CHRISTlAN HERRMANN
Unsterblichkeit der Seele durch Auferstehung Studien zu den anthropologischen Implikationen der Eschatologie
VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN
Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie
Herausgegebc:n von Wolfhan Pannenberg und Reinhard Slenezka Band 83
Dir Drutsc," Bibliolh,k - CIP-EinhrilSilufnahmr
Hel/mann, ChriJl;lln:
Unsu�rblichkeit der Seele durch Auferstehung: Studien zu den amhropologischen Implibtionen der Eschatologie I Christian Herrmann. Göuingen: Vandenhoeck und Ruprecht. 1997 (Fo rschungen zur SYSlematischen und ökumenischen T heologie. Bd. 83) Zug!.: Erlangen. Nürnbcrg, Univ Diss.. 1996. ISBN 3-S2S-S6290-X .•
Cl
1997 Vandenhoeck & Ruprecht. GÖllingen.
Primed in Germ:my. - Das Werk einschließlich aller �iner Teile ist urhebcrrechtlich geschüttt. Jede Verwendung aulkrhaJb der engen G�nun des Urhebcrrechtsg�nes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und sU'afbar. Das gilt insbesondere Rir Vervielfaltigungen, Obctst:nungen. Mikroverfilmungcn und die Eins�icherung und Verarbtirung in elektronischen S yst emen. San: Text & Form, Pohle. Druck und Bindung: Huber! & Co., GÖltingen.
Baycrische Sta.l�blbliolhek
München
Vorworr
,
Die vorliegende Untersuchung wurde im Wimersemestcr 1995/96 \Ion der Theologischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nüm berg als Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde angenommen. Sie wurde für den Druck leicht überarbeitet, d. h. v. a. in der Einleitung er gänzt, um einige Literarurhinweise erweitere und mit einem Rückblick verse hen. Wenn eine Dissertation einer breiteren Öffendichkeit zugänglich gemache wird, ist dies ein Grund und der richtige On, Dank allen denen auszuspre chen, die die Arbeit auf ihrem Weg begleitet und diesen erst ermöglicht ha ben. An erster Stelle gilt mein Dank meinem verehnen akademischen Lehrer Herrn Prof. Oe. R. Sienezka, durch den ich in zahlreichen Lehrveransta!run gen ein solides, profiliertes theologisches Rüstzeug und Unterscheidungsver mögen verminelt bekam. Ihm und Herrn Prof. Dr. W Sparn ist für die Erstel lung der Gutachten mit Denkanstößen und weiterführenden Hinweisen zu danken. Herrn Prof. Dr. R. Slenczka und Herrn Prof. Dr. W. Pannenberg, München, bin ich für die Aufnahme dieser Arbeit in die Reihe "Forschungen zur Systematischen und Ökumenischen Theologie" verbunden. Die Universität Erlangen-Nürnberg hat mit der Gewährung eines Promo tionsstipendiums wesendich zur zügigen Erstellung der Dissertation im Zeit raum von zwei Jahren beigetragen. Die Druckkostenzuschüsse der Vereinig ten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), der Zanmer Busch-Stiftung und des Arbeitskreises für evangelikale Theologie haben die Drucklegung des Werkes in einem erheblichen Maße erleichtert. Die Ermög lichung eines zentralen und subveneionierren Wohnens in guter geistlicher Atmosphäre während der gesamten Zeit meines Studiums in Erlangen durch den Martin-Luther-Bund verdient besondere Erwähnung. Nicht zuletzt sei an die ideelle und finanzielle Unterstützung durch meine Eltern erinnert, ohne die mein Studium nicht zum Erfolg hätte geführt werden können. AJs Bibliotheksreferendar weiß ich um die Are und Weise und Bedeutung der Benutzung wissenschaftlicher Literatur und hoffe insofern, daß das vorlie gende Werk einen nicht unerheblichen Beitrag zu der Begleitung theologi schen Arbeirens leisten kann. Tübingen, im Juli 1997
Christan Herrmann
Inhalt V orwOrt
...................................................................................................
Einleitung . . ..... . .. ... ... . .
.
..
5
. . " . .. ... ..... . . . ............................................ ... ... ...... 1 3 .
GRUNDLEGUNG A. Sukuin als von Gott zum Vollzug tkr Gotwba.j�hung instandgesetzu Exisunz - biblisch-ncegetische Erwägungm .......... . . . . . . .............. 1 7 I. Die Seele aJs Funktion des Leibes . . . . . . .. . ... . . ..... . .. . . . . ... .. ... . . . .. .. . . . . . . ... 1 7 1. Funktionieren und Sterben der Seele ....................................................... 17 2. Lebenserfüllung stau Todesüherwindung (ehr. Barth) .................. ........... 1 8 11. Die Seele als Mine! der ontischen Vertikalisierung der menschlichen Existenz (E Heidler) . . 22 1. Die Seele als das doppelseitige Mitdere im Menschen .............................. 22 2. Die Geistseele als Garant der Personidemirät .............................. ............. 25 3. Additive oder dynamische Sicht der Auferstehung? ...... ............................ 26 111. Die Unsterblichkeit des Menschen als "Seele" . . . . . . . . . . . 29 I "Mensch als Seele" start "Seele des Menschen" ......................................... 29 2. Menschliche Existenz als Sein im Außenbezug ......................................... 3 1 3. Oie Seele als Kehle und GeHiß .................................................................. 34 4. Die Toten als von Gou her L ebende ..................................................... ... 36 a) Leben von der Treue Gones her ........................................................... 36 a) Theozentrische. nicht neutral-indiffereme Betrachcung von Lellen und Tod ........................................................... .................... 36 j}) Primat und Kontinuität der Zuwendung Gones ............................ 37 1) GOtt als Wender in der Not ............................................................ 38 8) ExisrenUiicherung durch Christus ................................................... 40 t) Die Scheol als heilsgeschichtliches Provisorium ............................... 42 b) Leben von der Macht Goues her ........................................... .............. 44 a) Die AufefSlehung als Herrschafts· und Gerichrsakt Gones ............. 44 j}) Die christologische Fundierung der AuferstehungswirkJichkeit ....... 45 1) Die pneumatische VoUzugsweise und Vermittlung der Auferstehung47 8) Auferstehung als Manifestation der Christusrelation ...................... 49 5. Kontinuität in der Diskontinuität ........................................................... 55 a) Das totaliter aliter der postmortalen Existenz ...................................... 55 b) Das menschliche Ich als Gegenstand des Wjrkens GOttes .................... 57 6. Seele als Modus der menschlichen Existenz ............................................... 61 .
...
...
....
.
.
.
.
.....................................
.....
..
..
...
..
.....
.
.
......
....
.
8
Inhah
B. &tkrtin ab Vollzug und Tramunditrung tkr kreatürlichen und
soteriologischtn Diakktik dtr mtmchlichm Existenz die rtformatorocht Präzisitrung der biblischm Lehn .
. . . . . . . 65 I. Der Mensch in der Simultaneität der doppelten Relation . . . . . . . . . 65 l. "Seele" als immanente Vitalität .. . . . . . 65 2. Die vernunftbegabte Seele des homo philosophicus .................................. 66 . 68 3. Die Seele als transundierende Struktur a) Die theozenuische Umklammerung der irdischen Existenz .............. .... 68 b) Aktuale Durchbrechung der konstitutionellen LokaJisierung ............... 7 1 c) Seele und Gewissen 78 80 11. Eschatologische Antizipation und eschatologischer Vorbehalt I . Der dynamische Konnex von Sünde und Tod .. .... . . . . 80 a) Der Tod als Strafe Gones ... . .. .. . . . . .. . . . .. .... ... . . ... ... . ..... . ... . . ... 80 b) Die Auferstehung der Gottlosen . . . .. . . ... .. . . . . ... .. . . . .. .. ...... . ... ..... . . 82 2. Privation und Finalisierung ................................................................... . .. 88 3. Das Sterben unter Gesen und Evangelium .. .. . .. . ... . ... . . . . .. .. 9 2 111. Die Dialektik der postmortalen Sicuation . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . 9 5 I . T heologie statt Topographie ......................................................................9 5 . . . . .. . . . 96 2. Schlaf und Jüngster Tag . . . .. . . ... . ... . a) Die Toten als der Zdt Entnommene ... .. .. .... .. . . . .... . 96 b) Die Toten in der Zeit . . . . . . . .. . . .... .. . . . . .. .... .. .. .... . . . . ... .. .. ... . 100 rv. "Seele" ist der Mensch als kommunikacives Gegenüber Gottes . . . . . . . . 10 1 ..
....
.
.
....
....
....
..................................
.
.
.
..
..
.
..................
...................................
..
.
...
.
..
.................
......................................................................... . . . . .
.............
.....
..
.
..
..
.
.
..
.
...
.
.
..
...
.
..
.
.
.....
..
.
..
.
..
..
..
..
.
.
.
..
.
...........
.
...
..
..
...
.
...
.
..
.....
.
...
.
......
...
.
..
....
.
..
...
..
...............................
..........
.
.
..
.
..
........
..
.
.
..
...
.
..
.
.
......
..
..
.........
.
.
........
..
.
.
AUSFÜHRUNG UND ABGRENZUNG C. Unsterblichkeit durch eine lJorgängig in der geschöpf/ichm
Konstitution grundgekgte Vtrbundenheit mit Gott der römisch-katholische Ansatz . ......................
I.
11.
.
.................
......
.
............
Die konkurrierende materialistische Option . Gonbewgenheit als Sein und Weg.. . . . . . . ... . . . .. . . . . das platonisch-neuplatonische Erbe . . . ..................
.. . .. 107 Die asymmetrische Zwischenuellung des Menschen . . .. . . .. . . . .... . 107 . . . .. . . . a) Die Götdichkeit der Seele (Orphik) . 107 b) Konstitutive Partizipation an der Transzendenz (Plamn) ... . . . ... 108 Die ZwischensteUung als Entscheidungssituation ................................... 1 1 3 . . . 113 a) Philosophie als Einübung in den Tod . . .. .. . . .. . . 115 b) Gericht als Reinkarnation . .. . . . Die hierarchische Dynamisierung der Zwischenstellung (Augustin) ....... 1 1 7 1 17 a) Intellektivität als Realgrund der Hierarchie a) I ntellektivität als Relationsmodus . .......... ..................... ........ I I 7 ß) lmmaterialität: Ausweis des essentiellen Plus' der Seele . .. .. . . .. ... 1 19 b) Mitte als Vermittlung ........................................................................ 1 2 1 Vereinigung mir Gou als ethisches Postulat (Origenes) ......................... 123 ........
I.
..................
.
.
.
.
.
.....
........
....
.
.....
..
.
.
....
..
...
............
3.
.....
...
......
...
....
.........
...
...
..
...
....
..
.
.....
...
2.
..
.
.
.........
.
.....
..
......
...
....
.
...........................
.......................................
.........
.
4.
105 105
...
.
9
Inhah
III.
Inexistenz des Lebensbringers als psychophysische Kon ver genz das aristotelische Erbe ............................................ ......................... 127 I. Interdependenz. nicht Identität von uib und Seele ... .. ...... . . ...... .. 127 a) Die Seele: nicht Körper, aber erwas am Körper . . 127 b) Funktionale Priorität in der anthropologischen Einheit .. .. 128 . .. .. . 131 2. Die Sedenaktivität als Zielbestimmung . .. .. ... .. 131 a) Der artspezifische, weil sinliche ubensweg . b) Persönliche Sterblichkeit und universale Unsterblichkeit? ........ .. . 133 a) Die Separierbarkeit der Vernunft bei ArisfOteies ....... ......... ..... 133 P) Intellekt in Diastase zur Person (Averroes) .................................. 134 . . . . . . 135 Inexistenz als Supergredienz (Thomas von Aquin) I . Die Spannungseinheit von uib und Seele . . . . 135 2. Independenz des Intellekts trott psychophysischer Ra.iprozität . .. .. 138 .. . . . . . . 138 a) Selbständige Erkenntnistärigkeit .. .. . . . .. . . . . 143 b) Selbständiges Sein . . . . . 143 a} Der substanwntologische Personbegriff . P) Die anima separata . . . ....... .... .. ... ... ... ... ............. ..... .... 146 3. Natürliche Unsterblichkeit, gnadenhafte Auferstehung .. ........ ......... 148 .
.
.
.
.............
....
.
.
............
.......
..............
..........
........
...
.
.
....
...
.........
...
....
.......
...
...
..
...
.
IV
.
....
..
......
.....
..
....
..
......
..
......
..
........
.....
...
....
.
...
.
..
.........
..
...........
.........
....
...
..
.
.
..
.
...
.
..........
.
...
..
.
......................
.
.
.
..
..
.
...................
...............
...........
...
......
.
...
.
.
.
..
.
..
a) Der geschöpflich-konstirutionelle Grund von Tod und Unsterblichkeit
. .
....
...
.
...............
.
......................
...............................
b) Der Weg der ethischen Reintegration der Leiblichkeit ..
V.
........ .. c) Die Auferstehung als Appendix der Heilsgeschichte ........ ........ .. . Relative Dependenz starr Supergredienz (Pomponazzi) ... . . .. . ...
...
..
.
...
.
...
...
.
..
..
I . Revision des Zusammenhangs von Intellekt und Unzerstörbarkeit ....... a) Der Modus der Mareriebezogenheit als spezifizierc=nde Größe . ....... .
b) Die Inadäquatheit der Unsterblichkeit
.
...
......
.. . .
.....
... ..
....
c) Die Unsterblichkeit als Glaubensartikel -
die These der doppelten Wahrheit . ..... . .. . ... ... .
.
..
...
..
..
2. Der ethische Ausweis und Inhalt der Mirrdslellung VI.
.
....
..
. . .. ..
.....
.. .
.
...... .... . .... 164 . ... .. .... .. 168
....
....
.
148 153 156 158 I 58 I 58 162
...
..
.
...
.
.
Versuche einer Wejtcrführung und Korrektur des thomanischen An satzes
170 I. Die positive Qualifizierung des Todes als Vollendungstat (K. Rahner) 170 2. Die nichtmateridle Interpretation der Leiblichkeit (G. Greshake) .. 172 .........................................................................................
.
....
.
a) Der uib als Vollzugsmodus der personalen Selbstexplikation der Seele . . .. .................... ........................................................... 172 ....
..
.
b) Auferstehung als Vollendung der menschlichen Freiheitsgeschichte . 175
3. Relarionale Akzentuierung innerhalb des substanwntologischen Grundschemas U. Raninger) .......... ..... . .. . . . . .. . 178 . . .. . .. . .. ..... .... ...... .... 178 a) Relation als Relationsfa' higkeit . . .....
..
..
........
...
..
...
.
.
.....
.
....
.
..
.
.
..............
.
....
..
b) Zwischenzustand ohne Separation .................................................. 179
V II. Ansatz einer grundsätzlichen Revision: Schöpfungsmodus stau intellekriver Disposition als GrundJage der Gonesrelation (Terrullian) ........................................................ 182
10
Inhah I. Unsterblichkeit trott Materialität ........................................................ 182 2. Aufc:mehung als Implikat des Gerichts .. . . .... . .. . ... . ..... . ..... 186 .
D.
...
. ..
....
..
.
..
.
.
Naturalistische &duktion tkr Eschatologie als RAdikalisitrung dts . . konstitution.'''n Ansatu, (Aufkliirungsphilmophir) . . .
.. . . 189 Exklusive Geistigkeit der Seele statt Asymmetrie (Descanes) . 189 1. Denken heißt Sein .. .. . . . .. .. ... . .. . .... . .. ... . . . . . . . ...... .. 189 2. Denken als Ausweis und Vollzug c=iner rein intelligiblen Existenz . . 191 a) Totale Diastase von Geist und Körper .. . .... .. ... .... .. .. .. ..... ......... 191 ..
I.
.
..
.
.. . . . .. . .
.
.
..
....
.
..
.
..
..
.
..
. ...
.
..
.
...
.
.
.
.
.
..
. ..... .
....
.
.
... .
..
.
.
.
..
.
..
.
b) Das ontisch·notüsche Derivations- und Partizipationsvc:rhähnis z.u GOtt .. .. .... ... ... . . . . .. .. .. . ........ ... .. . .. .... .. . ... . .. . ..... 194 3. Ewigkeit der Seele trott monistischer Ausdeutung der psychophysischen Koexistenz (Spinoza) .. .... .. .. . .. .. .. . ..... .. . . . ... . 198 .
.
.
..
.
.
.
..
.. . ..
..
.
..
11.
.
.
..
.. .
..
.
.
.
. . ..
..
..
.....
..
..
.
..
.
..
.
Unurstörbarkeit durch Fortschritt als notwendige Explikacion der konstitutionellen Anlage (Leibniz) ........................................... 201 . ...... . .... .. ... 201 1. Dynamische Substantialität statt Immaterialität .... a) Einfachheit ohne Vernunftbesitz .. ... .. . .. . .. ... .. .. .. . .... 201 b) Die Geimeele als Ziel-, nicht Ausgangspunkt ... ..... . . . .. .. .. ... 203 2. Die Seele als perpetuum mobile . . .. . ....... ... . ... ... . . .. ... .... .. . . . 205 a) Metamorpho� Statt Tod und Auferstehung .. .. .. .. .. .. . .. ... ... ..... 205 b) Veränderung als Aufwärtsentwick1ung .... .. . . . . . . . ... . ... .. 209 Unsterblichkeit als Minel zum Zweck der ethischen Erziehung (Lessing) 212 1. Soteriologie als Pädagogik . ... .... .. . . ... . .... ... ... . ...... ... . .. .. . ... . 212 .. . . .
.
.
..
.
.. .
.. . .
..
...
.
.
..
....
.
.
..
.
111.
..
.
.
.....
.
.
.
.
....
...
...
..
.
.
.
....
.
..
..
.
..
.
.
.
.
.
...
...
.
....
.
...
.
.
.
.
..
.
.
.
..
.
............. ............................ . . . . . . . . . . . . . . . . . ...............................
..
.
..
.
.
.
.
.
.
...
.
..
.
..
..
.
..
..
.
.
..
..
.
.
.
.
.
.
.
.
..
.
..
.
.
..
..
...
.. .
.
..
.
..
.
..
.
...
.
.
.
.
..
.
.
.
...
.
.
..
.
.
.
.
..
.
..
...
.
.
.
.
..
.
.
..
.
..
.....
.. .
...
....
.
...
.
.
..
....
...
.
.
.
Auftrsuhung gegtn Unsttrblichktit und Unsterblichkeit durch Auftrstehung - neue" evangelische Theologie .. . . . . .. . . .. . . . . 241 .
I.
.
...
.
.
.
.
E.
.
2. Die überwindung der Diastase von individueller und universaler Pädagogik durch Reinkarnation ... .. . .... .... .. . .. .. .. .... .. .. .. ...... .... . 217 Sitdiche Existenz heißt unsterbliche Existenz (Kam) . . . . . . . 219 1. Seele" als ve::rnunftimmane::nte Funktion .. ..... .. . . ......... . ... . ... .. ... 219 2. Die e:: thische:: Transformation da rationale::n Ansatzes . .. . .. ... .. .... .. .. 227 a) Die:: Korrdation von Vernunft und moralische::m Gaen als transzendierende Dimension . . .. . . . .... .. ... . . .. .... .... ..... .. 227 b) Beständiga Defizit und unendlicher Fortschritt . .. . .. . ........ . . . 230 c) Moralische Rdigion als Theologie des ersten Artikds .. . . .. . .. ... 234 3 Seele::" als Moment am Fortschrittsprouß . ... .. . ... ...... . ...... ...... . ... 236 a) Die Spiritualisie::rung de::r Subuantialität . .. .. . .. .. ...... .. .... ...... 236 b) Die Dynamisierung der Unsterblichke::it .. ... ... ... . ... .. . ... ... ... 237 ..
rv.
.
.
Der Mensch zwischen Nichts und Gnade (K. Barth)
.
.
.
...
.
.
.
. . . . 242 1. Der konkurrierende Ausgangspunkt bei dem menschlichen Internum (F. Schleiermacher) ... . .. ... . . .. .. . .. ... .. ... .. . . . ... .. .. ... .. . .. 242 2. Gonaherrschaft durch Auferstehung .. ... . .. ... .. . .... ..... . ... .. .... .. .... 246 ...
..
.
....
....
.. . .
.
.
.
..
...
..
.
.
.
..
.
.. . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
....
.
.
.. .
.
.
..
.
11
Inhalt
Die definitive Realisierung des Bundes in der Auferstehung ... .. ... . 249 249 a) Die Seele als akrual gesentes Korrelat der Gnade b) Die Gerichtsdimension des Todes: die Preisgabe an das Nichts . . . 252 c) Das natürliche Sterben: Faktum und Zielbestimmung .... . .. .. 254 4. Ansan?Ur Korrekrur: postmortale Existenz der Gottlosen trotz des Ausgangspunktes bei der Gnade (R. Seeberg) . . . . ... . . .. .. .. 257 3.
....
..
.
.............................
.
.
.
11.
.......
..
Der Mensch im Sein zum Tod und gegen den Tod CE. JüngeI) . . .. . .. . .... . . .. ... .. .. . . . . ... .. .. . ..
...
.
..
...
. .. .. . .. .. . 1. Die Wurul: Das Korrelationsverhälrnis von Dasein und Tod (M. Heidegger) . .. . . . .. .. .. ...... ... ... . .. ... .. .... 2. Immanentes Todesverständnis .. . . ..... ... ..... . . . .. . . .. 3. Faktizität und variable Modalität des Todes . ... .. .. .. ... ..... 4. Das Kreuz als hermeneutische Hilfe zur Todesbewältigung . . 5. Die Radikalisierung: Realisierung des Liebesprinzips als entmythologisierte Fassung der AufefS(ehung (R. Leuenberger) . . ..
.
..
..
.
..
........
.
...
..
.
...
.
.
..
.
.
..
.
.
.
.
.
.
.
.
..
.
..
..
..
..
.
.
..
...
.
.
.
.
.
..
..
.
...
..
.
..
.
..
.
..
..
.
.....
....
....
..
.
.......
.............
...
..
...
.
...
............
............
...
.............
....
....
259 259 260 262 264
. 268
111. Der Mensch zwischen Verheißung und Noch-nicht wahren . . . . .... 270 Menschseins U. Moltmann) .. .. ..... I . Exklusiv futurische Eschatologie durch Negation des pneumatischen ........ . . 270 W irkens Gottes .. . .. .. .. .. .. ... .. ........ . 2. Weg-Geschehen als Surrogat des Geisteswirkens .. ...... 273 a) Gottsein Gones als Ziel-, nicht Ausgangspunkt . .. .. .. ... . . . 273 . .. . ... .. 275 b) In Bewegung sein heißt gerecht sein .. 3. Auferstehung als universaler Veränderungsprozeß . 279 4. Ansan zur Korrektur: Reich Goues in der Seele. nicht gegen sie (A. v. Harnack) . .. .. .. ... .. . ... . . . 283 IV. Der Mensch umer Radikalität der Sünde und Externität der . 286 postmortalen Fortexistenz - neuere lutherische Entwürfe 1 . Die lrreversibilität des Sünderseins des Menschen (W. Elen) 286 a) Ganztod als Gerichtsvoll?Ug .. ... .. .. .. .... .. . . 286 b) Forensisch-reiationaJe Kontinuität ohne menschliches Relal .. . . 288 c) Pneumaüsche Präsenz der Auferstehung als Sinnerfüllung menschlicher Existenz (w. Künneth) . . 289 29 1 2. Bleibende individuelle VeranlWonung vor Gon (H. T hielicke) ... . ... .. ....... ... . . .. . . a) PersonaJität gegen Ich-Teilung . .. 291 b) PersonaJes Todesverständnis als Ausfüllung des biologischen Rahmens ... ... . .. .. .. ... . .. .. .. . ... . . .. .. .. .. ..... .... 294 3. Exklusiv theologisches. jedoch dialektisches Todesverständnis (P. Althaus) 298 a} Unsterblichkeit durch Tod aJs Gottesdienst . . ... .. .... .... ... . . .. 298 b) Unsterblichkeit durch Auferweckung . .. . .. . .. . . .. .. 302 c) Individuelle ohne endgeschichtliche Eschatologie (H. Grass) 305 4. Ansatz zur Korrekrur: ex.k1usive Deduktion des Todes aus der Sünde (Th. K1iefoth) . . . .. . 307 .
.
.............................
.......
.
..
.
.
..
..
..
..
..
..
.
.
.
..............
....
.
.......................
..........
..
...
...........................
.......
...............
........................
..
...
.
.
..............
..
...
.
..
..
.....
...
.
...
..
......................
..
...
.
..........
...
..............
...............
...............
...
.
..
..
...
...
....
....
....
.
......................
.
..
.....................
....
...........
.
.
.
..
..
.
...
.
..
...
.
......
.
.
.
...
..
..
.
...
..
...
.
...
.
...
..
..
.....
.....
..
..
.
..
..........................................................................................
..
..
...
..
.
.
.......
.
..
....
.
...
..
...
...
..
.
.
.
....
..........
...
.........
..
........ .................................................
.........
Inhah
12 V.
Präzision d.::r Korr.::kcur.::n ............................................................... 309 I Tod, wo ist dein Stachel?" 2. Der Inhalt und Modus des promlogischen Kontinuums der Eschatologie . . . . .. . . .. . . . .. .... .. . . . . . .
.........
F.
..
.......
.
.
...
.
.
. . ........... .
..
.
.
.. .. .
.
..
.
. . ..
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
..
.
.....
S.::e l.:: als unbewußr determiniertes, immanentes Geschehen . ... .. . . . . . .. .. . .. . . . . . . . . . . . . . . . (5. Freud) . . . ..
.
..
.
..
.
.
.. .. ... .
.
.
.
.
..
.
.
.
..
.
.
.
.
..
.
.
.
.
.
.......
.....
....
. .. .
.. .
..
..
.
.
.
... . .... ...
.
.
314 .. . .. . 3 1 4 I . Erweiterung des Psychischen durch Dynamik und Konflikt 2. Geschichtlich·evolutive Fassung der Seele . . ... . .. . .. ... 3 1 6 Die Seele zwischen Gegensatz und Kompensation (c. G. Jung) . 3 1 9 . ...
11.
31I
. .. .. ...
....
ubtnsvollzug als Entfaltung tkr innl1mtnschlichtn TitJtndimtnsion Psychoanalyst und Anthroposophit . . . . . . .. . .. . . .. . .. . . . 3 1 4 .
I.
309
...................................................................
..
...
..
.
...
.
...
I. Transzendierung nach innen als Modifikation des empiristischen
Ansatzes
III.
31 9 ... ..... 321
...............................................................................................
.
2. Rdigion als Therapeutikum wr Erlangung der Ganz.heit
.. ...... .
.
.
Lebensgeschichcliche Persönlichkeit stau relacional begründeter Personalität (R. Steiner) .................................................................. 324
I. Geistigkeit des Menschen durch intuitiv begründete Eigenaktivität . 2. Biographische, nicht dualistische Fassung der Reinkarnation ........
....
.....
324 325
ANWENDUNG
G. I.
Asymmttrischts Obtrgtwicht tks worthafitn Wirktns Gottts als Ertignis tks Sttltstins -praktisch-thtologischt Konstqutnun ............. 330
Soteriologische, nicht hermeneutische Neuqualifizierung der . . . . . .. .. 330 kasuellen Situation - Begründung der Bestanung .. Theozenuische Doxologie, nichr nekrologische oder ethische 334 Reduktion auf die Immanenz - der Vollzug der Bestattung . .. .. . . .
11.
.
..
.
.
.
I. Handeln rur den Toten?
.. . ..
. .. ... .
.
....
. ..
.
... .
...
..
.. .
..
.
...
..
Soteriologische Konsequenzen für die Lebenden
.
.... . . .......
...
.
. . . ....
.........
. .. .
...... .
.
.
.......
. .. ... .. .. . ... . ... ... .
.....
2. ImmanenHeduktionistische Konsequenzen rur die Lebenden
3.
.
..
.....
.
334 335 338
[11. Handeln Gones an den Menschen im Leben und im Sterben Srerbebegleitung und Todesanzeigen .............................................. 341 -
Rückblick .. . .. , ...................................................................................... 343 .
.
.
Literaturv.::rzeichnis . . . .. .
.
...........
.
................................
.
.
........................
...
345
Einleitung I . Reuvanz der Thematik: Die Auseinandersetzung mit dem Tod und der POSt
mortalen Forrexistenz und Identität des Individuums hilfe, ein Defizit der neueren evangelischen T heologie abzubauen, das verheerende Folgen für Ge meindelc:ben und Gesellschaft nach sich gezogen hat. Der aus nihilistischen Auffassungen erwachsenden panischen Todesangst gerade vieler protestanti scher Todkranker und Sterbender' korrespondiere die verstärkte Hinwendung zur Esoterik, in der vielfach bereitwilliger Antworten auf die Frage nach der Transzendenz, dem Unsichtbaren und der von dorther gewonnenen Sinnge bung des Lehens gegeben werden2, Diese Erscheinungen sind ein Indiz der vernachlässigeen Tauferinnerung und der häufig zugunsren einer erhisieren den Gesenespredigt erfolgenden Verdrängung der Verkündigung der Recht fertigung aus Glauben). Wie man in der Nacurwissenschafr auf eine durch technische Maßnahmen wie die Gefrienrocknung von Lebewesen erreichbare potentielle Unsterblichkeit und unbegrenzte Lebensverlängerung serzt�, so I Dazu SaUler, Einfuhrung, 197
1
Vgl. Ruppcn, Reinkarnation, 82 J Stellvertretend für vieles sei auf Küngs Arbeit HEwiges Leben?U (1982) verwiesen, in der von der Aussage über du - va� bleibende - Daß des ewi�n Lebens sofon auf das verän dernde Handeln des Menschen hinübergelenkt wird, das sich aus der Vorläufigkeit und Va riabilität des Hic et Nunc quasi programmatisch ergibt: ebd., 291.294 • Dombrowski, UnSlerblichkeit, 133f.145. Neben solchen leadich im materialistischen Kausalschema verbleibenden Anläufen zur Bewältigung dieser Thematik findet auf medi:d nischer Seite - in Kooperation mit der Philosophie - eine Diskussion Sf;lU, die einen konsti tutionellen, materialistischen wie auch einen methodischen, physikalistischen Monismus vermeiden möchte. So schließt sich Goller, Emotionspsychologie, 288.297, an K. Popper!J. Eccles, Ich, sowie an Carrier!Miuclstraß, Geist, an. wenn er die Beweislast auf der Seite einer rein physilulistischen Ausdeutung des Leib-Seele-Verhäm l isses sieht (Goller, ebd., 288.277). Poppers ..Welt 1 M, der Bereich der physischen Phänomene, ist nicht kausal geschlossen, son dern weist sozusagen Spalten auf. Die Tatsache, daß im Verlauf der Evolution völlig neue Dinge und Ereignisse mit unerwarteten und unvorherschlnren Ereignissen auftreten (etwa die menschliche Sprache, das Bewußrsein) - so Poppers Emergenzthesc -, beweist die not wendige Aumnomie des Ichbewußrseins gegenüber Gehirn und Körper trott der notwendi gen Imet:.lktion. Das Ich nimmt eine überlegene interpretierende und komrollierende Vor t:.lngstcllung gegenüber der neuronalen Maschinerie ein (Eccles) (Goller, ebd., 262). Die psy chischen Größen sind besonderen Gescl7,en unterworfen und können daher nur mit beson deren Meßverfahren aufgewiesen werden (Goller, ebd.. 281). Die Tatsache mentaler Dimen sionen der menschlichen Exinenz fuhn zur Annahme eines "Dualismus", d.h. zur Ableh nung einer rein epiphänomenalistischen oder funktionalen Deutung des Psychischen. Im merhin ist hierin eine gewisse: naturwissenschaftliche Bestätigung eines der Grundanliegen der vorliegenden Arbeit gegeben. wot:.luf hier vorweg hingewiesen werden soll.
14
Einl�itung
konz.cntriert man sich in Theologie und kirchlicher Praxis auf die beratende Stc:rbcbcgleitung, die auf die Gefühlslage und nicht auf die Qualität vor Gon abhebt�. Die Eschatologie wurde -lumal in den 1960er Jahren - und wird auf ihre universale Dimension beschränkt und in einem Verheißungspotcmial be gründet, das den Menschen in ein antizipacives politisches Tun einweisr6. Demgegenüber empfiehlt sich - wie aus der überschrift der Arbeit ersichtlich - eine Rehabilitation und Revision der Begriffe .,Seele" und "Unsterblichkeit" durch deren Verbindung mit der Auferstehung, die so individuell und nicht strukturell gefaßt werden kann7• Für den Menschen in seiner individuellen Personalität gilt es, angesichts der durch den Tod. allenfalls provisorischen Zu Auchtsßlöglichkeiten in kollektiv�universale Sinngebungsinstanzen sich an Christus als an den zu halten. der als erster die Grenze des Todes überschrinen haI'.
2. Komposition: Wenn der Ausführung und Abgrenlung sowie der Anwen�
dung eine biblisch-reformatorische Grundlegung vorangestellt wird. so kommt darin eine zweifache methodische Vorentscheidung lum Ausdruck. Zum einen kann der Ausgangspunkt theologischer Rede nicht bei den Adres saten und der Zeit und deren vermeintlichen oder tatsächlichen Bedürfnissen liegen. Es geht nicht darum. z.eit- und geistesgeschichtlichen Wendepunkten und Trends zu entsprechen und auf eine statistisch erhebbare Akzeptanz zu , Dies ist Folge einer vor allem durch und seil der Ritschl-Schule forcierlen Reduklion des Gemeindelebcns auf Kultur-, Sozial- und 8ildungsarbdt. Nicht umsonst schreckten viele Schiller Trodtsehs vor dem Pfarramt zurück. weil sie außer einer dankbaren Erinnerung an die vollbrachte Lcbensleistung den Sterbenden nichts mehr zu .ugen wußten. Dazu Sauter. Einfilhrung, 30.191 f. , Nicht zuletzt durch die Erc:ignissc des Jahres 1 9 8 9 , die die Ambivalcnz a1lcr uropistischcn Staats- und Handlungskonzeple cindrückJich vor Augen geführt haben. scheint jedoch in Ictzlcr Zeit eine gewisse Ernüchtcrung und cin Umdenken ausgelöst worden zu sein. Wäh rt:nd L 8. G. s:;'uler 1965. Zukunft. 52f.57.66f.150f.157. sich nachdrückJich gegen den Pri mat der Soteriologie wendel. das Evangelium ab Verheißung - ohne Zueignung - velS1ehl. die Verheißung wiederum als ein ..nomen actionis", als ein im steten Noch-nicht und anzu smbenden Voraus des Gegenwärtigen befindliches Ziel eines Verinderungsprozcsscs. sind 1995. Einf'uhrung, 196(. 200. krilische Töne gegenüber der nihilislisch-hermeneutischen und elhisierenden Tendenz der neuert:n evangelischen T heologie zu hören. Ebel 200: .. Doch wenn solche Reportagen [über Rückkehr und Berichle Totgesagter] (oder auch 8c:richle übtr Sierbephascn und ihre psychische Ikwältigung) das vordringliche Intcresse finden. dann dürfle das ein AJarmzeichen rur Kirche und T heologie sein". Allerdings kann Sauler auch (Zeil. 628f.) in der Nachfolge Heidcggers bert:its 1965 vom Tod her einen ZuVOg zur Wilrdigung der menschlichen Individualität gewinnen. 1 Ein ähnliches. allerdings mit Hilfe einer modifizierten aistentialen Interpreution verfolg* tes Anliegen hai H. On. Eschatologie, 53f.: .Nach der fJiminierung der gricchisch..duali5ti sehen Unsterblichkeiulchre ist die Polemik gegen den Bc:griff der Unsterblichkeit unbegründet gN'orden"; ..Aber freilich: es handelt sich durchaus um eine chrislologisch begründeie Un sterblichkeitM (Hervorhebung im Original). • Vgl. Campenha�n, Diskussion, 192 .•
Einleitung
15
hoffen, sondern das Worr Gones in unverwechselbarer Identität zur Zeit und zur Unzeit zu verkündigen (2.lim. 4,2). d. h. in die Zeit hinein, aber nicht von der Zeit her. Der Motivation durch den Auftrag Gones entspricht die Akzentuierung der Priorität des Redens und Handelns Gones im Gegenüber zu allen immanentistischen Reduktionen, die wie ein roter Faden die vorlie gende Arbeit durchzieht. Zweitens soll der Eindruck vermieden werden, daß man die dargestelJren Ansätze aJs jeweils auch mögliche und beliebige Stim men im vielstimmigen, pluraJistischen Chor der T heologie erklingen lassen und nebeneinandersteIlen kann. Es muß vielmehr von vorneherein und stets danach gefragt und geurreilt werden. was theologisch wahr, d. h. schrift- und bekenntnisgemäß, und was mit mehr oder weniger erheblichen Problemen behaftet ist. So treten neben chronologische vor aJlem systematische Kriterien der Disposition. Die Vielschichrigkeit des Seelen begriffs. die Komplexität der theologischen und philosophischen Auseinandersenungen und ihrer Wur zeln und die Vielzahl konkurrierender Ansätze macht einerseits einen Rück gang bis zu Antike und MinelaJter erforderlich. andererseits aber eine breite, nuancierte und differenzierte Abgrenzung nach verschiedenen Seiten hin. Weil die vorliegende Arbeit dogmatische und nicht theologiegeschichrliche Interessen verfolgt, werden die theologischen Weichenstellungen und deren Korrekturen an einem oder wenigen repräsentativen Vertretern greifbar ge macht, nicht aber alle biographischen, kontextuellen und theologischen Dependenzverhältnisse geklärt. Im Vollzug der dogmatischen Beurteilung ist aJlerdings häufig eine Erweiterung über das spe'l.ifisch anthropologische und eschatologische AreaJ notwendig, um Ursachen und Auswirkungen bestimm ter EntsCheidungen vor Augen zu führen. Dies gilt erwa für die erkenntnis theoretischen Grundenrscheidungen, die sich in der Auseinandersetzung mit Pomponazzi am adäquatesten entfalten lassen. Der grundsärz.lich aposteriori sche, d. h. von der Offenbarung herkommende Charakter der theologischen Rede von "Unsterblichkeit" und ,,Auferstehung" verbietet eine apriorische. neutrale Koordination mehrerer - sei es auch nur parriell analog redender Quellen neben der Schrift erwa aus der Philosophie zum Ziel einer re'l.iproken Interpretation.
3. Systnnatischn- Zugriff Das Phänomen des Todes. wie es in dem Bereich
des Kreatürlichen generell anzutreffen ist. läßr die Frage nach der Differenz neben der Konvergenz in der Wesensbestimmung von Mensch und lier be sonders virulent werden. Das Proprium und Plus des Menschen wird in der Tatsache und im Modus der Transzendierung der Todesgrenze manifest. Der Definition des Ereignisses, des Grundes und der Auswirkungen des Todes korreliert die Qualifizierung und inhaJdiche Füllung des Lebens; das Was des Todes bestimmt das Was und Wie des ubens. Das Daß der Verbindung von erstem Glaubensarrikel einerseits und zweitem bzw. drinem andererseits indiziert die angestrebte oder zu erwartende Transzendierung des Todes ent-
16
Einlt:itung
gegen einer Leugnung oder hermeneutischen Akzeptanz desselben. In dem Wie des Konnexes von protologischer und soteriologisch.eschamlogischer Ebene demen sich theologische Weichenstellungen grundsätzlicher An an. Die Grundalternative läßt sich vorausgreifend dahin bestimmen. ob die Richrung der Bewegung, in die Leben und Tod eingezeichnet werden müs sen, von unten nach oben, d. h. vom Menschen und seinen geliehenen oder zwar geschenkten, aber doch zuhandenen Möglichkeiten her. verläuft oder von oben nach unten, so daß in Gott das Kontinuum und Subjekt zu sehen ist und ihm der Primat zuf'allt, Je nach der Opdon für eine der heiden Möglichkeiten erhalten folgende Termini, Begriffspaare und Sachverhalte eine unterschiedliche Füllung bzw. Zuordnung und werden in dieser Weise zu konstirutiven Eckpunkten im Ko� ordinatensystem eines theologischen Lehrgebäudes. Erstens ist die Frage der Leiblichkeit, der Materialität, ihre Integration oder Überwindung, ihr Ver hältnis zur Vernunft und zur Geistigkeit zu nennen. Dem entspricht zweitens die Entscheidung, ob mit ..Geistigkeit" ein Besitt, eine Potenz, ein Pro gramm des Menschen oder ein Geschehen von GOtt her, das pneumatische Wirken GOttes gemeint ist. Daraus folgt drittens die Inbeziehungserzung von Sein und Akt. Hier gilt es, sowohl einer Vorlagerung der horizontalen Seins- vor der vertikalen Aktebene in dispositioneller oder subjektivistischer Weise wie auch der Horizontalisierung der Aktebene zu wehren, aber auch einen rein akrualistischen Objektivismus zu vermeiden. Dem will die im Zuge der Ausführungen vorgenommene Unterscheidung einer funktionalen und überfunktionalen Sicht der Seele bzw. die Diskussion über die inhaltli che Füllung der überfunkrionalen Dimension Rechnung tragen.
GRUNDLEGUNG
A. Seelesein als von Gott zum Vollzug der Gottesbeziehung instandgeserzte Existenz biblisch-exegetische Erwägungen I. Die Seele als Funktion des Leibes 1. Funktionieren und Sterben der Seele Die empirische Beobachrung, daß mir dem Aufhören der Atmung oder mit dem Ausfließen des Blutes der Tod eimrin. läßt Atem und BIO{ als Träger des Lehens erscheinen. Der Hebräer kennt nun nicht nur die Wunel V!Jl hau chen/atmen (2.Sam. 16,14; Ex. 23,12; 3 1 , 1 7), sondern kann den Tod als Ent weichen der IIIQI (Gen. 35,18; I.Kön. 17,17: Rückkehr der IIIQ1) bezeichnen, sie also mit dem Atem gleichsetzen I, Auch ihre Verortung im Blut (Gen. 9.4; Lev. 17.11)2 bzw. ihre Identifizierung mit dem Blut (Dm. 12,23) sieht die w�a als "inhärentes, leibgebundenes Lebensprinzip"3, Daher steht 1t9� bzw. lVVX� zumeist für "Leben", das z. B. gereuet (1.Sam. 14, 1 1 ; 2.Sam. 1 9.6), bewahrt (Dm. 4,9; Ps. 25,20), bedroht (I.Sam. 20, 1; 23,23), vernichtet (Ez. 22.7; Ps. 26,9) werden kann4• nLeben" meine hier das bloße Dasein; utQ� ist als Hauchseele (Gen. 2.7) oder "Lebensseele"s neutrischer Ausdruck der leben digkeit. d. h. Bezeichnung der vitalen Funktionen eines Menschen6. 'l'vX� kann in dieser Bedeutung als Ausdruck des belebenden Prinzips der (Jap�. der (Jap� als erwas Lebendigem und in der Gleichordnung zu anderen ebenfalls auf begrifflicher Explikation körperlicher Funktionen beruhender nOrgan=
I Vgl. Jacob, Anthropologie, 61S; Daunenberg, Seele, 188
Vgl. den Ausdruck "die 'd�� ausschütlen�: Thr. 2,12; Ps. 42,S; I Sam. 1,15; Hiob 30,16; deren Ausleeren: Ps. 141.8; Jes. 53,12 J Vgl. Daunenberg, Seele, 189; WolfT, Anlhropologie, 26; Jacob, Anthropologie, 616 � Vgl. Daurzenberg, Seele, 189. Im NT: Apg. 20,10; 27,22; 27, lO;)oh. 12,25; 13,37; 15,13; l .Joh. 3,16. Dazu Schweiur, IpUX'l, 635.638; Kümmel, Römer 7. 200 , Gen. 12,13; 19,17.19.20; 32,31; dazu Siendebach, Anthropologie, 249.2S 1; ders., Mensch, 130 'VgL Stendebach, Amhropologie, 2S2f. der auch :10" in einer geistigen Funktionalitäl auf gehen läß[. 1
18
Seelesein - biblisch-exegetische Erwägungen
seelen", als Beu:ichnung gerade des Vergänglichen ( l . Kor. 15.45a: 1.VOX n (wao) auf die Seite der aape rücken und an ihrer Wertung rcilhaben7• It�� wird dann wrn Lcbensstoff"8, die anthropologischen Begriffe beschreiben in einer die menschliche Existenz horiwmalisierenden Weise den Menschen in seinen verschiedenen Funktionen'. Im Zuge dieser rein funktionalen Sicht der Seele wird. ausgehend von der radikaJen Diastase von rtl' und tVp� , ein "gewisser Materialismus" des Alten Testamencs konsratien. der den Menschen als aus Materie und unpersönlicher "1' zusammengesent sieht, womit die wQ� auf die Seite der Materie zu stchen kommt'G• Beim Tode kehrt die "" zu Gon zurück (Ps. 104,29; Hiob 34,14f.; Ps. 146,4; Koh. 3,19f.; 1 2,7), während alles aus Staub Gemachte, also auch die wp� , zu Staub wird (Gen. 3,1 9f.)II. Mit dem Leib vergehen auch dessen Funk tionen, d�n Vitalität, die ltp� scirbtl2. Es wird an späterer Stelle zu zeigen sein, daß wegen des Toralaspektes der Anthropologie und der Leibverbunden heit der Seele in der Tat vom Tod des ganzen Menschen, also auch der Seele ausgegangen werden muß. Aber es ist die Frage, ob sich 1rtp� auf die hier darge legte Bedeutung eingrenzen läßt. ..
2.
Lebenmfollung statt Totksüberwindung (ehr. Barth)
Problematisch wird die in gewisser Weise berechtigte Auffassung des Todes als .,Zerstörung des Menschen", des Menschen "Ende" und "Zerfall"u dann. wenn in bewußtem Gegensatz zur kirchlichen Lehre jegliche Möglichkeit ei ner Rede über ein Jenseits des Todes geleugnet, die Todesgrenu: als unüber windbar und der Tod als definitives und endgültiges Ende, als "Versinken im Nich($"I� gedeutet wird. Der Tod erscheint als notwendig mit der Materialität, mit dem Staub-Charakter des Menschen gegeben. als biologisch begründet oder als vom Schöpfer im Sinne einer "geschöpfliche[n] Ordnung" gesc:tztl�. Der Tod. ist dann nur in Einzelfalien, vor allem als vorzeitiger Tod. Straffolge einer dann auch nur rein aktual verstandenen Sündel6, aber ein grundsätzli cher Zllsammenhang zwischen fakrizirät der Sünde und Faktizirät des Todes v
1 So z.
.
B. Kümmel, Röm�r 7 , 26.181; gl Su:nd�bach. Anthropologie, 257; Sander, Dualismus, 331; 'l:tDl hac die Funktion der Ern:thrung, ,\7:1 die d�r Fortpflanzung • Eichrodc, Thwlogie, 87f. t Vgl. Scend�bach, Anchropologi�, 261 10 So L B. Kdl�rmann, OtK:rwindung. 261.279 1 1 So C. Buch. Emuung, 63.165 11 Ri. 16.30; Num.31, 19; 2.Sam. 19.6; I.Kön. 19.4; Jon. 4.8; gl C. Buch. Er ng. 165 IJ C. Buth. Umtung. 54.65.181 I. C. Buth, Erreuung. 183; vgl. �bd 183.186f. I' C. Buch, Erreltung. 54.179.181. 187; vgI. P�r. Tod, 80f.; Wächt�r. Tod, 199.203; Wolff. Anlhropologi�. 109f. " G�n. 6,5-7; 18f.; Ex. 12.19f.; I.Sam. 4,17; 2.Sam. 12, 18; J�r.21.6; I.Sam. 2,31f.; Hiob 22.25f., 4.7 .
v
.•
.
mtu
Die Seele als Fu
n
kt io n des
Leibes
19
als solchem wird bestrinen. Dagegen ließe sich nicht nur Gen. 2-3 mir seiner keineswegs rein horizontalen, sondern theologisch relationalen Sicht des Menschen anführen, bei der der Tod als Strafe für die hybride Mißachrung des lenren Verfügungsrechtes Gones verhängt wird (Gen. 2,17) 17, sondern auch Ps. 90,7: "Denn wir vergehen durch deinen Zorn [��15i1). fahren plönlich dahin durch deinen Grimm [�l';I"I:l�,r (vgl. V. 9)18. Für die T hessaJonicher war es keineswegs selbstverständlich,daß ein Christ - immerhin mir dersel ben biologischen Konslitution wie alle anderen Menschen ausgesraner stirbrL'. Dem Tod gilt nicht das "Sehr gut" der Schöpfung, sondern er isr der Jenre Feind ( I . Kor. 15,26), eine zu überwindende und nun überwundene Verderbensmachr. Die unbesrreitbare Universalität des Todes dient Paulus zum Nachweis der Universalüät der Sünde (Röm. 5,12), wie er auch im Um kehrschluß den Tod von der Sünde ableitet (Röm. 6,23). Insofern der Mensch die Sünde als das eigentliche Subjekt seines Tuns erfahrt, bleibt ihm nur die Anerkennung des definiriven und vom Menschen her nicht kompen sierbaren Todesurteils GO{ces (Röm. 7,9f. 22-24)20. Das Unterworfensein unter den Zusammenhang von Sünde und Tod bleibr der eine Spannungspol des je neuen dialektischen Oberschrittes zur neuen, pneumagewirkren Exi stenz durch die Sündenvergebung (Röm. 8,1_8)21. Da der Blick auf das Jenseits des Todes versperrt bleibt, wendet ehr. Barth sich dem Diesseits zu, dem Vorgang des Sterbens. Die Qualität des jeweils 17 Man kann freilich einwenden, daß hier nicht das Sterblichwerden. sondern das f.tktische
Sterbcn als Strafe an�kündigt wird und dann nicht einmal sogleich eimrin. Aber auch dann wlire das Manifesrwerden einer mit der leiblichen Existenz gegebenen Möglichkeit wie auch ihre Aufschiebung im Rahmen gnädiger Erhaltung ein vom eigentlichen Schöpfungsakt umer schiedener Vorgang. Vgl. Athanasius. de inc. 4: MSG 25. 103 I1 Dazu Kcllermann. überwindung, 265: Gese, Tod, 37; Runze. Unsterblichkeit, 283; Vrie zen, Theologie, I 74f. I. I.The$S. 4,13; vgl. J.Kor. 1 1 ,30: einige Gemeindcglicder sind vor allem aufgrund ihrer verfehlten Abc:ndmahlspraxis gestorben. JO Vgl. Wilckens, Römerbrief, 2, 99f 11 Insofern muß emgegen der seil Kümmel üblichen rein sukussiven Verhälmisbestimmung von Röm. 7 und 8 durchaus an einer Gühigkeil der Aussagen von RÖm. 7 auch rur den Chri sten festgehalten werden. Vgl. G. Bornkamm, Ende, 69: �Er hat den Freispruch, das Sein fy XPUTfW nicht anders als im Bckenmnis seiner Verlorenheit umer Gesetz, Sünde und Tod"; "Die V�rgangenheit bleib! darum der abgründige Grund des neuen Seins in ChristwK (Her vorh�bung im Original). Cullmann. Unsterblichkeit, 25-28.33. verweist auch auf die Todes angst Jesu als Angst vor der Gottverlasscnheit und dem Ausgeliefensein an den Feind GOlles (Mk. 14,34.36; 1 5,37. Lk. 12.50; Hebr. 5.7); Plöger, Tod, 79, verschiebt die Aussagerichtung, w�nn er zwar richtig annimmt, daß Gon der �Urs.ächer des l..dxns WlSi des Todes� sei (I .Sam. 2,6; Dm. 32,39), aber den Tod aufdas Schöpfungs-, nicht auf das Strafhandeln GOlles bc-ziehl. In ähnliche Richtung zieh Wächter, Tod, 203, wenn er das richlerliche Tun GOlles als sozusagen mythologische: VeTSlehenshilfe zur Verdeutlichung eines natürlich-immanent erkJlirbaren Vor� gangs betrachtet: �Der Gedanke der Grenzen, die dem Menschen geseTZt sind, ließ sich durch das Bild der endgühi�n Verwehrung des Zugangs zum Lebensbaum aufs willkommenst� v�r deU(lichen�
20
Sedesein - biblisch-exegetische Erwägungen
erlebten Todes kann nicht an sich, sondern muß von der Art und Weise des individuellen $terbens her bestimmt werden. Dabei wird differenziert zwi schen einer positiv-natürlichen (Koh. 3.2.1 9()12 und einer negativ-unnatürli chen Seite des Todes. Die Sünde macht das Sterben und damit auch den individuellen Tod, nicht den Tod an sich ..schrecklich", sodaß ein .,Fluch" auf diesem liegcU. Positiv ist der Tod, wenn das Sterben "alt und lebenssatt" (Gen. 25.7f.), "friedlich", nicht nosdos. entlastet, als "Entschlafen" "ohne Bitterkeit" als Weg aller Welt akzepcicn erfolgc24• Im Hinccrgrund steht eine weite Fassung des Lebensbegriffes im Sinne ei ner positiv qualifizierten Existenz, zu der die Verrugungsgewalt über bestimm te Möglichkeiten wie .. Zeit haben", Spontaneität, Gemeinschaft, Ernährung gehört, deren Anwendung der Entfalrung des Ldxnsträgers dienen, d. h. eine immanente Bestimmung der teleologischen Struktur der menschlichen Exi stenzlS• Leben heißt mehr als bloßes Dasein und kann mit den Gütern, die seine Eigendichkeit konstituieren, in einem Mehr oder Weniger begegnen. Die Perspektive von Mk. 8,35.36f., die das ein bloßes Vorhandensein tran sundierende Element gerade nicht in einem dieses zwar graduell Übertreffen den, aber im innerwehlichen Horizont Verbleibenden. also in Gesundheit, Reichtum. langem Leben u.ä sondern im Baug auf den handelnden Gon festmachc16, wird abgelehnt. Das Gottesverhältnis beschränkt sich hier auf das Wissen um die Graruität der Güter7• Trost spc:ndet dem Sterbenden nicht der Blick nach vorn, auf Gon als Erlöser. sondern zurück auf das von Gott dem Schöpfer ermöglichte Leben. Wenn man ein erfülltes Leben hane. kann einem dieses nicht genommen werden. der unvermeidliche Zerfall erhält ein anderes Gewichr28• Der böse Aspekt des Todes ist daher keineswegs sein ein ziger9• .•
n
Man wird nicht so ohne weiteres das Buch Kohclet zum Kronuugen einer materialisti schen Lebensauffasu s ng machen dürfen. Hugo. Kohclet. verweist aur die durchgängige Aur rorderung zur Gottesfurcht lnw. den Gerichtsgedanken (1 2 . 1 4; 1 1 .9; 7.16: 8. 1 1 f.; 9,1; 3.14; 6.10; 4.17; 5.6; 7,19; 8,12; 12.13) (ebd., 403-405) und aur die AhcnlUierung der Gr.nuitiit dessen, was Gegenm.nd des Lebensgeflllsses werden soll ( 1 1 .9) {ebd., 406f.; vgl. 407: _Dar um gibt uns das gleiche Buch. welches uns auffordert. das Leben recht zu gebrauchen, dane ben die ernstesten Mahnungen. und schreibt den Genießenden ein heilsames und ergreifen des Memento mori vor die Augen (7.2-6; 12,2ff.)". Es geht insorern um fteinen frommen Lebensgenuß" (ebd., 409). d.h. die Immanenz ist von ihrer Beziehung zur Transzendenz nicht ablösbar; daher kann Koh. nicht auf ein nihilistisches Todesvemändnis abriclen! lJ C. Banh, Errcnung. 182r. 14 Vgl. I . KÖn. 2. 1 f.10; Gen. B.H.: Dln. 34; dazu WolfT, Amhropologie, 109(; Zitate bei C. Ihrth, Errettung. 165.184f. 183.186; Haenchen, Aurerstehung. 82; Schreiner. Tod. 126 n Vgl. C. Banh, Eneuung. 28.22ff.; Fohrer, Geschick. 249 )6 Vgl. Schweizer. IVUXIl, 641 .644.645. 17 Vgl. C. Ihnh. Errettung. 36,48.7lf. l& So C. ßanh, Errcnung. 65.162.165: vgl. Plöger. Tod, 80: das zur ErRillung gebrachte Leben _qualifiziert auch das Sterben und den To
Oie Seele als Funktion
des Leibes
21
Leben und Tod. beide weit gefaßt. letzterer hinsichtlich seiner negativen Seite. verhalten sich umgekehn proportional. Der Tod muß in seinem räum· lich·dynamischen Charakter gesehen werden, in seinem ständigen "über·die· Ufer·treten"}O; wo immer der Tod regiert, manifestiert sich das Totenreich, und wo immer einem in Einschränkung oder Verlust des das Leben Ausma· chenden Todesnähe begegnet, erfährt man schon die ganze Todeswirklich· keir3l. Der Genesene, der einer Verfolgung durch Feinde Enthobene ist als ein aus der machrvol! vordringenden Todessphäre Befreiter wieder dazu in die Lage versetzt. sein Leben zu erfüllen - und damit am Ende eines so gelebten Lebens nur mit dem posiriven Aspekt des Todes konfromiert zu werdenJ2• Die Aussagen noch Lebender über ihre Rettung aus der Scheol, aus dem TodJJ sind demgegenüber sicher nicht nur hyperbolisch oder bildlich oder in Bezug auf eine Todesgifah,M, sondern real gemeim (Hiob 33, 29f.). Aufersrehung meim im Alten Testamem zumeist den Übergang von einem reduzierten zu einem erfüllten Lebensstatusl5• Aber muß nicht der Gorr. dem für sein helfen· des Handeln gedankt wird, nicht auch den Übergang von der partiellen zur totalen Errenungswirklichkeü herbeiführen? Und vor allem - muß in der Zeit POSt resurrecrionem Christi um der Wahrung materialistischer Prämissen wil· len eine bestimmte. nicht zu leugnende - aber eben nur eine - Linie alttesta· mentlicher Aussagen über den Tod zum für die Gegenwart relevanten Modell eines hermeneutischen Umernehmens gemacht werden, bei dem es um die rechte "Einstellung zum Tod" und um seine innersubjektive, im Bewußtsein stanfindende Bewä.1rigung. nicht aber um seine objekriv, extra nos gesetzte Überwindung gehr36? Immerhin besteht die Gefahr, daß die Beronung des wie zu zeigen sein wird - keineswegs so eindeutigen innerweltlichen Charak· ters des Alten Testamems als Aufforderung zu einer hedonistischen Lebens praxis im Sinne des "laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tOt!" Ues. 22,13; 1. Kor. 1 5,32) verstanden wird!
JO C. Barth. Errettung. 52.68.89 JI C. Barth. Errettung, 52.54f.58. 1 00.1 16f.: yg!. Haenchen, Auferstehung. 75 Vgl. Banh, Erre�ru�g, 146 Z. B. Jon. 2,3ff., Hlob 33,2 1.28ff., Ps. 9, I), 16,9fT 18.5.18.38f. J4 Vgl. C. Barth, Erreuung, 1 1 ff.; Dubarle. Erwartung. 687: Kraus, Leben. 39f.: WollT. 103; Fohrer. Geschick, 260 " Vgl. Haenchen, Auferstehung. 73 J6 Vgl. Hen ry, Tod. 2: Plöger, Tod, 77; Schunack. Problem. 10; Schreiner, Tod. 1 17: .,Wer vom Tod spricht. redet zugleich auch vom Menschen - vom Menschen. der den Tod zu be greifen und zu bewähigen suchi"
::
.
�
.
.•
22
Seelesein - biblisch-c:xegc=lische Erwägungen
II. Die Seele als Minel der ontischen Vertikalisierung der menschlichen Existenz (F. Heidler) 1. Die Suu als das doppelseitige MittuT< im Menschen In bewußter Frontstcllung gegen die oben dargelegte: materialistische Auffas sung der Sede'7 wird von Fein Htidkr der emgegengesetzte Ausgangspunkt für die Bestimmung dessen, was "Seele" heißt, gewählt, utQ� wird nicht vom Leib, sondern von der mit dem Lehensodem (:"tW�) identifizierten "., Jah w� her gesehen. Während auch die liere als :"I'" WDl bezeichnet werden (Gen. 1,20; 2,19), wird nur dem Menschen die ;'13ltl eingehauchr'9, Der Geist ist als ein "onti sches Existcmial des Menschen" das Besondere, das Plus des Menschen ge genüber den Tieren, die differentia specifica40, Der im Menschen als geschaf fenes Element. als ..spirirus creatus"41 vorfindliehe Geist wird nicht als ein in sich ruhender. sondern als ein des beständigen Erhaltungshandelns Gottes bedürftiger gedacht42• Der Akzent liegt allerdings auf dem anfanglichen Ge setzcsein, nicht auf der Fortführung des rein kreatorisch gedachten Handelns Gones am Geist. Der Geist des Menschen wird zwar erst bedeutsam. "wenn und sofern" der Heilige Geist Goues wirkt und ihn aktualisiere"" , aber doch setzt dies eine der Einwirkung des Gouesgeistes vorgängige und im Sinne einer ,.Antenne", eines Ansatzpunktes auch gleichzeitige "Eigenexistenz." des menschlichen Geistes als zuhandene, greifbare "seinsmäßige Disposition zu einem erneuerten Leben mit Gon" als "Habitus" und "Seinselemenc" vor aus··. Der Mensch wird nicht als zeitweilig belebter Staub betrachtet, son dern als unwiderruflich. weil kreacorisch in eine Beziehung zu Gon gesetzt. Jedoch wird die als solche zu Recht betonte Venikaldimension der Anthropo logie wegen ihrer ontischen Fassung um einen hohen Preis erkauft. Die Ab lehnung einer geschichtlichen Auffassung des menschlichen Geistes als je )1
HeidJer. Lehre. 5.22.189 " Synonymer Gebrauch beider Vokabdn: Hiob 27.3; Je.s. 42.5; 57.16; vgl. Den. 20.161 Sach.12. I; I.KÖn. 17. 17/Ps. 104,29; Gen. 6,17; 7.15: t:I"" nn I Gen. 7.22: t:I"" n" :-m111; vgl. 2.Sam. 22.16; daw Heidler, Lehre. 44. Eine gewissc: Tendenz in diese Richtung llißt sich auch bei v. R2d. Genesis, 53, feststellen. wenn er von einer Personifizierung und Individualisie rung der göttlichen Lebenspotenz spricht. )9 Heidler. Lehre, 14. Heidler, ebd., 45f.. sieht Gen. 6,17; 7.15.22. in denen auch den lie fen der Lebensodem zugeschrieben wird. als Pau.scha.lformdn, die anders als Gen. 2.7 keine Konstirutionsdefin i tion bcabsichtigen. 40 Heidler, Lehre, 25.29.36(48 " HeidJer, Lehre. 33, unter Ikrufung auf Lmher U HeidJer, Lehre. 33.37.66 U Heidler, Lehre. 38f. +I HeidJer. Lehrt. 38(54.44 (MZueignung").39.44; Gebrauch des Partitip Präsens: die ge schöpOiche Existenz. MalS der und in der seiend er auch nur geisliich leben kann" (47)
Die ontische Vertikalisierung menschlicher Existenz
23
neu durch Gones Zuwendung gesente und zu serz.ende Größe. als einer "Na belschnurexisrenz" und die gegenüber solcher "Halbschöpfung" betont opti mistische und daher tendenziell synergistische Prorologie sieht den Men schen als aufgrund seines Geistbesirzes .,persönliches. parmerschaftliches Gon-Gegenüber"�5. Die Sünde wird in ihrer Macht nicht genügend ernstge nommen, wenn infolge einer Differenzieru ng zwischen imago und simili(U do Dei die imago als im Geist begründete, auch post lapsum, wenn auch pervenien. in der Weise eines character indelebilis als "Rest'" der GOttes ebenbildlichkeit wirkende Konstante des Menschseins erscheint46• Ansprechbarkeit durch Gon als Wesensbestimmung der relarionalen Stcuk (Ur des Menschseins wird nicht aktuell durch jeweils neues faktisches Ange sprochenwerden. sondern dispositioneIl ab Besin des Geistes. der "Stelle in uns, zU der GOtt sprechen kann", verstanden�7. Die Menschen sind aufgrund ihres Geistbesirzes gönlichen Geschlechts (Apg. 17,29)�8, ja das Gegenüber Gottes wird in das Intra des Menschen hineingenommen. wenn vom Geist als dem .,tenium divinum" oder einem Göttlichen "im Menschen" gespro chen wird�9. Die Bestimmung. die dem Menschen von GOtt her zuteil wird, Gegenstand und Gegenüber des Heilplanes Gones zu sein, ist dann nicht mehr das Spezifikum der menschlichen Existenz, sondern nur noewendige Folge des bereits protologisch gesenten Verhältnisses zwischen Gon und Mensch5(l. "Geist" ist nicht ratio oder intellectus, also Funktion der Seele; der Geist ist nicht von der Seele her, sondern die Seele vom Geist her zu bestimmen5 1 • Richtig ist. daß von ;;tQ� in Gen. 2,7 erst aufgrund des Geisteswirkens die Rede ist und der Geist nicht in der Seele aufgehen darf. Aber das Moment der Unverfügbarkeit des Geistes, das beständige Verwiesensein aus sich heraus auf den Geist hin geht durch die anthropologisch-ontische Fassung des Gei Stes verloren. Die Beseelung des Menschen erscheint als Folge der Begei stung; die Seele trägt mit dem Geist unvergängliche. weil göttliche lebens kraft in sich�2. Die Seele ist "Geistseele" wegen des enhyposrasierenden
.�
Hddler, Lehre, 47.52; 47; 44 -16 Hddler, Lc:hre, 97: 15.1 2.37.39.69.87.90.9If. 47 Heidler, Lehre, 59; 34.65.190 ., Heidler, Lehre, 62 ., Heidler, Lehre, 62;92; Cremer, Geist Me., 457. Insofern dürfte die von Hddler. ebd., 49, monierte Angn seiner Gegner vor einer Vermischung von menschlicher und göttlicher Exi slenz nichl ganz unberechligl sein. :KI Die �KonstilutionM des Menschen iSI der "Ermöglichungsgrund dafür, daß es jene Be slimmung Alr sein Lc:ben" (.DeslinationsdefinitionK) ..... im Unlerschied zu dem der Tiere überhaupl gibl und geben kann". Heidler, l1hre, 14. Zur Ablehnung des Ansatzes bei dem als "Destination" Bcuichnelen bei K. ßarth: Heidler, ebd., 5.50ff.186 )J Heidler, ebd., 2400 )1 Ebd 40f. .•
24
Seclesein - biblisch-exegetische Erwägungen
Gei5(es�). Das. was Ergebnis des Vorgangs der Einhauchung des Odems in den cformten Menschen ist. also gerade den Leib mit einschließt (Gen. 2.?) wird in ein Gegenüber zum Leib gebracht; S[a[( vom Menschen als lebendiger Seele ist von der "Seele des Menschen" die Rede��. Der Geist wird zu einem die Seele in einer bestimmten Weise qualifizierenden Strukturele mem, gilt aber nicht wie in Gen. 2,7 dem n,JrC. Nicht in der Seele als solcher, als einer an sich in einer bestimmten Weise strukturierten Größe, sondern in der Inhärenz des Geistes in ihr liegt der besondere Charakter des Men schenS6• Auch die liere haben ja Seelen. Die Seele ist nicht immer schon auf GOtt bezogen, sondern neuuaJ. einge spannt zwischen dem Leib als Einfallstor des Fleisches und dem menschlichen Geist als Einfallstor des göttlichen Geistes�? "Seele" gehört abgesehen vom Geist primär z.um lrdüchen als dessen "Lc:ben"58. Sie belebt und durch� dringt, obwohl selbst nicht Materie, die Materie, steht damit aber in einem Gegenüber zur Materie59. Bei der menschlichen Seele muß von einer Doppel� seitigkeit und Dialektik hinsichtlich des Todes ausgegangen werden. Wenn die Seele, wie an einigen Stellen des Alten Testaments gesagt, stirbt, so ist "die gestalthafte Seite der Seele" tot, die eigentliche Geistseele aber um der Inhä� renz des unvergänglichen Geistes willen lebendig60• Franz Daitzsch kann in ähnlicher Weise die Seele "das den Geist und den Lc:ib vermittelnde doppel seitige Mittlere im Menschen" nennen61• Die Seele erscheint als das zweite Glied im Rahmen einer dreigliedrigen Ordnung, innerhalb derer der Geist das "oberste Princip", die Seele als "incarnirte Geistesdoxa" "das nach der Sei te der Lc:iblichkeit hin emanirte secundäre Princip" ist62• Der Lc:ib soll als Gegenstand einer durch die Seele in ihrer Bcückenfunktion verminelten gei stigen Durchwirkung zum Widerschein der geistesbildlichen Seele werden63.
J
•
" Ebd., 4 1 . 190
,.. Gen. 2,7: ;'TIf1 wttll':t �'IC;'1 ,.", �"n n�111 " J:)IC� nb" ,'n:nlC;'1'tD ,DP �'K;'1-nK tl'mlC ;'11;'1'1 "Y'1'1. Zur A.ku:nmierung der Begriffe auch: Westermann, Leib, 167 n Heidler, I...ehre, 42 \06 Vgl. Heidler, I...ehre, 54( �7 Die Seele ist zwischen die �beiden geradezu konträren Existentiale des Menschen (Geist und Materie) eingcordnet� (Heidler, Lehre, 71; vgl. ebd., 82f.) SI HeidJer, Lehre, 92 » Heidler, Lehre, 74 60 HeidJer, Lehre, 74.78. Vgl. ebd., 74: nSttle im Blick auf einen toten Menschenkörper meint die rein körpcrhaft-materielle Sein,malt aber ohne Seele: d.h. die Menschenleiche liegt da, die reine Form der Seele, der ,Erdenkloß' ohne den eingehauchten Lebensodem (Gen. 2.7), ohne die Geist-Seele, unbelebte Materie" (Hervorhebungen im Original) 'I Ddinsch, Psychologie. 153. Auch Le Seur, Zukunft. 37, geht von der Möglichkeit eines Unten und Oben fur die Seele aus. Allerdings erscheinen diese eher als ethische denn als ontische Baugsgtöfkn. insofern sich die Sede nach unten binden oder nach oben offen le ben kann. 62 Delinsch. Psychologie. 175.219.175 ,) Delinsch. Psychologie. 222f.225
Die ontische Vertikalisierung menschlicher Existenz
25
Bei Hermann Cr�m�r wird die dialektische Betrachtung der Seele noch weiter ausgeführt. Die Seele setzt sich zusammen aus dem, was ihr vom Geist und was ihr vom leiblichen Organismus her, innerhaJb dessen sie gewirkt wird, eignet und zukomm�. Der Geist ist nicht etwas Besonderes neben der Seele im Menschen, sondern ihr immanent aJs nTeil ihrer selbst, ihr selbst angehörig"M. Die Seele ist zwar nicht selbst die Lebenskraft, der Geist. aber auch nicht zwischen zwei Polen - sozusagen in Äquidistanz - eingespannt. Sie hat die Lebenskraft nicht außer sich, sondern in sich66• Während zwischen geistig quaJifizierter Seele und Leib geschieden werden muß, kann zwischen Geist und Seele nur unterschieden werden, insofern der Geist der Odem aJs Bedingung, das Wirkende, die Seele aber der Odem als Erscheinung, das Sei ende ist6? Der Geist stirbt nicht. die Seele aber stirbt und stirbt zugleich nicht, weil sie den Geist in sich trägr68• Eine besondere Nähe von Geist und Seele ergibt sich bei Cremer schon daraus, daß von der heiden gemeinsamen Grundbedeumng nOdem/Hauch" ausgegangen wird6?
2.
Die Geistseele als Garant der Personidentität
Der Geist ist nicht nur menschliches Spezifikum, sondern auch Konstitutiv des Ich, der Person, der Identität; die menschliche Person ist geistgebunden?o. Will man nicht von einem sozusagen additiven Hinzutreten des Personseins zum Menschsein aufgrund des Geistbesitzes ausgehen. so muß man zwi schen äußerem und innerem. eigentlichem Menschen differenzieren. Der in nere Mensch wird als der gesehen, der in Distanz vom Leib als des äußeren Menschen sprechen (2. Kor. 4,16), sich selber zusehen ( l .Kor. 13.3) und au ßer dem Leihe, daheim heim Herrn sein kann (2. Kor. 5 , 1 ff. ; Phi!. 1 ,23)11. Die Ganzheidichkeir des Menschen wird nicht im Sinne eines perspektivi schen Denkens, sondern als gleichzeitiges Vorhandensein aJler drei trichoto mischen KonstitU[ionseiemente gedeutet. Diese werden dahei nicht einfach neheneinandergestdlt. sondern zugleich einer Hierarchisierung unterwor fen, bei der im Sinne eines Schichtenmodells der Geist aJs innerster Kern des inneren Menschen erscheint72• Die Aussagen nehmen ihren Ausgangspunkt nicht bei der Größe Mensch, von der in einer bestimmten Hinsicht dieses oder jenes gilt, sondern bei den abgrenzharen Teilen, die "im" oder nam"
M
Cremer. Seele, 128 6' Cremer, Geist Me 453; ders., Geist heilig., 444 t\6 Cremer. GeiSt Me 453.456 .7 Crc:mer, Geist Me., 4 5 1 61 Crc:mer, Seele. 130; ders Jenseits, 3 1 ( " Crc:mer. Wörterbuch. 949(; ders Geist Me., 4 5 1 7Q Heidjer, uhre. 65.60 11 Heidjer. uhre. 22f.24 n Heidler. uhre, 54f.26; ebd., 84: MDreischichtigkeit" .•
.•
.•
.•
26
Sedesein - biblisch-exegetische Erwägungen
Menschen vorgefunden werden können71• Der Leib wird als Hüne gesehen (2.Peef. I, 13f.), mit der das eigentliche Ich des Menschen allenfalls akzidentell und zeitweilig etwas 'lU tun hat7�. Sterben heißt "aus dem Leib gehen. um b.ri Christus im Leben zu sein ... "j der Tod ist Trennung des inneren vom äußeren Menschen75, Damit wird die Dialektik von Tod und Unsterblichkeit aufgeho ben und in einen Dualismus überführr, aufgrund dessen Sünde76 und Todn dem Leib zugewiesen, die Unsterblichkeit hingegen der Geistseele zugespro chen wird. Die biblische Aussage über das Sterben der Seele wird als Um schreibung für ihr Ausgehen vom Körper betrachter18• Eine Aufreilung des Ich auf den im Staub versinkenden Körper und die als unsterbliche zu Gon zu rückkehrende Seele wird vermieden. weil das Ich allein an die Geistseele ge bunden ist�. Richtig erkannt ist bei diesem Ansatz das Kontinuitätsproblem. Die Ge storbenen sind nach dem Tod Existierende. nicht nur einst Gewesene80• Die Väter des Alten Testaments sind Personen (Lk. 13.28; Mt. 8.1 1 ; Mk. 9.4)8 1 . Aber Heidler kann dies wegen seiner ontischen Fassung der Personalität nur mit Hilfe eines dualistischen Denkmodells zum Ausdruck bringen8l.
3. Additive oder dynamische Sicht der Auferstehung? Heidler legt alles Gewicht auf eine Unterscheidung von Protologie und Sote . riologie unter Betonung der ersteren und eine dem korrespondierende Ge genüberstellung des spiritus vivificans und spiritus salvificans8J• Die FonexiZu "im'" "in": Heidler, Leh�, 22.26.36.44.59 (Pneum2 als die �Stelle in uns, zu der Gon sprechen bnn". nach Le Seur): der Leib 215 eine �Seite" der menschlichen ExiSienz (79), als das Materielle an uns .. ." (144) 74 Vgl. Heidler. Leh�, I09.155.172f. 7S Heidler, Lehre, 22.99.98 16 Ebd., 23f.: der äußere Mensch ist der Leib, �der post lapsum nur mit der ihm inhärenten gonwidrigen sündigen Dynamis zusammen gesehen wtrden bnn" (Röm. 7,23f.) n Ebd., 189: "die Person des Gestorbenen nicht mehr mit diesem Leichnam ... identisch" 71 Ebd., 103 7'J Ebd., 103 gegenüber Thielickes Bedenken. Das Problem des wesensmäßigen Leibhau ges der Seele, wie er mit der Erkennbarkeit der Seelen der Verstorbenen gegeben ist (Apk.6,9� 20,4), will Heidler durch eine nachträglich eingeruhne Diffe�nzierung der Leiblichkeit lö sen: der untere materielle Teil des Leibes, der eigentliche Leib also, vergeht, der obere bele bende Teil, der wohl mit der gestalthaften Seite der Seele gleichgesenr wird, bleibt: so ebd., 160f. 1)
..
Ebd., 155 11 Ebd., 155.158; vgl. ebd., 1 4 1 f. 11 Etwa unter Zugrundelegung des plalOnisierend ausgelegten Textes 2.Petr. 1 , 1 3f.: diesel be Person, d.assc:lbe Ich verläßt die Leibeshütte und ist vorher und nachher vorh2nden (ebd., 22). Bezeichnenderweise: rrouzierr Heidler, ebd., 41 .74.25, um seine eigene Nähe zu PI2ton zu verdecken, die griechische Seelenlehre auf die Vorstellung einer übernatürlichen AlIsccle, in die die individuelle Seele aufgenommen wird. ICI
IJ Heidler, Lehre, 50f.
Die ontische Venikalisierung menschlicher Exis(em.
27
stenz als solche ist krearorische, weil mit der Inhärenz des Geistes in der menschlichen Seele gegebene Serzun�. Zwar kann Heid.ler sicherlich die Per sonidemität in der Auferstehung begründen8', aber es kann keineswegs von einer gelungenen Verbindung von Unsterblichkeit und Auferstehung die Rede sein. Die Auferstehung dient der Wiederherstellung der als Addition von Teilen gedachten Ganzheidichkeit des Menschen86; der neue Leib wird dem als Geistsecle post moerem existierenden Menschen ..beigelegt"; er soll "auch einen neuen Leib erhalten"87. Es wird nicht deutlich, inwiefern die leibliche Auferstehung als soteriologischer AJu mit dem Heil gleichgesetzt werden muß, nachdem doch schon mit dem Zeitpunkt des Todes eine Schei dung der Geister und ihre Zuweisung zu bestimmten Zuständen erfolgt ist". Hier wird nicht nur die doch tatsächlich rein quantitative Bedeutung der Auferstehung mit qualitativer Begrifllichkeit explizieer, sondern auch die doppelte Auferstehung geleugne�. Es ist auch die Frage, ob der erSte und zweite Artikel tatsächlich nur in einer antithetischen Weise bzw. in einem Nacheinander gesehen werden können und nicht vielmehr gewisse konver gierende Linien anzunehmen sind. Die Foerexistenz des Menschen POSt lap sum und daher auch POSt moerem verdankt sich keineswegs einer linear die Schöpfung weiterführenden creatio cominua, sondern ise Erhaltung inmit ten der Gerichtsverfallenheit, also Gnade (Gen. 3,21 ; 4 , 1 5; 8,21 f.; 9, 1 1 ; 1 1 , 1-9 neben 12, 1-3). Zudem handelt GOtt, der Erlöser, auch in schöpferi scher Weise (2.Kor. 5,17; I. Kor. 15,38ff.)90. Es ist zu fragen, ob Heidlers Lehre die Aussage von Gen. 1-2, "aber auch der ganzen Heiligen Schrifr"9 1 wiedergibt oder nicht vielmehr ein dualistisch gelesener Vers Gen. 2,7 in die übrige Schrift eingetragen und ihr übergeord net wird. Ansärze zu einer Korrektur der Heidlerschen Position sind in Konzeptio nen zu erkennen, die an sich von ihrem Grundgedanken her in eine ähnliche Richtung zielen. So kann zwar auch der römische Katholik Ernst Haag von Ebd.. Ion 146; vgl. ebd 190( I) Ebd 16 Ebd., 1 19; vgl. ebd., 157 11 Ebd 145 (vgl. ebd., 147). 157 (Hervorhebung vom Verfasser) .. Ebd., 148.165.166 .., Ebd., 148. Dies ist die n�ative Kehrseite der Redukdon der Personalität auf den geist Sttlischen Innenbereich des Menschen: die Verantwortung und die Straffolgen der Abwen dung von Gou hat der Goulose als Person voll 1.u tragen - duu bedarf es aber keines Leibes. also auch keiner Auferstehung im Sinne einer Hin1.uRigung des Leibes l.ur Person! '" Heidler. ebd 56. ilbersiehl. daß E1.. 37.!ff. l.war in der Tal als Parallele l.U Gen. 2.7 zu verstehen ist, aber eben nicht als Variante der Schäpfungsenählung, sondern als Vision eines sich in neuschöpferischer Weise vollziehend"n Geschichtshanddns Gottes an seinem Volk 1.U �trachten ist. Zudem in die Kontinuität der Identität der Gestorbenen in Ez. 37 gerade nicht durch ihre Geistseele. sondern durch die Totengebeine gegeben! tI Ebd 42 &t
.•
.•
.•
.•
.•
28
&desein - biblisch-exegetische Erwägungen
einer gleichsam habituellen Struktur des Menschen, einer schöpfungsmäßi gen Voraussecz.ung und einem Anknüpfungspunkt für Gones Heilshandcln sprechen92• Aber Garant der geschöpflichen Identität ist nicht eine Geiscsce le. sondern die ..Geismaruc" des Menschen'), Die ganzheitliche Perspektive der Anthropologie bleibt auch gewahrt, wenn die Seele als Bezeichnung des Menschen in seinem für ihn wesenhaften Gonesbezug bzw. der Person des Menschen unter Hervorhebung des in ihrer Geisrnatur gründenden Gones bezuges definiert wird�. Die Belebung durch den Geist z.ielt nicht auf die Mitteilung eines Lebenselementes an sich ab, sondern dient der "Befuhigung des Menschen zu einer Führungsgeschichte mit Gou"'). Schöpfung und Er lösung. Ur- und Heilsgeschichte müssen zusammengesehen werden96: von Anfang an ist der auf Gon hin geöffnete Mensch Gegenstand einer Führung durch Gon, die auf die Vollendung der Gonesgemeinschafi: durch die end gültige Manifestation der Gonesherrschafi: abzielt9? Eine Differenzierung zwischen Schöpfungs- und Erlösungsgeist ist nicht möglich . Vielmehr ga rantien die Belebung durch den einen Geist. d. h. garantiert Christus als der die Schöpfenätigkeit tragende (Gen. 1.2) und die Heilsgeschichte bewegen de (Röm. 6.34; I .Sam. 16.13; Jes. 31.3; Ez. 36.27; 37.14) Geist Gones ( l . Kor. 1 5.45) die Kontinuität der Heilsführung Gones98• Dit Unsttrb/ich
I((it ist nicht an sich gtgtbm, ttwa wtgm tintr rtinm Gtistigl((it tkr Suk. sontkrn ist Zitl tks dit GotttSrt/ation lIollmtkndm Hantklns Gonts am Mm lehm. Da Mmsch ist auf tim rt/a.tiona� als fortwährtntk Gtmtinschafi mit Gott. tkfinitrtt Unsttrblichluit ausgmchut j9. Die Auferstehung trin nicht
quasi additiv-akzidentell zu einer kreatorisch gesetzten Unsterblichkeit hinzu. sondern ist als das lentliche "Wie der Vollendung", als unverzichtbares Ziel. ja Inhalt in die von der Schöpfung an in Gang gesetzte Dynamik des Handeins GOttes eingebunden 1oo• 9l Haag. Seele. 43.44.45.88 "
Ebd 33f.88; 59f.92 " Ebd., 92f.89 " Ebd 44 " Ebd., 8 1 ,., So stehen die Zuweisung des Paradiesgamm (Gen. 2.15) und die Aurerslehung als Ver senung in den LcbcnSf1lum der über den Tod triumphierenden Königsherrschart GOttes zu einander pal1lllel. Ebd 33.82.90f. ,. Ebd 8 1 .82. Ez.. 37. I ff. wird richtig als Wirksamwerden der Schöpfermacht G01les zur Vollendung seiner heilsgcschic:htlichen Planung. als Abschluß der Führungsgcschichte Jah wes mit seinem Volk gesehen: ebd., 64.66. Bcu:ichnend r ur die zutreffende konvergierende Sicht st i L B. auch der Ausdruck: �Offcnbarung der Schöpfer- und Erlösermacht Gones in der Auferstehung der Toten� (ebd GI). Zu Recht betont Haag auch die Gnadenhaftigkeit des Weiterbcslehens des Menschen allgemein und des geschöpAichen Habitus im besonde ren: ebd 43.45: vgl. 92 " Vgl. Haag, cbd 92f. 100 Vgl. dazu ebd., 71 .73 (die Aurerstehung als �Eröffnung des Weges oder Zugangs zum Endhein .•
.•
.•
.•
.•
.•
.•
Die Unnerblichkei[ des Menschen als "Set:le"
29
Anstöße in die richtige Richrung gibt auch Hermann Crrmu. Zwar ist auch für ihn der der Seele immanente Geist der "Punkt, wo Gon und die Kreatur sich berühren"; zwar kann auch er sogar vom Geist als dem Göttlichen ..im Menschen" redenlol• Aber daneben trin eine andere Aussagelinie: der Geist des Menschen stammt von Gon und bind�t zugleich an Gon 1 02• Gon wird nun doch nicht einfach als solcher in den Innenbereich des Menschen hinein genommen, sondern tritt ihm als der ihn Beanspruchende gegenüber. Der Geist des Menschen ist der internalisierte Anspruch Gottes; seine Unverfüg barkeit wird angedemet. Sünde als Widerstreben gegen den mit derl'l." gesetz ren Anspruch Gones10J führt zu einer Diastase von W�� und n.." : der Geist wird zum richtenden Gesen im Sinne des usus theologicus legis, die Seele zum zwiespältigen EyWI().j. Entscheidend ist die sich hier andeutende nicht ontische Bedeuruog des Geistesl05•
III. Die Unsterblichkeit des Menschen als "Seele" 1. "Mensch als Seele" statt "Seele des Menschen" In der Heiligen Schrift berühren sich Bedemungsgehalt und Gebrauch der anthropologischen Begriffe in vielfaltiger Weise. W!:Il und 'V1� können nicht nur unterschiedenlO6, sondern auch parallel gebraucht werdenl07. Es gibt nichts, was nicht seinen leiblich-sinnlichen Ausdruck fände: so spiegeln sich im Angesicht die Affekte widerlO8, das Auge gilt als Organ der ErkennmislO9; Erregungen und Bewegungen des innemen Lebens treten in den Augen her vorllO• Geduld und Ungeduld können in Analogie zu körperlichen Bewe gungsvorgängen als KUrLwerden ('Yi') oder Langmachen (,,1<) der wp� be zeichnet werden 1 1 1 . Mur und Angst vollziehen sich in bestimmten Bewe101 Cremer, Geist Me., 451 .457; ders., GeiSt heilig., 444 102 Cremer, Geist Me., 451; vgl. ders GeiSt heilig., 444 10' Cremer, Sede, 130.131; den., Geist Me., 453; den., Jenseits, 30f. 104 Vgl. Cremer, Geist Me., 457; ders., Jenseiu, 30f. ..
I� Auf das anfangliche Zögern Cremen, überhaupt von einem menschlichen Geist zu spre
chen (ders., Geist Me., 452). sei hingewiesen 106 Z. B. Gen. 9,4-6; W. 17,11-14; Dm. 12,23-25; vgl. Daunc:nberg, 'l'IlX1l. 28 107 Z. B. Ps. 84,3; 63,2; 16.9f.; Hiob 14,22; 21.6; Prv. 4,22; vgl. Haenchen. Auferstehung, 75f.; Dubarle, Erwartung. 687.69 1 ; Jacob. Anthropologie, 6 1 9 lot Gen. 4,5f.: Zorn; 31,21: Wiliensentsehluß; 33,1: Erbarmen, 19,21: eine Bitte u.a.; vgl. dazu Su:ndebach, Anthropologie. 262f. 10'1 Gen. 3.5]; 16.6; 19.8 1111 Z. B. Gunst in jemandes Auge: Gen. 6.8. 18,3; 19,19; 30,27; 32.6 u.ä.; Wohlwollen und Verachten: Gen. 16,4f.; 19.14; sexudle Begierde: Gen 39.7. Dazu Stendebach, Anthropolo gie. 263-266 111 Num. 21.4; Ri. 16.16; Hiob 6.11. Dazu WoHr. Anthropologie, 25f. .
30
Seelesein - biblisch-exegetische Erwägungen
gungen des Herzens {:l:l')I I 2. Geistig-seelische Vorgänge werden häufig in ei nem Körpeneil lokalisicrr1 l3. Sowohl uttu1l4 als auch 'V:lm können das Perso nalpronomen vertreten. Aber auch von W.bl und "" wird Analoges ausgesagt: auch die "" kann kun werden (,y ?)1l6; sie bezeichnet Gemütseinstdlungenll7, "" und W.!)l werden lebendig (Gen. 4 5.27/Ps. 1 19.175). kehren zurück (l.Sam. 30.12/ l .Kön. 17.21f.). entweichen (Ps. 146,4/Gen. 35.18). verschmachren (Ps. 77,4/Ps. 107.5). werden befreit (Ps. 3 1.6/2 .5am . 4.9)"'. Die Abgeschiede nen können als IjlVXm (Apk. 6.9; 20,4) und als 1lVfV�CtTa ( l . Pcrr. 3.19; Hebr. 1 2.23) bezeichnet werden. Geist Ooh. 19.30; Mt. 27.50) und Seele (Apg. 1 5,26) können hingegeben werden. Das Sterben kann mit EK\VUXEIV (Apg. 5.5.10; 1 2.23) und tK1lVtEIV (Mk. 1 5.37.39; Lk. 23,46) umschrieben werdenlL9• Psychologie kann nur als Psychophysik betrieben werden; Seele und Leib können weder voneinander noch gegenüber dem Geist isoliere werden. Die anthropologischen Begriffe dürfen zunächst nicht analytisch auseinanderge nommen, sondern müssen synthetisch zusammengedacht werden 120 . Sie ste hen "synekdochisch" für den Menschen, sind gleichsam nach oben, zur Ganz heit des Menschen hin, offent2t• Der gemeinsame Reflerionsgegenstand, der Mensch, führe zu einer gewissen Stereometrie, d. h. Synonymitärt22• Die in vielen Belegen begegnende Austauschbarkeit im Gebrauch bedeutet aber nicht Beliebigkeit und Ununterscheidbarkeit, sondern impliziert eine be stimmte Aussagerichtung, Hinsicht, Perspekive, unter der die Größe Mensch betrachtet wirdt23• Keiner dieser Begriffe meim einen Besin des Menschen. der mit einem Teil seiner selbst identisch wäre oder zu dem er in eine Distanz 111 Zinern: Ja. 7,2; Weichwerden; Ja. 7.4; Dm. 20,8; Zerfließen: Drn. 20,8. Herausgehen: Gen. 42,28; vgI. Ps. 40,13; Pochen: Ps. 38, 1 1 l1J Dtn. 8,5: Erkcnmnis im Hencn; Dm. 6,6: Gedächmis im Hencn; Ja. 42.25: sich eine Kricgsnol zu Hencn nehmen. PO'. 16.9: Planen im Hencn; Ps. 20,5: Begehren im Hencn; Ps. 16,7; Jer. 12 ,2: Nieren als Sitz des Gewissens; Ps. 16.9: Freude von Hen, "Sede· und Leib (ähnlich Ps. 84.3); PO'. 14,37: Einsicht hat On im Inneren, in den Eingeweiden da Men schen. Dazu WolfT, Anthropologie, 47[[ 114 Z. B. Gen. 19,1 9f.; I . Kön. 20,32; Ps. 54,6; Gen. 27.4 '" Z. B. PO'. 4,22; Ps. 1 19,120; vgl. ,.,:)- c,:l: Ja. 40.5.G; 49,2Gb; Ps. 145,21; 136,25; dnu WolfT, Anthropologie. 30f.35f. 11� PO'. 14,29: als Ausdruck fut den Jähzorn 117 Ko h.7,8: Geduld bzw. Hochmut; PO'. 18,14: MUI; I Kön. 21,5: Mißmurigkeit. Dazu Wolff, Anthropologie, Hf. 111 Duu Cremet, Geist Me., 451 ," Duu Delinsch, Psychologie. 400; vgl. Daul"ttnberg, 'PUX'l, 26; WolfT, Anthropologie. 40 110 Vgl. Krieg, Leiblichkeit, 13 IJI VgL Daunc:nherg, 'PUX'l, 20.28; Krieg, Leiblichkeit, 13 In Vgl. Wolff, Anthropologie. 17f. der hinfallige Mensch; "" - der ermächrigu: Mensch; UJ So unterscheider z. B. Wollf ''':l :)c, der vernünftige Mensch; zu WEIl S.U.; dm., Anthropologie, 19fT.33fT.39fT.47ff. .
-
-
Die Unsterbli chkei t des Menschen als .,&ele"
31
treten könnte, nicht etwas, was man haben oder nicht haben kann, sondern, was man ist, ein Sein-als124• Daher kann auch nicht von Teilen des Menschen, etwa von der Seele oder dem Leib des Menschen, gesprochen und diese dualistisch oder trichoco misch gegeneinander ausgespiel t oder voneinander abgegrenzt werden. Scheinbar dualistische Aussagen der Heiligen Schrift müssen vom Gesamt kontext her im Sinne des Totalaspektes der Anthropologie gelesen werden. Eapi;hfv:l kann in einen ethischen, aber nicht ontischen Gegensatz zu 1tVEulJo/n" treten, insofern es, obwohl Ausdruck der Hinf'alligkeit und Schwachheit, zum falschen Orientierungspunkt, d. h. zum Anlaß des Selbst start des Gotrvertrauens werden kannm. Jes. 10,18 ('V;- "SI" , ut��'Q) meint, synthetisch, nicht antithetisch gelesen, die vollständige Vernichtung Assurs durch die Vernichtung der beiden Pole, um die das Leben kreist'26. In I.Pen. 2, 1 1 werden die 4'Ux� und die OOPKIKOi tm6ujJim einander entgegengesetzt, aber die \Vuxn rückt als Bezeichnung dessen. der zwar noch in der irdischen Sphäre lebend doch schon im Himmel zu Hause und vom 1tVEUIJO bestimmt ist, in die Position des 7rVEÜjJQ (vgl. Gal. 5,17)'27.
2.
Menschliche Existenz als Sein im Außenbezug
Menschsein ist nicht nur bloßes Dasein, geht auch nicht auf im Besitz und Gebrauch eines Maximums irdischer Güter, sondern ist Existenz, d. h. be steht von einem anderen her (ex), befindet sich in einem .,Gegenüber stand"'28. Der Mensch ist als Geschöpf Gones allen innerwehlichen Herlei1 14
So 1.. B. pointiert Bultmann, Theologie, 195: . .. . das otJJ�a nicht erwas dem eigemlichen kh des Menschen (etwa seiner Seele) äußerlich Anhaftendes ist. sondern wesenhaft zu diesem gehört. so daß man sagen kann: der Mensch hi1 nichl ein ow�a. sondern er in ow�a" (Hervor hebungen im Original) U) Z. B. Jc.s. 31 .3; Röm. 8,5-8: oap� und 1J"Vtü�a als 1.wei sich ausschließende Mächte; vgl. Jer. 175ff.; 2.Chr. 32.8. Wenn oWJ.la und oap(: gel�ntlich parallel gebraucht werden (2.Kor. 4. I I /Röm. 8,13; Gal. 5.16f.24URöm. 6,12). so sind doch nicht ow�a als der Mensch selbst und oap� als transzendente Macht ideßlisch. Andernfalls könnte kaum der Leib der Ort der Offenbarung des Lebens Jesu genannt werden (2.Kor. 4, I 0). als Wohnslätte des Heiligen Gei Sles (I.Kor. 6,19) oder Ort der Verherrlichung Gottes (I.Kor. 6,20b; Phi!. 1 ,20) bezeichnet werden und die Hoffnung sich gerade auf eine leibliche ExiSlen1. richten (I.Kor. 1 5,35f[). Vgl. WollT. Anthropologie. 37; Jacob, Anthropologie, 627; Schnelle. Anthropologie, 67f.; Kümmel, Römer 7. 19.24f.; Krieg. Leiblichkeit, 41 f. 116 Vgl. Sander. Dualismus, 331. Die These Schuberts. Entwicklung, 177, für den alten Orient allgemein sei weniger der Dualismus von Leib und Seele als der von Tod und Leben kennzeichnend. ist :.war nicht ganz falsch. aber darf nicht im Slrikl materialistischen Sinne verstanden werden. m Dazu Schweizer. O"ap�, 653. Schmid, Sede, 139, verweist zudem darauf, daß oap(: in I.Petr. 3.18; 4.1f.6 den ganzen irdischen Menschen bezeichne. Zum Ganzen vgl. auch KUm mel, Römer 7, 180 III Vgl. Richard von St. Viktor. Oe Trin. lV,12. MPL 196.937f.: _Nomen existentiae trahi tur verbo quod est existerc-; �Quid eS! enim aislerc nisi a: aliquo sistere. hoc eS! substantia.
32
Sttlaein - biblisch-c:xegetische Erwägungen
rungsversuchen seines Seins enthoben und vorgängig zu seinem Denken und Tun auf Gon als seinen Schöpfer verwiesen. Die vita steht grundsätzlich im Zeichen der gratia des GOttes, der als der pater familias (Ps. 145. 1 6) die Quelle des Lebens ist (Ps. 36.10)1 29, Anthropologie kann nur in [heonomer Weise betrieben werden'}o, Die Transzendenz. ist das "eigendiche Sein", "dem gegenüber die im Leben erfahrene Existenz wie eine abgeleitete isr"l3I. Leben geht nicht in seiner horizontalen Linie auf, vermag nicht aufgrund von Essen und Trinken Ruhe zu finden - ohne Gon und an Gott vorbei 1)2, sondern steht als von GOtt gewährtes Darlehen (Weisheit 1 5,8) unter einem Rechtsanspruch und Herremecht Gortes (Lk. 12.20)133, Weil das Leben Gon gehört, weil GOtt König (Lk. 17, 7ff.; Mt. 1 8,23ff.) und Richter (Mt. 10,28; 25.14ff.) ist, gehön der Mensch Gon (Gen. 9,6) und hat ihm 1.U dienen, ihn zu verherrlichen (Mt, 5.16)1304, Sorge um die eigene physische Existenz (Mt. 6,25), die emotional (Lk. 1 2,29) und aktivisch (Mt. 6,26.28.33) als angster fülltes Sich-Bemühen aufgefaßt werden mußm, widerspricht dem Toralan spruch Gones (Mt. 6,24). Dessen Werk ist Leben und Leib. dessen - viel geringere - Gabe daher auch Nahrung und KleidungU6• Ein von ängstlichen Fragen (Me 6,31 f.) beherrschtes Sueben nach eigenmächtiger Existenz.siche rung in insofern ein heidnisches Verhalten, als es von dem Gon absieht, der als Vater um das Lebensnotwendige weiß und gebeten werden kaoom. Sorge verfehlt die relational-teleologische Dimension des menschlichen Seins, in sofern - statt auf den auch am Sünder fest- und ihn erhaltenden Geher zu blicken - die Gabe für verläßlich gehalten und in ein immanentes Kausalver hältnis zu eigener Bemühung gebracht wird, Arbeit ist tatsächlich aber nichts anderes als eine aktive Inanspruchnahme der Providenz Gottes, der sich die Verfügungsgewalt über die Gaben, auch in ihrer Verwendung, vorbehä}tU8, Der Mensch muß von den Sorgen um die irdischen Güter freigesetzt werden, um in seinem exklusiven Ausgerichtetsein auf Gott, seine Herrschaft, sein Tun (Mt, 6,33: rrpWTOv) seine eigentliche ldentität zu gewinnenL'9,
liter ex a1iquo esset': damit wird die doppelte Frage beantwortet, .. qunk quid sit de quolibet, UnM habeat esse"', Dazu Pannenberg, Person, 231 11' Dazu Kraus, Leben, 31 f. 130 Vgl. Jacob, AnthropologiC', 617 Anm.57, der in dem "'n in GC'n. 2,7 und dem CL''''''K nach a"r in Gen. I ,27 den dem Menschen vorgegebenen Goftesbezug erkC'nnt lJl Gese, Tod, 53 I }l Lk. 12,19; dagegen Ruhe bei Gon: Ps. 1 3 1,2; 62,2; vgl. 42,6 IJJ Dazu Daun.enberg, 'POXrJ, 85,90. 162.164; vgl. Schweizer. 'l'UXrJ, 636.647 Il' Vgl. v. Rad. Tod, 255; Kümmel, Römer 7, 171f. I n Vgl. lut, Mauhäus. I, 367 l )l Vgl. Schlatter, Mauhäus. 26f.229f.; Schniewind. Manhäus. 95 lJ1 Mt. 6,7f. nehen 6, 1 1. Duu Lut. Manhäus, 1, 330047.370 I" Vgl. I.Tim, 6,17f[; EKG 385,3; 387.3; BSLK 5 1 1 ,4f.; 560,22ff.; Thielicke, ThE 11,1, 4 10f.4 14(.428-430 1)9 Zum Ganzen vgl. Daun.enberg, 'PUXrJ, 94.96: auch Schweizer, 'l'UXrJ, 635: Kümmel, Römer 7. 175 ' "
Oie Unsterblichkeir des Menschen als ,,$«Ie"
33
Auch wenn der zur Anerkennung Gottes gerufene Mensch diese in hybri der Selbstüberhebung verweigen (Röm. 1.23!; vgl. I . Kor. 1 ,2 1 ; 2.12; KaI. 2.8), so besteht et im eigentlichen Sinne doch nur von der Bestimmung GOt tes her, von der Begegnung mit dem 6 KOAEoac; nJ,JÖ:c; her (GaL 1.6; 5.8; l .Thess. 5.24). Menschsein heißt Berufensein und Angesprochensein von Gotti'
34
Seelesein - biblisch-exegetische Erwägungen
genüberzustchen. sodaß er, auf diese Negation seines eigenclichen W�ns festgelegt. des erneuernden Handelns GOttes bedarf (vgl. Eph. 4.24; KoJ. 3.10).
3. Di< Suk als K,hk und Gefäß Für ItIU läßt sich aus Ps. 69.2; Jes. 5.14 und Hab. 2,5 eine Grundbedeutung .,Schlund. Rachen. Kehle" erschließen1'6. Die synthetische Redeweise des Hebräischen, die mit der Nennung eines Körpcncils zugleich und vor allem dessen Funktion meint. legt es nahe. daß nicht so sehr nur an das Organ der Nahrungsaufnahme (Ps. 107; Koh. 6.9) bzw. der Atmung Oer. 2.24; 1 5.9) oder an den Hals (Ps. 105.18; Jes. 5 1.23; Gen. 37.2 1 ; Dm. 19.6. 1 1 ; Jer. 40,14f.; Jee. 4,10) gedacht in. sondern vidmehr an die Struktur der Bedürf tigkeit (Ps. 143.6; Prv. 10.3) und an den Akt des Verlangens. Begehrens. Trachtens nach cewasl47• trt!u bedeutet .,Leben" nicht von einer nach innen, auf den Leib ausgerichteten und von ihm her bestimmten Perspektive. d. h. als Sammdausdruck für organische Funktionen des Körpers, sondern gerade als Vollzug des Außenbezugs. Nicht das Organ der Nahrungsaufnahme und Atmung als solches garantiert schon Leben, sondern erst das seiner Aufga· benbesdmmung nachkommende, also I. B. essende und atmendeI4'. Auch dort, wo �!:U Sin und Akt anderer Empfindungen wie Erschrockensein (Ps. 6.3). Verzweiflung (Ps. 42.6f. 12; 43.5). Verzagtheit Oon. 2.8). Binerkeit ( I .Sam. 1 ,10; 2.Kön. 4,27) bezeichnet, ist Anlaß und Objekt der Emotionen in anderen Menschen. deren Verhalten oder der durch sie geschaffenen Situa· don gegebenl�9. Wenn �tll das Personal- oder Reflexivpronomen verrrirc, so liegt auch hier der spez.ifische Akzent auf dem Begehren bzw. Bedürfen (I. B. Mi. 6.7; I .Sam. 1 8 , 1 ; Jes. 3,9)1�. �tll bezeichnet nicht ein accidens, nicht das Begehrte. nicht erwas dem Menschen Gegenüberliegendes und von ihm Ab- lösbares. sondern meint den. von dem etwas ausgesagt werden kann. Daher kann �tll auch für das zählbare Individuum, eine Person gebraucht wer den Ul. Man wird einen Schritt weitergehen und sagen müssen: wenn WDl den Menschen bezeichnet. insofern er auf etwas aus ist, nicht nur auf AußenbeI�
Vgl. DUrr, Gurgel, 262-269; Wolß'. Anthropologie. 19f.; Schilling. Geist. 35 In Prv. 23.2; vgl. Verbindung mit m � ; Mi.7, I; Dm. 17,1 5.20; I.Sarn. 2.16; Dm. 14.26; Verbindung von ""'l und ItIU (.Verlangen richten auf"); �n. 34,2f.; 44,30; l.sam. 18.1. Vgl. Wolß'. Anthropologie. 20-24 1'1 u r die Bedeutung ..Leben"; WoIK. Anthropologie. 26f.. verweist auf folgt.nde Be:lege r Prv. 8,35f.; Ps. 30.4; Prv. 19.8; 7.23 I" Z. 8. Verfolgung und Bedringnis; Ex. 23.9; Ps. 3 1 .8; Jer.4.31. Dazu Wolff, Anthropolo
gie,
25f. "0 Vgl. Wolff, Anthropologie. 31 m Z. B. l..cv. 23.30; 19.8; 22.3; Num. 5.6; 9.13; 12.5. Dazu Wolß'. Anthropologie, 28f.
Pluralbildung: l..cv.
18.29; Jer. 43.6; Gen.
Die: Unue:rblichke:il dc=s Menschen als Seele" ..
35
zug angelegt ist (Kehle), sondern diesen akruell vollzieht (symherisches Den· ken), meim sie nicht nur di� P�rson dts Mmschm, sondtrn dtn Mmschm als P�rson. Der Mensch isr als WO] immer schon auf etwas außerhalb seiner selbst bezogen und erst in der Verbindung mit dieser außerhalb liegenden Größe. erst in ihrer Aufnahme in Analogie zum Vorgang des Essens und At mens kann von eigendicher Lebendigkeit, Existenz. SinnerfülJung gespro chen werden. Zur Verdeudichung kann das in Gen. 2,7 gegebene Töpferbild (,YI) her angezogen werden. Der Mensch ist :"T'" WO] gleichsam als ein von Gon getöp fenes GefaS. das seinen Sinn, seine Zweckbestimmung und Daseinsberech tigung nur in seiner Offenheit für einen bestimmten Inhalt und in seiner tatsächlichen FüHung mit diesem Inhalt erhäJrlH. Es kann nicht zwischen einer gestaJrhaften. leiboriemierten und einer nach oben offenen Seite der Seele unterschieden werden lB• sondern gerade als Gestalr isr die Seele nach oben offen. Seide Seiten können nur in einem In· und Miteinander gesehen werden. Gestalt ist nicht denkbar ohne das Material. dem Gestalt verliehen wird. Material wiederum kann nie gestaltlos, sondern nur in einer bestimm· ten Gestalt begegnen. Die Gestalt eines GeP.i.ßes ist immer eine nach oben offene. Sie hängt in ihrer spezifischen Ausprägung ab von dem GehaJr, zu dessen Aufbewahrung sie bestimmt ist. Das Gefaß kann sich nicht selber ruHen, sondern muß von außen her gefüllt werden. Es wird eigendich ersr dadurch ein GeP.i.ß, daß es etwas "faßt"154• Dieses Etwas zu umfassen, ist seine Bestimmung: leer im Schrank zu stehen oder mit Milch statt mit Wein gefüllt zu sein, wäre Zweckverfehlung. Gtfofoein b�uht im Vollzug dts von außm htr trmöglichtm und in Gang g�halunm Bnugs zu diesem Außm. Das Wesen eines Geflißes geht nicht in seiner gleichsam horizontalen Dimensi· on, in seiner Materialität. dem Bestehen aus Ton und der damit gegebenen Zerbrechlichkeit auf. So ist auch der Mensch, der er ist, der Mensch als Seele. als Gefaß. in seiner - intakten - Verbindung nach außen, in der Realisierung der seine Stofflichkeit (i1�'�;:'-1� 'QS! Gen. 2,7) transzendierenden venika len Dimension seines Seins - und damit "istierr er erst! Man wird nichr wie Hermann Crml�r5S von der Grundbedeutung ..Odem/Hauch" ausgehen und damit WO] in ein Gegenüber zum Leib brin· gen und sie mit ihm erst nachträglich verbinden können. Vielmehr meint Wb] das Atmungsorgan in Akrion. wobei der Akzent nichr auf dem Organ. sondern auf dem Atmungsvorgang liegt, der die Lebendigkeit des Organs ausmachtl�. Atmung kann anders als Atem immer nur gleichzeitig mit einer Leiblichkeir gedacht werden. Verbindet man das Bild der atmenden Kehle In
Vgl. Findeiscn, Scc=le, 1419 I" So bei Heidler, Lehre:, 74.78 I� DudenJEcymologie, 1 57; Hinweis auf den Ausdruck; �De:r Krug �t zwei Liler� I" Cremer, Wönerbuch, 949 1S6 So de:r Ansan bei Wolff, Anthropologie, 19-32
36
5«lesein - biblisch-exegetische Erwägungen
mit d�m des geRillt werdenden Gefaßes. so wird deutlich, daß die Aktion des Menschen (Kehle) immer schon herkommt und in Gang gehalten wird durch die Aktion des Außen (Gefaß) , das Gott ise, Das. wozu der Mensch bestimmt ist. wonach er zu S[reben hat (lmperativ), wird ihm zugleich ge schenkt (Indikativ). Der durch die Negation seiner Bestimmung gefallene Mensch ist geistlich tot (Eph. 2,1.5) und bedarf gleichsam der Füllung mit dem Heiligen Geist, um nun seinerseits zu atmen, d. h. auf Gott. ihn lobend. ausgerichtet zu sein und nach ihm zu streben - und so zu lehen ( I .Kor. 12,3; vgl. KaI. 3 , 1 3f.). Der Mensch als "0' ist es ja, der das Loben Gottes als 5011bestimmung des Lebens. ja als Wesen wirklichen Lebens im Sinne von Exi stenz, vollzieht (Ps. 103,1 f.; 104,1.35; Lk. 1 ,46). GOtt ist der eigentliche In halt des Außen, auf das der Mensch als Seele, herkommend von einer Begegnung mit Gott, immer schon bezogen ist (Ps. 63,2.9). Auch der physisch tote Mensch ist einerseits als ganzer tOt, denn die funk tional verstandene Seele vergeht mit dem Leib. Aber die Heilige Schrift be zeuge - wie zu zeigen sein wird -, daß mit dem Tod nicht eine "Verhälmislo sigkeit"157 eimritt, sondern der Außen bezug des Menschen, das Verhä l mis 1.U Gott von der Seite Gottes her aufrechterhahen wird und der Mensch auch als Gestorbener lebendig bleibt, weil er als .,Seeleu von Gon her den Bezug zu Gon realisiert.
4. Die Totm als von Gott her Lebende a) ubm von tkr T"u� GOtl�S h�r
0.) Th�ountrische, nicht neutral-indiffirt:ntt B�trachtung von Lebm und Tod
Das Leben des gefallenen Menschen ist vom Tod geu:ichnec. Es ist vergänglich wie verrinnendes Wasser (Hiob 14,10-12), eine verdorrende PflanzelS8, ein flüchtiger SchattenU9 oder ein kurzer Atemhauch'60; der Tod erscheint als Weg aller Welt161• Dem Tod eignet etwaS Offensives, eine in das Leben in der Form von Krankheit. Verfolgung, Mißgeschick und anderen Übeln hineinra gende und dieses in seinen Bann ziehende Macht'62. Aber der Tod erscheint in der Heiligen Schrift nie als eine 1.U akzeptierende Größe, mit der man sich in der rechten Weise zu arrangieren oder gar Komakt zu knüpfen hätte. Die menschliche Existenz ist nicht in eine indifferente Bipolarität einzuzeichnen 1)1 Wolff, Anthropologie. 103 l)t Blütc: Ps. 90,6; Blume: Jes. 40,6-8; Ps. 103.1 5f.; Hiob 14,2; Laub: Jcs. 64.5; Gras: 2.Kön. 19,26; Jcs. 40,6-8; Ps. 37.2; 90.5(.; 102.12; 103.15; 129.6 I" Ps. 102,12; 109.23; 144,4; Hiob 8.9; 14,2; Koh. 6,12; I.ehr. 29, 1 5 1611 Ps. 78.39; 144.4; Hiob 7.7. Dazu Kcllcrmann. überwindung, 263f. 1.1 Jos. 23.14; I . Kön. 2.2. Vgl. Wolff. Anthropologic. 96 IW Z. B. KJagcpnlmen wie Jon. 2.3ff.; Ps. 9,13; 16.9ft; 18.5.1 8.38f. Dazu Haenchen, Auf· erstchung. 78f.; C. Barth. Erreuung. 52.68; Kcllermann. überwindung. 260
Die Unsterblichkeil des Menschen als "Seele"
37
etwa in dem Sinne. daß Leben und Tod als zwei von Anfang an gegebene Fakten sich die Waage hielten mit z.eitweiligem Übergewicht des einen oder anderen und damit auf der gleichen Ebene zu stehen kämen. Dem Tod kommt vielmehr gerade keine eigenständige Macht zu. Er und die ihm Un· terworfenen sind die falsche Adresse. wenn um Hilfeleistung oder Auskünfte gebeten werden soll. Der Umgang mit Toten allgemein, insbesondere deren Befragung ist verborenl6} und auch nunlosl�. Der Mensch ist nicht SpielbaJl und Kampffdd zweier einander widerstreitender Gottheiten 1 65• Er ist viel i m durch sein Handeln als der mehr Gegenüber des einen Gones. der sich h Allmächtige kundgetan hat. Die ExkJusivität der Bezogenheit alles Kreatürli· chen auf den einen Schöpfer hin schließt eine Leben und Tod rein immanent als absolute Gegebenheiten betrachtende Einordnung aus; "beide ruhen sie in Gones Hand"I66. Ist das Leben von Gon gegeben. so ist auch der Tod von Gon als Strafe verhängt und zugleich von ihm beherrscht. Gon ist dem Tode gegenüber nicht machtlos. Er ist es ja, der tötet und lebendig macht ( I .Sam. 2,6; Dm. 32.39). Er beansprucht die Verfügungsgewalt über den Tod. wie es in der Einsetzung der Todesstrafe zum Ausdruck kommt167• Jahwe stößt hin· unter in die Scheol (Ps. 88.7). Es kann nicht von einem "rneologischen Vakuum"l68 die Rede sein. so als werde zwar der Bereich des Todes dem Zugriff anderer Mächte entzogen. nicht aber zugleich der Macht Jahwes unterstellt. Die Scheol liegt offen vor ihm (Hiob 26,6.14; Prv. 1 5, 1 1). Jahwe verm.g dem Lebenden ein Zeichen aus der "liefe" zu geben Ues. 7. 1 1 ). Die Frevler können auch in der Scheot noch von Jahwe erreicht werden (Amos 9,2). Es gibt kein neutrales Areal, keine Phase der Existenz, die nicht von Gon für sich beansprucht würde. Auch die Toten gehören Jahwel6'.l.
�) Primat und Kontinuiliit tkr Zu�ndung GOtl�S
Der Indikativ der Zuwendung GOttes, wie er schon in der Erschaffung des Menschen zutagetrat (Ps. 139. 1 3-16) und sein Tun stets von einem vorgän gigen Wissen und Tun Gones umschlossen sein läßt (Ps. 139.5.10: 139, 1-4 . 1 5f.), ".nszendien .lIe zeitlichen (Ps. 139, 1 1 f. 1 6.24) und riiumJi chen Grenzen (Ps. 1 39,8); GOtt ist auch bei den Totenl70. Die wrll, der '6) Dm.
14.1f.;
1 8. 1 1 ; Lcv. 19.27f.3 1; 20.6.27; Berührungsverbot: Num. 1 9 , 1 1-16; Lev.
1 1 ,32-35 '''' J .Sam. 28,13. Vgl. auch D:luru:nberg, Seele. 190 ", So nahmen z. B. die Kanaanäer die ExiSltnz eines Seuchen und Tod herbeir..ihrendtn Goues Resheph an, dem Sch:l.!mon, der GOlt des Heils und Lcbt:ns gegenüberstand. Duu Henry, Tod, 2 164 G. v. Rad, Tod. 258 1" Gen. 9.6; Ex. 2 1 . 1 2fT. Vgl. Schre:incr, Tod, 129f. 1� Wolfr. Anthropologie. 162; vgI. dazu Dauru:nberg, Seele:. 191 IM Vgl. Gcse, Tod, 39 ,1'It Zum Ganzen vgl. Gese, Tod. 48
38
Setlesein - biblisch-exegetische Erwägungen
Mensch als lÜb] weiß sich geborgen in Gort, dem Voge:! gleich, der im Hause GOttes, im Heiligtum. bei Gon seine Wohnung gefunden hat (Ps. 84,3-5) und ihn nun ..immerdar" lobt (V. 5: :'I" ?;:I! �P; LXX : ... Eit; TOVe;; aiwvac; TWV aiwvwv). Jahwe bleibr als Gur und Erbreil (Ps. 16.5: '�ol '�,?�-nl'l .,,;,, 1 71 • ) Ocr sterbende Patriarch weiß um das Unauslöschbare und Wirksame der ihm l.utc:ilgewordenen Verheißung Gones. deren Zeuge und Tradem er wird (Gen. 48,21). Er stirbt in der in dieser Verheißung begründeten Gewißheit des Fortgangs der göttlichen Heilsführung. Die einz.c.lnen lsraditcn sehen sich als Lebende nicht nur als Glieder irgendeiner Sippe. als Tote nicht nur als erinnerte Glieder des durch seine Geschichte schreitenden Volkcs"l72. Das Bleibende ist nicht ihr Volk an sich. we Nachkommenschaft. sondern das von Jahwe unverbrüchlich mit sich in Beziehung gescnte Volk. Der ein:z.elne Israelit hat als Glied des Volkes die Gewißheit seines Hineingenommenseins in den unabhängig von seiner physischen Existenz bestehenden Bereich der Bez.iehung von Jahwe und Israel17J• Der Name eines Gerechten lebt nicht nur im Andenken der Nachkommen weiter174, sondern ihm wird ein durch den Tod nicht austilgbarer Name vor GOrt zuteiJL15. ..
y) Gotr als Wmdn in dn Not Die Gemeinschaft des Gerechten mit GOrt kann zwar als zeirweise ausgesent erscheinen, sie hört aber faktisch nicht auf. Die Zuversicht, daß Gon nicht immer schweigen kann. führt den sich real bereits in der Todessphäre befin· denden Hiob zu der Gewißheit. Gott zu sehen (ö1"� i'1tOtc Hiob 19,26). Gott ist nicht nur die einzige Appellationsinstanz, der einzige Bez.ugspunkt in der Not. Er ist auch der einzig wirkungskräftige Anwalt gegen den die Not zulas senden Deus absconditus (Hiob 19.25: '?�i)176. ..Nicht der Tod selbst ist's. aber dies. daß ihm Gon als s�in GOtt entsehwunden ist ... Ist die Sache hi�r nicht beigdegt (er wird ja in Kürze sterben). so wird Gon irgendwie und ir· gendwo jenseits dieses Lebens wieder snn GOtt werden"m. GOtt wird sich wieder als der ihm Zugewandte offenbaren. Auch der Beter des Ps. 73 droht zunächst an Gott irrezuwerden (V. 2. 16). Grund ist die ungleiche Verteilung der Schicksale: das Glück fallt den Gon111
Vgl . G�, Tod. 47f.49 : WolR; Anthropologie. 1 05: gegen Haenchen, Auferstehung. 79f. l7J So Brol, SinndeUiung, 464 l1J Vgl. Kdlcrmann, Obc:rwindung, 267f.; G�. Tod. 38 .42: BreiI, Tod, 465f. Sagtn übc:r die Erzväler. Gen. 48.16; Gedenkstein Absaloms 2.5am. 1 8 . 1 8 ; furchtbar ist die Awlöschung des Namens; Jer. 1 1,19; Am. 7.17. Dazu Kdlermann, Obc:rwindung. 26 8 f. In Jes. 56.5. Ein Einlng in du von Gon geMme Buch des I..ebens durchbricht die Todes �nze (L B. Jes. 4,3; Jet. 22.30; Ez.. 13.9. Zum Motiv auch Ex. 32.32f.: Ps. 69.29 : vgI. OAb. 3,5: 17,8; 20,12.1 5; Phil. 4,3. Dazu Kdlermann, Obc:rwindung. 272) .1'6 Zum Ganzen vgJ. Gesc. T od, 44. Anders Fohrer, GdChiek. 26Of.; Haenchen. Aufersle hung. 86f. 177 v. Rad, Tod, 262 (Hervothebungen im Origi nal) 114
Die Unsterblichkeit
des
Menschen als "Seele"
39
losen, Frevlern. Spönern zu (V 4-12), während der sein Hen rein Erhalten de größte Qualen zu erdulden hat (V. 14.21 .26a). Auch hier wird von Gon her, durch den Blick auf Gon. durch einen Perspektivenwechsel also. der von einer am Heiligtum Gones, am Orr der Gonesnähe zuteilgewordenen Ent hüllung herkommt (Y. 17.28a), die Wende der Not ermöglicht; "im Licht der Lebenswirklichkeit Gones" bricht das hybride Lebensgebäude der a'sr� in sich zusammen; der Beter kann vorausgreifend über die Frevler das Leichen lied anstimmen (V 1 8-20) 1 78. Y. 23fT. ist nicht Artikulation kühner Hoffnun gen, nicht Explikation von Bewußtseinsvorgängen. nicht Todesbewältigung, sondern Zustandsbeschreibung, Bezeugung einer von Gon her ermöglichten und garantierten Realitär. Der Beter weiß sich Gon bleibend zugehörig (Y. 23), weil von Gones Hand ergriffen und auf Gon als seinen nicht wankenden Existenzgrund (??�) für immer (u7.'1) ausgerichtet (V. 23b. 26.28). Weder nimmt der Beter den Tod als unabänderliches Schicksal resignierr zur Kennt nis oder versucht, die rechte Einstellung zu ihm zu gewinnen, noch tröstet ihn ein neutral-diffuses "Es gibt ein Leben nach dem Tod". Sondern "Sterbehilfe i n einem sehr anderen als dem heute gängigen Sinne"179, Todesüberwindung widerf ahrt ihm in der Gewißheit. daß das mit Gon ausgetauschte "Du" bleibt - und zwar als ein handelndes "Du" bleibtl80• Das "Du gibst mein Leben nicht dem Tode preis" (Ps. 16,IOa) wird konkretisiert: am Ende (,,,�, Y. 24b; vgl. Y. 17b: Dl)ry���) und nur dieser zielorientierre. auf Jahwe gerichtete Blick zählt - wird alle Not durch einen plötzlichen Eingriff Gottes aufgehoben.Jab we ergreift. entrückt (ni" ) den Beter in Herrlichkeit (MT: ';:1.; LXX: jJETO: M���; Vulga,", cum gloria) (Y. 24)'''. Nicht der Gegensatz von reich und arm a15 solcher, nicht die Nivellierung sozialer Unterschiede ist Thema des Psalms 49. Der Tod ist nicht Gleichma eher, sodaß der Gedanke, daß es am Ende ja doch aUen gleich ergehen wird. das Sterben erleichtern könnte. Der Tod ist vielmehr der Scheider, der den Versuch immanenter Sdbstsicherung als Selbstbetrug entlarvt und dem die -
111
Vgl. Kraus, Psalmen, 2.670, vgl. ebd., 674 I� Perli!!, Tod, 405 110 Zum Ganz.cn vgl. v. lUd, Tod, 263.265; Perliu, Tod, 404(, Kraus, Psalmen, 2. 671-675; Kcllermann, Überwindung, 275; Gese. Tod, 45 '" And�rs C. Banh, Errcrlung, 162(, der nur eine rein immanente Auslegung gelten las sen will. Soweit die Auffassung dahinter steht, zu einem solch frUhen, vor-apokalyptischen Zei[punk[ könne noch nicht der Gedanke an eine wirkliche Exi5lenz und ein Handeln Goncs jenseits der Todesgrenz.c gebildet worden sein, muß dem entgegengehalten werden: nichl ein Uns[erblichkeitsgt'dankt', sondern der Empfang eines Gottesspruches bzw. eine Theophanie (V.1 7.28a) iSl fur die bcmerkenswert� Dialektik von Verbinerung und Triumph V�nlntwort lieh, die in diesem Psalm begegnet. Der Ps. 73 ist nieht von innen her kommende Projektion, sondern von außen h�r ermöglichtes Ertihlen im Sinne von Ikkennen ("U'? y'28b). Vgl. Kraus, Psalmen, 2, 670.674; v. Rad. Tod,265, gibt zu bcdenken,daß das mit '�lJitJ!l (V. 24b) gemeinte Gc:schehen etwas "seit je" der Macht GottCS ZugetnlUlCS sei (vgl. Gen. 5.24; 2.KÖn.
2,3ff.)
40
Seelesein - biblisch-ocegetische Erwägungen
Zuverlässigkeit einer sich in Gott sichernden und von ihm gesicherten Exi stenz gegenüberstellt. Die Reichen - und Reichtum steht hier für hybride Fixierung auf die Horizontaldimension des Lehens und ihre Maximierung verlassen sich auf ihr Vermögen (Y. 7), aber weder können sie dieses heim Tode mitnehmen (V 18) noch sich vom Tode und Totenreich loskaufen (Y. 7f.). Aber wer sich im Leben an Jahwe gehalten hat, der darf auch als Toter mit der Treue Jahwes rechnen. Gott wird durch ein außerordentliches Eingrei fen (n?�) den Betet - als TIIQ I - det Scheol entreißen (Ps. 49,16). Auch hier geht es nicht um unverbindliche Reflexion über den Tod, die h i m positive Seiten abzugewinnen versucht und in ihm die Lösung eines als drückend empfundenen Problems erblickt. E.s handelt sich vielmehr um ein Gebet, um Rede mit und Bekenntnis vor dem Gon, der um den Anlaß der Not weiß und sich dem Beter als der Norwender kundgetan hat (V. 5!). Das ,,Aber" (Y. 16) ist nicht Ergebnis sich steigernder frommer Sehnsüchte. Diese könnten die Todesgrenze allenfalls gedanklich. aber nicht real überschreiten, weil sie mit dem sie empfindenden Menschen auf der diesseitig-irdischen Ebene ver blieben. also sich mit dem Tod als dem Ende dieser Ebene in einer Reihe befänden. Gewißheit erwächst vielmehr aus dem WOrt Gones (V. 5). das die Fortführung und tätigwerdende Konkretion der für diese Zeit gültigen Zu wendung Jahwes in die Todesstunde und postmortale Exisre07. hinein ver heißt182• Selbst der Beter des so dunkel wirkenden Ps. 88 gibt durch seine Gones anrede 'J:'�.� 'tt"'� (Y. 2) in zugleich an Gon appellierender Weise der Hoffnung Ausdruck. daß Gon eben das in den rhetorischen Fragen in Zwei fel Gezogene tun wird, also an Toten Wunder zu vollbringen und die Schat ten aufstehen zu lassen (Y. I 1). Allen empirischen Gegebenheiten zum Trott ist Gon allein Zuflucht und Halt. an den sich der Sterbende klam mertl8l.
ö) Existmzsich�rung durch ChristuJ
Zeit und Ewigkeit werden reladonal verbunden. Die Beziehung zu Jahwe wird neutestamenclich präzisiert als Beziehung zu Christus. Leben ist nicht bloßes Dasein, sondern steht als Existenz unter einer eschatologischen DiIII
Y.t6 darf nicht wie bei C. Bmh, Errenung, 1 58ff. und Wächter, Tod, 196, auf Y.6f. bezogen werden, um so in der Beseitigung des Reichtums der Reichen und deren verfolgender Tätigkeit eine Ermöglichung der Leben�rfullung und daher eines guten $terbens zu sehen. Nicht das Erlebthahen eines verfolgungsfrc:ien Lebens und auch nicht die Genugtuung, daß der R.c:ichtum der Reichen mit dem Tode endet, ist das Fundament, auf das der Sterbende bauen kann, sondern der GOlt, der nicht nur den Tod versüßen, sondern überwinden will und wird, indem er die einmal eingegangene Ikziehung zu dem jent sterbenden Menschen von seiner Seite her erhält. Insofern kann der Ikzugspunkt fur Y.16 nur in y.a gesehen werden (heide Verse: mit"V') eingeleitet). VgL dazu Kraus, Psalmen, 1, 522f.; Kellerrnann, übef"Win dung, 274-276; Gese, Tod, 45f.; Fohrer, Geschick, 257; Kaiser, Tod, 70f. 10 Vgl. Kraus, Psalmen, 2, 776f.
Die Uns(erblichkei( des Menschen als ..Seele"
4I
mension. da Praktizierung und Priorität des jetzt gefordenen Außenbe1.ugs als Nachfolge Jesu (lv€Ktv t�oii: Mk. 8.35; Lk. 14.26) Maßstab des kom menden (Futur: crWcrEI) Gerichts sein wird1s.4. Wer sich hier zu Jesus bekenm vor den Menschen, zu dem wird sich Jesus auch bekennen vor GOtt (Lk. .J 2,8). Als Glaubender, der auf die Treue GOttes setzt ( I .Petr. 4,19; vgl. 2,25). tein man jetzt schon in einen realen Bezug zur dem Gläubigen als TO TEÄOC;; Tiic;; mCJTEWC;; z.ugesagten crwTrlPia wuxwv ein ( 1 .Peu. 1 .9)185. Die Coram Deo-Komponente hat die Coram-mundo-Komponente zu bestimmen. nicht umgekehrt. Daher kann der Versuch eigenständiger Existenzsicherung. erwa durch eine Flucht vor dem Martyrium, gerade dieses Leben als Existenz nur verlieren und es zu einem befristeten Dasein degradierenl86. Es ist aber auch nicht so, daß die Preisgabe des irdischen Lebens an sich den Erhalt des davon umerschiedenen himmlischen Lebens zur Folge hätte. menschliches Tun also zur Bedingung eines norwendig darauf folgenden göttlichen Tuns wür de 1 87• Sondern die WUx� als die eine auf Jesus hin z.entriene Existenz hält sich durch, allerdings im Paradox. Eben dadurch, daß sie hingegeben. also nicht als einmal gegebener Besitz krampfhaft festgehalten und von der Seite des Men schen her linear verlängen wird, wird sie zugleich von Gon geschenkweise erhaltenl83• Das zeitliche Dasein erhält Züge der Ewigkeit. wenn es als Exi stenz., als WUx� im eigentlichen Sinne, als von Gon geschaffenes, zu Gon in Be1.iehung gesetztes und von Gon stets neu in Be1.iehung zu sich gehaltenes Leben begriffen wird. Das Martyrium föhn nicht ins Nichcs. sondern ins Heil. weil es auf den Herrn hin geschieht. der schon zuvor sein Herren- und VerfUgungsrecht über dieses Leben als WuX� gehend gemacht hat und daran festhältl89• Auch dem. der mit Hilfe seines Reichtums (Mk. 8,36) sein Leben sichern (Mk. 8.37) möchte. muß gesagt werden, daß eben dies nutz.- und erfolglos bleiben wird. weil er die Vertikalseite des Lebens mit immanent-horizontalen Mitteln einfangen will und dabei die primäre Abhängigkeit und Umfangen heir der Horizontalen von der Vertikalen verkenntl90• Gerade angesichts des I""'
Vgl. Daunenberg, \l'uXTJ, 58-60; Schweizer. �UXIl, 636 11) Zur Notwendigkei! der Glaubenmeue vgl. Hebr. 10.37-39; Lk. 2 1 , 1 9; Jak. 1,21; 5,20. Zum Ganzen vgl. Daunenberg, LPen 268f. 271 .272.274; ders., Seele, 197 1116 Vgl. dazu D.auttenberg, \l'UXTJ, 67.77.163 111 So Kümmel. Römer 7. 169f. IN Vgl. Dauttenberg, 'l'uXIl, 60.66; Schweizer. \VUXTJ. 643 I" Darum gehl die jede Verlikaldimension des Lebens auskl.ammernde exislenli.ale Inter· preulion unseres Verses durch ßuhm.ann, Joh.annes, 325 (zu Joh. 12,25) fehl: ihm geht es nur um das rechte Verh.ahen des Menschen dem Leben gegenüber in dem Sinne, daß es nie einem Verfügenwollen umerslelh werden darf. Der Zukunfts- und Ewigkeitrupckt dcs kommen den Gerichlcs Goucs bzw. dcs reuenden Handelns Goncs geht verloren zugunSlen einer recht gelebten Gegenwut. Dazu Dauttenberg, \l'UXIl, 57 190 Vgl. dazu Daunenberg, \l'uXIl, 74-76. Eine Dcumng von Ps. 49 her will auch Schweizer. lpuX�, 644 beileiben gegen Buhmann. Tradilion. 86. 1 0 1 f., der V.36 von '1.37 trennen .•
42
Seelesein - biblisch.exegc=tische Erwägungen
Todes und sub specie aCternit3tis ist eine gläubige Auslieferung an Gon gefor dert und damit der Vollzug dessen, was Menschsein als 'PUX� bedeutetl" . 'IIuX�. der Mensch als Seele, ist eine nach Ruhe und Sicherheit verlangen de, sich bergen wollende Existem der nur von Gott her, von Christus her Ruhe und Geborgenheit zuteilwerden kann (Mt. 1 1 ,29) 192 , .•
E) Die Schlot als htilsgtschichtlichts Provisorium Können aber auch die gestorbenen Israeliten, die sich zugleich im Grab und in der Scheol befinden 1'3, diese Pers(>(ktivc haben? Sie sind zwar nicht Nicht seiende. aber vegetieren doch - in ihrer psychophysischen Ganzheit - in ei nem gegenüber dem irdischen Leben stark diminuierten, schanenhanen. schlafartigen Zustand'''' , Nur raunen und zirpen Ues. 8,19; 29.4) können die als o'b,und o'n)3 Ues. 14,9; Ps. 88, 1 1; Prv. 2 , 1 8; 9 , 1 8) Bezeichneten'", Trau rigkeit (Ps. 88,6) und Finsternis (Ps. 88,13), Schwächung und Reduktion des Menschen, Schlaffheit und Inaktivität treten ein'<J6. Maden und Würmer er scheinen als Regenten Ues. 14,1 1). Häufig sind die Aussagen über eine Un möglichkeit des Lobes Gones durch die in der Scheol Befindlichenl97• Die: Scheol gilt als .Land des Vergessens"(Ps. 88,13) und Land ohne Rückkehr (Hiob 7,9; 14,7-12;1 6,22)'''. und rein pro� ventt:ht:n möchtt: (Das Lt:bt:n ab dt:r Giltt:r höchstes bzw. dt:! Rc:ichtum hilft im Todt: nichts). Dazu Dautunbt:rg, 'l'UX'l. 70f. 191 Zum Ganun vgl. Dautunberg. 'l'UX'l. 78. Diest:r bringt. ebd .• 77. dit: Vt:rbundt:nhdt von Zdt und Ewigkt:ir richtig in sc:iner relational akuntuienen Ikfinition dt:r qJuxn zum Ausdruck; "\puxn dit:nt ... zur lkuichnung dt:r konkrt:ten menschlichen Exislenz in ihrem AwgrifT auf das Leben im Diesseits wie in ihrer jenseiligen Bcslimmung-. Ähnlich auch den.• Seele. 197 1'1 Mt. 1 1 .29; lipaTE T6v tuv6v )Jou tq" o)Jcu; J(al )JoeUt 011"' tJ.lOÜ, an "JI"paÜl; tlJ.lI J(Ql TfI J(opölq., J(al tupnOtTE OvO.1I"OUOlV Tal� \puxoi� UJ.lwv. Vgl. auch Dau(Unberg. IJ.IUX'l. 134.137 I'J Vgl. Haenchen. Auferstehung. 77 1 t4 Vgl. Kellermann. Überwindung. 273; Gc:sc. Tod.34; Schubert. Entwicklung. 185f.; Dubule. Erwartung. 687 I� Vgl. Schubert. Entwicklung. 185; Fohrer. Geschick. 253 .., Vgl. C. Banh. Errettung. 61 .63.66f.; Fohrer. Geschick, 252f. I'" Ps. 1 1 5.16-18; Jes. 38,18f.; Ps. 6,5f.; 30.9f.; 88.6.11-13. Vgl. Schubert, Entwicklung. 185; C Barth. Errettung. 83; Fohrer. Geschick. 253; Schreiner. Tod. 122-124 I" Allerdings besagt Lenleres doch zunächst nicht mehr als die Unentrinnbarkeit (Ps. 89,49) und den Zäsurcharakter des Todes. "Rückkehr- könnte ja nur als Reinkarnation ge schehen! Zum Gmun vgl. Schubert, Entwicklung. 185. 187. Eine andere Möglichkeit der Rilcllihr. nicht allgemein tur Welt der I..cbcndcn. sondern in das konkrete kUR zuvor geleb te I..cbcn begegnet in der Auferweckung einulner Toter, die von EJia und EJisa vorgenommen wird (I .Kön. 17; 2.Kön. 4,8-37; vgl. 13.200 (Dazu Stembt:rger. AufelSlehung. 285). Diest: TOlenerwttkungen sind noch keine grundsätzliche Todcsübt:rwindung - die Auferweckten milssc.n ja später t:rneut sterben -. aber uigen doch. daß die Grenun der Schcol durch die Macht GOltes durchlässig gemacht werden können - hier sozusagen nach hinlen zum geleb ten Leben hin.
Die Unsterblichkeit des Menschen als .,seele"
43
Aber das über das Leben von der Treue Gones her Gesagte wird durch diese Aussagen nicht aufgehoben. sondern erhellt im Gegenteil, wie diese zu verste· hen sind. Wie die positive Gottesrelarion Zeit und Ewigkeit verbindet. so wird auch die gelebte Ablehnung Gones nicht durch den Tod aufgehoben. Der Tod erbringt nicht eine Annihilation der Gorclosen, sondern ganz im Gegenteil wirkt die Scheel wie ..die sicherste Urkunde" des gelebten Lebens (Ez. 32,18ff.)199. Der Zorn Goues verfolgt die sich gegen ihn Verschließen· den bis in die Scheel hinein200• Die Scheol ist nicht Ziel. sondern Gegensatz des einmal begonnenen und fortgeführten Handelns Gones an den Seinen. Den Gerechten, die den nach oben (Prv. 15.24; 23.l3f.). nicht in die liefe (Amos 9.2; Hiob 1 1 .8; Ps. 139.8; Jes. 7.1 I ) führenden .Weg des l<:bens" gewählr haben, ist das Leben - und zwar im Vollsinn des WOrtes - verheißen worden (Dm, 30,1 5f.). Darum können sie nicht für immer im Totenreich verweilen; die Scheel ist nicht der richtige Ort für sielO'. Von dem weitergegangenen Handeln Gones her. also im Nachhinein, wird deutlich, daß die Scheol nicht Endstation, sondern Zwischenstation. ..Vor· ort". "einstweiliger Aufenthaltsort" ist. dessen Tore202 einst für den letzten Gang geöffnet werden20). Die verstorbenen Gerechten sind unterwegs. sie sind Wartende, deren Dasein zielorientiert, auf das Außen und Oben ausge richtet, also Existenz bleibt. Sie befinden sich nicht in einer neurraJen Sphä re. sondern sind ..dtintToten" (,'nl'l: Jes. 26,19), die im Aufblick auf den an ihnen gehandelt habenden und wieder handeln werdenden Gon nun doch Jahwe zu loben beginnen (Ps. 22.30)"". Die Lebenden wie die Toten existieren als in allem auf Gon Verwiesene. Sie leben von Gones Treue, die die Todesgrenze transzendiert. Aber der zu geneigt bleibende Gou ist als Handelnder zugeneigt und als der. der über die Macht zu außergewöhnlichem Tun verfügt. Wenn im Folgenden von der Auferstehung die Rede sein wird, so ist dies nicht etwas an sich Neues. son dern Präzision und Konkretion des bisher Gesagten20�. I" Daw Cremer. JenseilS, 37 lOO Vgl. Dm. 32.22; Am. 9,2 uorz Hiob 101
14,13
Vgl. Crc:mer, JenseitS, 38f.40; Wolff, Anthropologie. 109; Ddiovh. Psychologie. 410; Kellermann, überwindung. 274; Dubarle, Erwartung, 685f. 101 Jes. 38,10; Ps.9.14; 107,18; Hiob 38,17; vgl. Riegel: Hiob 17,16; Jon. 2,7; Apk. 1.18; 9.1; 20, 1 ; Banden: Ps. 8,6; 1 1 6.3. Dazu C. Barth, Errettung. 78 10' So Cremet. JenseitS, 35.37.38f.42f. l(H VgJ. Cremet, JenseitS, 36.40; Neundorfer, Auferstehung. 139 lOS Vgl. Schweittt, 14l0X'l, 642: die Auferstehung ist die �Ierzte Konkretion dessen. daß der Mensch sein Leben völlig als Geschenk aus GOttes Hand emprangt�. Das Nebeneinander von resigniert wirkenden Aussagen über die Scheolexistenz einerseits und sich im Allen Te stament andeutenden Auferstehungsaussagen andererseits darf nicht in evolutionistischer Sicht als ein Noch-nicht des Denkens, sondern muß als ein Noch-nicht des Handelns Gones betrachtet werden. Auferstehung im umfassenden Sinne - also nicht als ROckkehr in das gelebte Leben - kann es eben erst mit und seit der Auferstehung Christi geben. Nicht die
44
Seelesein - biblisch.exegetische Erwägungen
b) &bm von der Macht GotUS her Cl) Die Auftrstthung als Htmchafrs- und Gtrichtsakt Gottes Die nicht sehr zahlreichen expliziten Auferstehungstexte des Alten Testa ments verdeutlichen einige Grundstrukturen des Handelns Gones an den Toten, die sich auch im Neuen Testament erkennen lassen. Ez. 37,1-14 stellt visionär das innergeschichtliche Erneuerungshandeln Gottes an seinem Volk als Belebung der verstreut liegenden Torcngebeine der verstorbenen Israeli ten dar. Gemeint ist wohl die Befreiung Israels aus dem Exil, das als Krank heits- und Todeszusrand betrachtet wurcle206• Auferweckung geschieht nicht als Reparatur im Sinne einer linearen Fordlihrung des Alten durch das Neue, aber auch nicht so, daß das Neue mit dem Alten nichts zu tun häue: es geht um di��J Israel, das zu neuern Leben erweckt wird207• Das Augenmerk gilt jedoch nicht den Gebeinen, die auch weniger Garanten einer geschöpHichen Identität als Hinweis auf das völlige Angewiesensein auf Gott sind, sondern dem durch den Geist vollzogenen Handeln Gottes208• Auch Jes. 26,19 äußere die Gewißheit göttlicher Hilfe. Jahwe ist alleiniger Adressat und Bezugspunkt der klageartig vorgetragenen Hoffnung auf den ersehnten Anbruch der Neuzeit Ues. 26,19; bes. V. 8.12.13.17). Alle eigenen Bemühungen um eine als Wendung der Not verstandene apokalyptische Neugebun müssen als Produzieren von Wind erkannt werden Ues. 26,17f.). Nur von GOtt her kann Hilfe zU[eilwerden, weil er über die dazu norwendige Lebensmacht verfUgrl09. Die verstorbenen Gerechten werden als Jahwes Ei gentum (V. 19) aus der Reihe der übrigen Toten (V. 14) herausgehoben: sie werden auferstehen, aufwachen und jubeln2lO• Wenn die Zielsetzung des in Ez. 37 angekündigten Handelns Gottes eine Goneserkenntnis aufgrund ei ner Gotteserfahrung ist (Ez. 37,14: ;" m ,��,� Dt',:,,,,)2 1 1 , dann wird man vielleicht schließen dürfen, daß die auferweckten Toten über Jahwe jubeln Ues. 26,19: u;1,). Ziel des Goneshandelns wäre dann nicht nur die Wieder herstellung oder Fortführung der Relation zwischen Gon und Menschen
mangdhafte Erkenntnis und begriffliche Explirierbarkeit des Lebens nach dem Tod bewirkt den Unterschied der ah- und neutestamentlichen Aussagen. sondern der Unterschied der Zeiten (vgl. Cremer, Jenseits, 3SAIf.46). Aber das in beiden Testamenten Ausgesagte ist die bleibende Relation zu Gon, dessen IOdüberwindendes Handdn gewiß ist. lOIi Vgl. Dubarle, Erwartung, 688; Fahrer, Geschick, 2S9; Haag, Seele, 64 1111 Vgl. Gesc:, Tod. SO; Haag, Seele, 64 101 Ez.. 375.6.8.9.10.14. Im übrigen verdeutlicht die Möglichkeit der wie selbstveTS!änd lieh eingeführten AufeTS!ehungsterminologie, daß diese nicht erst ein spätes Produkt weis heidicher Kreise sein muß. Vgl. Cremer. Jenseits. 44; Stemberger, Auferstehung, 280. 283. Zum Ganzen vgl. Hos. 6.1-3 ZOf Tau der Lichter: l�u n" x �u; dazu Wildberger, Jesaja, 2, 996-998 llO Vgl. Gesc:, Tod. S I f.; Fahrer, Geschick. 260 1 1 1 D:u.u Daurzenberg. Seele, 192
Die Unsterblichkeit des Menschen als "Seele"
4S
von der Seile Gones her, sondern auch die Befahigung des Menschen - als Seele - zum Vollzug derselben im Lob Gottes212• Die Beschreibung der Auferstehung als Erwachen und Aufstehen Ues. 26, 1 9, ""�� bzw. Tn,,?! ; vgl. Dan. 12,2) stellt sicher, daß Gegenstand des Auf erweckungshandelns Gottes in ihrer psychophysischen Ganzheit in der Sche· 01 ('9\7 1es. 26.19; Dan. 1 2.2) Existierende sind, es also nicht um eine Zusam· menfügung von Leib und Seele o.ä. geh t2l3• Auferweckung ist ein Herrschafts· und Gerichtsakt. Die Beendigung des Schanenlebens soll die Eingliederung der Toten in die Gottesherrschaft er· möglichen (vgl. Dan. 7,26f.): diejenigen. die auf Gones Welrenplan und das kommende Gottesreich statt auf irdische Macht und Machthaber vercraur haben und darüber zu Märtyrern geworden sind. werden auferstehen und das ewige Leben erhalten. Die anderen aber. die sich dem Planen und Han· dein Gottes widerseczt haben. werden zu ewiger Schande auferstehen (Dan.
12,2F]� .
ß) Dj� chriJtologisch� Fundj�rung der Aufmt�hungrwjrk'jchk�it In Mt. 10,28 wird die postmortale Existenz nicht nur wie in Mk. 8.35 im Paradox aussagbar, sondern positiv und bewußt als Gegenstand des mächtigen Handelns Gones gekennzeichnet. Nicht die Herausstellung einer unvergäng. lichen Natur der Seele, sondern der Macht Gones, die den Menschen als ganzen beansprucht und vor sich veranrwortlich sein läßt (V. 28b). ist Sko· pus der Argumemarion2l5. Das Tun der Verfolger vermag die eschatologische Daß Auferslehung bzw. Rede von Auferstehung nur als Theozentrik �trie�n werden kann, erweist in aller Deutlichkeit auch ein Vergleich mit der Umwelt des Alten Testaments, in der die Unmöglichkeit, aus menschlichem Bemühen heraus Unsterblichkeit zu erlangen, erkannt und bekJagt wurde. So wird auf der achten und neunten Tafel des Gilgamesch-Epos folgende Begebenheit erzählt: der betrauerte Tod eines verstorbenen Frt'undes Engidu er mahnt Gilgamesch an seinen eigenen lOd. Auf der Suche nach einem Mittel. Unsterblichkeit zu erlangen. begibt er sich auf den gefahrvollen Weg zum Sintfluthelden Utnapischtim, den die Göner des ewigen Lebens gewürdigt hmen. Nach dem überschreiten eines Berges ge langt er zu einem Edelsteingarten und findet don nach einer Anweisung Utnapischtims ein unsterblich machendes Gew:achs mit dem Namen Jung wird der Mensch als GreisM• Er will es in seine Stadt Uruk bringen, doch als er unterwq;s in einem Brunnen badet, Sliehh es eine Schlange und h:autet sich. Dazu Schuben, EmwickJung, 179-181 11) Vgl. Stemberger. Auferstehung, 276(; Dubarle, Erwartung. 687.689; Procksch, Theo logie, 460 11< Also bleiben die GotlloSC'n nicht nur auch in der Scheol Gott verantwortlich ttir ihr Tun, sondern auch unentrinnbar dem Gou gegenübergestelh, den sie als gn:adigen abgelehm haben und nun als im Zorn an ihnen handelnden zu enragen haben. Es ist zweifelhan, ob neben den beiden �nanmen Gruppen noch eine dritte im Tode bleibende anzunehmen ist (so Lebram, Daniel, 135), oder ob überhaupt nur von zwei Kalegorien die Rede ist. den Auferstandenen (..Ger«hlC�) und den Nichtaufersundenen (-Gonlose). So Dubarle, Erwat mng, 689; Stembe.rger, Auferstehung. 274f.; Haag. See-Ie, 73. Zum Ganzen auch Kaiser, Tod, 72f. lU Vgl. Daunenbe.rg, "Vuxn, 140.147.149.1 5 1 ; vgl. Schweizer, Ipuxn, 645 m
46
Seelesein - biblisch-exegetische Erwiigungen
Dimension des menschlichen Lc�ns als ")UX� nicht wnichtezumachen; es liegt auf einer völlig anderen Ebc:ne als das Tun Gones. Gon hingegen unter stellt das eine irdische Leben des Menschen seinem Herrenrecht und erhält von seiner Seite her die 'turn Todeszeirpunkt besrehende positive oder negati ve Gottesrelation in die postmortale Existenz hinein, um hier in endgülrigc:r Weise richtend oder rettend an der psychophysischen Gam.heir des Men schen als Seele - im vertikal-eschatologischen Sinne - 'Zu handeln216• Gegen über des eschatologischen Handdns Gones ist also keineswegs nur eine leib frei gedachte Seele als Teil des Menschen, sondern der Mensch als Seele. der nie ohne Leiblichkeit begegner217• Das über den einzelnen Menschen aufgrund seiner Kreatürlichkeit beste hende Herrenrecht GOttes ist ein2Uordnen in die universale Herrschaft, die Gott am Ende dcr Zeiten (Hcbr. 1 ,2), in dcr Füllc dcr Zeit (Gal. 4,4) mit dcr Sendung des Sohnes beginnend ins Werk gesent hat und deren Vollendung im über alle Gottesfeinde triumphierenden b 8Ebe; J.lclVTO tv 1nIOlV ( I . Kor. 1 5,28) erreicht wird. Jesus ist gekommen, um durch seinen Tod den Macht haber über den Tod, den Teufel, zu vernichten und so die Menschen von Todesfurcht 2U befreien (Hebr. 2, I4f.). Die von Jesus vollzogenen Exonis men, Heilungen und Totenauferweckungen sind Ausweis der Gegenwart der �a01AEia TOU 6EOU in Christus (Mt. 1 1 ,4f.; Lk. 1 1 ,20; Lk. 17,20), dcrcn Vollzug auf den Sohn delegiert wird, bis bei der Parusie Christi ( l . Kor. 1 5,54f.!) dcr Tod als dcr Icmc Fcind ( I . Kor. 1 5,26) cndgüldg vcrnichtet ist und der unumschränkten Herrschaft GOttes Plan machen muß ( l . Kor. 15,28)118. Es geht bei der Auferweckung einzelner durch Jesus als Rückfüh rung in das gelebte Leben wie auch bei der fur den Zeitpunkt der Parusie Christi erwarteten allgemeinen Auferstehung als Ermäglichung einer alle ir dischen Begrenzungen durchbrechenden Exinenz um die Entmachtung der bösen Mächte und damit auch des Todes, dessen Herrschaftsbereich Tote durch das machtvolle Wirken GOttes entrissen und der Herrschaft GOttes unterstellt werdenl19. Mit dem Auftreten Jesu in ein unumkehrbarer Anfang gesent, eine Dynamik ausgelön, an deren Ende das umfassende Kommen Gottes selbst stehen muß. JI' Zum Ganzen vgl. D:mn.enberg, 'l'UX'l. 147.148 g�n KUmmel. Römer 7. 175. der auch
hier eine Umerscheidung zwischen irdischem und himmlischem Leben einführen will. m Bne Spekulation uber den ZwischenwSland. die nicht bei Y.28b. sondern Y.28a ihren Ausgangspunkt nimmt, kann zwar betrieben werden, trifft aber nicht die Anssagcintemion des Textes. IX:r Zwischenzustand kann jedenfalls nicht Grundlage einer Verhähnisbcstim mung von Leib und Sttle �in. sondern nur das - in diesem Fall vernichtende - Handeln Gones, das der Ganzheit Mensch gilt. Vgl. Dauncnberg. 'l'UX'l. 148.149.150.1 52; Schwei zer. \PUX'l. 645 111 Zu beachten sind die die pfÜcntischen Aussagen unter einen eschatologischen Vorbe halt SIellenden fiJturischen: Mt. 6.10; Mk. 14. 25; Lk. 17.24ff. 11' Vgl. GreshakeJKremer. Resurrectio. 57-59; vgl. Cullmann. Unsterblichkeit. 47(.
Die Unsterblichkeit des Menschen als nScde"
47
Doch das Auftreten Jesu zielt nicht nur auf panielle Siege ab. sondern auf den einen entscheidenden Sieg. der am Karfreitag und Ostern errungen wur� deo Gott hat den gottfeindlichen K6oJ.,1ot;; mit sich versöhne in (tv: instru� mental), d. h. durch (1),,:.) Christus (2.Kor. 5,19. 18). Der Tod Jesu ist der t;!Schatologische 10m Kippur, an dem ein für allemal die Sühne vollz.ogen wird für das vorausgegangene große Weltenjahr der avoxn Gottes (Röm. 3,25)220. Durch den Tod Jesu Christi ist die entscheidende Wende vollz.ogen: dem Tod des einen kann schlußfolgernd der Tod aller parallelisiert werden (2.Kor. 5, 14b). Er ist aber zugleich, weil der Tod Jesu nicht von seiner Auf� erstehung getrenm werden kann22l, finalisiert (2.Kor. 5 , 1 5: '(va) auf das neue Leben derer hin. rur die er gestorben ist; dies ist nun nicht einfach gegeben, sondern zu führen. verbunden mit einem Richtungswechsel, weil Herrschafts wechsel (2.Kor. 5 . 1 5). Weil Christus als der Unschuldige unseren Tod starb. stehen wir als die eigentlich Schuldigen nun unschuldig, gerecht da222• Diese neue, völlig anders qualifizierte Existenz, diese KOIVl1 KTIOlt;; (2.Kor. 5,21) meine das TO: apxaia (2.Kor. 5 , 1 7), das als Tatbestand aber nur dem gilt, der gestorben, gekreuzigt. begraben ist cruv XPICJT4>22J. Die Gerechtigkeit (2.Kor. 5.21), das Gewordensein des Neuen (2.Kor. 5,17) ist zugleich schon da (Röm. 5 . 1 .9; l.Kor. 6,1 1) und steht noch aus224• Das Gestorbensein mit Christus und das künftige Leben mit ihm225 umgrenzt das Dasein tv XPICJT�, durch das der Einzelne in die uns zuvor (010:; urrtp) durch das Heilsereignis von Kreuz und Auferstehung Christi eingeleitete Geschichte hineingenommen isr26• y) Di� pn�umatiJch� Vo/lzugr�iu und �rmitt/ung dn Aufmtthung Die Auferstehung ist nicht schon geschehen227• aber auch nicht nur etwas Zu� künftiges. weil Christus als ll1rapxn der EmschJafenen auferstanden ist ( 1 . Kor. 1 5 .20): damit ist ein Anfang gesetzt, dem das Ganze folgen muß218 . !lG
Vgl. dazu Wilckens. Römerbrief. 1 . 193.197f. w 2.Kor. 5.15: rq) u.,..tp aUrWY cI'Iro6ay6YTI Kai tYEpetYTI; Yg!. Röm. 4,25; I . Kor. 15.13-18 m Vgl. 2.Kor. 5.21; Mk. 10,45. Dazu Daunc:nberg. 'PuX.,. 105.107; Schnelle, Anthropo logie, 72f. m Röm. 6.4.6.8 : Aoriste; ygl. V. 5: au��UTOI YEy6yajJEv rq) 6J.1o...;'jJan roß eaychou
aUToü U<
GaL 5.5: tK mOTE� t)..möa öIKaloaUy.,t;; 6:JttKÖEX6�Eea; Phil. 3.12( In RÖm. 6.5: 6:).)..0. 06jJ�UTOI Kai Tflt; 6:\I(IOT6:0E� to6jJE6a; Röm. 6.8: ou(i lOOjJEY
aUT41 l16
Vgl. Hoffinann. Untersuchung. 309f. m So werden sich die korinthischen Gegner des Paulus in I.Kor. 1 5 wohl als mit der Taufe und der damil verbundenen Geistverleihung schon auferstanden gc:sc:hen haben, wenn auch im dualistischen Sinne ohne Leib (ethische Irrelevanz des Ldbcs: I .Kor. 6,1 3b). Vielleicht sollte eine pneumaerfiIllte .. lch-Sede Dauerhaftigkeit ober das Sterben hinaus· gan.ntieren (so Ikcker, Paulus. 473; vgI. auch Hoffmann, Umersuchung. 245; auch: 2.Tim. 2,18) m Vgl. Balz, Heilsvenrauen. 56; Cullmann. Unsterblichkeit, 49
48
Seelesein
- biblisch-exegetische Erwägungen
Das Interesse der Zukünftigkeit der Totcnauferstehung wird weirerverfolgr in der antitypischen Entsprechung (warrEp - OÜTW�) (I .Kor. 1 5.21 f.) Adams. in dem alle su�rben (Prästns). und Christi, in dem aUe lebendiggemacht werden (Fumc): heide sind "die das Wesen und dje Geschichte der alten bzw. neuen Menschheit bestimmenden Größen"229. Die Querverbindung der Aufersteh ung Christi und der Christen wird in Röm. 8.1 1 expliz.iert. Vo rbedingung (Ei) der Teilhabe an der Auferstehung ist die Einwohnung des Geisres Gones (OiKEI tv uJliv). Der Geist Gones ist das Medium (ÖU1), durch das Gon die Ld)(:ndigmachung des scerblichen Leibes (Ta 6V'lTcl OWjJOTO ujJwv) bewirken wird (Futur: Cl!J01rOI�O'El). Er wird dies CUß als der. der bereits Jesus von den Toten auferweckt hat (Aorisr: TOO tYEipOVT�; 6 tyEipo<;). Der Geist ist also Minel des Vollzuges der Relation zwischen Gott und Mensch, nicht als eine, weil in ihm wohnend. verfügbare Größe, sondern gerade als das. wodurch und als der sich Gott,des Menschen bemächtigrU>. Die Pneumamacht erhebt einen rotalen Herrschaftsan spruch2J1 • Wirkt Gott jent schon an den Glaubenden durch den Geist und ordnet sie seiner Herrschaft umer, so wird er auch nach dem Tod an ihnen wirken und sie nicht aus seiner Herrschaft entlassen2J2• Im Geist wird die Heilsrat GOttes in Jesus Christus als Befreiung von den Mächten der Sünde und des Todes Wirklichkeit im Leben des Glaubenden, sodaß dieser nun nicht mehr aus sich selbst heraus, als oapl; in Abgewandtheit von GOtt lebt (Röm. 7.14), sondern sich im Wirkungsfeld Gones befinder'3. 2.Kor. 3 , 1 7 nun zeigt, daß das 1rVEUJlO zwar nicht identisch ist mit Chri stus, aber doch "die Existenz- und Wirkweise des erhöhten Herrn"2.}I. Chri StuS wirkt seit seiner Auferstehung als 1rVEVJlO tWOTrOIOOV (I .Kor. 1 5,45); er vollzieht das lebendjgmachende Werk (vgl. Röm. 8,1 1) des als KOAWV Ta. J.1� ÖVTO 00<; ÖVTO bekanmen GOttes (Röm. 4,17) und übr so stellvertretend das Herrschafrsrecht GOttes aus (I.Kor. 1 5.24-28)235. Das Hineingenommen sein in die durch Christus als der lmopx� TWV KEKOIJ.1T1J.1tvwv ( I .Kor. 15, 20. 23) eingeleitete Dynamik konkretisiert sich für den Einzelnen in der mit der Taufe verliehenen Gabe des 1rVEUJ.10 als ö.ppoßwv (2.Kor. 1 , 2 1 f.; 5.5). Durch den Geist als Unterpfand wird er des gegenwärtigen Heils versi-
llt lJO
So Schaller. AÖojJ. 65: vgJ. RÖm. 5.12
VgJ. Müller. TOlenauferweckung. 105.107.133.135 Ul VgJ. Müller. TOienauferweckung. 149 U1 Vgl. Schweiur. JM;0J..10. 419: Schnelle. Amhropologie. 59 lli Vgl. Schnelle. Anthropologie, 54f.72 1,101 Schnelle. Anthropologie, 54: vgl. Müller, Totenauferweckung. 179f.: Goppeh. Theolo gie. 450f. U� Zur Verbindung des Geiues und Chrisd sind die Paralldaussagen RÖm. 8.9.10/Röm. 8,9.1 zu bedenken. Wirken des Erhöhten und des Geisle.s: Ga!. 2,20; 4,19: 2.l
Die: Unste:rblichhit dc=s Mensche:n als
Sede"
..
49
cherr36 und zugleich auf dessen Vollendung in der Zukunft verwiesen; das Taufgeschehen hält sozusagen an als Geisteswirken237• Der dem Täufling ver liehene Geist ist zugleich das Minel, durch das Chriscus sich seiner bemäch ligr)8. Die Taufe geschieht ei� XpH:rr6v (Gal. 3,27) und bewirkt so den Status des ElvUl tv XPIOT4> (Gal. 3,28; vgl. I . Kor. 12,13), d. h. gliedert ein in den Machtbereich des pneumatischen Christus, in dem die zukünftige ßaOlAEia Gones antizipierend Gewalt gewinm2J9. In ihm ist die künftige unum schränkte Herrschaft des "Gon alles in allem" ( 1 .Kor. 1 5,28) als beständig expandierender Brückenkopf in diesem Äon präsenr40. Die teouoia Tod ( I .Kor. 1 5,24.26; Röm. 8,38f.) wird immer weiter zurückgedrängt und schließlich gänzlich überwunden24l. Die eschatologische Verwandlung (tv5uou0601: I . Kor. 1 5.53; vgl. 2.Kor. 5,2: trrEvMou(801) ist Ziel und zu gleich Entfaltung des eingeschränkt mit der Taufe (Gal. 3,27: XPIOTOV €vEöuaaa6E) Gegebenen und im geistbesrimmlen Leben (Gal. 5,25!) des Glaubenden je neu Voll7.0genen (Röm. 13,14: tvöuaaa6E TOV KUPtOv 'I'100ÜV XPIOTOV) , weil der hier "angezogene" Christus das die eschatologi sche VerwandJung bewirkende 1TVEv�a �4'OlroIOVV ( 1 . Kor. 1 5.45) istln. 0) Auftntehung als Manifestation der Christusrrlation Stirbt jemand als im Bereich tv XPIOT� Befindlicher. so zieht das Mitgestor bensein mit Christus in der Taufe das der Auferstehung Christi korresp on dierende Leben und Sein der Gestorbenen mit Christus (ouv XPIOT� ElVat) nach sichw. Da schon das tv XPIOT� ETvat die Herrschaft Christi über den Leib der Christen einschloß ( 1 .Kor. 6,13 in Verbindung mit der Auferwek kung in V 14!; 6,15. 19. 20!), kann auch das aUv XPIOT� ElVat nicht ohne Leiblichkeit gedacht werden, sondern meint die Chrisrusrdation des Men schen als ganzen. Die Integration der Auferstehung in die Christusrdarion und gleichzeitige Manifestation dieser in jener wird noch deutlicher im Johannesevangdium. 1J6
Zu beachten ist das Nebeneinlnder der Aorist-Plrtizipien xpiaat;; und aq>paYlaa�E\lO<;; 2.Kor. 1,21f. und des Plrtizip Präsens ßEPO:Ul>V! m Vgl. Schnelle, Amhropolog ie, 55f. lJjJ Vgl. Müller, Totenauferweckung, 181 m Vgl. Müller, Totenluferweckung, 180.187; Schnelle, Anthropologie. 56; Schweizer. �o�a, 423f. 2 Vgl. Müller. TOlenluferweckung, 186. 188 . 14l Ebd., 188 zu Dazu ebd 216f. Müller verweisl auf eine motivische P:.tn.Ile1e in Ri. 6,34, wo .;�., eine Mlchrübernlhme der 1"\." über Gideon besag!. Auf die p:l.Ulinischen Stellen angewandt hieße das wohl: das Anziehen ist zugleich ein Angewgenwerden im Sinne einer Vmerstellung umer die Pneumamlcht des erhöhten clPIO<;;. 10 2. Kor. 13,4b; I.Thess. 4,14.17; 5,10; Phil. 1.23; 2.Kor. 4,14; RÖm. 6,8. Dnu flliger. srn, 698f. ....
.•
Seelesein
50
-
biblisch-exegetische Erwägungen
Die Begegnung mit Christus ist unüberbicrhares Heilsgur, Christus selbst ist die Auferstehung und das uhen Uoh. 1 1 ,25); und doch setzt sie. weil die Jünger noch in einer sie bedrängenden Welt leben Goh. 1 5.1 8-16,4; 16.33; 17,16.18), aus sich heraus eine zukünftige Auferstehung derer. die auf seine Stimme hören Uoh. 5.25; 5,28(). Insofern kann der jetzt an Jesus Glaubende (Partizip Präsens: 6 mcrTEowv; 6 'wv), also in der Verbindung zu Jesus Ste hende. als einer betrachter werden, der jent - eben aufgrund der Chriscusre larion - lebt und daher auch in der Todesstunde leben wird. Durch die die Zeiten umgrejfende Beziehung zu Chriscus, der selbst das Leben ist ( I 1 .25; 14.6). kommt es zu einer Dialektik des Sterbens (V. 25: KUV cmo6avn) und nicht Sterbens (V. 26: ou �n cl1ro8avn E1c;; TOV aic.iJva)24�. Das Johannes c:vangc:lium polemisiere gerade nicht gegen eine futurische Eschamlogie. sondern betont die quasi-christologische Brücke zwischen Zeit und Ewigkeit (vgl. Hebr. 13.8!)"'. Dies ist mit Hilfe der wichtigsten Paulustcxte zum Thema zu erläutern. Eine Hoffnung hinsichdich der Toten zu haben. wird in l.Thess. 4.13 (vgl. V. 12) als genuin christliches Verhalten im Gegenüber zu den Außenstehen den ausgewiesen246• Unbestrinener Tatbestand ist das Gestorben- und Aufer standensein Christi (4.14). Der Auferstandene ist es, durch den Gones Heilshandc:ln an den Verstorbenen vollzogen wird (4.14b: öUl TOß 'ITlO'oß)2H. Das Wirken Christi (El1o:-Dimension) sent die Gemeinschaft mit ihm aus sich heraus (cruv- Dimension). Die bereiu Gestorbenen sind als in den Herrschafts- und Wirkungsbereich Eingefügte gestorben (at VEKpoi EV XP1O'T� 4,16) und werden daher mit den noch Lebenden zusammen z.u einer eschatologischen Begegnung mit Christus geführt (4,14: &�El aUv ath�; 4;17: Eie; Cl1raVTTlC11V TOß Kupiou). Die Gleichzeitigkeit und Zusammenge hörigkeit der Verstorbenen und Lebenden bei der Entrückung wie auch bei der Erlangung des fortwährenden, durch Christus und ein Eigentumsver hälmis zu ihm bestimmten Zustands aUv XP1O'T4' dvat bzw. �nv (4,17b; S,l Ob) ist herauszustellen20, Die Christen bleiben auch im Tod durch die von Jesu Tod und Auferstehung ausgc:löste Dynamik bestimmr249• Bei der Leugnung und Bejahung der Auferstehung steht das Gottesver hältnis und damit das Heil auf dem Spiel (I .Kor. 1 5.34: 6:yvwoiav ... 6EOij 144
Vgl. F�ine. Leben. 21.23 Z4) Gegen Bulrmann. Johannes. 1 6 1 f. l 96f d�r a11� futurisch-eschatologischen Aussagen (v.a. 6.39f.44.54; 5.28f.) dn�r kirchlichen Redaktionsd.tigkdl lUschrdben will. muß mil Roloff. Neucs Tcslamenl. 1 47f die Nichleliminierbark�il zumindcsr der Zukunltsaus.sagen Joh. 1 4.2 ; 16.25f.; 17.24. damit aber di� Notw�ndigk�iI feslgehalr�n w�rden. die Gegen. warrsaussagen in ihrem Zueinander zu den futurischen Aus.sag�n zu sehen. Ähnliches li�ßc sich zum Nach- und Zueinand�r von KoI. 2.1 2f.; 3.1a �inerscits und Kot. 3.1 b.3f. 5 sagen z..s Vgl. Hoffmann. Unl�rsuchung, 209 1.7 VgJ. Hoffmann. UnI�rsuchung, 2 1 5 14. Vgl. Hoffmann, UnlCfSuchung, 225.237; Holn., Thess., 196 z., Vgl. Hoffmann, Untersuchung, 238 .•
.•
.
Die Unslerblichkeil des Menschen ab: "Seele"
51
nVE<; lXOUOlV). Wenn die Aufemehung nicht erfolgt. Ix:deutet Sterben nur Tod ohne jede Hoffnung. in jede Jensticshoffnung zu negieren. Dann wäre auch Christus nicht auferstanden ( I 5. 1 2-19) und die Talen tv XPUJTti> könncen nur verderben. weil ohne die Auferstehung Chrini nicht eine den Tod transz.c:ndierende Dynamik des Wirkens Christi angefangen haben kann ( 1 5. 19). Ohne die Annahme der Auferstehung wird der Macht Gones nichts zugetraur und das Leben seiner Venikaldimension (von daher I .Kor. 1 5.30!) beraubt. sodaß sich das weitere Hoffen auf den diesseitigen Bereich und die Ausreizung seiner Möglichkeiten reduzien ( l . Kor. 1 5.19; als Folge: 1 5,32!)''''. Es wurde häufig angenommen. daß in 2.Kor. 5 . 1 ff. Indizien für eine be ginnende individualisierung der paulinischen Eschatologie infolge einer Pa rusievet7.Ögerung und des Nachlassens einer Parusiererwartung vorlägen. So glaubt man, daß Paulus zunächst zwei Möglichkeiten seines künftigen Geschicks nebeneinanderstdle. nämlich den Zustand der Leiblosigkeit (tdh,oaa601 V 4, gleichgeseczt mit KaTaAu6�vOI in V. I) infolge eines To des vor der Parusie und die Tod und Nacktheit vermeidende, aber wegen der Parusieverzägerung unwahrscheinlichere Möglichkeit einer Verwandlung zu Lebzeiten bei der Parusie (tTrEv5uaaa60l V. 4). In V. 6-8 entscheide sich Paulu5 für die erste Möglichkeit. weil diese ihm das Daheimsein beim Herrn gewähre (V. 8: tvbrll..l�aOl TrPO<; TOV KUplOV)2)1. Demgegenüber muß rue Einbindung der Textaussagen in den näheren und ferneren Kontext beachtet werden. 2.Kor. 4,14. 17f. und 5,10 (Gerichr!) halten als Rahmen unseres Textes sehr wohl die Universaldimension der Eschatologie fest. In 2.Kor. 1,8- 1 1 richtet der vom Tode bedrohte Paulus seine Hoffnung nicht auf sich und eine in einer bestimmten Weise qualifizierte. z. B. unvergängliche Namr. sondern auf den die Toten auferweckenden Gott. In den späteren Paulusbrie fen tritt keineswegs die Gewißheit der Auferstehung zuruck (Röm. 4,17; 8, 1 1 .23; 1 1 , 1 5; Phil. 3, 1 1 .20f. IParusie!])"'. Zudem muß 2.Kor. 5 aufgrund vieler sprachlicher Anklänge im Zusammenhang und -klang, nicht in Antithe se zu 1 . Kor. 1 5 ausgelegt werdenm. Ausdrucke wie YUJ..lvoi (5,3) und tKouaaa6ol (4,4) entsrammen nicht dem paulinischen, sondern dem gegne risch-gnostischen Gedankenrepenoire. gegen das Paulus sich gerade ab grenz(2)4. Dazu ebd., 244(248 UI So die bei Hoffmann, Umersuchung, 257(, rcferiene Posilion lilius' und Kühls. H. Windisch (bei Hoffmann, ebd 254f.) besueiu�1 jeden Baug dieses Tales auf die Parusie. Davies (bei Hoffmann, ebd., 256) behauptct du allmähliche Zurucktrclen der Auferstchungs aussagen in den späteren Paulusbrie{cn. 111 Vgl. Hoffmann, Umersuchung, 255.256.259 m Cewandbild: I.Kor. 15.53f./ 2.Kor. 5,2.4 (in Y.3 eine varia leclio); Anspielung auf Jes. 25,8.Zitat (I.Kor. 1 5.54) im Tva-San in 2.Kor. 5,4c. Dazu Hoffmann, ebd., 255.273f. 1� Vgl. ebd., 265f.267.277 ;no
.•
52
SedCS(:in - biblisch-exegetische Erwägungen
5.lff. muß von 4.7- 1 8 her gelesen werden. 5.1 will 4.17f. begründen (yu�vo\); 5.6ft. (tKMaa06m) entspricht der in der Gewißheit des Aufer weckungshandelns (4,14) begründeten Zuversicht in 4, 1 6 (OUK tYKOKOU �.v); ßapou�.vO\ (5.4) und KOraAu6fi (5.1) btliehen sich auf den Perista senkatalog 4.7-12"'. 5.6-8 darf nicht von 5.1-5. 5.7-10 nicht von 4.7-18 getrennt werden. Das KOTOAV6ii (5,1) meint zwar den Tod, reflektiert aber nicht auf die mit einem Tod vor der Parusie gegebene Zuständlichkeit, son dern zidt wie 4,l 12S6 und 4,17f. m auf den Empfang des Auferstehungsleibes als des eschatologischen Hcilsgme5 ahlS8 , Der Blick nach außen (tK 8EOO) und nach oben (tv Toic; oupavoic;) ermöglicht das dezidierte lXOIJEV als "Präsens der Gewißhei["2�9. 5,2 und 5,4260 erkJären den Gegenstand der Gewißheit w dem des Veriangen�l: die OberkJeidung (tlTEvöuaa0601) mit dem oiK'l niplOV Ta t� oopavoü (vgl. oiKobo��v tK 6wü; oiKlav... V. 1 )"". Das OTEv6:�EtV. durch ßapOUIJEVOI (y. 4) erläuterr. ist Kennzeichen des gegen· wärtigen Lebens in Bedrängnis (vgl. 4,7-18) und nicht als Ausdruck der Angsr vor dem unvermeidlich eimretenden leiblosen Zwischenzustand auf tKövoooßaa. sondern auf das t1l'Evövoa06aa als des der Gegenwart gegen· überstehenden, künftigen. aber gewiß eimretenden Heils zu beziehen263• Die Sehnsucht richter sich auf einen neuen Leib aus. ohne dessen Wie oder Wann zum Gegenstand der Reflexion zu machen. Auch aufgrund der sprachlichen Berührungen mit 1 . Kor. 1 5.53-55 wird man nicht dje Auferstehung als das mit diesem Ausdruck Gemeinte ausschließen können264• Das Nackrsein (yu�vo1) (Y. 3) und das tKövooa601 (V. 4) emsprechen einander und umrei· Ben die von Paulus bekämpfte Position einer plaronisierenden Sicht des To· des265. Die paulinische Argumemation ist zieloriemiert. ausgerichtet auf die 1)'
Weitere sprachliche Anklänge: 4.18: OiWV101 5. I : aiwV10vl 4.17: !3apoc;; KOTEpya�ETQI 5,4: !3apouJJEVOt; 5.5: KaTEpyaoO:JjEYOc;. Dazu HofTm:mn. dxt., 267 IlloOÜ - als des � GePnle durch iva ausgedruckt; 4. 1 1 f. (Offenbarwerden der Cwn TOU Auferstandenen - an unserem sterblichen Fleisch) wird präzisiert durch 4.14 (Auferweckung durch Gon in Analogie zu und so gemeinsam mit Jesus!) m Gegenüber von 6)'hpu; und ö6l;a. d ie mit den Ta JJn ß).EJr6JjEva ail�)Via in Verbindung gebracht wird l)jJ Vgl. Hoffmann. Unu:rsuchung. 268-270 270 m Vgl. ebd Bcide Verse werden mit KaI yb.p eingdeitel. 1161 Das OTEvlt�OJjEV muß aJso mit tmrroeaÜV1eC; bzw. et).OJjEV zusammengesehen werden; vgI. RÖm. 8.1 1-23 mit vcrw2ndter Terminologie! Vgl. Hoffmann. Untersuchung. 270( 271( MJ Vgl. ebd »t Vgl. Hoffmann. ebd 263.272f.275. unter Berufung auf Mundle. Es ist also nicht nOl wendig, sich das alle als vom neue:n OWJ,lO umge:ben zu denken, wobei lentcres das erstcre langsam aufzehrte (Bousset); referiert be.i Hoffmann, ebd 274. Zudem zeigt die gut bcttug te varia Icctio tv50aaJJEVOt in 5,3 (vgl. I.Kor. 1 5.53.55), daß die: Vorsilbe. tm- in 5.2.4 nicht zu akzentuieren ist. 116' Vgl. Hoffmann. ebd., 2nf. •
.•
2IIiO
�
.•
.•
.•
Die Unsterblichkeit des Menschen als ..Sttle"
53
Auferstehung266 als Ergebnis der Dynamik des Heilshandelns GOttes, in die sich ein Getaufcer mit der Verleihung des appoßwv TOÜ TrVEUJ.laTO<; (5,5) hineingenommen wissen darP67. 5,6-8 ist nichr anthropologische Appli kation eines kosmologischen Dualismus, sodaß eine aus der oberen Welt stammende Seele sich als in einem Leib gefangen und damit in der Fremde befindlich betrachten müßre und sich die Option für einen leibfreien Zwi schenzustand vor der Parusie nahelegte. Vielmehr meint tvörwoüvn:<; tv TW aWJ.lOTt die irdische Existenz überhau.pr, die noch bestehende Zugehörigkeit des Menschen als ganzem 7.U diesem Aon, der jetzr als im Wirken Christi in diese Zeit hineinragend antizipativ im Glauben erfaßt werden kann, während dereinst das Schauen möglich sein wird (V 7). Man kann nicht differenzieren zwischen einem im Rahmen eines leiblosen Zwischenzustandes erreichten postmonalen Sein bei dem Herrn und einer davon qualitativ unterschiedenen vorbehaltlosen Gottesgemeinschaft nach Parusie, Aufersrehung und Gericht ( 5 , 1 0)268, weil Paulus keine höhere Stufe des Endheils als das EivOt aOv XptOT� kennt. Das tvörWnoat 1rPO<; TOV KUptOV (V 8) ist, auch vom uni versaleschacologischen Kontext (V 10) her, auch auf die Parusie beziehbar69. Meint V 8 das gleiche künftige Heilsgut wie V 1.2.4 und 4,14. 17f., so wird deutlich, daß Gemeinschaft mit Christus nicht ohne Auferstehung, ohne Leiblichkeit gedacht werden kann270. Die anthropologische Frage nach einem Zwischenzustand ist gerade bei paulinischen Texten nicht sachgemäß, weil es darin nicht um ein Neben und Nacheinander von Zuständlichkeiten, um Statik, sondern um das dyna mische Verhältnis zu Christus geht, der großgemacht werden soll (Phil. 1,20: J.lEYOAUv8noETat XPtOTO<;). Inhalt, Ziel und Auftrag eines von Christus er griffenen Lebens ist Christus selbst - er ist dtu Leben (TO C�v) (Phi!. 1,21)271. Das irdische Leben wird nicht abgewenet. sondern isr als missionarisch aus gerichtetes Fruchtm. Daher ist das Sterben Gewinn ( 1 ,2 1 ) nicht weil es vom Leib (o
5.4: �va-San vom Komext der Parallde in 15,54 her gelesen! Y;1 Vgl. Hoffmann, ebd., 278f. Z6II So bei Müller, Totenauferweckung, 245f. Z69 Vgl. Hoffmann, Umersuchung, 284.32 1 , gegen Hunzinger. Hoffnung, 86 l1II Vgl. auch Bullmann, Korimher, 142 111 Vgl. HofFmann. Umersuchung. 292 17l 1 ,22: KOP1f� lpyou; 1.24: das Bleiben tv Tfl oopKi isl Öt' U�OC;:, also wegen der Missi onsläligkeil, das NQ(wendige� m 1- Duponl will eine Emsprechung des paulinischen aVQ).,voOL und des platonischen arroMEa60t erkennen; diskUlien bei Hoffmann, Untersuchung, 296f. 174 Dazu Hoffmann. Umersuchung, 289.294f.297
54
Sedesein - biblisch·aeg�tischc= Erwägungc=n
ugten und aufn!tlZndtnm Chrisrus handelt und "der Christ auch im Tode in die Geschichte Christi hineingenommen ist", ist die Auferstehung implizit mitgesctzt (vgl. Phil. 3.20f. )21S, Das Sterben muß wie das Leben seines Sdbsrbezugs enthoben und dem Herrschaftsanspruch Christi unterstellt werden, so daß es ein dem-Herrn-Sterbcn wird (Röm. 14,8: Tti> Kupi<.fJ
l"'Oevn""O�EV) . Auch im Tod bleibt der Christ Glaubender, Hoffender, Liebender (vgl. l . Kor. 1 3. 1 3), weil auf die Leben und Tod überwindende Macht der Liebe Go«es (Röm. 8,36-38), d. h. auf Go«cs beständiges Handeln Verwiese ner276• Die Fixierung auf die Zeitspanne und Zuständlichkeit zwischen �r sönlichem Tod. und allgemeiner Auferstehung bei der Parusie versucht das einzufangen und in $rarisc.h-horizoncale Kategorien zu überführen. was doch als Vercikaldimension der fonwährenden Dynamik göttlichen Wirkens im unverrugbaren Extra des stecs neu zu Empfangenden begegnet. Da die le benden und die Toten von der bleibenden Zuwendung Gones leben, diese sich aber in seinem machrvollen Wirken und darin Beanspruchen des Men schen als ganzen manifestien, kann das Heil der Gonesgemeinschaft nicht ohne Auferstehung gedacht werden. Es ist daher abgesehen von der perspek tivischen Frage - Blick auf eigene Beschaffenheit und Zuständlichkeir oder Blick auf Gort - fraglich. ob ein ebenfalls durch das (JUV XPIOTl!> dvOi qua lifizierter Zwischenzustand vor und neben der Auferstehungswirk.lichkeit angenommen werden kannm. Immerhin wird man das Nebeneinander solcher Belege. die ein sofort mit dem Tod eintretendes Verweilen bei Christus annehmen (Lk. 16,21 f.; 23,43; Apg. 7.55), und futurischer Gerichcsankündigungen, die alle Menschen gleichzeitig und in gleicher Weise berreffen (Apg. 17,31; vgl. Lk. 17,22ff.; 1 9, 1 1 ; Apg. 1 0.42) zu bedenken haben178• Jedenfalls kann einer gespenster haften, leiblosc:n Existenz nicht das tyw O\h6<; gelten (Lk. 24,39); auch die m Ebd 116 Vgl.
343; 315.338 Hoffmann. Unle:rsue:hung, 343 m Daß de:r Ala.c:nt auf de:r Erwartung da Handdns Goues. nicht auf de:r ZUSl.ändlichkeil und Bdindlichke:il des Ve:rslorbc:ne:n zu liegtn hai. wird auch von Cullmann. Unsll�rblich ke:il. bc:IOnl: die: Tote:n sind in de:r Zc:il - dies wird noch zu modifi1.iercn sc:in - und e:bcnso wie: die: l...c:bcnden durch das Wanen gekennzcichne:1 (ebd 54.6Of.62). Nichl die ParusicverWge rung sldl! das entseheidende ne:uleslamendiche Problem dar, sondern das Feslhahen an der Hoffnung auf die: Parusie non ihrc:r ofTensichdichen Venögerung (MI. 25,5; Apg. \,6; 2.Pctr. 3,8 ne:bcn V.13 [Wane:n tronde:m!J), wc:il mit de:r Aufersle:hung ChriSli die EntsCheidungs schiachi bc:reits �onne:n isl und auch gc:gc:nwänigc: Auswirkunge:n dieses Sic:ges (MI. 1 1.3-5; Lk. 1 1 .20; I.Kor. 12.3: KUPIOf; ' l'1oo�) des Erreiche:ns des e:ndgühige:n Sic:ges gewiß machen (Cullmann. Problem. In-180). Man wird vidleichl mit Michd. Todesschlaf. von Lk. 20.38 her ('ftv) (vgl. 4.Makk. 7.18f.) zwischen totse:in und schlafe:n (ICol�ö:06ol; ICo6EOOEIV: Mk. 5.21-43; Joh. 1 1.13) zu differe:n:r.ie:rc:n ha�n: de:r Todesschlar bc:triffi de:n Gestorbenen. ü�r de:m die: wirkmächti� Vc:rhe:ißung der Aure:rste:hung lic:gt. "Schlafen" he:ißt ..Warten" auf die: Aurerslehung (ebd 286f.288; vgl. Cullmann. Unslerblichkeil. 59.6Of.) l7a Vgl. Schweizer, '4'UX'1. 646.657 .•
.•
.•
Die Unsterblichkeit des Menschen als ..Seele"
55
VersfOrbenen sind als lPllxai nicht leiblos gedacht, sondern gerade um einer gewissen Leiblichkeit willen erkennbar (Apk. 6.9; 20,4)27!1. Was geschieht aber mit den Gottlosen? Sie haben ;a nicht an der zur Aufer stehung führenden Dynamik teil, haben die Taufe und den auch sie bean spruchenden Herrn abgelehnt. Aber auch hier wird die dann allerdings nega tiv qualifizierte Relation zu Gon von der Seite Gones her aufrechterhahen280, die Gottlosen auf ihre einmal eingenommene Ablehnung festgelegt und da für verantwortlich gemacht. Sie erleben eine Auferstehung zum Gericht Ooh. 5,29: Ei� avaOTClOlv Kpi(JEW�; vgl. Apk. 20, 1 1 - 1 5; Apg. 24,15"'). Auch sie existieren als in ihrer Ganzheit Verantwortliche und darum auch Auferstan dene aufgrund einer Gonesbegegnung weiter, aber so, daß sie nun Gott als richtendem konfrontiert werden (Dan. 12.2).
5. Kontinuität in der Diskontinuität a) Das totaliur alitu tkr postmortalm Existmz Im rabbinischen Judentum war man auf die Sicherung der Personidentität durch den Wechsel von der prä- zur postmortalen Existenz hin in der Weise einer materiellen Kontinuität bedacht. So nimmt syr. Bar. SOf. an. daß die Erde die Toten so zurückgibt, wie sie begraben wurden. GnR 28.3 zu Gen. 6.7 berichtet von der Entdeckung eines unverwüstlichen Knöchelchens der Wirbelsäule, n'7 genannt. an das anknüpfend der Auferstehungsleib gebildet werde211• Diese Auffassung ist die Front der sadduzäischen Position. die mit Hilfe eines fiktiven Beispidfalls die Auferstehungshoffnung generell gegen über Jesus widerlegen will: es wäre ja denkbar, daß sechs Brüder nacheinander 119
Vgl. Schweizer. ",",UXTJ. 654; de:rs ltVEu�a, 413. Ebcnsowe:nig wie: im lukanische:n Dop- pdwerk kann auch in de:n Paulusbri�fe:n von �in�r unl�r hdle:ninische:m Einfluß stehendcn zune:hme:nde:n Individualisicrung de:r Eschatologie die: Rc:de: Kin. Es iSt nicht so. daß Paulus erst vom 2.Korinlhcrbricf an (2.Kor. 1.8f.) mit seinem dgenen Tod vor dcr Parusie: �rechnet hatK und sich dcswegen Gc:dankcn ü�r cinen Zwischcnzustand gemacht habe (vgl. Schndlc. Wandlungcn. 42). Paulus �fand sich als Missionar immcr schon in Todesgcfahrcn (2.Kor. 1 1 .23-33) und crwähnt auch sonil oft de:n Tod: I.Kor. 4.9-13; 1 5,30-32; 2.Kor. 6,4- 10; 4.7-9. 4.10-18. 5.1; 1.Thcss. 1.6; 2.14, 3.3f. Abgcsche:n von de:r Frage, ob tatsächlich Phil. und Phlm. am spätestcn bzw. in großcm zdtlichcn Abstand zu de:n übrigcn Paulusbrie:fe:n �rfaßt wurden (so Schndlc. Wandlungen. 31 f.; andcrs Kümme:!. E.inle:irung. 291; Si�r. Auf· crstehungshoffnung. 93) und dahcr dcn Endpunkt dncr EnrwickJung darstdle:n könnte:n, wird man kcineswcgs von cincm Zurücktrc:tcn der Parusittrwa.nung (vgl. nur Phil. 1,6.1Of.; 2.16; 3.20f.; 4,4f.). sonde:m e:hcr von dcrcn Stcigcrung sprechcn müsscn (Röm. 13.1 1 f.!). Der vor du Parusic erlincnc Tod kann ja durchaus mit dcm Hinwcis auf dic Auferstehung bont· wortCt wctden (I.Thcss. 4,14-17); vgl. dazu Si�r, Aufcrstchungshoffnung. 92f.; Hoffmann. Unte:rsuchung. 327f. uo Joh. 5,28: auch die: zum Gcricht Aufcrstchenden hören dic das Gcschchen auslöscndc Stimme: Christi! UI Dazu Schweizer. �UXTJ, 646 UJ Vgl. dazu Mülle:r, Tot�naufcrweckung. 219f. .•
Sedcsein - biblisch-exegetische Erwägungen
ihrer Verpflichrung zur Leviratsehe (Dm. 25.5f.) gegenü�r der Frau des er sten der Brüder nachkämen; a�r wessen Frau wäre dann diese sie�nma1 ver heiratete Frau (Mk. 12,20-2W Falsch gestellt ist diese Frage deswegen, weil sie das neue Le�n nur als Verlängerung der irdischen Existenz in den postmonalen Bereich hinein zu begreifen vermag. ohne die mit der Auferste hung verbundene völlige Neuqualifiz.ierung der Existenz. zu erkennen. In der Auferstehungswirklichkeit wird nicht geheiratet, sondern ein engelgleiches Leben geruhn (Mk. 1 2.25). Gon ist nicht nur der Garant des Bestandes und Funktionierens des irdischen Lebens; er hat sich der Väter nicht nur im Blick auf ihr kurzes Erdenleben angenommen, sondern handelt gerade schöpfe risch an den Toten. die so als Lebende 'tU betrachten sind (Ex. 3,6; Mk. 1 2.26f.)283. E.s ist derselbe GOtt. der sich der Väter als irdisch Lebenden wie auch als Gestorbenen angenommen hat, aber zwischen dem Leben diesseits und jenseits der Todesgrenze liegt eine. durch das Handeln Gottes konstitu ierte Wende. I .Kor. 1 5.35ff. wendet sich der Frage nach dem Wie der Auferstehung z.u (Y. 35). Beobachtungen aus dem Bereich der protologischen Schöpfungs wirklichkeit (Y. 36--41) stellen strukrurelle Grundzüge des Handelns Gones 5Tw<; Kai) auch für das eschatologische heraus. die per analogiam (V. 42: oi Auferweckungshandeln ihre Gültigkeit haben 01. 42-49). In der Norwendig keit des Sterbens eines Korns, das zur Pflanze werden soll (Y. 360. ist ein Moment der Diskontinuität ausgesagr84, das seinen Grund hat in dem Schöpferwillen Gottes, jeder Samenart ein il)lOv aWJ.1a zu geben (V. 38)285. Im nächsten Schritt betont PauJus die grundsätzliche Möglichkeit GOttes. nicht nur irdische, sondern auch himmlische Leiber zu schaffen: die ge schöpfliche Vielfalt verschiedener Formen der oap� bzw. der ö6�a (V. 39. 4 1 ) läßt sich reduzieren auf das Gegenüber der OWJ.1aTa t1ToUpavta und der aWJ.1UTO tmYEta (V. 40). Bei der Auferstehung der Toten geht es um die schöpferische Verleihung (tYEipETat ist ein Passivum divinum) des himmli schen Leibes. der durch einen antithetischen Parallelismus von der Beschaf fenheit des irdisch-natürlichen Lebens abgehoben wird (V. 42b--44)286. Das rein Irdische - 1.VUX�; 1.VuXtK6<; meint hier diese eingegrenzte Bedeutung (Y. 44.45) - wird ersetzt durch das Pneumatische. Aber der Mensch ist nicht selbst 1TVEUJ.10 tW01TOlOÜV, nicht mit Christus identisch, sondern OWJ.10 1TVEUIJOTlK6v (y. 44); er wird durch das TrVEVJ.10 bestimmt. Viele Ausleger gehen von einer reinen Diskontinuität auf der Seite des Menschen aus und sehen das Kontinuum in der göttlichen Wundermacht m
�
vgl. GrcshaWKre:mer. Resurl'tttio. 53-56. Dazu auch Fries, Aufe:�te:hung. 296
In Y.36f. sind anlithe:tisch gcgc:nübc:rgcstdh (ou mal aWJJo �vn06J.1EVOV vc:rbun de:n mit Cwo1fotEia6ot und YOJJvOv 1C61C1COv oiTou, von de:m das O:1f06vf)mcEIV gilt. m Vgl. Sclmdle:. Anthropologie:. 50 116 ParalId zue:inande:r ste:he:n die: Passiva divina OlTEipuOt und tytipuol sowie: die: je: we:ils mh tv e:ingde:ite:te:n Zwtll.nde:. Vgl. Wolff. Korinlhe:r. 198f. -
Die Unsterblichkeit des Menschen als ..Seele"
57
(�t901rOIEiv: l . Kor. 1 5,45; vgl. 2.Kor. 3,6!), im vöUig neuschöpferisch im Sin ne einer creatio ex nihilo wirkenden gönlichen 1IVEÜ�0287. Das Geisteswirken führt eine Diskontinuität zwischen Vergangenheit und Gegenwan, zwischen altem und neuem Menschen im Taufgeschehen herbei, Stellt aber zugleich als soiches die Kominuität zwischen Gegenwan und Zukunft her. GOtt überwin det im Geist die Vergangenheit und eröffnet die Zukunfr288. Das Kontinuum liegt ganz im Extra nos, im Tote auferweckenden Gon (Röm. 4,17); es ist ein soteriologisches Kontinuum. Alles auf der prämortalen Seile des Menschen Liegende findet einen völligen Abbruch289• AJlenfalls kann die Personalität des Gläubigen als in die "Matrix" des 1lVEü�a hineingenommen gedacht wer den290• Es besteht eine ,.irreversible Abfolge zwischen dieser und der folgenden Schöpfung"291 .
b) Das mmschlicht Ich als Gtgtmtand tks Wirkms CotttS Die in gewisser Weise berechtigte Betonung der Diskontinuität zwischen prä und postmortalem Sein sollte nicht zu einem nihilistischen Todesverständnis führen. Sterben und Tod werden nicht mit einem Begrabenwerden verglichen, über das hinaus nichts Weiteres gedacht werden könnte, sondern mit einem Gesäewerden ( I . Kor. 1 5 ,360, das als solches immer auf neues Leben hin fina lisien ist. Der Mensch soll ebensowenig wie das Korn in der Erde bleiben und es soll nach dem Winter auch wieder Sommer werden. D. h. das in die Erde geworfene Korn wie der geswrbene Mensch befinden sich im Status des War rens auf ein erneures Handeln Gones, wobei der Geist Gones gleichsam die Funktion und Wirkungskraft der Sonne, wie sie im Bild enthalten ist, ein nimmr292• Das heißt aber auch, daß ebensowenig wie aus einem Gerstenkorn ein Weizen oder Roggen hervorgeht sich auch die Identität des Menschen än dert. Es muß das vergehen. was mir aap� Koi aiIJo ( 1 . Kor. 1 5.50) gemeint ist, das dieses irdische Leben Kennzeichnende und Erhaltende, also die Not wendigkeit des Essens und Trinkens. der Fortpflanzung, der Berufsarbeit, kurz gefaßr: der "Bauch" des Menschen ( 1 . Kor. 6.13t; Phil. 3 , 1 9)29J. Gones eschatologischer Schöpfungsakt bewirkt nicht eine zweite Wirklichkeit, eine zweite Welt, auch nicht einen zweiten Menschen, sondern muß gerade an dieser Wirklichkeit und Welt, an diesem Menschen vollzogen werden. Man lt7 Z. B. Müller, Totenauferw«kung, 221.224; Schweizer. qlOXr), 650; dm., qlllXIICO<;. 663; Cullmann, Unsterblichkeit, 4 1 f.. spricht infolge .sc.iner Betonung des neuen Schöprungsaku sogar von einem "Geistleib", dessen "Substanz. ... Geist" sei (vgl. ebd., 50; auch: SlOrck. Escha tologie, 54) Vgl. Schnelle, Amhropologie. \08f. m Vgl. Müller, Totenauferw«kung, 223; vgl. ße.cker. Auferstehung. 94 HO Vgl. Müller, Totenauferw«kung, 222: ähnlich Schnelle, Anthropologie, 68 1'JI 8ecker, Auferstehung, 91 ltl Vgl. Lmher; WA 36,641 .4ff.; 36.644.3ff.; 49.425,2-4; 49.426,lff. m Vgl. GreshakelKremer. Resurrcctio. 3M. IN
58
5«:lescin - bibl isch-cxegc(ische Erwägungcn
wird daher nicht nur aWJjo ",",UX1KOV und awJ..10 7fVEujJonKov schroff einan der gegenüberstellen dürfen (V. 44), sondern auch ein Ich annehmen müssen, das als natürlicher Leib gesät und als geistlicher auferweckt wird294• Es giht ein ..Wir". von dem sowohl das tcpoplaOJ..1EV als auch das cpoptaOJIEV ausgesagt wird (Y. 49)""- Analog läßt sich auch nicht bezweifeln. daß ein durch das Pneumawirken vom alten 'Zum neuen Menschen Gemachter derselbe Mensch isr296. Man hat das unbestreitbare Kontinuum auf der menschlichen Ebene in der Tatsache der Leiblichkeit, allerdings in der Loslösung von dem Men schen. der in Leiblichkeit beg�net, sehen wollen. Voraussetzung ist dabei eine nicht inrra5ubjekriv-existcntiaJ?,7, sondern komrnunikativ-relationale Sicht des awJ..lo: ..Die Leiblichkeit ist ... die dem Menschen von dem Schöp fer gegebene Fähigkeit, in eine Beziehung zu treten. Die soll in der neuen Schöpfung bewah re bleiben :m. Problematisch daran ist die Abstraktion der Koncinuität auf die Relation zu Gott bzw. die Fähigkeit dazu, ohne daß die durch die Relation bestimmte Person im Blick bliebe. Es hält sich hier sozu sagen die Leiblichkeit als Prädikatsnomen durch, aber ohne das menschliche Subjekt, das durch ein Sein-als zu kennzeichnen ist, also ohne den Menschen als Seele. Die Synoptikerstellen (v.a. Mk. 8.35.36f.) konnten durchaus das Bleiben de als 4lUXn beuichnen, wenn auch in einem ganz bestimmten Sinne. Die 4lUXn meint nicht nur das rein physische Leben - wie jedenfalls in I .Kor. 1 5 .45 , sondern im Sinne von Existenz die den Tod übergreifende Gabe GOttesl". Von daher ist zu fragen nach Vorhandensein und Bedeutung eines menschlichen Innenlebens im Zuge einer Abgrenzung gegen eine ontisch gefaßte Kontinuität (E Heidler) wie auch gegen eine Abscraktion auf eine nur im extra nos verbleibende Relation. Es ist umstritten, ob auch Nichtchristen im Neuen Testament ein anthro pologisches 1IVEÜl..la zugeschrieben wirdlOO. Aber selbst wenn es eine univer sale prorologische Gabe darstellen sollte, so steht es keineswegs Gon beson..
-
� �t.
Das �a1s. betOnt auch v. HoFmann, Korinth�r. 379i vgl. Bachmann. Korinth�r. 4G6i Beis
Hoffnung, 319.321. Kuß, Korinthu, 191: .... und doch besl�hl irg�nd�in� Ikz.i�hung zwi sch�n d�m G�ch�n�n und dem naclt.l�n (blofkn) Sam�nkorn .... m Dazu Greshake/Krem�r, Resurr«lio, 36 M Zum Gebrauch der l.Pc:rs. Singular in Ga!. 1,13f.: Hc:ckd. Mensch. 206 m So bei Bultmann, Theologi�. 196: Der M�nsch .kann also ow�a genannt wcrd�n. i2; f..rnerejnY..rb,ähniszusichselb$!hai, sich in gc:wi�r Wd� von sich �lbSl distanzi��n kann" (H�rvorb�bung im Original); :ähnlich Carra. uib, 7I3F.715. Dnu Gnilka. Auf�rst� bung. 735 n. Pokomy. Hoffnung. 27. Anm.65; vgI. Schweizer, uiblichk�il, 174.181; Gnilka. AuFer· st..bung. 736 Hf Vgl. Schweiur,'IlUX�, 655f. ies vch�m..nt (vgl. Scbw�iu.r. 'IlUXTJ. 655). JOO Müll�t, TotcnauF�rwc:ckung, 107. v..rn�int d Klimmel, Röm�r 7, 31.34.183. hili dies ruf möglich an �inigcn w�nigcn Stell..n: I.Kor. 7.34; 5.3.4; Ko1.2.5
•
Die Unsterblichkeil des Menschen als Seele" ..
59
ders nahe. sondern ist wie die Kopöia oder der vou<; des natürlichen Men· sehen auf die Seite der a6:p� zu rücken. Das menschliche Herz ist nicht zur Umkehr bereit (Röm. 1,21 .24; 2,5; I . Kor. 2,9; 2.Kor. 3,15). Der hypotheti schen Fähigkeit zur Go{tesrelation aufgrund des vou<; steht die Faktische Nichterkennrnis gegenüber (Röm. 1,20). Auch der Tt!> vOl dem Gesen Zu· stimmende (Röm. 7,25.23) kann nur nach der Erlösung schreien (Röm. 7.24). Es handelt sich gerade um einen Christus entgegenstehenden vou<; TIj<; OOPKO<; (Kol. 2,18) und lxö6KI�O<; voö<; (Röm. 1 ,28); der voö<; bedarf der Erneuerung durch den Heiligen Geist (Röm. 1 1 .2)JOI. Dies deutet darauf hin. daß der menschliche Innenbereich. das individuelle Pneuma, die 4JUXf}J02 als solche zwar vorhanden sind und auch bleiben, aber nicht aus sich heraus eine besondere Gottnähe vermitteln oder einen Fortbestand über den Tod hinaus zu garantieren vermögen. Sie verbleiben vielmehr ohne das sie verwandelnde, aber nicht aufhebende, sondern aufnehmende Wirken des Geistes Gottes in der menschlichen Todessphärel"J. Im einzelnen läßt sich um der Angewiesenheit auf und notwendigen Interaktion mit dem Geist GOttes willen die Grenze zwischen dem menschlichen und einem individua· lisierten göttlichen Pneuma nicht immer scharf ziehen; 1TVEUIJO IJOU und 1fVEUIJO BEOU werden in gewisser Weise idenrifizierbar. l . Kor. 5.5 (1rEVIJO, substituierbar durch aOT6<; I .Kor. 3,15) muß von Röm. 8.9f. her gelesen werden; 1TVEVIJO meint dann nicht einen anthropologischen Begriff. son· dern als etwas Unverfügbares ein "durch Gottes Geist pneumarisiertes Ich"3G4. Im Getauften wirkt ein eschatologisches Pneuma als ein den Tod überwindendes. Der Mensch ist nicht TrEUIJO Cwv. sondern auf das TrEUjJO �l!J01r010UV angewiesenJO�. l . Kor. 14,14.16 zeigt. daß der dem Menschen zugeschriebene Geist in den Horiwnt des Charismatischen, von Gott Gege· benen zu rücken ist und gerade Alr das eschatologische. geschichtliche Han· dein Gottes am Menschen stehf"06. Die lentendliche Transzendenz und Un verAlgbarkeit des Gottesgeistes - auch sofern er den Innenbereich dessen JOt
Vgl. Kümmel, Römer 7. 27. 1 8 1 . 1 82f.; Schnelle, Anthropologie, 125 JOI Als Innenleben des Chrinen: 2.Kor. 1 ,23; 12.15; Phil. 1,27; I.Thess. 2,8; 5,23; Kol. 3,23 JOJ Vgl. Schnelle, Anthropologie, 54f. )00 Müller, Totenauferweckung, 222; vgl. ebd., 107f.; ähnlich Schweizer, 'lfVEu�a. 434; Kümmel, Römer 7. 32 .lOS Vgl. Müller. TOlenauferwc:ckung, 224; Kümmel, Römer 7. 34. Neben dem 'lrMPllC; 1Uii�aTO<;;. also der Verbundenheit mit dem - eschatologischen - Geist (Apg. 6.3. 1 1 .24; vgl. 7,55; Lk. 4 , 1 ) sreht das 1rAf']a6iival 'lrE\l�aTl als die Akrualisierung dieser Verbundenheit durch GOf! (Apg. 4.8; 13.9). Dazu Schweizer, 1I"EU�a. 403 .106 Vgl. Kümmel. Römer 7. 32; Schweizer, lfEu�a, 433f. Die Bedeutung des Gorresgeisres ist jedenfalls auch anzunehmen in: Röm. 8,15; I . Kor. 4,21; Gal. 6.1; Röm. 1 2. 1 1 ; I .Kor. 6,17; Ga!. 3,3; dazu Kümmel, Römer 7, 30. In I.Thess. 5.23 liegt nicht ein trichotomisches Denken vor; 'lfVtu�a ist nicht Bestandteil des menschlichen Wesens, sondern Ausdruck. Kenn uichen und Wirkweise des neuschaffenden Handelns Goncs; vgl. Schnelle, Anthropologie, 123; Kümmel. a.a.O 182 (vgl. 33). erklär( die Formulierung als plerophorisch und liturgisch bedingt. .•
60
Sttl�in - biblisch-t=xegetischc Erwägungen
beu:ichnct. der nicht mehr aus sich selbst, sondern aus und von GOttes wir kendem Sein her lebt - bringt Joh. 3,8a deutlich 2um Ausdruck: "Der Wind weht, wo er will. und du hörst seine Summe, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fahrt"J07. Der Geist GOttes ist schöpferisch tätige Macht und als solche: nie dem Menschen so inhärent, daß er von ihm a15 einem Teil seiner selbst sprechen könnte. sondern er bleibt schlechthin Gottes Eigen tumlO3, Der am Menschen wirkende Geist Gones kann also nie so weit von Gon gelÖSt und in den Menschen hineingenommen werden. daß daraus ein Gott gegenüberstehender. göttlicher und an sich unsterblicher anthropologi scher Geist wird.lO!l. Es darf nicht das Neben- und Nacheinander von Ewigem und Vergängli chem in I .Kor. 1 5,35-49 in ein Ineinander überführt werden. Das gilt auch dort, wo Paulw von einem inneren Menschen (6 law livOpwTrOc;) spricht (2 . Kor. 4,16; Röm. 7,22). Weder ist der Mensch als ganzer gönlich noch kann ein Teil von ihm superlativisch gegenüber anderen Teilen abgehoben und aJs aus sich heraus göttlich betrachtet werden·Ho• Der innere Mensch vermag aus sich heraus nichts, sondern bedarf der täglichen Erneuerung durch den Geist GOHes, Der Geist Gones wirkt dabei nicht additiv-steigernd im Sinne eines Auftankens, sondern synthetisch im Sinne einer je neuen schöpferischen Setzung'l l , Der innere Mensch ist nicht eine soteriologische Grölkj er ist nicht mit dem neuen Menschen identischJ\2, Die Freude am Gesetz (Röm. 7,22) nützt nichts, wenn nicht durch die Einwohnung des Geistes GOttes die Einwohnung der Sünde überwunden, so gleichsam eine Neuschöpfung des inneren Menschen erreicht und er erst dann aJs vom Geist Gottes Beherrschter zum Ziel des Herrschens kommt (vgl. Röm. 8,1 I)J13, Was ist mit aJledem gesagt? Die Kontinuität der Identität, des Ich des Men schen durch den Wechsel vom aJten zum neuen Leben und daher im Sinne einer strukturellen Analogie eines durch denselben Geist gewirkten Gesche�
Duu Schweiu:r. RVEU�O, 439 )01 Vgl. Baumgänd. Gels,. 362-364 {Ps. 33.6: Par:allde von ",., und 'U" als Schöpferkraft im Gegenüber 'lur Schöpfung!; Gerlemann. Geist, 1270 JO!I Die Unverfugbarkeit und der geschichdich-dynamische Charakter ",,};n:aWl wird noch deutlicher. wenn man mh Bachmann, Korinther. 469. den präexistenten Chrisms als Schöp· fungsminler mit der 1tVO� �wilt; in Gen. 2,7 gleichsent. Dann wird es einsichlig. daß der Mensch von vorneherein Ge�ns,and eines Handdns und eines Anspruches Gottes ist, der auf die Auferslehung abl.idt. In diesem Fall würde die Faktische Zuwendung GOttes zum Menschen al.s dessen Unlerscheidungsmerkmal gegenüber den lieren noch stärker bc:lonbar. jl0 In diese Richtung gehl Schlauer, Theologie, 267. wt=nn er den inwt=ndigen Menschen als das 8essI!'re- an uns" bezeichnel. )11 2.l
Die Unsterblichkeit des Menschen als "Seele"
61
hens die Kominuität zwischen dem irdischen und dem Auferstehungsleben kann auf folgende Weise nicht gewährleistet werden. Weder ist dies möglich durch eine Subtraktion des Ich lugunSten eines reinen pneumatologischen extra nos noch auf rein protologische Weise durch ein dem Geisteswirken vor gelagertes und unabhängig vom Geisteswirken oder dazu parallel laufendes Ich. Im ersten Fall würde geleugnet, daß das Geisteswirken einen Gegenstand, ein Objekt, ein Gegenüber benötigt, das mit der Größe ..Mensch" und zwar: "dieser oder jener Mensch" gleichzusetzen ist. Im zweiten Fall aber würde die Identifizierung dieses konkreten Ichs mit bestimmten Teilen des Menschen, mit dem Innenbereich vollzogen und diesem gleichsam ein protologisch ge setzter character indelebilis zugeschrieben. Wie gesehen können die für diesen Innenbereich des Menschen stehenden Begriffe diese RoHe nicht überneh men, sondern müssen erst durch das fongeserzte Wirken des Geistes GOttes ihres sarkischen Charakters beraubt und so zu der ihnen eigentlich zugedach ten Aktivität befähigt werden. Es gibt keine Unsterblichkeit der Seele oder des inneren Menschen aufgrund einer Inhärenz eines unvergänglichen Geistes oder eines bestimmten Wesens, z. B. der Vernünftigkeit (voii�). Man kann aber auch nicht nur von einer Unsterblichkeit des göttlichen Pneumajl� bzw. der Gorresrelation als solcher sprechen. Richtig ist vielmehr die Unsterblich keit des Menschen, des konkreten Ichs, aber nur im Sinne eines je undje neu durch das GeisttJWirken gkichsam aktualisierten ichs. Das Ich des Menschen ist nicht bloße Relation; es besteht aber auch nicht ohne Relation, sondern erst durch den Vollzug der Relation. Dieser aber wird durch das beständige Wir ken des göttlichen Pneuma ermöglicht und aufrechterhalten. Der Geist Gottes ersetzt nicht das Ich tks Menschen, hebt es flicht auf. sontkrn setzt es und n'chttt es
auf, intkm er an ihm handelt. 6
Seele als Modus der menschlichen Existenz
Dieses sich durchhaltende Ich des Menschen kann durch den in einer be stimmten Weise verstandenen Begriff ..Seele" präzisiert werden. "Seele" meint dabei nicht einfilch jenen oben beschriebenen Innenbereich des Men schen, sondern den Menschen als ganzen, der allerdings analog zu den Grö ßen des Innenbereichs der beständigen Einwirkung des Geistes Gottes be darf, um seinen Außenbezug auf Gon hin vollziehen und so existieren zu können. Der Mensch wurde zur Seele durch das Handeln Gones an ihm (Gen. 2,7). Der gefallene Mensch bedarf der Einwirkung des Geistes GOttes, um aus seiner Fixierung auf sich selbst und der Negation seines Außenbe zugs befreit und so je neu "Seele" zu werden. Der Mensch ist durch das fakti sche Handeln GOttes an ihm bzw. genauer: durch das Gehandelthaben an ihm m So
Müller, Tmenauferwcckung. 233
62
Sttlesdn - biblisch-exegetische: Erwägungen
bei seiner Erschaffung (Gen. 2,7) und dem daraus r�ultierenden Anspruch Gottes an ihn über die TIerwelt hinausgehoben. der ja auch der Besin einer Seele - im rein funktionalen Sinne - zugesprochen wird. Aber dieser ihn über die liere hinaushebende Stand wird für ihn erst dann faktische Wirklichkeit, wenn er der Vcnikaldimension seines Lebens als Existenz durch den Vollzug seiner Gonesrdarion Rechnung trägt und sich nicht durch ein hedonistisches, sich der Maximierung der Hori1.Ontalseite des Seins verschreibendes Leben de facto den lieren gleichsrellt (vgl. I .Kor. 1 5.32). Die Größe .. Mensch" läßt sich nicht unter Absehung von Gott. auf immanent-analytischem Wege definie ren, sondern der Mensch ist Mensch nur als Mensch vor Gon (coram Deo). Er ut Mensch nicht nur als eine Zusammensetzung, Interaktion und Funkti� on verschiedener Organe, zu denen dann auch eine Seele zu rechnen wäre, sondern Mensch im eigentlichen Sinne ist er nur als Person, als Existierender. d. h. vom Außenbezug her und im Vollzug dieses Außenbezugs Lebender. Wenn nun der Mensch als .,Kehle in Aktion" zu begreifen ist, die ihrerseits von einer primären Aktion Gones herkommt (Gefaß�Dimension). wenn der Mensch also als die Gottesrelation Vollziehender "Seele" ist und nur als "See� le" Mensch ist, wird man folgende Bestimmung dessen, was Seele" ist, durch� zuführen haben . Suku ist tkr ModUl tkr m�mch'ichm Existmz. imoftrn si� tkren th�% gisch�relatiofUlk Struktur komtituitrt und j� n�u vollzithl. Da� bei liege: der Akzent auf dem Vollzug. nicht auf der Konstituierung der Struk� tur, die ja erst im Vollzug zur Wirksamkeit gelangt. Der Vollzug seinerseits wird ermöglicht und in Gang gehalten durch das Handeln Gones im Geist am Menschen)l�. Die Seele ist Modus, nicht Instrument, weil die menschli� ehe Existenz nicht der Seele vorgeordnet, von ihr gelÖSt besteht und sich ihrer als eines accidens bedient, um z. B. nachträglich einen Gonesbezug herzu� stellen, sondern die menschliche Existenz ist nur als Seele Existenz und daher mit ihr gleichzeitig; der Mensch ist Seele". Die Seele ist umgekehrt aber auch nicht Bedingung. conditio der menschlichen Existenz in dem Sinne. daß sie derselben vorgelagert wäre. losgelöst von der Ganzheit des Men� sehen, von der Leiblichkeit in und an sich vorhanden wäre, über einen Got� tesbezug verfugte und diesen dann als der höhere Teil des Menschen einem untergeordneten Seienden verminelte. "Seele" ist nicht Teil des Menschen, etwas am oder im Menschen; sie ist auch nicht für sich genommen der Mensch, demgegenüber etwa der Leiblichkeit allenfalls in abgeleiteter Weise das Menschsein zuzusprechen wäre, sondern der Mensch ist ..Seele" . .,Seele" kann dabei nie ohne Leiblichkeit gedacht werden, sondern begegnet nur in leiblicher Form - wie es sich vom Bild der Kehle und des Gefaßes her nahe� legt. Von dieser Bestimmung her wird die Entgegensetzung von Unsterblich� keit der Seele und Auferstehung der Toten und die einseitige Option für eine ..
..
..
Man vergleiche das Zueinander der Kehlen- und Gefaßdi mension der Seele und das zum inneren Menschen Gesagte! m
Dic= Unstc=rblichkdt des Mc=nschc=n als ..Seelc="
63
der beiden einander ausschließenden Alternativen vermeidbar"6• Die Seele i besonderer Weise qualifi10ierter Teil des Menschen. hält sich nicht als c=in n der anderen Teilen als solcher übergeordnc=t werden muß. durch, sodaß die Auferstehung dann nur noch ein quantitatives Mehr durch die Hinzufügung eines neuen Leibes erbrächte. Die Auferstc=hung ereignet sich nicht im luft� leeren Raum. sondern geschieht an konkreten Menschen. Sie ist Manifestati� on der von der Seite Gottes her begonnenen, in Gang gehaltenen und so die Todesgrenze transzendierenden Relation zwischen Gon und Mensch. Da� durch, daß Gott 10um Menschen in Beziehung tritt (Gefaß�Dimension), kann nun auch der Mensch �ine Gottesrelation vollziehen, Kehle-in�Aktion, also "Seele" �in. Wie Seele-Sein nur als gleichzeitiges Leibsein in der prämorta len Existenz begegnet, so auch in der postmortalen. Die Auferstehung kann darum nie ein zusätzlicher eschatologischer Akt sein, sondern die Aufersee hungswirklichkeit ise die ein10ig mögliche Form der postmortalen Fortexi stenz des Menschen als Seele. Es kann aber auch nicht jegliche Fortexistenz des Menschen über den Tod hinaus bestritten werden, weil damit die Verri kaldimension, der Existenzcharakter des menschlichen Seins, die Bestim� mung und damit auch der Bestimmende, also Gon, geleugnet würde. Son dern "Seele" im übc:rfunktionalen. strukturellen Sinne. der Mensch als "Seele" - und weil es um den ganzen Menschen geht. muß ..Seele" genau genommen mit Anführungszeichen geschrieben werden - ist das Ich, an dem sich das auferweckende und verwandelnde eschatologische Handeln Gones im GeiSt ereignet. Von daher ergibt sich eine dialektische Betrachtung des Todes. Es ist zum einen von einem Ganztod auszugehen. da der Mensch nicht in verschiedene einander gegenüberscehende Teile auseinanderdividiert. sondern in seinem Sein generell wie auch in seiner Sündhaftigkeit und seinem Gefallensein nur als ganz.er gesehen werden kann. Die Seele im funktionalen Sinne stirbt und verfallt mit dem aWJjo \VUXIKOV. Daneben aber muß auch ein Nichrsterben nun nicht einfach der Seele. sondern des Menschen als Seele angenommen werden. Dies gilt nun allerdings nicht aufgrund der Inhärenz eines protolo gisch-anthropologischen, also onrisch-vorfindbar gedachten 1TVEÜJjO in der Seele, sondern aufgrund des fortgesenten Handelns des geschichdich-unver� fügbar zu sehenden Geistes Gottes am Menschen als Seele. Die einmal ge� sente (Gen. 2.7) und unter den gefallenen Menschen dort, ubi et quando visum est Deo (CA V), wieder neu gesente Relation zwischen GOtt und Mensch wird von Gon her ständig wiederhergestellt und auch über den Tod hinaus erhalten. Der in solcher Weise von Gon ergriffene, sich im Bundes volk Israel bzw. als Getaufter tv XPI<JTW Befindende vollzieht nun seinerseirs als Seele die Gonesrelarion. Er macht den KVPlOC; als \VUX� groß (Lk. I , 46: �EyaMvEI � "'UX� �ou TOV KUPIOV; er lieb( GOtf te ÖA�� lii� ",uxii� •
•
JI4
Geg�n Cullmann. UnSierblichkc=it, 1 1 .60
64
Sttlesein - biblisch-or:egetische Erwägungen
GOU (Mk. 1 2.30; Zitate von Dm. 6.5); er weiß darum, daß der gelobte Gon zu loben ist als der Tote lebendigmachende Gon (Röm. 4.17). "Se(le'" meim nicht eine unvergängliche Substanz. sondern den Menschen in seiner sich je neu ereignenden Gemeinschaft mit Gon. Der Mensch in als "Seele" unsterb lich, weil der an ihm handelnde und ihn zu sich in Relation haltende Gon unsterblich ist ( I .Tim. 6, 1 6)J1? Man wird wohl keine deutsche Übersetzung für Vi�a IwuXrl finden, die nicht weiterer Erklärungen und Richtigstellungen bedürfte. Der Begriff ..le ben" ist zu abstrakt und kann leicht im rein immanem-funktionalen Sinne mißverstanden werden. Die Bindung an eine konkrete Person und zugleich die gam.heitliche Sicht dieser Person kommt besser zum Ausdruck durch die O�rseczung ..mein/sein/euer Le�n")la. A�r auch der semantische Ursprung des deutschen WOrtes ..Seele" kann einen wichtigen Aspekt hervorheben . ..Seele" meint "die zum See Gehörende""I' bzw. ..aus dem See Stammende". Der Mensch konnte sein Äußeres ursprünglich nur in der Spiegelung auf der Wasseroberfläche eines stillen Sees erkennen. Er konnte sich nur im Lichte des Himmels über ihm sehen; d. h. der Mensch erkennt sich als den, der er ist, nur von der Vertikalen her, in Verbindung mit der Vertikalen. ..Seele" würde in diesem Sinne als RefIexionsbegriff den Menschen als ganzen in seinem durch die Vertikale aufgedeckten Wesen beu:ichnenJ20• Aber das deutsche WOrt "Seele" ist in seinem üblichen Gebrauch zu sehr auf den emotionaJen Bereich eingeengr21 ·oder unter humanistischem Einfluß in ein dualistisches Menschenbild integriert, ab daß es ohne aufwendige Erläuterungen generelle Übersetzung für utp� /41UXn sein könme.
Die in vielem der da�lcglen Posilion naheslehenden Äußerungen Schweizers müssen auf die Betonung der Ich-Kontinuiläl hin korrigien werden, weil nicht nur die Relalion, sondern der Mensch in Relation sich durchhäh. 'l'UX� �ist ein von Gort SielS neu verliehenes und eben darum auch nicht vom Tod bcgrt:nues Leben, das Gon gemeint hat� (Schweizer, 1VUXIl, 643}i IVUX� ist �das Leben aus Gones Handeln. die sich ereignende Gemeinschaft mit Gon, die durch das Gericht hindurch ihre VoUendung finden wird" (Wd., 644) )1. So etwa bei Daurzenberg, 'l'UXIl, 166; ders 1.�u 275f. JIt Duden/Etymologie, 632f. no Vgl. auch Findeiscn, 5«le. 1420 JII Dazu Wolff, Anthropologie, 25f. )17
.•
. •
B. Seelesein als VoUzug und Transzendierung der kreatürlichen und so[eriologischen Dialektik der menschlichen Exis[enz - die reformatorische Präzisierung der biblischen Lehre I. Der Mensch in der Simulraneität der doppelten Relation
J. ,,5,,"" als immanente Vitalität Lucher weiß um die Norwendigkeit, die biblischen Termini 'Zt9� bzw. lpUX� in der Regel mit .,Leben" übersenen zu müssenl, "Seele" meint dann das leibliche Leben, die Lebendigkeit, den Menschen als natürlichen . ..Anima" erscheint als Akdvität und insofern auch Derivat des Körperr. Sie ist das sich der affektiven Sphäre bedienende und diese integrierende Manifesrwer· den der immanenten, quasi inrerkreatürlich rrom.ienen Kommunikabilität des Menschen und daher Ausweis des Lebendigseins. Der Mensch ist ein "animamm corpus", die anima aber die .,vita hominis in sensibus exteriori bus"J. Wenn Gen. 2.7 nur von 1 . Kor. 15.45 her gelesen wird, meint "anima vivens" die .,vita animalis", ..quae esr edere, bibere, generari, auguscere, quae omnia etiam in brutis sunt"4. Darin besteht keine Differenz gegenüber der übrigen Kreamr5• Aber doch darf das "homo ... carne er anima spirame con srans"6 nicht als Eliminierung jedes menschlichen Spezifikums mißverstan den werden, da die animalis vita des Menschen durch die An und Weise ihrer Begründung und ihres Vollzugs gegenüber derjenigen der übrigen Krearuren abgegrenzt und einer finalen Srrukrurierung der menschlichen Existenz bei-
WA 24,202. 1 Off.; 25.431.33f.; 14,610.3; 40/3,73,2.16; 3 1 1 1 . 360.8fT.; 3111 .322.20f.; 3 112.438.18ff.; 3112.479.1Off.; WADB 3.108.29f.; 3.78.29fT.; 3,81,24; 3.152.19f. Dnu Bir ke!. übersetzung, 39f. I anima als actus primus corporis, organici. physici: WA 44,590,7 .I WA 44.645.28f.; 44.590.8. Daw Ludolphy. Natur. 60 4 WA 42.65,27f. S B'lgl. animalis vita: Mnulla difTc�ntia C$t intcr homincm ct asinum� (WA 42.65.12f.; vgI. WA 42.66.16f.: ..homo sccundum animalcm vitam similis C$t coctcris animantibus brutis·). Vgl. Pctcrs. Mcnsch. 34f.. dcr auf wcitcrc Belegstcllcn rur dic funktionalc Bedcutung von .Seelc" verweist (WA 24.67.23; 57 GaL 78.6f.; 14.119.IOff; 14.120.4; 36.663.1 0-664. 10; 42.65.9-17; 42.358,37ff.; 42.461 .22-27). Zum Ganzen auch Stangc. Latcrankonzil. 412. Dazu gchört auch dic Aussage. daß dcr Körper nicht ohnc dic Seelc sein könnc: WA 27.128.20; 27.5 19.15; 40/3.502.15 ' Thesc 21 dcr Dispuratio d� hominc: WA 39/1. I 76.7f. I
Seelesein - dje reformatorische Prüisierung biblischer Lehre
66
und untergeordnet wird. Der Modus (ita) der immanenten Vitalität wird durch die adversative (tamen) und komparative (alterius et melioris) Gegen· überseellung einer sie transzendierenden Exiseenz expliziert: ..... conditum esse hominem lta in animalem vitam, ut esset tarnen f.actus ad imaginem Dei et similitudinem, haec est significatio a1teriuset melioris vitae, quam anima· Iis"7. Der Mensch ist nicht nur wie die TIere nsimpliciter", sondern ..excel lenter" eine anima vivens'. Er ist gleichsam aus tier- und engelartiger Natur gemischt'. Auch Calvin weiß um ein protologisch gesentes Mehr über For· mung und Belebung bzw. Funktionieren des uibes hinausLo• Wenn Kohelet (3,19f.) Menschen- und TIersede gleichzustellen scheint, SO ist das auf sein Anliegen zurückz.uruhren, von den "Dingen unter der Son ne" zu reden, von dem äußerlich Sicht-, Greif- und Einsehbaren, neben und über dem aber auch rur Kohelet der Bereich ..oberhalb der Sonne" existiereL L• Die reduktionistische Definition des Menschen als einer zeitweilig belebten Menge Staubes ist Konsequenz. der infolge der Sünde geschehenen imma nenten Begrenz.ung menschlicher Reflexion und Erkenntnisf'ahigkeit.
2.
Di< v.rnunftb.gabtt Suu tUs homo philosophicus
"Seele". anima, kann den Menschen in seiner Wechselbeziehung zur Welt be zeichnen, den Menschen. insofern er reu:ptiv und aktiv-gestalterisch der Welt zugewandt istL2• Das "liecht ynn diesz.em hausse", das dominierende Element. ist die VernunnLl. Der Mensch ist "animal rationale. sensitivum. corpore um"H. Durch den Besitz. und Gebrauch der ratio hebt sich der Mensch von der instinktgeleiteten und unreflektiert handelnden TIerwelt ab. Insofern kann die Vernunft als die ndifferemia essemialis. qua constituamr homo" be zeichnet werdenL'. Sie ise zu loben als "omnium recum res er caput et ... opti-
7 WA 42,42,40; 42,43,5[; zum ..tamen- vgl. 42,66,16-19 • WA 42,65,1 8-20: .E5SC' eum ractum in animam viventern, non simpliciter, SiCUl alias
bestias, scd in animam Cl[ccllenler vivcntem, proplerca quod ad imaginem Dei CSI conditus· , WA 42,85,13: ..homo mixlUm animal Cl[ brutali el angdica nalUraM I'
eR 23,35r.: ..k ues gradus in hominis crcatione notandi sunl, quod mortuum corpus e
terra fictum C$!, quod dotatum est anima, unde vitalem haberel motum, quod huic animae Dcw imaginem suam insculpsit. cui annexa cst immortaliwM• Dazu Quistorp, Eschatologie. 65 11 WA 20,69.70.7 1.96.97[ Dazu Stange. Lalerankonzil. 406-412 u WA 56.472.23r.: anima s i t der Mensch, der "in scnsibw ac temporalibus occupatur"; die seele, ist eben dersel� geist nach der natur, aber doch inn einem WA 7,550,35-551,1: andemn wcrck. Nemlich ynn dem, aln er den Icyp lebendig machl und durch ynn wircket-. Vgl. dazu Joo:t, Ontologie, 172.194 LJ WA 7.551,7 L4 Th.1 Disp. de homine; WA 39/ 1 , 1 ]5,4 I' Th.6 Disp. de homine; WA 39/1,175, 14f. •...
Der Mensch in der Simultaneität der doppelten Relation
67
mum et divinum quiddam"; sie vermag Innovation und Vollzug der Wissen schaftenl6. Aber die rationa1e Ausstattung des Menschen bedeutet nur einen innerka tegoria1en Fortschritt, ein quantitaüves Plus gegenüber der außermenschli chen Kreatur, insofern auch der vernünftige Mensch in seinem Denken und Handeln auf dasselbe innerweldiche Aktionsfeld beschränkt bleibt wie die übrigen Geschöpfe. Die Vernunft ist unverziehtbarer Garant einer Maximie rung der Funktiona1ität und Effektivität der Dinge dieses, d. h. sich diesseits der Todesgrenze befindenden Lebensl7; a1s solche wird sie auch nach dem Fall vom Schöpfer bestätigt und gefestigt". Aber verglichen mit der Theolo gie vermag die Philosophie, die in ihrer Definition des Menschen als eines mit einer vernünftigen Seele ausgestatteten Wesens ihre Spinenaussage er reicht, fase nichts ("paene nihil") über den Menschen zu sagen I'. Die philoso phische Anthropologie hat nicht eine propädeutische Funktion, leistet nicht eine Approximation oder bietet eine neutrale Ausgangsbasis. die um ein theologisches Mehr ergänzt werden könnte, sondern ist qualitativ und grundsätzlich von der theologischen Sicht des Menschen umerschieden20• Sie bringt eben nur eine Definition des homo monalis er huius vitae zustandel I; die Zäsur des Todes bildet ihren äußersten Horizont. Das, was "Seele", was der Mensch als "Seele" - auch als vernünftige Seele! - ist, verbleibt auf rein materialer Ebene; die Definition des Menschen ist wie dieses Leben - vom Augenschein her betrachtet - "nimio materialis n. Die Dominanz der causa materia1is kann eine Finalisierung des Menschen nur auf die ..pax huius virae" hin erkennen, wobei "pax" von den Bedürfnis sen und Wünschen dieser Welt und nicht von Gou her bestimmt wird. Die Vernunft erklärt das Verursachte, die Kreatur, zur Ursache und kennt daher keinen die hiesige Welt setzenden SchöpfergorrD. ..
16 WA 39/1, 175,9f. (Th.4); Th.5 (39/ 1 , 175, 1 1 -13): �inven(rix
ct gubernatrix omnium Ar·
(ium, Medicinarum, luriumM 11 WA 39/ 1 , 175,9f.: Kaput ct prac acreris rebus bujns vitac optimum et divinum quid dam�; 39/1 .175.12(.: .CI quidquid in bacyita sapicmiac, potcmiae, vinutis el gloriae ab hominibus possideturM; 391 1 , 175,1 8f.: CI Numcn quoddam ad has res adminimandas in bacvita positum� 11 Th. 9: WA 39/ 1 , 1 75,20f. I'Th.1 I: WA 39/ 1 , 1 75,24f. 10 Vgl. Pmrs, Mensch, 28.32f.; JOCSt, Onlologie, 1 07f.1 13.204f.; Beißer, Hoffnung, 45f.63; Ludolphy, Natur, 60.62, will dagegen bereits in der anima n,rionalis den qualitativen Unter· schied gegenüber der lierweil erkennen (unter Berufung auf WA 43,285,25ff.) und vom Vernunfrbesia. die doppelte Relarionalität des Menschen ableiten; alkrdings werden ihre Aus fuhrungen im Folgenden relativiert, wenn sie dann doch von einer universalcn - geschichdi ehen - Bestimmung des Menschen Zour Unstcrblichkeit durch GOIt 5pricht: cbd., 62f. II Th.3 Disp. de homine: WA 39/1, 175,7f. llTh.19.16: WA 391 1 , 1 76.3(.; 3911, 175.34f. lJ Th. 12-14: WA 39/1,175.26-3 1 . Vgl. daz.u PeteN, Mensch. 32; Ebc:ling, Luther 11/2. 354ff. ..
Seelesein - die reformatorische präzisierung biblischer Lehre
68
3. Dit Sttlt als tramztnditrtndt Struktur a) Di� th�ozmtrisch� UmkkImmaung drr irdiJchm Existmz Die theologische Anthropologie definietr den Menschen von Gort her, als ei· nen vor Gott Gestellten und hebt ihn damit aus der rein materiellen Ebene heraus. Erst so tritt der Mensch in ein Gegenüber zur Welt und geht nicht in ihr auf; erst so werden Mensch und Weh unterscheidbar, kann der Mensch sich als auch zu Welt in eine Beziehung gese[7.t, als homo coram mundo, bez.cichnen. Die irdische Existenz ist nicht isolietr, als zufällige und zeidich begrenzte Manifestation der dann lentgültigen Materialität zu sehen, son dern von Gon als dem Schöpfer einmalig und je neu gesent. Homo "est creatura Dei"24; das ist eine Toralallssage über den Menschen, die gerade auch die funktionale und rationale Dimension des Menschen als "Seele", gerade auch den Weltbezug meint und int��rt, den Menschen aber nicht darauf r�duziu:. Der scändig notwendige Rückbez.ug auf Gott lenkt den Blick nach oben und von dorther wieder zurück, sodaß das Irdische r�lat; v;u: und zugleich als von Gott gegeben gtwürdigt und der dankbaren und veranewordichen Gestaltung zugewiesen wirdl�. Aber der Mensch ist nicht nur durch die Tatsache seiner Geschöpflichkeit gegenüber der unbelebten Natur awgezeichnet, sondern auch durch deren Ar: und �is� gegenüber der auJkrmenschlichen Kreatur. Anders als die lie· re wurde der Mensch aufgrund eines besonderen Ratschlusses GOttes, einer besonderen Zuwendung GOttes zu ihm, geschaffenUi. Der Mensch unterliegt als Kreatur dem Herrschaftsanspruch Gottes, als aus der übrigen Kreatur Herausgehobener einer besonderen Bestimmung Gottes. Er ist geschaffen zum Bilde Gottesl1, Gen. 2,7 und Gen. 1,26f. interpretieren einander und werden durch I . Kor, 1 5 eschatologisch ausgerichtet28, Die Erdverbundenheit 1'1
11
Th.2 1 : WA
3911,176.7
Vgl. zum Ganun Schlink. ThBSLK.
68.70;
Birke!. überscaung.
41
l6 Gen. vori.: WA 42,42.1: ddiberationem et consilium, cuius nihil simile fecit in prioribus crealUrisM; 42,42,10-12: $cd insignem differentiam inler iSI� �nimalia et hominem Moscs hic ..
..
ostendit, cum dicil singul�ri Dei consilio el providenlia hominem esse condimmM; 42,42, 16.21: "separat hominem. cum dicil Deum CerlO consilio de homine faciendo cogita.sst:M ; 42.63.17-19:
..Ideo supra non dixil, sicut de aliis crealuris: Produat t�rra hominem, $cd: ,faciamus homi nem', UI ostendat excdlentiam generis humani, el revelet D�i consilium singulare ...�:
42.63.27-29: "tarnen hominem hoc arguit esse praeslanlissimam crcaturam, siquid�m Deus in
eo condendo consilium adhibel tl novo modo ulitur� v WA 3911 . 1 76,8: "ab initio ad imaginem Dei facta-. Die eschatologische Bestimmung des Menschen, die "sorg d�r ewigheitM• manifest als imago dei. die "bildnus, die uns der
werckmeister gol in�uuckl hat\ nennt auch Zwingli als entsCheidende Differenz gegenüber den Tieren (Z I. 346,16; 348,15; 347.23.27-28). Dazu Meyer. Eschalologie. 76r. 1I In der Auslegung von Gen. 2,7 ubernimmt die von Gen. 1,26r. her gewonnene Vokabel "imago Dei" eine zentrale Rolle: WA WA
42.65.27r.
Dazu Peters. Mensch,
42,65,20; 42.66,16-19; 33.36
Einbeziehung von I.Kor.
15:
Der Mensch in
der Simuhaneität der doppelten R.r:lation
69
wäre nur Inhalt der anima simpliciter vivens; das "excellenter" ist aber allein zuueffende Qualifizierung des Menschen, weil dieser zum Ebenbild Gottes geschaffen isr1'. 5taubcharakur und Gott�ba.ühung gehören als Kenm..eich nung des Menschen zusammen. Der ursprüngliche sündlose und unsrerbli che Zustand des Menschen ist einem Verfallensein an die Verderbensmächte Teufel, Sünde und Tod gewichenXl. Aber die theozentrische Bestimmung (ad) des Menschen bleibt als durch Christus eröffnete soteriologisch-escha tologische Zielgröße'l. Das Sündersein hebt die Geschöpflichkeit nicht auf: die Natur, "so auch nach dem Fall noch ein Creatur Gones in und bleibt", in zu unterscheiden von der Sünde, "so in der Natur srcckec"J2. Der Mensch ist jetzt Geschöpf und Sünder zugleich, doch 50, daß GOtt und seinem Werk, nicht dem Teufel und der Sünde der Primat zukommt. Dies ist nicht durch das Verbleiben eines Restbestandes der Gottesebenbildlichkeit, durch eine Quantifizierung der Sünde und der ursprünglichen Gerechtigkeit oder durch den bleibenden Besitz bestimmter Eigenschaften oder Fähigkeiten gegeben der Verlust der iustitia originalis als inhaltlicher Bestimmung der Gotteseben bildlichkeit ist ebenso tOtal wie das Sündersein. Sondern die Kontinuität und Dominanz der theozentrischen Struktur des Menschseins wird durch An spruch, Plan und je neues schöpferisches bzw. - beginnend - 5Oteriologisches Handdn Gottes gewährleinet, d. h. durch das GUTagtnhahtn und Wi�tkrtra
gtnwtrt:kn tkr GotusthtnhildlichktitJJ•
Der Mensch isr eine Masse Scoff in GOttes Hand. Seine irdische Existenz ist Gegenstand und Schauplatz einer Formung durch GOtt auf das künftige le ben hinS4• Mit dem spezifisch am Menschen vollzogenen Gehandelthaben Gottes und der damit gegebenen Inverhältnissetzung des Menschen zu GOtt von Gon her ist ein Anfang gesetzt, dessen weganige Wiederherstellung und Oberbietung Bestimmung Goues über den Menschen isr35• Der Mensch wird auf den Weg geschickt, zum Wanderer gemacht: er wandert aber nicht auf eigene FaUSt, nicht querfeldein, nicht allein. sondern so. daß Gou ihn an die Hand nimmt, ja ihn trägt auf der richtigen Straße zum richtigen ZielJ6. 1'1
Gen. vorl. WA 42.65.20f. .MI Th.21-22 Disp. de homine: WA 39/ 1, 176,8- 1 1 .11 Th 23: WA 39/1. 176.12[ " Fe Ep. 1.2.7, SSLK 770.32f.; 772.6f. .I) Zum Ganzen vgI. Schlink, ThBSLK, 77-8 1 J.I Th.35-36 Disp. de homine, WA 39/ 1 , 177.3-6: �Quare homo huius vilae es! pura male ria Dei ad h.nurae formae suae vitam. ... m'lI�ril Deo esl ad gloriosam fu(uram suam formam n Th.38 . WA 39/ 1 . 177.9f.: TaUs CSI homo in nac vita ad n.1luram (ormam suam, eurn rcformara el pcrfcct:l fuerit imago Det " Zum Wegmoriv dezidiert ?elers, Mensch. 29-31 ; er will daher von einer nur:niven. den Weg en.ahlend nachvolluehenden Anthropologie sprechen: ebd., 29.31.56. Auch nach Zwingli ist mit der prolologischen QualiftkaJion des Menschen als im.1go dei zugleich eine eschalOlo gischc Finalisierung im Sinne eines exilUs-rcditus-Schemas gegeben. Z 1.346.21: iedes menschen gemüt ... bcgert z.e kummen in sinen ursprung wie alle andere dingM; vgl. S VI. 11, .
�
ft•••
70
Seelesein - die rc=formatorische Pm.isierung biblischer Lehre
Das Menschsein im eigentlichen Sinne, in seiner Vertikaldimension, in sei nem Unterwegssein von Gon her, durch Gon, zu Gon hin, in seinem G�(ht fmigtw
..
..
..
Der Mensch in der Simultaneität der doppelten Relati on
71
bei die vertikal-meountrische Seite das jeweils überschießende Moment dar stellt. Gerade insofern. als ..anima" den Mm.schm in der Dopp�/h�il seiner Re lationen meint. meint sie zunächsr und eigentlich den homo ad imaginem Dei facrus. Denn erst der Spannungsbogen vom Besin über den Verlwt zur Wie dergewinnung der gottgewirkren Transz.endierung der Todesgrenu. d. h. der Bezug zur Ewigkeü bzw. zu GOtt als dem Ewigen, zeichnet den Menschen als Menschen aus",1.
b) Akluak Durchbrtchung tkr kOnJlilulione/kn Loka/isi�rung Die entscheidende Frage ist. inwiefern und inwieweit sich die rneozentrische Ausrichtung des Menschen an und in diesem festmachen läßt. Luther wider steht der Versuchung. den soteriologischen Gegensan von Fleisch und Geist mir dem anrnropologisch-prowlogischen Gegenüber von Leib und Men schengeist zu identifizieren. "Fleisch" im theologischen Sinne meint keines wegs allein den Leib. sondern alles, was dem Geist entgegen ist42• Auch und gerade der menschliche Geist. das menschliche Innenleben kann Sünde ersin nen und vollziehen . ..Fleisch" (caro) seinH. Fleisch und Geist sind nicht an thropologische Imerna. sondern transsubjektive Mächte. die an den Men schen von außen heramreten und ihn von außen her qualifizieren und beanspruchen+l, Der gefallene Mensch ist als ganzer Fleisch, d. h. von GOtt und Gones Wirken abgewandt. Das Geist-Sein als Emsprechung dem Wil len und Tun GOttes gegenüber. als Eingegliedertsein in den Herrschafts- und Aktionsbereich Gottes ist über dem gefallenen Menschen als Anspruch ge genwärtig, der dann und dort durch das Wirken des Heiligen Geistes reali siert wird, wo und wann es GOtt gefalh (CA V). In der Auslegung des Magnificats von 1 521 unterscheidet Luther aus drücklich zwischen der protologisch-konstitutionellen und der soteriologi schen Dimension des Menschseins: Geist und Fleisch sind der Teilung der 41
Th.21/23
Disp. de homine, WA 39/ 1 . 1 76,9.13: �nec unquam morerctur" - �et vitae aeternitate donanda"; Th 3 1 bzgl. homo philosophicus, WA 39/ 1 , 1 76,31 f.: "Omncs istius modi neque quid sit homo intelligum, neque de qua re loquamur ipsi scium". Auch Mdan chthon siehl den Menschen als in einen Weg zur Wiederherstellung der Gotrcscbcnbildlich· keit hineingestellt und ordnet den Goltcsbczug allen anderen Bezügen vor und über: 1.. B. StA 111, 165,24-36; dazu Peters, Mensch, 67f. tl WA 18.735.31-35 Ol WA 56.342,33: �Quia cadem persona est spirilw CI caro, idco quod facit urne, lOtuS facere dicitur"; WA 2,585.3 1 : �Ego mca lemeritale ca.rnem, animam, spirimm prorsw non separo. Non enim c.aro concupiscal nisi per animam. el spirimm, quo vivit, sed spirirum el ca.rnem inrelligo lotum hominem, maxime ipsam animam�. Dazu Pelers, Mensch, 39f. Der Mensch iSI auch nach Mclanchthon Fleisch gef2de dann, wenn das Herz, d.h. der Innenbe reich, von Selbstsucht und Goncshaß erfullt ist: StA 11,1 ,26,1 2-29,30; StA 11,1, 26,24f.: �Non enim corpw, putern hominis. sed totum hominem, tarn animam quam corpus, scrip tura vocc ca.rnis signatK• Dazu Gcyer, Geburt, 93 .. Dazu Pelers, Mensch, 40f.; SchOll. Fleisch, 50ff.; Joest, OOlologie, 165 .
Seelesein - die reformalorische Prii1.isierung biblischer Lehre
72
"eygenschaft. nicht der "natur" nach zuzuordnen"'. Dies ist Ausgangspunkt der Lutherdeurung Frin Htidlm. Die Narur-. d. h. Konstitutionsseite ist der Descinations-. d . h. Vollzugsseite dispositioneIl vorgeordnet. Der GeiSf. ebenso ein ontisch abgrenzbarer ..teil" des Menschen wie Seele und Lcib46• ist als "das hohSfe. tieffiSfe, edliste teil des menschen. damit er geschickt ist. unbegreiflich, unsichtige, ewige ding zu fassen"o aufgrund seiner wesensmä ßigen Nähe zu GOrt Garant der Ansprechbarkeit durch Gort"8. Das Coram deo besteht dann nicht im tatsächlichen Angesprochenwerden durch Gon oder in der Bestimmung duu, im Anspruch GOrtes, sondern in einer sich unabhängig vom geschichtlichen Handeln GOrtes durchhaltenden habiruel len Größe:. Diese wird partialisierend�' dem Leib gegenüber abgegrenzt und als Siez der imago dei ausgegebenso. Der Fall bewirkte nicht den Verlust ihrer Vollkommenheit. d. h. ihrer Ausrichrung auf GOrt hin51• Htidkr erkennt nicht, daß die von ihm angeführten Belegstellen imago und similitudo nicht in ein explikatives oder appositionelles Verhältnis bringen, sondern als syn onym beiordnen'2. Wenn Lucher die exegetische Differenzierung von imago und similitudo erwägt. betOnt er die aus den synergistischen Konsequenzen eines solchen Vorgehens erwachsenden Gefahren']. Die imago dei wird als eine für den Sünder vergangene. verlorene Größe: herausgestell�. Die Un vollkommenheit meint nicht ein graduelles Minus der imago dei seit dem Fall. t) WA 7.550.24-26
46 WA 7.550.20.28 .,
WA 7.550.28-30 .. Heidler, Luther, 12.13.21; dm., Lehre, 332 .., Heidler, Luther, 25, weiS! auf WA 39/2, 400,34ff. (�pars") hin so Heidler, Luther. 32 ,. Heidler. Luther. 33f.35f.44 u WA 42, 248,14-17: "Ad hanc turn imaginem [um similitudinem Dei perfecu.m condilUS " homo, , .. Sed per peccatum rum simililUdo Iym imago anima c::$1 ; 39/2, 248,16: .Sed per pcccalum rum similirudo mm imago amiw es,"; 42. 66.1�19: Gerit imaginem -'Lsimili rudinem Dei ..." (Hervorhebungen vom Verf.u.ser) u WA 42,45.37-39.40f.: "tarnen naturaJia manst.runl inltgr2, UI sunt mens, memoria. volun las etc. Sed si hoc verum est. sequilur. quod homo rjrjbysnalUljle pos.sil faccre, UI salvu5 hat"; �Hae tarn periculosae Patrum scntentiae in omnibus Eccl�iis el Scholis agitatae SUnl. neque sane video, quid Pmes voluerinl per cas efficere�; vgl. 42.248.9-13: Dazu Ludolphy. Natur. 72 (Hervorhebungen vom Verf.u.ser) )4 WA 42,46,1�18: �Quare imago Dei. ad quam Adam Wi1 conditus. Wi1 res longe prae sllantissima et nobilissima. eum scilicct nulla lepra peccati neque in ratione neque in voluntau: haesil"; 42,47,29f.: MHi enim SUDI lapsus iIIi insignes, qui vere argUUDl imaginC'm Dei anjmjlm es.se�; 42.47,31 -34: "Ergo eum de imagine illa loquimur . fuiJ. enim in Adam�; 42,48,3842.49.1 : .Ergo fiW. ptaestantissimum quiddam i11a imago Dei. in quam indusa.f:uit villa aeterna el sccuritas aelerna et omnia bona ... �: die Vergangenheiwussagen sind als ImC'rpretations schlüssel den Aussagen über eine Verdunkelung, Verwundung. Schwächung u.ä. ("obscurata"; .viciara") vorangeslellt; Schwächung heißt Ve rlust! Vgl. WA 42,46.4- 1 0 . 1 4 ; 42,47,Gf.; 42.248, 14-17: "Ad hanc turn imaginem turn similitudinem Dei perfectam [die Perfektheiu aussage bezieht sich entweder auf beide Ausdrücke oder auf simililudol conditus homo. si non lapsus MKt, rjxiwl inaeternum laetus CI gaudio plenus; hjlbYis-sa [dies sind alles Konsuuktio•...
..
Der Mensch in der Simuhaneirär der doppehen Relation
73
sondern gilt von der durch Christus begonnenen Wiederherstellung dersel ben55, Die imago an sich, nichr erst die durch die similitudo vervollkommne te, ist eine futurische Zielgröße, nicht eine zuhandene Konstante)6, Da nicht die Fähigkeit zum Empfang der Gerechtigkeit vor Gon, sondern diese selbst InhaJr und Wesen der imago ist, ist das "reparari" und "reformari" der imago nur als Ttstitutio, als neuschöpferisch durch den Geist Gottes am Glaubenden geschehende Neuserzung zu verstehen'7, H�jdkr nimmt das geistgewirkte Ex tra und Futurum in das zuhandene und gegenwärtige Intra des Menschen hinein, wenn er die imago und den anthropologischen Geist gleichsetzt)a, Da durch ebnet er die von ihm so entschieden bemnte Differenzierung von kon stitutioneller und destinamcischer Definition des Menschen ein, Zwar ist das Sein strikt vom Akt getrennt und besteht unabhängig von diesem. aber die in der Aktseite widerstreitenden Größen Geist und Fleisch werden ihres den Menschen ab torus homo bestimmenden Charakters entkleidet, so daß ihnen zwei anthropologische Konstitutionselemente entsprechen und es zu einem Dualismus des eigentlichen (menschlicher Geist) und uneigendichen Men schen (Leib) kommt, Der Seele kommt dann eine diesen Gegensarz abmil dernde Minlerfunktion ZU'9, In der Magnif1cat-Auslegung beschreibt Luther in der Tat den menschlinen der Irrealis der Vergangenheit!) volumatem hilarem e[ expeditam ad obc:diendum Deo: Sc:d per pc:ccatum rum similirudo rum imago ami5$? eS(�. Präscmische Aussagen betreffen imago undsimilitUdo und füllen sie inhaltlich gen.de nicht mit einem verfügwrcn Bcsin, sondern mit einer futUrischen, von Gon her erhofften Gabe; WA 42,66, 16-19: ..tarnen habet spem immor talituis, quam cceten. animantia non habent: Gerjt imaginem '" similitudinem Dei, quam cocrera animamia non gerunt" (alle Hervorhebungen vom Verfasser) �) WA 42,48,20f.: ..$cd hacc iusticia in hac vita incipitUr tamum, neque porest in hac carne esse perfccra" w; WA 42,49,14-16: n$cd ,secundus renov-aliter in spiritUm vivificamem', hoc est, erit spiri tualis homo, ubi redjbjt ad imaginem Dei . .Eri..t enim similis Deo in vita, iusticia, sanctitate, sapientia etc.� (Hervorhebungen vom Verfasser) )7 Aufhllend ist die Parallelisierung des �reformari" mit der Wiedergebun durch den Glau ben sowie der Finalisierungen (ut imago ... ; ad iusticiam): WA 42,48,11-16.17f.20f.: �Hoc autem nunc per Euangelium agitur, ut imago ilIa repar(tur .. Euangelium igitur hoc agil, ut ad iIIam et quidem meliorcm imaginem r([ormcmur, quia in vitam aeternam vel polius in spem vilae aelernae rcoasdmur p" fitbm, Ul vivamus in Deo CI cum Deo. et unum cum ipso sumus, sicut Christus dich Neque vero ad vilam solum r(ni'Kimnr sed etiam 3dÜ mjciam, quia fides arripit meritum Christi et sratuit nos per Christi mortem liberatos esse . . Sed hacc justicia in hac vita incipitur tantum. neque potest in hac C:l.rne esse perfccla"; 42.51 ,28-32: "Ira hodie quoque dclcctatur IDeusl in restitucndo hoc suo opere per Filium suum ... dclccmur in ista cogitatione et consilio suo de rcstjlmiooe in spiritUalem vium per resurrcctionem mortuorum, qui crcdiderunt in Christum"; vgl. WA 42.248,17f (alle Hervorhebungen vom Verfasser) )I Er bnieht Luthers Prädikation der imago Dei als �pracstantissimum quiddam" (WA 42,48,38) auf den GeiSt und macht zudem aus dem "fuit" ein �CSI": Heidler. Lmher, 2 1 )t Unter Berufung aufWA 42, 64, 1 ff. ("anima est spiritus creatus et infusus corpori"). RÖm. Fielt" 11.297 (..porcio inter utramque"); Heidler, Luther, 23.25; sie hat einerseitS den Leib zu beleben (in WA 3111 ,366,14f), ist aber andererseitS aufgrund der Inhärenz des Geistes un sterblich (zu WA 39/2,40 1,4f.): Heidjer, ebd., 26f.28f .
...
.
Seelesein - die reformatorische präzisierung bi blischer Lehre
74
ehen Geist als einen Ort, als .,das hausz. da der glawbe und gottis wort innen wonet" 60, Er ist gleichsam das Allerheiligste der Stiftshütte, dem Seele und Leib wie Heiligtum und Vorhof instrumental zugeordnet sind61• Die Seele ist .,derselbe geist nach der natur, aber doch inn einem andernn werck"62: das verdeutlicht Kohärenz und Differenz von Geist und Seele, insofern es diesel be Größe. die Stiftshütte. der Mensch in seiner Ganzheit ist. der hier tätig wird und eine Heiligung erf'ahrrli', andererseits jedoch GOttes- und Wdtbe zug unterschieden werden müssen64, Wird der Weltbezug mit Hilfe der Ver nunft gm, wenn auch .,nimmer on ynhum" volizogen6S, so ereignet sich die Realisierung der Gottesrelation im überrationalen Bereich, in dem .. kein liecht drinnen" iscM. Nicht Aussehen, Ausstattung, Fähigkeit des Menschen, des menschlichen Geistes, des Allerheiligsten ist hier entscheidend, sondern der Gott, der hier "ynnen" "wonet", der eine Erleuchtung "mit eynem ho hem liecht" bewirkt und dessen Werke und damit er selbst im Magnificat groß gemacht werden soll67, Der Ort der Gottesrdation ist Vollzugsort: der Vollzug kann nicht ohne Ort, der Akt nicht ohne Sein oder als Sein gedacht werden, aber auch nicht der Ort abgesehen vom Vollzug. sondern nur im Voll zug, als &in in adu, Nicht der Geist als Teil des Menschen ist von Interesse, sondern der Mensch qua Geist, d. h. im Vollzug der Gottesrelation63, Der Geist ist nicht Potenz, Kapital in des Menschen Hand, sondern ereignet sich gleichsam im Glauben, d. h, im von Gott bewirkten und in Gang gehaltenen · Vollzug der Gottesrelation des Menschen69, Der .. Geist" ist lebendig und entsteht je neu durch das Wechselverhältnis von Wort und Glauben70, Die Ortsaussage steht dafür. daß sich das Handeln Gottes an einem Menschen ereignet, der nicht mit eben diesem Handeln Gottes identisch is{. Die Voll60
WA 7.550.30f. 61 WA 7.551,14-24 u WA 7.550,35f. 6J WA 7.551 .25-27: "Gor.der ein gor des frids ist, wolte unsz heilig machen. nir ynn einem
sruck allein szondernn gann und gar. durch und durch. das gcyst, seel und leib und allisz heilig KY· 6t WA 7.551 ,29-7,552,4: MNu ist der groste Slreit und die grom: Far ynn des geisres heilik
l che nur ynn dem blosscn laurtcrn g1awbcn stcct. die weil der gcySt nit mit begreiflichen keit. wi dingen umbgeht , .. Wo denn der geist hic mit bewaret wirt und weisze ist, szo feilet er eraust. und folget. Kumpt auff die euszcrlichcn werck und weiszcn, meinet da mit form zu werden: szo bald ist der g1awb vorlorenn, und der geist lOdt fur got� 6� WA 7.551 .7f. 66 WA 7.551.16 '"' WA 7.551,16.7; 7.443,12-14.17-20: "Darnach ist das wonhe .Magnificar'. das heissci
,grosz machen'. ,erheben' und ,viel von yhm halten' alsz von dem, der grost. und viel und gune
dingk vormuge ,.. alsw uygt sie auch mit dicszcm wort an, wa von yhr lobsang launen sol. nemlich von grossen rhanen und wercken gonis. zu srercken unszernn glauben. zu trosten alle geringe und zu schrecken alle hohe menschenn auff erdenn" .. Dazu Jocst, Ontologie. 18G( 191 " Vgl. WA 7.551 ,Gf. 10 Vgl. JOCSt. Ontologie. 185
Der Mensch in der Simulraneität der doppelten Relation
75
zugsdi mension betont, daß der Mensch erst eigen dich Mensch und von der übrigen KIearur abgehoben ist wie die Stiftshütte von anderen Gebäuden da durch, daß GOtt ihn in besonderer Weise aussondert und beansprucht - dies gilt immer und universal, denn die Lade mit dem Gesen befindet sich scändig im Allerheiligsten (Ex. 25,22; 26,34; 40,3) und wenn, dann nur ihm gegen über erscheint und mir ihm reder7l . Ein paralleles Bild findet sich in Lmhers Hebräerbriefvorlesung von 1 5 17/ 1 8 und zwar in einem sich an die Auslegung von Hebr. 4,4f. anschließenden anthropologischen Exkurs72: der Mensch ist wie die Arche Noah gleichsam in drei Kammern geteilt, ein homo ",tricamerarus' er in tres homines divisus. seil. sensualem, rationalem et spiritualem"73. Auch hier geschieht eine Hierar chisierung nicht unter Überwindung, sondern unter Integration des jeweils als inferior geltenden Bereichs. Luther unterscheidet ein doppeltes quiescere und inquietari. Das ..ab extra" meint die Beziehung zu den dem jeweiligen Bereich der ..Kammer" entsprechenden Gegenständen im Außenbereich, die einer Sollbestimmung unterliegt. Das "ab intra" betrifft die Relation der menschlichen Bereiche, der ..Kammern". Eine positive Quieszierung findet statt. wenn sich die entsprechenden Objekte zu ungestönern Umgang darbie ten, eine privative - ab intra -. wenn der nächsthöhere Seelenbereich einen intensiven Umgang mit seinem Gegenstand pAc:gc. Entsprechendes gilt vom inquietari. Das heißt, daß Ruhe oder Unruhe des ganzen Menschen. auch in seiner rationalen und sinnlichen, welnugewandten Seite, vom VoUzug der Gottesrelarion abhängen. Trifft es zu, daß der Mensch ..in fide et verbo versa rur"74 • daß er also im spiritualen Bereich ab extra quiesziert wird, so werden der rationale und sensuale Bereich ebenso. nur eben ab intra, quiesziert. Um gekehn hat eine Unruhe in der Gottesbeziehung Auswirkungen auf die Weh beziehung des Menschen73• Nicht die ratio ermöglicht die Gottesbeziehung; diese ereignet sich vielmehr im überrationaJen Bereich : der Glaubende hat zwar mir dem Irdischen umzugehen. hängt aber nicht daran. vertraut nicht darauf'6. sondern weiß sich auf das verheißene Futurum der Geschichte GOt res mit ihm verwiesen. das im Glauben anbrechend gegenwärtig wird". Ande rerseits gibr es kein Darüberhinaus jenseits der verbum-Eides-Korrelation: Anfechtung erwächst aus dem Ausbleiben des Wones Gones bzw. dem Nichr hören darauf und wird durch dessen Wiederauftreten bzw. in der Rückkehr zum WOrt Gottes überwunden78• -
-
71 Ex. 25,22; 29,42; Num. 14,10. Dazu Schmidl, Glaube, 136f n
WA 57 H. 1 59.1ff. 7} WA 57 H, 158.1 8f.; 57 H. I 97.6ff. 14 WA 57 H. 159.IOf. 1l Dazu Joesl, Ontologie. 178 16 WA 56.476.10f.: �dum non illis afficicur neque in ea confidit" n Vgl. Joest, Ontologie. 1 7 1 11
Luther vergleicht den mit dem Glauben erreichlen Stand mit dem siebten Schöpfungstag,
76
&desein - die reformalorische Präzisierung biblischer Lehre
Der Vollzug der Transzendenzrelation kann nicht als beliebige und wech� selnde Aktualisierung alternativer Verhaltensmöglichkeiten. zu denen der Mensch kraft einer ihm innewohnenden Potenz beflihigt wäre, verstanden werden. Vielmehr ist der gefallene Mensch auf die Perversion der Gonesbezie hung in der incurvitas in u ipsum festgelegt und bedarf einer Befreiung von außen. um in ein positives VerhäJtnis Gon gegenüber zu gelangen. Der Mensch ist immer schon ergriffen von einer Macht79• Das. was den Menschen als Menschen ausmacht. ist ein Geschehen. das sich von einem Gegenüber her an ihm vollzieht und das ihn ergreift. ihn mitreißt. sich seiner bemäChtigrBO. Ist es beim Gotdosen das eigene Selbst und dahinter - in vollkommener Tarnung - der Teufel. so ist es beim Glaubenden Gotr81• Der Glauben entsteht durch das Hören des Wortes Gottes; Gon tein als Redender an den Menschen heran. Das gehörte Wort ist ein machtvoll, neuschöpferisch wirkendes, auf einen Weg mimehmendes82• Aber der Vollzug der Gonesrelation schaltet nicht einfach den Menschen aus, sondern nimmt ihn in eine allerdings sehr innig gedachte Persongemein schaft hinein. In der Freiheirssch rift vergleicht Luther die Vereinigung von Seele und WOrt Gones mit einem Glüheisen. Seide Seiten sind zwar un trennbar und scheinen nach außen hin eine Einheit zu bilden, aber sind doch nicht identisch. sondern müssen unterschieden werdenB3• Das Mit-&in di minitrt nicht das Stino sontkrn qualifiziert tS. "Seele" steht hier für das Sein als Mit-Sein8ol• Dies läßt sich präzisieren durch eine Formulierung Luthers in der Römer briefvorlesung: "Anima est medium inter corpus er Spiritum"85. Das meim nicht eine konstitutionelle Zwischenstellung der Seele innerhalb einer anthro-
also dem Sabbal als dem Ziel der Schöpfung. auf den kein weiterer, höherer Tag mehr folgen kann: WA 57 H, I 59.23f. Vgl. joest. Ontologie, 180f. 7! WA 18.670,111".: �Qui non eS( mecum. contra me est ... Quia si Deus ni nobis esl, Satan abesl. el non nisi vdle bonum adest. Si Deus abest, Satan adest, nce nisi vdle malum in nobis est ...... Dazu jocsI. Ontologie. 216 .. WA 5.35.13ff.: MqUO enim amor f(,nur, hocsequunlur el coret corpus�; 5.176.1 1 ff.: in [jjIllityr omnium voluntas. ut vdit et quibus non eS( nisi passio. [jjIP(JI$. mO(J'S�; 18.747.34f.: faciat. sive sit bona sive mal;l�; vgl. 5.177. 1 1 ff.; 1.97.38ff. (alle Hervorhebunge:n vom Verfas.. M."
M'"
><<)
.. Freiheiwchrift WA 7.69.13: ..per Eidern sursum rapitur supra � in deum-; vgl. 18.782,9ff.: ibi ostenditur Christus per iIluminationem spiritus. qua rapitur homo ad ChriSlUm dulcisSImo rapru ... 'l Vgl. WA 56,227.2ff. Dazu Joest, Ontologie. 2 19f.222-224 ., WA 7.24.21ff. Dazu jOCSt. Ontologie:, 220.225.226f. .. Thiede. Eschatologie, 22f.24, betont die Notwendigkeit der Mitberücksichtigung auch einer gewissen ontischen Sicht der ..Sede:-. Joest. Ontologie. 213(, verweist auf eine Reihe von Onsbegriffen, die als solche trOtz der Rez.eplivität und der machfVolle:n Einwirkung von außen her e:rhalten bleiben . • , WA 56,476.5; vgl. 56.476.1ff.; 56.480,18; 57/3.163.14 M' " •
•
Der Mensch in der Simultaneität der dop pdte n Relalion
77
pologisehen Trichotomie, sondern eine doppelte relacionale Totalbescimmung des Menschen. Er ist gleichsam qua corpus von den zeitlichen Angelegenhei ten betroffen und der obrigkeitlichen Gewalt umerworfen86. Er ist qua spiri tuS auf das ewige Leben ausgerichter87, zur Gemeinschaft mit Gort berufen und als Glaubender bereits in die beginnende Verwirklichung der Geschichte Gones88 mit ihm hineingestell�. "Seele" meinr den Menschen in seiner psy chophysischen Ganzheit. Die Gottesbez.iehung steht nicht in einem Verhält nis des Nach-, sondern des Neben- und Zueinander zur Weltbez.iehung; das Heilswerk am Menschen geschieht nicht gegen den Leib, sondern manife stiert, inkarniert sich in den auswendigen Taten des Leibes90• Daher ist die Auferstehung notwendiger Zielpunkt der Geschichte Gones mit dem Men schen.
"Seele" m�int dm Mmschm, insofern �r sich im G�gmüb�r zu tUm in An spruch und HantUln mit-sdmtUn GOIt b�fintUt, tUr ihn zugkich in dn G�gm üba zu tUn übrigm M�mchm und Kreaturm st�lIt.
&6
WA 56.476.23: Min sensibus ac lC�mporalibus occupatur"; 56.476,6f.: �et tamen subicc tUS"; 56,480.19: MCorpus subiectum est postes[2ti" f7 WA 56.476. 1 1 : Mcogit ea sibi servire ad gloriam et salutem" .. Mdanchlhon bezeichnet ausdrücklich den Geist des Menschen als Chiffre für das Wirken des Gottesgeistes in uns; StA 11.1 ,26,29: ftRursuS spiritus significat ipsum spiritum sanctum et eius motiones atque opera in nobis"; vgl. StA 11, 1 , 1 38,26-32; IV,83,9-84,5. Dazu Peters, Mensch, 61 f. It WA 56.476,6.20f.: ftQuod fidelis ... est o:aJtarus super omnia"; ftsecundum spiritum est super omnia"; "Sc:d est cum Christo in Deo Exaltarus"; 56,480,20: ..... spiritu, qui est Liber super omnia". Wenn man an das o.g. Bild vom Allerheiligsten mit den darin befindlichen Ge serzestafeln denkt und an die FinaJisierung auf die Wiederherstellung der Gottesebenbildlich keit (ad imaginem ...: Disp. de homine), ist klar, daß die Gottesrelation nicht erst mit dem Glauben als beginnender positiver Verwirklichung gegeben ist, sondern bereitS mit dem An spruch GOltes an den Menschen und der Ablehnung dieses Anspruchs durch den Menschen als deren negaliver Realisierung. Dies wird von Joest, Omologie, 169.174f., zwar erwogen. aber nicht explizit genug gesagt. wenn er die hiesigen Aussagen Luthers zu isoliert betrachtet: ..& km er in dieser Verhaftung [an die Weh] nicht die ,res' des Lebens sucht, sondern sich dem Ewigen zuwendet, ist er zugleich spiritus" (Hervorhebung vom Verfasser) ,., Dies ist auch implizien, wenn die anima als Gegenstand der Rechtfertigung bezeichnet wird (WA 3,1 79,2f.; 4, 1 1 5,21; 4,1 27.26; 4,163,20; 9.502,20; 3 1 /2, 26,34); die forensische Dimension iSI nicht von der effektiven zu lösen, wobei lemere des Leibes zu ihrer Manifestati on bedarf. WA 39/1, 318, 16: �fides est ipsa forma et actus primus seu entelecheia charitatis. Charitas aUiem est opus el fructus fidet; dazu Peters, Mensch, 42. Wenn in der Psalmenvorle sung die Weltbeziehung mit caro, nicht oorpus be-.teichnet. als anteriora in ein teleologisch l le auf die posteriora hin geslellt und so an sich als zu überwindende Negation futurisches Gefä der Gonesbeziehung erscheint (WA 3.596.25f.; 4,175,1 4ff.). so darf das nicht wie bei Joeu, Ontologie, 1 7 1 , Anlaß zu entwicklungsgeschichtlichen Einordnungen geben. Wenn das MDar überhinaus" neben dem Simul beider Relationen steht, dann soll die Bewährung in den tempo raJia vor einem Aufgehen in sie bewahn und der Blick auf den postmortalen, trandzcndemen Bereich gelenkt werden.
78
SeeJesein - die reformatorische präzisierung biblischer Lehre
c) Suk und G�iss", Lurner kann gelegentlich Hen bzw. Seele und Gewissen gleichsetzen91 und so in das Verhälmis einer gegenseitigen Explikation überführen. In der Tat lassen sich viele stfukrurelle Parallelen zwischen dem mit "Seele" und "Gewissen" Gemeinten erkennen. "Gewissen" ist ein anthropologischer OrtsbcgriJT, der doch den Menschen als ganzen betrifft. Es meint ein Sein, das doch nur als Sein-in-Bcz.iehung, als Sein i m Vollwg gedacht werden kann. weil es einer ständigen Bestimmung von außen her unterliegt und so sein Bcz.ogensein von außen her bewirkt und in Gang gehalten wird. Der Mensch als Gewissen be findet sich als gefallener Mensch in einer negativen Urkorrelation zu den per sonifizierten Verderbcnsmächten des Gesetzes, des Todes. des Satans. Das Gewissen wird in deren Gewalt zu einem erschrockenen, blöden, schuldigen Gewissen. Das Gesetz deckt den Menschen als einen vor GOtt Schuldigen92, unter dem Zorn Gones Stehenden') und somit dem Tode Verfallenen9-1 auf". Im Glauben kommt es w einer positiven Korrelation, in der WOrt Gottes, Evangelium, Christus einerseits und der Mensch als Gewissen andererseits in eine enge Verbindung eintreten, eine Person werden". Der Christ befindet sich in einem Gefalle weg von der Ica Dei hin zum Verbum, zu Christus. Er hat Bestand vor den Verderbensmächten durch das Hängen an und die Grün dung auf das WOrt Goues"'. Das Gewissen ist nur in der Form eines reziproken ln-Seins: aufgrund der Einwohnung Christi im Gewissen. aufgrund der Begegnung Christi mit dem Christen befindet sich das Gewissen, der Mensch als Gewissen in Christus. im Himmel. Umgekehrt wird der Mensch durch die Verfügung der Verderbens mächte über ihn zu einer "imago Diaboli"'8. Das ln-Sein ist wgleich ein Mit Sein. ein dynamisches Mit- und Fortgerissensein von einer lebendigen Macht, von einem Herrn, der es regiert". Das Gewissen ist gleichsam das innerliche Gehör'oo, der Ort der Goncsbcgegnung, die transzendente Struktur mit alter nativen Möglichkeiten der Füllung, der Kampfplatz zwischen Gon und sei" WA 3.172.12f.; 3.350.30f.; 4.1 39.32-34; 4,185.7-9; 1,540.42-54 1 . 1.5; 2.249.22-
24.32.33.35; 2.555.14.15; 3.63.26-28; 3.617.14-16; 3.651 .2f.; 5.353.16-20 '2 WA 40/ 1 . 257.7; 40/1 .259.3: 40/1 ,260,3.6 tJ WA 40/ 1 , 259,4; 40/ 1 . 262.5 .. WA 49, 206.29; 36,688.21f.; 3 1 1 1 . 146.15; 49.209.6 " Vgl. Jacob. �ns�iff, 8f.1Of.13.42; E. Wolf, Gewissen. 1553 " WA 40/1 , 285.5: �Fides facil a [f! f!t Christo quasi unam pl!rsonam .. quasi dic;ans [f! Christum-; vgI. 28,188.9.28. Dazu auch J:acob. Gewissens�iff. 42.44.48 n WA 15.475.3ff. Vgl. Jacob. Gewissensbegriff. 43.50. [kr Glaub!! s i t das gutf! Gl!Wisscn (WA 2.249.9; 6.205.9; 5. 1 24.12); das �n kann nur als !!in im Vollzug 5tf!hf!ndes. nicht als dnf! ff!in dispositiondlf! Größ!! phf!n wc:nkn; vgl. dazu Hirsch. unhf!r. 1 . 165.169 " WA 42,47.22. Zum Ganzen vgl. J:acob, Gcwisscnsbcgriff. 48.49 " WA 10/112. 66.23f. Vgl. Hirsch. Luthcr. I , 134.161; J2COb, Gcwissensbegriff. 43 100 WA 3.285. 1 5 .
Der Mensch in der Simultaneität der doppe:hen Rdation
79
nern Widersacher'o,. Es ist der Mensch als solcher, der vom Urteil Gones her sein Sein empfangt, der Mensch, der sein Sein als auf Gon bezogenes Sein immer neu vollzieht,02• "Gewissen" erscheint als beinahe mit "Seele" - im strukturellen Sinne ausrauschbarer Begriff: � geht um den Menschen als in den Anspruch und Zuspruch Goues Hineingestellten, als unter Gericht und Gnade Gottes Be findlichen und daher um das Eigendiche des Menschseins,03. Aber der Be griff der Seele reicht weiter, insofern er dialektisch die funktional-rationale Seite der Seele und damit den Weltbezug bis ?Ur Todesgrenze mitumfaßt und integriert und daher anders als beim Gewissen sowohl von einer Sterblichkeit als auch einer Unsterblichkeit der Seele die Rede sein mußI04. Allerdings ver deutlicht die Parallelität des Gebrauchs und der Beschreibung dessen, was Seele und Gewissen ist, daß der Akzent in der Definition der Seele der theo zentrischen Umklammerung und nicht dem UmkJammerren, dem ge schichtlichen Anspruch und Handeln Gottes und nicht dem Tun des Men schen, der Unsterblichkeit und nicht der Sterblichkeit zu gelten hatlo�.
(lI
Hier entsCheidet sich, was dem Menschen zum Leben und was ihm zum Tode gereicht; WA 40/3, 282, 12-283.2: �Scio, quid conscientia: una guua [finiciae aufen mare gaudii. Si leta conscienria et secura de favore et benedictione dei, illi etema lericia. quae vincir ism gunas ca.rnalis molesriae. laborum. Ibi honig, Zucker ..... ; 40/3.387.7-10: ..... quando consciemia venit Cl mir einer nadelspinen, esr rod. In horis pavoris conscientia non POlesl ferre minimum pro:amm. Quomodo ferret momcs er maria pecc:atorum". Vgl. Ehcling. Luther, 3, 1 10; Hirsch. Luther. I, 141f. 101 Die Begriffe ..conscientia" und "coram deo" können geradezu synonym gebraucht wer den. WA 101111, 90.8: "gegen gon ynn unßerm gewissen"; 101112. 137.8: "nach dem gewissen fur gort". Vgl. Hirsch. Luther, 1 . 1 4 1 ; Ebcling, Luther. 3. 109. 1 12 (These G.19) 10' Lurher bnn sogar auch hinsichtlich des Gewissens b1.w. in dem Gewissen. d.h. als srruk rurel!e::. modale Aussage über den Menschen von eine::r Fotlo:istenz jenseilS des Todes und durch den Tod hindurch sprechen; WA 17/1,1 G9. 14: Miam vivir i nconsdc:nda e::t morie::ns per monem transit in vitam� (He::rvorhebung vom Ve::rh.sser). Dazu Jacob, Gewissensbcgriff, 5 1 104 Der Gewissensbaug hinge::ge::n iSt Unre::rsche::idungskriterium zur Bestimmung dessen, was Sache:: und Aufgabe der Theologie ist und was nicht. WA 18.625, 10-13: ..Plane:: igitur significans (Er2Smus]. pacem istarn er rranquillirarem ca.rnis ribi longe:: praatanriorern vide::ri quarn fide::m. quam mnscic:nriam. quam salutern. quam verbum Dei. quam gloriam ChriSti, quam Deum ipsum�; 40/2.243.3-7: ... Rc:gcs mundi sunt pastora corporum, non cordium. conscic:otjacum, sed manuum e::t iume::ntorum. hominis (!Xre::mi. Hic vero Rc:x e::rit talis, qui doc(Or et sol docere et erudire:: e::t ve::rbo Dei. Das isr distinctio huius Regis ab omnibus aliis·; 14.468.1 Gf.: "ln (!Xternis rebus nullum discrimen inter Christianum et alium quernquam. Con* scic:n,;adiyidi'- (He::rvorhebungen vom Ve::rfasscr). Vgl. Hirsch. Luther. 1 . 133; Ehcling, Lu· the::r, 3, 109f. 1� Hirsch. Lurner. I. 141. will über eine Parallelität hinaus eine:: akrive:: Baiehung zwischen Gl!Wiuen und Seele:: annehmen. wc::nn e::r formuliert: .Das Gewiuen als Besrimmrhe::it der Sede, de::r Innerlichke::it da Me::nschen durch das coram deo" �
•
80
Sedesein - die reformatorische präzisierung biblischer Lehre
II. Eschatologische Antizipation und eschatologischer Vorbehalt
J. Der dynamisch, Konnex von Sünde und Tod a) Der Tod als Straft Gorw Weit verbreitet ist eine Verkleinerung (extenuatio) des Todes106: die einen ver spotten ihn durch Nichtbeachtung oder heroischen Todesmm; andere be trachten ihn umgekehrt als einen bergenden Hafen, in dem alle noewendiger weise einmal vor Anker gehen107• Die meisten leben umer Abseh ung vom Tod und laden gleichsam dieses Leben theologisch auf, indem sie die Zeit zur Ewigkeit und die hedonistischen Präferenzen der immanemen Existenz zum Gon machen108• Alle haben sie gemeinsam, daß sie den Tod von diesem Leben her und mit dessen Mineln, d. h. empirisch betrachten, sich damit aber auf die Erkennmisebene des Viehs begeben 109• Der Tod der Ttere läßt sich in sei nem Wesen durch natürliche Beobachtung erschließen: er ist als ,.quaedam calamitas temporalis" norwendige Folge der mit der Zeidichkeit gegebenen Vergänglichkeit und Korrelat der Geschöpflichkeit110• ln Analogie dazu kann der Tod des Menschen beschrieben werden als Trennung von Leib und Seele im Sinne eines Enrweichens der Vitalität und eines damit verbundenen Zu nichtswerdensi ll . Aber dieser Eindruck täuscht, weil er die rein figürlich-signifikative Be demung einer so gearteten Todesdefinition verkenne und den Tod seiner Ttefendimension beraubtl12• Schließlich sollte Adam ursprünglich nicht sterben, sondern wäre, wenn er nicht gesündigt hätte, zu einem bestimmten Zeitpunkt von Gott in ein geistliches Leben entrückt worden - ohne gestor ben zu sein l13. Da Adam vor dem Fall nicht weniger durch Stofflichkeit, 1 06 Ps. 9O-Auslegung. WA 4013, 486.8 llJ7 WA 40/3,485,16; 40/3, 485.28 l ot Ygl. WA 40/3.524,15-18; 40/3. 565.25.28; 40/3. 485.1 7f. lot WA 40/3,565,19f.
110 WA 40/3.5 I3,20f.: "non motiunrur ir-a.sante Deo, sed est eis mors quaedam caJamilu
temporalis. a Deo sie ordina(a�; 40/3.513,28r.: Rquae naturali lege moriuntur"; 40/3.514.1 2r.: "non concreata, sicut C:St brutorum mors" 111 WA 56.322.12: "solutio corporis lt animae" muß Auslegungshintergrund rur stärker dua listische Aussagen sein: WA 5,11/1. 198.2; 13.63.19; 29,326.3 u.Ö. 111 WA 56.322,1 2f.: "Sed haec mors C:St figura, similirudo"; vgl. 56.322, 1 1 : "Quod duplex est mors sc.. Naturae seu me/ius temporalis e( ae[ema". Zum Gmun auch Be:ißer, Hoffnung. 6Of. lU WA 42.65,31-34: "etiam si Adam non pecc:a.s.sc:t t2rnen vio:urum fuisse: corpornem vitam. indigam cibi. potuS. quietis. crescentem, generamem ete donec per lXum ad viwn spiritua lem essel uansluus, in qua vixiSSC!1 sine animalitate"; WA 42.67,7-12: "ln tefra suavi(ef er eum summa voluptate (Adam] vixiSSC!l. Deinde sine ulla molestia esset translatw de animali vila in spiritualem"; 40/3. 514. 1 1 : "Nisi enim Adam comedissc:t de ligno prohibho. fui.ssc:t immorta lis" .•
Escha(Ologische Antizipation und eschatologischer Vorbehah
81
animalitas und daher auch porentielle Sterblichkeit gekennzeichnet war als danach, muß die Ursache der Veränderung im Sündenfall, d. h. in der vertika len Dimension der menschlichen Existenz, in der Perversion und Negation der theozentrischen Ausrichtung des Menschen gesucht werden. Der Tod ist nicht ein n�utrales Darum des Lt:bens, auch nicht einfach Ausfluß der Aktivi tät einer widergörrlichen Macht, nicht nur Ausgeburt der Sünde, sondern die ses als von Gott verhängte Strafe (poena)L14. Er muß nicht kJein-, sondern großgemaehr werden1L5, weil der Gott und der Zorn dieses Gottes, der ihn verhängt hat, groß iStL16. Wie das Leben des Menschen sowohl irdische Exi stenz und Erfüllung der vitalen Funktionen als auch zeitlicher Abschnitt der ewigen Geschichte GOttes mit dem Menschen ist, so ist auch der Tod des Menschen gleichsam dreidimensional strukturiert. Er ist als zeitlicher zugleich ewiger, geistlicher Tod, nicht nur horizontales, sondern auch vertikales Ereig nis und daher eine ..maior calamiras quam aliorum animantium mors"1I7. Nicht der Teufel, GOtt selbst macht den Menschen zu nichts (..reverti ad con tritionem") L 1 8. Der Tod des Menschen, jedes Menschen ist weitaus schreckJi eher als der der Tiere, weil er nicht durch den Schöpfer gesetzt, sondern vom Richter verhängt wurdeL19• Er ist der Tod des ganzen Menschen. weil der Mensch als ganzer Sünder vor und gegen GOrt ist; er ist Vernichtung (inreri rus)120. Der Tod wirft seinen Schatten voraus12L und bricht mit einer quasi entele chetischen Urgewalt je neu aus dem Sündersein und Sündetun hervor. Er überzieht das Leben mir Leiden und Übeln als vorwegnehmenden Manife-
114 11)
WA 40/3, 538,14-16; 40/3, 5 5 1 , 1 5-17; vgl. 40/3,487,6; 40/3.490,4( WA 40/3, 486,l2f.; 40/3.487,1.4; 40/3, 490.4(; 40/3,525,18--21; 40/3, 488,29:
Ham
plificat Tyrannidem monis et irae Dei" 1 16 Mors und ira Dei können direkl idemifiziert werden: WA 49, 206,28. Dazu }acob, Ge wisscnsbcgriff, 1 3 lL1 WA 40/3, 5 1 3 , 1 8(; vgl. 40/3, 525, 18-21: (intensive): "eum monem hominum Faeil peiorum CI graviorem omnium animantium mone, quod per iram Dei irrogata est"l (extensi ve): "quod vila brevissime abil�; vgl. 40/3,487,7(: scd ponil aelcrnam mortem, quia obiicit iram Dei" 1' 1 WA 40/3,5 14,23; vgl. 40/3, 5 1 5,28: "Tu venis, inquit, homincm in contridonem et rcdigis eum in nihilum" ; 40/3, 5 1 6,27; 40/3, 517, 14f.: �Non enim dich: Diabolus rcdigit homines in nihilum, $cd: tu ipsc, qui fUisri, antcquam coclum el lerra cssc:nt�; vgl. 4012, 417,20; •...
40/2, 417,28; 40/2, 418,17 m WA 40/3.525,18-21 no WA 40/3,536,2 1 f.: "Quod ita consumilUr homo CI c1eri cursu per iram Dei rapilUr ad Lntentum •
•
•
111 WA 42,146,21-26: "Nam etsi vitam, quam hic vivimus, non volumus appellare monem,
tamen profccto aliud nihil est quam pe q xu t ys' y m sa dmonem. Sicul enim qui pesle infectus iam turn, eum ccpil infici; etiam mori cocpit, ha poslquam vila haec per pcccatum infec!a es!, non amplius POICSt proprie dici vita proprer pccauum CI pcccui pocnam: monem. Statim enim abU[ orjjndpjm"S" (Hervorhebungcn vom Verfasser) sm j romau c
82
Setlesein - die reformatorische Präz.isierung biblischer Lehre
stationen seiner Machtl21• Gon redet den Menschen durch das Gesen an, überführt ihn seines Sünderseins, deckt ihn auf als den Verderbensmächten Teufel, Sünde und Tod Unterworfenen und umerstellt ihn - sich verbergend - zugleich diesen Mächtenl2J• Die! Sünde macht den Menschen nicht zu ei nem schlechthin diesseitigen Wesen; sie schneidet nicht den die irdische Exi stenz transzendierenden Weg ab, auf dem der Mensch unterwegs ist, sondern kehrt seine! Richtung um: er wird nun ein unaufhaltsam auf das malum insu perabile! e!t aeternum des ewigen Todes zusteuernder Weg124. Schon im Leben befinden wir uns im Todem.
b) Di< Auftrsuhung tkr Gottlos," Wenn Luther von der Unentrinnbarkeit des Zornes GOttes, von der Unmög lichkeit wr Flucht vor diesem spricht, von der Größe und Unbegren:z.theit des Grimmes des eifersüchcig über seinen Geboten wachenden Gottes126, so sieht Carl Stang� darin uneigentliche Aussagen über Gon, gleichsam pädago gische! oder propädeutische Aktionen Gottes, die ihm allenfalls instrumental, aber nicht wesensmäßig zuzuordnen sind. Es handelt sich um eine "ira miseri cordiae", ist also auf sein Erbarmen hin finalisiert, umrahmt, durchdrungen, nicht nur opus alienum Gottes, sondern gar nicht Gottes Werk127• Es ist 122 WA 39/ 1 . 1 12.20--29, 39/1.125.10-14; 40/3.536.23-25: �Is semit eum sua monc ct
rcliquis huius vi[ae calami[a[ibus edam coniunClUm esse peccatum et iram Dei"; 40/3. 538.14-16: .In[olerabile enim videtur C$Se e[ indignum Divina sapientia el bonita[e, quod POSt incommoda huius vi[ae enim ae[erna mors meleunda silo Idque CI ira. quod Deus homini bus sic a1amiloris Cliam irascilur", vgl. 40/3, 539.21f.; 4013.544.28f. Das Murren ist zwar verständlich, aber darf nicht das Gottscin GOttes als des tron seiner Rutenhiebe Vater bleiben den Vaters bcsneiten: WA 40/3,542,23-25; vgI. 40/3.538,24; 40/3.546, 12; 4013.540.14-16; 40/3.550. 14. Zum Ganu:n auch Petcrs, Mensch. 41 f. IlJ Th.22 Disp. de homine. WA 39/ 1 . 1 76.10f.: ..Post lapsum vero Adae subiecta potestad diaboli, peccato et mOrlt. Die Verderbensmächte. der Satan. das Gesen haben zwar Macht. aber nur geliehene Macht. Sie sind Werkzeuge des Zornes Goues, des sich verberg�nden und verstellenden Goues (WA 4012.4 17,5) und dienen der VerrichlUng seines opus a.lienum; vgl. WA 40/3.509.13: ..Utitur quidem Deus diabolo ad affiigendos nos et accidendos, scd Diabolus id non potest, nisi Deus hoc modo vellet puniri peccuum"; vgl. WA 18,710.10; 40/2,416.10; 4012,4 17,2. Zum Ganzen Althaus. Theologie, 147-150, Bcisscr. Hoffnung, 35. B. Lohse, Ge� setz. 154f., wehrt sich dagegen. Luthers Auslegung des Ps.9Q auf eine einseitig sukzessive Zu ordnung von Gesetz und Evangelium und deren Korrelat von Tod und Auferstehung fesnule gen. 1�4 Disp. de homine: WA 39/1,176.11. Dazu Joest. Ontologie, 349 m WA 40/3, 496.16: �Media vita in morte sumus"; 40/3, 567,25; 40/3.568.13f.;vgl. 40/3. 566,23: ..in ecno eventu monis aeternae vivimus" 116 WA 40/3, 512.14f.: ..Quod enim potest esse refugium. si ille irascitur, cuius manu omnia facta sußt et qui potest omnia"; 40/3. 512, 16f.: �Recte igitllr dicunt, qui exisrimant hanc infernalem pocnam fore. quod optabunt impii manum Dei effugere et non po[erunt"; 40/3. 5 1 3. 1 4-16: .. SequilUr uuumque. quod et habitaculum eius $CU favor super timentes eum sit infinirus. et quod furor seu ira eius super sccuros etiam sit immensus Et infinitus"
Il1 VgL Stange, Laterankonzil. 423
Escha(Ologische Antiupation und eschatologischer Vorbehalt
83
durchaus richtig, daß der Zorn Gones, wie er durch das Wirken des Gesettes im Gewi�n erfahren wird, dem Abbau des ahen Menschen dient1 28• Aber die Hölle im Gewissen ist nicht grundsättiich und immer Durchgangsstadium und Vorspid zum Himmd, sondern präsentische Vorwegnahme des künfti gen, dann endgültigen und auch die Leiblichkeit einbeziehenden Infernuml27• In der Axiomatisierung der unbedingten pädagogischen Effektivität des Zor nes GOttes liegt die unausgesprochene Tendenz zur Apokatastasis aller, da sich die Frevler unter der Gerichtserfahrung "aus Gottlosen in Fromme" "verwan ddn"I30. Es gibt demnach ein Jenseits des Gerichts, weil das Gericht nur dies seits der Todesgrenze be:gegnet1ll. Der Zorn Gones ist ein Erlebnis der From men oder solcher, die es bzw. die es wieder werden sollen m. Er ist lentlich eine internale Größe, sprachliche Bewältigung von Bewußrseinsvorgängen, Chiffre für den Superlativ der Sündenerkenmnis, abe:r nicht reales Handdn Gones. Das Gericht Gones ist das " Gtfohl der Gotrverlassenheit"; die Vorstd lung eines ewigen Verderbens in der Hölle ist ,.Ausdruck für die liefe der durch die Sündenerkennenis bewirkten Sedenerschütterung"I.B. Die ..Tiefe des Leidens" ist Ursache rur "die Empfindung der Endlosigkeit" und nicht umgekehrt die reale Unaufhörlichkeit der Stachd der Unübe:rbietbarkeit des Leidens der Gottlosen 1J4. Slllng� erkenn( zwar richtig die Liebe:, die Gnade. die Barmherzigkeit als das spe-z.ifische Wesen GotteslJ�, aber unterschlägt dabei, daß die Liebe GOttes nicht seinen Zorn eliminiert, sondern erst von Christus her - und das je neu - über den Zorn triumphiert, erst der Glaube das Dennoch des wagenden
02&
WA 40/3, 550, 15f.: ..... ad mOr!ificandum �t excitandum ye:u��m hominc:m, ne: stC:r!at in $CCuritatc:�; zur Gcwissenscrhhrung: WA 19, 210,7; 19,226. 1 2 u, WA 19.225.34-226.2: .Abc:r am ;ungst�n ta� wirds frqlich ern and�r ding wc:rdc:n. Da ern 5Ond�rlich�r ort di� hcll� sqn wird odd�r da die: 50n wc:r
.•
Seelesein - die reformawrische Präzisierung biblischer Lrhre
84
Oberschrittes vom zornigen zum barmherzigen Gon vermagi"'. Sünde ist kei neswegs nur Undankbarkeit und Mißtrauen gegenüber "der unergründJichen Liebe und Barmherzigkeit GOttes"U7, sondern Bestreitung der Majestät und Exklusivität Gones, die Konstituierung anderer Herren durch das Zugeständ nis ihres usurpierten Herrenrechtes über das eigene Leben, der aktive GOttes haß1J.8. Gott nimmt die Sünde nicht ungerührt zur Kenntnis, sondern verfolgt sie als Majestätsbeleidigung in der Eiferheiligkeit seines ZornslJ9• Stange be treibt eine radikale christologische Redukrion des ersten Artikels, wenn er die Allmacht und Herrlichkeit GOttes nur von seiner Liebe her bestimmtl40, die Liebe und Gnade Gott zuweist, den Zorn, das Gesetz. aber in das Evangelium integriert und seiner Gravität beraubt oder als Produkt des menschlichen In nenlebens deklariertl41• Eschatologie ist dann Soteriologie, Angelegenheit des Lebens, nicht des Todesl•2j Gotteserkennmis ist immer zugleich Heilsgewiß heit. weil Anrede Gones an den Menschen immer Gnade ist1o. Das Du GOt tes tritt erst in das Leben ein, wenn zum Gesetz das Evangelium kommtI4•• Das Wore GOttes ist einseitig positiv qualifiziert; die Begegnung mit ihm ist Vorzug der Frommen, denn "wo die Gottlosen sind, da ist kein Reden Got tes" L4�. Das Gesetz. ist dann nicht im eigentlichen Sinn WOrt Gones, weil es dessen bergende Funktion nicht zu erfüllen vermag, sondern im Gegenteil eine distanzierende Wirkung hat, Abstand schafftl46• 116 WA 40/2.3-42.9: ..... ergo significH,
sub ira el dignum ira, el urnen sie pugnllll, UI abigal speclaculum irae et miSC'ricordiae apprehendal�. EfSI vom Glauben her wandelt sich die ira severitads in die ira miSC'ricordiae: WA 3,69,24; 56.197,8. Zum Ganz.en vgl. Althaus, Theo logie. 153f. lJ1 Stange. Ende. 161 u. WA 10/1/2. 361 .7f.: das ich in allaine lieb habe uber alles, denn er iSI ein eyfferer. er \uns nil leyden. das man uber in e(Was lieb habe"; Cr.KaI. BSLK 560. 13-15: ..Also daß ein Galt haben nichts anders iSl, denn ihm \Ion Herzen trauen und g1:iubenM; WA 40/3. 555,16-18: �Ideo \lehementi.s.simo odio Dei arde.nl. Deum blasphemant in corde 5UO el magis magisque peccan l� '" BSlK 568,8f.; 510.15-18; Gau als \lerz.ehrendes Feuer (Dm. 4,24): WA 28.557.8; 28.558.4; 28.559.5; 28.58 1 . 1 3 140 Stange.. Ende, 78 141 Die Verwerfung der GonJoSC'n in lW2r sicher kein Werk der Liebe Gones (Stange. Ende. 197), aber deswegen doch nichl etwaS vom Slandpunkl GOlies her völlig AusgeschloSSC'nes und nur der Verwirrtheil des Menschen Entsprungenes (so Stange, Auslegung, 777)! 10 Stange. Ende. 79f.85 14) Ebd 124.138 144 Ebd 128.138 "s Stange. Laterankonzil, 422.418. Stange be:achlel nichl. daß eine VerachlUng des WOrtes. wie sie die GouloSC'n kennuichnen soll (Later.lOkonzil, 422), immerhin sc:ine Kenntnis, also auch ein GesagLSC'in, vorausseni; vgl. Ahhaus, UnSlerblichkeit, 61 1� Stange, Ende, 127. Wenn Slange. Lalerankonzil. 423. auf der anderen Seite sagl. d.tß es nur auf das Reden Gones allgemein, nicht auf dessen inhaltliche Füllung als Zorn oder Gnade ankomml. dann soll dies der instrumentalen Imegralion des Gcsettes in das Evangelium den Weg ebnen. ..
.• .•
SC'
Eschatologisch� An tizipation und eschatologisch�r Vorbehalt
85
Stange strebt einen monistisch�n Endausblick an. Die Auferstehung kann daher nur eine soteriologische Größ�, ein Heilsgut sein. Auferstehung ist Wir kung des - wie gesehen - positiv reduzierten Machtwortes GOttes!47. Ewiges Leben und Auferstehung sind - zu Recht - Synonymbegriffe!48, aber wegen ihrer soteriologischen Reduktion Gegenbegrifle zur universal-protologischen Unsterblichkeirl49. Eine allgemeine Auferstehung wird abgelehnt, da diese nur als ergänzungsbedürftiger Akt einer neutralen Wiederbelebung fungieren könnteiso. Dies ist jedoch nur richtig, wenn die übrigen Prämissen zutreffen. Auferstehung und verendgültigende Manifestation der Gortesrelation müssen nur dann aufgespalten werden, wenn letztere rein positiv qualifiziert und als insofern für die Gottlosen nicht relevant herausgestellt wird, nicht aber, wenn eine Universalität und Dualität sowohl des einen wie auch - in ihm - des anderen Ereignisses angenommen wird. Ewigkeit, ewiges Leben wird zutref fend nicht als Zeit-, sondern Wertbestimmung, als Lebenszustand interpre tiertL)!. GOtt ist das ewige Leben, das Jenseits des TodesL)l, aber nur als Gott im Srangt'SChen Sinne, als allein den Frommen handelnd zugewandter und zugänglicher. Die Auferstehung ist die Enthüllung der Herrlichkeit GOttes!53, aber wird nicht das Herrsein GOttes gerade in seinem Herrschaftsanspruch. im Gesetz, in der Ausübung seiner Majestätsgewalt manifest? Stanges Ansatz hä1t sich auch in der Pneumatologie durch, wenn er eine neutrale Wiederbele bung als der positiven Qualifikation der übrigen Wirkungen des Heiligen Geistes widersprechend ablehnt!)4. Er vergißt dabei, daß sowohl Belebung (Gen. 2,7) als auch Wiederbelebung ( l . Kor. 1 5,35/f.) wie alles Handeln Got tes am Menschen nie ein neutraler Akt ist, sondern Setzung und Vollzug des l tnisses zwischen Mensch und Gott. wie auch immer gearteten Verhä Die christologische Reduktion des ersten Artikels geht jedoch nicht wie bei Karl Barrh mit einer Universalisierung der Gnade, sondern gerade mit der Beibehaltung ihrer Panialität einher, allerdings verbunden mit einer konse quenten Partialisierung, weil einseitig positiven Qualifizierung der Gottesre lation. Das coram Deo wird zum christologisch ermöglichten und soteriolo gisch gewährten Exklusivrechr der Frommen; auf Gon bezogen sein heißt: fromm sein. Nicht das Getragenhaben und die Bescimmung z.um Wiedertra genwerden der imago dei, sondern nur ein hier und da geschehendes pfeilarti ges Auftreffen der Gnadensenkrechren auf die irdische Existenz erhebt den 141 Stange. Ende. 122f. I"
Stange. LHerankonzil. 416,417f.420.427,428.441 .442; dm., Ende. 158; den., Auslegung. 744.747 Latcrankonzil, 424.428 14' Ders I� Ebd., 428 ISI Ebd 432; ders Ende. 73 ISl SI:ange. Ende. 88 IU Slang�, Later:ankonzil. 429 1>4 Stange. Laterankonzil. 425f.; dm Ende, 1 5 1 f. .•
.•
.•
.•
Seelesein - die reformatorische PlÜisierung biblischer Lehre
86
Menschen über die Tiere. Die Gotdosen sind durch nichts von den Tieren unterschiedenlH. Tod und Auferstehung verendgültigen nicht das GOtt gegen über zu Lebzeiten eingenommene Verhältnis, sondern die jeweilige Rdarion: bei den Frommen ist dies das "coram deo", bei den Gotdosen jedoch das "co ram mundo"', die Wel(Verfallenhei(l�. Die Gotdosen können die Todesgrenze nicht überspringen, weil sie schon zu Lebzeiten nur in der Horizomaldimen sion dahinvegetiereen; angesichts des Todes richtet sich der Blick nicht auf Gott. auch nicht auf die Verderbensmächte. sondern zurück, nach umen, zum Nichts. das ihr Leben bestimmte und dem sie jene anheimfallenm. Es ise in den Gottlosen nichts, was den Tod überdauern könme. d. h. nichts die Immanenz vertikal Transzendierend�IS3. Auch deswegen schon kann es kein aktives Gerichtshandeln GOtt� an ihnen geben: � geht allenfalls um ein Belassen der Gottlosen im Nichts, aber an sich gehören diese nicht zur Imer essensphäre GOttes, weil sie nie in einer Beziehung zu GOtt standenI". Stan ge scheint zwar durch diese Variante eines monistischen Escharon die Apoka tastasistende07. dann doch zu vermeiden l60• aber sie tritt in subtiler Weise dadurch auf. daß eine Versöhnung aller wirklichen. nicht "tierischen" Men schen durchaus seanfindet. Stange versteht die Dialehik der Todesaussage im dualistisch-distriburi ven Sinne: der Ganztod. die Vernichtung gih dann nicht allen, sondern nur den gonlosen Menschen161, während die Befreiung von Seele und Körper, das "Iiberari anima et carpore" , - eine Chiffre für die Auferstehung - nur den Frommen zuzuweisen istl62• Paul Althaus sceUt demgegenüberl6J die universalen, vor, neben und abseits des christologischen Zugriffs gelrenden Züge der Gottesrelarion des Men schen - eben als Mmschm - in den Aussagen Luthers heraus. So kann Lucher ISS
IM
1t1
Stange, Latc�konzil. « I ; dcrs Endc. 170f. Stange. Latcrankonzil. 441 .•
Ebd.
1)1 Ders
Ende. 158 '" Sungc. Latcn.nkonril. 428; dm Ende. 144f.154f.198 I" Er will den Gedankcn cincr Foncxistcnl. der Gottlost:n als cine ihnen nicht :r.ukommende Belohnung st:hen (ders Latcrankonz.il. 430.429; dm Ende. I 54f.). obwohl doch ehcr das Umgekehrte richtig wäre! 161 Dies widerspricht diametn.1 der Intention Luthcrs. der den intcritus, das peri� aufgrund des Zornes Gottes als ein den Menschcn von dcr übrigcn Krea(ur untcrschcidcndes Kennui· chen nennt. was eine übertragung auf de faCto derTierwclt angeglichene Menschen unmöglich macht; WA 40/3.535.23-26: ..An non ati ma cabmiw esl solum bomjnem pn.eler cxemplum omnium rdiquarum Cccaturarum vivc:rc sie calamilosam vitam et po5tea in in. Dei perire�"; 40/3S�6.21f.: Quod ita con$umitur homo Cl ccleri cursu per iram Dei rapirur ad ißlerilum"; 40/3, 536.25-27: "omnia animanua a: ordinationc Dei. quae oe beneplacito proficiscitur, pcrcunt sinc suo pccauo, sine Dei ira" (Hcrvorhcbungcn vom Verfasser) lU Slange. Lale�kon:r..il. 432.430f. 16J Zur Konuoverse l.wischen Stange und Althaus vgI. auch den Exkurs bei Ahlbrccht. Tod. .•
.•
.•
..
33-'14
.•
Eschatologische Antizipation und eschatologischer VorbehaJt
87
in der Erwähnung der Gebote oder Werke der ersten Tafel die Auferstehung verdeckt mit ausgesagt sehenl�. Das Anrufen Gones durch die Väter als Voll zug der vom ersten Gebot gefordenen Gonesverehrung ist ein Bekenntnis zu einem anderen Leben jenseits des hiesigen - und zwar zu einem in Fortfüh rung und Festsehreibung der prämonaJ geltenden Gonesrelation begründe ten Leben16�. Implikat des Angeredet- bzw. Beanspruchtseins durch Gon, wie es im ersten Gebot sich universal vollzieht, ist das Verbleiben in einem die Todesgrenze transzendierenden Gegenüberstand zu Gon. Bleibt der Mensch im Berc.�ich aulkrhalb von Chrisrus, so kommt ihm nicht die existentielle Ap plikation der pädagogischen Finalisierung des Gesenes auf das Evangelium, des Zornes auf die Gnade Gones hin zugute und ihm gilt im und über den Tod hinaus nur das Zornesworr GonesU06• Nicht die Gewißheit des Heils, sondern die des die Immanenz übergreifenden Charakters des coram deo, der Verrikaldimension, des Seele-Seins im strukturellen Sinne, also die Gonesge wißheit garantiert die Ewigkeirsgewißheit161. Trifft die Vernichtung, der Ganztod alle Menschen als Sünder, so werden sie doch gleichzeitig von GOtt her zu Gon in Beziehung gehalten. Die Forrexistenz der Gonlosen ist keines wegs eine Belohnung für sie. weil sie als Gottlose, als Unheilige unentrinnbar dem eiferheiligen Richtergon konfrontiert bleiben und insofern "ewig ster ben"16l. Wenn auch von den Gottlosen das Coram Deo auszusagen ist, führt der Gedanke an ein bleibendes Nichrs in unzulässiger Weise über die Konsta-
164 WA 40/3,492, 1 1--493,3; 40/3,493,3--5: �Ut docel legislalOt obscure, et tamen certis ver
bis indicat remedium contra monem"; vgl. 40/3,570,17f. I" WA 40/3,568,25[: �Quod post hanc vitam sit a.lia vita, Ntt simpliciter vita a1ia, scd vd vita ira.e vd gratiae"; 40/3,569,16(.: �Fru.ma enim a1ioqui esset invoca.re hune Ikgcm extra hane vitam, imo extra. mundum hune posilum. si non CSSCI alia vita CI mundus alius"; 401 3,570,17[; "Clare docet. non solum post hane vitam rc5tare aliam vitam. sed futUrae vitae conditionem aut fore sub Gratia aut sub I",". Dazu Ahhaus, Unslerblichkdl, 23.25 166 WA 2S, 1 17.30-32: ..Denn ausscr Christo lan die natUr kein gnade noch liebe jnn Gon sehen noch erlangen. wie dl:nn auch au.sscr jhm niehu denn eilcl 7.0rn und verdamnis isl". Duu Ahhaus, Theologie. 153.344 161 Althaus. UnSlCrblichkeit, 23 161 Vgl. Ahhaus, Unsterblichkeit. 53f.57.60; den., Theologie, 340. Luther Il:hrt eine rdario nal zu verstehendl: Hölle; WA 5.590.26-29: "Ncque enim didi judieii ad momenturn durabit. scd in aeternum stabit. nunquam deinceps in occasum itura, pcrpctuO judicabuntur CI pcrpclUO crueiabuntur er pcrpctuO clibanus ignis erunt. hoc dit summa angustia et tribulatione torque buntur inrus"; wobei du Feuer im consp«lus Dei intolerabilis besteht: 5,590,25. Es ist be zeichnend. daß Stangc=, Ende, 147- 1 5 1 (vgl. ders Auslegung, nSf[), die Existenz von Bele gen fUr die Auferstehung der Gonloscn in Lurnl:rs Werken einliumen, ihre Bcdcurung aber, weil den getroffenen Vorentscheidungen widersprechend, herun terspielen muß (z. B. WA 36.673,18; 36,676.31 ; 36,553,33f.). Auch Calvin kennt einen Mittelzustand der GonloSC'n. in dem sie außcrhalb ddi Ubcns im Tode leben, wobei ihre Unentschuldbarkeit am erfolgten protologischen - Gnadenempfang (Mt. 5.45) fditgemaeht wird: lnst. 111.25: OS 4.45 1. Dazu Quistorp. Eschatologie. 146f.; Beisscr, Hoffnung, 1 14 .•
-
88
Sttlesein - die reformatorische Pm.isierung biblischer
Lehre
tierung des Fonbestehens der von Zorn und Gericht bestimmten Gottesrela· [ion hinaus'69•
2. Privation und Finalisürung Fällt der Gottlose den Verderbensmächten bzw. dem sich durch sie maskieren den Deus absconditus anheim, SO bleibt dies nicht der einzige Ausblick. Die Chaosgewalten als kosmische Manifestationen der individuell im Gewissen begegnenden Verderbensmächte werden an ihrer Ausbreitung gehindert und in ihrer Aktivität eingedämmt durch den Vollzug der ordnenden Strukturen, in die der Mensch Schlachtreihen ähnlich eingegliedert wirdl70• Während dies allen Menschen zugutekommt. partizipieren nur diejenigen, in denen der Glaube gewirkt wird. an den erlösenden. überwindenden, den nur zurück drängenden protologischen Aktionen Gottes korrespondierenden. diese aber überbietenden soteriologischen Gegenmaßnahmen. Bleiben auch die Chri sten äußerlich als solche, die diesseits des Todes der Coram·mundo·Dimensi on unterworfen sind und ihre gcistliche im Rahmcn ihrer irdischen Existenz zu ruhren haben. von den Verderbensmächten Tangiene, so trifft dies doch nur in einer anderen Weise zu. Sie werden zwar nicht. wie es bei Adam vor und ohne den Fall gewesen wäre. zu einem bestimmten Zeitpunkt zu Gott entrückt. nicht am Tod vorbei. sondern nur durch ihn hindurch erlöstl7l• Aber das Andin des Todes hat sich rur sie veränden. weil die Todesgewalt innerlich ausgehöhlt wurde l12• Ist der Mensch als Sünder und aufgrund seines Sünderseins dcm Tode unterworfen, ist die Sünde der Stachel des Todes ( 1 .Kor. 1 5.56) und rur Simultaneität und Zusammenhalt des Dreicrgespan ns von Teufel, Tod und Sündc verantwortlich, so ist die Wegrichtung zur überwindung dcr Mächte vorgeu:ichnetm. Die Sündenvergebung beraubt den Tod seiner
". Vgl. Ahhaus. Unsterblichl«:it, 54f.57. Ebd 57. verweist er zudem darauf, daß �Ewig. keit� mit der Unbedingtheit auch die Unvergänglichkeit einschließe. also nicht als rein diessei tige Wc:n.angabe gemeint sein könne. Es ist zu fragen, ob Ahhaus' Trennung zwischen Auferste hung - als Wiederbelebung - der Gottlosen und dem Gericht ober sie berechtigt ist (den Unsterblichkeit, 65), denn ..Auferstehung der GonlO5Cn� steht dafur. daß das ewige Sterben als forrwll.hrcnder Vollzug des Gerichts den Menschen als ganzen betrifft. Troruiem läßt sich n:uOr lieh methodisch Auferstehung und Gericht ußlerscheiden. wie es '1.. B. auch Mclanchthon IUI: Loci communes (1 559), StA 1112, 609.20-23: �Non solum doctrina. quae affirmal fUiuram esse hominum mortuorum omnium resullecltonem, sccuwrum postca iudicium, aetemam vitam. piorum g10riam aeu:rnam CI impiorum pocnu aelernas". 11't WA 42.56.30: .Deus crc:avil iSlas crcaturas omnes, UI 5(ent in militia et sine fine pugnent contra Diabolum pro nobis". Dazu Pclers. Mensch. 52 111 WA 42.67,7-12: [Adam:) Dc:inde sine ulla molestia essel lranslatus de animali vita in spiritualem. Nos cx animali vita ad spiritualem non nisi per mortem ct post infinita pericula ac cruces lransfcrimur" In Vgl. Thiede. Eschalologie. 1 5 m WA 5.464.34: die SOnde ist die �fons, stimulus vinusque mortis" .•
.•
�...
Eschatologische Antizipation
und
eschatologischer Vorbehalt
89
Machtl74• Christus trin in einem admirabile commercium an die Stelle, an der der Mensch zu stehen hätte; er unterwirft sich am Kreuz den Verderbensmäch ten, um doch aJs Auferstandener zugleich über sie zu triumphieren. Er wird so .,des Todes Tod" 175, tritt aber doch zugleich je neu in einen längst zu seinen Gunsten entschiedenen Machtkampf mit den Verderbensmächren ein. Diese Auseinandersetzung vollzieht sich im Leben des Christen: Christus ist für ihn das Heilminel geworden, ist an den bisher von den Verderbensmächten einge nommenen Platz getreten, "mein Herr" gewordenl76• Aber er ist dies ange sichts der ihm diesen Rang streitig machen wollenden Gegenaktionen der Verderhensmächte nur im Dennoch des Glaubens, im täglich neuen Zurück kriechen in die Taufe, unter das zusprechende WOrt Gones, die promissio, die die universale Tatsache des Herr- und darin Heilandseins Christi aJs auch für mich gülcige zugeeignet hat In. In Verbindung mir Christus, im Vollzug der Gonesrelation, aJs Glaubender befindet man sich ein für aJlemal im Bereich des Lebens, ist mit und wie Christus und von ihm her Herr über Sünde, Tod und TeufelL18• Der Christ befindet sich gleichsam nur noch mir einem Fuß im Grabl7<J. Durch die Applikation des Rechtfertigungsgeschehens wird der Mensch in ein weiteres, die Coram-Deo-Komponente diaJektisch ausdifferenzierendes Simul hineingenommen, nämlich in das des Gerecht- und doch noch Sün derseins. Die eschatologische Antizipation des freisprechenden Urteils des kommenden Gerichts in dieser Zeit und damit die Entstehung des Simul durch die Aufrichtung der "iusrus" -Seite steht doch zugleich unter dem escha tologischen VorbehaJt des bleibenden Sünderseins, d. h. des Forrbestehens des 174 Das Rechrfertigungsgeschehen bildet auch den Ausgangspunkt in W. Thiedes Darm:l-
lung der individuellen Eschatologie Luthers, 1 1
17S WA 10/3,154,14-21; 4011 ,278,7; 40/1, 276,5-9
176 BSLK 652,}-12; 51 1,Z}-38
In Zur
0-
und christozcntrischen Perspektivik vgl. WA 391 1 , 427.1-8: nEccc: (U contrista
tus es. tu afflictus es, tu in infernurn deduclus es per legern et (Uarn cholerarn nigrarn. quae te ocruciat. noli desperare, adest reubarbarum longe optimum, .sciliet"t ChrislUS. hunc acdpe, et vives. Hoc per fidem reet"pto statim initur duellum maximum. comminuntur inviet"m fortissi mi gigantes, qui vel tolUm mundum devorarent, .sciJiet"[ duae mones. mors ipsa et mors Christi. Sed slarim oclamat Chrisrus: Mors mortis, infernus inferni. diabolus diaboli ego sum, noli timere, fi]j mi, ego vid". Dazu Beimr, Hoffnung, 37( 171 WA 36,549, 1 9-27; 1012,56,28r. Dazu Thiede. EschalOlogie. 16 17't
Der Christ iSt .schon als solcher analog zum Vorgang der GebUrt zur Hälfte heraus aus
dem Tod und befindet sich mit dem rechten Fuß außerhalb des Grabes. WA 36,547.5f.: �ldeo noura resurrectio monuorum ist freilich mher den helff! geschehen, quia apu! nos[rum da
..
.
Si iSlius viri membrum sum, wil wol errur ... ipse Christus inet"pit resurrecrionem. und ist mher
denn medieras geschehen"; WA 36, 580,13-581,10:
M'"
Christianus ist bereits die heifTt ex
motte. quia vita eius mors, quia, quando bapti1.atus, wird er gestossen in Iod Chrislianus iSI bereits gerurt und gestossen per verbum et baptismum in mortem. UI singulo momento expec. • ...
tel monem proprer Christum a morte ... Ideo dextero perle schon ex sepulchro. EI habel poten
tem adiutorem Chrisrum, qui eum schon manu gefasi . . Es ist noch urnb den linchn .schenckel zuthun. umb den alten sack, alioqui mher den die hdffi, in eJ"tremo die gar" .
Sct:lesein - die reformatorische Pru.isierung biblischer lehre
90
Simul durch das Gühigblei�n der "peccator" -Seite. Die Privation den Ver der�nsmächten gegenü�r ist in der Taufe grundsänlich geschehen. muß aber täglich neu geltend gemacht werden durch das absolvierende Urteil GOt tes, das die effektive Distanzierung von den Mächten des ahen Äons aus sich heraussent und so den alten Adam in uns ..durch tägliche Reu und Buße" ersäuft werden läßtl80• Das esse des Gerechtseins ist nicht zuhanden. sondern nur als semper fieri des Oberschrines vom non esse, vom Sündersein, vom Gesen und Gericht zum Evangelium. zur Gnade, zum Freispruch GOttes zu habenili. Man ist Christ nicht einfach durch Besin und Entfaltung eines ein mal übereigneten GUtes. sondern man ist es nur im Werden, durch beständige Neuü�reignung des Status' eines Gerechten. durch eine fonwährende Wie derholung des ersten Schrittes: proficere est semper incipere111• Der Mensch im je neuen Vollzug der Gottesrelation. der Mensch als Seele ist Ort der eschatologischen Auseinandersenung zwischen Christus und den Verderbensmächten l13• Er ist aber als solcher zugleich schon bestimmt vom Sieg Christi und ergriffen von der Hand des Siegers. Die Situation des "simul iwtus et peccator" ist nicht indiffirmt, sondern überstrahlt vom Triumph GOI US, von seinem Ja, das unverbrüchlich in seinem Wort manifest wird, der Dia klttilt Eirukutigkeit und eine über sie hinausweisende Zielrichtung verleihtl14• Hinter dem je neu freisprechenden Won steht der GOtt, der den Menschen darin an die Hand genommen hat und nicht losläßt, sondern seine einmal begonnene Geschichte mit den Menschen machtvoll zur Vollendung fuhn und dies durch den Tod hindurch zur AuferstehungllS. Die Rechtfenigung ist wie ein Bau noch im Werden, wird aber vollendet in der Auferstehungl86. Ha-
110 BSLK 51 6,32-34 111 WA 56,441 ,23-442,4: �Nam sicUl ln NaruraJibus �bus quinque sunl gradus: Non esse, fieri, Esv Actio, passw, i.e. privalio, Maleria, forma, oper.llio, passio, vcundum AriSiOIelem, Ita el Spiriru: Non Esse ESI rt:S sine nomine el homo in peccalis; fieti Eu Juslificatio; Esv a;1 lustilia; opus ur IUSIe agcre el viuere; pali esl perfid el colUummari�; 56,442, 12f.: �homo scmper esl in privalione, scmper in fieri $CU polentia el maleria el scmper in acru"; 56,442, 1 5-17: "Semper homo Ut in Non Fsv. In fleri. In esse, Semper in priuadone, in poteOlia. in actu. Semper in peccalO, in lustiflcatione, In lustitia. i.e. Semper peccalOr. scmper penitens. semper lustus". Dazu Joesl, Onlologie. 326.329 1 11 WA 56,486,6f.; vgl. 3,46,40ff., 3,47,4; 4,313.18ff.; 2.456.1Off. Dazu Joesl. Onlologie, 34.324.329 11' Der Mensch als S«Je ist nicht neumle Zone zwischen feindlichen Nachbarn. sondern das Schlachtfeld sclbsr, Fleisch und Geist zugleich; vgJ. H. &rnkamm. Mensch, 90 114 Zum Gmun vgJ. Hermann, These, 29 In Vgl. Joest, Ontologie, 329.331 .343; ebd., 346: .Lebt der Glaube jent schon in codo, dann doch nur insofern. als er in der Gcwißheil lebt, daß der Arm, der ihn durch den Tod hindurch und aus dem simul peccalOr herausbrin�n wird, jent schon nach ihm gegriffen haI" IIG WA 39/1,252,8-12: "IUSlificalio ergo noslra nondum C51 completa. ES( in agendo el fieri. Es ist noch c:in baw. Sed complebilur landem in resurreclione monuorum". Dazu Beimr, Hoffnung, 27f. ,
Eschalologischt: Antizipation und eschatologischt:r Vorbt:haJt
91
ben heißt nicht nur stets neues Empfangen, sondern auch Erwarten'8l. Das Heil ist zwar jent schon ganz da, aber nur als ein unter dem Gegenteil verbor genes, im Widerscreit mit den Verderbensmächten befindliches und in der Anfechtung bezweifeltes'88. Von daher entsteht eine Spannung auf die Zu kunft, auf ein ulrimum esse hin, das den Menschen frei von aller Dialektik in eine unmittelbare, unwiderrufliche und unüberbietbare Verbindung mit Gott eintreten läßt1 89.
CaJvin akzentuien die futurische, effektive Dimension des Rechtfenigungs
geschehens als eines eschatologischen Ereignisses weitaus direkter, indem er nicht das Kreuz und die Kreuzesgestalt des Sieges, sondern die Himmelfahrt Christi als Ausgangspunkt wählt. Christus als das Haupt ist schon gen Him mel gefahren und rieht die Glieder, die Seelen nach sichl90• Die Privation er folgt nicht als eine futurisch-final überhöhte Wiederholung des ersten Schritts, nicht als steter Rückgang zur Taufe, nicht als eine mit einer Finalisie rung verbundene, sondern aufgrund der Finalisierung. Die Simultaneität des Gerecht- und Sünderseins wird in ein quantifizierendes partim-partim über führt. Die Verderbensmächte werden nicht als Toralqualifizierungen des Men schen von außen her verstanden, sondern in das konstjtutionelle Intra hinein genommen, indem sie als im Leib prä5em in ein umgekehn proportionales Verhältnis zur Seele und die an ihr geschehende Geschichte GOrtes trecen. Das Gefangensein im Leib als individuellem Reprä5emanten der Welt ist für den Pilger- und Fremdlingsstatus des Christen veramwortlich l�l. Je mehr die Reste
"7 Diese futurische Dimension wird dezidiert bestrinen von Sromps, Anthropologie,
16.19.33.109.124 1M Vgl. Ahhaus, Gedanken, 10; ders., Theologie, 339. Die Sünde ist zwar repUlative, d.h. im forensischen Akt der imputalio iusdtiae alienae Chrisli weggenommen und wird dies je neu, aber eben dies impli1.ierl auch ihre progressive Austreibung substantialiter; WA 391 1 , 99, 16-18.27: .Purihcare cor est imputare cordi purificationemMj MPrimum enim purificat imputa tive, deinde dat spiritum sanctum, per quem etiam substantialiter purgamur. Fides purgat per remissionem pcccatorum, spiritus sanctus purgat per effecrumMj dazu Nilsson, Simul, 332f. I., Th.23 Disp. de homine. WA 39/ 1 , 1 76,13: M'" et vitae acternitate donandaM; 6'>34,1 5f.: "dum incipimus credere, simul incipimus mori huic mundo et vivere deo in futur:l vitaM; die gegenwärtige Partizipation hebt die bleibende Zukünfügkeit der Gabe nicht auf, WA 57H, 152,1 Of.: "... fides est inicium eius, quia per fidem incipimus possidere, quod in visione perfec te possidcbimusM• Dazu JOCSI, Ontologie, 192(243.343f.345.352; Ikisser, Hoffnung, 68.76 I'" Vgl. Quistorp, CaJvin, 34.78 1'1 Der l...i.e b als Gefangnis (Psychopannychia 54/ CR 33, 196; vgl. Inst. 111,3,20: OS IV,78,7; 11,7,13: OS 1II,339,1 7f.; 111.25,1: OS IV, 432,2 1; IV, 15, 1 1 .12: OS V,293,7f./v'294.13f.), als McharongneM (CR 69,549), als Sklavenhaus (CR 83,330), als Lchmhütte (lnst. I, 15, 2: OS 111,175.4). Wir sind auf Wachtposlen in Feindesland gestdIr (Inst. 111,9.4: OS IV,1 73f.), die Erde ist ein Verbannungsort, ein Gr:lb (lnst. 1U,9,4: OS IV,174,7f.9). Dazu QuislOrp, Calvin, 34.38.55. Bockwoldt, Menschenbild, 175f., lehnt allerdings eine Fesdegung Calvins auf einen anthropologischen Dualismus und eine nur prolOlogisch, nicht eschatologisch-soteriologisch begründete Unsterblichkeitslehre ab.
Sedesein - die reformatorische präz.isierung biblischer Lehre
92
des Fleisches - und das meine des Leibes und seiner Bedürfnisse - zurückge� drängt werden, desto näher kommt die Seele Gottln. Der Mensch als Seele ist dann nicht nur Ort, sondern auch Akteur der escharologischen Auseinander� serzung zwischen Christus und den Verderbensmächten, insofern die effektive Dimension des Rechtfertigungsgeschehens nicht nur im forensichen Frei� spruchsurteil synthetisch mitgeserzt. sondern auch dem asketischen Bemühen des Menschen aufgegeben ist. Nicht das An�sich der Bestimmung Gones über den Menschen und seiner sich vollziehenden Geschichte mit ihm ist das menschliche Spezifikum. sondern dieses wird graduell eingefangen und vom Wieviel der menschlichen Bemühung, Gon näher zu kommen. abhängig ge� macht'9}. Die Bestimmung für die himmlische Unverweslichkeit erfordert eine Reinigung. eine lnzuchmahme der irdischen Existenz und die Distanzie� rung von ihr, nicht die Bewährung in ihrL"'. Die Coram�mundo�Dimension scheint nicht n i die anima, d. h. den Menschen vor Gon und im Vollzug der Gonesrelation integriert, sondern vielmehr gegen lentere ausgespielt zu wer� den. Aber dies schließt nicht eine lentendliche Einbeziehung des Leibes in das Heilsgeschehen und damit die Auferstehung aus. Die Erneuerung des Lei� bes - als des früheren Antipoden des Heils - in der Auferstehung ist der Gip felpunkt der fortschreitenden Heiligungl�. Zudem ist die Auferstehung mit der Parusie als neben der Himmelfahrt Christi zweitem Element der chriscolo� gisehen Klammer, die die christliche Existenz umspannt und bestimmt, not wendig verbundenl96. Gemeinsam mit Luther stellt Calvin jedenfalls. wenn auch in einer anderen Weise, Christus als den objektiven Grund. als Fundament und Bollwerk ge� gen die Verderbensmächte. gleichsam als Blickfang heraus.
3. Das Sterben unter Gesetz und Evangelium In der Sterbestunde als der unmittelbarsten und unwiderruflichsten Konfron� tation mit dem Tod wirkt sich dessen Straf� und Übelcharakter in peinigen� den Qualen. in .. ferrores" ausL97• Die Verderbensmächte werden in übergroßer m
Vgl. Quis[Orp, D.lvin. 56 1 9) Insl. 1,15.4: OS 111, 180.4f. Dazu Quinorp, Calvin. 56 I'H Insl. 111, 6,3: OS 4.149, 6-8; CR 77.420. Dazu Quis[Orp, CaIvin. 37 In Vgl. Psychopannychia 79: CR 33.212; dazu Quis[Orp. D.lvin, 88 I" Zur ul[ima resurrecoo vgl. z. B. Inst. 111, 25: OS IV.432ff.; auch QuiSiorp, Calvin, 43.1 08. Di(" individudle und asl«:ti.sch(" Ausrichwng d("r Calvinschen Aus ührungcn f läßt di(" Ikrufung d("r mod("fß("n poliri.sch("n Theologi(" auf di(" r("formi("!t(" Tradüion a.ls fragwürdig ersch("in("n. In WA 5,620-622. Gcrade der Christ ("rf.ihrl dcn Schreck("n des Todes, w("il .sein Gt"Wis.sen gt"Weckt ist; WA 36.537,14f.: "Christianus mus ausd("rmas.sen vid h("rnl("id habt"n, ncmpt" in nerlich leid("n, schrecken, verug("n fur d("m [Gd, gOttes gericht, hd, iram"; 36. 539,2-8: "Id("(l Christianus ein ("[("nd("r m("nsch, qui in hoc kampff sthet, quod s("mpt"r blod(", ("rschrock("ß h("rn, cogitaliones de mOrl(" incidunt in cor de hoe iudicio. da bricht ym d("r kalt .schwds. Id("() Ut"gl ("r quotidi(" am hals ... Oe ("[("nd isto nihil omnino ßovit d("r loS(' hauff. qui vivunt in peccatis, I("ben im Saus". Dazu Thit"d(", Eschatologie, 18
Eschatologische Antizipation
und
eschatologischer VorbehaJt
93
Weise präsent, prägen sich Bildern gleich ins Bewußtsein ein und durchdrin� gen auch den Christen so sehr, daß sie ihm seinen Heilsstand und Heiland streitig machen 198, Der Tod zieht den Blick auf sich und wird dadurch immer schwerer und macht das Leben zu einem unwilligenl99, Der Tod, der Sterbe� vorgang kann nicht auf hermeneutischem Wege, etwa dadurch, daß er zum Gegenstand einer forrwährenden Meditation gemacht wird, entschärft und errräglicher werden2°O, Man darf Tod, Sünde, Hölle .,nir yn dir, nit yn yhr� selbs, nit yn denen, die vordampt sern, ansehen"201 , Das hieße, gleichsam auf der Ebene des Gesenes die durch das Gesetz aufgedeckte und verschärfte Si ruation der Verfallenheit an die Verderbensmächte. das in der Sterbestunde besonders akute "Media vita in morte sumus"202 umquaJifizieren zu wollen, Mag die Betrachtung der Verderbensmächre zu Lebzeiten angemessen sein, weil sie einem den Spiegel vorhaJren und in die Arme Christi treiben, so ge� schieht dies in der Sterbestunde "zu unzeir"20J, Hier gilt keine Konvergenz. sondern nur eine radikale Alternative zweier Möglichkeiten, die jeweils durch den Tod verendgültigt werden, Entweder verbleibt man unter dem immanen ten Horizont der Verderbensmächte - auch und gerade durch die eigenständi gen Versuche. in eine denkerische Distanz und Überlegenheit ihnen gegen über zu kommen -, oder man übersteigt diesen und findet HaJt in einem Oben20<1, Das Evangelium markiert die Todessituation als eine vom Leben be stimmte: "Media moete in vita sumus"Z05, 1911
Sermon von der Bereitung 'l.Um Slerben, WA 2,687, lf.8- 1 l : . die blode vornagle natur� hat diese Bilder 'l.U sehr vor Augen, ..da durch der mensch zuvill beladen mil solchen ged.ancken gouis vorgesse, den lo
•.
149.25-35) � WA 40/3,496,16f.
Set:lesein - die reformatorische präzisierung biblischer Lehre
94
Zu einem wil1igen, ja "feolich" Sterben206 kommt es dann, wenn das Funda mem nicht in uns als aufgrund der Sünde zerbrechlichen und vergänglichen Menschen, sondern in Christus als dem unsterblichen Bild gesucht wird207• Christus tritt in einen Tausch mit uns ein; er hat die durch die Todesbilder verursachten Anfechtungen erlitten und besiegt, was uns sakramemal übereig net wird208• Christus tritt als objektives Gegenbild an die Stelle der verderbli chen Bilder, verdrängt diese und ermöglicht so eine wirksame aktive Abkehr von ihnen209• Von Christus als dem Sieger her betrachtet verlieren die Todes bilder ihre Machr2Lo• Sie schlagen den Menschen nicht mehr in ihren Bann und gleichen vergilbten Photographien. die ein Sosein des Menschen nur noch als ein - von Christus her gültiges - Sogewesensein auszusagen vermö gen2L L. Das Geknechtersein umer die Verderbensmächte wie überhaupr die gewesene irdische Exisrenz in Auseinandersetzung mit ihnen rücken in um so weitere Ferne, je größer die Intensität der Christusverbundenheit isr2L2• Die Z06
WA 2,692,25f., WATR ),177,20-25 �lch sihe die t:xempla ungern, das man gern nirht; sed die sa�n. z.inern. erplassen fur dem Iod und gehn dennoch hindurch, die �he ich gern. Den gromn hqligen geschieht so, das sie nil gern sterbc:n. Die furcht ist ex natura, quia mors t:St poena. ergo t:S! tristis. Secundum spiritum stirbt man gern, s«undum carnem abc:r heyst t:s: Duc.ct te alius, quo non vis�. WA 2. 692,26f.: ... und rrolich zu sterbc:n, So er anders sich rrostlich vorlesset und glaubt auff die Sacrament" 107 WA 2,691 . ) 5; das lebc:ndig und unsterblich hild widder den tod". Den theoz.entrischen Charakter der Stervevorbc:reilung bt:tont auch Ebcling. Tod, ) 70f.; Todesangst. 206; .,Als die am Lt:bt:n Christi Teilhabenden und so dem wahn:n Lebt:n Entgt:gengehenden haben sie [die Sterbenden) das Sterben auf sich lU nehmen und als die Sterbenden sich der Verheißung des Lebens bewußte z.u �inY ZOll WA 2,691 .22-25, 2,693.8-12: (Chrisri Bild). das du magst widder des Iods. sund und hell bild sagen. GOI hai myr zugesagt und qn gewiß z.eichen seyner gnaden yn den sacramenten geben. das ChriSlUS leben mqnen tod yn seynem Iod uhirwunden hab, seyn gehorsam m�yne sund yn seynem Iqden vortilg�t, seyn lieb mqn hell ynn seynem vorlassen ZUSIOrt habeM m WA 2,689,26-28: �4blr"m d�yn g«iancken unnd d ie sund nit dan yn der gnaden bild an�hen, und dasselb bild mit all�r crafft yn dich bilden und vor augen habeM; 2.689.7(; "alle dqne syn gewaltiglich abkeren von dem �Ibc:n bild ... lLO Vgl. WA 23.7 1 3 , 1 3-17; �Wiltu yhm [dem Tod] endauffen, so las dein� wercke anSle· hen, d�nn du wirst und kanu nichts da mit ausrichten ... und sihe an, was Christus fuf w�rcke gethan habe. der isr der todfresser und hat unsern tod mit .«:inem Iod uberwundenM, 36,544.15-18; "Das sol unser trOSt: is vivus et vivit in et�rna vita et vich monem und eraus kroch�n a loch. uhi sepultus etc. hat dem Teuft:! den bauch zurissen er sedel in datera etc. Das ist unser trOSt, in hoc baprizati. Audimus eius verbum er filternur. Et Chrisliani dicimur ab co "
..
"
"
•
lLL
WA 2.689,26-28; �abkeren dqn gcdancken unnd die sund nil dan yn der gnaden bild an�hen. und dasselb bild mil aller craffi yn dich bilden und vor aug�n haben"; 2,689.7-10: .alle deyne syn gewaltiglich k�rt:n von d�m selben bild. und den lodt starck und emsig an�h�n nur yn d�nen. die yn gonis gnaden gestorben und den lodt ubir wunden habc:n. furn�mlich yn Christo. darnach yn allen seynen hqligen", 2,688.35f.: "Du must den tod yn d�m I�ben, die sund yn der gnadenn, die hell ym hymell ansehen" m WA 2,689.12-14; "yhe ti�ffer und vehSler du dir diß bild qnbildesl und ansihest, yhe mehr des lodts bild abfeh und von yhm �Ibs vorschwindt"
Die
Dialek tik der postmortalen Situation
95
Sterbesituacion des Christen ist an sich eine eindeutig emschiedene; nur muß sie auch als solche dem Tod. gegenüber er· und bekanm werden2LJ• Der Christ steht auf der Seite des Stärkeren, weil der Stärkere zu ihm steht und sich ihm als Brücke von der Zeit in die Ewigkeit darbietet21�. Das. was wir im eigendi· ehen Sinne sind. nämlich nicht einfach Sterbende. sondern als Sterbende Le· bende und ins Leben Gehende. können wir nicht durch eine Selbstanalyse empirisch erheben. sondern nur angesichts der extra nos gültigen Wirklich· keit des Christus pro nobis bekennen2l5• Der Blick nach außen. der Vollzug der Gonesrelation im Lobpreis der Gnade Gones erleichtert das Sterben216. Der Tod und ein gewisses Maß an Todesfurcht - zugespint in der Sterbe· srunde - bleibt zwar auch den Christen nicht erspart. weil auch sie Sünder sind. aber lentere wird doch überstrahlt von der Vorfreude. die darum weiß. daß der Tod neyn new gepun". eine nenge pfone, der schmale steyg lum le· ben" ist2l7•
III. Die Dialektik der postmortalen Situation 1. Theologie statt Topographie Die postrnonale Existenz läßt sich nicht mit räumlichen Kategorien erfassen und ausdifferenzieren, sondern ereignet sich als unwiderruflicher Vollzug der jeweiligen in der Zeit eingenommenen Gottesrelation. nHimmel" und "Höl· le" meinen dann nicht so sehr den On als die Ursache und den Inhalt von Freude und Qual. nämlich die Gemeinschaft mit Gott bzw. das Abgeschlos· sensein von Gon als dem gnädig Zugewandten und die bleibende Konfroma· tion mit dem zornigen Gott. Die Zuspinung der Begegnung mit den so qua· lifizienen nSeelenonen" auf die gegenwärtige prämortale Erfahrung im Gewissen schließt deren futurische Verendgültigung nicht aus, sondern ein. indem sie die Zeit in ihrer Emscheidungsschwere für die Ewigkeit ernst· II} WA 2,690,21f.: ..yn dem bild ist ubirwunden dc:yn helle und deyn ungewiß vorsehung
gewiß gemacht" (Hervorhebung vom Verfasser) 11. WA 40/3.51 1 , 12f.: "Habemus enim Dominum maiorcm 1010 mundo"; vgl. 40/3.51 0.24f.: "Quid igilUr pavemus. si hic Deus favet"; 40/3.496.25f.: Gon, ..qui aeternw C5t. vocat nostrum habilaculum ... locum rcfugii"; 9.622.1-3: ..Das worth ist die bruck von disßem leben in yeh neSt das wirth den menschen, ßo er daran h:.angelh. ubertragen, ehres einer merckt"; vgl. 45,499, 1 1-15; 3412.272,26--273, 17. GOtt sendet Engel :.aus. die uns auf Händen tragen sol· Jen: WA 2.696.5ff.; 2,697,23f. Zum G:.anzcn Thic:de, Esch:.atologie, 21 ll) WA 2,69O.24f.: .suche dich nur in Christo und nit yn dir" 11' WA 2.697,34f.; vgl. 2.693.31f.: ..Was were das rur cyn seligmacher odder gOtt. der unß nir mocht odder wolt vom tod, sund, hell .selig m:.achen?"; Gebel (2,697.8-1 1) und Saha menrscmpfang sind die richrigen sterbcbcgleitenden Maßnahmen: 2,692,37f.: die Sakramente sind ..cyn großer (rosl ... und gleich cyn sichdich zeichen godicher mcynung, daran man sich hallen sol mit cynem festen glauben· 117 WA 2,686, I ; 2,685,22. Vgl. auch Bc:issc:r, Hoffnung, 63
Seelesein
96
-
die reformatorische PtäUsierung biblischer Lehre
nimmt2l8. Das Wesen der Ewigkeit besteht nicht in einer endlosen linearen Ausziehung der Horiwntalseite der menschlichen Existenz. bei gleichzeitiger Maximierung der Erfullung ihrer Bedürfnisse und Bestrebungen, sondern in der Konzentration auf und Qualifizierung durch die Vertikalseire: "Wenn wir vnsern Herrn Got haben, rune satis habebimus! Erimus filii Dej"219. Die Ver tikale darf aber auch nicht evolutionistisch diagonalisien werden, insofern das dispositiondie Wie und das quantitative Mehr die Möglichkeit der Gom:sbe gegnung und -gemeinschaft bis in den postmortalen Bereich hinein bestimmt und garantien, wie das in der Fegfeuerlehre geschiehr220• Vielmehr kommt es auf das von GOtt je neu gesente und ermöglichte punktuelle Daß seiner Be gegnung mit uns an, das prämortal noch unter dem Gegenteil vetborgen ist, dann aber bar jeder Dialektik triumphiert. Darum entscheidet sich das GOt tesverhälrnis nicht so sehr an einzelnen Taten, sondern an der Gort gegenüber eingenommenen Haltung. Die Toten stehen nicht in einem Kausalzusammenhang mit den zurück bleibenden Lebenden, so daß etwa von lenteren auf erstere (Totenmessen) oder von ersteren auf lentere (Spiritismus) eingewirkt werden könnte, son dern beide unterstehen Gott und sind darin einander verbunden221•
2. SchlafundJüngst" Tag a) Dit Toun als da ilit Entnommmt Im Zuge der rdationalen Ausdeurung und Konzentration der postmortalen Existenz. stellt Lurner die Gestorbenen als in GOtt, im Wort Gottes, in Abra-
Die Hölle ist priimorlal pr:tscnl als böses Gewissen, meint aber auch eine futurische Siluation dc:s den Menschen in seiner psychophysischen Ganweil betreffenden unentrinnba ren Ausgeliefertscins an Golt als den Richter. WA 19,225,34-226.2: ..Aber am jungSlen lage wirds frqiich cyn ander ding wtrden, Da cyn sonderlicher Orl die helle scyn wird odder da die sein werden, die ynn der hellen odder ewigen 10rn ßOtI$ 50 vcrdampl sind"; vgl. 1013, 192,15. Duu Allhaus, Theologie. 158f.; ders., Unsterblichkeil, 58. WA 5.209,39: "Quaerit enim effu gium et non invenil. tune mox involvilUr odium Dei ardentissimum"; 42,419,5: �vcrw lerror nascilur. cum Dei il'lui vox audimr. hoc c:st cum sentimr conseientia. Tum enim Dew, qui anlea nwquam er2t, c:st ubique. CI qui prius dormire videbalUr, omnia audil CI videl, et ir2 cjus sicul ignis ardel. furil et occidit". 40/3.512,1: �Si ergo iIIe irascilur. nullum esl elTugium. Haccquc enl eliam infernalis pocna quod volent effugcre el non polerunl�. Im Vollzug dc:s Glaubens befindet man sich schon im Himmel: WA 40/1 ,662.29: �quau:nw filcit officium suum in fide, e:ucnw agit in coclc:stibw". Dazu auch JOCSt, Ontologie. 336f. 119 WATR I, 1 26.25f.; vgl. WATR 5,120,II}-13 mil dcr Frontslellung dc:s Islam. Dazu auch Bcisscr, Hoffnung. 72 1111 Eine Läulcrung. ein rurgalorium muß wtnn, dann rein präscnlisch-priimonal als ein von ChriSlW in den Christen volb.ogent'f Widerstand gegen die Aktiviläten dcr Verderben& mächle verstanden werdt'n bzw. als Diniplinierungsmaßnahme tur ChriSlen: vgl. WATR 3.539.16f. lJI Vgl. BSLK 420,1-421.25. Dazu Bcisscr, Hoffnung. 66 m
Die Dialektik der postmortalen Situation
97
hams bzw. Christi Schoß Ruhende heraus122• Sie sind nicht aktiv. sondern le ben voll und ganz von der Aktivität GOttes. Weil die Todesmacht den am Heilshandeln Gortes in Christus Partizipierenden. aber auch den weiterhin von Gott Beanspruchten nur noch als besiegte tangiert, ihn sich äußerlich unterwirft, aber ihn nicht f�nuhalten vermag. wird die Todessiruation zum Schlaf entschärft. Der Tod vernichtet den Menschen, aber dies ist nicht das lente WOrt. Denn die Vernichrung geschieht so wie an einem Getreidekorn. das als in die Erde Geworfenes verfault. dabei ruht. aber doch nur, um zu einer neuen Pflanu zu werden22J• Die Toun in ihrer psychophysischen Totalität. nicht erwa nur die Seele als ein dem Leib gegenüber abrenzbarer Teil des Men schen , ruhen2l4• Dieses sprachliche Bild ist aus der empirischen Beobachtung des Beerdigrwerdens und Im-Grabe-Liegens des Gestorbenen gewonnenm. Die Toten schlafen leiser als die lebenden; sie können daher auch leichter durch ein zurufendes Won geweckt. auferweckt werden226• Der Schlafzusrand soll den notwendigen Konnex von Tod und Auferstehung gewährleisten. schlafen heißt: der Auferstehung gewiß sein227• Schlafende sind empfindungslos hinsichtlich des um sie herum stattfinden den Geschehens. Sie scheinen während des Schlafes allen raumzeidichen Ka tegorien entnommen zu sein und müssen sich bei ihrem Erwachen erst orien tieren. wo sie sind und wie lange sie geschlafen haben. Adam und die Patriarchen werden annehmen, noch vor einer halben Stunde im Leben gewe sen zu sein228• Alle verstrichene Zeit rückt in einen gleichsam ewigen Augenzn
WA 10/3,191 f.; WAßr. 5,240.68-70: 6.213.15f. Dazu Ahhaus. Gedanken. 13f.: Stange. Laterankonzil, 396 m WA 36,637.27-35; 36,638.28-30; 36.647,5fT. lH Gegen Thiede. Eschatologie, 34, der den Ganweitsbttug des Samenkombildes nicht erkennt und es nur von dem Leib gelten l�n will. lH Heidler, Lehre, 172f.174; dm Luther. 49(, kritisiert die Schlafvorstellung. die Luther nur aus bibliusrischen Gründen übernommen habe (vgL Ps. 22,30; Jer.51.39.57; Dan.12.2; Mk. 5.39; Joh. 1 1 .1 1-14) (Luther-ßdege: WA 36.543.10; 36,695.14f.; 17/1 .206,8f.; 42.256.27), die aber von der seiner Ansicht naeh falschen Vorstellung einer Gebundenheit des Pcnonseins an den Leib ausgehe. Heidler kann - wie gesehen - aurgrund seiner ontisch-duali nischen Sicht der Seele nur schwer die Notwendigkeit der Aurerstehung begründen. 1)6 Dies demonstriert das berühmte Gf.ibleinbild WA 37,151 .8-10: �wir sollen schlaffen. don« veniat und klopfTan das grcblin Et diat: D. Manine. surge. Ibi in momento surgam und werde ewig mit jhm rrotich scin" 117 WA 46,470,15-18: "Scd hoe scimus, quod rcsuscitabuntur. quia, cum dieit spiritus sanctus. quod dormiunt, dat dare zuverstehen. quod sit resurrectio. Das heist nicht schlaff, der Iod ist, sed qui uno rcsurget"; 46.470.19[: . congrcgati et sind in Abrahae et patrum sinu, in loco. quem ncscimus, sed quod rcsuscitatio si! fi.uura'"; 46.471. 3[: ..Noch heim nicht Iod, gestorben. sed congrcgatio ad patres i.e. iaunt im spc tuti, quod n:venturi". Zur Schlaftermi nologie vgI. auch A.scndorf. Eschatologie, 288 WA 12.596.26-31: .... wenn man aufferstcen wirt. so wurde es Adam und den alten vctem werden, gleich als weren sie vor einer halben stundt noch im leben gewest. Dort ist kain zcyt. . .. Es ist vor gOt alles aufT ein mal geschehen. Es ist nicht weder vor noch hinder, jhene werden nit ce kummen an den jungsten tag dann wir"; vgl. WA 36,349.8-17 .•
�
..
zu
Bayerlsche Staatsblbllothe-k
Munchen
Sec:lcse.in - die. reformatorische. präzisie.rung biblischer Lehre
98
blick l.Usammen, sub specie aeternitatis herrscht Gleichzeitigkeit: "Coram deo Adam tarn praesens ut ultimus est"m. Auferstehung und Jüngster Tag sind plörz.liche Ereignisse und fallen mit dem Todesaugenblick zusammen: ..quan do mormi sumus, quisque suum habebit extrem um djem"2lO. Wer sich in den perspektivischen ÜberStieg aus den Begrenzungen der Krearur heraus auf die Ebene Gones hin hineinnehmen läßt, der betreibt dje angesichts der majestätischen Grö� Gones einzig angemessene "extenuatio" des Immanent-Horizontalen. Nicht nur die Zeit jenseits des Todes, sondern auch die davor gleicht in ihrer Kürze und Gehetztheit einer Flucht. Die Exi stenz vor und nach dem Tod kann nicht in quanritativer, sondern nur in qua litativer Weise erfaßt werden2J'• lother möchte mjt HHfe der Schlafvorstellung die Annahme einer unmit telbar mit dem Tod eintretenden und sich über einige Zeit hinstreckenden Seligkeit der Seele in leiblosem Zustand vermeiden. Aber trotzdem sind die schlafenden Seelen zugleich in gewisser Weise wachendeD2. Sie haben analog zu den Träumen im irdischen SchlafVisionen2.H. Die Ruhe schließt nicht den Vollzug des Goneslobes awU4. Ober den verstorbenen Urbanus Rhegius sagt Luther, daß er jetzt in der Gemeinschaft Christi und der Engel lerne, höre. sehe"'. Der Schlaf der Toten meint weder eine bleibende VernichtungP6 noch eine n,
WA
14,70,8; vgl. 14,70,7.22.26; 14,7 1 , 1 . 1 0-13; 10/3,194,10; 12,596,26-3 1 ; 36.349,8-12; dazu A1thaus, Gedanken, 16; dc:rs., Theologie, 347f. UD WA 14,71.4f.; vgI. 1712, 235,17-20: �Denn gleich wie der n ichtS weys, wie yhm ge
schicht, wer eynschleffi und kompt t.u morgen unve�hens, wenn er aufFwadlt. Also werden wyr plönlich aufferstehen am Jungsten lage, das wyr nichl wissen, wie wyr ynn den Iod und durch den Iod komen sind231 WA 40/3,522,27f.: GOtt vel"SttZl uns .a conspectu rerum humanarum in divinitalem et ex tempore in lalem viwn, in qua nullum cst tempus�; 40/3,524,24f.: "Monel igitur Moscs, UI lramferunus nos extra tempus cl Dei oculis inspieiamus nOStram vilam"; 40/3,524,25f.: Quod IOta hominis vita, eliam eum longissima CSI, vix sil una horula"; WA 40/3,525,23-25: "Carnis ocuJi iudicam multum esse, si quis cenlum annos impleat, Alque corun � mille anni suß[ cc:u hesterna dics, de qua nihil restal-; 40/3.534,1}-15: _quod in conspectu Dei vita est, in nostro conspectu mors es!, Quod apud nos lemporale esl, apud Deum non CSI temporale, Quod apud nos aeternum esl, apud Deum non CSt a�lemum-; vgI. auch 40/3.556, 13-15; 40/3.559. 19f. Zur Verkleinerung dieses Lebens: 40/3, 558,18: summa extenualio brevitatis vitae�; vgl. 401 ..
•..
..
3,557,12; 4013,528,17
23l In derselben Sehrin formuliert Luther beidcs. WA 43,359,37f.: animu ... dormire in pace, nce lorqueri ullis cruciatibus�; 43,360, 34f.: _sefY.Il Deus vigilantem animam"; 43,36O,29f.: "Ideo somnus in futura vita profundior CSI, quam in hae vita, CI wnen anima coram Deo vivil"; WABr. 2,422,23: "exceptis paucis omnes dormire inscnsibiks". Du.u Ludolphy, Natur, 81 m WA 43.36O,27f.: ,.Anima aUlem non sie dormil, sc:d vigilat, et patilur visioncs, loquc1as Angdorum CI Dei" U4 WA 39/2,400,38f.: "UI ab ca celebretur interca dum corpus quiescil1J) WA 53,400, 14-19. Dazu Althaus, Gedanken. 16; Heidler, Luther, 48.52 ZJ/i So Calvin, Psychopannychia 49: eR 33,193. An der Wachheit - lraWXI�EtV heißt: die ganu: Nacht wach sein - hängt das ewige Leben. Daher wählt Calvin den programmatischen Titel seiner Sehrin. Dazu Quislorp, Calvin, 51.80.76 ..
Die Dialektik der
postmortalen Siruation
99
uneigentliche Aussage über eine im Unterschied zum Leib höchst aktive Geisrseele2)7. Die Ruhe ist vielmehr insofern aktiv, als sie in die Bewegung des Handelns Gones hineingenommen und zielgerichter iscus. Weil die Ruhe nicht an beliebigem Ort stanfindet, sondern als lnexiS{enz im personal, d. h. christologisch gefullten Won GOttes, verbindet sie Todestag und jüngsten Tag in dynamischer Weise. Diese beiden Zäsuren der postmortalen Exiscenz sind weder einfach identisch noch stehen sie in einem statischen Neben- und Nacheinander. Sie umschließen nicht eine Zeih sondern eine Wegstrecke, einen aus dem Won Gones heraus gesettten und vom Menschen als Seele vollzogenen transirus. Das Wort, in dem der Tote ruht, ist das effektive. zur Auferstehung rufende und dynamisch auf sie zuführende Machtwon Gones, ja GOtt selbst. Der ZwischenzuS{and ist gleichsam dynamisch durchwaltet, durch Gones Gegenwart und Aktivität qualifiziert und verlien so seinen inte rimistischen CharakterB9. Auch eaivin bekennt, daß die Vollendung nicht ohne, sondern nur über die Auferstehung zu erreichen iS{o Aber der Zwischenzustand ist für ihn nicht ein fach nur Weg, sondern eigenständiger Ort auf dem We�40. Der Tod selbst, nicht das Won Gones als Lokalisierung der Toten. erhält eine transitorische Funktion zum besseren Leben hin. Calvin wehrt eine - falsch verstandene Todesschlafvorstellung ab. nach der die durch den Glauben begonnene Pro gression der Erneuerung unterbrochen und in einen faulen Müßiggang über fühn würdew . Entgegen dem eigendichen Anliegen der Schlafvorstellung, die Seligkeit nur unter Einschluß der Leiblichkeit erlangt werden zu lassen. nimmt Calvin eine Seligkeit auch schon der im Tod vom Leibe getrennten Seele an. Er kann dann nur schwer die Vorläufigkeit dieses Zustandes als eines nicht mehr nur glaubenden, aber doch noch hoffenden verdeutlichen242•
m So Heidler, Luther, 5 1 f. ZJ8 Die o.g. Aktivitäten der Sede sind rein rttcptive, auf GOIt awgeridltete und von Gon ermöglichte Tätigkeiten. Sie SIehen als von Gon her in Gang gehaltener Vollzug der Go((esre lation rur die Lebendigkeit des Gestorbenen. u, Vgl. Thiede, Eschatologie, 4008; Ascndorf, Eschatologie. 292 gegen Ahhaus, Unsterb lichkeit. 36 i um non sutim eris ubi erunt saneti"; ftln iIla rcquie positus, :.:1 CR 33,216: ftPost vitlim s cene sccurus. cupectuS iudicii diem, quando recipias et corpus, quando immuteris"; ftconfite mur non animae, scd camis rc:surrectionem�. Dazu Qui5torp, Calvin, 82 Psychopannychia 50: CR 33.194 (.Si transitus factUS est in vitam aeternam. cur e2ITI motte interrumpunt?"); 55: CR 33.197. Dazu Quistorp, Calvin. 77.82. Calvin bnn durchaus eine durch die biblischen Formulierungen gegebene Berechtigung der Rede vom Todesschlaf cinriiumen, sieht sich jedoch mü Mißdeurungen aus täuferischen Kreisen konfrontiert: Psy chop. 41.44f.: CR 33,188.190f. l4J QuislOrp. Calvin. 94.102, nennt diese: �enlSpannte SpannungM ftjenc:s problemati sche Interim". Ähnliches ließe sich von der lutherischen Orthodoxie sagen, die die Todesschlahiuw gen Luthers als Negation einer mit dem Tod eintretenden Verbindung l.U GOtt mißvefStlInd, darum explizit ablehnte und durch die Lehre eines leiblosen Zwischenzusundes der 5«le nicht des ganzen Menschen als 5«le! - ersente. Z. B. bei Quen5tedt. Thcologia didllcticom
100
Scclesein - die reformatorische Pm.isierung biblischer Lehre
b) Dit Totm in tkr Ztit Die Toten sind 'Zwar von der postmortalen Ebene und der damit gegebenen Reduktion auf die Coram·deo-Dimension her der Zeit entnommen, aber ste· hen doch aus prämortal-empirischer Perspektive. coram mundo betrachtet, 'Zugleich unter der Zeit. Sie liegen eine - meßbare - Zeit lang im Grab, bevor sie auferweckt werden. Dies gilt für Lazarus Uoh. I I ) wie im Bezug auf die allgemeine Totenauferstehung am Ende der Zeiten10. Die Gestorbenen erle ben zwar im Tod den Jüngsten Tag. vollziehen den transitus vom Tod zur Auferstehung, aber sind zugleich Wartende. Sie kommen de facto nicht früher zur Vollendung als die später sterbenden oder noch lebenden Christen (vgl. I .Thess. 4,1 3ff.). Der Jüngste Tag ist nicht nur eine individuelle. sondern eine universale. Mensch und Welt in toto betreffende Größez«. Er wird als Ende der Zeit die Dialektik von Zeidosigkeit und Gültigkeit der Zeit. von Gestor benen und L::benden. die doch beide auf die futurische Erfüllung der promis sio Wartende sind, beenden. Dann wird das für die Gestorbenen nur im anti· zipativ.transitorischen Sinne Geltende, nämlich die monistische Wirklichkeit des "GOtt alles in allem", des unwiderruflichen und ausschließlichen Kon frontiertseins mit GOrt als Richter und Rener, für alle Menschen Wirklichkeit sein245• polemica IV,567 ('lit. mach Luthardt, Kom�ndium, 435f.): "animae piorum - tempore inter mortem hominis et exuemum judicium intermedio nondormjuDl, aut saltem in a1iquo staru tranquillo et laeto sunt, scd illico ad beatificam lRi visionem in coclo adminuntur ac plena atque �rfecta bc:nitudine perfruuntur; impiorum ve.ro animae in inferno sub;ectae SUnt damna tioni et cruciatibw" (vgl. Quenstedt. ebd 1V,538.540; auch: Schmid. Dogmatik. 398). Ande rerseits hebt L Huner. Compendium locorum theologicorum. XXIX. 7. durchaus den Bezug auf den Jüngsu:n Tag hervor, wenn er von den s«len als wartenden spricht: "Piorum sive in Chrisrum credentium animae sunt in manu lRi, aspcctjlDlCS ibi gloriosam corporis rc:surrcc tionem et plenam aeteroae bc:nirudinis fruitionem ... Impiorum autem sive incrcdulorum ani mac sunt in loco tormentorum, a$�taDlCS ibi cum terrore et cruciaru ignomininosam corpo ris resurrcctionem et perfcctum aeternae
-371; Bcisscr. Hoffnung. 195 .•
"Sedeu: der Mensch als kommunikatives Gege nübe r Gones
10 1
IV. Seele" ist der Mensch als kommunikatives ..
Gegenüber Gottes Der Disput, ob UJld in welcher Form Lucher eine Unsterblichkeit der S�e1e annimmt, entzündet sich vor allem an der Bewertung seiner Äußerungen zu den Beschlüssen des V. Laterankonzils (15 13)2�. So schreibt Luther in "Grund und Ursach aller Artikel ... " ( I 521)247: "Da her ists kummen, das new lich zu Rom furwar meisterlich beschlossen ist der heylig Artickel, das die seele des menschen sey unsterblich, denn es war vorgessen ynn dem gemeinen glawben, da wyr alle sagen: ,ich glewb eyn ewigs leben'. Irem, es ist auch be schlossen durch hilff Arisroteles, des grossen liechts der natur, das die seele sey ein weszenlich form des leybes, und der sei ben feiner artickel viel mehr, dye auffs aller zymlichst wol anstehen der Bepsrlichen kirchen, auf}' das sie men schen trewm vnnd teuffels lere behalte, die weil sie Christus lere und den glawben mit fussen tritt und vortilget". Carl Stangt möchte die Einschätzung der beiden Beschlüsse des Konzils, die Seele sei unsterblich und die Form des Leibes, durch Luther in einem ursächlichen Zusammenhang sehen, wobei das lentere Ermöglichungsgrund des ersteren sei. Luther kritisiere die philosophi sche Begründung der Unsterblichkeit und damit die Unsterblichkeitslehre überhaupt, weil diese ein heidnisches Philosophem in Antichese zur bibli schen Auferstehungslehre sei; auch und gerade der UnsterblichkeitsVorstel lung gelte das analytische Urteil "Menschenträume"248. Stange fixiert die Un sterblichkeitslehre auf die ontisch-philosophische Variante249, um von dieser neuen, d. h. häretischen Lehre1j() die positiv qualifizierte, d. h. reduzierte Auf erstehungslehre als genuin biblisch abheben zu können251• Das Unsterblich keitsdogma zeugt demnach als solches von der Verständnislosigkeit und Igno ranz der Kurie gegenüber dem Evangeliumm.
106
OS 1440 141 WA 7.425,22ff. 141 Die im Konzilstext angeruhrlen Bibelstellen seien dagegen nur ..Arabesken". Stange, la terankonzil, 348.350f.; ders., Auslegung, 743f.745; ders., Unsterblichkeit, 453f. Meinhold, Genesisvorlesung, 393-395, hält die Unsterblichkeitsaussagen Luthers gar rur von einem Bear beitu der Luthertexte herbeigeruhne "Einbruche einer melanchthonisierenden Theologie� (394) lOt Stange, Laterankonz il. 373: �eine naturhafte Unsterblichkeit der Seele, d.h. eine Unzer störbarkeit der Sedensubsunz"; ebd., 374: �Die mythische Vorstellung von der naturhaften Fortdauer der vom Leibe losgc:löslen Seelen"; Unsterblichkeit als philosophische Tradition: Slange, Laterankonzil, 4 1 5,427,428,429,435,442,443; dcrs Ende, 122f. 149; den., Scc:le, 452,453; de"ß., Auslegung. 772 1� Stange, Laterankonzil, 369f.; vgl. ebd., 376: �eine gedankenlose Preisgabe des eigentüm lich christlichen Glaubens"; vgl. dc:rs., Auslegung, 747 lSl Stange, �Ie, 453,458. Das ewige Leben ist nur vom Evangc:lium her tu begründen. hat Zuspruchcharak.ter: .Du mit mir!"; ebd., 461 m Stange. Auslegung, 739.743 .•
102
Seelesein - die reformatorische Prii2.isierung biblischer
Lehre
Demgegenüber sieht Paul Althaur den Grund der Lutherschen Kritik nicht im Was, sondern im Daß des Beschlusses, da man zur Gewißmachung einer ohnehin biblisch fundierten Lehre unnötigerweise ein Konzil anberaumt habel)J. Die Unsterblichkeit wird keineswegs aus dem aristotelischen San .. [anima) vere per se et essentialicer humani corporis forma exisratW (OS 1440) abgeleitet, steht vielmehr Aristoceles als dem Leugner der Unsterblichkeit ent gegenl)4. "Unsterblichkeit" ist nicht ontologisch eng. sondern theologisch weit l.U fassen und wird so ein Synonymbegriff zu ..Auferstehung" oder ..ewi ges Leben"m. Luther verwendet explizit den Terminus ..Unsterblichkeit der Sede"lS6. aber deuret diesen in relationaler Weise um: ..Ubi igirur er eum quocumque loqui rur Dew, sive in ira sive in gratia loquitur. is ceno est immorralis. Persona Dei loquentis et verbum significant nos tales creatu.ras esse. eum quibw vdir loqui Deus usque in aeternum et immortaliter"l)7. Die Unsterblichkeit wird nicht omisch, als etwas Zuhandenes, Vorfind- und Besittbares, also nicht von unten her begründet, sondern als etwas von oben, von Gott her je neu Verrugtes und geschichtlich Gesentes. Der Mensch ist über die übrige Kreatur und eine rein immaneme Wesensdefiniton erhoben durch sein Bestimmtsein zum Ge sprächsparmer Gottes und den faktischen Vollzug des Angeredetwerdens von Gott her. Almaus, Unm:rblichkeil. 1 1.18.27.5 1. Lumen Äußerungen wären dann vor allem als Spon l.U verstehen; WA 6.432,251[: die Verweldichung der Kurie ist so weit vorangcschrinen, daß sie solch kindische, weil unnötige und völlig verspätete Beschlüsse wie den der Unstern. lichkeit der Seele fuscn muß (_nua!!cccm sca..cn. die Seel S('i unsterblich ..."; WA 12.236: Kon2ilien sollen Unerklärtcs klliren. aber man sollte nicht hinsichdich der drei Artikel auf deren Beschluß durch ein Konzil warten müssen; .allcrerst von den Concilia gcwa.rten"); vgl. WA 2.541 .20ff.; 30/3.304, 1 9ff. In derselben Weise bewertet Köhler, Luther, 100-1 15. die entspre chenden Formulierungen. H' Luthcr erkennt das platonische Mißverständnis des Aristotcles und warnt deshalb vor der Aristotclcs-Lektüre: WA 6.457(; dazu Altbaus, Unsterblichkeit. 14(16(; v.a. die: probationes 1.u den philosophischen Thesen der Hciddbe�r Disputation (1$ 18). wie sie von Junghans. Disputation, 10ff., he:tllusgcgcbcn wurden. verdeutlichen die in der Psychologie: begründete: ablehnende Hahung Luthert Aristou::lcs gegenüber. Aristotdcs kann leicht die: Welt für ewig ha!te:n, wdl er die Seele als ste:rblich dnschättt Uunghans. 36); die: Seele hört mit dem Körper. dessen actus sie ist, auf 1.U bestehen (cbd 38.40.: Th. 1.1.2.6) m Eine falsche lischredenmitsehrift A. Lauterbachs (WATR 4.290, 18ff.: �decre:lUm est, UI crede:re:nt rcsurrecrione:m monuorum�) z.cigt. daß in Luthers Umgebung Unsterblichkeit und Auferste:hung als ecwas von Luther 1.war Unterschiedenes, aber nicht Gegensänliches betrachtet wurde; so Altbaus, Unsterblichke:it. 38f.; WA 3013. 304.19ff.; bt.gl. des ikKhlussa, die: Suln,j unsu,blich. sagt Luther; "Bekennen damit. daß bei ihnen gan2 ein öffentlicher Glaub .sei: es sc:i kein nu/'ts &bnr, wellens aber nu mit einer Bulla lehren": daw Althaus. Unsterblichkeit, 18f. Hl WA 20,70,5; 1,408,23; 2.226.39; 2.541.22; 3.176,26; 3,185.18; 4.323.28; 5.344,34; 6.338.31; 7.132,3; 7,155,14; 20.n4.32; 41.341,22; 42.63,26; 39/1 ,544,15; 39/2.14,25 u.ö. Die Sterblichkeit de:r Seele ist hingegen durchweg eine ge:fahrliche: Sonderme:inung der Philo sophie: WA 1 .355,6; 42.4.13; 42.408.28. Lumer formuliert auch: �homo 5CCundum animam est. incorruptibilis" (56. 14.9) n7 WA 43.481 .32-34 HJ
.•
"Seeleu: der Mensch als kommunikatives Gegenüber Gones
103
Der Mensch untersteht als Sünder und durch das Geserz in seinem Sün dersein Aufgedeckter immer schon dem Zorn Gones und bleibt durch den Tod hindurch dem im Zorn mit ihm redenden Gon konfrontiert. Gott redet z.u einigen darüberhinaus im Evangelium, erweist ihnen Gnade und stellt so ein bleibendes positives Verhähnis zu ihnen her. Weil Gott unsterblich ist258 und in der Auferweckung Christi über den Tod triumphiert hat, hört auch sein Reden nicht auf und hat auch der Tod nicht das lerzte Wort über den gleichsam in unsterblicher Weise angeredeten und so unsterblich gemachten Menschen. Unsurblichktit ist nicht tin Btsitz, sontkm tin Ertignis, nicht Aw
klammerung und Umgthung tks Totks. sondtrn kommunikativts Ntugtsttztwtr dm im Tod durch Gott. Unsterblich ist der Mensch als enklitisches Wesen. weil
der, der das fundamenturn ab extra sein will, soll oder tatsächlich ist, nicht zu
bestehen aufhörcl59• "Seele" im strukturellen Sinn meint den Menschen hinsichtlich seiner Ver tikaldimension und im Vollzug derselben. "Sttk" ist tkr Mtnsch als von Gott
Angtrttkur. Btanspruchur und zugkich daraufin tkr einen otkr andtrtn �ist Antworttntkr. Dtr Mensch - nicht trst tkr Christ.l- ist &tk als kommunikativts Gtgtnüber GotttS und imoftrn umurblicJi60.
Die Unsterblichkeit impliziert die Auferstehung, weil sie nicht die Seele im Gegenüber zum Leib, sondern den Menschen als ganzen, als Seele meint. Gott wird nicht nur den Leib. sondern "mich" auferwecken261• Weil der Tod nicht Ende eines inneramhropologischen, sondern des sozusagen kosmischen Dualismus von Gon und den Verderbensmächren ist, kann Lurner ihn nicht als Trennung der geistig strukturierten Seele vom Körper verstehen, sondern nur als endgültige Separation des Menschen in seiner Totalität von den Ver derbensmächten und endgültige Zuweisung von Seele und Leib zu Gort262• Lucher spottet über eine antithetische Differenzierung des jeweiligen post mortalen Geschicks von Leib und Seele26J• 1)1
WA 3 1 1 1 , 1 55,2f. (an die Glaubenden gerichtet, aber auch allgemein gültig): Es ist ..nicht muglich, das sie solten sann vnd gar sterben und nicht widderumb ewiglich leben. Nicht allein darumb, das Gott. an dem sie hängen vnd sich sein trosten, nicht sterben kan vnd sie also ynn yhm leben musscn, Sondern auch darumb, das GOI nicht kan sein ein Gou der tadten vnd die nichts mehr sind. Sondern wie Chrisrus sagt, Er mus ein Gon der lebendigen vnd nicht der todten sein, (Mt. 22.32), Drumb musscn sie ewig leben, sonst were er nicht yhr GOtt, Vnd sie kondten auch nicht an yhm hangen. wo sie nicht [ebeten ..: m Vg!. Joest, Ontologie, 242 160 Ahhaus, Unsterblichkeit. 21 .26.27f., zieh in eine ähnliche Richtung, wenn er �ScdeM definiert als "der durch Gon angeredete MenschM und Unsterblichkeit als MUnaufhebbarkeit der Pcrsonbcziehung zu Gon\ wobei der Akttnt auf dem Personsein zu liegen hat, um eine Reduktion auf die Relation als solche zu vermeiden; vg!. den., Retraktationen, 255 161 BSLK 512,IOf. 161 Er spricht von einer "solutio corporis n animeM (5,367, 15: "donte tandem anima rt corpore liberemurM); ein .,solvi et libc:rari animam acorporeM wird ausdrücldich verworfen: WA 42,245,8f.; vgl. WA 56,322, 1 2 . 1 6; 3911.551,9( Anders freilich Heidler, Luther, 45 l6} WATR 5,219, 1 1-17: "Wenn man nun wolr sagen: Anima Abrahae vivit apud Dcum,
104
Seelesein - die reformatorische Prä2isierung biblischer Lehre
Man wird das in der exegetischen Arbeit Erkannte folgendermaßen zu prä· zisieren haben: das Seele-Sein des Menschen vollzieht sich in einer mehrfach dialektischen Situation. die doch im je neuen Überschritt zu Gon als objekti vem Exiseenzgrund sich als eindeutige erweist. Der Mensch ist nicht einfach ..Welt". sondern seeht in einem Welrbezug - und dieses als ein imegrativ vom Gonesbezug mit Umfaßres. Der Mensch ist Geschöpf. aber als gefallener zu gleich - nichr nur! - auch Sünder. Die Geschöpfseite steht für den bleibenden Anspruch Gones auf ihn, kann aber auch als Zuspruch manifest werden, wo Gon den Sünder zugleich zum Gerechten macht. Es gilt zugleich die Sterb lichkeit und die Unsrerblichkei(. Der Gonesbezug geht nicht im Weltbezug auf; das Sündersein kann nicht das Geschöpf- bzw. Gerechtsein aufheben; die Sterblichkeit, der Ganztod ist nicht das letzte WOrt über den Menschen. Son dern Gon ist die letzte Instanz, seine wirkende Gegenwart ist das alles letzt gültig qualifizierende Geschehen. Gon, sein Wort ist prä- und postmortaler Ort des Menschen als Seele, jetzt antizipativ. dann endgültig. Gott�s R�dm ist
Einbruch tkr Ewigk�it in di� ait und B�anspruchung tkr aitfor di� Ewigktit.
Gon ist nicht Produkt des Bewußtseins, sondern durchdringt und bestimmt das Bewußtsein und verdrängt als Gegenbild die vormals dominierenden bild haften Totalbestimmungen des Menschen. Gones Macht triumphiert über die Verderbensmächte und transzendiert in der Weg-Führung des Menschen alle prämortal gültigen Dialektiken. Gon behält sich eine letzte Dialektik vor, die von Zorn und Gnade, Gericht und Rettung. Gesetz und Evangelium. Posunortal. universal am Jüngsten Tag. ist die Situation nicht mehr nur im Überschritt, im Dennoch des Glaubens wider den Augenschein bzw. im im mer erneuten Hingezogenwerden des Menschen von Gon zu Gott eindeuüg, sondern sie ist dies allgemein. offenbar und endgültig. Die mit dem Seele-Sein des Menschen gegebene Dialektik drängt hin auf ihre Auflösung in der unwi derruflichen Konfrontation mit Gon als Richter und Retter - und damit auf die Umurblichk�it als Auforstthung!
'9rpus hic iacc! monuum, d.it distinctio ist ein dr«k! Die will ich anf«h!en. Es mus heissen: TOfUS Abraham, der Vnrn mensch 50Il lebcn ... Da mus ein nerrische sed scin, wenn die im hiemd were, das sie des leibs begeren wohe� (Hervorhebungen vom Verfasser). Vgl. WA 36,603.32fJ:; 42,245.7-13. Dazu Bc:isser, Hoffnung, 65; Althaus, Unsterblichkeit, 34
AUSFÜHRUNG UND ABGRENZUNG
C. Unsterblichkeit durch eine vorgängig in der geschöpflichen Konstitution grundgelegte Verbunden heit mit Gott - der römisch-katholische Ansatz I. Die konkurrierende materialistische Option Römisch-katholische Theologen wehren sich gegen die in der neueren evange lischen Sachdiskussion über anthropologische und escha[Ologische Grundfra gen üblich gewordene Antithese griechischen und genuin jücUsch-hebräischen Denkens. Die jeweilige Uneindeutigkeit und -einheitlichkeit beider Bereiche mache eine Option nicht nur zwischen ihnen, sondern auch innerhalb ihrer selbst erforderlich'. So verwarfen btkanntlich die Sadduzäer gerade unter Zu grundelegung des Totalaspektes der Anthropologie die Hoffnung auf die Auf cmchung der Toten - im Unu:rschied zu den Pharisäern (Mk. 12,18; Apg. 23,8). Mall wird das griechische Denken nicht auf das pla[Onische reduzieren dürfen2• Es läßt sich - cum grano salis - durchaus eine "Verwandtschaft der bestimmenden Intentionen"J zwischen christlichem und platonisch-aristote lischem Denken annehmen. vor allem, was die gemeinsame Frontstellung ge gen eine materialistische Menschen- und Weitsicht und deren ethische Impli kationen betrifft. Ob aber eine inrenrional-motivationale Konvergenz zur Übernahme der methodischen und inhaltlichen Vorentscheidungen des pla tonischen Weges zur Lösung der in der Gestalt des Materialismus' begegnen den Problematik verleiten darf, muß im Verlauf dieses Arbeitsteiles erwogen werden. Platons Opponenten, denen im Dialog "Phaidon" die Möglichkeit zu weiterführenden Einwänden und Stellungnahmen eingeräumt wird. werden als repräsentative Vertreter der damals verbreiteten populären materialisti schen Auffassung gezeichnet. Die Seele erscheint ihnen als eine KPÖOU; Kai
I So ist aus dem von Ziegenaw, Auferstehung,
: Vgl. Sonnemans, Sede. 316 j �ninger, Eschatologie. 74
1 16, Gesagte:n tu folgern.
106
Unsterblichkeit - der römisch·katholische Ansatz.
äpJ.1ovia dessen, worin der Leib eingespannt jsc4; sie hat ihr Sein gleichsam nur an dem materiellen Gebilde der Leier, ist "ein Mischungsverhältnis ma{(� rieller Bestandteile"), ..ein nicht substantielles Schninbündd von Relatio nen"'. Die Seele existiert nur von ihrem leiblichen Substrat her, in Zusam menhang mit und Abhängigkeit von ihm. Als ein "Epiphänomen der Materie"7 hält sie sich, wenn vom Leib getrennt, nirgendwo (OUÖ0J.10ü) auf, geht am Todestag unter, fahn aus wie Hauch oder Rauch (�'EÜJ.1a � KaTrv6C;) und ist bald zerstoben und verflogen8• Der Tod bewirkt den Untergang der Seele ("'uX�� ÖAE6po�)'. Ein gewisses Zugeständnis in Richtung einer relativen Differenz des Seeli schen gegenüber dem Leiblichen stellt die Kennzeichnung der lP\)X� als eines TC, 1TOAOXPOVlwn:pov im Gegenülx:r zum OWJ.la als einem aat)Evton:pov Kai 6A1YOXPOVlWTEPOV10 dar. Der Vergleich der Seele mit einem Weber, der im Laufe des Ldx:ns vide Kleider verbraucht, aber doch vom TEAEoTalov hi paoJ.la überlebt wirdlI. greift das Reinkarnatjonsmociv umer materialisti schen Vorzeichen auf. Der Seele kommt als einem TI laxop6v Kai 8EOE1ÖtC;1l ein relativer Vorzug dem jeweiligen Einzelleib gegenüber zu. aber sie bleibt im Dependenzrahmen der Materialität und unterliegt deren Gesetzmäßigkeiten. Ihre Postexistenz bleibt begrenzt. weil ihrem entropischen Verbrauch keine gegenläufige Bewegung entspricht. Der Eintritt der Seele in den Leib erweist sich als Ixpx� 6At6pou". Der jeweils bevorstehende Tod kann die endgültige Vernichtung mit sich bringen14• Im Hintergrund dieser weltimmanenten, monistischen Sichtweise steht die Frage nach dem Woher. nach dem Prinzip (6:PX�) der Wdt und ihrer Zustän de und Veränderungen. Das belebende Prinzip wird mit einem bestimmten Stoff identifiziert, aus dem, wie es etwa der Milesier Anaxjmm�J (ca. 585-525 v. ehr.) annimmt, durch Variarionsvorgänge (Verdünnung: J.lavWOlC; Ver dichwng: mJKVWOlC;) alle übrigen Stoffe entstehenn. Die Seele besteht als quasi mikrokosmisches Lebensprinz.ip aus Luft16• Die Differenzierung zwi• Plalon, Phaidon, 86b-c; vgl. Aristotdes, [)(: an. I. 408a15.30-32
, Ric�n. UnSlublichkdt, 1 10(; vgl. �bd., 108f. , &rmann. Platon, 1 16 7 Ricken, Unsterblichkdt, 105.109 • Platon, Phaidon, 70a , Platon, Phaidon, 91d 10 Platon, Phaidon, 87 b.d 11 Platon, Phaidon, 87e n Platon, Phaidon, 95c U Platon, Phaidon, 95d 1. Platon, Phaidon. 88b " Vgl. DK 13 A 7, (3) " Vgl. DK 13 B 2: . oiov " �UX", /PrtalV, " "IJEUPO Mp oooa <JUYICPOTEi "IJOC;, Kai ö).ov TOV K601J0V lfVEUIJCI tCol ll�p 1rEPltXEl". Dazu Ricken, Philosophie, 23(; Sonnc:mans, . ..
Scdc:, 164.166
Das platonisch-neuplatonische Erbe
107
schen Belebendem und Belebtem kann nur in einer quantitativen Weise vor genommen werden, wobei Aktivität und Feinheitsgrad bzw. das Maß der Teil barkeit einander proportional bedingen. So schreibt D�mokrit (ca. 460-360 v. ehr.) der Seele eine Kugelform (nJ oq:>mpoE10b;) zu wegen deren maxima ler K1einteiligkeit (jJ1KPOjJtPE10) 17, die Seele isr ein 6TOjJOV. Im Tod verlassen die Seelenatome den Körper und zerstreuen sich 18. Weil auch bei einer maximierten Sublimierung der Stofflichkeit der Seele bzw. eines ausdifferenzierten edleren Teils derselben 1 9 keine die immanemen Grenzen transzendierende Dimension im Blick isr, bleibt der Tod ein unüber windbares Ende ohne jegliches Darüberhinaus. Die Seele bleibt Teil der Natur und vermag dem Menschen keine Sonder srellung zu beschaffen, weder im Sein noch im prä- und postmortaJen Erge hen20•
II. Gottbezogenheit als Sein und Weg das platonisch-neuplatonische Erbe
J. Di, asymm'trisch, ZwischmJullung tUs M,mchm a) Dir Göttlichkrit du S"k (Orphik) Die letztlich nihilistischen eschatologischen Konsequenzen einer Derivation der Seele von der MareriaJität her werden umgangen, wenn man einen entge gengesetzten Ausgangspunkt einnimmt, d. h. bei einem unabhängig von der Materie und in einem überlegenen Gegenüber 1.U ihr Seienden, bei den GÖt tern. Die Mysterienkulte versprachen denen, die am ekstatischen Nach- und Mitvollzug des zyklisch sich wie:derholenden Sterbens und Auferstehens ihrer Go(the:it beteiligten, eine kultische: Vere:inigung mit derselben. Doch der Sta tUS der lveE01, wie dje Anhänger des Dionysos-Kulres genannt wurden, war an die vorhe:rgegange:ne Initiation gebunden und auf die Dauer der Ekstase beschränkru. Die: orphische: Be:wegung sie:ht im Göttlichen hingege:n nicht einen hier und da einmaJ ergriffenen soreriologischen Zielpunkt, sondern den prorologischen, daher universalen und bleibenden Daseinsgrund des Men-
17 DK 69 A 101. Epiltur fuhrl diesen Ansan wei ter; dazu Ricken, Philosophie, 180f. " Dnu Sonnemans, Seele, 180-186 19 So kann in der milll�n Stoa einem durch irdische:: Stoffe (Erde und W2.SSC:r) gt:prigle::n und daher gröberen 6Aoyov ein de::m görtlichen Pn(:Uma entsprC'Chend(:$, fe::inet(:$ AOYl.lc6v aus Luh und Feuer gegenübc=rg(:$ldh werde::n. Ihzu Rüsche::, Seelenpneuma, 8.10-12.14; ebd., 22f.32, zu Philo. Iki de::m Ausdruck aow�O:TO(; dachte de::r antike Mensch im allgemeinen nicht an eine völlige Immuerialil21, sondern an eine:: gtößlmögliche Fdnstofflichkeit. 10 Vgl. dazu Sonnemans, &eIe, 186-190 JI Vgl. dazu Sonnemans, &eIe, 1 1 8.121f.; vgl. e::bd., 97.101.105. Rohde::, Psyche, I, 279fT.
108
Unsu�rblichkeit - der römisch·k.atholische Ansatt
sehen. Der Mensch ist aus titanisch-irdischen und dynamisch-göttlichen Ele menten erschaffen. Er ist wesens-, weil ursprungsmäßig und nicht nur ge schenkweise auf das Göttliche bewgenZl• Die Gänerwelt ist seine Heimat, die Gönlichkeit sein CharaktcristikumlJ. Die titanischen Konstirutionsdemente, der Leib und die mit ihm gegebene irdische Daseinsweise stellen das Uneigentliehe der menschlichen Existenz dar. Sie sind Folgen einer früheren Schuld der Seele, Verbannungs- und Straf· orr�. Die Seele ist der eigentliche Mensch. Das. worauf die Seele verweise und was mit ihr gegeben ist, die Göttlichkeit, ist einzig entscheidender Rahmen und Mittelpunkt der irdischen Exisccnz.. Das protologische Sein wird z.ur eschatologischen Bestimmung, die Herkunft ist auch das Ziel. Die eschatolo gische ApocheoSt: ise Werden desSt:n, was man unter durch die hiesige Exi stenzweise bedingten Verunreinigungen isr2�. Das Menschsein erhält einen in terimistischen und insofern transitorischen, über sich hinausweisenden und -ruhrenden Charakter; es ist Episode und Durchgangsstadiumu. Exil und Heimat stehen nicht in einem forma1-sukz.essiven, einander notwendig ir gendwann ablösenden Verhältnis, sondern die Heimat ist gleichsam a1s Ur sprung beständig in den dionysischen Konstitutionselemenren inminen der fremdartigen Umgebung präsent und sent als in diesem greifbaren Tatbestand mitgegebener ethischer Imperativ eine Dynamik auf die Heimat hin in Gang. Das Leben als Exil ist der Überwindung dieses exilsartigen Existenzmodus durch eine Reinigung (Ka6apou;)27 zu widmen, d. h. durch eine zunehmende Separation von der Materia1ität und den mü ihr verbundenen Bedürfnissen28• Mit dem Tod muß noch nicht das Ende des Reinigungsvorgangs erreicht sein. Die Größe der Schuld kann einen KVKAOt; YEvtOEWC; erforderlich machen2<J.
b) Konstituti� Partizipation an tkr Transuntknz (Platon) Platon greift- das orphische Gedankengut auf, gestaltet es jedoch in charakteri stischer Weise um. An die Stelle der Götter trin gewissermaßen im Zuge einer
u
vgl. Sonn�mans. Seel�. 145.125 1l Vgl. Sonn�man5. Seele. 153.133f.127; Rohde, Psyche, 11. 103ff. u Vgl. Sonn�mans. Seele. 149.1 54f. l' Vgl. Sonn�mans. Seele, 153.159 276 115 Vgl. d>d., 124.150.153.159.138; vgl. ebd 17 Dazu Sonnemans. Seele. 1 28.133.144 1& Sonnemans, Seele, 150.155, übersieht in se:iner Zurückweisung �incs ontologisch�n Dua lismus in der orphisch�n Konzqltion, daß zw;u in der Tat der Lc:ib nicht Ursache, $Ond�rn Folge der Läuterung ist, aber doch nicht nur On, sondern auch Gegenstand der reinigenden Aktivität ist. Der Leib ist sozusagen eine inneranthropologische Manifcst.ation des Gottfrem den und daher eben doch per se: der Seele entgegt:ngc:scnt. H Vgl. Sonnemans, Seele, 138. Eine ähnliche Begründung für die Reinkarnation liefen der Pythagoreismus; vgl. Rohde, Psych�, 11, 134f.; DK 14.8a; 14.1; 31 ß 1 1 7 .•
Das pta[onisch-nc=upta[onischc= Erbc=
109
Enrmythologisieruog die Wc:lt der Ideen. der "subsistierende(n} Washeiten".30 aJs urbildJiche Ursache rur das Daß und Was der irdisch-abbildhaften Dinge. Vor allem aber ist der Mensch. die Seele nicht unminelbar göttlich. weder im Sinne einer einfachen Identität noch in dem einc=r partialisierenden Derivati on. Die Sec:le bdindc=t sich vic:lmehr in einer Zwischen- und MittelsteIlung. einem /JETO�Oll. Die Seele ist nicht mit den Ideen identisch. sondern hat an ihnen teil (/JteE�t�). Diese Partizipation gilt aber nicht nur im akzidentellen Sinne. so daß sie bisweilen eintreten und dann auch wieder entfallen könnte. sondern in ein umrennbar mit dem Seelesein gegebenes Wesenskonsrirutiv umJ2. Der Konnex von Seele und Idee kann daher nur in approximativ-kom parativischer Weise ausgesagt werden: die Seele in Ö/JOIOv'l, o/JoI6TEP0vJ'4 , �UYY'lEvtOTEPOv'5 der Ideenwelt gegenüber. Der Seele als einem "Tl!> aEi woaOTW� EXOvn O/JOt6TEPOV")6 kommt eine der Ideenwelt analoge Seinsweise zu. Das Somatische emsteht durch Zusam mensetzung; es ist ein ÖtaAOEo601. dessen konstitutioneller Status mit Not wendigkeit auf ein OlJVTE8Ei� und ÖIO<JKEÖOWUOeOll7, auf ein Zerfallen in seine Bestandteile abzic:lr3B. Die Seele hingegen unterliegt in ihrem Sein und Ergehen nicht dem "aAAoT ' aAAw�", der stetigen Variabilität des Materic:l lenl9. Sie wird nicht von außen her bewegt und verändert. sondern sie wirkt als ein "QOTOKivIlTOV". ein "TO aUTO tauTO KIVO(;V"40; sie vermag sich und anderes zu bewegen41. Die Seele ist "a sdf-activator as the activity with which thing activates itself'42. Dies kann sie nur sein als ein Nicht-Zusammengesetz tes, als ein "aeOVSETOV"4J. Sie ist nicht ein an etwas und von erwas her Seien des und von dorther in ihrem Seinsstand Veränderbares wie der Leib-«. son dern besteht für sich allein (au", KaS' alm'v)�). Die 4luXn verhält sich immer gleich46• - &rmann, Plalon, 129f. JI PlalOn, Lysis, 216c.2-3; 222a jJ Vgl. dazu &rmann, PlalOn, 125; JJ PlalOn, Phaidon, 80a.81a ,. PlalOn, Phaidon, 79b " PlalOn, Phaidon, 79c=; ndxn auYYEV�': Phaidon, 79d; 84b idon, 79d .!6 PlalOn, Pha }1 Plawn, Phaidon, 78b; vgl. 80c .11 Vgl. dazu &rmann, Plawn, 107 " Pla[on, Phaidon, 7&1; keine: �ETOl>oh�; Phaidon 7&1 .a Plawn, Phdr. 245(:'-241» 41 Plawn, Nomoi 894b: Mi! M OUT!')V T'6:Ei Kol htpa fluvo�tv!') [KI\'Eiv]" .: Crombie:, Examinalion, 364 u Phaidon 78c 44 Nom.894b.c: J,lEToßallo�tv!') lxp' tTtpou· .\ Ditsc:r Ausdruck durcht.ie:h[ de:n Phaidon (67c.e:; 66c; 70a!; 79d!j 81a!j 82e:; 83a) und wird auch analog von de:r Idee ausgesagt; 100b: JnroOtJ,lEVO(; dvol n .:oAöv olm'.! ':00' OUTO ... ..
•
1 10
Unsterblichkeit - der römisch-kalholische Ansan
Die Zwischenstdlung ist keine arithmetische Miuelposition, sondern sie ist asymmetrisch verz.errt. Das awJ.lo ist der Transundenz, dem Bereich des wahrhaft Seienden, den alm} Ta 1TPO:YJ.lOTO schlechmin encgegengeseur47. Es ist aufgrund seines rezipierend-passiven Status' als eines von außen her zu Bewegenden und Zusammenzuscrz.enden48 dem Sterblichen zuzurechnen. wenn auch nur in komparacivischer Weise wegen der Anwesenheit der Seele als Träger des döoc:; U:�n4'. Der Komparativ in der jeweiligen Positionslx stimmung von Seele und Leib beruht nicht auf einer wesensmäßigen Diffe renz gegenüber dem je zugehörigen Extrem, sondern auf der funktional-ahi demellen. wechselseitigen Anexistenz von \f.lUX� und mj)J.lo. Der Tod als Überführung der Anexisrcnz in eine voneinander separierte Sonderaistenz macht den Komparativ zur positiven Aussage. Der I....eib muß, auf sich ge stellt�, bei Abwesenheit der Seele als seines Lebensspenders. vergehen. Da zwar der I....eib nur in Verbindung mit der Seele. die Seele aber keineswegs nur in Verbindung mit dem Leib existieren kann. sondern aufgrund ihrer Partizi pation an dem, was in wahrhafter und bleibender Weise ist. erweist sich die wechselseitige Anexistenz für den Leib als conditio sine qua non, für die Seele dagegen als Vorbehalt des Noch-nicht ihrer eigentlichen Existenz. Len.cere besteht in der Schau der Ideen�l. Die Seele ist durch ihr Wesen und ihren Seinsmodus bleibend zur Erreichung dieses Ziels disponiert. Von ihrem Er kenntnisgegenstand als Zidpunkt trennt sie hingegen nur eine vorläufige und abbaubare Differenz. Die 4JllXI) ist zwar als Abbild von der urbildlich-tran szendenten Welt verschieden. aber doch nicht so, daß ihre Zwischenexisrenz ein "Weder-Noch"H bedeutete. Das Zugehörigkeitsverhältnis ise eindeutig geklärt und im konstitutionellen Wie manifestB. Anders als im "Phaidon" stehen sich nach Politeia IV (435b ff.) nicht I....eib und Seele in jeweiliger Ganzheit gegenüber, sondern der kosmische Gegensan 47 vgl. Phaidon 66d: EI �tAAo�tv KOTE Ka6apcÄ)(; n lIOE0601. ll1ra�aKTtov aUToii
Kai aÖ1'fl TfI Ifluxfl 6EQTtov aUT6: T6: 1rp6:y�OTO: 6&: �1'l o16v TE J,lu6: TOi) eWJ.laTOC; J,lflötv Ka6ojXlx; yvWVOI .. Phdr.245e: �nö:v ... OWJ.lO ... leweEv TO KIVEi06ol, 6.IflUXov� im Gegensarz 1.ur Seele: lvöo6EV olmiJ te aUToü; 6:ytVfJT6v TE Kai 6:66:VOTOv \pux1'l (Phdr.245c; 246a) ., Phaidon 80a: 6J,1ol0v . . T4l 8vnT�; zur WfiCnsmll.ßigen Verbundenheit von Sttle und .
Leben vgl. Phaidon 105e; l06bfT. '!O aUTO K06' aUTO (Phaidon 64c): dies in für den Leib anders als fiir die Seele kein We· senskcnnu:ichen, sondern ein Todesurteil! ,. Phaidon 66d.e: auTfI TfI \puxfl 6taTtov 0(lT(� Ta lfpO:YJ.laTO; K060pWc; yvWV01;
Knloa06a1 TO d6tVOI
'l So Sleiner, Psyche, 1 1 1 " Die Seele ist loxupov Ti . . Kai 6WE1öl( (Phaidon 95c). Man wird Fri«iländer, Plaron, .
51,42. zustimmen mÜSSC:n. wenn er eine ..Sublimierung des SttlenbcgrifTs- durch �ine Her einnahme in das Id«nrcich moniert bzw. 51an einer r:adikalen Diasrase: nur eine "leidige ver gleichende und annihernde BetraChtungsweisc- (eslSielien muß. Anders sehen es Bormann, Platon, 108(., und Sonneman5, Seele. 263.280.286. die die Differenz der Seele %Ur Tr:anszen· denl und ihren Konnex mit dem Leib hervorgt:hobcn wi.s.scn wollen.
Das
platonisch.neuplatonische Erbe
111
i ner der Idee zum Anderen (ßaTEpov))04 wird nicht nur mikrokosmisch im n anthropologischen Widereinander von Seele und Leib, sondern auch in einem innerseelischen Konflikt präsent. Ausgehend von der Beobachtung, daß ein Mensch sehr verschiedene Tätigkeiten ausüben kann��, entsteht die Frage, ob jeweils ein äMo TWV EV rUJiv oder die (JÄT) 1.VlIX� Subjekt dieser Aktionen sein mußS6. Platon entscheidet sich für die erstere Lösung. um dem Nichrwi derspruchssan gerecht zu werden, dem gemäß dasselbe nie zu gleicher Zeit Entgegengesetztes tun und leiden kann, wenigstens nicht in demselben Sinne genommen und in Baiehung auf eines und dassdbe57• Es muß z. B. ein ande res sein, was ein bestimmtes Getränk zu trinken befiehlt, gegenüber dem, was dieses verbietrr'. So kommt man zur Differenzierung zwischen einem ver nünftigen Seelenteil (AOYUITIK6v), mit dem die Seele überlegt und rat schlagt�9, und einem O:A6YlOT6v TE Kai tmßullT)TlK6v, mit dem sie verliebt ist, hungert und dürstef'O. Daneben muß als mittlerer Teil das Eifrige (TO ßUIlOEtötC;) angenommen werden, das den Begierden widerstreitet und sich ereifert über deren zwingende Aktionen gegen die Überlegung (AOYlOIl6c;)61. Es ise. obwohl selbst nicht vernünftig, ein Verbündeter des AOYlOTtKOV in der Auseinandersetzung mit den Begierden62• Die Seele übernimmt in gewisser Weise eine Brückenfunktion zwischen dem Körperlichen und Ideellen6J, aber die Brücke ist auf Abruf gebaut und zudem eine Einbahnstraße. Der Leib und mit ihm das tmßUIJ'lTlKOV und das ßUIlOEtötC; als einer anderen. nämlich sterblichen Ganung der Seele sind dem AOYlanKOV als Fahruug (öx��a) beigegeben". Mi, dem Tod vecläß, der Fah rer sein Fahrzeug bzw. wird die Brücke abgebrochen. Zudem wird der Stra ßenverkeh r über die Brücke nur in einer Richtung durchgelassen, nämlich in der vom )..oYl
)4
Dazu Sonne:m2ns. SttIe:. 242f n Polil. rv. 4362: J.lav66VOJ.lEV; 6Uj.JOUJ.lE6cx; tIll6uJ.loUJ.lEV ,. Polit. 1Y,4362.b " Polit. IV,436b: .6.n�ov 6n TauTov TovaVTia lrolE-iv � lr6.OXEIV KaTo TauT6v yt Kai 1I'pO( TauTOv OUK t6V.�OEI 6J.1a; vgl. 436e Hh Dazu Ricke:n, Philosophie:, 89; Ste:ine:r. Psyche:. 154ff. )11 Polil. IV,439c H Polil. rv, 439d: TO . . .li'> �oyiCE-Tal .. rrpooaYOPEUoVTE� n;� lVuxn� 60 Polil. lV,439d: TO 5t 4> tpQ. TE- Kai "ll'E-lvfI Kal 511410 61 Polil. 1Y,440a: tTjv 6pvTlv lrO�EJ.lEiv tvioTE- Tai� tm6u�lau; � roo öv W41; 440b:
6UJ.lOUJ.lEVOV T� ßlaCoJ.ltv41 tv auniJ 6.1 Polil. 1Y,440b: eu� J.laxov T(jl MY\!l; 440e: ri6Ea6EI Ta 61f�a lrpcX TO �oYl(mK6v; 4412: tnlKOUPOV 6v T� �oy\(mKt9 ,""UOE-I '" So Stane:r. Psyche:. 169 64 limo 69c: lrapa�a�vro; 6.pxilv IVUXnt;; lt6aVQTov TO J.lETO TOÖTO 6vr]TOV aWJ.la
autfl m;plu6pvEuaav 6x1Wo rrpoo41KoMJ.lOUV TO 8vIlT6v
TE
lräv TO OWJ.la töoaav WO TE döOt;; tv aÖT(jl lVuxn�
1 12
Unuerblichkdt - der römisc.h�k.a.tholischc= Ansan
mit Gewaltmaßnahmen den vernünftigen Sedenteil zu überwinden und gleichsam einen Brückenkopf am entgegengesen{(�n Ufer aufzubauen, aber seine angestammte und einzig ihm zukommende Rolle sollte die des Gehor chenden sein. Ein gerechter Mensch ist der. der �ullCPwvia in der Seele und damit die leib-seelische apl-lovia herzustellen vcrmag65, indem das AOY1C:mK6v herrscht, das ßUJ.l0E,öt<; sich als tapfer in der Abwehr der Begier den erweist und das t1ll8uJ..111T1K6v gehorchr66. Die Paralldität der Aussagen über die Tätigkeit in positiver (Denken und Erkenntnis) wie negativer (Befehl und Abwehr) Hinsicht des AOY10THC6v der "Politcia" und der I.VUX� des ..Phaidon"67 läßt Ersteres als Explikation und Präzision des unteren verstehen. Das die Seele wesenhaft gegenüber dem Leiblichen Auszeichnende ist ihre Vernünftigkei�. Dit Vtmunft ist Wirk/ieh
Ittitsgrund du vorgiingigm Vtrbundtnhtit mit tUr Idunwtlt und Ermäg/iehungs grund tUr wtghaftm Hinwtndung und Approximation zur TransuntUnz. Die Vernünftigkeit der Seele ist POSfuiat der Separiertheit gegenüber der Materia lität und zugleich Garant der Separierbarkeit; sie gewährleistet. daß die Ab kehr vom Leiblichen und Einkehr in sich selbst. zum inneren Menschen69 nicht in einer Sackgasse endet. sondern den Zugang zum eigentlich Seienden eröffnet. Der später so wichtige Zusammenhang von Vernunft und Immate rialität ist bei Plaron grundgelegt.
" Polit. lX. 591d " Zum Bild des Serlentiercs: "g!. Polit. IX,588c-592b. Die Harmonie iSl also nicht ein immer schon vorhandener Zustand. sondern eine moralische Forderung; zudem ist nicht die Serie vom Leib her, als dC55Cn Funktion und Produkl. sondern der Leib von der Serie her 7.U l tnis zu lretende Größe; erklären, als eine zu ihr durch Unterordnung in ein humonisches Verhä vgI. Phaidon. 92e-94b; dll7.u Bormann. Platon, 1 19f. " Phaidon 65c: tv T� A.Oyi�EaOOI ... Kaniö'lAOV auTfl yrVvuai TI TWV ovrwv; 65e: tv T� ölovoEio90l; Poli1.439d: tK A.oYlo�o(j; Phaidon 94c.d: [lVux�1 �YE�OVEuouo6: ... tvovnou�tv'l ... öE01I"6�ouoaj Leib angelegt aufÖOUAEUEIV Kai 6pxEaOat (Phaidon 80a) .. Das 9U�OEt6lt; SIcht tron seiner Minelposition innerhalb der Seele dem tm6UJ.l'lTlK6v nur in einer rdativen Differenz. gq;enübcr. mit diesem z.usammen aber ist es absolut und grund särzJ.ich vom A.OytOTlK6v unterschieden. limaios 69d-70a bcschrcibt dies in bildlicher Spra che: die sterbliche 5«Jenart (TO 9Vf1T6v) wird in der Brust. vom Kopf :als dem Bereich des TO 9Eiov dcudich durch den Hals ge:lrennt. angesiedelt; die heiden Bestandteile der inferioren Scclenart werden nur durch das Zwerchfall geschieden. Man wird insofern mit Bormann. Pla (On, 141. gegen Ricken, Philosophie, 88r eher von Sttleßteilen, wenn nich! von eigc.nclicher und uneigentlicher Sttle, zu sprechen haben (vgl. _jJfpo<;- in Polit.442b; 442c; 581a) " Phaidon 8Oc: ouv'l9polojJfv'1 au,", Eie; tal1T'f)v ... op6Wc; tptAOooq>oüoa; Polit.589a.b: .•
6 tvrÖ(: civ9pw1fO<;
Das
plalonisch.neuplatonische Erbe
113
2. Die Zwischtmttllung als Entschtidungssituation a) Philosophi� als Einübung in dm Tod "Mensch sein bedeutet. sich dem Seienden durch die Erkennmiskräftc zu wenden"70. Die asymmetrische GestaJr der Zwischenstellung des Menschen sent aus sich einen dynamischen Impuls heraus. einen Impetus. der das s[a tisch-neutraJe "Dazwischen" zu einem "Donhin" transformiere. Sein heißt Unterwegssein; Menschsein begegnet nur aJs Weg. aJs Wanderung'l. Das Noch·nicht der ungestörten und unwiderruflichen. noetisch vermittelten Ge meinschaft mir der Welt der auni Ta 1Tpay�aTa muß mehr und mehr ein geholr und zu einem Schon-da gemacht werden. Das komparativische Sein soll in zunehmendem Maße relativiert und die Gegenstände des Vergleichs einander angenähert werden. Zu den Göttern gelangt man nur auf dem Weg der Philosophie. d. h. der Bemühung um die reine und unbeeinträchtigte Schau der transzendenten Welt72• Das Eschaton ist noetisch gefüllt. Die v6llm<; als Erkenntnis des intelligiblen. unsichtbaren Seienden kann nur mit geschlossenen Augen erfolgen. d. h. umer AusschaJtung der sinnlichen Wahr nehmung und umer Abwendung von ihr7J. Noetik und Ethik bedingen ein ander. Die Intensität der Erkenntnis ist abhängig von der Progression und Perfektion der Ka6apOlc;7". Die Seele ist der Mensch. weil sie Subjekt der Reinigung wie der Erkennmis. der Leib hingegen aJs Repräsentant der Imma nenz Objekt der Reinigung und Hemmschuh der Erkennmis ist75• Erkennmis und daher auch Seelesein ist steigerungsfahig; Seele ist ein "Werdendes"76. Seel-sorge (tmlltAEIO Ti)<; 4'VX�C;)n als Option implizierr eine Forcierung
70
Bormann, PlalOn,
109 ,. Phaidon, 61 e; 67c: illfoorU.lla; Phaidon 67b: 1fOptUoPOI. Vgl. Guardini, Tod, 172, Anm. 33 (vgl. ebd., 173): �Die Vors{ellung PlalOns vom Menschen ist also nicht $!:I.tisch in der Form eines Bildes. sondern dynamisch in der Form eines Geschehens" 11 Phaidon 82b.c EIe; öt 6EWV ytvo<; Iln qnAoOtprloavn Kal 1faVTuW(: Ka6apci> {nnÖVTa
Öv 6tll� ocplKEi06al äJ.J..' � T4> cplAo�a6Ei 1J
Die sinnliche Wahrnehmung in den irdischen, sichtbaren Gegens{jnden zugedacht, kann aber bei der Erkenntnis des OÖpaTOV nur zum Irrtum (lfAavöTal) ruhren: Phaidon 79 b.c u Phaidon 67c. Das plawnische Analogi�prinl.ip wird l.. B. in Phaidon 66b ausgesprochen:
pn Ka6aP4> yap Ka6apoü tcparrTE06al Iln OU 6EPITOV n
�
Zum Erweis der Synonymil2{ von �Sttle" und �Mensch· vergleiche man folgende para.!. lele Formulierungen mir wechstlndem G�nus (maskuline Form fllr dv6pumO/;, feminine Air l4lUXrl): Phaidon 69c 0 öt KEKa6apIllVO<; TE Kai TEtV.EllptVO/; bEiot OCPIKÖ�EVO<; Ilua 6EWV ohcrlotll Phaid.82b.c: Eie; öt 6EWV ytvoc; Iln q:l1A<>qlrloavn Kai POVTEAW(: Ka6al>4> Oll 6tYle; 0cpIICVEi06al gegenüber Phaidon 8 1 a: 6p6öx; q:llAooocpoooa ... TOV AOI1fOV xp6\1OV IlUa 6EIÄ)v öulyouoa. Der Leib erscheim gegenüber dem ..Wir� als ein anderer: Phaidon 67a:
tav ön 1l00IOTa JJrlötv 6J.IIAwPEV T4> oWllan Jlllöt KOIVWvWPEV 1'6
Sonnemans. Seele, 280f.283 n Apol.30a-b; 2ge 1-2
1 14
Unstc=rblichkdl - der
römisch-katholische Ansan
der asymmetrischen Dimension des J.lETOeU, d. h. der Hinwendung zur Tran sundem. durch Abwendung von der materiell besrimmren Immanenz78• Man ist um so näher an der Erkenntnis, je weniger Gemeinschaft man mit dem Leib pAegt79, Die Sede. die Vernunft sieht sich einer Entscheidungssitua cion mit klaren altcrnativischen Möglichkeiten konfrontiert. Emweder wen det man sich dem Leib zu, gleicht sich ihm an und wird schließlich von ihm und den von ihm ausgehenden Begierden beherrschcM. Die Begierden (tm6uJ..liOt) nageln die Seele an den Bereich des Irdischen fest; der Leib wird zum Kerker der Seele" . Dann wird die Richtung der asymmetrischen Tendenz umgekehn; der Leib zieht die Set.le immer weiter herab82, Oder die Seele zieht sich in sich zurück und wählt eine philosophische Existenz'). Der Tod als Trennung der Seele vom Leib&4 ragt als Finaldimension in das Leben hinein und macht die Ethik zu einer Antizipation der Eschatologie. zumindest was deren privative Seite betrifft. Askese wird quasi zu einem täglichen Tod im Kleinen85. Der Philosoph geht freudig in den Tod. weil er dann endgültig das im Leben Geliebte erlangt, die Weisheit (rpp6VT)0lC;), und dessen, was ihm zuwider war, endedigt wird86• Der Tod selbst ist jedoch ebensowenig wie die Philosophie als vorwegge nommener Tod letztes Ziel, sondern nur willkommenes Mittel zum Zweck, eine Wohltat, aber noch nicht das Hei187• Ob der Tod ersehnte Vollendung des Lebensweges oder nur Ende einer Etappe im prä- und postmortalen Dasein der Seele in, hängt vom Ob und Wieweit des philosophischen Weges ab. Der Tod ist gut, wenn man selbst gm ist". Der psychophysische Dualismus, wie er in der Sollbestimmung des Todes seinen manifesten Awdruck findet, ist in strumentales Korrelat der Transzendenzrelaüon der Seele. Der Tod kann ein wertloses Geschehen sein, wenn es durch eine dem Leib ergebenene Lebens71
Dies ist ckr Hinll�rgrund d�r PrioriLit dc:r Tup=nd vor dc:m �ich[Um in d�r sokntisch�n V�rt�idigungsrc:d�: c:bd. 7t Phaidon. 67a: tVVlmhw toojJt60 TOll dötvol ön jJ(U.IOTa jJTJ6tv 6jJIAWjJEV T� oWjJan jJl16t KOIYWvW�EV; vgl. 66 d-c 10 Phaidon 81b: ow�aTOtI6b; (vgl. 83<1); 82c: q)IAOXP�jJaTOI; q1iAOPXOI; q)IMTI�OI; vgl. 81�; 82e: rlJv 6EIVÖTf1TO; vgl. 68b: q)IAoow�aTOC;; q)IMn�oc; I, Phaidon 82�: ElpVjJou 11 Phaidon 81 e IJ Phaidon 8
tYYUTChw öVTa TOU n:6vovCI! OÜTW env
" Pha.idon 67e-G8a 11 Pha idon G2a; I 15a-11 8a. Dies hdxn Sonn�mans. Sccl�. 232.235. und Pi�pI!r. Unst�rb lichkc:it. 89. h�rvor. .. Vgl. Friedländer. Platon. 31; Rick�n. Un.stc:tblichk�il. 100
Das platonisch-neuplaronische Erbe
115
weise 1.U leiblichen Verwachsungen in der Seele gekommen ist", die funktio nal-akzidemelle Verbindung zum Leib zu einer - wenn auch revidierbaren subscamieJlen geworden in und die Se<:le tron der Lösung vom jeweiligen Leib im Bereich des Irdischen festgenageh bleibt90• Er ist aber niemals schlecht und kann auch nicht zu einem negativen Ereignis gemacht werden. sondern als Widerpart der Inkarnation der Seele gut und nur - wie soeben gesehen - z.eirweise neurralisierbar. Der Tod ist ein natürliches Faktum, weil die Inkarniertheit der Seele kein Dauer-, sondern ein Übergangs-. weil Be wäh rungsz.ustand sein soll. Er muß nicht überwunden, sondern in das Leben instrumemal imegriert werden. Die Dynamik auf den Tod hin ist der Bewe gung auf das ewige Leben in der Ideenwelt hin nicht emgegengeserzt, son dern wie der Leib der Se<:le gegenüber akzidemell zu- und eingeordnet. Zu gespitzt gesagt: tkr Tod in tkr hitT vorausgtUfZlm Dtjinirion ist nicht Gtgtmpitkr, sontkrn Funktion und \ltrbüntkttr tks Ltbt!tJ. Dies trifft zu, weil Tod und Leben auf Leib und Seele verteilt werden. das Leben aber sich als steigerungsfahig erweist und der Tod als Trennung vom Leib Werkzeug zur Überwindung der Differenz zwischen Schon und Noch-nicht des Ltbens ist. Ob de facto Tod und Heil zu Simulranereignissen werden, hängt von dem in diesem Leben eingenommenen innerkonsrirutionellen Verhälmismo dus ab. d. h . davon. inwieweit dieses Leben ein beständiges Sterben. also Ahuerben gegenüber dem Somatischen war91•
b) Gtn'cht als Rtinkarnation Die negative Dimension nicht nur des Todes, sondern auch des Gerichtes ent fällt fast VOllständig. Wer den Ideen zugewandt gelebt hat und in genügendem Maße gereinigt in, dem iu nach dem Tod ein unmittelbares Eingehen in die Ideenweh, ein Hingelangen (aqHKvtiaOOl) zu den Göttern und die Schau der transu:ndenten Sphäre vergönnr92• Eine Hinwendung 1.Um Leib föhn hinge gen zur Befleckung und Verunreinigung durch ihn. zu einem Abhängigkeics verhäl tnis, das sich in der Übernahme auch der Sitten und Gebräuche des Leibes und in der Ergebenheit seinen Begierden gegenüber äußerr9J• Die Lust " So kann man das aw.,.aToEI6t� (Phaidon alb; vgl. 83d) deuten; so Bormann, PlalOn, 140 � Vgl. Phaidon 83d--e 'I Alle Versuche Sonnemans, Seele. 266f.268.278.280.286, durch eine Aluentuierung des Kompat1ltivs und der - doch nur u:ilWeiligen - Inexistenz. des Leibes in der 5«le den psycho physischen Dualismus in d�r platonischen Konzeption abz.umildern, erscheinen von dem oben Darge5lellten her als zweifelhaft. Nur die Verkennung d�r asymm�trischen Dimension des .,.uaeö kann ihn z.ur aristotdisch�n Auslegung von Phaidon 79b--80a verleitet haben (ebd 243.263. 265), so als gehöre zur Natur des Menschen gleichrangig Leib und Seel�. obwohl doch Rir PlalOn nur die 5«le als der eigendiche Mensch von Interesse ist! u Phaidon 82b-<; 69c " Phaidon 81 b: �E"'lao.,.tVfl lCal OICa60PTO(; TOÜ aw�aTO(;; 80e: T4> aw.,.an od euvoüaa. .•
1 16
Unsrerblichkeit - der römisch-katholische: Ansan
(�öovi]; Alnfll), von der man sich beherrschen
ließ, nagelt die Sc:e1e an den Leib fest�. Die Sede hat sich durch ihr Verhalten dem Leib gegenüber kon form gemacht und wird so nach dem Tod wieder nach unten. zum Sichtbaren gewgen9S, Weil die Seele sich entgegen ihrer ursprünglichen leibtransu:nden {cn Position dem Bereich des Leiblichen zugewandt hat, vermag sie im Tode nicht die Grenzen des Somatisch!::" zu übersteigen. Eine Reinkarnation erfolgt - und zwar so, daß der neue Leib dem im frühe ren Leben prägenden Charakter entspricht96, Das Gericht ist kein imerperso naler Akt. sondern Realisierung eines narurgesenlichen Prinzips. Vor allem aber ist es revidierbar, insofern es in einen pädagogisch wirksamen Prauß aufgelöst wird, dessen Zielpunkt die dann nur verspätet nachgeholte Schau der Ideen ist. Der Mensch muß nicht eigentlich aus dem Gericht gerettet wer den. Vielmehr schafft das Gericht a1s Reinkarnation die Voraussetzung für die ethische Bewährung und Besserung a1s konstitutives Korrelat des noetisch er langten Heils. Die Alternative heißt nicht Heil oder Verwerfung, bleibende Gottnähe oder -ferne, sondern sofonige Gemeinschaft mit den OUT(l Ta 7rpaYIJOTO oder Umerwegssein zu diesem Ziel'? Die Deutung des Gerichts als Ingangsetzen und Ingangha1ten eines reinigenden Proz.esses foreien den anthropologischen Dua1ismus des platonischen Systems". Der Leib ist Straf und Reinigungsmittel, weil die Reinigung nur in und gegen ihn erfolgen kann. Die Seele hingegen ist Subjekt und Gegenstand der Reinigung und so mit auch des Heils.
Kol TOitTo 6Epon60uoa Kai tpWoa; 81e: auvouoia ... euvtiVOI ... eUjJlpUTOV; 83<1: 6J,J6TPOlf' � TE Kai 6J,J6TI>01JO( 94 Phaidon 83d: 1fPOOTlAOi aurilv lfpOc; TO oWjJo Koi 1fPOO"lfEPOVQ: Kai 1f01Ei 6jJ6Tpolpoc; " Phaidon 81 c: !>"KETal 1fQAlV tl� TOV 6paTOV T6lfOV (JI6ßI.jl TOll O:EI6oiH; Wi
Phaidon 82a-b: wer z. B. der Völlerei frönte, kommt als Esel wieder; wer ein Räuber war, wird e.in Wolf, Geier, Habichl 0.:1:. " DieK Akumuierung der platonischen Konz.eption muß etwaS revidiert werden, weil im Schlußmythos des Phaidon C l 13d ft) auch ein Au fbcwahrungson fUr endgültig Unheil�re angenommen wird ( I 13c:). Aber deren Zahl ist im Vergleich zu denen. die mehr oder weniger schlecht und daher verbesKrtnr sind. denkbar gering. Das �enüber des Eingangs in die ldttnwelt bleibt grundsätzlich die Reinkamadon: vgl. Phaidon 63c; 64a; 69<:; 72d; 8Od; 8 1 a.d-c!; I07a-d; Nomoi 888 b; 904e; 90530 u.Ö. " Der Hinweis auf den platonischen Gerichtsgedanken entlastel Pl3olon und damit auch die römisch-katholische Position also gerade nicht vom DU:llismu5vorwurf, wie es Pieper. UnSterb lichkeit, 90, behauptet.
Das platonisch.neuplatonische Erbe 3.
1 17
Die hierarchische Dynamisierung der Zwischenstellung (Augustin)
a) Intelkktivitdt ab Rtalgrund tkr Hitrarchit a) Inttlkktivitdt ab &ultionsmodus
Der Mensch ist ein sterbliches und vernünftiges Wesen und nur er ist dies?9. Die Sterblichkeit trennt ihn von GOtt; die Vernünftigkeit erhebt ihn über die Tierwelt und verbindet ihn zugleich mit Gon. Die den Menschen in besonde· rer Weise auszeichnende Tätigkeit ist das Denken als Vollzug der imellektiven Srruktur1°O. Sein Gegenstand, die intelligible Welt, Gon, ist im Denkenden präsem; er muß irgendwo seinlOl und dieser Ort und Repräsentant der oberen in dieser Welt ist die als Abbild Gones geschaffene Seele102• Die Seele darf nicht von den üblichen Narurelememen her verstanden werden, sondern nur von Gon her, als von ihm geschaffene und mit einer ganz bestimmten Narur versehenelO'. Die Seele ist als "animus" - diesen Ausdruck bevorzugt Augu stin 104 - Subjekt und Gegenstand einer wechselseitigen lnexjstenz mit den Inhalten der intelligiblen Welt. Lentere werden in ihr vorgefundenl�, nicht erst von ihr produziert oder nachträglich zu ihr in Beziehung gesen(. Es be steht eine in der speziellen geschöpflichen Konstirution, d. h. in der lntellek tivität der Seele begründete Verbindung (coniunctio) zwischen dem "animus" und dem .,verum"I06. Diese Relation ist unaufhebbar vorgegeben; die intelligi ble Welt hat sich untrennbar (inseparabiliter) mit dem Intellekt des Menschen verbunden 107. Wenn das genuine Proprium des Menschseins in der Vernünftigkeit liegt, dann ist das Menschsein in seiner Eigentlichkeit und Originalität intensivier bar je nach dem Grad der Akrualisierung der in der Imellektivität angelegten " Augustin, IR: quant.an.25.47: esEL 89,190.21-24 100 Oe immon.an. 11,2: esEL 89.102, 1 5f.: HRatio ... am animus esl aUi in animo� 101 Sol. 1.1 5.29: esEL 89.43,7- 1 3 10: Oe quam.an. 11,3: CSEl 89,134.4f.; 89.133, 18: ftdeo similis� 10j Oe quam.an. 1,2: esEL 89,132,1-133,14; bes. esEL 89,133,IOf.: Ha deo an imam fac· fam el propriam quandam habere nalUram� 'IM Repräsentativ nir vide Belege ist die Definition des animus als ..substantia quaedam rationis particeps regende corpori adcommodala" (IR: quant.an.l 3,22: esEL 89,1 58,6-8) lOS IR: immort.an. IV,6: CSEl 107,18(: �invenire" 1015 I)(: immon.an. VI, 1 1 : esEL 89, 1 1 1 , 1 -6: "Quare ista coniunctio intuemis animi el eius veri, quod imuelur, aUi il.a esl, UI subiecrum sit animus, verum aUIC�m illud in subiecto; aUI comra subiectum verum el in subieclO animus; aUI utraque substantia". Vgl. Rief, Ordobegriff, 266, der heraussteIlI, daß die �sciemia nichlS anderes iSI als die vom Menschen auf Grund seiner Vernunftnarur (mens) verwirklichle Möglichkeit, mil dem. was er nicht selbst ist, geistig in Verbindung zu rrelen" 107 Sol. 11,19,33: CSEl 89,92,5-8: "Quod si quadibet disciplina ita est in animo ut in subieo:o inseparabiliter nec interire veritas POlest"
Unsrcrblichkei( - der römisch-katholische Ansan
118
Bezogenheit auf die Transzendenz. Die anima humana ist aufgrund ihrer Ver nünftigkeit ("proprer radonem atque sciemiam") weit über die tierische. von den Sinnen bestimmte Seele erhoben ("longe praestamiora sensibus"). Je mehr sich ein Mensch den Sinnen l.Uwendet. um so ähnlicher wird er den Tieren werden 108 . Die konstitutionell, d. h. im protologisch mitgeserzten Vernunftbesitz be gründete MittelsteIlung (medietas) des Menschen besteht im Wissen um das Gute und Böse (scientia boni er mali), d. h. in der Fähigkeit zur Erkennmis und Wahl des richtigen WegeslO9• Der Mensch weiß, wohin er sich zu wenden und wovon er sich abzuwenden hat, Eine Reihe negativer und positiver Gor resprädikacionen 110 begründet die Exklusivität GOttes, aus der die Theozen· trik der Lebensruhrung zu folgen hat: "Deus, a quo exire mori, in quem redire reviviscere, in quo habirare vivere est"II • . Die Finalbescimmung, also Gon, kann nicht mit der separativen Dimension (a quo ex..ire) identisch sein, son· dern macht alles außerhalb Gones Befindliche zum Gegenstand der Separati· on. Die Exklusivität der Bez.iehung ist die Voraussetzung für die Schau Gor· tes1•2• geht um die Gesundheit der Augen (der Erkenntnis) 1.'. Die Objekte irdischer Bedürfnisse wie z. B. Nahrungsminel dürfen allenfalls gebraucht (mi), sollten aber gemieden werden, um sie nicht zu einem .,impedimentum cogiutionis" werden zu lassen ll4. Die Erkenntnis ist ein Geschehen, .,das mit der Abkehr der Seele vom Körperlichen und ihrer Hinkehr zur unveränderli chen Wahrheit ineins geseczt werden kann" m. Der Bereich des Irdischen. des sinnlich Erstrebten und Wahrgenommenen wird nicht in die Gouesbeziehung integriert, sondern ihr als Widerpart entge· gengeseczt. VernunfUätigkeir und Sensualität schließen einander ausl16. Wenn
Es
10.
Oe quant.a.n.28.54: esEL 89,200,21-23; 89.201 .2f.: .quamoque in sensus dedinat ma gis, tamo similiorem hominem pccorii &cir". Vgl auch Künz.le. Seele, 8 10'1 Dazu Rief. Ordobcgriff, 152.266.277-279 110 Sol. 1.1,4: esEL 89.7,14-19: "una aeterna vera subslanria. ubi nulb. discrepanria, nulla confusio. null:a transitio, null:a indigemi:a, null:a mors, ubi summ:a concordi:a. summa evidemia, e u.njhilrtdund:am" (Hervorhe summ:a const:ll\tia. summa plenitudo. summa vita, ubinjhjl d bung vom Verfasser) 111 Sol. 1.1,3: CSEl 89,5,19-6.1 II� Sol. 1.9.16: esEL 89.26.1-3 (bzgl. Gescllsch:aft der Freunde. Gesundheit. lieblichem Leben als Gegenständen der liebe neben Gon); ..Omnibus igitur adhuc morbis animi el per· rurbationibus agilaris. Quaen:am ergo talium oculorum impudenti:a est, vdle illum solem vide re?" 11) Sol. I, I 0, 17; esEL 89,27.18(: ..Agitur enim de sanitate oculorum ruorum" 114 Sol. 1.10,17: CSEl 28,7-9; 28,9- 1 1 : �t:aß(um ab ca pcto, quantum in valerudinis opcm conferri potest" IIS Rief, Ordobegriff, 152 I " Oe immort.an. X.17: CSEl 89.118,15-17: "tamo si aliquid intdlexisse since.rius. quan to rcmovere atque subduccre intentionem mentis a corporis sensibus potuit"; Oe qu:ant.an.37.751 CSEl 89,223.13-16: �Qui profccto in ca non inSlaurarur [spiritus), nisi "rjus COT mundum fuerit. hoc esl, nisi prius ipsa cogitatio ab omni cupiditate ac &ecc rerurn mortalium sese cohi·
Das plaronisch-neuplatonische Erbe
1 19
die Denk- und Erkenmnisrärigkeit das Menschsein aJs solches konstiruieren und die Gottesrelation vollziehen, dann wird die Leiblichkeit zur uneigendi ehen Aussage über den Menschen. Die Geistseele (animus), der Mensch aJs Vernunfrwesen ist der Mensch im engeren und eigendichen Sinnel17. �)
Immat"ialität: AuswriJ tUs mmtit//m Plus' tkr Suk
Ein Körper ist elWas, das eine räumliche Ausdehnung nach Länge, Breite und Höhe hat und mit kJeineren Teilen einen kleineren, mit größeren Teilen einen größeren Raum einnimmtllS• Eben dies möchte Augustin im Hinblick auf die Seele bestreiten. Gemäß dem plaronischen AnaJogiesatz ist ein Rückschluß vom Erkennmisobjekt, seinem Seins modus her auf das Erkennrnissubjekt möglich, wobei der Vollzug des Erkennmisvorgangs vorausgesetzt wirdll9. In einer Reihe von geometrischen Erwägungen sucht Augustin nach einer Figur mit höchster Gleichheit (aequaJieas) 120, d. h. mit möglichst geringer Teilbar keit durch maximieree Unabhängigkeit gegenüber den drei Raumdimensio nenl21• Als einzige geometrische Größe entspricht der Punkt den Anforderun gen. Er kann, weil unkörperlich, nicht mie den körperlichen Augen, sondern nur durch den animus aJs einem daher auch unkörperlich Seienden erkanm werdenl12• Außer von den Erkennrnisobjekten, deren wichtigstes GOtt istl2J, kann vom Erkennmismoous her auf die Unkörperlichkeit - und damit auch: Körperüberlegenheit'2� geschlossen werden. Die Sinneswahrnehmung aJs Er-
bueril el eliquaveril� (Hervorhebung vom Verfasser); Sol. 1I,20,35/CSEL 89.97.l Of. (bzgl. der phamasia): "manifeslUm esl el mullUm eam diff'erre a verilale el iIIum. dum haec: videmr, non vidert 111 Rief, Ordolxgriff, 260. verweisl auf Oe mor.eccl. J,4,6/Pl 32. 1313, wo Auguslin sich zwar nichl d.trur entseheiden bnn, ob der Mensch nur Seele. nur leib oder eine Einheil aus beidem sei. aber das sirdiche leben, auf das es AuguSlin ankomml. konOIe nur von der Seele her entworfen werden. Der innere und eigentliche Mensch iSI die Geistseele, der Vetsland: Oe civ. X,29ICChr.SL47,30S. 43-50; vgl. Oe: Irin. lV.3,6: CChr.SL50.84-- 1 12; C. Faust.24,21 CSEL 25,721 ,7-724,24; Oe: mor.c:cd.I ,27.52/PL 32,1332: �Homo igitur. ur homini appam, anima falionalis esl monali uque !errcno ulens corpore�! Dazu Schwan., Exislenz. 329 111 Oe: an. IV. 12.17/PL 44,534: �corpus esl quid-quid majoribus CI minoribus suis panibus majora et minora spuia locorum obtincntibus constat�; vgl. IV, 2 1 ,3S/Pl 44,544; epiSl. I66nAI Pl 33,722. Dazu Rüsche, Sc:denpneuma, 59 119 Vgl. daw Gn.bmann. Augustinus, 47f. 110 Oe: quant.an. lX.I4/CSEL 89.147,16 111 Oe: quam.an.12,20/CSEl 89.1 SS,2f. (bzgl. länge, Breile. liefe): �Ulud autem signum per semelipsum esse el nullius horum indigere manifesturn eslM IU Oe: quam.an.13,22/CSEL 89,157,1 0-12: �si corporea corporeis oculis min. quac:dam rerum cognarione ccrnunrur, oportel animum. quo videmus iIIa incorporaJia. corporeum cor pusve non esse" tU Die Immaterialitär GOtles wird hier v.a. als Immurabilitiil präzisiert: vgl. Oe: immorl.an. 11,2; 111,3(; VI,II IH Oe: quant.an. 1II,4/CSEL 89,135,25; 89,136,1 f.: �sed co pretiosior el pluris aeslimanda sir, quo nihil horum I-länge, Breile, liefe] habet. Ddnde utrum verc nihil horum habcal. videbimus�
120
Unsterblichkc=it - der römisch-katholische Ansan
leiden an einem anderen On als dem eigenen, ist nicht ohne einen rationalen Schluß, also nicht ohne die Geistseele möglich. Die Seele arbeitet auf über �nsualer. also immaterieller Ebenem. Die &e1e erkennt nicht nur unkö�rliche Dinge. sondern belebt auch den Körper auf eine nicht in den Grenzen und Geserz.en der Materialität be schreib- und einfangbaren Weisem" Die Gegenwan der Seele vollzieht sich nicht auf extensiv-molare. sondern imensiv-dynamische Weise, d. h.: inten riooe non mole127• Die Seele darf nicht quantifiziert werden. Ihre Größe und Bedeursamkeir in nicht an einer entsprechenden räumlichen Ausdehnung ablesbar. sondern an ihrem Vermögenl2S• Eine Bttinflussung der Sede kann nur auf der ihrem Wesen entsprechenden Ebene geschehen, d. h. durch Belehrungen, nicht durch physische Kräfi:el29. Augustin bestreitet einen psychophysischen Paral· Ielismus bzw. eine entsprechende Imerdependenz. Dem immateriellen Seins- und Tärigkeicsmodus muß in der Finalisierung des Verhaltens Rechnung getragen werden. Die Theozemrik wird gleichsam manifest in einer Emmaterialisierung durch Interiorisierung des Lebens. Die Hinluhrzu Gon erfolgt über die Abluhrvon den Dingen und Eink�hr in sich selbst; das Äußere, Materielle ist das Umere, Inferiore, das Innere hingegen das OberelJO. Ziel ist eine zunehmende Vergeistigung und damit eine Maxi· mierung der Eigemlichkeit seiner Existenz als eines imellektiv strukturiercen Wesens!)l. Der Wechsel vom alten zum neuen Menschen ist hier nicht ein pneumatisches Geschehen, sondern wird ethisch vollzogen. Der alte Mensch In
So wird z. B. vom Sehen des Rauches auf das Vorhandensein des Feuers oder durch das ikobachten von Greisen. die einmal Jünglinge waren. aufden Alterungsprouß geschlossen: Oe quant.an.24,4.5/CSEL 89.188.5-8; 24,461CSEl 89.189.17. Die Seele verleiht den Augen mir dem Gesichwinn das Vermögen. an einem anderen als dem eigenen On e(W2$ zu erleiden: Oe qU2nl.an.30.59/ CSEl 89.206.18-23; der Begriff der leib--scclischen Einheit (conlem(>(:ratio) ist keinesfalls im arinotdischen Sinne gemeint. �il zwar der Seele nichu: den Leib Bctrcffendes entgeht. sehr wohl aber umgekehrt. u, Oe qU2nt.an.32.68/CSEl 89.216.6-10 (berogcn auf das Beispiel eines zcrhackten Wur· meso dessen Teile weiterlebten): "Non enim locum ipsa. scd corpus. quod ab cadem agebatur. tenebat. sicut iIIa significatio non distenta (>(:1 tempus. omnes l<1men nominis linef2.S suas mof2.S ac tempora possidentcs velut animaverat atque complever:u" lJ7 EpisI.166 nA/CSEl 44.550.10-553.8; De Gen. ad litt. VIII.21 .421CSEl 28/ 1.261.1-14. Duu Rüsche. Scelenpneuma. 60 n. Oe quant.an.14.23/CSEl 89. 159. 17.19: "ncque corporea ... tarnen l<1llfum v:alcat in cor· pore"; 17.30/CSEl 89.167.5-8 (bzgl. longanimitas): "ad nullum spatium. scd ad vim quan· dam. id est ad potcsl<1tem potentiamque animi rc\aa." n, Oe qU2nt.an.20.39/CSEl 89.179,20-180,13; vgl. 17.29/CSEl 89.166,1-21 00 In de quant.an.35,79/CSEl 89.228,17[ nennt Augustin sieben Stufen eines zu bege· henden Wegcs: "de corpore. per corpus, cira. corpus, ad �ipsam. in �ipsa, ad deum. apud deum". Vgl. dazu Perl. A1leingcspriiche. 1 1 ; Grabmann. Auguslinus. 45.50[ 1)1 Die Sttle der liere ist hingegen weit mehr und vor allem unrcvidierbar an den Körper gebunden: Oe quant.an.28.54/CSEl 89.200. 19: ..anima bcluarum magis corpori adfixa CSt"
Das platonisch-neuplalOnischc= Erbe
121
ist der entgegen seiner mit dc=r geschöpflichen Konstitution vorgegebc=nen Be stimmung materiegebunden Lebende. Der neue ist der ursprüngliche Mensch und der Weg vom alten zum neuen besteht in der Überwindung der Materie bezogenheit'32.
b) Mitt� als Vennittlung Der Mensch als animus findet sich in einer Minelstellung vor. Ober (supra) ihm ist Gon, unter (infra) ihm der Leib133• Die Seele steht Gon näher als der Leib und wird früher und mehr von der Tätigkeit der höchsten Wahrheiten erfaßt'}oi. Sie ist als weiter oben stehende werrvoller als der Leibm. Das Leben des Fleisches ist die Seele, das Leben der Seele aber Gonl36• Ein direkter Kon� takt von Gon und Materie wird vermieden; Gon unterwirft sich das Körper liche nur dadurch, daß er sich die Seele unterordnet, die ihrerseits den Kör per beherrscht137• Das höchste Sein verleiht dem Körper durch Vermittlung der Seele seine Gestaltl38• Zwischen der unveränderlichen Wahrheit und dem letzten belebten Glied steht die Leben spendende Seelel3? Die Seele belebt den an sich sterblichen Körper durch ihre Gegenwarrl�. Das Verhältnis von Seele und Leib ist einseitig bestimmt und verläuft nur in der Richtung von oben nach unten. Der Leib ist von der Seele, di'! Seele ihrer seits von Gon abhängig; eine reziproke Dependenz besteht nicht. Die Seele geht eine nur aktuale und akzidentelle, weil auf ihre Tätigkeit beschränkte I Jl Dc= quam.an.28.5 5/CSEL 89.20 1 . 1Of.: �ab his (sensibusJ potius ad sc:ipsam conligat et
repuerC5Ca1 dwM; 89.20 1 , 1 1f.: "quod es! novum hominem fieri vetere e:xutoM• Zwar lehnt cs Augustin später (Retnet. 1,s,3/CChr.SL.57, 16,28-33; I, 1 1.2/CChr.SL.57.33, 12-34. 27; 1.3,21 CChr.S L.57,12,9-1 3,34) ab, daß die Loslösung vom Leib Tugend bedeute und der Weg zu COlt über eine Flucht vor dem Körperlichen fuhre, aber die Crundslimmung, daß das Irdische ein Nichts ist, bleibt (Serm.301 ,IX,8/PL 38,1384: "Calcue dwrsum quid; quia nihil CStM). Dazu Schwan, Existenz., 353.356. Zudem waren ja gerade die hier zitierten stark neuplalOnisch bednflußten Frühschriften (Oe quant.an; Sol.: Dc= immon.an.) wirkungsgcschichdich einfluß reich und werden z. B. von Grabmann, Augustinus, 25, als Grundlage du dgenrlichen Inlenti on in der formal sich an AriSlOtdes anschlie/knden thomanischen Konzeption ausgewiesen. I)) Vgl. Grabmann, Auguninw, 20f. 1)4 Dc= immorl.an.1 5,24/CSEL 89, 125. 16f.: Mprior adficilUr anima quam corpus, nec prior tantum, sed etiam magis" u, Dc= immort.an.1 5,24/CSEL 89,125,17-19; vgl. 16,25/CSEL 89,127,15f.: ..In qua ge· nere CSt anima corpore mdior el potentior"; 13,20/CSEL 89.122,17 (im Bezug auf die bele bende Tätigkeit der Seele): "Nihil autem horum fieri POICSt. si non sit corpore mdior" 1)6 In loh.47,1 O,8/CChr.SL36,408,1 1f.: ..Vila arnis lUae, anima tua; uila animae tuae, Deus tuus" IJ7 Dc= quam.an.36,80/CSEL 89,229,6-8: ..Deus ... subicit animae corpus, animam sibi el sic omnia sibi ..." lJt Oe immorl.an.1 5,24/CSEL 89,1 25,20-22: .. Hoc aUlem ordine intdlegitur a summa cssc:ntia speciem corpori per animam tribri, qua CSI, in quantumcumque est" I " Oe immort.an.1 5,24/CSEL 89,126, 15-18 140 Oe quanl.an.33,70/CSEL 89,21 8,6f.: "corpw hoc terrenum atque mortale pracsentia sua vivifical"
122
Unsterblichkeit - der römisch-katholische Ansarz
Verbindung mit dem Leib ein. Es kommt zu einer nur temporären und gleich sam nur kasuellen Konvergenz'�I. Der Körper ist auf den rezeptiven Status des zu Bewegenden festgelegtl42, Dem Leib kommt eine instrumentale Bedeutung z.u: "Nam mihi viderur esse suhstamia quac:dam rationis particeps regendo corpori adcommodata"JO, Erst dann kann von einem homo ordinarus gesprochen werden, wenn das Höhere die (Orale Herrschaft über alles andere im Menschen ausübtt.... . Der Leih ist. insofern er in seiner angestammten Rolle bleibt, ein bonum infir mum, dem durchaus ein ästhetischer Wert 7.ukommcI41• De faao ise die ursprüngliche Ordnung zerbrochen. Eine negative Bewe gung von unten nach oben hat eingestnt. weil der lLib sich seiner Ein- und Umerordnung verschließt und mit einer cupiditas dagegen rebellien'�. Wie die Goncsrelation, so wird auch die Sünde inneramhropologisch aufgeteilt. so daß jeweils die eine Dimension nur in abgeleiteter Weise aufgrund der akzi dentellen Verbundenheit untereinander an dem für die andere Dimension Kennzeichnenden teilbekommt'�1. Der Leib ist nun nicht mehr Instcumem. sondern Kerker der Seele'�8. Die Bewegung von oben nach unten soll nun 1(' Oe immon.an. I 3.20/CSEl 89.122.14-16: .Nam omnis eius adpe!ilus ad corpus. aUI UI id possideat, esl, aut UI vivifittl, aUI UI quodammodo f.abrittlur, aUl quoli�t paclO d consu· 131"; 5e'rm. 161 ,6IPL 38.880: .Praesenda quippe animae um caro vivil, el quamdiu in c:arne lua praesens esl anima wa. necesse esl, UI vival caro IUa. lIIe aUIC:m. qui mam monem quaeril. dittre vuh de carne lua viram luam. qua vicit caro tua·. Dazu Schwan, ExiSlenz, 330f.335.340; ru,f, Oroob
Das platonisch-neuplatonische Erbe
123
nicht nur belebend und erhaltend. sondern heilend wirken und die ursprüng liche Ordnung wiederherstellen. Die Seele vermittelt die von GOtt empfange ne Gnade - als gratia medicinalis'�9 - weiter an den Leib. wodurch das Wider einander von caro und spiritus in ein Zueinander überführt. d. h. die hierarchische Ordnung restituiert wird. Der Leib ist nur ein parvum bonum. wenn für ihn die Seele ein summum bon um iStl�. Im Hintergrund der Dynamisierung der geschöpflich gesetzten Hierar chie steht die neuplatonische Variierung des platonischen Ansatzes. GOtt und Welt werden aus ihrem starren Gegenüber befreit. Die funktionale und zeit weilige Bindung der Seele an den Leib wird inhaltlich präzisiert, insofern diese als Weitergabe und Vermittlung eines bereits von einer hierarchisch weiter oben angesiedelten Instanz Hervorgebrachten vonscatten geht. Die Seele wird zum vermittelnden Dritten zwischen der rein geiscigen und der materiellen Wd t151• Der starre kosmische und - mikrokosmisch analog auftre tende - inneranthropologische Dualismus scheint durch den Gedanken der stufenweisen Vermittlung abgeschwächt zu sein152• Aber die tätige Hinord nung auf den Leib konstituiert nicht die Seele in ihrem Wesen. sondern nur in ihrem Amt. Tatsächlich bleibt die Seele durch ihre inrdlektiv-immateriale Struktur nicht nur graduell. sondern qualitativ vom Körperlichen unrerschie den. Dä.S Physische verläuft nich{ parallel und inrerakriv zum Psychischen. sondern unrergeordnet und rezeptiv.
4.
Vereinigung mit Gott als ethisches Postulat (Origenes)
Der Mensch ist ein vernünftiges Wesen und enthält als solches das Prinzip der Bewegung und Veränderung in und von sich'H. Er ist von Anfang an und bleibend frei. d. h . fahig zu verschiedenartiger sittlicher Enrwick.lung in Enr sprechung zu dem von der Vernunft gewiesenen Weg oder im Widerspruch dazu 1�. Kennzeichnend für den origenistischen Ansatz ist der Ausgangspunkt bei einer Phase des präexistenten. d. h. des der irdischen Existenz vorgelager ten Seins. Der Mensch gehört zu den ursprünglich präexistent geschaffenen, immateriellen Geistern (AoYIKa; Aoyum\) und hat wie alle anderen seiner so gearteten Mitgeschöpfe. allerdings in einer für ihn spezifischen Intensität ge sündigt. Die quantifizierende Betrachrung der Sünde erlaubt eine Differen zierung der Sünden folge. die in einem unterschiedlichen Feinheitsgrad der I.' � nal,54,63/CSEL 60,279,27; 60,280,20 1 )0 Enarru.1 46,6/CChr.SL.40,2125.5-9; 40,21 26, 26-30; vgl. De mor.ecd. 1,5,7/Pl 32,1313: Esl ergo summum corporis bonum, non voluplas ejus . sed omnino anima". Dazu Schwan., Exisu:m., 345[ 1)1 Dazu Doerrie, Ikgriff, 27f.42f. 1)1 Vgl. Rü.sche, Seclenpneuma, 51 I " Origc:nes, Oe princ. 111,1 ,2/GCS V, 1%,3f.8f. 1 � Oe: princ. 1I,9,6/GCS '1. 1 69,28-170,5 ..
..
1 24
Unsterblichkeit - der römisch-katholische Ansarz
von den gefaUenen Geistern strafweise angenommenen Körperlichkeit be· steht, Die wenigsrgefallenen Geister. die Engel, erhaJrcn Körper feinster Bil· dung; die Dämonen inkarnieren sich in dunkle Körper; die Menschen stehen dazwischen lH, Die Mittelsccllung des Menschen wird hier also nicht im Ge genüber zur Körperwe!t, sondern im Hinblick auf die Beschaffenheit des je weiligen Körpers ausgewiesen. Sie beruht nicht auf einer spezifisch menschli chen geschöpAichen Konstitution. sondern auf dem Modus der Applikation einer der Geisterwelt allgemein mitgegebenen Fähigkeit. eben der Willens freiheit und Vernunft. Der gemeinsame Umerschied aller Geister gegenüber GOtt bzw. ihrem prälapsarischen Status besreht im Daß der Leiblichkeit, ihr Umerschied umereinander in deren Wie. Das nDazwischen" des Menschen meim hier nicht die Besonderheit einer Existenz in doppelter Konstitution und Relation, sondern eine im Vergleich zu den Engeln und Dämonen minIe re Ausgangsbedingung zur Erreichung des gemeinsamen Ziels, nämlich der (Wieder-)Vereinigung mit Gonl�. Der Leib ist als Gefangnis der Sec:le von vorneherein minderwertig; er er hält aber als Eniehungs- und Bewährungsort einen relativen WerrlH. Die See le steht als ouma 6,6paToc; Kai aowllaToc; IS8 in einem qualitativen Gegen satz zur Materie, aber bedarf eines körperlichen Substrates bzw. einer niederen, stofflichen Seele als einer Vermitclungsinstanz zur jeweiligen Au ßenwdtI5'. Handlungsziel ist die völlige Loslösung der Seele von allem Kör perlichen. also quasi deren Respiritualisierung, eine wiedergewonnene Exi stenz als reiner Geist als Vo raussetzung der Vereinigung mit Gon. Die Seele soll herausgehen aus allem Immanent-Sichtbaren l60• Die Heiligung des Men schen, die vor allem in der Separation von dem Materiellen besteht. ist Dispo sition und konditionales Korrelat der Einwohnung des Geistes Gottes. Gon nimmt in denen Wohnung, die er dessen für würdig erachtetl61• Die Seele des In
Oe princ. I.S.S/GCS V,7G.21-2G: I.G.2/GCS V.80.6- 10: V.81.1 1-18: 1I.8.3/CCS V. 1 56.22-25: V,1 57.12-1 58,2; V,I 58, 17-1 S9,2. Dazu Arzbc.rger. Geschichte. 368; Beyschlag, Grundriß. I, 230 .,. Dies gilt auch von den Dämonen: Oe princ. 1,6.3/GCS V,S3,9-84.1 : Jam vcro si aliqui cx his ordinibus, qui sub principatu diaboli agunt ac malitiae eius oblcmperanl. pOierunl ali quando in nauris saeculis conVC:rli ad bonimemM• Dazu Arzbcrger, Geschichle. 376.410 1 S1 Gerangnis: Oe princ. l.l.7/GCS V.24,19-21; II.IO,I/GCS V,173.1-4; II,IO.S/GCS V,IS2.10-13; I,S,4/GCS V,102,12ff. Eniehungson: 1,6.2/GCS V.SO.I Sff. Dazu Karpp. An thropologie. 196-19S.201.219 (Schöpfungsgcdanke hai posilive Auswirkung rur Einschät zung des Leibes zur Folge) 1M C. Cdsum Vl,7I1GCS 1I.1-41.21f.; vgl. VlI.32ICCS 11, IS2.31f. 1" Oe princ. 1I,2.IIGCS V. 1 1 2.7ff.; vgl. I,G,4/CCS V,SS,I Sff.; 1I.2,21GCS V.1 1 2.17ff. Dazu Rüsche. Sttlenpneuma, 40f.43f.; Karpp. Anthropologie. 187-IS9. 191 .60 Comment.Cant. IIII1V: CCS VIll.230.1-4: �Tunc ad eam venil verbum Dei, IUnc eam vocal ad se el honalur, ut ,exe�II·. non 50Ium extra amis vilia efficialUr, sed eliam exlra omne. quidquid corporeum el visibile conlinelur in mundo�. Dazu Karpp, Anthropologie, 225 ." C. Cc.lsum V,IIGCS 11,1,1 1-2.5
Das plamnisch.neuplatonische Erbe
1 25
Tugendhaften wird vom Geist errulh'62. Nur der empfangt die Taufe zur Sün denvergebung. der nicht sündigend (Partizip Präsens!) zur Taufe kommt'6]. Paulus wird berufen. weil er in sich selbst die Ursachen seiner Auserwählung geserzt hat'64• In Christus hat die Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur ihren Anfang genommen. Christus war als einzige der präexistenten Seelen nicht gefallen und daher disponiert für die Verbindung mit dem Logos'6S, AUe anderen ehemals rein geistigen. nun aber in unterschiedlichem Maße mit der Materie verbundenen Seelen sollen und können seinem Beispiel folgen'66. Bei Origenes begegnet in radikalisierter Form das Grundcharakteristikum aller Ansärze. die das Bewgensein des Menschen auf Gott in einem vorgängi gen und bleibenden. zu GOtt analogen Seinsmodus manifestiert sehen woUen. GOttes- und Weltbezug müssen inneramhropologisch vorgefunden und auf die Konsritutionselemente aufgeteilt werden. So wird eine wechselseitige Teil habe der einen konstitutionellen Dimension an der Relationalität der anderen ausgeschlossen. Beide Seiten treten in ein konkurrierendes Verhältnis. Die Präferenz des Gottesbezuges erzwingt ein Separationsverhalten gegenüber dem Weltbewg und dessen konstitutioneller Grundlage. Die konstitutiondie Verankerung der Bezüge wie auch deren Doppelheit in Rivalität seat einen Emwicklungsprozeß aus sich heraus. der die zunehmende Aktualisierung und Intensivierung der einen Dimension - des Gonesbe'luges - durch Ausschal tung bzw. Beherrschung - z.umindesr als negativem Korrelat - der anderen betreibt. Der Gortesbez.ug kommt erst z.um Ziel seiner Maximierung. wenn dessen Ausdruck und Vorausserz.ung. der entsprechende. nämlich geistige Seinsmodus in einer exklusiven Reinform erreicht ist. Origenes verschärft die Problematik. insofern er wie Placon im Leib nicht nur den Nichtrepräsentanten der Goncsbez.iehung sieht und die allmähliche Loslösung von ihm einfordert. sondern mit der Präexistenz der Seele eine Leibsepariertheit als Ursprungswirklichkeit zeichnet. die die lnkarnienheit als nicht nur logisch. sondern auch zeitlich nachgeordneten Zustand aufweist. Zudem wird der Entwicklungsgedanke verstärkt bis hin zur Annahme der O:TrOKCLroOToOl<; 7rCLVT<.IJVI67• Sünde in der Zeit kann. weil sie als ethisches 14J
C. Cdsum rv.5/GCS 1,278,1-5 16' In Lue. XXJ/GCS IX, 139,2}-1 40,3: ft,ln re.missione:m peccatorum' iIIe: accipü b:lptis-. ma, qui peccare: desistil. Si quiJ e:nim peccans :ld lav:lcrum ve:nil. d non fil tcmissio pecca· lorum", Duu Anbc:rge:r, Geschichtc, 383( ," In e:p.:ld Rom. 1,3/PG 14,844.846 16' Oe Prine:, 11;6,3ff.lGCS V, J 41.25ff. Dazu Anbergcr, Gachie:hlc, 376; Beyschl:ig, Grund· riß, I, 232 1" Eine: e:rlöscndc Bcde:ulung hu ChriJlw nur rur die: e:inf2ehe:n ChriJIe:n (6:lfAOOon;POI), nichl :lbc:r rur dic Pne:umatike:r, die: de:n Weg e:ine:r ethisch bc:uie:bc:.ne:n ChrililUsve:rähnlie:hung e:inschlage:n; vgl. C. CdJum 1II,62/GCS 1.256,3-257,2. Dazu Beyschlag, Grundriß, J, 233( 161 In tuc. XXJII/GCS IX,157,19ff.; Oe: princ. 1,6,4/GCS V.85,20-22; Oe prine. 111,6,6/ GCS V.288,5ff. U. U. iSi die: Abfolge mchre:re:r Wc:ltpcriodcn nOfWcndig, bis �uch die: am cie:f·
1 26
Unsterblichkeit - der römisch-katholische: Ansan
Defizit im Rahmen eines unbegrenzten Perfektionsmodells gedeutet wird, nur zeiewcise. nicht definitiv am Erreichen der Seligkeit hindern. Die Bedcur samkeit der Zeit für die Ewigkeit und die Grenze zwischen bciden Dimensio nen wird aufgelösr. Das im einzelnen zc:itlichen Augenblick sub specie (cr fora) aeternitatis Geschehene in revidierbar. Zwischen Zeit und Ewigkeit liegt so nicht ein Einschnitt, der Immanenz und Transzendenz. trennt, sondern ein Prou:ß, der von der Ztit in die Ewigkeit hinüberführt und so die Ewigkeit den innerzeitlichen Kategorien und lkgrenzungen unterwirft. Ein verwandter Ansan begegnet vor Origenes bei Ckmms AkxnndrinUJ. Auch bei h i m ist die Willensfreiheit ein ontologisches Kontinuum im Sinne einer Fähigkeit zur Sdbsrperfektion durch yvwmc; und 6mc'lmc;I68. Die Er denu:it ist eine Episode. in der die Seele zu Gott als ihrem Verwandten nach droben hineilen sol(l6'. Die irdische Existenz ist also nicht umschlossen von der Geschichte Gottes am Menschen und - darin - von dem Anspruch auf ihn. sondern von einer ontisch-vorfindlich gesenten Got[Verbundenheit, aus der ein Anspruch an den Menschen erwächst. genauer: die Forderung einer Geschichte des Menschen gegenüber Gon. auf GOtt hin und unter pädagogi scher Anleirung GOttes. Auch Clemens unterscheidet zwischen einer Ver nunftseele, die je neu von oben her von Gon ins Antlin eingehaucht wird (Gen. 2.7) (kreatianische Herkunft). und einem generarianisch weitergegebe nen fleischlichen Pneuma. das der Vermittlung zur Körperlichkeit hin dientl70, Die Einheit des Menschen ist nicht vorgegeben. sondern Aufgabe des Menschen, Seine Rettung besteht in der Neuordnung der Seelenteile durch Oberordnung der Vernunft über die Triebel7l, Die Ablehnung der Präexistenz läßt eine positivere Bewertung des Körpers als einer niederen Stufe der Ein heit im Unterschied. nicht im Gegensatz zur Seele (ölorpopa, nicht tvaVTia) zu172• Die Erziehung vefS[eht sich dann weniger als Restitution denn als ziel orientierte. d. h. auf- und vorwärcsstrebende En[Wicklung einer Anlageln. An geboren ist nicht die Sünde. sondern nur die Möglichkeit zur Sünde ebenso wie die zum Guten. Insofern geht es um die richtige Wahl zwischen alternati vischen Applikationen des gesc.höpflich Mitgegebenen 114 .
sten gefallenen Geister vollständig gereinigt sind. Vgl. Karpp, Anthropologie, 226; Anberger, Geschichte, 412; Beyschlag, Grundriß, I , 233 ." Strom. 11,16.77,5/GCS (Clemens) 2. 1 53,23f.; Strom. I, 5,31 ,5/GCS (Clemens) 2,20,16-2 1 . 1 . Dazu Karpp, Anthropologie, \ 0 1 . 1 05f. 1 1 1 ." Dazu Karpp, Anthropologie, 1 16f. I� Strom.5,94,3UGCS (Clemens) 2,388.9-14. Dazu Karpp, Anthropologie. 95.105. 1 1 2. 1 1 4; Ziegen. Psychologie. 9.11.13 111 Dazu Karpp. Anthropologie, 1 1 2.124.128 In StromA,I64,3f1:/GCS (Ckmeru) 2.321. 16ff. l7J Dazu Karpp, Anthropologie. 97.126 m Da:z.u Karpp. Anthropologie, 109. 1 1 0. Die Sünde bnn den eingeuiiufdten göttlichen Ausfluß (lJ:1r6ppolo eEilCq) (Prou. VI,68.21 GCS (Clcmens) 1.52,4) nicht zcrnÖren.
1 27
Das aristotelische Erbe
III. Inexistenz des Lebensbringers als psychophysische Konvergenz - das aristotelische Erbe 1. Interdependenz. nicht Identität von Leib und Seele a) Die Suk: nicht Körper, aber etwaJ am Körper Die Seele scheint nichts ohne den Leib zu erleiden oder zu runm. Die Affek te sind psychophysische Vorgänge, materiegebundene Begriffe (A6YOl tvuAoi)176. Sie lassen sich nicht ohne die Annahme einer Wechselwirkung mit körperlichen Prozessen erkJären. So deutet Aristoreles den Zorn nicht als Stre ben nach Vergeltung einer Kränkung, sondern als Sieden des Blutes in der Herzgegend ln. Der Körper wird von den Affekten in Mideidenschaft gezo gen. wie das Beispiel eines Menschen verdeutlicht, der, ohne daß etwas Furchterregendes vorliegt. in den Zwrand eines sich Fürchtenden gerät178• Das Denken. das am ehesten als etwas nur der Seele Eigentümliches gelten könnte. ist ohne eine Vorstellung (cpavTaoia) nicht durchführbarl79. Aber die Gemeinschaft zwischen Leib und Seele bedeutet nicht Auswech selbarkeir. Die Materie ise nicht das, was die Seele a15 Seele konstituiertIso. Die Bewegungsleistllng der Seele kann nicht mechanistisch, d. h. durch ein Auf einanderprallen stofflicher Teilchen, erkläre werden 1 8 1 . Die Wahrnehmungsfä higkeit beruht nicht auf einer materiellen Identität mit dem Erkenntnisgegen stand182• Das Gefälle zwischen dem Subjekt und Objekt auch eines psychophysischen Vorgangs darf nicht eingeebnet werden. gibt stets ein Bewegendes und ein Bewegtes. ein Handelndes und ein Leidendes 1 83• Eine funktionierende Kooperation, wie sie hier vorliegt, findet sich nicht bei be liebigen Dingen, sondern nur spezifisch zusammengehörigen I"'. Die Seele
Es
m Aristotdes, Oe anA03 a S( I U Oe anA03a 19; vgl 403b 10f.; sogar: Ta rr6:61l TIll; (lAIlI; J,lfl XWPI OTO gegenüber der Sede; 404a 1 7f.: Ta tra8!] nll; q,JUX;'fl; OÜTUX;: o:xwpurro n;I;
110
TO öt KIVEI I '" Oe
anA07b 19: TOUrWv (j • ouetv UrraPXEI rrpOc; 6llllAO Toil; TVXOOO1V; 407b 23f.:
(jOKE! yap hOOTOV lowJ,lol i'öIOV lXE1V döoc; Koi J,lOpq:lTlV
128
Unm:rblichkei(
-
der römisch�katholische Ansatz
kann nicht mit dem Leib identifiziert oder als analog beschaffen gedacht wer· den. weil son$[ der für die Kooperation norwendige Gegenüberstand aufgelöst würde. Sie darf aber auch nicht vom Leib getrennt werden. weil sie in ihrer genuinen Tätigkeit auf den Leib angewiesen in und die Kooperacion als rai· proke Dependenz verstanden werden muß. Seele und Leib sind nicht nur unp tereinander, sondern auch in ihrer Jeweiligkeit und Konkretheit nicht aus tauschbar, weil sonst über die Beliebigkeit der Parmer die Revidierbarkeit der Verbindung als solcher mitausgesagt würde. Die Seele ist nicht ein Körper, sondern etwas am Körper (awjJoToc; öt n)ll5. Sie begegnet nur als in einem und zwar einem ganz bestimmten - Leib befindlichel86.
b) Funktionak Priorität in tkr amhropologischm Einh�it Die Seele ist rur den Leib das eigentliche Sein (TO Ti �V tTvOl)l87. Die reine Materie (üXrJ) ist nicht existenz.f3.hig und bestimmungslos; sie ist aber offen für eine von woanders her eintretende und sich mit ihr verbindende Finalisie rung und Indiensmahme. Erst die Ü"'l Ö1.pEWC; ist ein Auge: ein Auge ohne Gesichtssinn ist nur dem Namen nach ein Auge (6IJWvUIJWC;) I 88 . Die Materie wird als beseelte z.um gestalteten Leib. Das Beseelte ist durch das Leben bz.w. durch die Disposition (ÖUVOIJ1C;) auf Leben, d. h. Bewegung hin vom Unbe seelten verschiedenl!'. Von crwlJa kann nur als einem Moment eines lebewe sens gesprochen werden, dem die 1.pVXn als weiteres Moment angehärtl90• Die Seele ist zwar anders als clie Materie ein T6öt Tl l9 I , eine nicht der Varia bilität und Unbescimmtheit unterworfene Größe: ihr kommt eine strukturel le Priorität z.u, aber ihr Sein vollzieht sich nur als ein In-Erscheinung-Treten. Sie begegnet nicht als in sich zurückgewgene. als döoc; Ko6' OlJT6. sondern stets nur als döoc; TO tv6VI92• Wie die mathematische Figur des Kreises zwar seiner konkreten Explikation vorausliegt, aber doch nur in ihr greif- und er kennbar ist. so tritt der tTöoc; nur in einer als lJoptpn auf die Immanenz. hin konkretisierten Weise in Erscheinung und bildet nur ein Moment arn konkre ten Seienden"). Die Seele gehärt der Kategorie der ouma an - und dieses nur las
Oe anA14a 21 IM Oe anA 14a 21 f.: tv OWIJIlTl ll1rapXEI, Kol tv OWIJOTI TOIOlhw "1 Oe anA 12b 1 1.15f. I" Oe anA12b 19f.; vgI. das Beispid eines Beils: 412b 14f. I" Oe anA 13a 21 f.: fllWpl060l TO llJlJIUXov Toil O:IJIUxOO Tlj) �i'lv; 412b 25f.: lOT! fit 00 TO O:1tof'Ef'AIlKO(; rnv �uX"v TO buvOlJEI öv WOTE �i'lv, OMa To lxov (Hervorhebung vom VerWscr); 413a 2: TO 6t OWIJO TO buvOlJEI öV I. Oe anAI3a 3f.; wie Pupille und Sdtkraft zusammen das Auge bilden, so Leib und Seele das Lebcwcscn: KaKEi � �UX" Kai TO OWJ.lO ��v. Dazu Pichl, Oe anima. 291 Itl Oe anAI2a Sf. Ifl Mel.1037a 29f. Itl Vgl. Mel.1033b 5-8: TO ElbOl; ... tv T� ai06IlT� IJOpipr}v. Dazu Picht, Oe anima, 275.278-281
Das arisrotelische Erbe
129
in ihrer Funktion innerhalb des leibseelischen Zusammenhangs. Die ouma .IOP�� Kai tibot,;: und TC tK TOUT<.eJVI9-4 . Jede Einzei ist sowohl ÖAIl als auch I. dimension und das Gante werden 2U Synonymbegriffen. Daher kann im ari stotelischen Sinne keine anthropologische Dimension isoliert, sondern nur als in die Einheit eingebenet und in reziproker Inexistenz mit der jeweils an deren gedacht werden. Die Seele ist ein überphysisches Prinzip, das nicht ein fach von außen an den Körper herantritt, sondern immer nur als "Seele im Leib" begegnet. "Seele und Leib müssen mehr als aneinandergrentend sein"19s. Aber die Seele teilt nicht einfach nur neutrale Lebendigkeit mit, sondern Leben als Bewegung, als Finalisierung und zugleich Aktualisierung der finalen Srruktur. Sie sent Sein, Gestalt als ein zielgerichtetes Umerwegssein. Die 1.pUX� ise als Eibot,;: bzw. J..10PCP� wgleich tVTE;AtXElal'J6. Der Leib ist als beseel ter, als gestaltete Materie geöffnet auf weitere Gestalrung hin (buValJEl �w�v EXOVTOt,;:). Er ist, weil er in lmeraktion mit der Seele steht, ein natürlicher Leib (aWJ..1aTot,;: �umKo(i), d. h. er hat mit der Seele den Ursprung der Bewegung in sich 191. Es geht um die Bewegung von der Möglichkeit (buvaIJ1t,;:) zur Wirk lichkeit (tvtpYEla), um die Realisierung des Angelegrenl93• In der Seele wird das Ziel der Entwicklung gleichsam als artspezifisches Programm in der Ge genwart m:mifest, das als Impulsgebcr und Lenker des ProZCSS(,!S agit:n.
Georg Picht i nterpretiert in Anknüpfung an Wemer Ja�" den Begriff als tv-TEA tXEla, als erwas, das sein Ziel in sich haI. Eine Ableitung aus tVTEAft<; und lxEIV, d. h. eine Definition als Zustand, der die Vollkommenheit in sich enthält, lehnt er abi",. Pint bleibt mit Oberserzungen wie "ZweckverwirkIichung" und ..Wesensbe stärigung" unpräzise, weist aber mit den Ausdrücken .. Plan" und ..Drang" in die richlige RichtunglOO. J. C. Ackrill vemitt dezidiert eine rein dispositionelle Deu tung von döo<; und tVTEAtXEtCX. Nicht die Ausübung einer Tätigkeit, sondern die Fähigkeit dazu ist die Form. Er schließt vom Beispiel einer Axt auf das menschliche Sein: ..cbopping and heini;an He are obviowly quite disparate concepu"; ..tO being alive ... is being able to chop", ..form of�" ist dann ,hepower rocbop". Seine These lautet: ..Psyche is the power a body mwt have ifit is tO be a man". Erst ..
I � Oe anAI2a 6-10 I " Piat, AristoteIes, 155
Oe anA12a 27f.: n �uxn . . . tVTE)..tXE1Q n 1fPWTl1 ow�aTo,;: qlUOllCOU ÖUVO:].lEI l;wnv lxoVToc;;, vgl. 412a 19-21: . .. Tflv l.JIuxnv oUo1av dval Wt; d5oc;; ow�aTOC;; qlUOlKOÜ 5UVO:].lEI l;wnv lxoVTQC;. n 5' oUo1a tVTEUXEla; vgl. 412a 10; 412b 5f. I". Vgl. Oe anA12b 15-17: 6ö y6:p TOIOlJTOV ow�aTOC;; ld.h. eines bloß dem Namen nach so genanntenl TO Ti �v dvat Kai 6 Mvo.;: n l.JIUXnv, O:lla qlOOlKOU TOlouöi. lxoVToc;; o:pxnv Klvilat:ux; Kai OTO:OEUX; tv tauT4>. Dazu Picht, Oe anima. 289.334; emirer. Schrift. 36 I" Vgl. Oe anAI4a 25-28: b:o:OTOV vap n tVTE)..tXEla tv T4> 5UvOJ.lEl lnrO:PXovn Kai 1*
TfI OIICEiq: O)"n "R"tqlUICEV tyyiVEa6C1l. 6n J.ltv oUv tVTEAtXEIO: Ti.;: tOTl Kai Mvo.;: TOU Mva�J1v lxoVToc;; dva l TOIOUTOV, q:IOVEp6v tlC roürwv '" Picht. Oe anima. 293-295 100 Piat, AristOieles, 157.1 58f. 154.161
1 30
Unm:rblichkeit - der rämisch·katholische Ansatt
die zweite tVTUtXEIQ beinhaltet demnach die aktuale Dimension: (first actuality is) ..the life that a living creatUR: has even when complctdy dormam, not icrive Wiking life"; "If being m ... is having cemin powers (nO( n«essarily exercising ehern) . . . 201 . Demgegenüber wird wohl mit Gau;," die dynamisch.tdeologische ..
Füllung der Begriffe zu betonen sein. die "alle dem Zusammenhang einer Bewe gung 7.u�hörig" sind und eine "Aktivität" zum Ausdruck bringen. Es ist nicht bloß eine Anlage, ein Vermägen gesent, nicht nur eine: nc:uuale Ekwegung imen dien, sondern das Werden iSt durch ein TtA� bestimmt. Cassirer faßt den Seelen begriff 'lI'ummc:n als "die ... innewohnende spaifische An des Tuns und Wirkens, d.i. ehen das Leben ... , welches an einem Körper ab seinem Substrat stattfindet und wirkt"20l.
Die Seele wirkt als eine immanente, tdeologische Suukrur des Lebewesens, als dynamische Tendenz, das wirklich zu sein und zu werden, was es der Mög· lichkeit nach isrt13• Die VoUendung bleibt jedoch in einem Voraus; die tVTEAEXEIO ist eine Bewegung von Zustand zu Zustand, eine je neue Aktuali sierung der Möglichkeit als eine noch nicht am Ziel angelangte Weise, das Ziel in sich zu hahen204• Insofern bleibt die Entelechie auch im Vollzug auf einer dispositionellen Ebene. Sie ist wie das Wissen bzw. der Schlaf im Vergleich zum Betrachten und Wachen. Sie bleibt eine � rrpwTll tVTEAEXEI0205. Das Ziel der Bewegung liegt jedoch nicht außerhalb derselben, sondern in ihr. Die Explikation und Aktualisierung der angelegten Suukrur, die Erkennt nis, das Wachen ist bereirs der Zustand der ErfUllun�. Es geht um ein e 1Tpcd;u;, nicht um eine lToiIl0lt;207. Der Seele kommt nicht eine seinsrnäßige, aber doch eine flmktionaJe Prio rität zu. Sie ist das aktive Moment an der psychophysischen Ganzheit, aber ihre Aküvität ist nicht gegen den Leib und weg von ihm gerichtet, sondern sie ist eine Aktivität am Leib oder vielmehr eine Tätigkeit des Menschen als gan zen. Die Seele sprengt und transzendiert nicht die anthropologische Einheit, sondern hält sie zusammen.
101
Zitau: bei Ackrill. Definitions. 67.70 (Hervorhebungen im Original) 10l Zitate bei Cm;rer. Schrift. 25f.31; 27f.; 31 10) Vgl. Picht. Oe anima, 299.302 lOO Vgl. ebd 294( � Oe an.412a 9-11.21-29. Aber daß die Sec:le als Form mehr ist als eine bloße Dispositi on. sondern nur in ihrer Vorläufigkeit und gleichzeitigen Ziclgerichletheil auch dispositionell wirkt. ttigt die Gegenüberstellung in De an.4l2a 9f.: tOT! Ö·� )Jtv ÜAIl MVClJ.!I/; TO ö' dboc; tVTEAtXEIO 20Ii Oc an.417a 28f.: 6 ö' �ÖIl eEWpWV, tVTEAEXElq. wv. Der Emclcchiebcgriff wird in doppelter WeiS(! �brauchti Oe anAI2a 22(: OÜTTJ öt AtYETOI ÖIXWV. � !JEV W( tmO'T'l'!!JIl. � ö· Wc; TO 8EWPEiv 2l1'I Vgl. als Zic.lbcstimmung eines spaifisch menschlichen Lebens: Eth.Nic. 1,6/1098a 3f.: 1rpö.�IC; KOTO: Myov; 1098 a 7(: 'Voxiic; tvtPYEIO KOTO: Myov .•
Das aristotelische Erbe
2.
131
Dit Sttltnaktivität als Zitlbtstimmung
a) D" artfpnifisch�, wt:il sittlich� LebmstMf, Die Seele bewirkt nicht nur eine neutrale Lebendigkeit, sondern diese als eine zielorientierte S[rukrur und Bewegtheit. Aber diese formale Bestimmung muß inhaltlich präzisiert werden. insofern im jeweiligen Ziel die differentia specifi ca eines ubewesens im Umerschied zu anderen liegt. Da das Ziel jedoch. wie gesehen. in der Umsetzung und Anwendung einer Anlage besteht. wird das spezifische Ziel nur von der jeweils charakteristischen natürlichen Struktur des Lebewesens her zu bestimmen sein. Aris(Oteies wendet sich in der "Nikomachischen Ethik" zunächst der Defi nition des Zieles und dann der Analyse der Anlage zu. Jede itXVTl und jede 1TPÖ:�IC; des Menschen ist teleologisch ausgerichterOll. Die Staffelung von Teil zielen weist über sich hinaus auf ein utztziel. das um seiner selbst willen erstrebt wird und alles andere um seinerwillen209• Das höchste Ziel des Men schen gehört dem Bereich der Staatskunst an210, der alle anderen Wissenschaf ten und Künste untergeordnet sind21 1• Das unnid der Staatskunst wie alles Handelns ist die Glückseligkeit (EubmJ,lovia)212. Dieses aya6öv muß ecwas sein, das dem Menschen innerlich zu eigen ist und nicht so leicht verlorengeht wie etwa die Ehre oder auch der Reichtum2IJ• Es darf nicht nur in einem Be sitz bestehen. sondern nur in einer Handlung, wie ja auch bei der Olympiade nicht die Schönsten und Stärksten. sondern die, die gut kämpfen. ausgezeich ner werden214• Das höchste Gut ist suffizient; es bedarf keines Weiteren nehen oder über sich2ls• Das iblOV des Menschen liegr in seiner Vernunftbegabung, im Besitz und Gebrauch seines vernünftigen SeeiemeiJs (AOY10T1KÖV). Die Zielbescimmung des menschlichen Lebens und inhaltliche Füllung seiner EuömJ,lovia muß dememsprechend als eine 1Tpä�u; KaTO: A6yov angegeben werden216. Aristo (eies umerscheidet zwei Seelenteile, ein O:AOYOV bzw. 6PE1rTIK6v. das die Er nährungs- und Wachsrumsvorgänge in Gang häh und leiter2l7, und ein "A6yov lxov. In letzterem kommt es zur Ausbildung von Tugenden, charakterlichen Exu:lIenzen (apTai) - und zwar der dianoerischen Tugenden im eigentlich und im engeren Sinne vernünftigen Bereich (TC J.ltv KupiwC; Kai tv OUTt9) JOt 109
llO
m m
1Ij 114 m 216
m
Eth.Nic. 1,1/1094a 1-3 Eth.Nic. 1,I/I094a 18f. Elh.Nic. 1,1/1094a 27f. Elh.Nic. 1,1/109401 28-1094b7 Eth.Nic. 1,21109501 18 Eth.Nic. 1.3/109Sb 23-27; 1096a 6f. Eth.Nic. 1,91109901 3-7; "gi. J,31109Sb 30f[ Eth.Nic. 1,511 097b 14f.: n� l)' aGTOp"tc; Eth.Nic. 1,6/109801 3f.7f. Elh.Nic. 1,1311 10201 33: T6 ainov Toil TpllpE0601 "al aGt;:E06ol
Unst�rbli,hkeit - der römisch-katholische Ansarz
132
sowie der ethischen Tugenden in einem Mittdbereich (T() tmOuJJfJT1K6v; ÖPEKTlK6v), sofern dieser der Vernunft gehorcht und ihr nicht widerstreitet. Das angestrebte Verhältnis des mittleren Seelemeils zum oberen ist das eines gehorsam auf seinen Vater hörenden IGndes218, Neben dieser einfachen innerseelischen Differenzierung kennt Arismteles Tel J.ltpfl ... 1TQJ.l7rOAAa219. Er will damit vor allem der Zusammengehörigkeit von Denken und Wahrnehmung Rechnung rragen220• Die spezifisch mensch liche EvöOIJJovia ist dann erreicht. wenn eine vernunftgeleitcte. d. h. tugend hafte Tätigkeit starrfindet: sie ist eine l.VllX�<; tvtpYEIQ . . . KCXT' apEniv22 l . Eine Betätigung der Seele ist sie. weil der Leib als 6\Vuxov und liAOYOV aus sich heraus weder Lehen noch gar artspezifisches Leben senc:n kann. Tugendgemäßheit (KaT' apmiv) gibt den Handlungsmodus an. Es geht um eine Aktivierung einer spezifisch menschlichen Anlage. Denn apEnl ver steht sich als ein durch übung entstandener, erhaltener und vermehrter Habi tus (��I�). Sie hält hinsichtlich der denkbaren 1Tae� und 1TpaeE1� jeweils die Mitte (JjEo6TI)C;) zwischen Extremen ein222. Orientierungspunkt ist dabei die ethische Entscheidung des klugen Mannesm. Gemeinsam mit Platon und der ihm folgenden Generation macht Aris(Ote les das Proprium des Menschen an dessen Vernünftigkeit, also an einer konsti tutionell vor- und mitgegebenen Größe fest. Auch ihm geht es um eine ver nunfrorientierte HandJung, auch hier haben sich die vernünftigen Seelenreile ein- und untenuordnen. Aber der Lebensweg verfolgt nicht ein transzenden tes Ziel, dem in zunehmend analogischer Weise enrsprochen werden muß durch eine Transzendierung der leiblich-immanemen Begrenzungen. Er hat vielmehr als 1fpa�U; sein Ziel in sich und ist darin gerade eine Verwirklichung (tvrEAtXEIO) einer leiblichen bzw. gesamtmenschlichen Anlage (öuvaJjIC;). Die Vernunft, die Geistsede iSt nicht die Wohnsräne der transzendemen Weh bzw. der Modus der Partizipation an ihr, sondern Instrument der leibseeli schen Ganzheit zur Durchführung der gattungsspezifischen Tätigkeit. Die Vernunft stellt nur ein relatives konstirutionelles Plus gegenüber der Tierwelt dar, aber vermittelt nicht ein exiStentielles (Otaliter aliter. Trotz der Einbez.ie hung der Vernunft verbleibt die Tätigkeit des Menschen im Rahmen der Im manenz. Sie ist gesamtmenschliche Erfüllung, das für den Menschen spezifi sche Tun im Nebeneinander zu den für die Tierwelt charakteristischen
llJ EUt.Nic. 1.13/11 03a 3: TO Ö' wOlftp TOÜ 1fOTp6( iucouom:6v TI; vgl. 1 I 02b 13f.: dJ..ovo<; .. ).IETtxouoa ).ItVTOI rn A6you; I I02b 17(.24(.: Ö ).IO:XETal Kai aVTlniYf,;\ Tc;, My"!> lIf
� an.433b 1-3
lI'O TO ai06TlTlK6v: � an. 11.5; Ziel: 6
. .. 6EOpWV (417a 28f.); daneben: Gesichts.sinn.
Gehör. Geruch. Geschmack. T:uuinn: Oe an. 11.7- 1 " q>OVTaoia: De an. 111.3 1lI Eth.Nic 1.611098a 1 6 III EUt.Nie. 1I.511 106b 3; 1 1 07a 6-9; 1II.5/ 1 1 1 3a 9ff. ll.I Erh.Nie. 11.61 1 1 06b 36-11 07a 1 f. Zum Ganttn vgl. Forschner. Lebensform. 3 1.37f. .
Das aristotelische Erbe
1 33
HandJungsz.ielen und nicht Loslösung des eigendichen Menschen aus der Hülle des irdischen. Der Mensch erscheint unter dieser Perspektive als ein aUvaEToy12� im Sin ne einer subscantieUen Einheit, der die anthropologischen Eim.e1dimensionen und -vermögen - einschließlich der Vernunft - als Momeme und Instrumente ein- und zugeordnet werden22S•
b) Pmönliche Sterblichkeit und univtrsak Unsterblichkeit? 0.) Die Stparitrbarkeit tk, Vernunft bei Aristouks In der Konsequenz der psychophysischen Inrerdependenz und instrumema Ien Imegration der Vernunft in die gesamtmenschliche Tätigkeit liegt die uugnung einer Unsterblichkeit des Menschen. Der Mensch emsteht mit der llugung und vergeht mit dem Tod226• Aber im aristotelischen Schriftrum findet sich auch eine andere Linie der Bewertung und Charakterisierung der Vernunft. Wie in natürlichen Phäno menen allgemein und im inneramhropologischen Zusammenspiel, so wird auch in der Seele selbsc zwischen einer ÜA'l und einem aTTtov Kai rrOl'lTtK6v umerschieden227• Unteres soU und kann alles bewegen und in den Zustand der tvtpYEta überflihren228, weil es selbst dem Wesen nach tvtpYEIO iscl2'J. Dieses Etwas ist der vov� Til<; 14JVX��2JO. Der voü<; denkt das Ungeteilte (aöloipETOV)2JI; er ist der Ort der De nkformen (T6rro<; Eiöwv) und die Form der Formen (Eiöoc; EiöwvVu. Diese Tätigkeit kann er nicht im Zusammen hang oder gar in einem Mischungsverhä1tnis mit dem Körper, sondern nur in einer separierten Daseinsform ausüben2.H. Er ist einfach und leidensunfahig, unsterblich und ewigl}4. Bestimmte Teile der Seele sind doch vom Leib ab trennbar, wenn sie nicht eine enrelecherische Funktion für irgendeinen Kör-
Eth.Nic. X,7J I I 77b 28f.; X.81 1 1 78a 20 m Vgl. lvanka. Problematik. 43.45f.47 a Vgl. Forschner. l...cbensform, 44. Aristotdes deutet dies indirekt an bei der Ablehnung der Gleichsetzung der lPuxn mit einer J,li�u; des Körpers. Oe anA08a 24-28: EI ö' tunv lnpov � IPUx� Tflt; J,liet�, Ti ön lrOTt ÖJ,lO Tijl oapKl dvol 6:volptiTol .. . €I J,I� l(TTW � IPUX� 6 Mv<><; Tflt; J,lieE�. Ti tOTlv l5 1p6EipuoI Tilt; lPuxflc; 6:lrOAIIfOU<JIlC;; Er bekämpft die Auffas sung, als sei ein Mensch erst im Tod glückJich und nicht schon und gel"1lde im prämonalen T�tigsein: Eth.Nic. 1 . 1 1 / 1 100a 10ff.; I l O0b 10f. U1 Oe anA30a 10-13: 6:vCtYK'l Kol tv Til lPuxfl m Oe an.430a 14f.: T� lrclvra yiVE06ol, 6 5t T� lrovro 1I'"oiEiv m Oe anA30a 18: rfI ooai� lJO Oe anA29a 22; vgI. 429a 28: � VO'lTIKri lJl Oe anA30b 7 lJl Oe anA29a 28; 432a 2f. w Oe anA29a 23: ooot J.lEJ,liX60 1 oOT6v Tijl oWJ,lon; 42% 5: XWPIOT6c;; vgI. 430a 17f.22f. u. 429b 22: O:IfAOUv .. Kai 0-rr06t<;; 430a 22f.: 6:60vOTOV Kol 6:1lhov; vgl. 430a 18: zu
6:lr06�C; Kai 6:J,llvflC;
134
Unsterblichkeit - der römisch-katholische Ansan
�r zu erfüllen habc:nm. ArisrOldes erwägt sogar, ob rue 4'UX� so im Leib inexiscic:rc: und wirke wie der Mauose auf dem Schiff, d. h. akzidentell und revidierhar (W01r€P 1T)..WnlP 1rAoiov)lJ6. In der ethischen Applikation dieser Akentuierungen wertet AristoteIes die thwretische Tätigkeit gegenüber der sittlichen, die oocpia gegenüber der ÖtKOloaUvll au( Lentere sei die Tugend des Besseren in unsll7. Die Vernunft als das Gönliche in uns isr einerseits der beste Teil des Menschen und der Mensch im eigentlichen Sinne, trin aber andererseits in eine Diascase zu dem aus Leib und Seele zusammengesenten Menschenwesen238• Die Vernunft be findet sich in einem Gegenüber zum empirisch faßbaren Menschen und der ihn durchwirkenden Seele. Der Modus der Verbindung beider Seiten bleibt unklar. Es ise fraglich. inwieweit sich AristoteIes diesen voüc; als je individuell konkreten denkt. Er ist zwar das Wertvollste am Menschen, aber vielleicht doch nur wegen seiner Identitä( mit dem einen kosmischen, göttlichen Geist, an dem der Mensch 1.eitweilig partizipier�. ß) lnt�lkltt in Diastase zur Pmon (AvtrToes) Averroes ( I 126-- 1 198) entwickelt die oben genannten platonisierenden Äu ßerungen des AristoteIes weiter. Die Vernunft ist in sich selbs( differenziert, verbleibt aber gerade in ihrer differenzierten Tätigkeit in sich. Der imellecms agens erzeugt die allgemeinen Erkennmisinhalte, der materielle Intellekt rezi piert diesem. Der Intellekt ist wie seine - allgemeinen - Erkenntnisinhalte per se ewig und un1.erstörbar4L• Er ist von der vergänglichen Physis und der ihr zugehörigen Seele getrennt. Weil er nicht an die materielle Konkretheit gebunden und als separierte Entität existenzfahig ist, behält er seine numeri sche Singularität. Dies bleibt auch dort so, wo er in eine akzidentelle Bezie hung zum Menschen eintritt und der menschlichen Seele inhärierr42• Of: an,4 13a 3-7: ön �tv oOv OOK fonv n \pOln xwpum� TOÜ aWIJOTO<; � IJtp'l nv6: oUtilt, EI IJEPLO"fT) 1fi.q)UKEV. OUK d6'lAov. tviwv y6:p � tVTEAtXEIO TWv �EpWV tonv OUTWv. ou IJnv OM'lvt(� YE OUtlEv KW)'ÖEt. 616: n', 1J'l6Evc.X dval �IJOTO<; tvn.AEXEiOt; m
1,16
an
.41 3a 8f. 1)7 Eth.Nic. X.7fl l77a 12f.24ff. Zur Inf eriorität des $itdichc:n I...ebcns: Eth Nic. X.8 1M Eth.Nic X.7/ 1 1 77h 28f.; 1 178a 2f.; 1 1 78a 6--8: Kal Tl!> o:v6pwrr� 6� 0 KaTQ TOV voüv ßiO<;, drrEp TOÜTO lJaAlOTO 6v6pwrrO<;. OUTO<; 6:pa Kai EOOOllJovtOTaTO<;; vgl. 1 177b 26( 1)11 Es wird ja vom voÜ(; wie von einem Anderen, weil Göttlichc:n gesprochen, dem der Mensch gcgcnülKrgcstcllt wmc:n muß: Ern.NM:. X.7/1 177b 30ff. Zum Ganun vgl. lvanka, Problematik, 40,42,43f.45f.; Forschner, Ldxnsform, 44f. Zoll! AvetToes. In Ari5(otcl.Of: an. 111, comm.20/Cnwford 451 .21 8f. lzitiert nach Mojsisch, Unsterblichkeit. 3431: .Sum aUlem unum quia inrellcctw m:nerialis perficitur per agentem CI intdligi( ipsum� 141 Averroes. In AriSlotcl. lR an. 111, comm. 18/cd. Crawford. 439.73f. Izitien nach Moj $isch. Unsterblichkeit. 342]: .. . quamvis .ns et rccipicns sint subsrantiae c:tcrnc: ..... 101l Aw:rroes, In Aristotd.Of: an. 111. comm. 191 cd. Crawford, 442,72-443.76 Izitien nach Mojsi.sch. Unsterblichkeit. 343): .EI: quemadmodum intcllcctui agenti accidil Ut quandoquc: Of:
.
.
..
Thomas von Aquin
135
Das Grundproblem der averroistischen Konzeption besteht darin. daß der Intellekt nicht in eine wirkliche Interaktion mit dem Menschen eintrin. son dern erwas Fremdes. weil universal Vorhandenes und in allen Menschen ist24). Stan die Personalität von der Intellekrivität abzuleiten und die Vernunft zu gleich instrumental in das gesamtmenschliche Individuum zu integrieren. stellt Averroes den IntelJekt dem Menschen gegenüber und läßt die Vernunft tätigkeit zu einer Tat an ihm stan zu seiner Tat werden2«. Der Intellekt verläßt - gemäß dem averroistischen Ansatz - im Tod den Menschen und geht auf in einer überindividuellen. unpersönlichen Wirklichkeit, während der konkrete Mensch, bar eines die Todesgrenze transzendierenden Elements. in Tod und Vergehen versinkr�s. Es darf aber nicht von einer inneren Separiertheit des Intellekts in Sein und Tätigkeit gegenüber dem Leib auf eine norwendig fol gende äußere Loslösung geschlossen werden2-46. Nur wenn die Vernunft die meinige ist. also unwiderruflich Teil meiner individuellen Identität ist. kann aufgrund ihrer Inexistenz in mir und in den Gegenständen ihrer Erkenntnis eine individuelle Unsterblichkeit ausgesagt werden, sofern man den Begrün dungsweg von einem menschlichen Internum her rur möglich hält.
IV. Inexistenz als Supergredienz (Thomas von Aquin) I.
Die Spannungseinheit von Leib und Seele
Wie Aristoteles, 50 geht auch die thomanische Konzeption der Seelen lehre von der Beobachtung der Lebendigkeit der Körper aus. Das Lebendige ist ein animamm, ein von der Seele DurchwaItetes und Aufgebautes. Die Seele ist ein "prim um principium vitae, non ... corpus, sed corporis actus"247. Der Körper kann nicht seine Lebendigkeit aus sich heraussenen, wie das Nebeneinander iudiett res existemes hic CI quandoque non�. Es bleibt jedoch ungeklärt, warum überhaupt der universale Intellekt in eine Verbindung zum konkreten Menschen eintritt. Möglicherweise sol len die der menschlichen Vorstellungskraft immanemen Erkenntnisinhalte zu allgemeinen ab srrahiert und dann vom materiellen Intellekt rezipiert werden. Dazu Mojsisch, Unsterblichkeit,
343f.
14J Vgl. OS 1440: "damnamus el rcprobamus omnes ass<:rentes, animam intellectivam . ..
esse
.
unicam in cunctis hominibusM 144 Thomas von Aquin hebt die tätige Einbindung des Intelle.ku in die seelische. Ganzheit hervor: S.c.G. 1I,61/Leonina XlII,428,24f. (bzgl. Averrocs, Oe an. 429a 23): �,Dico autem inte.lleerum QUQ opinalUT et intelligit anima'M; �oStenditur intellectum esse aliQujdanjmac: humanae, anima humana imelligÜ· (Leonina XJII,428,25--27); est igitur intc:lleetw gUi animam humanam, scd esl quaedam potemia eius· (l...eonina , 1 3-16) (Hervorhebungen vom Verfasser) ld Vgl. dazu KJuxc:n, Seele, 82; Klünker, Seele, 32 1-16 Vgl. dazu Mundhenk, Seele, 13 147 S.Th I q 75 a I cesp.! Lconina2 1,551 . .
136
Unsterblichkdt - d�r römisch-katholische Ansatz
von lebendigen und nichtle�ndigen Körpern beweist. Er bedarf der Seele als eines von aulkn her einwirkenden Lcbensprinzips. Durch die Einwirkung der Seele wird aus der materia prima eine materia signata er determinata, d. h. das Bestimmte. Konkrete2�. Sein gibt es nur in der Konkredon, als Sosein. Beides wird von der Seele in ihrer formierenden Tätigkeit herbeigeführr49, Die ani ma ist das Prinzip der Spez.ifität. das ein Individuum als ein ndieses da"- er kennbar werden läß(2�. Dasein und Sosein äußert sich in einem für das je weilige Lebewesen spezifischen Wirken, in bestimmten Funktionen und Täcigkei[en2�1. Das menschliche Proprium wird gemäß platonischer und ari stotelischer Tradition in der Vernünftigkeit des Seins und Tuns festgemachcl)2. Die Seele ist als focma Quelle sowohl des genuin menschlichen Aktes der opc ratio imellectiva als auch der mit der lier- und Pflanzenwelt gemeinsamen biologischen und sinnlichen Funktionen. Derselbe. konkrete Mensch vollzieht die sensitiv-vegetativen und die intel lektiven Tätigkeiten - und beide aufgrund der formierenden Tätigkeit der einen Seele. Die See:lenvermögen werden nicht auseinanderdividien, sondern die niederen in das höhere imegriert. Der Mensch ist auch lier und Pflanze. Sein Menschsein besteht in einem Darüberhinaus, das doch auch ein "Nicht ohne" ist; d. h. der Intellekt kann nicht einfach separiert, sondern muß instru mental eingebunden und als ein Vermögen des Menschen. aber nicht a1s Mensch verstanden werden. Die ..anima imellcctiva" meint zugleich sowohl die genuin menschliche Seele. d. h. ihr in der Vernunft gegebenes konstitutio nelles Plus als auch diese besonders strukturierte Seele in ihrer Tota1itär ein schließlich a1ler ihrer Funktionen. Thomas vertrin gegen Platon und auch Averrocs einen Formenmonismus. Geistige und sinnliche Seele sind nicht zwei divergierende und akzidentell verbundene Größen. sondern a1s differen te Momeme in eine gemeinsame Einheit eingebundenm. Die Seele umgreift H'
vgl. 5.c.G. 1.65fLronina XlII,179,1 5r. 2" 5.Th 1 q 76 a 3 rt:Sp. 1 Il.eonina! 1.569: _Nihil �nim <:SI simplicil�r unum, nisi per ronnam unam, per quam habel rt:S esse: ab cod�m �nim habel rt:S, quod sil �ns. �I quod sil una" no 5Th I q 50 a 2 ad 2/l...coninaJ 1,401: ..Ma!�ria ... rccipil rormam, UI sccundum ipsam connilua!ur in esse alicujus sp«i�i". Dazu Schultt, �ibharl, 29.33 n l 5Th r q 14 a 5 ad 31l.eonina1 I,13J: _omois operalio spc:ciflcalUr per rormam, quae esl principium oper:llioois ..... m QD de an. a I corp.lMaricni QD 1I,284b: . . . oe opelOllion� anima� humanae modus . . . esst: IPSIUS cognosci POlesi zu 5.c.G. 1I.58/l.eonina XlII,409a. 4--6: bd PlalOn ..000 esse �aodem animam in nobis imellcclivam, nutritivam el .Knsilivam·; l.eonina X111.409a 19-22: ,.sccundum animam imd Icctivam dicimur ,homines', sccundum sensitivam ,animalia', sccundum nUlrllivam ,vivemia"'; dagegen Thomas (l.eonina XIII, 409a 24f.): "nam homo sccundum quod esl homo. anirruJ esl; �I anima! secundum quod esl anima!. vivum esl", Leonina XIII. 409a 26(; ..ab codcm principio homo. anima! �l vivum"; Leonina XlII, 409a 3Of.: "quod anima� i1la� ad invic�m ordjn�m habem"; vgl. 5.Th. I qu.76. a 6 ad IlLeoninaJ 1.576: MUna �njm, el (adcrn rorma esI per essen liam. per quam homo CSt �ns :lCtu, CI per quam CSt corpus, �I per quam CSI vivum, el per quam est anima!. �t per quam esl homo"; QD de spir.crcal. 3 corp.lMaricni QD 11. 380b: (die rorma ..
..
Thomas von Aquin
13 7
und durchwaltet als einheidicher Seinsgrund alle funktional diversifiziercen Schichten. Die Komplexität besteht hinsichtlich des Wirkens (mulitplex in virtute), die Eigentlichkeit hinsichdich des Seins (una secundum essenri� am)2s-4, wobei letzteres überwiegtm. Geist und Materie sind nicht identisch; der Geist ist nicht ein Konstrukt oder eine Komplexion materieller Elemente oder eine Verlängerung (con tinu atio) der Materie2�. Er ist aber auch nicht nur akzidentell mit dem Leib ver� bunden, sondern subnantieU�dynamisch als Form257• Die Präsenz der Seele im Körper in eine totale, aber sie vollzieht sich nicht in räumlicher, sondern in dynamischer Weise, d. h. im Sinne einer völligen kräftemäßigen Durchdrin gungm. Seele und Leib, intellektive und sensitiv�vegetative Seele, befinden sich im Verhäl tnis einer Spannungseinheit. Sie gehen nicht ineinander auf, aber sind
substamialis verursacht.} ..non solum quod sil homo, sro quod sit animaI, el quod sil vivum, CI quod sit corpus. et substanda et ens". Dazu Mundhenk. Seele. 76.87 l� S.Th. I q 762 5 ad 3/l.eonina1 1,574 m Dazu Schulze. l.eibhaft, 126: Kluxen. Seele. 77. Thomas kommt in der Betonung der simpliciw zur These der Sukussivbesedung eines Lebewesens. so daß die drei Seclenvermögen nicht im Verhähnis der Addition, sondern der Substitution zueinander stehen; vgl. QD de an. a 2 ad 91Marietti QD 1l.289b: ..... in animali conceplO prius apparent operationes impertectae. et postea apparent magis perfectae; sicm omnis generatio est transmutatio de imperfeclO ad perfC"CIumM; S.Th. I q 76 a 3 obi.3/Marieni 1.56S: ..Embrio prius est animal quam homo". Ausgehend von der nie offiz.idl verurteilten thomanischen These von der zeidichen Differenz zwischen der Empfangnis MW. dem Entstehen der Zygote und ihrer lksttlung sem J. Fuchs. Seele. 524, zur Kritik an der auf lUtioriSlischer Grundlage (ebd 524f.530) ruhenden amu kirchlichen Verwerfung der Gentechnologie an. Einem noch nicht zur Geistsccle transzendier ten Embryo komme noch nicht ein voller personaler Schun zu (ebd 529). Die Empf:i:ngnis hat demnach eine quasi dispositive bzw. impulsgebende. aber nicht konstitutive Bedeutung. Ein bestimmter Grad der Entwicklung der geistigen Anlagen ist Bedingung personalen Seins und Tuns (vgl. ebd 526.527). Demgegenüber hebt E. Schockenhoff, Gentechnologie. 50S.512520, die explilu!tive, aber nicht produktive Funktion der Entwicklung hervor: der Mensch entwickelt sich als Mensch. �ber nicht zum Menschen. Die Geistigkeit des Seins impli ziert eine vorgingige Würde im Rücleverweis auf die Relation zu GOIt. d.h. als Angenommen sein durch ihn. 1)6 S.c.G. 1l,68/l.eonina XJIl,440.4- 12: resumiert die Abgrenzungen: der intelleclUS ist nicht "praeparatio in humana natura" (Alexander von Aphrodisias: 11,62). nicht �complexio" (Galen: 11.63) oder ..harmonia" (Empedokles: 11,64), corpus, scnsus, imaginatio (11.65-67) ö7 S.c.G. I1.6S/l.eonina XJIl,440. 12-14: "quod anima humana sit intellectualis substantia corpori unita Ut formaM. In S.c.G. 1l.57/Leonina XJIl,406,47f.; XJIl,407.9( grenzt sich Tho mas gegen die Vorstellung ab, die Seele verhalte sich dem Leib gegenüber nur wie ein Beweger zum Bewegten. Dann könnte der Kö�r nichl eine Artootimmtheit von der Seele empfangen ("Mobile non sortitur sp«iem a suo motore"; ..Mobile non habet esse per suum mOlOrem, sed solummodo motum") na QD de an. a 1 0 corp.lMarietri QD 11, 319a: ..tota in tOtO [corpore) et in qualibet parte eius"; S.c.G. 1l.56/Leonina XJII,403, 14f.: Hic aUlem tactus non est quandtads. scd virtutis". Insofern ist das von Pieper, Unsterblichkeit, 93. gebrauchte Bild einer Münze: problematisch. in dessen Rahmen die Seele eine der silbernen Materie aufgeprägte Form darstell!. Hier dominie ren zu sehr räumliche Kategorien. Vgl. auch Mundhenk. Seele, 35 .•
.•
.•
..
138
UnSterblichkeit - der römisch-katholische Ansatz
auch nicht voneinander scparierbar. Die vernünftige Sttle bleibt non ihrer scinsmäßigen Souveränität konstitutiv auf den Körper bez.ogenm. i
2. Intkpmdmz dts Inttlkkts trotz psychophysischtr R'zprozität a) &/bstiindigt Erktnnmistätigluit Der Formenmonismus sollte eine selbständige und isolierte: Existenz und Tä tigkeit eines der E1ememe der Einheit aufkrhalb des coniunctum ausschlie ßcn260, Der Mensch ist eine compositio. Jedem einzelnen Teil wird die Voll ständigkeit abgesprochen, sofern nicht der Konnex zum anderen bestcht261• Aber es ist doch zu fragen, ob der Leib eine condjrio sine qua non rur die: Seele ist und der Leib zwar zur Komplenierung der Existenz der Sede beiträgt, die Seele aber das Dasein des Lc:ibes an sich bewirkt. Der Mensch befindet sich im Schnittpunkt zweier Welten und umspannt in sich das Terrain beiderseitS der Grenze zwischen den corporea und den incorporea262• Er ist das höchste Glied der inferioren Gattung der Lebewesen und zugleich und als dieses das niederste Wesen innerhalb der höheren, geisti gen Schöpfungl'-'. Anders als bei AristoteIes, zumindest was die Hauptlinie seiner Aussagen angeht, ist die Vernunft nicht nur ein graduelles, aber in der Immanenz belassendes Plus des Menschen, sondern vermittelt die Zugehörig keit zu einer höheren Wek Der Mensch in als Grenzgänger überhoben über die körperliche Materie und ihre irdischen Begrenzungen264• Neben und in m
gewisser Wei� trifft es also zu, daß Thomas einen Weg zwischen Dualismus und Monismus einschlägt, wie es Scheffezyk, Unsterblichkeit, 50 (vgl. ebd 30.31f.), den Dualis musvorwOrfen entgegenhäh; eWu auch Ebcling. lAither, 1111, 1 5 1 ; Schulze, Leibhaft, 144. H. J. Weber, Lehre, 127f.. hebl hervor, daß die scholastische Theologie vor Thomas keine subslan tielle Einheit von Leib und Scc:le angenommen habe. Diese eher posilivc Ikwerrung Thomas' wird aber sog1c.ich zu revidieren scin. i 160 Vgl. 5.c.G. 1I.57/Leonina XIII,407,13-15: �Qua (am es.sc quam etiam opcrari non est solum formae ncque solum mareriae, scd coniunc!j" 16' In AriSI. 11, Icct. 1 IMarieui, In Aris!., 59b: .,Anima ... non habet spcciem completam, scd magis es! pars spcciei"; 5.Th. I q 75 a 4 rcsp./lconina! 1,555: ..compositum oe anima el corpo-
In
.•
lIW
5.c.G. 1I,68/Leonina XlII,440,32-441 ,4: "EI inde eSI quod anima intellcctualis dicilUr es.sc quasi quidam horizen el confinium corporcorum et ineorporeorum, inquantum esl sub stantia incorporca. corporis tarnen forma" l6J S.c.G. 1I,68/Leonina XlII,440. 17-19: �$(;mpcr enim invcnilUr infimum supremi gene ris contingere suprcmum inferioris generis"; Leonina XIII, 440,2�32: ..Esl igilUf accipcrc aliquid supremurn in gc.nere corporum, scilicct corpus humanum acqualiler complcxionatum, quod attingit :ad infimum supcrioris gcneris. scilicct ad animam humanam, quae lenel ultimum gr2dum in gc.nere imcllcctualium substantiarum, UI Cl[ modo inlelligendi pc.rcipi potest" 164 5.c.G. 1II.61/lconina 169a, 13-169b 6: .,Anima inlellcctiva esl crcata in confinio aeternitati! el (emporis, UI in libro de ausi! dicitur ... quia esl ultima in ordine inlellcctuum, el t:amen esl
xrv.
Thomas von Aquin
13 9
dem lnsein der Seele im Leib steht ihr Überhobensein, neben der Immanenz die Transzendenz, neben der Zeitlichkeir die Oberz.eitlichkeir6�, Die Seele, die in ihrer inneren Differenziertheir das leibseelische Verhältnis widerspiegelr, ist anders als Gon eine Komposition aus actus und potemia, anders als die forma marerialis aber nur Form im Gegenüberstand zur und in Unterscheidbarkeir von der Marerie, nicht eine compositio ex forma �t mare ria266, Die Seele ist auf Gon als Seinsursache angewiesen. Nur Gon bedarf keiner ihn setzenden Größe außerhalb seiner selbst; er ist "acrus purus"267. Der Leib des Menschen wird nur um seiner Verbindung mir der Seele willen in die Zwischenstellung hineingenommen, obwohl er für sich genommen einen inferioren Srarus im kosmischen Seinsordo einnehmen müßre. Umge kehrt befindet sich die Seele deswegen in der Zwischen- bzw. Doppelsrel lung, weil sie mit dem Leib verbunden ist und ihn als forma corporis, als anima vegetativa et sensitiva akrujerr. Die anima imellectiva als solche ist nur in der Welt der reinen Geister zu verorten268• Die Aktivität ist wie die Poren cialität intensivierbar und steht zu ihr in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis. Die actus-Dimension läßt sich inhaltlich mit der Fähigkeit zur Selbstverfügung und -bewegung rullen. Potentialität bedeutet hingegen Be wegtwerden269, Mit der Imensivierbarkeit und Variabilität beider Kompositi onselememe ist die Möglichkeit zu einer Verschiebung bzw. Akzentuierung in der Stellung des Menschen gegeben. Die Zugehörigkeit zur cranszendenten Welt wird manifest weniger in einer bestimmten konstitutionellen Scruktur als solcher und im Gegensatz zu ande ren inneran thropologischen Elementen. sondern in der tätigen Aktualisie rung dieser Scrukrur unter Einschluß und Überbiecung der übrigen Tätigkei ten. Es ist also nicht die Vernunft der eigentliche Mensch im Gegenüber zu den uneigentlichen Allssagen der Leiblichkeit und der ihm zugehörigen alogi schen Seelenteile wie bei Platon. Sondern der Mensch in seiner empirischen Tocalität. die Seele als unica forma ist der eigentliche Mensch. Nicht der ei gentliche Mensch muß vom uneigentlichen unterschieden, sondern die Ei genclichkeit des Menschseins eines Menschen erwiesen werden. Diese schei det das Uneigentliche. d. h. das mit der TIerwelt Gemeinsame. nicht aus, quam ooniungirur infcrioribus. quae sum in tempore. csl lemporalis� (Hervorhebung vom Vcr fasser) 161 VgJ. Schdfnyk. Unsterblichkcit. 37 lI66 VgJ. 5.c.G. 1I.54/Lconina XlII.392b 1-4: .In subslamiis aUlcm imellcctualibus. quae non sunt Cl: matcria CI forma compositac ... scd in eis ipsa forma CSt substanria subsistens. forma esl quod cst"; QD de an. a 6 corp./Marielti QD 1I.30la (bzgl. rein �isrigcr W�n): �in anima acrus Ct porcnria invcniantur". Dazu Schub�, Lcibhaft. 75-77 161 Vgl. 5.Th. I q 75 a 5 ad 4/Lconina1 1.557; [ q 1 2 a 1 resp.lLconina1 1.83; S.c.C. 11.521 Lconina X111,39tb 6-12 161 QD dc spir.cre;u. 2. obj.4: .anima. in quantum CSt spiritus, csr per sc subsistcns; in quan· tum aUlcm CS! anima. unilur ur forma" (Marieui QD 11. 374a) � Vgl. 5Th. 1 q 18a 3 rcsp./Lconina1 1,1 69f. Dazu Schulze. Lcibhaft. 103
140
Unsterblichkeit - der
römisch-katholische Ansan
sondern integriert es als insuffizienten Teil der Bestimmung dessen, was ein Mensch ist. Sie wird aber offenbar nur in einer über das Commune hinausfüh renden Wirklichkeit. Integration und Überbierung geschehen allerdings nicht so, daß die mit den TIeren gemeinsame Tätigkeit in eine das übliche Maß übertreffende Intensität geRihrt würde, sondern daß neben diese Tätigkeit eine andere gestellt wird, die nur durch das gleiche Subjekt mir ihr verbunden i ihrem Vollzug gerade von ihr abgehoben werden muß. Die bleibt, aber n Seele darf nicht wie die formae materiales mit dem materiellen Substrat iden tifiziert werden. sondern hat sich als ein dem Leib gegenüber selbständiges Lebensprinzip zu erweisen270• Das den Menschen Auszeichnende ist der Verstand und der mit ihm gege· bene Wille27J• Der Akt des Erkennens und Denkens fuhrt den Menschen über die leiblichen Begrenzungen hinaus272• Das "intelligere" geschieht als Abstrak· tion, d. h. als Erschließen des Allgemeinen aus zufälligen Besonderheiten. An· ders als in der Sicht Platons und auch Augustins ist der Erkenntnisraum nicht schon gefUllt, d. h. vorgängig und als wiedenugewinnendes Gut (avoJ,JvI"j01C;) mit der Ideenwelt verbunden, sondern leer, auf das zu rezipierende Außen hin geöffner7.l. Der Intellekt bedarf der vermittelnden Tätigkeit der Sinnlichkeit, insofern es etwas geben muß, von dem abstrahiert werden kann. Die Materie befindet sich nicht immer schon im Intellekt. wie Demokrit dies annimmt, sondern außerhalb desselben; sie trin im Akt der Wahrnehmung als ein "phantasma" von außen an die anima inrellectiva heran174• Das Erkennen ge· schieht in der Hinkehr zu den "phamasmata"m. Aber der sensual verminelten empirischen Welt kommt nur eine instru· mentale Bedeutung zu. Materialität und Imellektivität schließen einander aus. Die universale Weite der Erkenmnisobjekte, d. h. der jeweils bestimmen· den Wesensart aller körperlichen Substanzen, bleibt nur dann erhalten. wenn das Erkenntnissubjekt, der Intellekt nicht schon in einer bestimmten Weise materiell vorgeprägt und damit in seiner Rezeptivität eingeengt ist276• Der In·
170 Vgl. dazu Mundhenk. Seele. 9 11I Vgl. KJuxen, Seele. 77; Brcnnan. Psychologie, 244 11l QD de an. a 2 ad 13/Marierrj QD 11. 289b: �superat omnem corporis proponionern�; QD de an. a 2 ad 18/Marieni QD 11. 290a: Mexcedit corporis proponionem�; QD de spir.crat. a 9 ad 3/Marieni QD 11, 403b: Mquia anima inlellectiva (:SI forrna ltllnscendens corporis capa citalern, habc:1 � suum elevatum SUptll corpusM m Vgl. 5.Th. I q 84 a 3 resp.lLeonina1 1.643. Dazu Mundhenk, Seele. 16 m E.!l ist lxttichnend, daß Augustin anders als Thomas die 5inneserkenntnis als Quelle des Irrtums verwirft (Sol. I,3.8/CSEl 89.14,1-3) und die rein geistige Erkenntnis unter Abwen dung von den Sinneseindrucken propagiert (De immon.an. X,1 7/CSEl 89. 1 1 8, 1 6f.; Sol. 11,20,35/CSEl 89,97,8-1 1 : "illa phanwia ... , manifestum (:SI el mu]tum eam differrc a verila te el illam, dum haec viderur, non videri� m S.Th. I q 89 a 1 tesp./Leonina1 1,686: �conve:nendo se ad phanwmata� rn; S.Th. I q 75.2 a resp./Leonina1 1,553; S.c.G. II.65/Leonina XlII. 180b 23-25
Thomas von Aquin
141
tellekt ist gleichsam das ..Rezeptakulum für das Allgemeine an den Dingen"2n. Er macht die materiellen Dinge in einer immateriellen Weise präsent; Ab straktion heißt Entmaterialisierung. Die intendierten Objekte der intellekti ven Erkennrnistätigkeit sind universal, d. h. nicht wie die Gegenstände der sinnlichen Wahrnehmung partikuläre, raum-zeitlich gebundene Konkreta278. Die ..phamasmata" in ihrer aktuellen Präsenz sind zwar nötig, um der Er kenntnis eine deutliche Grundlage zu verleihen, aber sie konstituieren diese nicht. Der Leib - und mit ihm die Wahrnehmungstätigkeit - ist der Seele zur Verbesserung ihres Seins und Tuns {propter melius)279 beigegeben, aber er ist nicht ihr primärer Seinsgrund. Die im Tod vom Leib getrenme Seele betreibt die Erkennrnistätigkeit ..per seipsam"280. Außer der Absrrakrion betreibt der Intellekt den .. discursus", d. h. die Konklusion von einem erkannren Gegen stand (cognitum) auf einen weiteren erkennbaren Gegenstand (cognoscibile), ohne daß ein weiteres, auf sensiblem Wege gewonnenes Darum herangezogen werden müßte281. Auch die ReAexionstärigkeir ist der sensitiven Seele unmög lich282. Das "intelligere" bleibt tron der teilweise notwendigen Applikation der Sin nesdaten eine "operatio per se"283. Die Überlegenheit der intellekriv srrukturienen Seele über den Leib kommt auch in deren verschiedenem Ursprung zum Ausdruck. Die Seele ist nit:.ht Derivat und lineare Verlängerung der Materie, sondern wird in einem freien Schöpfungsakt GOttes aus dem Nichcs gesent (creatio ex nihilo)284. Die Geistseele ist nicht aus einer nichtsubsistemen Wirklichkeit ableitbar. Nur die sensitiv-vegetative Seele wird wie der Leib bei der Zeugung durch die Eltern übenragen285• Thomas kann, um den Zusammenhang von Leib und Seele m
Mundhenk, Seele. 14 m QD dc an. a 3 ad l l fMarieui QD 11, 294a (blgl. objcetum imdlcetus): "circa ca quae sunl ubique"; QD dc an. a 14 corp.lMarieni QD 1I,334a: "sptties omnino rcc.ipiuntur in ipso immaterialiler. Quod dcelar.lIur ex hoc quod imdleclw est universalium. quac considcramur in abslractionc a malcria CI a malcrialibus conditionibw"; 5.Th. 1 q 75 a corp.l LconinaJ 1.559: ..apprehcndit esse absolutc, CI s«undum omnc tcmpw" '" 5.Th. 1 q 89 a I corp.lLconina1 1,686 uo 5.c.G. 1l,8l fLconina XJ 11, 506a 48-53: "scd imelligel per scipsam, ad modum substan darum quac sum lotalitcr s«undum esse a corporibw scparat:l.c ... A quibw etiam, lanquam a superioribw uberiw inßuentiam rceipere pOieril ad perfcetiu5 inlelligendum� 211 QD de an. a 7 ad 8: (discursus esl) "cognosccrc unum cogn ilum per aliud cognilUm� 1&l V gl. 5.c.G. 1I,49/Lconina X1I1, 384a 15ff. Zum Ganzen Schulze, Lcibhaft, 51f.53.89 Z&) 5.Th. I q 75 a 2 corp.lLconina1 1.553; vgI. QD de pol. q 3 a 9 corp.f Maricni QD 11, 65b: Mnon dcpendcns a corpore nce communicms corpori in opcrationc'". Vgl dazu auch KJu xcn, Sttlc, 72 214 5.Th. l q 45 a I corp.fLconina1 1,362: MCrcatiO, quac esl emanalio lotiw esse, est Cl!: non anlc quod CSI nihil"; 5.Th. 1 q 45 a I ad 31 Lconinal 1,362: "cx nihilo tieri'"; 5.Th. 1 q 75 a 6 ad I fLconina1 1,559: ..Anima brulorum producitur cx vinutc aliqua corporca, anima vero humana a Oco"; 5.Th. 1 q 90 a 2-3fLconina1 1,698-700; STh. I q 1 1 8 a 1-21Lconina1 1,872-876 lIS Dies kann aw der These dcr 5ulacssivbescclung abgeicilci werdcn; vgl. Compcndium 921 ed. Abert 147f.; datu Brennan, Psychologic, 254
142
Unsterblichkeit
-
der römisch�katholische Ansan
bzw. der heiden Dimensionen der unica facma nicht zu sprengen, keinen rei nen Krea,[ianismus venrctcn. Daher bindet er die Erschaffung der Gc:istscde in den embryonalen EntwickJungsprouß als dessen Ictzte Phase ein236• Thomas geht über die in der aristotelischen Psychologie: begegnende funk tionale Priorität des tTöoc; als der aktiven Dimension gegenüber der ÜAIl hin aus nicht nur durch die Analyse der menschlichen Existenz als einer Doppd stel1ung. sondern vor allem durch die unterschiedliche Ahemuierung der heiden Wesenskonstiruriva des Menschen. Zwar sind Leib und Seele ohneein ander unvollständige Einzelwesen, aber das Maß der wechselseitigen Abhän gigkeit und die Folge einer Separation gegenüber dem anderen Elemem ist verschieden. Die Seele bedarf des Leibes und seiner wahrnehmenden Tatig� keit als eines relativen Plus zur Perfektion ihrer intdlektiven Tätigkeit. Sie kann aber auch unabhängig vom Leib, .,per se" handeln und bestehen. Der Leib heeinflußt nicht das Daß, sehr wohl aber das Wie der Seele. Die Seele kann ohne den Leib existieren, allerdings schlechter und nicht in vollständi� ger Weise als das, was sie ist287• Der Leib hingegen benötigt die Seele bereits zu seinem Dasein und hat nur in derivierter Weise am Sein teil. Di� R�zipro
utiit tkr Inacistmz und D�pmdmz wird JO zugunstm �in�r pkltonisi�"ntkn Hi�rarchi� durchbroehm. Wenn man das Verhältnis von Leib und Seele. wie es Thomas beschreibt, mit der communicatio idiomamm der Naturen Chrisri vergleichr". so kann dieses nur mit Einschränkungen geschehen. Das genus idiomaticum erhält eine Schieflage, insofern zwar die Seele als unica forma alle Tätigkeiten als die ihrigen einbindet, aber die Wahrnehmung keineswegs das� seihe Gewicht hat wie die Erkenntnis. sondern ersrere der lenteren als ein nur relatives Muß zugeordnet ist. Zumindest Diskurs und Reflexion bleiben eine .,operacio per se", womit ein genus apotdesmacicum als nicht mehr konse quent durchführbar erwiesen ist. Einz.ig das genus majestaticum mag zutref fen, weil die Leiblichkeit in der Tat an der Unzerstörbarkeit der Geistseele partiz.ipiert, wie noch zu sehen sein wird. Ab" di� Unmög/ichluit, di� G�istJttk
auch an tkr an Jieh g�ltnukn Vngiing/ich/uit dn Körpm uilhabm zu IaJSm, offmbart di� asymm�trisch� und JubtiL dUIJ/istiseh� Tmdmz tkJ thomtlnisehm AnsalU1. Die niedrigeren Seelenvermögen sind zwar imegrierbar in die höhe� lt6
5Th. I q 1 1 8 a 2 corp.lLconina1 1,875: "haerelicum esl dicere, quod anima intdlecliY;1 traducatuc eum scmim:�. Gegenill>er der These der 5uluessivbesedung wird man wohl mil Schulze. Leibhaft, 1 1 7 . 1 2 1 f., eine Simultanbe.seelung als eher dem ,homanischen Anliegen entsprechend heraunustellen haben. Die Seele würde dann nich, vor oder nach dem Zcilpunkl der Zeugung des Leibes. $Ondern gleichzeitig mit ihm geschaffen werden. Es könnte zudem die Verwundung: in der Vorgeschichte der Eltern und di<: verw.tndtsehaftliche Baiehung zu ihnen ebenso wie die zu Gon ausgaagt werden. Zum Ganzen auch Mundhenk. Seele, 77. 1 2 1 f. 111 Vgl. In Arisl. 11, 1«t. 1I Maricui, In Alist. 59b: ..Anima talionalis, quantum ad a1iquid potest dici hoc a1iquid. sccundum hoc quod potest esse per sc subsistens. Sed quia non habel speciem complcwn. scd magis est pan 5peci�i. nonomnjno convenit ei quod si, hoc aliquidM (Hervorhebung vom Verfasser); dazu Mundhenk, Seele, 67f. JtI So Schulze, Leibhafl, 96; vgl. cbd., 106f.
Thomas von Aquin
14 3
ren, aber nicht umgekehrt die höheren in die niedrigeren. sondern nur auf dem Wege des gemeinsamen Eingebundenseins in die eine Seele verbindbar. Die Ein- und Beiordnung des ImeJlekts kann nicht ohne dessen überord nung über die anderen Seelenvermögen geschehen. Die Seele existiere nicht wegen des uibes - tron ihres Angewiesenseins auf ihn -, sondern der Leib wegen der Seele289• Die Seele kann in einigen Aussagen Thomas' geradezu mit dem Imdlekc gleichgesent werdenl90• Die Erkennmistätigkeit erscheint als die eigendichere Dimension der Seele als der Status einer farma corporis191 • Man wird fragen müssen. ob nicht doch die Amithese in der Synthese überwiegt bzw. ihr vor ausgeht und erst nachträglich durch die Einbindung in eine Koexistenz mit ihrem Gegensan abgemildert wird291•
b) SefbJtändig�J .&in a) D�r fUbJtanzontologiJch� P�rsonbtgriff
Von der Tätigkeit bzw. vom Tätigkeitsmodus her kann auf das Sein zurückge schlossen werden, das Quelle und Maßstab des Wirkens ist (agere sequitur esse). Das Tun ist die Explikation des Seins. aber nicht umgekehrt das Sein erst Produkt des Tuns. Das Sein kann allerdings eine Intensivierung erfahren und durch das Tun zur Perfektion geführt werden, wenn dieses Aktualisierung m
Vgl. Schdfczyk, Unscerblichkeit. 33.35 190 S.Th. I q 76 a 1 corp.lLconina1 1.562: hoc ergo pdncipium. quo primo imdligimus, sive dic.arur intellcctus. sivc anima intcllcctiva"; S.Th. I q 79 a 1 ad l/Lconina1 1,601: ..anima intcllcctiv:l quandoquc nominalur nominc intcllcctus" 191 QD dc an. 15 corp.lMaricui QD 1I.337a-b: ..Intclligere CSt muima el propria opcralio animac". Vgl. Forschncr. Glilck. 94: Es ist cntäußerte Vcrnunft, cingel�n in. vermischt mit und abhängig von vcrnunftfremdcn Fakmren und deshalb dcm Geist wcnigcr eigcn als jenc Leistung. in der cr bei sich bleibt und seine cigenstc Möglichkcit aktualisicrl: das Erkcnnen dcr Wahrheit" m So nimmt Mundhcnk. Seele, 8f.36.64f.. an, daß d ic intcllckdvc Seelc als selbständiges Erkenncnis.subjekt nichts mit der Matcrie gcmcin habe (dies wird auch betont von Brennan, Psychologic. 251) und darum erst nachlTägHch zur Form des Leibes crhoben wcrde; der Leib wcrdc durch cine ihm nicht unmittelbar eigncndc, sondern cine separ.uc Form informicrt. Man wird jedoch rugestchcn mil.ssen. daß nicht nur dic Intellektivität. sondcrn auch dic unibilitas corpori ein Wesensspezifikum des Mcnschcn. in diesem Fall zur Abgrenzung nach oben hin darstcllt. Schulze. Leibhaft. 99 (vgJ. cbd 93.98) widerspricht ihm heftig und möchte Subsi stcnz und Nichtsubstistcnz nicht als in cincr Diast� gcgenilbergcs:tellt. sondcrn dialektisch vcrbunden sehcn. Es findc cinc gegenseitige Durchdringung inncrhalb der anthropologischen Bipolarität Stall. Dic substantialc Einhcit bestchc in eincm Incinandcr von disponicncr Sensiti vität und sinnlichkcitsoffcncr Intcllektivitiit (ähnlich SchclTezyk. Unstcrblichkeit, 36). Aber auch er kann nicht umhin. die hier.lrchische Komponentc in dieser Dialcktik einzuräumcn (Schu(z(:. Leibhaft. 133): dic 8criehung zwischcn Seelc und Leib sei ein Intcraktionsverhältnis zwischen einer übergeordneten. lenkcnden Macht und ciner untergeordnetcn, gelenkten Grö ße. Schulze. Leibhaft, 1}-15. verstcht seine Arbeit aber als grundsätz.lichc Apologic des thoma nischen Systcms gegcnüber dcn wiedcrholt. L B. durch Bcrnarh. Anima. vorgctragenen Vor würfcn eincr inncren Divcrgcnz und Inkonsequenz desselben. �
..
.•
144
Unsterblichkeit - der
römisch-katholische Ansatt
und Applikation einer im Sein vorhandenen Anlage ist. Die Fähigkeit, mit der intellektiven Tätigkeit eine "opcratio per se" zu vollführen, erweist den Men schen als ein ..per sc" existierendes. subsistierendes Wesen, d. h. als jemanden, der nicht wie die rein körperlichen Wesen von einem anderen her und als Teil dieses anderen. nämlich materiellen Elements besteht, sondern ein von allem anderen unterschiedenes und unabhängiges Etwas ist2'H. Thomas geht es dar um, dem Menschen ein dininkrcs Sein zuzuschreiben. das nicht in Prozesse und Aktionen aufgelöst werden oder in einem Gegenüber aufgehen darf. Der Mensch ist nicht identisch mit seinem Handeln. sondern das Tun ist dem sich explizierenden Subjekt ins(rumental 2.Ugeordne�. Er besinr bestimmte Ver mögen. aber er ist nichr identisch mit ihnen. Das Ich steht den Vorgängen an ihm und um ihn wie den von ihm selbst hervorgebrachten Entwicklungen gegenüber und beharrt in nicht tangierbarer Identität angesichts und non des stetigen Wandels seiner Umgebung. Der Mensch ist nicht ein Akzidens. son dern Träger von Akzidentien, Substanzm. Thomas wendet sich also gegen ein empirisches Personverständnis. nach dem die Person im Sinne der Persönlich keit als Summe von Handlungen. Vermögen und Eigentum. also aposterio risch und variabel bestimmt wird296• Die Selbständjgkeit. Vorgängigkeit und Beharrlichkeit des menschlichen Seins. des Personseins des Menschen begründet Thomas mit seiner intellekri ven Struktur. Der selbständige Tätigkeitsmodus des Intellekts verweist 1.U rück auf den subsistenten Seinsmodus seines Trägers. Als Vernunfrwesen ist der Mensch per se von der Materialität, ihren Begrenzungen und Abhängig keitsverhältnissen abgehoben. Ihn zeichnet eine Fähigkeit zur Selbsrverfü:9,
5.Th. I q 75 a 2 corp.lLconinaJ 1.553: �Nihil autem potesi per se oper2ri nisi quod per K subsinit"; 5.Th. I q 29 a 2 corp.lLconina1 I. 251: �JlIa enim subsistere dicimus. quae non in alio, sed in re existunt"; 5.Th. I q 75 a 3 corp.lLconina1 1.554: �5imililer enim unumquodque habet esse, et oper2lionem" 194 Ein Augustin-Zital verdeutlicht. in w.:lcher Tr2dition Thomas mit diesem Ansan stehl; Oe trin. XV.22,42JCChr.5L50.519,2-23: Tria ist memoria. intellectUS el amor mg sunt, non sua; nec sibi, sed mjhj quod agunt. immo q ope rjlla. Ego enim memini pa memoriam. intel ligo pu intdligentiam, amo pa amorern; et quando ad memoriam mearn aciem cogitationis adverto; ac sie in corde mee dico quod sOo. verburnque verum de scientia mea gignitur, utrum que meum est et sciemia utique et verbum. E&o enim seio. 'iQ dico in mee corde quod seio. Et quando in memoria mea cogitando invenio iam me intelligere, iam me amare aliquid. qui intellcclus et amor ibi eDm et amequam lnde cogitarem, intdlcetum meum et amorcm meum to imelligo. Ci2 arno. non ipsa. Item quando cogitalio memor invenio in memoria mea, quo' est, et vult redirc ad ea, quae in memotia reliquerat. eaque imellecta conspicere alque intus dicere, mo memoria memor CSt et mg vull voluntate. non sua. Ipse quoque amor meus eum meminit atque intdligil quid appeterc dcbcat. quid vitare. pe rm a m. non per suam memoriam meminit; el � imdligentiam mgm non per 5uarn quidquid intdligenttr amat, imdligiL Quod brcviter dici potCSt; Eenpa omnia iIla tria memini. Ci2 intelligo. Ci2 diligo, qui nce memoria sum ncc intdligentia nec dileclio, sed baccbabep- (Hervorhebungen vom Verf.tsser) m Vgl. Brennan, Psychologie. 225; Gr2bmann. Augustinus. 34f.66 H6 Vgl. dazu Brennan. Psychologie, 23M. ..
Thomas von Aquin
145
gung. Freiheit und Spontaneität aus197. Als Person ist er erwas Unminelbares. Er kann als vollständige Substanz nicht an ein Ganzes als dessen Teil mitgeteilt noch in erwas anderes aufgenommen werden, weil das seinem Selbs{Stand wi derspräche2". Thomas schließt sich der boethianischen Personbestimmung an: .. Persona est rationalis naturae individua substantia"29'J. Person ist lentlich ..eine vollständige Substanz, die für sich selbst besteht, von allem anderen ge schieden ist und eine vernünftjge Natur besint"lOO. Der konstitutionelle Ansarz, d. h. der Ausgangspunkt bei einem procolo gisch gesenten Seinsmodus durch Besirz und Vollzug eines, nämlich des intd lektiven Seinsdements, wird dann problematisch, wenn er auch der Analyse des Gottesverhälmisses zugrundegelegr: wird. Der Mensch ist kraft seines In tellekts und Willens immer schon auf Gott als exklusiven Gegenstand des Er kennens und Strebens ausgerichtet und in den rneozentrisch finalisienen Seinsordo als Doppelwesen mit einem Übergewicht zur Geisteswelt hin ein gegliedert. Aber die Aktualisierung, der Vollzug dieser Anlage steht in der Ver fügungsgewalt des Menschen. Die Freiheit als Wesenskonstitutivum des Per sonseins kennzeichnet auch das Verhälmis des Menschen gegenüber Gon. Der Intellekt kann Gott zumindest approximativ erkennen; der Wille vermag dem Erkannten zuzustimmen (assensus) - und darin zu glauben -, was dann in eigengeleisteren und verdienstvollen Werken bestätigt: und ausgestaltet wirdlO1• Der Mensch in als subsistentes Wesen Herr seiner Handlungen auch derjenigen gegenüber Gon302• Nicht die Relation zu GOtt bzw. die Rela tion Gones zu uns bestimmt und begründet die spezifisch imellektive Konsti tution des Menschen. sondern umgekehrt besteht die Baiehung und Baie hungsfahigkeit des Menschen auf Gon hin erst aufgrund seines Intellekts. Die oncologische Akzentuierung des Personverständnisses, d. h. das Wissen um ein gegenüber Prozessen, Zuständen und Veränderungen distinktes Sein des Menschen, beruht nach thomanischer Sicht nicht in der Relation, die Gon dem Menschen gegenüber eingeht, sondern liegt dieser Relation gerade zu grunde. Die Sünde zerstört diese Disposition nicht, sondern schwächt sie nur und verändert sie, so daß neben die aktive, erkennende. wollende Dimension der menschlichen Natur eine rezeptive, auf den Empfang der helfenden und heilenden Gnade Gones ausgerichtete Beschaffenheit tritt; die Natur wird gleichsam ein Rezeptakulum der Gnade}O}. l!1
QD df! pot. q 9 a 2 ad 6/Mariwi QD !I.228b: �5ubstantia significat f!am ut individuali· ter subsistf!ntf!m� N Vgl. STh. 111 q 2 a 2 ad 3/Leonina2 IV.34; III q 16 a 12 ad 2/Leonina1 1V,173 m S.Th. 1 q 29 a I obi.I/Leoninal 1.248f.; vgl. 5Th. 111 q 2 a 2 obi.3/Leonina1 IV.33; S.Th. 111 q 16 a 12 obi. 21Leonina1 1V, 172; 8of!thius im Original: df! pf!rsona III/MPL 64,1343 ,.. B�nnan, Psychologif!. 234 JOI Zum Glauben als a.ssensus; S.Th. 11 11 q 2 a 1 corp.lLeonina1 1ll.41; vg!. daz.u Schub.!!, Lcibhaft. 6Of.57. 159 JOl Vgl. z.um Grunds:lnlichf!m: Brennan. Psychologif!, 231 .10, Zu diesc:m Sachvf!rhal(; Mundhenk. $ef!te. 1 17; jOCSt, On{ologi�. 1%
146
UnS(crblichkej(
-
der römisch-katholische Ansan
Die geschöpfliche Konstitution des Menschen ist nur aufgrund h i rer spezi fischen Strulu:urierrnc:it der konditionale Hintergrund der Gonesbez.iehung. Sie ist es als vernünftige und daher auch immaterielle. Der Leib des Menschen ist zwar unverziehtbar. weil ein Mensch nur in seiner psychophysischen Tota lität Person genannt werden kannlO4• Aber er konstituiert nicht Intellekt und Wille und verschafft nicht die Unmittelbarkeit der Person. sondern steht alle dem eher im Wege. Er steht nicht als solcher in einer Bez.iehung l.U GOrt. sondern partizipiert in abgeleiteter Weise mit an der vom Intellekt vermittel ten Bezogenheit der Gesamtperson auf Gott. Der Leib ise zwar nicht ein aus gesprochener Widerparr des Tram..cndcOl.bezuges. aber hat nur in indirekter Weise an h i m teil und steht lentlieh Gon ferner als die Seele. Der Ausgangs punkt bei der Natur des Menschen führt zu einer inneranthropologischen Ak zemuierung, die eine Fixierung auf überlegene und Abwertung inferiorer FJe meme impliziert. Der Leib ist in der Konsequenz des thomanischen Ansancs kein Gegenstand eines eigenständigen Imeresses. Thomas müßte wohl nur mit Schwierigkeiten das ..Ta Otl>J..IQ ö�wv VQac; TOÜ nJ..liv 0:00u lrVEOJ.lQT6c;" ( 1 . Kor. 6,19) mitsprechen können.
ß) Di� anima uparata
Die subsisteme Existenzweise der Seele wird in besonderer Weise akut und manifest da, wo sie nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich vom Leib gelÖSt ist, d. h. im postmortalen Raum. Thomas betont zwar die Den.zienz und Unnatürlichkeit dieses separierten ZustandeslO'. Die anima separata ist nicht eine Person im Vollsinn des Wottes: die Seele des Perrus ist nicht Pe tru,slOC\, weil sie auf das verlorene Ganze der psychophysischen Existenz des Menschen kommunikabel isr307• Sie bleibt in ihrer forma-corporis-Dimension auf die Verbindung mit dem Leib in der Auferstehung hin ausgerichtet. Die Unvollkommenheit des separierten Status' verlangt nach einem neuen Akt der Restitution der natürlichen Vollständigkeit und Vollkommenheit»B. .11M
5.Th. I q 75 a 4 ad 2JLconinal 1,556: .Non qu.adi�t substamia particularis esl hyposla
sis vcl penona. scd qu� ha�t comptc!Um naturam specid\ vgJ. Schutu. Lcibhaft. 161 [; Sren· nano Psychologic. 228 .m 5.c.G. IV.79/Lconina XV. 249a 5f.: .Est igitur contra na!Utaßl animac absquc corpore cssc"; 5.Th. I q 89 a 1 corp.lLeonina1 1.687: "se
Thomas von Aquin
14 7
Die anima separata sichert die Kominuität des gestorbenen Individuums und bleibt mit der Seele. die sie war. identisch. Sie hat einen individuellen Charaktero"J. Sie behä1t die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu dieser Menschen natur erworbene Individualitär1lo. Aber diese Fähigkeit zur Wahrung der Kon tinuität erhebt die separierte Seele über ihre für die Auferstehung disponieren de Bedeutung'11 und macht sie zu einem Eigenwert. Die Seele ist. weil von der Koexistenz mit dem an sich zur umeren Welt gehörenden Körper befreit. zu einer Erkenntnis "ad modum subsramiarum quae sum totaliter ... a corpori bus separatae"Jl2 befahigt. also umer Absehung von den phantasmata. Aber auch die sich der Sinnesdaten als Grundlage der Abstraktion bedienende Er kenntnistätigkeit ist auf dem Wege der sich erinnernden Vergegenwärtigung des im prämortalen Leben Geschauten möglichJlJ. Zudem geht Thomas von der Ausfüllung des durch das Fehlen aktueller Phantasmen emstandenen De fizits durch die Akrivität höherer Mächte aus·H�. Der uib diem also nur der Komplenierung, nicht der Konstituierung der postmortalen Vollkommenheit. Wie er schon prämortal nur an der schon vor handenen Gottesrelation partizipiert. sie aber nicht begründet. so emhehrt auch die postmortale Dynamik auf den Leib hin ihrer soteriologischen Rele vanz. Die positive Bewertung des soreriologischen Status der anima separata. der in kirchlicher Tradition die visio bearifica in suffiziemer Weise zugeschrie ben wirdm. verstärkt die Dominanz der Subsistenzseite in der omologischen Natur der Seele gegenüber ihrer körpenugewandten Dimension. Die Simul taneität des Leibes gegenüber der Seele bleibt nur intentional erhalten. die
Zustand der S«:le ohne Leib mUßte �impc.rfcc(ior" (5.Th. I q 89 a 1 corp.ll.conin21 1,687) und .pn.eler n2[ur:un� (5.Th. I q 892 I corp.ll...eonina1 1,687) .sein. JOt Vgl. QD de an. 2 2 corp.JMarieui QD 11,2882; 5.Th. 1 q 76 2 2 corp.Jl...eonin21 1.567: "inconvr.nir.ns t.St ponr.� unum intdl«tum omnium hominum" '10 D:nu K1uxen, Seele. 83 JII Vgl. Scheffc::zyk, Unsterblichkeit, 45 JIl 5.c.G 11, 81/lconina XIII. 506.a 48-50 JI J Dies wendet Schulu, Leibhaft, 158, gegen die Vorwürfe Grah2kt.S, 5«le. 135, dir. ani ma .separata sei eine "kommunikalions- und weldose Monade", ein. Die postmortale Erkennt nis würde sich dann auch nicht in ein tristt.S �Gn.u_in_Gn.uM hUllen, wi� K1lUcn, Anim2 scpa n.la. 108, dit.S bchauplel. l J 4 5.Th. I q 89 a I ad 3/Leonina1 1.688: "quod anima sepan.la non imelligit per spc.cie:s innalU. ncc pc.r spc.cit.S, quas lune abstrahat, n« 50Ium per spc.cie:s eonscrv.uu. UI obj«lio probat; sed per spc.cies cx influentia divini luminis partieipatio ... sicul e:x aliae subscmtiae scpar.llaeM; QD de an. a 1 5 ad I I/Marielti QD 11, 340..: "a subslantiis supc.rioribusM; 5.c.G. 1I,8l1Lconina XUI, 506, 16-2 1 : "... rettdens ab intimo appropinqual ad summum. Unde el, quando loraliler eril a corpore scpan.r.;r., perf«te assimilabitur substandis scpan.lis quanlum ad modum imellige:ndi, et abunde influentiam carum fttipiel"; QD de an.a 15 corp./Marietti QD 11, 339a: �plenius pefcipc� poleril influentiam a supc.rioribus 5ubslantiu" m 05 10005. .
148
UnStcrblichkcit - der
römisch�katholischc Ansan
über Besin und Vollzug des Intellekts vermindre Gonesbeziehung der Seele hingegen aktuell bzw. sogar intensivierr'16.
3. Natürlich, Unsterblichkeit. gnadmhafte Auferstehung a) D�r g�schöpflich-konstitution�lk Grund von Tod und Unst"blichk�it In dem defizienten Status der anima separata wird die Ernsthaftigkeit und der ufseörerisch-negative Charakter des Todes manifest. So wie die Vereinigung von Seele und Leib eine .,generatio" darstellt. so bedeutet die Trennung im Tod (separario) eine .. corruptio"317. Der Tod ist ein Verlust, nicht ein Gewinn. Die Seele bleibt nicht untangierr vom Tod, sondern gerät in einen in ontologi scher - nicht in soteriologischer - Hinsicht unvollkommenen Zusrand3l8• Aber der Tod betrifft die psychophysische Totalität des Menschen nicht in gleicher Weise und enthält neben seinem negativen Charakter auch eine neu tral-natürliche Dimension. Der Mensch ist als Geschöpf einer doppelten An und Hinordnung unterworfen, die mit seiner Doppel- und Grenzstellung als Glied sowohl der Welt der materiellen wie auch der subsistenten Formen ge sent ist. Eine Hinordnung auf den Tod und Zerfall des Menschen sieht Tho mas als mit der konstituriven Einbindung der Leiblichkeit in die anthropolo gische Einheit gegeben an·m. Zur Natur des Leibes gehört die Korruptibilität; er wird gebraucht und darin auch verbrauchr320• Aber die Möglichkeit zum Zerfall wäre nicht Wirklichkeit geworden, wenn der Mensch nicht gesündigt
häue; dann wäre Adam direkt und ohne den schmerzhaften Umweg über die Trennung vom Leib in eine irreversible und unüberbietbare Gemeinschaft: mit Gou verserzt worden (transferri)l21. Andererseits ist der Mensch als subsi stentes, intellekrives, die materiellen Begrenzungen durchbrechendes Wesen auf eine bleibende Unzerstörbarkeit als dem Wesensspez.ifikum der immateri-
)" Man wird fragen m�n, ob nicht die Annahme einer leibfreien, wenn auch dynamisch auf den Leib ausgerichteten PoSlcxiSienl. die Ablehnung einer Präaistenl.psychologie (duu KJuxen, Seele, SO) konterkariert. Auch diese könnte doch so gdacht werden. daß eine Verbin dung mit dem Körper. also die Inkarniertheit zwar wesensmaßig angelegt iS!. sich a�r noch im uidichen Voraus befindet. Die postmortale Scpariertheit ist allerdings von einer präexistentidl veroneten unterschieden durch die Möglichkeit des Rilckbczugs auf den schon dagewesenen Zust2nd der Inkarnienheit und der dadurch gege�nen Abschwächung der Folgen des ontisch konstitutionellen Defh-its. JI1 5 .c.G. 1I,57/Lconina XIII, 407a 22.24 JII Vgl. dazu Schulu, Lcibhaft. 106; SchefTezyk. Uns[(�rblichkeit. 37f.39,45f. JI' QD de mal. q 5 a 5 corp.lMarieui QD 11, 554r.: �ergo mors ct corruptio naturalis est homini secundum necessitollem matcriae" J20 5.Th. I q 76 a 5 ad l /Lconina1 1.574: "Ex hoc autem de necessitate materiae sequitur, quod sit corruptibilc· }11 QD dc mal. q 5 a 5 ad 9/Marieui QD 11, 555a: "et sic indc quousquc homo transferretur in stamm gloriac in quo iam alimento non indigerer"
Thomas von Aquin
149
ellen Weh angelegt. Der Seele kommt eine ..aptirudo" �ur Unsrerblichkeir ZUlU. Leib und Seele stehen in einem unterschiedlich akzemuierren Wechselver hältnis. Der Leib parrizipierr an der Lebendigkeit der Seele als ihrem unauf hebbaren Wesen, aber nur sofern er seinem hierarchischen Unterordnungsver hälmis ihr gegenüber Rechnung träge. Bei der Trennung von der Seele, wie sie Folge der Sünde ist, geht er des ihn belebenden und zusammenhaltenden Prinzips verlustig und zerfallt. Die Seele hingegen wird nur hinsichtlich ihres Soseins, aber nicht in ihrem Dasein von dem Zerfall des Leibes berührt. Sie unterliegt i n ihrem separierten Status einer ontischen Defi�ien�; sie in unvoll ständig in Sein und Tätigkeit, aber sie beneht doch weiter, weil sie die Grund lage ihrer Existenz nicht im Leib, sondern in sich hae. Die platonische Asym metrie findet sich in der thomanischen Deutung der ZwischensteHung des Menschen und in deren Folge in der Interpretation des Todesgeschehens wie der, wenn auch in abgeschwächter Form. Thomas propagierr keinen Dualis mus - das verbietet ihm die aristotelische Form seiner Ausführungen -, aber verreilt die Gewichte auf die zuvor geschiedenen inneranthropologischen Ele menre in unterschiedlicher Weise. Dem Leib kommt Gewicht zu, aber nur ein inferiores. Tod und Unsterblichkeit werden je einer konstitutionel1en Dimen sion Lugewiesen und nur in uneigentlicher Form von der jeweils anderen aus gesagt. Der Mensch ist qua Leib sterblich, qua Seele unnerblich. Sünde wie Gnade betreffen vor allem den Leib bzw. das leib-seelische Verhältnis: die Re bellion des Menschen gegen GOrt hat die Rebellion des Leibes gegen die Seele und damit das Ende der gnadenhaften Parrizipation des Leibes an der Un nerblichkeit der Seele zur Folge. Die Gnade unterstützt die parrielle Restituti on des urständlichen Verhälmisses von Leib und Seele. Der Seele eignet die Unsterblichkeit hingegen wegen ihrer Intellektivität, d. h. aufgrund ihrer eige nen Beschaffenheit und nicht abgeleitet wegen der Teilhabe an den Eigen schaften der anderen Dimension der menschlichen Spannungseinheit. Die Exisrenz und der unscerbliche Status der Seele ist eine primäre, natürliche Wirklichkeit, das bleibende Dasein des Leibes ist eine sekundäre. verlorene und nur partiell wiederherstellbare Gnadenwirklichkeitm. Die Sünde kor rumpiert nicht die menschliche Namr, sondern schwächt sie, indem sie zum Verlust der zweiten, überhöhenden Gnadenwirklichkeit führt. Die neuplato nisch-augustinische Abstufung in Kosmos und Mensch, die die Weitergabe der Gnade von oben nach unten kennt und die Sünde als .. privatio boni"l2� QD de mal q 5 a 5 corp.lM arieni QD 11, 554b; �aptitudo quacdam nuuralis ad eam (.immorta1itatem] convenit homini sccundum animam" JlJ S.Th. I q 97 a J corp.lLeonina1 1.745(; �non enim corpus eius erat in dissolubile per a1iquem immona1itatis vigorem in eo exiSlC:nlc:m; scd inerat animae vis quacdam supematur.l liter divinirus dat.a, per quam poter.lt corpus ab omni corruptione pracscrvarc. quamdiu ipu m
Deo subjccta mansis.set" m
Augustin. Conf. 111, 7, 1 2/CChr.SL.27.33,8
Unsterblichkeit
1 50
-
der römisch-katholische Ansatt
versteht, dominiert über die im Starus der Seele als facma corporis impliz.icnc wechsdseitige Inexistenz von Seele und Leib. Dies wird noch deutlicher. wenn man die Bcgründungsstrukrur für die Un sterblichkeit der Seele analysiert. Der Seele kommt in ihrer Funktion als for ma corporis eine doppelte Priorität gegenüber dem Leib zu: einerseits eine funktionale - wie bei Arisrotdes -. weil sie nicht ..propeer materiam" existiert, sondern der Leib nur von ihr her, andererseits. weil sie. wie gesehen. niche in ihrer materia.ugewandtcn Tädgkeit aufgeht. sondern diese überschreitet. Die Seele gehön nicht l.U den Formen, die keine Tätigkeit ohne leibverbunden heit, d. h. -abhängigkeit ausüben können. Der subsistcnte Wirk- und Seins modus macht eine Zerstörung ..per accidens", d. h. infolge der urstörung des aktuierten Kompositums. ebenso unmöglich wie eine solche ..per se"J2S. Das Ganze des Menschen kann zerstöre werden, d. h. der seinsmäßige und zeitli che Konnex von Leib und Seele. Aber die Seele wird dabei nicht mit zerstöre, weil sie nicht darin aufgeht. Akt des Ganzen zu sein'26• Thomas spricht lieber von Unzerstörbarkeit (incorruptibilitas) als von Un sterblichkeit (immorealitas), weil die Seele nicht unberrofTen vom Tod bleibt. aber doch nicht so, daß sie zerstöre würde. Diese Terminologie verrät den Aus gangspunkt bei der geschöpflichen Konsdrucion des Menschen, bei einer mit dem Geschaffen- und Eingeordnetsein gesetzten Struktur. Die Unzerstörbar keit der Seele ist mit ihrem doppelten Seins- und Tätigkeicsmodus. mit ihrer Zwischen- und Grenzstellung gegeben. Durch den Intellekt und den Willen als den Wesenspezifika des Menschen ist die Seele als Träger dieser Vermögen über die materielle Welt herausgehoben und in noctischer und intentionaler Weise auf die Transundenz hin finalisiere. Daraus ergeben sich für Thomas 'l.wei Wege 'l.um Erweis der Unzerstörbarkeit der Seele. Der erste Weg deduuere die incorrupcibilitas animae aus der Fähigkeit zur erkennenden Aufnahme geistiger, also immaterieller Gegenstände. Das ..intel ligibile" zerstöre nicht die aufnehmende intellektuelle Substanz, sondern voll-
forma per corrumpi non potest, scd per accidens corruptO composito corrumpilUT ... Si crgo sit aliqua forma quae sit habens n«esse est illam formam incorruplibilem esse" ; S.Th. I q 75 a 6 eorplLeonina! 1.558: �Duplj eiler enim a..Iiquid corrumpitur. Uno modo !Xr sc; alio modo !Xr accidcns. Impossibilc est autcm a..Iiquid subsislens genari aut corrumpi per accidens"j S.c.G. 1I.55/Leonina XlII.393a 22-24: "ESK autcm pet sc consequitur ad formam: ,per sc' enim dicimus ,sccundum quod Ipsum VgL duu K1uxen, Seele, 76f.; Mundhcnk, Seelc. 1 1 9f.; Pieper, Tod. 93f. Ohnc den Ik griff der .forma" zu verwenden, verbindet Augustin die Seele mit dcr Funktion des Lebensbrin gers und kann allein von der funktionalcn Priorität hcr - ohnc einc Supc:tgrcdicnz anzunchmcn l der Seele begründcn; Oe immorLan. IX, 16/CSEl 89,1 18,8f.: ..ha«: - dic Unstcrbichkcit autc:m vita., quac descril quae moriuntur, quia ipsa est animus et scipsam non descrit, non montur animus"; X,171CSEl 89.1 19.2If.: .vita. esl animus, sc nulla deseril; id mori tur, quod vita. descrit: non igitur animus mori potest"; Sol. 1I,13,23/CSEl 89,n,3-5: ..cam rc::m, quae, quocumque vcnerit, vitam praesut, mortem in sc admitterc non posse" .m
se
QD de an.14dMaricui QD 11, 334a: .Ipsa. enim
e:ssc:,
••
•
J16
ea,
C'(
res
Cl
Thomas von Aquin
151
endet siell1. Im Erkenntnisvollzug werden Erkenntnissubjekt und -objekt ei nes'28. Eine übermäßige Panizipation an seinen Gegenständen urstön nicht den Intellekt, sondern vermehrt gerade seine Erkenntnis3l9• Die gleichmäßige Rezeptivität der universalen Weite potentieller Erkenmnisgegenstände gegen über sent ebenso eine 1m materialität des Erkennmissubjekts voraus wie die Souveränität über das Gegensätzliche und Zerstörbare, das zum Gegenstand des Erkennens statt zur beherrschenden Wirklichkeit gemacht wirdJ30. Der zweite Weg begründet die Unzerstörbarkeit mit dem teleologischen Charakter der menschlichen Existenz. Der Mensch strebt von Natur aus nach einem Ziel, das das Vermögen seiner Natur übersteigt, also außerhalb von ihm und jenseits des irdischen Horizontes liegt. Wenn ein solches "desiderium na turale" zu GOtt hin vorhanden ist, so muß dies als sinnvoll geseczre Wirklich keit ernstgenommen werdenJJ1• Streben nach Gottesgemeinschah heißt aber Sehnsucht nach beständigem SeinJ.ll. Der thomanische Ansatz ist eine Explikation zweier einander bedingender Grundentscheidungen. Zum einen dominien die positiv-optimistische Beur teilung der Schöpfung. Gon hat die Weh und ihre Bewohner in einer ganz bestimmten Weise geschaffen und mit dem Akt der kreatorischen Setzung ist zugleich die Perpetuität des Gemachten in Entsprechung zum bleibenden Sein Gortes mitgesent. Die Treue Gottes wird nicht so sehr in einem zusagen den WOrt bekundet, sondern sie findet einen naturhah-greifbaren Ausdruck: GOtt entreißt den Kreaturen nicht die einmal bleibend mitgegebene Wesens bestimmung, d. h. bei den vernünftigen ubewesen: ihre Dauerhahigkeitm. m
5.c.G. 1I.55/Lronina XlII.394a 57-394b 3: �Quod ... m:ipilUf, est perficiens surutanti am inlellectualem, cr non corrumpens eam"; Lronina XIII. 394b 3(: ..intdligibile enim esl perfttlio intdligcntis" JII 5.c.G. 1l.55/Lronina XlII.394b 21 f.: "unde intdiCCIU5 in aClu CI inldligibile in actu SUnl unum"j lLonina XlII. 394b 24(: "perfectio CI perfectibile sunl unius generis" Jn 5.c.G. 1I.55/Lronina XlII, 394b 16-18: "nec corrumpitur per excellentiam sui obiecti: quia qui inldligunt valde- imelligibilia. non minus intdligit minw intdJigibilia. sed magis" JJO 5.c.G. 1I.50/Lronina XIII. 3Mb 9-16: .Formae- comflilriorum. secundum esse quod ha be-nt in materia, sum contflilriae- ... Secundum autcm quod 5Unl in intdleclu. non sum comflil riae- ... Non igirur habe-nt esse maleriale- in imdleclU-j 5.Th. I q 75 a 6 corp.ll...eonina1 I. 559: "quia ... radones contrariorum in imdlecw non SUnt conlrariae-. sed est una scie-ntia contra riorum-; QD de an. 14resp.lMarie-ui QD 11. 334b: �e-a e-tiam quac sunt in seipsis corruptibilia. secundum quod intdlectu percipiunrur. incorruptibilia tunlJJI 5.Th. 1 q 75 a 6 corp.lLronina1 1.559: "narul'1lle- ... desiderium non POlest esse inanc"; vgl. 5.Th. 1-11 q 3 .1 8 corp.llLonina1 1I.49f.j S.c.G. 1I.55llLonina XIII. 394b 49f.: .Impossi bile- est naturale- deside-rium esse inane-: ,narura e-nim nihil fadt frusll'1l'''; QD de- an. 14/ Mari eui QD 11, 334b: ,,01: nalurali appetilu qui in nul1a re- frustl'1lri potest. Vide-mw cnim homini bus ap�titum esse pcrpcruitatisJJl 5.c.G. 1I,55/Lronina xm. 395.1 30-32: .Omnes igjtur 5ubsUßtiae- inte-lIige-ntes naturali deside-rio appetunt esse semperJJJ 5.c.G. 1I,55/L..eonina XIII. 395b 14-19: "De-w, qui est instiwtor nalUl'1le-. non subtr-ahil re-bus id quod est proprium naturis e-arumj oste-.nsum est aUIe-m quod proprium naturis intdlec tualibus esl quod tim perpetuae-; unde- hoc e-is a Deo non 5ublrahe-lur"
152
Unsterblichkeil
-
der römisch·katholische Ansatz
Es geht bei GOttes Handeln nicht um eine Erhaltung der Weh inmitten der
Gerichtsverfallenheit, sondern um eine Garantie der ungebrochenen Konti nuität, Die Sünde ist nicht dialektische Gegenwirklichkeit in der Wesensbe stimmung der Natur, sondern abhaubare Schwächung ihrer Betätigung. Die Namr bleibt unveränderlich tron aller Wandlungen. auch der durch den Sün denfall hervorgerufencnJ)04. Wenn die Sünde zum zweiten die imellekrive Narur des Menschen qua See le nicht wesensmäßig zum Schlechteren verändert, kann der Intellekt bzw. die quasi naturgesenlieh mit ihm verbundene lmmatcrialität auch post lapsum zum Wirklichkeitsgrund der Unzersrärbarkeit gemacht werden. Der immate rielle Aktionsmodw des Imellektsm wie auch der immaterielle Gegenstand seines Erkennens und Wollens läßt - gemäß dem platonischen Analogieprin7.ip - 7.urückschließen auf eine wesensmäßige Entsprechung des Intellekts, d. h. auf seine Immaterialität und damit auch Unzerstörbarkeit. Der Preis einer solchen konstitutionellen Begründung der Unsterblichkeit als Unzerstörbar keir ist ein kosmischer und amhropologischer Dualismus. Das Materielle, Körperliche ist per se sterblich und zerstörbar; das Unzerstörbare wird auf einen anthropologischen Rumpf redu7.iert, der seine ontischen Defizite allen falls in imemionaler Weise zu schließen vermag. wie es der Status der anima separata vor Augen führt. Thomas muß in seinem Ausgang von einer in der geschöpflichen Struktur grundgelegten, verorteten und faßbaren Bezogenheit bzw. Beziehbarkeit auf die Transzendenz von Augustin und Placon her verstanden werden. Augustin muß den Konnex von Erkenntnissubjekt und -objekt nicht von der formen den Tätigkeit des Subjekts her erweisen, wie das bei Thomas aufgrund des aristotelischen Schemas seines Systems der Fall ist. Er stellt vielmehr zunächst die Perpetuität des Objekts heraus. Die Wahrheit - ein Ausdruck für die tran szendente Welt - kann nicht untergehen: es kann nicht erwas wahr sein. ohne daß es die Wahrheit selbst gibt, deren Explikation das konkrete Wahre ist. Wenn die Wahrheit selbst unterginge, wäre die Aussage über ihr Untergegan gensein wahr. was wiederum nicht ohne die Existenz der Wahrheit gedacht werden kannJJ6• Wenn die Wahrheit ist, muß sie auch irgendwo sein; Existenz heißt Inexistenz. wobei der Ort durch eine analoge Struktur für die Aufnahme des ObjektS disponiert ist bzw. wird - durch den Vollzug der InexistenzJJ7. J:W S.Th. 111 q 61 a 2 obi 2lLconina1 IV. 5 1 1 : �eadem est natur.;) hominis ante pccc:num el poSt peccatum". Zum Ganun vgl. Brennan. Psychologie, 262; Mundhenk, Seele, 106-108 m
S.c.G. 1I.55/Lconina XIII. 394a 57: "imdligibililer" 1,M Auguslin, Sol . 1I.2.2/CSEl 89.48.12f.l lf.20.22; 1 1 . 1 5. 28/CSEl 89.82,22; 89.83.1-3.8-10; 1,1 5,28fCSEL 89.41, 188'. m Augwtin, Sol, 1.15.29/CSEL 89.43.7f.: Quicquid enim esl, non potesi manere. si non maneat illud in quo esl"; 89.43,10f.l lf.: Non igilUf eSi veritas in rebus monalibus"; ..Esl ..
..
autem veriw el non esl nusquam. Sunl igilUr res immortales", In der Mystik, etwa bei Tauler und Meister Eckhan. wird ein Sct:leninnentes. eine Sct:lenspitU'. die auch noch den Intellekl wie alle anderen Seelenvermögen [r.;)nnendien. wm Ausgangspunkl einer Vergöulichung, De.r
Thomas von Aquin
1 53
Wenn erwas wahr oder falsch dadurch ist, daß es so bzw. anders erscheine, als es ist. so kann es nicht ohne die Existenz dessen gedacht werden, dem es er scheinr'l8. Das Daß der InexiS(enz wird durch ein spezifisches Wie präzisiert: das per se Unvergängliche wohnt der intellekciv strukturierten Seele in unab trennbarer Weise (inseparabiliter) innem. Wenn aber das schlechthin Unzer störbare irreversibel und quasi substanriell in der anima inteUecciva in-exi stiert, diese aber am Leib nur akzidenrell an-existiert - dies kann Thomas nicht micsprechen. aber die hierarchische Ausformung der Inexistenz der See le im Leib weiS( in diese Richtung -, dann folgt mit Norwendigkeit die Unzer störbarkeit der Seel�. Die "coniunctio"- des Betrachtenden (animw) und des Betrachteten (ratio) ist so eng, daß lentlich eine Wesens- und daher auch quasi SchicksaJsidentität, d. h. die beiden gemeinsame lnkorruptibilität. weil lm materialität angenommen werden kann}(l.
b) Da �g da uhischen R�inugrl1tjon dtr L�ib/ichk�il Der Mensch erfahrt seine intellektiv strukturierte geschöpfliche Konstruktion als RücklJ�rwtis und -verbindung zu Gott, als \.11rlJ�rwt'iJ auf Gott, der Ziel, weil Ursprung ist, und als Einwtlsung in einen Weg, zu dem das protologische Wie disponiert. D('r Mensch ist ein "homo viaror"- - damit fir.alisie;-t Thofi14S die aristotelische 1Tpä�lr; .::ani ).6yov, in der die EvÖatlJOvia besteht, auf ein lnexislenzgedanke wird dynamisiert und Ddikalisiert, die Scinsanalogie des Menschen gegen über Gou jedoch nIcht in der Inldlekliviläl begründcI. sondern gleichsam in der Verfugungs. möglichkeil und Bcgehbarkeit eines SlUfenwc.ges zu Gon. Dnu Reiler. Grund. 85f.88.92.1 0 1 f. .1)11 Auguslin, Sol. I IA.5/CSEL 89,53,8f.: MNtt videre quicquam nisi vivemi animae potestM ", Sol. 1I, 12,22/CSEL 89.75.15-17: Mquod in subieclO CSI inscpaDbililcr, si subicclUm ipsum non maneat, nunere non posse"; vgL 1I.19,23/CSEL 89.92.5-8; Oe: immorl.an. 11.21 CSEL 89.103. I I L �Scmpcr ergo humanu5 animw vivit, sive ipsc. Dlio 5it sive in c.o Dlio inscpmbiliterM; vgl. Oe immon.an. 1Y,5/CSEL 89. 106,18-20; V11.1 2f.JCSEL 89. 1 1 3,6: es kann ein gDdudles Weniger der P:.trtiupation an der Trannendenz geben. aber nie eine völlige Nichlteilhabe. JotII Augustin, Oe immorl.an. I.I/CSEL 89.101 .20f.: .ltem nihiI, in quo quid scmpcr CSt. potest esse non scmpcrM; ebdJCSEL 89.102.14: .Scmpcr igitur humanw animw vivit", 11,21 CSEl 89,103. l l f.; .$empcr ergo humanus animus vivit. sive ipsc Dtio sit sive in c.o ratio i nscpaDbil iterM ..\41 Oe immon.an. VI. I I /CSEL 89, 1 0 1 ,1-6: .Quare ista coniunctio imuemis animi el eiU5 veri. quod intuellll, aut ila CSt. UI subitttum si! animw, verum aUiem illud in subittlo; aUi COntD5ubiectum verum et in subiecto animus; aut ulDque 5ub5lantia"; 11.21 CSEL 89.1 02, 1 5(.: ..Ralio ... aut animw CSI aut in animo"; ebd.JCSEL 89,103. 1 1 f.: MScmpcr ergo humanw ani mw vivil. sivc ipsc Dtio sit sive in c.o ratio inscpmbiliter". PlalOn erwtisl die Unzerslörbarkeit der Scde ebenfalls aw der Analyse des Daß und Wie ihrer Verbundenheit mit der trans:zcnden· ten Welt. Die Seele ist Trigc:r. konstilutiver P:miupant (J.IteE�U;) des dbo<;; Leben, als solche kann sie nicht das Entgegengesente. Verfall und Tod, aufnehmen (Phaidon 1023-107a). Dane ben Slehen die Schlußfolgerungc-n aus der asymmetrisch akuntuienen MittelsteIlung der Seele. die 5ie als Nichnusammengcsc:mes (6:�uveETOV: Phaidon 78c). d.h. Immaterielles und daher sich bcsl2ndig aufdie gleiche Weise Verhaltendes, also auch nicht durch den Tod Ver2nderbarcs (Phaidon 78c: aEi KCm) n:nha Kai woauTIIX; lXEt) herausSIClIen (Phaidon 78b-8Oc).
1 54
Unsterblichkeit
-
der römisch-katholische Ansan
(�ndemes Ziel hin. Formal gesehen besteht die Vollendung in einer Akti vität, durch die der Mensch mit Gott verbunden wird.M2. inhaltlich in einem beseligenden Erfassen. d. h. Erkennen der göttlichen Wirklichkeit in konti nuierlicher und unbehindener Weis�J. Umer den Bedingungen des Menschscins ist kein Glück im Vollsinn des WOrfes möglich. sondern nur eine ..beatirudo im�rfecta"l44. Aber dem Menschen ist eine .. bearirudo perfecra" 2ugesagt. ein engelartiger Zwtand)41. Das Ziel liegt zwar außc:rhalb der Seele.
ist aber nur über die Sede erreichb�. Der Mensch ist durch Intellekt und Willen für die Aufnahme bzw. den Voll zug der Glückseligkeit disponierr·t7, Er vermag die unvollkommene beaticudo durch die Aktualisic:rung der in ihm vorhandenen Gaben, durch ein vernunft geleieeees Tugend.1eben zu erreichen; das Lenniel liegt jedoch darüber hinaus und kann nur umer gönlicher Mithilfe erreiche werden>t8. Gon bleibt die Ersmrsache, der Mensch aber wird zur Mitursache des Glücks"4'. Gon }(l
5.Th. 1_11
q 3 a 4 ad 4/Lronina1 11,44(: "inrdligibil�m fin�m primo auingimus per aetion�m inr�U«tus"; 5.Th. 1-11 q 3 a 2 corp.l Leonina1 11,41: "beatirudo hominis sit opera do"; 5Th. 1-11 q 3 a 5 corp.l Lronina1 11,45(: ,.si beaürudo hominis est operatio. oport�t quod sit optima operatio horninis\ "manifestum esl, quod uhirnus finis non potest consist�rc in vita activa, qua� �rtin�t ad intdkaurn praeticum"; .ultima, �t �rf«ta beuitudo, qua� apcctarur in futura vita, rota prinicipalit�r consistit in cont�mplation�· }(J 5.Th. 1-11 q 3 a 8 corp.lLronina1 11.49(: "ultima, �I perf«tio Ixatirudo non POlesi es5(: nisi in vision� divina� esscntia�"; "Et sie perf«tion�m suam halxbit per unionem ad D�um. sicut ad objectum, in quo solo beatitudo hominis consistil" J64 5.Th. 1_11 q 3 a 3 corp.lLronina1 11,43: ..beatirudin�m irn�rf«tam, qualis in pra�nti via haberi potest" (vgl. 1-11 q 3 a 3 ad 1); 1-11 q 3 a 5 corp.lLronina1 11.46: ..beatitudo ... imperfccta, qualis hie haberi potest"; 1-11 q 5 a 3 corp.fLeonina1 11,63: "aliqualis bcadtudinis pardcipatio in hae vita haberi potest: perfeca :aut�m, �r v�ra be:nitudo non potest haberi in hae "'" •
•
}(S
5.Th. 1-11 q 3 :a 5 corp.lLronina1 11.46: ..�t Angdis, quibus per beatirudin�m llSSimilaturi
sed in his, qua� pertin�nt :ad vitam aetivam, �ti:am :alia anim:alia eum homin� aliqualit�r corn municam, liCC'\' imperfccr�" lo66 5.Th. I_li q 2 :a 7 corp.fLronina1 11,37: "jmpos.sibil� esr, quod ultimus fini s hominis sit ipsa anima"; ..finis, sie:ad ultimum fin�m pertin�r aliquid hominis 0: pam anim:a�: qui:a homo �r animam beatirudin�m con.scquitur"; "beatitudo est aliquid anima�; sed id, in quo consisrit beatirudo, esr aliquid o:tra animarn" }(7 5.Th. 1_11 q 5 a l corp.lLeoninaJ II,61: "quod �jus imdleclUs potest compr�h�nd�r� univ�rsal�, �t perfccrum bonum, �I �jU5 volumas appet�r� illud, �t idro homo potesi b�2titudi n�m adipi.sci" )41 5.Th. I-li q 5 a 5 corp.lLronina1 11,66: "beaütudo imperfecta ... potest ab homin� ac quiri per sua naturaJia"; "Vid�r� ... IXum per esscmiam esl supra natur.llm non solum hominis, sed �ti2lTl omnis ereatur.ll��; 1-11 q 5 a 5 ad 21LroninaJ 11,67: "nobilioris condilionis esl n:a[ur.ll, qua� potesi conscqui perf«tum bonum, lic�t indigcal o:t�riori auxilio ad hoc conscqu�ndum"; 1-11 q 5 a 6 corp.lLeonina1 11,68: ..lxatitudo esl quoddam bon um c:xced�ns naturam ercaram, und� impossibil� esl, quod per aetioncm alieujus ercatura� conf�ramur ... Si v�ro loqu:amur d� bealiludin� imperfecra, sie �:ad�m r.IItio esl d� ipsa, �I d� vinut�, in eujus aetu consistit� � 5.Th. 1-11 q 5 a 6 ad I/Leonina1 11,68: ,,5ie igitur in ordin� universi homo quid�m adjuvatur ab angdis conscqu�ndum ultimum fin�m secundum aliqu:a praeccd�nti.a, quibus dis
Thomas von Aquin
155
schließt den Menschen nicht aus, sondern ein, nicht nur in der Erhaltung der Welt, sondern auch und gerade in der Erlangung des Heils. Oie procologische Differenz wird durch die ontische Analogie. in der Gott und Mensch inner halb desselben Koordinatensystems in nur graduell verschiedener Weise zu stehen kommen. relativiert. Die Sünde korrumpiert nicht die Natur, sondern schwächt sie nur durch die Zerstörung der innermenschlichen Harmonie. Die Seele ist der Ort der Begegnung von Natur und Gnade. Der Mensch partizipiert ..per naturam animae", d. h . .. per potentiam imellcctivam" und ..secundum potemiam volumatis" als den Ermöglichungsgründen der Tu gend (virtus) an GOrt. Um aber die götdiche Natur (narura divina) erfassen zu können, ist die Einwirkung, rue regeneratio und recreatio no[Wendi�so. Tugendhaft ist der Mensch, wenn er vernunftgemäß. d. h. in der Aktualisie rung der ihn kennzeichnenden Anlage, handelr�)l und dabei die Mitte zwi schen Extremen einhälr's2. Tugendhaftes Handeln ist aber nur möglich, wenn dem Laster (vitium) und dessen Ursachen, also der Begierlichkeit des Fleisches und der Hoffart der Augen und des Lebens entgegengesteuert wirdm. Die Rebellion gegen Gon hat eine inneramhropologische Rebellion des Leibes gegen die Seele zur Folgd)-t. Lendich wird der Leib mit der crap� aus
ponitur ad ejus ronsec:utionem: �d ipsum uhimum finem conscquirur per ipsum primum agenrem, qui esl Deus�. Vgl. dazu Forschner, Glück, 87 }� 5.Th. 1-11 q 1 10 a 4 corp.lLconina1 11,846: ".si enim gratia sir idem quod virrus, ncccs� est quod sir in potemia animae. sicul in subjccto�; �ita sciliccl quod sit in essc:ntia animae; sieut enim per pOientiam intditttivam homo panieipat cognitionem divinam per virtutem charita cis: ita etiam per naruram animae, participat secundum quamdam similitudinem naturam divi nam per quamdam regenerationem, sive r«teationemM (vgl. 1-11 q 1 10 a 4 ad 3fLconina1 n,846: Manima est subjttrum gratiae, secundum quod esr in spc:cie intelltttualis, vel r.uionalis naturae�); 1-11 q 1 10 a 2 ad 2!Leonina1 11,844: "anima imperfttte participat ruvinam boni tatern, ipsa partieipatio divinae bonhatis. quae esr gr.uia, imperftttiori modo habet esse in anima�; �natuf2 animae, inquantum est cxpressio, vd panicipario divinae bonitatis"; di� Gnade bleib, erwas Übernatürliches, hai aber in d�r 5cel� ihren natürlichen On: vgl. 5Th. 1-11 q 1 10 a 1 corp.fLeoninal 11,842: Mper hoc quod dicitur homo gf2tiam Dei ha�r�, significatur quid dam su�rnatuf2le in homine a Deo proveniens· HJ 5.Th. 1-11 q 63 a 1 corp.fLeoninal 11,434: Mquaedam �minaria intellect:ualium virtu turn, �t moralium, inquantum in volunt:l.(� inö( quidam natuf2lis appetitus boni, quod es! secundum f2tionemM; "viccs f2tionales, quibus hujusmodi �nsiliV2� viccs deserviunt: et secun dum hoc unus homo halx, natural�m aptitudinem ad sci�ntiam, alius ad fortitudinem, alius ad temperantiam: �, his modis tarn vjrtutes intellectuales, quam morales secundum quamdam aptirudinis inchoation�m sunt in nobis a nalUra"; . quod virtutes in nobis sunt a natUf2 secund um aptitudinem, er inehoationem: non autem secundum perfectionem; praeter virtutes theolo gias, quae SUnt totaliter ab cxuinseco· m 5.Th. 1_11 q 64 a 1-4fLeonina1 11,438-443 m 5Th. 1-11 q 71 a 1 corp.fLeoninaz 11.495: 1-11 q 77 a 2 corp.fLconinal 11,557; 1-11 q 77 a 5 corp.lLconinal 11,561 ,� 5.Th. 1-11 q 109 a 7 corp.fLconinal 11,826: "tota natura hominis pecca.ntis inordinata remaneatM• lkr Intellekt kann sich nicht des Leibes als �ines Instrumentes bedienen, sondern wird durch ihn beschwert; QD de spir.ereat.2 ad 7fMarieiti QD 11, 377a: ..Corpus ... aggf2. v:l.tanimam�; �anima a corpore pf2egravaturM; QD de an. a 2 ad 14/Marietti QD 11 289b:
1 56
Unsterblichkeit - der römisch-katholische Ansatz
Röm. 7 idenrifizien. Diese: ist nicht eine gonfeindliche Verhaltensahc:rnative des Menschen als ganzen, sondern als goufeindliches Elemenr in der Gestalt des rebellischen und zur Sünde reizenden Leibes im Menschen selbst prä sentm, Gleichsam privatives lmplikat des Weges tu Gon ist die Distanz. ge genüber den vom Leib ausgehenden Begierden, die Unccrordnung des Leibes unter die Vernunft und dadurch die Wiederherstellung der innermenschli ehen Harmonie. Die Heilung kann jedoch nur partiell vollzogen werden. Der Leib kann nicht seine ursprüngliche Partizipation an der Unzerstörbarkeit der Seele zurückgewinnen, sondern nur weniger hinderlich für die Geistseele wer den356, Die sakramental vermindre Gnade hilft da�i mit als "remedium con tra peccata"JS7. Das pneumatische Geschehen der Glaubenswirklichkeit ein schließlich der mit ihr ge5(:[Zren ..bona opera"JSi wird in einen Prozeß der Interaktion von intrinsischen und extrinsischen Prinzipien aufgelösrl59•
c) Dit Aufmuhung als Appmdix dtr Htilsgtschichu Der Auferstehung kommt innerhalb des thomanischen Systems eine zwar norwendige, aber doch sekundäre Bedeutung zu. Es bleibt erstens, wie gese hen, auch in der separierten Seele die Dialektik der doppelten Dimension als forma subsistens Un4 forma corporis erhalten. Insofern besteht eine Dynamik und intentionale Ausrichtung auf den erneuten Vollzug der Aktuierung der uiblichkeit hin. Aber die körperLUgewandte Tätigkeit ist der unakzentuierte Teil innerhalb der asymmetrisch zugunsten des subsistenten Seinsmodus der Seele verzerrten Spannungseinheit. Sie hat keine schlechthin existentielle Be deutung. betrifft nicht das Dasein. sondern nur das Sosein der Seele. Thomas grenzt sich zwar von der These einer nur akzidentellen Verbindung von Seele und uib ab. wenn er den Tod als Trennung der Seele vom Körper nicht nur nSiCUf tangens a tacm, sed SiCUf fOfma a materia" kennzeichne�. Der Imel..carcc:r". Dic ursprünglichc �rcctimdo ordinis" iSI vcrloren: 5.Th. 1-11 q 1 1 3 a I corp.lLconina1 11, 862. Vgl. auch Schulze, Lcibltaft, 109. 150 m 5.Th. 1-11 q 109 a 1 0 ad 3/Leoninal 11,84 1 : "tarnen faeilius homo pet gr.lIIiac donum �rscver;uc poteral in S(2m innocentiae. in quo nulla cral rebdlio amis ad spirilUm, quam nune possimus, quando repar.nio gratiac Cltrini. clSi si! inchoala quantum ad mentcm"; QD de an. a 2 ad IGJMaricni QD 11. 29Oa: ..eoncupisccntiac spirilui interdum rcpugnanl" )� 5.Th. 1-11 q 109 a 9 corp.ll..conina1 11.839: �remanet ... corrupt.io, el in(Ktio quantum ad carnem" m 5.Th. 111 q 63 a I c.orp.ll..coninaJ IV. 523f.: Ziclscnung: "CI ad perficiendum animam" )� So bd Lumer, WA 30/2, 659.30f.: "lides cAicil opera ipsa sim: operibus iwtilican.s CI pttona dclcns antc opera"; 30/2, 659,8f.: ..Si fidcs CSI. ipsa prodil CI operatur"; 3012, 663.6f.; 664,4f.: ",pater noster in coeHs'. Ergo iam filii SUnt et iusti antcquam opercntur quicquam" ", Der Glau�n wird hier verstanden als ein dem Mensch�n mögliches Entgegenkommcn, eine Zwtimmung gcgcnü�r Gon. als �inc �Wcg-tugend", durch die wir mit einem Noch nicht-Geschauten innigcr verbunden w�rdcn (so Schulze. Lcibhaft, 59-61); 'tur :asscnsus-Defi nition: 5.Th. 11-11 q 2 a I corp.lLeoninaJ 111,41 )iO 5.e.G. 1I,65/Leonina Xlii. 435b 23f.
Thomas von Aquin
1 57
lekt ist und bleibt auch Lebensprinzip eines Körpers und Moment an der Gesamtwirklichkeit eines Individuums - darin grenzt sich Thomas von Aver toes ab. Jedoch gelingt Thomas die antimaterialisrische Abgrenzung nur durch die Herausstellung einer internen. die materiellen Begrenzungen tran szendierenden konstitutionell-faßbaren Struktur. des Intel1ekts. d. h. um den Preis der Abwertung der per se inferioren Restelemente der menschlichen To talität. Die Auferstehung ist dann nur die Auffüllung einer Lücke. die Beseiti gung der partiellen Folgen des Todes. aber nicht der exklusive Modus der Durchbrechung der Todesgrenze. Dies liegt zweitens daran. daß der Tod nicht eigentlich als Grenze. sondern als Mutator des Modus' der Forrexistenz in Erscheinung tritt. Die Sünde unterwirft den Menschen nur so der Herrschaft des Todes. daß eine in der Materialität des Leibes angelegte Möglichkeit zur Wirklichkeit wird und die Seele via participationis mit-betrifft. Der Zusammenhang von Sünde und l tnisses manifest wird. ist Tod, wie er in der Störung des leibseelischen Verhä ein inferiores. nachgeordnetes. uneigemliches Moment der Lebenswi rklich keit des Menschen, ein abbaubares Defizit. Die ethische Wiederherstellung der leibseelischen Harmonie durch Unter- und Einordnung des Leibes ist eine prozessuale Antizipation der Auferstehung. Die Einwirkung der Gnade for cien diese Entwicklung und fügt deren Abschluß in der leiblichen Auferste hung hinzu. Sie kann aber nicht den vorherigen Verfall des Körpers verhin dern. weil die Unzerstörbarkeit des Leibes nicht seine restituierbare ursprüngliche Natur ist. sondern nur in der Weise der Derivation, der Ameil habe an den Eigenschaften der Seele Gültigkeit hatteX" . Die Auferstehung ist ein Gnadengeschehen. aber als solches nur ein ergänzendes und vollendendes Prinzip in einem Koexistenz- und Interaktionszusammenhang mit der Na tu�. Die Auferstehung ist nicht der exklusive Inhalt des Begriffes "Unsterb lichkeit". sondern Zusanbestimmung der in der Unzerstörbarkeit der Seele gesetzten Ko ntinuität. Sie ist Wiederherstell ung des prämortalen Existenzmo dus, aber nicht Ermöglichungsgrund der postmonalen Existenz als solcher.
J/il Vgl. S.Th. J q 76 a 5 corp.lLconina1 1,574
QD de pot. q 5 a 1 0 corp.lMarieui QD 11, I 56a.b: �Non enim �rfectio beatitudinis esse potest ubi deest nalUrae �rfectio�; �Corpus etiam hominis ordinatur ad hominem, non sc cundum animalem viram tamum, scd ad pcrfectionem natunle ipsius�. Man beachte die Zu weisungen: das bleibende Sünderscin wird manifest im leiblichen SterbenmUssen; die gnaden hafte Erneuerung gilt dem menschlichen Geist (Erneuerung, nicht Neu�rzung) und "noch nicht\ d.h. erst Sp2ter dem Leib; 5Th. 111 q 52 a 5 ad 2/Leonina1 IV,444: "remanet tarnen adhuc oblig:ni realU originalis pecati, quantum ad necessitatem corporaliter moriendi; qui a rtnovamur sccundum spiritUm. scd nondum sccundum carnem, sccundum illud Roman.: ,Cor pus quidem morcuum est propter pecc.uum; spiritUs vero vivit propter justificuionem·... Zu vergleichen W2re auch Pie�r, Unsterblichkeit, 98f., der die Auferstehung sowohl als ein natUr· liehes, weil die menschliche Natur wiederhentellendes, wie auch als nur auf einen Eingriff Gones l.urUckzuruhrendes Ereignis versteht. .161
1 58
Unucrblichkeit - der römisch-katholische: Ans,acz
Dazu gehört drittens die Ablehnung einer konstitutiven Bedeutsamkeit der Auferstehung für Erlangußg und Genuß des soteriologischen Ziels der visio bearifica. Es in zwar nicht so, daß die Seligkeit nur extensiv wächst, d. h. auf den l1ib übergeht und sich ihm mitteile. Vielmehr besteht eine gewisse Wech selwirkung, aber mit der wiederhoh angesprochenen asymmetrischen Ge wichtung: der Leib bekommt bei der Aufcmchung überhaupt erst an der schon vorhandenen Seligkeit der Seele Anteil; er setzt aber seinerseits nicht die Seligkeit, sondern imensivien sie nur. Die Wirksamkeit des Leibes ist auf die Modalität des Seins der Seele beschränkt. auch in staru heatitudinis. Das "desiderium nacuraJc" und daher auch die unterstützende und vollen dende Wegfuhrung der Gnade zidt auf die per inrdlectum vollzogenene Schau GOttes abl6J. Die Auferstehung ist nur ein Anhängsel. nicht eigentliches Ziel. sondern nur nachgeordnetes Implikat des Zid�.
V. Relative Dependenz Sla!! Supergredienz (Pomponazzi)
J. Rtvision cUs Zusammenhangs von Inttllekt und Unurstörbarktit a) D�r ModUJ ur Mat�ri�b"",gmh�it au spaijizintnu Größ� Der "Tractatw de immonalitate animae" ( 1 5 16) des Renaissance-Philoso phen und Neu-ArisfOtelikers Pietro Pomponazzi ( I 462-1 525) verficht seine These vor allem in der Auseinandersetzung mit der Konzeption des Thomas von Aquin. deren Konsequenzen in die Nähe des platonischen (Ficino) bzw. averroisdschen Ansatzes gerückt werden. Auch Pomponazzi nimmt seinen Ausgangspunkt bei der Beobachtung der doppelten Konstitution und Tätig keit des Menschen. Dieser vollzieht einerseics die Werke der vegetativen und sensitiven Seele. dies in völliger Körperabhängigkeit. und andererseics das Denken und Wollen. das offensichtlich ohne ein körperliches Instrument aus kommt. Der Mensch um faßt heide in diesen Tätigkeiten manifesten Naturen .l6J Thornas, In quanuor libr.scm. d 35 q I a 2 c corpuslBusa 1,400a; .
quia sccundurn Philosophum (feliciwJ consistil in actu ahissimac pOienliac quac in nobis c.51, scilicci imcllcc (w, C( in habiru nobilissimo, scilicct sapicmia, CI cli am obieao dignissimo quod Dew c.51 . . ; S.c.G. 11I.25/Lc.onina XlV, 67b 19-25; .Ultirnus aUlcrn finis hominis. CI cuiuslibct intclleclua lis subs�f\[iac, ,fdicitas' sive ,bc:nitudo' nominarur: hoc enim esl quod omnis subsunlia intel· Ic.aualis desidcrat unquam ullimum lincrn, CI proplcr se lanturn. Esl igirur bc:uitudo Ct fdici ac. imellcclualis cognosccI"C Dcum" las ullima cuiuslibet subslami .164 Es ist durchaus dic Frage. warum überhaupt dic Auferstehung wünschcnswcrt sein kann, �nn doch schon im irdischen Leben der Leib als Hindernis bei der Errusung der t rannenden ten Welt begegnet; vgl. 5.Th. I q 1 2 a l l corp.lLc.onina1 1.IOI; "anima nostra, quanto magis a corporalibus abstrahirur, lantO intelligibilium abslraclorum fit capac.ior� ft
..
.
..
Pietro Pomponazzi
1 59
und daher sowohl Sterblichkeit als auch UnsterblichkeirJ65. Beide Dimensio· nen müssen in der Einheit des SubjektS zusammengehalten werden; derselbe Mensch betreibt die Wahrnehmungs· und Erkennmistätigkeir366. Der Intel· lekt ordnet sich den Körper nicht instrumental·aluidentell zu wie ein Beweger das Bewegte und er vol1zieht nicht eine körperunabhängige TätigkeicJ6', son dern das "sensitivum" ist in gewisser Weise mit dem "intellectivum" zu identi· fizieren.}68. Der Mensch befindet sich in einer Zwischen- und DoppelsteIlung zwischen den an sich unsterblichen reinen Intelligenzen und den sterblichen Körperwe· sen369• Anders als Thomas sieht Pomponazzi die Überlegenheit über die lier und Körperwelt nicht so sehr in Besitz und Aktivität des Intellekts als solchem begründet, sondern im Modus und Ausmaß der Körperabhängigkeit. So kommt von vorneherein eine supergrediente Stellung und Tätigkeit des Intel lekts als eine der Zwischenposition unangemessene Aussage nicht in Frage. Ausgehend von Aristoteles·ZitatenJ7(l unterstellt Pomponazzi die Separierbar keit eines Wesens einer zweifachen Bedingung. Die Negation entweder der Materialität im Sinne unmittelbarer Derivation von der Materie oder der Ma terie -, d. h. Vorstdlungsgebundenheit in dieser disjunkriv·alternativischen Gegenüberstellung genügt nicht für den Erweis der tatsächlichen Separiert heit. Vielmehr müssen heide Dimensionen kopulativ verbunden werden. Erst dann kann von Nichtmaterialität gesprochen werden, wenn ein Wesen in Sein und Tätigkeit des Körpers weder a15 eines ..obiectum" noch als eines .. subiec turn" bedarf. Dies gilt jedoch nur von den rein geistigen Instanzc:n, der tran szendenten Welt. Der Mensch ist qualitativ unterschieden von der rein geisti gen Welt durch das Daß seiner Materialität, aber nur quamitativ unterschie· 16'
TraelatUS I, S. 6 (Mojsisch): �quod v�etativae el sensitivae opera exereel, qU2e ... sine inSlrumemo corporali cadueoque exerccri non possum, monalitalem induit. Eo 2Ulem, quod imdligil et vult, quae opeDtiones ... sine instrumento corponli cxerccmur, quod SC'p2rabili talem et immaterialitatem arguunt, h2CC vero immortaliullcm, imer immorrali2 connurneran dus est�; .wgetativam viddittt, sensitivam ct imdJcclivam, aneipitcmque naturam sibi vindi carc, eum nequc simplieiter mOrl21is neque simplicilcr immortalis CXiSI2t, verum utrarnquc n21uram amplcctitur" J6Ii Tractatus YJ, S. 42 (Mojsisch): Midem, qui sentio, sim iIIc, qui intdligo� )61 Traetalus YJ, S. 42 (Mojsisch): .. Si enim homo non componerctur CI nmcria Cl forma, scd cx mowre et moto, non maiorem habercnt unitalem quam bones Cl pI2ustrum�; Traet:llus IV, S. 32 (Mojsisch): "intdJeclus habet 21iquam opcrationcm omnimode indepcndentcm a corporc" J6I Tnetatus IX, S. 78 (Mojsisch): "sensilivum in homine identificari intdlcctivo� '" TraClatUS I, S. 6 (Mojsisch): Mhomincm CSSC' 2neipitis natune mediumque inter monalia ct irnrnortalia"; Traet21US IX. S. 80 (Mojsisch): "inter iSllll duo cxlrcma"; ..tale intermediurn" )11) AriSIOldcs, Dc an. I,1/403a 8r.: MTC� VOEiv. Ei t;· tarl Kai Toiho �VTaoia nc; � J.l" 6:VEU �VTaoiac;M; 1II,3U427 b 14-16: .�VTaoia yap hEPOV Kai ai06i)oEWC; Kai 61avoia(:, aÖTTj TE: Oll viyvuCIl 6:VEu al06i)m;wc;, Kai 6:VEu TOUTI1C; OUK lO'Tlv ulf6'-rl'.pu;M;
1II,7/431a 14f.: Tfi t;t !l1avoIlTlKii �uxii Ta q>
"
160
Unsterblichkeil - der römisch·katholische Ansarz
den von der reinen Kärperwdt durch das Wie der Materialität, Der menschli che Intellekt in auf den Körp<:r als Objekt angewiesen; das in der Vorstdlung Bewahrte ist notwendiger Gegenscand des Intellekts, Er in weder völlig unge trennt (absrracrum) noch völlig eingesenkt (immersum) gegenüber der Kör perwelt. aber doch stärker materiell als immateriell)71 , Pomponazz.i folgert aus der aktuierenden Tädgkej[ der Seele eine konsequeme psychophysische Rezi prozität, auch und gerade hinsichtlich des Erkennmisvolb,uges372, Die für den Menschen kennuichnende Art und Weise des Erkennens ist diejenige. die ihren Ausgangspunkt bei der Vorstellung (phantasma) nimmr'7J, Es gibt nicht neben der Aktivität der Seele als ..anima coniuncta" noch eine körperunab hängige.J74. Der Intellekt bedarfin seinem eigenen, genuinen Tun (in suo ope re) des Körpers. d. h. der durch die Wahrnehmung vermindren "phantasma ta". Er ist konstirutiv und nicht nur fallweise an die Materie gebunden. Es besteht nicht nur eine Fähigkeit (aptirudo) 1.Ur Hinordnung auf den Leib, sondern eine stetige aktuelle Verbundenheirm. Daher ist der Intellekt nicht nur wegen seiner über die gemeinsame Teilhaberschaft an der anthropologi schen Einheit vermittelten Verbindung mit der vegerativ-sensitiven Seele mit sterblich, d. h. tangierbar. sondern er ist selbst, von seiner eigenen Tätigkeit her korruptibeJl76.
"1 Tractatus IX, S. 80 (Mojsisch): .inler i51a duo Qlrcma. scili«:1 non indigerc corpore UI
suhiccto vd UI obiccto el indigerc corporc UI subicao el ohicclo. est mcrlium. quod ncque esl 10laliter ahstracrum ncque est totaliter immersum\ "tale imermcrlium non indigcat corpore lamquam subiccto, vcrum ramquam obiccto"; "mcdius imer ahslt11Cla el non abSlr:l.ela"; IX, S. 82 (Mojsisch): "infra quidem intelligentias el supra sensiliva"; IX. S. 88 (Mojsisch); "magis mau:rialis quam immalerialis; el sie simpliciler erit materialis ct sc:cundum quid immatcrialis"; TractalUS VIII, S. 54 (Mojsisch): ..in iSla esse:ntia sinl quaedam. quae dant ipsam esse: monalem, el quaedam immorralem. eum mullo plura prornovcant ad mortalilatem quam ad irnmortali talern"; Tractatus IX, S. 100 (Mojsisch): ..poncmus immediate supra cogitalivam el infra imma lerialia ulroque panicipamem" m Tractatus IX, S. 84 (Mojsisch): "in omnj suo opc:rc est aelus corporis organiei" (Hc:rvorhe bung vom Verfasser); X, S. 130: Seele iSI ..simpliciler aelus corporis physici. organiei"; vgl. IX. s. 24 .m Traelatus [X. S. 86 (Mojsisch): .hie modus intdligcndi pc:r phamasma est essentialis homIßt ". Tractalus lX. 5.94/96 (Mojsisch); vgl. IV,S. 32 m Tractalus VIII, 58 (Mojsisch); ..Si anima hum.:lna in omni suo opere depc:ndet ab organo. ipsa est inseparabilis CI m.:lleri.:llis"; X, S. 1 1 8: "formas illas non recipit nisi mOla a phantasma tihus"; VIII, S. 60: (zu widerlegender EinW.:lnd): "non oportet anim.:lm intdlcctivam aelu sem pc:r dcpc:ndere ab organo. qU.:lmvis organum ponatur in c:ius dcfinitione; scd suffieil, quod aptiludinc:� )76 Tract.:ltus VIII.54 (Mojsisch): ..quod ipsa venciter et simplieiter sit monalis"; ..inteIlcaus non coniunctUS malcriae est incorruptibilis. scd maleri.:le coniunetus est corruptibilis\ abge lehnte thomanischc Ansicht: VlI.50: ..qui.:l anima humana opera scnsilivae el vegetalivae non aercct nisi caduco instrumcnto. Non igitur in se mort.a.lis esl. scd ratione talis opc:ris el instrumenu •
••
••
IGI
Pietro Pomponazzi
Der intellektiven Seele kommt ein relativer Vorrang zu gegenüber der rei nen KörperweIL Als Intellekt (qua intellecrus) hat sie wie die oberen Instanzen das ..universale" zum Gegenstand ihrer Erkenntnis; aJs Glied der menschli chen Gattung (qua humanus) vermag sie dieses aber nur in der Abstraktion von konkret Gegebenem, d. h. durch einen von außen kommenden Impuls zu erfassenJn. Die liere hingegen können nur das Konkrete im Konkreten erfas sen; ihnen fehlt das Abstrakdonsvermögenj78• Aber die Geistseele ist nicht wie die "Göner" - so PomponaZ7.is bezeichnen der Begriff für die rranszendente Welr-'79 - ein subsistentes Wesen, sondern panizipien in panieller Weise an deren Eigenschaften. Sie kann nicht in den transzendenten Bereich vorstoßen, befindet sich nicht schon kraft ihrer intel lektiven Struktur in einer vorgängigen und primären Bezogenheit und Zuge
hörigkeit zur Transzendenz, die nur durch das ..Auch" der vegetativ-sensitiven Tätigkeit eine vorläufige Einschränkung erfähn, sondern sie bleibt aufgrund ihres konsciruciven Materiebez.uges diesseits der Grenze zwischen immanenter und transzendenter Welt. Die menschliche Seele gehört zu den vergänglichen Dingen und nähen sich in den intellekriven Aktivitäten, aJso im Denken und Wollen, der ImmateriaJität. ohne dies doch im eigentlichen Sinne zu errei chen.l8O. Der Imellekt und seine Erkenntnis bleibt "obscura" und ndebilis", zudl!m von den Menschen weitgehend unbeachterJI1. Während ge:genüber dem immateriellen Bereich nur das ..panicipare" gilt, vermag die Seele den rein materiellen Bereich zu umfassen (continere), zu integrieren. sich zugäng lich zu machen für beliebig weit reichende Vorstöße'81• Die menschliche Seele ist der lierwelt überlegen nicht. weil sie in ihrer Tätigkeit ohne den Körper auskäme oder durch den Intellekt a15 subsisremes Wesen sich in der Wel t aJs uneigendichem On aufhielte, sondern weil ihr der Intellekt gleichsam eine größere Beweglichkeit innerhaJb des immanenten Bereiches verleihL Der X. S. 124 (Mojsisch); ..Qua f!nim ißldlf!Ctus est. univf!rsale cognoscit; se
Traetatus
lf!Ctus) ..eum paueissimo tempo« ddf!Cratur. quoniam paueissimo tempo« intelligit. non po test absolvi a phantasmate. eum non intdligat nisi morus� )71
TraaalUs
IX, S. 1 1 0 (Mojsisch); nn«juf! simplieitf!r UniVf!fsalf! nf!
Ini. scd dumtaxat singularf! singularitf!f eomprf!h�ndunl"
.m Z. B. Tractatus l. 5. 8; VIII , 5. 54; IX. 5.98.100.108; X, S. 128 u.ö.
)10
Vgl. dazu Pura. Kridkf!r,
55
)11 Traeralus VIII. 5. 56 (Mojsisch): ..obscur.t adroquf! df!bilis est, Ut verius utraquf! ignoran
tia. scilieel negationis el disposilionis, nuneupanda sit quam cognitio�; �quantum modieum tf!mporis apponant circa intellcclum et quam plurimum circa alias potf!ntias"; XlI, mus humanus, �rsi improprif! dicalUr immonalis, quia ve« monalis (St, panicipat
140; �ani
lamen df!
proprif!latibus immortalitatis. eum univf!rsale cognoscat, tameui eiusmodi eognitio valde tenu is f!t obscura sit" Jll
Traelatus XlV. 5.
226 (Mojsisch): ..quanlumeumqu� homo sie de materiali el immatcriali
panieipct. tamen proprie dieitur immat�riatf! partieiparf!, quia muhum defieit ab immateriali· lalf!";
..
5f!d non proprie dieitur brutis f!1 vcgf!tabilibus participarf!, Vf!rußl
ca
continere"
162
Unm:rblichkeit - der römisch-katholische Ansarz.
Mensch kann die unvernünftige Natur im tierischen Charakter seines Verhal tens übertreffen; er kann aber auch seiner menschlichen Position gemäß le benllJ. Die Geiscseele ist nicht e[Was, das etwas ist, sondern e[Was, wodurch etwas is�. Die Subsistenz-Dimension bricht gleichsam weg oder wird reduzierr auf einen Seinssrarus (qua incelleccus) , der eine uneigentliche Aussage bleibt, weil er sich nicht im Tätigkeitsmodus (qua humanus) manifestiert, sondern gerade von diesem durchkreuzt wird (non sine phanrasmate). Pomponazz.i nimmt gemäß dem Grundsatz, daß stets eine der heiden Seiten zu dominieren harJ8', eine gegenüber dem thomanischen Ansatz umgekehnc. zwar nicht nach un ten zu den Tieren verweisende Gewichtung vor, aber doch eine in die irdische Welt einweisende Aku:nruierung. Man wird weniger von einer nun nach un ten tendierenden Asymmetrie als von einer konsequenten Verfolgung und Ausgestaltung der aristotelischen forma-corporis-Definition zu sprechen ha ben. weil auch die intellektive Tätigkeit von dorther interpretiert wird. Wei che teilweise nicht unproblematischen Folgen dies u:itigt, weil Pomponazzi zwar die Schwächen des thomanischen Systems erkannt hat, aber doch ohne einen neuen Lösungsweg denselben Ausgangspunkt beibehält. wird sich im folgenden u:igen.
b) Dit Inadiiq..thtit tkr Unsurblichktit Ebenso wie die Schau (speculatio) der Transzendenz den Menschen nicht glücklich machen kann und ein .,proprium deorum" iscJ86, so kommt auch die Unsterblichkeit dem Menschen als einem wesensmäßig sterblichen Wesen nicht ZU387• Der Mensch kann nicht zu der den immatieriellen lnstanu:n ge bührenden Vollkommenheit vorstoßen; er ist nur göttlichen Wesens ("divus" oder ..divinus"), aber nicht GOtt (deus). Die Unsterblichkeit wäre für den Menschen eine unzulässige Grenzüberschreitung, ein Nichtrechnunguagen wollen gegenüber seiner spezifischen Mittelposition188• Wer den Intellekt als uneingeschränkt unsterblich bezeichnet. macht die menschliche Narur zur göttlichen'". Der Mensch partizipiert allenfalls ein )I'
vgl. Tracratw XIV S. 228 (Mojsisch): ..Verum .
nroum potest a�uare se homo bestiae.
immo bestiam superare" )101 Vgl. Weil. Philosophie. 138; KriSteller. Philosophen. 75 )I) T racratw 111. S. 1 2 (Mojsisch): �sicuti nihil acqualiter potest eonstirui ex duobus conuariis. sed scmper oporter unum alten praroominari" '" Tracutw XIV. S. 180/182 (Mojsisch) J1I1 Traaarus XIV. S. 180: immortale mortali non convenit" .MI Traaarus XIV S. 2261228: Quapropter non potest ad perfectionem immatenalium de �nit<". unde ncque di i appdlandi sunt. sed divi vd divini"; XIV. S. 164: QuaK et in assignan do finem homini. si talem. qualern Deo et imelligemiis, assignat<"mus, non convenicns foret assignatio, quandoquidem sie non CSSCt homo" "'Traaarus IX. S. 1 1 2 (Mojsisch): �Dicc:re enim, Ut dicunt affirmanres imellecrum human um esse absolute immortalc.m ... est tranSmUDre naturam humanam in divinam" ...
.
..
..
Pictro Pomponazzi
163
Stück weit an der Unsterblichkeit, weil sein Intellekt sich nicht auf räumlich quantitative Weise im Körper befindet, in seinem Sein nicht vom Körper als seinem Substrat abhängig in und das ..universale", wenn auch nur ..in singula ri" zu erkennen vermag'90. Die menschliche Seele ist im uneigentlichen Sinne (improprie) unsterblich, in deriviert-panizipativer Weisel" . Aber - und das ist Pomponauis Grundthese - im eigentlichen und unein geschränkten Sinne ist der menschliche Intellekt sterblich und nur in einer gewissen Weise unsterblich. Mit lenterem grenzt sich Pomponazzi von rein materialistischen Ansätzen, etwa dem des Akxantkr von Aphrodisias. abm. Der Mensch ist auch und gerade in seiner intellektuellen Täcigkeit auf die Materie konscitutiv angewiesen; er gehört zur Körperwelt. nimmt aber in ihr den h&hsten Plan ein wegen seines geringeren Grades der Materieabhängig keil. Das Problem der Argumentation Pomponaz.z.is liegt darin. daß er wie Thomas von Aquin Tod und Vergänglichkeit mit einer bestimmten. nämlich der materiellen Dimension seiner geschöpflichen Konstitution begründet. Materialität, sei es auch nur in der Gesta1t einer unaufhebbaren Materiebez.o genheit. heißt per se: Zerstörbarkeit, Vergänglichkeit. Pomponazzi akzemu ien diese materiel1e Dimension. lehnt den Weg einer konstitutionell angeleg ten Transzendierung der Todes-, d. h. Mareriegrenze ab und kann und will daher keine Aussage über die der Sterblichkeit des Menschen hinaus machen. Richtig ist die Einsicht in die duaJistischen Konsequenzen der Annahme eines selbst-subsistenten Intellekts und die Betonung der leibseelischen Konver genz. Aber wie bei Thomas richtet sich angesichts des Todes der Blick nach innen, zur eigenen Konstitution, von der her die Durchbrechung der Todes grenze erhofft oder - wie bei Pomponazz.i - aJs unmöglich konstatiert wird. Die Einheit des Menschen wird bei Pomponaui nicht von außen her, von der Anrede Gones her begründet, sondern muß durch eine geeignete Verhältnis bestimmung der anthropologischen Dimensionen ausgesagt werden. Tod und UnSterblichkeit bzw. besser: Sterblichkeit haben dann nicht ihren Grund in Vollzug und Verfehlung des Außenbez.ugs, sondern in Besitz und Wirksam keit bestimmter anthropologischer Elemente.
'" Tr:actatus IX, 5. 88 (Mojsisc.h): ..quoquo modo de immortalitate partidpal"; IX, 5.90: "non esse in organo sivc subicctivc co non indigcre esl, vd non cuc: in corpore vd in co non esse modo qlWltitativo"; cbd.: "rcncctcrc IUpr:a sc ipsum, discurrere el universaliler comprchendc rc"; lX, 5.92; ,.scmpcr univcrsa.lc in singulari Jpcculalur� "I Tr:actatus IX, 5. 1 1 6 (MOj5isch): "animam humanam non vcre esse intdligentem, scd 50Jum habc.rc quamhm paniciparionem intdlC'CfUS; quare el impropric immortalis"I TraCtafU5 X, 5. 1 1 8 (MOj5isch): "inlditttus humanus absolule esl mortali5 Cl sccundum quid immoflali5�
164
Unsterblichkeit - der römisch-katholische Ansatz.
c) Die Umurblichktit als Glaubmsartiluldie Theu tkr dopptlun Wahrhtir Pomponazzi möchte in seinen Ausruhrungen innerhalb der natürlichen Gren zen der sublunaren Welt verharren393• Wenn auf die menschliche Seele dassel be zurräfe wie auf die übrigen Imelligenzen, müßte sie in der Metaphysik behandelt werden. Aber sie ist nicht nur ein Bewegendes (movens), sondern auch ein B�eg[es (morum) und daher von der oberen Welt qualitativ umer schieden. Sie wird als Bestandteil der irdischen Wdt, die durch das Bewegt werden. d. h. durch Rettptivität und Mutabilität gekennzeichnet ist, zum ge nuinen Gegenstand der narucphilosophisch-empirischen Be[rachtung3�. Weil aber. wie gesehen, die primäre Zugehörigkeit zur materiell-immanenten Welt die Korruptibilität als eigencliche und dominierende Aussage impliziert. er weisen sich natürliche Argumente für die Unsterblichkeit - im Sinne von Un zerstörbarkeit - als unmöglichm. Die Unsterblichkeit der Seele wird zu einem aus sublunar-empirischer Perspektive gesehen unentscheidbaren Problem (..neutrum problema"p96, Sie ist ein in der Offenbarung bezeugter und auf die Autorität der Kirche hin zu akzeptierender Glaubensartikel. aber nicht Inhalt eines dem Menschen immer schon gegebenen Wissens'97• Zu Recht verweist Pomponani den nach Unsterblichkeit Fragenden auf die Heilige Schrift, auf Wort und Tat Christi - und füllt somit den Unsterblichkeirsbegriff mit dem Geschehen der im Anschluß an Christus sich vollziehenden Auferstehungl98• ", Tn.etatus, Prooemium, S. 4: �quid revdalionibus et miraeulis semolis persistendoque pure intra Iimhes naturales hae in re scntis"j vgl. Tracratus, VIII, S. 52 m Tractatus IV, S. 22 (Mojsisch); �si idem est iudieium de humano intelleclU, quod et de imelligendis, cur igilUr Aristoteles ... ponil terminum eonsiden.tionis natut1llis animam hu manam"; (bzgl. der reinen Imelligenten): "Si veto loquatur quamum ad Qyjdest, satis palet s«undum responsionem datam non pertinere ad nalUralem, eum UI sie sit movens, non mo turn" (Hervorhebung im Origina!); IX, S. I04: .EI quod dicitur in primo Pe:partib!1S capite 1 de intdle-etu non spe-ctare ad naturalern, verum est de vero imelle-etu: Ipsc enim est movens, non motus. At hurnanus est movens. mOlus" .In Tn.cratw xv. S. 228 (Mojsisch): .Mihi namque videtur. quod nullae raliones natun.les adduci possum cogentes animam esse immorl2lem" ". Traelatus xv. S. 228 (Mojsisch) lf7Tractatw XV, S. 232 (Mojsisch): .. Scd animam esse immortalem est articulus fidei ... ergo probari debet per propria fidet; XV, S. 228; .His itaque sie sc habentibus mihi sa lnp;niore gnu:miafccdc.siacl in hac materia dicendum videtur, quod quaestio de immortalitale animae est neutrum problema ..... (Hervorhebung vom Verfasser) ". Traclatus XV. S. 232 (Mojsisch): ..Medium autem, cui innititur fidcs. es! revdatio el scriptura canonica"; ebd.: Velum cum ipse manifestaverit verbo el opere animam esse immor talern. verba quidem, cum malis minatur ignem aeternum, bonis vero vitam aeternam promittil ... opere veto, eum tenia die resurrcxil a mortuis". Es iSI die Frage, ob Pomponaui tatsiichlich ähnlich wie Duns ScotW die Koexistenz von Glaube und Vernunft, Theologie und Philosophie veneidigen möchte, wie es Krisldler. PhilO5Ophen. 75, annimmt (Duns ScOtUS erwähnt in Trac· tatUS XV, 230; zu ihm: Mojsisch. Unsterblichkeit. 346). oder ob er nicht vielmehr aus opportU nistischen Gründen, d.h. aus Furcht um sein I1ben, das seiner eigenen überzeugung inhaltlich widerstrebende XV. Kapilel hinzugef'ugt hat. wie Mojsisch es in der Einleitung zu seiner Ausgaw
Pietro Pomponau..i
165
Grundlage der von Pomponazzi bekämpften These einer einfachen Wahr heit ist die ontische und noetische Vermittlung von Natur und Gnade, von Schöpfung und Erlösung. Wie die Unu:rstörbarkeit der Personidentität im Besin und Vollzug, d. h. im subsistenten Dasein und Tärigsein des Intellehs begründet ist, so kann auch mit Hilfe des Intellekts der intellektuell vermit telte Konnex von Mensch und Gon, von Erkenntnis- bzw. Strebesubjekt und -objekt erkannt werden. Mit dem protologischen Ansatz und der These der bruchlosen Kontinuität der Schöpfung in ihrer Existenz und Ordnung ver bindet sich die Annahme der universalen noetischen Zugangsmöglichkeit zu der in der Struktur der Weh enthaltenen Aussage der Natur'?9. In der neueren römisch-katholischen Theologie wird mit Nachdruck die Aufnahme und Neuinterpretation außerchrisdicher, d. h. vor allem platonischer und aris(O telischer Terminologie und Argumentationsstrukrur verteidigt. So versteht Heino Sonnnnans seine Arbeit als eine ,.Apologie der {überlieferten] Hoff nung" in Analogie zum pla(Onischen Unternehmen, das dem orphischen My thos durch den Logos, d. h. z. B. durch die Unsterblichkeirsbeweise, einen glaubwürdigeren Ausdruck verleihen und dessen Aheptanz erleichtern möch te<400. Die "Kommunikationsfahigkeit" der Theologie gegenüber der Welt soll gewährleistet40I , die Auferstehungshoffnung durch "Einholung ... dessen, was sic.h diesbezüglich in Religion und Philosophie ... uigte", ausgelegt werden. Es geht um ein "hermeneutisches Verminlungsproblem", um ein "aggiorna memo"�2. Ziel der altkirchlichen Apologeten wie der modernen Hermeneu (en ist ein fundamemaltheologischer Ansatz�J, von dem her das "Erbe der Antike". das "Fremde" nicht als Bedrohung oder bloße Parallele des Offenba rungsgutes, sondern als Wurzel und Bereicherung gesehen wird�. Es über nimmt die Funktion einer ..praeparatio evangelica"405, wird zum .. anthropolo gischen Ansarzpunkt für das gottgeschenkte Wort ewigen Lebens", zum ..Anknüpfungspunkr"406. So kommt es zu einem korrelativen Verhältnis des Suchens, Fragens, des Angelegtseins. des Entwurfes menschlicher Selbsterfah-
be des TraC{:mlS, S. X. XII. XlV, v�rmUl�[' Di� chrisdich� Religion hat l�ntJich in st:inem auf
�ine genuine Aristoteles-Int�rpr�tation ausg�richt�ten Dcnk�n kein�n Plan: �r v�rw�nd�t den Ausdruck �Gö"er", Stellt das Christentum als �Gest'nesreligion" auf ein� Ebc:ne mit Islam und judentum (Tractalus XlV, S. 1%) und beUchtigt es des Irrtums, sofern es die verbreitete, a�r widerl�gt� Ansicht von d�r Unsterblichk�it d�r Seele vertritt (dies als implizite Konklusion des in XIV, S. 196 Gcsagt�n) . .m Man vergleiche die aueh im Hinblick auf das desiderium natural� g�hend� thomistisch� Aussage: nuura nihil f.acit frustra; s. o. Anm. 331 - Sonn�mans, Seel�. 16.221 ff. 401 Sonnemans, Sa:1�, 12 40.1 Ebd., 16,41 2.366f.; vgl. ebd. • 85 40' Ebd., 12.221 .408,456 "IN Ebd., 452.356.17 � Ebd., 13; vgl. ebd., 86.87.260 406 Ebd., 1 5.83.370,466.470
Unsterblichkeit - der römisch-katholische Ansatt
1 66
rung einerseics und der in dogmatischen Särzen fixierten AntwOrt Gones, die durch diesen Hintergrund ihrerseits erhellt wird. andererseits407, Die Offenba rung ist dem Natürlichen. Empirischen. Erwarteten nicht qualitadv entgegen gesetzt, sondern integriert und überbietet es graduell408• Unsterblichkeit und Auferstehung rücken qualitativ auf eine Ebene. Seide sind ..ein Ausdruck der Frömmigkeit" bzw. ..Weisen rdigiösen Nachdenkens" . ..Komplementäraussa gen zur Auslegung des Endgeschehens"409, Das Gehundensein an Christus als genuin neutestamendiche Hoffnung ist .. mehr", aber nicht etwas anderes als die Teilhabe an den Ideen im platonischen System� 10. Auch andere lehnen eine entplatonisiene Eschatologie ab. weil Plaron "Möglichkeiten für die philosophische Aufschließung des chrisdichen Glau bens" biete bzw. eine .,Verwandrschafi der bestimmenden Intentionen" fest zustellen sei�ll. Die Unsterblichkeit erscheint als eine aus dem jenigen Leben extrapolierbare Rahmenaussage, als ein philosophischer Angemessenheits grund für die Auferstehung, die erst von der Offenbarung her zu bezeugen ist� 12 . Während bei Pomponazzi Natur und Gnade ohne methodische und inhalt liche Querverbindungen parallel laufen, die Unsterblichkeit Aussage der Gna de. der Offenbarung und nur und erst dieser ist, kann aus thomistischer Per spektive die Unzerstörbarkeit bereits auf natürlichem Wege erkannt werden. Die Konvergenz von Natur und Gnade enthält sters ein Gefälle in einer Rich tung, von der Natur zur Gnade. Beide Dimensionen befinden sich auf einer Ebene und sind nur graduell unterschieden. Aber sowohl Pomponazzi als Ebd 15; vgI. ebd., 24.84 (V�rw�is auf Apg. 1 7.23!).85.29Of.324f.4 1 Of. - Ebd ., 16 .." Ebd.• 358.412; vgl. 398: ..üugnissc der Hoffnung"; V�rwds auf 7iUkh (393f.) und TriUhus (396) 410 Ebd.• 291. Das griechisch� Denken s i t demnach �ine Such� und in w�iten Teil�n auch �ine Findung von Wahrheit. �bd 325. Im einlCln�n erweist Sonnemans z. B. mit Hilf� des orphi.sch�n Syst�ms d�n transitorischen Charaluer der menschlichen Existenz, ihre götdich� H�rkunft und ihr d�menLSprechendes Ziel; ebd., 1 59; 125.145. Dcr Tod als T�nnung d�r SttJ� vom uib wär� dann nicht Definition. sondern Funktion, Vora�nung rur di� &lösung (ebd 232. vgl. 1 59). Das Nebeneinander vieler Begriffe rur seelische Phänom�n� ohn� dn�n �inh�it lich�n Oberbegriff im Denken Homers (ebd., 4 1 .299; zu "bliell�6(;: ebd 304.314; zu 'l'1/ q>pftv; v60<;: �bd., 314; zu Scheolvolltellunglhom�ri$Ch� �uxft : �bd.• 83) als Analogie zum Alt�n Testam�nt soll den Verweis auf den biblischen Monismus relativi�ren. WbJ und "":1 kön n�n sich d�mnach noch nicht so wi� uib und Seele gegcnübc:rsteh�n. w�iI 5i� nicht das bein halt�n. was im griechischen Sinne mit diesen Begriff�n �m�int ist. sondern nur T�ilaspekte (ebd., 318). Probl�matisch dann ist, daß du SchriftttUgnis in ein�n geistcsgeschichclichen Prouß eingeebnet bl.w. eingeordnet und damit relativim wird. 411 So Raning�r. Eschatologie, 74; Nachtwei. Unst�rblichkeit, 165 (übc:r Ran.ing�r); Ha�ff ner, V�rsuch. 190: �lesJ scheint ... mir im Inter� der Theologk zu liegen, .Platonismus· nicht als abw�n�nd� Bezeichnung zu gebrauchenM m Vgl. Raning�r. Eschatologie. 135. der in ders., Auferstehung, 218, nicht ganz zu Un recht folgttt. daß mit d�r Ablehnung der Seelenunstcrblichk�it auch di� Auf�rst�hung z.u Fall komme; Sch�ffayk. Unst�rblichkeit. 27; Greshake, Rcsurrectio. 3 1 8 -
.•
.•
.•
.•
..
..
Pietro Pomponazzi
167
auch Thomas von Aquin und mit ihm die neuere römisch�katholische Theo logie erkennt nicht die eigentliche Differenz zwischen Natur und Gnade, Phi losophie und Theologie, Vernunft und Offenbarung. Es ist keineswegs nur die substantielle bzw. akzidentelle Marerieverbundenheit als solche bzw. das Aufbegehren des Leibes gegen den Geist und damit einhergehende Schwä chung des lenteren, sondern die völlige Korrumpierung der Natur durch die Sünde. Zur protologischen Differenz trin eine gleichsam soteriologische, qua litative hinzu. Da der Mensch mit der Sünden� auch der Todesherrschaft - in psychophysischer Totalität - unterworfen ist (Röm. 6, 23), findet er in sich nichts, was unzersrörbar wäre. Eine Durchbrechung derTodes�, d. h. Sünden grenze kann nur von außen , von Gon her erfolgen. Die Vernunft verbleibt, selbsr wenn sie völlig von der Materie separiert werden könnte, als eine der Sünde unterworfene auf der immanenten Ebene. Sie vermag aus sich heraus keine hinreichenden und zutreffenden Aussagen über Gon - und auch sein den Tod überwindendes Handeln zu machen. Aber weil die Unf ahigkeit der Vernunft zur Erkenntnis der Unsterblichkeit nicht, wie Pomponaz.zi annimmt, in einem irreversiblen Materiebezug, son dern in ihrer Wesensbestimmung durch die Sünde begründet ist, in ihrer Feindschaft wider Gon und sein Wonm, besteht eine Möglichkeit zu einer neuen, ganz anders gearteten Zuordnung von Narur und Gnade. Die Ver nunft kann durch den Heiligen GeiSt erneuert und dadurch für das empfäng lich gemacht werden, was Gott ist und tut414• Sie kann metaphysische Gegen stände - und die Unsterblichkeit gehört dazu als ein die immanenten Grenzen und Gesecze transzendierendes Geschehen - nicht vorgängig zur Offenba rung und auf sie hin, aber auch nicht einfach gar nicht erkennen, sondern von der Offenbarung, von der Gnade her ist dies möglich. Die Gnade imegrierr die Natur, aber nicht so, daß sie an sie anknüpft und das notwendig verblei bende Defizit ihrer Leistungsfähigkeit auffiillt, sondern so, daß sie sie verwan� ddt, sie als erneuerte stets aufs neue aus sich herausserzt und in den Dienst srellr. Erst in aposurioriJchlr wtisl, d. h. diznn, wnzn tkr Erkl1lntnisinholt durch
dil Offinbarung btrtitJ VOrglglbtn ist, und als pnlumatUchlJ Glschlhtn ist lin vlrnünfiigls Rltkn von Unsurblichkli, möglich. Eine in der Schrift unterwiese
ne Vernunft kommt zur Einsicht in die Offenbarung415•
ü bereinstimmung von Vernunft und
4"
Vgl. AC IV,34/BSLK 166,30-32: .. Isr nu di� V�rnunfl und fleischlich gesinn�[ sein �in F�indschah wid�r Gon" (lat�in.: BSLK 166. 36-38: ..At humanus animus 5in� spiritu sanClO aue S«Urus cont�mnit iudidum Dd"); SO 1I.7/BSLK 874.1-6 (bz.gl. V�rnunfl, H�n. Will�): sondan sei� ganz. und pr zum GUI�n �CSlorben und verdorben. also daß in des M�nsch�n Natur. nach d�m Fall. vor d�r Wied�rgebun, nichl �in Fünklein der gcisrlich�n Kdfl� übrig g�bli��n noch vorhand�n"; vgl. CA XYJII,4/BSLK 73.13-19 414 Röm. 12.2: "JlUOJlOpqKlOOn: Tfi avoKOIvc.;mEI TOÜ vo6<;"; vgl. l .Kot. 2,12.14 41' Dies meint Luth�r. w�nn �r (ord�n, man müsse vor Gott gl�ichsam "novis linguis" ��n. mit "z.um Bad�" g�fuhrten Begtiff�n, d.h. in sol�riologisch�r, nicht in protologi.sch�r Hinsicht; vgl. WA 3911, 229,1 8f.; �bd., 231,16f.18-21; �bd 232.14-16 •...
.•
168
Unsterblichkeit - der römisch-katholische Ansan
2. Der «hischt Auswtis und Inhalt der Mittelsttl/ung Pomponazzi möchte aufzeigen nicht nur, warum die Seele nicht unsterblich sein kann, sondern auch, warum sie es nicht sein dar( Mit dem Unsterblich keits- ist gewöhnlich auch der Gerichtsgedanke verbunden. Sofern das Ge richt als futurisches. postmortales Ereignis gesehen und als Vollzug einer aus gleichenden Gerechtigkeit mit der Zuweisung von Lohn und Strafe verstanden wird, kann es zur entsCheidenden, möglicherweise einzigen Moti· vation für ein sittliches Verhalten werden. Die sozusagen utilitaristische Be gründung des Verhaltens, die in der guten Tat nicht einen Selbsrzweck er kenne, sondern nur ein Mine! zum Zweck der Erlangung eines jenseirigen Lohns, erscheim Pomponau.i als zuriefst inferior. Die gute Tat ist dem Guten Lohn genug, das Laster dem Lasterhaften hinreichende Suafe4!6. Dem An spruch der Tugend wird vollkommener entsprochen, wenn die Unsrerblich keit geleugnet wird417• Das tugendhafte Leben soll nicht durch das künftige Gerichtsereignis, son dern durch den gegenwärtigen Stand, d. h. durch die Mittel- und Zwischen steIlung motiviert sein. Der Mensch erweist sein Menschsein, wenn er der Tugend gemäß lebt und sich nicht durch die völlige Mißachtung der Vernunft auf die Ebene der Tiere herabbcgibt4!8. Nur sehr wenige sind durch die Be herrschung der vegetativen und sensitiven Seele ganz und gar von der Ver nunft bestimmt und quasi den Göttern gleich4!'. Aber die "specuJatio", die selige Schau, ist ein eher den Göttern als den Menschen zukommendes Ziel420• Die gegnerische These .. homo est animal fclicitabile, cum sit rationis capax"421 muß nicht gegen Pomponazzis Annahme der Sterblichkeit der Seele sprechen, wenn das, was ratio" oder "imellectus" ist, neu interpretiert wird. Pomponaz..
416
Tractarus XIV, 194 (Mojsisch): ..Arisloldcs ... rcspondil: Quodwss pc� racmiQrymfi ci !jsCIdmo rcpnc n a c( " g iri"qonamoa:Clp o b il i t a l Cv i rtulis( ac i pC lny:jdiY i t y pc riofug ip" (Hervorhebung im Original); XIV, 190: "Prae.mium essentiale. virtutis esl ipsamel virtw, quae homine.m fdicem facil"; XIV, 1901192: "P«na namque viliosi est ipsum viiium, quo nihil mi se.rius, nihil infdiciw esse potest"; XlV.222: �naturaliter fdicilu appetliltur et mise.ria fugialUr el per dicta fdicitu consistit in aclU virtuoso. mise.ria vero in aClu viti05O"; ebd.: "slUdiose operans, non e:xpectans praemium aliud a vinute, longe virmosius el magis ingc:nue. videmr operari quam ille, qui ultra virtutem praemium aliquod e:xpecli![" m Tractatus XIV, S. 224 (Mojsisch): ..Quare perfectius asserente5 animam mortalem mdius videnlur ulvare rationem vinutis quam asseremes ipsa.m immorralem. Spe.s namque prae.mii el pocnae timor videntur servilitliltem quandam importare., quae rouioni vinutis comrariatur" m TractatU$ I, S. 8 (Mojsisch): ..Quidam ve.ro ex (Q(Q neg.lecto imellectu solisque vegelali vae el se.nsiriwe incum�nles quasi in beslias transmigraverum ... Quidam ve.ro puri homines nuncupati sum; el hi sunt, qui mc:dilXriter secundum virmtes morales bestiam superue"; XIV, S. 226 41t Tractatw I, S. 8 (Mojsisch): ..Quidam narnque inter Dros connumerati sum, lic<:t per pauci; et hi sunt, qui subiugatis vegetativa el se.nsitiva quasi 10li rationales effecli sunl" 410 Tracratus XIY, S. 182 (Mojsisch) 411 Tf2ctatus XIII, S. 150/152 (Mojsisch)
Pietro Pomponatti
169
zi differenziert zwischen drei Arten des Intellekts. von denen zwei. der "intel· lectus speculacivus" und .. factivus". nicht der Minelposition entsprechen bzw. zu deren ethischer Bewährung unnötig sind, und einer, der "imellecrus opera tivus". von allen Menschen in vollkommener Weise besessen und ausgeübt werden soll und kannm. Die Vernunft ist also weiterhin der Zugang zur Errei chung des soteriologischen, arrspezifischen Ziels (finis), aber nun nicht als Vollzugsort der Erkennmis. sondern als Ermöglichungsgrund sinlichen Han delns42J• Die teleologische Srruktur bleibt. aber sie weist nicht in ein transzen dent-subsistentes Sein ein, sondern in die irdische Welt. in eine Hier-und )ent·Ethik4H. Der Vorteil dieses Ansanes ist es, daß tron des Ausgangspunk tes bei der - neu interpretierten - intellektiven Konstitution des Menschen die psychophysische Einheit und Totalüät das Ziel in Simultaneität ihrer Mo mente erreicht. Mit der Leugnung der Unsterblichkeit emf'alJt auch die Dop·
pelpoligkeit der Eschatologie. in deren Rahmen der Auferstehung nur eine sachlich und zeitlich nachgeordnere Bedeurung zukommt. Das Hauptproblem der ethischen Ausführungen Pomponazzis ist der Weg fall jeder Möglichkeit und auch Notwendigkeit zur Transzendierung der Todesz.äsur. Unsterblichkeit und Gericht erscheinen nur als pädagogischen Zwecken unterworfene Chiffren, die Menschen zu einem tugendhaften Ver halten anhaltt:n und führen sollen, sofern nicht die Einsicht in den Eigenwert des Guten besreht425• Weil Pomponazzi lendich innerhalb des thomanischen Denksystems verbleibt, nach dem das Leben als Weg der Aktualisierung kon· scitU[iondl vorgegebener Anlagen zu verstehen ist. er aber zugleich die psy· chophysische Reziprozität mit Konsequenz verfolgt, endet er bei einem imma
nenten Ansan. Aber das Gericht ist keineswegs, wie er es mit der Tradition annimmt und ablehnt, Ende des Lebensweges. Zid des Perfektionsprozesses. Die Gerichtsdimension ist fü r die Ethik unven.ichthar, nicht so sehr als Zid denn als Ausgangspunkt: vom Freispruch aus dem kommenden Gericht her kann man als Gerechter gerecht handeln; der Weg führt nicht so sehr aufGoH hin, sondern kommt von ihm her und ist Gones pneumatisch wirksamer Weg mit uns. Ein an sich Gutes gibt es nicht, sondern nur um Christi willen. auf grund seiner uns zuteilwerdenden fremden Gerechtigkeit wird ein Werk gut und gerecht. Andererseits ist mit dem Gesen allen Menschen der Maßstab des kommenden Gerichts, der Anspruch Gones auf sie ins Herz. geschrieben (Röm. 2.15). Die Ewigkeit ist in der Zeit präsent, aber nicht so, daß der jewei lige Augenblick durch den Vollzug des Guten gleichsam zu einem ewigen wird, sondern durch den Anspruch und das Handeln Gones in der Zeit. Die
Tr.lctatus XIV. S. 174.176.180 (Mojsisch) Vgl. Tr.lctatus XlV, S. 178: ..si homo mortalis est. quilibct homo pltest habcre finem, qui univcrsaliter convcnit homini"; XlV. 180: �aliquid 5pcculativi et aliquid faaivi habcre possint pcrrectcquc pr.lctici"; "si mOr.llis existe!, relix nuncupari pltest et vere nuncupalUr" Vgl. dazu Kristeller. Studien. 96 m Tractatus XIV. 5. 1961198.220 (Mojsisch) m UJ
m
170
Unsterblichkdt - der römisch-katholische Ansan
durch dj� Offmbarung btkhrtt und unUr Einwirkung dts Heiligtn Gtistts tT nrurnt V""unfi "kennt die Umttrblichluir als norwtndiga lmp/ikat cU! univer sal gtgtbtntn Btanspruchtstins durch Gott. VI. Versuche einer Weiterführung und Korrektur
des momanischen Ansatzes
1. Di< positive Qualifizierung des Todes als Vollendungstat (K Rahn,,) Thomas von Aquin bewertet den Tod n�tiv. weil er als Trennung der Seele vom Leib und als Endpunkt des durch die Sünde in Gang geseczrcn natürli chen Verfallsproz.esses des Leibes die Seele in einen onrologisch defizienten Status überführt, Karl Rahner hingegen sieht die Möglichkeit, dem Tod selbst, nicht erst der leibfreien visio beatifica oder der Auferstehung, eine posi tive Bedeutung beizumessen. Der Tod begegnet zunächst als etwas gleichsam Neutrales und Gemeinsames; alle Menschen sterhen den�lben Tod"26. Er ist auch, nicht nur .,das verbleibende R.estphänomen (das Ende des diesseitigen Lebens uncer Aufgabe der konkreten Leibgestah)"m. In natura1er Hinsicht geht es um eine Trennung von Leib und Seele"21. Aber himer den biologischen Ursachen und der empirischen Erhebbarkeit steht eine tiefere, den Tod als unnatütliches Ereignis erweisende Dimension. Dem Menschen ist als überna türliches Existential eine Ausrichtung auf Gott, auf die Oberformung durch die Gnade hin mitgegebenU9. Der Tod als Abbruch, als in Passivität hinzuneh mendes Widerfahrnis ist ein uichen dafiir, daß die irdische Wirklichkeit nicht mehr oder noch nicht ganz durchformt ist von der Gnade")<). Die Ober formung durch die Gnade ist jedoch anders als die Abbruchdimension kein dem Menschen nur widerfahrendes, sondern ihn einschaltendes und zur Akti vität frei�m:ndes Geschehen. Der Tod ist auch eine .,Tat des Menschen ", "die JXrsonaie Selbstvollendung" , ..täcige Vollendung von innen, ein aktives Sich zur-Vollendung-Bringen, aufwachsende, das Ergebnis des Lebens bewährende Auszeugung und tOtales Sich-in-Besin-Nehmen der Person, ist Sich-sdbst gewirkt-Haben und Fülle der frei getätigten personalen Wirklichkeit"ol. Er ist End- und Zielpunkt der prozessualen Explikacion und Perfektion einer positiven, konstitmiondl manifesten Anlage, in deren Vorhandensein und VoUzug das Personsein des Menschen besteht. Der Endcharakter des Todes u,
U7
tu
Rahn�t, Thrologi�, 35; Rahner, Thrologi�, 35
Ebd., 15 42' Ebd., 35.44 HO Vgl. �bd., 45 4J1 Ebd., 29.30
vgl. �bd., 36
Wdu�rftihrung des thomanischen Ans:anes
171
wird durch die VolJendungsdimension überhöht, wo das LLben als Pilgenu stand verstanden, d. h. auf Gon hin gdebt wurde; der Tod ist dann eine Ver endgüJrigung und Vollendung der Entscheidung auf Gon hinOl. Der konkre te Tod kann je nach der Weise. in der er bestanden wird, nicht nur ein Unheils-, sondern auch ein Heilsereignis seinO'. Er ist der Tod Adams. Wenn er in Gottlosigkeit. in Autonomie bestanden wird. d. h. wenn die Übergabe in die Verfügungsgewalt Gones als aktives Entsprechungsverhälmis zum überna türlichen Existential verweigen wird; dann dominien die Leere, die Zerstö rungUt . Er ist der Tod Christi als ..Tat des Glaubens". d. h. wenn der im über natürlichen Existential mitgesenten Dynamik aufGou hin entsprochen wird. Da in di�m Existential das zu sehen ist, was den Menschen zu.r Person, zum Sdbst macht, ist der Tod in diesem Sinne ein ..Sich-ganz-in-Besitz-genom men-Haben", wirkliche Tat, nicht nur SchicksaJ�". Glauben ist hierbei wie bei Thomas eine Wegtugend, insofern die weghafte Selbsrinbesinnahme nur in Wechsdwirkung mit einem Mitsterben mit Christus, einem Mitvollzug und einer Aneignung seines erlösenden Heilstodes, d. h. in Interaktion mit der Gnade möglich ist. Der Tod soll "durch Mirvollzug des Todes Christi zum Kommen der verklärenden Gnade Christi gemache" werden4J6• Die Negativi rät des Todes besteht weniger in seinem An-sich. sondern in einem Defizit des UmgaJlges mie ihm, in der Mißachtung der protologisch mitgegebenen Aus richtung auf Gon, die die Todesgrenze transzendiert. Die Überwindung des Todes geschieht nicht exklusiv durch Tod und Auferstehung Christi und im putativ durch Zurechnung der Gerechtigkeit Christi, sondern durch eine täti ge Neuqualifizierung vonseiten des Menschen unter Mithilfe Gones. Der Tod soll zur Vollendung der personalen Selbstentfaltung des Menschen werden. AJs solcher trennt er nicht das prä- und postmortale LLben, sondern verbindet <S.
Das Weggeschehen, die Aktivität des Menschen, die Explikation der Person vollzieht sich anders als bei Thomas nicht in asketischer Distanz zur LLiblich keit und in ihrer Beherrschung. Der Tod ist nicht Vollendung der LLibentfal tung. weil Universalisierung des Wdtbezuges. Die Separierbarkeir, Subsistenz und Immaterialität des Intellekts lehm Rahner ab, die Geistsede ist "nie ver schlossene, fensterlose Monade"m. Geist und Materie sind Momente anein ander; die Materie ist "gefrorener Geist"·03. Weil der Körper die inneranthroU!
E.bd 26 m Ebd., 35.36; vgl. ebd 43 4,. E.bd 36.40 (der Mensch naeh Adam volb.ieht .die Vol1�ndung des gcranen Todes in das .•
.•
.•
I«re Ende des erlinenen Todes" hinein). 4 1 .45 4n Vgl. cbd 39.38 (�di� Füll� IOlal�n Sich-in-Bcsin-Nehmens der Person. In-sieh-Sein und reines Für-sieh-Sein d�r �rson") 4J6 Ebd 36; 34 UJ Ebd 22 ..,,1 R2hner. E.inh�it, 204.2 13; vgl. Seh.::ffczyk. Unsterblichkeit. 19 .•
.•
.•
172
Unsterblichkeit - der rämisch·lutholische Ansatz
pologische Manifestation der Welt ist, ist der Seele der We!tbe'Zug in irreversi bler und nicht rranszendierbarer Weise eingeprägt; er gehört zur Entfaltung der Person und folglich auch 1.U deren Vollendung in positiver, nicht nur aske tisch-privativer Hinsicht hinzu. Ziel ist nicht die anima separata. die Tren nung vom Leib, das WiderFahrnis von außen her. sondern das AJlkosmisch werden der Secle09. Die Aufgabe des abgegrenzren Einu:lleibes führt in ein "tieferes und umfassenderes Sichöffnen und Sichdurchseczen dieses ihres all kosmischen Weithez.uges ·'O. Der Verklärungsleib ist so ..Ausdruck der blei benden Allweldichkeit"+4L. Der Tod bewirkt eine Transformation der leib lichkeit von seiner materiell-parriellen Konkretheit in eine Chiffre für einen universaJen Weltbezug. Der Tod ist positiv, wird zur Vollendung don, wo das Ende des Körpers und die Trennung der Seele von ihm nicht in einen defizi enten Stams fühn, sondern zur perfektionienen Existenz der Person gemacht wird. Es geht lentlieh darum, das gelebte Leben, die konkrete Geschichte des Menschen in ihrer Wechselwirkung mit derjenigen der anderen Menschen ernsnunehmen. Der Tod wird vom Leben her verstanden und ist wie dieses eine Tat des Menschen. Er hebt nicht die personale Existenz auf, sondern ist die ..Endgültigkeit seiner (:des Menschen] freien personaJen Auszeugung"442. ..
2. Dü nichtmateri,lle Interpretation tUr Leiblichkeit (G. Greshake) a) Da &ib als Vollzugsmodus tUr pmonakr. Stlbsuxplikation tUr Su/e Als Weiterführung des momanischen Hylemorphismus' versteht auch Gisbcn Greshake seine Reflexionen über die Leiblichkeit des Menschen. Thomas habe zwar zu Recht die Zusammengehörigkeit von Leib und Seele bemm und in gewisser Weise einen Ganzrod des Menschen angenommen, weil nur der 0'
R2hner, Theologie, 22: �Sie wird also im Tode nichl akosmisch, sondern allkosmisch werden" - Ebd., 20; vgl. ebel., 23: die so im Tode durch Aufgabe ihrer abgegrenzlen I..cibgeslah sich dem All öffnende Seele" �
441 Ebd., 26 44l Ebd., 19. Zwar läßt R2hner Tod und Auferslehung des Individuums koin1.idieren (man vergleiche die parallele Formulierung in deN., Leben, 435: IAuferSlChung des Fleisches isl] �die
heile Endgühigkeil des Menschen als ganzen"), aber nimml doch andeN als Greshake und lohfink (dazu unlen) eine gewisse cschuologische Bipolarillil an bzw. du Wirken des N=gefeu crs; deN., I..cbcn. 436: (Fegefeuer) "wegen der Vielschichligkeh des Menschen und der damil gcgcbt:nen Ph:asenungleichhc:il des Werdens seiner aUschigen Vollendung eine Ausrcirung des ganzen Menschen ,nach' dem Tod in der Durchsenung diC:Sl!r Grundentsehcidung :auf die gan ze Breile Kiner Witklichkeil\ (Ph:asenungleichhcid ..auch zwischen der individuellen Vollen dung des einzelnen im Tod und der GesamlVollendung der Weh"; es bleibl du Nebeneinander der AufeNlehung des einzelnen und der Erschaffung des neuen Himmels und der neuen Erde erhahen (deN., Leib, 426), worauf in der Veneidigung Raningm bcsondeN Nachrwei, Un s[�tblichkeil. 135. hinweist.
Wciu:rführung des thomanischcn Ansancs
17 3
lebendigen leib-seelischen Einheit das Personsein zukomme"}. Aber lentlich betreibe er nur eine Korrekrur, nicht eine Überwindung des Dualismus; es blieben "neuplaronische Reste"44�. Greshake bezieht sich in seiner Kritik vor allem auf die Annahme soteriologischer Vollendung bei gleichzeiüger ontolo gischer Defiz.ienz, d. h. auf die anima separata��5. Sein Anliegen ist die Über windung der Diastase von seelischer und leiblicher Vollendung, d. h . die Her ausarbeitung einer mehr als nur akzidentell-anhangsweisen Bedeumng der Auferstehung�46. Die Leiblichkeit muß so eng an die Seele gebunden sein, daß ihre Funktionen, vor allem die Darbietung der Phamasmen, nicht einfach mi rakulös durch den Eingriff Gones ersent werden kann, wie dies gemäß der lhomanischen Lehre der separierten Seele gegenüber geschieht+47. Die Seele ise das Kontinuum des Leibes; ihre akruierende Tätigkeit und nicht die Erhal tung der physischen Konstitution garantiert die Selbigkeit des irdischen und des Auferstehungsleibes·m. Damit der Konnex von Seele und Leib in nicht nur intentional-habitueller, sondern akrueller Weise auch im postmortalen Raum erhaJren bleibt, muß die Leiblichkeit in eine transphysische Existenzweise überführt werden. Die Materialität ist nicht ein Wesenskonstiturivum der Leiblichkeit, sondern ein vorübergehendes Wie ihrer Existenz. und Aktivität. Zwischen materieller Körperlichkeit und der Seele zugeordneter Leiblichkeit besteht ein empirisch-faktischer, nicht ein wesensmäßiger und daher unab trennbarer Zusammenhang'«'). Der Leib muß nicht von der Materie, sondern vom Geist her verstanden werden. Besser: die Materialität der Leiblichkeit ist inhaltlich neu zu rullen. d. h. nicht swffiich, sondern relational-modal. Der Leib gliedert als Medium zwischen dem Ich und den anderen die Seele in eine Kommunikations- und Inleraktionsgemeinschafr ein. Er ermöglicht eine akti ve Selbsrexplikarion nach außen und die Rezeptivität für Einflüsse der Umge bung�)O. Der Leib ist .,jener .Ausdruck' des Geistes . . . , kraft dessen das Subjekt sich in und an der Welt auszeitigt"m. Die Materie soll aus ihrem vorgängigen Gegenüberstand und der damit gegebenen Negativqualifikation befreit und in ein konvergierendes Verhälrnis zur geistig strukturierten Seele gebracht werden. Sie ist in sich das Unsinnige, das einen Sinn erst erhält durch die Einordnung in die Geschichte des Menschen. Der Mensch ist beauftragt, der "in sich sinnlosen WirkJichkei t schöpferisch Sinn und Ziel zu geben"452. Die UJ
Greshake:. Nahe:rwartung. 93 ... Ebd.. 94; de:rs.. Sc:de:. 136 44S Greshake:. Nahe:rwanung, 95 +16 Ebd.• 95-97. 1 14; de:rs .• Sc:de:. 136.149; de:rs Resurrc:o:io. 264 ..47 Greshakc:. Nahe:rwanung, 95 .... Creshake:. Nahe:rwanung, 94.120; vgl. Nachtwe:i. Unmrblichke:il, 125 .., Vgl. Greshake: bei Hae:ffnt'r. Versuch/Anhang. 181 4SO Vgl. Greshake: bei Hae:ffne:r. Ve:rsuch/Anhang, 182(. •,. Greshake:, Sc:de:, 151 m Grt'shake:, Aufe:rste:hung, 375 .•
174
Unsterblichkeil - der römisch-katholische Ansatt
Materie wird so zu einem Strukrucmoment der menschlichen Seele, zu einem Moment an der Vollendung des Geistes - und nicht zu einem Hemmschuh derselhenm, Das Sedesein. die Aktivität der Seele. der Außenbezug wird we niger in der nimmarcrialircc" vollzogenen Erkennmistätigkeit als vielmehr im We)rbezug, in der Entfaltung interpersonaler Akte manifest. Die Vollendung gilt einem konkreten Individuum: der Leib ist das Individuationsprinzip. aber nun nicht im physischen, sondern im gleichsam biographisch-geschkhclichen Sinne4S4, "Der Mensch ist im Tode und in der hier stattfindenden Gottesbe gegnung genau das. was aus seiner .Leihhahigkeit', d. h. Welt- und Ge schichtsverwobenheit und -gebundenheit geworden ist"m. Die doppelte Relationalität des Menschen wird auch im Greshakeschen An san manifest in der doppelten Konstitution des Menschen. Der Leib begrün det per sc den Weltbezug, ja er besagt ihn geradC"Zu als eine Chiffre"S6. Er hat keine eigenständige Bedeutung, sondern ist - als Modus und Instrument der Seele in ihrem Existenzvollzug zu- und eingeordnet. Andererseits sieht Greshake in der Entfaltung in die Welt hinein, im Wechselverhältnis zur Um i tel gebung den entscheidenden Inhalt dieses Existenzvollzuges. Nicht die n lektiv strukturierte - und dominierte - Seele ist das natürliche Kontinuum, an das die Gnade anknüpft und es zur Vollendung bringt, sondern die durch eine bestimmte innerwdtliche Geschichte geprägte Seele. Eine Unterschei dung der Relationen findet nicht statt; die Coram-mundo-Dimension geht postmortal weiter, ja wird zum eigentlichen Gegenstand des coram deo. Die Biographie, der Ldxnsweg mit allen seinen Inhalten und Facenen, nicht hin sichtlich des Wieweit des asketischen Separationsprozesses, sondern in posi civ-integrativer Weise: ist GrundJage des Standes vor GOtt. Nicht die in der Zeit eingenommene Haltung gegenüber Gott, e[W3 das Bekennen oder Ver leugnen Jesu (Lk. 12,8f.), hat Gewicht für die Ewigkeit; nicht ist die Ewigkeit in der Zeit präsent im Anspruch Gones. im Gesen als Maßstab des kom menden Gerichts und im Evangelium als vorweggenommenem Freispruch aus dem Gericht. Nicht der GOrtesbaug ist der Ewigkeitsbaug, sondern die innerwddichen Bezüge werden in die Ewigkeit hinein verlängert. Nicht nur die Geschichte Gones mit und am Menschen transzendiert die Todesgrenze. sondern die Geschichte des Menschen gegenüber der Wc:lt hält sich durch. Der Totalaspekt der menschlichen Existenz wird nicht exzentrisch, ex foro dei begründet, sondern konzentrisch im Rückverweis auf sich und sein Leben bzw. additiv: der Mensch begegnet als Summe seiner biographischen Lebens daten und -taten. Der thomanische Synergismus bleibt der Struktur nach erm
Vgl. Greshake, Aufcrstthung, 376; dazu Nach(Wei, Unsterblichkeit, 123«' 4)4 Vgl. Greshakt, Naherwanung, 1 1 8 m Gruhakt, 5«lt, I S I 4$6 Greshakt, 5«le. 1 1 8.126, will die Mnerialiläl vom biblischen Terminus _1I'"äoa o6�� her �t wissen. Sit besagt dann die Gesamtheit der Schöpfung. die in ihrer Vtrwobc.nhtit und in ihrer Hinfilligkeil �nstand der Verheißungen Goues ist.
Weiterführung des thomanischen Ansanes
1 75
halten. Der Part des Menschen besteht nun aJlerdings nicht mehr in einem Tugendleben, das die Beherrschung und Unterordnung des Leibes voraus� sent, sondern gerade i m Vollzug der Leiblichkeit, d. h . des interpersonalen
HandeIns. Es geht nicht nur um die Aktualisierung einer im Intellekt zuhan denen Anlage auf Gon hin, an der der Leib nur in abgeleiteter Weise panizi piert, sondern um die Umsenung eines den ganzen Menschen umfassenden Habitus' - aber eben doch eines Habitus'! Unzerstörbar ist nicht nur eine intellektiv suukturierte Seele, sondern auch eine bestimmte Leiblichkeit, ja fast: die Seele als Leiblichkeit - im relational�kommunikativen Sinne'57.
b) Auftrstehung als Volkndung der memchlichm Freiheitsgeschichu Der Tod ist das Ende der sich unter Raum-Zeit-Bedingungen vollziehenden Ausz.eitigung des menschlichen Subjekts und zugleich deren Verendgülti� gung, d. h. Vollendung, weil der Ertrag des gelebten Lebens nicht abgestreift wird�58. Schöpfung wird als Senung eines Bleibenden und Greifbaren verstan den, d. h. als Versenung "ins Eigene und in die Selbständigkeit.. m. Die menschliche Freiheit und Freiheitsf'ahigkeit, d. h. das Vermögen zu selbständi gem Handeln, ist ein geschöpfliches Kontinuum460• Die freie Selbstexplikati on des Menschen und die Gonesbeziehung schließen nicht einander aus. Vielmehr ist erstere Voraussenung und Vollzug der letzteren. Die Geschichte ist ein Wechselspiel zweier Freiheiten, ein dialogisches Geschehen zwischen Gon und Mensch im Medium der Weh461 • Das, was der Mensch ist und durch Gottes Handeln seiner Vollendung zu geführt wird, macht Greshake, wie gesehen, nicht nur am Geist, am Intellekt, sondern an der Gesamtheit der Realisierungen seiner Freiheit in diese Welt hinein fest. Im Gefolge von uilhard de Chardin und Rahner bekämpft er die Annahme einer Diastase von Materie und Geist und verrrin im Gegenzug eine zunehmende Komplexjon beider Dimensionen. Die leibseelische Rezi� prozitär wird dynamisiert; die Leiblichkeit ist notwendiger Existenzmodus der Seele und wird zugleich in die Seele als deren konkrete Prägung hineinge nommen, verinnerlicht<462. Tod und Auferstehung müssen unter dieser Per spektive koinzidieren. Die Seele ist unzerstörbar nur ab eine konkret gepräg� te, d.h umer Einschluß ihrer Leiblichkeit. Der Tod führt nur den Verlust des raumzeitlich gebundenen Körpers herbei, d. h. quasi der Hülle, des Instru� menrs der Leiblichkeit, aber nicht der Leiblichkeit selbsr463• Der Mensch ist n7
4S11
0'
�
01/"01
� �
In diese Richtung zielt die Kritik HaefTners, Versuch/Anhang, 187, an Grc:shake. Vgl. Greshake, Naherwanung. 109; den., Seele, 1 5 I ; den., R.esurrectio, 264 Greshake, Resurrectio, 303; ders., Naherwanung, 108f. Vgl. Greshake, Naherwartung. 1 1 0 Vgl. Grc:shake, Auferstehung, 338-348 Vgl. Grc:shake, Naherwanung, 1 1 9 Vgl. Greshake bei Haeffner, Versuch/Anhang, 181
176
UnS(crblichkeit - der römisch-katholische Ansan
auch postmortal ein leiblich-welrhaft geprägtes Wesen464• Die Eschatologie ist die Vollendung der Protologie. Wenn die Kommunikabilität und tacsächliche Kommunilurion gegenüber der Welt ein procologisches Konsritutivum und Wesenskominuum ist, muß sie auch ein wesendiches Moment des eschatolo gischen Zids sein46S• Nicht nur fallen individueller Tod und Auferstehung zusammen, sondern auch die individuelle Aufecscchung im Tod und die universale am Jüngsten Tag sind "durch einen dynamischen progressiven Prouß miteinander ver k.nüpfr"�. Die Auferstehung Christi als des Ersdings garantiert, daß die Auf erstehung des einzelnen nicht ein nur individuelles Geschehen iS�7. Mit dem Tod jedes einzelnen Menschen wird jeweils ein neues Stück Welt und Ge schichte in die Vollendung eingebracht. Der Prozeß des EingefUgrwerdens in den Auferstehungsleib Christi dauert so lange. bis dieser alle Menschen um faßt468• Es bleibt jedoch unkJar. inwiefern Christus der Ersding der Auferste hung ist. zumal diese universal gedacht ist und nicht nur die Christen umfas sen soll. Der Zusammenhang von Sünde und Tod bzw. Sündenvergebung und Auferstehung bleibt außer Betracht. Es geht um eine Verendgültigung des ge lebten Lebens. bei allen Menschen und unabhängig von deren Glauben oder sündhafter Rebellion gegen GOtt. Die Universalität der Auferstehung beruht nicht auf der Anrede Gottes, seinem im Gesett manifesten Anspruch, sondern i n einer vorgängigen protologisch-konstitutionellen Struktur, die eine Dyna mik auf die - neu gedeutete - Auferstehung in sich enthält. Die Dialektik einer doppelten Auferstehung zum Gericht und zur Rettung entfallt. weil die Auferstehug protologisch, nicht soteriologisch begründet wird. Sie erscheint gewissermaßen als ein naturgeserzlicher Vorgang, der in der Wesensbestim mung des Menschen als Person, als freiem Subjekt impliziert isr'69• Lettdich sind Auferstehung und Unzerstörbarkeit identisch, wobei erstere in lentere aufgelöst wird. Von der Leiblichkeit gelten dieselben Aussagen wie von der Seele. Die Auferstehung ist schöpferisch mirgesent; es bedarf nicht eigentlich eines neuen Eingreifens Gottes. Der Preis für diesen der hebräi schen Anthropologie mit ihrer Betonung des Toralaspektes des Menschseins scheinbar so gm entsprechenden Ansatt�70 ist eine Sublimierung und Spiritua-
<164
Greshake, Rc:surrectio. 264 46' Vgl. Greshake. Naherwanung. 1 1 7 466 Greshake. Sttle, 152 467 Greshake. Sttle. J 52 461 So Grcshake. Sede. J 52{.: dazu Nachtwei. Unsterblichkeit. 126 46t Wäh�nd bei lbomas neben der geschöpflich, nämlich in der ImmateriaJität gescnten Unurstörlnrkeit der GeisLSeCle die unterstützende Wirkung der Gnade zur Reintegration des Leibes bis hin zur Auferstehung no�ndig ist, bestreitet Gresh:a.ke eine durch die Sünde be wirkte oder ohnehin vorhandene Diastase von Sttle und Leib. •1'0 Zur eindeutigen Option für das hebräische Menschenbild: Greshake. Naherwanung, 86 (vgJ. ders., Sttle, 123)
Wdterfuhrung des thomanischen Ansatzes
177
lisierung der Leiblichkeir. Sie muß vom Körper getrennr und in niche-physi scher Weise verstanden werden41l• Die Leiblichkeit wird Bestandteil und De rivat der Seele; die Aufersteh ung bleibt ein Geschehen an der Seele, d. h. die Bestätigung und Verendgültigung ihrer konkreten Prägungm. Der Leib i n materiell-immanenter Hinsicht wird nicht ernsrgenommen. Die alte Gleich setzung von Materialität und Vergänglichkeit hält sich durch, ohne daß ein endzeidiches Handeln Gones an der Körperlichkeit erwartet würde. Der an thropologische Dualismus, wie ihn Greshake gerade umgehen möchte, trin in subtiler Weise wieder in Erscheinung473•
471 Greshake, Naherwartung. 86 (vgl. ders., Seele, 123), stellt wohl nicht lU Unrecht heraus, daß die altkirchliche Betonung du Auferstehung des Fleisches und der physischen Kontinuir2t zwischen Erden- und Auferstehungsleib vor allem auf der amignostischen AbgTe-'lz'lng bc:ruht�. Es ist dann um so erstaunlicher, daß er in Abgrenzung gegen eine vermeintlich neugnostische Position der neueren evangdischen Theologie gerade den altkirchlichen Weg verläßt (ders., Naherwartung. 1 1 1 f.) m Greshake. Sede, 148.1 57, und Kttmer/(Greshake), Resurrcctio, 8ff berufen sich zwar auf die Polysemie des Auferstehungsbegriffs im Neuen Testament, um eine nichtmaterielle. rdationale Deutung der Leiblichkeit stützen zu können. Aber die angefuhrten Belege betreffen nur die Gottes-, nicht aber die Wdtbeziehung des Menschen. Positiv bewertet Bcnoit. Aufer stehung, 723. Grcshakes Interpretation der Leiblichkeit. Ähnlich wie Greshake und Rahner stellt Boros, Sinn, 674f.676, dem Verbrauch. dem allmählichen EntsChwinden des äußeren Menschen ein Wachsen der Innerlichkeit, eine Selbstüberbietung gegenüber. Im Tod wird der innerliche Mensch gesent, ein verklärter. durchgeistigter Leib erzeugt (Boros, Sinn. 676.677; vgI. Luyten. Todesversrändnis. 173). In rdationaler Weise wollen auch Men und Fiorenza, Einheit, 631f.. die Leiblichkeit deuten. Hinsichtlich des postmortalen Bereiches ist nicht der leibliche Zustand als solcher von Interesse, sondern es geht um �die vor Gon bleibende- ,ewige' Gültigkeit seines frei getanen Daseins"; die Leiblichkeit muß �neu qualifi1.ien werden\ näm lich �als eine üffenhe-it zur Geschichte" (vgl. ebd., 61 8f.). In diese Richtung l.iden auch die Erläuterungen des thomanische-n Hylemorphismus, ebd., 622: die Seele ist "nur wirklich in ibM (Hervorhebung im ihrem realen Außer- sich-sein als informierende Wirklichkeit, d.h. alsI< Original). Der Mensch erfahre Subjeklivir2t nicht durch einen reflexiven Blick auf sich, son dern in und durch seine intersubjektiven Beziehungen (ebd 621). 47J Ähnlich sent die heftige Kritik Luytens, Todesverständnis. 178f., und Rarzingers. Escha tologie, 96f. 1 37-139.159 (dazu Nachtwei. Unsterblichkeit, 166). an. Allerdings legen beide kein überu:ugcndes Alternativmodell vor, sondern erneuern die thomanische Lehre von der anima separata (Luyten, Todesverständnis. 192; zu Raninger s.u.). Bez.eichnend ist die Kritik von Ziegenaus, Auferstehung, 1 2 1 . der den Seelenbegriff nicht von der Bibel her definiere-n möchte, sondern liturgische Praktiken wie- die Heiligenverehrung und das Gebet für die Ver storbenen bzw. die postmortale Läuterung als Prämissen zugrunddcgt; der Greshakesche- An san einer Auferstehung im Tod mache den Zwischenzustand "funktionslos" (ebd.). .•
.•
Unsterblichkeit - der römisch·katholische Ansarz
178
3. Rtlationale Akzmtuitrung innerhalb tUs substanz ontologischm Grundschemas (j. Ratzinger) a) R.!ation als Rtlationsflihigkeit Joseph Ratzingcr verwahrt sich in seinen neueren Ausführungen 'tur Eschato logie gegen eine Eliminierung traditioneller Termini und der mit ihnen expli z.ienen Sachverhalte aus liturgischen Texten und Lchraussagen. Die Gemein den würden verunsichere und sprachlos, wenn ihnen nicht der Seelen- und Unsrerblichkeirsbegriff zur Verfügung scchem. Methodisches Ziel ist ihm da her nicht die Veränderung der Glaubensessenz. und der überlieferten Begriff lichkeit, sondern deren Entfalrung und Durchdringungm. Der Seelenb�riff entstammt nicht einfach philosophischem Denken, sondern mit seiner Über nahme in den christlichen Sprachgebrauch verbindet sich eine Reinigung und Umgestaltung476. Um der berechtigten Antithese gegen dualistische Konse quenzen einer ontisch gefaßten Seelenlehre zu entsprechen. betreibt Ratzinger eine Akzemuierung des relationalen Moments der thomanischen Psychologie. Das Personsein soll weniger mit Boethius im Vernunftbesitz als mit Richard von St. Viktor im Vollzug der Kommunikabilität festgemacht werden: es bedeutet so viel wie das .. Beim-anderen-Sein"m, Dementsprechend geht es nicht darum. ..Seele" zu ..haben" als zu sein. d. h . .. Dialogpartner Gottes [zu] sein"471. In der analytischen Ausführung des dialogischen Strebens der menschlichen Existenz verfallt Raninger jedoch den im momanischen Ansatz mitgegebenen Schwierigkeiten. Die Bezogenheit auf Gon beruht nicht auf einer aktuellen Beziehung zum WOrt Gones. zu dem gleichzeitig und je neu in Beziehung zum Menschen tretenden Gon. sondern in einer geschöpflich ge setzten Potenz. Der Blick auf GOtt richtet sich zurück und nach vorne. Die Schöpfung ist eine Mitteilung. eine Zuteilung eines dann frei verfügbaren Gutes; die Erlösung ist eine erneute Gnadenzuteilungm. In der jeweiligen Gegenwart und als Kontinuum wird die Gottesrelation jedoch nur in einem Internum manifest. in einer dispositiven Struktur. Die Gonesbeziehung bleibt in einem Voraw. nicht weil das sie je neu setzende Handeln Gottes m
Raninger. Auferstehung, 210; den., EschatOlogie. 99; duu Nachrwei. Unsterblichkeit, 2 1 . .Seele" erschein! als .ein Grundwort des Glaubens und Setens der Chri5lenheit" (Ranin ger, Auferstehung, 212; vgJ. ebd 214) m Raninger. Auferstehung, 2 1 1 .•
4H Ebd
4T1
.•
220
Raningcr, Personvcrständnis. 220; dazu Nachrwei. Unsterblichkeit, 29 411 Raningcr, EinfUhrung. 296; vgJ. ders Jenseits. 241: .Seele ist nicht ein okkultes Etwas, das man hati ein Substallutück. das irgendwo verborgen im Menschen steckt; sie ist die Dyna mik einer unendlichen Offenheit. die zugleich Teilhabe an der Unendlichkeit, am Ewigen be· deutet" 419 VgJ. Raninger. Eschatologie. 130 .•
Weitcrfuhrung des thomanischen Ansarzes
17 9
unverfügbar ise, sondern weil sie erst durch Aktualisierung einer dem Men schen zuhandenen Anlage Wirklichkeit wird. Die Seele ist der Ort der "Baie hungsflihigkeit" des Menschen, das, worin die Beziehung im Menschen einen - ihr vorgängigen - Anhaltspunkt findet480• Der Mensch ist das "gottflihige Wesen"481. Die Relation setzt das voneinander unabhängige Sein der Relate als ihrer Träger und Vollzugssubjekte voraus482. Der Mensch wird von GOtt ins Eigene. in Freiheit versetztm. Weil das menschliche Spezifikum nicht in einer von außen, vom WOrt GOttes her gesetzten Qualifikation besteht, sondern in einer Disposition, wird das Menschsein quantifiziert. Der Mensch ist dadurch Mensch, "daß er unendlich hinausreicht über sich, und er ist folglich um so mehr Mensch. je weniger er in sich verschlossen beschränkt' ist"4�. Das Menschsein ist mit dem Maß der Realisierung der Gottesreladon steigerungs f'h;g. Zwar vermeidet Ratzinger eine Bezugnahme auf den Inrellekt und verzich tet somit auf eine inneranrhopologische Lokalisierung und Präzision der zur Gottesrelation befahigenden Disposition. Er möchte wohl die materielle Di mension des Menschen nicht aus der Relation ausgeklammert wissen. Aber in der Begründung der Unsterblichkeit überwiegt dann doch die Differenz und Superiorität der Seele gegenüber dem Leib: "Oder gibt es doch etwas, was im zeiträumlichen Zersetttwerden des Leibes von ihm unterscheidbar besteht und aus der Zeit herausrritt, die ihn nur erst vollends in Besitz nimmt? Wc:nn es aber ein solches Etwas gibt. warum darf man es dann eigentlich nicht Seele nennen?"485. Letztlich ist nicht der Mensch in seiner psychophysischen Ganz heit Träger der Gortesrelation und damit auch der Kominuität der Person. sondern die Seele in Unrerschiedenheit vom Leib486. •
•
b) ZwischmzUIrand ohnt Stpararion Tron des ehen Gesagten gilt: Rattinger will ebenso wie Greshakc: die Annah me einer anima separata vermeiden und Geist und Materie in ein positives Verhältnis überfuhren. Er möchte dies aber nicht unter Preisgabe des ZwiRaninger. Auferstehung, 222; dtrs EschalOlogie. 130 q l Raninger, Begründung. 16 q1 Vgl. Raninger. Esch:l.lologie. 1 24; vgl. ebd., 123 qJ Raninger. Schöpfung. 461.463 ..... Raninger. EinClihrung. 190 ..\ Raninger. Auftrstehung. 217; andert Äulkrungen ge�n die thomanische Supetgredi ent. wirder. t.. B. ders., Eschatologit, 126: �Dit Seclt gehört dem uib t.u als .Form'. a�r das. was .Form' des uibcs ist. ist doch Geist. macht den Menschen zur Person und öffntt ihn .so auf Unsterblichkeit hinN ... Raninger, Auftrstehung, 2 1 1 : Air den Zwischtnzwtand gilt. daß �die Kirche die Konti nuitlü und die selbständige Existtnt. des gtistigen E1tmtnts am Menschen nach dem TodeN festhih. "das mit Bewußtsein und Wille awgestamt ist, .so daß das .lch des Menschtn' weittr OOlehlN 410
.•
1 80
Unsterblichkeit - der römisch·katholische Ansan
schenzustandes und der Materie als solcher erreichen. Raninger kann die Dia lektik der prä- und poscmonalen Perspektive nicht nachvollziehen. Eine Simultaneität und beziehungslose Parallelität von partiellem Be- bzw. Vollen detsein und universalem Weiterlaufen der Geschichte erscheint ihm als Para dox487• Die Kommunikabilität des Menschen hat nicht nur Gon, sondern auch die Weh, die in der Zeit verlaufende Geschichte zum Gegenstand. Der Welt- und Zeitbe'Zug. die Mit-Zcidichkeit, die im Menschscin mitgesent ist. soll nicht nur wie bei Greshake als ein nperfectum", in der Form eines gelebten Lebens affirmiert werden und sozusagen in der Rückschau für den postmor talen Bereich Gültigkeit haben. Vielmehr soll zwischen Zeit und Ewigkeit eine aktuelle Wechselwirkung bestehen, zwischen beiden verminelt und eine "Zeit in Ewigkeit" angenommen werden48S• Die zeitliche Geschichte eines Menschen kann nicht betndet sein, solange ein Teil ihrer selbst. die anderen Menschen gegenülxr begangene Sünde. noch Nachwirkungen zeitigt: "ein Mensch kann nicht ganz fertig und am Ende sein. solange seineewegen noch gelinen wird, solange Schuld, die von ihm ausgeht. auf Erden weiterglimmt und Menschen leiden machr"m. Den irdischen Nachwirkungen korrespon dieren die zeitlichen Sündenstrafen. die im poSlmorralen Raum - als Purgato rium - ausgelinen werden müssen. Die weitergehende Schuld, das "zu-Ende leiden der irdischen Hinterlassenschaft" bedingt ein bleibendes Ausgeliefert sein an die Zeit490• Die universal-gesamtmenschheidiche Vollendung hat eine konscimtive. nicht nur additive Bedeumng für die individuelle Vollendung. Die Vollendung ist erSt dann im Vollsinn des Wortes gegeben. wenn sich nichcs mehr auf dem Weg zur Vollendung befindet491• Der Tod separiert nicht die Seele von der Welt und Zeit. sondern intensi viert ihre Bezüge zur Immanenz. Rarzinger betreibt eine relationale Ausle gung und Begründung des Zwischenzustandes. Es geht ihm nicht um den im Tod vollendeten Gottesbez.ug. um die leiblose visio beatifica. sondern um das aktuelle Weitergehen und -wirken des Wehbezuges in Mitsorge (Fürbine der Heiligen) und Mitleid (Purgawrium)m. Der Tod verliert jedoch seine Zäsur bedeutung, wenn er nicht zur unminelbaren Konfrontation mit der Ewigkeit, mit Gon führt. sondern nur das Wie des Weges zur Gottfahigkeir und dem folgend: zur Gorteslxgegnung veränderr49J• Es ist zwar richcig. die Weltge417
Raninger, Auferstehung, 217: "wieso kann die Geschichte irgendwo schon 10 Ende sein ..., während sie in Wirklichkeit noch auf dem Wege: ist?.... Vgl. Nachrwei, Unsterblichkeit. 96-100.109; Raninger. Eschatologie, 1 5 1 : "Das Nm der Mitmenschlichkeit ist zugleich auch ein Nen der Mincitlichkc:it" .., Raninger. Eschatologie. 1 55 4'10 Ratz.inger. Eschatologie. 156.155 "1 So Stellt CJ Nachrwei, Unsterblichkeit, 105.107. herlllU$ .,1 Dazu Unsterblichkeit. 107 ." Zu unterem Raninger. EschalOlogie. 188; Nachrwe.i. Unste.rblichkcit. 62f. Der Mensch bnn keine neuen Sünden begehen, sondern nur HiT die ahe.n $trlll(e erleiden. .
Weiterführung des lhomanischen Ansanes
181
schichte. die empirische Verlaufszeit als solche ernsrzunehmen und sie nicht wie Greshake außen vor zu lassen bzw. generell in eine Überzeidichkeit zu transformieren, sondern den Jüngsten Tag und den neuen Himmel und die neue Erde als kommende Ereignisse zu erwarren494. Problematisch ist jedoch die Hereinnahme des verlaufszeidichen Intervalls in den postmortalen Be reich und der damit gegebene Versuch einer quantitativen Erfassung qualitati ver Veränderungen. Es muß nicht der prämortalen Zeitdifferenz bis zur Pa rusie auch eine postmortale entsprechen·9�. Der Vollendung der Zeit als Zeit korrespondiert das Interesse an der Mate rie als Materie. Der materielle Körper soll nicht als zeitweilig gebrauchte Hülle der Leihlichkeü - im relationalen Sinne - im Tod abgestreift und zurückgelas sen werden. Es mutet wohl in der Tat - zumindest aus der prämortalen Per spektive - als grotesk an, von noch auf dem Totenbert liegenden Menschen die Auferstehung auszusagen496. Ratzinger wehrt sich gegen eine völlige ln teriorisierung von Materie und Kosmos und möchte sie als eigenständige Wirklichkeiten festhalren. Der altkirchliche Terminus der Auferstehung des Fleisches wird begrüßt, weil er die geschöpfliche Totalität des Menschen als Gegenstand des escharologischen Handelns Gones herausstellt497• Zwar hält Rarzinger "Einzelheiten der Auferstehungswelt" für "unausdenkbar" und stimmt teilweise Greshakes Anliegen zu, die Kontinuität des Erden- und Auf erstehungsleibes an rein physischen Kriterien fesrzumachen49l1• Aber "die See.94
R.1ninger, Eschatologie, 158; Nachrwei, Unsterblichkeit, 129.173.180 m Man wird anders als R.1ninger G. Lohfinks Erwägungen über eine Zeillosigkeit bzw. besondere An der Zeitlichkeit jenseits des Todes eher positiv zu beurteilen haben. LohfinkJ (Greshake), Naherwanung, 64(, schließt sich an Thomas' These eines �..evum� an, d.h. einer Zeit, die zwar im Unterschied zur Ewigkeit ein!!n Anf.mg, aber anders als die Verlaufszeit kein Ende hat. Ihm geht es um eine überwindung der Alternative von Zeit und Ewigkeit (ebd., 66), nicht um eine Einttichnung der Zeit in die Ewigkeit wie bei R.1ninger. In der inhaltlichen Ausftihrung begründet Lohfink die überlegenheit über die Verlaufneit nicht mit der postmor talen Verbundenheit und Konfrontation mit GOIt, im Blick nach vorne, sondern in einer Rück bindung an das geleble u:hen, das vollzogene Coram-mundo, das in einem �tola simul� zusam mengezogen, �verklärt� wird (cbd., 67f.: verklärre Zeit als ..die Gesamtsumme seiner zeitlich irdischen Existenz�, �Ernte der Zeit�, �gcsammelte Zeit�; ebd., 69: .Prottß des ständigen Hin eingezeidgtwerdens der gesamtcn irdischen Existenz in ihre jenseitige Vollendung�). Raninger moniert, daß der Begriff des acvum, obwohl von Thomas zur Bachreibung der Lebensweise der Engel hcrangezogen, hier auf den Menschen übertragen werde; zum Menschscin gehöre konstitutiv die Zeitlichkeit (R.1ninger, Eschatologie, 1 50). Zudem (ebd.) sei cine begonnene Ewigkeit keine Ewigkeit. Sowohl Lohfink und Grcshake als auch Raninger können dcr Defini tion des Todes als eines EintrittS in die Ewigkeil nichl oder niehl voll Rechnung lragen, weil sie den Weltbczug zum integralen Bestandtcil des Gotlesbezuges machcn und so dCII Tod in einen Weg des Menschen auf GOtt hin statt in einen Weg GOttes mit dem Menschen einttichnen. �906 So Raninger, Eschatologie, 96 �'7 R.2ninger, Eschatologie, 1 15. Rjchtig erkenn! Raninger, Eschatologie, 76ff. 1 OOf. 1 02.1 12, den Zusammenhang geradc von Auferstehung, nicht nur Unsterblichkeit, und Gottesbczie hung. �,. R.1ninger, Eschatologie, 158f. Andererseits wehrt er sich gegcn eine Reprislinierung des
182
Unsu:rblichkcit - der römisch-katholische Ansan
le. die fonbesteht, hält verinnerlicht die Materie ihres u�ns in sich und ist so ausgespannt auf ... die neue Einheit von Geise und Materie hin .. . ".99, Die Komplexion von Geist und Materie hat mit der Verinnerlichung und Integra tion der lenteren in den ersteren nicht ihr Ziel erreicht, sondern kann crS{ in der leiblichen Auferstehung realisiert werden. ist aber die Frage, ob tatsäch lich von einer Nichcseparienheil der Seele im Zwischenzustand gesprochen werden kann. wenn ihre Verbindung lur Materie als insuffiziem und ergän lungsbed.ürnig gedacht wird. Die Auferstehung erbringt dann gleichsam eine Re:cransformation der verinnerlichten uiblichkeit in eine materielle Erschei nungsweise. Ratzinger kann dem Totalaspekt der Anthropologie nur mit Hilfe der addiciv-hierarchischen Perspektive der traditionellen. bipolaren Eschato logie gerecht werden; seine Abgrenzung gegenüber einem wie auch immer gearteten anthropologischen Dualismus bleibt z.weifeihaft)OO.
Es
VII. Ansatz einer grundsätzlichen Revision:
Schöpfungsmodus statt intellektiver Disposition als Grundlage der Gottesrelation (Tertullian) J.
•
Umttrblichk_it trotz Mattrialitiit
Die Ausführungen Tertullians (gestorben nach 220) in seinen eschatologi schen Schriften bieten einige Anhaltpunkte für eine grundsän1iche Kritik der römisch-katholischen Seelenlehre. Wie alles Existierende ist die Seele ein Körper. wenn auch ein "corpus sui generis". Sie darf nicht aufgrund einiger Eigenschaften. durch die sie von der übrigen Körperweh umerschieden ist. aus der Klasse der "corporalia" ausgeschieden werden�l. Die Seele hat mit allen anderen Körpern die räumliche Ausgedehntheit und Gestalthafrigkeit. ja Farbe gemeinsam�2. Die körperlichen Qualen im Hades erweisen ihre Passi bilüät. die ihrerseits eine Körperlichkeit voraussent"" . Daneben kennz.eich nen sie einige Eigenschaften und Fähigkeiten. durch die ihre Körperlichkeit nicht gesprengt. sondern spezifiz.iert wird: sie ist als körperliche und gcstaltLösungsweges des Thomas und des Durandus. nicht 7.Uleru mil dem Hinweis auf die Idenlid.1 des uichnams Jesu mil dem Gekrcu�igten; ebd 149f. ." Raningcr, Pcrsonversündnis, 221 \000 Zur Kridk und DiskUMion vgl. Nachtwci, Unsterblichkeil. 168fT. )01 Tertullian, Oe an. V1I1,I ICChr.SL2,790,2f. )0) Oe an. IX, I ICChr.SL2,792,8f.: "UI habitum, UI terminum, UI illud lrifarium dist2nliu um"; IX,2/CChr.SL2,792,1 1 f.: "effigiem animae damus"; 1X.3/CChr.SL2.792,20: "Iincac cor ponJ,,"; Fa"", 1X.5f.1CCh,.SL2,793,42; 2,793,50; 1ngI. Oflb. 6,9, 1X,8/CCh,.SL2, 794,69f., "Per has lincas et animac martyrium sub allari imdlcgunrut" )0) Tcrtullian, Oe an. VlI,II CChr.SL2,790,3 (bzgl. Lk. 16.23fT.): ..Dolel apud inferos ani ma cuiusdam CI punirut in Oamma" .•
Ansan c=in�r grundsänlich�n Revision: T�rtullian
183
hafte unst�rblich. denkfhltig und vernünftig. verfügt über die Willensfreiheit und über die Befahigung zur Herrschaft und zur Vorahnung�. Die Seele scheint daher Gou eher verwandt zu sein als der Materie5(l5. Der Unterschied der Eigenschaften zeugt jedoch nicht von der Selbst- und Übermacht der See le. sondern von der Erhabenheit des Schöpfers)06. Nicht der Imellekt als eine konstitutionelle Struktur ist es, der den Menschen über die Tier- und Pflan zenwelt heraushebt. Er steht in einer Reihe mit den gemeinmateriel1en Eigen schaften der Seele. Wahrnehmung (sentire) und Erkenntnis (intellegere) wer den austauschbar. weil auf dasselbe TätigkeitsSubjekt zurück.führbar�7; dem Intellekt kommt keinerlei Präferenz zu)08. Nicht ein vorfindbares Ergebnis. sondern der Modus der Schöpfung begründet die qualitative Differenz zwi schen Mensch und Tier. Die Seele ist nicht im allgemeinen Sinne ein Werk Gones, sondern beruht auf einer besonderen und unmittelbaren Zuwendung Gones; in dieser Charakterisierung kann sie als eine dem Menschen vorbehal tene Sache angesehen werden509• Sie ist ein Hauch (flatus). entstanden aus dem Anhauch Goues5LO und daher nicht aus der Materie ableitbar5L L . Die Be ziehung zu Gau bleibt von einem vorgängigen Handeln GOttes abhängig und ist nicht zuhanden. Dem Menschen ist kein "spiritale semen" verliehen. Die Verbindung zu Gou ist nicht mach- und verfügbar, sondern wird durch den Geist Gones hergestellt - quasi als erneure Zuwendung Gottes entsprechend der im Schöpfungsak,t manifesten Vorgabe5L2.
�
Oe an. XXII, 2/CCht.SL.2.814.9-13: "animum ... immonalc:m, corporalc:m, c:ffigiatam. substanti:l simpli«m, dc: suo S:lpi�ntc:m. uaric: procedc:nt�m. li�ram arbitrii, accidc:ntis obnoxi am. pc:r ingc:nia mutabilem, rationalem, dominatricem, diuinuricem, ex una troundantemM � Oe an. XXII,I/CChr.SL2,814.2f.: "dc: potius quam mareriae propinqu:l cognoscilUr" )06 Vgl. Oe an. VIII,IICChr.SL.2.79 1.4 )07 Oe an. XVlII.8/CChr.SL.2,808.61-G3: ..rerum genera diuersa sunt, non domicilia .sen sus et intdleaus. id est, non anim:l c:t animus". Tertullian bekämpft die plalOnisch-gn05tische Aufspahung der Scel� in ein�n vernünftig-geistigen und �inen körpc:nugcwa.ndten Teil; die Scel� ist �ingestaltig (uniformis); sie verfUgt über Krifte und V�rmögen. nicht Teile. Oe an. XXJ.I/CChr.5L.2,813.2: .non muhiformis, quia uniformi$�; XJV.3/CChr.SL.2.800. 14f.16f.: wuircs er efficaciae CI opc:rae"; wNon enim membra sum sub$tantia� animalis. $Cd ingenia"; vgl. CChr.SL2.800.20f. ,. Oe an. VIII,1 3/CChr.SL.2.809.IOGf.: wneque pra�ferendum .sensui imellectum"; vgl. XVIII,! 11 CChr.SL.2,809,92-94: wrerum erit pr:lc:l:ltio, sublimiorum scHi«t aduersus humi liorcs. non imelleaus aduersus �n$umM. Terlullian kann sogar den PflanU'n eine gewisse: Oenk tlitigkeit 2uschreiben: Oe an. XJXA/CChr.SL.2.81O,21; vgl. XlX. 61CChr.SL2,8 1 1 .3� I - Oe an. XIX. 2/CChr.SL2, 8 1 0,8f.: Mapud nos in homine priuata res-; vgJ. Esser. Sttlen lehre. 50: Untersch�idung durch ..�inen besonderen modus der Hervorbringung� "0 Oe an. XXII,21CChr.SL2.814.9: animam dei flatu natam�; XJ,IICChr.SL.2,796.9f.: " wO: d�i flam"; lX,6JCChr.SL2.793.52: .flatus CI spiritus tradux"j vgl. XIX.21CChr.SL2.81 0.1 0 '11 Oe an. XJ.I ICChr.SL2,796.9f.: waduc:rsus Hermogenen, qui e:lm 0: materia. non 0: dei flatu conlendit" m Oe an. XI.3/CChr.SL.2,796,19; das .. postca" d�s Heiligen Geistes: XI.3/CChr. SL.2.797,3Ij vgL XJ.6/CChr.SL2.797A9f.: ..$Olam eam constat ant� euentum spiritus"
1 84
Unsterblichkeit
-
der römisch�katholische Ansan
Der entscheidende Gewinn der modal·exuntrischen Begründung der Gor· tesrelation ist die Möglichkeit des Venichrs auf inneranthropologische Auf teilungen und Enrgegenscnungen. Die Materialität bedingt nicht per se die Vergänglichkeit und Variabilitätm. Im Gegenteil wäre die Seele ohne ihre Körperlichkeit cin Nichts (nihil)H4. Körperlichkeit ist für Terrullian der Ga ram der Beständigkeit gegenüber ahidentellen Veränderungen. Der materi ell-modale Begriff .,flatus" bezeichnet die Seele a15 Substanz im Gegensarz zu ihren Akten)!). Die Unsterblichkeit wird nicht durch die Intdlektivität bedingt, sondern ist wie diese Folge und Korrelat des besonderen Encstehungs- und Existenz modus der materiellen menschlichen Seele. Sie gehört 'ZU den "namraJia", den Wesenskennzeichen der Seele und in Ausweis und Bestandteil der ..diuinitas" der SeeleS16• Zwar betont Tertullian ähnlich wie die platonische und thomani· sehe Tradition die Kontinuität der Schöpfung, die durch die Sünde nur über· deckt, verdunkelt, aber nicht korrumpiert werden bonm. Aber er reflektiere nicht über eine mögliche Lokalisierung und Präzision dessen, was unsterblich macht und warum. EntsCheidend ist der Rückverweis auf den Modus des schöpferischen Handelns GOttes und von daher der Blick auf das Ganze der Seele. deren Eigenschaften nur konstatiert werden könnenm. Die Unsterbm
Die Auffassung der ahkirchlichen Thnetopsychiten umerscheidet sich von der der ami ken Materialisten darin, daß siC' neben dem GanzIod der körperhaften SttIC' dnC' gnadC'nhaftC', :al1C'in von Gon gewirktC' Unsu�rblichkC'it VC'rtrin, und von der pluonisch.thomanischC'n Tradi tion in der E.inschriinkung der Unsterblichkeit auf die Gerechten (z.. B. Justin und Arnobios). Duu Fl.$Cher. Studien. 52f.58-60 SI. Oe an. VII.3/CChr.SL2,790.14f. s" Vgl. Oe an. X1.I /CChr.SL2.796.6-IO. Duu Esser. SttlenlC'hre, 45.65.67f.81. Esser. C'beI 77.79. beklagt freilich. daß Tertullian ein rein geisliges WC'S(n und Sein nicht erhssen könnC'. Mi, der Feststellung dner zunehmenden Vergdstigung des KörpC'rbegrifTes und der Zuordnung "gdniger- Eigenschaften "tUT Sttle versucht er, TetlUllian wC'nigslC'ns lendem.idl fur die römisch-katholische Theologie. gewiSSl!rmaß.en :als eines noch nicht ausgereiftC'n Mo ddls im Rahmen C'inC'r Lchrentwicklung. zu rcttC'n. Man wird hingc-ge-n mit Greshake. SttIC'. 1 20f., die- E.insicht in diC' Kommensurabilitit von SeeIC'S(in und Malerialitit positiv zu bcwC'r tC'n haben, ohne Tenullian zum KronZC'ugen dC'r Greshakeschen MaleriC'-Sublimierung zu ma chC'n. Es ist doch hervorzuheben. d:aß einC' OntologiC' :als l...C'hre vom Seienden als Seiendes im UmerschiC'd zum WerdC'nden und Ver.iinderlichen hier ohne einen Rekurs auf die intdlektive und immatC'ridlC' Struktur des SC'iC'nden auskommt. '1 ' DC' an. XXIV,2/CChr.SL.2.8 1 6. 1 1 f. ; Auft..thlung der Eigenschaften: XXII.21 CChr.SL2,814.9-13. Dnu Emr. SeelenlehrC'. 63.83 SI1 Oe an. XXI.3/CChr.SL2.813,1 5f.; XLI,I/CChr.SL2.844.2-5: .ex originis uirio ante udit, namrale quodammodo. Narn. Ut discimus. naturae corruptio alia narura esl ... tarnen insil el bonum animae"; XLI.21CChr.SL2.844.7f.: .non tarnen extinguirur quam obumbralur" SII Tetmllian leilet die Unzerstörbarkeit der Seele auch von ihrer Einfiachheit ab. Dies iSI abC'r nicht in ihrer Imellektivität und Immaterialität begründet. sondern gerade in der instru me.ntalen Inlc-gration und Bc:iordnung aller SC'denVC'rmögen: Oe an. XlV.IICChr.SL 2.799.1Af.: .singuLaris"; .simplex-; .Itaque quia non mort:alis, nc-que dissolubilis nc-que diuisibilis"; XlV,31 CChr.SL2. 8oo.14f.: "uires et effiaciae opC'raC''' .•
Ansan einer grundsänJichen Revision: Tertul lian
185
lichkeit beruht auf der im Geschaffensein als ..flatus" manifesten Relation zu Gon. Die Gonesrelation kommt immer schon her vom Gehandelthaben und In-Beziehung-Getretensein GOttes und ist nicht erst vom Menschen approxi mativ herzustellen. Man wird die durch TenulJians Einsichten gegebenen Im pulse dahingehend weiterzuführen und zu akzentuieren haben, daß die Vor gängigkeit und die konstitutive Bedeutung der Relation in ihrem Vollwg für das Bezogene herausgestellt wird. DtlJ Exl�rnum darf nicht als �im ukundiir
akzidmt�/k Wirk/ichk�it lJ�rstanrkn lMrrkn, �twa als AktualiJi�rung �in�r an sich und unabhängig IJOm Vollzug da R�lation lJorhandmm Disposition, sontkrn Stin, &ZOgmstin und akfUtlkr Vollzug d�r Baithung müssm koinzidi�rm. Die
Seele muß nicht die materiellen Begrenzungen durchbrechen und den uibbe zug transzendieren, um unsterblich, weil unzerstörbar zu sein. Oder umge kehrt: sie ist nicht aufgrund einer wesensmäßigen Konvergenz und Reziprozi tät zum uib schJechthin sterblich, wie Pomponazzi annimmt. Sondern unabhängig von ihrer materiellen oder - bei Tertullian gleichrangig und bei geordnet - intellektiven Struktur ist sie unsterblich aufgrund der vom Gegen über Gones gesüfreten und aufrechterhaltenen Relation zu Gott)l? Eine ontologische Betrachtung der Seele ist insofern berechtigt, als es sich bei ihr um erwas real Vorhandenes und nicht um eine Summe von Bewußt st:insvorgängen und eine Abfolge und Wechselwirkung affektiver Zustände handelt. Sie besteht nicht von den ihr zuhandenen und durch sie realisierba ren Funktionen her, sondern liegt ihnen zugrunde. Aber dies kann sie nur, weil sie zugleich auf Gon bezogen ist und dieser Gonesbezug unabhängig von den innerwehlichen Veränderungen. Relationen und Geschehnissen Bestand hat. Die überfunktionale Dimension wird nicht durch eine Abstufung der Funkrionen und Vermögen und die schlechthinnige Superiorität der obersten über die unteren, nicht also über einen auch möglichen immateriellen Seins und Tädgkeitsmodus gewährleistet, sondern über die Konfrontation mit dem Anspruch und Zuspruch Gottes. Das Sein des Menschen ist den zwischenSI' N. Slenczka. Realpräsenz. 1 1 4. 166f.182-1 85.224f.227.2 9 I f.303.337.339.386. 536.540.547.56O.564.569f.575. mit! im Hinblick auf das Abendmahl einen ähnlichen Zu sammenhang heraus. Auch in den neueren römisch-Jutholischen En(WÜrfen der Eucharistie lehre begegne! demnach eine substan1.OnlOlogische AuscieulUng der Zueignung des Heilswer kes Chrisd bzw. der heilvollen Gegenwart Christi. Das An-sich liegt hier auf der Seite Goucs, genauer: im opus opcratum der sakramemalen Handlung bzw. in den gewandehen E1emencen; die Relation dcs Mensch zu diesem An-sich Mw. die finale Durchbr«hung des Zugrunddie genden auf ein Sein-Rir, ein Erscheinen hin ist dem nachgcordnel. Die im opus opcratum gcsente WirkJichkeü bleibt cxtra usum bestehen ebenso wie Gou und scin Wort zum imellek tudl ergtündbarcn Gegenstand der Reflexion bzw. der Zustimmung (assc:nsuslfidcs hislOrica) werden. Keine Beachtung finde! hierbei die Tatsache. daß die beiden Seiten der Relation sich nich! wie Substanz und Ahidens zueinander verhallen. sondern sich in einem pneumalisch gewirkten Korrclnionnusammenhang befinden. Das Einsenungswon ist auch ein Verhcißungs WOrt, das das enthält und mineilt. was es zusagt. ChrislUS is! der Christus pro nobis. der den Glauben wirk! und zugleich im Glauben ergriffen wird (fides apprehensiva).
1 86
Unsterblichkeit - der römisch-katholische Ansatz
menschlichen Akten vorgelagert und geht nicht in ihnen au[ her und wird je neu gesetzt vom Akt Gones am Menschen.
Es kommt aber
2. Auforstehung als lmplikat des Gerichts TertuUian vermeidet aufgrund seiner amignosrischen FrontsteIlung alle duali stischen Tendenzen, die den Leib abwerten und die Einheit des Menschen und der Seele: gcfhluden könnten. Lentere wird bereits in der Simultaneität der Entstehung manifest. Die Seele wird zusammen mit dem Samen in der Gebärmuncr empfangen (Trad uzianismus)52<1. Das Wachsruffi der Seele als Ex plikacion vormals verborgener Anlagen vollzieht sich parallel und in Koordi nation zu dem des LeibesH L• Tätigkeit und Sein beider anthropologischer Di mensionen vollzieht sich in reziproker Weise: der Leib steht im Dienst der Seele. aber ab Gefaltrte. nicht aJs Instrumentm; der Leib ist Herberge. aber nicht Gefangnis der Seelem. Tertullian vermeidet eine inneranthropologische Lokalisierung der Sünde und differenziert ganz anders aJs die augustinisch. thomanische Tradition nach ihm zwischen dem ..carnaJiter" und "in carne" aJs QuaJifikationen des Lebens: dementsprechend geht es nicht darum. dem Leib. sondern der Übertretung abzusterben�24. Leib und Seele partizipieren konsequenterweise nicht in suhessiver. son· uo
D� an. XXIV.8/CChr.SL.2.817.58-6lj abgdehnt� These: XXIV. I 2fCChr.SL.2,818, 96-98: �ut animae et innatur et in adestibus conuersat2� et consciae diuinorum ilIic et inde ddatae C1 hic m:ordatu: crederentur. ad ocasiones plane hae�ticis subministrandas"; XXV.21 CChr.SL2.819.6--8; Ikweisc, daß tx�iu der Embryo utxr ein� Sttl� verfugt in XXVl,l-51 CChr.SL2.821.1-822,38; XXVII, l/CChr.SL2,822,3-823.1: ..simul ambas el concipi et con fici, perfici dicimus"; CChr.SL2.823.4f.: �nec ullum inlerueni� momenlum in conceptu quo " locus ordinetur ; XXVII,31 CChr.SL2,823,l3f.: "Puiler ergo in uilam compingunlur quae pariler in mortem 5(par.ltur�j zwei uib und S«le �präsc:nlie�nde Bc:s12ndleile des Samens sind "conl�mpon.le$ eiusdemque momentiK (XXYII.4/CChr.SL.2.823.20f.)j XXXVI I , 1 I CChr.SL2.839.1-8. kann dann auch davon sprechen. daß der Mcnyb in den Uterus eingc:säl werde. )11 Oe 2n. XXXV11,5/CChr.SL2,840,30: "simul cmcunt"j 2,840,36: .paulatim cum ame producitur"; XXXVlI .7/CChr.SL2.840,48f.: "ha et anima� c�m�nt2 �putanda. non substan tiua. sed prouocatiua" sn Oe res. 16/CChr.SL2,939,3: i n offido animae"; abgelehnt: CChr.SL.2.939,1 Of.: .uas culi adpa�re animae. UI instturnenturn, non ut ministerium"; CChr.SL2.940,40-42: "aro aute.m. ab exordio uteri consata confotmata oongenita animae. etiam in omni open.tione misce rur U i i" "
sn Oe an. XXXV111,4-5/CChr.SL2.842.36j 2.842,40f. Sl� Oe teS. 46/CChr.SL2.983,9f.; CChr.SL2.984.34f.: "non caro aduersatur saluli. sed ope
ratio arnis"; CChr.SL2,984.47-49: "Sie eui sensum amis monem appelauit. dehinc �t ini· micitiam ad deum. sed non carnem ipsam"j Oe res. 47/CChr.SL2.985.10: "Carni? Non. sed dc:linquentiae". Anders als Platon leitel Tertullian die Möglichk�it des Irrtums nicht aus einer Unzuverlässigkeit der Sinn� ab, sondern von den Gegenständen d�r Wahrnehmung: Oe an. XYlI,8/CChr.SL2.805,52f.j XYlI,9/CChr.SL2.805,GOf.j XV11,IOI CChr.SL 2.805,67 (btgl. der Sinne: uetiw; fides; inregnras)
Ansatz einer grundsänJ ichen
Revision: Tertullian
187
dem simultaner und einander bedingender Weise an der Realisierung bzw. Verendgültigung der soteriologischen Tatbestände. Wenn die Übertretung durch den ganzen Menschen geschieht. so muß auch die Strafe bzw. Beloh nung den ganzen Menschen treffen. Das Gericht ist die Sühne für die mir Hilfe des Leibes begangenen Taten und impliziert die Restitution des ganzen Menschen n i der Aufersrehuntl�. Der Tod ist in keiner Weise natürlich be gründet. weil z. B. wenigstens potentiell in der materiellen Leiblichkeit mitge geben. sondern soteriologisch-relational. Er beruht auf der schuldhaften Re bellion des Menschen gegen Gott (ex culpa)�26. Die WirkJichkeit des Todes als Trennung von Seele und Leib ist nicht bereits konstitutionell angelegt in ei nem Gegenüber einer immateriellen und daher unzerstörbaren Seele und ei nes per se vergänglichen Körpers. sondern in seiner Gewaltsamkeit Ausdruck des Strafcharakters des Todesm. Die nichdwnstitutiondle. relationale, sote riologische Begründung von Tod und Auferstehung vermag den Tocalaspekt der Anthropologie zu wahren und die üblicherweise mit der Trennungsdefini don gegebene Bipolarität der Eschatologie zu vermeiden bzw. abzuschwächen. Der Körper verf'allt demnach nicht dem Nichts. sondern geht in einen Schlaf und Ruhezustand über, der ihm gleichsam eine Erquickung und Regeneration der Kräfte ermöglicht. Er bestätigt durch sein Erwachen die Auferstehung�llI. Die: Seele verläßt vollständig den Leib�� und hält sich irgendwo auPlO. Zwar kommt Terrullian nicht ohne die Annahme eines Zwischenzustandes aus, aber er zeichnet ihn als ein tristes Provisorium, als eine: leere, leblose Wartez.e itB1 . Sl1
[k res. 34/CChr.SL2.964.7-12; 2.965.36: "Habes totiw hominis rC'Stitutjonf!m�; [X
res.1 7/CChr.SL2,94 1.27f.; CChr.SL2,94I , 35r.: "Ut ahibilionf! carnis omnis diuina Cf!nSU!2 pcrfici poS5it" )26 Tf!rtullian rf!kurrif!rt o:pli7.it aur dif! bedingte Orohrormd Gen. 2,17: Oe an. L11,21 CChr.SL.2,858,7f.: ndeterminamus mortf!m non 0: nalUr.I $CCutam hominem, scd 0: culpa"; CChr.SL.2,858,12-14: "Porro non in morlem instilUtum eum probai ipsa 10: condicionali comminuionf! swpcndeß5 el arbitrio hominis addia:ns mortis cuf!ntum" '1] [k an. L11.3/CChr.SL2.858.20-22: "quaf! tamarn anima( (t arnis societal(m, tanlam a cona:ptu concrf!tionf!m sororum substantiarum diuetlit ac dirimil"; zur Trmnungsddinition: [k an. V,61CChr.SL2,787.33f.; Vl,GlCChr.SL2,789.45-47; VlI, I/CChr.SL2. 790.3(; VIII.31 CChr.SL2,791. 19f.; X.8/CChr.SL2,795.57r.; XlN, 2rJCChr.SL2,848.7-9; 2,849,1 6f. UI [k an. XLJII.5/CChr.sL,2.846,29f. (allgemeine Erwägungen tum Schlaf. df!r als eine ..imago mords" (XLI11.I O/CChr.SL.2,847,61) mchf!int; XLIII,7/CChr.SL2,846.40-43; XLI II.1 2/CChr.SL,2.848.85f. Ut In diesf!r Bedeutung kann Tertullian von einem Ganztod spr«hen; es gf!ht um dif! Wah rung der Einhf!it df!r &df!; Oe an. U.5/ CChr.SL2.857,26-29: "utf!rum anima indiuisibilis. UI immonaJis, etiam mortf!m indiuisibilf!m aigit cred.i, non quasi immortali. sro quasi indiui sibili animae indiuisibilitf!r accidf!mem"j CChr.SL2,857,30r.: .ila portio mortis cum animae porcione remanebil"; L1,8/CChr.SL2,858,49f: .Mors. si non scmd Iota est, non C'SI"; "si quid . aOimae remanSCClt, ulta C'St" ua Oe an. XLlII.I 21CChr.SL.2.848.76f.: .dissimulatione pr.lesf!miaf! futuram absc:nuam ed.iscens" ,,. Oe an. lVT,7/CChr.SL2.8G4.51 (: "Vita sine uita? S«I uacua erum tempor.l solo dccur.
.
1 88
Unste.rblichkdt - der römisch-karholische Ansan
Die Seele kann in der Unterwelt bereits gewisse Strafen und Freuden erleben. aber die Vorläufigkeit dieses Geschehens wird doch so stark beton(, daß die Differenz etwa zur thomanischen These der unmittelbar nach dem Tod eintre tc::nden visio beatifica demlieh wirdm. Die Defizienz des Zwischenzustandes bezieht sich nicht auf das konstirutionelle Sosein, von dem das Dasein und der soteriologische Status unberührt bliebe, sondern in $Olcriologisch-rdacio naJ. im Stand vor Gon begründet - und hierin liegt die wegweisende Einsicht Tertullians. Der Gonesbaug, die Dimension des ..coram deo" erfordert auf prä- und postmortaler Ebene die Ganzheit des Menschen. da nichts an ihm von dieser Bezogenheit ausgenommen ist. Dit Auftrst�hung ist dm Jmplikat dtr
Gottabnühung und ktzl�nd'ich� Manifatation dtJ fortga�tzlm WirkmJ Gon�J am MmJchm.
su adimplenda�; IX ((:5. 17/CChr.SL2.94 1 . 16-18: nhabc:1 enim de SUO 5OIummodo cogilllre udle cu�re disponere. ad �rficiendum aUlem o�ram arnis eXS�Ctal�; CChr.SL 2.942.33(: "cxpectans tamcn CI arnem. UI �r iIIam eliam facla compcnset. sui cogitata mandauit" 'oU IX an. LVIII.I/CChr.SL2.867.1; LVIII.2/CChr.SL2,868.5f.: "sub apcculione ulrius que iudicii"; CChr.SL2.868.8f.; Mlum quia el arnis op�ricnda CSt rcstitUlio UI con50rlis opc.r arum atque mcr«dum"
D . Naturalistische Reduktion der Eschatologie als Radikalisierung des konstitutionellen Ansatzes (Aufklärungsphilosophie) 1 I. Exklusive Geistigkeit der Seele Slatt Asymmetrie (Descartes) J.
Denken heißt Sein
Römisch-katholische Theologen wie Heino Sonnemans2 und Josef Pieper1 sind nicht ohne Grund darum bemüht. den scholastischen Argumemarions ansan von dem der Aufklärungsphjlosophie abzuheben und die Verkennung der Unterschiede heider als den Grund ihrer Verwechslung herauszustellen. Die Schärfe der Angriffe einer reformatorisch oriemierren Theologie auf die sich an Thomas anschließende Lehre sei zwar hinsichtlich der AufkJärungs philosophie berechtigt, stoße aber im Hinblick auf Thomas ins Leere. Wie es schon der Überschrift dieses Arbeitsteils entnommen werden kann. teile ich diese Auffassung nicht. Zwar ist eine Reihe von Divergenzen zwischen dem römisch-katholischen und dem aufklärerischen Verständnis der Unsterblich keit fesnustellen. Diese sind jedoch nicht auf eine Aufhebung, sondern eine RadikaJ isierung des substanzonwlogischen Ausgangspunktes zurückzuführen und daher zu einer Endasrung der scholastischen Tradition wenig geeignet. Dies wird bereits in der Wahl des methodischen Ausgangspunkres deutlich, wie sie bei Rene Descarres (1 596-1 650) begegnet. Unsterblichkeit ist nicht I
Ein� solch� Epoch�nbezcichnung. wi� si� hier aus Gründen �iner m�thodisch�n Zusam menfassung aufgrund gewisser Gemeins.amkeiten der behandclt�n Enrwürf� übernommen wird. ist d:l.nn problematisch. w�nn si� als nicht hint�rgeh- und hint�rfr:agbarc Station eines aufwärts sucbend�n Entwicklungsganges menschlich�r Erkenntnis und Geistesgeschichte gesehen und SO axiomatisierte Gcschich�reigniSS(: als Urteilsinstanz an die Stcll� d�t Heiligen Schrift ge �nt werden (Dazu R. Slencz.ka. Entsch�idung, 84f; 90f). Eben dies soll hier aber vermieden werden. insofern d�n vorgdbhnen Gedankengängen nicht �ine eigene, durch d�n Gang der Geistesgeschichte l�gitimierte Normativität zugestanden wird. sondern si� ihrerseits der Kon frontation mit der für di� Ikurt�ilung all�in normativen Schrift unterworfen w�rden. � Sonnemans, Sec:l�, 22.267.320.360; vgl. �if�rt, Problem. 1 57.1 58ff. j Pie�r. Tod, 156: "Das �ig�ndiche Stimulans des gegenwärtigen Streitgesprächs ist. so scheint es, noch immer di� Abs.age an dk Unsu:rb[iehk�itsvorstcllung. die im philosophischen und literarischen Schrifttum der Jahrnhnte vor und nach der Franl.Ösisch�n R�lution formu liert worden ist"; ebd., 16Of.: .. D�nnoch, Unsterblichkeit gehört zu den Grundworten der Men schensprache ... Was man tun kann und tun muß. ist die;: in einer wachsamen, immer neu zu leist�nden Bemühung d�n wahren. ursprünglichen Wominn makellos präsent zu hallen su chenM
Au fkJäru ngsphi1osophie:
190
Eigenschaft dessen, der in einem Licht wohnr, l.U dem niemand - von sich aus - kommen kann ( I .Tim. 6.15(), sondern Erkenmnisgegenstand der Ver nunft. Sie soll nicht aufgrund von Schrift und Tradition geglaubt. sondern rational und daher universal evident gemacht werden. Durch die Begrenzung der Eckenmnistätigkeü auf die Aktivität der nratio naruralis" möchte Descar (es jedermann einsichtige. quasi grometrisch gewisse Grundsätze formulieren. die jede Möglichkeit eines Streits ausschlidkn4• Da sich die Sinneswahrneh mungen als Chimären erweisen, die keinen Anhahspunkt zur Unterscheidung von Traum und Wirklichkeit bierens• muß die Vernunft sich in sich selbst z.urückziehen, in ein Selbstgespräch, in eine immanente Selbscceflexion eintre (c06. Aber der Zweifel an der Zuverlässigkeit der Korrespondenz von ange· nommenem Erkenntnisinhalt und tatsächlichem Erkennmisgegenstand er· faßt auch das Denken; auch dieses neigt zu Irrrümern7• Eine einfache analogia entis, die die unmirrelbare Zugänglichkeit der vernünftig srrukrurierten Welt für die menschliche Vernunft einschließt, scheiß( unmöglich zu sein. Das Re duktionsverfahren des methodischen Zweifels verfolgt jedoch ein konstrukti· ves Ziel. Die Ausscheidung des Un1.Uverlässigen soll Plan machen für etwas Gewisses (aliquid ct:rti), das resisreß( ist gegenüber allem Zweifel und diesen rransu:ndiert'. Dieses "ct:rtum" und "inconcussum'" besteht in der Gewißheit der eigenen Existenz. Es kann nichr bezweifelt werden, daß ich als der Zweifelnde bin. Dies ist wahr auch dann, wenn ich schlafe oder getäuscht werde10• Nicht die Gegenstände der Zweifels-. d. h. Denkrätigkeit, wohl aber der Vollzug dieser Tatigkeit ist wahrl1• Eine Tätigkeit bedarf eines Substrates: nicht "es" denkt. sondern "ich" als zugrunddiegendes Subjekt denkeIl. 1m ncogito" fallen Sub jekt und Objekt zusammen1J• Das Ich reflektiert über sich selbsr als Tätiges und ist. weil diese Tätigkeir Reflexion. Denken ist, darin der Gegenstand der Tätigkeit, Um zu denken, muß man sein14; das Nichts hat keine Affekcionen • Descarlts, Mcdil Widmung/AT VlI.2.3f.16; VlI.4.I-S.9 .•
s
Mcdil. 1.3/AT VlI. 18.15-18: I.S/AT VlI.19,19-21; 1I.21AT VII. 24. 14-17 • Mcdil. III,I/AT VlI.34, 16-18: �ncquc: solum alloquc:ndo & �nilius inspicic:ndo. meipsum pauilltim mihi magis nOlum & familiuc:m rc:ddc:rc: conabot7 Mcdil. 1I.1 3/AT VlI.31 .29f.: MMiror vero imerim quam prona sil mc:a mc:ns in errOTts" • Mcdil. II.I /AT VlI.24.7f. , Mcdit. II,I/AT VII,24,l2f.; 1I,3/AT VII.2S,10-12 10 Mcdir. 1I.9/AT VlI.28.29-29.3 11 Mcdil. 1I.9/AT VlI,29.9- 1 2 U Vgl. Ocing.Hanhoff. Seele, 95 IS Bes.scr als im Illtdnischen ,,(ego) cogito ergo sum" kommt dies im französischen "ie �nsc done ie suis" (Discours IV, I/AT VI.32, 19; IV,3/AT VI,B,I?) zum Ausdruck. weil das Ich als eigenständiges Won herausgehoben wird. Das seiende Ich der Konklusion iSI als konkretes Dc.nkobjc:kt. d.h. als nichl ausgtsprochener Unlersatt (propositio minor) im Dcnluubjekl des Obcrsatta (proposilio maior) "je pensc- enthalten. 1. Discours 1Y,3/AT V1.33,19: _pour pensa, i1 raut estrc:"
Rene Descanes
191
oder QuaJitären'5. Das Sein ist dem Denken nicht in dem Sinne vorgelagert, daß es ohne dieses gedacht werden könnte. Sein und Denken stehen in einem reziproken Korrelations- und Implikarionsverhältnis. Essenz. d. h. Denktädg keit. und Existenz werden zu reaJ ununterscheidbaren Grössenl6. Ich bin. s0lange ich denkel7. Trotzdem wird man nicht Descartcs' Ansarz darauf reduzieren dürfen. daß hier das denkende Subjekt nur über sich selbst rdlekciert und aJlc eigene und übrige Wirklichkeit in diesem Selbstbcwußtsein enthaJten bzw. aus ihm her aus geserzt würdel8• Das Ich bedarf vielmehr. eben weil es nur im beständigen Akt, in der Denktätigkeit zu haben ist, einer externen stabilisierenden Größe. die die Kontinuität des denkenden Ich gewäh rleistec. Wie noch zu sehen sein wird. ist Gott diese logisch - durch den Schöpfungsakt (idea innata!) und bleibende Tätigkeitsinitiative - dem Selbstbewußtsein des Menschen voraus gehende und dieses setzende und bestimmende Größe.
2.
Denken als Ausweis und Vollzug einer rein inttlligiblen Existenz a) To/ak Dias/ast von GtUI und KÖrptT
Das Reduktionsverfahren des methodischen Zweifels stellt auch die ('igene Körperlichkeit zur Disposition. Das Ich kann ohne Verlust unter Abstraktion von der empirisch vor Augen stehenden MateriaJität gedacht werden und infolgedessen auch sein. Der epistemologischen Unabhängigkeit entspricht die ontische. Da die Konstitution des ersten Prinzips nicht über die Sinnes wahrnehmung erfolgen kann, der Körper und seine in der scho'lastischen Tradition behaupteten inferioren seelischen Korrelate aber nur sinnlich wahr genommen werden können. muß von ihnen als gleichsam unsicheren KantO nisten abgesehen werden. Nur das Denken kann nicht vom Ich getrennt wer·
I)
Princ. I, I J lAT VIII (I ),8,20; vgl. Pdne. 1.521AT V111,25,7f. Dazu Röd. Dcscan(S, 82f. 16 Burman/AT V,I64: . . (uinemia e:1 esscmia) seipsa separari non possum. Ut solent di stingui, quia esscmia ame o:isle:ntiam non fuit. eum existemia nihil sit aliud quam essemia existens. UI proinde unum altero non prius. nce ab eo divC'rsum aut distinemm". Daher möchte MarshalI, Prinzipien, 34.39. von einem Idemirlu-. nicht nur PF.idikationsvc.rhältnis zwischen Substanz und Attribut sprechen. w.ihrend Röd. Descartes. 87 (ähnlich Bcckermann. lkwcis. 46-49) eine Gleichscnung des Ich mit seinem Denken ablehnt und es als jene Substanz fuscn möchte. deren wesemliches Amibut Denken ist (etwa anders aber de:rs.• Dcscartes. 79f.). 17 Medit. fI.6/AT V11.27.9f.: ..Ego sumo ego existo ... Quandiu autem� Nempc quandiu cogito"; dazu auch Beckcrmann, Bcwe.is. 60. I' So beschre.ibt Thidicke. EG I. 18f.23. einen canesianischen Typus der Theologie: so, daß hier steu "vom Ich als dem Subje.kl der Erfahrung und des Verslehens" ausgeg:angcn we.-rde. Mögliche:rweise möchte: Thiclieke das rur Schleiermacher Zutreffende:. nlmlich daß sich die Theologie: "auf cin K.lpild de:r AnthropologiC' reduzie.n" (ebd 47). auf Dcscartes und Kanl 1.urückvcrlagern. �
.
.•
192
Aufklärungsphilosophie
denl9• Ich bin also nicht ein Gefugt von Gliedern. nicht Luft. Wind. Feuer, Dunst, Hauch. aber doch irgendetwas - denn das Denken als Prämisse schließt das Sein eines solchen ein20• Weil Gon nicht ein Betrügergon ist. der alles darauf anlegt. mich zu täuschen, auch wenn ich über eine Gewißheit zu verfügen meine2!, in ein ..date er distinctc" als Resistcnzkriterium gegen über Zweifel und Täuschung möglich. AJles. was .,date er distinctc" erkannt wird, kann als existent angenommen werden12• Oder anders ausgedrückt: alles i n dieser Weise Eing�hene kann ehenso von GOtt geschaffen werden. wie man es versteht23• Der Mensch hat eine Idee von sich seihst (idea mci ipsius). sofern (quatenus) er nur ein denkendes, nicht ausgedehntes Ding ist. und um gekehrt eine Vorstellung vom Körper unter Absehung von der Existenz als denkendes Dint�. Das als unterschieden Erkannre ist ein protologisch als un� terschieden Gesetztes. Das Ich kann ohne den Körper existieren und bedarf seiner nicht zur Wesensdefinjtion2�. Die Materialität ist nicht nur keine we sentliche Eigenschaft des Menschen, sondern gehört in keiner Weise zum Menschen. Das, was den Menschen ausmacht, ergibt sich aus dem Korrelationszusam menhang von Denken und Sein. Die Bestimmung des Menschen als res cogi tans, als GeiSt in die Explikation des mit dem nIch bin" implizit Gemeinten26• Descartes schließt von der Denktätigkeit auf das Sein und von da wieder auf das Denken als exklusive Wesensbestimmung. Wenn nichts anderes als das Denken die Aussage des Seins ermöglicht, dann kann zur unverwechselbaren Kennzeichnung dieses Seienden von allem, nur nicht vom Denken abgesehen werden. Der Mensch ist Seele, Geistseele. Die Geistigkeit, Vernünftigkeit, die D enkfahigkeit und Denktätigkeit ist nun aber nicht nur ein Proprium, ein rdatives Plus, eine Supergredienz der spezifisch menschlichen gegenüber tieri schen Seelen. Sie ise vielmehr exkJusiver Inhalt dessen, was Seele und was Mensch isr27• Leib und Seele sind streng 'l.U trennen28. Die Seele transzendiert If
M«IiI. 1I.61AT VlI.27.S: "cogitatio Cft; haec $Ob a me divelli ncquit" 10 Medk H.7/AT VlI.27.22r.: ..supposui enim im nihil esse. Manet positio: nihilominus tarnen cgo aliquid sum" II M«Iit. 111.38/AT VII.52,6-9: Eine Tatigkeil als genius malignus würde der vOr:l.usgescnlen Vollkommenheit Gottes widersprechen. n Medil. V. 15/AT VlI.70. 1 1 - 1 3 lJ Medit. Vl.9/AT VlI.78.2-5: .1"lia " Deo fleri posse qualia illa intelligo� :4 Med it. VI.9/AT VlI.78, 1 >-19: "e1anm CI distinctam ideam mei ipsius. quatenus sum t2ßtum res cogitans. non olensa"; ..dittincum idcam corporis. qu.alenus sum tamum res cogi t.l1l5. non cxtensa"; .distinnam ideam corporis. qualemu Cfl tanlum res eJl:tensa, non cogitans" n V . M«Iil. Vl.9fAT VlI,78.6.20 16 V . Röd. Dc:scarICf. 81 J7 Vgl. Discours rY,2/AT Vl,33.4-9: . que i'Cflois vne 5ubstance dom toule I'esscncc ou la nature n'CfI que de pcnscr. & qui. pour Cfue. n'a bcsoin d'aucun lieu. ny ne depcnd d'aucune chose materielle .....
gl gl
.
11
Ebd.
Rene Descanes
1 93
nicht kraft ihrer Vernünftigkeit eine notwendig leibverbundene Tätigkeit; die i einer diaJektisch gespannten Konstitution des Menschen begegnet nicht n Doppelheit mit asymmenischer Neigung nach einer Seite hin. Die Seele ist vielmehr nur Geistsecle, nicht auch vegetativ-sensitive Seele29• Der menschli che Geist ist seinem Wesen (cssemia) nach nichts anderes aJs ein denkendes Wesen (res cogitans)JO. Die völlige Trennung von "Seele" und "Leben", von vernünftiger und materiez.ugewandter. funktionaler Seele bzw. die exklusive Identifizierung von Seele und GciSr'1 geht einher mit einer Eliminierung aJler nichtmateriellen ErkJärungen materieller Vorgänge. Die völlige EmmateriaJi sierung der Seele bringt eine völlige Mechanisierung der Körperwelt mit sich. Dem RationaJismus bezüglich der Seele entspricht ein Materialismus im Hin blick auf die WehJ2. Die causa materialis wird zur causa efficiens. das Naturge setz zur lenten Instanz" . Während der Geist in einer absoluten Differenz von der Materie geschie den ist, besteht zwischen beleb ren Körpern und der unlebendigen Natur nur ein gradueller Unterschied. Es ist der zwischen einer funktionstüchtigen und nicht funktionierenden Maschine. Alle Tätigkeiten unter- und außcrhaJb der Schwelle der Vernunft lassen sich durch Maschinen imitieren und ersencnl-4. So lassen sich die Tiere von den Automaten mit denselben Organen und der selben GestaJr nicht umcrscheiden. Sie haben nicht nur weniger, sondern gar keinen Verstand'). Die Nichrsimulierbarkeir des Denkens. der Sprachflihig keit und ReAexionstätigkeit in Handlungen ist ein Ausweis der exkJusiv im materiellen Existenz des Menschenl6. Der Status aJs anima separata ist nicht nur eine pointierte Manifestation der asymmetrischen Existenz des Menschen innerhaJb des postmorraJen Raums, sondern Seinsweise bereits des lebenden Menschen)7. Jedoch legt die Erfahrung nicht nur eine Koexinenz, sondern eine gewisse Wechselwirkung von Geist und Körper nahe3B. Die Empfindungen können lt
Vgl. Discouts V, I 2/AT VI.59.23-30 .10 Medil., VorworuAT VlI.7,20--8. 1 JI Dcsarles redCI vor allem vom ..Geisl�; vgl. MediL 1II,361AT VII.50.30-5 1 . 1 : ..cui me, hoc esl menlcm ... incssc judicavi"; Medil. VI. 19/AT VII ,85,29-86, I : ..quod corpus ex nalUr2 sua fil scmper divisibilc. mens aUlem planc indivisibilis" J.I Vgl. Bcckcrmann, lkweis, 14.18-24: MarshalI, Prinzipien, 64; l..o«k, Malcrialismus, 22.59f. JJ Vgl. in Discours V,5-9/AT VI,46.27-56,9, die mechanische Erkbrung des Blulkttislaufs und der Herz:funktion. Zum Ganun vgl. L..oeck, Malcrialismus, 64; Spechl, Commercium, 7f. J4 Disc. V, IO/AT VI,56,1 0 - 15 n Discours V, I I/AT VI,58.S--7.29f. Dazu auch Bcckermann, Beweis, 28 '" Discours V, IO/AT VlI,56.20-23; V. I IIAT VII,58.21-24. Dazu Bcckermann, Beweis, 27f.32f. 11 Vgl. MerscnnelAT 1.339,26(; Je l:liehe ilI demonstrer I'roSlencc: des Dieu & dc: I'amc: " sc:par& du corps . Dazu Spechl. Commcreium, 62 )I Vgl. Spechl, Commercium. 62; G. Schmidl, Aufklärung, 1 5 1f.1 54f.; Röd, Dcscarles, 144
194
Aufklärungsphilosophi�
nicht allein als Akte des Verstandes begriffen wc:rden)9. Sie beruhen vielmehr auf einer Bewegung der Animalgeistcr (Ies esprits animaux), mechanisch ar beitenden Partikeln, die die Funktion der entfallenen inferioren Seelenceile übernehmnen�. Aufgrund der übergeordneten grundsärzlichen psychophysi schen Diastase kann die Begegnung heider Bereiche nur durch Zwischen schaltung einer vermittelnden Größe geschehen. Dies ist die: Zirbeldrüse. mit deren Hilfe die Seele die Bewegungen der Lebensgeister 2.U beeinflussen ver mag·' . Es in jedoch beuichnend. daß in der Folgezeit auf eine Verbindung der dann so genannten rationalen und empirischen Psychologie venichtct und heide Komplexe in separaten Abhandlungen bearbeitet wurdenH, wohei die erstere vor allem wegen ihrer Bedeutung für die Begründung der Moral als des Hauptanliegens der Aufklärung eine privilegierte Position eingeräumt bekam.
b) Das ontisch-noetische Den'lIations- und PartizipationsverhäLtnis zu Gott Garant der Auffindung und des Funkrionierens eines zuverlässigen erkennt nisrheoretischen Regelsystems ist in Descanes' System Gon. Es gilt, von der Evidenz der Existenz Gones her zur Erkenntnis aller übrigen Dinge zu gelan gen, d. h. zunächst den Blick von der Materie weg auf rein imelligible Gegen stände zu richten, um dann von dorther im Kriterium des ..dare et distincte" eine sichere Grundlage zur Erfassung auch der materiellen Dinge zu erlan geno. Die Prämissen des von Kant später so genannten ontologischen Gottes beweises beinhalten die Unmöglichkeit einer Prädikation Gones als eines Be trügers (f.tllax)��. Den Katalog der Eigenschaften Gones entnimmt Descanes der theologischen Tradition, die diese mit Hilfe der drei Wege des Areopagiten bestimmte��. Der Goncsgedanke ist wie alle Gedanken notwendiger Gegen" Man beachte: Desa.JlCS' Schrift �I...cs Passions de: I'ame" (1 649)/AT XI,291-490 40 Pass. 1,27/AT XI,349, 12-16: .Des pcrccptions, ou dcs scntimens, ou des I!motions de rame, ... qui $On! ClusCcs enttetennuis & $Onifi&:s par quclque mouvement des cspriu· o Pass. 1.3 I/AT XI.35 I , 26-352,2: .11 CSt besoin aussi de $9ovoir que, bien que rame soit jointc a tout le corps. iI y a neammois en luy quclque partie. en laqueUe elle aercc ses fonctions plus particuljerement qu'en (OUICS les auucs". Dazu Röd, Desa.rrcs, 136f.140; Specht. Com mercium, 65. Huonder, Unsterblichkciuproblem, 65. will die Seele in Desa.ncs' Verständnis ;Js in der Zirbcldtüsc lokalisiert betrachten; zu fragen iSt aber. ob durch eine solche Aussage nicht die cigendiche Intention Desa.rtCS', nämlich die radikal mmaterielle i Existenz., geF.ihrdel ,
wird.
•1 So e(Wa bei C. Wolff, Psychologia empiriCl. Werke 11.5. und bei Klan! .,Anthropologie in pngmuischer Hinsicht·. AA VII, 1 17-334 tl Medit. IY, IIAT VII,52,23-53,5: .in mente a scnsibw abduccnda ... ad intelligibilcs tanturn . . c.onvc:rtam � Mcdit. rv.21AT VlI.53.23f.; Mcdit. V.15/AT VII.70.10-12 4) Mcdit. m.22/AT VII.45.1 I f.: via negativa: .subs wHiam quandam infinitam. indepcn* dcntem·; via eminentiac: AT VII.45.12f.: ,.summe intelligentem, summe polentern"; via posi tiva (indirekt erschlossen aus AT VlI,45.1 3f.): �crcator omnium rerum" •
•
.
Rene Descanes
195
scand des .,ego cogi(O". Descanes setzt die GüJligkeit eines ontischen und noetischen Kausalitätsprinzips voraus. Ein in einer bestimmten Weise qualifi zierter Erkenntnisgegenstand muß eine ontisch mindestens gleich-, wenn nicht höherwenige Größe zur Ursache haben. Der Gonesbegriff aber mit sei nen oben genannten inhaltlichen Füllungen verfügt über einen höheren Rea litätsgehalt (plus realitaris) als der denkende Mensch, kann also nicht von die sem selbst gesetzt worden sein, geht diesem vielmehr vorher über ein diesem gegenüber distinktes Sein46• Die Existenz eines unendlichen Wesens als Ursa che der Vorscellung eines solchen ist mit dem Begriff desselben, mit seiner Wesensbestimmung gegeben; die Nichtexistenz wäre eine Unvollkommen heit47• Die Ausführung des Gonesbeweises impliziert eine zweifache Aussage über den Menschen. Erstens ist die Dialektik der endlichen Existenz, des Grund satzes des .,finitum non capax infiniti"�8 einerseits und des vorgängigen Einge pflanztseins der Gonesidee (idea innatalingenita) andererseits49 zu nennen. Der Mensch ist ein weniger vollkommenes Wesen als Gonw. Dies äußert sich in einem oft irrtümlichen Handeln; er besittt die Fähigkeit der Erinnerung und Einbildung in nur schwachem und eingeschränktem Maße gegenüber Gott,l. Der Irrtum in in einem Mangel begründet, in einer Zwischenstellung zwischen Gon als dem höchsten Wesen und dem wesenlosen Nichcss2• Die konstacierbare Unvollkommenheit verweist - das ist die positive Kehrseite der Unf ähigkeit zur eigenständigen Bildung des Gouesbegriffs - auf eine voll kommene Ursache, deren Vollkommenheit eben darin besteht, das Dasein aus sich selbst zu haben und als Wesensanribut einzuschließenB. Die ontische AbhängigkeitS04 wird noerisch manifest in der .,idea innata" von GOtt. Diese ist gleichsam die .,nota" des Künstlers an uns, noetischer Ausweis d�r GOttes ebenbildlichkcitH• Im Unterschied dazu enthalten die Vorstellungen körperli cher Dinge nichcs so Großes, daß sie nicht aus dem erkennenden Ich seihst hervorgegangen sein können)6. Der Mensch ist zwar endJich, steht aber doch
'" Medil. 1II.24/AT VII.45.16-19; Medil. 11I.15/AT VII. 46. 5f.: .Nec dici poleS! hanc fone ideam Dei malerialiler faJsam cssc" .7 Medil. Y,7.8/AT VlI.65.18-66. I ; AT VlI.(,6.8f.; Medi!. V. l i /AT VII.67. 11-14; vgl. Dis cours IV,5/AT VI.36.19-3 1; Medit. 1JI.38/AT VII.51,3-5 41 Medil. 1II,15/AT VII,46.21f.: �Ut a me. qui sum f"inilus. non comprehend.:ltur"; Discours IV.4/AT VI,33.25-17: �ie doulOis. & que. par consequem. mon eme n'e5toil pas IOUI parf2it" ., Medit. V, I IIAT VlI.68.7- IOj Medit. 1IJ.37/AT VII.5 1 . 1 l-14; Discours 1Y,4/AT VI. 34. 15--19 �
Discoun IV.4/AT VlI.34.15R: '1 Medit. rv.8/AT VlI.57.1� u Medil. IV.4/AT VI.34.12-15 S.l Vgl. Medit. III,30/AT VlI.48.7- IO: �si a me essem ... ita ipsemet Deus csscm� � Medi!. m.3l/AT VlI.49.19f.: "ab aliquo eme a me diverse pendere" " Medit. m.38/AT VlI.5 1 . 1 5-17 " Medil. 1II.1 9.10/AT VlI,43. 10-12; VII,44.9f.
196
Au fkJärungsphilosophie
in einer exklusiven, weil konstitutiondl vorgege�nen Verbundenheit mit Gott, Der Geist (mc:ns) ist das eigentliche Ich. Dieser mit seinen Eigenschaf ten stammt nur von Gon, während die Eltern allenfalls gewisse Anlagen der Materie mitzuteilen vermögen�7. Die Fähigkeit zur eigenStändigen Erkenntnis eines Gegenstandes beinhaltc:t die Unabhängigkeit von diesem Gegenstand. Der Geist ist in keiner Weise von seinen materiellen Erkennmisgegenständen abhängig und kann auch auf sie verzichten. Er in aber sehr wohl abhängig von Gon. Dies leiter über zum zweiten Aspekt der anthropologischen Implikationen des Gottesbeweises, nämlich den Zusammenhang von Denken, Sein und Be zogensein. Die Gottesbeziehung des Menschen vollz.ieht sich in noecischer Weise. Sie besteht aber nicht nur in einer Relacionsfahigkeit des Menschen krafi seiner Vernünftigkeit, also nicht in einer konstitutionell verankerten Disposition, sondern in einem prorologisch - in der idea innaca - micgege benen Faktum: Sein und Bewgensein, d. h. Sein und An-Gon-Denken koin zidieren. Wie der Begriff Gones das Sein Gones mit einschließt, so auch der Begriff des Menschen sein Sein - zwar nicht an sich, aber doch der Begriff des Menschen als eines denkenden Wesens (res cogitans). Der Mensch kann gar
nicht anders denn als denkender existieren. weil ihm der Gonesgedanke und damit der seiner selbst vorgegeben ist und er an allem Anderen. von den Sin nen Verminehen, zweifeln muß. Seele und Gon befinden sich nicht in einem sukzessiven Ergänzungs-, sondern in einem simulranen Implikationsverhäh nis bei logischer Priorität Gones als des schöpferisch handelnden Subjekts. Nicht der Vernunftbesin ist entscheidend. aufgrund dessen man in Relation zu Gon treten kann bzw. an die Gon in seinem Handeln anknüpfen kann, sondern die Vernunft in Aktion, das Denken. nicht nur die Denkf'ahigkeit. Wo das Ich ist, hat es den Gottesgedanken. und wo Gon ist, da ist er im Bewußtsein der Menschen, jedes Ichs präsent. Ich und Gott sind gleichzeitig. Im Denken partizipiere der Mensch an GOttes intelligibler. immaterieller Seinsweise. Man kann zwar nicht sagen, daß Gones Sein im Bewußtsein auf geht - er manifestiere sich nur in ihm als eine distinkt bleibende Größe; es wird vielmehr deutlich die Notwendigkeit des Oberschritts vom Sein "in in tellectu" zu dem "in re" vorgenommen. Abu man wird in g�wiss�r �iJ( �in Aufg�htn drs B�wußtJ(ins tUs M�nschm im S�in Gott�s flstzusttll�n habtn. Zwi schen Gon und Mensch besteht hinsichtlich ihrer Beschaffenheit. nicht in Bezug auf das Subjektsein nur eine relative. quantitative Differenz. Gon hat "mehr" (plus) an Reali[ätsgehalt�. Er in zwar via negativa der Kausalkette ent nommen, übernimmt jedoch via eminentiae et positiva als deren erstes Glied eine Funktion zur Erklärung des Gottesgedankens im Menschen. GOtt und Mensch sind aber gemeinsam absolut geschieden von der Materie. Das Den-
S7 Medit. 1II.361AT VlI.50.28-30
)I
Medit. 1II.241AT V11,45.26f.
Rene Dc:scan(:S
197
ken ist der Vollzug der bei heiden analogen exklusiv geistigen Seinsweise. die den narurgesenlichen Zusammenhängen der Materie entnommen isr. Der menschliche Geist und Gon haben den Srarus als denkende Substanz (sub stantia cogitans) gemeinsam; der Mensch unterscheidet sich jedoch durch sein Geschaffensein von Gorr)9. Descartes kann denkende und ausgedehnte Sub stanz unmittelbar mit Geist und Körper gleichsenen, letztere aber auch als Modi der ersceren aufFassenGO. Die Seele. der Mensch befindet sich als cogita rio, als Modifikation der einen res cogitans in derselben gedankenhaften . an sich außc:rweidichen Existenz wie GOrt. allerdings zurückgeschraubt auf end liche Proponionen61• Das Endliche. sei es Geist oder Körper. isr Limitation. Besonderung des Unendlichen, der denkenden oder der ausgedehnten Sub scanz. GOrt wird manifest in der Seele, die Seele inexistiert in Gott. Die Sünde in ihrer für das Gonesverhältnis korrumpierenden Bedeutung kommt nicht in den Blick. Deswegen entfallt die Notwendigkeit wie die Kontingenz eines verbal bzw. sakramental verminelten Gnadenhandelns Gottes. Das Gonesver hälrnis kann bei Descane5 nicht positiv oder negativ geruHt werden; es beste hen keine alternativischen soteriologischen Möglichkeiten. Die Alternative ist vielmehr als ontisches Kontinuum in Form des kosmischen Dualismus von res cogitans und res extensa vorgegeben. Der Geist isc und bleibt - unabhängig von allen V�r�nderullgen auf natürlicher oder dann nur vermeindich soterio logischer Ebene - Modifikation Gottes. Zwar wird richtig tkr Konna von Srin und Bnogms�in �rkannt, ab�r nur um tkn fuis �in�r E'imini�rung dn�s spm
fisch sot�riologischm Hantlelns GOUts, durch das im römisch-katholischm Ansatz dir Zwtipoligk�it von Natur und Gnatle tnmand. Dies hat seine Folgen für die Eschatologie. Der Mensch ist als Geist, d. h . als vorgängig dem Bereich der res cogitans Zugeordneter, unsterblich; die lie re hingegen werden. weil ohne Verstand, instinktgeleitet und daher materie immanent lebend. durch den Tod vernichter62• Der Geist ist schlechthin un teilbar, hat nichts mit der Ausdehnung gemein und bleibt daher beim Entfernen von Körpeneilen oder des Körpers im Ganzen - im Tod - unverän derr'J. Die Einlinigkeit der konstiwtionellen Bestimmung zieht die Einpolig keit des Endausblicks nach sich. Die Auferstehung bleibt unbeachtet, weil unnöti�.
)9 Princ. 1.54/AT V111/1 .25.29f. 60 Princ. 1.63/AT V11111 .30.26-3 1.2; 1.64/AT VIII/I.31,13-15 61 G. Schmidr, Aufklärung, 1 50; Marshall. Prinzipi�n, 63; Röd, Dc:scarlcs. 99. 1 1 1 . 1 1 3 6.1 Di scours V, I2IAT V1,59,23-27 6.1 Medi!. V1.19/AT V11.85.28-86,15
vgl.
64 Man bnn allerdings einw�nd�n. daß d�r Körpc:r als Modifikalion der � cxlensa �bc:nso �riindig bldbc: wie diese:. Nur in er als solcher lrotzclem noch nichl je mein Körper. In den folgenden Abschnitten wird sich jedoch 1.c:igen. daß fUr die Auferslehung in der AulkJärungs philosophie aus prinzipiellen GrUnden k�in Plan bleibt. Röd. Dc:scarlCS, 143. weist daraufhin. daß das primäre Imeressc: Dcscartcs· nicht der Unsterblichkeit gehe. sondern dem fur den Ra-
198
AufkJärungsphilosophie
3. Ewigktit der s"te trotz monistisch" Ausdeutung der psychophysischm Koexistmz (Spinoza) "Alles,
was ist, ise emweder in sich oder in andcrem"65. Diesen Satt variiert
Spinoza (1632-1677) durch eine Verkürzung und Konzcmrarion seines zwei ten Teils: "alles, was ist, ise in GO[("66. On der Inexistenz und Subjekt der Erkennmis alles Seienden ist Gon. Er in in sich, wird infolgedessen auch durch sich btgriffen und ist daher Subscanz,67. Diese Bescimmung kommt ihm in exklusiver Weise: zu68, wodurch alles Seiende in exklusiver Theozenrrik auf ihn zu beziehen ist. Die universale Theountrik sent einen Integrations und Explikationszusammenhang aus sich heraus: GOtt begreift alles in sich; daher muß alles aus ihm folgen. Jedes einzelne Ding, auch der Mensch, ist Glied einer Kausalkcnc. an deren Anfang Gon steht. und somit minelbare Wirkung Gones". Die Glieder der KausaJkene sind in ihrem Sein und in ihrer Erkennbarkeit abhängig von GOtt. Derivate, endliche Manifestationen des Unendlichen, Modi und nicht Subscanzen1O• Körper und Geist sind je weils ein Ausschnitt jeweils eines Attributs nun aber der einen vorhandenen Substanz, des Alls, d. h. eingegrenzte Sphären an und in der Allausdehnung oder im Allgeistigen11• Das Wesen des Menschen besteht - man achte auf die pluralischen Konstruktionen - aus gewissen Modifikationen der Attribute Gottes72• Wenn nun afk Dinge Modifikationen unterschiedlicher Anribute der einen bescehenden Subscanz sind, so ist der Descartessche Dualismus überwunden. Denken und Ausdehnung sind zwar als Anribuce verschieden; eine geistige Veränderung hat nicht ihre Ursache in körperlichen Umfor-
tionalismus kr:nnttichnendr:n Anspruch der Erkr:nnbarkeil und Ikhr:rrschbarkeil der Wirk lichkr:it. 6� Spinou, Ethica l.Axiom I/Werke 2,88,16: "Omnia, quae sum, ve! in tf!, vd in allo sumM " Ethica I, propositio 1 5IWcrke 2,106,1 5f.: "Quidquid est, in Dro est, el nihil sine 0C'0 C'SSC neque concipi POlesi" Q Ethica I. Definition 31Wr:rke 2,86,1 1(: MPer subslantiam imdligo id, quod in SC' esl. el per SC' concipirur" " Ethica. l. propositio 1 4IWerke 2,104,32f.: "Praeler Deum nulla dari. neque concipi po lC'St substantia" " Natur und Kausalncxus werden von Spinoz.a synonym VC'lWendet: Ethica 11, propositio 7 Schol.twerke 2,170,20f.: "ordincm tOlius nalurae, siVC' causarum connexionem". Vgl. dazu FISCher. I..cIxn. 368.407.410 10 Ethica. l. Definition 2'slWetke 2,86.7f.16f.: Ea res dicirur in suo genere finita. quae alia ejusdem naturae terminari potest"; MPC"r modurn intdligo 5ubslantiae afTC'Ctiones. siVC' id, quod in alio esl. per quod eliam concipilur" 11 V gl. Wahle, Spinon, 33.46 T.I Ethic:a 11, propositio 10 Cotro!. et Schol.twerke 2.176.1 f.4-6.9- 1 1 : "Hinc .scoquitur es SC'ntiam hominis constilUi a ttrtis Dei anributorum modific:ationibus"; neben: .,siVC' ... affC'Clio, siVC' modw. qui Dei naturam CCllO. et determinato modo o:primil"; "apud omnes in confes.so C5t. quod OC'us omnium rerum. tarn carum essC'ntiae, quam eatum clistenliae. unic:a es. causa" ..
Rc:ne Descartes
1 99
mungen - dies darf man schließen7J. Aber doch sind sie als Attribute dessel ben Subjekts vereinige�. Die Simultanexistenz beider Attribute und ihrer Mo difikationen wird monistisch ausgedeutet. Spinoza kann so den Menschen in seiner doppelten Konstitution ernstnehmen und muß ihn nicht wie Descartes als ein Gespenst in einer Maschine darstellen?). Der Mensch ist wie jedes Ding zugleich und in gleichem Maße denkendes und ausgedehntes Ding, Geist bzw. Vorstellung des Körpers und Körper76. Dabei bleibt das zugrundeliegen de 1ch als gemeinsamer Bezugspunkt der Anribute in seiner inhaltlichen Fül lung im Dunkeln. "Seele" ist nicht an sich. sondern nur vermittelt über dieses Substrat eine Totalaussage über den Menschen, neben - nicht: in - der die Leiblichkeir als zweite Totalaussage steht. Das Hauptproblem dieses Ansarus zur Überwindung des kosmischen und anthropologischen Dualismus' besteht jedoch in der völligen Neutralisierung Gones. Spinoza behauptet nicht eine wie auch immer geartete psychophysische Reziprozität, die j e nach dem Über gewicht der einen über die andere Seite zum Materialismus oder Idealismus führt. Er optiert auch nicht für eine von vorneherein bestehende exklusive Qualifikation der Seele als nur einer geistigen bzw. rein materiellen Größe. Er versucht vielmehr richtig die Gleichzeitigkeit von geistiger und leiblicher Exi stenz durchzuhalten durch deren gleichmäßigen Bezug auf Gon, geht jedoch irre durch die sroffiich-kollstitu(ionelle Füllung bzw. Verankerung dieses Got tesbezuges. n Der Modifikationsgedanke bringt es mit sich, daß nicht mehr nur Gott und menschliches Geistwesen auf eine Ebene rücken. sondern Gon auch der materiellen Welt nicht als handelndes bzw. in seinem Sein distinktes Subjekt gegenübertreten kann. Gon und Welt werden austauschbar (deus sive natura). Auch GOtt ist Natur und nur durch primäre Aktivität innerhalb des selben Wirkungsrahmens von der Welt unterschieden. d. h. natura naturans
1) Erhia 11, propositio 6IWtrkt 2, 168,8-10: "Cujuscunqut amibuti modi Dwm, qualt nus tanlUm sub ilIo amibulo. tujus modi suor; tt non, quattnus sub ullo alio considtralUr, pro ausa habem" ,. Ethia 11, propositio 1 demonSlratiolWerke 2,1 62,33; 2.164,1-4: "Singulares cogitatio nes, sive haec. el ilb cogi[2[io modi sumo qui Dei naluram ceno. el dtlerminatio modo oepri munt. ... 0>mpelil ergo Deo ... auibulum, cujus conceprum singulares omnes cogit:niones involvum. per quod euam concipiuntur�; Ethia 11. proposilio 2/Werke 2,164.16: �Extensio anributum Dei esl� n Zu dieser pointierten Zusamm�nfusung des artesischen Ansarzes: Ryle, Begriff, 17 16 Ethia 11, propositio 21 fWerke 2. 202.25f.: .Haec mtntis idta eodem modo unila esl Menti, ac ipsa Mtns unita est corporis"; Ethica 11. propositio 13IWerke 2, 182.2[: MHinc scqui lur homintm Mentt, et corpore constare, et Corpus humanum. prout ipsum semimus, e:xisl� reM; vg!. Ethia 11, propositio 2 1 Schol.lWtrkt 2.204,4[: "idem esse Individuum. quod jam sub Cogitationis. jam sub Extensionis anributo concipirur"; auch die nichtmenschlichen Wesen sind beseelt (Ethia 11. propos.13 Schol.lWtrkt 2.1 82,9-14). Ygl. auch Wahle. Spinoz.a. 67f.; Fischtr. Leben, 425[ n Ethia 11. propos. 1 .2lWerke 2.1 62.32f.; 2,164.16[: ..Cogiollio anribulum Dei Cfl, sive Deus est res cogilans"; "Exlensio attributum Dei esl, sive Deus esl res oetensa"
200
AufkIärungsph ilosoph ie
gegenüber narura narurata78, Gon wird empersonalisien. Zu �iner Natur ge hören weder Verstand noch WiIle1'. Der Weg ist nicht weit, nicht die Natur von Gon her. sondern Gott von der Natur her zu bestimmen. Er kann dann in Beiordnung zu anderen Variablen etwa in der Funktion eines Garanten für die Funkcionstüchtigkeit eines auch ohne ihn fesnustellenden naturgeserz.lichen Zusammenhanges a1s d�n Glied oder gedankliche Dimension in demsel ben aufgehen. Konsequenterweise verläuft auch die Begründung der Unsterblichkeit in naruralistischen Bahnen. Die Ewigkeit der Seele wird a1s omischer Tatbestand offenbar durch eine bestimmte Erkennmisweise. Der Geist hat Dauer, wird durch Zeit bestimmt, insofern er das ebenso bestimmte Dasein des Körpers ausdrückrSO. Er ist aber ewig hzw. gibt es ein naliquid ... aeternum" in ihm, wenn er das Wesen des Kör�rs unter der Form der Ewigkeit (sub specie aetemitatis) ausdrückr" . Ewigkeit ist das Wesen GOttes selbst, insofen dies ein nmwendiges Dasdn einschließt. Etwas unter der Form der Ewigkeit zu begreifen, d. h. nicht nur dessen gegenwärtiges Dasein, sondern dessen We· sen zu erkennen, bedeutet, es als in GOtt enthahen und aus der Notwendig. keit der göttlichen Natur folgend zu betrachten. Eine so beschaffene Erkennt· nis des Geistes und des Körpers ist daher zugleich eine Gotteserkenntnis, weil Aufdeckung eines Modifikationsz"sammenhangs mit ihm82• Ewigkeit meint hier nicht eine endlose Dauer, wird nicht durch Zeit bestimmr'l, sondern ist Ausdruck der nur graduell abgestuften Alleinheit mit GOtt. Unter dieser Per· s�ktive betrachtet findet der Tod sozusagen nicht statt. Der Derivationszu· sammenhang von Gott und Natur hält sich in seiner Grundstruktur durch; mögliche Veränderungen werden notwendigerweise imegriert - es kann ja keine andere oder eine Nicht-Wirklichkeit geben. Die Transzc:ndierung des Todes ist ein quasi narurgesenliches Faktum, das mit dem Sosein der Natur mitgegeben ist. Die unveränderte Fortsetzung des hiesigen Lebens in den postmortalen Raum hinein kommt einer Ignorierung des Todes gleich".
71 So Fischer. Leben. 416.561 1t
Erhica I, propositio 1 7 Schol.fWcrkc 2, 1 16, I 0-12; Ethica I, propos. 32 Corrol. IIfWc::rkc 2,136.10-14 to Ethic:a V. propositio 23 dc::monslr.fWc::rke 2.534,23-27; vgl. cbd Schol.fWerke 2.536. I Of. '1 Ethic:a V, propos. 22.231Wcrkc 2,534.I Of. 18f.27-3 1.32-35 tJ Ethica V, propositio 29.30fWerke 2.538,25-28; 2,540,17-19; duu Brucar, Spinou, 1 1- 1 3 Ij Ethica V, proposirio 23 Schol.lWctkc 2. 534,;6f.; 2.536, I 14 Wahlc, Spinou, 1 54, und Huonder, Unnerblichkeilllproblem, 66, weisen dar.luf hin. daß Spinou keine individuelle. persönliche Uosrerblichkeit kenne. Man wird aber fr.lgen müssen. ob nichr auch $Chon in der Aussa� über den �nden dem:n unverwechselbare, d.h. auch ge�nübc::r Gon distinkte Identitär gewahn ist. .•
Gortfri�d Wilhdm leibniz
20 1
11. Unzerstörbarkeit durch Forrschrirr als norwendige
Explikarion der konsrirutionellen Anlage (Leibniz)
J. Dynamisch, Substantialität statt Immaurialität a) Einfochheit ohn� Vtrnunfib�Jitz G. W Leibniz ( 1 646-1 7 1 6) greift zwar wie Descartes den Substanzbegriff auf und wählt so wie er einen konsti(U[ionell�protologischen Ausgangspunkt, möchte aber einen dualistischen Ansatz vermeiden, ohne dafür wie Spinoza den Preis eines expliziten Pantheismus zu zahlen. Die Seele muß in ihrer eige nen Konstirution als materiell aufgefaßt und durch ihre Lokalisierung und Tätigkeit in eine positive Beziehung zur Materialität gebracht werden. Leib niz verfolgt dieses Anliegen mir der Einführung des Begriffs der Monade. Die Funktion dieser Größe wird in ihre Wesensdefition hineingenommen: sie ist eine einfache, d. h. unteilbare Substanz, die sich inmitten des Zusammenge� senten, aho des Aggregates der einfachen Dinge befindet8�. Die Monaden sind die wahrhaften Atome der Narur86. Sie sind die letzten, nicht weiter hin tergehbaren Elemente einer Analyse der Dinge und daher, quasi als metaphy sische Punkte, die ersten PrinZipien ihrer Zusammensetzung'7. Eine gänz.lich von der Materie separierte Seele kann es weder vor noch auch nach dem Tod geben". Die Monade ist Ingrediens und Konstituens des Zusammengesetz ten. Mit dem Einfachen ist das Zusammengesetzte gegeben, weil das eine nicht ohne das andere zu erklären bzw. aufzufinden isrti. Die Welt ist das Ag gregat aller Monaden90• Die Simultaneität von Geist und Körper wird in zweifacher Weise manif�st: zum einen als gemeinsame Inexistenz in der Monade als deren latente und zur Entfaltung drängende präformierte Dimensionen" . Zum anderen dadurch.
t)
Monad. § 1 .2/G VI,607: �subslance simple, qui enuc: dans tes composb"; �simple, C'esl i dirc, sans panies"; "aggrq;atum des simples"; vgl. Syst.lG IV.478f. 16 Monad. § 3fG VI,607: "Ies vtrilable de la Narure" f'I Syst.lG fV.482; vgl. G IV,483: �Ies points metaphysiques ou de subSlancc (constitu6 par formes ou ames) qui soyent CX2Cts CI rccls, CI sans eux iI n'y auroil rien de recl, puisque sans les veritables unil6 il n'y auroil point de multilUde" .. Lcibniz fUhrt die scholastische Lehre der anima separata als einen der Irrtümer der Car lesiancr an: Monad. § l4/G VJ,6Q9: "donner dans le prcjugc scholaslique des Ames emicrcmcnt separh:s" " Vgl. Ruf, Eins, 8.1 4.23.24(59 '10 Thcod. § 81G VI,I07: ,J'appdle Monde toute la suite el lOUle la collcaion de 10UICS Ics choscs existenlC$"; cbd., § 7/G VI , I OG: "qui csl l'asscmblagc emier des choses contingcmcs" ,. Causa § 81/G VI,451: ,..sciendum CSt ex rcccntiorum observatis ralionibusque apparcrc, animalium el plantarum formalionem non prodire es. massa quadam confusa, scd ex corpore jam nonnihil praeformalo in scminc lalente el dudum animalO"
202
AufkJärungsphilosophie
daß zwar zwischen Geist und Körper unterschieden wird92• !>eide jedoch wie alle Substanzen als in einem harmonischen Verhä1mis befindlich herausge stellt werden. Jede Substanz bringt alle anderen zum Ausdruck und ist ein Spiegel des Universums, eine perspektivische Factrte der einen Welt?]. Eine direkt wechselseitige Beeinflussung ist nicht möglich - eine solche Variierbar keit durch äußere und daher akzidentelle Einwirkungen würde dem Substanz charakter der Monaden widersprechen. Seele und Körper folgen jeweils eige nen Geserz.en. handeln so, als gäbe es das jeweils andere nicht, und stimmen doch miteinander überein, weil sie wie alle Subscanun das Universum unter einem bestimmten Gesichtspunkt darstellen. Der Körper ist von selbst in je dem Augenblick [ärig, in dem die Seele es will�. Es gibt nun also nicht nur eine Substanz, die alles in sich begreift. oder zwei entgegengeseczte Substanzen ohne jede Beziehung zueinander, sondern unendlich viele Substanu:n. d. h. Monaden. Die Entsprechung. die prästabilierte Harmonie der einu:lnen Mo naden untereinander wie auch der einen Monadenaggregate gegenüber ande ren bzw. zu einer in ihnen befindlichen Zentralmonade95 wird durch eine Oy namisierung der Substanz erreicht. In jeder Monade befinden sich - wie gesehen - die Anlagen zu den verschiedensten denkbaren Funktionen; jede ist ansatzweise, potentiell sowohl Geist als auch Körper. könnte also z. B. als Kör permonade oder als Zentralmonade bzw. Seele fungieren und sich dazu ent wickeln. Die Einfachheit der Monade, ihr Prinzipcharakter ist verkoppelt mit einer i n ihr liegenden Kran; die Monade befindet sich in einer stetigen Span nung auf eine unterschiedlich ah.entuierte Entfaltung des in ihr Liegenden hin. Das substantielle Atom ist zugleich eine mit Kran erfüllte Größe, die Monaden sind "forces primitives"96. Dies gewährleistet eine Spontaneität des fl
Dies geschieht jo:toch nut auf bqrimich�r �n�. [Xr Kö�r wird als �in zu �in�r Mo nad�. di� seine 5«1� ist. gehö�nd�r bcuichn�t und als �in mit di�r das l..c:�esen konstiru i�render. Monad. § 63/G VI,6I7f.: .Lc corps appart�nant 1 un� Monad�, qui en est I'Entdcchi� ou l'Am�, consutue av«: l'Entdcchie ce qu'on peut appell�r un vivant"; cbd G VI,6I8: ,,�t avcc I'AIne ce qu'on appelle un Anima!" 'j Monad. § 56/G VI,6IG: "un miroir vivant pcrpcrud d� I'univers"; Monad. § 57/G VI,GI6: "comm� aotant d� diff�r�ns univ�rs. qui n� sont pourwu qu� les pcrsp«tives d'un seul selon les differ�ns points d� v�u� d� chaqu� Monad�"; �bd., § 62/G VI,6I7: ,.I'am� �present�t aussi tout I'univ�rs �n �presentant corps. qui luy appani�nt d'un� mani�r� paniculi�r�" " Monad. § 78/G VI,620; S 79/G VI,G20; Syst.lG IV,484: "qu� chacun� d� ces substances, rcprcsentant cxactement tout I'univcrs 1 sa manie� �t suivant un cenain point de V�U�"i 5yst.! G 1Y,484: ..sc trouvant r«iproquem�nt pte$t� agir d'dk-m�m�. suivant les loix d� la machin� corporclle. dans I� moment que I'am� I� vcut, sans qu� I'un troubl� les Ioix de I'autr�". Dazu Hild�brandt, l..c:ibni'1, 323fT.; Ruf, Eins. 5 1 53; SchüßI�r, Lcibniz. 149f. " Princ. 3/G VI,598f.: "chaqu� substanc� simpl� ou Monad� distinguec, qui rut I� ccnue d'un� substance compos« ... �t I� principc d� $On Uniciu!. est �nvironntt d'un� Masse compo sb! par un� infinit4! d'aUlte$ Monades. qui constiru�nt I� corps propre d� tttt� Monad� cemn. I,' " Syst.lG IV.479; vgI. �bd., 478. Durch die Umformung des aristotdisch�n Entelchi�ter minus' kann l..c:ibniz dessen exklusive tcl�logische Bestimmung als �ines artSpezifisch�n Pro.•
.
Gottfried Wilhe1m Leibniz
203
Wirkens. Die Monaden sind nicht bloße Potenzen. die einer äußeren Ursache zu ihrer Aktivierung bedürften, sondern brechen je neu von sich aus ins Wir ken auf97• Die Differenz der Substanzen kommt durch die Variabilität des Wirkens der Monaden zustande, ihre Eintracht durch deren gemeinsame ur sprüngliche Struktur. Die Einfachheit der Monaden wird nicht an einer exklusiven Geistigkeit. an einem Vernunfrbesitz festgemacht und der per se zusammengesetzten, wandelbaren und daher auch korrumpierbaren Materialität entgegengesetzt. Die Verknüpfung mit einer den Monaden inhärierenden Kraft erlaubt viel mehr die positive Integration der Materialität als einer Stets variablen in rue Wesensbestimmung dieser Grunddemente. Variabilität steht nun allerdings nicht für die Möglichkeit des Aufgelöstwerdens. der Zersetzung und des Un tergangs - die Monaden sind ja umeilbare. nicht mehr auflösbare, aber einfa che Größen -, sondern für die Vielfalr der Enrwicklungsoprionen, b) Dit Gdstsuu als Zit/-. nicht Ausgangrpunkt Wenn, wie aus dem zuvor Gesagten geschlossen werden kann. alles in der Welt Begegnende als Erscheinungsform der Monaden in ihrer Aktivität betrachtet werden kann , so läßt sich zweierlei folgern. Erstens kann es nichts Totes im Unterschied zu Lebendigem geben. Wie Descartes betrachtet Leibniz einen Körper, die materielle Welt allgemein als eine Maschine, die jedoch gerade nicht durch einen menschJichen Handwerker nachgeahmt werden kann. Die götdiche bzw. natürliche Maschine hat der menschlichen uneinholbar viel voraus durch ihre unendliche Teilbarkeit in immer wieder neue Maschinen, d. h. durch den Aufweis immer wieder neuer Monaden als in sich lebendigen Elementen des Körperaggregats. Auch im geringseen Teil der Materie findet sich eine Welt von Geschöpfen, Lebewesen. Jedes Stück der Materie iSt gleich .sam ein Garten voller Pflanzen und ein Teich voller Fischen, Es gibt nichts Ödes, Unfruchtbares. kein Chaos und keine Verwirrung außer dem Anschein nach". Die ganze Natur ist voller LebeniOD, Von einem Panpsychismus kann gramms vermeiden zugunSlen der Offenheit rur mehrere Entwicklungsmöglichkeiten und durch den eher dispositioncllen Zug des Kraftbcgriffes die Möglichkeit einer z.c:itweilig eingeschränk ten Aktivität der Monade wahren. " Vgl. dazu auch Janke, Lcibnit, 31.33 ,. Monad. § 64/G YJ,GI8: �chaque corps organique d'un vivant est une E.spkt de Machine divine, ou d'un Automate Naturei, qui 5Urpasse infiniment tOUS les Automates arti6cids"; ebd.l G VI,GI8: ,.sont encor des machines dans leuer moindrcs panies jusqu'i I'infini�; Monad. § 661 G VI,GI8: "Par Oll I'on voit, qu'i1 y a un Monde de Cceaturcs, de vivans, d'Animaux, d'Entdc:chks, d'Ames dans Ia moindre pmie de la matiere"; § 67JG VI,618: �Chaque portion de la matie:re jXut �re con�ue comme un jaroin plc:in de plames, el comme un trang plein de poissons" " Monad. § G9JG Vl,61 8f.: ,.Ainsi il n'y a rien d'inculte, de steril
204
AufkJärungsphilosophie
jedoch nur in einem weiteren Sinne gesprochen werden, weil eine spaifisch als solche tätige Seele eine alternative EnrfaJtungsmöglichkeit der Monade darstdlt. Zweitens kann dann nur von einer quantitativen Differenz alles Seienden ausgegangen werden. Kennzeichen der Seele ist der Vollzug der Perzeption, d. h. der Zustand der Monade. in dem sie äußere Dinge dacstcllt101, Das Erfas sen der empirischen Begebenheiten ermöglicht eine gewisse Reflexion über eine bevorstehende Handlung. die aber nur als Verknüpfung gemachter Erfah rungen mit zu erwanenden Wirkungen zu verstehen, also auf Erinnerung zu rückzuführen iSt102. Ein grundsän1ich überinstinkcives Handeln. d. h. ein sol ches. das auf einer Erkenncnis der Ursachen (connoissance des causes) und einer Verknüpfung von Ideen, norwendigen Wahrheiten und entsprechenden praktischen Folgerungen beruht. läßt auf eine Vernunfcbegabung. auf einen Geistcharakter der Seele schließcnlOj. Dem korrespondiert die Apperzeption. also die Selbstbewußtheit. die reflexive Erkenntnis dieses inneren Zustandes (der Perzeption)I04. Den Tieren kommt die Fähigkeit z.ur Perzeption z.u. den Menschen darüberhinaus die Apperzeption. Ihnen kann nicht wie bei Descar tes die Empfindung (sentiment) abgesprochen werdenl�. Die Vernunft ist Ziel einer Weiterenrwicklung der Seele. die dadurch erho ben und in eine höhere Ordnung eingegliedert wirdL06, Die Seelen menschli cher Samentiere sind nicht schon vernunftbegabt. sondern werden es erst in der Empf'angnis107• Leibniz kombiniert den Kreatianismus und den Präexi stenzianismus: die im Samen präexistierende Seele war nur sensitiv und wurde im Akt der Empfängnis zur Vernunft erhobenL08• Dies muß jedoch insofern 101 Prine. 4/G VI,600: MPercepdon qui es! l'ttat interieur de la Monade �prescntant les ehoscs cxternes� 102 Princ. 5/G Vl,GOO IOJ Prine. 5/G Vl,GOOf. UM Prine. 4/G Vl,GOO: 1'Apperccpuon qui est la Con�iencc, ou la connoissancc �nCJ(ive de CCt ttat interieurM IIn Prine. 4/G Vl,GOO; 1ngI. der lie� Princ. 4/G Vt.599: sentiment, c'est � dicc jwqu'i une perccption accompagntt: de memoicc"; Fehlen der Apperzeption: Prine. 5/G Vl,GOI: "Lcs ani· maux, ou ces conscquences ne SC �marquent point, $Ont appellb 8Ctes�; Monad. § 14/G V1,609; vg\. Monad. § 21/G vt,610; § 25/G V1,6 1 1 ; § 28/G Vl,61 1 . Zur im Präformations- und EnrwickJungsgcdanken grundgclcgten nur quantitativen Differenz von lier und Mensch vgl. Rohbeck, Fonschrinstheorie, 59.61 f. 106 Prine. 4/G Vl,599(.: "quand ceHe Ame est clcvtt: jusqu'� la Raison, elle esl quclque chose de plus sublime, et on la compte parmy les EspritS�; Syst.lG 1Y,479: "qu'il n'y fajloil point mtler indiffeccment ou confondre avcc lu autres formes ou ames les Esprits ny I'ame raisonna ble, qui SOnt d'un ordcc superieur, el ont incomparablement plus de pcrfcction que des formes enfon
..
..
Gonfried Wilhe1m Leibniz
205
relativiert werden, als die präexistemielle Dimension überwiegt und von ihr her der Schöpfungsgedanke abgelehm wird. wie umen zu sehen sein wird. Das Subjekt der Determination zur Ausgestalmng des menschlichen Propri ums ist im soeben genanmen Beleg nicht GOtt im personalen und distinkt wirkenden Sinne. sondern die Empfangnis als hypostasierter natürlicher bzw. naturgesenlicher Vorgang. ..Auserwählung" bzw. .,Determination" meint zu nächst einmal nur die Feststellung. daß eine begrenzte Zahl von Monaden einen bescimmten EntwickJungsweg einschlägtlO9. Darin kommt aber auch eine Wertung zum Ausdruck: die Vernunft, der Status der Geistseele stelh ein relatives Plus dar110. jedoch nicht wie bei Descartes oder in der Scholastik ein absolutes. Die Vernunft ist irrelevam für die Begründung der Substantialität; sie ist aber Zielpunkt der sozusagen innersubstamialen Entwicklung. Der Mensch erhält sein wesensmäßiges Spezifikum nicht von außen her, sondern durch eine Variation der mit allem Seienden gemeinsamen Konstitution. Es besteht im Vollzug der mü dieser Variation gegebenen und eine gewisse her ausgehobene Position vermittelnden Tätigkeiteni l i .
2. Die Ste" als perpetuum mobi" a) Mttamorphost statt Jod und Auj�rrlthung Die Dynamisierung des Substanzbegriffes durch die Verkoppelung der storni chen mit einer Krafrkomponeme macht die beständige Variation zu einem Wesenskonsritutivum des Seienden. Das Daß der Veränderung ist gewisser maßen das Kontinuum seiner Existem.lI2. Die Veränderung erfolgt aus einem
I� Die Tierseden unterscheiden tich von der menschlichen Geis[Sttle dadurch, daß ihre
Pcrttptionen nicht zur Apperttption ttu,ntm: Monad. § l"fG VI,609: Mayant comptl pour rien les perceptions dom on ne s'appen;oit pas". Die Monaden sind durch die Gratk der di· sunkten Perttplionen voneinander verschieden: Monad. §6O/G VI,617: ..di5lingum par les degres des perceptions di5linctes". Die vernünrtigen Tiere, d.h. die Menschen (!), haben in der Erhebung ihrer in den Samen priirormienen sensitiven Seelen zu vernilnnigen ein besonderes Vorrecht: Monad. § 821G VI,62 1 : �il y a pourtant cda de particulier dant les Animaux rai· sonnables, que leurs petits Animaux spermaliques lant qu'ils ne sont que cda. om seulemem des Aroes ordinaires ou sensitives, mais db que ceux, qui SOO! tl.Cu:. pour ainsi dire, parienncm par une actuelle conception a la natUre humaine, leur ames sensitives SOnl dcyta au dtgrt de la raison et a la prerogative des E.spriu� (Hervorhcbung vom Verruser) 110 In der vernünrtigen Seele iSI MCrwa.:!mchr" als in den übrigen Monaden: Princ. 14/G VI,604: MPour ce qui esl de l'AIDe raisonnable ou de I'Espril, il y a qudquc chose de plus, que dans les Monades"; vgl. Monad. § 20/G VI,610: Mquelque chose de plus" 111 Der hierarchische Vorsprung wird e(Wa darin manirest, daß alles übrige als Ilir die Gei· ster geschaffen autgcgeben wird: SystfG rv,480: �on peUI dire que 10ut de reste n'esl Fait que pour eW(" 111 Monad. § IO/G VI,G08: �tOUt �tre er« est sujct au changement ... et mcme que de changement est continuel dant chacune"
206
Aufklärungsphilosophie
inneren Prinzip (principc jnrcrne)I1l, Die Monade ist eine vorgängig geprägte Form, die lebend sich entwickelt und im Verlauf der EnrwickJung ihre Eigen art offenbanl14• Sie enthält gewisse Falten. die jedoch nie alle und alle zugleich entwickelt werden können 1 LS, Bei aller Veränderung gilt. daß etwas bleibt (re sec). nämlich die präformierte Grundstruktuc. und etwas sich ändere (change) , nämlich die konkrete Gestalt bzw. die Tätigkeit der Monade als Applikation und kontingente: Realisierung des präformiert Zugrunddi�enden] " . Die ge samte Biographie ist sozusagen in "uce bzw. pO[c:miell in der konsticucionell manifesten Disposition vorgegeben. Sie ist Emfa1rung einer Anlage, Offenba rung des schon Bekannten. aber nicht Hereinbrechen von Unerwartetem. Al les quillt der Seele aus ihrem eigenen Grund empor1l1• Die Gegenwart trägt die Zukunft in ihrem Schoß: aus dem Vergangenen läßt sich das Zukünftige ablesen ili. Die Widerfahrnisse des Lebens müssen. um den Subsranzcharakter der Monaden zu wahren. als akzidenteUe Entfaltungen des in der Monade Angelegten. d. h. von der Substan7. her. bestimmt werden und nicht als von i rem Wesen verändernde außen an die Monade herantretende und sie in h Ereignisse. Die Ahidentien sind nicht von der Substanz zu lösen und gegen diese als Wirkursachen - dann - substantieller Veränderungen zu wendenll9• Nichts kann von außen in die Monade eintreten; Monaden haben keine Fen sterl20. Von daher müssen alle tatsächlichen oder denkbaren Ereignisse und Wech l le des Lebens in den Bewegungs- und Explikationsprozeß integriert und selfä in ihrer Bedeutung relativiert werden. Wenn sich alles im Fluß befindet und das Sein nur als Bewegtsein begegnet. muß auch ein vermeintlicher Anfang oder ein scheinbares Ende nur ein Modus bzw. eine Station neben anderen im Ablauf der Entwicklung sein. Eine Schöpfung im Sinne einer originären Set zung eines vorher nicht Seienden als Seiendes wird unmöglich und auch un nötig. Ebenso wird auch der Tod 7.U einem akzidentellen Ereignis. ja er kann fungieren als Instrument, als Auslöser. Impulsgeber einer andersartig verlau fenden. u. U. 7.U einer Verbesserung des bisherigen Status führenden Enrwick lung. Die in der Gegenwart anzutreffenden Lebewesen stammen nicht aus einem Fäulnisproz.eß oder Chaos. sondern aus präformierten Samen (..de seI I' Monad. §
I I/G VI. 608 1 14 Vgl. Monad. § 8/G VI, 608 ,,� Princ. 13/G VJ.604: ..si I'on pouvoil dq!li�r 10US ses Iq)lis. qui n� � dtvcloPlXnI sensi-
bl�m�nl qu'avcc Ie l�mpsM '" Monad. S 13/G VI.608 117 Syst.lG TY,484: MIaut luy doil nai$lr� dt son propre fonds" '11 Princ. 13/G VI,6Q4; vgI. Monad. § 22/G VJ.610 ' " Monad. S 7/G VI, 607f. 110 Monad. S 7/G VJ,608: "Ainsi oy substancc: ny accid�nl ptUI tnmr d� dthors dans unt Monad�"j �b(1.. G VI,607: l...cs Monadcs n'ont point d� ftneucs. par Itsqudles qudqu� chose ..
Y PlI's� tnt�r ou soml .
.
-
Gottfried Wilhdm Leibniz
207
mences preformees") , d. h. sie sind eine Umgestaltung präexistierender Lebe wesen ("de la Transformation des vivans preex:istans") !l!. Bei der Empfangnis nehmen sie ein neues Gewand an C.qui par le moren de la conception pren nent un revestemem nouveau"), das ihnen das Betreten eines höheren Schau planes ermöglicht!21. Dem korrespondiert der Tod als Abwerfen der bisheri gen Masken und Hüllen und Rückkehr zu einem geringeren SchauplarzllJ• Geburt und Tod sind gleichermaßen natürliche Ereignisse; sie koinzidieren i,n Geschehen des Formwechsels: die Geburt ist der lOd der bisherigen Form, der Tod die Geburt der neuen m. Sie sind Imensivierungen natürlicher Prozes se, etwa des Stoffwechsels, dadurch daß hier mit einem Mal viel - aber nicht alles! - verloren und erworben wirdl2�. Der Tod fuhrt nicht einen Abbruch, sondern gleich einem Verfall eine Behinderung und Verminderung der bishe rigen Tätigkeit herbei. Er bewirkt einen Betäubungszustand. der wegen des in der Substanz enthaltenen Spannungspotentials auf Aktivität hin nicht lange andauern kann. Das Muß des Erwachens in ein naturgesetzliches Postulat!26. Was stets lebendig und organisiert war. bleibt dies für immer127• Der Tod ist eine zwischenzeitliehe Reduktion zu einer Kleinheit (peritesse), eine Verringe rung der Tätigkeit zu einem nicht wahrnehmbaren Geschehen 128. Die Unord nung der Perzeptionen!29 in Teil einer Umordnung und nicht Signum der Zerstörung. Der Tod ist eine diminutive Involution, die Zeugung eine augmentative Evolution!lO. Die Monaden sind unteilbar. einfache Subnanzen, und können daher nicht, außer durch ein Wunder, auf einen Schlag emstehen oder verge henU!. Die Aufhebung der Existenz eines einzelnen Seienden würde das Uni versum selbst zur Disposition stellen. Die Welt wird in der Monade als dem "mundus concemratus" manifest; die Monade spiegelt die Welt wider und gliedert sich in deren Harmonie ein. Die Monaden dauern ebenso lang wie
III
Princ. 6/G VI, 601 III Princ. GIG VI.GOI: "pour passer sur un plus gruld meatfl!" 11.\ Ebd.: "quinant leur masque ou leur quenille. ils fl!tournent scuJement � un Thearrc plus subtil" IH Datu Pichler, Lcibnit, 340 In Prine. 6/G V11,GO l f.: "acquerir ou perdfl! bcaucoup (OUt � la fois" I� Prine. 1 2/G V1,GM: "... se reveiller de rEut d'a.ssoupimment, 00 la mon, ou quclque auue accjdcm les pcut meufl!"; vgl. Monad. § 20/G VI, 610; § 21/G VI.6JO: "Etla mon pcut donner cc:t etat pour uoIcmps aw: animaux" (Hervorhebungen vom VerF.wc:r) IV' Syst.lG IVA81 : "I1 est done natufl!1 que I'anima! ayant lOusjours es«� vivant et organi.si ... il Ie: demcure awsi 10USjOUrs" 1 :' Syst.lG IV,480: "une simple suspension dcs aeuons notablcs" In Prine. 4/G V1,600: "une grande confusion des percc:ptions" 1)0 Vgl. Pichler, Lcibniz., 291. mit einer Belegstelle aus dem Briefcorpus. I)J Monad. § 6/G VI, 607; Prine. GIG VI,60I; Syst.lG IY,479: "ne pouvant avoir son com mencc:ment ny sa Ein que par miflllde"
Aufklärungsphilosophie
208
das UniversumUl. Die Unzerstörbarkeit ist Implikat der in Kontinuität ver harrenden Weltordnung, zu deren Änderung im optimistischen Wdrvcrständ nis uibnizens keine Veranlassung bcsrchrl3J• Die Wahl der Welt und ihrer immanenten Geserzmäßigkeiten als Argumen rationsbasis und perspektivischer Blickfang verunmöglicht die AuskJamme rung und den damit einhergehenden Verlust eines Teils derselben, nämlich der Materialität. Schon deswegen muß di� in das Wesen und den Exiscenz vollzug der Monaden integriert werden. Diese Intention läßt sich im Rahmen des Leibnizschen Systems nur in einer für dieses hOChS( charakteristischen Weise realisieren, die zugleich zwei andere Lösungswege ausschließt. Nicht möglich ist zum einen cUe Auferstehung. Sie würde ein Geschehen an der Monade. nicht durch sie. �in und als übernatürlicher Eingriff die natürlichen Gtenzen sprengen. Nicht gangbar ist zweitens die Reinkarnation. Hier behiel te allenfalls der jeweils gegenwärtige Körper eine gewisse Relevanz. während alle früheren als abgestreifte Hüllen einer leibfreien Seele der Vernichtung preisgegeben würden. Also wählt Leibniz die Formel ..Metamorphose. nicht Merempsychose"'l4. Die Seelen trennen sich nie gänzlich von ihrem Kör perm. Der sozusagen habituelle Kern der Materialität bleibt erhalten. auch wenn sich dessen konkrete Ausgestaltung beständig ändert. Die Körper befin den sich in einem unaufhörlichen Fluß; ständig treten neue Teile ein und ausl36• Die Materialität hat als eine Dimension der Monade teil an deren Un zerstörbarkeit. Letztere besagt nicht ein Hinüberretten der eigenen Existenz angesichts einer sich wandelnden und korruptiblen Umgebung und aufgrund einer von diesen WandJungen nicht tangierbaren Konstirution - das wäre die Descanessche Diastase! Sondern sie wird gerade durch die unaufhörliche Ver i rer Bedrohlichkeit änderung ermöglicht. die alle denkbaren Widerfahrnisse h beraubt und positiv als Explikation des eigenen Wesens integriert. Der einmal vorhandene: Zusammenhang von Entwicklungen und Rückentwicklungen 137 m
Princ. IfG VI.598: .E1les nc pcUVCnt commcnccr ny finir narurcllcmcm, CI durcnt par consc=qucm autam quc I'univcrs, qui sera chang�, mais qui nc sera poinl de!ruit"; Monad. § 771 G VI,620: �I'Amc (miroir d'un univers indesuucliblc) CSt indcstructiblc"; Syst lG IV,485f.: "Tout Esprit ... o:priman! I'univcrs, il cst aussi durablc, aussi suhsistant. ct aussi absolu quc I'univcrs luy memc dcs creaturcs" . " Lc.ibniz. wird nich! müdc, dic Schönhcit und Vollkommcnhci! dcr Wch zu belOncn: Princ. 13/G VI,604: On pourroit connoitc la bcaut� dc I'univcrs dans chaquc amc"; Princ. IO/G VI, " 603: "Ic Mondc AClucl lc plus parfait qui soi! possiblc" Ilt Monad. § 7UG Vl,619: "il y a souvcnt mctamorphose d.a.ns Ics animaux. mais jamais Mctcmpsychose, ny Iransmigration des Ames"; Syst.lG TY,480: 11 n'y a point dc tel pa.ssa�, Cl c'est icy Oll les lransfommions"; vgI. Princ. 6/G VI,601 In Princ. GIG VI, 60 1: Ies Ames ne quittcnt jamais IOut ICUT corps, Ct nc passcm point d'un corps dans un autTe corps qui Icur soi! cn!i(!remcnt nouveau"; vgl. Monad. § nlG Vl,619 I'" Monad. § 711G VI.619: Car tow les corps sont dans un flux pcrpctud commc des rivicrcs. ct des panies y cntrcnt a cn sortcnt con!inudlcm(!n!� lJ7 Monad. § 73/G VI,GI9: ..des dcvdoppcmcns et des accroisscmcns"; des Envdoppc" .
..
..
..
Gonfrie::d Wilhdm uibniz
209
verläuft als eine in sich geschlossene:: Größe, gle::ichsam als e::in makro- und mikrokosmisches, in Welt und Monade manifestes perpetuum mobilel33. b) �rjJntkrung als AufWärtsmtwicklung Die Bewegtheit ist nicht nur ein neutraler und nach dem Gesetz der Beliebig� keit verfahrender Vorgang, sondern enthält eine teleologische Komponente. Sie ergibt sich aus der Tätigkeit des Begehrens ("Appetition"), durch das die schon vorhandene Spannung auf ein Immer�weiter hin inhaltlich gefüllt wird als ein Immer�besser. Es ist ein Streben nach immer neuen Peneprionen bzw. immer disünkterenlJ9. Vom Vollzug überhaupt, von der Zahl und Qualität der Peneprionen hängt die Positionierung innerhalb der Hierarchie des Seienden abl40. Die liere können zeitweise in den Zustand einfacher Monaden zurück� sinken, wenn ihre Peneptionen nicht hinreichend distinkt sind, um sich ihrer entsinnen zu können, z. B. beim traumlosen Schlaf oder im Betäubungszu� standl�l. Der Mensch handelt meinens wie ein lier aufgrulld empirischer Er� wägungen und Rückschlüsse und nicht raüonal, wie es ihm als Mensch ge� bührt1H. Aber letztlich kann man nicht dauerhaft den einmal erreichten Status verlieren. Auch völlig verworrene Perzeptionen müssen wieder zu neuer Ent faltung kommen1o. Das, was jeweils an Unvollkommenheit bleibt, rührt her von der grundsänlichen Beschränkung des GeschöpAichenI4�. Das noch vor handene Vollkommenheitsdefizit ist wie alles im uibnizschen Sysrem jedoch mens e! d� Diminutions�; vgl. Princ. 6/G VI,60 I : �ils ne son! que dcveloppCs, envelopp6. mertuS, depoui1l6. !ransformCs� 1)1 In ähnlicher Weise besucitel Christian Wolff ein seiner �Psychologia rationalis" die Zer störbarkeit der Seele. Di� kann nur Mptr annihilationem� (§ 732. Werke 11.6. 654.10; vgI. § 744. Werke 11.6. 661 .30f.24f.: 11.6,662, I () vergehen. wofür � keinen Grund gibt. Es müßte.n gleichuitig alle. T:;itigke.iten und Fähigkeilen aufhö�n (§ 736, Werke 11,6, 655,30f.; 11,6, 656.7-9. 18f.). Der Tod ist nur eine Verände.rung (mutatio) und Ie.ntlich Verbesserung: § 7451 Werke. 11,6, 662.23-28; 11,6. 663,6-8. Zum Wolffschen Seele.nvef$tändnis vgl. SchrÖCr. Natur begriff. 74 ,,, Monad. § 15/G VI,609; ebd., § 16/C Vl,61O; Princ. 2/G VI.598: Begeh rungcn als �te.ndencn d'une perception 11. I'auf�� ,.0 Die Monade.n sind durch die Grade der d ininkt(:n Perz.eptione.n begre.nzt und vone.inan· der verschieden; Monad. § 6/G Vl,6J7: �Cell� VOnt lOut� confusement 11. I'infini, au tOUl, mais elles SOnt limittts e.t dislingutts par I� de.gr� d� perceptions distinctes� Itl Princ. 4/C Vl,6OO: �Ieur Am� dans I'Etat de simples Monades, s.avoir quand leur per ccptions ne. .sont pas �ssk distinguees ... 'tl Peine. 5/G Vl,GOO 'u Princ. 4/C Vl, 600: "Ies perceptions devenu� entie�ment confu5CS sc doivem rede vdoppcr dans I� animaux�. Die Seele. ent�ißt sich wiede.r di�m hierarchisch inadäquaten Zwta.nd; Monad. § 20/G VI,6JO: �Dans CCI etat l'ame ne. differe. point sensiblemem d'une simple. Monade. mais comme cet elat n'�1 point durable. et qu'elle s·e.n ure. elle �t quclque chose de plus" I" Princ. 9/G VI, 603: �ce qui leur r�te d'impcrfection, vie.n! de la limitation csscnticlle. e.1 originale de la creature"; vgl. Monad. § 47/G VI, 614 "
210
Aufklärungsphilosophie
eine bewegbare. d. h. hier: verkJeinerbare und l.U verkJeinernde Größe. Der jeweilige StatUS soll überholt, nicht vermindere werden. Wie gesehen. ist die Vernunft bzw. ihre Betätigung das Enrwicklungsziel. Die Peruprionen sollen immer distinkter und reflexiver werdenl4S• Nicht alle Falten der habituellen Struktur können, möglichst viele aber sollen enrwickelt und in dcurliche Er kenmnisinhalre überfUhrt werden1", Der Intensivierung der Distinktheit korrespondiert eine Unversalisierung der Gegenstände der distinkten Perzep tionen. Ziel ist, daß nicht mehr nur die der Monade am nächsten stehenden Dinge distinkt und das Universum als ganzes verworren wahrgenommen wird, sondern auch letzteres mit zunehmender Deutlichkeit ertaßr wirdl"7. Es geht um die zunehmende KJärung der Vorstellung von der Welt. dje die Mo nade als Mikrokosmos schon immer in sich enthäk Das Maß des Gdingens dieses noctischen Unterfangens entscheidet über den Grad auch der ontischen Entwicklung14!. So ergibt sich eine Stufenleiter von den einfachen Monaden über die Tiere mit ihren schon deutlicheren Wahrnehmungen und den Men schen als mit der Apperzeption in Beiordnung zu weniger distinkten Perzep tionen ausgerüstete Geistrnonade zu Gott als reiner Apperzepcion149• Wie die Unzerstörbarkeit nicht in einem Zustand. im Besitz einer be stimmten Qualität als solcher. sondern in der Bewegtheit begründet ist. so kann auch das Ziel einer klareren Erkenntnis nicht abgelöst vom Fortschritts prozeß, jenseits von ihm, sondern nur in ihm realisiert werden. Der Geist würde abgestumpft werden, wenn es nichts Neues zu erkennen und zu wün schen gäbe und es nicht zu immer neuen Vollkommenheiten aunubrechen gähe 1 so. Die Seele ist in ihrer Anlage der Ausgangs-, in ihrer Vollendung der Zielpunkt einer Entwicklung, als deren Subjekt sie in Erscheinung tritt. Das Daß und das Wie des Vollzugs der Entwicklung ist ihr konstitutionell als Not wendjgkeit mitgegeben. Die Unzerstörbarkeit ist zwar in der natürlichen Konstitution begründet, aber nicht in der Statik der Immaterialität als sich durchhaltender Qual ität, sondern in der unaufhebbaren Bewegtheit, die sich als gleichzeitige Progression erweist. Anstelle von "Unzerstörbarkeit", was auf die stofflichen Komponemen abhebt, sollte man wohl eher von "Unaufheb barkeit" sprechen. Diese gilt nun aber nicht einer Relation zu einem Extern1"
Monad. § 19/G VI,GIO: Mplus distincu: t:1 accompagn&: dt: mt:moirt:" I" Monad. § GI/G VI.GI?: Mune Ame ne jXul lif"(:: t:n die memt: que ce qui y 0:1 rt:prcsent� dislinc[t:mt:ßI. dlt: nt: sauroit devcJoppcr toU! d'un coup ses rcpluM It1 Monac!. § 60/G VI.617: Mcenc �p�nr:alion n'O:I quc confu..sc dans le detail de tout I'univcrs Cl ne pcut �m: dislinclc que dans une pc:tile partie do: choses" ,.. Vgl. Monad. § 60/G VI.61?: Medles VOn! 10UIO: confu..scmen! ;}. I'infini. au tout. mais dies $On! limi[tts e[ distingum par 1(:5 degris do: pc:rceptions distincto:" ,., Dazu Ciafardone. Philosophie. 4 1 f. ')0 Prine. 1 8/G VI,606: nOIl'(: bonheur ne consis[eta jamais, CI ne doit poinl consister dans unc pleine jouissance, ou il n'y auroit plus rien ;}. desirer. at qui rendroit noue o:prit stupide, mais dans un progres pc:qxtud ;}. de nouveaux plaisirs e( de nouvdl(:5 IKrf«tions" ..
Gonfried Wilhe1m uibnil.
211
um, die in diesem ihren Wirk- und Erhaltungsgrund hat, sondern einer imer nen, der Natur immanenten, quasi naturgesenlichen Entwicklung. Auch die Dynamisierung des Substanzbegriffes verbleibt im substan7.0ntologischen Rahmen. Die Vernunft ist zwar nicht für sich Garam der Substamialität, aber doch u:ntraJes Moment der Fortschrinsdimension der Substanz - durch de ren noetische Füllung. Sie ist nicht wie in der Scholastik Verbindungsglied und Anknüpfungspunkt des Gnadenwirkens Gones, enthält also keine Of fenheit auf ein objektives Externum hin aufrecht, sondern ist in ihrer Tätig keit autark. Damit wird sie wie bei Descartes zum Sachwalter des Subjekrivis mus und der naturalistischen Verengung der Wirklichkeit auf das Immanente in seiner Kontinuität. Dem entspricht eine nur marginale Bedeutung Gones. Er wird mit der Vor sehung (providence) identifizierti)] und auf dje Funktion eines Stifters und Erhalters der Weltordnung reduziertlH. Gon ist der Architekt der Maschine des Universumsl5J• Sein soteriologisches Handeln wird protologisch eingeeb net. Er ist zwar den vernünftigc:n Lebewesen gegc:nüber c:in Monarch in einem moralischen Reich der Gnade, in einem Gottesstaat, in dc:m Gott seine Güte (Bonte) ausübt]�. Aber dies expliziert nur einc: schon vorhandc:nc: Facc:ne der gegebenen Naturordnung. Gott als Architekt Stellt Gon als Gesengeber in allem zufrieden. Das Gericht Gones bz.w. die Rc:nung aus diesc:m wird vom Ende der Zeit an deren Anfang und in deren gegenwärtige Erfahrung ver pflanzt bzw. zu einc:m zeitlosen Geschc:hen. An die Stelle der kontingc:nten Heilsz.ueignung trin c:in bc:rc:chenbarc:r, mechanischer Vorgang: die HandJun gen führc:n von sdbst zu Suafc: odc:r Belohnungm. Gon ist als Schöpfer Ge setzgeber und als Gesengeber Schöpfer. Das Gortesverhälmis des Menschen beschränkt sich auf dic: Applikation, dc:n graduell intensivierbaren Vollzug dc:r Naturordnung. Gon ist Gegc:nsrand der Nachahmung, der Erkennmis. Es gilt, seinem früher, d. h. in der spezifischen Strukturierung der Welt, kundgeUI
Monad. § 9O/G VI,622 "z Princ. 9/G VI,603: (im Bezug auf die Dinge der Weh): .Ies fail encore depcndre de luy en aislanl CI en operanI: CI dies r�ivenl conlinuellemenl de luy ce qui les fail avoir quclque perfectionM; GO!I als zureichender Grund der Dinge: Princ.8.9/G VI,602; vgL Monad. § 38/G VI,613 I)J Monad. § 87/G VI,622: ..comme Archilccle de la Machine de J'universM I.... Monad. § 86/G VI,622: Mun Monde Moral dans le Monde NamrcJ"; ebd., § 87/G VI,622: Mcomme Monarque de la Cilt! divine des Esprils"; Sysl.lG TY,479f.: �Cest pourquoy Dieu gou�rne les Esprits, comme un Prince gou�rne ses sujets, CI meme comme un pere a soin de ses enfanu; au Heu qu'il disposc des aUites subslances, comme un Ingenieur manie ses machi"".
ISS
Monad. § 89/G VI,622: "Dieu comme Archilccte contentc en IOut Dieu comme Ltgisbleur, CI qu'ainsi le$ pechb doivent porter leur pcine av« CU)! par I'or dredeIanature, el en verlu meme de la muctyrcm«ban;Que des choses, el que de meme les bcJles aClions s'anireronl leur rccompcnscs par d avommacbjna!cs par rapport aux COrpsM (Hervorhebungen vom Ver fuscr); vgl. Princ. IS/G VI,6OS
212
Aufk1ärungsphilosophi�
gebenem Willen zu entsprechen's(;. Die Sünde findet ihren internen Aus gleich. Die Macht der Sünde und ihre Durchbrechung in der Sündenverge bung kommt nicht in den Blick. Eine Christologie findet nicht nat[.
III. Unsterblichkeit als Mittel zum Zweck der
ethischen Erziehung (Lessing)
1. Soteriologie als Pädagogik An G . E. Lessings ( 1 729-1781) Schrift .Die Erziehung des Menschenge. schlechts" läßt sich der rur die Aufklärung zumal in ihrer Wirkungsgeschichtc: kennztichnende ethische lmpetw aufzeigen. Der noetische FortsChritt, die sich verbessernde Erkenntnis wird inhaltlich gefülh durch eine sich vergrö ßernde Sitdichkeit'P. Dabei wird unhinterfragt vorausgesetzt, daß erstens der Mensch, wenigstens der Anlage nach. vernünftig und zur positiven Entfalcung dieser Strukrur fahig ist und zweitens diese fortschreitende Explikation und Prä2ision der konsticuliondlen Anlage notwendig ist. Lessing bringt dies da durch zum Ausdruck, daß er diesen Fortsehrittsprozeß samt seiner chronolo gischen Dimension vergleicht mit dem Wachsen und Reiferwerden eines Kin des hin zum Erwachsenenalter. Dieses Bild legt per se nahe, daß ein Ver bleiben im KindheitsStadium nicht wünschenswert sein kann und auch nach aller natürlichen Erfahrung nicht eintreten wird. Jeder war einmal Kind, jedes Kind wird zwangsläufig früher oder später erwachsen. Das Bild des Heranreifens eines Menschen erlaubt ein weiteres, nämlich die Integration der heilsgeschichdichen Tradition, wie sie in der Heiligen Schrift bezeugt wird, in das System der Aufklärungsphilosophie. Diese bekommt ei nen nur relativen und provisorischen Wert eingeräumt. Die natürliche Anlage muß suffizient sein, ihre Enrwicklung muß grundsätzlich auch unabhängig I� Monad. § 90/G VI,622: "qui aim�nt �I imil�nt comm� i1 faUl I'Aulwr d� (OUI bi�n·;
�bd.: ..C'est ce qui fail tr.lv:lill�r les J>(csonnes sages �I v�rruwses a 10UI e� qui pavoit conform� a la volonlt divin� presomtiv� ou anttt«i�nt�·; Prine. 14/G Vl,605: ..E1I� imit� dans son d� pafl�m�n l, et dans son J>(lit Mond� ou il luy esl J>(rmis d� s·c:x�rc�r. C� qu� Di�u f:ait dans I� gl'2nd"; Princ. 17/G VI.605f.: .iI est aist d� I':aim�r comme iJ faUl, si nous le connoiMOns com me;� vi�ns de djr�"; Prine. 18/G Vl,606: .il nous donne un� parfait� confiance dans la bonlt de notrt: Aut�ur �( M:aitre"'. Huond�r, Unst�rblichk�itsproblem, 67. und ähnlich auch Pichler, Lcibnit.. 294, woll�n von der Unurstörbatk�il cin� Unsl�rblichk�it im �ng�rt:n Sinn� unt�r schdd�n. di� in der mor:alischen Qualiläl d�r menschlich�n Exist�nl. bcgründ�( sei. d.h. in der Fähigkeit wr ReAexion über ein� Handlung und dar.lUs folg�nden Zurcchenbark�it. In diese Richtung u�lt �rw:a d.i� Aussage in SYSI.lG IV,48 1 : .qu� tOUS les ch:ange:mens de: la m:alie:rt: ne: leur syauroie:m fairt: J>(rdre: les qualitb ffiOl'2les d� I�ur J>(cson:alilt"' U7 Zur Korrd:alion von Wissen und Leben vgl. En.i�hung, S 381We:rke 3.552: .Du in die Fremde: geschickte: Kind sahe andere Kind�r. die: mehr wuSlen. die: :anständiger Ie:bte:n. und fl'2gle sich beschämt: wuum weiß ich das: nicht :auch� Wolrum Ie:be ich nicht :auch so?"'
Gonhold Ephrai m Lessing
213
von übernatürlichen. externen Eingriffen erfolgen können. Daher ist die Möglichkeit und Tatsache einer Parallelität eines Kindes der Natur und eines Kindes der Erziehung konstitutiv. Der Nunen der Erziehung besteht darin. daß dasselbe Ziel schneller erreicht wird und letztlich jede auf sich gestellte Enrwicklung übertriffrls8• Aber auch dies wird relativiert. erwa durch die Aus sage. daß die Perser nur mit Hilfe der Vernunft längst vor den Israeliten und dem Christenrum eine reinere, d. h. moralischere Religion enrwickelt hät ren 1 5'1. Die Heilsökonomie, Aher und Neuer Bund. wird nicht als setzendes, neu machendes bzw. wiederherstellendes. konstitUierendes Handeln GOttes ver standen, sondern auf eine akzidemell-auxiliarive Funktion beschränkt. Das göttliche Handeln erbringt eine Forcierung, aber nicht eine Senung oder ln ganghaJrung der Enrwicklung. Gott gibt der Enrwicklung Stöße, um sie in eine bessere Richtung zu lenkenl60. Offenbarung, heilsäkonomisches Han deln Gottes ist Erziehung. Belehrungl61• Gegenstand der Belehrung ist einer seits der Gottesbegriff, andererseits und dem korresponruerend die Hand lungsmotivation. Die Imerpretation der Offenbarung als Erziehung und deren Einbindung in die Enrwicklung der Vernunft macht ein sukzessives, nicht konfronratives Verständnis der Offenbarung norwendig. Der Mensch wird also nichl sofort mit dem Lehrinhale in seiner Reingesralt konfrontiert und zum Glaubensgehorsam demselben gegenüber aufgerufen. sondern ihm wird die Lehre ratenweise offeriert. Es kommt zu einer Akkomodation der Offenbarung an das Aufnahmevermägen des Menschen. Dabei geht es nicht um eine Addition der Lehrinhalte. so daß das Wissenspensum nach und nach erweüerr, also quantitativ zunehmen würde, sondern um eine Konzentration derselben Lehrinhalte, d. h. deren Befreiung von verfltischenden Erschei nungsformen, also eine qualita6ve Steigerung. Zwischen Offenbarung und Vernunft besteht das Verhälmis der Analogie und Proportionalität. Die quali tative Steigerung des einen geht einher mit der qualitativen Steigerung des anderen und unterStützt diese. Wie es am Leibnizschen Monadenbegriff zu sehen war, kann Veränderung im Rahmen der Substantialität nicht anders denn als Explikation des Gegebenen, als eine qualitative Verbesserung des Vorhandenen gedacht werden. Die erste Station des Erziehungsprozesses spiegelt sich im Alten Testament als des Elememarbuches Israels wider. Es gilt, den Polytheismus in einen MoI� Eniehung. §21 fWerke 3.548: �Das Kind der Erziehung fangt mit langsamen a�r si chern Schrinen an; es holt manches glücklicher organisiem Kind der Natur spät ein; aber es holt es doch ein. und ist alsdann nie wieder von ihm dnzuholen�; § 4fWerke 3.545: ..Emehung gibt dem Mc:nschen nichts. was er nicht auch aus sich selbst haben könnte: sie gibt ihm das. was er aus sich sd�r ha�n könnte. nur geschwinder und leichter" I" Erziehung. § 38.39fWerke 3.552 160 Enic:hung. § 7fWcrke 3.545 1&1 Eniehung. § 1 .2/Werke 3.544f.
214
AufkJärungsphilosophie
"atheismus zu überführenl62, GOtt erweist sich mit Hilfe von Wundern als der Mächtigste und daher auch - zumindest ruf Israel - einzige Gont6l• Dem entspricht die Motivation zu gutem Handeln aus Hoffnung auf Belohnung bzw. Furcht vor Strafe als unminelbaren, irdischen Folgen der Tarcnl64• Der erreichte Stand ist unbefriedigend. es .,war die Zeit da. daß diese seine Begriffe erweitere, veredelt, berichtigt werden sollten", um .,die rechten Begriffe" zu gewinnenl6S• Gon sollte nicht nur als der Mächtigste, als der Größte ..aller Nationalgöttec". sondern als der Weiseste, als Gott schlechthin erkannt wer den'66, Ziel war ein tranS7.Cndentaier Begriff von Gon, der nicht an die sinnli che Weh gebunden isrl67• Dem entspricht eine vom Bereich der Sinnlichkeit abstrahierende Begründung der Sitt1ichkeit, eine "innere Reinigkeit des Her z.ens in Hinsicht auf ein andres Leben"I68• Das KnabenaJter des Menschen wird durch Christus aJs dem zweiten Pädagogen eingeleitet, der "dem IGnde das E1emencarbuch aus den Händen reißen" sollte'69. Er ist "der Lehrer der Unsterblichkeit der Seele"I70, Tod und der Unsterblichkeit. der Todestransz.endieist rung des Menschen. sondern nur Affirmation der schon feststehenden und anders begründeten Lehre von der Unsterblichkeit des Menschenl7l• Die In terpretation der satisfaktorischen fkdeurung des Kreuzes durch Lessing ver deuuicht dessen Sündenverständnis. Sünde ist eine Unvollkommenheit. ein Defizit. das entweder durch die weitergehende Entwicklung abgebaur werden bnn oder - wohl in einem stets bleibenden Restbestand - von den Vollkom menheiten Christi aufgewogen wird. Christus trägt nicht stellvertretend die Straffolge der Sünde. sondern ist die vollkommene Realisierung des Ideals, dem der Mensch seit je her l.U entsprechen sucht, Es geht nicht um Imputa tion der schlechthin fremden Gerechtigkeit Christi. nicht um das forensische I�
Die: These: e:ines Urmonothdsmus. wie sie in Eniehung. § 6IWerke 3.545. vertreten wird. widenprichl de:m Akkomodauons- und Fonschrinsgrundsaa.. der einen Rückh..ll von bereits Gewonnenem weg ausschließt. l..esis ng Steht hier wohl unter dem Einßuß der Neolo �n. Duu Scppclfrickc. Einheit. 30 I 11,1 Eniehung. § I3lWerke 3.546: �Und indem er fortruhr. sich ihm als den Mächtigsten von allen zu ba.eugen. ... gewöhnte er es allmählich zu dem Begriffe des Ejnje;cnM (Hervorhe bung im Original) 164 Erziehung. § 17lWerke: 3.547: nNoch konnte Gou sc:inem Volke ke:ine andere Religion. kein anderes Gescn geben. als eines. durch dessen Beobachtung oder Nichtbeobachtung es hier aur Erden glücklich oder unglücklich tu werden hoffte oder fUrchtete" .,) Erziehung. § 34lWerke 3.551f. ." Erziehung. § 34lWcrke 3.551; § 391We:rke: 3.552; § 40IWerke 3.553 1157 E.n.iehung. § 14IWerkc 3.546: ,.Aber wie wat war diesc:r Begriffe des Einigen noch unler dem wahren uann.cndentalen Begriffe des Einigen�; vgJ. § 39IWerkc 3.552 .641 E.n.iehung. § 61IWerke 3.556 '" Eniehung. § 53lWerke 3,555 170 Eniehung. § 581We:rke 3.556 (Hervorhcbung im Original) 171 Eniehung. § 59IWerke 3.556: ..eigene: Wiederbelebung nach einem Tode. durch den er sc:ine: l.c:hre versicgcll hatre": als Beispiel fur die Zuverlässigkeil sc:iner l.c:hrtätigkeir,
Gonhold Ephn.im u,.sing
215
AJs-ob. das dem an sich vöUig korrumpienen Sünder zugesprochen wird. Viel mehr kommt es zu einem Ausgleich. in dem gleichsam komparativisch die quamitativ höhere Tugendhaftigkeit Jesu neben die graduell dahimer zurück bleibende Sittlichkeit des Menschen gehalten wird und Gon in einem per spektivischen Wechsel - nicht in einem Herrschaftswechsel - auf die erstere sieht, wohinter die letztere verschwindetl72• Man muß fragen. ob bei Lessing nicht konsequenterweise eine Gerichtser wartung wie das Handeln Gottes und Gon selbst im Zuge der Emwicklung überflüssig werden17J• Wie das AJte Testamem als Offenbarung zunächst die Vernunft "geleitet" hane, so "erhellte" seit der durch Jesus initiierten Einsicht in die übersinnliche Begründung der Moral die Vernunft die Offenbarung'74• Das Neue Testamem hat zwar die "eine große Lehre" der Unsterblichkeit be zeugt, diese aber noch mit anderen, beigemischten Lehren versentm. Es war zwar "das zweite beßre Elementarbuch für das Menschengeschlecht", aber ein "sola scriptura" konnte wegen der weitergehenden Enrwicklung nur auf Abruf bestehen'76. Das Neue Testament gilt Lessing als vernunftkonformer als das AJte, dies aber auch nur, weil es mehr Ansanpunkte zur Selbsterkenntnis der Vernunft bzw. des ihr schon immer Gesagten bietet; "mehr als alle andere Bücher erleuchtet, sollte es auch nur durch das Licht sein, welches der mens.:hliche Verscand seihst hineintrug"m. 'Wie die im Neuen Testament be zeugten Erfüllungen von Weissagungen, Wunder. die Auferstehung Jesu "int ... zur Erkenntnis der Wahrheit dieser Lehre so wichtig nicht mehr" sind, zu mal diese Bestandteil einer Religion sind, "mit deren historischen Wahrheit ... es so mißlich aussieht", so wird man "allmählich ... auch des Neuen Testa ments entbehren zu können anfangen"I78. Die "Ausbildung geoffenbaner Wahrheiten n i Vernunftswahrheiten ist schlechterdings norwendig": d. h. die Konzentration der Offenbarung auf ihren zeidosen. vernünftigen Kern unter Abscraktion von h i rer konkret-historischen Gestalt wird propagierrl79• Die "Zeit eines neuen ewigen Evangeliums"l80 bedarf keiner Offenbarungsconcre ta mehr, keines externen Lehrers oder Lehrbuches, keiner Erwarrung einer 172 Erzic:hung, § 751Wc:rkc: 3,559: Gou hat dem Mc:nschen alle Übertretungen _in Rück· sich. auf �inen Sohn, d.i. in Rücksicht auf den selbsl1ndigen Umf.mg aller �iner Vollkorn· menheiten, gegen den und in dem jede Unvollkommenheit des Einuln verschwindet, lieber verz.eihen wollen" (Hervorhebung im Original) 17J Zu di�m Urteil Seppelfricke, Einheit, 317 174 En.iehung, § 36/Werkt 3,552 11) Erziehung, § 63IWerke 3,557 I� Erziehung, § 641Wc:rke 3,557; § 67IWerke 3.557: �nölig. daß jedes Volk dieses Buch eine Zeitlang rur das No nphIS!lIla . �iner Erkenmni.s.sc halten muß.e� (Hervorhebung vom Verf.wc:r) 117 Erziehung, § 651Wc:rke 3.557 171 Erziehung, § 59IWerke 3.556; § 77lWerke 3,560. § 721Werke 3,558 I'" Erziehung. § 76IWerke 3,559f. 110 Erziehung, § 86/Werke 3,56 J ..
216
AufkJärungsphilosophie
kommenden Vergeltung a1s Handlungsmorivacion"l. Der ..völligen AufkJä rung" der Vernunft, d. h. der hochstmäglichen Explikation des in ihr Angeleg ten, korrespondiert als inhalrliche Füllung des schon immer gegebenen Ver nunftimernums die .. Reinigkeit des Herzens ... , die uns, die Tugend um ihrer ahig rnachc"182• Der "garstige breite Graben"JU zwi selbst willen 1.U lieben, f' schen historisch Geschehenem und Bezeugtem einerseits und der Gegenwart andererseits, d. h. zwischen Offenbarung und Vernunft, Damals und Heute wird ülxrbrückt durch die Moral als einem zeidos gültigen Kontinuuml84• Es besteht sozusagen eine ma{(�riale Identüät zwischen Eides historica und fiducia nur, wenn man die Eides historica enthistorisiert, auf ihren ethischen Kern als notwendige Vernunftwahrheit reduziert und die Historie zu dessen Heraus steUung instrumemalisiertlls• Die Geschichte ist nicht Gegenstand des Glau bens, sondern Eniehung zur Erkenntnis desselben. Das Ziel der Eniehung, die vollständige Aufklärung der Vernunft, die höchstmögliche Ausbildung ih rer sittlichen Struktur ist dann quasi als fiducia die Vergewisserung bzw. der VoUzug des ..pro me"- einer universal und zeitlos gültigen Wahrheit. Die Enie hung durch Gon geht am Ende in die Sdbsteniehung der Vernunft über. Die Soteriologie wird transformiert in Eniehung. Die Eniehung verselbständigt sich von Gon und konvergiert mit dem Weg der sich selbst überlassenen Ver nunhl". Dadurch erhält der natürliche Weg selbst soteriologische Züge: das Vertrauen der ..fiducia"- gilt nicht einem Externum, sondern der eigenen ver nünftigen Konstitution, ihrer Emfaltungsmöglichkeit und ihren Fähigkeiten. Der zweite und dritte Artikel geht im ersten auf, der erste wiederum i n der Ikgcündung und im Vollzug der Sinlichkeit.
I1I
Vgl. Erziehung. § 881Wer� 3,561: der Neue Bund muß _ebensowohl aDliQuierct wer· den .. , als es der Abe geworden- (Hervorhebung im Original) 112 Eniehung. § 80IWerke 3,560; vgI. § 85IWerke 3.561: "da er das Gute tun wird, weil es das Gure ist, nicht weil willkürliche Belohnungen dan.uf gCSCttt sind, die seinen f1auerhaften Blick ehedem bloß heften und stärken sollten, die innern bessern Belohnungen desselben zu erkennen" 111 I.essing, 8rweisIWerke 3.3 1 1 1101 Vgl. auch lkweisIWerke 3.309: "ZufaJlige GeschichtsWahrheiten können der Beweis von notwendigen Vernunftwahrheiten nie werden" " I Zur DarSldlung des Glaubens als erwas Vernünftigem vgl. R. Siennlu, Glaube, TRE 13. 337. I 91T. I"; 8czcichnend ist folgendes. gegen den schwärmerischen Wunsch. sofort die Vollendung erreichen zu wollen, gerichtete Zitat. in dem die Wege des Kindes der Natur und desjenigen der Erziehung unter dem Begriff einer hypostasierten _Natur- zusammengef.aßt werden: Eniehung § 90IWerke 3.562: "Wozu sich die Natur Jahrtausende Zeit nimmt. soll in dem Augenblick seines Daseins reifen.
Gonhold Ephraim Lessing
217
2. Dü Oberwindung tUr Diastase von individutlur und univmaur Pädagogik durch Rtinkamation Die Unsterblichkeit wird von Lessing auf zwei verschiedenen Argumentati onswegen begründet, wobei der zweite den ersten ablöst und sich letzdich als subtile Variation des ersten erweist. Der erste. unzureichende Gedankengang setzt ein bei der notwendigen Korrespondenz von Tun und Ergehen. Dem AJren Testament ist, so meint ussing. wegen S(:iner Verhaftung an das Dies seits, der Gedanke einer jenKitigen. nicht materiell manifesten Vergeltung ursprünglich fremdl!7. Es entsteht jedoch durch die lnadäquanz von Tugend haftigkeit und Partizipation an den Gütern der Weh ein .. Knoten", der den Verstand zur Suche nach einer Lösung dieses Problems ancreibt und ihn öffnet für Einflüsse durch andere, wie z. B. die PerS(:r. die die Unsterblichkeit schon seit langem kanmenl88, Aber die sinnliche Grundausrichrung des israeliti schen Volkes, läßt den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele als Erleuch tung nüber ihre [des Volkes] eignen unerkanncen Schätze" nur zur Überzeu gung einer Minderheit werdenl89• Erst Chrisrus als uhrer. das Neue Testament als uhrbuch bewirken. ndaß ein andres wabn;s nach diesem Leben i.U gewärtigende uben Einfluß" auf die Handlungen gewinntl90• Lessing läßt es dann allerdings unausgesprochen, wie dies vonstatten gehen soll. In der Fortführung der Antithese und Überbierung der a1t- durch die neutestament liche Phase müßte nun von einem jenseitig. postmortal zu gewärtigenden Ver gelrungsakt, der notwendigerweise geistige. immaterielle Strafen und Beloh nungen zureilen würde, die Rede sein. Eben dies geschieht aber nicht, weil Lessing seine Gegenwart als Umbruchsphase von der chrisdich-neutestamem lichen in die rein vernünftige. völlig aufgeklärte Zeit versteht. In leuterer hat ein von der Handlung abgelöstes und dieser als Motivation. als externes Ziel gegenübertretendes Gericht keinen Platzl91• An dieser Stelle schlägt der erste Argumentationsgang in den zweiten um. Wenn es unmoralisch ist, im Hin blick auf eine kommende Vergelrung zu handeln. so kann die Annahme einer solchen nur ein vorläufiges pädagogisches Minel zur Förderung sittlichen Handelns minderen Ranges sein. aber keine tatsächliche Wirklichkeit, Das Gericht und die Rettung aus dem Gericht. das Heil liegt vielmehr im morali111
Eni�hung, § 221W�rke 3.548 1" ErU�hung, § 28IWerke 3.550; § 391W�rke 3.552; § 42/W�rk� 3.553 I" Eni�hung, § 40IWerke 3.553; § 43lWerke 3.553f. 1. En.iehung, § 57IWerke 3.556 1'1 Eniehung. § 831W�rk� 3.561: der Mann ist m i Unterschied zum JUngiing der. �d�r auch dann. w�nn di� Aus.sichten der Ehre und des Wohlstandes wegDII�n. sein� Pflicht zu tun vermögend sei"; § 851W�tk� 3.561: "da er das Gme tun wird. w�i1 es das Gm� ist, nicht w�i1 willkürliche Belohnungen dar.luf gesem sind. di� seinen flatterhaften Bli�k ehedem bloß hef t�n und stören sollten. die innern bessern Belohnung�n desselben zu erkennen"
218
AufkJärungsphilosophie
sehen Handeln selbst. Die Soteriologie wird. wie gesehen. identisch mit der höchsunäglichen Explikation der natürlichen Konsti(Ucion, die manifest ist in der vernunftinternen Begründung und ebensolchem Vollzug der Sinlich keif, Wenn dem aber so ist, kann ein vorzeitig gcsrocbener Mensch der Glück sdigkeit, des Heils nicht teilhaftig werden durch ein individuell nach seinem Tod scarrfindendes Gericht, auch nicht durch ein allgemeines und nach einem Zwischenzustand erlebtes. Er muß vielmehr in einem oder mehreren erneuten irdischen Leben die Möglichkeit zu einem im eigendichen Sinne rugendhaf rco Dasein erhalten. Die Erziehung zielt auf das Menschengeschlecht als ganzes ab. Der cioul oe Mensch ist darin mit eingebunden und zwar so, daß er die Entwicklung des Ganun in allen seinen Stadien mitvollziehtL92• Dabei können einzelne ihrer Zeit voraus sein und als Impulsgeber für die Weiterentwicklung des Ganzen aufl:reten. So erfährt erwa Israd eine Konzentration auf einzelne Israe liten, die dann der Universalisierung des Anliegens unter allen Völkern zu dienen haben I", So beginnen Individuen in der neutestamentlich bestimm ten Epoche zu ahnen, daß auch diese vorübergehen wird und mußI'" . kssing spielt mit der Option. daß die Besserung und die Unscerblichkeit der ab strakten Totalität der Menschheit ein völlig zureichender Gegenstand und Zielpunkt der Entwicklung sein könnte, wobei der Ewigkeit des Ganzen der Ganztod des Individuums gegenüberstündel�). Den Weg eines unpersönli chen Aufgehens des Individuums im Kollektiv wählte später im Gefolge He gels KArt Mant96• Lessing versteht ..Ganzheit" jedoch nicht abstrakt. sondern konkret. als Gesamtheit aller Individuen. 191
Eniehung. § 93/Werke 3.562: ftEben die Bahn, auf welcher du Geschlecht zu seiner Vollkommenheit gelangt, muß jeder eint.dne Mensch (der früher. der später) erst durchlaufen ha�n·; zum Konnex der individuellen und universalen Fkne auch: Erziehung. § 1.21We.rke 3.544r.; § 82/Werke 3.561 ." Ert.iehung. § 1 8fWerke 3.547: .um in der Folge der Zeit einulne Glieder des.selben so viel sichrer zu Erziehern allel übrigen Völker brauchen t.U können. Er erwg in ihm die künfti gen Enieher des Meruc.hengeschlechu· 194 Erziehung. § 68lWerke 3.557: ein ..faltigeres Individuum" soll sich hülen. die schwäche ren Mitschüler merken t.U lassen. "was du witterst. oder schon zu sehen beginnest"; vgl. § 7/ Werke 3.545: einulne Gegner des Polytheismw ." Erziehung, § 22IWerke 3.548: die Wunder geschahen ftnichl bloß rur die wenigen sterb lichen Juden, zu deren Zeiten sie geschahen und aufgeuichnet wurden: er hane seine Absich ten damit auf das pnu jüdische Volk. auf das ganu Menschengeschlechi. die hier auf Erden vielleicht �ig dauern sollen, wenn schon jeder dnulne Jude, jeder einulne Mensch auf immer dahinstirbt" 196 Das Kontinuum und die absolute Instanz ist für ihn die Gattung Mensch. Diese befindet ,ich in einer andauernden Bewegung. die den in unmenschlichen Arbc.itsbedingungen manife sten Tod zu üMrwinden (f2chtet. Insofern du Individuum sich durch du Jetzt des revolutionä· ren Tuns in diese 8cwcgung einbringt. hat es teil am Fonbestand des Ganzen. Nicht der Tod ist das Entscheidende. sondern die Geburt, das jeweils gegenwärtige Verinderungspotential. Dazu H. Breit, Sinndcutung. 462f.468f.; H. Schwart., Jenseiu. 160
219
Immanuel Kam
Dies fuhrt zu einer dop�lten Begründung der Unsterblichkeit i m Modus der Reinkarnation. Zum einen steht die sozusagen vertikal-intensive Dimen sion der En[Wicklung im Hintergrund. Keiner kann innerhalb eines Lebens alle Entwick1ungsstufen durchlaufen und zum höchsten Entwicklungsgrad gelangen 197. Zweitens läßt sich eine horiwmal-extensive Entwicklungsdimen sion aus dem Gedankenduktus erschließen. Die Emwick.lung soll alle je vor handenen Generationen umfassen. Es muß fur den in früheren Phasen des Prozesses Erzogenen eine Möglichkeit zur FortSetzung der Erziehung geben. Die Reinkarnation dient als Mittel zum Ausgleich der zeitlichen Dispropor cionalität zwischen den verschiedenen Stufen und Generationen. wie sie mit dem Erziehungsgedanken gegeben istl98• Die Unsterblichkeit als Reinkarnaci on ist zwar wie in den antiken Vorbildern 199 ethisch begründet. Anders als bei den alten Griechen ise die ethische Intention jedoch nicht mit einer stoffii ehen Dimension verkoppelt. Die Perfektion wird als positive Entfaltung des in der Vernunft Angelegten verstanden. nicht als zunehmende Privation vorn Leiblichen2°O. Die Leiblichkeit wird aber auch nicht wie bei Leibniz positiv integriert in die Entwicklung. Sie trin vielmehr an den Rand des Interesses. Die Auferstehung wird durch Reinkarnation ersent nicht so sehr wegen einer Leibfeindlichkeit. sondern weil sie anders als die Unsterblichkeit nicht fur den dominierenden Perfektionszusammenhang eine funktionale Bedeutung übernehmen kann. Die Unsterblichkeit ist fur ein Weitergehen des Fort schrins offen. die Auferstehung wäre dessen notwendiger Abschluß. Ein sol cher aber widerspricht dem Grundaxiom der Aufklärung. nämlich dem Sein als In-Bewegung-Sein20I,
IV Sittliche Existenz heißt unsterbliche Existenz (Kam)
1. "Suk" als vtrnunftimmantntt Funktion Immanuel Kam (1724-1 804) formuliert wohl die gerade in ihrer Ambivalenz wirku ngsgeschichdich weitreichendsten Aussagen über die Seele. wird zu fragen sein. ob er die Rede von "Seele" und "GOrt" tatsächlich ein fur alle Mal unmöglich gemacht hat. wie das viele behaupten. und ob er den Grundansatz seiner rationalisrischen Vorgänger verläßt oder vielmehr variien. Zur Verdeur-
Es
." En.i�hung. § 93.98fW�tke 3.562.563 ,,. Vgl. Seppclfricke. Einhdl. 332 '" Auf di� �tuft sich Lessing awdtüddich: En.iehung, § 95fWetke 3.563 100 Auch das "gtistigt''' Chrinentum verillt r ja lentlich dem V�rdikl d�r Insuffizienz; vgI. Eniehung. § 93fW�rke 3.562 101 Zur Unvoll�ndbarkd( des Fortschrill5: Eniehung. § 98fW�rk� 3,563: "Bringt' ich auf dnma..t so viel � daß es d�r Mühe wiedenukomm�n awa nichl lohn�lt. Dies gill. obwohl (hror�lisch die Er�ichbark�it des Zids fes'g�hahen wird: § 81.82fWtrk� 3. 560.561
220
AufkJärungsphilosophie
lichung der Intentionen und Entscheidungen Kants möchte: ich einige Zitate aus der von Kanr bekämpften Schrift .,Phäclon" des jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn anführen201• Mendelssohn schreibt dem Denkungsver mögen wie dann auch Kam eine Fähigkeit und Tätigkeit des Orclnens und Verbindens von sonst desorganisiert und planlos urStrcUf Gebliebenem zuMJ• Er identifiziert dann aber ohne weitere Reflexion das vorgängige Kontinuum der Tätigkeiten mit einer ontischen Substanz, deren Grundprädikarion der Einfachheit aus dem Gegenüber zur Variabilität und zur Ausdifferenzierung der Tätigkeiten fol�. Die ontische. nicht nur noerische Dimension der Aussage über eine Verbindungsgräße des Wahrgenommenen kommt in der Wahl der Termini zum Ausdruck: ..Was in dem weiten Raum der Körperwe!t zerstreuet ist, dränget sich hier, ein Ganzes auszumachen, wie in einem Punkt zusammen"; "ein innerlich wirksames Westn, das Ausdehnung und Farlx, Ruhe und Bewegung, Raum und Zeit sich vorstellet, verbindet, trennet, ver"" gel I ·ehet, wählet ... " Kennzeichen und Fehler der sogenannten rationalen Psychologie206 ist in der Sicht Kanu der Schluß von einer bestimmten Tätigkeit auf ein dem korre spondierendes und zugrundeliegendes Sein. Die Denktätigkeit ist nicht wie bei Descartes Vollzug einer schlechthin intelligiblen Existenz, modaJe, indi viduelle Manifestarion der einen denkenden Substanz und Partizipation an deren Eigenschaften. Die aJleinige Grundlage der rationalen Psychologie ist das ..ego cogito" Descanes·207• Dieses gibt nach Ansicht Kams allerdings bei weitem nicht so viel her, wie das vorher üblicherweise angenommen worden sei. Das Ich ist zwar in der Formulierung des Sanes seiner Existenz nach ent haJten, alxr es ist damit noch keine Aussage über sein Wesen gemache. Der .
102
Iki !
Immanuel Kam
221
Konnex von Denken und Sein ist keine verallgemeinerbare. objektiv gegebene Tatsache. die schlußfolgernd auf das konkrete, denkende leh angewendet wer den könnte. Mit dem sozusagen grammatikalischen Ichsubjekt des Satzes .,ego cogito" ist noch nicht eine objektive Wesensbeschreibung gegeben, die aus der Denktätigkeit und -fähigkeit bestimmte Attribure ableiterrn'. Die Substantia lität des Subjekts ist nicht auf analytischem Wege aus dem vorgegebenen em pirischen Faktum des "Ich denke'" 1.U erschließen. sondern stellt eine Erweite rung über die unmittelbare Sarzaussage hinaus dar, ein synthetisches Urreip09. Zur Erfassung des Substanzcharakters wären Sinnesdata, Anschauung nötig, weil dieser "ganz außer dem Felde des Verstandes und seinem Denken" liegt2 10, Ein denkendes Wesen ist aktiv, Subjekt, und nicht ein Objekt, über das, sofern es als Subjekt fungiert, die Eigenschaft der Substantialität ausge sagt werden kann1l1, Es geht nicht um die Einfachheit der Substanz, sondern um "eine bloße logische, qualitative Einheit des Selbstbewußtseins im Den ken"212, Die Einheit des Selbstbewußtseins ist vom Denkakt nicht loslösbar und erwa zum Gegenstand von Anschauung zu machen; sie muß im nur-sub jektiven Rahmen verbleiben2l3, Unter der Grundprämisse des Kamischen Sy stems, nämlich der Begrenzung der Erkennrnisf ahigkeit und -tätigkeit auf den empirischen Bereich, erweist sich die notwendige Zirkelhaftigkeit des "ego cogito"21�. Das Ich ist eine .,für sich selbst an Inhalt" gänzlich leere Vorstel lung"m, Von einem empirischen Tatbestand wie dem "Ich denke" ist es un möglich. "über die Erfahrungsgrenze hinaus etwas dogmatisch auszurna chen"116. Ober den Vorgang des Denkens hinaus ist nichts zu sagen, alles andere dem als ein Moment desselben einzugliedern, 101
KrV B 420/AA 3,274, IGf. 18f.: nicht: �ein jedes denkende Wesen existirr"; sondern: Hich e:xisrire denkend�; vgl. B 422/AA 3,275, 33; 276,18f. KrV 8 XI..-XLI/AA 3,23-25 1 10 KrV B 408/AA 3,267.35f. I 1 1 Kam weist auf die qualitative Verschiedenheit der Gegenstiinde des Ober- und Untersat, zes des Vernunfischlusses der r;uionalen Psychologie hin: (Obersarz): �Was nicht anders als Subjekt gedacht werden kann, exinirt auch nicht anders als Subjttt und ist also Substanz"; (UOIersarz): .. Nun kann ein denkendes Wesen, bloß als ein solches betrachtet, nicht anders als Subjekt gedacht werden�; (conclusio): ,.Also cxistin es auch nur als ein solches, d.i. als Sub.. st:lnZu: KrV B 4 \ Of./AA 3,269,16-20; vgl. B 404/AA 3,265,30-32; B 404/AA 3,266,2f. m KrV B 4 1 3/AA 3,270,21-23 11) Der "Mißvcrnand der rationalen Psychologic" ist dieser: �Die Einheit des Bewußtseins, welche den Kategorien zum Grunde liegt, wird hier Hir Anschauung des Subjccu als Objecu genommen und daraufdie Kategorie der Substanz angcwandt�: KrV B 421 f.1 AA 3,275, 14-17; 3,275.17-20: "Sie ist aber nur die Einheit im Denkcn, wodurch allcin kein Objcct gegeben wird, worauf also die Kategorie der Substanz, als dic jwen.cit gegebene Anghauyng voraus sem, nicht angewandt, mithin dieses Subjttl gar nicht erkannt werden kann" 214 KrV B 404/AA 3,265,22f.: (bzgl. Subjekt der Gedanken) "um welches wir uns daher in einem beständigen Cirkel herumdrehen" '" KrV B 404/AA 3,265, 15-18 116 KrV 8 424/AA 3,276,2-4 10')
222
Aufklärungsphilosophie
Di� Auseinanderscnung mit der rationalen Psychologie bzw. der rein ratio nal �ründe(en Metaphysik betrifft die Bestimmung der �ichwei(e und der Grenzen der Vernunft. Ein exklusiv rationaler Ansatz hält die Sinnesweh für Schein und legt durch die Vernunft gebilde[t� Begriffe zugrunde. von denen her weitere Deduktionen möglich sind. Der Mensch kann demzufolge auf grund einer analogen rationalen Struktur zuverlässige Aussagen über den in rcl1igiblen Bereich machen. Einen überschritt vom ..in imdlectu" zum "in cc" lehnt hingegen Kant wegen einer im Gefolge von David Hurne vertretenen empiristischen Grundenrscheidung als unmöglich ab21'. .,Es ist aber gäm.lich unmöglich, aw einem Ikgriffe von sc:lhst hinaus zu gehen und, ohne daß man der empirischen Vc:rknüpfung folgt ... zu Entdeckung neuer Gegenstände und überschwenglicher Wesen zu gelangen"2L8. Nicht die Vernunft in einer isolier ten Stellung ist zuverlässiger Garant der Wahrheitsfindung, sondern die sinn liche Wahrnehmung. Die Vernunft gerät dabc:i jedoch anders als bei Locke und Hume niche in eine rein rezeptive Stdlung. nSede" ist nicht ein neutrales Aktionsfdd von Sinneseinflüssen. Vidmehr betreibt Kant eine Verbindung von Empirismw und nichtempirischer Vernunfttäcigkeit. Da auf der begriffli chen Ebene durch analytische Explikation des im Terminus enthaltenen Be deumngsgehaltes keine Erkennmiserwc:iterung möglich ist, muß die Synthese auf empirischem Wege erreicht werden. Die Vernunft ist konstitutiv bezogen auf die empirische Welt, wird jedoch nicht. wie ein rein empiristischer Ansan annimmt, von ihr bestimmt, sondern erfüllt eine aktive Funktion ihr gegen über. Die Erkenntnis soll sich nicht nach den Gegenständen, sondern die Ge genstände nach den vorgegebenen Strukturen der Erkenntnis richten2L9• Ein Wechselverhältnis zwischen sinnlichem und rationalem Bereich, ohne das die Sinnlichkeit blind und der Verstand leer bliebe, ist nur dadurch zu erreichen, daß die rationale Komponente nicht von den Wahrnehmungen herkommt, sondern ihnen vorausgeht und dabei wesenhaft auf sie bezogen is�. Das Ziel ist die Erstellung von synthetischen Urteilen apriori. d. h. auf den empiri schen Bereich bezogenen Erweiterurigsurteilen, die das Konkrete unter immer schon vorhandene und universal gültige Strukturen subsumiert und dadurch erst erkennbar machcl2L• Die rationale Tätigkeit besteht in der Systematisie rung und Vereinheitlichung der mannigfaltigen Wahrnehmungen bis hin zu der höchsrmöglichen Vernunfteinheit222• Dies vollzieht sich in einem Stufenn7 UI
21'
39.76 �
Vgl. dazu Gdsler, Goucsbcweis. 26.27.31 KrV 8 667/AA 3.425,6-9 KrV. Vomde zur 2. Aufl.: 8 xvt/AA 3, 1 1 .37-3. 12.8; dazu Baumganner, Anlcirung.
Vgl. K.-Y B 75/M 3.75.13-18 III Vgl. KrV B 13f.1AA 3.36.5-10 m KrV 8 365/AA 3.243.26-29: ftcine bloß logische Vorschrift, sich im Aufsteigen zu im mer höheren Bedingungen der VollSliindigkcit derselben zu nähern und dadurch die h&hste uns mögliche Vernunfteinheit in unsere Erkenntniß zu bringenM
Immanuel
Kam
223
weg: der Verstand ami1.ipiert durch seine ihm eigenen Begriffe, die Kategori en, die Form möglicher Erfahrung; die Verstandesbegriffe wie Raum und Zeit gehen der potemieUen Erfahrung als deren Ermöglichungsgrund vorher und gelten universal vor und für alle ErfahruntlJ. Wie die Sinnlichkeit für den Verstand. so ist der Verstand bzw. sind dessen Begriffe der Gegenstand der weiterführenden Vereinheitlichungstätigkeit der Vernunft2H. "Der Verstand mag ein Vermögen der Einheit der Erscheinungen vermitteln der Regeln sein, so ist die Vernunft das Vermögen der Einheit der Verstandesregeln unter Prin cipien"m. Die Vernunft soll die Verstandesregeln unter Prinzipien vereinigen, zu den bedingten Erkenntnissen des Verstandes das Unbedingte finden und so die Einheit voIIenden226• Das Unbedingte ermöglicht die Symhesis der Be dingungen der Erkenntnis. d. h. der VerstandesbegrifTel27• Der Begriff eines solchen ..Maximums in concreto" kann jedoch nicht in der Erfahrungswelt aufgefunden werden, sondern ist eine diese übersteigende. also transzendenta le Idee218• Die Ideen, die Vernunftbegriffe sind nie gegeben, empirisch faßbar, sondern wie die Vereinheitlichungstärigkeit. deren methodisches Ziel und Element sie sind. stets aufgegeben und sozusagen je neu zu voJlziehenlZ9• Die ..Welt" als eine der transzendentalen Ideen der Vernunft ist nur als B� griffder absoluren Toralität der Reihe der Bedingungen vorhanden. Ein Gan u:."', das aus unendlich viden Teilen besteht, ist in sich widersprüchlich und unmöglich. Das Unendliche kann nicht eingefangen und begrifflich um gren1.t bzw. 1.U einer Prädikation einer Größe gemacht werden. Die Welt exi stiert nur im Vorgang des Bestimmens. als Facette des Denk- und Ordnungs vorgangs, im Bewußtsein, aber nicht a15 fertig Gegebenes. empirisch Faßbares. Der regressus in infinitum. der die Bestimmbarkeit und das Vorhandensein 11J
Vgl. KrV 8 129-I3I1AA 3,107.1-108.15; B 303/AA 3.207.12-17; B 305/AA 3.208.24-27; 3.209.2f.: die Kategorien sind die �reine Form des Vcrstandesgcbrauchs in Anse hung der GegenStände überhauptM und haben die: Aufgabe. �du mannigfaltige: in der Anschau ung Gegebene: in e:in Bewußtsein a priori zu vcreinige;n"; B 3671 M 3.244.30-32 U4 KrV 8 6921M 3.439.29{.; B 6721M 3.427.27-32: die Vernunft hat den Versta.nd und �dc:s.se:n zweckmäßige: Anstdlung Ulm Gege:nsunde; und wie diescr du Mannigfaltige im Ob jekt durch Be:griffe: ve:te:inigt. so verdnigt jene: ihrerseits du Mannigfaltige der Begriffe: durch IdttnM us KrV B 359/AA 3.239.27-29 H6 KrV B 356/AA 3,238.10(: die Ve:rnunft als �das Ve:rmöge:n de:r Principien�; B 364/AA 3.242.34f.; B 365/AA 3.243.26-29 U7 KrV B 379/M 3.251.16-22; B 393/AA 3.259.16-19 ua KrV B 385/M 3.254.26f.; B 317/M 3.254,1f.: �lch verstehe unte:r der Idee einen nothwendige:n Vernunftbcgriff. de:m kdn congruire:nder Gegenstand in de:n Sinnen gcgc:ben we:rde:n kann"; B 317/M 3.250,IOf.: �Ein Begriff aus Notionen. de:r die Möglichkeit der Er f.lhrung übersteigt, iSI die � oder der Ve:rnunftbcgriff' (He:rvorhebung im Original) nt KrV ß 3801M 3.251,34-252.1: �Dahe:r sind die: rdne:n Ve:rnunftbcgriffe von dc.r Tota lität de:r Synthesis de:r Ikdingungen we:nigstens als Aufgaben. um die Einheit des Verstandes wo möglich bis zum Unbe:d.ingten forttuscn.cn. nOlhwendig und in der Nalur de:r menschlichen Ve:rnunft gegründet"
224
Aufklärungsphilosoph ie::
des Unendlichen voraussetzt, muß ersel:7.( werden durch einen regressus in indefinitum, der die Unabgeschlossenheit und das beständige Aufgegebensein des Bestimmens implizicnlJO• "Gon" steht ehc::nso wie die Idee der Welt und dann auch die der ..Seele" unter dem methodischen Vorbehalt des ..Als-ob"m. Es wird so g(:[ao. als gäbe es eine ..Totalirät der Bedingungen. Gegenstände überhaupt". einen ..Grund der Möglichkeit der sinnlichen Reihe überhaupt". eine schlechthin norwendi ge Ursache, obwohl dieses nicht in der SinnesweIr begegnen kann, sondern dieser schlechthin als ein "eos exrramundanum" enthoben isrH. Die Idee ei ner lenten Ursache ist denkmäglich und -norwcndig. aber auch nur diesll3. In der Welt ist nicht ein .. Princip der größtmöglichen Einheit der Erscheinungen als deren obersler Grund" aunuweisen.!3-t. Gleichwohl muß. um dem Axiom der zunehmenden Vereinheitlichung als Voraussetzung der Erkenntnis zu enr· sprechen. in einem denkerischen Akt zu allem real Existierenden ecwas Not· wendiges gesucht werden. je neu und fortschreitend ohne Aussicht auf eine Vollendung des Prozesses215• Ebenso ist ..Seele" eine nachträgliche terminologische Inrerpretation eines nocwendigen Sachverhaltes innerhalb der ordnenden Tätigkeit der menschli· ehen Vernunft. Es geht um die Einheit des denkenden Subjekts im Vollzug der Vereinheitlichung der Erfahrungen2J6• Die Einheit der Erfahrung. wie sie im Srufenweg zu den Vernunftbegriffen hin je neu aufgegeben ist, in aber nicht die Erfahrung von Einheit. weil dies unsinnigerweise das nur im Subjekt kon· struierbare Unbedingte auf objektive Weise zugänglich machen woHre2J7• Die n
'" KN B 545/AA 3.354.9-12; B 54G/AA 3.354.21>-28; B 547/AA 3.355.4(; B 550UAA 3.357.16-22; B 552/AA 3.358.1 8-22; B 5551AA 3,360.8-12. Dazu auch &umgartn�r. An· leitung. 105f. 1 1 1 ZJI VgJ. dazu Geisler. GOClcs�eis, 70fT. 1.11 KrV 8 398/AA 3,262.11-16; B 587/AA 3.378.8- 10; B 589/AA 3.379, 12-18; B 5921 AA 3.38 J , J 6f.; �d�n f\ir uns bloß transcendentalen und un1x:kannt�n Grund der Möglichkeit der sinnlichen Reihe überhaupt�; B 647/AA 3,412.36-413.4; ein �rcgulatives Princip der Ver nunft. alle Verbindung in d�r Weh so anlUseh�n, a lsob sie aus einer allgenugsamen nothwendi gen Ursache �ßlspr.ingc, um da.rauf die Regel einer systematischen und nach allgemeinen Ge setzen nothwendigen Einheit in der Erklärung derselben zu grunden. und ist nicht eine Be hauptung einer an sich nothwendigen Existenz" (Hervorhebung vom Verfasser) W Als erlaubt gill. sich �einen intelligiblen Grund der Erscheinungen, d.i. die Sinnenwelt, und denselben befreit von der Zur:otl ligkeit d�r lettteren Izu) denken"; KrV B 59l1AA 3.381.31-33; "ßI. B 5921AA 3.381.5(13-15 1.)4 KrV B 645/M 3.4 1 1 .36f.; 4 1 2 , 1 f. 1.1' KrV B 644/AA 3.41 1 , 16-20; �zu allem, was als o:islirend gegeben ist, erwas zu suchen. das nothwendig ist. d.i. niemals anderswo als 1x:i �in�r a priori vollend�[en Erklärung aufzuhö ren, andererseits aber auch di� Vollendung niemals zu hofTen, d.i. nichts Empirisches als unbedingt anzunehmen, und sich dadurch f�rnerer Ableitung zu überheben1)6 Vgl. KrV B 39J1M 3.258, tof. U1 Vgl. Suawson, Grenzen. 140; Bona M�r. Psychologie, 225f.; Geisler, Gomsbeweis, }4,41,45; Henrich, Gottesbeweis. 142.147
Immanuel Kam
225
Subjektivität ist nicht eine Seins-, sondern eine FunktionsbestimmungllB. Die Seele ist nicht geistig strukturiert; sie enthält nicht eine ihr wesentliche Ver nunftdimension; vielmehr ist die Seele ein Moment am Geist, nicht i m stoff lichen. sondern aktua1en Sinne - a1s Funktion der Tätigkeit des Geistes. Wie "Welt" und "Gon", so übernimmt "Seele" eine heuristische. regulative Aufga be, nicht eine konstitutive. E.s geht um eine logische. nicht ontologische Aus sagelJ,). Zwar ist es wohl richtig. von Grenzen der Reichweite der Vernunft zu spre chen240• Allerdings muß man frag� n. ob die Grenzziehung mit rein natürli chen Gesenmäßigkeiten und die ü berschreitung der Grenze als Vergehen der Nichtbeachtung solcher natürlichen Zusammenhänge. als transzendenta1er Scheinl41 erklärt werden kann. Kant übersieht völlig erstens den soteriologi sehen Sachverhalt, daß der Mensch als Sünder zur tatsächlichen Erkenntnis des erkennbaren Gottes nicht imscande ist (Röm. 1 . 1 9-21), seine Vernunft korrumpiert isr42• Zweitens bricht die intelligible Welt, die Transzendenz als selbst aktive Gewißmachungsinsranz weg. Kam ist fixiert auf den Ausgangspunkt beim menschlichen Subjekt. das sei ne Umwelt a1s Objekt zu sich in Beziehung setzt und sich ihrer vergewissert. Der Unterschied zu seinen Vorgängern besteht darin. daß er die Dimension d�r Stofflichkeit bzw. Stoffiosigkeit aus der Verhältnisbestimmung der Ver nunft zu ihrer Umwelt ausklammert. Der Mensch ist nun nicht qua Vernünf tigkeit ontisch mit der intelligiblen Welt verbunden und infolgedessen zu Aussagen über dieselbe imscande. Er ist vielmehr - und diesen stoffiich-nocti sehen Zusammenhang besrreitet Kam nicht - völlig dem sinnlichen Bereich verhaftet und auf ihn u:nrriert24J• Die Seele wird geradezu auf ihre sensitiv vegetative Dimension reduziert bzw. übernimmt die Vernunft Steuerungs funktionen für den ursprünglich inferioren, unter Kanrs empirisrischer Prä misse jedoch einzig zugänglichen und relevanten Bereich der Sinne. Die Vernunft hat keine transzendierende Bedeutung, weil die transzendente Welt auf die Vernunft selbst zusammenschrumpft, die Gegenstände der Metaphy sik zu funktiona1en Vernunftinterna werden und auch über die Vernunft selbst nicht mehr a1s ihre aktive Bedeutung für den Wahrnehmungsvorgang ausgesagt werden kann. Der überempirische Bereich wird unzugänglich, die menschliche Erkenntnis profanisiert. weil kein anderer Zugang als der über UI m
Vgl. Köhler, Goneslxwei5. 47.�� KrV B 644/AA 3.4 1 1 ,20-23; B 647/AA 3,413.4-6.14-17; B 426/AA 3.278.2-�; B
407/AA 3.267.12-14; B 397/AA 3.261.15-17 ,� Vgl. KN B 421fAA 3.274.36-275.4; B 423/AA 3.275.29-3 1 ; B 4WAA 3.276.2-4 141 Zu diesem T erminus: KrV B 349fT./AA 3.2341f. !.l unher: WA 24,14-16: "So lasl un5 nu die vernunffl und unser naruerlich liechl prtySCn
und rhuemen. Was iSI es anders denn blindheil und finslernis?l'U Kam lehnl jeden "bloß 5peculad�nM Gebrauch der Vernunfl als fruchtlos ab: KrV B
664/AA 3.423. 10-12
226
Aufklärungsphilosophie
das menschliche Subjekt in seiner Konstitution, seiner Anlage in den Blick
kommt, eben diese transzendierende Dimension der Konstitution aber wegen der al1gemein-kosrnischen Entgegenscnung von Phänomena und Noume na244 bestrincn wird. Wenn man jedoch die sottriologisch� Begründung der begrenzten Fähigkei tcn der Vernunft beachtet. so wird auch ein sottriologisch" Wtg zur Aufbrc chung der Grenzen und zur Herstellung eines Transz.endcnzbezuges sichtbar. Gott und Sccle mü�n nicht das mögliche oder unmögliche Objekt des cf kennenden Vcrnunftsuhjckts sein, Es könnte ja auch Gou das Subjekt und der Mensch das Ohjekc sein. die Erkenntnis Folge und Nachvollzug einer Offen barung. Die Trennung von Subjekt und Objekt würde dann von der Seite Gones her überwunden, nicht durch einen stofflichen Modifikacionsvorgang wie bei Spinoza. sondern durch das geschichtlich-heilsgeschichdiche. komin geme Handeln des gegenüber dem Menschen distinkt bleibenden Subjekts Gott. Der Substanzgedanke betrachtet genauso wie eine ihn und seine Konse quenzen ablehnende Konzeption die intelligible Welt als eine statisch scrukcu rierte und in sich geschlossene überwelt. aus der ein aktives Eingreifen in die empirische Sphäre allenfa]Js in den durch die letztere vorgegebenen Bahnen und in Anknüphmg an diese erwaner werden kann. Die Schrift kennt die Transzendenz hingegen als ein wirksam� Externum, das geschichtlich und verbal in diese Welt hereinbricht. Es geht in ihr nirgendwo um Gonesvorstel lungen. um GOtt als Funktion und Jmplikac der eigenen Denktätigkeit, um eine lendich unnötige und überflüssige theologische Interpretation einer in haltsleeren und abstrakten Chiffre eines die Versrandesbegriffe vereinheitli chenden Unbedingten. Vielmehr beruht die biblische Anssage über Gon, die nicht in Beliebigkeit, sondern in Gewißheit geschieht. auf einer Begegnung mit Gon. einem Widerfahrnis von außen, einem noch im Akt des uugnisses manifesten pneumatischen Geschehen2H. Der Mensch denkt aufgrund des Gegebenen, nun aber nicht nur im Vollzug und in den Begrenzungen seiner pcotologisch-natürlich gegebenen Konstitution, sondern in Rückbindung an ein soteriologisches Geschehen an mm246• 1+4
KrV B 294ff.lAA 3.202ff. "HS Z. B. Ex. 15.21; I.Joh. 1.1-4; I.Kor. 1 1 ,23-26 (Zusammenschau da vcrgangenen Wir kens Chrisli am �uz und in Offenbarung an Paulus. des gegenwärtigen im Goncsdienst des Neuen Bundes, des zukünftigen in der Parwie); I.Kor. 15.3f.; Röm. 10.17 (Weitenragen und Weiterwirkt:n des WOrtes Christi in der Predigt. Vgl. dazu ICH. Michel, K2nt. 240.243.244f. Er weiS! cbd., 23M.• auf die akute Möglichkeit des Atheismw hin, die im ) 9. Jahrhundert don Wirklichkdt wurde. wo mil einer Radikalisierung des empirislischen Ansan.cs die Notwendig keit ohnehin inhaltsleerer Vernunftbcgriffe entfiel. Hol K.-H. Michel. Kam. 245.247. betont die empirisch f2ßbare Geslah zumal des geschicht lichen Handelns an und für lsrael. das die dualistische Verbannung Goues in unzugängliche und lentlich unimeressante Sphmn. wie sie in der Aufklärungsphilosophie üblich iSI, durch bricht. Zu erinnern wire hier auch an die Akuntuitrung dtr Kondesundtnz in Lurhtrs chri srologischtn AwRlhrungc:n. Unberücksichtigt bleibt bei Michd dit pntumatische Vergcg.en-
Immanud Kam
227
Ein nicht-komtitutiondks bzw. nichHubstanZlmt% giJch�s Su/mvmtändniJ wird von !VlntJ Kritik nicht gltroffin. Es witkrkgt vi�/m�hr mit s�intm Ausgangs punkt b�im göttlichm Exurnum K4ntJ subj�ktiviJtisch� und �mpiriJtuch� Prä. ml$un.
2. Die ethisch, Transformation des rationalen Ansatzes a) Di� Ko"(/ation von �rnunfi und mora/uch(m G�utz als transundiumtk Dimmsion
Ein Stück weit muß das zuvor Gesagte revidiert werden, insofern Kam die Gtenze zur intelligiblen Welt an einem für die Aufklärungsphilosophie cha ral<.teristischen Punkt aufbricht und der Vernunft in einer bestimmten Weise die Fähigkeit zur Transz.endierung der menschlichen Existenz zuspricht. Die .,Kritik der reinen Vernunft" hat mit der Behauprung der Denkmöglichkeit und -notwendigkeit der transz.endentalen Ideen gleichsam eim:n hinsichtlich des Rc:alitätsgeha!tes intelligibler Gegenstände leeren Platz freigehalten, den die .,Kritik der praktischen Vernunft'" mit ihrer Aussage über das moralische Gesetz auszufüllen imstande istw. In praktischer Absicht ist die Erweiterung des Vernunftgebrauchs in den überempirischen Ikreich hinein möglich.!4!. Dies ise der Schlüssel, der einen Ausweg aus dem Labyrinth eröffne{. in das man mit dem rransz.endentalen Schein geraten wai4'. Eine doppelte Konstitution als irdisches und nicht-nur-irdisches Wesen hae der Mensch bei Kant allerdings nicht auf stofflicher Ebene. so daß er aus ma teriellen und immateriellen Elementen zusammengesetzt und mehr oder nur mit den letzteren zu identifizieren wäre, sondern aufgrund der Partizipation an zwei entgegengesetzten Formen von Kausalität. Der Mensch nimme sich beobachtend wahr als eine der Erscheinungen in der Sinnenwelt. als Phaeno menon. als eine abgeleitete Ursache natürlicher Ereignisse. die ihrerseits empi rischen Gesetzen unterstehe. Auf reflexivem Wege. durch Ap�rzeption er kennt er sich jedoch auch als einen intelligiblen Gegenstand, der in Spontaneität eine eigene, von vernunfi:internen Ideen und nicht von andere ren Erscheinungen bedingte Ordnung zu bilden befahigt isr250• Nicht der Ver nunftbesitz als solcher. nicht die Denktätigkeit und die in der rationalen Psy chologie, etwa bei Descartes. damit verknüpfi:en Eigenschahen des Menschen erheben diesen über die Sinnenwelt. Die Vernünftigkeit alleine ist insuffizient winigung und � neu� Manifesl�uion des Handdns Gones, wi� 5i� im Gonesdj�nst geschi�hl und sich an d�n irdisch�n Buchsabt:n d�r Schrift und di� irdisch�n EI�m�nI� dtr Sakram�nI� bind�l. 141 KpV A 84/AA 5.48,27-29; A 85/AA 5.49,3-9; A 73f.1AA 5,42,22--43,9 1. KpV A 218/AA 5,121,13-15 14' KpV A 193/AA 5,107, 15-17.28f ,� KN B 574UAA 3.371 .4-9. 15-19.27-29, B 576/AA 3,372.5-10, B 569/AA 3,367.31 f[ .
228
AufklärungsphiJosophie
zur Akzc:nruierung des menschlichen Propriums. Das Menschsein in vielmehr unter drei Dimensionen zu bestimmen: die ..1ierheic" bezeichnet den Men schen ab lebenden; die "Menschheit" ergänZ{ dies um die Vernünfigkeit; diese wird überboten durch die .,Persönlichkeit" bzw. besser: durch die ,,Anlage für die Persönlichkeit" als .. Empfanglichkeit der Achtung für das moralische Ge sen". als Fähigkeit zu einer freien und daher zurechenbaren Handlung2�'. Die Vernunft könnte: auch nur das erfüllen, was der Instinkt in den TIeren leistet, nämlich die mechanische Entsprechung gegenüber den Naturgesenc:n. Der Mensch besitzt die Vernunft aber "üherdem noch zu einem höheren Behuf', nämlich zur Erkenntnis und Umsetzung des an sich Cuccnm. Die Bestim mung des Menschen als eines endlichen und z.ugleich vernünftigen Wesens25J wird präzisiert durch die Dialektik eines Naturwesens und eines moralischen Wesensl�. Der Mensch hat eine sinnliche Natur, insofern er bedürftig ist, das ersehnte Wohl z.ur Handlungsmaxime macht und wie die Tiere ein Glied der Natur ist, die sich den Willen ihrer Glieder unterwirfim. Er ist bz.w. wird übersinnlich, wenn er die Natur dem Willen unterwirft, indem er dem Geserz der Freiheit als einer nicht sinnlich, sondern durch das an sich Gute bedingten Kausalbestimmung folgrS6• Geriet die "Seele" als regulatives Vernunftprinz.ip in die Nähe der traditio nellen sensitiv-vegetativen Seele, so besteht die Geistigkeit der vernünftigen Seele nicht im Faktum der an Substam.haftigkeit und Einfachheit festgemach ten lmmatetialität, sondern in det lmmaterialität als Sollbestimmung in der Motivierung des Handelns. Lerztere ist aber in ihrem Daß ebenso ein univer sal für alle Menschen als vernünftigen Lebewesen gültiges Faktum wie die mit dem Vernunftbesirz gesetzte Immaterialirär. Dies äußen sich im Axiom der Universalisierbarkeit der jeweiligen individuellen HandJungsmaximenl57• Das von der Vernunft Gebotene ist für jeden "ganz. leicht und ohne Bedenken einz.wehen"2". Die Konstanz., der schlechthin objektive und daher allgemeine Charakter des moralischen Geserzes in in seiner deontologischen. rein forma len Wirkungsweise begründer�'. Dem materiellen Bereich. der Sinnen- und 1'1 Rdigion B 16-18fWeischtdd 4.673.674 m
KpV A J08f./AA 5,61 ,32-62,7 m KpV A 57/AA 5,32.16 m Rdigion B 23--25fWdschedd 4,678 ns KpV A 74/AA 5.43, 13-16; A 17IAA 5,44,27-35; A 107/AA 5.6 1 . 1 6-20 � KpV A 74f.lAA 5.43, 16-19.26-30; A 171M 5.44.32f.; A 1 19(fM 5,67.32-68.2.19f.; A 1 2 1 f./M 5,695-8 n1 KpV A 54/AA 5.30.38f.: ..Handle so. daß die Muime deines Willens jederzeit zugleich als Princip einer allgemeinen G�ngebung gdten könne"; vgl. A 57/M 5.32.31f.; A 6 1 /AA 5.34.31 f.; A 64/AA 5,36,23f. n. KpV A 64/M 5,36,28-3 1 m KpV A 48/AA 5.27.4-6: _nur als solche Principien ..., die nicht der Materie. sondern blos der Form nach den Ikslimmungsgrund des Willens enlhalten�; vgl. A 52/AA 5.29,21 f.; A 55/AA 5.31.1 2f.; A 6IJf.lA 5.34.25-29; A 71/M 5.41 .31-38
229
Immanud Kam
Erscheinungswelt enrstammen die materialen, d. h. inhaltlich orienriereen Be srimmungsgrunde des HandeIns. Die Erlangung eines begehnen Objekts, die Lustempfindung erscheim zwar als subjektiv notwendig, kann aber wegen der Vielzahl denkbarer Zielgegensrände der Neigung objektiv nur lufaIlig sein260• Das menschliche Proprium besteht nicht schon in der Vernünftigkeit, son dern in der durch diese ermöglichten Freiheit. Diese äußere sich negativ in der Unabhängigkeit von den empirisch-sensualen Gesetzen, positiv in der Spon taneität, die sich in der unmirrelbar und exklusiv gesengeberischen Tätigkeit der Vernunft äußer�l. Diese Autonomie besagt nicht, wie es in der Folgezeit oft mißverstanden wurde, eine Loslösung von jeglichem Gesen und eine un verbindliche Existenz gemäß dem Lusrprinzip. Dieser Zustand, in dem sich die Vernunft Vorschriften zur Befolgung pathologischer Gesene gibt, kenn zeichnet Kanr als Heteronomie26l• "Freiheit heißt also nicht Entscheidungs freiheit, sondern Freiheit zur Sitdichkeit"26J. Es ist nicht die Frage, ob man einem Gesetz folgt, sondern welchem. Dem menschlichen Spezifikum, der Eigendichkeit des Menschen wird nur Rechnung getragen, wenn man sich vom moralischen Gesen als dem Korrelat und Implikat der Vernunft beherr schen läßt"'. Das Verhältnis des Menschen zum moralischen Gesetz hat im Kantschen System etwa dieselbe Bedeutung wie: die Dimension des "coram Deo" bei Lu-
HO
KpV A 38/AA 5.21,14-16.32-22.3, A 40f.!AA 5.22,8-14.27f.; A 46/AA 5,25,32(; A 47/M 5,26,5; A 50/AA 5,28.4; A 48/AA 5,27. 9-12 161 KpV A 45/AA 5,24.40-25.1: �allein ist Vernunft nur. SO fern sie ur r sich selbst den Willen bestimmt (nicht im Dienste der Neigungen ist)"; A 45/AA 5.25.6-10: "Die Vernunft bestimmt in einem praktischen Gesetze unmilldbar den Willen. nicht vermiudst eines dazwi schen kommenden Gef'Uhls der Lust und Unlust, selbst nicht an dic::sc:m Geserzc. und nur. daß sie als reine Vernunft praktisch sein kann. macht es ihr möglich. g:sc:agd?(nd zu sein" (Hervor hebung im Original); vgl. A 721M 5.42.4f. JIlJ KpV A 59/M 5.83.27-84.2: �Könnte nämlich ein vernünftig Geschöpf jemals dahin kommen, aUe moralische Gesc:nc völlig errne zu thun. so würde das so viel bedeuten als. es unde sich in ihm aueh nicht einmal die Möglichkeit einer Begierde ... die überwindung ... bedarf also Selbsrzwang ... zu dem. was man nicht V-nz gern thut .....; A 1 541AA 5.86,22-24: (bzgl. PAicht): "nichtS IkliebtC$. was Einschmeichdung bei sich fuhrt. in dir fasscst. sondern Unterwerfung verlangst", keine situationsbcwgene Ethik: A 1751M 5.97.34-36: Dasein,,sQ ernesnichtUOJrrZrjrbrdjneuoetOmht, sich selbst aber nur als bestimmbar durch Gcsc:rze, f die es sich durch Vernunft selbst giebt"; zum Sachverhalt der Unterwerfung auch: A 142(/M 5,80.19-22. Schwardäoder. Person. 152( 161-163.168. weist zu R«ht danuf hin. daß Auto nomie eine �horsame ErA..illung eines unbedingten Anspruchs bedeute und nicht wie in der Folgezeit eine Absolutsc:tzung des Menschen als Herrn der Welt und seiner selbst, als Autarkie und Entlassung in ein sittlich indifferentes Handeln. Autonomie ist fUr Kant die Möglichkeit. über die Selbstliebe Herr zu werden. Ähnlich: Forschner. Glück. 1 1 1; Hervorhebungcn im Original l6J Koppen. Begriff. 36 1604 KpV A I 75/AA 5.97.35(: "Gesc:ru:. die es sich durch Vernunft selbst gjebt�; vgl. A 2381 AA 5,132.19-23; A 55/AA 5.31.10 ..
230
Aufklärungsphilosophie
mer. Der Wert des Menschen, sein Personsein hängt vom Vollzug des Gehor sams dem Si([e." ese� ge�enüber ab. G�( ist der nm �rali[�r bon�" nicht der : . "hene rnoratus s, EIO reicher Mensch ISt dennoch em Nichts w ürdiger. wenn er seine Güter durch Betrug erworben harU6. Was und wer gut ist, wird nicht durch den jeweiligen Zustand bedingt. sondern durch das moralische Gesen und die Entsprechung ihm gegenüber"'. Korrespondierend dem u"auslösch baren Anspruch Gones auf den Menschen bei Luther drängt sich das morali sche Gesetz jedem unwiderstehlich auf und kann allenfalls umergeordnct, nie aber awgeroetcr werden268• Das moralische Gefühl der Achtung gegenüber dem Sietengesctt triet an die Stelle des Glaubens. Es ist gewissermalkn das subjektive Korrelat bzw. die individuelle Manifestation nun nicht des objekti ven Geisteswirkens Gones, sondern der objektiven und wirksamen GesetzeS wirklichkeir". Problematisch iSt Kams Umernehmen insofern, als es ersrens das Gottcsverhältnis konstirutioneU. n i der Vernunft. verankert und zweitens Gon durch das moralische Gesetz ersetzt. Wenn man bedenke. daß letzteres von der Vernunft gesetzr wird. ist damit zwar die imelligible, freie Existenz der Vernunft gewährleistet, aber noch nicht die Distinktion zwischen Gon und Mensch270•
J
b) Beständiges Defizit und unendlich" Fortschritt Kam erreicht durch die Einbindung des moralischen GesetzeS als eines kon
stirutiven Elements der transu:ndierenden Dimension der menschlichen Existenz eine nicht-indikativische, sondern unter dem Vorbehalt des Sollens stehende Aussage. Der Mensch ist empfanglieh für die Ausbildung der Persön lichkeie in der Achrung vor dem moralischen Gesetz; er verfüge über die MögRdigion B 23f.lW�ischedd 4,678 � KpY A 651AA 5,37,14-21 J61 KpY A 104-106/AA 5.59,27-60,33: Kant diff�renzi�rt hier zwischen dem Gut�n und dem Wohl. * �Iigion B 34f.fWeischedd 4.684f. 1ft IXr W�n einer und d�rsdben Handlung besteht nicht darin, ob 5i� als W�rk� od�r ,.2US Glauben" geschi�ht, sondern ob 5i� �pflichtmäßig" od�r .aus Pflicht" gcschi�ht (vgl. RÖm. 14,23): KpV A 1441AA 5,81, 14-19. Di� 8eispiclhaftigk�it �ines rechtschaff�n�n Mannes, durch den ein� �rneute Konfrontation mit dem Gesea. geschieht (KpV A 136/AA 5,77,3-7; A 1381 AA 5.78,12) erinnert an die Wol� der Glaubcnszcugen von Hebr. 1 1 . Ikzcichnend ist die Umdeutung von Mt. 1 1 ,}O (KpY A 1 511AA 5,84,36-85,n, bei der das Gesea. an die Stdl� Christi uin. �11) Man muß allerdings ncbcn diesem Allssagestrang, nach dem die V�rnunft sich selbst das Geserz gibt. andere Belege nennen (s.u. Abschnitt ry')2.c)), nach d�n�n Gon insgesamt, als Schöpfer der Garant d�r Gesetuswirklichkcit ist und insofern sehr wohl vom m�nschlich�n Sein untenchieden wt:rden muß. Gon �rhält dort, wo es um die Erfahrung der bzw. Bindung an di� Moral geht. eine über die Bedeutung einer regulativen 8ewußtscinsstrukrur zur Aufnahm� von Erfahrung hinausgehende Funktion als vom Erfahrenden kausal unterschied�nes Etwas. Dazu R. Slenaka, Entseheidung. 89 »'
..
Immanuel Kam
231
lichkeit einer übersinnlichen Namr27l • Neben dieser potentiellen intelligiblen Struktur steht die reale sinnliche Natur. Diese stellt bereits in ihrem bloßen Bestand als Reservoir möglicher materialer Ziele des Handelns eine Versu chung dar272• Sie tritt jedoch auch aktiv in Erscheinung. als Hang zur Selbstlie be, d. h . dazu, sich selbsc zum Bestimmungsgrund des Willens zu machenm. Die Hindernisse zur Befolgung des Gesetzes, d. h . die Aktivität subjektiv-pa thologischer Ursachen. treten konzentriert auf als ein radikales Böses. das un ausrottbar das menschliche Leben von Anfang an begleitet und den Grund aller Maximen verdirht274• Wie bei Luther. an dessen Erbsündenlehre Kam sich zumindest formal anlehnt, geht es nicht um das Was, sondern um das Wer und das Warum der Handlung, nicht um den [nhalt, sondern um die Person der Tat. Ein Nachgeben gegenüber dem Hang, eine übertretung äußert sich in der Beimengung nicht-moralischer, d. h. teleologischer Beweggründe in die Maxime bzw. in deren Überordnung über die moralischen27S• Andererseits steht das Sollen dem Menschen nicht nur als Externum gegen über. sondern befindet sich als Vernunftinternum, als Disposition in ihm. Der Mensch verfügt gleichsam über ein angeborenes Pfand, das es nicht zu vergra ben, sondern in Umlauf zu bringen gilt276• Das moraJische Gesetz trin nicht erst durch einen geschichtlichen Akt in das Lehen des Menschen ein. Das Daß eines Verhälmisses zu ihm beruht nicht auf einer Entscheidung des Menschen oder einem Eingreifen Gones. Es ist vielmehr immer schon als eine der beiden die Maximenbildung des Menschen beeinflussenden konstitutionellen Grö ßen gegebenm. Die ungebrochene Kontinuität der Disposition bewirkt, daß der sündigende Mensch so betrachtet werden kann, als ob er jeweils aus dem Stand der Unschuld zum Bösen übergeschritten wäre278• Die Behauptung ei ner "natura corrupta" würde die Transzendierung der menschlichen Existenz unmöglich machen, weil diese in der Freiheit, in der Fähigkeit zur Durchbre chung der Dependenz von den Naturgesetzen durch Befolgung des Sittenge setzes begründet wird. Das Axiom der Zurechenbarkeit der Handlung läßt sich nicht wie in der theologischen Tradition im Zuge einer corporate identity der Menschheit mit Adam (Röm . 5 , 1 2ff.) mit der Erbsündenlehre vereinba171
Religion B 1 8-20IWdschedel 4,674f.; KpV A 78/AA 5,45,22ff.; A 82/AA 5.47,30--32 17l KpV A 38/AA 5,2 1 , 1 4-16; A 40/AA 5,22,6-8 173 KpV A 131/AA 5,74,1S-19; A 1 52/AA 5,85,29-3 1 l1' KpV A 140/AA 5,79, 12f.; Religion B 25f.35-37IWeischedel 4,679.686 l1S KpV A 23I 1AA 5 , 1 28,4- 12; Religion B 22f.IWeischedel 4,677 116 Religion B 62IWeischedei 4,703. Die UmgC'SI.almng dC'S Gleichnisses von Lk. J9,J 2ff. d.ahingehend, d.aß die Oberg.abe dC'S PfundC'S nicht heilsgeschichdich, durch die Predigt, son dern im Schöpfungsal
232
Aufklärungsphilosophie
ren, sondern führt bei Kam zu einem quamitativen Verständnis der Wirksam keit der Erbsünde. Sie urstön nicht die Freiheit des Menschen. sondern be hindert sie nur. Augustins ..posse non peccarc" in nicht Kennuichnung des Zustandes nach dem Empfang der Gnade, sondern des unverändert bleilxn den natürlichen Standes des Menschen279• Das moralische Gesen zeigt, daß eine Handlung hätte umerlasstn werden können280• Es geht dabei nicht so sehr wie im usus denchricus legis um die Aufdeckung der Sünde als um das Bewußtmachen der eigenen Möglichkeiten. Was der Mensch im Bezug auf den kategorischen Imperativ will, das kann er auchu,. Der Mensch hat die Pflicht zur Besserung. muß dieses also auch könnenl!J2, Die Disposition ist nicht ein Depositum, das fallwei� aktiviert werden kann oder auch nicht, sondern drängt wie die Lcibnizsche Monade aus sich heraus auf Bewegung. auf Realisierung hin. Die Heiligkeit des Gesenes konfrontiert den Menschen mit seiner noch bestehenden Unheiligkeit. fordert aber nichcsdesmweniger die abbildlich-analoge Entsprechung2B3. Das Sollen kann von der Endlichkeit und Schwäche des Menschen abstrahieren. weil diese in ihrem Einfluß abbau bar ist . .,Dem kategorischen Gebote der Sitdichkeit Genüge zu leisten. ist in jedes Gewalt zu aller uit"2a.1. Die asymmetrische Verschiebung der Koexistenz der heiden Kausalitäten zugunsten der Freiheit wird verstärkt durch die An nahme einer quasi-pneumatischen Wirksamkeit des GesetzeS: es fordert Ach tung und flößt diese zugleich einus. Insofern muß es früher oder später zum revolutionären Akt der Oherordnung des moralischen über das natürlich sinnliche Gesetz kommen, zur Gewinnung der Reinheit der Gesinnung. Das legale. äußerlich dem Gesetz entsprechende Tun kann im Zuge einer Reform angenähert oder eingeübt werden. Moralisch wird dieselbe Handlung nur durch einen revolutionären Wandel in der Gesinnung, den Kam mit dem theologischen Terminus der Wiedergeburt beschreibt286. Allerdings ist vor und nach diesem Bruch kein anderes ..Arzeneiminel der kranken Seele" im Blick als das GesetzU? Die Umordnung innerhalb der Gesinnung bringt noch nicht die völlige Exk1wivität des moralischen GesetzeS als Bestimmungsgrund für Vernunft und Willen mit sich. Auch nach dem Bruch geht die Auseinan dersenung zwischen der Pflicht und den Neigungen. zwischen dem morali11'9
Zur Zurechenbarkeit: Religion B 15lWeische'dd 4,673; KpV A 178f./AA 5,99.33-100.5 HO KpV A 1 78f.1AA 5,99,33- 100,5; vgl. KrV ß 584/AA 3.376,24f.; zum Gewi�n: KpV A 175f.lAA. 5.98,13f.17-21 111 KpV A 65/AA 5.37.9- 13; vgl. A 54/AA 5.30.33-35: Er urlheilt also. daß er etwas kann. darum weil er sich bewußt iSI. daß er es soll. und erkennt in sich die Freiheit. die ihm sonst ohne das moralische Gesetz unbekannt geblieben wärc� m Religion B 43IWeischcdd 4.691 11.1 KpV A 231/AA. 5.128.1f.4-12; A 148f.1AA. 5,83,22-27 * KpV A 64f.1AA. 5.36.40-37.1 11) KpV A 143/AA. 5,80.22f. lt6 Religion B 5 1 .54/Weischedcl 4,697.698 117 KpV A 1 58f.1AA. 5.89.4f. ..
Immanuel Kam
233
sehen Gesetz und dem bösen Hang weiter. Der Totalaspekt der Rechtferti i der Gewißheit der Unverlierbarkeit, weil externen Be gung besteht nicht n gründung der Gerechtigkeit, sondern in dem quasi narurgesctzlichen Grund san, daß ein einmal erreichter Emwicklungssrand nicht rückgängig gemacht werden kann. Die moralische Gesinnung. die Achmng vor dem Gesetz beruht nicht auf einem äußeren Eingreifen. sondern ist Ergebnis des Cegeneinanders der Konstirutionselememe des Menschen und der gleichzeitigen dynami schen Asymmetrie zugunsten der transzendierenden Dimension der Verbin dung von Vernunft und moralischem Gesen. Der Toralaspekt wird insofern relativiert. als et in den Partialaspekt aufgelöst wird: das Sein ist nur als Unter wegssein. die reine Gesinnung nur als Tugend, als Approximation zu haben288• Die neue Gesinnung ist lentlieh hinsichtlich der Umveneilung der dominan ten Position in der Auseinandersenung der konkurrierenden Gescne eine Station, hinsichtlich ihrer völligen Reinheit beständiger Gegenstand der "Selbstbesserung" des Menschen28'. Die Revolution der Denkungsart beruht nicht auf einem separaten Heilswirken Gottes in Christus - dann wäre der Totalaspekt nicht quantifizierbar -. sondern besteht in einer perspektivischen
zu
Rdigion B 55fWc:isch«id 4,698f.: .er kann hoff('n, daß er bei einer solchen Reinigkeit des Prinzips, welches er sich zur oberslen Maxime seiner WLllkür genommen hai, und der Fesligkeil desselben. sich auf dem guten (obwohl schmalen) Weg eines bc:stlindigen fortschrci1'0$ vom Schlechten zum Ikssc:m befinde- (Hervorhebung im Original); 8 55lWeischc:dd 4,699: .rur die 8c:uneilung der Menschen aber, die sich und die Stlirke ihrer Maximen nur nach der Oberhand, die sie über Sinnlichkeit in der Zeil gewinnen. schämn können, ist sie nur als ein immer fortdauerndes SIreben zum Bc:ssc:rn, milhin als allmähliche Reform des Hanges zum Bösen. als verkehner Dc:nkungsan, anzusc:hen�; vgl.: Kennzeichnung der Wic:dergeburl als Ge winnung der ..virlus noumenonM, die damit den Tugend- und Reformcharakter mit der Annä herung an legale Talen (vinus phaenomenon) gemeinsam hat und sich von ihr durch die Di mension der Freiheit in der formalen 8c:slimmung der Tat unterscheidet: Religion 8 5 1-54/ Weischcdd 4, 697f.; zum Ganzen vgl. Koppers, 8c:griff. 86.92.97 m Religion B 6IfWeisch«ic:! 4.703; vgl. ebd., B 6Of.fWeisch«id 4, 702.703: .Da dieses nun bloß auf eine ins Unendliche hinawgehende Foruchreiwng vom Schlechten zum 8c:ssc:ren R.ihrl, so folgt: daß die Umwandlung der Gesinnung des bösen in die eines guten Menschen in der Vc:ränderung des obersten inneren Grundes der Annehmung aller seiner Maximen dem sinlichen Gescn gemäß zu sencn sei. so fern dic:sc:r neue Gegenstand (du neue Herz) nun sdbsl unverlinderlieh iSIM; �aber auf den Weg. der dahin R.ihn, und der ihm von einer im Grun de gebesserten Gesinnung angewic:sc:n wird, muß er hoffen können, durch ,i�ne Krafianwen dung zu gc:langen" (Hervorhebung im Original). 8c:zc:ichnend in auch, daß die KpV ohne Behauptung eines Bruches das Zic:l der Heiligkeit und reinen Gesinnung mil der Awsage eines wegen der Bc:gierde des Menschen unendlichen Progressw dorthin verbindet: KpV A 148/AA 5,83,14-16: "Das Gebot ... kann ... nicht dic:sc: Gesinnung in pflichlmäßigen Handlungen zu haben, sondern blos darnach zu streben gebieten- (Hervorhebung im Original); A 148f.1AA 5,83.22-27: Jenes Gescn .. stc:lh ... die moralische Gesinnung in ihrer ganzen Vollkommen heil dar, so wie sie als ein Ideal der Heiligkeit von keinem Geschöpf erreichbar. dennoch das Urbild ist, welchem wir uns tu näheren und in einem ununterbrochenen, aber unendlichen Progressw gleich zu werden streben sollen"; vgl. A 1 50/AA 5,84, 12-16; A 149/AA 5.83,27-84.2: A 229 (Anmerk.)/AA 5,1 28,33-38; A 23I/M 5.128,1f.4-12: A 264f.1AA 5,147,6-10 .
234
AufkJärungsphilosophj�
Znsammenschau des unendlichen fortsChrittS in einen Punk�. Daraus läße sich folgender Grundsatz der Auffassung Kants und der Aufk]ärungsphiloso phie allgemein erschließen: Sein ist schon von seiner dynamischen Dispositi on her ein ln-Bew�ung-Sein. dieses aber - in einer Zusammenschau von Pro [ologie und Soteriologie - in ein Gerechtsein. ist das Heil. Dies wird im folgenden Abschnitt zu verdeurlichen sein.
c) Moralischt Religion als Thtologit MS (nt(n Artikels Das Eschaton. das .. Gon alles in allem" (1 .Kor. 1 5,28) tritt in der Kanrschen Interpretation dann ein, wenn die Vernunftreligion herrscht, d. h. wenn die Explikation der natürlichen Anlage ihren Höchststand erreicht har29'. Die "ec clesia triumphans" wird nicht durch die endgültige Durchsenung des Sieges Christi ülx:r die Verderbensmächte Sünde,Tod und Teufel erreicht, sondern durch eine Reduktion der Kirche auf ihren moralischen und daher universalen Kern. wobei der Streit der Kirche nicht auf teuflische Anfechmngen wie bei Luther, sondern auf kirchenspaltende Lehrstreitigkeiten ba.ogen wird292• Lc:ttte Instanz, Ausgangs- und Zielpunkt der menschlichen Existenz und der Reflexion über sie ist die Natur. d. h. die moralische Anlage in der Korrelation von Vernunft und moralischem Gesen. Nicht soll die Moral nach der Bibel. sondern die Bibel nach der Moral ausgelegt werdenl9J. Buchstabe und Geise stehen nicht in einem heilsökonomischen Verhältnis, so daß .. Geist den Neuen Bund bzw. den sich an das verbum externum bindenden Heiligen Geist meint. sondern in einem reduktionistischen Verhältnis: nGeist" ist die ursprüngliche Intention, der eigentliche Aussagekern, der sich mit dem Man tel anderslautender Aussagen bzw. variierender positiver Religionen um gib�. Die moralische Religion hat ihr Wesen nicht in konventionellen, ge schichtlich bedingten "Satzungen und Observanzen", .,sondern in der Hen.ensgesinnung zu Beobachtung aller Menschenpflichten", im Vollzug der natürlichen Strukrur des Menschenm. Sie wird sich langfristig in der AuseinHO
Religion B 55fWeischcdd 4.699: "rur denjenigen. der den inu:lligibilen Grund des Her uns (aller Maximen der Willkilr) durchschaul. fUr den also diCM: Unendlichkeit des FOrlschritu Einheit ist. d.i. fUr Gou 50 viel. als wirklich ein guter (ihm geralligcr) Mensch sein; und insofern kann diCM: Veriinderung als Revolution betrachtel werden; ... rur die Beurteilung des Menschen . aber ... ein immer fortdauerndes Streben zum Bessern ... .. Eine Analogie zur je neu aufgegebe nen Vereinhcidichung der Wahrnehmung und zur funktionalen Bestimmung der regulativen Prinzipien der Vernunft in der KrV ist nicht zu bestreiten. Dazu auch Bcck. Kommentar. 246f. 191 Religion B 1 79fWcischcdcl 4. 785 191 Religion B 1 68/Wcischcdel 4. n8 .schcdcl 4.n I; vgI. 8 179fWei.schcdel 4.785: mOrlli nJ Religion B 158 (Anmerkung)fWci sehe Anlage als ftGrundlagc und zugleich Auslcgerin aller Religion" 1ft BzgI. Schrift: Religion B 1 15f.I53.158.161 f.fWei schcdel 4.740.768.n 1.773f.; bzgl. Ge sea: KpV A 147/AA 5.82.3�3.2; bzgl. Kirche: Religion 8 6 1 f.154.154f. l I 6IWeischedcl 4. 703.768.769.741 m Religion B 1 1 6fWeischcdcl 4.740
23 5
Immanud Kam
andersenung mit dem "Fronglauben" durchsetzen, weil sie auf die universal vorauS'Zusetzende Vernunft. auf die Natur und nicht auf konüngeme Ge schichrsereignisse rekurriert, sich selbst als autoritativ beweist durch ihren unü bertroffenen Nutzen für die Realisierung des Grundaxioms der morali schen Besserung des Mcnschen296• In der sittlichen Gesinnung bzw. in der fortschreitenden Erlangung derselben besteht das Heil und deren Bewußtma chung tritt in der Anfechtung an die Stelle Christi bzw. des Heiligen Geistes als ParakletenZ97• Es gilt, nicht an, sondern wi� Jesus l.U glauben, d. h. an die Tugend. an die Gültigkeit der Vernunftidee w glauben293• Weil die Ersenung des "extra nos" des Heils durch ein imitatives Verhältnis gegenüber Christus die sysremimmaneme Prämisse ist, erscheinen die Göttlichkeit und Sündlo sigkeit Jesu als schädliche, weil die Distan1. wm Menschen vergrößernde Aus sagen. Jesus ist nur ein Lehrer. eine nicht zwingend notwendige Inkarnation des Urbildes der moralischen Vollkommenheit, das sich ohnehin in jeder manns Vernunft beflndec299• GOtt wird in seinem Wirken und seinen Eigen schaften auf den Erhalt der Geseneswirk.lichkeit redu1.iert. Lentere impliziert als unbestrinenes geschöpAiches Fakrum Gon als dessen Verursachec'OO . Die 296
Religion B 184/Wt:ischedel 4.788: der moralische Religionsglaubt:n hat dt:n Anspruch und ihn auf Vorzug. ..der ihm als allt:in sedenbN.Y.rnden Glauben zukommt. nie aufgt:ge-ben t:ndlich gewiß behauptenK; vgI. Religion B 167.195.236/Wt:ischedel 4. 777.795.826; vgl. cbd. B 1 6 1 /Wt:ischedd 4.773: das Laen der Schrift hat zur "Endabsicht bessere Menschen zu ma chen". Dazu auch R. Slencz.k.a. Geschichdichkeit. 4 1 f. m Religion B 1 1 4f.fWeischedel 4.739: ftDi�r Sinn besteht darin. daß es schlechct:rdings kein Heil Air die Menschen gebe. als in innigster Aufnehmung echtt:r sinlicher Grundsätu in ihre Gesinnung"; t:bd B 9O-93fWeischedei 4. 724: .. Die gute und lautere Gesinnung (die ist der Tröstt:r (Pllraklet), wt:nn uns man einen guten uns regierenden Geist nennen kann) unsue Fehltritte wt:gen ihrer Beharrlichkeit besorgt machen" � Relig ion B 98fWeischedei 4.729: Übel des Lebens. ftdit: der neut: Mensch in dt:r Gc:sin nung des Sohnes GOttes. nämlich um des Guten willen übernimmt"; B 99fWeischedei 4,729: neue Gesinnung. �in ihrer Reinigkeit. wie die des Sohnes GOttes�; B 1 1 01 Weischedel 4, 736: �nahmen andere Menschen auch di�lbe Gesinnung gläubig an"; B 77fWeischedel -4,7 1 5 : Forderung von Wundern als .Mangel des Glaubens an die TugendK; B 77f.1ebd.: ..nur der Glau bt: an die praktische Gültigkeit jener Idtt, die in unserer Vernunft liegt ... moralischen Wert hat"; vgl. B 24fWeischedel 4.678; B 247f.fWt:ischedei 4.833 m Religion B 78-82.73-76. 1 1 3fWeischedel 4. 716-718.712-714.738. Du Kreuz, du stdlvertretendt: Strafleiden erscheiß[ als Konuntrauon und Antizipation der um des Guten willen übernommt:nen Leiden, woraus ein �Obt:rschuß über du Verdienst der Werke" der Men schen gt:Wonnt:n und di�n in einer Ergänzungs-. nicht Vergebungsak.tion zugttignet wird (Religion B 99f.fWeischedei 4.7290 JOO Religion B lIIfWeischedel 4.6-49: �Dit: Moral ... bedarf weder eines andem Wesens übt:r ihm. um seine PAicht zu erkennen. noch einer andern Triebfeder als des Gesetzes selbst. um sie zu beobachtt:n"; vgl. KpV A 2261AA 5.125. 30-32; 5,1 26.20-23; moralisch. d.h. auf Überwa chung der GesencserA..illung hin ausgedeutete Eigenschaftt:n Gones: KpV A 235f.1M 5 . 1 3 1 .2-6; A 236 (Anmerkung)/AA 5. 1 3 1 . 27-38; A 2521AA 5.1 40.4-6; A 2541AA 5.141 ,6f.; Religion B XI. XIII.84.138f.145fWeischedei 4. 652.655.719f.758.762. Gon ist die Liebe nur. 5Oft:rn der Mensch seinem G�n gt:genübt:r adäquat lebt: Religion B 220fWeischedei 4. 813. Inso ft:rn meint .Theologie des ersten Artikels" zwar Entfillrung dc:s von der Schöpfung her Mitge...•
.•
...•
236
Aufklärungsphilosophie
Gnadenmittel, wie sie im kirchlichen Gottesdienst verwaltet werden, erschei nen als Parerga", als kuldsches Beiwerk der moralischen Religion, das allen falls zeitweise instrumentalisiert werden kann. jedoch angesichts des Todes ein .. Opium fürs Gewissen" bedeuten. Die Aufforderung, die Sterbestunde mit dem Nachholen von versäumten und Ausbügeln von verfehlten Taten zu ver bringen, z.eigt, daß die Todesrransu:ndierung durch die Aufrechtcrhaltung oder Forcierung des sirclichen Fortschritts, nicht durch Sündenvergebung ge schieht und nur ein Stillstand des Fortsehrins den Tod ausmachrlOl. ..
3 Suk" als Momtnt am Fortschrittsprouß .
•
4) Die SpiritUlllisimmg du Substantialität Zwar verwirft Kam, wie gesehen. die Substantialität mit den aus ihr abgeleite (en Prädikationen als eine unmögliche. weil unerkennbare Bestimmung der Seele, macht dann jedoch die die Sinnlichkeit transz.endierende Dimension der menschlichen Existenz an der gleichsam dynamischen Konstitution der Vernunft in Korrelation zum moralischen Gesen fest. Kam gelingt es, ohne einen Rekurs auf die stoffiiche Beschaffenheit eine konstirutionelle, keiner übernatürlichen Externa bedürfende Begründung des auch überempirischen Wesens des Menschen durchzuführen. Die Transz.endierung ist nur in fort schreitender Weise zu vollziehen; das Sein begegnet nur als ein Bewegtsein. Aber wie die Leibnizsche Monade ihre Substantialität in ihrer bleibenden Identität tron der beständigen Veränderung erweist, so kennt auch Kam sol che Konstamen. Die erste ist die Gesinnung, wie sie sich als Manifestation des wirksamen Korrelationsverhälmisses von Vernunft und Gesen ergibt. Sie bleibt in ihrer Ausrichtung auf das Besserwerden hin unveränderlich und fescJ02• Die zweite ist das moralische Gesen als ein kategorischer Imperativ. Es
gc:�nen und daher universal Vorauszusenmden, nicht aber den Verricht auf ein unterschiede
nes Sein und Handeln Gones. Allerdings wird lenleres nur auf der moralischen, d.h. hier: universal-apriorisch-schöpfungsmäßigen Ebene aussagba.r. JOI Religion B 63IWeischcdel 4, 704; B 168lWeischcdel 4,778: der Glaube einer gones dienstlichen Religion �wähnt durch Handlungen (des Kultus), welche ... doch r ur sich keinen moralischen Wert haben, mithin nur durch Furchl oder Hoffnung abgenöligte Handlungen sind, die auch ein böser Mensch aU5ü�n kann, Gou wohlger allig zu werden"; B l04f. 89-9 11 Weischcdel 4, 733.723f. JOl Dies gih i nsbesondere vom Zeitpunkt des Übergewichles des moralischen Gesettcs an: Religion B 61IWeischcdcl 4.702: �50 fern dieser neue Grund (das neue Herz) nun selbst unver änderlich ist"; B 55IWeischcdcl 4, 698f.: ..hoffen, daß er sich �i einer wichen Reinigkeit des Prinzips ... und der Festigkeit desselben auf dem guten ... Weg ... zum ßes.Km �finde"; KpV A 222 (Anmerk.)1 AA 5,123,21 f.24f.: "Unw.tndclbarkcit der Gesinnung im Foruchrine zum GUlen Bewußtsein der Beharrlichkeit im moralischen Progressus"; A 222 (Anmerk.)IAA 5,123,25-30: �tröstende Hoffnung. daß er auch in einer über dieses Leben hinaus fo ngcscttten Existent. �i diesen Grundsäncn beharren werde"; Religion B 86f.lWeischcdcl 4,nl: "von dt:r Wirk lieh keil und Beharrlichkeit eint:r im GUIt:n immer fonruckenden (nie danus fallenden) Gdin..•
...
Immanuel Kam
237
gilt unbedingt und universal und verweist alle anderen die Maximenbildung beeinflussenden Größen. alle potentiellen Neigungen. aber auch den Tod in den Bereich unbedeutender AkzidentienJO). Man könnte. beides verbindend, auch sagen, daß sich die Vernunft in actu durchhalte, denn sie in der Autor und Rezeptor des GesetzeS. Die Annahme der Kontinuität einer dem Menschsein narurlicherweise mitgegebenen, also konstitutionellen Struktur, zumal ihre Verbindung mit der Vernunft, verbindet Kant mit der rationalen Psychologie wie auch mü der Scholastik. Allerdings ist diese Konstitution bei Kam nicht im Menschen zu lokalisieren, abzugrenzen, mit den Kategorien der Stoffiichkeit bzw. deren Negation zu beschreiben. Kam kann die Strukturele menre eines subslaOwntologischen Personverständnisses integrieren, ohne von nSubstanz" oder "Setle" zu sprechen. Die Seele geht auf in bestimmten Einz.ddimensionen der Selbstexplikation der Vernunft.
b) Die Dynamisierung der Unsterblichkeit Leibniz hatte die These der Unzerstörbarkeit der Seele dahingehend variiert, daß diese nicht in der durch die Denkcätigkeit vermittelten Zugehörigkeit zu einer intelligiblen, unveränderlichen Sphäre begründet war, sondern gerade in der beständigen Bewegung der Monade. Kam macht in ähnlicher Weise die Unsterblichkeit an der Tatsache eines unendlichen Progressus' fest. aller dings umer Zugrundelegung der eben beschriebenen Spiritualisierung der Substantialität. AllSsagen über bleibende Seinsprädikationen interessieren nur, insofern sie sich als Momente der vorgegebenen sittlichen Existenz und des mit ihr in Gang gesenten Forrschrinsprozesses darstellen lassen. Die Un sterblichkeit könnte nie isoliert, als bloße Seinsaussage. als Folgerung aus ei ner vorgegebenen Geistigkeit und Substantialität in den Blick kommen. Sie kann nur als Implikat, als Postulat des sittlichen Forrschrins notwendig wer den. Es geht nicht um Unzersrörbarkeit als Wesenseigenschafr einer immateri ellen und daher unteilbaren und unveränderlichen Setle. sondern um den
nung vernanden wird. denn das beu.iindige .Trachten nach dem Reiche Gones', wennmannur e uycajcherlwjre, würde c:bcn 50 viel vonderU nveränderlichkeiteinersolchen Gesinnung( sein. als sich schon im Besin dieses Reiches zu wissen" (Hervorhebung im Original) j(IJ Zum utq;orisch�n Impt"radv: KpV A 35/AA 5,19,l lf.; A 36f.1AA 5.20.13(; A 38/AA 5.21. 1-3; A 1 57/AA 5.88.6-9.1 5f.: bei einem Unglück wq;en d�r PflichterRlllung (z.. B. Tod): �BcwußtsCin daß er die M�nschheit in seiner Person doch in ihrer Würde erhaJten und gechn habe. daß er sich nicht vor si�h selbst zu schämen und den inneren Anblick der Selbst prüfung zu scheuen Ursache habe"; ,.Abhaltung d�r �fahr. im persönlichen Werthe zu sinken. it nachd�m der seines Zustandes von ihm schon gänzlich aufgc:gcben worden ist�; bcu:ichnend s der Nach.s:an eines den spekulativ�n V�rnunftg�brauch in der Aussage über die Einfachh�it d�r Sct:1� abl�hn�ndcn Tcxtabschnitts. der di� �thische Transformation der Substantialität verd�ut licht: KrV B 125/M 3.275. 1 1 f.: �das Verhalten so bestimmt, als ob unsere Bestimmung un �ndlich weit übcr di� Erf.!.hrung, mithin über di� Leben hinaus r�iche" ...•
238
AufkJärungsphilosophie
Ausgleich eines Defizits, das bei allem Fortsehreiten bleib�. Auch wenn Kam um der ethischen, spiritualisierenden Uma1uc:ntuierung des philosophi schen Erbes willen den Ausdruck nStt1c" meidet, so betreibt er scrukturdl dasselbe, was seine Vorgänger von diesem Terminus ausgehend beabsichtig ten: die Qualifizierung der menschlichen Vernunft-Natur mit ihren Möglich keiten und Notwendigkeiten als Ausgangs- und lielpunkr sowie Kontinuum der menschlichen Ex.istenz}05. Die Unsterblichkeit. die vernünftige Struktur des Menschen soll nicht wie in der Scholastik die Relationsfahigkeit des Men schen gegenüber Gon wahren und einen Anknüpfungspunkt für die Auferste hung liefern. Vielmehr wird das gegenwärtige Leben verabsolutiert und die Unsterblichkeit als Ermöglichungsgrund der Fortruhrung der Explikation der natürlichen Anlage so211sagen nachgeschobenJOli• Zwar ist die Unsterblichkeit sicherlich das ..Lieblingsdogma" der AufklärunglO7• aber Fundament des Sy stems ist der Naturalismus. der bei Lessing und Kant in den Moralismus um schlägt. Die Unsterblichkdt ist Ausdruck der Naturalisierung der Eschatolo gie. dergemäß der Tod lentlieh nicht stattfindet. sei es weil der Mensch ein Modus der göttlichen Substan2 ist. sei es weil er sich ständig fort- und auf wärtsbewegt und den Tod als instrumentales Element in den Fortschritt inte griert. Die Gegenwart. die Natur und ihre Explikation ist das Eschaton. über das hinaus nichts qualitativ Neues erwartet werden kannlO8• Der Voll2ug der )04
KpV A 220/AA 5.1 22.9-12.1 3f.; .Heiligkeit, eine Vollkommenhdt. deren kein ver nünftiges Wesen der Sinnenwelt in kdnem Zeitpunkte seines Daseins rutig istM; "so kann sie nut in einem ins Unendliche gehenden PCQ&rtSSm zu jener völligen Angemessenheit angetrof fen werden" (Hervorhebungen im Original); A 221/AA 5.123.5-7; .. Einem vernünftigen, aber endlichen Wesen ist nur der Progres.sw ins Unendliche von niederen zu den höheren Stufen der moralischen Vollkommenheil möglich"; A 231/ AA 5.128,9-12; ..... Heiligkeit, welche das l eben christliche Gesea forden, nichts als Fortsehritt ins Unendliche dem Geschöpf übrig äßt. daher aber auch dasselbe zur Hoffnung seiner ins Unendliche gehenden Fortdauer bercc.htigtM; A 238/AA 5.132.21-23; die Unsterblichkeit "fließt aus der praktisch nothwendigen Bedin gung der Angemesscnheic der Dauer zur Vollständigkeit der ErAlliung des moralischen Geset zes"; vgl. A 239/AA 5.133.1-8 "" Kant erwähnt ..S e ele" hin und wieder beiläufig. ohne an deren spaiflSCh theologischer Bcdeurung Interesse zu ttigen; z. B. KpV A 231 UM 5,1 28.20-22; "durch die Damellung der Welt. darin vernünftige Wesen sich dem sinlichen Gesetze von ganttr Seele weihen. als eines Reichs GOttes"; A 265/M 5.1 47.8: "allmählig moralische Stärke der Seele zu erwerben ist" J06 "SedeM bleibt bei KaDI eher eine sprachliche Chiffre Alr das SeinsmomeDl in der Scwe guns des Fortschritts. Das dgentlich Reale, das sich der praktischen Vernunft aw der Weh der Dinge an sich darbietet, ist das moralische Gc:sI!a. das die spc'ZiflSChe Naoor des Menschen begründet und die lkwegung in Gang scnt. KpV A 220/M 5.122.17-20; "Dieser unendliche Progressw ist aber nur unter Voraussetzung einer ins Unendliche fondaurenden hiueoz und Ptr5Önlichkcit desselben �rnünftigcn Wesens (welche man die Unsterblichkeit der s«le nennt) möglich" (Hervorhebung im Original) N1 Grass. Uosterblichkdt. Sp. 1 176 ,.,. KpV A 222 (Anmerkung)/AA 5, 123,25-30; �Iröslende Hoffnung .... daß er aueh in einer über dieses Leben hinaw fongesettten Existenz bei diesen Grundsätzen beharren werde"; A 223/AA 5.123,19f.-1 24,1-3: .. niemals hier, oder in irgend einem abschlichen künftigen
Immanud Kam
239
Narur hat eine heilswirksame Bedeutung, ist lentlich das Heil. Die Sittlich keit ist die unhinterfragte Konstante der menschlichen Existenz und des Kantschen Systems. Sie ist das erste und nir die Handlungsmotivarion einzig relevante Element des "höchsten Guts". dessen Bewirkung "das norhwendige Object eines durchs moralische Gesen bestimmbaren Willens" darstdlcJ09. Die Glückseligkeit ist die erhofftel'o, aber nicht imendierte Nebenwirkung, ein Begleitphänomen der Sittlichkeit. Man darf hoffen glücklich zu sein, wenn man dessen nicht unwürdig iSr'I I . Die Glückseligkeit ist nicht einfach wie bei den Stoikern mit der Tugendhaftigkeit identisch, sondern bleibt, weil durch die Sittlichkeit als ihrer "conditio sine qua non" bedingt, wie diese Stei gerungsfahig, in einer Spannung des Noch-nichr'l2. Es bleibt unklar, ob mit dem Tod und dem dadurch gegebenen Ende der Neigungen die Glückselig keit und nicht nur der Genuß einer Zufriedenheit über die eigene Tugendhaf tigkeit möglich wird3ll. Dem steht entgegen, daß die Glückseligkeit offen sichtlich auch nach dem Tod steigerungsflihig bleibt und das höchste GUt als ein Ganzes, "worin die größte Glückseligkeit mit dem größten Maße sittli cher (in Geschöpfen möglicher) Vollkommenheit als in der genausten Propor tion verbunden vorgestellt wirduJL\ lentlieh ein unerreichbares Ideal ist. Die Annahme eines Endes des Forrschrinsprozesses widerspräche dem aufkläreri schen Anliegen der Begründung d('r Sittlichkeit in der Gegenwarr'L�. Die MarginaJisierung GOttes zu einer protologischen bzw. pädagogischen Chif fre316 bahnt wenigstens tendenziell den Weg zu einer Selbstapotheose des Menschen'L7.
Zcitpunkt� �ines Daseins. sondern nur in der (Gort all�in übe�hbaren) Unendlichkeit sein�r Fortdauer dem Will�n desselben völlig adäquat zu sein" )(l') KpV A 2 19/AA 5, 1 22,4f. jl O KpV A 45/AA 5.25.12-14; vgI. A 65/AA 5,37.6f. jll Dazu Forschner, Glück. 1 1 9f. 130.140 m KpV A 234f.fM 5,130.6-8.1 9f.32-34 m So KpV A 2 1 3/M 5.1 1 8,24-26.27f. " . KpV A 233f.fAA 5.129,35-37 m Die Auf�rst�hung khnr Kam unrer Hinweis auf die Unmöglichkeir einer denkenden Mareri� ab: Religion B 191-1 93lWeischedd 4.793f. W�nn di� Sinlichkeir im Prou:ß �in�r Immarerialisierung. wenn auch nur auf morivarional�r Ebene. besrcht, wurde die Aufersrehung �in�n Rilek.schrin bedeuren. Sie kann aber wohl auch als Abschluß des Prozesses und zudem als ein auf exrernem Wirken beruhendes Ereignis nicht mir Kanrs System in Einklang gebracht werd�n. jl' Gort in der Garant d�r Gühigkeir des moralischen G�ru:s, auch hinsichdich der Wir kung der Befolgung desselben - in der GlUckseligk�it -: KpV A 223f.fAA 5.1 24.7-20; A 238f.! AA 5.132,19-29. Ihm kommt �nso wie d�r Unst�rblichk�it nur eine abgeleir�te Funktion aufgrund d�r Resrrikrionen d�r Fl'C'ihdr als m�laphysisch�r Basisoption des Syst�ms zu. Duu Geisl�r, Gottes�eis, 83.100.107.109 '.7 Dies: gilt (rott der Abgrenzung von den S[Oikern. die das moralische V�rmög�n des Men sch�n _ilber all� Schranken �iner Natur hoch gespannt- häu�n (KpV A 228/AA 5.127.2-4). Die Endlichkeir mir ihren Ursach�n und Folgen isr im Zug� des Foruchrinspro1esscs abbau-
240
AufkJärungsphilosophie
Zwar könnec das Verhältnis des Menschen zum moralischen Gesc:a. als eine reiarionaJe Fassung der Personalität gedeutet werden, aber es handelt sich um eine vernunftimmancmc und insofern natürliche Größe. Das radikale Böse reicht nicht an den Machtcharakter der Sünde heran. wie er biblisch reformatorisch bezeugt wird. Kam kann insofern nicht ü�r den naturalisti schen Ansan hinawführen, der durch die Negation der Gnade bzw. deren Reduktion auf das Vorhandenscin und Beschaffensein der Namc den konsti tutionellen Ansatz der römisch-katholischen Theologie: radikalisierclls.
bar. Sie �rhinden nicht die Unsterblichkeit durch Foruchriu bzw. die Shdichkeit einschließ lich der Glückseligkeit. sondern provozicn diese gerade. m . Es könnte zwar in gewisser Wdsc außer von einer Theologie des emen auch von einer solchen des dritten Artikels gesprochen werden. wenn man die Erfahrung des StelS neu begeg nenden moralischen Gescnes zugrundelcgt, aber wie soll es einen drinen Artikel ohnen einen zweiten geben. der vergegenwärtigt und zugttignet wird? Das ChrislUsgeschehen spielt als so teriologisches Ereignis keine Rolle; die Erfahrung ist nur als Affirmation des geschöpflich Ge gebenen und Erneuerten wirksam. Allerdings bringt die Notwendigkeit der Erfahrung und die Beschränkung der Vernunft auf eine regulative. nichl konstitutive Funktion die unumgängliche Umerscheidung von Gones Sein und Handeln einerseilS und menschlichem Bcwußucin ande rerseits zum Ausdruck.
E. Auferstehung gegen Unsterblichkeit und Unsterblichkeit durch Auferstehung neuere evangelische Theologie Die Beritelung dieses Arlximeiles hebt auf ein Begriffspaar ab, dem in seiner Zusammensrellung und variierenden, zumeist konträren Verhälmisbestim mung eine signifikante, charakteristische Bedeutung für die eschatologische Diskussion der evangelischen Theologie des 20. Jahrhunderts, zumal in den zwanziger Jahren desselben I zukommt. Die Behauptung einer radikalen Alter native und Konkurrenz heider Begriffe als Bezeichnungen zweier durch ihr dominierendes Subjekt grundsätzlich unterschiedener WirkJichkeiren, wie sie wohl am deuclichsten von Oscar Cu/lmann in der programmatischen Enrge gensetzung nUnsterblichkeit der Seele oder Auferstehung der Toten"2 auf den Punkt gebracht wurde. hat sich in der evangelischen Theologie weitgehend durchgese!'Z�. Darin eingeschlossen ist der Verlu�t dt!S Seelenbegriffes. der aJs verdächciges Relikt eines überwundenen Gedankengebäudes erscheint und ei ner Untersuchung a1s eines theologisch relevanten Begriffes nicht mehr für wert befunden wird. Allenfalls begegnet er aJs Gegenstand einer referierenden Betrachtung religionsgeschichdicher EnrwickJungen, die von historischem. aber nicht dogmatisch-normativem Interesse sind). Nun ist die Emgegenser zung beider Termini nicht unberechtigt dort, wo es gegen eine konstitutionel le Begründung der Unsrerblichkeit bzw. gegen eine substanzontologische Fül lung des Sedenbegriffes anzugehen gilt. Es soll jedoch i m Gang der nachstehenden Studien geuigt werden, daß der radikale Neuansatz der Escha tologie. der in der Wiederentdeckung der biblischen und reformatorischen Wurzeln gründete, teilweise zu Konsequenzen geführt hat, die in ihrer Zuspit zung dem - bereits vorgeführten - AussagegehaJt dieser Wurzeln nicht voll gerecht zu werden vermögen oder ihm gar widersprechen. Die positive Zuord-
I
Stdlv�nr�t�nd für and�re sei hi�r Carl SI:l.ng� genannt, L B mit sein�m Werk .. Di� Un $t�rblichk�it d�r Sttle", Gütersloh 1925, in d�m verschied�n� T�n von Un$lerblichkeitsV�r Sländnissen analysiert und abschtidknd Aussagen Lurn�rs konfron tiert werden, die jedes An sinn�n in di�r Richtung - �rmeindich - zu kompromitti�rcn scheinen. 2 So ein Buchtitel aus dem Jahre 1962 ) In d�t RGG1, Bd. 5 (1931), Sp.3G9-374, werden neben d�r religionsgeschichLlichc.n Ab handlung n�u�r� Scdcntheoricn untersucht. In dcr RGG, 3. Aufl., Bd.5 (1961), Sp. 1634-1636, �rscheinl ..Sttlc" nur noch unter d�m rdigionsgeschichtlichcn Aspekt.
242
Neue� evangelische Theologie
nung der Begriffe, wie sie im zweiten Teil der Überschrift angrocuccr wird, steht für eine Wiedergewinnung des - freilich anders als in der römisch-ka tholischen oder philosophischen Tradition imcrprctierten - Sedenbegriffs. Dieses Anliegen soU formal auch dadurch zum Ausdruck kommen, daß an drei Su:lIen auf Autoren hingewiesen wird. deren Schriften zum Thema noch vor 1920 erschienen sind und unbefangen. wenn auch nicht unproblematisch von "Seele" reden. Sie haben mit dem im jeweiligen Arbeirsreil behandelten theologischen Ansan einiges gemeinsam, weisen aber aufgrund ihrer partiel len übereinstimmung mir demselben in anderen Aspekten dergestalt über ihn hinaus. daß sie die Richtung für eine anzustrebende Korrekm( angeben. Diese Korrekruraruänc soUen in einem abschließenden Arbei[S[eil aufgenom men und präzisiert werden.
I. Der Mensch zwischen Nichts und Gnade (K. Barth)
1. Der konkurrürentk Ausgangspunkt bti tkm menschlichen lnttmum (E Schltimnachtr) Wenn in der theologischen Arbeit des 19. Jahrhunderrs ..das eschatologischen Bureau ... meist geschlossen"4 war, so beruht das darauf, daß man sich weitge hend in den durch Friedrich Schleiermacher (I768-1834) eingeschlagenen Bahnen bewegte. Schleiermacher verfolgte eine apologetische Intention. wenn er sich an die Gebildeten unter den Verächtern der Religion wandte, entsprach ihr jedoch durch ein vermitt1ungstheologisches Verfahren. Dabei betreibt er nicht primär wie etwa Lessing und Kam eine Reduktion auf der materialen Seite der Theologie. soda« ein z.eitgemäßer bzw. dem Wandel der Zeiten gegenüber resistenter, weil ethischer Kern herausgeschält und von akzi dentellem kultischen Ballast befreit würde. Vielmehr geht es ihm um die for male Seite, um den Theologen, die theolOgischen Methoden und Quellen. Der Gegenstand. das Universum und das Verhältnis des Menschen zu ihm, ist derselbe wie der von Metaphysik und Moral. aber der Zugangsmodus ist ein anderers. Nicht die Aktivität des Menschen, nicht Denken und Handeln. son dern die Passivität sollte die adäquate ..Verfahrungsarr" sein6. ..Religion" im Sinne der Erfahrung eines Ergriffenwerdens durch das Unendliche. das Uni versum ist das verbindende Drine zwischen Metaphysik und MoraF. Sie über fuhrt GO[( als ersten Gegenstand der Metaphysik in das gegenüber der Kant sehen Kritik sturmfreie Gebiet des Erlebnisses. bei dem es nicht auf die 4
�
E. Trodtseh. z.iriert nach Geißt:r. Grundtendenun. 1 4
Schldermacher, Reden 1,43f./R 4 1 .42 , Reden 1I,44A9/R 44.50 7 Vgl. Reden 1I.50/R 52
Karl Barth
243
Ergründung des Wesens, der Natur Gones ankomme'. Weder Gon noch die Seele imeressieren in ihrem An-sich, sondern nur in ihrem aktuellen Korrela tionsverhältnis, in ihrem wechselseitigen Durchdrungensein. Wäre Gon ein zu gebender, ein distinkter Gegenstand, so würde er eine Gegenwirkung, Ei genaktivitär unsererseits, ein gewisses Maß an Freiheit auslösen und damit ein ,.,schJechthinniges Abhängigkeitsgefühl" als Wesensform der Frömmigkeit ver hindern'. Unsere ,.,ganze Selbsttätigkeit" muß ,.,von anderwärts her" sein'o. Der Mensch muß sich von anderswoher empfangen. Frömmigkeit. Religion, ein Verhältnis lU Gon zu haben heißt, sich des "Irgendwohergetroffenseins der Empfanglichkeit"U bewußt 'ZU sein. Religion ist in ihrer Faktizität universal vorgegeben und nur in ihrer Imen sität variabel und komingem. Jedem Menschen iSt eine religiöse Anlage ange borenl2• ein schlummernder Funke, der bei vielen momencan nicht aufglüht'3, eine unverstandene Ahnung des Universums und Sehnsucht nach dem Un endlichen'�. Religion ist ein "Kominuum"'5, das die qualitative Differenz von Christen und Atheisten, von Gläubigen und ..Verächtern der Religion" eineb net in das quamifizierende Gegenüber solcher, bei denen das Gonesbewußt sein mehr oder weniger gehemmt bzw. emfahet iSt. Das setzende, Glauben, Gerechtigkeit wirkende Handeln Gones wird überführt in das hermeneuti sche Unternehm�n von "Heroen der Religion", von Mittlern, die in den and� ren den Keim zur Religion wecken und impulsartig die Schwingungen ihres Gemütes auf sie fortpflanzen sollen'6. Die Erlösung besteht in einem Über gang aus einem - relativ - schlechten, aber nicht völlig korrumpierten Zu Stand, in dem das Gonesbewußtsein bzw. schlechthinnige AbhängigkeitSge A..ihl "nicht null" ist, sondern nur nicht dominiert, in einen besseren17• Es geht um eine allmähliche Überwindung der ..Gotrvergessenheit"", nicht um eine zäsur.l1tig-akthafte Senung der Gottesbeziehung. Gon ist ein stets mitgegebe nes Implikat der empirisch faßbaren Bewußtseinsstruktur des Menschen. Er ist die rneologische Erikene der amhropozemrischen Sdbstreflexion des Men schen. Er ise die Verbalisierung des im "Selbsebewußtsein rnitgesentelnl Wo: h.tr unseres empf3nglichen und selbsnätigen Daseins"". Mit Schleiermacher
Vgl. Red(:n 1I,49/R 50 , CO § 5.1.2.3/Rt'd(:k(:r S. 31 .33.36; § 4,3/Rt'dc:kc:r S. 28 111 CO § 4,3/R.cdeker S. 28 11 CGl § 4/R.cdekc.r S 25; vgl. dazu Ikissc:r, I...dHe. 20.33 n Reden 1I.93/R 122; 1II.106/R 145 U Reden TII,IOJlR 136 14 Reden 1lI,106. 1 18/R 145.165 1\ Rt'dc.n 1II,I03/R 139 16 Reden 1II. 1 16.104/R 162. 1 4 1 ; 1,24f.1R I l f. ; 1Y,128/R 178 17 CGl § 1 I ,2/Rt'dekc:r S. 78.76.77 .1 CGl § I 1 ,2/Redc:ker S. n " CGl § 4,4/Redekc:r S. 28f.; Hervorhebung im Original; zum Ganz.cn vgI. R... Sienaka, •
244
Neuere evangelische: Theologie
begegnet eine ungleich radika1ere Kom.eprion von einem natürlich-konstitu tionellen Ausgangspunkt her als in der römisch- karnolischen oder aufkläreri schen Tradition. Nach Thomas von Aquin kann der Mensch sich zwar durch Vernunft und Wille als den in ihm verbliebenen geschäpflichen Fähigkeiten approximativ Gon nähern, sich gleichsam für die Gnade präparieren, aber ein vollgültiges Gottesverhä1mis kommt erst durch den sakramentalen Empfang der Gnade 7.Usrande und bleibt in seinem Weg auf die Rückbindung an die Eucharistie, die gleichsam eine Tankstcllenfunktion übernimmt, angewiesen. Die Aufk]ärer negieren zwar die Inhalte des zweiten Artikels. also die Norwcn digkeit der Zueignung der durch Christi Kreuzestod. und Auferstehung er möglichten Gnade der Sündenvergebung, aber kennen doch die promlogi sehe Differenz zwischen Schöpfer und Geschöpf und das distinkte Handeln Gones am Menschen. das freilich nur dem Erhalt. der Verstärkung und Be schleunigung der geschöpflichen Möglichkeiten und Fähigkeiten des Men schen diene. Bei Schleiermacher hingegen werden das menschliche Ich und GOtt zu austauschbaren Synonymbegriffen des Gefühls. des Gemütes als dem Ort der ReligionlO• Gon trin dem Menschen nicht als kontingent handelndes Subjekt gegenüber; der Erfahrung entspricht kein von seinem Tun bzw. von der Wirkung desselben unterschiedener Gon als Ursache. Es geht primär um den christlichen Glauben als Existenzmodus des menschlichen Bewußtseins. nicht um dessen personalen. weil als seine pneumatische Ursache von ihm unterschiedenen Inha1t21• Dem entspricht. daß dje Offenbarung nicht von GOtt her deduziert. son dern mit dem menschlichen Akt der Anschauung des Universums identifiziert wirdu. Sie bindet sich nicht an das verbum externum. an den Buchscaben der Schrift. sondern findet ihren unmittelbaren Niederschlag im Bewußtsein des Menschen: ..Nicht der hat Religion. der an eine heilige Schrift glaubt. sondern der. welcher keiner bedarf und wohl selbst eine machen könnte"u. Korrespon dierend dazu sieht Schleiermacher die Kirche sich nicht in der Wortverkündi-
Geschichdichkeit. S. 198; Wahher, Eschatologie. 98; etwaS anders Mildcnbergcr. Geschichte. 12 lG Reden 1.38f.fR 34f. Zwar nimmt auch Descanes �inC'n mC'thodischC'n Ausgangspunkt bei einC'r 5imultaneitlil von Ich und Gon im mC'nschlichen Ikwußtsein. aber weil das Bewußt �in an dC'r VC'rnunft. am Denkvollzug und nicht am Geruhl festgemacht wird, kann er gel'llde nicht auf eine Iknennung dC'r Wescnsprlidikatc Gones verzichten. Lcl7.tere wiederum en.win gcn dC'n Schluß. daß Gon eine cxtcrne. dininktc. weil gegcnüber dem Menschcn mächtigere UrsachC' des GonesgedankC'ns sein muß. Und auch Kam bon in scincm mora.lischcn Gouesbe weis nicht auf diC' Annahmc Gortes als eines distinkten Ganntcn der mOl'lllischcn Gebunden heit des Mcnschcn ven.ichtcn. 11 Zum Grundansatt der Kritik vgl. K. Barth. Evang. ThcologiC'. I S-18; AlbrC'Cht, ThC'Orie. 143.156 u Redcn 1I,51 .52JR B.55 u Reden 11,92f./R 122; vgl. 11.92/R 1 2 1 f.: ,JwC' heiligC' Schrift ist nur cin MausolC'um, der Religion ein Denkmal, daß ein großer GC'ist da war. dC'r nicht mC'hr da ist"; vgl. IV.128/R 179. Dazu auch Ebe:r. Schrifdchre. 58f.
Karl Banh
24 5
gung und in der Sakramemsverwalrung bzw. in der Gemeinschaft der auf grund dessen Glaubenden manifestieren14• sondern in einem quasi soziariven Zusammenschluß religiös inspirierter Individuen. unter Umständen um ei nen Virtuosen der Religion als Personalgemeinde versammelr�. Es ist nicht verwunderlich. daß die Eschatologie als etwas erscheint. das nur sehr bedingt aus dem Selbstbewußtsein - nur dies und nicht etwa die Schrift kann normative Quelle der Theologie sein - abgeleitet werden kann26• Mit dem Gegt:nüber des kontingent handelnden Gones fehlt die Grundlage der Erwartung eines grundsätzlich neuen und andersartigen Geschehens. Nicht die Zukunft: ist entscheidend, sondern die Gegenwart bzw. det Wert des vor mals in der Zukunft Erwarteten für die Gegenwart. Die Religion ist die Er scheinung des Unendlichen im Endlichen. des Ewigen im Zeidichen; im Menschen ist das Unendliche. der Abdruck. die Darstellung desselben. d. h. etwas Ewiges zu sehen27• Das Escharon wird zum Apriori. zum geschöpflichen Internum. Die Unsterblichkeit wird nicht akut angesichtS des Todes. sondern ist Chiffre für den präsentischen Vollzug der stets vorgegebenen und explizier baren Religiosität des Menschen28• Die Darscellung des vollendeten Zustands der Kirche richtet ein moralisches Regulativ rur die Gegenwart auf. hat "nur den Nutzen eines Vorbildes, welchem wir uns nähern sollenu19• Ein Dann, ein Noch-nicht isr nicht im Blick. weil der Mensch sich im Besitz wiegt und seine Aufmerksamkeit nur noch der Perfektionierung desselben zu widmen hat. Der Tod führt als Übergang ins UnendJicheJO keinen grundlegend vom Leben unterschiedenen Zustand herbei. Die Tatsache. daß neben der Unsterblich keit auch die Sterblichkeit als natürliches Prädikat des Menschen genannt wird) ' . verstärkt die Annahme, daß mit "Unsterblichkeit" nur eine umschrei bende Qualifikation der menschlichen Religiosität gemeint isrJ2. 1�
CA VlIIBSLK 6 1 , 1-7
l' Reden IV, 133. 1 4 1 . 145/R 188.203.208f.; vgl. IV, I3I/R 184f.: _ein priesterliches Volk ... , wo ... jeder derselben Kraft im andern folgt, die er auch in sich ruhlt, und damit auch er die andern regiert" M CGl § 1 5 9 TheselRedeker S. 4 1 6(: _Die Lösung beider Aufpben. die Kirche in ihrer Vollendung und den Zustand der Seelen im künftigen Leben darzustellen, wird versucht in den kirchlichen uhr�n yoodeo!enteoDiogtn. denen jedoch der gleiche Wert wie den bisher behandelten Lehren nicht kann beigelegt werdenM (Hervorhcbung im Original) 17 Reden 1I.49.64/R 51.74 11 Reden I1,99/R 133: �Mitlen in der Endlichkeit eins werden mit dem Unendlichen und ewig sc:in in ein�m Augenblick. das ist die Unnerblichkeit der ReligionM; vgI. CGl § 158.11 Redeker 412; § 158,2/Redeker S. 415: UnSterblichkeit ab zur menKhlichen Natur gehörig. n CGl § 1 5 7 TheselRedeker S. 408. Dazu auch Weirich. Kirche, 158 JII Reden rv, 149/R 215; 111,1 1 1 f./R 154 JI CO § 1 58.21Redeker S. 415; § 58 ZusaniRedeker S. 320 Jl Daflir spricht auch, daß der von der Aufe.rstehung handelnde § 1611Redeker 423-429 weniger eine Erwartung eines konkreten Handelns GOttes anspricht als die Frage zu lösen ver sucht. warum es zur VOf$tellung von der Auferstehung des Fleisches gekommen ist blw. kom men mußte, und die mit den vorhandenen Theorien v�rbundene.n Probleme �feriert.
246
Nc=uerc evangelische Theologie:
2. Gotwhtrrschaft durch Auftrsuhung Karl Barm wendet sich mit Vehemenz. gegen jeden Versuch, in der Nachfolge Schleiermachers eine Theologie zu treiben, die das Christcnrum möglichst an· stoßfrei in die Moderne einpassen und in eine Konformität zur jeweiligen Ku]rur überfuhren möchte'J. Die Kultur, der natürliche Mensch, der homo religiosus vermag von sich aus nicht. in eine positive Beziehung 1.U Gon zu treten oder etwas über Gort auszusagen. Er in Gon gegenüber gleichsam eine tabula rasa, ganz und gar angewiesen auf das primäre Reden Goncs"4. Allem natürlichen Sueben und Haben settt insbesondere der frühe Banh die exklu sive Deduktion der Existenz in ihrer Eigenclichkeit von Gon her (euro TOO Stoß) entgegen1S• Die Hybris des natürlichen Menschen. der über einen un minelbarcn Zugang zur Sphäre der Transzendem, zu verfügen wähnt. besteht in einer Verwechslung von Mensch und GOtt, in der Vergöttlichung des Men schen und Vermenschlichung Gottesl6, in einer usurpierten Selbständigkeit gegenüber Gotr37, in einem selbscsüchtigen "Sichvordrängen und Gdtendma chen")8. Die Natur, das Zeitliche. Immanente ist als solches schlechthin nega tiv qualifiziert.
AnJn-s als spät" in tkr .,Kirchlich", Dogmatik" tkut�t Barth nicht tkn Tod von tkr Natur her. sontkm dü Natur vom Tod hn'. Der Tod erscheint hier unter
ausschließlich theologischer Perspektive als von GOtt her ausgesprochene Prä dikation der natürlichen Welt. Er ist nicht eigentlich Folge und Sttafe für die Sünde, sondern letzte Potenuerung und Explikation der sündigen Welr3'. Die sich hinter der natürlichen Religiosität verbergende 6:yvwoia ist eine "Tod krankheit"40. Es geht nicht um das Sterben am Ende des Lebens. sondern um ein Totsein, wie es in der Konfrontation mit der Offenbarung als der Normal zust:md des adamitischen Menschen entlarvt wird: "Die Toten! das sind wir"41. Der Mensch befindet sich allerdings in einer Doppelexistenz. Sein Dasein als in sich sündiges Sosein begegnet nicht nur in seiner Faktizität. sondern als ein Geschehen, ein Schauplatz. Er gehört nicht nur zu Adam, sondern auch zu " K. Barth. Prol. Theologie. 386.387.393.395.398 )4 Vgl. Stock. Anthropologie. 172-1 80; Wohlgschaft. Hoffnung, 46 n Dies sldlt er als die Grundformd des I.Korintherbriefes heraus: Auferstehung 4.23; vgl. ebd 32.34,4 1 .52.53.54 .M Römu. 169; vgl. rod.• 180 11 Römer. 173 .M Auferstd!ung. 33; vgI. ebd., 5.6. 1 1 ("die Krisis des natürlichen wildwachsenden Men schen und seiner geistigen und weniger geistigen Ld>e.nskrah'').54 (..Er wirft ihr vor. daß du Menschliche, das Virale, das Heroische oder auch Gigamenhafte ... im Begriff ist, zu überwu chern. ins KraUl zu schießen. zum SdbsttweCk zu werden�; "Sichaufrecken des Menschen�).67 )t Auferstehung. 98: .. Der Tod ist der Gipfd des Gonwidrigen in der Wdl� ..., Auferstehung, 105 4 1 Auferstehung, 60 .•
Karl Barth
247
Chrinus; er ise alter Mensch und soU neuer Mensch werden41• Der zweite AI tikel knüpft nicht an den erscen an, sondern ist selbst im ernen präsem bzw. imegrien den ersten gleichsam in sich als Negativfolie. Die Kreatürlichkei( kann nicht innerhalb des emen Anikels, etwa als bleibender, jedoch vom Menschen verfehlter Anspruch Gones, vom Sündersein unterschieden wer den, sondern nur durch die mit dem zweiten Artikel gegebene simultane Aus sage der Errullung des Anspruches von Gon her. Von seiner - berechtigten - Auseinandersetzung mit der Behauptung eines anthropologischen oder natürlichen Ausgangspunktes der Theologie kommt Barrn zu einer negativen Einschätzung der Natur und ihrer Möglichkeiten. Die Seele, das Psychische in ein Konkretum der ohnmächtigen Rebellion des Menschen gegen Gon4'. Sie wird zum Ausweis der irdischen Existenz des Menschen und auf ihre funktionale Seite reduz..iert. Die Seele in das, was den Menschen zum Menschen macht« und mit ihm der q>8opa, aT1JJia, aa8tvEIO verfa11en4�. Nicht ein kooperatives, sondern ein alternatives Ver hältnis zum göttlichen Pneuma kennzeichnet sie als den ersten Adam, der nur durch eine 1fWO� 'w�<;, nicht durch das TrVEOJ.jO C",,07rOlOOV entstanden ise". Sie muß durch den Geist Gones ersetzt werden47• Neben die kreatürlich-adamitische Dimension trin die Auferstehungswirk lichkeit. dje jedoch mit der Schöpfung und dem Ende der Dinge "ein einzig� Geschehen" bildet48• Der zweite Adam, Christus, ist zugleich der ursprüngli che. eigentliche Mensch und auch seine Erschaffung wird auf den in Gen. 2.7 beschriebenen Vorgang zurückgeführt°, Dit Diakkrik von GtJchöpjlichktir Aufersll�hung. 123; vgl. ebd 1 1 8: �Du bist bejdcs oder vielmehr du g.cbörst zu �iden, und wie beide miteinander den Weg GOttes bezeichnen, von der alten zur neuen KrCilltur, so ist auch dein leben der Schauplarz.. über den dieser Weg fuhrt. so mußt auch du nm hier Dach dortM (Hervorhebungcn im Original) 4j Auferstehung. 1 1 6: "dieser bekannte anKhauliche Mensch. das aWlJo I.VUXllc6.... der alte Mensch. ich. sofern ich nieh! Gottes. sondern mein eigen bin" .. Auferstehung, 1 1 5; vgl. ebd., 1 14 4) Auferstehung, 1 1 4 .. Auferstehung, 1 1 5(1 17 ("Wir sind von unten. wir kennen auch die I.VUX� Cwao nur als irdische Grö/k, lebendig. aber 5tChend und fallend mit dem stehenden und fallenden leibe") 41 Auferstehung. 1 16: S«le als "der Planhaher fur das TrVEUIJO XpIOTOU."; Römer. 177: Gnade:. "als das Nicht-Gegebene gegenüber dem Bestand der menschlichen Psyche. das sich als Aufhebung aller Psychologie der Sünde wirksam erweisen muß"; vgl. Römer, 184; Auferste hung. 1 1 8: "Der Psychologie verfallen sind wir alle. mit dem, was wir als unseren Geistesbesirz rühmen möchten"; ebd., 1 2 1 : "Es gibt keine Möglichkeit innerha.lb dieses l..cibeslebens als solchen (sic!){D.h.: aWlJo 'PUXnc6v: Anmerkung des Verfassers) das Reich zu ererben"; zur Ablehnung der Unsterblichkeit der Seele: AufefSlehung. 99. 1 1 4 .. Auferstehung, 1 1 5 ., Auferstehung. 1 15: "Gott spricht und was danus wird, das ist sein Mensch, die ursprüng lich-c.ndliche Kreatur, der f1eischgewordene Logos. der leme Adam. der der wahrhaft erste ist"; u
.•
bc05baucb entstanden ist, ist der zwejte ..der Mensch, der wirklich dyrchdenaQnljchen Ir Adam" (HelVorhebungen im Original)
248
N�uere evangelische Theologie
und Sürukrstin wird tranJponi�rt in di� Diakktik finer zt«i[achm und antitht tischtn souri% gischm Qualifizitrung tUr Schöpfong. Auf der einen Seite steht der "wirkliche" Mensch, wie er ist. die irdische Existenz. des XOiK6�, der als
solcher in Gonesferne lebt50• Auf der anderen Seite befindet sich Chrisrus. das Pneumatische. der Mensch, .,der Gones istSI. Das Ursprüngliche secht nicht als Gesetz vor dem Menschen, das dieser zu befolgen und sich dadurch seiner Bestimmung z.u nähern hätte. Zwischen uns und Christus besteht keine Kon tinuität, sodaß man in einem etwa asketischen Tun des Menschen die Chri sruskonformität zu erlangen versuchen könmcS2• Es begegnet aber auch nicht als ein faktisch vom Menschen unerfulltcs Gesetz. dem i n einem separaten Akt und nur einem Teil der Menschen gegenüber dem Evangelium folgen würde. Vielmehr erfolgt die Erlangung der Ursprünglichkeit, die Identifizie rung der beiden Menschen aktuell und universal von Gon her, ..von oben
nach unten"5). Die Identität beider Seiten begegnet nur im Modus der beständigen Aufhe bung des natürlichen Menschen und des fortwährenden Voraus des eigentli chen. Die Auferstehung ist der Vollzug der Gonesherrschaft, Manifestation der Goctheit Goues und muß daher die kreatürliche Welt in die monistische Wirklichkeit des ..Gott alles in allem" hereinholenS.ol. Die Auferstehung ist ein Angriff auf den kreatürlichen, alten Menschen, den sie in die Krisis führr. Sie vollzieht sich in radikaler Diskontinuität und Neuprädikation gegenüber dem Nten55• Der Tod erhält aufgrund seines Charakters als Wesensbestimmung �
Vgl. Römer, 179: ..DieKr Leib der SUnde ist mein Leib, mein u:itlich-dinglich-menschli ches Dudn- (Hervorhebungen im Original); ebd., 186: Das u�n in der Weh der Ztit, der Dingt und des Menschen ist als solches das Leben in der unanschaulichen GOItesfetne des Amhropomorphismus" 'I Auferstehung, 1 2 1 n Auferstehung, 1 18.1 1 7 u Auferstehung, 1 17i vgl. ebd., 60.123 1-1 Der Herrschaftsgedanke wird angedemet, wo gesagt wird. die Gemeinde �i der On, wo das Recht Goues an den Tag kommt (Auferstehung 12; vgI. ebd., 22: �daß a Recht habe und nicht der MenschM (Hervorhebung im Original»; vgl. Auferstehung, 95.98 ("das bis aufs lel7.te und umfassendste ausgreifende j}o:OlAEUEIV"); ebd., 1 1 2: Auferstehung als Umschreibung de5 WOrtes "Gott"; ebd., 1 1 5: Ziel der Auferstehung: ..GOttes �in .....; vg.!. auch Römer, 1 8 1 . 1 82.183 (Glauben als menschlicher Hohlraum rur rein göttlichen InhalI) ss Das ow�a als Träger der menschlichen Subjektkominuität befindet sich gewissermaßen in einem neutralen Bereich. Das Alte wird nicht an ihm, sondern an der I4lUXrl im Gegensan zum �ü�a als jeweiligem Pridikat festgemacht: Auferstehung, 109. 1 1 1 . 1 1 3. Zur A.ku:ntuie rung der Diskontinuität: ebd 6: Zeugnis von Christus "zu allem menschlich betrachtet Gro ßen, Achtbaren, Staunenswerten schlechthin im Verhähnis eines En[Weder-Oder" (vgl. ebd., 10)j ebd., 29: "Die Begegnung mit Gon miisscon sich die einen wie die anderen zunächst als das Ende ihm: Wege gefallen lassen- (Hervorhebungen im Original); ebd., 45: "durch einen un· Ubcrbrilckbaren Abgrund von dem Ziel phieden"; ebd., 47: "via negativaM; ebd.• 48: "An griffaufdie ChriStenheit"; Krisis.Begriff L B. in Auferstehung, 1 1.23; Römer. 180: _Der Mensch, der mit dem Eiosctu:n dieses Angriffs in den Gesichtskreis trin ist nicht der, der ist, was kb. bin" (Hervorhebungen im Original) ..
.•
...•
249
Karl Barth
des Kreatürlichen eine tiefergehende Funktion. Er bttc:ichnet nicht mehr nur die Ohnmacht des ahen Menschen. sondern wird zur Kehrseite der AufefS[e hung. zum Modw des Angriffs und damit zum Wendepunkt. jenseits dessen das Eingegliedertsein in die Gonesherrschaft. in Christus nehtSti• Tod und Auferstehung werden jedoch. weil je neu vollzogene Vorgänge. zu unkonkreten Größen. Die Endgeschichre wird in die Urgeschichte. die Aufer steh ung in die Schöpfung hineingenommen. die letzten Dinge zu ersten ge m
3. Die definitive Realisierung des Bundes in der Auftrstehung a) Di� S�tk als aktual gturztts Korrtlat tkr Gnatk In der .. Kirchlichen Dogmatik" (KD) kommt Barrh durch ein anderes Zeit verständnis zu einer neuen Ausdeutung derselben theologischen Grundstruk tur. An die Stelle des futurischen Voraus treten präsentisch-indikativische Aus sagen. Mit der Auferstehung Christi in eine unverrückbare Zäsur eingetreten. Das Ende der Zeit. der letzte Tag ist angebrochen; alles dann Folgende in nur
Auf�rsu�hung, 1 1 1: Tod als Wendepunkt� . ..Nullpunkt. der vom Minw zum Plus ftlhn�; ebd 1 09: �Tod. als die Mine zwischen beiden� (dem Alten und Neuen); ebd 1 13: OWj.lO 7IVtuj.lOTIK6v als eine thanatologische Größe"; vgl. Auferstehung. 1 1 5; Römer. 174.177f: '7 Vgl. Auferstehung. 59.60. 1 1 5 M Auferstehung. 122.123.125; Römer. 170.175.176.179(180.1 82.187.272 u.Ö. " Auferstehung. 122.60 (Auf�r:uehung ..in Hoffnung gegeben aber nicht zu yoUnchco" [Hervorh�bung im Original)); Römer. 175; vgl. ebd. 178: "Vogel im Flug"; ebd 175: "die inkommensurable Todesknft der Auf�rs{ehunf .., Zur Ablehnung einer eodgcschichdichen Eschatologie: Auferstehung. 58.94. Kritisch äu ßen sich Alrhaus. Aufemehung. 130(132. 137-139; richtig bemerkt er (ebd 124). daß hier ..Aufer51ehung� ein die W�ile des gaß7.en Heils bezeichnender Begriff wird. 16
�
.•
.•
..
...•
.•
.•
250
Ncucrc evangdische Theologie
noch Ablauf des lenten Tages61 • Die positive Qualifizierung der Welt, die Ebe ne des eigentlichen, ursprünglichen Menschen steht nicht je neu aus, sondern ist bereits Realität. Die Dialektik von negativ ein1.uschärzender K.rearürlich keil und der nur in der Form des Futurum aeternum auszusagenden Auferste hung wird zum Gegenüber und Ineinander einer neutral w bewercenden Na tur und deren Füllung durch die Gnade. Die Schöpfung ist in sich gleichsam ein Vakuum, eine Hülle, die die Durchführung des Gnadenbundes umfangr62. Bezeichnend ist. daß Banh nun auf eine zweifache Auslegung von Gen. 2,7 auf den psychischen und den pneumatischen Menschen hin verzichten kann. Es gibt sozusagen nur noch den einen, nämlich den pneumatisch bestimmten Menschen, der als solcher zugleich psychisch ist. ..Seele" dient nicht mehr als Gegensanbegriff zu ..Geist", sondern crin in eine positive Bez.iehung zum, ja Abhängigkeit vom Geist, Der Heilige Geist in, indem Gort den Menschen mit ihm anhaucht, die Möglichkeit, ltlVXrl (waa sein6l, Der Geist ist nicht etwas dem Menschen Zuhandenes, nicht ein Konstitutionselement im Men· sehen, sondern ein Geschehen, eine zu empfangende Wirkung Gottes64, Der Mensch ist ein vom Geist Gehabter>5, Der Geist ist der Ermöglichungsgrund der Existenz. aber nicht als Existential, Besitz, Potenz66, Die Seele besteht nicht vor und unabhängig vom Geist Gones, so daß sie ihm als durch ihre etwa immaterielle Konstitution disponiertes Empfangsorgan vorgelagert wäre, Wenn sie als der Ort, in dem das Zusammensein mit Gott Ereignis wird67, als .. Geiscseele"68 sich in einer Unmittelbarkeit zum Geist befindet. so doch in einer mit dem Wirken Gottes koinzidierenden und von diesem abge· leiteten Existenzweise69, In der Seele manifestiert sich nicht mehr wie vormals angenommen die Unordnung, das rebellische Chaos des Kreatürlichen. son· dern sie wird selbst zum Gegenstand und Garanten einer innermenschlichen Ordnung, Leib und Seele stehen nicht in einem dualistischen Widereinander, wie das bei einem konstitutionellen Ansarz der Fall sein müßte, sondern in 61 KO 111/2.757 � KO 111/1,46: "Die Schöpfung ist die Erstellung des Raumes rur die Geschichte des Gna
denbundes"; 1II11 .258ff.: "der Bund als innerer Grund der Schöpfung" (vgI, 111/2,429); 1111 1 . 1 038:: "die Schöpfung als ltufkrer Grund des Bundes"; Dazu auch Hummel. Psy<:he. 9 6J KD 1I1/2.40If. t.I KD 111/2.426.428.435 {"GeiSt haben heißt leben dÜrfen, heißt also: Seele sein dürfcn"[Hervorhcbungen im Originalj).437 (Geist als "ein i:itigkeiubcgrifr') ., KD 11112.426 � Vgl. KD 11112.42j( t:1 KD 11112,438 " KD 111/2.438.447 69 Vgl. KD 111/2,447: ,..sie ist nicht der belebende Atem Gones, sondern das durch di�n Lebende. der durch diesen erweckte eigene Atem des Menschen". Zum Geschehnischaral([er der Relation zu Gon im Unterschied zu einer statischen. rein ontischen Sicht: KD 111/3,418; rtbqrilndet.konstilUimi l nderbilltcn wird� nGo vgI. ebd,. 416: �Dcr Mensch ill. indem er vo (Hervorhebungcn im Original); vgI. ebd,. 419.424
K2rl
Banh
251
einer durch die Aktivität des GeiStes bewirkten Ordnung70• Der Seele schreibt Banh eine Superiorität tU, weil sie in einem direkten Verhältnis turn Geiste stehe, der Leib hingegen nur in einem indirekten, über die Seele vermittd ten?l. Zwar betone Barth zu Recht gegenüber Schleiermacher den absoluten Ge gensatz zwischen Gort und Geschöpf, die Norwendigkejt der primären Akti vität Gortes, die Koinzidenz von Seelesein des Menschen und Wirken GOrtes. PrAgwürdig bleibt es jedoch, die Zusammengehörigkeit von Mensch und GOtt nur an der Gnade festzumachenn, die Schöpfung als Bundesvollzug zu be trachten und damit den schöpferisch wirksamen Geist Gortes unmirtdbar mit dem erst seit Pfingsten in heilsökonomisch qualifizierter Weise wirkenden erlösenden Geist gleichzusenen7J• Richtig ist zwar eine Zuordnung des ersten und zweiten Artikels, auch eine gewisse Hereinnahme des zweiten in den er nen und umgekehrt. Aber der erste Artikel darf nicht wie bei Barch in den zweiten aufgelöst werden. ebensowenig wie der zweite in den ersten, was wohl in der Aufklärungsphilosophie geschieht. Um einen Schöpfungsdoketismus zu vermeiden, muß zwischen Geburt und Wiedergeburt, zwischen Mensc.h sein und Chrisrsein, zwischen Bestimmung zum Bund und Realisierung des selben unterschieden werden können74•
711 KD 11112.407 71 KD 11112. 408.409.427.438. Der GeislSCCle SIcht sozusagen ein Gcisdeib zur Seite, als
ihr r.cgc:bcner bzw. aufgegebener Wirkungsbcn!ich. Vgl. dazu Stock. Anthropologie, 166f.
7: KO 11112. 441 .442f. n Vgl. KO 11112,475; �der den MenKhen als Seele seines l..cibes begründete (sid), konstitu
ien!nde und erhaltende Geist hat eben pe rSC eine Affinitär zu dem prophetjKben GeiSI, in dessen Wirkung aus der Potenrialitär seiner Geschöpflichkeir die Aktivjlät seines Seins im Bun de mit Gon werden wird�; 11112.431; �Es ist derselbe Geist. der dort das Prinzip seiner Erneue rung ist, hier das Prinzip seiner eCKböpOjchenWjrkljcbkejs- (Hervorhebungen im Original); 11112,401f.; ftDer Heilige Geisl in ... GOIl selbst in seiner schöprerischen Zuwendung zum Geschöpf". Zum Ausgangspunkl bei dem Vollzug des Bundes bzw. dessen Fakliz.iläl; KD 111/2. 391.41 4.416.41 9.420.429 {es �hl nichr um des Menschen nalürliche Beschaffenheit, son dern �um seinen Stand im Bunde mir Go,, ).43 ! f. 14 Vgl. Pcters. Mensch. 134f.; Pn!nrcr, Einheit. 175i Heidjer, l..chre. 5 1 f. Richtigerweise steIIr Prenter. Einheit. 177. die Dialektik der Schöpfung Gones, an der Gon weiterhin Wohlge f..1len hat, und ihrer faktischen Verlorenheit heraus, von der die Gcrt'Chtigkeit als eigener StatUS zu uDlencheiden ist. Beisser, Hoffnung. 125.129.134. siehr auch beim spälelen Banh noch die neukantianischen Denkmustcc seiner L..chn!r am Werk. denen z.ufolge aufgrund der radikalen Diasla$C von Zeit und Ewigkeit. Immanent und Transundenz stets eine Tendenz. zur Negie rung der irdischen Zeir vorhanden ist und damir zur UnuDlerscheidbarkeil der einzelnen heils ökonomischen Schrine bzw. der Aluionen Goues. "
252
Neuerc evangelische Theologie
b) Di� Gerichtsdimmsion MS Totks: die Jlr?iJgabe an das Nichts Der Ausgangspunkt bei der Einhauchung des Geistes Gones, die zugleich der Beginn und Vollzug des Gnadenbundes Gones mit dem Menschen ist, erlaubt die Formulierung eines Grundschemas der Todesdefinition. Der Tod in bzw. kommt zustande durch das Zurückziehen des Geistes Gones; er ist ..Geistes abwesenheit" . ..Geisclosigkeit..n. Er in nicht eigentlich der Vollzug des Ge richtes GOttes, sondern der - nun anders als beim frühen Banh - neutrale Normalz.uscand, aus dem der Mensch zeitweise durch die Gabe des Geistes herausgehoben wird und in den er durch die Privaüon desselben wieder 1.U cückF.i.lk Der Tod überführt nicht in ein etwa durch fortWährende Konfronta tion mit dem Richtergon negaüv qualifiziertes Sein. sondern in ein Nichtsein, in den Bereich des Nichts, des Staubes, in eine weniger als schanenhafte Exi stenz76• Die Auferstehung kann dann nicht mehr ein im Kampf davongetrage ner Sieg über das Erzübel des Todes sein, sondern nur eine Wiederholung des Leben stiftenden Aktes der Geisreinhauchung". Tod und Auferscehung ste hen nicht in einem dialektischen Verhältnis z.ueinander, sondern der Bereich des Todes ist gleichsam ein Hohlraum, der verschwindet, wenn er durch dje Auferstehung, die Gnade ausgefüll t wird, bzw. wie eine weiße Fläche, die im Zuge der Auferstehung und der Lebens.senung am Anfang bemalt wird, aber nicht ein Gegenbild zu Christus, eine Verderbensmacht, wie Lurher den Tod beschreibt. Der Tod ist nicht das Dazwischenhineingekommene, sondern neutrale und logische Kehrseite des Lebens, alternativische Möglichkeit ge genüber dem Leben. Geburt, Tod und Auferstehung erscheinen als fakultative Wirklichkeicserfahrungen71. Die Definition des Todes als Trennung von Seele und Leib hat keine primäre Bedeurung, sondern isc abzuleiten aus dem priva tiven Schema: die Loslösung vom Geist Gones führt zur Trennung der leibsee lischen Verbindung. Die Seele ist dann nicht nur separiert vom Physischen, sondern verliert auch ihren Charakter als Geisrseele und damit ihre Existenz dies im Unterschied zur plaronischen Tradition79• Die allgemeine. privative Todesbestimmung erhält allerdings eine tieferge hende Deutung. Der dem Menschen gegebene Gein Gones ist anders als der n KD
111/2,426,432.402
" Man wird dif!S durch einen Umkehrschluß der Definition des Lebens entnehmen kön nen: KD 111/2.414: "Der Mensch w. indem er GeiSI halM; ebd.: "Ocr Mensch verdank! f!S Got!. daß er Mensch und nicht ecwas Anderes ist. und d.aß er ist und nichl nicht ist" (Hervorhebun gen im Origin.al); KD 11111.268. 111I2,424f. , daß jenf!S Dürfen erneuen n KD 11112,437: "Es hängt d.ar.an. daß er ihm das über den Menschen wird, ob der Tod das letzte oder nun doch nicht d.' "'-c' gesprochen ist" (Hervorhebung im Original); vgI. 111/1,268 71 KD 111/2.434: der Mensch kann wissen, �daß sein Atmen und Leben wie das der Tiere, einmal. wenn f!S .angeF.mgen h.at, so auch endigen wird"; 111/2.435: Wegnehmen df!S Lebens odems durch ein neuts Aussenden relativiert; vgl. 11112,402 " Vgl. KD 11112,443(445.472
Karl Banh
2 53
in den Tieren wirksame zugleich der erlösende, der den Gnadenbund seiften· de und in ihn hineinnehmende Geise Dies wird im Akt der besonderen Zu· wendung Gones zum Menschen bei der Einhauchung des Geistes manifesrSO. Daher enthält das formale, neurral.privative Geschehen des Geistennugs eine inhaltliche, negative liefendimension. Das zurückgehalrene Ja der Gnade kann zum wenigstens indirekten Nein werden, indem Gon den Tod zur be· wußten Bestätigung der vom Menschen erwählten Nichtigkeit werden läßt. Die Nichtigkeit vor Gon wird im Vernichtungswerk des Todes offenbar, im Tod wird der Mensch seiner Nichtigkeit gegenüber Gon überfuhrr8l . Barm kann hier im Anschluß an die Schrift die Unnatürlichkeit des Todes beto nen82• Aber diese Aussagen werden sogleich revidiert vom christologischen Indika tiv als der Mine der "Kirchlichen Dogmacik" her. An Christus wurde stellver tretend und ein für allemal das Gericht vollzogen. Das t<paTra� des Kreuzes wird zur endgültigen Bestätigung bzw. - in einer Zusammenschau der Zeiten - zum Grund der protologisch begründeten Universalität der Gnade". Die Macht des Todes wird zur Ohnmacht, wenn und weil Gon es anders will. Die Konfrontation mit Gon wird zur Begegnung mit dem gnädigen Gon, das Feuer seines Zorns zum Feuer seiner zürnenden Liebe, der Fluch zur Schanen· seite des S:gens84• Für die Christen, die sich in der Peripherit: Christi als des Zentrums befinden, wird der Vollzug des Gerichts zu einem Irrealis der Ver gangenheit und die Furcht davor zu einem Anachronismus. Das Gericht bleibt uns erspart, weil es durch einen Anderen, durch Christus für uns erlit ten wurde85• Die Idemität von Sterben und Todesgericht könnte nur noch in einer unerlaubten Abstraktion vom Kreuz Christi ausgesagt werden86• Die Ge richtsdimension haftet dem Tod nurmehr in signifikativer Form an, als Zei-
10 KD 1111 1.268. 11112, 431 .432.434.475 11 KD I1I12,761: �Stublichkti( heißt Vtrfallensein an den Tod, und Tod heißt dit radikalt N(gatioo des I..ebtos und also des menschlichen Scins�. dtr Tod ist ..die Bestätigung und dtr Vollzug seintr Nichtjgkti(; ..Tod heißt: daß es wirklich und endgültig oichts ist mit uns Men· schen"; 1 1112,762; 1 1112,740: ..Es besttht seine Macht doch nur darin, das gegen Gau Streiten· de Geschöpf, den sündigen und schuldigtn Menschen, seiner Nichtjgkei1 gegen Gon zu übtr führtn"; ebd.: �Er [der Mtnschl Sieht uOIer Gones Nein und .i.u. nur insofern, als er von Gon ' ycroejOl ist ; vgl. 1 1112.729. 1 1J/2,725: ..Daß wir dann ,nieh! mehr' sein werden, wird konkret das bedeuttn, daß unser gewesenes �in dann daslindn y rd asgcwrznginwird: ein schuldi· ges, ein auf der ganzen Linie rückständiges �in, ein einuger Mißerfolg"; ebd.: nicht nur Setn· digung, �sondern YerS10ßyng unseres unwürdigen und verwirklen Lebens von den Augen des Schöpfers� (alle Hervorhebungen im Original) II KD 11112,726: dtr Tod gehÖr! nicht �zu dtr von Gon geschaffenen und darum guten Natur"; 1 11/2,727: der Tod nicht als Freund oder Erlöser; vgI, 11112,730.750 ., Zum Ausgangspunkl btim Kreuz: KD 11112, 730.731 ,734.755f.757 "
..
as 16
KD 11112,741 KD 11112,726
Vgl. KD 111/2,766f.; IIIf2, 738
254
Neuen: evangdische Theologie
ehen des real nicht mehr zu c:rwarcenden. sondern bereits himer uns, aufChri $(W liegenden Gerichts'7. Es handelt sich um ein Minuszeichen vor der Klam mer unseres Lebens. um eine Drohung Gones", die aber nichts a n der Fakti utät unserer Befreiung aus dem Gericht ändere, sondern als Rückverweis auf die Größe der Gnade Gones bzw. den Ernst des durch diese überwundenen Gerichtes zu verstehen ist,
c) Das natürlicht Sttrhtn: Faktum und ZitLbtstimmung Wen n der Tod nicht mehr real. sondern nur noch in der Weise einer Reminis zenz, eines signifikativen Relikts von der Sünde her zu begründen in, muß anders erklärt werden, warum die Christen bzw. Menschen fahisch noch stec ben. Barth versucht zwar hier wie überall, die Natürlichkeit des Todes von einem christologischen Tatbestand abzuleiten. Der Gerichtsvollzug durfte nicht der einzige Grund des doch unverdienten Sterbens Jesu sein, sondern eine vorgängige natürliche Endlichkeit war gleichsam das Vehikel des Ge� richcstodes89• Bei Christus sei der natürliche Tod eine anthropologische Not� wendigkeit gewesen, nicht aber die de faCto nur bei ihm auftretende Koinzi� denz des natürlichen Todes und des tatsächlichen Gerichtsvollzuges90• Von daher kann Banh auch vom Christen nicht nur die Relativierung der Ge richrsscite annehmen, sondern überhaupt auf den Zusammenhang von Sünde und Gericht zur Begründung des Todes absehen" . Aber der eigentliche Grund für ßarths Behauptung einer natürlichen Sterblichkeit liegt nicht in der Erk1ä� rung des Kreuzestodes Jesu, sondern in dem Versuch, die inneren Widersprü� che des Gnadenmonismus' abzubauen. Gerade POSt Christum crucifixum ist gar nicht einsichtig zu machen, war� um dem Menschen der Geist GOttes als Ausdruck und Mittel der Begnadj� gung entzogen werden soll bzw. warum im Tod zwischen Schöpfer- und Erlö� sergeist zu unterscheiden ist, nachdem bei der Erschaffung auf ihre Identität so viel Wert gelegt wurde. Daher treten neben den Rekurs auf die Wegnahme des Geistes, wie sie auch bei den Tieren zu beobachten sei92, andere Argumen� tationsmuster. Eine Hinwendung zu einer rein immanenten Erklärung des W1 KD 11112. 725.726.739.747.766f. Pa!2l1d�n zu Barths �benfalls signifika(iv�m bzw. �Ihi
sch�m Sakram�msversländnis drlingen sich auf. Di� �ffekljv� Dimension sowohl des Gerichu als auch d�r H�ilstueignung wird allein� an ChrislUS festg�mach[. Das. was von d�r W�h. von ckn Chri5(�n gih. ist um�r Rückbaug auf Christw. per analogiam rdationis aUSl.usag�n. • KD
IIV2.726 " KD 11112.767. Bcisser, Hoffnung. 144. weist zu R«hl darauf hin. daß bei Anselm von Cam�rbury im Umerxhied zu 8arth die Freiwilligkeit des Kreuzestodes Jesu g�r.ide mit der Tatsache, daß er sonst nicht hätte sterben mÜS5C.n, begründet wird. " KD 111/2. 766.767 'I KD 1lI/2.764f.i �bd" 767: �Daß unser Sein in der Zeit ein endliebg s i t. das kann docb offenbar auch etwaS Anderes bedc:ul�n, als daß wir umer Gones Zorn steben" (Hervorbebung im Original)
u KD 111/3. 431.434.435.717
Karl Barth
2 55
Todes deutet sich an, wenn der Tod als Privationsgeschehen nicht mehr auf Gorr, sondern auf die Handlungs- und Bewegungsfreiheit des Menschen, also Güter dieses Lebens, als Gegenstand der Ermangelung bezogen wird'H. Dann zeichnet Barth den Tod als ein unabänderliches Schicksal und ubenselement, ohne auf theologische Ursachen Bezug zu nehmen?-i. Der Tod erscheint dann unrer rein formaler Perspektive als ein nemraler der Gebun in spiegelverkehr ter Weise korrespondierender Vorgang des Oberschrittes vom Sein ins Nicht sein9� . Die Akzentuierung der Selbstverständlichkeit des Todes verbindet sich mit einer eher teleologisch oriemierten Betrachtung, bei der der natürliche Tod als exklusive Wirklichkeit zur Zielbeslimmung wird. Der Tod btkommt erst den Charakter des lenten Feindes; der Mensch kann aber auch alt und lebenssarr sterben96. Ziel ist die Befreiung vom unnatürlichen zu einem natürlichen Ster ben97. Das bedeutet, daß auch die Begegnungsweise des Todes als Zeichen des Gerichts, immerhin schon ein stark reduzierter Restbestand der Gerichtsdi mension, zu einer abbaubaren Größe erklärt wird. Das Zeichen des Gerichts übernimmt möglicherweise die Funktion des Imperativs im Indikativ, der die Konformität der Wel t und des menschlichen Verhaltens zur Gnadenwirklich keit einforden. untere könnte erstens auf ethischer Ebene erreicht werden: der Mensch soll daran erinnen werden. wovor er bewahJt wurde U!Tl wohl dem Gnadenempfang emsprechend zu leben98. Zweitens kommt die noetisch hermeneutische Ebene in den Blick. Die GerichtsSeire des Todes steht in ei-
" KD 111/2.716: Totsein heißt nicht mehr leben können. Totsein bedeutet Mangel an jeder eigentlichen und sinnvollen Handlungs- und Bewegungsfreiheit� t4 KD 11112.72 1 : die Todesbedriingnis "versent den Menschen in eine Tiefe. aus der es fUr ihn kein Hinaufsteigen gibt, weil der Weg dahinunter eine Einbahnnraße. ist"; ebd.: "eine RUL'ICh bahn. auf der es ... kein Aufhalten geben kann"; M.: ad. Tod�rSländnis fUr das NT voraus z�run. "was die Endlichkeil unserer Zeit. die Beschränktheit unseres Lebens alssolche be trifft" (Hervorhebung im Original); 11112.714: "wir gehen einem Don entgegen. wo wir nicht mehr sein werden"; ..Unser Leben hat nun einmal die Richtung vom Anfang zum Ende und nicht umgekehrt�; ebd., 715: "wir eilen ... dem Nullpunkl entgegen: demselben. von dem sie alle. von dem wir selber herkommen�; ebd 715: Mniche ausgemacht. daß Tod an sich und als solcher Fluch bedeutet�; "Der Tod an sich und als solcher ist des menschlichen I...tbens Ende und Grenze" " KD 11112.770 " KD 11112.772; ebd. auch: �Daß der Mensch sterben muß. das kaon fUr ihn di eses schlecht hinoige Urteil bedeutenM (Hervorhebung im Original); ebd 773 97 KD 11112,777; vgJ. M., 778: MMan darf j�tzt gerade nalÜrljch sterben und geslOrben sein" (Hervorhebung im Original) ,. KD 11112.737: im Bezug auf die vom Tod ausgeh�nd� Drohung: MEbt:n die wissen. daß sie bewahrt sind. könn�n offenbar oiche vergessen. müssen vielmehr als Bewahrte und um wirk lich Bewahrte zu sein und zu bleiben, beständi g vor Augen h.aben. vor was sie bewahrt sind"; vgl. 11112,729 (bzgl. Adäquatbeit gegenüber der Gnade Gottes): Tod ist die unmiuelbare Folge der Konfrontierung des Menschen ... mit dem heiligen Gon: eine Begegnung. die der Mensch darum nicht überleben kann. weil ihm dabei der belebende Odem Gottes. dessen er sich .a.Ls. unwürdigerwiesenhat. nur wieder genommen werden kann" (Hervorh�bung vom Verfuser) ..
.•
.•
�
256
Neuc=rt evangdische Theologie
nern Zusammenhang mit der Sünde. Sünde kann im Rahmen eines gnaden bzw. chrisromonistischen Ansanes nur privaciv. als Sich-nicht-gesagt-sein-Ias sen der Gnade, als Trägheit, als Unwissenheit ootimmt werden. Das Bewußt machen des Gercnctseins in Chrisrus erscheine dann als ein Weg des Kampfes gegen die GerichtsSeitc des Todes". Hier demen sich die von anderen einge schlagenen Wege an, wie noch 7.U sehen sein wird. Wie die Gewinnung c:ines nur natürlichen Todes vonsranen gehen soll. bleibt lentlieh unklar. Wenn ein exklusiv natürliches Sterben als durch das Chriscusereignis er möglichte Möglichkeit angestrebt werden kann, der Tod wiederum als ein Zurück- und Hineinfallen in den Bereich des Nichts zu definieren ist. kehre die alte Grundfigur der Korrelation des NichtS bzw. des Todes und der Gnade wieder. Barth muß nun nicht mehr erklären, warum Gon dem Menschen die Gnade entziehr. Vielmehr ist der Tod selbst bzw. sein natürlicher Modus Teil der Gnadenwirklichkeit. Der Tod ist wieder Kehrseite der Gnade, nun aber nicht mehr als Gerichtsvollzug, sondern als menschliches Pendant zur All macht Gottes. Daß der Mensch sterben muß und an sich dem Nichts verfal len ist, ist das Aussagekontinuum. Das Wie (Geistentzug) wird nicht mehr reflektiere, das Warum (GerichclZeichen des Gerichts) wird als anachronisti sches bzw. abbaubares Akzidens herausgestdlr. Es liegt im Wesen der Amithese von Nichts und Gnade, daß das Nichts nur ein Provisorium sein kann und der Triumph der Gnade sich vollenden muß. Der Mensch eilt zwar dem ihm von GOtt gesetzten terminus ad quem entge gen, er ist als solcher "endend", "wird also einmal nur noch gewesen sein, wie er einmal noch nicht war", aber er ist "als dieser Gewesene nicht Nichts", weil Gott ein gerade "in seinem Tode treues Gegenüber" bleibt, der eine Verhei ßung ausgesprochen hat1°O. Die Auferstehung ist letztlich ein Offenbarma chen des schon Gültigen, der Rettung, eine Durchserzung der Gnade101• Sie ist nicht ein neues, gegen Sünde und Tod ausgerichtetes Ereignis, sondern integriert den Tod als Ende des Lebens und verendgültigt bzw. verherrlicht das " vgl. KD 11112.738; J�n� alxr. di� And�r�n, diese Tor�n und V�rbl�nd�e�n mie und ohne Gesett, alle miceinand�r wußlen von allcd�m nichts, wußcen weder um Jesus Chrislus noch um sich selbst"; .ahnt�n nicht, daß d�t Ricbl�r aufden Plan ge[ret�n und iq�o si� alle - alxr zuerst und vor allem fiU: sie all� - das UneiI. das Todesurteil gesprocheoMj " Di�ser Komra.n von Wiwn in der Gemeinde und entsewichem Nichtwissen in der Welt ist das Motiv. sein� Olxr. brückung in das Problem der urchristlichen MissionM (Hervorbebung�n im Original); vgl. cl>
737
lOG
KD llJJ2.770r.; vgl. 111/2,753.
Eine ähnliche Spannung auf die Auferstehung hin ent steht durch das Geg�nabcr des zeitlich abgc:schlosscnen, begrenuen Seins des Menschen und des zeitlich unbcschränkt�n Seins Goues (KD 11112.753). Hierin wird geradezu die Unver zichtbarkeit der natürlichen Begrcnuhcit des Menschen fur RaHm Begründung der Auferste hung deutlich; vgl. KD 111/2, 779: �Wenn es mit dem definitiven Ende des menschlichen Lrbcns nichts wäre. dann w2rt' es cbc:n auch nichts mit seiner Auferstehung, mit seiner defini tivtn Koexistenz mit dem Lrben GOllesIfl 8mh, Credo. 146.145
Karl
Barth
257
durch den Tod. beendete Leben 102. Richcig ist sicherlich der Ausgangspunkt bei Gott10J• Problemacisch und ohne biblischen AnhaJtspunkt bleibt die aJle Differenz von Sünde und Gerechtigkeit, Gericht und Rettung, Gesetz und Evangelium und lentlich auch Tod und Auferstehung zudeckende Fixierung des Handdns GOttes auf die Gnade104 im Gegenüber zum Nichts der Krea tur105 •
4.
Amatz zur Korrtktur: postmortale Existenz der Gottlosen trotz des Ausgangspunktes bei der Gnade (R. Setberg)
Reinhold Seeberg ( 1 859-1 935) m&hte ähnlich wie Barrh die Annahme eines expliziten Gerichtshanddns GOttes vermeiden. Die Gnade ist es, die Leben entstehen und bestehen läßt106• Christus ist zur Errenung des Menschen ge kommen und es heißt, sich von ihm bewegen zu lassen 107• Gon wirkt und begegnet in pneumatischer Weise und ist damit ähnlich wie bei Banh auf ein positives, heiIschaffendes Handeln festgelegt. Aber Seeberg trägt dem bibli schen Zeugnis besser Rechnung aJs Barrh, wenn er eine Differenz der Zeiten, ein Vorher und Nachher, eine prä- und postmorraJe Existenz annimmt, die durch das präsemisch und futurisch wirkende pneumatische Kontinuum zu sammcngehaJten witd'Of!. Der Begründung des ewigen Lebens im wirkenden 101
KD 11112.771:
bcvorst�h�nde: V�rhe:rrlichung ge:rade: seines von Natur und von rechts
..
wege:n diesschigen, endenden und sterbe:nden Seins"; ..daß ebe:nd iagSeininsejne ;!üit . offenbar werde und so von GOtt her und in Gou ewiges ube:n sein möchte" (H�rvorhebung im Original). K. B:mh �rhäh von römisch-katholischer Seite einiges Lob wegen seiner IklOnung der Koncinuirih des Geschöpfs und .seiner V�rwendung des Scclenbegriffs (Wohigschaft, Hoff nung, 84.86.93-95; anders Ahlbrecht. Tod, 55), Eine Kritik an der Annahme der Natürlichkeit des Todes ist von dieser Seile her freilich nicht zu erwuten. IOJ Vgl. Barth, Credo, 143: ZukunftKrwanung: ..nicht primär Erwanung eines Etwas . ., sondern Erwartung des Herrn, Er erw«kl die Toten; er schenkt ewiges ube:n; er ist der Erlöser, 50 gewiß die Erlösung die Offenbarung der in ihm geschehenen Versöhnung ist· (Hervorhe bung im Original) '01 Barth lehnt es zwar ab. die Apok:lIa5tasis-uhre ausdrücklich ußler die Säru: der chrisdi ch�n Dogmatik aunun�hmen, aber be:kennl doch, daß er den Menschen in Christus beu":Ichte und daher nicht mit seinem ewigem Verlorengehen rechne: Credo, 147( lOS Fairerweisc muß bemerkt wcrd�n, daß Banh sich in späten Aussagen immer mehr der Schrift nähert, wenn er unter Hinweis auf dic Entrückung die Möglichkeit erwägt, daß der Tod nicht der einzig mögliche Modus des kreatürlichen Endes sein muß: KD IV/3/2. 1061-1066 1010 Seebe:rg. uben, 56 107 uben, 58; vgl. ebd 47 I. ube:n, 55: Ist nun der Mensch auf Erden von Christw oder dem Geist ergriffen und erhobe:n, 50 bedarf es nur noch dessen. daß der Geist ihn auch über den Tod hinaus vollendet"; Des Christ�n ganz.es ube:n ist ein Lebe:n in der Kraft und in der Richtung des gönlichen Geistes ; ebd., 56: Er (der Geist] bildet den Menschen innerlich um und erhält das. in ihn�n in dieser Gemeinschaft mit ihm cnlStch�nde, neue ewige Lebe:n übe:r den Tod hinaus bis zur Vollendung oder der Verklärung des Leibes·; vgl. �bd., 52f.54.73 ..
.
.•
..
..
·
..
258
Neuere evangelische Theologie
göttlichen Externum entspricht eine relationale Definition des Todes. Der Tod besteht im Alleinsein, in der Isolation von der Gemeinsc.hafr mit anderen Menschen und mit Gon'09, Dieses formal an Sarms Begriff der Geistlosigkeit erinnernde Verständnis des Todes meint allerdings nicht ein Nichtsein, ein Versinken im Nichrs. sondern impliziert eine umerschiedlich qualifizierte Fortexistenz, die zwischen dem Geschick der Gornosen und der Christen dif� ferenziert. Weil Seeberg wie Barm das Wirken und Wesen Gones auf die Gna de reduziert, muß er, um die Tendenz zur Apokaca5rasis-Lchre zu vermeiden, die universale Fortexistenz anders als von der an das Gesetz rückgebunden bleibenden Verantwortung vor Gon her begründen. Er betreibt dies im Re kurs auf ontologische Zusammenhänge. Der Tod zerstöre die mit dem Leib gegebenen Verbindungsfäden zur sinnlichen Welrllo. Trotzdem ist eine Fort existenz anzunehmen. weil die Seele eine unvergängliche. unteilbare Substanz isti ll. Die Gottlosen befinden sich dann in einem Zustand fortwährender Iso lation. weil sie sich zu Lebzeiten dem göttlichen Geisteswirken widersetzten und sich der Sinnlichkeit. dem Weltbezug widmeten, der im Tod zerbricht I 12 • Aber dieser Zustand wird als inferior, die ontologische Begründung der pOSt mortalen Existenz als insuffizient gekennzeichnet. Lentere hat ebenso wie der Verweis auf das desiderium naturale nur eine sekundäre Bedeutung, insoweit sie den Gedanken der Unsterblichkeit als nicht denkwidrig aufzeigtli}. Ziel ist ein Fortkbm, nicht nur eine FortaistrnZ I•. Im Anschluß an die relationale Definition des Lebens heißt das, daß eine qualifizierte Weiterexistenz nur durch den Vollzug einer Relation bzw. die Partizipation an dem Wirken einer externen Größe begründet werden kann, die nach dem Ende des leiblich ver mittelten We!rverhä1tnisses nur Gort sein kann. Die ontische Sedenstruktur ist so weniger die Voraussetzung als der Rahmen, der durch das pneumatische Wirken Gortes ausgefüllt wird. Die Menschen sind lentlich nicht in sich. son dern ..softrn sie eins werden mit dem Geist, unvergänglich"lI5. Das ewige le ben wird durch den Geist Gottes in der Seele entfachtli'. Die Seele bleibt nach dem Tod in der Gemeinschaft des Geisces, in die sie zu Lebzeiten eingetreten war1 l7• Seeberg bahnt so den Weg zu einer exkJusiv relationalen Begründung der Unsterblichkeit. Der substanzontologische Unterbau könnte aber vermieden 1." Leben. 4.63.78
IIG leben. 5.1 0.63.67.78 1 1 1 L.eben. IO.l6.28.48.52f. IU Leben. 38.41 .63.64.69.78.96 111 Leben. 28.65.69 1 14 leben. 1 1. I 5.52f. m leben. 67 (Hcrvorhcbung vom Y erfu.scr) 11' Leben, 56 m Leben. 48; vgI. ebd 56. Ygl. 5«bcrg. Seele, 160:
wenn ich nun eins werde mit diesem Willen IGonesl. dann bin ich auch erhaben über diese vergängliche Weh. dann werde ich ewig mit Gou" .•
•...
Eberhard
Jüngd
25 9
werden, wenn der dem Gnadenwirken vorgegebene Rahmen nicht omisch, sondern verbal�relational gefaßt würde. Dies könnte freilich nur um den Preis der Annahme eines Gerichtshandelns Gottes und Redens auch im Gesen ge� schehen, womit dem Schrifrz.eugnis nur entsprochen würde (2. Kor. 5,10; Mt. 25,31-46; Röm. 2, 1 ff.; Of!b. 20, 1 1-15). Dann würde auch der Tod nicht dualistisch als Trennung vom Leib, sondern relacional als GerichtsVollwg verstanden, und die Gottlosen bef anden sich nicht im Status der Isolation, sondern der fortwährenden Konfrontation mit dem zornigen GOtt.
11. Der Mensch im Sein zum Tod und gegen den Tod
(E. JüngeI)
1. Die Wuru!: Das Korrelationsverhä!tnis von Dasein und Tod (M. Heitkgger) Martin Heideggers ( 1 889-1976) Todesverständnis hat vor allem hinsichtlich seines methodischen Vorgehens und seines intentionalen Awgangspunktes eine weitreichende Wirkungsgeschichte awgdöst bzw. schon vorhandene Tendenzen in dieser Richtung verstärkt. Er möchte den Tod als ein Phänomen des Lebens. vom Leben her, d. h. in einem rein diesseitigen Rahmen analysie� ren 1 1 8. Der Tod ist mit der Sorge als der Grundverfassung des Daseins thema� tisien, d. h. in ihrer Dimension des "Sich�vorweg" . Das Dasein befindet sich in einer ständigen Unganzheü. einer Unabgeschlossenheit, so daß immer noch erwas aussteht, das noch nicht verwirklicht istm. Das bedeutet aber, daß die Frage nach der Ganzheit und damit nach dem Tod ein konstitutiver Aspekt des Daseinsvollzugs ist. Das Streben nach Ganzheit ist dabei nicht im Sinne des Ausstandes einer additiv�quantitativen Summe gemeint, auch nicht noetisch als eine bisher mangelnde Erkennbarkeit, sondern modal als Art und Weise des SeinsvollzugsilO. Es ist unzureichend, den Tod als Ende oder Vollen� dung zu betrachten l2l, weil in beiden Fällen Leben und Tod in ein Suk7essiv� statt Simultan� und Konvergenzverhältnis gebracht werden. Der Tod ist nicht ein Zustand, der, vom Seinsvollzug abstrahien, auf das Leben folgt in der Ge� Stalt eines Zu�Ende�seins. Er begegnet vielmehr als teleologische Dynamik, als Korrelat und Implikat des Daseins, als Sein zum Ende'22• Zu erfassen ist der Tod nicht, wenn er existentiell, als ein punktuell eintreffendes Ereignis erwar tet bzw. an anderen beobachtet wird, sondern nur in einer existentialen Zu� I" 11' UD UI III
5Z 5Z 5Z 5Z
328.329f.; vgl. dazu Peters. Tod. 250.253 314.332.334. Dazu auch Greshake. Auferslehung. 99 325 325f. Vgl. 5Z 327.328[
260
Neuere c=vangdische Theologie
gangsweisc in Orientierung am je eigenen Dasein IU Es geht um das jemeinige Sterben, um die seinsmäßige Struktur der ExistcnzlH, Entscheidend ist die Haltung, die dem Tod gegenüber eingenommen wird. der Einfluß. den man dem Tod im eigenen Lebensvollzug einräumt, Ein un eigentliches Sein zum Tode flüchtet sich in das Man, das stirht. während man selbst vorläufig noch nicht stirbt, Der Tod wird dann zu einem beobacht baren Phänomen, das neben anderen empirisch erfaßbaren Dingen eingeord net werden kann und über das nicht unbedingt als eine einen mit Gewißheit treffende Sache reflektiert werden muß. Der Bevorstand im chronologisch linear erwartbaren und biologisch analysierharen Sinne ersettt den Ausstand, das Unterwegsscin im existentialen Sinnell5• Die Sünde ist sozusagen nicht Ursache des Daß des Todes, sondern besteht im Wie des Umgangs mir ihm. Das eigentliche Sein zum Tode weiß um den Charakter des Daseins als ei nes ständigen Sterbens, um die jeden Augenblick vorhandene Möglichkeit des Todes126• Leben und Tod koinzidieren, aber nicht unbedingt auch Tod und Leben im Sinne einer postmortalen Existenz. einer Transundierung des To des. Auflenteres kann und darf nicht reflektiert werden. weil dann der Tod in nicht-existentialer Weise als Ereignis, als ein Eintreten eines dann möglicher weise wieder zu überwindenden Zustandes gesehen wird. Der Gewinn der Gänze. d. h. des Sinns des Daseins fallt zusammen mit dem Verlust des Seins; man ist als Seiendes dann nicht mehr erfahrbar127• Während für Heidegger der Seinssinn sozusagen im Tod selbst liegt. müßte aus biblischer Sicht der Tod als Folge der Verfehlung des Seinssinns gesehen werden und auf der Ebene des vom Tod unterschiedenen Seinssinns, auf soteriologischer Ebene wäre dann die Möglichkeit zur Überwindung des Todes gegeben. In Umkehrung eines Sattes Epikurs könnte man Heideggers These vom Konnex des Seins und des Todes so formulieren: solange wir sind. ist der Tod; sind wir nicht mehr, ist auch der Tod nicht mehrl28• Ein Nihilismus, der den Tod nur als Umschlag aus der Seinsart des Daseins in das Nichtmehrdasein kennt, bahnt sich anl29. .
2. lmmanmw TocUsvtrständnis Eberhard Jüngel verbleibt im Heideggerschen Rahmen, wenn er die Todcsthe matik von einer Analyse der Zeit, des gesellschaftlichen Verhahens aus angeht und im Anschluß daran einen Lösungsansarz unterbreitet. AJs AusgangssituaI lJ Vgl. SZ 3 1 1.320.324; dnu :auch Wiedcmann, Zc:idichk�it. IN SZ 319. Dazu Dcmsk�, Sein, 25 IH Vgl. SZ 329.339.34 1f. Dazu Ocm.sk�, Sein, 31 .3�38.42
1 16 SZ 343.344
m
10.83
Vgl. SZ 315 118 Vgl. Demske:, Sein, 32 11' SZ 317; vgl. �bd., 322. Eine: w�nig�r lheologi.sc:h� als formal-Iogi.sc:h� Kritik bw�ib( Edward.s, H�idegg�r. 51.62. w�nn e:r die: Banalit:;it d�r Thcsen H�idegg�rs h�r.nwtdh; "ZU de:n V�nnd�rungcn im Todesv�rstandni5 nach He:idegg�rs _K�hre:": Rubio. H�id�r. 3
Elx:rhard J üngd
261
rion wird die Herrschaft des Todes über den Menschen benanm, wie sie in der Undefinierbarkeir dieses Begriffes zum Ausdruck komme1')o, Eine ..Kraftlosig keit" in der Lebensgestaltung ist Folge der mangelnden Effizienz der Auferste hungsvorstellung, diese ihrerseits Folge einer verändenen bzw. nicht mehr vorhandenen Einstellung des Menschen zum Tod131, Weitgehend werde die Konfrontation mit dem Tod auf bestimmte Berufsgruppen delegiert, so daß eine Stellungsnahme zum Tod aufgeschoben oder umgangen werdeu2. Ziel muß es für Jüngel daher sein, ein Todesverständnis zu gewinnen, ..das eine Einst�llung zum Tod a1lerersr wieder möglich macht"l3J. Zwar will er dies durchaus im Rekurs auf biblische Zusammenhänge erreichen, aber diese ver
minlungstheologisch in einer für die Prämissen der Zeit akzeptablen und de ren Aporien adäquaten Weise imerpretieren, Glauben - in der Gestalt einer neue Strategien der Lebensgestalcung eröffnenden neuen Einstellung zum Tod - darf demzufolge nicht gefordert oder umer Hinweis auf das pneumati sche Wirken Gottes im Predigrvol1zug erwanet, sondern soll ermöglicht wer den 134 , Die Auferstehung Christi kann - wohl im Zuge einer statistischen Er mittlung - in der bisher verkündeten Form nicht als allgemein anerkanntes Fakrum gelten und insofern auch nicht die Hoffnung auf die allgemeine To tenaufecstehung begründenm. Die Forderung, die Auferstehung Christi neu und anders zu verstehen, mUndet dann bezeichnenderweise ein in sich nur dem Tod Christi als der in sich unbezweifelbaren Tatsache widmende Imer pretationsbemühungen136, Das heißt, daß der Auferstehung Christi nicht in sich eine Faktizität und pneumaLisch etwa in dem Unterpfand des Geistes manifeste (2.Kor. 1 , 2 1 f.; 5.5) objektive Wirksamkeit zuerkanm wird. Sie er hält ihre Bedeutung erst durch ein Bedeutsammachen vonseiren des Men schen im Zuge eines interpretatorischen Aktes, der parallele Strukturen zu.r eigenen Selbsterfahrung aufdeckt. Eine bestimmte Interpretation des Todes Jesu erlaubt eine analoge Interpretation des eigenen Todes. Allerdings in nicht so sehr der Tod als vielmehr das Leben und sein Vollzug im Blick, dessen exi stential auf den Tod zulaufender Charakter erkanm und im eigenen Verhalten berücksichtigt werden soll, 1.)0 Jünge!, Tod, 1 1 UI
Jüngd, Tod, 52 I )l Ebd 49: "Man Stellt ihn [den Tod] weg" IJJ Ebd., 56 (Hervorhebung im Original) 1)4 Ebd 52 I.» Ebd 54f.55 ("Das Gewißmachende scheint zugleich das Ungewisseste zu sein") 1.)6 Ebd 56: "Wollen wir das von uns unabhängige Ereignis verstehen (und nur als verstan denes kommt es uns zugute), so können wir den sich W2nddnden Zeitgeist nicht ignorieren�; Auferstehung Jesu "neu und das heißt so zur Sprache bringen. daß sie eine neue Einstellung der menschlichen Existenz zu Tod und Leben provozie:rt"; es sei entsCheidend, "daß es in der Be gegnung mit dem Tod Jesu zu einer neuen Einste:llung zum Faktum des Todes kommt"; ebd., 121: �Nach dem Tod frage:n heißt: das Leben befragen. Die Theologie: befragt das Leben, das sich dem Tode Jesu Christi vercbnkr, nach diesem Tod\ vgl. ebd 132 .•
.•
.•
.•
.•
Neuere evangdische Thrologie
262
Dem Absehen von der sotcriologischen Dimension von Kreu'l und Aufer stehung Chrisci. nach der es um cUe Zueignung der Sündenvergebung und darin die vorausgrdfende Todesüberwindung geht, entspricht das Abrücken von der exklusiven Begründung theologischer Aussagen aus der Schrift. Ange Strebt ist eine Todesdefinicion, die sich sehen Jassen kann ..im Haus der Wis senschaften"m, Daher nimmt Jünge! auch amhropologisch-cxistcnciale und biologische Elemente der Todesbegründung auf. um sie dann quasi in einem Korrelacionsverf.iliren durch theologische zu ergänzen, die im vorgegebenen immanenten Rahmen verbleiben. So zeige die Erfahrung der Zeitlichkeit den Fristcharakter des Lebens auf ebenso wie der beobachtbare Verschleiß trorz des beständigen Austauschs der Zellen auf ein irgendwann eintretendes Ende ohne Anfang schließen lasse!)'.
3.
Faktizität und variable Modalität tUs TatUs
Die vorgelagerte nichttheologische Argumentationsbasis sichert die Faktizität des TodesU9• Der Rekurs auf die Schrift hat nicht das Daß, sondern das Wie des Todes z.u analysieren und Impulse zu dessen Veränderung z.u liefern. Der Kausah.usammenhang von Sünde und Tod, die Unnatürlichkeit betrifft nur den Modus des Todesl40• Der Tod wird erse zu einem Problem, zu einer das Leben bedrängenden Macht, zu einem bösen Tod durch die rein aktuaI, weil als vermeidba.r gedachte Sünde, durch eine verfehlte Lebensgestalcungl-4l. Er erweist sich in seiner Gestalt als lineare Verlängerung der Art und Weise bzw. des Inhalts des Lebensvollzugs; Leben und Tod seehen zueinander in einem analogen Verhälmis. Errettung aw konkreter Todesgefahr äußert sich in den Psalmen als die Gewährung einer Lebensverlängerungl42• Der Tod kann sinn· voller Abschluß eines sinnvoll gelebten Lebens. .. Befriedung des Lebens", ..Vollendung" seinl4J• Das "alte und lebenssane" Stechen verbirgt sich gleich. sam als potentielle Strukrur, als Habitus hinter dem faktisch eintretenden und
I'"
JUnge!, Tod. 145
1)1 Ebd.• 21 .24.27.29. Verweis . " Ebd.• 56: "FaklUm"
•.0
auf Heidegger: e:bd 14.24 .•
JUngeI. ebd 1 19. lehm es ab. die biblische Rede vom ef$[e:n und zweilen Tod im Sinne einet' zcicJiche:n Abfolge zu vemehen und will zwischen der Funktion des Todes. das FaklUm des I..e:be:nsd en es bezeichnen. und einem qualifiziert negativen Gd>rauch. der nicht unumgäng lich ist. umersche:ide:n. Demgegenüber wird vom biblischen Befund her eher umgekehn sagen müssen. daß das Lebensende ein Modus des Fluchtodes ist. Ehd 95: "der Schanen. den der Tod wirft. listl nUf dic unheimliche Vergrößerung des ursprünglichen Schanens. der von unserem l...e:bcn her auf unser Ende faJh\ "unser gelebtes Leben jedoch eine radikale Problematisierung des Todcs"; "daß ersl das. wir im laufe unse I...ebe:ns aus diesem L.e:�n machen. dw Tod zu e:iner unheimlichen Macht machi" .•
zu
man
•4.
.•
was
res
.41 Ebd 97 100 Ebd., 96.94 .•
Eberhard Jüngd
263
dominierenden Fluchcharakter des Todesi«. Der Tod wird vom gelebten Le ben her verstanden, ist Reflex desselben. Er ist so böse. wie das Leben sündig ist. Die Sünde des Menschen umgibt ihn sozusagen schon zu Lebzc:iren als Schatten des Todes. als Todesbedrängnis. um dann im Fluchrod ihren lerztgül tigen Ausdruck zu erhalrenl�5. Heil und Wohl werden in dieser - vermeintlich - a1nestamendichen Sicht austauschbar. Sünde und Tod werden in quantifi zierender Weise verstanden. Die Sünde hat den Tod im Sinne eines Weniger an irnmanC!nten Lebcnsgütern zur Folge; sie korrumpiert aber nicht in qualita tiver Form den Lebensvollzug als ganzc:n. Dtr Tod wird mtspnchmd dnn ak
tuakn Sündtnwntändn;s zur manipulürbann Manövri�nnasu in dtr Hand dts Mmschm, nicht ;n st;nnn Daß, wohl abtr in s�;nnn Was und Wie. Erhä1r der
Tod vom Lehen her seine Qualität. so ist damit das Leben als Ort und Minel der Neuqualifizierung des Todes ausgewiesen. Um zu einer Definition des Todes in seinem Abbruchcharakter zu kom men. muß Jüngel seinen Prämissen folgend nach dem Wesen des Lebens fra gen. Lehen heißr ein Verhä1mis haben; der Mensch kann nur in Beziehungen lehenl46. Sünde isr eine Verweigerung des so gearteten Lebensvollzugs. ein "Drang in die Verhä1mislosigkeir". eine "Rebellion" und "Aggression gegen Gon"147. Der Fluchrod folgt notwendig aus einem so charakterisierten Sün denlebrn. indem er dieses verer.dgültigtl4a. \Veil die Sünde zunächst aktivisch und als real gegebenes Verhalten und nicht nur wie bei Barth als Nichunnah me der Gnade verstanden wird. trifft der Fluchtod die Menschen auch gegen wärtig noch. Allerdings ist GOtt anders als in Barths spekulativ von Christus abstrahierenden Äußerungen in keiner Weise am Zustandekommen des Fluchrodes beteiligt. etwa durch den Ennug seines Geistes. seiner Gnade oder durch eine bewußte Verstoßung ins Nichts. Nicht Gon. sondern der Mensch ist d'iS Subjekt. der Verursacher des bösen Todes. Der Tod ist Fluchtod. d. h. Fluch der eigenen Tat. nicht Gerichtstod. also Strafhanddn Gones für diese Tat. Die Definition des Todes als "das Ereignis der die Lebensverhälmisse total abbrechenden VtrhiiLrnislos;gktit"14' schließt in sich die Annahme aus. daß der Tod ein Aspekt des VoUzugs der Beziehung Gones zum Menschen sein könn te. wobei von der dadurch bleibenden Go(tesrelarion her zugleich ein Weg zur Transz.endierung des Todes gewiesen wäre. I« Ebd 91; vgl. ebd 94: �ein das l...eben eines Menschen vollendendes Ende ... So kÖnnte .•
.•
jeder sterben . ... Oe facta JIUlß der Mensch sterben. W(:iI er sich selbst nicht vollenden und SO in Frieden beenden kann" (Hervorhebung im Original) H� Vgl. ebd 96.97: Todesbedrängnis; böser. weil voruidger Tod I'"
.•
Ebd 81.99 147 Ebd 99. 1 l 1.142 14f Ebd 1 12: Tod als "ein aus dem Wesen der menschlichen SUnde geseoJich folgendes und .•
.•
.•
insofern dann auch smfendes Ereignis"; ebd 1 13: Tod. ..der die Nichtigkeit eines verhältnislo sen l...ebe:ns offenbart. indem er es 2.unichte macht"; .....ernichtende Macht des Todes"; vgI. ebd .•
.•
111 149 Ebd., 145 (Hervorhebung im Original)
264
Neuere evangelische Theologie
jüngcl kommt zu sich an Heidegger anlehnenden nihilistischen Kennzeich nungen des postmortalen Geschicks. Menschsein. personale Existenz ist nur noch in der Weise des Rückblicks auf eine endgültig verlorene Vergangenheit, aber nicht als gegenwärtige Realität auszusagen . ..Der Gestorbene ,in' nur noch in der Weise des Gewesenseins"]�. Es liegt in der Konsequenz der vorge nommenen Todesdefinidon, daß ein Kampf gegen den Tod in der Neukonsri ruierung von Beziehungen 'Zu bestehen hat, Dabei wird zu fragen sein, inwie weit jüngel die Gottesbeziehung in zwischenmenschliche Verhältnisse ein ebnet bzw. vom Menschen als tätigem Subjekt her begründet])],
4. Das Krroz als hmnmrotisch, Hilft zur Todesbtwältigung Das immaneme Lt:ben bleibt der Ausgangs- und Zielpunkt auch in der Beam wortung der Frage nach der Todesüberwindung. Das Verhä1rnis von uben und Tod soll sich umdrehen: nicht mehr soll uns der Tod bedrohen, sondern wir den Todm. Im Rahmen der feststehenden natürlichen Sterblichkeit geht es um einen Abbau, ein Zurückdrängen der Fluchdimension des Todes. Der ubensvollwg muß sich so verändern, daß der Tod seinen Schrecken verliert und zum krönenden Abschluß des ubens wird1H. Kampf gegen den Fluchtod heißt Kampf für die Aufnahme von Verhälmissen wider die Verhä1mislosig keit. Soll der Tod als Lebensende etwaS anderes sein als ein Abbruch, so muß er zu einem Ende werden, ..das Gon macht". indem Gon die Aktivität über nimmt1S4, Dies geschieht jedoch nicht in direkter Weise, so daß der Mensch im Tod unmittelbar mit Gon konfrontiert würde oder von einem objektiven GehandeIchaben Gottes auszugehen wäre. Anders als Barch wahrt Jüngel durchaus die Kontingenz der Partizipation an den Wirkungen des Christusge schehens, macht diese aber nicht am Vorbehalt des ewigen Heilsratschlusscs Gones und seiner zeitlichen Umsettung im pneumatischen Wirken durch 1"
145; vgl.: "Der M�nsch in, wenn �r gesto�n ist, nur noch das, was er war. Er wird von sich aus hinfOll nichu m�hr w�rd�n und insofern auch nicht m�hr sein" 1)1 Ebd 101. spricht JUngcl vom natürlich�n Tod als der Vol1�ndung der Lebensverhähnis se - ohne theologische Füllung. Ebd., 1 14, fordert er eine Bc:frciung vom Fluchtod �in einer neuen Begründung der Verhältnisse: ... , innerhalb d�rcr allein sich Leben vollzieh�n kann". Dies ist um so auff'i1liger, als er vorher (ebd., 97) den Fluchtod noch durchaus in theologischem 8c:zug als ein den Mensch�n und Gon emft"(md(ndcsEß"jaois" bczcichn�t hat (Hervorhc: bung im Original). IU Vgl. ebd., 146 I)! Man 1xaclne Jüngds Formulic:run�n, die Stc:tS auf die Ikdeutsamkeit des Gesagten filr das hic el nunc zu Rihrcnde I...dxn, nicht aber auf die Ewigkeit abhc:bc:n, der ja nach der Schrift durchaus ein leiderfillltes und sehr wohl vom Tod bedrohtes Leben vorangehen kann (vgl. Phil. 1.20-23; 4.1 0-20!). Z. B. dxI., 147: ,./Jlerdings muß man angeben können, was der ,Tod des Todes' Rir das Jw n des Chrimn bedeutet"; ebd 160: dann muß die veoohnende Kraft des Todes Jesu Christi dem I, ben zwischen Anfang und Ende der ihm gegebenen Zeit zugute kommen" (Hervorhebungc:n im Original) I� Ebd., 1 1 5f.
Ebd
.•
.•
..
.•
..
�rhard lünge:!
265
Wort und Sakrament fest, sondern am freien Willen des Menschen. Das Han deln Gottes in Christus begegnet nicht als distinktes, effektiv wirkendes Ge schehen, sondern als ein Bewußrseinsinhalt, als eine Rede, Vorstellung, als Gedanke, der angeboten wird und, sollte man von dieser Möglichkeit Ge brauch machen, zu einem das Bewußtsein verändernden bewußtseinsinternen Vorgang wirdl��. Der Glaube, die Gewißheit der Todesüberwindung ist nicht Wirkung des Heiligen Geistes und beruht nicht auf einem auch jense,its des eigenen Tode� handelnden, personalen Externum. Er ist vielmehr ein existen tialer Akt, der das diesseitige Leben zu verändern, aber nicht zu transzendieren vermagl�. Der Verlagerung des Kreuzesgeschehens in das Bewußtsein korrespondiert eine gleichsam inkarnatorische Interpretation des Kreuzes. Aus der Kon deszendenz wird die Konvergenz Gottes mit der Menschheit, die im Gekreu zigten präsent ist. Gott identifizien sich mit dem toren Jesusl51. GOtt bleibt nicht als das Subjekt der Versöhnung zugleich das Gegenüber des Versöh nungsvorgangsl�, was die Folge der Ablehnung der Satisfaktionslehre Anse1m von Canterburys istl�9. Mit der Preisgabe des Apathieax.iomsl60 fällt die Mög lichkeit, ein gegenüber seinem ökonomischen Wirken unterschiedenes Sein Gottes anzunehmen. Weil die Sünde nicht ein Verfallensein an ein strafendes Gericht von außen herbeiführt, sondern die Verhältnislosigkeit in sich ent hä l t, bedarf es auch keiner Sühne, sondern nur gleichsam einer Auffüllung des Vakuums der Sphäre der Verhältnislosigkeit. Mit der Wesensdefinition der Sünde als einer das Gericht in sich enthaltenden Größe ist die Entbehrlichkeit eines von der Sünde überführenden und diese mehrenden Gesetzes gegeben. Die Ausfüllung des Vakuums kann von vorneherein nur ein positiv zu qualifi zierender Akt sein. Das Kreuz dient nicht der Begründung und Manifestation des Übergangs von einer negativen zu einer positiven Relation Gottes zum Menschen, sondern ermöglicht überhaupt erst eine dann allerdings nur posi tive Beziehung zu GOtt. Nicht die Sühne ist das Ziel der Inkarnation Ooh. 3 , 1 4- 1 7), sondern das Kreuz ist - auf einer Ebene mit dem Tod jedes anderen Menschen - mit der Inkarnation gegeben und in ihr enthalten. Der Kreuzes-
Vgl. ebd., 146: ,.Aog.cbOleo wird die Rede vom Sieg des am Tode des Menschen panil.i pierenden Gones über den Tod�; ebd., 109: "in der SpOlche des Glaubens arbeilel das Ereignis der Aufemehung Jesu von den TOlen�; vgl. ebd 109f.. die Aussa� über das Explodieren der Sprache des Glaulxns angesichu des Auferstehun�reignisses; ebd., 134: Verkündigung }esu, Ausstanung mit Titeln als Imerprelalions-. nicht als Offenbarungsgeschehen. (Hervorhebun gen vom Verfasser) 1)6 Ebd., 146: MIftr Glaube ala.eptjerl dieses Angebot�[der Rede vom Sieg Gones über den Tod!; .Er entwirftsicb damit als Hoffnung� (Hervorhebung vom Verfasser) m
.•
IS1 Ebd., 138f. 1)1 2.l 610: XplOToii I"
Ebd., 143
160 Ebd., 139f.
Neuerc: evangelische Theologie
266
i rod. n sozusagen h&hstcr Ausdruck des in der Inkarnation erfolgenden Wechsels von einer transzendenten zu einer immanenten Seinsweisel61, Das überimmanente Sein Gones äußert sich nUfmehr in c:im:m Oberschuß an Lei densf3higkeit gegenüber dem Menschen: Gott kann unendlich leiden, der Mensch nur end1ichI62• Die Übernahme des unendlichen Leidens Gones an der ruf ihn ungleich schlimmeren Gottfremdheit des Todes ist Ausdruck sei ner unendlichen Liebe'6.\. Das bergende Element dieser Aussage liegt nicht darin, daß der Tod als solcher überwunden würde und eine personale Fortexi stenz anzunehmen wäre, denn der Tod bleibt für den Menschen und leczdich zunächst auch fUr den sich mit dem Menschen idenrifizierenden Gon eine unübcrsteigbare. weil natürliche Grenze. Vielmehr kommt es auf die Über windung des Fluchtodes an, wie sie sich in dem eben beschriebenen Über schußgedanken Ausdruck verschafft: die Liebe GOttes ist unendlich und daher eine alle Verhältnislosigkeit und allen Abbruch von Verhältnissen über steigende Verhältnisserzungl64• Dabei geht es nicht um eine Transz.endierung des Todes, sondern um eine Transformation des Wechselverhältnisses zwi schen Leben und Tod, um den Sterbevorgang als Manifestation des Wesens des Todes als Ende oder Vollendungl6s. Letztlich ist die Erfahrung der Liebe Gones bzw. besser: das Sichbewußtmachen der Red.emäglichkeit von einem positiven Verhältnis Goues zu uns die Auferstehung, d. h. das Erleben des Todes als Vollendung, nicht als Abbruch. Der Rückbezug auf das gelebte Leben ist auch die Prämisse in der Ausdeu tung des Auferstehungsbegriffes. Auferstehung meint nicht die durch das Ge richt Gones hindurchgegangene. ganzheitliche, personale Gemeinschaft mit Gon, sondern eine unterschiedslose Aufhebung des zurückliegenden Lebens in Gou1U. Dem Aufgehen Gones in der Menschheit im Kreuz bzw. in der I"
Vgl. tbd 139(: dit Mtnsch�rdung ..impliritn. daß Gon das Eltnd des Todes mit dtm Mtnschm leilt"; ebd., 143: Opftr göulichtr Jtnstitigktit, gönlicher Un�rührthtit, göttli. chtt Absolumtil, kun: ... Opftr schlt:ehthinnigtr Gegendrzlichkcit Gottes gcgcnübt:r stinem sündigen Geschöpi; vgl. cbd.• 14-4 .•
..
lil
Ebd., 143 IlJ Ebd., 139:
Gon offenbart sich in der 1dentifirierung mit Jesus "als ein den endlichen Menschen unendlich liebendes Wesen"; vg!. ebd., 138(: darin "stnte er sich der aggressiven Gottfrc:mdheit des Todes wirklich aus, stnte die eigene Gottheit der Macht der Nc:gadon aus. Er 1:1.1 es, um gerade so rufalleMeo!\Cheo dawsein" (Hervorhebung im Original); vg!. ebd.,
144
164 Vg!. ebd.,
Denn wo alles verhältnislos geworden ist, .schafft nur die Liebe neue Ve:rhälUliSSt:. Wo alle Beriehungen abgebrochen sind. schafft nur die Liebe neue Ikriehungen" '" Bc:uichnend ist folgende Formulierung (cbd., 139), in der die: Auferstc:hung mit einet doch noch diessc:its des Todes verbleibenden Vet.inderung der Einstellung. des Verhältnisses zum Tod gleichgt:St::ttt wird: .Liebend paniripien Gott am Schmerz. des Todes. um l..cbc:n und Tod in ein neues Verhiltnis zueinander zu bringen. das AufelSlehung von den Toten genannt zu �rden verdient" '" Ebd 152: "Erlösung w:trc: also �tlung des gelebten Lrbc:ns durch Gon, wire Teilhabe des irdischen. begrenzlen Lrbc:n$ an Gones uben, Teilhabe befrisleler Lebensuit an Goues .•
139:
..
Eberhard Jüngel
267
Inkarnation encspricht quasi ein Aufgehen des Menschen in Gon in der Auf erstehung. Eine Berücksichrigung der Sünde des Menschen kann hier nicht startfinden. weil die Sünde als Streben nach Verhältnislosigkeit definiert wur de und durch die Aufhebung in Gort als Senung eines Identitäcsverhälmisses nicht mehr rostem istl61. Dieser Endausblick. der die Frage nach der Erlangung des Heils und die Bemühung um die Bewahrung des Glaubensgehorsams gegenüber Gott ge genstandslos ITIclcht. dient der Aufw-enung des diesseitigen Lebens und soll über den Impuls 7.U einer angemessenen Lebensführung zu einem guten Ster ben anleiten. Die Auferstehung soll diesem Leben zugutekommen und ihm nicht ein ewiges Leben emgegenserzen. Erlösung vom Tod heißt lendich Er lösung zu einem guten Srerbcnl68• Todesbewältigung als Streben nach einem guten Sterben geschieht durch den Kampf rur einen natürlichen Tod, rur die Enrfalrung von Lebensmöglichkeitelll6'J. Gerade die ethischen Forderungen, die auf eine Ebene mit der Verwendung der verbalen Chiffre des Kreuzestodes Jesu rücken, machen deudich, daß es um dieses Leben geht, um eine in diesem Leben zu gewinnende und sich auf dieses Leben auswirkende Haltung gegen über dem Tod, d. h. um ein existemiales, hermeneutisches, nicht eigendich soteriologisches Vorgehen 1'0.
Ewigkeit, Teilha� schuldig gewordener Exinenz an Gortes Ehre"; "In seinem Leben wird das unsrige gebo(�n sein. In diesem Sinn ist die kürzeste Form der Auferstehungshoffnung der San .Gon ist mein Jenseits'" (Hervorhebung im Original); ebd., 152f.: "Alle werden so. wie sie waren, in Gon versammelt sein"; ebd 153: "von GOtt selbst vergegenwärtigte und von Gon ... verherrlichte Verg:mgenheü"; Auferstehung als ..Versammlung. Vercwigung und Offenbarung gelebten Lebens" 1'7 Jünge! spricht ebd 149. ohne Rekurs auf ein Gericht Gones bzw. eine Ve�Q(worlUng vor GOlt und ohne eine postmortale Existenz in personaler Distinkrheit anzunehmen, nur von dem geleb[en Leben: ..Sein Dagewesensein jedoch bleibt unauswechselbar"; �Er war er selbst". Heidler, Lehre. 122.127.129. verweist nicht zu Unttthr aufdie unübersehbaren Anleihen JOn gels bei Hege!. 1 &1 Vgl. ebd 160: "dann muß die versöhnende Kraft des Todes Jesu Christi dem leben zwischen Anfang und Ende der ihm gegebenen Zeit zugute kommen" (Hervorhebung im Ori ginal); ebd., 161: Erlösung vom Tode ist die ftBeseitigung der von uns selbst he�ufbeschwof(: nen Drohung ü�r unserem Lebensende. heißt Beseitigung des Fluches der das Lcbcn verwir kenden Ta{en�. J iln�l. ebd., 152. lehnt die Annahme einer Unsterbichkeit l der Seele ab. miß deutet sie aber dahingehend, als ginge es hier um eine unendliche Verlängerung des Lebens. während doch stets ein gewisses Element der Diskontinuität gesehen wird. IM Ebd 167-171; zu den ethischen Konsequenun des Todcsverständnisscs vgI. ebd, 168: .Die Hoffnung auf den im Tod uns von allen Seiten bergend umgebenden Gott befreit von der egoistischen Sorge um das eigene Ende und läßt an deren Stelle die Fürsorge fur das Leben anderer treren� 110 Bcisser. Tod, 4.10-12. möchte die Zuordnung von Faktizität und Bewältigung des Todes von Schleiermachc:r ableiten. Zu ergänun ist diese Wurzel durch Heidcggers Todc:sanalysc. auf die Jüngel wie gesehen ausdrücklich rt:kurriert. .•
.•
.•
.•
268
Neuerc evangelische:: Theologie
5. Die Radikalisierung: R.alisierung tks Liebtsprinzips als mtmythologisim. Fassung tkr Aufonuhung (R. Lroenb'rg") Die Tendenz des Jüngdschcn Ansatzes wird noch deutlicher. wenn man die Arbeit Robert Leuenbergcrs daneben hält, die zwar fast zeitgleich erschien und unabhängig von }üngc:ls Schrift geschrieben wurde, aber nach den Anga. bcn des Autors in eine ähnliche Richtung zielt bzw. - wie sich zeigen wird diese radikalisiertili. Methodische Prämisse des Enrwurfes Leuenbergcrs in die Forderung einer völligcn lmmanenz der rneologischen Rede und ihrer In halte. womit den red.ukc:ionisc:ischen weltanschaulichen VorausscC7.ungcn der Zeit. der Adressaten entsprochen werden soll. Es sei unmöglich und unzu mutbar, ein metaphysisches Zwei-Räume- bzw. -Stockwerke-Bild zu vcnfC rcnln, Das bisher im Jenseits Verortete muß diesseitig gedeutet, die Probleme dieser Wdt i n dieser Welt gelöst werdenlH. Der Tod macht das Diesseits, nicht das Jenseits zur Aufgabe; die Auferstehungsbocschaft müssen wir als Men schen unserer Zeit neu versrehen"4• Leuenberger möchte ähnlich wie Jüngel eine veränderte Haltung dem Tod gegenüber erreichen. eine Freiheit vom. Distanz gegenüber dem und Triumph über den Todm. Man muß dem Tod zustimmen können. ihn bejahen und ihm SO �ine Macht über uns nehmen176• Dabei steht nicht der Tod an sich zur Disposition. Er gilt - unter Ab�hung von allen soteriologischen Beurtei lungskriterien - als ein Naturgcsc{7.ln. Leben und Tod befinden sich aus bio logischer Sicht in einem rez.iproken Verhältnis; sie bedingen und bedürfen einander178• Der Zusammenhang von Sünde und Tod. wie er in Gen. 2. 1 7 angedeutet wird. wird als überholtes Myrhologoumenon und Relikt primiti ven Denkens referiert'79. Die Theologie hat nicht die Aufgabe der Erklärung oder Herleirung des Todes. sondern soll die Komplexität der naturwissen schaftlichen und medizinischen Todesanaly�n handhabbar machen und es erleichtern. sich mit dem Tod zurechnunndenllO• Die Wirkung des Todes. nicht einen Übergang. sondern ein absolutes Ende herbeizuführen und den Menschen zu einem Nichts zu vernichten. steht Leuenberger als unbestreitba re Tatsache festl81• Nicht die Unsterblichkeit. nicht die postmortale Fortexi171
In d�r Vorbemerkung. Tod. 5. nimmt Leu�nberg�r auf }ünge! Bezug. Bettichn�nd iSI bereits d�r Umeni,d d�r Arbei.: �D�rTod: Schicksal und Aufgabe� (Zürich 1971) In Leu�nberg�t. Tod. 12.104.108.126 m Ebd., 13.36.126 m Ebd., 126(.104 '" Ebd., 31.64.75.83.120 176 Ebd 64.71.120 m Ebd . 39.42 1711 Ebd 43f. I'" Ebd., 4 1.57.61 110 Ebd., 52.83 111 Ebd. • 12. 126.130 .•
.•
Eberhard J üngel
269
stenz ist von Interesse, sondern das Leben bzw. der Srerbevorgang als letzter Bestandteil desselbenl82. Daher verhandelt Leuenberger den Tod Jesu nicht in seinem Charakter als Realisierung des Heilsplanes Gottes zur Ermöglichung der Sündenvergebung, sondern nur in seiner irdischen Begründung als Kon sequenz des Lebens Jesu bzw. hinsichtlich der Haltung Jesu zu ihml83. Jesus har der Liebe Gones gelebt und ist in sie hinein gestorben. Nicht Jesus selbst, sondern die Liebe ist der Grund, auf den hin auch wir leben und sterben IIW . Es heißt, eine Sterbetugend zu entwickeln, indem man wie, nicht an Jesus glaub{'8�. Die Liebe ist sozusagen ein übergeordnetes Prinzip, das durch das Leben und Sterben Jesu eine Affirmation erhält. Die Vergegenwärtigung des Auferstandenen geschieht nichr pneumatisch, sondern ethisch-imperativisch in der Gegenwan des Anspruches und der Verwirklichung der Liebe, die durch Jesus verkörpen wurde'86. Die Auferstehungswirklichkeir wird in die vor dem Forum moderner Kritik unverfangliche historische, d. h. innerge schichtliche und -weltliche Nachwirkung eingeebner'87. Die Liebe wird von einer Wesensaussage, die eine rranszendente. distinkte Existenz Gottes ein schließt, zur ausschließlichen Seinsweise GOttes. GOtt geht auf in einem Lie besprinzip, wird zur Chiffre. zum Synonymbegriff eines innerweltlichen ethi schen Prozesses188. Man ist demzufolge im Tod vom Leben Gottes umgeben und kann die Tooe.c;fiarchc überwinden, wenr. man in die Liehe Christi hin einsrirbtl89. Auferstehung. Begegnung mit GOtt findet als quasi prämortaler Vorgang. der am Versinken in das Nichts nichts änden. start in der aktiven und erfahrenen Realisierung des Liebesprinzips. Wer als angestrebte Haltung zum Tod in ihn einwillige, sich nicht fesrhalten. sondern preisgeben will, der verwirklicht damit die Liebe'90. Das Sterben kann seiner Furchtbarkeit, d. h. Verlassenheit beraubt werden. indem von anderen Menschen her Liebe erfah ren wirdl91. Kann Jüngel immerhin noch von einer quasi inkarnatorischen 1 12 Ebd 87 llJ Ebd., 9 1 .92f. 106 1" Ebd., 109 1" Ebd 109 "' Ebd 108: �Sinnlru ist es deshalb mit dem Tod Jesu geworden, anders von der Herrschaft Gones zu reden, als indem man redet vom Anspruch und der Gegenwart der liebe, die durch Jesw verkörpert wird"; �Die Liebe Gones aber hat durch Jesw ihre Sprache erhalten und durch ihn ist sie ganz �Iebt worden. Durch seinen Tod bleibt sie ausgerufen als der Anspruch und die Hoffnung über alles I1ben" 111 Ebd., 96: �Darum soll man den Auferstandenen nicht anderswo suchen als da, wo er unter Menschen auf dieser Welt zu geschichtlicher Wirkung gekommen ist ... Er lebt mit allem, was seinen Dienst der Liebe weitertriigt. Er ist unter den Menschen, die ihm nachfolgen. " I" Vgl. ebd 1 09: �Durch Jesus sind Gon und Liebe dns geworden. und so ist Gott Rir uns eingegangen in die Liebe, die Jesw verkündigt und gelebt hatM 1" Ebd., 1 1 Of. 1� Ebd., 130.132 1" Ebd., 133: "Dass uns die lente menschliche Gemeinschaft und damit das Erspüren von Liebe zerbrechen wird und wir hineingestossen werden in die absolute Verlassenheit, d.as ist die .•
.•
.•
.•
Neuert evangelische Theologie
270
Präsenz Gortes im Krcuusgeschehen reden und auf Gon als Jenseirs verwei sen, so werden bt:i uuenberger Gott und Mensch einem übergeordncten Lie besprinzip unterstellt bzw. in es und seine Manifestation integriert. Das Gor tesverhälmis wird vollends in zwischenmenschliche Relationen überführt, weil nur Menschen es sind. die die Liebe realisieren können. jeder andere. etwa gottesdienstlich-pneumatische Begegnungsmodus wegen der methodi schen Prärni�n aber ausgeschlosstn bleibt192• Es bleibt unausgefl.ihrt und wegen des posrulierten Rahmens der Immanenz auch nicht von Interesse. worauf gehofft wird. Insofern enthält das sich wechselseitig auslegende Ver hältnis von Liebe und Hoffnung keine den immanenten Zirkel, der sich um Lebensvollzug und Sterbebegleitung dreht. transzendierende Spannung193•
III. Der Mensch zwischen Verheißung und Noch-nicht wahren Menschseins O. Moltmann) 1. Exklusivfoturisch< Eschatologi< durch Negation des
pneumatischen Wirkens Gotus Jürgen Molrmann verfolgt zwei Anliegen in der Auseinandersenung mir vor angegangenen rheologischen Entwürfen: eine fururische, auf die hiesige Zeit bezogene. aber nicht heilsgeschichtliche Eschatologie und einen Weltbezug ohne Rekurs auf vorgegebene Schöpfungsordnungen. Abgelehnt wird ähnlich Ethhrung, wdche a11c:s Sterben zu dem futc.htbarc:n Vorgang macht, welches es ist�; ..Wir ver· mögen dagegt:n nichts zu run aussc:r dem einen, dass wir im l.c:ben einander die Liebc= bc:z.cu. gen, die den andern bc:g.Ic:itet bis an den Rand dc:s Dunkels heran"; ebd., 134: "Dienst an den Sterbenden ist darum immer pric:sterlicher Dienst, ist Chrisna-Dienst in der Siruation der umfassc:nden Ohnmacht. Abc:r dass er getan wird. das ist das jussc:rste Ztichen der Hoffnung, das wir auf der Weh auhurichten vc:rmögen. Darum kann Liebe den Sterbenden noch bc:g.Iei len, wc:nn er der Wdt und sich sc:lbe:r ins volk Dunkc:I hinc:in entgleiten muss" Itl [k m entspr.dll, daß dc:t Kirche die eher soziologische Inw. herrm:nc:utische Aufgabe: der "Trauera.roeil" zugc:dacht wird, nicht abe:r die Zueignung dc:s Heils, die Sündenvergebung, die Todesilbe:rwindung also StaU der Tod�tigung: ebd 1 8 .,,, Zum Wc:chsc:lverl'lähnis: ebd., 131: ..In dc:r Grunderfahrung von Liebe wurult darum auch die Hoffnung"; ebd 1 32: .Hoffnung abe:r ist die Zuversicht, welche sich im Vergehen des c:igenen Daseins offen h:ah All das, was die Liebe: tut". AndeutUngsweise kommt die ange sprochene Spannung noch zum Ausdruck be:i Mildenbe:rger. Auferstehung, 572f., wenn er zwar angesichts nc:uuitlicher Krilik eine Reduktion auf die subjektive Ebene be:treibt, aber dieser nut eine proleptische Funktion zuspricht: ..Wirklichkc:it der a1lgemc:inen Totenaufc:JStehung kommt Alr den Glaubenden zum Vor-Schc:in im Widerfahrnis dc:r Liebe: Gouc:s in Jc:sw ehri· Stw ... als Ermöglichung von Liebe: und Gonc:slicbc: wie als Nächslenliebe:"; andererseits kann er im Anschluß an E. Fuchs wie: l.c:uenbe:rger reden: ebd., 568: .Erfahrung von Liebe wird dann zur Erfahrung der Wirklichkeit von Auferstehung". In Anlehnung an G. Marcc:1 erneuerl Wohlg schaft, Hoffnung, 346, umer dem Von.eichen der Liebe: letztlich eine der alncstamemlichen Linien, die eine Unsterblichkeit dc:s Einzelnen durch sein Weiterlebe:n in Volk und Nachkom· menschaft annahm: .Nur der kann lebe:n, der Sein hat imanderen, der ,aufgehobe:n' ist in der Liebe: dessen , dc:t noch steht, wenn er selbst schon gefallen ist· (Hervorhc:bung im Original) .•
.•
Jürgen
271
Molrmann
wie:: beim frühen Barth eine end· bzw. heilsgeschichdiche Vorgehensweisc ohne historisch·kritische Prüfung, durch die alle eschatologischen Ereignisse auf das Ende der Tage verlagert und damit für die Gegenwart unwirksam ge· macht würden'904• Dabei übersieht Moltmann, daß eine lebendige Parusiecr· wartung durchaus nicht mit einern Beiseitedrängen der Eschata vetbunden sein muß. sondern sich in der Gegenwart im Wachen und Beten Ausdruck verschaffen kann. In Abgrenzung gegenüber dem frühen Barth soll die fmuri· sehe Grur..dausrichrung nicht als Oberzeidichkt:it bzw. Gldchunminelbarkeit aller Zeiten zu Gon verstanden werden. Gegenüber dem späteren Barth soll der Indikativ der Gnade durch die Hoffnung bzw. Verheißung erscnt wer· den" 5. Moltmann will einen statischen, vertikalen Gegensarz von Zeit und Ewigkeit vermeiden und ein Hineinwirken der Ewigkeit in die Zeit als Telos auf immanenter Ebene fordern, das eine Diastase zum jeweiligen Jetzt be· wirkt. Nicht auf eine Epiphanie der transzendenten Sphäre, die präsemische Manifestation des Ewigen kommt es ihm an, sondern auf die Verheißung, ein Hoffnungswissen'%. Der Indikativ wird in das Voraus der Hoffnung aufge. löst; die Hoffnung hat den Primat gegenüber dem Glauben; sie nährt und Stürzt den Glauben'97• An die Stelle der gegenwärtigen Gonesrelation, in der das Heil manifest wird, trin die Erwarrung, die als Exiscenzweise das uben gut macht I". Der Glaubende ist nicht in den hohen Mittag des ubens ge steilt, sondern in die Morgenröte eines neuen Tagesi". Von der Schrift her wird man demgegenüber sozusagen nicht die Tageszeit, sondern den Wechsel von der Finscernis zum Licht, die soteriologische Zäsur als das entscheidende Kriterium herauszustellen haben Uoh. 8.12: 12.46: Eph. 5.6). Der Glaube ist bei Moltmann keine fides apprehensiva Christi mehr, nicht mehr Ort des ob· jektiven Wirkens GottC5 am Menschen. Eine pneumatisch verminelte Zueig· nung des Heils findet nicht statt. Einen Ausfall der Pneumarologie bedeutet es, wenn Moltmann die promissio Gones als Korrelat des Glaubens und die Zukunft des Verheißenen als Erscheinungsform der Offenbarungsreligion kennzeichneroo, aber die präsentische Wirksamkeit des Wortes Gones über sieht, durch die die Verheißung das zueignet, was sie enthält. Die "besseren Verheißungen" von Hebr. 8,6201 meinen doch dort gerade im Christusgesche· hen, im Kreuz erfüllte Verheißungen als objektive Begründung des Neuen Bundes. Ebenso kommt die Prädikation Gones als eines "Gones der HoffI" Moltnunn. ThH, 43.62f. 1 1 I"
vgl. ThH
50.184 I" ThH 34.69 1 t7 ThH 1 5f.; vgl. ebd., 28: ..spes quaert:ns jmdlca:um"; 30: �docu spes": zung d(:r fides in Ansdms Formuli(:run�n I" ThH 27 I" ThH 26 26 liOO ThH 36.37; vgl. ebd :GI ThH 29 .•
jeweils
in Ers.el-
272
Neut:re evangelische Theologie
nung<&202 her vom Indikativ des Gere((e(� und Reingemachtseins der Heiden und der damit gegebenen Möglichkeit des Essens unreiner Speise (Röm. 1 5.13). Gott hat keineswegs nur das Fururum als Seinsheschaffenheit und ist nur vor, aber nicht an und über einem zu finden203• Vielmehr kann in der Schrift eine Rekapitulation des von Gon Getanen in Erwartung eines erneu ten. analogen Handelns GOttes erfolgen (Dm. 26.5ff.). Die Unveränderlichkeit des Wortes GOttes muß nicht mit einer durch es in Gang gesetzu:n Veränderung der Welt einhergehen, sondern kann gerade auf die Erhaltung, die Kominuität inmim:n der Veränderungen abzielen (Gen. 8 2 1 f.!). Die Unverfügbarkeit GOttes muß nicht über sein ständiges Voraus gesichert werden, sondern kommt in der protologischen Differenz zwischen Gon und Mensch ebenso zum Ausdruck wie in seinem Subjektsein im Han deln am Menschen. Der eschatologische Vorbehah. der das gegenwärtige pneumatische Wirken Goues auf die Zukunft. die Vollendung ausrichtet (Röm. 8.24; 2.Kor. 4.7; 1.21 f.; 5.5). ist etwas anderes als ein forewährendes Noch-nicht. Die Reduktion auf die "Kategorie Novum"204 übersieht die Iden titätsaussagen Gones. die ein Umgreifen der Zeit durch die Vorgängigkeit und Unterschiedenheit Goues gegenüber der Zeit und alles dessen. was in ihr als neu gelten kann. voraussencn (Ex. 3.14; Oflb. 1 . 17f.; Hebr. 1 3.8)"'. Wäh rend Luther die Erfullung der Verheißung ab sub cruce tecrurn. wider den Augenschein vorhandene bekennt. verwendet Moltmann die Verborgenheits aussage auf der Ebene des Noch-nicht. des Impulsiven: in der Verheißung kündigt sich die verborgene Zukunft an und wirkt durch eine erweckte Hoff nung in die Gegenwart hinein206• Die Präsenz des Kommenden ist dann nicht eine unter Umständen gegen den Widerstand des Menschen geserzte. zugec:ig nete Gegenwart. sondern nur in der Form je neuer Vergegenwärtigung bzw. je neu gesetzter Stimulation zu dessen Realisierung zu haben207• Die biblische Dialektik von Schon-jerzt und Noch-nicht wird zu einer Diastase alternativi scher Möglichkeiten verzerrt. unter denen nur eine als genuin biblisch. die andere hingegen als helJenistisch ausgewiesen wird. Dem entspricht es. daß die Verbindung von Gon und Welt nicht als eine vorgängig-geschöpAich gesetzte. sondern als zukünftige, geschichtlich ange,
lCIl ThH J 2 lCI, ThH 12.2S lCH ThH 214.241 Z01 Später versucht Molunann, die �enwarusc:ite durch einen Verweis auf die Ergangcn heil der Verheißung zu integrieren und die Zukunft als advenlus zu �n (AntwOrt. 2 1 3(.220; üllungsdimension der Verheißung, der vgl. ThH 26), aber damit bleibt die effektive, die Erf Indikativ ihrer gegenwärtigen Umscl'zung unausgcsagt. Zum Ansatz der Kritik vgI. auch Gres hake, Auferstehung. 153 106 ThH 13 lQ7 Mohmann kennzeichnet die Prolepse der Rettung aus dem ewigen Gericht in der Zeit als ein .. kultisches ,Nur noch'" [fhH 143) und lehnt dieses folgerichtig ab.
Jürgen Moltmann
273
srrebte behauptet wird208• Die resultarive Prädikation des ,.Alles sehr gut" über der vollendeten Schöpfung wird zum teleologischen Horizont, zum Postulat. zum Handlungsmovens209• An die Stelle der Kontinuität der Schöpfungs- und Erhalrungsordnungen und des in sie einweisenden GesetzeS setzt Moltmann das Kontinuum der beständigen Diskontinuität, Veränderung, Variabilität2lo. Der in Abgrenzung gegenüber Bu/tmann geforderte WeltbezUgl" meint, so wird man zugespitzt formulieren müssen. nicht diese Welt. in der wir leben, sondern eine kommende. nie zuhandenc und erreichte Weh, die sozusagen nur im Formalprinzip der Ethik, im Menschen in dessen Bindung an die Ver heißung als Handlungsimpuls präsent ist.
2. Weg-Geschehen als Surrogat des Geisteswirkens a) Gottsdn Goftrs als Zirt-. nicht Ausgangrpunkt Der teleologischen Gesamtausrichrung seines Entwurfes entspricht es, wenn Moltmann das Gottsein Gottes, die Theodizeefrage mit der Erreichung des angestrebten Zieles verknüpft und in Gottes Wesen die Weghaftigkeit, das Unrerwegssein einzeichnet. Ein vorgängiges, in sich identisches Sein GOttes, ein von seinem Wirken unterschiedenes Wesen Gottes, eine immanente Tri nitat lehnt Moltmann abll:;:. Der Geist Gottes darf nicht Gegenstand innertri nitarischer Reflexion sein, sondern muß in seinem geschichtlich-eschatologi schen Charakter als Geist der Totenauferweckung gesehen werdenw. GOtt begegnet im Modus des Prozesses, in dessen Verlauf er seine Eigentlichkeit gewinnt. Er ist nicht ein ..Theos epiphanes", der sukzessive sein schon vorher und ehedem bestehendes Wesen offenbart, sondern ein ..Verheißungsgon" , "der GOtt des Exodus und der Aufersrehung"214. GOtt ist nicht der, der sich irgendwo im Jenseits befindet, sondern der kommr2I�. Die Christustitel sind nicht prädikative Explikation einer immer schon vorhandenen Wirklichkeit, sondern greifen vor auf einen am Ende des WJrkungsweges Christi erreichten und durch ihn erreichten Tatbestand. In den Osrererscheinungen wird Chri stus als der wahrgenommen, der er sein wird216• Christi je gegenwärtiges Sein ist das des Herrn auf dem Wege, im quantitativen Zurückbleiben hinrer dem,
10&
Vgl. ThH 82 109 ThH 196 lII' ThH 56.57.80 (namrliche Thrologie als thcologia viawrum}.278f.1 2f. III ThH 53.55.59f. m ThH 47.49 1 lj Ebd.; vgl. ebd 55 114 ThH 74.69; vgl. rod.• 127.141 m ThH 149 1.6 ThH 75; vgI. dxt 78: Offenbarung in den E.rscheinungen �aur eine WirkJichkeil zu beziehen. die: noch nichl da ist" .•
.•
Neuerc evangelische Theologie
274 was
er sein wird, aber im Unterwegssein auf dieses Ziel hiom. Man könnte das vielleicht so formulieren: Gones Wesen besteht in einem Das�in plus X Das Dasein in seinem jeweiligen Sosein bleibt hinter dem Vollgehalt des Westns zurück und bedarf der Umsenung des X als eines konstirutiven konditionalen Faktors. um die Differenz zur Wescnsganzheit zu überbrücken. Dieses X füllt Moltmann mit dem Macht· und Herrschaftsanspruch Gones und nimmt so den Weltbez.ug in Amithese zu einem gegenüber der Welt distinkten Sein als konstitutives Element in das Wesen Gones himin218• Die Gottesgerechrigkeir ist dann nicht eine zuzueignende Größe, eine Gerechtigkeit vor Gon durch die Gabe der Sündenvergebung. Sie ist nicht eine Verheißung. die das Verhei ßene in sich enmäh und übergibt, sondern die es aus sich heraus· und in Gang searl'. Nicht der Gabe·, sondern der Machtcharakter, we wirksame. impulsi ve Kraft: der Gonesgerechtigkeit ist zu akzenruieren2;!o. Die Hoffnung hofft nicht personal. sondern sachlich auf GOtt. wobei seine Sachlichkeit mit einer Zielgröße immanenter Strukturen gefUllt wird. Die Herrschaft GOttes wird nicht soteriologisch, sondern ethisch-zwischenmenschlich bestimmt - als Realisierung von Frieden und Gerechtigkeit unter den Menschen221 • Die zä surartig. gottesdienstlich-sakramental zugeeignete Versöhnung zwischen Gott und Mensch wird transponiert in eine prozeßanig-chiliastische Umsetzung zwischenmenschlicher Versöhnung. die ihren Impuls in der Chiffre des Rei· ches Gones empfangr222. Das Reich Gones ist eine innerweltliche. d. h. im Rahmen der Immanenz zu realisierende und nicht in der Transzendenz oder im Transzendenzbezug anzusiedelnde Größe, steht jedoch zur jeweiligen Ge genwanserscheinung der Welt in schroffer AntithesellJ.
m Ebd n: "Er offenbar! sich als der Herr auf dem Wege zu seiner kommenden Herrschaft .•
und insofern in Differenz zu dem. was er sein wird"; vgI. ebd.• 184. Man muß fragen. ob nicht der volle christologische Slatw vorgegeben sein muß, um einen variierten dynamistischen Mon· archianismus zu vermeiden. der dann allerdings nicht in der Taufe, sondern in der Parusie Christi den entscheidenden Einschnitt erkennen würde. I•• Vgl. ThH 104 m Vgl. ThH 187 llIlI ThH 188 111 ThH 107.203; 143: Parusie als irdische Machtergreifung III ThH 178f.: ,Jeder Doketismus in der Hoffnung, der die irdischen Verhältnisse oder die Leiblichkeit in ihrem Widenpruch verntlen läßt. sich auf Kirche. Kult oder gläubige Innerlich keit reduziert, ist darum l..eugnung des KreuttS .....; ebel., 200[: Reich Gones: "die eschatologi sche Weite seiner Zukunft Alr alle Dinge ..., in die hinein die Sendung und die Liebe Christi den Hoffenden Alhren" IU Vgl. ThH 202: "Mjt d ieser Beachtung des Kmaes und der Aufertlehung Christi wird das ,Rt:ich Gones' nicht spiritualisiert und zu einer jenseitigen Größe. sondern wird diesseitig und wird l.Um Widenpruch und Gegensaa l.U einer goulosen und gon:verlassenen WdtM; be zeichnend ist die ethische, d.h. die bleibende Sünde an immanent-strukturellen Sachverhalten statt am Gonesbnug fcstmachf:nde Uminterpretation des reformatorischen "sub crucx tcc[um": ebd., 203: das Reich Gones ist verbotgf:n unter seinem Gegenteil: ,.seine Freiheit unter der Anfechtung. sc:in Glück untf:r dem Leiden, sein Recht unter der Rechtlosigkeit, seine Allmacht unter der Schwachheit, seine Herrlichkeit untf:r der Unkenntlichkeit"
Jürgen Moltmann
275
In der Realisierung der Herrschaft. d. h. des Wesens Gones konvergieren göttliches und menschliches Tun. Das Wirken des Menschen wird nicht nur integriert. sondern es ist die Gestalt, der Erscheinungsmodus der göttlichen Aluivität. Die promissio Gones begegnet als ethischer Imperativ, als missio der Gemeinde224• Dem Menschen kommt die Senung des Indikativs der mit den soteriologischen Termini der Rechtfertigung und Versöhnung zu be schreibenden Wirklichkeit zum. Die Anciz.ipation des Kommenden durch den Menschen venritt und ersent in der Gegenwart das heilschatfende und sich an nicht menschliche, sondern am Menschen wirkende Heilsmittel bin dende Tun Gones . Die Pneumatologie wird zur Beschreibung du motivationa un Innerlichkeit des MfflSchm reduziert. Der Geist Gones ist nicht distinkt tätiges Subjekt. sonder sittliche Gesinnung des Menschenll6. Der Geist neUt in den Weg der Verwirklichung des Reiches Gones. aber er führt nicht auf diesem Weg. er in nicht das eigentlich tätige Subjektll1. Gott ist nicht der gegenüber dem Menschen ganz Andere. sondern der durch den Menschen ..Ganz-Ändernde"228 . Das Gonsein Goues ist erreicht erst mit der vollständi gen Konformität zwischen Gott und Welt. d. h. mit der Überwindung der DiastaSe zwischen dem tatsächlichen und dem von Gon in seinem Herr schaftsanspruch intendierten Zustand der Welt. Da Gon kein von seinem Herrschen llnterschi('denes Sein he!inl, wird seine Eigcnt}jchkeit sozusagen durch ein Konvergieren mit der Welt erreicht.
b) In BeUHgung uin heißt geflcht uin Das in der Gegenwart wahrnehmbare Sein und Wirken Gottes besteht außer im verändernden Handeln des Menschen in der diesem vorgelagerten Verhei ßung. Der Blick zurück wendet sich zugleich nach vorne, weil er sich nicht auf m
ThH 205: "Di� promissio der universalen Zukunft fuhrt notwendig in die universale missio der Gemeinde an alle Völker� m ThH 267: der M�nsch .verminelt die Dinge der kommenden, messianischen V�rsöh nung. Darum steht Kin wcltverändernd�r G�hors.am �benso wie Kin Erkenn�n und Ikd�nke.n der Welt im ,Dienst der VeT$Öhnung'�; .Er vermittelt das Se:iend� mit der universalen, zurecht bringenden Zukunft Goues. So dießl Kine Vermittlung der Versöhnung der Weh mil GortM; .Sein Verstand besieht darin, daß er mitleidend mil dem Elend des Seienden in dit: erlÖKnde Zukunft des Seienden vorgreift und ihm so Versöhnung, Rcchlfertigung und Bestand stiftet" J. ThH 8 1 : .Sie [die Hoffnung) macht ihn bereit, den Schmerz der Liebe und Entäuße rung in tkm Grisu aur sich zu nehmen, der Jesus von den Toten auferweckte und der das Tote lebendig macht" (Hervorhebung vom Verfasser) W Vgl. ThH 193: "Der Geist stellt den M�nschen in d ie Tenden2. dessen. was in d�r Aurer i I" stehung Jesu latent ist und was mit der Zukunft des Auferstandenen intendien S Hf Vgl. Moltmann. Rcvolulion, 599. Demgegenüber muß aur das im Ahen Testameßl be7.t'ugte gegenwärtige Epiphanwcrdcn des in sich transundeßl bleibenden Goues sowie das den Menschen begleitende Handeln GOltes hingewiesen werden: Wolke als Erschcinungsmodus der Herrlichkeit Gones: Ex. 24,17(; 40,34; Wolken- und F�uersäule: Ex. 13,21 (i dnu GrC$ hak�. Auf�ntehung. 154
276
Neuerc evangelische Theologie
ecwas Ixreics und bleibend Vorhandenes in der Welt richtet, sondern auf die Verheißung in ihrer Er-gangenheit, die die Gegenwart für die Zukunft öff ner29• Die Offenbarung hat demnach nicht die Aufgabe der AnaJysc der vor handenen Wirklichkeit, sondern den Charakter der Verheißung im Bezug auf eine noch nicht seiende WirklichkeirUl. Moltmann wird den weisheidichen und viden prophetischen Texten des Alten Testamentes nicht gerecht, denen es durchaus um die Benennung empirisch beobachtbarer und sich wiederho lender Vorgänge hzw. um die Aufdeckung einer nicht mehr revidierbaren Wirklichkeit (Am. 8,2!) geht. Die Verheißung erhält bei Moltmann den Cha rakter eines habituellen Reservoirs, das auf eine Explikation der aufgezeigen Möglichkeiten drängt. Sie ist eine dispositionelle Größe. insofern sie dem Handeln vorausliegt. Aber sie übereignet nicht wie die thomistische. natur haft verstandene Gnade die nötige Kraft. Während der natürliche und gna denhafte Habitus bei Thomas dem Menschen als vorhandene und greifbare Fähigkeiten inhärieren, die nur noch Gestalt gewinnen müssen. geht es Molt mann um die Aufdeckung noch nicht realisierter Möglichkeiten und die Ein weisung in ihren Vollzug. Die Zukunft ist in der Gegenwart sozusagen nur in der Gestalt des Imperativs und des Potentialis' präsent. aber nicht in der eines zu wenig sichtbar gemachten und ausgestalteten IndikativsuL. Das quantifizie rende Grundschema des Gegenübers positiver potentieller Strukturen und der Möglichkeit und Norwendigkeit ihrer Umsenung bleibt aber erha1tenlJ2. Diese Strukturen werden nicht protologisch, sondern teleologisch begründet. Sie sind lentlich nur vorhanden in der Verheißung bzw. im Akt ihrer Umset zung und Realisierung durch den Menschen. Sie sind grundsätzlich variabel und überhol bar, weil sie stets hinter dem Verheißenen zurückbleiben. Inso fern eröffnet die Verheißung einen Spielraum von Geschichte. von neuen Handlungsmäglichkeiten. die stets im Widerspruch zur vorhandenen Wirk lichkeit Stehen, selbst dort. wo es bereits lUr - provisorischen - Realisierung der potentiellen Strukturen kommtU3• Als norwendig gilt das Mögliche, das stets in dem Vorhandenen und gegen es aufzudecken ist, nicht das Unabän derliche"'.
llt
ThH 78 l,IO ThH 75 UI ThH 76: �Vidmehr en[Stehl ,das Mögliche' und w.mil ,das Zukünftige' durchaus aus dem Verheißungswort Gottes und geht damit über das Real-Mögliche oder Real-Unmögliche hinaus. Sie erleuchtet nicht eine Zukunft, die irgendwie immer schon der Wirklichkeit inhärent 1St lJl ThH 29: �Sie Idie christliche Hoffnung] ist vidmehr selber aufgerufen und ermächtigt zur schöpferischen Veriinderung der Wirklichkeit, denn sie hat Hoffnung rUf die ganze Wirk lichkeit� m ThH 76: ,.sie [die Verheißung] eröffnet vielmehr im Widerspruch zur vorhandenen Wirk lic.hkeit ihren eigenen Prozeß um die Zukunft Christi l.ur Welt und zum Menschen" U4 ThH 21 •
•
Jürgen Molrmann
277
Die Wirklichkeit wird in ihrer Porencialität. die Welt als die gesehen, die sie der Verheißung zufolge sein wird und darum sein soll. Die Eschatologie sagt einer bestimmten geschichtlichen Wirklichkeit ihre Zukunftsmöglichkeit und -mächtigkeit an2J5• Die Wel t wie der Mensch befinden sich in einem Frag menc- und Experimentienustand. im Starus beständiger Variation und nie voll ausgeschöpfter Porentialität236• Die Welt ist "ein offener Proz.eß", "ein rie siger Behälter voll Zukunft"H? Di� Entwicklung wird �bmso wi� in dtr Aufolä
rimgsphiloiophie und ill dtr pißtonischm Tradition hypostasi�rt und tritt, wmn auchj�tZl ttkologisch stattprotologisch b�grüntkl, an di� 5ulk dtrpn�umalischm �rmittlung und 5�tzung. Dem Proz.eß der Gonwerdung Gottes entspricht
eine damit verwobene Entwicklung des Zusichselbstkommens und Eigent lichwerdens des Menschen238• Die Transzendierung der menschlichen Exi stenz geschieht nicht so, daß sie vertikal über den Bereich des Empirischen herausgehoben würde, sei es substanzhaft oder verbal-relational. sondern ho rizontal durch einen Oberschuß an Möglichkeiten über den hier und jent erreichten Zustand hinaus. Die Verheißung bindet den Menschen an die Zu kunft, eröffnet sie ihm und weist ihn in deren Akcivierung und Realisierung ein23'J. Die Externität der Coram-Deo-Relarion wird ersent durch ein Voraus auf der Coram-mundo-Ebene, hinter der Gon allenfalls in der Gestalt der Verheißung als impulsiver Untergrund präsent ist. Das Hier und Jent wird durch die zugemuteten. rur den jeweiligen Zustand unmöglichen Möglichkei ten überboten2'O. Nicht auf den qualitativen Stand vor dem Gerichtsforum Gones. auf das, was der Mensch war oder ist. kommt es an, sondern auf die quantitativen Seinsmöglichkeiten. darauf. was der Mensch sein wird241• Der Mensch lebt sozusagen nicht von der Sündenvergebung bzw. unter der Auf deckung seiner Schuld, sondern von seiner Zukunftsoffenheit und zukunfts oriemierten Tätigkeit242• Der Mensch ist auf eewas hin unterwegs. zu einem zukünftigen "totum" hin, d. h. daß der Totalaspekt an das Ende eines durch di e partiale Dimension der Rechtfertigung dominienen Lebens trittw. Die Hoffnung hält den Menschen in staru viaroris. der Glaube macht unruhig. ungeduldig und bewirkt ein "cor inquierum" im Menschen2«. Das sichere m
ThH 1 3 lJ6 Vgl. ThH 20 1J7 ThH 266 2)11 ThH 80 m ThH 92 l.a Vgl. ThH 263 141 VgL ThH 263 241 ThH 263: der Mensch als "ein ,nichtreslgcsldlu�s Wesen' ... , d:l.ß er nämlich zukunfrsor ren rur neue, verheißene Scinsmöglichkeilen ist" 2.) ThH 264.266; 265: die n:l.tul":l. hominis ergibt sich erst von der rorm:l. fumr:l.e vil2e her'" 14-1 ThH 17.78.178. Zum ßewegungsch:l.r:l.kter des Gl:l.ubcm: ThH 16: GI:l.uben heißt, die Grenzen in vorgreifender Hoffnung überschreiten, die durch die Aurerweckung des Gekrcu :z.igten durchbrachen sind'" ..
..
278
Neuere evangelische Theologie
Fundamcnt der fremden Gerechtigkeit Christi wird hier eingetauscht in cin erschrocken bleibendes Gewissen. Das von Augusti" zur Kennzeichnung sei nes vorchristlichen Zustandes, des alten Menschen heranga.ogene "cor in quietum" wird zum Prädikat des Christen erklärt. Nicht das Sündersein vor Gon, sondern das Defizit auf dem horizontalen Weg, das Verborgensein des Möglichen und noch nicht Realisierten, das Sein als "homo absconditus"m, ise die Negativqualifikarion des Menschen. Die kontingent zugeeignete Rechtfertigung der Gonlosen wird zum universalen, imperativischen Akt der Berufung umgemünzc. Der Akt des Umerwegsseins ist im Gegenüber zum sündhaften Defiut und im Abbau desselben die Gerechtigkeicl"'. Das Heils hwddn Gones wird eingeebnet in das strukrum:formerische Tun des Men schen. ZWaI kann auch Barth einen ethischen Imperativ in das Evangelium inre grieren. aber das Evangelium macht als christologisches Perfektum das menschliche Tun nur zu einem analogen Nachvollzug und Zeugnis des bereits Feststehenden. Moltmann positioniert und bewertet das menschliche Wirken innerhalb des Hegelschen dialektischen Dreischritts. dessen Anwendung hier erlaubt sei. anders. Während bei Barth die Antithese zur Welt der Gnade vor ausgeht und dann nur noch im Rückblick auszusagen ist. steht bei Moltmann die These der Verheißung als der hier relevanten Gcstalt der Präsenz Goucs am Anfang. worauf das antithetische Tun nun nur des Menschen als dominie rendes Prädikat der Gegenwart folgt. Das menschliche Wirken ist hier mehr als ein analog-signifikatives. nämlich ein produktiv-effektives. Die Synthese steht am Ende des in sich bruchJosen. aber gegenüber der jeweiligen Zuständ lichkeit je neu einen Bruch vollziehenden Entwicklung. In ihr konvergieren Gottsein Goncs. Menschsein des Menschen und Weltsein der Welt in quasi rez.iproker Konformitäcl47• Weil an die Stelle des simul peccaror die Defizit Dimension des Noch-nicht gesetzt wird. kann eine das Kontinuum des Sich bewegens begrenu:nde oder abbrechende Diskontinuität vermieden werden. Eine die Dialektik von Sünder- und Gerechcsein aufhebende Zäsur, etwa der Tod, der andererseits ein externes pneumatisches Kontinuum gegenüberseün de. entfälh mit der forensisch-qualitativen Ebene insgesamtl4'. Wenn die Sün de rein aktual-privativ am Rückstand bzw. Vorankommen des in Gang gesetzMS Hji
ThH 81 ThH 264: ROie Berufung durch das Evangdium ist hier idemisch
mit der �tferti
gung dCl" Gonlosc:n und mit der Aufrichtung des Glaubcnsgehorsams umer allen Menschen" H7 Zur Terminologie vgJ. ThH 178: "Die Christwgemeinschaft. das nwe Sein in Christus. u:igt sich als der Weg wr Menschwerdung des Menschen"; 8or.: "So wird CI" mit sich �lb5t einstimmig .....: cbd., 80: "Er kommt 'tu .sich selbst' ..... H' Bezdchnend i51 die AuAistung folgender Synonym begriffe dafUr, was .Sünde" heißt; ThH 18: "in der Schwäche. im K1einglaubcn. in der Ermüdung. das nicht scin 'tu wollen. was GOtt einem zumutet"; "Nicht das 8ö�, das er [Ut, sondern das Gute, das er unterläßt. nichl �ine Umalen, sondern st:ine Versäumnisse klagen ihn an�
279
J ilrgen Mohmann
ten Prozesses der Umsenung der Verheißung gemessen wird. bedarf es auch keines das grundsätzliche Sündersein des Menschen aufdeckenden Gesetzes Gones mehr. Die Gebote gelten wie alles in den Entwicklungsgang lntegrierte als variabeP"'. Sie überführen nicht von SchuJd. sondern forcieren in urilitari· stisch·teleologischer Weise den jeweiligen Stand und Gang der Entwicklung.
3.
Auftrstehung als universaler Veräntlerungsprozeß
Der Tod erscheint Moltmann ebenso wie die Sünde als revidierbares, inner· weltlich begründetes Übel. Er ist nicht wie bei jüngel ein zu akzeptierendes natürliches Faktum, sondern ein zu bekämpfendes Defizit in der Erbringung des geforderten bzw. ermöglichten Verhahens. Molunann beschreibt ihn als Hoffnungslosigkeit bzw. Gorrverlassenheirso. Zwar weist Moltmann ebenso wie jüngd dem Menschen den entscheidenden Part in der Auseinanderset zung mit dem Tod zu. aber anders als bei diesem findet dieses Wirken nicht auf der Ebene des Bewußtseins start. so daß der Tod an sich davon nicht tan· giert wird. sondern der Tod selbst wird direkt angegangen. Der Tod gilt als unerfüllte Gegenwart. mit der man sich von der Verheißung und ihrer Diasta· se zur vorfindlichen Wirklichkeit her nicht abfinden darpSI. Moltmann ver· meidet eine spezifisch rneologische Qualifizierung des Todes und konkreri· siert ihn als tödliche Struktur, wie sie aus negativen zwischenmenschlichen. d. h. ethischen Verhaltensweisen emsteht. So wird der Tod auf eine Ebene geruckt mit Erniedrigung und Beleidigung2�2 oder wird als sich in das Leben zum Tod treibenden Regulationssyscemen manifestierend gesehenm. Der Tod ist dann nicht eine Straffolge einer grundsänlichen und unüberholbaren Ziel· verfehlung, sondern eine defizitäre und je neu zurückzudrängende Gestalt des Lebens. Die im Raum stehende Verheißung. die Hoffnung deckt die lnsuffizi· enz und Intolerabilität der gegenwärtigen Zustände auf und wird zu dem Po temial. aus dem der Mensch als tätig Hoffender schöpft. Die Hoffnung aufein .. novum ultimum". die Verheißung emhäh stets einen überschuß über die jeweils gegenwärtige Wirklichkeit hinaus und macht so aUe WirkJichkeit zu einer unzureichenden . vergänglichen, überholbarenl).4. Die Hoffnung führt in das Leiden an der Unterworfenheit aller Dinge unter das Nichtige und nötigt: lt9
ThH 1 10 1)CI ThH 27: �Darum wird es h�i/kn, daß ohne Hoffnung zu Id)(n, wje nichl mehr zu lebc:n iSl�; vgl. ebel 192 n, ThH 11.17.91.195 n1 ThH 17: Auferslehung Christi: .,auch der Widerspruch GOlies gegen du Leiden und Sterben, gqen di� Erniedrigung und Beleidigung. gegen die Bosheit des Bösenm Moltmann, Kreuz. 306.307f. IT eufdskreis der ArmUt, Gewalt. rassischer und kuhurdl�r Emfremdung. Narun.crstörung. Sinnlosigkei l) 1)-1 ThH 78; vgl. ebd., 1 50: "vergänglich wird ihr [der Hoffnung) gerade das. was nach allgemeinem Eindruck immer ist und was alles Lebc:n ins Vergehen SIÜn.I; nämlich der Tod und das Böse. Vergänglich wird der Tod in der verheißenen Auferslehung� ; vgl. ebel 28.119 .•
.•
280
Ncuerc evangelische Theologie
den Hoffenden, sich der den Mächten des Nichtigen unterworfenen Erde an 'tunehmenm. Die Erklärung des Todes und die Hoffnung gegen den Tod. verbleiben eben so wie die Transzendierung der menschlichen Erisrenz auf der horizontalen Ebene. Das Jenseits über dem Grab befindet sich auf Erden in der durch die Menschheit heraufgeführten geschichtlichen Zukunft2�. Die Verheißung richtet nach vorne, nicht nach oben awm. Das Erhoffte sprengt nicht die Grenzen des Irdischen, weist vielmehr in sie und die Überwindung der provi sorischen Defizite ein. Der geschundenen Menschheit ist ein Erdreich verhei ßen, die Zukunft ist eine innerirdische und -geschichcliche2S3, Die der Kam sehen Kridk verhafteten bzw. diese radikalisierenden methodischen Prämissen lassen weder einen konstitutionellen. von umen her geschehenden noch einen pneumatischen. von Gott her sich ereignenden Zugang zum Jenseits zu. Der Seelenbegriff erscheint so angesichtS des auf die Immanenz gerichteten Verän· derungspostulats als Relikt vorkritischen Denkens oder als Indiz eines straf· würdigen F1uchrverhaltensl5'J. Von daher ist deutlich. daß die Auferstehung nur als eine graduelle. weil sich in einer auf immaneme Grenzen eingeengt vollziehenden Veränderung begegnen kann. Die Auferstehung ereignet sich als ..creatio ex nihilo"; GOrt ist der Schöpfer aus dem NichtS260• aber das Nichrs meim nicht den schlechthin· nigen Gegensatz von menschlicher Ohnmacht und GOttes Allmacht und Gor· tes Wirksamkeit. sondern einen notwendigen Schritt der menschlichen Rea· lisierung des Reiches Gones im Rahmen der Hegdschen Dialektik. Die Destruktion ist ein notwendiger Untergrund bzw. Vollzugsmodus der Kon struktion. Weil die Kontinuität nur durch die zu ständigem Aufbruch antrei· bende Verheißung, nicht aber durch die auch seczend wirkende pneumatische Tätigkeit Gottes gegeben ist, kann auf der Seite des GeschöpAichen kein je neu gesetztes Kominuum. sondern nur die Notwendigkeit der Diskontinuität ausgesagt werden. m
ThH 203.204 � ThH 16 117 ThH 107: .Gott�rk�nnmis ist ... ein� Erk�nntnis, di� nach vorn� si�ht - nicht nach obt'n - in noch Unabgegolu:nes. noch Aussteh�ndes hinein'"; .Si� tJanSttndi�n di� Wirklich· k�it nicht in ein unwirk1ich�s Reich der Träum�. sond�rn nach vorne in die Zukunft einer neuen Wirklichkeit" Hf ThH 16 (gegen Mt. 5.3.10!).28: nicht länger so von den kleinen ... Ven.nderungen ... dadurch distanzieren. daß sie diese in ein anderes Reich verweist, ihre eigene Zukunft abt't fUr übt'rirdisch und rein geistlicher Natur hält· m Man beachte die ironischen Äußerungen Moltmanns über die Seele: ThH 16: ..In dieser Hoffnung schwebt die Seele nicht aus dem Jammertal in einen imaginären Himmel der Seligen und löst sich auch nicht von der Erde'"; ThH 60 (wenn die Welt als ein Mechanismus Statt als Gegenstand der Eschatologie bt'trachtet wird): ..Damit verschwimmt die Hoffnung rot Hoff. nung der einsamen Seele im Ge&ngnis einer versteinerten Welt und wird zum Ausdruck gno stischer Erlösunphnsucht·. Zur Ikrufung auf Kam: ThH 62f. 70.72 J60 ThH 26.201.216.278 ..
lürgen
Mohmann
281
Die Auferstehung Christi ist bei Moltmann nicht der bereits errungene Sieg über Sünde und Tod, der konringem zugeeignet wird und als solcher umer dem eschatologischen Vorbehalt der bis zum Tod bleibenden Dialektik des simul peccaror steht. Vielmehr ist sie der Anfang und Ursprung der prozeß haften ..Auferstehung des universalen Karfreitags", d. h. der Gottverlassenheit, also mangelnden Gonkonformität der Welr261. Bei der Auferstehung Jesu geht es nicht um die Erlangung einer ins Jenseits erhöhten Position, sondern um die Proklamation der kommenden innerwelrlichen Herrschaft Chrisri:i.62. Christus ist nicht als der Erstling auferstanden ( l . Kor. 1 5,20.23), sondern seine Auferstehung figuriert als Verheißung, als Programm, als Chiffre eines die Welt in sich integrierenden Christusprozesses26J. Seine Auferstehung setzt nicht eine als Urfundamem des Glaubens zu bekennende Wirklichkeit (I .Kor. 1 5 .3ff.), sondern verbürgt nur die Verheißung einer kommenden Rea lität bzw. ist verbale Affirmation und Unterstützung der auf dorthin ausge richteten Bewegung2604. Der Auferstandene begegnet als der Lebendige - eben so wie der Mensch allgemein -, sofern er sich in Bewegung auf sein Ziel hin befinder265. Die Auferstehung Christi ist sozusagen nicht Mitte der Zeit, ein pneumatisch zugeeignetes Perfektum des Heilswirkens Gottes, auch nicht wie bei Pannmb�rg Prolepse des Endes der Geschichte, sondern Präludium und zugleich Modus eines Prozesses, der er.u in seiner Gesamth'!it das mit .,Aufer stehung" Gemeime aussagt. In diesem Prozeß konvergieren die Auferstehung Christi und der Menschen, der Weg zur Gottwerdung Gottes und Mensch werdung des Menschen. Die Auferstehung Christi wird als Verheißung zum Protest Gottes gegen das Leiden in der Welt266 und damit zum Programm, zur Tendenzangabe für das umsetzende Handeln des Menschen267. Das tq;lcnra� 161
ThH 192 16: ThH 77.16: MSi� [di� Hoffnung] erkennt in der Aufetsl�hung Christi nicht die Ewigkeit des Himmels. sondern die Zukunft eben der Erde. auf der sein Kreuz st�ht" l6J ThH 73: nicht nur ..., daß ... die Glaubenden wieer Auferstehung find�n werden, sondern ... daß er die Auferm:hung und das Leben selber sei, und daß folglich die Glaubenden ihre Zukunft in ihm finden und nicht nur Mt er finden" (Hervorhebungen im Original); ebd., 172: nln diesem Sinne in d.u Geschehen der Auferweckung Chrisd von den Toten ein Gesche hen, das nur im modus der Verheißung verstanden wird. Es hat seine Zeit noch vor sich. wird als ,geschichtliches Phänomen' nur in seiner Ikzogenheit auf seine Zukunft begriffen und ver mirtelt dem Erkennenden eine Zukunft. in die er geschichtlich gehen muß�; ebd., 178: �Die Auferstehung Christi ist promissio inquieta so lange, bis sie Ruhe findet in der Auferstehung der Toten und einer Totalität des neuen Seins� 261 ThH 78: Offenbarung Christi Mnoch nicht erschienen, aber in seiner Auferstehung verheißen: und verbürgt, ja mir seiner Auferstehung als folgenofWendig gescnt"; vgl. ebd 182.183 16' ThH 77 - ThH 17 161 ThH 177; christliche Eschatologie: MTendenuunde der Auferstehung und Zukunft Christi und geht darum unminelbar in das praktische Wissen der Sendung über". Zwar grenzt sich Moltmann, ThH. 196. gegen die Annahme einer unmittelbar produktiven Aktivität des Men schen ab, aber das Fehlen einer ein distinktes Gei$l(SWirken annehmenden Pneumatologie und ..
.•
282
N�uc=rc= evangelische Theologie
des Hcilsgesdlehens (Hebr. 9 . 1 2; 10.10) wird in eine permanente: Iteration. verbunden mit der B/ochschen Ontologie des Noch·nicht, überführe. Die Aufecsrchungswirklichkeit ist nicht eigentlich ein Handeln Gottes am Menschen. Vollendung der individuellen Gemeinschaft zwischen Christ und Christus. weil Gon selbst von der noch ausstehenden vollen Realisierung der Auferstehung tangiert ist. Die Aufcrstehungswirk1ichkcit ise nicht cin vcni kai-qualitativer Akt am Menschen, sondern ein inncrweldich-evolutives Ge schehen, quasi ein strukturelles Gegenprogramm mit spiegelverkehrter. ami thetischer Ausrichrung gegenüber dieser Welt, in dessen Realisierung der Mensch a1s unvcrzichthares Subjekt einbewgen isr268• Moltmann nimmt eine ethisch-strukturelle Füllung des Auferstehungsbegriffs vor. Der neue Mensch wird geboren, wo Gerechtigkeit schöpferisch wird, wo gegen das uiden und seine strukturelle Verursachung vorgegangen wird269• Liebe und Gehorsam gdten a1s Saat auf die Zukunft leiblicher Auferstehunt70. Die Achillcsverse dieses Enrwurfes wie einer jeden politischen Theologie liegt darin, daß an die Stelle der Sündenvergebung die a1lmähliche strukturelle Veränderung trin, deren Ende der Einzelne nicht erlebt. Moltmann verminclt den jungen und dynamischen Menschen mit seinem Veränderungspathos das Gefühl, den Triumph des Guten über das Böse in der eigenen Hand w haben und durch die Umsetzung des eigenen revolutionären Schaffensdranges mit herbeiführen w können. Die proklamierte Hoffnung erweist sich für die Alten, Kranken, Sterbenden aber a1s trügerisch und leer, weil wie bei Marx nur die abstrakte Größe: der Ganung Mensch, nicht aber das Individuum an der Auferstehung partizipiert. Die Erlösung des einzelnen Menschen bleibt im Fragmemarischen stecken und vermag nichts gegen ein Verlorengehen des Menschen a1s Person im Gang der Geschichte auszurichten. Die Gouesherr· schaft. das Reich Gones wird zu einem unpersönlichen Konvolut veränderter Strukturen eingeebnet. in deren Rahmen der Einzelne - bei Luther der Mensch coram Deo - zu einem zu vernachlässigenden und auswechselbaren Bestandteil des KoUektivs verkomm c21L • die Verdiessdtigung des GönJichen Jasst:n fragten, wie andm als durch den Menschen sich da.s Heilshanddn Gones vollziehen soll. 161 Die Auferstehung meint und enthäh stets einen Oberschuß über das Vorhandene hinalU; ThH 206: �Dann tritt heralU. daß diese Weh die: Auferstehung und die: aus der Auferstehung geschaffene neue Weh. nicht tragen kann� � Moltmann. Kreuz. 165f.: der hermeneutische Ort rur das Verständnis des Auferstehungs glaubens: �Frage nach Gerechtigkeit in der l...i.t' densgeschichte der Weh"; Erst wo Geredltig keit schöpferisch wird und Ra:htlosen wie Un�r«hten Recht schafft. erst wo schöpferische üebe das Hißliche und Hassenswerte verändert. erst wo der neue Mensch geboren wird. der weder unterdrückt ist noch unterdrUckt, kann man von der wahren Revolution der Gerechtig keit und von Goues Ger«htigkeit spl'C'ChcnM 110 ThH 194 VI Dc-r Grund hierrur liegt in der Reduktion der Wirklichkeit auf die Immanenz, die Ztit und ihre Geschichte. Die Auferstehung Jesu gilt dann "als Beginn des Endes der Geschichle ..
J ü rgen Molrmann
283
4. Ansatz zur Korrektur: Reich Gotus in da S"t.. nicht K'Km si, (A. v. Harnack) Adolf von Harnack (1851-1930) betreibt wie MoJtmann eine Reduktion der Wirklichkeit und christlicher Aussagen auf die Immanenz. Dies geschieht bei ihm jedoch nicht mit dem Anspruch. den Vollgehalr der biblischen Texte wiedenugeben. und nicht so. daß bei Wahrung der Terminologie deren an außerbiblischen Quellen orientierte Neuinterpretarion vorgenommen wird. Sondern das genuin Chrisdiche. das ..Wesen des Christentums" erblickt er in dem gegenüber dem Wandel der Zeiten beständigen Kern. in dem histori schen Kontinuumm. Harnack sieht das christliche Spezifikum nicht in einer gegenüber der Zeit antithetischen Größe. sondern in einern neutralen Kern. der sich mit wechselnden. u:itkonformen Schalen umgibr27J• Das sich durch Einfachheit auszeichnende ..Evangelium im Evangeliurn"174 besteht in einem seiner futurischen, universalen. äußerlichen Dimension entkleideten Reich Goues-BegrifP75• Wie Moltmann lehnt Harnack eine soteriologische Füllung des Reiches Gones ab, eine Orientierung am äußeren Kultus und technisch religiösen Übungen276. Die koinzidierenden Begriffe ..Reich Gones" . ..Gou als Vater", ..unendlicher Wert der Menschenseele" haben ihre gemeinsame Miue und Auc;richtlJng in d(>r prakcizierten besseren Gerechtigkeitm. In d;:r Übung der Nächstenliebe und Barmhenigkeit wird ..die eigentliche Bethäti gung der Religion erkannt"271.
mitten in der Gcschichte� (Moltmann. Kreut. 149). Eine Ablehnung des $eden- und Unsterb lichkeiubq;riffi. allerdings nicht gant unler Preisgabe einer individuellen Hoffnung. aus poli tischen Gründen findet sich auch �i K. Barth. KD 11112.467. Thic:licke. Tod. 74. erkennt noch unminelbar unler dem Eindruck des Krieges Pan.lIeien zwischen sozialiStischem und national sotialistischem Gedankengut. erw:;a im propagierten und staltgefundenen Kollektiv-Tod des Kollektiv-Menschen. bei der die Sede in kollektivistischer EllIsclbsrung verdampft. Er urteilt über Mohmanns Enrwurf so (EG. 3. 5(6). daß das in das Schema marxistischer Heilserwar rung. in du ständige Noch-nicht und das ZukunfUpathos cingczdchnete christliche Kerygma lentJich vom Marxismus resorbietl wird und, so wird man ergänzen müssen. an dessen unü�r windbaren, weil systemimmanemen Schwachpunkten teilhat. Man wird ähnlich wie Greshake. Auferstehung. 16Of.. vom Versuch eines theologischen Oberbaus des marxistischen Dcnksy� sterns sprechen mÜSSCn. JOCSt. Dogmatik. Bd.2. 626f.. formuliert seine Anfrage an die Theolo gie der Ikfrciung so: �Dcm steht a�r gegenüber. daß dann eine Teilha� derer. die vor der Verwirklichung dieses Zieles gestorben sind und noch sterben werden. an dem so verstandenen Reich Golfes unvorstellbar wird - die Toten blei�n zurück auf dem Schlachtfeld der Geschich tc. Kann die Hoffnung der Christen sie da liegen lassen?" m Harnack. Wesen, 4.6.7.9 l1J Vgl. Harnack. Wesen, 8
J1t Ebd.• 9.44 m Ebd. • 34f. 116 Ebd 45 m Ebd 49 m Ebd 48 .
•
.•
.•
Neuc:re evangelische Theologie
284
Aber die t=thische Ausrichrung meine nicht eine an universalen Veränderun· gen interessierte politische Praxis. Das Reich Gones wendet sich nicht gegen den Einzelnen oder gehr über ihn hinweg. wie es in der Konsequenz. des Molt mannschen Ansanes zu sagen wäre, sondern kommt zu den Einzelnen. hält Einzug in der Seele. ist ..cewas Innerliches". "eine stille. mächtige Gonesktan in dem Henen"In, Es geht nicht so sehr um äußere Veränderung als um inne re Gesinnun�. Sein Wirkmodus ist ein inwendiger, weil es primär an der Relation zu Gott und nicht z.u weltlichen Strukturen festgemacht wird. wobei GOrt allerdings nicht als Erlöser in Christus, sondern nur als Schöpfer und Gesengeber ausgewiesen wirdZl1, Im Anschluß an Albrecht Ritschl2!2 sieht Harnack keinen Gegensan zwischen dem Reich Gones und den vorgegebe nen Ordnungen und Berufsständen. Die Welt wird nicht in einem anzustre benden Voraus. sondern in ihrem geschöpflichen Hier und Jeczt positiv beur teile und in ihrer Funktion als vorgängiger Rahmen des chrisclichen Lebens erkannell3• Nicht auf die Beziehung des Reiches Gones auf das Universum. sondern auf das Verhä1mis des menschlichen Individuums zum Reich Gottes kommt es an 28� . Harnack poche auf den Wen des Individuums. das im Seelenbegriff seinen Anhaltspunkt findec28). Die Seele ist der konkrete On der Manifestation des Reiches Gones. uczteres meint eine protologisch. mit der Geschöpflichkeir mitgegebene und nicht erst geschichtlich begründete und zudem sittlich ge-
Ebd., 35.34.36 uo Ebd., 48.65.71 111 Wesen, 39: Reich Goues: �Natur einer geistigen Größe, einer Macht. die in das Innere eingesenkt wird und nur von dem Innern zu erf2ssen iSI�; �inwendig in euch�; ebd 40: MetwaS überweltliches eine Gabe yon Oben, nichl ein Produkl des natürlichen Lebens": "ein rein rdigiöses Gut"; ..der inne� Zusammenschluß mit dem lebendigen Gon-; "tu Gott ebd., 33: "er Uesusl hatte nur � Gebot von ihm und darum kannte er ihn IGour (Hervorhebung im Original); ebd., 9 1 : "Nicht der Sohn, sondern allein der Vater gehört in das Eva.nge1ium, wie es Jesus ve:rkündigt hat. hinein". Man beachte die bc:sonde� Alw:ntuierung des ersten Artikels (Vorsehung) in dem Gefüge ebd 44: "In dem Gd�ige: Gon der Vater, die Vorsehung. die Kindschaft. der unendliche Wert der Menschenseele. spricht sich das ganzc Evangelium aus�. Ein christologischer Bezug des Reiches GOttes besteht nur insofern, als Jesus e.in besonderes Exemplar. ein Vorbild in der Realisierung des mit "Reich Gones" gemeinten Erhos darstell!: Harnack, Reich Gones. 389: "Einer. unser Herr, hai uns ein solches Leben vorgelebt, und in diesem Sinne war und iSI E.r selbst Rlr uns das Reich GOltesBei RitsChl konve:rgieren die siuliche Arbeh am und fur das evolutiY, als menschliches Produkt yerstandene Reich GOlles und der Vollzug der weltlichen Berufsarbeit; vgl. ders.. Un J1't
.•
...•
.•
1.U
",nd>" § 5/5. 15; § 7/5. 16; § 19/5. 24f.; § 28/5. 30; § 32/5. 32; § 43/5. 39; § 49/5. 43; § 561 s. 49 lt)
Harnack. W�n. 5 1 .53.56; vgI. ebd 74: �Das Evangelium liegt übet de'n Fra.gen der irdischen Enlwick1ungen; es kümmert sich nicht um die' Dinge, sondern um die Sc-elen der Menschen" � Ebd IH
.•
.•
72
Von einem unendlichen Wen der Sc-ele als des Subjekts der religiösen Bestimmung "tur goneinigen Persönlichkeit spricht "t. B. auch Ernst Troehsch. Gbubensleh�. 280.281 .282.295
Jürgen Moltmann
285
füllte Beziehung zwischen Gon und Mensch. die ..Gotteskindschaft" 286. Durch die Lokalisierung des Reiches GOttes in der Seele wird die Seele als präsentisch-immanentes Aufnahmegef'aß des Ewigen. Transzendenten unend lich aufgewertet. Das Sittliche wird aus dem Ewigen geschöpft. Das ewige Leben begegnet mitten in der Zeit. Die Gotreskindschaft besteht im Besin ewiger. weil sittlicher Güter87• Damit verbleibt Harnack jedoch in den Bahnen einer rein präsentischen. prowlogisch begründeten Eschatologie, wie sie von Schleiermacher vorgetra gen wurde. Durch die ethische Interpretation des Reiches GOttes283 wird es zu einem interiorisierten Reich der Welt eingeebnet. Der Glaube wird durch die Liebe ersent, die Beziehung zu Gon horizontalisiert. Zwar ist der primär per sonale, individuelle Charakter der Transzendierung des Empirischen richtig erkanm. aber der dadurch erzielre Gewinn bleibt nur von relativem Wen, wenn nicht die biblisch fundierte soteriologische. den Tod überwindende Di mension des Reiches GOttes. des Gottesverhälmisses Berücksichtigung findet. Das Reich GOttes wendet sich - so wird man von der Schrifr her sagen müssen - deswegen nicht gegen die Seele, sondern hat seinen Ort in ihr. weil es als quasi verrikale Größe auf die Horizontale auftrifft und nicht nur ein Ziel punkt immanenter Strukmren ist. die in ihrer Bewegtheit die Annahme eines horizontalen Fixpunktes oder Pols der Gottesrdacion nicht 'Zulassen.
U6
Hunack, Wesen, 36: das WOr! Gones. Er selbsl iSI das Reich, und nicht um Engel und Teufel, nichl um Throne und Fürstentümer handelt es sich, sondern um Gou und die Seele, um die Seele und ihren Gou" (vgl. ebd., 90); ebd., 33: "er verkündet den lebendigen Gon und den Adel der Seele"; ebd., 42: "dieses Gebet [Vaterunser] fuhn aus AJlem heraus und auf jene Höhe, auf der die Seele mh ihrem Gon allein ist"; ebd . 42: Evangelium als "Goneskindschafl, ausge dehnt über das ganzc Leben, ein innerer Zusammenschluß mil Gones Willen und GOCtes Reich ...". Zur protOlogischen Vorgängigkeil der Gonesrelacion: ebd., 43: Jesus "rufl jeder armen Seele, Er ruft Allen, die Menschenandil"l. tragen, zu: Ihr seid Kinder des lebendigen Goues ..�. Zur Weflschänung der Individualität: ebd., 44.64.71 (�Jesus hai immer nur den einzclnen im Auge und die stetige Gesinnung des Hencns in der Liebe") 117 Wesen, 5.29.40.42.45.91 2M Zwar sprichc er der Terminologie nach von einer GOHesrclation, ebnet diese aber auf das Ponulal bzw. die Affirmation silllichen Verhaltens ein: Wesen, 49: Reich Gones als der Schan, den die Seele an dem ewigen und barmherzigen Gon besinc"; ders., Reich GOltC5, 388: "das Reich Gottes ist zunäehSi und vor allem in dem festen, gortinnigen Menschen, in allen denen, deren Herz Er ennünde[ hac"; Wesen, 74: .. deine eigentliche Aufgabe bleibt immer dieselbe; es gibt nur nn Verhältnis und eine Gesinnung rur dich, die unverbrüchlich bleiben sollen und der gegenüber die anderen nur wechselnde Hüllen und Aufzüge sind: ein Kind Gottes und Bürger seines Reiches zu sein und Uebe zu üben" "
.
.
..
286
N�uc=re evangelische Theologie
IV Der Mensch unter Radikalität der Sünde und
Externität der postmortalen Fortexistenz neuere lutherische Entwürfe 1. Dit I"tvmibilität dts Sündtrstins dts Menschtn (W Eltrt) a) Ganztod als G�richtsvo[lzug Werner Elen kann scheinbar wie Heidegger von einer teleologischen Grund srrukrur des Lebens auf den Tod zu reden,davon. daß der Tod der Porentialis sei, den jeder Augenblick in sich (�. Er sieht auch in der Zcitgebunden heit des Menschen und der Tatsache. daß auch die Tiere sterben. ln&z.i.en für die Annahme einer Natürlichkeit des Todesm. Aber das irdische Leben wird zum Todesweg unter dem Gesetz Gones2'l. In der Todesrichrung vollzieht sich ein Gericht GOUCS292, Die natürliche Erklärungsebene wird relativiert durch den streng christoz.emrischen Ausgangspunkt. Die Theologie muß wie alles auch den Tod von GOtt her vecsrchen. d. h. von der Wirklichkeit des Gc:richts forums und GerichlSVol1wgs GOttes her)). Das menschliche Proprium liegt nicht in bestimmten geschöpflichen Möglichkeiten und Fähigkeiten, sondern im Gonesverhälmis, d. h. im neu und vorgängig schon durch den Menschen verwirhen Gonesverhälmis29-4. Das menschliche Leben in wesenhaft durch den Tatbestand der Schuld gekennz.eichnec. Nicht die Gnade - wie bei Bareh -, sondern - schriftgemäß (Röm. 3.9([ 23) - die Sünde in das apriorische. universale Faktum. Dabei geht es nicht nur wie im Zivilrecht um ein Defizit. um eine Unterlassung einer geforderten Handlung, ein SchuJdiggeblieben· sein, sondern um ein aktives und aggressives Tun, um den personalen Wider· san gegen Gotc19'. Alle menschlichen Versuche wr Überwindung dieses Tat· bestandes scheitern an dem bleibenden Sündersein ihres Subjektsl96• Sünde und Gerechtigkeit sind nicht mehr ahernadve Optionen, sondern alles menschliche Tun ist durch den Charakter seines Taters tOtal korrumpiere. Die
. m
Eiert, CG 503.504 HO CG 508.509, CE 224 ztl CG 504 191 CG 5 1 0 ztJ Vgl. CE 223; CG 503.504.515 ". Dies be g.Gndet Elen mit der im Unterschied zu den litrtn vom Menschen auszusagen· den Sc.huldfahigkeit und tatsächlichen Schuld: CE 225 m CE 221 :.... CE 221. Von römisch·k..uholischer Se.ile her wird die Berücksichtigung gradueller Un� terschicdc in der SUndhaftigkeit Inw. Gerechtigkeit des Mtnschen vtrmißt und dit Herldtung des Todes von einem vindikativr:n Eingreiftn Gones htr moniw; so Wohlgschah, Hoffnung.. 132f.
Neuere lurnerische Entwürfe
287
Totalität und Radikalität des Tatbestandes des Sünderseins wird forciert durch das judikative, den Menschen verurteilende und noch tiefer in die Schuld hin eintreibende und ihn darauf fesdegende Handeln Gorres297• Eiert stellt in massiver Weise den usus theologicus legis heraus: .,Zweck des göttlichen Ge setzes" ist es, den Menschen "gerade dadurch, daß es ihn für total schuldig erklärt, auch seiner totalen Verlorenheir zu überführen"'298. Das Gesen und die damit verbundene Gerichtsverfallenheit, die radikale Konfromation mit dem Richtergon steht als ein unenr;·innbares Verhängnis über dem LclJen d� Menschen2?9. Der Tod ist nicht mechanische Folge der Sünde, sondern eine durch eine Verurteilung von GOtt her beschlossene Strafhandlung GOttes am Men schen}OO. Die Gesetzesübertretung wird bestraft "durch den Totalverlust der Existenz", .,durch das Nichrmehrsein"101. Dieser Ganztod ist nicht privativ bzw. nihilistisch als Verlust aller Beziehungen und Übergang in ein Vakuum zu verstehen, sondern als aktiver und zugleich negativer Vollzug des Verhält nisses zwischen Gon und Mensch, als aktives Wirken Gottes am bzw. gegen den MenschenlO2• Die Koinzidenz des natürlichen und des Gerichcstodes ist. anders als eewa Jüngel es annimmt. ein nicht revidierbares Faktum. Eiert läßt zwar einen natürlichen Untergrund des Todes bestehen, wenn er nicht den Tod an sich, sondern den Tod des Sünders als der Sünde Sold erklär�3. Aber das Menschsein kann nicht vom Sündersein getrennt werden. Die unvermeid bare, weil vorgängige und doch zurechenbare sündhafte Qualifikacion von Leben und Tod entsprechen einandec»l. Andus ausg�drückt: der G�richtstod ist
bkibmder, nicht alurnativtr Modus des natür/ichm Todes. UHi/ das Sünderuin bkibmder, nicht a/urnativ�r Modus der mmschlichm Existmz. ist. Der Gerichcs
tod als menschliches Spezifikum ist Folge des stetS schon verfehlten persona len Verhältnisses zu GOtt als des primären Propriums des Menschen. Auch der Christ stirbt, weil er weiterhin alter Mensch, Feind GOttes im Kampf mit dem neuen Menschen bleib(30).
�7 CE 221
CE 199 CG .MO CE .101 CE Z'J8
.101
223 131 223 223
Vgl. auch CE
224.225
CE 225 .lOI l t, der.kmJ. Sünder ist, CE 225: Die Frage, wie es sich mit dem Tod des Menschen verhä braucht uns nicht 7.U beschweren, weil es diesen Menschen nicht gibt" (Hervorhebung im Ori ginal); ebd.: MD�t qualifiuene Tod des Sünders ist die Folge des qualifiuert�n Lebens des Stin .IOj
..
ders�
.J0
CG 5 1 6
288
N�uere evangelische Theologie
b) Formsisch-rtlationau Kontinuiliit ohnt mtnschlicher &lat Der Tod ist der "Zerstörec"106, Er führt nicht einen Untergang herbei, dem auromatisch ein neuer Anfang folg�7. Der leibliche Tod läßt kein Bleiben eines verdünnten Restes irdischer Lebendigkeit zu, sondern bewirkt den end gültigen und vollständigen Verlust der irdischen Exisrcnz}08, Der Mensch seirbt {Ocal109, Eine problematische Konsequenz der an sich richtigen Akzentu ierung der forensischen Dimension ist es, wenn Eiert die postmortale Existenz des Menschen vollständig in das görtliche Externum verlagert. Es ist zwar richtig. daß die Erlösung keinen Habitus. keinen den Tod an sich überdauern den "charaeler indelebilis" eneugrlO, Aber muß jeder Gedanke an eine poSt monale Kontinuität als hybrider Versuch des Sünders, sich gegen Gones Han ddn zu behaupten, gewertet werdenl" ? Das serz.ende Handdn, die pneumati sche Tätigkeit Gottes, die auch im und jenseiu des Todes ihr Gegenüber schafft, bleibt unberücksichtigt, wenn von uns nur das Urteil Gones über uns bleibt, unsere Namen bei Gon aufgeschrieben und wir in das ewige Angeden ken Gottes aufgenommen werden312• Elen definien die Auferscehung folge richtig als eine "creatio ex nihilo", bei der Gon nicht nur den aufweckenden Ruf ausstößt, sondern auch die Hörfuhigkeit des Menschen schaffr1Ll. Zwar darf sicherlich die Hörfuhigkeit des Menschen nicht konstitutionell, als eine vom Tod nicht tangierbare, bleibende Disposition gesehen werden, aber war um soll dem Gesetz nur eine resultative, verendgültigende und abbrechende und nicht auch eine quasi produktive. das beanspruchte Gegenüber durch das Aussprechen des Anspruches aktuaJ serz.ende Wirkung zugesprochen werden? Das Verwirken des Anspruchs Gones durch den Menschen hebt den An spruch Gones nicht auf. Das Gericht fühn nach dem biblischen Zeugnis nicht in ein Nichtsein, sondern in die fortwährende Konfromation mit dem heiligen Gon bzw. seinem Willen angesichts der eigenen Unheiligkeit und die damit einhergehende Qual314. Im Hintergrund steht Elens Neigung zur Betonung des Faktischen, Schick salhaften bzw. die nur antirnetische und exklusiv sukzessive Verhältnisbestim mung von Gesetz und Evangelium. Das Evangelium ist ein Glaube gegen das
.. ce 504 J07 CG 524 JOI CG 508 "." CE 225 liD CG 5 1 2 lLL So CG 5 1 3 )Il CG 513; vgl.
ebd 525.528: richtig, "daß er IderTotel lron des leiblichen Todes noch irgendwie oder irgendwo .is,'"; "Er ,ist' im Uneil, im ewigen Angedenken Gones. der ihn auch am Jün&Sten Tage nicht vergessen wird" .•
}I} ce 524.525 }It Mt. 13,41 f.49f.; Mt. 25,41.46: ORb. 20, 1 1 f.;
Ps. 139.71f.
Neuere lutherische En{Würfe
289
Gesen, gegen den Gon des Zorns an den Gon des Lebensm. Es darf keinerlei positive Verbindung von Gesen und Evangelium, von Tod und Auferstehung, von Gericht und Rettung geben. Die Auferstehung, das Evangelium sent ei nen neuen, positiven Tatbestand an die Stelle des alten. Beide Zustände stehen in einer radikalen Diastase zueinander, die durch den Gegensan des gänzli chen Abbruchs und der totalen Neuschöpfung markiert ist. Für eine Seele, für eine Kontinuität in der Diskontinuität bleibt hinsichtlich des Gegenstandes des göttlichen Handelns kein Raum. Gones Tun wird lendich - darin besteht der entscheidende Gegensan zu Moltmann - auf seine forensische, analyti sche Seite beschränkt, auf die Feststellung, Beurteilung. Affirmation der Wirklichkeit stan einer damit einhergehenden Senung derselbenJl 6•
c) Pntumamcht Präs,"z der Aufmtthung als Sinntrfollung mmsch'ich�r Existtnz (W Künn�lh) Walter Künneth stellt im Anschluß an Heidegger den Tod als faktische Seins bestimmung, den fragmentarischen Charakler des Daseins herausJ17, um dann jedoch den sinnentleerten, fragwürdigen Charakter desselben zu beto nen)1S. Das Psychische, d. h. die Gegebenheit und Möglichkeit der gefaHenen Welt fUhrt nicht über die Sphäre der Zeidichkeit hinaus; das Leben der imma nenten Existenz wird als Scheinwirklichkeit endarvr'19. Damit es zur Sinner fUllung kommt, muß das Sein zum Tode, die Gesenmäßigkeit des Vergehens in ein Sein zum Leben überführt werdenJ20• Durch das Wirken des Geistes Gottes wird eine todüberlegene Wirklichkeit eröffnet. Die Auferstehungsbot schaft beinhaltet eine neue Existenzmöglichkeir121• Das Christuspneuma ist die Gegenwärtigkeit der neuen Zeirwirklichkeit, der Auferstehungswirklich keit im Unterschied und Gegensan zu der hiesigenm. Die Auferstehung Jesu als Grund und erster Vollzug der allgemeinen Totenaufersrehung ist nicht eine von mehreren möglichen Konkretionen und Explikationen einer vorgegebe nen, immanenten Größe. Die Auferstehung ist nicht einer Unsterblichkeits und Lebensidee unterzuordnen, sondern ein nicht anderwärtig deduzierharer Ausgangspunkt, von dem her das. was Unsterblichkeit ist, inhaltlich gerullt wird - so wird man über Künneth hinausgehend sagen dürfen. Aus dem AufCG 504 ,,.6 Di� for�nsisch� Ebc:n� bleibt aber unv�rzichtbar und ist auch das Primäre, \W:il nur durch 5i� �in� überführung der Rechtr�rtigung in Eßlwicklungsprozasc vermied�n w�rd�n kann. Anders als Moltmann bek�nnt sich E1�rt zu d�r Dial�klik von individucll�r und universaler Hoffnung Inw. pri.sc:nti5Ch�m und rUtUri5Ch�m Wirk�n Gones: CG 498.500f. m Künn�th. Auf�rst�hung, 220f.226 )11 Auf�tst�hung. 76.223f.225 JIt Auferst�hung. 75.196 HO Auf�rsl�hung. 230f. m
UI
m
Ebd., 231 Ebd., 196
290
N�uere evangelische Theologie
erstchungsfaktum darf nicht eine an das Faktum nicht notwendig gebundene Auferstehungsidee - als Fortführung und Variation der allgemeinen Lebens idee - gefolgert werdenl2J• Nicht ein übergeschichdiches Prinzip, das in ge schichtlichen Konkreta manifest wird, sondern die heilgeschichdiche Faktizi tät ist der adäquate Aussagemodus der Auferstehung. Die Auferstehung ist ein heterogenes, fremdes. anstößiges. unanschauliches, metahistorisches, antira tionales. kurzum: singuläres EreignislH. Sie fUhrt als unableitbares Perfektum. als Urdarum, als exklusiv analogieloses Geschehen den philosophischen Opti mismus in die Krisism. Sie in nicht Bestätigung oder FortfUhrung mensch lich-immanenter Wünsche und Erfahrungen, sondern ein Angriff auf diesel ben. auf die todverF.illene Wirklichkeir326• Die AufersrehungswirkJichkeit wird nur durch eine rneozentrische Betrach rung zugänglichm. Sie bewirkt ein "Leben aus Gott"'2.8. Ihre radika1 externe Begründung ruhrt sie in einen Gegensatz zu der als anrnropo:u:ntrisch heraus gestellten Seelen- und Unsrerblichkeitsidee'2'.1. Die Auferstehung kann nur als Neuschöpfung, als "creatio ex nihilo" gedacht werden3Jo. Der Tod wird dem entsprechend als Vollzug des zerstörenden Gerichtes GOttes über den Men schen, als Zerbrechen der ganzen Existenz desselben verstanden))1. Künnern versäumt es ähnlich wie Eiert. von der Betonung der Auferstehung und der externen Begründung der postmortalen Existenz her bzw. unter Rückgriff auf die Pneumatologie eine neue Füllung des Seelen- und Unsterblichkeitsbegrif fes vorzunehmen. Die Seele sreht hier nur rur den hybriden Versuch, eine na mrliche Kontinuität über den Tod hinaus von unten her zu begründen. Dem gegenüber kann der Tod nur als Abbruch der leibsc:dischen Wirklichkeit des Menschen gdten, wobei auch jede potentielle, in der Seele verankerte Brücke zerschlagen wird))!. Das Jenseits darf nicht als Verlängerung des Seelentums des Diesseits gedacht werdenm. Die in sich richtige A.kzentuierung der rneo zentrischen Argumentations- und Wirklichkeitsbasis geht bei Künneth je doch einher mit der falschen Konsequenz. eine irgendwiegeartete Benennung
33f.}6 19.29.39.59f.79 114 Vgl. ebd m Ebd 19.37.45.75 77 '16 Vgl. ebd '11 Ehd 39.291 n. Ehd.• 75 Ut Ebd 32 HO Ehd 38.74.197.199 J)I Ebd 229. Daneben behaupu�t Künnem im Anschluß an P. Altbaw auch eine aufgrund des Glaubens erf.a.hrbarc positive Todesdimension. wobei nicht ganz demIich wird. ob diese tatsächlich wie bei Altbaus Restitution einer geschöpAich angelegten Struktur ist oder ers! durch die Partizipation an der Auferstehungswirklichkeit gewonnen wird� ebd 229f. JJl Ebd 38 '" Ebd 32 '" Ebd
.•
.•
.•
.•
.•
.•
.• .•
.•
.• .•
Neuere lutherische Entwürfe
29 1
des menschlichen Kontinuums als des Gegenstandes des göttlichen Wirkens zu verweigern)l4.
2. Bkibtntk individu,//, v"rantwortung vor Gott (H. Thielick,) a) Personalität g�m Ich-Teilung Hdmur Thielicke geht es darum, :ine adäquate Zugangsweisc zur Todespro blematik zu finden. Das Todesverständnis wird vom Gesamtverständnis der menschlichen Existenz getragenm. Mit seinem Dasein ist dem Menschen die Existenzanalyse. die Frage nach sich selbst und damit auch nach dem Tod mit gegebenB6• Es kommt zu einer natürlichen Anthropologie, deren Insuffizienz, was die rein biologisch-naturwissenschaftliche Erklärung des Todes angehrm, bzw. sündige Verfehhheit, was die Ausklammerung GOttes und der w�nhaf ten Gottesrelation des Menschen betrifftJ3II, aufzuzeigen Thielicke bemüht ist. Nicht die Naturwissenschaft als solche ist das Problem, sondern der sündige Mensch. der sie zur Weltanschauung macht und die Wirklichkeit auf empi risch-naturwissenschaftlich meßbare Daten reduzierr"'. Kennzeichnend Air das natürliche Selbstverständnis und den entsprechenden Daseinsvollzug ist das Gefühl der Sicherheit (securitas), der grenzenlosen eigenen Mächtigkeit und Fähigkei�. Der Tod. sofern er biblisch gesehen wird. bedeutet einen Angriff auf diese Sicherheitsillusion, sofern sie den Tod positiv zu n i strumen talisieren und damit zu verharmlosen verstehrl4l. Die Sicherheit. lendich eine verdrängee AngSt, schlägt in offene Angst um, womit das Angewiesensein des Menschen auf einen ihm von außen her zukommenden, objektiv begründeten Frieden demlich wirdl42. Der Tod darf wie das Leben nicht an sich. sondern muß von GOtt her betrachtet werdenl4j. In der theozentrischen Perspektive darf Hilfe nur von dem erwartet werden, der die Bedrängnis zugefügt hat; die Auslieferung an Gott ist geforder��. Thielicke sieht die natürliche Anthropologie sich in dem Unternehmen ei ner Ichreilung manifestieren. bei der der eigentliche lehteiJ durch sein Aufge hen in einer überindividuellen Größe vom Tod unberroffen bleibt, während ,,.. Auferslehung, 292: .Sofern die AufetsiehungsJeibJichkeil abc:r eine: ,neue' iSI. gibt keine:n Maßn:ab rur das. was in der Auferstehung eine Ne:uschöpfung e:rfahn� m Thielicke, Tod. 29 jJ6 Ebd 19.21.45 JJ7 Thidicke. Tod. 90. 126f. ,)JI Vgl. ebd.. 165(170 "' VgJ. ebd 14f. ,.0 Ebd 25.29.79.158.171. 176 ,.1 VgJ. �bd., 29 ,..J Ebd., 79.1nf. )tJ Ebd.. 164 )44 Ebd., 159.161. 190 .,
.•
.,
es
292
Neuere evangelische Theologie
der uneigentliche Ichteil als individuell·konkrctcr. aber nur provisorischer, l.wischenzcitlicher Träger der überindividuellen Sphäre dem Unrergang an heimfallr"45• Dies kann sich auch wie bei GO�/h( in der Form einer fortwähren den Bewegung, eines "Immer snchenden Bemühens" äußern, bei dem die Eim.elgestalten zwar jeweils Gleichnisse des Ganzen sind, aber nie ausreichen de Träger und Inkarnationen des hintergründigen eigentlichen Lebens-Sin n�. Das Individuum, das Besondere verschwindet bei Htga hinter der Gar tung, als Durchgangssmfe in der SelbslVcrwirklichung des Geis[�7. Das Ich i die überptr5Önliche Größe der Konfron em'lieht sich durch sein Aufgehen n tation mit Gon wie auch der Bedrohung durch den Tod als einen ihn indivi duell trdfendenl48. Der Mensch will durch sein Ausweichen vor Gon und die Reklamation göttlicher Prädikate für die überindividuelle Sphäre, an der er partizipiert, Gott seine Gottheit streitig machen.}4'1. Der Mensch geht mit ei· ner Konfrontation mit Gon auch einer solchen mit sich selbst aus dem Weg; er will nicht anerkennen, was er, was die Menschenexistenz isrlso. Dem hält Thielicke zwei Argumente entgegen, die beide auf die Veranrwor rung vor dem Gericht Goues abheben. Der Mensch kann erstens nicht in ein Kollektiv fliehen und seine Schuld auf dieses übertragen oder in diesem ver· schwinden lassen. Vielmehr ist er ein zeitliches Wesen und seine einmal durchlaufene Zeitstrecke ist mit einmaligen Hypotheken, mit durch den Tod verendgültigter Schuld behafte��I. Die Zeitlichkeit ist, weil Raum für das sündhafte Tun des Menschen und aufgrund des auf alles in dieser Zeitstrecke Verrichtete einen Anspruch erhebenden bzw. darüber urteilenden Gones, ein wesentliches Konstirurivum der Personhaftigkeit des Menschen. Weil die je weilige Lebenszeit unrevidierbare Entscheidungszeit ist, wird das Individuum als solches ernstgenommen und zu mehr als einer provisorischen Zwischensta tion des Oberindividuellenm. Das Ich als Person ist die Summe seiner in der Zeit getroffenen und vor Gon zu verantwortenden Entscheidungenm. Dem entspricht zweitens die Jemeinigkeit der Existenz und des Gerichtes Gones. Die unumgängliche Verantwortung vor Gon isoliert von allem, mit dem man sich vertauschen könme; man steht einsam, unentschuldbar und ohne Flucht möglichkeit vor Gon da"S4. Der Mensch ist, weil von Gon namentlich angere det, unvenretbar, einmalig und insofern Person, Individuumm. Das mensch· )4'
Vgl. ebd., 29.37.44
Ebd., 47f. )4' Ebd., 44 .MI Ehd., 97 )tt Ehd. 97 "'"
.HO
Ebd., 98 ,,, Ebd., )4( m m .»4 ",
Vgl. ebd., 85
Ebd., 168 Ebd., 62.74.75. 1 2 1 Ebd., 6.38.41.95.99
N�u�r� luth�risch� Entwürf�
293
liehe Proprium besr�ht nicht in einer immanemen Qualität, sondern in der Qualifizierung. d. h. lkanspruchung von Gon herlS6• Das Personsein wird an der Ansprc:chbarkeit von Gon her, an der Veramworcung vor Gon festge macht·m. In der Absicht, die Persönlichkeit des Menschen zu wahren, stellt Thidicke die Freiheit und Veramwordichkeit des Menschen, das Aufgerufensc:in zur Emscheidung heraus, im Gegensan zu einer Auffassung. daß der Mensch un persönliche Wirkung einer fremden ersten Ursache (prima causa) sei')8. Da mit nähert sich Thielicke bedenklich einern subsranzontologischen Person verständnis. das von dem Verbleiben gewisser Schöpfungsreste ausgehe. Eine fehlende Wahlfreiheit zum Guten aufgrund des Sündersc:ins, wie sie die luthe rische Tradition lehrt. ist aber etwas anderes als eine naturgesenliche, d. h. protologisch begründete Notwendigkeit. An dieser Stelle wird deutlich. daß Thielickes Grundschema einer Gegenüberstellung des Individuellen und Überindividuellen zu kurz greift. In der platonischen Tradition soll doch mit der Annahme einer Geistseele gerade die bleibende Individualität, die Mög lichkeit der Rc:chenschaftsabgabe vor dem Gericht GOttes gegen ein materiali stisches Versinken ins Nichts gesichert werdenm. Es geht Platon nicht so sehr um eine statische VerwandtsChaft oder Identität der Geistsec:le mit der Idc:c:n welt als um den sittlichen Prozeß der zunehmenden Annäherung an die tran szendente Sphäre. Weniger die Sicherung der Individualität, die vor allem ge genüber Spinoza und auch Moltmann berechtigt sein mag, als das Wie dieser Sicherung ist das Grundproblem. Die AJternative einer konscicutionellen oder relationalen Vorgehensweise scheint hier adäquater zu sein als die Antithese der Sicherung oder Preisgabe der Persönlichkeit. Der Wtg-Gtdankt bzw. allge mein die Annahme, durch die Emfaltung geschöpAicher Möglichkeiten in Loslösung von einem je aktuellen Wirken Gones und mtnschlicht Aktivität, sei sie askecisch. universal-scrukturreformerisch oder ein Bewußtsc:insakt, sich dem Ziel einer postmonalen Existenz zu nähern, einem Triumph über den Tod und der Nähe zu Gon, dürfte wohl dit mtschtidmdt Konkumnz zu tkr bibliJchm Thtountriksein. Das Subjekt, der tätige Verursacher der postmorta len Existenz muß Gott, nicht der Mensch sein. Das Aufgehen des Einzelnen in kollektiven Größen ist nur eine von mehreren denkbaren Varianten des an sich problemacischen Versuchs. dieses Ziel durch menschliche Aktivität und natürliche Möglichkeiten zu erreichen.
')6
Ebd.. 1 1 6 . 1 80( .m Ebd., 1 1 7 ,� Ebd. 1 1 8 ", Gcg�n Thiclick�, Tod, 3 1 (
Neuert evangelische: Theologie
294
b) Pmonam Torkvmtändnis au Ausfollung rk bio/Qgisrhm RAhmms Folge der Absicht Thielickes. den Dialog mit der Narurwissenschan nicht ab reißen zu lassenJ60• ise die Annahme eines rein biologisch zu erklärenden To des. Nicht das Daß, sondern das - allerdings irreversible - Was des Todes ist Folge der Sünde. Thielicke muß daher die in Gen. 2-3 begegnende und von der Orthodoxie - zu Recht - hervorgehobene sukussive Bez.iehung von Sün de und Tod in eine simulrane. je neu vollzogene umdeuten. Er vertritt sozusa gen eine Identität von Aktual- und Originalsünde, d. h. ein. wenn auch not wendiges. je neues Hinübcrtreten in den gefallenen Zustand, nicht ein durch das Sündersein schon vorweg korrumpiertes Handeln innerhalb eines von der Sünde bestimmten Bereichs. Eine Reflexion über die Faktizität des Todes kann so zucückrrcten himcr der Frage nach seinem Wesen36l• Thielicke be grundet die Nemralität des Todes an sich mit einem Hinweis auf das Verenden der außermenschlichen Kreatur. das er nicht in einen Zusammenhang mit der Sünde des Menschen stellen will162• Der Mensch stirbt zwar auch wegen der Eigengesenlichkeit. d. h. der Verbrauchserscheinungen des biologischen le bens. wegen seines Seins als Säugetier und seiner Erdverhaftun�. Aber Thie lide gesteht den biologischen Erklärungen des Todes keine eigenständige Be deurung zu und deduziert nicht von dorther eine Ambivalenz und Dialektik in der Bewerrung und Erscheinungsweise des Todes. Die äußerlich-biologi sche Betrachtung ist unzureichend; der biologische Tod ist nur der Rahmen, das Medium, innerhalb dessen sich der eigentliche Tod vol1zieh�. Die theo logische Bestimmung tritt aber nicht wie bei Barth und Jüngel als weitere. zusänliche, unter Umständen veränderbare Dimension zur biologischen hin zu, sondern ist der exklusive Wesensgehalt des Todes, der die natürlich-biolo gische Ebene in sich integriert. Der Tod trifft den Menschen nicht. weil er ein Säugetier ist. sondern weil er in Personalunion dazu Person und zwar gegen GOtt sich auflehnende Person ist - und dies ist das Eigentliche der menschli chen ExistenzJ6s. Andererseits ist mit dem biologischen Tod, der Erdverhaf tung und konstituuonsbedingten Vergänglichkeit eine Explikation der proro logischen Differenz zwischen Gon und Mensch und Einweisung in einen 9.126f. )61 Thie1icke. Tod. 147: gegen Ableitung der gefallenen Welt von einer "prima causaM; ,Jene Berichte wollen vielmehr unsre L...agc bcschrei�n� (Hervorhebung im Original); d>d 183: abgelehnt: .Ursache_Sünde des Menschen; Wirkung_biologischer Tod�; vgI. ebd 123; ThE I, 457 .J6,I Tod. 14.126.191.213.215 '" Ebd 142.146 J6.4 Ebd 149: �daß sich im Medium des biologischen Siemens ein personhafter, auf die GOII-Mensch-Baiehung deutender Akt vollzöge: nämlich die Begrenzung des Grenz.c:nloscn�; ebd 184: .Der Tod geht durch ,die Hand' des Bios, ,kommt aber her von GOII' -; vgI. ebd 190.191 l0 Ebd., 145.146
J60 Ebd
.•
.•
.•
., .,
.•
.•
Neuere lutherische Emwürfe
295
durch den Anspruch auf die Wahrung dieser Differenz. eingegrenz.ten Bereich gegeben. Der theologisch verstandene Tod als Herbeiführen des Zurerdewer dens, als Zurückgeworfenwerden des Grenzenlosen in die Zone der Begren zung fungiert dann als Bekräftigung und Bestätigung des mit dem biolo gischen Tod Intendierten366• So erhält bereits der biologisch betrachtete Tod eine auf den Strafvollzug hinführende, quasi prohibitive, theologische Funknon. •
Es gt::h t in der Theologie nicht um eine Inhalts-, sondern eine Zidangabe des Lebens, nicht um das, woraus das Leben besteht - wie Essen, Trinken, Arbeiten, Schlafen -, sondern um das Wozu des LebensJ67, Dementsprechend kann das Gegenteil des spezifisch menschlichen Todes nicht das biologische Leben, sondern nur das Leben aus Gon sein}68. Wenn aber Leben und Tod ihren spezifischen Charakter durch den Rückbezug auf eine externe Größe, Gon, erhalten. kann das Leben nicht in sich als absoluter Wert und Ausgangs punkt gesehen werden, dem der Tod instrumental zu- und eingeordnet würde. Der Mensch darf nicht wie bei Ni�tzsch� als Subjekt seinem Tod gegenüberste hen und ihn so einsetzen und benützen. daß er dem Leben nürzt und es stei gert, statt ihm zu schaden*9. Der Tod darf also nicht als Vollendung, d. h. als Fortführung und Zid eines immanenten l..ebensvorgangs und -inhalts gese hen werden, als Oberg:mg und Vollzug der Aufhebung in einen höheren Wert wie Rasse oder Sippe. als "Punkt ... hinter" einem "zeitlos geltenden, und eben darin ,vollendeten' San"l70. Der Tod ist nicht vom Leben her, als dessen In strument. sondern das Leben vom Tod als einer über dem Leben stehenden und es bedrohenden Macht her zu bestimmenl7l. Der Tod ist nicht Wesensz.ug der Narur, sondern ein unnatürliches Geschehen172• Gegen alle Versuche, den Tod als Ü bergang in eine bessere Existenzweise zu instrumentalisieren oder ihn durch die Möglichkeit zur Flucht in die Person losigkeit zu neutralisieren, srdlr Thidicke den Ernst des Todes heraus. Der Tod muß dem Menschen sozusagen jede Fluchtmöglichkeit abschneiden, ihn vor Gott isolieren und ihn mir der eigenen Schuld unentrinnbar konfromie ren. Gerade dadurch, daß das Ich in seiner Veranrwortlichkeit vor Gott ernst genommen wird. wird der Tod als vom Menschen her unübersteigbare Grenze J66
Vgl. ebd 146.147 �1 Ebd., 20 ,\6t Ebd., 1 3 J6'j Vgl. ebd., 34-36 J1'O Ebd 67.68. Man wird aU5 heuliger Sicht ergänzen müssen, daß viden im Zuge ver meintlicher oder tatsächlicher alOmarer oder ökologischer Bedrohung auch übergeordnete Grö ßen wie die GatlOng Mensch zu entsChwinden scheinen und so dit: Oberlebensfngcn der Mt:nsch heit zum alle:s beherrschenden Thema der Theologie und des kirchlichen l..zbc:ns werden. Hier in wird man eine noch pofenzierte Form der Flucht vor Gon und vor der Aussage seiner Verfu gungsgcwah über die Schöpfung zu erblicken haben; dazu Preul, Oberlebensprobleme. 2-18 J1I VgJ. Thiclicke, Tod, 37.66 m Ebd 26.105 .•
.•
.•
Neuert evangelische Theologie:
296
und Offenlegung der menschlichen Ohnmacht ernscgenommenJ7J. Der Tod ist Erfahrungsort und Manifesrationspunkr des Zornes Gones über den Men schen als Person3]4. Nicht quamitativ-natürliche Kategorien wie unsere Klein heit gegenübcT Gon und damit gegebene Vergänglichkeit, sondern die quali tativ-soteriologische Ebene, unser Sündersein als Nichtcingestehenwollen n punkt wr Erklärung des Tod�7�. dieser Kleinheit ist der adäquate Zuga gs Der Tod muß Abbruch, Untergang statt ü bergang. Ende als Verendgültigung des i n seiner verfehlten Weise geführten Lebens sein, so daß das Leben als so und so gelebtes vor Gon als Richter bloßgelegt istJ76, Das Was des Todes muß wie die liefendimension, die Eigenclichkeit des Lebens auf der Ebene des personalen Verhältnisses zu Gon gesucht werden. Der Tod muß dann als ne gativer Vollzug dieses Verhälmisses. als Gericht über den Menschen gesehen werden. der erst als von Gon: beanspruchte Person dem Tod eine echte Beme bieten kannJn, Die Ganzheit des Menschen wird angesichts der Totalität und Unbedingtheit der den Menschen beanspruchenden Forderung Goetes als eine verfallene deutlich378, Die Schöpfung kann nicht von ihrem Gefallensein getrennt werdenm, Die als ganze vom Fall gekennzeichnete GeschäpAichkeit des Menschen muß dementsprechend als ganze dem Gericht GOttes im Tod anheimfallen. Nur eine Totalveränderun� kann Abhilfe schaffen. Ein Licht scheim erst von der anderen Seite. nicht diesseits des Endes; die Auferstehung sprengt das Grab nur als ein vorher benu['7.tes38I, Der Betonung des Bruches. den der Tod vollzieht. korrespondiert die Ak z.emuierung der Exz.entrizität der postmortalen Existenz. Die 4'lJxti, die der frühe Thielicke nur als adamitische, natürliche Lebendigkeit kennzeichnet. erlischr3112, Die personhafte Cwti in eine geschichtliche Gräße; sie ist dem m
100; Offenbar hängt also alles an diesem unauslöschlichen Seibsl des Menschen, was den Tod und was auch die Sünde nach biblischer Sicht so ernsl mach I"; ebd., 43: .Das Problem des TodesernSles iSl nichIS anderes als das Problem des Ich.ErnSles, d.h. dessen, daß ich un�ruelb:u und auf mich feslgenagch ... binM; vgl. ebd. 42 11< Vgl. ebd., 138 .m Vgl. ebd., 140.141.143 m Ebd 42: der Tod vernichtet "wie ein 81hz den Menschen gibst . .. ohne daß die Sippe ein Blitzableiter sein könnteM (Hervorhebung im Original); ebd., 43: VernichlUng und nicht mehr Umformung"; ebd 58: "Abbruch der MenschenexislenzM; vgI. ebd., 22.38.99. 1 13.133; ebd., 70: "Personhaftes Leben (,ich!') hört auf zu sein; das Einmalige versinkt" 80; Thidicke wendet sich gegen eine Flucht in die Personlosigkdt, der das Ster sn Ebd Ebd
.,
..
,
.•
.
•
.•
..
.,
ben nichLS mehr anhaben kann {weil nlimlich der Tod keine Bc:ute mehr vorfindei und sein Opfer in das Kollektiv hinein �rdampft istr )11 )1'f lIO Jal
Ebd., 94
Vgl. ebd., 65 Vgl. ebd., 95
Ebd 58.100 ("Erlösung allein gegeben in der A uferstehungdCtT oten, d.h. in der Wirk .,
lichkei[ dessen, daß ich durch den Unlergang hindurchgerissen werde von dem einen, den er in seinem Suudeln nicht zu ersticken vermoch(e"[Hervorhebung im Origina1J) 1Il
Ebd
.,
189.190
Neuere lutherische Entwürfe
29 7
Menschen nicht als eine immanente und sich über den Tod hinaus durchhal tende Qualität zuhanden, nicht Eigenschaft des Menschen, sondern Gones analog der uns zugesprochenen fremden Gerechtigkeit Christi38j. Das Konti nuum durch den Tod hindurch ist die Geschichte Gones mit uns, seine Treue, um deremwillen er die einmal begonnene Geschichte mit uns nicht abbre chen und unseren Namen nicht auslöschen läß�. Das Interpretationsschema der Ichteilung verwehrt es, den Seelenbegriff mit dem .. Ich", das der Aufersce hang harre und Teilhaber an der Gemeinschaft mit Christus ist. zu verbinden. weil ..Seele" dann nur Ausweis eines höheren. unpersönlichen Ichteils sein kann385• Thielicke lehnt zunächst eine terminologische Konkretion des tra genden Elements der Fonexistenz ab.J86 und wehrt sich zu Recht gegen die Annahme eines ontisch zu fassenden Etwas, das dem Handeln Gones zugrun deliegt, stets schon da ist und an dem sich die Gemeinschaft mit Gott vol1ziehcJ37. Später kann Thielicke. ausgehend von der Begriffskombination " W\)X� Cwaa" (Gen. 2,7 LXX), den Seelenbegriffin seiner rezeptiven bzw. auf Empfang und Entfaltung der Cw� als Bestimmung des Menschen angelegten Dimension positiv aufgreifeß'�88. In Anlehnung an Luther füllt er den Seelen begriff relational und hält ihn - in dieser veränderten Form berechtigterweise - für unverziehtbar. um rue horizontale Seite des dialogischen Verhältnisses zu Gott zum Ausdruck zu bringen,!.89. Dabei muß der externe Ausgangspunkt bei dem WOrt Gottes erhalten bleibenm. XJ Ebd., 1 86.193:
vgl. ThE I, 347
Thielick�, Tod, 99.133.196: ThE I, 365.366 jI' Thidick�, T od. 220: "Ihs. W2S Mi Christus ist, ist nicht mein� ,Sttle' oder irgend erwas ,von' mir, sondern das bin ,ich'. insofern ich Teilha�r an der Gemeinschaft mit Jesus Christus bin"; .Jesus m�ißl in seiner V�rh�ißung an den st�r�nden Schächer sein ,Du', nicht sein� .Scc:le'''; "Der Ton liegt also auch hier nicht auf ,meinen' den Tod ÜMrdau�rnden Ei�nschaf ten, sond�rn auf der Eigenschaft meines Herrn, mich nicht zu lassen"; cbd., 195: ,.Aber ich versink� so in di�n Tod, daß ich wissen darf ich kann ja nicht darin blei�n. ich bin ja von Gon bei meinem Namen gerufen und werde darum von neu�m an GOttes Tag gerufen wc:rd�n. ich bin ja in der HUI des Auferstand�n�n; ich bin nicht unsterblich. aber ich bin �iner, d�r seiner Auf�rst�hung harrtM ,.. Ebd 221 jl1 ThE 1.348 )11 EG, 3, 529: ..Adams LcMndigkeit (psych�) ist insofern von d�r animalischen Lc�ndig. keil abgeho�n. als in sie schon der Keim der zoC gelegt ist, als darum seine 8csljmmyng zur Sprach� kommtM (H�rvorh�bung im Original); �sein I�Mndiges Ich das Gefaß ..., in dem seine Bestimmung angelegt ist und in das hinein er di� VorgaM sein�r zukünftigen zoC empfingtM; .sie rpsych�l bczeichn�t spaiflSCh m�n$Chliches, auf seine Bestimmung hin entworfenes l....c I>
.•
Nc:ut:rt: evangelische Theologie
298 3.
Exklusiv th,ologisch", jtdoch dialtktirch" Totksvmtändnir (P. Althaus) a) Umt"blichluit durch Tod als Gotttsdimst
Paul Althaus' Entwurf umcrscheider sich grundlegend von dem Thielickes in den Konsequenzen, die aus demselben Ausgangspunkt gezogen werden. Alt haus lehnt ähnlich wie Thielicke eine kausaJe Ableitung der Akrualsünden aus der Personsünde bzw. eine historische Datierung des Falls ab und fordert die freie Tathaftigkeit als Charakteristikum aller unserer Aktel9l. Auch ihm geht es darum. mit diesem Kunstgriff die Fragerichtung von der Ursache weg zum Sinn des menschlichen Todes zu verlagernm, Während Thidicke damit Frei raum zur Annahme einer neutralen natürlich-biologischen Rahmendimensi on des Todes gewinnt, die zu ihrer Eigemlichkeit der Ausfüllung durch die theologische Sinngebung bedarf. erhält bei Althaus die abgesehen von bzw. unter Nichtherleitung von der Sünde gültige Ebene eine eigenständige Bedeu tung. Wird bei Thidicke auf einem neutralen naturwissenschaftlichen Hin tergrund bzw. innerhalb eines so beschaffenen Rahmens nur das Bild des sün digen Menschen und des zornigen. ihn zur Rechenschaft ziehenden Gottes gemalt. so wird bei Althaus aus dem Rahmen oder Untergrund ein separates. in sich anders als das andere Bild theologisch qualifiziertes Gemälde. Aus dem dialektischen Ineinander von Schöpfung und Sünde wird ein vertikal diffe renzierendes Über- und damit Nebeneinander, das aus. in und hinter der fak tisch der Sünde verfallenen Welt eine positive Wirklichkeitsdimension her auszuschäJen versucht. In der Frage nach den Auswirkungen der Sünde auf die Gonesebenbildlich keit lehnt Althaus sowohl ein quantifizierendes. nach Schöpfungsresten und damit Zuständlichkeiten suchendes Vorgehen ab als auch ein akrualistisches. das Nichunehr- bzw. Niauhandensein der Gottesebenbildlichkeit betonen des Verständnis. Die Personalität als eine Verfassung des Menschen. in der er bestimmt ist zur Gemeinschaft mit GOtt. ist als schöpfungsmäßige Bestim mung ganz erhalten. ihrer Erfüllung nach aber ganz verlorenm. Ein unverlier bares ..datum" und nicht ein je neu gesetztes "dandum" ist die Bestimmung des Menschen für Gott. Verloren hingegen ist die Freiheit rur Gocr. das Sein als Mensch Gocres)9-t. Althaus differenziert zwischen einem protologischen und soteriologischen Wirken des Geistes Gones. zwischen "RuachologieU und Pneumatologie. Gon knüpft an sein früheres. schöpferisches Tun an und
"1 A1rnaus.
CW 362083. Kritik an
lurner. der die Ze.n:lörung der schöpfungsmäßigen Natur des Menschen durch den Fall annimmt: CW 338 "1 Althaus, Tod. 9 1 5 "j CW 337.340.341 f. '"
CW 342044
Neuere lurnerische Entwürfe
299
bringt es zur ErfUllungl9). In Gones richtendem Nein bleibt das Ja des Heils willens erhalten396• Der Anknüpfung Gones an sein früheres Tun korrespondiert eine Doppel heit bzw. Stufenfolge seiner Offenbarung und damit ein Korrelationsverfah ren zwischen Reflexion, Frage. Erfahrung des Menschen und klärender, ergän zender, korrigierender Amworr Gottes. Die Welt, die Zeit. das geschichdiche Leben wird zu einem gegenüber dem Ware Gottes selbständigen Modus, Ort. Instrument der Offenbarung und Vergegenwärtigung Gottes; sie erscheint so zusagen als leibhaft-gegenständliche. subjektive Kehrseite der geischaften. ob jektiven Offenbarungl97• Mit der Ablehnung einer Reduktion der Gottesrela rion auf eine ausschließlich positiv qualifh.iene ..Heilsgewißheit" ohne eine ihr vorausgehende und sie einbeziehende ..Gottesgewißheit" versucht Althaus von der methodischen Alternative des Ansanes bei der Zeit oder bei dem WOrt bzw. dem geschichtlichen Handeln GOttes abzulenken. Dabei ist es doch keineswegs so, daß mit der Negation einer Schöpfungsoffenbarung nur das Evangelium als Offenbarungsinhalt übrigbleibr; im Gegenteil wird das Evangelium in der Dialektik zum Gesetz begegnen, aber zu einem nur unmit telbar und nicht über Zeiterfahrungen vermittelt von Gon: abgeleiteten Ge sen398• Für Alchaus ist die Frage und Suche des Menschen nach sich selbst Ausdruck und Mittel dessen . daß GOtt ihn fragr und lmchr'99 . In den Religio nen ist dementsprechend nicht nur Sünde, sondern auch Wahrheit, Schöp fungsmäßiges zu finden400• So möchte Alchaus auch im Bewußtsein entste hende, in der Erfahrung und nicht im Wort GOrtes begründete Unsterblich keirsged.anken und -sehnsüchte integrieren. Der Mensch erfahrt den Existenz widerspruch zwischen seinem VerfaJlensein an die Verwesung, seiner - von Althaus als selbsrverständlich vorausgeserzten - Vergänglichkeit einerseits und teleologisch, durch eine Bestimmung charakterisierten Strukrur andererseits und ahnt bzw. sehnt sich nach Unsrerblichkeit�o, . Die philosophische Un sterblichkeitsfrage stellt sich weniger aufgrund der Beobachtung der Seelen substanz - hier setzt die klassische römisch-katholische Vorschaltung des er sten Artikels an -. sondern wegen der apriorischen Transzendenzerfahrungen. in denen sich das Ich als sittliches oder religiöses Ich wahrnimmt<4
CW 345.346f. "' LO, 3. A., 193; CW 396 )91 CW 37-97 J9I LD. 2. A., 30: "Die Gottesbeziehung und Gonesgemeinschaft sind zweierlei"; �Es ist unmöglich, die christliche Theologie auf die Soteriologie ein1.uschrinken"; ebd 28: "Nicht erst als Heilsgewißheit. sondern schon als Gortesgewißheit schafft der chrisdiche Glaube eine auch das persönliche Leben !>etrdfende Eschatologie" '" CW 327 .00 Althaus. Mensch, 389 401 Vgl. Althaus, Mensch, 388.389.390 ..,� Vgl. LO. 2. A 31; Mensch, 392 m
.•
.•
300
Neuer<: eVllngdische Theologie
GOttes- vor der Heilsgewißheit ist auch die Unsrcrblichkeitsgewißheit vor der d� ewigen ubens gegebcn�'. Nicht das Verlangen nach Leben überhaupt, sondern das selbstische FesthaJecnwollen des natürlichen Lebens ist Sünde404• Das apriorische Wissen um eine Bestimmung über die Wirklichkeit des jenigen Daseins hinaus und durch den Tod hindurchof05 eröffnet den Weg lur Annahme einer positiven Todesdimension. Dabei geht es nicht u m das Ergeb nis biologischer Gesetzmäßigkeit<:n wie Verbrauch und Verz.ehr der Kräfte406, sondern um eine Manifestation der auf GOtt hin teleologisch ausgerichteten Grundstcukrur der Schöpfung in der Todeswirklichkeit. Der Tod wird ein Miete! zum positiven, aktiven Vollzug der Beziehung zu Gon, zu einem gor tesdiensdichen Akt. Die Schöpfungsdimension ist nicht der theologischen vorgelagert. sondern wird selbst theologisch qualifiziert und zu einer vorgrei fenden. untergründigen. in sich jedoch insuffizienten Erfüllung der von Gon her ergehenden Bestimmung über den Menschen407• Der Tod wird nicht nur passiv als von Gott verhängtes Strafgerichr bzw. als durch sein Heilshandeln zum Widerfahrnis der Gnade entschärft: erlebt. sondern wir sind Gon als Menschen. nicht erst als Sünder. einen Tod schuldig408• Da der Tod als Gnade zugleich Wiederaufnahme und Erfullung der Schöpfungsdimension. der Be rufung zum Opfer der Gottesliebe ist�. wird man sagen müssen. daß der neue Mensch. der Glaubende. nicht nur aufgrund seines bleibenden Sünder seins. auch nicht wegen einer konsritutiondl angelegten Vergänglichkeit. son dern als neuer Mensch wie als Mensch überhaupt, aufgrund eines positiven Vollzugs des Verhältnisses zu Gon stirbt. Dem Menschen ist, unter der fakti schen Sündengestalt der Welt verdeckt. ein aktiver Vollzug der Gottesrelation im Tod und so eine über das Bleiben der Gorresrelation verminelte Unsterb lichkeit möglich. Althaw trin rur den Errullungs- und Anknüpfungsgedanken gegen den Wiederherstellungsgedanken ein. d. h. für eine positiv-teleologische. nicht zu40J
LO. 2. A.. 28( .eH LO. 4. A 103 oW» Vgl. LO. 4. A.. 103 - CW 410; LO. 3. A 196 0101 CW 413: Das Sterben ermöglicht den vollkommenen Goucsdienst"; �Gou will ur· .•
.•
..
sprünglich des Menschen völlige Hingabe an ihn�; ..Sc.höpfungssinn des Todes als Sterbens fUr Gon"; Röm. 14.8: Schöpfungssinn. ..daß wir Gott dem Herrn sterben dürfen"; ..in williger fkugung unter das Sterbdos Gon als den preisen. der allein Unsterblichkeil hat"; ebd 412: SIerben theologisch zu verslehen suchen. als Moment der Geschichte Gones mit uns"; LO. 3. A.. 198: "�nn er (der Tod] erRlllt unser Verlangen. das eigene. unwerte �n zu verlieren. Er ist auch uns der Befreier"; ebd., 199: die Rrde von ihm ab Durchbruch in die Freiheit keine Oberfljchlichkeit und seine Wertung als Ruf zum höclUlen Gottesdienste keine Anmaßung"; LO. 4. A., 84: "Wir dürfen Gon mit unserem Tode preisen"; cbd., 83: ich, der alte Mensch. darf ste�n. Wir milssen nicht nur sterben; wir dürfen SIerben" .•
..
..
..
401
-tot
LO, 4. A.,84 LD. 4. A., 84.85
Neuere lutherische Entwü rfe
301
ständliche Sicht des abgesehen von der Sünde geltenden Seins410• Ein Leben ohne Leid und Tod ist nicht der verlorene Anfang - im Sinne eines Nachein anders von Schöpfung und gefallener Welt -, sondern das Ziel Gones mit uns411• Demgegenüber wird man dem biblischen Text dahingehend zu folgen haben, daß mit der in Gen. 2,7 ausgesagten Zuwendung Gones zum Men schen ursprünglich ein Gnadenverhälrnis, für den Menschen quasi eine iusti tia originaJis gesetzt wurde. Damit war ein Gebot (Gen. 2,16f.) verbunden, dem es nicht um die Aufforderung zu einem positiven Vollzug und AufbAU des Gonesverhälmisses durch den Menschen ging. sondern um die Zurückwei sung von einer GrenzÜberschreirung. die aus dem Bereich des von Gon her vollzogenen und aufrechterhaltenen Verhältnisses zum Menschen heraustre allt aus der Gnade. ten würde. Der Mensch begeht die Grenzüberschreitung, f so daß für ihn die Gnade gar nicht mehr und das Gebot nur noch als das die geschehene und weiterhin geschehende Grenzüberschreirung aufdeckendes Gesetz begegnet. Eine positive Beziehung zu Gott kann nur noch im Modus der Wiederherstellung des Gnadenverhältnisses von Gott her geschehen. nicht aber durch Aufnahme des Gebotes, da dieses nur noch in der Form des GesetzeS auf die Gnade hin (usus theologicus) bzw. aJs Einweisung in die Dankbarkeit von der wiedererlangten Gnade her (rertius usus legis in renatis) in Erschei nung trin. Dies umerscheidet sich von Barrhs Ansatzpunkt inso fern, aJs bei diesem die Gnade nicht eine ursprüngliche und wieder zu gewin nende, sondern schlechthin unverlierbare und POSt Christum universaJe. apriorische ist und das Gebot in den analogen Nachvollzug der Gnadenwirk lichkeit einweist. Der Zusammenhang des ersten und zweiten bzw. drinen Artikels kann aJso nichr darin bestehen, daß die Schöpfung und die geschöpflichen Strukruren eine eigenständige Voraussetzung und ein ungebrochenes Kontinuum auf die Erlösung hin bilden. sei es in teleologisch-imperativischer Form wie bei Alt haus, sei es in quantitativ-zuständlicher Weise wie in der römisch-katholi schen Tradition. Es darf aber auch nicht wie bei Barrh eine über Christus vermindre Idemirät von geschaffener und erlöster Welt angenommen wer den. Sondern der erste Artikel bleibt auf der Ebene der Coram-Deo-Relation die negative Voraussenung des zweiten Artikels, insofern die gefallene Schöp fung Gegenstand des erlösenden Handelns Gones ist, das Geschöpf aJs Ge genüber Gones je neu gesent wird. zuerst durch die gnädige Zuwendung Goues, dann durch das überfuhrende und auf die Schuld festnagelnde Gesen. Anders hingegen geht es auf der Coram-mundo-Ebene in der Tat um Konri410 m
Vgl. CW 41 9 Vgl. CW 418; ebd.: �Es gehl also nichl an, den Kamprund das Leid in der Weh allein
von der Sünde henuleilen, also .hamanioumrisch' zu verstehen"; "Die Wehgeslah des Todes und des Leidens ist das G�n. unu�rdas Gon. auch abgesehen von der Sünde. das menschliche Leben vorläufig sldll. um es zum Leben im Glauben, zum ewigen Leben zu bereiten"
302
N�urre evangelische Theologie
nuität ohne Wechselwirkung mit einem geschichtlichen Handeln Gones, um die Erhaltung der Welt auf Erlösung hin, als äußerer Rahmen des erlöstnden Wirkens GOttes, um die Eindämmung. nicht Obtrwindung der Sünde. Hier ist dann auch die Imegration eines eigenständigen geschöpflichen Tuns - im Sinne des concursus divinus - möglichm. Wenn Seele die von Gon sich gegenübergestellte Person isr4IJ, dem Men� sehen im Zuge der Uroffcnbarungslchre aber eigenStändige Möglichkeiten 'lum Vollz.ug des Gonesverhältnisses zugestanden werden, dieses also durch die Aktion des Menschen zustandekommt. dringt ein subjektivistischer Zug in die Wesensddinition der Seele ein. Während bti Thielickc hinter dem Handeln Gones die durch dieses gesctuc HorizomalStitc 1.U verschwinden droht, also sozusagen die Gefaßscite dominiere. kommt bei Almaus der Kehle· Dimension des Sceleseins eine gegenüber dem Gefaßcharakter selbständige Bedeutung zu, Richtig wäre die Simulraneität und Koninzidenz beider Seiten uneer der primären Einwirkung Gottes·'·.
b) Unsurblichk';t durch Auftrwtckung Auf der anderen Seite grenzt sich Althaus deutlich gegen den Idealismus ab und wahrt darin ein genuin lutherisches Erbe. Der Idealismus will den Tri· umph über den Tod aus eigenem Vermögen und eigener Tat umer Absehung von Gon erreichen. Die Selbstgewißheit ersettt die Gewißheit um den Herrn; die Todesfurcht wird nicht aufgehoben. sondern verneint"'), Die philosophi schen Unsterblichkeitsgcdanken müssen durch das Feuer der Schulderkenm nis vor Gon. der Konfromacion mit GOtt als dem Richter und der Erkenntnis der eigenen Ohnmachr·'6, Das Schöpfungsbild ist nicht unminelbar zugäng lich und darf nicht isoliere gesehen werden, sondern ist unter dem Sünden bild. unter dem Bild der gefallenen Schöpfung verborgen, Der Tod erhält da her neben der positiven vorrangig und unrcvidierbar auch eine negative rncologische Qualifikation. Er ist Unnarur, weil Gericht, Urteil Gottes über uns. Emmächrigung durch Gon. weil wir unsere Bestimmung faktisch nicht erfUHt habenm. Das Gericht begegnet als Ganzrod. als vollständiger Zcrbruch durch Gon. weil kein Teil des Menschen dem Nein GOttes entgehen kannm, 4U
Zu d(:r (:mpirisch(:n WirkJichk(:il du InSlitution(:n: Ptl(:rs, M(:nsch, 1 87f[ 41' Vgl. Althaus, M(:nsch, 391 414 Pöhlmann, Probl(:m. 252.255. um(:rstüat zwar Althaus' Ikobachtung, daß RÖm. 1-2 dem chriSiomonistisch(:n Off(:nbarung5V(:rständnis Barths nicht sundhäh, })(:m(:rkt alx:r geg(:n Almaus zu Recht, daß di(: Ur-Off(:nbarung. an die di(: ChrisuuofT(:nbarung anknüpft, eine ZomcsofTenbarung ist. Gcmaß Röm. 1,2Iff. wird Gon zwar (:rkanm, abtt g(:rade nicht aner kannt. sond(:m V(:rkanm. Zur Uroffenbarungsl(:hrc auch: Grass, Thro]ogi(:, 221 f[ 4U lD. 4. A., 86f.; vgl. lD, 3. A., 200 41' Almaus. M(:nsch, 389.392; LD, 4. A 104 lD, 4. A., 104; CW 4 1 1 .414f. 411 Vgl. LD, 4. A., 80f. .•
U1
Neuere lutherische Entwürfe
303
Der Tod ist nicht das Ende des Gerichtes, sondern ein Moment desselben419, d. h. auch: nicht Ende. sondern Ausdruck und Mittel des Gottesverhälmisses. So eröffnet sich Althaus die Möglichkeit einer nichmihilistischen Interpreta tion des Ganztodes. Der Tod ist zwar nicht nur eine Trennung von Leib und Seele, sondern auch der Tod der Seele. aber überführt doch nicht in einen Zustand des Nichtseins, weil trorz bzw. gerade im und durch den Tod hin durch die Unendlichkeit des Gottesverhälmisses bestehen bleibr420• Wir ent fallen nicht dem Gericht GOttes. sondern nur uns selber; d. h. wir bleiben ein mit GOtt konfrontiertes Gegenüber Gottes selbst in der Zerstörung durch Gon421 • Althaus unternimmt einen doppelten Neuansarz zur variierten Beibehal tung des Seelen begriffs. Einerseits meint ..Seele" nicht das empirische Seelen tum, die psychische Wirk1ichkeit (vgl. I . Kor. 1 5.44), den äußeren Menschen. sondern den inwendigen . von Gott angeredeten bzw. von Christus ergriffenen Menschen (vgl. 2.Kor. 5,1 f[)Ul. Andererseits muß diese, über den Tod hinaus fortbestehende Größe gegen ein ontisch-dualistisches Mißverständnis abgesi chert werdenm. Die Auffassung der Seele als eines immateriellen Teils des Menschen ist eine Verf' alschung, d. h. irreführende Explikation des allgemein vorauszusetzenden Ahnens und Wissens um eine Bestimmung, eine teleologi sche Ausrichtung über den Tod hina�s42�. Der Mensch steht nicht als Partner Gon gegenüber, sondern kommt von dem primären Handeln bzw. Reden Gones her und steht unter Gonm. Der Mensch hat nicht Seele. sondern ist Seele, d. h. als ganzer Person vor Gott, an der Gott 7.U handeln nicht auf hört426• Aus dem Gesagten ergeben sich drei Schlußfolgerungen. Erstens hält sich Althaus an den biblischen Grundsarz der Kontinuität in der Diskontinuität. Die postmortale Existenz kann nicht so gedacht werden, daß der Mensch nur akzidentell oder gar nicht vom Tod berührt wird und sich aufgrund seines natürlichen Seinsbestandes durchhält. sondern als ein Leben aus dem Tod und
tI9
LD, 4. A., 105 410 Vgl. LD, 4. A., 107. 109 411 Vgl. LD, 4. A., 105 m Mensch, 391; LD, 4. A., 1 1 4 'I1.! In diesem Sinne milssen die 2blehnenden Äußerungen Alrh2US' hinsichtlich des Seelen terminus' gesehen werden: LD, 4. A., 109: "nicht ... Unsterblichkeit der Seele, sondern ... Un2ufhebbukeit des personhaften Gonesverhälmisses"; "Nicht um die ,Seele' geht es, sondern um die ,Person'" Vgl. CW 330 m Vgl. CW 325: ..Aber wenn der Mensch als Seele kein Ende h2t, so iS[ das nicht in einem von Gon unabhängigen met2physischen Wesen der Seele begründet, sondern allein in dem Willen des Schöpfers, sie zu erh2hen und darum zu l2SSen" 4� Vgl. CW 331; der Seelenbegriff kann den Personbegriff ersetzen, sofern der Gegensa.n zu einer dualistisch vorgehenden Mmphysik �2chtet bleibt: CW 331 m
Neuert evangelische Theologie
304
durch den Tod. hindurch427• Der Tod als Manifestation radikaJer Diskontinui tät macht eine immanente Begründung der Kontinuität, d. h. der Unsterb lichkeit, unmöglich. Das bleibende Ich muß vielmehr rdational, vom aktuel len und wirksamen Gegenüberstand Goues her gesetzt werden. Zweitens handelt Gott in doppelter Weise am Menschen. woraus sich ein zweifacher Endausgang des menschlichen Geschicks ergibt, Wir sind nur in abgeleiteter Weise unsterblich. weil Gottes Geist. der in und an uns wirkt, unsterblich ist·u. Neben dem pneumatischen Kontinuum und ihm vorgelagert bleibt der fordernde Anspruch Gones, die Veranrworrung vor Gou aufgrund der Ver fehlung der vorgängigen Besrimmung"29. Das Gesen. die Gerichcsgewißheir bzw. bei Althaus besser: die Gonesgewißheit garantiert die Unsterblichkeit generell und in negativer Form�lO. Die Foreführung des begonnenen Heilswir kens GOttes isc bei einem Teil der Menschen eine zusäuliche Begründungs ebene der UnsterblichkeitOI• Drittens wird die auf philosophischem Wege zu erahnende Unscerblichkeit nur dann richtig präzisiere und konkretisiere, wenn sie durch das auferweckende Handeln Gones vollzogen wird. Sie ge schieht durch den Tod hindurch und ereignishaft-theozentrisch durch das ex klusive. setunde Wirken des göttlichen Externum. Die Fortdauer über das Sterben hinaus und durch es hindurch ist nur als ein .. Durchgeha1tenwerden durch Gott" möglichÜl. Die Seele ist unsterblich nur. insofern sie den Men schen als ganzen, als Person meint, die als ganze zerstöre und als ganze und als dieselbe von Gott auferweckt wird; die auferstandene Ganzheit ist sozusagen die postmorta1e Gestalt der Seele. Die Auferstehung ist nicht eine ncreario ex nihilo", sondern ein Wieder-, Weiter- und zugleich Andershandeln Gottes in seiner Identität am identischen Menschenm. m
CW 660: Leben jenseits des Todes iS[ Leben aus dem Tode"; ..Die Lebendigkeit au� dem ..
Tode kommt dadurch zustande, daß Gon den Todc:szustand, in den er den Menschen versent hat, aufhebt" UlI CW 662f.
." 011 659: AJthaus akzenlUieft dabei allerdings weniger wie Thidicke die Gerichtscrwar tung und Venmwonung vor dem Gerichtsforum Gottes, sondern die grun�nliche, positive, tdeologische Struktur der menschlichen Existenz im IUhmen seiner Uroffenbarungslehre: ..Wir sind Person, d.h. ergriffen von der unbedingten Forderung. berufen zu einer unendlichen Auf gabe"; ebd., 660: . Gewißheit des Gerichtes GOttes, die über den Tod hinauszudenken zwingt�; LD, 4. A., 1 15: "Diese Sdbigkeit der Anrede be:i meinem Namen, diese Sc:lbigkeit der von mir geforderten Verantwortung und mir gehenden Verheißung ist die wahre Einheit meines le bens, sein eigentlicher Zusammenhang, sein Kontinuum" 630 Vgl. CW 664
Neuere lutherische Entwürfe
305
Durch die Konzeption einer Unsterblichkeit durch Auferweckung kann so· wohl der Radikalität und Totalität des Sünderseins Rechnung getragen als auch dem Einwand begegnet werden. daß die Ganl.lodlehre nicht die Komi· • •. nuität und Identität des menschlichen Individuums auszusagen vermöchteu
c) Individu�/k ohn� tndg�schichl/ich� Eschatologie (H. Grass) Das Br.:il'pid des A1thaus·Schülers Hans Grass verdeutlicht, wie man tron im Vergleich etwa zu Leuenberger oder auch Moltmann ähnlicher. nämlich re· duktionistischer Vorausserzungen zu entgegengeserzten Konsequenzen kom·
Person. sofern Gort nicht aufhört. mit ihr zu handeln auch im Tode und jenseits seiner; sofern er
die Person ab ganze aus dem Tode erweckt zu einer neuen Daseinsgestalt. unterschieden nicht nur von der jeaigen leiblichkeü. sondern von der jetzigen leiblich-seelischen Lebendigkeit überhaupt" (Hervorhebung im Original); �Er ist unsterbliche Sct:le. das heißt: seine Bestim mung und Verfassung als Mensch ur r GOtt und vor Gon wird auch durch den Tod nicht :aufge hoben ... .seele' ist nicht ein leil des Menschen. sondern er als Mensch Alr GOIt und vor Gon; .Unsterblichkeit' bcu:ichnet nicht eine Eigenschaft des :angeblich einen Teiles. sondern die Un :aufhebb:arkeit der Ikziehung. in die Gott den ganzen Menschen zu sich selbst gesetzt hat"; CW 662: ..Mein l1ib und Scc:le. die ich jetzt hute. werden im Tod zerstört. :aber � werde erweckt. ... mein Ich wird vollendet. Nur ist dieses .lch' nicht �nstiindlich aUS"lusparen aus dem. W2S vergeht"': ebel.: .. alles an uns muß VCfWcscn und aufhören - und wir werCer. doch in unserem Personsein pm bewahrt'" (Hervorhebungen im Original); CW 661: Derselbe Mensch. der stirbt. wird erweckt, wenn auch zu einem anderen leben". Wenn Beisscr, Hoffnung. 191, mo niert, ein Mensch, der wesensmäßig sterblich sei, könne nicht zugleich unsterblich gcn:annt werden. ohne daß diese Unsterblichkeit dann Eigenschaft eines anderen sei, sicht er zu wenig den Ausgangspunkt Althaus' bei der Gonesrelation und der koinzident durch sie gesetzten Unsterblichkeit des Menschen, derentwegen die Schöpfungsdimension theologisch, nicht rein natürlich qualifiziert ist. 04 Es ist bcu:ichnend, daß das, was der frühe Thielicke (..o\ . hhaus. Rctraktationen, 257) als eine sträfliche ontisch-anthropologische Abweichung von der radikalen Exuntrizität und Theo zcntrik (Bleiben nur der Treue Goues. wir als Gedächmisinhalt GOlles) kritisiert. aus römisch katholischer Sicht ein zu ughafter und durch die Sünden lehrt durchkreuzter Schritt in die richtige: Richtung ist. Hier wird Althaus in die Nähe Thidickes gerückt, wenn behauptet wird, bei Althaus behalte die Natürlichkeit keine Eigenstiindigkeit und werde keine Kontinuität des Individuums ausgesagt (Wimmer, Eschatologie, 242.244.248). Wimmer, Eschatologie, 245.247.249, lehm die Unaufhebbarkeit des Goncsverhiihnisses als einen "Zwitter beider li nien" ab und fordert ein Eigenrccht bzw. eine Ergänzungs- und Vermirrlungsfunktion der On· tologie neben dem pcrsonal-dialogischen Ansatz. Man wird dagegen sagen müssen. daß nicht der dialogisch-reluionale Ausgangspunkt, auch nicht die ontisch-horizontalen Auswirkungen des aktucll·vcrriblen H:andelns GOltes (Scclenbegriff!) - wie diese auch E. Schlink gegen einen rein aktu:alistischen Ansatz ohne jede Ontologie gutheißt (Althaus, Rclmmionen, 259) das Problem sind, sondern die methodische Abstraktion vom Sündersein des Menschen in der Urof fenharungslehre. Althaus betont zwar, die Auferstehung - die das Sünderscin des Menschen voraussem und das Heilswirken GOltes besagt - und nicht eine philosophische Theorie beherr sche ihn (LD, 4. A., 107). Dies ist aber das Ergebnis einer schrittweisen Einschränkung der in frühe.rtn Auflagen (erwa. LD. 2. A., 28.30.31.139.143) Wt ausschließlich philosophisch-an uhopologischen bzw. individualistischen Gedankengänge zugunsten einer stärkeren Betonung des göttlichen HandeIns. auch in seiner futurischen und universal-allgemeinmenschheitlichen Dimension. ..
-
Nc=uc=rc= evangelische Theologie
306
men kann, was die Bdiebigkeit der Ergebnisse solcher methodischer Verfah rensweisen offenbart. Grass schließt sich an Bultmann darin an, die eine end· geschichdiche Eschatologie zeichnenden biblischen Texte als mythologisch zu kennzeichnen und ab7.ulehnenu�. Alben SchUHiturr These. daß für die ur christliche Frömmigkeit die Naherwanung und nicht der Chrisrusglaube im Minelpunkt gestanden habe, wird als unhaltbar wriickgewiestn"16, Anderer seits will Grass Bultmanns Emfuturisierung der Eschatologie. die diestr als Ziel einer vermeintlich bereits im Neuen Testament selbst anzutreffenden Entwicklung propagiert, nur insoweit folgen, als sie sich gegen eine apokalyp tisch-universale Ausmalung der Endereignisse wendet, nicht aber in der exi stentialen Reduktion der Eschatologie auf die die Existenz grundlegend verän dernde Begegnung mit dem Kerygma im Hier und Jenr')1. Es gibt eine leute Stunde. es kommt noch ein Gericht; d. h. ü�r die Gegenwart hinaus ist ein zukünftiges Geschehen anzunehmen'38. Die Mythen sind nicht auf ein in ih nen ausgedrücktes Existenzverständnis, sondern auf das in ihnen sich aus drückende Heilshandeln Gottes hin zu befragen4J9. Die Ablehnung der uni versal-apoka1yptischen Ebene, deren Berücksichtigung durch Althaus Grass kritisiert'40, geht �i Grass nicht einher mit einer Reduktion auf die Imma nenz. Vielmehr �tont Grass gerade die Lebendigkeit Goues und sein Wirken am Menschen4041 • Er versucht. innerhaJb des durch das Entmythologisierungs programm vorgegebenen Rahmens zu reden und kommt so abzüglich der Pa rusie zu dem biblischen Zeugnis recht nahe stehenden Aussagen. Die bibli sche Ausdrucksweise vom Seelenschlaf macht die Annahme einer "creatio ex nihilo" unmöglich. Andererseits darf die Kontinuität nicht eine natürlich-on tologische sein. sondern muß durch das Gericht hindurch und als Geschenk empfangen werden,"2. Sofon im Tode findet die Begegnung mit Christus statt"J. Die Universalität der Auferstehung wird sozusagen sukzessive vollzo gen, indem die Menschen nacheinander vor Christus erscheinen und in den Kreis der vor ihnen Erlösten eintreten"'. Mit seinem das individuelle Eintre ten in das Jenseits betonenden EntwUrf hofft Grass - zu Recht -, an den Grä bern nicht vernummen zu müssen"�. m
Grass. Problem. 51.59.61
Ebd., 53 "7 Ebd., GOf. �)t Ebd., 64f. '" Ebd., 64 ...cl Ebd 71: dies als Bibliz..ismus angegriffen �
.•
401. Ebd 66 4011 Ebd 72f. .• .•
58.72.73.76 76f. Weil mje der Parusie auch das Endgerichi entf'illt, wird nicht deutlich. wir Grass zwischen Erlösten und aufgrund ihres Unglaubens Nichterlösten unterscheiden will. 401) Ebd., 69.78. Dem kormpondicrt. tbd die bcr«htigte Abgrenzung gc:gc:nilbcr gc::schichLS philosophischen Utopien wie der eines Himmelreiches auf Erden in der k1assf:nl�n Gesell· 401' Ebd � Ebd.,
.•
.•
Neuere lutherische Entwürfe
307
4. Amatz zur Korrtktur: ",klusivt Deduktion tUI TotUI aus tUr SüntU (Th. Kliifoth) Wenn man eine throu:mrische. von Gon als der wirkcndcn extcrncn Größe ausgehcndc Begründung der postmortalen Existcnz bctreibt. solltc dcm kon� sequcnterwcise auch in dcr Erklärung des Todes dic biblischc. exklusiv mrolo gische, d. h. alles aufGoH bezichcndc und von ihm hcrleircndc Wirldichkcits crfassung entsprcchcn. Diese wird in vorbHdlicher Wcise von Thcodor K1ieforn ( I 8 1 0-1 895) vor Augen geführt. Ausgehend von Gen. 2, 17 l
schaft oder einrs pa:r.ifislischen Rcichrs. E.s iSI allerdings die Frage. ob diCK Ansät« primär als eine mögliche FoI� cinrs endgesc.hichllich�universalen Allsgangspunl((rs an:z.usehen sind und nicht eher aus der rcduklionistischen Priimis.sc rrsultieren. aufgrund deren ecwa die Parwie nichl als ein gc:schichl�ndendc:s Ereignis erscheint. MI Klicfoth. E.schacologie. 43.45 "1 Ebd 44.42 MI Ebd 40 ..., Ebd 40 4� Ebd 4 1 .•
.•
••
.•
308
Neuerc evangdischc Theologie
Gcrichtsvolll.ug pädagogisch finalisicrt werden kann. Der in der MühsaJ die· ses Lebens sich auswirkende geistliche Tod iSt dann ein Mittel, um eine Sehn· sucht nach dem Heil zu wecken. Der leibliche Tod bzw. das Wissen um sein Kommen mahnt zur Buße. Nur der ewige Tod ist nur Strafe und nicht auch Gnade�51 . Die überwindung des Todes meine nicht die Modalitäten des zeitlichen Todes. ein leichteres Sterben. sondern die Befreiung vom ewigen Tod. nach dem Durchgang durch den zeitlichen und im Überschritt vom geistlichen Tod zum Heilsleben aus Gon. 1m Endgericht findet entweder eine Übergabe an den zweiten, ewigen Tod statt und damit eine Bestätigung und Verendgülti gung des in der geistlichen und zeitlichen Todesrumension vollzogenen Ge richts, oder eine vollständige und endgültige Befreiung aus der TodeswirkJich keitm. Es ist tint Eruisung vom Tod- durch rkn Tod hindurch -zu trhoJfon, nicht
ab" tint Erlösung durch dm Tod als Mitu� ui ts in aslutisch-pultonischtr �irt otUr durch dit Vträndtrung tUs Surbtvorganglj).
Zwar gebraucht Kliefoth teilweise eine an dualistische Denkweisen anklin gende Terminologie. wenn er etwa den Tod aJs Trennung des seelischen u bcnsprinz.ips von der Stofflichkeit definien·)4 und ein postmortaJes Interim eines leiblosen Zustandes annimmtm. Aber dabci intendiert er zunächst nur die Betonung der Kontinuität des Menschen gegen die Annahme eines voll ständigen Versinkens in das Nichts456• Es geht ihm gerade nicht um eine in der natürlichen Beschaffenheit der Seele begründete Unsterblichkeit. sondern darum, die Seele durch Gon für das Auferstehungsgeschehen. auf das aJles abzielt. aufbewahren und erhaJten zu lassenm. Die Friedhöfe können so nur als ..Saatfelder der Auferstehung" begriffen werden. die Auferstehung als GOt-
'111
Ebd., 47f. 4)l Vgl. ebd 47 56 t)j Vgl. ebd t� Ebd 37.38 .•
.•
.•
tSS
Ebd 6 1 ; vgI. .•
ebd., 49.62.67
t)6 Vgl. ebd_. 32.33.48 t�l Ebd 39: �so kann das
(die Erhahung der Menschen ulKt den leiblichen Tod hinausi seinen Grund nicht in der Natur ihrer Seele. sondern nut in einem bttliglichen Willen des sie erhahenden Goues halKn. und daß Gou so will. nur aus seinem Worte erkannt werden�; ebd 44: der Mensch war ursprünglich unsterblich geschaffen: �daß Gott �i der Schöpfung des Menschen es nicht darauf. daß er sterben sollte. abgesehen. und darum ihn auch urspriinglich zum FonlelKn ohne Tod eingerichtet hat, haupLÜchlich dadurch. daß er es dem Mensc.hengei $le vergönnte. aus dem Geiste seines Schöpfers fon und fon zu athmen und aus der Lc:bensfulle dessellKn Lc:�n um Lc:ben zu nehmen�; ebd., 33: .die so verstorbenen und versterbenden Menschen in dieser Zwischenttit zwischen ih�m leiblichen Tod und der im Gefolge der Pa rusie zu erwartenden Auferstehung alle in ihrer individuellen Persönlichkeit werden erhalten und auf die Auferstehung und die mit ihr zu erwartende Vollendung aufbewahrt werden müs sen"; vgI. ebd 49: "die rtthte Fonsenung des vollen und wirklichen Lc:bens erst mil der Aufer stehung" .•
.•
.•
309
Präl.ision der Korrekturen
teswunder. nicht als Narurprozeß458. Ein relationales Seelenverscändnis deutet sich an und wird durch die Ausrichtung auf die Auferweckung durch Gon als alleinwirksamem Subjekt verSfärkt. Die Auferstehung l.um Leben (vgl. Joh. 5.29) ist so der positive Modus der Todesüberwindung durch den Tod hin durch. die Auferstehung des Gerichts hingegen das Belassen in der Todeswirk lichkeit. die Übergabe an den l.weiten. ewigen Tod. das forewährende Sterben (vgl. Oflb. 20,14f.).
V. Präzision der Korrekruren J.
" Tod,
wo
ist dein Stachel?"
Es gilc. die Aspekte des Todesvemändnisses bl.w. der Todeswirklichkeit l.U klä
ren. die dieser triumphierenden Frage ( I .Kor. 1 5.55) vorausgehen und auf sie hinführen. Der Tod ist nicht ein natürliches, anerschaffenes Faktum. Zwar implil.iert die protologische Differenl. zwischen GOtt und Mensch. also die Geschöpflichkeit die Endlichkeit des Menschen. Diese bringt eine Orrsanga be und Begrenwng des Menschen als eines unter GOtt stehenden und von ihm beanspruchten Wesens l.um Ausdruck. Aber diese EndJichkeit hätte nicht von Anfang an im Tod. in der Sterblichkeit sich manifestieren müssen. wie dies etwa in der Möglichkeit der Entrückung l.U GOtt am Tod vorbei deutlich wird459. Der Mensch anerkennt seinen geschöpflichen Ocr, seine Grenze nicht und darum wird er nun gewaltsam, durch den Tod, in seine Begrenwng ein gewiesen460• Der Hinweis auf den Tod der Tiere. der nicht infolge der Übecrre rung eines l.uvor ergangenen und mit einer Strafandrohung verbundenen Ge botes Gones erfolgt. ist kein Argument gegen eine Ableitung des Todes von der Sünde. Man wird wmindest einen indirekten Zusammenhang zwischen dem Tod der Tiere und der Sünde des Menschen erkenm:n müssen: erst der l.ur Begrenzung der Ausbreitung der Sünde erlassene Noahbund sieht die Tö rung von Tieren vor, während vorher Mensch und lier pflamJiche Nahrung wgewiesen wurde (Gen. 1 ,29[; 9.3). Die Kreatur seuFa mit dem Menschen unter den Folgen der Sünde (Röm. 8,22f.). Christus hat mit den Sünden der Welt stellvenretend den Gerichtstod erlit Todesten. Sündenvergebung und damit - vorweggreifend (Röm. 6,4[) -
4W Ebd.,
50.52 4)' I. Thess. 4,17; vgI. 2.KÖn. 2,1 1f.; Cen. 5.24. Dazu auch P. Brunner, Eschata, 6; Pannen berg. Tod, 173f.; ders SyTh 2.31 1; SyTh 3.603. �is( auch daraurhin, daß der aurersnndene Chrisrus ja die menschliche und damit endliche Natur behilt, er aber als Aurersnndener nicht zugleich sterblich sein kann. 460 Die Annahme eines bloßen Tun-Ergehen-Zusammenhanges. demgemäß der Tod nicht Strare. sondern Konsequen:z. des Wesens der Sünde ist (Pannenberg, SyTb 2,304r.), greift m. E. zu kurt. und wird dem biblischen Zeugnis nicht voll gerechI. .•
N�u�re �vangelische Theologie
310
ülxrwindung bzw. Teilgabe an Christi Sieg über den Tod sind von daher mög lich geworden. Der Tod bringt nicht selbst die Vollendung der menschlichen Existenz, sondern steht dieser entgegen. Er muß bekämpft und vernichtet werden"61. Der Blick muß nach außen gerichtet werden, auf den, der im Un terschied zu uns in der Auferstehung Christi dem Tod die Macht nehmen konnte. Die Theozentrik ist der einzige TroS{ angesichts des eigenen Unver mögens461• Der Verlust des Stachels im individuellen Tod des Christen könnte auf fol gende Art erklärt werden. Entweder ist der wegen des Sünderseins auch des Christen notwendige Gerichcsvollzug des Todes nur der Rahmen. die Gestalt, die bei den Christen mit dem bereits prämortal empfangenen und sich fortset zenden und in der Auferstehung vollendeten neuen Leben als Heilsgabe von Gon her gelullt wird4&). Oder der Gerichcsvollzug wird noch voll erlebt, aber er ist anders als bei den Verworfenen nur ein punktuelles Ereignis im Neben einander und überschrin zur posiciv-soteriologisch gefüllren Auferweckung durch Gon. Vielleicht hilft es weiter. Gesen und Evangelium. Gericht und Renung mit Edmund Sch/ink in einer logischen Sukussion. aber zeitlichen und fakcischen Koinzidenz im Handeln Gones am Menschen zu sehen und dies auf das Verhälmis von Tod und Auferstehung des Christen anzuwen den*". Drittens wird man aber bedenken müssen. daß der zeitliche Tod in Unterscheidung vom ewigen - wie von K1iefoth betont -. nicht der einzige Gerichcsvollzug ist. In der Schrift kann das Gericht als jenseits des Todes aus stehend erwartet werden (Hehr. 9.27; Joh. 5.28f.). Hier wird die Gewißheit des Freispruchs. wie sie im die fremde Gerechtigkeit Christi uns zueignenden Urteil Gones bereits in der Zeit vorweg zuteilwurde, dem Tod insofern seinen Stachel nehmen. als er nicht das letzte WOrt behält. Für die Verworfenen wird das Endgericht hingegen die Bestätigung des bereics vorher realen Zustandes des Getrenntseins von Gort als Rener und des Konfrontiertseins mit dem heiligen, zornigen Gott angesichts der eigenen, bleibenden Unheiligkeit sein46�. �I
Pannenberg, Tod. 175.176f. (vgl. ders SrTh 2.3 1 1). verdeutlicht dies so. daß der Tod nicht als ein zddiches E.rdgnis die Ganzheit des eigc:nen �ins herbc:ifuhren kann. die viel mehr erst am Ende der Zc:it von außen. von GOIt her durch die Auferstehung"l.u gc:winnen ist. Die ZukunfUorientierung verbindet Pannenberg anders als Moltmann gerade mit einer BetO nung der Individualität des Menschen. die: durch den Ausgangspunkt bei der Gottcsrduion gewahrt wird (ders Tod. 173.179) 46.1 Vgl. dazu Beis.scr. Hoffnung. 274.277 � In d i� Rjchtung zielt Brunner. E.schata. 19 Schlink. 00, 521: .Sie ist nicht nur eine Umerscheidung im geschichtlichen Nachein ander des Ha.nddns GOItCS an der Menschheit, sondern im gleichttitigen Mitdnander dcs Handelns Gottes a.n jedem Menschen�; "Denn die Zusammengehörigkeit von Gesc:n und Evan gc:lium ist begründet in der Einheit ihres Ursprungs, im drc:ieinen GOtt. der durch beidc Wone redet und handelt". Dazu auch Eber, Einheit. 82fT. � Vgl. 8c:is.scr. Hoffnung. 306: .Eins(WC:ilen aber �rhä.lt unser St�rben damit einen Dop.•
.•
*'
311
Präz.ision der Korrekturen
2.
D" Inhalt und Modus de, protologischm Kontinuums der Erchatologit
Von römisch-katholischer Seite her wird nicht ganz zu Unrecht der neueren evangelischen Theologie eine Zurückstellung ontischer Kategorien zugunsten eines heilsexisrentiellen Denkens, eine rein aktualistische Psychologie und das Fehlen eines menschlichen Beziehungsträgers im Verhälmis zu Gon vorge worfen; der Mensch gelte als ein raumloses punctum mathemarieum, das Gott keinen Raum zur Aufnahme der Gerechtigkeit biete466• Dabei wird übersehen, daß von einer theologischen stan metaphysisch-substanzontologischen Kon tinuität her nicht nur ein Gegensan von Unsterblichkeit und Auferstehung, sondern auch eine positive Zuordnung beider Größen abgeleitet werden kann. Dies muß allerdings anders als in einem sukzessiven Verhältnis gesche hen, demgemäß die Unsterblichkeit auf die Auferstehung angelegt ist und ihr vorausgehr"7. Man wird durchaus eine protologische Rahmen- bzw. Basisebene des sore riologisch-escharologischen Handdns Gottes anzunehmen, ruese aber rdatio nal zu Rillen haben. Der Mensch ist kraft seiner Geschöpflichkeit als solcher, nicht wegen bestimmter konstitutioneller Elemente und Fähigkeiten wie e[Wa Vernunft und Immaterialität, ein auf Gon bezogenes und zum Lehen be stimmtes Wesen. In dieser seiner Wesensstrukrur ist er unzerstörbar. weil das göttliche Gegenüber der Relation unsterblich isr'". Die im engeren Sinn ge schichtliche Ebene des Geschehensablaufs triu vom Menschen her erst auf mit seiner negativen An[WOtt auf Gones Anspruch, in der Ablehnung des ge schöpflichen Darunter- und Gegenübcrstandes zu Gon sowie in der richten den und je nachdem auch reuenden Reaktion Gones darauf469• Die Bestim mung zum Leben - ihrerseits schon anders als bei Althaus auf die Initiative Gottes bei der Umsenung angewiesen - begegnet nun nur noch als tötendes, richtendes, zur Rechenschaft ziehendes Gesetz. Eine positive Form des durch die Sünde des Menschen und die um ihretwillen verhängte Todesverhaftung einschneidend variierten Kommunikationsverhrumisses zwischen Gon und Mensch ist nur von der Auferstehung Christi her möglich. aufdie die im Alten Testament bezeugten vorläufigen Heilstaten Gones abzielen. Eine überwin dung des Wirklichkeitszusammenhangs von Sünde und Tod ist nur in einer radikal externen Begründung von GOtt als wirkendem Subjekt her möglich.
pelcharakter. Es ist und bleibt auch Gones Gerichtshanddn über den Sünder . . Es ist im Lichte des Glaubens, dem die Sünden vc:rgeben sind, ein bezwungener Tod, ein bloßes S(�rbc:n, das uns nicht halten kann" � Ahlbrc:cht, Tod. 26.99.86f. 1 18. 1 1 5 �1 So bei Ahlbrc:cht, Tod, 1 1 8.133 � Vgl. dazu Brunner, Eschata. 3.6[14; auch: Pannenberg. SyTh 2. 227[ � Vgl. Brunner, E.schata. 9 .
,
312
Neuert evangelische Theologie
..Dieses Eschaton trägt den Namen Jesus ChrisfUS"m. Die Zu�ignung und An
uilgabt an tkr Aufa-suhung Christi und tkm mit ihr trrungmtn Sieg ist nun da einzige Modus tkT &aliJitrung tkr ursprüngl;ehtn BN/immung zum Lebm. Das Christ�reignis wird pneumatisch präsent, wolx:i der die Auferstehung als geschehenes Perfectum vergegenwärtigende Geist Gones zugleich der Geist ist, der unsere Auferweckung bewirkt. Durch das Geisteswirken wird die Spannung von Vergangenheit, Gegenwan und Zukunft gesent und wgleich überbrückt. Das Reich Gones, wie es als Gerichts- und Vollendungserwar rung sich vorweg im Gelten des überführenden Gesenes und in der pneuma tisch gewirkten Anteilgabe am Heil manifesticn471, wendet sich nicht gegen den Einu:lnen, sondern handelt an ihm. Der Mensch kann, sofern er Christ ist, eine zweifach begründete postmortale Existenz erwanen. Als Mensch befindet er sich in der seit dem Fall vom Gesen GOttes ausgehenden geschöpf lichen Urrdation 1U Gon und ist so als Person unu:rstörhar. Hinzu kann par tidl und kontingent zugeeignet das Sein in Christus, die in heilsgeschichtlich eschatologischer Zeit geschaffene positive Gonesbeziehung tretenm. Der Mensch geht zwar als ganu:r in den Tod, weil seine Ganzheit Gegen stand des richtenden und rettenden Handdns Gones ist, aber doch ist der Tod nicht der Übertritt in ein Nichtsein, in das Nichts47l. Die Dialektik von Ganztod, also Diskontinuität, und Kontinuität ist nur durch den relarionalen Rückbezug auf den handdnden GOtt und daher nur als Überschritt vom Tod zur Auferstehung. als Unsterblichkeit durch Auferweckung möglich. Die Auf erweckung muß an den Toten erfolgen, die unverlierbar kraft ihrer Geschöpf lichkeit auf GOtt bezogen. von GOtt beansprucht sind474• Die Auferstehung ist 47C1 Brunner, Escnala, 8 �11
Vgl. Ikiwr, Ddizite, 60.63; den., Hoffnung, 227f.243 m Vgl. Btunner, Eschata, 7.11.14.16 m Vgl. Brunner, Escnata, 14. In ähnliche:r Wei� �(Ont auch E Bnmn", Mensch, 375.495, zwar einerseits von dem rn.iproke:n Ve:rhältnis von l1ib und Sede: und von dem Totalanspruch Gones her die Ganzhe:itlichkeit des Todes und de:n Tod gerade: des Pe:rsonlCntrumS, we:il dieses als Herd de:r Verschuldung e:rkannt wird. Abc:r anderer�iu stdlt e:r die: Inkomme:nsurabilität von - rdation:aJ vc:nlandene:r - "Gc:isligke:iI" und - mate:ri:aJisrisch verstande:ncm - Tod he:raus, inde:m die: sich durchh:aJte:nde: Person:aJität des Me:nschen an �iner Bestimmung von�i[en Got tes he:r (dies :aJs Ume:rschic:d gcge:nüber de:n Tieren!) und an der wirksamen Gegenwart Gones im WOft fest�macht wird; ebd., 487f.: "Nicht in einer Geistnatur, in einem neutralen und unpersönlichen �istigen Sein, sondern im Wort GOIICS und in der in ihm lic:ge:nden Pcrsonbc stimmung - Zorn oder Gnade - liegt das EwigeK; "er kann verkehrt im WOrt GOlles sein und steht dann unter dem Zorn: a�r er kann nicht überhaupt nicht im WOrt Gottes �in": ..Wir können das Geistige als solches schlechterdings mit ,Tod' nicht zusamme:ndenken"; vgl. ebd 480 (gut ist die durchgehende thcoz.cntrische, soteriologische Begründung des Todes und sc:i ner O�rwindung!): ,.A�r wir verstehen ger.Jde diese Zeitlichkeit, dieses Sein zum Tode nicht, wenn wir nicht auch den Ewigkeitsanspruch, der irgendwie ... zum I1bcn des Me:nschen :als eines gtisti�n Wesens gehört und :aus diesem geisti�n Sein sich immer wic:de:r erhebt, :a15 Wesensmerkmal des Menschenle�ns zur Geltung bringen" m Zur Betonung de:r Kontinuität. auch auf kosmischer Ebene: Beiner, Hoffnung, .•
304.308.321
Präz.ision der Korrekturen
313
der umer den Bedingungen der gefaJlenen Welt einzig mögliche Modus der ReaJisierung des protologischen Ziels GOttes mit den Menschen. Die Seele ist dann, personal-relational gefaßt, der menschliche Pol eines Ereignisses, das der permanente, unsterbliche Vollzug des kommunikativen Verhältnisses zwischen Gon und Mensch ist. das sich am Lebensende konkre tisiert aJs Durchgang durch bzw. überschritt vom Tod zur Auferstehung. Sie wird je neu durch die Anrede Gottes und in Koinzidenz mit ihr gesent, so daß dem göttlichen Pol die logische, aber nicht zeitliche Priorität zukommt. Das Sein, die ontische Ebene geht der Relation nicht voraus, sondern wird durch sie gesent. Das eigentliche Kontinuum ist GOtt aJs disünkt wirkendes Sub jekt. Der Mensch wird von Gott aJs notwendiges Derivat und Korrelat des Gottesverhältnisses durchgehalten - durch den Tod hindurch47';.
m
J. Baur, Unsterblichkeit, �müht sich ebenfalls um eine positive Zuordnung der Termini
�UnSlerbljchkeil� und ,..AufefS(ehung�; �ide seien Momente, nicht erschöpfende Erf.usung der genuin eschatologischen Sache, nämlich "der kommunikativen 8eziehungsstifrung vom begegnenden Gon herw (ebd., 30); paralIde Aussagc:richtung beider: ebd 36fT. Problematisch ist allerdings ein an Althaus erinnerndes methodisches Korrdationsschema. das bei dem allge mein vorausz�nenden MDrang zur Endgültigkeit" ansent (ebd., 26) und die Auferstehung als eine in diesem Rahmen mögliche MExtrapolation aus der all unser Enden umgreifenden End gültigkeit� (ebd 49) bemchtet. Auch Radler. UnstC'rblichkeitsgc:danke. 37. würdigt den Un sterblichkeitslxgriff. weil durch ihn "die Kontinuität der menschlichen Persönlichkeit, die reli giöse: Dimension der Schöpfung" sowie der MWesennusammenhang zwischen dem Gönlichen und Menschlichen" zum Ausdruck gebracht werde; vgl. auch Campenhausc:n, Tod. 310f. .•
.•
F. Lebensvollzug als Entfaltung der innermenschlichen Tiefendimension Psychoanalyse und Anthroposophie I. Seele als unbewußt detetminiertes. immanentes
Geschehen (S. Freud) 1. Erwtiurung cUs Psychischm durch Dynamik und Konflikt Die Reduktion des Gegenstandes und der Methodik der Wissenschaft auf das immanent Gegebene und Erfaßbare, Meß- und Voraussehbare. wie sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur vorherrschenden Doktrin wurde. hat te ihre Auswirkungen auch auf die Wesc:nsbescimmung der Seele. Der seeli sche Binnenraum mit seinen Phänomenen, die in ihrem Funktionieren be schrieben und erklärt werden sollen. die in ihrer Imensität und Variation differierenden innerseclischen Vorgänge sind von Interesse, nicht aber ein in exu:ntrischer Relationalität gründendes Seclescin. das sich ofl"enhält für eine exiStentiell neu qualifizierende persona1e Begegnung. Man verbleibt in einem horizontalen Rahmengefiige und diesseits der Todesgrenze. Die Interaktion mit der Umwelt. die Reaktion auf Ereignisse der mitmenschlichen Umgebung und deren Verarbeirung trin an die Stelle der primären Aktion Gottes. Die Abhängigmachung der Vernunft von der Arbeit der sensitiv-vegetativen See lenpotenzen bedeutet den Venicht auf die Transzendierungsfahigkeit der Ver nunft. Es geht um die Erfassung der Gesenmäßigkeiten des Funktionierens von Lebensvorgängen, nicht um die Frage nach deren Wesen und schlech thin nigem Woher und Wohi n bzw. Darüberhinaus. Die Psychologie wird zur Tat sachenwissenschaftl . Als Vorläufer dieser Auffassung sind zu nennen lohn Lolr Irt ( 1632-1704), für den die Seele wie ein weißes, unbeschriebenes. auf Rezeptivität festgelegtes Blatt, wie eine ntabula rasa" in Erscheinung tritt. und David Humt ( 1 7 1 1-1776), der die Seele als ein nBündd von Vorstellungen", eine nfortdauernde Abfolge der Erkenntnisinhalte" betrachtet2• Der Mensch wird reduziert auf einen Wahrnehmungsvorgang. ohne daß in Abstraktion von diesem Vorgang oder als Resultat desselben eine personale Identität des Menschen ausgesagt werden könnte. Die Wahrnehmungsvorgänge verfügen I Vgl. Ulich. EinfUhrung. 16.17.1 9.20f.57 1 Dazu Ulich. Einftihrung. 5Bf.
315
Siegmund Freud
nicht über die setzende Wirksamkeit, wie sie Gou zukommt, der sich als pri· mär wirkendes Subjekt im VolJzug seines Tuns ein festes Gegenüber schafft. Lenrlich finden nur Verschiebungen auf der Horizomalen stau, nicht abet eine existentielle Veränderung aus der Verrikalen heraus. Das Seelische - von "Seele" als abstrahierendem, summierendem, vorgängigem Begriff kann kaum mit Recht die Rede sein - wird experimemell.induktiv erfaßt. Wilhe1m Wundt ( I 832-1920) konzipierre eine experimemelle Psychologie, die in der Be schreibung, K1assifizierung und Elememarisierung von Bewußtseinsvorgän gen bestand). Sigmund Freud ( 1 8 56--1939) wendet sich gegen eine rein deskriptive Be nennung des Hic et nunc des Psychischen und will nach dessen Verursachung fragen. Determinierender Faktor ist dabei nicht Gon, auch nicht ein gleich zeidg einwirkendes menschliches Gegenüber, sondern ein zurückliegendes Ereignis der individuellen Lebensgeschichte. Freud schließt von pathologi schen Begebenheiten auf das normale Seelenleben zurück. Neurosen und Psy chosen sind dann nicht durch organische Schäden, sondern durch seelische Fehlenrwicklungen bedingt4. Die Tatsache, daß eine Versuchsperson mit Be wußtsein eine Handlung ausführre. deren Veranlassung jedoch, weil in einem während eines vorausgegangenen hypnotischen Zustandes erteilten Auftrag bestehend. unbewußt war, legte die Möglichke.it von Einwirkungen eines uo bewußten Bereichs offen5• Die Annahme eines Unbewußten himer und vor dem von Wunde ausschließlich analysierten Bewußtsein sah Freud als indirekt legidmierr an im Nachweis der Nachwirkungen desselben, vor allem in Träu men und Fehlleistungen wie z. B. dem Versprechen, das heimlich Gewünsch tes und Erdachtes verrät. Der Widerstand der Versuchsperson, der sich bei der freien Assoziation überaJl dort einstellte. wo man auf bestimmte Begriffe und Themen zu sprechen kam. ließ auf eine verborgen, auch als latemer himer dem manifesten Trauminhalr, wirkende lebensgeschichtliche Ursache. schlie ßen6. Freud sieht sich zu einer korrigierenden Erweiterung des deskriptiven Kon zeptS Wundts durch eine dynamische Auffassung des Psychischen gezwungen. Das Unbewußre im eigentlichen Sinne ist nicht nur vorbewußt. d. h. momen tan latent. aber jederzeit bewußtseinsfuhig, sondern ecwas Verdrängtes, in ei nem Konflikt mit dem Bewußtsein Stehendes und daher nicht ohne weiteres Bewußtseinsf'ahiges1. Eine zweite Korrektur gründet in der Beobachtung, daß nicht alles Unbewußte auch verdrängt ist, sondern ecwas Unbewußtes im Ich wirkt, das sich gegen das Verdrängte wendet bzw. dessen Verdrängung er·
J Vgl. Ulich, Einführung. 66f. •
Vgl. Ulich, EinRihrung, 77; G. Adler. 5«le, , Vgl. G. Adler, 5«le, 9f. , Freud, Vorlesungen, GW 1 1, 1 1 1- 1 14 . 1 1 8 1 Freud, Ich, GW 13, 239-241
2(8( 12; Wanner,
Signal�,
23.25(27
Psychoanalyse und Anthroposophi�
316
zwingt. So kommt Freud zur Annahme eines Suukturmodells der Zuordnung und Interaktion bzw. des Widecsrceits von Es, Ich und Ober-Ich als Seelen kräften, nicht Seelenvorgängen oder hierarchisch geordneten Konsdrutions elementen'.
2. Ctschichtlich-evolutivt Fassung du Sute Freuds Strukturmodell kombiniert den Konflikt- mit dem Entwicklungsge mit seinen vor allem sexuell gefacbten und danken. Ausgangspunkt ist das in der öc:Jjpalen Ursprungssituation auf die weiblichen Familienmitglieder ge richteten Triebwünschc:n. Den Forderungen des Es muß in irgendeiner, es kann ihnen aber angesichts der Realität und der bald noewcndig werdenden Soz.ialisacion des IGndes nicht in unmittelbarer Weise encsprochen werden. Dem Lustprinzip uin das Realitätsprinzip, dem Es das Ober-Ich gegenüber, das die Forderungen des in eine für das Ich - die zur Realität hin vermit· feinde Instanz - akzeptable Gestalt überführen soll. Letztlich geht es um eine schricrweise Transformation der Modalitäten der Umsetzung der libidinösen Triebe bzw. um die Suche nach angesichcs der Wirklichkeit gegen über sexuel len Bezugspersonen adäquateren Objekten derselben. Das Ich ist der durch den Einßuß der Außenwelt veränderte, also sekundär entStandene Teil des Es9. Es vertritt gegenüber den Leidenschaften des Es die Vernunft und Besonnen· heit10• Das Ich richtet das Über-Ich auf, das zwar einerseics der Anwalt der Innenwelt, des gegenüber dem auf die Außenwelt ausgerichteten Ich in, andererseics aber diese Funktion gerade so ausfüllt. daß es restriktiv den For· derungen des Es gegenübertrittl1• Die Konfliktinstanzen entstehen gestaffelt. weil der Konflikt mit zunehmendem Alter zustandekommt und sich ver· schärft. Das über·leh hat einen zwangsartigen Charakter und verewigt den E1terneinßuß als der in der ursprünglichen ödipalen Situation normierenden Instanzll. Das Ich bemächtigt sich durch die Ausbildung des über· Ichs des Ödipuskomplexes, indem letzteres sowohl die durch die Liebe zur Mutter hervorgerufene Feindschaft gegen den Vater als auch die Vateridentifizierung repräsentiert13• Das Ich erobert in zunehmendem Maße das Es, indem es sich doch zugleich einem quasi domestizierten unterwirft'4. Auch wenn es gilt. die Balance, den Kompromiß herzustellen zwischen den physischen Impulsen des Es und den im Ober· Ich manifesten sozialen Anforderungen. so ist es
Es
Es
Es,
Es
• Frwd, Ich, GW 13, 244. Dazu Wahl, l...c.h�, 1 1-13.16; Wann�r. Signal�. 2 1 ; G. 5«:1�, 18f.34 , Frwd, Ich, GW 13, 252 .0 Ebd., GW 13. 252(. 11 Vgl. dxI., GW 13. 264 11 Ebd., GW 13. 263 ., Vgl. �bd., GW 13.262 I . Vgl. ebd GW 13. 264.286 .•
Adler,
Siegmund Freud
317
doch so, daß wir gelebt werden nan zu leben. d. h. unter der in variabler Gestalt begegnenden Dominanz des Es stehen15• Das Es kann auch positiv ' eingeschätzt werden, insofern seine adäquate Gestaltung und Dosierung, sei ne Sublimierung die freigewordene Energie in konstruktive Bahnen lenkt und so efWa Kunst und Kultur ermöglichtl6. Das theologische Problem dieses Ansatzes wird deudich. wenn man den Gebrauch der Reitermetaphorik bei Freud und Lurher vergleicht. Nach Freud gleicht das Ich einem Reite;. der die überl.:gene Kraft des Pferdes zügeln soll, aber oft das Pferd dahin gehen lassen muß. wohin es wi1P7• Es steht von vorne herein fest, daß nur der Mensch der Reifer - und zugleich das Pferd - sein kann und es nur auf das Wie des Reitens, d. h. auf das Maß der Dressur und Kontrolle des Pferdes, ankommt. Das Pferd ist die alles bestimmende Größe; es wird in jedem Fall laufen und der Reiter wird nur zusätzlich und nachträg lich darauf gesetzt, um es zu zügeln. Lurher hingegen 18 macht die qualitative Differenzierung des Reitens nicht an der Technik des Reirvorgangs, sondern an der Person des Reiters fest. Der Mensch ist ein Gebundener und bleibt verwiesen auf die primäre Aktion Gones oder des Teufels. Er unterliegt einer eschatologischen Norm und Zielsetzung und nicht nur dem Postulat eines innerweldich als erfolgreich oder angemessen geltenden Verhaltens 1,). Der Wille GOttes und nicht die libidinöse Es-Struktur soll umgesetzt werden. Es geht nicht um die Transformation, sondern die Überwindung der Es-Ebene. Die Sünde ist nicht nur eine unzeitgemäße oder defizitäre Form der Umset zung der Es-Triebe bzw. deren zum Gewissen modifizierten Forderungen20, sondern der Mensch ist von Anfang an Gewissen, steht vor Gott - und dies als Sünder im schlechthinnigen, qualitativen Sinne. Nicht eine katharrische Me thode, die Bewußtmachung und Abreaktion verdrängter und unbewußter In halte kann helfcn21, sondern nur die Sündenvergebung durch Gon. Die methodische Reduktion des Aussagebereiches in der Wesensbestim mung des Menschen auf den Vollzug und die Umsetzung der Es-Triebe be dingt auch eine Umkehrung der Bewegungsrichtung im Verhältnis von Mensch und Gon. Gon ist nicht wie bei Schleiermacher Implikat des Be wußrseinsinhalts des Menschen, Verbalisierung des Woher seines Abhängig keitsgefilhls; der Mensch ist nicht passiv. Vielmehr bewß( Freud unter ZuI � Ebd
GW 13,251: ..das. was wir unser Ich heißen, sich im Leben wesentlich passiv ver hält, daß wir ... gelebt werden von unbekannten, unbeherrschbaren Mäch(en� (Hervorhebung im Original). Vgl. auch Ulich. EinfUhrung. 75f.80; Wahl. Lehre, 18; Herms, Freud, 48; Wan ner, Signale, 32; G. Adler, Seele, 13-21 .33 14 Vgl. G. Adler, Seele. 3 1f.; Wahl, Lehre, 21 17 Freud, Ich, GW 13, 253 11 Luther, Oe servo arbitrio, WA 18.709,22ff. Vgl. Herms, Freud, 48f. 10 Freud, Ich, GW 13. 265.280 I 1 Vgl. Wanner, Signale, 28 "
.•
318
Psychoanalyse und Anthroposophie
grundelegung derselben Prämissen - wie Unmöglichkeit einer Aussage über das An-sich der Transzendenl. bzw. eines ethischen oder vernünfrigen Zugangs zur Transzendenz, Ausgangspunkt beim Gefühl, beim psychischen Innenle ben - die Akcivität des Menschen, deren Woher nur der Mensch selbst sein kann. Von der Aktivität des Menschen her kann die innersedische Basis zur Aussage über Gon nicht ein Abhängigkeits-. sondern nur ein Sehnsuchtsge fühl sein, lentlieh nur ein Pro;ektionsvorgang. ohne daß der projiziene Ge genstand eine von diesem Vorgang zu lösende Existenz besäße. Gott, die Reli gion fungiert als Ersanbildung für die: Vatcrsehnsuchr2• die den Menschen als Kompensation bzw. andere Seite einer ambivalenten Beziehung zu dem er mordeten Urvater der von Darwin und Freud angenommenen Urhorde von Brüdern angeboren ist. Der ehemals gehaßte. weil seine Söhne unterdrücken de Urhordenvater wird jerz.t um SO mehr verehre und ihm bzw. seinem proji zierten Ersarz. nachträglich Gehorsam entgegengebracht. um das vorhandene Schuldgefühl zu beschwichtigenll. Die dramatischen Schicksale der Urzeit mit ihrer ödipalen Grundsituacion eines Vaters, der seinen Söhnen die be gehrten Sexualobjekte vorenthält und sie mit Kastration bedroht und so den Widerstand der Söhne heraufbeschwört, haben Engramme in der Gehirn struktur aller Menschen hinterlassen. Freud kombiniert dabei lArnacks These von der Vererbung erworbener Eigenschaften mit dem Ha�ck(/schen biogene tischen Grundgeserz., nach dem die Ontogenese die individuelle Rekapitulati on der menschheitsgc:schichtlichen Phylogenese isr4• Es ist dabei bezeichnend, daß freud den Reinkarnationsgedanken nur auf die physische Ebene der Begegnungs- und Wirkweise des Es be'l.ieht, das in sich die Reste ungezählter Ich-Existenzen beherbergt und weiter vererbr2\ nicht aber eine über die Vorgeprägtheit der biologischen Grundstcuktur hin ausgehende individuelle fortexistenz nach dem Tod annimmt. Der Tod gilt ihm vielmehr als der notwendige und unübersteigbare Ausgang allen Lebens. Der Gedanke einer Unsterblichkeit beruhe hingegen auf einem Nichtwahrha benwollen der vernichtenden Wirkung des Todes durch den Menschen26• Re ligion allgemein, sei es in der Ausbildung des ein Schungefühl verminelnden Gonesbegriffes oder in der Hoffnung auf Unsterblichkeit. wurzelt in der Per spektive Freuds in einem Ohnmachtsgefühl. das sich durch die Bewältigung der Sinnesweh minels der Wunschwelt zu therapieren versuchr27• Es ist aller dings sehr die Frage. ob man nicht eher durch die Nachrichr von der Existenz Gottes und einer postmortalen fortexistenz des Menschen Angst bzw. ein zuII
Vgl. Freud, Ich,GW 13, 265 1) Vgl. Freud. TOlem, GW 9. 172[178. 179[ Dazu Jünner. Religion, 4S-47.57 � Vgl. Ratlner, Tiefenpsychologie, 18 11 Frcud, Ich, GW 13,267.278 16 Freud, T od. GW 10, 341 .347 Freud, Folge, GW 15, 181; ders., Zukunft, GW 14, 343.346.352. Dazu Rauner, Tiefen psychologie, 12[29.32[40; Jünner. Religion. 49.62 17
319
earl Gustav Jung
tiefst erschrockenes Gewissen auslöst und weckt und die Möglichkeit eines Absehenkönnens von Gott eine alte Wunschprojektion des zum Hedonismus und Egoismus neigenden Menschen darstellt. Die bleibende Verantwortung vor und das Angewiesensein auf GOtt. wie es sich bei einem spez.ifisch theo· zenuischen Ausgangspunkt der Anthropologie ergibt. bedeutet weniger Wunsch als Verpflichtung des Menschen.
11. Die Seele zwischen Gegensatz und Kompensation
(c. G. Jung)
J. Tramzmdierung nach innen als Modifikation des empiristischen Amatus earl Gustav Jung ( 1 875-1961) teilt die gegen eine selbständige Vernunfnäg· keit und ·mächtigkeit gerichteten empiristischen Prämissen der modernen Psychologie, wendet sich jedoch gegen eine damit einhergehende materialisti sche Reduktion der Wirklichkeit auf das Physische oder vom Physischen Ab hängige. Statt einer Psychologie ohne Seele, für die der Geist des Menschen rein horizonral - nur ein Gehirnsekret, ein Epiphänomen des Stoffiichen dar stellt und das äußerlich Sichtbare. die sogenanme Tatsache zählt. möchte Jung eine Ehrenrenung der Seele als einer genuin eigenständigen Größe betrei ben28• Die Spontaneität und Effektivität nun gerade der Erfahrung und nicht ein substanzon rologischer Rekurs auf die Rationalität der Seele oder eine Her leitung vom Wirken eines personal. distinkt gegenüberstehenden GOttes er weise die Seele als eine der Materialität gegenüber überlegene Größe. Jung verweist auf den Osten, der das Wesen a1ler Dinge in der Seele begründet sieht und die psychische Realität als die einzige, unmitttibar erfahrbare Wirklich keit erkennr2'. Die materiellen Objekte sind dagegen nur in einer über die Wahrnehmungsbilder verminelten. d. h. einen Verwandlungsprozeß voraus setzenden Weise zugänglichj(). Die telepathischen Phänomene widerlegen die These der Gehirnverhaftung und Raumzeitbeschränkung der Seele". Jung verweigert zwar eine Aussage über das An- und Für-sieh-Sein der Dinge, deckt 11
Jung. Dynamik, GW 8, 387-390.391.393 19 Ebd., GW 8, 439 )0 Jung nennt den für das wc:sdiche Denken zumal des 19. Jahrhunderts kennzeichnenden Grundsan: "Nihil est in intdltttu quod non antea fuerit in stnsu�: ders., Dynamik. GW 8. 437; vgl. dxi., 438: "daß das Ikwußtstin überhaupt in keiner direkten Beziehung zu irgend wdchen materiellen Objekten steht. Wir nehmen nur Bilder w:mr . (Hervorhebung im Ori ginal) SI Jung. Dynamik, GW 8, 472-474 .. ..
Psychoanalyse und Anthroposophie
320
aber doch eine transzendierende Dimension auf, die sich in den umgren1.[cn Bereich des Erfahrbaren einordnen läßt, weil sie nach innen gekehrt wird32• Wie Freud benenne Jung das Un bewußte als diese transzendierende Größe und läßt es zugänglich werden in seiner Nachwirkung, vor allem im Traum als der "Resultante u"bewußter seelischer Vorgänge die noch eben ins Be� wußtsein hineinragt"l). Während jedoch Freud als entscheidende Traumquel le das im Zuge der individuellen Lebensgeschichte: Verdrängte kennt und so 7.U einem personalistischen Verständnis des Unhewußten als eines nicht mehr Bewußten kommt, weitet Jung das Unhewußrc über die biographischen Grenzen hinaus aw in die Gesamrneit der Menschheicsgeschichte. die vorran gig noch nicht bewußt ist und auch nie ganz bewußt gemacht werden kann.H. Als kollekcives Unbewußtes hat es nichcs zu cun mit der materiegebundenen, weil sexuell gefüllten Libido, deren inadäquate Entfaltung zur Verdrängungs aktion führte. Es ist also nicht Derivat eines anderen Triebes und Nebenpro dukt des individuellen Umgangs mit diesem, sondern ein schlechthin geisti ges, dem in sinnlichen Bahnen verlaufenden Individualleben vorgelagertes ..Prinzip sui generis"35, Die Phylogenese ist nicht so sehr wie bei Freud auf die physische Strukcur als der Basis der Es-Triebe als vielmehr auf die geistige Arbeit, auf die religiöse, mythologische Schaffenskraft der Menschheit bezo gen. In den Träumen begegnen Inhalte, die nicht auf persönlicher Erfahrung beruhen und im Lcbensverlauf der Versuchsperson erworben worden sein können. Sie müssen vielmehr aus einem angeborenen und nur hier und da partiell manifest werdenden Reservoir überindividuellen Wissens geschöpft worden sein . ..Das kollektive Unbewußte ist die gewaltige geistige Erbmasse der Menschheitsentwicklung, wiedergeboren in jeder individuellen Hirn strukcur"36. Der Mensch kommt nicht als eine ..tabula rasa" zur Welt, wie Lok ke das will. sondern ist durch einen ihm inhärierenden Fundus gesamt menschheitlicher Erfahrung vorgeprägt:. Wie bei Descartes partizipiert das Ich an einer es umgreifenden und schlechthin transzendierenden Größe, die nun jedoch nicht in ein distinktes Gegenüber, sondern in die eigene. innerseeli sche liefenschicht verlegt wirdJ1. ...•
.J.l
vgl. ebd., GW 8. 164 » Ebd., GW 8,166 GW 8. 209.215 )4 Vgl. ebd J) Ebd., GW 8. 64.6Of. " Ebd., GW 8, 1 83; vgI.ebd 172f.175f.398. Dnu G. Adler. Sc:cle. 64f. 1 1 0.130; Unterste. Tiefenpsychologie. 43; G. Hummd. Psyche. 284[294 '1 Von römisch.katholischer Sc:ite her wird zwar wohl zu R.c:cht betOnt. daß ein nicht nur rdatives. also durch den Vorg:mg etwa des Ve�ns entstandenes. sondern absolutes Unbe· wußtc:s non der herbeigezogenen mythologischen Par.tllc:!en ein unlxwic:sc:nes Postulat bleibt (Staub. Auffassung. 28.30.32). Aber man wird nicht zustimmen können. wenn Jung das über. sehen der Geistigkeit der Sc:de vorgeworfen und auf die Notwendigkeit eines met:lphysischen, d.h. hier: substanzontologischen Zugangs zu einer übermateridlen Realität abgehoben wird (ebd 27(3 1). Nicht die geschichtliche Fassung der Geistigkeit ist das Problem, sondern die .•
.•
.•
Carl GUSla" Jung
2.
321
Religion als Th"apl!Utikum zur Erlangung d" Ganzhtit
Wie Freud legt Jung eine dynamisch-akthafte Sicht der Seele zugrunde, inso fern es sich bei dem Seelischen um ein durch eine Kraft in Gang g�n[es und gehaltenes Geschehen handeh. Anders aJs Freud zeichnet Jung aber nicht nur das Bild eines sich tron aJler Variation durchhaJtenden Konfliktes, sondern Stellt neben und über die Spannung den Ausgleich. die Synthese aJs Ziel be stimmung18. Es geht nicht um sich ändemde ModaJitäten der ReaJisierung des Ich-Triebes. auf den in Freuds kausaler Betrachrungsweise sters Bezug genom men wird. sondern um quantitativ zu erfassende lntensitätsdifferenzen in der Gesamtheit psychischer Energie. um Energieumsenungen bei gleichbleiben der Energiemenge mit einer finaJen Ausrichrunlf'. Ein vorhandenes Energie geflille muß durch entsprechende Energieverlagerungen ausgeglichen wer den40• Die verschiedenen innerseelischen Instanzen sind von vorneherein und gleichzeitig vorhanden, entwickeln sich aJso nicht erst im Laufe einer Kon fliktbewältigung; sie unterscheiden sich aber in ihrem Gewicht und Status. Jeder Mensch verfugt über eine doppelte Vierheit von seelischen Strukturen: über vier Grundfunktionen, darin die rationaJen. nämlich Denken und Füh len. und die irrationalen, also Empfindung und Intuition; di� lassen sich den beiden Einstellungen des Extra- und Introvertiertseins zuordnen4'. Es er geben sich zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten und Unterschiede, je nachdem welche der Funktionen und Eigenschaften eine sozusagen asymme trische Präferenz erhalten, ohne daß die jeweils anderen, darin inferioren Di mensionen fehlen. Das Vorhandensein der lenteren und deren Wirken im Unbewußten übernimmt die Funktion einer Kompensation. So existiert ein Bündel mit den typischen Eigenschaften des jeweils anderen Geschlechts in einer unentwickelten Form im Unbewußten42• Neben der Kompensation steht die Spannung, der Gegensan, weil die je weils im Unbewußten manifeste Seite unterrepräsentiert ist. Daher muß ne ben der Progression, der Anpassung an die Forderungen der Umwelt, eine Regression, die Anpassung an die psychische Innenwelt, erfolgen4). Ziel muß die möglichst vollständige Integration und Gleichgewichrung der inferioren
innerwehliche Füllung bzw. innermenschliche loka.lisierung d�n, was theologisch relevante Geschichle isl. Jf Jung. Schriften, GW 7. 195f. Dazu Unt(fSle. Tiefenpsychologie, 4 1.46.47.52.55.151 " Vgl. Jung. Dynamik. GW 8, 3.16-19.20.25-28.29f. .cl Ebd GW 8, 33.44J.52 " Vgl. Jung. Typen, GW 6, 566f. Dazu Um(fSle. Tiefenpsychologie. 37; G. Adler. Seele. 94-98 U Vgl. G. Adler. Seele. 74f. .,\ Jung, Dynamik, GW 8. 35.39.43 .•
322
PsychoanaJyst und Anthroposophit:
Seite und damit die überführung der Spannung. des krankmachenden Kon flikts in die Synthese uneer einem übergeordneten Ganzen sein. Jung kennzeichnet ein sich der Beseitigung des Ausgangsproblems der Ge gensänlichkeit zuwendendes Leben als den Prozeß der Individualion. als Pro gramm der Realisierung des Selbst. das in einem stetigen Voraus bleibt, weil das Unbewußrc nie vollständig bewußt gemacht werden kann«, AJs Insrru men[ zur Ingangsetzung und Förderung des Individuationsprozesses dienen die Symbole, aus dem Unbewußten heraus entstehende Energicrransformaw ren, Schaltstellen. an denen das Unbewußte bewußt werden kannH, Wenn der Therapeut im Zuge einer arnplifikarocischen Mernode die Assoziationen und Trauminhalte der Versuchsperson aus dem Fundus der gesamrmenschheidi ehen Mythologie heraus interpretien und ausweitet. so gilt es, vor aJlem sol che Symbole hervorzuheben und den Patient mit ihnen 'lU konfrontieren. die rur das Ziel der Ganzheit und des Ausgleichs förderlich sind. Es stellt sich dabei heraus. daß die formulienen Dogmen des Christentums. vor aJlem das Trinitätsdogma. eine nur unzureichende und therapeutisch nur bedingt wirk same Explikation des seit jeher im Unbcwußten Vorhandenen und in adäqua ter Weise bewußt w Machenden darstel1t0f6• Nur ein solches Symbol vermag den defi'litären und spannungsgeladenen Charakter der kranken Psyche 'lU heilen. das seinerseits nicht eine defizitäre Struktur aufw-eist. Zwar bedeutete das Bekenntnis zur Trinität eine kompensierende VergeiStigung gegen eine 'lU große Primitivität und Unbewußtheit47• aber es kam zu einer Vernachlässi gung der Schattenseite. aJso des Materiellen. Bösen. Weiblichen und zu deren Bclassung im Unbewußten. Die Trinität ist lentlieh eine verkappte Quaterni tät und durch ein Reduktionsverfahren nach dem Schema 4 minus I zustan degekommen48• Die Dreiheit iSt ein Kunstprodukt. das die experimentell aJs .. Vgl. Jung. Schriften, GW 7, 19S(; de!S., Typen, GW 6, 5 12f.: ,.Als empirischer Ikgriff bezdchnel das Seibsl den Gesamrumfang aller psychischen Phänomene im Menschen. Es drückl die Einhdt und Ga01.hdt der Gesamtpersönlichkeit aus. Insofern aber lemue infolge ihres unbcwußlen Anleils nur zum Teil bewUßI werden kann. ist der Begriff des S.ISelbst] eigcndich zum Teil po{emiell empirisch und daher im sdben Maße ein PonY!;l!. Mi! ande�n Worten, er umfaßI ErfaIubarc:s und Unerfahrbares, bzw. noch nichl Erfahrenes� (Hervorhebung im Origi nal). Dazu G. Adler, Seele, 1 54f.; Unterste, TIefenpsychologie, 47 o Jung. Dynamik. GW 8,50f.; vgl. G. Adler, Seele, 132(134; Unte!Sle, TIefenpsychologie, 50 ... Ab Beleg Air die Herleirung des Dogmas aus menschlicher Produktivilät mag dienen: Jung, Archerypen. GW 9/1, 22: "Das Dogma enettl das kollekti� Unbewußle, indem es die ses in weitem Umfang formuliert. ... Das [.d,cn des kollektiven Unbcwußlen ist fast restlos in den dogmatischen, archel)'pischen VorsteUungcn aufgefangen und fließt als gcbändigler Strom in der Symbolik des Credo und des RilUaIs"; ders., Trinilätsdogma, GW 1 1 , 1 54: "Die Ergeb nisse die:sc:r Gdstest2tigkcit schlugen sich nieder in l...chrsiitzcn, den sogenannten �ma[a, de�n Gcsamthdt im sogenannten Symbolym, dem Glaubcnsbekennlnis z.u.s:ammengefaßt wwde" (Hervorhebungt-n im Original) 41 Vgl. Jung. Trinlitätsdogma, GW 1 1 , 208 q Vgl. Jung. MYSlerium, GW 1411, 202
Carl Gustav Jung
323
viel häufiger und ursprünglicher im Unbewußten anzutreffende Vierheit ver· zerrt und verdrängt hat. Das Böse muß aus seiner rein privativen Definition (privatio boni) befreit und als eigenständiger Pol in die gönliche Quaternität integriert werden49• An dieser Stelle wird das Problem der Erkennmisquellen und methodi· schen Prämissen der Jungschen Konzeption akut. Die theologische Tradicj· on, wie sie in der Heiligen Schrift als dem Ware Gones gründet, kenm nicht ein spezifisch böses TUIl oder dne entsprechende böse Wesensdefinition GOt· tes in Koexistenz zu einer guten Seite, sondern nur ein zeitweiliges sich unrer dem Gegenreil verbergendes oder sich abwendendes Handeln des Deus abs· condirus im Überschritt zur Gnadenoffenbarung. Dem Teufel wird in z.eitli· cher und qualitativer Differenz zu Gon ein gewisses Maß an Macht zugestan· den, die aber nur eine verliehene und seit dem Abfall von Gon gegen Gott gewandte Macht darstellt. Aber es geht Jung nicht um ein Handeln Gones oder auch des Teufels in personaler Disrinhheit und im Gegenüberstand zum Menschen, sondern um eine adäquate begriffliche Explikation des im Unbe· wußten Befindlichen und deren impulsive Effektivität fur den therapeuti. schen Weg der Ganzwerdung. Ein je nach den therapeutischen Bedürfnissen durchaus variables Gottesbild als Determinanre des Unbewußten, als aprio risch im eigenen Inneren mitgegebe:ner Archerypus}O ersetzt GOrt als unver fügbares, aber über den Menschen verfugendes Subjekt. Eine Hermeneutik der Existenz, die ein Sichbewußtmachen und Bejahen der eigenen Wesens· konstituentien anstrebt, tritt an die Stelle des Heilshandelns Gones. Gon und Selbst konvergieren und Religion wird zu einer Be2iehung des Menschen zu etwas, mit dem er wesensidenrisch ise bzw. werden soll. Dem entspricht die immanente Begründung der Unscerblichkeit, die durch die Erweiterung des Unbewußten l.U einer kollektiven Größe und die Partizi· pation des Individuums daran denkbar wird. Würde das Unbewußte personi· fi1.ien, so entstünde ein kollektiver Mensch. der über den Schatz der Nieder· schläge aller Ahnenleben verfugte und schon von daher über Geburt und Tod erhaben wäreH• Zudem kann die Auffassung des Lebens als einer Vorberej· rung auf den Tod weniger wegen ihres Offen barseins in der Schrift oder der Erfahrung des Handdns Gones als aufgrund eines consensus gemium, einer unbestreitbaren Präsenz in der psychischen liefenschicht des Menschen , nicht ein ausgek1ügdtes Gedankenkonstrukt sein�2.
'" Vgl. Jung. Trinitätsdogma, GW 1 1 ,183 )0 Vgl. Jung. Dynamik, GW 8, 231. Zu d�n Par.alldcn hinsichtlich d�r �rkenntnispsycholo- gischen Funktion zwischen der Archerypcnthcorie und Kam vgl. Staub, Auffusung, 6.29; G. Hummel, Psyche, 298; Jacobi, Psychologie, 145 '1 Jung. Dynamik, GW 8, 398 " Ebd., GW 8, 467f.; vgl. ebd., 469.474
324
PsychoanaJyse und Anthroposophie
III. Lebensgeschichdiche Persönlichkeit sta!! relational
begründeter Personalität (R. Steiner) 1. C.istigk.it tUs Mmschm durch intuitiv
begründete Eigenaktivität umral- und Ausgangspunkt des anthroposophischen Systems Rudolf $tei· ncrs ( I 861-1925> ist der Mensch, von dem her und im Rahmen von dessen Möglichkeiten alles Weitere auszusagen ist, Es handelt sich um das Human um. das ..geisrwärts offen" istH. Steiner zeichnet das Wesen des Menschen in einer doppelten Abgrenzung. Zum einen wendet er sich wie Jung gegen eine materialistische Reduktion der Wirklichkeit auf das sinnlich Erfahrbare und äußerlich faßbareS
U
Friding. Wicderverkörpcrung. 86 )4 Steiner, AR 9 " Steiner, Throsophie. 37.38.41.141 !>6 Steiner, Chrisms, 143 '1 Steiner, SL, 32.41.50; den Anthroposophie. 20f )I Steiner, AR 16. Zum Ganzen vgl. Badewien. Anthroposophie. 33.79.82f84f9Of; Donat. Rtinkarnationsidtt, 176; Klingler, Menschenbild, 13f; K. E. Ekcker, Anthroposophie. 22 " Steiner, PhF. 180f182 60 Ebd 182.183 .•
.•
Rudolf Steiner
325
teilt - in der Loslösung von aUen überindividuellen bzw. externen Bezugsgrö� ßen aus. Der Verweis auf das eigene Innere, das unmittelbar erlebbar und zu� gänglich ist, genügt, um die geistige Sphäre und die anthropologische Dimen� sion der Geistigkeit zu erfassen, denn die Ideenwelt ist "in mir tätig"61. Der Mensch soll nur sich folgen, d. h. aus eigenständig gewonnenen Impulsen und Inruitionen heraus handeln und sich nicht unrerwerfen62. Anders als etwa bei Kam kommt der Rekurs auf das spezifisch Geistige bzw. Vernünftige im Un� terschied zum Natürlichen gerade nicht zu einem allgemein verbindlichen, weil allen Menschen kraft ihrer Vernunft inhärierenden sittlichen Gebot, son dern zu einem individuell differierenden Maß des Wollens63• Der freie Mensch handelt sinlich, weil er eine sittliche Idee hat, d. h. aufgrund eines individuellen Zugangs zur Ideenwelc sein sitdiches Gebot selb${ zu bestim men vermag64. Die sitdichen Gebote sind dann Gedanken der Menschen, nicht Ausflüsse einer höheren Macht, sei sie materiell, götdich�transzcndem oder in der Weise eines apriorischen, universal bindenden Ethos begegnend6). Bei alledem ist die Freiheit aber nicht ein vorgegebener Zustand, sondern bleibt tron aller Realisierung ein stets in einem Darüberhinaus liegendes Ziel. Der Mensch ist "ein sich entwickelndes Wesen"', nicht ein ..abgeschlossenes Produkt"66. Die Verbindung von akzemuierter Individualität und dem Ent wicklungsgedanken wird sich als Proprium der Steinersehen Konzeption er• welsen.
2. Biographische, nicht dualistische Fassung der Reinkarnation Nachdem die Existenz einer nicht�materjellen Dimension des Menschen nachgewiesen ist und deren Deduktion von einem göttlichen Externum, also von einem mirakelhaften Schöpfungsakt aufgrund der methodischen Reduk� tion auf die durch die menschlichen Möglichkeiten gesteckten Grenzen aus� scheidet, bleibt nur eine Erklärung dieser Wirklichkeit aus sich selbst heraus übrig. Seelisches kann nur aus Seelischem entstehen67• Von der Anwendung eines externe Verursachungsinstanzen ausschließenden Kausalprinzips her 61
PhF 170; vgl. ebd 183 61 PhF 151.154f.158.166f.169.173.176 6' PhF 163: "was für mich in dem individuellen Falle zu tun ist"; vgl. ebd., 176. In dieser Wendung gegen Kant ist ein Beleg dartir zu erkennen, daß Kanu Autonomiebegriff nicht eine Bindungs� und Gesenlosigkeit meint. � Vgl. PhF l77f. ., Vgl. PhF 184 66 PhF 185; vgl. ebd.: �Der Monismus weiß, daß die Natur de.n Menschen nicht als freien GeiSt fix und fenjg aus ihren Armen emläßI ..... ; vgl. Friding, Wiederverkörperung. 20: Mder Mensch, so wie er von der Schöpfung herkam, offenbar noch nicht vollendet war .. � fi1 Vgl. dazu R. Hummel. Reinkarnalion. 86f.; Ruppen, Reinkarnation, 9 1 ; Geisen. An· throposophie. 260 .•
.
326
Psychoanalyse und Anth roposophie
kann das Sttlische in seiner gegenwärtigen Gestalt nur Folge früherer und Ursache späterer seelischer Wirklichkeit sein. Man beruft sich zum Erweis der Konsensfahigkeit des Daß dieses Sachverhaltes auf Origenes' Präexisrcnzpsy chologie. die die Seele nicht einfach vorau5SC:czungslos in das irdische Leben eintreten läßr"'. und auf die christliche Lehre vorn Zwischenzwtand bzw. all gemein: von der postmortalen Fonexisrenz6?, untere wird zwar gegenüber einer nihilistisch verstandenen Ganztodlehre verteidigt, aber ihr fragmentari scher Charakter hinsichdich des Wie wird monierc1°, In diese Lücke stößt die Reinkarnationslehre vor, die an die These der Geistigkeit durch exklusiv indi vidudl begründete Aktivität anknüpft. also vom Menschen als Handelndem ausgeht. Wie Jung nimmt Sreiner in Amirhese zu Locke die Präsenz von Schätzen der Vergangenheit im Geist an und bezeichnet die Seele aJs "treue Bewahrerin des Vergangenen"", aber füJh das Vergangene nicht mit den Er fahrungen und der Denkarbeir des Menschheitskollektivs, sondern mit der vormaJigen Tätigkeit des Individuums. Der Mensch wird nicht jeden Tag aus dem Nichts erschaffen, sondern erwacht, d. h. knüpft an die vor dem Schlaf vorhanden gewesene und selbt geschaffene Situation an72• Das gestern Ver richtete ist heute in seiner Wirkung vorhanden, wobei das ..Gestern" auch und vor allem im übertragenen Sinne aJs Rückverlängerung über die Grenze der Geburt hinaus zu verstehen ist7J. Der Mensch bereitet sich selbst sein Schicksal, das mit der Geburt vorgeprägt, weil durch das vorgeburtliche Tun bedingt ise". Damit wird ein Zweifaches deutlich. Erstens ist die akthafte Begründung der Geistigkeit des Menschen zu präzisieren als Möglichkeit und Tatsäch lichkeit einer individuellen Lebensgeschichte als eines in sich geschlossenen und nach eigenen Gesetzmäßigkciten funktionierenden Systems. Während die Tiere eine ((in gattungsmäßig-instinkthafte, d. h. durch ihnen vorgegebe ne Strukturen bedingte Enrwicklung durchmachen, ist der Mensch Herr und Erbauer nicht nur einer Enrwicklung, sondern einer Geschichte, die nur durch ihn und sein ihm jederzeit verfugbares Tun determiniert ises. Das Tier untersteht ebenso wie der menschliche Leib dem Gesetz einer durch Verer bung übertragenen kollektiven, weil gattungsmäßigen Konformität. Der MI
Friding, Wiederverkörptrung, 10 " 5teiner, Christus, 177 1(1 Friding, Wiederverkörperung, 66 11 5teiner, Theosophi(:, 65 1l 5teiner, Theosophie, 79; deTS., Grundlinien, 268: Mder M(:nsch passiert mit j�(:m Aufvr.. ehen, jed(:n Morgen beim Aufwachen die Region $(:ines V(:rgang(:nen Karmas; er passiert j�en Abend bdm Einschl.afen die �n $(:ina werd(:nden KarmasM 1J Vgl. 5tdneT, Theosophie, 79 14 Ebd. • 7 1 .83-85 1) 5tein(:T, 51., 46; ebd., 47: So wie er [der Mensch) die Erfahrung in Theorie verwanddt, aus der Namr die Wahrheiten des Geistes herausholt, so holt er aus dem Vergangenen die Re gdn der Zukunft und wird dadurch zum ErbaueT der ZukunftM ..
•
Rudolf Steiner
327
Mensch im eigenclichen Sinne, d. h. als geiniges Wesen, nellt eine Ganung für sich dar, deren Geschick nur aus dem individualgeschichdichen Rahmen heraus erklärt werden kann76• Zweitens wird die Reinkarnation in einer nicht-dualistischen, positiven Weise begründet. Beherrscht das fernösdiche Denken die Sehnsucht nach der Erlösung aus dem Kreislauf des Lebens und suebt Plawn die allmähliche Se paration vom Materiellen an, so begrüßt Steiner die je neue Inkarnation als Vollzugsmittel der gesamtbiographisch st
vgl. Steiner, Theosophie, 69f.: Was d�r Mensch bedeutet, das a!xr fangt �rsI da an, wo �r nicht bloß An-, oder Gauungs-, sondern wo er Einzclwesen ist"; ..Wer ü!xr das W(:S(:n der Biographie nachdenkt. der wird gewahr. daß in geistigt:r Beziehung jeder Mensch eine Gattung Rir sich ist" T1 Ebd., 55: .Das Ich gibt die Trennung zwischen beiden, in der Art, daß sich das Physische in seiner Eigenart hingib! und ein�n Leib aufbaut, der eine Scc:le in sich auneben 12ßt; und das Ich gibt sich wieder hin und läßt in sich den Geist auneben. der nun seinerseits die Scc:le durchdringt und ihr das Ziel gibt in der GeiSteswelt" (Hervorh�bung im Original). Hinzuwei sen ist auch darauf. daß Steiner in seiner dreifachen Untergliederung der trichotomischen EJe mente die jeweiligen Rand- und Obergangsgrößcn zuummenfaßt tu einem ..empfindend�n Scc:lenleib" und einer �g�isterRillten Ikwußtscinssede": dcrs.. Theosophie, 5M.; auch ebd., 90f.: �Die Scc:len- und Geistesweh sind nichts ndxn oder auSrr der physischen. sie sind nicht riium lich von di(:S(:r getrennt" (Hervorhebungen im Original) 11 Vgl. Fricling, Wied�rverkörpcrung. 74: die Biographie als _Schicksalsgt:stah", als Geist gestalt', die jedem Menschen in unverwechselbarer Einmaligkeit zugehört" � Fricling. Wiederverkörperung, 75. wehrt die Frage, ob man bei einer neuen Verkörpe. rung noch derselbe sei, ab mit der Gegenfrage: �,bin ich's denn schont"; Je mehr das wahre Ich des Menschen sich hervon.rbcitet, desto ähnlicher wird es sich selbst"; zur Geringsch.ätzung des theologischen Pcrsonbcgriffs �bd., 95: ..Als diese bestimmte und einmalige Person stirbt man nur einmal"; .ln einer nächsten lnlurnalion würde die durchgt:hend� ewige Individualität sich eine anderePerson aufbauen, durch die sie ,per-sonat', ,hindurchtönt' . Aber der Tod ist jeweils ..
••
328
Psychoanalyse und Anthroposophie
Weil der eigenständig agierende Mensch den Ausgangspunkt der Srciner sehen Überlegungen bildet und der Selbstbezug des Menschen im Zentrum steht, kann der Welt- und Gottesbezug dem nur sekundär zugeordnet werden. Der Freiheit und Individualität des Menschen entspricht das Karma als imma nent begründetes. weil quasi als Kehrseite der biographischen Existenz fungie rendes Gescez. Der Mensch ist dazu verpflichtet und in der Lage. ein durch sündiges Tun entstandenes Defizit in der Umseczung der Vollkommenheits forderung auszugleichen80• Die Sündenvergebung hat erst dort ihren Platt. wo es um die Auswirkungen des individuellen Tuns auf die Welt geht. Steiner erkennt also nicht wie die biblisch-reformatorische Tradition die vorgängig geordnete Welt als Rahmengefüge für das menschliche Tun, sondern denkt sich bleibende - positive wie negative - Strukturen der Welt als erst durch die menschliche Aktivität produzierre und gleichsam eingeprägteS I . Allerdings ist dem Menschen der Bereich der Welt nicht in demselben Maße verfugbar wie der seines eigenen Lebens. Er bedarf der Sündenvergebung als einer kosmi schen. nicht einer karmischen Tatsaches2• Das Wirken Gottes wird norwen dig. um die negativen E1ememe der Auswirkungen unserer Taten für die Welt zu beseitigen und so auch die Welf der Vollkommenheit zuzuführen8). Wäh rend in der römisch-katholischen Beichfpraxis neben der absoluten, d. h. auf die ewigen Sündenfolgen bezogenen Vergebung die satisfaktorische Leistung des Menschen hinsichtlich der zeitlichen Sündenstrafen tritt, beides aber pri�twaS .Einmaliges" (H�rvorhebung�n im Original); vgl. Stein�r, The:050phi�, 8 1 : "ln d�m, was .ihm geschi�ht'. wird �r das eigen� leh �rkennen". Es wird nicht deutlich. 7.U w�lchem Ze:it punkt d�r stetigen Progression das G�richt stanfind�n soll. das Friding, Wie:d�rverkörpcrung. 77, wohl nur deswegen gewahn wissen will, weil er als Mitglied der Xhristengemeinschafr" die terminologische Bc:rührung von Anthroposophie und Christ�ntum sucht und die Reinkarnati on als modale Füllung des Zwischenzustandes auszuwei�n bemüht isl. Zur Kritik am Reinkar narionsgedanken aus christlicher Sicht auch: Nocke. R.r:inkarnation, 270f.278--280; Ruppcn, Reinkarnation, 1 1 7f.; Zander, Reinkarnation, 309ff.: Hinweis auf unterschiedlichen Stdl�n wert des Reinkatnationsproblems in Anthroposophie und Christentum; These d�r obj�k[iven Erkennbarkeit d�r geistigen Welt und des Hdl�h�ns Sleiners als eigenst2ndig�r Erkenntnis quelle ebenso problematisch wie der Emanations- und Reditusprozcß des Gönlich�n statt Un lerschiedenheil des Menschen gegenüber Gon und lnkompatibiliüt gegenüber den �mpiri sehen Humanwissenschaften wegen Doppelung der Identität. 10 Steiner, Christus, 182: �klar ... , daß der Mensch allerdings scine:m Karma unt�rworfen ist, daß e:r dasj�nige:, was er als Unrecht ge:tan hon, karmisch auszugleichen hat"; ��r kann d�n Gn.d von Vollkommenheit, den e:r hane, bevor e:r das Unrecht tat, erst wiede:re:rring�n, wenn er das Unrecht ausgleicht"; vgl. e:bd., 188f. 11 Vgl. Steiner, Theosophie. 79: "nicht nur dem Geiste: ... prägt di� Seele ihre Erlebnisse ein, sondern ... auch der äußeren Welt durch die ß( (Hervorh�bung im Original); vgl. ebd. 80: "ln ihr [der Welt] sind die Spuren �iner Taten eingeprägt". Ders Christus, 183: "Wir müssen unterscheiden die Folgen eine:r Sünd� rur uns selbst, und die: Folg�n einet Sünde rur den objek tiven Wellengang" .•
12
Steiner, ChriSlus, 188 IJ Ebd., 206: "Hätten wir d�n Christus zurückgewiesen, so würden unsere einulnen InkarnationSre5te urstr�ut dastehen"; vgI. ebd., 205
arn
Ende der Erdeß1.t:it
Rudolf 5teiner
329
mär von Gon und seiner Forderung her bestimmt wird, kehrr Steiner das Differenzierungsmodell des Sündenverständnisses um. Auf der absoluten Ebene steht das Karma und die ausgleichende Tätigkeit des Menschen. Auch auf der zeitlich-weltlichen Ebene, die wie die absolute durch die Konfromati on mir einem der Existenz inhärierenden abstrakten Vollkommenheitspostu lat entsteht und nicht von Gon her bestimmt wird. steht am Anfang die menschliche Tätigkei{. Goues Wirken tritt erst hinzu. weil sozusagen der Ak tionsradius des Menschen in der Weh niche :lUsreichr. Es wird zudem so ver standen. daß es eine Erweiterung und Intensivierung, aber nicht eine Konsti tution der menschlichen Möglichkeiten und Taten herbeiführ�. Die Begründung der postmortalen Forrexistenz als solcher kommt ohne einen Rekurs auf Gottes. sei es schöpferisches oder erlösendes. Wirken aus. Sie er folge durch die AJuenruierung des Lebensvollzugs als der Explikation der geschichtlich verstandenen - liefenschichten und -fähigkeiten des Menschen.
N Es gehl um eine MIkwußueinurweilerung" (Frieling. Wicderverkörperung, 39), ein Ein strömen- bzw. Einstrahlenla.sscn ChriSli (ebd 4 1 .47; vgl. Sleiner, Chrisrus. 146.168), um die Aufnahme Chrisd als eines .charaeler indelebilis" (Friding, Wiederverkörpcrung, 1 10). eine MDurchchristung" (ebd 49.66; vgI. Steiner, Chrislus. 167). Zwischen Christus und Chrislen besteht nur eine graduelle Differenz: Frieling, ebd., 79: Die Menschheit ist verloren. wenn nicht ein Wesen höherer. ja höchster Ordnung ihr zu Hilfe kommi, das einen ... viel größeren .Aktionsradius' hat als der Mensch und das die Macht besinl, es mil jenem UnheilsfaklOf auf zunehmen". Ein beu:ichnender !kleg rur die Ein- und Unlerordnung GOltes unter den Weh bezug des Menschen und ein auch ohne Gon beslehendes Pcrfektionspostulat ist die Paralleli sierung von Weh und GOIt bzw. in einem ursprünglich auf Gon bezogenen Schrifibeleg zur Beschreibung der Wdtdimension der Tarfolgen: Frieling, ebd., 79: .sondern im unsichlbarcn geistigen Wehbesland efWll5 ver.bricht'''; Ps. 51: ..An Dir [Gonl allein habe ich gesündigl" .•
.•
..
..
ANwENDUNG
G. Asymmetrisches Übergewicht des wort haften Wirkens Gottes als Ereignis des Seeleseins praktisch-theologische Konsequenzen I. Soteriologische, nicht hermeneutische Neuqualifizierung der kasuellen Situation - Begründung der Bestattung Weit verbreitet ist die Ableitung des kirchlichen Tuns der Besrarrung aus der Bedürfnislage der Angehörigen hzw. aus der Forderung nach untersrünender Begleirung und Stabilisierung in einer durcheinandergebrachten Gefühlsdis position. Dem Pfarrer fallt dann zu die Rolle eines Krisenagenten. eines Stati sten in der sich im exklusiv immanenten Rahmen vollziehenden Aktion zur Bewältigung eines Schicksalsschlages. eines irritierenden Punktes auf der li nie der individuellen Lebensgeschichte der Angehörigen l, Die Kirche trin er gänzend hinzu, um gewisse Defizile des hermeneutischen Koordinatensy Stems von Individuum und Gesellschaft zur dcutenden Einordnung und Bewältigung des Aufkrordentlichen auszugleichen. Die Angst soll reduziert, die Emotionen sollen kanalisiert werden2• Das Ritual vermag aufgrund seines geordneten Charakters wenigstens vorläufig dem ungeordneten Inneren der Angehörigen ein beruhigendes Therapeutikum entgegenzusetzen), Dem kirchlichen Tun kommt eine impulsartige Wirkung zu in der Forcierung der Abfolge verschiedener psychischer Phasen. die auf eine zunehmende Akzep tanz des Todes als eines unumgänglichen zielen. Analog zu den von Elisaberh Kübkr-Ross in Gesprächen mit Sterbenden erminehen Sterbephasen werden Hir den Umgang der Angehörigen mit dem Verlust eines Familienmitgliedes diverse Phasen konstruiert. an deren Ende die Möglichkeit zur vollständigen Reintegration in das gesellschaftliche uben steht�. Ausgangspunkt ist dann , Vgl. dnu Wölf1e. Auftrag, 92.107 1 P. Krusche, Bqriäbnis. 146f. J Vgl. P. Krusc.he, B
Begründung d�r Kasuali� Besfattung
33 1
nicht das Worr Gones, auf das d�r M�nsch hörr, sondern der Mensch, der die Schrift exemplarisch-selektiv als einen Faktor unter anderen zur Anreicherung seines immanenten Bewältigungspotentials heranzieht. Die Adäquatheit der Schrift bzw. der theologischen Rede gegenüber der Situation ist ausschlagge bend. Es kann so nur zu einer linearen und anaJogen Verlängerung des Inner menschlichen kommen. nicht aber zu einem quaJirativen Wechsel von außen her. Das Schriftwort wirkt signifikativ. der Heilige Geist impulsiv in der gra dudlen Veränderung der ps)'chischen Suuktur5• Es ist nicht verwunderlich, daß sich gegen eine derartige Praxis und Be gründung der Bestanung Kritik von neomarxistischer Seite her erhoben halo Wenn vom quaJitativ umstürzenden. weil richtenden und rettenden Handeln Gones abgesehen und ein Programm zur Restituierung einer ausgeglichenen Gefühlslage proklamiert wird, bleibt in der Tat letztlich aJles beim A]ten. Man wird allerdings nicht sagen können, die KasuaJien als solche fuhrren eine Ver schleierung der wahren Situation des Menschen herhei6• Das würde bedeuten, Eigentlichkeit und Wesen des Menschen von gesellschaftlichen Dependenz und Interaktionsverhälmissen starr vom Gottesverhälmis her zu bestimmen. Die Kasualhandlungen können, richtig verstanden, sehr viel an der Situation des Menschen vor Gon ändern. Auf einer anderen Ebene a1s die Redukcion der Begründung der Bestarrung durch die Bedürfnisse des Menschen, die a1s durch ein konkretes Ereignis er folgte Erschünerung der Gefühlslage bedingt und a1s menschliches Produkt aufgefaßt werden, liegt eine grundsätzliche Betrachtung und Einordnung der Bedürfnisse. Diese werden dann als ein anthropologisches Grunddatum, a1s kreatürliches Wesenskonsritutivum, d. h. a1s Eingeständnis der eigenen Bes
Vgl. Milchn�r, B«rdigung. J 19: �I155(n Sie uns h�ute g�meinsam Tr.m�r tl'2gen. lassen Sie uns und nachWOrICOsychen, die jent Trost und Hoffnung .sein können� (Hervorhebung vom Verfasseri man beachte auch die Ersenung der indikativischen Rede - aus der Gewißheit des sich an das Scbrin..."O. rt bindenden Wirkens des Heiligen Geistes heraus - durch den Poten tialis); ..AIs ein solches Zeichen der Hoffnung und des Trostes möchte ich diese: Ansicht heute mit Ihnen vcrstehen�; ebd 120: �Fr.Jgen wir so. dann reichen meoschliche Antworten nicht aus. Die Bibel bieIC!sichan, und damil kommt Gon gewiSKrmaßen in unser Blickfeld .....; cbd 122: �Im Namen des Heiligen GeiSIes. der die Krafl iSI, die uns durch dunkle Tage zum Uchl fuhrt"; ehd 134: �GOII, wir w.:rogen es. auch dir dieses Leben wieder anzuverlrauen. wir möchten es dirzulrauen. daß du jen!. wo wir ihn loslassen mÜSKn. daß du jenl mit ihm weiter gehn. deinen weileren Weg. durch den Tod hindurch. Das kann eine Hoffnung fur uns sein, eine unbeschreibbare ... aber eine zum Leben crwU[igendc Hoffnung- (alle Hervorhebungen vom Verfasser). Zur immaneDl-innermenschlichen Reduklion der Ikgegnung mil dem Tod vgl. F. K. Banh. Agende. 79: ,.Ach GOtt, wie hat dies SICrben unser Leben durcheinanderge br.Jcht!". Wie 5(hr hebt sich davon ein l:ilteret EntwUrf wie z. B. der Herbergers. Leichenpredig ten, 72-74.78f., ab. der die B«rdigungspredig! und den Benauungsvollzug im Won GOttes fundiert und stets neu darauf �kurriert. wobei das WOrt Gones mit einem Seclenbonig ange sichts der Binerkeit des Todes verglichen und 5(ine Wirkung im Oberschrin vom Tod und Gerichl zum ewigen Leben gesehen wird. 6 Dazu Ahuis, KasualgottesdicOl. 85; vgl. Josuttis. Praxis. 198 .•
.•
.•
332
Praktisch-theologische Konsequenten
grenztheit und des Angewiesenseins auf eine externe, erhaltende Macht er kannt. Es handelt sich demzufolge um so etwas wie eine diffuse Religiosität, die ihren Ort und Grund in der Schöpfungslehre harl. So kommt es im Rah men eines Korrelationsmodells zu einer Anknüpfung der Verkündigung an die Erwartungshaltungen der Angehörigen des Verstorbenen. Zwar wird man nicht einer Vergleichgültigung der kasudlen Situation das Wort reden dürfen und die Beerdigung als eine exemplarische Gelegenheit neben anderen zu betrachten haben, in der das siruationsüberlegene Evangelium zu verkündi gen isrS. Andererseits aber dürfen nicht die Bedürfnisse und Erwartungen, nicht die Situation als solche. nicht ein verselbständigter erster Artikel das Daß und Was des kirchlichen Tuns, der Verkündigung bestimmen'. Die Kirche handelt vielmehr im Auftrag Gones und baieht die Inhalte ihrer Ver darf nicht nach dem Gelegensein der kündigung aus dem Wort Gones10• Verkündigung gefragt werden, nach motivierenden oder behindernden Rah menbedingungen in Raum und Zeit (2.li m . 4,2). sondern die lGrche hat als hörende. als crearura verbi. als vom .,Dominus dixit" herkommende das WOrt weitenugeben 1 1 • Wie der Tod weniger ein natürliches als ein theologisch begründetes Phäno men ist, so führt die Konfrontation mit dem Tod eines anderen weniger nur die eigene Kreatürlichkeit und Vergänglichkeit als das Sündersein. die Verant wortung vor Gon als dem Richter, den Konnex von Sünde. Tod und Gericht vor Augen. Todeserfahrung und Verkündigung befinden sich nicht in einem konsekutiven, korrelativen Verhältnis. sondern die Begegnung des Menschen mit dem Tod wird bereits in Gones nicht nur schöpferisches. sondern erlösen des Wirken hineingenommen. Es geht nicht so sehr um die Abfolge von menschlichem Suchen und gönlicher Anrwon, von Schöpfung und Erlösung als um den dialektischen Oberschrin vom Gesen zum Evangelium, vom Ge richt zur Rettung innerhalb des erlösenden Wirkens Gones. Die Angst. deren Reduktion sich der hermeneutische Ansan zum Ziel gesetzt hat. ist nicht nur in einem durch den Verlust eines geliebten Menschen bedingten Defizit ge genüber der emotionalen Sollbestimmung begründet, sondern auch in dem "Memento mori" der Todesnachricht, Sie ist Kennzeichen des durch den
Es
, So dez..idiert Ahui$, Kasualgonesdienst, 70f. (im Anschluß an W. Trillhaas); kritisch: Wölf le, Auftrag, 55f.66f, • So Mager, AmtShandlungen, 39: die AmIShandlungen .., [sind] nicht mehr, aber auch nicht weniger als die homiletische, liturgische und pastorale Applikation des EvangeliumsM; unter stärkerer Einbeziehung des Kasus: Dehn, AmIShandlungen, 13; kritisch dazu: Ahuis, Kasualgoncsdienst, 58 , R. Bohren, Kasualpraxis. 5f. 1 5 . 16.17. ruft die Pfarrer zum Streik auf und negiert den Charakter der Iktrdigung als einer missionarischen Gelegenheit, Der Pfarrer werde z.umeist zu einem Zeremonienmeister im Dienst priV
Begründung der Kasualie Besrattung
333
überführenden Anspruch Gones zutiefst erschrockenen Gewissens (conscien (ia perterrefacra) . Nicht das immanente Wohl, sondern das Heil vor und durch Gott muß das Ziel kirchlichen Handelns sein. Die situaciven, kasuellen Faktoren übernehmen daher weniger eine akcive, dominierende als eine rezepcive Rolle als ganz und gar von der Verkündigung bzw. vom Handeln Gones gesetztes, bestimmtes, ausgefülltes Rahmengefü ge. Die Wendepunkte des Lebens allgemein sind besondere Stationen dessel ben insofern, a15 hier der von der Transzendenz und Ewigkeit bestimmte, theologisch-relational aufgeladene Kairos auf den Chronos der Biographie auftriffr12• Das bedeutet aber, daß nicht die Biographie als solche, nicht die Ängste bestimmend wirken und zu thematisieren wären, sondern der Ort und Gegenstand der Verkündigung bei der Bestattung sind. Der erfolgte Einschnin in den Ablauf des Lebens gibt zwar das Thema, nicht aber den Inhalt des kirchlichen Tuns und Rcdens vor, insofern dieses nicht bei dem Todesereignis stehen bleiben darf. Der Rekurs auf den allen an der Bestat rungsfeier Beteiligten vor Augen stehenden Tod erlaubt es, die allgemeine Botschaft des Evangeliums zu konkretisieren als Nachricht und Zueignung der Überwindung des Todes durch Christus. Die Bestattung wird dann zur Proklamation der Auferstehung, des Sieges und des Siegers über den To({lJ. Die Auferstehungsbotschafr. wie sie im Zemrum der Bestattung stehen soll te, qualifiziert die Todes- und Trauersituation insofern neul\ als entgegen der auf die zwischenmenschlichen Beziehungen fixierten Trauer die GOttes beziehung eröffnet, d. h. der Blick nach außen auf das Tun Gones in Christus aufgetan wirdl�. Mit der Verkündigung der Auferstehung ist nicht ein Urteil über Heil oder Unheil des Toten geflillt, weil es auch eine Auferstehung im Sinne eines ewi gen Srcrbens geben kann. Über die Existenz und Imensirät des Glaubens des Verstorbenen kann nichts Letttgültiges gesagt werden. Als flXierbare Grund daten der Gottesbeziehung und zureichende Kriterien fü r die Übernahme oder Ablehnung der Bestarrung kommen nur die Taufe oder ein möglicher
11 Vgl. Sein. Kasualpraxis. 44f IJ Wölfle, Auflrag, 10 1 . 1 09f. I 12, definiert die Bestauung als einen Stationsgouesdienst,
dessen Verkündigung in die besondere. konkrete Situation hinein erfolgt; zudem weiSt er Wf Begründung der Bestanung darauf hin. daß [rotz des Fehlens eines ausdrücklichen Befehls zur Bestauung von einer solchen häufig in der Schrift wie sclbsrverständlich berichtet wird bzw. Jesus als ein gegen den Tod Angehender dargcstellt wird (z. 8. Lk. 7.1 1-17) 14 Zu diesem Anliegen vgl. P. Krusche, Begräbnis, 1 8 1 I) Die Phasen des Umgangs mit dem Ereignis des Verlustes eines einem nmestmenden Menschen erhalten von daher eine theologisch-relationale Zemrierung und Vertiefung. Nicht die Gefuhlssituation als solche, sondern das Ringen mit Gott steht im Vordergrund: der verbar g.ene Gon wird zum Gegner. zur Anfechtung. zum unbekanmen Gou; schließlich gelingt der ü berschritt zur Sinn�bung des Todesfakrums von der Verkündigung. vom Sich-Offenbarma chen Gones her. So bei Sein, Theologie, 135-137; vgl. ders.l(Breit), Beerdigung. 20.30
Praktisch-rheologische Konsequenun
334
Kirchenaustcin in Fragel6• Aus dem Gehanddthaben Gones in der Taufe er wächst die Gewißheit über sein Weircrhandelnwerden. Der Namensnennung bei der Taufe korrespondiert diejenige bei der BestattungI ?
11. Theozenrrische Doxologie. nicht nekrologische oder ethische
Reduktion auf die Immanenz - der Vollzug der Bestattung
1. Hantklnfor dm Totm? Die Frage nach dem Ausgangspunkt. nach dem primär tätigen Subjekt und entsprechendem Objekt, danach. ob Gou handelt oder ihm gegenüber ge handelt wird oder ob er überhaupt vorkommt, entscheidet über die Weichen stellungen auch im Vollzug der Bestattung. Dem substanzontologischen See lenverständnis, das die Seele gegenüber dem aktuell-simulranen Handeln Gottes isoliert, und der Annahme des Zwischenzuscandes korrespondiert die römisch-katholische Praxis eines Handelns fUr den Toten. Dies geschieht im stellvertretenden Erwerb von Verdiensten durch den Vollzug des Meßopfers z.ugunsten des Verstorbenen. Den im Fegefeuer befindlichen Seelen kann durch fürbinendes Gebet und die Erlangung und Zueignung von Ablässen geholfen werden I !. Die ä]tere Begräbnis. und $terbeliturgie kennt die direkte Anrede an die Seele. die Aufforderung an die Engel zu deren Geleit und Auf nahme. die Übergabe (commendatio) der Seele an Christus als den Seelen hirten. Die Seele des Verstorbenen durchschreitet als ontisches Kontinuum die geöffneten Tore des oberen Jerusalem19• Die neuere Liturgie vermeidet z.war den Sedenbegriff. aber beront weiterhin das merirorische Wirken der noch Lebenden für den Versrorbenen20• Das Problem dieser Auffassung be steht darin. daß die Möglichkeit zur Veränderung und Beeinflussung des Standes vor Gon über die Todesgrenu hinaus ausgedehnt wird und Gon nur eine reagierende. nicht aber primär agierende Rolle z.ugedacht wirdli. Von der Reformation wird das fürbinende Gebet für die Toten entweder ganz oder zumindest in seinem meritorischen Charakter abgdehnr1. 16
Vgl. Wölfle, Auftrag. 12.135. Jordmn. Bcgriibnis, 3 1 . Dies schließI nicht aus, daß den Angehörigen gegenüber gerade du .sob. fideu neben dem "sola gratia" betont wird. wie W. Krusche. Beerdigungspredigi, 413.41 5f.426, es zu R.c:chl einforderl. 17 Vgl. Seitzl(Breid. Beerdigung. 37f.; Wölfle, Auftrag. 129. Dirschauer, Tod. IM I' OS 1304.1398.856; d:nu Men, Gebet, 338; Mucr. Bestattung. 3-5 ., Vgl. Schneider. Begräbnis. 54f.59.6O.62f.; M:mensJHeuschen. Sierbelirurgie. 63. 66f. 10 Messbuch, 1 1 61: "wir feiern das Opfer der V ersöhnung Rir deinen Bruder .. N., den ... wir heUle bestatten"; ebd.: "Reinige ihn (sie) durch die Kraft dieses Opfen. befreie ihn (sie) von der WI seiner (ihrer) Sünden und laß ihn (sie) aufemehen zur ewigen Freude"; ebd 1 166: "sieh gnädig auf die Gaben, die wir Rir deinen Diener .. N. darbringen" 11 Vgl. dazu Men, Gebet, 337 U Men, Gebet. 338f. Ein Beispiel f'u r ein Gebet rur den TOlen. das Gon als Subjekt heraus.
.•
.
Voll zug der Kasualie Bestattung
335
In eine ähnliche Richtung wie die römisch-katholische Handlung für die Toten zielt der hochkirchliche evangelische Ansatz Helmut Echurnachs. der ausgehend vom alttestamentlichen Terminus "Entschlafen mit den Vätern" das Bleiben der Bezugsgröße "Väter'" aufgrund der Kontinuität des Segens über den nachfolgenden Generationen aufz.eigt21. Der Segen drängt zum Leibhaftigen. haftet dem Leib des Toten an und ist der Garant der Auferste hung. weil er als einmal über den Toten ausgesprochener nicht aufhören kann, sich aber bleibend an die leibliche Basis binder'. Der Segen bleibt, auch wenn der Mensch in Staub zerfli.llt und wird ihn einst wieder beleben, wie der Regen die Saat zum Leben erwecktn. Es handelt sich um eine quasi ontische bzw. naturhafte, nicht um eine unverfügbar bleibende und je neu worthafr-aktual gesetzte Wirkmacht und -kraft. Ein positiv qualifiziertes ewiges Leben ist ohne die zuvor eingeströmten Lebenskräfre des Sakramentes und des Segens nicht möglich16. Wenn der Segen den Heiligen Geist austeilt und auf diesen seinen eigenen Charakter überträgt27, dann wird der Geist von einer akthaften in eine naturhafte Größe überführt. Die verbum-fldes-Korrelation, wie sie für das Geisccswirken konstitutiv ist. ist gegenüber den Toten nicht möglich. Die Kontinuität des pneumatischen Wirkens Gones, wie sie den Überschritt zur Auferstehung ermöglicht. verliert ihren aktuell-koinzidenten Modus. Der Se gen wird nicht ständig erneuert und in dem je neu ausgesprochenen Verhei ßungswort manifest. sondern bleibt als ein einmal ausgesprochener beste hen"28. Dem entspricht es, wenn Echternach eine Segnung sei es des Grabes oder des Leichnams als eine dedikative Übergabe an Gon mit der Unwider rufbarkeit eines ..Charakter indelebilis" auffaßt und den Gesegneten als "Schaltstelle für übernatürliche Kräfte'" bezeichner?
2. Immanent-reduktionistische Konsequenzen for die Lebenden Während Echternach in seinem Handeln für den Toten die Transzendenz im Blick hat, aber mit sich zu sehr an die Immanenz bindenden Mitteln - aller dings unter Vermeidung meritorischen Denkens - dorthin vermineln will. verbleiben andere Ansätze völlig im immanenten Raum. Hier ist zum einen
sldlt und die Annahme vorgängiger Verdienste vermeidei. bielel das ){jrchenbuchlWürnem berg (1908), 198f.: MDcr Herr. unser Gon, verleihe unsrem ... in ChrislO entSChlafenen Mi! chrislen ... eine �nfte Ruhe ... Er schenke ihm ... am jünguen Tage eine selige Auferstehung" U Echlernac.h, IGrc.he. 226 H Vgl. Ech[ernac.h, IGrc.he, 23, 237 n Ebd 16 Ebd., 236.237 J1 Vgl. ebd., 238 n Zum Konnex des Segens mil dem Evangelium von der Vergebung vgl. Mann, Wunder. 41 .43 H Echlernac.h, IGrche, 239.,1.,7 .•
336
Praktisch-theologische Konsequenzen
die ethisierende Reaktion auf den Tod des anderen 1.U nennen. Der Tod wird nur in seinen Auswirkungen auf der immanenten Ebene ohne alle theolo gisch-vertikalen Bez.üge bctrachtecJO. Die praktischen Konsequenun tUe die Angehörigen und Lebenden sind nicht dergestalt, daß eine Vorbereitung auf das Gericht Gones angesagt wäre; vielmehr geriert das aus der Perspektive der Luscmaximierung als verpfuscht erscheinende Leben des Verstorbenen als ein Negativexempel und Gegenbild des gewünschten LebensvollzugslI . An die Stelle eines Bekenntnisses zur Unverfügbarkeit des Lebens und des Dankes fhr die Gabe desselben tritt ein Programm zur Realisierung des Lustprinzips. zur Erlangung eines HöchS[maIks an angenehmen Rahmenbedingungen und inhaltlichen Füllungen des Lebensverlaufs. cfje im Rückblick als befriedjgen� des Trostmittel angesichts der Notwendigkeit des 5terbens erscheinen. Lettt� lieh kommt es zu einem Rückfall in die zumindest teilweise vorhandene Fixie rung des Alten Testamenc.s auf immanente Güter, nur daß diese nicht als Gaben Gottes dankbar empfangen. sondern als ein dem Menschen mögliches und oft schuldhaft vernachlässigtes Programm hingestellt werden32• Die Auf� erstehung wird so nurmehr zur Chiffre für die Veränderung der Modalitäten des hiesigen Lebensl'. Mani. leichenrcden. 5 I: ..wir müssen plan machen/hat er gesagtI... und jetzt/hat er plan gemacht"; ebd., 49: ..sterblich zu �in/ ist bitter genug/am bittersten aber/daß selbst der rod zur gnade uns wird"; ebd., 33: . . . es war eine gute ehdjent ist das gef2ngnis gesprengt" 'I Marti, leichenreden, 3 1 : ..betrauern wir diesen mann/nicht weil er gestorben ist/betrau ern wir diesen mann/der nichts war als arbeit und pAicht/betrauern wir diesen mann/weil er immer getan hat/was man von ihm verlangtd... betrauern wir diesen mann/nicht weil er gestor ben ist/betrauern wir di�n mann/weil er war wie auch wir sind - /betrauern wir uns" J! Marti, leichenreden. 23: �dem herrn unserem gott/hat es ganz und gar nicht gdalien/daß gwtlv e. lipsldurch einen verkehrsunfall srarb ... (Aufzählung von Gründen, v.a. �iner Bedeu tung Rir andere MenschenJldem herrn unserem gon/hat es ganz und gar nicht gehUen/daß einige von ruch dachten/es habe ihm solches gdallen/im namen dessen der tote erwecktdim namen des toten der auferstand/wir protestieren gegen den tod von gwtlv dips"; ebd 3;: .. .. liebe gemeinddwir befehlen "tu vid/wir gehorchen "tu vid/wir lehen "tu wenig"; ebd 4 1 : wei che wohltat/in einer welt/die vor tüchtigkeilen/aus den fugen gerät:lein mann der sich .,..tc lii'hu machen wußte/ehe nach einigen �n/jent/der leme tag filr ihn kam"; ebd.• 43: er aber wichl�inen vielen ratern und rcttern/geAissendich aus/und wähheJmeislens/den schlech teren weg -/oder was wir/den schlechteren nennen/bleibt uns die frage:/ob vielleicht/der schlech tere weglfur ihn/der hessen: war?" (alle Hervorhebungen vom Verfasser) )J Ebd 2;: ihr fragt/wie ist/die aufemehung der toten?/ich weiß/nur/wozu Er uns ruft:/ zur auferslehung h emeundj,m" ; ebd. • 63: "aber es kommt eine auferstehung/die anders ganz anders wird als wir dachten/es kommt eine auferstehung die ist/der a ufstand&.<mgRtndi, b,"m/und ge-ge.n den herrn aller herren: den Iod" (Hervorhebunge-n vom Verf.user). Auch bd Milchner. Bttrdigung, 135. wird nur aufden Modw des Sterbens abgehoben: "Gort, verschone uns vor dem �n. schnellen Tod". Der Begriff des ..Verlore:ngehens" wird seiner soteriologi sehen Bedrutung entkleidet und auf den ubensvollzug ausgedeUlet: ebd 140: ..Herr, laß uns nicht �rlorcn ge-hen. hrute nicht. wo wir weinen. und nicht in der Stunde un�rt:S �igenen Todes. sondern leuchte uns mit d�in�m Licbt von vorn� her aufd�n Weg un�rt:S ubens. damit wir sicher schreiten voller Vertrauen. voller l...i�be und mit Hoffnung" JO
..
.•
.•
.
..
..
.•
..
.•
Vollzug der Kasualie Bestattung
337
Eine zweite Möglichkeit einer vollständigen Einebnung des kirchlichen Handelns aufdie Immanenz liegr don vor, wo die Angehörigen über die gren zenlose Laudatio des Verstorbenen sich ihrer eigenen Bedeurung versichern lassen wollen. Die Beerdigungspredigt verkommt zu einer Affirmation positi ver biographischer Leistungen und zur Projektion des Idealbildes und -pro gramms, dem die Familie des Verstorbenen emsprechen möchte. Wenn nicht der Nekrolog zum alles dominierenden Konstirutivum und die Rechtferti gung als aufgrund moralischer Imegrität und beruflich-familiärer Korrektheit geschehend ausgewiesen werden solP\ muß die Biographie weniger in ihrer horizontalen Linearität als vercikal-relational bewirkten Punktualität gesehen werden. Nicht das Lob des Toten ist das Ziel, sondern der Dank an Gort als dem Geber und Subjekt des aus theologischer Sicht Guten. des durch den Verstorbenen zu seinen Lebzeiten für. vor - und durch - GOtt Getanen'5. Die Verkündigung kann nicht auf biographische Bezugnahmen verzichten, wird diese aber auf solche Punkte beschränken. die ihrem Inhalt nach Teil der Ver kündigung sind. So schrumpft für Luther das Leben des verstorbenen Kurfür sten auf das eine Ereignis seines Bekenntnisses zu Tod und Auferstehung Christi aufdem Reichstag in Augsburg zusammen)6. In der Anfechtungserfah rung ist ein tröstender Schatz allein im Christusgeschehen und im gläubigen Anschluß an dieses zu findenJ7• Tröstend wirkt nur die Gewißheit der Sün denvergebung um Christi willen, der Vollzug der Gottesbezjehung. In die Ver zweiflung führt hingegen das Disputieren über die positiven und negativen Werke und Leisrungen im Lebensverlauf, zu dem der Teufel die Menschen verführt". Daher bietet es sich an. der Bestanungspredigt weniger zum indivi duellen Charakter passende als solche Schriftstellen zugrundezulegen. die an früheren - geisdichen - Lebenseinschniuen bedeutsam waren (Taufe. Konfir mation. Trauung) oder allgemein den Rekurs auf das objektive Handeln Got tes rur uns manifest werden lassen". Der Blick auf Christus, der stellvertre tend den Tod in seiner ganzen Härte als Gerichtsvollzug getragen hat. läßt DOIZU Wölfl�, Auftrag, 105; zur These Bohr�ns von d�r w�ilhin praktirien�n V�r1eugnung d�r iustific:nio !Kr 6d�m: Seinl(Br�it), Iktrdigung, 16; vgl W. Krusch�. Bttrdigungspredigt, 4 1 5.420r )S Vgl. Sein/(Breil), Beerdigung, 32; Maser, Bestattung, 52 l6 WA 36, 246, 26(: �Darumb sind alJ� andert $und�n nichts g�n diesem �inig�n stueck, das man Chri$tus tod und aufT�rstehung nicht v�rI�ugnet, sondern ofTentlieh bekennet-. Dazu Zahrnt. rredigt, 1 1 2 '7 Vgl. Luther, WA 36,252, 14-16 ". Lulh�r, WA 36.252, 20-22: �Ob ich schon gesu�ndigt habe, das schadet mir nicht, Ich wil nicht mit dir da von disputiren, was ich bocscs odder gutes �than habe-; 36,252,25-27: .Es gih im nicht disputirens, sondern troa:(�ns mit den worten, Das Jhcsw Christus filer mich gestorben und aufTerstanden in-; 36. 253. 16-18: .Hie ist nu des teufTds recht� kunst ., das er uns von dem trost hinweg rtissct und fu�ret uns die weil jnn ein disputatio, wie from wir sein" Vgl. Luth�r. WA 36, 253, 28(: .Des zu ein�m warzcichen ha� ich seine liebe TaufT, sein Euangdium, sein WOrt und SacramemK; auch: Maser, Bestaltung. 48 )4
.
..
Praktisch-theologische Konsequenzen
338
unseren Tod wegen der Gewißheit des Oberschrittcs zur Aufecsrchung und der bleibenden Verbundenheit mit Christus nUfmehr einen Schlaf seinofO• Das, was Gon i m Leben des Verstorbenen gewirkt hat. ist das Bleibende. nicht aber die von der Welt gerühmten und bald wieder vergessenen irdischen Werke·L• Der Verlust auf der zwischenmenschlichen Ebene kann nicht durch das Ge denken an die gemeinsam mit dem Verstorbenen verbrachte Zeit kompensiert werdeno. Vielmehr bleibt die Beziehung zum Verstorbenen in ekklesiologi scher Modifizierung und theozcntrischer Vermittlung erhalten. Man darf hof fen. daß der Tote auferstanden ist bzw. auferstehen wird und eingegliedert wird in die Himmel und Erde. Transzendenz und [mmanenz, Ewigkeit und Zeit umspannende Kirche als d(:c Gemeinschaft der um Chrisrus versammel ten und ihm angehörenden Heiligeno.
3.
Sottriologischt Komtquenunfor dit Lebenden
Wenn die Reformation die Bestattung vor allem als Verkündigung an die le benden, als Buß- und Umkehrruf an die Angehörigen versteht«, so ist das in einer Umkehrung der Bcwegungsrichtung und der Ausgangspunkte begrün det. Dies wird in der Warum-Frage virulent, wie sie sich in der Erfahrung von Leid und Schicksalsschlägen stets einzustellen pflegt. Die römisch-katholische Tradition imegrien das Leid positiv als Chance der Bewährung und Möglich keit zum Erwerb von Verdiensten, die ihrerseits einen Anspruch auf entspre chende Belohnung gegenüber GOtt begründen. Im marxistischen Denken stellt der Mensch Ansprüche nicht gegenüber Gon als einem im personalen Gegenüberstand stehenden Wesen, sondern an sich selbst als eine mit quasi göttlichen Würden ausgestattete Größe bzw. an die Gesellschaft, die dem Menschen adäquate Möglichkeiten zur Enrfalrung zu bieten hat. "Gon" wird zur Wesens- und Zielbestimmung des Menschen, zum Handlungspro gramm. Das "Warum" kehrt sich um in einen an den Menschen gerichteten Imperativ. die Defizite seiner Lebensbedingungen zu beseitigen.
�schet hie den an. der S i I recht tod. gc:gc:n welchen alle anderen todten nichtS sind. die sind nicht gestorben. sondern er ist gestorbe:n�; das er SO krefftig ist. das e:r alle: andere: todten gelaufTt hat. das sie: sollen nicht todten. sondcrn schleffcr hcisscn� 41 Vgl. KirchenbuchlWürne:mbc:rg. 225: "Du hast. 0 gttrc:uer Gon. den Entschlafenen ... von Kindheit auf mit riterlicher Liebe: geleitet und ihm ... auch in seinem ... kun.cn Laufe an leib und Sc:c:le vic:l Gutcs gc:lan�; Agende 111. 161: �wir danken dir Air alles. was du in väterli cher Liebe an ihm ... geun hast ... Wir danken dir auch Air alles Gute. das du durch ihn ... den Seinen ... gegeben hasl� n In diese: Rich[Ung uc:len die auf jeden Goucshc:wg verzichtenden AusAihrungen be:i F. K. 8anh. Agende. 85.87 ("Wir fangen an :tu verstehen. was wir an N.N. gehabt habcn�).88 (�Wir denken an N.N.: was sein/ihr Lc:ben erf"ü l h hal. ist nicht spurlos an uns vorübc:rgcgangen� 4J Vgl. Echternach. Kirche. 229; Dirschauer. Tod. 163; Jordahn. Begnbnis. 1 1 +I Vgl. M�r. Bestattung. 48.3f. (im Anschluß an G. Dehn) tO
WA 36. 241. 12f.l7f.:
..
Vollzug der Kasualie Bestattung
339
Demgegenüber hat nach reformatorischer Lehre tkr Mensch als Süntkr keinerki Ansprüche zu ste/un, ja das Anspruchsdenken als Manifestation tks Hochmuts ist tim �sen der Sünde. Gott erhebt Anspruch aufuns, fragt uns und überführt uns unserer Schuld. Was dem Menschen nOtrut. ist der adäquate Vollzug des GOt
tesverhälrnisses durch Bekenntnis der eigenen Sünde und Lobpreis Gottes a1s des Oberwinders der Sünde. Nicht angesich[S des Todes. sondern der noch gewährten Gnadenfrist und Erha1rung stellt sich die Frage, wie man das ver dieO[ hat. Der Tod ist nicht auf die Modalitäten des Sterbens zu reduzieren und nicht durch ein innerweltlich-menschliches Handlungsprogramm aus der Welt zu schaffen, weil die Sünde nicht durch den Menschen, sondern nur durch GOtt überwunden werden kann. Alle Problemacisierung der Gerechtig keit GOttes zerbricht im Blick auf das Kreuz, in dem das unverdiente Entge genkommen und Sichopfern GOttes manifest wird und zugleich der Heilswil le Gones und nicht das Leid als das lerzte Wort Gottes vor Augen geführt wird�). Für die Lebenden gilt es daher, angesichts des Todes nicht GOtt oder die Gesellschaft anzuklagen, sondern sich in Buße und Glaubenstreue auf den Tod vorzubereiten46• Der Blick nach oben und außen impliziert die Akzentuierung der generel len Unverfügbarkeit und Graruität des Lebens etwa im Sterbefa11 eines Kin des47. Der Indikativ des Handelns Gottes a1s dessen, der in Leben und Tod die Mirre und der Herr bleibt (Rörn. 14,7-9), und die doxologische Prädikation Gottes als des Al1mächtigen sollte Inhalt der Bestauungspredigt sein48• Trost ist nicht etwas vom Menschen Machbares. sondern Gegenstand des Gebetes, etwas durch das Wort Gorres Zuzusprechendes und von oben her zu Empfan gendes�9. Der dialektische Überschritt vom Sichtbaren des Leichnams, der Ohnmacht, des Verlusres zum Unsichtbaren und doch in Gou Realen des Sieges über den Tod, des neuen Lebens, der Allmacht Gaues ist personal fun-
o
Vgl. Seitzf(Breit), Beerdigung, I I 0f.; KJauslWinlUer, Homiletik, 1 3 1 46 Vgl. KirchenbuchfWürttem�rg, 195: ftSO wollen wir anhören die Worte des Apostels von der zukünftigen Herrlichkeit ... , damit hiedurch göttlichen Trost empfangen in unsrer Be trübnis, zu ein�m frommen Leben kräftig ermuntert und durch einen le�ndigen Glauben auf die Stunde unsres Abscheiden! wohl vor�reitet werden"; ebd., 208; nLehre uns bed�nken, daß es ein End� mit uns haben muß und wir davon müssen, daß wir uns täglich mit einem bußfer tigen Le�n zum Tode �reiten"; ebd.. 208: "minlen..cit erhalte uns in wahrem Glau�n und gotlseligem Leben, bis wir heimfahr�n aus diesem Elende"; vgl. ebd., 203.204.225 .7 Vgl. BreidSein. Beerdigung, 51.53 ... Im KirchenbuchfWümem�rg, 207, wird den Ge�(en das doxologische Bekenntnis zur Überwindung des Todes durch Christus vorgeschahet: vgl. BreidSein, 8e�rdigung. 65 ., Vgl. KirchenbuchfWürtrem�rg. 203.218; Ag�nde 111, 1 6 1 : "Wir bitten dich Ihr alle. die durch seinen Tod ge�ugt und betrübt sind: tröste sie durch dein heiliges Won. Gib, daß sie u set uns beten für alle, die durch den Tod ihre Hoffnung ganz auf dich senen"; ebd., 213: ft l.: unseres Bruders ... �[rübl sind, daß Gon sie trÖSt� durch die Kraft der Auferstehung Jesu ChriSli"
Praküsch-theologische Konsequenzen
340
dien im aufccscandenen Christus als dem Gegenwort Gones gegen den Todso. Gon: in das Kontinuum und der Wendepunkt über Tod und Auferstehung, über irdischem und ewigem Leben. Die TranS1.Cndierung des Empirisch-Gegenwärtigen durch das logisch YOf gängige. je aktuelle, senende. worthafte Wirken Goues, der von Gon her auf rechterhaltene Vollzug der Gouesrelation des Menschen. das personaJ-kom m:. nikative Verhältnis von Gon und Mensch ist Kennzeichen des Seeleseins. Dies wird in der Siruation der Bestauung und der Notwendigkeit der Bestat tungspredigr besonders akUt, Der Begriff "Seele" sollte nur verwendet werden, wenn durch den Kontext von Liturgie und Predigt die strukturellen Kennzei chen des relationsomologischen Seelenvecsrändnisses herausgestellt werden und auf die Auferstehung abgehoben wird51• Man sollte den Seden- nicht ne ben und gegen den Leibbegriff stellen oder wenn doch, dann das jeweils von Seele und Leib Ausgesagte 7.usärz.1ich auf die angeredete, namentlich genann te Person des Verstorbenen übertragen, um dem Totalaspekt der Anthropolo gie und Gottesrdarion Rechung 7.U tragen52•
so
Vgl. KirchenbuchlWürttembcrg. 19Of.: .durch ihn in der Tod der Seinigen verschlungen in den Sieg. und durch den Glauben an ihn nimmt das Volk Gones Anteil an der seligen Verhei ßung", zum Gegenüber der Deskription der negativen Ausgangssimation und der antitheti schen Obc:rbietung durch Wort und Tat Gottes Predigtbc:ispicle: Breit/Sein, Beerdigung. 53.59.80f.84, K1aus/Winkler. Homiletik, 124. 126; LU[her, WA 36, 244, 23f.: .,Also fuefet er jmmer unser hern ... von dem, das die augen sehen. jnn das, das Gou r«Iet"; dazu Zahrnt, Predigt. 108 SI Durch die Vorschalrung eines doxologischen Satus (..Unsrem Gou. der allein Unsterb lichkeit hat. sei Ehre von Ewigkeit1.u Ewigkeit! Amen") wird im KirchenbuchlWürnembc:rg. 188, vermieden. daß mit der separaten Nennung von Lc:ib und Seele als anthropologischen Grundkonnituentien ein merilOrisch-askeüscher Heilsweg assoz.iicn wird; ebd 193 (..legen wir den Lc:ib in GOIIC:S Acker ... Den Geist abcr bcfehlen wir in die Gnade und Barmherzigkeit Goues") Sl Interessant ist die in Agende 111, 166(.157) gewählte Lösung. Die Ganztodlehre geht nicht so weit. daß $lau von der Beerdigung des Leibes von der des Menschen N. die Ikde wäre. Der "Leib" wird "in Goues Acker" gelegt. der "Bruder" "in Gones Hand". Dadurch wird die Integration der Leiblichkeit in die postmortale Fortexisten1. - und l.WOU von vorneherein gewährleistet und der exklusive Modus der Unsterblichkeit als Auferstehung herausgestelh. Wenn dicstr Sachverhalt klargestellt ist, kann man unter Umständen bei derselben Bcsutmng danebcn nicht ausschließlich -die alten, ursprünglich dualistischen, jent aber neu l.U deuten den Formulierungen gebrauchen (Agende/Bayern (1917), 348f.: "in Deine Hand bc:fehlen wir die Seele dieses (r) EntsChlafenen", "Nimm nun die abgeschiedene Seele in [kine Hände") und so zur Verbreitung und zum Verständnis des rclalional ventandenen SeelenbcgrifTcs beimlgen. .•
_
Sterbtbegleitung und Todesanzeigen
34 1
1I1. Handeln Gottes an den Menschen im Leben und im
Sterben - Sterbebegleitung und Todesanzeigen Es liegt in der Konsequenz des zuvor Gesagten, daß in der Sterbebegleitung ersrens auf die Affirmation des Gottesverhälmisses des Sterbenden und nicht auf die hermeneutische Akzeptanz des Sterbenmüssens abgehoben wird und daß zweitens dieses Gottesverhältnis worthaft·aktuell und nicht ontisch-ha bituell man ifest wird. Nicht die Tragtahigkeit der auf Erden erworbenen Ver dienste, sondern die Sündenvergebung, nicht eine im Todesaugenblick zur Anreicherung des habituellen Kraftreservoirs in den Mund des Sterbenden g � hobene Hostie, sondern das senende Handeln GOttes garantiert den Ü bergang in die positiv qualifizierte Ewigkeit53. Der etwa in dem Umfassen einer Kerze sich dokumentierende Rekurs auf die Taufe und die Teilgabe an dem Chrisma des göttlichen Pneuma wird in der römisch-katholischen Tradi tion als auf dem Sterbebett in vollständiger Weise erfolgende Verwirklichung dessen verstanden, was als Same des Ewigen durch die Taufe in uns hineinge legt wurdes-4. Die Taufe sollte hingegen in biblisch·reformatorischer Fundie rung nicht in der Weise eines keimhaften Beginns einer linearen Fortentwick lung in der Sterbestunde präsent sein, sondern als ein hinsichtlich der Liebe GOttes gewißmachendes Datum des Gottesverhältnisses. Im Rückgang zur Taufe wird die effektive Zusage der Sündenvergebung dem Sterbenden erneut zugesprochen und vom Sterbenden im Glauben ergriffen)5. Die Kirche hat den Sterbenden mit dem zusprechenden Wort der Schrift, dem gewißmachen den Gebet, der befreienden Beichte bzw. mit dem Abendmahl und doxolo gisch Christus als Sieger über den Tod herausstellenden Liedstrophen zu be gleitenS6• In den Formulierungen der Todesanzeigen tritt in konzentrierter Form die sub specie mortis besonders virulent werdende Frage der Sinngebung des Le bens zutage. Häufig werden bestimmte Lebensleistungen und positive Eigen. schaften genannt oder eine Zusammenfassung des Lebensverla ufs nach quan titativen Kriterien betrieben. Dies wird zumeist verbunden mit der Aussage der Unsterblichkeit durch das Gedenken der Hinterbliebenen und Freunde bzw. durch das Bleiben und Nachwirken der Leistungen)7. Oft wird nur der
" Vgl. zur römisch-katholischen Sterbebegleitung: Manens/Heuschen, Sterbditurgie, 18f.34.1 17; Bürki. Liturgie. 74 )' Vgl. Manens/Heuschen, Su:rbdilUrgie, 64(; Schneider, Begrilbnis. 57f. U Vgl. AC XXlBSLK 314, 52-55: .lRnn wer wollt ihm doch nichl wünschen an scin�m lenl�n Ende, daß er im Bekennlnis des Arlikels Sierben möchl, daß wir Vergebung der Sunde durch den Glauben. ohn un�r Verdi�nSI und Werk durch das Blul ChriSli erlangcn�"; vgI. BSLK 314, 57-315.8. Dazu Bürki, Lilurgie. 52.54.56f. � Dazu auch Sein, Tod. 141 S1 Z. B. SZ 21.9. 1995, S. 36: Wer so geschafft hai wie Du im Leben/Wer so erfüllte �ine Pflichl/Wer stets sein Besles hai gegeben.lVergißI man auch im Tode nicht�; SZ 1 5.9.1995. S. �
Praktisch-theologische Ko nsequenzen
342
zwischenmenschliche Verlust thematisiert, der durch die Kontinuität dt::r Lie bt: zwischen den noch Lebenden und dem Versrorbenen - ohne theozentri sehe Vermittlung - kompensiert werden soll�. Daneben treten vage, unkon krete. d. h. Gonesbez.ug und Auferste:hungshoffnung nicht explizit nennende Formulierungen der Erwartung einer posrmortaJen Existenz auP'. Der Termi nus .. Erlösung/erlösen" wird seines theologischen GehaltS entkleidet und nur auf die Befreiung von langem Leiden und großen Schmenen bezogen60. Richtig, weil dem theologischen Seelen- und Lebensverständnis entspre chend. ist erstens der Dank an GOtt für das vom Verstorbenen her Empfange ne6t• zweitens die Herausstcllung Gones als dessen, der im Tod das Subjekt und darum auch der Wender der Todesnot isc62• Gut wäre drittens der Bezug zur Auferstehung als dem Zentrum des eschatologischen AusblicJcs63.
43: .,.Alles kann man mit nehmen, nur du nicht. was ich gegeben habe"; SZ 13.9.1995, S. 17: "Ein wunderbarer Mensch ist von uns gegangen"; SZ 16.117.9.1995. S. 36: "Wer in Gedanken
�iner Lieben lebt. der ist nicht tOl. sondern nur fern"; ebd.: ..Ein wirkungsreiches Lc:ben � prägt von UmernehmerinitiatiV(: und soual« Ver.ln(W()nung ist beendet\ vgl. SZ 18.9.1995. S. 46, SZ 19.9.1995, S. 42 !t SZ 20.9.1995. S. 26: .Traurig. aber dankbar - denn d ie Liebe bleibt"; SZ 19.9.1995, S. 43: "Da iSt ein Land der Lc:benden und ein Land der Toten. und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe - das einzige Bleibende. der einuge Sinn"; SZ 18.9.1995. S. 46: Ich sterbe. aber meine Liebe rur euch stirbt nicht. Ich werde Euch vom Himmel aus lieben. wie ich es auf Erden getan" (vgl. SZ 16.117.9. 1995. S. 37); SZ 13.9.1995; S. 17: .Wir haben un�r Liebes verloren ... Wer sie kannte. weiß was wir verloren haben"; SZ 16.117.9. 1995, S. 36: "amor vincit om nia"; SZ 21.9.1995. S. 36: "Un�r lieber Vater und Schwiegervater N.N. hat uns rur immer verlaucn" " SZ 21.9.1995, S. 36: .Hopc springs eternal in the human breast (Alcxander Poper; SZ 16./17.9.1995. S. 37: ..Un�re liebe Koll�n N.N. ist in den ewigen Frieden heimgegangen"; SZ 18.9.1995. S. 46: .Wal dem Lc:bc:n Sinn verleiht, gibt auch dem Tode Sinn (Amoine de Saint-Exupcryr: S2 19.9.1995. S. 43: "N.N. hat �inen Frieden gefunden"; SZ 20.9.1995. S. 26: "Voll Trauer nehmen wir Abschied von N.N die am ... im Alter von ... überraschend aus ihrem ahiycn Lc:ben geschieden ist" (Hervorhebung vom Verfasser); man kann auch auf die versteckte Richrungsangabe des Begriffs "nt/schlafen" hinwei�n, dazu Dirschauer. Tod. 174 60 SZ 13.9.1995. S. 17: "Wenn die Kraft zu Ende geht. ist es kein Sterben. sondern Erlö sunf; SZ 16.117.9.1995. S. 37: "Wenn die Kraft zu Ende gdH. ist die Erlösung eine Gnade" &! SZ 16.117.9.1995. S. 37: "Wir danken dem lieben Gou. daß sie solange bei uns bleiben durfte". Dem entspricht die Akunruierung der geistlichen Lc:bcnsdimension des Vemorbenen: SZ 8.9.1995, S. 36: "Nach einem erfulhen Lc:ben. voll gliiubigem Vertrauen auf GOlt und Liebe zu UM verstarb N.N . IU SZ 16.117.9.1995. S. 37: "GOtt. der Herr, rief heute ... N.N.zu sich in die Ewigkeit", vgl. SZ 14.9.1995. S. 38: ... zu sich genommen"; gut ist die Ziution von RÖm. 8.2 (Konnex Sünderrod und Befreiung daraus durch du pneumatische Wirken Goues; SZ 1 1 .9.1995. S. 46); Jes. 43.1 und "Nach grolkm Lc:iden ging unsere über alles geliebte Frau und Mutter zur Herrlichkeit GOttes" (SZ 12.9.1995. S. 30). 'l Dies sollte allerdings nicht im Nebeneinander zu ausgesprochen dualistischen formulie rungen geschehen; L 8. "Die Welt" 11.1.1995. S. 7: L.k. 20.37f. (..Nach kurzc.r, schwerer Krank heit entließ die Seele den Lc:ib. um ih�n Weg zu gehen"). Eine Sammlung V(:rschiedener For mulierungen in Todesanzeigen bietet Dirschauer, Tod. l73ff.I 80ff. ..
.•
..
..
Rückblick
Man erhäh einen zusammenfassenden Zugang zu den theologischen Wei chenstcllungen in der Diskussion der Todesmematik. wenn man auf die Pro pagierung und Art und Weist der Abwehr eines Monismus' achtet. Ein Monis mus kann sich erstens aus der Ablehnung eines inneramhropologischen Dualismus' und einer sich daraus ergebenden Zweipoligkeit von Unsterblich keit und Auferstehung, von Name und Gnade ergeben. So richtig das Unbe hagen an einer rein sukzessiven Abfolge von erstem und zweitem bzw. drirtem Artikel ist - auch was deren ethische Konsequenzen in radikal asketischem Tugendstreben angehe -, so tendiert diese Gestalt eines Monismus' zu einer Reduktion aller cheologischen Aussagen auf den ersten Anikel und vermag der soteriologischen Zuspirzung zumal der neutestamentlichen Aussagen nicht gerecht zu werden. Auf der anderen Seite begegnet ein Monismus. der in scharfer Amithese gegen den eben genannten den ersten Artikel in den zweiten aufhebt und wie eine positiv soteriologisch qualifizierte Sicht der Welt allgemein, so auch einen ausschließlich positiv festgelegten Endausblick anstrebt. Hier wird verkannt. daß die Abwehr eines tendenziell dualiscischen Ansatzes auch durch die Er kenntnis einer mehrfachen Dialektik des Tuns GOttes betrieben werden kann. Schlüssel und Ausgangspunkt für alle weitere Analyse und Einordnung der menschlichen Existenz ist das Gtncht Gottts. Aus einem dualisrischen Ansatz erwächst ein quamifizierendes Denken, das lendich das Gericht Gottes in einen Prozeß auflöst (Purgatorium/Reinkarnation) und so die Zeit in die Ewigkeit einträgt. Steht dagegen nicht das menschliche Tun, sondern das Re den und Wirken Gones am Anfang, so ise die Ewigkeit in der Zeit präsent in der Gestalt des Anspruches, des Gebmes Gones und der kontingenten Heils zueignung durch Gon. Die Akzenruierung der forensischen, setzenden Dimension des quasi-schöpferischen Redens GOttes ermöglicht Seins- und Kominuüätsaussagen. ohne in ein quantifizierendes und tendenziell habitu ell-synergistisches Denken hineinzugeraten. Der Mensch in seiner Ganzheit ist Gegenstand des richtenden und renenden Handelns Gottes. Damit wird sowohl der Totalaspekt der Anthropologie gewahrt als auch die dialektische Doppelheit des möglichen und tatsächlichen Tuns Gottes. Zwar kann - auf der prmologischen Ebene verbleibend - ein positiv qualifiziertes Tun GOttes auch an den Gottlosen in der Gestalt des Segens (Gen. 1 ,28!) angenommen werden, aber dieses kann den Tod nicht überwinden, weil vom Tod vollgültig nur in soteriologischer Perspektive gesprochen werden kann. Eine bleibende
344
Rückblick
Größe ist der Mensch allgemein nur als Gegenscand des universalen Anspru ches Gottes. der ihn als Sünder herausstellt und mit sich konfrontiert, und kontingent - als durch Gottes Heilszuspruch Gerechtfertigter. Die Antizipati on der Ewigkeit in der Zeit geschieht nicht als ein Unterwegssein des Men schen dorthin mit Hilfe sich durchhaltender habirueller Suukruren, sondern als Schuldigsein vor Gott aufgrund des Wissens um den Willen Gottes und faktischen Nichttuns desselben sowie in der Taufe als Recrung aus dem kom menden Gericht. Insofern geht auch die dritte Gestalt des Monismus fehl, die vom persona len Gegenüberstand 2U Gon und von der Notwendigkeit eines Geschehens zwischen Zeit und Ewigkeit absieht und die Realität auf Bewegungen und quantitative Neusrrukrurierungen im menschlichen Bewußtsein. auf den u bensvollzug abhebt. "Monismus" heißt dann. daß der Mensch seine Möglich keiten. den Rahmen seines Erlebens und Sich-Verstehens zum einzig Realen erhebt und "GOtt" und ..Auferstehung" zu verbalen Chiffren reduziert und in das Bewußtsein hinein horizomalisierend einebnet.
•
Lirerarurverzeichnis
Die in den voransrehenden Ausführungen verwendete Literatur wird in den Fußno (en mit Kurztitdn utien, die in diesem Verzeichnis durch Umerstreichung angedeu tet werden. Die Opera insbesondere der Reformatoren werden hier nur summierend als Werkgesamtausgabe angeführt, erscheinen in den FußnQ[cn jedoch auch mit ih rem Titel oder dessen Kürzel, sofern sie mehrmals zitien werden. Die Abkürzungen der Zeiuchrinen- oder Buchreihen werden den Veruichnissen in RGG, 3. Auflage, und TRE entnommen.
Ackrill J.
L.. ,.Aristode's Definitions of psuche" Jon. Sarnes u.a. (Hrsg.), Anides on Arisrode. Bd. 4: Psychology and Aesthetics. London 1979, 65-75 Adkr, Gerhard, Entdeckung dc=r Sede: Von Sigmund Freud und Alfred Adler zu C. G. Jung, Lc:ipziglSrungan 1934 Agende für die evangdisch-Iuthe::rische:: Kirche:: in Bayern, 1 . Te::il: Die:: öffe::ndiche::n GO( tadie::nste::, Ansbach 1917 Agauk für c=vangdisch-Iuthe::rische:: Kirche::n und Ge::me::inde::n, Bd.Jll: Die:: Anmhand lunge::n, Ausgabe Baye::rn, Be::rlin/Fre::iburg 1964 Ahlbrrchl, Ansgar, l2d und Unsterblichkeit in de::r evangdische::n Theologie:: der Ge ge::nwart, Pade::rborn 1964 Ahuis, Fe::rdinand, Der Kasualgsmesdienst: Zwische::n Obergangsritus und Amtshandlung, CfhM 12, Sruttgan 1985 . Albr�cht, Christian, Schleiermache::rs Theorie de::r Frömmigkeit: Ihr wissenschaftlicher On und ihr systematischer Gehalt in den Reden, in der Glaubenslehre:: und in der Dialektik. SchlAr 15. Berlin/Ne::w York 1994 Althaus, Paul. "Rezension zu Stange, Carl. ,Zum Verständnis da Christentums: Sechs Vorträge:: über Gegenwartsfragen des chrisdiche::n Glaubens', Gütersloh 1 920", ThLBI 43, u;pz;g 1 922, Sp. 57-59 D�rr., Die lenten Dinge: Entwurf dne::r chriscliche::n Eschatologie::, Smdien da apolo getischen Seminars. He::ft 9. 2. Aufl.: Gürersloh 1924 ILD, 2. A.l; 3. Aufl.: Güters loh 1926 [Ln,3 ,A.l ; 4. Aufl.: Gütersloh 1933 [Ln, 4,A.i unverändene::r ND de::r 4. A, bis zur 10. Auf}. 19701 D�., ",Die Auferstehung der TOle::n': Zur Auseinandersenung mit Karl Barth über die theologische Exegese". Ders., Theologische:: Aufsänc, Bd. I, Gürersloh 1 929, 1 1 9-139 D�., Unsterblichkdt und ewiges Sterben bei Luther: Zur Ausdnanderse::rzung mit Car! Stange, Studien des apologetischen Seminars 3D. Gütersloh 1930 D�.• "Luthers Gedanke::n über die:: Ie::nte::n Dinge", Lu] 23 (1941), Gütersloh 1942, 9-34 D�n., "Der Mensch und sein Tod: Zu Helmut Thielickes ,Tod und Leben''', Universi· tas 3, Sruttgarr 1948 I
346
Li teraturverz.eichnis
D� Rctrak,tiljODCD zur Eschatologie", ThLZ 75. Berlin 1950, Sp. 253-260 Dm., Die christliche Wahrheit: uhrbuch der Dogmatik, Gütersloh 1952 leW! Dm., Jod, lV. DogmatOch", RGG, 3. AuA., Bd. 6, Tübingen 1962, Sp. 914-919 Dn-s., Die Theologie Manin Lumers, 6. AuA. Gütersloh 1983 Aristouks, Meraphysics. &I. wirb incr. and comm. by W D. Ross, 2 Bde., Oxford 1924 (ND 1966) Dm., �ics, Ed. witb intro aod comm. by W. D. Ross. Oxford 1936 (ND 1966) Dm ..f.thica �omachea". AriuQ(elis opera, Hrsg. von I. Bekker, Bd. 2. Berlin 1960, \094- 1 1 8 1 Dm., Oeanima, Ed. witb intro and comm. by W. D. Ross. Oxford 1961 Dm Ober die Seele. Obers. von W. TheiJer, 7. Aufl BerJin 1 986 hnJor{. Ulrich, Matologie bei Luther, Gäningen 1 967 Athanasius, Oratio d,jncarnatione verbi, MSG 25. Tumholti 1987 {Paris 18571 Atzb"K". Leonhard. GwbjchJC der christlichen Eschatologie innerhalb der vornicä· nischen Zeit, Freiburg 1896 Augustinus, Aurelius, xrmonum dasses quaruor, Pl 38, Paris 1841 Dn-J., "Oeanima et ejus origine libri qua[Uor", Pl 44, Paris 1865, 475-548 Dn-J., "Pemoribus �esiae camolicae et de moribus Manichaeorum libri duo", Pl 32, Pui, 1877, 1 309-1 378 Dn-J., _Oe musica libri sex" , Pl 32, Paris 1877, 1081-1194 Dn-J., ..Oeurilitate iQunii senno", Pl 40, Paris 1 887, 707-7 16 Dm., ",contra G!!S{um libri XXXIII", CSEl 25, PraglWien/Leipzig 1 89 1 , 249-797 Dn-J., ..O eGenesi adIiueram libri duodecim", CSEl 28/ 1 , PraglWien/Leipz.ig 1894, 1-435 IHn., "Oe orjgine animae hominis" (:epistula CLXVI), CSEl 44, Wien/Leipz.ig 1 904, 545-585 Dn-J., S. Aurelii Augustini Hipponiensis episcopi epistulae, Pars 111, CSEl 44, Wienl Leipzig 1904 Dm., "OenitUra et gratia liber unus", esEL 60, Wien/L:ipz.ig 1913, 231-199 Dm., Selbstgespräche über Gon und die Unsterblichkeit der Seele, Lateinisch und deutseh. EinfUhrung, Übertragung, Erläuterungen von Hanspeter Müller. BAW (Hrsg. von K. Hocnn), Zürich 1954 Dm., Alle;ngesprächc (Soliloquiorum libri duo), In deutscher Sprache von Car! Johann &.d. Paderborn J 955 Dei. CChr.SL. 47/48, Turnholti 1955 Dn-J., arbitria libri [[es, esEL 74, Wien 1 956 Dm., Dm., D eujnitate libri XV. CChr.SL. 50, Turnhaiti 1 968 Dm., Oie Größe der Seele (Pe quantitae animae liher unus), Übertragen von Carl Johann Perl. Paderborn 1960 Dm., ..lktracrationum libri 11", CChr.SL. 57, Turnhohi 1984, 1-143 Dn-J., "Oe inmortalitate animae liber unus", CSEl 89, Wien 1986, 99-128 (.[lc .• ..
.•
.•
.•
immo[an.! [, Dn-J., .. O eQuamitate animae liher unus", CSEl 89, Wien 1986, 129-231
Dm., Dn-J., Dm., Dn-J.,
..smiloquiorum libri duo", esEL 89, Wien 1986. 1-98 Confessiones, libri XJII, CChr.SL. 27, Turnholti 1990 Enar[1tiones in Psalmos, CChr.SL. 38-40, Turnhohi 1990 InIohannis evangelium tractatus CXXJV, CChr.SL. 36, Turnholti 1990
Literaturverzeichn is
347
Bab�lotzky, Gerd, Plamnische Bilder und Gedankengänge in Calvins Lehre vom Men· sehen, Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Bd. 83, Wiesbaden 1977 Bachmann, Philipp, Der erste Brief des Paulus an die Korinther. KNT VII, Leipzig 1905 Btukwim. Jan, Amhroposophj<:: Eine kritische Darstellung. Konstanz 1985 Balz, H. R., Hdlsy<:rtrau<:n und Weherfahrung, BEvTh 59, München 1971 Barrh, Christoph. Die Errettung vom Tode in den individuellen Klage. und Danklie· dern des Alten Testaments. 2. Auf!., Zürich 1987 BarJh, Friedrich KarllGerhard GrenzlPeter Horst, Gottesdienst menschlich: Eine Ag<:nd<:: Gesamtausgabe, Wuppertal 1990 Barth, Karl, Der Römerbrief, 2. Auf!., München 1924 [zitiert wird nach den Seiten· zahlen dieser Ausgabe, die in der hier benüttten 15. Auf!. Zürich 1989 verzeichnet sind] Dm Die Aufersr<:hung der Toten: Eine akademische Vorlesung über I.Kor. 15. München 1924 Dm., Credo: Die Hauptprobleme der Dogmatik dargestellt im Anschluß an das Apo. stolische Glaubensbekenntnis. München 1935 Dm., Die protwanrische Theologj<: im 19. Jahrhundert: Ihre Vorgeschichte und ihre Geschichte, Zollikon·Zürich 1947; 4., unveränderte AuA.: Zollikon-Zürich 1987 Dm., Die kirchliche Dogmatik, Bd. 3: Die Lehre von der Schöpfung, KD III/I, 2. Aufl.; KD 11112, Zollikon·ZÜrich 1947-1948 Dm., Evangelische Theologk im 19. Jahrhundert, ThSt(B) 49, Zollikon·Zürich 1957 Dm., Die kirchliche Dogmatik, Bd. IV/3I2, Zollikon-Zürich 1959 Baumgärul Friedrich. nlIVf,UIJU, B. GdS( im Alten Testament", ThWNT VI, SN«· gart/Beriin/Köln/Mainz 1959 Baumgarm", Hans Michael, Kants ,Kritik der reinen Vernunft': Anldtung zur Lek· türe, FreiburglMünchen 1985 Baur. Jörg. "Unsterblichkdt der Sede und Auferstehung von den Toten". Ders., Ein· sicht und Glaube: Aufsätu:, Gütersloh 1978, 18-24 &ck. Lewis White, Kants ,Kritik der praktischen Vernunft': Ein Kommentar. Ober· setzt von K.-H. lhing, München 1974 &ck", Jürgen, Auferst<:huog der Toten im Urchristenrum, SBS 82, Stungart 1976 l3«kn', Jürgen, Paulus. Tübingen 1989 &clur, Kurt E., Amhrop05ophj<: - Revolution von innen: Leitlinien im Denken Ru· dolf Steiners und ihre Bedeutung für die Gegenwart, Frankfurt/Main 1984 Btcktrmann. Ansgar, Descartcs' metaphysischer Beweis für den Dualismus: Analyse und Kritik. Freiburg/München t 986 &iJl", Friedrich. Schleiermachers uhr< von Gon. dargestellt nach seinen Reden und seiner Glaubenslehre. FSOTh 22, Göningen 1970 Dm., "Iad und Sünde: Zur Bedeutung des Zusammenhangs zwischen Sünde und Tod für eine Theologie desTodes". KuD 24. Görtingen 1978, 1-17 Dm "Defizite und Aufgaben heutiger Eschatologie", Eschatologie in der Dogmatik der Gegenwart, Veröffentlichungen der Lumer·Akademie e.v. Ratu:burg, Bd. 1 1 , Erlangen 1 988. 25-39 Dm Hoffnung und Vollendung, HST 15, Gütersloh 1993 .•
.•
.•
348
Literaturverzeichnis
BmDi:. Pierre, ,.Aufersgbung am Ende der Zeiten oder g1dch nach dem Tod?", CoDe. 6. Einsiedeln/Zürich/Mainz. 1970, 71 9-724 &yschlo.g, Karlmann, Grundrjß der Dogmengeschichte, Bd. I : Gott und Weh, 2. Auß., Darmnadt 1988 Biblia H�braica Stuttgarunsia, &1. K. EIligerlW. Rudolph, Srungarr 1967/77 Bibliiz Sacra iuxta Vulgatam vmiontm, Ed. R. Weber, 3. Aufl., Stuttgan 1983 Birlu4 Karl, "Die Wiedergabe von >'dJ)�' in Lurners Übersetzung des Alten Testa· ments: Ein lkitrag zu Luthers Anthropologie", in: Dornine dirige me i n verbo tuo: Herr leite mich nach deinem Wort, FS M. Mirz.enheim, Hrsg. von der Pressestelle der Evangeiisch.Lutherischen IGrche in Thüringen, Berlin 1%1, 38-47 Bockwoldt, Gerd. "Das Menschenbild Calvins", NZSyTh 10. Beflin 1968, 1 70-- 1 89 &�thiu.s. An. Man!. Sev., "Libet depersona el duabus naturis contra Eutychen er Nesrorium ad Joannem diaconum ecdesiae Romanae", PL 64, Paris 1891, 1 337-1 354 Bohrm, Rudolf, Unsere KasuaJpraxis - eine missionarische Gelegenheit?, ThEx 147, 5. Aufl., München 1979 &mann, Thorleif, Das hebräische Denken im Vergleich mit dem griechischen, 4. Auß., Gättingen 1 965 Bona Mty", Jürgen, Kant'S &ychologie, Berlin 1870 Bormann. K.. Plalon, FreiburglMünchen 1973 &rnkamm. Günther, Das Ende des Gesetzes: Paulusstudien, Gesammelte Aufsätze, Bd. I, BEvTh 16, München 1958 Bornkamm, Heinrich, "Äußerer und innerer Mensch bei Luther und den Spirituali sten", Ders. (Hrsg.), Imago Dei: Beiträge zur theologischen Anthropologie, FS G. Krüger, Gießen 1 932, 85-109 &1'Os, Ladislaus, "Hat das Leben einen Sinn?". Conc. 6, Einsieddn/Zürich/Mainz 1970, 674-{;78 Brtit, HerbertiManfred Seiq (Hrsg.), Beerdigung, CPH, Stungan 1974 Brtit, Herben, "Die Sinndeulung des Todes im Alten Testament und bei Karl Man:: Versuch eines Vergleichs", FS C. Westermann, Gättingen/Neukirchen 1980, 460-470 Bnnnan, Robere Edward. Thomistische &ychologie: Eine philosophische Analyse der menschlichen Natur, Hrsg. von Th. K. Lieven, HeideiberglGraz.-Wien-Käln 1957 Brucar, J., "Spinoza und die Ewigkeit der Setle", Siegfried Hessin (Hrsg.), Spinoza: Dreihundert Jahre Ewigkeit, Spinoza-Festschrift 1632-1932. 2., vermehrte Aufl., Den Haag 1962,10-14 Brunn". Emil. Der Mensch im Widerspruch: Die christliche Lehre vom wahren und wirklichen Menschen. Berlin 1937 Brunn". Peter, ,.qchata: Theologische Grundlinien und Andeutungen". KuD 23, Göningen 1977, 2-24 "Kirchenordnung der Kurpfalz", BS/(0Rl(, Im Auftrag des Reformierten Bundes und des Reformierten Konvents der Bekenntnissynode der Deurschen Evangelischen Kirche hrsg. von W. Niesel, 2. Aufl., Zürich 1938, 136-218 BSLK, Hrsg. im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930, 10. Aufl., Göttin gen 1986 Bürlti, Bruno, Im Herrn en[Schlafen: Eine historisch-pastoraltheologische Studie zur Litu�ie des Sterbens und des Begräbnisses, BPT 6, Heidelberg 1969
Li u:raturvc=rzeichnis
349
Bultmann. Rudolf. Das Evangdium des lobannes. KEK 2. 17. AuA Göningen 1962 D�n., Dc=r zweite Brief an dic= Korjnthc=r, Hrsg. von E. Dinklc=r, KEK Sondc=rnand, Göttingen 1976 Dm., Die Geschichte der synoptischen Tradjtjon, 9. AuA., Göningen 1979 D�n Theologic= des Neuen Tenamenrs, 9. Aufl., durchgesehen und ergänzt von O. Merk, Tübingen 1984 .•
.•
Ca/vin, Johannes, Corpus Rc=formatorum ecru, Bd. 29-87, Ed. W. BaumlE. Cunirz./ E. Reuss, BraunschwcigiBeriin 1863-1900 D�n., Opera Se!«ta (OS), Ed. P. BanhIW Niese!, 5 Bdc=., Münchc=n 1926--36 Dm., Umerricht in der christlichen Religion: Institutio christianae rdigionis, Nach der Ic=nten Ausgabe übersetzt und bearbeitet von O. Weber, Neukirchc=n 1955 Campmhausm, Hans von, Jod. Unsterblichkeit und Auferstehung". Sch1ink, E. und H. Volk (Hrsg.), Pro nritate. FS L. ]ac=gerIW.Stählin, Münstc=r/KasseI 1963, 295-31 1 D�n.lHans Schac=fc=r, "Der Auferstc=hungsglaube und die moderne Naturwissenschaft: Eine Disk!I$sjoo" , Was ist der Tod?: Elf Beiträge und eine Diskussion. Das Heide!· berger Studio: Eine Sendereihe des Süddc=uuchen Rundfunks, Leitung: J. Schiern· mer, 45. Sendefolgc=, München 1969, 131-146 Ca"U, Maurice, "Mit was für c=inc=m Leibe stehen die TQ(en auf?", Conc. 6, Einsie· ddn/Zürich/Mainz 1970. 713-718 Cam·". Martin/Jürgen Mineistraß, Geist, Gehirn, Verhahc=n: Das Leib--Sede·Pro- blem und die Philosophie der Psychologie, Berlin/New York 1989 Carrirtr, Heinrich, AriSfoleles' Schrift ,Von der Seele' und ihre Stellung innerhalb der aristotelischen Philosophie, Heidelberger Abhandlungen zur Philosophie und ih· rer Geschichte 24, Tübingen 1932 CiafoTdon�, Raffade. Die Philosophie der dc=utschen Aufklärung: Texte und Dame!· lung, DeutsChe Bearbeitung von N. Hinske und R. Specht, SlUngart 1990 Ckm�m Akxandrinus, "Protreptikos'" GCS (Clemens) I . Hrsg. von O. StähJin, 2. Aufl., Leipzig 1 936. 1-86 Dm., Suomau, GCS (Clemens) 2. Hrsg. von O. Stählin. 2. Aufl., Leipzig 1939 Crrm", Hermann. WÖrterbuch der nc=utestamc=mlichen Gräcität, 7. Aufl., Gotha 1893 Dm., .Geist des b;knsch,n·, RE 3. Aufl., Bd. 6, !..c;pz;g 1899, 45().457 D�n., .,Geist. heiliger", RE 3. Aufl., Bd. 6, Leipzig 1899, 444-450 D�rr.lManin Kähler, "Stc;!c", RE 3. AuA., Bd. 18, Leipzig 1906, 128-132 Dm., lenseirs des Grabes: Vom Leben nach dc=m Tode, 9. AuA., GießenIBase! 1987 [ND der 8. AuA., Gütersloh 1923] CTom bi�, L M., An Examination of Plato's Doctrines, L: Plato on Man and Sociery, London 1 962 Cut/mann, Oscar, "Das wahre durch die ausgebliebene Parusie gestellte nc=utestament· liche Problem", ThZ 3, Basel 1947. 177-191 D�., Unsterblichkeit der Seele oder Auferstc=hung der Toten?: Anrwort des Neuen Tesramenrs, Stungart 1962 [auch unter anderem Utel und an anderem On: den., "Unsterblichkeit der Seelc= und Auferstehung der Toten: Das Zeugnis des Neuen Testamenrs", ThZ 12, Basel 1956, 126-1 56] •
Literaturvcneichnis
3 50
Dautun/mg, Gerhard, "EwTll pia IpOXWV O,Petr 1.9)", BZ NF 8. Paderborn 1964. 262-276 Dm Sein I,bcn bewahn!n: 'l'UXtl in den Herrcnwonen der Evangelien, SlANT 14, München 1966 Dm., ..Seele (naefad - psyche) im biblischen Denken sowie das Verhältnis von Un .•
sterblichkeit und AuferSlchung", K. Kremet (Hrsg.), Seele: Ihre Wirklichkeit, ihr Verhältnis zum Leib und zur menschlichen Person. SPAMP X, Leiden/Köln 1984, 1 86-203 Dthn, Günther, Die Amtshandlungen der IGrche. Stuttgan 1950 Dtlitzsch. Franz., System der biblischen Psychologie. 2. Aufl Leipzig 1861 Dmulet. Jama Mt, Sein. Mensch und Tod: Das Todesproblem bd Martm Hddegger, Symposion 12. FrtiburglMünchen 1963 Dmzing(T, H. und A. SchönmctzCr (Hrsg.), Enchiridion symbolorum, definitionum cr declarationurn de rebus fidei t:t morum, 26. Aufl.. FreiburgiRom 1976 Dtscartn, Rene, ..Correspondance, LXVI, Desnrtes a Mcrxnnc, Leyden, man; 1636", (Euvres de Descanes, Ed. C. Adam/P. Iannery, Bd. I , Paris IS97, 338-342 Dm., ,..Djscours de la mbhode pour bien conduire sa raison, el ehereher la verite dans les sciences", AT 6, Paris 1902, 1-78 Dm., ..Correspondance, DXlV, Descanes er Byrman, Egmond, 16 avril l64S", AT 5, Pu;, 1903, 144-179 Dm., "Meditaciones de prima philosophia", AT 7, Paris 1904, 1-90 Dm., ,.Prjneipia philosophiae", AT S/1, Paris 1 905, 1-329 Dm., ..lcs �ions de I'ame", AT 1 1 , Paris 1909, 301-490 Dm., Die Prinzipien der Philosophie, überxtzt und erläutert von A. Buchenau, Hambmß 19" [PhB 28) Dm., Meditationen über die Grundlegung der Philosophie, Auf Grund der Ausga ben von Artur ßuchenau neu hrsg. von L. Gäbe, durchgesehen von H. G. Zekl, H,mbmß 1 960 [PhB 271) Dm., Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung. Französisch-deutsch, übersetzt und hrsg. von L. Gäbe, Hamburg 1960 [PhB 261] Dm., Die Leidenschaften der Sede, Hrsg. und übersent von Klaus Hammacher, Fnnzö,;sch-deutsch, H"",butß 1984 (PhB 34,) Dit "*Ir, Ausgabe vom 1 I . I . 1995. Ikrlin 1995 Ditls, Hermann, Die Fragmente der Vorsokratiker. 7. Auß., Hrsg. von Walther Kr:wz. Bd. 1-2, Bed;n 19,4 [PKl Dinchau", Klaus, Der [Q[geschwiegene I2d,: Theologische Aspekte der kirchlichen Bestattung, Bremen 1973 DOtrrit, Heinrich, .. Plarons Bqriff der Seele und dessen wei[e� Ausgestaltung im Neuplatonismus", K. Kremer (Hrsg.), Seele: Ihre Wirklichkeit, ihr Verhältnis zum Leib und zur menschlichen Person, SPAMP X, Leiden/Köln 1984, 18-45 Dombroudi, Heinz, ..Die potentielle Uosgrbljchkejt", Was ist der Tod? (Bibliogra phische Angaben bei Campenhausen, Diskussionl, 131-146 Donat, Walter, .. Die Rcinkaroarjonsjdec in der Anthroposophie'" ZRGG 9, Köln 19,7, 175--191 Dubark, Andre-Marie, ..Die Erwartung einer UnSterblichkeit im Alten Testament und im Judentum", Cone. 6, Einsieddn/Zürich/Mainz 1990. 685-691 .•
Literaturverzeichn is
351
Dwlm. Bd. 7: E()'ffiologie: Herkunftswönerbuch der deutschen Sprache, Bearbeitet von G. Drosdowski und P. Grehe, MannheimlWien/Zürich 1 963 Dü", L., "Hebr. wDl akk. napi!tu . Gurgel, Kehle", ZAW 43 (1925), 262-269 ""
Eb�Jjng, Gerhard, lutherstudien, Bd. 11/1-2; 111, Tübingen 1977/1982/1985
Dm., "Des Todes I2d: Luthers Theologie der Konfrontation mit dem Tode", ZThK 84, Tübingen 1 987, 162-194 D�rr., Todesangst und LehenshofFnung: Ein Brief Luthers", ZThK 88. Tübingen 1991, 181-210 ..
Jochen, "Schleiermachers Schriftlehrc: Einleitende überlegungen", Den. (Hrsg.), WOrt des lebendigen Gones. FS R. Slenczka (zum GO. GeburtStag), Erlan gen 1991, 53-{;4 Dm., Einheit der Kirche als dogmatisches Problem bei Edmund Schlink. FSOTh 67, Göttingen 1 993 Echtnnach, Hdmut, Segnende Kirche. 4. Aufl., Fürth 1983 Edwards, Paul, und der Tod: Eine kritische Würdigung. Aus dem EngliGauters, Darmstadt 1985 schen übersenr von Eichrodt, Walmer, Theologie des Alten Testaments, Bd. 111111, 4. Aufl., Stuttgan/Göt tingen 1961 Eint. Werner, Das chriscliche Ethos: Grundlinien der lutherischen Ethik, Tübingen Eh",
1949 lCfJ Dm., Der christliche Glaube: Gntndlinien der lutherischen Dogmaük, 6. Auß., Er langen 1988 (CG] El/ig". w.. aUv 1XD (1.Usammen) mit", EWNT 2. AuA., Bd. 3. StuttgartiBerlin/Köln 1992, Sp. 697-699 EH", Gerhard, Die Sedenlehrc Tertullians, Paderborn 1893 ElJang�'isch�I Kirchmgnangbuch, 5. AuA., Speyer 1970 (EKGl ..
F�int, PauJ, Das Id"heo nach dem Tode. 2. AuA Leip1.iglErlangen 1919 Fichtn". Johannes. Seele oder Leben in der Bibel". ThZ 17, Basel 1961, 305-318 FindWm, Sven. Seele" , Das große Bibellex..ikon, Bd. 3, Hrsg. von H. Burkhardt u.a., .•
..
..
Wuppemal/G;dkn 1989, 1418- 1421 FiorrnZ/l, Francis P. und Johann B. Mett, "Die Einheit des Menschen", MySaI. 11, Köln 1967, 584-637 Fischtr, Jas. A., Studien zum Todesgedanken in der Alten Kirche: Die Beurteilung des natürlichen Todes in der kirchlichen Literatur der ersten drei Jahrhunderte. Bd. I . München 1954 FiIch". Kuno, Spinoz.a.s I,ben, Werke und Lehre, Geschichte der neuern Philosophie, Bd. 2: Descmes' Schule: Spinoz.a.s Leben, Werke und Lehre, 6. AuA Heidelberg .•
1946
Fohrrr, Georg, "Das Gwhjck des Menschen nach dem Tode im Alten Testament", KuD 14 (1968), 249-262 Fonchn", Maximilian GlÜck als menschliche Zum aristotelischen OlbirchJ). Gebhardt, Konzept der Eudaimonia", In: H. Kößler/M. Erlanger Forschungen Reihe A. ßd. 64, Erlangen 1992, 29-46 Dm., Ober das Glück des Menschen: Arisrotdes, Epikur. Stoa, Thomas von Aquin, Kam, Darmstadt 1 993 •
•
352
Literaturverz.eichn is
Frtud, Sigmund, "Das kh und das Es", Den., .Gesammelte �erke. Bd. 13, Loadon
1940, 237-289 Dm., Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, GW 15. Loadon 1940 Dm., TOt(w und Tabu. GW 9. London 1940 Dm., Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, GW 1 1 , Loadon 1940 Dm., "Die Zukunft einer Illusion", GW 14, London 1948, 325-380 Dm., "Zeitgemäßes über Krieg und Thd. . GW 10 (Loadon 1946), 6. Aufl., Frank /im 1973, 324-355 FritdliinJn, Paul, Platon, ßd. II1: Die platonischen Schriften, zweite und drine Peri ode:, 3., durchges. und erg. Aufl., Berlin/New York 1975 Fritling, Rudolf. Christemum und Wjederycrkörperu.ng 2. Aufl., 5tuttgart 1975 Fries, S. A., ..Jesu Vorstellungen von der Auferstehung der Toten", ZNW I, Gießen 1900, 291-307 Fuchs, Jose:f. ..Seele und Beseelung im individuellen Werden des Menschen", StZ 1 14 (1989), 522-530 ..
Gadamt"T, H.-G., "Die Unsterblichkeitsbeweise in PlalOos , Phaidon''', H. Fahren bach (Hrsg.), Wirklichkeit und Reflexion, FS Schulz, Pfullingen 1973, 145-161 und Gnostizismus: Darstellung, Vergleich und Gdsen, 22, Paderborn/MünchenfWien/Zürich 1992 theologische Gtskr, i Ralf, Kanu moralischer Gourshrn'ejs im protcstantischen Positivismus, GTA 51, Göningen 1992 Gtijfn-, Hans Friedrich, ,.Grundrendcoz(O der Eschatologie im 20. Jahrhundert", K. Stock (Hrsg.), Die Zukunft der Erlösung: Zur neueren Diskussion um die Eschato logie, Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie, Bd. 7, Gütersloh 1 994, 13-48 Gt"Tlnnna n, G., "GejH, H. Geist und Geistcsgaben im AT", RGG 3. Aufl., Bd. 2, Tübingen 1 958, Sp. 1270f. Gm, Hartrnut, "Der I2d im Alten Twament", Ders., Zur biblischen Theologie: Alr testamentliche Vorträge, BEvTh 78, München 1977, 31-54 Gtyt"T, Hans-Georg, Von der Geburt des wahren Menschen: Probleme aus den AnHin gen der Theologie Mdanchthons, Neukirchen-Vluyn 1965 Gni/Jta, Joachim, "Die Auf<;mebung des Leibes in der modernen exegetischen Diskus sion", Conc. 6, Einsieddn/Zürich/Mainz 1970, 732-738 Go/kr, Hans, EmQ[ionsp�ologie und Leib-Seele-Problem, Münchener philosophi sche Studien NF 8, Srungart/Berlin/Köln 1992 Gopptlr. Leonhard, Theologie des Neuen Testaments, Hrsg. von J. Roloff. 3. Aufl unveränderter Nachdruck. Gättingen 1991 Grabmann, Manin, Oie Grundgedanken des heiligen Augustjnus über Seele und Gott. 2. Aufl., Köln 1929 Grass, Hans, .. Das cschatologische Problem in der Gegenwart", Künneth, W.lW. Joest (Hrsg.), Dank an Paul Althaus, FS zum 70. Geburtstag, Gütersloh 1958, 47-78 Dm., "Unsterblichkeit", RGG 3. AufI., Bd. 6, Tübingen 1962, Sp. 1 174- 1 1 78 Dm., "Oie TheolQgie von Paul Althaus", NZSyTh 8, Berlin 1966, 21 3-237 GrtJhaRt, Gishcrt, Auf<;mebung der Toten: Ein Beitrag zur gegenwärtigen theologischen Diskussion über die Zukunft der Geschichte, Essen 1969 .•
Literarurveneichnis
353
Dt7'!.IGerhard Lohfink. Naherwartung - Auferstehung - Unsterblichkeit: Umersu chungen zur christlichen Eschatologie. QD 7 1 , FreiburglBasel/Wien 1975 D�rs ",seele' in der Geschichte der christlichen Eschatologie: ein Durchblick", Wil helm Breuning (Hrsg.), Seele: Problem begriff christlicher Eschatologie, QD 106, FreiburglBasdfWien 1986, 107-158 Dt7'!.IJacob Kremer, Resurrectio monuorum: Zum theologischen Verständnis der leiblichen Auferstehung, 2. AuEl., Darmstadt 1992 Guardini, Romano, Der l2d. des Sokrares, Hamburg 1956 .•
Haag, Ernst, Seele und Unsterblichkeit in biblischer Sicht", ..
W Breuning (Hrsg.),
Seele: Problembegriff christlicher Eschamlogie, QD 106, FreiburglBasd/Wien 1 986. 3 1 -93 Haifforr, Gent "Vom Unzerstörbaren im Menschen: Versuch einer philosophischen Annäherung an ein problematisch gewordenes Theologumenon", W Breuning (Hrsg.), Seele: Problembegriff christlicher Eschatologie, QD 106, FreiburglBascll W;en 1 986. 159-191 Hamchm, Ernst, ,.Auferstehung im Ahen Testamem", Ders., Die Bibel und Wir, Ge sammehe Aufsäne, Bd. 2, Tübingen 1968, 73-90 Harnack, Adolf (von). Das Wesen des Chrisremums: Sechzehn Vorlesungen vor Stu dierenden aller Facultäten im Wimersemester 1899/1900 an der Universität Ber lin. Leipzig 1902 DC'S., "Vom Reiche GOttes" , Ders., Erforschtes and Erlebtes: Reden und Aufsätze. Neue Folge, Bd. 4, Gießen 1923. 383-391 Hasln. Victor, "Todeserfahrung und Trauer: Theoretische Überlegungen zur Seelsorge an Himerlassenen", ThZ 29. Basel 1 973, 202-2 14 H�ck�� Theo K., Der Innere Mensch: Die paulinische Verarbeirung eines platoni schen Motivs, WUNT 53. Tübingen 1993 H�ü:kgg", Manin, Sein und Zeit, M. Heidegger, Gesamtausgabe, Bd. 2, Frankfurt! Main 1976 H�idln. Frin, Die biblische lehre von der Unsterblichkeit der Seele: Sterben, Tod. ewiges Leben im Aspekt lutherischer Anthropologie, FSOTh 45, Göningen 1983 D�rs Luthers Lehre von der Unsterblichkeit der Seele. Raneburger Hefte 1 , Erlangen 1983 Hmr;ch, Dieter, Der omologische Gottesbeweis: Sein Problem und scine Geschichte in der Neuzeit, 2. Aufl., Tübingen 1 967 Henry, Marie-Louise, ".l2d.' und ,Leben', Unheil und Heil als Funktionen des rich tenden und rettenden Gones im Alten Testament", Leben angesichts des Todes: Beiträge zum theologischen Problem des Todes, FS H. Thielicke. Tübingen 1968. 1-26 Hub"!,", Valerius, Zwei und dreißig Leicbenpmiigren genannt Trauerbinden. Hrsg. von K. E Ledderhosc. Halle 1854 H�nnann. Rudolf, Luthers These .Gerecht und Sünder zugleich': Eine systematische Untersuchung, Güterslob 1930 HtltnS, Eilert, nLuther und Frc:yd. Ein Theorievergleich", H. Behnken (Hrsg.). Freud oder Lurner?: Versuch der Aufarbeitung einer (falschen?) Alternative, Loccumer Protokolle 4/85. l...ocu c m 1 986. 3-24 Hikkbrandt, Kurt. Ieibniz und das Reich der Gnade, Haag 1953 .•
Literaturverteichn is
354
Hirsch, Emanuel. Lutherstudien. Bd. 1, Gütersloh 1954 Hoffmann, Paut. Die Toten in Christus: Eine religionsgeschichcliche und exegetische Untersuchung zur paulinischen Eschatologie, Münster 1966 Hofmann, J. ehr. K. v., Der erste Brief Pauli an die Korjmber, Die heilige Schrift neuen Testaments 2,2. Nördlingen 1874 Ho/tz, Traugon, Der erste Brief an die Ibrssalonicher, EKK 13. 2. AuA Neukirchenl Zürich 1990 Hugo, Ludwig, "Die Unsrerblichkeirslehre im Buche Kobelet", ZkTh 37. Innsbruck 1913. 400--414 Hultlmmrz. A "Seele". RGG 3. Aufl Bd. 5. Tübingen 1961. 1634-1636 Humm�4 Gen, Theologische Anthropologie und die Wirklichkeit der Psyche: Zum .•
.•
.•
Gespräch zwischen Theologie und analytischer Psychologie, Impulse der For schung 5. Darmstadt 1972 Humme4 �inhan. ßcinkarnarioo: Weltbilder des Reinkarnationsglaubens und das Christentum, MainzlStuttgan 1988 Hunzingt'T, C. H., Die Hoffnung angesichts des Todes im Wandd der paulinischen Aussagen, in: Leben angesichts des Todes: Beiträge zum theologischen Problem des Todes, FS. H. Thidicke (zum 60. Geburmag), Tübingen 1968. 139-155 Huontkr. Quirin, Das Unsrerblichkcitsproblem in der abendländischen Philosophie, StuttganlBerlin/Käln/Mainl. 1970 Huttt'T, Leonhard. Compc:ndium locorum theologjcorum, Hrsg. von Wolgang Trill haas. Berlin 1961
Inciaru. Fernando, "Der Begrjff der Seele in der Philosophie des Aristotdes" , K. Kre
mer (Hrsg.), Seele: Ihre Wirklichkeit, ihr Verhältnis z.um Leib und zw menschli chen Person. SPAMP X. LeidenIKöln 1984, 46-65 Illanka, Emire von. "Zur Problematik der Aristotdischen &denlehre" (1955). Gustav Adolf Seeck (Hrsg.), Die Naturphilosophie des Aristotde.s. WdF CCXXV, Darm sradt 1975. 39--48
Jacob. Edmond. 4'uXA B. Anthropologie des AJten Testaments", ThWNT 9. Stutt gartlBerlin/Köln/Mainz 1973, 614-629 jacob, Günther. Der Gewissensbc;grilI in der Theologie Lurners. Beiträge zur Histori schen Theologie 4. Tübingen 1929 jacobi. Jolande. Die Psychologie von C. G. Jung: Eine Einführung in das Gesamtwerk mit einem Geleitwort von C. G. Jung. Frankfurt 1993 jank�. Wolfgang, Lcibniz: Die Emendation der Metaphysik. Ph A 23. Frankfurt 1990 J�t. Wilfried. QQ[olQgie der Person bei Luther. Göttingen 1967 Dm., Dogmatik.Bd. 2: Der Weg Gottes mit dem Menschen. 2., dwchgesehene Aufl., Gättingen 1990 jordahn, Smno, Das kirchliche Begräbnis: Grundlegung und Gestahung, VEGL 3. Gättingen 1949 josuttis. Manfred, Pgljs des Evangdiums zwischen Politik und Rt=ligion: Grundpro bleme der Praktischen Theologie, 3. Aufl., München 1983 jüngt4 Eberhard. I2d.ThTh 8, Stuttß2rtlBerlin 1971 JÜtin". Ftiedj ung. Rdigioo und Glaube aus psychologischer Sicht, Oiss. Zürich 1986 ..
Literaturverzeichn is
355
Jung, Carl Guuav, Psychologische Typen, GW 6, 9., revidierte AuA., Zürich/Stungart 1960 Dar., "Versuch einer psychologischen Deutung des Trinjtätsdo;gmas·, GW 1 1 . Zü rich 1 963, 1 19-2 1 8 Dm., Die Dynamik des Unbewußten, GW 8, Zürich/Srungan 1964 Dm., Zwei Schriften über analytische Psychologie, .Gesammelte �erke 7, Zürichl Stungan 1964 Dm., Mysterium Coniunctionis: Untersuchungen über die Trennung und Zusam mensetzung der seelischen Gegc:nsätze in der Alchemie, GW 14/1, Zürich/Stutt gart 1 968 Dm Die Archet)'pCD und das kollektive Unbewußte, GW 9/1, Olten/Freiburg 1976 Junghans, Helmar, "Die probationes zu den philosophischen Thesen der Heiddberger Disputation im Jahre 1 5 1 8'" LuJ 46, Göningen 1979, 10-59 .•
Kais�r, Ono/Eduard Lohse. Thd und Leben. Sruttgan/Bc:rlin/Köln/Mainz 1 977 Kam, Immanud, .. Die Rdigion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft", L
Kam, Schriften zur Ethik und Religionsphilosophie, Werke in sechs Bänden (hrsg. von W Weischedel), Bd. 4. Darmuadt 1956, 647-879 A mhropolo.gie in pragmatischer Hinsicht", Akademie-Ausgabe, Bd. 7, Ikrlin Dm., .. 1968, 1 1 7-334 Dm., "Kritik der praktischen Yernunft", M 5, Berlin 1968. 1-164 Dar., Kritik der leinen Yernunft (2. AufL J 787), M 3. Bc:rlin 1968 (Die Schriften Kanu werden auch nach der I . bzw. 2. Auflage der Urausgabe zitiert, d. h. als ..,A" od" .B.I Karpp, Heinrich, Probleme altchristlicher Anthropologie: Biblische Anthropologie und philosophische Psychologie bei den Kirchenvätern des drinen JahrhundertS, BFChTh 44/3, Gü,,,,loh 1950 Ktlkrmann, Ulrich, ,.Überwindyng des Todesgeschicks in der alnestamentlichen Frömmigkeit vor und neben dem Auferstehungsglauben", ZThK 73, Tübingen 1 976, 259-282 IGrrbmbuch für die evangelische Kirche in Wümembc[i, 2. Teil: Handlungen. Stutt gart 1908 KLzw, BernhardlKJaus Winkler, Begriibnis-Homile'ik: Trauerhilfe, GJaubenshil(e und Lebenshil(e für Hinterbliebene als Dienst der Kirche, München 1 975 K/iifoth, Tb., Christliche EgbatQ!o.gic, Leipzig 1886 Klingkr, Wol(gang, Rudo!fSteiners Menschenbild im Spannu ngsfeld zwischen Philo sophie und Okkultismus, Diss.phil. Basel 1 986 K/iinlttr, Wol(-Dietrich, Selbsterkenntnis der Sttk: Zur Anthropologie des Thomas von Aquin. Bc:itriige :.ur Bewußtseinsgeschichte 7, Stuugart 1 990 K/uxtn, Wolfgang, "AnimaKpama und Personsein bei Thomas von Aquin", Wille had raul Ecken (Hrsg.), Thomas von Aquin: Interpretation und Rettption: Studi en und Texte. WSAMA. P 5, Mainz 1974, 96- 1 1 6 Dm., "Sede und Unsterblichkeit bei Thomas von Aquin", K. Kremer (Hrsg.), Seele (Bibliogr.aphische Angaben bei Inciarte, Sedel , 66-83 Köhln; Rudolf, Transzendentaler Goucsbeweis., 3. Aufl .• Breslau 1943 Köhkr, W. , Lyther und die Kirchengeschichte nach .seinen Schriften, zunächst bis
Li(etarurvc:ruichnis
3 56
f protestantischer Kirchengeschichtsschrei 1 5 2 1 , Bd, 11 1 . Ikiträge zu den Anangen bung. Erlangen 1900 Kopprn, Rlra, Zum Bqrjff des Bösen bei Kam, Reihe Philosophie 6. Pfaffenweiher 1986
KraUl, Hans-Joachim. Vom Irlx;n und Tod in den Psalmen: Eine Swdie zu Calvins n
Psalmen-Kommenw", FS H. Thidicke [Bibliognphische Angaben bei Henry.
TodJ. 27-46 Dm., Psalmen, BK XV/ I -2. 5. AuEl., Neukirchen 1978
KTmI". Jacoh. -Paulns; Die Auferstehung Jesu. Grund und Vorbild un.st:rc:r Auferste
hung", Cone. 6, Einsiedeln/Zürich/Mainz 1970, 707-7 1 2 Kri�, MatthiaslHans Weder, Iribljcbkej[, ThSt(B) 128, Zürich 1983 Krisu/1n. Paul Oskar, Studien zur Geschichte dc=r Rhetorik und zum �riff des Men schen in der Renaissance. Obers. von R. Jochum, Gratia: Bamberger Schriften z.ur Renaissanceforschung 9. Göningen 1981 Dm., Acht Philosophen der italienischen Renaissance: Petrarca, Valla, Ficino, Pico, Pomponazzi, Telesio, Paui1.i, Sruno, übers. von E. Blum, Weinheim 1986 Krusch�, Peter, "Das Bc:gräbnis", H.-D. Bastian/D. Emeis/P. Krwche/K.-H. Lütcke, Taufe, Trauung und Begräbnis: Didaktischer Leitfaden 2um kirchlichen Handeln. München/Mainz 1978 Kruscht, Werner, "Die B«rdigungsprcdigt in der heutigen volkskirchliehen Situati on", Pbl lOS, Stungan 1965, 41 1-426 Kümmt� Werner Georg, RÖmer7 und das Bild des Menschen im Neuen Testament: Zwei Studien, ThB 53, München 1974 Dm., Einleitung in das Neue Testament, 21., erneut ergänzte Aufl., Heidclberg
1983
Küng. Hans, Ewjges leben?, München 1982 Künn�th, Walter, Theologie der Auferstehung, 6. Aufl., Basel/Gießen 1982 (Berlin 1 933, I. Aufl.) Künzk, Piw, Das Verhältnis der Seele zu ihren Potenzen: Problemgeschichdiehe Un
tersuchungen von Augwtin bis und mit Thomas von Aquin, SF Nf 12, Freiburg
1956
Kuß, Ono, Die Briefe an die Römer, Korinther und Galater, Das Neue Testament, Bd. 6. Rcgcnsbm& 1940
uhm"" Jürgen-Chrinian. Das Buch Danjel. ZBK 23, Zürich 1984 UtuW, Gerardus van der, "Seele: I. Rdigionsgeschichdich", RGG 2. Aufl.,
Bd.. 5, Tü
bingen 1931, 369-372 uihniz, G. W., ..smeme nouveau de la nature er de eommunication des subslances, aussi bien que de I'union qu'il y a entre I'ame et le corps", Die philosophischen Schriften von G. W Leibnh (Hrsg. C. J. G.erhardr), Bd. 4. Berlin 1 880, 477-487 Dm., ,.,Causa Dei asserta per justitiam ejus eum caeteris ejus pc:rfcctionibus. cunctis que aetionibus conciliatam", G 6. Berlin 1885, 439-460 Dm., "Essais de Tbeodieee sur la bonte de dieu, la liberte de I'homme et I'origine du mal". G 6. Be
598-606
Li terarurverzeichnis
357
Dm., Philosophische Werke. Bd. 2: Hauptsehriften 'Z.ur Grundlegung der Philoso.
phie, ObefSl!'ttt von A. Buchenau, H rsg. von Ernst Cassirer, Leipz.ig 1 906 u Snlr, Paul, Die Zukunft der Toten: Nach dem Sterben: Antworten der Bibd, Neu bearbeitet von S. Busat, 9. Aufl., Wuppertal l974 Lming, Gonhold Ephr.lim, "Die Enjehuog des Menschengeschlechts", Lessings Wer· ke, hrsg. von K. Wölfd, Bd. 3, Eingdeitet von K. Bcyschlag, Fr.lnkfun 1 967, 544-563 Dm., nOber den Bewejs des Geistes und der Kraft", Werke, hrsg. von K. Wölfd, Bd. 3. 307-3 1 2 uumlxrgn-, Roben, DerlQd.: Schicksal und Aufgabe, Zürich 1971 Lotdt, Gisda. Der canesische Materialjsffi!lS: Maschine, Gesetz. und Simulation: Eine Studie der imensionalen Ontologie der Narurwissenschaft, EHS 146, Frankfurt! Bern/New York 1986 Liifgrm, David, Die Theologie der Schöpfung bei Luther, FKDG 10, Göttingen 1960 Lohse, Bernhard, "Gesetz., Tod und Sünde in Lumers Auslegung des 90. Psalms". FS H. Thidicke [Bibliogr.lphische Angaben bei Henry, Tod], 139-155 Ludolphy, Ingetraut, Die Natyr bei Luther, Habil. Lcip'Z.ig 1960 Luthart/t, ehr. Ernst, Kompendjym der Dogmarik, Völlig umgearbeitet und ergän'Z.t von R. Jdke, 14. Aufl. (2. Aufl. der Neubearbeitung), Leip'Z.ig 1937 Luth", Manin, Werke, Kritische Gesamtausgabe, Abt. Schriften, Weimar 1883fr. (Nachdruck Graz. 1964ff.) (,WA); Abt. Briefe, 1 5 ßde.: Weimar 1930ff. (Nach· druck Gm 1964ff.) [WABr]; Abc 1ischreden, 6 Bde: Weimar 1 9 1 2-1921 (Nach dmck, G"", 1%7) (WATR) Dm., Vorlesung über den Römerbrief 15 15/1516, Anfange reformatorischer Bibel auslegung, Bd. I , Hrsg. von Johannes 6ckcr, Leipz.ig 1908 Luylm, Norben A _Todcsvcmändnjs und Menschenverständnis: Zum Todesver· $(ändnis von K. Rahner und L. Boros", Ders. (Hrsg.), Tod - Ende oder Vollen dung?, Gremfr.lgen 10, FreiburglMünchen 1980, 161-198 Lur.. Ulrich, Das Evangelium nach Manbäys, I . Teilband: Mt. 1-7, EKK I . 2., durchgesehene Aufl Zürich/Br.lunschweiglNeukirchen.Vluyn 1989 .•
.•
Milnn, Ulrich, Das Wunderbare: Wundcr - Segen und Engel, HSf 17. Gütersloh 1979 MilrshilUJr.. David J., Prjn'Z.jpicn der Descanes.Exegese, FreiburglMünchen 1979 Mtlrltm, Thierry/louis Heuschen, Die SICrbeljrurgie der katholischen Kirche: Glau· benslehre und Seelsorge, Paderborn 1959 Marli, Kurt, lejchcortdcn, Neuwied/Berlin 1969 Mllur, Hugo, Die Rruanyng, HGA 28, Giilersloh 1964 MtinhoJa. Perer, Die Geocsisvorlcsyng Luthers und ihre Her.lusgeber, FKGG 8, SfUftgart 1 936 Mtlanrhthon, Philipp, Werke in Auswahl, Hrsg. von Roben Stupperich. 7 Bde., Gü· « rsloh 195 1-1975 IStAl MmtklsJohn, Mo.ses. "PhacdoD oder über die Unsterblichkeit der Sede in drey Ge sprächen", (Berlin/Stettin 1767), M. Mendelssohn, Gesammelte Schriften, Jubilä umsausgabe, Bd. 3. 1: Schriften wr Philosophie und Ästhetik, Bearbeitet von F. Bamberger und L. Strauss. Stllttgan. Bad Canstan 1972, 5-128 MtrZ, Gonfried, .. Christliches Gebet für die Toten?", ELKZ 7, Berlin 1953, 337-340
3 58
Liter.lturverz.eichn is
Die Feier der Heiligen Messt': Masbuch. Für die Bistümer des deutschc:n Sprachgebie. (es, Aumentische Ausgabe ruf den lirurgischen Gebrauch. Hrsg. im Auftrag der Bischofskonferen:zc=n Deutschlands. Österreichs und der Schweiz sowie der Bischö· fe von Luxemburg, Boz.en·Brixen und Lüttich, Einsieddn u.a. 1989 Mt')". Waher E., Huldrych Zwinglis EKbatologie: Rr:formatorischc: Wende, Theolo gie und Geschichtsbild des Zürcher Reformamrs im Lichte seines eschatologischen Ansatt.eS. Zürich 1987 Mag", ManfTcd. Die Amrshandluntcn der Kirche als Verkündigung, Ordnung und Seelsorge. Bd. J: Die Begründung der Amtshandlungen, München 1957 Mic,"l Karl·Heinz, Immanuel Kam und die Frag� der Erkennbarkeit Gottes: Eine kritische Untersuchung der ,Transzendentalen Asthetik' in der ,Kritik der reinen Vernunft' und ihrer theologischen Kon�uenz, Wuppeml 1987 MiclKl. OrtO, ..Zur Lehre vom Todr;wblaf", ZNW 35, Berlin 1936, 285--290 Milamowirz-Moelinu1orf. Ulrich \'on, Plaron, Bd. I : Lelxn und Werke, 2. AuB Ber lin 1920 Milchn", Hans Jürgen (Hrsg.), Beerdigung: Ansprachen, Gebete, Entwürfe, DAW 67, Göttingen 1994 MilJmbtrg", Friedrich, ,.Auferstehung, IV. Dogmatisch", TRE 4, Berlin/New Vork .•
1979. 547-575 der deutsChen evangelischen Theologie im 19. und 20. JahrhunDn-r., den, 10, SturtgartlBerlin/Köln/Mainz 1981 Mojsisch, Burkhard, "Zum Disput über die Unsterblichkei[ der Seele in Mittelalter und Renaissance", FZPhTh 29, Frciburg/Schweiz 1982, 341-359 Moltmann, Jürgen, Theologie der Hoffnung: Untersuchungen zur Begründung und zu den Konsequenzen einer christlichen Eschatologie, BEvTh 38, München 1 964 Dn-r., ,.Anrwou auf die Kritik der Theologie der Hoffnung", Wolf-Dieler Marsch
(Hrsg.), Diskussion über die ,Theologie der Hoffnung' von Jürgen Molunann, München 1967, 201-238 Dn-r., "Die Reyolution der Freiheit", EvTh 27, München 1967. 595-6 16 Dn-r., Der gekreuzigte GOte: Das Kreuz Christi als Grund und Kritik christlicher Theologie, München 1972 Mü/kr, Dieler, Geisrerfahrung und Totenauferwa:kyn:g Untersuchungen zur Toten auferweckung bei Paulw und in den ihm vorgegebenen überlieferungen, Diss. Masch. • IGel 1 980 Mundhtnlt, Johannes, Die Seele im System des Thomas von Aquin: Ein Beitrag zur KJärung und Beurteilung der Grundbegriffe der thomistischen Psychologie, Ham bmß 1980
Nachtwri, Gerhard,
Eine Untersuchung zu Jo�ph Ran Leipzig J 986 u.a. (Hrsg.), Das große Bibellexi-
iogers Eschatologie N
LiteralUrverzeichnis
359
Theologie", Hermann Kochanek (Hrsg.), Reinkarnation oder Auferstehung?: Konsequenzen rur das Leben, FreiburglBasellWic=n 1 992, 263-284 Novum Tmammtum Gratu, Ed. K. Aland/M. BlackJC. M. Martini/B. M . Mengerl A. Wikgn=n, 26. Aufl., SlUugart 1979
Oting-Hanhoff, Ludger, .. ,seele' und ,Geist' im philosophischen Verständnis Descar
tes''', K. Kremer (Hrsg.), Sc=de [Bibliographische Angaben bei Inciane, Seele] , 84-99 Ong�ntl, "Contra Cdsum", GCS 1,51 -374/GCS 11,1-293. Hrsg. von Paul Ko etschau, Leipzig 1 899 Dm.• "Commemariorwn in epistolam B. Pauli ad Romanos", PG 14, Turnholtj o. J., 837-1292 Dm., Oe I2rjncipiis, GCS V, Hrsg. von Paul Koeuchau, Leipzig 1 9 1 3 Dm., "Commemarium in Cant. Canricorum", GCS VIII, Hrsg. von W. A. Baehrc=ns, Ldp,;g 1925. 61-241 Dm., "In Lyram, Homiliac=", GCS IX, Hrsg. von Max Rauer, Leipzig 1930, 1-231 Ort, Heinrich, Eschatologje: Versuch eines dogmatischc=n Grundrisses, ThSt(B) 53, Zollikon 1958
Pannmbtrg, Wolfhart, "Person", RGG 3. Aufl., Bd. 5, Tübingen 1961, Sp. 230--235 Dtn., ..:Thd, und Auferstehung in der Sicht chrisdichc=r Dogmatik", KuD 20. Görtin-
gen 1974. 167-180 Dm., �stc=ma[ische Theologie. Bd. 2, Göttingen 1 9 9 1 ; Bd. 3 Göningen 1993 Ptrlirt, Lothar. "DerThd im Alten Tesramenr", PTh 70 (1981), 391-405 Pturs, Albrc=cht, Der Mensch. HST 8, Gütersloh 1979 Dm., "Der Thd in dc=r nc=uc=ren theologischen Anthropologie", Ders., Rechenschaft des Glaubens: Aufsärze, Zum 60. GeburtStag des Autors hrsg. von R. Slenczka und R. Keller. Göningc=n 1984, 239-277 Piat, c., AriuQ(c!es, Berlin 1907 Pichle, Aloys. Dic= Thc=ologie des Lejbniz aus sämtlichen gedrucktc=n und viden noch ungedruckten Qudlc=n, 2 Bde., Hildesheim 1 965 (ND der Ausgabe Münchc=n 1869170) Picht, Georg, Aristotdes ,Oeanima', Mit einc=r Einf. von E. Rudolph, Hrsg. von C. Eisenbart. Srungart 1987 Philosophische Bemerkungen zu einem konPitp". Josef, ,.Tod und uovc=rstheologischen , 13, Münster 1959. 81-100 Dm., Thd und Unsterblichkeit, München 1 979 Pl.alon, Werke in acht Bänden: Griechisch-deutsch. Hrsg. von G. Eigler. - Sonderaus gabe -, 3. Aufl Darmstadt 1990 [Die 'lilienen Schriften werden in den Fußnoten mit einem Kuntitel angedeutc=t} Pli:igtr, Ono• .,Tod und Jc=nseits im Alten Testament", H.-J. Klimkeit, Tod und Jenseits im Glauben der Völker, Wiesbaden 1978, 77-85 Pöhlmann, Horst Georg, "Das Problem der Ur-Offenbarung bei Pau! Althaus", KuD 16, Göttingen 1970. 242-258 Pokorny, P.. Die Hoffnyng auf das ewige Lr:ben im Spätjudc=ntum und Urchristentum, AUTRW 70. 8.,I;n 1 978 Pomponarzi, Pic=rco, Abhandlung über die Unsterblichkeit der Sede (IracratUs de im.•
Literaturvcruichnis
360
mortalir:atc: animac:): Lateinisch- deutsCh. Obc:rsent und mit einer Einleitung vcr sehen von Burkhard Mojsisch, Hamburg 1990 PoPP". Karl R.lJohn C. Eccles, Das kh und sein Gehirn. 2. Aufl.. München/Zürich
1982 fun/no. Regin, "Oie Einheit von Schöpfung und Erlösung: Zur $chöpfungslc:hrc: Karl Banhs", ThZ 2, 8asel 1946, 161-191 Dm., ,.Antbropolqgic. IV. Dogmatisch", RGG 3. Aufl ßd. I . Tübingc:n 1957. Sp. 420--424 .•
Pmt4 Reiner, "Die sogc:nanmc:n Obcdc:bcosproblcmc als Herausforderung an die: Ki«he", WZM 43 (1991), 2-18 Procltsch. Quo, Theologie des Alten Teswnents, Gütersloh 1950 Puuz, Ola{, Kritiker der Unstcrblichkeitsdoktrin in Mindalter und �naissance. So chumer Studien 2W Philosophie 7, Anmerdam 1 986 Qwiltorp. Heinrich, Die letztcn Dinge: im Zeugnis Calvjns: Calvins Eschatologie. Gütc:rs)oh 1941
Rad, Gc:rhard von, "Alnesramc:ncliche: Glaulxnsaussagen vom Leben und vom 12d", Ders., Gones Wirken in Israel: Vorträge zum Alten Testament, Hrsg. von O. H . Steek, Neuki,chen 1 974, 25G--267 Dm., Das erste Buch M�: Genesjs, ATD 2/4, 12. Auß., Göningen/Zurich 1987 Dm., Theologie des AJten Testaments, Bd. 1 : Die Theologie der geschichtlichen Überlieferung Israels, 9. Auß., München 1987 Radla, A1eksander, ,.Unste[bljchkeitsn�da ke und AuferstehungsglaubeU , Eschatolo gie in der Dogmatik der Gegenwart, Veröffentlichungen der Luther-Akademie e.v. Raw:burg, Bd. 1 1 , Erlangen 1988, 2S-39 Riiber, Ludwig, "Die &stimmung des Menschen; Der philosophische Beweis seiner Unsterblichkeit im System von Thomas von Aquin und Ommar Spann: Ein Ver gleich", DT 22, Fre:iburglSchweiz 1944, 51-74 R4hnu, Karl, Zur Theologie des Todes: Mit einem Exkurs über das Mysterium. Quae seiones disputatae 2, 2. Aufl Freihurg 1959 xn der Toten", Ders., Schriften zur Theologie IV, Einsieddn/Zütichl Dm., "Das Id Köln 1960, 429-437 Dm., "Die Einheit von Geist und Materie im christlichen Glaubensverständnis" , Ders., Schriften zur Theologie VI, Einsieddn/Zürich/Köln 1965, 185-214 Dm., "Der .l&ib: in der Heilsordnung", Ders., Schriften zur Theologie XII, Einsiedeln/ZU,ich/Köln 1975, 407-427 R4tmu, Josef, TIefenpsychologie und Religion, Ismaning 1987 Ratzing", Joseph, .Schöpfung", LThK IX, Fteibutg 1964, 460--466 Dm., Die sakramentale Bq;ründung christlicher Existenz, Freising 1966 Dm., Ejnruhrung in das Christentum: Vorlesungen über das apostolische Glaubens bekenntnis, München 1968 Dm., Jenseits des Todes, lKaZ (Communio) I , Köln 1972, 23 1-244 Dm., "Zum Pc;rsooverständnjs in der Theologie", Ders., Dogma und Verkündigung, München 1973, 205-223 - Tod und ewiges Leben: Kleine Katholische Dogmatik. Bd. IX, .•
,
Literatu rveruichn is Dm., "Zwischen Tod und Auferstehung" , IKaZ (Communio)
361 9, Köln 1 980,
209-226 &iUT, Peter, Der Seele Grynd: Meiner Eckhart und die Tradilion der Seelenlehre, Epistemata: Würzburger Wissenschaftliche Schriften, Bd. 1 39. Würzburg 1993 Ricbard von SI. Viklor, DeT r jnjtate Libri st:x, MPL 196, Paris 1 880, Sp. 891-992 Rickm, Friedo, ..Die Unsterblichkeitsgewißheit in Pla[Qns ,Phaidon"', RabanusMaurus-Akademie (Hrsg.), Stichwort: Tod, Frankfurt 1979, 98-1 1 6 Dm., Philosophie der Antike, Grundkurs Philosophie 6, SruugarrlKöln/Mainz 1988 Riif, Josef, Der Ordobqriff des jungen Augustinus, Paderborn 1962 Ritsch� Albrecht, Unterricht in der christlichen Religion, TKTG 3, Gütersloh 1 966 Röd, Wolfgang, Descanes: Die Genese des artesischen Rationalismus, 2., völlig überarbeitete und erweiterte AuA., München 1982 Rohb�ck, Johannes, Die Forcschrinsrheorje der AufkJärung: Französische und engli sche Geschichtsphilosophie in der zweiten Hälfte des 18. JahrhundertS. Frankfurtl New York 1987 Rohb, Erwin, &yche: Sedencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen, 2 Bde., 9.110. AuA Tübingen 1925 [ND Darmstadt 1991] Roloff, JÜfgen, NeyesTestamem, 4., durchgesehene und ergänue Aufl., Neukirchen V1uyn 1985 Rubio. Heribeno, Tod und Tragik bei Heidegger und Aris[Q(e1es, Hochschulschriften, Bd. 4. Münster 1 989 RÜJch�, Franz, Das Sedenpneuma: Seine EntwickJung von der Hauchseele zur Geist st:eIe; Ein Beitrag zur Geschichte der amiken Pneumalehre, SGKA 18/3, Pader born 1933 Ruf, Oskar, Die f.Uu und die Einheit bei Leibniz: Eine Untersuchung zur Monaden lehre, MPF 77. Meisenheim/Glan 1973 Runu, G., "Unsterblichkeit", RE 3. Aufl, Bd. 20. Leipzig 1908, 282-300 Rupp"t, Hans-Jürgen, "Rejnkarnation in neugnostischen Bewegungen: Anthroposo phie -Theosophie - New Age", H. Hänggi/C-A. Kelier/H.-J. RupperrlC Schön born, Reinkarnation - Wiedergeburt - aus christlicher Sicht, Freiburg/Schweiz Zü,kh 1987. 65-125 Ryk. Gilbert. Der 1kgrjff des Geistes: Aus dem Englischen überseat von K Baier, S(Uugan 1 969 .•
Sarukr. 0no, "Leib-Seele-Dualjsmus im Alten Testament?". ZAW 77, Berlin 1965, 329-332 Saut". Gerhard, "Die ZriI des Todes: Ein Kapitel Escha[Qlogie und Amhropologie", EvTh 25, München 1965. 623-643 Dm., Zykunft und Verheißung: Das Problem der Zukunft in der gegenwärrigen theologischen und philosophischen Diskussion. Zürich/Stuugart 1965 DtrJ., Ejnfub rung in die Eschatologie. Darmstadt 1995 Schalkr, B., "AöajJ.", EWNT 2. Aufl., Stungarr/Berlin/Köln 1992, Sp. 65-67 Scharb"t, Josef, Fleisch. Geist und Seele im Pcnmeuch: Ein Beitrag zur Anrhropologie der Pemateuchquellen, SBS 19, Stungart 1 966 Sc�ffczylt, Leo, ,Unsterblichkeit' bei Thomas von Aquin auf dem Hintergrund der neuern Diskussion. Bayerische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Hi storische Klasse, Sin.ungsberichre. Jahrgang 1 989. Heft 4, München 1989
362
Litcrarurveneichnis
Schilling, Othmar. Geist und Materie in biblischer Sicht: Ein exegetischer Btitrag zur
Diskussion um Teilhard de Chardin. SBS 25, Stungart 1967 SchLzttO'. Adolf. Die TheoJ�ie der Apostel. 2. AuA Stungart 1922 DO'l., Der Evangelist Mauhäus: Seine Sprache, sein Ziel, seine Sdbständigkcit, Stun .•
gart 1929
SchkitnnaeMr, Fricdrich, Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangeli
schen Kirche im Zusammenhange dargestdh, 7. Aufl Neu hrsg. von M. Redeker. Serlin 1 960 (ND der 2. AuA Berlin 1 830) leG'] DnJ Obc:r die Religion: Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern, In ihrer ursprünglichen Gestah mit fortlaufender übersicht des Gedankenganges nc:u hrsg. von R. Dno. 6. Aufl Göningen 1967 {&itcnuhl der Urausgabe: R] Schlinlt. Edmund, Theologie der lutherischen Bekenntnisschriften. Einführung in die evangelische Theologie, Bd. VIII, 2. Aufl., München 1946 IThBSLKl DnT., Qkumenische D.ogmatik: Grundzüge, Mit Gdeitworten von H. Fries und N. A. Nissiotis, 2. Aufl., Göningen 1983 SchmUl, Heinrich, Die Dogmatik der evangdisch-Iutherischen Kirche, dargestelh und aus den Quellen belegt. Neu hrsg. und durchgesehen von H. G. Pöhlmann, 9. Aufl., Gütersloh 1 979 Schmd, i Josef. ..Der Begriff der Seele im Neuen Testament". J. Racz.inger/H. Fries (Hrsg.), Einsicht und Glaube, FS G. Söhngen. 2. AuO., FreiburglBasellWien .•
.•
.•
.•
1962. 121H47 Schmidt, Gerhan, Aufklärung und Metaphysik: Die Neubegründung des Wissens durch Descanes, Tübingen 1965 Schmidt, Wemer H., Alttestamentlicher Glaube in seiner Geschichte, Neukirchener Studienbücher. Bd. 6, 7. Aufl., Neukirchen-Vluyn 1990 Schnacltmburg. Rudolf, Christliche Existenz nach dem Neuen Testament: Abhand lungen und Vorträge. Bd. I, München 1967 Schn�/k, Udo. Wandlungen im paulinischen Denken. SBS 137, Stungart 1989 DnT" Neutestamentliche Anthropologie: Jesus - Paulus - Johannes. BThSt 18, Neu kirchen-Vluyn 1991 Schn�Ukr, Theophora, ..Die kirchliche Bqräbnis- und Sterbeliturgie", Lebendiges Zeugnis, Heft 1 0 (Nov. 1951), Paderborn. 51-73 Schni�;ruJ. Julius. Das Evangelium nach MauhällS, NTD 2. 9. Aufl,. Göningen 1 960 Schocltmhoff. Eberhard, ..Gcmechnologie und Menschenwürde", StZ 1 14 (1989), 507-521 Schott. Erdmann. FJcisch und Geist nach Lumers Lehre unter besonderer Berücksich tigung des Begriffs ,totus homo', Leipzig 1928 Sch"in". Josef ..Alnestamendiche Vorstellungen von :rwi und Unsterblichkeit". Ra banus-Maurus-Akademie (Hrsg.). Stichwort: Tod: Eine Anfrage, FuldalLimburgl MainziFrankfurt 1979. 1 17-137 Schrikr, Chriscian, Naturbcgriff und Mora.lbegründung: Die Grundlegung der Ethik bei Christian Wolfl' und deren Kritik durch Immanud Kam, MPhS 3. Sruugartl Berlin/Köln/Mainz 1988 Schub"t, Kurt, "Die Entwicklung der Auferstehungsle.hre von der nacheJdlischen bis z.ur frührabbinischen Zeit", BZ 6 (1962). In-214 •
Li terafurverzeichn is
363
Schüfor, Werner. Le;bn;z' Auffassung des menschlichen Verstandes (intellecrus): Eine Untersuchung zum Standpunktwechsel zwischen .systeme commun' und ,systeme nouveau' und dem Versuch ihrer Vermittlung, QSP 32, Berlin/New York 1992 Schu/u, Markus, Le;bha& und unSlerblich: Zur Schau der S�le in der Amhropologie und Theologie des Hl Thomas von Aquin. SF NF 76. Freiburg/Schweiz 1992 Schumann. Friedrich Kar!. Lumers TroHgedanken wider den Tod". Ders., WOrt und Gestalt: Gesammehe Aufsätze. Wirten 1956, 1 1 5-126 Schunack. Gerd. Das hermeneutische Problem des Todes: im Horizont von Römer 5 untersucht. HUTh 7. Tübingen 1967 Schwartläntkr. ]ohannes. Der Mensch ist Person: Kants Lehre vom Menschen. Sturr gan/Berlin/Köln/Mainz 1 968 Schwarz, Hans. Jenseits von Utopie und Resignation: Einführung in die christliche Eschatologie. Wuppertal/Zürich 1990 Schwarz, Richard . ..Die leib-s�lische ErjHenz bei Aurelius Auguscinus", Ph] 63. München 1955. 323-360 Sch�iur, Eduard. 1lVEÜ�O. 1fVEUJ-lOTlK6c;. E. Neues Testament... . ThWNT VI. Stutrgart/Berlin/Köln/Mainz 1959 Dn-s Die Leiblichkeit des Menschen: Leben - Tod - Aufersrehung". Ders., Beiträge zur Theologie des Neuen Testaments: Neutestamentliche Aufsäne ( 1955-1970), Zürich 1 970, 165-182 Dn-s., ,,1.pUX� kd. D. Neues Testament", ThWNT IX, StungardBerlin/Köln/Mainz 1973. 635-657 Dn-s 1.pUXIK6(;. 3. Neues Testament". ThWNT IX, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1973. 662-664 Setbtrg. Reinhold, Ewiges l.&ben? Leipzig 1 9 1 5 Dn-s., "Rette deine Seele: Eine Feldpredigt" , Ders Gachichre, Krieg und Seele: Re den und Aufsätze aus den Tagen des Weltkrieges, Leipzig 19 J 6 Seifm, Josef, Das Leib-Seele- Problem in der gegenwärtigen philosophischen Diskussi on: Eine kritische Analyse. EdF 1 17. DarmSladt 1 979 SeilZ, Manfred, "Unsere Kuualpraxis - eine gottesdiensdiche Gelegenheit!". Ders., Praxis des Glaubens: Gottesdienst, Seelsorge und Spiritualität, Göttingen 1978, 42-50 Dn-s., "Theolog;e angesichts des Todes". Ders., Praxis des Glaubens (Angaben unter vorherigem Punkt), 131-137 Dn-s., "Der a1(e Mensch und sein Jgd", Ders., Prax.is des Glaubens Iwie oben). 138-143 Seppt/friclu, Agnes. Die systematische Einheit der Ansäne Lessings zu Ästhetik, Reli gions- und Gachichtstheorie, Diss.phil. Bonn 1984 Septuaginta, Ed. A1fred Rahlfs, Bd. 1-2. Scungart 1982 (LXX) Si,,", Peter, Mit Christus leben: Eine Studie zur paulinischen Aufersrehyngshoff nung, Zürich 1971 Sknczka, Notger, ßcalprnsenz und Ontologie: Untersuchung der ontologischen Grundlagen der Transsignifikarionslehre, FSOTh 66. Göttingen 1993 Sknczka, Reinhard. Göcb;cbd;chkeit und Personsein Jesu Christi: Studien zur chri stologischen Problematik der historischen ]esusfrage. FSOTb 18, Göttingen 1967 ..
..
. • ..
.•
..
.•
Literaturverz.cichnis
364 IHn.,
.Glaube, VI", TRE 1 3, Ikrlin/New York 1984, 31 8-365
Dm., lGrchliche Entscheidung in theologischer Veranrwonung: Grundlagen - Krite rien - Grenzen. Göttingen 1991
Sonnmrans. Heino. Sttle: Unsterblichkeit - Auferstehung: Zur gri�hi$Chen und christlichen Anthropologie und Eschatologie, FIhSt 128. Frc:iburglBasdIWien
1984
Sp«ht, Rainer, Commercium mc:mis ce corporis: Ober Kausalvorstdlungen im Ca.r· tesianismus. Srurtgart-Bad Canstatt 1966 Spinoza. Benediclw de, "Ethica ordinc: geometrico demonstrata", Den., Opera/Wer ke. latc:inischldeucsch, Bd. 2. Hrsg. von K. Blumenstock, Darmstadt 1978,
84-557 Stange. Carl, Jesu Beweis für die Auferweckung dc:rTotc:n", Den., Modeme Proble me: des christlichen Glaubens. 2., erweitcrte AuA. Leipzig/Erlangen 1923.
226-230 Dm Die Unsterblichkeit der Seele" , ZSyTh 2. Güu�rsloh 1925. 43 1-463 Dm Die UnuerbIichkejt der Seele. Studien des apologetischen Seminars 1 2. Güters loh 1925 Dm., ..Die Auslegung der Aussagen Lmhers über die Unsterblichkeit der Seele", ZSy Th 3, GÜlcrsloh 1926, 735-784 Dm Luther und das fünfte Jilerankonzil". ZSyTh 6, Gütersloh 1929, 339-444 Dm Das Ende aller Dinge: Die christliche: Hoffnung, ihr Grund und ihr Ziel. Gü tersloh 1930 Staub, Josef. ..Die Auffassung von Gou und Religion bei C. G. Jung", Annalen der Philosophischen Gesellschaften der Innerschwei'l und Ostschwei'l 4, We:rd 1948, 1-36 Suinn-, Peter M., Psyche bei PlalOn, Neue Studien 'lur Philosophie 3. Göningen 1992 . • .. .•
.• .. .•
Suintr. Rudolf, Die Eh,ilosophie der freiheit: Grund'lüge der modernen Weltanschau ung, Berlin 1 9 1 8 Dm., Theosophje: Einführung in übersinnliche Weherkenntnis und Menschenbe stimmung. 28. AuA .• Stungan 1955 ( I . Aufl. Berlin 1904) Dm.• IIChrjS{!!$ und die menschliche Seele:", Ders.• Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GAl, B. II. 37, Dornaeh 1960, 1 4 1-212 Dm., Amhmposophje: Ein Fragment aus dem Jahre 1910, GA 4" 2. Auß . • Dornach
1970 Dm., "Anthroposophie und rsychologie (2. 6. 1922)", Ders., Spirituelle Psychologie:
Grundbegriffe einer anthropologischen Seelenkunde: Vonräge, ausgewählt und hrsg. von M. Treichler, Srungan 1984, 9-32 Dm., ..Gryndljnien einer okkulten Psychologie (30. 9. 1921)", Ders., Spirituelle Psy chologie [wie oben), 253-270 Dm., "Theosophische Seelenlehre (16. 3. 1 904)", Ders., Spirituelle Psychologie [wie oben), 33-52 ruJ Stnnb"Kn-, GÜnter. ..Das Problem der Auferstehung im Aben Testament", Kairos NF XlV, Fr';lassingiSaIzburg 1972, 273-290 Stnukbach, Fran'l Josef, Theologische Anthropologie des Jahwisten, Diss.mc:ol. Bonn
1970 Dm., Der Men$ch . . wie ihn Israel vor 3000 Jahren sah, Stungart 1972 .
LiterafUrverzeichnis
365
S!JuI und Stoilur. Die Gründer, Panairios, Poseidonius, Eingeleitet und übertragen von Max Pohlenz, BAW MCML. Zürich 1950 StMlt, Konrad. Amhropologie der Verheißung: Karl Banhs Lehre vom Menschen ab dogmatisches Problem, BEvTh 86. München 1980 Stomps, M. A. H., Die Amhropologie Manin Luthers: Eine philosophische Untersu· chung, PhA IV. Frankfurt 1935 Storclt, Gerda, EKbatologie bei Paulus, Diss. Masch. Göttingen 1979 Srrawson, Peter F., Die Grenzeo des Sinns: Ein Kommentar zu Kanu Kritik der reinen Verr:unh. Aus dem Eng!ischen \'on E. M. unge. Frar:kfun 1992 SüdMutscht ZLirung �, Ausgaben vom 1 1 .-21 . 9. 1995. München 1995 T"ruJ1ianus, Q. Septimius Florens. .. Oe anima", CChrSl 2. Turnholri 1954, 779-869 Dm "Oe «surrectione monuorum", CChrSL 2. Turnholri 1 954. 9 1 9- 1 0 1 2 Dm., Tenullian über die Seele. Eingeleitet, übersent und erlämert von Jan H. Was· tink, Werke des Q. Septimius Florens Tenullianus, Bd. I , Zürich/München 1980 ThittU. Werner. "Luthers individuelle qchatologie", LuJ 49, Göningen 1982, 7-49 Thit/icltt. HdmUl, Thd. und Leben: Studien zur christlichen Anthropologie. Tübin· gcn 1946 Dm., Theologische .Ethik. Bd. J: Dogmatische. philosophische und kontroverstheolo· gische Grundlegung, Tübingen 1 9 5 1 ; Bd. 111 1 : Tübingen 19592 Dm Der evangelische Glaube: Grundzüge der Dogmatik, Bd. I : Tübingen 1 968; Bd. 3, Tübingcn 1 978 lEG] Thomas von Aquin, Sancri Thomae Aquinatis Compcndjym theologiae. Text mit Olx:rsenung und Anmerkungen von F. Aben. Wünburg 1 896 Dm., Summa ",ontra .Gentiles. Sancri Thomae Aquinaris docroris angdici opera om· nia, iussu edita Leonis XlII P.M., Bd. XJII·XV, Rom 1 9 1 8-1 930 lLeonioal Dm., Summa Iheologica. Divi Thomae Aquinatis ordinis praedicarorum doctoris angdici a Leone XlII P.M 2. Aufl . . 5 Bde., Rom 1925 [Lconjna2] Dm Die deutsche Thomas·Ausgabe. Bd. 6: Summa Theologica 1,75-89. Sah.burg! Leipzig 1937 Dm., InAristotelis librum de anima commemarium, 4. Aufl., Rom: Marjeui, 1959 Dm., Quaestiones dispuuue. Bd. 2. Rom: Marjenj, 1965 (QDdcanimaIdespjri. .•
.•
.•
.•
cuaJibus cmaruris/depOlemiaIde malo) Dm InquauyorIibros sc;ntentiarum, S. Thomae Aquinatis opera omnia. Hrsg. von Robeno Bysa, Bd. I, Scuugart·Bad Cansratt 1980 7itius, .,seele. 11. Neuere Seelemheorien", RGG 2. Aufl Bd. 5. Tübingen 1931, 372-374 Trotluch. Ernst, Glaubenslehre. München/Leipzig 1925 .•
.•
UJich, Dieter. Ejnfiihruog in die Psychologie: Grundriß der Psychologie. Bd. 2. Stun· ganlBcrlinlKöln 1989 Untmtt, Herben, Theologische Aspekte der TIefenpsychologie von C. G. Jung. Düs· se]dorf 1 977 Vritu'n, Th. c.. Theologie des Alten Testaments in Grundzügen. Neukirchen 1956
366
LiteratuTveruichnis
Wächtt'T. Ludwig. Der Thd. im Alten Testament, AzTh 8, Srungan 1 967 Wah' Heribert. "Freuds Irbrc vom unbewußten Sttlen�reich des Menschen", H. Behnken (Hrsg.), Freud oder Lurner?: Versuch der Aufarbeitung einer (falschen?) A1tcrnalive. LoPT 4/85. Loccum 1986. 3-24 Wahk, Richard. Kurze: Erk1ärung der Edlik von Spinnza und Darstellung der ddiniti yen Philosophie. Wien/Leipz.ig J 899 Waltht'T. Christian, Eschatologie als Theorie der Freiheit: Einführung in neuzeitliche: Gestalten eschatologischen Denkc:ns. TBT 48. Berlin/Nc:w York 1991 Wann". WalteT, Signale aus der liefe:: liefenpsychologie: und Glaube.: Einführung und Auseinandc:rsettung: Zum Sdbsmudium. für die: Erwachsenenbildung, ruf Seelsorge und Unterricht, Gießen/Basel 1975 Warkotseh. Albert. Antike: PhilQsophen im Unc:i1 der Kirchenvätcr: Chrisdicher Glau be im Widerstreit der Philosophen. Texte in übersenungen. München/Paderbornl Wien 1973 WIlrnach, v., .Mensch", HTHG 3, 2. Aufl., München 1974, 136-165 Wlbn-. Hans Emil, Reformation, Orthodoxie und Rationalismus. Bd. 112, Gütersloh 1940 Wlbtr, Hermann J .• Die Lehre von Auferstehu ng der Toten in den Haupnraktaten der scholastischen Theologie: Von Alexander Hales zu Duns ScQtw, FfhSr 9 1 . Frei burgiBasellWien 1973 wt-i� Erich. ..Die Philosophie des Pietro Pomponaz:z.i", AG Ph XLI, Berlin 1932, 1 27-176 W�irich. Adele, Die K,jrche in der Glaubenslehre Friedrich Schleiermachers, EHS 398. FrankfuruBernlNew York/Paris 1990 Wt'Sttlmann, Claus, ,.Leib und Seele in der Bibel", Hans )ürgen Schuln (Hrsg.), Was weiß man von der Seele?: Erforschung und Erfahrung, StungaruBerlin 1967. 167-176 . Dm., BK 111, 2. Aufl.. Neukirchen 1976 Wiukmann, Zejtljchkeit kontra Leiblichkeit: Eine Kontroverse mit Martin Heidegger, EHS 133, FrankfuruBern/New York/Paris 1 984 Wi/ckms. Ulrich, Der RÖmerbrief: Bd. 1-2, EKK VI/I-2. Neukirchen-Vluyn/Zü rich-Einsiedeln-KÖln 1978/80 Wi/Jbtrgtr, Hans, Icsa,ia, 2. Teilband: Jesaja 1 3-27, BK X12, Neukirchen-Vluyn 1978 Wimmtr. Walter, EKbatolQl;;e der Rechtfertigung: Paul A1thaw' Vermjrdungsversuch zwischen uneschatologischer und nureschatOlogischer Theologie, München 1979 Wöljk, Eugen, Zwischen Auftrag und Erfüllung: Eine pastoral theologische Umersll chung und Begründung der volkskirchlichen Bestattung, CThM 19, Stungan 1993 Wohlpchaft Hermann, Hoffnung angesichts des Todes: Das Todesproblem bei Karl Barth und in der zeitgenössischen Theologie des deutSchen Sprachraums, BOT 14. München/Paderborn�en 1977 WIl/f Ernst, Gewissen, RGG, 3. Aufl., Bd. 2, Tüb;nben 1958, 1 550-1557 Wolff, Christian, J>mhologia empirica. Wolff. Gesammelte Werke 11.5. Hrsg. und bearbeitet von Jean f.cole, Hildesheim 1 968 D�rs.• Psychologia Wionalis. Ges. Werke 11,6, Hildesheim 1972 Wolff, Chr., Der eme Brief des Paulus an die Korinther, ThHK 7/11, 2. Aufl., Berlin 1982
Literaturverzeichnis
367
Wolff, Hans Walter. Amhropologie des Alten Testaments, Berlin 1 980 (ND der 3. Aufl. München 1977)
Zahmt. Heim:. "Luchers Predigt am Grabe: dargestellt an seiner Leichenpredigt für Kurfürst Johann von Sachsen 1 532". Luther 29, Berlin 1 958. 1 06--1 1 4 Zandn. Helmut, Reinkarnation und Christentum: Rudolf Steiners Theorie der Wie* derverkörperung im Dialog mit der Theologie, Paderborn/MünchenfWien/Zürich
1 995
Zi�maUl. Anton, ,.Auferstehung im . rod: Das geeignetere Denkmodell?", MThZ 28 ( 1 977), 109-132
Zi�!7't. Paul. Die Psychologie des T. Flavius Clemens Alexandrinus. Diss. Erlangen.
Breslau 1892 Zimm"li. Walter. Das Menschenbild des Alten Testaments, ThEx 14, München 1 949 Zwing/i, Huldrych, Werke. Hrsg. von Melchior Schulze/Johannes Schulthess, 8 Bde . • Zü,kh 1828-1842 [S;gd SJ D�. • Sämdiche Werke (Corpus Reformatorum 88-100. Hrsg. von Emil Egli/Georg Finsler. Berlin/Leipzig/Zürich seit 1905 [Sigel Zl
Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie H�rausgeg��n von Wolfhart Pannenberg und Reinh3rd SIenczka. Eine Auswahl:
82 Klaus Bannach
73 Be:rthold W.Köbtr
ISBN 3�525-56289-6
Sündlosigkeit und Menschstin Jesu Christi Ihr Ve:rständnis und ihr Zusammenhang mit der Zwe:inature:nkh� in de:r protestantischen The:o logie: der Gtge:nwart 1995. 225 Seiten, kart ISBN 3-525-56280-2
81 Caroline Schröder
72 Heinrich Asstl
ISBN 3-525-56288-8
Der andere Aufbruch Die lutherrenaissance - UrsprUnge:, Aporien und Wege: Kar! HolI, Emanuel Hirsch, Rudolt Hermanm (1910-1935). 1994. 528 Seiten, ge:b.
Anthroposophie und Christentum Eine systematische Da rstellung ihrtr Beziehung im Blick auf neuzeitliche Naturerfahrung. 1997. 591 �iten mit 9 Tabellen, kart
GlaulH::nswahrnchmung und Selbsterke nntnis Jonathan Edwards' th�logia c)(�rimt:ntalis. 1997. Ca. 240 Seiten, kart.
ISBN 3-525-56279-9
80 Ralph Meier
Gesetz und Evangelium bei Hans Joachim Iwand
71 Andrtas Grünschloß
Religionswissenschaft als �It-The:olo gie: Wilt�d CantweIl Smiths interrtligiöse: Herme neutik.. 1994. 360 Seiten mit 6 Abb" kart. ISBN 3-525-56278-0
1997. 310 Seiten, karl ISBN J-525-56287-X 79 Hcnning Wrogemann
Mission und Religion in der Systematischen ThtOlogit der Gegenwart Das Missionsvtrständnis deutschsprachiger protestantischer Dogmatiker im 20. Jahrhundert. 1997.350 Seiten, kart. ISBN 3-525-56285-3 78 Re:inhold Flogaus
Thusis bc::i Pollamas und luttle:r Ein Be:itrag zum ökume:nische:n Gl:Spräch. 1997. 471 $eite:n, gl:bunden. ISBN 3-525-56286-1
70 Stdan Stre:iff
MNovis linguis loquiM Martin luthers Disputation übtr Johannes 1 , 1 4 ·vemum caro factum est" aus dem Jahr 1 539. 1993. 251 Seiten. kart. IS8N 3-525-56271-2 69 Michae:l Basst
71 Fri«=de:rike NüSS«=1
Bund und Versöhnung Zur Begründung de:r Dogmatik bti Johann Franz Buddeus. 1996. 362 Seiten, kart.
Certitudo spti Thomas von Aquins Begründung der Hoffnungs gewißheit und ihre Rezeption bis zum Konzil vom Trient als ein Beitrag zur Verhältnisbestimmung von Eschatologie und Rtthtfertigungslehre. 1993. 261 Seiten, kart. ISBN 3-525-56276-4
ISBN 3-525-56284-5
58 Matthias Zeindler
76 Karsten lthmltOhler
Gott und das Schöne Studien zur Theologie: der Schönheit 1993.
Kultus und The:ologie: Dogmatik und Exegöe in der re:ligions g«=SChichUichen Schule. 1996. 327 Seiten, kart.
452 Seiten, kart. ISBN 3-525-56275-6 67 Jochen Ebc::r
Einheit der Kirche als dogmatisches Problem be:i Edmund Sd"i nk 1993.301 Seiten. kart. ISBN 3-525-56274-8
ISBN 3-525-56283-7 75 Armin Wenz
Das Wort Gottes - Gericht und Rettung Untersuchungen zur Autorität de:r He:iligen Schrift in Be:kenntnis und le:hre: de:r Kirche. 1996. 343 Seite:n, kart ISBN 3-525-56282-9 74 Bamara Schwahn
D«=r Ökumenische Arbtitskre:is evang elische r und katholischu Theologen von 1946 bis 1975 1996. 427 Seite:n, kart ISBN 3-525-56281-0
V&R
Vandenhoeck &Ruprecht
Bayerische
Staatsbibllolhek . -
".
,-
-