Heike Owusu
Symbole Ägyptens
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Über das Buch Über 300 Symbole aus den verschiedensten Bereichen der ägyptischen Ho...
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Heike Owusu
Symbole Ägyptens
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Über das Buch Über 300 Symbole aus den verschiedensten Bereichen der ägyptischen Hochkultur finden sich in diesem Nachschlagewerk versammelt. Rituelle Handlungen, Astrologie und vielschichtige Weisheitslehren gehörten einst zum Weltbild des alten Ägypten und beeinflußten den Alltag der Bevölkerung stark. Der ausgeprägte Totenkult des Pharaonenreiches wird dabei ebenso beleuchtet wie die Zuordnung der Pflanzen und Tiere in Ober- und Unterägypten. Die Bedeutungen der Hieroglyphen, Gottheiten, Kunstgegenstände und Fresken, von der frühen Zeit bis zum neuen Reich, werden in der für die Reihe bekannt leicht verständlichen Weise beschrieben.
Über die Autorin & Illustratorin Heike Owusu gewann schon früh eine spirituelle Weltsicht, was Unverständnis in ihrer familiären und sozialen Umgebung auslöste. Als eine schwere Erkrankung ihr Leben bedrohte, besiegte sie diese mit Hilfe von autogenem Training und einer von ihr selbst entwickelten Selbstheilungsmethode. Durch die Ehe mit ihrem ghanaischen Mann wurde ihr schon zuvor großes Interesse am Wissen der Naturvölker und deren Mythologie noch verstärkt. Dies alles setzte ihr künstlerisches Potential frei und so vermittelt sie heute ihre Erkenntnisse auf unterschiedliche Art und Weise weiter: in Form von kosmischen Bildern, Illustrationen und schriftstellerischer Arbeit.
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ISBN 3-930944-51-0
Copyright © Schirner Verlag, Darmstadt Erste Auflage 1998
Alle Rechte der Verbreitung im deutschen Sprachraum, auch durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, CD-ROM, Internet und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.
Umschlaggestaltung: Klaus Holitzka Herstellung: Druck & Verlag Reyhani, Darmstadt
Printed in Germany
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Inhaltsverzeichnis Vorwort.................................................................................. 7 Zeittafel................................................................................ 11
Symbole............................................................................. 12 Die Erde als Scheibe 13 • Embleme der Götter 16 • Mumie 17 • Pyramiden 19 • Greif 24 • Uschebti 26 • Mann, Frau und Kind 28 • Haartrachten 30 • Schminkpalette 32 • Die Hieroglyphen 33 • Gauzeichen 41 • Zeichen: Spirale, Strick & Cheker 47 • Die Bedeutung der Farben 48 •
Gottheiten.......................................................................... 50 Urgottheiten: Amun & Aker 52 • Totengott und Wächter der Mumien: Anubis 54 • Die Mächte des Lichts und der Finsternis: Aton & Apophis 57 • Der Urschöpfer: Atum 59 • Symbol der Seelenkräfte: Ba 6l • Göttin in Katzengestalt: Bastet 63 • Zwergengestaltiger Schutzgeist: Bes 65 • Fruchtbarkeits- und Schöpfergott: Chnum 67 • Das Mondkind: Chons 69 • Gefäße zur Aufbewahrung der Eingeweide: Duatmufed, Kebehsemuf, Amset & Hapi 71• Gott der Unendlichkeit: Hah 73 • Göttin der himmlischen Tiefen: Hathor 75 • Himmelsgott: Horus 78 • Die Schwestern des Osiris: Isis & Nephthys 80 • Der Mond: Joh 83 • Die Hüterin der kosmischen Ordnung: Maat 85 • Götter der Gerechtigkeit und der Schöpfungskraft: Mafdet und Ptah 87 • Gott der Fruchtbarkeit: Min 89 • Gott des Krieges: Month 91 • Die Urmutter: Mut 93 • Landesgöttin Oberägyptens: Nechbet 94 • Das Sonnenkind: Nefertem 97 • Göttin des Krieges: Neith 99 • Die Götter der Luft und des Himmels: Nut, Schu & Geb 102 • Gott der Unterwelt: Osiris 105 • Der Sonnengott: Re 108 • Göttin des Krieges und der Zerstörung: Sachmet 110 • Schutzgöttin des Lebens: Selket 112 • Göttin der Schreibkunst und des Schicksals: Seschat 114 • -4-
Gott des Chaos und der Zerstörung: Seth 115 • Schutzgott der Nekropole von Memphis: Sokar 118 • Die Göttin des lebensspendenden Taus: Tefnut 120 • Der Herr des Mondes: Thot 122 • Schutzdämon der schwangeren Frauen: Toeris 125 • Kriegs-und Totengottheit: Upuaut 127 • Wesen der Dunkelheit: Dämonen 129 • Erkennungszeichen der Götter 131 • Kopfbedeckungen der Götter 137
Heilige Zeichen.............................................................. 141 Der Gottesbegriff allgemein 143 • Das Horusauge 145 • Die Sonne 147 • Schreine 152 • Magische Belebung: Das Ritual der Mundöffnung 156• Metall der Götter: Gold 157 • Zeichen des Königs 159 • Vereinigung Ober- und Unterägyptens 170 • Zeichen des Lebens 172 • Leben nach dem Tod 176 • Zauberkräftige Gegenstände :Menit-Kette, Sistrum & Bat 188 • Fetische 190 • Feder und Fächer 194
Gesten und Gebärden................................................... 196 Anbetung 198 • Bittender 200 • Königliche Demut 202 • Gefangener 204 • Jubel 206 • Die Handlung des Räucherns 208 • Reinheit 210 • Die Haltung des Sterbenden 212 • Triumph 214 • Unterwerfung 216 • Zielstrebigkeit 218 Historische Persönlichkeiten..................................... 219 Echnaton 220 • Hatschepsut 223 • Kleopatra 225 • Nofretete 227 • Tut’enchamun 229
Pflanzen.......................................................................... 230 Baum 232 • Binse, Sut-Pflanze 234 • Blumen 235 • Getreide 238 • Lotos 240 • Palmen und Zweige 242 • Papyrus 244 • Schilf 247 • Wein 249 • Wappenpflanzen 251
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Tiere.................................................................................. 252 Antilope 253 • Biene 256 • Esel 258 • Eule 260 • Fisch 262 • Fischreiher 264 • Frosch 265 • Gans 267 • Gazelle 269 • Hase 270 • Ichneumon 271 • Kiebitz 272 • Krokodil 274 • Kuh 276 • Leopard 277 • Löwe 278 • Maus 281 • Nilhecht 282 • Nilpferd 283 • Pavian 284 • Pferd 286 • Schlange 289 • Schwein 290 • Stier 292 • Tausendfüßler 293 • Widder 294 • Wiedehopf 295 • Ziege 296 Literaturverzeichnis............................................................ 297
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Vorwort Das Alte Ägypten verdankte seine Hochkultur dem Nil. Durch die zyklischen Überschwemmungen des Landes bildete sich ein ausgeprägter Jenseitsglaube aus, der sich die natürlichen Kreisläufe von Werden, Vergehen und Wiedergeburt zum Vorbild nahm. Obwohl wir heute die meisten Informationen über diese Kultur aus ihren Gräbern erhalten, handelte es sich bei den alten Ägyptern um ein äußerst lebensorientiertes Volk, das den Gedanken an Alter und Tod weitgehend zu verdrängen suchte. Stattdessen wurde die Vorstellung eines Lebens im Jenseits und von Wiedergeburt in den Vordergrund gestellt. Um das Weltbild, das die Ägypter hatten, verstehen zu können, muß man es unter einem magisch-spirituellen Blickwinkel betrachten. Das Denken dieses Volkes war nicht logisch-rational, sondern bildhaftsymbolisch. Es galt der magische Grundsatz, daß alle erhabenen, großen Dinge ihr Abbild im Kleinen, scheinbar Unscheinbaren haben - wie oben so unten, Makrokosmos gleich Mikrokosmos. Auf dieser Basis wurde beispielsweise der Skarabäus zu einem Sinnbild der aufgehenden Sonne, und der Himmel konnte als Kuh dargestellt werden. So, wie die Dinge ihr Abbild im Kleinen hatten, konnte man über symbolische Handlungen und Abbildungen wiederum die wichtigen Vorgänge in der Welt der Götter und im Jenseits beeinflussen. Den Symbolen selbst wurde eine eigene ihnen innewohnende Kraft zugeschrieben, eine Art Wesen oder Seele.
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Die altägyptische Religion beheimatete eine unüberschaubare Vielzahl von Gottheiten und ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen. Göttern - wie übrigens auch Menschen - wurde eine vielgestaltige Anzahl von Persönlichkeitsanteilen zugestanden, so daß ein und dieselbe Gottheit in unterschiedlichsten Verkörperungen, sozusagen als Spaltpersönlichkeit, dargestellt werden konnte. Mit diesem Wissen wird das Verständnis des sehr belebten altägyptischen Götterhimmels leichter. In der Mythologie wurde das irdische Leben strikt vom Lebensbereich der Gottheiten getrennt. Das einzige Verbindungsglied zwischen den beiden Welten gewann Gestalt im Pharao. Er wurde in diesem Sinne nicht selbst als Gott verehrt, sondern er hatte dafür Sorge zu tragen, daß die Harmonie zwischen göttlicher und menschlicher Welt aufrechterhalten wurde. Deshalb gehörte es zu seinem Zuständigkeitsbereich, die Einhaltung der religiösen Riten zu überwachen oder auch selbst auszuführen. In diesem Buch wird nun der Versuch unternommen, das Selbstverständnis des alten Ägypten dem heutigen Menschen nahezubringen und die symbolischen Zusammenhänge seines Weltbildes so zu erläutern, daß eine Übertragung in die Gegenwart möglich wird.
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Zeittafel Die hier aufgeführte Aufteilung der Landesgeschichte in drei Reiche und dreißig Dynastien geht auf eine im dritten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung durch Manetho, einem ägyptischen Priester, vorgenommene Listung zurück. So wird denn auch eine Fehlerspanne von +/-150 Jahren, besonders bei den frühen Dynastien, angenommen. Fallen in der Tabelle zwei oder mehr Dynastien in die gleiche Zeit, so bedeutet dies, daß sie in verschiedenen Teilen Ägyptens gleichzeitig anerkannt waren.
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Symbole
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Das Weltbild der alten Ägypter
Die Erde als Scheibe Wie viele Völker dieser Welt betrachteten auch die alten Ägypter ihr Land als den Nabel der Welt. Mehrere politisch einflußreiche Städte wie Theben und Memphis erhoben den Anspruch auf dem Urhügel erbaut worden zu sein, der sich einst, am Anfang der Zeit, aus den Urgewässern erhob. An diesem Ort lag die Wiege der Menschheit, er war damit der Ausgangspunkt aller Zivilisation. -13-
Aus dieser Vorstellung heraus nahmen die alten Ägypter sich das Recht, alle anderen Völker als unzivilisierte Barbaren einzustufen und das Nilland als eine von den Göttern begünstigte Region zu begreifen. Das obenstehend gezeigte Bild der Erde stammt aus dem 4. Jahrtausend v.u.Z. Darauf schwimmt die Erde im Urozean, dargestellt durch den äußeren Ring. Die Erdscheibe wird vom Ka-Zeichen in der unteren Mitte getragen. Im nächsten großen Ring sind die Fremdvölker zu sehen, die rechts und links von der Göttin des Ostens und des Westens eingerahmt werden. Über dem gesamten Motiv erhebt sich die geflügelte Sonne. Der nächste Ring enthält die Symbole der 41 Gaustandarten. Im Mittelpunkt befindet sich ein stilisiertes Abbild des Nillandes mit seinen Göttern, Würdenträgern und der arbeitenden Bevölkerung.
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Zepter und Standarten
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Embleme der Götter Die Zepter stellen eine Art Fetisch dar, an die ein fuchsoder hundeähnlicher Schutzgeist gebunden ist. Sind sie Göttern in die Hände gelegt, so symbolisieren sie Heil und Glück. Das Uaszepter in Bild 1 besteht aus einem gegabelten Stab mit einem Hundekopf am oberen Ende. Es wurde den Toten mit ins Grab gegeben, um ihnen das Wohlwollen der Götter und ein angenehmes, jenseitiges Leben zu sichern. In vielen Darstellungen tragen zwei Uaszepter das Motiv für Himmel und rahmen auf diese Weise Inschriften ein. Wurde das Zepter mit Band und Feder geschmückt, so war es das Zeichen des Gaues von Theben und wurde Uaset genannt. Der Stabfetisch Uch, gezeigt in Bild 2, spielte im Kult der Hathor eine Rolle und stellt einen Himmelspfeiler dar. In Kusae wurde dieses Zepter verehrt, das aus einem Papyrusstengel und zwei Federn bestand. Embleme, die an langen Stangen befestigt wurden, waren schon in prähistorischer Zeit in Gebrauch. Ihnen kam bei Prozessionen und der Königsverehrung große Bedeutung zu. Wenn ein König starb, so wurde er mit Götterstandarten zu seinem Grab geleitet. Allen voran die Standarte des Upuaut, dargestellt in Abbildung 3, die einen Hund darstellt, den göttlichen Wegöffner. Ihr folgte ein sitzender Falke, ein stehender Ibis, das Seth-Tier und das Min-Zeichen, das aus einer Harpune mit zwei Spitzen besteht. Den Abschluß bildete ein Priester, der das Chons-Zeichen, Abbildung 4, trug. Die Bedeutung dieses Zeichens ist nicht vollständig geklärt. Es zeigt entweder die Plazenta des Königs, die als sein Zwilling angesehen und in einem Behälter aufbewahrt wurde, oder das Sitzkissen des Thrones. Außer den Standarten des Königskultes gab es noch Gauzeichen und Heeresstandarten. -16-
Mumie Da die Ägypter davon überzeugt waren, daß Körper, Geist und Seele eine untrennbare Einheit bilden, schenkten sie der Erhaltung des physischen Leibes größte Aufmerksamkeit. Ihrem Glauben nach konnte der Tote anfänglich nur in seiner leiblichen Gestalt weiterleben, daher wurde die Präparierung des Leichnams äußerst sorgfältig vorgenommen. Trotz des betriebenen Aufwandes kennzeichnet die Mumie lediglich den Zustand einer Metamorphose, die Verwandlung eines Lebewesens in eine andere Daseinsform innerhalb der sich ewig weiterentwickelnden kosmischen Spirale. Um diesen wichtigen Schritt dem Verstorbenen zu erleichtern, wurde sein Körper so gut wie möglich erhalten und verschiedenen magischen Ritualen unterzogen, die das Weiterleben nach dem Tode garantieren sollten. Nachdem der Leiche die inneren Organe und das Gehirn entnommen worden waren, mußte der Körper 70 Tage lang trocknen. Ein Vorgang, der durch das heiße Klima und den Salzgehalt der Wüstenwinde unterstützt wurde.
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Die Eingeweide wurden in den Kanopenkrügen aufbewahrt, während einzig das Herz im Körper belassen wurde, da es bei der Wägung des Herzens vor dem Jenseitsgericht eine entscheidende Rolle spielte. Nach der Trocknung wurde die sterbliche Hülle mit zerstoßener Myrrhe, Kasein und wohlriechenden Kräutern gefüllt, zugenäht und erneut für 70 Tage verborgen aufbewahrt. Anschließend wurde der Leichnam in Leinenbinden gewickelt und mit Gummi bestrichen, nachdem man ihn nochmals gereinigt hatte. Die Tempelbeamten, die die Einbalsamierung vorgenommen hatten, übergaben den Verstorbenen dann seinen Angehörigen, die den Körper nun mit seinem Abbild bedeckten. Den materiellen Möglichkeiten entsprechend konnte der Sarg eine naturgetreue, dreidimensionale Nachbildung des Verstorbenen sein, der die Mumie aufnahm, oder ein gemaltes Portrait auf einem Brett oder einem Laken. Bevor man nun den Toten dem „Haus der Ewigkeit" übergab, wurde das Ritual der Mundöffnung (vgl. S. 156) vollzogen, das ihm die Lebenskräfte wieder zugänglich machen sollte. Nach mehreren Opferhandlungen, die den Verstorbenen im Jenseits beschützen sollten, wurde der Sarg im Grab beigesetzt. An den großen Festtagen brachten die Angehörigen auch viele Jahre nach der Beisetzung noch vor den Gräbern Opfer dar. Verstorbene der wohlhabenden Schicht sicherten sich schon zu Lebzeiten einen Totenpriester, der vor ihrem Grab eine tägliche Zeremonie abhalten sollte. Nebenstehende Glyphe in Gestalt einer Mumie steht sowohl für das Wort selbst, als auch für Begriffe, die mit einer Umwandlung zusammenhängen.
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Pyramiden - Grabhügel und Energiestationen
Pyramide Die Pyramiden sind mit Sicherheit die auffälligsten Monumente der altägyptischen Kultur und geben nach wie vor viele Rätsel auf. Ursprünglich sollten sie das Grab, das sich in einem Raum unter dem Bauwerk befand, vor Grabräubern schützen. Vielfach wird ihre Formgebung auf die älteren Mastabas (vgl. folgende Seite) zurückgeführt, die ebenfalls ein Sinnbild des aus den Urwassern aufsteigenden Urhügels waren. In alter Zeit waren die Spitzen der Pyramiden vergoldet, um sie als Sitz des Sonnengottes zu kennzeichnen. Typisch ist außerdem die genaue Ausrichtung der Bauwerke nach Norden, auf die Zirkumpolarsterne.
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Da die Verstorbenen wünschten, sich unter ihnen aufzuhalten, führte ein Gang in diese Richtung. Die Grabkammer befand sich dagegen im Westen, der Himmelsrichtung des Totenreiches. Das größte dieser Bauwerke, die Cheopspyramide, gibt auch die größten Rätsel auf. Oft als steingewordenes Buch bezeichnet, wurde sie augenscheinlich niemals als Grabmal angelegt. Nachweislich setzt ihre Form und Ausrichtung nach Norden eine Art von Energie frei, die der Erhaltung der Lebenskraft und der Konservierung dient. Es wird vermutet, daß es sich bei der großen Pyramide von Gizeh um eine Art Einweihungszentrum handelt, in der die Initianden durch verschiedene Stadien zur Erleuchtung geführt wurden. Auf diesem Pfad hatte der Adept symbolisch den Vorgang des Todes und das Jenseits zu durchlaufen, um als Transformierter wieder in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Mit ziemlicher Sicherheit wurde die Cheopspyramide nicht von dem gleichnamigen Pharao erbaut, der wohl, einer alten Tradition folgend, lediglich seinen Namen in das Bauwerk einsetzte. Muschelkalkablagerungen im Inneren zeigen, daß die Pyramide unter Wasser gestanden haben muß, und verweisen damit auf ein weit früheres Baudatum, nämlich um 10.000 v.u.Z. Viele der Entdeckungen, die darin gemacht wurden, erweckten so großes Interesse, daß sich heute eine ganze Fakultät an der Universität zu Kairo ausschließlich mit ihr befaßt. Als Amulett getragen, dient die Pyramidenkraft der geistigen Vollendung und der Vitalisierung.
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Vorformen der Pyramiden
Mastaba (1) Bei den Mastabas handelt es sich um eine Vorform der später gebräuchlichen Pyramidenkonstruktionen. Die Bedeutung des Wortes geht auf das arabische Wort für „Bank“ zurück und bezieht sich auf die rechteckige Form der Bauwerke. Ursprünglich wurden die Mastabas aus Lehmziegeln und Holzelementen erbaut. Ihre Form, die ein abgeflachtes Rechteck bildete, symbolisierte den Urhügel, der aus den Urwassern auftauchte und das Leben auf der Erde ermöglichte. In diesen monumentalen Grabmalen lag der Verstorbene in einer rechteckigen Grabkammer in der Mitte der Konstruktion. -21-
Die symmetrisch angeordneten Vorratskammern, die das unterirdisch angelegte Grab umgaben, enthielten Nahrungsmittel, Weinkrüge und Gegenstände des täglichen Lebens als Beigaben. Diese sogenannten „Häuser der Ewigkeit“ enthielten außerdem leere Räume als Aufenthaltsorte für den Verstorbenen sowie Badewannen und Toiletten. Da der neue Ätherleib des Toten keine Türen benötigte, wurden in einer solchen Anlage auch keinerlei Durchgänge angelegt. An der Ostseite der Mastaba wurde eine Scheintür eingearbeitet, durch die der Verstorbene heraustreten konnte, um Opfer entgegenzunehmen, die ihm an seiner Opferstätte dargebracht wurden. Dieser Opferhof befand sich zwischen der Umfassungsmauer und dem Hauptgebäude. Bauwerke dieser Art wurden bereits in der 1. Dynastie geschaffen.
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Stufenpyramide in Saqqara (2) Oft werden diese Stufenpyramiden selbst als Mastabas bezeichnet. Ihre Form stellt ebenfalls ein Sinnbild des Urhügels dar. Die Pyramide von Saqqara wird von sechs aufeinandergesetzten Mastabas gebildet, die sich nach oben hin verjüngen. Mit diesem Monument begann im Alten Reich die Steinarchitektur Ägyptens. Die riesige Grabanlage des Königs Djoser breitete sich unterirdisch aus und beinhaltete eine große Anzahl an Totenkammern.
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Schmuckstück mit Greif
Greif Die Zeichnung zeigt den Ausschnitt eines Schmuckstückes, auf dem der Pharao in Gestalt des Greifes die Feinde Ägyptens zertrampelt. In alter Zeit wurde der König oft als Löwe mit Falkenkopf dargestellt. Wie der Falke war auch der Löwe ein solares Symbol. Der Greif war demnach eine Verschmelzung beider feuriger Wesenheiten zu einem unbesiegbaren Fabeltier. So ließen sich die Herrscher gerne als Greif in der Pose des Siegers darstellen. Im Mittleren Reich wandelte sich die Bedeutung des Symboltieres zum Schutzdämon, der den Wagen des Jägers zog, im Kampf gegen die Wesen der Finsternis. Später, in der römischen Zeit, übernahmen die Gottheiten Horus und Re die äußere Gestalt des Greif. -24-
Diener im Jenseits
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Uschebti Die mumiengestaltigen Figuren wurden seit dem Mittleren Reich den Verstorbenen mitgegeben. Als magisch belebte Diener sollten sie dem Toten die im Jenseits auferlegten Sühnearbeiten abnehmen. Den Namen Uschebti deuten die Ägypter selbst als „Antworter“, denn wann immer der Verstorbene zur Arbeit aufgerufen würde, sollten die Uschebti rufen „Hier bin ich“. In manchen Gräbern wurden bis zu 365 solcher Figuren gefunden, für jeden Tag des Jahres eine. Damit diese Abbilder des Toten ihre Arbeiten besser verrichten konnten, hielten sie oft Arbeitsgeräte in den Händen oder wurden in späterer Zeit mit aufgemalten Werkzeugen versehen. Zusätzlich trugen einige ein Säckchen mit Saatgetreide auf dem Rücken.
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Schriftbilder für Mann, Frau, Kind -27-
Mann, Frau und Kind 1. Um das Wesen eines Menschen umfassend auszudrücken, wurde er in dieser Ruhepose dargestellt. Die Glyphe schreibt hier das Wort „Mann“. Traditionell wird der Mann auf einem flachen Fuß sitzend gezeigt, mit einem angewinkelten Bein. Die Arme befinden sich ebenfalls in lockerer Haltung. Um der Männlichkeit Ausdruck zu verleihen, sind die Hände in der Geste des Ergreifens zu Fäusten geballt. 2. Die Glyphe der „Frau“, die die Person selbst, aber auch das weibliche Umfeld beschreibt, zeigt eine komplette, seitliche Darstellung. Typisch sind hier die Perücke und das Gewand, das den gesamten Körper verhüllt, und dem Zeichen die Form der Gottesglyphe verleiht. Das Zeichen verkörpert das Idealbild der ägyptischen Frau, die schlanke Gestalt und tugendhaftes, zurückhaltendes Verhalten. Wurden Frauen im volkstümlichen Bereich gezeigt, so bezogen sich ihre Tätigkeiten in erster Linie auf den häuslichen Bereich und auf die Mutterschaft. 3. Dieses Schriftbild zeigt ein kleines Kind, das seinen Daumen zum Mund führt. Es steht für das Wort „Kind“. Die Haltung verrät, daß das Kleine gerade auf dem Schoß seiner Mutter sitzt. Zu Kleinkindern unterhielten die ägyptischen Frauen eine besonders enge Beziehung, indem sie sie bis zum dritten Lebensjahr stillten. Da die Milch als wichtigstes Vorbeugungsmittel gegen Krankheiten galt, wurden die Kinder, deren Mütter nicht über ausreichend Muttermilch verfügten, einer Amme übergeben.
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Frisuren mit verschiedener Bedeutung
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Haartrachten Frisuren dienten im alten Ägypten dazu, der Persönlichkeit, dem Rang oder auch bestimmten emotionalen Bewußtseinszuständen Ausdruck zu verleihen. So rasierten sich beispielsweise die Angehörigen der Priesterschaft Kopf und Körper kahl, um ihre Unterwerfung unter die Macht der Götter zu demonstrieren. Gebärende Frauen banden zur Bündelung ihrer magischen Kräfte das Haar in zwei festen Büscheln oben auf dem Kopf zusammen. 1. Offenes Haar galt allgemein als unschicklich und wurde in der Öffentlichkeit nur als Zeichen der Trauer toleriert, wie die nebenstehende Zeichnung zeigt. Bei Musikerinnen und Tänzerinnen jedoch wurde langes, offenes Haar als erotisches Ausdrucksmittel gerne gesehen. 2. Das Zeichen der Kindheit war die Seitenlocke am fast kahl rasierten Kopf der heranwachsenden Knaben aus den gehobeneren Gesellschaftsschichten. Sie ist auch ein Symbol der ewigen Jugend (vgl. S. 69). 3. Höhere Beamte und Mitglieder des Hofstaates konnte man an der Verwendung von Perücken erkennen. Darüber hinaus verbanden die Ägypter mit diesem Accessoire eine Art erotischer Leidenschaft. Frauen benutzten die künstliche Haartracht, um ihre Anziehungskraft auf Männer zu verstärken. Zu bestimmten gesellschaftlichen Anlässen trugen sie duftende Salbenkegel auf dem Haupt, die in der Wärme schmolzen und das Parfumöl über die Schultern laufen ließen. Die Zeichnung zeigt einen geschnitzten Frauenkopf mit abnehmbarer Perücke, die mit Goldperlen geschmückt wurde.
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4. Die Hieroglyphe für „Haar“ setzt sich aus drei Locken zusammen. Sie wird auch als Bestandteil in komplexere Wörter eingefügt, die mit der Trauer oder dem Charakter einer Person in Verbindung stehen.
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Kosmetikutensil für die Götter
Schminkpalette Die obenstehende Palette (innen und außen) aus der vordynastischen Zeit zeigt eine Art Vorform der Hieroglyphenschrift. Wahrscheinlich diente die Schieferplatte dem Anreiben der Augenschminke für die Götterbildnisse. Die vier springenden Hunde auf Innen- und Außenseite verkörpern die vier Himmelsrichtungen. Als Verkündung lieblicher Friedenszeiten wird die Palme gedeutet, die von zwei Giraffen eingerahmt wird (1), wobei die Giraffe immer als Sinnbild der Weitsicht und der Vorausschau gesehen wurde.
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Die Innenseite des Objekts (2) zeigt eine Vertiefung für die Farbe, beschützt vom machtvollen königlichen Löwen, von einem Fabeltier und dem heiligen Ibis.
Die Hieroglyphen Die altägyptische Bilderschrift stellt eine Mischung dar aus bildhaften Zeichen und geschriebenen Symbolen, die einen Lautwert beschreiben. Diese Kombination machte es besonders schwierig, die Hieroglyphen zu entschlüsseln. Ein weiteres Hindernis stellte die Vieldeutigkeit einiger Zeichen dar und die oft ungewohnten Assoziationen, die mit einigen Figuren verbunden wurden. Erst ein tieferes Verständnis der ägyptischen Mythologie und des vorherrschenden Weltbildes ermöglichte schließlich eine Entzifferung. Die Leserichtung der Glyphenschrift ging im allgemeinen von rechts nach links. Da die Zeichen immer nur den Lautwert der Konsonanten angeben und niemals ein Vokal verzeichnet wurde, kann die Aussprache der altägyptischen Wörter nur vermutet werden. Insgesamt lassen sich die Schriftsymbole in drei Kategorien unterteilen: 1. Sogenannte Ideogramme oder Wortzeichen bestehen aus der stilisierten Darstellung eines Gegenstandes und enthalten keinen anderen Lautwert. Solche Bilder können als Einzelzeichen stehen oder sich aus zwei verschiedenen zusammensetzen.
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2. Lautzeichen beziehen sich auf den gesprochenen Lautwert eines Wortes. So können einige bildhafte Darstellungen noch zum Schreiben anderer Wörter verwendet werden, die in einem übergeordneten Zusammenhang mit ihnen stehen. 3. Die Deutzeichen wurden oft den Bildwörtern hinzugefügt, um ihren Bezug klar herauszustellen. So wurde beispielsweise den Städtenamen das Zeichen für Stadt hinzugefügt. Nur die Zeichen, die eine Gottheit repräsentieren, stellen in der Hieroglyphenschrift echte Symbole dar.
Hieroglyphen 1. Das Bild des Salbentopfes steht für „Fett“, „Öl“ und „Salbe“. Solche Gefäße enthielten traditionell die sieben heiligen Öle, die im Götter- und Bestattungskult Verwendung fanden. Außerdem benutzten die Ägypter gerne Salben, um ihre Haut in dem trockenen Wüstenklima geschmeidig zu halten. 2. Hier ist das Zeichen des rituellen Wassergefäßes zu sehen. Es erscheint in Verbindung mit dem Trankopfer und religiösen Reinigungszeremonien.
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3. Dies ist eine der ältesten Glyphen. Sie beschreibt das Wort „Stadt“, indem sie ein Wegkreuz inmitten einer befestigten Stadtmauer zeigt. 4. Die Hieroglyphe des Spitzbrotes steht auch für das Verb „geben“, da das Brot bei Opferhandlungen eine große Rolle spielte.
5. Das Ideogramm für „Erde“ bezieht sich auf das fruchtbare Schwemmland entlang des Nils, zusammengesetzt aus dem Zeichen für Insel und drei Sandkörnern. 6. Der Mond wird entweder als Sichel dargestellt, oder als Kombination aus Mondsichel (stets Vollmondscheibe.
liegend)
und
7. Drei stilisierte Berge stehen für das Hügelland und die Wüste und bezeichnen gleichzeitig das Ausland, da alle Gebiete außerhalb des Niltals als fremdartig und feindlich eingestuft wurden.
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8. Die Glyphe des Wortes „Himmel" ist eine stilisierte Darstellung der Himmelsgöttin Nut. 9. Nach rechts laufende Beine beschreiben das Wort „kommen“.
10. In der Ausrichtung nach links geben die gehenden Beine das „Zurückkehren“ oder auch den „Rückzug“ wieder.
Hieroglyphen
1. Das Schreibgerät steht für den „Schreiber“ oder den Vorgang des „Schreibens“.
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2. Die Glyphe für „Fischer“ setzt sich aus einem stilisierten Fischerboot nebst Fischernetz zusammen. 3. Das Bild der Nase verkörpert alles, was mit Nase, Geruchssinn und Freude zu tun hat. Da durch sie der Lebenshauch eindringt, wurde ihr besondere Bedeutung zugemessen. Indem man Statuen die Nasen abschlug und die Namen aus ihnen herausmeißelte, versuchte man unliebsame Zeitgenossen am Weiterleben nach dem Tode zu hindern. 4. Die Harfe war das beliebteste Musikinstrument im alten Ägypten. Ihre Spieler bildeten regelrechte Dynastien, in denen die Fähigkeit des Musizierens von den Eltern auf die Kinder übertragen wurde.
5. Das Symbol für „Osten“
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6. Die Glyphe für „Westen“ bezeichnet auch die Völker des Westens.
7. Hier ist das Schriftzeichen für „Wind“ zu sehen.
8. Das „Wasser“
Ideogramm
für
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Amun und Anubis in Bild- und Lautschrift -39-
Unterschiedliche Schreibweisen der Götternamen 1. Zeichen des Gottes Amun 1.a Wurde Amun als Himmelskörper dargestellt, so genügte das Bild der Sonnenscheibe, um seinen Namen zu schreiben. l.b Vielerorts, insbesondere dort, wo widderköpfige Gottheiten verehrt wurden, setzte sich Amuns Zeichen aus den Symbolen für Gott und Widderkopf zusammen. 1.c Wurde der Name des Gottes in Buchstaben geschrieben, so ergab sich dieses Bild mit dem Lautwert „amn“ = Ammon/ Amun. 2. Symbole des Gottes Anubis 2.a Das Wortzeichen des Gottes kennzeichnet ein Schakalkopf, der dem universellen Gottesymbol hinzugefügt wurde. 2.b In der Lautschreibweise wurden diese oder ähnliche Glyphen verwendet, die den Lautwert „anp“ ergaben. Dessen Aussprache als „Anubis“ ist weitgehend gesichert, da zeitgenössische Schriftsteller anderer Völker bereits die Namen der Gottheiten in ihrer Sprache festhielten. Es waren auch ihre Aufzeichnungen, die eine Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen überhaupt erst ermöglichten.
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Gauzeichen Im Folgenden sind die 20 Gauzeichen Unterägyptens aufgeführt. Sie repräsentieren die 20 landwirtschaftlichen Gebiete und ihre Verwaltungen. Die Symbole finden sich sowohl auf Standarten als auch über den Köpfen der menschengestaltigen Gaugötter in den Tempeln. 1. Das Zeichen der Hauptstadt Heliopolis, mir der Bedeutung „Unversehrtes Zepter“.
2. Thronstätte, Behdet, bedeutet dieses in Buchstaben geschriebene Gauzeichen.
3. Hier ist Anezti, der Gaugott des Landes zu sehen. Die Hauptstadt ist Busiris.
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4. Das Wappen der Hauptstadt Memphis besteht aus den Schriftzeichen für „Mauer“ und „Weiß“.
5. Der Schild der Göttin Neith steht in Kombination mit der Binse für den Südgau „Südlicher Schild“.
6. In Verbindung mit der Papyruspflanze steht der Schild von Neith für die Nordprovinz „Nördlicher Schild“.
7. Die Hauptstadt Bubastis des Gaues „Königskind, Vorderer Gau“. Das Schriftzeichen für „vorne“ wird aus drei verbundenen Krugständern gebildet.
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8. Die stilisierte Harpune neben dem Boot und das Zeichen für Westen symbolisiert den westlichen Gau.
9. Der östliche Gau wird durch ein Boot mit Harpune und dem Zeichen für Osten dargestellt.
10. Das Wappen des „Vorderen Ostgaus“ setzt sich aus dem Krugständer (vorne) und dem Zeichen für Osten zusammen.
11. Der Form einer Rinderkeule, die in früher Zeit als Opfer dargebracht wurde, ist das Wappen der Hauptstadt Letopolis entlehnt.
12. Der Gau „Heseb-Stier“.
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13. Der „Schwarze Stier“ ist das Zeichen der Hauptstadt Athribis.
14. Die Hauptstadt Sebennytos trägt das Zeichen „Kuh mit Kalb“.
15. Der Gau „Bergstier“ zeigt die Glyphen für Berg und Stier.
16. Der hockende Falke ist das heilige Tier des Gaugottes Sopdu, dessen Land den gleichen Namen trägt.
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17. Die Zeichen Königskind und Hinterer Gau bezeichnen die Hauptstadt und Ländereien von Tanis. Als Glyphe wird das Wort „Ende“ durch das Hinterteil eines Tieres angezeigt.
18. Das Schriftzeichen für Westen steht für den Westgau.
19. Die Hauptstadt Hermopolis trug den heiligen Ibis als Wappentier.
20. Der Fisch Lepidotos war das Wahrzeichen der Hauptstadt Mendes, deren Gaugöttin Hatmehit ebenfalls mit einem Fisch auf dem Kopf dargestellt wurde.
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Spirale, Strick und Cheker-Zeichen -46-
Zeichen: Spirale, Strick & Cheker 1. Spiralförmige Verzierungen finden sich auf vielen Gegenständen des alten Ägypten. Ursprünglich wurde die Form wohl mit einer zusammengerollten Schlange assoziiert. Als Schutzsymbol auf Amuletten verkörpert die Spirale die Lebenslinie im ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens. Zusätzlich verweist diese Form noch auf die Dynamik der Weiterentwicklung, die während der aufeinanderfolgenden Lebenszyklen stattfindet. 2. Stricke werden sowohl im weltlichen als auch im magischen Bereich mit dem Zustand des Gebundenseins in Verbindung gebracht. Die Zeichnung zeigt Horus, der das Volk aus dem Land der Papyrusstauden am Strick der Gefangenschaft hält. Seile wurden oft in Schlangengestalt dargestellt, wenn es darum ging, einen Feind zu binden. Waren Amulette in Form eines verknoteten Seils angelegt, so ging es darum, den in ihm enthaltenen Zauber zu binden und zu schützen. 3. Die dekorativen Cheker-Zeichen wurden auf viele Tempel und Grabkammerwände aufgemalt. Sie weisen nach oben, zum ursprünglichen Götterhaus der Vorzeit, wo im Anbeginn der Zeit die Gottheiten über das Land herrschten.
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Die Bedeutung der Farben Mit dem Wort „Farbe“ wurde zugleich das „Wesen“ eines Gegenstandes oder Lebewesens beschrieben. Die Farbgebung bezog sich immer auf die Eigenschaften der dargestellten Personen. So wurden in der klassischen ägyptischen Kunst die männlichen Körper in kräftiger brauner Farbe gemalt, während die Frauen einen helleren, gelblichen Farbton erhielten. Männer erhielten nur eine orangene Farbe, wenn damit Alter und Gebrechlichkeit dargestellt werden sollten. Weiß: Die weiße Farbe galt als Ausdruck der Heiligkeit und der Freude. Es bot sich an, diese Farbe der Reinheit für geweihte Gegenstände und Gebäude zu verwenden. Das Weiß symbolisierte die kosmische Machtfülle und das reine göttliche Licht. Schwarz: Eine Art Gegenpol zum Weiß stellt die Farbe Schwarz dar, die die Unterwelt verkörpert. So wurde auch dem Totengott Anubis ein schwarzes Fell beigegeben. Die Farbe wurde zu einem Sinnbild des Urgrundes, in den alles Leben zurückkehren muß, um aus ihm neu geboren zu werden. Aus diesem Grund bemalte man Bilder des Fruchtbarkeitsgottes Min meistens mit schwarzer Farbe, als Zeichen der Wiedergeburt. Rot: Rot hatte im alten Ägypten eine zwiespältige Bedeutung. Einerseits schätzte man die Farbe wegen ihrer stimulierenden, lebensbejahenden Ausstrahlung, andererseits wurde sie auch mit Blut und Wut verbunden, was an die Handlungen des Opferns und Tötens erinnerte.
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Da der Gott Seth rote Haare und Augen hatte, wurde mit zunehmender Abschiebung des Gottes ins Lager des Bösen auch die Farbe Rot zum Ausdruck des Gefährlichen. Zu Seths Vernichtung trug man bei, indem man rote Rinder opferte und in frühen Zeiten sogar Menschen, die einen rötlichen Hautton aufwiesen. Grün: Im Gegensatz zur roten Farbe steht Grün für das Gute allgemein. Die Farbe der Vegetation und des hervorsprießenden neuen Lebens verhieß Schutz und Freude. So wurde auch der grünhäutige Osiris als der „große Grüne“ verehrt, als Sinnbild der Wiedergeburt. Blau: Die blaue Farbe verweist auf den göttlichen Aspekt eines Wesens. So wurde dem Urgott Amun die blaue Hautfarbe zugeschrieben, als Ausdruck des unendlichen Kosmos’. Als Hinweis auf ihre göttliche Herkunft trugen die anderen Götter Perücken und Bärte in blauer Farbe. Rot & Weiß: Kombiniert galten die beiden Farben als Sinnbild der Vollkommenheit. So wurde auch die Doppelkrone, die sich aus der weißen Krone (in Wirklichkeit bestand sie aus grünem Schilf) Oberägyptens und der roten Krone Unterägyptens zusammensetzte, als Zeichen der Vereinigung und Vervollkommnung gesehen.
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Gottheiten
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Amun und Aker -51-
Urgottheiten: Amun & Aker Bei dem menschengestaltigen Gott Amun (Abb. 1) handelt es sich um einen eher abstrakten Urgott. Vielfach wurde er mit dem Windhauch assoziiert und allgemein wurde sein Name als „der Verborgene“ gedeutet. Mit seiner Gattin Amaunet bildete er das Urgötterpaar. In seiner Erscheinungsform als Fruchtbarkeitsgott wurde er mit dem Widder in Verbindung gebracht. Aber auch die Gans und die Schlange wurden ihm als heilige Tiere zugeordnet. Der Gott Amun ist eher übergeordnet, als Seele aller Wesen und Dinge, zu sehen, als Summe aller Existenz. Im Neuen Reich wurde Amun in Theben zum Reichsgott ernannt, erhielt zusätzlich den Aspekt des Sonnengottes Re und wurde als Amon-Re bezeichnet. Sein bedeutendstes Heiligtum ist die Tempelanlage von Karnak, wo er mit dem Mondkind Chons und der Göttin Mut verehrt wurde. 2. Ein Landstreifen, an dessen Enden sich Menschen- oder Löwenköpfe befinden, bezeichnet den Erdgott Aker. Der Gott trägt die Sonnenbarke während ihrer nächtlichen Reise durch sein dunkles Reich. Die Türflügel des Aker, also die Eingänge zur Unterwelt, werden von den beiden Löwen bewacht. Nach Westen blickt das eine Tier, in die Richtung, in der das Reich der Toten liegt und die Sonne ihre Nachtfahrt beginnt. Der andere Löwe richtet sich nach Osten, wo die Sonne wieder aus der Unterwelt hervortritt.
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Anubis
Totengott und Wächter der Mumien: Anubis Im alten Ägypten machten sich Schakale durch ihr Scharren an den Gräbern oft unbeliebt. Daher erhoffte man, ihrem Treiben durch Vergöttlichung ein Ende setzen zu können. So erhielt der Totengott Anubis hunde- oder schakalähnliche Gestalt. Das nächtliche Herumstreunen der Hunde zwischen den Gräbern legte ebenfalls die Vermutung nahe, die Tiere würden die Toten während der Nacht beschützen. 1. Das Wandbild zeigt Anubis, den Schutzgott der Mumien, in menschlicher Gestalt mit einem Hundekopf. In Anlehnung an dieses Bild trugen auch die Mumifizierungspriester Schakalmasken aus bemaltem Ton, denn der Gott galt auch als Spezialist der Einbalsamierung. Ursprünglich war Anubis der Beschützer der Mumien vor den bösen Mächten. In späterer Zeit, in der auch Osiris als Totengott fungierte, wurde er zum Diener und leitete fortan die Wägung der Herzen beim Totengericht.
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Als heilige Tiere des Gottes wurden auch Hunde und Schakale, die in Nebengebäuden des Tempels gehalten wurden, nach ihrem Ableben einbalsamiert und mumifiziert. 2. Die Glyphe des Gottes Anubis trägt die Bedeutung „den Geheimnissen vorangestellt“. Der Gott wird hier in Tiergestalt auf einem geheimnisvollen Kasten liegend dargestellt. Vermutlich hat der Behälter etwas mit dem Sarkophag oder mit den Kanopen, den Behältern, zu tun, in denen die Eingeweide aufbewahrt wurden. 3. Eine Schreibvariante zeigt den Gott in Menschengestalt mit Hundekopf. Diese Glyphe kann sich jedoch auch auf einen der anderen hundegestaltigen Götter beziehen, wie Upuaut dem Gott von Assiut, oder Chontamenti von Abydos.
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Aton (1) und Apophis (2)
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Die Mächte des Lichts und der Finsternis: Aton & Apophis 1. Anfangs wurde die Sonnenscheibe selbst als Aton bezeichnet. Später galt Aton als Erscheinungsform des Sonnengottes Re und wurde als falkenköpfiger Mensch dargestellt. König Amenophis IV. änderte seinen Namen in Echnaton („Es gefällt dem Aton“) und ernannte Aton zur einzigen Gottheit. Er veranlaßte, daß Aton als Sonnenscheibe mit Armen und Händen dargestellt wurde und das Symbol der Lebensschleife trug. Auch nach seiner Regierungszeit wurde dieses Bild Atons beibehalten. 2. Der riesenhafte Schlangendämon Apophis galt als Gegenspieler des Sonnengottes und Sinnbild der dunklen Mächte. Dem Mythos nach greift Apophis bei Sonnenuntergang und bei Sonnenaufgang das Sonnenschiff an. Das Blut des verletzten Dämons färbt daraufhin den Himmel rot. Trotzdem versucht er immer wieder, die Fahrt der Sonne aufzuhalten, und wird täglich aufs Neue niedergeworfen und besiegt. Oft wurde Apophis mit Seth, dem Feind der Götter und Herrscher über die zerstörerischen Kräfte, gleichgesetzt.
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Atum
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Der Urschöpfer: Atum Als der Schöpfergott, der aus sich selbst heraus entstand, wurde einst der Gott Atum in Heliopolis angebetet. Er verkörperte das formlose Chaos der Urzeit, den Urgrund, dem alles Existierende entstammt und zu dem alles zurückkehren wird. Sein Bildnis ist denn auch in Verbindung mit den verschiedensten Naturerscheinungen und Tieren zu finden. Dem Mythos nach erzeugte Atum mit Hilfe seines eigenen weiblichen Aspektes durch Selbstbegattung die Götter Schu (Luft) und Tefnut (Feuchtigkeit), von denen wiederum die Hauptgötter Ägyptens abstammen. In einigen Darstellungen werden Atum und seine an der Masturbation beteiligte Hand als Götterpaar dargestellt. Im Totenbuch sprach Atum davon, daß er eines Tages seine Schöpfung wieder zerstören und sich selbst wieder in die Urschlange verwandeln werde. Spätere Dynastien verbanden den Gott auch mit dem Ursprung der Monarchie und integrierten ihn in den Sonnenzyklus. Hier stellte er den allabendlich gealterten Gott dar, der müde untergeht, um am nächsten Tag neu zu entstehen.
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Ba, der Seelenvogel
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Symbol der Seelenkräfte: Ba Der Gott Ba stellt eine Verkörperung der unvergänglichen Macht der Seele dar. In den alten Zeiten wurde Ba mit der Erscheinungsform und dem Geist eines Gottes gleichgesetzt. So wurde der Phönix von Heliopolis als Ba des Gottes Re und Apis von Memphis als Ba des Osiris angesehen. Könige verfügten über ihre persönlichen Kräfte hinaus noch über das herrschaftliche, göttliche Ba. Erst nach dem Ende des Alten Reiches wurde diese Kraft allen Menschen zugestanden. Die Malereien des Neuen Reiches zeigen oft den Ba-Vogel auf den Bäumen sitzend, die in der Nähe von Gräbern gepflanzt wurden. Er symbolisiert die psychischen Kräfte, die Seele, Geist und Körper beherrschen und es dem Individuum ermöglichen, sich in jeder gewünschten Gestalt zu manifestieren. Die Glyphe des Ba (untere Abb.) stellt einen afrikanischen Storch dar und hat den Lautwert „bz“ oder „b“. Sie wird allgemein und fälschlicherweise mit dem Begriff Seele übersetzt. Tatsächlich ist ihre Bedeutung jedoch wesentlich umfangreicher, wie aus dem oben Beschriebenen hervorgeht. Wie es zu der Assoziation des Ba mit einem Storch kam, ist unbekannt. Die Darstellung des Ba als Vogel ist insofern verständlich, da die Ägypter sich vorstellten, daß sich der unsterbliche Teil eines Wesens nach seinem Tod zum Himmel aufschwingt, um in anderer Form weiter zu existieren.
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Bastet und Katzenmumie -62-
Göttin in Katzengestalt: Bastet Im Alten Reich fehlten Darstellungen von domestizierten Hauskatzen völlig. Stattdessen gibt es Wildkatzendarstellungen, wie die Katze von Heliopolis, die im Totenbuch die böse Apophisschlange tötete. Erst ab dem zweiten Jahrtausend vor Christus fand die Katze als Haustier ihren Platz im Leben der alten Ägypter. Von da an war sie sehr beliebt und stand unter dem Schutz mächtiger Tabus. Nach ihrem Tod wurden die Tiere sorgfältig einbalsamiert und vergöttert. Als Gegner des Apophis wurde die Katze zum heiligen Tier des Sonnengottes. Die Kater galten als seine Inkarnation und die Katzen wurden mit dem Sonnenauge gleichgesetzt. Daher tragen viele Katzenfiguren einen Skarabäus auf dem Kopf oder der Brust, als Symbol der aufgehenden Sonne. In der Deltastadt Bubastis wurde seit dem Alten Reich die Katzengöttin Bastet verehrt, als sanfte Form der löwenköpfigen Göttin Sachmet. Ihr heiliges Tier war die Falbkatze. Bastet galt als Mutter des Löwengottes Miysis, der den Beinamen „Herr des Gemetzels“ hatte. So war es auch verboten, am Festtage der Göttin auf Löwenjagd zu gehen. Wurde sie selbst anfänglich noch löwenköpfig dargestellt, so wurden ihre Gesichtszüge mit der Zeit weicher und freundlicher, bis Bastet schließlich zur positiven Seinshälfte der Sachmet wurde. Von dieser Zeit an zeigte sich Bastet als weibliche Figur mit Katzenkopf oder in Form einer sitzenden Katze (Bild 1). Ihr unterstand fortan der heitere häusliche Bereich der Frauen, zu dem die Liebe und Freude gehörten.
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Abbildung 2 zeigt die Mumie einer Bastet-Katze der Spätzeit, die sorgfältig in mehrere Lagen schmaler Leinwandstreifen gewickelt wurde.
Der Schutzgeist Bes -64-
Zwergengestaltiger Schutzgeist: Bes Besonders bei der einfachen Bevölkerung war die Gestalt des Bes als häuslicher Schutzgott sehr beliebt. Er stand stellvertretend für eine ganze Reihe wohlwollender gnomenartiger Wesen, die den privaten Bereich schützten und übelwollende Dämonen abwehrten. Ihre Bekleidung bestand zumeist aus einem Löwen- oder Pantherfell, das sie auf dem Rücken trugen. Während der 18. Dynastie sind allerdings auch geflügelte Formen des Bes zu finden. Der Geist wird oft mit der Sa-Schleife (oben links abgebildet) als Schutzsymbol dargestellt und trägt verschiedene Gegenstände bei sich, die mit seinen jeweiligen Aufgaben in Verbindung stehen. Messer dienen der Abwehr von Dämonen und gefährlichen Tieren, Musikinstrumente sollen mit ihrem Klang die Götter geneigt stimmen und erfreuen, böswillige Wesen dagegen durch sie vertrieben werden. Ein bestimmter Aspekt des Bes wurde Aha genannt, was Kämpfer bedeutet. Er ist oft im Kampf mit Schlangen oder dem Seth zugeordneten Gazellen zu sehen. Ursprünglich waren die zwergenhaften Wesen für die Zeit der Geburt zuständig und hatten die Häuser vor gefährlichen Tieren zu schützen. In späterer Zeit dehnte sich ihr Wirkungsbereich auf viele Gegenstände des Hauses aus. So finden sich Darstellungen des Bes auf Kopfstützen, um den Schlaf zu schützen, auf Spiegeln und Kosmetikartikeln, um den Bösen Blick abzuwehren. Seine Zugehörigkeit zum Gefolge der Hathor, die unter anderem für die weibliche Schönheit zuständig war, wird auf diese Weise deutlich.
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Chnum
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Fruchtbarkeits- und Schöpfergott: Chnum Abbildung l zeigt den widderköpfigen Gott Chnum in seiner Eigenschaft als Schöpfergott bei der Erschaffung eines Prinzen und seines Ka mit Hilfe seiner Töpferscheibe. Aus der einen Figur formt er den physischen Leib des neuen Menschen, den er als Samen in den Schoß der Mutter entsendet. Die andere Figur wird als das Ka des Menschen geschaffen, sie ist sein feinstofflicher, unsterblicher Teil, der mit ihm geboren wird. Chnum galt gemeinsam mit der froschköpfigen Göttin Heket auch als Geburtshelfer. Besonders in der südägyptischen Stadt Esne wurde der Gott als Schöpfer aller Wesen verehrt. Da sich in seiner Gestalt mehrere Widdergottheiten vereinten, wurde er teilweise mit vier Köpfen versehen, die seine vier Machtbereiche symbolisieren sollten: den Himmel, die Luft, die Erde und die Unterwelt. Bis zur alten Zeit besaß Chnum die Gestalt eines Widders und erhielt erst gegen Ende des Alten Reiches seine menschliche Gestalt. Seine Aufgabe als Wächter der Nilquelle bestand auch darin, die jährlichen Überschwemmungswasser zu lenken, für reiche Ernten zu sorgen und Hungersnöte zu beenden. Die Widdergestalt des Chnum entstammt einer Schafrasse, die in Ägypten schon früh ausstarb. In der Nekropole der heiligen Widder in Elephantine wurden unzählige Tiere mumifiziert und in vergoldeten Sakophargen beigesetzt. 2. Das Ideogramm zeigt die Schreibweise des Gottes Chnum, der allerdings auch als stehender Widder geschrieben wurde.
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Chons
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Das Mondkind: Chons Typisch für die Darstellungen des Mondkindes Chons ist die mumienförmige Gestaltung mit geschlossenen Beinen und Seitenlocke, die ihn als Jugendlichen kennzeichnet (vgl S. 30). Diese Skulptur zeigt den thebanischen Gott mit den Herrschaftsinsignien, Geißel und Krummstab, in den Händen. Die sonst häufig anzutreffende Kopfbedeckung in Form von Mondscheibe und Sichel fehlt hier. Chons war das Kind von Amun und Mut und wurde „der Wanderer“ genannt, da er bei Nacht den Himmel durchwandelt. Als Sonne der Nacht wurde er teilweise auch mit Falkenkopf dargestellt. Chons wurde vom Volk hauptsächlich als Orakelgott und als Beschützer vor Krankheiten hochverehrt. So zeigen ihn einige Wandbilder in Begleitung des Horus, stehend auf Krokodilen. Im übergeordneten Sinn galt das Mondkind nämlich als Aspekt des jugendlichen Horus. Solcherlei Verknüpfungen basierten im Denken der Ägypter auf der höheren Erkenntnis, daß die Zeit nicht in geradliniger Form zu definieren ist, sondern daß alle Abläufe letztendlich zeitgleich ablaufen. Daher war es möglich, die verschiedenen Altersaspekte eines Gottes, gewissermaßen als Teilpersönlichkeiten, jederzeit anzurufen.
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Duatmufed, Kebehsemuf, Amset & Hapi
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Gefäße zur Aufbewahrung der Eingeweide: Duatmufed, Kebehsemuf, Amset & Hapi Jeweils vier Kanopen, die die Eingeweide des Verstorbenen enthielten, wurden mit dem Leichnam beigesetzt. Wie die Mumien selbst wurden auch die inneren Organe sorgfaltig einbalsamiert, was für die Auferstehung der Toten unbedingt notwendig war. Die Gefäße verkörperten die vier Söhne des Horus und sollten den Toten in das himmlische Reich geleiten, da sie auch die vier Himmelsrichtungen anzeigen. Zudem hatten sie den Beigesetzten vor Hunger und Durst zu schützen, indem sie die zuständigen Organe aufnahmen. Der menschengestaltige Amset stand dem Süden vor und trug den Magen und Darm. Duatmufed, der schakalköpfige Hüter des Ostens bewachte Herz und Lunge des Toten. Kebehsenuf nahm die in Binden gewickelte Leber und Galle in sich auf. Er ist der falkenköpfige Gottessohn. Der Beschützer der kleineren Organe, Hapi, trug einen Affenkopf.
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Hah
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Gott der Unendlichkeit: Hah Auf dem Zeichen des Goldes ist hier der kniende Gott Hah zu sehen, der eine Verkörperung der unzählbaren Menge darstellt (vgl. S. 157). Die Glyphe, die seine Gestalt zeigt, steht denn auch für das Zahlwort „Million“ (vgl. S. 135). Sein Attribut ist der eingeschnittene Palmzweig, der die Jahresberechnung symbolisiert und auf unzählige glückliche Jahre der Königsherrschaft verweisen soll. Als Verkörperung der Vielzahl erscheint der Gott auch nur selten als einzelnes Individuum, sondern bildet meistens eine Gruppe mit anderen Hah. Ihre Gemeinschaft zeigt eine Art Vervielfältigung des Luftgottes Schu an und verweist auf den unendlichen Aspekt des Gottes. Hah ist die Endlosigkeit der Zeit und wird als Himmelsträger stets mit erhobenen Armen gezeigt.
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Hathor
Göttin der himmlischen Tiefen: Hathor Der Kult der Göttin Hathor war weit verbreitet und reicht weit in die prädynastischen Zeiten zurück. Anfänglich wurde sie als Himmelskuh verehrt, als Urmutter und himmlische Nährerin. Als Verkörperung der vollkommenen Weiblichkeit erhielt die Urgöttin später die Gestalt einer Frau, der als Attribute lediglich das Kuhgehörn und oft auch die Kuhohren zugeordnet wurden. Dendera war ursprünglich der Hauptkultort der Hathor, wo sie als „weibliche Seele mit den zwei Gesichtern“ verehrt wurde. Als Totengöttin sah man sie in Theben an, wo es zum letzten Wunsch der Sterbenden gehörte, im Gefolge der Hathor vor den Mächten der Finsternis beschützt zu werden. Bevor Isis an Stelle dieser Urgottheit gesetzt wurde, galt Hathor als Mutter des Horus. Später wurde sie dann zur Verkörperung der allumfassenden, himmlischen Tiefen. Das Wandbild 1 zeigt Hathor in Menschengestalt mit einem Ankh in der Hand, das die Gesichtszüge des Osiris trägt. Es handelt sich hier um eine Darstellung aus der 20. Dynastie. Im irdischen Bereich war Hathor auch Göttin des Tanzes, der Liebe und des Rausches. -75-
Die Glyphe der Göttin in Bild 2 zeigt einen Falken im Inneren einer Palastmauer. Denn der Name Hathor bedeutet „Haus des Horus“ und bezieht sich auf ihre Bedeutung als Urgrund des Himmels, in dem der göttliche Falke wohnt.
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Horus
Himmelsgott: Horus 1. Die Bronzefigur aus der 26. Dynastie zeigt den Himmelsgott Horus in menschlicher Gestalt mit dem Kopf eines Falken. In alter Zeit wurden Falken landesweit als göttliche Erscheinungsformen vergöttert. Seine Kampfeslust und seine Flugkünste machten den Falken schließlich zum König der Götter. Die verschiedenen lokalen Gottheiten verschmolzen zum überregionalen Gott Horus, dem Himmelsfalken. Der Gott symbolisierte den Himmel, Sonne und Mond waren seine Augen. Er verband die Eigenschaften eines Himmelsgottes mit denen eines Dynastiegottes und Gründers des ägyptischen Königtums. So wurde der Pharao zur Inkarnation des Horus und verkörperte einen Aspekt des Gottes. Von der frühen Zeit an ist der Name des Falkengottes ein Bestandteil des königlichen Titels. Das Königszeichen zeigt einen Falken in einem Rechteck, das die Palastmauern symbolisiert. In der alten Zeit wurde Horus als Bruder seines Rivalen Seth angesehen. Nachdem er im Kampf mit ihm ein Auge verlor, einigten sich die Götter, ihre Herrschaft über das Nilland aufzuteilen. -78-
So wurde Horus Herr über Unterägypten und Seth wurde der Landesgott Oberägyptens.In späterer Zeit wurde Seth aus seinem Machtbereich verdrängt und nur noch als Herrscher über die unfruchtbaren Wüsten und barbarischen Völker angesehen, während Horus als höchster Gott ganz Ägyptens verehrt wurde. In der Blütezeit des Osiriskultes wurde Horus zum Sohn des Osiris und Neffen Seths. Als Rächer und Erbe seines Vaters führte er nun einen erbitterten Kampf gegen seinen Bruder Seth, aus dem er als Sieger hervorging. 2. Das Schriftzeichen des Gottes zeigt einen stilisierten Falken und steht auch für den Oberbegriff „Gott“.
Isis und Nephthys
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Die Schwestern des Osiris: Isis & Nephthys l. Das Schmuckstück zeigt die trauernden Göttinnen Nephthys (links) und Isis (rechts), die den Djedpfeiler, den Fetisch des Osiris mit ihren Flügeln schützen. Nephthys ist wie Isis, Osiris und Seth ein Kind von Geb und Nut. Dem dualistischen Weltbild der Ägypter entsprechend wurde dem „positiven" und fruchtbaren Paar Isis und Osiris das „negative“ und seinem Wesen nach unfruchtbare Paar Nephthys und Seth gegenübergestellt. Die Gestalt der Göttin Nephthys selbst ist jedoch nicht negativ, denn sie beweint zusammen mit ihrer Schwester den ermordeten Bruder Osiris. Nephthys bedeutet „Herrin des Hauses“, über ihre Wesenszüge ist jedoch kaum etwas bekannt. Bei ihr handelt es sich um eine Neuschöpfung, wohl aus dem Bedürfnis heraus, auch Seth eine Gemahlin zu geben. Der Name Isis ist identisch mit der Bezeichnung für „Thron“. Anfänglich galt sie als symbolische Mutter aller Könige und Verkörperung des Thronsitzes. Dem Mythos zufolge war sie die Schwester und Gattin (eine in den ägyptischen Königshäusern durchaus übliche Verbindung) des Osiris und schenkte dem gemeinsamen Sohn Horus das Leben. Ihn schützte sie, und damit auch die Menschenkinder, vor Raubtieren und anderen Gefahren. Isis galt auch als die Zauberreiche, denn mit ihren Flügeln wehte sie dem toten Osiris neuen Lebensatem zu. Allgemein wurde die Göttin in Menschengestalt dargestellt, das Thronsymbol auf dem Kopf tragend. In ihrer Funktion als Beschützerin trug sie Flügel und in einigen Fällen wurde sie mit ihrer Schwester Nephthys als Weihe (Raubvogel) dargestellt. Später, im Neuen Reich, verschmolz die Gestalt der Göttin Isis oft mit der der Urgöttin Hathor, wobei sie ihre Kennzeichen, Kuhgehörn und Sonnenscheibe, übernahm.
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2. Hier ist die Glyphe der Göttin Nephthys abgebildet. Ihr Name wurde entweder, wie hier, als Menschengestalt dargestellt oder nur in Form ihrer Kopfbedeckung.
3. Das Ideogramm steht für die Bezeichnung „Thron“ oder „Sitz“ und ist das Erkennungszeichen der Göttin Isis. Sie wird gewöhnlich mit diesem Zeichen auf dem Kopf dargestellt.
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Joh
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Der Mond: Joh Der Gott Joh stellte eine Verkörperung des Mondes dar. Als Sinnbild trug er das Mondzeichen, Scheibe und Sichel, auf dem Kopf. Nur selten wurde dieser Urgott in menschlicher Gestalt gezeigt. In den meisten Schriften und Bildern wurde er auf die Erscheinungsformen des Gestirns, die auch sein Sinnbild sind, reduziert. Dieses Mondzeichen wurde oft von dem Mondkind Chons als Kopfschmuck getragen. Im alten Ägypten war der Mond die Sonne der Nacht und somit das rechte Auge des Horus. Als seine Hüter galten die Gottheiten Osiris, Thot und später auch die Göttin Isis. Die fortwährenden Mondzyklen wurden als Hinweis auf das Sterben und die Wiederauferstehung gedeutet. Mit den Phasen wurde auch die vierzehn Tage andauernde Zerstückelung des Osiris verbunden, den Zeitraum des abnehmenden Mondes. Aus diesem Bezug heraus wird es verständlich, daß die Mondsichel in Bildern und Texten auch von einer schneidenden Waffe (bei Thot) oder einem Bein, als Reliquie des Osiris, vertreten werden kann.
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Maat
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Die Hüterin der kosmischen Ordnung: Maat Wie bei den meisten menschengestaltigen Gottheiten Ägyptens, handelt es sich bei der Göttin Maat auch um eine Abstraktion. Sie stellt eine Verkörperung der kosmischen Ordnung dar, an die sich die Götter, die Könige und die Bevölkerung halten mußten. Da sie verantwortlich war für die zyklische Natur des Lebens, war ohne ihr Wirken keine Existenz denkbar. Die Richter des Staates waren gleichzeitig die Priester der Maat, da sie die Gesetze des Seins, Recht, Wahrheit und der Weltordnung verkörperte. Ihr Wahrheitssymbol war die Feder als Ausdruck der Leichtigkeit, mit der gerechtes und korrektes Handeln einhergeht. So durfte auf der Waage des göttlichen Gerichts das Herz eines Menschen denn auch nicht mehr als eine Feder wiegen. Der Kult um die Göttin Maat bezog sich in erster Linie auf die Normen und Gesetze der ägyptischen Gesellschaft und regelte die Beziehungen zwischen Pharaonen und Untertanen. So belohnte der König den Gehorsam seiner Untertanen und hatte durch die Erfüllung seiner religiösen Pflichten für eine harmonische Beziehung zu den Göttern zu sorgen. Auf diese Weise unterstützte er die Götter bei ihrer Aufgabe, das kosmische Gleichgewicht zu erhalten, von dem sowohl die Existenz der Gottheiten, als auch die der Menschen abhing.
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Mafdet (1) und Ptah (2,3) -86-
Götter der Gerechtigkeit und der Schöpfungskraft: Mafdet und Ptah 1. Die Göttin Mafdet läuft in Gestalt eines katzenartigen Tieres den Stab eines Hinrichtungsgerätes empor. An der Seite befindet sich eine Strickrolle, die ein Messer hält. In jüngerer Zeit spielte Mafdet auch bei Jenseitsgerichten eine bedeutende Rolle. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, Sünder und Schlangen zu bekämpfen. 2. Das Bild zeigt Ptah als Schöpfer der Erde, wie er auf einer Töpferscheibe Wesen erschafft. Er war der Stadtgott von Memphis sowie Gott des Handwerks und der Kreativität. Seine Macht bezieht er aus Herz und Zunge, denn seine Worte ließen die Welt entstehen und sein Herzschlag versorgt die Schöpfung fortwährend mit kosmischer Energie und Lebenskraft. 3. In Ptahs Zepter vereinigen sich Djedpfeiler und Uas. Sein Haupt ist stets mit einer blauen, schlichten Kappe bedeckt. Ptah, der Uralte, wird immer in Menschengestalt dargestellt und verhüllt seinen Körper zumeist mit einem engen, langen Zeremonialgewand, das nur Hände und Kopf sehen läßt. Er wird hauptsächlich stehend abgebildet.
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Min
Gott der Fruchtbarkeit: Min Der Gott Min war sowohl der Gott der animalischen Fruchtbarkeit als auch der pflanzlichen. Das hier dargestellte Relief (Abb. 1) zeigt ihn in seinem typischen Erscheinungsbild in Form einer Mumie mit einem erhobenen Arm und erigiertem Phallus. Min war einer der bedeutendsten Fruchtbarkeitsgötter des Nillandes. Seine Herkunft ist allerdings umstritten und lag wahrscheinlich im Ausland, vermutlich in Eritrea oder gar in dem sagenhaften Königreich Punt. In den alten Texten wurde er eindeutig als „Schwarzhäutiger“ und Fremder betitelt. Sein Heiligtum wurde oft durch das Zeichen der Rundhütte (Abb. 2) oder das des Lattichbeetes (Abb. 3), das als Aphrodisiakum galt, gekennzeichnet. In älterer Zeit verehrte man den Gott in einem Fetisch, der einem Blitzbündel ähnelte (Abb. 4).
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Month
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Gott des Krieges: Month Das Relief zeigt den falkenköpfigen Kriegsgott Month, der seine Attribute Sichelschwert und Lebensschleife in den Händen hält. Als Wahrzeichen trug er Sonnenscheibe und zwei hohe Federn auf dem Haupt. Sein Hauptkultplatz war Theben, und in Karnak finden sich heute noch die Überreste seines Tempels. Während der kriegerischen Zeit der thebanischen Dynastie wurde der Gott beinahe zum Dynastiegott ernannt, da unter der Vorherrschaft seines Kultes die Wiedervereinigung des ägyptischen Reiches erkämpft wurde. Nach der Eroberung blieb ihm die Position des Kriegsherren, während Amun ihn als oberste Gottheit verdrängte. Die Aufgabe des Gottes Month bestand darin, die Feinde seines Vaters Re mit dem Speer zu töten. Stier und Falke waren die Tiere, die als Erscheinung des Gottes auf der Erde angesehen wurden. Außerdem wurde ihm ein weißes Tier mit schwarzem Gesicht zugeordnet, das als Buchis bezeichnet wurde. Im neuen Reich wandelte sich Month dann zum Schutzgeist des Königs, dem er im sportlichen Wettkampf und während der Schlacht hilfreich zur Seite stand.
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Mut
Die Urmutter: Mut Abbildung l zeigt die gängige Darstellung der Göttin Mut als Gattin des Amun und Mutter des Mondkindes Chons. In Theben wurden die drei Gottheiten zusammen als Triade verehrt. Fast immer trug die Göttin die Geierhaube als Wahrzeichen auf dem Kopf, den traditionellen Kopfschmuck der Königinnen. Sie verkörperte hier eher den Aspekt der Königin als Mutter, da es sich bei Mut um die Integration einer vorzeitlichen Muttergöttin handelte. Auch viele andere weibliche Gottheiten trugen daher die symbolträchtige Geierhaube auf dem Haupt. In Verbindung mit der thebanischen Triade stand Mut für die Institution der Familie und deren Schutz. Im Neuen Reich, nach der Ernennung Amuns zum Sonnengott, wurde Mut wieder zur Urmutter, zur Mutter der Sonne, ernannt. Die Glyphe der Göttin Mut in Abbildung 2 ist der Geier, der für die Geierhaube steht. Das Bildnis der Göttin selbst dagegen war stets menschengestaltig und trug Haube oder eine Verbindung von Geier mit Krone auf dem Haupt.
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Nechbet
Landesgöttin Oberägyptens: Nechbet Die Geiergöttin Nechbet wurde ursprünglich im oberägyptischen Ort Elkab verehrt. Nach der Vereinigung mit der Nachbarstadt Nechen zur Hauptstadt Oberägyptens wurde sie zur Schutzherrin des Landes. Der Geier wurde somit das Symboltier dieser Landeshälfte, während Unterägypten durch die Schlange der Göttin Uto dargestellt wurde. Beide Schutzgöttinnen sind manchmal auch als mythische Mütter des Königs zu sehen, dem sie ihre Brust reichen.
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Nechbet war in der königlichen Symbolik hauptsächlich in ihrer Geiergestalt zu sehen, und ihr Abbild wurde von den Königinnen in Form der Geierhaube, als Krone getragen. Ihr Gegenstück stellte auch hier wieder die Uräusschlange der Königskrone dar. Im Neuen Reich und in der Spätzeit wurde die Göttin vom einfachen Volk auch als Geburtsgöttin angebetet und zeigte sich in dieser Eigenschaft oft in menschlicher Gestalt mit dem Balg eines Geiers auf dem Kopf.
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Nefertem
Das Sonnenkind: Nefertem Der kindliche Gott Nefertem wurde zumeist auf einer Lotosblüte sitzend, daumenlutschend oder eine Blüte haltend, dargestellt (Abb. 1). Als Haartracht trägt er die kindliche Seitenlocke. Er war der Sohn der löwenköpfigen Göttin Sachmet und des Gottes Ptah. Daher sind auch löwenköpfige Varianten des Sonnenkindes anzutreffen. Sein Kult war hauptsächlich in Memphis konzentriert, wo er Teil der verehrten Triade war. Nefertem galt als Verkörperung des Urlotos und wurde als die Blume an der Nase des Re beschrieben, bei dem er alle Tage verbrachte. Der solare Bezug ließ ihn als Sonnenkind erscheinen, und die Gleichsetzung mit der Lotosblume kennzeichnet ihn als den Gott des Wohlgeruchs. Abbildung 2 zeigt die Glyphe des Nefertem.
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Neith
Göttin des Krieges: Neith Die Hüterin der Stadt Sais war die kriegerische Göttin Neith (Abb. 1). Ihre Anwesenheit wurde durch Waffen wie Bogen, Pfeile und Schilde gekennzeichnet. Skulpturen in Gestalt der Neith und ihre Waffen, die um den Sarg gestellt wurden, sollten den Leichnam beschützen. In der älteren Zeit sah man sie als Mutter des Krokodilgottes Sobek an. Das Bild zeigt Neith in ihrer Funktion als Dynastiegottheit mit der roten Krone Unterägyptens. Nach fast zweitausendjähriger Pause lebte ihr Kult in der 26. Dynastie wieder auf, wo sie in Gestalt einer Urgöttin als Gottesmutter des Re auftrat. Sie galt fortan als Ursamen, aus dem sowohl die Götter als auch die Menschen hervorgingen. In ihrer neuen androgynen Stellung wurde sie auch als Vater der Väter und Mutter der Mütter und teilweise auch als die Anima (weiblicher Aspekt der Seele) des Urschöpfergottes Chnum bezeichnet. Im Totenkult kam Neith der Schutz der Mumienbinden zu, wodurch sie auch zur Herrin der Weberei ernannt wurde.
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Das Schriftbild von Neith (Abb. 2) wird üblicherweise als stilisiertes Bild zweier zusammengebundener Bogen gedeutet und charakterisiert die Göttin als Bogenschützin. Das andere Symbol der Göttin, das einen Schild darstellt (Abb. 3), über dem sich zwei Pfeile kreuzen, wird Hemesut genannt. Es wurde als eigenständiges Wesen angesehen, als Verkörperung der weiblichen Schöpfer- und Lebenskraft, und bildete ein weibliches Pendant zum männlichen Ka.
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Nut (1), Schu und Geb (2)
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Die Götter der Luft und des Himmels: Nut, Schu & Geb Göttin Nut ist das personifizierte Himmelsgewölbe. Sie galt als Tochter des Luftgottes Schu, der ihren langgestreckten Leib von unten abstützt. Ihre Hände und Füße berühren den östlichen und westlichen Punkt des Horizonts. Auf Abbildung l ist zu sehen, wie die neugeborene Sonne in Käferform an ihren Schenkeln emporsteigt. Die untergehende Sonne, die mit Flügeln versehen ist, befindet sich vor ihrem Mund. Nut wurde als Mutter aller Gestirne, auch des Sonnengottes Re, betrachtet. Täglich verschlingt sie die Himmelskörper, um sie wieder neu aus ihrem Schoß zu gebären. Aus diesem Grund wurde sie mancherorts als säugendes Mutterschwein dargestellt, als „Sau, die ihre Ferkel frisst“ (vgl. S. 290). Da Nut ein Sinnbild für Wiedergeburt ist, wurden oft Grabkammern und Särge mit ihrem Bildnis geschmückt. Bild 2 zeigt, wie der Luftgott Schu die Himmelsgöttin Nut von dem Erdgott Geb trennt. Diese Handlung symbolisiert die Dualität, die Trennung der Welt in die Gegensätze von oben und unten, hell und dunkel, gut und böse. Am Himmel ist hier die Sonnenbarke zu sehen, die durch den Widderkopf in der Sonnenscheibe gekennzeichnet ist. Der Gott Schu wird meistens als Mensch dargestellt. Nur in seiner Funktion als Kämpfer und Verteidiger des Sonnengottes erhielt er zuweilen einen Löwenkopf. In der ägyptischen Mythologie entstieg Schu als Atem der Nase des Urgottes Atum, gemeinsam mit seiner Schwester und Gattin Tefnut, der feuchten Luft. -102-
Das erste Paar der kosmischen Elemente erschuf daraufhin die Himmelsgöttin Nut und den Erdgott Geb, die ihrerseits die Götter Isis, Osiris, Nephthys und Seth zeugten. Die Straußenfeder, Wahrzeichen des Gottes Schu, versinnbildlicht Leichtigkeit und Leere. Nebel und Wolken sind Schus Elemente und werden oftmals als seine Knochen bezeichnet. Durch seine Position zwischen Himmel und Erde wurde er auch zum Gott des Windes ernannt.
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Osiris
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Gott der Unterwelt: Osiris Allgemein wurde der Totengott Osiris in Mumiengestalt dargestellt, Zepter und Fliegenwedel in den Händen haltend. Seinen Kopf schmückt ein federnverzierter Kronenhelm (Atef). Bei Osiris handelt es sich um einen der bekanntesten Götter Ägyptens. Als Sohn der Himmelsgöttin Nut und des Erdgottes Geb wurde ihm von seinem Vater die Herrschaft über die Erde übertragen. Der Mythos erzählt weiter, daß Osiris den Neid seines Bruders Seth auf sich zog, nachdem er den Wein- und Ackerbau eingeführt hatte. Zu dieser Zeit erhielt der Gott auch den Namen Wennofer, der „Das gute Wesen“ oder „Der Vollendete“ bedeutet. Von übermächtiger Eifersucht verführt, überlistete ihn sein Bruder Seth schließlich und ertränkte ihn im Nil. Der Wassertod des Gottes wurde mit der jährlichen Überschwemmung des Nils assoziiert, die eine neue Ernte erst ermöglichte. Gerüchte von der Zerstückelung des Osiris entstammen wahrscheinlich einer späteren Epoche, nachdem mehrere Orte behaupteten, einen seiner Körperteile zu besitzen. So beanspruchte Abydos den Kopf, Busiris das Rückgrat (Djedpfeiler), Philae ein Bein und Mendes den Phallus des Gottes. Die Körperteile waren in Gräbern beigesetzt, neben denen jeweils ein Baum als Zeichen der Auferstehung gepflanzt wurde. Die Mythen erzählen, wie die Schwester und Gemahlin des Osiris, die Göttin Isis, nach langer Suche diese verstreuten Glieder wieder zusammensetzte. Seine Auferstehung verdankte er den Einbalsamierungskünsten des Anubis und der liebenden Isis, die ihm mit ihren Flügeln den Lebensatem zuwehte. Auch sein Sohn Horus umarmte ihn und gab ihm das Horusauge zu essen. Seither wurde der Gott zum Sinnbild der Wiederauferstehung.
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Während Horus die gestörte Ordnung wieder herstellte, indem er den Thron als Sonnengott übernahm, wurde Osiris zur Sonne der Nacht, denn der Mond verkörperte die zyklische Erneuerung des Lebens. Die Farben des Osiris sind Weiß, wie die Mumienbinden, und Schwarz als Totenfarbe. Als Symbol der Auferstehung ist seine Haut grün, wie die Pflanzen. Krummstab und Geißel, seine Herrschaftszeichen, hat er von der Urgottheit Anezti aus Busiris übernommen, deren Platz er einnahm.
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Re
Der Sonnengott: Re Die Sonne wurde als der sichtbare Körper des Sonnengottes Re (Abb. 1) angesehen. Zur Zeit der ersten fünf Dynastien wurde Re als rein kosmische Gottheit in Form der Sonnenscheibe verehrt. Erst später, durch die zunehmende Popularität des Falkengottes Horus, übernahm er dessen Menschengestalt und den Falkenkopf; als unverwechselbares Zeichen trägt er die Sonnenscheibe auf dem Kopf. Von da an wurde er als Weltenlenker gesehen, der in seiner Sonnenbarke den Himmelsozean überquert, gemeinsam mit seiner Tochter Maat, die für die kosmische Ordnung verantwortlich ist, und dem Ibisgott Thot, seinem Wesir. 2. Diese Glyphe zeigt die übliche Schreibweise des Namen Re. Der Bart weist ihn als Herrscher aus, und die göttliche Kobra windet sich um die Sonnenscheibe auf seinem Haupt. 3. Eine andere häufige Schreibweise zeigt den Gott mit dem Kopf eines Falken. -108-
Sie entstammt einer späteren Epoche. In den Anfängen wurde Re lediglich als runde Sonnenscheibe dargestellt.
Sachmet -109-
Göttin des Krieges und der Zerstörung: Sachmet Die Löwengöttin Sachmet wurde wohl nur durch die räumliche Nähe der Kultstätten zur Gemahlin des Gottes Ptah, zu dem sie einen gewissen Gegenpol bildet. Sie zeigte sich entweder in Löwengestalt oder als Frau mit Löwenkopf. Sachmet, deren Name „die Mächtige“ bedeutet, begleitete die Herrscher in den Krieg und wurde zeitweise sogar als Mutter des Herrschers bezeichnet. In ihrem wütenden Aspekt war sie sogar dem Gefolge des Seth und der Apophisschlange überlegen. Ihre Waffen waren die heißen Wüstenwinde und Pfeile, die sie in die Herzen der Feinde schoß. Auf diese Weise wurde Sachmet auch zum feuerspeienden Uräus und somit zum Auge des Re. In ihrer grenzenlosen Wut verbreitete sie auch mit Krankheiten und Seuchen, Furcht und Schrecken. Gelang es aber, ihren Zorn zu besänftigen, so wandelte sie sich in „die Zauberreiche“ und trug den Beinamen Werethekau. In dieser Eigenschaft benutzte sie ihre Macht zur Heilung und beschleunigte auf diese Weise die Wiederherstellung der Ordnung im Reich. Aus diesem Grund nannten sich auch die Arzte „Priester der Sachmet“. Als Gattin des Ptah und Mutter des gemeinsamen Sohnes Nefertem wurde Sachmet in Memphis verehrt. Nachdem Theben zur neuen Residenz ernannt worden war, vereinigte sich die dort beheimatete Göttin Mut mit der Löwin zu MutSachmet. Auch die Göttin Hathor konnte zeitweilig den Sachmet-Aspekt übernehmen.
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Selket
Schutzgöttin des Lebens: Selket Gemeinsam mit Isis, Neith und Nephthys bildete die Göttin Selket (Abb. 1) die schützende Vierheit, die die Verstorbenen bewachte. Die Skorpiongöttin gehörte zu den Zauberwesen, die den Sonnengott mit ihren magischen Kräften im Kampf gegen seine Feinde unterstützte. Schon seit frühester Zeit galt der Skorpion als machtvolles Symbol, das vor Unheil bewahrte, und wurde daher dem König ins Grab mitgegeben. Im Gefolge der Göttin befanden sich auch eine ganze Reihe von Spezialisten, die sich mit den gefährlichen Folgen und der Heilung der Skorpionbisse beschäftigten. Ihr alter Name Serket-hetu heißt übersetzt „die, die Kehlen atmen läß“". Da der Atem als Verbindung zum Leben gesehen wurde, ernannte man Selket zur Schutzherrin des Lebens. Das Schriftzeichen der Göttin (Abb. 2) zeigt einen stilisierten Skorpion. Als Variante ist auf den Inschriften der Grabkapellen oft diese kopflose Form (Abb. 3) ohne Giftstachel zu sehen. -112-
Auf diese Weise sollte die Gefahr des Tieres gebannt werden, da bildhafte Darstellungen als magisch beseelbar galten.
Seschat -113-
Göttin der Schreibkunst und des Schicksals: Seschat Die Göttin Seschat, „die dem Bücherhaus vorsteht“, ist deutlich an ihrem Kopfschmuck zu erkennen, der aus einem siebenstrahligen Stern mit einem sichelförmigen Rahmen besteht. Oft wird ihr Name nur mit diesem Wahrzeichen geschrieben. Auf Bildnissen trägt sie meist Griffel, Schreibpalette oder eine Palmrippe in der Hand und ein Pantherfell über dem Gewand. Seschat war die Göttin der Schreibkunst und der Berechnung. Ihre Aufgabe bestand darin, die königlichen Annalen zu verfassen und die Regierungsjahre der Pharaonen zu zählen sowie bei den Jubiläumsfeiern als Göttin und bei den Krönungszeremonien als Schicksalsgöttin anwesend zu sein. So nahm sie die Position des göttlichen Protokollführers ein. Eine weitere Aufgabe Seschats bestand darin, durch die Hände ihrer Priester die Grundrisse der neu zu bauenden Tempel festzulegen.
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Gott des Chaos und der Zerstörung: Seth Die
kosmische und gesellschaftliche Unordnung wurde allgemein mit dem Wirkungsbereich des Gottes Seth (Abb. 1) in Verbindung gebracht, dessen häufigster Beiname „Groß an Kraft“ war. Meistens wurde der Gott in dieser Form, als Mann, mit dem Kopf des mythischen Seth-Tieres, präsentiert. Anfänglich war Seth der Landesgott Oberägyptens. Nach der Vereinigung der beiden Länder aber wurde er in die unfruchtbaren Regionen abgedrängt.
Seth Viele Wandbilder zeigen ihn im Kampf mit der Apophisschlange, am Bug der Sonnenbarke stehend. Oft ziehen anstelle der üblichen Schakale auch die sagenhaften Seth-Tiere die Sonnenbarke. -115-
Im religiösen Denken der Ägypter spielte sich das Leben zwischen den entgegengesetzten Polen von Gut und Böse, erschaffenden und zerstörerischen Kräften ab. Seth verkörperte in diesem Weltbild stets die dunkle vernichtende und chaotische Macht. So unterstanden ihm das mörderische Meer und unberechenbare Unwetter. Im Tierreich wurden ihm Esel, Antilope, Schwein, Krokodil, Nilpferd und Fische zugeordnet. Als Herrscher über die Metalle wurden die Eisenerze als seine Knochen bezeichnet. Mit der Verbreitung des Osiriskultes wurde Seth immer mehr zum Feind des Vegetationsgottes erklärt. Als der Mythos berichtete, der Gott habe im Kampf mit dem Gott Horus die Hoden verloren, war sein Schicksal als Herrscher über die unfruchtbaren Wüstengebiete besiegelt. Da ihm außerdem die Macht über alle nichtägyptischen Länder zugewiesen wurde, sah man ihn in Zeiten der Fremdherrschaft als Verkörperung alles Bösen an und betrachtete ihn als Staatsfeind.
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2. Hier ist das Schriftzeichen des Gottes Seth zu sehen.
3. Diese Glyphe zeigt das mythische Seth-Tier, das wahrscheinlich eine Chimäre, also eine Mischung verschiedener Tierarten darstellt. Typisch sind der aufgerichtete Schwanz und die eckig gestutzten Ohren. Das Zeichen steht für mehrere Ausdrücke, die alle mit Zerstörung oder Gewalt in Verbindung stehen. Bei den Bewohnern der fruchtbaren Gebiete war das Tier ein Bote des Unheils, während es bei den nomadisierenden Stämmen Oberägyptens die Macht des Regenten verkörperte.
Sokar -117-
Schutzgott der Nekropole von Memphis: Sokar Sokar wurde als Falke in einer auffällig geformten Barke dargestellt, die in einem nach hinten gewendeten Antilopenkopf ausläuft. In seiner Urform wurde er wohl als Fruchtbarkeitsgott verehrt, denn sein Bildnis wurde in der alten Zeit noch auf einem Schlitten über die Felder gezogen, während sich die Teilnehmer der Prozession mit Zwiebelkränzen schmückten. In späterer Zeit wurden jedoch andere Aspekte mit dem Gott verwoben. Da sich sein Kultplatz auf die Nekropole von Memphis verlagerte, wurde er zu deren Schutzgott. Dem Mythos nach war er der Himmelsfalke, der eine geheime Höhle des Totenreiches bewohnte. Während dieser Zeit galt er auch als Schutzherr der Schmiede. Nachdem er in neuerer Zeit mit den Göttern Osiris und Ptah verbunden wurde, verlor er weitgehend seine Individualität.
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Tefnut
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Die Göttin des lebensspendenden Taus: Tefnut Gemeinsam mit ihrem Bruder Schu wurde die Göttin Tefnut vom selbsterstandenen Urgott Atum am Anfang der Zeit erschaffen. Tefnut war die Göttin der Feuchtigkeit und bildete mit Schu das erste Paar der kosmischen Elemente. Aus diesem Geschwisterpaar gingen die gegensätzlichen Kräfte des männlichen und weiblichen Prinzips hervor. Als im Laufe der Zeit der Gott Atum in Re aufging, machte man Schu und Tefnut zu seinen Kindern. Fortan wurden sie auch als die Augen des Himmelsherren bezeichnet, als Sonne und Mond. Tefnut wurde mit dem Mondauge gleichgesetzt und erhielt den Beinamen „Herrin der Flamme“, was sich auf die Macht der Feuchtigkeit über das Feuer bezieht. In der verwirrenden Vielfalt ägyptischer Mondgötter ist in der Urgöttin Tefnut der weibliche Aspekt des Mondes mit seiner Macht über das Element des Wassers zu sehen.
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Thot
Der Herr des Mondes: Thot Die Verehrung des ibisköpfigen Gottes Thot (Abb. 1) begann im Gebiet des Nildeltas. Dort lag auch die Heimat des Ibis, in dessen Gestalt sich der Gott verkörperte. Später wurde die mittelägyptische Stadt Hermopolis zum Zentrum seines Kultes. Hier verband er sich auch mit dem Paviangott Hez-ur, dessen Gestalt er zeitweise übernahm. Wie der ortsansässige Affengott galt auch er als Herrscher des Mondes, da man wohl den gebogenen Schnabel des Ibis mit der Mondsichel assoziierte. In den Tempeln des Ibiskultes wurden unzählige Mumien der heiligen Vögel gefunden, die auch ein Symbol der Verklärtheit waren. Da er auch als Schutzpatron der Schreiber galt, wurde er oft mit Schreibgeräten oder einer Palmrippe gezeigt. Den Erzählungen nach entsprang Thot dem Haupte des Seth, der einen Samen des Sonnengottes Horus verschlungen hatte. Als strahlender Mond ging der Gott aus der dunklen Macht Seths hervor und wurde zum Herren der Zeit. Im Götterhimmel des alten Ägypten fiel ihm die Rolle des Götterboten zu.
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2. Diese Glyphe zeigt die häufigste Schreibweise des Gottes Thot. 3. Als Variante ist der Gott in diesem Schriftzeichen als ibisköpfiger Mensch zu sehen.
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Toeris
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Schutzdämon der schwangeren Frauen: Toeris Die Göttin Toeris bildete eine Mischung aus einem weiblichen Nilpferd und einem Krokodil. Zudem wurde sie mit menschlichen Armen und Hängebrüsten versehen, die ihr ein gutmütiges und bisweilen heiteres Aussehen verliehen. Toeris entstammte dem Volksglauben der einfachen Bevölkerung und ist daher weniger in den Darstellungen der würdevollen Tempel zu finden. Der Wirkungsbereich der Schutzgöttin bezog sich hauptsächlich auf das familiäre Umfeld, insbesondere auf Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. In einigen Bildern hält sie die Sa-Schleife als Symbol des Lebens in den Händen, oder eine Fackel, um die bösen Mächte zu vertreiben. Auf der nebenstehenden Zeichnung hält sie einen Rettungsgurt, wie ihn die Fischer zu jener Zeit benutzten.
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Upuaut
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Kriegs- und Totengottheit: Upuaut Die nebenstehende Standarte zeigt ein Abbild des Gottes Upuaut. Im Allgemeinen wurde er als schwarzer Wolf oder Schakal dargestellt und auf solchen Ständern bei Prozessionen mitgeführt. Als „Wegöffner“ wurde er bei Zeremonien dem königlichen Festzug vorangetragen und garantierte durch sein Vorausgehen im Kampf den Sieg. Als kriegerischer Gott wurde er durch Keule und Bogen gekennzeichnet. Beide Aspekte vereinend schritt er auch dem Gott Osiris voraus, um alle Hindernisse aus dem Wege zu räumen. So ist die Gestalt des Upuaut auch auf Gemälden in Grabkammern zu finden, auf denen er dem Leichenzug vorangetragen wird und später, als Standarte aufgestellt, bei dem Toten Wache hält. Der Hauptkultort des Gottes war die Stadt Assiut, die später, in Anlehnung an die wolfsähnliche Gestalt des Gottes, von den Griechen in Lycopolis umbenannt wurde.
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Wächterdämon
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Wesen der Dunkelheit: Dämonen Das Bild zeigt einen dämonengestaltigen Wächter, der das Tor zur Unterwelt beschützt. In der ägyptischen Mythologie wurden die Dämonen im Allgemeinen den Gottheiten hinzugesellt. Sie übernahmen oft die Aufgabe des Scharfrichters, wenn zum Beispiel die Verstorbenen die Prüfung vor dem Jenseitsgericht nicht bestanden hatten. Denn sie lebten von den Übeltätern und tranken ihr Blut. Allein dem Gott Osiris dienten zweiundvierzig dämonische Totenrichter und viele Wächter an den Wegen und Toren der Unterwelt. Erkennbar sind die Wesen an ihren Machtinsignien, wie Schlangen, Messer, Feuerfunken und Zepter. Zu erwähnen ist hier noch das weibliche Dämonenmonster Ammit, das die verstorbenen Sünder fraß. Es hatte den Körper einer Raubkatze, die Schnauze eines Krokodils und das Hinterteil eines Nilpferds. Im Reich der Lebenden wurden die Wesen der Dunkelheit, die üblicherweise mit Seth assoziiert wurden, mit allen Arten des Unheils in Verbindung gebracht. So wurden sie für das Ausbrechen von Krankheiten und Kriegen verantwortlich gemacht. Die Bevölkerung versuchte, diese Wesen zu vertreiben, indem man mit Zweigen nach ihnen schlug oder Fackeln entzündete. Im Gegensatz zu den böswilligen Dämonen wurden besonders vom einfachen Volk aber auch gute Dämonen, wie Bes und Toeris, angerufen. Diese Gottheiten bewegten sich zwar ebenfalls im Schattenreich des Seth, waren aber den Menschen wohlgesonnen.
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Erkennungszeichen der Götter Uaset, Amentet, Meret, Schu/Maat & Seschat -130-
Erkennungszeichen der Götter I 1. Uaset, die Göttin des Gaues Theben, trägt dieses Zepter auf dem Kopf. Es besteht aus dem Gauzeichen (Basis), aus dem Band und Feder hervorgehen. 2. Das Zeichen des Amentet stellt eine Art Verkörperung des Westens dar. Es ist in dieser Form auch als Glyphe für „Westen“ zu finden. 3 & 4. In Unterägypten trug der Nilgott Meret eine Krone aus Papyrusstengeln (3), in Oberägypten wurden ihm Lilien zugeordnet (4). 5. Die stilisierte Straußenfeder kennzeichnet sowohl den Luftgott Schu, als auch die Göttin Maat, die für Gerechtigkeit und Weltordnung steht. 6. Seschat, die Göttin der Schreibkunst, trägt einen solchen sieben- oder fünfzackigen Stern auf dem Kopf. Er steht für die Lehren und die Inspiration.
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Erkennungszeichen der Götter Hathor, Harachte, Chons, Neith, Hemsut & Nut -132-
Erkennungszeichen der Götter II l Die Sonnenscheibe mit Kuhgehörn ist der Kopfschmuck der Göttin Hathor, der Mutter des Sonnengottes Horus. Später, im Neuen Reich, übernahm Isis dieses Symbol von Hathor und trat weitgehend an ihre Stelle. Sie wurde als Schwester und Gattin des Osiris und Mutter des Horus verehrt. 2. Harachte, der Gott der Morgensonne, wird falkenköpfig dargestellt und trägt eine Sonnenscheibe mit Uräusschlange auf dem Kopf. Auch Kriegsgöttin Sachmet, deren Symbol ebenfalls der feuerspeiende Uräus ist, wird mit diesem Zeichen verbunden. 3. Der Mondgott Chons, der Ratgeber, wird mit Mondscheibe und Mondsichel gezeigt. 4. Hier ist das Symbol der Kriegsgöttin Neith zu sehen. Weitere Insignien ihrer Macht sind Schilde, Bogen und Pfeile. Da sie auch die Schutzherrin der Weberei ist, wird ihr Zeichen mit einem Weberschiffchen assoziiert. 5. Der Schild mit zwei gekreuzten Pfeilen kennzeichnet die Schutzgöttin Hemsut. 6. Göttin Nut ist die Verkörperung des Himmelsgewölbes und wird mit einem rundlichen Gefäß und Geierflügeln dargestellt. Sie gilt als Mutter des Sonnengottes Re, den sie am Abend verschlingt und am Morgen wieder gebiert.
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Erkennungszeichen der Götter Ha, Isis, Nephtys, Eiebt, Meschenet & Hah
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Erkennungszeichen der Götter III l Diese Hieroglyphe für „Wüste“ kennzeichnet als Kopfschmuck Ha, den Gott der westlichen Wüste. 2. Oftmals trägt die Göttin Isis als Krone eine solche Glyphe auf dem Kopf, die „Thron“ bedeutet. 3. Der Kopfschmuck der Göttin Nephthys besteht aus der Glyphe für „Herrin des Hauses“. Nephthys ist die Tochter von Geb und Nut und die Gemahlin Seths. 4. Eiebt, der personifizierte Osten, trägt dieses Zeichen, das auch als Schriftbild Verwendung findet. 5. Die Kopfbedeckung der Göttin Meschenet besteht aus einem gespaltenen und beiderseits eingerollten Halm. Sie ist in den Gebärziegeln verkörpert, die bei der Geburt als Fußstütze dienten. Die Göttin bildete noch im Mutterleib das Ka (Lebenskraft) des Kindes und verkündete sein Schicksal bei der Geburt. 6. Hah, die Verkörperung der Endlosigkeit und Ewigkeit, schmückt sich mit diesem Zeichen, das eine Palmrippe darstellt. Er wird kniend und mit erhobenen Armen als Himmelsträger dargestellt. Hah trägt in seinem Aspekt als Gott des Windes sowohl Eigenschaften von Schu, als auch von Amun in sich. Sein Bildnis mit der Palmrippe auf dem Kopf bezeichnet auch das Zahlwort „Million" (vgl. S. 73).
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Kopfbedeckungen der Götter Amun, Anhuret, Anuket & Nechbet/Mut
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Kopfbedeckungen der Götter I Die Kopfbedeckungen der Götter sind Identifikationsmerkmale und symbolisieren ihren Machtbereich oder ihre Zugehörigkeit. Als Glyphe verweisen sie entweder auf den Einflußbereich der Gottheit oder deren Personifikation. Wird ein Gott in seiner Verkörperung dargestellt, erhält er meist eine menschliche Gestalt und trägt seinen typischen Kopfschmuck. Hierbei ist allerdings auch die zeitliche Zuordnung zu beachten, da die ägyptischen Götter im Laufe der Zeit oftmals ihren Einflußbereich und ihre Bezeichnungen veränderten. Solche Wandlungen unterlagen meist politischen Einflüssen, wie z.B. der Vereinigung von Ober- und Unterägypten. Zur Bestimmung der Gottheiten auf Wandbildern sind daher noch die anderen Attribute ihrer Macht heranzuziehen, zu denen Zepter, Symbole, Kleidung und ähnliches gehören. 1. Die Doppelfederkrone kennzeichnet den Urschöpfergott Amun, der später als Sonnengott Amon-Re verehrt wurde. Dadurch wurde eine Verbindung zu dem Himmels- und Sonnengott Horus hergestellt, der sich ebenfalls mit diesem Kopfschmuck zeigt. 2. für Anhuret steht die Vierfederkrone. 3. Anuket, die als Herrin des Himmels und des Nilwassers angesehen wurde, schmückte sich mit diesem Federschmuck. Sie wurde entweder als Mensch oder als Gazelle dargestellt, die ihre Anmut und Schnelligkeit verkörpern sollte.
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4. Die Geierhaube ist sowohl die Kopfbedeckung der Geiergöttin Nechbet, der Landesgöttin Oberägyptens, als auch der Urgöttin Mut, die als Gattin des Amun angesehen wurde. In seltenen Fällen zeigt sich auch Isis mit diesem Kopfschmuck, wenn sie als Trauernde dargestellt ist.
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Kopfbedeckungen der Götter Atum/Horus, Osiris, Satis, Reschef, Chnum & Suchos -139-
Kopfbedeckungen der Götter II l. Die Doppelkrone repräsentiert den Schöpfergott Atum. Auch der Gott Horus trägt diesen Kopfschmuck in seiner Funktion als Herrscher über Ober- und Unterägypten. Die kombinierte Krone symbolisiert die Vereinigung des Landes. 2. Die Atefkrone schmückt das Haupt des Osiris. 3. Satis, die Spenderin des Wassers und Gattin des Schöpfergottes Chnum, trägt diese oberägyptische Krone, die mit zwei Antilopenhörnern verziert ist. Da Chnum oft mit Re gleichgesetzt wurde, wird Satis auch als „Auge des Re“ bezeichnet. 4. Die oberägyptische Krone des Reschef trägt einen Gazellenkopf. Ursprünglich galt dieser Gott aus Kanaan als Seuchenbringer und wurde erst später als Kriegsgott verehrt. Er erscheint in menschlicher Gestalt mit der hier gezeigten Krone, sowie mit Schild und Keule als Attributen seiner Macht. 5. Die Krone des Gottes Chnum zeigt stilisierte Widderhörner, da er auch oft mit Widderkopf dargestellt wurde. In ihm als Schöpfergott vereinigen sich die Götter des Himmels (Re), der Erde (Geb), der Luft (Schu) und der Unterwelt (Osiris). 6. Der Krokodilgott Suchos trägt diese Krone. Die Wellenlinie zeigt das Wasser des Nils, das aus seinem Schweiß entstanden ist.
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Heilige Zeichen
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Der Gottesbegriff allgemein 1. Seit der 5. Dynastie wurde das Schriftzeichen für „Gott“ in dieser Form geschrieben, die eine sitzende Gottheit in menschlicher Gestalt zeigt. Die hockende Gestalt ist hier in ein Leichentuch gehüllt, das den gesamten Körper bedeckt. Der Zeremonialbart weist die typische Krümmung auf, was die Figur als Gottheit kennzeichnet. Ursprünglich war dieser Bart ein typisches Kennzeichen des Gottes Osiris, und die Bedeutung der Glyphe wurde vermutlich mit dem Anwachsen seines Kultes auf die anderen Gottheiten ausgedehnt. 2. Das Bild der Gottesstandarte, die einen Falken trägt, stellt eine Vorform der oben beschriebenen Glyphe dar. Schon um 4000 v.u.Z., zu Beginn der ausgeprägten Tierkulte, fand dieses Zeichen Eingang in die Schriften. Es gab in den verschiedenen ägyptischen Provinzen so viele falkengestaltigen Gottheiten, daß der Falke zum allgemeinen Gottesbegriff wurde. 3. Dieses universelle Symbol für Gott entstammt wohl der vordynastischen Zeit. Das Objekt, das auf diese Weise dargestellt wurde, ist bis heute rätselhaft. Aus einigen deutlicheren Darstellungen läßt sich schließen, daß es sich hier wohl um einen mit Stoffstreifen umwickelten Fetisch handelt, wobei eine lose Stoffbahn wie eine flatternde Fahne im Wind wehte. Diese aufgestellte Fahne zeigte dann die Anwesenheit eines Gottes an einem bestimmten Platz an.
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Horusauge (Udjat)
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Das Horusauge l Sonne und Mond galten als die Augen des Gottes Horus. Das Horusauge war in Ägypten ein sehr beliebtes Amulett, da es die ewig wiederkehrende Wiederherstellung der universellen Harmonie verkörperte. Dem Mythos zufolge hatte einst der stets neidische Gott Seth seinem Onkel Horus das Auge ausgerissen, nachdem er seinen Vater Osiris getötet und zerstückelt hatte. Der weise Mondgott Thot jedoch setzte das Auge wieder instand und heilte es. Horus brachte es daraufhin seinem Vater Osiris dar, um ihn zu neuem Leben zu erwecken. Seither galt das Horusauge (Udjat) als Urbild der Opferhandlung und findet sich daher auch auf Abbildungen des Lotosgottes Nefertem. Das linke Auge des Horus stand für den Mond und somit für die annehmenden weiblichen Kräfte und für die Vergangenheit, während das rechte die aktiven, schöpferischen und männlichen Kräfte der Sonne und die Zukunft verkörperte. Beide Augen garantierten somit die Macht der Allwissenheit. Als wichtigstes Schutzamulett verhieß es das ewige Leben. 2. Die einzelnen Teile des Mondauges, das Seth zerrissen hatte, wurden dem Wert eines Bruches zugeordnet. Zusammengezählt ergeben die Zahlen 63/64tel, da Seth angeblich den 64sten Teil des Udjatauges verschwinden ließ. 3. Das Auge als Glyphe (Lautwert „irt“) bezieht sich direkt auf das Sehorgan und auf die Fähigkeit des Sehens. Die magische Kraft, die den Augen entströmt, wird ebenfalls auf diese Weise dargestellt.
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Allgemein wurde das Auge dem Feuerelement zugeordnet, da es Licht und Farben aufnehmen kann. Öffnete der Gott Horus seine Augen, so entströmte ihnen das Licht, das das Universum erhellte, schloß er sie, so kehrte die Finsternis zurück. 4. Das Zeichen des tränenden Auges stand für „rmi“, Weinen. Es bezieht sich auch auf den alten Schöpfungsmythos, nach dem die Menschen aus den Tränen des höchsten Gottes, der Sonne, entstanden sein sollen.
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Die Sonne
Obelisk -147-
Sonnenheiligtum In Heliopolis wurde einstmals ein monolithischer Stein verehrt, der als die erste Erscheinungsform des Urgottes Amun-Chepre angesehen wurde, da auf ihn die Strahlen der aufgehenden Sonne zuerst gefallen sein sollen. Man nannte ihn Benben. In der fünften Dynastie waren die Obelisken schon in allen Sonnenheiligtümern zu finden. Jeweils zwei von ihnen pflegte man in den Tempelhöfen des Neuen Reiches zu errichten und erweiterte ihre Bedeutung auf den Sonne-Mond-Zyklus, wobei der eine die Sonne des Tages und der andere die Sonne der Nacht verkörperte. Die Opfergaben, die den steinernen Heiligtümern dargebracht wurden, erhielten ebenfalls die Form eines Obelisken. Bis heute ist die Formgebung und ursprüngliche Bedeutung der Steinmonumente nicht völlig geklärt. Allgemein symbolisiert der Obelisk den Urhügel, von dem sich der Schöpfergott erhob. Ob es sich hier um einen versteinerten Sonnenstrahl handelt oder um ein phallisches Zeichen, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Da jedoch die Bedeutung sexueller Potenz und Zeugungskraft als Offenbarung der Lebensenergie im religiösen Selbstverständnis der Ägypter vorherrschend war, ist der Obelisk wohl eher als Fruchtbarkeitssymbol der schöpferischen Kraft des Sonnengottes zu sehen.
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Sonnensymbole
Sinnbilder der Sonne l Schon in alter Zeit wurde der Himmel durch zwei ausgebreitete Schwingen dargestellt. Mit dem Hinzufügen der Sonnenscheibe in der fünften Dynastie wurde das Zeichen zu einem Sonnensymbol. Bei der Flügelsonne handelt es sich um ein königliches Schutzsymbol, erkennbar an den beiden Uräusschlangen, die sich um die Sonnenscheibe winden und in einigen Formen des Neuen Reiches auch die Kronen Oberund Unterägyptens tragen. -149-
2. Dieses Schmuckstück aus dem Grab des Tut’enchamun zeigt den geflügelten Chepre, das Sinnbild der Morgensonne. Er verkörpert den Urgott, der sich selbst erschuf, indem er ohne Zeugung aus der Unterwelt hervorkam und aus dem Schoß seiner Mutter Nut am östlichen Himmel aufstieg. Chepre galt als Erscheinungsform des Atum und des Re. Der käfergestaltige Gott spielte auch eine wichtige Rolle im Glauben an die Auferstehung.
Sterne als Seelen der Verstorbenen
Stern Die Form der Glyphe geht auf den Seestern zurück, der im Roten Meer vorkommt. Die Ägypter setzten den Nachthimmel mit dem Urmeer gleich und verbanden daher das Meerestier mit den Gestirnen, die fast immer in gelber oder roter Farbe wiedergegeben wurden. Das Schriftzeichen für den Stern bezeichnete auch den Lehrer, dessen Aufgabe des Lehrens mit dem gefahrvollen Navigieren der Himmelskörper verglichen wurde. -150-
Besonders in der alten Zeit wurden die Sterne als die Seelen der Verstorbenen gedeutet und sind daher häufig auf den Bemalungen der Särge zu sehen. Dem Mythos nach folgten unzählige Seelensterne der Sonne während ihrer Reise durch die Reiche des Lichtes und der Finsternis. Auch die Gottheiten hatten ihre Verkörperungen in den Sternen. So wurde Isis als Sirius angesehen, der der Seele des Osiris in Form des Orion folgte. In späterer Zeit wurde der Himmel in 36 Bereiche eingeteilt, denen jeweils ein Stern oder Sternbild vorstand. Diese sogenannten Götter des Himmels herrschten jeweils über einen Zeitraum von zehn Tagen. Im höchsten Ansehen standen dabei die Zirkumpolarsterne, da sie entgegen aller anderen Himmelskörper nicht im Westen untergingen.
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Schreine
Naos
Schrein Die Götterschreine enthielten jeweils eine Statue der im Tempel verehrten Gottheit. Meistens wurden sie aus Holz gefertigt, da sie zu den Prozessionen in den Götterbarken mitgeführt wurden, doch wurde auch Holz und Edelmetall verwendet.
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Die Zeichnung zeigt die typische Form des Naos genannten Schreins, mit nach vorne gewölbtem Dach, in Anlehnung an das Heiligtum Oberägyptens. Fast alle Schreine wurden reich mit Hieroglyphen und bildlichen Darstellungen verziert. Die Höhe eines Naos übertraf selten Menschengröße, ausgenommen der Naos von Mendes, der sieben Meter hoch und vier Meter breit war. Der Schrein, der die Gottheit enthielt, stand in der Regel im hintersten Winkel einer Kammer des Tempels, die nur wenigen Priestern zugänglich war. Oft zeigt der Sockel Königsdarstellungen, die den Himmel tragen, da der Naos den Himmelsraum verkörperte. Wurde der Schrein geöffnet, so öffneten sich symbolisch die Pforten des Himmels zu jenem Machtbereich, den die als Statue vertretene Gottheit innehatte.
Barke mit Naos
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Barke mit Götterschrein Um die Existenz und Gegenwärtigkeit der Götter den Menschen bewußt zu machen, wurden in regelmäßigen Abständen Prozessionen abgehalten, bei denen die Götterstatuen mitgeführt wurden. Das heiligste Abbild der Gottheit blieb bei solchen Umzügen allerdings in dem verschlossenen Naos (Schrein) verborgen, der sich auf der heiligen Barke befand. Einem Nilboot nachempfunden war die Grundform der Barke, deren vorderes und hinteres Ende vom Kopf des Gottes selbst oder seines heiligen Tieres geschmückt wurde. Bei den Prozessionen wurden die Barken von den Priestern der Gottheit auf den Schultern getragen. Andere heilige Barken waren geeignet, den Schrein als Boot auf dem Wasser zu transportieren. Der Weg einer solchen Prozession wurde vor Antritt der Reise genauestens festgelegt, und unterwegs wurde mehrfach angehalten, um das zuvor befragte Orakel zu verkünden. Meistens wurde auf diese Weise anderen Gottheiten, die in verschiedenen Städten angebetet wurden, ein Besuch abgestattet, damit sie miteinander kommunizieren konnten. Die Barke an sich rückte durch den Mythos des Sonnengottes in den Bereich des Heiligen. Denn von ihm wurde berichtet, daß er sie niemals verließ, während er tagsüber auf ihr über den Himmel fuhr und sich des Nachts von den Schakalen über den Sand der Unterwelt ziehen ließ. Andere irdische Götter benutzten eine Barke nur, wenn sie einander besuchten oder an den Prozessionen teilnahmen.
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Geräte zum Ritual der Mundöffnung
Magische Belebung: Das Ritual der Mundöffnung Die Zeichnung zeigt die drei wichtigsten Geräte, die dem Ritual der Mundöffnung dienten. Das Ritual wurde immer dann vollzogen, wenn eine Statue oder auch die Mumie eines Verstorbenen magisch belebt werden sollte. Dem Toten sollte es auch den weiteren Gebrauch seiner Organe ermöglichen. An den Statuen wurde der Belebungszauber im Goldhaus vorgenommen, während die Mumien im Balsamierungsraum blieben. Nachdem die Mumie oder das Bildnis vorschriftsmäßig gereinigt wurde, opferte man den Vorderschenkel eines frisch geschlachteten Rindes, indem man ihn als Nahrung darbrachte. Das Tieropfer sollte den zu belebenden Gegenstand mit körperlicher Kraft aufladen. Anschließend wurde das Gesicht der Statue oder Mumie mit den hier abgebildeten Geräten nacheinander berührt. Auf diese Weise wurde sie mit den lebenswichtigen Energien und Elementen aufgeladen. Abschließend wurde sie dann bekleidet, gesalbt und zum Opfermahl geführt.
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Aus magischer Sicht ist es daher nicht verwunderlich, daß in Verbindung mit den Ausgrabungen in Ägypten immer wieder von Flüchen und unerklärlichen Zwischenfällen berichtet wurde, denn die magische Belebung, die in mehreren Kulturen praktiziert wurde, ist durchaus in der Lage, künstliche Wesen zu erschaffen, die für einen unbegrenzten Zeitraum in der psychischen und physischen Welt agieren können.
Gold
Metall der Götter: Gold Das Zeichen und auch die Glyphe des Goldes ist hier zu sehen (vgl. S. 73) Von alters her galt das Gold als Metall der Götter, insbesondere des Sonnengottes. So wurde auch der Sonnengott Re als „Goldgebirge, das die Erde überstrahlt“ bezeichnet. In der Vorstellung der Ägypter waren die Glieder der Götter aus purem Gold und das Metall selbst konnte seinem Träger die göttlichen Fähigkeiten verleihen.
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Aus diesem Grund verwendeten die Ägypter unglaublich viel Arbeitskraft und Zeit auf die Gewinnung des Edelmetalls und schreckten auch nicht vor Überfallen und gefährlichen Expeditionen zurück. Den fürstlichen Verstorbenen legte man goldene Gesichtsmasken an, während sich die einfachen Leute mit gelber Farbe zufrieden geben mußten. Die verschwenderisch mit Gold verzierten Pharaonengräber bezeichnete man als „Goldhaus“. In der Zeit des Neuen Reiches wurden auch die Göttinnen Isis und Nephthys auf dem Goldzeichen kniend dargestellt. Auf diese Weise wollte man sich ihres Schutzes versichern.
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Zeichen des Königs
Sphinx
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Symbol der Königswürde: Der Sphinx Aus der uralten Identifikation des Königs mit einem Löwen entwickelte sich die Gestalt des Sphinx, indem der Kopf des Tieres durch das Haupt des Herrschers ersetzt wurde. Anfänglich wurden Sphinxen als Symbole der königlichen Macht an Tempeleingängen plaziert. Im Neuen Reich jedoch wurde dem Sphinx lediglich die Position des Wächters von Gräbern und Tempeln zuteil. So zu sehen auch bei dem bekanntesten Königssphinx des Chephren von Gizeh. Im Neuen Reich wurde der Sphinx denn auch mit dem Sonnengott Amon-Re in Beziehung gesetzt und erhielt anstelle des menschlichen Hauptes einen Widderkopf. Ein weiteres, typisches Merkmal des mythischen Wesens ist das Königskopftuch, das den Halsansatz verdeckt und nur bei dem Tanis-Sphinx des Mittleren Reiches durch eine Löwenmähne ersetzt wurde. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Sphinx eine Verkörperung der weltlichen und der göttlichen Eigenschaften des Pharao darstellt. Anmerkung: Der ägyptische Begriff des Sphinx ist nicht mit der griechischen Sphinx zu vergleichen, die im Sprachgebrauch als weibliches Wesen erscheint.
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Königsring und königliche Kartuschen
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Die königliche Kartusche l. Der Königsring, der von einem verknoteten Seil gebildet wird, symbolisiert den Kosmos, „das, was die Sonne umkreist“. Die ovale Form der Kartusche entwickelte sich aus dem kreisförmigen Königsring. Sie war besser geeignet, die zahlreichen Schriftzeichen unterzubringen. Als magisches Amulett hatte die Kartusche die Aufgabe, den König zu schützen. Einigen Herrschersärgen wurde die Form des Königsringes gegeben, um der weltbeherrschenden Macht des Pharao Ausdruck zu verleihen. 2. Beide Zeichnungen sind Namenskartuschen des Tut’enchamun, wobei die linke seinen Geburtsnamen enthält. Das ist erkennbar an dem Sonnensymbol, das ihn als Sohn des Re bezeichnet. Die rechte Kartusche zeigt seinen Königsnamen. 3. Diese Kartusche des Königs Ramses besteht aus Zeichen, die einen phonetischen Wert zum Inhalt haben, mit dem sein Name geschrieben wurde. 4. Als Königsring des Pharaos Thutmosis konnte dieses Zeichen identifiziert werden. Die Inschrift enthält die Glyphe des ibisköpfigen Gottes Thot und das Geburtszeichen auf der rechten Seite, was als „der von Thot in die Welt gegebene“ übersetzt wurde. Allgemein variieren die Schreibweisen der königlichen Namen in den Kartuschen teilweise sehr, da sie entweder in ihrem phonetischen Lautwert oder als symbolhaft bildliche Darstellung erfaßt wurden (vgl. S. 33).
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Der König in der Schrift l. Die Hieroglyphe wurde verwendet, wenn die Reden des Pharao in Ich-Form geschrieben wurden. Der gottesähnliche Stand des Königs wird auch in diesem Zeichen deutlich, das dem Symbol für Gott sehr ähnlich ist (vgl. S. 137). Zur Unterscheidung ist die Figur mit einer Perücke und einem geraden Bart ausgestattet. Die königliche Uräusschlange kommt als weiteres Attribut hinzu. 2. Eine Variante des Zeichens, aus den Zeiten vor der Vereinigung beider Reiche, zeigt die Königsglyphe mit der Krone Unterägyptens. Sie bezeichnet den unterägyptischen Herrscher. Für den Pharao Oberägyptens wurde die Glyphe mit der weißen, oberägyptischen Krone versehen, (hier nicht im Bild) 3. Die Glyphe, die den aktiven Herrscher mit Stab und Zepter zeigt, fand ebenfalls in den Schriften und Wandbildern Verwendung.
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Rote Krone, Weiße Krone & Doppelkrone -165-
Kronen der Pharaonen l. Diese Abbildung zeigt die „Rote Krone“ Unterägyptens. Sie galt als Verkörperung der unterägyptischen Schutzgöttin Uto, die in Schlangengestalt dargestellt wurde. 2. Die „Weiße Krone“ Oberägyptens war das Symbol der königlichen Landesgöttin Nechbet, der Geiergöttin. 3. Hier ist die Doppelkrone zu sehen, die die beiden zuvor beschriebenen Formen in sich vereinigt. Sie wurde von den Pharaonen nach dem Zusammenschluß der beiden Reiche um 2850 v.u.Z. durch den sagenumwobenen König Menes getragen. Von da an zierte auch die Uräusschlange als schützende Flamme die Stirnseite der Krone. Allgemein sollten die Kronen die Macht ihrer Träger ausdrücken, die oft als direkt von den Göttern autorisierte Personen angesehen wurden. Weiterhin zeigten sie die Eigenschaften eines Herrschers. So trugen die Könige nach der 18. Dynastie enganliegende blaue Helme mit goldenen Verzierungen, die Kriegshelmen glichen.
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Insignien der königlichen Macht -167-
Königskopftuch Das königliche Kopftuch (Abb. 1) war das Symbol der oberägyptischen Geiergöttin Nechbet, die nach der Überlieferung den König in die Schlacht begleitete und ihn dort mit einem weißen Tuch beschützte. Der zopfartig geflochtene künstliche Bart galt sowohl bei Göttern als auch bei den Königen als Zeichen der Würde. Da den Gottheiten blaue Haare zugeschrieben wurden, trugen auch ihre Bärte die Farbe des Lapislazuli.
Krummstab und Geißel Auf dieser Zeichnung sind die wichtigsten königlichen Insignien zu sehen: Krummstab und Geißel. Der Krummstab ging ursprünglich aus dem Hirtenstab hervor und wurde verwendet, um unwillige Tiere am Bein beizuholen. In dieser längeren Variante ist er auch noch als Attribut des Hirtengottes Anezti zu sehen. In verschiedenen anderen Ausführungen wurde er von höheren Würdenträgern als Zepter getragen. Das Symbol des Krummstabes steht in der Hieroglyphenschrift für den Begriff „herrschen“. Die Geißel wurde stets den Göttern Osiris und Min zugeordnet. In der Hand des Königs wurde sie zum Herrschaftssymbol. Sie wird entweder als Fliegenwedel gedeutet, oder als Hirtenpeitsche des Gottes Anezti, der den östlichen Gauen voranstand. Da Fliegenwedel im afrikanischen Raum gerne eingesetzt wurden, um böse Wesen zu vertreiben, ist diese Deutung aus dem gesamtafrikanischen Zusammenhang heraus wahrscheinlicher.
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Seth und Horus verbinden die Wappenpflanzen Ober- und Unterägyptens
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Vereinigung Ober- und Unterägyptens Die historische Vereinigung Ober- und Unterägyptens wurde oft symbolisch durch die Verbindung der Widersacher Horus und Seth dargestellt. Sie schlingen die Wappenpflanzen der beiden Länder, Lilie (Oberägypten) und Papyrus (Unterägypten) um das Symbol der Lunge, aus der die Luftröhre emporragt. Gekrönt wird die Darstellung von der Namenskartusche des jeweiligen Königs. Bildnisse dieser Art sind am Thronsitz der Herrscherstatuen angebracht, denn bei jeder Amtsübernahme wurde der symbolische Akt der Vereinigung beider Länder wiederholt. In Varianten kann auch der Gott Thot den Platz des Seth einnehmen. Eine andere Darstellung des historischen Ereignisses zeigt die Vereinigung der weiblichen Kräfte als Verbindung der beiden Schutzgöttinnen Uto und Nechbet in ihrer Gestalt als Kobra und Geier.
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Ankh, Lebensschleife, Tet & Schen -171-
Zeichen des Lebens 1. Das Ankh ist seit alter Zeit in Ägypten das Symbol des ewigen Lebens, im Diesseits und im Jenseits. Es ist derart mit der Tradition verknüpft, daß es von den koptischen Christen in Ägypten als Kreuz übernommen wurde. In vielen Darstellungen tragen die Götter ein Ankh in der Hand oder überreichen es den Menschen. Hier handelt es sich um den sichtbar gemachten Lebensatem, gewissermaßen den göttlichen Funken, durch den das Leben überhaupt erst entstehen kann. Ferner verkörpert es die lebensspendenden Eigenschaften der Elemente Luft und Wasser. Der Ursprung seiner Form ist nach wie vor ungeklärt. Es kann sich dabei um einen magischen Knoten handeln, wobei wahrscheinlich auch sexuelle Bezüge eine Rolle spielen. Eine andere Interpretation sieht es als Verbindung des T-förmigen OsirisKreuzes mit dem Oval der Isis zum Schlüssel, der die Geheimnisse des Lebens erschließt. 2. Die Lebensschleife wurde in dieser Form oft als Knotenamulett von der Bevölkerung getragen. Wie das Ankh steht sie für Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit. 3. Das Tet-Zeichen, das auch als „Blut der Isis“ bezeichnet wird, wurde meist den Verstorbenen als Amulett mitgegeben. Es ähnelt einem Ankh, dessen Arme nach unten geklappt sind. In Verbindung mit dem Djedpfeiler an Tempelwänden und Sarkophagen verweist es auf die Vereinigung der gegensätzlichen Kräfte und damit auf die sich ewig erneuernde Lebenskraft.
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4. Hier ist der Schen-Ring und zugleich die Glyphe für „Ewigkeit“ zu sehen. Oft wird er auf Wandbildern von Gottestieren dargestellt.
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Skarabäus
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Das Symbol der Erneuerung des Lebens Abbildung l zeigt den Mistkäfer als Amulett. In der Dungkugel, die diese Käfer unermüdlich vor sich herrollen, sahen die Ägypter das Bild der Sonnenscheibe und eine Offenbarung Chepres, des Gottes der aufgehenden Sonne. Ferner ging man davon aus, daß von dieser Spezies nur männliche Tiere existieren, da seine Nachkommenschaft, wie durch ein Wunder und scheinbar ohne Zeugung, nach einiger Zeit aus der Dungkugel hervorgeholt wurde. Er wurde damit zu einem Sinnbild des Weltbaumeisters, der aus sich selbst heraus entsteht. Der Skarabäus galt auch als Aspekt des Schöpfergottes Atum und des Sonnengottes. Sein machtvolles Amulett wurde den Toten als Symbol neuen Lebens mitgegeben und an die Stelle des Herzens gelegt. Übersetzt lautet die traditionelle Inschrift auf der Bauchseite (Abb. 2) des Skarabäusamulettes so: „Dein Name möge fortdauern, Kinder mögen dir zuteil werden.“
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Leben nach dem Tod
Ka
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Das Sinnbild des unsterblichen Geistes: Ka Die geistig-seelische Lebenskraft eines Lebewesens wurde als Ka bezeichnet und durch zwei erhobene Arme symbolisiert. Durch die abwehrende Haltung sollten die negativen Mächte, die die Lebensenergie bedrohen konnten, abgehalten werden. Der Ka-Kopfschmuck wurde oft von den Pharaonen getragen. Denn außer seiner Schutzfunktion symbolisierte er auch die geistige Kraft der Götter, die auf den König übertragen werden konnte. Ka war in der ältesten Zeit eine Bezeichnung für die männliche Zeugungskraft und wurde vom Vater auf den Sohn übertragen. Es war somit nicht nur Träger der individuellen Lebenskraft, sondern auch Bewahrer des Erbgutes. Schon bald aber dehnte sich seine Bedeutung auf die gesamte geistige und seelische Kraft seines Trägers aus, und es wurde zum Sinnbild des feinstofflichen Körpers, der mit dem physischen Leib geboren wird und nach seinem Tod weiterlebt. So wurde der Begriff „sterben“ auch mit den Worten „zu seinem Ka gehen“ umschrieben. Da das Ka ebenfalls Nahrung benötigte, wurden ihm entweder Opfer als Grabbeigaben mitgegeben oder auf Wandmalereien symbolisch dargestellt, was dem Geist als geistige Nahrung durchaus genügte. Speisen wurden außer ihrer körpererhaltenden Funktion auch als Träger der geistigen Lebenskräfte angesehen.
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Kreislauf der Wiedergeburt und Unterwelt
Das Jenseits Der Kreis, der hier den Stern umgibt, symbolisiert einerseits den Kreislauf der ewigen Wiedergeburt und andererseits den geschlossenen Bereich der Unterwelt, in dem sich alle Toten, die die Aufnahmeprüfung bestanden hatten, aufhielten. Bestattungsriten und geistige Führer auf der anderen Seite sollten es den Seelen im Jenseits erleichtern, sich sicher zu bewegen. In dieser anderen Welt fand eine strikte Trennung von Sündern und guten Seelen statt, die jeweils den ihnen entsprechenden Bereichen zugeordnet wurden. Rechtschaffene Menschen hatten daher auch paradiesische Zustände zu erwarten. Allerdings hatten alle Seelen im Jenseits gewisse Arbeiten zu verrichten, die ihrer persönlichen Entwicklung dienlich waren. -178-
Schattenkörper
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Der Schatten Das Wandbild zeigt den Schatten des verstorbenen Nachtamun, wie er sein tempelartiges Grabmal verläßt. Der Schatten ist als feinstofflicher Körper des Toten zu sehen, der jederzeit in Begleitung des Seelenvogels Ba das Grab verlassen kann. Im lebenden Menschen verbindet sich der physische Leib mit der Lebenskraft Ka, dem seelischgeistigen Ba und dem Schatten zu einer Einheit. Man kann daher den Schatten als den Astralkörper bezeichnen, der nach dem Tode, für die Lebenden meist unsichtbar, weiterlebt. Allgemein wurde dem Begriff des Schattens in dem heißen Wüstenstaat auch Schutzfunktion zugeschrieben. So fiel auf den König, der ja in der Gunst des Sonnengottes stand, der „Schatten des Re“.
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Sarkophag
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Das Haus des Toten: Der Sarkophag Der abgebildete Holzsarg enthielt die Mumie eines Priesters aus Theben. Er diente dem Schutz des Leichnams und wurde als Haus des Toten verstanden. Aufgemalte Türen an der Innen- und Außenwand sollten es dem Toten ermöglichen, jederzeit den Sarg verlassen zu können. Auch die gemalten Augen im Sarginneren, die in der Neueren Zeit häufig zu sehen sind, sollten den Kontakt zur Außenwelt herstellen. Der Sarg wurde mit vielen magischen Sprüchen und bildlichen Darstellungen verziert, die dem Toten die Kräfte der Ewigkeit zuführen sollten. So erkennt man z.B. Nephthys und Isis, die dem Verstorbenen mit ihren Flügeln den Lebensatem zufächeln. Die vier Horus-Söhne stellen den Bezug zu den inneren Organen, die getrennt in den Kanopen aufbewahrt wurden, her. Das Bildnis der Himmelsgöttin Nut wurde oft im Sargdeckel angebracht, als Zeichen der Wiederauferstehung. Ein Bild des Geiers ist oft auf dem Brustteil der Särge zu finden, um das Herz des Verstorbenen zu beschützen. In der Neueren Zeit trat jedoch der heilige Skarabäus an seine Stelle. Außerdem wurden die Särge allgemein mit den Symbolen der individuellen Schutzgottheiten des Toten versehen, und auf den sich kreuzenden Schriftbändern sind Namen und Rang der verstorbenen Person zu lesen.
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Herz, Herz mit Luftröhre und Symbol der Vollkommenheit
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Sitz der Persönlichkeit: Das Herz l. Das Zeichen ist die naturgetreue Wiedergabe eines Schafsherzen. Als zentrales Organ wurde das Herz für alle Vorgänge in Körper, Geist und Seele verantwortlich gemacht. Da es das Blut in alle Teile des Körpers pumpt, wurde es als Sitz der Persönlichkeit angesehen. Es gab im alten Ägypten durchaus schon richtige Erkenntnisse über die anatomischen Zusammenhänge des Kreislaufes und den Versuch rational-wissenschaftlicher Erklärungen. Gleichberechtigt bestand daneben die religiöse Auffassung, nach der alle emotionalen und intellektuellen Handlungen vom Herzen ausgingen. Aufgrund der zentralen Rolle dieses Organs wurde es auch als einziges bei der Mumifizierung im Körper belassen, denn nur auf diese Weise konnte der Tote weiterleben. Damit das Herz nicht gegen den Verstorbenen aussagen konnte, wenn es im Jenseits gegen eine Feder gewogen wurde, bekam der Tote als Amulett einen eingewickelten Herzskarabäus mit ins Grab. 2. Die Hieroglyphe mit der Bedeutung „gut“, die ein Herz mit Luftröhre darstellt, kennzeichnete oft gute und rechtschaffene Menschen, deren Mund stets die Wahrheit sprach. Damals galt es als höchste Tugend, das auszusprechen, was das Herz dachte. Das Symbol stand auch für die Rechtsprechung, die ja ebenfalls auf den Erkenntnissen des Herzens beruhen sollte. 3. Auch viele bildhafte Darstellungen integrierten dieses Symbol der Vollkommenheit, wie in diesem Bildnis einer Gemahlin des Gottes Amun. In diesem Zusammenhang galt es auch als glückbringendes Zeichen. -184-
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Menit-Perlenkette, Sistrum und Bat
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Zauberkräftige Gegenstände: Menit-Kette, Sistrum & Bat 1. Die Menit-Perlenkette galt als heilkräftiges Schmuckstück der Göttin Hathor. Es bestand aus einer schweren Kette, deren Gewicht von einem Gegenstück gehalten wurde, das eine stilisierte weibliche Fruchtbarkeitspuppe darstellte. Menit-Ketten wurden auch von anderen Göttinnen getragen, wenn auch nur in Verbindung mit dem Hathor-Kult. Die Priesterinnen der Hathor benutzten das Schmuckstück gemeinsam mit dem Sistrum außerdem zur Klangerzeugung während der Zeremonien. Sie ergriffen dabei die Kette mit einer Hand und bewegten sie rhythmisch auf und ab, wodurch die eingearbeiteten Metallteile ein typisches Rasseln erzeugten. 2. Das Sistrum war das Rasselinstrument, mit dem die Göttin Hathor ihre Segnungen austeilte. Man verglich seinen Klang mit dem Rauschen des Papyrusdickichts und schrieb ihm daher die Macht zu, die Gottheiten zu beschwören. Besonders die gefährlichen weiblichen Aspekte der Raubtiergöttinnen sollten durch das Sistrum beschwichtigt werden. Das Instrument bestand üblicherweise aus Metall und zeigte das Doppelgesicht der Göttin, wobei das eine den Isis-Aspekt und das andere den der Nephthys verkörperte. Die beiden Göttinnen stehen im ägyptischen Dualismus für Leben und Tod. Auf dem Kopf trägt die Göttin einen heiligen Schrein, der von ihrem Kuhgehörn umrahmt wird.
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3. Das Bat stellt eine ältere Variante des Sistrums dar und zeigt die kuhköpfige Göttin Bat. Mit der Zeit verschmolz diese Form des Rasselinstrumentes mit der Symbolik der Göttin Hathor zu der zweigesichtigen Form des Sistrums, wobei das eine Gesicht nach vorne blickt und das andere nach hinten zeigt.
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Fetische
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Rinderfellfetisch Imiut, Symbolzeichen für Geburt, KuhfellGlyphe
Der Fetisch Imiut Die Geschichte dieses Fetisch (Abb. 1) reicht bis in die erste Dynastie zurück. An einer Stange, die aus einem Topf herausragte, wurde ein kopfloses Rinderfell befestigt. Seine Aufgabe bestand darin, den königlichen Thron zu schützen. Erst später wurde das Imiut dem Kult des Totengottes Anubis einverleibt und seither als hölzerne Replik den adeligen Verstorbenen mit ins Grab gegeben.
Tierfelle Tierfelle kennzeichnen oft den Übergang von einer Welt in die nächste. Aus diesem Grund besteht das Symbolzeichen für Geburt aus drei verknüpften Fuchsfellen, denn Körper, Geist und Seele sollen sich in dieser Welt manifestieren (Abb. 2).
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In Abbildung 3 ist die Glyphe für Kuhfell zu sehen, die in den Texten auch Lederwaren oder die Häute anderer Tiere bezeichnen konnte. Das Fell allgemein wurde als Medium der äußeren Verwandlung gesehen, die auch eine innere Wandlung folgen läßt.
Djedpfeiler
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Fetisch des Osiris und des Ptah: Djed 1. Ursprünglich stammt der Kult um den Djedpfeiler aus prähistorischer Zeit, und seine damalige Bedeutung ist bis heute nicht völlig geklärt. Sicher ist, daß es sich hier von Anfang an um ein Fruchtbarkeitssymbol handelte. Als Glyphe leitet sich von ihm der Lautwert „ddi“ ab, was „Dauer“ und „Beständigkeit“ bedeutet. Der Fetisch bestand entweder aus einem Pfahl, an dem gestutzte Getreidegarben befestigt waren, oder es handelte sich um einen Baum mit zurechtgeschnittenen und zusammengebundenen Zweigen. Allgemein spielte der Djed bei ländlichen Fruchtbarkeitsriten eine wichtige Rolle. Er war das Machtsymbol, durch das die Kraft des Getreides bewahrt werden sollte. In Memphis gab es schon früh einen Priester des Djed, der damals mit dem örtlichen Hauptgott Ptah gleichgesetzt wurde, und es entstand der Brauch von der „Aufrichtung des Djed“. Gleichzeitig wurde mit diesem Ritual die triumphale Auferstehung des Nekropolen-Gottes Sokaris gefeiert, der wiederum mit Ptah in Verbindung gebracht wurde. Die rituelle Handlung wurde vom König selbst, unter Mithilfe der Priester, vollzogen und war mit der Hoffnung auf ein dauerhaftes, stabiles Königreich verbunden. Als Amulett soll der Djedpfeiler Stabilität und unvergängliche Macht erzeugen. 2. Die zweite Variante zeigt Osiris als Djed, Sinnbild des Sieges über seinen Bruder und Widersacher Seth. Mit Osiris wurde der Pfeiler erst im Neuen Reich durch seine Gleichsetzung mit dem Totengott Sokaris in Verbindung gebracht. Da der Djed das Rückgrat des Gottes symbolisiert, wurde er vielfach auf Sargböden aufgemalt, an der Stelle, an der die Wirbelsäule des Toten auflag. -193-
Feder und Federfächer
Feder und Fächer Die Glyphe für Feder kann entweder den phonetischen Wert „mzct“ und somit die Bedeutung Wahrheit und Gerechtigkeit enthalten. In ihrer Form entspricht die Glyphe einer weißen Straußenfeder, die im allgemeinen der Leichtigkeit und Schwerelosigkeit zugeordnet wurde und damit auch das Element Luft symbolisierte. Sie ist auch das Abzeichen der Göttin Maat, die das kosmische Gleichgewicht und die Beziehungen zwischen den Göttern und Menschen zu regeln hatte. -194-
Die Einhaltung der sensiblen kosmischen Harmonie galt denn auch als oberste Pflicht des Königs, der die göttlichen Regeln in seinem Reich praktisch umzusetzen hatte. Das Symbol ist zudem häufig in Grabschriften in Verbindung mit dem Gott Anubis zu finden, der eine Waage hält, in deren Schalen auf der einen Seite das Herz des Verstorbenen und auf der anderen Seite eine Feder zu sehen ist. In diesem Fall wird die Feder mit der Leichtigkeit eines reinen Herzen und mit der Wahrheit gleichgesetzt. Die rechte Abbildung zeigt eine Dienerin mit einem Federfächer, die Salben darbringt. Fächer galten als Mittler des göttlichen Schutzes und waren den Kultsymbolen des Fruchtbarkeitsgottes Min zugeordnet. In Malereien sind sie oft hinter heiligen Tieren zu sehen. Als Schattenspender wurden Fächer mit dem Schatten des Menschen in Verbindung gebracht. Diese Bedeutung trifft vor allem bei gemeinsamen Darstellungen mit dem Ba-Vogel zu.
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Gesten und Gebärden
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Demutshaltung
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Anbetung Diese Haltung des Anbetens nimmt auch die Glyphe an, mit der die Handlung beschrieben wird. Der Betende kann hierbei eine stehende oder sitzende Pose einnehmen. Typisch ist vor allem die Demutsgeste, das Hinhalten der geöffneten Hände in Richtung der Gottheit. Oft fehlt in den Bildern die Darstellung des Gottes, der aber seine unsichtbare Präsenz in der Haltung des Betenden verrät. Traditionelle Darstellungen zeigen den Pharao gerne, wie er in demütiger Geste einer Gottheit die Handflächen entgegenhält. Auch untergebene ausländische Herrscher oder Gefangene sind oft in dieser Anbetungshaltung vor dem Pharao zu sehen, um ihre Kapitulation zu bekräftigen und ihrer Wehrlosigkeit Ausdruck zu verleihen.
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Geste des Flehenden
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Bittender Ein Priester verneigt sich hier, während einer Prozession, mit der typischen Geste des Flehenden vor einer Gottheit. Auch diejenigen, die die heilige Barke trugen, die das göttliche Bild enthielt, pflegten den freien Arm zu heben und die Handfläche nach oben zu halten. Wichtiges Merkmal der Körpersprache war die leichte Beugung des Rückens, die deutlich machen sollte, daß der Betreffende keinerlei Aggressivität in sich trug. Die Glyphe, die das Wort „rufen/ bitten“ beschreibt, beschreibt dieselbe Pose, wie sie der hier abgebildete Mann zeigt. Dabei wird der eine Arm stets herabhängend dargestellt, während der andere mehr oder weniger stark angewinkelt nach oben gehalten wird und die Handfläche nach oben oder nach vorne gerichtet ist.
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Hatschepsut und Thutmosis III.
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Königliche Demut l. Das Relief zeigt die Königin Hatschepsut, die sich hier in männlicher Gestalt abbilden ließ, in kniender Haltung vor dem Gott Amun. Pharaonen ließen sich generell nur in Verbindung mit den Gottheiten in einer solch demütigen Pose darstellen. Der sitzende Gott Amun hebt hier segnend seine Hände über das Haupt von Hatschepsut. 2. Thutmosis III. ist hier ebenfalls demutsvoll kniend vor Amun (im Bild nicht sichtbar) dargestellt. In den Händen hält er zwei Opferschalen mit Gaben, die er dem Gott darbringt. Thutmosis führt hier die traditionelle Geste des Opferns vor.
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Ohnmacht des Feindes
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Gefangener Das Schriftzeichen, das einen Mann in dieser wehrlosen Haltung zeigt, steht für den Begriff des Feindes oder des Rebellen. In Ägypten diente die Darstellung des Feindes in einer solch ohnmächtigen, bewegungslosen Haltung der magischen Verteidigung. Man glaubte, daß Vorgänge, die sich bildhaft manifestierten, auch Auswirkungen auf die reale Ebene haben mußten. Die Darstellungen Gefangener auf Bildern und Reliefs zeigen immer die typischen Gesichtszüge der Völker, denen sie angehörten. An einem Hinrichtungspfahl erwarteten sie den sicheren Tod. In der alten Zeit wurden Kriegsgefangene noch den Göttern geopfert. Tonfiguren in Gestalt gebundener Feinde dienten magischen Verwünschungen. Sie glichen einem gegnerischen Herrscher und trugen seinen Namen. Wie in anderen Voodoo-Kulturen üblich, wurden diese Bildnisse dann rituell zerschlagen, um die Person zu vernichten.
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Begrüßung des Sonnengottes
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Jubel Im allgemeinen drückte das Abbild einer männlichen Figur, die sich mit einer Faust auf die Brust schlug und die andere Faust über den Kopf hob, seine Freude aus. Wahrscheinlich handelte es sich in Wirklichkeit um einen Bewegungsablauf, bei dem sich der Mann oder der Gott mit beiden Fäusten abwechselnd auf die Brust schlug. Im Götterhimmel wurde die Ankunft des Sonnengottes auf diese Weise gefeiert. Auf Erden wurde dem Pharao von seinem Hofstaat die gleiche lautstarke Begrüßung zuteil. Sein Gefolge untermalte das Singen der Hymnen mit kräftigem Trommeln auf die Brust. Auf magische Weise wurde so das Einheitsgefühl und die Macht des Königs gestärkt. Während der Ausübung dieser zeremoniellen Geste wurde eine halbkniende Haltung eingenommen, bei der ein Fuß flach aufgesetzt wurde. In seltenen Fällen konnte die Glyphe, die diesem Bild entsprach, auch in Zusammenhang mit einer Totenklage stehen. Auf der Zeichnung ist eine schakalköpfige Gottheit zu sehen, die den Sonnengott ekstatisch begrüßt.
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Räuchern zur Reinigung
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Die Handlung des Räucherns Auf diesem Fries nimmt Thutmosis III. anläßlich einer Barkenprozession die von Königin Hatschepsut empfangen wird, eine Räucherung vor. Der Weihrauch galt als überirdischer Gottesduft, der die dämonischen Kräfte vertreiben konnte. Bei Ritualen diente er der Reinigung des Ortes, an dem sie stattfanden. Auf diese Weise konnte man sichergehen, daß beispielsweise bei Orakelbefragungen die Antworten auch wirklich von den Göttern stammten. Wegen seines Wohlgeruchs wurde der heilige Rauch in der höheren Gesellschaft auch zur Aromatisierung der Raumluft verwendet. Als Glyphe wurde der Vorgang des Räucherns auf die Darstellung des hier abgebildeten Räuchergefäßes reduziert.
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Priester bei ritueller Waschung
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Reinheit Die innere und äußere Reinheit galt allgemein als höchste Tugend. Aus diesem Grund hielten die Priester eine ganze Reihe religiöser Tabus ein und übten sich in den verschiedensten asketischen Fähigkeiten, um von den Gottheiten, mit denen sie verkehrten, respektiert zu werden. Dazu gehörte, daß sich die Diener der Götter Kopf und Körper rasierten und sich des Fischfleisches enthielten. Ihre Gewänder bestanden üblicherweise aus Leinen, da dieses Material nicht von einem lebenden Wesen stammte. Die Zeichnung zeigt den Priester Niaii während der rituellen Waschung, die er aus dem heiligen Gefäß der Götter empfängt. Im alten Ägypten wußten die Weisen bereits um die magnetische Kraft des Wassers, die von allen äußeren und inneren Unreinheiten befreien konnte. Aus diesem Grund wuschen sich die Priester mehrmals täglich. Das Schriftbild des Wortes „rein“ skizziert ebenfalls einen Mann in der Haltung des Anbetens, der den heiligen Wasserschwall empfängt.
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Sinnbilder des Todes
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Die Haltung des Sterbenden Bild l zeigt die Gestalt eines sterbenden Mannes mit verrenkten Gliedern. Die Vorstellung eines gewaltsamen Todes hatte für die Ägypter etwas Erschreckendes, Unnatürliches. Daher bezogen sich Darstellungen dieser Art stets auf fremde, feindliche Völker und finden sich entweder in Kriegs- oder Jagdszenen. Man sah den Tod als schmerzhafte Umkehr des Lebens an und war stets bemüht, diesen Moment mit Hilfe allerlei Zaubermittel abzuwenden. Die ständigen Bemühungen um das Weiterleben nach dem Tode und die ewige Wiederkehr trugen mit dazu bei, diesen gefürchteten Abschnitt aus dem Bewußtsein auszuklammern. 2. Die Glyphe der Wörter „sterben“ und „Feind“ ist die einzige, die den Moment des Sterbens versinnbildlicht. In späterer Zeit diente sie auch der Beschreibung des Selbstmordes. Die Haltung des stürzenden Mannes, aus dessen Kopf sich ein Blutstrom ergießt, verrät eine gewisse Dynamik. Nach der 20. Dynastie wurde das Blut auch oft durch das Bild einer Axt ersetzt und erinnert auf diese Weise eher an den Freitod.
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Pose des Siegers
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Triumph Das Schriftzeichen, das diesem Bild entspricht, hat die Bedeutung von „hoch sein“, „sich freuen“. In der Pose des Siegers ist auf dieser Zeichnung General Haremhab zu sehen. Das Nachobenwerfen der Arme war im Alten Ägypten, ebenso wie in der heutigen Zeit, eine Geste ausgelassener Freude und des Triumphes. Dem Gefühl der Leichtigkeit wird Ausdruck verliehen, indem die Arme des Betreffenden immer über den Kopf gehoben dargestellt werden, was die Verbindung zum Himmel herstellt. Gebärden dieser Art sind oft auf Bildern zu finden, in denen ein Orakel eine gute Neuigkeit verkündete oder eine Gerichtsverhandlung im Diesseits oder Jenseits zugunsten des Angeklagten entschied. Auch Untertanen, die eine besondere Ehrung vom Pharao erhielten, und Kriegsherren, die eine Schlacht gewannen, brachen auf diese Weise in Jubel aus.
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Sieg des Königs über die Mächte der Finsternis
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Unterwerfung Das Bild zeigt den König Thutmosis IV beim Erschlagen eines Asiaten im Kampf. Der Besiegte ist an seiner Haartracht leicht als Fremder zu erkennen. Indem der Pharao ihn am Schopfe packt, demonstriert er seine uneingeschränkte Macht über den Gegner. Diese traditionelle Pose des „Schlagens der Feinde“ symbolisierte den Sieg des Königs über die chaotischen Mächte der Finsternis. In übertragener Bedeutung bezieht sich diese Handlung auf die Trennung des Heiligen vom Unheiligen, denn oft haben sich die dargestellten kriegerischen Szenen nicht in der realen Welt zugetragen. Die Bedeutung der Keule oder des Stabes, mit dem der König zum Schlag ausholt, ist bis heute nicht geklärt. Es handelt sich hier wohl eher um eine symbolische, magische Waffe, die negative Einflüsse und böse Geister abwehren sollte, als um echtes Kriegsgerät.
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Kraft, Konzentration, Zielbewußtheit
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Zielstrebigkeit Der Bogen symbolisierte seit jeher die Macht des Königs über die unterworfenen Völker und wurde der Kriegsgöttin Neith zugeordnet. Daher wurde auch der Bogenschütze zum Inbegriff des Soldaten. Die Kraft der Konzentration, die Schnelligkeit und Zielbewußtheit wurde mit ihm assoziiert. Da es sich bei den meisten Bogenschützen um afrikanische Söldner oder Angehörige der nubischen Volksgruppe handelte, wurden sie meistens dunkelhäutig dargestellt. Ihre Kleidung bestand aus einem Lendenschurz, der ihre Bewegungsfreiheit nicht einschränkte. Um den Kopf trugen sie ein Band mit einer Feder als Zeichen des Kriegszustandes. Die Glyphe des Bogenschützen, die das „Heer“ bezeichnet, zeigt den Krieger entweder in angespannter, sitzender Haltung oder in stolz einherschreitender Pose.
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Historische Persönlichkeiten
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Der Reformer und Visionär
Echnaton Die revolutionäre Persönlichkeit Echnatons ist die umstrittenste der altägyptischen Geschichte. In den Schriften der 19. Dynastie bezeichnete man ihn gar als „Verbrecher von Amarna“, während er in späteren Zeiten oftmals als „kühner Geist“ und „ernster Idealist“ betitelt wurde. Der Geburtsname Echnatons, unter dem er bis zu seinem 5. Regierungsjahr herrschte, war Amenhotep IV. Schon vor seinem Amtsantritt als Nachfolger seines Vaters Amenhotep III. wurde er mit Nofretete verheiratet. Er war ein großer Mystiker und in seinem Bewußtsein der damaligen Zeit weit voraus
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Da er bei der Bevölkerung mit seinen revolutionären Ideen auf Ablehnung stieß, versuchte er, die Vorstellung seines Weltbildes mit Gewalt durchzusetzen. Als erstes historisches Oberhaupt führte er eine monotheistische Religion ein, das heißt, er bekämpfte die Anbetung der alten Götter und erhob Aton zum einzigen Gott. Zu diesem Zweck ließ er die Namen der Götter auf den älteren Bildern und Skulpturen herausmeißeln, um ihnen ihre Identität zu nehmen. Der neue Reichsgott Aton wurde denn auch nicht in vertrauter menschlicher oder tierischer Gestalt verehrt, sondern in stilisierter Form als Sonnenscheibe, deren Strahlen oft in Arme und Hände übergingen. Nur diesem einzigen, höchsten Gott durften fortan Opfer dargebracht werden. Daß Echnaton sich mit seiner fanatischen Einstellung viele Feinde machte, ist sicher, zumal er so sehr mit den religiösen Reformen beschäftigt war, daß er die außenpolitischen Angelegenheiten vernachlässigte. Da der Pharao die Oppositionellen rigoros verfolgen ließ, wurde ihm zudem die Gründung eines regelrechten Polizeistaates vorgeworfen. Außer dem religiösen Bereich wurde auch die Kunst einer umfassenden Neuorientierung unterworfen. Anstatt der üblichen, idealisierten Darstellungsweisen, die aus der ägyptischen Tradition hervorgingen, verlangte Echnaton wirklichkeitsgetreue und individuelle Kunstwerke. Die Skulpturen des Königs und seiner Frau Nofretete können daher auch als die ersten realistischen Portraits der ägyptischen Geschichte angesehen werden. Ferner gab es während seiner Amtszeit die ersten Ansätze räumlicher Darstellungen und wirklichkeitsnaher Wiedergaben, die Bewegung und Emotionen ausdrückten. Das Ende der Regierungszeit Echnatons ist im Dunkel der Geschichte verlorengegangen und auch der Ort seiner Beisetzung ist bis heute unbekannt.
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Seiner Amtsperiode folgte die Herrschaft seines Sohnes Tut’enchamun, der die Reformen seines Vaters wieder weitgehend rückgängig machte.
Symbol für Androgynität und Zielstrebigkeit -222-
Hatschepsut Königin Hatschepsut lebte während ihrer Regierungszeit hauptsächlich die männlichen Aspekte ihrer Persönlichkeit. Nach der kurzen Regierungszeit ihres Gatten Thutmosis II. drängte sie den unmündigen Thutmosis III. beiseite und ließ sich zum Herrscher ausrufen. Sie trat von nun an als Mann in männlicher Kleidung auf und ließ sich auch als solcher ansprechen. Ihr rebellisches Reformdenken brachte ihr schnell viel Feindschaft aber auch Bewunderung ein. Besonders ihre Vorstellungen von Staatsführung muten auch heute noch sehr modern an. Ihr Charakter wird als äußerst entschlußkräftig, machtgierig und stur beschrieben, wenn es galt, Reformen durchzuführen. Der logische Intellekt und die religiöse Rigorosität ließen keine Weiblichkeit oder Gefühlsbetontheit in ihrem Wesen erkennen. Trotzdem gelang es der charismatischen Königin, ein treues Gefolge um sich zu versammeln. Nach dem vermutlich gewaltsamen Tod Hatschepsuts übernahm wieder Thutmosis III., der übrigens das Kind einer Nebenfrau seines Vaters war, die Herrschaft. Um seine Stellung zu legitimieren, zerschlug er die Statuen der Königin und ließ die meisten ihrer Darstellungen aus Monumenten heraushacken. In den offiziellen Aufstellungen der Dynastien wurde der Name Hatschepsut nicht mehr erwähnt, da sie als unrechtmäßige Herrscherin galt.
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Urbild von Schönheit und Intelligenz
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Kleopatra Die obenstehende Abbildung zeigt eine römische Portraitbüste der ägyptischen Königin. Ihr Wesen wurde als „überragend an Intelligenz, Bildung und Kultur“ beschrieben. Geschickt setzte sie ihren Esprit und ihren Charme ein, um bedeutende Männer für ihre Pläne zu gewinnen. Kleopatra verkörperte den Inbegriff der Weiblichkeit, da sie es verstand, ihre weiblichen Energien einzusetzen, um ihre Visionen zu realisieren. Sie liebte sowohl die Schönheit und die Leidenschaften als auch die Machtspiele der Politik. Kleopatra regierte anfänglich, indem sie nach dem Tode ihres Vaters, Ptolemaios XII., ihren minderjährigen Bruder Ptolemaios XIII. vom Thron vertrieb. Sie wurde jedoch ins Exil nach Syrien gezwungen. Erst mit Hilfe der Römer gelang es ihr, den ägyptischen Thron zurückzugewinnen. Dem römischen Kaiser Cäsar gebar sie einen Sohn. Fast zur selben Zeit begann sie eine Liebesbeziehung zu dessen Heerführer Antonius. Dieser Verbindung entstammte das Zwillingspaar Alexander und Kleopatra und der Sohn Ptolemaios Philadelphos. Als 30 v.u.Z. Antonius aufgrund einer Fehlstrategie den gegen Rom angezettelten Krieg verlor, beging er Selbstmord. Zeitgleich wurde Kleopatras und Cäsars Sohn Kaisarion mit seinem Vater in Rom ermordet. Da Kleopatra den Römern nicht den Triumph ihrer Gefangennahme gönnte, wählte sie, nach der Beisetzung ihres Geliebten Antonius, ebenfalls den Freitod.
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Sinnbild der Weiblichkeit - eine Königin, die sich politisch im Hintergrund hielt
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Nofretete Königin Nofretete war die Gattin des revolutionären Königs Amenhotep IV., der später als Echnaton in die Geschichte einging. Schon in jungen Jahren wurde das Paar miteinander verheiratet. Nofretete verkörpert das Bild der Frau, die durch gezielte Führung im Hintergrund ihrem Mann zu Ruhm und Ansehen verhilft. Das Ehepaar setzte denn auch die revolutionäre Idee eines einzigen obersten Gottes durch, der außerdem noch in Form der abstrakten Sonnenscheibe verehrt wurde. Der Zeitpunkt von Nofretetes Tod ist unbekannt, da sie in den Schriften nach ihrem 13. Ehejahr nicht mehr erwähnt wurde. Eine auffällige Neuerung, die Echnaton und Nofretete einführten, war die individualisierte Darstellungsform der ägyptischen Herrscher in der Kunst, die zuvor nur als idealisiertes Abbild gezeigt wurden. Die eindrucksvolle Büste der Königin ist somit als erstes naturgetreues Abbild einer Herrscherin zu sehen.
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Tut’enchamun Der junge König trat bereits im Alter von acht Jahren sein Amt an. Seine Abstammung ist noch nicht mit Sicherheit geklärt. Die Vaterschaft des Amenhotep IV., also Echnatons, wird allerdings vermutet. Bis zu seinem zweiten Regierungsjahr behielt er seinen Geburtsnamen Tut’enchaton bei. Danach wandelte er seinen Namen in Tut’enchamun, was „lebendiges Abbild des Amun“ bedeutet. Während seiner Regentschaft wurden viele monumentale Bauwerke errichtet, Wiederherstellungsarbeiten verrichtet und unvollendete Projekte zu Ende geführt. Aus diesem Grund wurde der Name des Tut’enchamun mit Vervollkommnung, Harmonie und Schönheit verbunden. Sein Charakter wurde mit folgenden Beinamen beschrieben: „Starker Stier, mit vollkommener Geburt“, „der, der mit vollkommenen Gesetzen die zwei Länder beruhigt“ und „der, der die Götter zufrieden stellt“. Nachdem der König unerwartet früh verstarb, wahrscheinlich an den Folgen eines Unfalls oder Anschlags, wurde er eilig in einem nicht-königlichen Grab im Tal der Könige beigesetzt. Die historische Bedeutung des kindlichen Königs, der gerade einmal 18 Jahre alt wurde, wird allgemein als gering eingestuft.
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Pflanzen
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Baum und Baumgöttin -231-
Baum 1. Die abgebildete Glyphe für Baum enthält den Lautwert „im!. 2. Das Bild zeigt die Darstellung eines Baumes in einer Grabkammer. Baumkulte waren in ganz Ägypten weit verbreitet. So sollen auch viele Götter einst aus Bäumen hervorgegangen sein: Horus zum Beispiel aus der Akazie („in der Tod und Leben beschlossen ist“), Upuaut aus der Tamariske und Re aus der Sykomore. Oft wurden Gottheiten auch auf andere Weise mit Bäumen in Verbindung gebracht. In Memphis verehrte man den Gott Cheribakef („der unter seinem Ölbaum“), der noch im Alten Reich mit Ptah verschmolz. Zwei oberägyptische Gaue führten Bäume als Emblem, der Sykomorengau und der Baumgau. Im Allgemeinen werden Bäume und Menschen in Abhängigkeit zueinander gesehen. Das zeigt sich auch in einem Märchen, in dem von Bata erzählt wird, dessen Herz sich in der Blüte einer Zeder befand, weshalb er sterben mußte, als der Baum gefällt wurde. Wurde die Baumglyphe direkt an einem Sarg angebracht, war sie ein Hinweis auf die Auferstehung und bedeutete, „Der Sarg grünt“. Bilder von Bäumen sind oft in Gräbern zu finden, da sich die Toten, genau wie die Lebenden, in ihrem Schatten erfrischen und an ihren Früchten erfreuen sollen. 3. Dieses Wandbild zeigt die Seelen eines verstorbenen Ehepaares in Vogelgestalt an einem Teich mit Lotosblumen. Die Baumgöttin, die sich über ihnen erhebt, serviert ihnen Speisen und Getränke.
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Sut-Pflanze
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Binse, Sut-Pflanze 1. Die Glyphe der Sut-Pflanze hat den phonetischen Wert „sw“. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei der Sut-Pflanze um eine Art Binsengewächs aus den Sümpfen entlang des Nils. Seit Urzeiten galt sie als Symbol Oberägyptens. Die oberägyptischen Könige erhielten als Beinamen den Titel „nyswt“, „der zur Sut-Pflanze gehört“. Schon in römischer Zeit ist die wahre Identität dieser Sumpfpflanze verlorengegangen. Auf jeden Fall bezeichnet sie ein Gebiet, das im krassen Gegensatz zu den trockenen Wüsten steht. 2. Diese Variante der Glyphe bezeichnet den Süden und hat den Lautwert „rswt“. 3. Hier ist das Binsengewächs zu sehen, wie es auf Wandbildern dargestellt ist.
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Blume, Dorn & Pflanzenopfer
Blumen 1. Die Glyphe für Blume hat den Lautwert „wn“. Im allgemeinen wurden Blumen den Göttern als Opfer dargebracht. Diese Blumensträuße wurden dann oft in Halter gesteckt, die die Form der Lebensschleife hatten. In ihnen glaubte man die Götter gegenwärtig und ihr Geruch wurde mit dem Wohlgeruch der Götter gleichgesetzt. -235-
Das Wort für „Leben“ hat in der ägyptischen Sprache den gleichen Klang wie das Wort für Blume. Bilder von Blumensträußen in Grabstätten weisen darauf hin, daß der Verstorbene in den ewigen Frühling eingegangen ist. Blumen sind Sinnbilder der Lebensentfaltung. Der Lotos war die erste Blume, die aus den Urwassern auftauchte. Viele Gottheiten werden mit Blumen dargestellt. 2. Dieses Ideogramm steht für „srt“, was „Dorn“ bedeutet und für das Wort „spd“, das für „spitz“ oder „scharf“ steht und in Verbindung mit solchen Wörtern auftaucht. 3. Der Korb mit Früchten ist das Zeichen für Pflanzenopfer.
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Kornmumie & Getreideglypben
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Getreide 1. Die sogenannte Kornmumie zeigt Osiris in seiner Eigenschaft als Vegetationsgott. Das Korn, das als junge Saat aus seinem toten Körper hervorsprießt, ist ein Sinnbild seiner Auferstehung. Seine Unterlage besteht aus fünf Lebenszeichen (Ankh) und zehn Uaszeptern. Als magische Hilfe für ein Weiterleben nach dem Tod und als Symbol der Unbesiegbarkeit des Todes wurden anläßlich der Beisetzung oft aus Erde Ebenbilder des Toten geformt, in die Getreidekörner eingearbeitet wurden, so daß bald frisches Grün aus ihnen hervorsproß. 2. Gerstenkörner stehen repräsentativ für alle Getreidesorten, da es sich hierbei um das älteste bekannte Korn handelt. Sie bilden die Glyphe „it“ und können entweder nebeneinander oder auch übereinander angeordnet sein. Die Zahl Drei steht für eine unzählbare Menge. Korn, aus dem Brot und Bier bereitet wurde, war allgemein ein Symbol der lebenserhaltenden Kräfte. 3. Die Emmerähre, die hierzulande weitgehend unbekannt ist, wurde in Ägypten vielfach zum Backen von Brot verwendet, das die Grundlage der Ernährung bildete. Auch zu medizinischen Zwecken wurde der Emmer eingesetzt, unter anderem auch für die Prognose einer Geburt. 4. Das abgebildete Zeichen mit dem Lautwert „chcw“ zeigt eine stilisierte Getreidegarbe uns steht für den Begriff „Haufen“ oder „Menge“.
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Lotus
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Lotos 1. Das Ideogramm für Lotos hat den phonetischen Wert „ssn“. Der Lotos ist ein lebendiges Symbol für Schönheit und Anmut. Daher sind die Seerosen auf fast allen Wandbildern zu finden, ob als Lotosbündelsäulen oder als grafische Bordüren. In Ägypten findet sich sowohl der weiße Lotos, als auch der blaue, der wegen seines feinen, süßen Duftes höher geschätzt war. Da die Pflanze die Eigenschaft hat, ihre Blüten nachts tief ins Wasser zurückzuziehen, um sie bei Tagesanbruch wieder auftauchen zu lassen, wird sie mit der aus der Nacht hervorbrechenden Sonne assoziiert. Im ägyptischen Totenbuch ist der Sonnengott Re „der Jüngling, der aus dem Lotos hervorkam“. Die Pflanze stellt eine Verbindung zwischen dem göttlichen Licht und der chaotischen Finsternis her. Aus diesem Grund ist sie ein Zeichen der Hoffnung und der Wiedergeburt. In vielen Gräbern sind Blüten des blauen, heiligen Lotos zu sehen, an dessen Duft sich die Verstorbenen erfreuen. Die Pflanze ist dem Gott Nefertem zugeordnet. 2. Dieses Zeichen zeigt einen Lotusstengel mit Wurzelknolle und Blatt. Der Lautwert ist „hz“. Es wurde häufig benutzt, um die Zahl 10.000 zu schreiben. Da die Verstorbenen hofften, zehntausende guter Dinge zu genießen, ist das Zeichen in Grabinschriften oft anzutreffen. 3. Hier ist die Glyphe für „opfern“ zu sehen. Sie zeigt eine Lotosblüte mit langem Stengel. Der Lautwert ist „wdn“. Frauen, die die Opfergaben darbrachten, hielten Lotosblumen mit überlangen Stengeln in ihren Händen. Die langen Stiele galten als Schönheitsmerkmal der Blumen.
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Da die Ägypter gerne mit der Schrift spielten, wurde die Glyphe der Lotosblüte oft durch einen Gänsekopf ersetzt.
Palmen und Zweige -241-
Palmen und Zweige 1. Diese Vorform der seit dem Neuen Reich üblichen Glyphe, die einen belaubten Zweig zeigt, bezieht sich auf alle hölzernen Gegenstände. Sie bildet die Silbe „hat“, die sowohl mit dem Wort Holz, als auch mit dem alten Ausdruck für Baum identisch ist. Pflanzenteile und Gebrauchsgegenstände können mit diesem Ideogramm bezeichnet werden. 2. Die Dattelpalme galt aufgrund ihrer strahlenförmigen Krone, die sie in Verbindung mit der Sonne brachte, als heiliger Baum des Re. Daher ist sie in Form von Palmsäulen während der beiden Blütezeiten der Sonnengottverehrung am häufigsten dargestellt worden. Auch Göttin Hathor wird zuweil „Herrin der Dattelpalme“ genannt. Sykomore und Dattelpalme genossen im Niltal besondere Verehrung als Lebensbäume, da sie nur dort wachsen, wo ausreichend lebensspendendes Wasser vorhanden ist. Die Dumpalme, deren Stamm eine zwei bis dreifache Teilung aufweist, war ein Symbol der Fruchtbarkeit. Ihre Darstellung ist deshalb oft in den Getreidespeichern zu finden. Diese Palmenart wird sowohl mit Thot, dem Gott in Paviangestalt, und mit dem Fruchtbarkeitsgott Min verbunden. 3. Das Ideogramm zeigt eine Palmrippe mit dem Lautwert „tr“ und „rnp“. Ursprünglich wurde der Zweig mit mehreren Einschnitten dargestellt, später beschränkte man sich auf den einen. 4. Diese Variante einer Palmrippe symbolisiert die Jahreszeiten und steht für die Fruchtbarkeit, die von der jährlichen Überschwemmung des Nillandes abhängig war.
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5. In dieser Form („rnpi“) bedeutet die Palmrippen-Glyphe „jung sein“.
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Papyrus
Papyrus 1. Hier ist die Glyphe für Papyrusstengel zu sehen, die den Lautwert „wzd“ oder „wd“ hat. Der Papyrus wurde im alten Ägypten unter anderem für den Bau von leichten Booten und zur Herstellung von Sandalen, Matten und Kleidung verwendet. Besondere Bedeutung erlangte er in der Herstellung von Papier und Schriftrollen. Der 5 bis 6 Meter hoch wachsende Papyrus ist ein Sinnbild für Vitalität und Lebenskraft. Die Farbe Grün wird mit derselben Glyphe dargestellt und steht für Glück. Göttinnen tragen Papyrusstengel, die im allgemeinen mit der Symbolkraft des Mondes in Verbindung gebracht werden, als Zepter. Im Gegensatz zum Papyrus entstammen dem Lotos die Sonnengottheiten. Die Tempelfresken zeigen Papyrussäulen, als Zeichen der aus den Urwassern entstandenen Welt. Sie sind ein Symbol, der sich täglich aufs Neue manifestierenden Schöpfung.
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2. Das Ideogramm zeigt einen Papyrusstrauß, wie er den Verstorbenen oder auch den Göttern als Opfergabe dargebracht wurde. Er ist ein Zeichen der Freude und des Sieges. 3. Das Schriftzeichen und zugleich das Wappen Unterägyptens besteht aus mehreren Papyrusstengeln, die aus einem Stück Land herauswachsen. 4. Wird das Zeichen für Papyrus mit dem Symbol der Kobra kombiniert, so entsteht die Glyphe für grün, frisch, gedeihen. Teilweise wurde dieses Zeichen auch mit der unterägyptischen Landesgöttin Uto verbunden. 5. Das Schriftzeichen für Papyrusbüschel (Lautwert „tz“ oder „mhw“) wurde oft kunstvoll ausgeschmückt. Es ist das Symbol des Nildeltas. So zeigen die Wellenlinien das Wasser, aus dem die Pflanze herauswächst. Es handelt sich hier zumeist um die ältere Darstellungsform des Schriftzeichens aus Abb. 3, bei dem sich der Papyrus mit geschlossenen Knospen zeigt.
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Schilf
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Schilf 1. Hier ist die Glyphe für blühendes Schilf zu sehen. Als Buchstabe entspricht sie dem Laut „i“. 2. Mit dieser Glyphe wird ein Stapel von Opfergaben beschrieben. Rechts steht das Zeichen für „i“, links das für „hm“, zwischen ihnen sind gestapelte, kegelförmige Süßigkeiten. 3. Die drei Schilfblüten stehen für „Land“ und haben den Lautwert „sht“. Das so bezeichnete Land bezieht sich auf die bestellten, fruchtbaren Felder, die sich aus dem Wasser der überschwemmten Gebiete erheben. Alljährlich trat der Nil über die Ufer und hinterließ nahrhaftes Schwemmland. Das sich aus dem Wasser erhebende Land war dann mit leuchtend grünem Schilf und Gras bedeckt. 4. Dieses Ideogramm symbolisiert das überschwemmte Land. Aus der Glyphe für Insel, dem Oval, sprießen verschiedene Pflanzen hervor. Vor Errichtung des AssuanStaudammes ragten bei Hochwasser unzählige solcher kleinen Pflanzeninseln und Büschel aus dem Nil.
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Wein
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Wein l. Die Glyphe zeigt eine Weinlaube und bezeichnet entweder den Weinberg („izrrt“) oder den Wein („irp“). Schon in der Alten Zeit wurde in Ägypten Wein angebaut, und er begrünte die Lauben in den Gärten. Die Trauben werden in den religiösen Texten als „Pupille des Horusauge“ bezeichnet und der Wein als Tränen. Der kosmische Weinstock wurde als Baum des Lebens angesehen. So erzählt der Mythos, daß Isis nach dem Genuß von Trauben schwanger wurde und den Sohn Horus gebar. Dem Toten reicht der Keltergott Schesmu Wein als lebenserhaltendes Getränke. Da die Ägypter große Weinliebhaber waren, wurden Amphoren mit gelagerten Weinen äußerst penibel mit Etiketten versehen, die genaue Angaben über Herkunft, Jahrgang und Qualität enthielten. 2. Der Ausschnitt des Wandbildes aus dem Grab des Nachtamun zeigt eine Weinlese.
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Binse und Papyrus ah Wappenpflanzen
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Wappenpflanzen 1. Die Wappenpflanze Oberägyptens ähnelt in der Form der Sut-Pflanze. Der Lautwert beträgt „sm“. Bis heute ist die botanische Zuordnung dieser Pflanze umstritten. Sie wird entweder mit einer Lilie oder mit einer Binse in Verbindung gebracht. 2. Im Wappen des vereinigten Ober- und Unterägyptens sind die beiden charakteristischen Pflanzen der Landesteile zu sehen, Binse und Papyrus. Auf diese Weise repräsentiert es die Einigung der beiden Länder von Horus und Seth. Dieses sogenannte „smz-tzwy“-Motiv ist auf den meisten Thronsitzen der Herrscherstatuen zu finden, die nach der Vereinigung der beiden Reiche erschaffen wurden. Neben den Göttern Horus und Seth werden oft auch noch die Landesgöttinnen Uto und Nechbet gezeigt. Das Schriftzeichen, das eine Lunge mit Luftröhre zeigt, bedeutet Vereinigung und Vollkommenheit. Umschlungen wird es von den beiden Wappenpflanzen.
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Tiere
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Antilope
Antilope In Unterägypten erlitt die Antilope ein ähnliches Schicksal wie alle Wüstentiere und wurde als Verkörperung des Seth verachtet und verfolgt. Ihr wildes Temperament und das waffenähnliche Gehörn einiger Arten bestärkte den Volksglauben, in den Tieren Personifikationen der zerstörerischen Mächte zu sehen.
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In den wüstennahen Gebieten Oberägyptens wurden die Tiere hingegen mit dem Element des lebensspendenden Wassers in Verbindung gebracht, was vermutlich auf den südarabischen Einfluß zurükzuführen ist. Dort wurde der Regengott Attar verehrt, dessen Symboltier die Antilope war In Elephantine wurde die Göttin Satis, als Spenderin des Wassers, in Antilopengestalt verehrt. Auch das alte Zeichen des sechzehnten oberägyptischen Gaues zeigte eine weiße Antilope, über deren Darstellung erst in jüngerer Zeit ein siegreicher Horus gesetzt wurde.
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Biene
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Biene Abbildung l gibt den Ausschnitt aus einem Wandbild wieder, das eine Biene auf einer Honigwabe zeigt. In den ausgedehnten Wiesen des Nildeltas ist die Bienenzucht seit dem dritten Jahrtausend vor Christus nachgewiesen. Einem Papyrus zufolge riefen die Imker die Bienen mit einer Rohrflöte, wenn sie sie zum Ausschwärmen bringen wollten. Der Mythos erzählt, daß sich einst die Tränen, die der Sonnengott Re weinte, in Bienen verwandelten. Daher sind in Heiligtümern des Gottes auch Darstellungen von Bienen anzutreffen. Der Honig fand sowohl als Nahrungsmittel als auch in der Heilkunde und bei der Herstellung von Salben Verwendung. Den Königsnamen der frühen Dynastien Unterägyptens wurde der Beiname „Fürst Biene“ vorangestellt. In späteren Zeiten erhielten die Pharaonen den Titel „n(y)-swt-bit“, „der der Binse und der Biene angehört“. Die Binse galt als Wahrzeichen Oberägyptens. Allgemein wurden Bienen mit den göttlichen Ahnenkönigen in Verbindung gebracht. So wurde auch der Haupttempel der Kriegsgöttin Neith in Sais als „Schloß der Biene“ bezeichnet. Die Glyphe für Biene, Abbildung 2, findet sich entweder in dieser bildlichen oder der reduzierten Form. Das Schriftzeichen „bit“ war das erste schriftliche Symbol des alten Ägypten.
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Esel
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Esel Der Esel wurde generell als Gefolgstier des zerstörerischen Gottes Seth gesehen. Dem Mythos nach stellten sich 77 Esel der Sonne entgegen, um sie frühmorgens am Aufgehen zu hindern. Die allgemeine Abneigung gegen das Tier, das doch als Arbeitstier wertvolle Dienste leistete, ist wahrscheinlich auf seine Verbindung zu den asiatischen Nomaden zurückzuführen, die es im Land bekannt gemacht hatten. Seiner sexuellen Potenz wegen wurde der Esel auch mit dem negativen Aspekt der Ausschweifung verbunden. Aus diesem Grund wurde im Schriftbild die Glyphe des Phallus oft der Eselsdarstellung vorangestellt. Zudem bestand eine Aufgabe des Tieres darin, das Korn, in dem bekanntlich die Verkörperung des Osiris gesehen wurde, wegzutragen. So wurde anläßlich des Osiris-Festes im Neuen Reich rituell ein Esel mit der Lanze erstochen, um die zerstörerische Kraft des Seth zu brechen. In Anlehnung an diesen Brauch wurde die Hieroglyphe des Esels auch meistens mit einem Messer zwischen den Schulterblättern geschrieben. Dem Mythos zufolge bewachten auch eselsköpfige Dämonen die Tore zur Unterwelt.
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Eule
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Eule Als einziges Lebewesen wurde die Eule mit nach vorne gedrehtem Gesicht abgebildet. Vermutlich sollte damit ihre Fähigkeit, den Kopf extrem weit drehen zu können, hervorgehoben werden. Viele Umstände deuten darauf hin, daß die Eule als Unglücksvogel galt basierend auf ihrem unheimlichen Blick und lautlosen nächtlichen Flug. Auch ihr beunruhigender Ruf, der im Dunkeln der Nacht zu hören war, brachte sie in die Nähe der finsteren Mächte der Unterwelt. Wohl aus diesem Grund wurde allen Mumien, die man von diesen Vögeln fand, der Kopf abgeschnitten. Auch die Hieroglyphe für den Ausdruck „einem Vogel den Kopf abschneiden“ besteht aus dem Bild der Eule und dem alphabetischen Zeichen „k“.
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Nilbarsch
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Fisch Allgemein wurden Fische im alten Ägypten als unreine Tiere angesehen und der Genuß ihres Fleisches war geweihten Personen, wie Königen und Priestern, strengstens verboten. Ihr Lebensraum, die dunklen und schlammigen Gewässer oder das gefürchtete Meer, ließen sie als Verbündete des Seth erscheinen. Zudem berichtet der Mythos, der Nilkarpfen habe gemeinsam mit Phragos und Mormyrus den Phallus des zerstückelten Osiris gefressen. So pflegte man anläßlich bestimmter Festtage den Göttern Fische zu opfern, die zerstampft oder verbrannt wurden, um den Sieg über die dunklen Mächte zu demonstrieren. Eine Ausnahme bildete jedoch der Nilbarsch, ein Fisch der seine Jungen im Maul ausbrütet und ihnen auch später auf diese Weise Schutz gewährt. Das Verschlucken und die folgende Wiedergeburt der Kinder entsprach dem Sonnenzyklus und machte den Nilbarsch zu einem kraftvollen Symbol der Wiedergeburt nach dem Tode. In Mendes wurde außerdem die Göttin Hatmehit verehrt, die als „Erste der Fische“ angesehen wurde und das Zeichen eines Delphins auf dem Haupt trug.
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Phönixvogel Fischreiher
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Symboltier der Erneuerung: Phönixvogel Fischreiher Der Phönix war das heilige Tier von Heliopolis. Sein ägyptischer Name Boinu leitete sich von dem Wort für „leuchten, aufgehen“ ab. Es handelt sich bei dem Vogel um den Fischreiher, der in großer Anzahl das Niltal zu Zeiten der Überschwemmungen aufsuchte. Seine zyklische Wiederkehr, die mit der belebenden Kraft des Wassers in Verbindung gesetzt wurde, machte ihn zu einem Symbol der ewigen Erneuerung. Schon in der alten Zeit wurde der Reiher zum Sonnenvogel, da er der Sonne gleich, am frühen Morgen, aus den Wassern aufzusteigen pflegte, um sich in der Morgenröte zum Himmel emporzuschwingen. Der Mythos von der Selbstverbrennung und der Wiederauferstehung entstammt ebenfalls diesem Bild. Bei den zeitlichen Intervallen seiner Wiederkehr gingen schon im alten Ägypten die Vorstellungen weit auseinander. Es wird sowohl von einer Spanne von fünfzig Jahren, als auch von einem Zeitraum von 1461 Jahren berichtet. Die letztere Angabe bezieht sich auf die Sothisperiode, die mit dem Aufgang des Sternes Sirius zusammenfiel. Jeder neue Zyklus des Sirius wurde mit einer völligen Neuordnung des Kosmos und als Beginn eines neuen Zeitalters gesehen. Die Verbindung mit der Sonne machte den Phönix zum Ba des Re und seine Beziehung zum Totenreich sowie die Auferstehung aus seiner eigenen Asche ließen ihn zu einer Erscheinungsform des Osiris werden.
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Frosch
Frosch Die Glyphe des Frosches galt als Symbol des noch nicht geformten Menschen. So war denn auch die froschköpfige Göttin Heket für die Bildung des Fötus im Mutterleib zuständig. Weiterhin überwachte sie als Hebamme die Geburt. Die Entstehung des Lebens wurde mit den schlammigen Tiefen des Wassers in Verbindung gebrächt, in denen es vor Leben nur so wimmelt. Daher wurden in der Weltentstehungsgeschichte von Heliopolis Magna die Urgottheiten als schlangen- oder froschköpfige Kreaturen beschrieben. Im Neuen Reich wurde der Frosch zum Symbol der „Wiederholung des Lebens“.
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Gans und Ei
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Gans Auf Grund ihrer besonderen Fürsorglichkeit und Elternliebe genoß die Gans in Ägypten besondere Anerkennung. So steht ihre Glyphe oft für das Wort „Sohn“ und ist daher in vielen Texten und Inschriften zu finden insbesondere auf Ahnentafeln, wo sie Namen von Familienmitgliedern vorangestellt ist. Einen besonderen Bezug schrieben die Ägypter den Tieren zum Urgott Amun zu, der manchmal selbst als Gans dargestellt wurde. So machte die Symbolik des Eies die Gans zu einem Teilaspekt der Ursprungslegenden: Den Überlieferungen zufolge war der erste Gott aus einem wundersamen Ei entstanden, das einst aus den Urwassern emporstieg. Als Sitz des aufkeimenden Lebens waren Eier mit vielen Tabus belegt. So war den Priestern ihr Genuß verboten und auch auf Bildern wurden sie niemals als Speise dargestellt, obwohl die Bevölkerung mit Sicherheit die Eier verschiedener Vogelarten aß. Wie alle runden, in sich geschlossenen Symbole stand auch das Ei für das ewige Leben und die Wiederauferstehung. In den Nekropolen der heiligen Vögel sind daher auch neben den Mumien der Tiere die ihrer Eier zu finden, die ebenfalls in Binden eingewickelt wurden. Der innerste Sarg, der die Mumie umschloß, wurde als Ei bezeichnet, da er die Hülle des im Jenseits neu entstehenden Lebens war. Als Glyphe bedeutete es außer „Sarkophag“ auch „Leichentuch“ und konnte zudem auch für die Kindschaft stehen. Eiförmige Amulette waren als Träger der göttlichen Urkraft allgemein beliebt und wurden auch den Toten mit ins Grab gegeben.
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Gazelle
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Gazelle Im Verständnis des alten Ägyptens spielte die Gazelle eine Doppelrolle Einerseits findet sie sich in friedlichen Szenen als domestiziertes Haustier und andererseits galt sie in ihrer wild lebenden Form als Gestalt des Gottes Seth. Den Bewohnern im vegetationsreichen Unterägypten waren die wilden Gazellen, die die feindlichen Wüsten bewohnten, fremd. Da sie sich in dem lebensfeindlichen Gebiet des Gottes Seth aufhielten, wurden sie auch zu seinem Gefolge gezählt. Gazellen wurden oft im Verlauf der religiösen Zeremonien geopfert, um feindliche Kräfte abzuwehren. In den trockeneren Teilen Oberägyptens dagegen wurde den Tieren aufgrund ihrer Schnelligkeit und Anmut ein göttlicher Status zuerkannt. Die Göttin Anuket wurde in der Stadt Komir in Gestalt einer Gazelle verehrt und führte die Beinamen „Fürstin der Götter“ und „Herrin des Himmels“.
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Wüstenhase
Hase Dem Hasen wurden wegen seiner besonderen Fähigkeiten, seinem schnellen Lauf und seiner außerordentlichen Sinneswahrnehmungen göttliche Kräfte zugeschrieben. Sein Schriftbild zeigt die extrem vergrößerten Ohren als Hinweis auf die Wachsamkeit des Tieres. Die Glyphe steht für das Verb „rennen“. Auch als Amulett waren die Hasenfiguren beliebt, besonders in der Spatzeit. In Oberägypten wurden die Tiere als Gefolge der Göttin Unut angesehen, die dem 15. Gau vorstand. Unut besaß Menschengestalt und trug eine Standarte mit einer liegenden Häsin auf dem Kopf.
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Ichneumon
Ichneumon Der Ichneumon ist eine Unterart der den Schleichkatzen verwandten Mungos. Seine ausgesprochene Schlangenfeindlichkeit machte den gewandten Jäger zu einem Symboltier des Horus. Dem Mythos nach verwandelte sich der Gott in den Ichneumon, um die Apophisschlange der Unterwelt zu bekämpfen. Die Tiere wurden allgemein als wohlwollende Geister der Unterwelt verehrt und ihre Skulpturen wurden mit Sonnensymbolen, später auch mit der Uräusschlange, geschmückt.
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Kiebitz
Kiebitz Das Bild des Rechit-Vogels, das auch als Glyphe Verwendung fand, ist leicht als Kiebitz erkennbar. Der aus Europa stammende Zugvogel trat als Wintergast im Nildelta in großer Zahl in Erscheinung. Seine Glyphe entsprach dem phonetischen Wert „rhyt“ (daher Rechit), der Bezeichnung für Ausländer, die bis zu einem gewissen Grad im ägyptischen Reich integriert waren und somit auch als Untertanen des Pharao angesehen wurden. Der Vogel galt als Symbol der tolerierten Fremden im Land, denen man allerdings oft mit Mißtrauen oder gar Feindseligkeit begegnete. -272-
Krokodil
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Krokodil Die machtvollen, zerstörerischen Kräfte des Krokodils (Abb. 1) waren allgemein gefürchtet. Zur damaligen Zeit war das Nilkrokodil, das mit dem Gott Seth in Verbindung gebracht wurde, noch weit verbreitet und richtete einigen Schaden an. Seine Glyphe stand, seiner Eigenschaft entsprechend, denn auch für „gierig sein“ oder „gefräßig sein“. Im Allgemeinen begegnete man dem Tier mit Respekt, denn es wurde verbreitet, daß nur die Macht der Liebe der rohen Kraft des Krokodils überlegen sei. Im oberägyptischen Fayum und in Kom Ombo wurde der Krokodilgott Sobek verehrt. Er wurde entweder als Krokodil auf dem heiligen Schrein dargestellt (Abb. 2) oder als Mensch mit Krokodilskopf. Dem Volksglauben nach entsprang der Nil dem Schweiß des Gottes. Das massenhafte Auftreten der Tiere während der jährlichen Überschwemmungszeiten brachte sie mit einer reichen Ernte in Verbindung. Daher erhielt Sobek seine Bedeutung als Fruchtbarkeitsgott. In späterer Zeit wurde der Gott in den Kult des Re eingebunden und erhielt als Sobek-Re auch dessen Attribute wie Falkenkopf und Sonnenscheibe.
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Hathor als Totengöttin in Kuhgestalt
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Kuh Kühe waren die heiligen Tiere der Göttin Hathor. Da der König selbst oft als Stier bezeichnet wurde, nahm die Kuh symbolisch die Position seiner Mutter ein. Im Mythos, der von der göttlichen Geburt des Herrschers berichtet, säugt die heilige Hesath-Kuh den Jüngling. Die Mystifizierung des Tieres gründet sich auf die Verehrung der Himmelskuh, die den Himmel mit der Unterwelt verband und somit das Weiterleben garantierte. So erhielten auch Liegen, auf denen die Bahren während der Totenfeier lagen, die Gestalt einer Kuh. Als Mutter des Apis-Stieres und des Gottes Anubis genoß die Hesath-Kuh besonderes Ansehen. Die Skulptur zeigt die Göttin Hathor in Kuhgestalt als Totengöttin.
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Leopard
Leopard Der Leopard oder Panther galt als Verkörperung der Göttin Mafdet, die befugt war, die Lebenden und die Toten ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Als Wesen der Gerechtigkeit bestand ihre Aufgabe jedoch auch darin, den Verstorbenen zu helfen. Aus diesem Grund wurde vielen Särgen ein Fell der Raubkatze aufgemalt und die Priester der Mundöffnung (vgl. S. 151) hüllten sich in Pantherfelle. Der Brauch, Tote in Leopardenfelle einzuwickeln, entstammte wahrscheinlich einer älteren Tradition, die in Afrika bei vielen Stämmen gepflegt wurde. In Form eines Amuletts sollte der Pantherkopf die Macht verleihen, den Tod zu überwinden.
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Löwe
Löwe Der Löwe, der entweder lässig liegend oder stolz einherschreitend dargestellt wurde, galt als eine Erscheinungsform des Sonnengottes. Da das Tier in den Sonnenzyklus eingebunden wurde und damit auch Tod und Wiedergeburt verkörperte, wurde den Totenbahren oft seine Gestalt verliehen. In liegender Pose strahlte er die majestätische Ruhe eines Herrschers aus; in dieser Form wurde auch das Bildnis des Sphinx mit ihm verbunden. Die schreitende Haltung dagegen verweist auf seine Wildheit und seinen Mut. Der König selbst ließ sich gerne mit dem Löwen als starker, machtvoller Krieger gleichsetzen und wurde daher oft in Begleitung von Löwinnen bei der Jagd und der Schlacht abgebildet. Die Löwenjagd war ausschließliches Privileg der Pharaonen.
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Durch seine furchteinflößende Erscheinung wurde der Löwe auch zum Wächter des Königsthrones, der zu diesem Zweck mit Löwenbeinen und -schwanz versehen wurde. Als Statue war er Hüter der Tempeleingänge; auch der Eingang zur Unterwelt soll von den beiden Löwenköpfen des Gottes Aker bewacht worden sein. Die meisten verehrten löwengestaltigen Gottheiten waren weiblich und wurden mit dem Kampf und dem Element des Feuers assoziiert. Außer den Göttinnen Sachmet und Mehit gab es in Leontopolis noch das Löwenpaar Ruti, das die männliche und weibliche Schöpferkraft symbolisierte und die Totenopfer überwachte.
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Spitzmaus
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Maus In Letopolis galt die Spitzmaus als heiliges Tier des Horus, sie verkörperte seinen dunklen, nächtlichen Aspekt. Das schlecht sehende und unterirdisch lebende Tier bildete einen Gegenpol zur Lichtgestalt des Falken. Da sich die Spitzmaus hervorragend in ihrem dunklen Reich zurechtfand, wurde sie mit der Neuerschaffung der Sonne während der Nacht in Verbindung gebracht. Die nebenstehende Zeichnung bezieht sich auf diesen Mythos. Alle Plastiken und Zeichnungen zeigen die Maus in aufrechter Haltung, bedeckt mit Symbolen des Sonnengottes. Auch Mumien der Tiere wurden gefunden.
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Nilhecht
Nilhecht Die Verehrung des kleinen Nilhechtes Oxyrhynchos (Abb. 3) beschränkte sich auf den Gau der mittelägyptischen Stadt gleichen Namens. Sein Name bedeutet Spitznase und seine Glyphe trägt den Lautwert „hz“. Als Emblem trägt er Sonnenscheibe und Kuhgehörn auf dem Kopf, was ihn dem Gefolge der Göttin Hathor zuordnet. Der Fisch soll ursprünglich aus den Wunden des Osiris entstanden sein.
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Nilpferd
Nilpferd Im Alten Reich wurde das Nilpferd zum Gefolge des Seth gezählt. Auf dieser Ansicht basierte auch der Brauch, während des Nilpferd-Festes ein weißes Nilpferd vom König töten zu lassen. Der Herrscher übernahm so die Identität des Horus, um Seth in seiner Tiergestalt zu vernichten. Seinen schlechten Ruf erhielt das Tier wohl durch seine Gefräßigkeit, mit der es auf den Feldern großen Schaden anrichten konnte. Die weiblichen Tiere wurden auf Grund ihrer rundlichen Körperform jedoch auch mit schwangeren Frauen assoziiert, was zu ihrer Vergöttlichung beitrug. Besonders im Neuen Reich gewann die Nilpferdgöttin Toeris größere Beliebtheit und auch die Totenbetten erhielten Nilpferdgestalt. So wurden die Tiere allmählich zum Fruchtbarkeitssymbol.
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Pavian
Pavian Der Pavian (Abb. 1) galt als heiliges Tier und war dem Gott Thot geweiht. Seine Glyphe (Abb. 2) „knd“ steht für „wütend sein“ und seine Bezeichnung als Tier. Thot war der Gott der Schreibkunst und der Wissenschaften. In seiner Erscheinungsform als Pavian sollte er als lebhaftes und intelligentes Tier den lustlosen Schülern als Vorbild dienen. Wegen des äußerst aktiven Liebeslebens der Affen wurden ihre Exkremente auch als Aphrodisiakum angewendet.
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Ursprünglich wurde in der mittelägyptischen Stadt Hermopolis der Paviangott Hez-ur verehrt, der später mit dem ibisköpfigen Gott Thot verschmolz. Von da an galt er als eine Inkarnation des Thot, des „Herren des Mondes“. Eine Geschichte erzählt, wie der Gott in Gestalt des Pavians Tefnut die Tochter von Re, nach einem Streit wieder mit ihrem Vater versöhnt. Die Göttin hatte sich als Sonnenkatze weit in den Süden zurückgezogen, wo der schlaue Affe sie aufspürte und sie mit allerlei Tricks und Schläue dazu brachte, zeitweise in den Norden zurückzukehren und sich schließlich mit dem Vater zu vereinen. Der Mythos basiert auf der Verlagerung der Sonnenbahn im Winter nach Süden und ihrer Rückkehr nach Norden im Frühling.
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Pferd
Pferd Die abgebildete Kampfszene zeigt den König Tut’enchamun in einer imaginären Schlacht gegen die Asiaten. Seine Pose im Kampfwagen, der von zwei edlen Pferden gezogen wird, zeigt ihn als mutigen Krieger, als „Tapferen, der nicht seinesgleichen hat“. Das Pferd kam erst vergleichsweise spät über den asiatischen Raum nach Ägypten. Seine Glyphe ist gleichbedeutend mit dem Ausdruck „Herrscher der Fremdländer“ und wurde oft noch mit dem Beinamen „das Schöne“ betitelt.
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Schnell wurden die Tiere zu einem begehrten Statussymbol der herrschenden Schicht. Dennoch galt es als unschicklich, sich im Sattel, hoch zu Roß zu zeigen. Stattdessen wurde von den asiatischen Völkern der Brauch übernommen, sich in leichten Wagen ziehen zu lassen. Stets wurde das feurige Temperament der Pferde und ihre grazile Anmut in den Darstellungen besonders hervorgehoben. Auf diese Weise wurde auch die charakterliche Stärke des Wagenlenkers verdeutlicht, der das Tier seinem Willen unterwarf.
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Schlange
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Schlange 1. Als Schutz vor Feinden trugen sowohl der Gott Re als auch die Pharaonen die bedrohlich aufgerichtete Kobra auf der Stirn. Das auch als Uräusschlange bezeichnete Symbol war das flammende Auge Gottes, das mit der Macht des Feuers Feinde vernichtete. Die Kobra galt weiterhin als Sinnbild der Göttin Uto und wurde auch mit einigen anderen weiblichen Gottheiten in Verbindung gebracht. Uto wurde in dem prähistorischen Reich Buto verehrt, wo sie sich in der Gestalt des Uräus auf dem Kopf des Königs niederließ. Später, im Pharaonenreich, wurde die glutspeiende Kobra auch als das feurige Sonnenauge des Re bezeichnet. Das Tier ist in jeder königlichen Darstellung, das heißt auf allen Reliefs und Skulpturen, zu finden. Durch ihren engen Bezug zum Sonnengott Re wurde die Kobra auch zum Wappentier Unterägyptens.. In den Texten des Ägyptischen Totenbuches ist außerdem die Fähigkeit der Schlangen erwähnt, sich zu verjüngen und jeden Tag neu geboren zu werden, was wiederum Assoziationen mit der Sonnenscheibe weckt. 2. Auf die Schlange als Symbol der Erneuerung bezieht sich dieses Bild aus den Mysterien des Ägyptischen Totenbuches, das sie mit menschlichen Beinen zeigt. Der Zeichnung ist folgender Spruch zugeordnet, der es ermöglichen soll, die Gestalt einer Schlange anzunehmen: „Ich bin eine Schlange mit vielen Jahren, ich gehe durch die Nacht und werde jeden Tag neu geboren. Ich bin eine Schlange, die Grenze der Erde, ich gehe durch die Nacht und werde Tag für Tag neu geboren, erneuert und verjüngt.“
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Schwein
Schwein Schweine galten schon im alten Ägypten als unrein und wurden aufgrund ihrer zerstörerischen Wildheit und ihrer Gefräßigkeit dem Gefolge des Gottes Seth zugeordnet. Dem Totenbuch zufolge konnte Seth sich auch in einen schwarzen Eber verwandeln, so auch als er Horus angriff und dessen Auge verletzte. In vielen Reliefs und Malereien erscheint das Schwein daher als Inbegriff des Bösen. Anläßlich der großen Mondfeste wurden Schweine den Mondgottheiten Isis und Osiris geopfert. Die Himmelsgöttin Nut wurde in einer Legende als Mutterschwein beschrieben, das seine eigenen Ferkel, die Sterne, in der Morgendämmerung frißt und sie jeden Abend aufs Neue gebar (vgl. S. 99). Aus diesem Grund waren auch Amulette in Gebrauch, die als Zeichen der niemals versiegenden Lebensquelle eine Muttersau mit ihren Ferkeln zeigte.
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Apis-Stier mit Sonnenscheibe
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Stier Schon in ältester Zeit galt der Stier als Träger der Lebenskraft. So wurde auch die fruchtbare Überschwemmung des Nils als die „Gabe des Stieres“ bezeichnet. In der Frühzeit wurde der König oft direkt mit dem Stier identifiziert und in dieser Form auch auf Bildern dargestellt. Sogar die Herrscher des Neuen Reiches führten oft den Beinamen „Starker Stier“. Während der Stier anfänglich ein ausschließliches Fruchtbarkeitssymbol war, wurden dem heiligen Apis-Stier von Memphis noch weitere Charakterzüge hinzugefügt. Von dieser Zeit an wurde er als irdische Verkörperung des Gottes Ptah angesehen. Nach seinem Tod wurde er zum Totengott, indem er sich mit Osiris verband. Die Aufgabe des Stieres bestand auch darin, die Mumie eines Verstorbenen auf seinem Rücken zu Grabe zu tragen. Die Bronzefigur aus der Spätzeit zeigt den Apis-Stier mit der Sonnenscheibe auf dem Kopf.
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Tausendfüßler
Tausendfüßler Die ägyptischen Riesentausendfüßler, die bis zu 25 cm lang werden, wurden wegen ihres Giftbisses gefürchtet. Andererseits wurden die Tiere als Schädlingsvertilger geschätzt. Um sich mit dem Tausendfüßler zu arrangieren, wurde er zur Gottheit erhoben. Der Gott Sepa wurde im Gebiet von Heliopolis verehrt und zum Schutz vor Schädlingen angerufen. Als Glyphe, wie in nebenstehender Abbildung, steht er außerdem für die Sänfte des Pharao, die an besonderen Festtagen benutzt wurde. Die zwanzig Träger, die von einem Chefträger angeführt wurden, weckten Assoziationen an die 42 Beine des Tausendfüßlers. Die Zahl 42 verweist außerdem auf die zweiundvierzig Provinzen Ägyptens und die 42 Reliquien des Gottes Osiris.
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Widder
Widder Wie der Stier war auch der Widder ein Symbol der Fruchtbarkeit. Er wurde als Erscheinung des Gottes Chnum oder auch des Amun angesehen. Der Amun-Widder ist an seinen nach unten gebogenen Hörnern zu erkennen. Der Widder galt auch als Symbol der kosmischen Vierheit, denn er wurde als Leben des Re, Leben des Schu, Leben des Geb und als Seele des Osiris bezeichnet. Dadurch entstand das Bild eines Gottes, der vier Köpfe auf einem Hals trug.
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Wiedehopf
Wiedehopf Der Wiedehopf ist auf vielen Bildern in der Gesellschaft von Kindern zu sehen, denen er als lustiger Spielgefährte diente. Im Volksglauben galt er als das einzige Tier, das die von den Eltern empfangene Liebe zurückgibt, indem er sich um sie kümmert, wenn sie alt geworden sind. In seiner Eigenschaft als Symbol der Dankbarkeit wurde er oft mit den Kindergottheiten in Verbindung gebracht und mit ihnen zusammen dargestellt.
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Ziege
Ziege Nur in der Stadt Mendes wurde der heilige Ziegenbock Baneb-Dedet als oberster Herr der Stadt angebetet. Frauen baten diesen Gott der Fruchtbarkeit und der Zeugungskraft um Erfüllung ihrer Kinderwünsche. In Mendes wurden denn auch Mumien dieser heiligen Tiere gefunden. Landesweit erlangte die Ziege keine größere religiöse Bedeutung, sondern blieb das Opfertier des einfachen Mannes. -296-
Literaturverzeichnis Ägyptisches Museum Kairo, Ebeling Verlag, Wiesbaden Maria Carmela Bertrò, Heilige Zeichen, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach C. W Ceram, Das Buch der Pyramiden, Rowohlt Verlag, Reinbek Arne Eggebrecht, Das alte Ägypten, C.A. Kochs Verlag und Bertelsmann Verlag, München David Fontana, Die verborgene Sprache der Symbole, Bertelsmann Lexikon Verlag, München Paul Liekens, Das Geheimnis der Pyramidenenergie, Windpferd Verlag, Aitrang Manfred Lurker, Lexikon der Götter und Symbole der alten Ägypter; Scherz, München/Bern Rudolf Majonica, Das Geheimnis der Hieroglyphen, dtv Verlag, München Thomas Schneider, Lexikon der Pharaonen, dtv Verlag, München Piotr O. Scholz, Altes Ägypten, DuMont Verlag, Köln Karlheinz Schüssler, Kleine Geschichte der ägyptischen Kunst, DuMont Taschenbuch Verlag, Köln Karl-Theodor Zauzich, Hieroglyphen ohne Geheimnis, Philipp v. Zabern Verlag, Mainz Wilhelm Ziehr, Göttervogel, Ebeling Verlag, Wiesbaden
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