Nr. 2589
Arndt Ellmer
Tod der Frequenzfolger Machtkampf der Titanen – der Konflikt der Geisteswesen eskaliert In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das ent spricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit einiger Zeit tobt der Kampf um die PolyportHöfe, der mehrere Galaxien umspannt. Die sogenannten Polyport-Höfe sind Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, mit denen sich gigantische Entfernungen überbrücken lassen. Als die Frequenz-Monarchie aus einem jahrtausendelangen Ruheschlaf erwacht, bean spruchen ihre Herren, die Vatrox, sofort die Herrschaft über das Transportsystem und mehrere Galaxien. Die Terraner und ihre Verbündeten wehren sich erbittert – und sie entdecken die Achillesferse
der Vatrox. Rasch gelingen ihnen entscheidende Schläge in der Milchstraße sowie in Andromeda. Allerdings sind damit nicht alle Gefahren besei tigt. Mit den Vatrox hängen zwei rivalisierende Geisteswesen zusammen, die weitaus bedroh licher für die Menschheit sind. Gleichzeitig droht eine noch schlimmere Gefahr: der Tod von ES, jener Superintelligenz, mit der Perry Rhodan und die Menschheit auf vielfältige Weise verbunden sind. Rhodan muss das PARALOX-ARSENAL finden, um ES helfen zu können – aber dessen Verbleib ist ungewiss. Zeitgleich greift VATROX-VAMU die FrequenzMonarchie an, und es kommt zum TOD DER FREQUENZFOLGER ...
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Arndt Ellmer
Prolog
Er wusste nichts mit den Begriffen an zufangen. Ratlos starrte er auf seine »Sieh mich an!«, befahl das klein Hände, dürre, blättrige Hände. wüchsige Wesen Ellonit. »Bei VATROX Hände? Sein Blick wanderte weiter zu DAAG, sieh mich an!« dem Zwerg mit der durchsichtigen Haut. »Freund!«, sagte Ellonit ratlos. »War Darunter pulsierte es in schmalen, be um sprichst du so schnell? Wer bist weglichen Röhrchen. Er sah Gegenstän du?« de oder Teile, die zu diesem Körper ge Das Wesen reichte ihm gerade mal bis hörten und sich wie eigenständige Lebe zur Hüfte. Als es eine Hand nach ihm wesen bewegten. ausstreckte, wich er hastig zurück. »Ich kann mich nicht an dieses Schiff »Ich bin Craganaxi«, sagte es. »Deine erinnern.« Kriegsordonnanz! Du brauchst keine »Der Netzweber ist schuld. Er hat dei Angst vor mir zu ha ne Erinnerungen auf ben.« gesaugt oder tut es Ellonit wusste aber noch. Kämpf dagegen Die Hauptpersonen des Romans: nicht, was das war – an. Halt sie fest.« Ellonit zerrte und Kriegsordonnanz. Sinnafoch – Der Oberbefehlshaber muss versuchen, die Pläne seines Herrschers zu begreifen. zupfte an dem An Und Craganaxi? zug, der seine Arme »Ich habe noch nie Storgell – Die Kriegsordonnanz ruft Leben und Tatkraft in seinen Frequenzfolger zurück. einschnürte. Er woll von dir gehört. Wo te diese Hülle nicht. kommst du her?« Fyeran – Der Frequenzfolger sucht den Kampf. Sie störte. Er hatte »Wir waren zusamPhilip – Der Okrill verkörpert VATROX-DAAG. auch keine Ahnung, men, seit du aus der was ein Netzweber Hibernation erwacht war. bist. Erinnere dich »Erinnere dich an endlich! Wir befinden unseren Auftrag«, sagte Craganaxi uns in der Vierten Hyperdepression!« Ellonit sah sich um. Sie waren zu jetzt. zweit auf einer Art Podest, das in einem »Ich ... weiß ... nicht ... Welcher Auf großen Raum aufragte. Lebewesen un trag?« terschiedlicher Gestalt arbeiteten dar »Wir sollen den Polyport-Hof ESH in, kleine in seltsamen Anzügen und DIM-3 zurückerobern.« Riesen mit martialischem Aussehen. »Was ist ein Polyport-Hof?« Ihm wurde angst und bange, als einer »Ja, das habe ich mir gedacht«, laute von ihnen den Kopf hob und zu ihm te die Antwort des Zwergs. »Ich habe dir heraufschaute. diese Frage schon einmal gestellt. Du »Das ist also die Hyperdepression«, erinnerst dich wirklich nicht.« sagte Ellonit ratlos. »Ich bin Ellonit. Frequenzfolger Ello »Das hier ist die SCITON, dein Flagg nit!« Er sagte es hastig, denn es drohte schiff. Du bist der Frequenzfolger! Fre ihm zu entgleiten. Etwas war in seinem quenzfolger Ellonit!« Kopf, ein Loch, durch das alle Gedanken Er wusste erst recht nicht, was ein verschwanden. Frequenzfolger war. Er hätte nicht ein »Ich bin ...« mal seinen eigenen Namen gekannt, »Du bist Ellonit. Halt deinen Namen wenn der Zwerg ihn nicht mehrfach El fest!«, schrillte die Stimme des Zwerges lonit genannt hätte. über das Podest. »SCITON? Flaggschiff?« »Und wer bist du?«
Tod der Frequenzfolger
»Kennst du mich wirklich nicht mehr?« »Ich weiß nicht ... Wo bin ich?« »Zwei Lichtjahre vor ESHDIM-3. Frequenzfolger, komm endlich zu dir!« Der Zwerg deutete an ihm vorbei. El lonit folgte dem ausgestreckten Arm mit dem Blick. Da hing diese große Kugel mit den bewegten Bildern darin. Er sah schimmernde Kristalle, die sich be wegten. »Fünf Schlachtlichter unserer Eskor te«, sagte der Zwerg. »Sie wollen wissen, ob alles in Ordnung ist.« Ellonit verstand nicht, was das Wesen wollte. Und was waren Schlacht lichter? »Schau hierher!« Der Zwerg deutete auf die Konsole vor einem der Sessel. An ihr blinkte ein Licht. Ellonit wusste nicht, was es bedeute te. »Die Sicherheitsautomatik benötigt, solange du am Leben bist, deinen Kode, um die volle Funktionsfähigkeit der SCITON herzustellen.« Ellonit wich vor der Kugel zurück. Sie machte ihm Angst. »Bring das Ding da weg!« »Die Holokugel lässt sich nicht entfer nen. Den Kode, Ellonit!« »Ich kenne dich nicht!« »Sag einfach nur den Kode, dann ist alles in Ordnung.« Ellonit lauschte der Stimme und den Worten nach. Der Zwerg sagte die Wahr heit. Trotzdem glaubte Ellonit nicht, dass danach wirklich alles in Ordnung wäre. »Du willst mir das nur einreden!«, be hauptete er. »Heiße ich tatsächlich Ello nit?« »Ja. Frag die da unten!« Ellonit wandte sich an die fremdar tigen Wesen. »Wer bin ich?« »Du bist Frequenzfolger Ellonit, und neben dir steht deine Kriegsordonnanz Craganaxi.«
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Sie sagten alle dasselbe, als hätten sie sich abgesprochen. Und sie sagten es hastig. Ellonit traute ihnen nicht. »Du musst etwas unternehmen«, sagte das Wesen Craganaxi eindringlich. Die Stimme tat in den Ohren weh. »Sag den Kode. Oder übergib das Kommando an mich. Oder an einen der Okrivar oder Darturka.« Ellonit wusste nicht, was Okrivar oder Darturka waren. Meinte der Zwerg die Fremden in dem großen Raum? »Warum soll ich den Kode nennen?« »Weil die Automatik sonst davon aus geht, dass das Schiff in fremde Hände gefallen ist. Das hätte Konsequenzen.« »Konsequenzen?« »Die Selbstvernichtungsanlage schal tet sich ein, und sie lässt sich nicht stop pen. Oder die Kriegsordonnanzen in den anderen Schiffen geben den Befehl, uns zu vernichten. Den Vatrox der Es korte geht es übrigens genau wie dir. Sie haben ihre Erinnerung verloren. Voll ständig.« Der Zwerg legte den Kopf schief. »Du weißt nicht, was Vatrox sind?« »Nein.« »Du bist ein Vatrox. In den fünf Schif fen befinden sich andere deines Volkes. Frequenzfolger und untergeordnete Of fiziere. Sie haben ihre Kommandos be reits übertragen. Die neuen Befehlsha ber verlangen, dass du dich identifi zierst.« In Ellonits Ohren rauschte es. Er fass te sich an den Kopf, presste die Handflä chen gegen die Schläfen. Die Worte des Zwergs wirbelten durcheinander, als suchten sie einen neuen Sinn. Ellonit verstand überhaupt nichts. Was für ein Kode? Welche Selbstver nichtung? »Was interessiert uns die Selbstver nichtung des Automaten?« »Er zerstört das Schiff. Das ist auch gleichbedeutend mit unserem Tod.«
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»Ich verstehe das nicht. Was für ein Tod?« Der Zwerg fasste seine Hände. »Die Gesetze der Frequenz-Monarchie sind Millionen Jahre alt, Frequenzfolger. Be vor die SCITON in Feindeshand fällt, vernichtet sie sich selbst mitsamt ihren Insassen. Nenn jetzt den Kode oder übergib das Kommando. Du bist Ellonit, der Frequenzfolger und Kommandant dieses Schiffes.« »Ich will dir gern glauben. Aber ich kenne diesen Kode nicht. Ich weiß nicht einmal, wer ich bin. Ich gehe mich su chen. Alles andere kann warten.« »Das ist unser Todesurteil. Hör zu, Kommandant Ellonit. Es bleibt keine Zeit. Wir erhalten soeben eine Funkmit teilung, dass die Frequenz-Monarchie unser Schiff aufgegeben hat.« »Was ist das, die Frequenz-Monar chie?« »Den Kode, Ellonit. Erinnere dich an den Kode. Oder übertrage das Komman do. Schnell!« Ellonit stand da und starrte die hinte re Wand an. Alles um ihn herum erschien ihm unsäglich fremd. Da war dieses kleine Wesen, das aufgeregt um ihn her umhüpfte. Es bedrohte ihn, zerrte erneut an seinen Händen. Er wollte es packen und ihm den kurzen Hals umdrehen. Aber es floh und brachte sich hinter der Konsole in Sicherheit. »Sinnafoch wird das nicht gefallen!«, kreischte Craganaxi. »Sinnafoch?« »Dein Oberbefehlshaber!« »Ich kenne den Namen Sinnafoch!« »Dann sag den Kode!« Er grub in seiner Erinnerung, aber ihm fiel nichts ein. Er wusste nicht, was ein Kode war, er wusste überhaupt nichts mehr. Sinnafoch ... »Sinnafoch? Ist er ein Vatrox?« »Ja.« »Wie ich.«
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»Wie du. Gib mir das Kommando, schnell!« »Wer bist du?« Ellonit achtete nicht weiter auf den Zwerg und sein Gezeter. Ihm kam plötz lich der Gedanke, dass Vatrox wiederge boren wurden, wenn sie starben. Ihm selbst konnte also nichts passieren. Was wollte er mehr? »Bitte!«, kreischte dieser Craganaxi. In dem großen Raum wurde es über gangslos hell und heiß. Alles fing an zu glühen. Das Licht blendete Ellonit so stark, dass er nichts mehr sah. Die Hitze wurde übermächtig. Seine Augäpfel schmolzen. Er hörte das Schreien des Zwergs, der ihn ob seiner Dummheit verfluchte. »Mir kann nichts ...«, murmelte er. Mehr brachte er nicht heraus. Seine Zunge quoll auf, die Atemwege ver trockneten und schwollen zu. Er bekam keine Luft mehr. Etwas schlug gegen seine Beine, es war wohl der Körper der Kriegsordon nanz. Ellonit fiel der Name des Wesens nicht ein. Wahrscheinlich besaß es gar keinen. Ein letzter Gedanke galt seiner Wieder geburt, und da tauchte so etwas wie eine Urerinnerung aus den Tiefen seines Un terbewusstseins auf. Es war die Informa tion über ein helles Licht, das ihm den Weg wies. Vamu – Mentaldom. Er war tete auf das Licht, aber es kam nicht. Im letzten Augenblick seines Lebens begriff Ellonit, dass es nie mehr so sein würde, wie es gewesen war. Einem Wind hauch gleich verwehte der letzte Rest seines Bewusstseins. Frequenzfolger Ellonit starb.
1. »Sieh nicht hin«, sagte Kriegsordon nanz Storgell in beschwörendem Ton. »Bei VATROX-DAAG! Sieh nicht hin!«
Tod der Frequenzfolger
Frequenzfolger Fyeran hörte ihn nicht oder wollte ihn nicht hören. Starr hielt er die Augen auf den unteren Teil der Holokugel gerichtet, die den sich explo sionsartig ausbreitenden Glutball zeigte. Die Übertragung stammte nicht von den Mikrosonden vor Ort, die waren längst der Gluthölle der Raumschlacht zum Opfer gefallen. Sie stammte auch nicht von den Schlachtlichtern dort. Kein Schiff hatte den Angriff der Kegel stumpfraumer überstanden. Nein, diese Übertragung kam von den Jaranoc, die den Leerraum um den Irr läufer damit überschwemmten. Psychologische Kriegführung hieß das. VATROX-VAMU, der Todfeind der Frequenz-Monarchie, versuchte die Vatrox mit solchen Tricks mürbe zu machen. Er schickte ihnen Bilder, die beeindruckten. Und Spuren hinter ließen. »Ich bin an deiner Seite!« Storgell versuchte den Frequenzfolger zu beru higen. »Noch einmal: Sieh nicht hin!« Fyeran reagierte nicht. Wie hypnoti siert starrte er in die Holokugel. Die Kriegsordonnanz spähte in sein Gesicht, ergriff einen Arm und fühlte den Puls. Das rasende Pochen zeugte von großer innerer Aufregung. Die orange glühenden Augen flammten hel ler als sonst. In der Iris spiegelte sich die gelbrote Glut des zerplatzenden Planeten, der sich rasend schnell aus dehnte. »Frequenzfolger!« »Fyeran!« »Herr!« Als er noch immer keine Antwort er hielt, klammerte er sich kurzerhand am Kampfanzug des Vatrox fest und turnte am linken Arm empor. Der steife Fuß knöchel schmerzte, aber er ignorierte es. Geschickt schwang er sich auf die schmale Schulter des Frequenzfolgers. »Du hast Flügel, Fyeran! Flieg!« Der Vatrox erwachte wie aus tiefem
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Schlaf. Er wandte sich von der Holoku gel ab, neigte den Kopf und sah Storgell grimmig an. »Es liegt jetzt an uns«, soufflierte die Kriegsordonnanz. »Du bist der Kom mandant aller Flottenverbände von Hi bernation-8. Nutze deine Chance. Begeh nicht die gleichen Fehler wie die ande ren.« Storgell rutschte am Arm zurück zum Boden. Das Licht der glühenden Augen folgte ihm, als wären es Scheinwerfer kegel. In der Holokugel verschlang der ex plodierende Planet Satelliten, Trabanten und Trümmer von Schlachtlichtern. Das Wissen, dass in diesem Inferno soeben 291 Millionen Vatrox ihr Leben verloren hatten und eine unbekannte Zahl an Klonen ebenfalls vernichtet worden war, würde die Vatrox von Hibernations welt 8 bis ins Mark erschüttern. Storgell war überzeugt, dass viele der Bewohner des modifizierten Handelssterns dem Druck nicht gewachsen waren, der nun mehr auf ihnen lastete. Eine Übertra gung der Aufzeichnungen zu verhindern, dazu war es zu spät. Ein Funkspruch von außen verbot sich von selbst. Die Jaranoc hätten so fort Rückschlüsse auf den Standort der letzten Hibernationswelt gezogen. So blieb die letzte Zuflucht der Vatrox vorerst unbemerkt – ein aufsatzloser Handelsstern von 3000 Kilometern Durchmesser im Zentrum eines Sturm wirbels von 40.000 Kilometern Durch messer tief in der Atmosphäre des Gas riesen. Es bedeutete doppelten Sichtund Ortungsschutz. Kriegsordonnanz Storgell richtete seine Aufmerksamkeit auf die Flotten verbände. Die Zahl der Kegelstumpf schiffe betrug inzwischen 40.000. Ihnen standen 48.500 Schlachtlichter und 100 Sektorknospen gegenüber. Die Ausgangslage war im Großen und Ganzen mit der identisch, wie sie über
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Hibernation-7 geherrscht hatte. Und das Ende? Storgell wusste ebenso wie sein Fre quenzfolger, dass es allein in ihrer Hand lag. Dabei kämpften sie nicht einmal für sich selbst. Sie führten einen Krieg im Auftrag der körperlosen Entität VA TROX-DAAG. Nach Jahrmillionen hat te VATROX-VAMU endlich die verhass ten Erzeuger gefunden und trachtete danach, auch den Letzten von ihnen zu vernichten. Deshalb kämpften Jaranoc gegen Vatrox, Okrivar und Darturka, die In stitution VATROX-VAMU gegen die Frequenz-Monarchie, der Sprössling ge gen den verbliebenen Elternteil. Eine einzige Hibernationswelt blieb ihnen. Sechs in Hathorjan waren zer stört. Der verantwortliche Frequenzfol ger hieß Sinnafoch und war jetzt Ober befehlshaber in Anthuresta. Eine wei tere Welt hatte er soeben verloren. Storgells militärische Erfahrung und seine Ausbildung als Kriegsordonnanz sagten ihm, dass sie mit ihrer Flotte am Irrläufer auf verlorenem Posten standen. Vom Oberkommando in TZA’HANATH trafen keine Befehle ein. Die nahelie gendste Erklärung war, dass die Jaranoc das Forschungszentrum ebenfalls ver nichtet hatten und Sinnafoch nicht mehr lebte. Fyeran antwortete erst jetzt auf seine Worte. »VATROX-DAAG bestimmt, was ge schieht.« »VATROX-DAAG hat im Mentaldom schon geschwiegen, Frequenzfolger. Das Vamu-Potenzial hält sich nicht in der Nähe des Irrläufers auf.« Die eigentliche Auseinandersetzung fand an einem anderen Ort statt, irgendwo draußen im Leerraum oder im Rest kern der Galaxis, vielleicht an oder in der Schneise. Storgell stellte sich vor, wie die beiden Geisteswesen sich gegenseitig belauer
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ten. Jedes verdächtigte den anderen, den Standort des PARALOX-ARSENALS zu kennen. Sie würden einander nicht »aus den Augen« lassen. Vielleicht war das ihre Chance, den Irrläufer und Hibernation-8 zu retten. Die Kriegsordonnanz projizierte ein Verdunkelungsfeld um die Kanzel, das gleichzeitig den Schall schluckte. Die Wissenschaftler und Soldaten in der Steuerzentrale bekamen nicht mit, was zwischen dem Frequenzfolger und sei nem Adjutanten vorging. »Dies ist mein Plan«, sagte Storgell und trug ihm flüsternd seine Gedanken vor. Es zählte zu den wichtigsten Aufgaben einer Kriegsordonnanz, ihrem Vatrox im Kampf beizustehen und ihn nötigenfalls vor einer Wiedergeburt zu bewahren. Storgell wollte kein Versteckspiel, keine Angriffe aus der Deckung der De flektorfelder heraus. Er ging bewusst das Risiko ein, dass die Jaranoc dadurch ihre Potenziale besser verteilen konnten. Das kostete Zeit und half der Hiberna tionswelt. In ihrem Innern lief die Eva kuierung, davon ging Storgell aus. Die 32 Transferkamine arbeiteten ununter brochen und schickten pro Kamin und Transportvorgang Tausende Vatrox zu anderen Polyport-Höfen, die sich in der Hand der Frequenz-Monarchie befan den. Die Kriegsordonnanz stellte sich den schnellen, nicht endenden Strom von Lebewesen vor, der in den Röhren verschwand. Während Tausende bereits ihr Ziel erreichten, warteten Millionen Vatrox auf den Befehl, der sie zu den Ka minen rief. Manche würden zaudern. Auf sie nahm der Evakuierungsplan keine Rücksicht. Wer zögerte, musste bleiben. An seiner Stelle erhielten andere den Vorzug. »Unsere Verbände ziehen sich in Be drängnis in den Leerraum zurück, weg vom Irrläufer, aber nicht so weit, dass
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die Jaranoc misstrauisch werden«, sagte Storgell. »Sie dürfen nicht glauben, wir wollten sie von dem Gasriesen weglo cken. Vielmehr muss der Eindruck ent stehen, als befände sich Hibernation-8 irgendwo abseits des Planeten in einer Raum-Zeit-Falte.« Fyeran dachte nach. Der Frequenzfol ger ließ sich Zeit, bis er seine Entschei dung fällte. Dann stimmte er Storgell zu. * »Wir schaffen das nicht, Storgell!« Die Kriegsordonnanz blickte in ein verhärtetes Gesicht, eine in Stein gemei ßelte hilflose Fratze. Da war nichts mehr von dem gewohnten Ausdruck der Stär ke und Macht, nichts mehr spiegelte sich von diesem Bewusstsein, jede Grenze überschreiten zu können und dennoch weiterzuleben. Nicht einmal der Tod konnte Wesen wie ihn aufhalten. Das alles war wie weggewischt. »Eben hattest du mir zugestimmt.« Storgell wusste nun, dass Fyeran sich längst aufgegeben hatte, schon beim Trainingszweikampf mit Ellonit musste es ihm klar gewesen sein. Die FrequenzMonarchie hatte keine Chance. Nicht mit solchen Vatrox. »Ein paar müssen überleben!«, flüs terte die Kriegsordonnanz. »Wenn es ei ner schafft, dann du!« Fyeran gab ein fremdartig klingendes Geräusch von sich, eine Mischung aus Lachen und Todesschrei. Ja, so konnte man es bezeichnen. »Glaubst du wirk lich daran, Storgell?« »Wir Kriegsordonnanzen sind so, Herr! Ich weiß zwar nicht, woher ich stamme und wo unser Volk lebt, aber ich bin so erzogen und ausgebildet worden. Hast du jemals erlebt, dass die Kriegs ordonnanz nicht ihr Leben für den Fre quenzfolger gegeben hätte, wenn dieser in Lebensgefahr war?«
»Erhalten wir noch immer keine Be fehle von Sinnafoch?« »Nein. Die Jaranoc haben das Son nenachteck eingekesselt. Es kann gut sein, dass sie Funk und Hyperfunk ab schirmen und sich dadurch einen Vorteil verschaffen.« Fyeran wandte sich der Brüstung zu, schaltete die Verdunkelung ab und mus terte nacheinander die Stationen. »War tet auf meinen Befehl!« Einen Augenblick lang hoffte Stor gell, der Vatrox habe seine Lähmung überwunden. Es war ein Irrtum, wie er schnell merkte. »Ich werde nicht zulassen, dass die Frequenz-Monarchie leidet. Deshalb wird aus dieser Schlacht keiner als Sie ger oder als Verlierer hervorgehen.« »Du willst – was?« Storgell spürte keinen Boden mehr unter seinen Stie feln. Er bildete sich ein, im Nichts zu hängen. »Diesen Befehl gibst du nicht!« »Die Schlachtlichter werden sich alle selbst vernichten«, sagte der Frequenz folger. »Ich bin als Befehlshaber dieser Flotte dazu berechtigt, die entspre chenden Kodesequenzen zu senden und den Mechanismus zu aktivieren.« »Damit würdest du der FrequenzMonarchie unermesslichen Schaden zu fügen.« »Spielt das jetzt noch eine Rolle?« »Mehr als zuvor! Woher nimmst du die Gewissheit, alles über dein Volk und die Frequenz-Monarchie zu wissen, Fy eran? Was ist zum Beispiel mit den Welten der Vatrox? Und woher nimmst du die Gewissheit, dass es nach der Ver nichtung der Hibernationswelten nir gendwo in Anthuresta eine Möglichkeit gibt, Klone zu erzeugen und einen Men taldom einzurichten?« Selbstverständlich träumte auch Fy eran davon, nach dem Ende der Schlacht wiedergeboren zu werden, falls er starb. Dass die Wahrscheinlichkeit nach dem
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Ende von Hibernation-7 gering war, be hielt die Kriegsordonnanz für sich. Die Augen des Frequenzfolgers ver engten sich zu schmalen Schlitzen. Er beugte sich zu Storgell herunter, forschte in seinem Gesicht, suchte nach Hinter gründigem ... Die Kriegsordonnanz ließ es gesche hen. Gleichmütig ertrug sie dieses Lau ern, das doch nur wieder die Angst Fy erans an die Oberfläche spülte. »Damit will ich sagen: Es lohnt sich, diese Schlacht zu gewinnen und zu über leben. Die Frequenz-Monarchie braucht Überlebende wie dich, damit sie nicht endgültig untergeht. Die Forschungen in TZA’HANATH und anderswo werden irgendwann von Erfolg gekrönt sein. Dann wird die Hyperdepression zum Dauerzustand. Was für eine Tragik, wenn es dann keine Vatrox mehr gibt.« Die hagere Gestalt des Vatrox richtete sich bei seinen Worten ein Stück auf, die Augen leuchteten heller. Er hob die Ar me, ballte die Hände zu knochigen, kral lenbewehrten Klumpen und reckte sie gegen die Decke. »Wir kämpfen nach deinem Plan, Kriegsordonnanz«, entschied er. »Dann gib den Befehl zum Angriff!« Insgeheim befürchtete Storgell, der Frequenzfolger könnte es sich doch wie der anders überlegen. Deshalb drängelte er ein wenig. Er handelte sich einen Fausthieb gegen die Schulter ein, der ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Er balancierte es mühsam aus, musste das eine Bein überbelasten und spürte das steife Gelenk. Stechender Schmerz raste hinauf bis zur Hüfte. Er zerbiss den Kla gelaut zwischen den Zähnen. »Angriff!«, kommandierte Fyeran. Der Befehl eilte hinaus zu den Verbän den der Schlachtlichter. Bei dem Gedanken, wie viele tausend Schiffe sich noch auf dem Rückweg quer durch Anthuresta befanden, spürte Stor gell ein flaues Gefühl im Magen. 50.000
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bis 100.000 Schlachtlichter hätten zu den Verteidigern der Hibernationswelt stoßen können. Auf einen Kegelstumpf raumer wären im Idealfall dann fünf Schlachtlichter gekommen. Das hätte waffentechnisch ein Patt herbeigeführt, und Fyeran hätte die 100 Sektorknospen als Joker einsetzen können. VATROX-VAMU hatte die Gefahr er kannt. Die Entität verschenkte keine Zeit, sondern griff überall an. Und ihr Nachschub an Kegelstumpfraumern schien unerschöpflich. Woher sie kamen – niemand wusste es. Die FrequenzMonarchie hatte Erkundungsschiffe ausgeschickt, den zentralen Sammel platz jedoch bisher nicht gefunden. Fest stand nur, dass sie zu Tausenden in allen möglichen Sektoren der Ringgalaxis auftauchten. Wie sicher sich VATROX-VAMU fühl te, zeigten die vielen Fronten, an denen die Jaranoc den Kampf gegen die Fre quenz-Monarchie eröffnet hatten. Die wichtigsten waren die beiden Hiberna tionswelten und das Forschungszen trum. Die Frage, welcher der drei Orte der wichtigste war, spielte nach Stor gells Ansicht dabei keine Rolle. Das For schungszentrum hatte Erfolge im Hin blick auf die ewige Hyperdepression erzielt, und in den Hibernationswelten erwachten getötete Frequenzfolger zu einem neuen Klon-Leben. Alle drei Orte zusammen garantierten für die Frequenz-Monarchie eine sinn volle Zukunft, jeder für sich allein nicht. Storgell richtete seinen Blick auf die Holokugel. Die Schlachtlichter der un terschiedlichen Kategorien scharten sich um ihre Schlachttürme. Die Kriegs ordonnanz bemerkte, dass der Frequenz folger an alle Türme eine Dezentralisie rungssequenz schickte. Die Giganten zerfielen in ein DZ-, zwei DC- und zwei DF-Schlachtlichter. An ihrer Schlag kraft änderte sich dadurch nichts. Aber
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sie wurden wendiger, vielseitiger in den Manövern, rochierten oder ordneten sich einzelnen Verbänden zu, um diese zu un terstützen. Die Basisflotten mit ihren jeweils 12.000 Schlachtlichtern schalteten ihre Deflektorsysteme ab und wurden sicht bar. Die Jaranoc wunderten sich ver mutlich, dass achtzig Prozent der Schiffe außerhalb ihrer Phalanx-Formationen warteten und nur zwanzig Prozent in nerhalb. »Kurze Angriffe und schneller Rück zug, keine Aufweichung des Grundsys tems unserer Schlachtordnung«, sagte die Kriegsordonnanz. »Das wird die Ja ranoc nachdenklich machen. Sollten Verbände ihrer Schiffe gegen den Pla neten vorrücken, setzen wir sofort nach und versperren ihnen zumindest symbo lisch den Rückweg durch den Normal raum.« Es würde sich schnell zeigen, ob die Finte etwas nützte oder ob die Automa tensysteme der Fremden sie durchschau ten. Storgell war zuversichtlich, denn bis her hatten die Jaranoc nicht gezeigt, ob sie den Standort von Hibernation-8 kannten. Die Schlachtlichter eröffneten das Feuer auf die Jaranoc-Schiffe. Die ge bündelten UHF-Pakete tauchten aus dem Nichts auf. Sie klebten an den Schirmfeldern der Kegelstumpfraumer und fraßen deren Hyperenergie. Immer mehr setzten sich an dieselbe Stelle, während die Schlachtlichter sich blitz schnell zurückzogen und durch kurze Überlichtmanöver den großkalibrigen Geschützen auswichen. Andere Schlachtlichter tauchten auf, eskortiert von jeweils drei oder vier Sek torknospen. Weitere Funken setzten sich auf die Schirme der Kegel, bis die Taster erste Schwachstellen erkannten. Die Sektorknospen setzten ihre UHFKanonen ein. Im Synchronmodus zielten
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sie auf eine einzige Stelle, bis sie die Schirmstaffel durchbrachen. Eine Salve im Nachsetzen brachte den ersten Pro jektorring zum Platzen. Plötzlich gähnte dort, wo der Ring gewesen war, eine tie fe Schneise in dem Kegelstumpfraumer. Storgell registrierte, dass gleichzeitig zwei Dutzend Schlachtlichter von den Überlichtgeschützen der Jaranoc getrof fen wurden, sich aufblähten und im Hy perraum verschwanden. Die rubinroten Schiffe explodierten unmittelbar nach dem Eintritt in das übergeordnete Kon tinuum. Die Orter entdeckten ein paar Trümmer, rautenförmige, rot schim mernde Teile von Schiffshüllen, die durch die Wucht der Explosionen zu rück ins 3-D-Kontinuum fielen. Der Erfolg stimulierte die Jaranoc. In großen Pulks stürzten sie sich auf die Verbände der Schlachtlichter. Sie schos sen mit allem, was sie aufzubieten hat ten. Sie scheuten sich nicht, dicht an Schlachtlichter heranzufliegen und ihre Triebwerkssysteme auf Vollschub hoch zufahren. Bei den kleinsten Einheiten, nämlich der DF-Klasse mit ihren 825 Metern, schafften sie es auf diese banale Weise, die Schirmfelder zum Einsturz zu bringen. Storgell achtete nicht so sehr auf das unmittelbare Kampfgeschehen, sondern auf die Flugbewegungen der Kegel stumpfraumer. 10.000 Einheiten rückten dem Irrläufer beharrlich näher, während die Schlachtlichter ihre Attacken unbe irrt fortsetzten. Storgell bewunderte den Mut der Kommandanten und Piloten, die ihre Schlachtlichter in waghalsigen Manö vern unter die Geschütze der Kegel brachten, aus unterschiedlichen Entfer nungen ihre Funken abschossen und sich nur dann in Richtung des Gasriesen zurückzogen, wenn ihnen die Jaranoc keine andere Wahl ließen. Erste Schüsse schlugen in Schiffe na he der planetaren Gashülle ein. Andere
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verfehlten ihr Ziel und trafen die oberen Schichten des Gasriesen. Explosionen rissen Löcher in die Masse des Planeten, die sich – bedingt durch die Rotation – in kurzer Zeit wieder schlossen. Storgell hielt den Atem an. Jetzt muss te sich zeigen, ob auch der wichtigste Teil des Plans funktionierte. Die Schiffe folgten ohne Ausnahme der Taktik. Ein paar flohen in die Nähe des Planeten, weil die Jaranoc ihnen kei ne andere Wahl ließen. Sie erwiderten das Feuer der Kegelstumpfraumer, ohne auf etwas Rücksicht zu nehmen. Sie er hielten auch keine Schützenhilfe ande rer Verbände. Zufrieden registrierte Storgell die Re aktion der Jaranoc. Sie griffen nicht ve hement an, und sie versuchten auch nicht, den Irrläufer blind zu attackie ren. »Sie verhalten sich sehr zurückhal tend, fast ratlos«, sagte er. »Sie fallen nicht auf einen solchen Bluff herein«, diagnostizierte Fyeran. »Allerdings messen wir einen Anstieg des Ortungsvolumens im planetenabge wandten Weltraum. Sie scheinen be merkt zu haben, dass unsere Verbände dort immer wieder bestimmte Sektoren abschirmen.« Die Rechner meldeten eine Zunahme des Hyperfunkverkehrs eines der mitt leren Kegelstümpfe. Fyeran zeigte ein zufriedenes Gesicht. »Sie versuchen Informationen einzuho len. Offenbar haben sie bei der Bestim mung des Ziels noch immer Probleme.« »Zieh weitere Schlussfolgerungen daraus, Herr!«, rief Storgell. »Wenn die Jaranoc es nicht wissen, weiß VATROX VAMU es möglicherweise auch nicht. Aber nach dem Untergang von Hiberna tion-7 dürfte es dem Geisteswesen ei gentlich keine Probleme bereiten, an dieses Wissen heranzukommen.« Die Schlussfolgerung raubte ihm bei nahe den Atem. »Das Vamu von 291 Mil
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lionen Vatrox ist nicht in VATROX-VA MU aufgegangen, sondern in VATROX DAAG. Aber noch besteht kein Grund zur Euphorie.« Storgell zügelte sich be wusst. »Die Informationen könnten auch aus dem Zeitraum vor der Vernichtung der Hibernationswelt stammen.« »Dann wird die Aktualisierung bald stattfinden«, sagte der Frequenzfolger. »Voraussichtlich als Folge dieser Funkkommunikation.« Fyeran gab neue Kommandos aus. Die Schlachtlichter verstärkten ihre Angriffe. Die Sektorknospen vollführten parallel dazu kurze Hyperraummanöver. Sie stießen aus dem Rückraum hinter den Schlachtlichtern vor, setzten Treffer auf Treffer in die Schirmstaffeln der Ke gelstumpfraumer. Dreißig Raumer explodierten, sechzig – bald waren es über hundert. An zehn verschiedenen Positionen hoch über dem Irrläufer verbissen sich die Todfeinde ineinander. Storgell zählte 300 zerstörte Kegel stumpfraumer. Die Zahl der vernichte ten Schlachtlichter wuchs auf 200 an. Noch funktionierte die Taktik. Die Jara noc veränderten geringfügig die Posi tionen ihrer Flottenverbände. Sie war teten noch immer auf Antwort. »Feuer weiter verstärken«, wies Fy eran die Kommandanten an. »Versucht, die Zeit pro Angriff auf die Hälfte zu re duzieren.«
2. Das achtbeinige Ungeheuer lag am Boden und ließ seine grellrote Reibei senzunge aus dem Maul hängen. Die Fa cettenaugen des froschähnlichen Kopfes glotzten ihn an, als gelte es, ein Welt wunder zu bestaunen. Fremden kam es immer sehr merk würdig vor, dass ausgerechnet die Zunge die gefährlichste Waffe dieses Tieres sein
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sollte. Es konnte sie bis zu acht Meter ausschnellen und elektrische Schläge damit austeilen, deren Stärke es variier te. Diese Zunge vermochte Lebewesen zu töten und Terkonitstahl zum Schmel zen zu bringen. Sinnafoch mochte den Okrill. Er war das einzige Lebewesen in diesem Uni versum, zu dem er so etwas wie eine emotionale Beziehung entwickelt hatte. Er hatte dem Tier eine Induktivzelle mit einem Sprachprogramm eingebaut. Seither hatte Philip – so lautete der Na me des Okrills – das Handelsidiom ge lernt. Sinnafoch konnte sich mit ihm unterhalten wie mit einem guten Freund. Inzwischen war das anders. Im Kör per des Okrills steckte ein Splitter von VATROX-DAAG. Seither war Philip dessen Sprachrohr. Er kontrollierte Sin nafoch, dem das nicht behagte. Wäre da nicht diese unausgesprochene Zuneigung gewesen, Sinnafoch hätte sich des Okrills längst entledigt. So aber nahm er es hin, dass Philip ihn unfrei willig terrorisierte. Innerlich kochte der Frequenzfolger vor Wut, dass er seinem Stolz und seiner Eitelkeit nachgegeben hatte, als VA TROX-DAAG ihn zu seinem Statthalter ernannte. Die vielen Wiedergeburten hatten den Vatrox stolz und unbeugsam gemacht. Oberbefehlshaber Sinnafoch – das hörte sich gut an. Aber wie so viele Titel war auch dieser flüchtig wie Wasser. Er hätte besser daran getan, die Auf gabe Vastrear zu überlassen. Es war nicht zu ändern. Dass er bei der Verteilung von Feueraugen auf die gefährdeten Objekte der Frequenz-Mon archie anderer Meinung war als VATROX-DAAG, entsprang der Logik seiner Gedanken. Es hatte nichts mit seiner Stellung zu tun. Das Geisteswesen allerdings duldete keinen Widerspruch. Es bestrafte sofort.
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Das Wort von VATROX-DAAG war Ge setz. Also schickte Sinnafoch nur zwei Feueraugen nach Hibernation-8, alle anderen nach ESHDIM-3. Und seine kleine Flotte, die extra von TZA’HANATH nach ESHDIM-3 abkom mandiert worden war, verließ den Raum sektor um den Polyport-Hof mit der mickrigen Erkenntnis, dass es dort au ßer den Wracks von Schlachtlichtern und einer Reihe von Netzwebern nichts zu holen gab. 34 der 35 Einheiten begleiteten die VAT-DREDAR. Ein Schiff blieb zurück, für das VATROX-DAAG eine besondere Aufgabe bereithielt. Es kümmerte sich um die Schlachtlichter, die von den Netzwebern transitiert worden waren und in denen sich nunmehr Vatrox ohne Erinnerung befanden. In den meisten Fällen war es den Vatrox gelungen, rechtzeitig den Kode einzugeben und damit die volle Funkti onsfähigkeit des Schiffes zu bestätigen. In nur ein oder zwei Fällen hatten sich die Schlachtlichter beim Ausbleiben des Kodes selbst zerstört. Bei den anderen erledigte das die ab gestellte Einheit. Der Befehl von VATROX-DAAG lautete, all diese Schiffe mitsamt ihrer Besatzung zu ver nichten. Warum das so war, wusste Sinnafoch nicht. Warum VATROX-DAAG den ab gelegenen Hof ESHDIM-3 für so extrem wichtig erachtete, sagte ihm auch keiner. Philip zu fragen erschien ihm derzeit le bensgefährlich. Also hielt er den Mund, beobachtete das kleine Geschwader beim Sammeln und wartete darauf, dass der Okrill das Zeichen zum Abflug gab. Es kam nicht. Stattdessen beschleu nigten die Schlachtlichter wie von allein und gingen kurz darauf in Transition. Sinnafoch wusste, dass VATROX DAAG sich dieser Methode auch in der Vergangenheit bedient hatte, um schnel
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le Flottenverschiebungen durchzufüh ren. In diesem Fall erschien es dem Fre quenzfolger sinnvoll, weil die letzten zwei Hibernationswelten in höchster Gefahr schwebten. Gleichzeitig war es für ihn ein Zei chen, dass VATROX-DAAG in der Nähe weilte. Jener trieb sich bei ESHDIM-3 herum, ein Umstand, der Sinnafoch zu denken gab. ESHDIM-3 war der Poly port-Hof, den Rhodan erobert hatte. Sinnafoch hatte ihn in Begleitung von 35 Schlachtlichtern angeflogen. Den Auf trag des Okrills hatte er so verstanden, dass er sich um Rhodan kümmern und den Hof zurückerobern sollte. Das alles galt von einem Augenblick zum nächsten nicht mehr. Sinnafoch wurde bei den Hibernationswelten ge braucht. VATROX-VAMU war da. Nach Millio nen Jahren hatte er die Vatrox gefunden und mit ihnen auch den letzten Über lebenden seiner Feinde: VATROX DAAG. Alles, wofür die Frequenz-Monarchie in dieser langen Zeit gearbeitet hatte, war hinfällig. Die Konfrontation fand in diesen Stunden statt, niemand konnte sie mehr verhindern. Kampf! Das war es, wofür Sinnafoch existierte. Dafür hatte er Dutzende Ma le sein Leben gelassen und war wieder geboren worden. Er strich sich unauffällig über den Hinterkopf, wo – fast nichts war. Der Ansatz seines Pigasoshaars war klein. Es würde viele Jahre brauchen, bis es die alte Länge erreichte. Erst wenig Monate war es her, dass der Vatrox wiedergebo ren worden war. Mit einem solchen Stummel hatte man als Frequenzfolger kaum Autori tät. Als Oberbefehlshaber erst recht nicht. Sinnafoch wunderte sich daher nicht, dass er nicht überall mit dem nötigen Respekt begrüßt wurde. Wer kam schon auf die Idee, dass VATROX
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DAAG einen Anfänger zum Oberbe fehlshaber machte? Während das Geschwader seinen Weg durch das fremdartige Kontinuum nahm, versuchte Sinnafoch hinter die Ab sichten des Geisteswesens zu kommen. Zunächst hatte es ausgesehen, als besä ßen TZA’HANATH und die Hibernati onswelten keine Bedeutung für VA TROX-DAAG. Ausgehend von der Exis tenz als körperloser Bewusstseinspool, verstand er das sogar. Jetzt waren diese Welten in Gefahr, und VATROX-DAAG hatte es plötzlich eilig, Sinnafoch zum Ort des Geschehens zu bringen. Der Vatrox fragte sich, wo dieser Ort lag. Hibernation-7 oder -8? Die Entität pflegte eine merkwürdi ge Abstufung. Hibernation-7 erhielt keine Brandblumen zur Unterstützung, Hibernation-8 exakt zwei. Alle ande ren versammelten sich beim PolyportHof. Abgesehen von der rein logischen Fragwürdigkeit dieser Entscheidung machte sich Sinnafoch Gedanken darü ber, ob VATROX-DAAG wusste, was er entschied und tat. Bei einem solchen Wesen musste er eigentlich davon ausge hen. Er räumte auch ein, dass er selbst geistig gar nicht in der Lage war, solche Entscheidungen nachzuvollziehen. Also stand es ihm gar nicht an, sie zu kritisie ren. Hinnehmen und ausführen war das Gebot der Stunde. Hielt VATROX-DAAG ihn gerade deswegen für besonders fähig? Eigentlich lag es wohl mehr an seiner Erfahrung, an den vielen Schlachten, die er geschlagen und gewonnen hatte, von den paar Niederlagen in jüngster Zeit abgesehen. Mit dieser Visitenkarte konnte VATROX-DAAG gar nicht an ders. Aber weshalb ignorierte er Sinnafoch dann? Schließlich war er der Oberbe fehlshaber. Seine Aufgabe hatte er darin gesehen, TZA’HANATH gegen die an
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greifenden Jaranoc zu verteidigen, oder wenn nicht die Forschungsanlage, dann wenigstens eine der beiden Hibernati onswelten. Stattdessen hatte VATROX-DAAG ihn abgezogen und zu diesem PolyportHof geschickt, den Rhodan erobert hatte oder hatte erobern lassen. Dass der Ter raner längst über alle Berge war, lag auf der Hand. Sinnafochs Aussage dazu, dass er dort vielleicht einen Platz zum Schlafen gesucht hatte, triefte nur so von Spott und Hohn. Leider hatte sich Philip dadurch nicht aus der Reserve locken lassen. Sinnafoch hatte bei ESHDIM-3 bloß seine Zeit ver schwendet. Logischerweise ging es da her jetzt zurück an die Orte des eigent lichen Geschehens. Er rechnete mit Hi bernation-7. Dort wurde er mehr gebraucht. Bei Hibernation-8 wachten schließlich zwei Brandblumen. Umso überraschter war er, als der Konvoi in den Normalraum zurück kehrte und sie die beiden glühenden Gebilde orteten. VATROX-DAAG hatte den Konvoi nach Hibernation-8 ge bracht. Wieder so eine Entscheidung, die Sin nafoch nicht nachvollziehen konnte. Nicht mit den spärlichen Informationen, die er hatte. Hoch über dem Irrläufer wurde ge kämpft. Sinnafoch bekam Bedenken an gesichts der großen Zahl an Kegel stumpfraumern. Ihre Angriffe schienen allerdings wenig zielgerichtet zu sein. Nicht genug gegen kampferprobte Schlachtlichter. Zum ersten Mal seit dem Aufbruch wandte der Frequenzfolger in seinem Sessel den Kopf und starrte zu dem Okrill hinüber. Philip stand in der Mitte der Zentrale, gewissermaßen der ruhende Pol mit der unsichtbaren Achse, um die alles kreiste. Der Okrill schaute nicht links und nicht rechts, aber Sinnafoch war sicher, dass
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ihm nichts entging. VATROX-DAAG sah durch dessen Augen, hörte durch dessen Ohren, roch durch dessen Nase. Durch den Splitter der Entität erhöhte sich die Sensibilität seiner Sinnesorgane noch. Sinnafoch richtete seinen Blick wie der auf die Kontrollen: 110.000 Licht jahre lagen hinter ihnen. Normalerweise hätte die VAT-DREDAR für diese Stre cke und mit einem Überlichtfaktor von 125 Millionen annähernd acht Stunden benötigt. Durch die Transition waren es gerade mal 0,8 Stunden. Sinnafoch wartete quälende zehn Se kunden, ehe er sich erhob. Er ging hinü ber zu dem Okrill und baute sich vor ihm auf. »Jede Sekunde ist kostbar. Ich über nehme das Kommando über die Flotten kontingente und greife in den Kampf ein.« * »Dein Auftrag lautet, die VAT-DRE DAR in sicherer Entfernung zu halten und gleichzeitig eine Position einzuneh men, von der aus sie sofort eingreifen kann«, sagte der Okrill, während er sich am Boden rekelte. Die Stimme klang so vertraut wie im mer, aber die Worte stießen Sinnafoch ab. Er wollte zu einer Widerrede anset zen, aber dann erinnerte er sich an den Schmerz und die Qual seines letzten Aufbegehrens, an die unverhohlene To desdrohung, die VATROX-DAAG ihn hatte spüren lassen. Sinnafoch hielt den Mund und wandte sich stattdessen dem Eingang der Zentrale zu. Satwa kam. Die geklonte Tefroderin hatte sich in der Auseinandersetzung mit Vastrear und dessen Mörderklon auf seine Seite geschlagen. Seither betrach tete sie sich als seine Vertraute, der er selbst jedoch keinesfalls vollständig ver trauen durfte. In ihrer knappen, stets
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lösungsorientierten Art bildete sie so et was wie einen Gegenpol zu ihm. Sie stellte sich neben ihn, schaute die Holodarstellungen an und schien da mit zufrieden. Auf seinen prüfend auffordernden Blick reagierte sie nicht. Während seines Aufenthalts in Ha thorjan und der Milchstraße hatte er viele Daten über die Milchstraßenvölker sammeln und auswerten lassen. Bei den Terranern gab es ein Sprichwort: »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.« Wenn man wusste, dass bei den Terranern Gold wertvoller als Silber war, verstand man diesen Satz. Auf die aktuelle Situ ation bezogen, half ihm dieser Satz, sein eigenes Ungestüm zu bändigen und das eigene Leben zu retten. Die Zunge des Okrills ... Von den Haifischzähnen ganz zu schweigen. »Wir dürfen zusehen«, sagte er daher zu Satwa. »VATROX-DAAG braucht uns als Zeugen und Berichterstatter.« »Vergiss nicht: Wo VATROX-DAAG ist, kann VATROX-VAMU nicht weit sein.« Damit war für die Tefroderin alles ge sagt. Und wie so oft stieß sie Sinnafoch mit der Nase auf das, was wirklich wich tig war. VATROX-VAMU. Der Begriff zog sich wie ein Fluch durch die Geschichte der Vatrox und der Frequenz-Monarchie. VATROX-VAMU – nicht alles, was er von dieser Entität wusste, ergab für Sinnafoch ein klares Bild. Ungereimtheiten in den Zusam menhängen, fehlende Daten und unvoll ständige Informationen störten ihn. Gemeinsam beobachteten er und Sat wa die Holodarstellungen der Vorgänge rund um den Irrläufer. Die Taktik der Frequenz-Flotten unter dem Kommando von Frequenzfolger Fyeran war beacht lich. Die Jaranoc schienen sich im Un klaren zu sein, wo sie angreifen sollten. Oder sie warteten auf VATROX-VA MU.
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Sinnafoch erwartete, dass VATROX DAAG seine Gegenwart nutzte und den Feind in die Flucht schlug. Warum schnappte er sich nicht einzelne Pulks dieser Schiffe und transitierte sie in die nächstbeste Sonne. Der Spuk wäre schnell vorbei gewesen. Sinnafoch stand wieder am selben Punkt wie vor wenigen Stunden. Die Auseinandersetzung der Flotten interes sierte VATROX-DAAG recht wenig. Er wartete auf VATROX-VAMU. Wenn die Frequenz-Monarchie und die Jaranoc in seinen Überlegungen eine Rolle spielten, höchstens unter dem Aspekt, sich selbst eine optimale Ausgangsposition zu ver schaffen.
3. Durch Storgells Bewusstsein geister ten Fragen. Wenn wir die Jaranoc besie gen, was wird dann? Schickt VATROX VAMU neue Flotten, oder gelingt es uns, das Geisteswesen dauerhaft zu vertrei ben? Als Kriegsordonnanz hatte man ihn nicht nur in Kriegsführung ausgebildet, sondern auch in Diplomatie. In den meisten Fällen ging es nicht um die end gültige Vernichtung des Gegners, son dern um einen Sieg, der sich in bare Münze verwandeln ließ. Die Frequenz-Monarchie zumindest hatte es immer so gehalten. Die meisten Gegner hatte sie leicht besiegt, wenige schwerer. Den schwachen Völkern hatte sie das Gefühl vermittelt, unter ihrem Schutz Großes leisten zu können. Die starken hatte sie in ihre Schranken ver wiesen und zu Verbündeten gemacht. Ähnlich hatten es vor ihr die Anthu rianer gehandhabt, allerdings ohne militärischen Einsatz. Aber schon sie hatten erkannt, dass es zum Schutz der Polyport-Höfe einer schlagkräftigen Truppe bedurfte.
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Die Zusammenarbeit mit den Vatrox war also nur folgerichtig gewesen. Zehn Millionen Jahre und vier Hyper depressionen später wussten die meisten Lebewesen in der Ringgalaxis nichts mehr von jenem Volk, das einst das Po lyport-Netz beherrscht hatte. Sie wuss ten auch nichts von VATROX-DAAG und VATROX-CUUR und schon gar nichts von dem zweiten VATROX-VA MU. Den Standort des PARALOX-AR SENALS kannten sie ebenso wenig. Denn ausgerechnet das PARALOX ARSENAL, von dem sich die FrequenzMonarchie Wunderdinge bei der zeit lichen Ausdehnung der Hyperdepression versprach, war spurlos verschwunden. Alles, was aufzubieten war, suchte da nach, aber nicht einmal VATROX-DAAG hatte Erfolg. Storgell bezweifelte, dass sie es jemals wiederfinden würden. Mit hoher Wahr scheinlichkeit existierte es nicht mehr in der ursprünglichen Form. Da waren aber die Hinweise aus TZA’HANATH auf vage Spuren in An thuresta. Wenn es sie gab, konnten sie Millionen von Jahren alt sein. Ein Rest echo eines einst riesigen Psi-Potenzials ... Der Okrivar an der Orterkonsole mel dete sich mit einer Routinedurchsage. »Keine Veränderung bei den Jaranoc.« Der Hyperfunk der Kegelstumpf raumer schwieg. Es eilten keine Funk botschaften mehr hinaus. Es kamen aber auch keine herein. Überall in der Holokugel blitzte und loderte es. Auf vier explodierte Schlacht lichter kamen derzeit sechs zerstörte Kegelstumpfraumer. Gemessen an der Anzahl der Schiffe auf beiden Seiten und der Leistungsfähigkeit der Waffen systeme verschlechterte sich das Ver hältnis dadurch zuungunsten der Fre quenz-Monarchie. Damit es ausgegli chen blieb, hätten fünfmal so viele Kegelstümpfe wie Schlachtlichter auf der Strecke bleiben müssen.
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Storgell ließ den Automaten besser nicht ausrechnen, wie viele Verluste sie bis zur Kapitulation höchstens erleiden durften. Die Tendenz jedoch war vorhanden, und bei entsprechend gleichbleibender Progression wäre es in der Tat besser ge wesen, die Absicht des Frequenzfolgers umzusetzen. »Aus dieser Schlacht wird keiner als Sieger oder Verlierer hervor gehen.« So hatte er es gesagt und beab sichtigt. Für ein Wesen wie Storgell überzeugte der Gedanke durch Logik und nüchterne Einschätzung der Lage. Die Geisteswe sen als eigentliche Triebfedern im Hin tergrund spielten jedoch ein anderes Spiel. Die fünfte Sektorknospe explodierte. Ein Teil der gegnerischen Verbände hat te seine Taktik geändert. Die Jaranoc erkannten, dass diese Schiffe als Joker eingesetzt wurden und zwischen den einzelnen Verbänden rochierten. Fyeran rief die grob kugelförmigen, im Schnitt 17 Kilometer durchmes senden Gebilde zurück. Ihr Verlust wog schwerer als der von ein paar hundert Schlachtlichtern. Diese ließen sich er setzen, die Sektorknospen nicht, weil sie nicht von den Vatrox nachgebaut wer den konnten. Die Jaranoc formierten sich zu größe ren Verbänden von bis zu 5000 Schiffen, die sich über kurze Hyperraumetappen unmittelbar neben die deutlich kleineren Verbände aus Schlachtlichtern setzten und beim Eintritt in den Normalraum sofort das Feuer eröffneten. Es dauerte nur wenige Atemzüge, bis die ersten Sonnen aufleuchteten. Der Leerraum der vom Kontrast aus Hell und Dunkel gezeichneten Sternenwiege erhielt Dutzende und Hunderte neuer Sterne, die grell flammend entstanden und kurz darauf wieder erloschen. Der Verlustzähler in der Holokugel raste. Bei 300 trat eine kurze Unterbre
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chung ein, dann kletterte der Zähler hastig weiter, bis er irgendwo über 400 stehen blieb. Sie hatten es also begriffen. Je mehr Schlachtlichter sie auf einmal zerstör ten, desto schneller und leichter würden sie den Sieg erringen. Es war eiskalt kal kuliert und sah doch irgendwie nach einem Wettkampf mit völlig fremdar tigen Regeln aus. Fyeran bellte eine Reihe von Befehlen. Bislang funktionierte die Täuschung, ließen sich die Jaranoc vom Gasriesen ablenken und warteten auf das Eintref fen zuverlässiger Informationen. Wieder stürzten sich mehrere Verbände auf die Schlachtlichter, die scheinbar un kontrolliert zurückwichen. Für ein, zwei Minuten zeichnete sich auf dem Orter holo ein exakt umrissener Bereich ab, zehn Lichtminuten vom Irrläufer ent fernt. »Ab sofort erscheinen mir der Einsatz von Deflektorfeldern und maximaler Ortungsschutz geboten«, sagte Storgell. Dem kritischen Blick des Frequenzfol gers hielt er mühelos stand. Fyeran gab den Befehl weiter. Die Echos der Schlachtlichter verschwan den aus der Holokugel. Augenblicke später kehrten sie als winzige farbige Rechenmuster zurück. Die Jaranoc ließen sich dadurch nicht beirren. Sie setzten nach, kesselten meh rere Verbände ein, die sich in Sicherheit wiegten, und vernichteten sie. Der Frequenzfolger stieß einen hei seren Schrei aus. »Das war eine miserable Idee, Stor gell!« Die Kriegsordonnanz wollte es nicht glauben. »Bisher waren sie dazu nicht in der Lage!« Er rief sich die Aufnahmen von den Kämpfen um Hibernation-7 ins Gedächtnis. »Sie haben einen Orter ent wickelt, den sie jetzt zum ersten Mal einsetzen.« Es war eine simple Erklärung, zu ein
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fach, als dass Storgell sie sofort akzep tiert hätte. Er suchte weiter, grub in dem, was er sich bisher über die Ausein andersetzung an Wissen und Fakten, aber auch an Zusammenhängen und Vermutungen erarbeitet hatte. Es konnte nicht der Orter sein. Welche Möglichkeit gab es dann noch? Wie wahrscheinlich war sie? Er fand nur eine zweite. Bevor er den Gedanken richtig zu Ende gedacht hat te, heulte in der JORAR der Alarm. Soeben hatten die Jaranoc weitere tausend Schlachtlichter zerstört. Die Zahl sank auf 44.000, während von den Kegelstumpfraumern 37.500 ih re Angriff flogen. Einer dieser Verbände wechselte den Kurs und stieß unmittelbar bis zum Gas riesen vor. Als keine Einheiten der Fre quenz-Monarchie ihm folgten, drehte er ab und versuchte, eine der kleineren Flotten einzuschließen. »Das verstehe ich nicht«, sagte Fy eran. »So dumm können sie doch gar nicht sein.« Storgell fragte den Okrivar Löcher in seinen Druckanzug. Der beteuerte bei seinem Leben und dem seines Volkes, dass kein einziger Hyperfunkspruch in diesem Raumsektor eingetroffen war. Die Kriegsordonnanz sah die Erklä rung greifbar vor sich, doch ehe sie sie zu fassen bekam, entwischte sie ihm. »Die Jaranoc können unsere Einheiten nicht erkennen«, sagte er zu dem Fre quenzfolger. »Jemand anders tut es für sie.« Nur einer kam infrage. Fyeran schluck te heftig, schloss die Augen und press te die stumpfen Seiten seiner Kral len gegen die Schläfen. »VATROX-VA MU!« »Dann ist auch VATROX-DAAG nicht weit.« Dass er inzwischen Zweifel hegte, ob jener überhaupt noch existierte oder längst von seinem »Kind« verschlungen worden war, behielt Storgell für sich. Es
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hätte den Frequenzfolger negativ moti viert. Frequenzfolger Fyeran schüttelte sich. Seine rechte Hand knallte auf die Aktivierungstaste für den Hyperfunk. »Eine Verbindung mit dem Hauptquar tier. Am besten mit Sinnafoch. Wir brau chen Verstärkung.« Der Okrivar formulierte den Spruch, raffte und kodierte ihn und jagte ihn als nicht erkennbaren, ultrakurzen Hy perimpuls durch einen UHF-Tunnel in das »Jenseits«, wo er ohne großen Zeit verlust sein Ziel erreichte. Während die Frequenz-Monarchie weitere 500 Schiffe verlor, gleichzeitig aber 700 Kegelstumpfraumer vernichte te, warteten sie auf Antwort. Als sie tausend Wracks später eintraf, enthielt sie lediglich einen knappen Hin weis, dass ein Teil der Flotten bei ande ren Brennpunkten benötigt wurde. Es konnte alles heißen oder nichts. Ein paar tausend Schlachtlichter kehrten von Patrouillenflügen aus dem galaktischen Ring zurück und griffen in den Kampf ein. Eine Wende führten sie nicht herbei. Dazu hätten es zehnmal so viele sein müssen. »Was ist das für eine Taktik?«, zischte Fyeran. »Was plant dieser glücklose Sin nafoch?« Der Frequenzfolger spielte darauf an, dass der derzeitige Oberbefehlshaber schon die Milchstraße und danach Ha thorjan an den Gegner verloren hatte und nun in Anthuresta ebenfalls Fehler machte. »Sinnafoch gibt Hibernation-8 verlo ren«, sagte Storgell. »Es muss von vorn herein sein Plan gewesen sein. Und wenn es sein Plan war, dann war es auch der von VATROX-DAAG!« * Nach dem dritten Fluchtmanöver und dem Verlust von vierzig Schiffen des ei
genen Verbandes legte Fyeran eine Kom mando-Pause ein. Er wandte sich Stor gell zu, lehnte sich an das Geländer der Kanzel und schaute eine Weile stumm auf die Kriegsordonnanz hinab. Storgell war das weder unangenehm noch ungewohnt. Lediglich der Zeit punkt schien ihm etwas missglückt. Un ten in der Zentrale befehligte der Kom mandant-Pilot das Schiff, ein Darturka, der sich unter der ihm zuteilgewordenen Ehre so tief bückte, wie seine drei Meter Körpergröße es zuließen. »Ein alter Vatrox wie ich träumt da von, in einer bedeutenden Schlacht Ge fechte zu führen, Siege zu erringen und im schönsten aller Fälle durch seinen Tod der Frequenz-Monarchie erst den Sieg zu ermöglichen«, sagte Fyeran. »All das ver suche ich heute zu erreichen. Nur eines wird mir nicht mehr möglich sein.« »Wenn du möchtest, entnimmt dir ein Roboter mehrere Gewebeproben sowie ein paar Stammzellen, und ich sorge da für, dass sie sicher durch die feindlichen Linien nach TZA’HANATH oder zur VAT-DREDAR Sinnafochs gelangen oder zu einem anderen Schiff deiner Wahl. Dann wird dein Vamu im Fall dei nes Todes in VATROX-DAAG aufgehen, und irgendwann wird man dir einen neuen Körper züchten.« »Vielleicht sollte ich das tatsächlich tun«, überlegte Fyeran. »Aber wozu? Sag mir, wieso ich einer Frequenz-Mon archie dienen soll, die ihre eigenen Hi bernationswelten dem Feind überlässt. Welche Orte sind wichtiger als diese Welten? Nicht einmal TZA’HANATH.« Von dort erhielten sie keinerlei Mel dungen. Sie wussten nicht, ob der An griff auf das Forschungszentrum andau erte oder die Jaranoc es vernichtet hat ten. Nach den Informationen der letzten Tage wäre es eher untypisch gewesen. Handelssterne hatten die Helfer VA TROX-VAMUS bisher nicht behelligt.
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»Da stimme ich dir zu, Frequenzfol ger«, sagte Storgell. »VATROX-DAAG denkt in anderen Werten und Maßstä ben. Wir können das nicht ändern. Wir können nur vermuten, dass alles, was er tut, einem bestimmten Ziel dient: VATROX-VAMU in Sicherheit zu wie gen und dann zuzuschlagen.« Wieder stiegen die Verlustmeldungen unter den Schlachtlichtern um mehrere hundert Einheiten. Wenn es so weiter ging, erreichten sie demnächst den zah lenmäßigen Gleichstand, was einer tota len waffentechnischen Unterlegenheit der Frequenz-Monarchie gleichgekom men wäre. Dann blieb nur die bedin gungslose Kapitulation oder der Kampf bis zum letzten Schiff. Storgell sah Fyeran an, dass dieser längst nicht mehr an einen Rückzug dachte. Der Frequenzfolger wollte die sen Kampf durchstehen. Die Kriegsordonnanz nahm es mit einem Gefühl innerer Zufriedenheit zur Kenntnis. Ihr pädagogisches Geschick hatte Erfolg gezeigt. Nicht auszudenken, wenn sich das Verhältnis zu seinem Fre quenzfolger ins Gegenteil gekehrt hätte. Eine kampfeslustige Ordonnanz und ein müder Krieger, der die Waffen ablegte und sich in seine Kabine zurückzog, um zu sterben. Storgell wusste aus den Datenbänken von Hibernation-8, dass es solche Fälle auch schon gegeben hatte. Diesen Vatrox war die Wiedergeburt verweigert wor den. VATROX-DAAG hatte sich ihr Va mu einverleibt, es assimiliert und nie wieder hergegeben. Der Herrscher war irgendwo in der Nähe, obwohl Fyeran es nicht spüren konnte, so wenig wie Storgell. Ihre Sinne waren dafür nicht ausgelegt. 2000 Kegelstumpfraumer materiali sierten am Rand des Sektors. Sie orien tierten sich kurz, griffen dann sofort in den Kampf ein. Wieder verschob sich das Verhältnis
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zuungunsten der Frequenz-Monarchie. Die Verbände aus Schlachtlichtern be fanden sich an mehreren Fronten auf dem Rückzug. Da die Deflektorfelder nichts nützten, schalteten die Komman danten sie ab, ohne dass ein spezieller Befehl des Frequenzfolgers vorlag. Fyeran – mit langem Pigasoshaar und durchaus kampferprobt aus den Zeiten der Dritten Hyperdepression – formierte seine Flotten neu und änderte die Tak tik. Die Jaranoc fackelten nicht lange. Sie verloren das Interesse an jenem ominösen Sektor weiter draußen und begannen, die Gashülle des Irrläufers mit Orterim pulsen zu bombardieren. * »Such gar nicht erst nach einer Idee, was wir dagegen tun könnten«, sagte Kriegsordonnanz Storgell zu Fyeran. »Es gibt sie nicht.« Die Jaranoc waren so auf den Irrläu fer fixiert, dass sie sich für nichts ande res interessierten. Immer näher rückten sie dem Planeten, von dem die Schlacht lichter sie so geschickt weggelockt hat ten. Der plötzliche Sinneswandel kam nicht von ungefähr. Hätte Storgell es nicht schon am Verhalten der Kegelstumpf raumer bei der Ortung von Schlachtlich tern gemerkt, hätte er es spätestens in diesem Augenblick erkannt. VATROX-VAMU war da, und damit gab es für die Jaranoc keinen Zweifel mehr, wo sie Hibernation-8 suchen mussten. »Ich habe keine Zeit zum Grübeln«, antwortete der Frequenzfolger. »Unser Verband gerät in Bedrängnis.« Drei Schwärme Kegelstumpfraumer näherten sich von verschiedenen Seiten. Ihr Abstand betrug noch mehr als zwei Millionen Kilometer. Die Stoßrichtung jedoch war eindeutig.
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Ihr Ziel war die JORAR. Storgell fragte sich, ob auch dahinter VATROX-VAMU steckte. Ausschließen wollte er es nicht. Die Entität setzte sich aus Millionen oder Milliarden VatroxBewusstseinen zusammen. Es existierte eine mentale Affinität zum Ursprungs volk. Existenzen der körperlosen Art ver fügten zudem über andere Möglich keiten der Kommunikation. Diese fand im Psi-Bereich des Hyperspektrums statt, also per Telepathie oder auf ande ren Wegen, von denen körperliche Lebe wesen nicht einmal träumten. Storgell ging davon aus, dass VATROX-VAMU ebenso wie VATROX DAAG die Gedanken einzelner Besat zungsmitglieder wie Kriegsordon nanzen, Okrivar oder Darturka lesen und Handlungen manipulieren konnte. Bei Vatrox lag der Fall ein wenig an ders, denn Vatrox waren parataub. Beim Aufenthalt innerhalb des Mentaldoms waren sie aber durchaus in der Lage, mit dem Vamu einzelner Artgenossen sowie mit dem vorhandenen Splitter oder Ab leger VATROX-DAAGS gedanklich zu kommunizieren. Ein Widerspruch? Oder eine einzigartige Gabe? Storgell vermutete, dass es auch hier im Weltall nahe dem Irrläufer funktio nierte. Aus Hibernation-8 trafen noch immer keine Signale ein. Die Frequenzfolger hielten sich strikt an den Plan. Erst wenn unmittelbare Gefahr drohte, wür den sie die Abwehranlagen aktivieren. Unter den Tarnabdeckungen der Oberfläche des modifizierten Handels sterns schlummerten die Forts. In den unteren Schichten der Gashülle zogen fliegende Festungen ihre schnelle Bahn, bereit, jederzeit bis in die obersten Schichten der Atmosphäre aufzustei gen. Sie alle würden innerhalb weniger Augenblicke erwachen und ihre töd
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lichen Energien in die Gashülle des Rie senplaneten pusten. Storgell erkannte die Gefahr, die in dem Gemisch aus Wasserstoff, Methan, Ammoniak, Stickstoff und anderen Ga sen lag. Knallgasexplosionen gewaltigen Ausmaßes sowie Feuersbrünste würden mit dem Gasriesen kurzen Prozess ma chen. Sofern etwas übrig blieb, was sich deutlich auf der Ortung abzeichnete, waren es wohl bestenfalls Fetzen des Handelssterns, winzige Inseln aus Me tall und Kunststoff, aus deflagrierender Psi-Materie und Formenergie, die sich gegen den bisherigen Kurs des Irrläufers stemmten. Noch war es nicht so weit. Die symbo lischen Energiebahnen, die sich kreuz und quer durch die Holokugel spannten wie ein grob gewebtes Spinnennetz, gal ten nicht dem Planeten, sondern dem Verband. Dort, wo sie sich überschnit ten, leuchtete dicht daneben ein win ziges Ortungsecho. Storgell hatte richtig vermutet. Die Jaranoc kannten das Flaggschiff der Frequenz-Monarchie, das alle Verbände dirigierte. »Versuch, an unwichtige Sachen zu denken«, empfahl Storgell. »Verdränge alles, was VATROX-VAMU zu unserem Nachteil nutzen kann.« Nach einer Weile erhielt er Antwort. »Was glaubst du, was ich die ganze Zeit tue? Ich unterdrücke Informationen. Es sieht nicht aus, als würde es sonderlich gut funktionieren.« »Vielleicht holt er sich das Wissen aus meinem Gehirn oder aus denen der Okrivar und Darturka.« Storgell konzentrierte sich und dach te ebenfalls an unwichtige Dinge wie die Herkunft seines Namens. Da er nicht wusste, wo er geboren und aufgewach sen war, stellte er sich immer wieder Fragen danach. Welche Rückschlüsse ließ sein Name zu? War es ein Personenname oder ein
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Sippenname? Bezeichnete er gar den Planeten, von dem er stammte? Letzteres hielt er für eher unwahr scheinlich. Dann hätte er irgendwann auf andere Kriegsordonnanzen mit dem Namen Storgell treffen müssen, Storgell 228 oder 14367, ähnlich den Bezeich nungen für die Referroren. Dazwischen lauschte er in sich hinein, ob vielleicht eines der Geisteswesen sei ne Gedanken beobachtete und ihm – als eine Art Gnadenakt – die Antwort liefer te. Keines der beiden beachtete ihn. Stattdessen packte ein Fesselfeld die Kriegsordonnanz und erinnerte sie dar an, dass sich das Schiff in einer Kampf situation befand. Das Feld fixierte sei nen Körper, während eine Reihe harter Schläge die JORAR erschütterte. Ein Wummern folgte, das er gut kann te. Die Projektoren für die UHF-Schleu dern traten in Aktion. Das Flaggschiff schoss sich den Weg frei. Es löste sich aus der Umklamme rung mehrerer Kegelstumpfraumer, ver schwand im Hyperraum und kehrte hin ter den Jaranoc-Schiffen zurück ins Standarduniversum. Funken trafen auf die Schirmfelder der Kegelstümpfe, bauten kleine Türm chen, die wie Schmelzhütchen nach un ten durchdrangen und mehrere Ringe eines Schiffes zum Platzen brachten. Die Ringe waren die Schwachstellen bei die sen Schiffen aus einer fernen Galaxis. Die Holokugel blendete den gezeigten Raumsektor aus und verengte die Per spektive auf den Irrläufer und den Flot tenverband mit dem Flaggschiff. Mehrere Kegelstumpfraumer fungier ten als Panzerbrecher. In selbstmörderi scher Absicht materialisierten sie in un mittelbarer Nähe der Schlachtlichter, versuchten sie zu rammen und so Keile zwischen sie zu treiben. In der JORAR jaulte der Alarm. Ein halbes Dutzend Kampfverbände verließ
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seine Positionen rund um den Irrläufer und griff in das Geschehen ein. »Sie versuchen das Flaggschiff auszu schalten«, funkte Fyeran. »Was immer sie damit bezwecken wollen, es wird ih nen nichts nützen.« Storgell streckte sich, um dem Fre quenzfolger nicht nur bis zur Hüfte nä her zu sein. »Es sind unsere oder meine Gedanken. VATROX-VAMU stuft sie als gefährlich ein. Die Entität will nicht uns vernichten, sondern unser Wissen und unsere Vermutungen.« »Was schlägst du vor?« Flucht wäre optimal gewesen, für kurze Zeit ein paar tausend Lichtjahre zwischen sich und das Geisteswesen zu bringen. Ob es half? Storgell rechnete damit, dass ihnen die Jaranoc folgten und mit ihrer Übermacht irgendwo dort draußen den Garaus machten. »Wir bleiben und kämpfen, Frequenz folger!« Am besten kämpfte es sich mit freiem Rücken. In ihrem Fall bedeutete das, sie brauchten eine Deckung gegen direkte Angriffe. Die JORAR verschwand in einem Pulk von Schlachtlichtern, die den Irrläufer gegen die Jaranoc vertei digten. Die Angreifer versuchten mit Gewalt durchzubrechen und sich in Schussposi tion zu bringen. Noch zögerten sie, den Gasplaneten zu vernichten und dann zu schauen, ob sie irgendwo die Hibernati onswelt entdeckten. »Zurückweichen!«, kommandierte Fye ran. »Lasst die paar Dutzend Raumer heran. Die fliegenden Festungen werden sich um sie kümmern. Haltet euch in der Nähe und gebt den Jaranoc den Rest, falls etwas übrig bleibt.« Storgell blieb skeptisch. Die Ziel genauigkeit in einer Atmosphäre aus dicken Gasschwaden war immer ein geschränkt. Da nützte es wenig, wenn die Energiepotenziale ihren Weg durch den Hyperraum nahmen. Die Gefahr,
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eigene Schiffe zu treffen, war ziemlich groß. »Da ist ein Pulk aus kleineren Kegeln unterwegs. Sie suchen die Nähe des Irr läufers, scheinen aber die andere Seite des Planeten zum Ziel zu haben«, mel dete der Ortungs-Okrivar. »Es gilt uns.« Storgell war überzeugt, dass die Jara noc nicht eher ruhen würden, bis sie das Flaggschiff mit dem Befehlshaber aus geschaltet hatten. Zweitausend Raumer stürzten sich von allen Seiten auf die JORAR, tauch ten teilweise nur wenige tausend Kilo meter vor ihr auf. Es klackte zweimal, als die Hände des Frequenzfolgers auf die Konsole mit den Steuersensoren niederfuhren. Fyeran zog das Kommando an sich. Das DC-Schlachtlicht beschleunigte mit Höchstwerten. Es flog einen Bogen über die Kegelstumpfraumer hinaus di rekt vor ihre Geschütze. Storgell sah bereits die Ausschläge der Orteranzeigen, aber da war die JO RAR schon im Hyperraum, kehrte au ßerhalb des Schlachtgetümmels zurück, gliederte sich erneut in einen der Kampf verbände ein. Die Jaranoc waren jetzt überall. Sie deckten den kompletten Raumsektor mit ihren Überlichtgeschützen ab. Die Schlachtlichter hielten dagegen, so gut es ging. Aber Fyeran hatte schon wieder tausend Einheiten eingebüßt, und es ka men keine neuen hinzu. Die Zahl der vernichteten Kegel betrug in derselben Zeit gerade mal 300. Storgells Aufmerksamkeit galt vor allem den Sektorknospen. Zehn Stück hatten sie inzwischen verloren, zerplatzt und zerrieben im Feuer der Gegner. Die Kriegsordonnanz überlegte, ob es allein das Ergebnis durch Beschuss war oder ob VATROX-VAMU nachgeholfen hat te. Die JORAR erbebte. Zwei Dutzend
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Treffer gleichzeitig – für das DCSchlachtlicht wurde es kritisch. Zehn Sektorknospen tauchten zur Unterstützung auf. Sie eröffneten das Feuer. Außerhalb der Kampfzone er schienen mehrere tausend Kegel, die sich sofort auf die Sektorknospen warfen. Storgell tauschte mit seinem Fre quenzfolger einen kurzen Blick. Genau das hatten sie mit ihrer Taktik verhin dern wollen. Sie hatten es sogar ge schafft, bis VATROX-VAMU erschienen war. Wieder schlugen mehrere Salven in die Schirmstaffel der JORAR ein. Das Schlachtlicht bebte. Düsteres rotes Glü hen breitete sich von der Oberfläche des Schiffes in den Weltraum aus. Zwei Treffer hatten die Schirme nicht vollständig absorbiert. Die unterschied lich geneigten Oberflächen hatten die Energie aufgenommen und strahlten sie ab. Storgell konzentrierte sich mit seinen Gedanken auf VATROX-DAAG, wie er das schon einmal getan hatte. Eine Ant wort erhielt er auch dieses Mal nicht. Dafür krachte es im unteren Teil der JO RAR. Der Lärm mehrerer Explosionen drang bis in die Zentrale. »Ihr kriegt uns nicht!«, zischte Stor gell. »Nicht jetzt!« Sie hatten noch eine Aufgabe, den Schutz der Hibernationswelt. Um diese zu erfüllen, war die Kriegsordonnanz bereit abzutreten. Und überhaupt: Gab es etwas Schö neres, als im Kampf zu sterben? Fyeran sagte nichts. Storgell fragte sich, was in dem Frequenzfolger vorge hen mochte. Noch existierte Hibernati on-8, in der auch seine Klone eingelagert waren. Also lohnte es sich nach wie vor zu kämpfen. Mehrere Dutzend punktgenau gezielte Schüsse aus den Kegeln schlugen in die
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Schirme der JORAR und der benachbar ten Schlachtlichter, die das Flaggschiff abschirmten. Es schoss aus allen Projek toren zurück. Funken stapelten sich auf den gegnerischen Schirmen und fraßen sich hindurch. Eine weitere, wohldosier te Salve zerstörte einen der Ringe. Die Explosion riss ein Loch in die Oberfläche des Kegelstumpfraumers. Trümmerteile flogen davon, ein Teil prasselte auf die JORAR ein. Zwei Sek torknospen versetzten dem angeschla genen Schiff den Todesstoß. Die Jaranoc schossen nicht zurück. Von einem Augenblick auf den anderen stellten die Vasallen VATROX-VAMUS das Feuer ein. Storgell bewegte sich unruhig in dem Fesselfeld, das ihn schützte. Fyeran zö gerte, wie er entscheiden sollte. Das, was sich draußen tat, hatten sie vor einer knappen Stunde schon einmal gesehen.
4. Sichu Dorksteiger schwebte mitten zwischen den Sternen. Versuchsweise streckte sie einen Arm aus und berührte eines der winzigen Bällchen in dem 2200 Meter durchmessenden Modell der Ring galaxis Anthuresta, mitten in der Kegel halle im oberen Teil des Bergs Otamaro auf dem Planeten Katarakt. Wie bei einer elektrostatischen Aufla dung spürte sie ein Prickeln in der Fin gerkuppe. Das hundertprozentige Abbild der Wirklichkeit ließ sich mit Gedankenbe fehlen steuern. Im Ausschnitt-Zoom stellte es Polyport-Höfe, Distribut-De pots und andere wichtige Einrichtungen in ihrer Originalgröße dar. Und eben Raumschiffe. Sichu hatte keine Lust, im Selbster fahrungstest herauszufinden, wie das war, wenn einem ein Schlachtlicht oder
schlimmer noch ein Kegelstumpfraumer gegen den Kopf knallte. Und die Ator war traurig und geknickt wie ein Zweig. Es war noch nicht einmal eine Stunde her, da hatten sie live und bei klarem Verstand den Untergang von Hibernation-7 miterlebt sowie die Ver nichtung der Schlachtlichter. Auch Ke gelstumpfraumer waren zerstört wor den, aber am tiefsten saß der Schmerz, den Sichu bei der Explosion des Pla neten empfunden hatte. War das wirklich ihre Galaxis? Ihre Heimat? Dafür hatte sie sich nicht von der Fre quenz-Monarchie anwerben lassen. Überall hatten Kämpfe getobt, regel rechte Raumschlachten. Erschüttert dachte sie an den Glutball – nicht von einer explodierenden Sonne, sondern von einem platzenden Planeten. Der Innendruck der Welt hatte die weich gewordene Oberfläche zerrissen und ins All geschleudert. Die gesamte Welt war in Billionen Fetzen geplatzt, die in alle Richtungen davonstoben. In diesen langen Minuten hatte sie diese Superortungsfunktionen des Mo dells verflucht, die sie kürzlich heraus gefunden hatten. Kaum war Hibernation-7 Geschichte, ging es bei der achten und letzten Hiber nationswelt der Frequenz-Monarchie weiter. Sichu wollte weg aus dem Berg, weg von Katarakt, weg von Anthuresta. Ir gendwohin, wo es keine Kriege und kein Leid gab. Sean Legrange hatte es ihr angeboten. »Wir besorgen euch eine TransferkaminPassage, die euch nach Hathorjan oder in die Milchstraße bringt. Das Solsystem ist zurzeit vielleicht nicht der beste Ziel ort, denn dort droht Gefahr durch ein Feuerauge.« Sichu hatte sich Bedenkzeit erbeten. Nun, da sie allein in dem Modell hing und darüber nachsann, war sie ratlos.
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Sie wollte gehen, aber nur mit Fyrt. Fyrt aber wollte das Ende der FrequenzMonarchie mit ansehen oder, falls es nicht stattfand, neu entscheiden, ob er blieb oder nicht. Nach den Vorstellun gen der Flotte waren sie Deserteure, Überläufer. In den Augen der FrequenzMonarchie und von VATROX-DAAG galten sie als vogelfrei. Jeder konnte sie jagen, fangen, ausliefern oder töten. Und dann? Das Stardust-System war eine Alter native zur Milchstraße. Aber dann lebten sie in der Nähe dieses grausamen Mo dells und ständig in der Angst, dass eine dieser Entitäten auch das kleine Men schenreich eroberte und versklavte. Gut, VATROX-VAMU hatte Stardust schon überfallen, aber die Menschen hatten sich gewehrt und mit vereinten Kräften etwas geschafft, womit das Geisteswesen bestimmt nicht gerechnet hatte: Die Menschen hatten VATROX VAMU hinausgeworfen und den Sexta dimschleier neu errichtet, den auch ein derart starkes Wesen nicht einfach so durchdringen konnte. Sichu und Fyrt hakten immer nach, wenn Legrange mit seinem unerschöpf lichen Wissen eines VARIO-1000-Robo ters erzählte. Der tiefe, aus der Vergan genheit resultierende Hass, den VATROX-VAMU seinen Erzeugern ge genüber hegte, war dabei etwas Ab straktes. Nach dem Hinscheiden von VATROX-CUUR richtete er sich allein gegen VATROX-DAAG und damit gegen die Frequenz-Monarchie und ihre Mit arbeiter. »Eigentlich«, so berichtete Sean Le grange, »braucht ein Wesen aus mentaler Energie gar keine Flotten. Es ist in der Lage, große mentale Kontingente für die geistige Versklavung fremder Völker einzusetzen und dadurch Angriffe abzu wehren. Allerdings kann ein solches We sen nicht überall gleichzeitig sein. Des halb bedient es sich der Flotten von
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Hilfsvölkern, in diesem Fall der Jara noc.« Sichu erfuhr, dass die Jaranoc weder aus Hathorjan und der Milchstraße noch aus Anthuresta oder einer anderen Poly port-Galaxis stammten. Was für VATROX-VAMU galt, galt auch für VATROX-DAAG und die Fre quenz-Monarchie. Beide Entitäten ver suchten, in die Auseinandersetzungen ihrer Vasallen einzugreifen und deren Sieg herbeizuführen. Über Hiberna tion-7 hatte es sich angedeutet, über Hi bernation-8 war es bittere Realität. Sichu wollte weg. Sie zerrte an ihrem silbernen Haar, als könnte sie sich damit selbst aus dem Sumpf ins Licht ziehen. Ein leises Lachen lenkte sie ab. Zwi schen den Sonnen der näheren Umge bung tauchte ein Gesicht auf, einge rahmt von schwarzem Haar. Braune Augen musterten Sichu aufmerksam. Die Lachfältchen in den Augenwinkeln ließen sie beinahe vergessen, wen sie vor sich hatte. »Sean! Du bist zurück!« »Fyrt kommt auch gleich.« Legrange warf einen Blick in die Projektion. »Viel leicht ist es besser, wenn du jetzt essen gehst.« Sichu seufzte. »Vielleicht werde ich das tun. Vorerst bleibe ich.« Als Fyrt eintraf, setzte Legrange seine Erzählung fort. Dass es im Endeffekt auf eine Konfrontation der beiden Geistes wesen hinauslief, leuchtete auch Sichu und Fyrt Byrask ein. Die Frage war, wer als Sieger aus diesem Kampf her vorging. Sichu erfuhr, dass Legrange seine Zweifel hatte, was VATROX-DAAG anging. Dieser hatte schon einmal in der direkten Auseinandersetzung mit VATROX-VAMU den Kürzeren gezo gen. »Die Einschätzung ist realistisch«, sagte der Verteidigungsminister des Stardust-Systems. »Nicht ganz so neu
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tral formuliert würde ich sagen, dass wir alle es befürchten. VATROX-VAMU wird nach dem Tod des Widersachers ungleich mächtiger sein als jetzt. Er stellt dann eine weit größere Gefahr dar. Nun ja, immerhin haben die Vatrox vor Jahrmillionen die Gefahr bereits er kannt und eine Waffe gegen VATROX VAMU geschaffen. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch wirkt.« Wie es in der Projektion aussah, ver suchte VATROX-DAAG es mit Feuerau gen. Einen Versuch war es wert, fand Sichu schon allein aus dem Grund, damit weitere Gemetzel vermieden wurden. Die drei gruppierten sich am Rand der Projektion und zoomten den Irrläufer. Riesig wuchs er vor ihnen auf und mit einem leichten, kaum wahrnehmbaren Schweif ionisierten Gases im Schlepp tau. Die Schlacht wogte hin und her. Sichu hatte Mühe, die Gegner auseinanderzu halten. Legrange machte sie und Fyrt auf die besonderen Umstände der Kämp fe aufmerksam. Einmal stellten die Ja ranoc alle ihre Aktivitäten ein, einmal die Vatrox und ihre Vasallen. Es deutete auf die Anwesenheit der beiden Enti täten hin, die auf diese Weise ihre Stärke demonstrieren wollten. »Dieses Tauziehen kann tausend Jah re dauern«, sagte Legrange. »Aber so weit werden sich diese Wesen nicht ver ausgaben wollen. Deshalb bringt VA TROX-DAAG die beiden Feueraugen in Stellung, und VATROX-VAMU wird versuchen, ihnen zu entkommen.« Sichu Dorksteiger hielt sich die Au gen zu. »Sie zerstören wehrlose Schiffe. Das ist barbarisch. Ich will das nicht sehen!«
5. Der Okrill bewegte sich so schnell, dass Sinnafoch erschrak. Das Tier
sprang plötzlich auf, spreizte seine acht Beine und erstarrte. Der Frequenzfolger, noch immer die scheußlichen Bilder der bevorstehenden Niederlage im Kopf, wusste nicht, wo er hinschauen sollte, auf das Tier oder auf die tanzenden Holos in der Kugel. Philips Verhalten ließ mehrere Rückschlüsse zu. VATROX-DAAG war nicht in der Lage, das Ruder herumzureißen. Oder VA TROX-DAAG hatte sich aus diesem Raumsektor zurückgezogen. »Schau dahin!« Satwa deutete auf die Hologramme. Die Kegelstumpfraumer flogen auf ih ren bisherigen Angriffsrouten. Aber sie schossen nicht mehr. Sinnafoch erkann te keine Beschleunigungs- und Brems manöver mehr. Es sah aus, als hätten Besatzungen und Steuerautomaten ihre Aktivitäten eingestellt. Die Schlachtlichter und Sektorknos pen der Frequenz-Monarchie gewannen die Oberhand. Zahlenmäßig waren sie dem Gegner sowieso leicht überlegen. Die ersten Kegelstumpfraumer explo dierten, andere brachen auseinander und verließen taumelnd ihren bisherigen Kurs. »VATROX-DAAG!«, sagte Satwa. »Der Herrscher greift ein.« Sinnafoch sah ihren schiefen Blick und wusste nicht, warum. »Wo VATROX-DAAG ist, kann VA TROX-VAMU nicht weit sein«, wieder holte sie. Jetzt wusste er es. »Was ist mit den Ortern? Zeichnen sie etwas auf?« Nach einer Weile tauchte mitten im Hologrammareal ein diffuser Schemen auf, dessen Teile sich offenbar eigen ständig und auch gegensätzlich be wegten. Sinnafoch schloss daraus, dass die Ortung zwei unterschiedliche Dinge zeigte. VATROX-DAAG und VATROX-VA MU. Der Frequenzfolger schaute zu Philip
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hinüber. Der Okrill beugte den Körper vor und zurück, nach links und nach rechts. Es sah aus wie Morgengymnas tik. »Es sind die Bewegungen des einen Teils im Hologramm«, sagte Satwa in einem beiläufigen Ton, als habe sie das schon ein paarmal erlebt. »Wenn du beides nebeneinanderprojizierst, kannst du es besser erkennen.« Sinnafoch tat es. Ein Abbild des Okrills tauchte übergangslos in der Ho lokugel auf. Deutlich war zu erkennen, welche Teile des Schemens zu den Bewe gungen des Tieres passten. Keine zusammenhängenden Teile. Das, was sie als Schemen sahen, war so wieso nur der dreidimensionale Abdruck einer Wesenheit, die im psionischen Teil des Hyperraums angesiedelt war. Wanderer zwischen den Welten. Von keiner der Entitäten hatte Sinnafoch bisher so viel mitbekommen. Im Mental dom hatte er die anderen Vamu-Poten ziale gespürt, und er wusste, dass ein Splitter von VATROX-CUUR den Weg aus den umliegenden Galaxien zu den Hibernationswelten in Hathorjan ge wiesen hatte. Und er kannte die Eindrü cke, die er als Körperwesen beim Besuch des Mentaldoms erhalten hatte. Die Schemen der Vatrox, die nichts anderes als vom Vamu projizierte, vage Abbilder des jeweiligen Körpers darstellten. Sie geisterten gewissermaßen durch den Dom. Und da war das grelle Licht, eine ku gelähnliche Erscheinung ganz weit in nen, die von VATROX-CUURS Splitter stammte. Aber dieses Licht war ihm un endlich weit weg vorgekommen, die Mentalstimme dafür umso näher. Der Körper des Okrills begann an mehreren Stellen zu zucken. Teile des Rumpfes und Teile der Beine vollführten eigenständige Bewegungen ohne eine zentrale Kontrolle durch das Gehirn. Immer wilder wurden sie, und Teile des
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Schemens im Hologramm bewegten sich synchron dazu. Sinnafoch verstand, was das 3-DRaster und der Okrill ihm sagen wollten. Es fand ein Kampf statt, gewissermaßen ein Ringen zwischen den beiden Geistes wesen. Und er war zum Zuschauen ver dammt. Dabei hätte er liebend gern we nigstens mit seinem Geschwader in den realen Kampf eingegriffen. Sein Traum vom siegreichen Feld herrn in diesen letzten entscheidenden Schlachten platzte endgültig. VATROX DAAG ließ es nicht zu, aus welchen Gründen auch immer. Nicht zum ersten Mal keimte der böse Verdacht in Sin nafoch auf, dass es dem Geisteswesen nicht so sehr um seine Verdienste ging. Es wollte ihn in seiner Nähe haben, um auf ihn aufpassen zu können. Die Bewegungen des Okrills erlahm ten sichtlich. Er stieß ein Fauchen aus, dann ein Grunzen. Die Koordination seiner acht Beine geriet völlig durchein ander. Augenblicke später fiel er wie ein nasser Sack zur Seite. Es schmatzte so gar, als er gegen den Boden schlug. Sofort kniete Sinnafoch neben ihn. Er untersuchte den Kopf, den Hals, rief den Medorobot, der sich inzwischen sehr gut mit dem Metabolismus des Okrills aus kannte. Organisch diagnostizierte der Automat keine Fehler, und über den Rest wagte er keine Prognose. Im nervlich mentalen Bereich gab es Störungen, die Sinnafoch auf den Splitter und die di rekte Verbindung zu VATROX-DAAG zurückführte. Zwischendurch warf der Vatrox im mer wieder einen Blick auf die Holos. Zwischen den beiden Entitäten fand ein Kampf statt, das war offensichtlich. Miterleben konnten sie ihn nicht. Sin nafoch war überzeugt, dass sie bei einer mentalen Verbindung zu diesem Zeit punkt diese nicht überlebt hätten. Nicht mit all den Einschränkungen eines orga nischen Körpers.
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»Der Ausgang dieses Kampfes ent scheidet über unser Schicksal«, hörte er Satwa wie von fern sagen. Ihr eigenes Schicksal – ja. Wenn VATROX-DAAG den Kampf verlor, würde VATROX-VAMU sie mit hoher Wahrscheinlichkeit töten. Sein Verhält nis zu den Vatrox kannte Sinnafoch zur Genüge. Warum sollte dieses Wesen sei ne Meinung wegen ein paar Frequenz folgern ändern?
6. Es lief exakt so ab, wie sie es von der Übertragung der Schlacht um Hiberna tion-7 kannten. Die Jaranoc manö vrierten deutlich verzögert. Wenn sie Schüsse abgaben, gingen diese weit an ihrem Ziel vorbei, trafen teilweise die eigenen Einheiten. Ganze Flottenkon tingente gerieten ins Taumeln, drifteten ins All hinaus oder näherten sich dem Planeten. Storgell hatte zunächst an eine Waffe gedacht. Nun erkannte er seinen Irr tum. VATROX-DAAG war da und griff ein. Er lähmte die Besatzungen der Kegel stumpfraumer, verdammte sie zur Untä tigkeit. Der Gegner zeigte sich handlungsun fähig, und der Befehl des Frequenzfol gers eilte bereits hinaus. »Vernichtet den Feind!« Die Schlachtlichter formierten sich neu. Die Sektorknospen gingen entspre chend dem ursprünglichen Verteiler schlüssel in Position. Diesmal taten sie es ungehindert. Über dem Irrläufer entbrannte ein Energiegewitter. Die Insassen der JO RAR blieben mit Ausnahme der Kano niere und des Piloten Zaungäste, bloße Zuschauer. Der Reihe nach platzten Kegelstumpf raumer auseinander, von den Schlacht
lichtern aufgebrochen wie Muscheln, von den Sektorknospen geleert bis auf den letzten Sessel. Die Trümmerwolke dieser Raumschlacht würde noch in tau send Jahren vorhanden sein, natürlich weit verteilt und mit geringeren Vek toren. Aber jeder Automat eines vorbei fliegenden Schiffes würde erkennen, wann in der Vergangenheit hier Furcht bares geschehen war. Solche Schlachtfelder zogen manch mal seltsame Folgeriten nach sich. Sie wurden zu Gedenkstätten, zu Orten re ligiöser Verehrung und Mahnung, zu Symbolen dessen, wie man es besser nicht machte. Dann, so sagte sich Storgell, hat es was Gutes, wenn wir im Kampf sterben. Vielleicht sollte jeder von sich eine Sta tue hinterlassen mit einer Inschrift, für die Nachwelt zur Information. Während er in Gedanken den Tu genden eines Kämpfers und Kriegers nachhing, beobachtete er voller Unge wissheit und Misstrauen die Darstellun gen in der Holokugel. Tausend Kegel stumpfraumer waren zerstört, dann zweitausend und dreitausend. Sektor knospen positionierten sich wie an einer Schnur aufgereiht über einer Schlacht flotte, warteten, bis die Schirmfelder zusammenbrachen, und pusteten die Ja ranoc mit minimalem Energieaufwand ins Vakuum. »Jetzt nur nicht leichtsinnig werden!«, warnte Storgell. »Über Hibernation-7 gab es ein böses Erwachen.« Wenn VATROX-DAAG die Jaranoc beeinflusste, tat VATROX-VAMU es um gekehrt mit den Okrivar und Darturka. Und mit den Kriegsordonnanzen. Vielleicht auch mit den Vatrox. Storgell versuchte erst gar nicht, sich eine Vorstellung von der Auseinander setzung zu machen, die zwischen den beiden Entitäten stattfand. Es war nicht einmal gesagt, dass sie sich in der Nähe des Irrläufers aufhielten. Lediglich die
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Auswirkungen ihrer Beeinflussung wa ren hier zu bemerken. »Schießt schneller!«, sagte die Kriegs ordonnanz. »Aktiviert die Reservesyste me der Funkenschleudern.« Von den Jaranoc kam inzwischen kei ne Gegenwehr mehr. Die Zahl der Kegel stumpfraumer sank auf 30.000 und lag damit bereits um 10.000 unter der ur sprünglichen Zahl. Von den 48.500 Schlachtlichtern waren allerdings nur noch 35.000 übrig, und es kamen gerade mal 3000 neue dazu. 80 Sektorknospen waren noch ein satzbereit, die restlichen 20 vernichtet oder beschädigt und auf dem Rück zug. Storgell rechnete damit, dass der Zu stand der Stasis jeden Moment wieder vorbei war. Noch aber zündeten keine Triebwerke, fanden keine Kursände rungen statt. Der Einfluss VATROX DAAGS schien sich nicht nur auf die Bewusstseine der Besatzungen auszu wirken, sondern auch auf die Automaten und ihre Programme. War überhaupt vorstellbar, dass irgendjemand den Herrscher besiegen konnte, der zu sol chen Leistungen fähig war? Die Kriegsordonnanz zählte mit. 500, 1000, 2000, schließlich 5000. Es stand jetzt 25.000 gegen 38.000 – kein ideales Verhältnis, aber immer noch besser als jedes andere davor. Mit dieser kleinen Übermacht würden sie die Zahl der Kegelstumpfraumer auf ungefähr die Hälfte reduzieren können bei gleich zeitigen Eigenverlusten von 20.000 Schlachtlichtern und 40 weiteren Sek torknospen. Und das war äußerst optimistisch ge rechnet. 13.000 Kegel und 18.000 eigene Ein heiten – das bedeutete im Endeffekt den Untergang der Frequenz-Monarchie. Die Jaranoc würden bei der Überlegen heit ihrer Waffensysteme siegen und die letzte Hibernationswelt vernichten. Die
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Besatzungen der Schlachtlichter beka men es dann nicht mehr mit. Storgell schätzte, dass von Hibernati on-8 inzwischen Millionen Vatrox eva kuiert worden waren. Auch das war ein schöngerechneter Wert. Die Realität lag eher unterhalb des Millionenbereichs. Angesichts der Entwicklung über dem Gasriesen entschieden die verantwort lichen Frequenzfolger eventuell anders und stellten die Evakuierung ein. In der Holokugel endeten die ersten Taumelbewegungen. Die Jaranoc und ihre Maschinen erwachten aus dem erzwungenen Schlaf. Nochmals 500 Kegel, dann 200. Die Sektorknospen schossen Punktfeuer entlang einer Reihe dieser Schiffe, bis sie auseinanderbrachen. »Rückzug!«, sagte Storgell. Ein paar der Kegelstumpfraumer ver hielten sich, als seien sie noch immer außer Gefecht gesetzt. Aus ihren Ge schützringen lösten sich jedoch uner wartet Salven von hoher Energie, mäch tige Ausschläge auf den Skalen der Or tung. Zwei Knospen zerplatzten, zwei andere folgten Augenblicke später. Die Kommandanten der übrigen vollführten Notsprünge in den Hyperraum und brachten sich auf einen sicheren Kurs. »Ein alter Trick«, funkte Storgell. »Sie stellen sich tot und greifen dann an.« Die Sektorknospen revanchierten sich. 200 Kegelstumpfraumer zerstörten sie, dann hatten die Jaranoc die Folgen des mentalen Überfalls abgeschüttelt. Über 24.000 Kegelstumpfraumer ver wandelten sich erneut in tödliche Fes tungen. Die Schlachtlichter stoben davon. Die Abwehrkordons über dem Planeten schlossen sich wieder. Fyeran gab den Befehl, kleine Gruppen von maximal 100 Einheiten zu bilden. »VATROX-DAAG ist erschöpft«, sagte die Kriegsordonnanz. »Der Kampf kos tet ihn viel Kraft. Er kann die Kontrolle
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über die Jaranoc nicht länger aufrecht erhalten.« Wenn er geschwächt war, würde VATROX-VAMU versuchen, seine Stärke auszuspielen. Storgell konnte es sich kaum vorstellen, dass dieses Wesen der Frequenz-Monarchie einen Sieg schenkte. Der Kommandant-Pilot der Darturka stöhnte leise. Ein paar Augenblicke spä ter spürte auch Storgell es. Ein leichter Druck legte sich auf sein Bewusstsein. Er wollte eine Warnung ausstoßen, aber der Hals war wie zugeschnürt. Das musste VATROX-VAMU sein, der von ihnen Besitz ergriff. »Ich ...«, würgte die Kriegsordonnanz hervor. Der Druck ließ die Augen ein Stück aus dem Kopf treten – er bildete sich das jedenfalls ein. »Ich ...« Er wartete auf Gedanken, die sich in seinem Bewusstsein manifestierten, auf Befehle oder Visionen. Nichts derglei chen geschah. Er wollte über den Grund nachdenken, aber da erhöhte sich der mentale Druck, und seine Gedanken versiegten hinter einer Mauer aus Be ton. Er war Kriegsordonnanz Storgell, so viel wusste er. Der Vatrox in seiner Nähe hieß Fyeran. Die Krallenfinger des Fre quenzfolgers tasteten durch die Luft auf der Suche nach etwas. Sein Mund be wegte sich, er wollte Befehle geben. Un deutlich sah Storgell, wie in der Holoku gel immer wieder Schrifttafeln im Han delsidiom aufleuchteten. Die Automaten brauchten Antworten, um bestimmte Funktionen ausführen zu können. Da von der Besatzung der Zentrale keine Signale mehr kamen, wandten sie sich direkt an den Frequenzfolger. Storgell verrenkte fast die Kiefer bei dem Versuch, Fyeran etwas zu sagen. Vergeblich. Mehr als ein Ächzen drang nicht aus seinem Mund. Er lauschte dem Geräusch nach und fragte sich, was es bedeutete.
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Wie lange er so in dem Fesselfeld sei nes Sessels hing, mit weichen Knien und nach vorn geneigtem Körper, er wusste es nicht. Immer wieder rasten grelle Entladungen durch die Holokugel, ver nichtende Energien, die seine gelähmten Sinne nicht mehr in einzelne Blitze tren nen konnten. Jeder Blitz kündete von der Vernichtung eines Schlachtlichts, aber das erfuhr Storgell erst hinterher. Irgendwann verschwand der Druck in Etappen aus seinem Kopf. Er ließ nach, nahm ein wenig zu, ließ stärker nach. Seine Gedanken begannen wieder zu ar beiten, und er hielt als Erstes nach der Statistik Ausschau. Vergangene Zeit: zehn Minuten. Und es standen über 24.000 Kegel stumpfraumer 28.000 Schlachtlichtern gegenüber. Kriegsordonnanz Storgell bekam Schüttelfrost. 28.000 Einheiten. Die Frequenz-Mon archie hatte in dieser kurzen Zeit 10.000 Einheiten verloren. Wut erfüllte ihn. Wut und Hass auf den Ableger, auf diese Wesenheit, die sich gegen ihre eigenen Erzeuger stellte und diese mitsamt allem vernichtete, was sie einst erschaffen hatten. Wenn man VATROX-VAMU nur dieses Ver sprechen hätte abnehmen können, dass er alles vernichtete, was VATROX DAAG und VATROX-CUUR je erschaf fen hatten. Auch sich selbst, den Ableger. Dann, so überlegte die Kriegsordon nanz, hätten sich der Kampf und die Opfer wenigstens gelohnt. »Sofort zum Angriff übergehen!«, sagte er laut. »Dieses Mal wird die Pha se der Überlegenheit nicht so lange an halten.« * Der zweite Überfall erfolgte vehe menter. In den Schlachtlichtern war
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man darauf vorbereitet. Die Piloten tru gen Isolierhelme, wie sie bei der Arbeit in kritischen Triebwerksanlagen benutzt wurden. Von ihnen versprach sich Fy eran eine lindernde Wirkung. Storgell saß in seinem Spezialsessel, der in respektvollem Abstand schräg hinter dem Sessel des Frequenzfolgers montiert war. Der Druck auf sein Be wusstsein kehrte zurück, verbunden mit einem Stechen im Kopf. VATROX-VA MU nahm deutlich weniger Rücksicht als beim ersten Mal. Storgell stöhnte. Er schloss die Augen, konzentrierte sich. Es gelang ihm nur teilweise, seine Gedanken auf einen be stimmten Sachverhalt zu richten. Der erste Überfall hatte ihn Kraft gekostet, die ihm jetzt fehlte. Er fühlte sich müde, wollte nur noch schlafen. Am liebsten hätte er dem Drang in sich nachgegeben, aber da war eine leise Stimme im Hin tergrund, die ihn wach hielt. Sie redete nicht mit ihm, aber sie vermittelte ihm das Gefühl, nichts zu verpassen und wachsam zu bleiben. Er hörte den Frequenzfolger stöhnen. Als er mühsam ein Auge öffnete, sah er, wie Fyeran den Kopf hin und her warf und mit den Armen fahrige Bewegungen vollführte. Storgell selbst war keiner Bewegung mehr fähig. Von den Darturka in der Zentrale sah er nur Köpfe, die zur Seite hingen. Ein einziger war gerade, und er trug einen Helm. Der Kommandant-Pi lot schien sich mit dem Helm tatsächlich abschirmen zu können. Die JORAR allerdings vollführte kei ne sinnvollen Flugmanöver. Sie taumel te in einem Pulk dahin, und Storgell hoffte, dass sie von den Kegelstumpf raumern nicht so schnell ausfindig ge macht wurde. Er schloss das Auge wieder, lauschte nach innen. Es war ein seltsamer Zu stand zwischen Wachen und Schlafen, in dem er sich befand. VATROX-VAMU
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legte seinen mentalen Druck global auf alle Lebewesen in seiner Reichweite, die keine Jaranoc waren. Ein Gedanke kam der Kriegsordonnanz, aber er entwischte schnell wieder. Storgell wartete und versuchte seine mentale Abwehr zu stabilisieren. Hin und wieder gelang es ihm, etwas von der Darstellung in der Holokugel aufzu schnappen. Das Geplapper des Auto maten ergab längst keinen Sinn mehr. An den Konsolen leuchteten immer mehr Funktionen in gefährlichem Blau und Violett. Er versuchte herauszufinden, woran es lag. Aber selbst der Gedanke daran zerstob an einer unüberwindlich hohen Mauer. Entkräftet sank die Kriegsordonnanz in sich zusammen. Das Kinn sank auf die Brust, der sich ein Seufzer entrang. Der Zustand schien Ewigkeiten anzu halten. Als der Druck endlich wich, bil dete Storgell sich ein, dass es nicht so lange gedauert hatte wie beim ersten Mal. Keine fünf Minuten, wie er feststellte. Er richtete sich auf und beäugte die Kontrollanzeigen. Nach und nach wech selten sie in ein freundliches Gelb und Orange. Ein Teil der Fehlfunktionen war von den Okrivar ausgelöst worden, die diese Anlagen bedienten. Storgell er kundigte sich bei den Automaten nach weiteren Helmen, aber es gab keine. Die Kriegsordonnanz programmierte die Automaten so, dass sie sofort bei den ersten Fehlschaltungen die Sensorik blockierten und alle Vorgänge in eigener Regie ausführten. Es verhinderte Kata strophen im Schiff, brachte aber in Sa chen Effektivität gar nichts. Storgell schickte die Programme an alle Schlachtlichter. Er erinnerte sich an einen Gedanken, der ihm entglitten war und der nun zurückkehrte. Wenn VATROX-VAMU den mentalen Druck auf die Kämpfer der Frequenz-Monar chie legte, geschah das nicht individuell
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Vor wor t Werte Leserinnen und Leser, ich verzichte in Zukunft konsequent (!) auf Hinweise wie »im Internet unter« oder »per E-Mail unter«. Im 21. Jahrhundert ist das dermaßen Standard, dass ich die paar Zeilen für Text verwende, ohne an Information zu verlieren. Per aspera ad astra! Euer Hermann Ritter
Nachrichten Stammtische Einen PERRY RHODAN-Club samt Stammtisch gibt es seit drei Jahren in Hof (Franken). Die Mitglieder sind zwischen Anfang 30 und über 60 Jahre alt. Sie rekru tieren sich aus der Umgebung – bis Bamberg und Wunsiedel. Wer Interesse hat, der melde sich bei Jürgen Hopf (
[email protected]). Cons Vom 9. bis 11. September 2011 findet ein Live-Rol lenspiel namens »Das Vermächtnis der Ahnenkriege« des Leuenhall e.V. statt. Näheres findet man unter www.leuenhall.de. Online: Fantasy Voll mit Fantasy-Kurzgeschichten präsentiert sich Sumpfgeblubber 80 von Peter Emmerich. Es geht um die Fantasy-Welt »Magira« ... Ein Fanzine nur mit Kurz geschichten ist nicht ganz mein Geschmack, aber bei
Vierwöchentliche Beilage zur PERRY RHODAN-Serie. Ausgabe 455.
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Heften zum Herunterladen kann man wenig zum Preis-Leistungs-Verhältnis sagen. Einen Blick ist es auf jeden Fall wert. Kontakt bekommt man unter dem Kontaktformular online bei http://substanz.markt-kn.de. Mit über 160 Seiten ist das aktuelle Fantasia 309e natürlich schon ein Brocken; dabei enthält es »nur« den Teil A bis G der deutschen Phantastik 2010, Re zensionen von – Erik Schreiber. Ein Fantasy-Backstein wäre das ausgedruckt, so ist es eine nette Lektüre. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Folgebände Fantasia 310e und Fantasia 311e brin gen dann – wenig überraschend – den zweiten und dritten Teil mit H bis K und L bis P. Ich vermute einfach einmal, dass Teil 4 dann mit Q beginnt. Herausgeber ist der EDFC e.V., Postfach 1371, 94003 Passau (www.edfc.de). Online: Steampunk Western und Steampunk wirken wie eine eigenartige Kombination, aber das englischsprachige Gatehouse Gazette 16 schafft es, beide Genres in dieser Ausga be zu vereinen. Man lernt etwas über Oscar Wild und die »Airship scare« im 19. Jahrhundert in den USA, es gibt wunderschöne Reproduktionen von alter Werbung, einen Artikel über Steampunk-Mode und die ersten zwei Seiten eines Monatskalenders für 2011. Das alles kann man kostenlos unter www.gatehouse. ottens.co.uk herunterladen. Abenteuer Ohne echtes Oberthema präsentiert sich Abenteuer & Phantastik 83. Eigentlich bin ich der Ansicht, dass dieses Magazin dann am besten ist, wenn es ein durchgehendes Thema gibt, aber man darf sich ja ir ren. Okay, ein wenig bietet »Cyberpunk« die verbin dende Klammer zwischen dem gleichnamigen Genre und dem breit besprochenen Film »Tron Legacy«, also gibt es doch eine Art Oberthema. Gerade der Artikel über »Cyberpunk« mit dem schönen Untertitel »Vision als Zeitgeist von Damals« hat es mir angetan. Er nennt eben nicht nur die Klassiker, son
dern beschreibt und zeigt auch Nebenwege. Gut ge macht. Weniger gut ist dann der Versuch, über Eis und Schnee ein paar Artikel zu akquirieren. Weder ist »Eiskaltes Kino« gut zu lesen (Was haben »Santa Claus«, »White out« und »Ice Age 3« auf einer Doppelseite gemeinsam verloren? Richtig, den Zusammenhang.), noch fand ich »Verschneite Phantastik« glaubhaft: Ein Fünftel des Artikels ist dem neuen Hohlbein-Roman gewid met, das hätte man ehrlicher haben können. Ansonsten solide Unterhaltung, gute Rezensionen und eine beeindruckende Optik. Das Heft kostet 4,50 Euro. Herausgeber ist der Aben teuer Medien Verlag, Jaffestraße 6, 21109 Ham burg (www.abenteuermedien.de). Andromeda Dass man seinen Ruf als »alte Dame des deutschen Fandoms« verspielen kann, beweist der SFCD (Sci ence Fiction Club Deutschland) beeindruckend in sei nem sfcd:intern 9, das dem aktuellen Andromeda Nachrichten beiliegt. Vorstandsärger, veruntreute Gelder, gegenseitige Vorwürfe und 20 Seiten mit in ternem Streit, das will wirklich kein Mensch lesen. Das beiliegende (ja, so muss man sagen, weil der Streit im Beiheft vom Hauptheft ablenkt) Andromeda Nachrichten 232 ist eigentlich ein schönes Fanzines. Es gibt wieder längere Seiten über PERRY RHODAN, dazu hochwertige Interviews (z. B. mit Guido Latz vom Atlantis-Verlag), Conberichte (einen Guten zum ElsterCon in Leipzig und einen miesen zum BuchmesseCon in Frankfurt) sowie einen längeren Bericht zu »Ster nenfaust« und sehr gute Rezensionen. Aber der Är ger ... wie gesagt .... Herausgeber ist Michael Haitel, Ammergauer Stra ße 11, 82418 Murnau am Staffelsee (michael@ haitel.de). Das Heft ist in der Jahresmitgliedschaft enthalten. Beobachter Nicht nur wegen der wundervoll humorigen Quelle »Perryleaks« dürften die Berichte aus fandom obser ver 260 für PERRY RHODAN-Fans interessant sein. Brillant sind Titel wie »Unterbezahlt, übergewichtig,
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schütter behaart« über die Herren Autoren, und die Tarnnamen im Bericht (»Pogo«, »Salpeterer« und »Der Papierene«) machen das Ganze schon sehr unterhalt sam (was bei dem Thema PERRY RHODAN-Autoren konferenz nicht immer möglich ist). Außerdem findet sich ein netter Bericht aus der (hal ben) Außensicht über FOLLOW, einige sehr gute Le serbriefe zu einer Diskussion über bekannte Autoren und den rechten Rand und ein sehr guter Bericht über »Mittelpunkt 2011 – Jahreskongress des Deutschen Liverollenspielverbandes e.V.«. Eine tolle Mischung. Herausgeber ist Martin Kempf, Märkerstraße 27, 63755 Alzenau (www.fandomobserver.de). Ein Jahresabonnement Inland kostet 24 Euro. Flieger Der Flieger 62 ist Dieter Steinseifers Beitrag zur »Sci ence-Fiction-Amateurpressegruppe FAN« und sein 306. Fanzine. Leserbriefe, ein paar Artikel (meist im Bereich Futurologie) und ein brillantes Cover von Anton K. Scholten. Ein lustiges, klassisches Fanzine. Auf Anfrage verschickt der Herausgeber gerne ein Exemplar zu. Herausgeber ist Dieter Steinseifer, Dr.-Geiger-Stra ße 1, 83022 Rosenheim (keine Homepage, keine E-Mail – schön, dass es das noch gibt). Hornsignale Als Hornsignale 300 ist jetzt eine Märchensammlung
von Simone Knels erschienen. Seit 1986 erscheint
dieses Fantasy-Heft im EinhornClan der FantasyClub
e.V.-Arbeitsgruppe »FOLLOW« monatlich.
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ausgeber ist ...
Näheres über den FantasyClub e.V. und/oder FOLLOW
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de).
Intravenös Mit Intravenös 199 nähert sich der Atlan Club
Deutschland (ACD) der Jubelnummer Intravenös
200. Man darf gespannt sein.
Aktuell gibt es Leserbriefe, die beliebten Artikel von Rüdiger Schäfer (die »Deutschstunde« ist hochgradig unterhaltsam) und wieder Neues zu alten TV-Serien (»Magnum« oder »Neun Dinge über Fernsehserien ...«). Ein rundum schönes Heft. Kontaktmann ist Rüdiger Schäfer, Kolberger Straße 96, 51381 Leverkusen (kontakter@atlan-club deutschland.de). Das Heft ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Kosmische Welten World of Cosmos 66 bietet den von mir so geliebten Querschnitt. Es gibt Leserbriefe, Rezensionen zur ak tuellen Handlung bei PERRY RHODAN sowie einen Rückblick auf ATLAN, eine Menge Informationen zu Fernsehserien, einen Conbericht vom AustriaCon und – als besonderen Höhepunkt – einen weiteren Teil der Serie »Die großen (Anti-)Utopien«, dieses Mal mit Herrmann Kasacks »Die Stadt hinter dem Strom«. Mir gefällt es eigentlich jedes Mal, das Clubzine des SFC Black Hole Galaxie (www.sfc-bhg.de.tf). Ein Heft kostet 3,50 Euro. Kontakter des Clubs ist Bernd Labusch, Johann-G.-Müller-Straße 25, 2524 Itzehoe (
[email protected]). Magie der Zukunft Leider nimmt der Redakteur Abschied mit Future Ma gic 70; Andreas Leder hat eine sehr gute Arbeit ge macht, aber es bleibt die Hoffnung, dass sein Nach folger das hohe Niveau halten kann. Schade ist, dass die Kontakterin ebenfalls ihr Amt niederlegt. Seufz! Thema sind dieses Mal »Riesen«. Neben hervorra genden Innenillustrationen und einem begeisternden Cover von Franz H. Miklis finden sich so wunderschö ne Artikel wie »Von Riesenprinzessinnen und Riesen brüdern« (Stefan Bellack), »Riesen im Comic« (Günter Princ) und ein Nachruf auf den Science-FictionSchriftsteller E. C. Tubb von Hermann Urbanek. Ein schönes Heft zum Abgang der beiden. »Alles Gu te!«, kann man dem SFC Stardragons nur für die Zukunft wünschen. Kontakterin des SFC Stardragons ist Eva Kalvoda, Kundratstraße 20/8/25, A-1100 Wien (kalvoda@ call-and-more.at). Ein Heft kostet fünf Euro.
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Paradise Ein längerer Nachruf auf ein Clubmitglied war für mich der Hauptteil im Paradise 82. Ein sehr schönes Titel bild, das eine Erinnerungsstätte und ein Foto des Ver storbenen kombiniert, bildet das Cover eines ab wechslungsreichen Heftes. Großartig unterhaltsam ist der Conbericht vom »Aus triaCon 2010« in Wien, informativ war für mich die Besprechung zu dem Film »Things to come« (nach H. G. Wells – ja, ich besitze ihn und habe große Freu de daran gehabt); Kurzgeschichten und ein paar Re zensionen runden das Heft ab. Als Beilage gibt es das Paradise Extra 82, dem eine Foto-DVD beiliegt. Dieses Mal sind die Confotos zum »AustriaCon« und dem »FichtelCon« farbig – über 30 Seiten Heft mit Conbericht, schnuckelig! Herausgeber ist der TCE, Kontakt ist Volker Wille, Hacheneyer Straße 124, 44265 Dortmund (www. terranischer-club-eden.com). Das Heft kostet im Jahresabonnement über vier Ausgaben 16 Euro. Sonne Mit der Sol 61 geht die Redaktion von Klaus Bollhö fener in die Hände von André Boyens und Herbert Keßel. Aber man kann sagen, dass die neue Sol wie eine alte Sol aussieht. Es gibt wieder viele Artikel zu PERRY RHODAN – sowohl zur Handlung als zum Hin tergrund. Mein Liebling ist der nun vierte Teil der Serie »Die Flie ger des Johnny Bruck« von Frank G. Gerigk. Dazu kommen Kurzgeschichten und Informationen aus der Fanszene. Für PERRY RHODAN-Fans ist das Magazin ein Muss, genauso wie die herausgebende PERRY RHODANFanZentrale. Das Abonnement der Sol ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Näheres findet man unter www.prfz.de
oder durch Anfrage bei der PERRY RHODANFanZentrale e.V., Postfach 2352, 76413 Rastatt. Sternentor In der Serie Star Gate erschien jetzt der Doppelband 75/76 mit den Geschichten »For-pers Traum« und »Wiege der Erkenntnis« von W. Kimball Kinnison be ziehungsweise Wilfried Hary. Nette deutsche Science Fiction zu einem sehr verträglichen Preis. Der Band kostet 7,95 Euro. Erhältlich sind sie bei Hary-Production, Canadastraße 30, 66482 Zwei brücken (www.HaryPro.de). Volksliteratur Der zweite Teil eines Artikels über DOC SAVAGE (wel cher auf Deutsch zuletzt bei einem uns bekannten Verlag erschien) findet sich in den Blätter für Volksli teratur 1/2011. Aus dem Bereich der Phantastik finden sich noch Informationen über die spiritistischen Inter essen von Arthur Conan Doyle (dem Autor von »Sher lock Holmes«) und über die Heftserie »Jörn Farrow« (die wenigstens zum Teil den Charakter einer TechnikUtopie hat). Der Autor J. J. Preyer schreibt über seinen Roman zu »Larry Brent«, und Viktor Farkas nutzt das Heft als Werbefläche für seine eigenen Bücher. Nun, das ist der einzige Wermutstropfen in einem zum Teil bunt illustrierten, köstlich zu lesenden Heftchen, das mir immer wieder Spaß bereitet. Eine Empfehlung! Herausgeber ist der Verein der Freunde der Volks literatur, Mengergasse 51, A-1210 Wien (www. volksliteratur.at). Der Bezug ist im Jahresbeitrag von 16 Euro enthalten.
Impressum Die PERRY RHODAN-Clubnachrichten erscheinen alle vier Wochen als Beilage zur PERRY RHODAN-Serie in der 1. Auflage. Anschrift der Redaktion: PERRY RHODAN-Clubnachrichten, Pabel-Moewig Verlag GmbH, Postfach 2352, 76413 Rastatt. E-Mail:
[email protected]. Bei allen Beiträgen und Leserzuschriften behält sich die Redaktion das Recht auf Bearbeitung und gegebenenfalls auch Kürzung vor; es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Für unverlangte Einsendungen wird keine Gewähr übernommen.
Tod der Frequenzfolger
in der Art einer Suggestion, sondern glo bal. Um die eigenen Kämpfer von denen des Gegners unterscheiden zu können, musste das Geisteswesen zwischen ver schiedenen, speziestypischen Individu alstrahlungen unterscheiden. Einfacher und weniger Substanz fressend war das, wenn die eigenen Krieger leicht zu un terscheiden waren. Jaranoc eben. Storgells Gedanke war, dass VATROX-VAMU absichtlich nur ein einziges Volk nach Anthuresta geholt hatte. Die mentale Auseinandersetzung mit VATROX-DAAG und der FrequenzMonarchie war von Anfang an unaus weichlich gewesen. Und von der Entität deshalb geplant. Auch VATROX-DAAG musste ge wusst haben, dass es so kommen wür de. Storgell dachte wieder an den Stell vertreterkrieg. Der Gedanke war ihm schon beim Untergang von Hiberna tion-7 gekommen. VATROX-VAMU und VATROX-DAAG agierten mithilfe von Söldnern. Jedes Geisteswesen beschäf tigte raumfahrende Völker aus körper lichen Wesen, die in ihrem Namen Herrschaftsgebiete verwalteten, militä rischen Druck ausübten und Revolu tionen niederschlugen. Die Frequenz-Monarchie war der ver längerte Arm von VATROX-DAAG und VATROX-CUUR, die Jaranoc der von VATROX-VAMU. Wer sonst noch für VAMU arbeitete, darüber war in An thuresta nichts bekannt. Die Automaten der JORAR unterbra chen seine Gedanken. In rascher Folge meldeten sie mehrere Volltreffer. Fyeran zog das Schiff sofort zurück hinter die Linien. Ein, zwei Jaranoc versuchten nachzusetzen, aber die Manöver miss langen gründlich. Augenblicke später war von den Kegelstumpfraumern nicht mehr viel übrig. Wieder gewann die Frequenz-Monar chie die Oberhand. Vier Minuten verstri
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chen, dann fünf. Nach sechs Minuten reorganisierten sich die Jaranoc. VATROX-DAAG ging in die nächste Erholungspause, und Storgell spürte so fort wieder den mentalen Druck des Feindes, der sich auf ihn legte. Es tat stärker weh als bisher. Storgell schrie lautlos, versuchte sich durch hektisches Durcheinanderwirbeln der Gedanken gegen den Druck zu wehren. Es war, als griffen unsichtbare Finger in seinen Kopf und zerrten an den Windungen sei nes Gehirns. Als der Schmerz endlich nachließ, blieb ein seltsam diffuses Raunen zu rück, das aus weiter Ferne zu kommen schien und in seinem Bewusstsein wi derhallte. Es besaß keine Worte, über haupt nichts, was er irgendwie verstan den hätte. Er merkte nur, dass der Druck nicht mehr so stark war und er klar den ken konnte. Probeweise versuchte er Arme und Beine zu bewegen, es klappte. Er wand te den Kopf, entdeckte den in sich zu sammengesunkenen Frequenzfolger und die schiefen Köpfe der Darturka unten in der Zentrale. Individualbehandlung also! VATROX VAMU hatte ihn als Zielperson ausge wählt. Was es bedeutete, darüber musste er nicht nachdenken. Er spürte es. Ein Ge fühl von Ekel und Abscheu durchzog seinen Körper. Er glaubte den Gestank von Aas zu riechen. Sein Gehirn spielte ihm einen Streich. Hier gab es kein Aas, und auch das stinkende Ammoniak war nicht vorhanden, das ihm ein Leck in den Versorgungssystemen suggerieren wollte. VATROX-VAMU griff wieder mit sei nen Fingern nach ihm. Er klammerte sich in ihm fest. Er bemerkte einen leich ten Sog wie von entweichenden Gedan ken. VATROX-VAMU versuchte ihm sein Wissen zu entreißen, und er wehrte sich dagegen.
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Arndt Ellmer
Storgell blockte ab. Durch geschick tes Umschichten von Gedanken und Ablenkung von wesentlichen Dingen errichtete er so etwas wie eine Mental sperre. Einem gezielten Angriff von VATROX-VAMU hielte es zwar nicht stand, aber dafür müsste er sich speziell auf ihn konzentrieren. VATROX-VAMU ließ ihn in Ruhe, we nigstens für gewisse Zeit. Als Storgell schläfrig wurde und die Umgebung um sich herum vergaß, schlug die Geistes macht zu. Sie trieb mentale Keile in sein Bewusstsein, glühende Säulen, die alles in Fetzen rissen, was er aufgebaut hatte. Wieder schrie Storgell, aber dieses Mal half es ihm nicht. Er dachte seinen Na men, der sich in einzelne bedeutungslose Zeichen auflöste. S-T-O-R-G-E-L-L. Er begann zu vergessen, woran es ihn erin nerte. Die Zeit schien für ein paar Augenbli cke stillzustehen. Das Blut in seinen Adern pochte nicht, er atmete nicht. Al les war wie eingefroren. Und dann spürte Storgell die Schwä che in sich. Die Kraft ließ nach, sie floss aus ihm hinaus ins Nichts. Sein Kopf war wieder klar. Ich habe direkten Kontakt zu VATROX-VAMU, dachte er verwirrt. Ich muss mich vorsehen. * Immer wieder machte es »Ping«. Da nach meldete die Ortung einen überdi mensionalen Ausschlag, den das Gerät nicht vollständig erfasste und auch fast nicht verkraftete. Nur etwas stärker in der Intensität, und die Orter schlugen durch und waren Schrott. In einer Situation wie dieser konnten sie sich in den Schlachtlichtern keine Orterausfälle leisten, also forderte Fy eran die Kommandanten auf, Ersatzge räte nicht parallel laufen zu lassen. Sie durften erst in Betrieb genommen wer
den, wenn die Hauptgeräte nicht mehr funktionierten. Kriegsordonnanz Storgell untersuchte die Ausschläge, die aus einem Bereich hoch über dem Irrläufer kamen, weit au ßerhalb der Flottenkontingente. Diffuse Schemen zeichneten sich dort ab, nicht optisch, aber im Bereich der Hyperfre quenzen. Es handelte sich um energe tische Erscheinungen, deren Hauptan teile sich im UHF-Bereich des Hyper spektrums bewegten. In diesem Bereich waren die Orter der Frequenz-Monar chie zwar nicht blind, aber ihre Leis tungsfähigkeit lag deutlich unter der anderer Hyperbänder. Die beiden Schemen unterschieden sich kaum in ihrer Struktur. Storgell führte es auf die unmittelbare Ver wandtschaft zurück. Da kämpfte ein Kind gegen einen Elternteil, und es war beileibe kein Familienstreit, sondern ein Kampf auf Leben und Tod. Die Kriegsordonnanz hätte zu gern gewusst, was es genau war, wenn sich so viel Hass und Rache über Jahrmillionen aufstau ten. Nur um den Verlust des PARALOX ARSENALS konnte es nicht gehen. Es steckte mehr dahinter. Optisch war es nur ein Wallen auf der Orterdarstellung, bei dem die eine Bal lung die Oberhand gewann, dann wieder die andere. Es ging beständig hin und her. Die Orter entzerrten das Ganze ein wenig, sodass der Betrachter so etwas wie ein Ringen zwischen zwei psio nischen Hyperballungen erkennen konnte. Welche VATROX-DAAG war, welche VATROX-VAMU, Storgell konnte es nicht sagen. Er war nicht einmal über zeugt, dass man die beiden Ballungen tatsächlich auf dreidimensionale Weise unterscheiden konnte. Soweit sich die Struktur erkennen ließ, gingen die Bal lungen ineinander über, als würden sie miteinander ringen und jede versuchen,
Tod der Frequenzfolger
die andere auf den Rücken und die Schultern zu werfen. Storgell hätte viel darum gegeben, die Gedanken dieser Geisteswesen zu er kennen. Oder doch lieber nicht? Vermut lich wäre er beim direkten mentalen Kontakt mit einem der beiden wahnsin nig geworden. Er verzichtete darauf. Als Kriegsor donnanz wurde er gebraucht, ganz si cher in dieser Schlacht, vielleicht auch danach. Wenn ein Frequenzfolger ausfiel oder starb, trat in der Kampfhandlung automatisch die Kriegsordonnanz an seine Stelle, bis ein anderer Vatrox das Kommando übernahm oder die Kriegs ordonnanz es an einen Okrivar oder Darturka übertrug. VATROX-VAMU hatte nur die Jara noc zur Verfügung. Im Moment erwies es sich als Vorteil, in anderen Situationen war es ein Nachteil. Storgell schaute auf die Holokugel, in der sich erste Lebenszeichen bei den Jaranoc zeigten. Das Pendel schlug also wieder nach der anderen Seite aus. So konnte das ewig hin und her gehen, bis kein einziges Schiff mehr vorhanden war. Die beiden körperlosen Kontra henten waren in ihrem Kampf zudem an keine Zeit und keinen Raum gebunden. Sie konnten noch in tausend Jahren an der Stelle wallen und einen Sieger su chen. Auch in 10.000 Jahren. In Jahrmil lionen. Ohne die Hilfsvölker als ausführende Organe konnte das eine Entscheidung für die Ewigkeit werden. VATROX-VAMU und den Jaranoc traute Storgell den Sieg eigentlich nicht zu. VATROX-DAAG hingegen wusste das Potenzial der Frequenz-Monarchie hinter sich. Völker, Flotten, Transport systeme, Handelswege. Und VATROX-DAAG besaß Waffen, mit denen ein Gegner nicht rechnete. Storgell wunderte sich, warum sie noch immer nicht eingesetzt wurden.
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Hastig wechselte er in Gedanken das Thema und befasste sich mit den Poly port-Höfen und den Verbindungen nach Hathorjan. Solche Dinge waren für VATROX-VA MU interessant, aber nicht kampfent scheidend. Wieder legte sich ein unge heurer Druck auf sein Bewusstsein, aber während es drückte, entdeckte Storgell auf der Ortung etwas, das ihn über gangslos aus seiner Abwehrlethargie riss. VATROX-DAAG reagierte endlich. Es geschah genau das, was bei Hibernati on-7 nicht geschehen war. Der Herrscher ließ die ganz großen Geschütze anrollen.
7. Der Okrill erwachte so schnell aus sei ner Starre, dass Sinnafoch erneut zu sammenzuckte. Nein, ich habe keine Angst vor dir, dachte er. Es ist die Ungewissheit, die mich nervös macht. Philip schnupperte in seine Richtung, als müsse er sich vergewissern, dass er es tatsächlich mit dem Vatrox zu tun hatte. So schnell seine acht Beine es zuließen, richtete er sich auf. »Bring die beiden Brandblumen in Position!«, sagte er. »Wie du wünschst!« Sinnafoch trat an die Konsole des Oberbefehlshabers und setzte den dop pelten Hyperbrand-Atem in Marsch. Die zwei Feueraugen hielten auf den Sche men zu. Gespannt wartete der Frequenzfolger darauf, was geschehen würde. Unter schieden die Brandblumen zwischen den Anteilen der beiden Wesen? Oder klam merte sich VATROX-DAAG absichtlich an den anderen, damit dieser nicht die Flucht ergriff? Für Sinnafoch fügten sich plötzlich
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ein paar Puzzlesteinchen zusammen. Er fand Erklärungen für das merkwürdige Verhalten VATROX-DAAGS, wo er sie nie zu finden gehofft hätte: War jener bereit, sich selbst zu opfern, um den ver hassten Feind aus dem Weg zu räu men? Nutznießer: die Vasallenvölker, die Körper tragenden Helfer aus allen Ga laxien der Frequenz-Monarchie und der Jaranoc. Der Frequenzfolger gab ein Schnau ben von sich. Es wäre zu schön gewesen. Aber zwei, die sich über Jahrmillionen bekriegt hatten, vereinten sich jetzt in trauter Zweisamkeit? Sinnafoch ahnte den Pferdefuß, woll te aber erst sichergehen, bevor er sich festlegte und äußerte. Die Selbstlosig keit von VATROX-DAAG war es, die ihn misstrauisch machte. Ein Wesen, das sich ihm und anderen gegenüber so kom promisslos und rücksichtslos zeigte, mu tierte zum Wohltäter aller Spezies in Anthuresta? Irgendwie schien der Okrill etwas zu riechen, was sein Körper verströmte. Er schnüffelte in seine Richtung. Anschlie ßend schlich er wie ein hungriger Jäger ein paarmal um ihn herum, ehe er vor ihm Aufstellung nahm. »Deine Aufgabe hier ist beendet. Du kehrst sofort nach ESHDIM-3 zu rück!« Sinnafoch nahm es kommentarlos zur Kenntnis. Während er zu seinem Termi nal zurückkehrte, fragte er sich, ob er richtig gehört hatte. Zum Polyport-Hof zurückkehren? VATROX-DAAG hatte ihn nur hier her geschickt, damit er die beiden Brandblumen in Marsch setzte? Mühsam hielt der Frequenzfolger an sich und verzichtete auf eine Nachfrage beim Okrill. Die Antwort, das wusste er, konnten nur Schmerzen sein, fürchterliche Schmerzen.
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8. »Die Jaranoc kennen die Bedeutung der Brandblumen«, sagte Storgell. Längst hielt es ihn nicht mehr in sei nem Sessel. Aufgeregt marschierte er zwischen dem Sitzmöbel und Fyeran hin und her. Die Auswirkungen zeigten sich in der Holokugel. Die Kegelstumpfraumer wichen zurück. Sie verließen ihre Posi tionen unmittelbar um den Irrläufer und sammelten sich abseits des derzeitigen Frontverlaufs. Die JORAR ortete jede Menge Funkverkehr zwischen den Schif fen. »Sie beratschlagen, wie sie sich ver halten sollen«, vermutete der Frequenz folger. »Wir nutzen die Gunst der Stun de, setzen nach und greifen an.« Die ersten Verbände Schlachtlichter folgten den Kegeln. Sektorknospen ver ließen ihre sicheren Positionen außer halb des Kordons und schwenkten auf Angriffskurs ein. Kriegsordonnanz Storgell richtete seine Aufmerksamkeit auf die beiden Schemen im All. Sie wallten hektischer, dehnten sich aus und zogen sich wieder zusammen. Wie Wellenkämme schaukel ten sie sich gegenseitig auf. Ihr Verhal ten wirkte unkontrolliert. Storgell ge wann den Eindruck, als wollten sie sich so schnell wie möglich voneinander lö sen. Oder der eine wollte es, und der ande re versuchte es zu verhindern. Die Kriegsordonnanz hielt nach Indi zien Ausschau und fand sie. Mehrere Zonen des diffusen Doppelgebildes zeigten Lichterscheinungen, deren Rän der zwei Farben nebeneinander aufwie sen. Dunkelrot und Dunkelviolett. Stor gell übertrug das Spektrum des sicht baren Lichts auf den Psi-Bereich des Hyperbands und kam zu dem Schluss, dass kurzwelliges Dunkelviolett einen Zustand hoher Hyperenergie anzeigte,
Tod der Frequenzfolger
Dunkelrot einen langwelligeren und so mit niedrigeren. »Wenn der Schemen in hohem Ener giezustand der mit der größeren Menge Vamu ist, welche Schlüsse ziehen wir daraus?«, wandte er sich an Fyeran. »Keine«, antwortete der Frequenzfol ger. »Solange wir nicht wissen, wer das Vamu aus Hibernation-7 in sich aufge nommen hat, wäre das Zeitverschwen dung.« »Ich bin ganz deiner Meinung.« Stor gell verfolgte das Gezerre weiter, in des sen Verlauf sich leichte Strukturrisse um die beiden Schemen herum bildeten. Die beiden Geisteswesen kämpften verbis sen und mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Die Kriegsordonnanz lauschte immer wieder in sich hinein, wartete auf den mentalen Druck, aber VATROX-VAMU hatte dazu keine Kraft und keine Kon zentration mehr. Auch die Jaranoc zeigten keine Spuren einer Einschrän kung durch VATROX-DAAG. Sie stell ten sich den Schlachtlichtern zum Kampf. Die beiden Brandblumen, auch Hy perbrand-Atem oder Feueraugen ge nannt, verharrten ein Stück abseits der gegnerischen Flotten. »Es ist das optimale Patt«, stellte Storgell nach einer Weile fest. »Wenn VATROX-DAAG klug ist, setzt er die Brandblumen gegen die Kegelstumpf raumer ein und vernichtet sie bis auf das letzte Stahlblech. Wenn VATROX-VA MU dann immer noch Lust darauf hat, sich rösten zu lassen – bitte!« Ein wenig begann die Kriegsordon nanz den Standpunkt des Frequenzfol gers zu verstehen, lieber zu kapitulieren, als diesen sinnlosen Kampf zuzulassen. Diese Denkweise war zwar untypisch für einen Vatrox, aber Fyeran gehörte zu jenen Frequenzfolgern, die relativ weni ge Wiedergeburten aufweisen konnten. Andersherum gesagt war in ihnen das
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alte Wissensgut der Vatrox lebendiger als bei einem Oftgeborenen wie Sin nafoch. Das beeinflusste die Weltschau eines solchen Wesens. Der regelmäßige Kontakt zum Vamu im Mentaldom fehl te. Höchstwahrscheinlich steckte mehr dahinter, aber zu solchen Daten und In formationen erhielt eine Kriegsordon nanz keinen Zugang. Die Mentalballungen der beiden ewi gen Feinde kämpften noch immer mit einander. Zwischendurch schien es aus zusehen, als hielten sie kurz inne. Die beiden Feueraugen setzten sich in Bewe gung und beschleunigten in Richtung der Kegelstumpfraumer. Fyeran sprang auf, beugte sich über das Geländer der Kanzel und erweckte den Eindruck, als wolle er in die Holokugel springen. »Endlich!«, zischte Storgell. »Herr, wenn die Brandblumen eingreifen, bleibt für unsere Schlachtlichter nichts mehr zum Kämpfen übrig.« »Warte ab, Storgell. Ich vermute, VATROX-DAAG bezweckt etwas ande res damit.« Auf der Orterdarstellung sahen sie, wie die beiden Schemen auseinander schnellten. Der eine floh, gleichzeitig än derten die Feueraugen ihren Kurs und hielten auf den zurückbleibenden Sche men zu. Das ist der falsche!, dachte Storgell. Oder doch nicht? Sie mussten nicht verstehen, was sich abspielte. Der Flüchtling konnte nur VATROX-VAMU sein, der Zurückblei bende VATROX-DAAG. Eine vage Er klärung bot sich der Kriegsordonnanz mit dem Gedanken an eine Vereinigung zwischen VATROX-DAAG und den bei den Feueraugen, um dann gemeinsam gegen VATROX-VAMU vorzugehen. Die Logik des Gedankens überzeugte Stor gell, doch ein bohrender Zweifel in sei nen Gedanken blieb. »Ja, das habe ich mir gedacht«, hörte
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er Fyeran sagen. »Es ist VATROX-VA MU!« »Es kann nicht sein. Ich kann mir das nicht ...« Er stockte, riss die Augen auf und sagte: »Ah! Mir wird einiges klar!« Der Frequenzfolger warf ihm einen prüfenden Blick zu. Er hörte am Tonfall, dass Storgell nicht den Vorgang um die beiden Feueraugen meinte. Der Kriegsordonnanz war aufgefal len, dass der Frequenzfolger plötzlich den treffsicheren, argumentativen Part in ihrem Duo übernommen hatte. Bisher war es umgekehrt gewesen. Fy eran, den Angsthasen, den Zweifler, hat te seine Kriegsordonnanz beständig mit der Nase darauf gestoßen, was logisch und erklärbar war. Der Frequenzfolger hatte sich daran orientiert. Jetzt hatte sich das Blatt gewendet. Fyeran traf die Entscheidungen und zog die logischen Schlussfolgerungen, und er, Kriegsor donnanz und Betreuer von VATROX DAAGS Gnaden, hinkte mit seinen Ar gumenten hinterher. Storgell verschränkte unauffällig die Arme hinter dem Körper und rieb sich die Hände. Auftrag erledigt! Frequenz folger wieder im Lot! An diesem Tag hatte er sich seine Existenz wahrlich verdient. Gleichzeitig beschlichen ihn alle mög lichen Sorgen – kein Wunder, nachdem er diesen Part von seinem Vatrox über nommen oder – korrekter – zurückerhal ten hatte. So war das mit der Kriegsor donnanz und ihrem Frequenzfolger. Klein und unauffällig und doch stark und machtvoll, immer der Gegenpart und gleichzeitig der Ergänzende. Tag und Nacht der Aufmerksame und Eif rige. Im Wachen und im Schlafen die letztendliche Kontrollinstanz. Und wieder einmal fragte er sich, warum das so war. Er wusste nicht, dass es ihm jemand in die Wiege gelegt hätte. Er wusste auch nicht, wer es ihm beige bracht hatte. Die offizielle Version lau
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tete: Du bist so geboren. Es ist eine der wichtigsten Eigenschaften deines Volkes. Deshalb wurdet ihr auserwählt! Er hatte umsonst gefragt, woher dieses Wissen kam und wo der Planet lag, auf dem Wesen wie er auf natür lichem Weg geboren wurden, lebten und starben. Er würde es wohl nie erfahren, denn Fyeran sagte: »Damit geht alles einen anderen Weg, als wir uns gerade noch erhofft haben.« Sie sahen, wie sich die beiden Brand blumen auf den Schemen stürzten. Ei nen Atemzug lang passierte nichts. Dann ging es wie ein lautes mentales Schnau fen durch alle Lebewesen in der Umge bung. Grelles Licht flammte durch das All, enthüllte den Schemen als zuckenden, zappelnden Energiewirbel. Protube ranzen schossen davon. Ein neugieriges Schlachtlicht erhielt einen Treffer und schmolz wie Eis in der Sonne. Gewaltige Strukturerschütterungen, begleitet von einem gigantischen Licht blitz, eilten durch das All. Die Hyper wellen brachen in den Normalraum ein und schoben sich zu riesigen Schock wellen auf. Sie rollten über die Schiffe hinweg, deformierten die Gashülle des Irrläufers, zerfetzten den 40.000 Kilo meter durchmessenden, stark verdichte ten Strukturwirbel und interferierten mit dem einzigen festen Gegenstand, der sich in der Atmosphäre des Riesen auf hielt. »Das war es dann«, sagte Fyeran wü tend. »Und sage mir einer, VATROX-VA MU habe das nicht vorhergesehen.« »Du hast recht, Herr! Der Feind hat sich absichtlich so postiert, dass es zu diesem Phänomen kommen musste. Aber warum ...« Storgell wollte auf die Nova zu spre chen kommen, wie sie bei der Explosion der Psi-Materie von zwei Feueraugen entstehen musste. Fyeran wischte mit
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der Hand hin und her, eine deutliche Geste der Ablehnung. »Keine Nova«, sagte er. »Der ge wünschte Effekt ist ausgeblieben. Wie konnte VATROX-DAAG nur einen sol chen Fehler machen?« Storgell starrte auf das Orterabbild des Schemens weiter draußen. Wenn Fy eran recht behielt, war das VATROX DAAG. Der Herrscher floh. »Fyeran! Er lässt Hibernation-8 im Stich! Und die Flotte!« »Später, Storgell! Später!« Die Kriegsordonnanz starrte wieder in die Holokugel. Außer dem Lichtblitz hatte es keine optischen Begleiterschei nungen gegeben. Die Orter meldeten auch keine elektromagnetischen Wan delfelder und keine in den Hyperraum abfließende Energie. »Er hat die Psi-Energie aufgesogen«, sagte Fyeran. »Es ist unfassbar. Das wa ren mehrere Kilogramm. Damit kann man eine halbe Galaxis zerstören.« Storgell erstarrte. An seinem Körper bewegte sich keine einzige Faser mehr. Erst nach und nach taute er wieder auf, vom Kopf abwärts bis in die Stie fel. »Dann verfügt VATROX-VAMU jetzt über ein Potenzial, das ihn mächtiger werden lässt als jedes andere uns be kannte Wesen.« »Um ein Vielfaches mächtiger als VATROX-DAAG, ja!« Sie beobachteten den immer winziger werdenden Schemen, der in der Ferne verschwand. VATROX-VAMU verfolgte ihn nicht, sondern waberte vor sich hin und wartete ab, bis sich sein Zustand stabilisierte. Fyeran hatte längst den Angriffsbe fehl gegeben. »Bomben ausschleusen! Angriff!« Die Schlachtlichter formierten sich. Wie eine dunkle Wolke hingen die Sek torknospen über dem Areal. 20.000 flug fähige Geschosse, teils mit einem
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Hyperraumbooster für zehn Lichtjahre Reichweite, rasten davon. Die ersten Kegelstumpfraumer zer platzten, ehe sich die Jaranoc von ihrer Überraschung erholt hatten. * »Wie viele?«, rief Storgell. »Sag schnell!« »800!«, lautete die Antwort des Okri var. Es waren viel zu wenige. 8000 Kegel stumpfraumer hätten es sein müssen, damit die Schlachtlichter wenigstens den Hauch einer Chance gehabt hätten. »Die Zeit reicht nicht!« Fyeran war mit seinem Sessel verschmolzen. Stor gell sah, dass er die Finger tief in das Schaumstoffmaterial gegraben hatte. VATROX-VAMU war jetzt übermäch tig. Die Kriegsordonnanz spürte ein an schwellendes Hintergrundrauschen in ihren Gedanken. Es wurde lauter und lauter, und es fegte wie eine Flutwelle durch den Kopf. Storgell verlor die Kontrolle über sei nen Körper. Er begann zu schreien, schrill und tierisch. Das Gurgeln und Donnern in seinem Innern raubte ihm schier den Verstand. Die Holokugel schwoll zu einem Bal lon an, der die Zentrale ausfüllte. Stor gell hörte die Schreie der Okrivar und das Grunzen der Darturka, als der Bal lon sie aus ihren Sesseln quetschte. Überlebensgroß hing der Irrläufer auf sie herab, stieß mit seinen Ausläufern an die Kanzel und brachte sie zum Wa ckeln. Detonationen waren zu hören, man che ganz nah, andere ziemlich weit ent fernt. Storgell saß taumelnd in seinem Sessel, schlug gegen die Gasschwaden projektion, als könne er sie dadurch von sich abhalten. Orkane rissen Teile der Atmosphäre mit sich, als bestünden sie aus Papier.
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Dazwischen erklangen noch immer Schreie der Besatzung und sein eigenes hilfloses Wimmern. Mit einem letzten Rest Verstandes be griff die Kriegsordonnanz, dass es die mentale Übermacht des Geisteswesens war, die über sie hereingebrochen war. Sie riss den Irrläufer mit sich. Storgell glaubte den penetranten Gestank des Ammoniaks zu riechen, der sich selbst dann nur schwer verflüchtigte, als die letzten Gasschwaden der Lufthülle längst ins Weltall entwichen waren. Er sah den modifizierten Handels stern, diesen Prototyp oder was immer es einst gewesen war, bis die Vatrox ge kommen waren und eine Hibernations welt daraus gemacht hatten. Zur Zeit der Anthurianer, nach den Anthurianern – es spielte keine Rolle, und doch inter essierte es die Kriegsordonnanz. Seine Gedanken stockten. Vielleicht handelte es sich gar nicht um seine eige nen, sondern um eine suggestive Beein flussung durch VATROX-VAMU ... Hibernation-8 glitt zur Seite. Storgell sah Schlachtlichter verschiedener Grö ßen, mehrere Pulks. Er hatte ein geübtes Auge dafür. Es waren mindestens 5000 Schiffe. Die Jaranoc hatten sie eingekes selt. Einige versuchten sich in den Schutz ihrer Deflektorfelder zu flüchten, aber es brachte nichts ein. VATROX-VAMU er kannte ihre Positionen dennoch und gab sie an die Kegelstumpfraumer weiter. Ein Inferno brach aus. Es ließ die Or ter durchknallen. Die Außenkameras der JORAR wurden blind. Nur die Dar stellung in der Holokugel funktionierte noch. VATROX-VAMU! Er war es, der alle Aufnahmen projizierte. Sie sahen eine Dokumentation, vom Kind speziell für die Soldaten des Elternteils gemacht. Storgell hustete und schnappte nach Luft. Sein Rachen war vom Schreien ausgetrocknet, er spürte leichten Blut geschmack im Rachen.
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Was willst du?, schrien seine Gedan ken. Warum quälst du uns? Die Antwort kam ihm ganz von allein. Dieses Wesen empfand Fakten nicht als Quälerei. Da waren nur der Hass und der Gedanke an Rache. Noch lebte VATROX DAAG, der das Weite gesucht hatte. Aber seine Hilfsvölker waren hier. Sie mussten für etwas bezahlen, wofür sie nichts konnten. Wieso lässt du uns nicht gehen? Der Druck auf sein Bewusstsein wur de stärker. Wieder griffen diese unsicht baren Finger nach seinem Gehirn. Sie packten und schüttelten es. Und dann quetschten sie es zusammen, als steckte es in einem Schraubstock. Storgell merkte nicht, dass er schrie. Sein Kopf steckte zwischen zwei Metallplatten, die sich unerbittlich aufeinander zu be wegten. Es knackte und prasselte, als der Hin terhauptknochen brach. Stechender Schmerz raste durch seinen Körper. Schlagartig hellte sich sein Bewusstsein auf. Sein Kopf tat nicht weh, er war völ lig in Ordnung. Er betastete seinen Kampfanzug. Alles war so wie immer. Und doch hatte er das Gefühl, als sei die transparente Haut geplatzt und die Adern sowie ein Teil der Organe aus dem Körper getreten. Gerade so, als sei er gefoltert wor den. Ja, das bin ich! Seine Gedanken brüllten es dem zunehmenden Druck entgegen. Warum antwortest du nie? Geh! Hau ab! Kämpf mit deinem Er zeuger! Aber lass die Frequenz-Monar chie in Ruhe! Als wenn er diese von VATROX DAAG hätte trennen können! Irgendwann bekommt jeder die Rech nung präsentiert! Und nicht immer auf einem Silberteller! Storgell zuckte zusammen. Waren das seine eigenen Gedanken? Wieder pei nigte ihn der Schmerz, und der Druck
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wurde stärker. Aus verquollenen, halb verschleierten Augen entdeckte er den Friedhof, der durch die Randzone des bisherigen Irrläufers trieb. Tausende zerstörte Schlachtlichter waren es, Millionen rautenförmiger, ru binroter Platten der Schiffsverkleidung, dazwischen die zu Klumpen geschmol zenen Maschinen und Einrichtungen. Besatzungsmitglieder entdeckte er kei ne. Sie waren zu klein, zu unscheinbar in diesen Ansammlungen riesiger Klum pen. Die meisten organischen Körper waren vermutlich sogar verglüht bis auf ein paar wenige in Metall oder Plastik eingeschlossene Körper. Höre mich an, VATROX-VAMU! Du suchst etwas in Anthuresta. Ich weiß, dass du es noch nicht gefunden hast. Du wirst es nie finden. Niemand weiß, wo es ist, außer mir. Und ich sage dir: Es exis tiert nicht mehr! Du jagst einem Phan tom nach! Der Druck schwand vollständig von seinem Bewusstsein. Storgell konnte wieder klar denken. Blitzschnell re agierte er. Er blockierte seine Gedanken, baute wieder einen mentalen Vorhang auf, um sich zu schützen. Er beschäftigte sich mit banalen Dingen des Alltags an Bord, entwickelte inhaltslose Gedanken und Sätze. VATROX-VAMU ließ ihn gewähren. Vielleicht erhoffte er sich einen versteck ten Hinweis in dem, was Storgell angeb lich nicht wusste. Hinter dem Schiffsfriedhof bauten die Jaranoc eine Mauer, ein Gebilde mit Lü cken, aber dennoch undurchdringlich. Die Kegelstumpfraumer fingen an, die Hibernationswelt einzukesseln. Einen Großteil der fliegenden Abwehrforts hatten sie bereits vernichtet. Die ande ren zogen sich in die Nähe des Gebildes zurück, das wie ein Handelsstern ohne Zapfen und Zacken aussah. Die JORAR feuerte aus dem Schutz ihres eigenen Verbandes heraus. Die Ja
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ranoc schienen kein Interesse mehr dar an zu haben, das Flaggschiff der Fre quenz-Monarchie zu eliminieren. Es war nicht mehr nötig. Die Schlacht war be reits entschieden. Storgell hörte Fyeran stöhnen. Der Frequenzfolger hing weit nach vorn in seinem Sessel. »Herr?« Er antwortete nicht. Der mentale Druck auf seinen Geist musste ungeheu erlich sein. Die orangefarbenen Augen traten ein Stück aus dem Kopf und roll ten ununterbrochen. Dass es nicht nur mit dem mentalen Druck VATROX-VA MUS zu tun hatte, erkannte Storgell an dem Medoroboter, der heranschwebte und sich um den Frequenzfolger küm merte. »Sie greifen die Hibernationswelt an!«, erklang die Stimme des Komman dant-Piloten. Storgell wollte nicht hinschauen, aber die Vorgänge in der Holokugel zogen ihn magisch an. In dem rund 3000 Kilometer durchmessenden Gebilde schlugen Ener gieladungen ein, die riesigen Fässern ähnelten. Er schätzte ihre Größe auf an nähernd hundert Meter. Dort, wo sie die Oberfläche des modifizierten Handels sterns trafen, breiteten sie sich wellen förmig aus wie eine Flüssigkeit. Das grelle Weiß dunkelte ab zu einem satten Gelb, das nach ein paar Augenblicken anfing zu glänzen. Storgell hielt die Luft an. Er kannte das Waffensystem nicht. Es handelte sich nicht um die herkömmlichen Über lichtgeschütze, mit denen die Jaranoc ihre Raumschlachten führten. Nach kur zer Zeit war die gesamte Oberfläche des Handelssterns gleichmäßig mit solchen Flecken bedeckt. Mehr geschah zunächst nicht. Storgell spürte wieder einen leichten Druck auf seinen Gedanken – die Gegenwart VATROX-VAMUS. Während hoch über der Hibernationswelt zwischen trei
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benden Gasschwaden des zerfetzten Planeten ein Dutzend Sektorknospen explodierten, schlich sich das Geistes wesen in das Bewusstsein der Kriegsor donnanz. Nicht, dass Storgell es nicht bemerkt hätte. Es hatte nur keinen Sinn mehr, Widerstand zu leisten. Also ließ er VATROX-VAMU herein und hatte sein Vergnügen damit, der vergeblichen Su che zu »lauschen«. Nach einer Weile zog sich die Entität zurück. Enttäuscht? Warum sollte eine Kriegs ordonnanz lügen? Storgell hätte ihm alle Charakterei genschaften aufzählen können, deret wegen er und seine Artgenossen zu Kriegsordonnanzen auserwählt worden waren. VATROX-VAMU wusste es selbst. Er starrte wieder auf die Holokugel mit der gelb gefärbten Hibernations welt. Die Farbe floss auseinander. An zahllosen Stellen hob sie sich. Darunter waren die Luken der internen Ge schütze, die jetzt klemmten. Ein paar Offiziere feuerten die Geschütze den noch ab. Die Energien prallten an den Luken ab, stauten sich rückwärts. Erste Explosionen erschütterten Hibernati on-8. Die Farbkleckse der Oberfläche verei nigten sich zu einer gleichmäßigen Flä che, einer Art Haut, die das Gebilde überzog. Storgell rätselte, was für ein Waffensystem das war und was VATROX VAMU damit bezweckte. Die Orter der JORAR meldeten einen starken Anstieg der Temperatur im In nern der Hibernationswelt. Die gelbe Haut strahlte nach innen wie eine Art Mikrowellenherd. Nach außen isolierte sie. »Ungeheuer!«, schrie Fyeran. Storgell sah, wie seine Hände nach der Konsole tasteten und mehrere Sym bole berührten. Die JORAR begann Funken auf der Oberfläche abzusetzen.
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Der Frequenzfolger wollte Löcher in die gelbe Schicht schießen und damit den Hitzestau im Innern verhindern. Ein lautloses mentales Lachen klang auf. Mehr nicht. Du willst sie alle den Hitzetod sterben lassen, dachte die Kriegsordonnanz in tensiv. Warum? Wieder dieses Lachen. Storgell emp fand es keineswegs als spöttisch, eher als nachsichtig. Um sicher zu sein, dass kei ner übrig bleibt. Du stammst aus diesem Volk! Dass kein Klon übrig bleibt. Bist du ganz sicher, dass sie noch nicht evakuiert wurden? Ganz sicher. VATROX-VAMU wusste also, welche Befehle die Vatrox für die Evakuierung erhalten hatten. Die Klonkörper durften räumlich nicht vom Vamu im Mental dom getrennt werden. Nur so war nach einer Rückkehr des Vamu zur Geburts welt das Weiterleben in einem neuen Körper gewährleistet. Dass ausgerechnet Referroren ver sucht hatten, die Klone zu evakuieren, zeigte den stressbedingten Zerfall ihres Denkapparats. Sie hätten nichts Düm meres tun können. Die erste Schlussfolgerung Storgells war: Es würde nie mehr ein Vamu zu ei ner Geburtswelt zurückkehren. Nicht nach Hathorjan, nicht nach Anthuresta. Gab es andere Galaxien, wohin es sich wenden konnte? Existierten dort Men taldome, auf die hyperpsionische Weg weiser in anderen Galaxien deuteten und dem Vamu so den Heimweg wie sen? VATROX-VAMU würde ihm diese Fragen sicher nicht beantworten. Die JORAR schoss noch immer aus allen Rohren, während die Kegelstumpf raumer einen Verband nach dem ande ren zerstörten. Selbst in dieser Stunde, da jeder einzelne Kommandant die Sinnlosigkeit seiner Kommandos begrif
Tod der Frequenzfolger
fen hatte, stellte kein einziges Schiff das Feuer ein. Weil es konsequent war. Weil alle wussten, dass die Jaranoc sie vernichten würden, egal, ob sie sich wehrten oder nicht. Solange eine winzige Chance existier te, die Klone zu retten, würde kein Vatrox freiwillig die Waffe aus der Hand legen. Der Infrarotmesser zeigte an, dass sich Hibernation-8 inzwischen bis ins Zentrum auf über tausend Grad aufge heizt hatte. Die Klone waren tot, die Re ferroren ebenfalls. Kein Vatrox, Okrivar, Darturka und wer sonst noch seinen Dienst versah, lebte noch. Diejenigen, die in der Zwischenzeit den Weg durch die Transferkamine genommen hatten, konnten sich glücklich schätzen, dem Inferno entkommen zu sein. Die Kegelstumpfraumer eröffneten das Feuer. Fyeran stieß einen Wutschrei aus. »Stor...«, gurgelte er. »Stor...« Es tut mir leid, dachte Storgell. Aber vielleicht stirbst du wenigstens in dem Bewusstsein, alles getan zu haben, was möglich war, Gewaltige Explosionen im Innern zeigten an, dass es die Energiestationen in der Peripherie des Gebildes zerriss. Die gelbe Oberfläche der Hibernations welt fing von innen her an zu glühen. Frequenzfolger Fyeran murmelte un verständliches Zeug vor sich hin. Er bäumte sich auf, zerriss seinen Anzug und hackte auf sich selbst ein. Storgell wusste, warum. VATROX VAMU ließ es ihn miterleben. Die Kriegsordonnanz hörte ebenfalls den Schrei, den Todesschrei von 397 Millio nen Vatrox im Innern von Hiberna tion-8. Er spürte den Sog, der plötzlich ent stand, und er litt unter dem Wimmern von 397 Millionen Individuen. Er wurde zu einem Teil der Horde, der Vamu-Hor de, die sich sammelte und unsichtbare
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Schläuche bildete. Sie schnellten hinaus ins All zu dem Schemen, der in Wahrheit ein gewaltiges, irisierendes Fanal dar stellte. Storgell spürte die Erleichterung, aufgenommen zu werden und nicht in der Unendlichkeit zu versiegen. Es war der kleine Tod, den die Vatrox erlebten, der Tod ohne Endgültigkeit. Die Vatrox wurden eins mit dem Nachkömmling, und er hieß sie sogar willkommen, ohne Zorn, ohne Gedan ken an Rache oder Vergeltung. Und VATROX-DAAG?, dachte Stor gell. Woher rührt der Hass gegen ihn? Erinnerungen tauchten im Bewusst sein der Kriegsordonnanz auf, Erinne rungen, die nicht von ihr stammten. Er sah Bilder aus ferner Vergangenheit, hörte Stimmen rufen oder erzählen. Sie berichteten von jenem Tag, als VATROX VAMU im fast vergessenen Heimatsys tem der Vatrox gewütet und die Ur sprungswelt Vat verwüstet hatte. VATROX-VAMU, wer bist du? Was bist du? Storgell wunderte sich nicht, dass er keine Antwort erhielt. Für den Feind war die Episode Hiber nation-8 vorbei. Er hatte, was er wollte. Innerhalb eines Tages hatte er das Vamu von fast 700 Millionen Vatrox in sich aufgenommen, ein unglaublicher Zuge winn. Jetzt war es vorbei. Die Schlacht war geschlagen. Frequenzfolger Fyeran zap pelte blutüberströmt in seinem Sessel und lag dann still. Sein Vamu wechselte als letztes und wurde zu einem Teil des Erzfeindes, den er über Jahrmillionen hinweg bekämpft hatte. Storgell fragte die übrigen Daten ab. Alle Sektorknospen waren vernichtet, alle Schlachtlichter ebenso. Die JORAR steckte mitten in einem Pulk aus Schrott, den die Jaranoc jetzt systematisch aus einanderschossen. Als das Schiff frei vor ihnen lag, zögerten sie. »Macht schon!«, rief Kriegsordonnanz Storgell ungeduldig. »Oder wollt ihr
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euch für die nächsten zehn Millionen Jahre wieder einen Feind einhandeln?« Es blitzte grell in der Holokugel, die sofort barst. Titanenfäuste zerrissen die Zentrale, die Kanzel brach ab und schlug gegen die Wand. Storgell wurde tief in die Polster gepresst. Der Explosions druck trieb ihm die Luft aus dem Kör per. Er sah einen Schatten heranschie ßen – ein Terminal oder ein Schrank. Jetzt werde ich nie erfahren, was aus ESHDIM-3 und Sinnafochs Plan gewor den ist, dachte er. Der Schrank schlug in seinen Körper ein.
9. Sie zerstörten nicht nur wehrlose Schiffe, sie vernichteten sich auch ge genseitig bis auf den letzten Kegel stumpfraumer und das letzte Schlacht licht. Sichu konnte es nicht mit ansehen. Sie sank schnell abwärts zum Boden der Halle, warf sich in den Antigravschacht und sank hinunter in die Verteilerhalle. Dort setzte sie sich unter den erstaunten Blicken von Wissenschaftlern und Inge nieuren auf den Boden und barg das Ge sicht in den Händen. Sie wollte nichts und niemanden mehr sehen. Die beiden Geisteswesen VATROX VAMU und VATROX-DAAG brachten Tod und Verderben nach Anthuresta. Sie verwandelten die Ringgalaxis in ein Tollhaus. Irgendwann würde wohl auch Ganroj im Thagg-System dran glauben, ihre Heimat. Und das wollte sie nicht mehr erleben. Nach einer Weile hörte sie Geräusche über sich, dann Schritte hinter sich. Ein Lufthauch streifte ihre Handrücken. Sie kannte das typische Knacken der Knie, als Fyrt neben ihr in die Hocke ging. »Willst du, dass ich ...«, hörte sie ihn flüstern. »Bleib weg! Ich will allein sein!«
Ein etwas heftigerer Lufthauch zeigte ihr, dass sich der Ana hastig entfernte. »Fyrt, ich habe es nicht so gemeint ...« Er reagierte nicht und tat so, als habe er nichts gehört. Eigentlich war es nicht seine Art, aber in der gemeinsamen Zeit mit ihr hatte er sich einige Dinge ange wöhnt, weil er sich nicht anders zu hel fen wusste. Sichu blieb mit sich allein, eine Insel mitten in einer fremden Welt. So fühlte sie sich. Sie nahm weder den Boden wahr, auf dem sie saß, noch die Männer und Frauen der Wissenschaftlerteams, die in den Kavernen im Innern des Ota maro forschten. Sie interessierten sich dabei weniger für das Galaxismodell, sondern mehr für die Maschinenhalle der Oldtimer unterhalb der Verteilerhal le. Ab und zu vibrierte der Boden, wenn jemand in ihrer Nähe vorbeiging. Nie mand sprach sie an, niemand grüßte, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie lie ßen sie in Ruhe, und das versöhnte Sichu ein wenig mit der schlechten Welt, in die sie hineingeboren worden war. Betont langsam nahm sie die Hände vom Gesicht, musterte das Meer des hüftlangen Silberhaares, das sie um wogte, und hob vorsichtig den Kopf. Es war nicht Fyrt, sondern Sean. »VATROX-DAAG ist geflohen«, sagte er und berichtete von dem, was sich zwi schen VATROX-VAMU und den beiden Feueraugen abgespielt hatte. Der Plan der Frequenz-Monarchie ging schief. Und mit Hibernation-8 hatte sie auch ihren letzten Planeten zum Überwintern verloren. Sobald das Zeitalter der Hy perdepression endete, standen die Vatrox und ihre Helfer mit leeren Händen da. Das Vamu würde keine Inkarnations möglichkeit mehr finden. »Du wolltest etwas sagen, Sichu?«, fragte der VARIO-1000. »Nein, nein. Nichts.« »Nur zu!«
Tod der Frequenzfolger
»Na gut. Du hörst dich an, als wäre da noch etwas. Ein Hintergedanke?« »Du hast gute Ohren, Sichu Dorkstei ger. Meine Positronik checkt gerade den Umstand, ob VATROX-VAMU diesen Zustand der Frequenz-Monarchie be wusst zum jetzigen Zeitpunkt herbeige führt hat. Wenn ja, sind die Hintergrün de von großer Bedeutung.« »O ja! Man müsste wissen, wem die Frequenz-Monarchie nützen könnte, würde sie weiterexistieren. Mir fällt spontan niemand ein.« »Aus der Sicht VATROX-VAMUS könnte sie uns Stardust-Terranern nüt zen«, sagte Legrange. »Dass wir sie bis her zu Recht als Gegner ansehen, will nichts heißen. Das ist, wie gesagt, unse re eigene Perspektive.« Abgesehen davon hielt er VATROX VAMU ab sofort für einen nicht zu un terschätzenden Machtfaktor in An thuresta, und Sichu stimmte ihm zu. VATROX-VAMU als Herrscher von An thuresta stellte für alle Völker der Ring galaxis eine Bedrohung dar, auch und vor allem für die Terraner im StardustSystem. Hier war VATROX-VAMU schon einmal gewesen auf der Suche nach dem PARALOX-ARSENAL. Man hatte ihn hinausgeworfen. Ein Wesen, das über Jahrmillionen auf den richtigen Zeitpunkt der Rache wartete, würde auch das nicht so schnell vergessen. »VATROX-VAMU erinnert mich an terranische Elefanten«, fuhr Legrange fort. »Diese erkennen ihre Peiniger noch Jahrzehnte später und rächen sich an ihnen.« »Keine guten Aussichten«, sagte Fyrt Byrask und kam näher. Als Sichu ihm einen Blick zuwarf, blieb er auf der Stel le stehen und zeigte ihr die Handflächen. »Ich lasse dich ja schon in Ruhe!« »So war das nicht gemeint, Fyrt!« »Schon gut.« Er ging hinter Legrange in Deckung.
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Sichu schimpfte mit sich selbst. Of fensichtlich hatte sie sein schlechtes Ge wissen geweckt, das er seit jenem Lie besakt mit sich herumschleppte. Woran sie selbst nicht unschuldig war, wie sie sich eingestand. Aber sie schmollte noch immer. Und wenn sie versuchte, sich ra tional damit auseinanderzusetzen, ging es jedes Mal schief. Versuchte sie dann, es auf emotionaler Ebene zu bewältigen, sah das Ergebnis ähnlich aus. Wie wegen eines harmlosen Blickes. Manchmal hasste sie alles im Leben, nicht nur die äußeren Umstände. Ver fluchte Gefühle! Legrange informierte sie über die all gemeine Lage in der Galaxis, wie er sie im Modell vorgefunden hatte. Bei den Handelssternen JERGALL, AMSHOOG, BAGNORAN und GANZOON gab es ebenfalls Kämpfe zwischen Schlacht lichtern und Kegelstumpfraumern, aber die Jaranoc agierten dort eher zurück haltend. Die Handelssterne wurden ebenso wenig vernichtet wie die übrigen Stationen des Polyport-Netzes. Ähnlich sah die Situation auch beim Forschungszentrum TZA’HANATH mit seinen acht Handelssternen aus. Die Schlachtlichter und Sektorknospen dort wurden vernichtet, die Sterne blieben unberührt. »Möglich ist, dass die als Schutz schirm dienende Sonnentarnung jedes Sterns von den Kegelstumpfraumern nicht geknackt werden kann«, sagte Sean Legrange. »Wir müssen aber damit rechnen, dass die Besatzungen unter dem geistigen Einfluss von VATROX VAMU stehen.« »Dann lässt er sie als Erstes Struktur lücken für die Kegelstumpfraumer schalten.« »Das ist möglich. Darüber müssen wir uns jetzt aber keine Gedanken machen. Auch nicht über den Sextadimschleier des Stardust-Systems. Viel größer ist die Gefahr für TALIN ANTHURESTA.
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Wenn VATROX-VAMU dort angreift, bedeutet es das Ende von ES.« * Anthuresta gehörte zur Mächtigkeits ballung der Superintelligenz ES bezie hungsweise zu einem Teil dieser Mäch tigkeitsballung. Der Kampf gegen die Frequenz-Monarchie und gegen VA TROX-VAMU war folglich nicht nur ein Anliegen der Stardust-Terraner, sondern aller Völker in der Ringga laxis. »Welche Möglichkeiten haben wir, ei nen solchen Angriff zu verhindern?«, fragte Sichu Legrange. »Eine umfassende und schnelle Erhö hung der Flottenpräsenz über die inter galaktische Strecke von FATICO nach TALIN ANTHURESTA«, sagte der VA RIO-1000. »Das geht aber nicht von heute auf morgen und damit nicht schnell genug. Das Problem ist die Ver teilung der Kontingente innerhalb von Anthuresta. Wir verfügen über keinen Handelsstern. Und selbst dann wären sinnvolle Einsätze gegen die FrequenzMonarchie oder die Kegelstumpfraumer nicht möglich, weil die Flugzeiten zu lang sind. Schläge wie gegen die Hiber nationswelten in Andromeda wären il lusorisch. Es fehlt das Überraschungs moment. Die einheimischen Völker kommen auch nicht infrage. Sie haben keine nennenswerten Flotten. Besonde re Fähigkeiten sind das Einzige, worauf wir uns stützen könnten.« Aber darauf, so erfuhr Sichu von ihm, könnte allenfalls der zukünftige Wider stand aufbauen, der noch zu organisie ren wäre. Guerillataktik nannten die Terraner das Verstecken, Täuschen, Tar nen, Zuschlagen und Verschwinden. Ob ihnen VATROX-VAMU dazu Gelegen heit ließ, wagte Legrange zu bezwei feln. »VATROX-VAMU wird seine Jaranoc-
Flotten auf die Suche nach dem PA RALOX-ARSENAL schicken«, sagte er. »Es wird zu Kämpfen mit der FrequenzMonarchie kommen, die an denselben Stellen suchen. Die Jaranoc werden Raumstationen und Forschungseinrich tungen angreifen und zerstören. Wenn sie nichts finden, ziehen sie wieder ab.« Genauso hatte sich das Geisteswesen im Stardust-System verhalten. Es hatte die Menschen geistig versklavt und eini ge von ihnen zur Suche missbraucht. Bis zu seiner Vertreibung hatte es nach Spu ren und Hinweisen geforscht, jedoch nicht das Sonnensystem militärisch er obert. Sichu legte ihr smaragdgrünes Ge sicht mit den goldenen Mustern in Fal ten. »Ich kann es durchdenken, wie ich will. Perry Rhodan muss das PARALOX ARSENAL vor VATROX-VAMU finden. Das ist die einzige Hoffnung für An thuresta.« Sie lauschte ihren eigenen Worten nach, die ihr merkwürdig determiniert vorkamen. Tatsächlich konnte man den Schluss daraus ziehen, dass sie sich für die Seite der Terraner entschieden hatte. Und das stimmte gar nicht. In erster Li nie ging es ihr um die Völker der Galaxis und um ihr eigenes, um ihren Planeten und um ihre Familie. Und um Fyrt und alle anderen Rebellen gegen die Fre quenz-Monarchie und gegen VATROX VAMU. Und damit, so stellte sie verblüfft fest, stand sie schon wieder auf der Seite der Terraner, die von Anfang an ebenfalls gegen beide Interessengruppen gekämpft hatten. Sichu Dorksteiger streckte die Waf fen, vorerst zumindest. Entschieden war noch lange nichts. In ihr loderten zwei Feuer, die sich gegenseitig keineswegs auslöschten. Eher fachten sie sich immer aufs Neue an. Es erinnerte sie an die bei den Feueraugen, die nach bisherigen Erkenntnissen aus dem Observatorium
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von VATROX-VAMU aufgesogen wor den waren. »Wie viele Feueraugen kann die Fre quenz-Monarchie eigentlich in den Kampf schicken?«, wandte sie sich an Legrange. »Wir wissen es nicht. Nach unseren bisherigen Beobachtungen verfügt sie aber sowohl in Andromeda und der Milchstraße als auch in Anthuresta über Kontingente dieser Waffe, gegen die wir bisher keine Abwehrmöglichkeit haben. Was plant VATROX-DAAG mit den ver bliebenen Feueraugen? Eine Falle für VATROX-VAMU?« »Was, wenn VATROX-VAMU inzwi schen die Feueraugen kontrolliert und nicht mehr VATROX-DAAG?« »Das wäre die ultimate Katastrophe«, sagte Legrange. »Die Netzweber und die Ja’woor be sitzen Parakräfte. Sie könnten wenigs tens versuchen, die Feueraugen zu ent schärfen.« »Die Netzweber sind ein Problem, Si chu. Sie sind unberechenbar, und man kann mit ihnen so gut wie nicht kommu nizieren.« Fyrt Byrask räusperte sich. »Da kommt gerade eine Mentalbotschaft des Observatoriums«, sagte er.
Sichu schloss die Augen und lauschte. »Soeben sind mehrere Dutzend Feuer augen rings um ESHDIM-3 erschienen! Was plant VATROX-DAAG? Sean, du musst die Meldung sofort weiterlei ten!« »Schon geschehen.« Über die Hyperfunk-Standleitung gab er die Nachricht an NEO-OLYMP weiter. Von dort ging sie ohne Verzöge rung über den Polyport-Funk nach ESHDIM-3. »Ich lasse den Hof soeben evakuie ren«, fügte er hinzu. »Die Transferka mine werden anschließend sofort abge schaltet.« Was immer dort geschah, es konnte sich dann nicht unmittelbar auf das Stardust-System auswirken. Und ich habe gehofft, es sei nach dem Untergang der letzten Hibernations welten zu Ende, dachte Sichu. Dabei geht es erst los.
10. Dieses Mal erhielten sie keine Trans portunterstützung durch VATROX DAAG. Und mit den herkömmlichen Überlichttriebwerken der VAT-DRE-
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DAR dauerte der Flug fast acht Stunden – genug Zeit für Sinnafoch, sich alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Die Daten der Hyperortung, die sie bei einem der Flugstopps unterwegs einge sammelt hatten, zeigten den Untergang von Hibernation-8. Die Brandblumen hatten also nicht funktioniert oder an ders gewirkt als beabsichtigt. VATROX DAAG war geflohen. VATROX-VAMU und die Jaranoc hatten die Hibernati onswelt vernichtet. Alle Klone waren zerstört, alle Vatrox getötet. Und das Vamu von vielen Mil lionen Vatrox? Vielleicht war es in VATROX-DAAG aufgegangen, vielleicht aber auch in VATROX-VAMU. Wie er es auch drehte und wendete, es lief immer auf dasselbe hinaus. Die Frequenz-Monarchie existierte nicht mehr. Äußerlich gelang es Sinnafoch, ruhig zu bleiben. In seinem Innern sah es an ders aus. Ein brodelnder Vulkan kurz vor dem Ausbruch war vermutlich harmlos dagegen. Wenn jemand seinen inneren Zustand erkennen konnte, das Vibrieren seiner Muskelfasern und Nerven, war es der Okrill. Deshalb warf Sinnafoch immer wieder verstohlen einen Blick hinüber zur Mitte der Zentrale, wo das Tier lag und so tat, als schliefe es. Sinnafoch hatte schnell lernen müs sen, in dem Okrill nicht mehr den Ver trauten zu sehen, sondern den Aufpas ser. Darüber täuschte auch das betont lässige Verhalten des Tieres nicht hin weg. Dabei waren Okrills Infrarotseher. Einem Wächter wie Philip entging keine einzige Temperaturänderung. Auch in diesen Sekunden fühlte sich der Frequenzfolger bei jeder Bewegung und jedem Atemzug, ja bei jedem Ge danken beobachtet. Auch wenn Philip
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keine Gedanken lesen konnte, was konn te der Splitter, der Ableger des Geistes wesens? Eine innere Ohnmacht erfüllte Sin nafoch, ein Potenzial der Leere, das sich von seinem Bauchraum ausbreitete und bis in den Kopf und hinab in die Stiefel reichte. Die Okrivar und Darturka in der Zentrale tuschelten, wenn er aufkreuzte. Was redeten sie hinter vorgehaltenem Handschuh über ihn? Er versuchte, diese Dinge an sich ab prallen zu lassen. Er hatte Wichtigeres zu tun, als auf dieses Gerede zu achten. Herausfordernd schaute er zu dem Okrill hinüber, richtete seine Gedanken auf ihn. Wach auf! Ich brauche dich! Philip reagierte nicht. Auch als Sin nafoch ihn halblaut beim Namen rief, ignorierte er den Kontaktversuch. Der Frequenzfolger richtete seine Aufmerksamkeit auf das Zielgebiet. Von dort gab es keine neuen Erkenntnisse. Sie hatten ESHDIM-3 vor ungefähr neun Stunden verlassen. Viel konnte sich dort nicht geändert haben. Aufs Neue fragte Sinnafoch sich, was es mit diesem abgelegenen Polyport-Hof auf sich hatte. Was war so außergewöhn lich daran? Dass Rhodan ihn erobert und die Frequenz-Besatzung verjagt hatte? Warum sollten hier so viele Schlacht lichter Patrouille fliegen und nachsehen, was sich ereignete? Und wieso bewachten Netzweber den Hof, als sei er ihr persönliches Eigen tum? Machten sie es bei allen Höfen in Anthuresta oder nur bei diesem? Wenn er alles zusammenzählte, was er seit seiner Ankunft in Anthuresta an Un gereimtheiten erlebt hatte, hatte er die nächsten tausend Jahre damit zu tun, sie aufzuklären. Für ihn als Frequenzfolger aus Hathorjan erwies es sich von Nach teil, dass er seine Hibernation nicht hier in Anthuresta gehabt hatte. Am Ergebnis änderte es freilich nichts. Keine dieser Welten existierte mehr.
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Keine kehrte nach Ablauf der Hyperde pression in ihre Hyperraumnische zu rück bis zur nächsten Veränderung der Hyperimpedanz. »Starke Hyperstrahler im Gebiet von ESHDIM-3«, meldete die Ortung. »Wir verkürzen unsere Flugetappe um eine Lichtstunde.« Sinnafoch und Satwa schauten einan der an. Sie waren also eingetroffen und hatten sich versammelt. Der Frequenzfolger konnte es kaum erwarten, dass die VAT-DREDAR end lich aus dem Hyperraum zurück in den Normalraum fiel. ESHDIM-3 mutierte in seiner Vorstel lung vom unbedeutenden Polyport-Hof zum Schlüssel- und Angelpunkt aller Vorgänge, die sie in diesen Tagen er lebten. Seltsam nur, Sinnafoch hatte die Daten durchgesehen, darunter alle wissenschaftlichen Erkenntnisse über ESHDIM-3, soweit die Okrivar sie do kumentiert hatten. Der Hof unterschied sich im Großen und Ganzen nicht von den anderen Po lyport-Höfen in Anthuresta. Er besaß keine geheimen Bezirke, keine Maschi nen unbekannter Herkunft, keine un entzifferbaren Inschriften, keine Türen in fremde Räume und Zeiten, einfach nichts, was sich zu untersuchen gelohnt hätte. Aber warum dann dieser Hof? Sinnafoch fand nur eine einzige Ant wort, die ihm logisch erschien: Es geht nicht um den Hof, sondern um die stel lare Position. Aber selbst wenn er darüber länger nachdachte, kam es ihm wieder unlo gisch vor. Schließlich einigte er sich mit sich selbst darauf, dass es einfach Zufall war und nicht einmal der Okrill Be scheid wusste. Die VAT-DREDAR und ihre Begleit schiffe kehrten in den Normalraum zu rück. Orter und Kamerasystem schlugen wie verrückt aus.
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»48, 72, 96 ...«, schrillte ein Okrivar. »96 Brandblumen sind rings um den Hof verteilt.« Nach Hibernation-8 hatte VATROX DAAG nur zwei geschickt. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie wenig die Vatrox, die Klone und die Hiberna tionswelten ihm bedeuteten, hier war er. 96 gegen 2. Sinnafoch legte seine Zurückhaltung ab, die er gern zur Schau trug. Er schüt telte die Arme, ballte die Hände und hielt die rechte in der Nähe des Holsters mit der Strahlenpistole. Mit raumgreifenden Schritten mar schierte er auf Philip zu. »Polyport hin, Polyport her!«, sagte er. »VATROX-VAMU kann unmöglich so gefährlich sein, dass VATROX-DAAG die gesamte Frequenz-Monarchie dafür opfert.« Der Okrill reagierte immer noch nicht. Sinnafoch stupste ihn mit der Stiefel spitze an. Auch das brachte nichts. Philip beziehungsweise VATROX DAAG wünschte keine Kommunikati on. VATROX-DAAG selbst meldete sich nicht, obwohl die Ortung deutlich den Schemen zeigte. Energetisch war er so deutlich wie ein galaktisches Leuchtfeu er. Wieder stutzte Sinnafoch. Wenn jeder Orter im Umkreis von ein paar tausend Lichtjahren dieses Leuchtfeuer erkann te, dann war eine Flucht sinnlos. VATROX-DAAG war also gar nicht geflohen, sondern legte absichtlich eine Spur, damit der Feind ihr folgte. VATROX-VAMU würde kommen, bald, irgendwann. Selbst wenn er die Absicht erkannte, würde er sich nicht fernhalten. Zu groß war der Durst nach Rache, der Wille zur Vernichtung, und alles, was in ihm steckte, wollte dann freige setzt werden. 96 Brandblumen oder Feueraugen
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und ein Polyport-Hof, war das die Falle? Oder war es nur der Hyperbrand-Atem? Sinnafoch erkannte in seinem Hier sein plötzlich einen Sinn. Vielleicht bot sich ihm die einmalige Gelegenheit, alle die Dinge zu erfahren, die er über die Vergangenheit, sein Volk, Anthuresta und die Anthurianer nicht wusste. Viel leicht verstand er dann die Zusammen hänge, die seinem Leben und dem von Milliarden Klonen noch immer einen Sinn gaben. Die Frequenz-Monarchie durfte nicht völlig umsonst existiert haben. Sie durf te nicht auf dem Altar von zwei Überwe sen geopfert werden, die ihren ganz per sönlichen Rachefeldzug führten. Da Philip weiterhin nicht reagierte, versetzte der Frequenzfolger dem Okrill einen etwas kräftigeren Tritt mit der Stiefelspitze. Er entlockte dem Tier da mit wenigstens eine geringfügige Reak tion. Es öffnete ein Auge, schielte ihn aus tausend Facetten an und schloss das Auge wieder. »Ich stelle dir ein paar Fragen«, sagte Sinnafoch. »Ich werde dabei den Strah ler auf dich richten. Wenn es dir nicht passt, dann verlass jetzt bitte die Zen trale!« Philip schnaubte leise. Er bewegte den Kopf leicht hin und her, dann lag er wieder still. Sinnafoch wusste, dass er jetzt nichts ausrichten würde. Der Okrill sah keinen Grund, warum er ihm etwas hätte sagen oder erläutern sollen. * VATROX-VAMU kam. Auf der Hyperortung sahen sie ihn, lange bevor er mit seinem Normalraum anteil den Sektor des Polyport-Hofes erreichte. »96 Brandblumen, das hält kein We sen aus«, sagte Satwa. »VATROX-VAMU verspekuliert sich.«
Sinnafoch schaute gebannt auf die Holodarstellung. Die beiden Wesen hin gen sich gegenüber, ungefähr zwei Mil lionen Kilometer voneinander entfernt. Dazwischen befand sich der PolyportHof. VATROX-DAAG bewegte sich. Er eil te auf einer gedachten Kreisbahn um ESHDIM-3, die ihn auf die andere Seite brachte. VATROX-VAMU erkannte die Absicht und setzte sich ebenfalls in Be wegung. Aber statt dem Widersacher entgegenzufliegen, folgte er ihm auf der Kreisbahn hinterher. Nach einer halben Bahn hielten sie an und änderten die Richtung. »Was ist das?«, flüsterte Satwa. »Ein Balzritual?« »Der Anfang einer tödlich ernsten Jagd«, antwortete Sinnafoch. »Auch wenn es für uns ziemlich lustig aussieht. Wir sind übrigens nicht allein.« Sinnafoch löste stillen Alarm für alle Einheiten seines Verbandes aus. Fast un bemerkt näherten sich zehn unschein bare Leuchterscheinungen, die sich auf der Orterdarstellung als leuchtende, tra pezförmige Netze entpuppten. Nach den bisherigen Erfahrungen, die Schlacht lichter mit den Netzwebern gemacht hatten, erschien es ihm als geboten, diese zweite Bedrohung nicht zu ignorieren. »Philip!«, sagte er in einer Lautstärke, die selbst einen toten Okrill geweckt hätte. Das Tier öffnete beide Augen, hob leicht den Kopf und sog die Luft ein. »Kommunizieren die beiden Wesen miteinander?«, fragte der Frequenzfol ger. Ein leises Zischen kam als Antwort. »Ja oder nein?« Wieder das Zischen. Sinnafoch sah, dass er so nicht weiter kam. »VATROX-DAAG, ich weiß, dass du mich hörst. Gib mir Antwort. Was hat das zu bedeuten? Verbrüderst du dich mit dem Erzfeind?«
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Sinnafoch wechselte blitzschnell sei nen Platz aus Furcht, der Okrill könnte ihn anspringen. Wieder geschah nichts. Und es gab auch keine Antwort. »Philip? VATROX-DAAG?« »Du störst!«, sagte der Okrill. »Warte, bis du Anweisungen erhältst! Dein Platz ist am Terminal!« Sinnafoch gab sich vorerst mit der Er klärung zufrieden und befolgte die An weisung. Der Schemen VATROX-DAAG be schleunigte übergangslos. Er raste da von, dicht am Polyport-Hof entlang und auf den Ring der Brandblumen zu, die um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisten. Sinnafoch stockte der Atem, als VATROX-VAMU dem Herrscher folgte und sich dabei fast auf derselben Bahn hielt. Wieso agierte er nicht vorsichtiger? Vor den Feueraugen schien er keine Angst zu haben. VATROX-DAAG seinerseits wusste das. Und tat doch so, als könnte er mit dieser Taktik einen Erfolg erzielen. »VATROX-DAAG weiß, dass 96 Brandblumen zu viel für VATROX-VA MU sind«, stellte Satwa fest. Sinnafoch hielt den Kopf schief. »Kann sein. Vielleicht weiß VATROX VAMU mehr, als VATROX-DAAG ahnt. Wir werden sehen.« »Sinnafoch!«, verkündete der Okrill in diesem Augenblick. »Du bist dran. Einsatz für alle Feueraugen!« Die Finger des Frequenzfolgers huschten über das Terminal. Ein Akti vierungsbefehl für alle, ein zusammen gefasster Steuerbefehl für alle, viel mehr war es nicht. Ab sofort kommunizierte die Automatik mit den einzelnen Gebil den und spulte das Programm ab. Die Brandblumen näherten sich dem Polyport-Hof, während die Netzweber weiterhin draußen im All verharrten.
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Sinnafoch wusste, wie schnell diese Gebilde ihren Standort ändern konnten. Anhand automatischer Aufzeichnungen hatte er verfolgt, wie sie Schlachtlichter gejagt und diese fast wie Wild erlegt hat ten. Die Vatrox im Innern hatten ihre Erinnerungen verloren, ein globaler Ver lust, der nicht mehr rückgängig zu ma chen war. »Sie sehen einfach nur zu«, vermutete Satwa. »Zaungäste sozusagen.« »Ja«, meinte Sinnafoch, war aber nicht davon überzeugt. Zu selbstständig handelten die Netzweber, zu unabhän gig und autark, als dass man nicht mit Überraschungen hätte rechnen müssen. Das Ganze kam ihm noch immer wie ein etwas abstraktes Bühnenstück vor, dessen einziger Zweck der Transport der Schlusspointe war. Dennoch ließ er nicht locker, berechnete Bahndaten voraus, wertete alle bisherigen Bewegungen aus, startete von vorn, änderte die Parameter und bekam noch immer kein befriedi gendes Ergebnis. »VATROX-DAAG verhält sich ausge sprochen irrational«, sagte er in Philips Richtung. »Warum?« Dass die Entität eine Art Verwirrspiel
Die Welt des
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trieb, sah man. VATROX-VAMU brauch te keinen Blick durch Vasallen-Augen, um es zu merken. Sinnafoch argwöhnte, dass er längst begriff, was der Frequenz folger noch immer nicht verstand. Was bezweckte VATROX-DAAG? Wieder hielt das Geisteswesen auf die Feueraugen zu. VATROX-VAMU folgte. Machten ihn Hass und Rachegedanken so blind, dass er in sein eigenes Verder ben flog? DAAG flog jetzt mitten zwischen die Feueraugen. Natürlich geschah nichts, denn Sinnafoch hütete sich, die Gebilde zu aktivieren. VAMU schloss zu ihm auf, war jetzt unmittelbar vor den riesigen, wabernden Gebilden. Nur zu, der Brennpunkt ist auf den gesamten Innenraum vektoriert, dachte der Frequenzfolger. Wenn du da erst mal drinsteckst ... Die Netzweber rückten näher, und Sinnafoch machte sich eindringliche Gedanken darüber, wie VATROX-DAAG diese Wesen als Verbündete gewonnen hatte. »Die Energiewesen wollen nur den Polyport-Hof verteidigen, mehr nicht«, sagte Satwa, ohne dass er mit ihr darü ber gesprochen hatte. »Alles andere in teressiert sie nicht.« »Aktivieren, Sinnafoch!«, verkündete in diesem Augenblick VATROX-DAAG aus dem Maul des Okrills. Der Frequenzfolger schaltete die 96 Feueraugen in den Aktivmodus. Mehr konnte er von hier aus nicht mehr tun. Die Programme kannten die Feindken nung, besaßen alle verfügbaren Daten über VATROX-VAMU. VATROX-DAAG setzte zum Frontal angriff auf den Ableger an. Er kam ihm so nahe, dass VATROX-VAMU ihn fast schon einsaugen konnte. Der nahm so fort die Verfolgung auf, halb blind vor Hass. Beide Ortungsabbilder schüttelten sich, als wollten sie sich voneinander losreißen.
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VATROX-DAAG verschwand zwi schen den Feueraugen, der andere dicht dran. Die Feueraugen warfen sich auf VATROX-VAMU. Die Psi-Materie drohte in das Gebilde einzuschlagen. Sinnafoch wusste, dass es fast 300 Kilogramm wa ren, die zur Explosion gebracht werden sollten. VATROX-VAMU wich instinktiv aus. Dabei kam er den Netzwebern nahe, die inzwischen den Raum dicht am Poly port-Hof erreicht hatten. »Der Hintergedanke ist genial«, er kannte Sinnafoch. »Wenn VATROX-VA MU den Netzen zu nahe kommt, hüllen sie ihn ein und entfernen ihn. Was pas siert dann? Ergeht es ihm wie jedem Vatrox?« Ein Geisteswesen, das per Transition versetzt wurde und alle Erinnerungen verlor, was blieb da übrig? Ein geisti ges Nichts, das VATROX-DAAG sich einverleibte? Wie steuerte dieser über haupt die Netzweber? Gedankenkon trolle? Die lichtschnellen Bewegungen der rautenförmigen Netze waren kaum zu erkennen. Sie stülpten sich einander entgegen, versuchten ihre Ränder anein anderzulegen und einen großen Ballon um den Schemen zu bilden. VATROX-VAMU reagierte nicht. Er schien nicht zu wissen, was es bedeutete. Oder er war so fasziniert, dass er jede Vorsicht vergaß. Die ersten Ecken und Kanten be rührten sich. VATROX-VAMU schnellte sich davon. Er floh zwischen den noch offenen Teilen hinaus ins All. Dort, wo er mit den Kanten in Berührung kam, brandeten Lichtgewitter auf. Die PsiTaster schlugen aus und meldeten Erup tionen im entsprechenden Teil des UHFBereichs. Gewaltige Sonnen gingen auf. Wäh rend Sinnafoch noch immer mit seinen Blicken an den Netzen klebte, kollidierte
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VATROX-VAMU mit den Feueraugen. Die Gebilde schlugen in den Schemen ein, alle 96 fast gleichzeitig. Die Netzwe ber und ESHDIM-3 verschwanden hin ter einem gigantischen Lichtblitz, der das Raum-Zeit-Kontinuum zerschnitt wie ein scharfes Messer ein Tuch. Die Automaten der VAT-DREDAR ga ben Alarm. Ihr Jaulen machte selbst den Okrill nervös. Hyperraumaufrisse im Dutzend, Di mensionsbeben und gewaltige Gravo schockwellen – alles entstand gleichzei tig und innerhalb von Sekunden. Die Schlachtlichter flohen bereits. Die Netzweber waren schon weg. Nur die beiden Schemen und 300 Ki logramm Psi-Materie waren noch da. Letztere detonierte in einer gewaltigen Explosion, deren Energierückschlag ei nen Teil der Beben und Aufrisse zerstör te und die Gravoschockwellen ab milderte. Dennoch war es ein Weltuntergang. Sinnafoch sah, wie sich der Raum
vielfach krümmte, wie er Fraktalbewe gungen vollführte, der Polyport-Hof an den Rändern einknickte und sich faltete, bis er in eine Tasche passte. Dann ver schwand er in einem Lichtblitz im Nichts, im Mikrokosmos oder sonst wo. Durch einen diesigen Schleier hindurch sah Sinnafoch Stücke abbrechen. ESH DIM-3 wurde zerstört. Kurz darauf gin gen die Energiespeicher durch und ver nichteten den Hof von innen. »Das ist er also gewesen, der sa genumwobene Hof«, sagte Sinnafoch zu sich selbst. »Der in den Plänen von VATROX-DAAG eine so große Rolle spielte.« * Die Auswirkungen der 300 Kilogramm waren gering, fast schon vernachlässig bar. Sinnafoch sah sich die Aufzeich nung an. Es sah aus, als sauge VATROX VAMU die freigesetzte Energie zu einem großen Teil in sich auf.
Ein Fanfilm-Wettbewerb zum -WeltCon 2011 Die Fans sind dazu aufgerufen, ihre eigenen Kurzfilme zu entwickeln, die maximal eine Viertelstunde lang sein und etwas mit PERRY RHODAN zu tun haben sollen. Ob die Filmfans einen Real- oder einen Animationsfilm drehen, bleibt ihnen überlassen. Als Jury konnte der Pabel-Moewig Verlag drei prominente Filmschaffende verpflichten. Dabei handelt es sich um Volker Engel (VFX-Supervisor; erhielt 1997 den »Oscar« für die Spezialeffekte von »Independence Day«.), Oliver Scholl (Production Designer; unter anderem für die Filme »Independence Day«, »Godzilla« und »The Time Machine«) und Bruno Eyron (Schauspieler; unter anderem »Balko«, »SOKO Donau«, »Raumstation Unity«). Eine Vorab-Jury, in der unter anderem der PERRY RHODAN-Autor Marc A. Herren und der Filmjournalist Robert Vogel tätig sind, sichtet alle eingehenden Wettbewerbsbeiträge. Die zehn besten Filme werden auf dem PERRY RHODAN-WeltCon im September 2011 gezeigt, die Jury wählt dann die Gewinner aus.
Der Einsendeschluss für den Wettbewerb ist der 1. Juli 2011. Weitere Informationen finden sich auf der WeltCon-Homepage: www.weltcon2011.de
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Es erklärte die relativ geringen Aus wirkungen auf den Normalraum des umliegenden Alls. Entsprechend schnell schlossen sich die Aufrisse wieder, ebbten die Gravoschocks ab. Sinnafoch hielt nach VATROX DAAG Ausschau. Dessen Plan war ge scheitert. VATROX-VAMU hatte ge siegt, weil sein Feind in Unkenntnis der Tatsachen versucht hatte, ihn mit einer gigantischen Zahl an Feueraugen zu vernichten. Das Gegenteil war der Fall. VATROX VAMUS Schemen leuchtete hell und in tensiv, während der zweite im Hinter grund schwach und ausgemergelt schien. Sinnafoch beobachtete, wie VATROX VAMU sich auf seinen Elter stürzte. Die beiden Schemen verschmolzen ineinan der. Wieder entstand der Eindruck eines Gezerres, wie er es schon bei Hibernati on-8 beobachtet hatte. Der Unterschied bestand in der Zeitdauer. Nach zehnmal Fingerschnipsen war es vorbei. Der schwache Schemen war verschwunden. »Geschichte wiederholt sich immer wieder«, sagte Satwa. Frequenzfolger Sinnafoch stimmte ihr zu. So, wie damals der ursprüngliche VATROX-VAMU vom »Kind« geschluckt worden war, so schluckte der »neue« VATROX-VAMU jetzt den Erzeuger VATROX-DAAG. Und damit nicht genug. Sinnafoch spürte mit einem Mal, dass ihm etwas fehlte. Er hatte es bisher nie bemerkt, aber jetzt wusste er, dass es nicht mehr da war. Und er begriff, was es war. Er war nicht länger Bestandteil von VATROX CUUR oder VATROX-DAAG. Er war nur noch Sinnafoch, ein Vatrox. Sinnafoch schaute auf Philip hinun ter. Der Okrill lag reglos da. Auch in ihm musste etwas gestorben sein, oder es hatte sich verflüchtigt. Der Splitter der Entität ...
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Epilog Stundenlang hing der leuchtende Schemen im All. In seiner Nähe trieben ein paar kleine Metallteile, die sich von der Oberfläche des Polyport-Hofes ge löst hatten, bevor dieser im Strukturriss verschwand. Von den Netzwebern war nichts mehr zu sehen. Nachdem ESH DIM-3 nicht länger existierte, sahen sie keinen Grund mehr, in der Nähe zu blei ben und zu wachen. Einen positiven Aspekt gab es trotz der Katastrophe. Das 36. Schlachtlicht war wieder zu dem kleinen Verband ge stoßen, der nun Sinnafochs Hausmacht darstellte. Eine Weile wartete der Frequenzfol ger noch, ob sich VATROX-VAMU bei ihnen meldete. Es geschah nicht. Das leuchtende Gebilde bewegte sich plötz lich, beschleunigte rasend schnell und verschwand mit unbekanntem Ziel im Nichts. Da ahnte Sinnafoch, dass sie diesem Wesen schon bald wieder begegnen wür den. Bis dahin musste er die Reihen ord nen und eine neue Struktur aufbauen. Er war jetzt der Herrscher der Fre quenz-Monarchie, aber um welchen Preis? Wenn er ehrlich war, existierte sie nur noch dem Namen nach. Oder zu mindest nicht mehr in der Form wie zu vor. Sie hatte nicht einmal mehr eine Hei mat zum Überwintern, war ihrer Grund lagen beraubt. Die überlebenden Vatrox hatten nur noch sich selbst, ihr einziges Leben und ihre Schiffe. Sinnafoch hatte keine Ahnung, wie viele Schlachtlichter es noch waren. Ein paar Zehntausende mit etwas Glück. Da stand er, ein Herrscher ohne Land in einer Galaxis, die nicht mehr ihnen gehörte, weil sie die meiste Zeit der letz ten 10 Millionen Jahre sowieso nicht ih nen gehört hatte.
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Es war müßig, Ansprüche stellen zu wollen. Dazu war VATROX-VAMU zu mächtig. Und zu gefährlich. Das Einzige, was er tun konnte, war zu versuchen, die Überreste der Frequenz-Monarchie in Anthuresta zu retten. Die in Hathorjan gab es schon nicht mehr. Satwa trat vor ihn hin. Sie ergriff die dürren Hände.
»Noch ist nicht alles verloren«, sagte sie. Er holte tief Luft und sah sie aus gro ßer Höhe an. »Du kannst lachen?«, fragte sie ange sichts seines Mienenspiels. »Das wusste ich nicht.« »Es ist mehr Verzweiflung. Aber sprich!« »Wir haben noch eine Option, an die wir bisher nicht gedacht haben ...«
ENDE
Im Krieg zwischen VATROX-DAAG und VATROX-VAMU scheint der Sieger festzustehen. Aber noch ist nicht alles für die Frequenz-Monarchie verloren. Indessen geht die Suche nach dem PARALOX-ARSENAL weiter ... Michael Marcus Thurner, der Autor des Folgeromans, befasst sich mit den aufregenden Erlebnissen auf der Jagd nach den Zeitkörnern. Sein Roman, Band 2590, erscheint in einer Woche überall im Zeitschriftenhandel unter folgendem Titel: DER TOTE UND DER STERBENDE
PERRY RHODAN – Erbe des Universums – erscheint wöchentlich in der Pabel-Moewig Verlag GmbH, 76437 Rastatt. Internet:
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Swen Papenbrock. Druck: VPM Druck KG, Karlsruher Str. 31, 76437 Rastatt, www.vpm-druck.de. Vertrieb: VU Verlagsunion KG,
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Kommentar
Hintergrund zu VATROX-VAMU (II) Das Vamu machte die Vatrox in ihren Augen zu etwas Einzigartigem – und in ihrer Weiterentwicklung nach der Entdeckung durch Lucba Ovichat gewann es mehr und mehr Bedeutung. Vorangetrieben von den starken Mentalinnen des Vamu-Ordens, entstanden Akademien auf den Kontinenten Vamunam, Daagan und Cuurson. Durch intensivierte genetische Zuchtselektion wurde das geistige Potenzial um ein Vielfaches verstärkt, und neben dem Gedankenlesen bildete sich daher bei ei nigen Hochbegabten eine zweite Fähigkeit heraus: eine besondere Empathie, mit der die Mentalinnen das Vamu aufspüren konnten. Um diese Empathie vollends auszuschöpfen, waren sie zudem in der Lage, das ei gene Vamu vom Körper zu lösen. Man nannte diese besonders begabten Frauen Vamu-Fängerinnen, de ren Aufgabe es war, überall nach dem Vamu zu suchen und es behutsam heimzugeleiten. (PR 2575) Triolithformationen aus tiefroten Tiovam-Riesenkris tallen wurden für das Vamu zu maßgeblichen Bezugs punkten auf den drei Kontinenten. Mit der Zeit entstan den daraus an Schichtvulkane erinnernde Berge – in ihre Bausubstanz integriert waren zu feinem Granulat verarbeitete Tiovam-Kristalle, die ihnen einen weithin sichtbaren rot funkelnden Schimmer verliehen. Aus den drei unablässig wachsenden Depots ent wickelten sich eigenständige Kollektivbewusstseine, die die Geschicke des Volkes lenkten, übermittelt durch die drei Stellvertreterinnen des Vamu-Ordens. An der Spitze stand VATROX-VAMU – »Erster der Vatrox«, der erste Herrscher. Die anderen waren VATROX-CUUR und VATROX-DAAG. Die Namen waren mehr als Titel zu verstehen: Erster, Zweiter und Dritter Herrscher. Sie bildeten das Triumvirat, lenkten die Geschicke des Volkes, das blühte, gedieh und seinen Einfluss in der Galaxis Vamu-Vamu ausdehnte. »Erste des Einzigartigen« hatten die Vatrox ihre Sterneninsel genannt. Zur Stabilisierung ihres Wachstums benötigten die Herrscher Tiovam-Kristalle. Je mehr Vatrox lebten, je mehr Vamu entstand, desto mehr Tiovam wurde be nötigt, und umso näher kam der kritische Punkt, an dem die geistigen Kollektive nicht mehr weiterwach sen konnten, ohne die Stabilisierung zu gefährden und Schaden zu nehmen. Was bedeutet hätte, dass jedes in ihnen gespeicherte Vamu spontan freigesetzt wür de, und zwar so eruptiv, dass es vermutlich im Hyper raum verwehen musste.
Neue Mentaldepots konnten nicht mehr geschaffen werden, weil die drei alles Vamu anzogen und es ihnen nicht möglich war, dieses einfach auszulagern. Des halb entwickelten sie einen Plan, um Abhilfe zu schaf fen. Die drei Kollektive konnten die kritische Menge nur auf eine Weise vermeiden – indem sie sich teilten. Sie wollten gezielt eine Separierung von Vamu aus ihrem Kollektiv vornehmen und daraus eine weitere Geistesmacht schaffen, die im Gegensatz zu ihnen nicht an den Planeten gebunden, sondern frei beweg lich sein würde. Ihr KIND ... 54 Milliarden Vatrox waren im Vatar-System versam melt, als die drei Kollektivwesen ihren Plan umsetzten. Sie alle bekamen mit, wie aus den drei Vamu-Depots gleichzeitig gleißende Kugeln aufstiegen, um dann zu verharren. Die Kugeln blähten sich auf, jeweils an einer Stelle bildete sich eine Einschnürung. Die Einschnürung beanspruchte eine gewaltige Menge an Energie, welche die Kollektivwesen einforderten. Ihre gewaltige Ausstrahlung legte sich über die Vatrox, egal an welchem Ort, ob auf Vat, anderen Planeten oder in den Raumschiffen. Der Druck verstärkte sich und mit ihm die Lockung, die Anziehungskraft, der innige Ruf. (PR 2575) Und die Vatrox folgten. Zu Millionen und Milliarden setzten sie ihrem körperlichen Leben ein Ende. Drei neue kleine Kugeln stiegen auf, bildeten über die Ent fernung hinweg feine Verbindungsfäden zueinander, faserten auf und verschmolzen wieder zu einer wei teren nebelartigen Erscheinung, in die das Vamu von siebenundzwanzig Milliarden Vatrox hineinfloss. Das neu gebildete vierte Wesen wuchs zu riesenhafter Größe, wurde zum Titanen, der seine Schöpfer bereits kurz nach der Geburt um ein Vielfaches übertraf. Seine gleißende Erscheinung konnte an jedem Punkt von Vat aus am Himmel beobachtet werden, und auch vom Weltraum aus war der immaterielle, diffuse Nebel deutlich zu erkennen. Milliarden lebender Vatrox, platziert zwischen Milliar den Leichen, beobachteten staunend die Geburt des Wesens, fühlten sich ihm nah und vertraut, wie zuletzt dem Mann, der Frau, dem Kind, neben dem sie gestan den hatten. Sie spürten das Vamu, und sie spürten, wie etwas Neues entstand und zum ersten Mal einen Ge danken bildete. (PR 2575) Rainer Castor
Leserkontaktseite Vorwort Liebe Perry Rhodan-Freunde, bei der Arbeit am vorliegenden Doppelband haben »Porpoise Song«, »Daily Nightly« und andere Songs die Hintergrundmusik geliefert. Im Internet kann man ruck, zuck recherchieren, welche Gruppe das ist. Aber hat es jemand auf Anhieb gewusst?
Bunt gemischt David Kraft,
[email protected] Erst mal herzlichen Glückwunsch zu einem tollen Zy klus. Ich habe mich vor einigen Jahren mit den alten Silberbänden in die Story eingelesen. Mit einigen Zeitsprüngen bin ich so bis zum Schwarm-Zyklus ge kommen. Jetzt habe ich, seit Ende November, ein Abonnement der Erstauflage. Anfangs hatte ich ja Befürchtungen, dass der Einstieg mitten im Zyklus schwierig sein könnte, aber das hat sich nach dem ersten Heft schnell gelegt. Seitdem lese ich jede Woche wieder gebannt die neu esten Entwicklungen aus dem Perryversum. Vielen Dank für die gute Unterhaltung. Eine kurze Frage an Marc A. Herren hätte ich noch zu Band 2578. Das Interludium mit den Auszügen aus dem »Mah nenden Schauspiel vom See der Tränen«, wird das noch weiter ausgeführt? Handelt es sich dabei um zusam menhängende Stücke, die hinterher ein lückenloses Ganzes ergeben? Oder sind es nur Bruchstücke des Meisterwerkes, das in meiner Phantasie danach schreit, in einem vereint zu werden? Gibst du das gegebenenfalls, unter Erwähnung deines Namens, für eine Fan-Fiction her? Auf jeden Fall ist das ein inspirierender Teil deines ge lungenen Heftromans, dessen Fortsetzung ich morgen in meinem Briefkasten erwarte. Ich bitte um Verständnis, wenn Marc aus verschiedenen Gründen derzeit nichts dazu sagen kann. Bitte Ge duld!
Christian Hanusch,
[email protected] Erst mal ein dickes Lob für den aktuellen Zyklus. Durch die Fernen Stätten, die Polyport-Höfe und die Reise von Alaska erfährt man wieder den Sense of Wonder. Ich persönlich glaube, dass ES erst im Roman 2599 durch die Psi-Materie des PARALOX-ARSENALS gerettet wird und sich danach wieder für ein paar Zyklen ausruhen muss. Ist zwar schade, aber ES darf auch nicht zu oft eingrei fen. ES würde einfach nicht mehr ES sein, wenn er bei jedem neuen Abenteuer tatkräftig mitmischt. Jetzt ein wenig Kritik. Durch die JULES VERNE, die Sil berkugeln und die Polyport-Höfe können die Galaktiker endlich wieder in andere Galaxien reisen.Was mir dabei aber leider auf der Strecke bleibt, ist die technische Weiterentwicklung und das Voranschreiten der Hand lung in der Milchstraße und der Lokalen Gruppe. Ist ja auch ein Teil der Mächtigkeitsballung von ES. Wo sind die ganzen neuen Siedlerromane der neuen Bereiche in der Milchstraße aus dem SternenozeanZyklus? Das Auffinden von technischen Hinterlassen schaften der Kybb oder von TRAITOR? Könnten die Galaktiker nicht die Bahnhöfe der Friedensfahrer oder die Inqous der Shuwashen nutzen, um die Lokale Grup pe über den Bereich der Sonnentransmitter hinaus wieder enger zu verbinden? Was ist mit dem vektoriert-modifizierten DimetransModus der Paratronkonverter oder mit Halbraumcom putern? Warum steht die technische Entwicklung der Galaktiker bis auf wenige Ausnahmen still? Ich bin gespannt, wie es weitergeht, und hoffe noch auf viele weitere Jahre voller Abenteuer mit Perry,Atlan und Co.
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Danke fürs Lob! Siedlerromane, Hinterlassenschaften etc.: Noch mehr konnten wir in den Zyklus mit dem besten Willen nicht reinpacken. Solche Romane sind doch ein gefundenes Fressen für Fan-Publikationen, oder? Karl Lorenz,
[email protected] Durch Zufall wurde ich Leser der ersten Stunde und bin ihm seither verfallen, dem wöchentlichen Lesege nuss. Für mich war der Tradom-Zyklus bis jetzt der interes santeste und beste. Er beinhaltete alles, was zum Per ryversum gehört. Jetzt habe ich den Band 2575 »Flucht nach Anthuresta« zu Ende gelesen. Für mich war es einer der besten Bände des laufenden Zyklus. Ein Dankeschön für die jahrzehntelange Lesetreue! Wir wünschen dir noch viele »beste Bände« eines laufenden Zyklus. Martin Willmann,
[email protected] Habe gerade Band 2579 gelesen und bedauere, dass jetzt wieder zu einer anderen Handlungsebene um geblendet wird. Marc A. Herrens Romane um Alaska Saedelaere sind für mich die Höhepunkte dieses Zyklus. Was das für die anderen Handlungsstränge, die ver meintliche Haupthandlung also, bedeutet, könnt ihr euch selbst zusammenreimen. Ich hoffe, dass ich nicht zu lange auf die Fortsetzung der Alaska-Handlung warten muss. Wir reimen uns da gerade ein paar ganz fürchterliche
Sachen zusammen.
Alaska: Ein paar Hefte dauert es immer, bis du wieder
was von ihm lesen kannst.
Steffen Große Coosmann,
[email protected] Hier meldet sich ein Neuleser der Serie. Ich (25) lese PERRY RHODAN nun seit März 2010 und bin einfach nur begeistert. Die Serie kannte ich schon früher von meinem Opa, der sie immer vormittags und in seiner Mittagspause gele sen hat. Ich erinnere mich noch gut, dass ich mal bei
meinen Großeltern zum Mittagessen war und mein Opa gerade ein Heft zu Ende gelesen hatte. Er schmunzelte darüber, dass die Figuren darin in Mäuse mit Men schenkopf verwandelt wurden. Gab es das tatsäch lich? Im März 2010 kam ich jedenfalls an meiner LieblingsLotto-Annahmestelle vorbei und habe aus Interesse den damals aktuellen Band 2532 gekauft. PERRY RHO DAN war mir natürlich ein Begriff. Ich hatte von der Veröffentlichung des PR-Adventure-Spiels gehört, und der 2500. Band war ja auch in der Presse. Mich hat in erster Linie das Coverbild mit dem Außer irdischen angesprochen. Die Coverbilder sind sowieso ein großes Plus. Mein Lieblingscover bis jetzt ist auf Heft 2565 »Vastrears Odyssee«. Ich habe meine Oma auch nach den Heften meines Opas gefragt. Leider hat sie die PERRY RHODAN-,Wes tern- und John-Sinclair-Hefte kurz nach seinem Tod ins Altpapier geworfen. Ich glaube, da hätte sich so man cher Sammler drüber gefreut. Im Moment lese ich Heft 2572, versuche aber bald auf zuschließen, damit ich wieder im wöchentlichen Rhyth mus dabei bin. Willkommen an Bord! Möglicherweise meinst du fol gende Begebenheit aus Heft 179: »Als Atlan mit den Verdummten Melbar Kasom und Perry Rhodan nach sechseinhalb Wochen bei der CREST angelangte, wur den sie von Fudoli als Mäuse – Kasom aufgrund seiner Größe als Hamster – erkannt und begeistert mit Pfeifen und Piepsen empfangen.« Thomas Bergmann,
[email protected] Vor mir liegt der gelesene Band 2578 »Das Mahnende Schauspiel« von Marc A. Herren. Das ist »Sense of Won der« vom Feinsten wie überhaupt die kriminalistische wie auch von Alaskas wiederkehrenden inneren Zwei feln um Samburi Yura getragene Story. Vergleichen wir das doch mal mit der Perry begeg nenden Gigantomanie: Da ist das immer noch nicht vollständig begriffene Polyport-Netz, das Wunder von Anthuresta, der spezielle Controller, die Kartuschen, die wandernden Städte, das Feuerauge über Terra, die Fun kenregen und die neuen und alten sterbenden Mutan ten; und dann auch noch die Silberkugeln. Zu viel des Guten!
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Man mag einräumen, dass eine sterbende Superintel ligenz alles zur Verfügung stellen muss, was sie an Hightech und Psi-Materie hat. Aber wie wollt ihr das wieder zusammenfügen? Verschwindet alles Überdi mensionierte am Ende des Zyklus? Ich hoffe wirklich, ihr schafft es, zum Ende des Zyklus Alaska und Perry und Samburi und Diamond und die JULES VERNE und das Botnetz und die wandernden Städte und das Wunder von Anthuresta und das PA RALOX-ARSENAL zusammenzubringen. Ihr habt das schon mal geschafft, nämlich am Ende des Thoregon-Zyklus. Aber das war der längste (und bes te!) Zyklus aller Zeiten ... Grins, du hast Ramoz vergessen, das größte Wunder aller Zeiten. Ein paar Dinge wollen wir uns für die Zu kunft offenhalten. Die Alaska-Handlungsebene gehört dazu. Birla Erhard,
[email protected] Gerade sitze ich bei einer Tasse Kaffee und lese im aktuellen Heft mit großer Erleichterung, dass Gucky dem Tod nochmals von der Schippe gesprungen ist. Vielen Dank für deine Überraschungs-Mail! Es ehrt mich sehr, dass du das Bild auf der LKS bringen willst. Dass Gucky nicht stirbt, ist jedem klar. Es gibt Hauptfi guren in unserer Serie, die kann man nicht beseitigen, ohne nicht das gesamte Universum zu erschüttern. Ich sitze übrigens gerade bei einer Tasse Kaffee und bringe diese LKS in die endgültige Form und Fas sung. FAQ Steffen Große Coosmann,
[email protected] Jetzt noch eine Frage, die ich unbedingt beantwortet haben muss.Wie bewahre ich die Hefte vernünftig auf? Ich habe sie zunächst in einem Stehsammler für DIN A4-Hefte aufbewahrt, der aber langsam aus allen Näh ten platzte. Jetzt liegen sie auf einem Stapel im Regal, was aber etwas blöd aussieht. Vor einigen Wochen schrieb ein Leser, dass er die Hefte abheften würde. So
viel Aufwand möchte ich mir nicht machen. Vielleicht hast du oder die anderen Leser ja einen Tipp für mich. Da haben wir jede Menge Tipps für dich. Es gibt Sam melordner auch in DIN-A5-Format oder etwas größer. Spezielle Sammelmappen mit Stäbchenmechanik sind für Heftromane ebenfalls erhältlich. Da müsstest du dich an die Versandhändler wenden, Adressen siehe unten. Gehe mal auf die Webseiten dieser Versender und schau dir dort die Mappen an. Spaceshop der PERRY RHODAN-FanZentrale e.V., Post fach 1107, 29452 Hitzacker,Tel.: 0 58 62 / 94 11 30-0, Website: www.prfz.de, E-Mail:
[email protected] Transgalaxis, Postfach 1127, 61362 Friedrichsdorf, Tel.: 0 61 72 / 95 50-0, Fax: 0 61 72 / 95 50-80, Web site: www.transgalaxis.de Romantruhe-Buchversand Joachim Otto, Röntgenstra ße 79, 50169 Kerpen-Türnich, Tel.: 0 22 37 – 9 24 96, Fax: 0 22 37 – 92 49 70, Website: www.Romantruhe. de, E-Mail:
[email protected] Dominik Kettel,
[email protected] Ich war etwas erstaunt, dass der Roman 2576 nicht, wie im letzten Roman angekündigt, »Insel im Nebel« heißt. Was für mich auch noch komisch ist, dass Perrys Con troller höherwertiger ist als alle anderen (Heft 2572, Seite 25 und Heft 2574, Kommentar) und er trotzdem nicht die vollständige Kontrolle über den Handelsstern erhalten konnte. Ich finde es sehr merkwürdig, dass sich in letzter Zeit immer wieder Fehler bei Zahlenangaben einschlei chen. In Heft 2568, Seite 37, sind die VARIO-1000-Abmes sungen mit den Werten 498,5 x 200,0 x 141,9 ange geben. In Heft 2569, Kommentar »Vario-Konzepte (II)« sind es dann plötzlich 500 x 200 x 142, und in der Risszeich nung in Heft 2571 sind es dann wieder 498,5 x 200,0 x 141,9. Das sind zwar Differenzen im Millimeterbereich, aber wenn Zehntel hinter dem Koma angegeben werden, sind das schon deutliche Unterschiede. Es sind dieselben Werte, nur einmal als grobe Angaben,
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die anderen Male als exakte Angaben, was bei der Riss zeichnung auch Sinn macht. Ein Fehler ist das nicht. Abweichender Romantitel: Da es den Titel »Insel im Nebel« schon für Band 2509 gab, wurde er nachträglich geändert. Lediglich im Abspann von Heft 2575 wurde das in der Vorschau vergessen. Das mit Perrys Controller haben wir in Heft 2583 auf geklärt. Es ist einer der Ur-Controller, deshalb ist er besser als die anderen Geräte. Perry hat stufenweise die Zugangsberechtigung zu den einzelnen Leveln er halten. Dirk Stiller,
[email protected] Seit rund 40 Jahren lese ich – zwischendurch auch mit Pausen wegen Studium und anderen Dingen – die Se rie.Auch für mich ist es an der Zeit, mich einmal zu Wort zu melden. Mit großem Interesse habe ich den Kommentar unseres Mitlesers Rainer Battenfeld auf der LKS in Heft Nummer 2576 gelesen. Endlich hat es jemand auf den Punkt gebracht. Der aktuelle Zyklus ist eine absolute Zumu tung. Auch ich quäle mich durch die meisten der Hefte. Bei einigen Romanen weiß ich am Ende schon gar nicht mehr, was eigentlich vorgefallen ist. Für mich bedeutete PERRY RHODAN immer Genuss.
Wenn jedoch schon die ersten zehn Seiten extrem lang weilig und fast ausschließlich von technischen bezie hungsweise hochwissenschaftlichen Erklärungen ge füllt sind und deshalb quasi keine Handlung mehr erfolgt, empfinde ich das Lesen als Quälerei. So arbeiten Sie daran, dass ich nicht mehr lange bei der Stange bleibe. Vielleicht werde ich wieder in die Silber bände einsteigen und die guten alten Geschichten ge nießen. Wir wünschen viel Spaß dabei und drücken die Dau men, dass Sie bis zum Zyklusende durchhalten. Einen hab ich noch »Wenn du nicht gestört werden willst, gib mir dein Geld!« (O-Ton Ehefrau zu dem am Band 2588 arbei tenden Göttergatten.) Zu den Sternen! Euer Arndt Ellmer Pabel-Moewig Verlag GmbH Postfach 2352 76413 Rastatt
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Impressum Alle abgedruckten Leserzuschriften erscheinen ebenfalls in der E-Book-Ausgabe des Romans. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Zuschriften zu kürzen oder nur ausschnittsweise zu übernehmen. E-Mail- und Post-Adressen werden, wenn nicht ausdrücklich vom Leser anders gewünscht, mit dem Brief veröffentlicht.
Glossar Deflektor Ein Deflektorfeld erzeugt ein Feld, das die Lichtwellen um einen Körper herumlenkt, d. h., man sieht nur das, was hinter dem Körper ist, den Körper selbst nicht. Deflektorfelder schützen allerdings nur vor normalop tischer Beobachtung. Erst durch die Kombination mit Antiortungsfeldern einschließlich Eigenemissions dämpfern lässt sich dieser Schutz erweitern. Hathorjan Als die Hathor vor zweieinhalb Millionen Jahren die beherrschende Zivilisation der Galaxis Andromeda waren, trug die Sterneninsel den Namen Hathorjan. Bei den Tefrodern besitzt die Galaxis nach wie vor diesen Namen. Kriegsordonnanz Frequenzfolgern und -mittlern dient oft – je nach Be deutung – eine Kriegsordonnanz, die jedoch nie ein Vatrox ist, sondern einem anderen humanoiden Volk angehört: Die Haut ist transparent, wodurch die inne ren Organe sichtbar sind, allerdings kein Blut, das ebenfalls im Regelfall transparent ist. Kriegsordon nanzen sind sehr klein, ungefähr so groß wie ein fünf jähriges Menschenkind. Eine Kriegsordonnanz fun giert als persönlicher Diener eines Frequenzfolgers, den er häufig wie ein flinker Schemen umkreist. Er erledigt unterschiedliche Aufgaben, angefangen vom Prüfen des korrekten Sitzes der Pigasoshaare, über die sichere Verwahrung wichtiger Gegenstände und Botengänge, bis hin zu den Aufgaben eines Leibwäch ters. Okrills Eine der bekanntesten Lebensformen Oxtornes sind die Okrills. Sie sind Jäger und perfekt an die rauen Bedingungen angepasst. Einige Exemplare wurden sogar von Oxtornern abgerichtet und dienen ihnen als Haustiere. Die achtbeinigen Okrills sind 1,10 Meter lang und 0,5 Meter hoch und haben eine Kompaktkonstitution. Die Haut ist lederartig und kann sogar dem direkten Be schuss aus Handthermostrahlern für kurze Zeit wider stehen. Die Tiere ertragen die extremsten Tempera turen und andere widrige Umweltverhältnisse mühelos.
Das vordere Beinpaar endet in kopfgroßen, raubtier haften Tatzen mit ausgeprägten Krallen. Auf die beiden kürzeren mittleren Beinpaare, deren Füße mit Saug näpfen ausgestattet sind, folgen zwei lange, musku löse Sprungbeine; sie befähigen die Okrills unter Ter ranorm-Bedingungen zu 20 Meter weiten Sprüngen. Zusammen mit dem breiten Maul geben sie den Tieren ein froschartiges Aussehen. Das Froschmaul enthält allerdings zwei Reihen spitzer Zähne. Mit ihrer grellro ten, acht Meter langen, ausrollbaren Zunge können die Tiere starke elektrische Schläge austeilen, die selbst Terkonitstahl zum Schmelzen bringen. Die kugeligen Augen bestehen aus zahlreichen Facet ten und glitzern wie ein Diamant. Verständigen können sich die Okrills durch Schnalz- und Niesgeräusche. Bei ihrer Fortpflanzung übertragen die Okrills ihre win zigen, walzenförmigen Larven in Zwischenwirte (auch Menschen sind geeignet), in denen sie sich innerhalb von 18 Stunden in daumengroße Okrills umwandeln, die anschließend vom Elterntier umsorgt werden. Als Super-Infrarotspürer können Okrills die Infrarotspuren selbst lange zurückliegender Ereignisse wahrneh men. parataub Parataube Wesen sind immun gegen psionische Be einflussung, können selbst aber durchaus über aktive Psi-Fähigkeiten verfügen. Die Frequenzfolger der Frequenz-Monarchie sind pa rataub und dadurch unempfindlich gegen jegliche psionische Beeinflussung, man kann weder ihre Ge danken lesen noch sie telekinetisch packen o. Ä. VATROX-DAAG VATROX-DAAG ist der letzte überlebende Herrscher der Frequenz-Monarchie. Wie VATROX-CUUR und VATROX-VAMU handelt es sich um ein Geisteswesen, das zwar ein Wesen höherer Ordnung darstellt, aber unterhalb einer Superintelligenz rangiert. VATROX-DAAG entstand im Zeitalter der Ersten Hyper depression vor 9,86 Millionen Jahren auf dem Planeten Vat, zeitgleich mit VATROX-VAMU und VATROX-CUUR. Als sie gemeinsam aus dem Vamu eine neue, vierte Wesenheit schufen, assimilierte diese VATROX-VAMU und übernahm dessen Namen, ehe es Jagd auf die Vatrox und ihre beiden verbliebenen Herrscher VATROX-CUUR und VATROX-DAAG machte.