. Was du willst, gehört dir.“ „Wer bist du?“ fragte der römische Soldat Yehohshua. „Oh ja“, wiederholte Mattityahu die Worte des Römers, „wer bist du?“ Er lachte fast über seine eigene Verlegenheit, seine Arbeit spontan zu verlassen, ohne einen einzigen Gedanken darüber, was er tat. „Levi“, nannte Yehohshua Mattityahu bei seinem anderen Namen, „du bist ein erfahrener Mann der Schriften, obwohl du nie eine religiöse Schule besuchtest. Du bist so intelligent wie ehrlich. Ich will, dass du einer meiner Studenten bist. Ich werde dir alles beibringen, was du je wissen wolltest.“ „Bist du ein Lehrer – ein Kohen? Was?“ unterbrach der römische Soldat. „Wenn du ein Kohen bist, trägst du die falsche Kleidung. Wenn du ein Lehrer bist, wie können es sich diese Studenten leisten, dir so viel zu bezahlen?“ Er schaute auf seine reich gewebte purpurrote Schärpe und sein Seidengewand. „Ich bin der, der alle Menschen ruft, den Pfad der Gerechtigkeit zu gehen, der zum Haus meines Vaters führt.“ „Oh?“ antwortete der Römer einfach, unfähig zu verstehen, was vor sich ging. „Mattityahu, wenn du fertig bist, komm zurück.“ 480
„Er kommt nicht zu dir zurück“, sagte Yehohshua und die sechs Männer gingen davon zu dem nächsten privaten Ort. *** Andreas und Shim’on lachten in dieser Nacht, als sie das üppige Mahl teilten, das für sie Mattityahu zubereitet wurde. Er schnitt persönlich das Lamm für Shim’on und reichte ihm die großzügigste Portion. „Ein großer Mann braucht eine große Mahlzeit“, lachte er, als er seinen Teller mit zusätzlichem Gemüse belud. Shim’on erwiderte das gutmütige Lachen. Er saß neben seiner Ehefrau, die neben Miryam saß, die in der Nähe ihrer vier Söhne und ihren zwei Töchtern saß, die neben Salome und Zavdai und ihren beiden Söhnen, Jakobus und Yochanan, saßen, die vor Clophas und seinen beiden Söhnen, Jakobus der Geringre und Joses, saßen. Toma vergewisserte sich, dass die Diener mit der Essenszubereitung Schritt hielten. Unter den Familienmitgliedern gab es viele von Mattityahus Steuereinnehmerfreunden. Diesen Männern misstrauten die Bürger von K’far-Nachum, weil sie für die römischen Behörden arbeiteten, die sie ohne Entschuldigung besteuerten, noch erlaubten sie ihnen, zu wenig Wechselgeld herauszugeben oder an ihren Steuern zu knausern. Für jeden besessenen Pfennig wurde Rechenschaft abgelegt, eingenommen und an die römischen Behörden verteilt. Niemand betrog. Außerhalb der Tore der Feiernden murrte der Kohen Hagadol von K’farNachum, ebenso viele andere Schriftgelehrte und P’rushim, gegen Yehohshua, während er Mattityahus Fest besuchte. „Seit Jahren wünschte Mattityahu ein Kohen zu sein, aber da er keiner von uns sein konnte, wurde er einer von ihnen“, sagte ein Parush zu seinem Freund, einem Schriftgelehrten. „Wir sollten gehen“, sagte der Schriftgelehrte. „Was? Und verpassen zu wissen, wer gegen unsere Traditionen sündigt? Wir müssen die Steuereinnehmer uns gegenüber rechenschaftspflichtig halten, da sie uns für sich rechenschaftspflichtig halten.“ Eine Gruppe herodianischer Spione stand auch außerhalb des locker geflochtenen Schilfzauns. Während der Nacht beobachteten sie mit Ekel, wie Yehohshua trank, aß, tanzte und zur Musik zusammen mit Mattityahu und den anderen Wirten und Sündern in die Hände klatschte, mit ihnen scherzte, als ob er ein lange verlorener Freund wäre, der neulich gefunden wurde. Ein herodianischer Spion ging zum Oberkohen. „Wie kommt es, dass sie von uns nicht exkommuniziert werden?“ „Sie sind Sünder und für uns hassenswert, aber weder stehen sie im Widerspruch zum Talmud noch weigern sie sich, jeden Samstag unsere Synagogen zu besuchen.“ „Außerdem“, erwiderte der Herodianer sarkastisch, „steuern sie euch bei.“ „Es ist ihr Recht, Geld für unsere Bedürfnisse zu geben.“
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Der Herodianer grinste. „Ihr Kohanim seid alle gleich. Ein wenig Geld geben und alles ist vergessen.“ „Es ist nicht so“, demonstrierte ein anderer Kohen gegen den Herodianer. „Genug von diesem Streit. Seht, wie klug Yehohshua ist. Er muss nichts zu uns sagen, noch gegen uns handeln, doch spalten wir uns untereinander.“ „Yehohshua ist ein Dämon in einer Verkleidung des Guten“, sagte ein anderer Kohen. „Ich werde hineingehen, um dieses törichte Fest zu beenden. Es ist ähnlich einem Höllenlärm.“ Der Kohen riss das Tof auf und führte die große Menge von Kohanim, Schriftgelehrten und herodianischen Spionen in die Mitte der Feierlichkeit. Die beiden Gruppen standen einander gegenüber, unbeholfen darüber, was sie zueinander sagen sollten. Die Musikanten hörten auf. Die Diener keuchten aus Furcht. Niemand bewegte sich. Nur die langen Flammen des Feuers und das spritzende Fett der Lämmer wagten, ihre Umgebung zu stören. Nach einer kurzen Zeitspanne gingen Jakobus und Yochanan zur ersten Reihe der Menge. Als der Kohen Hagadol sie erkannte, fragte er sie: „Wie kommt es, dass Yehohshua mit Wirten und Sündern isst und trinkt?“ Als Yehohshua dies hörte, ging er direkt zum Kohen Hagadol und sagte zu ihm und zu den anderen: „Jene, die gesund sind, brauchen keinen Arzt. Doch jene, die krank sind, schon.“ „Lehrer“, warf ein Schriftgelehrter ein, „was bedeuten deine Worte für uns? Du sagst: ‚Jene, die dringend einen Arzt brauchen, brauchen dich’, doch wer hier ist krank? Sprichst du von der Heilung eines bekümmerten Verstandes – oder von einer körperlichen Heilung? Ich verstehe nicht. Ich sehe keinen Medizinbeutel an dir, also, was meinst du?“ „Er meint, uns von den römischen Steuern zu befreien“, scherzte ein Parush. „Ja, das würde ich begrüßen“, antwortete ein Herodianer seinem Freund. Die Gruppe brach bei dem zufälligen Humor in Lachen aus. Sie mussten wieder beginnen, ein weiteres wütendes Szenario zu schaffen. Ein paar untern ihnen hofften, Yehohshua zu einem weiteren Wutanfall anzustacheln, wie es während des ersten Passahfestes seines Missionarwerks geschehen war. Yehohshua schaute auf ihr breites Grinsen und spitze seine Ohren, um ihr Flüstern zu hören. „Ihr versteht nicht, was ich gesprochen habe, weil ihr es wählt, unwissend zu bleiben. Ich bitte euch alle, dieses Grundstück zu verlassen und zu lernen, was der Prophet Hosea meinte, als er sagte: ‚Ich will Barmherzigkeit und keine Opfer.’ Merkt euch, Yehuways Erscheinen ist so sicher wie der Morgen. Er wird zu uns wie der Regen kommen, wie das Quellwasser, das die Erde erfrischt. Folglich bin ich gekommen, nicht um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder zur Reue. Ich wünsche für sie, lieber die Kenntnis von Gott als Brandopfer zu haben.“ „Bist du eine Opfergabe?“ sagte einer der Gelehrten? Yehohshua blieb still.
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„Er macht, was auch immer, keinen Sinn. Seine Logik ist fehlerhaft“, bemerkte der Gelehrte zu seinen Freunden. „Ich habe ihn satt. Gehen wir.“ Die Kohanim drehten sich herum und verließen Mattityahus Grundstück. Die Musik hörte auf, die Glut erlosch, die fröhliche Laune zerstreute sich. Jeder Mann seufzte, erhob sich, verabschiedete sich bei Mattityahu, nickte Yehohshua respektvoll zu und winkte zum Abschied. „Morgen werde ich in der Synagoge predigen“, brachte Yehohshua den Abschied zu Ende. Und so tat er es.
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Kapitel 16 Das Missionarswerk Fünfzehnter Adar 31 n.Chr., der letzte Tag des jüdischen Jahres. Eine große Feier fand unter den Hebräern der Welt statt. Geschenke wurden ausgetauscht und Geld den Armen überreicht. Die Straßen von jeder hebräischen Stadt wurden mit großen Feuern erhellt. Yehohshua und seine Freunde feierten auch mit großer Lustbarkeit. „Mordecai rettete uns an diesem Tag vor 484 Jahre vor der Vernichtung“, berichtete Mattiyahu stolz das historische Ereignis. „Weißt du, Yehohshua, er ist der einzige Nichtverwandte von dir, der einen wichtigen Teil in den Schriften belegt?“ Yehohshua lachte strahlend. „Du meinst, außer den Propheten?“ „Ja“, lachte er hart, „das ist, was ich meine.“ „Du kennst deine Geschichte gut“, sagte Yehohshua. „Wenn ich noch mehr weiß, werde ich es aufschreiben.“ Shim’on war überrascht, als er seine Bemerkung hörte. „Du beabsichtigst, über uns zu schreiben?“ „Ja.“ „Wann?“ „Ich habe schon begonnen.“ Er zog eine Gruppe von Pergamenten aus seinem Rucksack und rollte ein paar Schriftrollen auf. „Es beginnt mit meiner Familienchronologie“, nicke Yehohshua. „Es geht bis letzte Woche. Ich wurde abgelenkt, aber es wird bald am Laufenden sein.“ „Warum schreibst du in Aramäisch?“ „Im Fall, dass ich beraubt werde“, scherzte er und die Gruppe lachte zusammen mit ihm. Yochanan hielt am längsten das Pergament in seiner Hand. „Historische Fakten sind wundervoll, aber sollte es nicht einen tieferen Kerngehalt geben, wer Yehohshua ist?“ „Ich werde das dir überlassen zu schreiben“, sagte Mattityahu und wieder lachte die Gruppe. Sie gingen flott an einer römischen Militäreinheit vorbei, die in den Straßen bereit stand, als die Leute feierten. Sie verübelten die Lustbarkeit und fröhliche Stimmung des Volkes. Mehr, sie hatten Angst, was die Feier darstellte. „Dieser Meder, Haman, der Xerxes I diente, wusste, was er tat“, sagte ein römischer Soldat zu seinem Freund. „Wenn es ihm nur gelungen wäre, die Juden oder Hebräer, wie sie sich selbst nennen, auszulöschen, hätten wir heute keines dieser Probleme.“ „Was meinst du?“ fragte sein Freund. „Eine jüdische Schlampe mit dem Namen Esther heiratete den persischen König Xerxes. Sie überzeugte ihn, Mordecai zu erlauben, die Juden zu bewaffnen, um gegen Haman zu kämpfen.“ 484
„Ich wusste immer, dass diese Juden die Fähigkeit zu kämpfen hätten“, knirschte er mit den Zähnen. „Warum wir Römer sich nicht niedermetzeln, geht über meinen Verstand.“ „Eine Zeit wird kommen, wenn die Juden keine Esther haben werden, um sie zu retten. Dann wird die Welt ihre Ausrottung feiern, wie dieses Volk Hamans Niederlage feiert. Das Fest von Esther wird nicht unseren letztendlichen Jubel über jüdische Leichen dämpfen.“ Nach einiger Zeit, nachdem Yehuway seine Bestrafung über die rebellischen Nationen zerstreut, wird Yehuway seinem Volk helfen, wie es immer der Fall sein wird. Wer kann Yehuways Volk besiegen? Als der Monat Nisan begann, verabschiedeten sich Yehohshuas Talmidim wieder bei ihren Familien, als sie sich vorbereiteten, zurück nach Aenon zu reisen. „Wir werden uns bei Nakdimon treffen“, sagte Yehohshua zu seiner Mutter und zu seinem Onkel. Seine Brüder und Schwestern weigerten sich, ihn bei den Docks zu treffen. Shim’on und Andreas winkten zum Abschied, ebenso Jakobus und Yochanan. Mattityahu schaute auf sein großes Anwesen, ging davon und ließ vorsätzlich das Tor offen. „Jemand wird stehlen, was du hast“, sagte Andreas. Mattityahu zuckte mit den Schultern. Die Männer gingen an Bord von Zavdais größtem Fischerboot, nachgerüstet, um Passagiere unterzubringen. Die Mütter und Väter und Freunde standen auf dem Landungssteg, als Yehohshua den Befehl für sie gab, den See nach Judäa zu überqueren, und von dort den Yarden nach Aenon hinaufzufahren. Sie ruderten am Yarmuk- und JabbokNebenfluss vorbei und die Männer blickten auf die zahllosen Fische, die unter ihrem Boot schwammen, und auf die Tausenden Vögel, die vom Himmel herabkamen, um an den Ufern zu schmausen. Ihre Schreie entzückten die Männer, ebenso ihre schnellen Flüge. Die Kalksteinklippen gaben sanften Anstiegen nach, die wiederum sich den Ebenen des Yardens ergaben. Als das Dory die erste Stromschnelle erreichte, gingen die Männer von Bord, trugen das Dory zum nächsten Gefälle und fuhren weiter. Dies taten sie mehrere Male, bis das Gefälle zu mühselig für sie wurde, mit dem Boot fortzusetzen. Zahllose Strudel und Stromschnellen waren im Fluss verstreut, daher gingen sie vor Anker, bezahlten einen Betreuer, um sich darum zu kümmern, dann reisten sie über Land weiter. Die Dornen machten Oleandern, Tamarisken und Weiden Platz. Nachts weckte sie das ferne Gebrüll eines Löwen und das Lachen eines Schakals störte sie. Während alldem schlief Yehohshua tief und fest. Am neuen Morgen fiel ein starker Regen. Er entmutigte die Männer nicht. Sie fanden Schutz und lachten untereinander, als sie eine Mahlzeit teilten, und scherzten über das Verbringen einer schrecklichen Nacht. „Alle, außer Yehohshua, zappelten herum“, bemerkte Yochanan. Der Regen ließ nach. Ein Regenbogen tauchte gegen einen sanften grauen Hintergrund auf. Er zerstreute sich auch wie die Wolken und gab 485
volle Wärme der Erde. Der dichte Wald machte gräulichen Hügeln Platz, kehrte dann zurück zu einem entzückenden grünen Wuchs. Bebaute Felder begrüßten dann die Wanderer, als sie zur Stadt Aenon reisten, die neben einem sanften Gewässer lag. Als die sechs Männer und ihr Gefolge auf der Straße reisten, geschah es, dass ein gewisser Schriftgelehrter kam und zu Yehohshua sagte: „Großer Lehrer, ich werde dir folgen, wohin du auch gehst.“ Yehohshua sagte zu ihm: „Die Füchse haben Löcher und die Vögel des Himmels haben Nester, aber der ‚Menschensohn’ hat nirgendwo etwas, um sein Haupt hinzulegen.“ Zu einem anderen sagte er: „Folge mir.“ Stattdessen sagte der Mann: „Herr, erlaube mir zuerst, meinen Vater zu begraben.“ Yehohshua sagte jedoch zu ihm: „Lass die Toten ihre Toten begraben. Gehe lieber und predige das Königreich Gottes. Merke dir, sobald eine Person stirbt, hat sie keine Gedanken, keine Gefühle, keine Erinnerungen. Im Tod ist völlige Leere. Ich ermahne dich, nicht wie die Griechen zu denken. Glaube nicht, dass es eine unsterbliche Seele gibt, denn sie gibt es nicht. Glaube nicht, dass die Seele wandert und auf ihren Ruheort wartet, denn das ist nicht der Fall. Wenn eine Person stirbt, nimmt der Vater im Himmel ihre Erinnerungen auf und gibt sie in der auferweckten Person in einem neuen Körper wieder, der für Krankheiten und dem Angriff des Alterns undurchdringlich ist. Die auferweckte Person wird in einem harmonischen Paradies leben, das auf dieser physischen Erde errichtet wird, wie es von Anfang an bestimmt war, als Adam und Havva unter den Tieren im Garten Eden gingen. Erinnere dich, was Elijah sagte: ‚Wie lange wirst du Volk zwischen zwei Meinungen springen? Wenn Yehuway dein Gott sein soll, folge ihm. Aber wenn Baal deiner sein soll, dann folge ihm.“ Als Yehohshua Aenon in der Nähe des Yardens erreichte, ging er zuerst zu Yehohanans Talmidim. Er stellte sich wieder vor, ebenso seine sechs Talmidim. Sie tauschten Blicke aus, teilten eine kleine Nachmittagsmahlzeit und redeten über den Täufer und seine Gefangenschaft in der Festung von Herodes Antipas in Machaerus. „Während es wahr ist, dass er dich zuerst uns verkündete, hast du ihn nicht besucht. Warum?“ „Was ist und was ich tue versteht er. Wir bildeten vor langer Zeit einen Pakt, dass wir weiter das Königreich Gottes predigen würden, auch wenn Unglück uns heimsuchen sollte.“ „Was für ein Unglück?“ fragte ein anderer von Yehohanans Talmidim. „Wir sind alle den Umständen der Zeit unterworfen, und den Ereignissen des Lebens und der Geschichte.“ Als er redete, umgaben Yehohshua mehr Leute. Er drehte sich um, um das Wasser verebben zu sehen. „Andreas, rudere mich hinaus vor die Menge, damit ich sie belehren kann, dass sie die frühren bösen Taten vergessen, die gegen Yehohanan den Täufer vollführt wurden, und den Übeltätern vergeben.“ Er saß in der 486
Mitte des Bootes und unterwegs dachte er an seine Reise durch den Yarden und an seine Wanderung über seine umgebende Landschaft. Er dachte dann an Yesha’yahu. Inspiriert erhob sich Yehohshua und sagte zu der Menge: „Sogar die Tiere des Feldes werden mich ehren, ebenso die Schakale und Strauße, denn ich habe für sie in der Wildnis Wasser verschafft, und Flüsse in der Wüste. Wie ich sie fütterte und tränkte, so wird Yehuway sein auserwähltes Volk füttern. Yehuway, sogar Yehuway selbst wird eure Übertretungen auslöschen und wird sich nicht mehr an eure Sünden erinnern.“ Yehohanans Talmidim gefiel Yehohshuas Botschaft nicht. Er fuhr fort, mehr Dinge zu sagen, denen sie nicht zustimmten. Sie warteten ungeduldig auf seine Rückkehr. Als er das Ufer erreichte, näherten sie sich ihm vertraulich. „Der Untertaucher würde für dich sterben, wenn du ihn bitten würdest. Solltest du nicht bereit sein, führ ihn dasselbe zu tun?“ Statt zu antworten, wählte es Yehohshua, von ihnen wegzugehen. Er ging auf die andere Seite des Lagers, errichtete sein Zelt und sonderte sich ab. An diesem Donnerstagmorgen erwachte er, um eine große Gruppe von Yehohanans Talmidim mit Asche bedeckt zu finden. Sie hatten kein Feuer, keine Nahrung. „Was ist das?“ fragte Yehohshua Andreas. „Sie fasten.“ „Um ihre Frömmigkeit oder Zurückweisung von mir zu zeigen?“ „Ich weiß es nicht. Vielleicht aus keinem anderen Grund als es Donnerstag ist?“ sagte Andreas. „Wünschst du auch zu fasten?“ „Ich folge dir. Was du zu mir sagst, ist, worauf ich hören werde.“ „Dann bereite ein Mahl zu. Ich bin hungrig.“ Andreas näherte sich seinem Bruder und wies ihn an, etwas Holz zu sammeln. Jakobus und Yochanan fingen schnell einige Fische, gingen zu dem nahegelegenen Wald und sammelten frisches Gemüse ein. Yehohanans Jünger schauten ungläubig zu, als die sechs Männer und ihr Gefolge aßen. Der Führer von Yehohanans Talmidim ging wütend zu Yehohshua. „Warum fasten wir und die P’rushim und machen unsere Gebete zu Yehuway, während deine Talmidim essen und trinken, als ob du über alles heilig bist und geehrt wirst? Sogar Yehohanan der Untertaucher fastete jeden Montag und Donnerstag.“ „Vielleicht nicht, weil ich über dem Gebet und Fasten bin, sondern weil ich zu zeigen wünsche, dass mir durch Yehuway die Vollmacht gewährt worden ist, eure Traditionen zu umgehen.“ „Also reinigst du dich vor Gott?“ „Höre diese Metapher“, erwiderte Yehohshua. „Nimm wahr, was du daraus kannst. Könnt ihr die Kinder der Brautkammer fasten lassen, während der Bräutigam bei ihnen ist? Könnt ihr nicht! Denn solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten.
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Aber die Tage werden kommen, wenn der Bräutigam von ihnen fortgenommen wird. Dann werden sie in diesen Tagen fasten. Begreifst du, was ich zu dir sage“ „Nein“, erwiderte Thaddäus (auch Judas genannt) ehrlich. „Ich bin der Bräutigam. Die Zeit, die für mich zugeteilt worden ist, um auf diesem materiellen Bereich zu gehen, wird sowohl eine Zeit der Tragödie als auch eine Zeit des Triumphs sein. Die Kinder sind nicht nur meine Talmidim, sondern auch all jene, die kommen mögen, um meine Botschaft anzunehmen, dass das Königreich Gottes ein ewiges Königreich ist, um für immer auf der Oberfläche der Erde errichtet zu werden. Ich will, dass jeder meine Worte und meine Suche nach ihnen annimmt.“ „Viele werden versuchen, deine Suche zu ändern“, sagte er. „Nur ich kann ändern, was geschehen muss, denn was ich ausführe, tue ich im Dienst meines Vaters – wie es Yehohanan der Täufer tut. Ich halte am Willen meines Vaters fest – ebenso Yehohanan. Jedoch will ich keinem von euch meine Handlungen oder Gedanken aufzwingen, wenn ihr mir nicht folgen wollt.“ „Wir wurden von Yehohanan angewiesen, der dich uns vorstellte. Aber er sagte nicht, dass du unser König bist.“ „Er tat es. Ihr hörtet einfach nicht zu.“ „Wann sagte er uns, dass du unser König bist?“ „Als er euch sagte, dass ich euer Bräutigam bin. Das ist, was die Prophezeiung bedeutet. Eines Tages, unbekannt für jeden von uns, werde ich als der Bräutigam versetzt und von meinen Kindern entfernt. Meine Versetzung wird durch die Brautkammer dargestellt, die die Gesellschaften der Erde und ihre verschiedenen Kulturen darstellt. Die Welt wird ihre Trauer für den Verlust ihrer Propheten aufgeben und fortfahren, Regierungskörperschaften mit gewählten Repräsentanten aus dem Volk zu errichten. Beliebtheit und Geld werden den Ausgang der Wahlen bestimmen, und was heilige Darbietung war, wird der Wille des Volkes werden. Wenn die Welt erwacht, um zu sehen, was sie gegen mich vollführt hat, wird sie trauern und sich mit Sacktuch bedecken und fasten, bis sie mit ihrem Kummer klarkommt.“ Yehohshua sprach dann seine Parabel: „Kein Mensch näht ein Stück neuen Stoff auf eine altes Gewand, sonst wird das neue Stück, das benutzt wird, um es zu reparieren, von dem alten Gewand genommen werden; und das Stück, das aus den neuen genommen wurde, wird mit dem alten nicht übereinstimmen. Die Harmonie ist verloren.“ „Was bedeutet diese Aussage?“ „Der neue Stoff sind meine Worte an euch. Meine Worte und Gedanken schmücken und konkretisieren die Lehren der alten Propheten. Jedoch meine Worte falsch und mit den alten zu vermischen und gegenüberzustellen, ist eine gefährliche und hochmütige Sache. Es
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stiehlt von ihnen, was sie sprachen. Kerngehalt kann nicht um der Annehmlichkeit und erzwungenen Auslegungen willen verloren gehen. Die Prophezeiungen können nicht aufs Spiel gesetzt werden, um eine neue Zukunft zu schmieden. Was sein soll, wird durch sorgfältige und göttliche Ausführung errichtet werden. Alle alten Redensarten werden sich gegenüber der Errichtung von Yehuways Königreich – nicht des Menschen – ansammeln. Hier ist eine zweite Parabel. Keine Person gießt neuen Wein in alte Schläuche, sonst wird der neue Wein die alten Schläuche bersten lassen, und der Wein wird verschüttet, ebenso werden die alten Schläuche ruiniert. Die neue Gärung wird sich ausdehnen und überwältigen, was vorher dort war. Im Gegensatz dazu: jene, die neuen Wein in neue Schläuche tun, bewahren beides. Überdies wünschst keine Person, nachdem sie den alten Wein trinkt, sofort den neuen Wein, denn es wird gesagt: ‚Je älter, umso besser.’“ „Und was bedeutet das?“ „Was dies bedeutet, ist dies: In der Herstellung von neuem Wein sind neue Schläuche notwendig, um die Gärung des Weins zu verbessern. Der Schlauch dehnt sich infolge der Alterung des Weines aus und die Schläuche bilden sich gleichmäßig mit dem Wein, der in dem Bauch umschlossen wird. Um neuen Wein in einen alten Schlauch zu tun, ist ihn zu zwingen, sich über seine Fähigkeit hinaus auszudehnen. Er wird auseinanderreißen und seinen Inhalt verlieren. Die Analogie stellt genau meine Worte dar. Die Propheten und die Gesetze sind genau in ihren schriftlichen Bewahrungen. Sie können nicht geändert oder gezwungen werden, einem irdischeren Wunsch von einer anderen Gruppe von Menschen zu passen. Mein Predigen wird in genauer Wechselbeziehung zueinander getan. Tradition kann nicht zu dem, was neu ist, blind werden. Eure Augen und Ohren müssen empfangen, was gesagt wird, sonst wird eure Seele Unrichtigkeiten tolerieren. Korruption wird sich ergötzen, wo sie es nicht sollte. Wein ist gleichbedeutend zum Predigtwerk. Er sammelt die gerechten Menschen aus den bösen Menschen, jedoch hindert er nicht böse Menschen, Gerechtigkeit zu erlangen. Die alten Wege schufen eine Tradition, die nicht länger für das, was geschehen muss, passend ist, denn die alten Wege dürfen die Bemühungen der neuen und gerechten Menschen nicht vereiteln, Yehuways kommendes Königreich anzunehmen. Tradition werden nicht geschaffen, um abzubringen, sondern in Schönheit zu verbessern, was bei Yehuway richtig und gut ist. Die Neuen, die nach mir folgen werden, werden härter als ihr arbeiten. Einige mögen am Wegesrand fallen, nachdem sie mein Wort empfangen haben, aber jene, die ihre Kameradschaft mit uns verloren haben oder unter einem Bann des Schweigens leiden, mögen wieder eine harmonische Beziehung zum Vater erlangen, sogar bis zum Punkt, in den Himmel einzutreten. Ich stelle eine neue Botschaft dar, gepflückt von der
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alten, in der philosophischer Kompromiss nicht in den Schläuchen unserer neuen Religion erlaubt werden kann.“ Thaddäus seufzte. Er schloss seine Augen, indem er versuchte zu akzeptieren, was Yehohshua ihm offenbarte. „Erzähle mir mehr.“ „Die Menschen finden Befriedigung im alten Wein. Viele haben Angst vor dem neuen Wein. Sie lehnen ihn ab. Sie wollen nicht dem, was er für sie darstellen mag, vertrauen. Das sind die Steifen und Unbeweglichen. Sie können das Neue nicht akzeptieren, weil ihre Herzen und ihr Verstand bei dem Alten Trost findet.“ Thaddäus schaute Yehohshua an. „Du bist nicht einer von Yehohanans Talmidim“, erwiderte er, indem er die Parabel von Yehohshua nicht verstand. „Ich bin kein Anhänger von Yehohanan“, erwiderte Yehohshua. „Er gehört mir.“ „Dann werde ich mit dir, ebenso mit den anderen gehen.“ *** Vierzehnter Nisan 32 n.Chr. Danach gab es ein jüdisches religiöses Fest, das Pesach, und Yehohshua und seine sieben Talmidim reisten nach Yerushalayim. Dies war Yehohshuas zweites Passahfest während seines irdischen Missionarwerks. „Durch welches Tor gehen wir?“ fragte Thaddäus. „Welches gefällt dir?“ neckte Andreas das neueste Mitglied, den siebenten. „Überlegen wir: da ist das Fischtor, das Tor der alten Stadt, das Ephraimtor (das Mittlere Tor oder Erste Tor), das Ecktor, das Taltor, das Aschenhaufentor (das Misttor der Topfscherben), das Springbrunnentor, das Wassertor, das Pferdetor, das Inspektionstor (Musterungstor), das Tor der Wache (Gefängnistor) und das Schafstor (Benjamintor)“, sagte er. „Also, willst du, dass wir durch jedes Tor eintreten, herauskommen, dann durch ein anderes hineingehen?“ neckte Yochanan. Die anderen lachten. „Einigen wir uns auf das Schafstor“, sagte Thaddäus. „Gute Wahl“, nickte Andreas. „Ja“, begann Mattityahu. „Das ist das Tor, das Eliashib, der Enkelsohn von Jeshua, erbaute, nachdem er aus Babylon vor fünfhundert Jahren mit Zerubbabel zurückkehrte.“ „Das ist wahr, Mattityahu“, lächelte Yehohshua. „Zerubbabel war der letzte Statthalter des Hauses David, um in Yerushalayim zu herrschen. Eliashib war ein guter Kohen, aber alle Menschen sind Missetaten unterworfen. In seinem Fall erlaubte er fälschlich seinem Verwandten Tobiah, in dem Hof des Tempels zu essen und ihn zu entweihen.“ „Und hier kann ich nicht zu einem Kohen gemacht werden, doch einer von Eliashibs Söhnen, Joiada, heiratete die Tochter von Sanballat dem Horoniter, und wurde seines Amtes durch Nehemiah enthoben.“ 490
„Umstände der Liebe“, schüttelte Yochanan den Kopf. „Umstände der Schande“, schoss Jakobus zurück und eine Auseinandersetzung folgte beinahe zwischen den beiden. Gerade dann blökte eine Schafsherde in der Nähe, als die Männer zum Tor gingen. „Sie gehen zum Stand des Kaufmanns, der sie auf den Verkauf und das Opfer auf dem Altar vorbereiten wird“, sagte Yehohshua leise zu Shim’on. „Yehohshua“, Shim’on griff nach seinem Arm. „Bitte, keine Demonstration dieses Jahr. Haben wir ein friedliches Seder diesen Sabbat.“ Die Gruppe von Männern lachte, als Yehohshuas Gesicht rot wurde. Die Gruppe ging am Turm Hananel und dem Turm Meah auf ihrem Weg zum Schafstor vorbei. Eine große Masse angehäufter Steine lagen in gestaffelten Sektionen und warteten auf die Arbeiter, den Bau einer dritten Mauer außerhalb des nördlichen Tores zu beginnen. Als die sieben Männer und ihr Gefolge sich dem Schafstor näherten, sahen sie ein großes Fundament bereit für die dritte Mauer. Jenseits dieses Fundaments lag der Teich Bethzatha (Beit-Chasda), das ein hebräisches Wort nach dem Wort Bezetha ist, eine alte Stelle des Stadt Yerushalayim. Das hebräische Wort bedeutet „fünf Vorhallen haben“. Der Teich wurde in den Tagen von Nehemiah gebaut. In diesem Teich badete eine große Menge von kranken Männern, blinden Leuten, die Lahmen und Verwelkten. Der 150 bis 300 Fuß tiefe Teich enthielt einen frischen Vorrat an Mineralwasser, das fortwährend blubberte und sich von den natürlichen Gasen rührte, die aus der Erde aufstiegen. Ein Fresko von einem Engel bewegte das Wasser, schwebte auf der Mauer darüber. Die große doppelte Zisterne, während der Zeit der Makkabäer ausgehoben, hatte fünf Kolonnaden, die sie umgaben. Zwischen den Kolonnaden konnte eine Gruppe von Besuchenden die Festung Antonia sehen. Unter den Kranken war ein gewisser Mann, der seit achtunddreißig Jahren ein Leiden hatte. Er hatte einen schlechten Ruf als lästiger alter Mann. „Du dummer, beschränkter Schwachkopf“ schrie er jeden an, der versuchte, ihm zu helfen, weil das Wasser immer mit dem Blubbern aufgehört hatte, als sie ihn erreichten, ihn im Gleichgewicht hatten und versuchten, ihn zum Rand des Teichs zu begleiten. Nach einer Weile vermieden die jungen Männer es, in seine Nähe zu gehen. Als Yehohshua ihn an diesem Nachmittag sah, beschloss er zu ihm zu gehen. „Sicherlich nicht“, sagte Shim’on. „Seit ich ein Kind war, habe ich ihn jeden anschreien gehört, der ihm helfen wollte.“ „Ich erinnere mich auch an ihn, dass er das tat“, sagte Andreas. Jakobus und Yochanan stimmten den anderen beiden Brüdern zu. „Geht voraus und amüsiert euch“, winkte Yehohshua. „Ich schließe mich euch später an.“ „Ja. Gut, sehen wir, wie deine Ohren es aushalten können“, sagte Shim’on, als er die anderen zu dem offenen Hof führte. Yehohshua
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lächelte und stellte sich in die Nähe des verkrüppelten Mannes, während sich die anderen sechs Männer zerstreuten. „Und wer magst du sein?“ fragte ihn der alte Mann. „Belästige mich und ich werde weggehen“, erwiderte Yehohshua. „Nun, mach dir keine Mühe, dich neben mich zu setzen, nur weil niemand will“, entgegnete der alte Mann. „Lehne dich an die Mauer.“ „Da ist kein Platz für mich“, erwiderte Yehohshua, „also, wo sonst kann ich sitzen, außer hier?“ „Was auch immer.“ Yehohshua setzte sich einfach hin und blieb still. Nach einer langen Weile begann das Wasser sich zu bewegen und Blasen stiegen auf. Die Augen des alten Mannes glitzerten. Er starrte Yehohshua an, der den Mann einfach ignorierte. Der Teich bewegte sich wieder und seine schnellen Bewegungen erregte ihn. Es geschah ein drittes Mal, dann ein viertes Mal. „Niemals habe ich es so gesehen“, bemerkte er. „Gut“, sagte Yehohshua, „warum gehst du nicht hin?“ „Bist du töricht? Wie kann ich hingehen? Was für Beine habe ich?“ „Du hast zwei“, zuckte Yehohshua mit seinen Schultern. Eine fünfte und sehr gewaltige Bewegung rührte das Wasser. Der Oberkörper des Krüppels sprang höher als er es seit Jahren getan hatte. Dutzende Menschen eilten zum Teich, einige flitzten hinein, andere sprangen hinein, andere begleiteten ihre Söhne und Töchter. Kinder, Mütter, Väter, Brüder, Schwestern, alle schrieen, um in den Teich gebracht zu werden. Der Lärm und die Aufregung rührte das Herz des alten Mannes. Seine Augen wurden vor Traurigkeit nass, als er wieder erkannte, dass niemand ihm helfen würde. Wieder nahm er zu Obszönität Zuflucht. „Söhne von Huren und Dämonen. Töchter von Hurenböcken! Wer wird mir helfen?“ „Niemand“, erwiderte Yehohshua ruhig. „Warum?“ „Weißt du es nicht?“ „Weil sie blinde und egoistische Idioten sind, die auf mich aus Vergnügen steigen werden. Ich verrotte, sie heilen.“ Yehohshua lächelte und sein Lächeln schmolz das harte Stirnrunzeln des Mannes. „Hast du je daran gedacht, bitte zu sagen?“ „Nein“, er wurde verlegen. Seine Härte verließ ihn. „Mein Herr“, sagte Yehohshua, „wünschst du geheilt zu werden?“ Der kranke Mann nickte. „Mein Herr, mein schlechtes Benehmen hat alle von mir davongetrieben, die mir helfen konnten. Ich entschuldige mich und flehe dich an.“ „Steh auf“, sagte Yehohshua. „Hebe dein Bett auf und geh.“ Augenblicklich war die Gesundheit des Mannes regeneriert. Ein schneller Wind fegte sein Gebrechen heraus und der Teich beruhigte sich. Er schaute darauf und keuchte. „Nanu, es war für mich nicht einmal notwendig, in das Wasser zu gehen.“ 492
Er hob sein Bett auf und ging. Es geschah, dass an diesem Tag Samstag war, der Sabbattag. Als gewisse P’rushim den Mann sahen, sagten sie: „Es ist Samstag, der Sabbattag. Es ist gegen das Gesetz, dein Bett zu tragen.“ Er antwortete ihnen: „Er, der meine Krankheit heilte, sagte zu mir: ‚Hebe dein Bett auf und geh.’“ Dann fragten sie ihn: „Was für ein Mann sagte zu dir: ‚Hebe dein Bett auf und geh?’“ Der Mann, der geheilt wurde, wusste den Namen des Heilers nicht, denn Yehohshua hatte sich davonbegeben, weil sich eine Menge an dem Platz zu bilden begann. „Schickt die Tempelwachen zum Teich“, befahl einer der P’rushim. „Aber haltet den Aufruhr zurück. Wir wollen nicht, dass mehr falsche Dinge an diesem Tag geschehen.“ Die Wachen gingen schnell zum Teich und befragten jeden, der noch dort war. Niemand hatte eine Antwort für sie. Ein paar Wachen gingen so weit, einige der kranken Leute auf ihren Rücken zu drehen Später an diesem Nachmittag fand Yehohshua den Mann, den er im Tempel geheilt hatte. Er sagte zu ihm: „Schau! Du bist geheilt. Sündige nicht mehr, damit nicht eine schlimmere Sache auf dich kommt.“ „Du hast mich in Schwierigkeiten gebracht, weißt du“, sagte der alte Mann. „Wie das?“ „Du sagtest mir, ich soll aufstehen und mein Bett tragen, und da du mich heiltest, ist es genau das, was ich tat. Siehe, die Tempelwachen verhafteten mich beinahe. Und wofür? Weil ich wieder gehen kann? Besser ich lege mich hin und schlafe wieder ein.“ Yehohshua brach zur Bestürzung des Mannes in Lachen aus. „Sündigte ich, weil ich dir gehorchte?“ „Nein, nein, mein Freund“, Yehohshua legte seine Arme um den alten Mann. Er begann auch zu lachen. „Es ist deine Vergangenheit, auf die ich mich beziehe. Ich bin von dem Heiligen von Israel ermächtigt worden, dich zu heilen, und daher gehorchte ich ihm. Nun sei mein Zeuge und bekenne den Kohanim, wer ich bin.“ „Aber“, seine Augen weiteten sich, „wer bist du?“ „Ich bin Yehohshua ben Yosef aus dem Haus David.“ Der Mann trat zurück. „Also, es ist, wie ich gehört habe. Ich hielt es nicht für wahr. Ich werde die Oberkohanim informieren, Prinz Yehohshua. Möge unser Adonai immer über dich wachen.“ Der Mann ging davon und sagte dem Parush, dass es Prinz Yehohshua war, der ihn gesund gemacht hatte. Kayafa warf seine Arme über seinen Kopf und schrie, als er Yehohshuas Namen hörte. „Schon wieder verarscht mich dieser Hurensohn!“ Er schlug mit seinen Händen auf den Tisch. „Das ist ein Tag der heiligen Ruhe – kein Wunderwirken!“ Er ging in dem Raum auf und ab, als Annas hereinkam. „Und schlimmer, ich heiligte es nicht!“ Er schrie wieder.
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„Das letzte Jahr peitschte dieser so genannte Prinz unsere Münzwechsler und warf die Kaufleute hinaus. Dieses Jahr missachtet er unsere ethische Würde. Was kommt als Nächstes? „Es gibt kein nächstes Mal“, verkündete Kayafa grob. „Verhaftet ihn. Erschlagt ihn. Yehohshuah wird unsere Samstage nicht ruinieren.“ Die Wachen, die nun wussten, nach wem sie suchen sollten, mischten sich beiläufig unter Zehntausende Menschen, in der Hoffnung, einen Blick von ihm zu erhaschen. Es war nicht schwer. Er und seine sechs Männer standen im Mittelpunkt und predigten allen Leuten, die in ihrer Nähe saßen. Die Wachen stiegen zu ihm hinab und ergriffen den hinteren Teil seines Turbans. „Was hast du diesmal getan, Yehohshua?“ bat Shim’on zu wissen. Er zuckte mit seinen Schultern. „Sicherlich hast du nicht wieder jemanden ausgepeitscht?“ „Nein.“ „Wache“, fragte Shim’on frustriert, „was hat er getan?“ „Er missachtete die Heiligkeit unseres Sabbats.“ „Wie?“ fragte Thaddäus. „Er praktizierte Medizin an einem gebrechlichen Mann in der Nähe des Teiches der bewegenden Gewässer.“ „Wir werden mit ihm gehen“, verlangte Shim’on. „Wie du wünschst“, erwiderte die Wache. Innerhalb von Minuten standen Yehohshua und die sechs Männer vor Kayafa. „Wer sind deine Männer?“ „Wir sind Freunde und Verwandte“, sagte Shim’on. „Wünschst du mit deinem Freund und Verwandten bestraft zu werden?“ „Wenn nötig“, trat Shim’on vom Rest beiseite. „Ein starker und kühner Freund bist du“, nickte Kayafa. „Doch unsere Gesetze sagen, dass kein Mann am Sabbat arbeiten darf, und das ist, was dein Freund tat. Er arbeitete und er zwang einen Mann zu arbeiten.“ „Was?“ fragte er Shim’on. „Ja, es ist wahr“, lächelte Kayafa zynisch. „Dein Freund praktizierte heute Medizin. Er tat es absichtlich, um uns anzugreifen. Schlimmer, er praktizierte seine Medizin an Yehuways heiligstem Tag – dem Beginn des Pesachs, in mutwilliger Missachtung von uns. Es sind überall Kohanim, und zu wem geht der verkrüppelte Mann? Einem Mann aus dem Haus David. Wie teuflisch. Wie gefühllos! Für einen Mann zu sagen, dass er ein Prinze ist, ist eine Sache, aber ihn mit einem Kohen und einem Arzt und einem König gleichzusetzen ist ganz und gar eine andere Sache.“ „Er ist ein Lehrer, nicht mehr“, sagte Thaddäus. „Er ist ein Aufrührer“, schrie Kayafa. „Was für ein Mann, außer ein Unruhestifter, verwendet den Namen des Herrn vergebens und wirft ihn den Hunden vor, wie er es tat? Monatlich wird dieser Prinz schlimmer. Nun redet er mit Huren und isst mit Sündern. Wir wissen, dass ihr Männer in Galil eine Armee versammelt.“ „Wir lehren die Schrift, keine Rebellion“, sagte Thaddäus. 494
Kayafa ging um die Männer herum. Er begutachtete jeden von ihnen genau. „Yehohshua, wie ich begonnen habe, dich dieses vergangene Jahr zu hassen. Warum ich dich nicht einsperre, verwirrt mich. Sage mir, lieber Prinz, warum konntest du nicht nur einen jämmerlichen Tag warten, um deine Medizin an diesem alten Mann zu praktizieren? Er lag dort fast sein ganzes Leben, also, warum konntest du nicht bis Sonntag warten, bevor du an ihm deine Medizin praktiziertest?“ Yehohshua dachte über die Frage nach. Er dachte an die Ereignisse des letzten Jahrs und an die bevorstehenden Ereignisse. Er berührte seinen Augenwinkel, rieb an den Fransen seiner Kopfbedeckung und presste die Lippen zusammen. Er blieb für ein paar Sekunden still, dann fühlte er eine intensive Inspiration der Worte, die in seinen Körper flossen. Er wuste dann, dass dies vielleicht die einzige günstige Zeit für ihn war, für seine Mission und den Vorsatz Gottes für die Menschheit Zeugnis zu geben. Er machte einen tiefen Atemzug, hob sein Haupt, damit alle sein Gesicht deutlicher sehen konnten. Er wollte nicht, dass ihn jemand in dem Raum missverstand. „Wie mein Vater fortsetzt zu arbeiten, so muss ich arbeiten.“ „Dein Vater starb vor langer Zeit in Natzeret.“ „Ich beziehe mich auf meinen himmlischen Vater, nicht auf meinen irdischen Vater.“ „Wieder!“ schrie Kayafa und erschreckte die anderen sechs Männer neben Yehohshua. „Du brichst nicht nur den Sabbat, du sagst auch ‚Gott ist mein Vater!’ Seit dein Vater starb, bist du ein Verrückter geworden! Ihr Männer, die ihr ihm folgt, wisset diese absolute Tatsache: Ihr seid in den Händen eines Mannes, der nicht bei Verstand ist.“ „Yehohanan ist nicht wahnsinnig“, verteidigte Shim’on. Er schritt kühn nach vor. Die anderen schritten auf ähnliche Weise nach vor. „Ein Mensch, der sich mit Gottes Vorsatz gleichsetzt, ist gewiss nicht normal.“ Dann begann Yehohshua Kayafa seine Mission zu offenbaren. „Akkurat sage ich dir, der Sohn kann nicht etwas aus dem Nichts vollführen. Was er tut, zeigte ihm zuerst sein Vater. Was auch immer für Dinge der Vater tut – der Sohn lernte, wie man es vollbringt. Der Vater hat große Zuneigung zu seinem Sohn und deswegen hat er ihm alles, was er weiß, gelehrt. Der Vater wird fortsetzen, ihm sogar größere Werke als diese zu zeigen, daher werden vielleicht alle von euch bei dieser Bedeutung erstaunt sein.“ „Yehohshua, Yehohshua, du bist ein schelmischer Witzbold, indem du Gottes Gesetze für deine eigenen Bestrebungen untergräbst“, höhnte Kayafa. „In vollkommener Beziehung führe ich die Werke meines Vaters im Himmel durch“, erwiderte Yehohshua. Er nahm die Kopfbedeckung ab. „Was sein Wille ist, führe ich in totalem harmonischem Gleichgewicht aus.“ „Oh, nun bist du ein Musikant?“ Kayafas Männer lachten. 495
Yehohshua setzte seine Ansprache fort. „Wie der Vater die Toten erwecken und ihnen wieder Leben geben kann, um zu atmen und zu denken, sogar so kann der Sohn es wählen, wen er mit frischem Atem und Gedanken anregt. Ich kann auferwecken, wen ich will, wann ich will: den Gerechten mit dem Ungerechten. Aus diesem Grund wird der Vater die Menschheit richten. Er hat die Urteilsaufgabe dem Sohn anvertraut, damit alle Menschen den Sohn ehren können, so wie sie meinen Vater ehren. Die Person, die den Sohn nicht ehrt, kann den Vater nicht ehren, der ihn sandte. Wahrlich sage ich euch; ich erstrecke meinen persönlichen Segen auf die Person, die meine Worte hört und die an ihn, der mich sandte, glaubt. Diese Person wird ewiges Leben haben. Diese Person wird nicht verurteilt werden. Eher wird die Peson vom Tod zum Leben übergehen. Wahrlich sage ich euch: die Stunde kommt und ist nun, wenn die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. Jene, die sie hören, werden leben. Denn wie der Vater Leben in sich hat, so hat er dem Sohn gegeben, um Leben in sich zu haben. Er hat ihm Autorität gegeben, um auch das Urteil zu vollziehen, weil er der Menschensohn ist. Die Worte Daniels werden erfüllt. Doch seid nicht über meine Worte erstaunt, denn die Stunde kommt – aber sie ist nicht jetzt – in der jene, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, und sie werden herauskommen und eine niemals endende Regeneration des Fleisches genießen. Jene, die Gutes verübt haben, zu der Auferstehung des Lebens. Jene, die Böses verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts. Die vier wilden Tiere von Daniel müssen schwach werden, und wenn sie es tun, wird das Siegel des Pergaments aufgerissen und ihre Geheimnisse offenbart werden. Alle Nationen, alle Völker werden unter die Herrschaft des Menschensohnes kommen. Yehuways Königreich wird nie vernichtet werden.“ Satan betrat den Raum und ging herum, als er Yehohshua und Kayafa zuhörte. „Sicherlich lehrt mich dieser Menschen-Gott etwas“, dachte Satan. „Aber was ist es und wie kann ich daraus einen Vorteil ziehen? Mit der Zeit werde ich lernen, Worte, ähnlich den seinen, zu benutzen, aber die Worte, die ich beherrsche und übermittle, werden die Herzen der Menschheit aus Gottes Hand in meine Hand treiben. Ich werde lernen, Gottes Sohn zu imitieren, und ich werde meinen menschlichen Diener ermächtigen, ähnliche Wunder zu wirken. Die Menschen werden denken, dass ich eine liebevolle Macht bin. Dann werde ich die Leute fangen wie eine Vogelfänger seine Beute fängt.“ Yehohshua fuhr fort. „Doch lasst mich diese absolute Wahrheit betonen: ich kann aus meiner eigenen Kraft nichts tun. Was ich höre, beurteile ich. Doch mein Urteil ist gerecht, weil ich nicht meinen eigenen Vorteil suche. Eher suche ich den Willen des Vaters, der mich sandte. Und hier stimme ich mit dem Gesetz der Schriften überein: eine einzige Person kann ihr eigenes Zeugnis nicht stützen. Daher, wenn ich Zeugnis über mich selbst trage, ist mein Zeugnis nicht wahr. Jedoch gibt es einen anderen, der
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Zeugnis von mir trägt; und ich weiß, dass das Zeugnis, das er über mit bezeugt hat, wahr ist.“ „Wer ist dieser Zeuge“, fragte ein Anhänger von Kayafa. „Ihr sandtet Männer zu Yehohanan den Täufer, den ihr als Propheten bestätigtet. Er ist es, der Zeugnis über die Wahrheit, wer ich bin, getragen hat. Doch habe ich dieses Zeugnis nicht vom Menschen erhalten. Die Dinge, die ich sage, spreche ich jetzt zu euch, damit ihr gerettet werdet. Yehohanan der Täufer – der Untertaucher – war ein brennendes und leuchtendes Licht, und ihr war für eine Zeit gewillt, in seinem Licht zu jubeln. Ihr alle wolltet in seinem Wunder frohlocken, aber um es zu tun, müsst ihr euch eurer geistigen Unzulänglichkeiten entledigen und euch in seiner Integrität und mit seinen ethischen Maßstäben kleiden. „Aber mehr als sein Zeugnis und seine Worte habe ich einen Zeugen, der größer als Yehohanan ist. Ich brauche keinen fleischlichen Zeugen, um mein Zeugnis zu stützen, wer ich bin. Es sind meine Werke. Diese Werke, die der Vater des Himmels und der Schöpfung mir zu beenden gegeben hat. Die Worte, die ich tue, tragen Zeugnis, dass der Vater mich gesandt hat. Also lasst es dokumentiert sein, der Vater selbst, der mich gesandt hat, trägt Zeugnis über mich. Die Werke, die ich ausgeführt habe, sind von den Propheten vorhergesagt worden. Die Wahrhaftigkeit halte ich aufrecht.“ Ein schnelles Murmeln erklang in dem Raum. Satan ging direkt neben Shim’on. Yehohshua fühlte seine Gegenwart. Er blickte in seine Richtung und sah deutlich die Macht, die für alle anderen unsichtbar war. Yehohshua ging zu Shim’on und legte seine Hand auf seine Schulter. Satan schlich sich zu Kayafa. Yehohshua folgte der Bewegung. Gabriel und zehntausend andere Engel bildeten einen Kreis um Satan. Yehohshuas Hand streckte sich aus und ging durch Satans spirituelle Substanz. Er fühlte fühlte einen kalten Schauer durch ihn rasen. Er schrie, aber nur die Engel hörten seinen entsetzlichen Schrei. Die Menschen sahen seine Worte als bloßes Dramatisieren seiner Worte. Seine Augen begegneten dann Kayafa. Unerwartet lächelte Yehohshua. Für einen Augenblick wurde Kayafas Herz milde gegenüber Yehoshua. „Da ist kein Mensch in diesem Zimmer, der zu irgendeiner Zeit die Stimme des Vaters gehört hat, noch seine Form gesehen hat. Aber wie konntest du?“ Satan schüttelte die schreckliche Kälte ab. Er stieß Gabriel zur Seite und begann Kayafa zuzuschreien: „Dieser Mann ist nichts! Nichts! Er bringt Schmerz und Leiden! Er ist eine Verärgerung und eine Reizung! Hört nicht auf ihn!“ Yehohshuas Gesichtsmuskeln spannten sich an. Sein Kiefer zitterte vor Wut. „Nicht einer von euch hat das Wort Gottes in seinem Herzen und seine Sinn wohnen. An den, den Gott zu euch gesandt hat, glaubt ihr nicht. Doch setzt ihr fort, die Schriften zu durchsuchen, und durch sie denkt ihr, ihr könnt ewiges Leben erlangen, doch dieselben Männer und Frauen sind genau dieselben, die über mich Zeugnis ablegen. Wie kommt es, dass ihr nicht zu mir kommen wollt, damit ihr Leben erlangen möget?“ 497
„Du willst von uns Ehre“, focht Kayafa an. „Ich will keine Ehre von Menschen erhalten. Ich weiß, dass ihr nicht die Liebe Gottes in euch habt.“ Yehohshua deutete zu Gabriel und seinen Freunden, Satan von Kayafa wegzuziehen. Yehohshua wusste, dass sein Versuch, den Sanhedrin und die P’rushim zusammenzubringen, vereinigt unter Yehuways Sache, fehlschlug. Er ließ seine Hand über seinen Bart laufen. Er fühlte eine große Traurigkeit beginnen, ihn zu überwältigen. Er kämpfte gegen die herannahende Depression. Er gab ihnen sein letztes Zeugnis. „Männer und Frauen und Kinder erlauben sich leicht, von bösen Impulsen getäuscht zu werden. Viele Dinge beeinflussen die Leute. Ich bin im Namen meines Vaters, Yehuway, gekommen. Jedoch habt ihr mich nicht empfangen. Wenn ein anderer in seinem Namen kommt, ihn werdet ihr empfangen. Diese falsche Person werdet ihr verkünden und euch verpflichten, mit leidenschaftlicher Loyalität zu dienen. Es ist leichter für euch, an einen Menschen zu glauben, der sich hier aus seinem eigenen Entschluss befindet, geschaffen durch die Macht seines eigenen Willens, als es für euch zu glauben ist, dass ein Mensch auf die Erde durch eine Jungfrau aus der Macht Gottes herabsteigen kann. Der Person, die sich unter ihrem eigenen Berechtigkeitsnachweis hinstellt, der folgt ihr blind. Das ist eine absolute Tatsache: Nicht einer von euch wird je an mich glauben. Eher zieht ihr es vor, Ehre voneinander zu erhalten. Ihr weigert euch, die Herrlichkeit zu suchen, die nur von Gott kommen kann. „Jedoch dürft ihr nicht denken, dass ich euch über diese ungerechte Sache gegenüber dem Vater anklagen werde. Da ist einer, der euch schon angeklagt hat. Es ist Mohse, auf den ihr vertraut. Wenn ihr an Mohse geglaubt hättet, würdet ihr auch an mich glauben, weil ich der eine bin, über den er schrieb. Aber wenn ihr nicht an Mohses Schriften glaubt, wie könnt ihr an meine Worte glauben?“ Sobald er das Gebäude verließ, sagte er zu Yehohanan. „Ich werde zu ihnen nicht mehr reden, wer ich bin. Das waren meine letzten Wort zum Sanhedrin.“ *** Kayafa verließ die Gruppe von Männern und kehrte zu seinem Hauptquartier zurück, um den Rat seiner engsten Freunde aufzusuchen. „Vor einem Jahr hätten wir die Römer überzeugen sollen, ihn mit dem Tod zu bestrafen, als er öffentlich die Kaufleute auspeitschte. Er ist ein furchtbarer Unruhestifter und nun fordert uns uns öffentlich heraus. Er gibt vor, die Schriften besser zu kennen als wir, und er versucht, die Menschen zu überzeugen, dass er ein Prophet ist und dass wir habgierige, impulsive Menschen sind, die nichts Gutes für das Volk wollen.“ Das Hauptmitglied des Sanhedrins hörte ihm zu. „Ich habe diesen Prinzen aus dem Hause David nun seit einiger Zeit beobachtet. Seine Beliebtheit nimmt jedes Mal zu, wenn er redet. Ihn jetzt zu verhaften, 498
würde überhaupt nicht zu unserem Vorteil sein. Wir müssen einen zusammenhaltenden Plan bilden, der darin enden wird, dass das Volk seine Verhaftung und Hinrichtung verlangt. Ich fürchte, wir können es nicht ohnen öffentlichen Auftrag tun.“ „Die Römer beobachten auch Prinz Yehohshua“, sagte ein anderer Freund. „Sie wissen, dass er der rechtmäßige Erbe auf den Thron Davids ist, und wer weiß, ob sie nicht wollen, dass er über sie herrscht, so sehr wie er es will?“ „Dann müssen wir die Römer ihn hinrichten lassen. Also, vorläufig gehen wir vorsichtig gegen Yehohshua vor. Wenn wir bereit sind zuzuschlagen, werden es die Römer sein, die unsere Aufgabe ausführen werden.“ *** Bevor das Schofar ertönte, schlossen sich die Türen von Nakdimons Gästezimmer. Die Anhänger von Yehohshua faulenzten vor ihrem Abendmahl. Shim’on drehte sich herum, um Yehohshua anzusehen, bevor die Gebete und Lieder stattfanden. Er schüttelte seinen Kopf. „Nun, das nenne ich ein ein ruhiges Passahfest.“ Die Männer brüllten vor Lachen und fühlten sich wohl. Yehohshua lachte mit ihnen laut aus. Ein kühler Wind wehte durch den Raum und die Männer ließen sich nieder. Sie beugten ihre Häupter, als das Dankgebet an Yehuway gemacht wurde. Der Rest der Woche verging ohne weitere Demonstrationen. Die sieben Männer und ihr Gefolge genossen ihr Mahl und ihre Gebete mit ihren Familien in Yerushalayim. So schloss Yehohshuas zweites Passahfest. *** Am Morgen von Yehohshuas letztem Tag in Yerushalayim traf sich der Sanhedrin wieder. Eine hellsichtige Vision besuchte Yehohshuas Träume während der letzten Nacht seines Aufenthalts in Nakdimons Haus. Yehohshua erinnerte sich an die Vision, die Daniel während der Herrschaft des Königs Belshazzar von Babylon hatte. „Die vier Winde der Erde rührten den großen westlichen Ozean auf“, stellte sich Yehohshua vor, wie Daniel seine Vision sprach. „Vier große wilde Tiere tauchen aus den Tiefen des Ozeans auf. Das Erste ähnelt einem Löwen mit den Flügeln eines Adlers. Eine unheimliche Macht hebt ihn mitten in die Luft und pflückt vom Rücken des Löwens seine Flügel. Er lässt sich auf trockenem Land nieder und steht auf seinen Hinterfüßen wie ein Mensch steht, mit seinen Vorderpoften boshaft gegen die Welt ausgestreckt. Ein Brüllen verängstigt alle Menschen. Der Löwe ist mit der Intelligenz des Menschen ermächtigt. Ein zweites wildes Tier, das einem Bären ähnelt, materialisiert sich. Es erhebt sich auf einer Seite und wenn es sein Maul öffnet, sind drei Rippen unter seinen Zähnen. Eine Stimme schreit: „Steh auf! Verschlinge meine Körper!“ Ein drittes wildes Tier, eines einem Leoparden ähnlich, erscheint dann. Es hat vier Flügel auf seinem 499
Rücken, ebenso vier Köpfe. Es ist ermächtigt, aller Regierungen der Erde zu beherrschen.“ Yehohshua begann schwer zu atmen. Seine Arme fuchtelten herum. „In dieser dunkelsten der Nächt,e“, fuhren Daniels Worte fort, „sehe ich ein viertes wildes Tier. Es ist schrecklich! Furchterregend! Äußest stark! Es hat große Eisenzähne. Was auch immer für ein Leben auf der Erde bleibt, es stampft es zu Tode! Das Leben wird vernichtet und verschlungen! Dieses wilde Tier hat zehn Hörner. Ein elftes Horn wächst inmitten der zehn. Drei der älteren Hörner fallen aus dem wilden Tier, um Platz für das elfte zu machen. In diesem Horn wachsen Augen, die eines Menschen ähnlich. Unter den Augen erscheint ein Mund, der wie der eines Menschen spricht. Der Leopard hat eine hochmütige Stimme.“ Yehohshua warf sich so hart in seinem Bett herum, dass sich sein Körper hob und wieder zurückfiel. Durchdrungen von der identischen Vision, die Daniel fünfhundert Jahre vorher gesehen hatte, sah Yehohshua den Alten an Tagen auf einem Thron sitzen. Zehntausend mal zehntausend Diener bedienten ihn. Vor ihm wurde eine große Anzahl an Schriftrollen geöffnet, jede enthielt die Geschichte von jeder Person auf der Erde. Die Schriftrollen wurden durch Familienlinien kategorisiert. „Der Leopord wird erschlagen und in das verzehrende Feuer geworfen!“ schrie eine geheimnisvolle Stimme. Und inmitten der Menschheit gingen Heilige, unbekannt für den beiläufigen Beobachter. Sie waren direkt dem Menschensohn Rechenschaft schuldig. Dann erschien eine andere Sammlung an Schriftrollen und sie öffnete sich auch, als ob eine unsichtbare Energie eines sanften Windes ihr Aufrollen beherrschte. Die Stimme fügte hinzu: „Die anderen wilden Tiere werden erschlagen, aber nur, nachdem sie auf der Erde für eine zusätzliche Zeit und eine Zeit wohnten.“ Yehohshuas Körper zitterte wieder. Er sah einen Mann sich inmitten einer Wolkendecke erheben, um vor dem Alten an Tagen zu stehen, der ihn mit der ewigen Herrschaft über die ganze Oberfläche der Erde ermächtigte. Das dritte Mal zitterte Yehohshua so gewaltig, dass ein Bett umstürzte. Der Aufprall weckte ihn. Seine Kleider waren mit Schweiß durchtränkt. Er verstand. Er ging zur Tür und schritt nach draußen. Er starrte lange Augenblicke in die Tiefen der Sterne. Ich muss meine Mission mit einer neuen Methode beleben. Ich werde mehr in Parabeln und weniger mit konkreten Aussagen sprechen. Ich kann nicht länger meine Identität in Frage stellen und meine Verantwortung gegenüber meinem Vater und seiner Schöpfung anfechten. Ich, ich, ich bin der Sohn Gottes. Ich bin Schilo, enhüllt.“
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