ULRICH KAHRSTEDT
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STAATSGEBIET UND STAATSANGEHÖRIGE IN AT HEN STUDIEN ZUM öFFENTLICHEN RECHT ATHENS, TEIL I
NEUDRUCK DER AUSGABE STUTTGART 1934
1969
SCIENTIA VERLAG AALEN
Lizen zausgabe mit freundlicher Genehmigung des Verlages W. Kohlhammer GmbH., S tu t tgart T itelnummer 203/03911 Gesam therstellung: fo tokop wilheIm weihert, Hilpertstralie 8, Darms tadt PRINTED IN GERMANY .
Vorwort. Vor mehr als zehn Jahren habe ich bei Vandenhoeck & Ru precht den ersten Band eines Griechischen Staatsrechts veröffent licht. Lehrberuf, Politik und andere Arbeiten haben die Voll endung des zweiten, der Athen und seine Symmachien umfassen sollte, verlangsamt. Als er 1928 fertig war, entschwand jede Möglichkeit des Drucks angesichts der wirtschaftlichen Lage in Deutschland, zumal das Manuskript auf 65-70 Bogen im For mat des ersten Bandes geschätzt wurde. Die Notgemeinschaft konnte bei ihrer Etatslage nur festbegrenzte Hilfen in Aussicht stellen, die gegenüber der Länge des MS nicht ausreichten. Ich kam auf den Ausweg, den Band auf englisch in Amerika zu drucken, und fand wohlwollendes Interesse: Rostowzew in Yale, Ferguson in Harvard, Wertellbaker in Princeton, vor allem Me ritt in Ann Arbor taten, was sie konnten. Mit letzterem und seiner Universität war ich fast am Ziel, da trat die Wirtschafts krise auch in Amerika ein und alles war dahin. Was meine Dankbarkeit für die Bemühungen namentlich von Meritt nicht vermindert. Das vorliegende Buch ist das Ergebnis des nunmehr allein gebliebenen Weges. Mitscherlich, der die Herausg'abe diesel' Serie von Monographien gerade einleitete, stimmte zu, als ich vorschlug, den dicken Band in eiiIe Folge von Einzelheften" auf zulösen und in Abständen bei ihm erscheinen zu lassen; ihm ge bührt mein Dank, wenn d ie Arbeit von zehn Jahren nicht ver tan ist. Natürlich machte die Umarbeitung in Einzelhefte viele Änderungen nötig, und häufige Verweise auf spätere Hefte ließen sich nicht vermeiden; ich hoffe aber, daß der. hier vorgelegte Teil ein leidlich geschlossenes Ganzes bilden wird, Die weiteren
IV: sollen so bald folgen, wie die Tätigkeit eines Professors 1m neuen Reich mit ihren vielen neuen Aufgaben unter Dach und in frischei' Luft gestattet. Die Verzögerung nat den Vorteil, daß ich die neuen ameri kanischen Al'beiten über die athenischen Finanzurkunden und auch wohl· noch die neuen Denkmälerfunde vom Markt Vo)� Athen werde verwenden können. Zur Zitiermethode: Aristoteies olme Zusatz ist der im Zu sammenhang erhaltene Hauptteil der 'Aartvaiwv 1ToAtTEia j die Demosthenes-Scholien (ed. Dindorf) und die Anecdota Bekke riana sind nach den · modernen Seitenzahlen angeführt. Göttingen;
U. Kllhrstedt.
Inhaltsverzeichnis. 1. D a s S t a a t s g e b i e t.
Setl�
Vorwort 1. Der Bestand des Staatsgebiets . 2. Die Rechtslage des Bodens im Mutterlande 3. Der Bergbau . 4. Der Kolonialboden 5. Staatlicher Grundbesitz
III
1 5 19 32 42
H. D i e S t a a t s a n g e h ö r i g e n.
1. Die Bürgerschaft .
a) Vorbedingungen des Bürgerrechts b) Erwachen des Bürgerrechts, Verleihung', Verlust c) Inhalt des Bürgerrechts . a) Allgemeines . �) Schutz von Leben, Eigentum, Freiheit und Ehre, Vereins recht y) Materielle Ansprüche des Bürgers an den Staat d) Der bürgerliche Name e) Bürgerpässe f) Die Leiturgien . g) Einteilung der Bürgerschaft h) Familie und Geschlecht i) Die Stellung der Frau 2. D i e Metoiken 3. Ausländer in Athen 4. Die Sklaven und der Staat 6. Vom Staat verliehene Ehren B e i l a g e: Die athenischen Perioiken Register "
59 59 71 129 129
132 192 199 214 217 228
260 269 276 312 321 327 346 363
I. Das Staatsgebiet 1.
Der Bestond des Stoofsgebiets.
§ 1. Die Grenzen des Staates Athen sind, was das Mutterland angeht, in den Jahrhunderten, in denen wir seine Geschichte tlbersehen, im wesentlichen konstant geblieben, der U m f an g d er K o l o n i e n hat u m s o häufiger gewechselt. Letzteren habe ich Nachr. Ges. Gött. 1 931, 159 ff. behandelt, hier gentlgt es , die dort gewonnenen Ergebnisse zu wiederholen 1) . Die Tyrannen erwarben den Chersones, Lemnos (d. h . genauer: Hephaistia und Myrina), Imbros und Sigeion mit dem Fort Achilleion, vielleicht auch Rhaikelos am Golf von Saloniki 2). Alle diese Besitzungen gingen am Ende des 6. Jhdts. verloren. Die Ansiedlung von 4000 Athenern in Chalkis Herod. VI 77 ist unhistorisch, erst nach dem Siege tlber Xerxes werden Skyros und von neuem Lemnos und Imbros Kolonien, vielleicht auch Halonnesos. Im Zeichen des ersten Seebundes entstanden die Kolonien N axos, Andros, Kythnos und mehrere solche auf Eu boi a : Hestiaia, Chalkis, Eretria sind Kolonien 8). Ferner gehören hierher die festländischen Gebiete, die Thasos an Athen abtrat und in denen nach vielen Fehlschlägen die Kolonie Amphipolis 1) Es sei nur bemerkt, daß es rechtlich gleichgültig ist, ob das betr. Territorium ausschließlich, teilweise oder gar nicht von athenischen Bür gern besiedelt wird (u. § 16). Delos wird erst 167 Kolonie, vorher ist es zeitweise eine eigene Republik, zeitweise Territorium der delischen Am phiktyonie. Salamis ist bis 304 Untertanenland, nicht Kolonie (u. Bei lage § 4f.). 2) Die Verwaltung erfolgt durch Vertrauensmänner der Tyrannen, die formelle Zugehörigkeit zu Athen ist sicher durch Herod. VI 104 j VII 6 j vgl. Nachr. a. a. 0. 1 61. Was "der Chersones· damals und später territorial bedeutet, ist a. a. O. 176 ff. ausgeführt. 3) Für Chalkis vgl. speziell Nachr. a. a. O. 164 f.
2 entstand, dazu Brea, Plakia, Tyrodiza, N eapolis am Chersones und vielleicht noch weitere Besitzungen in Thrakien. Hinzu treten wieder der Chersones, Sinope, Amisos (Peiraieus) und Nymphaion bei Kertsch, auf den Inseln Samos mIt seiner Peraia und Eteokarpathos 1). I m archidamischen Kriege wurden atheni sches Staatsgebiet Aigina, Poteidaia, Lesbos bis auf Methymna2) und Notion, dagegen gehen Amphipolis, ein Teil der Peraia von Samos und bald wieder ein Teil der Peraia von Mytilene ver loren. Nach 421 kommen Skione, Torone und Melos neu hinzu. Der Krieg seit 412 und der Friede von 404 fegten das ganze athenische Kolonialreich hinweg. Der Wiederaufbau beginnt damit, daß Lemnos, Imbros und Skyros in den athenischen Staats verband zurückkehren, was der Königsfriede anerkennt. Im zwei. ten Seebund werden unter Verletzung von dessen Grundgeset.z Samos, Poteidaia und der Chersones wieder athenisch, letztere beiden sind an Philipp H. verlorengegangen, Samos wurde 322 wieder frei. Die Kolonie Adria 325/24 ist wohl ein Fehlschlag gewesen .. In den Diadochenkriegen wechseln die allein athenisch gebliebenen Inseln Lemnos, Imbros und Skyros ständig den Herrn, wahrscheinlich 280-262 sind sie athenisch, dagegen rechnet Salamis seit 304 als Kolonie (u. Beilage § 4). Dann kehren sie 167 zu Athen zurück, zugleich werden Delos und. Haliartos athenisch; die Erwerbungen Athens in der Kaiserzeit können hier beiseite bleiben.
§ 2. Das Mutterland, d. h. das athenische B ü r g e r ge b i e t i n A t t i k a in der klassischen Zeit, grenzt an Megara, das meist abhängige Eleutherai, dann ein Stück an Boiotien, d. h. Tanagra, dann an Oropos 3). Seine genauen Grenzen habe ich Athen. Mitt. 1 932, 1) Für letztere vgl. speziell Nachr. a. a. 0. 168 ff. 2) D . h. Mytilene mit seiner Peraia, Pyrrha, Autissa, Eresos. 3) Die urgeschichtlichen Zustände eines bis an den Isthmos reichenden Attika o der vielmehr Ionien gehen uns hier nichts an ; vgl. Aristot. 'Aer'\v.
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8 ff. so weit fixiert, wie literarische Über lieferung und Beobachtung im Gelände es gestatten: von der Mündung des lapis über den Paß von Kandyli und auf dem Kamm der Kerata entlang, um die Quelle des Sarandapotamos westlich herum, auf dem Kamm nördlich des Oberlaufes dieses Flusses nach Osten bis sö. Kok kini, dann nach Norden zur Hauptwasserscheide, wieder nach Osten zum Berge Ozia, dann zum Liopesi, dann über den Bletsi und den Mavronoros zum Kap Kalamos. Erstreckungen der Macht Athens jenseits dieser Linie haben in klassischer Zeit immer nur den Charakter politischer Bevor mundung gehabt bei den "Perioikenstaaten" Eleutherai und Oro pos, amtlich �p\J)l6C; und h 'A).lqltupao\J 1�, zeitweilig Pla taiai und ganz vorübergehend Hysiai, die unten in der Beilage besprochen sind. Eine Ausdehnung des Bürgergebiets in dieser Richtung ist spät: wohl im 2. Jhdt. 1) ist Eleutherai ein Demos geworden, jedenfalls begegnet 'De\J8epvuloc; als Demotikon seitdem in deli schen Urkunden2). Damals ist also das Tal von Vilia-Gifto kastro-Mazi-Kokkini einverleibt worden. Noch jünger ist eine Erweiterung des Bürgergebiets an der Nordküste : noch bei Strab. IX 1, 22 ist Psaphis ein Ort in Oropos, so daß Rhamnus den letzten Demos Athens bildet; es erscheint aber IG I111122. und 1160 in der Kaiserzeit als Demos der Aiantis. Oropos ist. also in der Römerzeit zugunsten Athens verkleinert worden. Umgekehrt hat Eleusis zweimal einen eigenen Staat gebildet 3). Das erstem al nach dem Sturz der Dreißig 4), das zweitemal '!roA. fr. 2 ; Suid. s. TI apdAwv ; Schol. Aristoph. Wesp. 1223 ; Lysistr. 58 ; Schol.
Eurip. Hipp. 35. 1) Man wird an die allgemeine Neuordnung der Grenzen 167/66 denken. 2) Roussel, Delos Co1. Athen. IX B 1, 97; Bull. Corr. Hell. XXXII 415, 63. 3) Das selbständige Eleusis der Frühzeit geht uns hier nichts an : Philoch. fr. 28. 42 ; vgl. Hymn. Horn. V 490. 4) Aristot. 39, 1 ff. ; Xen. Hell. 11 4, 38 ; Diod. XIV 33, 6 ; Just. V 10, 41f. Die Wiedergewinnung Xen. a. a. O. 43 ; Just. a . a. O. 9 ; Aristot. 40, 4 : 401/00 ; vgl. Lys. XXV 9 ; Plat. Menex. 243f. Eine Urkunde der Republik
4 im frühen 3. Jhdt. von dem Sturz des Lachares an (März 295 : Ferguson, Olass. Philol. 1929, 20) bis spätestens Winter 287/86, denn im April 286 wird in Eleusis wieder nach dem athenischen Archon datiert (IG II2 1682). Ob in diesen Fällen nur der De mos Eleusis abgetrennt wurde oder die ganze eleusinische Ebene also einschließlich Thria und einiger anderer Demen, ist nicht zu sagen. Die das letztere voraussetzende Grenze bei Rheitoi Paus. 1 38, 1 meint die Urzeit, ist aber an sich das Gegebene. Man wird an eine Grenze auf dem Poikilos entlang und westlich Ohasia und Phyle zur boiotischen Grenze denken. Ob die be kannte Befestigung westlich Liosia mit einer der b eiden Epi s oden etwas zu tun hat, ist wieder nicht zu sagen. § 3. Die G r e n z e a u f d e r S e e s e i t e schließt Salamis aus, das erst "Perioikenort", dann Kolonie ist, die kleinen Inseln der Festlandküste aber ein. Eine Hoheitsgrenze auf dem Meere gibt es nicht. Ein am Land verankertes fremdes �chiff, sobald es durch ein Brett oder Seil mit dem Trockenen verbunden ist, ist innerhalb der Staatsgrenze 1). Umgekehrt gilt ein athenisches Schiff ilber See als athenischer Boden, sein Betreten ist filr den q>vyalä 2) gleichbedeutend mit der Rückkehr nach Athen und er öffnet den Strafvollzug ([Demosth.] L 48 f.). Die Z o l l g r e n z e deckt sich i m wesentlichen mit der politischen, jedoch liegt der $wpwv A11lrlv im Peiraieus außerhalb der Zollgrenze, so daß dort Waren ein- und wieder ausgeführt werden können, ohne ver zollt zu werden (Demosth. XXXV 28). Der Text zeigt zugleich, daß das· zollfreie Gebiet nur die Wasserßäche umfaßt, kein E le usis haben wir in dem sehr zerstörten Stein 'EHIlv. II 5 ff.; vgl. K ugeas a. a. O. 1 16 ff.; Pa laios TToAillwv I 179 ff. und meine A usführungen Nachr. Ges. Gött. 1 932, 77 ff. 1 ) Das z e igen d ie Bestimmungen für das Krim ina lverfahren �v IPP€aTTOI: Aristot. 57, 3 f. ; Poll. VIII 120: Beck. An. I 3 1 1 ; Harp. s. �v IPp€dTTOU; Demosth. XXIII 77 f. 2) Genauer: den Bürger, der sich durch Flucht dem Prozeß oder dem Strafvo llzug entzogen hat; e r ist kein q>uydC; im Rechtss inn, u. § 35.
5 trockenes Zollausland, Schuppen, Ladeplätze usw., letztere bilden das lJ.ln6plov, das zu dem 4lwpwv XIJ.l�V im Gegensatz steht, ferner, daß die anderen Häfen auch in ihrer Wasserfläche Zollinland sind. Praktisch geht fast der gesamte Import und Export Athens über den Peiraieus, was nicht ausschließt, daß es etwa in Eleu sis, Thorikos und Brauron Zollstellen gab. Jedoch ist über die Regelung der Zollgrenze an diesen Plätzen nichts bekannt. Er wähnt werden ayopai als Zollstellen [Xen.] n 6pol 4, 40, das sind die lcpoplal ayopai von Demosth. XXIII 37. 39 f., die hier (39) mit den öpla Tij� xwpa� gleichgesetzt werden, also wohl hart an der politischen Grenze zu denken sind: Eine Sonderstellung von Grenzgrundstucken ist nur durch moderne Ergänzung in IG 1I 2 373 entstanden, wo wir in der Verleihung von lYKTI'}O'I� jetzt lesen, daß der damit Bedachte sich bei seinem Bodenerwerb von den Grenzen, ano TWV 6piwv (neben TWV KOIVWV) fernhalten soll: vgl. Ferguson, Hell. Ath. 245; John son, Class. Philol. 1914, 425. Das wäre ein Unikum; Koehler er gänzte TWV l€PWV, das gibt einen vernünftigen Sinn. 2.
Die Rechtslage des Bodens im Mutterlande.
§ 4. Die Frage nach der Stellung des Grund und Bodens im öffentlichen Recht ist in erster Linie die nach dem Bestehen eines s t a a t l i eh e n E i g e n t urn s 0 d e r 0 b er e i g e n t urn s an ihm. Allgemeine Erwägungen lassen ein solches von vornherein als unwahrscheinlich erscheinen. In Sparta ist deutlich 1), daß das ursprüngliche Bodeneigentum den Königen zustand und all mählich auf Wege, Plätze und Heiligtümer zusammenschrumpfte - abgesehen von dem Hausgut der beiden Dynastien. Wenn wie in Athen die Krone ganz verschwand, ist es schwer vorzu stellen, daß die junge Republik mehr Rechte gewann, als die 1) Staatsrecht I 8 ff.
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sterbende Monarchie zu vererben hatte. Eher wird die Erschütte r ung Anlaß geboten haben, noch bestehende Rudimente abzu bauen : die Besieger der Krone waren ja die feudalen Grund herren, kein Staat im Sinn der reifen Polis oder einer modernen Republik. Dementsprechend hat der Staat keinerlei O b e r e i g e n t u m ü b e r d i e {€ P ci j was t€POV ist, is t eben nicht b'lIlo<11 ov I). Der Staat verwaltet wohl Geld und Liegenschaften vieler Götter 2), er verpachtet durch seine Organe ihre Grundstücke zu wirtschaft licher Nutzung 3), er benutzt l€pci für staatliche Zwecke, stellt seine Stelen in ihnen auf, bringt sein Archiv im Metroon, seine Kasse bei der Athena unter, benutzt Heiligtümer für staatliche Hoheitsakte, als Lokal zur Auslosung und Vereidigung der Beam ten ( Aristot. 55, 5 j 62, 1), als Tagungsort der Eltklesie 4) und des Rates (Xen. Hell. VI 4, 20 ; Andok. 1 45 : die Burg), als Gerichtshof ( Aristot. 57, 4), als AppellortOfür Soldaten 5), zur Ver eidigung der jungen Bürger 6), in der Frühzeit als Amtsstube von apxal, vgl. den 'Ap€IOU rrci.,..o� und Aristot. 3, 5, seit dem 1) Grenzsteine von I€pd IG 12 854 ff.; II � 2596 ff. im Unterschied von brU.l6crta I I 888f. ; 891 f. ; Amer. Journ. Arch. 1932, 254. Das !€PoV NU/-IqJlDv brU.lOOlov ist 12 854 mit Recht beseitigt. 2) Durchaus nicht aller, es gibt Kulte in der Verwaltung und damit Tempelgrundstücke in der Kontrolle von P hylen, Demen, landschaftlichen Verbänden u. a., darüber in einem späteren Heft dieser Serie. 3) Aristot. 47, 4 ; [Xen.] 1T6p. 4, 19 ; D emosth. XLIII 58; IG 127 ; 127, 9 (i') ; II 2 334, 16 ff. ; 598 ; 1590 ff. u. ö. Der modus procedendi geht uns hier nichts an. 4) Das Theater im liOTU ist ein Teil des Ternenos des Dionysos, man tagt �v Lllovuaou IG II � 140; 223 B 6 ; 345; 348 ; 350; 372 usw. Das Theater in Munychia, für die Ekklesie benutzt Thukyd. VIII 93, 1 ; Lys. XIII 12, gehört natürlich auch zu einem Ternenos. Eine Ekklesie im Theseion Aristot. 15, 4, auf dem Kolonos, der dem Poseidon g eweiht ist Thukyd. VIII 67, 2, in der Frühzeit auf der Burg vielleicht IG I 2 3, 18. 05) Thukyd. VI 61, 2 ; Andok. I 45 ; Lys. XVI 14 ; Isaios II 42 ; Beck. An. 1277 ; Poil. VIII 115. Unter den Dreißig als Kaserne (Aristot. 37, 2 ). 6) Demosth. XIX 303 ; Plut. Alkib. 15 ; Poil. VIII 105.
7 Jhdt. als Waffendepot 1) und als Magazin nautischer OKEUn2), zur Vorstellung der Kriegswaisen lv Ttavo1tAi� (Aischin. III 153 f.; Isokr. VIII 82), später der Epheben 3). Daß alles dieses kein altes staatliches Obereigentum an den nllEVrt bedeutet, folgt daraus, daß die staatliche Kontrolle sich auf die Liegenschaften und die Mobilien der betr. Götter ganz gleichmäßig erstreckt und wir bei letzteren verfolgen können, daß kein altes Eigen tum fortlebt und eventuell abstirbt, sondern eine moderne staat liche Verwaltung eine altfränkische priesterliche verdrängt. Erst am Vorabend des peloponnesischen Krieges sind die lokalen Tempelbehörden von zahlreichen Göttern den Tallioo TWV dAAwv OEWV gewichen (IG I 2 91), IG I 2 6, 1 1 9 ff. wird den tEporrolOi TO'iV OEOlV die Ü berführung der Schätze der Göttinnen von Eleusis auf die Burg aufgetragen, das neue Amtslokal zeigt, daß es sich um wohl eben neu geschaffene staatliche Verwalter handelt, die ' Nachfolger der IG I2 5 offenbar noch priesterlichen Dienststelle gleichen Titels, die eine andere Abgrenzung ihrer rituellen Pflichten hat als die später notorisch staatlichen lEPO'IT010i von Eleusis (vgl. Busolt, Staatskunde 11049). Den Göttinnen ist also um 480 dasselbe passiert wie ein halbes Jahrhundert später den "aHOl OEOl": die staatliche Verwaltung kirchlicher Objekte ist etwas Modern-Staatliches, kein Rest alten Bodenrechtes 4). Wenn es ein altes Obereigentum gab, ist dies also zugunsten der Götter ebenso entschlafen wie zugunsten der Menschen. 4.
1) IG IP 61, 32 ff. ; 1422 ; 1424 a 121 ; 1440, 46 ff. ; 1 467, 48 ff.; 1469, 62 ff.; 1475, 30 ff. ; 1487, 56 ff. 72 ff. ; 1488 ; 1490, 32 f. ; 1491 B (unter den Ta/lial Til� geol); vgl. Lyk. fr. 5 ; IG II t 120, 4 f.). 2) IG � 1627, 48 ff. ; 1628, 228 ff. ; 1629, 356 ff. 3) Plut. A lk ib. 1 5 ; Poil. VIII 105 ; Schol. Demosth. Dind. S. 447 ; Schol. Aischin. II 167. 4) Die Ta/llal T�� geoi) sind uns nur als staatliches Organ greifbar, ihre Geschichte wird aber nicht anders sein als die der analogen Behörden, n ur früher z um Abschluß gekommen.
8 § 5. Denn das P r i v a t e i g e n t urn d e r B ü r g e r am Boden wird immer wieder stark betont. Im sog. Richtereid, korrekter: Bürger eid, des 4. Jhdts. wird der l�� aVabaCT).l6� verboten 1), für Seneca ist Athen der typische Staat des uneingeschränkten Privateigen tums am Boden 2), womit er natürlich das klassische Athen der rhetorischen Studien, nicht die civitas foederata seiner Zeit meint 3). Enteignungen von Grund und Boden sind nur als Kon fiskationen kraft gerichtlichen Urteils möglich, wie bei jedem Mobiliarbesitz auch 4 ). Ein Enteignungsrecht anläßlich öffentlicher Bauten ist nicht zu erkennen 5). IG II 2 1654 wird ein Privat grundstück vom Volke zum Heiligtum erklärt und sein Eigen tümer der erste Priester des neuen Kultus. Das hat aber der Eigentümer selbst veranlaßt, der sein Grundstück geweiht hat : der Staat erkennt einen durch private Stiftung zustande gekommenen Kultus als staatlich an, übt kein Enteignungsrecht aus. Die lp'l).la endlich, in denen 431 Flüchtiinge neben den {fpa untergebracht werden, sind sicher die dem Staat gehörigen Strei fen Land zwischen den langen Mauern. 1) Demosth. XXIV 149 ; zu dieser Urkunde s. u. § 29. 2) De benef. VII 4, 3.
3) Er sagt, daß man in Athen als Privatmann dem Staate ein Grund stück schenken kann. Vgl. die Schenkung des Perikles Thukyd. II 13, i und das Testament des Kallias Andok. IV 15. Umgekehrt schenkt der Staat ein Grundstück als Dotation: Lys. VII 4 ; Herod. VI 90; Plut. Arist. 27 ; vgl. IG I I 1 10, 22 ft'. 4) Aristot. 47, 3 ; 52, 1 , 5) Bei dem Ausheben des neuen Festungsgrabens 337 mußten brU.l6o\o\ Tdcpo\ weichen (Aischin. III 236), vermutlich war der Streifen vor der Mauer ohnehin Staatsb oden, so daß die Frage nach der Kollision mit Privatgrund stücken gar nicht akut wurde. Wie man bei dem themistokleischen Mauer bau verfuhr - m. E. nem ersten solchen in Athen - wird nirgends gesagt. Wenn IG II 2 244, 48 ft'. die Unternehmer eines staatlichen Baues ange wiesen werden, Steine zu brechen, wo es ihnen beliebt, sollen sie mit den Eigentümern paktieren, nicht als Vertreter der Staatsgewalt Konfiskationen vornehmen.
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Bei Unsicherheit uber den öffentlichen oder privaten Charakter eines GrundstUckes an der Pnyx erforscht . der Areopag die Rechtslage (Aischin. I 81), der Staat hat keinen andersgearteten Anspruch als der Private. überhaupt steht Immobiliarbesitz fUr den Zivilprozeß nicht anders da als das Eigentum an Mobilien, etwa an Vorräten in Haus und Scheuer 1), bei dem Verkauf kon fiszierten Eigentums durch die Poleten wird IG 1 2 325 ff. kein Unterschied zwischen Grundbesitz, Sklaven u. a. gemacht, die Grenzsteine privater GrundstUcke 2) zeigen das Eigentum, die Hpothekensteine 8) das Recht der Verpfändung genau wie bei Mobilien. Der GrundstUckkataster, den die Demarchen fUhren .), ist ein Register steuerpflichtiger Objekte fUr die E10'epopa. § 6. Mit den genannten Grenz- und Hypothekensteinen kommen wir zu den Rechtsgebieten wie K au f, Pfand, Erbschaft unter der Fragestellung, ob Immobilien irgendwie anders behandelt· werden als Mobilien. Man hat schon fruh behauptet, daß Solons Freunde viel Land zusammen gekauft haben 5), Themistokles ver kauft einen Acker 6), Beispiele aus der Zeit der Redner zu häu fen ist zwecklos 7). Nur finden wir hier eine Umsatzsteuer, Theo phrast fr. 97 nennt eine solche: 1 % des Kaufpreises und öffent licher Aushang des Verkaufs durch 60 Tage. Er nennt nicht speziell Grund und Boden, da aber die Bestimmung uber den öffentlichen Aushang unmöglich jeden Kauf auf dem Markt oder in einem Laden betreffen kann, und da wir IG 11 2 1594 ff. eine als haToO'T� bezeichnete Abgabe8) bei GrundstUckkäufen von 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8)
Harp. Phot. Suid. s. KapTroil bilCr) j Phot. Suid. s. oua{a� b!KI']. IG I 1 903 ff. j 111 2527 ff. j Tl o).i/-lwv I 44 ff. n. 3 f. j Arch. Anz. 1932, 192. IG II 2 2642 ff. Harp. Suid. s. b�/-Iapxo� j Schol. Aristoph. Wolk. 37. Aristot. 6, 2 j Plut. praec. r. p. ger. 807 E u. ö. [Plut.] Comm. in Hes. 29 f. Ich nenne : Lys. VII 4 j Isaios X 24. Sie ist wegen des fehlenden Dezimalsystems oft nur ungefähr 1 % _
10 Privaten, Vereinen usw. finden, ist Theophr. a. a. O. sicher auf GrundstUcke allein zu beziehen. Die Urkunden setzen fUr uns in der Mitte des 4. Jhdts. ein, da aber staatliche Verkäufe in der Praxis stets von kraft Urteils konfisziertem Gute - von der haToaT� frei sind und statt dessen einem anders normierten trrwvlOv unterliegen 1), das letztere aber im 5. Jhdt. belegt ist (1G 12 3 25 ff.), wird jene Steuer älter sein als unsere Belege. Deswegen ist sie aber kein Reflex alten staatlichen Ober eigentums am athenischen Boden, denn sie erscheint 1G II 2 1596 J;lei einem GrundstUck auf Salamis, wo urathenisches Recht nicht in Frage kommt. Sie ist rein fiskalisch zu beurteilen. Freilich, eine Verkaufsbeschränkung besteht : nur BUrger dUr fen grundsätzlich im Bürgergebiet Grundbesitz erwerben. Den Verkauf an NichtbUrger zu verhindern wird der Hauptzweck des von Theophrast erwähnten öffentlichen Aushangs gewesen sein. NichtbUrgern muß das Recht zum Erwerb von Grund und Boden eigens verliehen werden 2), in den erhaltenen Fällen handelt es sich stets um Metoiken und, wenn der betr. Mann nicht in Athen wohnt, um Verleihung des Rechtes für den Fall, daß er dorthin übersiedelt - ganz logisch, die E'(KTTJO"l� hat nur Zweck für den, der in Athen wohnen wil13). Metoiken ohne dieses 1) IG 112 1579 ff. : 2% im 4. Jhdt. 2) IG J2 83 ; 106 ; Il! 8 ; 4 8 ; 80 ; 83 ; 86 ; 130 ; 162 ; 174; 180 ; 206 ; 214 usw. vgl. PoIl. VIII 15. Verleihung von Bürgerrecht plus �YKTT\lne; ist Pleonasmus, das einzige Beispiel IG II 210 ist moderne, eben deshalb falsche Ergänzung ; vgl. Suppl. Ep. Graec. I 14. 3) Gelegentlich wird die �YKTIl1J1� beschränkt auf die Erwerbung eines Wohnhauses : I G 112 48; 130 ; 174 (?) ; 206 ; 554. Seit dem letzten Drittel des 3. Jhdts. (vg-I. Johnson, Class. Philol. 1914, 425. 4 40) wird gern der Höchst· wert der zu erwerbenden Grundstücke beg-renzt : IG 11 2 706 (vgl. die addenda); 732 ; 786 ; 80H. ; 810 (vgl. die addenda) ; 835; 862 ; 947 ; �€"T. apx. 1916 1fap. 70 f. Die Sätze sind für eine oMa 500, 1000, 3000, 6000, für die yij 6000 und 1 2 000 Dr. D er jeweils höchste zulässige Satz ist wohl auch früher gesetzlich fest gewesen, so daß man von �YKTIlIJIe; KaTQ TOUe; v6/Joue; sprechen kann : II 2342 f. ; 3 60, 19 ; 396 ; 422; 425 f. ; 466 ; 551 ; 723 ; 884 ; 907.
11 Privileg erscheinen stets als Pächter : Lys. VII 10 (ein Frei gelassener) ; Athen. Mitt. 1909, 64 n. 2 u. ö. Demosth. LVII 28 kann sagen, daß ein Erbbegräbnis eine bürgerliche Familie voraussetzt. Bei all dem liegt aber nur ein Reflex des alten in Sparta stets festgehaltenen Satzes vor, daß der Grundbesitz den Bürger macht. Dieser Satz ist in Athen früh aufgegeben worden (u. § 24), es blieb aber seine Umkehrung : nur der Bürger kann Grundbesitz haben. Mit einer Einschränkung des Bodeneigentums des Bürgers hat es nichts zu tun. § 7. Auch das P f a n d r e c h t am Boden bewegt sich in rein zivilrechtlichen Grenzen ohne eine Spur von staatlichem Ober eigentum. Die ältesten vielbehandelten Bodenverhältnisse der vorsolonischen Zeit verraten kein staatliches Eigentum, im Gegen teil : die kleinen Bauern werden von den großen Herren "gelegt", haben ihre Ertl'äge an diese als ihre Gläubiger "bis auf ein Sechstel oder von den Erträgen ein Sechstel abzuliefern. Falls sie diese rein privatrechtliche Obligation versäumen, erwacht das Recht des Gläubigers, sich an ihr Land und ihre und ihrer Angehörigen Person zu halten, jenes einzuziehen, letztere zu versklaven oder zu verkaufen 1). Es handelt sich um eine VerEs begegnet auch tlKTI]Gl� auf Zeit für qlulab€�, mit deren späterer Rück kehr in die Heimat man rechnet: IG II 2 237, 24, ferner {lKTI]Gl� zu einem bestimmten Zweck (Bau eines Heiligtums durch eine fremde Kultgemein schaft) : 112 337 ; 1283. Zu IG IP 337, 29 ff. s. o. S. 5. - Wenn wir in den Testamenten hellenistischer Philosophen ausländischer Herkunft wie Diog·. Laert. V 53. 70 ; X 17 diese als Eigentümer oder Erben von Liegenschaften finden, hatten sie eben �lKTI]Gl� wie bei ihrer sozialen St.e llung ohnehin zu erwarten. - Die Frage der Metoiken mit und ohne Domizil in Athen s. u. § 92 f. 1) Aristot. 2, 2 ; 12, 5 Sol. fr. 36 ; Poil. IV 165 ; Phot. Suid. s. o€loax8w.l; Plut. Sol. 13. 15 ; Schol. PIat. Euthyphr. 4 C. Poll. Vll 151 zitiert aus Solon das Wort €1Ti/loPTO� Y� als E1Ti /lEP€I Y€WPYOU/lEVI], die /lOPT� ist der abgelieferte Teil. Die �KT�/lOPOI versteht Plut. a. a. O. so, daß sie '/a ab lieferten, 5/8 behielten. Aristoteles' Text verbietet das nicht, etymologisch is t die Interpretation aber hart und die Last sehr gering, niedriger als =
-
12 pfändung, die durch Hypothekensteine, ÖPOl (vgl. Wade-Gery, Mel. Glotz 878) äußerlich bezeichnet wird (S oIon fr. 3 6 : sie waren um 600 natürlich unbeschriftet), genau wie bei Hypotheken des 4. Jhdts., der Boden steht nicht anders als später, nur das sub sidiäre Pfandrecht an den Personen des Schuldners und seiner Angehörigen ist seit Solon gefallen. In spätklassischer und hellenistischer Zeit haben wir die zahl reichen oben genannten Hypothekensteine, die ein Haus oder Grundstück als trri AU(Jurr�rrpaIlEvT) bezeichnen oder als Ttjl b�iva (dem Gläubiger) örroKEIIlEVT\ oder (seltener) als [Pfand Tt1�] T\JJt1� tvocPElAOIlEVll� Ttjl bEiva. In der Regel werden Gläubiger und Schuldner, der Betrag des Darlehens und gelegentlich der Platz angegeben, wo die Urkunde deponiert ist. Diese ist meist eine Privatperson, gelegentlich ein Heiligtum, nie eine staatliche Be hörde: die Gemeinde kontrolliert solche Verpfändungen also nicht einmal buchmäßig, was sie bei Verkäufen aus fiskalischen Gründen immerhin tat 1). Für .uns ist das Wichtigste, daß die Steine w iederholt neben Acker, Wohnhaus und Werkstatt mit verpfändete Sklaven nennen (11 2 27 47 ff.), es handelt sich also um ein Pfandrecht, das den Grund und Boden genau wie Mobei den meisten Pachtverhältnissen der Mittelmeerwelt in allen Jahrhun derten bis heute. Andererseits sind DIe als Abgabe enorm. Es ist nun schlechterdings ausgeschlossen, daß bei allen verschuldeten und gefährdeten Bauern der gleiche Satz galt, da der ganze Zustand auf keinem Gesetz, sondern auf der Auswirkung von ein paar tausend privatrechtlichen Ver trägen beruht. Solon kannte als die von ihm bekämpfte Erscheinung nur die �oPTf), die alle möglichen Grade und Prozentsätze erreichen konnte, in besonders krassen und daher von der Propaganda gern aufgegriffenen Fällen waren dies Die des Bruttoertrages.
1) Steine, die die Person angeben, die den Vertrag in Depot hat: IG II I 2701 ; 2724 ff. ; 2741 ; 2758 ff. ; 2768 f. Andere Beispiele I G II � 2684 ff. ; 2758 ff. passim, bei letzteren handelt es sich um Verpfändung des Nießbrauchs. Erwähnungen solcher Urkunden in der literarischen Überlieferung: Harp. Res. Phot. Suid. s. IIpo�; Harp. s. I.iOTlKTOV XWPlOV; Demosth. XXV 69 ; XLI 16 ; XLII 28; IL 11 f. ; L 13.
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bilien behandelt - daß man Grundbesitz als Pfand vorzieht, ist nur eine Folge der größeren Sicherheit. § 8. Das E r b r e eh t ist uns aus den Re dnern des 4. Jhdts. be sonders gut bekannt. Der Staat greift hier z. T. administrativ ein, bereits S olon hat z. B. über die Erbtöchter ein Gesetz er lassen, das später wegen seiner Unverständlichkeit berühmt war (Aristot. 9, 2). Wir wissen, daß in der klassischen Zeit die Volks versammlung zu bestimmten Terminen von dem Vorhandensein einer Erbtochter Kenntnis nahm 1), daß die Gesetze das Recht und die Pflicht zur Ehe mit ihr für die männlichen Verwandten r� gelten 2), aber diese ganze Gesetzgebung betraf auch die Theten, d. h. formell Leute ohne Grundbesitz (u. § 85)3) und vor allem die Metoiken, denen die Erwerbung von Grundbesitz ohne eigene Pr ivilegierung verboten ist '). Der Staat behält sich eine Kontrolle des Erbgutes vor, das in der Hand von Waisen ist, die Verpflichtungen des Vormunds sind geregelt, namentlich betr. Vermietung und Verpachtung von 1) Aristot. 43, 4 ; Poil. VIII 95 ; Harp. Phot. Suid. s. Kupia �KKMjo(a; vgl. Schol. Aischin. I 104; Demosth. XXXVII 45 f. ; XLIV 54 ••
2) Anspruch auf die Erbtochter und Ehepflicht: Demosth. XLIII 17.27. 51; XLIV 2. 24. 47. 61; XLVI 7. 18ff. ; Isaios 139; III 74 ; VIII 31; X 5; Andok. I 119 f. ; Suid s. dTXIOTEU�; Phot. s. dTXloTEla; Lex. Cant. Phot. App. Phot. Reitz. s. d"fXIOTEi�j Schol. Aischin. I 95 ; vgl. Aristoph. Wesp. 583ff. ; Aischyl. Hiket. 392ff. j Plat. v6f.1. XI 924 E. - Wer die Ehe ver weigerte, mußte die Erbtochter ausstatten: Demosth. XLIII 54; Jsaios X 12. 19; Harp. s. 9i1TE:c;. Der bereits anderweitig verheiratete dYX\CTrEU� muß seine Ehe scheiden (Isaios III 63 ff.), die Frau, die durch den Tod der Brüder nachträglich Erbtochter wird, ihren Mann verlassen (Isaios X 19; vgl. Demosth. XXX Hyp. 1). Ein eigener Prozeß regelt den Anspruch und die Ehepflicht im Zweifelsfalle: Aristot. 56, 6; Demosth. XXXV 48 ; XLIII �6; Andok. I 119 ; Poil. VIII 62. 89 ; Schol. Plat. v6f.1. IX 855 C ; vgl. Harp. Suid s. �TriblKO�; Beck. An. I 256 ; Aristot. 42, 5. 3) Demosth. XLIII 54.
4) Aristot. 58, 3 ; Poll. VII[ 91 ; Beck. An. I 310 u. ö.; vgl Demosth. XLVI 22 f.
14 Haus und Liegens chaften 1) , die saubere Kenntlichmachung des Mündelgutes zeigen die ÖPOI auf Feldern und an Häusern IG Ir 2 2642 ff. Ein analoger Schutz ers treckt sich auf Witwen und gesch iedene Frauen, deren Mitgift das Gesetz sicherstellt 2),auch hier bezeichnen ÖPOI den Umfang eines zur Mitgift gehörigen Feldes: IG Ir 2 2659·ff.; vgl. Demos th. XXXI 3. Aber nirgends zeigt sich eine unters chiedliche Behandlung v on Mobilien und Immobilien, d er Prozeß des Demos th enes gegen seine Vormünd er betrifft beid e Arten des Venn ögens gleichmäßig 3). Das Verfügungsrecht des Erblass ers hat bereits Solon geord net4.), das Gesetz . s chützt eheliche Söhne und Enkelsöhne vor der Ü bergeh ung im TestamentS), ebens o Töchter, die keinen Bruder haben 6), es regelt die Ansprüche und Anteile der un ehelichen Kinder (u. § 26), die der Verwandten 7), das Erbrecht 1) Der Archon bzw. auf seinen Antrag das Gericht können Verfehlungen des Vormundes bestrafen und ihn zur Remedur anhalten : Aristot. 56, 'I i Demosth. XXXV 4 8 ; XXXVII 33. 45 f. ; XXXVIII 26 ; XLIII 75 ; Isaios VI 36 f.; VII 30; PoIl. VIII 89; Harp. Suid. s. ('nwnj.lT1Taij Beck. An. I 201. 315. 437; Phot. Suid. Etym. magn. s. cpdol�; Phot. App. s. �V�>EItl�; - IG lli 1165, 30 ff. weist in einem Einzelfall eine Phyle ihren Epimeleten an, sich um eine Erbtochter zu kümmern. 2) Geschiedene Frauen D emosth. XXX 26 ; Witwen XLIII 75. 3) Demosth. XXVII 91. - Daß in den erhaltenen Reden aus Erbschafts prozessen H äuser und Liegenschaften die Hauptrolle spielen, kommt daher, daß Familien, die sich einen bekannten Rechtsanwalt nehmen konnten. wohlhabend waren und daher in der Reg'el Grundbesitz hatten. 4) Einspruchsrecht gegen Testamente, die im Wahnsinn, bei Alters schwäche, unter äußerem Zwang oder unter Beeinflussung durch eine Frau verfaßt sind: [Demosth.] XLVI 14. 1 6 j Plut. Sol. 13. 21; Isaios VI �; X 2. 10. Die Dreißig haben dies Gesetz vorübergehend beseitigt, Aristot. 35, 2. Das Testament steht nicht anders als private Verträge: Hyper. V 13. 5) Demosth. XX 102 j Isaios 11 13. 45; 111 68 vgl. 59; VI 9; X 2. 13; PoIl. VIII 31 ff. j Harp. s. aVTlypacpt; j Suid. s. aVETTihlKO�, €TTiKAT\po�; Harp. Suid. s. aj.lqJlO'ß'lTEIV (ungenau) ; Eurip. Ion 1541 ff. Ausgenommen ist wohl der Fall der feierlichen Verstoßung des Sohnes durch den Vater : Nep. Themist. 1,2; Ael. var. hist. 11 12 j Etym. magn. s . €KTT01'lTO�; vgl. Plat. VOll. X 1928 D. 6) Isaios III 3 . 4 2 f. 4 6f. 4 9 ff. 68 f.; X 1 3. 7) Isaios VI 25: alle YVI;
15 des Adoptierten in seiner neuen Familie und sem Ausscheiden aus allen Ansprüchen an die alte 1), es hebt das TestielTecht von kriminell Verurteilten bestimmter Art auf 2), aber es kennt keinen Untersch ied zwischen Mobilien und Imm obilien, sch on Solon (Plut. Sol. 21) nannte oIKoc; und xp��aTa in einem Atem. Dasselbe Fehlen jeder Differenzierung bestätigen die Nachrichten aus sp äteren Erbschaftsprozessen: Dem osth. XLIII 51 ; XLIV 67 ; Isaios VI 30. l!�ndlich werden Testamente wie die PIandurkunden o. S. 12 bei Privaten, nicht bei Behörden deponiert : Isaios VI 31 f. ; vgl. fr. 1 5 3). § 9. So nega tiv der Befund hier ist, liegen auf anderen Ge . bieten doch E i n s c h r ä n k u n g e n d e s P r i v a t e i g e n tu m s am Grund und Boden vor. Die meisten sind freilich f ür unsere Fragestellung bedeutungslos. So das aus Caius in den Digesten X 1, 13 als solonisch zitierte Gesetz, das für Hecken, Bäume und Gräben 4) eine Mindestentfernung von der Grenze des Nach bargrundstücks vorschreibt : solche Einschränkungen als Schutz tion eines Fremden geborener Sohn rangiert mit diesem auf gleichem Fuß, vgl. unten. 1) [Demosth.) XLIV 7 j Isaios VI Sj VII 3 j VIII 40; IX 2. 8 ff. j X Hyp. ; 9. 2) Harp. Suid. s. ön 01 6.AoVT€�. 3) Die sonst zitierten Regeln des Intestaterbrechts, der Gültigkeit des Testamentes usw. brauchen uns hier nicht zu beschäftigen, es genügt die Konstatierung, daß nirgends eine unterschiedliche Behandlung des Grund und Bodens hervortritt. VgI. für diese zivilrechtlichen Dinge etwa [Demosth.) XLIII Hyp. j 3. 7. 16 . 20 ; XLIV 12. 62. 66 j XLVIII 6 ; Isaios 1 4 1 f.j III Hyp. ; IV Hyp. ; 11. 15ff.j. V Uf.j VI Hyp . ; 4. 46 f. j VII Hyp. ; 2. 1 9f. 43ff.j VIII Hyp. j XI 1ff. lOff.15ff.; Plat. VOf.1. X1 925QD. Die wunderliche Behauptung [Demosth.) XLIV 63 f. 67 f., der Adoptierte habe kein Testi err echt) sondern müsse den Besitz einem 1'vi1(no� ver erben (vgl. 19 ff. 3 4. 41ff. 46 f. und die Hypothesis) wird aufgeklärt von Isaios VI 44; X Hyp.; 4. 11 j Harp. Phot. Suid. s. IiT\ oi TrO\l1TO\ TratbE�: der Adoptierte kan n nicht in seine alte Familie zurückkehren, ohne für das durch die Adoption geerbte Vermögen einen 1'vi1(no� zurückzulassen. 4) Caius las Tdcpo\, Gräber, Plut. Sol. 23 TdcppOl, Gräben. Das letztere ist richtig, d enn so hat Alexandria das Gesetz übernommen, D ikaiom. p. 64 pap. HaI. I 97. =
16 gegen Bo densenkungen und Wurzelschäden bedeuten· kein Ober eigentum. Das gleiche gilt von dem Recht der Servituten Plut. Sol. 23 und dem Gesetz PoIl. VII 146 mit seinem Verbot von Roden, Umpflanzen und Kohlenbrennen : es betrifft nur die KO I VWVIKa, Grundstücke im Gemeineigen der Erben vor der Erb teilung 1). Ernster ist die Einschränkung des Eigentums durch den Gesetz geber betr. die Ö l b ä u me. Wir beobachten hier in der Tat eine allmählich absterbende Macht des Staates über das Privateigen tum am Boden. Aristot. 60, 2 kennt einen älteren Zustand, der den Privaten sehr empfindlich beschränkt : die Beseitigung eines Ö lbaumes wurde vom Areopag mit dem Tode bestraft2). F erner sagt Aristoteles vo m Staat, daß er damals l1tW�EI TOV Kapnov, d. h. daß er die Verarbeitung der geernteten Oliven. vergab. Ein Ö lmonopol im Sinne der Ptolemaier ist im archaischen Staat, in dem sehr selbstbewußte Grundherren einer sehr schwachen Staatsgewalt gegenüberstehen, ein· schreiender Anachronismus. Es kann sich nur um eine Abgabe für kultische Zwecke ge handelt haben, aus der sich der von Aristot. a. a. O. erwähnte Zustand des 4. Jhdts. automatisch entwickelte, unter dem eine bescheidene Abgabe des fertigen Ö ls für die Panathenaien von jedem Besitzer einer Olivenpflanzung erhoben wurde. Da der Archon sie einsammelt, geht diese Form in Zeiten zurück, als dieser mehr war als der Briefträger der Heliaia, andererseit s ist· 1) Vollends hat nichts mit der Frage des staatlichen Eigentums am Boden zu tun das Verbo4 Tote im da1'u zu bestatten (Oie. ad famil. IV ] 2, 8), oder das Verbot wegen bestimmter Verbrechen Hingerichtete in atheni schem Boden beizusetzen (Lyk. 118 W.; Hyper. III 18). - Das solonische Gesetz betr. ein Höchstmaß von Bodeneigentum Aristot. Polit. II 4, 4 ist unhistorisch: kein Redner des 4. Jhdts. weiß etwas von ihm, dabei wettern sie fast alle gegen die Reichen und möchten alle ihre Anschauungen dem alten Solon zuschreiben. 2) D. h. eventuell mit dem Tode, athenische Gerichte sind in der Straf wahl frei, s. u. § 68.
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sie nicht älter als Peisistratos, da bei dem Schrumpfungsprozeß der staatlichen Ansprüche der Anspruch der Panathenaien allein tlbrigbleibt, also von jeher im Mittelpunkt der Ordnung gestan den haben muß. Deren überragende Stellung im Festkalender ist aber nicht älter als di e Tyrannis 1). Es handelt sich also um eine reine Abgabe für kultische Zwecke, verwandt der a1Tapx� vom Getreide an die eleusinischen Göttinnen, vielleicht ist for mell stets die Göttin und niemals der Staat der Empfänger ge wesen; die Einhebung durch staatliche Organe stört nicht, die findet bei der a1Tapx� genau so statt. Für uns ist hier wichtig, daß keine sichere Brücke zu dem Bodenrecht der frühesten Zeit fUhrt i was wir sehen ist doch wohl eine peisistratidische Schöpfung, kein Fortleben von aus den alten Lehnsverbältnissen der Erbmonarchie zu erklärenden Abgaben an den Bodeneigen tümer 2). Anders liegt es mit dem Rodungsverbot. Es betrifft nicht nur Staats- und Tempelländereien 8), das zeigen die späteren Erwäh nungen des nach Aristot. a. a. O. obsolet gewordenen, aber nie mals formell abgeschafften Gesetzes. [Demosth.] XLIII 71 f. er1) In später, vielleicht erst römischer Zeit ist der staatliche Anspruch weiter modifiziert worden: das Gesetz unter Hadrian IG TI \l 1100 kennt nur noch ein Vorkaufsrecht der Gemeinde, der 1/. des Ertrags anzubieten ist. Das ist in erster Linie ein Gesetz aus den Verhältnissen der Kaiser zeit betr. die - wir würden modern sagen: Butterversorgung der Groß stadt, offenbar wird aber an Älteres angeknüpft, da auch die kaiserlichen Domänen, wenn auch mit einem geringeren Satz (11. statt 1/,), mitmachen müssen, also Gebiete, die in klassischer und hellenistischer Zeit zu Athen gehörten, in der Kaiserzeit als saltus notwendig der Gemeinde entzogen sind. !a) Sonstige Erwähnungen der Ölabgabe Poll. V 86 j Cic. de r. publ. lli 15 (mißverstanden). Daß man nach dem Sturz der Peisistratiden die Ordnung nicht abschaffte, wie es der Einkommensteuer vom Boden erging, ist be greiflich: man hätte die Göttin beraubt und die Sympathien der Himm lischen, deren Wichtigkeit die Alkmaioniden in Delphoi soeben nachge wiesen hatten, den Gestürzten zugewandt. 8) Olivenwaldungen der Athena nennt Androt. fr. 45 Schol. Soph. Oid. KoI. 697. =
18 wähnt das Verbot des Rodens von Ölbäumen außer unter be� sonderen Voraussetzungen und mit spezieller Erlaubnis gerade auch auf dem eigenen Grundstück 1). Dasselbe besagt Lys. VII 2. 5. 10. 15. 22. 24 f. 28, der auch erwähnt, daß seit der Zeit des peloponnesischen Krieges eine Verfolgung der Tat in abusus. gekommen ist (§ 7 f.), trotzdem noch immer eine regelmäßige. Kontrolle durch l'ltlTVW�OV€C; stattfindet 2), die sich sogar auf die Schonung der Baumwurzeln bei Feldarbeiten erstreckt (§ 25 f.). Diese Rede ist um 395 gehalten, die zitierte pseudo-demosthe. nische um 3423), hier ist auch von dieser Kontrolle nichts zU spüren und § 69 wird der Fall trotz der Zitierung des genannten Gesetzes vor allem als grobe Pietätlosigkeit gegen den Pflanzer des zerstörten Baumes dargestellt. Hier nun liegt wirklich ein Rest staatlichen Obereigentums vor. Der Schutz der Bäume erfolgt unter staatlichen; nicht kul� tischen Gesichtspunkten , denn die Geldstrafe, die das der P raxis. folgende Gesetz [Demosth.] XLIII 7 1 androht, fließt nicht an die Göttin '), sondern an das brll.l6O'toV, das nur das 1mb€KClTOV an die Göttin weiterleitet wie allenthalben im athenischen S traf. vollzug. Eine peisistratidische Regelung liegt sicher nicht vor� diese hätte die Rep ublik abgeschüttelt, da man der Göttin nichts. genommen hätte, wie im Fall der Abgabe. Die ganze Ordnung ist zu verstehen aus den Lehnsverhältnissen der frühesten Zeit. (S taatsrecht I 37 1 ff.) : der Boden soll den Lehnsmann ernähren� 1) Er nennt eine Geldstrafe, d ie iri der Praxi s der Gerichte die " theo retisch m ögliche T odesstrafe für s olche D inge längst verdrängt und in dem v on Demosthenes angezogenen Text eine gesetzliche F ormulierung gefunden hatte, die natürli ch erheblich jünger ist als die v on Aristot. a. a O. genannte ursprüngliche. 2) Das sind sicher Are op agiten , die Rede ist v or dem Are op ag gehalten Harp. s. iTnyvw�ova.; lehrt n ichts. 3) Blaß, Att. Bereds. TII � 1, 552. 4) Wäre letzteres der Fal l, käme m an m it einem kultischen Servitut. durch . •.
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aber nicht von ihm entwertet werden. Kein Wunder, daß wir in historischer Zeit nur ein Absterben der Satzung sehen und daß der Areapag hartnäckig, noch bei Lys. a. a. 0., die Recht sprechung über diese Fälle behalten hat. Erst Aristot. a. a. O. bezeichnet dies als antiquiert, w as auch [Demosth.] a. a. O. voraus gese�zt wird. 3.
Der Bergbau.
§ 10. Von besonderer Bedeutung und daher öfter behandelt ist die Frage, ob Athen ein B e r g r e g a I gehabt hat oder doch wenigstens ein eigenes Bergrecht, das das Schürfungsrecht und eventuell das Eigentum an den Schätzen· des Untergrundes von dem Bodeneigentum trennt 1). Bestimmungen über Bergwerks fragen und -verwaltung sind häufig, Aristot. 47, 2 spricht von dem Verpachten der Bergwerke auf Zeit durch die Poleten schlechthin, die Urkunden zeigen uns demgemäß die Verpachtung von genau begrenzten Parzellen und genau bezeichneten Schäch ten im Revier um Laurion an Private (IG TI 2 1582 ff.), aber die Wendung "Ta /lha).>.a" braucht nicht zu besagen, daß es andere als staatliche Bergwerke nicht gab, denn 47, 4 spricht er genau so von den /l\(Jew(J€\� TWV T€/l€VWV, aber niemand zwei felt an der Existenz von T€/lhT) der Phylen, DemeIl, Vereine usw. Es gibt Gesetze betr. das Verbot von Raubbau, das Unter wühlen benachbarter Schächte, das Abtragen stehengelassener Stützen in den wagerechten Stollen, die Behinderung der Arbeit des Nachbarn usw. 2), Demosth. a. a. O. 37 nennt dies Regeln für die Pächter staatlicher Gruben, aber niemand kann a priori sagen, ob es daneben private gab für die dann jene Gesetze 1) Die letzten Behandlungen des S toft'es : ScMnbauer, Beiträge zur Ge schichte des Bergbaurechts 19ft'. (Münchner Beiträge z. Papyrus-Forschung und antiken Rechtsgeschichte XII) und Momigli ano , Athenaeum 1932, 247ft'., bei ihnen die ältere Literatur. 2) Demosth. XXXVII Hyp. 5 f. ; 35 ft' j [Plut.] X Redn. 843D. j Beck. An. I 315; Phot. Suid. s. q>dol�j Lex. Cant. s. TrpoßoAij. .
20 gelten mochten oder nicht. Auch die ausf ührlichste Behand lung des Minenbetriebs selbst [Xen.] nop. 4, 1 ff. hilft nicht weiter, die Schrift ist wohl nicht gerade eine Utopie 1), sie spricht aber nur von Wegen zur rationellen Ausgestaltung der Verwaltung und Ausbeutung der Staatsminen im fiskalischen Interesse, von der Verwertung staatlicher Sklaven, also Ein führung staatlicher Regie statt der Verpachtung (18 f. 30), der Ermutigung der Pächter, die notorisch das ihnen allein zufallende Risiko einer Neuabteufung scheuen, durch Teilung des Risikos einer ertraglosen Fehlbohrung zwischen Staat und Pächter (27f . ) u . a . Die nopoi sprechen v o n d�n staatlichen Gruben, ob e s da . neben private Minen gab, können sie weder belegen noch aus schließen, weil solche die Fragestellung der Broschüre nicht berühren. Wenn a. a. 0 . 4, 14f. von Nikias und Hipponikos als Minenunternehinern die Rede ist, sind sie nur in ihrer Eigenschaft als Pächter im Sinn von Aristot. 47, 2 j IG TI 2 1582 ff. gemeint 2). § 11. Wichtiger sind andere uns überlieferte Bestimmungen. Ein Gesetz fordert die A n m eid u n g n e u e r S eh ä c h t e bei dem Staat, eine eigene Klage betrifft die Anzeige solcher heim licher SchUrfungen:l). Diese Bestimmung ist a priori im Rahmen eines vollständigen staatlichen Regals sinngemäß, sie ist schwer vorzustellen, wenn der Staat eine bestimmte Bergbaudomäne hat und außerhalb derselben keine Metallsc hätze begegnen. Wie soll, wenn der Staat durch die Poleten die Parzellen der Do mäne aufteilt, jemand heimlich ein ganzes Bergwerk anlegen und •
1) So Momigliano 261 if, 2) Von privaten Athenern als Bergbauunternehmern ist oft die Rede: Diod. V 87, 1 ; [Aristot.] Oikon. II 2, 36; Thukyd. VI 91, 7; Andok. I 88; Xen. Mem. II 6, 2 ; Plut. Nik. 4; Aischin. III 101. Keine der Stellen schließt die Interpretation als Pächter in Laurion aus. S) Suid. Phot. Reitz. s. dTPdq>ou /lETd��ou b(1C1'\ (richtiger : dvaltoTpdq>ou' Lipsius Att. Recht II 4 09 Ul) ; Beck. An. I 18 4 .
21 ausbeuten ? Die Bestimmung setzt voraus, daß es sich um Minen außerhalb des Gebietes um Laurion handelt, wo die Pächter dicht aufeinander sitzen und kein Mensch ein neues Bergwerk unbeobachtet anlegen kann. Also entweder ein Regal fUr das ganze Land, dem jede neu aufgeschlossene Ader eo ipso ver fällt, oder irgendwelche fiskalische AnsprUche an Minen außer halb der Domäne. Das letztere ist der Fall : Suid. a. a. O. nennt eine Ab g a b e v o n 1/24" die der Staat von jedem der hier zur Rede stehenden Bergwerke erhebt und die der Ausbeuter durch seine Verheimlichung des Betriebs hinterzieht 1). Diese Abgabe hat nun im Rahmen der Verpachtung der staatlichen Gruben schlechterdings keinen Raum. Die Verpachtung erfolgt stets gegen ein Fixum, niemals gegen eine prozentuale Abgabe : die Urkunden IG II 2 1582 ff. nennen neben dem Pächter stets eine feste Zahl, die höchste ist 400 Dr. 1582, 8, öfters finden wir 150 (1582, 12 und 41 ff. allenthalben), kleinere Minen kosten 20 Dr. (1582, 106 ff.), deutlich handelt es sich um einmalige Pauschalen, es gibt nicht ein halb Dutzend benachbarte Bergwerke, die auf den Pfennig genau den gleichen Ertrag ergeben 2). Dazu kommt Demosth. XXXVII 22, wo eine solche Pacht 9000 Dr. beträgt. Ein Ertrag von 216 000 Dr. fUr einen Pächter wäre aber eine absurde Zahl. Ferner will [Xel1 .] n6pol 4, 18 f. 21 durch Ratio nalisierung der Betriebe und staatliche Regie den Profit des Staates auf 50 Ofo des Bruttoertrages steigern. Ein Sprung vOJl etwa 4,2 auf 50 % wäre ebenso abstrus. 1) Dasselbe meint Harp. s. aTrOVO lln. 2) Schönbauer 24 bestreitet, daß die Summen der Preis seien wegen der Differenz von der gleich zu nennenden Größenklasse bei Demosth. XXXVII. Wenn aber Aristoteles sagt, daß der Staat die Minen auf Frist 1tl1fpdOIC€I, und die Urkunde einen !lJvnTI'I� mit einer Geldsumme nennt, kann das uno möglich etwas anderes sein als die Kaufsumme. Es gab eben einfach Par zellen der verschiedensten Größe, es gab Unternehmer, die eine oder Viele solcher übernahmen, es gab endlich Perioden hoher und niedriger Preise.
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Die Versuche der Modernen , die Notiz über die Abgabe von 1/24 des Ertrages in das System der Verpachtung der Staats gruben einzupassen, sind denn auch von einer Verlegenheit in die andere gefallen. Momigliano will sie als eine jüngere Form der Pacht ansehen (255 ff.), sie sei seit etwa der Zeit Alexan ders an Stelle des Fixums getreten. Das scheitert an den Urkunden IG TI 2 1582 ff., die uns von der Mitte des 4. Jhdts. bis minde stens 307/06 begleiten und keinen Wandel in ihrer Gestaltung zeigen. Die alten Theorien von Boeckh über ein Einstandsgeld und eine Steuer, also eine doppelte Einnahme aus den Staats gruben, hat Schönbauer 17 f. mit Recht abgelehnt, es gibt nur eine solche und von einem Einstandsgeld weiß keine Quelle etwas. Schönbauer 18 f. selbst will in dem Vierundzwanzigstel die einzige und in der Zeit der rropOl vorübergehend statt des Fixums eingeführte Abgabe der staatlichen Pächter · sehen oder vielmehr aller Bergbauer : der Bergbau wäre damals im wesent lichen frei gewesen. Der Grund ist, daß die rropo\ niemals von den Pauschalsummen reden, sie reden aber ebensowenig von dem Vierundzwanzigstel und sie setzen das Fixum stillschweigend voraus. Denn 4, 28 f. wird moniert, daß das Risiko bei einer Fehlschürfung nur den Pächter, nicht den Staat trifft (der Ver fasser will das ändern), bei einer prozentualen Abgabe vom Er trag hätte aber der Staat, wenn nichts gefunden wird, auch nichts bekommen. Dazu ist wie gesagt das Ziel der Broschüre die Stei gerung des staatlichen Profits auf 50 010 des Ertrages, rein durch Rationalisierung des Betriebes. Hätte Athen damals den Bergbau in dem Gebiet der Staatsgruben gegen eine geringe Abgabe freigegeben, m üßten die rropo\ als wichtigsten Punkt die Her stellung eines vernünftigen Satzes der Abgabe fordern, ganz abgesehen von der Größe des Sprungs von 4,2 auf 50 Ofo 1). 1 ) Dazu kommt, daß die trOpOI wegen 5, 9 doch wohl jünger sind als 846 weitere Belege für die Datierung der Schrift gibt die Behandlung -
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Das Vierundzwanzigstel stellt sich also als fiskalische Abgabe von privaten Bergwerken dar, scharf zu scheiden von der anders und als Fixum normierten Abgabe der Pächter staatlicher Gru· ben. Die
24 gang in die Teilungsmasse gehört, was nur bei Privateigentum möglich ist. [Demosth.] XLII 3 wird ein Bergwerk anläßlich der Ausführung eines gerichtlichen Urteils konfisziert. Schön bauer 27 f. will dies als Entziehung der Pacht einer staatlichen Grube fassen, in Athen heißt aber bl1J.l€\J€lv nie etwas anderes als das Konfiszieren von Privateigentum. Zudem wird durch den Vergleich von XLII 3 mit 17 f. und 23 jenes private Bergwerk deutlich von den Anteilen der betr. Personen an den Staats gruben geschieden : durch die Konfiskation ist die Steuerkraft des Redners geschwächt worden (es handelt sich um tlVTlbQ(n�) , aber die letzteren Anteile rechnen b ei der Feststellung des steuer und leiturgiepflichtigen Vermögens nicht mit : a. a. O. 17 f. 23. Ihr Verlust würde also zu der zur Rede stehenden Frage seines pflich tigen Vermögens gar nichts beweisen . . Hyper. III 35 f. handelt es sich um die Frage, ob ein Bergwerk tVTO� TWV J.l€TPWV hineinreicht (s. o.), das Gericht entscheidet mit Nein und das Bergwerk ist damit tblOV, privat und die privaten QUalm der Leute, die es be treiben, sind gerettet. Schönbauer 25 f. sieht darin die gericht liche Anerkennung des Nutzungsrechts an einer Staatsgrube, die Feststellung, daß sein "Schutzrayon '4 nicht berührt worden sei. Das würde im Griechischen des athenischen Staatslebens niemals iblOV heißen. Und man würde erwarten, daß die Klage lautete, daß die Unternehmer tKTO� TWV J.lETpWV gegraben haben, außer halb ihrer Parzelle. § 12. Es gibt also in Athen einen bestimmten Bezirk, wo der Bergbau staatliches Regal ist in dem Sinn, daß jede dort an gelegte Mine staatlich und für den Privaten nur durch Verpach tung seitens Rat und Poleten nutzbar ist. Außerhalb dieses Bezirks ist der Bergbau privat und nur anmelde- und steuerpflichtig. Ähnlich sah schon Lipsius a. a. O. die Dinge und Schön bauer 29 nimmt ganz nebenbei an, daß außerhalb des betr. Bezirks
25 private Bergwerke wohl existiert haben mägen - nachdem er vorher alle Belege für solche weggedeutet hat. Es bleibt die Frage nach dem Charakter jener Domäne oder jenes vom Regal betroffenen Bezirks. Ist er einfach ein beson ders großes staatliches Grundstück, nicht anders stehend als der Markt der Hauptstadt oder die Stadtmauer oder ist die Ober fläche in privatem Eigentum : D o m ä n e 0 d e r R e g a l b e z i r k ? Schänbauer 2 8 leugnet das echte Regal, er spricht 18. 3 1 aus drücklich von der Staatsdomäne 1), Momigliano Athen. 1932, 253 stellt umgekehrt fest, daß wir ein echtes Regal, ausschließlich staatliche Gruben unter Oberflächen im Eigentum Privater vor uns haben. Für diese Frage ist zunächst eine Tatsache wichtig : es gibt keinen Demos Laurion, trotzdem es einen - für athenische Ver hältnisse gewiß recht stattlichen --'- Ort dieses Namens gab. Bei der Schaffung der D emeneinteilung ist das Gebiet von Lau rion also exemt geblieben. Der Ausweg, daß Laurion, ohne einen eigenen Demos zu bilden, auf dem Territorium eines benachbarten Dorfes gelegen habe, um dann allmählich den Platz, der der Kommune den Namen gab, an Bedeutung und Einwohnerzahl zu überflügeln, ist versperrt. Die Urkunden über die Verpach tungen der Poleten nennen Laurion neben den benachbarten De men und auf gleichem Fuß mit ihnen : Sunion, Thorikos, Bessa, Am phitrope, Anaphlystos 2). Daneben erscheinen als Ortsangabe auch 1) S. 29 leugnet er das individuelle Oberflächeneigentum wegen der Un fruchtbarkeit von Laurion und wegen der universalistischen Denkart der Athener. Wenn die Unfruchtbarkeit eine Rolle spielte, würde halb Griechen land für die Entwicklung des Privateigentums ausfallen, unter der uni versalistischen Denkart der Athener kann ich mir nichts vorstellen. Ver mutlich ist es der Gegensatz zu kasuistisch ; ein Blick auf das Gewimmel der verschiedenen ypa'tl
26 auf gleichem Fuß, . einmal der Hügel Bambides (IG II 2 1582, 56 ff.) und ständig lnr epaO"u�41 1 ) . Wir erkennen also, daß das Bergbau gebiet sich auf zwei Kategorien von Boden erstreckt, normale De men und eximierte Territorien irgendwelcher Art. In letzteren wird man dann ohne weiteres eine echte Staatsdomäne sehen, der die Selbstverwaltung ebenso mangelt, wie in der neueren Zeit einem Krongut neben Dörfern, in der Kaiserzeit einem saltus neben municipia. Dem entspricht [Xen.] nop. 4, 49 : wenn in Laution ein Markt eröffnet wird, fließt der Gewinn aus der Vermietung des Platzes für die Buden an Marketender, Kantinenwirte u. ä. automatisch dem Gesamtstaat zu, nicht einem lokalen Demos. Wenn es um Laurion eine der Demeneinteilung entzogene Domäne gibt, bedarf es keiner Bemerkung, daß dies das alte . 510 konfiszierte Eigentum der Peisistratiden ist 2). Von hier aus hat der Bergbau sich. auf benachbarte Demen ausgebreitet und das Staatseigentum hat die Tendenz gehabt, der an sich rein wirtschaftlichen Erscheinung zu folgen. Dieses Wachstum der bergbaulich genutzten Fläche gegenüber früheren Zeiten ist auch dem Verfasser der nopol geläufig (4, 3). Die Formen dieser Aus breitung sind leicht vorzustellen, Kauf und Konfiskation werden ihre Rolle gespielt habenS). [Demosth.] XLII 3 wird ein privates Bergwerk konfisziert, ein früherer Teilhaber wird nunmehr 135 ff. ; 1586, 15 ff. ; 1587, 17ff., in Bessa 1585, 7 ff. und wohl 15 ff. und 1588, 13 ff., Amphitrope 1582, 88 ff. 92 ff. ; 1583, 21 ff. ; 1587, 14 ff., Anaphlystos 1582, 99 ff. 106 ff. 112 ff. 117 ff. 129 ff. Die Nennung von Aphidnai 1582, 1 f. wäre ganz vereinzelt, vennutlich ist die Rede von den �baq>'1 TOO b!tva 'Aq>lbva{ou oder einem Nachbarn z. B. �p'(aaTTJPlov TOO b{lva 'AqHbva{ou. 1) IG II � 1582, 14 ff. 19 ff, 1 4 1 ff. 14 6 ff. 151 ff. 158 ff. 166 ff. 175 ff. 180 ff. ; 1587, 4 ff. ; der Name begegnet auch Aischin. m 101 ; Demosth. XXXVII 25 in gleichem Zusammenhang. 2) Vgl. Seltman, Athens, its history and coinage, 39 ff. 3) Vgl. auch Hyper. III 36 für das späte 4. Jhdt. : neue Schürfungen kommen vor, damals sogar mehr als zeitweilig früher, hindernd ist nur die Lähmung der privaten Initiative durch die Angst vor Sykophanten -
27 Staatspächter. Natürlich genügen solche FäHe nicht zur Erklä rung der Erstreckung der Staatsminen auf sämtliche Laurion benachbarte Demen, der Staat m�ß systematisch private Berg werke oder erfolgversprechende private Grundstücke aufgekauft haben : man würde gern wissen, welcher Staatsmann diesen weiten Blick hatte 1). § 13. Aber hiermit haben wir erst das Äußerliche des Pro zesses erfaßt. Es bleibt die Frage, ob die Staatsminen in Thorikos usw. Domäne wurden wie Laurion oder entsprechend ihrem Ver bleiben im Demos anders standen. Möglich ist ersteres durch aus : in den Demen, die das 1l00TU bilden, und im Peiraieus gibt es genug Staatsgrundstücke ; daß sie weniger Quadratmeter haben als der systematisch ausgedehnte Minenbezirk, ist recht1ich gleich gültig. Die Antwort gibt eine Erscheinung der Urkunden ; in ihnen wird häufig die genaue Lage des IlETuAAov bezeichnet durch die Angabe: in den lbr:lepll ToD bEIVU. Und zwar handelt es sich nicht nur um konventionelle Flurbezeichnungen, etwa nach einem früheren Eigentümer, z. B. dem letzten vor dem Übergang des betr. Areals an den Staat, sondern um Angaben des lebenden Eigentümers. Das Bergwerk II 2 1582, 88 ff. liegt in den lbr:lepll des Simonides, der unter den Nachbarn als Eigen tümern eines lplUO'TTJPtOV genannt wird, 1582, 123 ff. liegt der Fall genau so mit einem AleptAo� TTteeu�, vielleicht auch 1582, 23 ff. mit A!O'IIl�bll� Atoepavou� rUP1�TTtO�. Zudem ist der Strato kIes, dem Mitte der vierziger Jahre des 4. Jhdts. lbr:lep'l in Ana phlystos gehören (1582, 112 ff.), sicher niemand anders als der wir können hinzusetzen : und die Neigung der Gerichte der radikalen Demokratie, das Bergwerk als Staatsgut zu stempeln ; vorher wird gerade ein Fall der Art genannt. 1) Bei dieser Entwicklung versteht man auch die Häufigkeit der Pro z esse, ob eine Mine (VTO� TWV !l€TPWV lag. Es muß eine Gemengelage staatlicher und privater Grundstücke und Minen herausgekommen sein. :vgl. zu all dem Momigliano 251 f.
28 novIlP6TCXTO� in der gleichzeitigen Rede Demosth. XXXVII 48 1), der schon genannte Diphilos 1582, 123 ff. ist der Mann von Prosop. 4485, also bis Ende der zwanziger Jahre lebend, der Epichares von 1585, 7 ff. ist wohl der E. MiKWVO� XonE[bll� von Prosop. 5003, für den Kephisodotos von 1586, 1 ff. und den Epa meinon 1587, 17 ff. stehen Prosop. 8315 ff. bzw. 4759 ff. mehrere Zeitgenossen der betr. Urkunde zur Verfügung. Es ist also nicht zu leugnen, daß es staatliche Minen gibt, die in, d. h. unter PrivatgrundstUcken liegen, wie Momigliano a. a. O. 253 b etont, die Frage ist nur, ob wir mit ihm von einem Regal sprechen dUrfen 2). Wir haben J,1f.Tcx).).cx in tMcpll TOU bElVCX in Sunion 3), Amphitrope4), Ana phlystos 6), Thorikos 6), Bessa 7) und tni 0pcxO'UJ,1lj.1 8), bei anderen ist der Text zu zerstört 9). Die Angabe kommt also nicht vor im eigentlichen Gebiet von Lau rion, entsprechend dem oben gewonnenen Bilde, daß wir hier 1) Kirchner, Prosop. Att. n. 12 930, vielleicht mit 12931 und 1 2 937 iden tisch. 2) Daher auch die vielen privaten ipTaaT�pta in den Urkunden, die als Anrainer der von den Poleten genannten Parzellen begegnen : IG II 2 1682, 1 ff. 14ff. 46 ff. 56 ff. 63 ff. 69 ff. 88 ff. 92 ff. 99 ff. 123 ff. 129 ff. 146 ff. 161 ff. 176 ff. 180 ff. ; 1683, 4 ff. 21 ff. ; 1684, 1 ff. ; 1586, 7 ff. ; 1687, 4 ff. 3) 1682, 41 ff. ; 1688, 9 ff. 4) 1682, 88 ff. 92 ff. 6) 1582, 99 ff. 106 ff. 1 12 ff. 6) 1682, 136 ff. ; 1687, 17. Die Mine von 1684, 1 ff. liegt am Wege von Thorikos nach Anaphlystos, also sicher in einem der zwei genannten D emen. 7) 1686, 7 ff. 15 ff. ; 1588, 18 ff. 8) 1682, 14 ff. 1 46 ff. - 176 ff. ; 1687, 4 ff. Dazu kommt das Bergwerk von 1682, 123 ff., denn es grenzt an das ipTuaT�plov des Diphilos, genau wie später 1587, 4 ff. ein anderes, das als itri 0paaUllllJ liegend bezeichnet wird, an das �lqI\A€iov KaAOU�I€VOV ip"faaT�plov grenzt. Die Lage von itri 0paaUIlllJ am Wege Laurion-Th�rikos, die so für 1682, 123 ff. vorausgesetzt wird, bestätigt sich 1582, 63 ff., wo eine Parzelle östlich durch diesen Weg, westlich durch den Laurion-Thrasym on begrenzt wird. ' Etri 0paau lll!l lag offenbar etwas landeinwärts der erstgenannten Straße, also nnw. Laurion. 1582, 158 ff. 166 ff. 175 ff. passen dazu. 9) 1582, 9 ff. 29 ff. ; 1586, 1 ff. 7 ff. j 1588, 1 ff.
29 eine echte Staats domäne haben, das alte Gut der Peisistratiden, das konfisziert ist und keinen anderen Oberflächeneigentümer haben kann als den Staat. Dann müssen also die Bezeichnungen (Trl 0POCfU/ltp und Hügel Bambides (1582, 56 ff.) rechtlich anders stehende Territorien bezeichnen. Der letztere wird uns nicht aufzuhalten brauchen, vermutlich fehlt die Bezeichnung der ad ministrativen Einheit und es steht nur eine Flurbezeichnung, da sie dem Bedürfnis nach genauer Lokalisierung genügte - viel leicht ein Versehen des Steinmetzen. Aber (Tri 0pacru/lt{l ist so häufig ohne Zusatz genannt, daß es neben den Demen gestanden haben muß, wie Laurion ein exemtes Gebiet, aber nicht Domäne ' im Sinne restlosen privatrechtlichen Eigentums an Oberfläche und Untergrun d gleichmäßig. Mehr als eine Vermutung über die Genesis dieses bodenrecht lich buntscheckigen Bergwerksgebietes, wie es in den Urkunden des 4. Jhdts. uns abgeschlossen entgegentritt, ist nicht möglich. Ich möchte mir die Entwicklung folgendermaßen vorstellen : die Peisistratiden besaßen ein Familiengut mit Bergwerksbetrieb, Laurion, in der Zeit ihrer politischen Macht haben sie auf be nachbarten Landstrecken Bergbaurechte erworben, ohne die pri vaten Eigentümer von der Oberfläche zu verdrängen. Dies ist das Areal lTri 0pOCfuf.'tp, eventuell zuzüglich des Hügels Bambides. In diesem Umfang hat die Republik das Eigentum der Ty rannenfamilie geerbt, also als einfacher Eigentümer für das eine, als Inhaber des Bergbaurechtes für das andere Areal, in diesem Umfang ist es bei der Einteilung des Staatsgebietes in Demen als eigene Einheit neben diesen konstituiert worden 1). Der Staat hat dann die Bergbaupolitik der Tyrannen fortgesetzt und schritt Weise auf die benachbarten Demen übergreifend das Bergba urecht , 1) Wenn die D emen älter sind als der Sturz der Tyrannis, würden bereits die Peisistratiden dies Gebiet eximiert haben. Für unsere Frage ist das gleichgültig.
30 unter bestimmten Grundstücken erworben, ohne die Eigentümer der Oberfläche zu verdrängen, die von der Neuanlage vielmehr noch den Vorteil hatten, daß sie auf ihrem Areal �Pla(J'T�p\a an legen konnten 1), auf deren Ausnutzung der jeweilige Pächter der betr. Staatsmine schon deshalb angewiesen war, weil sich sonst der Transport des Rohmaterials verteuerte. Kein Wunder, daß sich die Privaten die Unterminierung ihrer Areale gern gefanen ließen, gegen Raubbau und Bodensenkungen schützte das die Pächter bindende Gesetz (0. S. 19), der Eigentümer vermied das Risiko, auf eigene Kosten einen Schacht abzuteufen, hatte aber, wenn der Ertrag den Erwartungen entsprach, den Vorteil, daß praktisch er allein in der Lage war, auf der ihm ja gebliebenen Oberfläche eine Verarbeitungsstelle für den Rohstoff einzu richten 2). Denn ein staatliches Monopol der Verarbeitung oder . des Verkaufs der gewonnenen Stoffe im Areal der staatlichen Gruben ist nach [Aristot.] Oik. II 2,36 einmal erwogen, aber nie verwirklicht worden. Die Frage der staatlichen Verwaltung der so rechtlich sehr unterschiedlich stehenden Parzellen und Minen im ganzen Berg werksgebiet geht uns hier nichts an (s. u. § 22 1.) 8). Wichtig ist hier die Erkenntnis für das Bergbau- und damit das Bo denrecht: sicher die Republik, vermutlich schon die Peisistratiden kannten 1) Vgl. die Fälle o. S. 28 2• 2) Diese Eigentumsverhältnisse sind jeweilig durch Kauf seitens des Staates
und öfter wohl durch Zession des Eigentümers entstanden. Bei einer Kon fiskation geht das Oberflächen-Eigentum auch an den Staat über. ·Es gibt im athenischen Recht keine partielle Konfiskation. 3) Es sei bemerkt, daß der Ausdruck nLaurion", der in der Liste der ein zelnen Minen ein bestimmtes von den Demen unterschiedenes Areal be zeichnete, im Sprachgebrauch natürlich gern auf das ganze bergbaulich genutzte Gebiet bezogen wurde. Einmal schleicht sich das sogar in die Urkundensprache : II t 1582, 6 0 ff. haben wir eine Überschrift für die fol gende Liste von Minen, die als nin Laurion " belegen eingeführt werden. Bereits Nr. 2 dieser Liste (64 ft'.) liegt in Thorikos, mehrere der dann fol genden in Amphitrope und Anaphlystos.
31 eine Trennung des Eigentums an der Oberfläche von dem am darunter liegenden Bergwerk. Der Staat hat außer dem Eigen tum an der echten Domäne Laurion das Bergbaurecht auf einer großen Zahl von Grundstücken rings um diese herum in den Demen Sunion, Anaphlystos. Amphitrope, Bessa, Thorikos. Auf diesen Grundstücken - nicht etwa : in diesen Demen - darf weder der Eigentümer der Oberfläche noch sonst ein Privater auf eigene Faust Bergbau betreiben. Wo der Staat dies Recht nicht erworben ' hatte, war , der Bergbau frei, aber steuerpflichtig mit 1/24 des Bruttoertrages 1). Es gibt in Athen kein Regal, sondern eine Domäne Laurion und ein eigenes Bergwerksrecht, das das ' Eigentum an der Mine von dem an der Oberfläche zu trennen erlaubt, ein Recht, das vermutlich die Tyrannen geschaffen und das sie und später die Republik im fiskalischen Interesse zur Vereinigung vieler lokaler Bergbaugerechtsame in der öffent lichen Hand nach Kräften ausgenutzt haben. Es ist aber durchaus möglich, daß auch Private Minen unter den Grundstücken anderer Privaten hatten : wenn der Ausdruck fDemosth.] XLII 3 auf die Goldwage gelegt werden darf, daß infolge eines Prozesses �in Bergwerk konfisziert wurde - es wird kein Eigentum an dem Grundstück darüber genannt - hätten wir hier einen Fall der Art. Jedoch kann der Redner sich auch summarisch aus gedrückt haben 2). Von einem staatlichen Bodeneigentum oder Obereigentum am Boden ist jedenfalls auf dem Gebiete des Bergrechtes keine Spur nachzuweisen 3). 1) Dies letztere kann ebenfalls eine Erbschaft der Peisistratiden sein, vgl. Momigliano a. a. O. 251: der Rest der allgemeinen Ertragssteuer der Tyrannen, die für landwirtschaftlich genutzte Grundstücke wieder ein geschlafen ist (Aristot. 16, 4. 6; Thukyd. VI 54, 4; Diod. IX 37, 3; Suid. s. TO
'
Imtdpxou TElXiov). 2) Vielleicht haben wir IG II � 2635 ein Bergwerk im Eigentum eines Demos. 3) Erwähnungen der �ETana sonst Thukyd. 1I 55, I ; 'VI 91, 7 j Plin. n. h. XXXVII 70. Klagen über Rückgang Xen. Men. UI 6, 1 2 ; vgl. '!rop. 4, 1 . Neue
32 4.
Der Kolonial boden.
§ 14. Auf dem Boden athenischer anOlKlcu ist an sich, da sie erst seit dem 6. Jhdt. allmählich athenisch geworden sind, ur athenisches Recht nicht zu erwarten, andererseits ist ebenso theo retisch die Ausbildung staatlichen Eigentums kraft Eroberung vorstellbar. Auf jeden Fall bedarf es hier der gesonderten Be trachtung der Rechtslage des Grund und Bodens in deR Kolonien. Das Wesen einer anotKla ist die vom Volk von Athen vor genommene Einweisung athenischer Bürger und Götter als Grund besitzer in ein bestimmtes Areal: vgl. die IVllCP10"J.laTa über Kolonie gründungen IG I 2 45 (Brea)j 11 2 114 (Poteidaia) j 1629, 165 ff. (Adria) 1), endlich die Entsendung von Bürgern in fast allen eine solche Gründung betreffenden Stellen der literarischen Über lieferung 2). rEJ.lEVll athenischer Götter lUld Heroen - bzw. An� erkennung bestehender TEIlEVll. die damit von Athen überilOmmen werden - in Lemnos Suppl. Ep. Graec. 111 117, Chalkis Ael. var. hist. VI 1, 1, Eretria und Hestiaia IG I 2 376, Kythnos IG I 2 313, 147, Brea IG I 2 45, 8 ff. j Aigina IG IV 1, 29 ff. j Samos CIG II 2246j Curtius, Gymnas.Progr. Lübeck 1877, 8 n. 4 f. (= IGA 8) ; Suppl. Ep. Graec. I 375, endlich wohl Karpathos IG XII 1, Blüte i n der zweiten Hälfte des 4. Jhdts. Strab. III 2, 9 ; 1T 6 p . 4, 3; vgl. Hyper. III 36. Ende des Betriebes unter Augustus Strab. IX 1, 23; X I, 6; vgI. Paus. I I, 1. Daß sie erst 483/2 entdeckt wurden (Aristot. 22, 7) , ist handgreiflich falsch; Herod. VITI 144; Plut. Themist. 4 ; Nep. Themist. 2, 2 ; Polyain. 1 30, 6 ; Ael. Arist. inf. 'f. 'fETT. 187, 9 m. Schot setzen das Gegenteil voraus, mit Recht: kein Unternehmen wirft im zweiten Jahre s eines Bestehens solche Überschüsse ab, daß man davon eine Flotte bauen kann. Für [Xen.] 1T6p. sind die Minen uralt, mykenische Benutzung steht fest: Ure, Origin of tyranny 46 f.; Seltman a. a. O. 129 vgl. 138. 1) Gegen Behinderung der Gründung durch irgendwelche Machinationen werden Klagen vorgesehen : IG II � 30 in Suppt Ep. Graec. TII 73; vgl. I g 45, 20 ff. 2) Vgl. die Stellen Nachr. Gött. Ges. 1931, 159 ff. in den Anmerkungen. Im allgemeinen: Aristoph. Wolk, 203 ; Isokr. VIII 92; Demosth. VITI Hyp. 1 ; Harp. s. KXTlPOOxolj Suid. s . ri'} KXllPOUXlKtl ." Schol. Aristoph. a. a . O.
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977 1). Auch juristische Personen werden so eingewiesen, die Phyle Antiochis in Lemnos Suppt Ep. Graec. IU 117 ist sicher kein vereinzelter Fall gewesen. Daneben gibt es in Myrin� auf Lemnos (IG II 2 1051 a 8) und sicher überall Areale, die als &bEcrTrOTOI oder bl1�16crlOl bezeichnet werden. Erstere sind vom Staat bei der ersten Einweisung der Siedler zurl1ckbehalten worden, eine Reserve fl1r Nachschl1be von Kolonisten, wie sie aus dem Chersones bekannt sind (Demosth. VIII Hyp. 1). Eine einzelne Landzuweisung in einer längst bestehenden Kolonie haben wir Demosth. XX 115 in Chalkis. Die Grundstücke mit dem Zusatz brU.locrlO1 sind größere oder kleinere Domänen, wie sie im Mutterland auch vorkommen 2). Über ihre Nutzung durch Verpachtung s. u. §21. § 15. Äußerlich ist das Bild also genau wie im Mutterlande : staatliche und Tempelgrundstücke, dazu solche von Selbstver waltungskörpern und Privaten. Steht nun hinter dem ein Ober eigentum des Staates an all jenen KAflpOl im Unterschied von dem Grundbesitz physischer und juristischer Personen im Mutterlande? Die Kolonien heißen immer KT�,..LaTa von Athen 3), es ist von ihnen die Rede als > Ael1ValwV xwpa, OlKEla xwpa u. ä. 4). Aber das kann auch die Bedeutung haben, daß sie einen integrierenden Be standteil des politischen Gebietes der Republik bilden. Dies ist sicher der Fall : ein Angriff Dritter auf eine Kolonie verpflichtet Athens cru��.taXOI (IG I 2 45, 13 ff.) genau wie ein solcher auf das Mutterland 5). 1) Die Einweisung eines Heros, nicht einer Phyle als juristischer Person (s. u..) spiegelt sich wohl auch in dem Fall in Samos Ath. Mitt. 1926, a6 wieder: die Pandionis macht Geldgeschäfte, leiht Geld aus irgendeinem Fonds aus, das Ausbleiben der Zinsen schädigt den Pandion. 2) Diese bei den Kategorien von Boden werden es sein, die 431 auf Eu boia als Zufluchtsort für die Herden aus Attika dienen : Thukyd. II 14, 1. 3) Demosth. XIX 78. 275j Aischin. II 72j vgL Andok. III 12 und die Hypo theseis zu Demosth. VII, VIII und XIX. 4) Demosth.. III 28; VII 27 f. 42 f. u. ö . j vgl. 'll'6).€1� 1'wv ' A9l)va(wv I G II 1 950. 5) Diese politische Zugehörigkeit genügt zur Not, um den Ausdruck
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Jeder Versuch weiter vorzudringen hat auszugehen von der Bodenokkupation durch Athen bei der Kolonisierung selbst. Diese ist sehr verschieden gewesen 1). Die Kolonien des 6. Jhd ts. haben die Eingeborenen offenbar nicht völlig vertrieben : als die Perser Lemnos und Imbros besetzen, finden sie "Pelasger" vor 2), nach der Flucht der Koloni sten aus dem Chersones haben wir alsbald wieder eine von Eingeborenen besiedelte Gemeinde Elaius (Herod. VII 22. 33 ; IX 1 16). Auf Skyros ist dann im 5. Jhd t. die eingeborene Bevölkerung vollkommen evakuiert worden 3), ebenso nunmehr auf Lemnos lind Imbros4). In Hestiaia fand ebenfalls die schärfste Form Anwendung, die verjagte Bevölkerung wandte sich nach . . Makedonien 5). In Chalkis mußten dagegen nur die Hippoboten , also einzelne namhaft gemachte Familien, weichen, die Masse der Einheimischen blieb praktisch ungestört 6) ; wie in Chalkis lagen offenbar die Dinge in dem gleichzeitig an Athen gekommenen Eretria (IG I 2 39, 42), in Amphipolis sitzen neben den Kolonisten auch andere Bewohner 7). In Amisos = Peiraieus ist d ie mildere Form dadurch sicher, daß die Münzen der wieder befreiten Stadt den künstlichen Namen weiter tragen 8). Die Amisener haben sich [Demosth.] VII 24. 43 zu verstehen, der von der Abtretung einer Kolonie als 1fapav6)lwv redet. 1) Daß Athen nur lPl"J�OU)lEV al 1t6A�I� kleruchisiert habe (Isokr. IV 107); also nur leeren Boden, dessen Okkupation niemand schädigte, ist natürlich eine plumpe Idealisierung. 2) Herod. V 26 f. Manche athenische.n Siedler sind damals geflüchtet, Herod. VIII 11; der Hauptteil blieb und trat zunächst in den Seebund ein, erst spMer kamen die Inseln wieder unmittelbar in athenischen Besitz. 3) Vgl. die Quellenstellen Nachr. Gött. Ges. 1931, 162 2• 4) Später leben - abgesehen natürlich von Fremden und Sklaven - nur athenische Bürger dort : Demosth. IV 34 ; VII 4 ; XVIII 115; Phylarch. fr. 29 und die Urkunden IG XII 8 passim. Im Jahre 404 fehlen bekanntlich hier wie auf Skyros eingeborene Refiektanten auf die Inseln. 5) Plut. Per. 23 ; Diod. XII 7, 2 ; Strab. X 1, 3 ; vgl. Xen. Hell. II 2, 3. 6 ) Plut. a. a. 0. ; IG I � 39 ; u. S. 36. 7) Thukyd. IV 106, 2 ; 106, 1 . 8) Head, Hist. Num. 2 496.
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also an den Namen gewöhnt, natürlich an Ort und Stelle, nicht im Exil. Der Chersones war im 5. Jhdt. gleichfalls nur mit Athenern durchsetzt, ebenfalls die mildere Form 1 ) . Dann ist Aigina völlig evakuiert worden, Poteidaia, Mytilene, Eresos, Pyrrha, Antissa nicht. Skione, Torone und Melos erlitten das härtere Geschick, desgleichen im 4. Jhdt. Samos und Ses tos, d. h.die in anderer Form hergestellte Kolonie " Chersones" 2), im 2. Jhdt. ebenso Delos 3). Von anderen Kolonien hören wir nichts Näheres. Gleichwohl liegt kein rechtlicher Unterschied vor, auch der terminologische Unterschied von arrOlKlcx als rein athenisch besie deI tem Gebiet und �1TOIKlat, wo die Eingeborenen ganz oder teil weise belassen werden. ist eine Scholiastenphantasie (Suid. s. a1TOIKIl(J'lIÖ), trotz der Berufung auf Thukydides. Letzterer nennt VIII 69, 2 die Siedler auf dem völlig evakuierten Aigina �1TO �KO\, die Ko lonisten für Eretria und Poteidaia, neben denen die Eingeborenen mindestens z�m Teil blieben, nennen sich selbst das eine Mal �1TO\KOI, das andere Mal arrOIKOl : IG I 2 396 f. 1) Ich habe dies Nachr. Gött. Ges. 19 31 , 176 ff. ausgeführt. 2) Aigina : Nachr. a. a. O. 172 " Poteidaia 172 8, die lesbischen Plätze 172 9' Skione und Torone 173 2, Melos 174 I, Samos 174 5, Ses tos 175 1. 180 ff. 3) Es gibt nach 1 67 für Athen keine l�N\I OI mehr. Ein Delier, der sich
in Boiotien so nennt oder vor 167 so nannte (IG VII 373), muß sich auf Delos selbst als Rheneier bezeichnen (DÜfrbach, Choix d'inscr. 77), desgl. wohl ein Epheb e BuH. Corr. Hell. XV 257, 13. Daraus folgt nicht, daß alle Delier Rheneier wurden : Polyb. XXXII 17, 1 ff. erwähnt viele nach Achaia übergesiedelte ; nur wer auf Delos bleiben wollte, mußte das neue Ethnikon annehmen. Da Rom hinter der- Ordnung stand, konnte Rheneia sich gegen die Aufnahme der Leute nicht wehren. Als Delos verödete, kehrten keine Delier zurück: Paus. VIII 32, 2 sagt, daß nur 01 acpIKvOUIl€VOI Trap' ' A911vaiwv €l� TOU I€pou T�V cpp o updv die Insel b evölkerten - natürlich keine Garnison, die in der Kaiserzeit sinnlos wäre, sondern die Beamten und eventuell ein paar Polizisten, Roussel, Delos Col. Athen. 336. Wenn im ersten Jahrhundert sich jemand ÄrlAIO� nennt wie Roussel, Cultes 1 5 ; Delos Col. Athen. 18 1, ist das kein alter Delier, sondern ein Kleruch oder ein Fremder, der von der Ordnung von 167 natürlich nichts mehr weiß und nur seinen Wohnsitz angeben will.
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§ 16. Ü ber zwei gerade die entgegengesetzten Typen dar stellende Kolonien haben wir Urkunden. In dem Dekret über das nach Plut. Per. 23 nur z. T. evakuierte Chalkis (IG I 2 39, 4 ff.) wird dem Volk von Athen ausdrücklich das Recht vorbehalten, auch über den bei der ersten Anlage der Kolonie nicht benötigten Boden eventuell später zu verfügen, Athen sagt nur unter be stimmten Voraussetzungen zu, von diesem Rechte keinen Gebrauch zu machen, es liegt eine völlig freiwillige Selbstbescheid img auf der einen, echter Bittbesitz auf der anderen Seite vor. Die eingeborenen Chalkidier stehen als Einwohner der Kolonie im übrigen wie Metoiken, der athenischen Justiz indivi,duell unter stellt usw. (Nachr. a. a. O. 1 64 f.), sie haben, indem sie wohnen bleiben dürfen, sozusagen �"fKTllcrl�, aber doch nur sozusagen, sie haben nur Bittbesitz, über dem das Enteignungsrecht des athe nischen Staates steht, deutlich ein anderes Recht als im Mutter lande 1). Auf der anderen Seite wird IG I 2 40 für Hestiaia der Fall vorgesehen, daß jemand in der neuen Kolonie um seinen Land besitz kämpft. Die Instanzen werden vorgeschrieben, die dabei zu entscheiden haben. Als Mittel, sich zu behaupten, wird dem betreffenden Mann anheimgegeben, den "ihn Vertreibenden " durch Abtretung von Vieh zu besänftigen. Gelingt ihm dies nicht, muß er weichen. Daneben steht der Appell an den Rat der Kolonie offen, d. h. nicht der Rechtsweg. Leute, denen dieser versagt wird, sind natürlich nicht die athenischen Kolonisten, sondern die be drohten Eingeborenen 2) . Die Regelung war so, daß grundsätzlich jeder Hestiaier seinen Grundbesitz zu räumen hatte und, soweit Bedarf bestand, jedes Grundstück einem als Kleruchen an1) Vielleicht ist der o. S. 33 genannte Fall D emosth. XX 115 eine solche nachträgliche Enteignung. 2) So nimmt auch das Corpus an, mit Recht trotz Cary, Journ. Hell. Stud. 1925, 248.
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gemeldeten Athener als K��POc,; zugewiesen werden mußte. Der Rat der Kolonie konnte, wenn kein Bedarf war, im Einzelfall ein solches unokkupiert, d. h. in der alten Hand lassen, der ein gewiesene athenische Kolonist von sich aus verzichten und sich vOn dem betreffenden Eingeborenen auszahlen lassen, aber das rechtliche, das gerichtlichen Schutz genießende Eigentum des letzteren am Grund und Boden, war erloschen. Ganz logisch : Hestiaia ist athenisches Bürgergebiet geworden, auf ihm ist grund sätzlich nur für Bürger Bodeneigentum möglich, durch persönliche Vergünstigung kann es einzelnen Nichtbürgern zugebilligt werden. Ein Akt der athenischen Legislative bestimmt, ob und wann eine solChe Vergünstigung als vorliegend anzusehen ist. Die Bewilligung ist hier liberaler als im Mutterland, wenn der lokale Rat oder gar der Verzicht. des einzelnen Kleruchen dem Bedrohten dauerndes Bodeneigentum sichern. Die Analogie von Chalkis legt nahe zu vermuten, daß der so dem Eingeborenen gebliebene Boden lediglich Bittbesitz war und Athen ihn grundsätzlich stets praktisch bei einem Nachschub von Kolonisten noch enteignen konnte. Andererseits rückt der Vorgang dadurch, daß der Ein geborene durch Hergabe von Geldeswert den Kolonisten ab gefunden hat, in ein anderes Feld gegenüber der Regelung in Chalkis. Der Erhaltungszustand der Inschrift über Hestiaia ge stattet keine sichere Antwort, nur ein Ü berblick über das Gesamt material kann sie geben : u. S. 40. Praktisch hat das Verfahren in Hestiaia dahin geführt, daß die Eingeborenen so gut wie restlos weichen mußten 1). Aber selbst hier gab es eine lokale Ausnahme : IG I 2 41, 17 ff. sind eine Unterabteilung der Kolonie die 'E��wmol lv 'E��wrr\c;t, also keine Kolonisten, sondern Eingeborene, die als dauernd seßhaft gedacht werden, aber nicht neben der Kolonie ein eigenes Terri1) VgL die literarischen Quellen
o.
S. 34 a.
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torium bilden 1). Offensichtlich ist ihre Rechtsstellung die der großen Masse der Chalkidier von IG I 2 39 : Athen als Staat könnte sie vertreiben, gewährt ihnen aber korporativ den Bitt besitz an ihrem Boden und verzichtet auf Einweisung von Kle ruchen in diese eine Dorfmark ; was in Chalkis die Regel war, ist hier eine lokale Ausnahme 2). Umgekehrt ist das Recht des athenischen Kolonisten, auf seinen Anteil zu verzichten, i. J. 427 in Lesbos die Norm geworden, die literarischen Quellen 3) berichten, daß die Eingewiesenen ihre Grundstücke nicht selbst bewirtschafteten, sondern an Ein heimische, in der Praxis die alten Eigentümer, verpachteten und die Rente in Athen verzehrten. Das ist keine abweichende Rechts ordnung, sondern eine Folge der Zeitverhältnisse, die es einem Athener im wehrfähigen Alter so gut wie unmöglich machten, sich der Einrichtung eines Betriebes über See zu widmen. Und genau wie vielleicht gelegentlich in Hestiaia ist es in Mytilene, Eresos usw. öfters vorgekommen, daß Kolonisten ihren Anteil nicht gegen eine Pachtrente, sondern gegen eine einmalige Ab fi ndung einem Eingeborenen überließen, sogar ehe die endgültige Assignation formell erfolgt war. Es gibt nämlich nach Antip h. V 77 Mytilenaier, die allEICl OiKEIV hatten, und da keine partielle Evakuierung wie bei den Hippoboten in Chalkis, sondern eine solche "der Mytilenaier" usw. erfolgte 4), bietet sich die Analogie von Hestiaia zur Erklärung von selbst. Von diesen Leuten ist IG I 2 60 die Rede. Das Corpus ergänzt zwar, daß die betreffenden Mytilenaier den Boden, auf d en der Kleruch verzicht et hatte, 1) Die Justizverfassung von Hestiaia wird auch auf Ellopia erstreckt. 2) Vermutlich galten für die Ellopier die gleichen Voraussetzungen wie in Chalkis (I � 39, 4 ff. 21 ff.) : Eidesleistung, Treue gegen Athen usw. 3) Nachr. Gött. Ges. 1931, 172 9• 4) Thukyd. III 50,2 : nur Methymna wird geschont, nicht Teile der anderen Gemeinden.
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eiri zweites Mal abtreten mußten 1) . Das ist nach dem Parallel fall von Hestiaia sicher falsch und erledigt sich schon dadurch, daß das Psephisma auf Kosten der Mytilenaier aufgeschrieben und mit einem Verzeichnis der von der Bestimmung betroffenen Personen und Landstlicke versehen wird. Dies ist genau wie in dem Dekret über Chalkis, das auf Kosten der Chalkidier in Stein gehauen wird, weil es Garantien für sie enthält, an deren öffent licher Zugänglichkeit sie und nicht die Athener Interesse hatten. Auch das Dekret IG I 2 60 muß Garantien für die betreffendEm Mytilenaier enthalten haben, keine Verpflichtungen, eben die dbEla oiKElv, von der Antiphon spricht 2). . § 17. Es gibt also in allen athenischen Kolonien nur e m Bodenrecht : der ganze Boden gehört Athen, politisch und als zivilrechtlichem Eigentiimer. Es hat das Recht und im Prinzip die Absicht, jedes Grundstück einem athenischen Bürger oder einem vom athenischen Staat anerkannten Gott oder einer athe nischen juristischen Person zuzuweisen. Fallweise verzichtet ' Athen darauf in der Form, daß es unter bestimmten allein vom athenischen Volk festzusetzenden Bedingungen einen weiteren Besitz Einheimischer an bestimmten Grundstücken gestattet, fallweise in der Form, daß es dem Verzicht des einzelnen Kle ruchen auf seinen KXilpoc; gegen eine Rente oder Abfindung seitens des bisherigen Eigentümers Rechtskraft verleiht. In dem ersteren Fall entsteht aber sicher lediglich Bittbesitz des Eingeborenen, kein Eigentum, nicht �l1
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Das staatliche Obereigentum ist sicher für diese im Besitz der Eingeborenen gebliebenen Grundstücke. Ob nun auch für solche, die der Kleruch privatim, nicht der Staat in Bausch und Bogen dem Eingeborenen gelassen hat? Diese Frage beantwortet sich durch einen Blick auf das Ver hältnis des Staates zu dem K).�PO�, der normal in der Hand des angesetzten Kleruchen ist. Es bedarf keiner Bemerkung, daß, wenn der Staat ein Obereigentum an diesem hat, der vom Kle ruchen kraft privater Abmachung dort belassene Eingeborene kein besseres Recht haben kann, als jener selbst gehabt hätte. Sonst würde er mehr Rechte abtreten, als er besitzt. Nun ist aber völlig klar, daß das Eigentum des Kleruchen stark beschränkt ist : IG II 2 30 bc 3 ff. in Suppl. Ep. Graec. III 73 wird für die K).�POl auf Lemnos bestimmt, daß der Kleruch sein Land verkaufen, verpachten, austauschen und hypothekarisch belasten darf, · nur wenn er aMvaTo� ist, d. h. natürlich aMvaTo� im Rechtssinne : nicht nur bankerott, sondern verarmt und arbeitsunfähig, vom Staat eine Rente beziehend und des aktiven politischen Bürger rechts verlustig I). Die Urkunde verweist dabei auf die alte Kle ruchensiedlung in Salamis, in deren sehr zerstörter Gründungs urkunde (IG I 2 1) daher sicher mit Recht und völlig' zwanglos eine entsprechende Bestimmung ergänzt worden ist (Suppl. Ep. Graec. III 1). Das staatliche Obereigentum ist also sicher. Dazu paßt, daß ein K).�PO� in einer Kolonie nicht als Bestandteil des athenischem B oden wohnhafte Nichtbürger praktisch den Metoiken sehr nahe stehen, amtlich nie ",€TOIKOI. Der Metoike auf Skyros Demosth. Ln 9. 25. 29 ist sicher ein Zugewanderter, kein Mitglied einer vereinzelten verschont gebliebenen altskyrischen Familie. Nachträgliche Enteignungen haben wir notwendig in den Fällen, wo eine bisher teilweise evakuierte Kolonie ganz an Bürger aufgeteilt wird, vgl. o. S. 34 für Lemnos und Imbros. 1) Der Begriff <'tbUvaTo� u. § 69. Die Verpachtung usw. meinen natürlich Transaktionen zwischen athenischen Bürgern, die Überlassung an einen Ein geborenen gehört wie gesagt lediglich an den Anfang der Koloniegründung selbst.
41 Vermögens rechnet bei der Frage der Leiturgiepfiicht bzw. der aVTibMICj; 1), also wie eine Pacht im staatlichen Bergwerk be handelt wird (0. S. 24), ferner daß Hypothekensteine in Myrina IG XII 8, 18 ff. wie es scheint erst in der Zeit der Abtrennung von Athen auftreten 2). Der freigewordene Staat hat das athe nische bürgerliche Recht beibehalten, aber das im Mutterland geltende Recht des freien Geschäftsverkehrs mit dem Grund und Boden erwacht erst, als die Gemeinde aufgehört hat, athe· nische Kolonie zu sein. Mit dieser Feststellung über die KAfjPOI der Kolonisten selbst ist auch das Urteil über die Rechtsstellung der Grundstücke gesprochen, die solche Kolonisten an Eingeboren e überließen j das Ergebnis ist, daß der gesamte Boden der Kolonie athenisches Staatseigentum ist, ganz gleich ob ein Bürger oder Eingeborener ihn bestellt und b ewohnt, ganz gleich auch ob ein solcher Ein geborener durch athenisches IjJf}q>HYJlU oder durch Rente oder Ab findung an den Kleruchen am Ort geblieben ist. Endlich noch die Feststellung, daß es sich um ein reines B o d e n recht handelt, die Mobilien der Eingeborenen werden nicht vom Staatseigentum verschlungen. Denn IG I 2 40 ist (0. S. 36) der Eingeborene, in dessen Grundstück ein Kleruch eingewiesen ist, imstande, diesen durch Abtretung von Vieh auszukaufen. Letzteres ist ihm also zu vollem Eigentum geblieben 3). 1) Demosth. XIV 1 6 ; Harp. Phot. Suid. S. K"TlPOÜX01. 2) IG XII 8, 19 begegnet der athenische Archon von 314/3 - wenn er es ist und kein lemnischer Namensvetter. Vermutlich ist Myrina 314/3 von Athen getrennt worden und das Jahr führt im Kalender den alten Namen weiter, die betreffende Hypothek ist aber nach der Unabhängigkeits Erklärung zu setzen. 3) Durch die Feststellung des allgemeinen Obereigentums am Boden er übrigt sich die Frage nach dem Vorhandensein der Sonderstellung der Ölbäume, die wir im Mutterlande im Absterben beobachteten (0. S. 16 ff.). Dies Recht gilt [Demosth.] XLIII 71 'Ae�vTlalv, das schließt formell den Kolonialboden ein, kann im Munde eines Redners aber auch das Mutterland meinen. Es gab bei dem allgemeinen Recht des Kolonialbodens keinen
42 5. Staatlicher Grundbesitz. § 18. Da WIr hier vom Grund und Boden handeln, sei die Betrachtung der Verwaltung staatlicher Domänen und Grund stücke angeschlossen, trotzdem sie eigentlich einen Teil der Staatsverwaltung, keinen solchen des Bodenrechtes darstellt. Mir schien es vor allem angemessen, in diesem Heft die Inter pretation der Bergwerksurkunden abzuschließen, die o. S. 19 ff. in anderem Zusammenhang begonnen wurde. Die Existenz staatlicher Grundstücke ist bekannt, ö f f e n t l i c h e G e b ä u d e , die der Staat selbst errichtet, begegnen allenthalben. Das älteste dürfte das Thesmotheteion . sein, denn ehe die Thes motheten entstanden, saßen apxwv und ßO(l"lAUJc.; in TEf..lEVYJ und der Polemarch in einem Haus, das ein gewisser Epilykos als Grandseigneur gestiftet hatte, es war also ein staatliches, aber nicht ein vom Staat gebautes Gebäude 1). Dann gibt es mehr und mehr solche Amtslokale : das ßOUAEUT�P10V, das O"TPOT�Y10V, IrrrroPXEloV, das rrwAllT�plOV, das D.YOPOV0f..lE IOV, das KPllVOq>UAOK10V, das D.O"TUV0f..l lOV, die O"Toa ßOO"iAE10c.; usw., das in klassischer Zeit nur noch zu Speisungen benutzte rrpuTovEIOV, um nur Beispiele zu geben 2). Dazu treten die blKOO"T�PlO, das Gefängnis, die Be festigungen der Stadt, des Peiraieus und des dazwischen liegenden Geländes 3) , später die Kastelle im Lande, Eleusis, Phyle, Rhamnus, Anlaß, ein Ölbaumrecht zu schaffen ; solange das Abhacken von Ölbäumen im Mutterlande bestraft wurde, wird dies auch in den Kolonien geschehen sein, einfach weil das athenische Recht in ihnen gilt. 1) Aristot. 3, 5 ; vgl. 62, 2 ; Beck. An. I 449 f. ; Suid. s. apxwv ; Schol. Plat. Phäidr. 235 D ; Diog. La�rt. I 58 ; Hes. s. iTTlA.UK€!OV ; PoIl. VIII 111 ; Plut. quaest. conv. I 613 ; IG 11 � 46, 63. 2) Einzelheiten in der Behandlung der l\fagistratur in einem späteren Heft. . 3) Befestigungen, l1oTu, OK€A.tj und TT€lpaIEU� im 5. Jhdt. : Thukyd. I 89, 3 ; 93, 3 ; 11 107, 1 ; VIII 90, 1 . 3 f. ; Diod. XI 39, 1 ff. ; 42, 1 ff. ; XIII 107, 4 ; Plut. Themist. 1 9 ; Per. 13 ; Kim. 13 ; Lys. 14 ; Xen. Hell. 11 2, 20 ; 4, 27. 37 ; Lys. XII 40. 70. 9 9 ; XIII 14. 3!. 46 ; XIV 39 ; XVIII 5 ; Andok. III 5 ff. ; Aischin. 11 133 f. Nach 400 : Xen. Hell. IV 8, 10 ; V 4, 34 ; Diod. XIV 85, 2. Reparaturen laut 'l,f!qll ollu Demosth. XVIII Hyp. I 1 ; 11 1 ; 300. 311 u. ö. ; Aischin. 111 27 ; Lyk. 44. 139 ; IG 11 � 244 ; 463 ; [Plut.] X Redn. 851 A ; vgl. Lyk. 37.
43
. �.,
Sunion (Panakton, Giftokastro liegt in Eleutherai, nicht in Athen) 1), die V€Wpla mit den V€WO"OiK01, O"K€UOe�Kal usw. 2), das l/-lTTOPIOV mit dem b€i'r).la, XW).la und allerhand A�O"xal usw. 8), die Münze 4), die Zollstellen an den Grenzen (0. S. 5), das TTO).lTT€iov (Plin. n. h. XXXV 140), mehrere O"Toai im
=
•
=
44 Sonst besitzt der Staat gelegentlich einzelne Häuser 1), sicher nicht viele, denn [Xen.] rrap. 3, 12 f. ; 4, 49 will Mietshäuser und Läden im Staatseigentum als Novum einführen und mit kon fiszierten solchen weiß der Staat nichts anzufangen als sie zu versteigern 2). § 1 9. Neben den öffentlichen Bauten hat der Staat Eigentu� an Straßen und freien Plätzen des äO'TU und des Peiraieus , so selbstverständlich an der Pnyx, ferner an den leeren Streifen neben den Festungsmauern S), dem Staatsfriedhof (z. B. Paus. I 29, 3 ff.). Ein Wort mehr erfordern nur die Straßen und Plätze der Doppelstadt. Wir sehen hier staatliche ayopavaJlol und UO'TUVOIlOl tätig 4), so daß hier die Selbstverwaltung der Demen ausgeschaltet ist: es liegt Eigentum des Staates vor, nicht des einzelnen Demos. Dem entsprechend dient der Markt des aO'Tu auf dem Ardettos, die zur Ablage des Richtereides zeitweise b enutzt wurden (PoIl. vrn 122 u. ö.). Ferner wird man bei den Gymnasien. und Palaistren im ' äoru, dem Stadion und dem Odeion damit rechnen, daß ein Gott der Eigentümer ist wie bei dem Theater des Dionysos. Stadion : [Plut.] X Redn. 841 C D. 852 C ; IG 11 9 351 ; 457. Odeion : D emosth. XXXIV 37 ; Hyper. fr. 118 ; Suid. s. v. ; Plut. Per. 13 ; Aristoph. Wesp: 1 109 m. Schol. Gym nasien u. ä. : Demosth. XXIV 114 ; Harp. s. MKE10V ; [Xen.] Ä9l]v. noh. 2, 10 ; Xen. Hipp. 3, 1. 6. 10 ; vgl. Plut. Themist. 1 ; Paus. I 29, 16 ; [Plut.] X Redn. 841 C D. 852 C j I G 11 9 457 ; 1070. Wichtig für die Frage des Charakters als iEp6v Ann. Brit. School Ath. III 106 f. n. 1. 1) An der Pnyx Schol. Aischin. I 81 ; anderswo IG 11 t 1035, 54. 2) Aristot. 47, 2 f. ; vgl. 43, 4 ; 52, 1 und die Poletenurkunden IG I 2 325 ff. Wird man das Haus nicht los, muß man es verschenken : Lys. VII 4. 6. In archaischer Zeit scheint man das Haus zerstört zu haben, wie es in Sparta sich lange gehalten hat (Staatsrecht I 139), denn in einem Strafprozeß unter der bewußt konservativen Regierung der 5000 ist ein solcher Fall belegt : [Plut.] X Redn. 834 A. 3) [Xen.] n6p. 2,6 jlG 11 2 4 63, 95. Vgl. die �pl],..azwischen den langen Mauern, auf denen 431 und 338 die Banernfamilien untergebracht werden : Thukyd. 11 17, 1 ; Andok. I 45 i Lyk. 1 6 ; [Plut.] X Redn. 848 F. 849 A. Der Steinbruch, in dem Xen. Hell. I 2, 19 Kriegsgefang'ene sitzen, braucht nicht staatlich zu sein, d er Eigentümer, dessen Betrieb im Kriege ohnehin stillag, wird ihn dem Staat zu dem Zweck vermietet haben. Die alten Befestigungen der Burg (PoIl. VIII 101) sind längst tEpd. 4) Aristot. 50, 2 ; 51, 1 u. O. >
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in der Frühzeit zur Abhaltung der Volksversammlung 1). Der Staat regelt das Aufschlagen von Buden auf ihm2), die Sauber haltung der Straßen und die Freihaltung der Passage 3). Wer sein Grundstück auf Kosten der Straße ausdehnen will, muß die Fläche vom Staat kaufen 4), letzterer ist also privatrechtlicher Eigentümer. Er nimmt denn auch die Straßen und Plätze der Haupts tadt ständig in Anspruch, für seine Feste und Prozessionen, gelegentlich für Truppenrevuen (Xen. Hell. II 3, 20), zur Auf stellung von Listen u. a. auf Stein 5), von Statuen und Stelen 6), genau wie das Innere staatlicher Gebäude 7). Staatliche Gesetze sperren einzelne Stellen auf jenen für Statuen 8 ). 1) Der Ostrakismos setzt die Agora als Ort der Handlung voraus : Plut. Arist. 7 ; Philoch. fr. 79 b ; Etym. Magn. s. lEoO'TPCXKlO'/.IOC; ; Schol. Demosth. ed. Diels-Schubart B 29 tf. ; Berl. Klass. Texte I 82 Didym. ed. bibI. Teubn. S. 47 ; Schol. Aristoph. Ritt. 855 ; vgl. die Fundplätze der erhaltenen Ost raka IG , I 2 283 ; Amer. J ourn. Arch. 1932, 391. Der Zustand lebt fort in festen Wendungen : es ist Gesetz aljlEubetv KCXTd T�V aropdv (Demosth. XX 9 ; Hyper. V 14 u. ö.). Das ist nur die Pflicht des Redners in der Ek klesie nach bestem Wissen und Gewissen das B este zu sagen, die D emosth. XX 100. 135 ; IL 67 ; Dein I 47 ; II 16 ; III 4 u. Ö. erwähnt wird, kein Gesetz, das dem Händler auf dem Markt das Betrügen verbot und in der Neben straße gestattete. Ferner sind bestimmte Angeklag'te und IiT1/.lOl von der 4ropd ausgeschlossen : Aristot. 57, 4; [Lys.l VI 24 ; Andok. I 76 ; Aischin. III 175 f. ; Demosth. XXIV 60. 1 03. 126 ; Suid. s. lvbElEIC; U. Ö. Das ist der Aus schluß aus der Ekklesie, kein Gesetz, den Käse in der Nachbarstraße aber JClicht am Marktplatz zu kaufen. Das Gesetz Aischin. I 21, das einen Teil qer aropd für �TCXIP'1KOTec; sperrt, ist Scholiastenphantasie. 2) Demosth. LV 31 f. ; LVII 31 f. 34 : Ausschluß von Ausländern und Platz gebühr. " 3) Aristot. 50, 2 ; vgl. [Xen.] ' Aaf]v. lfO).. 3, 4 ; Plat. Alkib. I 107 Be. ' ,4) Unter den Tyrannen [Aristot.] Oik.II 2, 4, anekdotisch, aber von Polyain. 1:0: 9, 30 für das 4. Jhdt. bestätigt. Vgl die Abtretung eines Teiles des Marktes an einen Gott durch das Volk Herod. V 89 . 5 ) Der KcxTd1.oroc; der Wehrpflichtigen ist bekannt, sonstige ListenIsaios V38. 6) Den Markt : Dein. I 43 ; IG II 2 125, 1 7 ; 653 ; 654, 53 tf. ; 665 ; 676, 31 ; 1382, 80 tf. j 766, 12 tf. j 791, 22 f. j 900 usw. Plätze vor Amtsgebäuden, also ,einen Platz oder eine Straße IG II 2 127, 10 f. ; 140, 31 ; 298 ; 487 ; 500, 36 ; 689, 26 ; 690 usw. Im Hafenbezirk IG II 2 125 , 17 f. '�7) IG J2 27; 63 , 23 ; 65, 24 ; 76, 48 ; 85, 6 ; H2 478, 29 f.; 674; 790 ; 848 ; 890 ; 899 usw. 8) Der Platz bei den Statuen der Tyrannenmörder : [Plut.] X Redn. 852 E ; =
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46 All dies gilt aber nur für das äO'TU und den Peiraieus, z. T. nur für ersteres. Die UO'TUVO}.lOl wirken nur in ihm, die uropa VOflO1 in beiden, demgemäß werden nur auf diesen beiden Märk ten von Staats wegen die Gewichte der Händler geprüft 1). Im äO'TU sind die Straßen also im wesentlichen Staatseigentum, aber auch nicht einmal alle, der Demos Skambonidai hat einen von ihm selbst verwalteten Marktplatz (IG I 2 188, 9), im Peiraieus sind der Markt und sichel' einige Straßen staatlich 2), aber auch nicht alle, da IG II 2 2623 für einen Platz das Eigentum des Demos Peiraieus feststeht und IG I 2 891 - vgl. Amer. Journ. Arch. a. a. O. - ein b11l.lOO'lOV 7'L"porruXov abgegrenzt wird, das natürlich zu einem staatlichen Gebäude gehört und von die sem nicht in ein Privatgrundstück, sondern auf einen Weg führt, und da ferner a. a. O. 892 ebenfalls bn/.loO'1a Grundstücke IG II 9 450 ; 966, 20 u. ö., zeitweise der bei den Bildern der aWTilpe� von 307/06 : IG II 9 646, ein dritter solcher Liv. XXXI 44, 5. Vg-I. die Wendung, daß eine Statue errichtet werden soll, wo es statthaft ist (IG II 9 977 j 1006, 47 ff. ; 1008, 70 ff. ; 1011, 49ff. 72) oder wo die VO/-lOI es nicht verbieten (lO08, 62 ; 1039, 39. 64). Ähnlich in der literarischen Überlieferung Aischin. III 183 ; D emosth. XIX 272 j XX 36 j XXVI 23. Später hat der Rat Vollmacht, die Aufstellung von Stelen zu genehmigen : IG II � 1012 ; 1042 d 14 f.; 1043, 43 ff. 68 ff. j 1048 ff. j 1070. Die eüEhJvQl bei den Eponymen (Aristot. 48, 4) sowie die Aufstellung von Entwürfen für Gesetze u. a. Kundmachungen bei diesen (Dem osth. XX Hyp. II 5 ; XXI 104 j XXIV 18. 23. 25 j Aischin. III 39) können noch in den Bereich des �OUX€UTtiPlov fallen. Die Versteigerung der TEXll am Markt (Plut. Alkib. 5) und die Gerichtssitzung daselbst (Antiph. V 10) meinen natürlich nur ßouXeuTtiplov und Heliaia. Daß es besonders schlimm sei, w enn die Dreißig a�f offenem Markt Verhaftungen vornehmen (Demosth. XXII 52 i XXIV 163 f.), ist Redensart. Wenn ein Privatmann den Markt schmückt, ist das seine Sache (Plut. Kim. 13 j praec. r. p. ger. 813 D). Die "Vertreibung" der Händler und Käufer vom Markt Demosth. X VIII 169 ist keine solch e , sondern ein Alarmruf, alles solle zur Ekklesie eilen. 1) Aristot.51, 1 f. In späthellenistischer Zei t ist in Eleusis eine weitere Stelle mit öffentlich ausgestellten Normalmaßen geschaffen worden (IG IP 1013) : im lepov und sicher in erster Linie den Bedürfnissen der 1ravliyupl� dienend. 2) IG II 9 380 ; Amer. Journ. Arch. 1932, 254 ff. j Plat. Ep. VII 324 C.
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von einem Wege anfangen, jedoch ist hier möglich, daß der be treffende Weg auch staatlic·h war 1). § 20. Außerhalb der Hauptstadt und des Peiraieus hat es in gewissem Umfange Staatsstraßen gegeben. Freilich wenn die Tyrannen Hermen als Meilensteine errichten (Plat. Hipp. 228 D), von denen wir IG 1 2 837 ein Beispiel haben, setzt das keine Staatsstraßen voraus, da die Tyrannen formell keine Funktionäre des Staates sind : wenn der Weg einem n"orfe gehörte, freute sich auch dieses über den Schmuck. Der bpoIlOe;, den ein Archon des 6. Jhdts. IG I 2 817 dem Volke stiftet, liegt in Eleusis, ist also rechtlich lEpOV. sicher ein . gepflasterter Weg im Heiligtum, . Die {Epa 6bOe; vom ä
.
1) Weitere Grenzsteine der Art geben nichts aus : IG I t 877 f. 881. 887. 896. 902 j II 2 2624 ff. 2) [Aristot.] Oik. II 2, 4 j o. S. 45 '. 3) Aus Plut. praec. r. p. ger. 8 1 1 F Comic. fragm. db€I11f. 1325 folgt keine =
Exi stenz der bboTrolO( im 5. Jhdt.
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Marktplätze finden wir IG II 2 1180, 5 ff. eben in der Zeit der zitierten Reden des Demosthenes 1). IG II 2 2491 gibt offenbar ein Privater das Wegerecht (vgl. Demosth. LV 19). Die Marktplätze an den Grenzen mit ihren Zollstationen [Xen.] rrap 4, 40 ; o. S. 5 sind natürlich schon früher staatlich gewesen, wenn auch die Fernhaltung bestimmter Personen von ihnen durch staatliche Verfügung 2) nichts dafür beweist : hier handelt es sich um das Verbot des Betretens von athenischem Gebiet im politischen Sinn. Eigentlich ohne Material sind wir für die Frage des Eigen tums an Wasserläufen. Das Verbot der Anlage von Gerbereien am llissos dicht oberhalb eines Tempels IG I 2 88, 18 beweist jedenfalls nichts für ein allgemeines Staatseigentum an solchen. § 21. Landwirtschaftlich genützte Grundstücke hat der athe nische Staat wenigstens im Mutterlande kaum besessen, konfis zierte solche werden genau wie die Wohn- und Wirtschafts gebäude meistbietend versteigert (vgl. die Stellen o. S. 44 2). Die Schenkung von Perikles' Gütern Thukyd. II 13, 1 ; Schol. Ael. Arist. urr. T. TETT. 118, 19 ist ein politischer Sonderfall und hat wegen der Verwüstung des flachen Landes durch die Pelopon nesier zu keiner Nutzung geführt. Vermutlich hat der Akt, da Perikles' Sohn reich und angesehen bleibt, gar keine Rechts folgen gehabt. Dasselbe wird von dem Testament des Kallias Andok. IV 15 gelten. Ein isolierter Fall liegt vielleicht IG II 2 411 vor, wo ein gewisser Sokles und der Staat vereinbaren, ein Grundstück durch 25 Jahre abwechselnd- zu nutzen. Freilich ist nicht sicher, daß es sich um einen Acker handelt ; die ganze Sache ist singulär, zumal nicht gesagt wird, wie der Staat seine Nutzung technisch durchführen will. Wenn er jeweils für seine Nutzungszeit das Land verpachten wollte, wie er es mit den 1) Grenzsteine von Wegen bei Eleusis IG I 2 902 ; TI I 2624f. sagen nichts Näheres aus. 2) D emosth. XXIII 37 ff. u. das megarische Psephisma, Thukyd. I 139, 1 u. Ö.
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nutzbaren Grundstücken der Tempel, wie es Phylen und Demen mit den ihrigen tun, wäre es bequemer gewesen, den Sokles einfach als Pächter einzusetzen. Immerhin ist nach dem Beispiel der Selbstverwaltungskörper, die Ackerbesitz, Haine usw. haben 1), analoger Staats besitz nicht einfach in Abrede zu stellen 2). Belegt ist er in den Kolonien : die bll/JoO"la von o. S. 33 brauchen an sich nicht Äcker gewesen zu sein, aber wir haben Andok. I 92 f. den Fall, daß ein Bürger eine wv� vom Staat hat, nach dem Kontext über See, also eine Pacht von Abgaben o. ä. In dieser Eigenschaft erhebt er Geld von T€WPToUVTE<;, es gibt keine andere Erklärung als das Vorhanden sein einer agrarisch genutzten Domäne in irgendeinet� Kolonie, die parzellenweise verpachtet wird. Denn die Kleruchen auf ihren KXijPOl zahlen keine Pacht an den Staat. § 22. Staatliche Betriebe außer den /JETaHa sind spärlich. Im 5. Jhdt. zieht Athen Einnahmen aus Bädern 3 ), wahrscheinlich an einen Unternehmer verpachteten. Eine Staatsbank ist spät hellenistisch belegt IG II 2 1013, 4. 28 f. 4). Das Wort Monopol ist in Athen nicht unbekannt (Poll. VII 11), wir kennen aber kein solches, der Ölverkauf zugunsten der Göttin ist keines 5). Der bei weitem wichtigste staatliche Betrieb wirtschaftlicher Art ist das o. S. 19 ff. bereits behandelte Bergwerksgebiet, be stehend aus einer echten Domäne und einer im Lauf der Zeit 1) IG II � 1 l�5, 17 ff. ; 2490 ; 2492 ; 2494 ff. 2) Die Gemeindeweide im Kithairon, die noch bei Hasebroek, Griech.
Wirtsch. u. Gesellsch.-Gesch. 45 spukt, ist nirgends, auch Soph. Oid. Tyr. 1134 ff. nicht überliefert. 3) IG I 2 383, 84; ein bl]f.I6atov �a"av€tov 1 8 385 (das von I t 377, 10 ist l€p6v). 4) Der Tparr€ZiTl]� von IG II 2 1672, 37 ff. ist ein Privater, kein Direktor oder Pächter einer Staatsbank, die Erwähnung einer brlf.l0a(a TpdrreZa Schol. Aristoph. Frösche 367 für die Zeit der alten Komödie ein krasser Ana chronismus. 5) Aristot. 60, 2 ; vg·l. o. S. 16 f.
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räumlich an SIe angeklitterten Unzahl von einzelnen Bergbau� rechten auf bestimmten Parzellen, deren Oberfläche im Privat� eigentum verblieb. Die Nutzung findet statt durch Verpachtung einzelner Par� zellen ÜI€plb€C;) an Private, die vor dem Rat durch die Poleten wie jede staatliche Vergebung, Steuerpacht u. ä., vollzogen wird 1) ; sie läuft bei betriebsfertig übernommenen Schächten drei Jahre, bei bis her ungenutzten oder verfallenen eine längere, durch die Zerstörung des Ms . der ' A8'lvalwv TTo).IT€la uns unbe� kannte Zahl von Jahren 2). Die Verpachtung bezeichnet Aristot. a. a. O. als · TTW).€'iV bzw. TTlTtpaO'KElV, ebenso die anderen Quellen; z. B. Deinarchos bei Dion. HaI. a. a. 0. , der Pächter heißt dem entsprechend WVT)TfJC; (IG II 2 1582 passim) - der Rechtscharakter d.er Transaktion wird dadurch nicht geändert, in den Worten einen besonderen Sinn zu suchen ist überflüssig, zum al das t) Aristot. 47, 2 ; Beck. An. I 291 ; Harp. Suid. Lex.Vind. s. bW'fpaql1i ; Suid. s. 1rWAT)Tai ; VgI. DiOll. HaI. Dein. 13 ; Demosth. XXIX 293 ; XXVII 22. 28 ; Diod. V 37, 1 ; Aristoph. Ritt. 362 m. Schol. ; Schol. Wesp. 1007. - Eine andere Nutzung hat es nie gegeben, das verbietet die Struktur des Ver waltungsapparats der 1r6AI�. Die staatlichen Einnahmen stehen also nur in sehr lockerer Beziehung zu dem wirtschaftlichen Nutzungsertrag, zumal erstere ein Fixum, kein Prozentsatz der letzteren sind (0. S. 21 f.). Die Flotte des Themistokles ist aus diesen Pachteinnahmen gebaut worden, die da mals stark gewachsen sein mögen. Die vorherige Verteilung der Erträge an die Bürger Herod. vrr 144 ; Plut. Themist. 4 u. ö. (als Vorschlag Aristot. 22, 7) ist eine groteske Vorstellung, wenn auch Herodot III 57 das gleiche für Siphnos b ehauptet und noch Schönbauer a. a. O. 16 und Momigliano Athenaeum 1932, 248 ff. die Sache ern'st nehmen. Überliefert ist, daß jeder Bürger jährlich 10 Dr. bekam, und die Numismatiker haben denn auch die Zehndrachmenstücke darauf bezogen ; erstens g'ibt es aber keinen Berg. werksertrag und keine Bürgerzahl, die jahrein jahraus in dem festen Ver hältnis von 10 : 1 sich entwickeln, zweitens b ekommt der Staat Pachtgelder in bar, keine Erzklumpen zur Verarbeitung in die Hand. 2) Vermutlich 10 nach den Spuren auf dem Papyros, vgI. den Apparat bei Blaß-Thalheim. Auch 3 ist paläographisch möglich, dann wäre aber die Zwe iteilung gegenstandslos.
51 1tWXEIV des Aristoteles in der Sprache der Urkunden durch arro lHbOvaJ ersetzt wird : IG II 2 15 89 I).
Der Pächter schickt seine eigenen Sklaven oder Arbeiter hin 2) und liefert die Pachtsumme so ab, wie alle Abgaben an das bl1)lOO'IOV gezahlt werden (Demosth. XXXVII Hyp. 3 ; 22). Er bleibt für die Dauer der Pacht im festen Verhältnis zu seiner Parzelle, eine &vTiboO'\C; seines Privatvermögens berührt seine Minenpacht nicht (Demosth. XLII 17 f. 23). Afterverpachtung ist zulässig ([Xen.] rr6p. 4, 4 f.), Nichtbürger können pachten (a. a. O. 12), Iteration der Pacht ist möglich (s. u. zu IG II 2 1582). Das Risi�o g'eht zu Lasten des Päc1).ters, bei einer FehlschürflJng ermäßigt sich die Pacht nicht ([Xen.] a. a. O. 28 f.), umgekehrt sind Nachforderungen des Staates über das bei dem Zuschlag festgelegte Fixum hinaus illegitim (Demosth. XIX 293). § 23. Einen BliCk in die Einzelhejten ermöglichen uns die er haltenen blaypacpai IG II 2 1582ff. Sie geben lange Listen von einzelnen �LETaHa, die Lage jedes einzelnen nach Demos bzw. Staatsdomäne (0. S. 25 f.), den Namen des betr. pETaUov S), den Umfang der Parzelle, in der es liegt und unter der sich even tuelle Erweiterungsschächte also zu halten haben, durch genaue Angabe der Nachbarn ; ferner wird fallweise gesagt, daß es eine Stele hat, d. h. eine von dem Pächter selbst aufgestellte Marke, die ihn als zuständig ausweist. Daß diese Stele nicht vorgeschrieben ist, zeigt der Wechsel von Parzellen mit und 1) Der amtliche Titel der .Urkunden, wie wir sie IG II t 1582 ff. haben, ist blUrpaqJ� : Harp. Suid. Lex. Vind. s. v. 2) Demosth. XXXVII 28 j Andok. I 38 i [Xen.] trOp. 4, 4 f. 3) Meist Götternamen : 'ApTIWllllaKOV, Tl OI1€lboVIUKOV, AtroAAlUVIUKOV usw. Gelegentlich finden wir Ableitungen von Personennamen, so ElIboHlov,
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ohne solche in den U�'kunden 1). Erhalten sind uns solche crTfjAOI IG II 2 2636 :ff. , der Pächter nennt sich als WVYlT�� wie in den blulPa<poi oder sagt aus, daß er die Mine KUTE A UßE 2). Ferner enthält eine solche Liste eine Angabe über die Qua lität des Bergwerks durch den Zusatz ipyaO"lpov 3 ) oder avacra tll.lOV 4) bzw. rrUAalOV avucratlpOV 5) oder KaiVOTO�liu 6). Wo diese Angabe fehlt oder bei der Kürze des zerstörten Textes gefehlt haben muß 7), bedeutet dies sicher nur, daß die Qualität des vor her genannten Bergwerks auch fUr das zur Re d e stehende gilt. Gelegentlich begegnen weitere Angaben wie das Vorhandensein einer KUTUTOIl� 1582, 64 :ff. oder einer cruvToll� 1587, 14 :ff. Diese letz teren Termini können hier auf sich beruhen bleiben 8), die erstere Gruppe bedarf einiger Bemerkungen. Man hat die verschiedenen Ka tegorien stets mit denen von Aristot. 47, 2 in Verbindung gebracht, der die lpyacr1llu und crUYKEXWPl1llEVU scheidet. Mag Polands Konjektur dUYKEXWcrllEVU richtig sein oder nicht, der Sinn ist klar, es handelt sich um Minen, deren Bearbeitung irgend welche Schwierigkeiten macht, die deshalb den schlechthin lpyacrillu gegenübergestellt werden und eine abweichende, natürlich längere Pachtdauer haben. Das können an sich verfallene und ebensogut neu anzu1) Meist ist sie vorhanden : 1582, 29 ft'. 45 ft'. 51 ft'. 56 ft'. 63ft'. 69 ft'. usw. passim. Sicher fehlen tut sie bei den ,.u!TaAAa 1582, 83 ft'. 106 ft'. j 1584, 1 ft'. j 1585, 15 ft'. In anderen Fällen verbietet die Erhaltung der Steine ein Urteil. 2) Meist werden die Stelen aus billigem Holz gewesen sein, da sie ja nicht für die Ewigkeit gedacht waren. Daher die kleine Zahl der erhaltenen. Ein Bergwerksname auch hier : 2638.
3) 1582, 60. 63 ft'. 75 ft'. ' 4) 1582, 5 1 ft'. 123 ft'. 129 ft'. j 1583, 4 ft'; 21 ft'. j 1586, 15 ft'. j 1587, 17ft'. j 1588,4 ft'. 9 ft'. 13 ft'. Ebenso in der Stele IG 11 a 2636. 5) 1582, 19 ft'. 23ft'. 45 ft'. 85 ft'. 92 ft'. 99 ft'. 106 ft'. 1 1 2 ft'. 1 1 7 ft'. 135 ft'. 1 5 1 ft'. ; ] 584, 1 ft'. 9 ft'. j 1585, 7 ft'. 15 ft'. j 1587, 20 ft'. 6) 1586, 1 ft'. 7 ft'. j 1587, 4 ft'. 7) 1682, 12 ft'. 8) Sie betreffen rein technische Dinge der Form der ganzen Anlage j vgl. Oikonomos, Ath. Mitt. 1910, 313 f.
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legende Minen sein, die . Regelung hat in beiden Fällen Sinn 1). Der Terminus der Urkunden uvuO'aEl�lov oder nUhalOV uvuO'aEl ).lov wird von Oikonomos a. a. O. 300f. erklärt als aufgegeben und mit Schlacken und Erde gefüllt, der Zusatz nuAatov sei nur der besonderen Deutlichkeit wegen hinzugefUgt und gebe keinen abweichenden Sinn. Letzteres wird man a priori annehmen können, dagegen macht ersteres Schwierigkeiten. Der Kommen tar im Corpus zu 1582 betont, daß ein wegen Verfalls " auszu räumendes" Bergwerk nicht so heißen kann, weil das Verbum unoO'aTTEIV wäre, nicht uvuO'aTTElv. Dagegen ließe sich sagen, daß das Ausräumen des Schachtes notwendig ein "Hinauf" ' Schaffen der eingedrungenen Fremdkörper ist, ein Ausdruck mit uva also durchaus am Platze wäre 2). Ernster sind andere Dinge. Zunächst herrscht der Typ des "nUhatOV uvuO'aEl).lOV" in unseren Urkunden ziffernmäßig absolut vor, einschl. der uVaO'aE1I.w ohne nUhatOV 26 Fälle von im ganzen 31, deren Qualität überliefert oder sicher ergänzt ist. Der Zufall der Funde kann uns natürlich narren 3), aber dieser Ausweg hat schon etwas Peinliches. Unser Material zwingt uns bei der vorliegenden Interpretation von &vuO'aEl�ov anzunehmen, daß in der Mitte und gegen Ende des 4. Jhdts. 5/e der IlhuUU verfallen waren, wogegen die nopo l 4) und Strab. m 2, 9 entschieden protestieren. Entscheidend ist eine dritte Be obachtung. Die Urkunden geben den &n()lPuq>oIlEVO� der Mine und den WVTlT��, d. h. den bisherigen Inhaber und den neuen 1) Schönbauer a. a. O. 20 f. will O'UlKEXWPIJl.lfVa halten, es seien (für län gere Frist) "gewährteu Minen. Möglich, für die Wahl zwischen verfallenen und neu anzulegenden Minen hilft das auch nicht. 2) Vgl. Schönbauer a. a. O. 25. 3) Eine Kolumne von IG II 11 1582 bricht Zl. 84 in einer Liste von �P'fd011.111 ab (vgl. die Überschrift 60 ff.). 4 ) Die Schrift klagt, daß die Initiative z u Neuschürfungen fehle (4, 28 f.), aber nicht über den Verfall der bestehenden Gruben. Sie hält was existiert für die Basis eines großen künftigen Wohlstandes Athens, das ist keine zu ale tote Industrie.
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Pächter (s. u.). Wenn eme Mine bisher emen Pächter hatte, kann sie wohl im Einzelfall, wenn dieser die Lust verlor, aber doch nicht durchweg und normalerweise verfallen sein. Vor allem aber haben wir mehrere Fälle, wo der arrol'pacpoflEvoC; und der WVIl T�C; identisch sind, gerade auch bei avaO"uElfla 1). Dann hätten die bisherigen Pächter, die am besten den unbrauchbaren Zustand der Mine kennen mußten, sich darum gerissen, an diesem Ob jekt, das am Ende ihrer ersten Pachtzeit immer noch unbrauch bar war, eine zweite Pachtzeit hindurch noch einmal ihre Kraft und ihr Geld zu verpulvern. Es dürfte klar sein, daß avacruElpov nichts mit der zweiten Kategorie von Bergwerken . bei Aristoteles zu tun hat, die wegen Hemmungen für die Ar beit eine abweichende Dauer der Pachtzeit aufweist. Eine Son derstellung behalten nur die KalvoToflial (0. S. 52), die sich viel leicht mit jener zweiten aristotelischen Kategorie decken 2). Alle anderen Termini müssen Angaben über bergbautechnische Eigen schaften enthalten, genau wie KaTaTOfl� und O"UVTOIl�. Ich möchte vermutungsweise interpretieren, daß in den Urkunden lpl'uO"I1l0V Tagbau bedeutet, avaO"uElfloV einen Schacht, in dem man die gefundenen Erze hinaufschaffen muß. Dann wäre man im 4. Jhdt. z. T. zum Tagbau übergegangen, es gab alte Schächte, z. T. auch noch neue solche 3), endlich Tagbau-Parzellen, die keinen solchen Zusatz brauchten 4 ) . 1) 1582, 85 W. 92 W. 99 W. 106 W. 112 W. 117 W. 123 W. i 1587, 17 W. ; 1588, 4 W. 9 W. 13 W. , vermutlich auch 1 W. Das sind 12 Fälle von im Ganzen 17, wo wir bei avaodEllla beide Namen haben. 2) Sie werden in so zerstörten Inschriften erwähnt, daß kein Urteil möglich ist, ob sie eine abweichende Pachtdauer b esaßen. 3) Damit b ekommt die Unterscheidung avaodEI�IOV und 1T aAmov avaod EIIlOV Sinn. 4) KaTaTollli ein "Abstich nach unten" , wäre dann wohl ein begonnener Tag bau, OUVTOIlTJ etwa ein (wagerechter ?) Schacht, der von der Eintiefung des Tagbaus aus in das Gestein hineinführte. Die bisherige Interpretation ist dann dadurch irregeführt worden, daß Aristoteles das Wort ipydOl�lOv im Sinn der Umgangssprache gebrauchte, nicht im technischen Sinn des
55 Nun zu den Personen in den Urkunden. Bei jedem j..I ETCXAAOV steht der wvrlT�C; mit dem Preis am Schluß 1). Am Anfang ste ht eine Person, von der gesagt wird, daß sie die Mine & mypa lVaTO. In vielen Fällen sind, wie gesagt, a:rr O ypa
' Aov (0. S. 20 f.), der Kommentar des Corpus zu 1582, 60 geht in die gleiche Richtung und sagt, daß, was Suidas von den Kawo TOj..lial meldet, die Zahlung von 1/24 des Ertrages an den Staat, durch die Urkunde als für alle Minen geltend bewiesen werde, dem folgt. auch Schönbauer a. a. O. 23f. Oikonomos 312 . sieht dann in der (moypa
1) Daß die Summe am Ende jedes behandelten �€Ta��OV nur der "Kauf· p reis" sein kann, ist o. S. 21 gesagt worden. Wenn wir Tabellen haben, die einen "Käufer", ein "verkauftes" Objekt und einen Geldbetrag haben, geht jede Interpretation in die Irre, die in letzterem etwas anderes sehen will. 2) Die Stellen o. S. 54 1• dazu 1582, 63 ff. 69 ff. vgl. 75 tf. 3) Der wahre Charakter des 24 stels s. o. S. 22 f. Es hat mit der StaatH pacht nichts zu schaffen.
56 Sie sehen anders aus als unsere Texte, ot rrwXI1Tai arrEboVTo heißt es II 2 1589 für die Bergwerke, TabE lrrpa911 1581 (vgl. 1579). Die Urkunden auf Grund von Urteilen haben lmuvlov und KaT« ßoX�, die Bergwerksurkunden nirgends. Der arroypaq>O/lEVOC; ist vielmehr ganz deutlich der bisherige Inhaber der Pacht, dessen Frist abläuft und der, da er für etwa vorgekommenen Raubbau im Betriebe verantwortlich ist (0. S. 19), natürlich für die laufende Periode gebucht wird. Er weicht einem neuen WVI1T�C; oder er erneuert in den Fällen, wo arroypa q>O/lEVOC; und WVI1T�C; identisch sind, seine Pacht für eine neue Periode, nach Aristoteles drei Jahre I). Mit dieser Feststellung ist zugleich IG II 2 1582 datiert. Wir lernen Zl. 60 ft'. , daß die z. Zeit neu zu vergebenden Bergwerke von den bisherigen In habern angemeldet, d. h. wieder zur Verfügung gestellt werden auf Grund der Liste von 349/8. Die zu Ende gehende Pachtfrist hitt also 349/8 begonnen, es beginnt die neue, nach Aristoteles drei Jahre später, wir sind also mit IG II 2 1582 im Jahr 346/5. Nur noch eine letzte Stelle der genannten Urkunde bedarf einer weiteren Interpretation. Das Bergwerk von 1582, 75 ft'. hat eine Sonderstellung oder richtiger dieses und mindestens das folgende Zl. 83 ft'. , da es die abweichende Datierung der zitierten 1) Schön bauer 23 f. sagt, daß wir uns nicht vorstellen dürfen, daß nach je drei Jahren n otwendig der Pächter wechselte. Es bedarf aber keiner Vorstellung, sondern wir lernen au� den Urkunden, daß das in etwa der Hälfte der Fälle geschah. Ein Gesetz, daß nur wer den B etrieb geschädigt hatte weichen mußte, ist natürlich unmöglich ; bot nach Ablauf der Pacht frist ein Konkurrent mehr als der alte Inhaber, bekam er selbstverständlich den Zuschlag. Ob damit die Lust zu Verbesserungen des B etriebes litt, wie Schönbauer 24: einwendet, wird dem athenischen Staat sehr gleich gültig gewesen sein. Daß die ganze Regelung die Initiative der Pächter nicht förderte, sagen die 'lfOPOI ohnehin (0. S. 20). Die Ptolemaier, die sehr viel kaufmännischer dachten als die Athener, haben bei der Verpachtung ihrer Domänen j edenfalls keinen Anstoß daran genommen, daß die kurzen Pachtfristen und die Gefahr, aus dem Betrieb herausgesteigert zu werden , die Initiative lähmten.
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Stelle mit dem vorangehenden teilt - da die Inschrift unmittel bar danach abbricht, ist nicht zu sagen, ob nicht noch mehr ana loge Fälle zu dieser Gruppe gehörten. Hier heißt es nicht, daß jemand uTt'E"fpaljJaTO TO f..lha��ov, sondern es steht da dO'�VEYKE. Außerdem wird das Bergwerk nicht nur als lpyaO'If..lo v, sondern daneben als ElpyaO'f..lEvov bezeichnet, endlich der E\O'qJEPWV, ein I,y sanias, unterschieden von einem Antixenos, von dem etwa da gestanden haben muß, daß er die Mine hatte : (f..lhanov) ö E1XEv 'AVTiEEVO� ergänzt das Corpus mit Fragezeichen. Oikonomos 315 f. sieht in dem E\O'qJEPUV irgendeinen technischen Ausdruck der Bergwerkssprache, das Corpus zweifelt, was der Sah bedeuten , soll, Schönbauer 2 l f . denkt an eine Versteigerung während des Abbaus, also eine nachträgliche Änderung des Inhabers. Die Er klärung gibt uns jetzt die Inschrift selbst. Alle anderen JlETana werden, wie gesagt, neu versteigert, auf Grund der Liste von 349/8 also im Jahre 346/5. Dieses Bergwerk, das in jeder Silbe des Textes Besonderheiten hat, wird nun ausdrücklich zitiert als aus der Liste von 348/7 stammend. Es handelt sich um ein sol ches, dessen Pachtfrist noch nicht abgelaufen ist ; daher erstens die Konstatierung, daß es E\PYaO'f..lEvOV ist : die vom Pächter an gestellten Sklaven sind natürlich in Tätigkeit, haben nicht wie bei Ablauf der Pachtfrist selbstverständlich die Arbeit eingestellt und ihren Ranzen geschnürt. Daher zweitens das dbweichende Verbum für den rechtlichen Akt des Lysanias. 'ArroypaqJE0'9al heißt ein Bergwerk nach Ablauf der Frist ordnungsgemäß bei dem Staat anmelden und es zur Neuvei'pachtung zur Verfügung stellen. Das hat Lysanias nicht getan, sondern die Mine ein Jahr früher, als die Frist ablief, dem Staat abgegeben, E1O'�vEYKE genau wie dO'qJopa: die Abgabe von Werten an den staatlichen Fiskus. Zur nä.heren Beurteilung des Falles hilft der Umstand, daß der E\O'qJEpwV zugleich der neue WV'1T�<; der betr. Bel'gwel'ksparzelle ist, einer solchen, ö E7XEV (0. ä.) '�VTihvo�. Vermutlich lagen die
58 Dinge so, daß Antixenos 348/7 die Parzelle pachtete fUr die Zeit 348/7-346/5. Er starb aber i. J. 347/6, Lysanias ist sein Erbe, der mit dem privaten VermÖgen auch die Bergwerk spacht Uber nahm. In diese einzutreten und sich neu einzuarbeiten, wenn sie doch in einem Jahr ablief, hatte er keine Lust. Um mehr Spiel raum zu haben, kUndigte er die Pacht fUr Ende 347/6 und pach tete die Mine ab 346/5 mit einem neuen, ihm nunmehr drei Jahre Zeit gebenden Vertrage. Das war auch deswegen sicher prak tisch, weil etwaige Konkurrenten auf ein Freiwerden der Mine erst 345 rechneten, er Uberraschte sie 346 mit seinem Schritt. Die betr. Mine trat damit aus der Serie derer, die 348, 345, 342 usw. neu vergeben wurden, in die Serie Uber, fUr die neue Pachtfristen 349, 346, 343 begannen. Wir lernen so, was ohnehin nahelag zu vermuten, daß nicht alle Parzellen die gleichen Fristen hatten, jedes Jahr wurde etwa ein Drittel aller Pachtverträge von den Poleten mit neuen Pächtern abgeschlossen oder �it den alten erneuert.
11. Die Staatsangehörigen. J.
Die Bürgerschaft.
ö) Vorbedingungen des Bürgerrechts.
§ 24. Die früheste klare Auskunft über die Erstreckung des Bürgerrechts gibt die Notiz Arist. 13, 2, daß um 580 um eine überparteiliche Regierung bilden zu können, fünf Eupatriden, drei Bauern und zwei Handwerkei' ein den Archon ersetzeIides Kollegium bildeten. Damals war also das Stadium überwunden, das Sparta repräsentiert : das Bürgerrecht war vom Grundbesitz unabhängig. Die antike Anschauung, daß Solon das BUrgerrecht auf die Leute ohne Ar und Halm erstreckt hat (a. a. O. 7, 3 u. ö.), ist also sicher richtig. Vorher waren Rechts- und Wirtschafts lage genau wie in Sparta : das Bürgerrecht hing am Boden und schrumpfte mit dem Bauernlegen auf einen immer kleineren Kreis zusammen, auf die Eupatriden, wie man diese am Ende des 7. Jhdts. vorhandenen Grundbesitzer nannte 1). Seit Solon treten die befreiten Bauern und die Nichtgrundbesitzer dazu. Daran ändert nichts, daß sie, abgesehen von jenem Experiment ttm 580, keine Beamtenqualifikation haben, wenigstens die mei sten nicht, da diese am T€Aot; hängt. Auch die radikale Demo kratie hat formell niemals Bürgerrecht und Beamtenqualifikation 1) Vgl. Aristot. 2, 2 ; 4, 5 ; fr. 5 Plut. Thes. 25. Natürlich waren die Bauern nicht zu hundert Prozent gelegt und man wird sich unter ihnen immer noch eine Anzahl als gemeinfrei denken, aber die meisten waren hörig. Es ist wichtig, sich klarzumachen, daß die Eupatriden als Adels sj:.and das Pro dukt eines wirtschaftlichen Prozesses sind, zumal niemand da war, um Adelspatente zu verleihen. Sie sind die Familien, die im 7. Jhdt. durch Bauernlegen stark wurden. =
60 sich decken lassen, sondern stets Ämter z. B. nur für die Penta kosiomedimnen reserviert (z. B. Aristot. 7, 4 ; 26, 2 ; 47, 1) 1). Im übrigen gab es in archaischer Zeit offenbar keine Vor bedingung außer der, daß der Vater Athener sein mußte, der Stand der Mutter wal' gleichgültig, genau wie in Sparta. Die V0901, die aus keiner nach den festen Formen des Zivilrechts geschlossenen Ehe stammen, waren gesellschaftlich wie selbst verständlich nicht voll angesehen, bis zum Ende des 6. Jhdts. pflegten sie in einem Gymnasion am Kynosarges ihren Übungen obzuliegen, getrennt von den EU "fE"fOVOTE�, genau wie in Sparta die )l6e(XI(E� gesellschaftlich isoliert standen. Aber mehr als ein gesellschaftliches Vorurteil ist die Scheidung nicht, und der einzige Mann, von dem wir hören, daß er als Jüngling in jenem Gymnasion turnte und mit dessen Zeit eben das Vorurteil . fiel, war Bürger : Themistokles 2). Ferner konnte natürlich schon damals das Bürgerrecht ver liehen werden ; wenn nach dem Sturz der Tyrannen eine Revision der Bürgerliste stattfindet (Aristot. 13, 5), hahen diese offenbar 1) Stellen, die nach Solon eine Einschränkung des Bürgerbegriffes anzu deuten scheinen, sind ohne Beweiskraft. Nach Solons eigenem Gesetz ist "der B ürger" verpflichtet, bei Unruhen seine ö1f'-a 9�iVQl (a. a. O. 8, 5 u. ö.), bei Peisistratos' Machtergreifung haben »die Bürger" solche ön'-a in ihrem Besitz (15, 4 f.). Peisistratos besteuert die Bürger nach dem Bode.nertra.g (16, 4), diese werden genannt nach den T61rOl, wo sie iy�WpYouv (13, 5). Nie mand wird hieraus eine Beschränkung des Bürgerrechts auf Hoplitenzensus oder Grundbesitz herauslesen. In der Steuer aus dem Bodenertrag stecken zudem wohl Abgaben aus dem Profit privater Bergwerke, zu einer Steuer auf das sich bildende mobile Kapital fehlten alle Methoden und Voraus setzungen. 2) Plut. Themist. 1. Wenn die Lexika von den v6901 im Kynosarges als einer allgemeingültigen athenischen Institution sprechen, machen sie leicht Konfusion mit dem Begriff des v690� im Sinn der nachperikleischen Demo kratie, ihre besser unterrichteten Quellen haben stets jene frühe Zeit im Auge. Erwähnt wird die Ordnung Suid. s. d� Kuv6 aapYE� ; Phot. Suid� s. KuvocrdpYI1 � ; Beck. An. I 274, ferner Demosth. XXIII 214 ; Dion XV 3.
61 kraft ihrer realen Macht das Bürgerrecht verteilt und Kleisthenes durfte kraft seiner gesetzgeberischen Vollmacht das gleiche tun (Aristot. Polit. III 1, 1 0) 1). Daß die ausländische Mutter das Bürgerrecht nicht in Frage stellt, tritt allenthalben hervor, gerade die vornehmen Familien heiraten gern in das Ausland, um sich einflußreiche Verbin dungen zu sichern. Peisistratos selbst hat eine Gattin aus Argos (Aristot. 17, 3 f.), der Reformator Kleisthenes ist der Sohn einer Sikyonierin (Herod. V 67 u. ö.), Miltiades d. Jüngere heiratet eine Thrakerin 2), sein Sohn Kimon eine Ar kaderin 3), die Mutter des Themistokles ist aus Thrakien 4), ebenso die des Antisthenes von Diog. La�!'t. VI 1 ; Suid. s. v., ebenso die des Historikers Thukydides (Plut. Kim. 4). Nur eine Ausnahme gibt es : der ßa (JIAEU� muß nach altem Gesetz 5) eine Athenerin zur Frau haben.
Diese Bestimmung ist für die Zeit seit 451/50 sinnlos, weil alle Athener, die etwas auf die politische Legitimität ihrer Kinder geben, das gleiche tun müssen. Es handelt sich also um den Rest einer älteren Rechtsordnung, einer solchen, die bis in die Zeit der Erbkönige zurückgeht. Sie gilt genau so in Sparta : der König muß Sohn einer Bürgerin sein, die Mutter des Bür gers ist gleichgültig (Staatsrecht I 126). § 25. Eine neue, sehr viel engherzigere Regelung bringt das
Jahr 451/50: abgesehen von der Verleihung durch Volksbeschluß steht fortan das Bürgerrecht nur den Söhnen eines Atheners 1) Wenn er nicht nur diesbezügliche Anträge an das Volk g-estellt hat, vgl. Wade·Gery, Class. Quat. 1932, 21. 25. 2) Herod. VI 39 ; Plut. Kim. 4. 3) Plut. Per. 29 ; Kim. 16. 4) Plut. Themist. 1 ; amat. 753 D ; Athen. XIII 576 C Neanth. fr. 2 ; N ep. Themist. 1, 2 ; Ael. var. hist. XII 43 ; Pap. Oxyrh. XV 1800, 64 ff. 5) [Demosth.] LIX 75. =
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und einer A thenerin zu 1). Dieses Gesetz ist 403/02 anläßlich des Wiederaufbaus des Staates nach dem Zusammenbruch erneuert worden mit der Maßgabe, daß es ohne rückwirkende Kraft gelten sollte für Kinder, die im laufenden Jahre und später ge boren würden 2). Natürlich ist das perikleische Gesetz vorher nicht abgeschafft gewesen, aber viele Athen er waren vor der Erneuerung als Exulanten im Ausland gewesen und hatten dort geheiratet 3). Die Amnestie von 404 rief diese Leute heim ; es war angemessen, daß die Gesetzgebung auf sie Rücksicht nahm 4). Behauptet wird die Abstammung von einer Ausländerin oder die Ehe mit einer solchen in der Hitze der Parteikämpfe oder in der Prozeßwut auch nach 450 und nach 403 oft genug : von Hyperbolos (Schol. Aristoph. Wesp. 1007), von Kleophon (Schol. 1) Aristot. 26, 3 j 42, 1 ; Plut. Per. 37 ; Ael. var. hist. VI 10; XIII 24, 2 j Eurip. Ion 671 f. 721 f. Vgl. die Erwähnungen der nachträg'lichen Legi. timierung (durch das Volk, also eigentlich eine Verleihung des Bürger rechts) von Perikles d. Jüngeren, dem Sohn der Aspasia : Plut. a. 0.. O. ; Suid. s. bTJI-lOTTOll'JT6�j Harp. Suid. s. 'AOTTaOl aj Beck. An. I 453. 2) Es handelt sich um zwei Gesetze, j edenfalls werden zwei Antrag steller genannt : Athen. XIII 577 E ; D emosth. LVII 30 ; Isaios VIII 43 ; Schol. Aischin. I 39 ; vgl. Anon. Argent. 10 (Wilcken, Hermes 1907, 413 f.). Eine andere Seite eines dieser Gesetze sind die Erbschaftsbestimmungen Demosth. XLIII 5 1 ; Isaios VI 47. 3) Ein uns bekanntes B eispiel ist der Historiker Thukydides, Marcell. Thukyd. 19. 4 ) Das die zitierte Klausel entbehrende Gesetz Athen. a. a. O. ist viel leicht als Schlag gegen die Heimkehrenden gedacht gewesen, den das neue Gesetz in der endgültig gewordenen Form gutmachte. - O. Müller, Fleckeis. Jahrb. Suppl. XXV nahm an, daß das perikleische Gesetz nach der sizilischen Katastrophe formell aufgehoben worden sei, Beloch Griech. Gesch. UI I 1, 14 1 vermutet dasselbe für den Moment, wo der jüngere Perikles das Bürgerrecht erhielt (0. Anm. 1) ; aber gegen Beloch ist Plut. a. a. O. doch deutlich von einer besonderen B ehandlung des jungen Peri· kIes die Rede. Das Richtige bei Busolt 940 f. Isokr. VIII 88 spricht nur von dem ,Bevölkerungsrückgang durch den peloponnesischen Krieg, nicht von Gesetzen dagegen, Diog. Laert. II 26 und Aristot. fr. 75 sind anek· dotisch. -
63
Aristoph. F rösche 681), von Demosthenes 1) , von Iphikrates (Demosth. IL 66), von seinem Sohne Menestheus 2), von Timotheos (Athen. XIII 577 AB), von Demades (a. a. O. 591 F), von dem jeweiligen Prozeßgegner 3), all das ist für uns gegenstandslos und berührt zum mindesten nicht die Frage nach dem geltenden Recht. Dagegen ist . das perikleische Bürgerschaftsrecht in helleni
stischer Zeit nicht in Geltung geblieben : seit dem 3. Jhdt. zeigen die Grabsteine viele Frauen mit fremden Ethnika als Frauen athenischer Bürger 4). Als Termin der Neuordnung, die offenbar lediglich bürgerliche Abkunft von Vaters Seite forderte, kO,mmt frühestens die Zeit des Demetrios von Phaleron in Frage. Daß dieser selbst die alte Ordnung erwähnt zu haben scheint 5), ist keine Gegeninstanz. Er hatte in seinen Schriften alle Phasen der athenischen Rechtsgeschichte zu berühren Gelegenheit. Sonstige Anläufe, das Bürgerrecht anders als nach der Ge burt abzugrenzen, sind ephemer geblieben. Im Jahre 411 hat die gemäßigte Reaktion das Bürgerrecht auf die Landdienst pftichtigen zu beschränken versucht 6), im Jahre 404/03 stellten 1) Aischin. II 78 ; III 171 ft'. ; Liban. Hypoth. zu Demosth. 2 ; Zosim. Vita Demosth. ; Anon. Vita Demosth, (ed. Dindorf VIII 18. 23). 2) Nep. Iphikr. 3, 4 ; vgl, Athen. IV 131 A. Iphikrates' Frau ist Thrakerin, aber ihr Vater, der König Kotys, athenischer Bürger. 3) D emosth. XXV 65 ; Lys. XIII 59. 4) IG II I 2786, 2788. 2894. 2916. 2962. 2964. 3006. 3142. 3215. 8218. 3333. 3395. 3399 ; Amer. Journ. Philol. 1910, 391 ft'. n. 44. 58. 60 ;. ' E
64 die Dreißig eine Bürgerliste nach eIgenem Gutdünken auf 1). Nach dem Sturz der Dreißig fiel ein Vorschlag, das Bürgerrecht auf die Grundbesitzenden zu beschränken, wirkungslos zu Boden 2). Dagegen wurde es im Jahre 322 unter makedonischem Druck an einen Besitz von 2000 Dr. Wert geknüpft S), dann nach einer kurzen Wiederherstellung des alten Zustandes 4) an einen solchen von 1000 Dr. 6), der im Jahre 008 wieder verschwand (Diod. XX 46, 3). Die genaue Rechtslage im 5. und 4. Jhdt. zu erkennen, wird durch unsere Hauptquelle, die Redner, erschwert, die im Advo kateneifer die übelsten Spiegelfechtereien treiben und vor den un gebildeten Gesch worene� die Begriffe "unehelich" und "nichtbürger lich " nach Kräften durcheinanderbringen. DieLexikographen haben sich erst recht nicht durchgefunden, und die Verwirrung reicht wei· ter bis in die moderne Literatur6). Klar ist die Hauptlinie des peri kleischen Prinzips : Vater und Mutter müssen echtbürtige Athener sein, d. h. im Moment der Einführung des Gesetzes müssen beide athenische Väter, eine Generation später ihrerseits athenische Väter und Mütter aufweisen können 7). Ist ein Teil der Eltern Sklave, hindert dies selbstverständlich das Bürgerrecht (Demosth. XXII 61) ; der Fall, an den das Ge setz vor allem dachte, war aber die Ehe eines Bürgers mit einer 1) Theoretisch 3000 Namen : Aristot. 36, 1 f. ; 37, 1 ; Xen. Hell. 11 3, 18. 20. 5 1 ; 4, 1 f. 9. 28; vgl. Isokr. XVTII 16 ; XXI 2 ; Lys. XXV 16; lust V 8, 10. Im Jahre 411 wählten' die Phylen KaTaAoYEl�, die B eck. An. I 190. 270 genannt und Etym. Magn. Phot. Suid. s. (JuHpaqlE1C; auch für 404 voraus gesetzt werden. . 2) Lys. XXXIV Hyp. ; Dion. HaI. Lys. 32. 3) Diod. XVIII 18, 4 f. ; Plut. Phok. 27. 4) Im Jahre 319: Diod. XVIII 55, 2. 5) Im Jahre 318: Diod. XVIII 74, 3; vgl. Plut. Demetr. 10. 6) Vgl. Busolt 943 ' und die dort zitierten Schriften. S. auch o. S. 60 bei den v6901 im Kynosarges. 7) Vgl. die Stellen o. S. 62 '. Als geltendes Recht zitiert : [Demosth.] LVIl H;yp. 1 f. j 17. 46. 64 vgl. 67 f. j LIX 110. 112. 118 f. Vgl. Isaios XII 2f.; Aristoph. Vög. 1651 ff. m. Scho!. 1653. 48.
65 Ausländerin, t€vl1. Deren Söhne von emem Athener sind nicht BUrger 1). Wird eine fremde Frau als BUrgerin ausgeg �ben, um fUr die Kinder das BUrgerrecht zu erschleichen, so ist das straf bar 2) , ebenso wenn ein BUrger seine Tochter, die t€Vl1 ist, als echtbUrtige Athenerin ausgibt und so einen BUrger zur Ehe mit ihr veranlaßt 3). Adoption durch emen BUrger schafft kein BUrgerrecht, es kommt auch bei dem Adoptierten auf seine naturlichen Eltern an ([Demosth.] LVII 50), und seine eigene Abkunft ist fUr die Zulässigkeit der Adoption entscheidend. Erst wenn die beider seits bUrgerliche Herkunft des zu Adoptierenden feststeht, kann sie erfolgen �) . Ebensowenig ist die Adoption eines aus dem BUrgerstande ausgestoßenen Mannes zulässig oder gar geeignet den alten Rechtszustand wiederherzustellen 5). Umgekehrt be rUhrt Adoption eines BUrgers durch einen Fremden das BUrger recht des ersteren nicht (Aischin. 11 28). 1) [Demosth.] LIX 1 3. 16 u. ö. Der Beweis a. a. O. 18ff. 30. 38, d aß Neairas Kinder nicht bürgerlich sind, baut sich darauf auf, daß sie nicht Athenerin sein kann. Daß sie früher einmal Sklavin war, dient nur zum B eweis der letzteren These. 2) [Demosth.] a. a. O. Hyp. 1 f. ; 16f. 124. Das gilt natürlich nicht für ein als solches zustande gekommenes Konkubinat, bei dem für etwaige Kinder keine politischen Rechte beansprucht werden (a. a. 0.) : die E�vl'\, die als Tuvti bei dem Manne wohnt, wird als Sklavin verkauft, wenn das Gericht so entscheidet, nicht die zugestandene �Talpa. Die Kinder der Verurteilten sind natürlich E�VOI (a. a. O. 124). Daß der Nichtbürger, der nirgendwie" einer uaTil aUVOIK€\, verkauft werden muß (a. a. O. 1 6), ist natürlich Unsinn, vgl. die Ehe von [Demosth.] XXXIV 37. E-s kann sich auch hier nur um den Fall handeln, daß er sich betrügerischerweise als Bürger ausgab; Wegen der Möglichkeit der Strafbarkeit eines Verhältnisses s. u. S. 70 S• 3) [Demosth.] LIX 52 f. 62 f. vgl. 56ff. 4-) Demosth. XXXIX 2. 7. 18. 20f. 34 ; XL 2. 11. 5) [Plut.] X Redn. 834 B. Plut. Themist. 32 sagt, daß Themistokles' Sohn mit dem Vater epuyd� war und später in Athen adoptiert wurde. Er hatte aber nicht aufgehört Bürger zu sein, da er nicht epuyd<; im Rechtssinn war (u. § 38).
66 Auch die Freilassung eines Sklaven durch den Bürger begründet. kein Bürgerrecht : o:rreAeUgep01 sind Metoiken 1). Die Verleihung des erblichen Bürgerrechts durch das Volk ersetzt natürlich jeden Mangel. Als der Metoike Pasion Bürger wird, gibt ein Athener seine Tochter ohne weiteres an Pas ions Sohn [Demosth.] LIX 2. Daß dessen Mutter zur Zeit ihrer Eheschließung ebenso wenig die athenische Staatsangehörigkeit besaß wie Pasion selbst, is t gleichgültig 2). § 26. So streng die beiderseitige Abstammung von Athenern gefordert wird, so wenig setzt das Bürgerrecht eheliche Geburt voraus. Schon die Frühzeit kannte keinen solchen Anspruch 8), keine der o. S. 62 1 ; 64 7 für das Gesetz von 451/0 und seine Erneuerung zitierten Stellen weiß etwas davon. D emosth. XXXIX haben wir den Fall, daß eine Athenerin einen unehelichen Sohn hat. Ihre eidliche Aussage, die einen bestimmten Bürger als den Vater bezeichnet und die Anerkennung der Vaterschaft- durch diesen eröffnen ihm ohne weiteres die Aufnahme in die Phra trie und damit in die Bürgerschaft 4). Ohne die Anerkennung durch den unehelichen Vater wäre er Hvo� gewesen (XL 41 f.) wie in dem Fall Andok. I 126, wo der betr. Bürger seine Vaterschaft unter Eid ableugnet. Umgekehrt wird [Demosth.] 1) [Xen.] 'Ael)v. 1TO>'. 1, 1 0 ; Aischin. I 1 1 4 ; Harp. s. /-IETOIK10V, 01TOOTacJ{OU biKI). PoIl. VIII 91 ; vgl. lsaios fr. 11 und u. § 92 a. A. Suid. s. EI� Kuv6aap'fE� verwechselt V0901 und �UfTOIK01. 2) Demosth. XXXVI Hyp. 1. Eine Einschränkung ist die Bestimmung, daß der Neubürger und sein mit ihm in die Bürgerschaft aufgenommener Sohn bestimmte Ä mter nicht. bekleiden dürfen, sondern erst der Sohn des Neubürgers, der aus einer nach Verleihung des Bürgerrechts mit einer Athenerin geschlossenen Ehe stammt, [Demosth.] LIX 92. Das ist aber keine Frage der Erstreckung des Bürgerrechts, sondern der Beamtenqualifikation. Auch Altbürger haben diese formell nicht ohne weiteres (0. S. 59 f.). 3) Plut. Sol. 20 zitiert ein Gesetz, wonach die }'rau des Impotenten von dessen nächstem Verwandten geschwängert werden soll. Also geradezu eine Forderung der unehelichen Geburt in einem Einzelfall. 4) A. o. O. Hyp. H. ; 2. 4 f. 1 8 ft'. 29 ft'. u. ö. Er führt von Stund an seinen vollen bürgerlichen Namen : a. a. 0. 7. 37.
67 LIX 58ft'. 63 das Bürgerrecht einem Unehelichen verweigert, aber nicht, weil er unehelich geboren ist, sondern weil der Vater nicht beschwören kann oder will, daß die verstorbene Mutter Athe nerin war. Isaios VI 2 1 ft'. werden bei der Aufnahme in die Phratrie Schwierigkeiten gemacht, aber auch nicht weil der betr. Junge unehelicher Geburt ist, sondern weil man · an der Vaterschaft des ihn präsentierenden Bürgers Zweifel hegt. Ebenso stößt sich ein Bürger Isaios II! 55 an der von dem künftigen Schwiegervater oft'en zugegebenen unehelichen Geburt der Braut nicht im mindesten ; es steht fest, daß ihre Mutter Athenerin war, und die Unehelichkeit der Geburt der Braut berührt die Stellung der zu begründenden Familie gar nicht. Dem entspricht endlich der Ausdruck Aristot. 42, 1, wo für die Einführung in die bruuhat, die der in die Phratrie folgt, die Fälle unterschieden werden, daß alles in Ordnung ist, daß der Reflektant Il� l�EU9EP0C;; ist, also der Sohn einer Sklavin 1), und daß er nicht l€ lOVE KUTU TOUC;; VOIlOUC;;. Letzteres meint die bürgerliche, nicht die eheliche Abkunft, weil sonst bei der ganzen Fragestellung das perikleische Bürgergesetz ignoriert würde. Käme es inner halb der Möglichkeiten bürgerlicher Geburt noch auf ehelich und unehelich an, müßte ein dritter Faktor des Ausschlusses aus dem Bürgerrecht genannt werden. .
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Daß gleichwohl bei der Frage nach dem Vorhandensein des Bürgerrechts die Ehelichkeit des betr. Sohnes gern betont wird, ist begreiflich. Der Weg ersparte den viel umständlicheren 1) Das ist der typische Fall : freie Ausländerinnen mußten bei den engen Verhältnissen der Zeit auffallen, und ihre Söhne einzuschmuggeln war schwerer. - Wenn Demosth. XXII 61 das Bürgerrecht bestritten wird, weil die Mutter lI'Opvy\ sei, ist rechtlich bedeutsam nur die Tatsache, daß solche lI'Opvat erfahrungsgemäß Sklavinnen und Fremde zu sein pflegen. Endlich sei hier das Gesetz erwähnt, daß der Totschlag des f.101XO� bei einer Mätresse, die man �11' EAEUaEpO\� 1I'auJiv hat, wie der bei der Gattin behandelt wird, auch dies ein Zeichen, wie wenig die Ehe als solche in der athenischen Rechtssphäre b edeutet (Demosth. XXIII 53).
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Nachweis, daß die unehelich und nur vorubergehend verbundenen Eltern beide Athener waren und daß das Kind gerade aus dieser Verbindung und keiner anderen stammte. Wenn ein normaler Eheschluß der Eltern vorlag, waren praktisch alle Garantien gegeben, es sei denn der Gegner behauptete, die Ehe sei durch die Vorspiegelung des BUrgerrechts der einen Partei von dieser erschlichen worden. So verfährt der Beweis Isaios XII 2 f. 7. 9. Daran ändert es auch nichts, daß in manchen Fällen 1) bei der EinfUhrung in die Phratrie nach der Ehelichkeit des Sohnes gefragt wird. Hier handelt es sich um die Gesetze der einzelnen Phratrien als Selbstverwaltungskörper. Diese hatten verschieden scharfe Zulassungsbedingungen, manche ließen Neuburger zu, andere nicht 2) ; manche forderten eheliche Geburt 3), manche ließen uneheliche, aber zweifelsfrei athenische Söhne zu, wandten also einfach das perikleische Bürgerschaftsgesetz an (Demosth. XXXIX 18 ff.) 4). Die Frage, ob ehelich oder unehelich, ist wichtig nur fUr das Erbrecht, bzw. das Recht des aTXlcrTEu� gegenUber der Erbtochter ; so bei Solon 5), so in dem Gesetz von 403/2 6). Hier gilt der Unter schied von '(V�crlO� und v6eo�, ein Erbrecht des letzteren ist bei dem Vorhandensein ehelicher Kinder nach Solons Gesetz und noch am Ende des 5. Jhdts. nicht vorhanden 7), im 4. Jhdt. 1) Isaios VII 16f. j VIII 19. 2) Vgl. u. § 32. Bei Bürgerrechtsverleihungen darf der Neubürger in eine der Phratrien eintreten, deren VO/olOI dies gestatten. 3) IG II 2 1237, 108 ff. j vgl. Aristoph. VBg. �669 m. Schol. 4) Eine genaue Kontrolle der Herkunft durch die q>pdTOPE� findet in allen zitierten Fällen statt, da sie als Unterabteilung der Bürgerschaft jeder Bürger muß einer Phratrie angehören - die Verantwortung für die Reinerhaltung der Bürgerliste tragen. NOSOI i n den Phratrien werden Ari stoph. Vög. 1667 ff. vorausgesetzt. 5) D emosth. XX 102 j XLVI 14. 1 6 ; vg1. Aristoph. Vög. 1661 ff. m. Schol. 1653. 6) D emosth. XLIII 51 ; Isaios VI 47. 7) Aristoph. Vögel 1649 ff. 1655 f. 1661 ff. Dies Recht mag durch die Gesetz gebung von 403/2 reformiert worden sein.
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auf bestimmte Höchstsätze beschränkt 1). Nur erbrechtliche Be deutung, keine politische, hat auch die Verstoßung des Sohnes durch den- Vater : Themistokles' Verstoßung hat seine BUrgerqualitäten nicht berUhrt 2). Sehr bezeichnend ist endlich der Umstand, daß es offenbar gleichgUltig ist, aus welcher Ehe einer Athenerin ein Kind stammt, wenn nur beide Ehen mit Athenern abgeschlossen waren. Es gibt nämlich keine Kautelen gegen die perturbatio sangui nis : die Frau kann am Tage der Scheidung zu einem anderen Mann Ubersiedeln 3). Wenn sie schwanger ist, kann sie das dem Archon melden und damit eme neue lybo(Tllii durch ihre Ver wandten hinausschieben 4), aber kein Gesetz hält die b eiden Ehen zeitlich auseinander. § 27. Der Engherzigkeit der athenischen BUrgerrechtspolitik der - klassischen Zeit entspricht es, daß das Wort Epigamie 1) Der Höchstsatz hat offenbar gewechselt: 1000 Dr. bei Harp. Suid. Phot. s. vo6€'ia ; Beck. An. I 282, 500 Dr. bei Suidas s. iltiKAT1PO� ; Schol. Aristoph. Vögel 1656. Dieses Erbrecht wird oft berührt. Zur formellen Ehe gehören bestimmte Zeremonien, die auf Solon zurückgeführt werden (Herod. V 130 ; Lys. X 17 ; Plut. coniug. praec. 138 D ; Plat. Krit. 50 D ; v6�. V I 774 E ; vgl. [Demosth.] XLVI 1 8 ) und deren Vollziehung i m Einzelfall bei Erbschaftsprozessen von den Rednern oft behauptet oder bestritten wird, namentlich die feierliche llboal� der Frau durch den Vater, Bruder, Vor mund usw. : D emosth. XXXVI 32 ; XL 19; XLIV 49 ; XLV 5 5 ; LVII 41 ; LIX 114. 122 ; Hyper. II 5 ; V 16 ; Isaios ! 39 ; II 1. 3 ff. ; 1lI Hypoth. ; 2 ff. 9. 14. 41. 78 u. ö. ; VIII 8. 29. Andere Zeremonien im gleichen Zusammen hang erwähnt Isaios III 76. 7 9 ; VIII 18. 20. Sonstige Anspielungen auf das Erbrecht, den Stand des lv"alo� bzw. den des mangels Vorhandenseins von yv"alol rite Adoptierten (E!altOlI]T6�) z. B. Demosth. XLIV 7. 67; XLVI 14. 24 ; Hyper. fr; 56 ; Lys. I 33 ; Isaios VI Hypoth. ; Pap. Hib. I 14, 6 ff. [Demosth.} XLVI 15 jongliert mit den Begriffen ltOl11T6�, Neubürger, und daltOII]T6�. Adoptivsohn ; Aristoph. a. a. 0. 1649 bringt den v690� mit dem Sohn der tlv'l durcheinander, bei dem Dichter verzeihlicher als bei dem Rechtsanwalt. 2) Bzw., wenn man die Verstoßung als anekdotisch verwirft : man konnte sich vorstellen, daß jemand dltOKI1PuX6E1C; und doch Bürger war. Die Quellen : Plut. Themist. 2 ; Nep. Themist. 1, 2 j Ael. var. hist. n 12; Pap. Oxyrh. XIII 1608, 37. 3) Vgl. Demosth. XXX 33 ; XLI 4 ; Isaios II 8 f. 4) Demosth. XLIII 75 ; vgl. Aristot. 56, 6 f.
70 keinen Raum in ihr hat. Sicher überliefert ist eine solche nur einmal : Diod. XV 46, 6 für die i. J. 373 nach Athen geflüchteten Plataier. Deren Töchter würden also für unsere Frage als Athe nerinnen rechnen. Die Epigamie für die gleichen Plataier 427 Isokr. XIV Hyp . ; 51 ist eine durch den Vorgang von 373 ver anlaßte Verwechselung, i. J. 427 erhielten die Plataier das Bürger recht 1). Dies ist wohl zugleich die Erklärung des Sonderfalles : die betr. Familien waren einmal athenisch gewesen ; wenn man sich 373 scheute, den alten Rechtszustand zu erneuern, wo man keinen leeren Raum in Kolonien hatte und sie als Konkurrenten bei der Futterkrippe in Athen selbst hätte behalten mUssen, so zog man aus den alten Rechten der Zugewanderten wenigstens eine teilweise Konsequenz. Die Epigamie der Thebaner im Jahr 339/8 in dem gefälschten Psephisma Demosth. XVIII 187 er ledigt sich schon dadurch, daß es damals keinen Staat Theben , sondern nur einen solchen Boiotien gibt. Wir werden mit Sicher heit die Behauptung Lys. XXXIV 3 von der Epigamie der Eu boier im 5. Jhdt. und die moderne Ergänzung des Wortes Epi gamie in der Ehrung der Metoiken von 403 2) verwerfen können 8). 1) [Demosth.] LIX 104 ft'. j Lys. XXIII 2. 3 j Isokr. XII 94. Matthieu. Rev. Etud. Gr. 1 927, 69 ft'. b estreitet das Bürgerrecht von 427, m. E. zu Unrecht. Die Plataier sind in Skione und Torone angesiedelt worden, nicht in Attika, aber das sind athenische Kolonien und in ihnen werden nur athenische Bürger in KAf}pO\ eingewiesen (0. S. 32 ; vgl. zu dem Fall Nachr. Gött. Ges. 1931, 173). 2) IG 11 t 10 bei Wilhelm, Suppl. Ep. Gr. III 70. 3) Einige weitere in unsere Materie eben noch hineinreichende Bestim mungen des Eherechts seien hier berührt : das aUVOiKE1V eines Fremden mit einer Athenerin ([Demosth.] LIX 16 f . ; vgl. [Plat.] Eryx. 396 E) meint ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau, junge Mädchen bekommt der Fremde im Athen des 5. und 4. Jhdts. nicht zu sehen. Es wird als straf bar bezeichnet, sehr begreiflich, die rein bürgerliche Herkunft von Kindern der betr. Frau wurde unsicher. Aus dem gleichen Grunde ist die Wieder herstellung der Ehe durch den Mann nach entdeckter und verziehener Un treue verboten, [Demosth.] LIX 87. Die Anekdote Diog. Laert. 11 26 betr. erlaubte Vielweiberei ist albern j vgl. Athen. XIII 555 D. 556 A.
71 Zum Schluß sei bemerkt, daß, wenn wir hier ständig mit dem Begriff der A thenerin operieren mußten, ein Bürgerrech t von Frauen im technischen Sinn natürlich nicht besteht : ihre zivil rechtliche Handlungsfähigkeit ist gesetzlich beschränkt wie die der Minderjährigen 1), sie tragen auch kein Demotikon, wie die In schriften allenthalben lehren, vgL Aristot. 55, 3. Näheres über die Stellung der Frau im athenischen öffentlichen Recht s. u. § 89 ff. b) Erwachen des Bürgerrechfs, Verleihung, Verlusf. § 28. Das athenische Bürgerrecht erwacht in der reifen Demo kratie mit einer Abstimmung in dem einzelnen Demos, dem der betr. junge Mann angehört oder angehören will, und der ihr fol genden Eintragung in das Xl1ElapX1Kov lpa/J/Janlov. Der Akt, die öOKlpaaia, findet normal im 18. Lebensjahr statt und wird ver anlaßt durch den Vater bzw. Vormund, der den Bewerber vor stellt. Die Demoten haben sich von dem Vorhandensein dero. S. 60 ff. behandelten Qualitäten zu überzeugen und nach einem Eid mit \��
72 Die Frage, ob der sich der Ablehnung fUgende Bewerber Met. oike oder E€vo� ist, wird nirgends beantwortet, mit Recht : er hat keine fremde Staatsangehörigkeit, es bleibt ihm nur völlige Rechtlosigkeit oder die Eintragung als Metoike. Zu den eigentlichen o. S. 60ft'. behandelten Vorbedingungen des Bürgerrechts tritt als solche für die Eintragung in den Demos fJaaT O� ; Suid. s. a1ToIVIl
73 die vorher erfolgte Eintragung in die Phratrie, die im Kindes alter stattfindet 1). § 29. Ein besonderes Wort ist nötig über den Bürgereid. Er ist von allen neu aufgenommenen jungen Bürgern zu leisten. Er wird zum Teil zitiert Lyk. 76, den vollen Text bieten, ab gesehen von der modernen Einfügung in den Ausgaben der ly kurgisehen Rede, PoIl. VIII 105 f. j Joh. Stob. IV 1, 48. Völlig ab weichend ist der Text Plut. Alkib. 15, er ist wohl einfach ir gen dein Mißverständnis. Daß der Text der anderen Stellen ar chaisch ist, tritt klar hervor, er setzt voraus, daß das TtAfleo� die eW/Jo{ gibt, in klassischer Zeit gibt es V6�lOl und lj.I'1
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wle Sle in jeden Richtereid gehören 1), die Verpflichtung nach dem geltenden Recht oder dem eigenen besten Wissen und Ge� wissen zu richten, beide Parteien anzuhören, keine Geschenke anzunehmen, bei der Entscheidung nur den zur Verhandlung stehenden Rechtsfall zu berücksichtigen 2) u. ä. Auch einige wei� tere Bestimmungen sind ohne Anstoß, die Verpflichtung, keinen irrrElJ9 uvoiÖ zu einer clPX� oder zu der Stellung als cruvEbpoiÖ d. h. 'ltclPEbpOiÖ einer solchen zuzulassen, Iteration und Kumulierung von Ämtern zu verhindern. Dies alles betrifft die Rolle der He� liaia bei der Dokimasie der Beamten wie das Vorhergehende die Rolle als Gerichtshof im engeren Sinn 3). Daneben aber stehen Verpflichtungen ganz anderer Art : keinen u1TEu9uvOiÖ zum Ge� sandten zu wählen, wo es kein Dokimasie in der Heliaia gibt, keine q>UTclbEiÖ heimzurufen, keine Bürger ins Exil zu treiben, gegen die Errichtung der Tyrannis, die Einführung der Oligar� chie, gegen jede Beseitigung der Demokratie, gegen Schulden� tilgung und Landaufteilung zu stimmen. Das sind alles Ver� pflichtungen zur Abwehr bestimmter politischer Ideen des 4. Jhdts., Verjagung politischer Parteien, TiliÖ clvobaO'J.lOiÖ, XPEWV cl1TOK01Ttl. Und vor allem sind dies alles Dinge, die in keinem zivil- oder strafrechtlichen Spruchhof aktuell werden können, sondern ein� zig und allein bei Abstimmungen in der Volksversammlung. Dem entspricht auch die Terminologie : OU 'V'lq>\OUfl01 0A1TOPXiov, OU 'ltE!crOJ,lOl Mv T\iÖ lm'V'1q>i2':lJ. ' Em'V'lq>i2':Ecr901 ist technisch für das Volk, es sind keine Paranomieklagen, oder nicht nur sie 1) Diese Regeln werden natürlich in unzähligen Fällen in fast allen Ge richtsreden kurz berührt. Es lohnt nicht Zitate zu häufen. 2) D. h. nicht politische oder persönliche Freundschaft und Gegnerschaft, den Leumund, eventuelles Verhalten des Angeklagten in anderen Fällen auf sich wirken zu lassen. Rechtsgeschichtlich ist daran nur interessant, daß die Vorstrafen, die Frage der Rückfälligkeit usw. keine Rolle spielen dürfen. Zitiert auch Demosth. XLV 50 ; vgl. XXII 4 3 ; LVll 66. 3) Auch die Verpflichtung, keinen u1t€u9uvot; zum Amt des Herolds zu zulassen, gehört hierher. Die Herolde haben eine gerichtliche Dokimasie wie die Beamten (Demosth. XIX 338).
75 gemeint. Der Eid will also nebenbei - praktisch wohl in erster Linie - den Bürger bei seinen politischen Abstimmungen binden, er ist ein Bürgereid, er ist, wie Andok. IV 3 ihn ganz richtig charakterisiert, ein Eid TfK; ßouA�.; Kai TOG bfll.lO u. Seine Zeitstellung ist dadurch sicher, daß er nicht mehr eine feste Richterliste der 6000 Heliasten, sondern eben als Bürger eid den Zustand der Heliaia voraussetzt, den Aristoteles dar stellt, wo jeder Bürger an sich Heliast ist und jeden Morgen zum Richten gehen kann wenn es ihm paßt. Seine Geburts stunde ist sicher der Moment, wo die feste Liste der 6000 der aristotelischen Ordnung Platz machte, d. h. zu Beginn des 4. Jhdts. Terminus ante quem ist Andok. a. a. O. Die Zeit paßt zum Inhalt : die Wiederkehr der Vorgänge von 411 und 404 soll unmöglich gemacht werden 1). Dieser Eid wird geleistet, wenn man das Alter von 30 Jahren erreicht hat, das die Heliaia erfordert (Demosth. XXIV 150f.), ver mutlichin den Demen, da diese denPersonenbestand am besten über sehen. Die naheliegende Vermutung, daß man mit dem "Richter eid" das "Richtertäfelchen" in Empfang nimmt, ist aber un wahrlilcheinlich. Diese Täfelchen sind Pässe, die auch zum Be treten der Volksversammlung nötig sind (u. § 75), also vor dem 1) Die Echtheit des Dokumentes ist gelegentlich b estritten worden : k ein Scholiast, der Einlagen fabriziert, würde einen so die politischen Stimmungen nach 404 wiedergebenden Text zuwege bringen. Er mag ge kürzt sein, der Editor, der ihn einlegte, konnte k eine zu lange Unter brechung des den rhetorisch gebildeten Leser allein interessierenden Rednertextes brauchen, daher die scheinbare Beschränkung der Dokimasie auf geloste Beamte, was natürlich verkehrt ist, und manche andere Un klarheit. Daß § 151 andere Schwurgötter als bei der Nennung des Richter eides PoIl. VIII 122 ; Beck. An. I 443 aufgeführt werden, was Busolt 1164. 1168 moniert, ist völlig in Ordnung. Diese meinen ausdrücklich den Eid auf dem Ardettos, wo, wie Theophrast bei Harp. s Apbi)TTolö weiß, _früher ein Richtereid stattfand, d. h. nicht mehr im 4. Jhdt. Es handelt sich hier um den Eid aus der Zeit der festen Richterliste der 6000, der eben um 400 mit der Neuordnung der Heliaia verschwand und als reiner Amtseid uns hier nichts angeht. . •
76 30. Lebensjahr gebraucht wurden. Die Wirkung dieser Alters grenze war immerhin, daß nach menschlichem Ermessen in jeder Volksversammlung eine klare Mehrheit von Bürgern vorhanden war, die auf die Demokratie politisch vereidigt waren. § 30. Mit der Dokimasie, dem lnpaq>EO'Sat d� ävhpa�, beginnt die eigene Verwaltung des Vermögens 1), das etwaige Vormünder auszuliefern haben, es beginnt die Fähigkeit, Prozesse zu führen 2); es beginnen die strafrechtliche Verantwortung 3), die Leiturgie pflicht 4), die WehrpflichtS) und das Recht zur Beteiligung an der Ekklesie 6). Einen Einschnitt in . die Ordnung dieser Dinge bedeutet die Einführung der aktiven Dienstpflicht der Epheben im Frieden i. J. oder um 337, die den beiden jüngsten Jahrgängen der Bürger die zivile Handlungsfähigkeit auf bestimmte Fälle be schränkte, z. B. Sicherung des Anspruches auf eine Erbschaft oder eine Erbtochter vor Gericht ; die politischen Rechte fehlen ganz 7). 1) Aischin. I 103 ; D emosth. XXVII Hyp. 1 ; 5. 36; XXXII 9 ; Hyper. fr. 192 ; Lys. fr. 43 ; Poil. VIII 104 ; Schol. Aischin. I 18. 2) Aischin. 1 1 8 ; D emosth. XXX 15 ff. ; Lys. X 31 ; XI 1 2 ; Plut. Dem osth. 6 ; Liban. Hyp. zu Demosth. 4 ; Zosim. Vita D emosth. (Dindorf VIII) S. 19 ; Harp. s. Al'\ElapXIKov ypallllaTElov. Vorher vertritt der Vater oder der Vor mund den Knaben : Demosth. XLIII Hyp. 2 ; 1 5 ; Aischin. I 13. 16 ; Antiph. Tetr. B I 1 u. ö. Vgl. die Haftung des Vaters für die Schulden seines Sohnes Aristoph. Wolk. 1268. 1277f. und die �1tiboal�, die ein Bürger für seinen Sohn und in dessen Namen nicht anders al.. für Frau und Tochter gibt (IG 11 � 2332 ff. an vielen Stellen). 3) Aischin. I 18. Eine Ausnahme macht der 1jl6vo� dKoualO� durch einen Knaben. Ihn trifft nach dem Mordgesetz die Atimie, d. h. sein Hinein". wachsen in die Reihen der Bürger wird aufgehalten, er wächst in die IiTIIlol hinein : Antiph. Tetr. B I 2. III 11, ganz wie in Sparta (Staatsr. I 43). 4) Lys. XXI 1 . 5) Vgl. unten im Text zur Ephebie. 6) Schol. Plat. Alkib. 1 105 A. Wenn über das Auftreten Jugendlicher in der Ekklesie geklagt wird, sind damit natürlich Unerfahrene, aber formell Erwachsene gemeint: Lys. XVI 20 ; Xen. Mem. III 6, 1 ; Aristoph. Ritt. 1373. 7) Aristot. 42, 5 u. ö. Näheres später bei der Behandlung der Wehrverfassung.
77 Das Erwachen des vollen Bürgerrechts war damit auf das 20. Lebensjahr verschoben, genauer : auf Mo aq>' iißYJ�. Die Frage ist, ob man die Eintragung in das AYJtlUPX1KOV lPu/l/luniov auf den Abschluß der Dienstzeit verschoben hat. Behauptet wird dies wiederholt 1), aber alle diese Stellen sind konfus, rechnen die Ephebie vom 18. Jahr rückwärts und kommen so zum 16. Jahr - ein besonders törichter Scholiast sogar vom 16. zum 14. und verraten so selbst, daß die Eintragung im 18. Jahr erfolgte. Entscheidend ist, daß Aristot. 42, 1 ff. ganz eindeutig die Doki masie im Demos als den ersten, die Aushebung als den zweiten Akt darstellt und daß es nach [Demosth.J XLIV 35 f. eine dop pelte Liste gab, der im Demos Zugelassenen und der zur Ek klesie Berechtigten, was unverständlich wäre, wenn beide Be griffe sich stets gedeckt hätten 2). Endlich ist es grundsätzlich kaU:m denkbar, daß man im Bürgerheer dienen sollte, · ehe das Bürgerrecht feststand. Das Novum lag darin, daß die Dokimasie fortan nicht mehr den sofortigen Genuß aller bürgerlichen Rechte, sondern nur die Anwartschaft auf sie nach Beendigung der Dienstzeit gab. Das meinen auch [Demosth.] XLVI 18. 2Q. 24 ; Hyper. fr. 192, wenn sie von dem Erwachen jener Rechte nach der Dienstzeit reden 3). Daß vor der Neuordnung von c. 337 die Dokimasie genau wie später im 18. Jahr lag, ist gesichert durch die Chronologie von Demosthenes' Jugend 4), ferner durch die Heirat eines jungen Mannes mit 18 Jahren Demosth. XL 4, d. h. offenbar sofort nach der Dokimasie wie Isaios IX 29. Eine 1) PoIl. VIII 105 ; Schol. Plat. Alkib. I 105 A ; Harp. Suid. Etym. Magn. �1tl lllETt� 1i�i'taat ; Schol. Aischin. I 18 i 111 122 vgl. 11 167 i vgl. Liban. Hyp. zu Demosth. 5. 2) Dann ist di� Rede jünger als 337. Blaß, Att. Bereds. 111 2 1, 569 vermißte noch jeden chronologischen Anhalt. 3) VgL auch [Plat.] Axioch. 366 E. 4) Er hat seinen Vater mit 7 Jahren verloren und dann 10 Jahre unter Vormundschaft gestanden : Demosth. XXVII 4 ff. 23 f. 26. 29. 35. 63. 69 ; Zosim. Vita Demosth. a. a. 0. ; Schol. Aristoph. Wesp. 5781 s.
78 spätere Eintragung ist [Demosth.] XLIV 35 ff. 40f. belegt, aber bei einem Demenwechsel nach einer Adoption 1). Diese ganze Ordnung, vor und nach der Einführung der Ephebendienstzeit, setzt die Demenordnung voraus. Das Er· wachen des Bürgerrechts vor deren Entstehung kann nicht an ders erfolgt sein als dUrch die Aufnahme in die Phratrie, di� auch in klassischer Zeit der im Demos vorangeht und auch von einer Feststellung der Qualifikation als Bürger begleitet ist (0. S. 71). Jedenfalls i st es nicht gestattet, sich für das archaische Athen eine allgemeine zentralisierte Bürgerliste vorzustellen, zu der es nicht einmal das klassische gebracht hat 2) . § 31. Neben jenem Hineinwachsen junger Athener in das Bürgerrecht gibt es stets die Verleihung desselben durch das Volk. Der Rechtssatz der Möglichkeit dieser Verleihung wird oft ausgesprochen oder vorausgesetzt :!). Historische Einzelfälle von größerer Bedeutung - beabsichtigt oder durchgeführt haben wir in der Verleihung durch die Tyrannen und nach ihrem Sturz durch Kleisthenes 4), die Plataier i . J. 427 5), Metoiken und 1) Seit der Einführung der aktiven Dienstpflicht kann der Rat junge Leute, die ihm noch nicht a.chtzehnjährig zu sein scheinen, zurückstellen und dem Demos, der sie eintrug, eine Geldstrafe auferlegen (Aristot. 42, 1 f.). Es bleibt offen, ob damit die Eintragung als Bürger ungültig und im nächsten Jahr zu erneuern war. An sich hatte der Rat nicht über den bürgerlichen Charakter, sondern über die Waffenfähigkeit zu entscheiden. Blieb die Eintragung des Demos bestehen, so stand der betr. Bürger im Al'\ElapXIKöv Tpa�"lflTE'!OV undim KaTdAoTo� der Wehrpflichtigen in verschiedenen Jahrgängen. Vermutlich wurde er . also auch für ersteres zurückgestellt. 2) Die Einzelheiten der Eintragung in die q>pdTOPE� s. u. bei der Be· handlung der Phra.trien. 3) Demosth. XII 8 ff. ; XX 84; XXXVI 30. 47 ; XLV 78. 85 ; LllI 1 8 ; LIX 2. 104 ff. ; Hyper. I 20 ; fr. 183 ; Isokr. VIII 50 ; Andok. II 23 i Lyk. 4 1 ; Lys. XIII 70 f. ; Aischin. III 8/l ; PoIl. VIII 56 ; Harp. Hes. Suid. Lex. Vindob. s. bl'\�o1tOU1T6� ; Harp. s. au,.I/-I0p(a ; vgl. Ephor. fr. 23 J ac. ; Oic. pro Balbo 30. Der Terminus ist 'lrOAIToTpaq>{a, z. B. IG II I add. 858. 4) Aristot. �811v. 'lroA. 18, 5 ; Polit. III 1, 10. In der Praxis wird Klei. sthenes die Verleihungen der Tyrannen mit Auswahl legitimiert haben, denn diese waren kraft realer Macht, nicht im Sinne der Demokratie
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Sklaven, die auf der Flotte i. J. 406 gedient haben 1), die Samier i. J. 405 (lG II 2 1, 1 2 11'. ; vgl. add.), viele Metoiken nach dem Sturz der Dreißig 2), Sklaven und Fremde i. J. 338 3). Einzelne als Neu bUrger bezeichnete Person begegnen - um von den Inschriften zu schweigen - in der Literatur ständig, zugewanderte Fremde, frUhere Metoiken und Sklaven4), daneben fremde FUrsten und Magnaten ohne übersiedlung nach Athen 5). Die letztere Art ist die jUngere, Solon sah noch vor, daß das BUrgerrecht nur "er liehen werden konnte, wenn der Fremde auf ewig aus seiner Heimat vertrieben oder sonst seinen Wohnsitz dauernd in Athen zu nehmen gesonnen war (Plut. Sol. 24). Die Form der Verleihung war stets die normale der Legis lative ; seitdem fUr Volksbeschlusse ein 1fPOßouAEu/Ja erforderlich korrekt erfolgt. Vielleicht hat er auch nur die Verleitungen im Volk be antragt, o. S. 61 1• 5) [Demosth.] LIX 104 ft'. ; Lys. XXIII 1 f. 13 u. ö. ; Diod. XII 76, 3 ; vg1. Isokr. IV 109 ; XIV Hyp. j 51 ; Thukyd. V 32, 1 . Bei der neuen Vertreibung 873 wurden sie nur Metoiken mit Isotelie : Theop. fr. 102 verglichen mit Diod. XV 46, 6 (verschrieben : Isopolitie). Dazu bekamen sie die Epigamie (0. S. 70). 1) Diod. XIII 97, 1 ; Aristoph. Frö. 692 ft'. m. Schol. : sie werden nPlataier", d. h. Bürger mit K�i'\POI in den Kolonien Skione und Torone ( 0. S. 70 1), in Athen will man sie nicht behalten. 2) IG II • 10; vgl. Suppt Ep. Graec. I 14 j II 11 j III 70 ; Aristot. 40, 2. 3) Lyk. 41 ; Hyper. Ir. 27f. ; [Plut.] X Redn. 848 F. Aischin. III 85 be hauptet dasselbe von den Olynthiern 348, zu Unrecht nach Theophr. fr. l02 ; IG II • 211 (die Scholien z. St. verwechseln Olynth und Euboia). 4) Von politisch bekannten Personen Herakleides 6 KAaZ:o�l�vlo� Plat. Ion · 541 D ; Aristot. 41, 3 ; IG II 1 8, Charidemos Demosth. XXIII Hyp. I 1 ; Ir 3. 65. 145. 151. 187 u. ö. , der v6eo� des Perikles Plut. Per. 37 u. ö. ; o. S. 62 1• Vgl. ferner Xen. Hell. II 2, 1 ; Theop. fr. 139 ; Demosth. XXIII 12. 119 ; XXXVI 30 ; XLIII 78. 85 ·; LIII 18 j LIX 2. 13 j Dein. I 43 ; Lys. XliI 70 f. ; Hyper. I 20 ; Andok. I 149 ; [Aischin.] Ep. XII Itl ; Ind. Acad. 001. VIII 24 ft'. ; Harp. s. �'faaIK�i'\�, nO�UYVWTO� ; Harp. Hes. Suid. s. bl'\J.101tOII'\T� ; Suid. s. i\plaTOcpdvl'\� P6bIQ�,A1taTOUpla; Scho1. Aischin.III 77;Plut. apophth.reg. imp. 1 2 ; comm. Hes. 65 ; X Redn. 835 F j Scho1. Aristoph. Wesp. 283 ; Frö. 970 ; Diog. La�rt. IX 65 ; Scho1. Ae1. Arist. Panath. 178, 16. - Ablehnung einer solchen Verleihung Plut. de Stoic. rep. 1034 A. . 5) Thukyd. II 29, 5 ; Aristoph. Ach. 145 m. Schol. ; Demosth. XII 8 ff. ; XX 29 f. ; XXIII 118. 141. 199 f. ; Suid. s. 'ATraTOupla.
80 ist, gilt dies auch für die Aufnahme in die Bürgerschaft 1). Darüber hinaus sind seit dem 4. Jhdt. - urkundlich belegt seit 369/8, s. u. - die Bedingungen besonders scharf : erst muß in einer Ekklesie die Zustimmung zu dem Antrag auf die Ver· leihung, also äbwx, eingeholt werden ; in einer zweiten folgt die Hauptabstimmung mit \Viiq>Ol, die zu ihrer Gültigkeit 6000 ab gegebene Stimmen erfordert. Ein Verstoß gegen diese Regel unterliegt der Paranomieklage wie jede Verletzung der Form der Gesetzgebung. So lauten die Vorschriften bei [Demosth.] LIX 88 ff. , die Inschriften bestätigen und klären das Bild : im 5. Jhdt. wird die Verleihung noch ganz in den unqualifizierten Formen der Legislative vorgenommen, ebenso im 4. bis mindestens 387/6 2), daher kann das Bürgerrecht sogar in einem Amendement zum 1TpoßouAeu/Jcx verliehen werden s), dann - nachweislich seit 369/9 - setzt die beschriebene schärfere Form ein : die Pl'ytanen werden angewiesen, für die nächste Ekklesie die Abstimmung mit Stimmsteinen anzuberaumen 4). Die genannten Texte führen uns bis in die Mitte des 3. Jhdts. ; von da an fehlt die Wendung regelmäßig, trotzdem die erhaltenen Verleihungen nicht seltener werden : offenbar hat man die Doppelabstimmung abgeschafft :» . 1) Schol. Aischin. 111 195; [Plut.] X Redn. 835 F. 836 A. Die Dreißig haben das Bürgerrecht verliehen, formell als aOToKpd.ToPE�, praktisch rein revolutionär, Pap. Oxyrh. XIII 1606, 191 f. 2) IG I I 1 10, 15 W. ; 1 13, 7 W. ; 122, 15 ; 160, 8 W. ; 11 9 10 ; 17 ; 19 ; 25. 3) IG I 9 110, 15 W. ; 11 9 1 9. 4) IG 11 9 103, 30 W. ; 109 b ; 207; 222 j 251 ; 297 ; 336 ; 350 ; 374 ; 385 , 392 W. j 398 ; 448, 31 W. (doppelte Abstimmung KaTa TOV VO/-lov) ; 507 f. usw. bis 707 ; 717 ; 721 ; 804 ; 806 ; 808 ; add. 472. Wenn dazwischen die Wen- . dung gelegentlich fehlt, ist das so zu verstehen, daß die Form sich von selbst verstand, ohne daß sie in jedem Einzelfall auf dem Stein genannt zu werden brauchte, zumal dieser damals nur Kopie und oft Excerpt, nicht mehr Urkunde ist - darüber in einem späteren Heft. Im Amen dement hat j etzt nur noch der Antrag auf B eauftragung der Prytanen mit der Hauptabstimmung Platz und auch dieser b egegnet nur zu B eginn der Periode : I G 11 9 109 b. 5) IG 1 1 9 845, 15 f. liegen die Dinge anders : eine Bürgerrechtsverleihung
81 Eine weitere Kautel ist 320 eingeführt worden, die Thesmo theten haben die vollzogene Verleihung des Bürgerrechts dem Gericht zur Ratifizierung, Dokimasie vorzulegen. Der älteste Fall ist IG TI 2 398 v. J. 320/19 (Dinsmoor, Arch. of Ath. 28), im Jahr zuvor (Dinsmoor 25) fehlt die Formel noch IG 11 2 385 1). Die Texte zeigen, daß jeweils der nächste Gerichtstermin be stimmt wird (a. a. O. allenthalben), daß ein Hof von 500, d. h. 501 Heliasten zuständig2) und daß die persönliche Anwesen heit des Neubürgers nicht erforderlich ist 8). Ein isolierter Fall von Dokimasie von schon vom Volk rezi pierten Neubtirgern . liegt im 5. Jhdt. bei den . Plataiern von 427 vor ([Demosth.] LIX 105), er ist aber anders gelagert. Es wird nur nachgeprüft, ob die sich Meldenden die plataiische Staats angehörigkeit besaßen, damit sich kein anderer einschmuggelt. Das war deshalb nötig, weil · es in der Volksversammlung tech nisch nicht möglich war, Hunderte von Nichtbürgern auftreten und auf ihre Personalien untersuchen zu lassen. Das Gericht hat den Personalbestand der in Bausch und Bogen rezipierten Plataier aufzunehmen, der Vorgang hat keine Verwandtschaft mit der Regelung von 320. wird für später eventuell in Aussicht genommen und der Rat angewiesen, gegebenenfalls die nötigen Anträge zu stellen. 1) Sie ist also wohl zu ergänzen IG 11 9 874 (nach 319/8), ebenso 392 ff., umgekehrt ist sie IG 11 9 336 v. J. 334/3 als falsche Ergänzung zu streichen (vgl. Busolt 945 '). Die Erwähnung der Thesmotheten IG 11 2 207, 11 hat sicher mit den hier behandelten Dingen nichts zu tun, die Heranziehung der bllcaon'}pla bei solchen. Verleihungen Hypoth. I 2 zu.Demosth. XXIII ist für die Zeit der Rede selbst ein Anachronismus. Dann steht die Formel stets da : IG 11 9 507 ; 538 ; 646 ; 648 ; 652 ; 654 ; 663 ; 667 usw. bis 979 ff. ; 988 ; 1055 ; add. 924, also solange wir überhaupt Kunde haben. Die Ergänzung 893, wo die Thesmotheten das Volk abstimmen lassen sollen, ist wohl ein Ver sehen des Corpus. I G 11 9 558 ; 707 fehlt die Bestimmung, vielleicht hat man um 303 vorübergehend die Kautel fallen lassen (Ferguson, Hellen. Ath. 130'), wahrscheinlicher ist Knappheit :der Steinkopie wie o. S. 80 '. 2) IG TI I 719 ; 851 ; 853 ; 855 f. u. ö. 3 ) IG 11 9 850 ; 8 53 f. ; 922 u. Ö.
Diese letztere hat sich organisch aus dem älteren Zustand heraus entwickelt. Es gab schon vorher die Möglichkeit, die Verleihung vor Gericht nachprüfen zu lassen, einfach durch die Paranomieklage (0. S. 80). Dies wird jetzt obligatorisch. Erst nach der Bestätigung durch das Gericht erfolgt fortan die Zu weisung des Neubürgers an Phyle, Demos und Phratrie 1). Der Inhalt der Dokimasie wird nirgends berührt. Sie wird verlaufen sein wie die Dokimasie der Beamten, so daß jeder Bürger auftreten und die Unwürdigkeit des Reflektanten be haupten konnte wegen unwahrer Angaben über seine Verdienste, athenerfeindlicher Haltung bei früheren Gelegenheiten u. ä . . Nicht überliefert ist, ob der Neubürger sich bewerben konnte oder die Verleihung ihm als freie Gabe dargebracht werden mußte. Daß in den Fällen Plut. de stoic. rep. 1034 A die Ehrung abgelehnt wird, ist kein Beweis für das letztere, .die betr. Stoiker mögen abgewinkt haben, ehe die formelle Prozedur vor Rat, Volk und Gericht eingeleitet wurde. Aber da die o. S. 79 ge nannten fremden Fürsten gewiß nicht brieflich um das Bürger recht gebeten haben werden, konnte sicher jeder Bürger auch ohne Wissen und Auftrag des zu Ehrenden die Verleihung be antragen. Daß der Antrag formell von einem Bürger eingebracht werden mußte 2), bedarf keiner Bemerkung : Nichtbürger können nichts beantragen. § 32. Zu allen Zeiten zeigen die Inschriften, daß die Bürger eingetragen werden sollen in die Phyle 3), den Demos und die Phratrie, die sie wünschen. Gelegentlich begegnet dabei der ein schränkende Zusatz �c.; 01 VOIlO1 KEAEUoum bzw. AEYOU(11 4), oder rrA�v �c.; 01 VO/lOI urroyopEuoum 5) . Dasselbe meint natürlich die 1) IG 11 2 980 ff. ; add. 924 u. ö. 2) Im Rat als 1Tpo�ouAEuf.ia, im Volk als Amendement in den Fällen o. S. 80. 3) Vgl. Lys. XXIII 2 : der angebliche Neubürger würde eo ipso zu einer Phyle gehören. 4) IG I 2 113, 7 ff. ; 11 2 222 ; 405 ; 448, 19 ff. 5) IG 11 r. 385 ; 804.
83 Zuteilung "KaTcl TOV VOIlOV" 1). Die genaueste Formulierung ist die von IG II 2 336 b 5, wo diese Einschränkung sich unmiß verständlich nur auf die Phratrie bezieht. Sehr begreiflich : · die Phylen und Demen sind künstliche Schöpfungen und völlig uniform. Sie können keine Gesetze haben, die die Aufnahme von Neubürgern zulassen , erschweren oder untersagen. Dagegen sind die Phratrien älter als die Uniformität der Demokratie und Träger z. T. sehr alter Ordnungen. Isaios VII 16 zitiert der Redner die speziellen Gesetze seiner Phratrie über die Zu lassung neuer Mitglieder, wir sahen o. S. 68, daß sie Unehe liche .teils aufnahmen, teils ausschlossen. Der Staat hat diese alten Gesetze wie überall so auch bei der Zuteilung der Neu bürger respektiert. Wenn eine Phratrie solche nicht zuließ, hatte niemand sie zu zwingen 2). Die Art und 'Weise, wie die Verteilung auf die Phylen usw. ge handhabt wurde, war verschieden. Bei größeren Sammelverlei hungen werden die neun Archonten beauftragt (IG II 2 1, 34 in den addenda) oder ein vom Rat niederzusetzender Ausschuß 3), bei den Plataiern fiel die Aufgabe wohl der Heliaia anläßlich der Do kimasie zu (0. S. 81), in der Regel fehlt jede Bestimmung darüber. Es gab also vermutlich einen normalen Weg, der nicht eigens erwähnt zu werden brauchte : man wird sich vorstellen, daß der endgültig Aufgenommene bei einer ein für allemal feststehenden Dienst stelle seinen Wunsch nach Phyle, Demos und Phratrie anmeldete und dieses Organ die betr. Körperschaften benachrichtigte4� 1) IG II 2 350 j 374 j 392f. j 395 j 438 ; 507 f. usw. bis 667 ; 696 j 710. 2) Die Formel ist sicher belegt seit der Zeit Alexanders, was natürlich nicht besag't, daß vorher die v6ilo1 der Phratrien weniger geachtet wurden. Johnson, Class. Philol. 1914, 424 will mit IG II 2 222 zeitlich herabgehen. das kann unterbleiben, wenn IG I 2 113, 10 richtig ergänzt ist, 3) Das ist IG I 2 UO, 17 . 22 ff. offenbar der Fall, er wird aus fünf Leuten gebildet. 4) Neubürger mit ihrem neuen Demotikon : IG IP 349 ; 1006, 106 ; 1039 b 31 j 1046 ; Hl31 u. Ö.
84 Gelegentlich wird eine Verteilung nur nach den Phylen " bE Kaxa" angeordnet, so bei den Samiern 405 1) und den Metoiken, die gegen die Dreißig die Waffen getragen hatten 2). Das ist bei den Samiern in der Ordnung. Hier werden Tausende von Neubürgern geschaffen, die aber weiter in Samos leben sollten ; es war sinnlos, die Demen Attikas mit ihren Namen auf dem Papier zu überschwemmen, vielmehr mußten die auf Samos vor handenen Flecken, Dörfer und Stadtquartiere der Hauptstadt zu Demen erklärt und diese auf die zehn Phylen verteilt werden. Eine Verteilung der Individuen kam nur soweit in Frage, als diese einem solchen neuen Demos auf der Insel fest zugewiesen werden mußten, und das wird durch das Domizil oder eine der Demenordnung verwandte Einteilung der Samier, elle sie Bürger wurden, längst der Fall gewesen sein. Ganz unverständlich aber wäre der gleiche Akt bei den Met oiken und Fremden von 403. Durch diese Verleihung entstand kein einziger neuer Demos, die Neubürger mußten unweigerlich den bestehenden Phylen und Demen zugewiesen werden. Die Lesung IG II 2 10 ist also gegenüber den Vorschlägen Suppl. Ep. Graec. a. a. O. festzuhalten 3). Daß zu irgendeiner Zeit, die uns hier angeht, Bürger ohne De motikon erscheinen , ist nicht richtig. Die lHpaq>ol, die in der Verlustliste IG I 2 949, 76 ff. neben den in Phylen, d. h. Ba taillonen zusammengefaßten Soldaten auftreten, sind keine Neu bürger, sind überhaupt keine Bürger, sondern Leute, denen das Recht verliehen wurde /.lET' 'A91lvaiwv (YTpaTE UE(J'9at 4). In militä1) IG 11 2 I, 34 in der Lesung der addenda. 2) IG 11 2 10 in der Lesung Suppl. Ep. Graec. I 14 j 11 11 j III 70. 3) Die Liste von Neubürgern, die den Text beg'leitet, nennt nur die Phylen, keine Demen. Vielleicht kann man daher das im Text Gesagte dahin ergänzen, daß die vorauszusetzende staatliche Stelle den Neubürger nur einer Phyle zuwies und die Organe der letzteren dem Demos inner halb der Phyle. Dann gehörte in die staatliche Urkunde nur der erste Akt. 4) Dies ist ein Teil der Isotelie, u. § 96.
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rischen und agonistischen Urkunden treten Bürger oft nur mit dem Phylennamen auf (u. § 73), aber als Mitglieder der der Phyle entsprechenden Truppe oder Sportsmannschaft., oder als Choregen, d h. auch Repräsentanten einer Phyle. Das trifft dann nat1irlich auch bei Neubürgern zu, vgl. den Sieg des Königs Ptolemaios rpu).�� rho).E)laibo� IG II 2 2314, 41 f. , hat aber mit der Neubürgerschaft nichts zu tun. Erst IG II 2 1043, 91 ff. begegnen am Schluß einer Ephebenliste Leute, die als 'M1lVaIOl bezeichnet werden, statt ein Demotikon zu tragen wie in den anderen Tei len der Liste, und die man als Neubürger betrachten wird, das ist aber erst 38/7 v. ChI'. Vielleicht galt damals der Satz, daß Fremde, die die Ephebie mitmachten und de�l Wunsch äußerten, athenische Bürger zu werden I), das Recht bei Beginn der Ephe bie erhielten und erst nach ihrem Ende den Demen zugewiesen wurden 2). In der Regel wird das Bürgerrecht dem Geehrten mit seiner Nachkommenschaft verliehen, aUrtf! Kai TTalcri, Kat �KT6vOl� : indem er seine nicht bürgerliche Qualität verliert., werden auch die Folgen einer Ehe mit einer Fremden beseitigt 3) . Das wird sich aber wohl stets nur auf die noch nicht erwachsenen Kinder be ziehen, und jedenfalls ist rein persönliche Verleihung möglich : IG II 2 336 erhält ein Fremder das Bürgerrecht, das sein Vater schon früher umd bei anderer Gelegenheit erhalten hat ; das häufige Fehlen von Kai TTalcri ist also nicht nur laxer Sprachge brauch. Seit der hellenistischen Zeit hat Athen wie andere TT6).El� be gonnen die Isopolitie zu verleihen, d. h. das Recht für aUe An1) Hinter den "'Ael1vaiOl" folgen viele Epheben mit fremuen Etlmika. 2) Die �1tEHpacpo\ der Kaiserzeit, z. B. Suppl. Ep. Graec. III 297, g'ehen uns hier vollends nichts an. 3) Allenthalben in den Verleihungs dekreten. Im 5. Jhdt. nur zweimal (lG I 2 1 13 ; 160) von den viel' ]'ällen o. S. 80 2, dann immer regelmäßiger, vorn späten 3. Jhdt. an wieder seltener.
86 gehörigen des Vertragspartners, bei eInem Aufenthalt in Athen zivile bürgerliche Rechte auszuüben, in der Praxis vor allem wie ein Bürger Prozesse zu führen, dazu das Recht der Epi gamie 1) und wohl im Fall dauernder Übersiedelung das der Ausübung politischer Rechte. Die Verleihungen Athens scheinen sparsam erfolgt zu sein, belegt sind nur Priene IG II 2 693 und Rhodos Polyb. XVI 26, 9 ; immerhin mögen viele Fälle ver� schollen sein 2). § 33. Es bleiben der Verlust bzw. die Suspendierung des Bürgerrechts zu besprec hen. Die Aufnahme erfolgte durch die Abstimmung im einzelnen Demos . über die bürgerliche Qualität des jungen Mannes unter Offenhaltung des Appells an das Ge richt, dessen Entscheidung den betr. Bewerber zum Bürger bzw. zum Sklaven machte (0. S. 71). Dem entspricht genau die Form der Ausstoßung, 'wenn sich herausstellt, daß ein Unberechtigter sich eingeschlichen hat. Solche Nachprüfung, bICXII'�q>\(Jl�, bICXII'y] q>\(JIl6� erfolgt in der Regel in allen Demen zugleich auf Volks beschluß 3), ganz gelegentlich in einem einzelnen Demos wie in dem Fall Demosth. LVII Hyp. 1 ; 5 ff. 13. 26. 46. 60. 62, wo bei einem Brande die Bürgerliste des Demos verlorengegangen 1) Das perikleische Bürgerschaftsgesetz mit dem Verbot der Ehe mit Ausländerinnen ist im 3. Jhdt. außer Kraft, o. S. 63. 2) Die Isopolitie und Epigamie der nach Athen geflüchteten Plataier Diod. XV 46, 6 i. J. 373 nach der Zerstörung Plataiais (vgl. Xen. Hell. VI 3, 1 j Aischin. III 162 m. Schol. j Paus. IX 1, 8) steht zeitlich völlig isoliert. Aischin. a. a. O. zeigt auch, daß die Leute, die dauernd in Athen wohnten, das Ethnikon nAaTa1K6� beibehielten j es ist statt des anachronistischen lao1roAIT€ia zu lesen laOTlA€la, vgl. u. S. 79 & (der Diodor-Text ist aber nicht zu ändern, der Fehler liegt sicher bei ihm, nicht den Abschreibern). 3) Im allgemeinen : Aischin. I 77 f. m. Schol. j Schol. Plat. v 6f.l. IX 855 C . Beispiele aus der Geschichte : nach dem Sturz der Tyrannis Aristot. 13, 5 (unsicher : vgl. die Tradition über die Neuredigierung der Liste der von den Tyrannen Aufgenommenen a. a. O. 21, 2 ff. j o. S. 78 �), i. J. 445/4 Plut. Schol. Aristoph. Wesp. 718 j Aristoph. a. a. O. Per. 37 ; Philoch. fr. 90 Philoch. fr. 133 plus Androt. VI 716 ff ., i. J. 346/5 Harp. s. lHalv�cplal� das Fra�ment fehlt in den FHG. --
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ist 1). Auch hier stimmen die Demoten nach einem Eid mit Ipij
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88 recht entspricht es, daß hier eine zweite Klage bwpoEEvta� be steht auf Feststellung des Eindringens in die Bürgerliste durch Bestechung (nämlich der Demoten), die auch nach dem Schei tern der Klage EEvia� frei stand (und umgekehrt) 1), so daß hier praktisch ein bis in idem gestattet war, ein im athenischen Prozeßrecht ganz vereinzelter Fall. Endlich gibt es vielleicht noch eine dritte Klage, die nur Beck. An. I 311 f. genannte ypaq>� t'J1TOßOAfj�, die zum Verkauf des Untergeschobenen - UlToßo AI/lalo� in die Sklaverei führen konnte, also auch hierher, nicht in das Erbrecht gehört. Sie ist gegen den eingedrungenen Fremden, nicht gegen den Unterschieber, in . der Praxis gegen den angeblichen Vater des Eingeschmuggelten, gerichtet, da ersterer bestraft wird. -
§ 34. Eine andere Ausstoßung aus der Bürgerschaft kennt das demokratische Athen, abgesehen von der q>uy� (u. § 37), nicht. Vor allem entspricht der Verleihung des Bürgerrechts durch Volks beschluß keine Absprechung desselben gegenüber einem einzelnen durch das Volk. Eine solche findet nur allgemein statt in Fällen, wo durch Gesetz die Abgrenzung der Bürgerschaft neu ge regelt wird wie bei der Einführung eines Census 322 und 319 2) Verwandt ist allenfalls die durch Psephisma verfügte Entziehung des Schutzes für Leben und Besitz gegen alle TOV bil/loV KaTa AUOVTE� nach 411 3).
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Vor Solon allerdings war das Ausscheiden des einzelnen aus der Bürgerschaft auf einem völlig unstaatlichen Wege möglich 1) Aristot. a. a. 0. ; Harp. Hes. Suid. Lex. Vindob. s. llwpoEEv{a�; Lex Cant. s. EEvia�. Verkauf in die Sklaverei als mögliche Strafe : [Demosth.] . Ep. a. a. O. 2) O. S. 64. Hierher gehört auch die Neubestimmung der Bürgerquali fikation 411 und 404, o. S. 63f. Im Jahr 322 sind auch Neubürger kassiert worden (IG 11 2 448, 60 ff.), aber sicher weil ihnen der Census fehlte, nicht weil das Volk die TrOAlTOrpatpia einseitig zurückzunehmen berechtigt war. 3) Andok. 1 96 ; Lys. XIII 59 ; vgl. Lyk. 125.
89 durch das Recht des Gläubigers, sich an die Person des zahlungs unfähigen Schuldners zu halten und ihn in die Sklaverei zu verkaufen 1). Diese Ordnung wurde im frühen 6. Jhdt. über wunden, dagegen hat sich eine andere solche überraschend lange gehalten. Noch [Demosth.] LIII 6. 11 wird um 366/5 als gel tendes Recht der Satz zitiert, daß, wer einen anderen Bürger aus Räuber- oder Feindeshand loskauft, d. h. aus Kriegsgefangen schaft oder Sklaverei, bis zur Erstattung des Lösegeldes Eigen Wmer des Befreiten ist (wenn er nicht darauf verzichtet), der letztere also nicht als Bürger, sondern als Sklave eines solchen im athenischen Staatsgebiet lebt. Praktisc�e Bedeutung wird das Gesetz damals kaum noch gehabt haben, aber formell ist es erst durch Lykurgos beseitig·t worden 2). Immerhin beweist es etwas anderes, was an sich nicht überliefert ist : der in Gefangen schaft und Sklaverei geratene Bürger scheidet für den Staat, ohne daß er sich um eine Befreiung zu bemühen braucht, aus der Bürgerschaft aus. Kehrt er durch die Opferwilligkeit eines Mitbürgers heim, bleibt sein Bürgerrecht an sich weiter erloschen und er genießt nicht den von Solon eingeführten Schutz jedes Atheners gegen Versklavung durch einen anderen 3). Neben diesem unfreiwilligen Ausscheiden des in Sklaverei ge ratenen Bürgers gibt es stets das freiwillige durch Auswande rung, abgesehen von seiner illegitimen Nebenform, wo sich die Auswanderung mit Desertion deckt. Ein allgemeiner Fall der staatlich vorgesehenen Auswanderung war das Optionsrecht für den 403 von Athen abgetrennten Staat Eleusis (Adstot. 39, t fr.), aber auch sonst ist das Auswanderungsrecht unbestritten. Plat. 1) Aristot. 12, 6 ; vgl. 2, 2 ; Plut. Sol. 13 ; Suid. Hes. Phot. s. 0'E1O'dX9Elu u. ö. 2) Das ist der Sinn des [Plut.] X Redn. 841 F zitierten Psephisma dieses Politikers. 3) Im 4. Jhdt. hat der Staat gelegentlich freiwillig mit Staatsmitteln Gefangene auszulösen begonnen : Schol. Demosth. Dind. S. 161.
90 Krit. 51 D setzt es voraus und IG 11 2 843, 8 ff. werden Mit glieder einer vor Zeiten aus Athen ausgewanderten Familie ge ehrt. Ob eine Frist . fUr den Aufenthalt im Ausland bestand, nach deren Ablauf das athenische BUrgerrecht erlosch, ist nicht bekannt. Vermutlich hing dies Erlöschen von ganz anderen Faktoren ab, etwa der Aufnahme in einen fremden Staatsver band - abgesehen von der Heirat mit einer Ausländerin, die jedenfalls den Kindern das BUrgerrecht kostete. Jedenfalls sehen wir athenische BUrger unbeschadet ihrer politischen Rechte lange Jahre im Ausland leben : Konon und seine Begleiter nach Aigospotamoi Uber ein Jahrzehnt erst im Dienste des Euagoras, ,dann des Großkönigs 1 ) , Iphikrates lebte lange in thrakischen Diensten (Theop. a. a. O. u. ö.), Chabrias in ägyptischen 2), Chares in Sigeion 3), Kallippos in Sizilien 4) , viele Athener am Hofe der Dionyse nicht nur besuchsweise, sondern in der U1T1'\ pHTia (Plat. Ep. VII 350 A). Ein Athener steht als Diplomat im Dienste des Kersobleptes und fuhrt in einer athenischen Prozeß rede sein Demotikon amtlich weiter (Demosth. XXIII 13), ein in Megara wohnender Athener, den Lyk. 27 erwähnt, hat offen bar die volle Staatsangehörigkeit, Epikurs Vater hat unbeschadet seiner Rechte eine Zeitlang in Teos gelebt (Strab. XIV 1, 18), endlich sei an die athenischen Soldgänger in den Heeren des 1) Xen. Hell. 11 1, 29 ; IV 8, 8. 10 ; Hell. Oxyrh. 1, 1 . 14 11'. ; Theop, fr. 103
N ep. Chabr. 3, 1 ; Plut. Lys. 11 ; Artax. 21 ; Diod. XIII 106, 6 ; XIV 39, 2 f, ; 83, 4 ; Athen. XII 532 B. 2) Theop. Athen. N ep. a: a. 0. ; Diod. X V 29, 2 ; 92, 3.- Daß Athen ihn drohend heimrief, beweist kein Verbot allgemeiner Natur ; sein Aufenthalt in Ägypten schuf Athen Schwierigkeiten mit Persien und eine politische Zwangslage. 3) Theop. Athen. Nep. a. 8. O. - Iphikrates in p ersischen Diensten (Diod. XV 29, 2 ; 41 ff, ; vgl. 43, 5 f.) ist von Athen hingeschickt, als Stra tege abkommandiert. Charidemos in Persien 333 (Diod. XVII 30, 2 ff. u. ö.) ist Exulant im Sinn von u. § 35. 4) Plut. Dion 28. 54 ; N ep. Dion 8, I ; Demosth. XXXVI 53 ; Plat. Ep. VII 333 E.
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91 Großkönigs, der ' Pharaonen des 4. Jhdts. , der Satrapen und später der hellenistischen Könige 1) nur eben erinnert. Es scheint also in der Tat, daß eine einfache Auswanderung das Bürgerrecht nicht berührte, daß eine noch so lange Abwesenheit keine recht liche Wirkung hatte und, wie gesagt, erst die Kinder von einer ausländischen Frau die Folgerungen aus dem Akt des Vaters empfanden. § 35. Einen Übergang von der Entziehung zu der bloßen Sus pendierung der politischen Rechte stellt der nunmehr zu unter suchende und in sehr verschiedenen Farben schillerndeAusdruck
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Thrasybulos und seine Leute i). Fälle, wo ein Bürger sich dem Spruch in einem Kriminalprozeß entzieht, der dann natürlich in contumaciam zu Ende geht 2), oder nach dem Spruch dem Straf vollzug ausweicht 8). In die gleiche Kategorie gehören Fälle, wo per unterlegene und bußfällige Kläger oder sonst ein Staats schuldner durch freiwillige " q>U'f� " sich um die Zahlung drückt4). In all diesen Fällen findet gar kein Verlust bürgerlicher Rechte statt, soweit sie nicht in dem Spruch des Gerichtes ver hängt werden, dem sich der "q>u'fa�" entzieht. Es liegt ledig lich an dem letzte�'en, dem Zustand ein Ende zu machen. Die Förderung eines solchen unechten q>u'fa� ist freilich verboten 5), weil sie ehie Beihilfe zur Entziehung vor dem Strafvollzug oder 1) Lys. XIII 63 f. ; XXI 8. 13 ; Xen. Hell. 11 2, 42 ; vgl. Aristoph. Ekkl. 243 f. m. Schol. Die
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der Zahlung der dem Staat geschuldeten Summe darstellt ; nach D emosth. L 48 darf man solche Personen nicht an Bord athe nisch el' Schiffe zulassen, d. h. genauer : nicht ohne sie dem Strafvollzug zuzuführen 1 ). § 36. Die Aufhebung einer solchen unechten q>u"f� erfolgt dem en tsprechend lediglich durch Beseitigung des Hindernisses, Ein stellung des Prozesses durch den Ankläger, Verzicht des Staates auf die geschuldeten Beträge, endlich auch Aufhebung des Ur teils, d. h. Verzicht auf den Strafvollzug oder Begnadigung. Dieses Begnadigungsrecht, das natürlich nur das Volk ausüben kann, ist in Athen niemals ganz unbestritt.en gewesen und im sogen. Richterei.d des 4. Jhdts., praktisch dem Bürgereid 2), findet sich der Satz, daß der Bürger niemals für eine Rückkehr der q>u"fab€� stimmen wird 3). Immerhin sind solche Amnestien vorgekommen : die Begnadigung des Alkibiades 4), die Rückkehr der Exulanten 404 5) und sonstige Rückberufungen von ins Aus1) Ein solcher Fall : Lyk. 93 (Kallistratos). Wenn im athenischen Lager bei Aigospotamoi 'PElJ'fOVTE� freiwillig auf der Flotte dienen ([Lys.) VI 47), hat man in der Notlage ein Auge zugedrückt, weil man Ruderer brauchte. Alkibiades, der sich auch dort blicken läßt (Xen. Hell. 11 1, 25 j Diod. XIII 105, 3 f.), ist nicht verurteilt : er ist i. J. 407 lediglich nicht wiedergewählt worden, er gehört zu der dritten Kategorie von o. S. 91. Der "'PU'fd�u Demosthenes schließt sich Plut. Demosth. 27 einer athenischen Gesandt schaft an j damit betritt er keinen athenischen Boden. 2) O. S. 73 f. j der Text Demosth. XXIV 149 ff. 3) Der Text unterscheidet dabei die Rückkehr der 'PEU'foVTE� und die von zum Tode verurteilten Personen. .Erstere sind; wie es sich in einem amtlichen Text gehört, echte 'Pu'fdbEC;, die 'PEU'fOVTE� €t i\pElou 'lfd'fou (u. § 37), letztere die hier behandelten Bürger, die sich dem Strafvollzug entziehen. Nach .dem überlieferten Text wäre die Begnadigung von uno echten 'PEu'foVTEC; frei, die nicht zum Tode, sondern zu einer Geldbuße verurteilt waren. Daß man ihn aber nicht so interpretierte, zeigt das Ver halten gegenüber D emosthenes 322, s. u. im Text. 4) Thukyd. VIII 49, 1 j 50, 1 j 53, 1 ff. ; 54, 1 ; 81, 3 ff. j 97, 2 j Diod. XIII . 42, 1 f. j 69, 1 j Plut. Alkib. 33 ; Nep. Alkib. 6, 5. 5) Xen. Hell. 11 2, 28 ; Lys. XXV 27 ; Andok. I 77 ff. ; II 22 ff. ; III 31.
94 land geflüchteten Bürgern 1) heben keine als Strafe verhängte
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mag seine Familie mitnehmen, sie kann ebensogut zu Haus bleiben t). Die Frage nach der Konfiskation des Vermögens eines solchen
1) Vgl. [Aischin.] Ep. XII 12. 15. 2) Alkibiades 415, ebenso die Freunde des Phokion, Diod. XVIII 65, 6. Zur Todesstrafe gehört stets die Konfiskation, u. § 50. 3) Demosth. XXI 43 ; XXIII 53 ff. ; Antiph. V 62 ; D ein. I (j ; Lys. m 42. 4) IG 11 2 24 b j 73. Praktisch ist das eine Redensart, da die Ermordung des Fremden auf athenischem Boden ohnehin verfolgbar ist (u. § 103) ; das Ganze ist eine Rückendeckung für politische Freunde Athens. 6) Die im übrigen den kaufmännischen Teil des Aktes unter sich haben.
96 erst spätel' von Heliasten, welche die Tötungsklagen außer cp6vo� lK TtP OVOI(l� behandeln 1), lesen wir immer wieder 2), eben so die unweigerliche Verbindung der Vermögenkonfiskation mit der echten CPU1� 3). Es erhebt sich die Frage, ob die archaische Zeit neben dieser CPU1� im Rechtssinn auch schon das oben behandelte Pseudo Exil kannte oder dieses jUnger ist. Die Unterscheidung der cpEU lOVTE� li: 'ApEloU mllou usw., die auch nach Solons Gesetzgebung nicht heimkehren dUrfen, von anderen, denen dies erlaubt wird 4), ist zwar nicht beweisend, da der Gegensatz nicht elUOl cpEU lOVTf.� o. ä. ist, sondern elTI�OI die Bedeutung des Wortes in der FrUhzeit u. § 44 -, aber wir hören häufig 5) von dem hocharchaischen Verfahren an der lv CP P EClT O U genannten Stelle am Strande nah e dem Hafen Zea. Es wird vorausgesetzt, daß ein cpula�, der wegen unbeabsichtigter Tötung das Land verlassen hat, wegen Mordes belangt wird und sich vom Boote aus ver tei digt. Der Vorgang setzt voraus, daß der cputa� in Athen noch Rechtsfolgen zu fUrchten und Rechtsinteressen zu wahren hat, bei der echten CPU1� war aber s.ein Vermögen konfisziert und er hatte keine Ursache sich zu stellen. Vor allem aber wird im Mordpro zeß eine freiwillige Flucht des Angeklagten vor dem Spruch des Areopags. direkt vorgesehen 6). Auch die unechte cpul� is.t also alt. -
.
.
1 ) Palladion, D elphinion, Phreatou, prytaneion : Aristot. 57, 3 f. u. ö. Die Geschichte dieser Höfe später im Zusammenhang der Geschichte des Areopags. 2) IG I 2. 115, 1 1 ff. ; Andok. I 78 ; [Dern,osth.] LIX 7 ; Plut. Sol. 19. Ge nannt werden die Epheten, das sind die Areopagiten selbst (später bei der B ehandlung des Areopags), es ist völlig in der Ordnung, daß vom Palladion usw. Exilierte als qmiToVT€, �E 'ApEiou ndT ou auftreten. 3) Demosth. LVII 65 ; vgl. XXIII 44 f. ; Beck. An. I 285 ; Suid. s. öaTpa Klallo, ; Schol. Aristoph. Wesp. 947. 4) Plut. Sol. 19 nach dem Kodex. 5) Aristot. 57, a f. ; Poil. VIII 120 ; Beck. An. I 192. 3U; Harp. s. lv �p€aTTot ; Hes. l, �P€dTOU ; Demosth. XXIII 77 u. ö. 6) Demosth. XXIII 69. 71 f.; PoIl. VIII 1 17 ; dasselbe meint wohl Lys. X 17.
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Aber zurück zu der echten cpuy�. Bei ihr begegnet noch ein besonderer Terminus : uElcpuyia. Ihn wendet Demosth. XXI 43 in dem Zitat des alten Mordgesetzes von IG I 2 115 an, also als Synonym für (echte) cpuy�. Genauer kennen wir die U€lcpu yia der Alkmaioniden nach den kylonischen Frevel : alle Alk maioniden sind im Exil, sogar die Toten des Geschlechtes werden aus den Gräbern gerissen 1), und zwar nicht als tumul tuarischer Akt, sondern KaTayvwa8ev : Aristot. a. a. 0., und das ganze Geschlecht ist h ä TEl : a. a. O. 20, 2. Das heißt, daß die cl€lcpuyia das ganze Geschlecht trifft, ein Urteil nicht nur über den einzelnen Täter darstellt, wie es das modernere Recht der klassischen Zeit allein kennt. Die Frage ist, ob jede cpuy� im Rechtssinne eine u€lcpuyia ist o der hier ein gradueller Unterschied besteht. Die Tatsache, daß auch bei ein fach als cpuy� oder Vertreibung bezeichneten Verweisungen ganze olKiat betroffen werden 2) und der eben zitierte demo sthenische Sprachgebrauch legen von vornherein die Gleichsetzung nahe. Eine sichere Vermutung darüber ist aber erst nach Be antwortung der Frage möglich, ob es überhaupt mehrere Arten von echten cpuyai oder nur die CP€uYOVT€� te ' APEiou mxyou gibt. § 38. Hat die echte cpuy� außer als streng beibehaltene Strafe des Areopags für Mord noch eine weitere Geschichte gehabt, hat sie auf andere Verbrechen übergegriffen und auf andere In stanzen außer dem Areopag und seinen Nebenhöfen von o. S. 961 ? Daß sie auf ein weiteres Verbrechen erstreckt wurde, ist in 1) Adstot. 1, 1 f. ; 20, 2 ; fr. 9 ; Plut' Sol. 12 ; de s era num. vind. 549 A ; Herod. V 70; Thukyd. I 126, 1 1 f. ; Herakl. Pont. fr. I 4 ; Isokr. XVI 26. Das Exil des Hauses unter den Peisistratiden ist damit identisch, der ky Ionische Frevel gehört an den Beginn der Peisistratidenzeit : Beloch, Griech. Gesch. I g 2, 802 ff. Die entscheidende Stelle fehlt bei B eloch, Herod. VI 125: mit Alkmaion, dem jüngeren Zeitgenossen Solons, tritt das bis dahin schon sehr angesehene Geschlecht an die Spitze der athenischen Familien. Es war also weder vor Solon im Exil noch von ihm ausgeschlossen. 2) Die Peisistratiden Thukyd. VI 55, 1 ; andere Aristot. 20, 3.
98 einem Fall sicher : nach dem Sturz der Peisistratiden wurde die
99 Bei Themistokles sieht es in der knappen Fassung des Berichtes über seine Verurteilung rrpoboa(ac; Plut. Themist. 23 so aus, als ob es sich um ein gerichtliches Urteil handelte, das die
�E 'Ape{ou -rrdrou
I
41 0, der eine echte q>ur�
annahm. Plat. Gorg. 5 1 6 D bezei chnet die q>ur� nicht
näher. 2) Plut.
a.
a. O. 24 ; die Angaben über den Prozeß selbst bei Plutarch
I 137, 3 ; Plut. a. a. O. 25. 7 macht einen Ostrakismos daraus. 5) Sei es nach der allgemeinen von 404, wie Marcell. a. a. O. 32 nahe
(2 1. 23) sind farb los.
3) Vgl. Thukyd,
4) Anon. Vita Thukyd.
legt - die rund zwanzig Jahre passen dazu - sei es nach einer i hn spe ziell betreffenden, wie Paus.
I
23,
9
weniger wahrscheinlich will. Das letz
tere wllre ein Fall wi e b ei Alkibiades nach dem Mysterienurteil. Marcell. a. a. O. spricht von einer Amnestie, die die q>urdbe� " außer den Peisi stra tiden" heimri ef, das ist eindeutig die von Andok.
I 78.
100 59 lrri t\ClKWV\<1/l1fl q>ur� v un' 'A911vCllwV KClTerVw<1911, und zwar durch 1JJ �q>\<1/lCl, also ein Urteil der Ekklesie in ihrer Eigenschaft als Gerichtsorgan 1). Nun ist zum mindesten die Begründung des Urteils sicher falsch. Xenophon ist spätestens an der Jahres wende 400/399 in contumaciam verurteilt worden 2), damals re gieren die dem peloponnesischen Bunde getreuen Gemäßigten und jede Anklage wegen t\ClKWV\<1/l0C; ist Unsinn, die ganze athe nische Politik steht im Zeichen des t\ClKWV\<1/l0C; und zum min desten steht Athen im Frieden mit Sparta, Sympatllien für Sparta können unmöglich Gegenstand einer Klage sein. Eben so unmöglich ist die Version Paus. V 6, 5, der das Urteil auf die Beteiligung am Kyroszuge zurückfUhrt : wir haben o. S. 90 gesehen, daß Eintritt in fremde Kriegsdienste durchaus ge stattet ist, und auch hier ist zu sagen, daß eine Verurteilung wegen eines Kriegszuges, hinter dem Sparta stand, im Athen von 400, Mitgliedstaat des peloponnesischen Bundes, politisch eben so undenkbar ist wie juristisch. Wir werden also bei Xenophon irgendein Strafurteil wegen vermutlich völlig unpolitischer Dinge annehmen, dem er sich durch Fernbleiben von Athen ent zog oder - wahrscheinlicher, da er selbst von dem IJJ � H1/lCl spricht, das ihm die q>ur� brachte - eine echte q>ur� �E 'Apeiou 1TClrou , dann aber wegen eines Verbrechens, zu dem diese paßt, also wegen eines Mordes oder Mordversuches, den Xenophon seinen Lesern natürlich nicht eigens erzählt hat. Der Eubulos, 1) Xen. Ana b. V 3, 7 j Paus. V 6, 5 sind farblos. 2) Anab. VII a. a. O. ist ihm im Januar 399 das Urteil » noch nicht" be kannt geworden, als er daran denkt, nach Athen zurückzukehren. Daran scheitern alle Versuche, das Exil in die Z eit des korinthischen Krieges herabzudrücken. Es braucht aber nicht nnmittelbar vor Januar 399 zu lie gen : Xenophon war seit Jahr und Tag ohne Fühlung mit Athen und die Gerichtsverhandlung mochte weit zurückliegen.
101 den Diog. Laert. II 59 als Antragsteller auf Xenophons Exil nennt, ist dann der Ankläger, vermutlich vor dem Areopag 1). Was von Themistokles und Thukydides gilt, trifft auch zu von Stellen wie Xen. Hell. V 4, 19 ; Plut. Pelop. 14, wo von einem oder mehreren ins Exil getriebenen athen ischen Strategen die Rede ist. Die erste Stelle zeigt deutlich, daß der betr. Stra tege sich dem Prozeß bzw. dem Strafvollzug entzieht, es ist ein Pseudo-Exil der Art von o. S. 91 ff. Dasselbe gilt von dem Fall Schol. Aischin. III 79. Das Exil gegen Demosthenes durch Volks beschluß Nep. Demosth. 2, 2 wird durch die ausführlichere Darstellung Plut. Demosth. 28 erledigt (o. S. 92 3). Die cpuy� des Kimon Theop. fr. 88 ; Plut. Kim. 18 ist sein Ostrakismos. Wir hören auch wiederholt von der cpuy� als einer normalen ·Strafe oder genauer als einer häufigen Folge eines Prozesses, aber entweder ist deutlich von den Prozessen cp ovou und Tpau �aTOC;; vor dem Areopag die Rede 2� oder man spricht farblos von Tod und Exil, dem Meiden des Landes infolge einer An klage o. ä. , wobei natürlich die Flucht vor dem Strafvollzug, in der Regel dem Todesurteil, inbegriffen ist 3). Es bliebe allen falls Plat. Apol. 37 BC, wo Sokrates alle in Athen möglichen Strafanträge aufzählt und auch die cpuy� nennt. Aus dieser Wen dung wird niemand folgern, daß die cpuy� im Rechtssinn eine 1) Daß Xenophon als Exulant seinen Beuteanteil im athenischen Schatz haus in Delphoi weiht, ist keine Gegeninstanz gegen eine q>uTn irgend· welcher Art. Das Gebäude ist nicht Eigentum des athenischen Staates, sondern des delphischen Gottes. Es heißt zwar Fouill. de Delph. III 2, 140 11 10 f. 8'1(Jaupo� T�� 1T6�€w�, aber es ist nicht exterritorial. Da s zeigt die Füne von Inschriften, die die Republik Delphoi selbst auf seinen Mauern eingegraben hat. 2) Lys. III 40; IV 13. 1 8 sind vor dem Areopag gesprochen, Demosth. XL 32. 38 ist nicht minder eindeutig. 3) Lys. 1 44 ; Plat. Polit. VIII 1153 B, besonders deutlich Krit. 52 C.
102 Strafe außerhalb des Areopags und der Prozesse cp ovou, Tpau �aTO� un d Tupavvlbo� ist 1). Einige letzle Instanzen sind auch gegenstandslos. Von The mistokles, CPEUTWV lTti Tfpobo(Jl�, wird gesagt, daß er nicht in Attika bestattet werden durfte 2) ; das erinnert natilrlich an das entsprechende Verbot bei der uElCpurla der Alkmaioniden. Aber wir wissen, daß wegen Verrats, b � IlO U l(aTcihu(JI�, Belügen des Volkes verurteilte Personen nicht auf athenischem Boden ihr Grab finden durften 3). Es handelt sich also nicht um eine Be gleiterscheinung der cpur� und einen Beweis für eine solche im Rechtssinn, sondern um einen Bestandteil des Urteils der He liaia, das davon ganz unabhän gig ist, ob der V6rur.teilt� sich fassen und hinrichten läßt oder ob er flieht und im Ausland in Frieden stirbt. Die einen Bürger aus dem Lande treibende Ver urteilung Tfpobo(Jla� durch den Areopag Dein. I 63 meint nur eine gutachtliche Tätigkeit der Behörde im Rahmen einer Vor untersuchung, wie sie gegen Ende des 4. Jhdts. aufkommt und aus dem Harpalosprozeß bekannt ist 4), also eine Pseudo·q>ul�. Hyper. I 26 meint mit der Alternative "Tod oder q>Ul�" bei 1) Das D ekret über Chalkis nennt die <jJuy� IG I 2 39, 73 f. als eine mög" liche Strafe neben anderen. Hier handelt es sich um die Justiz der Selbst verwaltung der auf Kolonialboden belassenen (0. S. 36) Chalkidier, und der Satz beweist für Athen gar nichts. - Wirkliche Prozesse mit einer Ver urteilung zur
103
Amtsvergehen auch nUr die Flucht als Mittel, sich der Hinrichtung zu entziehen, die gleiche Alternative in der Bundesjustiz des Seebundes von 378 (IG II 2 43, 59 f.) ist gen au so zu beurteilen. Es bleibt also an Nachrichten, daß die Heliaia eine cpur� ver hängt, nur Aristot. 67, 5, und dies ist moderne ErgänzuIlg 1). Ebenso wenig wie das Bestattungsverbot beweist die Teil nahme der Familie an dem Exil, die an sich bei der echten cpu,.� wesentlich ist, in jedem Einzelfall das Vorliegen der letz teren. Wir sahen o. S. 99, daß Themistokles' Familie ihm in die Verbannung folgte, aber nicht als Folge der Strafe, sondern im Gegenteil heimlich ihm nachgeschickt. Die Auffassung, daß die Verurteilung des Vaters die Söhne mit traf wie bei den Alk maioniden, die Oic. ad Brut. I 15 hat, ist falsch : die Söhne konnten ungefährdet nach Athen zurückkehren 2). Es gibt also eine echte cpur� nur als archaische Strafe bei cp6vo�, TpaOlla und seit 510 bei Tyrannis, stets vom Areopag verhängt bzw. den alten Höfen, Palladion usw., die bis 461 Fi lialen des Areopag waren. Die Heliaia in ihren normalen b lKa O'T�PICI. verhängt die cpur� als Strafe niemals, ein Exil durch Volksbeschluß gibt es im athenischen Recht überhaupt nicht 3). Jene eine überhaupt bestehende Art rechtlicher cpuY� ist die cpur� lE ApEiou mirou, ist stets eine uE\cpuYla und betrifft stets das ganze Geschlecht 4), schließt es von jedem Betreten athenischen '
1) Vielleicht nicht einmal eine falsche, die 'A9T]vaiwv 'Il"OA\T€ia enthält so viele Ungenauigkeiten, daß eine , schematische Aufzählung aller Strafen, auch wo sie nicht hingehört, sehr wohl denkbar ist. . 2 ) Xenophon hatte seine Familie i n Skillus (Anab. V 3, 10 ; Diog. Laert. II 53), er hat aber erst im Exil eine solche begründet (Anab. VII 6, 34). 3) Die tumultuarische
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Bodens aus, ist stets mit der Konfiskation des ganzen Vermögens verbunden : die Rückgabe der äTtpaTa des konfiszierten Vermögens an heimkehrende q>uyabE� Lys. Pap. Oxyrh. XIII 1606, 42 ff. be trifft die Besitzungen der geflüchteten Gegner der Dreißig, keine q>EUYOVTE� im Rechtssinn. Im Fall der Rückkehr des q>EU ywv nach Athen ist sein Leben verwirkt, jeder Bürger kann durch a1Taywy� oder �VbEIEI� bei den Thesmotheten seine Hin richtung veranlassen 1). Gibt es eine Aufhebung der echten q>uy� durch Volks beschluß ? Es wäre dies eine Begnadigung, die Kassierung eines Urteils. E ine solche wird nun in Athen grundsätzlich o vermieden, die spärlichen z . T. auf Umwegen erfolgten Kassie rungen sogar einer unechten q>uy� haben wir o. S. 93 f. be sprochen. Auch die Begnadigung bei Strafen, denen der Ver urteilte sich nicht durch die Flucht zu entziehen versucht hat, ist Athen wenigstens bei Sprüchen der Heliaia im Prin� ip fremd , d a diese das Volk ein für allemal vertritt 2). Daß der Areopag weniger Respekt genoß, ist von vornherein unwahrscheinlich. So sind denn auch in der Amnestie von 404 die echten q>EU YOVTE� ausgeschlossen 3), der Richtereid des 4. Jhdts. verpflichtet den Bürger, gegßn jede Aufhebung einer q>uy� zu stimmen 4). Als einzige Gegeninstanz bliebe also die Aufhebung von Xenogehen 510 in das Exil (Thukyd. VI 55, 1 f.), aber AngehörigOe von Neben linien können später noch in Athen ostrakisiert werden, u. § 46. 1) Demosth. XXIII 31 (ganz klar: q>€UY LUv �TTi q>OVlp) ; [Lys.) VI 15 (q>. �E 'Apdou TTdyou). Dagegen meint Demosth. a. a. O. 51 f. die avbpoq>ovol, die des Mordes Bezichteten, denen n ur das Betreten bestimmter Lokalitäten untersagt ist, v o r dem Prozeß. Der von einem Scholiasten aus dem Kon text heraus destillierte und eingelegte Gesetzestext hat sich von XXIII 2 8 ff. irreführen lassen, Demosthenes' eigene Worte zeigen ganz deutlich, daß er dieselben Leute meint wie XXIII 80, wo kein Zweifel obwalten kann : IiTi I-' 01 avbpoq>Ovol. 2) Darüber später bei der Behandlung der Rechtspflege. 3) Andok. I 78, o. S. 94. 4) Nämlich in der Ekklesie, o. S. 74.
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phons Exil durch lV�q>lcrila nach Diog. Laert. II 59 1) ; aber . die Stelle war für die Begründung der q>Ul'� - wenn es eine echte . war - sicher völlig verkehrt (0. S. 100), das macht auch für ihre Mitteilung über das Ende mißtrauisch. Zudem ist Xeno phon auch nach Diog. Laert. (Il 56) nicht nach Athen zurück gekehrt, sondern in Korinth gestorben. Andererseits ist sein Sohn Gryllos als athenischer Soldat gefallen 2), aber das beweist nichts für eine Aufhebung einer q>ul'� des Geschlechtes. Gryllos' Mutter Philesia hat sich Xenophon aus Asien mitgebracht, sie war nicht Athenerin 3). Xenophons Söhne waren also nicht A911vaiol tE 'ApEiou nal'ou q>EUl'OVTE�, sondern EeVOl auf Grund des allge ' meinen Gesetzes über die Bürgerqualitäte� . Athen konnte ihnen jederzeit das Bürgerrecht verleihen, wie jedem Fremden , und hat es offenbar getan ; die Rechtslage des Vaters war dabei völlig gleichgültig.,Wir werden die ganz isolierte Aufhebung von Xenophons q>uy� durch das Volk mit gutem Gewissen verwerfen. '
§ 39. Daß die echte q>u� den bürgerlichen Charakter des. Verurteilten zerstört, bedarf keiner Bemerkung. Niemand wird annehmen, daß die Peisistratiden im Exil nach 510 als athen ische Bürger galten. Wenn in dem alten Mordgesetz I G I 2 115, 26 ff. und Demosth. XXIII 37 ff. das Leben des avb poq>6vo�, Demosth. ·a. a. O. 44 ff. auch sein Eigentum geschützt wird, handelt es sich eben nicht um den verurteilten q>ul'a� Erd q>6vlJ-I. sondern um den Mörder vor dem Prozeß : der drakontische Satz gehört in die Bestrebungen der erstarkenden Staatsgewalt, Blutrache und Selbsthilfe zu beseitigen, nicht in unseren Zusammenhang 4). 1) D ie Aufhebung der qluyYJ des Kimon Th eop. Ü'. 88 j Plut. Kim. 17 ist durch Beloch, Griech. Gesch. II � 2, 210 f. erledigt j es handelt sich um den normalen Ablauf eines normalen Ostrakismos. 2) D iog. La�rt. II 53 j Paus. I B, 4 u. Ö . 3) D iog. La�rt. I I 5 2 : y u vm o v €tTt€TO aUT�' ; vgI. Anab. VII 6 , 34. 4) Daß Solon nach Plut. 19 solche echten CP€uY OVT€�, die er vorfand, als eine Art ÖTi/-lOI rechnete, ändert daran nichts. Der Ausdruck 1iTl/-lo � ist der
106 Dagegen ist der Pseudo-Exulant von o. S. 91 ff. natürlich Bür ger ; Alkibiades bedarf nur der Kassierung des Urteils, keiner Neuzulassung als Bürger, um Stratege zu werden. Genau so geht es allen von den Amnestien am Ende des 5. Jhdts. be troffenen Personen. Solche Exulanten sind tlTlPOI ; denn Andok. I 73 ff. begründet seine Berechtigung zu der Rückkehr aus seinem Pseudo-Exil damit, daß Athen den äTl�101 im Unterschied von den q)ElJTOVTEC; seine Tore öffnete. Nach Anon. Vita Aischin. 4 f. und [Aischin.] Ep. II 2 ist ein der Zahlung einer Buße ausweichender Bürger, also der typische Fall des Pseudo-
107 bis 510 stand Atimie auch auf dem Versuch, eine Tyrannis zu errichten (Aristot. 16, 10), endlich wurden seit 482/1 diejenigen Ostrakisierten äTlIlOt, die die Vorschriften über den Aufenthalts. Qrt im Auslande verletzten 1). ; Diese Gründe waren in klassischer Zeit obsolet, dagegen hatten fernerhin praktische Bedeutung zwei weitere aus dem alten Blutrecht. Der des Mordes bezichtigte Bürger wurde vor Beginn des Prozesses, d. h. nach erfolgter Anklage vor dem ßU<JI).EU�, bis zum Urteil von diesem Beamten feierlich "von den : v61l1llU geschieden". Das ist weiter nichts als Atimie, denn das Fernhalten von den voplpa, den IEpa und den Ö<JIU, vom staat· lichen und kultischen Leben der Gemeinde, ist bei den erhal. tenen Definitionen der Atimie das Charakteristische 2). Ferner :: ist Atimie d. h. eben dies EIPTE<J9ul TWV vo",ipwv die Folge des im Knabenalter begangenen <povo� aKou<J\O� 3) und daher ver· ' mUtlich auch bei den Demosth. XXIII 53 aufgezählten Arten '. "berechtigter " Tötung, bei denen keine (echte)
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1) Aristot. 22, 8 j u. § 46. ' 2) Klar ausgesprochen [Lys.l VI 24 f. j vg·1 . ferner Aischin. I 19 ff. 28 ff. mit Aischin. 11 Hyp. und III 175 f. j dasselbe meinen Aristot. 57, 4 j IG P . 11 5, 26 ff. .' 3) Antiph. Tetr. B I 1 f. j 111 1 1, o. S. 76 3• In der Praxis fahrlässige Tö tung bei Agonen. .. . . 4) Die
. .
108 Weigerung eines Sechzigjährigen, Diaitet zu werden, ohne durch ein Amt oder ernste Berufspflichten gehindert zu sein 1), durch unentschuldigtes Fernbleiben vom Termin als Diaitet (Demosth. XXI 87), durch einen Fehlspruch wider besseres Wissen in der gleichen Eigenschaft2), durch eigenmächtige Vornahme einer (staatlichen) Proklamation als Herold (Aischin. III 44), Vor nahme einer unzulässigen Abstimmung als lTp6Ebpo� in der Ek klesie (Demosth. XXIV 50), durch aktive und passive Beamten bestechung3) und durch tätlichen Angriff auf einen Beamten im Dienst (Demosth. XXI 32 f.). Militärische .vergehen, die die Atimie herbeiführen, sind Ver weigerung der Gestellung bei dem Aufgebot 4), Fahnenflucht 5), Feigheit vor dem Feinde, für Hopliten einschließlich des Ver lustes des Schildes im Gefecht 6), unberechtigter Übergang von den Hopliten zur Reiterei (Lys. XIV 8 f.). Mindestens Atimie wird man annehmen für Übergang zum Feinde, vgl. Isokr. XVIII 49. Vielleicht steht auch auf Kapitulation Atimie, bei größeren Verbänden, die sich ergeben, natürlich nur für den verantwort lichen Strategen usw. 7). 1) Aristot. 53, 5 j Poll. VIII 126. 2) Aristot. 53, 6 ; Harp. Suid. S. e!oaTIeXl a j Beck. An. I 235 ; Schol. Plat. v6f.1. XI 900 D ; Schol. Demosth. Bull. Corr. Hell. I 13. 3) Andok. I 74 ; vgl. Demosth. XXIV 60 ; zu XXI 113 s. u. § 44. 4) 'AoTpaTe(a�, zur See avauf.laxiou : Aischin. I 29; 111 175 f. ; Demosth. XXIV 103. 105 ; LIX 26 ff. ; Andok. I 74; PoIl. VIII 40. 42 ; Beck. An. I 21 7 ; Suid. s. avauf.lax{ou. 5) AlTToTaEiou, XlTTovauTiou : Lys. XII 42 ; XIV 5. 7; Andok. I 74 ; Aischin. 11 148 ; III 175 ; Lyk. 147 ; Demosth. XV 15 ; XXI 103. 164 ; XXXIX 1 7 ; Beck. An. I 217. 276 ; PoIl. VI 1 5 1 ; VIII 40. 42 ; vgl. Plat. v6f.1. XII 948 D . 6 ) 6eIXia�, �I\Vd01fEW�, aOTTilla aTToßE�XTlKEval : Andok. I 74 ; Lys. X 1. 9 . 12 ; Demosth. XV 32; Aischin. I 29 ; 111 175 f. ; Beck. A n. I 217 ; Suid. S. avauf.la· Xiou ; PoIl. VIII 40 ; vgl. Plut. Pelop. 1 ; Plat. v6f.1. XII 943 E. 944 B ; Ari· stoph. Wesp. 17 ff. 592 ; Wolk. 352. 7) Vgl. daß nach Paus. I 29, 12 Nikias' Name auf der Liste der 413 ge fallenen B ürger fehlte. Vgl. ferner Dein. 11 17 : die Frage nach der Er füllung' der Wehrpflicht bei der Dokimasie der Beamten. Sie ist eine Frage nach dem Fehlen von Gründen für die Atimie.
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Der Atimie verfallen ferner Personen, die dreimal nupuv6J,lwv ,verurteilt sind I), oder lI,euboJ,lupTupiu� 2), oder (seit Peisistratos) ap"([u�, wegen Bettelei 3), ferner steht Atimie auf den Fall, daß jemand einen in contumaciam gegen ihn entschiedenen Prozeß erneut anstrengt und verliert 4). ·
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' Die Quellen drücken sich oft so aus, als ob bei diesen Ati Ji'lien eine Teilatimie erfolgte : der IpeUbOJ,lUpTUpiu\; Verurteilte kann nicht mehr Zeugnis ablegen (Hyper. IV 11 f.) usw. Diese Teilatimie lebt als Rechtssatz in den modernen Handbüchern 5), aber es ist ganz klar, daß es diese nie gegeben hat, daß nur die Redner gern das Verbot der Handlung hervorheben, die die Atimie eingetragen hat : der dreimal ljIeubOIlUpTupiu� Verurteilte i,at nicht nur des Rechtes zur Zeugnisleistung beraubt, sondern er ist UTlIl0\; (Andok. 1 , 74), der einmal nupuv6J,lwv Verurteilte is t ,,zu einem Drittel UTlIl0C;", nicht zu einem Drittel zum H "(€IV im Volk unberechtigt o. ä. (Demosth. LI 12). Auch der
" I) Oemosth. LI 12 ; ungenau Hyper. IV 11. Plut. Phok. 26 ist Demades Er ist siebenmal rrapav61-'wv verurteilt, aber seine Atimie beruht darauf, daß er Staatsschuldner ist. Offenbar sind die Fälle 1-3 und 4-6 durch zweimalige Aufhebung der Atimie (u. § 42) erledigt, die Geldbuße aus dem 7. Prozeß aber noch nicht bezahlt. Für seine Rechtsstellung kam es nur hierauf an ; daß der politische Geschichtsschreiber auch jene frü heren Dinge erwähnt, ist begreiflich. Diod. XVIII 18, 2 läßt Demades un '�enau nur auf Grund der dreimaligen Verurteilung ,hl/.lOC; sein. . . 2) Andok. I 74; dasselbe ist gemeint Hyper. IV l U. ; Antiph. Tetr. A IV' 7. ' 3) Plut. Sol. 17. 22 ; Beck. An. 1 , 31 1 ; PoIl. VIII 40. 42 ; Phot. App. Lex. Cant. s. apy{ac; ; Lys. fr. 10 ; Demosth. LVII 32 ; vgl. Diog. Laert. I 55 ; Diqd. I 77, 5 ; Herod. 11 177. Die Chronologie Theophr. fr. 99 bei Plut. Sol. 31. Die Bedrohung mit dem Tode bei einmaliger Verurteilung vor Solon ist ein krasser Anachronismus. 4) Poll. VIII 61. Das ist nur mög'lich durch die Behauptung, man sei ,:��r Zeit des Prozesses blll-'OGiav, als Soldat, Gesandter usw. abwesend ge ,'tesen , sonst gibt es in Athen überhaupt kein Wiederaufnahmeverfahren , (später bei der Rechtspflege). 5) Z. B. Busolt 547. 950 f. 1 164.
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110 Verlust des Rechtes, Anklagen zu erheben [Lys.] VI 24 ist nach dem Kontext und Andok. I 74 nichts als Atimie 1). Andere Gründe der Atimie sind Mißhandlung und Vernach lässigung der Eltern 2), Verschwendungssucht und Geisteskrank heit 3), wissentliche Adoption eines UTlI-J.OS, um ihn wieder in die Reihen der Bürger einzuschmuggeln ([Plut.] X Redn. 834 B), Ausgeben einer E€vn als bürgerliche Tochter, um sie als Athe nerin zu verheiraten 4), die Fortsetzung der Ehe mit einer des Ehebruchs (mit einem EEVOS, o. S. 703) überführten Frau ([Demosth.] a. a. O. 87) und die Prostitution, d. h. die Hingabe an Päd erasten gegen Bezahlung5). 1) Wiederholt sprechen die Quellen von einer Atimie für B ürger, die mit einer Klage abgewiesen wurden und weniger als ein Fünftel der Stimmen der Heliasten für sich, d. h. für " schuldig" erzielten. Das lesen wir Demosth. XXVI 9 für Paranomieklagen (in der eben besprochenen Form : Verbot weiterhin Klagen zu erheben), Andok. I 33 für die lvb€1EIC; des heim gekehrten �uydC;, Hyper. 111 34 für die ypa�� I-'ETdAAou. Anon. Vita Aischin. 4 f. sagt denn auch, daß Aischines nach einer so qualifizierten Niederlage im Kranzprozeß IiTi/oloC; wurde. Daß die Sache einen Haken hat, zeigt Harp. s. �dv TIC; : er sagt etwas verlegen, daß in diesem Fall neben der unend lich oft erwähnten Sukkumbenzbuße von 1000 D r. c'ITII-lla Tlc; eintrat. Die Aufklärung gibt [Plut.) X Redn. 840 CD : Aischines wurde 330 IiTl!A oC;, weil er die B uße nicht bezahlte und damit 6� ei�w v Tq, b�I-l41 wurde. Die übri gen Stellen mt'.inen nichts anderes, der Redner malt nur alle die Rechts folgen aus, die den böswilligen Ankläger im äußersten Fall treffen können, einschließlich der Atimie, die im Fall der Nichtbezahlung der an sich die einzige Buße darstellenden 1000 Dr. eintritt. Dasselbe gilt von der Be hauptung der automatisch eintretenden Atimie für den Bürger, der einen bTJ!A60'1Oc; aywv einbringt und vor der Verhandlung in der Heliaia zurück zieht (Phot. s. 1tpOO'TI!AOV). Andok. 1 73 f. nennt alle Kategorien von IiTlfWI, beide hier behandelten Arten fehlen oder vielmehr : stecken in den 6� eI �oVTec; Tq,
b�IJ4I'
2) Aischin. I 29 ; Demosth. XXIV 60. 103. 105 ; Andok. I 74 ; PoIl. VIII 45 ; Diog. La�rt. I 95. 3) Aristot. 56, 6 ; PoIl. D iog. La�rt. a. a. 0. ; Aristoph. Wolk. 845. 4) [Demosth.] LIX 52 f. 62 f. 5) Aischin. I 19 ff. 29. 136 f. u. ö. m. Schol. 2. 195 ; 11 Hyp. ; Lyk. fr. 19 i Demosth. XIX Hyp. 11 10 ; XXII Hyp. I 2 ; 21 ff. ; XXIV 181 ; PoIl. VIII 45 ; Suid. s. �vbeIE\C;i vgl. Tim. fr. 140 f. Polyb. XII 13, 1 bzw. Suid. s. tP TO l epo v '!tOp KT�. und Hyper. fr. 125. =
11 1 Endlich kann das Volk natürlich bei jedem Psephisma für seine Verletzung die Atimie androhen 1), bei der Freiheit der Strafwahl für Volk und Heliaia (u. § 63) kann auch bei oben nicht genannten Vergehen auf Atimie erkannt werden ([Plut.] X Redn. 834 Be). Aus einem Einzelfall dieser Art ist sicher die an sich sehr unwahrscheinliche Angabe Suid. s. €vb€,E,� herausgesponnen, daß die Atimie die Folge übler Nachrede ge gen einen Toten sei 2). Dazu tritt der isolierte Fall, daß i. J. 415 Andokides und Ge nossen, die in dem großen Religion sprozeß durch Geständnis und Angabe anderer Schuldiger sich der Hinrichtung entzogen h8.ben, und i. J. 411 Soldaten, die sich der Regierung der 400 zur Verfügung gestellt hatten, aTI�O\ wurden (Andok. 1 71. 75 f.). Dies ist eine aus besonderen Verhältnissen geborene Atimie durch 'V�cpl(T�a, eine &T1�la KaTa 1TPO
112 aufgehört hat l). Im ersteren Falle ist Kumulierung mit anderen Strafen möglich, im letzteren nie. Das ist üb&rhaupt der springende Pqnkt, denn an sich ist eine solche (arro-) bOKI�lacr(Cl ein gerichtliches Urteil wie jedes andere. Bei Verbrechen finden wjr oft die Atimie mit der Kon fiskation des Vermögens verknüpft, so bei der Verletzung' be stimmter Psephismen 2) , der Einschleichung in die Irrm!t; 3), der Einschwärzung einer EEVl') als Bürgerin ([Demosth.] LIX 52), in dem Antrag des Leptines gegen Anträge auf Atelie 4). Bei Fahnen flucht, Bestechung, Mißhandlung der Eltern war das nicht vor gesehen 5) , auch Demosth. XXIV 50 wird die Atimie als Strafe für Amtsvergehen von der Konfiskation getrennt. Den Antrag auf Konfiskation konnte bei der Freiheit in der Wahl des Straf antrags (u. § 62 f.) jeder Ankläger stellen, außer wenn er nur eine Dokimasie forderte 6). § 42. Zu den aTl �10 1 gehören und die zahlenmäßig wichtigste Klasse aller aT l /lOl überhaupt sind die ocpeiAoVTEt; Tlp b�/lljJ oder Tlp bl')�lO crilfJ ' Sie werden oft als eigene Kategorie neben den aTt /lOI im engeren Sinne genannt 7), noch öfter und richtiger unter 1) Aischin. I Hyp. IIj 32. 195 m. Schot = Lyk. fr. 18 ; Beck. An. I 185. 3 10; Harp. Suid. s. !loK\�aaeEic; ; Suid. s !loKt�aaia. Poil. VIII 45 zieht auch Bestechung und Mißhandlung der Eltern hierher, die letztere vielleicht insofern mit Recht, als mangelnde Pflege der Gräber der Eltern nach Xen. Mem. II 2, 13 un ter diesen Begriff zu fallen scheint ; hier war von mehr als einer Konstatierung der Tatsache sicher nicht die Rede. 2) IG I 2 45, 21 ff. ; 63, 31 ff. ; 71, 70 ; 74, 44. 3) Lys. XIV 8 f. ; aber s. u. Anm. 5. 4) Demosth. XX Hyp. II 2 ; 156. Demosthenes' Behauptung, die Kumu lierung von Atimie und Konfiskation im Strafrecht sei unzulässig (XX 155), ist also widerlegt. 5) Andok. I 73 1. Man wird bei dieser Behandlung der Fahnenflucht zu Lysias' Angabe über die Konfiskation bei dem Übergang zur Reiterei (0. Anm. 3) ein Fragezeichen machen. 6) Die Konfiskation bei {ujlEi},oVTE C; Tq. !lfjl-l4l Andok. I 73, s. u. § 50. 7) Aristot. 63, 3 ; Demosth. XXV 30 ; LVI II 45 ; Andok. I 78 ; Suid. Phot. Harp. s. 1TU},lVUipETOC; ; Suid. s. lI1TEQIT1
113 diesen Beg'riff einbezogen 1). Es liegt zweifellos normale Atimie vor ; sie wird genau wie etwa die wegen Prostitution auf An trag, d. h. durch Anzeige des sich als lrriTl�IOC; gebärdenden oq>EiAWV seitens eines anderen Bürgers vom Gericht als vorhan den konstatierP). Und zwar rechnet diese Atimie nicht vom Ur teil und nicht von der Entstehung der Schuld an, sondern von dem versäumten letzten Fälligkeitstermin der Zahlung. Dieses ist der Ablauf der der Entstehung der Schuld folgenden 9. Pry tanie, nach 307/6 natürlich der 11. Prytanie. Dann werden die ausstehenden Schulden öffentlich gebucht 3), mit der Buchung wird der betr. Bürger oq>EiAWV niJ b�lJ4I im Rechtssinn (Demosth. LVIII 48), die Konstatierung der Atimie kann nur gegen einen solchen lTTETPCtIl�IEVOID beantragt werden 4). All dies ist Grund genug, daß der praktische Sprachgebrauch die oq>EiAOVTEC; gern von den eXW101, die mit dem Urteil selbst · in diesen Stand ge raten, unterscheidet. Allerdings handelt es sich bei dieser Er klärung als eXTllloC; nicht um eine so reine Konstatierung wie etwa bei Geisteskrankheit. Wenn der lTTETPaIJIJEVOC; keine bürger1) Demosth. XXII Hyp. I 2 ; 33 f. ; XXIV 90. 123 ; XXV Hyp. 4 ; 2. 28. 38. �3. 94 u. ö. ; XXVI 1. 6. 9 ; XXVIII 21 (wenn Demosthenes den Prozeß gegen seine Vormünder verliert, wird er liTIIJO" da er 10000 Dr. zahlen muß: XXVII 67 und er nur 7000 besitzt: XXVIII 16; vgl. XXIX 16) ; XXXVII 24. 49; XLIII 58 ; LVIII Hyp. 1 f. ; pein. II 2. 12 f. ; Hyper. fr. 00 vgl. 27 ; Lys. XX 35 ; Isokr. XII 10 ; Andok. I 73. 92f. 2) Demosth. LVIII 14 f. 21. 39. 48 f. ; Suid. Harp. s. �1faYYEAia ; Suid. s. lvbnEI , ; vgl. Demosth. XX Hyp. 11 2. 3) [Demosth.] LIX 7 ; Andok. I 73. 4) Andok. I 77 ; Demosth. LVIII 21. 48 f. Was letzterer § 49 dagegen vorbringt, ist Rabulistik. Er behauptet, Atimien träten mit dem Tage der Schuld bzw. des Verbrechens ein, letzteres ist sicher falsch, vor dem Urteil gibt es keine Strafwirkung ; wir müssen die erste Hälfte seiner Behauptung auch verwerfen, denn ein Bürger, der dem Staat Geld schuldet, für den aber jener Termin noch nicht gekommen ist, kann und eventuell muß in der Ekklesie das Wort nehmen (Demosth. XXIV 39 f. : Bill des Timokrates), er ist als �YYEypafJ.fJ.EvO, also nichts weniger als liT1fJ.O,. Der 6po, der c'ujlEi AOVTE, ist die Liste der letzteren auf der Burg' : Demosth. XXV 70.
114 lichen Rechte in Anspruch nimmt, erfolgt überhaupt nichts ; wenn er es tut und deswegen angezeigt wird, ist mit der Konstatie rung der Atimie eine Strafe für die Anmaßung der Epitimie verbunden, so bei dem Auftreten als Heliast (Aristot. 52, 3) und überhaupt (u. § 43) 1). Die Ursache der Entstehung der Schuld gegenüber dem Staat ist gleichgültig. Meistens handelt es sich um Geldstrafen oder Sukkumbenz-Bußen auf Grund eines Gerichtsurteils bei Straf und Zivilprozessen aller Art einschließlich der EU9vV0l 2), aber ebenso werden Fälle behandelt, wo der betr. Bürger dem Staat etwas abgekauft oder eine Bürgschaft gegenüber dem Staat übemommen hat 3), erst recht natürlich Pachten und Steuern aller Art. Den Ansprüchen des Staates stehen wie immer gleich die der Tempel der Götter, deren Kult der Staat pflegt, wobei es sich um Pachten oder um Geldstrafen zugunsten .des Tem pels handelt 4). Atimie eines Beamten ist möglich, als Kriminal strafe neben der Absetzung wegen Amtsvergehen, einfach weil das Gericht in der Strafwahl frei und der angeklagte Beamte notwendig vorher vom Amt entfernt ist - vgl. später im Beamtenrecht - und bei der Konstatierung, daß er o'PEiAwv ist, womit natürlich sein Amt hinfällig ist 5). 1) Das mein t Andok. I 73 mit der Einordnung der öq>€ikoVT€� in die mit Konfiskation des Vermög'ens, ohne daß die der Konstatiernng beigefügte Strafe gerade in d ieser zu bestehen brauchte. Eine automatische Konfiszierung bei dem Verfall des Termins kennt Athen überhaupt nicht, zumal sogar jede verhängte Geldbuße erst durch eine Sonderklage einge trieben werden muß (später bei der Rechtspfleg·e). Dasselbe meint [Demosth.] LIX 7. 2) Lys. XX 11. 14 f. 17 f. 35 ; XXV 1 1 ; Isokr. XVI 47 f. ; XVIII 35 ; Andok. I 73 f. 3) Andok. I 7 3. 78. 92 f. 4) Demosth. XLIII 5 8 ; LVIII 1 4. Das Nähere später bei der Behandlung des Kultus. 5) [D emosth.1 LIX 3. 7 ; vgl. für die Heliasten Aristot. 52, 3. IiTlf.lOI
115 Damit ist über die Begründung der Atimie alles gesagt: sie entsteht durch Urteil der Heliaia t), bei den ocpEihOVTE� durch öffentlichen Anschlag nach Ablauf der 9. Prytanie, durch Pse phism a dagegen nur in den zwei zitierten Ausnahmefällen in po litisch abnormen Verhältnissen 415 und 411. Es ist daher be greiflich, daß man mit diesem Rechtsfall seine Schwierigkeiteh hatte und streiten konnte, ob diese Atimie durch die Amnestie aufgehoben wal' oder nichP) . Es handelt sich hierbei natürlich nur um die Frage nach dem Vorhandensein der Epitimie, nicht um eine Strafe (vgl. z. B. Andok. I 144). Das Erlöschen der Atimie bietet einen we�teren Unterschied zwischen O cpEihOVTE� Tlp b�Il(� und den anderen aWIOI. Bei den ersteren ist die Atimie mit der Bezahlung der Schuld einsch! . des Aufschlags wegen Terminüberschreitung ([Demosth.] LIX 7 u. ·ö.) automatisch verschwunden 3), ebenso natürlich dUrch Erlaß der Schuld seitens des Staates in seinem oder des betr. Tempels Namen : Andok. I 73 ff. 77 ff. Bei allen anderen aTl�101 ist allemal ein ljJ�cpt(j�(a nötig mit besonderen Kautelen ; es muß erst dbEia bewilligt werden, an der Hauptabstimmung, die mit IjJ�CPOI stattfindet, müssen 6000 Bürger teilnehmen 4) . Wer ohne übEla für den dTII-lO � bittet, macht sich strafbar (Demosth. XXIV 50). An sich ist das Ganze eine Durchbrechung des o. S. 93 1) Aristot. 53, 6 läßt die Atimie über den unredlichen Diaiteten von der Gesamtheit seiner Kollegen verhängt werden. Das wäre ein Unikum im athenischen Recht : Harp. s. daaH€kia nennt die Heliasten i das ist natür· lich richtig und unser Papyrus hat einen alten Schreibfehler. 2) Andokides sagt ja (Rede I), [Lysias] sagt nein (Rede VI). 3) Demosth. XXV 71 ; XLIII 8 5 ; LVIII 50 ; Harp. s. 1faklVaip€To� u. Ö. 4) Demosth. XXIV 45 f. : eS gilt naturgemäß auch für die Epitimie der öqlE(koVTE�, d h. die Erlassung der Schuld. Beispiele für beantragte oder durchgeführte Restituierung der Ihl/.!Ol : Plut. Sol. 19 (s. aber u. § 44) ; Xen. Hell. II 2, 1 1 ; Demosth. XXVI 11 ; Lys. XXV 27 ; Hyper. fr. 27 ; An· dok. I 73 :ff. 77 :ff. 93 f. 107 ; Suid. s. t'mE'lJll ql iaaTo ; Aristoph. Frösche 688. 692 :ff. Die Fälle der Rückkehr der "qlu"fdbE�" o. S. 93f. bedeu ten auch die Aufhebung bestehender ö:Tl/llcu. .
116 berührten Prinzips, daß das Volk kein Begnadigungsrecht ausübt, aber da es zweifelsfrei das Recht in Anspruch nahm, völlig fremden Personen die TtOA1TEia, d. h. die Epitimie zu verleihen, lag es nahe, die Verleihung der letzteren an clTlIlOl ebenso zu behandeln. Zugleich sehen wir, daß die Kautelen bei der Ab stimmung über HvOI und clTlIlOl identisch sind, genauer wohl : daß die o. S. 80 besprochenen Regeln für die Erteilung des Bür gerrechts an Frelude sich an die Formen der Amnestierung von clTlIlOl angeschlossen haben. Ob letztere in hellenistischer Zeit auch die Ratifizierung der hergestellten Epitimie durch die Heliaia hatte wie die Neuverleihung, wissen wir niCht, da wir kein Schicksal von clTlIlO1 nach der Zeit der Redner ver folgen können. § 43. Die Atimie bedeutet allemal das Verbot, Anträge fUr die Ekklesie zu stellen und in ihr das Wort zu nehmen 1) : Ge� setze, die ein clTlIlO� einbringt, sind hinfällig (Demosth. XXII Hyp. I 2), d. h. unterliegen der Paranomieklage ([Demosth.] LIX 4 ff.). Ferner kann der clTlIlO� keine Prozesse austragen oder auch nur laufende fortführen, in denen er der Kläger ist 2) - gegen ihn laufende Klagen werden natürlich nicht unterbunden 1) Plut. Phok. 26 ; Aischin. I Hyp. I, 11 ; 1. 3. 19 ff. 28. 32 m. Schal. ; III 195 ; Demosth. XIX Hyp. 11 1 0 ; 286 ; XXII Hyp. I 2 ; 21 ff. 30. 32 ff. ; XXIV 50 ; XXV Hyp. 4 ; 4. 28. 38 ; XXVI 9 ; LVIII Hyp. 1 f. ; 45 ; Ep. III 16 f. ; Dein. 11 12 f. ; PalI. VIII 45 ; Beck. An. I 459 ; Suid. s. lvbElEl� ; Schal. Plat. VOll. IX 855 C. Der 1iT11l0� kann die Ekklesie überhaupt nicht besuchen: Plut. Phok. 33. Das ist die .Fernhaltung von der ayopd", dem frühesten Tagungsort der Ekklesie Aischin. 111 175 f. ; D emosth. XXIV 60. 103 (als Gesetz Salons zitiert) ; [Lys.l V I 9 ; Andok. I 76 ; Suid. s. fvbElEl� : es ist dem i.iTlllo� nicht verboten, auf dem Markt Brot zu kaufen (0. S. 45 1). Vgl. die allgemeinen Wendungen Demosth. XXI 87 ; XXIV 105 ; XXV 53. 2) Demosth. XXI 92 ; XXV !l4 ; XXVI 9 ; LVIII 17. 45 ; Dein. 11 2 ; An tiph. VI 35 ff. ; Phot. App. s. 1TPOOTIIlOV ; Schal. Aischin. I 2. 1 95.
117 und nicht als Zeuge auftreten 1), nicht testieren 2), nicht staat liche (und sicher auch kommunale) Ämter bekleiden, Gesandter, Richter sein oder im Rahmen seines Berufes, als Herold, Architekt, Schiffsbauer usw. staatliche Aufträge erhalten 3). Andererseits erlischt die Wehrpflicht (Hyper. fr. 27. 29). Ferner ist er von allen staatlichen Festen, Opfern und Heiligtümern ausgeschlossen 4 ), ver liert also auch den Anspruch auf Portionen am Opferfleisch und die Theorika. Der in eine ihm gesperrte Veranstaltung eingedrungene äTlf.lo� kann von jedem Bürger durch arru'fw'f� festgesetzt oder durch �VbEIEI� zur Verhaftung angezeigt werden, womit zugleich der Stl'afprozeß wie bei jeder solchen Verhaftung gegen ihn eröff net wird 5), dasselbe gilt von einem ÜTIf.lO�1 der als Beamter oder Richter betroffen wird 6) . Daß die Anmaßung der Epitimie ein Verbrechen ist genau wie Fahnenflucht u. a., wird Demosth. XXIV 103. 105' klar ausgesprochen, daß freilich die Todesstrafe ein für allemal vorgesehen sei 7), wird abgesehen von dem Prinzip 1) [Demosth.) LIX 26 ff'. ; Hyper. IV 11. Demosth. XXI 95 wird ein an
f,lo� als Zeuge g'enannt, aber seine l-lapTupia fehlt; er wird nicht vernommen,
sondern nur als ein Mann erwähnt, der Bescheid weiß. 2) Überliefert für die Entmündigung bei Wahnsinn Isaios I 50 ; IV 14 ff'. ; VI 6 ; VII 1. 43 u. ö. ; o. S. 15. Da aber die Entmündigung nichts ist als Atimie und unmöglich das Recht zum IiPXEtv, lKKArlO'ldrEIV usw. belassen haben kann, gilt vermutlich auch das Umgekehrte, und die hier genannten zivilrechtlichen Folgen eignen jeder Atimie. 3) Aischin I 19 ff'. ; Demosth. XX 156 ; XXIV 22. 50. 123 ; Aristot. Polit. III 6, 3 ; Beck. An. I 459 ; Schol. Plat. a. a. O. 4) Aischin. III 175 f. ; Demosth. XXII 73 ; XXIV 181 ; Lys. VI 9. 24 ; XIII 81 f. ; Antiph. V 10 ; VI 4 ; Andok. I 33. 71 ; Tim. fr. 140 f. ; vgl. Poil. VIII 90. Der 6
118 der freien Strafwahl der Heliaia (u. § 63) durch Demosth. XXIV 105 ; Andok. I 116 widerlegt. § 44. Endlich die Frage der Erblichkeit der Atimie. Sie ist ganz klar bei den ocpel).ovnc;. Zu jeder Erbschaft gehören zivil rechtlich die Schulden des Erblassers und selbstverständlich ist der Erbe ocpel).wv Ttf! b�.uLfl und damit aTl/lOC;, bis er bezahlt 1). Solange der Erblasser lebt, färbt aber ebenso logisch die Atimie auf den Erben, in der Praxis den Sohn, nicht ab : Demosth. XXIV 200 kann der Redner diesen ihm sehr bequemen Schluß nicht ziehen. Bei der Atimie anderer Art widerstreitet jede Erblichkeit der Atimie einem dem athenischen und überhaupt dem bürgerlichen im Unterschied von. dem Geschlechterstaat eigenen Prinzip, dem der individuellen Verantwortung und der Verneinung der straf rechtlichen Solidarität der Familie. Wo die Atimie für den Täter und seine Nachkommen bündig überliefert ist, haben wir dem entsprechend archaische Satzungen .vor uns, bei der Atimie für Tyrannis, einem schon im 6. Jhdt. formell abgeschafften Gesetz (Aristot. 16, 10), und bei der für Aufhebung des drakontischen Mordgesetzes im Text des ältesten Kodex (Demosth. XXIII 62). Wir werden den letzten dies Charakteristikum aufweisenden Text eines Gesetzes, über Beamtenbestechung Demosth. XXI 113 auch als archaisch ansehen. Die beiden letztgenannten Texte haben noch ein zweites ar chaisches und zugleich uns weiterführendes Merkmal. In beiden Fällen werden als atim erklärt der Täter, seine TTatbec; und Ta {auTou, sein Eigentum. Das ist bei der klassischen Bedeutung des Wortes äTl�lOc; sinnlos, Geld und Gut können weder EnlTljlOC; noch UTl,UOC; sein. Diese Gesetze stammen also aus Zeiten, als 1) Herod. VI 136 i Diod. X 30, 1 i Nep. Kim. 1, 1 i Timoth. 4, 1 i Demosth. XXII 33 f. i XXXIX 15 i XL 22 i Schol. Ael. Arist. illt. T. T€TT. 151, 8 f. (mit Personenverwechselung) i 244, 3 i vgl. Demosth. XLIII 58 i LVIII Hyp. 2, 17 und der Fall der Söhne des Lykurgos [Demosth.] Ep. 111 7. 13 ff. 24.
119 das Wort noch nicht den technischen Sinn hatte WIe später, als die alte Bedeutung noch lebendig war, die wir Demosth. IX 44 auch noch im Sprachgebrauch einer Urkunde des 5. Jhdts. finden : an�wc; H8vehw, er soll sterben, ohne daß der Staat ihn schützt oder rächt. Der drakontische und vordrakontische Be griff der Atimie ist also ganz etwas anderes als die (hl�lla der Demokratie, die Entziehung des staatlichen Schutzes für Leben, Familie und Eigentum : jeder kann den Ausgestoßenen töten und berauben. Nun bekommt auch das alte Gesetz Sinn, das auf die Tyran nis die Atimie setzte und bis 510 bestand, wo die cpuT� (lE 'ApEiou nU'fou) an ihre Stelle . trat. Es handelt sich nicht um ein mildes Gesetz mit einer gelinden und daher unwirksamen Strafe, das man nach den Erfahrungen der Peisistratidenzeit verschärft, sondern vor . und nach 510 1) setzte die Republik die schärfste Strafe, die das Rechtsdenken der Zeit hatte, auf das Verbrechen. Man trat nur aus der Zeit, die die VogeHreierklärung und den Strafvollzug mittels Tötung und Beraubung durch Private dul dete, in eine Periode, die nur staatliche Justiz kannte. Denn eine reine VogeHreierklärung und weiter nichts ist diese Atimie des Geschlechterstaates, ohne jede Verwandtschaft mit dem Rechtsbegriff gleichen Namens in der Zeit der Demokratie. Ersterer ist natürlich erblich, letzterer ebenso natürlich nie 2), Für die o. S. 106 f. behandelten Gründe der Atimie ergibt sich damit etwas Weiteres : Solons Atim ie für den Bürger, der bei . einer tTTUeTlC; zu Haus bleibt und sich nicht mit den Waffen zur Ver1) Praktisch : bis Peisistratos' Machtergreifung und dann wieder nach dem Sturz des Hauses. 2) Aristoteles hat das nicht mehl' gewußt : er interpretiert das älteste Ge setz gegen die Tyrannis 10, 10 im Sinn der späteren Atimie und findet es natiirlich auffallend milde. Dagegen war das Wissen um den Wortsinn im 6. Jhdt. noch lebendig : Aristoph. Vög. 1074 f. weiß, daß auf den Kopf der Tyrannen ein Preis stand, sicher ein Satz aus dem Atimiegesetz vor 610.
120 fügung stellt, ist sicher noch die alte Atimie, kein Wunder, daß wir das Gesetz oft als Kuriosum zitiert, aber bei d.en zahlreichen O'TaO'El� 411, 404, 403 usw. nie angewandt finden. Ferner ist jetzt begreiflich, daß die Stellung des Mannes unter Mordanklage und die des <povou uKouO'iou Verurteilten (0. S. 107), die nichts weiter ist als Atimie, nie so genannt, sondern mit Ei'p'fEO"Sal TWV vO/li IlWV umschrieben wird. Die einschlägigen Gesetzestexte stamm ten aus Drakons Zeit, wo cln/lO� noch den alten Sinn vogelfrei hatte, sie konnten also nur so sagen, wie wir es lesen. Man er kennt aber, daß das, was später un/lia ist, als Rechtsinstitution auch der Frühzeit bekannt war, nur anders hieß. Als mit der Überwindung der staatlichen Zula ssung des privaten Strafvoll zuges die alte UTlf.lia verschwunden war, hat dieser Ausdruck das usurpiert, was ursprünglich Ei'PYEO'Sm TWV vO/li/lwV hieß, im privaten Sprachgebrauch sicher viel früher· als im amtlichen. Einmal hören wir in klassischer Zeit von der Atimie eines Geschlechtes. Die ytV'1 des Antiphon und Genossen sind nach der Hinrichtung der betr. Familienhäupter durch das Gericht mit Atimie belegt und die Hingerichteten nachträglich als clTlf.lOl erklärt worden, ein völlig vereinzelter Fall t). Der Vorgang ge hört in die Monate zwischen den Sturz der Vierhundert und die Herstellung der radikalen Demokratie i. J. 410, unter die ge� mäßigte, d. h. archaisierende Verfassung von Thukyd. VIII 97, 2 ; er ist ein Rückfall in ein überwundenes Stadium der Rechtsent wickelung, ein Zurückgreifen auf überlebte, wenn auch formell nie abgeschaffte Möglichkeiten des Kriminalrecht.s, geboren teils aus dem Willen der Regierenden, die Art der Väter wiederzu beleben 2), teils aus der Erbitterung des Parteikampfes. Das 1) Anon. Vita Thukyd. 2 j [Plut.] X Redn. 834 AB vgl. 833 A. Die erb liche Atimie, die Leptines' Gesetzesantrag Leuten androhte, die Atelie for derten, ist nur Demosth. XX Hyp. II 2 überliefert und Scholiasten weisheit, der Text des Demosthenes XX 156 weiß natürlich nichts davon. 2) Man verwaltet KOTO. Tck rcdTp\G. V gl. , daß das Urteil auch sonst
letztere war das Wichtigere, denn die radikale Demokratie hat den Rückfall nachgeahmt und überboten : ein Jahr nach jenem Ur teil. hat sie etwaigen Erneuerern einer Regierung wie die der Vierhundert und dann 403 etwaigen Versuchen, in die Bahnen der Dreißig zu treten, eine richtige Vogelfreier klärung ange droht 1). In heiden Fällen wurde der Versuch, die Tyrannis zu errichten, einbezogen (Andok. I 97 ; Lyk� 125), d. h. die Rege lung von 510, die auf Tyrannis die
122 insofern interessant, als man in · der Mitte des 5. Jhdts. für eine solche politische Vogelfreierklärung gegen einen politischen Feind den Ausdruck äTl/lo� noch im alten Sinn von äTl/lo� TE8V(lTW ( 0. S. 1 19) anwenden konnte und daß dies Psephisma etwas wie eine Verbindung zwischen der archaischen Periode und der kurzen des Wiederauflebens der Vogelfreierklärung seit 410 od�r 415 herstellt. Was 410 und 403 gegen Bürger angedroht wird, ist vorher in einem Einzelfall politischer Erbitterung gegen einen Ausländer ausgesproc.hen worden. Die Atimie, die die Dreißig verhängen 1), ist nur ihre gewaltsame Einschränkung der Bürger liste o. S. 63f. Die Entziehung der Rechtsschutzes für den Dem ainetos, der mit einem Kaperschiff auf eigene Faust gegen Sparta ausläuft, als Athen im peloponnesischen Bunde ist (Hell. Oxyrh. 1, 2 f.), ist nur ein Akt der auswärtigen Politik. Demai netos tritt in fremde Kriegsdienste ; wenn er in solchen von den Spartanern gefangen wird, hat er ohnehin keinen Anspruch auf Rechtsschutz durch die Heimat, zumal auch Bürger, die als athe nische Soldaten dies Schicksal erleiden, ihn entbehren (0. S. 89). Endlich verlieren die &MVCXTOI, die der öffentlichen Unterstützung zur Last fallen (u. § 69), ihre politischen Rechte (Xen. Hell. I! 2, 48) ; das gilt aber nicht als Atimie, diese Kategorie wird regelmäßig von den äTl/lOl geschieden. § 45. Eine partielle Atimie, die einen Teil der bürgerlichen Rechte nimmt, einen anderen beläßt, ist im Rahmen der nor malen Fälle 2) nicht möglich, die scheinbaren Gegeninstanzen haben sich o. S. 109 als hinfällig erwiesen. Etwas Derartiges wird nur angedeutet bei der einzigartigen durch l!J�
Bürger, die den Vierhundert als Soldaten gedient hatten. An dok . a. a. O. sagt, daß sie das Recht verloren hatten, im Rat zu sitzen und an der Ekklesie teilzunehmen. Dann konnten sie erst recht nicht die upxal außer dem Rate bekleiden, wo sie täglich in die Lage gekommen wären, niit dem Volke zu verhandeln. Es bleiben also di� Prozeß- und Testierfähigkeit und vermut lich der Fortbestand der Wehrpflicht 1) als Unterschied gegen über den echten clTl/lOl. Andere Personen haben nach Andokides gerade das Recht zu prozessieren eingebüßt, manche verloren �ur das Recht, an der Ekklesie teilzunehmen 2), andere das Recht zu bestimmten Auslandsreisen, nach Ionien, zum Hellespont. Manche der Bestimmungen sehen höchst wunderlich aus, selbst �enn man den Anstoß mit der uropa so beseitigt, wie eben ge scI,.ehen. Private Reisen zu :verbieten betraf kein eigentliches Bürgerrecht. Jedenfalls ist der Ausdruck "zum Teil clTl/lOt " , den Andokides anwendet, schief. Es handelt sich um VO/lO\ br' uvbpl, die nunmehr zu besprechen sind. § 46. Ihre wichtigste Form ist der bekannte O st r a k i s m os, ,. entstanden als Kampfgesetz gegen die Anhänger der Tyrannis u nd damit Persiens bald nach Marathon, so gut wie sicher 489/8, , zum letztenmal zur Anwendung gebracht i. J. 417. Die rich tige Chronologie haben wir Androt. fr. 5. , die scheinbar von
124 erledigt sich dadurch, daß von 488/7 an ständig Ostrakismen stattfinden, vorher kein einziger 1) . Der Ostrakismos unterscheidet sich von
125 und keine Debatte statt. Als ostrakisiert gilt, auf wen die meisten Stimmen entfallen sind, vorausgesetzt daß die Gesamt zahl der überhaupt abgegebenen Scherben über 6000 liegt. Es 1;(ann also bei jeder derartigen Abstimmung immer nur e i n Bür ger ostrakisiert werden, bei starker Zersplitterung der Stimmen auch mit einer verhältnismäßig niedrigen Zahl ihn nennender Scherben. Ostrakisierung eines amtierenden Beamten ist möglich : IG I 2 911, 5 1). Der Spruch zwingt den Betroffenen, das athenische Gebiet binnen zehn Tagen zu verlassen und zehn Jahre zu meiden 2). Das Privatvermögen bleibt unangetastet, auch die Erträge können dem Ostrakisierten zugestellt �erden, ganz im Unterschi�d von der cpulli (0. S. 95) 3). Im Unterschied von dieser ist für den Ostrakisierten wenigstens seit 482/1 ein Aufenthaltsort im Aus land vorgeschrieben, der verschieden überliefert ist. Nach Aristot. 22, 8 muß er innerhalb der Kaps Geraistos und SkyUaion sich aufhalten, der Südostspitze von Euboia und der Akte von Ar golis, dagegen heißt es Philoch. und Phot. App. a. a. O. ge1) Beschreibung des Ostrakismos : Schol. Demosth. Aristokr. ed. Diels Schubart B 29 ff. Ber!. klass. Texte I 82 j Diod. XI 55, 1 ff. j Plut. Arist. 7 j Philoch. fr. 79 b j Schol. Aristoph. Ritt. 855 j Andok. V 2. Kürzere Er· wähnungen PoIl. vrn 19 f. j Suid. Phot. Hes. Lex. Cant. s. v. j Beck. An. I 285 ; Schol. Paus. I 2, 4. Erhaltene Ostraka IG I 9 909 ff. ; Am er. Journ. Arch. 1932, 391. Daß eine Person mehrfach im Leben ostrakisiert wird, ist möglich, behauptet wird es Lys. XIV 39. · 2) Abreisepflicht: Schol. Demosth. (Berliner Klass.-Texte) a. a. 0. ; Philoch. a. a. 0. ; Schol. Aristoph. Ritt. 855. Dauer der Verweisung' : Schol. Demosth. Philoch. a. a. 0 . ; Andok. IV 2. 15 ; Plut. Arist. 7 ; Kim. 17 ; Nep. a. a. 0. ; Schol. Aristoph. Wesp. 947 ; vgl. Beck. An. I 285 ; Suid. Lex. Vindob. s. 6oTpaKIO).l6� ; Ael. Arist. a. a. O. Die Verkürzung auf fünf Jahre in späterer Zeit (Schol. Demosth. ; Phot. App. a. a 0.) ist falsch : Hyperbolos, der letzte Ostrakisierte, ist 417 verjagt worden und noch 411 unter dem Bann (Thukyd. VIII 73, 3 j Theop . fr. 98b). 3) Beck. An. a. a. 0. ; Suid. s. ÖOTpaK\O�16<; ; Phot. App. S. ÖOTp. TP61to� ; Plut. Arist. 7 ; Schol. Aristoph. Wesp. 947 ; Philoch. a. a. O. Thukyd. I 137,3 meint mit den Geldmitteln des Themistokles freilich die ihm als Gluya, nachgesandten (vgl. Plut. Themist. 24). =
126 rade umgekehrt, daß er außerhalb dieser Grenze leben muß. Im ersteren Fall hieße das : er darf leben nur in Megara, Korinth, Aigina, Troizen und Epidauros. Tatsächlich lebt Themistokles in Argos 1), Hyperbolos irgendwo an der kleinasiatischen Küste, so daß er 411 in Samos auftauchen kann, als er seine Zeit ge kommen glaubt 2). Aristeides ist 480 in Aigina nachweisb�r (Herod. VIII 79 ; Demosth. XXVI 6), aber sein Ostrakismos ist seit 481 aufgehoben (Aristot. 22, 8). Die Überlieferung bei Philo choros ist also richtig, die des Aristoteles falsch. Anklagen gegen einen Ostrakisierten sind möglich, Themi stokles ist während seines Ostrakismos in Athen wegen Hoch verrat verurteilt worden 3). Die Verhängung der Atimie für eine Verletzung der Bestimmung über den Aufenthaltsort setzt auch Pl'Ozeß und Urteil in Athen voraus. Daß alle solche Prozesse Kontumazurteile darstellten, ist selbstverständlich. Rückberufung durch das Volk vor Ablauf der Frist ist möglich, ver mutlich mit einer ebenso qualifizierten Abstimmung wie bei Amnestien (0. S. 115) : vor dem Xerxeszuge wurden alle Ost rakismen kassiert 4), dagegen ist die vorzeitige Heimkehr des Kimon sehr unsicher 5). Daß die vollen Staatsbürgerrechte sofort wieder erwachen, liegt auf der Hand, Aristeides kehrt Herbst 480 heim (zur Flotte nach Salamis) und ist 479 Stratege ge worden (Herod. IX 28). § 47. Der Ostrakismos ist die wichtigste Form der v 6 ", 0 \ ln' <1 v b p i, legislativer Akte, die nur einen namentlich bezeich1) Thukyd. I 135, 3 ; Diod. XI 55, 3 ; N ep. Themist. 8, 1. 2) Thukyd. VIII 73, 3. Er wird nicht in Samos gelebt haben, da die In sel athenischer Boden ist (Nachr. Ges. Gött. 1931, 168 1.) und vermutlich das Verbot, athenischen Boden zu betreten, auch die Kolonien betraf. 3) Thukyd. I 135, 3 ff. ; Plut. Therriist.. 22 ; N ep. Themist. 8, 1 ; Demosth. XXIII 205 ; Aristodem. a. a. O. 4) Aristot. a. a. 0. ; Plut. Themist. 11 f. ; N ep. Arist. 1, 5. 5) Theop. fr. 88 ; Plut. Per. 1 0 ; Kim. 17 ; Nep. Arist. 3, 3 ; Ael. Arist. a� a. 0. ; vgl. Beloch, Griech. Gesch. 11 2 2, 210 f.
127 neten Staatsbürger oder mehrere solche, nicht aber alle Athen er betreffen sollen. Im 6. Jhdt. gibt es einen vO).lOC;; ln' avbpi) der Volksbeschluß, der dem Peisistratos das Recht verlieh, sich eine Leib wache zu halten 1), dann ist kein Fall dieser Art außer den Ostrakismen zu erkennen bis zu ' der aw.da KaTa npocrTUt€lC;; von 410, der Atimie durch l!I�cpla",a, die o. S. 123 besprochen ist, aber einen echten VO/..lO C;; wenigstens ln' avbpaal darstellt. Demosth. XXIV 59 vgl. 18 ; Andok. 1 87. 89 wird als Bestandt.eil des neu redigierten Kodex von 403 2) zitiert, daß VO�lOt ln' avbpi nur bei mindestens 6000 Abstimmenden angenommen werden können. Diese Zahl finden wir außer bei dem Ostrakismos nur noch bei ' Amnestien und Bürgerrechtsverleihungen und bei diesen erst erheb lich nach 403 und der Rede des Andokides. Nun sind letztere im 4. Jhdt. keine VO/..lO I, sondern tVllcpicrllaTa, auf die die qualifizierte Ab stimmung frei übertragen worden ist. NOllot werden im 4. Jhdt. nur von VOJ.w8ETai geschaffen und nicht vom Volk. Deswegen kann ein späteres Gesetz, d. h. eines, das offenbar jünger ist als 403, die VO/..lO I ln' avbpi überhaupt verbieten 3), olme daß des halb die Bürgerrechtsverleihungen aufhören. Jene Klausel im Kodex von 403 meint also andere Dinge, in erster Linie denkt sie an den Ostrakismos, der formell nicht abgeschafft war, son dern nur seit damals vierzehn Jahren geruht hatte, daneben an Dekrete wie die "aTt�lia" durch Volksbeschluß v. J. 410. Aber es ist noch ein Weiteres zu betonen. Die von den Modernen viel erörterte Frage nach dem Unterschied der VO�IO\ und der 4111cpicr�laTa' ln' avbpi ist gegenstandslos. Der begrifflich scharfe 1) Aristot. 14, 1 u. ö. Der Steuererlaß für eine Person durch den Ty rannen in der Anekdote , a. a. O. 16, 1 ist kein staatlicher Hoheitsakt. Das Psephisma des Solon betr. die Unterstiltzung eines Kriegsverletzten (Plut. Sol. 31) ist wohl nichts als ein Versuch, diese allen Kriegsbeschädigten seit Peisistratos zustehende Wohltat dem Heros der Demokratie zuzu schreiben. Die Zeit der Einführung s. u. § 69. 2) Über diesen später bei der Behandlung der Gesetzgebung'. 3) Demosth. XXIII 86. 218 j XLVI 12.
128 Unterschied von VO/-lO� und 1j}�ql1a",a mit der von ihm diktierten Unterscheidung von vOIJoSElJia durch vO/JoShal und Beschluß der Volksversammlung und mit der Klage rrapavo",wv ist ein Produkt des Jahres 403 1). Vorher kann das Volk alles beschließen, auch solonische Gesetze abändern und abschaffen, VOIJOl und 'V'l
.
129 c) Inhalt des BDrgerrechfs.
a) A l l g e rn e i n e s. § 48. Die allgemeinen politischen Rechte des athenischen Bür gers lassen sich kurz umreißen. Er hat das Recht die Ekklesie zu besuchen, in ihr zu sprechen und Anträge jeder Art zu stellen 1); seitdem die vo�o9EO"la eingerichtet ist, tritt dazu das Recht, solche bei den vOllo9hat einzureichen 2 ). Im 4. Jhdt. ist jeder Bürger geborener Heliast vom 30. Jahre an, sobald er den Richtereid leistet. Als die Heliaia noch eine feste Gruppe von 6000 Bür gern ist, kann sich jeder zur Auslosung in sie melden (Aristot. 9, 1 f. u. ö.), das gleiche gilt stets für den Rat ([Lys.] VI 33). Dagegen ist die Qualifikation zum Beamten nicht mit dem Bürger recht identisch, es hat stets Ämter gegeben, die nach dem Buch staben des Rechtes der ersten oder den ersten drei der soloni schen Zensusklassen vorbehalten waren S). Der Zutritt zu den staatlichen Kulten ist genau genommen kein Bestandteil des Bürgerrechts, da auch Frauen Anspruch auf Zulassung haben ([Demosth.] LIX 113), von den Fremden und Metoiken bei Ago nen und Prozessionen zu schweigen. Dagegen gehört hierher das Recht, aus eigener Macht Prozesse zu führen, ohne einen KUP10� wie die Frau, ohne einen rrpOO"TaTllC; wie ihn der Metoike wenigstens lange Zeit benötigt. Dieses Recht umfaßt die oft zitierte Befugnis, jede bll/..lo O"la blKll einzubringen, auch im Inter esse eines Dritten, das Recht, jedem a.blKOU).lEVO�ZU helfen 4). Ferner sei das Recht jedes Bürgers, als O"uv�1'opOC; aufzu,treten, erwähnt. 1) Vgl. speziell Aristot. 43, 6 : auch private Angelegenheiten darf jeder Bürger vorbringen. Näheres später bei der Behandlung der Ekklesie. 2) Demosth. XXIV 23. 25. 33 u, ö . j Näheres bei der Legislative. 3) Aristot. 7, 4 ; 26, 2 u. ö. j vgl. später bei dem Beamtenrecht. 4) Aristot. 9, 1 j Plut. Sol. 18 j [Demosth.] LIX 1. 89 j PoIl. VIII 35. 41 j vgl. Plat. v6/-1. IX 856 C ; X 919 E. Dies Recht ist spezifisch demokratisch, nach den zitierten Stellen solonisch, die Reaktion möchte es abschaffen, nach dem Programm Aristot. 4, 4 kann nur der ö.bIKOU/-ltVO� selbst klagen. Das Verhältnis von allgemeinem Klagerecht und bll/-loo(a b(KTJ u. § 62. _
130 Die allgemeinen Bürgerpflichten sind in dem Bürgereid um rissen : den Gesetzen gehorchen, dem Gericht sich fügen - dies beides ist freilich auch Pflicht des Nichtbürgers und der Frau die Wehrpflicht erfüllen, die Verfassung schützen, das Vaterland mehren, die Kulte ehren 1). Anderswo werden Wehrpflicht und Steuerpflicht, letztere einschließlich der Leiturgiepflicht, als das Wesentliche zusammengefaßt 2). Dazu tritt - in archaischer Zeit lebendig, in klassischer als leere Form - die Pflicht, ein be stimmtes Gewerb e zu treiben und nicht zu betteln 3). Das ist kein Sittengesetz, sondern scharf juristisch zu fassen : durch Feststellung der apria seitens des Gerichts wird man änIJo," genau wie z. B. bei dem Nachweis der Desertion (0. S. 109). Ferner seien genannt die Zeugnispflicht vor Gericht ") und die, in der Volksversammlung und vor dem Rat die volle Wahrheit zu sagen und das nach bestem Wissen und Gewissen Richtige zu raten 5). Eine Pflicht zum Besuche der Ekklesie kennt die Demokratie nicht, trotz des Witzes Aristoph. Plut. 725 : niemand ist ver1) PoIl. VIII 105 f. ; Joh. Stob. IV 1, 4B ; Lyk. 76 f. Der Plut. Alkib. 15 zitierte Satz, das Land mit Weizen, Gerste. Öl und Wein anzubauen, als Teil des Epheben-, d. h. des Bürgereides, ist sicher irgendein Miß verständnis, o. S. 73. 2) Demosth. XIX 2B2 ; Dein. II 17 ; Xen. Oik. 2, 6. Leiturgien s. u. § 76ff., die Einzelheiten der Wehrpflicht gehören in die Darstellung der Landes verteidigung, die der Steuerpflicht in die Finanzen. 3) Herod. II 177 ; Diod. 1 77, 5 ; vgl. Aischin. III 249. 4) Die Zeugnispflicht folgt aus dem Zwang, wenn man nichts zu sagen weiß, dies - bei der 6vdKP\O\C; eidlich zu - erhärten : lK)lapTUpia, lEwpooia : D emosth. XXIX 15. 20. 33. 35 ; XLV 5B. 60 f. ; Isaios IX I B j fr. l0 a ; Aischin. II 6B u. ö., sowie der Klage AE\1tOpapTUplou gegen Zeugnisverweigerel' Demosth. IL 1 9 ; Aischin. I 46 ; PoIl VI 152 f. j VIII 36 f. ; Suid. Phot. s. v. ; Beck. An. I 276 u. Ö. - Näheres später bei der Rechtspflege. 5) Demosth. XX 100. 135 ; IL 67 ; Dein. I 47 ; II 16 ; III 4 ; Hyper. III 1 (Prozeß wegen \jJEubElv in der Ekklesie). 4. 39 ; PoIl. VIII 152. Dies meint das Gesetz 6\jJEUbElv lv dyop� o. S. 45 " kein Verbot, auf dem Markt im Kleinhandel zu betrügen, d. h. die Erlaubnis, es in der Neb enstraße zu tun.
131 pflichtet Ta K01Va rrpaTTElV, sagt Demosth. XIX 99. Dagegen haben die Dreißig diese Bindung eingeführt, aus dem ein fachen politischen Grunde, daß es in ihrem Interesse lag, das Odium ihrer Taten auf möglichst viele Schultern abzuladen. Wir hören verschiedentlich von der Behörde der sechs Lexiarchen, die die Volksversammlung berufen, dafür sorgen, daß alle Bür ger teilnehmen und die Säumigen (durch E1TlßO��, Geldbuße) be strafen 1). Das ist in Zeiten normaler Verfassung, wo die Pry tanen das Volk berufen, eine juristische, bei der Verteilung der Bürger über das ganze Land eine bare technische Unmöglich keit. Es kommt nu� die Zeit der Dreißig in Frage, als der Be , griff der vollberechtigten athenischen Bürger sich mit dem der Bewohner des äo'Tu deckt2). Daß die Prytanen unter den Dreißig fehlen, ist ein weiterer Fingerzeig 3). PoIl. a. a. O. nennt dreißig titellose Helfer der Lexiarchen, das ist ein offenbares Mißver ständnis, seine Quelle brachte einfach richtig die Lexiarchen mit den bekannten Dreißig zusammen 4). Eine Pflicht zur Teilnahme an staatlichen Kulten kennt Athen nicht, wäre bei den räumlichen Entfernungen auch undurch führbar gewesen (s. später bei der Kultusverwaltung), ebenso wenig zur Bekleidung von Beamtenstellen (später bei dem Bel) PoIl. VIII 104 ; Schol. Aischin. I 18 ; Lex. Vindob. s. A'lElapxol j Paus. I 2, 2. '� 2) O. S. 63 f. j praktisch durch Ausweisung aller aus der Bürgerliste Ge strichenen aus dem llOTU. 3) Das Bureau des Rates waren die Dreißig selbst : Lys. XIII 37 ; Xen. Hell. TI 4, 9. Die Vierhundert haben Prytanen gehabt : Thukyd. VIII 70, 1. 4) Den Zusammenhang der Dreißig und der Lexiarchen verrät auch noch Paus. a. a. O. - Das rote Seil, das die Bürger in die Ekklesie treibt, wird PoIl. a. a. O. mit dieser Ordnung zusammengebracht. Es war aber kein Mittel, eine Präsenzpflicht der Bürger durchzuführen, diente vielmehr dazu, den Markt, als er noch Versammlungsort ist, freizumachen und zuhörende Fremde abzuschließen. Vgl. Aristoph. Ach. 19 ff. ; Ekkles. 378, beides mit SchOlien : wer unmittelbar am Seil steht,kann die Hand heben, ohne daß vom Präsidium aus zu erkennen ist, ob er zu der Ekklesie oder zu den Zuschauern gehört.
132 amtenrecht), außer daß man in dem ersten Jahr nach Aufhören der Wehrpflicht bei Androhung der Atimie verpflichtet ist, Di aitet zu werden, abgesehen von dringender Abhaltung 1 ). Dagegen hat jeder Bürger die Verpflichtung, kommissarische Aufträge �ller Art von der Volksversammlung anzunehmen und auszu führen ; die wichtigsten von ihnen sind die Gesandtenposten 2), aber auch andere kommen vor, an Fachleute, einen Bauentwurf einzureichen IG 1 2 24, 8. 17 ; 44, 6 f., an Lampon, ein Gutachten zu machen 1G 1 2 76, 59 f., an Chabrias, den ägyptischen Söldner dienst zu quittieren 3) u. a. Näheres später bei der Behandlung der Ekklesie. Endlich ist eine echte Bürgerpflicht, nicht nur ein Stück des allgemeinen Gehorsams gegen die Gesetze, die Pflicht zur Er haltung der alten Eltern, ev. der Großeltern und später ihrer Gräber 4), denn ihi'e Verletzung macht dTlJ.lo� (0. S. 1 10) und nicht bürgerliche Nachkommen haben diese Pflicht offiziell nicht S). ß) D e r S c h u t z v o n Le b en, E i g e n t u m, F r e i h e i t u n d
E h r e, V er e i n s r e c h t. § 49. Modernen Demokratien ist es geläufig, daß in dem Bürgerrecht bestimmte Garantien für die Person und das Eigen tum des Bürgers enthalten sind, und da solche Regeln für die 1) Aristot. 53, 4 f. ; Poil. VIII 126 ; Beck. An. I 235 ; Hes. s. v. u. ö. 2) Ablehnung ist nur möglich bei eidlicher Versicherung der Unabkömm lichkeit oder ärztlich bescheinigter Krankheit: D emosth. XIX Hyp. II ; 13. 122. 124. 172 ; Aischin. II 94 f. ; Poil. vm 55 ; Schol. Demosth. Dind. S. 398ft'. ; Schol. Aristoph. Plut. 725. 3) Diod. XV 29, 3 f. 4) D emosth. X 40 ; XXIV 107 ; vgl. XLIII 57 f. ; LVII 70; Dein. II 8. 11. 14. 1 7 f. ; Hyper. III 6; Isaios VIII 32 ; Schol. Aristoph. Wesp. 1402 ; vgl. Vög. 757 ; Harp. Phot. Suid. s. ICaICUla€W� biICl') ; Beck. An. I 269. 5) Plut. Sol. 22. Daß ein Metoike, der seine Eltern mißhandelt, vor Ge richt gezogen werden kann (Schol. Aristoph. Wesp. 1402), lIndert nichts daran. Das ist ein Ausfluß des allgemeinen Klagerechts wegen jeder db'IC[a, die man beobachtet.
133 (theoretischen) Grundprinzipien, die em Staat anerkennt, und für das staatliche Denken eines Volkes und einer Zeit charak teristisch sind, sei hier der Versuch gemacht, djese Dinge auch für Athen zusammenzufassen. Es ist bezeichnend für das Denken der athenischen Demokratie, daß eine feierliche Garantie seitens des Staates nur für das Eigentum übernommen wird: Wir kennen zwei Formen dieser Garantie, ganz verschiedenen Zeiten entsprossen. Der Archon proklamiert alljährlich bei seinem Amtsantritt die Anerkennung alles bestehenden Privatbesitzes 1), eine Form aus Zeiten, als die Beamten noch selbständige Justiz übten, nicht nur als Brief. . , träger der Heliaia fungierten, und als der Archon noch das Staatsoberhaupt war. Und zweitens enthält der Richtereid, d. h. der praktische zweite Bürgereid (0. S. 73f.) des 4. Jhdts. die Ver pflichtung, gegen jede Aufteilung des Boden- und Hausbesitzes und jede Annullierung der Schulden und Hypotheken zu stimmen 2), natürlich in der Ekklesie, nicht der Heliaia, wo diese Fragen niemals zur Verhandlung und Abstimmung kommen konnten. Eine Entziehung des Rechtsschutzes gibt es nur in der archai schen Form der aT1IJiet (0 . S. 118 f.), der Vogelfreierklärung von Person und Eigentum. Dazu kommt eine bewußt revolutionäre Ausnahme, auch in archaischer Zeit, die CTE1CTax8Elet SoIons 3). Da gegen wird bei dem Umsturz von 322 das Eigentum garantiert (Diod. XVIII 18, 5), entsprecbend dem Geiste des athenischen 1) Aristot. 56, 2 : ein uti possidetis. 2) Demosth. XXIV 149 ff. ; vgl. Andok. I 88. 3) Aristot. 6, 1 ; Suid. Phot. Harp. Etym. Magn. s. OE10dXSEta, alles nach Philochoros j Diog. La1!rt. I 45 j Herakl. Pont. fr. I 5 j Plut. de Alex. fort. 443 D j praec. r. p. ger. 807 DE j Sol. 15. Nach Philochoros' Angaben ist an der Kassierung der Schulden nicht zu zweifeln, Androtion hat wie Plut. Sol. 15 zeigt, die lIfÜTIzreform mit der o€lodx9€la vermengt., um dieser einen weniger revolutionären Anstrich zu geben. Es war für die Republik der Bourgeois mit ihrem Eid gegen die XPEÜJV dTroKOm'l höchst peinlich, daß der Vater der Demokratie mit einer solchen angefangen hatte. Ein YTJI: dvabao).l61: unter Solon ist Phantasie, vgl. Busolt 831. 833.
134 Staates, der sich in dem Lob des Demochares [Plut.] X Redn . 851 F klassisch ausdrückt : er erhielt die Gesetze, die Gerichte und das private Kapital. Dem entspricht, daß der Staat seinen eigenen Anspruch auf direkte pekuniäre Leistungen des Bürgers verklausuliert. Eine allgemeine Vermögenssteuer, €!crq>opa, kann nur nach dbEla, der ausnahmsweisen Zulassung eines an sich nicht statthaften An trags, beschlossen werden (IG 1 2 92, 46 ff.). Es ist kein Zufall, daß die starken pekuniären Leistungen der Leiturgien sorgfältig den Rechtscharakter einer Steuer vermeiden : kein Pfennig, den ein Leiturge zahlt, �eht an oder durch die Staatskasse, abge sehen von der sekundär entstandenen npoucrq>opa, bei der der Pflichtige aber nur für andere Bürger Summen vorstreckt und auf die Dauer selbst nur zahlt, was ihn an reiner eicrq>opa, d. h. allemal noch db€la, trifft. § 50. Eine Vermögenskonfiskation ist nur möglich auf Grund eines gerichtlichen Urteils (Aristot. 47, 3 ) und zwar nur in der Form, daß nach ergangenem Urteil ein Privater, in praxi natür lich meist der siegreiche Ankläger selbst, in einer eigenen Fest stellungsklage an das Gericht beantragt, die und die namentlich aufgezählten Objekte als Bestandteil des betr. Vermögens und somit als Staatseigentum zu erklären, aTTO"fPaq>� 1). Unterbleibt diese zweite Klage 2), kann keine Konfiskation stattfinden, da zur Einleitung jedes Prozesses in der reifen Demokratie private Initiative nÖtig ist 3). Auch hier also eine Kautel gegen das Vor1) Aristot. 52, 1 ; Harp. Suid. Etym. Magn. Lex. Vind s. v. ; Beck. An. I 198 f.; Etym. Magn. s. I!vb€Ka. Der siegreiche Kläger als c'moypdqlwv [Demosth.] LIII Hyp., die Möglichkeit, daß jeder Dritte eintritt IG II ' 1013, 13 f. Einzelne ltTroypaqla{ : Demosth. XXVIII 1 ; XL 22 ; LIX 7 ; Hyper. III 34; IG 11 2 1628, 628. 637 ; 1631, 438 u. ö. in den Seeurkunden. 2) Fälle des Verzichts auf die c'moypaqlT] : D emosth. XXII 57 ; XXIV 166 ; IG 112 1631, 350ff. 3) Vgl. später bei dem Beamtenrecht die Justizhoheit und Initiativ gewalt.
135 gehen staatlicher Instanzen gegen das Privateigentum. Wenn ein gerichtliches Urteil ungültig ist, ist es auch die Konfiskation : als die gerichtlichen Sprüche, die unter den Dreißig ergangen waren, von der Demokratie kassiert wurden, konnten die heim kehrenden Exulanten ihre Güter beanspruchen 1). Die Amnestie von 403 hat diese Ansprüche abgeschnitten, aber sie war eben nötig. Konfiskation des Vermögens ist allemal verbunden mit der Todesstrafe 2) und der q>ul� im Rechtssinne (0. S. 95 ff.), in be stimmten Fällen mit der Atimie S), sie wird aber auch als eigene Strafe vorgesehen für Verweigerung einer Leiturgie (Demosth. XX 40), den Versuch, Staatsschuldner in Rat oder Volk freizu bitten (a. a. O. XXIV 50), in einem Einzelfall kraft 4'�q>\(1J.1a für Nichtablieferung trierarchischer <1KEUIl und Verweigerung des Verkaufs eigener solcher fth' die Kriegsflotte (a. a. O. XLVII 44), 1) Pap. Oxyrh. XIII 1606, 38 ff. ; Sitz.Ber. Leipz. Akad. 1919, 3 ff. ; Arch. f. Pap. Forsch. VI 418. 2) Xen. Hell. I 7, 20 (Verg'ehen gegen das Volk) ; a. a. O. 22 vgl. Poil. X 97 (Verrat und Tempelraub) ; IG 11 2 125, 10 ff. (Beraubung von O\)�Lf.laxol), vgl. 144 c 7. Einzelfälle der Art oft in politischen Prozessen, mit oder ohne Vollstreckung der Todesstrafe (der Verurteilte ist oft flüchtig): Herod. VI 121 ; Xen. Hell. a. a. 0. ; Diod. XIII 101, 7 ; Plut. Alkib. 33 ; Krateros fr. 11 = Schol. Aristoph. Lysistr. 313 ; Schol. Aristoph. Plut. 174; Ael. var. hist. X 17 ; [Plut.] X Redn. 843 D (Bergwerksfrevel) ; Demosth. IL 10. 46 f. ; Lys. VII 4; XVII 4 ff. ; XVIII und XIX passim (Unterschlagung) ; Isokr. XVI 46. - Klagen lnrpooTaolou, EEv(a� usw. gehen uns hier nichts an, da der Verurteilte kein Bürger ist. Die Konfiskation der Waffen der Bürger durch Peisistratos (Aristot. 15, 4 ; Polyain. 1 21, 2) ist kein Akt eines Organs des legitimen Staates, auch werden die Waffen nur in Verwahrung ge nommen. Der gleiche Schritt der Dreißig trifft Personen, denen das Bürger recht schon vorher abgesprochen worden ist (Xen. Hell. 11 3, 20. 41 ; Lys. XII 95). Die Zerstörung des Hauses als Teil der Vermögenskonfiskation ist alchaiseh ; sie begegnet [Plut.] X Redn. 834 A ; Anon. Vita Thukyd. 2 in einem Urteil aus der Zeit der 5000, das auch sonst archaische Züge trägt, o. S. 120'. 3) Stets ad hoc für Verletzungen eines einzelnen lVl'lqJl0f.la festgesetzt; I G P 45, 20 ff. ; 71, 70 ff. ; 119 43, 55 ff. ; Andok. I 73 ; Demosth. XX 156 ; LIX 52. Zu [Plut.] X Redn. 834 AB s. o. S. 112.
136 daher sprechen die Quellen öfters von ihr als einer eigenen Strafe neben Tod, Atimie usw. 1). Am häufigsten finden wir die Konfiskation des Vermögens verhängt bei Staatsschuldnern bei Steuerrückständen, nicht gezahlter Pacht, mangelndem Ersatz trierarchischer Geräte u. ä. 2), desgleichen gegen die Bürgen sol cher Staatsschuldner, Demosth. LIII 27. Daß der Staat dem Bürger in der Form der Geldstrafe Teile seines Besitzes entziehen kann, bedarf keiner Bemerkung. Hier her gehört auch die Einziehung eines Schmugglerschiffes, der geschmuggelten Ware usw. bei Einfuhr und Ausfuhr (Feigen) im Falle der qlaO'IC; 3). Das Prinzip ist das gleiche wie oben : es muß ein Gerichtsurteil vorliegen, jedoch ist keine ci'lfOTpaql� nötig, sondern die Behörde der 'lfpaKTOpEC; besorgt die Einziehung, aber auch hier muß eine Klage auf Einziehung eingebracht werden, wenn der Verurteilte nicht zahlt. Vgl. darüber später in der Rechtspflege bei' der Besprechung des Strafvollzugs, sowie bei der Initiative der Beamten. Grundsätzlich trifft eine Konfiskation das ganze Vermögen. Wenn man im 4. Jhdt. der Familie einen Rest läßt (Demosth. XXVII 65), ist das nur Sitte, kein Rechtsanspruch der Hinter bliebenen, was sich logisch schon daraus ergibt, daß die Voll1) Aristot. 67, 5 ; Lys. XXX 22 u. ö. Plat. Theait. 176 D und die Rege. lungen im Idealstaat der v6f,lo\ gehen uns hier nichts an (VI 764 B ; VIII 855 C ; IX 890 BC). 2) Demosth. XL 20. 22; XLVIII Hyp. l f. ; 33 ff. 44 ; LIX 7 ; Hyper. III 34 f. ; Suid. s. 1tUJ�t'\T�C; ; Beck. An. 1 237 ; IG 11 9 1610, 1 ff. ; 1631, 440 f. in den Seeurkunden ; zur Einzelinterpretation der letzteren s. später in der Behandlung der Landesverteidigung. 3) ist die Kla:ge auf Entziehung irgendeines Objekts : hinterzogener Gelder des Staates, Pachtrecht an einer staatlichen Silbermine, nachlässig verwaltetes MUndelvermögen, geschmuggelte Ware usw. Einzelheiten später bei der Rechtspflege, vgl. vorläufig Isokr. XVIII 6. 8 ; Hyper. III 35 ; Aischin. I 1 10 (�lm ist das Verbum zu cpdc:nc;) ; D emosth. XXXV 51 ; LVIII Hyp. l f. ; 6. 8 f. u. ö. ; Plut. Sol. 24 ; PoIl. VIII 47 ; Suid. Phot. Etym. Magn. s . v. ; Beck. An. I 315 ; Aristoph. Ach. 819 f. 912 ff. ; IG P 4, 24 1.
137 ständigkeit oder Unvollständigkeit der Konfiskation ledigHch von der aTtolpaqni des Einbringers der zweiten Klage, also dessen freiem Willen abhängt, es gibt in Athen keine Begrenzung dessen, waS man vor Gericht beantragen kann (u. § 62 f.). Erfolgt die Konfiskation wegen einer SchtiId an den Staat und übersteigt der Ertrag der ersteren das SOU der letzteren, fällt der Über schuß an den Verurteilten zurück (Demosth. XL 20), deckt er es nicht, bleibt der Mann Staatsschuldner für den Rest (a. a. O. 22). Auch dies hält den Anspruch des Staates in privatrechtlichen Grenzen und nimmt der Konfiskation den Charakter des Zugriffs einer höheren Gewalt. Dasselbe tut die Regel, daß die Gläubiger des Verurteilten ihre Forderungen an die Masse bei dem St·aat anmelden und prozessual durchfechten können l). § 51. Die Unantastbarkeit des Hauses ist von der Demokratie anerkannt, bei · der Klageerhebung durch anaTwll1 zu den- EvbEKCl und bei dem Haftantrag an diese (fVbeltl�) , darf die Festnahme nicht im Hause des Beklagten vorgenommen werden und die gelegentlichen Ausnahmen werden als Gewalttat empfunden 2). Haussuchungen einer Partei im Hause des Gegners vor dem Prozeß zur Beschaffung des Beweismaterials sind vorgesehen, aber mit genauen Kautelen versehen 3). Private Pfandnahme im Hause ist für den Sieger in einer iMa MKTJ, die also ihm und nicht der Staatskasse eine Bereicherung bringen sollte, gestattet außer an Festtagen 4) . Er kann also sich persönlich im Hause 1) EVE1tiO'k'l'l'It; : Demosth. IL 46 ; PoIl. VIII 61 ; Deck. An. I 236. 290 ; Harp. s. iVE1tIO'k'l��a, 1tapakaTapoA"i Suid. Etym. Magn. s. iV€1tlO'k"'I'aa9al ; vgI. IG TI e 1579, 20 f. Eine Rede aus solchem Prozeß ist Lysias XIII. 2) 'A1tayw""; Demosth. XVTII 132; vgl. Lys. XII 30, lvIlEIEI<; Demosth. xxn 52. Näheres s. später bei der Rechtspflege. 3) Die betr. Leute gehen nackt : Aristopb. Wolk. 499 m. Schol. Plat. v6�. XII 954 bekommen sie im Idealstaat ein Hemd an. 4) Demosth. XXX 28 ; XLVII 50 ft'. 75 ft'. ; LII1 15. Daß der Ol'tszuständige Demarch mitgehen mußte (Harp. s. bit�apxot; ; Beck. An, I 242), ist ein Mißverständnis oder ein zur Zeit der Redner nicht mehr oder noch nicht geltendes Recht. •
138 des Gegners die ihm gerichtlich zugesprochenen Objekte oder Werte verschaffen, was der Staat nicht kann, bei der Pl'ozeß einleitung ist Pfandnahme auch fUr den Privaten ausgeschlossen 1) . Im Zeichen des Sturzes der Demokratie verschwinden diese Garantien fUr die Unantastbarkeit des Hauses automatisch : unter den Dreißig sind alTalwlai und Verhaftungen kraft EvbnE\(; im Hause des Angeklagten erfolgt 2). Unter Demetrios von Phaleron ha ben Areopag und lUVIO"lla zitiert, nach dem der Staat zum Zweck einer eiligen FlottenrUstung Schiffsgerät aufkaufen soll und jeder mit Strafe bedroht wird, der solches besitzt und den Verkauf verweigert. Aristot. 39, 3 werden die Hausbesitzer in Eleusis bei der Spal tung des Staatsgebiets nach dem Sturz d e r Dreißig ausdrUcklich geschUtzt. Die Epheben haben seit der EinfUhrung der aktiven Dienstzeit im Frieden einen Rechtsanspruch auf Urlaub zur DurchfUhrung von Erbschaftsprozessen (a'. a. O. 42, 5)," AbpflUcken fremden Obstes muß 480 eigens gestattet werden (Plut. Themist. 10). Die Strafbarkeit von Eigentum"svergehen versteht sich von selbst 3). 1) Eine Ausilahme wird IG I � 45, 1 ff. für die Gläubiger von Leuten sta tuiert, die nach Brea auswandern wollen. 2) Demosth. XXII 52 i Lys. XII 30 f. 3) Vgl. z . B. Xen. Oik. 14, 5 ; Sympos. 4, 30 ; PoIl. VIII 31. 34. 1 17 ; Gell. XI 18, 1 ff. 5 i Harp. s. avbpa1To!noTll, ; Harp. Suid. s. �EalpE(JEw, blK1l ; Beck. An. I 252. Eine Liste der blKa\ wegen Eigentumsvergehen s. später bei
'. Ein Antrag auf allgemeine Sklaven befreiung ist gesetzwidrig 1), (line Befreiung privater Sklaven durch den Staat ist möglich, \Venn sie als Teil eines konfiszierten Vermögens in sein Eigen . t\lm übergegangen sind (Lys. V 4), daneben aber - und das ist wichtiger - wenn die Sklaven durch den Staat für militärische Zwecke angefordert worden sind. Das letztere Recht steht in '. einer Linie mit der Anforderung des privaten Geldes in der Form einer €lO'qlOpa (0. S. 134), ist daher sicher auch der äb€la bedürftig. Wir finden solche Sklaven, die vom Staat als Ruderer .verwendet und dann freigelassen d. h. nicht nur ausge. Fehen, sondern weggesteuert worden sind, gegen Ende des pelo ponnesischen Krieges 2 ). Die Tendenz, das 'Privateigentum am �klaven zu achten, nimmt sogar zu : als im peloponnesischen 'Ifriege viele Sklaven nach Dekeleia fliehen (Thukyd. VII 27, 5), ,werden sie als aus dem Privateigentum ausgeschieden .betrachtet l1nd jeder, der gefangen wird, wird von Staats wegen getötet 3). Dagegen erkennt man im 4. Jhdt. als Novum ein Vorkaufsrecht ges früheren Herrn an, dessen Sklave im Kriege in Feindeshand ge fallen ist und nun auf irgendeinem Sklavenmarkt feilgeboten wird 4.). der Darstellung der Rechtspflege. Klagen wegen Beeinträchtigung des Eigentums Harp. Hes. Suid. s. �EouAllS biKll i Beck. An. I 188. 252, wegen Schaden durch Haustiere Plut. Sol. 24. - Über Solons angebliches Gesetz : betr. ein Höchstmaß von Eigentum s. o. S. 16 1• Luxusgesetze betr. Mit ' gift, Hochzeit, Leichenfeiern, Grabausstattung Plut. Sol. 20 f. j PoIl. I 246 j Oic. de leg. II 59. 64 ff. - sie mögen solonisch oder frühhellenistisch !lein - und das betr. Tafelluxus Athen. VI 245 BO - sicher hellenistisch . :;- sind �ür uns gleichgültig, sie sind. weder ein Schutz ' noch , eine Beschränkung des Privateigentums. 1) Hyper. fr. 27 f . j Lyk. 41 j [Plut.] X Redn. 848 F j vgl. Dio XV 21. Die §klavenbefreiung Paus. VII 15, 7 ist, da bei Herodot fehlend, zu streichen. , ;" , 2) Xen. Hell. I 6, 24 ; Aristoph. Frösche 32 f. 191. 692 ff. m. Schol. Hellan. J�. 171. : 3) Lyk. 121, wo nur diese Sklaven gemeint sein können, wenn man nicht i�juristische Ungeheuerlichkeiten geraten will. ,;.4) [Plut.] X Redn. 841 F als Gesetz des Lykurgos. Es ist sehr summarisch zitiert, da es in einem Athen von versklavten Freien und von Leuten mit =
140 Endlich sei genannt das Verbot, fremde Sklaven zu schlagen oder sonst zu mißhandeln 1). Hier hat allerdings der Staat seinen Organen das Recht vorbehalten, bei Ungebühr privater Sklaven auf öffentlichen Plätzen handgreiflich zu werden 2) j vgl. die Über gabe von Sklaven, die sich in einem Heiligtum übel auffUhren, an den Rat, nicht den EigentUrner IG II 2 1362 3)� Von den sonst begegnenden Eigentumsbeschränkungen sind nur wenige nennenswert, die betr. das Grundeigentum sind o. S. 15ff. besprochen.), allenfalls ist noch zu erwähnen das Recht, im Prozeß einen Sklaven der Gegenpartei oder eines Dritten, auch des Staates, foltern zu lassen, um Aussagen zu erzielen 5), wobei dessen Arbeitskraft und Marktwert geschädigt werden konnte. Eine Entschädigungspflicht tritt nur ein, wenn die Inquisition das Gegenteil der von dem Beantrager der Sklavenfolter er warteten Aussage ergab, in praxi zugunsten des EigentUrners des Sklaven lautete 6). Andere den freien Gebrauch des Eigen tums beschränkende Bestimmungen sind ganze Kleinigkeiten oder rituelle Regeln, so das Verbot, Sklaven die Namen der einem früheren Hernl, also Sklaven redet. Offenbar handelt es sich um zwei Gesetze, die PS.-Plutarch (oder das MS) zusammengezogen hat, das erstere ist o. S. 89 benutzt. 1) Aischin. I 179 ; Hyper. fr. 120 ; Lyk. fr. 74; vgl. [Xen.] 'A9'1v. 'lroA. 1, 10. . 2) Aischin. I 179 ; IG IP 380, 41 ff. i 1013, 5. 3) Dies hat PoIl. VIII 88 mit der MK'l gegen den Sklaven im Auge, der einen Freien b eschimpft, und X 177 mit der Auspeitschung eines Sklaven durch die Agoranomoi ; vgl. Aristoph. Ach. 724 m. Schol. 4) Die Beseitigung von Anlagen, die einen öffentlichen Weg einengen (Aristot. 50, 2), schützt das Staatseigentum, schränkt kein privates ein. Ein Verbot, den eigenen Sklaven zu töten, besteht trotz Antiph. V 41 ff. nicht; das ist nur schon um 400 ungewöhnlich, vgl. Plat. Euthyphr. 4 A ff. 5) Die Sklavenfolter allenthalben in den Prozeßreden, es lohnt nicht, Zitate zu häufen. Die Möglichkeit der Anforderung von Sklaven Dritter und auch von brU.loCHOI ergibt sich aus dem Verhör von solchen Staats� sklaven in einem Prozeß zwischen Privaten (Demosth. LIII 23 ff.). 6) [Demosth.] LIX 24 ; Lyk. 30 ; Aristoph. }'rösche 616 ff. 624. Vielleicht war bei Sklaven Dritter der im Prozeß Unterlegene auf jeden lt'all ersatz pflichtig.
141 Tyrannenmörder z u geben (Gell. IX 2, 10), ein Opfertier lebendig zu schinden (Plut. de esu carn. I 996 A), ein Schaf zu schlachten, ohne es vorher zu scheren (Athen. I 9 C ; IX 375 B). § 52. Die persönliche Freiheit wird in der Demokratie ähnlich anerkannt wie das Eigentum. Freiheitsberaubung durch einen Privaten ist strafbar J). Eine Ausnahme bildet als Rest älterer Anschauungen das noch im 4. Jhdt. lebendige Recht des Mannes, einen J101XOC;, den er im eigenen Haus ertappt, einzusperren 2) und Lösegeld zu fordern. Jedoch kann der wieder Befreite die E',pn,lOU biKl'J anstrengen, und jener Akt ist strafbar, wenn sein Opfer nachweist, daß er nicht als J1OlX� in das Haus gekommen ist: [Demosth.] LIX 64 ft'. Die private Schuldknec.htschaft mit ihrer Möglichkeit des Ver kaufs oder der Versklavung des Schuldners ist seit Solon auf gehoben 3). Auch kraft väterlicher Gewalt ist seit Solon grund sätzlich keine Freiheitsberaubung mehr möglich 4). Solon ließ noch die AusnaIlme zu, daß man Frau und Schwester, die man mit einem /lOlX0C; ertappte, verkaufen konnte S), im 4. Jhdt., wo wir von den Rechten des betrogenen Ehemanns viel hören (u. § 59), ist davon keine Rede mehr. Ferner ist hier zu nennen die Bestimmung, daß jeder, der einen angeblichen entlaufenen Sklaven einfängt, auf die Interzession jedes Dritten hin die Hand von ihm lassen muß6). Der Kauf athenischer BUrger, die 1) Phot. App. Lex. Cant. s. EfpTl-IOU biKl'\ ; vgl. die Gewährung von Schutz gegen bftaul und eiTElv "wie für einen Athener" IG 11 2 32 ; 73. 2) Wenn er ihn nicht 'tötet : u. § 59. 3) Aristot. 2, 2; 6, 1 i 9, 1 ; 12, 5 ; Plut. Sol. 13; de vit. aer. al. 828 F j Diod. 1 79, 4 i Diog. Laert. I 45. Dasselbe meint Poil. VI 153. 4) Plut. Sol. 23 ; vgl. die Bestrafung des Andokides für eine Verschickung seiner Nichte (als Mündel) in ein Harem : [Plut.) X Redn. 834 E. 5) Plut. Sol. 23 i vgl. Athen. xn 569 D. Es würde sich zudem bei Frauen nicht um Bürger im strengen Sinne handeln. 6) [Demosth.} LIX 401. Der Gehinderte kann klagen (Aischin. 1 62), und wenn der Anspruch zutraf, ist der Interzedierende strafbar: Demosth. XLvm Hyp. l f. ; 19 ft'. i vgl. Isaios fr. 15 f.
142 als Kriegsgefangene auf ausländische Sklavenmärkte geraten sind, ist außer zum Zweck des Freikaufs seit Lykurgos' Gesetz verboten : [Plut.] X Redn. 841 F, o. S. 89. 'Ein Recht des Staates, Bürger in die Sklaverei zu verkaufen, besteht nicht. Ein Verkauf trifft nur Personen, denen nach einer b\CltV�CP10'1� im Demos, nach der sie an das Gericht appelliert haben, auch dieses das Bürgerrecht als widerrechtlich angemaßt abgesprochen hat (0. S. 86 f.), ferner als Folge einer Verurteilung arroO'T(XO'iou gegen einen Metoiken, d. h. einen Freigelassenen, der seine Pflichten gegen den Freilasser versäumte (u. § 100), oder gegen einen Metoiken, der gerichtlich als mit der Metoiken steuer im Rückstand befindlich verurteilt ist 1), endlich bei einem E€vo� oder einer E€vl1, die sich bei einer Eheschließung als athe nischer Herkunft ausgegeben haben 2)i alle diese Fälle schließen die BUrger also scharf aUII, und es handelt sich um eine auf Nichtbürger allein anwendbare Kriminalstrafe. § 53. Die Abschaffung der Schuldhaft hat sich in Athen nur teilweise durchgesetzt, wenigstens in Fällen, in denen der Staat Gläubiger ist, bzw. die ihm in Geldsachen gleichstehenden Kassen der staatlichen Götter. Wir hören wiederholt von der Haft für Staatsschuldner, die sie bis zur Zahlung zu erleiden haben 3). Auffallend sind zunächst eine Reihe von Angaben 4), nach denen der ' Rat Personen, die die Zahlungstermine überschreiten, in Haft setzen kann, aber nicht muß. Es handelt sich um solche, die vor den A podekten zu einer bes�immten Frist Geld einzu� zahlen haben, d. h. Zollpächter, Pächter staatlicher Minen, von 1) Demosth. XXV 65 j LIX 1 j Isaios fr. 11 j Harp. Etym. Magn. s. 01fOHarp. Suid. Phot. s. f.lETO{K10V j Beck. An. I 434. 2) [Demosth.] LIX 16 f. 52 f. 62 f. 124; o. S. 659• 88. Natürlich ist auch hier gemeint: nachdem si e wegen dieses Verbrechens belangt und gerichtlich verurteilt sind. 3) Demosth. XXII 34. 56 j LIII 14 j Dein. 11 12 spielen darauf an, daß solche in das Gefängnis gehören. 4) Aristot. 48, 1 j D emosth. XXIV 96. 98 j Andok. I 92 f. 0TC10{OU blK'1 ;
143 rrempelgrundstücken, ferner wohl EI(J"q>€POVTE�, Käufer konfiszierter Güter u. ä. Auffallend ist das deswegen, weil eine Haft, die den Schuldner seiner Bewegungsfreiheit beraubt, nichts weniger IUS geeignet ist, dem Staat zu seinem Gelde zu verhelfen 1), wenn nicht weitere Schritte folgen. Die Notwendigkeit, solche anzunehmen, und die 'ratsache, daß der Rat natürlich nicht das Vermögen des Schuldners durch ljI�q>I(J"f.1Cl konfiszieren kann 2), legen die Lösung nahe : es handelt sich um die Einleitung eines Prozesses. Der Rat kann hier - ein Rest der alten Prozeß initiative der Beamten 3) - ohne das Einlaufen der Klage eines Privaten vorgehen, und daß er dann Unte�suchungshaft ver . hängen kann (nicht muß, s. o.), steht Demosth. XXIV 144. Die ganzen Stellen betreffen nicht die Schuldhaft, sondern die u. § 55 zu besprechende Untersuchungshaft 4). Dasselbe gilt von der oft genannten �VbEIEI�, dem Haftantrag 6) gegen 6q>El�OVTE�, also äTlflO\, wegen Anmaßung bürgerlicher Rechte 6). Auch hier liegt Untersuchungshaft vor, nicht Schuldhaft. Unsere Betrachtung hat sich also zu beschränken auf Personen, die zu Geldstrafen verurteilt sind. Aristot. 63, 3 zitiert ein Ge1) Ich erinnere daran, daß er im 4. Jhdt. keinen Scheck auf seine Bank ausstellen kann, sondern persönlich hingehen muß. 2) Das bedarf eines gerichtlichen Spruches, 0. 8. 134. 3) Über diese später bei der Rechtsstellung der Beamten im allge· meinen. 4) Daß sie nur das bi\ oal, nicht das ElodYEIY T�V biKI)Y nennen, hat nichts auf sich. Auch bei dem normalen privater Initiative entspringenden Straf prozeß spricht man oft nur von der 61TayWYt'), der Ablieferung in das Gefäng nis ; das Weitere versteht sich von selbst. 5) Näheres später bei der Rechtspflege ; vgl. vorläufig etwa Demosth. XXIV 146 ; LIII 14. 6) Gegen liTI�lOI, die sich unter die Beamten und Richter einschleichen D emosth. XX 156 ; XXIV 22. 50 j gegen solche, die in der Ekklesie auf �reten a. a. O. XXV 4. 17. 28. 67. 69 ; XXVI 20f. u. ö.; gegen solche, die sich bei staatlichen Kulthandlungen eindrängen [Lys.l VI 9. 24 j Andok. I 10. 33. 71. 110 f. usw. Daß 6!jleiAovTE� TlfJ bt')'-'tl' unter die (lTl,-,OI rechnen, ist o. S. 112 ff. ausgeführt.
144 setz, wonach ein ocpE\Awv TtV bit�lV. der sich als Richter betätigt, falls das Urteil deswegen auf eine Geldstrafe lautet 1), bis zur Zahlung der alten Schuld und der neuen Buße in Haft sitzt. Also nicht mit dem Erwachen des Charakters aJs ocpeiAwv Tq; bJ1�lV tritt die Haft ein, sondern nur bei bestimmten Vergehen, die nur ein äTl�ot; begehen kann, tritt die Haft als Teil des Straf-:
vollzugs ein. Sozusagen bei einem qualifizierten ocpeiAwv, einem solchen, der sich trotz seiner Atimie als lniTlJlor; aufspielt. Dem entspricht auch der einzige uns bekannte Fall solcher Haft, Demosth. XXIV 126, wo ein o
in einem der eben genannten ev. durcb fvbuEI<; eingeleiteten
Prozesse.
2)
DemostIl. XXI
47 i
Aiscbin. I 16.
Nnr der erstere Text bat Anspntcb
auf Ecbtheit ; die Frist von 11 Tagen in letzterem braucbt lIns nicbt am zubalten. 3) Nicbt mit der Untersucbungshaft zu verwecbseln, die 63 deIt wird,
o.
S. 142 f.
4) Andok. I 73. 78 ;
[Demostb.}
LIX 7 ; Pbot
.
a.
Reitz. s. ciblKIou.
A. beban"'
H5
Staatsgut unterschlagen haben (u. S.146) und deswegen verurteilt sind 1), festgelegt, daß sie fortan bei BürgensteIlung bis·· zur neunten Prytanie frei bleiben sollen, woraus unweigerlich folgt, daß sie bisher sofort in das Gefängnis kamen. Es liegt auf der Hand, daß Sokrates in seiner Klage aO'EßE(a� mit der Bürgen steIlung ein ähnliches Recht als geltend voraussetzt, wie
es
später für wegen Unterschlagung öffentlicher Gelder Verurteilte geschaffen wUl'de: der Bürge schaift Freiheit von der Haft lni XPtlJlaO't
(wie Demosth. XXIV 132 sagt) bis zu dem genannten
Termin. Und wir lernen ferner aus der Möglichkeit von Haft und .Bürgenstellung bei Sok�tes, daß die obige kurz� Liste ÜßPI�, TOVEWV K&KW(J't�, clO'-rpaTEla
nicht bestimmte Klagen heraus
hebt, denen es eigentümlich ist, daß die Verhängung der Geld strafe zur Schuldhaft führt, außer bei BUrgenstellung, sondern daß es bei Asebie genau so liegt, also vor Timokrates ein Recht zu
beobachten ist, das für alle Geld s t r a f e n galt i m Unterschied
von den Fällen, wo Staatseigentum unterschlagen und zu er setzen war. Zu diesem Bilde paßt auch die Liste der uns bekannten Per sonen, die als oepEiAovTE«; im Gefängnis gesessen haben: Miltiades2), der Vater des Androtion3), Agyrrhios (Demosth. XXIV 134f.), Demosthenes selbst4), Aristogeiton (Dein. II 2. 9), die Söhne des Lykurgos&). Alle diese Fälle betreffen, soweit sie rechtlich klar überliefert sind, Unterschlagungen öffentlicher Gelder und die daflli· verhängten Ersatz- und (vielfachen) Bußzahlungen. 1) Vor dem Urteil steht die Unterschlagu ng nic.ht fest, sondern ist eine private Behauptung des Anklägers, die keine Rechtsfolgen auslöst. 2) Plut. Kim. 4; Arist. 28; Nep. Milt. 7,6; [Aischin.] Ep. m 2; Cicero de r. publ. I 5 i SchoI. Ael Arist. ihr. T. TETT. 177, 2. Da. Herod. VI 136 davon schweigt. ist da s nicht ganz sicher. 3) Demostb. x.xn 32 f. 56. 68; XXIV 125. 168. 4) PInt. Demostb. 26; [Demostb.l Ep. TI 17 u. ö.; Anon. Vita Demosth. Dindorf vm
146 Am ausfUhrlichsten werden die uns hier angehenden Rechts sätze besprochen in der schon zitierten Rede Demosth. XXIV gegen die Bill des Timokrates, die freilich wegen der unge wöhnlichen Verlogenheit ihrer Darlegungen mit Vorsicht benutzt sein will. Die Bill fUhrte folgende Regeln ein 1) : Staatsschuldner, die durch v6)..lo� oder \ll �ql\cr)..l a von Haft bedroht sind, können in der Ekklesie drei oder mehr BUrger namhaft machen oder von einem andern namhaft machen lassen. Nimmt das Volk die vorgeschlagene BUrgschaft an, bleibt der oq>EiAwv bis zur neunten Prytanie frei, erst nach ihrem Ablauf ohne Zahlung kommt er in das Gefängnis und die BUrgen haften mit ihrem Vermögen. Das Gesetz betrifft ausdrUcklieh nicht die Zollpächter, die )..l lcr8w (1t�a )..llcr80u)..l E VOI 2) und die lKAoTEi� 3), sowie jeweils deren BUrgen. FUr alle diese Kategorien bleibt das alte Recht unberUhrt. Es bleIben also als von dem Antrag des Timokrates betroffen Ubrig nur Schulden aus Geldstrafen und aus unterschlagenen Staats geldern 4). Das Neue ist deutlich die Erstreckung der Frist auf eine Kategorie von Schuldnern, die diesen Vorteil bisher nicht genossen, sondern sofort nach Feststellung der Schuld in Haft kommen konnten 5). Dabei fallen von den beiden genannten Arten 1) Der Text XXIV 39 f., seine Echtheit wird bestätigt durch die Zitate aus Demosthenes' Mund 41 71 f. 77. 79. 82 ff. 86. Paraphrasen des Gesetzes antrags XXIV Hyp. I 1; 11 4. Aus einer solchen stammt auch Suid. s. d'lfoTPd'PE1V•
2) Ein absichtlich vager Ausdruck, er meint die Pächter von Bergwerken, Tempeldomänen sowie den sonstigen spärlichen verpachteten BetriebeIi (0. S. 491.) und vielleicht die Trierarchen , denen staatliche aKEuTJ anvertraut sind. 3) Das sind staatlich beauftragte KaTT\"rOpOI zum Einklagen von Rück ständen an Ela'Popal u. ä. Darüber ausführlich später bei der Frage der Initiative in der Klageerhebung. 4) Die Feststellung von Unterschleifen war der äußere Anlaß zu Tinio krates' Aktion: Hypoth. I 2 f. ; II 3 j im Text 11 ff. 5) Hypoth. 11 4 zu der Rede hat herausgelesen, daß die betr. Schuldner bisher am Anfange des Jahres in Haft kamen. Das ist aus dem Umstand herausgesponnen, daß das Gesetz am 12. Hekatombaion angenommen wurde
147
die Schuldner von Geldstrafen aus, SIe hatten die Frist schon fast 40 Jahre vorher (Andok. 1 73. 78) und konnten schon zu Anfang des Jahrhunderts Bürgen stellen (Plat. Apo!. 38 Bj s. o.). Demosthenes operiert mit allerhand damals geltenden Gesetzen, gegen die die neue Regelung verstoßen soll. Wildeste Spiegel fechterei ist XXIV 144, wo die Haft zitiert wird, die der Rat über Zollpächter und tKXOY EI� verhängen kann. Erstens betrifft die Bill des Timokrates diese Kategorien ausdrücklich nicht und zweitens ist in diesem Gesetz bEcrllo� trri KpicrEcrl, Unter suchungshaft gemeint (145; o. S. 143). Dieselbe Spiegelfechterei liegt vor XXIV 96. 98 (vg!. 100) : der Rat , könne fortan TEXWVat nicht vor der neunten Prytanie verhaften und die Sicherheit des Zollaufkommens werde gefährdet. Wieder ist zu sagen, daß Timokrates' Antrag die TEXwval nicht betraf und jene Haft reine Untersuchungshaft ist ( 0. S. 142f.). Spiegelfechterei ist endlich XXIV 63 f., wonach ein älteres Gesetz - zufällig auch von Timokrates stammend - verletzt werde, das die kraft EicrOHEMo im Rat von der Heliaia verurteilten Personen in Haft sitzen läßt. Hier ist es zwar wirklich einmal eine Haft nach dem Ur teil, keine Untersuchungshaft, von der die Rede ist, aber diese Prozesse, wo die Klage im Rat eingebracht und die Sache in der Heliaia verhandelt wird, wo der Rat also als dcruyoucra apx� fungiert, genau wie der Archon bei Erbschaftsprozessen, sind eben solche gegen lässige und unehrliche TEXwval, wie gerade hier XXIV 1 22 sicher ist. Trotz Demosthenes' Aufgeregtheit ist also bei Timokrates' Antrag alles in Ordnung und Demosthenes' Klage ist mit Recht gescheitert 1). (71 u. ö.). Die Frist bis zur neunten Prytanie wäre dann für alle, deren Schuld in der 1.-9. Prytanie erwachte, also die Mehrzahl der Schuldner, eine Erschwerung gewesen und keine Erleichterung, sie wären 35-36 Tage früher in Haft gekommen. 1) Annahme des Gesetzes Suid. s. 6:rro"fpd
148 Das Recht betr. die Haft von Staatsschuldnern war also so, daß es eine Haft lTti XPrlJ,ta<1t, bis zur Zahlung der an den Staat fälligen Summe gegen reine Finanzschuldner, Pächter staatlicher Zölle, Bergwerke usw. gar nicht gibt, sondern nur gegen krimi nelle Schuldner, d. h. Personen, gegen die auf eine Geldstrafe erkannt worden ist. Ob das Urteil auf Zollhinterziehung, Deser� tion, Asebie oder sonst etwas lautet, ist völlig gleichgültig. Ob das Vergehen die Staatskasse schädigte oder ganz andere Dinge betraf, tut nichts' zur Sache, es kommt nur darauf an, daß die Heliaia oder das Volk, soweit es selbst als Gerichtshof fungiert, eine Geldstrafe diktiert hat.
Ein Unterschied zwischen den
Kategorien der Vergehen bestand nur darin, daß bis 353, dem Gesetz des Timokrates, die wegen Unterschlagung von Staats geldern Verurteilten allemal in Haft kamen, alle anderen aber, wenn sie Bürgen stellten, bis zum Ablauf der neunten Prytanie freiblieben 1).
Seit 353 ist dieses mildere Recht auf alle Ver
urteilten ausgedehnt. In dieses Prinzip paßt auch das o. S. 144 besprochene Gesetz der Haft des qualifizierten o
Fristablaufs, wie antike Scholiasten und moderne Kommentatoren sageD, sondern weil sie sich gegen einen auf dem Wege der "0J108EG(a einge brachten �Ot. nicht gegen ein wII'P,o/Ju der Ekklesie richtet, vgL späte r bei der Behandlung der Gesetzgebung. 1) Die Börgen mußten natürlich von dem Gericht bzw. der Ekklesie anerkannt werden, wie setzt.
es
spater der Antrag des Timokrates auch voraus
149. wenn sie nicht a.us der Erbmasse zahlen, was die Regel sein
wird I).
§ 54. Regelmäßig sitzt in Haft der zum Tode Verurteiltea). Eine Freiheitsstrafe kennt Athen als Zusatzstrafe in arohaischer Zeit, und theoretisch ist sie stets möglich, wenn uns auch kein Fall ihrer Anwendung bekannt ist. Der erste Fall ist die
Ver
hängung eines Sitzens im Block bis zu fUnfmal 24 Stunden bei Diebstahl und Veruntreuung, die Demosth.
XXIV 105.114;
Lys.
X 16 nennen 3), bei Demosth. 106 als solonisoh bezeichnet und wegen der Nennung der Heliaia (105)
wenigstens noch im
6. Jhdt. lebendig, jedenfalls aber archaisch. Die theoretische Möglichkeit einer echten Gefängnisstrafe ergibt sich aus Pla.t. Apo!. 37 Be 4), wo Sokrates als eventuelle Strafe und deutlich von der Schuldhaft bis zur Zahlung einer Geldstrafe unterschieden den bEaJ.l6� nennt, so daß er IIden jeweiligen €vbuu untertan im Gefängnis sitzen wurde".
Das ist unverkennbar eine In
ha.ftierung auf Lebenszeit, die jedoch praktisch nie eine Rolle spielte 5). Für
einzelne Fälle
ist sie vielleicht soga.r formell be
seitigt worden, im Ressortprozeß des Ra.tes, wO er in erster
1) Nep. Kim. 1, 1; Diod.
X
00, 1 i Hyper.
Ir.
118 i vgl. die Söhne des
Lykurgos o. S. 146. Die Szene Plut. Tit. 12; X Redn. 842 B gehört nioht hierher, es handelt sich um einen Metoiken, und dieser soll nicht verhaftet werden. Der T€Awvy\�, der auf die Zahlung des j.l€ToI!C\OV WlU'tet, stellte ihn nur auf offener Straße: wo das Geld bliebe? 2) Diod. XVIII 67, 3 i Plut. Phok. 10.36; Lys. XIII 39 f. i XXVI 13; Ael. var. hist. I 16; Plat. Phaidr. 69 Ei vgl. überhaupt den Phaidros und den -
Kriton.
3) Danach Harp. Phot. Hes. Suid. Etym. Magn. Etym. Gud. s. 1tObolCdlClCy\ ;
Beck. An. I 292. 4) V gl. Krit. 46
O. 52 0 i PoUt. VIII 6) [Andok.J IV. 4: nennt auch eiDen
66S B. b�a"clc als Strafe und a.a. 0.3 wird
aus dem "Rats- und Volks-Eid", d. h. dem neuen Heliasteneid (0. S. 73f.) zitiert, da.ß kein IiKP\TO� mit Tod, Exil, Geldbuße oder b,a,,6r; belegt werden kann. Die Untersuchungsha.ft kann nicht gemeint sein, da sie ihrem Wesen nach llieptTO\ trifft, wohl a ber die Verhängung der Schuldhaft wegen einer Geldstrafe, allenfalls auch die Strafe von Plat. 8.. a. O. Wenn sonst öfters Tod, Atimie, Vermögenskonßskation oder /)€aj.lcl� als in Athen mögliohe
150 Instanz richtet, ist sie ihm bei dem Aristot. 45, 1 erzählten Einzelfall untersagt worden. Daß es sich hier um die Strafe des h�O"al handelt, nicht um die Untersuchungshaft, folgt aus dem Fortbestehen der letzteren (48, 1, o. S. 142 f). § 55. Daß Athen die Freiheitsberaubung durch die Unter.;. suchungshaft kennt, ergab sich schon aus der Abgrenzung der Schuldhaft in den obigen Ausführungen. Sie heißt hEO"�IO� l�l KpiO"EO" I (Demosth. XXIV 132) und währt ihrem Wesen nach bis zur Urteilsfällung 1). In ihrer Geschichte liegen in Athen verschiedene Schichten übereinander. Die eine Form ist die allbekannte, daß man den Mann, den man an �uklagen wünscht, mit Bracchialgewalt den �vhEKa ins Gefängnis bringt (&TTaywT�) bzw., wenn die Arme des Gegners stärker oder seine Füße flinker sind als die eigenen, ihn durch lvhEIEI� bei derselben Behörde von staatlichen Organen verhaften läßt 2). Ausgeschlossen ist diese Untersuchungshaft nur bei Klagen wegen Tötung, bei denen die Möglichkeit der Flucht des Angeklagten ausdrücklich von dem Gesetz offenge halten wird 3). Eine Untersuchungshaft bei Mord begegnet denn auch nur unter den Vierhundert: Lyk. 112. Sonst besteht für den Athener gar keine Garantie. Es liegt in der Natur der Sache, daß die d7Taywy� in der Praxis besonders bei bestimmten Verbrechen angewandt wird, wie Raub, Diebstahl u. ä., aber Strafen genannt werden (Aristot. 67, 5 ; Andok. I 73 ff. ; Schol. Aristoph. Frösche 541), ist wohl praktisch an die Schuldhaft des zur Geldbuße Ver urteilten in erster Linie gedacht, kaum - an das obskure von Sokrates ·erwähnte Recht. 1) Demosth. XXIV 105 j vgl. Beck. An. I 186 s. blClblKaa{a, was wohl dasselbe meint. Plut. Alkib. 20 spricht von äKP1TOI im Gefängnis als besonderer Härte: natürlich sitzen nur IiKP1TOI in solcher Haft. 2) O. S. 143 &; Einzelheiten gehören in die später zu behandelnde Rechtspflege. 3) Demosth. XXIII 69. 7lf. ; Poll. VIII 1 17 ; vgl. Lys. X 17. Der des Mordes BezichtigtehatalsäTlf.lo�die politischen und kultischen Versammlung en und die Heiligtümer zu meiden: Aristot. 57, 4 ; IG 12 115, 26 ff.) o. S. 107.
151 möglich ist sie überall. Selbst die dTtOTpacp�, die dem Ur teil auf Vermögenskonfiskation f 01gende z weite Klage auf Feststellung de s Vermögensstandes des Verurteilten kann mit einer so ver hängten Untersuchungshaft eröffnet werden (Lys . XIII 55) 1), ebenso die Feststellungsklage, daß jemand ocpeiAwv Tlp b�J.14' ist (EvbE1EI�: [Demosth.] LIII 14) oder . die gegen den sich bürger liche Rechte anmaßenden äTl�I� 2). Nicht einmal nach unseren Begriffen rein zivilrechtliche Klagen machen eine Ausnahme : IG 12 45, 1 ff. ordnet sie das Volk an, wenn der Beklagte auf der Liste der in eine Kolonie Auswandernden steht. Auch IG I 2 41, 8 ff. tritt sie ein für Angeklagte ßiala�, die von dem Lokal gericht e iner Kol onie an die Heliaia appell ieren, d. h. mit dem Kläger zusammen nach Athen reisen � Dies sind wohl Sonder fälle mit besonders naheliegendem Fluchtverdacht, sie zeigen immerhin, daß grundsätzlich die An wendung der Untersuchungs haft außer den blKal cpovou keine Grenzen hat S). Jedoch war dies so selten, daß Athen fall weise in (J'u�IßoAa mit fremde n Staaten den Ausschluß d.er Untersuchungshaft bei (blal b1Kal für die betreffenden Staatsangehör igen zugestehen konnte 4), was man nicht getan hätte, wenn man die Ausländer damit praktisch besser gestellt hätte als die Bürger. Diese Form der Untersuchungshaft hat zwei Charakteristika, die sie von der nunmehr zu besprechenden abtrennen: der Be1) Das gewaltsame ciYElV vor das Volk ist im Prozeß vor der Ekklesie dasselbe !Vie das liYEIV zu den [vbEKa i� Heliaiaprozeß. 2) Demosth. XXIII 5 1 f. 80 (avbpoq>6voc; ist gleich IiTI,.!OC;, o. S.107) ; vgl. XXIV 60. 103. Demosth. XXIII 28 ff. meint die a1faywy� des verurteilten landflüchtigen Mörders, der ohne Amnestie heimkehrt und dem Strafvollzug zugeführt wird, keine Untersuchungshaft. Der Scholiast, der XXIII 51 ein Gesetz eingelegt hat, hat auch diese Stelle auf den
152
amte hat nicht mitzubestimmen, ob Haft eintritt oder nicht 1), sondern nur der Prozeßgegner entscheidet darüber. Und wenn die Haft verfügt wird, gibt es keinen Ausweg, keine Stellung von BUrgen als· Ersatz der Haft. § 56. Diese wesentlichen Punkte liegen anders in den sonst genannten Fällen von Untersuchungshaft. Wir kennen hier zu nächst zwei solche, wo die Behörde von sich aus und ohne privaten Antrag festsetzt, d. h. das tut, was bei der arraTWTll ungeheuerlich war. Erstens tut dies der militärische Befehls haber bzw. der diesem für das Mobilmachungsgeschäft beige gebene arro(JToAEU� gegenüber. dem Refraktär und dem unge;. horsamen Soldaten 2). Zweitens der Rat bei Klagen gegen Steuer pächter, Pächter staatlicher Minen und TEj.lEVll usw. wegen Schädigung der Staatskasse 3), sowie bei den bei ihm anhängigen Klagen wegen Amtsvergehen 4). Dies ist jedoch ein Recht, keine Pflicht der Behörde, seine Ausübung wird dem Strategen Demosth. LI 4 in dem Einzelfall einer besonders eiligen Mobilmachung vom Volke befohlen, sie versteht sich also nicht von selbst. Ferner sagt Demosth. a. a. 0., daß der Rat in den und den Fällen Bürgen zulassen und auf die Haft verzichten muß, nicht kann, ausgenommen in unserem (und einem sofort zu besprechen den zweiten) Fall. In diesem Fall hat der Rat also die Wahl zwischen Haft und Bürgenstellung : das Gesetz befiehlt, wann Bürgschaft allemal anzunehmen ist, nicht daß sie jemals abge lehnt werden muß . . Demgemäß sprechen auch die Stellen, die 1) Beamte, die zur alTarw'f!i schreiten, sind ein Bruch jedes Rechtes (unter den Dreißig) : Demosth. XXII 52: XXIV 164 ; Lys. XII 30 f. 2) Demosth. XVIII 107; XXIV 92 ; LI Hyp.; 11 ; Lys. IX 5 u. Ö. 3) Demosth. XXIV 144ff'. Daß der Rat die handelnde Dienststelle ist, ergibt sich aus 147. 4) So geschehen bei den Strategen 406 Xen. Hell. I 7! 3. Der Fall ist von der ihm folgenden €iollyy€Ma im Volk scharf zu scheiden.
153
.kUrzer auf diese Funktionen des Rates eingehen, stets klar von .einer Befugnis, keiner Verpflichtung der ßo uAf) 1) .... Damit haben wir zugleich ein zw eites Oharakteristikum im Unterschied von der zuerst besprochenen Form, es gibt hier .f3ine Bürgschaft, die von der Haft befreit und über deren Zu lassung die Behörde nach Maßgabe der Vorschriften für den ·E inzelfall entscheidet. Diese Prozesse des militärischen Bef ehls .habers gegen den Soldaten und di e des Rates gegen Steuer pächter u. ä. sind nun auch diejenigen, wo die apXtl noc h im 4. Jhdt. die Initiative hat, d. h. nicht auf die Klageerhebung .seitens eines Privaten angewiesen ist, Aristot. 45, 1; 59, 4 ist der Rat, kein Pri vater der bubxwv, der Xo.TtllOPO<;, er s tellt den Strafantrag, is t nicht nur Briefträger wie sonst die apxo.t in der pemokratie . Dies bestätigt sich Demosth. XXIV 63, wo ein Ge setz aus der Mitte des 4. Jhd ts. zitiert wir d, nac h dem der Rat gehalten ist, binnen 30 Tagen nach der Verhaftung d ie Klage vor der Heliaia einzubringen, um eine endlose Dauer der Unter !lllchungshaft zu verhüten. Erst wenn er die Frist versäumt, . kann jeder Private die Klage aufgreifen und die Verhandlung in Fluß bringen, bis . dahin liegt a lso reine Beamtenklage ohne privaten Kläger vor2). Daß 'der militärische Befehlshaber gegen l1ber dem aktiven Soldaten das gleiche Recht hat, liegt an sich auf der Hand, bestätigt sich auch noch Aristot. 61, 2 und Xen. Hell. VI 2, 34, wo Iphikrates Soldaten eine blxf) androht, deut lich einen Schritt, den er selbst tun wird, kein solcher, wo er damit rechnet, daß sich Sc non irgendein priv �ter Ankläger finden wird 3). •
1) Aristot. 48, 1 i Andok. I 92 i Demosth. a. a. O. 96. 98. Zur Interpretation dieser Stellen vgl. o. S. 143. 2) Dies hier nur andeutungsweise, die Frage der Initiative der Beamten in der Prozeßeinleitung im nächsten dieser Hefte im Rahmen des allge meJnen Beamtenrechts. 3) Näheres später a. a. O. bei der militärischen Kommandogewalt. Eine praktische Einengung der Möglichkeit der Verhaftung bei der Mobilmachung
154 Daß wir in der Praxis auf diesem Gebiet keine Bürgen finden, sondern in der Regel nur die Haf t genannt wird 1), ist begreif lich. Es wird für diese Haft mit Möglichkeit der Bürgschaft überall das gleiche Recht gegolten haben, das Demost h. XXIV 144 zitie rt wird : die Bürgen mußten aus dem gleichen TE�O� sein wie der Angeklagte. Die solonischen TE�l1 waren längst obsolet 2) und niem and konnte im 4. Jhdt. dem Buchst aben des Gesetzes genügen und (drei) Personen namhaft machen, die nach weislich dem gleichen TeAo� angehörten wie er selbst. Daß bei . dem Vorgehen des militärischen Vorgesetzte n gegen den Soldaten von Bürgschaftsstellung erst recht. nicht die Rede ist, ist doppelt begreiflich : dadurch, daß der Stratege drei Bürgen notierte, wurde die Disziplin des Soldaten nicht garantiert, während der Ersatz hinterzogener Steuern u. ä. durch solche ' m ateriell gesichert wurde. Ver wandt mit dem eben Besprochenen ist die Regelung der Untersuchungshaft bei Klagen auf dem Wege der Legislative, durch Rat und Volk, dem Typus des Arginus enprozesses : EI
155 wird bestimmt , daß Bürgen statt Haft allemal anzune hmen sind, außer bei Eisangelien wegen Hochverrat und Revolution, in diesen Fällen bleibt der Rat frei , die Bürgschaft anzunehmen oder abzulehnen 1). Dagegen zitiert Xen. Hell. I 7, 1 9 zum J,ahr 406 das lV�q>lO'/.la eines Kannonos, das für solche Eisangelien die Haft obligatorisch macht ; aber das Zitat ist ungenau : die Praxis der Zeit auch vor 406 ze igt das bei Demosthenes voraus gesetzte Recht. Bei den Angeklagten im Eisangelieprozeß Lys. XIII 23 ff. 29 nimmt der Rat bei einer rein politischen Eis angelie Bürgen an , Xen. a. a. O. 35 erscheinen Haft oder Bürgen bei der rrpo ßo A.� ,Ende 4062). Es gibt als «;> nur ein Recht, das des Kannonos , das im späten 5. Jhdt. befolgt wird und bei Demosth. a. a. O. im Ratseid des 4. Jhdts. weiter gilt , genauer : nur einen uns erkennbaren Einschnitt in der Geschichte der von der Behörde verhängten Untersuchungsha fta). Vor dem tV� q>l("J.la des Kannonos hatte der Rat das Recht, bei Ei sangelien auf dem Wege der Legislative und bei seinen Ressortprozessen die Untersuchungshaft �u verhängen oder drei Bürgen zu fordern. Nach dem tV�q>l()'J.la hat er , wenn Bürgen angeboten werden , diese allemal zu akzeptieren , außer bei Eisangelien wegen Hoch 1) Die Freiheit des Rates, n icht sein e Verpflichtun g, die Haft zu v er hän gen , folgt aus der Interpretation der Stelle o. S. 143. 2) TTpo�o�n ist ein e e!aaYYEAla, die das Volk zu r En tscheidun g an die H eliaia weiterreicht, v gl. später in der Rechtspfl ege. - An spielungen auf die Altern ative Haft oder Bürgen sonst Aristoph . Ly sistr. 680f. ; Ekkles. 106 4. Au ch Ly s. XXX 10 "�rrElaEu der An kläger den Rat, die Haft zu v er' hän gen , . der letztere konnte also auch ' anders. ;. 3) Die übrigen s man gels des praktischen Fortbestan des der Tö"l auch b ei e!aa'rYEAlal im Volk genau wie bei den Ressortprozessen des Rates (s. o.) kaum n och durch t!yyv'1Tai TO aÖTo T�I\O� TE�OUVTE� ablösbar war, es ist kein Zufall, daß die uns tatsä chlich bekann ten Bürgschaftsstellun gen in das späte 5., nicht mehr das 4. Jhdt. gehö ren . Weitere Fälle v on Un ter suchungshaft bei solchen Eisan gelien sind wohl Kleophon Aisc hin. 11 76 und die Ta/Jial Tft� 9EOU, unter den en der Opisthodom au sbrannte, Demosth. XXIV 1 36. Die j..IIiVVOl�, die P hot. App. s. cirraywYn als Ursache der Unter SU chungshaft n en nt, ist eben diese Form der politischen Eisan gelie.
156 verrat und Ressortprozessen wegen Unterschlagung staatlicher Einnahmen durch Steuerpächter und Verwandten. Das Gesetz des Kannonos läßt sich übrigens datieren. Es wird i. J. 406 zitiert als geltendes Recht, dagegen sehen wir die von ihm ausgeschlossene Haft bei Eisangelien ohne Gefährdung von Staat und Verfassung bei Pheidias 1), Anaxagoras 2) und noch in dem Religionsprozeß von 4 1 5, wo nach den Eisan gelien z. T. Haft, z. T. Bürgenstellung eintrittS). Das 4'�CPI(J'/JCl des Kannonos ist also jünger als 415 und älter als 406. Endlich sei noch bemerkt, daß Prozesse auf dem Wege über Rat �nd Volk auch durch EvbEI�I!I;, Haftantrag, eingeleitet werden können ; hier ist die Untersuc1lUngshaft die Folge des Willens des KClT�lOPO!l; wie o. S. 1 50 4). Es bleibt noch eine allgemeine Folgerung zu ziehen : wir sehen bei militärischen Befehlshabern und bei dem Rat ein Recht, ohne Antrag eines Privaten aus eigener Initiative die Unter suchungshaft zu verhängen. Wir sehen aber zugleich eine Ab schwächung dieser Gewalt in historischer Zeit sich vollziehen. Da die ganze Geschichte der athenischen a.pXai auf dem Gebiet der Rechtspflege ein Pl'ozeß des Verfalles ihrer Rechte ist, indem sie von selbständigen Urteilsfindern zu Briefträgern der Heliaia herabsinken und zugleich zunehmend die Initiative der Prozeß einleitung einbüßen 5), wird es . nicht zu kühn sein , auch die hier beobachtete Entwicklung nach rückwärts analog zu ver längern und anzunehmen, daß ursprünglich, sicher noch nach 1) Phit. P er. 31; Diod. XII 39,1 f. Die E rsparun g der Un tersuchun gshaft gegen über P heidias, die Nicole, P roc. de P hid. 33 ann ahm, hat Pareti, Rö m. Mitt. 1910, 304 wieder beseitigt. 2) Plu t. prof. v irt. 84 F ; de exil. 607 F. 3) An dok. I 13. 34. 36. 43 ff.; Plut. Alkib. 20; [Ly s.) V I 21; Thuky d. VI 53, 2; 60, 2; v gl. die An spielung auf Haft oder Bürgen An dok. I 2. 17. Bei der Flu cht des Angeklagten wird der Bürge v erhaftet, An dok. I 43 ff. 4) Solche Fälle liegen wohl vor Aischin. III 149; Dein . I 63. 5) Vgl. später bei dem Beamten recht.
157 Solon, die Beamten die Untersuchungshaft allemal frei verhängen oder Bürgen annehmen konnten, wie es beliebte. Den Terminus post quem für das Bestehen solcher Befugnisse gibt die Nennung der solonischen Steuerklassen in den Gesetzen, die die Über lebs eI dieses Rechts konservierten 1). § 5 7. Anerkannt ist das Recht des Bürgers, sich nur vor athe nischen Gerichten zu verantworten. Eine Auslieferung an die Justiz eines anderen Staates ist verboten und als sie 3 22 in höchster politischer Bedrängnis durch Antipater erfolgen mußte, ist das als ein Bruch der athenischell Prinzipien empfunden worden 2). Noch 336/35 hat Athen die gleiche ForderuJ.lg Alex anders abgelehnt 3). Das Gegenstück ist das Verbot für Bürger, untereinander vor ausländischen Gerichten aecht zu nehmen 4). Der Schutz der körperlichen Unverletzlichkeit des Bürgers ist durchgeführt; tätliche Angriffe einschließlich des sexuellen Miß brauchs sind strafbar oder vielmehr: machen ersatzpflichtig 5). Ein Rest älterer Zustände lebt in der [Demosth.] L IX 66 zitier ten Bestimmung fort - wenn auch sicher nur theoretisch - , 1) Keine Untersuchungshaft liegt vor bei der Arretierung von Radau · machern in der Ekklesie oder den Amtsst uben, Theat er usw. E s handelt sich um einen Hinauswurf. Ekklesie: Aristoph. Ach. 54 ff'. i Ekkles. 143 ; Ritt. 665 u . ö., Theater : a. a. O. Frd. 734; Demosth. XXI 17 9 ; Suid. s. �a� bO{))(Ol, Amtsstuben : Demosth. XXV 2 3 ; Aristoph. Ritt. 665 ; Lysistr. 433 f. 441 f., Markt : Aristoph. Ach. 827 . - E s sei eben nur bemerkt, daß die Evakuierungen der Zivilisten nach Salamis 480 oder in die langen Mauern 431 nichts mit einer staatlichen Beschränkun g der bürgerlichen Freiheit zu tun haben. Wer sich totschlagen lassen wollte, mochte bleiben. 2) P lu t. Phok. 9. 17-; Demosth. 28; X Redn. 864 E ; v gl. IG n' 457 B 17 ff'. 3) Arr. I 10, 4 ff'.; P lu t. Demosth. 23 ; X Redn. 841 E ; Diod. XVII 15, 1 ff'. 4) Etym. Magn. Lex. Vindob. s. [KKA'lTOo; TrOAl"; Beck. An. I 247 f. 5) Prozesse O�P€wo;) pla{wv, a!Kdao;: Aischin. I 7 2 ; Demosth. XXI Hyp. I 3 ; XLVII Hyp. 2 f. ; 8. 45 ; LIII 16 ; LIV 1 ; Hyper. fr. 120; Harp. s. alKlao; MKTJ; Beck. An. I 355. 366 ; Suid. s. ilPPlo;; [Plut.) X Redn. 844 D ; Aristoph. Wolk. 495 f. 1297 ; Vö g. 1046 f. m. Schol. ; Ekkl. 663. Klagen wegen schlech ter Behandlung der E ltern sin d brll.IISolCll b1KCll mit Strafe, n icht En tschädi gung: Xen. Mem. 11 2, 1 3 u. ö.
1 58 daß der Ehemann, der einen fJOlXO<; im Hause ertappt, festhält und gegen Lösegeld laufen läßt ( 0. S. 141), falls er dann E'ipTfJOU belangt wird und durch den Nachweis, daß jener ein fJOlXO'ä war, obsiegt, den Gegner vor Gericht verprUgeln darf 1). Körperstrafen sind gegen BUrger unzulässig 2) , ebenso ist die Folter im Prozeß gegen BUrger durch das 1jJ�
1 59 und zu den Rechten des Beamten gehört das der Strafe gegen Schimpfende in Amtslokalen und Festräumen (Plut. Sol. 21). So hören wir von der Strafbarkeit der Behauptung', jemand habe einen Mord begangen oder vor dem Feinde den Schild ver loren 1), strafbar ist sogar die Verleumdung eines Toten 2). Daß die Pra :J{is etwa vor Gericht mit all diesen Verboten schlecht überein stimmte, zeigt fast jede Prozeßrede. Auch in Rat und Volk fehlte es nicht an Injurien (vgl. [Demosth.] ep. IV 1 . 11) S). Die Komödie zeigt den Ehrenschutz nur schwach entwickelt: es sind wiederholt Bestimmungen ergangen, die eine persönliche Verspottung mit Namensnennung ver boten, um mißachtet oder wieder aufgehoben zu werden 4). Auch hier wird ein Ver bot, Tote zu verspotten, genannt (Schol. Aristoph. Frd. 648 ) und wir hören von Prozessen gegen einzelne Dichter 5). Die Bestimmungen wollen offenbar kein Sonderrecht für die Bühne schaffen, son dern im Gegenteil den bestehenden Ehrenschutz auf das Theater ausdehnen. Die Scholiasten behaupten gelegentlich eine Rück sichtnahme auf diese Gesetze zu erkennen, so die zu Aristoph. Wolk. 31 in einer Abänderung des Namens des regierenden Archon Amynias, der nicht hätte genannt werden dürfen. Das wäre eine Albernheit und erledigt sich dadurch, daß das Stück nicht unter Amynias aufgeführt worden ist. Aber ein Jahr zuvor 1) Ly s. X 2 f. 6 f. 9. 12. 30 f. ; XI 1. 5 f. 12. 2) P lu t. Sol. 21 ; Hy per. fr. 100 ; Lex. Cant . a. a. 0.; Schol. Ael. Arist. urr. T. TeTT. 302, 8. Die Strafgewalt der Beamten deckt diesen Fall nicht (Plu t. a. a. 0.). Zu diesem Recht der �1TI�oAfJ vgl. später die Rechte der Beamte n. 3) Geldstrafen wechselnder Hö he werden genannt Isokr. XIX 3 ; Hyper. a. a. 0.; P hot. a. a. O. Von festen Sätzen kann nach den u. § 63 auszu führ enden Rechtssätzen keine Rede sein, es handelt sich u m Verallge meinerungen einzelner Fälle. Die Sä tze von Plu t. So l. 21 meinen die ge nannten �1tI�oAa!. 4) Schol. Aristoph. Ach. 67. 1150 ; Vö g. 1297 ; Schol. Ael. Arist. a. a. O. 117, 18 ; vgl. Platons Regelu ng VOf.1. XI 935 E . 5) Schol. Aristoph. Ach. 378 ; Aristoph. fr. 7 0j Schol. Ael. Arist. a. a. O.
160 ist es i n der Tat so, daß die amtierenden Strategen Demosthenes, Kleon und Nikias zwar unverkennbar, aber ohne Namensnennung, erscheinen, während Sokrates in den Wolken ebenso offen auftritt wie Euripides in den Acharnern (408 ff.). In den letzteren erscheint 570 ff. auch Lamachos. Man hat daraus schließen wollen, daß Lamachos 426/25 nicht Stratege war, ob mit Recht, ist mir zweifelhaft : wenn ein speziell die Beamten schützendes Gesetz vorlag, mag es eben 42 5 ergangen sein 1) . Genannt werden amtierende Personen auch in den eben behandelten Jahren 2). Für den Ehrenschutz des privaten Bürgers gibt die Komödie ein völlig negatives Bild, ständig begegnen alle Stadien von der harmlosen Anulkung bis zu den niederträchtigsten Ehrabschnei dereien 3). Auch Tote werden auf die Bühne gebracht, z. B. Euri. pides und Aischylos Frösche 856 ff. § 59. Der Schutz des Lebens des Bürgers ist grundsätzlich selbstverständlich gewährleistet, in den Ehrendekreten begegnet immer wieder die Wendung, daß das Leben der betr. Person geschützt sein solle wie das eines Atheners 4). D emgemäß wird der Mord und überhaupt jede Tötung vom Staat bestraft, seit dem überhaupt das Stadium der Blutrache überwunden ist 5). Die Entziehung des Rechtsschutzes für das Leben, die Vogel1) Im ftFriedenu (421) tritt Lamachos auf, aber nicht redend ; vielleicht ein erster Versuch des Aristophanes, das Gesetz zu umgehen , wenn Lama chos damals Stratege war. 2) Kleon Wolk. 35. 431. 459. 615. 1255 ft'., zwei Hipparchen Ritt. 241W. 3) Als ein paar krasse Beispiele: Aristoph. Ach. 658 ft'. 700. 711; Ritt. 400. 1072. 1280; Wolk. 346. 350 (Vorwurf der Feigheit vor dem Feinde, s. o.). 61l8W .I068; Wesp. 74ft'. 618. 814. 1274ft'.j Fried. 671ft'. 859; Vög. 528.838.1477 (wie vorhin) ; Thesmoph. 51 ft'.; Frösche 1537ft'. 1565; Ekkles. 184; fr. 394 j Kratin. fr. 196. 241. Ciceros Wort, daß das male dicere erlaubt war (de orat. III 138), ist mindestens für die Praxis richtig. 4) Z. B. IG I v 28, 7 ft'.j 154, 9 ft'.; vgl. 143, 12 ft'.; II 2 24 b ; 32 ; 37 ; 226, 34 ft'. Als normal zitiert wird das Demosth. XXIII 89. 5) �(Kal
161 freierklärung, ist nur eine archaische Strafe, die in die kla.ssische Zeit wenigstens lebendig nicht hineinreicht 1). , Jedoch ist dieser Schutz des Lebens sowohl Privaten wie Organen des Staates gegenüber auffallend schwach ausgebaut, verglichen mit dem Schutz des Eigentums. Uralte rituelle For
'men aus der Zeit der Blutrache wirken fort, wenn zwar bei fast allen materiellen &b\Kim, die jemand erleidet, jeder Dritte den Fall vor Gericht bringen darf (u. § 62), nicht aber bei den MKOO cp ov ou. Hier ist das Recht der Klageerhebung mit genauer Regelung der zugelassenen Verwandtschaftsgrade auf die Sippe und mangels Verwandter subsi �iär auf die CPP(lTOP€� bes�hränkt geblieben, ferner hinderte der Widerspruch eines Mitglieds der Sippe und die nachweisbare Verzeihung des Sterbenden (etwa �ei fahrlässiger Tötung) jede Verfolgung 2). Noch markanter ist eine weitere Tatsache : es gibt eine Weg nahme fremden Eigentums nur nach einem Prozeß für die ob siegende Partei im Rahmen des zugesprochenen Wertes mit der einen Ausnahme der - zudem einer Anfechtungsklage unter liegenden - Erpressung von Geld von dem ertappten "'OlXo�
1) Die archaische dTll.lla Aristot. 16, 10 ; Demosth. XXI 113 ; XXIII 62. Zur Interpretation s. o. S. 118 f. 2) Einzelheiten später bei der Rechtspflege, die Quellen sind IG I I 115, 11W., danach Demosth. XLIII 5 7 ; XLVII 69 W. ; PoIl. Vill 118. Ergänzend treten hinzu De mosth. XXIII 72. 77 ; XXXVII 59 ; XXXVIII 21 f. ; XLII 72 (Tod einer Metoikin, aber unter Zitierung der allgemeinen Mordgesetze). � Daß der Ankläger sich und die Seinen durch einen Eid verwünschen muß, falls er falsch anschuldigt (Demosth. XXIß 67ft'. ; XLVII 69ft'. 78j LIX 1 0 ; Dein. I 47 ; Aischin. II 87; Lys. m 1. 4. 2 1j'X 11 ; Antiph. I 8; V 10W.88. 90. 96 ; VI 6. 14. 16. 58 und sehr oft sonst), ist keine Schlechter steIlung desselben gerade im Mordprozeß: der Eid des Klägers gehört zu jedem Prozeß, nur daß er sonst vor der apXTt in der QvdKp\(n� geleistet wird, hier vor dem Plenum des Areopags. Der rituelle und archaische Charakter des Verfahrens wird bekanntlich beleuchtet dadurch, daß es ein solches gegen Tiere und leblose Objekte gibt, die den Tod eines Menschen verschuldet haben : Aristot. 57, 4 ; Aischin. III 244 ; Demosth. XXIII 76 ; PoIl. vrn 120 ; Harp. s. i'ld TIpuTavd4J; Rarp. Res. Phot. Suid. s. öt:uau�l[a; Paus. VI 11, 6; Schol. Aischyl. Sieben g. Theb. 179 ; Schol. Plat. Euthyphr.
162 (0. S. 141), es gibt aber eme ungewöhnlich lange Reihe von Fällen erlaubter Tötung 1): in Notwehr 2), gegenüber dem Räuber stets und dem Einbrecher zur Nachtzeits), gegenüber dem er tappten f.'0IX6� bei der Ehefrau, Mutter, Tochter, Schwester und sogar der freien Konkubine - solange der Ertappte nicht das Haus verlassen oder den Herd erreicht hat4) - bei einem Un fall in einem sportlichen Agon, oder im Gefecht aus Unkennt nis der gegenüberstehenden Person 5). Die Todesstrafe hat das demokratische Athen stets festge halten, das wird im Richtereid des 4. Jhdts. ausgesprochen 6) und auch sonst festgestellt7). Wer das Recht zu richten hat, kann auch Todesurteile verhängen: als der Beamte in der Früh zeit ohne Appell an die Heliaia das Urteil fällt, ist das Todes2 A. Der kultische Reinheitsbegriff, die Tilgung der Befleckung der Ge meinde durch Blut, wird oft im Rahmen aller biKaJ ep
163 llrteil sein Recht 1). Das nämliche hat der Rat für seine Pro zesse gegen betrügerische Steuerpächter usw. bis zu dem Moment, wo er zur d<1ayoU<1Cl (d� Ta llIKClO'T�PIOV) &.PX� degradiert wurde 2), hat der Areopag, der allein nie der f!pE<1I� an die Heliaia unter lag, ständig behalten. Der Träger der militärischen Kommando gewalt hat die Kapitalgerichtsbarkeit noch in der Zeit des pelo ponnesischen Krieges 3) ; als er sie im 4. Jhdt. nicht mehr be8i�zt, ist auch seine übrige Macht, Strafen wie das Gericht zu verhängen, geschwunden und er oder ein Dritter haben wegen Feigheit vor dem Feinde, Desertion u. a. vor der Heliaia Klage a�zustrengen 4 ). Es gibt keine Entziehung des Rechtes Todes " urteile auszusprechen al1ein, sondern nur eine solche der in appelablen Gerichtsbarkeit überhaupt. Diese Entwicklung wird vorausgesetzt mit der Formulierung nach dem Sturz der Vier hundert, daß ohne den ll�/lo� rrA'l8uwv kein Todesurteil gefällt werden kann (IG 12 114, 37), wobei sich von selbst versteht, daß die Heliaia stets das Volk ersetzen kann, aber nicht muß 5). Dafür, daß trotz dieser Formulierung das Recht des Areopags unangetastet blieb, sorgte die gleichzeitige Neuaufzeichnung der drakontischen Gesetze lG I 2 1 1 5, dagegen mag der militärische Befehlshaber im Felde mit dem IjJ�!pI<1/la von 410 die oben skiz1) Thukyd. I 126, 7 ff.; Arjstot. 1, 11 f. ; 'ABl'\v. 'lfo>'. fr. 9; PoIl. VIII 86. Nicht die Hinrichtung der Kyloneer ist MegakIes' Frevel, sondern die Mißachtung des Altars. Todesurteile der Tyrannen, wenn sie wirklich nur auf deren Edikt hin erfolgt sind, stellen Gewaltstreiche dar, da der Tyrann als solcher nicht dpxit ist; vgl. ThukSd. VI 59, 2. Die Todesstrafe in Dra kons Kodex z. B. Gell. XI 18, 1 f. 2) Aristot. 45, 1 ; Näheres bei dem Beamtenrecht. 8) Xen. Hell. I 1, 15 ; Lys. XIII 67. " 4) Aischin. I 175f.; Demosth. XXIV 92; Lys. XIV ö u. ö. Vgl. die Straf gewalt Aristot. 61, 2. Geblieben ist nur das Recht, Untersuchungshaft zu verhängen, o. S. 152 11'. 5) Todesurteile durch die Ekklesie "nach 411 z. B. Xen. Hell. I 7, 9ff.j Diod. XIII 101, 7 u. a. Stellen zum Arginusenprozeß, Diod. XVIII 65, 6 u. B. Stellen zum Ende des Phokion, Demosth. XXV Hyp. 1 f. j 30. 87 bei einem Fall von Tempelraub u. ö.
164 zierte Minderung seiner Rechte erlitten haben : es fällt auf, daß der letzte Fall der Androhung des Standrechtes vor dem Feind, Xen. Hell. I 1, 15, dicht vor das lV�cpt("/la gehört 1). Ein weiteres ganz auffallendes Minus des Schutzes des Lebens des Atheners gegenüber den Garantien für sein Eigentum, wie die oben besprochenen aus dem archaischen Verfanren erklärbar, liegt darin, daß allein der vor dem Areopag Angeklagte, in der Mehrzahl aller Fälle also ein Mörder, niemals in Untersuchungs haft kommen kann, sondern das Recht ihm die freie Ausreise aus dem Lande bis zu einem bestimmten Stadium des Prozesses garantiert 2). Die Rechte des cpElrrwv sind also im Mordprozeß größer, die Bewegungsfreiheit des KaT�"(opo� kleiner (vgl. o. S. 150) als bei allen anderen, vor allen Eigentumsprozessen. Wie die Maßregeln, die das Leben des Bürgers gegen den Mörder schützen, weniger wirksam sind als die für sein Eigen tum gegen den Dieb, ist auch der Schutz des LebenA gegen über staatlichen Organen weniger lückenlos als der des Geld beutels. Ohne gerichtlichen Spruch kann dem athenischen Bür ger keine Geldbuße auferlegt werden, wenn und solange der Rat dies kann, hat er eben noch die inappellable Gerichts barkeit: es ist völlig unvorstellbar, daß andere Behörden von sich aus solche Strafen dekretieren, abgesehen von den Ordnungsstrafen für Ungebühr u. a. Kleinigkeiten 3). Die Kon1) Die Dreißig haben die volle Justizhoheit des Rates - unter ihnen das einzige Gericht für Bürger - hergestellt ; Todesurteile durch diesen: Xen. Hell. 11 3, 12 ; Lys. Xl! 21; XIII 44 u. ö. Die Hinrichtungen von aus der Bürgerliste gestrichenen Personen auf Befehl lediglich der Dreißig selbst verletzen keine Garantien für das Leben des Atheners. Der Rat der Vierhundert fällte Todesurteile (Thukyd. vrn 70, 2), er ist aber aÖTo XpdTWP und vertritt sogar das Volk (a. a. O. 67, 2), das gleiche gilt von dem Rat von 415 im Religionsprozeß. Gleichwohl waren natürlich die Er fahrungen von 411 der Anlaß zur Beschlußfassung von JG I I 114. 2) Die B elege o. S. 96°. 3) Dies wird in der Behandlung der Justizhoheit der Beamten näher . auszuführen sein.
165 fiskation des Vermögens erfordert gar unter allen Umständen ein dahingehendes Urteil des Gerichts und dazu noch eine zweite Feststellungsklage, die &'lTol'paq>� mit dem Antrag, die und die Objekte als Staatseigentum zu erklären (0. S. 134), also eine unerläßliche zweimalige Bemühung des Gerichts. Dagegen hat der Satz, daß niemand ohne bfj/lo� 'lTA'l9uwv sterben darf (IG 12 114), bzw. ohne Spruch des Gerichts (Aristot. 45, 1), niemals den Sinn gehabt, den modernes Recht ihm ohne weiteres unter legen würde. daß der Bürger unter allen Umständen den An spruch auf eine geregelte Verhandlung hat, ehe er den Kopf verliert. Die ganze Verhandlung vor der Heliaia ist entstanden, in ' ' dem der Appell vom Beamten an das Gericht von einer fakul tativen Einrichtung zur praktischen Selbstverständlichkeit und schließlich obligatorisch wurde, der Beamte vom Rechtsfinder zum Briefträger der Heliaia herabsank, der nur noch eine for male Vorbereitung der Verhandlung vornimmt 1). Wer also vor dem Beamten ein Verbrechen eingesteht, verzichtet logischer weise auf den Appell, er widerspricht nicht mehr dem vom An kläger behaupteten Tatbestand und der Fall ist erledigt. Daher können die �vbEKa ihnen durch arrarwl11 zugeführte Verbrecher (die Quellen nennen die praktisch normalen Fälle der Räuber und Einbrecher), im Falle sie geständig sind, ohne weiteres hin richten lassen ; nur wenn sie leugnen, kommt es zur Verhand lung 2). . Ebenso kann im gleichen Fall der Areopag die Hin1) Das Nähere später bei der Behandlung der richterlichen Hoheit der Beamten. Solon hat die reine lqlEOU;, das Appellationsrecht, eingeführt: Aristot. 9, 1 j Plut. Sol. 18; PoIl. VIII 62 u. ö. Er setzte in seinem Kodex noch Leute voraus, die durch den Spruch des ßua\A€u� zu liT\/AOI (im Sinn von o. S. 118 f.) geworden waren : PI ut. Sol. 19. 2) Aristot. 52, 1; Aischin. I 9 1. 113 j Isaios V 28; Lys. XIII 85 f.; PoIl. VnI 102 Demetr. Phal. fr. 12; Heck. An. I 250, 310 j Phot. Lex. Vind. Etym. Magn. s. I!vbEKU j Schol. Aristoph. Wesp. 12. 1108; Schol. Demosth. Bull. Corr. Hell. I 13 f. Die praktische Wirkung der Bestimmung wird g ewesen sein, daß kaum je ein Geständnis erfolgte, vgI. wie Demosth. =
166 richtung anordnen, ohne in die Verhandlung einzutreten. Alle Quellen sind sich einig, daß es sich nur um die Hinrichtung handelt, der Beamte kann dem Bürger, der gesteht, das Leben, aber nicht eine Drachme nehmen. § 60. Daß für bestimmte Verbrechen die Todesstrafe vorge sehen war, sagt Lys. XIII 69. Im einzelnen werden uns e g nannt : Mord 1), Hochverrat 2), Betrügen des Volkes 3), Anschlag auf die demokratische Staatsform 4), passive Beamtenbestechung s), Unterschlagung öffentlicher Gelder 6), Tempelraub und Tempel schändung, sowie jede andere Asebie 7), Raub und Diebstahl XXII 26 mit dem Fall nicht rechnet. Die Hinrichtung des Frevlers durch die Behörde ohne Rechtsspruch des Gerichts Aristoph. Thesmoph. 930 ft'. ist natürlich dichterische Freiheit, p.ber doch nicht eine glatte Ungeheuer lichkeit. Die Tötung von Deserteuren durch die Thesmotheten ohne Ge richt im dekeleischen Kri.ege Lyk. 121 meint die flüchtigen Sklaven von Thukyd. VII 27, 5. 1) Antiph. V 1 0. 96; Lyk. 65; Plut. Sol. 17 (als drakontisch) ; Ael. var. hist. V 18; vgl. [Lys.] VI 14; Demosth. XXIII 31. Tod oder Exil Demosth. XXI 43; Dein. I 6; vgl. zur Freiheit der Strafwahl u. § 63. 2) Thukyd. VI 60, H. ; Xen. Hell. I 7, 22 ; Dernosth. XVIII 133; Lyk. 8. 27 u. ö. ; vgl. Lys. XXXI 26; [Plut.] X Redn. 833 F und die vielen Feld herrnprozesse des 4. Jhdts., z. B. Diod. XV 92, 3; Lyk. fr. 77, ferner den Tod des Phokion und der Beamten von 318 o. S. 163°. Hierher gehört das Verhandeln mit fremden Gesandten hinter dem Rücken des amtlichen Athen Aischin. III 250. 3) Xen. Hell. I 7, 20; Demosth. XIX 279; XX 100. 136; vgl. Lys. XXXI 26; Hyper. III 18; Krater. fr. 6 a. 4) Vgl. die Vogelfreierklärungen 410 und 403 Lyk. 124 f.; Andok. I 95 ; o. S. 120; ferner Paus. VII 8, 6. 5) Andok. I 86; Dein. I 8. 60. 62; II 8; Hyper. I 24 ; Isokr. VIII 50 ; vgL die Äußerungen im harpalischen Prozeß Dein. II 3 f. ; Hyper. I 34; und die über Amtsvergehen a. a. O. 26: Tod oder Geldstrafe. 6) Demosth. IL 10 vgl. 46 f. ; Antiph. V 69; vgl. Lys. XXVII 7 f. ; XXVIII 1 f. ; XXIX 1 1. 7) Xen. Hell. I 7, 22; Mem. I 2 , 62; Plut. Sol. 17 (als drakontisch) Lys. V I ; VI 64 ; Lyk. 65; Demosth. XXI 4 3 i XXV Hyp. ; vgl. den Religions prozeß von 415 Philoch. fr. 1 1 1; Thukyd. VI 61, 7; Andok. I 13; Lys. XIV 1 7; Plut. Alkib. 19; Ael. var. hist. V 17, sowie den des Sokrates Diog. La�rt. 11 40. 42. Hierzu gehört die Androhung der Todesstrafe für einen unter Mordverdacht stehenden Mann nach Erhebung der Anklage (dvbpo-
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allgemein bis auf Solon, danach nur noch bei gewaltsamer Be raubung, Einbruch bei Nachtzeit oder in öffentlichen · Gebäuden im Fall von Entwendung von mehr als 50 Dr. Wert 1), Ein schleichen in Amtsstellen als an�lOC; und Auftreten als atheni scher Gesandter ohne Volksauftrag2), Falschmünzerei 3) , Gefähr dung eines staatlichen Bergwerks durch Abbau der Stützen 4), Austilgung einer amtlichen Urkunde im Archiv (Lyk. 66), Ge treidewucher (Lys. XXII · 2. 5 f.), bestimmte wissentlich falsche Anzeigen 5). Der archaischen Zeit gehören an Todesstrafen für die Beseitigung eines Ölbaums (Aristot. 60, 2 u. ö. j o. S. 18 I), gegen im Dienst betrunkene Beamte6)' und für wiederholte Bettelei (Lys. fr. 10) 7) . Ferner ist die Todesstrafe fallweise für bestimmte Straftaten angedroht worden, für öffentliches Reden von dem Verlust von q>ovo� IiTI!10�, o. S. 107), der nach der Ausschließung von den IEpd in einem solchen betroffen wird, Demosth. XXIJI 80 ; PoIl. VIII 86. Die Verall gemeinerung dieser Bestimmung auf alle IiTI!101 Andok. I 32 f. 110. 115 wird a. a. O. 116 mit Recht abgelehnt. 1) Demosth. XXIV 113 f. i XXXV 47 ; LIV 1 ; Lys. xm 68 ; Lyk. 65 ; Xen. Oik. 14, 5 ; Mem. I 2, 62 ; Plut. Sol. 17 ; PoIl. VIII 102 ; Diog. Laert. I 57 ; Gell. XI 18, 1 ff.
2) Demosth. 3) Demosth.
XIX 126. 131 ; XX 156. XX 167; XXIV 212.
. 4) [Plut.] X Redn. 843 D. 5) Andok. I 1 1. 20. 66 ; vgl. PoIl. VIII 41 , wenn das kein fälschlich -Ver allgemeinerter Einzelfall ist wie unten. 6) Diog. Laert. I 57, wenn das überhaupt historisch ist. 7) Die ' Todesstrafe für Ehebruch Lys. I 26. 32 f. ; XIII 66 meint 'wohl das Tötungsrecht des B etrogenen o. S. 162. Die laxdT'l r'lt-lio bei der Tpoq>i] EEVio� Lys. XIII 60 meint nach dem o. S. 87 Gesehenen wohl den Verkauf in die Sklaverei, nicht den Tod. Todesurteile sonst Demosth. XXV 64 ; LIV 39 u. ö. Bei einem Antrag auf Aulhebung der Redefreiheit würde nach Demosthenes' Ansicht zweifellos ein Todesurteil ('lrOpovot-lwv) erfolgen (XXV 29) : das ist also keine Bestimmung. Die Todesstrafe für Anträge auf Beseitigung der Theorika Demosth. I Hyp. 5 ; Irr Hyp, 2 ist Scholiasten phantasie (Naehr. Ges. Gött. 1929, 162), erst recht ist die Todesstrafe für eine Verteidigung des to�en Reaktionärs Phrynichos Lyk. 114 f. Rabulistik.
168 Salamis 1) , für Piraterie gegen die neugewonnenen (ju��axOl auf Euboia (IG II 2 125, 10 ff.), für Anträge auf Verwendung der Reserve von 431 (Thukyd. II 24, 1 f.), für Bekleidung eines Amtes unter einer antidemokratischen Regierung 2), jn Zeiten einer Belagerung für jede Propaganda für eine Kapitulation (Plut. Demetr. 34), in Kriegszeiten allgemein für Waffenschmuggel zum Feinde (Demosth. XIX 286) und - wohl auch nur im Kriege - für Getreidehandel, der Athens Vorräte durch Ablenkung von Transporten oder Export verkürzt (Lyk . 27). § 61. Die Garantie für den Bürger, die in dem Satz ne bis. in idem liegt, hat Athen gewährleistet 3). Die Klage 'Vf.ubo�ap Tupio� wird praktisch die alt� Materie neu aufrollen, ist aber formell etwas Neues, auch notwendig mit einem anderen An geklagten als der erledigte Prozeß, auch die Möglichkeit der Klage bwpoff.via� nach dem Scheitern einersolchen ff.via� (0. S. 87 f.) vermeidet formal das bis in idem durch Schaffung von zwei verschiedenen ypacpai. Eine wirkliche naAlvblKia liegt nur vor, wenn jemand jn contumaciam verurteilt oder mit seiner Klage abgewiesen worden ist und nachweisen kann, daß er den Ter min als im öffentlichen Interesse abwesend versäumen mußte, als Soldat, Gesandter usw.4). Ebenso erkennt die Demokratie das Rechtsprinzip an, daß Strafgesetze mit rückwirkender Kraft unzulässig sind. Das spricht Demosth. XXIV 44. 74. 194 aus, der Einzelfall Aristot. 45, 1, 1) Wenn das historisch ist : Demosth. XIX 252; Plut. Sol. 8 ; Just. Il 7, 8 ; Polyain. I 20, 1 ; Diog. Laert. I 46 u. Ö. 2) Andok. I 95 ff. ; aus dem Jahre 410. 3) Ausgesprochen Demosth. XX 147; XXIV . 54. 72 f. 154 ; vgl. XLI 7.1 0 ; Lys. XVIII 4 i Andok. I 88 i I V 9 j Ber I. klass. Texte VII 9781, 2 0 ff . Die scheinbare Gegeninstanz Plut. Demosth. 14 (vgl. Schol. Demosth. Dind. S. 309 1.), wo ein vom Volk Freigesprochener vom Areopag abgeurteilt wird, wird durch die klarere Darst.ellung des Vorgangs Demosth. XVIII . 133 er ledigt. 4) [Demosth.] LVIII Hyp. 4 f. ; 24 f. 29 ff. Die Einzelheiten gehören in die Behandlung . der Rechtspflege.
169 wo ein Gesetz sogar nach dem Urteil geändert wird, freilich im Interesse des Verurteilten und um ihn zu retten, trägt deutlich, tumultuarischen Charakter. Wenn das Mordgesetz IG I 2 115, 19 f. ; Demosth. XLIII 57 die rrp6TEpov KTEivavTE� einbegreift, also ganz offen rückwirkende Kraft beansprucht, ist das eben der nur neu aufgezeichnete drakontische Text, und wir lernen daraus, daß das im 4. Jhdt. geltende Prinzip der Zeit Drakons noch fremd war 1). Dasselbe gilt von der Zeit um 510 : die Pei sistratiden werden zur
170 griffe wird gleichgesetzt mit den lbial biKOt, die eine Entschädi gung für den KOT�'(OPO�, und den llJl/J6(not biKOt, die eine Strafe für den Angeklagten anstreben : bei ersteren sei die Buße fest;. gelegt, bei letzteren die Strafe nicht 1). Die Frage ist, ob diese nur bei Lexikographen und Scholiasten überlieferte Definition richtig ist. Wir kennen ibiot biKOt mit festen Bußen wenigstens in dem Sinne, daß eine feste Beziehung zwischen dem erlittenen Schaden und der zu beanspruchenden Entschädigung besteht, bei Raub und Diebstahl der doppelte Betrag 2), bei Sachbeschä digung ebenso 3), bei &btKio, der anderweitigen, fahrlässigen oder betrügerischen Schädigung des Vennögens wohl der einfache Wert 4). stimmt, "was der Vemrteilte leiden oder zahlen soll". Der Ursprung der Bezeichnung liegt darin, daß bei TIf.L11Toi aywvec; das TIPIl).lO freistand, der Strafantrag oder Bußantrag. 1) Schol. Demosth. Diud. S. 523 ; Lex. Cant. Suid. s. biKfl. Dasselbe meinen Xen. Memor. 11 9, 5 ; Suid. s. �vbeIElC; ; Beck. An. I 185. 226. 241 ; Schol. Aischin. l I mit der Trennung von biKat (lbiat) und ypoepol (bll�16<1lat) ; vgl. Plat. VO).l. XI 933 D ; XII 941 AB. Die Liste von Klagen Beck. a. a. O. 241 meint solche mit dem Titel biKIl, nicht die aTI).ll"\TOI. Mißverstanden PoIl. VIII 63. Der Begriff der Iblol blKat und ihre Abgrenzung im einzelnen unten und später bei der Rechtspflege. 2) Gell. XI 18, 1 ff. ; Demosth. XXIV 105. 114 f. ; XXXII 22. 3) Demosth. XXIII 28 ; Lys. I 32 ; IG I � 154, 14. Ein Gesetz über Schaden ersatz nennt Demosth. XXI 43. - D emosth. LV 18. 25. 28 hält sich der Beklagte darüber auf, daß der Kläger wegen Sachbeschädigung (Über schwemmung eines Grundstücks durch Wasser vom Nachbarfelde), also im an JlIlToc; aywv fordert : 1000 Dr. Ersatz bei 50 Dr. Schaden. Er will also sagen, daß 100 Dr. gesetzlich wären. Aber die 50 Dr. Schaden sind seine eigene Behauptung, der Kläger - wird seinen Schaden eben wohl auf 500 Dr. berechnet haben. Da eine Lokalvisitation durch das Gericht in Athen nicht vorgesehen und auch technisch undurchführbar ist, konnte jeder Geschädigte in der Praxis beliebige Zahlen angeben, wodurch frei lich der Sinn des aT(Pl1ToC; aywv illusorisch wurde. 4) Ein Satz stand jedenfalls fest, ein Prozeß wegen solcher Schädigung ist aTI/1I1 TOC; : Demosth. X XXVII 40. Die Angaben Aristot. 54, 2 ; Beck. An. I 199 f. ; Dein. I 60 ; Hyper. I 24 meinen staatliche Gelder, aber da sie das cm:l.oOv nennen (u. S. 1748), stand der Privatmann sicher nicht besser, da das Zehnfache VOll unterschlagenen Geldern doch wohl nicht vom Staat auf
171 , Das sind alles Klagen, wo sich ein erlittener Schaden in Drach men und Obolen ausdrücken läßt. Bei anderen Klagen, die, auch eine Entschädigung des Klägers zum Ziel haben, ist das nicht möglich, so bei Mißhandlung, Körperverletzung und Beleidigung. Dementsprechend hören wir bei den Klagen üßp€W�, daß das ß-ericht die freie Wahl im Urteil hatte 1), desgleichen bei Klagen aiK€ia� 2), bei denen KaKl'Jyopia� nennt Lex. Cant. s. v. = Hyper fr. 100 (vgl. Lex. Cant. s. v.) eine feste Buße von 30 Dr. an den Kläger, da aber die im Originaltext erhaltenen Zitate des Ge setzes bei Rednern nichts davon wissen 3) , ist das wohl von dem Lexikographen aus einem Einzelfall fäls�hlich verallgemeinert, �ine Erscheinung, der wir unten wiederholt begegnen werden 4). Das sind also sicher keine (hi�ITJTO\ biKQl, die Frage ist, ob es iMal blKal sind, wodurch sich ergeben würde, daß die ersteren nur einen Teil der letzteren ausmachen würden. ' Wir haben Poll. VIII 35 eine ganz präzise Angabe über ein Charakteristi kum der {bial biKal i. U. von den bllp6cllat, daß letztere von jeder mann, nicht nur von dem Geschädigten eingebracht werden können, erstere nur von diesem. Nun steht für die Klagen üßp€W� und QIK€ia� dieRes allgemein e Klagerecht jedes, der will, fest 5), die Beleidigungsklage (KaKTJyopla�) muß wenigstens formell d'en Privaten übertragbar ist. Demosthenes betont XXVII 67, daß sein Pro zeß gegen den Vormund aTi�ll')T� sei ; das hat den Zweck, das Gericht an die von ihm lächerlich übertriebene Höhe des angeblich vorhanden ge wesenen Erbgutes zu binden. Juristisch ist er übrigens im Unrecht, U. S. 17:ao• Ein aT{�l')To� a'(wv unbekannter Art wird Demosth. XXI 90 erwähnt. 1) Delnosth. XXI 47 ; Schol. Aischin.- I 15 ; PoIl. VIII 42. 2) Harp. Phot. Reitz. S. a!K€la� ; Beck. An. I 356. 3) Isokr. XX 3 ; Lys. X 12. , 4) Plut. Sol. 21 meint vom Beamten verhängte Ordnungsstrafen gegen Radaumacher in Festräumen und Amtsstuben. 5) Demosth. XXI 45 ff. ; Isokr. XIX 2 ; Hyper. fr. 120 ; Lys. XXIII 9 ; Plut. Sol. 18. Die Bezeichnung als biK11 !bla Demosth. XXI 25, die die Hypothesis II 6 ; Harp. s. biKl') ; Beck. An. I 241 aufnehmen, will die '(paqJ� U�PEW� als Schädigung eines einzelnen abrücken von der a()'E�Eia�. De mosth. XXI 28 ; XL V 4 ; Beck. a. a. O. 312 stellen das richtig.
1 72 das gleiche Recht gehabt haben, weil sie die Verleumdung von Toten einschließt ( 0. S. 159), für die notwendig ein anderer kla gen muß. Daher tritt bei dieser Klage neben der Buße an den Beleidigten regelmäßig eine Geldstrafe an den Staat ein 1). Auch andere Klagen, die an sich die Schädigung einer Person zum Gegenstand haben, weisen das allgemeine Klagerecht auf, sO Vernachlässigung der Eltern (Aristot. 56, 6), Prostituierung des Sohnes (Aischin. I 13), Notzucht (a. a. O. 15. 43 ; Hyper. II 42), Versklavung eines Freien 2), clrrOO'TIlO'iou 3), Schädigung des Mün dels durch den Vormund 4) , Benachteiligung einer Erbtochter durch Vormund oder cl"fXIO'TEUC; 5), Nichtinnehaltung VQn Tarifen, wo solche für Dienstleistungen festgesetzt sind (Hyper. III 3), sicher auch tfouAYjCi, Vorenthaltung von Eigentum, Einnisten in einem fremden Grundstück u. ä., da diese Klage mit ÜßPEWC;, KIlKI1"fopillC; usw. die Strafe neben der Buße an den Geschädig ten (d. h. hier der Herausgabe des strittigen Objektes) gemein hat (Harp. s. tfouAllCi), endlich, wenn man Plat. v61l. VIII 843 B für das athenische Recht verwenden darf, Verrückung eines Grenzsteines. Alle diese Klagen erscheinen denn auch nicht in der Liste der chilll1T01 biKIlI. Der Begriff der b iK1l1 (billI reicht also nicht weiter" als der der clTi/-lllTOl cllwVEC;, wo wir die letzteren verlassen, kommen wir alle mal automatisch in den Bereich der bllll60'11l1 biKIlI 6). Die scholia1) Hyper. fr. 100 ; Isokr. XX 3 ; Lys. X 12. Die Entschädigung für den Beleidigten trat natürlich nur ein, wenn er selbst klagte. Niemand kann für einen anderen Geld einklagen, außer bei Minderjährigen. 2) Aischin. I 62 j Demosth. LVIII Hyp. 1 1. 3) Lösung des Verhältnisst's des Freigelassenen zum Patron, Poil. VIII 35. 4) D emosth. XXX 6 i LVIII 32 ; Lys. XXX Hyp. I. II j 1. 4 tl'. j Isaios Xl 27 f. ; PoIl. VIII 35 i Dion. HaI. Dein. 12 ; Beck. An. I 315 ; Phot. Suid. Harp. s. KaKwO'€W� ; Suid. Phot. Etym. Magn. s. «pdO'l� ; Phot. App. Lex. Cant. s. �vb€IEIC;. 5) Demosth. XXVII 45 1. i XLIII 54. 6) Wir könne� nun auch über Demosth. XXVII 67 urteilen. Er klagt gegen seinen Vormund wegen Vergeudung des Mündelgutes, das ist eine
173 stische und lexikographische überlieferung, die die chi�'lTOI MKal von den bll�O(J'lal abrückt, ist also völlig richtig 1) . Wir dürfen bei unserer Frage des festen Strafmaßes und der freien Strafwahl, die sich ganz im Bereich der bl1/10(J'lal MKal bewegt, m it dem Begriff ClTI).1T\TOID gar nicht operieren oder nur das Negative konstatieren: d er Begriff (hl�ll1TOC;; hat im athenischen Strafrecht keinen Raum. Nun finden wir aber zahlreiche Angaben, daß für bestimmte Verbrechen und Vergehen bestimmte Strafen gesetzlich vorge sehen sind, wir haben o. S. 106 ff. solche Androhungen der Atimie zusammengestellt, S. 135f. solche derVermögens konfiskation, S.166f. solche der Todesstrafe (der bECJ').101D fiel o. S 149 f. dafür aus) .. Eben so finden wir immer wieder feste, mit bestimmten Zahlen ge nannte Geldstrafen an die Staatskasse bei einzelnen namhaft ge machten Verbrechen. So für den Raub einer freien Frau 2) , für das Einschmuggeln eines Ausländers auf ' die Bühne durch Cho regen (Plut. Phok. 30), für Beleidigungen S), für Ölbaumfrevel im Sinn von o. S. 17 f. (Demosth. XLIII 71), für {KETIl pla im heiligen Bezirk von Eleusis 4), für aKo CJ'�oGCJ'al rUVa\KEC; 5), für apr1a, d. h. h artnäckige Bettelei im Sinne der Bettler der Odyssee 6), für Klage mit allgemeinem Klagerecht (0. Anm. 4), also 1))1 1-l 0oi� 1l!Ky\, also nie mals dT{I-ly\TOt;. Aphobos, der sie als Tl�'lT6t; ausgab, hat also recht, Demo sthenes mit der Behauptung dTi).l11Tot; Unrecht. 1) Eine letzte Erwähnung des Begriffs bei Aischin. 111 210. Sein Satz ist durch die Hä1Jfung von Negationen etwas unklar. Vielleicht ist er schuld an der Verwechslung der Begriffe Tl�I'lT6t; und d-r{I-l'l Tot; bei manchen Lexiko g raphen. 2) Plut. Sol. 23 ; Demetr. Phal. fr. 8. 3 ) Hyper. fr. 100 Lex. Cant. Phot. App. s. KOK'lYOp{Ot;j Isokr. XX 3 ; Lys. X 12 (Beschuldigung der Feigheit vor dem Feinde). 4) Andok. I 115 f., der die abweichende Behauptung des Prozeßgegners widerlegt. 5) Hyper. fr. 114 Harp. s. IIn Xlh{Ot;. 6) Lex. Cant. s. v., nur solche Bettler können in Frage kommen und auch bei ihnen wird mangels Besitz die Einziehung der Summe problematisCh g ewesen sein, das Gesetz führt also auf einem Umweg zu dauernder Haft als gerichtlich verurteilter lllp dhUJV, o. S. 144f. =
=
174 Versäumnisse der Prytanen und Prohedren in der Durchführung der Tagesordnung der Volksversammlung, die zu einer Behin derung der trravOpeWO'l� TWV vO/lWV führen (Demosth. XXIV 22). Ferner begegnen wir diesen festen Strafsummen auf Schritt und Tritt in den Psephismen auf Stein, für Personen, die sich gegen die in der betr. Urkunde getroffenen Anordnungen vergehen, für Beamte 1) und ebenso für Privatpersonen 2), auch in dem Rechts hilfevertrag (O'U/lßoXov) mit Troizen scheinen irgendwelche feste Geldstrafen zu begegnen : IG II 2 46 fr. b. Oder es wird in derselben Weise wie o. S. 170 bei den ClT(/lI1TOl &"fWVE� auch hier ein festes Verhältnis der Geldstrafe zu der Höhe des dem Staat zugefügten Schadens bzw. der unerlaubten Bereicherung des Angeklagten festgesetzt. Wir finden den ein fachen Betrag der öffentlichen Gelder, die ein staatlich als Be amter oder kommissarisch ' beauftragter Bürger verwaltet und verloren, den zehnfachen Betrag für unterschlagene Summen 8), das Zehnfache der erhaltenen Beträge für Annahme von Ge1) Z. B. IG r e 45, U f. ; 94, 8 f. 18 ff. ; 105, 20 ; 127, 17 f. ; Ire 222, 48 ff. j 244, 28 ; 411, 25 ff. j 1013, 12 ff. 2) Z. B. IG I • 58, 18 ff. j 76, 57 f. ; 141, 7 t ; II 2 add. 1013. - IG II g 1362 und VII 235 sind Hausordnungen von lepd, die letztere sogar außerhalb des Bürgergebietes. 3) Den einfachen Betrag nennen Aristot. 54,2 j Harp. s. db\K{a�, wonach Hyper. I, 24 modern ergänzt ist. Dein. 1 60 nennt den doppelten Wert gleichzeitig mit Hyper. a. a. O. (beide Reden sind aus dem Harpalospro zeß), so daß ein Wechsel des Gesetzes zwischen beiden Reden ausge� schlossen ist. Aristot. a. a. O. erklärt auch dies, er meint die Verdoppelung nach Ablauf der Frist zum Ersatz des abhanden gekommenen Geldes. Ob Hyper. a. a. O. mit Aristoteles geht oder mit Deinarch ist nicht zu ent scheiden, er kann das Grundgesetz zitieren oder die automatische Ver doppelung einkalkulieren wie sein Mitkämpfer im Prozeß. Demosth. XXIV 82 f. 1 11, danach Hyp. II 2 nennen das bI1tAo{)v, mit Recht, da die fehlen den Gelder seit über einem Jahr vermißt werden (Hyp. a. a. 0.), also die Frist von Aristot. a. a. O. sicher überschritten war. - Der zehnfache Be trag für Unterschlagung, KAo1f�, Aristot. a. a. 0. ; Demosth. a. a. O. 127, vgl. das offenbar zusammengestrichen zitierte Gesetz a. a. O. 105.
175 schenken im Amt 1), das Doppelte der Pachtsumme für unerlaubte Weiterverpachtung eines vom athenischen Staat zugewiesenen KAfiPO� auf Salamis (IG I 2 1 in Suppl. Epigr. Graec. III 1). Oder es wird eindeutig eine Geldstrafe als feststehend, d. h. offenbar allein in Frage kommend genannt, so bei den Klagen lEouAl1� (Harp. s. v.), seit einem IIJli
176 cpovou (beides Demosth. a. a. 0.). Ferner finden wir diese freie Strafwahl bei Klagen ÜßPEWC;; 1) und O!KEioC;; 2), die an sich etwas anderen Charakter tragen, da es sich um Entschädigung ver� letzter Personen neben der Strafe handelt, aber wie o. S. 171 gesehen mit den eben zitierten zusammen als bl1 J.! o0'\01 blKOI rechnen. Eine Zweiteilung der Strafprozesse in solche mit und ohne festes Strafmaß ist nun nicht angängig, schon der Begriff bYl �l60'1ai blKai ist weiter als unser Begriff Strafprozeß 3), und er wird ( 0. S. 170) summarisch und wie sich zeigte mit Recht den
177 Strafen frei zu wählen (vop. VI 767 E) und daß alle gesetzlichen Vorschriften hierüber keine Bindungen sind, sondern Beispiele, Richtlinien (a. a. O. IX 876 E) 1). Wir finden in Athen dementsprechend zunächst und wie zu erwarten bei Klagen mit überlieferter freier Strafwahl Urteile, die hinter dem Strafantrag des Anklägers zurückbleiben, eine niedrigere Geldstrafe als gefordert ([Demosth. J LIX 6 ff.), Geldstrafe statt Todesstrafe 2) . Aber das Gericht kann über diesen Antrag hin ausgehen, also z. B. Tod statt der beantragten Geldstrafe verhängen 3) . Ebenso lehrreich ist die Charte des zweiten See bundes (IG II 2 43, 51 ff.), wo �ei Vergehen athenischer Bürger gegen die Rechte der O"uPllaxOl Atimie- und Vermögenskonfis kation angedroht wird, der Text aber selbst hinzusetzt, daß die Volksversammlung als Gericht auch Tod oder epu'f11 verhängen kann, letztere · als Alternative im Sinn von o. S. 91 ff. mit der Bedeutung : wer sich dem Spruch entzieht, muß den Boden Athens und der O"UIlPaXOl meiden. Der Gesetzgeber gibt hier ganz im Sinne Platons Richtlinien, keine festen Vorschriften. Dementsprechend wird in einem Falle der Art IG II 2 125, 6 ff. �erfahren, wo der Rat probuleumatisch ein Strafmaß vorschlägt und dabei offenbar völlig frei ist, genau wie bei irgendeinem legislativen Probuleuma. i Dem steht nun scheinbar die große Front von Stellen gegen über, die bei bestimmten Verbrechen Tod, Atimie, Vermögens konfiskation usw. vorschreiben 4). Diese imposante Phalanx von Die TU1tOl TWV TI�IWPIWV soll der vO�lo9iTI1� als 1fapabe{ntaTa den Rich geben. 2) Hyper. m 5 vgl. 2 ; Herod. VI 136 ; vgl. Plat Apol. 37 BC 38 B . . 3) Demosth. LIII 18 : ",euboK�I1Tda�. Das gefälschte Gesetz Aischin. I 16 hat Ähnliches im Sinn, ist aber ganz konfus. Die Uberbietung der bean tragten Strafe bezeichnet Lex. Cant. s. aTilJl1T o� als erlaubt, das Zurück bleib en dahinter als verboten, letzteres ist alsö falsch. 4) Vorsichtig drückt sich bei solchen Angaben nur Aischin. I 184 aus : gegen Kuppler ist eventuell eine Todesstrafe zu verhängen. Ähnlich De· 1)
tern
178 Zitaten löst sich aber bei näherem Zusehen auf. Denn ständig widersprechen sich die Behauptungen deI' Redner : die passive Beamtenbestechung wird nach mehreren Stellen mit dem Tode bedroht ( 0. S. 166), aber Dein. I 60 ; Hyper. I 24 stellen die Geldbuße in zehnfacher Höhe der empfangenen Werte daneben, Dein. II 17 nennt sogar nur die letztere Strafe 1). Alb solche für Mord haben wir o. S. 166 1 Belege für die Todesstrafe ge funden, an anderen Stellen ( 0. S. 95) die echte cpu'fl1 2) ; urkund lich wissen wir aber aus IG 1 2 28, daß eine Geldstrafe nicht ausgeschlossen war in einer Zeit., als das IG 1 2 115 neu aufge zeichnete drakontische Recht sicher galt, das a. a. O. seinerseits nur die cpuy� (E!: 'ApEiou rr6.you) nennt. Für Hochverrat nannten mehrere Stellen o. S. 166 2 den Tod, Demosth. XXIV 127 wird aber eine Geldstrafe verhängt 3). Für das Einschleichen von aTl/.lOI in Beamten- und Richterstellen behauptet Demosthenes 4) die Vor schrift der Todesstrafe, wir wissen aber aus Aristot. 63, 3, daß das Gericht frei bestimmte, was "der Angeklagte leiden oder · zahlen sollte ". Immer wieder wird uns versichert, daß auf Asebie in Athen der Tod steht 5), Plat. Apo!. 37 B beweist die freie Auswahl der Strafe durch das Gericht. Aristot. Rhet. II 3, 1380 b 12 nennt zwei völlig homogene Prozesse, die unmittelbar mosth. LIV 1 (danach Suid. s. (j�Pl�) für dieses Vergehen. Normal ist in letzterem Fall eine Geldstrafe (Demosth. XXIII 33 ; IG 1 1 2 46, 16 f.). Das Talionsprinzip bei Körperverletzungen unter Solon Diog. Lai:irt. I 57 ist recht unsicher. 1) Hyper, a. a. O. 26 spricht von Tod oder Exil als Alternative, meint aber die Flucht vor dem Todesurteil, o. S. 91 W. 2) Beide nennen Demosth. XXI 43 ; Paus. I 28, 10. 3) Die Vermögenskonfiskation gegen die Dreißig oder richtiger einzelne von ihnen, die Philoch. fr. 124 Harp. Phot. Suid. s. 1rO/A1r€\(l voraussetzt, ist nur die Einziehung ihrer Güter nach dem Tode im Gefecht und even� tuell der Ermordung anderer in Eleusis 401/0 Xen. Hell. II 4, 43, kein Er gebnis eines geregelten Verfahrens. Zur q>trfli bei Hochverrat s. o. S. 99. 4) XIX 126. 131 ; XX 156. 5) Vgl. die Stellen o. S. 1667• =
179 nacheinander zum Spruch kamen, beidemal erklärte sich das Ge richt für "schuldig" , verhängte aber in dem einen Fall den Tod, in dem anderen eine Geldstrafe. Diod. XVIII 65, 6 werden Phokion und seine Freunde wegen ein und desselben Ver brechens teils zum Tode, teils zur Vermögenskonfiskation ver urteilt 1). Wie dreist die Redner den Heliasten zu insinuieren versuchen, sie seien zu einem bestimmten Strafmaß verpflichtet, zeigt Dein. II 12, der 30 000 Dr. als Geldstrafe 1Tapavo�wv als nor mal und bindend hinstellt, ein anderer Redner, dem Suid. s. etO'aHEAla folgt" hat hierfür 50 000 Dr. genannt. Tatsächlich verhängt finden wir bei Klagen 1TapaVo/-lwv oder vo�ov Il� tm T�bE10V 9EIVClI 60 000 Dr. (Demosth. XXI 182), 30 000 2), 6 000 3), 1 000 (Lys. XVIII 14), 25 Dr. (Hyper. III 18), 1 Dr. (Schol. Aischin. UI 195), ebenso aber den Tod 4). FerQer ist zu beach ten, wie die gleichen Redner, je nachdem es ihnen paßt, die Richter auf ein angeblich gesetzliches Strafmaß festlegen wol len oder umgekehrt ihre Freiheit in der Wahl der Strafe unter streichen 5). Angesichts dieses Materials behalten Demosthenes' und Pla tons allgemeine Thesen ( 0. S. 176 f.) recht : es gibt in Athen kein festes Strafmaß, es gibt nur 1TapabEi'fl.laTa, Richtlinien, von denen das Gericht nach Lage des Falles nach oben oder unten ab weichen mag. Und wenn es das gegenüber den drakontischen VO�Ol kann, ist das erst recht der Fall gegenüber IIITJCPIO'Il0Ta, ' die für die Verletzung einer ihrer Bestimmungen eine feste 1) Die in einem Atem damit genannte cpu"f� ist sicher nur die Flucht des sich dem Strafvollzug entziehenden Verurteilten von o. S. 91 :ff. 2) Demosth. XXV Hyp. 2 ; 67 f.; Diog. �rt. V 38. S) [Demosth.] LIX 6 ff� der Strafantrag war 90 000 Dr. 4) Demosth. XXIV 138 i vgl. Plut. Demetr. 24. - Die 600 000 Dr. Ael. var. hist. V 12 sind natürlich Unfug. 5) Ersteres o. allenthalben, vgl. ferner Lys. XV 9 i XXVII 4 i Dein, I 46, letzteres Lyk. 9 j Lys. XIV 4.
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Strafe zu nennen scheinen 1). Und wenn das Recht bei Mord und Hochverrat unbestritten bestand, gilt das doppelt von Ver balinjurien und der feste Satz einer Geldstrafe (0. S. 159 3) kann nie mehr gewesen sein als ein Usus der Gerichte 2) . § 63. Das einzige, was als öffentliches Recht Athens übrig bleibt, ist die volle Freiheit des Anklägers, jede beliebige Stra1.e zu beantragen, und die volle Freiheit des Gerichts, diese oder jede andere zu verhängen, ausgenommen, daß die echte q:>uy�, die aElq:>uyia, die q:>uy� il: 'APEiou 1TaTou nur von letzterem bzw. den ursprünglich areopagitischen Höfen wie Prytaneion usw. (0. S: 96 1) verhängt worden ist. Formell verboten ist sie aber sicher auch der Heliaia nicht gewesen, sie stirbt nur ab in Gerichten, die keine archaische Tradition mitschleppen. Beispiele dafür, daß der Ankläger frei gewählte und exorbitante Strafen be antragt oder ' doch in seiner oder seines auv�yopo� Rede den Geschworenen nahelegt, begegnen denn auch ständig. Die To desstrafe wird gefordert in einem Prozeß v6�ov �� ilTlT�bEloV 8Elva\ 3), gegen einen äTl).1olj;, der sich als epitim aufspielt 4), für Aufstellung falscher Ze\lgen (Demosth. LII! 18. 26), für eine Reise während der Dauer des Kriegszustandes 5), für Amtsver1) Beispiele o. S. 1 1 1 ; 168. Wie jene Psephismen ist der Fall zu bewerten, daß das Volk bei der im 4. Jhdt. üblichen Weitergabe einer daayyeAia an die Heliaia (,,1fPO �oAiJ", vgI. später bei der Rechtspflege) für den Fall des "schuldig" Strafen gleich festsetzt: Dein. III 2. 5. Ein solcher Fall wird vorliegen in der sehr abgekürzten ErZählung Nep. Chabr. 3, 1, wo das Volk dem Chabrias den Tod androht, wenn er länger in ägyptischen Diensten bleibt. Juristisch wird es sich um eine Eisangelie gehandelt haben, die in con tumaciam an das Gericht weiterging mit einer Richtlinie für das Urteil, falls Chabrias nicht durch schleunige Heimkehr die Klage widerlegte. 3) Demosth. XXIV 104. 171. 177. 4) Demosth. XXV 92 ; XXVI 14. Der Redner läßt gütigerweise eventuell auch an eine schwere Geldstrafe denken. 5) Lyk. 150 u. ö.; zur Rechtslage vgl. 53. 55 ft'. Der Fall liegt nicht wie der von Aischin. III 252. 2)
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gehen als einer der Dreißig 1), wegen Schiebungen bei der Neu redigierung der Gesetze (Lys. XXX 27), wegen Prostitution 2), für die Ohrfeige, die Demosthenes von Meidias bekommen hat 3), wegen einer anderen Schlägerei (Lys. XIII 91 ff.), für Aufkauf von Getreide 4). Die unbegrenzte Freiheit des Gerichtes tritt aber am krasse sten hervor in Todesurteilen in Fällen, wo der Kläger gar keine Strafe beantragt hatte, so in einer lbiu biKt') auf Entschädigung wegen Betrug (Demosth. XXXIV 50) 5) und wohl bei einer Fest stellungsklage auf Vorhandensein der Atimie 6). Noch viel häu figer haben wir Todesurteile wegen der verschiedenst�n, oft re lativ sehr geringfügiger Dinge : Belästigung einer Frau bei den Eleusinien (Dein. I 23), Schlägerei bei einer Prozession (Demosth. XXI 180 vgl. 175 f.), Amtsvergehen eines <TITO
.
182 das Urteil gegen die Priesterin und gegen die Unruhestifter bei der Prozession als Asebie mit angeblich fester Todesstrafe (0. S. 166) interpretieren, aber da wir gerade bei ihr die freie Strafwahl fanden (0. S. 175 7) und andere der obigen Fälle jeder solchen Zuweisung spotten, bleibt wieder nichts übrig als die völlige Willkür als Re'thtsprinzip, und Platons Wendung Polit. VIII 553 B, daß Tod und Konfiskation jeden bedrohen, der mit dem Gericht in Berührung kommt, ist angesichts der Fälle wie Demosth. XXIV 50 ; Dein. II 13 nicht nur ein Verdammungs urteil über die Praxis der Rechtspflege der Demokratie, sondern eine absolut zutreffende Charakterisierung des athenischen Rechts. § 64. Noch krasser als das Fehlen des Prinzips, daß nur vor� geschriebene Strafen für die einzelnen Vergehen zur Anwen dung kommen, ist das Fehlen des anderen o. S. 169 erwähnten modernen Rechtsgrundsatzes, daß nur ausdrücklich als strafbar be zeichnete Taten kriminell verfolgt werden können. In Athen sieht der Richtereid ausdrücklich umgekehrt vor, daß im Ge setz nicht erwähnte Dinge zur Verhandlung und Aburteilung kommen (poIl. VIII 1 12) und die Eisangelien im Volk dürfen ebenso ausdrücklich wegen Dingen eingebracht werden, die nie und nirgends als strafbar bezeichnet sind 1). Gerade umgekehrt als im modernen Rechtsstaat ist es das Palladium der atheni schen Demokratie, daß jeder Bürger alles und jedes zum Ge genstand einer Anklage machen kann, was ihm eine &bIKICl zu sein scheint (0. S. 129 4). Demosth. XXXVII 33 sagt zwar 2), daß eine Klage nicht zulässig ist, für die keine ElcraToucrCl &PX�' vor gesehen ist ; das deckt aber schon nicht die ElcrClTTEAim im Volke, die keine ElO"llT oucrCl &PX� brauchen 3) . Es bleibt dabei, daß jeder 1) Phot. App. Harp. Lex. Cant. s. elaayyeAla ; Schal. Plat. Polit. 565 C ; Poil. VIII 51 ; vgl. Schal. Aischin. I 1. 2) Von dieser oder ähnlichen Stellen verlorener Reden hängen Suid. Phot. s. Trapaypa
183
athenische Bürger jeden Tag neue Verbrechen erfinden und was wichtiger ist - jede Handlung eines anderen als eine straf bare Tat ausgeben kann, wie es seinen Interpretierungskünsten paßt. Für das letztere lassen sich moderne Analogien finden, fÜr das erstere nicht : es war das Recht der Gerichte jeden Tag neu zu bestimmen, was eine &blKla ist und was nicht. Pheidias ist belangt worden, weil er ein Porträt des Perikles auf einem Anathem anbrachte (Plut. Per. 31), Phrynichos für seine Tragödie MIMTOU ä}.W(lI� l). Es liegt auf der Hand, daß weder in den Gesetzen des Solon noch auf irgendeiner Stele Bestimmungen zu lesen standen, die die Anbringung von Por träts auf Anathemen oder "die Abfassung von Theaterstücken ver boten, die Athen außenpolitische Ungelegenheiten machen konn ten. Ebenso ist für die Anklage von Lysias XIII kein Gesetz zu erkennen, der Angeklagte hatte Dritte mit Erfolg aus poli tischen Gründen angeklagt, was jeder Bürger jederzeit kann 2). Der klassische Fall dieser Prozesse ist der durch das hier be sprochene Recht erst verständlich werdende Prozeß des Sokra tes. Eine Lästerung der Staatsgötter war ein vorgesehenes Ver brechen, aber ein Verbot an fremde Götter zu glauben oder Jünglinge bestimmte Doktrinen zu lehren, haben auf keinem d�wv und keiner Stele gestanden 3) . Die Gegner des Sokrates 1) Herod. VI 21 ; Schol. Aristoph. Wesp. 1490, Plut. praec. r. p. ger. 814 B ; Ael. var. hist. XIII 17. 2) Vgl. den Gegenstand der Klage Blaß, Att. Bereds. I 2 552 f. 3) Die Anklage : Diog. La�rt. II 40 ; Xen. Memon. I 1, 1 ; 2, 64; Apol. 1, 1 ; Diod. XIV 37, 7 ; Plat. Apol. 19 B. 23 D. 24 B. 26 A ; Euthyphr. 2 C. 3 D ; Krit. 53 C ; Schol. Aristoph. Wolk. 247 ; Dio XXVI 9. - Die gleiche An klage hat Isokrates in seiner Broschüre XV 21. 29 f. 96. 101. 103 f. 106. 141 fing'iert, endlich ist sie Schol. Plat. Polit. X 600 C auf Prodikos übertragen. Die Leugnung der Existenz der staatlichen Götter in anderen Philosophen prozessen ist zwangloser als Asebie zu interpretieren : Plut. Per. 32 ; Diod. XII 39, 3 ; XIII 6 , 7 j Xen. Mem. I 1, 1 ; 2, 4 ; Apol. 24 ; Plut. de superst. 169 E ; Lys. VI 17 u. sehr oft sonst. - Xen. Mem. I 2, 9 fingiert eine An klage gegen Sokrates wegen Kritik an der Bestallung von Beamten durch
184 behaupten es nirgends und seme Verteidiger verlangen den Nachweis ebensowenig. Trotzdem ist die Anklage in den zi· tierten Punkten wie allen anderen verhandelt und das höchste Strafmaß ausgesprochen worden. Die Garantie, die der Athener gegen Verurteilung wegen nicht als strafbar bezeichneter Taten genießt, ist nicht im öffent· lichen Recht begründet, sondern in den Kautelen der Prozeß· ordnung : d er abgewiesene Kläger verfiel einer Geldbuße, wenn er weniger als ein Fünftel der Stimmen für sich hatte. Bei einer Einleitung des Prozesses durch arru"fw"f� trat diese Buße bei je dem Freispruch ein auch ohne eine solche qualifizierte Nieder� " lage des Anklägers 1). Drei solche Abweisungen führten zur Atimie (0. S. 109 f.). Wer neue Verbrechen erfand riskierte also, wenn er bei der Heliaia keine Gegenliebe fand, Geldopfer und Atimie, aber der Bürger war gegen solche Versuche an sich nicht geschützt - eine Lücke in den "Grundrechten", die Athen notwendig zum klassischen Boden des Sykophantentums machen mußte. Kein Wunder, daß jede Reaktion gegen die Demokratie hier einsetzte. Das Programm der Aristokraten Aristot. 4, 4 fordert, daß bei jeder Anklage das angeblich verletzte Gesetz nachge wiesen wird - dieser Plan wird so begreiflich als Verstopfung der Hauptquelle des Sykophantentums - und die Dreißig haben nach Aristot. 35, 2 den Gerichten das Recht genommen, die Gesetze zu interpretieren, d. h. unter den Begriff der ablK[U zu ziehen, was ihIien paßte. Der Prozeß des Sokrates war unter den Dreißig ausgeschlossen. das Los, das wäre ein verwandter Fall : es gab kein Gesetz, das dies verbot. 1) Diese Bußen sind bekannt. Die Sukkumbenz-Buße bei jeder Abwei· sung im Fall der a1Talwl� ist ein Produkt des 4. Jhdts. Andok. IV 18 hat sie auch in diesem Fall nur bei weniger als einern Fünftel der Stimmen, das neue Recht nennen Demosth. XXII 25 f. ; XXIII 80 ; Phpt. Reitz. Suid. s. a�I!p\OpK{a; PoIl. VIII 49. Näheres später bei der Rechtspflege.
185 § 65. Anders als die eben besprochenen "Grundrechte" ist das der Gleichheit vor dem Gesetz anerkannt, wenigstens allmählich. Im 4. Jhdt. ist es durchaus der Fall, wie wiederholt unter strichen wird 1). Das bedeutet die Ablehnung von jeder gesetz lichen Sonderstellung im bevorzugenden oder benachteiligenden Sinn für einen einzelnen Bürger 2). Das ist das Verbot von vOIlOI ln' avbpi. Die frühere Zeit dachte hier anders, der bis 417 ari gewandte Ostrakismus war ein echter vOIl0C; ln' avbpi, da vOIlO� im 5. Jhdt. noch nicht terminus technicus im Unterschied ' von ljI�q)\crlla ist, noch der Kodex von 403 ließ VOIlOl l'IT' avbpi zu, forderte nur eine qualifizierte Abstimmung 3), wie sie der Ost , rakismos stets gehabt hatte, erst etwas später ist dann ein Ver bot aller vOIlOI ln' avbpi erfolgt 4). Daß die Frage nach dem Ost rakismos auch in Aristoteles' Zeit nach wie vor in der Ekklesie zum festen Termin gestellt sind, ist ein Zopf, im übrigen forma> listisch dadurch zu verteidigen, daß es sich bei einer solchen Institution im 4. Jhdt. nur um ein ljI�cplcrlla handelt, VOIlOI werden seit 403 von den VOllo8hCll, nicht der Ekklesie beschlossen 6). Eine Abstufung zivilrechtlicher Pflichten nach dem Stande des einzelnen Bürgers kennt das Gesetz über die Ausstattung einer Erbtochter Demosth. XLIII 43, ein archaisches Gesetz, da es die n�TJ als lebendige Institution voraussetzt, im übrigen nicht mehr eine Durchbrechung des Prinzips der Gleichheit der Bür ger als ähnliche Bestimmungen über 'lstandesgemäße" Versor gung u. ä. im bürgerlichen Recht moderner Staaten. Das Pro gramm der Reaktion in der Zeit des archidamischen Krieges 1 ) ' / clIlTop(a u. ä. : Aischin. I 178 ; Demosth. IX 3. 2) So drückt es Demosth. XXIII 68. 218 ; XXIV 1 8 ; XLVI 12 aus. 3) Andok. I 87 ; vgl. Demosth. XXIV 59. , 4) Das alles ist o. S. 127 f. behandelt worden. 5) 'l'T\cploflaTa llI' avbp( sind natürlich erlaubt, es ist nicht einzusehen, warum die moderne Literatur da ein Problem sieht (vgl. Busolt 1001 1).
Jeder Rechtsspruch des Volkes, jede Entsendung eines Strategen, jede Be staUung eines Gesandten ist ein solches.
186 greift diesen Gedanken einer Abstufung für die Geldbußen bei Versäumnis von Ratssitzungen auf (Aristot. 4, 3) ; das war reine Theorie. Nur scheinbar schafft ein Sonderrecht ein oft zitiertes Gesetz, von dem Redner und Lexikographen betonen, daß es nicht für alle Staatsbürger galt, sondern nur für einen Teil, die 'rpacp� PllT OP1K�, die nur gegen P �TOPE�, lTO}.lTEU6IlEVOl usw. , nicht gegen ibllihal erhoben werden kann und Betrug des souveränen Volkes zum Gegenstand hat 1). Denn jeder Athener hat das Recht im Volke zu }.t'rElV j die Quellen meinen nur den praktischen Zu stand, daß Klagen dieser Art dem unpolitischen Bürger, der im Volke den Mund nicht auftut, nicht drohen 2). § 66. Hier seien der Einfachheit halber einige weitere Rechte angefügt, die wir in modernen Verhältnissen zu den Grund rechten eines Bürgers rechnen. Das der Vereinsbildung besteht selbstverständlich, zumal Athen sehr früh die alten Kultvereine der Orgeonen oder Thiasoten zu einem konstituierenden Be standteil der Phratrien gemacht hat, um den Geschlechterstaat aufzuheben und auf diese Weise von allen Bürgern , die zu kei nem der alten eupatridischen Geschlechter gehörten, die Zu gehörigkeit zu einem Verein dieser Art direkt gefordert hat 3). Über das solonische oder vielmehr das in klassischer Zeit als solonisch geltende Vereinsrecht sagt Caius (Dig. XLVII 22, 4), 1) Hyper. Irr 4. 8. 29 f. 39 ; fr. 55. 63 ; Harp. Suid. Phot. Lex. Cant. s. Beck. An. I 299 ; Phot. App. s. doayy€Aia. 2) Die oft erwähnte bOlCl laoia bzw. Anklage von PnTOp€,> auf Prostitution (Aischin. I 195 m. Schol. ; Lyk. fr. 18 ; Beck. An. I 310 ; Suid. s. bOlC1�laoia, l>oKI,.,mOa€l�) meint die Feststellungsklage auf Vorhandensein der Atimie, die aktuell wird, wenn ein solcher Mann sich in der Volksversammlung als iTl'iTl�IO'> gebärdet. - Das Gesetz Lys. XXII 2. 5 f., das OlT01l'lDAOi bei Wucher mit dem Tode bedrohen soll, meint natürlich erst recht keinen abgegrenzten Stand, dem verboten wird, was anderen erlaubt ist (vgl. a. a. P TlToP UCll y pa'll n ;
O.
6).
3) Vgl.
u.
§ 81.
187 !laß Vereine alles beschließen und vereinbaren können, was nicht gegen die bllPOO'IU YPU/l�taTU verstößt, d. h. gegen das kodi� nzierte Recht zuzüglich aller in Kraft stehenden Psephismen. Es werden damit ausdrücklich als juristische Person im Sinn der Demen und Phratrien anerkannt Kultvereine, Berufsvereine wie VUOT<Xl oder lITt �EIUV � Eie; l/lITopluV OiXO.uEVOl l) , ge8ellige Vereine (O'UO'O'iTlOl) und Begräbnisgenossenschaften (OpOTUcplOl) - im 4. Jhdt. ist dann der Begriff der EPUV01, lPUVIO'TUI geläufig als Verein zu gegenseitiger Unterstützung (Plat. VOll. XI 915 E). Verboten ist demgemäß die Bildung von hU1PEiul zur Beseiti gung der demokratischen Verfassung (Demosth. XLVI 26), zu mal nach den Erfahrungen am Ende des 5. Jhdts. Wenn jene Formulierung des Caius genau und erschöpfend ist, stehen die Vereine besser als die bürgerlichen Einzelpersonen ; diese durften, wie gesehen, insofern durchaus nicht alles tun, was nicht gegen die bl1/l00'1U ypu.u.uUT<X verstieß, als auch jede nie verbotene Tat zum Gegenstand einer Anklage gemacht werden konnte und es lediglich von den Geschworenen abhing, ob sie sie als &blKIU willkürlich bestrafen wollten. Wir finden also Vereins bildung für wirtschaftliche Zwecke wie die Pachtung eines Zolles (Andok. I 133), unpolitische t1:U1PEiut im allgemeinen ([Plat.] Axioch. 364 A), Berufsvereine , der Ärzte (IG II 2 7 72), der Rheder (II 2 1012 ; II 1 1339), der Schauspieler, Musiker usw. 2) , ein KOIVOV TWV lpYUZ:O/lEVWV (II 1 1332), farblose lPUVIO'TUP) und ungezählte Kultvereine : neben " 1) E!� AE{CXV o!X6 IEVOI sind natürlich hocharchaisch, nach der Erstarkung der Staatsgewalt unter der Tyrannis sicher nicht mehr vorhanden. 2) TexvlTcxl TOO �IOVUOOU : Athen. IX 407 B ; IG II z 1105 f. j 1132 ; 1334, 16. 66 ff. ; 1320 ; 1330 f. ; 1838 ; 1349 ; add. 133 1 ; II 1 1338 ; 1351 ; Fouill. de Delph. 1lI 2, 4,7 ff. 68 ff. , , 3) IG II t 1265 ; 1291 ; 1345 ; 1369 ; 1553, 9 f. 23 f. ; 1556, 27 ; 1557, 105 ff. ; 1,5!>8, 20 ; 1583, 33 f. ; 2354 ; 2699 ff. ; 2719 ; 2721 f. ; 2743 ; 2763 f. ; 11 1 1330 ; 3308 ; Suppl. 1328 c.
188
den genannten Orgeonen 1) und Thiasoten 2) begegnen solche für die verschiedensten Kulte, wobei man freilich damit rechnen kann, daß hinter den von Göttern genommenen Titeln der Ver eine gelegentlich andere Zwecke, namentlich berufliche stehen, was für , Asklepiasten und Dionysiasten sehr nahe liegt 3 ). Die Titel der Thiasoten. und Orgeonen werden nicht scharf ge schieden 4) : IG II 2 1316 nennt sich derselbe Verein bald so bald so, die Verehrer der Bendis wechseln auch mit dem Titel S) und sie sind überhaupt kein alter Verband von Orgeonen, sondern erst mit dem Eindringen der fremden Götter entstanden. Das letztere gilt auch von den Verehrern der großen Mutter und den o. Anm. H. genannten Vereinen, in denen sich eine Gruppe von befreundeten FamiHen zusammensch1ießt. Ferner haben wir farblos gesellige Vereine wie die �a\ Ta),El� II 2 1267, die �EKab\(J'Tai 2701, die O'U"j"K),\vOl II 2 2350 und O'UV8UT0l 2360; ferner solche lokalen oder landsmannschaftlichen Charakt'ers, wie die Para1ier II 2 1254, die rU1Ta),�TTlOl lv aO'TEi I 2 189, 10 ff., die A),tl.IOUO'lOl lv aO'TEi Demosth. LVII 1 0 6), vermutlich auch die TTPOO'-
•
1) IG 11 2 1252 f. ; 1255 1. ; 1259 ; 1284 ; 1289 ; 1294 ; 1314 ; 1316 ; 1324 .; 1327 ff. ; 133 4 ; 1337 ; 1361 ; 1599 ; 2355 (eine Gruppe von Familien) i 2499 ; 2501. 2) IG II • 1261, 1 ff. 25 ff. 44 ff. ; 1262 f. ; 1271 ; 1273 ; 1275 ; 1277 f. ; 1297 ; 1316 ff. ; 2720 ; 2343 ; 2345 (eine Gruppe von Familien), 2346 f. ; II 1 1328 ; 1331 j Suppl. Ep. Graec. 11 9 f. ; Isaios IX 30. 3) Sarapiasten IG 11 2 1292, Asklepiasten 1293 ; 2353, Dionysiasten 1325 f., Sabaziasten 1335, Heraisten 1339, Soteriasten 1343, Jobakchen 1368, Arte miasten 11 1 Suppl. 1334 b. Hierher gehören die Ainphierasten von Rham nus II 2 1322, die Eikadeer 11 • 1258 j 1596, 1 2 ; 2631 f� wohl auch die Ar leder II 2 2633, die Plyneer 11 1 1327 und die Etioniden TI OA��I. I 44 ff. n 2. Im späten 3. Jhdt. nehmen die Kulte zur Verehrung speziell zu wandernder Götter rapide zu : Ferguson, Hell. Ath. 220 ff. 4) Vgl. Wade-Gery, Class. Quart. 1931, 1 f. Suppl. Ep. Graec. 111 127, bzw. 11 2 1255 f. ; 5) IG II 2 add. 1317 b 132 4 ; 1361. 6) Also echte Landsmannschaften, Familien aus bestimmten Dörfern , die in der Hauptstadt wohnen. =
189 1f
. 1) IG TI • 1553, 9. 20 ff. ; 1556, 27 ff. ; 1557, 105 ff. ; 1558, 37 ff. ; 1559, 26 ff. ; 1566, 28 f. ; 1568, 20 ; 1569, 18 f. ; 1570, 24 ff. 60 ff. 82 f. Zur Bedeutung dieser Urkunden s. u. § 100. ) 2 ) IG TI 2 2699 ff. ; 2719 f: ; 2722 ; 2743 ; 2763. 3) Grundbesitz und Rechtsgeschäfte dami t : IG 11 v 1252 ; 1254 ff. ; 1271 ; 1314; 1322 ; 1324 ; 18M ; 1343 ; 1346 ; 1361 ; 1368 ; add. 1317 b ; 1331 ; 1596 ; 1599 ; 2496 ; 2499 ; 2501 ; 2631 ff. j 2768 f. Vgl. den Grundbesitz, den eiri Philosoph seinen
190 Zur Organisation gehört auch bei den nicht ausgesprochen kultischen Vereinen allemal ein Kult, 80 bei den Ärzten und Rhedern o. S. 187, den nxviTal des Dionysos und den Paraliern (IG II 2 1254). In der inneren Ordnung sind die Vereine ein tönig, aber offenbar autonom, wir finden eine Mitgliederversamm lung, ayopa, z. T. mit URterscheidung einer Kupio ayopa wie bEli der Volksversammlung 1) einen oder mehrere TO/-lioI 2), Epimeleten 8), lepeilj;, lepeial, av91epeiIj; 4), lepolTOloi 5), YP0J..lponilj; und aVTlypacpeilj; 6), lTpoO"TaTol und lTpOebpOl (IG II 2 1368 f.), {O"THnopelj; (II 2 1259), YPO/-lPOTocpu}.oKelj; (II 2 1278), bzw. mit individuelleren Titeln apX1epoV10"TO( 7) oder apxißoKX01 (II 2 1368), isoliert sind die /-lepiTol TI 2 2496. Die taKopol II 2 1328 werden bezahlte AngeII 2 2496 werden freilich nichts mit Kythera an der lakonischen Küste zu tun haben, sondern aus dem Demos Kua'1Ppo� stammen (so je'tzt auch in IG II 2). 1) IG II 2 127 7 ; 1282 ; 1284 ; 1314 1. ; 1317 ( Suppl. Ep. Graec. III 127) ; 1323; 1325 ff. ; 1334 ; 1337 ; 1368 ; add. 1317 b. Bull. Corr. Hell. 1931, 293 heißt die Versammlung aunO'fO�. 2) IG TI 11 101 2 ; 1254 ; 1263 ; 1265 ; 1271 ; 1273 ; 1278 ; 1284 ; 1291 ft'. ; 1298 ; 1316 f. ; 1322 ff. ; 1329; 1333 ; 1335 ; 1339 ; 1343 f. ; 1368 f. ; 2348 ; 2499, 19 ; Suppl. Ep. Graec. II 9 f. ; IG II 1 1332 ; 1337 ; Bull. Corr. Hell. 1931, 298. 297 f. (die 'lrdpa�OI sind ein Verein, nicht die Besatzung des Staatsavilios). 3) IG II m 1249 ; 1256 ; 1 261, 1 ft'. 25 ft'. ; 1262 ; 1266 ; 1277 f. ; 1282 ; 1291 f. i 1300 ; 1314 ; 1316 ; 1317 (= Suppl. Ep. Graec. III 127) ; 1320 ; 132 4 ; 1327 ; 1330 ; 1333 ; 1335 ; 1338 ; 1360 f.; 1596; add. 1317 b ; 1331 ; II 1 1322 ; 1334 ; Suppt Ep. Graec. II 9 f. ; TTpaKT. 1910, 142, 8 ; Fouill. de Delphes III 2, 48 ; Bull. Corr. Hell. 1931, 293. 4) IG II I 1273 ; Hi89 ; 1297 f. ; 1314 ff. ; 1325 ft'. ; 1330 ; 1334 f. ; 1337 ; 1348 ; 1346 ; 1348 ; 1361 ; 1368 f. i 2358; add. i317 b i Suppt Ep. Graec. II 1Ö. 5) IG II I 1225 ; 1261, 25 ft'. 44 ff. i 1263 ; 1265 ; 1291 f. i 1297 ; 1320 ; 1361 ; Fouill. de Delphes III 2, 52 ; Bull. a. a. O. 297 f. 6) IG II 9 1263 ; 1277 f. ; 1284 ; 1291 f. ; 1298 ; 1317 (= Suppl. Ep. Graec. III 127) ; 132i ; 132 8 ; 1330 ; 1 333 ; 1335 ; 136S ; 2348 ; II 1 1332 ; Suppl. Ep. Graec. II 9 f. 7) IG II 9 1297 ; 1319 ; 1322 ; 1339 ; 1343 ; 1369 ; 2358. Diese sind natür lich die Leute, nach denen sich die �pavlaTai mpi TOV �lva oder ",ETU TOO bElva nennen II 2 1583, 33 f. i 2699 ft'. i 2764. u. ö. Vgl. die 61aaUJTai TOO bElva 2845 und 6 bEwa Kat auvEpavlaTa( 2721. =
191 stellte sein, die Techniten des Dionysos haben blbaO'KOXOI und lJ7ToblbaaKoXol 1). Die Vereinsbeamten sind teils gelost (Il 2 1314), teils ge wählt 2), auch beide Arten in einem Verein gleichzeitig kommen vo r 3), sie fungieren bald ein Jahr 4), bald mehrere 5), bald lebens länglich (Il 2 1326), wobei Wahl und lange Amtsdauer im Hellenismus zugenommen haben dürften. § 67. Das Auswanderungsrecht ist unbestritten, o. S. 89 f. sind Belege und Einzelfälle gegeben. Ausgenommen ist nur der Fall, wo seine Ausübung Desertion darstellt, d. h. wenn der betr. Bürger als Soldat eingezogen oder die wehrfähige Mannschaft überhaupt rrovbYl/.!€i aufgeboten ist. Im Zweifelsfalle entscheidet das Gericht, an das der Stratege oder jeder Dritte eine Klage OO'TP OTEiOC; heranbringt, die natürlich bei Auswanderung und vorübergehender Abwesenheit gleichmäßig möglich und, wenn der betr. Bürger wirklich dauernd verschwunden ist, notwendig theoretisch bleibt 6). Reisen ins Ausland sind in der eben ge gebenen Begrenzung frei, eine solche dispensiert sogar von der Bekleidung der Stelle als Diaitet (Aristot. 53, 4 f.). Beteiligung an fremden Agonen ist frei 7), wird sogar bei vielen solchen vom Staat durch Entsendung von Theorien organisiert. Verboten ist nur für alle einem lEVOC; angehörigen Athener (u. § 81) die Mitnahme der Kultgeräte des letzteren in das Ausland (Lyk.25. 38). 1) IG II i 1182 ; Fouill. de Delph. III 2, 47 f. 2) IG II � 1266 ; 1271 ; 1278 ; 1284 ; 1800 ; II 1 1885. Vgl. die Wahl der Scholarchen der philosophischen Schulen, z. B. Ind. Acad. ed. Mekler 59. 8) IG II 9 1268 : gewählter 'fpa",,,, aTEu�, geloster IEP01t0\6�, vielleicht ist aber der erstere ein Angestellter. 4) IG II 2 1255 ; 1268 ; 1278 ; 1278 ; 1297 ; 1800 ; 1814 ; 1318 ; 1884 ; 1848. 5) IG II 9 1328 ; 1 826 f. ; 1868. 6) Fälle der Art Lyk. 55 ff. i Hyper. V 29 ; Beck. An. I 466 ; Harp. s. AUT6�UKO�. Waft'endienst beim Feinde ist natürlich verboten (Kratin. fr. 5), bei anderen Staaten frei (0. S. 90) ; zu dem Sonderfall von Chabrias' Rück· berufung aus Ägypten s. o. S. 90 9. 7) IG II 1 121 7 ; 1291 ; 1801 ; 1808 ff. ; 1811 f. i 1818 ff. ; 1828 ; 1867.
192 Die Entgegennahme von Ehrungen durch fremde Staaten ist dem einzelnen Athener nicht verwehrt, in der Mitte des 4. Jhdts. ist nur bestimmt worden, daß ihre Proklamierung bei athenischen Staatsfesten 1) vom Volke jedesmal bewilligt werden mußte, weil die Sitte dank der Eitelkeit der betr. Leute so eingerissen war, daß von jedem Fest Stunden verlorengingen (Aischin. IU 42 ff.). Jedoch ist jeder Bürger im 4. Jhdt. gehalten, den ihm von einem fremden Staat dekretierten Kranz der Athena zu weihen, während der ihm vom athenischen Volke verliehene grundsätzlich sein Privateigentum bleibP), er wird nur der Sitte nach geweiht (u. § 107) . . 1) M a t e r i e 1 1 e A n s p r ü e h e d e s B ü r g e r s a n d e n S t a a t. § 68. Regelmäßige Aufwendungen des Staates für den ein zelnen Bürger 3) begegnen in allen Zeiten der Demokratie. Von diesen gehen uns hier nichts an die Diäten der Beamten und Heliasten, der Sold des Heeres und der Flotte und der Ekklesiasten sold, weil damit nur bestimmte Funktionen im Staatsdienst bezahlt werden. Die Verteilung des Ertrages der Silbergruben von Laurion mit festem Satz pro Kopf und Jahr Plut. Themist. 4 ist o. S. 50 1 erledigt, sie ist eine Studierstubenidee und bei der jährlich sich verschiebenden Zahl der Bürger und der Erträge eine bare Unmöglichkeit 4). Eine erste finanzielle Zuwendung an die Bürger ist die Un terstützung, die jeder nicht fechtende Athener einschl. Frauen 1) Natürlich auf Kosten des Geehrten, der sich einen Herold mietete. Aischin. III 46 f. ; solche Kränze geweiht oder in Tempelinventaren aufgeführt IG II 9 1443, 1 1 2 f.; II 1 1167 ; 1 169 ; 1 17 1 ; vgl. II jJ 1 136 ; II I 1358 f. ; ' E<jl. apx. 1897, 63, 49 u. Ö. 3) Nie für Nichtbürger: [Xen.] 1t'Op. 2, 1 . 4 ) Aristot. 22, 7 hat das gemerkt und aus der Verteilung einen dahin gehenden Vorschlag gemacht anläßlich der Entdeckung der Silberadern. Da die Bergwerke viel älter sind als das 6. Jhdt., ist dieser Ausweg ver sperrt. 2)
193 und Kinder i. J. 480 (Plut. Themist. 10) bekommt im Betrag von 2 Ob oIen pro Tag und Kopf, wenn das historisch und nicht von der Diobelie des dekeleischen Krieges zurückübertrag�n ist 1). Diese letztere, wie ihr Name sagt, in derselben Höhe wie die genannte 2) , steht jedem Bürger zu - d. h. wohl jedem, der sich meldete. Sie ist von Kleophon geschaffen 3). Die Listen führung und die Auszahlung Mann ftir Mann erfolgt durch �m flEAOU�EVOl T�C;; bIWßEAiulD, welcher Titel Xen. Hell. I 7, 2 er scheint. Wir sehen ferner 4) , daß geliehene Beträge aus dem Schatz der Göttin zum Zweck der Diobelie an die Hellenota mierl gehen, die sie natürlich nicht selbst verteilen 5), sondern eben jenen ETTI/JEAOUPEVOI zuleiten, genau wie die zur Kriegführung bestimmten Gelder an die Soldkassen der Strategen 6). Die Einrichtung ist während der Belagerung 405/4 sehr wahr scheinlich in eine Kornverteilung auS staatlichen Vorräten um.:. gewandelt worden. IG II 2 1686 geben die TU�(UI der Göttin solches aus an eine Behörde, die offenbar die Nachfolgerin von Xenophons €TTI�EAO U/JEVOI ist 7). Die Katastrophe von 404 hat dieser Form öffentlicher Unterstützung naturgemäß ein Ende gemacht. § 69. Einen anderen Charakter trägt die Unterstützung der Invaliden, in der älteren Form nur eine solche der Kriegsinva1) Die Einbeziehung der Familien macht mißtrauisch, da sie selbst 75 Jahre später nicht sicher ist. Auch weicht Aristot. 23, 1 von Plutarch ab. 2) Oft mit dem Ekklesiastensold verwechselt : Beck. An. I 237 j Etym. Magn. s. !l\UJ�EAia. Anspielung' auf die Diobelie : Plut. Per. 34. B) Aristot. 28, 3 j Kallikrates woll,te auf 3 Obolen gehen. 4) IG I I 304, 10 ff. 43 ff. 73 j vgl. Meritt, Class. Philol. 1930, 237 ff. j Athen. fin. docum. 116 f : seit 410/9. 5) Sie hatten mehr zu tun, als jedem Bürger seine Groschen in die Hand zu drücken. 6) Die überweisungen I 2 304 zeigen sehr verschiedene Höhe und zeit liche Abstände : natürlich, da die Anleihen nur als Ergänzung der profa nen laufenden Staatseinnahmen dienen. 7) Die Interpretation der Inschrift bei Ferguson, Treasur. of Athena 82 f. , die Chronologie a. a O. 77 ff.
194 liden, unter Peisistratos eingefUhrt 1). Sie ist im 5. und 4. Jhdt. in erweiterter Form lebendig und umfaßt alle ,,&MvaToI 2) ; Per sonen, die unter 300 Dr. Eigentum haben und arbeitsunfähig sind, erhalten eine Staatsrente von täglich ein; später zwei Obo len 8). Die &MvaTOI entbehren der politischen Rechte 4), ihre Liste wird alljährlich vom Rat aufgestellt5), der aus seinem Etats posten durch seinen Ta",iac,; die Zahlungen tätigt (Aristot. a. a. 0.). Eine vom Rat gestrichene Bewilligung ist einklagbar - der dbUvaToc,; hat also die zivilen Rechte -, ebenso kann jeder Dritte auf Einstellung der UnterstUtzung vor Gericht klagen 6). Keine UnterstUtzungen in diesem Sinn s�nd naturlich die Ren ten, die in einzelnen Fällen verdienten Athenern oder ihren Nachkommen bewilligt werden (u. § 1 11), dagegen haben wir eine solche in Ergänzung des beschriebenen Systems durch das \jI�q>\(r",a IG II 2 832, 12 ff., das den Personen, denen die lebens längliche (JlTI1(JI\; im Prytaneion bewilligt war, eine UnterstUtzung 1) Die Überlieferung nannte Solon und Peisistratos (Plut. Sol. 31 ), es ist sehr unwahrscheinlich, daß ein Verdienst des Vaters der Demokratie nachträglich auf den Tyrannen übertragen worden ist, das Umgekehrte liegt sehr nahe. 2) IG I 9 1 in der Ergänzung Suppl. Ep. Graec. 111 1 zeigt den Aus druck dbUvQTOI : Kleruchen in Salamis, die dbUVQTOI werden, sind von Steuern und Heeresdienst frei, eine Armenrente wie im 4. Jhdt. folgt nicht daraus. Schol. Aischin. I 103 führt auch dieses Gesetz auf Solon zurück. 3) Ein Obolos Lys. XXIV 13. 26 i Philoch. fr. 68 i zwei Obolen Aristot. 49, 4. Irrtümlich drei Obolen Schol. Aischin. a. a. O. Die Vorbedingungen Aristot. a. a. O. i Lys. XXIV 1. 4 ff. 10. 16 i Beck. An. I 200 . Die Betonung des guten Lebenswandels im Prozeß um die Rente Lys. a. a. O. 1. 15 1f. 24 1. u. ö. beweist keine gesetzliche Vorbedingung auf dem Gebiet der Moral. - Die Zahlung erfolgte in Drachmen (Xen. Hell. 11 3, 48), im 4. Jhdt. einmal in der Prytanie (Aischin. I 104), im 3. Jhdt. bei 12 Phylen also monatlich mit 9 Dr. (philochoros' Zeit : Harp. s. dbuVQTOI). Beides zeigt, daß der Betrag von 2 Obolen pro Tag abgerundet wurde, bei Pry tanien von 35 und Monaten von 29 Tagen ging dieser Satz nicht auf volle Drachmen auf. 4) Lys. a. a. O. 13. 22 1. ; Xen. a. a. O. 5) Lys. a. a. O. 26 i Aristot. Harp. a. a. O. 6) Lys. XXIV ist eine Rede in solchem Prozeß ; vgl. Isokr VII 54.
195 zuspricht, wenn sie in einen - wohl unverschuldeten - Not stand geraten. Die UnterstUtzung umfaßte zeitweise auch die Ausstattung der Töchter. Eine dahin gehende Regelung zitiert lange vor jenem 41�q)1
.
1) Der Redner behauptet, die armen Mädchen müßten sich jetzt aus Not prostituieren. 2) Aristoph. Thesmoph. 446 tf. bringt eine Mutter ihre Kinder selbst durch, seit der Mann in Kypern starb, aber es ist nicht gesagt, daß er als Soldat oder Ruderer dort war. Bei der Zeitstellung des Stückes, als seit Menschengedenken keine athenische Macht auf Kypern gefochten hatte, ist das nicht einmal wahrscheinlich. Eine Erwähnung der Einrichtung noch Ael. Arist. Panath. 190, 8. 3) Aischin. III 153 f. 204 ; Schol. II 167 ; Isokr. VIII 82 ; [Xen.] 'AaJjv TToA. 3, 4 ; Pap. Hib. I 14, 3D tf. Seit der Einführung der aktiven Ephebendienst pflicht im Frieden wird die Vorstellung nach der Aushebung zum Dienst stattgefunden haben. _
196 ob auch die Töchter von lln Kriege gefallenen Bürgern auf solche Erziehungsbeihilfen Anspruch hatten, vielleicht gehört das oben zitierte Gesetz von [Demosth.] LIX 113 in . diesen Zu sammenhang. Ebenso unklar bleibt leider, ob die Söhne von Ruderdienstpflichtig-en das Geld bekamen und ob sie mit vor gestellt wurden, auf OTT).CX hatten sie jedenfalls bis zur Ein� führung der Ephebendienstzeit keinen Anspruch 1). Da ohne solche Rente eventuell der künftige Hoplit verarmen und dM Landheer schwächen konnte, der nicht unterstützte künftige Ruderdienstpflichtige aber blieb, was er war, ist es ganz gut möglich, daß Rudel'ersöhne leer ausgingen 2). Sehr unsozi.al, aber sozial ist die athenische Demokratie nie gewesen, sondern eine Futterkrippe : der . politisch Geschäftige bekam Geld, nicht der Hungrige 3). § 70. Das 4� Jhdt. brachte einen neuen pekuniären Anspruch des Bürgers an den Staat in Gestalt der 9€WPlKtl, ausgezahlt durch die nach ihnen benannten Behörde der €TTi Ta e€WplK
197 Sie sind einmal abgeschafft worden, 339/8 für den Krieg gegen Philipp II. (philoch. fr. 135), aber bereits 337/6 wieder aufge nommen 1), unter Alexander existieren sie weiter 2), ihre Ab schaffWlg wird in die Zeit um 318 fallen, denn in Theophrasts Charakteren wird 6, 4 der Gratiseintritt zu den Veranstaltungen für den Besitzer eines (JUf.lßoXov, d. h. eines Bürgerpasses (u. § 75) vorausgesetzt, 9, 5 aber offenbar allgemeines Eintrittsgeld auch für Bürger. Er hat also, als er die kleine Schrift verfaßte, die Abschaffung miterlebt 3), vermutlich war Demetrios von Phale ron der Veranlasser. Später werden Theorika nie erwähnt, die Theatermarken der Kaiserzeit haben damit nichts zu tun 4) . Die Theorika sind ein staatlicher Ersatz des Eintrittsgeldes für die Bürger 5), - das an sich jeder Besucher einer staatlichen musischen oder gymnischen Vorstellung zu bezahlen hatte und von dem die Hälfte der Staatskasse, -die andere dem das Thea ter, Stadion usw. herrichtenden Architekten zufloß 6). Der um_
388 ff., speziell 406 zu Boeckhs Betrachtungsweise zurückgekehrt : 18000 Bürger bekommen pro Festtag je 2 Obolen, d. h. 6000 Dr., bei 25-30 Tagen im Jahr sind das 150 000-180 000 Dr., also eine schwere Belastung des Etats. Tatsächlich fließt erstens die Hälfte der Summe an den Staat zurück, s. u. , zweitens ist es ausgeschlossen, daß jeder Bürger von Mara thon, Phyle und Sunion regelmäßig sein Geld abgehoben hat, drittens hat es in Athen im 4. Jhdt. nie auch nur annähemd 25 Tage mit Theatervor stellungen u. ä. gegeben. Alle diese Theorien beruhen auf der Vorstellung, daß Demosthenes nie lügt oder unfehlbar ist. Wenn ein Finanzexpert wie Eubulos anderer Ansicht ist als der Demagoge Demosthenes, wird bei einer reinen Finanzfrage wohl ersterer recht haben. Ferner auf der Vorstellung, daß in Athen jeder Kuhjunge und Schweinehirt sich für die klassische Literatur begeistert hätte. 1) Damals ist Demosthenes �Tri Ta 9EWPIKd : Aischin. Irr 24 ; zur Chrono · logie vgl. Demosth. XVIII Hyp. 11 7 ; Nachr. Ges. Gött. a. a. O. 156 t. Frühere Versuche der Abschaffung sind nicht erfolgt : [Demosth.] LIX 4 ff. v. J. 349/8 hat nichts damit zu tun (Naehr. a. a. O. 161). 2) Dein. I 56 ; Hyper. I 13. 26 ; Demad. b. Plut. quaest. Plat. IV 1011 B. :I) Die XapaKT�pE� sind bald nach 319 entstanden. 4) Z. B. Arch. Anz. 1916, 139 ' Eql. dpX. 1915, 153. 5) Demosth. I Hyp. 4 ; vgl. Harp. Suid. Hes. s. 9EWpIKd. 6) Suid. Phot. Etym. Magn. s. 9EWPIKd ; Schol. Demosth. Dind. S. 30. 32 f. =
198 ständliche Weg, die Gelder auszubezahlen und am Theaterein gang wieder einzukassieren 1), kommt daher, daß Fremde ohne weiteres Zutritt hatten 2), man also sie mit befreien oder am Eingang des Theaters jeden Besucher auf seinen Rechtsstand prüfen mußte. Das war technisch ebenso unmöglich wie etwa eine Auszahlung der Theorika am Eingang des Theaters selbst. Jeder Bürger hat das Recht, sich vor dem betr. Fest den Be trag in seinem Demos abzuholen, der allein Zahlstelle war 3) und wo man natürlich den Bürgerpaß vorzeigen mußte (dies, kein solches am Theater, meint Theophrast Char. 6, 4). Der Betrag des Eintrittsgeldes und damit der Theorika war pro Kopf und Festtag 2 Ob oIen 4). Ursprünglich wurden im ganzen Theorika von 1 Dr. gezahlt, d. h. für drei Tage, offenbar die Dionysien, in späterer Zeit kamen andere Feste dazu, von denen die Panathenaien sicher sind 5), so daß der Gesamtbetrag . in der Zeit Alexanders 5 Dr. pro Jalu' war, also für 15 Tage 6). Kurze Erwähnungen der Theorika begegnen öfters 7) • .
1) Falls der betr. Bürger wirklich hinging und nicht das Geld in die Kneipe trug. Niemand ist zum Kunstgenuß verpflichtet. 2) Später bei der Behandlung des Kultus. Fremde Gesandte, die hin gehen wollen, aber keine 'll"poEbpla, d. h. Einladung des Volkes auf die re servierten Sitze bekommen haben, können das tun, zahlen aber Eintritts geld : Demosth. XVIII 28 ; Schol. Demosth. Dind. S. 275. Die Vermittelung des. Zutritts durch den 'll"p6EEVO� (PoIl. VIII 59) ist ein Mißverständnis. 3) Demosth. XLIV 37 f. Wer den Weg scheute - und das wird von den in der Stadt wohnenden Angehörigen ländlicher Demen die Mehrzahl gewesen sein - erhielt also nichts. Suid. Phot. Etym. Magn. s. eEWplKd haben das dahin mißverstanden, daß, wer nicht ins Theater ging, nichts be kam; vgl. Nachr. Ges. Gött. a. a. O. lu9. Sogar Mitnahme des Geldes für Abwesende ist verboten, jeder muß persönlich kommen: Dein. 1 56 ; Hyper.
I 26.
4) Demosth. I Hyp. 4 ; XIII 1 0 ; XVIII 2 8 ; PoIl. VIII 113 (irrtümlich : a Obolen) ; IX 63 ; Schol. Demosth. Dind. S. 30. 32 f. 275 ; Phot. Suid. s. v. ; Schol. Aristoph. Wesp. 1 159. 5) Demosth. XLIV 37 1. ; Hes. a. a. 0 . ; diese umfassen 4 Tage : Schol. Ael. Arist. Panath. 115, 19. Die Dionysien : Harp. a. a. O. 6) Dein. Hyper. a. a. O. Ooteghem a. a. O. sieht darin eine Zahlung von vielen im Laufe des Jahres. Dann müßte es die Zahlung für ei n Fest sein,
199 Ferner sind hier zu nennen die Opferanteile jedes Bürgers . bei staatlichen Kultfesten, so bei den Asklepien 1) und den Pa nathenaien 2). Die Verteilung erfolgt demen weise auf dem Fest platz (IG 11 2 334, 25 ff.) - dies System wird a. a. O. für alle oder doch viele Feste vorausgesetzt. Jedoch ist dies kein auf die Bürger begrenztes Recht. Nichtbürger sind zugelassen und es gibt Portionen für die mitfeiernden Metoiken (z. B. IG I 2 84, 23 ff.) Gelegentlich · sind bei solchen Anlässen Sonderzuwen dungen erfolgt, so bei einem Fest nach einem Siege Plut. De metro 1 1 (nach Phylen und wohl nach Demen) 3). d. Der bürgerliche Name. § 71. Nach Aristot. 21, 4 hat Kleisthenes den Namen der Bürger geregelt : sie sollten den Eigennamen4) und das Demo kein solches dauert 15 Tage. Und wenn wir mehr als 15 Festtage mit Vor führungen annehmen, müsseIi wir Feste erfin den, die keine Überlieferung kennt. Neben den genannten kommen allenfalls Lenaien, Prometheen und Hephaistien in Frage, weil sie allein noch Choregien oder Gymnasiarchien haben. 7) Demosth. I 19 j XIII 1 ff. j Schol. Demosth. Dind. S. 123. 126 j Lex. Vindob. s. v. ; Beck. An. I 189 u. Ö. 1) IG II • 47, 35 ff. : die i€p01rolo{ verteilen sie. 2) IG II ' 334, 10 ff. ; vgl. Schol. Aristoph. Wolk. 386. 3) Gelegentlich sind Kornverteilungen belegt, wie Demosth. XX 33 ; PoIl. VIII 1 03 ; Aristoph. Wesp. 716 ff. m. Schot 7 1 8 ; vgl. Plut. Arist. 24, meist durch Munifizenz fremder Potentaten. Sie bedeuten keinen Anspruch des Bürgers an den athenischen Staat, wie sich schon darin zeigt, daß solche Verteilungen gelegentlich nur /lo'TU und Peiraieus berücksichtigen (Demosth. XXXIV 37). 4) Diesen wählt der Vater frei aus (Demosth. XXXIX 39 j XLIII 74 ; Aristoph. Wolk. 62 ff.), für den unehelichen Sohn bei der Anerkennung (Demosth. XXXIX 36), und teilt ihn später bei der Eintragung des Soh· nes in die Phratrie und den Demos amtlich mit a. a. O. XXXIX 4. 20 f. 32 ; XL 11. 34. Die amtliche Führung des bürgerlichen Namens beginnt erst mit dieser Eintragung (a.a. O. XXXIX 4 i XL 3 4 ; Plut. Per. 37). Zwei Söhne des gleichen Namens zu haben ist unpraktisch, aber nicht verboten (Demosth. XXXIX 9 ff. ; IG II 2 1622, 435 ff.). Den einen Namen, den die Tochter führt, gibt natürlich auch der Vater : Isaios III 29. 33. Der Ter min der Namensgebung ist die 1> €KdTY) (�",€pa nach der Geburt) : Demosth. XXXIX 20 ; XL 28.
200 tikon führen, nicht den Vatersnamen, um die alten Geschlechter auch äußerlich zu nivellieren. Dem widerspricht kraß die Be hauptung a. a. O. 13, 5, daß seit Solon die lrrwvU/..tial der Bür ger genommen wurden von den TorrOl lv or� lYElU P lOUV, denn auch dies ist die Ersetzung des rraTp09Ev KaAE10'9at durch eine topographische Bezeichnung. Die einzige Erklärung ist, wie Beloch Griech. Gesch. I 2 2, 328 f. gesehen hat, daß die Demen ordnung peisistratidisch ist und die Quellen die in vorklei sthenischer Zeit begegnenden bl11l0TlKa irgendwie erklären mußten. Da wurde natürlich der gute Solon der Schöpfer des Systems, nicht der böse Tyrann, der vielmehr die neue Ordnung- mög lic hst wieder beseitigen mußte 1), um den Verdiensten des Klei sthenes Gelegenheit zu geben in der Chronik zu erscheinen. Das Verbot, den Vatersnamen amtlich zu führen, seine Ver� drängung durch das bllllOTIKOV, ist in Athen in historisch hellen Zeiten nicht befolgt worden, selbst in der Ekklesie erfolgt der Aufruf des Redners dreisteIlig (Schol. Plat. Gorg. 451 B), eine Vorladung vor Gericht nennt den Gegner allemal auch rrarp69Ev (Xen. Oik. 7, 3), die sogen. Richtertäfelchen, d. h. die Bürger ausweise des 4. Jhdts. (u. § 75), geben den Namen zwar nicht immer rrarp69Ev Kai TOU b�l-lou wie Aristot. 63, 4 ; Schol. Aristoph. Plut. 273 fordern, aber doch in der Mehrzahl der Fälle ; nicht selten freilich fehlt der Vatersname 2). Die ältesten Inschriften, wo man in erster Linie die Spuren der den Vatersnamen unterdrückenden Ordnung suchen wird, sind sehr spärlich" und in der Datierung z. T. so wenig ge sichert, daß hier die literarischen Zeugnisse nicht ganz zu ent behren sind. Sie lehren durch ihre nur bei einer zugrunde lie1) Ganz gegen sein Interesse, da er der l" eind der alten Geschlechter war. 2) Vgl. die erhaltenen Täfelchen IG II � 1835 ff. Wenn in der Dokima sie der Beamten nach Vater und D emos gefragt wird (Aristot. 55, 3 u. ö.), handelt es sich nur um die Feststellung der bürgerlichen Herkunft.
201 genden Urkunde erklärbaren Einst.immigkeit, daß in der An. klage gegen Themistokles dreistellige Namen im amtlichen Text standen 1) . Dagegen wird ein Gegner des Aristeides in analogem Zusammenhang zehn Jahre früher 2) nur mit Namen und Demo tikon genannt. Vor 500 haben wir den Ankläger des MegakIes nach dem kylonischen Frevel Plut. Sol. 12 mit einem echten Demotikon 8), vor allem Peisistratos selbst : lK 4I\Xa\MJV 4) , also kein altes Dorf, sondern ein erst durch die Demenordnung zum politischen B egriff geworden er Stadtteil von Brauron 5). Inschriften und literarische Texte zeigen einen festen Brauch : der eponyme Archon wird grundsätzlich nur mit d�m Namen genannt. Das ist so fest, daß literarische Quellen selbst bei ho monymen Archonten den zweiten Träger des Namens als lITt TOU bElva apxovTo� TOU IlETIi Tbv bElva bezeichnen. Amtlich ver wendet man hier ausnahmsweise das Demotikon : es begegnet IG I 2 124, um den Archon von 406/5 von dem Namensvetter von 412/1 zu unterscheiden (ebenso Aristot. 24, 1), später IG II 2 1634, 1. 6 bei dem Archon von 390/89 wegen des gleich namigen Beamten von 393/2, IG II 2 1474, 12 ff. bei dem Ar chon von 318/7 wegen des Homonymen 321/0, endlich II 2 665, 1 ; 666, 1 bei Nikias 6 )OTpUVEU� wegen des Nikias von 296/5 6). § 72. Sonst wiegt auf den Steinen für "fpallllaTEu�, l1T\(1TaTl'J� und Antragsteller der Psephismen der Personenname ohne Zu1) Krater. fr. 5 ; Plut. Themist. 23 ; Phot. App. Lex. Cant. s. dcrayy€A.ia. 2) Krater. fr. 6 bei Plut. Arist. 26.
3) Was neben anderen Dingen den kylonischen Frevel datiert, alles Sträuben der Modernen hilft nichts, vgl. später bei der Behandlung des Falles anläßlich der richterlichen Hoheit der Beamten. 4) Plut. Sol. 10; Plat. Hipp. 228 B ; Beloch a. a. O. 330 f. 5) Solon hat natürlich kein Demotikon, das Wort LaA.af.!ivIO� ist kein sol ches und überhaupt Konfusion (Diog. Laert. I 45). 6) Dreistellig begegnet er 668, 17 ff. mit seinen zwei -rrd PEb p O I zusammen, aber nicht in der Datierung, sondern nach Ablauf des Amtes in einer Eh rung.
202 satz im 5. Jhdt. absolut vor 1). Bis zur Generation des peloponne sischen Krieges haben wir für den ypallJ.laTEU� das Demotikon nur IG I 2 50, 3 ff. und wahrscheinlich I 2 22 und 37. Im letzten Vier tel des Jahrhunderts wird dieser Zusatz bei i hm wenigstens in den Ü berschriften häufiger 2), daneben erscheint vereinzelt der Vaters name als einziger Zusatz 3) , etwas häufiger ist die Verbindung beider4). Im Text hat der ypaJ.lJ.laTEu� das Demotikon IG I 2 125 und 126 (= II 2 1), der Epistates nur in letzterem Text. Ein Epistates mit Vatersnamen ohne Demotikon begegnet in der Athen. VI 234 DE zitierten Urkunde, die in diese Zeit gehört, wenn der .Antragsteller der bekannte Alkibiades ist. Normal aber herrscht in Inschriften, die in der Überschrift die Namens� form erweitern, im Text die alte Einstelligkeit weiter, in I G I 2 1 2 5 f . gehen in der Präambel beide Formen durcheinander. Die Beamtennamen auf den Steinen der Hellenotamien zeigen zuerst den ypaJ.lJ.laT€u� mit dem bloßen Namen (IG I 2 191 ff.), seit 450 herrscht der Zusatz des Demos für ihn und die Helle notamien selbst (194 ff.), seit 439 begegnet wiederholt der drei stellige Name (210 ff.), aber daneben das Demotikon ohne Vaters namen (216 ff.). Auf den Übergabeurkunden der Ta!l(al Tfl� 9EOÜ (232 ff.) sind die den Bestand vorrechnenden Beamten, meist ö bEiva Kai O'uv&pXOVT€�, fast stets mit dem Demotikon aufgeführt, ausgenommen die letzte Urkunde des Pronaos (255) und viel leicht die von 429/8 (237), die den dreistelligen Namen bzw. den Raum zu seiner Ergänzung aufweisen. Die den Bestand über nehmenden TaJ.l(al werden ebenso aufgeführt, dreisteIlig nur 419/18 (267), die früheren Tall(al, von denen die Berichterstatter die Ob1) IG I 2 allenthalben, dazu IG XII I, 977 ; zur Chronologie dieser Ur kunde s. Amer. Joum. Arch. XVII 265 '. 2) IG I 9 76 ; 1 10 ; 115 ; 124 ; 126 ; 144. 3) IG I I 81. In 77 und 87 ist unsicher, ob dieser oder der Demos ZU ergänzen ist. 4) IG I 9 82; 84 ; 96 ; 109.
203 jekte übernomme n haben, zeigen das Demotikon nur einmal (240), die zum Schluß alles übernehmenden Hellenotamien sind drei* stellig (255). Dagegen ist der lpa/J/JaTEUr; des berichtenden Kol legiums meist dreistellig genannt, nur mit dem Demotikon ledig lich 232, 253 (?), 254, 267, der der früheren Ta/Jlal ebenso (zwei stellig nur 266 f.), der der neu antretenden desgleichen (zweistellig nur 232, 267, 277, 281). Bei der Aufzählung der tnETEla ist der rp CJll/JaTEUr; zweistellig nur 232 und 272, sonst stets dreistellig. Man sieht, daß man den Vatersnamen gelegentlich unterdrückt, nicht das Demotikon. Oft sind zwei 'fpa/J/JaTEir; in derselben Ur kunde verschieden behandelt, häufiger noch die Tal1ial selbst und ihr lpa/J/JaTEUr;. Es herrscht die Tendenz, den letzteren als den eigentlich datierenden Beamten recht genau zu bezeichnen, es gibt aber offenbar keine Vorschrift über das Patronymikon, nur der Demos wird seit der Mitte des 5. Jhdts. regelmäßig gesetzt. In den Kassenabrechnungen der Ta/Jiat Ti'jr; geoü und der TWv ä)'Awv gewv zeigt sich das gleiche Schwanken zwischen der Drei stelligkeit und dem Zusatz nur des Demotikon. Der npÜJTOr; lpa/Jl1aTEUr; des Rates in den Datierungen ist dreistellig IG I 2 295, 1 ff. 13 ff. ; 296, 1 ff;, zweistellig 304, 1 ff. und 310, 88 ff. Der Eponym des Kollegiums selbst (6 beiva Kai (JuvapXOVTEr;) ist 297 dreistellig, sonst zweistellig 1), sein lpa/J/JaTeUr; zweistellig (293?, 297, 304, 310) oder dreistellig (295 f. 298. 302). Die die Zah lungen empfangenden Strategen und mlpebpo1 2) sind 295 ff. wohl alle zweistellig, 302 meist dreistellig, z. T. auch noch zweistellig, 304, 17 einmal einstellig, 304, 34 ff. zweistellig, ebenso die anderen 304 genannten Beamten. Man erkennt : die Einstelligkeit ist im Ab sterben, die Dreistelligkeit verdrängt die Zweistelligkeit durchaus nicht, ist aber im Aufstieg, das Patronymikon ohne Demotikon Wird vermieden. 1) IG I I 295 f. ; 298 ; 302 ; 304 ; 310, wohl auch 293. 2) Nämlich der Hellenotamien, vgl. später bei der Stellvertretung der Beamten.
204 Dagegen nennen die Epistaten von Eleusis den rrpwTo� YP <X/l /l<XTeu� des Rates einstellig IG I 2 311 ; 313, 174 f.; was schon zwanzig Jahre vorher bei den T<X/Jl<Xl Tij� geoD nicht vorkommt, sich selbst und ihren yp<X/l)l<XTeu� zweistellig (311 ff.). Die Lo gistenurkunde IG I 2 324 verteilt die Namensformen .!5enau so/ gibt aber einem T<X)li<x� TWV a??.. w v gew v bald drei Stellen (Z1. 55f. 82), bald eine (80 f. 99). Um kleinere Kollegien zu übergehen : in den Abrechnungen für den Bau des Parthenon (IG I 2 340 bis 355) wird der 1tpttTO� yp<X)l/l<XTeu� des Rates einstellig genannt 340, 349 und 351 ff., zweistellig 347, der YP<X/l/l<XTeu� der Bau epistaten zweistellig 340, 343, 346, der EurYP<X)l)l<XTEU� stets ein stellig, die Epistaten selbst, soweit die starke Zerstörung der Texte ein Urteil zuläßt, wohl immer zweistellig, ebenso die da tierenden yp<X/l)l<XTe'i� anderer Behörden, die an die Epistaten zahlen 1). Die Epistaten der Propylaien haben 363 ff; für ihren Sekretär und wohl sich selbst zweistellige Namen, für den YP<X/l )l<XTeu� des Rates die Einstelligkeit. Die Epistaten für die ay a?. )l<XT<X, nach 421 amtierend und damit jünger als der Durchschnitt der bisher besprochenen verwandten Behörden, nennen sich und ihren Sekretär gelegentlich dreisteIlig, meist aber sich und den YP <X)l)l<XTeu� des Rates zweistellig (370), die Epistaten, die 372 über das Inventar des Erechtheion berichten, nennen alle Per sonen zweistellig, ebenso die E1tUJ"T clT <Xl rro/lrre(wv 379. Die Po leten führen 325 ff. die Namen der Verurteilten meist drei stellig an, einmal zweistellig 2). Architekten, Künstler, Unter nehmer und Arbeiter erscheinen in den Bauurkunden meist zwei st...ellig (273 ff.), aber noch 369, 13 j 374, 230 einstellig. Der ungleiche Erhaltungszustand der Texte aus verschiedenen Jahrzehnten verbietet eine Statistik, der Gesamteindruck ist aber 1) Tamiai 340 j 342 j 847 ; 352, Hellen otamiai 342 f. j 347 f., Praktores 350 usw. 2) IG I � 331 , 7, atio keine der ältesten erhaltenen Urkunden der Gattun g.
205 z weifellos der, daß es keine bindende Vorschrift gegeben hat, wie der Bürger in amtlichen Urkunden zu heißen hat, sondern nur einen lebendigen Sprachgebrauch, der sich im Urkunden stil spiegelt. In den Präambeln der Psephismen lebt die Ein stelligkeit bis in die zweite Hälfte des 5. Jhdts. herrschend fort, in der Zeit des peloponnesischen Krieges kommt die Zwei stelligkeit auf, ganz vereinzelt die Dreistelligkeit. Behörden pflegen schon in der Zeit der großen perikleischen Bauten die Namen zweistellig zu geben und machen im peloponnesischen Kriege der Dreistelligkeit stärkere Konzessionen, aber selbst hier dringt immer wieder einmal die Ei�stelligkeit durch. Nur die Form der Zweistelligkeit, daß das Patronymikon gesetzt und das Demotikon verschwiegen wird, ist verschwindend selten, sie ist wirklich praktisch so gut wie unterdrückt zugunsten der Nennung nur des Demotikon j nur neben letzterem faßt der Vatersname langsam Fuß 1). Amtliche Texte außer den Präambeln und den Abrechnungen der Behörden haben selten Gelegenheit, Namen in einer für uns lehrreichen Form zu geben. Immerhin sei auch hier erwähnt, daß lange die Einstelligkeit bleibt, fü·r den Oikisten von Brea (IG I 2 45, 8), für Personen, die Aufträge von der Ekklesie er halten 2), die vaunrrrol im Neorion (74, 16), andererseits wird 108, 38 f. ein Stratege zweistellig genannt, ebenso wohl 50, 3 ff. der TpallllaTElJ� des Rates. Jedoch wird um 430, also als die Behörden leise anfangen, dreistellige Namen zu gebrauchen, auch· die Aufstellung einer Lfste (von Trierarchen?) rraTp6eEv 1) Aus literarischen Quellen haben wir in zitierten Urkunden zwei stellige Namen Aristot. 29, 1 j 34, 3 j 38, 3, ein en einstelligen 29, 3, alle drei Fonnen [Plut.] X Redn. 833 E. 834 A und wohl Plut. Alkib. 22 - alles aus dem letzten halben Menschenalter des Jahrhunderts j das Bild ent spricht durchaus dem d er Inschriften. Ungewöhnlich sind die drei Namen nur mit Patronymika Thukyd. IV 119, 2. 2) IG I 1I 54, 13 f. j 76, 60.
206 TOU b�/loU angeordnet (75, 6. 38), ein Zeichen wie das Volk selber der Notwendigkeit sich anpaßt, unter 30000 Bürgern schärfer zu unterscheiden als in den engeren Verhältnissen der früheren Zeit nötig war, eine andere Liste hat stets Namen und Patronymikon, also die seltenste Form 1), die Gefallenen listen haben nur die ·Namen (IG I 2 928 ff.), typisch ist endlich die Art, wie die gegen Syrakus in See stechenden Strategen IG I 2 302, 41 f. in Suppl. Ep. Graec. III 34 auftreten : einer einstellig, einer zweistellig, einer dreistellig 2). Steine, wo Privatpersonen o der Beamte außer Dienst (auf Weihungen) zu uns reden, zeigen erst recht ein starkes Schwan ken. Weihende und Künstler nennen sich lange mit einem Namen S), Name und Patronymikon ohne D emotikon erscheinen in ar chaischen Texten 4), aber auch durch das ganze 5. Jhdt. hindurch, also ganz im Gegensatz zu den amtlichen Texten 5). Die Zwei stelligkeit mit dem Demotikon allein begegnet auf einem ar chaischen Text (421), bei dem Polemarchen von 490 (609) u. ö. 6), die Dreistelligkeit erscheint nicht vor der Mitte des Jahrhun derts, immerhin ein Jahrzehnt oder mehr vor ihrem Auftreten in den staatlichen Urkunden 7). Die Choregen nennen sich auf ihren Siegesanathemen teils mit dem Vatersnamen (769 f. ; 770 a), teils mit dem Demotikon (771 f. ; vgl. Plut. Themist. 5), nie mit Kai
1) Sie ist nach Phylen geordnetj eine Liste von Diaiteten kann es nicht s ein, da die feste Ordnung des Diaitetenwes ens jünger ist (vgl. später bei diesem). 2) Die Ergänzung stammt von West'j auch wenn wir die Angabe der Richtung der Expedition streichen und so Platz gewinnen, bleibt die Nennung der Namen ungleich. 3) IG I t 392 1. j 400 j 408 ff. 4) IG I i 4J9 ; 467 ; 469 ; 472 ; 480 ; 483 ; 485 1. ; 761. 5) I G I \I 499 ; 504 f. ; 508 f. ; 527; 529 ; 534 ; 536 ; 544 ; 556 ; 572 ; 574 ; 585, 589; 598 usw. bis 778; 816 ; 819; 828 aus dem Ende des Jahrhunderts. In offiziell ist auch der Zusatz des Geschlechtsnamens I � 502. 6) I G I \I 575 ; 602 f. ; 650 ; 657 ; 667 ; 757 usw. . 7) Der KÜnstler von I G I \I 400 ; ferner 474 ; 525 ; 535; 546 ; 571 u. Ö.
207 beiden, aber ihre btMO'KCXAol stets nur mit dem Eigennamen (a. a. 0.). Die Ostraka vom Scherbengericht IG I 2 908 ff. haben schon i. J. 487/6 teils Namen und Demotikon, teils die Dreistelligkeit (908, vgl. 914), i. J. 485/4 nur Namen und Patronymikon, i. J. .482 und 470 das Demotikon, noch i. J. 443 (911) gehen alle mehr stelligen Formen durcheinander. Die Grabsteine haben am selten. sten die amtliche Zweistelligkeit (z. B. I 2 1070 ; 1072), öfter nUr den Vatersnamen oder die Dreistelligkeit 1), meist nur den Namen des Verstorbenen selbst (vgl. I 2 970 ff.) . § 73. Die Entwickelung seit dem 4. Jhdt. zeigt zunächst bei den sogen. Richtertäfelchen, d h. den Bürgerausweisen, öfters die Zwei., überwiegend die Dreistelligkeit (IG 11 2 1835 ff. ; o. S. 200). Lehrreich ist es, wieder ' die Präambeln der Rats- und Volksbeschlüsse zu verfolgen 2). Die TPCX�j.tCXT€\� und dVCXTPCXq>€\� S) zeigen folgendes Bild : bis 386 haben wir in Präambeln, deren Namen erhalten oder ihrer Länge nach sicher sind, 14 ein stellige, 12 zweistellige 4), 5 dreistellige, 386-377 4 einstellige, 2 zweistellige, 5 dreistellige, 377-352 nur noch 2 einstellige, 8 zweistellige, aber 29 dreistellige, 352-336 fehlen die ein stelligen, es gibt 4 zweistellige und 25 dreistellige. Von 336 an bis 317 haben wir noch einen einstelligen Namen (IG 11 2 385), einmal Namen und Patronymikon (365), 7 normal zwei stellige und 40 dreistellige, später herrschen die letzteren ab solut. Mehr als ein sich wandelnder Usus liegt nicht vor, es läßt sich auch nicht erkennen, daß mit dem Wechsel der herr•
1) Diese auch in der Grabinschrift des His torikers Thukydides: Marcell. Thukyd. 16. 55 ; Anon. Vita Thukyd. 10. 2) Nach IG II 2 1 ff., ergänzt durch Ditt. Syll I B 158 ; IG 1I I 1534 B ; VII 4252 f. ; Suppl. Ep. Grllec. III 71 ; 86; 88 und die delischen Inschriften ; vgl. Dinsmoor, Arch. of Athens 7 fr. 3) Die Inschriften der letzteren nach der Chronologie von Dinsmoor . a. a . O. 17 ff. 4) D. h. Name und Demotikon. ,
208 schenden Partei der Gebrauch sich änderte : der eine einstellige Name IG II 2 385 ist wohl ein Aristokrat 1), die zweistelligen drängen sich auch :noch einmal in dieser Zeit (II 2 380 ff. ; 387 f.), es sind z . T. Aristokraten von Kassandros' Richtung, die die "kleisthenische" Form anwenden (387 f.), aber 380 ff. schwankt der Gebrauch für die Sekretäre in derselben Inschrift, genau wie früher im Text einstellige, in der Überschrift der Stele zwei bis dreistellige Namen erscheinen 2). Eine ähnliche Prüfung ergibt für die Epistaten der Präam beln bis 377 v. Chr. : 19 einstellige, 1 1 zweistellige und viel leicht (II 2 70) einen dreistelligen. Von 377 -352 haben wir nur noch einen eInstelligen Namen, dageg-en 14 zweistellige, von da an herrscht die Zweistelligkeit absolut 3). Die npoEbpOl, die seit der Mitte des Jahrhunderts zunehmend genannt werden; sind von 336 stets zweistellig, 336 - 317 haben wir 23 zwei stellige gegen 5 dreistellige, bis 300 haben wir nur noch 8 zwei stellige Namen und Namengruppen 4) gegen 21 dreistellige, dazu den Fall II 2 502, wo der erste n p oEbpo\;, d. h. der Epistates dreist�llig, die (]'uj.mpoEbpOl aber zweistellig auftreten, nach 300 herrscht die Dreistelligkeit (vgl. auch Diog. La�rt. VII 10), nur daß regelmäßig die (]'uI-mp6EbpOl, wo sie aufgezählt werden, zwei stellig sind 5) . Schärfer sind die Übergänge bei der Nennung des Antrag stellers. Lange Zeit herrscht der Eigenname allein, 354/3 er scheint zum erstenmal die Dreistelligkeit (II 2 136), 353/2 die ZweisteHigkeit (139). Es folgt eine ganz kurze Periode - des 1) Wenn die Inschrift 321/0 gehört : Dinsmoor a. a. O. 25. 2) O. S. 202 j dazu IG II 9 2 j 1 3 j 17j 32 j 37 usw. 3) So auch Demosth. XXIV 71, der einzeln genannte 1Tp6ellpo� ist der Epistates. 4) Wenn mehrere 1Tp6ellpol genannt sind. 5) IG II 2 697 j 700 ; 727 ; 730 j 797 j 800 j 832 ; 852. Kaiserzeitliche Ab weichungen wie 1072 und 1077 gehen uns hier nichts an.
209 Schwankens zwischen der Ein- und Dreistelligkeit, die erstere erscheint das letzte M al 347/6 (II 2 114), dann herrscht die letztere 1). Hier allein kann man bei der einzigartigen Plötzlich kei t des überganges an ein ljJ�cpl(Jlla denken, das anordnete, den Antragsteller rraTp69Ev Kai TOV b�1l0U zu nennen, wobei es einige Zeit dauerte, bis der Gebrauch auch den Steinmetzen i� Fleisch und Blut übergegangen war 2). Aber in allen anderen Fällen von oben liegt nichts vor als ein Usus. Die übrigen Stellen, die in Volksbeschlüssen Personen zu nennen haben, ändern das Bild nicht, ein Verzeichnis wohl von Kleruchen soll I G II 2 30 c rroTp69EV [K�\ TOV btillOU] aufgestellt werden, Gesandte erscheinen zweistellig S). Auch nach den sieb ziger Jahren bleibt das Bild, die Zweistelligkeit herrscht 4), amtierende Personen erscheinen wenn unmißverständlich oft noch einstellig 5). Eine Namensliste II 2 143 hat bereits die Drei stelligkeit, seit der Zeit Philipps tritt diese stärker hervor : ein Epimelet 215, 9, ein Architekt 244, 45 f. ; daß eine Liste von Epheben und ihren Lehrern rraTp69Ev Kal TOV b�lloU aufgestellt wird, ist nichts N eues (478, 28). Die Zweistelligkeit ist seltener 8), amtierende · Strategen usw. begegnen noch gern einstellig 7). Letzteres bleibt auch noch weiter im Gebrauch 8), sonst kommt der Name ohne Zusatz nur noch ganz vereinzelt vor (z. B. 354 ; 411), auch die Zweistelligkeit (360, 45 ; 410, 16 ff.) wird gegen1) Vgl. [plut.) X Redn. 848 D. 850 F. 851 DF ; Diog. Laßrt. a. a.
2)
O.
Nicht den Sohreibern, die Steine sind nach 403 keine Urkunden
im
technischen Sinn mehr, sondern Kopien mit einer gewissen Freiheit der Stilisierung (vgl. später im Zusammenhang der Legislative). 3) IG 11 • 34, 36 ff. ; 41, 16 ff. ; 43, 75 ff.
4)
Vgl.
11
I
102, 18 f. ; 116, 54 ff. ; 124, 20 ff. ; 127, 35 f. i 176 u.
tegen, Gesandte, u. a. 5) IG 11 9 104 ; 108 ; 110 ; 111, ] 8 ; 118, 7 ; 145 ; 150 u. 6) Vgl. etwa 11 • 204, 75 ff., 276.
7) IG II • 207 c 12 ff. 21 ff. j 218; 228, 1 1 ; 264. 8) IG 11 • 404; 408 ; 414 j 505, 81 ; 558, 5.
ö.
ö. :
Stra-
210 über der Dreistelligkeit selten, die mindestens bei einer ersten Nennung einer Person völlig vorherrscht. Im 3. Jhdt. fallen Ausnahmen auf 1), im ganzen ist eine kürzere Form nur noch üblich, wenn auf eine vorher dreistellig genannte Persönlichkeit im Text zurückverwiesen wird. Daß auch im Verlauf · der hellenistischen Zeit keine Vor� schrift für die Art der Anführung bürgerlicher Namen erlassen worden ist, zeigen die weiterhin begegnenden Ausnahmen von der nunmehr normalen Dreistelligkeit: Name und Demotikon 2), sogar ganz altmodisch Name und Patronymikon 8) treten auf. Die Einstelligkeit ist dagegen ganz selten 4) , jedoch werden IG TI 2 2336 die Beamten, die zur aTtapXtl beisteuern, ganz regellos
ein-, zwei- und dreistellig g enannt. Die literarischUberlieferten Ur.;. kunden zeigen dasselbe Bild : Dreistelligkeit mit Ausnahmen 5). In den M"(Ol der Beamten des 4. Jhdts. finden wir die Ein� stelligkeit oft bei Objekten, die allgemein bekannte Personen geweiht haben, z. B. Kleon IG 11 2 1425, 91, Iphikrates 1487, 40 j 1489, 6, Eubulos 1573, 74, ferner bei den Antragstellern von Gesetzen und Psephismen, auf die die Berichterstatter ver� weisen 6),
endlich bei amtierenden apxa(7) und gelegentlich
1) Ein Herold einstellig II � 678, 20, auvEbpo\ zweistellig 686, 23 f. und seltene andere Fälle. 2) I G II I 848, 1 8 ; 876 ; 878; 912 f. (z. Teil) ; 918; 950 ; 1006 (z. Teil) ; 1019, 13. 18. 41 u. Ö. 3) IG II !I 839, 49 ff. (Areopagiten und Private) ; 848, 22 ff. 36 hier als Abkürzung des Zl. 41 f. voll gegebenen Namens, der b 18 ff. zur normalen Zweistelligkeit abgekürzt wird wie 1035, 6. 12. 4) Ich konstatiere nur II D 839, 54 ff. 5) [Plut.] X Redn. 850 F. A51 D. 852 E ; Athen. VI 234 F ; Diog. L�rt. VII 12 usw. 6) IG II g 1632, 1 9 ; 1672, 11. 303 ; 1673, 65 - aber neben der Drei stelligkeit : 1629, 728 f. 7) IG I[ � 1607, 20 i 1672, 271 ff. ; an letzterer Stelle ist die Mehrzahl zweistellig. _.
211 früheren solchen 1). Die Trierarchen in den Seeurkunden sind meist zweistellig 2). In den Katalogen von Beamten (II 2 1696 ff.) haben wir Zwei- und Dreistelligkeit selbst bei der gleichen Be hörde (vgl. II 2 1706 und 1715) 8), auch Wechsel in der gleichen In schrift begegnet 4). In den Diadikasien über Leiturgiepflichten TI 2 1928 ff. herrscht die Dreistelligkeit. Eine Sonderstellung nehmen die Inschriften über die großen Agone ein, wo die mitkämpfenden Athener als Vertreter ihrer Vaterstadt gegen Ausländer oder als Vertreter einer Phyle gegen die anderer stehen. Hier ist also (vgl. z. B. TI 2 956 ff. allent halben) die normale Form dreistellig, aber statt des Demotikon das Wort 'Aet'Jvaio� oder die Phyle 5). § 74. Der Gebrauch der Schriftsteller ist abgesehen von Stellen, wo sie Urkunden zitieren oder benützen, mit Vorsicht zu ver wenden. Die Historiker haben kaum Anlaß, die auftretenden Personen mit der amtlichen Namensform vorzustellen; manche wie Plutarch und Diodor stehen den Feinheiten des athenischen Rechts sehr fern; aber auch Aristoteles, Thukydides und Xeno phon sind sehr zwanglos 6). Wichtiger sind die Redner, die die Schriftsätze ihrer Prozesse zu zitieren haben und im Text zum mindesten verraten, wie der Sprachgebrauch des täglichen Lebens war. Wir finden allent-, 1) IG II a 1487, 92 f.j 1631, �52. Vgl. die Nennung von Eubulos 1 627, 354; 1631, 231 und Demades 1629, 3!9. 698 einstellig bei Verweis auf ihre kommissarische Stellung zum Ankauf von Kriegsmaterial. 2) IG II ! 1604 ff. passim. DreiStclligkeit kommt vor: 1631, 347 u. Ö. 3) Vgi. die Listen von Buleuten 1697 ff. allenthalben : oft nur der Name, z. T. der Demos, z. T. statt dessen der Vatersname, ebenso 1742 ff. p assim. LEtztere Form auch bei der Liste der 'Il'dPEbpOl des Archon II a 1696. 4) IG II \I 1740 j 1742 j 1744 u. Ö. 5) Das gUt für alle Agone, auch Demosth. XXI 60 nennt im Zusammen hang mit Choregien den Bürger nach der Phyle statt des Demos. Das alles hat mit dem amtlichen Namenwesen nichts zu tun. 6) Vgi. z. B. die Liste der Ostrakisierten Aristot. 22, 4 ff. o der die Be nennung der Personen in der Erzählung 45, 1.
212 halben ein starkes Schwanken 1). Kläger und Beklagte erscheinen an Stellen, wo man einen korrekten Sprachgebrauch erwarten sollte, bald dreistellig, bald nur mit dem Demotikon 2), im Text der Reden meist in der letzteren Form 3) , aber auch einstellig 4) oder mit dem Vatersnamen ohne Demotikon (Andok. I 47). Zeugen im Text der /laP't'upim oder bei dem amtlichen Aufruf zur mündlichen Wiederholung des Zeugnisses in der Verhand lung haben bald nur das Demotikon 5), bald die Dreistelligkeit 6), bald stehen beide Formen nebeneinander ([Demosth.] LIX 23). Erwähnungen der Zeugen im Text geben oft die erstere Form 7)., a.ber auch nicht selten die . Dreistelligkeit B). Gläubiger und Schuldner, Erblasser und Erben, Vertragspartner, Bürgen · usw. zeigen daa Demotikon an Stellen mit amtlichem Charakter 9) und auch im Text der Rede 10). Angehörige und Verwandte, Freunde und · Feinde einer Partei erscheinen, wo nicht der bloße Name genügt, gern mit dem Patronymikon 11), anderswo wech selt dies mit dem Demotikon 12), meist begegnet das letztere allein 18), selten ist hier die Dreistelligkeit wie Lyk. 24. Bei Rückblicken auf die Erlebnisse solcher Personen in frUheren 1) Im fo lgenden gebe ich nur Beispiele. 2) D emosth. XXI 103; XXXIX 37 ; XLV 46. 3) D emosth. XLVII 28 ; Hyper. III 12. 28 f. 34 f. ; And ok. I 615. 4) Andok. I 13. 15. 35. 47. 5) D emosth. XXXV 13 ; XLVII 11 ; LVIII 33 ; LIX 40. 6) Aischin. I 155 ; Demosth. XLIV 8 f. 55 ; LVIII 35. 7) D emosth. XXI 82. 93. 107. 121. 168 ; XXIX 22. . 24 f. 28. 32. 84 ; LIX 47 f. 54. 61. 7 1 ; Lys. XXXI 16 ; Isaios III 22 f. 8) D emosth. XXXV 14. 20. 34 ; LIV 31 ; LIX 123. 9) D emosth . XXXIII 15. 22; XXXV 10; XLII 2 8. 10) Demosth. XLV 28; XLVIII 5 ; L 17 ; Lys. XIII 5 8 ; Isaios II 2 9 ; IV 9 ; VI 3. 27. 1 1) Aischin. I 150; Demosth. LVIII 67; Andok. I 117 ; IV 32. 12) Demosth. XXVII 4 ; LIV 7 ; vgl Plat. Apol. 33 E. 13) Demosth. XXI 1 74. 208 ; XXV 44 ; XXVII 14. 5 8 ; XXXVIII 17; XL 6 ; XLIII 3 . 1 9 ; L 27 ; LII X ; LVII 20 f. 37 f. ; L1X 58 ; Lyk. 22 f. ; Lys. XIX 1 5 f. ; lsaios 11 3. 9; VII 7; VIII 8.
213 Zeiten werden sie eingeführt teils mit dem Vatersnamen (Demosth. LVm 30), teils mit diesem und dem Demotikon durcheinander l), teils nur mir letzterem 2), teils in dieser Form und einstellig durcheinander (Hyper. m 1). Auch bei in irgendwelchen amtlichen Stellungen zu nennen den Personen wechselt der Gebrauch stark, so erscheinen Diai teten oft mit dem bloßen Namen S), oft mit dem Demotikon 4). Lys. XII 55 nennt zwei der Zehnmänner von 403, einen ein stellig, einen mit dem Demotikon, meist setzt man das letztere ohne Patronymikon : bei dem ßao'tAEu� [Demosth.] LIX 72, einem Strategen Lys. XXI 8, Buleuten Demosth. XXII 40. ; Lys. XXI . . 10, ebenso bei Choreuten Demosth. XXI 62, Trierarchen Demosth. L 41. 52 j Lys. XXI 9, aber auch das Patronymikon ohne Demotikon kommt vor : Lys. XXX 28 bei einem avaTpa TWV V6�lWV 5). Man sieht im allgemeinen das starke Vorwiegen der Zwei stelligkeit mit dem Demotikon und deutlicher noch die besondere
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Seltenheit von Patronymikon ohne Demotikon j das letztere ist die einzige nachweisbare Wirkung der o. S. 199 f. zitierten Ord nung des Namen wesens. Als das Normale empfindet man im 4. Jhdt. im lebendigen Sprachgebrauch die Dreistelligkeit 6), man kürzt nur gern ab und zieht dann das Demotikon allemal dem Vaters namen vor, selbst in den besten Familien ; der vornehme Peri patiker heißt stets Al1��TPlO� CPaAl1pEu� 7). 1) Demosth. XXX 60. 134 ff. ; Ep. III 24. 2) D emosth. XX 146 ; LlX 33 ; Dein. I 23. 58 ; Hyper. I 6. 21 ; II 46. 3) Demosth. XXIX 31 ; XLV 60; XLVI 5. 4) A. a. O. XL 16 ; XLV S ; XLVII 5. 5) Die Redner führen oft Personen mit anderen Zusätzen ein als den besprochenen, m it dem Namen eines alten Geschlechtes Demosth. XXI 182, dem Beruf a. a. O. XXV, 47 ; L 17 ; LlX 26. 28, als .den [Kolonisten] von Aigina" Andok. I 65, den Areopagiten Dein. I 53 U. a. - vgl. Demos'th. . LVIll 42; Isa.ios VIII 3. Da.s geht uns hier nichts an. 6) Demosth. XXXIX 9 ; XL M i vgi. Xen. Oik. 7, 8. 7) Plut. Demosth. 1 1 ; Diod. XVUI 74, S ; XIX 68, 3 ; XX 27, 1 u. Ö.
2 14 In der Komödie stellt man sich teils mit dem Demotikon vor, teils mit dem Patronymikon 1), der Gesprächston wechselt die Namensform mit Leichtigkeit 2).
e) 8ürgerpässe. § 75. Im 4. Jahrhundert hat Athen einen regelrechten Paß als Personalausweis für seine Bürger geschaffen, das mvaKlov, das modern so genannte Richtertäfelchen, das aber durchaus nicht nur für den Gebrauch des Heliasten allein bestimmt war. Die moderne Bezeichnung ist schon deswegen unglücklich) weil es im 4. Jhdt. keine feste Liste der Heliasten gab, sondern . jeder Bürger, der sich am bIKao'T�PIOV einstellte, geborener Heliast war. · Diese 1TlvaKla oder oUJ.'ßoXa dies ist amtlich, s. u. - dienen gewiß als Ausweis bei diesem Akt der Auslosung der Gerichts höfe aus den sich Meldenden am Morgen jedes Geriehtstages 3), aber auch bei der Auslosung der Beamten dienen sie offenbar als das Los des betr. Bürgers (Demosth. XXXIX 12) und die Ausweise, die jetzt bei dem Betreten der Ekklesie vorzuzeigen sind .), können auch nichts anderes sein, da wir weitere Arten von Ausweisen weder aus den literarischen Quellen noch aus Bodenfunden kennen 5). Die Täfelchen weisen durch die Buch-
1) An stoph. Ach. 406 j Wolk. 134. 2) Vgi. Plat. G org. 487 C. 3) Aristot. 63, 2. 4j 64, 1. 5 usw. 4) Ari stoph. Ekkl es. 291; eine Versamml ung ohne Kontrolle der PIl6 se i st tumultuarisch (Plut. Phok. 33). Bei der ou>.>.oYl'l TOO !n'lJ.lou findet nach IG II i. 1749, 75 fr. eine bldboO\� TWv oufJp6>.wv statt, eine (EinsammI ung und) Wiederverteilung der Pässe, natürlich anläßlich der Auszahlung des iKIU.110IaOTIK6v. Hier haben wir den amtlichen Namen der Pässe. 5) Diese ouJ.illo>.a haben wir IG Jl G 1835 fr. j d az u Amer. Journ. Arch. 1932, 292 f. ; vgl. Hommel, Heliaia 39 11'. Nach Aristot. 63, 4 waren sie aus Holz, die uns erhaltenen sind aus Metall. Das kann ein Unterschied der Zeiten sein, wenn auch nicht mit Hommel a. a. O. 40 ein Ersatz des Metalls durch das Holz spät im 4. Jhdt. anzunehmen ist. Metallersatz ist ein Zeichen der Not, was für das Athen der Zeit gewiß nicht zutrifft. Demosth. a. a. O. spricht freilich i. J. 548 (Blass, Att. Bered s. TII 1, 474) von Xa>'Klov, m ei nt also unsere Metall-
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staben A-K, seit 307 A-M, jeden Bürger einer Abteilung der Heliasten zu (Aristot. 63, 4). Ferner tragen sie die Namen des Bürgers, stets mit dem Demotikon, in der Mehrzahl der Fälle auch mit dem Patronymikon, wie auch Aristot. a. a. O. angibt. Endlich haben sie meist einen oder mehrere Stempel ; es be gegnen an solchen eine Eule, eine Doppeleule, ein Gorgonen kopf, ein Frauenkopf, der erstgenannte gelegentlich zweimal auf einer Tafel. Es ist längst vermutet worden (vgl. Hommel a. a. O. mit Literatur), daß wir hier einen Reflex der Auslosung der Beamten vor uns haben, um unerlaubte Iterationen zu ver hindern. Das ist sicher richtig, wie Demosth. a. a. O. lehrt : zwei völlig gleichnamige BUrger bringen bei einer Auslosung von Beamten Konfusion, da man nicht weiß, welcher erlost ist, "außer wenn ein xaAKiov ein <J1'\/JEio v hat", d. h. wenn ein Paß bereits den Stempel flir das betr. Amt trägt, denn dessen In,. haber kann ihn nicht zur Auslosung einreichen, ohne daß er wegen Versuchs der Iterierung des Amtes abgewiesen wird" so daß nur der andere Homonymos Chancen hat. Die paar er haltenen Stempel auf bestimmte Ämter zu beziehen ist natür lich nicht möglich, nur die Eule muß, da sie allein zweimal auf einem Täfelchen erscheint, der Würde des Buleuten entsprechen, die jeder BUrger zweimal bekleiden konnte (Aristot. 62, 3). Die Pässe sind sicher von einer amtlichen Stelle ausgegeben worden. Sie sind nach der Beschriftung z. T. mit den Text einrahmenden Punkten versehen worden (IG Ir 2 1861 ff.), um eine Änderung des Namens zu verhindern, was nach einer amtlichen Maßregel aussieht ; ferner sind die Namen usw. frei von orthographischen Fehlern. Hätte jeder Lastträger und Tage,
,
täfelchen, aber unsere Exemplare aus Bronze reichen bis in d ie Zeit der 12 Phylen (da sie 12 Losungsgruppen für die Heliaia voraussetzen : M als höchste Zahl) und gehen sicher bis 400 zurück (s. u.). Man mag öfters ge wechselt haben oder d ie Demen (s. u.) waren in d er Wahl d es Materi al s frei.
216 löhner seinen Namen selbst eingetragen, wUrden die '1tlValCla genau so viele Fehler enthalten wie die Ostraka des 5. Jhdts. Andererseits zeigen. die manchmal vorhandenen, manchmal feh lenden Punkte, der manchmal vorhandene, manchmal fehlende Vatersname, daß nicht alle Pässe von einem Zentralbureau aus gegeben wurden, für das man bei der Führung der BUrgerlisten le diglich in den Demen ( 0. S. 71 f.) auch schwer ein Organ würde ausfindig machen können. Die Erklärung liegt damit auf der Hand : die Pässe wurden von den Demen bei der Eintragung in die Bürgerliste ausgestellt, der eine Demos war dabei etwas genauer, der andere weniger genau 1). Die Zuweisung an die einzelnen Richterabteilungen muß dann der Demos vorgenommen haben j da die Gruppen ungefähr gleich stark waren (Aristot. 63, 4), sicher ganz einfach so, daß jeder Demos bei jedem neu ausgestellten Paß den jeweils nächsten Buchstaben einfügte, immer von A-K, später bis M gehend und dann von vorn be ginnend 2). Die Zeit der Einführung der Pässe muß das frühe 4. Jhdt. gewesen sein. Einzelne von ihnen zeigen eben noch die Ge1) Solch ein Demos konnte auch das aöJ.I�o).ov eines Verstorbenen neu verwenden, wie es IG 11 11 1889 ; 1 898 geschehen ist. Der Besitz von zwei Täfelchen war strafbar (Demosth. XXXIX 12 }, immerhin sind zwei völlig identische (11 • 1 887) in einem Grabe gefunden. Vielleicht hat der Eigen tümer seinen Paß verloren, einen neuen erwirkt und hinterher den alten wiedergefunden, oder, da nur die eine Tafel ein Loch hat (zum iJ.l1t1lYVÖVUl bei der Richterlosung, s. u.), die andere nicht : er hat sich, als die neue Form mit Loch aufkam, einen neuen Paß besorgt und die Rückgabe des alten verbummelt. 2) Dann hatte, wie ohnehin zu erwarten, jeder Bürger einen solchen Paß. Ob er von ihm ' Gebrauch machte war seine Sache. Manche der er haltenen Pässe haben keine Stempel, die eine Beamtenstellung verraten, der lnhaber machte es dann wie Isokrates (XV 27), der keinen Ehrgeiz entwickelte, Pöstchen zu bekleiden. Daß es Bürger gab, die den Heliasten eid nicht geleistet hatten (Demosth. XXIV 21), besagt nicht, daß sie keinen Paß hatten, der Eid kam erst bei dem Eintritt in das Alter in Frage, das für Geschworene vorgesehen war.
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,
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wöhnung der Schreiber an das voreukleidisch� Alphabet 1), zum Teil sind sie auch noch ohne das Loch, das zum Aufhängen der Täfelchen bei der Richterlosung dient (Aristot. 64, ,2). Das von AristoteIes 63 ff. beschriebene System ist nach Aristoph. Ek kIes. 682 ff. j Plut. 277 f. 1160 um 390 offenbar schon im Gange gewesen. Da eine Kontrolle in der Ekklesie bei der Einführung der Besoldung durch llClCAl')alaaTtlca unentbehrlich ist und diese um 400 begonnen hat 2), kommen wir auch für die Pässe auf diese Jahre. Die letzte datierte Erwähnung ist Theophr. Charakt. 6, 4, der mit den aUJ.lßoAa, die den freien Eintritt zu den Schauspielen eröffnen 3), nichts anderes meint u�d sogar im Unterschied von Aristot.eles den amtlichen Ausdruck verwendet. f) Die Leiturgien. § 76 Zu den Bürgerpflichten gehört in der klassischen Zeit das oft erwähnte Syst.em der Leiturgien, der nDienste" für den Staat, die von den Wohlhabenden geleistet werden und deshalb, als nur einen Teil der Bürger treffend, hier für sich behandelt sein mögen 4). Idee und Terminologie setzen voraus, daß der .
1) Vgl. Hommel a. a. O. 43 108. 2) Sie ist dem 5. Jhdt. unbekannt und wird nach der Restauration von 403 nach einigem Zögern eingeführt (Aristot. 41, 3), rasch von 1 auf 3 Obolen steigend. Der letztere Satz ist 392 schon erreicht: Aristoph. Ekkles. 183 ff. 292. 300 ff. u. ö. 3) Nämlich so, daß man gegen ihre Vorzeigung das 9EWP1KOV erhält (0. S. 197). 4) Das Wort AE1ToupY{a, AlJToupy!a (vgl. Beck. An. I 277).bedeutet an sich jeden Dienst am . Staate oder irgendeinem größeren Ganzen, wird daher auch in Zeiten, wo es amtlich für ganz bestimmte Lasten verwen det wird, in allgemeinerem Sinn gebraucht: für den Dienst als Soldat (Demosth. XXI 165), an Bord (a. a. O. L 35) - vgl. die Wendung Lys. XIX 58 : Leiturgien mit dem Geld und der Person - für Beamtenpfiichten (Demosth. XXXIX 9), selbst für gesellschaftliche Verpflichtungen (Isaios IH 80). In hellenistischer Zeit wird das Wort für die Amtspflichten der Beamten verwendet : IG II 11 682, 61 i 989 : 1 013, 49 ff. ; 1285; 1304, 3 f. ; 1309 a, wonach 417, 4 f. zu deuten und zu datieren ist, ebenso für den Wachdienst und andere Obliegenheiten der Epheben : II 11 1028, 28 ; 1029,
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Beamte, wenn nicht für seine Tätigkeit bezahlt, so doch frei von pekuniäre.n Aufwendungen auf Grund seines Amtes ist. In archaischer und dann nooh stärker in hellenistischer Zeit ist aber ein .solches Amt ein Opfer, die Trennung der Begriffe c:iPX� und AmouPTla ist notwendig demokratisch 1). Der Sprachgebrauch literarischer Quellen grenzt den Begriff der Leiturgie verschieden ab, schließt ElI1<popa und rrpoElI1<popa bald ein 2), bald aus 3), er wird sogar unter Ausschluß der Trierarchie ver wandt 4) wie unter ihrer Einbeziehung 5), fast allemal eingeschlossen ist die Choregie 6), aber selbst hier ist Demosth. XIX 282 eme Ausnahme, oft ist der Sprachgebrauch ganz locker 7). . 17; 1039, 22. 54 ; 1043, 47. - Die Leiturgien im technischen Sinn als Last der Wohlhabenden : [Xen.] 'AeTJv. wo>.. 1, 1 3 ; D emosth. xvrn 257 ; XX Hyp. II 1. 4. 9 ; 18 f. ; Isaios VII 5 ; XI 48 ; fr. 22, 1 ; Schol Ael. Arist. Panath. 195, 1 u. Ö. 1) Vgl. den Sprachgebrauch Isokr. VII 2 5 (auch XII 145) : früher war das IipXElv eine >,uToupyla und keine �1J.1Topla. 2) Lys. VII 31 ; XXV 12 ; Isokr. VIII 20. 3) Demosth. XXI 153; XXVII 64. 66 ; XLVII 54 ; Lys. XVIII 7; XX 23; Isaios XI 50. 4) Demosth. XX 151 ; XXI 151 f. ; XXVII 64. 66 ; Isaios VI 60 ; VII 38 ; Plut. Nik. 1 2 ; X Redn. 839 C j Xen. Oik. 7, 3 ; Theophr. Char. 22, 6 ; 26, 6. 5) Demosth. XX 1 8 ; XXI 1515 ; XXVIII 3 ; XXIX 7 ; XXXII 24 ; L 21 1 Lys. XXV 1 2 ; Isokr. VIII 20 ; vgl. IG 11 2 649, 12 ff. 21 ff. ; vgl. die Stellen der folgenden Anmerkung. 6) Trierarchie, Choregie und elaepopd als Einheit : Demosth. VIII 70 ; XVIII 257 ; XIX 230 ; Lys. XIX 29. 57 ; Isaios V 41 j Antiph. Tetr. A II 18 vgl. A 111 8. "Choregie, Trierarchie u. a. Leiturgien" : D emosth. XXXVIII 3 ; LyS. VII 31 und sogar IG 11 2 649 bei Dinsmoor, Arch. of Athens 7 f. , Zeile 21 ff. Choregie,' Trierarchie und XPl1lldTwv lmMauo: : [Demosth.] Ep. 11 1 2 ; IG 11 I 649 a. a. O. Zeile 10 ff. 51 ff. Choregie und Trierarchie:. Isaios VII 35 ; Zosim. Vita D emosth. Dindorf VIII 21. Chore gie, Gymnasiarchie und Trierarchie [Xen.] 'Ael1v. wo>.. !, 13. Choregie und Gymnasiarchie werden mit der Phylen- (nicht staatlichen) Leiturgie der tandTopEC; Demosth. XX 21 als lYKUK>'IOI >'ElToupylat der Trierarchie gegen übergestellt. 7) So bei Einschluß von Stiftung von Geld für patriotische Zwecke Lyk. 139 ; vgl. [Demosth.] Ep. 11 12, des Loskaufs kriegsgefangener Bür ger Demosth. VIII 70; vgl. XIX 230, aller Beweise staatstreuer Gesinnung
219 Die korrekte Abgrenzung des Begriffs ergibt sich aus der für die meisten Zeiten seiner Existenz wichtigsten Bestimmung des Systems, dem Verbot der Belastung einer Person mit mehr als einer Leiturgie in einem Jahre : Demosth. XX 1 9 ; XXI 155 ; L 9. Wir beobachten, daß sich Choregie und Trier archie als gleichzeit.ige Belastung gegenseitig ausschließen (Demosth. XX u. XXI a. a. 0.), beides sind also Leiturgien im technischen Sinne wie selbstverständlich. Dasselbe gilt von diesen beiden Leistungen und der npoEu1cpopa (Demosth. L 9). Dagegen schließt sich keine dieser Lasten mit der einfachen eiO'cpopa, der Vermögenssteuer, aus 1). pie letztere rechnet also . nicht als Leiturgie. Das Ergebnis bestätigt sich, wenn man sieht, daß die Klage auf aVTlboO'l� bei Trierarchie, Choregie und npoE10'cpopa, nicht bei der normalen Steuerpflicht vorkommt (u. § 77). Die drei ersteren Begriffe sind also echte Leiturgien und dazu natürlich die der Chotegie völlig gleiche Gymnasiar chie 2). Ferner gehört in diese Reihe bis nach der Mitte des 4. Jhdts. die Stellung der zehn Epimeleten der Dionysien, von denen Aristot. 56, 6 sagt, daß sie in seiner Zeit geloste Beamte mit einem festen Etatsposten waren, früher aber das Fest auf eigene Kosten, d. h. als AEITOUPTOÜVTE�, leiteten ; letzteres war nach Demosth. XXI 1 71 noch um 350 der Fall S). Die jüngste Demosth. XIX 282 ; vgl. PoIl. 111 67 oder gar der 1'lt'lfoTpocpia, um bei sportlic ? en Agonen vor Athen oder dem Ausland zu glänzen Lyk. 139 ; Xen. Olk. 2, 6 ; Sympos. 1, 2. 1) Demosth. XX 19. 28 ; XXIV 172; Lys. XIX 29 ; XXI I 1f. ; Isokr. X V 145. 2) Demosth. IV 36 nennt beidein·einem Atem,XX 21 faßt er die agonistischen Leiturgien als Einheit zusammen und bezüfert sie auf reichlich sechzig, eine Zahl, die die Chöre allein nie erreichen konnten ohneEinschluß deryuJ,lVaOlap x{al lIlit ihren Mannschaften von AaJ,l1Tab ocpe POlO der 1TUP P\(JTIXd�. Diese letzteren erscheinen denn auch als "Chöre" Isaios V 36 und sogar amtlich IG 11 1 1286 ; dasselbe ist 11 1 1383 ; [Plut.] X Redn. 835 B ; Lys. XXI 2 gemeint (für die kleinen Panathenaien, die keine musischen Chöre haben). Näheres . später bei der Besprechung des Kultus. B) Die Architheorie forderte oft pekuniäre Opfer, ist aber keine Leitur gie trotz Lys. XXI 1 1f. und Busolt 1219, da der apXIBewper; Diäten erhält,
220 echte Liturgie ist die
npoEuJ'q>opci,
ihre Schaffung stellte eme
Durchbrechung des noch von Demosth. XX 25 wiederholten Satzes dar, daß leiturgische
Aufwendungen niemals
durch
staatliche Kassen gehen. Das zitierte, eine überbürdung verhindernde Gesetz bestimmt weiter, daß jeder Pflichtige nur ein Jahr um das andere mit einer Leiturgie belastet werden darf (Deinosth. XX 8), zwischen zwei Trierarchien sollen nach Isaios vrr 38 sogar zwei freie Jahre liegen 1). Das Verbot der Kontinuierung und Kumulierung der Leiturgien ist in den Notzeiten des p eloponnesischen Krieges außer acht gelassen, aber nicht formell suspendiert worden. Lys. XIX 29 sagt ein Redner von sich, er habe in vier oder fünf Jahren - da er die Tendenz hat, seine Leistungen groß darzustellen, können wir ruhig sagen : in fünf Jahren - drei Trierarchien und zwei Choregien geleistet, also entweder · ohne freie Zwischenjahre oder mit solchen und unter Kumulierung von zwei Leiturgien 2). Noch krasser ließ der Fall Lys. XXI 1 ff. Der Redner hat geleistet 411/0 zwei Choregien, 410/9 und 403/2 je eine solche und zwei Gymnasiarchien, 405/4 je eine Choregie
und Gymnasiarchie,
dazu wohl 409/8- 403/2, jedenfalls sieben Jahre lang, die Tri erar" chie : eine ständige Kumulierung der Lasten. Er fügt aber hin zu (5), daß er mehr als das Vierfache dessen geleistet habe, was das Gesetz erforderte, setzt also dessen unveränderte theo retische Geltung voraus. Er spricht von neun Jahren (411/0403/2), bei günstigster Rechnung der Pflicht- und der Freijahre wenn auch unzureichende (vgl. Androt. fr. 4 ; IG II g 365 ; [Demosth.) Ep. III 10 bzw. Andok. I 182 ; Beck. An. I 199 ; Aristot. Eth. Nikom. 1122 A).
1) Wenn das stimmt : die Reden des Demosthenes und Isaios sind nahe zu gleichzeitig und die Tendenz der ersteren ließe erwarten, daß er diese weitere Erleichterung nicht verschweigt. Isaios a. a. O. sagt auch, daß man �früher" aUV€XÜH; Leiturgien leistete, was in dieser Form sicher falsch ist (s. u.). 2) A. a. O. 57 wird über die Zeit, über die sich sieben Trierarchien er streckten, nichts gesagt; dasselbe gilt von Isa.ios VI 60.
gäbe das vier Leiturgien, er zählt achtzehn auf 1) : gan� richtig, mehr als das Vierfache. Im 4. Jhdt. ist das Gesetz lange unbestritten, eine freiwillige Kumulierung von Choregie und Trierarchie durch Hypereides wird (plut.] X Redn. 848 E als Unikum hervorgehoben. Zer stört wurde das Gesetz und damit jede wirtschaftliche Vernunft in dem ganzen System erst durch Demosthenes' Neuordnung der Trierarchie, der diese den 300 1TPO€\O'q>EPOVT€� übertrug 2), also diese Art der Kumulierung jederzeit möglich, in der Praxis vermutlich zur Regel machte.
§ 77. Die Ablehnung einer Leiturgie kann erfolgen in den
, Zeiten, die das Gesetz über die Höchstbelastung achten, wegen Übernahme
einer anderen Leiturgie oder
Nicht-Ablauf
der
Schonfrist, der xPOVOt Tfi� aT €�Eia� (Aristot. 56, 3), bei Choregen für Knabenchöre - und sicher genau so bei Gymnasiarchen für Knabenriegen -, wenn der Pfli�htige noch nicht 40 Jahre alt ist (a. a. 0.). In solchen Fällen stellt das Gericht durch btabtKa<Tia
fest, ob die Pflicht besteht oder nicht S). Nach den
IG 11 2 1928 ff. erhaltenen Listen erledigter btabtKa<Tiat 4) lautete da.s Urteil stets, daß statt eines bestimmten Bürgers ein be stimmter anderer die Last zu übernehmen hat, das setzt für das Verfahren voraus, daß der von dem für die betr. Leiturgie zu ständigen Beamten designierte bzw. von der Phyle vorgeschlagene 1) Sieben Trierarchien, fünf Choregien, drei Gymnasiarchien, dazu rech net er eine dpX\9EWpla, die dpPl1qlopla seiner Tochter - beides keine Lei turgien im Sinne des Gesetzes -, ferner eine Regatta, die sich natürlich mit einer der Trierarchien deckt, was er ebenso natürlich nicht sagt. 2) Demosth. XVIII 103 f. ; Aischin. III 222 ; Rarp. Suid. Phot. Etym. Magn. s. aUj.ij.iQP{a. 3) F.ür die Trierarchie Aristot. 61, 1, das gleiche gilt notwendig für alle Leiturgien. Vgl. Res. Suid. Etym. Magn. s. !nabIKaala ; sie bezeichnen sie als Klagen von bplaBi')val ßOU'-6fJEVOI tt6TE XP� '-EITOUP"fEIV aOTouc;. Im 5. Jhdt. liegt die blablKaala der Trierarchie noch bei dem Rat [Xen.] ,
Ael'\v. 1tO>'. S, 4. 4) Wenn es sich hier nicht
um
dVTlb6aEI� handelt, s. u.
222 BUrger 1) einen anderen namhaft machen mußte,
der
nach
seiner Ansicht eher an der Reihe war, worauf der betr. Beamte diesen Protest als Klage des ersteren auf den normalen Prozeß weg brachte. Eine Ablehnung, weil man gleichzeitig Beamter ist, ist nicht allgemein zugelassen, VGn der Trierarchie sind nur die neun Archonten frei (Demosth. XX 27 f.), Strategen, Taxiarchen und Phylarchen sind als Trierarchen jedenfalls nicht belegt - Uber scheinbare Ausnahmen s. später bei der Behandlung der Landes verteidigung -, fUr die Ubrigen Leiturgien fehlt das Material. Wichtig ist, dagegen die Ablehnung einer Leiturgie mit der BegrUndung, daß man pekuniär die Last nicht tragen könne. Sie erfolgt auch vor der die Leiturgen designierenden Behörde und ebenfalls in der Form, daß man einen zweiten, reicheren BUrger angibt, gegen den dann der betr. Beamte die Klage 1) Der für die Designierung der Pflichtigen zuständige Beamte ist für die einzelnen Leiturgien verschieden : für die Trierarchie die Strategen, bzw. später der aTpaT'1'fÖC; �1tl Ta<; aU�lIJop!ac; (Aristot. 61, 1 u. ö.), für die 1tpOelaep�povTEC; ebenfalls die Strategen : Demosth. XXXIX 8 j XLII 15 ; die erste Stelle scheidet die Einordnung in die Trierarchen von der in die Symmorien, meint mit letzteren also die steuerlichen, nicht die trierarchi sehen Symmorien, die zweite Stelle gehört in eine Zeit, als die TplaKoalOl mit der Trierarchie nichts mehr zu tun hatten, denkt also auch an die 1tpoElaepopd. Die Choregen ernennt z. T. der Archon (Aristot. 56, 3 u. ö.), sonst werden hier und bei den Gymnasiarchen die Phylen herangezogen, die Vorschläge machen, nach denen der Archon die Designierung vor nimmt, um im Falle des Protestes elad'fouaa dpXTJ für die I>lal>\Kaa!a zu sein. Ü berliefert ist dies für die Dionysien und Thargelien Aristot. a. a. 0.; da die Gymnasiarchen der großen' Panathenaien vom Archon bestellt wer· den (Demosth. XXXIX 7) und die Phylen berücksichtigen (a. a. O. i XXI Hyp. II 1 1. i LVII 43 j IG II I 1181 j 1229 u. ö.), wird ihr Bestellungsmodus genau so sein. Die Hephaistien zeigen die Phylen (IG II 1 1340), die dpXTJ waren vielleicht die lep01t010l KaT �vlauTovc; (vgI. IG I • 84, 82 ff.), die dann auch für die Prometheen zuständig sind, die a. a. O. das Vorbild für die Hephaistien abgeben. Demosth. XXIV 48 ist der �aal>.evc; für die dVTt Mael<;, d. h. auch die Bestellung von irgendwelchen Gymnasiarchen zu ständig, es bleiben nur die kleinen Panathenaien übrig, oder er hat die lepo1tolO! aus ihren Festen verdrängt.
...,.... vor die Heliaia bringt. Diese Klage heißt aVTibo<1lC;, ihr Tennin ist bei den Leiturgien mit jährlich festen Listen der PHichtigen (Trierarchie und Proeisphora) der der- Aufst-ellung der Stamm rolle (vgl. Demosth. XVllr 17 ; XLII 4 f.),' bei den kultischen, die jeweils in dem Monat nach der Feier des letzten Festes der gleichen Art verteilt werdellt eben dieser Monat (Demosth. XXI Hyp. II 2 ; 13) 1). Das Verfahren dabei beschreibt Demosth. XLII Hyp. 2 ; im Text 1 ff. 11 ff. 16 ff. 22. 25 f. 28 ff. , kür zere Erwähnungen solcher Prozesse sind vollends häufig 2). Kläger und Beklagter haben bis zu einem von ihnen vereinbar ten Tennin, mangels eines solchen in drei Tagen, eine eidlich zu bekräftigende Aufstellung ihres Vermögens, ihrer Schulden und ihrer bhcal, d. h. der Summen, die sie von Dritten fordern oder die Dritte von ihnen fordern, vor der betr. Behörde, Stra tege, Archon usw. , - abzugeben : a.1To<pa<11C; 3 ). Häuser und Vor ratsräume werden von der Gegenpartei unter Heranziehung von Zeugen inspiziert und versiegelt 4). Ausgenommen von der
a.1TO<pao'lC; sind die gepachteten Anteile an staatlichen Bergwer1) Der zuständige Beamte für das dad'fElv der �)\llbll(llallll und �TIMaEIC; fehlt bei den leiturgischen Epimeleten der Dionysien, weil sie vom Volk gewählt wurden (Aristot. 56, 4) ; hierher wird man also die Notiz Beck. An. I 409 j Tim. s. dVTw,",oaill ziehen, nach der man in irgendeinem Falle durch eidliche Versicherung vor dem Volk seine Unfähigkeit zu der Leiturgie be haupten und sie ablehnen konnte. Die Anomalie verschwand mitderUmwand Jung der Stelle in eine normale dpX� nach S50 (0. s. 219). 2) Für Choregen : Aristot. 56, S ; Demosth. XX 130; XXI Hyp. und 156 j Lys. XXIV 9; Lex. Cant. Phot. App. s. i1twvv,",oc; 1ipxwv. Für Trierarchen : Demosth. XXI 78 ; Isokr. XV 4 ; [plut.) X Redn. 829 C ; Beck. An. I 184 (konfus). Für 1tpo€\oepepovTEC; : Demosth. XLII Hyp. 1 ; 3 ff. Im allgemeinen Demosth. XXVIII 17 ; Isokr. VIII 28 ; Lys. III 20 ; Xen. Oik. 7, 3 ; Schol. Demosth. Dind. S. 155 1. ; Lex. Cant. Phot. App. Phot. Reitz. s. dVTlbo alC; ; Beck. An. I 197. 406. 3) Demosth. XLII 11 W. gewährt der Kläger dem Gegner mehrfach Auf schub ; das ist seine Sache. Zu den bllClll vgl. Demosth. XXYI11 17. 4) Vieles bleibt unklar : wo wohnen die Parteien, wenn das Haus ver siegelt ist? Wie wird das Vieh in dem versiegelten Stall gefüttert ?
224 ken, weil diese unter persönlicher Verantwortung des Pächters ihm vom Staat zugewiesen sind 1), ebenso die auch vom Staat zugeteilten K��POI in den Kleruchien 2),
da beide kein freies
Eigentum der Partei sind. Die &vTibo(Tl� ist also trotz ihres Namens kein Vermögenstausch, sondern nur eine Klage auf Feststellung des VermUgensstandes und darauf erfolgende Zu teilung der leiturgischen Pflicht. Daß sie jemals den realen Tausch alles Eigentums zum Ziel hatte, ist bei den entwickel ten wirtschaftlichen Verhältnissen Athens auch im 5. Jhdt. mehr als unwahrscheinlich, schon wegen der Verschiedenheit der Berufe 3). Jedoch ist die Entscheidung durch die Heliaia. erst im 4. Jhdt. durchgedrungen ; i n der Generation des pelo ponnesischen Krieges lag der Spruch nach [Xen.] 'Ae'1v. noA. 3, 4 noch bei dem Rat.
§ 78. Eine Befreiung von der Leiturgie nach endgültiger Zu weisung durch den Rat, später die Heliaia kann nur das Volk aussprechen, an das der betr. Bürger als IKET11� appelliert (Demosth.
xvrn 107). Die Nichterfüllung der leiturgischen Pflichten ist strafbar ") . Von Leiturgien frei sind die Vermögen Minderjähriger und die erwachsener Bürger im ersten Jahr nach der Eintra gung in die Bürgerliste (Lys. XXXII 24) - das bezieht sich auf die Zeit vor der Einführung der aktiven Ephebendienstpflicht im Frieden. Ob nachher das Freijahr weiter bestand oder nur die Dienstzeit als leiturgische Schonzeit rechnete, bleibt offen. 1) D emosth. XLII - 17 f. 23 ; vgl. o. S. 24. 2) Demosth. XIV 16 ; Harp. Phot. Suid. s. KAl1poOX01. 3) Die Deklaration mit ihrer Erstreckung auf Sklaven, Vieh und Feldfrüchte nennt auch Lys. IV 1. Vielleicht haben wir Aristoph. Ekkles. 1oo6f. eine Anspielung auf zwei aVTIMa€wc; prozessierenden Bürger : "du deponierst von meinem Gelde 2 %". Der Satz meint die Gerichtsgebühren, die wie selbstverständlich jede Partei von ihrem registrierten Vermögen zahlte. Daß der Gegner dies als sein eigenes Geld bezeichnet, ist die Zuspitzung des Lustspiels. 4) Demosth. XX 40 ; vgl. Plat. vö",. XII 949 CD .
225 Neubürgern geht diese ab (Demosth. XX 40 ; XLV 78) ; sie wird auch - genau wie das Verbot der. Kumulierung und Kontinu ierung der Leiturgien o. S. 220 f. - bei Bürgern in Notzeiten außer acht gelassen (Lys. XXI 1). Von der Trierarchie sind die neun Archonten frei (Demosth. XX 27), woran De mosthenes' Bestreiten irgendwelcher Befreiungen a. a. O . 18. 26 f. 128 f. nichts ändert, von den kultischen die Nach kommen der Tyrannenmörder (a. a. O. 18. 128 f.). Erbgut ist leiturgiepflichtig, dia Erben bestreiten eine Leiturgie aus der noch ungeteilten Masse des als Leiturge verstorbenen Erb lassers Demosth. XXXVI 39 ; IG II 1 1282 ; Suppl. 1282 b. Außerdem kann das Voik wie jede Atelie auch die von Leitur gien verleihen 1). Metoiken erscheinen Demosth. XX 18. 62 als leiturgiepflich tig, damit könnte an sich bei dem lockeren Sprachgebrauch für das Wort A€lTOUPTla die direkte Steuer des J.l€T01KlOV gemeint sein oder sogar die Pflicht, bei einer Beteiligung an staatlichen Festen bestimmte Rollen in der Prozession zu übernehmen 2), aber IG If2 141, 3 0 ff. wird sidonischen Metoiken 3) die Be freiung von �1€T01K10V, XOP11T1a und d<1cpopa verliehen: Lysias spricht XII 20 von sich und seinem Bruder (beide sind Metoi ken) als rra<1a� Ta� XOP11T1aC; xopr1T�<1aVT€C;. In der Tat kennen wir die Choregie der Metoiken bei den Lenaien4), ganz isoliert komnien 1) Demosth. a. a. O. Hyp. I 1 ; 11 1 ; 29. 34 ff. 40 ff; 44 f. 54 f. 63 f. u. ö . Daß clTl).€tQ begrifflich eine Befreiung von -den Leiturgien ausschließt (PoIl. VIII 155 f.), ist natürlich aus Demosthenes' Polemik gegen solche Atelien in der genannten Rede falsch gefolgert. 2) PoIl. 111 55 und sehr oft i vgl. später bei dem Kultus. 3) Daß es Metoiken sind, folgt aus den genannten Lasten bzw. Atelien s. u. § 93. 4) Schol. Aristoph. Plut. 953, vgl. u. § 95 a. E . ; die Gymnasiarchie Lys. XXI 3 hat nicht er, sondern sein bürgerlicher Klient, für den die Rede geschrieben ist, bekleidet. Der Plural XII 20 wird an Leiturgien bei Festen der Phylen und D emen denken lassen.
226 Metoiken als Trierarchen vor t) - dies hier, wo wir von BUr gern sprechen, nur der Bequemlichkeit halber nebenbei. Einen Censussatz, mit dem das leiturgiepßichtige Vermögen begann, konnte es fUr die meisten dieser Pflichten zwangsläufig nie geben, da stets nur die Zahl der jeweils benötigten Trier.. archen, Choregen usw. feststand und die Grenze pflichtiger Ver mögen je nach der wirtschaftlichen Lage bald höher, bald nied riger liegen mußte. Ganz abgesehen davon, daß die Zahl der Trierarchen mit den Geschicken der athenischen Flotte hinauf und hinab ging, um 430 brauchte man Hunderte, nach 404 nur ein paar USW�2). Vielleicht hat aber fUr die Zugehörigkeit zu den 1fPOEIO'CP€POVTE� wenigstens zeitweise ein Mindestsatz von 2500 Dr. Vermögen bestanden, diese sehr komplizierte Frage ist erst später im Rahmen der Finanzverwaltung zu behandeln. Ob der Leiturge endiich alles selbst bezahlt oder ein Gönnel' ihm das Geld stiftet, ist dem Staat gleichgültig, die Verantwor tung des Pflichtigen allein interessiert ihn 3). § 79. Die einzelnen Leiturgien sind an ihrem Platze zu be sprechen, bei der Behandlung der Seemacht, der kultischen Feste, der Finanzverwaltung. Hier nur eben noch die zeitlichen Gren1) IG II i 1628, 366 ; 1629, 887. Auch der Syphnier 1623, 246 ; 1627, 194 ff. hat sicher Metoikenrecht, u. § 93. 2) Die Erfahrung führte in der Mitte des 4. Jhdts. dahin, daß ein Bür ger, der 4000 Dr. investiert hat und aus seinem Betrieb c. 1400 Dr. ein nimmt, normalerweise mit Leiturgien rechnen muß : Aischin. I 97 ff. Ver mögen von 6-12000 Dr. kommen für Choregie und Gymnasiarchie, aber kaum für-die Trierarchie und die [natürlich : 1fpo·] dacpopd in Frage : Demosth. XXVII 64. 66 ; Isaios V 35. Weitere Notizen der Art : Demosth. XX 2 8 ; XLV 66 ; [Plut.] X Redn. 836 E (mäßiger Wohlstand bringt die Choregie). Die Höhe der Unkosten liegt am Ende des 5. Jhdts. für Chor· egien und Gymnasiarchien nach Lys. XXI 1 ff. zwischen 300 und 3000 Dr., einschließlich eines üppigen Anathems als Sieger kann man auf 5000 . kommen, freilich in besonders teuren Zeiten. 3) Demosth. XXI 80. 155 ; Diog. Laert. III 3....,.. Isokr. XV 145 leistet vielleicht ein Vater eine Leiturgie für seinen Sohn, der also eigenes Ver mögen hatte, sonst hätte er nicht als Leiturge gebucht werden können.
227 zen des ganzen Systems : Choregien und Gymnasiarchien sind älter als der Sturz der Tyrannis, da den sog. Tyrannenmör dern erblich die Befreiung von ihnen bewilligt worden ist 1). Die Trierarchie ist älter als der Xerxeszug, wo Trierarchen auf treten und zwar nicht Kapitäne irgendwelche� Art, sondern echte staatlich betraute Trierarchen, deutlich unterschieden von den damals noch vorkommenden privaten Fahrzeugen 2), sie ist ferner älter oder allenfalls gleichzeitig mit der Umwandlung der neun ArchontensteIlen in bedeutungslose Ämter mit Aus losung der Bewerber (483), aber jünger als der erste Bau athe nischer sta�tlicher Kriegsschiffe, bei dem im schärfsten Gegen: , satz zur Trierarchie der Schiffsrumpf von den Privaten gelie fert wurde (Aristot. 22, 7), kurz : sie ist zweifellos ein Werk des Themistokles - ganz abgesehen davon, daß sie nach einem Schiffstyp heißt, den Athen vor seiner Zeit nicht kannte. Die npo€.tacpopa endlich ist erst ein Geschöpf des 4. Jhdts 3). Das Ende des Leiturgiensystems beginnt sich zwischen 350 und Aristoteles' Ael'Jvaiwv 1ToAmia anzukündigen j damals sind die Epimeleten der Dionysien in eine apx� umgewandelt worden ( 0. S. 219), unsere Trierarchenurkunden brechen um 320 ab, dann wird IG II 2 1491, 26 die Trierarchie i J. 306/5 genannt, zu letzt II 2 649, 12 ff. 21 ff. i J. 294/3 4), im letzteren Fall aber im Rückblick auf Verdienste des Geehrten, die lange Jahre zurückliegen können. Choregie und Gymnasiarchie sind vor 307/6 )
, - 1) Vgl. S. o. 225. Frühe Erwähnungen haben wir Plut. Themist. 5 j Arist. 1 (?). Auf [Aristot.] Oik. II 2, 4 (Tyrannenzeit) ist kein Gewicht zu legen, die Notiz steckt voll von Anachronismen. 2) Herod. VIII 17 j Plut. Alkib. 1 j Schol. Ael. Arist. Panath. 140, 20. 3) Die ältesten Belege sind die aus der Zeit der vormundschaftlichen Verwaltung des Vermögens des Demostbenes Demosth. XXVII 7 f. i XXVIII 4. S f. j XXIX 59 f. : in dieser Zeit bestanden die OUi!i!op{al der dreihundert npoEloqJlPOVTEt;. Das Jahr mS/7, das der Einführung des Ka tasters, ist der gegebene Termin. Näheres später bei den Finanzen. 4) Der volle Text Dinsmoor, Arch. of Ath. 7 f.
228 verschwunden, da seit diesem Jahr der Agonothet als Leiter und Beauftragter des "die Choregie führenden" Volkes belegt ist 1), da aber II 2 649 (Dinsmoor a. a. 0.) noch 294/3 ver· flossene Choregien in einer Ehreninschrift genannt werden, wird man nicht allzuweit von 307/6 nach oben abweichen2). g) Einfeilung der Bürgerschaft. § 80. Die meisten Unterabteilungen der athenischen Bürger� schaft stellen Selbstverwaltungskörper dar, Phylen, Trittyen und Demen, und werden besser bei einer Darstellung der lokalen Selbstverwaltung behandelt. Hierher gehören nur solche Glie derungen, die keine territoriale Bedeutung haben, die Phra trien und die sog. solonischen TeAtl, die alten Phylen und der Bequemlichkeit halber die Naukrarien, die, wie sich zeigen wird, eigentlich nicht hierhergehören, aber . doch in ihrem Charakter aufgeklärt werden müssen. Das klassische Athen hatte Kunde von der Existenz von vier personellen Phylen, in die die Bürgerschaft der Frühzeit zer fiel : Geleonten, Aigikoreer, Argadeer, Hopleten 3). Sie umfassen natürlich nur die Bürgerschaft im Sinne der Zeit, d. h. nur die gemeinfreien Grundbesitzer, nicht die Leute ohne Ar und Halm und nicht die hörigen Bauern '), also vor Solon nur noch die Eupatriden und die noch vorhandenen freien Bauern unter Ausschluß der dank dem alten Schuldrecht gelegten Bauern. 1) IG II 1 1290 W. : Suppl. 1402 b. xop'1yetv lebt weiter, es hat die Bedeutung von "Freihalten" von Freunden und Untergebenen : IG 11 I 1043, 60 W. vgl. 1308. Dasselbe meint das xop'1yetv seitens eines Ausländers, der dafür das Bürgerrecht erhält (II I 734). 3) Aristot Ae'1v. woA. fr. 5 ; 8, 3 ; Herod. V 66 ; Plut. Sol. 23; PoIl. VIII 108 f. 111 ; Eurip. Ion 1579 W. ; Steph. Byz. s. AIYIKopet� u. ö. Phantasie phylen der Heroenzeit hat PoIl. VIII 109, der auch, wo er in die historisch noch bekannte Zeit hineinkommt, konfus ist. 4) Deswegen ist es nicht möglich, mit Busolt 769 in den vier Phylen etwas wie eine berufsständische Gliederung zu sehen.
2) Das Wort
.
•
229 Diese vier Phylen führen auch in klassischer Zeit eine fossile Schein existenz : es gibt immer noch vier cpuAoßatnAEi�, Adels marschälle, die nach wie vor aus den Eupatriden entnommen werden 1) und die im Blutrecht eine allmählich zusammen schrumpfende Rolle spielten. Wir finden als Präsidium der Epheten und der SpruchMfe Prytaneion, Delphinion usw. o. S. 96 1 von Solon bis zum Ende des 5. Jhdts. die ßU(nAEi.; 2), d. h. sicher den ßatnAEu,; des Gesamtstaates und die vier cpuAoßuenAEi.;. Im 4. Jhdt. nennt sie AristoteIes auch hier nicht mehr, sie sind - ebenfalls diese fünf Personen und sie allein - nur noch in dem rituellen Formalprozeß tätig, den sie gegen einen unbekannten Mörder oder gegen ein Tier oder einen leblosen Gegenstand führen, die den Tod eines Menschen veranlaßt haben, welcher Prozeß in einer VerwUnschung und eventuell dem Transport des betr. Objektes über die Landesgrenze gipfelt S). Ferner haben sie kultische Pflichten (polI. VIII 111), von denen wir ein Opfer für Erechtheus kennen (IG Ir 2 1357). Sie bestreiten es aus den cpuAoßuO'tAIKtl, Opfergebühren irgendwelcher Art4), .
.
1) Poil. VIII 111, wohl durch Wahl seitens der Angehörigen der Ge schlechter der betr.. Phyle. Vier qlu).o�aav.Ei� auch Aristot. 8, 3; Phot. s. vauKpap(a. Herod. V 69 nennt vier Phylarchen statt der späteren 10 Offi ziere der Phylenkontingente, sicher Konfusion. 2) Plut. Sol. 1 9 ; IG I 11 115, 11 ; Andok. I 78. - Die Epheten sind die Areopagiten, nur ein älterer Titel für den Areopag. Die Höfe wie DeI phinion usw. werden bis 462/1 von Areopagiten besetzt, die, weil sie eben als kleiner Ausschuß des Areopags nicht diesen selbst darstellen, auch weiter Epheten heißen - all das später bei dem Areopag. 3) Aristot. 57, . 4 ; Poil. VIII 111. 120. 4) Kaum aus Beiträgen etwa der Eupatriden, denn formell gehören nicht nur diese, sondern alle Athener in klassischer Zeit zu den vier Phylen. Denn jeder gehört zu einer Phratrie, und die Phratrien sind for mell die Unterabteilungen dieser Phylen (u. S. 230). Nur mlWht der nor male Staatsbürger von seiner Phylenzllgehörigkeit keinen Gebrauch. Daß die Eupatriden allein die qlu).opaalAEi� stellen, ist kein Symptom für den Personenstand der Phylen, sondern für das passive Wahlrecht der Früh zeit. Praktisch gewählt werden wohl aber nur Adelsfamilien haben, die sich für derlei Dinge interessierten.
230
jedenfalls kennen wir die alten Phylen nirgends als juristische Personen mit Eigentum. § 81. Die antiquarische Überlieferung hat allerhand zu be richten über die Unterteile dieser alten Phylen. Nach Aristot. 'A81lv. TroA. fr. 5 ; 8, 3 zerfielen sie in je drei Unterabteilungen, die Phratrien oder Tritty�n hießen und deren jede 30 yevll zu: je 30 Männern (YEVV�TQ1) enthielt 1). Die ausführlicheren der zi tierten Lexikographenstellen sind sich einig, daß es sich· bei diesen yevIl, also erst recht bei den Phratrien oder Trittyen, nicht um Blutsverwandte handelt, sondern um tE &pxfj� KQTQV€.\ /Jl']8evT€.� (Harp. s. YEvVfjTQ1), um eine durch den v6/Jo� hergestellte Gemeinschaft 2), um ein TrOAlTlKOV YEvO� (Moir. s. YEVVfjTQ1), also um eine echte administrative Einteilung der Bürgerschaft in ihrem damaligen Umfang. Der Schematismus der Zahlen liegt auf der Hand und wird durch die Beziehung der yevIl auf die Tage des Jahres8) als völlig sekundär erwiesen : das athenische Jahr hatte nicht 360 Tage. Und ein yevo�, das erstens keine Rücksicht auf die Ver wandtschaft nimmt und das zweitens unabänderlich dreißig er wachsene Männer umfaßt, ist ein Unding. Immerhin liegt eine Erinnerung vor, daß einmal Phratrien die Unterabteilungen der Phylen waren und ihrerseits in Geschlechter zerfielen, so daß die ganze Bürgerschaft in solche letzteren eingeteilt war. Daß 1) Dasselbe findet sich überall : PoIl. VIII 1 1 1 (vgI. III 52) hat ebenfalls 4 Qlu�ai mit 12 QlpdTplal, TpITTUE�, -t9vl'\ zu je SO lEVI'\ oder Tpla"dbE�. Fer ner vgl. Harp. Moir. Suid. Tim. Etym. Magn. s. lEvvi'tTal ; Harp. Suid. Etym. Magn. Lex. Vindob. s. QlpaTpla bzw. QlpdTEPE� oder QlpdTOPE� j Harp. s. TplTTU� ; Beck. An. I 227. 313 j Schol. Plat. Phileb. SO D ; Euthyd. S02 D j Polit. 475 A ; Tim. 2 1 B j Axioch. 371 D - alles teils ausführlicher, teils knapper, aber inhaltlich sich deckend. 2) Suid. Etym. Magn. s. YEvvi'tTal j Beck. An. I 227 vgl. 185 ; Schol. Plat. Phileb. Axioch. a. a. O. 3) Aristot. 'Ael'\v. 1tO�. fr. 5 j Suid. s. lEvvi'tTal, QlpaTpla; Schol. Plat. Phileb. a. a. O.
231 es sich hier nur um die Schicht der vorsolonischen Bürgerschaft, der gemeinfreien Grundbesitzer handelt, bedarf keiner Bemer kung 1). Diese Phratrien sind nun im Unterschied von den Phylen selbst in historisch heller Zeit sehr lebendig geblieben. Nach dem Gesetz muß jeder athenische Bürger wie zu einem Demos so auch zu einer Phratrie und der von dieser dargestellten Kult gemeinschaft des ZEU� �PKEIO� gehören 2). Und da nach Aristot. 21, 6 Kleisthenes bei der Phylenreform die Phratrien und Y€VIl vorfand und beließ, bleibt auch der Konnex der beiden Begriffe : Aischin. II 147 ist ein Y€vo� die Unterabteilung einer Phratrie, Demosth. Lvn 23 f. werden q>paTEpE� und YEVV�Ta� als Zeugen über die Verhältnisse eines Bürgers aufgerufen. Wie steht es nun mit der Frage, ob alle Bürger nicht nur von den Phratrien erfaßt werden - das ist sicher -, sondern auch von den Geschlechtern 3)? Kann man einer Phratrie angehören, ohne Mitglied eines Y€vo� zu sein ? Wenn wir in dem Mord1) Wade-Gery, Class. Quat. 1981, 1 ff. betont, daß die yeVVTtTal nicht einfach gleich Ell1faTplbal zu setzen sind, wie Francotte, Pol. Grecque 1 ff. ; Busolt 772 g u. a. tun. Er zerlegt die Tradition und stellt fest, daß ursprünglich die yevvTtTaI alle Athener umfaßten und die Eupatriden iünger sind : die älteste Ordnung ist die des Ion, die jüngere die des Theseus (Plut. Thes. 25). Daß Ion und Theseus fiktive Namen sind, hat er selbst a. a. O. 129 nachgetragen ; wir werden statt ihrer die Stadien der noch freien Bauern vom Typ des Hesiod und der im wesentlichen gelegten Bauern, die Solon vorfand, einsetzen. Gelegte Bauern verschwanden natürlich aus den Y€VIl, Leute ohne Ax und Halm sind nicht aktive Staatsbürger (gegen Wade-Gery), das "theseische" Stadium kennt als yeVVTtTal die feudalen Herren und die dem Bauernlegen entronnenen kleinen Grundbesitzer. Fonnell hat Wade-Gery mit der Ablehnung der Identifizierung Francottes recht, praktisch werden außer den Eupatriden wenige Leute noch in den l€vl'\ und Phratrien gewesen sein, als Solon auftrat. 2) Aristot. 55, 3 ; Demetr. Phal. fr. 6 Harp. s. u EpKelo� Zeu�i Plat. Eu thyd. 302 D ; Aristoph. Vög. 764 f. m. Schol. 1669 ; Frösche 418 m. Schol. ; Kratin. d. J. fr. 9 ; Demosth. LVII 67; Plut. Per. 22. 3) Nämlich in klassischer Zeit, zur Frühzeit s. o. S. 230 1. =
232 gesetz lesen !), daß, wenn der Getötete keine Familie hat, ein Ausschuß der
l) IG I g 115, 16 ff. i Demosth. XLIII 57. 2) [Demosth.] LIX 104 : Ausschluß von Kulten und Priestertümern, die an Y€V1l hängen. 3) Diese wäre nicht zu vergleichen mit der, daß der Bewerber wn ein Amt sein T€AoC; nicht als al'JT�K6v angeben darf (Aristot. 7, 4). Die T€Al'J sind tot (s. u.), die Zugehörigkeit zu einem solchen ist 1Veder zu be weisen noch bündig zu bestreiten, man kann gar nicht einem angehören und das andere fälschlich angeben.
233 setz verpflichtet worden, die ÖPlEWVE� aufzunehmen zu gleichem Recht mit den 6'.LOla�aKTE�, ou� lEvv�Ta� Ka�OO/lEv1). D. h. die Phratrien bestehen seit jenem Gesetz erstens aus den lEVTl der 6/l01a�aKTE�, zweitens aus den Kultvereinen 2), in denen also die neu in die BUrgerschaft aufgenommenen sozialen Schichten, be freite Bauern und mit den politischen Rechten versehene Nicht grundbesitzer, organisiert sind, und denen also jeder keinem levo� angehörige BUrger beitreten mußte. Diese Kulte der zwangsmäßigen Vereine stehen fortan rechtlich den 9E01 1TaTplj)ol der lEVYJ gleich S). Die Zahl der Geschlechter und der Vereine, die zusammen eine Phratrie ausmachten, wird fallweise sehr verschieden ge wesen sein ; daß nicht jeweils e i n levo� als Mittelpunkt fUr eine Gruppe von Vereinen zur Phratrie gehörte, zeigt Aischin. II 147, wo die Eteobutaden und mindestens ein weiteres lEVO� zu derselben Phratrie gehören. In der Ordnung der Phratrie der Demotioniden finden wir IG Ir 2 1237, 32 f. 72 f. einen 1) Suid. a. a. o. zitiert Philochoros dafür, daß die 6j.lOyd).aKTEt; die Leute aus den Y€VT] sind j dasselbe steht Schol Aischin. III 17. 2) Das sind die Orgeonen : Phot. Harp. Suid. Etym. Magn. Lex. Vindob. s. V.j vgl. Poil. VIII 107 j Harp. s. bT]�IOTE).r, ; Beck. An. I 240 ; o. S. 186 ff. 3} Die meisten Lexikographen haben sich durch diese Dinge nicht mehr hindurchgefunden. Eine dunkle, das Wesentliche oft in das Gegenteil verkehrende Kunde verrät eben noch, daß in der guten Scholienliteratur von den YEWpyO{ und bT]�l\oüpyol im Zusammenhang mit ÖpYEwvEt;, T€Vll und 6�oyd).aKTft; die Rede war: Poil. VIII 111 ; Moir. Etym. Magn. s. YEvvr,Tal j Beck. An. I 268. Daß die 6�loyd).aKTEt; die y€v'l bilden, weiß noch Photios unter dem ersteren Wort, daß sie einmal allein die Phratrien darstellten, schimmert durch Harp. Hes. s. YEvvr,Tal j Beck. An. I 231 j vgl. Foll. III 52. Dasselbe meint die Wendung, daß, wer zu keiner TplaKdt; gehört, das Bür gerrecht entbehrt : Hes. s. ('r.TpldKoaTol, lEw TplaKdbot; - denn die TplaKd,. ist natürlich nur das Y€VO� von theoretisch ao Männern, o. S. 230. Poil. VIII 1 11 sagt, daß 6�loyd).aKTEt; nicht zum Y€VOt;, wohl aber zur auvobot; (Tr,t; eppaTp(at;) gehören. Umgekehrt wird es richtig, aber man sieht, daß Pollux' Quelle noch Unterschiede gemacht hat zwischen den zur Tagung der Phratrie zugelassenen Personen und einem engeren Kreis, wobei der Be griff der 6�loyd).aKTE� eine Rolle spielte.
234 olKo� der Dekeleier und daneben einzelne 9(UO'Ol. Die letzteren sind einfach die Orgeonen 1), ein O(KO� kann tenninologisch
nichts anderes sein als ein Teil eines "fEvO� 2), hier ist also bei der Neuordnung der Phratrien ein "fEvO� zerschlagen und z. T. der einen Phratrie, z. T. einer anderen zugeteilt worden 3). 1) Orgeonen und Thiasoten werden als Synonyme gebraucht : IG II 2 1255 f. ; 1324 ; 1361 ; add. 1317 Suppl. Ep. Graec. III 127 ; o. S. 188. Wade-Gery, Class. Quat. 1931, 131 ff. will die Phratrie und die Demotio� niden trennen, die Dekeleier seien vielmehr die Phratrie und die Demo tioniden ein kleiner Kreis von Exegeten o. ä. (139 ff.). Letzteres ist aus geschlossen, ein solcher könnte keine vo/,ol für die größere Einheit er lassen (II 9 1237, 14), .sondern nur �EI1'ff]O"E1C; Wade-Gery zieht Analogien aus dem p olitischen Leben des Gesamtstaates heran, aber sie betreffen Vollmachten ad hoc im Strategen, Gesandte u. 0.., den Staat zu verpflich ten, sie geben keine V Of.\OI. Es ist trotz Wade-Gery 136 a. a. O. 26 ff. nicht überliefert, daß von der Phratrie an die Demotioniden appelliert werden kann. Das erstere Wort steht nicht da ; es gibt in der Inschrift vielmehr zweimal Erwähnungen eines Instanzenzuges, im ersten Fall von einer nicht genannten Einheit an die Demotioniden, im zweiten vom Thiasos die Phratrie. Beide Fälle meinen sicher dasselbe, die Demotioniden sind also die Phratrie. Wade-Gery betont 136, daß der vergebliche Appell betr. Aufnahme eines Reflektanten an die Phratrie 100 Dr. kostet, an die Demotioniden 1000 Dr., beide seien also verschiedene Instanzen. Aber es handelt sich um zwei verschiedene Regelungen, von denen die zweite nach ihren eigenen Worten die ältere ersetzen soll (0.. a. O. 68 1.). Das frühere Psephisma sieht vor, daß, wer einen Unberechtigten in die Phra trie einführen will, 1000 Dr. zahlt, für die wirtschaftliche Lage der Zeit (in Dekeleia am Anfang des 4. Jhdts.) eine unmögliche Summe, die; wenn sie verhängt wurde, niemals eingetrieben werden konnte. Daher die Neurege lung : die Thiasoten des Einführers haben als Garanten aufzutreten und werden eventuell mit je 100 Dr. gebüßt; das gab vermutlich meist mehr als 1000 Dr. und vor allem die Chance, das Geld wirklich hereinzubekommen. 2) Wilamowitz, Aristot. und Athen II 266. Das von Wilamowitz ange nommene höhere Recht der Mitglieder des OIKO� gegenüber denen der eiaO"OI ist m. E. nicht vorhanden, allenfalls. ein gesellschaftlicher Abstand. 3) Daß der OiKO� der Dekeleier zur Zeit der Inschrift (396/5) kein Ge schlecht oder Teil eines solchen, sondern bereits selbst ein Verein ist (Wilamowitz a. a. 0. ; Busolt 254. 879 4. 959), wird nicht gesagt. Wenn die Phratrie ihre Beschlüsse an einem Ort ausstellt oder anschlägt, wo die Leute des Demos Dekeleia sich im UO"TU treffen (Zl. 122 f.), so ist das kein Amtslokal des Demos, sondern eine Gastwirtschaft o. ä ., und es folgt daraus =
-
•
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235 Die T€Vll oder ihre Teile, die OlKOI, waren in dem Moment, wo das ganze System entstand, gegeben j die angeschlossenen Ver eine mußten formal neu gebildet oder vorhandene als Orgeonen und Thiasoten im Sinne des Gesetzes anerkannt werden. Prak tisch hat man sich natUrlich nach Verwandtschaft und Wohn sitz zusammengefunden, daher der eben hervorgetretene Umstand, daß die in dem Dorf Dekeleia heimatberechtigten Personen weithin dem Mitgliederbestand der Phratrie der Demotioniden entsprechen, daher die häufige Mitgliedschaft von Verwandten bei einer und derselben Phratrie 1). Andererseits ist die juristi sche Zugehörigkeit zu einem Demo� nach dem Wohnsitz im Augenblick der Schaffung der zehn Phylen bestimmt worden. Nun ist die uns hier angehende Phratrienordnung natürlich älter als die "kleisthenischen" Phylen und Demen, viele Per sonen konnten inzwischen verzogen sein und 'sie erhielten auto matisch ein anderes Demotikon als das Gros ihrer Phratrien:. genossen es trugen : IG TI 2 1237, 11 f. ist der Phratriarch der Demotioniden aus Oion, nicht Dekeleia, [Demosth.] LIX 61 sind in einer Phratrie verschiedene Demotika vertreten, Isaios VI 10 sind die meisten, aber nicht alle Demoten des Redners in seiner Phratrie. Es bleibt die Frage nach der Entstehungszeit der beschrie benen Ordnung. Daß sie älter ist als die Demenordnung, leuch tet ein. Nachdem diese restlose Erfassung aller Bürger auf ter ritorialer Grundlage vorhanden war, konnte das System der T€VTJ und Vereine wohl fortleben, aber niemand konnte auf den Einfall kommen, es neu zu schaffen 2). Die Erstreckung des Bür nur, daß viele D emoten von Dekeleia zu der Phratrie und ihren verschie den en 9iaaol gehörten, die man so am bequemsten erreichte (vgl. Wade Gery a. a. O. 142). 1) Demosth. XLIII 13. 36. 81 j vgl. die typische Mitgliederliste eines Vereins IG n I 986. 2) Hasebroek, Griech. Wirtsch.- u. Gesellsch.- Gesch. 237 sagt, daß die Ü berlieferung (Philoch. fr. 94) die Entstehung in die zweite Hälfte des
236 gerrechts auf die b efreiten Bauern und die Nichtgrundbesitzer ist nun gewiß solonisch, ist der Kern seines Werkes. So wie die Phratrien uns vorliegen, sind sie sicher solonisch 1). Nun hat aber das drakontische Mordrecht den Begriff der Phratrie und ebenfalls als einen weiteren Kreis gegenüber den Verwandten : zur Erhebung der Mordklage sind bestimmte Verwandtschafts grade berechtigt, fehlen sie alle, treten die Phratrien ein (0. S. 161). Nun liegen die Dinge hier insofern anders, als nicht yevT] als Charakteristikum der einen Schicht hervorg�hoben werden, während andere Leute nur Vereine und kein YEVO� im Rechtssinn zwischen sich und der Phratrie eingeschaltet sehen. , . Brüder, Vettern nnd Neffen können. alle Leute haben, nicht nur die y€.vv�Tal im technischen Sinn, die o�oyaAal(T€.�. Das drakon tische Recht kennt nicht die Unterscheidung von zwei Arten Angehörigen d.er Phratrie, solche ' qua YEVO� und solche qua. Kultverein. Es beweist nur, daß die Bürger Athens auch vor Solon zu Phratrien gehörten, d. h. die Genieinfreien 2). über ihre Ordnung wissen wir nichts, können nur sagen, daß Solon mit den Phratrien genau so verfuhr wie die nächste Generation mit den Phylen. Er fand den Begriff vor, behielt ihn bei und benutzte ihn, um eine gänzlich neue Gliederung der Bürger schaft mit ihm zu benennen. Die solonischen Phratrien verhal ten !lieh zu den älteren wie die zehn Phylen zu den alten vier Einheiten desselben Namens. Solons Ordnung auf diesem Ge biet, die Hereinnahme der bisher Unfreien in die Gliederung der Bürgerschaft ist der Moment, wo die Wege der athenischen 5.
Jhdts. leg'e, geht aber mit Busolt in kleisthenische Zeit hinauf. Philoch. a. O. (= Suid. s. 6PYEWVE�) hat aber keine Buchzahl, das Fragment ist nur modern in das 4. Buch gesetzt, das sich mit der genannten Zeit be faßte, wegen fr. 91 (Harp. s. YEVV�Tal). Philochoros mochte mehr als ein mal auch in früheren Büchern Anlaß haben von diesen Dingen zu reden. 1) So auch neuerdings Wade-Gery, Olass. Quat. 1933, 17. 27 f. 2) Hasebroek a. a. O. leugnet die Möglichkeit der Kultgemeinschaft zwischen Adligen und den Bauern, die dieser "schließlich" in Schulda.
237 Entwickelung sich von dem von Sparta verkörperten Typ schei den. Denn in die vier alten Phylen hat er die - spartanisch gesprochen - Heloten und UTtO).!dOVE� nicht direkt aufgenommen (0. S. 229), die Phratrie, nicht die Phyle war - neben den vier TEATJ - das Organ, mit dem er die von ihm erweiterte Bürger schaft gliederte 1). . § 82. Eine Unterabteilung der Bürgerschaft sind also nur die Phratrien, nicht die YEVI'J und nicht die OpYEWVE';;, keiner dieser beiden Begriffe erfaßt alle Bürger2). Nur die Phratrien haben demgemäß staatliche Funktionen, nicht die niederen Einheiten. Bei ihnen wird die offizielle Vorstelhmg des S�hnes und der Tochter des Atheners durch den Vater - bzw. Oheim, Vor mund usw. - vollzogen', und sie entscheiden über ihre Zu lassung, die für den Sohn zum späteren Erwachen des Bürger rechts ' unerläßlich ist 3� Die politische Bedeutung der Aufnahme in die Phratrie ist in der Zeit seit der Schaffung der Demenknechtschaft stieß. Daran ist richtig, daß der verknechtete Bauer, der kein unmittelbarer Staatsangehöriger ist, natürlich aus der Phratrie ausschei det, vorher konnte er ebenso selbstverständlich ihr angehören, er war ein Bürger, der zivilrechtliche Schulden hatte. Die Kontinuität der Phratrien seit dem 8. Jhdt. (Ehrenberg, Neugründer des Staates 68 ff.) lehnt Hase broek mit Recht ab. 1) Die von den Orgeonen verehrten Götter JG II i 1252 ff. allenthalben helfen nicht zu einer Betrachtung der Phratrienordnung. Der Name Or geonen war nicht gesetzlich geschützt und wurde wie der der Thiasoten von allen möglichen Vereinen usurpiert, die das ganze Völker- und Götter gewimmel der Hafenstadt spiegeln. Die im Sinne des Gesetzes echten Or geonen werden den Apollon Patroios von Amts wegen gehabt haben, da neben mochten sie verehren, wen sie wollten ; vgl. daß selbst alte Ge- schlechter, YEV'l, den Dionysos haben, natürlich neben dem Apollon Patro ios : Harp. Phot. Suid. s. 9Eo(vla. 2) Daher habe ich .die Vereitle o. S. 186 ff., die Geschlechter u. § 88 behandelt. 3) Daneben erfolgt die Einführung in die YEvvi'!Tal bzw. die 6PYEli)vE�, 91aOtl)Tal, aber ohne eigene Bedeutung. Sie wird erwähnt für die YEvvi)Tal [Demostb.] LIX 59 ff. j Isaios VII Hyp. ; 13. 15 ff., für die Orgeonen Isaios II 14 ff., bzw. die Thiasoten IG TI i 1237, 68 ff. Die letztere Stelle ist sehr lehrreich: der den Reflektanten vorstellende Bürger muß drei Zeugen !Ur
238 ordnung gesunken, da die Demen die endgültige Rezeption des Herangewachsenen vollziehen, immerhin zeigt sich .auch hier die Bedeutung der Phratrie für das Athen zWischen Solon und der sogen. kleisthenischen Ordnung : hier wird die Kontrolle der Reflektanten auf das Bürgerrecht ausgeübt, von einer Auf nahme in die vier alten Phylen spricht keine Quelle. In historisch heller Zeit hören wir viel von der Aufnahme in die Phratrie, gleichwohl bleiben manche Unklarheiten 1). Wir hören von zwei Akten und zwei ihnen entsprechenden Fest lichkeiten der Phratrie mit Opfern : J.lEiov und KOUPEiov 2) . Beides sind verschiedene Dinge, denn die Demotioniden haben ge trennte Opfertarife für beide : IG II 2 1237, 1 ff. vgl. auch Zl. 53. 60 f. Ebenso klar ist aber, daß es nur e i n e n Akt der Auf nahme in die Phratrie gibt, das Dekret der Demotioniden kennt zweifellos nur einen solchen (vgl. 26 ff. 68 ff. 114 ff.). lUld die Redner bestätigen es allenthalben, sie reden von dem E!cr'fpa tpEcr9al El� TOU� tppaTEpa� o. ä., ohne je ein Präjudiz durch einen früheren oder eine Nachprüfung durch einen späteren Akt zu die Erfüllung der Aufnahmebedingungen aufweisen, grundsätzlich aus dem eigenen SiClC10C;, geht das n5cht, aus anderen Teilen der Phratrie. Die Thia soten des Refiektanten stimmen zuerst ab : nehmen sie ihn an, das danach abstimmende Gros der cppdTopec; aber nicht, zahlen die ersteren eine Buße, soweit sie nicht in der Debatte als Gegner der Aufnahme erschienen sind. Es gibt also keine Aufnahme in den Thiasoa ohne eine solche in die Phratrie, der erstere ist in der Bestimmung seines Mitgliederbestandes nicht souverän. Thiasoi, die dies sind und sogar Nichtbürger aufnehmen (IG II 9 1335 j 1337 u. ö.), sind freie Vereine, keine S{C1(JO\ im Sinne des Phratriengesetzes. - Erwähnungen der Aufnahme in die Phratrie : D emosth. XXXIX 4. 20 ft'. j XL 11 j XLIII Hyp. 2 j 11 ft'. j LVII 46. 54 i LIX 13. 88. 59 ft'. j Isaios VI 21 f. 23. 26 j VII Hyp. 2 j 13 ft'. j X 8. 15. 21 j XII 3. 8 ; Aristoph. Vög. 1667 ft'. m. Schol. 1669 ; Schol. Plat. Tim. 21 B . 1 ) Vgl. Schultheß R E XV 357 f . Für die Überlieferung ist es bezeich nend, daß präcise Bestätigungen für die dort aufgestellten Thesen in den jeweils angeführten Quellenstellen kaum begegnen. 2) Nach der herrschenden Ansicht (Schultheß a. a. 0.) das erste die An meldung des Neugeborenen, das zweite die des größeren Kindes : Taufe und Einsegnung sagt Wade-Gery Class. Quat. 1931, 131 8.
239 erwähnen. Allenfalls scheiden sie die Vorstellung des Reflektan ten vor den T€vvijTal und der Phratrie 1). Dieser Akt fällt vor die Aufnahme in den Demos 2) und noch in das Kindesalter 3). Der Name des Kindes wird dabei genannt 4) und in das K01VOV Tpa/l/laT€iov eingetragen 5), wenn die
240 vor den q> paTopE� nur ein früherer Akt unterschieden, die Namens gebung durch den Vater, die bEKaTl1 (seil. : �f.lepa, nach der Ge burt), ein f.lEIOV nicht erwähnt. Jedenfalls sind andere Wege versperrt. Vor der Phratrie werden im Unterschied vom Demos neben den Knaben auch die Mädchen vorgestellt 1), wie zu erwarten : die Listenführung über diese gibt das Mittel, über die Mütter künftiger Bürger im Sinn des perikleischen Bürgerrechts-Gesetzes Bescheid zu wissen ; aber das f.lEIOV ist nicht deren Einführung, es betrifft gerade nur die Knaben: Schol. Aristoph. Frösche 798. Daß die Frauen trotz dieser Anmel�ung in der Kindheit später keinen Anteil an den geschäftlichen Sitzungen und Abstimmungen der
241 den Phratrien anvertraut. In diesem Rahmen ist die Phratrie frei, sie kann . vor allem die Aufnahmebedingungen verschärfen. Wir sahen o. S. 68. 83, daß bei BUrgerrechtsverleihungen die Neu bt1rger i n die Phratrien aufgenommen werden sollen, deren V6�Ol es gestatten, woraus folgt, daß manche von ihnen Neu bUrger ausschlossen. Andere forderten nicht nur die bUrger liche, sondern darUber hinaus die eheliche Geburt, o. S. 68 1), auch die Demotioniden richten sich fUr die Zulassung in ihren Reihen nach ihrem eigenen v61l0� : IG II 2 1237, 14. Erst recht kann jede Phratrie die Einzelheiten der Ein:fUhrung selbst re geln. Normal :fällt die Abstimmung uber den Be'Yerber offenbar mit dem KouPElov zusammen (so Isaios VI 22), die Demotioniden legen sie ein Jahr später (IG II 2 1237, 26 ff.), normal erfolgen Vorstellung und Abstimmung bei den Apaturien 2) , aber die Phratrie Isaios VII 15 hat den Termin der Thargelien, den: Ab stimmungsmodus regeln die Demotioniden IG II 2 1237, 26 ff. 68 ff. 114 ff. ganz nach eigenem Ermessen, ordnen z. B. eine Vorabstimmung der Thiasoten an, die vor dem Plenum der
Phratrie stattfindet (68 ff.). Im Dekret der Demotioniden wird ferner Zeile 13 ff. 29 ff. eine NachprUfung der Mitgliederliste und eine Streichung un berechtigt Eingedrungener angeordnet. Es erhebt sich die Frage, wie dies auf das BUrgerrecht wirkt. An sich verpflichtet das Verdikt der cpparopEt; keinen Demos, sich ihm anzuschließen 3). Dann hätten .wir einen BUrger ohne P�ratrie, nach allem, was 1 ) Theoretisch hätte das zur Folge haben können, daß, wenn es allen Phratrien einfiel, exklusiv zu werden, Neubürger und Uneheliche nicht mehr aufgenommen werden konnten. In der Praxis waren die exklusiven Phratl'ien offenbar in der Minderzahl, so daß jene Gefahr nicht bestand. 2) Demosth. XXXIX 4 f. ; Plat. Tim. 21 B. Hes. Suid. Etym. Magn. Etym Gud. s. dn-aToupla. Die KOUP€(lIT1C; Tul.l€pa (PoIl. VIII 107) ist der dritte Tag der Apaturien (Hes. a. a. 0.) ; vgl. Xen. Hell I 7, 8. S) Praktisch wird es den Demos freilich veranlaßt haben, den Status des betr. Bürgers nachzuprüfen.
242 wir wissen, eine Unmöglichkeit. Vermutlich mußte der Ausge stoßene zusehen, anderswo unterzukommen und eine weniger ex klusive Phratrie zu finden - falls sich die Anordnung a. a. O . nicht darauf bezieht, daß umgekehrt Demen Leute gestrichen haben und die Phratrie sich dem anpassen will. Es mußte im übrigen auch sonst vorkommen, daß ein Athener sich eine Phratrie mit milden Aufnahmebedingungen suchte, so jeder un ehelich, wenn auch athenisch geborene junge Mann, der das Unglück hatte, daß sein Vater einer Phratrie angehörte, die die eheliche Geburt verlangte. Der Übergang in eine neue Phratrie erfolgt auch bei der Adoption 1), endlich liegt sie bei der Quasimitgliedschaft der Frauen vor, wenn jemand eine Frau aus einer anderen Phratrie heiratet und diese seinen
243 gerechnet haben, daß sie einen eigenen Tallia� brauchte. Dazu kommen besondere Kommissionen, etwa für den Neubau des Heiligtums der Phratrie (Suppl. Epigr. Graec. 111 121) 1). Die Tätigkeit der Phratrie ist abgesehen von der o. S. 237ft'. be sprochenen Listenführung rein kultisch, sie feiert die Apaturien, die normal den Termin zur Einführung neuer Mitglieder ab geben (0. S. 241) und damit zu einer Bewirtung der epP(lTOPE� durch den Vater oder Vormund des Eingeführten (vgl. die Stellen o. S. 239 3), dasselbe gilt von dem IlEiov (Stellen o. S. 239 9) und den 'fall�Ala, wo der jung verheiratete epP(lTWP seine Frau vorstellt 2) ., Der Hauptkult ist für j�de Phratrie der des ZE�� gpKElo�, auch ZEU� epP(lTPIO� genannt 3). Daneben kann sie wie die 9iaO'OI o. S. 188 verehren wenn sie will, wir finden einen ZEU� E€v\O� ( IG I 2 886), einen 'ArroAAwv rraTpljJo� 4), einen 'ArroA Awv �ßboflaio� (IG 11 1 1653) , eine i\911vaia eppaTpia (IG 11 2 2344). Jede Phratrie hat einen Namen S), sie kann sich im Rahmen der allgemeinen Staatsgesetze durch das Plenum ihrer Mit glieder eigene Statuten geben (Isaios 111 76) : am wichtigsten 1) Für geschäftliche Transaktionen zeichnet der Phratriarch : IG TI � 1600, 4. Er ist sicher auch der namentlich genannte Mann unter den !j'lpdTOPE� IlETd TOU bElva IG 11 � 2723. 2) Isaios m 76. 79 ; VIII 18. 20 ; PoIl. VIII 107 ; Harp. Hes. Suid. Etym. Magn. s. v. ; Schol. Demosth. Bull. Corr. Hell. I 11 ; die Lexika und Scho lien sind z.'l'. durch Verwechselung von yaflYtAla und Vorstellung der Mädchen und auch sonst konfus. , 3) Plat. Euthyd. 302 B ff. ; IG II g 1237, 1. 68 ff. ; 2344 ; Suppl. Ep, Graec. 111 121. Die Bezeichnung ZEU� 1faTplpO� Schol. Aristoph. Wolk. 1468 ist nach Plat. a. a. O. nicht amtJich. 4) Demosth. LVII 54; IG 11 1 1652 : sicher der Gott des Geschlechtes, das neben einigen 8laao! die Phratrie bildet. 5) Thymaitiden IG I � 886, Demotioniden II t 1237 ; Dyalensier II 2 1241, Zakyadier II 2 2615 (vielleicht ein ylvo�), Achniadeer II t 2621 ; TI 1 1653, Therikkeer 11 1 1652 ; vielleicht gehören hierher auch die Demoklei den Ath. Mitt. 1924, 16 und man.che der u. § 88 als ylv'l aufgefaßten Namen.
244
ist hier ihr Recht, die Zulassungsbedingungen über das Er fordernis des bürgerlichen Charakters zu steigern, o. S. 68. Da neben werden geregelt (vgl. IG II 2 1237) das Aufnahmever fahren, die Berufung und Geschäftsordnung der Versammlung der q>P(XTOP€�, die Buchführung über den Mitgliederbestand, die Gebühren für den Phratrienpriester. Wir finden Phratrien als zivilrechtliche Eigentümer ihrer l€pa (IG II 2 2615 j II 1 1652), Altäre (II 2 1237, 13 ff. 26 ff. 52 ff. 64 ff. u. ö.), anderer Gebäude (Il 2 2622) und Grundstücke 1), sie leisten oder empfangen Zahlungen (Il 2 1238 f. j 1241, 47 ff.), so zahlen sie für ihre Grundstücke die €lO'q>opa (Il 2 1241, 13 ff.), geben Hypotheken (IG Il 2 2723) alles durch den Phratriarchen. Von Einnahmequellen der Phratrie kennen wir nur die Straf gelder, die bei Verstößen gegen die Statuten eingezogen werden von privaten Mitgliedern wie von Beamten und Priestern, die ihre Pflichten versäumen 2), dazu kommen die Einnahmen aus Grundbesitz, der wohl stets durch Verpachtung genutzt wird, und aus Hypotheken (beides s. o.) - ob einzelne oder alle Phra trien regelmäßige Beiträge erhoben, steht dahin, letzteres wäre bei der Zwangsmitgliedschaft jedes Bürgers eigentlich eine di rekte Steuer, für Athen also unwahrscheinlich. Dagegen wird testamentarische Vermachung zugunsten der Phratrie bei den Geldmitteln (und dem Grundbesitz) wichtig gewesen sein. Die Kasse für all diese Einnahmen, vermutlich formell auch das Eigentum an allen Liegenschaften, gehört dem Zeus der Phra trie (IG II 2 1237 a. a. 0.). Jedoch ist sie juristische Person neben dem Gotte. Denn sie kann ausgeschiedenen Mitgliedern Geldstrafen androhen (a. a. O. 29 ff.) . Wenn das nicht reine Theorie bleiben soll, muß sie notwendig klagen können. Und -
1) Grenzsteine IG TI g 2621 f., Pachtvertrag Il g 1241, Kauf oder Ver kauf eines Grundstücks TI ! 1600. 2) IG 11 g 1237, 29 ff. 45 ff. 52 ff. 88 ff. 94 ff.
245 der Staat und seine Gerichte müssen nicht nur die Aufnahme bedingungen (0. S. 68 . 83), sondern auch die übrigen VOJlO1 der ein zelnen Phratrie anerkennen. Schon o. S. 161 war der Satz zu erwähnen, daß bei Mord prozessen nächst den Angehörigen die q>paTopE� des Getöteten die Verfolgung einzuleiten berechtigt sind insofern als bei einem Fehlen naher Verwandter ein Ausschuß der q> P(iTOPE� eintritt 1). Das ist kein Prozeß, den die Phratrie als solche führt, da die betr. q>paTopE� von den Epheten, d. h. Areopagiten selbst aus gewählt werden ; es ist nur ein Prozeß einzelner privater q>paTopE�2) . Einmal hat sich Athen vielleicht die Unterabteilungen der Phratrien, nicht nur die letzteren als Einheit, zunutze gemacht. Bald nach Solon ist (Aristot. 13, 2) einmal die Stelle des Archon, damals noch die des echten Präsidenten der Republik, beseitigt und durch ein Zehn männer-Kollegium ersetzt worden, in dem die Eupatriden fünf, die kürzlich emanzipierten Bauern drei und die ebenfalls erst frisch mit politischen Rechten versehenen Nichtgrundbesitzer zwei Stellen besetzen 3). Dieser Einteilung müssen also irgend welche Wahlkurien entsprochen haben und es liegt am nächsten, hier an lEV'1 und 6P1EÜJVE� zu denken, die wenigstens der Glie derung in Eupatriden einerseits, Bauern und Nichtgrundbesitzer andererseits entsprechen. Sicherheit ist hier natürlich nicht zu erreichen. § 84. Neben den 30 lEV'1 werden als Unterteile der 12 Trittyen der Frühzeit (0. S. 230) genannt je 4 N au k r a ri e n, deren es also .
.
1) IG I I 115, 15 ff. j 20 ff. j Demosth. XLIll 57. 2) Erst recht liegt keine Handlung der Phratrie vor, wenn "die q>pdTOPE�" als Zeugen auftreten (Isaios V I 10 j IX 8). 3) Die von der Natur der Entwickelung diktierte Gliederung der athe nischen Bevölkerung der Zeit in EUTraTpibal, YEwpyol und brU.l100Pyol, bzw. in Athen lTrIYEW�IOPOI (vgl. Hasebroek, Wirtsch.- u. Gesellsch.-Gesch. 47) wird oft genannt : Plut. Thes. 25 ; Aristot. Ä9l'\v. TroA. fr. 5 ; Beck. An. I 257 ; Etym. Magn. s. lTrIYEW/lOPOl j Phot. Etym. Magn. s. EÖTraTplbal j Schol. Plat. Axioch. 371 D j vgl. Schol. Aristoph. Vög. 33 f, •
246 48 gab 1). Die Zahlen der lEV'l und der Naukrarien sind also inkommensurabel und beide Institutionen haben nichts mitein ander zu tun. Die Naukrarien sind offenbar die jüngere Insti tution, denn im klassischen Athen der Demenordnung und durch diese sind sie spurlos verschwunden 2), hatten also den Nimbus nicht, der die alten Phylen wenigstens rudimentär am Leben erhielt. Das fehlende Fortleben auf kultischem Gebiet, wo sonst alte Ord nungen Spuren hinterlassen, zeigt auch ihren profanen Cha rakter. Als vorhanden belegt sind sie unter Solon, der sie i n seinen Gesetzen oft nannte 3), ferner zur Zeit. des ky Ionischen Frevels . (Herod. V 71) und, da sie die von Peisistratos geschaffenen Pan athenaien feiern, unter der Tyrannis (Schol. Aristoph. Wolk. 37). Endlich haben sie nach Kleidem. fr. 8 die Phylenreform über dauert, was, wenn diese peisistratidisch ist zU: dem Gesagten paßt, wenn sie jünger ist, noch weiter herabführt, auf jeden Fall aber den zitierten Angaben widerspricht, nach denen die Demenordnung den N aukrarien ein Ende gemacht habe. Ferner sagt Kleidem. a. a. 0., daß ihre Zahl auf 50 erhöht, also in Beziehung zu den Phylen gebracht wurde : es ist also eine positive ü berlieferung vorhanden, die die zehn Phylen und die Naukrarien gleichzeitig bestehen läßt. Der Widerspruch löst sich denn auch alsbaJd auf, wenn wir bei den Naukrarien die zivilen und die militärischen, speziell maritimen Aufgaben sondern, - nach welch letzteren sie - heißen. Denn der Name ist das einzig Klare an der Sache, vauKpapol heißt nichts als Schiffsherren, Eigentümer von Schiffen, vaVKpa1 ) Aristot. 8, 3 i PoIl. VllI 108 (mit falscher Zahl) i Res. s. vauKAapol i vgl. die Stellen der folgenden Anmerkung. 2) Aristot. 21, 5 ; Poil. a. a. O. i Harp. s. b �",apxoc; ; Rarp. Phot. s. vau Kpapia j Schol. Aristoph. Wolk. 37 - z. T. mit allerhand Konfusion, vor allem Verwechselung von vauKpapol und vauKpapial, s. u. 3) Aristot. 8, S i Phot. s. v.
247 Gruppen solcher, die zu bestimmten Zwecken zusammen gefaßt werden (vgl. Phot. s. vauKpapia: TOU(j; vauKpapou(j; TOU(j; KaTel T�V vauKpapiav) . Daher gibt es die rrpuTaVEt(j; (Herod. a. a. 0.), eben die Vorsitzenden einer aus Schiffseigentümern be stehenden vauKpapia. Der Ausgangspunkt jedes Verständnisses ist die Tats ache, daß Themistokles als erster staatliche Schiffe hat bauen lassen 1), daß er nicht nur Athen zur stärksten See macht umgewandelt , sondern die völlig neue Idee aufgebracht hat, daß der Staat als solcher Kriegsschiffe hält, eine Idee, die auf das Landheer erst mit der Artillerie des 4. Jhdts. übergreift. Bis dahin gehört das Schiff dem Privaten genau wie das Pferd, mit dem er in den Krieg reitet: Krieg, Handel und Piraterie sind dreieinig, haben dieselben Schiffe, genau wie Solon es kennt, der eine Vereinsbildung zum Zweck des Seeraubs nennt (Digest. XLVII 22, 4), also von Eigentümern von kampffähigen Schiffen. Auch im Xerxeszuge treten neben den staatlichen Schiffen neuen Typs noch isoliert solche privaten Schiffe in Athen auf : Herod. VIII 1 7 ; Plut. Alkib. 1 2) . Nachdem solche Nachzügler verschwunden waren, herrscht das staatliche Schiff mit dem leiturgischen Trierarchen, für Naukraren ist kein Raum in AthenS). Vor her aber sind sie unentbehrlich, und der Staat hat keine Seemacht, außer er organisiert die Besitzer solcher Schiffe, läßt sich von ihnen einen Teil der vorhandenen Fahrzeuge für den Krieg stellen und ordnet Kommando und Besatzung für die Zeit, wo die betr. Scbiffe dem Staate dienen, ' dem Polemplat
1) Aristot. 22, 7 ; Herod. VII 144; Polyain. I 30, 6 ; vgl. Thukyd. I 14, 1 1. ; Just. 11 12, 12. 2) Den Sp�teren kam das seltsam vor, da sie sich keine privaten Kriegs schiffe mehr denken konnten. 3) Alle modernen Versuche, die Naukraren in Beziehung zu staatlichen Schiffen zu verstehen, laufen sich denn auch fest. Die Bed eutung des Schrittes des Themistokles scheint Glotz , Histoire Grecque 11 54 zu sehen.
248 archen unterstehend (Beck. An. I 283), statt wie sonst mit ihren privaten vauKA.'lPo1 Waren zu transportieren oder - wenigstens in Solons Zeit - Piraterie zu treiben. Die vauKpapial sind also Gruppen von Bürgern, die Schiffe besitzen und die pro Gruppe dem Staat ein Schiff im Kriegsfall zur Verfügung zu stellen haben ; welches der Fahrzeuge aus dem Eigentum ihrer Mitglieder sie dazu nahmen, war sicher ihre Sache. Der Kapitän war offen bar eben der 1TPUTaVLC; der Naukrarie, auch von den Mitgliedern der betr. Gruppe gestellt und wie Herod. a. a. O. zeigt ständig vorhanden. Ob er notwendig der Eigentümer des dem Staate gestellten Schiffes war, ist eine andere Sache, vermutlich lag . das ganz bei der betr. Naukrarie selbst. Natürlich gab es nicht 48 vauKpap0l 1), sondern 48 vauKpapiat, kein Staat kann bestimmen, wie viele seiner Bürger sich ein Schiff bauen oder kaufen, und die vauKpapOl als &pX� (Aristot. 8, 3 vgl. Phot. s. vauKpapOl) sind natürlich die 1TpUTaV€lC;;, man wird &pX� nicht indem man ein Schiff besitzt, sondern indem man an der Spitze einer Gruppe von Schiffsbesitzern steht. Diese N aukrarien mit ihrem festen Mitgliederbestand 2) hat der archaische Staat mit seinem kümmerlichen Apparat eigener Organe für alle möglichen Zwecke benutzt, Einhebung und Aus zahlung von Geldern : El()"(popai nennen Aristoteles und die Le xika 3), freilich als eigene aristotelische Interpretation, nicht nach dem Wortlaut der solonischen Gesetze 4). Sie leiten die ,
1) So Pollux, er nennt 12, da er die Gesamtzahl und die Zahl pro Phyle Aristot. 8, 3 verwechselt. 2) Man kann d�lcpla�IJTEtv vavKpapla�, das kann bedeuten : um die Frage der Zugehörigkeit zu einer vavKpapia oder die Entlastung von der P1licht prozessieren - etwa weil man nur ein altes defektes Schiff besitzt. Wahrscheinlicher ist allerdings, daß auch hier "� vavKpapia" die Stellung des 1tPUTaVl� an der Spitze der Gruppe ist. 3) Aristot. 8, 3 j Res. s. v. i Poll. VIII 108. 4) Die Gelder für die 9EWpoi nach Delphoi, die die Kolakreten aus zahlen, stammen aus den vavKAlJplKd, also eben jenen von den vauKpaplal eingehobenen Geldern: Androt. fr. 4 Schol. Aristoph. Vög. 1541. =
249 Panathenaien (0. S. 246), haben dagegen mit der Staats leitung als solcher nichts zu tun : die dies behauptende Angabe Herod. V 71 hat Thukyd. I 126, 8 beiseite geschoben. Daß jede Naukrarie außer dem Schiff auch zwei Reiter zu stellen hatte (PoIl. VIII 108), ist vielleicht eine weitere Ver wendung der Gruppen, wahrscheinlich aber Konfusion, da Athen eine Reitertruppe erst im 5. Jhdt. aufgestellt hat, sie vor The mistokles also ein Anachronismus ist (vgl. später bei der Armee). Die Demenordnung hat all jenen außerhalb der Schiffsge stellung liegenden Aufgaben der Naukrarien ein Ende gemacht wirksamer als sie freili�h der Ausbau des Verwaltungsapparates und der Leiturgien für Finanzverwaltung und staatliche Feste. Seit Themistokles sind sie auch für die Marine verschwunden. In unserem Zusammenhang ist nur wichtig, daß die Nau krarien keine Einteilung der Bürgerschaft sind, sondern Gruppen einzelner Personen zu bestimmten Zwecken, ähnlich wie später die Symmorien der dcrqlEpovTE!ö. Ihre Verwendung für Festfeiern, Gelderhebungen usw. gehören in die Darstellung des Kultus, der Finanzen usw. 1). § 85. Älter als die zehn Phylen und von den alten vier Phylen völlig unabhängig ist eine weitere Einteilung der Bürgerschaft, die in Vermögensklassen, richtiger in Einkommenklassen, denn nach letzteren werden sie · abgestuft und sie heißen TEA!'), und TEA11 sind nicht Vermögensbestände, sondern Abgaben bzw . Ein nahmen des Staates 2). Die Überlieferung führt die vier Klassen 1) Die Naukrarien als Aushebungsbezirke für Matrosen (z. B. Busalt 573 . 818) sind moderne Erfindlmg. Wir werden bei der Betrachtung der Landes verteidigung sehen, daß es in Athen bis c. 337 überhaupt keine Aushebung der Matrosen gab - nicht einmal eine Stammrolle für sie -, sondern der Staat sich auf den Andrang des VaUTlKÖC; dxAoc; verließ. 2) Zum Sprachgebrauch; Demosth. XXIV 40. 97. 122. 144 ; LVll 34 ; Antiph. V 77 ; Andok. I 93 ; Poil. VIII 97. 99. 132. ·155 f. ; vgl. IX 30; Beck. An. I 255. 267. S08 ; Harp. s. laonA€IC;, 1T€VTYlKO On; ; Suid. Phot. S. 1TwATl'ra{ ; Plut. Alkib. 5 ; Aristoph. Ritt. 306 ; Wesp. 658 ; IG I 11 140, 14 ; II 11 287 ; .
1214, 25 ff. ; 1241, 13 ff.
250 meist auf Solon zurück 1), andere wollten noch weiter hinauf, welche Version Aristot. 7, 3 berücksichtigt, die naturalwirt schaftliche Grundlage ist auch hocharchaisch 2). Jedoch gibt zweierlei zu denken : erstens sind in dem Versuch bald nach Solon (0. S. 245), in dem den Archon ersetzenden Regierungs kollegium alle Schichten zu berücksichtigen, die Posten auf die Berufsstände verteilt worden, Adel, Bauern und Nichtgrund besitzer, nicht auf die Klassen, was, wenn sie bestanden, (loch dR.s Bequemste gewesen wäre (Aristot. 13, 2). Zweitens haben difl Tyrannen ihre direkten Steuern auch nicht nach Klassen erhoben (Aristot. 16, 4. 6). Älter als ,Sol on kann die Ordnung r.icht sein, da sie die Bauernbefreiung kennt 3) und kleine land wirtschaftliche Betriebe voraussetzt, ob solonisch oder etwas jünger, muß unentschieden bleiben. Die Einteilung ist bekannt : Pentakosioniedimnen, Ritter (\n1TE:I\;), Zeugiten, Theten. Sie basiert auf dem Einkommen, nicht dem Vermögen, die Sätze sind : über 500, über 300; über 200, unter 200 (oder keine) !l€Tpa �l']pa Kai uypa4). Die gesamte ü berlieferung ist sich einig, daß die Abstufung nur nach Natural erträgen oder deren Fehlen erfolgt ist, Medimnen Korn und Me1) Aristot. Polit. 11 9, 4 ; Plut. Sol. 18.
2) Daß die erste Klasse jünger sei als die anderen (z. B. Hasebroek, Griech. Wirtsch.- u. Gesellsch.-Gesch. 162), ist moderne Folgerung aus dem künstlichen Namen der Pentakosiomedimnen, während die anderen Be zeichnungen Worte der lebendigen Sprache wählen : Reiter, Bauern, Lohn gänger. Es ist aber kein Anhalt dafür, daß sie als technische Ausdrücke fiir die Einteilung der Bürgerschaft älter sind als jener Ausdruck. 3) Vgl. Hasebroek a. a. O. 176 ; Busolt 832. 864 I. 4) Aristot. 'Aenv. '!roA. 7, 4; Polit. II 9, 4; PoIl. VIII 129 11'. j Harp. Hes. Suid. Phot. Etym. Magn. Etym. Gud. s. 9iiTe�, 9J')TIK6v j Harp. Hes. Suid. Phot. Etym. Gud. s. bnrd� bzw. hnrdba, imrel�; Harp. Suid. Phot. s. TreVTa KOOIOf..l E�If..l V OI ; Hes. Suid. s. {K TI�IlWdTUJV ; Hes. s. Zeu'(iolOv ; Beck. An. I 267 ; Schol. Plat. Polit. VIII 550 C j Schol. Aristoph. Ritt. 627 ; Kratin. d. Jg. fr. 9 ; Plut.. Sol. 18. 29 j Olr(Kp. Arist. - Cato 1. Kleinere Lücken und Konfusionen, namentlich die Verwechselung von T€Ao� {'!rTr€UJV und stehen dem Reiterkorps der klassischen Zeit halten uns nicht auf.
251 treten Öl und Wein. Eine spätere Umrechnung auf Barein kommen kennt keine antike Quelle, sie ist eine völlig moderne Erfindung (u. § 86). Von Geld ist nur in dem Demosth. XLIII 54 zitierten Gesetz die Rede, das die (Mindest-) Höhe der Mit gift regelt, die der dYXl(TT�C;; höherer TEAI'J, der eine Erbtochter des Thetenstandes nicht heiraten will und daher ausstatten muß, dieser mitgibt. Die Sätze sind 500, 300, 150 Dr. - d ie Theten haben dem Eigengut der �rriKAI'JPOC;; nichts zuzulegen - also wohl ein Jahreseinkommen nach dem Preisniveau der solonischen Zeit 1) mit einer Ermäßigung für die Zeugiten 2). Formell sind die vier TEAl') nie abgesch afft worden, sie wUl::den nur mit dem Herauswachsen aus den naturalwirtschaftlichen Verhältnissen gegenstandslos. Stets galt die Bestimmung, daß die TEA'l die Qualifikation zum Beamten diktierten ; TCllJint T�C;; SEOO können offiziell nur Pentakosiomedirrmen · werden, zu den Stellen der neun Archonten haben bis c. 480 eine, bis 457 zwei, seitdem drei Klassen Zutritt, die Theten sind überhaupt zu keinen 1) Beloch, Griech. Gesch. I 9. 1,
298 f.
2) Steuerklassen nach Geld sind lediglich ein Gedanke, mit dem die Re aktion des ausgehenden 5. Jhdts. spielte, in dem Programm Aristot. 4, 2 sollen sie die Berechtigung, Beamter zu werden, bestimmen. Der Aufstieg z. B. vom Theten zum Ritter wie Aristot. 7, 4'bedeutet in d� Zeit, als die To.l') leben, den Erwerb von Grundbesitz (Wade-Gery, Class, Quat. 1931, SO), z. B. durch Ansiedelung auf Salamis im Sinn von IG I 9 1. Auf fallend ist die Gleichsetzung eines Medimnos Weizen oder Gerste und eines nMaßes", also eines Metretes UTPwv, d. h. Ö l oder Wein, da alle diese Einheiten ganz verschiedene Werte darstellen und ganz verschiedene Bodenflächen zur Erzeugung fordern. Die Sache hat aber ihre Richtigkeit, wenn man die Zahlen von Jarde, Cereales 184 ft'. vergleicht (die Quanten der Maße bei Beloch, Griech. Gesch. I 2 1, 286): ein l'iletretes Öl ist im Durchschnitt 4-6 mal soviel wert wie ein Medimnos Weizen - natür lich gehen uns hier nur die Zahlen relativ früher Zeit an - und bedarf zur Produktion einer 4-6 mal größeren Fläche. Der Medimnos Weizen und der Metretes Land wein liegen im Preis sich nahe, bald ist der eine bald der andere teurer, und beide brauchen zur Gewinnung etwa das gleiche Areal. Das System bleibt natürlich auch so sehr grobschlächtig, mehr ist für das 6. Jhdt. aber nicht zu erwarten. -
252 apxa{ zugelassen 1). Das ist in klassischer Zeit leere Form, schon im 5. Jhdt. dadurch deutlich, daß die politisch wichtigsten Be hörden, Strategen und Hellenotamien, keine Sonderqualifikation nach TEA1l haben, die unwichtig gewordenen neun Archonten sie aber fortschleppen, ferner dadurch, daß die Frage nach dem TEAo� in die 1rp6KP1(J'1� verwiesen ist 2), eine Formalie in den Phylen und Demen, die nur bei den Losbeamten vorgenommen wird 3) und bei der zudem niemand eine wahre Antwort erwartet4). Daß die Wehrpflicht einmal die vier TEAll berücksichtigte wenn es auch übertrieben ist, sie einfach als Wehrordnung zu nehmen - ist dadurch . klar, daß der Ausdruck SijTE� für Ruder dienstpflichtige lebendig blieb, auch als von den alten natural ' wirtschaftlichen Klassen keine Rede mehr war 5). Andererseits wird seit der Generation nach den Perserkriegen der Bestand der Lailddienstpflichtigen in delli bekannten KaTaAolo� stamm1) Aristot Ae'lv. 'lroA. 7, 3 ; 8, 1 ; 26, 2; 47, 1 ; Polit. 11 9, 4 ; Suid. Phot. .s. 9fJTE� ; Etym. Magn. Etym. Gud. s. 9'lT1K6v; Plut. Arist. 1 ; Schol. Plat. Polit. VIII 550 C ; Schol. Aristoph. Ritt. 627 ; vgl. Plat. v61-l. V 744 C. 2) In der Dokimasie wird gefragt, ob der betr. Ta TEA'l TEAEI (Arist. 515, 3 u. ö.), im Zusammenhang mit der }I'rage nach der Erfüllung der Wehr pflicht, dem EU 'lrOIEIY TOU� lOVEac;, bürgerlicher Abkunft u, ä. , also lauter Fragen, die das Vorhandensein des Bürgerrechts und der Epitimie fest stellen wollen. Das TEA11 TEAdv bedeutet also das Zahlen der Abgaben, die Erfüllung finanzieller Pflichten gegen den Staat, sonst würde die Frage nach dem häufigsten Grunde für das Fehlen der Epitimie, das 6
•
253 rollenmäßig geführt, von einer Zugehörigkeit zu einem TEAor; ist keine Rede. Das Reiterkorps vollends ist erst in der Mitte des 5. Jhdts. aufgestellt worden - dem TEAor; der ht"rr€ir; vor her entspricht keine Kavallerie - aber mit einer festen etata mäßigen Stärke, nicht angelehnt an die s chwankende Kopfzahl der Bürger mit 300-500 JlETpa Ertrag 1). In der lebendigen Po litik leben denn auch hTTT€ir; als TEAor; nicht fort. Kleon steht im ewigen Konflikt mit den hTTT€ir;, die ihn um 30 000 Dr. büßten 2� aber die hT1T€ir; der Komödie stehen unter einem Hipparehen (Ritt. 242 f.), sie sind die Kavallerie, die jungen Leute, die in Prozessionen aufzie�en3), d. h. die Exponenten der wohlhaben den Klassen, kein TEAor;4). Xen. Hell. I 6, 24 gehen wegen Mangels an Ruderern alle Bürger an Bord "und sogar einige der hTTT€ir;", damit ist wieder die Kavallerie gemeint. Der Name der · Pentakosiomedimnen begegnet in militärischem Zusammen hang nur Thukyd. III 16, 2, wo auch bei einem Flottenauf gebot i. J. 428 alles an Bord gerufen wird "außer den Penta kosiomedimnen und den hT1T€ir;" . Mit letzteren ist, wenn Truppen disloziert werden - in Athen ist seit Jahr und Tag die Mann schaft 'lTavtl'1Jld mobil und im Truppenverbande - wieder das Reiterkorps gemeint ; sachlich hat Thukydides mit der Nennung des ersten TEAor; recht : Leute aus dieser Schicht waren allemal im Reiterkorps, für eine Einteilung der Wehrmacht nach TEA'1 beweist die Stelle nichts 5). Xen, Hell. II 4, 2. 9 nennt unter 1) Aristot.49, 2 ; Xen. Hipp. l, 9 : Suid. s. htTTEiC; ; Schol. Aristoph. Ritt. 627 u. ö. 2) Theop. fr. 95 f.; Aristoph. Ach. 6 f. m. Schol. 3) Plut. Per. 37 ; Parthenonfries. 4) Daß die hfTtEic; den Kleon "verurteilten", bedeutet nicht, daß sie die Geschworenenbänke besetzten, sondern nur, daß aus ihren Kreisen jene An klage kam. 5) Ich halte es sogar in diesem Fall für möglich, daß die Stelle inter poliert ist, Thukydides nur ImtEIC; schrieb und ein kluger Leser, der die TE"'1 statt der . Waffengattungen im Sinn hatte, sich sagte : also waren erst recht die Pentakosiomedimnen ausgeschlossen.
254 den Dreißig die Ö1fXa 1fapEx0f.lEVOl und die {1f1fEi� d. h . die Leute aus dem KaTaXolo� und das Reiterkorps, letzteres die beste Stütze der Reaktionsregierung. Charakteristisch sind endlich die an deren Nachrichten aus den Reaktionskreisen : in einem Programm (Aristot. 4, 3) will man bestimmte Strafen nach ihnen abstufen , hält sie also für lebendig genug, um sie irgendwie zu verwerten. Das sind dann Theoretiker wie Phormisios, der das Bürgerrecht auf die Grundbesitzer beschränken wollte (Dion. HaI. Lys. 32), dessen Erträge allein die TEXll bestimmen. In der Politik der Jahre 411 und 404 i st von den Ö1fXa 1fapExof.lEV01 ständig, von den TEXl1 mit keiner Silbe die Rede. Lebendig finden wir die TEXll in einer Anzahl von Gesetzen, dem o. S. 251 zitierten über die Mitgift, die der &lX10'T�� der von ihm ausgeschlagenen armen Erbtochter zu gewähren hat, und das den Geldwert der solonischen Zeit voraussetzt, und in dem Gesetz Demosth. XXIV 144 (0. S. 145 ff.), nach dem der Staats schuldner Bürgen des gleichen TEXO� zu stellen hat, um der Haft zu entgehen. Auch dieses Gesetz hindert nichts als archaisch anzusehen. In historisch heller Zeit finden wir urkundlich die TEXT'! nur zweimal, beidemal in demselben charakteristischen Zusammen hang. Bei der Auswahl der Kolonisten für Brea werden die beiden ersten Klassen ausgeschlossen (IG I 2 45, 39 ff.), und bei der Neuordnung von Lemnos nach der Wiedergewinnung der Kolonie ist nach dem Vor kommen des Wortes 1fEVTaKoO'tof.l€ bl�V01 IG II 2 30, 12 f. (vgi. SuppI. Ep. Graec. III 73) offenbar eine ähnliche Regelung getroffen worden. Dieses Fortleben ist sehr begreiflich, wenn die TEXT'! nie modernisiert, nie auf Geld umgestellt worden sind. Es sollen KXfjPOl verteilt werden, um landlose Bürger auszustatten ; wer bereits in der Heimat rela tiv ansehnlichen Grundbesitz hatte, kam für diesen Zweck tat sächlich nicht in Frage, es ist begreiflich, daß man hier die
2 55 alten TH,11 ausgrub, um größere und mittlere Landwirte unmiß verständlich auszuschließen 1). Endlich die Steuern, an die man bei dem Namen TH'l1 zuerst denkt. Wir kennen positiv keine einzige solche, die von ihnen Notiz nimmt. Die Tyrannen haben Prozentsätze des Bru ttoer trages landwirtschaftlicher Betriebe erhoben (Aristot. 16, 4. 6), als die dO'epopcx\ aufkommen, ist von TH'l1 keine Rede, sondern Prozentsätze des Vermögens werden erhoben , um eine bestimmte vom Staat benötigte Endsumme aufzubringen - dies gilt schon von der ersten uns bekannten €lO'qlOpa Thukyd. III 19, 1. § 86. Wie steht es nun mit den Gegeninstanzen gegen die , bisher hervorgetretene Basierung der TH'l1 rein auf den Boden ertrag, welch letztere ihr Absterben in Zeiten der Geldwirt schaft und ihr letztes Auftauchen bei dem Ausschluß von Leu ten mit eigenem - Grundbesitz von auszuteilenden 1().fjpm ver ständlich machten ? An sich ist die Theorie, daß Solon oder ein späterer Gesetzgeber neben den iJ€TPCX (Medimnen und Metretai) auch Bareinnahmen einkalkuliert hatte, ein Postulat moderner Betrachtung ohne jede Stütze in der Überlieferung, so daß erst vor wenigen Jahren Wilcken (Hermes 1928, 236 ff.) den Beweis für ihre Richtigkeit gefunden zu haben glaubte. Er liest Plut. Sol. 23, daß Solon bei dem OUO'lllJV T\/ll1 /lCX statt 9uO'1WV TI/ll1/lCX 2) eine Drachme gleich einem /lEbl/lVOC;; und auch gleich einem Schaf setzte : also seien die TE).11 auf agrarische Erträge, Vieh besitz und Bargeld eingestellt gewesen. Das ist doppelt ver lockend, weil schwer vorzustellen ist, zu welchem Zweck der Gesetzgeber Opfertarife festsetzt, es gibt keine PRichtabgaben 1) Bei TEATl, die auch die Bareinnahmen aus anderen Gewerben berück sichtigten, hätte die Regelung der Kolonien z. B. die jüngeren Söhne mittlerer Handwerker ausgeschlossen. eigentlich sogar kleine Gewerbetrei bende, denn wenn der b!1t€� nicht bei 300 /JoETpa El1PÜJV KaI UTPÜJV, sondern bei 300 Dr. Jahreseinkommen beginnt, wird bei den Preisverhältnissen zur Zeit von IG II g 30 der kleine Mittelstand von dem Verbot betroffen . 2) Eine paläographisch denkbar leichte Konjektur.
256 für kultische Zwecke außer der a1tapx� und der o. S. 16 f. be sprochenen Ölabgabe. Es ist nicht recht einzusehen, bei welchem Anlaß für eine eucrta Korn oder Vieh oder G.eld in bestimmter Höhe verlangt wurden. Trotzdem ergeben sich unübersteigliche Schwierigkeiten. Wenn die TI!.1�!.1aTa auf erstens Medimn en, zwei tens Metreten , drittens Schafe, viertens Drachmen aufgebaut waren, ist es schlechterdings unbegreiflich, daß die ganze anti quarische Überlieferung das vollkommen verschweigt und, wo sie alle bestimmenden Faktoren unter einen Begriff fassen will, von !.1€Tpa tl1PWV Kai uTPwV spricht (0. S. 250 4). Ferner sind die vier genannten Faktoren inkommensurabel, Metretai und Me dimnen sind Erträge, Stücke Vieh aber Bestand des Vermögens, Geld kann b eides sein. Soll das Eigentum an einem Schaf gleich wertig sein mit dem Bodenertrag von einem Medimnos ? Im Marktwert gewiß, aber wir suchen einen Maßstab für einen Zensus, der muß entweder aus lauter Einheiten des Besitzes oder lauter solchen des Einkommens bestehen, nicht beides durcheinander. Die einzelnen Posten werden auf eine Ebene gebracht nur wenn unter Schafen neugeborener Lämmer zu verstehen sind, die dann ein Ertrag, nicht ein Teil des Bestan des des Vermögens sind - Statistik über Geburten von Vieh um 600 v . ehr. ist aber wohl etwas viel vorausgesetzt. Endlich aber nützt die Lesung QU crlWV uns für die TEAI1 eben wegen des Gesagten nichts. Die TEAI1 beruhen auf Erträgen, sagt die ganze antiquarische Über lieferung, d. h. nicht auf dem Vermögen, die oucrta hat mit den TEAl1 nichts zu tun. Ein Beweis für die Richtigkeit der modernen Theo rie über die vier Klassen müßte neben den Bodenerträgen anders geartete Einnahmen, nicht Besitztümer namhaft machen 1). 1) Hasebroek. Griech. Wirtsch.- u. Gesellsch.-Gesch. 241 lehnt Wilckens Vorschlag ab, weil er reiche Leute ohne Grundbesitz voraussetze. Das ist natürlich kein Gegengrund, ein Mann, der 450 Medimnen erntet und ge werblich 50 Dr. dazu verdient und deshalb in die erste Klasse käme, ist ohne weiteres denkbar.
257 Wenn Plut. Sol. 23 bei genauer Betrachtung als Unterbau für die Hypothese der Erstreckung der TE�ll auf Geld sich ver flüchtigte, ist es kaum begreiflich, wie immer wieder eine wei tere Nachricht hierfür verwandt werden konnte, die bei PoIl. VTII 129 1. und Schol. Plat. Polit. VIII 550 C vorliegt. Sie be sagt, daß die drei obersten Klassen Beträge von 6000, 3000, 1000 Dr. d«; TC> lIlU.lo(J'\ov gezahlt haben : (lv��l<JKOV, also ständig, als Vorschrift und Institution. Diese Summen als Steuerbeträge zu nehmen verbietet die Vernunft. Erstens gibt es in Athen keine Einkommensteuer - die e!<J<popa ist die Abgabe eines Prozentsatzes des Vermögens -, zweitens wären die Beträge das Vielfache des EInkommens nach den G�enzen der betr. T€�l1. Daher hat Boeckh die Theorie aufgestellt, wir hätten hier die in Drachmen umgerechneten kapitalisierten Sätze des steuer pflichtigen Vermögens oder vielmehr des allein steuerpflichtigen Vermögensteiles der Angehörigen der T€�lh auf Grund deren jene Prozentsätze bei den e!<J<popal erhoben worden seien 1). Als Stütze hierfür sollten die Angaben des Demosthenes dienen 2), daß er 90 000 Dr. Vermögen besessen und somit 500 Dr. d<J cpopa nKaT
258 vermögen, sondern der Gesamtbetrag des katastermäßig erfaßten Nationalvermögens 1). Es ist das ganze Vermögen einer Person 2) , eine Abstufung nach dem Vermögen ist eine noAlTEla lK Tt��l1'..l(l TWV (Plut. Phok. 27), eine Bürgschaft mit dem Vermögen · ist eine solche Tt/l��WTt (IG Ir 2 1 172, 21 f.), Auslagen der Trierarchen aus eigener Tasche sind- uno TOV TI/l�/laTo(j; (IG I 2 98, 1Q ff.), T1J..lI1 /la ist der Gesamtbetrag einer Strafe (Aristot. 48, 4 und sehr oft), der Gesamtwert eines gestohlenen Objektes (Demosth . XXIX 8), einer Darlehensschuld (PoIl. VIII 103), einer Steuer zahlung u. ä. 8) eines Grundstückes, das der mit lTKTI1O'I(j; be liehene Fremde erwerben darf4), einer gewerblichen Anlage 5) -: in den bei den letzten Fällen handelt es sich zudem um den Ka tasterwert für die EtO'epopa. Es gibt nur ein einziges Tl/lll/la, das für EtO'epopal und AE1TOUPYlat wichtig ist 6), noch niemand hat aber bezweifelt, daß die Leiturgien sich nach dem Vermögen richten, nicht nach einem errechneten Vermögensteil. Ein tat sächlich oder rechnerisch abgetrennter Vermögensteil heißt anoTl/ll1J..la 7). An der Pollux-Stelle, von der wir ausgingen, wird denn auch jede unbefangene Interpretation unter Tl��I1/la die gleich danach wie überall genannten Einkommenssätze verstehen, die J..lETpa Ellpa Kai vypa. D aß dies der Fall ist, zeigt PoIl. VIII 86, wo er die Frage nach dem TEAot;; als solche nach dem T1J..lI1J..la wieder1) Demosth. XIV 19. 30 ; Polyb. II 62, 7 ; Harp. Suid. s. liTt UaKtaxlAtot. 2) Lys. XIX 49; Isaios III 2; XVII 49 ; XVIII 33 ; vgl. Poll. VIII 38. 3) Harp. Phot. Suid. s. Tij.llllla : sachlich durch Demosthenes (0. S. 257 9) irregeführt, aber wichtig dafür, daß die Lexika T(�1l11la nur als ganzen Be trag kennen. 4) IG II 2 713, 13 ; add. 706. Die Höhe der Zahlen zeigt, daß es sich um den Gesamtwert handelt. 5) IG II 2 2496, 26 f., wieder ist die Höhe der Zahl entscheidend. 6) Schol. Ael. Arist. Panath. 159, 1 i vgl. Isaios VI!' 39 i Harp. s. ht1td�. 7) IG II 9 2498. 2642 f. 2649. 2653. 2657. 2662. 2673. 2675. 2679 u. ö. in den Hypothekenurkunden.
259 gibt 1) und - was Boeckh nicht wissen konnte - Aristoteles ha t ge nau denselben Sprachgebrauch ! 7, 3 und 8, 1 versteht er unter Tl/-.lI11l0TO nichts als die IlETPO die die vier Klassen scheiden. Weder er noch die Späteren 2) kennen das Wort mit irgendeinem besonderen technischen Sinn für Teile eines rechnerisch kapi talisierten Einkommens. Endlich steht die ganze unausrottbare Boekhsche Theorie im Widerspruch mit dem Wortlaut der i hr zugrunde liegenden Stelle bei Pollux und den Scholien zu Platon. Es steht da av�Al(J'KOV, sie zahlten 6000 usw. Dr. an den Staat, nicht sie zahlten eine (unbek!1nnte) Summe ' auf Grund von - wirklichen . oder fiktiven - Vermögenssätzen von 6000 usw. Drachmen. Natür lich liegt bei den Scholiasten irgendeine Ungenauigkeit vor, wie sie bei ihnen auf Schritt und Tritt vorkommt. Wenn man aber versucht, sich die richtige Nachricht zu rekonstruieren, aus denen unsere Quellen ihr Mißverständnis gewonnen haben, kann auch diese nichts ausgesagt haben, als daß "die Pentako siomedimnen" 6000 Dr. "zahlten" usw. Der Fehler ist vermut lich der häufigste und harmloseste aller Fehler der Lexika und Scholien, daß irgendein Einzelvorgang, den eine Quelle an führte, als allgemeine Regel aufgefaßt und fälschlich verallge meinert worden ist. Die betr. Nachricht hat m. E. von irgend einer el(J'(popa früherer Zeit gesprochen, als die TEAll noch leben dig waren, und zwar von einer solchen, deren Steuersoll 10000 Dr. betrug, mit 100 �lvoi ein ganz normaler Betrag. Er wurde auf die TEAll umgelegt; und "die Pentakosiomedimnen" - nicht 1) Er hat hier, bei der Dokimasie der neun Archonten, sachlich unrecht, es wir:d nicht nach dem TEAo� gefragt, sondern nach dem TlAT] nAetv, d. h. dem Vermeiden des 6
260 jeder einzelne von ihnen - brachten 6000 Dr. auf, die hmeic;; 3000, die Zeugiten 1000. Wie diese Summen auf die einzelnen Angehörigen des betr. T€).OC;; umgelegt wurden, wissen wir natürlich nicht, gehört auch nicht hierher. Überhaupt bleibt uns die ganze praktische Durch führung der Einteilung in die vier Klassen rätselhaft. Gab es Listen der Mitglieder oder Vermerke etwa in den KOWa l'PClf.II!a. Tela. der Phratrien bei jedem Namen ? Wie wollte man den Erntebetrag mit den Mitteln der Zeit von Staats wegen statistisch erfassen ? Wurden Leute, die das väterliche Gut teilten und so z. B . statt 600 /l€T�a. auf je 300 kamen automatisch hmei� und bei drei Brüdern Zeugiten ? Nahm man von den unweiger lich vorhandenen Schwankungen des jährlichen Ertrags Notiz und wie ? Schon daß alle diese gewiß nicht fernliegenden Fragen ohne Antwort in der Überlieferung bleiben, zeigt, wie fern das ganze System der T€).l1 dem Leben der Zeit der Redner und Historiker, vollends dem der antiquarischen Forschung, stand. Aristot. 7, 4 wird das Denkmal zitiert, das ein Diphilos errich tete, als er aus einem Theten ein hmeuc;; wurde, mehr Material als solche Weihungen hatte schon das 4. Jhdt. für die Frage nach dem Funktionieren des Systems offen bar nicht. h) P4milie und Geschlechf. § 87. Der athenische Staat kennt wie Sparta (Staatsrecht 1 39) Beziehungen nur zum Individuum j wenn diese durch das Medium eines Dritten hindurchgehen, ist jener notwendig nicht Bürger: die Frau, der Minderjährige, der Metoike bzw. in der Frühzeit der »gelegte Bauer", den der Grundherr in die Sklaverei ver kaufen kann, der also aus der Reihe der unmittelbaren Staats angehörigen ausgeschieden ist durch einen Satz des damals gel tenden Schuldrechts. Die Jaacht der gesetzlichen Vertreter über
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i hre Schutzbefohlenen ist früh eingeschränkt worden, die Gewalt des Hausvaters über Leben und Tod der Seinen wird in einer oft wie derholten Erzählung von einer Hinrichtung der Tochter durch den Va ter im Kodridenhaus vorausgesetzt 1), ist aber wohl schon vor So Ion ein überwundenes Stadium. Durch diesen selbst wurde beseitigt die Haftung von Frau und Kind für die Schulden des Haus vaters gleichzeitig mit jeder leiblichen Haftung des letzteren (Aristot. 2, 2 u. 15.), ebenso das Recht desselben, Familienange hörige in die Sklaverei zu verkaufen 2). Es gibt in klassischer Zeit umgekehrt einen Rechtsanspruch der Frau auf Unterhalt S) und einen Schutz .des Kindes gegen den Vater4). Es fehlt frei. lich nach wie vor und, soweit wir die athenische Rechtsent wickelung kennen, stets der Schutz des Säuglings gegen Aus setzung S). Auf dem Gebiet des Prozeßrechtes ist mit der Solidarität der Familie radikal aufgeräumt worden : der Sohn kann den Vater gerichtlich belangen 6), kann auf seine Entmündigung antragen (0. S. � 10), der Stiefsohn kann die Stiefmutter kriminell belangen (Antiph. l Hyp.), mindestens in hellenistischer Zeit die Frau den Ehemann (lnd. Acad. XIII 3 ff.) ; die Zeugnispßicht vor Gericht umfaßt die Aussagen der Familienmitglieder gegeneinander 7). Wir haben o. S. 97. 1 03 beobachtet, daß die
�a
3) 4) 5) 6)
Harp. s. o'ITO� ; Andok. IV 14. Bei Vermletung zu unsittlichen Zwecken : Aischin. I 13. Plat. Theait. 161 A ; vgl. VOf!. IX 868 C. Plat. Euthyphr. 4 A ; [PIut.] X Redn. 843 D. 7) Demosth. XXIX 15 f. 20. 33. 55; LIV 38.
262 Alkmaioniden" sogar einschließlich der Toten des Hauses 1), später ebenso "die Peisistratiden" 2), d. h. die direkte Nach kommenschaft des Peisistratos 3) und andere ganze oMat (Arist. 20, 3). Ebenso ist die Atimie, d. h. die Vogelfreierklärung, für den Verurteilten und seine Nachkommen hocharchaisch und in klassischer Zeit völlig abgestorben (0. S. 118 ff.). In letzterer herrscht durchaus die individuelle Verantwortung : Demosth. LII Hyp. I i.j 14 ff. 30 stirbt ein wegen Betrug Angeklagter während des Pro zesses, es ist die Einleitung einer neuen Klage gegen den Sohn nötig und diese lautet nur auf Schadenersatz. Die zivile Schuld erbt fort, nicht die kriminelle Haftung für ein Vergehen. Eine Eevll, die sich das Recht einer Athenerin anmaßt, wird verurteilt und als Sklavin verkauft, ihre Kinder sind HVOI, aber nicht straffällig ([Demosth.] LIX 1 24) 4) . Normal wird sogar bei einer zum Tode verurteilten Schwangeren mit der Hinrichtung bis nach der Geburt gewartet, um das Kind zu schonen : Ael. val'. hist. V 18. Nichts mit einer Solidarität der Familie hat es zu tun, wenn der Sohn eines öq>Ei�wv T4I b�).lIV mit der Erbschaft auch diese Schuld mit ihren Konsequenzen erbt, der Atimie und eventuell 1) Aristot. 1 ; 20, 2 ; Herod. V 71 f.; Thukyd. I 126, 11 tf.; 127, 1. 2) Thukyd. VI 55, 1 i Mare. Vita Thukyd.. 32 u. ö. 3) Angehörige von Nebenlinien können später noch ostrakisiert wer den, o. S. 124 1• 4) Bei dem Verkauf von konfisziertem Vermögen eines Verurteilten und seiner Söhne IG 1 1I 333 liegt der Fall einfach so. daß diese mit dem Vater und unabhängig von seinem Schicksal verurteilt worden sind. Wenn De mosth. XXV 79 eine Lemnierin mit ihren Angehörigen in Athen wegen Giftmischerei hingerichtet wird, hindert nichts anzunehmen, daß die ganze Sippschaft an dem dunklen Gewerbe beteiligt war. Wenn Lys. XIV 17 behauptet, Alkibiades' Sohn sei wegen der Verbrechen seines Vaters als Kind beinahe hingerichtet worden, ist das Gerede, Lysias' eigene Forde rung, die Dreißig sollten mit ihrer ganzen Nachkommenschaft umgebracht werden, ist seine persönliche Aufgeregtheit (Xll 36). Eine tumultuarische Szene wie Demosth. XVIlI 204 ; Ael. Arist. Panath. 140, 7 ; Otr. T. TETT. 217, 11 beweist vollends gar nichts.
263 der Schuldhaft 1). Die Schulden gehören allemal zu jeder Erb schaft. Stärker sind die Rudimente auf dem Gebiete des Mord prozesses : in erster Linie sind die Verwandten des Opfers in bestimmten Verwandtschaftsgrenzen und in bestimmter Reihen folge der Verwandtschaftsgrade zur Erhebung der Klage berech tigt und berufen, dann subsidiär die q:>paTOp€1j; (0. S. 161). Das ist ein Rest solidarischen Zusammenhalts der Familie, aber ak tiver Art, keine solidarische Haftung. Dagegen ist letztere auf diesem Gebiet eben noch zu erkennen in dem Satz, daß die Rächer bis zu drei Angehörige des Mörders als Geiseln fest setzen dürfen, um diesen zu zwingen, sich zu stellen 2), ein na türlich ' hocharchaischer Satz, der vermutlich erheblich . �elbst über Drakon hinaufführt. Wenn das Gesetz im 4. Jhdt. zitiert wird, beweist das die Unbildung der Heliasten, denen man alles als geltendes Recht vorreden konnte, nichts für irgend ein Fort leben des Rechtes 3). Die das Familienleben betreffenden Gesetze Athens zeigen auch nirgends ein Hineinragen der Familie in die staatliche Sphäre ; sie betreffen das Erbrecht und den Schutz der Waisen, speziell der Erbtochter (0. S. 13), das Vormundschafts recht 4), oder sie liegen auf rein polizeilichem Gebiet : Beteili gung weiblicher Angehöriger an Beerdigungen, Demosth. XLIII 62. Die Leviratsehe ist in einem alten Gesetz Solons 1) Näheres o. S. 118 bei der Schuldhaft. Daß vor dem Tode des Vaters, der 6cpEiAEl, der Sohn linf.lo� sei, steht nur in der Hypothesis zu Demosth. LVm (2), die Behauptung wird durch die Rede selbst (17) widerlegt Die Haft der Söhne des Lykurgos [Demosth.] Ep. III 7. 13 f. 24 liegt sicher ebenso. 2) Demosth. XXIII 82 11'. vgl. 218 j Poll. VIII 50 f.: avbpoA�IjI\ov. 3) Die Lexikographen standen natürlich vor einem Rätsel. sie haben das avbpoA�IjI\ov in eine Maßregel gegen eine fremde Stadt umgedeutet: Harp. Suid. 8. v. 4) Isaios X Hyp.; Plat. Alkib. I 104 B j Charm. 155 A. 176 C j vgl. v6",. XI 924 B.
264 vorgeschrieben gewesen (Plut. Sol. 20), aber in klassischer Zeit obsolet. Freiwillig und fallweise hat der Staat ganzen Familien eine Stellung verliehen bei der Verteilung seiner Ehren. Die aiTl'Jal� EV TrPUTClvEiqJ wird oft einem verdienten Mann und jeweils dem ältesten Erben gegebeIJ 1), gelegentlich allen Nachkommen 2). Es kommen vor erbliche Atelie3), erbliche Prohedrie in den Ag� nen 4) und - damit verlassen wir freilich die Btirgerschaft erbliche Proxenie 5) - alles Dinge, die uns hier nicht aufhalten. § 88. Sehr viel lebendiger als die Familie ist im öffentlichen Recht Athens das Geschlecht geblieben - im Unterschied vom Zivilrecht, wo es keine Rolle spielt. Nur ftir dieses, nicht iür jene haben die späteren Historiker und Antiquare in der sche matischen Gliederung des Aufbaus der Bevölkerung versucht einen Platz zu finden (0. S. 230), entsprechend der Tatsache, daß in der Frtihzeit einmal jeder Btirger einem lEVO� angehörte. Die Phratrien bestehen aus lEVl'J und Kultvereinen, die der Ein teilung in alte Vollbtirger und erst seit Solon in die Btirger schaft Aufgenommene entsprechen (0. S. 233). Mit anderen Wor ten : wer zu einem lEVO,. gehört, ist zwar nicht notwendig Eu1) [Plut.] X Redn. 843 C. 847 DE. 850 F. 851 D ; oft in den Inschriften, s. u. � 108. Dasselbe meint [Demosth.] Ep. III. 19. 2) Bei den Nachkommen der sogenannten Tyrannenmörder, sogar mit Vererbung auf die nächste Seitenlinie, wenn der Hauptast ausstirbt: IG 1 2 77, 5 ff. Dein. I 101 ; Isaios V 47. Bei der Familie des Aristeides : Plut. Arist. 27. . 8) Demosth. XX 70 ff. 75. 79 u. ö., oft in den Inschriften. Die Nachkom men der Tyrannenmörder hatten Atelie außer für Leiturgien und da <popal : a. a. O. Hyp. TI 2 ; 18. 26. 29. 175 ff.j vgl. die Stellen der vorigen Anmerkung. Den Nachkommen künftiger Tyrannenmörder wird 410/9 das selbe Privileg in Aussicht gestellt : Andok. I 98. 4) [Plut.] a. a. O. 847 E. 850 F. 851 D ; vgl. ebenfalls die Stellen der obigen Anmerkung. 5) IG P 28 ; 105, 34 ff.j 118, 14 f� 145 f.; 154, 7 ff. usw. sehr oft. Ähn· lieh bei anderen Ehren für Ausländer: I 9 23 ; 55 ; 59, 22 ff.; 113, 14 f. usw.
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patride 1), aher er gehört zu einer Familie, die das volle Bürger recht schon vor Solons Bauernbefreiung und seiner Erstreckung des Bürgerrechts auf die Nichtgrundbesitzer gehabt hat. Das einzige Gebiet, wo wir in historisch heller Zeit die Ge schlechter tätig sehen, ist das bestimmter alter, ihnen auch vom bürgerlich-weltlichen Staat belassener Kulte, genauer : die Be setzung bestimmter Priesterturner durch bestimmte lEVTJ . Diese {Mal lepwO'uval werdEm ständig mit dem Begriff der Geschlechter zusammen genannt, sie erben in ihnen wie irgendein materiel ler Besitz fort ; bei Streitigkeiten verschiedener Angehöriger eines lEV� um lien Besitz der Priesterst!'llle entscheidet das Gericht wie bei einem Erbschaftsprozeß um Haus und Geld 2). Die einzelnen Kulte im Inland und die Beteiligung bestimmter Geschlechtspriester an den staatlichen gew plal gehören in die Behandlung des Staatskultus. Die Priester der lEvll haben die selbe Stellung und Funktion wie gewählte oder geloste Staats priester und keine Besonderheiten 3). Nicht zu verwechseln mit 1) Darin hat Wade-Gery, Class. Quat. 1931, 2 ff. recht. 2) Aristot. 'Ael'\v. 1ToA. fr. 5 Plut. Thes. 25 ; fr. 6 ; 21, 6 ; 42, 5 ; 57, 2 ; Philoch. fr. 158 ; PoIl. VllI 90 ; Beck. An. I 219. 310 ; Demosth. LI 19; LIX 104; Isaios VI 47 ; Harp. Suid. s. YEvvi'!Tal ; Suid. s. ft'fE/-lovla blKacrTl'\p(wV ; Schol. Plat. Euthyphr. 2 A ; vgl. Plat. VO/-l. VI 759 A j ApolI. BibI. III 15, 1 ; Schol. Aischin. I 19. 3) Hier nur eine Reihe von Beispielen : die Eumolpiden und Keryken stellen den Hierophanten, die Hierophantin, den Priester des Plutos ([De mosth.] LIX 1 16 f. ; Hes. s. EU/-loA1tlbal j Schol. Aischin. 111 18 ; IG II 11 1231 usw.) bzw. den ' Daduchos, den IEPOKTJPuE, den Priester i1tl -rq; �W/-lq; (Schol. Aischin. -a. a. 0. ; Plut. Alkib. 19. 22 ; IG III 1278, 23 usw.) für den' eleu sinischen Kult, erstere auch Exeg·eten zur Auslegung des Rituals ([Plut.] X Redn. 843 B). Die Eteobutaden stellen die Priesterin der Athena Polias und des Poseidon Erechtheus (Aischin. 11 78. 147 m. Schol. ; [Plut.] X Redn. 843 BE u. ö.), die Buzygen die Priester des Zeus Teleios und des Zeus im Palladion, sowie eine weitere Athenapriesterin (Schot Aischin. 11 78 ; IG Irr 273 ; Suppl. Ep. Graec. 111 108 u. ö.). Die Praxiergiden finden wir bei den Plyntherien (Plut. Alkib. 34), die Phytaliden bei dem Kult des Theseus (Plut. Thes. 23), die Hesychiden bei dem der Eumeniden (Polern. fr. 49 Schol. Soph. Oid. KoI. 489, der richtige Text in den Ausgaben =
=
266 den Aufgaben in staatlich betriebenen Kulten sind natürlich die Geschlechtskulte, die das betreffende TEvO� privatim betreibt, die ihnen allen wesentlichen 'ATT6��WVE� rr<:tTptjJOt 1), eine Hestia (der Krokoniden : IG II2 1229) und allerhand Dionysoskulte auf den Dörfern 2). Im einzelnen ist die Grenze zwischen bei den Kategorien nicht leicht zu ziehen. Von Hause aus waren alle Kulte solche der Geschlechter, d. h. der Grundherren, der Staat hat sich in viele eingedrängt und sie geregelt 3). Die Geschlechter sind im Unterschied von der Familie juri stische Person, wir finden sie als Eigentümer von Grund der Scholien) ; die Poimeniden stellen einen Priester der Demeter (He sych. s. v.), die Phillerden eine Priesterin der Demeter und Kore (phot. Suid. s. v.), die Euneiden stellen Herolde, Tänzer und Kitharisten fitr irgend welche lEpoupylcn (PoIl. VIII 103 ; Hes. Phot. Suid. s. v.) - offenbar der Rolle der Keryken in Eleusis verwandt. Letztere haben auch bei den Dipolien zu tun (IG II ' 1357 a. E). ' IEPWCJuvcn sind ferner belegt bei den ' Krokoniden und J{oironiden (Istr. fr. 5. 29 u. ö.), Polemon fr. 49 setzt Kulte der Eupatriden (des Geschlechtes des Alkibiades, s. u.) 'voraus, in dem er sagt, daß bei einem bestimmten Kult nicht sie, sondern die He sychiden zuständig sind. Das Geschlecht der La�a/o1(vlol IG II 2 1232 wird den Kult des Eurysakes gehabt haben. Vielleicht sind auch die Demokleiden, Athen. Mitt. 1924, 16 mit einer Artemis zusammen genannt, ein 'fEVO�. Bei der Theorie nach Delphoi gehen Mitglieder der Pyrrhakiden, Eupa· triden, Erysichtoniden, Euneiden, Keryken mit (Fouill. de Delphes III 2, 5 ff. 13. 58 if. 63ff.) als 8EWpO( und �E'1YI1Ta(. Dergleichen ist bei allen Theo rien der ]'all (Philoch. fr. 158). - Wade-Gery, Class. Quat. 1931, 82 ff. be· streitet die aus Isokr. XVI 25 gefolgerte Existenz eines Geschlechtes der Eupatriden. Aber Polemon a. a. O. und die delphischen Texte stellen sie zu deutlich in Parallele mit anderen yEV1l. Auch Hellan. fr. 170Jac. [Plut.] X Redn. 834 B unterscheidet Keryken und Eupatriden, meint also mit letzteren nicht den Adel im allgemeinen. Daß ein Exeget der Eupatriden Fouill. de Delph. III 2, 59 'aus dem Geschlecht der Buzygen stammt, wird daher kommen, daß das der Eupatriden ausgestorben war, die 'IEPW(1VV1l erbte weiter, ohne den Titel zu ändern. Plut. Alkib. 121 A kann Alkibia des mit seiner Herkunft von Eurysakes, d. h. wohl dem Geschlecht der LaAa/o1(vIO\ IG II 2 1232, irgendwelche Deszendenz in der weiblichen Linie meinen. 1) Im einzelnen belegt bei den Lykomiden (Plut. Thes. l) und den Ela siden (IG II 9 2602). 2) Harp. Phot. Suid. s. 8EO(VIOV. 3) Darüber später bei der Behandlung des Kultus. =
267 stücken 1) und Kapitalien 2), als Hypothekengläubiger 3) und als Prozeßpartei4). Sie verleihen die Mitgliedschaft 5) und Ehren kränze 8). Sie haben abgesehen von den Priestertümern einen äpxwv oder TEvEapxt'\� 7) und fUr geschäftliche Angelegenheiten einen Epimeleten (IG II 2 1597) oder Ta,.dac:; (II 2 1078, 39), min destens die letzteren gewählt - der äpxwv mag das Altershaupt der Hauptlinie gewesen sein. Die Geschlechter haben auch ihre eigenen Statuten. Andok. I 127 nennt die Bestimmungen der Keryken für die Einführung der Söhne durch ihre Väter, ent sprechende autonome Regelungen für die Vererbung der IEPW
.
1) IG IP 1597 f. ; Demosth. LVIII 23 f. 28. 2) IG II 2 1229 ; 1236. Zahlungen an die Eumolpiden IG 1 2 313, 162 bzw. ihre Exegeten IP 1672, 41 sind für Kultzwecke, nicht für das Vermögen des T€VO�, immerhin ist dieses wenigstens im ersteren Fall Empfänger der Summe. 3) IG II I 2670 ; 2723. 4) Meist wegen eines Priestertums, nicht nur im Erbstreit, wo die An gehörigen eines Geschlechtes gegeneinander prozessieren (0. S. 2659), son dern auch in der. Form, daß ein T€VO� gegen ein anderes oder gegen eine Person streitet : Istr. fr. 5. 29 ; Lyk. fr. 50 ft'. ; Dion. HaI. Dein. 11 ; Dein. II 12 ; [Demosth.] LIX 59 f. Prozesse um solche i€pwauval mögen häufig genug gewesen sein, schon wegen des Fleisch- und Lederhandels, den sie darstellten. Die Geschlechter regeh). z. T. die Erbforge selbst; vgI. wie solche Priestertümer zwischen verschwägerten Linien hin- und herspringen : Paus. I 37, 1 ; [Plut.] X Redn. 843 B ft'. 5) 'ECP'l�l. apx. 1895, 111 1. n. 27. 39.; vgl. IG 11 2 1110. 6) IG II � 1230 1.; 1235 f. 7) IG IP 1078, 3. 34 f.; 1235 f.; 2339 f.; IP 1325 ; 1359 ; 'Ecp. upx. 1899, 207 n. 35. Commodus als lipxwv der Eumolpiden IG 11 9 1110. Ein aPX1€p€U� eines Geschlechts IG IP 2340. - Das Material ist z. T. kaiserzeitlich, je. doch wird man auf diesem Gebiet abgesehen von Titeln und Äußerlich keiten das Fortleben alter Formen voraussetzen können.
268 wollte, trotzdem er den Statuten entsprach, andererseits ent scheidet das Gericht bei einem Streit um die {epwO'uvl'\ nach den Statuten des betr. i"EVOIO (vgl. die Stellen o. S. 265 2). Bei den Keryken wie den Brytiden wird nach Andok.; [Demosth.] a. a. O. eheliche Geburt von einer Athenerin verlangt, also mehr als die bloße Bürgerqualifikation (0. S. 66 t), es entspricht dem We sen eines TEVOIO, daß dies überall der Fall war : uneheliche Söhne eines Mitgliedes eines TEVOc; und einer Athenerin mußten dann zu den Orgeonen gehen. Die Andok. a. a. O. als Spezifikum der Keryken genannten Bestimmungen betreffen denn auch nicht das Erfordernis ehelicher Geburt als . solcher, sondern den Mo dus, wie der Nachweis für die Erfüllung dieser Bedingung er bracht werden soll I). Ein Mitgliederverzeichnis des TEVOc;, wohl vom Archon oder Epimeleten geführt, wird [Demosth.] LIX 59 f. 63 ; Isaios VII 16 f. vorausgesetzt und heißt KOIVOV i"PCt/-lIlCt TelOV (Suid. Phot. s. v.), also wie bei den Phratrien 2). Es sei endlich bemerkt, daß die einzelnen TEVI'\ schon zur Zeit der Ent stehung der Demenordnung im ganzen Staatsgebiet verbreitet waren, so daß ihre Mitglieder verschiedene Demotika führen S). 1) Die EU�IO;l.'Itl!)I.tJv 1td-rpla Oie. ad Att. I 9, 2 sind übrigens wohl nicht die Statuten, sondern wie [Lys.) VI 10 die rituelle Erbweisheit, die die EE'lTTlTal EUJ,lo;l.1ttMJV (0. S. 265 3) auslegen. 2) Namen von rEVYl mit Kulten sind o. S. 365 8 aufgeführt - jeweils mit herausgegriffenen Belegen, das ganze Material später bei dem Kultus. Sonst kennen wir an Geschlechtern : die Brytiden (soeben im Text), Ky niden (Harp. s. v.), Gephyraier (Herod. V 55 ff.), Pallantiden (Plut. Thes. 13), Elasiden (IG 11 2 2602), Erechtheiden (Plut. a. a. 0.), Kodriden (Plut. Sol. 1), Lykomiden (Plui;. Thes. 1 ; IG 11 11 2670), Kekropiden CII II a. a. 0.), Bakchiaden (IP 1325), Apheidantiden (II II 1597, 1 9; Athen. 111 96 D), Oi katen (11 2 1597, 15), Kolieer (11 11 1598, 23 f. ; Hes. s. v.), Pyretiaden (I � 502), Amynandriden (Il 11 2338), Glaukiden und Epikleiden (11 11 2723), end· lich das alte Königsgeschlecht der Medontiden (lG 1 2 871 1. ; II a 1233), dagegen nicht die bekannten Alkmaioniden, sie sind eine Familie, die Erben des völlig historischen Alkmaion, während das echte rEVO� einen mythischen Ahn hat: Wade-Gery, Class. Quat. 1931, 82. 3) [Demosth.) LIX 61 ; IG IP 1235 ; Suppl. Ep. Graec. III 108 ; Fouill. de Delph. 111 2, 59 ff.
269 i) Die Stellung der frau. § 89. Der stark zurückgedrängten Stellung der Familie im öffentlichen Recht entspricht es, daß die Frau unmittelbar mit staatlichen Organen in Berührung kommt und daß der Staat allenthalben von ihr Notiz nimmt. Wie o. S. 61 ff. gesehell, ist seit dem Bürgergesetz des 5 . Jhdts. bei der Bestimmullg des politischen Standes des Sohnes die Mutter ebenso wichtig wie der Vater; wie o. S. 13 behandelt, regelt der Staat das Recht der Erbtochter und ihr Geschick bis in das Einzelne. Die Familienjustiz lebt nur in Erinnerungen an längst ' v'er.;. klungene Vorgänge fort (0. S. 261), die Frau ist in klassischer Zeit strafmündig und kann vor Gericht kriminell belangt wai.' den 1). Gelegentlich hören wir von Strafandrohungen gerade gegen Frauen, so für die Benutzung von Wagen bei der Pro zession nach ElEiusis, seitdem diese vorher gerade für die Frauen vorgesehene Bequemlichkeit verboten war 2), so gegen dicOO'IlOü
270 von Frauen, denen Ehebruch nachgewiesen ist, d. h. genauer von sol chen, die der Mann wegen Ehebruch hinausgeworfen hat, von den Staatsfesten erwähnt. Jeder, der sie bemerkt, kann sie fortjagen 1). Dagegen kann die Frau nicht als Zeuge im Rechtssinn vor der Heliaia und damit natürlich auch nicht vor der E\crayoucra apxi) auftreten. Demosth. XXV 58 werden Zeugen aufgeführt für das, was eine Frau erlebt hat, es erscheinen der Vormund und alle Männer, die m it ihr in Berührung gekommen sind , nur sie selbst fehlt 2). Demosth. LVII 6 7 und Isaiös XII 5 legen die Männer für das Zeugnis ab, was ihre Frauen wissen und eigentlich dem Gericht mitteilen könnten. Das wird Demosth. XXIX 33 und vor allem LV 27 näher aufgeklärt : die Frau macht ihrem KUPlO� zu Haus eine eidliche Aussage, die eben deshalb k eine �apTupia ist - �apTUp€� VOr der Heliaia sind nie vereidigt - und er legt Zeugnis im Rechtssinn darüber ab, daß und was sie beschworen und ausgesagt hat. Dagegen tritt sie Isaios XII 9 vor dem Diaiteten selbst auf S). Im Mordprozeß sieht es Demosth. XLVII 67 f. 73 so aus, als ob die Frau als Zeu gin auftreten kann (vgl. Lipsius, Att. Recht Irr 874 30). Der Redner spricht zwar von seinem eigenen eventuellen Eide und dem der Frau ganz in einem Atem, der erstere aber ist der Parteieid des Anklägers vor dem Blutgerichtshof, aber da es Anklagen mehrerer Personen nicht gibt, sondern nur e in en btw KWV im Prozeß4), bleibt nichts übrig als an eine �apTupia zu denken. Wenn in dem Gutachten der Exegeten a. a. O. 69 als 1) Aischin. I 183 ; [DemOstlt.] LIX 85 11'.; Isaios VI 50: Eine chtaywyf] in das Gefängnis wird nicht erwähnt, mit Recht. Diese ist vorgesehen von auch dTl�IO\ bei solchen Kulten (0. S. 117), Frauen sind nie lTr!TI�IOt, also nicht dTlfJ01. der 2) Es handelt sich um eine Metoikin. Da aber im Zeugenrecht genau Frauen den bei es wird steht, Bürger der wie Metoike e männlich so sein. Plat. v6/l. XI 937 A ist kein athenisches Recht. S) Dasselbe meint nach den vorangehenden Ausführungen Demosth. XXIX 26, auch die Szene Lys. XXXII 13 gehört hierher. 4) Und eventuelle crUV!\YOPOI, vgl. späterin der Behandlung der Rechtspflege.
271 für den Ankläger erschwerend erwähnt wird, daß nur Frau und Kinder Zeugen des Vorgangs waren, beweist das jedenfalls nichts gegen die Möglichkeit dieser J..lcxpTupicx, der Satz kann bedeuten, daß das Zeugnis solcher Personen im Urteil der öffent lichen Meinung leicht wiegt. Vor der Heliaia kann die Frau nur - in der Praxis mit den Kindern - als Bittflehende auf treten 1), wobei das, was sie ausspricht, freilich oft genug mate riell ein Zeugnis sein mag. Die Frau genießt Schutz für ihr Leben wie der Mann2), ebenso gegen Beschimpfung und Mißhandlung einschl. der Ver gewaltigung 3). Vor allem hat sie Eigentum ; der Erbtochter steht das gesamte Erbgut zu, der Vater kann sie nicht zugun sten eines Adoptivbruders enterben 4), eine Schwester neben Brüdern hat ihr Pflichtteil (Isaios IU 68), ein Mann kann seiner Frau das Vermögen hinterlassen5). Die Mitgift bleibt der Frau, . die sie als Witwe oder bei einer Scheidung behält 6). Sie kann Zivilprozesse führen, als Klägerin und Beklagte 7), sie kann von dem Archon ihre Ehe scheiden lassen 8), sie ist steuerpflichtig 9). 1) Hyper. III 41; IV 9 ; Lys. XX 34 ff.; Aristoph. Wesp. 569 ff. 976 ff. m. Schol. 976 ; Plut. 382 ff.; Plat. Apol. 34 C. 2) [Demosth.] LIX 9 ; vgl. den Schutz in Ehrendekreten, z. B. IG I 9 159. 3) Demosth. LVll 30 ; Plut. Sol. 23 ; Demetr. Phaler. fr. 8 ; Harp. s. ßt· aiwv ; vgl. den Prozeß Ind. Acad. XIII 3 ff. Verbot der Prostituierung Aischin. I 14. 4) Demosth. XLIII 31. 51 ; XLVI 18; Isaios IIr 42. 46 f. 68 f.; Suid. s. iltl!cA IlPO�.
5) Demosth. XLV 28, wenn das Testament echt ist. 6) Demosth. XXX 7. 26; XLll 27 ; LUI 28. Grundstücke, die durch IIpo! (0. S. 14) als Bestandteil einer Mitgift kenntlich gemacht sind : IG IJII 2659 ff. Vgl. die Fälle. wo der Staat selbst einer Frau die Mitgift bewilligt: IG II ' 832, 12 ff.; Plut. Arist 27. 7) Demosth. XLIII Hyp. 1. 3 ; 7. 31 ; XL 10 f.; Lys. XXXI 10 ; Isaios VII Hyp.; 2. 8. 43 ff. u. ö.; XI 20 f.; Aristoph. Wesp. 1407. Klagen auf Unter halt gegen den Mann nach der Scheidung Phot. Suid. s. OiTOU biKIl ; Harp. s. atT� (vgl. Demosth. XLVI 20), s. auch Plat. v6f.1. XI 937 A. 8) Isaios III 35. 78; Phot. Suid. s. O{TOU blKIl. 9) Demosth. XXII 56 ; LVII 34; Harp. s. f.lEToiK10V. Die Listen der im b6(JEl� zeigen oft Einzahlungen einer Frau, durch den Mann, Vater, Bru der usw. besorgt : IG II D 2332; 2334 f. passim.
272 Eine Frau als Unternehmerin haben wir IG II 2 1672, 71, als Grundbesitzerin 2765 f., Weihungen einer Frau, gewiß z. T. aus dem Vermögen des Mannes, aber doch sicher auch oft aus eigenem, haben wir ständig auf Anathemen 1) oder i n den In ventaren der Tempe1 2), die rituellen Bestimmungen IG II 2 1365 f. setzen Frauen ,,"oraus, die selbst ein Opfer bezahlen. Eine Beschränkung der Frau liegt nur in der Verwaltung ihres Eigentums vor. Sie kann - wenigstens in klassischer Zeit - nur über Werte bis zum Betrage des Marktpreises von einem Medimnos Gerste verfügen, für alle größeren Trans aktionen braucht sie die Zustimmung des KUPlOC;, des Frauen · vormundes, den jede Athenerin haben muß 3) § 90. Dieser KUPIOC; ist natürlich unter normalen Umständen zuerst der Vater, eventuell der Vormund, später der Bruder, nach der Heirat der Gatte, bei Witwen ebenso aber auch der Sohn. Er vertritt die Frau im allgemeinen gegenüber dem Staate, aber nicht ganz lückenlos4). Er zahlt wie gesehen die tniboO'IC; früher natürlich genau so die elO'<popa - für sie ein, er vertritt sie vor der elO'arouO'a apx� und der Heliaia, wo er statt •
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1) IG 1 1 411 ; 421 ff.j 444 ; 452 ; 487 ; 524 ; 553 usw.; II I 839, .56 ff.j 1034 (aus dem Eigentum des Vaters), 1036 (desgI.) ; 1389 ; 1394 ff.; 1399 ; 1401 f. uSW. usw. Vgl. die Schalen der weiblichen Freigelassenen II9 1553 ff. 2) Bei der Athena und den liAAo\ 9EO( : IG I I I 1382 ; 1384 ; 1388, 18. 57 ; 1389 ; 1393, 11. 35 ; 1400, 18. 51. 55. 65 usw. usw. Bei der Artemis : IG 11 1 1514 ff. fast in jeder Zeile. 3) Isaios X 10 ; Harp. Phot. Suid. S. IlT\ lra\bi ; Schol. Aristoph. Ekkles. 1025 ; Dion LXXIV 9. Eine Verfügung d�r Art ist Lys. XXXI 21, ohne eigene Nennung des KUpIO�. In den �lrlb6aE� o. S. 271 9 steckt er in dem je weils genannten Bürger. Das zivilrechtliehe Material bei Lipsius, Att. Recht II S 482 ff. 534 ff. 4) Lebt der Vater einer Witwe, ist er nach Demosth. XLI 4 offenbar der gegebene KUplO�. Häufig wird der Frauenvormund für die Witwe te · stamentarisch vom Gatten eingesetzt, ev. im Rahmen einer Bestimmung, wen sie später heiraten soll, was nach Demosth. XXVIII 16 ; XLV 28 ; XLVI 13 (vgl. XXXVI Hyp. I ; 28 ff.) offenbar recht oft vorkam, wenn der betr. Freund sich einverstanden erklärt hatte.
273
ihrer als l.uipTU� im Rechtssinne fungiert (0. S. 270), wo er aber ebenso in der Regel ihre eigenen Prozesse durchficht. Der KU PlOC; reicht die Klage O'iTOU in ihrem Interesse ein [Demosth.] LIX 52, meldet ihre Zivilklage in Erbschaftssachen an und ver tritt sie vor der Heliaia 1). Dagegen zeigt Demosth. XL 10 f. (vgl. XXXIX Hyp. H.; 3 f.), daß bei der an eine Frau gerichteten Vor ladung vor den Diaiteten diese selbst auftritt, wenn auch wohl mit dem KUPIOc.; zusammen. Ebenso erscheint die Frau selbst vor Gericht als Angeklagte in Kriminalfällen oder, da Athen diesen Begriff nicht hat, in bl1/J6(J'1Cl1 biKal. Neaira ist [Demosth.] LIX 115 selbst im Saal, in den Reden des Hypereides für oder gegen angeklagte Frauen 2) zeigt d�r bekannte Vorfall mit Ph�yne dasselb �\: Athen. XIII 590 DE. Ob der Mordprozeß, der in Athen zwischen lbial und , bl1/J60'lal biKal eine Zwischen stellung einnimmt, zu den Pro zessen gehört, wo die Frau selbst oder ihr KUPlOC; auftritt, läßt sich mangels Erwähnung in der Rede Antiphon I nicht sagen 3). Die Regel lautet also, daß die Frau Prozesse ihrerseits ein leitet nur durch den KUPlOC;, der bei den zuständigen Dienst stellen die nötigen Schritte tut, daß sie als Beklagte in lbial biKaI ebenfalls durch den KUPlOC; vertreten wird, als Angeklagte in bTW6(J'lal biKal aber selbst erscheint, daher auch verhaftet werden kann. D aß sie nicht selbst die Verteidigungsrede hält, ist selbst verständlich ; das braucht der Mann auch nicht. Der KUPIO/ä spricht oder nimmt einen (J'uv�'fopoC;. Aber selbst in dieses System ist mindestens im 4. Jhdt. eine Lücke 'geschlagen worden : die 'Erbtochter kann gegen ihren eigenen Gatten klagen 4), d. h. gegen ihren KUPlOC;, wenn er ihr 1) Isaios VI 32 i Demosth. XLIII 9. 11 (der Gatte). 2) Ihre Liste : Blaß, Att. Bereds. IIP 2, 6. a} Wer ICÜPIO� der in dem Prozeß Angeklagten ist, bleibt dunkel. Ver mutlich weder der Redner, ihr einer Sohn, noch der Gegenredner, ihr anderer SQhn (a. 0.. O. 5 ff. 21 ff. u. ö.). 4) Harp. Suid. Phot. s. lCalCwaEw� i Beck. An. I 269.
274 Gut vernachlässigt. Hier muß sie notwendig ohne KUP\O� han deln und zum mindesten imstande sein, einen <1uv�"(opo� zu neh men. Selbständig vor die Behörde treten kann die Frau ferner zur Kundgabe ihrer Absicht, sich von ihrem Mann zu trennen : sie meldet dies persönlich dem Archon und vollzieht damit die Ehescheidung 1). Ebenso macht eine Witwe dem Archon Mit teilung, daß sie schwanger sei ; sie schützt sich damit gegen eine sofortige Wiederverheiratung durch den neuen KUP\O� 2). § 91. Ein echtes Bürgerrecht ist das alles natürlich nicht, daher fehlt der Frau das Demotikon (Aristot. 55, 3), sie kann nicht die Ekklesie besuchen und nicht Beamter oder Heliast werden. Leiturgien sind aber von ihrem Vermögen zu leisten, natürlich durch den KUp\O�. Sie hat ferner den Zutritt zu den Festlichkeiten und Veranstaltungen der Phratrien, bei denen sie auch vorgestellt wird 3), und zu den staatlichen Trauer feiern 4). Ferner dienen einzelne Frauen direkt oder indirekt dem Staate. Abgesehen von subalterner Tätigkeit gegen Entlohnung wie das Waschen der Leichen Hingerichteter im Gefängnis (Plat. Phaid. 115 A) findet dies ständig statt auf kultischem Gebiet, es gibt zahlreiche Priesterinnen in den staatlichen Kul ten und diese stehen dem Staat genau so gegenüber wie ihre männlichen Kollegen, sie erhalten staatliche Aufträge (Plut. AI kib. 22), vereinzelt staatliche Sklaven als Helfer fUr grobe Ar beiten und sogar ein festes Gehalt (IG I 2 24), sie sind verant ' wortlich flir die Innehaltung des Rituals 5), sie werden gel) Isaios III 78 ; Andok. I V 14 ; Plut. Alkib. 8 ; vgl. Harp. s. crt'l'O� ; Suid. Phot. s. a{Tou MKIl. 2) PoIl. VIII 8 9 ; vgl. Aristot. 56, 7 ; Demosth. XLIll 75. 3) Die Tochter des Bürgers Isaios III 73. 75 f. 79, die Gattin a. a. O. 76. 79 j Harp. s. la",�k\a ; Beck. An. I 228 ; o. S. 240. 243. - Das betrifft natürlich nicht die Geschäftssitzungen. 4) Thukyd. II 34, 4 j Plut. Per. 28. 5) Aischin. III 18 j vgl. den Prozeß Plut. Demosth. 14.
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wählt I ), soweit sie nicht von den Geschlechtern gestellt werden 2). Neben den Priesterinnen einzelner Tempel steht die ßa
276 setz selbst schützt die Zeremonie vor Männeraugen 1), bei loka len Thesmophorien verfährt der einzelne Demos ebenso (IG TI 2 1177 im Peiraieus). Nur in das Theater kommen Frauen, abge sehen von Priesterinnen, in klassischer Zeit nicht, Plat. VO).1. II 658 D ist eine Ansicht Platons, kein athenisches Recht. 2.
Die Mefoiken.
§ 92. Metoiken sind von Hause aus freie Personen, die, ohne athenische Bürger zu sein, ihren Wohnsitz in Athen haben, ge nauer: auf athenischem Boden, auch in Kolonien 2). Es handelt sich um übergesiedelte Ausländer S) oder ihre Nachkommen 4) , ferner um freigelassene Sklaven 5), dazu die bei . der Dokimasie vom Demos als Bürger abgelehnten Personen (0. S. 72). Aristoph. Byz. fr. 38 sagt, daß jeder Fremde, der länger als eine bestimmte Zahl von Tagen, also offenbar nur eine kurze Frist 8), im athenischen Staatsgebiet lebt, Metoike wird bzw. verpflichtet ist, sich als solcher zu melden und die Pflichten der Metoikie, speziell die Metoikensteuer, zu übernehmen ; bis zum Ablauf der genannten Frist sei er napuribllf.lOt;, Besucher, und als solcher von Lasten frei. Demnach würde jeder Ausländer, der Geschäfte halber ein paar Monate in Athen weilte, z. B. der fehlenden Schiffsverbindungen wegen vom Herbst bis zum Frühjahr, notwendig Metoike werden. Dem steht die ebenso 1) Aristoph. Thesmoph. 627 f. 654. 2) Demosth. LII 3. 9. 25. 29 ; vgI. die Nichtbürger, die EIe; 'AefJvue; TEAoO(lI, in Ohalkis IG I 2 39, 53 ff. (Ohalkis ist Kolonie, o. S. 1 '). 8) Harp. s. �ETOiKIOV j Beck. An. I 281 j . Schol. Soph. Oid. KoI. 934 j Ari stoph. Byz. fr. 38. 4) Dion. HaI. Lys. 1 j Cicero Brut. 63. 5) Harp. Phot. Suid. s. �IE1"O{KIOV, TOUe; xwpl<; otKoOvTae; j vgl. Plat. v6�. VIII 850 B ; XI 915 D. Wenn Demosth. IV 36 die xwple; OIKOOVTE<; als Freigelas sene von den �llTOIKOl scheidet, ist das ein lockerer Sprachgebrauch, der bei letzterem Ausdruck speziell an zugewanderte Fremde denkt. Die Form der Freilassung u. § 100. Ob der Ji'reilasser Bürger ist oder selbst Metoike, macht keinen Unterschied. 6) Eine längere würde nach Monaten b erechnet werden.
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klare Auskunft bei Harp. s. IJETOiK10V gegenüber, daß zum Ein tritt in die Metoikie die OlKll(n�, das Nehmen des ständigen Wohnsitzes in Athen, erforderlich ist. Das letztere klingt an sich viel plausibler 1), der Metoike heißt urkundlich immer 6 bEiva olKWV tv dem und dem Demos. Das setzt einen festen Wohnsitz im athenischen Staatsgebiet voraus, unter einem olKwv EV TTupalEi wird man sich nie einen Fremden "orstellen, der, bis im Frühjahr das nächste Schiff geht, in einem EEvoboxeiov der Hafenstadt lebt. Ferner sind die Metoiken wehrpflichtig, j ene Regelung würde also bedeuten , daß der zufällig geschäftlich Anwesende nach dem Buchstaben des Rechtes gegen seinen eigenen oder einen dritten Staat als Soldat eingezogen werden kann. Endlich gibt es bei Aristoph. Byz. a. a. O. nur j.!ETOlKOl und napmibTJIJOlj der Begriff des EEVO� fällt aus, den die Quellen doch auf Schritt und Tritt kennen. Harp. a. a. O. scheidet ganz klar Metoiken mit Domizil in Athen und tn' oMrov in Athen anwesende EEVOl, es gibt neben dem j.!ETOlKHv ein EEvou0'8al (PoIl. 111 58), Deinarchos von Korinth hat in Athen längere Zeit eine Praxis gehabt, aber als EEVO� (Dion. HaI. Dein. 3) 2). Aristoph. Byz. a. a. O. würde ferner ergeben, daß die Mehr· zahl der Metoiken eine· fremde Staatsangehörigkei t hat 8), sofort stößt man sich wieder an der Wehrpflicht: dann mUßten unter 1) Bus.olt 294 8 stellt sich ganz auf den Standpunkt des Aristophanes von Byzanz und zitiert in diesem Zusammenhang IG II 9 141, 30 11'., W.o in Athen lebenden .oder vielmehr fallweise nach Athen k.ommenden Sid.o niern - nämlich : auch bei Überschreitung der Frist - der Eintritt in den Met.oikenstand erspart wird. Das hieße als.o : sie dürfen ElvOl bleiben. Ein seltsames Privileg in einer Ehreninschrift, denn die Met.oikie ist d.och ein Plus gegenüber der Stellung als Elvo�. Diese Deutung und die Auf fassung des Arist.ophanes v.on Byzanz haben den gemeinsamen Fehler, in der Met.oikie nur eine Last zu sehen und keine Rechtsga.rantie. Zur In terpretati.on der Inschrift s. u. S. 280 f. 2) Vgl. u. § 102 ft'. Wir sehen dabei v.on dem lückeren Sprachgebrauch ab, der die Grenze v.on Metoiken und Elvol verwischt. 3) S.o stellt sich Bus.olt 229. 298 auch den n.ormalen Metoikeu vor.
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den eine fünfstellige Zahl ausmachenden Metoiken in Athen zur Zeit des peloponnesischen Krieges Tausende von Angehörigen von Mitgliedsstaaten des peloponnesischen Bundes und noch mehr von solchen Staaten gewesen sein, die während des Krieges von Athen abfallen. Thukyd. VIII 15, 2 erwähnt, daß Athen die Chier auf den chiischen Schiffen festsetzt, als ihre Heimat ab fällt ; der gleiche Schritt hätte ständig gegen Metoiken im Land heer erfolgen und die ganze athenische Wehrmacht immer von neuem dezimieren müssen. Vor allem ist auf das o. S. 277 1 Gesagte zurückzugreifen : die Metoikie ist ein Vorzug, sie wird verliehen und besteht nicht nur aus Pflichten und Lasten, von denen der fEVO� frei bleibt. Diese Verleihungen sind als Ehre und eventuell direkt als Belohnung gedacht : [Lys.] VI 49 reflektieren Fremde auf die Metoikie und empfehlen sich deshalb durch Import von Ge treide i. J. 406/5 bei dem Volk. Die Verleihungen treffen Freunde Athens, die nach Athen übersiedeln, weil ihre Vater stadt zerstört oder athenerfeindlich ist. Wenn solche Leute mit ein paar Wochen Aufenthalt in Athen automatisch Metoiken . werden müßten, brauchte man keine Verleihungen vorzunehmen und wenn das Vermeiden der Metoikie eine finanzielle Ent lastung und weiter nichts wäre, würde den in der Regel ver armten Vertriebenen kein Lohn, sondern eine Strafe für ihre athenerfreundliche Haltung zuteil, indem man sie zu Metoiken macht. Wir finden als epuyabEIt und Metoiken Korinther, Byzan tier, Thasier, Mantineier 1), ferner Thebaner un'd andere Boioter nach dem Streich des Phoibidas 2), Delpher IG II 2 109 b, Ab deriten II 2 218, Akarnanen II 2 237, 24 ff. , Thessaler 11 2 545 und Angehörige unbekannter Staaten 3). Vor allem wurden Met1) Demosth. XX 42 f. 69 f. 62, wono.ch der Kyreno.ier 0.. beurteilen sein wird; IG I I ' 33 : qlEUTOVTE<; i'lf ' ' ATTlKlC1).14J. 2) IG II ' add. 37 ; vgL Plut. Pelop. 6. B) IG l ' 106 ; H I ' 37 mit o.dd.
0..
O. 41 f. zu
279
oiken die nach der Zerstörung von Plataiai 373, Olynth 348, Theben 336 nach Athen gefluchteten Einwohner dieser TT6AEt� 1). Solche Leute hoUen - und Athefl mit ihnen -, daß sie einmal in ihre Heimat zurückkehren können, aber im Moment sind sie heimatlos. In mehreren Fällen wird denn auch ausdrücklich ge sagt, daß sie Metoiken sein sollen bis zur Rückkehr in die Hei mat 2). Es bedarf keiner Bemerkung, daß die Psephismen ihnen bis dahin eine bevorrechtete, keine sie benachteiligende Stellung zuweisen wollten. Zugleich entscheidet das Gesehene die Frage nach der Ku mulierbarkeit der Metoikie �it einer fremden Staatsa�gehörig keit. Es wird nicht die formelle Aufgabe der letzteren verlangt, wohl aber ihre Suspendierung und ihr praktisches Aufhören 3). Dem entspricht, daß Lysias bei Dion. HaI. Lys. 1 entweder Met oike von Athen oder BUrger von Thurioi ist, nicht bei des zu gleich, und vor allem der Fall Hyper. V 31, wo ein athenischer Metoike4), der während des Krieges eine fremde (neutrale) Staats angehörigkeit erwirbt, als Deserteur behandelt wird. Das Ge setz, sagt Hyper. a. a. O. 33, verbietet den Metoiken das �eOl1<Eiv tv TToAE".llp, das ist � it einer normalen und lebendigen frem den Staatsangehörigkeit schlechthin unverträglich. 1) Theop. fr. 102 ; IG II 9 211. Ob die als Ohier und Thurier angere deten Exulanten Plat. Euthyd. 271 O. 283 E. 288 B als Metoiken vorzu stellen sind, bleibt offen. 2) Bei den Abderiten IG II Z 218, den Akarnanen II Q 237, 24 ff., .den Unbekannten I a 106. Auch das Recht der Thessaler II J 545 wird nach dem Muster der Stellung der Akarnanen geregelt. 3) Die erwähnten fremden cpvydhE� sind z. T. solche wie die sthenischen o. S. 91 ff., sie haben sich dem Zugriff der heimischen Rechtsprechung, einem politischen Prozeß o. ä. entzogen. Und auch die aus zerstörten Orten be haupten theoretisch das Recht, Bürger einer legitim nicht beseitigten Ge meinde zu sein. Der formell aus seiner Heimatgemeinde ausgestoßene echte cpvyd<; im Sinn von o. S. 95 ff. kann in Athen Bürger werden (0. S. 79). 4) Er ist ein solcher : V 3. . 33 .
280 Gewiß bedeuten solche Verleihungen der Metoikie an sich auch eine Last, vor allem die Verpflichtung zur Metoikensteuer ; daher wird solchen nach Athen geflüchteten Leuten, die oft nur das nackte Leben gerettet haben mochten, fallweise durch Son derprivileg diese Steuer erlassen : IG 11 2 211 den Olynthiern, sicher ebenso den Plataiern i. J. 373. denn die ihnen verliehene Isopolitie bei Diod. XV 46, 6 ist ein Anachronismus, es ist zu lesen Isotelie (0. S. 78 6), sie sind Metoiken, aber privilegierte Metoiken, !O'on:XEllj; (u. § 96). Der Erlaß des IlETOIKlov ist kein Ausschluß aus der Metoikie - das wäre eine Degradierung, die in einer Ehreninschrift nicht am Platze ist. - , sondern die Er. hebung in eine Sonderklasse von Metoiken. Vor allem erfordert es die einfachste Logik, daß man Metoike sein muß, wenn einem durch persönliche Verleihung die Metoikensteuer nachgelassen wird 1) . § 93. Damit ist der Weg frei zur Interpretation von IG 11 2 141 , 30 ff. Hier wird um 360 den Angehörigen des Staates Si don als Privileg verliehen, daß sie bei geschäftlichem, also vor übergehendem Aufenthalt in Athen kein IlETOIKlov zu zahlen brauchen. Das setzt unweigerlich voraus, daß ein vorüber gehend in Athen anwesender Sidonier rechtlich Metoike ist, also an sich die Steuer zu zahlen hätte, wenn ihm dies nicht •
1) Daß solche ljluydbEC; - d. h. sie selbst, nicht der Staat - sich in Athen mit ihrem heimischen Ethnikon nennen, z. B. IG II ' 1263 j 1553, 24 f.j 155\), 44 fr.j 1569, 1 fr� II 1 3272 fr., ist begreiflich. Solche Olynthier, Pla taier usw. betrachten ja sich und ihre Leidensgefährten als die legitime Bürgerschaft der betr. Stadt, die Aufhebung der Existenz der letzte ren als rein de facto vorhanden und die athenische Metoikie als Surrogat. Außerdem gehören sie wohl alle in der angegebenen Weise zu den privi legierten Metoiken : auch die !croTEAElc; nennen sich gern mit diesem Ter minus und vermeiden das n O!KWV �V " - Hommel RE XV 1447 sieht in den Angaben des Aristoph. Byz. eine Neuordnung des 4. Jhdts.: die Fremden hätten angefangen, sich um die Erwerbung der Metoikie zu drücken, daher sei ein Zwang in dieser Richtung eingeführt worden. Die Verleihung der Metoikie als Vorzug geht aber durch das ganze Jahr hundert hindurch, auch Deinarchos o. S. 277 würde Schwierigkeiten machen. •
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281 durch die vorliegende Urkunde ein für allemal erlassen würde, kraft derer er so steht wie die Olynthier IG II 2 211. Der Sinn ist deutlich : er soll für seine Geschäfte und daraus eventuell sich ergebende Prozesse Metoike sein, aber die finanziellen Pflichten des normalen Metoiken, des OIKWV �V z. B. TTEtpatEl, werden ihm erlassen. Das oben Festgestellte ist hier anzuwen den: wem eine Metoikenpflicht vom Volk erlassen wird, ist Metoike. Hier haben wir also eine neue und andere Art der Metoikie, die den Angehörigen einer befreundeten Gemeinde auch bei kur zem besuchsweisem Aufenthalt in Athen gewährte Stellung als Metoike statt der geringeren als f€vo� ; �iese Art Metoikie ist natürlich und notwendig mit der fremden Staatsangehörigkeit kumulierbar und kumuliert, es ist eine Metoikie kraft Staats vertrag, als Inhalt eines O'u)lßo�ov zwischen Athen und der betr. Stadt. Vielleicht ist diese Erscheinung schon im 5. Jhdt. vor gekommen : wir haben IG I 2 16, 6 ff. eine Regelung der Rechts verhältnisse zwischen Athen und Phaselis, wo unter Verweis auf die analoge RechtBBtellung vermutlich der Chier 1) den Pha seliten der Prozeßweg über den Polemarchen zugewiesen und jeder andere untersagt wird 2). Die!! ist der Prozeßweg der Me toiken (u. § 98), der der EeVOt, für die sogen. blKat arro O'u/lß6�wv, geht über die Thesmotheten. Dazu kommt etwas Weiteres : IG I 2 49, 7 wird offenbar genau dasselbe auch für die Eretrier angeordnet. Eretria ist zur Zeit dieser Inschrift Kolonie (0. S. 1), die Eretrier sind also auf athenischem Boden lebende Nicht bürger, es ist logisch, daß sie - als solche auf dem Gebiet des Prozeßrechts als Metoiken behandelt werden, vielleicht sind diese Eingeborenen der Kolonien der Ausgangspunkt dieser neuen Art von Metoikenrecht gewesen, das dann fallweise auf andere Staaten erstreckt worden ist. 1) Erhalten ist nur das X. I G I � 16, 15 ff.; von Busolt 1244 I mißverstanden.
2)
282 Sicher ist jedenfalls die Ausbreitung dieses Metoikenrechts für vorübergehend Anwesende durch Staatsvertrag seit dem 4. Jhdt.: IG 11 2 505 v. J. 302/1 erfüllen ein Ilier und ein Ephe sier, die in Athen leben (Zl. 11), typische Metoikenpflichten und erhalten für ihren Eifer die Isotelie, ein typisches Metoiken privileg. Die Ethnika zeigen den Fortbestand der fremden Staatsangehörigkeit, sie sind nicht zu beurteilen wie die Olyn thier usw. von o. S. 278 f., die sich selbst mit dem alten Ethnikon nennen, denn IG 11 2 505 sprechen nicht sie zu uns, sondern der athenische Staat, der Metoiken ohne Staatsangehörigkeit nur als Oi1
283 mehreren Texten, wo das Ethnikon fehlt, aber durch den Raum gefordert wird 1). Wir beobachten also, daß Athen seit dem zweiten Viertel des 4. Jhdts., wahrscheinlich mit Vorläufern im 5. Jhdt., ein neues Metoikenrecht schafft, das als Inhalt eines (J"u",ßo}.ov entsteht. Der Zweck ist, fremden Staatsangehörigen die feste und jeder Interpretation entzogene Rechts- und Prozeßfähigkeit des Met oiken zu verleihen, ein Akt der Anpassung an den wach senden Verkehr von Menschen, Waren und Kontrakten, ein Auf räumen mit den Erschwerungen des Rechtssuchens für einen �EVO�, wohl auch eine Erklärung für den hohen Prozentsatz von Metoiken in den Volkszählungen des späten 4. Jhdts.: damals steckt in den ",hOlKOl viel, was früher als HVOl gerechnet hätte. Dabei sind solche Metoiken des jüngeren Typs natürlich eo ipso privilegierte Metoiken, sie zahlen kein Metoikion, sicher waren sie vom Heeresdienste frei, denn sonst hätte eventuell (vgl. o. S. 277) die Dienstpflicht gegen die eigene Heimat be standen. Bei den Fällen im 5. Jhdt. ist das letztere Bedenken übrigens gegenstandslos, die Städte, deren Angehörige durch (J"u",ßo}.ov das Metoikenrecht bekommen, sind Mitglieder des See bundes, bzw. sogar Kolonie (Eretria) 2). 1) IG 11 1 214, 7 j 276, 4 f.j 715, 2. 13. Der 0'1�aio� olKftaa� �v ' EA€uc1'ivl IG II � 1186 ist wohl einer der cpu..,.dbe� nach dem Handstreich des Phoibidas, der inzwischen mit Pelopidas heimgekehrt ist. 2) In einzelnen Fällen ist nicht sicher, ob wir staatenlose Metoiken mit einer rechtUch gleichgültigen Herkunftsbezeichnung oder den Typ des Metoiken kraft Staatsvertrag oder auch EEVOI vor uns haben. So bei dem Megarer Demosth. IL 26, den Ägyptern a. a. O. XXI 163 ; Isaios V 7 ff. (vgL Hommel RE XV 1448). Sicher ist der Charakter der alten echten Metoikie bei dem Ägypter Hyper. V 3. 33 wegen seiner Wehrpflicht (0. S. 279) und bei Lysias' Familie als LupaKOOIOt Dion. HaI. Lys. 1 j Schot Aischin. TII 195. Wenigstens nicht EEVO� ist Krates, also wohl bei seiner boiotischen Staatsangehörigkeit Metoike des zweiten Typs, da er Plut. Dem etr. 46 als athenischer Gesandter verwendet wird, was bei Nicht bürgern sonst nur belegt ist bei dem sicheren Metoiken Xenokrates Plut.
284 Daß nicht alle Staaten solche Verträge hat�en, die den bett". Angehörigen das Metoikenrecht gaben, zeigt das allenthalben belegte Fortdauern des Begriffes Hvo� im 4. Jhdt. (u. § 102 ff.) l). Man ist offenbar fallweise mit Staatsverträgen vorgegangen und die Entwickelung hatte die Tendenz, allmählich alle Staaten, zu denen Athen regelmäßige Beziehungen hatte, zu erfassen, genau wie hundert Jahre früher fallweise durch O'uf.lßoAa der Rechts weg als �EvO� dem Angehörigen eines anderen Staates eröffnet wurde, genau wie in späterer Zeit noch ein Schritt weiter ge gangen und durch Verleihung der Isopolitie dem gerade an wesenden Angehörigen des betr. Staates der bürgerliche Prozeß weg (neben anderen Rechten) erschlossen wurde 2). Weiteres Licht auf die ganze Entwickelung werfen bestimmte Ehrenurkunden seit dem 4. Jhdt., in denen einem Angehörigen eInes mit Athen befreundeten Staates oder sogar allen solchen �TlCTl1 O'l� oder Isotelie oder beides zugleich verliehen wird, z. T. mit dem natürlich für alle Urkunden derart geltenden Zusatz " OlKOUVT1. OfKOUO'l" , also soweit und für den Fall, daß er oder sie in Athen leben oder künftig leben wollen. Beide Ehrungen sind typische Metoikenprivilegien, es handelt sich also um Personen, die den Metoikencharakter bereits aus anderer Quelle besitzen und denen, wenn man sie ehren will, etwas über diesen Status hin aus verliehen werden muß S) . Die meisten Urkunden dieser Art ver leihen zugleich die Proxenie, wir werden u. S. 288 f. sehen, daß Phok. 27: 29 und einem athenischen 1qi6EEvoC; in Kydonia IG II ' 844: Da von Amts wegen Metoikenrecht haben (u. § 94), sind dann nur Metoiken, nicht E �ol als aushilfsweise Gesandte belegt, wie zu erwarten. 1) Nicht aus dem Fortbestand des Begriffes der blKQI a1tö oUJ.l�6Awv, denn das Prozessieren kraft Metoikenrecht ist eben die Folge eines materiell moderneren oir�lpoAov. Die Rechtsstellung der Tenier in Athen IG II 9 660 beruht auf dem IG II I 466 erwähnten oUJ..Ip oAov zwischen bei den Staaten. 2) IG IP 698 ; Polyb. XVI 26, 9 ; o. S. 83. 3) Jedenfalls scheidet der Ausweg einer lyKTllolC; für Nicht-Metoiken, als EEVOI, aus, da IG II 11 545 von einer h'KTllal� olKla� [w� TOl�l "'ETOIKOI� spricht.
1tp6Eevol
285 diese eo ipso den Metoikencharakter bedeutet, aber wenn wir auch alle sicheren Proxeniedekrete und alle solche Steine aus lassen, deren Zerstörung die Möglichkeit offen läßt, daß auf ihn en von Proxenie die Rede war 1), hleiben genug übrig, wo der Metoikencharakter nicht aus der Proxenie stammen kann 2). Hier bleibt nur das neue Fremdenrecht als Basis übrig. IG II 2 343 wird die �'fKTf1O'IC; einem Sidonier verliehen, also einem Staat, der dieses hat, leider mit der Proxenie, so daß der Stein keinen strikten Beweis abgibt, aber Plut. Diol) 17 zeigt, daß Dion in Athen lebend sofort die �'f1CT110'1C; hatte. Da er sicher nicht athe nischer Proxenos war S) und da sein Staa.t, :tlKEAia im Sinn von o. S. 282 2, notorisch das neue Fremdenrecht hatte (II2 61, O. S. 282), ist es klar, daß dIe obigen Urkunden über Metoikenprivilegien für die betr. Staaten das neue Metoikenrecht im Sinne Sidons beweisen 4). Auffallend ist, daß bei diesen Verleihungen gelegentlich das O'TpaTEljE0'9al /JET' 'Aellvaiwv verliehen wird, IG II 2 351 einem Plataier, 505 einem Ilier und einem Ephesier, 660 allen Teniern. Das bedeutet die Verwendung in den Bürgerformationen statt den Kompanien der Metoiken 5), setzt also offenbar eine Wehr pflicht voraus, scheinbar absolut, also im Sinn von o. S. 277 gegen die eigene Heimat. Der Grund ist bei diesen isolierten Texten sehr einfach, IG II 2 351 stammt aus der Zeit des korin1) Die ersteren u. S. 288, Anm. 1-8 ; die letzteren sind JG 1 9 83 ; II g 4 8 ; 53; 276 ; 279 ; 516; 582 f.; 715 ; 747 add.j 810. 2) · E'fKTllat� und liTeA€ta für einzelne Fremde JG J1 9 174 ; vgl. Demosth. XX 41 1., {'fKTl'\at� und laOTeA€ta für solche II g 351 ; 505 ; 551 ; 554; 802, beides für alle Bürger einer Stadt 660, liTeA€ta allein für eine Per son II g 61. 3) Der Prinz hat mehr zu tun, als jeden athenischen Händler aufzuneh men und zu bevatern. 4) Die Steine sichern Kyrene, Plataiai, Ilion, Ephesos, Phaselis, Per gamon. 5) S. später bei der Landesverteidigung.
286
thischen Bundes, der Geehrte ist Plataier und ein Krieg zwi schen Athen und Plataiai durch das Bundesstatut ausgeschlossen. IG II 2 660, 1 ff. ist nach dem Corpus jünger als die Mitte des 4. Jhdts. Wenn der Stein in die Zeit zwischen 337 und 323 gehört, ist alles in Ordnung. IG II 2 505 endlich gehört in die Zeit von 306/5, Athen, TIion und Ephesos gehören in die. Kon� föderation, die Antigonos d. Gr. um sich gesammelt hat, die Rechtsnachfolgerin des Korinthischen Bundes, der Fall liegt wie eben beim letzteren. Wenn 660, 39 das Recht i. J. 283/2 (Oupiou apxovToc.;) erneuert wird, erlaubt das vielleicht einen Rückschluß auf die Bündnisve�hältnisse Athens mit den. Insel staaten unter den Auspizien des Ptolemaios oder - wahrschein licher - das alte Privileg ist schematisch mit abgeschrieben worden, ohne daß es noch paßte i in einer Zeit, die das Bürgeraufgebot zugunsten des Söldnerwesens immer mehr ver fallen läßt, war die Wendung ohnehin nicht viel mehl: als ein leeres Wort. Endlich fällt noch eine weitere Tatsache auf : seit der helle nistischen Zeit finden wir in Athen Nichtbürger an allerhand Stellen, wo sie früher undenkbar gewesen wären, als Kultdiener in Heiligtümern (IG II 2 840, 46), als lEPOTtOlOi für die Ptole,;. maia (II 2 933 vgl. 1133), als Epheben 1), als technische Lehr kräfte bei letzteren 2). Manche dieser Fälle mögen auf Isopoli tie beruhen, aber diese war gerade in Athen nie so allgemein, daß sie zur Erklärung ausreichte. Wenn man alle diese Personen mit fremden Ethnika als Etvo\ betrachten wollte, käme man zu dem Ergebnis, daß die EtvOl auf allen möglichen Gebieten des 1) IG II g 1008, 1 1 1 ff. ; 1009, 102 ff. ; 1011, 108 ff. ; 1028, 144 ff. ; 1031 ; 1039, 82 ff. ; 1043, 102 ff. 2) IG II 11 665, 28 f. 73 ; Suppl. Ep. Graec. III 146 ; Fouill. de Delph. III 2, 24. Der vorhellenistische Fall IG II 11 1631, 135 ff. ist ergänzt, nach Aut opsie am Stein und einem Abklatsch, den mir das athenische Institut ver mittelte, mehr als unwahrscheinlich.
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öffentlichen Lebens Rechte haben, die den Metoiken abgehen, eine unmögliche Vorstellung. Wir werden alle . diese Fremden, soweit nicht Isopolitie vorliegt, als Metoiken betrachten dürfen. Derselbe Schluß drängt sich auf, wenn wir . Personen mit frem den Ethnika Vereine bildend 1) oder Vereinen angehörig sehen 2 ). Wieder ist nicht leicht vorzustellen, daß hier �EVOl daR Recht. dazu haben, Metoiken nicht, oder daß zwischen HVOl und Met oiken gar kein Unterschied bestanden haben sollte. Die Metoikie wächst also Fremden - das ist unser Haupt ergebnis - nicht zwangsläufig zu, sondern wird verliehen. Ur sprünglich nur in Athen fest ansässigen Fremden, die ihre Staats angehörigkeit aufgeben oder etwa wegen des Untergangs ihrer Heimatgemeinde von ihr keinen Gebrauch machen können. Sie wird spontan verliehen bei athenerfreundlichen qlulabet; z. B. aus zerstörten Städten (0. S. 278), sonst auf Antrag, vermutlich nicht durch das Volk, sondern einfach durch Meldung wohl bei dem Demarchen des Wohnortes 3). Die Aristoph. Byz. fr. 38 er wähnte Pflicht des nach Athen übergesiedelten Fremden, die Metoikie zu erwerben, ist also die Pflicht zur Meldung. Dann kommt der soeben behandelte Typ hinzu, daß Angehörigen be stimmter Staaten die Metoikie eo ipso zusteht, sobald sie atheni schen Boden betreten, so daß, wenn sie sich dauernd niederlassen, OiKOueJ'l, ihnen in der Regel gleich Metoikenprivilegien zuge standen werden. Automatisch werden Metoiken wohl nur frei gelassene Sklaven und die bei der Dokimasie im Demos ab gewiesenen Bewerber um das Bürgerrecht: 1) IG II \! 1283 ; 1290 i Suppl. 1335 b : Thraker, Salaminier von Kypern, Sidonier. Also wegen Sidon wieder Staaten des neuen Fremdenrechts. Zu den Kytheriern von II \! 2496 S. o. S. 189 6• 2 ) IG II 11 1271 ; 1273 ; 1335 ; 1337. 3) Der "fpaJ..lJ..laTEU� des Polemarchen IG II � 545, bei dem die neuen Met oiken (
288 § 94. Es gibt aber noch eine weitere Gruppe von Personen, denen das Metoikenrecht zusteht. Wir finden auffallend oft ver liehen �TKT'1O"I� und Proxenie, z. T. wie oben S. 284 nOIKOOVTI" 1), oder Isotelie und Proxenie 2) oder Atelie und Proxenie 3). Die Vermutung liegt nahe, daß jeder Proxenos eo ipso damit das Metoikenrecht hat, denn nur Privilegien eines Metoiken, also Qualifizierungen der Metoikie werden verliehen. Mehr als die einfache Metoikie steht also dem Proxenos an sich nicht zu 4). Proxenie plus Atelie ist nach Demosth. XX 59 f. die normale Verleihung, aber nach a. a. O . 132 f. ist Proxenie ohne Atelie völlig korrekt. Auch die �TKTllO"I� gehört nicht notwendig zur Proxenie, letztere wird oft ohne erstere gewährt 5), auch werden solche Privilegien gelegentlich im Amendement verliehen, waren also im npoßouhEU).LO nicht vorgesehen, das sich mit der reinen Proxenie begnügte 6). Es liegt nur an der allgemeinen Tendenz von Orden und Ehren, sich zu entwerten, daß die qualifizierte Metoikie, wie auch Demosth. a. a. O. andeutet, immer selbst verständlicher wird 7). 1) IG lJi 8 ; 80 ; 88 ; 86 ; 130 ; 182 ; 162 ; 180 ; 184 ; 206 ; 265 ; 285 ; 287 ; 289 ; 342 f. ; 360 ; 373 ; 396; 422 ; 425 f. ; 466 ; 651 ; 706 mit. add. ; 722 f. ; 732 ; 786 ; 801 ; 835 ; 862 ; 884 ; 907 ; 947 ; tlEAT. dpx. 1916 1\'Op. 70 f. 2) IG II 9 83 ; 287 1. 3) IG 11 11 8 ; 180 ; 195 ; 265 ; 286 ; Demosth. XX 59 f. 4) Trotz Lipsius Ber. Sächs. Akad. 1919, 9, 6, der ihnen die Isotelie zu schreibt. 5) IG II 11 6 ; 29 ; 32 ; 89 ; 111; 54 ; 76 tf. ; 106 ; 1 17 ; 133 ; 149 ; 235 usw. 6) IG II 11 8; 265 u. ö. - Das oTpaTEuEo9al �ld Aeqva!Ulv kommt in·Pro xeniedekreten vor : IG II 9 287 ; 316, 19 tf. und vielleicht 516. Die Dinge liegen genau wie o. S. 285 f.: 360, 19 tf. gehört in die Zeit des korinthischen Bundes, als der Staat des Geehrten Mitglied ist, bei 287 hindert nichts das gleiche anzunehmen, 516 wird in die Zeit der Koalition um Antigonos und De metrios gehören. 7) Die [YKTI101'; Kata TOU'; vo�ou.; in solchen Fällen IG II 11 342 f. ; 860; 396; 422 ; 425 f. ; 466 ; 723 ; 884, wie in dem ohne Proxenie II 11 551 meint nur das Höchstmaß des eventuell von dem neuen Metoiken zu erwerbenden Bodeneigentums (0. S. 10 8). •
289 Schließlich wird der Metoikencharakter der Proxenoi dadurch erwiesen, daß im 5. und 4. Jhdt. alle Prozesse von letzteren vor den Polemarchen gehören, nicht als bb
zeichnung OiKWV oder oiKoOC1a lv dem Demos so und SO.1). Das bezeichnet den Wohnsitz, daher differiert der Demos des Frei gelassenen häufig von dem des Freilassers 2). Ob bei einem Um zug in einen anderen Demos letzterer geführt werden mußte, oder der einmal bei der Erwerbung der Metoikie angenommene Demos fest und erblich blieb wie das Demotikon des Bürgers, steht dahin. Bei Festen des betr. Demos nehmen die Metoiken teil : IG I 2 187, 3 ; 188, 51 ff. u. ö. Der Metoike ist im Prinzip wehrpflichtig, Metoiken erscheinen ständig je nach ihrem Wohlstand als Landsoldaten oder Ru derer S), das Versäumnis ist durch die Klage XElTrOTOEiou und sichel' auch'&C1TpaTEia� verfolgbar wie bei Bürgern 4). Normalerweise fech� ten siein eigenen Formationen 6), jedoch kann ihnen das C1TpaTEUEC19al J.lET' i\91')vaiwv verliehen werden ; das ist ein Teil der Isotelie 6). 1) Zahllos in den Inschriften, vgl. vor allem IG II 2 1353 ff. Sund wall, Arch. Anz. 1915, 137 wollte für das späte 5. Jhdt. das Fehlen dieses Sprach gebrauchs konstatieren, die betr. Leute sind aber Bürger. 2) IG II 9 a. a. O. passim. 3) Wehrpflicht : Harp. s. I-IETOiKIOV j [Xen.] mlp. 2, 2. 5 (der das abschaffen will). Metoiken auf der Flotte im peloponnesischen Kriege : Thukyd. I 143, 1 ; III 16, 1 ; 90, 1 ; vgl . [Xen.] ' Aellv. 1toA. 1, 12, als Hopliten : Thukyd . . II 13, 7 ; 31, 1 1. ; vgl. IV 90, 1 ; Diod. XII 40. 4 ; vgl. XIII 97, 1. Die me· garischen cpuydbE� als IjIlAoi Thukyd. VI 43, 1 sind rechtlich wohl auch Metoiken (0. S. 278). Dasselbe gilt von Antisthenes, wenn seine Abkunft Diog. Laert. VI 1 richtig angegeben ist. Im 4. Jhdt. haben wir Metoiken auf der Flotte Demosth. IV 36 ; vgl. VIII 1 1 ; Harp. Suid. Phot. s. TOÖ� xwpi� OIKOOVTa� (Beck. An. I 316 ist konfus), als Landsoldaten Lyk. 16 ; wenn Hyper. fr. 29 gesagt wird, daß man 338 ausnahmsweise Sklaven, liTII-I01 und Metoiken in das Heer einstellen wollte, ist die Erteilung des Bürgerrechts gemeint. Mißverständnisse sind Harp. s. I-IEToiKIOV ; Suid. s. d1tEIjII'}lIlloaTO j Diod. XIll 97, 1. Hommel RE XV 1446 läßt die Dienstpflicht erst in der Mitte des 5. Jhdts. beginnen ; JIlöglich, aber nicht beweisbar. 4) Lys. XXXI 29 ; Hyper. V 29. 33. 5) Das gehört in die Heeresordnung und bedarf hier nur der Erwähnung. 6) Es begegnet nie allein, sondern stets mit der Isotelie (IG II 9 516 ; add. 37) oder dem e!O
291 Natürlich ist diese Wehrpflicht auf die echten Metoiken ohne weitere oder doch mit ruhender fremder Staatsangehörigkeit be schränkt, die dauernd in Athen ansässigen Personen und die mit der Metoikie bedachten q>urcibEI'i aus feindlichen oder zer störten Städten von o. S. 277 ; bei den Metoiken kraft Staatsver trag (S. 281) und denen kraft Proxenie (S. 288 f.) ist sie ein Un ding. Die Verleihungen auf den Steinen betreffen demgemäß q>urcibEI'i IG Ir 2 37 mit add. ; 218 ; 545 in den verschiedensten Zeiten 1), dagegen Metoiken kraft Staatsvertrag (351 ; 505 ; 660) und rrpoEEvOl (287 ; 360 ; 516) nur in Zeiten, wo Athen mit dem betr. Staat in einer Koalition ist, die den Krieg zwischen Bundesmitgliedern ausschließt, unter Alexander d. Gr., Antigonos d. Gr. und vielleicht Ptolemaios Ir (0. S. 285 bzw. 288 6). Das schließt nicht aus, daß solche Metoiken freiwillig sich dem athenischen Heer anschließen; wie die von IG Ir 2 505, die dafür das O'TpanuEcr8cX\ �d 'Ael1vaiwv erhalten oder die von Ir 2 276 ; 421 ; 554 2) ; 715, wo die Leute mit der dieses einschließenden Isotelie (0. S. 290 6) belohnt werden 3). Militärische Chargen zu Lande bekleiden Metoiken nicht, da gegen kann der Trierarch sie zu den technischen Chargen an 1) Dazu treten dann vielleicht die Megarer Thukyd. VI 43, 1 o. S. 2908• 2) Hier besonders klar: �8EAovni�. 3) Lipsius, Ber. Sächs. Akad. 1919, 9, 6 vermißte in IG 11 237 die Ver leihung des aTpaTEUEaeCU �ET' Ae'1vatwv an die Akarnanen, die bei Chai roneia als
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292 Bord ernennen 1) , ein Metoike ist VaU1TI1T6� IG II 2 1951, 103 2) ; ferner begegnet IG II 2 1628, 366 j 1629, 887 ein Eingeborener der athenischen Kolonie Samos O{KWV EV TI€lpal€i als Trierarch, also an sich den Metoiken nahestehend und wohl persönlich Metoike. Auch der Siphnier IG II 2 1623, 246 j 1627, 194 ff. wird eher ein Metoike des neuen Typs VOll O. S. 281 ff. als ein tE VO� sein 3). Dagegen sind die Metoiken, die sich IG II 2 505, . 15 ff. als FUhrer athenischer Schiffe bewährt haben, ohne Trier archen genannt ,z u werden, sicher Leute, die in Vertretung des bUrgerlichen Trierarchen und laut privater Abmachung mit ihm den Kapitän abgegeben haben. Der Trierarch, der oft genug in nautischen Dingen hilflos gewesen sein muß, hat mindestens praktisch das Recht, sich einen zur See erfahrenen Mann als Vertreter an Bord zu bestellen 4). Finanziell haben die Metoiken ihre Eicr!popal zu leisten, je nachdem das Volk solche ausschreibt, grundsätzlich zu einem höheren Prozentsatz des Vermögens als die BUrger, denn das €\cr!PEP€1V /lET' 'A9T)vaiwv ist ein Privileg (0. S. 290 6 , U. S. 295 1). Ge legentlich sind €Icr!popai auch nur den Metoiken unter Schonung der BUrger auferlegt worden. Die Einzelheiten gehören in die Darstellung der Staatsfinanzen, hier sei aber hingewiesen auf 1) Ernennung dieser Chargen, Steuermann usw., durch den Trierarchen [Demosth.]. L 1 9 ; Lys. XXI 10. 2) Der Prorates �E A!"fl"l�WV a. a. O. 105 ist Bürger, trotz Sundwall, Archäol. Anz. 1915, 137. 3) Die Trierarchie dieser Leute war notwendig eine freiwillige. 4) Zu diesem Recht vgl. Demosth. XXI 80. 163 f. ; L 59 j LI 7. 13. 50. 62. Es ist nach dem Ü berfall Alexanders von Pherai auf den Peiraieus wenigstens zeitweise beseitigt worden, D emosth. LI 8. Die betr. Trier archen wurden angeklagt, weil man in Athen alles zum Gegenstan d einer Anklage machen kann (0. S. 182 ff.), von einer Verurteilung hören wir aber nichts. D emosthenes' Behauptung, das Verfahren sei Hochverrat (XXI 163) ist Rabulistik ; wir hören [Demosth.] L 52, daß die Strategen manchen Trierarchen selbst dazu rieten, sehr verständigerweise im Interesse einer rationellen Führung des Schiffes.
293 IG II 2 244, 10 ff., wo von den Metoiken offenbar der exorbi tante Satz von einem Sechstel ihres Vermögens erhoben wird, und diese Höhe scheint nach Demosth. XXII 61 sogar, wenn nicht die Regel, so doch häufig gewesen zu sein 1). Jedoch gab es auch andere Berechnungen : IG II 2 505, 14 ff. haben zwei Metoiken von 347/6 bis 323/2 regelmäßig ihren Beitrag zu den Ei<JqJopcxi geg'eben, die jährlich (im Durchschnitt) 60 000 Dr. bringen sollten. Hier war also das Steuers oll, nicht der Prozent satz des Vermögens die Berechnungsbasis, wie bei den Btlrgern. Diese Stelle ist zugleich der Beweis ftlr die Existenz von E!<J qJopcxi, die nur (He Metoiken aufbringen, 60 000 Dr. ftlr Btlrger und Metoiken zusammen gäbe die viel zu niedrige Summe von c. 2 Dr. pro Kopf und Jahr. Seitdem es ftlr die bUrgerlichen El<JqJopcxi die Einrichtung der rrpoEl<JqJopa gibt unter gruppen weiser Zusammenfassung der Steuerpflichtigen zu Symmorien 2), gibt es auch metoikische Symmorien mit Epimeleten an der Spitze (IG II 2 244, 26) und eine TTPOE1<JqJopa der Metoiken (II 2 835) 3). Seitdem die Ei<JqJopa bei Btlrgern durch die lTTiboO'l� ersetzt wird, beteiligen sich die Metoiken auch an dieser 4). Im tlbrigen haben sich metoikische 1) Busolt wollte 296 � ein Sechstel des Steuersolls herauslesen, aber sein Text paßt nicht zu dem Erhaltenen auf dem Stein : Wilhelm an dieser Stelle. 2) Richtiger : der steuerpflichtigen Objekte, die Symmorien umfassen nicht Personen, sondern Nummern des Katasters von 378/7, dariiber später bei der Betrachtung der Finanzverwaltung. 3) Die Epimeleten werden eben die 'lrPOE\(1
staatliche Zwecke (vgl. z. B. Plut.. Phok. 9 ; Theophr. Char. 22, 3). Jeder Nichtbiirg'er kann sich selbstverstä.ndlich eintragen : Demosth. XXIV 38 : IG II 2 351 ; 360; 786 j 791 j 835 j 1628 . 366 1. j 1629, 887 f. j 2332 ; add. 747.
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bis in das 3. Jhdt. gehalten 1), während die bürger lichen schon früher absterben 2). Eine für die Metoiken, soweit sie nicht ausdrücklich durch das Volk davon befreit sind, charakteristische Pflicht ist das /lETolKlov, eine der wenigen direkten Steuern Athens, als Kopf steuer geordnet und von Steuerpächtern erhoben. Der Mann zahlt 12 Dr., die (selbständige) Frau 6 Dr. 'Sie ist frei, wenn sie einen seine 12 Dr. bezahlenden Sohn hat. Dazu treten je weils 3 Obolen jährlich für den TEA wvnc; 8). Daneben steht für wohlhabende Metoiken die Pflicht, eine Leiturgie zu übernehmen, nämlich die Choregie an den Lenaien 4). Bestellungsmodus und alles Nähere sind uns völlig unbekannt. § 96. Eine vom Volk gewährte steuerliehe Begünstigung ein zelner Metoiken ist in zwei Stufen vorhanden. Die höhere ist die erst im 4. Jhdt. nachweisbare Isotelie, die "gleiche Belastung" mit den Bürgern, der Wegfall des Metoikion und die Zahlung einer e!C1cpopa, nur wenn die Bürger eine solche zahlen und nach den für diese geltenden Sätzen. D iese Definition - mehr oder minder vollständig - und die Tatsache, daß die Isotelie ein reines Metoikenprivileg ist, finden wir häufig in den literarischen Quellen 5). Sie wird bestätigt durch IG II 2 37 c mit add. ; 287 ; e!C1<popai
1) IG II 9 505, 1 1 ft'. ; 715 ; wohl auch 748. 2) Der Grund - vgl. später bei den Finanzen - ist der, daß die bür gerlichen Symmorien auf den Katastelwerten von 378/7 beruhen, die am Ende des 4. Jhdts. völlig veraltet waren, die metoikischen auf dem Bar vermögen. 3) Demosth. XX 130 j XXV 57 j LVII 34. 55 ; PoIl. III 65 f. j VIII 99. 155 f.; [Xen.] 'lfOp. 2, 1. 17 j Beck. An. I 281. 298. 434 f. j Harp. Suid. Phot. s. f,LETO(KIOV U. ö. Alles nähere später bei den Finanzen. 4) Schol. Aristoph. Plut. 953 ; vgl. die allgemeine Anspielung auf met oikische Leiturgien Demosth. XX 18. 62 j Lys. XII 20 ; IG II � 141, 30 ft'., die freilich auch Leiturgien der Metoiken bei Festen der einzelnen Demen meinen werden, wie bei den Dionysien der Kommune Eleusis IG II 9 1186. 5) PoIl. III 56 j VIII 155 f. ; Phot. Hes. Suid. Harp. Tim. s. !ooTEAl'I� oder taoTEAE'i� ; Beck. An. I 267 vgl. 298 ; Theophr. fr. 102 Harp. s. OKCltplltpOPOt;. =
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660, 6 ff. 1). Solche fO'oT€Aelt; nennen sich gern mit diesem Titel statt OIKWV tv . . . oder mit dem Ethnikon der Heimat 2) . Die niedrigere Stufe ist die Atelie, die Befreiung vom Met oikion ohne Abänderung der eiO'<popa-Pßicht, &T�AEla TOÜ /JeTOl Kiou S). Diese Atelie begegnet nur bis in die Zeit Philipps II. entsprechend der Tendenz aller Ehren, sich zu entwerten, später verleiht man gleich die Isotelie. Eine Atelie z. B. von den Zöllen bei Ein- und Ausfuhr kann natürlich auch an Metoiken verliehen werden : clTEAEla 'lTaVTWV für einen 'lTp6fevot; IG II 2 286, ist aber natürlich kein spezielles Metoikenprivileg. Daneben gibt es als scheinbar eigenen extremsten Fall die Befreiung nich� nur vom �'ETO(KIOV unter Gleichsetzung mit den Bürgern in den dO' <popai, sondern auch die Befreiung von allem, /JeTo( KloV, d er
•
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2) IG II 11 1291; 1496, 21ß; 2657; II
1
1338; 2733 :ir. ; Suppl. 2724 b.
3) Für eine Gruppe von epuydbE� IG II 11 33 (mit Verweis auf einen Prä· zedenzfall): 211 (die Olynthier, wonach also Theophr. fr. 102 zu korrigieren
ist, der ihnen Isotelie zuschreibt) ; Demosth. XX 52. 59 f. 62 CU 9 109 b ist Verleihung von Bürgerrecht, der Antragsteller oder der Steinmetz ist in die Phraseologie der Metoiken-Privilegierung geraten). Atelie für 'lrpOEEvOt o. S. 288, für Metoiken kraft Staatsvertrag o. S. 282, sonst IG I 9 106; 106 a (= II 11 48 m. add.) ; 154, 14 f. ; II 11 53. V gl. Demosth. XX Hyp. I 1 ; II 1 f. 5; 20 f. 130 f. ; [Xen. ] Ae.,v. 'lroA. 1, 10; Diod. XI 43, 3; Plut. Per. 31. •
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Das gehört zu der Metoikie kraft O' UIlßoAov von o. S. 281 ff. und ist selbstverständlich. Die Gewährung der Metoikenstellung an nur vorübergehend anwesende - Bürger des betr. Staates war nie so gemeint, daß wenn in die Zeit ihres geschäftlichen Aufent haltes in Athen eine dcrcpopa. oder die Lenaien fielen, sie zur Steuer oder zu der Choregie herangezogen werden sollten. Die Urkunde drUckt sich nur besonders genau aus, praktisch wird dasselbe erreicht, wenn, wie in der Regel, nur die Isotelie (0. S. 282) verliehen wird. Damit waren dem betr. Metoiken das �l€TOiKIOV und die metoikische dcrcpopa. erspart. Fiel eine €lcrcpopa. der Bür ger in die Zeit seiner Geschäftsreise nach Athen, tat sie ihm nichts, denn die� e liegt auf den im Kataster stehenden Objek ten 1), bei deren keinem der betr. Metoike als Eigentümer ein getragen war, denn die �IKT'1crl�, die dies möglich macht, wird ihm nur OlKOOVTl, nach einer Ü bersiedelung nach Athen, v erliehen, o. S. 284 f. § 97. In der Ekklesie haben Metoiken nichts zu suchen, so weit sie nicht in eigener Sache oder als Vertreter ihrer Heimat gemeinden etwas vorzutragen und dazu rrpocroholD im Rate er halten haben 2). An staatlichen Festen nehmen sie, wie schon die erwähnten Choregien zeigen, teil. Eine Pflicht zur Teilnahme 1) Später bei den Finanzen, vgl. hier etwa Demosth. XXXI 3; IG iI 9 2496, 26ff. Ein Kataster um faßt Grundstücke, kann seiner Natur nach Mo
bilien und vor allem Geld nie umfassen. 2) Ich gebe mit Rücksicht auf die Behandlung der EEv61 u. § 102 Stellen für Nichtbürger mit Meldungen, Desideraten usw. im allgemeinen, die von den Pr ytanen vor den Rat und dann das Volk geführt werden : [Xen.] 'A81'\v. 1foA. 3,1. 3; IG I g 55, 18ff. ; 61,4 ff.; 70, 14; 152,1ff.; 11 g 1, 60. 72ff.; 79; 110; 136; 277; 336 f. u. ö. Fremde qlUTdbE� vor Rat und Volk IG 11 g 216 ; 237, 6ff. ; 276; 3a6 b 15; 404. np60'obo� zu Rat und Volk be gegnet oft in Ehrendekreten : IG I 9 33; 59,17ff.; 70, 14; 85, 1ff.; 108, 28ff.; 122,14ff.; 152,lff.; 11 g 5; 74; 80; 86; 103, 36ff.; 107,16; 146;151
usw. Der Rat wird speziell hervorgehoben 11 9 725 ; 746 = Suppl. Ep. Graec. m 96. Anzeigen von Metoiken im Volk Plut. Per. 31; Demosth. XIX 175 f. Grundsätzlicher Ausschluß der Metoiken Aischin. I 195.
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besteht natürlich fUr die Metoiken sowenig wie fUr die BUrger, das Gesetz regelt nur die Tracht, die die Metoiken mit ihren Frauen und Kindern, wenn sie teilnehmen wollen, anzulegen haben und die Rollenverteilung und Platz zuweisung in der Pro zession 1). Kein Mensch kann gezwungen werden, sich einen purpurnen Chiton zu kaufen, wie er nach Beck. An. 1 214; Suid. Etym. Magn. 'a:,&. 0." fUr einzelne Fälle vorgeschrieben war. Bei den Hephaistia und sicher auch anderen Festen gibt es feste Opferanteile fUr die Metoiken vom Opferfieisch 2). Die Auf stellung von Weihungen in staatlichen Heiligtümern steht Met oiken wie BUrg;ern frei 3). Als Gesandte kommen Metoiken, die zu dem Verhandlungs partner besondere Beziehungen haben, gelegentlich vor4), eben so in hellenistischer Zeit als Tempeldiener, als b eruflich ange. stellte Fachlehrer der Epheben usw. : o. S. 286 f. Als Zollpächter sind sie frUher belegt, wenn es auch offenbar am Ende des 5. Jbdts. noch ungew5hnlich war, daß sie sich bewarben (vgl. Plut. Alkib. 5). Als Pächter staatlicher Bergwerke sind tEVOI zuge lassen 5), also erst recht oder - wenn der Ausdruck ungenau ist - neben BUrgern nur Metoiken6), ebenso als Pächter von wirtschaftlich genutzten Tempelgrundstücken (IG II 2 1 59 0, 7), 1) Poil. III 55 ; Beck. An. I 214. 280. 304; Harp. s. ).lETOiKIOV; Harp. Phot. Hes. Suid. s. C1K<XCPl]cp6pOI bzw. C1K<XCPl]cpopElv; Suid. Etym. Magn. s. aC1K1]cpopEtv; Theophr. fr. 102 f. ; Ael. var. hist. VI 1 , 3 . 2) IG 19 84, 25 f. ; das eigene Fest der ).lETOiKI<X Plut. Thes.24 meint die C1UVO(Kt<X.
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3) IG II 2 1400, 47. 59 ; 1403, 12 ; 1415, 21 ; 1443, 201 ; 1 460, 191. u. ö., vor allem die Silberschalen der Freigelassenen II 2 1553 ff. passim. Vgl. Paus. 1 30, 1 und die Weihungen von u. § 1048. E., wo unter den I�ersonen mit fremden Ethnika sicher viele Metoiken des jüngeren Typs stecken. 4) Plut. Demetr. 46 ; Phok. 27. 29; In d. Acad. 001. VIII 8 ff. j IG II 2 844 ; o. S. 2832• 5) [Xen.) 1t6p. 4, 12 ; o. S. 51. 6) [Xen.] a. a. O. 14 ein Thraker, er wird Metoike im Sinn von o. S. 281 sein.
298 erst recht als Unternehmer bei weltlichen oder kultischen Bau ten, die der Staat vergibt 1), sowie als private Pächter, da hier zu keine �TKTI1O'l� erforderlich ist (Lys. VII 10). Der Schutz von Eigentum, Leben usw. ist im Prinzip derselbe wie bei einem Bürger. Die Tötung eines Metoiken ist so ver� folgbar wie die eines Atheners 2), natürlich mit derselben Be schränkung, die o. S. 161 für den Prozeß gegen den Mörder des Bürgers erwähnt wurde: nur der Angehörige in bestimmten Verwandtschaftsgraden kann die Klage erheben. Das bedeutet insofern eine Benachteiligung des Metoiken, als bei dem Bürger ma�gels des Vorhandenseins yon Verwandten ein Ausschuß der cp paTo pE� eintritt, jener �ber keine solche besitzt. Daher kann es vorkommen, daß eine Freigelassene getötet wird, also eine Metoikin (0. S. 276), und da sie aus dem Haushalt ihres früheren Herrn ausgeschieden ist, aber keine Verwandte besitzt, eine Ver folgung des Falles nicht möglich ist (Demosth. XLVII 69 f.) S). Verfolgt werden auch der tätliche Angriff auf Metoiken 4) und sicher die Freiheitsberaubung5). Nur daß der Metoike kein Ei gentum an Grund und Boden erwerben kann (0. S. 10), auch 1) IG I 11 374, 1 0 ff. 29 ff. 60 ff. 69 ff. u. Ö. i II 2 1669, 1 8 i 1672,96. 119 ff. 132. 14 1 u. ö. ; 1673, 11. 14. 18. 28 u. Ö. i IG VII 4255. 2) Aristot. 57, 3; Schol. Aischin. 11 87 u. Ö. 3 ) Das Urteil des Rates gegen den Mörder des athenischen 1Tp6E€vo<; auf Keos IG II 11 1 1 1, 37 g ehört nicht hierher. Es ist der Anfang eines Aktes der Bundesjustiz des zweiten Seebundes : Vergehen gegen den Bundes frieden werden gerichtet �v . AS.,va(olC; Kai (1UlllldXOIC;, d. h. auf dem Wege der Bundesleg islative durch übereinstimmendes Verdikt von Rat und Volk von Athen plus (1uv�bplov der (1UllllaxOl: IG II 2 48, 57 ff. Danach wird verfahren II 11 125, 6 ff. bei Wilhelm, Anz. Akad. Wien 1924, 155, wohl auch II 11 279 und 1635, 70 ff. 4) Demosth. XXI 47 i [Xen.] Ae.,v. '!ro A . 1, 10. 5) Vgl. [Plut.] X Redn. 841 F : bei Bürgern und Metoiken ist es gleich mäßig verboten, in Kriegsgefangenschaft und auf den Sklavenmarkt g e ratene Personen �'!ri bouAf.i� zu kaufen. Vielleicht war dies auch ein wesent licher Punkt in den Staatsverträgen, die die Angehörigen einer befreun deten Gemeinde kollektiv zu Metoiken machten (0. S. 281 ff.). •
299 der 1I1oTEAfJ� nicht, außer bei spezieller Verleihung von lYKTt'Jdl� t). Die Benützung des staatlichen Marktes zur Aufstellung von Verkaufsbuden, Werkstätten usw. ist den Metoiken von Hause aus überhaupt verwehrt (Demosth. LVII 31 f.), im 4. Jhdt. offen bar gegen eine Sondersteuer gestattet 2). § 98. Dem entsprechend ist der Metoike prozeßrechtlich handlungsfähig und strafrechtlich verantwortlich. Besonderheiten liegen zunächst darin vor, daß seine Prozesse - mag er bU.uKW V oder q>EUyW V sein - durch den Polemarchen als dl1uyoul1a a px� gehen ; dies gilt fUr die gewöhnlichen Metoiken, ebenso aber auch für die 1I1oTEAE'i� und. die rr p6EEv oI8). Jedoch betrifft dies sicher nur solche Prozesse, die bei den Bürgern den Weg über den ä pxwv nehmen, also alle Erbschafts- und Erbtochterprozesse4), yovewv dKWI1I� (SchoL Aristoph. Wesp. 1402), sowie die Civil prozesse um Geld und Geldeswert einschL der lbiul btKal wegen Betrug, Schädigung u. ä. 6). Für Klagen, bei denen bei Bürgern der �aI1IAE� zuständig ist, tritt der Polemarch sicher nicht ein : 1) 'laoTlAEla ohne lYKT'lOI� oft in den Inschriften, z. B. IG II � 109 b 20 ; 11 3 ; 276, 13 ; 288, 7 ; 583, 6. Oft g ing natürlich be� des zusammen, ein laoT€ATJ� mit Grundbesitz IG n 2 266 7. Wenn Lys. VII 4 der Staat einem Megarer ein Grundstück schenkt, ist der Mann natürlich oder wird min destens durch dieses 'i'nljllo/Ja ein Metoike mit lYICTI'JOI�. 2) A. a. O. 34 : E€VIKcl T€AI'J. Da nach 31 f. diese Elvol den 1toXiTal geg en übergestellt werden, umfassen sie notwendig - allein oder u. a. - die Metoiken. 3) Aristot. 58, 2 ; Suid. Phot. Harp. s. �Y€/Jovia blKaOTllP[ou und 1toAl�lap Xo� j PoIl. VIII 91 j Beck. An. I 310 ; Schol. Plat. Phaidr. 235 D ; Demosth. XXXV 48 j IG II i 1578 u. ö. ; zu den 1tp6EevOl s. o. S. 289. 4) Aristot. PoIl. Beck. An. Harp. Phot. Suid. a. a. O. 6) Lys. XXIII 2ff. 13; Isokr. XVII 1 2 : der Metoike wird beklagt, Demosth. xxxn 29 f. : der Metoike klagt. Hommel RE XV 1444 f. läßt nur Klagen gegen den Metoiken übel' den Polemarchen g ehen, weil IDemosth.] LIX 66 der Metoike als Kläger sich an die Thesmotheten. wendet. Aber a. a. O. heißt es ausdrücklich, daß diese Klage (wegen Freiheitsberaubung) stets über d ie Thesmotheten geht : sie gehört einfach nicht in die Kategorie der Prozesse, bei denen die Metoiken ihren eigenen Gerichtsstand haben.
300 bei Tötungsklagen (Aristot. 57, 3). Ob er es bei Klagen t€poau Aia�, d. h. Asebieklagen seitens oder gegen Metoiken tut, ist nicht zu sagen, da Lys. V zufällig keine apx� genannt wird. Der Polemarch ist andererseits zuständig für die nur gegen Met oiken möglichen Klagen aTTpoaTaalou und aTToaTaalou (u. S. 304ff.). Dagegen ist natHrlich auch gegen Metoiken die €laayy€Alc;t bzw. rrpoßoM 1) möglich 2 ), die a:rraywy� zu den Evb€Ka 3), die da arreAia im Rat als Ressortprozeß (Lys. XXII 2) - d. h. nicht zur probuleumatischen Weitergabe an das Volk, sondern als da ayouaa apx� an die Heliaia. Das Gesetz übel.' den Getreide handel kennt für Bürger und Metöiken nur den Gerichtsstand der Epimeleten des Emporion ([Demosth.] XXXV 51). Überhaupt ist jeder Metoike auf jedem gegen Bürger zU lässigen Wege anklagbar4), er hat andererseits denselben An spruch auf den Schutz des Gerichtes, die richterliche Gewalt des Beamten, genauer : der dauyouaa apx�, ist gegen ihn nicht höher als gegen Bürger 5). Nur die D reißig haben g'egen Nicht bürger ein summarisches rein rnagist.ratisches Verfahren ange wandt 6). Dagegen ist das eigene Klagerecht des Metöiken be1) Letzt ere ist eine Eisangelie, bei der nur eine W eiterverweisung des Falles vom Volk an die Heliaia, kein Urteil der Ekklesie erwartet wird. 2) A ristot. 4 3, 5 j Hyper. III 3. 3) Zur Haft bei Metoiken s. u. § 101. 4) Neben den Stellen der letzten Anmedmngen vgl. Aristoph. Ritt. 347. Arthmios von Zeleia war· als 1fp6Eevo� (Aischin. IIr 258) iHetoike, das hat man sich bei seiner Verfolgung zunutze gemacht. 5) Der Rat hat als letzte Behörde das Recht, selbst zu richten, verloren durch das Gesetz von Aristot. 45, 1 aus der Zeit des dekeleischen Krieges (vgl. später bei dem Beamtenrecht), und zwar g egen Metoil;:en und Bürger gleichmäßig, denn im 4. Jhdt. hat er manchmal Lust, ein Todesurteil g e gen Metoiken zu verhängen (Lys. XXII 1 ff. 1 1 ; lsokr. XVII 42), aller in ersterem Fall muß der Ankläger selbst zugeben, daß der korrekte Rechtsweg keine Auslassung der Heliaia erlaubte, weswegen er selbst für seine lnne haltung sorgte (trotz v. Wilamowitz, Aristot. u. Athen II 196). 6) Aristot. 39, 1 j Xen. Hell. II 3, 2 1 j Lys. XII 6 ff. 16. 25 u. ö.
301 schränkt: das Eintreten für jeden beliebigen Dritten, der eine äblKia erleidet., ist. ein Bestandteil des Bürgerrechts (0. S. 129), eine '.lIiVUo-l�, Elo-ane)'ia, 1TPOßO).� im Volk ist ihm durch den Ausschluß aus der Ekklesie verspent 1). In seinen Zivilprozessen kann er auch nur an den Polemarchen gehen, er darf nicht die Diaiteten direkt in Anspruch nehmen, deren einer ihm vielmehr durch den Polemarchen zugewiesen wird (Aristot. 58, 2). Die Rede Lysias XII ist eine Anklage eines Metoiken in einem Prozeß EU9uvwv. Dieses Klagerecht braucht nicht ein Vorrecht der lo-oTE).EI� zu sein 2) , es ist sehr möglich, daß bei Rechen schaftsprozessen alle Metoiken klagen . konnten, natürlich nur wegen selbst erlittener Unbill, nicht Dritten abIKou,UEVOI� helfend. Das Klagerecht der Metoiken wäre dann zu umreißen : alle (Mm M Kol und die bl1,UO(JlOl, soweit man selbst abIKO\JIlEVO� ist. Ein Unterschied von einfachen IlEr01KOI und i(JOTE).EI� ist auf diesem Gebiet nicht nachweisbar 3). Das Recht. und die Pflicht 1) Es begegnen solche IlTJVU(jEl� durch Metoiken im Religionsprozeß 415 in dem kraft Vollmacht da s Volk ersetzenden Rat : Andok. I .15. 28; Plut. Alkib. 19, aber nur nach eigener Einladung durch das Volk, die sogar Sklaven einschließt (Thukyd. VI 27, 2). Der IlTJVUT�� gegen Pheidias Plut. Per. 31 ist wohl, da er mit dTiAElCl belohnt wird, Metoike. Daher bedarf er auch der lib€la, der speziellen Erlaubnis für diesen Fall, zu IlTJVUElv. Dasselbe ist stillschweigend vorauszusetzen für die 1TpoßoA� eines Nicht bürgers gegen einen anderen Demosth. XIX 175 f . 2) So Busolt 1078 s. L ysias ist nach 403 Isotele geworden ([Plut.] X Redn. 836 A), war es also zur Zeit des Prozesses gegen Eratosthenes vermutlich noch gar nicht. 3) Bekannte Prozesse gegen Leute, die vermutlich Metoiken waren, sind die gegen Diagoras von Melos, der nach dem Untergang seiner Vaterstadt dauernd in Ath�n lebte .CSuid. s. v.; Schol. Aristoph. Vög. 1073. - Lys. VI 17 stellte ihn als E�vo� nur den daTol im Kontext gegenüber; der Pro zeß : Lys. a. a. O. j Diod. XIII 6, 7 j Schol. Aristoph. a. a. 0.). Fern er die Prozesse gegen Aspasia (PIut. Per. 32 ; Athen. XIII 589 E u. ö.), Phryne (Hyper_ fr. 171 ff. j Athen. a. a. O. u. ö.), Anaxagoras (Suid. s. v.; Diod. XII 39, 1 f. ; Plut. Per. 32; de prof. virt. 84 Fj de superst. 169 E; de exil. 607 F; Diog. La�rt. II 12) und der angeblich drohende gegen Aristoteles (Selieca, dial. VIII 8, 1) - jedoch können einzelne der Genannten auch UVOI ge wesen sein.
302 zur Zeugnis ablage vor Gericht hat der Metoike genau wie der Bürger 1). Metoiken unter sich haben endlich wohl das Recht gehabt, für Prozesse unter sich eine �KKAt')TO'D TTOA1'D, d. h. einen· auslän dischen Gerichtsstand, zu vereinbaren, denn erstens rücken die Stellen, die diese Befugnis den EEVOI zuschreiben 2 ), diese nur von den TToAiTCl.1 ab, schließen also unter ersteren die Metoiken ein. Zweitens gehören zu den Metoiken im Rechtssinn die TTPO Eevol und kollektiv die eventuell nur tageweise Athen berühren den Angehörigen bestimmter Staaten (0. S. 281 ff.), also beides nor mal im Ausland lebende Personen, denen kein athenisches Ge · set� den Gebrauch eines auß erathenischen Gerichtsstandes ver wehren konnte. § 99. Ein weiterer Unterschied zwischen Bürger und Metoiken ist, daß der letztere einen bürgerlichen TTPOCJ'TClTt')'D braucht, den· er sich selbst wählt 3), wobei Freigelassene gehalten sind, ihren bisherigen Herrn als TTpOO'TaTt')'D zu bestellen : vgl. Plut. Romul. 13 ; u. S.304 f. Wir beobachten einiges aus der Geschichte des Instituts. Von Hause aus vertritt der TTpOCJ'TaTI')� den Metoiken vor Gericht, so in der Rede des Lysias gegen Hi ppotherses Pap. Oxyrh. XIII 1606, 1 ff., wo ersterer wegen eines zivilrechtlichen Anspruchs auf eine Sklavin beklagt wird (vgl. Zl. 183. 221. 238). Der Redner spricht v on Lysias in der dritten Person 4), und da der angesehenste Rhetor der Zeit es nicht nötig hat, einen anderen 1) Metoiken und I sotelen als Zeugen : D emosth. XXII 5 ; XXV 60 ff.; XXXV 14. - Der !aoTE).�� als Diaitet Demosth. XXXI V 18 ist ein privat von den Parteien gebetener Schiedsmann. 2) Beck. An. I 247 f .; Etym. Magn. Lex. Vindob. s. {KK).T]TO� 1t6).1�; vgl. PoIl. VIII 62 f.; Schot Aischin. I 89 (mit Mißverständnissen). 3) Isokr. VIII 53; Harp. Suid. Phot. s. V.; Suid. Phot. s. Ttw).T}Ta(; Beck. An. I 201. 298. 434 f.; Hyper. fr. 2 1; vgl. Soph. Oid. Tyr. 411 und die Stellen u. S. 304 t. 4) Zl. 8. 1 1 f. 36. 79. 136. 153 ff. u. ö.
303 reden zu lassen, wenn er selbst das Wort nehmen kann, ist klar, daß der rrpoO"T(lT'1'Ö zu uns spricht 1 ). Etwas früher sagt also Andokides (I 100) mit Recht, daß sein Gegner vor Gericht " nicht selbst arrOAO'f€10"9al darf - falls er nämlich Nichtbürger ist, wie der Redner ihm a. a. O. 139 zuschreibt. Dies gilt aber nur flir die Heliaia, der des Mordes angeklagte Mytilenaier von An tiphon V, also ein Nichtbürger auf athenischem Boden (0. S. 2 2), spricht selbst vor dem Blutgericht. Letzteres kennt demnach die Einrichtung des 7TpOO"TaT'1� nicht. Lysias' zitierte Rede ist 393 oder wenig später gehalten (Zl. 195 f.). Dann aber wandelt sich das Bild schnell. D�ß ein rrpo . O"TaT'1� statt des Metoiken auftritt, findet sich nur noch Demosth. XXV 57 f., aber es handelt sich um eine Metoikin, er fungiert als ihr KUPI0�, der Vorgang gehört in das Frauen-, nicht das Metoikenrecht. Dagegen erscheint etwa drei Jahre nach jener Rede des Lysias" Isokr. XVII 3 ff. 12. 41. 56 ein .Metoike selbst in seinem Zivilprozeß sprechend, seine Redefreiheit als Ange klagter tritt ebenso Lys. XXII 5 hervor (386), sel.bst die 7TPOO" KA'1O"l�, die formelle Vorladung des Gegners, geht direkt an den Metoiken (Lys. XXIII 2). Die Klage gegen einen Nichtbürger, den der Kläger als seinen Sklaven beansprucht, geht an diesen selbst, nicht irgendeinen Dritten als 7TpoO"TaTl1� 2). In den Pro zessen Demosth. XXXI ff. treten auf bei den Seiten allenthalben Metoiken auf, ebenso [Demosth.] LVI (i. J. 322). Den Abschluß bilden dann IG II 2 1553 ff., wo die Prostasie völlig gegensta"ndslos geworden ist (s. u.). Man versteht, daß für [Xen.] 7TOp. 2, 7 in der Zeit Alexanders der 7TpOO"TaT'1� kein Helfer des Metoiken mehr ist : wenn man eine solche Instanz 1) Das sah Lipsius, Ber. Sächs. Akad. 1919, 9, 3 ff. Der Widerspruch von Hommel RE XV 1444 ändert nichts daran. Die ganze Darlegung a. a. O. 1443 f. trifft das Richtige für die Mitte und die zweite Hälfte des 4. Jhdts., ver kennt aber die Entwickelung des Instituts. 2) [Demosth.) LIX 40 f. 45; Isaios fr. 15.
304 brauchen sollte, müßte man nach ihm eine solche neu erfinden Man versteht ferner, daß die o. S. 302 3 zi� tierten Lexikographen über die Prostasie im Grunde nichts Ge naues mehr wissen, die klarste Auskunft (Beck. An. 1298. 434 f.), daß er das IlETollnov einzieht, ist falsch: das tut ein Steuer� pächter (0. S_ 294), dagegen wird das Wort �TTU'lT�Cö in diesem Zusammenhang a. a. O. 201 seine Berechtigung haben : er ist im Notfall Bürge für die Abgaben des Metoiken und haftet für das Aufkommen des IlETOlkLOv. Ein Recht, die .Ermordung seines Klienten zu verfolgen, hat der rrpOO'TUT'lCö nicht (Demosth. XLVII 70), also bei der hochkonservativen Erhaltung alter Formen im Mordprozeß nie gehabt I). (IlETOtlW'inJAalwo)'
§ 100. Mit dieser Pflicht, einen
zu haben, hängt die eine Art von Prozessen zusammen, die nur gegen Metoiken, nicht gegen Bürger möglich ist : arrpoO'TaO'iou wegen Versäum� nis, einen solchen zu nehmen, arroO'TQO'iou wegen Wahl eines fremden rrpoO'TuT'l� statt des bisherigen Herrn durch den Frei� gelassenen2). Mindestens die erste Art .ist zugleich ein Faktor, rrpoO'TuT'1�
1) I n die hier skizzierte klare Entwickelung paßt nun Lys. Xli schlechter dings nicht hinein, wo der Metoike L ysias selbst etwa zehn Jahre vor der Rede g egen Hippotherses vor der Heliaia selbst in einem Rechenschafts prozeß als Ankläger spricht. Die Annahm e, daß der anklagende Metoike reden darf, der angeklagte nicht, daß er in einer bl"Jl.loala biK'1 reden darf, in einer ibtd biK'1 nicht, erledigt sich von selbst. Wir lernen nur, daß Lys. Xli eine Broschüre ist, keine gehaltene Rede oder genauer : die für die Veröffentlichung in die erste Person umgesetzte Rede des 'ltpoa TdTI'J� Bei dem ganz g eringen zeitlichen Abstand zwischen L ysias gegen Hippo therses und I sokr. XVII kommt diese Vermutung zur Not auch für letztere Rede in Frage, für später nicht mehr, da wir für die Entwickelung' bis zum praktischen Verschwinden der Prostasie mehrere Jahrzehnte ansetzen müssen. 2) Aristot. 58, 3 i Demosth. XXXIV 48 i PoIl. III 56 f. 83 ; VI 164 i VIII 35. 91 ; Beck. An. I 184. 201. 310. 434 f. 440 i Suid. s. 'ltö;\.�l.lapxo� (er ist da dyouaa clPXft) i Harp. Hes. Phot. Suid. Lex. Vindo b. Etym. Magn. s. cl'ltOaTa aiou und clnpoaTaalou.
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der die ganze Aushöhlung der Prostasie begreiflich machen hilft : auch in Zeiten, die den rrpO<1TclT1l1b ernst nahmen, mußte sie den Metoiken, eben weil er keinen rrpO<1TclTIle; hatte, persön lich vor Gericht ziehen, so daß das Prinzip doch durchbrochen war, daß zwischen dem Metoiken und dem Apparat der staat lichen Rechtspflege allemal der rrpO<1TclTIle; stand. Zu diesen MKal arro<1Taai6u gehören die Listen von silbernen Schalen, die von den beteiligten Personen geweiht sind, IG II 2 1553 ff. Das besagt die Überschrift von IG II 2 1578 und daß nicht &rrpo<1To<1iou zu lesen ist, zeigen die Erwähnung eines KUPIOtl; 1570, 3 �. 1) und der überzeugend. hergestellte Ausdruck UeAeu8epiKoi eplclAaI 1469, 5 f.j 1480, 9. Die normale Form der Weihung ist die durch einen Metoiken (O{KWV �v . . .) oder eine Metoikin (O!KOU<10 lv . . .) und zwar arrocpul'wv bzw. arroepul'ou<10 TOV �eiv o 2) , gelegentlich auch TOUe; �eiv a 3). Letzteres überrascht, denn das Versäumnis, den richtigen rrpO<1T
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59 ff. 68 ff.; 1 558, 20 ff. 33 ff. 45 ff. usw. Metoikinnen : 1553, 8. 13 ft'. 18 ft'.j 1554, 6 ft'. 32 ff. 53 ff.; 1555, 16 ff.; 1556, 10 ft'. 18 ff. 22 ff. usw. Wenn ein mal die Bezeichnung des aTroqlvywv als Metoike fehlt (1553, 16 ff.), ist das ein Versehen des Steinmetzen. 3) Mehrere Brüder 1555, 16 ff.; 1559, 52 ff. 4) Das gehört in die Darstellung der Rechtspflege und in ein späteres Heft. Hier die Hauptfakte n : gegen Sokrates treten mehrere Ankläger auf Xen. Apol. 10. 24; Memor. I 1, 1 ; Plat. Apol. 17 A. 18 BO u. ö.; Diod. XIV 37, 7 usw., aber die Klageschrift hat nur Meletos aufgesetzt und eingereicht
306 rann44, wohl in der Mehrzahl der Fälle ein einzelner Bürger, häufig aber auch ein Verein 1). Ein solcher kann nicht n poCJTa TTl'D sein ; allenfalls ließe sich sagen, daß die stets neben dem Verein genannte Einzelperson der Freilasser ist, deren Rechte auf die Prostasie der Verein mit verfechten hilft, aber auch hier wäre doch nur jener Einzelne der KClT�T OPO'D, seine KOl VW VO{ wären CJU VIl\KO\, die als private Bürger, nicht kollektiv als Ver ein ihm zur Seite stehen, sie würden also hier nicht zu nennen sein. In andern Fällen ist die Person, der der Metoike " ent rann4', selbst Metoike oder ein solcher neben einem Verein und als dessen Haupt 2). Metoiken bedürfen selbst des n poCJTaTTl'D, können also nicht selbst n poCJTaTcu sein 3). Aber es ist ganz deutlich, daß es sich gar nicht um wirkliche Prozesse handelt. IG II 2 1560 ist zwar in dem einleitenden Text im Zusammenhang mit dem a VClT pacpuv der Namen von Xen. Memor. IV 4, 2; 8, 4; Apol. 11. 20; Plat. Euthyphr. 2 B ; Apol. 28 A. 35 D. 36 B u. tl.; Aristox. Tar. fr. 31 a usw., er ist "der lCan;TOpOC;" Xen. Memor. I 2, 9. 12. 49 u. tl. Entscheidend ist vollends Demosth. XLill (vgl. die Hypothesis und 1 f. 71.): ein Zivilprozeß um ein Gut ist beendet, eine dritte Partei erhebt Anspruch auf das Objekt und klagt gegen den Sieger 1I'apa�apwv TOV� f}nl1J.l�vou�. Sind letztere freie Helfer, auvbllCol,ist alles in Ordnung, sind sie formale (Neben)-Kläger, hätten wir ein bis in idem, was es in Athen nicht gibt (0.8.168). Endlich: wohin hätte das geführt, wenn die Advokaten als berufsmäßige auv!\yopol jedesmal formal als Mitkläger hätten zeichnen müssen? Dann wären sie nach einem verlorenen Prozeß der Sukkumbenzbuße verfallen oder hätten deren Betrag bei ihrem Klien ten liquidieren müssen. 1) IG IP 1553,9. 20 ft'.; 1558,37 ff.; 155 9, 26 ff.; 1569,18 f. ; 1570,24 ff. 60 ff. 82 I.; 1571, 8 ff.; 1572, 8 ff. 2) Einzelne Metoiken: 1553, 11 f. 26 ff.; 1554, 10 tJ'. (laoT€�n�). 15 tJ'. (desgI.). 40 ff.; 1557,47 tJ'. 51 ff.j 1558,53 f. (1I'p6EEVO�); 1565, 5 f. (laoTE' �f]c;). 18 tf. (desgl.); 1568, 18 ff.; 1569, 1 ff.; 1570, 85 I.; 1576, 4 tf. 32 tJ'. 36 tJ'. 40 ff. Auch die Olynthier und Thebaner 1553, 24 f.; 1559, 44 ff.j 1569, 1 tJ'. sind Metoiken (0. S. 278 f.). - Ein Metoike als Haupt eines Ver eins : 1569, 18 f. 3) Der gegebene 1I'poaTdTllC; des von einem Metoiken freigelassenen Skla ven wird der des ersteren selbst sein.
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blKa<1Tai die Rede 1), aber IG II 2 1578 ist eine ganze lange Liste . solcher Fälle an einem Tage erledigt worden, dem 15. Hekatombaion des betr. Jahres. Das ist bei wirklich durch gefochtenen Prozessen eine glatte Unmöglichke it.
Es handelt sich ganzoffenbar um eine leere aus dem Prozeß uno O'TaO'iou entwickelte Form, die den Namen dieser btKT) fortschleppt, aber nichts mehr ist als die Freilassung selbst. Solche Dekla rationen konnte der Polemarch an einem Tage dutzendweise gesammelt dem Gericht zu einem formalen Spruch vorlegen : ein Akt der freiwilligen Gerichtsbarkeit, genau wie die Vorlage der erfolgten Vermietungen von Häusern von Mündeln durch den Vor mund oder die formale Einweisung des Erben in das Erbgut 2). Der Rechtsinhalt dieser Form war dann der, daß der Eigen tümer seinen Sklaven freiließ, dann urrOO'TaO'iou belangte und sich abwei sen ließ, vermutlich durch stillschweigendes Versäu men des Termins, worauf jener als arroO'TaO'iou freigesprochen jeder Nötigung, einen n pO<1TaTI')� zu haben ledig war. Denn daß dies letztere die Folge eines solchen Freispruchs war, steht Harp. s. unoO'TaO'iou, was nunmehr Sinn bekommt, während bei dem alten Inhalt der Klage logischerweise nur die Berechtigung hätte herauskommen können, den freigewählten n poO'TaTl')� statt des eigenen Freilassers zu behalten. Das ganze Verfahren ist die formale Vollziehung und Buchung (a vQl pa
308 nIssen des 4. Jhdts. nötig, wo Freilasser und Freigelassener oft in verschiedenen Teilen des Landes wohnten 1). Daß eine solche zur Form erstarrte biKll arro(J'Taa(ou auch zur Freilassung des Sklaven eines Metoiken benutzt wurde und dies bei dem Polemarchen und der Heliaia durchging, trotzdem · sie eigentlich nur auf Bürger und ihre Sklaven paßte 2), ist begreif- . lieh. Verständlich wird nun auch die Klage arro(J'Tacr(ou s eitens mehrerer Brüder - arroqlu'fwv TOV b€iva Kai TOV b€iva, o. S. 305 , die Erben haben vor der Erbteilung einen Sklaven vermutlich laut letztwilliger Verfügung des Vaters freigelassen. Begreiflich wird auch das Auftreten von Vereinen, ein solcher kann nicht rrpocrT<xTllt; sein, aber einen Sklaven haben und freilassen. Wenn so der Freigelassene praktisch in der zweiten Hälfte des 4. Jhdts. keinen rrpocrnlTTJt; mehr hat, gilt dies erst recht von freigebo 'renen Metoiken des ursprünglichen Typs ohne Staatsangehörig keit, von den fremden Bürgern mit der Metoikie kraft Staats vertragvollends zu schweigen. Kein Wunder endlich, daß die Kunde über die Prostasie bei den Lexikographen knapp und farblos war, die Einrichtung starb eben seit der Zeit ab, als die Periode der klassischen Prozeßredner begann. Neben den bisher besprochenen Formeln enthalten die Ta bellen der qllaAal noch eine andere Art, wo meist ein Bürger im Nominativ und ein Metoike (OIKWV, olKoOcra) im Akkusativ erscheint, also umgekehrt als oben und stets ohne den Zusatz arroqlu'fwv 8). Aber an Stelle des Bürgers erscheinen auch hier Vereine4) oder Metoiken: ein icrO TEA�� 1558, 53 f., ein rrpoE€vo, -
1) Z. B. finden wir eine Partei auf Salamis wohnhaft 1G 119 1566, 21 fr.; 1570.42 ; 1574, 4. 2) D er Metoike kann nicht 'll'po<1TdT'1C; sein. 3) IG II � 1 554, 65 fr. ; 1556, 30 fr.; 1557, 89 f. 94 fr.; 1 558, 55 fr. 71 tr. 81 fr.; 1559, 78 tr. 96 fr.; 1566, 1. 18 ff. mehrfach wird derselbe Bürger mehreren Metoiken gegenübergestellt, 4) IG 11 2 1556, 27 fr.; 1557, 105 fr.; 1 566, 28 f. -
309 1556, 42 ff. Die Interpretation des Corpus (1553 im Kommen tar), daß es sich um Personen handelt, die den genannten Met oiken, den ein Dritter als Sklaven beanspruchte, in die Freiheit vindiziert haben, scheidet sofort aus. Das Eintreten für einen Dritten, die Hilfeleistung für jeden ablKOU/lEVOC;, ist ein spezifi sches Recht des athenischen Bürgers (0. S. 129) , kein Metoike und kein Verein kann das tun. Es muß sich auch hier um eine Form der Freilassung handeln entsprechend der auch diese Fälle umfassenden Gesamtüberschrift lfEAEU8EP1KUl qllaAul 1), von der an deren nur dadurch unterschieden, daß die Weihung der silber nen Schale, die feste Sitte oder - weniger wahrscheinlich ....,... gesetzlich vorgeschrieben war, von dem Herrn vollzogen wurde. Hatte der Sklave sich freigekauft und überhaupt Geld- in dei' Hand, mochte er die Stiftung machen, in anderen Fällen und bei besonderem Entgegenkommen tat es der Herr j das war le diglich Sache der Beteiligten 2) . Diese Inschriften setzen in der Alexanderzeit ein, ein Menschen alter früher ist der Prozeß aTioO'Ta<1iou noch eine lebendige Klage: [Demosth.] :XXV 65. Der Ansatz der Inschriften bestätigt sich durch IG 11 2 237, 24 ff., wo den nach Athen geflüchteten akar nanischen cpUrabEc; (0. S. 278) außer anderen metoikischen Privi legien das Recht gegeben wird, hi.Kal wie die Athener zu führen. Da dies nicht gut bedeuten kann, daß der Polemarch a.ls Ge richtsstand ausscheidet, liegt es am nächsten, hier die Bestim1-) ·EEEAEUeEpl(1).16� is t Freilassung, nicht vindicatio in libertatem. 2) Frühere Literatur zu den qlldAat: Weiß, Griechisches Privatrecht I 307 m j auf dem richtigen Wege war Calderini, Rendic. Acc. Linc. 1�, z. T. auch Strack, Histor. Zeitschr. 1914, 24. Lipsius, Att. Recht IIP 984 wendet ein, daß solch ein Scheinprozeß überflüssig war, da es an dem Herrn lag, ob er seine Rechte als 1fpo<1TdTl1� geltend machte. Gewiß konnte er zu dem Vorgehen des Freigelassenen, der ihn als 1fpo<1TdT'1� ignorierte, von sich aus schweigen, aber jeder andere Bürger konnte den Freigelas senen belangen. Hiergegen war er erst gesichert, wenn er einmal ö"I\'O� oTaoiov freigesprochen war.
310 mung zu finden, daß sie sich keine TTpoO'TllTal' zu suchen brauchen. Das Gesamtbild ist also folgendes: noch 393 ist der TTpoO'TCl T I1� voller Ernst, nur er, nicht der Metoike, tritt vor Gericht auf, in dem Menschenalter bis 360 wird der zugewanderte Met oike unmittelbar prozeßfähig, die Prostasie des Freilassers ge genüber dem �EE>..EueEPO� ist aber noch lebendiges Recht. Um 330 ist die ganze Institution auch für die letztere Kategorie erledigt. Die o. S. 303 berührte Tatsache, daß um 400 der Met oike vor der Heliaia von seinem TTpoO'TaTI1� vertreten wird, vor dem Blutgericht aber selbst auftritt, zeigt andererseits, daß die Prostasie nicht hocharchaischer Zeit entstammt; denn sonst wäre zu erwarten, daß gerade bei Tötungsprozessen der TTpoO'TaTI1� besonders zäh fortleben müßte. Die Institution mag solonisch oder jünger sein, Näheres läßt sich nicht sagen. § 101. Besonderheiten in der Rechtspflege Metoiken gegen über bestehen auch sonst. So auf dem Gebiet der Haft. Natür lich kann an sich jeder Prozeß, bei dem die Einleitung durch &TTa"fw"f� oder lvbElEI� gegen Bürger möglich ist, bei Metoiken ebenso eröffnet werden 1). Dazu aber tritt, daß die Unter suchungshaft, die gegen Bürger im Mordprozeß rechtlich aus geschlossen ist (0. S. 150), hier gegen Metoiken zugelassen wird und nur allmählich abstirbt, auf diesem Gebiet wie so vielen anderen den metoikischen Rechtsstand dem bürgerlichen an nähernd. Am Ende des 5 . Jhdts. ist der Zustand erreicht, daß die Haft noch durchaus als korrekt im Bewußtsein lebt, die Praxis sich aber an den Ersatz durch Bürgenstellnng so ge wöhnt hat, daß das Gegenteil auffällP). Ferner ist die Unter1) Vgl. den Fall Hyper. V 29: AUTtOTaEiou.
2) Antiph. V 17 ; der Redner spricht von Eevol und meint Nichtbürger, er selbst ist Mytilenaier, also (zwischen 427 und 4(4) ein auf athenischem Boden sitzender Mann ohne Bürgerrecht.
311 suchungshaft bei !hlal hlKal gegenüber Bürgern nicht rechtlich ausgeschlossen, aber doch äußerst ungewöhnlich (0. S. 151), da gegen ist bei Metoiken die Haft oder doch die Forderung einer Bürgschaft zu ihrer Vermeidung wiederholt belegt 1 ). Offenbar stirbt auch hier die Haft ab, denn sie wird fallweise sogar in O'1iJ.lßo).a, d. h. für Klagen gegen EtVOl ausgeschlossen : Andok. IV 18 ; vgl. IG 1 2 179 c 8. Ferner ist in der Beweiserhebung bei Prozessen gegen Met oiken - d. h. natürlich bei bTJJ.l0O'lal biKal die Folterung des Angeklagten zugelassen 2), im Gegensatz zu dem Verfahren gegen Bürger (0. S. 158), endlich stehen bei der Auswahl von Art und Maß der Strafe gegenüber Metoiken die Prügelstrafe3) und der Verkauf in die Sklaverei 4) zur Wahl, die bei Bürgern ausschei den (0. S. 158 und 142). -
In bezug auf Schuldhaft als Staatsschuldner stehen die Met oiken nicht. schlechter als die Bürger ; die Metoiken, die als ocpEi).oVTE� wegen ihrer Steuerrückstände durch drrolpa
3 12 fängnis kommen 1), teilen nur das Geschick von Bürgern in gleicher Lage (0. S. 143 ff.) 2). 3. Ausländer In Athen.
§ 102. Wie oben S. 287 gesehen, wird nicht jeder Ausländet, der kürzere oder längere Zeit in Athen lebt, notwendig Met oike, er kann als t€VO�, als nap€Tt'lbl'JIlWV, wie Aristoph. Byz. fr. 38 es ausdrückte, existieren. Daher finden wir auch in Zei ten, als die Erstreckung des Metoikenrechts auf Ausländer noch nich t um sich gegriffen hatte (0. S. 280ff.), fremde Leute, diein Athen leben, sterben und ihr Grab haben 3). Unser Material ist inso fern undankbar, als in den literarischen Quellen das Wort tEVOl gern für Metoiken oder doch einschließlich der Metoiken ge braucht wird und zudem die Erstreckung des Metoikenrechts . auf vorübergehend anwesende Angehörige bestimmter Staaten kraft (J'u!l�oAov die Grenzen verwischt. Einzelne Personen mit fremden Ethnika können fortan ebensogut Metoiken wie t€VOl sein, im Zweifelsfall wird man sogar etwa von der Mitte des 4. Jhdts. an solche Personen als Metoiken betrachten dürfen. Von politischen Pflichten des Hvo� karm man kaum sprechen. Eine regelmäßige Steuer zahlt er nicht 4), die t€V1Ka. TEAll De I
1) Demosth. XXII 54 i XXIV 166. 2) Der T€"wvl'\�, der Plut. Tit. 1 2 ; X Redn. 84,2 B einen Metoiken wegen seines rückständigen J,lHoiKIOV auf offener Straße anpackt, will ihn nicht verhaften, sondern er hat die Geduld verloren und stellt ihn zur Red e : w o das Geld bliebe? 3) IG 1 2 1080. 1042 ff. 1074 ff. 1081. 1085. Das konfuse Scholion zu Ari stoph. Vög. 1669 scheint eine amtliche Listenführung über Fremde anzu deuten i wenn das zutrifft, sicher nur über länger seßhafte. Polizeiliche Anmeldung der in Gasthäusern abgestiegenen Personen wird niemand annehmen. Allenfalls mag man an eine Kontrolle der Landenden durch die Hafenverwaltung denken. . 4) Aristoph. Byz. a. a. 0.; Harp. s. fJHoiKIOV. Diese Tatsache betont Lipsius, Ber. Sächs. Akad. 19 19, 9, 10 mit Recht gegen Francottes wieder holte Behauptung des Gegenteils, vgl. a. a. O. 8. Busolts Trennung (892) :
313 mosth. LVII 34 betreffen die Aufstellung von Verkaufsbuden auf dem Markt (a. a. O. 31 f.) und werden auch - in praxi so gut wie ausschließlich - von Metoiken erhoben (0. S. 299), es ist also allenfalls zu konstatieren, daß im 4. Jhdt. auch echte EevOl gegen diese Gebühr den Markt benutzen dürfen. Die da cpopai der Fremden Isokr. XVII 41 sind die der Metoiken o. S. 292 f., die bei einer Kassierung der verliehenen Atelie er wachende Leiturgiepflicht des Königs Leukon von Bosporos Demosth. XX 40 ist die eines athenischen Bürgers!), auch lTIl1l6aElC; echter HVOI sind, da es sich bei ihnen formell um frei willige Zeichnung eines Betrages handelt, theoretisch wohl möglich, aber nicht sicher belegt 2) . Die Atelien für HvOt, von denen Demosth. XX 29. 41 f. 123. 131 u. ö. spricht, meinen auch die metoikischen, wie ein Vergleich von Demosth. a. a. O. 41 f. mit IG n 2 174 zeigt, eine echte Atelie für EevOl ist nur möglich bei der Befreiung von Zoll für Waren bei dem Import nach Attika wie IG n 2 966 und 986. In den oben S. 295 3 auf gezählten Fällen von Atelie mögen sich solche verbergen, aber sicher sind sie nicht. Allenfalls mag man bei der Atelie für Menon von Pharsalos und König Alexander 1 von Makedonien [Demosth.] xrn 23 f. an diese Form denken, deren persönliche und zeitliche Stellung=9 an Metoikie zu denken verbietet, aber nach Demosth. XXIII 199 war die Verleihung wohl nur ein Teil von Dekreten, die ihnen das Bürgerrecht zusprachen 4). Metoiken, EEVOI ohne Absicht de r Heimkehr und 'lrapt:'1n/.ll1"'OOvTt:� ist sach· lieh richtig, terminologisch falsch, es gibt keinen Unterschied zwischen EEVOI und 'lrapt:'lrlbl1"'OOVTt:�. 1) A. a. 0.29; vgl. IG II� 212, 28. 2) Fälle wie IG II 2 174. 860. 786 zeigen durch dte Art der als Dank für solche Epidosis verliehenen Ehren, daß der b et r. Nichtbürger das Met· oikenrecht schon hatte ; es bliebe allenfalls [Demosth.] XXXIV 38 übrig. 8) Generation der Perserkriege. 4) Die Atelie ist insofern wichtig für sie, als ein thessalischer Magnat Korn, ein makedonischer König Holz exportierte.
314 Wenn von �EVOI im Heer die Rede ist, hat man an die wehr pflichtigen Metoiken zu denken 1). Ausdrücklich neben den Met oiken werden EEVOI genannt Thukyd. IV 90, 1 vgl. 94, 1 i. J. 424 und Diod. XIII 97, 1 vgl. Isokr. VIII 48 i. J. 406. Nach Diod. a. a. O. handelt es sich um Freiwillige 2), wo dergleichen später vorkommt, wird es sich um Metoiken des neuen Rechts von o. S. 280ft' handeln, denn dieses erstreckt sich auf die Staa ten, zu denen Athen nähere Beziehungen hatte, und aus anderen sind derlei Hilfeleistungen kaum zu erwarten, vgl. die Akar nanen IG II 2 237, die metoikische Privilegien als Lohn erhal ten, und die Fälle von 0 S. 291. Jedoch kann es sich bei ersteren auch um �EVOI handeln, denen darauf als q>uyab€� die Metoikie sofort mit Privilegien verliehen wird (wie in den Fällen o. S. 278f.), bei dem freiwilligen Helfer IG II 2 467, 22 ft'. fehlen die Ehrungen auf dem erhaltenen Stein, so daß sich nicht sagen läßt, ob er �EVO� oder Metoike war, bei der Zeitstellung und Herkunft des Mannes (Karystos) vermutlich das letztere. m der Ekklesie haben Fremde natürlich keinen RaumS), sie kön nen aber in Sachen ihres Staates (als Gesandte) und auch als Private in eigenen Sachen bei dem Rat um 1Tp6(J'o bo� zur Ekklesie nachsuchen und dort sprechen 4). Ebenso kann das Volk kraft des Rechts, seine Tagesordnung zu bestimmen, Fremde einladen, an der Ekklesie teilzunehmen, so den König Attalos Polyb. XVI 26, 1 ft'. •
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1) O. S. 290 ff. Das gilt auch für die zum Mauerbau neben den Bürgern mobilisierten Fremden Diod. XI 40, 1. Die EEVOI bei Thrasybul Lys. II 66 sind die Metoiken von IG II 2 10. 2) Vielleicht gilt das auch von dem Keer IG I I 933 und den lyypa<pol I � 949, vgI. jedoch o. S. 84. 3) Aischin. I 195 j II 224; [Plut.] X Redn. 850 C j vgI. Dion. HaI. Dein. 3. 4) Jeder Fall, wo
315 §103. Strafrechtlich und zivilrechtlich belang bar ist jeder Fremde selbstverständlich [(Demosth.] Ep. Ir 9), wenn auch die uns be kannten Prozesse niemals scharf ausschließen, daß es sich um Leute mit Metoikenrecht handelt. Es kommen hier etwa in Frage [Lys.] VI 54 ; XIII 54 f. 61 ; Aischin. Ir 223 m. Schol.; [Plut.] X Redn. 848 A, sowie eventuell einzelne der o. S. 301 3 aufgezählten. Dagegen kann er klagen nur auf Grund von Rechtsschutzverträgen, O'UIlßOhU, Athens mit seiner Heimatge meiilde, die ihm den Weg vor die ordentlichen Gerichte MInen 1). Dies ist das Wesen solcher O'UIlßOhU allgemein nach Aristot. Polit. Irr 1, 3. Genauer .sagt IG I 2 16, daß ein s�lcher Vertrag durch Erschließung des Gerichtsweges in den Vertragsstaaten den zu dein Gericht einer neutralen von den Parteien privat vereinbarten dritten Stadt, einer llCKA11TOe; nahle;, überflüssig zu machen bestimmt war 2). Die llClChllToe; nahle; war also bis dahin der einzige Weg 3), nunmehr gibt es bilCUl aTra O'uIlßahwv�) und ein bilCUe; blMvUl nach den geltenden O'UIlßOhU 5). J m 4. Jhdt. werden O'UIlßOhU nicht nur im Volk angenommen (IG TI 2 207 a 12 ff. b 6), sondern dane ben vom Gericht ratifiziert wie Bürger rechtsverleihungen 6). Diese Ratifizierung haben die Thesmo1) Nicht vor die hIClITIlTCl{: Suid. s. hIClITIlTCl[, denn diese sind nach Phy len zuständig, Demosth. XLVII 12; Näheres später b ei der Rechtspflege. Klageerhebung im Volk durch Nichtbürger, die sicher keine Metoiken sind, ist nicht b elegt (vgl. o. S. 3011). Nur b ei dem Religionsprozeß 415 richtete sich die Aufforderung des V olks zur ).l�vual� (Thukyd. VI 27, 2). sicher auch an sie, da sie sogar Sklaven einschließt. 2) IG I g 16 wird übrigens vermutlich in diesem Einzelfall gleich Met oikenrecht gewährt (0. S. 281), also ein oU�IßoAov mit qualifiziertem Inhalt. 3) Das kann sich das 4. Jhdt. kaum noch vorstellen. Hegesippos sagt [Demosth.] VII 13, daß auch früher oU�I�OACl üb erflüssig gewesen wären, weil doch jede Person im Ausland den Schutz der Gerichte hätte b ean spruchen können. Das ist eine Übertragung damals ganz junger, eigentlich erst werdender Ideen auf frühere Perioden. 4) Aristot. 59, 6 ; PoIl. VIII 63; MKClI und 'l'PClqlCli Aristoph. fr. 278 Suppl. Ep. Graec. III 72 a 1 5 ff. 5) IG II 2 24 b 6) IG II g 466, 32 ff.; [Demosth.] VII 9 ; Aristot. 59, 6 ; PoIl. VIII 88. •
=
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316 theten zu veranlassen (a. a. 0.) , diese haben auch das ElO"
317 Angehörige solcher durch O'UJ.lßoAa mit Athen verbundener Staaten erhalten Ausweise, ebenfalls O'UJ.lßoAa genannt j so ge schieht es im Vogelstaat, wo der OpVleapXO� dem zugereisten Fremden die Marke aushändigt 9, daß es in Athen nicht anders war, zeigt IG H 2 141, 9 ff., wo solche Ausweise im Anschluß an einen das Metoikenrecht gewährenden Vertrag vom Rat her gestellt werden. Das gilt erst recht von den echten alten Rechts schutzverträgen, wie schon deren Name O'upßoAa zeigt. Als Inhalt solcher O'ullßoAa nennt Andok. IV 18 als Beispiel Garantien gegen Verhaftung, IG H 2 46 regelt der Vertrag mit Troizen das Verfahren, die Instanzen, Termine, Zeugniszwang und Strafvollzug, IG II 2 179 (Naxos) läßt Ausführungen über Instanzen, Gebühren, Fristen und Verhaftungen erkennen, ähn lich ist der Inhalt von TI 2 144 2). Natürlich kann der E€vo� mit O'UIlßOAOV immer nur in eigener Sache klagen, Eintreten für einen Dritten ist Bürgerrecht 3) . Solche O'ullßoAa werden auch erforderlich sein, wenn der tätliche Angriff auf einen E€vo� als verfolgbar erscheint4). Dagegen wird die Ermordung des :E'remden auf athenischem Boden allemal verfolgt, offenbar auch ohne O'uJ.lßoAov 6), denn der Mordprozeß ist rituell gefärbt und will die Befleckung durch das vergossene Blut tilgen. Verfolgungsberech tigt ist auch hier natürlich nur die Familie (0. S. 161), [Demosth.] 1) Aristoph. Vög. 1214 f. Wer es in Athen tat, steht dahin. 2) Weiteres wie Auslieferung u. ä. gehört nicht hierher, vgl. später bei den auswärtigen Beziehungen. 3) 0. S. 129.; vgl. Dion. Hal.- Dein. 2 f.j Suid. s. 6e!vapxo� j [Plut.] X Redn. 850 E. 4) Demosth. XXI 47. Daß mit den Fremden nicht nur die Metoiken ge meint sind, folgt aus der Einbeziehung sogar der Sklaven. Wenn solche il�Pl� in dem F all von Demosth. XXV 60 nicht verfolgt wird oder wenn dem Harpalos in Athen eigens der persönliche Schutz durch ein l\Jf}qlU1Ila bewilligt wird (Hyper. I 12), beweist das nichts gegen eine Erstrek kung der (löl'�oAa auf Ü�Pl� u. ä., wenn auch die Klagen aus Kauf und verwandten Gebieten das praktisch Wichtigste gewesen sind. 5) Aristot. 57, 3 f.j Schol. Aischin. II 87.
318 LIX 9 begegnen Kyrenaier, die zur Verfolgung des Todes eines Angehörigen nach Athen kommen I). Das Prozeßrecht des Hvo� ist uns nur schwach greifbar, zu mal jedes O'uflßO),OV andere Regelungen für die Einzelheiten ent halten mochte. Nach PoIl. TI! 59 ; Phot. Suid. S. U)\6tfVO� i Suid. Hes. s. 1Tp6tfVO� hat der Proxenos den Zutritt zur Behörde und zum Gericht zu vermitteln, er ist also von Amts wegen der 1TPOO'Ta.TT]� des Fremden, vermutlich mit den gleichen Aufgaben, wie der Prostates des Metoiken sie hat oder vielmehr ursprüng lich hatte (0. S. 302 ff.). Natürlich steht der EEVO� nie besser als der Metoike, er kann als Angeklagter gefoltert werden 2), das Urteil kann auf Verkauf in die Sklaverei lauten ([Demosth.] LIX Hyp. 1 ; 16 f.), sicher auch wie bei Metoiken auf körperliche St.rafen 3). Die Untersuchungshaft bei Mord wird im Unterschied von den · Bürgern zulässig gewesen sein, da · sie es bei Metoiken ist (0. S. 310), dasselbe wird von der Untersuchungshaft b'ei lbicu biKCl\ gelten ; immerhin war sie so ungewöhnlich, daß sie in 1) Oft finden wir Garantien für das Leben eines Geehrten, der bei einer Ermordung in dem Gebiet f1� A6TJvalo\ KpaToOaLv o. ä. gerächt werden soll . wie ein Athener : IG I 2 56; 72 vgL 143 ; 154 1.; nt 32, 10 f. 38 ; 73 vgl. 8, 20; 12. Gemeint ist damit nicllt das Gebiet des Seebundes, sondern das Bürgergebiet mit Kolonien und die abhängigen Gebiete wie Oropos (u. Beilage), denn die Wendung begegnet gleichmäßig in Zeiten, wo Athen eine a\J��lax(a hat, und in anderen. Das Ganze ist aber überhaupt kein Rechtspriv)leg, sondern eine Redensart, denn IG I I 154 ; II I 32 und 73 wird auch das bElv und dYEW der betr. Fremden verboten, wogegen Elvo\ aus einem Staat mit Rechtsverhältnis zu Athen ' - und das sind alle jene - ohnehin kraft ihrer aU�I�o"a Schutz genießen, und da II I 226, 34 ft'. dasselbe Recht einem Neubürger verliehen wird, der gar keiner persön. lichen Garantie bedürfte. Eine fehlende Garantie für das Leben in Fällen, wo jene Wendung fehlt, folgt aus den Texten nicht. 2) VgL die Fälle Lys. XIII 54 f. 61 ; Thukyd. VIII 92, 2 ; Aischin. II 223 m. SchoI.; [Plut.] X Redn. 848 A. 3) D emosth. XXII 55 nennt nur Sklaven im Gegensatz zu Freien, meint aber mit diesen die Bürger, da die Prügelstrafe für Metoiken feststeht, o. S. 311. •
319 manchen O'uJ.lßo),a vertraglich ausgeschlos sen werden konnte (An dok. IV 18; vgl. IG I 2 179 c 8) 1). =EVOI unter sich können ihre Prozesse vor das Gericht einer �KK),'1TO� 1t6),1� bringen 2), und nur bei tEVOI ist möglich die Auslieferung an ein fremdes Gericht 3). Eine Steigerung der Macht des Beamten als Gerichtsherr gegenüber tEVOl im Verhältnis zu der Gerichtshoheit gegenüber dem Bürger besteht nicht. Die Hinrichtung von solchen durch die Dreißig Diod. XIV 5, 6 meint die Verfolgung reicher Met oike� und fällt in eine Zeit, als es auch für Bürger keine He Haia gab. Die Hinrichtung von zwei Akarnanen �iv. XXXI 14, 7 f. ist tumultuaris ch und gehört in eine Periode, als Fremde längst das Metoikenrecht hatten. Wenn [LY s.] VI 54 viele Leute fordern, daß ein Megarer wegen Asebie d.KpiTW� sterben soll, be weist das gar nichts ; das fordern die Schreier auch gegenüber Bürgern oft genug 4). § 104. Wenn PerikIes bei Thukyd. II 39, 1 sagt, daß Athen keine t€vl1),acriat kennt, denkt der Autor an die gern geduldeten Metoiken. Das Recht, fremden Staatsangehörigen das Verweilen 1) Nur dies kaim das Verbot der Haft bedeuten, sonst stünden die Leute besser als die Bürger. Fälle der Haft (oder Bürgenstellung) - gegen die Metoiken nicht scharf abzugrenzen - Demosth. XXV 60; XXXII 29 1.; XXXIII Hyp. 2 ; 1 ; Isokr. XVII 12 ; die betr. aUIlPoAa waren dann weniger günstig als das von Andok. IV 18. 2) Beck. An. I 247 f.; Etym. Magn. Lex. Vind. s. v. 3) Diod. XVI· 92, 2 ; Dion. HaI. Isokr. 20. 4) Die häufige Wendung in Ehrendekreten, daß Beamte angewiesen werden, den betr. Fremden zu schützen (z. B. IG I 11 149 ; II 11 6 ; 12 ; 32 f.; 77 f. ; 162 ; 235 ; 456 AeAT. äpX. 1916 trap. 67 : Rat, Prytanen, Strategen u. a., selten mit präziser Formulierung wie IG I 11 118 : an den athenischen Kommandanten in Skiathos, II 11 110: an die in Makedonien fechtenden Strategen) bedeutet gelegentlich politisch etwas, rechtlich gar nichts. Denn dieselbe Wendung findet sich auch bei Metoiken, die ihren festen Anspruch auf Rechtsschutz haben: IG P 28 ; 106 a ; 11'1 37 m. add� 133; 184 ; 218; 237 ; 245 u. Ö. =
320 auf athenischem Boden zu verbieten, hat Athen sehr wohl fest gehalten . Das bekannteste Beispiel ist das megarische 'I'li
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321
disehe Künstler und Sportsleute können bei athenischen Agonen konkurrieren 1). Eine Nichtzulassung der Fremden zu den Mysterien behaupten Schol. Aristoph. Plut. 1103 u. a. als Sitte, nach IG 1 2 6, 41 ff. schon für das frühe 5. Jhdt. zu Unrecht 2), später ist alle Welt eingeweiht worden. Weihungen von f€VOl in athenischen Staats tempeln sind allenthalben belegt, freilich mägen viele Metoiken dabei sein S). Wenn Proxenoi als die Stelle genannt werden, die den Zutritt zum Theater vermittelt (PoIl. II! 59), sind Empfeh lungen für Ehrensitze, npo€bpia, gemeint (u. § 110). 4.
Die Sklaven und der Sfaat.
§ 105. Hier ist zu unterscheiden zwischen den Sklaven, die privatrechtliches Eigentum des Staates sind, und solchen, die Privaten gehören. Die Stellung der ersteren ist einfach die des Sklaven zum Herrn, und ihre Verwendung gehört nicht in die sen Zusammenhang. Sie werden als Schreiber, Arbeiter usw. bei verschiedenen Behörden beschäftigt, das gehört in das Beamten recht, Personal und Dienerschaft der apxai. Andere dienen als Poli zeikorps, im 5. Jhdt. als geschlossene quasi-militärische Formation; 1) Solisten : I G II a add. 713, 11 ff.j II a 2311 ff. (Panathenaien), II 1 1223 j 1240 f.i 1247 ff.; 1261 i 1267 ; 1283 ; 1291 ff. (Theseia), II 2 2448. Sportsleute z. B. lJ a 940, 14. 16. Vgl. zu ersteren, daß Xen. Memor. I 4, 3 Sokrates die Musik des Melanippides von Melos kennt, zu letzteren die Fundorte der panathenaiischen Preisamphoren in aller Welt, die die Sieger in ihre Heimat mitgenommen haben: Robinson, Amer. Journ. Arch. 1910, 425 ff. Der Kitharoide, der IG J a 501 seine Weihgabe von einem Aigineten ver fertigen läßt, mag auch hierher gehören. - Natürlich sind hier Metoiken neuen Rechts und Eevol nicht zu scheiden. 2) Nur Nichtgriechen sind ausgeschlossen : Isokr. IV 157 i vgl. Herod; VIII 65. S) IG P 407 ; 464 ; 488 ; 547 ; 559 ; 641 ; 784 ff.; 814 ; 826 ; II i 1385, 20 : 1386 ; 1 388, 3 2 ff. 5 9 j 1889 ; 1400, 1 4 ff.; 1407, 7 1 ff.j 1427, 1 2 i 1492, 46 ff. Fremde Staaten weihen auch : II 2 1437, 1 1 ff� 1463, 1 1 ; 1485, 8 ff; 1486, 6 f. u. ö.
322 im 4. fehlt dieses Korps, nur einzelne b'lJ.lOO"LOl versehen Ord· nungsdienst, etwa bei der Abführung Verurteilter in das Ge· fängnis - das gehört in das Heerwesen bzw. die Rechtspflege, berührt nicht die Frage der allgemeinen Stellung des Staates zu den Unfreien auf seinem Terdtorium. Gegenüber den privaten Sklaven hat der Staat bei der grund sätzlichen Anerkennung des Privateigentums (0. S. 133 ff.) an sich · gar keine Rechte. Im Heer erscheinen Sklaven als Knappen ihrer Herren, als Schild- und Gepäckträger, bei den Reitern als Pferdeknechte 1). Daß die militärischen Vorgesetzten diese Leute gelegentlich zu Schanzarbeiten zusammenholen 2) und daß sie auch einmal mit Steinwürfen u. ä. mitkämpfen können 3), ändert an dem Rechtsverhältnis nichts. Darüber hinaus hat Athen die privaten Sklaven wiederholt als Ruderer verwendet, der bekann teste Fall ist die Arginusenflotte. Der Staat läßt sie nachher frei, sie sind also vorher in sein Eigentum übergegangen 4), die einzige mögliche Form ist die der t 1T(boO"l�, die später auch für Geldsteuern angewandt wird : der Herr übergibt gleichsam als Kriegssteuer wie das Bargeld so seine Sklaven dem Staate zu eigen. Belegt ist dies IG II 2 554, 13 f. bei einem Metoiken, der 12 Matrosen stellte 5). Daß solche Maßregeln auch vor 406 1) Thukyd. VII 75, 5 j Xen. Hell. II 4, 5 j Hipp. 6, 6. Die Sold ordnung rechnet für jeden Hopliten (und natürlich Reiter) einen Sklaven als mit zu beköstigen : Thukyd; III 17, 3. Diese Sklaven sind die OKEUOcp6pOl von Thukyd. IV 101, 2 j VI 67, 1 j 78, 2 j Xen. Oik. 8, 4 ; Hell. II 4, 3. 2) Thukyd. VI 22, 1 j 44, 1 ; vgl. die Errichtung der Mauern von Athen Diod. XI 40, I, die auch durch mobilisierte Bürger und ihre Sklaven erfolgt. 3) Vgl. Paus. I 82, 3 und die als solche "Mitkämpfer" gefallenen und daher im Kriegergrab beigesetzten Sklaven a. a. O. 29, 7. - Staatssklaven in der Schreibstube des Strategen sind keine Kombattanten : Demosth. VIII 47 ; IG 11 2 502, 16. 4) Die Arginusenflotte : Xen. Hell. I 6, 24 ; Aristoph. Frösche 32 f. 191. 692 ff. m . · Sc hol. 654. 692 Hellan. fr. 171. Ungefähr gleichzeitig ist die aus Sklaven bestehende Rudermannschaft IG 11 2 1951, 1 17 ff. u. ö. 5) Das müssen seine Sklaven sein, Anwerbung von Söldnern durch Pri vatpersonen kennt Athen nicht. =
323 vorkamen, zeigt [Xen.] 'A9qv. TtoA. 1, 11 f., im 4. Jhdt. setzt Isokr. VIII 48 die Möglichkeit voraus, wozu der Fall von IG II 2 554 tritt 1). Sonst kann der Staat Privatsklaven nur freilassen, wenn sie durch Vermögenskonfiskation in seine Hand übergegangen sind 2), Freilassung übel' den Kopf des Herrn hinweg ist rechtswidrig und, seit es diesen Begriff gibt, rrapa vO/lWV (0. S. 139) S). Im Volk hat der Sklave natürlich nichts zu suchen. Wenn ein bll/lO (l"lOIj; IG II 2 502 dort wegen Mißhandlung durch Pri vate lKETEUEI, will er keine formelle Klage erheben, sondern Sen sation erregen, damit irgendein Bürger wegen �er erfolgten Schädigung staatlichen Eigentums Schritte tut. Von der Palai stra sind Sklaven ausgeschlossen 4). Bei staatlichen Festen ha ben Sklaven z. T. Zutritt - je nach dem Ritual des Festes ; da dieses in der Regel älter sein wird als das bürgerliche und öffent liche Recht der klassischen Zeit, wird das verschieden gewesen sein. Zu den xoeu sind sie zugelassen (IG II 2 1672, 204), ebenso können sie in die Mysterien eingeweiht werden, wenn sie grie chischer Zunge sind - Nichtgriechen sind ausgeschlossen, o. 321 2 - so geschieht es mit Staatssklaven, die im Telesterion Arbeiten und Reparaturen auszuführen haben 6). Den in der Re gel freien Zutritt bei anderen Festen deutet [Demosth.] LIX 85 an. §' 106. Der Sklave ist fähig zur Ablegung eines Zeugnisses im Prozeß, für und in lbleu und bTJ/lo(1!eu . gegen den eigenen Herrn, . 1) Demosth. IV 36 meint Metoiken : Harp. Phot. s. 't'ou� X UJpl� 01" KOO\l't'a�. 2) Andok. I 28 wird solch ein Sklave freigelassen und - wegen der Anzeige gegen seinen Herrn, s. u. - beschenkt. 3) In der Privilegierung der Helfer des Thrasybul 403 IG II 2 10 begeg nen keine Sklaven (Suppl. Ep. Graec. II 1 1 ; UI 70 gegen I 14). 4) Aischin. I 138. Sie können natürlich die Söhne des Hauses hinbringen und abholen, Plat. Lys. 223 A. 5) IG 11 2 1672, 207 ; 1673, 24. 62 f. Vgl. ferner Andok. I 11:
324 biKQI, aber stets auf der Folter 1), die PiHcht zur Auslieferung
des Sklaven besteht für den Herrn wie die zum eigenen Zeug nis 2) . In der Regel fordert man Sklaven und Sklavinnen der Gegenpartei 3), daß auch Sklaven Dritter angefordert werden können, zeigt das Verhör von Staatssklaven in einem Prözeß zwischen zwei Privaten Demosth. LIII 23 ff. Die zeitliche Ein ordnung der Folterung in die Stadien des Prozesses und der modus procedendi bei jener s elbst gehören in die Behandlung der Rechtspflege, können also hier beiseite bleiben. Eine Klage vor einer Behörde oder im Volk kann ein Sklave natürlich nicht einbringen, der Fall von IG II 2 502 ist kein Gegenbeweis (s. o.), nur im Religionsprozeß von 415 sind vor dem Rat, der hier kraft besonderer Vollmacht die Ekklesie vertritt, �l1vu(J'E1'; seitens Sklaven vorgekommen 4), aber nur nach eigener Ermächtigung durch das Volk (Thukyd. VI 27, 2). Scheinbar strengt ein Sklave Aischin. I 62 eine Klage wegen erlittener Mißhandlung an, wenigstens wird er 54 ff. als bll�60'10'; bezeichnet. Aber er hat (a. a. 0.) ein eigenes Haus, ist wohlhabend und als (62 f.) ein Privater ihn als Sklaven bean sprucht, wird er von einem Dritten in die Freiheit vindiziert. 1) Demosth. XXX 27. 35. 37; XXXI 13 ; Antiph. V 42. 49 ; Schol. Demosth. Dind. S. 392 ; Aristoph. Frösche 616 ff.; vgl. Lys. V 3 ; Demosth. XXXIV 4 l . Diese Stelle und die der folgenden Anmerkungen betreffen Prozesse beider Kategorien ; der von Busolt 1180 8 geforderte Unterschied bei Prozessen mit und ohne Staatsinteresse besteht nicht. 2) Demosth. XXIX 52 ist die Auslieferung nicht erfolgt, die Partei gibt demgemäß bei der 6.vdKplal� vor dem Beamten eidlich zu Protokoll, daß der betr. Sklave läng'st frei ist, ähnlich a. a. O. IL 55 j Kratipp. fr. 3. Frei lassung des Sklaven ad hoc und andere Manöver, ihn der Folter zu ent ziehen, sind unerlaubt, vgl. z. B. Isokr. XVII 14 ; Andok. I 22. 3) Demosth. XXIX Hyp. 1 ; 1 1 ff. 21. 25 u. ö.; XXXVII 40 ; XLV 61 ; XLVII 35. 39. 45 ff.; XLVIII Hyp. 3 ; 16. 18. 34 ff,; LIX 120 f. l23 ff.; Isaios VI 42 j VIII 10 f. 17; Antiph. VI 22 ff. Freiwilliges Angebot seitens des Herrn ist natürlich auch möglich : [Demosth.] LIX 120 f.j Lys. I 1 6 ; VII 34 ff.j Andok. I 64 ; Antiph. VI 22 ff. 4) Andok. I 17. 28 j Plut. Alkib. 29.
325 Er ist zweifellos ein früherer staatlicher Sklave, als bm.löa1o," nur bezeichnet, um seine Person den Richtern ins Gedächtnis zu rufen : er ist cX1tEAElJ6EpOC;, also Metoike 1). Dagegen sind Klagen gegen Sklaven möglich. Aristot. 59, 5 ; PoIl. vrn 88 nennen das EiaaYElv von Prozessen gegen Sklaven wegen Verleumdung von Freien, also einen Prozeß genau wie gegen Bürger. Ebenso folgt allS Demosth. XXXVII 51, daß bei Raub und Nötigung der Sklave, der die Tat verübt hat, wahl weise statt des Eigentümers prozessual belangt werden konnte ; dasselbe gilt nach Demosth. LV 31 f. für Sachbeschädigung. Normalerweise kl�gt man nach Demosth. LITI 20 gegen den Herrn des b etr. Sklaven, aber der andere Weg ist auch mög lich, es kam darauf an, ob der Geschädigte mehr Gewicht auf Schadenersatz oder Befriedigung seines Rachedurstes legte. Diese Möglichkeit der Klage gegen den Sklaven liegt wohl auch vor, wenn IG II 2 1013, 5 Strafen gegen Sklaven in pri vaten Läden und Werkstätten vorgesehen sind, die die Maße und Gewichte verfälschen 2). Auch bei Verbrechen gegen das Leben kann, aber nicht muß, der Sklave selbst vor das Gericht kommen. Antiph. V 47 tadelt, daß in einem Falle der eigene Herr einen Sklaven wegen eines Mordes hingerichtet hat, korrekterweise würden sogar Sklaven, die den eigenen Herrn umgebracht haben, der Behörde über geben. Aber der Redner kann nicht sagen, daß die Tötung des 1) Die unbeschränkte Prozeßfähigkeit von brw6alol und dem einen eigenen Wirtschaftsbetrieb des Herrn leitenden Privatsklaven, an die Busolt 274 a. 283. 983 u. a. glauben, läßt sich für Athen nirgends be weisen. 2) Dagegen ist die Klage gegen die Phyle des Eigentümers bei Ver gehen eines Sklaven Harp. Suid. Phot. s. ÖTI 'lrpÖ� Tliv qlUA�v sicher irgend ein Mißverständnis, wohl aus einem Fall herausgesponnen, wo die Klage bei den für die betr. Phyle zuständigen Demenrichtern oder Diaiteteli ver handelt wurde. Zur Anklagbarkeit von Sklaven vgl. auch unten die Stellen betr. Folter und Strafmaß. -
326 Sklaven verboten war, und der Grund seiner Humanität ist auch nur der, daß ein Zeuge für den vorliegenden Prozeß verstummt ist. Endlich können Sklaven, die im Kriege zum Feinde über laufen, von den staatlichen Instanzen hingerichtet werden j sie gelten offenbar als herrenlos 1). Der angeklagte Sklave kann wie jeder Nichtbürger gefoltert werden 2), als Strafe steht die Prügelstrafe zur Wahl 3), des gleichen die Verschärfung der Todesstrafe durch die Tortur (Aristoph. Fried. a. a. 0.). In anderen Fällen, wo von der Prügelstrafe der Sklaven die Rede ist, handelt es sich wohl nur um das Recht der staatlichen Organe gegenüber Sklaven, . die öffentliches Ärgernis erregen, so bei Belästigung von Knaben Aischin. I 139, bei Störung in einem Heiligtum IG II 2 1362. Die Disziplinargewalt der Beamten gegenüber den ihrem Bureau zugeteilten Staatssklaven versteht sich von ·selbst 4). Die Strafgewalt des Herrn ist an sich nicht begrenzt (vgl. Plat. Gorg. 483 B), wenn auch eine Hinrichtung des Sklaven durch den Herrn schon im späten 5. Jhdt. ungewöhnlich ist 5). Auch gibt es eine Asylstätte für Sklaven, die vor der Härte des Herrn fliehen 6). Dagegen erkennt der Staat Asyle für Sklaven gegen seinen eigenen Zugriff offenbar nicht an (vgL IG 1 2 44). Dem toten Sklaven hat der Herr ein ehrliches Be gräbnis zu gewähren (Demosth. XLIII 55 f.). Gegen Dritte ist der Sklave geschützt, seine Tötung durch einen anderen als 1) Aristoph. Fried. 452 m. Schal.; vgl. Thukyd. VII 27, 5 mit Lyk. 121. 2) Vgl. Lys. VII 35 ; Aristoph. Plut. 874 f. m. Schal. 3) Demosth. XXII 55 ; XXIV 167 ; IG 11 2 380 ; 1013, 5 j vgl. Plat. v61J. VI 764 B. 4) IG 11 9 333 a ; 1013, 44 ff. 5) Antiph. V 4 7 ; Plat. Eutyphr. 4 A ff. 6) Plut. Thes. 36 ; PoIL VII 13 ; Schal. Aischin. III 33 ; Schal. Aristoph. Ritt. 1 3 1 2. Der Herr verkauft dann den Sklaven an einen anderen, das ist freilich Sitte, nicht Recht.
327 den Herrn wird vor dem Blutgericht verfolgt 1), der Eigentümer rechnet dabei als klageberechtigt im Sinn der Begrenzung die ses Rechtes auf die Familie 2). Auch bei Mißhandlung eines Sklaven durch einen anderen als den Herrn kann jeder Bürger die l'P(lq>� ÜßPEWC; einbringen 8). Der vom Eigentümer freigelassene Sklave wird nicht Bürger, sondern Metoike 4) . Ausnahmen sind spärlich : Kleisthenes hat bei seiner Neurezeption von Bürgern auch Sklaven aufgenom men 5), die Ruderer von 406 (0. S. 322) sind "Plataier" gewor den6), d. h. Bürger mit der Maßgabe, daß sie mit den aus Pla taiai stammenden Neubürgern zusammen in Skione und Torone anges iedelt werden (0. S. 785). 5.
Vom Staat verliehene Ehren.
§ 107. Abges,ehen von den sehr realen Privilegien der Atelie und (bei Metoiken) der Isotelie kennt der athenische Staat eine Reihe von Ehren, die an Bürger und Nichtbtirger 'Verliehen werden und die Tendenz aller Orden und Ehrenzeichen haben, sich ständig zu entwerten und immer häufiger zu werden. Solche Ehren zu verleihen ist kein Privileg des Gesamtstaates, Phylen und Demen begegnen uns als Abfasser von Ehren dekreten allenthalben, jeder Verein übt die gleiche Praxis. Der 1) Aristot. 57, 3 ; Lyk. 65 ; Antiph. V 47 f.; Isokr. XVIII 52 ff.; Poll. VIII 1 1 B ; Schol. Aischin. II 87 ; Eurip. Hek. 291 f. m. Schol. 287. 291. Die 1t'rage nach dem Strafmaß (Busolt 983) ist bei der Freiheit der Strafwahl in Athen nicht zu stellen (0. S. 173 ff,). 2) Demosth. XL VII 70 : ob der Ermordete lv 'fEV€\ oder eEpdrrwv ist, . bleibt sich gleich. 3) Aischin. I 1 7 ; Demosth. XXI 46 ; Hyper. fr. 120 ; Lyk. fr. 74 ; vgl. [Xen.] ' Ael1v. 'lt'oA. I, 10. 4) Demosth. XXII 61 ; Beck. An. I 184. 3 1 0 ; Harp. Phot. Suid. Hes. s. �IETO{K10V ; Hes. S. ö,'It'OOTao(ou ; o. S. 66. 5) Aristot. Polit. III 1, 10. Ob b'lI"l
328 Ausdruck für solche Ehren ist bwpea{ oder auch Tt,ua( t), als solche werden genannt2) Kränze, Speisung im Prytaneion, Pro hedrie bei staatlichen Agonen einschließlich der KTIPtrrllaTa, d. h. der öffentlichen Ausrufung der betr. Ehre (u. § 1 12), dazu kom men Dotationen und das staatliche Begräbnis. Der Kranz ist von Hause aus ein grüner Kranz, noch Peri kIes hat nur einen solchen erhalten 3). Der älteste uns bekannte goldene Kranz ist der von IG 1 2 1 10, 9 ff. von 410/9, sonst werden Kränze vor der Zeit des dekeleischen Krieges kaum er wähnt : Plut. Kim. 8 ; Aristoph. Ritt. 1225. 1250. Im 4. Jhdt. und später kennt man auch noch grüne Kränze'), daneben dringt aber mehr und mehr der goldene vor 6), gelegent1) Aischin. III 178. 232. 243 ; Demosth. XX 96 f. 106 ; XXII Hyp. I 1 f.; 5. 9 ; Lys. XIV 31 ; Isokr. XV 105 ; XVI 1 1 ; Aristoph. Ritt. 1225 ; Dion. HaI. Dein. 1 1 ; IG 1 9 77 ; II 9 60. Gelegentlich wird bwp€d gebraucht für Ehren, die eine wirklich ausgehändigte Gabe darstellen unter Ausschluß etwa der nicht zum Eigentum des Geehrten werdenden Statue : Demosth. XXIII 130. 143. Amtlich heißt bwp€d jede Bewilligung des Volkes an eine Einzelper son, in der Regel sogar einschließlich des Bürgerrechts (IG II 9 652, 29 ; 654, 5 3 ; 667, 24 ; 804, 13 u. ö.), nur 646, 49 f. werden bwp€d und 1tOA1Tdt.t geschieden. - Das Volk als die Stelle, die die Ehren verleiht Aischin. III 9 ; Isokr. XIV 105 i Demosth. XX 34 f. 41 ff. 54 f. 86. 96 f. u. ö.; Plut. Alkib. 25 ; Demosth. 22 ; X Redn. 849 F. 852 A. 2) Aischin. II 80 i III 178. 196. 232. 243 ; Demosth. XX 120. 3) Lys. fr. 58. Daß dies der erste je verliehene war, sagt Valer. Max. II 6. 5 ; das ist sicher nicht richtig, da wir (u. Anm. 4) den traditionellen grünen Kranz für Verdienste um den eleusinischen Tempel finden, der natürlich älter ist als das 5. Jhdt. 4) Meist ein aT€cpavo� OaAAoO (junger Ölzweig) : IG II i 232; 238 b 23 ff.i 373, 27 f.i 456, 24 (= t.€AT. apx. 1916 1tap. 67) ; 466, 39 f.; 508 ; 554 i 576 ; 586 ; 660, 10 ff. 40 f.i 715 i 718i 779 i 786 usw., ferner Inschr. v. Magn. 37, 37 ; Bull. Corr. Hell. XVI 3 71 u. ö. in Delos i t.€AT. apx. a. a. O. 70. - Da neben begegnet der Epheukranz IG 1[ 9 551 (ein Metoike). 896 (Vater der Kavl')cp6po� und Kultbeamte), 1011, 69 f. 78 f., also ohne erkennbares System der Verleihung. Endlich der Myrtenkranz 11 2 847 B (Epimeleten der My sterien) ; 1045 (Hierophant), also für Verdienste um den eleusinischen Kult. Der Ölkranz des sportlichen Siegers Plin. nato hist. XV 19 ist keine Ehrung der uns hier angehenden Art. 5) Vgl. an literarischen Quellen etwa Demosth. XVIII Hyp. I 2 (84 ist eine falsche Urkunde) ; XXIII 118. 145. 151 ; Isokr. XV 94 ; Diog. LalSrt.VIl 11.
329 lich mit der Angabe des Laubs, das in Gold nachgebildet werden soll (vgl. IG II 2 1400, 17), oft mit der Angabe des Wertes, den der Kranz haben soll 1). Schon der älteste uns bekannte goldene Kranz hat einen Wert von 1000 Dr., im 4. Jhdt. und später war dieser Betrag der gesetzliche Höchstsatz 2), natürlich nur um statt des Maximums die Norm zu werden, nur in der ersten Zeit der Geltung dieser Regel finden wir in den Ehrendekreten kleinere Goldkränze (IG II 2 1 , 59 f.; 2), später begegnen solche nur noch als Preis für die tüchtigsten Trierarchen in Abstufungen 3) und unter der Tyrannis des Olympiodoros 294/2 4). Im übrigen gewöhnt man sich seit �em Ende des 4. Jhdts. daran, den Höchstsatz als Kranz KQTa TOV v6Jlov, also als Normalkranz zu charakterisieren 6) . Es wird er wartet, daß der Geehrte seinen Kranz in einem athen ischen Heiligtum weiht ; Vorschrift ist dies freilich nur seit dem 4. Jhdt. für Kränze, die athenische Bürger von fremden Staa ten und wohl überhaupt aus dem Ausland erhalten haben (Aischin. III 46), aber die gleiche Sitte auch bei von Athen verliehenen Kränzen zeigen die Tempelinventare und Weih1) IG 11 1 1, 59 f.i 2 i 103, 26 11'.; 410, 21 f. 34 f.i 448, 24 i 466, 29 i 500 i 507 i 510 i 518 i 538 1I'.i 543 f.i 549 i 555 f.i 558 f.i 567 usw. usw. Die Kränze ohne jeden Zusatz werden wohl grüne OaAAoß sein : IG 11 2 20 i 169 i 173 f.i 184 i 207 i 212 i 229 i 237 f., 252 i 276 f.i 283 i 296 i 304 i 309 usw. usw. 2) Kränze von 1000 Dr. IG II 1 allenthalben in den Stellen der vorigen Anmerkung, dazu IG VII 4252 11'., die Kränze von 10 000 Dr. Harp. s. an cpavwv TOUe; VEVIK'lK6Tae; sind sicher eine übertriebene Addierung mehrerer solcher, der Kranz · von 200 Talenten Diod. XX 46, 2 ist Verwechslung mit dem Etat oder einem Teil von ihm. Urkundlich sehen wir, daß das Volk, wenn es in einem Einzelfall höher gehen will, zwei Kränze auf einmal verleiht : IG II 2 1496, 55 11'. (Alexander d. Gr.). 8) IG II 2 1629, 190 11'.: 500, 300, 200 Dr. 4) IG n l 649 bei Dinsmoor, Arch. of. Ath. 7 f., Zeile 40 f., vgl. S. 507. 5) Diog. Lallrt. VII 1 1 i IG II 9 492 i 557 i 646 i 651 11'.; 663 i 667 i 683, 72 f.i 686 i 691 f.i 694 i 696 i 710 11'. usw., außerhalb IG II I z. B. Bull. Corr. Hell. XXIX 169 1I'.i 349. Zur Chronologie vgl. Johnson, Class. Phil. 1914, 428 . 481.
330 stelen allenthalben, auch von Athen geehrte Ausländer fügen sich dem Gebrauch in vielen Fällen 1). Wir finden Kränze verliehen an Beamte, Leiturgen und Ge sandte Athens - jeweils nach Abschluß ihrer Tätigkeit - ein schließlich von Mitgliedern von Kommissionen aller Art, sowohl an die ganze betr. BehBrde wie an einzelne Amtsträger aus ihr 2 ). Schon im 4. Jhdt. wird diese Ehrung sogar aller fehler frei amtierenden Beamten als v6",tj.! geboten bezeichnet (IG 11 2 415, 27 ff.), sicher ein ungenauer Ausdruck ; zu den Rechts arisprüchen des Beamten hat diese Bekränzung natürlich nicht gehBrt. Der übliche Kranz des Rates, der verweigert wird, wenn er keine Trieren hat bauen lassen, ist ein Irrtum : De mosth. XXII 5 f. 8 spricht von einer bwpeeX, einer Dotation für Opferzwecke (u. § 111), d. h. einfach einem Festessen der Bu leuten. Er zieht nur rabulistischerweise die Bestimmungen über Kranzverleihungen hinein (38 f.), um die eu8uval, vor denen der Staat Beamte nicht ehrte, ins Spiel bringen zu kBnnen. Das Richtige steht klar und deutlich Aristot. 46, 1 , die gleiche bw peeX meint auch Aischin. I 112 3). Den Areopag 1) IG II � 1425, 19. 26 u. ö.; 1436, 10 ff.; 1 437, 4 ff.; 1438, 1 ff.; 1479, 6 ff. 18 ff.; 1480, 2 ff. 12 ff� 1485, 4. 2B f.; 1486, 4 ; 1491, 10 ff.j 1496, 55 ff.; 1953 ; IP 1156 ff� 1173 ; 1183 ; 1186 f. 1 190 u. ö.; Athen. VI 234 F. � Wenn die Worte KaTa TOV vo!'ov IP 1496, 152 ff. sich auf eine solche Weihung beziehen, handelt es sich um einen Kranz aus dem Ausland. 2) Ein einzelner aus einer Kommission ist Demosthenes als gekränzter TE1XOtrO\Oc;. Kränze an Behörden, einzelne Beamte, Gesandte und Trier archen : Demosth. XVIII 114 ; XXIII 145. 151 ; Aischin. II 168 ; 111 9 ; Plut. Alkib. 33 j X Redn. 852 B j Schol. Aischin. 111 8 3 ; IG II � 207, 24 f.; 223 ; 330, 13 ff.; 338 ; 410 ; 415 ; 487f.; 500 ; 656 f.; 672 ; 682 f.; 691 f.; 790 ; 792 ; 798 ; 848 ; 890 ; 895 f.; 900 usw.; 1699 ; 1748 ff.; 1753 ; 1953 ; II I 1180 ; 1 194 ; 1207 ; 1217 usw., Suppl. Ep. Graec. 111 1 1 5 ; 122 ; 146. - 3) Die Hypotheseis sind (I 1 f.; II 8. 10) natürlich auf Demosthenes' Be hauptung hereingefallen. Es war zudem nicht Pflicht des Rates, jährlich eine bestimmte Anzahl Trieren bauen zu lassen, da nicht er, sondern das Volk die Etatshoheit hat und die Seeurkunden jedes Jahr eine andere Zahl von Neubauten zeigen. Die bwped des Festessens erfolgt vor den eu6vval (Demosth. XXII 38) und ist eine Sitte, kein Glied in der Reihe
331 zu kränzen war nicht Sitte (Aischin. III 20), war sogar unmög lich, da staatliche Funktionäre wie gesagt vor Abschluß der Amts zeit und Rechenschaftsablage nicht geehrt werden können. Ge legentlich wird ein Kranz für einen Funktionär als Preis aus gesetzt, so für den oder die Trierarchen, die bei einer Mobil machung ihr Schiff am schnellsten bereitstellen 1). Private werden gekränzt für Spenden an den Staat 2), als Mörder eines Usurpators 3) und wegen aller m öglichen Beweise ihres Patriotismus - es hat keinen Zweck, die Anlässe aus den Inschriften zu sammeln. Ebenso oft Ausländer, Gesandte und Private 4), Metoiken 6) oder Fremde anläßlich ihrer Aufnahme in die Bürgerschaft oder die Metoikie 6), endlich fremde Staaten als solche 7). Von Frauen begegnen uns Priesterinnen (IG II 2 863) und die jungen Mädchen, die den Peplos der Göttin weben (ll 2 1036), letztere zudem erst sehr spät. Verboten sind Kränze für Leute, die &a'TpaTfia�, bf1Ma� usw. verurteilt sind (Aischin. III 176), d. h. einfach : für dTI)lOI. staatlicher Ehren VOll amtlichem Charakter, man braucht nicht mit Busolt 1024 8 eine Änderung des Rechts zwischen der Rede Demosth. XXII und der Kranzrede anzunehmen. Daß das Festessen mit den Eu6uvat' nichts zu tun haben kann, folgt auch daraus, daß letztere j eden Buleuten einzeln treft'en, das Essen allen gilt. 1) Demosth. LI Hyp. 1 f.; 18 j IG II � 1629, 190 ft'.i 1953 ; fälschlich ver· allgemeinert Poll. I 122 f. 2) Demosth. xvrn 114 i vgl. für Demosthenes' eigenen Kranz a. a. O. Hyp. I 2 : der doppelte Charakter seiner Leistung, Amt als TEtxoTtot6C; und Spende für den Mauerbau, schuf z. T. die Unklarheit der Rechtslage betr. die Zulässigke!t des Kranzes, die zu dem bekannten Prozeß führte. 3) Phrynichos 411 : Plut. Alkib. 35. 4) Aischin. III 5 11'.; Demosth. XXIII 118 f.; Plut. Demosth. 22 i IG [[ 2 103, 26 11'.; 232 f.i 373 f.i 385 i 394 f.; 401 j 407 ; 422 i 424 f.i 431 f.; 456 i 466 f. uSW. uSW. 5) 'IG II 2 505, 23 11'. 49 11'.; 554 j 715 usw. 6) IG P 110, 9 ft'.i 11 2 539 ; 541 j 553 ; 558 i 576 i 646 i 698 i 712 j 718 ; 721 i 804 uSW. 7) IG 11 2 448, 24 ; 456, 8 f.; 466, 29 11'.; 543 ; 549 i 557 i 660, a 11'. 34 f.; 693 ; 695 i 708 usw.; Suppl. Ep. Graec. III 83.
332 Normal verleiht das Volk den Kranz auf dem Wege der Le gislative, rrpoßou).eulla und lJl�cplO'lla 1), die Verleihung unterliegt deshalb der Ipacp� rrapavollwV, seitdem es diese Einrichtung gibt (403 v. Ohr., vgl. später bei der Legislative) 2). Es gibt aber schon im 5. Jhdt. Kränze, die der Rat verleiht S), 'und wenn es sich damals noch um grüne Kränze gehandelt haben wird, hat er im 4. Jhdt. das Recht, aus seinem Etatsposten der lCaTa lJl�CP10'�taTa &va).lO'lCo�leva T� ßou).� auch goldene zu verlei hen 4). Dann finden wir lange Zeit nur grüne Kränze, die der Rat seinen Beamten verleiht 5), goldene erst im frühen ersten Jahrhundert, als offenbar der Rat die ganze Finanzverwaltung unter sich hat6), dann kehrt er alsbald zu den grünen zurück und ist bei den goldenen nur probuleumatisch tätig 7). Endlich sind 1) Aischin. II 46 f. 169 ; III 32 ff. m. Schol. 42. 83 u. ö.; Demosth. XVIII Hyp. I 2 f.j II 2. 9 ; 121 u. ö.j XX passim ; Isokr. XV 94. 105 ; Plut. X Redn. 843 C. 848 D. 852 B ; Cicero de opt. gen. orat. 19 f.; vgl. die Insohriften im vorstehenden allenthalben. 2) Plut. Demosth. 24: ; vgl. den Prozeß der Kranzrede. 3) Aristoph. Ritt. 647 ; die vom Rat i. J. 415 verliehenen Kränze An dok. I 45 beruhen auf der besonderen Vollmacht für den Religionsprozeß und b eweisen kein allgemeines Recht. 4) IG II � 223 A 7. B 1 3 : ein Kranz von 500 Dr.; das war wohl der Höchstsatz und ist auch II 11 330, 39 ff. statt der 1000 des Corpus zu er gänzen, welcher Wert nur dem Volk zusteht. Kränze, die der Rat ver leiht, kennt gleichzeitig Aischin. III 32 ; 42; danach Demosth. XVIII Hyp. I 4 ; Schol. D emosth. Dind. S. 300 ; Cicero a. a. O. 5) IG II 1 487, 15 ff.; 899 ; 912 ; 9 1 5 ; 918 ; 952 ; 979 ; vgl. 913 ; 9 1 7 ; 948. Auch diese kosten natürlich ein paar Obolen aus dem Etatsposten. Der goldene Kranz II � 677 wird sicher vom Volk verliehen. Der Inschrift fehlt die Präambel, und daß nur der -Rat dekretierend erscheint, kommt daher, daß das 'lrPO�ovAeu�la wörtlich in den Volksbeschluß übernommen worden ist, wie es ständig geschieht in der ]'orm, daß der Rat die 'lrpoebpo\ anweist, das und das vor die nächste Ekklesie zu bringen, welche Worte unendlich oft in den 'IIl'l'p iGJ,lOTO stehen, trotzdem sie gar nicht am Platze sind. 6) In der Reaktionszeit unter Medeios und dann wieder nach Sulla : IG II I 1030, 39 f.; 1039, 61 f., Kränze für Epheben. 7) IG II 2 1043, 14 (wo also die Ergänzung XpUGt\I Zeile 56 zu streichen ist) ; 1048 ft'.: Epheben und Ratsbeamte. Die goldenen Kränze sind wieder vom Volk verliehen : 1040 ff.
333 hier im allgemeinen die Dekrete zu vel:gleich en, wo � ß ou?n "in corona" darunter steht 1), und die Weihungen von einem ()"TECpavw8E\� utra Tf\� ßouAf\� 2) . Ferner finden wir in Ehrendekreten zitiert, daß die Prytanen einen aus ihrer Mitte oder einen Ratsfunktionär kränzen 3), dann tun andere Behörden dasselbe 4) , hier handelt es sich, da diese Instanzen keine eigenen Etatsposten haben und IG II 2 1251 der Ablauf der Amtsperiode der den Kranz verleihenden Behörde vorausgesetzt wird, um eine private Ehrung durch eine Kol lekte der Beteiligten, keine Ehrung durch ein staatliches Organ. Dasselbe . Recht steht natürlich d�m Rat als Ganzem zu, der IG II 2 223 C 13 ff. einen Kranz durch Kollekte aufbringt neben dem amtlichen aus dem Etatsposten bezahlten von A 7. B 13. Derselbe Charakter einer privaten Kollekte liegt erst recht vor bei den Kränzen, die einzelne Truppenteile verleihen 6) oder die Epheben oder gar die aEI()"lTo\ (u. S. 336) : all das reißt in hellenistischer Zeit rapide ein. Eine amtliche Handlung ist dagegen die Verleihung eines Kranzes als militärischer Orden. Sie erfolgt im Felde durch die Strategen 6), wird wohl als öffentliche Belobigung dem Heere bekannt gegeben (vgl. Aischin. a. a. 0.) und kann erhöht werden durch Überreichung einer Panhoplie (Isokr. Plut. a. a. 0.). Dies alles sind die aplO'TEia von Plat. Symp. 220 E, sie gehen zu Lasten der Kriegskasse der Strategen. Der Kranz ist natUr lieh grün j vgl. die Ordnung Plat. v6�. XII 943 C und den ebenfalls grünen Kranz, den die Mitkämpfer von Phyle nach1) IG II ' 604 ; 700 ; 848 j 863 ; 1028 ; 1233 u. ö.; II 1 1341 ; 1347 ; 1355 ; 1358. 2) IG II 1 1 185 ; 1 191 ; vgl. ferner Steine wie II 1 1350; 1354 ; 1356. 3) IG II � 330, 8 f. 34 f.j 848, 34 ff.; 864 ; 952 ; 989. 4) IG II g 1251 ; 1711 ; II ' 1172 u. ö. 5) Eine Phylenmannschaft IG II 2 379, die h1'11'Et� II g 1264, eine Garni son II I 1270 ; 1272; 1 286 t; 1299, 25. 34 f.; 1304, 41 ff.; II 1 1191 ; 1217 ; 1349 ; 1353 ; IG XII 9, 1259 ; EcprU.l. apx. 1895, 83 n. 1 . 6) Isokr. X V I 29 ; Aischin. !II l 6 8f.j A p ol!. Vita Aischin. 1 1 ; Plut. Albik. 7. •
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334 träglich erhalten, da ihnen ihr Chef Thrasybul, ohne Amtscharakter, keinen staatlichen Orden verleihen konnte : Aischin. IU 187 1). § 108. Die Speisung im Prytaneion ist an sich eine archa ische noch ganz natural wirtschaftliche Form der Ehrung, die Erbschaft der Königstafel der Urzeit. Sie ist schon Solon ge läufig 2) und hat sich ständig gehalten. Einmalig werden gern fremde Gesandte und ßEwpoi geladen 3), Metoiken wegen einzelner Verdienste und anläßlich der Verleihung von Metoikie, Proxenie oder Isotelie 4), sonstige Fremde, die man ehren will 5), Bürger, Beamte, heimkehrende Gesandte, Trierarchen und Private 6). Als lebenslängliche o:iTll O:1C;; ist die Ehre jünger. Sol on hat sie in dieser Form verboten (Plut. a. a. 0.), sie steht aber im 5. Jhdt. dem Hierophanten und dem Daduchen zu und zwar KU ni TU 1'1'(lTPlU (IG I 2 77, 4 f.), also doch nicht seit ganz kur21er Zeit 7). Der gleiche Text verleiht sie den Siegern in: den 1) Nichts mit diese.m militärischen Kranz zu tun hat natürlich die Krän zung der siegreichen Phylenmannschaft nach einem Agon IG 11 2 379 oder die der Epheben, bei denen der alljährliche Kranz zum festen Usus wird, teils aus Gold, teils grün : IG 11 � 556 ; 665, 20 ff.; 700 ; 766 ; 1006, 13 f.i 1011, 14. 78 ff.; 1048, 47 ; 1029, 29 f.; 1030, 39 f.; 1039, 61 f.; 1040, 35 f.; 1041, 27 f.; 1042 d 6 f.; 1960 ff. 2) Plut. Sol. 24 ; Athen. VI 137 E . 3) [Demosth.] VII 20 ; Aischin. 1 1 53 ; IG I � 1 9 ; 35, 22 ; 60, 16 ff.; 108, 38. 53 ; 116, 42 ff� IP 24 b ; 34 ; 40 f.; 107 ; 1 11, 55 f.; 1 16, 38 f.; 127, 30 ff.; 141, 2 5 ff.; 149 usw. usw.; dazu Inschr. v. Magn. 37, 36 ; vgL Xen. Hell. VI 4. 20; Aristoph. Ach. 124 I.i Vög. 1602. 4) IG I 2 106, 24 ; 106 a, 10 f.; 118, 24 ff.; 157, 7 ff.; 11 11 13 ; 19 a ; 29 ; 32 i IH ; 53 f.; 95 ; 109 f.; 132 f.; 161 usw. usw. 5) Private Fremde und nicht näher bestimmbare Fälle : IG I � 49, 15 I.i 67, 6 I.; 148, 1 f.; IP 4 ; 6 ; 81 ; 84 ; 91 ; 1 5 1 usw. 6) Beamte und Trierarchen : Aischin. 111 196 ; Demosth. L 1 3 ; LVIII 30 ; Aristoph. Ritt. 572 ff. m. Schol. 574 f.; IG 11 � 40, 8 ff.; 124, 10 W.; 149 u. ö. Gesandte : Aischin. 11 46 f. 121 ; Demosth. XIX Hyp. 11 10 ; 32 (als üblich bezeichnet) ; 234 (desgl.) ; IG IP 102 ; 124, 10 ff. u. ö. Neubürger anläßlich der Aufnahme IG [( 11 1, 37 f. 50 f. 5 5 ; 17, 12. 35 ; 19 b ; 251 u. ö. Private Bürger Demosth. LVIII 30. Eine fiktive Ladung eines Gottes IG P 78, 5 ff., eine Ladung in der Legende Herod. VI 139. 7) Vielleicht auch dem Exegeten von Eleusis (Schol. Aristoph. Vög. 521), wenn das keine persönliche Ehrung des Lampon ist, also in das Folgende
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großen panhellenischen Agonen 1) nach einem Orakel des Apol Ion von Delphoi, und er hält ausdrücklich die Möglichkeit offen, daß dieses Recht auf andere Personen ausgedehnt wird, die das Orakel in Zukunft etwa bezeichnen wird 2). Die Verleihung ist denn auch wiederholt und, wohl ohne das Orakel jedesmal zu bemühen, erfolgt : Demades (Dein. I 101), Iphikrates (Demosth. 'XXIII 130), der XP'1(J'j.lo�61'o� Hierokles (0. S. 3347), Perikles und Kleonll), endlich isoliert nach Plut. Arist. 27 eme Tochter des Aristeides 4). Jedenfalls ist sie nicht selten vor gekommen, wenn nach Aristot. 24, 3 die Zahl der im Pryta neion Speisenden im 5. und 4. Jhdt. nicht klein war 5) . Noch weiter geht die erbliche Verlei hung d er (J'lr'1(J'I�. Sie ist erfolgt für die Familien der Tyrannenmörder 6), später für die Familie des Lykul'gos 7) und die des D emosthenes und Demo chares 8), der jeweils nächstverwandte Erbe hat den Anspruch, also nach der Anciennität und stets nur e i n Mitglied der Familie. gehört. Sicher ist letzteres bei Hierokles der Fall - trotz Persson, Exe geten und Delphoi 40 f. - da dieser nie als Exeget erscheint, sondern als XP'laJ-'oMro� im freien Beru f ; seine (1(Tl') al�: Aristoph. Fried. 1084 m. Syhol. 1046 ; Schol. Fried. 521. 1) Zeile 14 ff.; vgl. Plut. Arist. Z7 ; Plat. Apo!. 36 D ; Andok. II 81. 8 � llv '(€Vl')TQ1, es ist aber vor 2) IG I 9 77, 10 f. liest hO� llv [rEV€TQ1] her von nichts die Rede gewesen, was jemand werden soll oder kann. Es OÜ� llv IiV€�OI, nämlich ApolIon als der ist zu ergänzen hO� llv [livh€�OIJ Ehrung würdige Personen, wie Preuner Hermes 1926, 471 sah. =
=
3) Aristoph. Ritt. 281 ff. 404 m. Schol. 709. 766. 819
m
Schol.
4) Wenn . das historisch ist, wird ihr das Essen zugestellt worden sein, nicht sie mit den Männern gegessen hab en. 5) Vgl. im allgemeinen Demosth. XIX 330 ; Dein. I 43. Die Verpflegung des Athlotheten im Prytaneion an den Tagen vor den Panathenaien Ari stot. 62, 2 ist eine Beamtenremuneration, keine Ehnmg, ebenso bei den vielen Beamten als lielOITol (s. u.) der Kaiserzeit (z. B. IG II 9 1773 a i ' Etpl')�t. IipX. 1925/6, 94), die uns hier nichts angehen. 6) IG P 77 ; Dein. I 101 ; Isaios V 47; vgl. Andok. I 98. 7) [Plut.] X Redn. 843 C. 851 F. 852 E. 8) A. a. 0. 847 DE. 850 AF. 851 DF. 852 EF.
336
Dann wird die erbliche O'iTIlO'I� immer häufiger, für Bürger 1) und Neubürger anläßlich der Aufnahme 2). Kein Wunder, daß diese ClE10'ITOI (PoIl. IX 40) als eine geschlossene Gruppe er. scheinen, die wie ein Verein Ehren erweist 3) . Inwieweit alle diese Leute von dem dauernden Recht Ge brauch machen, ist ihre Sache. Die hohen Priester von Eleusis haben es weder nötig noch Zeit, jeden Tag zum Essen nach Athen zu gehen, Perikles und seinesgleichen werden auch nicht jeden Abend, werden vielleicht kaum je sich eingestellt haben. Die Neubürger hellenistischer Zeit sind natürlich nichts weniger als arme T �ufel, die die Gratis-Suppe lockt. Lebensmittel mit: zunehmen war verboten (Aristoph. Ritt. 282 f.), eine Regelung der aufzuwendenden Beträge wird IG I 2 78, 5 ff. voraus gesetzt. Die Speisung wird in jeder Form vom Volke verliehen, vom Rat nur Andok. I 45 kraft seiner allgemeinen Vollmacht für den Religionsprozeß von 415, die auch die Belohnung der Anzei genden einschloß : a. a. O. 15. 42 ff. 4). Farblose Erwähnungen der ohl1O'I� sind natürlich häufig6). 1) IG TI 2 5 1 0 ; 513 ; 649 (bei Dinsmoor, Arch. of Ath. 7 f. Zeile 45 11'.) ; 657, 64 ; 682, 80 11'. 2) I G IP 646 ; vgl. den Fall Lyk. 87, der letztere kraft Orakelspruch wie IG I i 77. 3) IG TI i 678, 42 11".; 864 ; 912; 918 ; 952 ; 1048 u. ö. 4) I G TI 2 13 steht die Verleihung in einem Ratsbeschluß, aber da die Pro xenie mit genannt wird, die natürlich der Rat nie verleihen kann, handelt es sich um eine Wiederherstellung älterer Ehren, die die Dreißig kassiert haben, durch den Rat kraft Auftrag des Volkes. Demosth. XIX 31 f. steht die crlTT]crlt; nicht in einem Beschluß des Rates im engeren Sinne, sondern im TTpoßouAwl-la, danach ist die Ladung c\.urch den Rat Aristoph. Ach. 124 f. zu interpretieren. Xen. Hell. VI 4, 20 verweigert der Rat den boiotischen Gesandten die Ladung, aber in einem Atem mit der crul-ll-laxla : er lehnt also in beiden Fällen nur ab, .die Sache vor das Volk zu bringen. 5) Aischin. II 80 ; III 178 ; PoIl. VIII 38 ; IX 4 0 ; Suid. Phot. Etym. Magn. s. TTpuTavElov ; [Xen.] TTOp. 3, 4 ; Schol. Aischin. Il 121 ; Aristoph. Ritt. 535 m. Schol.; Frös che 764 ; IG II 2 832, 12 11'.
337 § 109. Viel jünger ist die Ehrung durch eine Statue. Vor dem 4. Jhdt. kennen wir als vom Staat errichtet nur die Sta tuen der Tyrannenmörder, die keine Lebenden darstellten 1). Seit dem 4. Jhdt. begegnen dann Standbilder für Strategen 2), Politiker und Beamte 3) und ausländische Fürsten 4). Am Ende des 4. Jhdts. hat Demetrios von Phaleron schon zahlreiche Sta tuen erhalten 6) . In hellenistischer Zeit wird die Ehre immer billiger, wir haben Dutzende solcher Verleihungen an Bürger und Fremde, Beamte, Priester und Private, Männer und Frauen 6). Der Statuenwald, den Athen wie jede Kommune in der Ka.iserzeit errichtet hat, geht uns hier nicht,s an. Alte Verbote sind bald übertreten worden, Sieger in helle nischen Agonen, die nach Lyk. 51 noch in der zweiten Hälfte 1) Demosth. XXIII 143 ; Dein. I 101 ; Lyk. 5 1 ; Plut. amic. adul. 68 A ; Plin. nato hist. XXXIV 17 ; Paus. I 5, 8. Weder Miltiades noch Themi stokles erhielten vom Staat Statuen (Demosth. XXIII 196), wodurch die später vorhandenen in jüngere Zeit verwiesen werden : Paus. I 18, 3 ; Nep. Chabr. 1, 3 ; Timoth. 2, 3 ; Schol. Ael. Arist. Ötr. 'r. 'rETT. 161, 13. Pindars Statue Paus. I 8, 4 ist als Ehrung eines Lebenden ([Aischin.] Ep. IV 3) nach Isokr. XV 166 mehr als zweifelhaft, die des Solon bei Lebzeiten oder kurz nach seinem Tode (Schol. Aischin I 2 5 ; Paus. I 16, 1) ein kunst geschichtlicher Anachronismus, Diog. Lallrt. I 62 zeigt denn auch, daß die Statue frühestens in das 11. Jhdt. gehört. Danach werden die Statuen von Perikles, Tolmides, Dieitrephes Paus. I 23, 8 ; 25, 1 ; 27, 5 auch kaum staatliche Ehrungen für einen lehenden Bürger sein. Diog. La�rt. II 46 nennt als ersten durch eine Erzstatue Geehrten (d. h. wegen der Tyrannenmörder : als Lebender geehrt) Astydamas 'rll)v trEpl AlaxuAov, das wäre noch sehr früh. 2) Aischin. " 243; Demosth. xxm 130 ; Lyk. 111 ; Isokr. IX 57 ; Diod. XV 33, 4. 3) Dein. H3. 101 ; [Plut.] X Redn. 843 C. 847 DE. 850 F. 851 D F ; Harp. s. 'E1TIKpdt11 <; ; Dion. HaI. Lys. 12 ; Athen. I 19 E ; vgl. den Herold [De mosth.] XII 4. 4) Isokr. a. a. 0.; Plut. Pelop. 31 ; Diod. XX 46, 1 ; IG II 11 793. 5) Nep. Miltiad. 6, 4 ; Plut. praec. r. p. ger. 820 EF ; Plin. nato hist. XXXIV 27 u. ö. Sie sind natürlich nicht alle vom Staat errichtet worden. 6) IG II I 513 ; 646 f.; 649 (bei Dinsmoor a. a. O. Zeile 44 f.) ; 658; 654 57 ff.; 657, 63 ff.; 682, 80 11'.; 741 ; 844, 26 f.; 89li ; 937; 966; 983 ; II 1 1 160 ff.; 1196 usw. usw.
338 des 4. Jhdts. keine Statue erhalten, erscheinen auch in Erz (z. B. Paus. VI 13, 11). Verliehen wird das Standbild als staatliche Ehrung stets vom Volk, nie vom Rat j wo andere Stellen. eine Statue oder ein Ge mälde dekretieren, handelt es sich um eine private Kollekte 1), wobei der Staat nur insofern beteiligt ist, als er die Aufstellung auf einem staatlichen Grundstück, bei Gemälden die Anbringung in einem staatlichen Gebäude zu genehmigen hat, falls die Stifter wie in den uns bekannten Fällen immer das wünschen. Diese Ge nehmigung gibt seit c. 111 v. ehr. der Rat2), vorher das Volk 3). § 110. Eine weitere Ehre ist die Prohedrie bei staatlichen Agonen und Vorführu�gen, als einmalige Ehr �ng belegt für fremde Gesandte 4), ferner als fester Gebrauch für die vom Staat erzogenen und anläßlich einer Theateraufführung als erwachsen dem Publikum vorgestellten Kriegerwaisen (0. S. 195), später für alle Epheben5) und gelegentlich sonst (IG II 2 500). Verliehen wird sie meist lebenslänglich für verdiente Bürger 6) und Fremde 7), bei bei den gelegentlich erblich im Sinne der O"ITI1O"\C; 8). Die Prohedrie bestimmter Beamten als .Teil ihrer Amtsrechte geht uns hier nichts an. 1) Epheben, Soldaten usw.: IG II � 1006, 86 t; 1008, 61 ff.; 1009, 40 ff.; 1039, 34 ff.; 1040, 10 ff.; 1041, 1 ff. u. ö . 2) I G I P 1012; 1039, 84 ff.j 1043, 6 9 ff.; 1048 f. u . ö . 8) Vgl. IG 1 1 9 450, w o der Geehrte das Recht erhält, seine Statue selbst errichten zu lassen ; ferner II 9 9TI ; 1006, 47 ff.; 1008, 70 ff.; 1009, 49 ff. 72. 4) Aischin. II 65. 1 10 ; III 76 m. Schol.; Schol. Aischin. III 15 5 j IG II 9 456 ; 466. 5) Waisen : Aischin. III l54. Epheben: PoIl. tv 122 ; IG II 9 665, 22; 900. 6) IG 1I 2 5 12 ; 646 (Neubürger) ; 649 (bei Dinsmoor a. a. O. Zeile 45 ff.) ; 792; Aristop. l. Ritt. 702 vgl. 572 ff. m. Schol. 574 f.; Thesmoph. 834. 7) Dtmosth. XX 59 t; IG II 9 385 ; 555; 708. 8) Familien der Tyrannenmörder Isaios V 47 ; vgl. Andok. I 98, Familie des Demosthenes [Plut.] X Redn. 847 E. 850 F. 851 DF, sonstige Bürger IG I 9 33 i II 2 51 0 ; 513 j 657, 57 ff.; 682, H3 t, Nichtbürger IG 1 1 2 450 j add. 20. [Xen.] 1t6p. 3, 4 regt an, die Prohedrie allen jeweils in Athen an wesenden fremden Kaufleuten zu geben.
339 Verliehen wird die Prohedrie immer vom Volk, die Nennung in einem Ratsbeschluß Aischin. II 55. 110 j In 76 trägt probu leumatischen Charakter wie die Ehrung Demosth. XIX 31 f. Das hat seinen Grund, die Prohedrie bedeutet den Erlaß des Eintrittsgeldes 1). Der Rat, der sie bewilligt, würde also nicht wie bei den Kränzen eine Ausgabe aus seinem Etatsposten vor nehmen, sondern auf eine der Staatskasse zustehende Einnahme verzichten. Das kann er auch bei 2 Obolen nicht. Die Befrei ung von dem Eintrittsgeld ist für Bürger seit der Einführung der 9EWPIKU unwesentlich, für sie ist wichtiger der andere Teil der Prohedrie, der :vom Architekten, der das Theater herrichtet, reservierte Platz 2). § 111. Gelegentlich finden sich Dotationen in bar oder Sach werten außer den Kränzen, . in der Regel dazu bestimmt ge weiht oder zu einem Opfer bzw. der Aufstellung eines Weih geschenks benutzt zu werden 3). Als reines Bargeschenk finden wir die Ausstattung und eine Rente für verarmte Nach kommen des Aristeides 4). Solche Renten begegnen auch bei Neu bürgern, die nach Verjagung aus der alten Heimat sich in Athen eine neue Existenz erst schaffen müssen 5). Eine feste Sitte ist 1) Gesandte, die nicht geladen werden, zahlen ihre zwei Obolen : De mosth. XVIII 28 ; vgl. die Scholien Dind. S. 275. In den Demen wird aus drücklich die Prohedrie als Befreiung vom Eintrittsgeld bezeichnet IG II 11 1176 ; das gilt notwendig auch vom Staat. 2) IG II � 456, 32 f. ; 466, 52 f. ; 500, 31 ff.; 512 ; 567, 22 f.; 900 ; vgl. II 1 1669 •
.
3) An die Helden von Eion Aischin. III 83, an die von Phyle a. a. O. 187 (natürlich nachträglich wie der Kranz o. S. 333 f.), an einen Priester IG II � 854, an Beamte und Architekten IG II � 244, 39 f. ; 488 ; VII 4254, an einen Neubürger IG II � 1, 68 ff. ; vgI. auch II i add. 656. Hierher gehören auch die Ehrengeschenke an Pindar und Herodot [Aischin.] Ep. IV 3 ; Isokr. XV 166 ; Vita Pind.; YEVO� TTlVb. II 1 ; Plut. malign. Herod. 862 B. 4) Plut. Arist. 27 ; Demosth. XX 115 ; Aischin. III 258 ; Demetr. PhaI. fr. 1 5 ; Schol. AeI. Arist. Panath. 195, 5. 5) IG II
9
222, 35 ff. ; vgI. 17. 26.
340 4. Jhdt. eine Dotation zum Zweck eines Opfers, d. h. emes Diners, an den Rat, der für den Neubau von Kriegsschiffen gesorgt hat 1). Verwandt ist die Zuteilung emes K).IipOC; in einer Kolonie, wenn das Volk den betr. Bürger ausdrücklich und unabhängig von der normalen Landverteilung einweist2), ebenso die Rück zahlung von freiwilligen Spenden 3). Im Rahmen seines Etats postens kann der Rat wie Kränze so auch Dotationen für ein Opfer gewähren : IG II 2 223 B 8 f. Keine eigene Ehrung ist dagegen die Verleihung der Stellung als EVEPlETllC; bzw. die Anerkennung des Vorliegens einer EVEpYE-. <TIn. Diese Form steht nach Lys. XIII 70 ff. j :xx 1 9 i [Xen.] rr6p. 3, 1 1 Ausländern zu, wir finden sie aber so gut wie immer nur mit der Verleihung d er Proxenie zusammen 4). IG 1 2 106 a 6 f. wird verwiesen auf ein 1V�
1) Aristot. 46, 1 i von Demosthenes XXII mit dem Kranz durcheinander gebracht, worauf die Hypotheseis zur Rede und die Modernen hereinge fallen sind (0. S. 330 8). 2) Plut. Arist. 27 ; Demosth. XX 1111. 3) Demosth. XX 199. Etwas anderes ist · die Aussetzung von Preisen für gerichtliche Anzeigen (Andok I 27). Die llWPEd für den schnellen Trans port von Kriegsmaterial IG I I 105, 12 f. wird ein Kranz sein wie der für den Trierarchen, der sein Schiff- als erster segelfertig hat, o. S. 329, des gleichen der Preis auf die Gefangennahme der Artemisia Herod. V1II 93, wenn er historisch ist. 4) 11 I t 28 i 82, 8 ff. ; 93, 6 f. i 103, 5 ff. ; 106 a ; 118, 12 ff. ; 125, 6 f. ; 145 f. i 149, 19 f. j 152, 5 f. i 1 54, 7 ff. i 156 f. - stets mit der Proxenie zusammen außer I I 156, wo aber nur der Stein zerstört ist. In IG 11 " massenhaft, vgl. das Register p. 57 f.i dazu Dittenb. Syll. I • 158, 1 1. - Daß der EUEP yiTT\C; eo ipso laoTEAr,c; gewesen wäre (Lipsius, Ber. Sächs. Akad. 1919, 9, 6), erledigt sich mit der Feststellung, daß die 'lrp6�EVDl diese Qualität nicht hatten (0. S. 288f.).
341
VO� KClt EVEPlETI1�, 11 2 13 nennt die blKCll der 'ITp6EEVOl und EVEP lETCll, meint also die Metoikenstellung der ersteren. In anderen Fällen erhält der geehrte EVEPTETI1� typische Metoikenprivilegien 1}, war oder wird also Metoike wie ein 'ITp6EEVO�. IG TI 2 29, 5. 15 tritt die Proxenie erst im Amendement zu der Stellung des EVEPlETI1� hinzu, aber die erbliche, der (verlorene) ursprüngliche Antrag kann und wird die persönliche Proxenie enthalten haben. Die Anerkennung als EVEPThl1� allein findet sich IG 11 2 142, aber bei der Ehrung einer Stadt, wo man gar keine persönlichen Privilegien verleihen will. Sonst findet sich das Wort ganz un charakteristisch bei der Gewährung von 'ITpoO'oboC; zu Rat und Volk I G I 2 108, 28 ff. und der Verleihung - neben anderen Vorteilen - der Asylie IG TI 2 12 ; 81 ; 286, die gar kein festes Privileg ist, sondern fallweise die Person und die Ware im Kriege schützt. Und zwar wird hier die Qualität des EVEPlETI1C; nicht verliehen, sondern als Begründung der gewährten Asylie genannt. Daher ist es ganz richtig, wenn die Verleihung der Stellung. als 'ltPOEEVO� und EVEPTETI1� von IG TI 2 373, 8 f. wenige Zeilen weiter (23 ff.) als solche der npoEEvlCl bl' EVEPTEO'!Clv wieder gegeben wird. Das lV�q)lO'IlCl IG 1 2 106 a hat also nur die Ehren und Privilegien bestimmt, die EVeTpETCll zustehen, nicht die Ver leihung des Titels EVePTETI1C;. Die Eigenschaft des Wohltäters ist ein Grund für Ehren, keine eigene solche, geschweige denn eine präzise Rechtsstellung. Ganz farblos ist vollends das einfache lnCllVEO'Cll durch das Volk oder wie bei den Kränzen durch den Rat 2), für Beamte 3) wie 1) IG 1 9 106 aj Ir 2 174 ; 351, 25 W. : ebenso wohl II 9 110, wo nur die . Überschrift erhalten ist. 2) IG II 9 848, 40 W. ; 912 u. ö. j vgl eigentlich fast alle im vorstehenden behandelten Texte. 3) Hyper. IV 4 ; IG II ß 661, 25 ff. ; 668: 678, 1 W. ; 807 ; 1009, 20 W. ; II 1 Suppl. 1185 b. .
342' Ausländer 1), das auch die Prytanen üben 2) und sogar die a€ICTIToI 3).
Endlich sei hier die staatliche Ehrung der Toten genannt; das staatliche Begräbnis mit Leichenrede eines vom Volk oder im Auftrag des Volkes von Privaten 4) gewählten Redners nebst Erhaltung des Grabes auf Staatskosten. Dieses Grab steht allen im Kriege gefallenen Bürgern zu G) ; auch Nichtbürgern, die auf Seite Athens als freiwillige Helfer oder als CTU�I)J.(lXOl gefallen sind, ist die Ehrung zuteil geworden, so den Metoiken, die 403 gegen die Dreißig fochten, Lys. II 66, dem Mann aus Keos IG I 2 933, 13 und Bundesgenossen aus verschiedenen Feldzügen 6). Die Dreißig haben dieselbe Ehre ihren spartan ischen Helfern erwiesen : Amer. Journ. Arch. 1932, 291 f. In einzelnen Fällen ist das Staatsgrab auch sonst verdienten Bürgern bewilligt worden 7), selten und meist erst hellenistisch an 1) IG II 9 96 ; 105 ; 107, 17 ; 111, 51 ; 116, 34 ff. ; 125, 20 ff. i 127, 7 ff. ; 176 ; Suppl. Ep. Graec. III 94. 2) IG II 9 678 ; II 1 a. a. O. 3) IG II9 678, 42 ff. ; 864 ; 912 ; 918; 952 ; 1048 ff. ; 1070 ; 1074. 4) Bei Kriegerbestattungen durch die Angehörigen der Gefallenen. 5) Das Gesetz gehört nach Diod. XI 33, 3 in das Jahr 479. Schol. Thukyd. II 35, 1 ; Lex. Vindob. s. KEpa).lEIKoc; sehen es als solonisch an, sicher zu Un recht. Vorausgesetzt wird es Demosth. XX 141 ; LX 1 ; Isokr. VIII 82 ; PoIl. VIII 91 ; Harp. Suid. s. KEpa).lEiKOC; ; Paus. I 29, 4 ff. ; Plut. Demosth. 21 ; de glor. Athen. 350 C ; de se ips. land. 546 A ; Athen XIII 595 A; Aristoph. Vög. 395 ff. m. Schol. ; Frösche 423 ; Eurip. fr. 362, 30 ff. ; Cicero, Orat. 151 ; Schol. Ael. Arist. Panath. 118, 14 ; Plat. Menex. 249 B. Vgl. zum Typ der Leichenrede Eurip. Hiket. 857 ff., Plat. a. a. O. 236 ff. Einzelfälle Herod. I 30 ; IX 8 5 ; PInt. Per. 8 Stesimbr. tr. 8 ; Thukyd. II 34, 1 ff. ; Lys. II 1. 66. 80. ; D emosth. XVIII 288 . 385 ; Lyk. 45. 142 ; Diod. XVIII 13, 5. Die Namen der Gefallenen wurden nach Phylen d. h. Truppenteilen aut gezeichnet : IG I � 928 ff. ; II 1 1673 ; 1676 (?) ; 1679 ff. - Freiwillige Waffen streckung vor dem Feinde schließt von der Ehrung aus Paus. I 21, 1 2 ; dagegen nicht Tod an Krankheit i m Felde, vgl. die "heroische" Bestattung des Leosthenes Diod. XVIII 13, 5, die nichts anderes meint als jenes öffentliche Begräbnis. 6) Paus. I 29, 6 ff. ; IG I I 928, 34 ff. 98 ff. ; Arch. Anz. 1932, 183 f. 7) Solon Ael. var. hist. VIII 16, Aristeides Plut. Arist. 27, Kleisthenes
223, 6 f. ; 684
=
=
343
Fremde 1). Im 4. Jhdt. ist letzteres noch nicht geläufig : Demosth. LVII 37 schließt von dem Vorhandensein eines Staatsgrabes auf den bürgerlichen Charakter der dort Bestatteten. § 1 12. Eine feierliche Verkündigung verliehener Ehren findet von Hause aus nur in der Versammlung statt, die sie be schlossen hat, nämlich als Bekanntgabe des Abstimmungser gebnisses, also in der Ekklesie und bei den Kränzen, die der Rat verleiht in diesem. So war es geltendes Recht noch um 330 2). Der eingerissene Mißbrauch, daß einzelne Bürger sich bei der gr5ßeren Öffentlichkeit der großen Feste einen Herold mieteten, um Ehren, die ihnen ein Phyle, ein Demos oder ein fremder Staat verliehen hatten, auszuposaunen, führte zum Erlaß einer Bestimmung, die solche Verkündigungen im Theater von einemVolks beschluß abhängig machte ; zweifellos, wie Aischin. III 41 ff. angibt 3), nur, um die Feste von dem Unfug zu befreien, aber praktisch dahin fiihrend, daß Ehren, die der Staat Athen verlieh, nunmehr gern bei einem Fest (noch einmal) ausgerufen wurden 4). Urkundlich ist dies seit 410/9 in den D ekreten stän dig belegt5). ,
'
Perikles, Phormion, Chabrias u. a. Paus. I 29, 3 (falls dies .alles bmt6crwI 1'dcpol sind), Lykurgos u. a. [Flut.] X Redn. 842 E. 843 E. 853 A, der He rold Anthemokritos Paus. I 36, 3, nachträglich Phokion Plut. Phok. 38. 1) Zenon und Chrysippos Diog� Lailrt. VII 1 1 ; Paus. I 29, 15. Andere Beispiele IG 1 9 1034 ; II 1 1 674 (?) ; 1675 (verdiente Angehörige eines be freundeten Staates); 1678 (in Athen verstorbene fremde Gesandte). 2) Demosth. XVIII Hyp. II 4 ; 55. 58 ; Aischin. TII Hyp.; 32. 34. 36. 49. 45. 203 ; Cicero, de opt. gen. or. 19 f. Wenn der Text an der ersten Stelle echt ist, stammt das Gesetz aus Zeiten, als das Volk regelmäßig auf der Pnyx tagte, also wohl noch aus dem 5. Jhdt. Erwähnung des aVClK11Pu1'1'ElV aus früherer Zeit: Andok. II 18. 3) Vgl. II 230. Die Hypothesis und die Scholien zu III 32. 249 haben die Dinge etwas verdreht. 4) Demosth. XVIII 83. 120 ; vgl. Aischin. III 36. So wurde es bei De mosthenes' Kranz gehalten : Demosth. a. a. O. Hyp. I 3 ; die Angaben 84. 118 vgl. 115 sind aus gefälschten Urkunden. 5) Das älteste Beispiel ist IG 19 110, 12 ff'. (410/9, bei den Dionysien), es folgen II 9 add. 2, 10 ff'. (Dionysien), II 9 456 b 4 f. und 492 (Panathe-
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Wie Ehren vom Volk verliehen werden, kann dieses sie kas sieren und erneuern 1). Eine Kautel ist entsprechend der bei der Verleihung des Bürgerrechts, wenn auch erst um 270 ein geführt worden, eine obligatorische gerichtliche Nachprüfung der Würdigung vor dem Inkrafttreten der Ehrung 2), die wie bei jener von den Thesmotheten der Heliaia vorgelegt wird, also als Dokimasie 3). Auch schon früher war es wie bei den Kränzen (0. S. 332) möglich, jede Ehrung durch eine Klage nQPQV6�IWV zu hindern, sie ist gegen eine O'iTllO'IC;; vorgebracht worden Demosth. LVIII 30, sogar gegen ein bloßes lnQLVEO'ttl Hyper. IV 4. Beides setzt ge setzliche B estimmungen voraus, die Ehrungen in bestimmten naien), 925 (Dionysien) ; vgl. auch BuB. Corr. Hell. XXIX 169 ff. Zeile 24 f. ; Luk. Tim. 5 1 ; Dion. HaI. Arch. VII 73, 4. Zur Zeit der Königskulte treten deren Feste neben die alten : IG II 2 649 Dinsmoor, Arch. of Ath. 7 f. Zeile 41 f. erscheinen die �l'I/.1'1TpIEia neben den �loviJ(J\a iv dO'TEI. Erwähnungen solcher Verkündigungen bei der Weihung verliehener Kränze in den In ventaren : II ' 1479, 6 11'. (Dionysien) 18 11'. (P&nathenaien) ; 1491, 10 ff. (Dio nysien). Fälle, wo das Volk eine private Verkündigung nicht staatlicher Ehren zugelassen haben muß, z. B. II 11 1299 ; 1330, 25 ff. 1) Kassierun g : Lys. XIV 31 ; Liv. XXXI 44, 4 ff. Ein Fall des Ausschlusses von der 0'{TT\0'1r;; SchoI. Aristoph. Frösche 944. Erneuerung : IG II ' 448, 1 5 ; 539 ; 557 ; 670 ; 609 ; 716 u. ö. ; vgI. die Herstellung der von den Dreißig kassierten Ehren o. S. 336�, ein ähnlicher Fall nach den Wirren unter Poly perchon IG II 11 448, 60 11'. 2) Nicht die doppelte Abstimmung im Volk im Sinne von o. S. 80, diese tritt nur auf, wenn zu den verliehenen bwpEai das Bürgerrecht gehört : IG II I 646, 46 11'. ; 652, 29 11'. ; 664, 63 ; 804, 13. Wo die doppelte Abstim mung auftritt, ist also die Verleihung der 1tOA1TE{a zu ergänzen, so II 11 539, 9. Ihre Notwendigkeit wird nur von der letzteren diktiert. 3) Abgesehen von Stellen, wo das Bürgerrecht mit verliehen wird : IG II It 682, 96 f. (Kranz und Statue für einen Bürger), 732, 15 (Kranz, Proxenie, ("fKTT\0'1r;;), 801, 11 (ebenso), 802, 9 (Isotelie, �YKTI1O'Ir;; ), 810, 3 ({YKTl'\O'Ir;; u. a.). 947, 4: (Kranz, Proxenie). Da wiederholt diese Überprüfung als KaTa TOV v6�ov zu geschehen zitiert wird, sind die Texte, die sie nicht nennen (z. B. 1I ' 579 ; 641 ; 651 ; 653), keine Gegeninstanz, sondern nur knapper geIaßt; II 11 682, 96 f. erinnert erst das Amendement an die Dokimasie. Ventiliert wurde der Gedanke einer solchen schon im 4. Jhdt. : Demosth. XX Hyp. =
II 9 ; 98.
345 Fällen verbieten. Wir kennen das Verbot des Kranzes, d. h. wohl aller Ehren für aT1�lol (0. S. 331) und das Verbot der Ehrung für alle Beamten vor der Rechenschaftsablage 1). Das geht so weit, daß U1WJ8uV01 auch wegen anderer Verdienste; die mit ihrem Amt nichts zu tun haben, nicht geehrt werden können : Schol. Demosth. Dind. S. 300 f. 2) . In hellenistischer Zeit werden Pry tanen, da sie als solche keine Rechenschaftsablage neben der allgemeinen als Buleuten haben , schon vor Ablauf des Ratsjahres vom Volk geehrt (IG II 2 674, 13 f. u. ö.), erst recht von ihren Kollegen, dem Plenum des Rats (1006, 68) 3).
1) Das Recht wird in den Urkunden ständig vorausgesetzt : z. B. IG II \J 223 A 18 ff. i 330, 58 f. ; 333, 18 f. ; 410, 22. 36 ; 415, 27; 488 ; 674, 13 ff. j 1006, 8 8 ; 'Etp'1�. apx. 1917, 41 ; vgl. auch IG II � 672, 32 für eine athenische Kolonie. Natürlich kann der Rat oder können die Prytanen einen Mann aus ihrer Mitte noch im Amt beloben, wenn sie das Geld für Kranz und Stele durch Kollekte selbst aufbringen (IG II 9 223 C ; vgl. 330, 9 f. 84 ff.), denn das ist keine staatliche Hoheitshandlung. Wenn aber der Rat ala Be hörde aus seinem Etatsposten der KaTa IjITl(jlicr�aTa avaAlaK6�Eva Ti;! ßöuki) einen Kranz verleihen will, hat er dies vorbehaltlich der EMuva\ zu tun � IG II � 223 B 13 ff. j 330, 42; 416, 25 ff. Wenn Selbstverwaltungskörper oder Vereine bei einer Ehrung staatlicher Beamten denselben Vorbehalt machen, ist das ihr freier Wille : IG II 9 1156, 42 f. ; 1261. - Die Dotation für ein Festessen für die Buleuten ist keine Ehrung im technischen Sinn und daher von den EuBuval unabhängig: o. S. 330 B• 2) Um diesen Punkt dreht sich der Kranzprozeß, in -dem die Richter das Recht gebrochen haben j vgl. Demosth. Hyp. I 4 ; II 3 1. ; 55 ; Aischin. UI Hyp. ; 9. 11 f. 26. 31. 203. 212 m. Schol. III 32 ; Cicero de opt. gen. orat. 19 f. 3) Bei den durch Kollekte der Epheben aufgebrachten Kränzen, Statuen usw. für die Lehrer der Epheben selbst ist von den EMuval bald vor, bald nach der Verleihung die Rede : vgl. IG II 2 1006, 86 ff. ; 1008, 61 ff. ; 1009, 40 ff.; 1011, 42 ; 1028, 92 f. ; 1251. Begreiflich, da es sich um keine staatliche Ehrung handelt. Die amtliche Genehmigung zur Aufstellung der Statue erfolgt aber offenbar stets erst nach der Rechenschaftsablage.
Beilage : Die athenischen Perioiken.
§ 1 . Unter diesem bequemen Sammelbegriff fasse ich hier einige um Athen herumliegende Territorien zusammen, die in verschiedenen Perioden athenischer Geschichte in Abhängig keit von diesem Staat stehen, ohne aber im Bürgergebiet auf zugehen und ohne zum Seebunde zu gehören. Sie sind also ein völliges Analogon zu den Perioiken von Sparta und Argos, s o daß der Titel berechtigt ist, zumal die Entstehung des Ab hängigkeitsverhältnisses ' in die archaische Zeit zurfickreicht, genau wie in Sparta die Umwandlung kleiner Nachbargemein den in Perioiken der Bildung der großen Symmachie voran geht. O r o p o s , der alte Gau Graike, heißt Thukyd. TI 23 ; IV 99, 1 U1T�KOO� von Athen, noch IG TI 2 1006, 27 f. ist die Rede von der Kuple(u Athens in dem Territorium. Zur Erläuterung dieser Wendungen haben wir aus den verschiedenen Perioden der po litischen Zugehörigkeit der kleinen 1T6�11j; Material 1). Athen hat Bel) Oropos ist durch viele Jahrhunderte umstritten gewesen (vgl. Strab. I 4, 1 ; IX 1, 22). Ethnographisch war es boiotisch, das zeigt der Dialekt der
Inschriften in IG VII, Eq>rJJ.I.. dpX. 1917 und 1 919, sobald es sich selbst über lassen ist. Daher wird es geographisch zu Boiotien gerechnet Strab. 1X 1, 3 ; vgl. 2 , 6 ; Schol. Plat. Krit. 110 E, als ursprünglich boiotisch genannt Paus. I 34, 1. Livius' Wendung Oropus Atticae XLV 27 ist ungenau und denkt an die politischen Grenzen der Zeit der Klassiker. Als Grenzstadt wird es genannt' Plut. Lys. 29; Diod. XII 65, 3 ; Plin. n. h. IV 24 j Schol. Demosth. Dind. S. 84 ; Schol. Thukyd. 11 23, 2 in Pap. Oxyrh. VI 853 ; Tim. s. v. Die Grenzen bestätigen den geographischen Zusammenhang mit Boio tien : Athen. Mitt. 1 932, 20 ff. Im G. Jhdt. ist Oropos athenisch im Sinn des Perioikenverhältnisses : Herod. VI 101 j Thukyd. a. a. O. u. ö., seit wann steht offen. 411 von den Boiotern erobert Thukyd. VIII 60, 1 ; damit Athen entfremdet : Diod. XIV 17, 1. 3 ; Lys. XXXI 9. 14. Wieder athenisch in den siebziger Jahren des 4. Jhdts. : Isokr. XIV 20, 37, d. h. nach der Auflösung des boiotischen Bundes. Wieder verloren 367 : Xen. Hell. VII 4, 1 j Diod. XV 76, 1 j De'
347 satzungsrecht (Thukyd. VIII 60, 1), die Epheben marschieren auf ihren Obungsmärschen durch oropisches Gebiet genau wie durch athenisches 1), an der Spitze der lokalen Verwaltung steht ein b�llapxo�, der Athener und nicht Oropier ist 2), also vom athe nischen Volk gewählt und hingeschickt wird. Athenische phy .sische und juristische Personen erwerben Grundeigentum, nach der Wiedergewinnung 338/7 haben alle athenischen Phylen solches erhalten 3), welche Regelung bei der nächsten Wieder erwerbung 304 wohl wiederholt wurde : Suppl. Ep. Gr. m 1 17. Und schon 415 haben athenische Privatpersonen Grundstücke in Oropos : IG I 2 332. Die Legislative wird von Athen aus besorgt, athenische Pse phismen grenzen TEIlEVt] und Phylengrundstücke ab (Hyper. m mosth. XVIII 99 ; Schol. Aischin. m 85 ; vgl. Plut. Demosth. 5 ; Demosth. V 10 ; VI SO ; XVI 11. 18 ; XIX 22. 220. 326. Von Philipp II. an Athen zurückgegeben : Diod. XVIII 56, 1 ; [Demad.] 9 ; Paus. I 34, 1 . Von Anti patros Athen entzogen : Diod. a. a. O. Durch D emetrios wohl wieder athenisch i. J. 304 : Suppl. Ep. Gr. In 1 17 ; vgl. Beloch. Griech. Gesch. IV 2, 600, dann bald dauernd boiotisch, wie die Inschriften des 3. und 2. Jhdts. in IG VII zeigen. Die Bezeichnung als UlrTJKOOC; Athens i. J. 150 Pausan. VII 11, 4 ist falsch, wie seine eigene weitere Erzählung, Polyb. XXXIII 2; Plut. Cat. 22 und vor allem IG VII 411 beweisen (vgl. auch Herakl. Klazom. Dikaiarch 7). Daß Athen damals Kleruchen hingeschickt hat, folgt trotz Rostowzew Cambr. Anc. Rist. VIII 295 weder aus Paus. a. a. -0. noch aus Dittenb. Syll. I 8 675, dagegen wird die damals hingelegte athe nische Besatzung den Beginn der neuen athenischen Epoche von Oropos bezeichnen. Denn um 122 ist Oropos athenisch, also wohl seit der Neu . apx. 1918, 751. 2) IG II !l 1672, 275 fF. Dieser bfl""apxoc; oder ein militärischer Platzkom mandant ist Polystratos, welcher TJpEEV �V 'npWlr4J, dbr letzte vor dem Verlust .der Stadt 411. 3) Hyper. III 16 f. Es handelt sich nicht um eine administrative Auf teilung des Landes, mindestens das Privateigentum des Amphiaraos bleibt daneben erhalten. =
348
a. a. 0.), regeln den Bootstarif für die Überfahrt von Oropos. nach Euboia (IG 1 2 40, 19 ff.). Der Kultus des Amphiaraos wird genau wie ein Staatskultus im Bürgergebiet behandelt, die athe nische Legislative verfügt die Beschaffung von Schmuck und Kultgerät (IG 11 2 333, 11), ordnet Feste und Opfer (IG VII 4253), fügt im Notfall eine Änderung des staatlichen Etatsposten für den oropischen Kult im Budget ein (a. a. O. 4254) 1) ; der athenische l1tl)lE}.'lT�� TWV ICP'lVWV betätigt sich im Gebiet von Oropos wie in Athen 2), die {EpWV lTTlO"ICEUaO"Ta( tun dasselbe 3), zehn athenische Epimeleten leiten den aTwv und ein elfter Athe ner sorgt für die EthaE(a dabei (IG VII 4254) - letzterer ist vielleicht der b�",apxoc;. Die Sieger in solchem aTwv werden an . Ort und Stelle aufgezeichnet, genau in der Art der Panathenaien4). Bauliche Veränderungen im Heiligtum werden von Athen ver geben und von jenen Epimeleten kontrolliert (IG VII 4255), der athenische Herold ruft im Amphiareion Ehrendekrete Athens aus gena.u wie im Dionysostheater (IG VII 4252). Die Verwen� dung heiliger Gelder für Zwecke des Kultus und der baulichen Erhaltung des Heiligtums, also in den Grenzen, in denen der Staat auch in Athen über Tempelgelder verfügt5), erfolgt durch die atheni sche Legislative 6). Ferner wird, da die zitierten Texte zum großen 1) Die beiden letzteren Fälle sind solche der V O /-L08E(1[a durch VO/.108 ETal. die bei allen Etatsänderungen seit 403 nötig ist, vgl. im nächsten Heft unter der Legislative. 2) IG II 9 338 = VII 3499. 3) , ECP'lfl. apx. 1923, 39 Zl. 24 f. -4) IG II 1 978 b j , EcpIW. apx. 1923, 39 Zl. 29 :ff. 45. 5) Verwendung kultischer Gelder für profane Zwecke kennt Athen nicht, es kann für diese die (Epa xp!\,�aTa nur leihen. 6) ' EcpIW. apx. 1923, 39 Zl. 13 ft'. Vielleicht ist die Stellung des Amphia reion sogar unfreier als die athenischer Tempel ; die Regelung a. a. O. ist ein Rats-, kein Volksbeschluß, wenigstens betr. die Verwendung des Gel des aus den Opferstöcken (13 ff.), nicht aber betr. die aUHpacp!\ über den NeUbau, wo der Rat nur die Einmeißelung beschließt (3 ff.). Jedoch hatte vielleicht der Rat Vollmacht ad hoc oder der ganze Text ist ein ttpopou AW/la, das wörtlich und ohne Umredigierung in den Volksbeschluß aufge-
349 Teil aus dem Amphiareion stammen, dieses TEIlEVOC; zur Aufstel lung athenischer Dekrete benützt wie irgendeines im Bürger gebiet. Die Inschrift IG VII 235 = 'ECPllJ.l. apx. 1 917, 232 regelt den internen Betrieb des Tempels 1) j nichts hindert auch in ihr ein athenisches \II�c:p\O'lla zu sehen, zumal in der zitierten Ur kunde E'Pll ll. apx. 1923, 39 die Bezahlung des VEWK6poC; auch von Athen aus geregelt wird. Endlich wird der Priester des Amphi araos von Athen aus und aus den athenischen Bürgern bestellt, genau wie der Demarch, um ein Jahr zu fungieren 2). In Oropos gelten das athenische Recht und das atheni sche Gericht 3). Für die Finanzen bietet sich dasselbe �ild : Oropos liefert zur a1fapx� von Eleusis wie das Bürgergebiet (IG II 2 1672, 272 f.) und die staatlichen, d. h. profanen Gelder, die für den oropischen Kult in den Etat eingestellt sind, werden von einem staatlichen Talliac; ausgezahlt (IG VII 4254), d. h. natürlich dem Talliac; T�C; ßouAilc; aus dem Etatsposten der KUTa �'l'P\O'Il(hwv avaA10'K61lEVa Tfj ßouA�, aus denen durch das Medium des gleichen Beamten entsprechende Gelder für Heiligtümer des Bürgergebiets fließen : IG II 2 678, 10 ff. Dagegen erscheinen keine Oropier im athenischen Heer, die U1f�KOOl Thukyd. VI 22 sind Mannschaften der Städte des See bundes, wie der Kontext und VI 43 zeigen. Auch unter den Epheben fehlen die Oropier nach Ausweis der Listen vollkorn'
nommen wurde wie so oft in Athen : IG II 9 79. 82. 106 tf. 117. 127 f. 136. 139 usw. hundertfach. 1) Funktionen des Priesters und des VEWK6po.;, Gebühren des ersteren, Gebetsritus, Opfertiere, Benutzung des Traumorakels u. a. 2) ECP'1"'. dpX. 1923, 89 Zl. 25 ff. : Demotikon. Die Amtsdauer folgt aus der Datierung Zl. 2. Diese Eponymität beweist keine besondere Freiheit von Dropos, sie begegnet auch in athenischen Tempeln : IG TI 11 659 j TI 1 1 166. 1379 ff. 1392. 1411. 1560 u. Ö. 3) IG II 11 1258 ist für einen Verein in Oropos TC blKU<1T�PIOV zuständig ohne nähere Bezeichnung. Das kann nichts sein als das normale athenische. Für Bagatellsachen mag der Demarch im Sinne der Demenrichter Justiz hoheit gehabt haben. •
350
men. Der einsame Oropier als ToE6T'l� in der Liste IG II 2 1951, 108 ist dann natürlich auch nur ein Söldner. Legislative, Recht, Gericht, Behörden, Finanzen und Kultus verwaltung sind in Oropos also einfach die athenischen. Für die Selbstverwaltung bleibt eigentlich nichts übrig. Oropos wird behandelt wie ein Demos - daher der Titel des Statthalters : alle Hoheitsrechte, die der athenische Staat im Bürgergebiet beansprucht, fordert er auch hier. Und wenn er keine Oropier als Soldaten beansprucht, gestattet er ihnen doch keine eigene Wehrmacht. Aber Oropos steht schlechter als ein Demos. Ab gesehen davon, daß die , Oropier keine Bürger sind, also bei der Willensbildung des Souveräns in Sachen auch der oropischen Verwaltung nicht mitwirken, ist der Demarch ein von außen geschickter Gouverneur, kein lokal gewählter Bürgermeister wie bei den Demen. Vor allem deuten aber Hyper. a. a. O. und Suppl. Ep. Graec. a. a. O. (0. S. 347) ein Obereigent.um des athe nischen Staates am Grund und Boden an. Wäre die Regelung der Besitzverhältnisse nur einmalig 338/7 erfolgt, könnte man an eine Verfügung über konfisziertes Eigentum verjagter Gegner A thens denken - was freilich im Zeichen der Gründung des Korinthischen Bundes mit seinen Klauseln gegen solche Maß regeln schon hart wäre. Die Wiederholung genau des gleichen Vorgangs 304 wieder im Zeichen des von Demetrios herge stellten panhellenisehen Bundes - erschwert die Hypothese weiter. Entscheidend 'ist, daß Hyper. a. a. O. Athen über Ländereien verfügt, die bereits athenischen Phylen als zivilrechtlichen Ei gentümern zugesprochen waren, der Staat enteignet eine bürger liche (juristische) Person. Dergleichen wäre im Bürgergebiet völlig ausgeschlossen. Endlich ist bezeichnend, daß Oropos unter athenischer Herr schaft wenigstens seit dem 4. Jhdt. sogar seinen ehrlichen N a-
. ..,. . :
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men verloren hat 1). Es heißt IG II 2 . 1672 a; a. O. � tn' 'A,u q>tapaou (seil. Tri) und IG II 2 1006, 70 f. werden bei den übungs mä.rschen der Epheben unterschieden das "eigene Land" und das Amphiareion, nicht Oropos, a. a. O. 27 f. ist die Rede von der KuplEia Athens über das Amphiareion, nicht Oropos. Gemeint ist in letzterem Fall aber die Gemeinde, nicht das Heiligtum, denn zu letzterem steht der athenische Staat genau wie zu den Tempeln im Bürgergebiet (0. S . 348) und keinem Athener würde es einfallen, von d er KuplEia des Staates über die Heiligtümer der Burg oder in Eleusis zu sprechen. Da nun ferner das zivilrecht liehe Eigentum des Amphiaraos auch nicht �as ganze Gebiet von Oropos umfaßt, sondern nur das TEflEVO�, ist die Wahl des Namens rein negativ, Abschaffung des Namens, der eine n6).1� bezeichnet, Wahl eines bewußt einen politisch rechtlosen Bezirk bezeichnenden Ausdrucks. 'QpwTT6� und 'QPWTtlOI gibt es in athe nischen Zeiten nach 400 nur in der Literatur, nicht den Ur kundeIl' Dazu paßt, daß es in Zeiten politischer Zugehörigkeit zu Athen keine Dekrete der Oropier gibt 2), offenbar fehlt dem Distrikt selbst das elementarste Organ, die Volksversammlung, auch hier im Unterschied von den Demen. Die Unterdrückung ist also schärfer als bei den spartanischen Perioiken. § 2. Es folgt nach einer Strecke, wo Athen unmittelbar an Boiotien (Tanagra) grenzt, ein weiteres eigenes Gebilde in dem Territorium von E l e u t h er a i 3). Wir kennen es in archaischer und klassischer Zeit stä.ndig als athenisches Untertanenland, ab · gesehen vielleicht von den Jahren 403-401, wo Eleusis VOll 1) IG I
I 332 steht noch Oropos, TI 8 1951, 108 Oropier, beides spätes IG TI 2 40, 19 ff. ist der Hafenplatz gemeint, eine politisch be deutungslose Häuseransammlung, nicht das politisch allein existierend8 Territorium. 2) Sie hätten sonst längst im Amphiareion auftauchen müssen. 3) Seine Lage und Grenzen Athen. Mitt. a. a. O. 16 f. 24 f. In ihm liegt Panakton, Giftokastro.
5. Jhdt.
352 Athen abgetrennt und letzteres ganz ohne territ.orialen Zusam menhang mit Eleutherai war t). Das wenige uns Bekannte deckt sich völlig mit dem, was über Oropos zu sagen war. Der Name der rr6).1� Eleutherai ist abgeschafft, der Distrikt heißt farblos �pu/l6� 2). Athen hat Besatzungsrecht, Panakton ist im 5. Jhdt. und speziell in der Zeit des stehenden Heeres seit dem vierten eine seiner Hauptfestungen j dagegen erscheinen keine Leute aus Eleutherai im Heer oder unter den Epheben. Die arr aPX� nach Eleusis wird erhoben (IG II 2 1672 a. a. 0.) und im 4. Jhdt. von dem Platzkommandanten von Panakton, so a. a. O. von einem �trategen abgeführt 3), es fehlen offenbar nicht nur die . Behörden einer lokalen Selbstverwaltung, sondern auch der zi vile Demarchos, den Oropos noch hatte : der Platzkommandant der Festung ist ex officio der Gouverneur des Lä.ndchens. Da es einen solchen fest stationierten Kommandanten erst seit dem 4. Jhdt. mit der Einrichtung der ständigen Garnisonen in den Kastellen geben kann, werden wir uns für die Zeit vorher einen vo'n Athen aus entsandten Demarchen vorzustellen haben, dessen Stelle mit der festen Garnison in Panakton überflüssig wurde4). 1) Ob Eleutherai 403-401 von Eleusis abhing oder ganz frei war, steht dahin. Boiotisch wurde es jedenfalls nicht, da es sonst in der Darstellung der boiotischen Bundesordnung der Hellenika von Oxyrhynchos erscheinen müßte, denn zwischen 401 und der Zeit, die diese darstellt, war Athen außerstande, Boiotien Land abzunehmen. - Zur Geschichte des Länd chens vgl. Athen. Mitt. a. a. O. 16 und die dort zitierten Quellen. 2) IG II I 1672, 271 : verschrieben in PUI46�, die richtige Form Harp. 8. v. Aristot. fr. 612. Zur Identifizierung s. Ath. Mitt. . a. a. O. 16 f. Die Herkunft aus dem Bezirk wird als tE ' EAw9EPWV bezeichnet bei der Fa milie des Myron Athen. XI 486 D, der Zusatz .Boiotier" ist rechtlich be deutungslos, verrät uns aber die Ethnographie des Gaues, er sprach boio tisch wie Oropos. Daher kommt auch die Zurechnung zu Boiotien Steph. Byz. s. ' EAEU9EplC; (Theop. fr. 185). 3) Es hat nicht immer ein Stratege in Panakton gelegen. 4) Einen großen Kult wie Oropos hat Eleutherai nicht. Immerhin mögen die Apaturien von IG II I 1 299, 27 ff. von dem Statthalter geleitet wor den sein, zumal sie am Garnisonsorte und nicht in dem Flecken Eleu<
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Das kleine Land hat jedenfalls genau den Status von Oropos bis tief in die hellenistische Zeit. Erst im athenischen Delos er scheint das Wort Eleuthernaios als Ethnikon oder vielmehr De motikon 1). Vermutlich ist also Eleuthera.i im 2. J]ldt. als neuer Demos dem Bürgergebiet angegliedert worden. § 3. Vorübergehend hat die Perioikisierung in den boiotischell Grenzdistrikten noch weiter gegriffen auf Plataiai und H y s i a i. Letzteres erscheint Herod. V 74 i. J. 509 als athenisches Gebiet 2). Die Bezeichnung als Demos ist freilich notwendig un genau : wenn Eleutherai nur Untertanenland Athens ist, gehört das jenseits von ihm belegene Hys�ai sicher zu keiner anderen Kate gorie. Da diese Zugehörigkeit nur ganz vorübergehend bestand und seit dem Ende des 6. Jhdts. nicht mehr belegt ist, kann man nicht erwarten, Näheres zu erfahren. Man wird sich die Rechtsverhältnisse nach dem Muster des 'benachbarten PI a t a i a i vorstellen. Diese Gemeinde hat sich am Ende des ' 6. Jhdts. den Athe nern ergeben, wie Herod. VI 108 sagt, sie wird a. a. O. mit Hysiai zusammen von Athen gegen Theben geschützt und ihre Grenze abgesteckt - also ein Akt der athenischen Legislative auf ihrem Boden wie o. S. 347 f. in Oropos. Plataiai hilft mit sei nem Kontingent bei Marathon (Herod. a. a. 0.; vgl. VI 111), bemannt i. J. 480 athenische Schiffe s), die Plataier fechten 479 neben den Athenern (Herod. IX 28), bei dem Zuge nach Ithome gehen Athener und Plataier gemeinsam ins Feld (Thukyd. m 54, 5). Eine (Juj.lj.lax(a im Sinne des Seebundes ist hier an sich therai gefeiert wurden und die Truppe sie zur Verkündigung der von ihr beschlossenen Ehrendekrete benutzt. 1) Roussel, Delos Col. Ath. IX B I 97 i BuB. Corr. Hell. XXXVI 415, 63. Es handelt sich um einen Pächter von Tempelgut bzw. einen Epheben. 2) Seine Lage Ath. Mitt. a. a. O. 28. 3) Herod. VIII 1. 44 i Thukyd. III 54, 2. Dies ist analog der Verwendung der eingeborenen Salaminier im 4. Jhdt. u. S. 358 Herod. IX 7 verrät keine Rechtsstellung der Gemeinde. -
354 nicht unmöglich, aber nach Herodots Ausdrucksweise VI 108 nicht wahrscheinlich und a priori sind Eleutherai und Oropos als benachbart und zeitgenössisch die näberliegenden Analogien, nicht das jüngere Gebilde aus der Zeit des Aristeides. In die gleiche Richtung führen die späteren Erwähnungen : Plataiai steht bis zu seinem Fall 427 zu Athen 1) , ist aber kein Mitglied des Seebundes, sein Name erscheint nie in den Tribut listen, trotzdem bekanntlich nur Chios, und lange Samos und die lesbischen Städte als frei vom
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V on den nach Athen gefluchteten Freunden Athens in Thespia i (Thukyd. VI 95, 2) ist nichts dergleichen bekannt, bei Mitglie dern des Seebundes hat man sich vollends gegen die korpora tive Verleihung des Bürgerrechts gewehrt, bis es zu spät war : Samos 405/4, IG II 2 1 . Nach der Katastrophe Athens sind die Plataiel' heimgekehrt, ohne den engen Konllex mit Athen zu erneuern ; als sie nach der zweiten Zerstörung durch die Boioter (373/2 : Paus. IX 1, 8) wieder nach Athen flüchten, erhalten sie daher nur Isotelie und Epigamie 1). Alles dies zeigt, daß Plataiai bis 427 in einer besonders engen Beziehung zu Athen stand, näher als die Mitglieder des Seebun des. Wenn wir es also in eine Kategorie einordnen wollen, gehört, es zu den Perioiken, unter denen es dann eine besonders gUnstige Stellung einnimmt. Es hat eigene Truppen, die Oropos und Eleu therai fehlten, und da wir Thukyd. m 20, 1 einen eingeborenen Strategen, aber außer der ad hoc hingeworfellen athenischen Be satzung keinen athenischen Funktionär finden, wird es im Un terschied von Oropos und Eleutherai überhaupt Behörden der Selbstverwaltung besessen haben, die ihrerseits eine lokale Ek klesie vo�a ussetzen. § 4. Endlich gehört in unsere Gruppe fUr lange Zeit die Insel S a I a m i s, das wichtigste dieser Perioikengebiete, zugleich das einzige, das Aristoteles nennt. Sie rückt von den anderen hier behandelten Territorien dadurch ab, daß dort als Kolonisten de duzierte athenische Bürger wohnen, sie nähert sich dadurch dem Status einer QnOlKla, ist aber rechtlich keine solche bis 304, wo die eingeborenen Salaminier infolge ihres Abfalls zu Kassandros schaften aus Kolonien athenischer Altbürger auch : Thukyd. m 5, 1 ; I V 28, 4 ; V 8, 2 ; 74, 2 ; VII 57, 1 f . m . SchoI.; VIII 69, 3 . 1 ) Diod. X V 46, 6 ; überliefert ist !<101tO�tTe!a, ein Anachronismus (0. S . 78 &), Theopomp, der fr. 102 die Metoikie nennt, hat recht. Der Hilferuf Pla tiliais an Athen Diod. a. a. O. ist der Ausfluß alter Anhänglichkeit, kein solcher eines bestehenden ßundesverhältnisses.
356 vertrieben wurden (Paus. I 35, 2). Wäre Salamis vorher Kolonie gewesen, würde es seit der Mitte des 6. Jhdts. 1) zum atheni schen Staatsgebiet im strengen Sinne gehört haben, wie das alle arrOlKial tun. Die i. J. 480 nach S alamis weichenden Athener verlassen damit aber ausdrücklich athenischen Boden : Herod. VIII 61 vgl. 40 j Plut. Themist. 11. Und rituell rechnet Salamis dauernd als Ausland : die Priesterin der Athena Polias darf keinen einheimischen Käse essen, wohl aber salaminischen (Strab. IX 1, 11) 2) . Über die Verwaltung von Salamis In der Zeit vor 304 sagen die Quellen Folgendes aus : ein El� LaAaIJiva apxwv, der für die 1) Die Erwerbung von Salamis ist ein im Altertum viel behandeltes Problem, die Späteren sind sich fast einig, sie auf Solon zurückzuführen : Plut. Sol. 8 W.; airfKp. 4 ; Paus. I 40, 5 ; Diog. Laert. I 62 ; Ael. var. hist. vn 1 9 ; vgl. Demosth. XIX 251 1.; LX 50. Solon selbst wird sogar von Sa lamis abgeleitet : Diod. IX 1, 1 ; Diog. La�rt. I 45 ; da er Athenerwar, ganz töricht. Die Grundlage all dieser Mutmaßungen ist So Ions bekannter Vers über die Salamis-Verlierer, der nur zeigt, daß die Insel nach einer früheren Zugehörigkeit zu Athen um oder etwas vor 600 zu Megara gekommen war, der aber nichts für eine Rückgewinnung durch Solon beweist. Und wenn wir Strab. IX I, 10 die Variante der Eroberung durch Peisistratos finden, ist klar, da ß die offizielle Legende die Tat dem bösen Tyrannen genommen und fälschlich dem Erzvater der Demokratie vindiziert hat, nicht umge kehrt. Daß Salamis nach Solon noch eine Zeitlang megarisch war, zeigt zudem der "Wiederverlust" Plut. Sol. 12. Endgültig wurde die von Peisi stratos erkämpfte Entscheidung durch den Schiedsspruch des Königs Kleo menes (Plut. Sol. 10 ; Ael. a. a. 0.; zur Zeitfrage s. Beloch, Griech. Gesch. I 2 2, 312) um 510, genauer wohl : anläßlich des Eintritts Athens in den peloponnesischen Bund. - Spätere Verschiebungen sind vorübergehend geblieben, Kassandros hat die Insel 305/4 Athen entrissen (Polyain. IV 11, 1), Demetrios' Sieg aber sie alsbald an Athen zurückgebracht (Paus. I 35, 2 ; Beloch a. a. O. IV 1, 159 f.). Die bis 229 in Salamis liegende ma kedonische Besatzung (Plut. Arat. 34 ; Paus. 11 8, 6 ; vgl. Polyain. IV 7, 5) ändert an der staatlichen Zugehörigkeit so wenig wie die Truppe in der Munychia an der des Demos Peiraieus. 2) Die Athener hätten 404 bei strikter Beschränkung auf tJ tauTWV xwpa Salamis aufgeben müssen, Plut. Lys. 9. Dies würde nichts gegen die SteI lung als Q1tolKla beweisen : Imbros und Lemnos sind auf Grund dieses Ver dikts verlorengegangen.
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Insel eponym ist, wird alljährlich in Athen durch das Los be stellt, er leitet die lokalen Dionysien, bestellt für sie die Chor egen und erhält Diäten (eine Drachme täglich) aus der atheni schen Staatska sse : Aristot. 54, 8 ; 66, 2. Alles ist offenbar wie in Oropos : der Statthalter kommt aus Athen, das Hauptfest liegt in athenischer Hand - in Oropos gab es entsprechend der größeren Bedeutung des Kultus eigene Epimeleten dafür -, die athen ische Staatskasse zahlt an den Archon von Salamis genau wie an die Epimeleten in Oropos. Wie dieses und Eleutherai liefert Salamis seine a1tapx� nach Eleusis (IG II 2 1672 a. a. 0. ), der Mann ohne Titel, der hier . dafür sorgt, ist sicher d�r ari stotelische apxwv Ei<;; I:aAa/llva. Athen hat Besatzungsrecht, Thu kyd. II 93, 4 ; Diod. XII 49, 3. 5 nennen ein Kastell, und die Stadt Salamis ist befestigt und wird von Athen verteidigt 1), vor und nach der 'Umwandelung von Salamis aus einer Perioiken gemeinde in eine athenische Kolonie sind fallweise athenisclle Strategen als Platzkommandanten in Salamis belegt 2), einmal auch ein Hippareh : IG II 2 1955. Die athenische Rechtspflege ist für Salamis zuständig ; nicht nur die Dreißig lassen dort Leute verhaften 3), sondem auch in 1) Diod. XVIII 69, 1 f. Das Nebeneinander von Kastell und befestigtem Hauptort wiederholt sich in Eleutherai, wenn Myupolis das antike Eleu therai ist (neben dem Kastell Panakton). Ich habe es Ath. Mitt. a. a. O. 11 f. angenommen. Wrede hat mir brieflich Bedenken geäußert. Das sala minische Kastell ist sicher Budoron nahe dem Fährhaus nach der Megaris. Möbius hat mir einen Plan zugesandt, der den Befestigungscharakter si cher macht. 2) IG II ! 1008, 75 fr.; 1228, 50 fr.; 1260 , 14 f. (der letztere Text ist viel leicht 50 Jahre jUnger, als das Corpus ihn ansetzt : Dinsmoor, Arch. of. Ath. 176 ; vgl. u. S. 3628) ; der Paus. I 35, 2 für den Verlust der Insel ver antwortliche Mann ist natürlich auch solch ein Kommandant.
3) Lys. XII 52 ; XIII 44; Xen. Hell. 11 3, 89; Plat. Apol. 32 CD. Der hier verhaftete Leoll wird als La�ai!iv\o, bezeichnet, ist aber sicher ein auf der Insel lebender Athener, da er offenbar politisch hervorgetreten und mit dem Gegner der Vierhundert (Thukyd. VIII 73, 4) identisch ist (Ed. Meyer, Gesch. d. Alt. V 22, geg-en Swoboda RE XII 2007). Die Möglichkeit dieses
358 normalen Zeiten geht ein Prozeß wegen eines Grundstücks auf Salamis a.n den Archon in Athen und die Heliaia: DemostIl. XLIV 1. 34. Weihungen von ql\a�al auf Grund von Freilas sungen llach einem Scheinprozeß arroO'TacTiou (0. S. 305 ff.) betreffen oIKOUVUC;; lv !a�al-'lvl genau wie festländische Freigelassene 1), in der Poletenurkunde IG II 2 1579 spiegelt sich der Prozeß eines eingeborenen Salaminiel's gegen einen Bürger vor dem atheni schen Gericht. Natürlich gibt Athen auch die Gesetze für Sala mis und das athenische Recht gilt hier wie in Athen selbst : genau wie in Oropos ist der Bootstal'if nach Salamis (von Athen aus) geregelt (Aischin. III 158) und der Pachtvertrag IG II 2 add. 1590 a 'Eqlll/-l. apx. 1930, 59 f. zeigt keine Abweichung'en von dem in Athen üblichen. Militärische Verwendung von eingeborenen Salaminiern begeg net · nur einmal als Notstandsmaßregel (Polyain. IV 11, 1). sala minische Truppenteile und Epheben fehlen wie oropische. § 5. Grundbesitz athenischer Bürger auf Salamis begegnet wiederholt. Von dem ljJ�qllO'l-'a um 510 (IG 1 2 1) werden wir gleich zu handeln haben, eine Ansiedelung von Lemniern, d. h. vertriebenen athenischen Kolonisten von dieser Insel, um 480 erwähnt Herod. VIII 11. Grundbesitzer auf Salamis mit Demo tika begegnen Demosth. XLIV 1. 9 f. 34, auf Salamis belegene Grundstücke von Athenern haben wir IG 1 2 325, 17 ; II 2 1579, ein Bürger erwirbt ein solches von einem VereiIi II 2 1596, 12 ff. Fin Athener mit Demotikon, der auf Salamis aufgewachsen i�t, also wohl Sohn eines Kolonisten von c. 510, wird von Pil1dar =
Sprachgebrauchs zeigen Harp. s. MOI PO KAii� ; Suid. Phot. s. MUPOKAii � : ein Y-aAa�dvlO� ist athenischer Politiker und Beamter (Demosth. XIX 293 j vgl. Aristot. n, 2). Ein LaAa�i!vlo�, der um Kimons Schwester wirbt (Plut. Kim. 4), ist sogar ein nngeseheller Bürger. - Die LaAa�tivlol Al'istoph. Lysistl'. 58 i.j J<Jkkles. 38 sind trotz der Scholien zu ersterer Stelle :Matrosen des Scll iffes .,Salamillia", wie die Parallele mit den Paraliern zeigt. 1) TG Ir � 1566, 21 W.; 1570, 42 j 1674, 4.
359 gefeiert 1 ). Auch Euripides hatte Grundbesitz auf der Insel (T€V. EUpl1t. 1). In dem zitierten Pachtvertrag übernehmen Bürger Arbeiten auf einem Gutshof auf Salamis, werden also dort ge wohnt haben 2). Bei der Regelung der Kleruchie in Lemnos werden endlich die Verhältnisse in Salamis zum Vorbild genom men : IG II 2 30 in Suppl. Ep. Graec. III 73. Das Besprochene eröffnet den Weg zur Interpretation des be kannten ältesten athenischen Dekrets auf Stein über die Rege lung der salaminischen Dinge um 510 : IG 1 2 1 = Suppl. Ep . Graec. III 1. Erhalten ist die Bestimmung, daß irgendwelche Leute T€A€IV uJld O"TPOT€U€O"Sai sollen, na,ch der Ergänzung des Corpus "mit den Athenern ", nach Luria (Suppl. a. a·. 0.), außer wenn sie &MVOTO\ sind. Zwischen diesen bei den Ergänzungen ist eine beweisbare Auswahl nicht möglich. Ganz unmöglich ist die weitere Ergänzung des Corpus, da� sie "in Salamis T€A€iv oder in Athen T€A€IV und O"TPOT€UWSaI" sollen 3). Das wäre ein Freistellen, ob die Leute sich um den athenischen Heeres dienst drücken wollen oder nicht. Die Hauptfrage ist, wer ge meint ist, die Eingeborenen oder die athenischen Kleruchen. Ein Heeresdienst zu Lande 4) ist, wie wir sahen, für erstere ausgeschlossen. Zudem ist es ausgeschlossen, daß Athen, wie eS gegen Ende der Inschrift angeordnet wird, durch den Archon den Leuten Waffen in die Hand drückt, wenn es sich um unter worfene Nichtbürger handelt, dagegen ist die Maßregel sehr vernünftig, wenn sie athenische Siedler sind, die bisher natür1) Nem. 11 1 9. 21 f. 25 mit Scholien. 2) Für das Einzäunen von Feldern, das Stützen von Reben lL ä. läßt man nicht Leute von weit her kommen, und diese sind natürlich Land wirte. 3) Rechtlich ist die Ergänzung insofern korrekt, als der eingeborenen Salaminier nicht gibt (0. S. 358).
es
ein O"TpaTEueo9al
4) Dieser heißt oTpaTEueo9al schlechthin und ist hier eindeutig gemeint, da Bestimmungen übet' die Ausrüstung mit Hoplitenwaffen folgen.
360 lich alle oder die meisten Theten waren, jetzt mit Grundbesitz und Inventar versehen mindestens unter die Zeugiten aufrücken und damit landdienstpflichtig werden. Man konnte nicht warten, bis der neu angesetzte Bauer den Kaufpreis für die BrrAa 1) bar zurückgelegt hatte, und ihn so lange von der Wehrpflicht ent binden ; der Mann hätte dann bloß sein Geld zu vertrinken brauchen, um von der Heerespflicht verschont zu bleiben : ein Preis auf schlechte Wirtschaft. Vollends entscheidend ist, daß bei athenischen Kolonien wie natürlich die Kleruchen Kriegs gerät mitbekommen 2), nicht die Eingeborenen. Die in der gan zen Partie zur Rede stehenden Leute, die TE'-€iv und (1Tpanu€0'9al sollen, sind also zweifellos die Kleruchen. Das " Wohnen lassen in Salamis" (OIK€iv �a' Ia'-aflivl) ist folglich auch eine Garantie fUr sie, keine Erlaubnis für die Eingeborenen ; die erstere war wegen des staatlichen Obereigentums am Boden (u. S. 361) un entbehrlich. Die Mitte der Inschrift handelt von einem Verbot, die zu gewiesenen Grundstücke zu verpachten bei einer Geldstrafe zu Lasten des Verpächters wie des Pächters, die in das bl'J�60'lov, die athenische Staatskasse, fließt. Damit verbunden ist sogar noch die Festlegung einer Residenzpflicht. Beides hat Sinn nur, wenn es sich um Kleruchen handelt j die Eingeborenen künst lich im Besitz ihrer Grundstücke zu erhalten, d. h. die Unter bringung athenischer Siedler zu erschweren hatte Athen gar _kein Interesse. Alle Siedlungskommissionen haben_ das getan, was Luria und de Sanctis (SuP.pl. a. a. 0.) in den Text hinein legen, nicht was das Corpus ergänzt. Eine allgemeine Erwägung fuhrt in die gleiche Richtung : die Inschrift ist, abgesehen von den Verletzungen einzelner Stellen, 1) Dreißig Drachmen nach der Urkunde, d. h. den Wert einer mittleren Schafherde (Plut. Sol. 23). 2) Demosth. VIII Hyp. 1 j vgl. IG I 9 46, 10 fr.j II � 1609, 88 j 1613. 297 fr.; 1629, 1 1 . 18. 39. 59. 71. 86 u. ö.
361 vollständig, Präambel und Schlußformel sind vorhanden. Sie re gelt aber nur den Grundbesitz und die an ihm haftenden privat und öffentlich-rechtlichen Pflichten, niemandes allgemeine Rechts steIlung. Sie betrifft also Leute, deren allgemeine rechtliche Verhältnisse bekannt sind, d. h. sicher nicht die Salarninier, die in den athenischen Verband endgültig mit niederem und neuem Recht eintreten, bei denen also viel mehr zu regeln war als ihre Beziehung zum Grund und Boden. Wenn man an sie den ken will, muß man geradezu voraussetzen, daß sie athenische Bürger wurden und das waren sie notorisch niemals. Wichtig ist aber die Frage, ob auf Salamis ein staatliches Obereigentum Athens am Boden zu spüren ist. Die Kleruchie wird vom Staat angelegt, aber es ist an sich möglich, daß er mit der Ansetzung der Bauern jedes Eigentum aufgibt. Das Verbot der Verpachtung verbunden mit der Residenzpflicht, das Recht des Staates, privatrechtliche Transaktionen mit salamini schen K�i1PO\ zu verbieten, setzt aber zweifellos ein Obereigen tum entsprechend dem in Oropos Gesehenen voraus (0. S. 350). Ein solches hat nur in aller Geschichte die Neigung, in Ver gessenheit zu geraten und so ist es in Salamis offenbar auch gegangen ; der Prozeß von Demosth. XLIV und der Pachtver trag IG II 2 add. 1590 a o. S. 358 verraten kein Bewußtsein, daß salami nische Güter anders stehen als solche auf dem Festland, die Poleten versteigern IG II 2 1579 das Grundstück eines Athe ners auf Salamis _auf Grund der Klage e�nes eingeborenen Salaminiers, also ganz gegen den Geist des ljI�qll<1�a von c. 510 j der neue Käufer ist allerdings wieder ein athenischer Bürger 1). IG II 2 1596, 12 ff. wird der Verkauf eines Gutes auf Salamis genau so staatlich registriert und besteuert wie vorher 1) Logischerweise muHten solche Grundstücke nach IG I t 1 in bürger licher Hand bleiben, man wird aber kaum erwarten dürfen, daß das Be wußtsein dafür im 4. Jhdt. noch lebendig war.
362 und nachher der von solchen im Bürgel'gebiet, freilich kann der Text jünger sein als 304, wo sich alles änderte 1). Damals wurden die Salaminier verjagt und die Insel rein athe nisch besiedelt (0. S. 355 f.) also eine aTTolKia, daher hier nicht mehr zu behandeln. Daß der eingeborene Salaminier vor athenischen Gerichten Recht nehmen kann, verriet eben IG II 2 1579. Irgendwelche Organe der Selbstverwaltung' von Salamis vor 304 sind ebenso wenig wie in Oropos oder Eleutherai zu bemerken. Seinen Namen hat Salamis im Unterschied von diesen beiden Territorien behalten ; es hätte sich freilich schwer ein neue.r finden lassen, da der des Aias durch die neunte Phyle besetzt war. Der ein� zeIne Eingeborene heißt le LaAa�'ivoc;; (IG II 2 1579), im pri vaten Sprachgebrauch begegnet auch LaAa�livlOC;; 2), was amtlich erst für die Kolonie von 304 ist 3). Das athenische Geschlecht der Salaminier, d. h. der Abkommen des Eurysakes, Sohnes des Aias, IG II 2 1232 geht uns hier nichts an.
1) Leider bleibt die Frage offen, ob das Ober eigentum ganz Salamis um faßte oder nur ein bestimmtes um 510 den Kleruchen reserviertes Gebiet. . 2) IG II � 1263; 11 I 3287 ff., wenn es sich hier nicht um Leute aus Sa lamis auf Kypern handelt wie sicher oder sehr wahrscheinlich in den Fällen IG I � 640. 753. 1050 j II 2 360. 3) IG n a 1006, 30 f. ; 1011, 16 ff. ; 1028, 24 ff. ; 1029, 14 ff. ; 1225, 22 1. ; 1226 , 7 ; 1227, 41 ; 1228, 21 u. Ö. Deswegen ist II 9 1260 sicher jünger als 304, zumal die Salaminier hier eine Anleihe aufnehmen, also notwen dig Selbstverwaltung haben. Aus anderen Gründen hat bereits Dinsmoor, Arch. of. Athens 176 die Herabsetzung der Inschrift in das 3. Jhdt. ge fordert (0. S. 3 57�), was sich also bestätigt. -
Register. Abgaben vom Bergbau 21 ff. 31. 55, vom Öl 16 f. 49. Achilleion 1. Ackergrundstücke, staatliche 49. Adoption 65. Adria (Kolonie) 2. Agone, Beteiligung von Athellern an fremden 191, von Ausländern an athenischen 320. Aigina 2. 32. 35. Alkmaionidell 97 1• 103 '. Alter bei der Dokimasie 71 m. Anm. 2. 76 ff. Amisos 2. 34. Amnestie 93 f. 104 f. 115. Amphiareion 348 m . Anm. 6. 349. 357. Amphipolis 1 f. 34. Amphitrope 25 m. Anm. 2. 28. 3 1 . Amtslokale 42 . Amtsvergehen 108. Anaphlystos 25 m. Anm. 2. 28. 31. Andros 1. Anklagbarkeit von Ostrakisierten 126, von Metoiken 299 ff., von Ausländern 315, von Sklaven 325 f� vgl. Straf mündigkeit. Antiphon, Prozeß des 120. Antissos 2 _�. 35. Apaturien 241. 243. Aphidnai 25 9• Areopag und
Gut
achten 1 02. Archon, Name des 201, Antrittsedikt 1 33, Präsidium bei dem Ostrakis mos 124. Arthmios von Zeleia 1 2 l . A syl 326.
Atelie von Leiturgien 225, der Met oiken 295 f., der Ausländer 3 13. Atimie von Bürgern : Gründe 106 ff., Erlöschen 115 f., Inhalt 116 ff., von Jugendlichen 76 \ Teilatimie 109 f. 122 f., archaische 118 ff" schließt von Ehren aus 331. Ausländer, Abgrenzung gegen lfet oiken 276_ ff. 312 f., Pflichten und Rechte 313 ff, Prozeßrecht 315 ff. 318, Ausweisung 319 f., als Staats pächter 51. 320, in Vereinen 189. Auswanderung 89 ff. 191.
ayopd im Sinn von Ekklesie 45 I. 1 16. 123 m. Anm. 2. ayopav6�10\ 44. 46. aypd<pou (avarroypd<pou) /)iK'1 2 0 f. a1'XIO'TEu� 13 m. Anm. 2. 68. 251. 2 54. /ib€\a für Bürgerrechtsverleihungen 80, für Amnestien 1 15, für €!O'<popa{ 134. ahUVaTO\ 40. 193 f. adO'ITol 336. a€l
364 dpxwv d� l:aAa�ltva 856 f. dO'TU, Straßen im 44 ff. 6,O'TUV�OI 44. 46. 6,T[J!TJTOI bhcal 169 ff. 6,IjIEubEiv lCaTcl T�V 6,yopdv 45
Chalkis 1 m. Anm. 3. 32 f. a4. a6. 38. Chersones 1 f. aa ff. Choregie, Abschaffung ·227 f. Choreuten, Fremde als 320. 1.
Bad, staatliches 49. Bambides 26. 29. Bank, staatliche 49. Beamte, Strafgewalt 162 f. 165, In itiative bei Klagen 153. 156 f., Qua lifikation zum 129. 251 f., B. und Leiturgien 222. Befestigungen 42 m. Anm. 3. Begnadigung 93. 1 15 f. Bergbau und Bergwerke, Regal 19 ff. 25 ff. 31, Staatsdomäne 23 ff'1 pri vate 21 ff., Abgaben 21 ff. 31. 55, Oberflächeneigentum 25 f. 27 ff., Verpachtung 19' f. 50 f. 52 if., an Nichtbürger 297. 320, Kündigungs fristen 57 f., angebliche Verteilung' der Erträge 192. BesatzUngsrecht bei den Perioiken aoi6 f. 352. 354. 357. Bessa 25 m. Anm. 2. 28. 31. Bestattungsverbot 102. Bettelei 109. 130. Bittbesitz in den Kolonien 3! ff. Bodeneigentum im Mutterland 5 ff. 820, in Kolonien 32 ff., bei den Peri oiken 850. 358 ff. Brea 2. 32. BürgensteIlung statt Haft 144 f. 152 ft'. Bürgerpässe 214 ff. Bürgerrecht,Vorbedingungen 11 . . 59 ff., Erwachen 71 ff., Verleihung 78 ff., Inhalt 129 ff., Verlust 86 ff. '
�aO'IAEU� und paO'iAIO'O'a 61. 275. Census für die T€ATJ 250 ff., für Leit urgien 226 m. Anm. 2, für das Bür gerrecht 64. 88.
XP EtUV 6, TrOlCOTCll 74. Deduktion der Kolonisten 32 ff. 254; 340. Delos 11. 35 m. Anm. 3. Demades 1091• Demainetos 122. Demarch von Oropos 347. Demen, schließen Laurion aus 25, Be schränkung der Selbstverwaltung städtischer Demen 44 f., ais Eigen tümer von Straßen 46 ff., Aufnahme der Bürger 71 f. 77 f., der Neu bürger 81 ff., Ausstoßung durch die Demen 86 1. 241 f., Zuweisung der Metoil�en 289 f., Demen und Ge schlechter 266, Demen und Nau krarien 246. Demotikon 84 f. 199 f" fehlt bei Frauen 274, vgl. Name. Demotioniden 284 f. 288. 241 f. Diaiteten 1a2. 270. 801. 315 1• Dichter, fremde im athen. Theater 8�0. Dienstpflicht im Frieden 76. 78 I. Diobelie 193. Dokimasie der Bürger 71 f. 77, der Neubürger 81 1., gegen dTIJ!OI 111 f. 186 9, in den Phratrien, Geschlech tern und Vereinen 237 f., der Be amten 252 m. Anm. 2. 2591• Domänen 25 ff. 33. 48 f. Dotationen 339 f. Dreißig, Abgrenzung des Bürgerrechts 63 f. 122, erteilen Bürgerrecht 80 1, Pflicht zur Teilnahme an der Ek klesie 131, Rechtspflege 164 I, 300. 319. 357, erteilen Ehren 344, ,kas sieren solche 344 t, Exil der Drei ßig 92 1• 178 3• Drymos 352.
366 b€Ol-lö<; I!ltl Kpio€OIV
149. 147. 150 ft'.,
I!lti XPTJ�la01V 147 ft'.
170 ff., gegen Frauen 273, von Metoiken 801. lnaypaqJai der Bergwerke 51 ff. lnablKaoia1 der Leiturgien 221. 222 '. blaljl�qJlol<; in den Demen 86 f. bwp€d 828 '• bwpo!:€via<; ypaq>l'! 88. b'l/.l60la1 biKa1
Eheliche Ge burt und Bürgerrecht 66 ff., und Erbrecht 68 f., u. die Phratrien 68. 241, und die Geschlechter 268. Ehren, fremde für Bürger 192, Ver leihung athenischer 327 ff" Ver kündigung 343, Kassierung 344 f., ausgeschlossen für dTl/.l0l 381, für Olt€U8UV01 330 f. 345. Ehrenschutz 158 ff. Eid des Bürgers ' 73 ff. EisangeIie gegen Nichtbürger 300, Haft bei Eisangelie 154 f. Ekklesie, Bezeichnung als dyop
Erbrecht 13 f. 68. 69 I. 271. Erbtochter 13 m. Anm. 2. 273 f. Evakuierung der Eingeborenen in Kolonien 34 ff. Eretria 1 32. 35. Eresos 2. 35. Euboia 1 . (yypaqJOl 84. (TK'TT)01�
10 m. Anm. 3. 284 f. 288. 320.
dpy€o8a1 'TWv vopi/Jwv 107. 120.
dOqJopd 134, der Metoiken 292 ff., der
Isotelen 294 f., keine der !:'I!V01 313 ;
dOqJip€1V /J€'T' 'A8l1va{wv 290'. 291 1•
292. 295 1, docpopd nach 'TlAT) 257 ff. tKa'Too'Tij 9 f.
bKAT)'To<; lt6A1<; 157. 802. 315. 316 8• 819.
tK'TTJ/JOP01 11 1• l!/Jlt0plKal MKal 316. (Vb€1!:l<; 117. 150 f. �Ttalvlo(ll 341 f.
�Ttibo01<; der Metoiken 293, von Skla-
ven 322. llt01Kia 85. �TtWVlOV 10. (pavo<;, lpaVlO'Ta{ 187 f. �pydOl�IOV, Bergwerk 52. 57. €ö€pyl'TT)C; 840 f. €08uval und Ehren 330 f. 345.
Fahnenflucht 108. Familie, im Mordprozeß 161. 5145. 263, im allgern. 260ff" Familienjustiz 269. Flotte der Frühzeit 247 f. Folter 158. 269 1, für NichtbÜrger 311, 318. 324. 326. Frau, mangelndes Bürgerrecht 71, Re'chtsansprüche 261. 271, vor Ge richt 269 f. 271 ff., als Angestellte 274 f., im Kultus 275 f., Kränze für Frauen 331. Frauenvormund 272 ff. Freiheit, Garantien der 141 ff., Frei heitsberaubung 141, Freiheitsstra fen 149.
366 Freilassung, Wirkung' 66, Fonn im 4. Jhdt. 305 ff. Geldstrafe 136. 143 ff. 173 ff. 178. Gebäude, öffentliche 42 ff. Gericht, Ausschluß ausländischer 157, vgl. {KK).l')TO� 1f6).1�. Gesandte, Nichtbürger als 283 2• 297. Geschlecht,
�
TEpapai 275. Yi1� avabaa�u�� 8. 74.
Hafenanlagen 43. Haft der zum Tode Verurteilten 1 49, s. Schuldhaft, Untersuchungshaft. Halonnesos 1. Haus, Sicherheit für das Haus 137 f., Zerstörung des H. 44 9. Heliaia bei der Bürgerrechtsverlei hung 81, kennt keine
lblal MKal 170 ff., iblal IEpWail1;al 265 ff. tEP01'tOlOi, Metoiken als 286 f.
Kannonos, 1p�
Ehrung 340.
KOUPEiov 238 ff. KUPIO� 272 ff.
Landsmannschaften 188 f. Landstraßen 47. Laurion, Rechtsstellung 25 ff. 30 3•
367 Leben, Schutz des, bei dem Bürger 160 fr, vgl. 118 fr., der Frau 271, des Metoiken 298, des Fremden 319. Lebenslängliche Ehren 324. 338. Legislative der Perioiken 347 f. 353. 358. Leichenreden. staatliche 342. Leiturgien, Pflicht 76. 220 fr., Begriff 217 fr., Ablehnung 221 fr., Befrei ung 224 f., Zeitstellullg 227 f., met oikische 226 1. 294 m. Anm. 4. Lemnos 1. 32 fr. Lesbos 2. 38. Lexiarchen 131. Al']ElapX1KÖV lpallllaTElov 71 m. Anm. 2.
Markt 44 f. 45 I. Melos 2. Metoiken kraft Ansiedelung 276 fr., 287, kraft Staatsvertrag 280 fr., kraft Proxenie 288 f., Grundbesitz von Metoiken 1 0 1. 13, Rechte und Pflichten 290 fr., Privilegien 294 fr., Klagerecht 299 fr., Verfahren gegen 310 fr., Leiturgien 226 f. 294, im Staatsdienst 286 f. 291 f. 297 1., als Staatspächter 61. 297, in Ver einen 189 m. Anm. 6, als Freilasser 308. Militärische Chargen von Nichtbürgern 291 f. Mitgift 14. Monopole fehlen 16. 49. Mord und CPUTtl 95 fr. 164, Klagerecht 161. 246. 263. 298. 304. 317 f. 326 f. Mord und Untersuchungshaft 160 f. 164. Mord von Nichtbürgern 298. 317. 326 f. Mündelgut 14. Mütterliche Abkunft 61 fr. Myrina 1 . 33. 41 '. Mysterien, Zulass ung 321. 323. Mytilene 2 In Anm. 2. 36. 38 f.
flEIOV 238 fr.
IlETO!KI0V 294 f. 1l01X0\; 158.
Name des Bürgers 84 f., bis zum 6. Jhdt. 199 fr., später 207 fr. Naukrarien 245 fr. Naxos 1. Neubürger, Dokimasie 8 1 f., Eintra gung 82 f� in den Phratrien 68. 83. 241, Ämter 66 '. N ea polis a Chers. 2. Nymphaion 2. v 6 8 0 1 60 m. Anm. 2.
V6�10l, Begi-ifr 127 f. 185, V. �'It' chbpi
126 fr. 185.
Obereigentum im Mutterland 5 fr. 18 f. 31, in Kolonien 33 fr. 39 fr., bei den Perioiken 350. 361 : Oberftächeneig entum 25 ff. 29 f. 31. Ölbäume 16 fr. Opferanteile 199. 297. Oropos 3. 346 fr. Ostrakismos 123 fr. 6b01tOlOi 47. 61l0ldAaKTE� 233 s. 61l0TdCPI0l 187. . ÖPlEWVE� 187. 232 fr. 237 1• öcpE!AoVTE\;
� bTtfllll 91 fr. 11 0
143 fr.
I.
112 if.
Panhoplie 333. Paranomieklage 109. 344 f., vor 403 : 128. Pässe 75 f. Peiraieus, Zollgrenze 4 f., Straßen 44 fr., P. Amisos 2. Peis'istratiden, s. Tyrannen. Perikles d. J., seine Legitimierung' 62 1. Perioiken 3. 346 fr. Perturbatio sanguinis 69. Pfandrecht 11 f., Pfandnahme 137 f. =
368 Pheidias' Prozeß 183. f.V
.
.•
369 Sklav�n und Staat 321 ff., im Kultus 323, vor Gericht 323 ff., Folter 140. 324, Schutz 140, Verbot der Sklaven befreiung 139. 322 f. Sklaverei, Verkauf in die 87 ff. 142. 311. 31S . Skyros 34. Sokrates' Prozeß 183 f. Soldaten, Untersuchungsht'.ft 152 f., Todesstrafe 163 f. Solidarität der Familie 1 6 1. 261 ff. Sol on, Erstreckung des Bürgerrechts 59, Begriff der Atimie 1 1 8 ff., Schuldenerlaß 133 m. Anm. 3, Phy len 236, TEAl'J 250. Speisung im Prytaneion 334 ff. Staatsangehörigkeit und Staatenlosig-keit der Metoiken 277 ff. 280 fl'. Staatsgrau 342 f. Staatsschuldner s. 6qJEiAoVTe� Tl[.! bflfll!J. Staatssklaven 323. Staatsvertrag, Metoikie kraft 281 ff. 295 f. Standrecht 163 f. Statuen 45 ". 337 f. Stelen 4 5 �. Steuerpflicht der Nichtbürger 292 ff. 317 f. Strafmaß und Strafwahl, angeblich fest 1 06 ff. 135 i'. 1 66 ff. 173 ff. 1 7 8 f., tat.sächlich frei 175 lf. Strafmündigkeit des Bürgers 76, der Frau 269, der Metoiken 299 f., des Ausländers 315. 318, des Sklaven . 325 f. Straßen und Plätze 44 ff. Sukkumbenzbußc 1 10 I. 184 m. Anlll. 1 . Sunion 25 m . Anm. 2. 28. 3 1 . 8 5. 28 5 f. 290 m. Anm. 6. 291 m. Anm. 3. ou��oAov 281 ff. 295 f. 315 tr.
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52.
K.hrsl.JL
Tempelgrundstücke und Tempelkassen 6 f. 32 f. 43 9. 1. 14 . Testament 14 f. Thasos 1 . Theater 43 9• Themistokles' Flotteng-esetz 227, seine qJurD 99. 102, sein Sohn 65 6• Theorika 196 ff. Thesmotheten 87 s. Thiasoten 188. 234 m. Anm. 1. Thorikos 25 m. A nm. 2. 28. ::I l . Thrakien 1 f . Thukydides' qJuYTI 99. Timokrates' Gesetzesantrag 146 f. Todesstrafe 162 ff. 166 ff. �77. 181 f. Torone 2. 70 �. 78 6• 'rötung, erlaubte 1 61 f. Trierarchen, Metoiken als 292. Trierarchie, Entstehung und Abschaffung 227. Trittyen 230. Tyrannen, Kolonien der 1 m. Anm. 2, A bgaben unter den Tyrannen 1 7 f. 60 I. 255, Bergbau der Tyrannen 26. 29. 31, vergeben Bürgerrecht 78, To desurteile der Tyrannen 163 9, Exil der Tyrannen 97 1, 103 4, Strafbar keit der Tyrannis 98. 10 3. 107. 1 1 9. 121. rfyrodiza 2. und nuv IiAAwv 9€wv 7 m. Anm. 4. T€A1l TEAElv 252 �. 259 1. T€Ao� (Censusklasse), im allgemeinen 249 ff., naturalwirtschaftlicher Auf bau 255 lf., Verwendung für den Staat 251 ff., T€Ao� und Wehrpllicht 252 f., T€AO� und BürgensteIlung 154, TÜO� und Erbtochter 1 85. Ti�J'] �la und T€Ao� 257 f. Ta�ial T ii � g e o i)
Tl�llTai hiKal 169 ff. TparreZ:oqJ opol 275. errt 0paouW!J
26. 28 m. Anlll. 8. 29.
370 Umsatzsteuer 9 f. Untersuchungshaft der Bürger 143. 147. 150 ft'., der Nichtbürger 310 f. 317. Unverletzlichkeit der Bürger 157 f., der Frau 271, der Metoiken 298, der Sklaven 140.
Zeugnisablage der Bürger 130, der äTI/-I01 1 17 m . Anm. 1, der Frauen 270, der Sklaven 324. Zollgrenze 4 f. 48. Zollpächter 143. 146 .f. 152, Metoikell als 297.
Väterliche Gewalt 261 . 269. Vereine, Recht zur Bildlmg 186 f., Zwecke 187 ff., Organisation 190 f., als juristische Person 189. 306. 308: in den Phratrien 232 f.. Metoiken in Vereinen 287. Verkündigung von Ehren 343. Verpachtung staatlichen Besit?es 20 f. 34 ft'. 50 f. 52 ff. Verstoßung des Sohnes 14 1• 68. 242 1• Vogelfreierklänmg' 118 ff. 133. 160 f. 162 6• 262. Vormund, Pflichten 13 "f.
I nschriften
Wehrpflicht der Bürger 76, der Met oiken 277. 285. 290 ff., der Aus länder 314, der Perioiken 349 f. 352. 353. 358: Wehrpflicht llnrl TE Ao� 252 f. Weihung' von Ehrenkränzen 329. Wiederaufna.hmeverfahren 109. 168 f. 305 f. Witwengnt 14. Wohnsit? der Met()il{en 276 f. 284 f. Xenophon� CPUTf) 99 f. Eevia� "rp.ßcpf) 87 f. uTTo�oAi1� Tpacpf) 88. 1'ITT€ueuvo� 74. 330 f. 34.5.
deren Lesung, D atierung und D eutung im Text behandelt werden . JG J 2 1 : 40. 359 Ir.
16 : 77 : IP 10 : 111 : 141 : 222 : 237 : 287 : 336 : 360 : 373 : 374 : 392 ff.: 545 : 660 : 677 : 1237 : 1260 : 1479 : 1 553 ft'.: 1582 : 1582 ff.: 1631 :
281. 335 9• 10 2• 84. 298. 280 f. 83 9• 291 3• 288 G• 81 1• 28R U•
5. 8} 1. 81 '. 287 ". 286. 332 5• 234 1• 3579• 362 �. 214 1• 305 ft'. 57 f. 51 ri'. 286 � . :!496 : 1 89 (;.