Alter Orient und Altes Testament
Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Orients und des Alten Testaments
Band 216 Akio Tsukimoto Untersuchungen zur Totenpflege (kispum) im alten Mesopotamien
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Alter Orient und Altes Testament Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte des Alten Orients
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Untersuchungen zur Totenpflege (kispum) im alten Mesopotamien
und des Alten Testaments
Herausgeber Kurt Bergerhof . Manfried Dietrich . Oswald Loretz
von Akio Tsukimoto
1985
1985
Verlag Butzon & Bercker Kevelaer
Verlag Butzon & Bercker Kevelaer
Neukirchener Verlag Neukirchen -Vluyn
N eukirchener Verlag N eukirchen-Vluyn
Vorwort
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Tsukimoto, Akio: Untersuchungen zur Totenpflege (kispum) im alten Mesopotamien I von Akio Tsukimoto. - Kevelaer: Butzon und Bercker; NeukirchenVluyn: Neukirchener Verlag, 1985. (Alter Orient und Altes Testament; Bd. 216) ISBN 3-7666-9394-8 (Butzon u. Bercker) ISBN 3-7887-1200-7 (Neukirchener Ver!.) NE:GT
D 21 © 1985 Neukirchener Verlag des Erziehungsvereins GmbH Neukirchen-Vluyn und Verlag Butzon & Bercker Kevelaer Alle Rechte vorbehalten Herstellung: Breklumer Druckerei Manfred Siegel Printed in Germany ISBN 3-7887 -1200-7 Neukirchener Verlag . ISBN 3-7666-9394-8 Verlag Butzon & Bercker
Die vorliegende Arbeit ist meine Dissertation, die im Februar 1980 von der kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen angenommen wurde. Das Thema wurde von meinem Lehrer, Prof. Dr. W. Röllig, angeregt. Ihm vor allem möchte ich für seine ständige Hilfsbereitschaft, seine kritischen Anmerkungen und Verbesserungen zu einzelnen Punkten, die sich im Laufe der Arbeit er~aben, ganz herzlich danken. Für wertvolle Hinweise, sowie sprachliche Verbesserungen bin ich Frau Dr. B. Groneberg sehr dankbar. Freundlicherweise stellte mir Herr Prof. Dr. K. Deller eine verbesserte Umschrift von A 485+3109 zur Verfügung, und regte darüber hinaus einige Lesungsverbesserungen der nA Texte an. Dafür danke ich ihm sehr herzlich. Bei den Literaturhinweisen war mir Herr Dr. Kh. Nashef behilflich. Für die Veröffentlichung wurde die Dissertation nochmals überarbeitet und leicht gekürzt. Die nach 1980 erschienene Literatur konnte ich dabei nur unvollständig berücksichtigen. An dieser Stelle möchte ich auch meinen Lehrern in Japan, besonders dem leider 1980 verstorbenen Herrn Prof. Dr. G. Mayeda, der mich beim Studium in Deutschland ständig ermunterte, und Herrn Prof. K. Gotoh, der mich in die Altorientalistik einführte, meinen aufrichtigen Dank bekunden. Herrn Prof. Dr. O. Loretz danke ich dafür, diese Arbeit in die Reihe AOAT aufgenommen zu haben. Schließlich darf ich meiner Frau Tomoko für ihre liebevolle Unterstützung und Geduld ein Wort des herzlichsten Dankes sagen. Tübingen im März 1983 Akio Tsukimoto
Inhaltsverzeichnis Einleitung: Die Unterwelts- und Jenseitsvorstellungen im alten Mesopotamien 1. Drei Einstellungen zum Tod im Gilgame~-Epos 2. Darstellung der Unterwelt im alten Mesopotamien 3. Glauben an die Auferstehung?
1 6 11
4. Das Problem des Totengerichts
14
5. Totenkult und Gefühl gegenüber dem Toten Aufgabe der vorliegenden Arbeit
19
Erstes Kapitel: ki.sl.ga und kiapu(m) 1. Etymologie des kiapu(m) 2. ki.sl.ga in der sumerischen Überlieferung 3. ki.st.ga in e.ki.sl.ga, gud (u.ki.sl.ga) und anderen Wörtern 4. Beziehung der beiden Begriffe ki.s\.ga und
23 26 31 34
küpu (m) Zweites Kapitel: Materialien zu kiapu(m) als regelmäßiger Totenbetreuung in nicht religiösen Texten I. Altbabylonische Zeit: Babylonien
1. kiapu(m) als Speise und Getränke für den Toten 2. Der Tag der "Totenpflege" 3. Die "Totenpflege" im Monat Abu(m)
39 42 48
4. Der Empfänger der "Totenpflege"
51
11. Altbabylonische Zeit: Mari
1. kiapu(m) in den administrativen Texten
57
2. Totenpflege am Neumond und am Vollmond -
62
religionsphänomenologischer Vergleich
3. kiapu(m) und mätiku Tabellen: kiapu(m) und matikn 4. Gibt es ein "Haus des kiapu(m)" in Terqa? 5. Zum kiapu(m)-Text Mari 12803
65 I-VI 70 73
VIII
IX
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
111. Mittelbabylonische Zeit 1. Der Tag des ~lcpu(m)-Opfers 2. Ausführung vom ~lcpu(m) in Verbindung mit anderen Riten
79 86
111.
1. Die Totenpflege als Pflicht des Erbkindes 92 2. Philologische Probleme: ~üpu(m) ulld Hpca.tu(m) 93 3. ~lpcätu(m) und l.e.anu "Familiengötter" 98 4. Ein angeblicher Beleg für ~lcpu(m) in Nuzi 105
IV.
Drittes Kapitel: Funktion des I.
~lcpu(m)
~lcpu(m)
für Menschen ~lcpu(m) bei der "Bestattung" vom Repräsentanten des Unheils EXKURS: ~lcpu(m) lna ~enl(m) 11.
118 120
11.
140
~lcpu(m) zur Besänftigung der bösen Totengeister
1. Wirkung der unbetreuten Totengeister 2. ~lcpu(m) zur Besänftigung der bösen Totengeister EXKURS: ~lcpu(m) in der Beschwörung an Zappu STT 69
146 151 155
184 190 194
in der mythologischen Übertragung
~lcpu(m)
i~
Schluß:
Das Gefühl für den Toten und die Funktion des 1. 2. 3. 4.
201 204 208 212
Kult Assyriens
1. Beim Tod Anums 2. ~~cpu(m) im neuassyrischen Königskult
125 135
~lcpu(m)
6 1. ~lcpu(m) im Monat Tasr1tu 2. Klagefeier am "heiligen Hügel" (du 6 .kll) 3. Eine Umdeutung des ~lcpu(m)-Opfers am "heiligen Hügel" (du .kll) 6 EXKURS: Belege für (du6.k~)
bei der imitativ-magischen Bestattung
2.
für die Anunnakü
1. ~üpu(m) auf dem "heiligen Hügel" (du .kil)
in Beschwörungen
1. k.t.olpu(m)bei der "Bestattung" vom Ersatztier
~lcpu(m)
Viertes Kapitel:
VI. Die Totenpflege in neu- und spätbabylonischer Zeit 1. Die Totenpflege im bürgerlichen Bereich 2. ~lcpu(m) &~ Königshof
159 161 167
1. Die Anunnakü als Unterweltsgötter 2. Gebetsbeschwörung an die Anunnaku 3. ~lcpu(m) für die Anunnakü im Beschwörungsritus
V. Die Totenpflege in neuassyrischer Zeit 107 110 116
für die Totengeister der Familie
1. Schutz funktion des Totengeistes 2. Beschwörung der Familientotengeister 3. ~lcpu(m) für die Familientotengeister in verschiedenen Beschwörungen
IV. Die Totenpflege in Nuzi
1. Opfer am Grab des To~en 2. ~lcpu(m) in den Königsinschriften EXKURS: Die ~lcpu(m)-Tafel
~lcpu(m)
Zwei Aspekte des Todes Soziale Funktion des ~lopu(m) Das Gefühl gegenüber dem Toten Der Ersatztod
218 223 ~lcpu(m)
228 229 233 241
Index zitierter Stellen
243
Abkürzungsverzeichnis
253
Tabellen 1 . 4
255
EINLEITUNG Die Unterwelts- und Jenseitsvorstellungen im alten Mesopotamien 1. Drei Einstellungen zum Tod im Gilgame~-Epos Im alten Mesopotamien 1 ) war das Interesse am Leben im Jenseits nicht so groß, daß das religiöse Leben ganz eschatologisch ausgeprägt war 2 ). Abkürzungen richten sich nach dem Abkürzungsverzeichnis bei R. Borger, HKL 11 S.XIff. und W. von Soden, AHw 111. 1) Unter dem Begriff "das (alte) Mesopotamien" verstehen wir einen Kulturkreis, der von den Sumerern gegründet und dann von den Akkadern übernommen und weiter entwickelt wurde. Es ist sehr schwierig, zwischen den Sumerern und den Akkadern bezüglich einer religiösen Auffassung wie der Jenseitsvorstellung zu unterscheiden. S. dazu R. Stola, Zu den Jenseitsvorstellungen im Alten Mesopotamien, Kairos 14 (1972), S.258f. In der vorliegenden Arbeit werden hauptsächlich akkadische Texte behandelt. Deswegen werden mit der Bezeichnung "die Mesopotamier" in erster Linie die Akkader - die Babyionier und die Assyrer - gemeint. Der Grund für die Verwendung der Bezeichnung "die Mesopotamier" statt "der Akkader" liegt darin, daß religiöse Vorstellungen der Akkader in machen Fällen auf die sumer. Tradition zurückgehen können. 2) Die Literatur zu den Unterwelts- und Jenseitsvorstellungen im alten Mesopotamien ist (in Auswahl): A. Jeremias, Hölle und Paradies bei den Babyioniern unter Berücksichtigung der biblischen Parallelen und mit Verzeichnis der Bibelstellen, AO 1/2. 1903 2 • Fr. Delitzsch, Das Land ohne Heimkehr, Stuttgart 1911. S. Langdon, Babylonian Eschatology, in: Essays in Modern Theology, Festschrift CH.A. Biggs, New York 1911, S. 141-161, später in: Babyloniaca 6 (1912), S.193-215. A. Deimel, Die Listen über den Ahnenkult aus der Zeit Lugalbandas und Urukaginas, Or 2 (1920), S.32-51. B. Meissner, Babylonien und Assyrien 11, Heidelberg 1925, S.142ff. F. Nötscher, Altorientalischer und alttestamentlicher Auferstehungsglaube, Darmstadt 1970 (Neudruck von 1926). E. Ebeling, Tod und Leben nach den Vorstellungen der Babyionier I: Text, Berlin 1931. K. Tallqvist, Sumerisch-akkadische Namen der Totenwelt, Helsinki 1934 (=StOr 5/4). A. Heidel, The Gilgamesh Epic and Old Testament Parallels, London 1946. A. Moortgat, Tammuz, der Unsterblichkeitsgedanke in der alt-
2
Einleitung
Fr. Delitzsch schrieb: "Alles Dichten und Trachten des Menschen, alles Segnen und Fluchen hat nahezu ausschließlich das irdische Leben zum Inhalt,,3). Ähnlich R. Furlani: "Die mesopotamische Religion gehört zu den Religionen, in denen die eschatologischen Fragen keine große Bedeutung hatten,,4). Dies bedeutet natürlich nicht, daß die Mesopotamier keine Fragen nach dem Tod stellten. Es ist in der Tat gerade das Problem des Todes, welches z.B. das Gilgames-Epos, das am besten tradierte literarische Werk Mesopotamiens, als Grundthema darstellt. Das Epos legt uns drei verschiedene Lebensanschauungen vor, die der Mensch dem unvermeidbaren Tod entgegen setzen kann und wodurch er sein sterbliches Schicksal zu überwinden vermag.
3) 4)
orientalischen Bildkunst. Berlin 1949. C.G. Gadd, The Spirit of Living Sacrifices in Tombs, Iraq 22(1960), S.51-58. S.N. Kramer, Death and the Nether World accordi~g to the Sumerian Literary Texts, Iraq 22(1960), S.59-68. F.R. Kraus, Altmesopotamisches Lebensgefühl, JNES 19(1960), S.117-132. W. von Soden, Licht und Finsternis in der sumerischen und babylonischen Religion, Studium Generale 13(1960), S.647-653. A.M. Aynard, Le jugement des morts chez les Assyro-babyloniens, in: Sources Orientales IV: Le jugement des morts, Paris 1961, S.81-102. A. Fiske, Death: Myth and Ritual, JAAR 37(1967), S.249-265. L. Wächter, Unterweltsvorstellungen und Unterweltsnamen in Babylonien, Israel und Ugarit, MIO 15(1969), S.327-336. J. Bauer, Zum Totenkult im altsumerischen Lagasch, ZDMG Suppl. 1(1969), S.107-114. R. Stola, Zu den Jenseitsvorstellungen im Alten Mesopotamien, Kairos 14(1972), S.258-272. M. Bayliss, The Cult of Dead Kin in Assyria and Babylonia, Iraq 35(1973), S.115-125. P. Xella, A proposito deI sacrificio umano nel monde mesopotamico, OrNS 45(1976), 8.185-196. Th. Jacobsen, Death in Ancient Mesopotamia, in: B.AIster (ed.), Death in Mesopotamia, Kopenhagen 1980 (=CRRAI 26= Mesopotamia 8), S.19-24. J. Bottero, La mythologie de la mort en Mesopotamie ancienne, in: B. Aister (ed.), op.cit., S.25-52. W.G. Lambert, The Theology of Death, in: B. Aister (ed.), op.cit., S. 53-66. Fr. Delitzsch, op.cit., S.6. G. Furlani, La religione babilonese e aSS1r1a 11, Rom 1929, S.336(nach R. Stola, op.cit., S.260).
Einleitung
3
Die erste Anschauung, die man als "heldisch" bezeichnen könnte, wird von Gilgame~ selbst umrissen, als er vor demszug gegen Humbaba seinen den Tod fürchtenden Freund ermutigt ): Wer, mein Freund, könnte zum Himmel au6~teigen? Ein Gott nur thront ewig mit ~amas; Der Menschheit Tage aber, sie sind gezählt, Eitel Wind ist, was immer sie wirken mag! Du hier aber scheuest den Tod! Was ist's mit der Kraft deines Heldensinnes? So will ich denn ziehen, dir voran Dein Mund mag dann rufen: Geh' ran! Sei nicht bang! Fiele ich 6elb~t - meinen Namen richt' ich auf: "Gilgame~ hat wider den reckhaften Humbaba den Kampf gewagt" wird es heißen. Diese von Gilgame~ vertretene Auffassung von dem "Überwinden" der Sterblichkeit wurde aber zunichte, als er den Tod seines Freundes Enkidu sah 6 ): Gilgames - um Enkidu, seinen Freund Weint er bitterlich, laufend hin in die Steppe: Werd ich nicht, sterbe ich, sein wie auch Enkidu? Harm hielt Einzug in meinem Gemüte, Todesfurcht überkam mich, nun laufe ich hin in die Steppe. Veranlaßt durch die Furcht vor dem Tod reiste er zu Utanapistim, um nach dem ewigen Leben zu suchen. In dieser Haltung Gilgamess findet man eine ganz andere Einstellung zum Tod, nämlich den
5) Gil. II("Y"), 140-150. Übersetzung nach A. Schott/Wo VOn Soden Das Gilgamesch-Epos, Reclam 1982, S.32. Die sumer. und akkad. Königsinschriften zeigen eindeutig, daß die altmesopotamischen Könige eifrig ihre Leistungen und ihre Namen aufschreiben ließen und damit versuchten, auch nach dem Tod weiter gelobt zu werden. S. dazu F.R. Kraus, op.cit., S.128ff. 6) Gil. IX i 1-5. Übersetzung nach A. Schott/Wo von Soden, op.cit, 8.75.
Einleitung
4
. 7) Versuch, den Tod zu vermeiden und ewig am Leben zu ble1ben • Diametral entgegengesetzt zu dieser zweiten Einstellung zum Tod findet man im Epos eine hedonistische Lebensanschauung, die das diesseitige Leben trotz dessen Endlichkeit bejaht. Die Schenkin Siduri, eine Göttin 8 ), der Gilgames auf seinem Weg zu Utanapistim begegnete, gab nämlich dem nach dem ewigen Leben suchenden Gilgames den folgenden Rat 9 ):
Gilgames, wohin läufst du? Das Leben, das du suchst, wirst du nicht finden! Als die Götter die Menschheit erschufen, Teilten den Tod sie der Menschheit zu, Nahmen das Leben für sich in die Hand. Du, Gilgames - dein Bauch sei voll, Ergötzen magst du dich Tag und Nacht! Feiere täglich ein Freudenfest! Tanz und spiel bei Tag und Nacht! Deine Kleidung sei rein, gewaschen dein Haupt, Mit Wasser sollst du gebadet sein! Schau den Kleinen an deiner Hand, Die Gattin freu' sich auf deinem Schoß! Solcher Art ist das Werk de~ Men~ehen! 7) A.L. Oppenheim schreibt hierzu: "Das Streben nach Unsterblichkeit als Hauptmotiv des Epos wird hauptsächlich auf der ziemlich primitiven Ebene eines Verlangens nach ewiger Jugend herausgearbeitet; ein Nebenakzent liegt auf dem Verlangen nach einem durch außerordentliche Taten gewonnenen Ruhm, der dem Individuum über das Grab hinaus Dauer verleihen soll". A.L. Oppenheim, Ancient Mesopotamia: Portrait of a Dead Civilization, Chicago 1964, S.257, hier zitiert aus: K. Oberhuber (ed.), Das Gilgamesch-Epos, Darmstadt 1977, S.436. 8) Zur Göttin SIS~-du-~~,
s. K. Tallqvist, AGE, S.441 und 46~.
9) Gil. X ("M") iii 1-14. Übersetzung nach A. Schott/Wo von Soden, op.cit., S.75.
Einleitung
5
Die Frage, welche von diesen drei Anschauungen vom Tod und Leben der Dichter vertrat, lassen wir hier offen 10 ). Ganz deutlich ist aber, daß eine gemeinsame Erkenntnis in den drei verschiedenen Einstellungen zum Tod vorausgesetzt wird, nämlich die Erkenntnis, daß der Mensch, auch wenn er ein großer Held wie Gilgames ist, sterben muß. Im Epos wird ausdrücklich erklärt, daß kein Mensch unsterblich ist, weil die Götter schon bei der Schöpfung der Menschheit den Tod als ihr Schicksal zugeteilt hatten. Im Adapa-Mythos findet sich eine andere, volkstümlichere Erklärung derselben Frage: Der Mensch kann nicht ewig leben, weil Adapa, der von Ea als Vorbild der Menschheit erschaffene Mensch, vor dem himmlischen Gott Anu(m) das ewige Leben wegen Eas falschen Rates versäumt hattell). Aufgrund der Tatsache, daß der Mensch sterben muß, stellten die Mesopotamier nicht nur die Frage, wie er den unvermeidbaren Tod überwinden könne, sondern auch die Frage nach dem Leben nach dem Tod. Gerade diese letzte Fragestellung war ein möglicher Anstoß dazu, die 12. Tafel des Cilgame~-Epos, die 10) Die Meinung, daß der Dichter zum Problem des Todes und des Lebens pessimistisch war, findet sich bei B. Landsberger und A. Heidel: B. Landsberger, Einleitung in das GilgamesEpos (1948, türkisch), jetzt in: K. Oberhuber (ed.), op.cit., S.174; A. Heidel, op.cit., S.ll. Nach F.M. Böhl war der Standpunkt des Dichter's _die "Sonnenreligion", die das heldenhafte Leben als das Leben des idealen Menschen annahm. F.M. Böhl, Das Problem ewigen Lebens im Zyklus und Epos des Gilgamesch (1948), jetzt in: K. Oberhuber (ed.), op.cit., S.258ff. Laut J.J. Stamm schildert das Epos die innere Wandlung des Helden Gilgamesch; am Ende des Epos steht nicht "die tatenlose Resignation", sondern "ein von utopisc'hen Erwartungen gereinigtes Ja zum irdischen Tun". J.J. Stamm, Das Gilgamesch-Epos und seine Vorgeschichte (1952), jetzt in: K. Oberhuber (ed.), op.cit., S.304. Nach L. Matous war das Grundmotiv des akkad. Epos "die Freundschaft" zwischen den beiden Helden, Gilgamesch und Enkidu. L. Matous, Die Entstehung des Gilgamesch-Epos (1958), jetzt in: K. Oberhuber (ed.), op.cit., S.371. So auch zuletzt E. von Weiher, Gilgames und Enkidu: Die Idee einer Freundschaft, BagM 11 (1980), S.106-119. 11) Zum Adapa-Mythos, s. zuletzt S.A. Picchioni, 11 poemetto di Adapa, Budapest 1981.
6
Einleitung
sich mit dem Leben nach dem Tod befaßte, in der neuassyrischen Zeit der ursprünglichen Version, die sich bis daher nur um die Frage nach Sinn und Unvermeidlichkeit des Todes drehte, hinzuzufügen 12 ). Welche Antwort gaben die Mesopotamier für das Leben nach dem Tod? 2. Darstellung der Unterwelt im alten Mesopotamien
Einleitung
7
"Land/Erde" war. Nur kur/ki=e.~~e.tu(m) konnte ohne Zusätze sowohl im Sumerischen als auch im Akkadischen die Bedeutung "Unterwelt" haben. Weniger häufig wurden auch die Lemmata ki=aK~u(m) "Ort" k.askal=~a~~a:ytu (m) "Straße", sila=.6üqu (m) / u~bu (m) "Weg" in Kombination mit bestimmten Attributen für die Totenwelt verwendeti]) Durch die Attribute war der Bereich der Toten einerseits euphemistisch für "groß" (gal=~aba(m), "weit" (dagal=~aptu(m) und "rein" (k~=e..e..e.u(m) zu halten 18 ); andererseits aber auch als "dunkler" (e.~a(m), e.k..e.e.tu(m), "öder" (k.a~mu(m), :ti.e.i ha~ba:tu(m), "staubiger" (b:tt e.p~i(m) und "stiller" (6'aqummu(m) Ort aus zuweisen 19 ). Die Totenwelt lag unten (lap.e.iX) und auch fern (sud=
Die Namen, die die Mesopotamier für die Totenwelt verwendeten, sind stark variiert. K. Talqvist gab 1934 darüber einen ersten Überblick 13 ). Da der Tote in einern Grab bestattet wurde, bedeutet das Grab einfach einen Ort, wo der Tote in Ruhe und Frieden liegen sollte 14 ). Die Bezeichnung für Grab qab~u(m) wurde ~e legentlich im übertragenen Sinne für Totenwelt verwendetlS • Das Grab qab~u(m) bedeutete für den mesopotamischen Menschen den Eingang zur Totenwelt. Daher wird z.B. gesagt, daß die Totengeister aus dem Grab (urugal.la.ta=~ltu qab~i) auf die Erde emporsteigen 16 ). Da die Totenwelt als ein Raum angenommen wurde, wo die Toten weiter existieren sollten, wurden dafür Komposita gebildet, deren eines Element e=bZtu(m) "Haus", dur/du 6 =6ubtu(m) "Wohnung", uru=ä.e.u(m) "Stadt" oder kur/ki=ma:tu(m)/e.~~e.tu(m)
Die Namen der Unterwelt, die genau so oft wie diese belegt sind, sind edin=?e:~u(m) "Steppe" und kur=Xadi1(m) "Berg,,21). Der "Berg" als Name der Unterwelt hatte wahrscheinlich in erster Linie nichts mit dem kosmischen Weltberg zu tun, wie es manchmal verstanden wird 22 ), sondern hängt eher zusammen mit der Vorstellung vom Berg als einern Land, das nicht zu bewohnen war, oder das von feindlichen Völkern besetzt sein konnte. Eine vergleichbare semantische Struktur finden wir bei edin=?e~u(m)23). Ein anderer Name für die Unterwelt, der aber auf literarische Texte begrenzt zu sein scheint ist a~a.e..e.a, dessen Etymologie bisher nicht erklärbar ist 24 ).
12) Zum Problem der 12. Tafel, s. A. Shaffer, Sumerian Sources of Tablet XII of the Epic of Gilgames, Diss. Pennsylvania 1963 (University Microfils, Ann Arbor 1972), S.6ff. S. auch unten S.146 13) K. Tallqvist, op.cit. (Anm.2). L. Wächter, op.cit. 14) Vgl. Bezeichnungen für das Grab wie e.k.a.e. .6a.e.ä.e.~ "Palast des Ruhens", k.~ma~ :tap6u~t~ "Grab der Beruhigüng" oder 6ubat dii~a:ti "ewige Wohnung" in OIP 2, S.151, Nr.14, (Z.1-4). Vgl. auch NARG Nr. (9-12!), Z.52-56; CAD §.69 (.6a.e.a.e.u(m) 1-b). 15) K. Tallqvist, op.cit. (Anm. 2), S.2. S. au~h STT 173,1 (unten Anm. 33). 16) CT 17,37 "y" 1-10 (s. unten S.148). Vgl. A. Heidel, op.cit., S.120. Zum Ausdruck bZt yte:~e.b e.~.6e.ti "Haus des Eingangs zur Erde (=Unterwelt)", s.K. Tallqvi;t, op.cit. (Anm.2), S.28.
17) Die Belege, s. K. Tallqvist, op.cit., S.40ff. (Index). 18) ki.gal=k.~ga.e..e.u(m), iri/uru.gal=i~k.a.e..e.a, ki.dagal=e.~~e.:tu(m) ~apiltu(m), mitu(m) ~aplitu(m), dak.k~=lubtu(m) e..e..e.Ztu(m), s. K. Tallqvist, op.cit., Index. 19) K. Tallqvist, op.cit., S. 23 und 37. 20) Ibid., S.llff. und 16. 21) Ibid.,S.17ff. und 23ff. S. auch A. Haldar, The Notion of the Desert in Sumero-Accadian and West-Semitic Religions, Uppsala 1950, S. 14ff. 22) So K. Tallqvist, op.cit., S.23ff. 23) A. Haldar, op.cit., S.17ff. Vgl. auch BWL 52,8. 24) Die Belege, s. K. Tallqvist, op.cit., Index. Hat das Wort ursprünglich mit (U)a~a.e..e.u "the half-mythical land of gold" z~ tun? Zu (tl)a~a.e..e.u, s, M. Stol, Studies in Old Babylonian H~story, Istanbul 1976, S.41f.
~iLqu(m)20).
Einleitung
8
Bis auf wenige Ausnahmen wird die Totenwelt bei den Mesopotamiern mit negativen Ausdrücken belegt. Kann man daraus schließen, daß die Jenseitsvorstellungen im alten Mesopotamien "durchaus negativ und pessimistisch" waren 25 )? Mit dieser Schlußfolgerung bin ich nicht einverstanden. Was in den negativen Bezeichnungen zum Ausdruck kommt, ist eher die Vorstellung, daß der Totenbereich als eine ganz andere Welt vom Lebensbereich streng zu trennen ist. Diese Trennung ist in der poetischen Um26 schreibung der Totenwelt deutlich zu sehen ):
b:rtu 6a eJt-i.bu6u ti'i a6tJ. "das Haus, dessen Betreter nicht wieder austritt" b:ttu 6a eJt-i.butu zumma l1üJta "das Haus, dessen Betreter des Lichtes beraubt ist" eJt~et/ara.Jt/uJtub-lb-aJtJtal1 tCi taü "die Erde/der Ort/der Weg/die Straße ohne Rückkehr" ~aJtJtiil1u ataf
ra
ra.
Der Eingang zur Unterwelt ist das Grab. Das eigentliche Tor zur Totenwelt lie~t aber noch weiter entfernt im Westen, wo die Sonne untergeht 27 • Bis der Tote zu dem Tor gelangt, muß er eine lange Reise machen und wahrscheinlich unterwegs den Unter28 weltsfluß ~ubur (i7.lu.ku.ku=~ubuJt) überqueren ). Es gab sieben 25) So R. Stola, op.cit., S.270 26) Die Belege, s. Tallqvist, op.cit., Index. 27) Z.B. KAR 267 (u.Dupl.), Rs.12 u. RA 65, 134, 14. S. dazu B. Meissner, op.cit., S.143ff.; A.Heidel, op.cit., S.120ff. S. auch unten Anm. 88. 28) S. W. Farber, BID, Text IIa, Z.148 u. 181 und den Kommentar dazu (S.179); B. Meissner, op.cit., S.144. Schon in der sumer. Überlieferung, s. H. Behrens, Enlil und Ninlil, Rom 1978, S.192; S.N. Kramer, Iraq 22(1960), S.64. S. auch W. Röllig, R~~dBd.4, S.478f.;in KAR 227 ii 44-46:KI dA-l1ul1-l1a-f<-i. [ ]/1 ~u-buJt t-i.-[ Jka ka-b-i.-t-i. t-i.-( J.
Einleitung
9
Tore, die direkt vor dem Totenbereich lagen 29 ). Der Wächter hieß Nedu 30 ). Die Herrscherin in der Totenwelt ist EreskigaI 31 ), und ihr Gemahl NergaI 32 ). Namtar ist ihr Wesir 33 ). Ningiszida ist "Thron träger der Totenwelt,,34), und seine Gemahlin Gestinanna (akk. Binet-~eri) fungiert dort als "Unterweltsschrel°berl°n,,35). DumUZl° un d GOI " wur d en 0 f t a lsO h tige 1 game~ W1C Unterweltsgötter verstanden, deren Position nicht deutlich einzuordnen ist 36 ).
29) "Inannas Gang zur Unterwelt", Z.116ff.; "I~tars Gang zur Unterwelt", Z.42ff. u. 119ff.; STT 28 i 20ff., iii 41f. vi 26ff. ("~ergal und Ere~kigal"); CT 16,13,46. Nach einer' anderen Uberlieferung gibt es vierzehn Tore, s. A. Jensen, KB 6/1, S.78 ii lff. 30) S. W. Farber, ZA 66 (1976), S.261ff.; K. Tallqvist, AGE, S .136.
31) S. D.O. Edzard, WdM I, S.62; E. von Weiher, Der babylonische Gott Nergal, Ke;elaer + Neukirchen-Vluyn 1971 (=AOAT 11), S.49ff. u. pass1m. 32) E. von Weiher, op.cit., passim. 33) S. ~.O. Edzard, WdM I, S.108. Namtar als böser Dämon z.B.: dNam.tar udug gal urugal.la kur.nu.gi. gi4.ke4 dmin u-tuf<-f
mam-ma ut -i.-d-i.
Namtar, der große utukku-Dämon aus dem Grab, dem Land ohne Rückkehr, Namtar, der Bote der Götter, Namtar, der zum Menschen hin und her laufend gesetzt ist, und dessen Wandel niemand weiß. (STT 173,1-6) Ähnlich auch CT 17,19,1-14; Iraq 27(1965), S.163f. 34) K~R ~~7 Rs.iiidl~; ~tO.14(~:'41-44), S.146, Z.124(1): p~qda6uma al1a N~l1g~6z~da ubergebet ihn (=einen Dämon) dem Ningi;zida!". S. weiter E.D. van Buren, Iraq 1(1934), S.137-145; A. Sjöberg, StOr 46(1975), S.301ff. W. Mayer, UFBG, S.273. Vgl. aber CT 16, 13 iii 9f. (böse 7 Dämonen Thronträger der Ereskigal). 35) K. Tallqvist, op.cit., S.18ff. Vgl. auch "Tod des Urnammu" Z.125t. 36) S. W.G. Lambert, Gilgame; in Religious, Historical and Omen Texts aed the Historicity of Gilgames, in: P. Garelli (ed.), Gilgames et sa legende, Paris 1960(=CRRAI 7), S.39ff.
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Die Anunnakü sind besonders in der späteren Zeit die kollektive Bezeichnung für die Göttergruppe der Unterwelt 37 ). Neben diesen Unterweltsgöttern tritt Samas auch als Herr der Toten bzw. der Totengeister auf 38 ). Das Leben in der Unterwelt scheint mehr oder weniger Fortsetzung des irdischen gewesen zu sein, denn die soziale Stellung des Toten auf der Erde wird dort weiter beibehalten 39 ). Nach der 7. Tafel des Gilgames-Epos blieben die Köni~e in der Unterwelt weiter Könige, und die Priester Priester 40 • Die soziale Position des Toten wird also von der des irdischen Lebens bestimmt. Die Stellung in der Familie wurde auch nicht aufgelöst 41 ). Die Stimmung, die die Totenwelt beherrscht, ist aber trotzdem trüb und schattenhaft. Selbst das Haus, in dem die verstorbenen Könige wohnen sollten, wurde als "Haus des Staubes" bezeichnet 42 ). Nach dem neuassyr. Text "Unterweltsvision eines ässyr. Kronprinzen" waren die Toten in der Unterwelt von vielen Dämonen, die schrecklich aussahen, umgeben 43 ). Ob der Tote mit solchem schattenhaften Fortleben in der Unterwelt zufrieden sein kann, war dennoch nicht von seiner irdischen sozialen Position abhängig, sondern völlig davon, ob
37) S. unten S.184
"S
amas , der.,den Toten und 38) Vgl.: §a.ma.6 mu6;te6.i.!t mZ';t.i. U bät;t.i. den Lebenden recht leitet" (AGH'48,99 u.a.); Sa.ma.6=bet mZ;t.i. mU!t;teddQ bit;t.i. "der Herr des Toten, der Führer des Lebenden" (LKA 111 Vs.'8 u.a.); §a.ma.l ••• blt e;temmZ "§ama' ••• der Herr der Totengeister" (AnSt 5,98,26;'HGI 139=VAT 5 Vs.3). Sonst s. auch Idr, 101; A. Sjöberg, AS 16, Sa63-65; K. Tallqvist, AGE, S.458f.; OrNS 24,250,36 (en Utu man gidim. ne.ne.ke ); UVB 15,36,2ff, Vgl. auch unten Anm. 86. 4 39) S. A. He1del, op.cit., S.192. Anders Fr. Delitzseh, op.cit., S.15. 40) Gil. VII iv 40ff. Zu diesem Text, s. B. Landsberger, RA 62, 130f. 41) Vgl. z.B.: "Der getötet ist in der Schlacht, sahst du den?" "Ja, ich sah: Sein Vater und seine Mutter halten sein Haupt, sein Weib weint über ihm". (Gil.XII 149f. Ubersetzung nach A. Schott/Wo von Soden, op.cit., S.104.) Zur Ergänzung: "weinen" (l-ba.k-kl(=er», s, A. Shaffer, op.cit., S.93, 42) K. Tallqvist, op.cit., S.37. 43) W. von Soden, ZA 43(1936), S.lff.; A. Heidel, op.cit., S.132ff.
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er richtig bestattet und danach mit der "Totenpflege" ständig betreut wurde 44 ). Zum Fortleben in der Unterwelt können wir also mit Fr. Delitzsch schließen: "daß es in der Unterwelt eine doppelte Art von Fortdauer gebe: auf der einen Seite in der finsteren, staubigen Wüste ein jammervolles Scheinleben bei trübem Wasser und Durstleiden, auf der anderen Seite behagliche Ruhe und Getränktwerden mit kaltem Wasser 45 )". Diese Darstellung der Unterwelt im alten Mesopotamien kann ohne große Veränderungen allgemein anerkannt werden 46 ). Die Untersuchung zu den Unterwelt- und Jenseitsvorstellungen soll aber nicht damit beendet werden. In der Forschung sind besonders zwei Themen zu diskutieren: Auferstehung und Totengericht. 3. Glauben an die Auferstehung? Das erste Thema dreht sich um die Frage, ob die Mesopotamier an die Auferstehung vom Tod glaubten. Die Diskussion begann mit dem "sterbenden und auferstehenden Gott" Dumuzi Nicht wenige Fachgelehrte sprachen von Tammuz-Mysterien und dem damit verbundenen Auferstehungsglauben im alten Mesopotamien 48 ). Im Hinblick auf diesen Auferstehungsglauben hat E. Ebeling in seinem Buch "Tod und Leben nach den Vorstellungen der Babylonier" (1931) einige Heilungsriten interpretiert 49 ). Nach ihm wurde ein Kranker dadurch geheilt, daß er sein Selbst mit einern in dem Ritus getöteten Tier tauschte und somit
4n .
44) Vgl. S. Langdon, op.cit., S.197; Fr. Delitzseh, op.cit., S.19. 45) Fr. Delitzseh, op.cit., S.19. 46) S.z.B. H. Schmökel, Kulturgeschichte des alten Orient, Stuttgart 1961, S.147-160; R. Stola, op.cit., S.258ff. 47) S. O.R. Gurney, Tammuz Reconsidered: Some Recent Developments, JSS 7(1962), S.147-160. 48) Z.B. S. Langdon, Tammuz and I~tar, Oxford 1914; A. Jeremias, Monotheistische Strömungen innerhalb der babyl. Religion, Leipzig 1904. 49) E. Ebeling, op.cit. (Anm.2),
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symbolisch den Tod erfuhr. Weil das Tier bei diesem Ritus den "sterbenden und auferstehenden" Gott repräsentierte, stand der Kranke wie der Gott nach dem symbolischen Tod wieder auf 50). Andererseits hat A. Moortgat "überzeitliche und sogar zeitlose Motive" in der mesopotamischen Bildkunst systematisch behandelt und daraus ähnlich geschlossen, daß der Unsterblichkeitsglaube, den der "sterbende und auferstehende Gott" Dumuzi repräsentierte, sowohl bei den Sumerern als auch bei den Semiten, einschließlich der Nachbarvölker, immer eine wichtige Rolle gespielt hat 51 ). Abgesehen von strittigen Punkten bei E. Ebelings Texts3 interpretation 52 ) und bei A. Moortgats Bildmotivdeutung ) beruhen die beiden reizvollen Thesen auf einer unbeweisbaren und sehr fraglichen Basis, weil die Auferstehung Dumuzis, wie schon 54 1909 von H. Zimmern und nachher von F. Nötscher gesehen ) , nirgendwo in den Texten explizit belegt ist. Noch weniger lassen 55 sich Angaben für die Auferstehungsfeier Dumuzis finden ). H. Zimmern hat aber seinerseits aus dem neuassyr. Kultkommentar KAR 143 auf Tod und Auferstehung des Belu=Marduk geschlossen und darin sogar das Urbild der neutestamentlichen 56 Schilderung von Jesu' Tod und Auferstehung gesehen ). Nach seiner Meinung starb der Hauptgott Belu=Marduk während eines jeden Neujahrsfestes und stand danach wieder auf. Diese These war
50) 51) 52) 53)
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Ibid., S.66. A. Moortgat, op.cit. (Anm.2). S. dazu W. von Soden, ZA 43(1936), S.252-276. S. dazu H.H. Frankfort, JNES 9(1950), S.189-190; E.D. van Buren, OrNS 18(1949), S.494-501; F.R. Kraus, WZKM 52 (1953/ 54), S.34-80. 54) H. Zimmern, Der babyl. Gott Tamüz, ASGW 27/20 (1909), S.701738. F. Nötscher, op.cit. (Anm.2), S.25ff. S. auch O. R. Gurney, op.cit., S.151. Zu "Tod und Auferstehung" des Adonis, Attis und Os iris hatC. Colpe kritisch geprüft in: ders., Zur mythologischen Struktur der Adonis- Attis- und Osiris-Überlieferungen, AOAT 1(1969), S.23ff. 55) Anders aber Th. Jacobsen, The Treasures of Darkness: A History of Mesopotamian Religion, New Haven/London 1976, S.70-73. 56) H. Zimmern, Zum babyl. Neujahrsfest I, BSGW 58(1906), S.126ff. u. 11 BSGW 70/5(1918).
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trotz der Kritik von F. Nötscher s7 ) weit verbreitet 58 ), bis W. von Soden durch die gründliche Nachprüfung der betreffenden Texte die Deutung Zimmerns endlich zurückweisen konnte 59 ). Lediglich die Rückkehr einer Gottheit aus der Unterwelt läßt sich in den sumer. und akkad. Mythen erkennen wie es 60) , z.B. be1 Inanna/I'tar der Fall is~ • Auch die Vegetationsgottheit Dumuzi, dessen jährliches Hinabsteigen in die Unterwelt kultisch betrauert wurde, muß theoretisch jährlich auf irgendeine Weise auf die Erde zurückgekommen sein, obwohl wir keine ausdrücklichen Nachrichten davon haben 61 ). Kann man aber die Rückkehr einer Gottheit aus der Unterwelt als Auferstehung verstehen? Ich meine, daß hier nicht von Auferstehung gesprochen werden kann. Die Auferstehung muß begrifflich von der bloßen Rückkehr aus der Unterwelt unterschieden werden 62 ). Die Rückkehr ist den Göttern zugeordnet, die eigentlich unsterblich waren , während die Auferstehung die Wiederbelebung des sterblichen L e1ob es b enennt 63) • Die Vorstellung von der Rückkehr einer Gottheit wurde aus der mythologischen Imagination des Volkes und/ oder aus der theologischen Spekulation des Priestertums geboren, ~ährend der Auferstehungsglaube eine lebendige Hoffnung auf Uberwindung des "Stachels des Todes" zum Inhalt hat 64 ) In o
57) F. Nötscher, op.cit., S.28ff. 58) Z.B. B. Meissner, op.cit., S.97f.; R. Labat, Le c:aractere religieux de la royaute assyro-babylonienne, Paris 1939, S.165ff:; C.J. Gadd, Ideas of Divine Rule of Kingship in the ~nc~e~t ~ast, London 1948, S.31; S. Smith, The Practice of K~ng~h~p ~n Early Semitic Kingdoms, in: S.H. Hook (ed.), M~th, R~tualoa~d Kingship, Oxfo;d 1958, S.41; J. de Fraine, L aspect rel~g~eux de la royaute israelite Paris 1954 S. 302. " 59) W. von Soden, ZA 51(1955), S.130ff. S. aber auch unten Anm. 622. 60) Vgl. R. Stola, op.cit., S.265f. 61) S. die in Anm.54. angegebene Literatur. 62) Zum Begriff "Auferstehung" s. RGG~, Bd.l, S.688ff. 63) Das ~rsc~einen der Totengeister auf der Erde kann auch kein Bewe:s fur den Auferstehungsglauben sein, s. dazu F. Nötscher, op.c~t., S.23. 64) Vgl. K. Kereny, Antike Religion, Wiesbaden 1971, S.174ff.
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diesem Sinne können wir nicht mit der Rückkehr einer Gottheit aus der Unterwelt den Auferstehungsglauben im alten Mesopotamien beweisen 6S ). Ebensowenig können wir durch die Episode des Enkidu, der aus der Totenwelt auf die Erde heraufkommt, oder durch die mythologische Gestalt Ziusudra (akkad. Utanapi~tim), die die Sintflut überlebte und die Unsterblichkeit erhielt, einen lebendigen Glauben an die Auferstehung oder die Unsterblichkeit , 66) postu 1 ~eren • 4. Das Problem des Totengerichtes Das zweite umstrittene Thema ist das Totengericht. Durch zwei sumer. Totenelegien glaubte S.N. Kramer feststellen zu müssen, daß der Sonnengott Utu in der Unterwelt einen Toten richtet und der Mondgott Nanna das Schicksal des Toten bestimmt 6 7) : d ? .gal.a.ra. l'~. k e Utu.en'
ki.ku
.ku
4 v, \ " ""u 4 .se u.mu.n~.~n.tu di.kuS'zu i.kuS·de
10 10 dNanna.a u4.ne.a nam.zu oe.tar.re Utu, der große Herr der Unterwelt, nachdem er die dunklen Orte zum Lichte wandelt, soll er deinen Rechtsfall richten. 65) B. Meissner sagt, "Auferstehung der Toten und Rückkehr in das Leben war theoretisch möglich" (BuA 11, S.149). So auch A. Heidel, op.cit., S.208. Daß man die Auferstehung ?es Lebens glaubt, ist aber eine ganz andere Sache als d~e theoretische Möglichkeit der Auferstehung. Die alten Japaner hatten z.B. gar keinen Auferstehungsglauben, während in der alten mythologischen Erzählung "Izanagi und Izamami" die dem Mythos "Inannas Gang zur Unterwelt" sehr ähnelt ausdrücklich von der Rückkehr aus der Unterwelt die Rede i;t. S. dazu L. Lehmann (ed.), Lehrbuch der Religionsgeschichte I, Tübingen 1925, S.277ff. 66) S. F. Nätscher, op.cit., S.16. 67) S. N. Kramer, Two Elegies on a Pushkin Museum Tablet: A New Sumerian Literary Genre, Moskaw 1960, Z.88-90.
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Nanna möge am "Tag des Schlafes" dein Schicksal bestimmen. Hieraus hat S.N. Kramer geschlossen, daß in der Unterwelt ein Totengericht durch Utu stattfand. Er meint weiter: "Utu's judgment of the dead, however, no doubt had to do with the deeds and misdeeds of the newly deceased and the punishment or reward which they merited, which seems to imply that the Nether World was not all wreckedly hellish.,68). Die Mesopotamier meinten, daß der Sonnengott Utu= Sama~ vom Sonnenuntergang bis zum Sonnenaufgang in der Unterwelt die Finsternis beleuchtet. Daher wurde er als Unterweltsgott, noch genauer gesagt, als Vermittler der Gerechtigkeit zwischen den Unterweltsgöttern und den Lebenden angenomrnen 69 ) Er war Herr der Toten, und seine Funktion als Richter auf der Erde galt ebenso in der Unterwelt 70 ). Es ist aber m.W. nirgendwo nachzuweisen, daß es sich bei seinem Gericht in der Unterwelt um "the deeds and misdeeds of the newly deceased and the punishment of reward which they merited" handelt. Nach dem Mythos "Inannas Gang in die Unterwelt" wurde ja Inanna in der Unterwelt von den sieben Richtern (Anunna) zum Tod verurteilt 71 ), aber nicht weil sie auf der Erde einen Frevel begangen hatte, sondern weil sie die Regeln der Unterwelt zu brechen versuchte 72 ) • Für die Akkader hat B. Meissner schon durch einige Belege darauf hingewiesen, daß die Toten einem Totengericht 68) S.N. Kramer, Iraq 22(1960), s.63 69) Zur Funktion des Sama~ als Vermittler zwischen Diesseits und Jenseits, s. z.B. unten S.199. S.auch A. Falkenstein, UVB 15(1959), S.36, Z.1-20. 70) S. oben S.9 mit Anm.38. 71) "Inannas Gang zur Unterwelt", Z.163. S. dazu S.N. Kramer, JCS 5 (1951), S.8; W.R. Sladek, Inanna's Descent to the Netherworld, Diss. The John Hopkins Univ. 1974 (Univ. Microfilms, Ann Arbor 1979), S.18f. 72) S. "Inannas Gang zur Unterwelt", Z.128ff.
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unterzogen wurden, um in die Unterwelt aufgenommen zu werden 73 ). Ihm folgend hat E. Ebeling in seinem oben genannten Buch vier Texte aus Susa vorgelegt. Die Texte, die alle ähnlich klingen, wurden von ihm "als eine Art Vademecum für den Toten" verstanden, wobei vom Totengericht die Rede sei 74 ). Der erste Text fängt mit dem Wunsch des Spreches an, zu den Anunnaku zu gehen und seinen Rechtsfall zu hören: 1. at-ka tu-t~-ka l-ti be-t~ 2. a-na ma-ah-n~-~~ E-nu-na-k~ ... ? ? 75) 3. tu-~~-~q ~an -na -na 4. tu-~u-uz qa-a~-ka ~-na ma-aa-an l-ti
5.
na-bu-~~
6. tu-ul-me-ma d~-na tu-u~-ba-~a 7. le-p~-ka.
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Komm, ich will gehen, mein Gott, mein Herr, vor die Anunnakü, ich will die Straße überschreiten, ich will deine Hand fassen. Vor den großen Göttern will ich den Gerichtsspruch hören. Ich will fassen deine Füße.
Der Wunsch des Sprechers hat meiner Meinung nach nichts mit dem Urteil beim Totengericht zu tun, sondern er beklagt sich über die Not, in der er sich befindet. Ein derartiger Wunsch, den Gerichtsspruch zu hören, ist häufig im ähnlichen Kontext der Beschwörung belegt 76 ). Daher kann man den zweiten Teil des Textes besser deuten, in dem die Not noch konkreter beschrieben wird:
73) B. Meissner, BuA 11, S.146f. Vgl. auch A. Jeremias, op.cit. (Anm.2), S.24f. 74) E. Ebeling, TuL, Nr.3(Text 1,11,111). S. auch J.-M. Aynard, op.cit. (Anm.2), S.97ff. 75) S. CAD G 70a. 76) S. W. Mayer, UFBG, S.22lf.
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8 • [ ~D]? e -q-<-~
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12. ~-na qa-aq-qa-an da-na-~~ 13. ü-le-a-n~ 14. ~u-qf.-na me-e ~ 6a-am-ma 15. [~J -na e-qf.-a ~u-ma-m~-~~ 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
Nimm meinen Durst weg, mein Gott. Du ließest mich durchwandern den Sumpf der Armut und Mühsal. In der Einöde der Not suchtest du mich. Du vermindertest Wasser und Gras im Feld des Durstes 78 ).
Ebenso handelt es sich in den anderen drei Texten nicht um das Totengericht. ~na Xu~~~ (Text 11,3) oder ~~ru~t~ (Text 111,5) bedeutet einfach "im Traum", nicht "in der Grube" (="in der Unterwelt"), wie E. Ebeling interpretieren wollte. Außerdem ist das Wort muXek~tu(m) (Text 11,4 u. 111,7), das Ebeling als "Wäger" beim Totengericht deutete, nicht von Jaqatu(m) "wägen", sondern wahrscheinlich von ek-e.!u(m) "dunkel sein" abzuleiten 79 ). Es liegt nahe, daß es sich in den vier Texten aus Susa insgesamt um die Klage über bzw. die Beschwörung gegen einen schlechten Traum handelt. Es ist hier also kein Grund vorhanden, auf ein Totengericht zu schließen. F. Nötscher weist zu Recht darauf hin, daß die Hoffnung auf eine jenseitige Vergeltung bei den Mesopotamiern 9
77) Die Lesung ist nicht ganz sicher. E. Ebeling las: ~u'-k~-ma l gi6 "Du verbrennst (erhellst?) das Haus der Finsternis" (TuL S.20). ekemu(m) D "wegnehmen" ist nach AHw(194b) nur einmal (mB) belegt. Zu l gi kenne ich sonst nur einen spätbaby!. Beleg (ZA 6, S.24l,7~, wobei € mu-t~ al.s Beiname des Tempels l.zi.da aufzufassen ist. 78) Z.12-1S, s. auch CAD § 244a. 79) So CAD M 11 (263b-264a). Anders aber AHw 682b(wie E.Ebeling).
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höchst zweifelhaft ist. Nach ihm ist die Vergeltung bei den Mesopotamiern rein irdisch: "langes glückliches Leben, hohes Alter und zahlreiche Nachkommenschaft sind der Lohn des Gottesfürchtigen, Hunger und Elend, früher Tod, Kinderlosigkeit und Ausbleiben des ehrlichen Begräbnisses stehen dem Frevler in Aussicht,,80). "Das ethische Moment kommt hierbei höchstens indirekt insofern in Frage, als ein Frevler von der Gottheit seiner Nachkommenschaft und damit seines Wasserspenders beraubt wird, sodaß er nach dem Tode seines Unterhalts und seiner Ruhe verlustig geht, ein Übel, das in den sog. Fluchformeln am Ende der Inschriften öfter angedroht wird,,81). Wenn es trotzdem ein Totengericht gab - die Möglichkeit an sich ist nicht ganz auszuschließen -, dann hatte es nichts damit zu tun, das moralische und auch religiöse Potential des Menschen in seinem irdischen Leben abzuwägen, sondern mit der Aufrechterhaltung der Gesetze der Unterwelt. Das Gesetz verpflichtet den Toten, entsprechend seiner sozialen Position auf der Erde für die Unterweltsgötter Geschenke mitzubringen, um von ihnen in die Unterwelt aufgenommen zu werden und dort Ruhe und Frieden zu finden 82 ). Wenn der Tote dieses Gesetz nicht 80) F. Nötscher, op.cit., S.14f. So auch J.-M. Aynard, op.cit., S.99ff. 81) F. Nötscher, op.cit., S.14. 82) S. z.B. K 7856 (unten S.187). Es ist nicht ganz deutlich, was für eine Rolle Belet-~eri (=~up~arrat er~eti "Die Tafelschreiberin der Unterwelt") in der Unterwelt spielte. Gil. VII iv 51ff. schildert:
51. [d NinJ • edin :J:up-Xa./t-/ta.-a.t ki-tl ma.-!Ja.1t-Xef k.a.m-lla.-a.t ~t-ta.-na.-a.ll-ll~ ~na. ma.h-/t~-Xa
52. [:tue-pa. nJa.-la.t-ma. lla-llU)
erfüllte, mußte er nicht nur in der Unterwelt Leiden erdulden, sondern wurde auch auf die Erde wieder zurückgeschickt und verfolgte die Lebenden mit UnheiI 83 ). Wenn dieses geschah, mußte er im Beschwörungsritus noch einmal in angemessener Weise imitativ bestattet werden 84 ). Es konnte aber auch passieren, daß der Tote trotz der Erfüllung des Gesetzes nur durch Willkür der bösartigen Unterweltsgötter nicht aufgenommen wurde 85 ) Das ist meiner Meinung nach der Grund dafür, daß Utu=~ama§ sehr oft in derartigen Beschwörungen als Richter des Totengeistes angerufen wurde. Ihm stand es zu, einen Richterspruch der Unterwelt dem Gesetz gemäß zu fällen 86 ). 5. Totenkult und Gefühl gegenüber dem Toten - Aufgabe der vorliegenden Arbeit Die mythologische Darstellung der Totenwelt ist eine durch volkstümliche Imagination bzw. priesterliche Spekulation vermittelte Projektion des lebendigen, emotionalen Gefühls zum Tod und für den Toten. Das Todes- bzw. Totengefühl wurde ni~ht
83) 84) 85)
(var.: ~t-ta.-na.-a.ll-
53. [~X-6~-ma.J /te~6~-6a. ~-mu-/ta.-a.n-n~ ~a.-a.~l~ 54. (ma.n-nu-um-mJa. ~t-qa.-a. a.n-na.-a. 16 [Belet] -~eri, die Schreiberin der Unterwelt, kniet vor ihr (=Ereskigal), 52. Sie häl[t eine Schreibtafel] und liest (sie) vor ihr. 53. [Sie hob] ihr Haupt und erblickte mich, 54. (Sie sagte:) "[Wer] brachte diesen Menschen mit?" 51.
Es folgt eine Lücke des Textes. W.von Soden kommentiert, daß auf der Schreibtafel (Z.52) die Schicksale der Toten aufgeschrieben sind (A. Schott/W.von Soden, op.cit., S.64). K. Tallqvist meint dagegen, "daß man sich auch Belet-siri, etwa als ursprüngliche Schutzgottheit der Felder, bei d~r Buchung
19
86)
des Flurenertrages beteiligt vorstellte, und daß ihr deswegen in der Unterwelt eine ähnliche Rolle zuerteilt wurde". (K. Tallqvist, op.cit. (Anm.2), S.20). Daran anschließend vermute ich, daß Bilet-seri als Schreiberin der Unterwelt die Gegenstände auf die'Tafel eintrug, die der Tote als Geschenke für die Unterweltsgötter mitgebracht hatte. Z • B. CT 16, 10 i i i 4 7f f. LKA 84, 22 ff. S. u n t e n S. 148 S. unten S. 135 Vgi. CT 15, 45, 19f. ("Is'tars Gang zur Unterwelt"), STT 28, v 9ff. ("Nergal und Erelkigal"). Vgl. auch LKA 83, 18 (unten S. 17Q. S. oben Anm.38. Die Auffassung, daß ein zum Tod bestimmter Mensch durch "Lösegeld" (k.a.lla.p ~pt~/t~) befreit werden kann, ist nur vereinzelt belegt. Zu beachten ist dabei, daß das "Lösegeld" vor §amal richtig abgewogen wird. AMT 72, 1 Rs. 27-29 (s. dazu E. Ebeling, ZA 51 (1955), S.174). Ein anderer Beleg findet sich auch in einem Beschwörungsgebet an Sama; (W. Mayer, UFBG, S.510ff. Samas 76). S. auch CT 45,99,10 (Inventarliste der Grabbeigaben) u. KAR 1 Rs. 35 ("Iltars Gang zur Unterwelt").
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von den dargestellten Unterweltsvorstellungen erzeugt, sondern umgekehrt wurde das Bild der Totenwelt auf Grund dieses Gefühls geformt 87 ). Es ist deswegen kein Wunder, wenn die Totenwelt gelegentlich widersprüchlich dargestellt wurde, weil das Ge- 88 fühl aus einer emotionalen, überrationalen Erfahrung entsteht ). Dieses Gefühl zum Toten in der frühen Zeit war nicht nur Inneres od'er Individuelles, sondern es kam durch den Totenkult mehr oder weniger öffentlich zum Ausdruck. Unter dem Begriff des Totenkultes muß man allgemein zwei verschiedene Gebräuche unterscheiden: Ahnenkult und Totenverehrung89). Der Ahnenkult, obwohl er religiöses Interesse für den einzelnen Toten enthält, wird immer nur in einem sozialen Kontext veranstaltet, welcher in erster Linie die Familie ist. Es gibt aber auch andere Formen des Ahnenkultes, die in einem strukturellen Kontext der gesellschaftlichen Herkunft einge-
' d 90 ) • D~e , r~tuelle , wu r ze lt s~n Verehrung der königlichen Vorfahren ist z.B. nicht nur für die königliche Familie, sondern auch für den Staat von Bedeutung 91 ) Von diesem Totenkult unterscheidet sich die Totenverehrung, die sich unabhängig von einem sozialen Kontext direkt auf die einzelne verstorbene Person bezieht. Dabei wirken zwei Motive mit, von denen das eine auf die Absorption der Kräfte des Toten abzielt, wie es im Heroenkult der Fall ist 92 ) , und das andere die Abwehr der Aggression des Toten gegenüber den Lebenden zum Z;el h t ' es ~n ' d er Totenbeschwörung zum Aus~ , a ,w~e druck kommt 93 ). Über den Totenkult ;m alten Mesopotamien - sowohl den ~ Ahnenkult als auch die Totenverehrung -, lassen die Texte zu wenig präzise Angaben zu. Wir sind nicht in der Lage, eine so intensive Untersuchung wie bei den Ethnologen, die in einer
90) Viele
Wirtschaftsurkunden bzw. Opfer listen zeigen Sumerer ständig vor den Statuen der verstorbene~ Kon~ge und gelegentlich auch anderer prominenter Menschen Opfer dargebracht ha?en. S. A. Deimel, op.cit. (Anm.2); Y. Ro~engarten, ,Le regime des offrandes dans La societe sum;r:enne, Par~s 1960, S.25ff.; dies., Le concept sum:r:en de consommation dans la vie economique et rel~g~euse, Paris 1960, S.246 u.a.; J. Bauer op cit (Anm • 2)', PM' ( ' OrNS• 46(1977) • • ~c h a 1 ows k'~, The Death of ) ~ulgi S.220-225. Wir können im Rahmen unserer Arb;it nicht auf d~s Prob:em des Totenkultes in solchen Texten eingehen. Mir sche~nt aber, daß es sich in diesen Texten nicht um den ~~nenkult im engeren Sinne, sondern um Opferhandlungen für ~e Sta~uen_d:r ~rominenten Personen handelt. In der Tat wurde d~: kon~gl~che Statue in der Ur-III-Zeit gelegentli h zu Lebze1ten des Königs mit Opfern verehrt S d B c A Off • • azu z • • R Kuts h '(1974)c er, n ering to the Statue of Sulgi, Tel Aviv l, , S.55-59. 91) V~i' M. ,Fortes. op.cit., S.123. Zu einem Beispiel der Totenp ege ~nnerhalb einer beruflichen Gruppe s. unten S 159 92) Vgl: H. Gese/M. Höfner/K. Rudolph, Die Reiigionen Alt: • syr~ens, Altarabiens und der Mandäer, Stuttgart 1970, S 91' H. Gese, Der bewachte Lebensbaum und die Heroen in' Fe;t ' schrift K. Eiliger, AOAT 18(1973), S.77-85. ,. 93) S. unten S.152. ~umer.
d~ß,d~e
87) Vgl.
K. Kereny, op.cit., S.180. 88) Wie gesagt, lag die Totenwelt bei den Mesopotamiern als Gegensatz zum Himmel unter der Erde. Sie glaubten aber auch, daß die Toten nach Westen, wo die Sonne untergeht und der Eingang zur Totenwelt liegt, reisen sollten. Nach dem sumer. Mythos "Inannas Gang zur Unterwelt", wenn W.R. Sladek den Text richtig interpretiert hat, liegt die Unterwelt im Osten (s. ders., op.cit.,S.61ff.). Nach einer Beschwörungsformel soll aber ein böser Totengeist weder nach Unten noch nach Westen, sondern nach dem Himmel weggehen. Die Formel lautet: RZma qutni tZtettt ana 6am~ "wie Rauch möge er zum Himmel steigen!" (z.B. KAR 267,Rs. 19, s. ferner AHw 931a qut~u(m) 3). Dieses Beispiel zeigt schon, daß es sich nicht immer lohnt, wenn man die Unterweltsvorstellungen nur durch eine "topographische" Untersuchung der Unterwelt klar machen will. S. dazu B. Gladigow, Jenseitsvorstellungen und Kulturkritik, Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 26 (1974), S.290ff. 89) Vgl. M. Fortes, Some Reflections on Ancestor Worship in Africa, in: Ders./ G. Dieterlen (ed.), African Systems of Thought, Oxford 1965, S.122ff.
2l
22
Einleitung
94 Stammesgesellschaft mitleben,zu leisten ). Der Totenkult beginnt mit der Bestattungsfeier. Die Bräuche der Bestattung im alten Mesopotamien können mehr oder weniger durch die archäologische Freilegung der Gräber erhellt werden 95 ). Es ist aber methodologisch sehr schwierig, nur aus Grabformen und Grabbeigaben das Gefühl dem Toten gegenüber abzulesen 96 ). Außerdem sind die Grabformen in Mesopotamien, wie E. Strommenger zeigte 9 7), mannigfaltig, und "ihre verschiedenen Typen kommen zum Teil gleichzeitig nebeneinander vor, lösen einander gelegentlich ab und durchleben gewisse Formenwandlungen". In der vorliegenden Arbeit versuchen wir anhand des schriftlichen Materials Aspekte der altmesopotamischen Auffassung vom Tod bzw. des Gefühls gegenüber dem Toten zu erhellen. Dabei beschränken wir uns bei der Betrachtung des Totenkultes auf einen Brauch, den die Mesopotamier selbst ~i6pu(m) (ki.sl.ga) nannten. Diese Beschränkung auf den Begriff ~i6pu(m) ist deswegen erlaubt, weil er, soweit wir wissen, der einzige 98 Begriff ist, der - auch isoliert - "Totenpflege" bedeutete ). Die meisten wichtigen Belege für ~i6pu(m) in den bisher publizierten Texten sind im AHw (487a) und im CAD K(425b-427a) angegeben. Es ist aber noch nicht umfassend untersucht, welche Funktion die "Totenpflege" im sozialen und kultischen Kontext hatte. Im Folgenden soll deswegen der Versuch unternommen werden, diesen Zusammenhang der "Totenpflege" zu erhellen, und dadurch ihre Funktion und das Gefühl dem Tod und auch dem Toten gegenüber, das ihr zugrunde liegt, zu erklären. 94) Vgl. z.B. M. Fortes/G. Dieterlen (ed.), op.cit.; M. Gluckman, Politics, Law and Ritual in Tribal Society, Oxford 1971 2 ; J. Middleton (ed.), Gods and Ritual, New York 1967; W. Stöhr, Das Totenritual der Dajak, Köln 1959; J. EvansPritchard, Nuer Religion, Oxford 1956. 95) Vgl. A. Heidel, op.cit., S.158ff. 96) Zur methodologischen Problematik der Gräberformen und der Unterweltsvorstellungen, s. W. Stöhr, op.cit., S.10f. 97) E. Strommenger, RlA Bd.3, S.581. S. auch dies., BagM 3 (1964), S.157-173. 98) S. Langdon hat das sumer. Wort ki.a.nag als "Totenmahl" verstanden, s. ders., op.cit. (Anm.2). S. dazu unten Anm.l07.
Erstes Kapitel ki.sl.ga und 1. Etymologie von
~i6pu(m)
~i6pu(m)
A. Jeremias hatte dem Wort ~i6pu(m) in den Inschriften Assurbanipals die deutsche Übersetzung "Totenklage" bzw. "Toten. " gege b en 99) • Obwohl Fr. De11tzsch . zeremon1e in seiner Rezension zu dem Buch von A. Jeremias vorgeschlagen hatte, ~i6pu(m) eher mit "Totenopfer" als mit "Totenklage" zu übersetzen, findet sich in seinem akkad. Handwörterbuch die gleiche Erklärung von ~i6pu(m) wie bei A. Jeremias 100 ). Dadurch daß später mehrere Ritual-Texte, in denen ~i6pu(m) sicher als eine Art Opfer vorkommt, aufgefunden wurden, hat sich als Bedeutung von ~i6pu(m) allgemein "Totenopfer" durchgesetzt 101 ). Wenn man sich aber ~on neuem fragt, was das Totenopfer zum Inhalt hat, dann stellt sich sofort heraus, daß die Frage nicht so einfach zu beantworten ist. P. Haupt deutete ~i6pu(m) ais Speiseopfer an den Grä. bern der Toten 102) • Der erste Versuch, Q~6pu(m) etymologisch zu 103 erklären, dürfte von C. Johnston stammen ). Die Erklärung von ~i6pu(m) durch eine von ihm vermutete ursprüngliche Bedeutung des Wortstammes ksp ("to be pale, or white"> "to turn paie for longing for"> "long ing for food"> "food offering to the dead tl ) wurde jedoch fast völlig außer acht gelassen, weil sie zu
99) A. Jeremias, Die Babylonischen Vorstellungen vom Leben nach dem Tod, Leipzig 1887, S.52f. 100) Fr. Delitzsch, Assyrisches Handwörterbuch, Leipzig 1896, S.344b. 101) So AHw 487a und CAD K 425b-427a. 102) P'. Haupt, BA 1(1980), S.316. Er hat ~u6äpu{m) "Bissen" von ~~6pu{m) nicht sorgfältig unterschieden. Vgl. auch P. Jensen, KB 6/1, S.445f. 103) C. Johnston, AJSL 16 (1900), S.35ff.
24
1. Etymologie von kispu(m)
1. Kapitel: kiosl.ga und kispu(m)
104 spekulativ war, um weiter diskutiert zu werden ). S. Langdon hat in seinem Aufsatz "Babylonian E.schatology" die altmesopotamischen Vorstellungen vom Leben nach dem Tod hau)tsächlich vom Gesichtspunkt des Totenopfers aus behandeltlOS • Er beobachtete, daß bei den Sumerern im Kultus der Verstorbenen die Parentalia, nämlich "solemn meal in memory of the dead", die kLa.nag hießen, eine wichtige Rolle spielten. Aber in der semitischen Zeit sei ki.a.nag von ki.sig, das vermutlich auf semitische Vorstellung zurückgehe und das von semitischen Schreibern als "breaking a bread" (l<üpu{m)
25
bestünde bei den Semiten aus zwei Tätigkeiten, nämlich "breaking of a bread together at a common meal" und "the offering of a sacrifice", und bekäme weiter die Bedeutung "sacrifice for the dead" wie bei Assurbanipal oder in den neubabyl. Harran-Inschriften. Diese Deutung von ki.a.nag kann heute nicht mehr unterstützt werden, vor allem weil es nicht als "Totenopfer", sondern als "Libationsstätte" verstanden werden muß 10 7). Es hat nicht immer mit der Opferhandlung für den Toten zu tun. Eine Beziehung von ki.a.nag zu l
B a.
~tu
b
• kO .. ~6,/~tud ~.s~g.ba.ta
k~.s~g.
N~n.a.zu,
26
L Kapitel: ki.sl.ga und kispu(m)
ihm folgend, differenziert beurteilt werden: "Mahlzeit bereiten" (ka6ä:pu.(m»ku.6.lpu.(m): "Mahlzeit in Portion zerlegen") und andererseits "Totenopfer darbringen" (ka6irpu.(m»kÜpu.(m)110). Diese etymologische Erklärung von ki6pu.(m) ist gewiß möglich, aber immer noch hypothetisch. In der vorliegenden Arbeit werden für ki6pu.(m) verschiedene Übersetzungen wie "Totenpflege", "Totenbzw. Grabbeigabe", "Totenopfer" usw. je nach dem Kontext verwendet. Dabei liegt dem "Totenopfer" die sogenannte do-ut-desFunktion des Opfers zugrunde.
2. ki.sl.ga in der sumerischen Überlieferung
27
"Totenpflege (mit Speisen und Getränken)"l11): .. (;h'" U ki.s1.ga ve.e n-na x x x · · ,. a k 1.sl.ga l"ih'" .,e .en.na r an: 1.de.e Speise der Totenpflege möge ihm (dem Toten) gegeben werden, Wasser der Totenpflege möge ihm libiert werden. Im sumer. Mythos "Inannas Gang in die Unterwelt" gibt Inanna, als sie am Tor der Unterwelt vom Pförtner nach dem Grund ihres Besuches befragt wird, einen (von ihr erfundenen?) Grund an l12 ): , d
2. ki.sl.ga in der sumerischen Überlieferung Das Sumerogram für ki6pu.(m) ist ki.sl.ga. Was hieß ki.st.ga ursprünglich? In einem sumer. Beschwörungstext aus der altbabyl. Zeit, den G.R. Castellino behandelte, hat ki.sl.ga, wie in Beschwörungstexten der späteren Zeit, die Bedeutung nabnZtu. entspricht ki-i6-pU. sumer. tar bzw. dar: [x] .tar = ki-Ü-pu. Xli lu I ki.dar.ra = ki-üPu.!a ki (nabnZtu. XXI 292f. s. CAD K 425b). Obwohl die Bedeutung von ki6pu.(m) hier nicht eindeutig festzustellen ist - schwierig als "Totenpflege" zu deuten -, ist denkbar, daß die akkad. Form ki6pu.(m) vom Verbum ka6Ipu.(m) "in StUcke brechen" abzuleiten ist, denn sumer. tar bzw. dar bedeutet auch ähnlich "spalten, teilen usw.". Vgl. auch G. Furlani, 11 sacrificio nelle religione dei semiti di Babilonia e Assiria, Rom 1932, S.329; W.F. Albright, BASOR 94 (1944), S.35 Anm.38; A. Falkenstein, RIA Bd.3, S.679a. Von einem rein religionsphänomenologischen Gesichtspunkt her gibt es noch eine Möglichkeit der Deutung von ki6pu.(m) durch ka6apu.(m) "brechen". In Stammesgesellschaften ist nämlich ein Brauch bekannt, daß man bei dem Bestattungsritus die dem Toten als Grabbeigabe darzubringenden Gegenstände zerbricht. S. z.B. J. Frazer, The Beliefs in Immortality, Vol.l, London 1913, S.276.; L. L.vy-Bruhl, The "Soul" of the Primitives (orig. franz.), 1928, S.253. In der Tat wird ki6pu.(m) manchmal als das Wort fUr "Grabbeigabe" verwendet (s. unten S.125ff. ). Sowohl bei den Akkadern als auch bei den Sumerern ist aber der Brauch des Zerbrechens der Totenbeigabe nicht nachzu-
110 ) Nach der Synonymenliste
weisen.
ninS.gal.mu ku. Ga.~a.an.ki.gal.la.ke4 .. mu dam.a.ni u.mu.un.gu 4 .gal.an.na ba.an.ugS.ga · \ . b" ' d e' k 1.sl.ga.na 1. 1 d uS.u. . . d" , k as.s1.ga.na gu.u 1 b a.n1.1n. e urS be.na.nam.ma y
\
Meine große Schwester, Ereskigal die Heilige, weil ihr Mann, der Herr Gugalanna, gestorben ist, (bin ich hierher gekommen,) um sein ki.sl.ga zu sehen, ob sein großes(?) Totenfeiergetränk 113 ) ihm libiert wird 1l4 ). Das ist der Grund. Gugalanna ist Nergal, der nach dem Mythos "Nergal und Ereskigal" in die Unterwelt hinabsteigen mußteilS). In diesem Zusammenhang ist kLsLga hier wohl als "Totenbeigabe" für den in die Unterwelt hinabgestiegenen Gugalanna zu verstehen. ki.sl.ga bedeutet aber in sumer. Überlieferung nicht allein "Totenpflege" bzw. "Totenritus", worauf J. van Dijk hin. h a t 116 ) • I n zwe1. zwe1sprac . h'1gen Kl age l'1ed ern W1r . d e1ne . gew1esen Besudelung des ki.sl.ga beklagt. KAR 37S iii 11f.(Dupl.VR 52,1 111) G. Castellino, Incantation to Utu, OrAn 8 (1969), S.25, Z,47f., s. auch S.49 u. 50. 112) S.N. Kramer, JCS 5 (1951), S.5, Z.85.88; W.R. Sladek, Opa cit., S.114. 113) Vgl. G. Castellino, op.cit., S.50. 114) d{=!apaku.(m) "ausgießen", s. AHw 1168a (lex.Teil). 115) Gugalanna=Nergal, s. jUngst, A. Sjöberg, AfO 24 (1973), S.23. 116) J. van Dijk, HSAO, S.242 Anm.44; ders./W. Hallo, The Exaltation of Inanna, YNER3(1968), S.81f.
2. ki.stga in der sumerischen Überlieferung
1. Kapitel: ki.sl.ga und kispu(m)
28
Da "Namenrufen" im alten Mesopotamien ein wichtiger Bestandteil des Totenkultes war 122 ), kann man ki.sl.ga (in var.) in diesem Text doch noch als "Totenpflege" für den verstorbenen König auffßssen. Die Stelle des anderen Textes lautet 123 ):
60f.) 1autet l17 ). ki.sl.ga.bi SU ba.ab.1~ ~~-~l-g~-X~ ut-te-'~
Sein ki.sl.ga hat er besudelt! 118 Ähnlich lautet IVR' 19,3 (add. zu S.4) Vs.9f. ): ,
ki.s~.ga
.
\
g~6.par.
k'u.ga h ".. k vu.mu.e.s~.1n. u4.re
e~.me.en en.be.du7.an.na.me.en
, \ ku.ga.zu ba.an.pe.pe.e 1 • 1a.am
g~ ma.sa.a " b "~.gur.ru as~"1 a
(1")" • a ~.du11
~~-~~-~~-~u-~~ et-tu-t~ ut-te-'~
" , 124) b'" "" k ~.s~.ga ~.~n.gar ga.e
Dein reines ki.sl.ga hat er besudelt!
" . W0 h nung 125) trat ~c "h" I n me~ne g~pa~ue~n. Hohe Priesterin bin ich, Enbeduanna bin ich. Ich erhob den Ritualkorb, ich verkündete den Jubel. Ich brachte ki.sl.ga dar, aber ich eben lebe nicht mehr mit diesem.
Es besteht nach dem Kontext kein Zweifel, daß ki.sl.ga in den beiden Belegen einen heiligen Ort bzw. einen Tempelraum bed eu t e t
119).
• In zwei weiteren Texten, die J. van Dijk als Belege dafür zitiert, daß ki. sL ga nicht immer die Bedeutung "Totenopfer" hat, handelt es sich um eine rituelle Handlung. Dem einen Text liegt ein Königsritus - nach dem Tod des Königs - zugrunde 120) : ' k '~.a.na 121) u u k'~.s~. [ ub.da. 1~.] mmu 'k [u .u1.1La.a1lJ mU.mu he'.em.sa 4 4 In den vier Weltgegenden ruft das Volk in seinem ki.sl.ga meinen (=Sulgi) Namen für ferne Tage. 117) S. 118 ) 119 )
120) 121)
29
F. Nötscher, Enlil in Sumer und Akkad, Hannover 1927, S.101. , S. Langdon, OECT 6,37, 9f. CAD übersetzt ki.sLga ku.ga. zu =~~~~~~~~~ ett~t~ "your pure funerary offerings" (L 258b). Parallel zu ki.sl.ga k~.ga=~~6~~~~~~ ettüt~ sind im Text: {.u1.ma~ ama5.z~u ... J={-ul-m~~ { [~a6ta~~~~ .•.• ."Eulm~~, dein Gemach ••• ', ki.ku.me.r~.zu.~e=ana aX-~~-~~ et-t~m "zu deiner heili~en Stätte" und ki.tu! man· am [ J= lu-bat-~~ [ J "deine Wohnung" (Z.7f., 11f. und 13f:). Auch ki.sl.ga in einem Eresmma-lied (M.E. Cohen, Sumer~an Hymnology: The Ersemma, Cincinnati, 1981, N.23.2, 27-28) gehört hierzu. A. Falkenstein, ZA 50(1952), S.70, Z.92f. Der Text nach OECT I Tf.39 iv 5-6. Seine Varianten: PBS 1/1 7 iv 7'_8': [ sLga.ba/[ J.mi.sa~ TCL 16,44 iii 32-33: [ J .1immuu[kuJ r"x; sl.ga.bi. x'l [ Jmu. mu hl.em.mi.sa 4 UET 6/1,78 iv 2'-3': [ Jka.sLga.a.ba/mu.mu h~.em.mi.sa4 3NT 473 Rs. gehört auch dazu (Hinweis von Ph. Hibbert).
r ]
\
"
nu.mu.un.de.t~.le
W.W. Hallo und J. van Dijk übersetzten ki.sl.ga mit "leper's ward". Sie begründeten diese Übersetzung durch ki.sl.ga edin.na, das nach ihnen als eine Hütte in der Steppe zum Zweck der Krankenheilung zu verstehen sei 126 ). Diese Erklärung leuchtet mir aber nicht ein, denn ki.s~.ga edin.na (=~~6pu(m) ~na ~e~~(m)) muß auch als eine Art der "Totenpflege" vor allem bei der Bestattung verstanden werden, wie wir später sehen werden 127 ). Bei ki.s~.ga in diesem Text kann es sich im Zusammenhang mit der vorhergehenden Zeile um eine kultische Veranstaltung handeln. Wenn es so ist, dürften wir doch noch ki.sl.ga hier als eine Art der "Totenpf1ege" verstehen. Nicht ganz auszuschließen ist eine andere Möglichkeit, daß die erste Hälfte der Zeile (ki.sl.ga b!. in.gar) passivisch zu übersetzen ist, wie bei der Übersetzung
J
J.
122) Zur Invokation im Zusammenhang mit dem Totenkult, s. J.J. Finkelstein, JCS 20(1960), S.113ff.; M. Bayliss, Iraq 35 (1973), S.116ff. 123) J. van Dijk/w. Hallo, op.cit., S.22, Z.66-69. 124) Var.: kin.sig.ga (UM 29-13-513 ii 11', s. JCS 28,96); ki-ta6·ga (Text D, U2 u.a.); kLsig .ga (C. Wilcke, WZKM 5 68,91f.). 125) g.[pli'~u "offizielle Wohnstätte der entu-Priesterin", s. CAD G 83a-84b u. zuletzt P.N. Weadok, The Giparu at Ur, Iraq 37 (1975), S.101-128. 126) J. van Dijk 1 W. Hallo, op.cit., S.55 u. 81f. 127) S. unten S. 140ff.
30
1. Kapitel: ki.sl.ga und kispu(m)
von H.W. Hallo und J. van Dijk, nämlich wie "ich bin (jetzt) in das ki.sl.ga gesetzt". In diesem Fall könnte ki.sl.ga vielleicht ein Grab bzw. die Unterwelt im übertragenen Sinne des von Lugalanna zerstörten Heiligtums in Ur bedeuten 128 ). Nach J. van Dijk bedeutet ki.s'Lga ursprünglich "auf die Erde stellen", "in die Erde hineintiefen,,129); oder "the original meaning of ki.sl.ga seems to be a hole in the earth which served as a dwelling place,,130). Damit könnte man die Entwicklung des Begriffes zu "Totenkult" bzw. "Totenpflege" gut verstehen, denn ki.sl.ga hätte in diesem Fall ohne weiteres "Grab" bedeuten können. Analog zu kLsug x (su 7 ) und ki.a.nag müßte ki.sLga ursprünglich vielmehr die Bedeutung "Ort, an den etwas gestellt oder gegeben wird" gehabt haben 131 ), und dann weiter die Bedeutung etwa "Ort, an dem etwas als Opfer dargebracht wird,,132). So kann die weitere Bedeutung von kLsl.ga als "Totenpflege" gut erklärt werden 133 ). Wir sind aber nicht in der Lage, eindeutig zu beweisen, seit wann ki.sl.ga bei den
128) Dunkelheit, Schweigen und Staub, die in den folgenden Zeilen genannt sind (Z.70-73), sind bekannte Eigentümlichkeiten der Unterwelt. 129) J. van Dijk, HSAO, S.242 Anm.44. 130) J. van Dijk/w. Hallo, op.cit., S.82. 131) ki.sug (su ), das eigentlich "eine Stätte, an der ein 7 Fest sfattf1ndet", geheißen haben soll, wurde auch als Wort für das Fest selbst verwendet. Y. Rosengarten, Le concept sum~rien de consommation dans la vie ~conomique et religieuse, Paris 1960, S.62ff. dU6.k~ "heiliger Hügel" auch als ein Fest, s. dazu unten S.213. 132) In einem Text des Heilungsritus ist sl in dem Sinne verwendet, daß man die Körperteile eines Zickleins anstelle derer eines Kranken preisgibt (nadänu(m)). CT 17, 37c "Zn, 16' ff. Vgl. auch sl=lapiku(m) "aufschütten" (W.H. Römer, SKIZ, S.194). 133) Eine ähnliche Entwicklung des Begriffes findet sich im akkad. Wort ~ukiinu(m) "Grabbeigabe"(?) «rakänu(m) "stellen")? S. AHw 1262b.
3. ki.sl.ga in e.ki.sl.ga, gUd(U.ki.sl.ga) und anderen Wörtern
31
Sumerern als technischer Ausdruck für "Totenpflege" verwendet wurde 134 ). 3. ki.sl.ga in ~.ki.sl.ga, gtid(6.ki.sl.ga) und anderen Wörtern e.ki.sl.sa wurde von den Akkadern lexikalisch als "G ra b" erkla··rt 135 ). e. / kl.sl.ga '" . d Nln.e. " .. k'l.sl.ga, .... ln einem Epitheton der Göttin Ninkarak, läßt sich analog zu einem anderen Epitheton dNin.~.ug5.ga "Herrin des Totenhauses" als
134) Wenn man UET 5,742 Rs.22 ki.sl!.ga statt ki.re.bi lesen dürfte - die Möglichkeit ist gering, aber nicht ganz auszuschließen -, könnte ki.sl.ga schon in der Isin-LarsaZeit ein Fest ("Totenfeier"?)bedeutet haben. R.R. Jestin hat in TSA 3 Rs.iii 1 das Wort ki.sig .ga "offrande aux 10 d~funts" gelesen, aber es ist schwier1g, diese Lesung zu akzeptieren. S. ders., Verbe sum~rien 11, Paris 1946, S.82. 135) ,.ki.sllla = ki-ma-ah-hu (AfO 18,334,779)
!
!
t' a
~.ki.sl.ga ~ q~-bu-~umllu-ut-ta-tum ~.ki.sl.ga = ta-aa-tum/ua-aX-tum {Diri 5=HGT
106,4,27). Vgl. auch M. Birot, TEAB, S.78 Nr.37 4' Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der Anfang äer Zeile 23 der babyl. Theogonie (CT 46,43) mit ina l ki.sl.ga zu ergänzen. ~.21-24 des T~xtes lautet also: 21. [ duJmu Lahar Id la [aJ-ha-at ~a-ma-ni-~cf i - hu - u [z - mJ a " ... 22. ~~i.al:!~r aJd-fu U. dA.a~.~a ~~a-6tf ~-du- [uk-~h 23. ~na e.kJ1.s1.ga ur-n~-~t-~u-nu-t~ ka-am-~[ü'-mla 24. ~ x ~J u41-k'm lugal-ta ~ en-te a-na ~a-ma-ni-t~ ~t-quJ
-u
21. Der Gott ••• , der Sohn des Labar, der Nahar, seine eigene Schwester, heiratete, und v 22. er tö [tete La!:ar,] seinen va[ter,J und Tamtu, seine Mutter. 23. Er legte sie [ins Gra] b hin, sie sind (dorthin) eingesammelt(?). 24. Am 1. des Monates ••• [nahm] er das Königtum und die Herrschaft für sich. Vgl. W.G. Lambert/P. Walcot, Kadmos 4/1 (1965), 8.65.
32
1. Kapitel: ki.sl.ga und kispu(m)
. der Unterwe 1 t " d euten 136) • I ' n e~nem sumer. L'~e d " Herr~n
3. ki.sl.ga in e.ki.sl.ga, gud(u.ki.sl.ga) und anderen Wörtern
. d w~r
der Gott, der im ~.ki.sl.ga liegt, angerufen 137 ):
.
'" ." [ ••••••• al ] .nu.a.se ? , v, [ ••••• ]x gi6.par4·.a al.nu.a.se '" y" [ ••••• ] mahv ? ·~m. k'~.a a I .nu.a.se y " '" " .. [ ••••• ] se.eb a.ra... s~r.ra.ka a 1 .nu.a.se " ' . . . / y' [ •••• ] mu e.k~.s~.ga al.nu.a.se zu zu zu zu zu
dem, dem, dem, dem, dem,
der der der der der
...
liegend ist, in " in der g~pänu(?)-Wohnung liegend ist, in im.ki liegend ist, in des zerrissenen Weg liegend ist, im 6.kL sLga liegend ist,
...
Wenn in diesem Lied eine Göttin um den in die Unterwelt hin... . ~ h'~er "G ra b" untergegangenen Gott klagt 138) ,dann kann e.k~.s~.ga als eine Bezeichnung für die Unterwelt bedeuten. Analog zu " R'~tua I s t-at t e h"ß gipanu{?} und im.ki kann es auc h e~ne e~ en 139) Auch nicht ganz auszuschließen ist aber eine Möglichkeit, daß das Wort nicht als ~.ki.sl.ga, sondern als g~d gelesen wird, da g~d "Nest" sonst auch mit dem Verbum n~ "liegen" manchmal verwendet wird 140 ) In anderen sumer. Klageliedern bezeichnet ~.ki.s~.ga einen Tempel bzw. einen Tempelraum: ····1.ki.a.ke4t.ki.sl.ga.ke4ba·hul.a.su ... k'~.s~.ga '" •••• denn e. wur d e zers t"or t 14 1)
136) S. K. Tallqvist, AGE, S.401. 137) VS 2, 64 i 1-5. Vgl. M. Witzel, Tammuz-Liturgien, Rom 1935 (=AnOr 10) S.432. Zur Zeile 1, s. J. Krecher, SKly, 8.34. Zu l.sl.ga.(=~.ki.st.ga?), s. C. Frank, Kultlieder aus dem Ischtar-Tamuz-Kreis, Leipzig 1939, S.18 Anm.13. 138) Vgl. M. Witzel, op.cit., S.433. 139) Zu gipanu, s. oben Anm.124. Zu im.ki ("Kultstätte des Adadl Iskur") s. J.van Dijk, SGL 11, S.78; J. Renger, AfO 23, S.73ff. 140) S. Anm.149. 141) S. S. Langdon, SBP, S.24, Z.74. Vgl. auch BA 5, S.619, Z.17 (u. Dupl.).
33
./ k " ! .mu ga.sa.an. v b'~ ra e. ~.s~.ga flOh, mein e.kLsLga!", schreit seine Herrin 142 ). Hier scheint mit t.ki.sl.ga eine Kultstätte gemeint zu sein. Bezieht sich e.ki.sl.ga hier auf einen Totenkult? Daß gud(u.kLsLga) "Nest" (akkad. qÜ1nu{m}) bedeutet, ist nicht nur in lexikalischen Texten, sondern auch in literarischen Texten deutlich zu belegen 143 ). S. Langdon und M. Witzel deuteten u. kL sL ga in Kultliedern als "Speiseopfer des Totenritus,,144). li.kLsLga ist aber hier mit J. Krecher als g~d "Nest" aUfzufassen 145 ). In 2.86 vom Mythos "Lugalbanda im Finstersten des Gebirges" steht: nLx ii.kLsl.ga.gim mu.na.sl. mu.u~. J.van Dijk übersetzt, "sie gaben ihm ••• -Speise als Totenbeigaben,,146). Diese Übersetzung wird von C. Wilcke zurückgewiesen, indem er ~.ki.sl.ga als g~d liest und übersetzt: .. 'd) b ' "h "ein Lager gle~ch e~nem Nest ( gu ere~teten s~e ~ m,,147) Wie kann man dann gud "Nest" etymologisch erklären? g~d bedeutet, wieder mit J. van Dijk, "eine Wohnung, von Pflan-
zen gebaut,,148). Mit Rücksicht darauf, daß das Vogelnest eine Anlage ist, in die Eier gelegt und in der Nestlinge gefüttert werden, würde ich vorschlagen, daß gud "Nest" etymologisch durch die oben angeführte ursprüngliche Interpretation von ki.s\.ga ("ein Ort, an den etwas gestellt bzw. gegeben wird") 142) TCL 15, 1, 3(u. 25); CT 15, 7, 23. Vgl. M. Witzel, Zwei Texte aus dem Gebiet der "Tammuz"-Literatur, AnOr 12(1935), S.340f. Zu ra "schreien", s. J. van Dijk, SGL 11, S.40. 143) ~q~-nu .ki.sl.ga = q~-nu (CT 19,47,1,22) ~.ki.sl.ga = q~-~n-nuln~-~-6u/~u-ma-a-~u (AfO 16, Tf.l1, 41ff.). Von den literarischen Texten werden hier nur "Lugalbandaepos" und"Enmerkarepos" genannt. C. Wilcke, Lugalbandaepo8, Wiesbaden 1969, S.228, S.N. Kramer, Enmerkar and the Lord of Aratta, Philadelphia 1952, Z.116 u.188. (Jetzt, C. Cohen, Enmerkar and the Lord of Aratta, Diss. Pennsylvania 1973). 144) S. Anm. 141 u. 142. 145) J. Krecher, SKly, S.216. Vgl. auch CT 15, 7, 23. 146) J. van Dijk, HSAO, S.242. S. auch J. Krecher, SKly, S.182. 147) C. Wilcke, op.cit., S.57 mit Anm.200. 148) HSAO, S.242.
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4. Beziehung der heiden Begriffe ki.sl.ga und kispu(m)
1. Kapitel: ki.si.ga und kispu(m)
zu deuten ist, nämlich etwa als"Ernährungsstätte,,149). Es sind noch zwei Wörter bekannt, die mit ki.sl.ga zusammenhängen dürfte. dugki.sl.5a ist das eine und es hat als akkad. Entsprechung kannu(m)15 ). Man könnte vermuten, daß dugki.s1.ga ein Gefäß war, das besonders beim Totenkult verwendet wurde. Dafür ist uns aber kein textlicher Beleg bekannt. Man muß auch damit rechnen, daß dugki.sLga einfach "Gefäßständer" bedeuten kann, der direkt auf den Boden hingestellt . d (k·~.s1.ga \ ) 151) • Das zwe~te . .~st giS k ~.s1.ga, · \ d essen a kk a. d w~r 152 Entsprechung Iikittu La bZti ist ). Die Vermutung, daß dies auch eine mit dem Totenkult verbundene Bauanlage war, kann ebenso wenig bewiesen werden 153 ). 4. Beziehung der beiden Begriffe ki.s1.ga und ki~pu(m) Die Verwendung des ki.s1.ga in der sumer. Überlieferung soll auf Grund der obigen Betrachtung folgendermaßen zusammengefaßt werden:
149) gtd wird auch für das Nest der Schlange verwendet, wie akkad. qinnu(m), z.B. "Gilgame~, Enkidu und die Unterwelt", Z.42. In der Liste der emesal-Liturgien steht: u~um g~d n6.a "der Drache, der im Nest liegt" (IV R' 53, 1, 32; 2, 21; K 8201+2724, 3; STT 232,34). g~d kann auch "Familie" bedeuten, s. z.B. S. Langdon, BL, 26,23. ghd als ein Epitheton des Tempels, s. A. Sjöberg, Der Mondgott Nanna-Stn in der sumer. Überlieferung, 1. Teil, Uppsala 1960, S.125. Zum Ausdruck gtd "ein Nest errichten", s. C. Wilcke, op.cit., S.147. 150) V R 42, 1 Vs.6. Vgl. A. Salonen, Die Hausgeräte der alten Mesopotamier II,Heslinki 1966, S.173. 151) kannu(m) "Gefäßständer" (AHw 437b, CAD K 154a). g]ir.ki.s).. 152) CT 19,43,8. S. auch SBH Nr.67 Vs.3f.: [ . '''I [ ]V-' y..... . y/ ga. b 1.se ~a ana ~~-K~t-t~-~u. 153) :6ikittu (m)
ur
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ki. sL ga allein a. Totenbeigabe(?!): "Inannas Gang in die Unterwelt", Z.87. b. Totenkult(?!): ZA 50, S.70, 92(für Sulgi) c. Totenpflege ode Grab(?): YNER 3, S.22, 69 d. ein heiliger Ort: KAR 375 iii llf. (u.Dupl.); IVR 19,3 (add. zu S.4), Vs.9f.; Ersemma Nr. 23.2, 27f. (s. Anm.119)
s/u kL si. ga Totenpflege mit Brot u. Wasser: OrAn 8, S.25,47f. (auch S.18,131; S.25,31), S. auch ninda.ki.sl.ga in AO 3023 Rs. 27(s. dazu M. Witzei, AnOr.l0, S.314) ~. ki. sLga a. Grab: AfO 18, S.334, 779 u.a. (s. Anm.135) b. Unterwelt(?): VS 2,64 i 5(in dNin.~.ki.sl.ga) c. ein heiliger Ort: SBH 24,74; TeL 15,1,3 u.a • ./ k·l..sl..ga \ u. lediglich g~d "Nest" zu lesen dug k 1.s~.ga /gis k ~.s~.ga · ~ · , Beziehung zum Totenkult unbeweisbar Von diesen Belegen für ki.s1.ga in der sumer. Überlieferung her kann man einigermaßen die Differenzierung der ursprünglichen Bedeutung des ki.sl.ga ("Ort, an den etwas gestellt oder gegeben wird") feststellen: Im profanen Bereich wurde der Begriff zusammen mit einem anderen Wortelement weiter für eine Anlage wie "Nest" (9~d) oder möglicherweise für "Gefäßständer" (dugki.st.ga) und g~ski.sl.ga verwendet, während er im religiösen Bereich für die Stätte für Opfer, besonders, wohl vermittelt durch "Grab" (e'.ki.sl.ga), an dem die Totenbeigabe dargebracht wurde, weiter für "Totenkult" bzw. "Totenpflege" spezialisiert wurde. Die letzte spezialisierte Bedeutung des ki.s)..ga wurde von den Akkadern als Sumerogramm für kispu(m) übernommen: ki.st.ga = ki-i~-pu (MAOG 1/2,11) u ki.s1.ga = u 4 -mu ki-i~-pi (MSL V 23,196) 4 udu ki.s1.ga = min (imme~) ki-~ik-ki-e (MSL VIII 20,153)
36
1. Kapitel: ki.sl.ga und kispu(m)
udu
.
,
kLs~.ga
min
(~mme~) R~-16-p~ (ibid., 154)154)
Zur phonetischen Beziehung zwischen den beiden Wörtern hat J. Laess~e versucht zu zeigen, daß das akkad. Wort R~~pa(m) auf , · · zuruc · · kge h t 155) • Ab er d·~e Sc h· . k· aas sumer. k ~.s~g w~er~g e~t 1·~egt da~ nicht so sehr in der Korrespondenz zwischen sumer. g und akkad. blp (vgl. z.B. nlg.g{g=~RR~bu(m)r56), sondern eher in der Form des sumer. Wortes ki.sig. ki.s~.ga erscheint nie in der Form ki.sig 157 ). Die akkadisierte Form von ki.sl.ga ist R~6~RR/gg~, wie es gerade oben zitiert ist 158 ). Phonetisch ist die akkad. Form R~6pu(m) nicht von ki.sl.ga abzuleiten. Die etymologische Erklärung von R~6pu(m) durch das Verbum Ra.6apu(m) "brechen", wie oben erwähnt, läßt schließen, daß R~6pu(m) ursprünglich Totenpflege mit Speisen gewesen sein kann. Andererseits ist es nicht eindeutig belegt, daß ki.si.ga schon bei den Sumerern als "Speiseopfer für den Toten" dargebracht wurde. In der sumer. Überlieferung selbst bedeutet nichts kLsLga allein, sondern u kLsLga bzw. a kLs1.ga "Speise-" bzw. "Getränkeopfer für den Toten". Von der Etymologie her muß kLd.• ga auch nicht "Speiseopfer" bedeuten. Zwar haben die Sumerer schon seit der vorsargonischen Zeit den Totenkult mit Speisen und Getränken vorgenommen 159 ). Dabei wurde aber für
154) Unklar ist ein Beleg aus Ugarit: [e.ki]. 'Zi' .ga=R~6-pU (MSL XI 49,50). 155) J. Laess~e, Studies on the Assyrian Ritual and Series b1t rimki, Kopenhagen 1955, S.85 mit Anm.166. 156) Als bekannte Beispiele: Bilgames = Gilgamet, gbl = Byblos. S. ferner, A. Poebel, GSG §79, A. Cavigneaux, Die sumer.akkad. Zeichenlisten. Überlieferungsprobleme. Diss. München 1976, S. 54f. 157) S. Anm.l06. 158) S. CAD K 421b. 159) A. Deimel, Or 2(1920), S.32ff.; Y.Rosengarten, Le reg~me des offrands dans la societe sumerienne, Paris 1960, S.25ff.; dies., Le concept sumerien de consommation dans la vie economique et religieuse, Paris, 1960, S.303ff.; J. Bauer, Zum Totenkult im altsumer. Lagasch, ZDMG Suppl. 1(1969), S.107ff.; P. Michalowski, OrNS 46(1977), S.220ff.
4. Beziehung der heiden Begriffe ki.sl.ga und kispu(m)
37
diese Opferdarbringung der Terminus ki.st.ga nie verwendet. Was für ein Gebrauch liegt dann dem sumer. Begriff ki.sl.ga zugrunde? Im Mythos "Inannas Gang zur Unterwelt" läßt sich kLs1. 1 "T ga a s oten b· e~ga b" e verstehen, die beim Tod Gugalannas dargebracht werden sollte (s. oben). Über den Gebrauch der Totenbeigabe berichten zwei sumer. literarische Texte, "Tod des Gilgames" und "Tod des Urnammu": Der Tote (Gilgames/Urnammu) gibt den Unterweltsgöttern verschiedene Geschenke, als er in die Unterwelt hinabsteigt: "Tod des Gilgames" (B,8_13)160) Gilgames, der Sohn der Ninsun, hat für Eretkigal seine Geschenkopfer (? igi.du8.bi) abgewogen 161 ) für Namtar seine Geschenke (n{g.~a.a.bi) abgewogen, für Dimpiku (sein~ Preisgeschenke (u .di) abgewogen, 6 für Nedu seine Brotopfer (ninda.ba.bi) abgewogen, für Ningiszida und Dumuzi seine Brotopfer (ninda.ba.bi) abgewogen. "Tod des Urnammu" (Z.84-90, Übersetzung S.N. Kramers)162) The king offers the gifts of the Netherworld (nidba.kur.ra. ke 4 ) as sacrifices, Urnammu offers the gifts of the Netherworld as sacrifices, Perfeet oxen, perfeet kids (and) fattened sheep ••• , A mace, a large bow, a quiver, an arrow, a fine(?)toothed knife, A varicolored leather bottle, worn at the loins, To Nergal, Enlil of the Netherworld, The shepherd Urnammu offers as sacrifices in his place.
160) S.N. Kramer, "The Death of Gilgamesh", BASOR 94(1944), S.8 (Text B, 9ff.). 161) Ist lA hier statt "abwiegen" als "zeigen" (Ru./'../'.umu(m)) zu lesen? Vgl. unten S.141 (Z.121) 162) S.N. Kramer, "Death of Urnammu" JCS 21(1967), S.114, Z.84ff. S. auch C. Wilcke, CRAI 17(1970), S.81ff.
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1. Kapitel: ki.sl.ga und kispu(m)
Wenn in diesen mythologischen Darstellungen eine Bestattungssitte der Sumerer vorliegt, wie erwartet werden kann, dann müssen die Geschenke, die der Tote in die Unterwelt mitnehmen sollte, bei der Bestattung als "Totenbeigabe" mitgegeben worden sein 163 ). Dabei wird die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß diese "Totenbeigabe" ki.sl.ga genannt wurde. In der Tat läßt sich k.i..t>pu(m) in den akkad. Texten als "Totenbeigabe" belegen 164 ). Abgesehen von k.i..t>pu(m) in Beschwörungsriten läßt sich kispu(m) in zwei verschiedene Fälle teilen: einerseits "Totenbeigabe", die bei der Bestattung einmalig dargebracht wurde, und andererseits "Totenpflege", mit der der Tote nach der Grablegung mehr oder weniger regelmäßig betreut wurde. Hierbei kann der erste Aspekt des k.i..t>pu(m) wohl auf den sumer. Gebrauch des ki.s~.ga zurückgehen, während der zweite schon von Hause aus semitisch gewesen sein muß (fl.-i.o pu (m) ) •
163) S. N. Kramer, Iraq 22(1960), S.59ff. Andere sumer. Belege für "Opfer" bei der Bestattung: Gudea Zy1.A xxvi 15f.; xxix 3; St. B vii 55. S. auch RA 50 (1956), S.178f. (Urkagina). 164) S. unten S. 125.
Zweites Kapitel Materialien zu kiopu(m) als regelmäßige Totenbetreuung in nicht religiösen Texten I. Altbabylonische Zeit : Babylonien 1. k.i..t>pu(m) als Speise und Getränke für den Toten Daß k.i..t>pu(m) schon zu Hammurabis Zeit veranstaltet wurde, wissen wir durch einen Brief, den Samashazir, Statthalter des Hammurabi im Südbabylonien, hinterlasse~ hat 165 ): 5. a6-ta-na-pa-~a-kum-ma d.i.-'a 4 -a[t] a-wa-t.i.-.i.a 6. u-ut ta-[X]a-[a]t 7. gisb a pu-ut-~.i. u-oa-a[p-p]a-au-ma166) 8. qa-tum-ma ta-q5.-a [t] 9. a-na ~i~ba ~.i.-.i.t-tam k[.i.J-m[aJ t[eJ-m[uJ-un dAmar • utu 16 ) 10. i..t-t.i.-ka a-ta- [ ] 168) 11. ba-ab oI-.i.m-mu-.i.t-t.i.m 169 ) 12. tu ka-n.i.-ü 13. ut-ta-nu l-ta-~m ku-~u-ut-t.i. 14. a-na ki-sl.ga ta-na-ad-d.i.-.i.n 15 • .i.6-te-en gi~ ta ta-na-ad-d.i.-.i.n 165) YOS 2,20, früher bearbeitet von E. Ebeling in MAOG 16/1-2 (1943), S.15f., jetzt von M. Stol, AbB 9(1981), S.14. 166) Die lesung stammt von M. Stolo 167) Die Lesung stammt von M. Stolo Er übersetzt aber "like an enemy of Marduk" (S.15). 168) S. M. Stol, AbB 9, S.15 Anm.b. 169) 61-.i.m-mu-.i.t-t.i.m hier für .t>f-.i.m-m.i.-.i.t-t.i.m. Es handelt sich dabei um eine "gebrochene Schreibung", s. dazu B. Groneberg, JCS 32(1981), S.158.
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
40
5. Ich schreibe dir immer wieder. Aber um mein Wort 6. kümmerst du dich nicht. 7. Sie zerstreuen Hölzer und Kotfladen~70)! 8. Du paß sehr auf! 9. Für die Hölzer werde ich die Hand wie Übel des 10. 11. 12. 13. 14. 15.
Marduk an dich [anlegen.j168) Die Treppentür soll wohl verriegelt werden. Außerdem, daß du je ein Bündel(?) (der HÖlzer)171) für die "Totenpflege" abgibst, sollst du kein Holz ausgeben.
Nach diesem Brief wurden Hölzer wohl als Brennstoff bei der "Totenpflege" verwendet. Das könnte heißen, daß bei der "Totenpflege" etwas Gekochtes oder Gebratenes geopfert wurde. Eine andere Möglichkeit der Interpretation, nach der der Brennstoff für den Totenkult durch die Verbindung von ~{hpu(ml und der Feuerfeier im Monat Abu erklärt werden könnte, ist ausgeschlossen (s.u.). Sonst sagt der Text nicht, wann, wo, was und wem das ~~hpu(ml dargebracht wurde. Sicher ist dennoch, daß der Statthalter die "Totenpflege" für sehr wichtig gehalten hat, wie aus Z.13-15 hervorgeht. Ein Brief des Ammiditana, des neunten Königs der ersten Babyl. Dynastie, informiert uns etwas mehr über die "Totenpflege.,172): 5. 6. 7. 8. 9.
,
\
ga u 1.nun '" '" itu ne.ne.gar a-na ki.s1.ga ha ~~-~a-ar-6e-e~ ~~-ma ~up-p~ an-n~-a-am
ta-am-ma-Ilu
170) putru(m) "Kotfladen" als Brennstoff, s. AbB 3,65,12 u. 100, 1. vgl. A. Salonen, Bemerkungen zur sumerisch-akkadischen Brennholz-Terminologie, JEOL 18 (1964), 5.331-8. 171) AHw 513a "Garbe", aber CAD K 573a: "mng. uncert.". 172) TeL 1,7 bearbeitet von A. Ungnad, VAB 6, Nr.80. Vgl. auch A. Heidel, op.cit. (Anm.2), S.151f.
I. Altbahylonische Zeit: Bahylon
41
10. 1 l~ be-et pl-~a-t~-~a 11. 30 abLUf
u
12. nigida l.nun 13. t~-~t-qf-a-am 14. a-na k~.dingir.raki
15.
t~-~t-t~-~am-ma
16. 17. 18. 19. 20.
a-d~ ki.sl.ga ~-ta-at-t~-mu ga t~-~~-~t ta a-ta-ap-pa-tam
5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.
Milch und Butter für die "Totenpflege" des Monates Abu wird benötigt, Sobald du diese meine Tafel siehst, soll ein Statthalter von dir 30 Kühe und 60-q~ Butter für mich nehmen. Nach Babylon soll er herkommen. Bis die "Totenpflege" fertig geworden ist, soll er Milch bereit halten. Er soll nicht zögern. Eilends soll er bei mir eintreffen.
aJt-~~-~6 t~-~h-n~-qa-am
Der König verlangt hier Milch und Butter für die "Totenpflege" im Monat Abu. Die Milch von 30 Kühen ist dafür bestimmt. Man kann aus dem Maß der Opfergaben (etwa 60 Liter Butter und Milch von 30 Kühen) schließen, daß bei dieser "Totenpflege" im Monat Abu ziemlich umfangreiche Opfergaben dargebracht wurden (vgl. unten S. 59). Samsuditana, der übernächste Nachfolger des Ammiditana und der letzte König der Dynastie verlangt in einem Brief für die "Totenpflege" im Monat Abu zwei merkwürdige Opfergaben,
2. Kapitel: Materialien zu ki.lpu(m}
42
raqqu- und teleppn-Schildkröten173). 4. ba.al.gi k u6 ' vha ~ n{g.b~n. rna ku'. 6 , itu 5. a-na ki.sL.ga ne.ne.gar 6. [l]h-ha-al-Ie-hu ... ...
I. Althahylonische Zeit: Bahylon
DM] v
.
4. ~aqqu- und 6elepp~-Schildkröten werden 5. für die "Totenpflege" im Monat Abu 6. benötigt. .. 17 4 ) . .Ln spa.. t eren · d enen Sc h'Lldk rotenarten Ob die zwei versch Le ,wLe 175 Ritualtexten ), eine gewisse religiöse Bedeutung hatten, oder ob sie damals als Nahrungsmittel gefangen wurden, ist nicht mit Sicherheit zu beantworten. Es ist jedenfalls durch diese Briefe klar geworden, daß die "Totenpflege" (fzl.6/lu(m)) im Monat Abu am Hof der ersten babyl. Dynastie als ein bedeutender Ritus veranstaltet wurde 176 ). Unter dem Begriff fzl.6pu(m) verstehe ich hier eine rituelle Betreuung der Toten mit Speisen und Getränken.
5. 6• 7• 8 • 9. 10. 11.
zLga v/" # ' 0 cl .6a su a-p~-~~Zuen ; . . , . '" ., a-na nLg.ka 9 -.6u ~.6-.6a-afz-ka-an itu ,. ne.ne.gar u4 15-kam mu Am-ml-dl-ta-na lugal-e dug 4 .ga.gu.la dUtu lugal.a.ni.du
1. Ein einjähriges Kalb, das er 2. für die "Totenpflege" 3. im Monat Abu 4. weggebracht hat. 5. Aufwendung 6. seitens des Apil-S1n 7. ist ihm in Rechnung zu stellen 177 ). 8. Am 15. des Monates Abu. 9.-11. Im 18. Jahr des Ammiditana 178 ). JCS 11,37,27,5-14
2. Der Tag der "Totenpflege" Es gibt zwei altbabyl. Wirtschaftsurkunden, die fast gleich datiert sind: CT 1. 2. 3• 4.
48,100 1 amar mu I 6a a-na ki.si.ga itu .6a ne.ne.gar Y
~-ta-.u-a-am
173) VS 16,51, bearbeitet zu letzt von R. Frankena, AbB 6, Nr.51. 174) Zu ba.al.gi und n{g.b6n.na, s. W. Farber, JCS 26(1974), S.195ff. Vgl. auch AbB 5, Nr.267, 13-16 (hier auch für fzl.6pu(m) im Monat Abu?). 175) Z.B. KAR 91 Rs.llff. Vgl. E.D. van Buren, Fish-Offerings in Ancient Mesopotamia, Iraq 10(1948), S.112f.; C. Frank, Studien zu babyl. Religion, Straßburg 1911, S.162. Sonst s. AHw 958a-b (~aqqu(m)) und 1210b (6'eleppa(m)). 176) J.J. Finkelstein hat 1966 eine genealogische Liste (BM 80328) der Hammurabi-Dynastie aus der Regierungszeit des Ammisaduqa ~eröffentlicht, und die kl.6pUlmJ-Feier als deren "Sit; im Leben" angenommen. Ders., The Genealogy of the HammuraDi Dynasty, JCS 20(1966), S.95-118. S. unten S.98ff.
5. 1 u 8 6. a-na ki.sl.ga 7. na. 'gad' I v , v? ... , 8. E.68-ta~-.6u·- x -a-n[lJ . k a -.6u v 9 • a-na nLg. 9 10. l6-~a-afz-fza-an itu , 11. ne.ne.gar u4 21-kam 12. mu Am-ml-dlta-na lugal 13. dug 4 .ga.gu.la 14. dUtu lugal.a.ni.ta 5. Eu. Mutterschaf 6. für die "Totenpflege". 177) Zum Ausdruck "ana nlfzfza.6.6l 6afzä'nu(m)", ~.• K.R. Veenhof, Aspects of Old Assyrian Trade, Leiden 1972, S.434f. 178) S. RlA Bd.2, S.188(Nr.229).
43
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
44
7. Hirte: 8. Istar-x-x-ani 9. Es ist ihm in Rechnung 10. zu stellen 177 ) 12.-13. Im 18. Jahr des Ammiditana 178 ). Es wird also ein einjähriges Kalb am 15. Abu im 18. Jahr des Ammiditana und ein Mutterschaf sechs Tage später ebenfalls für die "Totenpflege" genommen. Beide Texte stammen wahrscheinlich aus Sippar 179 ) und beziehen sich auf genau dieselbe Veranstaltung. Noch ein leider schlecht erhaltener Text aus Sippar könnte, wenn wir richtig gelesen haben, auch von der "Totenpflege" im Monat Abu sprechen 180 ): '" itu ne.ne.gar u4 15? -k ['J 1 • l~-tu am 2. gu 4 v gab.a l~-ba-tu " • / r, 3. l~-tu u -um u 4 15-kam x x x 4 4. gU4~ ~e-ell-!am l-ku-tu-ma 5. a-kl (od. -dl) kl-ü-p1.-lm )..-na <wa>-Mt kl - lm 6. ap-Itu-t~ .v i tu ne.ne.gar u 18-k [" 7. ~~-tu am] 4 . ? ? ? 181) '" 8. ~~ -~u -uh -ma 3 lu.hun.ga"mes v h' v 9. wa-alt-kl gu ua lt-tl-ku 4 1. Vom 15. Abu an 2. nahmen die Rinder frische Kleie 182 ). 3. Vom 15. an [ •••] 4. fraßen die Rinder Mastfutter.
ha
ha
179) Vgl. R. Harris, Ancient Sippar, Leiden 1975, S.202f. Der Text BM 81143, den R. Harris als einen Beleg für kl~pu(m) in Sippar zitiert, handelt ihrer schriftlichen Mitteilung vom 25.7.1977 zufolge nicht direkt von kl~pu(m) (ki.sl.ga), sondern von ka.si.ga. 180) Th. Friedrich, BA 5, S.511, Nr.46 (au~ Sippar). 181) Lesungsvorschlag von w. RHllig; ia-ba·-tu-ma wäre auch mHglich. Der Text muß kollationiert werden. 182) gab.a "Kleie", s. ~L 168, 112.
I. Altbabylonische Zeit: Babylon
5. 6. 7. 8. 9.
45
Für (od. bis zur) die nächste "Totenpflege" sonderte ich (sie) aus. Vom 18. Abu an verstellte man (sie). Und drei Lohnarbeiter pflegten die Rinder.
Die Rinder sind vielleicht ab Mitte des Monates Abu bis zum Tag der "Totenpflege" mit dem Zweck der Überprüfung und Reinigung von der Herde getrennt und auf besondere Weise gepflegt 183) . worden .Man kann dlesem Text entnehmen, daß ein bzw. mehrere Rinder für die "Totenpflege" an einem Tag in der zweiten Hälfte des Monates Abu geschlachtet wurden. Nach einer altbabyl. Opferschauurkunde wurde eine Opferschau mittels eines Opferschafes bei der "Totenpflege" am 25. des Monates Abu veranstaltet: BM 78564 184 ) 1. uzu te-elt-tum ta ki.s~.ga 2. ki.gub tuk g{r tuk 3. ~u-bat zag g{r gar
12. ta-at-ma-at 13. a-hl-l~-~a ta-at-ta-at / 14. it~ ne.ne.gar u 25-kam 4 183) paltä~u(m) "aussondern" für Tiere, s. AHw 831a. 184) J. Nougayrol, JCS 21~1967), S.222f. Text G. Vgl. auch TC ~, 5,l 4-7:A a-na-kam ~a-l-ta-tlm ba-Itl-a-tlm e-te-me n"~ v, v , ~ .~;~ -ma -~Ult u~:ta-na-ad-ka "Hier befragen wir'die ~a ~ttum-Pr1ester1nnen (und) die Opferschaupriesterinnen u~d au~h die T~tengeister, und As~ur verwarnt dich immer w1eder • (H. H1rsch, AfO Bh,13/14, S.14f.). Die Tätigkeit des TotenbeschwHrers (muXet~ etemme) ist uns nicht bekannt (5. AHw 682a, CAD M II 265a) • •
u
46
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
1. Opferschau bei der "Totenpflege"
2. Der "Standort" ist vorhanden; der "Gang" ist vorhanden; 3. Die "Wohnung" befindet sich rechts vom "Gang";
12. (Das Ergebnis der Opferschau:) Günstig. 13. Aber ihr widriges Zeichen ist auch hingestreckt 185 ). 14. Am 25. des Monates Abu. Von diesen Belegen her kann man feststellen, daß "Totenpflege" im Monat Abu nicht nur einen Tag, sondern länger gedauert haben wird. Eine Datumsangabe der "Totenpflege" in einem anderen Monat ist in einer Wirtschaftsurkunde aus der Regierungszeit des Samsuiluna (im 29. Jahr?) zu finden: TLB 1,92,32-38 186 ) ] _x 188 ) 32 • I[tu A"jjanu 3011J- k; am 187 1 ban [ 33. 5 slla [ ] -x 34. 1 slla [ J -b.i. 35. 1 slla Ku-zu- [ J-tum 4 sl1a 189 ) 36. 37. su.nigin banmin 1 slla a-na Q.i.-i~-p{-.i.m " i t ugU .s~.sa ." 38. ~a 4 185) Zu diesem technischen Ausdruck s. CAD A I 192a, und JCS 21, S.222 Anm.31. 186) TLB 1,92, bearbeitet in: W.F. Leemans, SLB 1/3, Nr.92, S. auch D.O. Edzard, BiOr 18 (1961), S.69. 187) Es gibt gar keine andere Möglichkeit der Ergänzung. Im vorhergehenden Abschnitt (Z.26-31) handelt es sich um eine übliche Auslieferung des Getreides vom 30. Ajjaru und der nächste Abschnitt (Z.39-43) ist schon auf den 1. Simanu datiert (Z.43). 188) In dieser Spalte müssen Namen der Personen, die die vorne stehende Menge des Getreides empfangen haben, registriert worden sein. 189) 4-qu ist hier außer Rechnung gelassen.
I. Altbahylonische Zeit: Bahylon
47
In dieser Urkunde handelt es sich um die Ablieferung des Getreides. I~ Z.37 wird registriert, daß am 30. Ajjaru insgesamt 2-~ütu 1- q t2 für die "Totenpflege" in die Hände eines Mannes, der es mahlen sollte, ausgeliefert wurde. Das kann nichts anderes bedeuten, als daß die "Totenpfleg~' selbst am 30. des Monates Ajjaru ausgeführt wurde, denn im Text steht: a-na Q.i.-.i.~-pl-.i.m 6a itU gu4 .sLsa "für die Totenpflege des Monates Ajjaru". Daß die "Totenpflege"am Ende des Monates veranstaltet wurde, wird durch einen Privatbrief bestätigt 190 ). In diesem Brief verlangt der Absender von seinem Bruder Knoblauch, Zwiebeln und eine bestimmte Art von Fisch191 ), und fragt: 17. [QaJ-al ta-at-U a-na kLsLga 18. [bl.i.-.i.b-bu-U-.i.m Ka a-b.i-Qa 19. [m.i.]-na-a a-na-ad-d.i.-in
e
17. Während des ganzen Jahres für die "Totenpflege" 18. des Neumondtages im Haus deines Vaters, 19. was werde ich geben? Hier ist Qi~pu{ml mit dem Neumond (bubbulu{ml I, nämlich den letzten Tagen des Monates 192 ), verbunden. Die Gleichsetzung von dem Tag der "Totenpflege" mit dem Neumond ist auch in lexikalischen Texten zu finden 193 ): u 4 u4 u4 u 4 u 4
30-ka'm \ na.am " i}ul.gal " lJul.g al kLsLga
6e.-la-U.-a bu-ub-bu-lu SU-lU 4 u -mu le.m-nu 4 u -mu H-ü-p.i 4
der 30. Tag der Tag des Neumondes böser Tag böser Tag der Tag der "Totenpflege"
190) CT 43,106, bearbeitet von F.R.Kraus in: AbB 1, Nr.l06. 191) S. Z.4-8 u. 13-36. 192) Zu bubbulu{ml und ITm bubbul.i.{ml, s. J. Lewy, OrNS 17(1948), S.152f. mit Anm. 1 u.2. 193) MSL V 23, 192-198. S. auch LTBA 2, 11, 109; CT 18, 23, 13 (=11 R 32, 1,12).
48
1. Altbabylonische Zeit: Babylon
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
der Tag des "Bades" u -mu ~~-~m-~~ u su.nag 5 4 4 der Tag der"Reinigung" u sikil.e.d6 u 4 -mu te-l~l-tum 4 Wir können deshalb als erstes feststellen, daß der Tag für die "Totenpflege" in der altbabyl. Zeit normalerweise, nämlich außer dem Monat Abu, auf den Neumond fiel. Ob dies in der späteren Zeit auch gültig war, ist aber eine andere Frage, die weiter unten geprüft werden soll. 3. Die "Totenpflege" im Monat Abu
Es scheint nicht zufällig zu sein, daß der fünfte Monat Abu schon in sechs von acht Monatsangaben in altbabyl. Texten vorkommt. Es hat einen Zusammenhang zwischen diesem Monat und der "Totenpflege" gegeben. S. Langdon hat, ohne unsere Stellen zu erörtern, über den Monat Abu menologisch erklärt: "abu is the Babylonian word for firewood"; "Torches lit the way of the souls of the dead who ascend on the night of the 9th of abu,,194), oder: "After the season of wailing for Tammuz came the feasts of torches, funeral meals for the dead god, and families entertained the ghosts of their dead relatives at the parentalia,,195). Diese reizvolle Erklärung gründet sich auf die un. h ere Lesung e1nes . Textes, d es "A stro 1 a b • B".196) • Der S1C 19 Text lautet 7):
194) S. Langdon, Babylonian Menologies and the Semitic Calendar, London 1935, S.20. 195) Ibid., S.123. 196) S. Langdon Ubersetzt: "Ab is the month of Sirius and the god Ninurta. Fire-brands are lighted, and there is burning of torches for the souls of the dead. The fire-god descends from heaven. The heroes in the courts of the netherworld ascend by the gates on the ninth day". (Ibid., S.20). 197) KAV 218 a 11 1-15. Vgl. E. Weidner, HBA, S.85ff.; CAD A I 76a; CAD E 409b.
49
1. [
2. [
din]gir.re.ne
3. [ ]dA.nun.na.ke4one , 4 • dMurgu am.ta ell.ne. k e d Utu.ra
5. 6• 7. 8. 9. 10. 11.
12. 13.
nim.nim.mu.ne kaI gespu lirum.ma 1·t U dG·~ 1S. b·l 1 .ga.mes~ k a.ne.ne u 4 9-kam a.da.man itu ne ~u-~u-du v d . . mes N1n-urta k1.ne ut-tap-pa-ha d~-pa-~u a-na dA-nun-na-ke • 'v- .:-: d . . 4 ~n-na-a~-~~ G1b11 6 ~r-tu an -e u~-~a-dam-ma ~t-t~ d Utu ~-~a-na-an . d.v" v," 1tu G1s.g1n.mas.., tu-~u:-u • ..;. 0 • k/mes" ~ u4-m~ ~~-~u-tu ~na a ~u-nu
14. 15. u-ma-aK-u-ba-~~ ul-te-~u-u
.
Abu ist der Monat des Sirius, des Ninurta. Ein Kohlenbecken wird angezündet, eine Fackel wird für die Anunnaku 198 erhoben ). Der (Feuergott) Girra steigt vom Himmel herab und rivalisiert mit Samas 199 ). Das ist der Monat des 200 Gilgames. Am 9. Tag ) veranstalten die Männer Ring- und ·· f e (' /V" "b . _v. b- .201» an Athl e t en k amp u-ma-a~-u- a-~~ < umao~ u a a~~ ihren Toren miteinander. Der Text besteht aus vier Teilen 202 ): 1. Der Stern und der Gott des Monates: Sirius und Ninurta 2. etymologische Erklärung des Monatsnamens: itune>ki.ne= Hnünu(m): ne=~tätu(m)=dGibil6 3. ein astrologischer Mythos: "Herabsteigen des Gottes Girra" "die Anunnak~ hoben Fackeln empor" (Gil.XI 103). Anunnak~ beim ~i6pu(m), s. unten S.184ff.
198) Vgl.: 199) 200) 201) 202)
S. B. Landsberger, JNES 8(1949), S.274. Zu tU6u'U, s. GAG §71e ("9.Monatstag"). Var.: a-ba-~~ uX-te-eo-~u-u (BA 5, S.704, 13). Vgi. E. Weidner, op.c:f.t:, S.95f.
Die
50
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
1. Altbahylonische Zeit: Bahylon
4. ein episches Ereignis(?) des Monates: "Kämpfe der Männer an den Toren" Die etymologisierende Erklärung ist hier zu allgemein, um ein konkretes Feuerfest daraus zu entnehmen 203 ). Der kultetiologische Mythos von dem Gott Girra ist auch zu kurz, um eine Verbindung mit einem bestimmten Kult anzunehmen 204 ). Was den letzten Teil angeht, so scheint es mir, daß hier ein mythisch-epischer Kampf an den Toren der Stadt, etwa wie der Ringkampf Gilgame~. 205) ,vorausgesetzt wurde. Mit e1nem . Enk1du Wort, der Text hat mit dem Totenkult oder mit Totengeistern, denen die Totenopfergaben dargebracht werden sollen, gar nichts zu tun. Nach dem Astrolab 'B' soll ~~~pu(m) sogar weder im Monat Abu noch im Monat Du'uzu, sondern im Monat Tasritu dargebracht werden 206 ). Noch ein denkbares Motiv, ~~~pu(m) mit dem Mittsommermonat Abu zu verbinden, ist der sogenannte "Tammuz-Kult", der anscheinend bei S. Langdon im Hintergrund steht. Das ist aber, wie schon oben erörtert wurde, textlich nicht bewiesen 207 ). Wenn man auch dem gestorbenen Gott Dumuzi eine "Totenbeigabe" dargebracht hätte - das kann an sich möglich gewesen sein -, muß der Monat für das Opfer nicht Abu, sondern Du'üzu sein, denn
203) Zum "Feuerfest", vgl. CT 41,4ff. (H. Zimmern, Neujahrsfest I, S.134). 204) ~gl'i~üG. Lyon, Keilschriftaexte Sargon's, S.10, Z.61: ~na ne.ne.gar itu a-~ad Gibil mu-ub (Kopie: u6}b~! (var.: b~-~!) ~a-~u-ub-~e mu-~~n le-me-en uru l "in the month of Abu, the'month in which the Fire god comes down (to the earth), who dries out the wet field, (the month) when one lays the foundations of cities and houses" (CAD A I 76a). 205) Gil. 11, 214ff. ("p"), Zur Szene bzw. zum Bild von kämpfenden Männern an den Toren, vgl. ferner "Gilgamel und Agga von Kil", Z.84ff. (jetzt W.H.Ph. R6mer, Das sumerische Kurzepos "Bilgame~ und Akka", AOAT 201/1, 1981) u. bZ":t me~e~~ 215-220 (G. Meier, AfO 14,139ff., Hinweis von Ph. Hibbert). Zu g(.pu/lirum, vgl. auch "Tod des Gilgamel" A 30 (S.N. Kramer, BASOR 94, S.2ff. u. J.J.A. van Dijk, HSAO, S.249f.) u. das Martu-Epos, ii 32 (SEM 58, Hinweis von Ph. Hibbert). S. ferner J.H. Tigay, The Evolution of the Gilgamesh Epic, Philadelphia 1982, S.184-89. 206) S. unten S. 201ff. 207) S. 0 ben S.l 0 f f.
a
51
Dumuzi stirbt im Monat Du'uzu und steigt in die Unterwelt hinab 208 ). Die oben erwähnte Urkunde aus der Regierungszeit des Samsuiluna zeigt uns, daß ~~6pu(m) im ~onat Ajjaru ausgeführt wurde. ~~~pu(m) wird dort "~~6Plf ta 1tu Ajja~u" genannt, wie ~'. () . Mona t Ab u ,,~. v 1tu Ab u " genannt wird. Diese K~QPU m 1m K~6pU 6a Re d e f orm ,,~K~6pu . "MN" we1st . 6a schon daraufhin, daß ~~~pu(m) auch in anderen Monaten dargebracht worden sein kann. Auch die oben zitierte Stelle eines Privatbriefes: "während des ganzen Jahres für die 'Totenpflege' (~i~pu(m)) des Neumondtages im Haus deines Vaters", spricht dafür, daß die "Totenpflege" in jedem Monat am Neumondtag dargebracht worden sein kann. Wenn das häufige Zusammentreffen von ~~6pu(m) und dem Monat Abu zur altbabyl. Zeit nicht einer Zufälligkeit zuge9 )d1e . "Totenpflege" des Monates Abu . b en werden soll 2 0 sch r1e ,muß als die größte Veranstaltung des Totenkultes im Jahr, die mehrere Tage gedauert hat (s. oben), angesehen werden. Aber die Frage, warum sie gerade im Monat Abu stattfand, können wir noch nicht beantworten 210 ). 4. Der Empfänger der "Totenpflege" Der Empfänger der "Totenpflege" ist zur altbabyl.Zeit, niemand anders als der Vater des Opfernden. Ein Privatbrief lautet 211 ) : 208) KAV 218 aI 50: itu sipa dDumu.zi i~-~a-mu-~ "Monat (Du'~zi) in.de~ der ~irte Dumuzi gebunden wird". Vgl. oben S. 27ff. ' (k~.s~.ga fur Gugalanna, der starb). 209) Nac~ einer späteren Hemerologie sollte ~i~pu(m) am 29. yebetu dargebracht werden: KAR 178 Rs. ii 74, s. dazu unten S. 123f. 210 ) Die phonetische Gleichheit von Abu als Monatsnamen und abu.~m) "Vat~r", dem Empfänger der "Totenpflege", wird einer zufalligen Ubereinstimmung zugeschrieben. Aber sie mag zur altbabyl. Zeit bei der VerknUpfung von dem Monat und ~i~pu(m) eine Nebenrolle gespielt haben. Einen Unterweltscharakter des Monates Abu beschreibt zuletzt Tz. Abush (JNES 33(1974), S.261 mit Anm.35). Damit kann man aber die "Totenpflege" im Abu in der altbabyl. Zeit nicht erklären weil der Monat in späterer Zeit im Zusammenhang mit der ' "Totenpflege" nicht mehr so wichtig ist. 211 ) VS 16,5 bearbeitet zuerst von P.Kraus (MVAeG 36/1, S.100f.),
I. Altbahylonische Zeit: Bahylon
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
52
1. a-na I-tl-[~m-gu~-~a-an-n~J 2. a-b~-~a 3. uzu e_6e_em_tam 212 )
Unsere Hypothese, daß der Empfänger des k~6pu(m) in erster Linie der Vater des Opfernden ist, geht noch klarer hervor aus einem Testament aus Susa 214 ) 10. ~-na pa-n~ ~~-~m-t~-tu 11. ki-~~-ba-na pa-n~ U wa_a~_ki215)
4. a-na k~-~6-pl 5. Xa a-H-ka 6. ru-b~-tam 1. An Ili- [imgurranni
2. 3. 4. 5. 6.
xa
213 )
12. ~ß-pi-~a 13. a-na m~ Na-~u-ub-ti ma-a~-ti-~u 14. id-di-it-ti 15. ba-at-~u-ku-ma a-ka-ta ta-na-di-i-na 216 ) 16. mi-ta-ku-ma H-ü-pa ta-ka-6I- [~p (od. -pa)J
,J
meinen Vater: Einen Knochen zur "Totenpflege" für deinen Vater schicke mir.
Der Absender des Briefes litt an einer Hungersnot, wie 213 aus dem Hauptteil des Briefes bekannt ist ). Das hat er seinem Vater geklagt: Er hätte keinen Knochen für die "Totenpflege" seines Großvaters oder: Weil er in so großer Hungersnot sei, hätte er gerne einen Knochen, der bei seinem Vater nach der Veranstaltung der "Totenpflege" übrig geblieben sein müsse. Die zweite Interpretation scheint mir wahrscheinlicher, denn ein Knochen läßt sich sonst als Gabe bei der "Totenpflege" nicht belegen. Wenn diese Interpretation richtig ist, ist die "Totenpflege" hier nicht vom Enkel dem Absender des Briefes, sondern vom Sohn, dem Empfänger des Briefes, ausgeführt worden.
212)
53
zuletzt von R. Frankena (AbB 6, Nr.5). Die Lesung der Z.3 ist problematisch. Die ersten drei Zeichen sind nicht gü~~ vollständig erhalten. P. Kraus hat zuerst das Ngrt als e-~e-em-tam gelesen. CAD hat dann die Lesung gbu~-6e-em-tam vorgeschlagen (CAD K 426a). bU~6emtu(m) ist ab~r sonst in altbabyl. Zeit nicht ZU beleg~n. Außerdem bedeutet bu~6emtu(m) kein Gefäß, sondern nach AHw "Kasten fOr TOrangeistein" (140b), nach CAD B "box under the door pivot" (333a). Trotz des Vorschlages von CAD K lese ich also mit P. Kraus und jOngst R.Frankena die Zeile als uzue-6e-em-tam. I Z.6-12: am-m~- rn~m"ba- 'ir.~-a-kü' d~-a-t~-~ ta ta-Xa-a[t·]
~-na b~-t~-ka ma-an-nu-um b{-~[~] a-na-ku-~ ba-~~-a-ku-u "Warum habe ich Hunger? Du kOmmerst dich nicht um mich. Wer hat in deinem Haus Hunger? Ich habe aber Hunger!" (s. R. Frankena, op.cit.).
10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.
Angesichts seines Todesschicksals den Klumpen von der Vorder- und Rückseite zerbrach er. Und der Narubtu, seiner Tochter gab er (ihn) (und er sagte:) Während ich lebe, wirst du mir Brot geben 217 ). Nachdem ich gestorben bin, wirst du mir die "Totenpflege" ausführen.
Die Tochter, die das Besitztum ihres Vaters erben sollte, war hier verpflichtet, ihrem Vater nach seinem Tod die "Totenpflege" ··h 217a) • Aus dem Parallelismus der Zeilen 15 und 16 auszu f uren kann mit Recht geschlossen werden, daß mit k~6pu(m) eine Betreuung des Toten mit Speise gemeint ist. Noch eine - schlecht MDP 23,285. Sehr schwer zu deuten ist ki6pu(m) in einer akkad. Inschrift aus Haft Tepe, die anscheinend aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrtausends stammt. S. E. Reiner, Inscription from a Royal Elamite Tombe, AfO 24 ~1973), S.8?ff. Der Ausdruck küpa ik.a66~pii (pi. 1) kommt 1m Text zwe1mal vor (Z.31 u. 34). Sechs Wächter die im Text mit Namen oft genannt sind, bringen ein k~~pu(m) op:er dar. Sonst kann man Ober den k~6pu(m)-Brauch nichts we1teres herauslesen. Handelt es sich hier um einen elamischen Totenkult, der eigentlich nichts direkt mit dem mesopotamischen zu tun hat? 215) Mit CAD K 403a. 216) Mit CAD A I 239b. 217) Vgl. unten S.92ff. 217a) Zum Erbrecht der Tochter in Nuzi, s. J. Paradise, A Daughter and her Father's Property at Nuzi, JCS 32(1980), S.189ff. 214)
1. Altbabylonische Zeit: Babyion
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
54
erhaltene - Ritualvorschrift(?) spricht von einem ki6pu(m). das die Tochter ihrem Vater darbringen sollte 218 ) 2'. q~-ba-ru li-id-di-in-ma ba? [ 3'. ru~ ar-tum Ka-~a-na-tum aK-rum [ 4'. r u' i-na ri-ka-~i-im la U6- [ 5'. U aX-Jum ka-a~-pa-a6-6a la x [ 6'. ~ a-na a-bi-Xa ki-i6-pa-am r 7'. te -e-em ba-~i-im an-nu-u21~) [ . 4 ? 220) 8'. x x ta-ai' la x x x [
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Aus diesen Belegen kann geschlossen werden, daß der Empfänger des ki6pu(m) das verstorbene Familienoberhaupt gewesen ist. Tabellarische Zusammenstellung der Belege:
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218) TIM 2,88. 219) Wie in ARM 111, 4,16-18 (s. unten 8.59f) handelt es sich dabei um eine von dem Opferschaupriester vermittelte Weisung des ki6pu(m)-Opfers für den verstorbenen Vate , 1 220) H. Hirsch schlägt vor: ~ a-[n]a 6a-HI-la-ti[m] ni-i[l -liü(?) ••• ] (AfO 22, 8.87). ...,
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II. Altbabylonische Zeit: Mari
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
56
Im bürgerlichen Bereich wurde der (verstorbene) Vater mit der "Totenpflege" betreut, und zwar von seinem Erbkind. Die "Totenpflege" fand anscheinend am Neumondtag jedes Monates statt. Am königlichen Hof wurden wahrscheinlich nicht nur der letzte Vorgänger des amtierenden Königs, sondern auch seine sämtlichen Vorgänger mit der "Totenpflege" betreut, wobei die "Totenpflege" im Monat Abu die wichtigste, mehrere Tage dauernde Veranstaltung war. Die Opfergaben sind, soweit sie in Texten belegt werden, lediglich Nahrungsmittel 221 ). Den Ort der "Totenpflege" nennt kein Text ausdrücklich. Man kann nach CT 43,106 vermuten, daß 222) sie im Stammhaus veranstaltet wurde •
221) Vgl.: "Man könnte vielleicht hier in den Lieferungen für den Ahnenkult in gewisser Weise eine Zwischenstufe sehen zwischen den Speisen der Götter und der menschlichen Nahrung im Zweistromland, ..... (F. Blome, Die Opfermaterie in Babylonien und Israel, Rom 1934, S.258). 222) CT 43, 106, 18 (s. oben S.46f). Als Stätte der "Totenpflege" der ersten Dynastie von Babylon kommt am ehesten die Stadt Sippar in Frage. Die drei Texte, BA 5, S.511, Nr.46; CT 48,100 und JCS 11, 36, 27, stammen wahrscheinlich aus Sippar. Der Brief VS 16, 51 schreibt aVvh vRR Sippar: [ki] -~a. fup-pl a.n-r;i-a.-a.m ta.-a.m-m~-Jta. rUm] a V • ~u.Ri-a- Amar.utu e-ü ba.- [ ] -<--na. ~~r ug{k;.b. nun [~J -Ifr-a.!!JiJtu-Jtum [ü] -za.-a.z-zu [ba.a] l.gi 6.'" u n{g. b6n.na u 6 .",a [til-ba.- lJtu' .:~a. "Sobald du diese meine Tafel siehst, sollen die dem Ris-Marduk ••• unterstellten Bootsleute, die auf dem Kai von Sippar-Iaßrurum Dienst tun, H Jta.qqu- und .6eteppll-Schildkröten (für die "Totenpflege ) fangen". Außerdem stammt die "genealogische Ahnentafel" (BM 80328), die J.J. Finkelstein als einen Text für die Invokation beim Totenkult interpretierte, anscheinend auch aus Sippar (s. JCS 20, S.95). Die "Totenpflege" der Könige der ersten Dynastie von Babylon wurde also oft in Sippar ausgeführt. Wenn die "Totenpflege", wie es unten erörtert werden soll, grundsätzlich am Grab ausgeführt wurde, dann ist anzunehmen, daß einige Könige der Dynastie in Sippar bestattet wurden.
xa.
57
11. Altbabylonische Zeit: Mari 1. kiapu(m) in den administrativen Texten kiapu(m) in den Mari-Texten wurde schon mehrmals be223 handelt ). Es sind bis jetzt etwa 70 administrative Texte veröffentlicht, in denen Lieferungen aus dem Vorrat des Palastes für kiapu(m) registriert sind. Abgesehen von zwei Texten (ARM VII 9 u. RA 64, 35, Nr.28) sind die Dokumente in drei Typen einzuteilen:
1. kleine Auslieferungslisten 224 ) 2. große Auslieferungslisten 225 ) 3. Ölauslieferungstexte 226 ) Zum ersten Typ gehören die Texte, in denen die Tageslieferungen für kiapu(m) allein oder zusammen mit der Auslieferung für maliku bzw. für das Königsmahl (napta.n Xa.JtJtim) registriert sind. Der zweite Typ ist die umfangreiche Monatsliste, die am Ende des Monates bzw. noch später als Zusammenstellung der täglichen Auslieferungslisten aufgeschrieben wurde. Die Lieferungen für 223) M. Birot, ARMT IX, S.283ff.; M.R. Burke, ARMT XI,S.139f'i M. Birot, ARMT XII, S.23f.; Ph. Talon, Les offrandes funeraires Mari, AIPHOS 22 (1978), S.52-75; J.M. Sasson, The Calendar and Festivals of Mari during the reign of Zimrilim, in: Studies in Honor of J.B. Jones (=AOAT 203, 1979), S.125. 224) ARM IX 89; 123; 173; 201; 203; 205; ARM XI 118; 127; 156; 225; 226; 231; 266; 274; ARM XII 3; 30; 63; 85; 96; 173; 192; 209; 244; 364; 396; 412; 418; 430; 431; 432; 437; 473; 499; 641; 681; 682; 714. 225) ARM IX 71 iii 31ff.; 98 v 33ff.; 114 i lff.; iii 29ff.; v 33ff.; 168 vi 16ff.; 185 v 7ff.; 193 vi 7ff.; 214 vi 43ff.; 215 v 33ff.; 216 v 44ff.; 217 v 25ff.; 218 iv 43ff.; 219 iv 38ff.; 221 ii l'ff. 226) ARM XI 94; ARM XII 108; 156; 450; 453; 454; 543; 561; 585; 614; 714; 722; 723.
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2, Kapitel: Materialien zu kispu(m)
II, Althahylonische Zeit: Mari
ki6pu(m) sind dabei nicht nach dem Lieferungsdatum geordnet, sondern meistens am Ende der Liste, nämlich nach der letzten Lieferungsangabe vorn 29. oder 30. aufgeführt 227 ). Nur drei Texte davon, ARM X 114 i 1ff., 121 v 33ff. und 218 iv 43ff., geben den Tag der Lieferung für ki6pu(m) an. Die Dinge, die für ki6pU (m) geliefert wurden, sind meist tägliche Nahrungsmittel (s. Tabelle 3a-b). In den Texten des dritten Typs steht nur die Lieferung des Öls mit dem Datum und dem Namen des Empfängers (s. Tabelle 3c). Was den Lieferungstag anbelangt, wurde schon von anderer Seite darauf hingewiesen, daß ki6pu(m) in Mari zweimal im Monat, am 1. und am 16., dargebracht wurde 228 ). Tabelle 1 bestätigt dies einwandfrei. Obwohl die Auslieferung für ki6pu(m) in den großen Listen nicht datiert ist, scheint mir sehr wahrscheinlich, daß zwei Rationen vorn 1. und 16. darin zusammen gezählt sind. Denn die durchschnittliche Ration in den großen Listen ist öfter doppelt so hoch wie die in den kleinen Listen (vgl. Tabelle 3b mit 3a)229).
Es gibt aber auch Beispiele dafür, daß ki6pu(m) auf einen anderen Tag datiert ist (s. Tabelle 3a ii). Ph. Talon hat schon festgestellt, daß ki6pu(m) in diesen Texten nicht nur vom Tag her, sondern auch von den gelieferten Gegenständen her " excep t'~one 1'" ~s t 230 ) • Ansc hl'~e ß en d ~st ' auc h zu beachten, daß ki6pu(m) hier merkwürdigerweise dreimal - oder noch häufiger? in einern Monat dargebracht worden sein muß: Im Monat Abum des Jahres der "Musterung": am 1., 4. und 9. (ARM XII 431, 432, 437. vgl. auch IX 121 iii) Im Monat L'iliätum des Jahres der "Musterung": am 1(?)., 7. am 20+x. (XI 156, XII 364, IX 89)
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227) Ph. Talon hat diesen Kontext der großen Listen mißverstanden und den Tag der Auslieferung für ki6pu(m) fälschlicherweise auf den 29. bzw. auf den 30. datiert. Ph. Talon, op. cit., S.72f. (u. seine Tabelle 1 und 2). 228) M. Birot, AR MT XII, S.23. 229) Vgl. z.B. ARM XII 173 (kleine Liste vom 1. Ebürum des Jahres "Thron iama~")und IX 214 vi 14ff. (große Liste vom Monat Ebürum desselben Jahres): IX 214 vi 14-19 XII 173 ninda.GU 20-qu ninda GU 40-qu ninda e.m6u 10-qu 4-qu ninda e.m6U ninda. KUM' 5-q!1 3-ql1 ninda. KUM ninda me.J1.6 u 14-qcL ninda me.J1.6U 28-qu 20-qu 10-ql1 Jipkum iipkum 2-qu ~a.mltum 4-qu 6a.mltum
Trotz dieser Sonderfälle ist die Grundregel der zweimaligen Darbringung des ki6pu(m) am 1. und 16. nicht anzuzweifeln. Die Menge der einzelnen Rationen ist, wie Tabelle 3a i zeigt, in den meisten Fällen gleich: ninda.KUM 20_qa 231 ) ninda e.m~u ninda me.J1.6u 6ipkum Öl
4- oder 5-qu 14-qu 10-qu 2-qil
ninda.GU wird nicht so regelmäßig ausgeliefert. Die Tabelle 3a zeigt, daß ninda.GU sehr wahrscheinlich als Ergänzung zu bzw. als Ersatz für ninda.KUM verwendet wurde. In diesen administrativen Texten wird ki6pu(m) ausschließlich für die toten Könige (a.lta. Xa.nnälti) dargebracht. Nach einern Brief des Kibri-Dagan an Zimrilim hat ein mu~~u Priester von Terqa dem König einen göttlichen Befehl ausgerichtet 232 ) : 230) Ph. Talon, op.cit., S.64. 231) Zu verschiedenen Sorten des Brotes (ninda), s. J. Bott~ro, ARMT VII, S.257ff.; M.R. Burke, ARMT XI, S.137ff.; M. Birot, ARMT IX, S.227 u. XII, S.9ff. 232) ARM 111, 40,16-18. S. J.-R. Kupper, ARMT 111, 40; W.von Soden, WO 1/5(1950), S.399; F. Ellermeier, Prophetie in Mari und Israel, Herzberg 1968, S.32ff.
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2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
II. Altbahylonische Zeit: Mari
~u-mu-ut a-na ta~-~im Xu-pu-u~-ma Qi-l~-pl a-na i-te -em-mi-im ~ I ~a Ia-a~-du-un-R.i-im R.i-iQ-~i·-pu
•
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"Eile! Schreib dem König, daß man Qi~pu für den Totengeist des Iabdunlim (Vater des Zimrilim) darbringen möge!". Es ist nicht zu bezweifeln, daß mit "ana Xa~~ini" in den administrativen Texten auch die Totengeister der toten Könige gemeint sind. In Mari wurden also die verstorbenen Könige normalerweise zweimal im Monat mit Speise verpflegt. Diese Totenpflege hieß Qi~pu(m). Diese Speise kann aber kein gemeinsames Mahl zwischen Lebenden und Verstorbenen gewesen sein 233 ), weil die Lieferung für das "Mahl des Königs" (naptan ta~~im) auch an dem234 selben Tag unabhängig von der für Qi~pu(m) registriert ist ). Die Frage, wo Qi~pu(m) in Mari stattfand, läßt sich von den Texten her nicht beantworten. Y. al-Khalesi versucht "the tripartite unit" im Palast mit bZt Qi~pi(m) "the palace funerary quarter" zu identifizieren 235 ). An anderer Stelle schränkt er bezüglich der "tripartite unit" im Mari-Palast aber ein: "the function of the tripartite unit no.2(117-119/ 123-126) in the funerary complex of Mari is not clear. Among the pottery which was found in this unit was a number of funerary pots of the type used for child burials. However, we are of the opinion that the tripartite unit of this type appears to have been used as a dining place in some other places,,236). Er meint, daß stattdessen in "the dining unit" "the king and his relatives might have attended the ceremonial food and drink offerings for the ancestral spirits (Q.üpum Xa LUGAL mes),,237). Ich kann seiner 233) So versteht aber z.B. S. Langdon den Totenkult, s. ders., Babyloniaca 6(1912), S.193-215. 234) Z.B.ARM IX 173 u. XI 266. Zum "Mahl des KHnigs" (naptan Xa~~im), s. zuletzt R.R. Glaeseman, The Practice of the King's Meal at Mari, Diss. Univ. of California 1978 (University Microfilms, Ann Arbor 1979). 235) Y. al-Khalesi, The brt Qi~pim in Mesopotamian Architecture: Studies of Form and Function, Mesopotamia 12(1977), S.5381. 236) Ibid., S.71 237) Ibid., S.71.
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Meinung nicht zustimmen, weil einerseits der akkad. Ausdruck bIt Qüpi(m) "Haus der Totenpflege" m.W. nirgends belegt ist 238 ), und zum anderen die Theorie, Qi~pu(m) sei ein gemeinsames Essen mit den Toten, sich aus den Texten nicht belegen läßt 239 ). Schwierig zu deuten ist Qi~pu(m) "i-na ~a-pf-qa-tim" im Text ARM XI 266,15. Man hat versucht, darin die Angabe des Ortes, wo Qi~pu(m) stattfand, zu finden. M.L. Burke verstand ~apiqätum als fern. pI. des von ~apäqu (m) "retourner la terre (avec une b~che)" abgeleiteten Wortes, das "planche de jardin labouree" b e d eu t en k··onne 240) • M~r . scheint möglich, daß ~apiqätum eine Ortsbezeichnung ist, aufgrund folgender Überlegungen 241 ): H6pu(m) in diesem Text ist ungewöhnlich, denn es wurde nicht am 1. oder 16., sondern am 27. veranstaltet (Z.17). Die Verwendung von aR.appänu(m) "Süßbier"(?) (Z.12) ist sonst auch beim Qi~pu(m) am 7. Abum belegt (IX 201), ein ebenfalls ungewöhnliches Datum. Die Auslieferung für das "Mahl des Königs" zusammen mit dem Qi~pu(m) ist auch merkwürdig. Für die Zusammenregistration von QL6pu(m) und dem "Mahl des ,Königs" gibt es sonst, außer in den oben genannten großen Listen (Typ 1), nur ein einziges Beispiel, ARM IX 173. Dieser Text ist auch ungewöhnlich datiert, nämlich auf den 2'8. des Monates LavtlUm. Das "Mahl des Königs" in ~apiqä;tum läßt sich noch einmal in ARM XII 466 belegen, ohne daß hier Qi~pu(m) genannt ist. Deshalb kann man vom Qi~pu(m) i~a ~~piqätum feststellen, daß es sich nicht um ein aus irgendeinem Grund verschobenes regelmäßiges Qi~pu(m) handelt, sondern um einen von dem regelmäßigen zu unterscheidenden Fall. Wenn es so ist, dann ist "ina ~apiqitim" nicht als eine allgemeine Bezeichnung wie "im Garten" oder so 2 3 8» 23 9 240) 241)
Zum sumer. Wort {.kLsLga, s. oben S.30ff. Vgl. unten S.108f. ARMT XI, S.136f. S. AHw 956a und auch ARMT XVI/1, S.28
II. Althahylonische Zeit: Mari
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
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ähnlich zu deuten (vgl. dazu ".tna k..Uz.e. 6altlt.i.m" in ARM XII 267,5 u.a.) 242) ,sondern hier ist eine Ortsbezeichnung, die auf irgendeine Weise mit dem besonderen Fall des k..i.6pu{m) zu tun hat, zu erwarten, wie es wahrscheinlich in dem unten erwähnten Text Mari 12803 der Fall ist. 2. Totenpflege am Neumond und am Vollmond religionsphänomenologischer Vergleich Abgesehen von Mari-Texten gibt es Belege dafür, daß die Opfergabe für den Toten zweimal im Monat, am Neumond und am Vollmond, dargebracht wurde. In vielen Texten aus Laga~ von der Ur-III-Zeit sind Ablieferungen der Opfergaben am 243 Neumond und am Vollmond registriert ). Ein Beispiel: ITT 2 1 957
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v . / k as.sl.g5 1 bän Zl. <.gu> 1 b an u sar u 4 15 4 d Gt.d6.a / ensi , v . / k as.sl.g 1 b an 5 1 bän Zl..gu u sar u 4 15 4 / ur. d Baba ensi ? 1 dug' dida.sig 5 \ 5 sba Zl..gu 3 slla eta Sul.pa.e.. ~.gal 11. d" 12. itu ezen d"Sul.gi
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
1-6ütu gutes Bier, 1-6ütu <.i.6ququ-> Mehl am Neumond und am 15. für Gudea, den Stadtfürsten. 1-6ütu gutes Bier, 1-6ütu .i.6ququ-Mehl am Neumond und am 15. für Urbaba, den Stadtfürsten. Eine Flasche(?) b.i.!!atu-Bier 5-qu .i.6ququ-Mehl 3-qu 6a6qa -Mehl für Sulpae im Palast. Im Monat "Sulgis Fest".
Dieser Text und andere vergleichbare zeigen, daß die Speisen und Getränke zur U-III-Zeit monatlich am 1. und am 15. für die verstorbenen Herrscher von Lagas, bes. Gudea (mit dem Gottesdeterminativ) und Urbaba, geopfert wurden. Andere ähnliche Erscheinungen kann man auch im kanaanäischen Bereich finden. In der Königszeit Israels scheinen zwei Festtage im Monat, nämlich ~ode6 (Neumondtag) und Xabbat (Vollmond), gefeiert worden zu sein 244 ). Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Xabbat ist seit langem unter Gelehrten umstritten, und es gibt noch keine Übereinstimmung 245 ). Nach der mir wahrscheinlichsten Hypothese wurde Xabbat zur Königszeit d.h. bevor 6abbat als siebter Tag der Woche verstanden wurde wie seine akkad. Entsprechung 6apattu{m) als 15. Tag des Monates verstanden 246 ). Weil in Israel der Jahwismus vor-
244) Zum Problem des Sabbat, s. neuerlich A. Lemaire, La Xabbat l'epoque royale israelite, RB 80(1973), 8.161-185 (Lit.); N.-E. Andreasen, Recent Studies of the OT sabbath, ZAU 86 (1974), S.453-469. 245) ~s gibt sechs Hauptthesen: 1. Vollmondtag «akkad. 6apattu{m), 2. nomadische Herkunft von den Kenitern, 3. periodisch wiederkehrender Markttag, 4. Mondphasentheorie, 5. Jahresfesttheorie, 6. altassyr. Herkunft. S. N.-E. Andreasen, op.cit., S.454f., E. Jenni/C. Westermann (ed.) THAT Bd.2, Sp.869. 246) So A. Lemaire, op.cit., S.174.
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242) Vgl. Ph. Talon, op.cit., S.63. 243) Z.B. ITT 2, 761; 793(=RT 19,186); 804; 955; 957; 959; 964; 967; 973; 985; 1019; UDT 39; Or 47-49, 465. S. V. Scheil, e Le culte de Gudea sous la II dynastie d'Ur, RT 18(1896), S.64-74; T. Fish, The Cult of King Dungi during the Third Dynasty of Ur, BJRL 11(1927), S.322ff.
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11. Althahylonische Zeit: Mari
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
jahwistische religiöse Vorstellungen und Überlieferungen umgeändert hat, sind wir leider nicht in der Lage, ursprüngliche Wesenszüge der beiden Festtage ~öde6 und tabbat mit Sicherheit zu rekonstruieren. Dennoch läßt uns die volkstümliche Überlieferung von dem Wiederbelebungswunder eines Sohnes der schunemitischen Frau durch Elisa vermuten, daß die beiden Monatstage hödei und 6abbat volkstümlich mit der Unterwelt im • 247) Zusammenhang gestanden haben Eine phönizische Inschrift aus Lapethos (Zypern) berichtet, daß Jatonbaal regelmäßig zweimal im Monat, und zwar am Neulichtstag und am Vollmond im Heiligtum des Melqart ge248 feiert und Opfer dargebracht hatte ). [b~d]sm wbks'm jr~ cd c lm kqdm "an den Neumondtagen und an den Vollmonden, Monat für Monat auf ewig wie vorher" Es scheint mir ziemlich sicher, daß dieses alle fünfzehn Tage stattfindende Fest nicht nur für Melqart veranstaltet wurde, sondern auch mit dem im Text vorher erwähnten Votivbild von 249 Jatonbaals Vater (m~pn 'bj) zu tun hatte ). In Ugarit wurden Opfer auch an diesen beiden Tagen 250 (jm ~dt/jm mlat) vom König dargebracht ). Daß der sogenannte Ahnenkult in Ugarit begangen wurde, ist z.B. aus dem AqhatEpos zu erschließen 251 ). Aber die Beziehung zwischen den beiden Monatstagen und dem Kult ist noch nicht nachzuweisen. Man kann aus solchen mehr oder weniger parallelen religiösen Erscheinungen nicht auf religionsgeschichtliche Verbreitung von einem Ort zum andren schließen. Man muß eher damit 247) 11 Kön. 4, 8-47. 248) H. Donner/ W. Röllig, KAI, Nr.43,12. S. auch A. Lemaire, op.cit., S. 169f. 249) Z.7: 'bhj. 'bj j1it bmqdS' mlqrt 'jt mspn 'bj bnhst "zu Lebzeiten ~eines Vaters ließ ich das Votivbild m~ines Vaters in Bronze im Heiligtum des Melqart aufstellen" (Ubersetzung von W. Röllig). 250) Z.B. UT 3 (=ktu 1.41) 48; Ugaritica V 13 (=ktu 1.109),3. 251) Aqht I 27 u. 11 16. S. auch W.T. Pitard, The Ugaritic Funerary Text RS 34.126 (=ktu 1.161), BASOR 232 (1978), S.65-75; J.F. Healey, UF 10(1978), S. 83ff.
65
rechnen, daß der Zusammenhang zwischen den monatlichen Festtagen und den Mondphasen sehr allgemein bekannt war 252 ). Der Mond (und auch der Mondgott) bezieht sich auf die Unterwelt, weil der Mond, wie die Sonne, während er nicht am Himmel zu sehen ist, die Unterwelt beleuchtet. Daher kommt der Unterweltscharakter des Mondgottes 253 ). Hinter den Gebräuchen des ki~pu{mJ am 1. und 16. des Monates in Mari waren wohl solche religions-hemerologischen Vorstellungen wirksam.
3.
ki~pu{mJ
und mälikü
In insgesamt 22 Texten aus Mari folgt die Ablieferung für mälikü fa-na ma-li-kif/imJ J direkt nach der für ki~pu{mJ254) Außerdem gibt es noch drei Texte, in denen nur die Ablieferung für malikü registriert ist (s. Tabelle 1)255). Die Quantität der Lieferung ist immer geringer als die für ki~pu{mJ, nämlich meistens:
3-qu ninda.KUM 2-qu ninda melt~u 15-SU 6amnu (s. Tabelle 4) Aus dem Ablieferungsdatum kann man schließen, daß die Speise(Opfer) für mälikü normalerweise nur einmal im Monat, am 1., veranstaltet wurden 256 ). Der Charakter dieser Speise(-Opfer) hängt von der Bedeutung des Wortes malikü ab. J. Aro hat 1961 darauf hingewiesen, daß mälikü in diesen Texten nicht als lebendige Fürsten oder Ratsherren, sondern etwa als Totengeister oder Unterwelts252) Z.B. M. Eliade, Die Religionen und das Heilige, Darmstadt 1976 (orig. franz. 1954), S.200ff. 253) Vgl. oben S.14f. 254) ARM IX 89; 98 v 33ff.; 121 v 33ff.; 123; 203; 205; 219 iv 38ff.; ARM XI 127; 156; 226; ARM XII 30; 63; 85; 173; 192; 209; 396; 418; 431; 473; 499; 641. 255) ARM VII 8; ARM XII 282; 342. Merkwürdigerweise sind alle drei Texte ungewöhnlich datiert (s. Tabelle 1). 256) Vgl. Ph. Talon, op.cit., S.65f.
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
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. 257). . go"tt er zu d eu t en ~st • D~eser Vorschlag wurde von M. Birot in ARMT XII aufgenommen, und "ana m"ä:.t.<.k.t" wird von ihm in 258 "pour les esprits infernaux(?)" übersetzt ). 1. Nakata hat in seiner Untersuchung über die Götter in Mari-Texten "ma-,t..i.k." in Personennamen als "a minor underworld deity" analysiert und 259 in den administrativen Texten ebenso interpretiert ). CAD M erklärt auch ma.t~k.u als "a underworld god or demon"(168b).
mä.t~k.ü
ma.t~k.Ü(/um)
ist schon sprachlich nicht unproblematisch. Es ist nicht ganz eindeutig, ob das Wort als Plural verstanden werden soll, oder als Singular. Die Form mit Mimation na-na mao' ~. • " k ommt zwe~ma . 1 vor 260) • Das würde heißen, daß ma.t~k.um ~~-K~-~m grammatikalisch ein Singular ist. In den Mari-Texten ist die Mimation die Regel, abgesehen von "des substantifs peu sourants, dfsignant g6n6ralment des 'realia,,,261).Neben diesen zwei Stellen - im grammatikalischen Singular - stehen 17 Belege von
"a-na
ma-.t~-k.~"
ohne Mimation, die als Plural aufgefaßt werden sOllten 262 ); entweder also haben wir es an den zwei Stellen von na-na ma-.t~-k.~-~m" mit Mimation mit einem Schreibfehler zu tun, 157) J. Aro, OLZ 54(1961), Sp.604.Das Problem von ma.t~k.ü wurde jüngst von M. Dietrich-O. Loretz ausführlich behandelt (UF 13, 1981, 69ff.). Das Ergebnis ihrer Diskussion: "Das nur als Pluraletantum oder als Kollektivbegriff verwendete mlkm-ma.t~k.u/ü bezeichnet die alten Könige insgesamt. Sie stellen Ahnen dar, die nicht mehr mit Namen bekannt sind, deren Existenz aber trotzdem noch als Realität gilt. Ihr Absinken in den Zustand von bösen Unterweltsdämonen stellt den Endpunkt dieser Entwicklung dar"(S.73). Diesem Schluß stimme ich nicht zu, da hier auch einige Fragen unbeantwortet bleiben: Wenn ma.t~k.Ü:"die alten Könige" darstellen, wo liegt dann der Unterschied zwischen ana la~~in~ "für die Könige (als k.~apum-Empfänger)" und ana ma.t~k.~m/X? Ist es vorstellbar, daß, falls dabei "die Unterweltsdämonen" mit ma.t~k.um/ü gemeint sind, sie monatlich mit Opfern betreut wurden? 258) M. Birot, AR MT XII, S.23f. 259) I. Nakata, Deities in the Mari Texts, Diss. Columbia Univ. 1974(University Microfilms, Ann. Arbor 1977). S.354ff. 260) ARM XII 85, 10 u. IX 121 v 43. 261) A. Finet, L'accadien des lettres de Mari, Paris 1956, S.68. 262) Die Endung ist in vier Texten (ARM IX 123,12; XI 156,12; XII 63,12; 418,12) nicht erhalten.
11. Althahylonische Zeit: Mari
67
oder es handelt sich generell um einen Singular mit kollektivischer Bedeutung. Vorn Kontext her ist eine kollektive Bezeichnung der Empfänger der Speise(-Opfer) - wie beim k.~apu(m) für die verstorbenen Könige (ana Ja~~än~) - ohnehin zu erwarten. Wie gesagt, hat J. Aro mi.t~k.ü als Unterweltsdämonen oder Unterweltsgötter wie ma.tk.ü in den babyl. Texten geO~- • 1 .. d eu t e t 263) • Von ma~KU ~n a tbabyl. Olomina hat G. Pettinato in seiner Bearbeitung der Texte vermutet, daß "die ma.tk.ü möglicherweise mit den Anunnakü, soweit diese der Unterwelt zugeordnet . d , g le~c ' h zusetzen s~nd . ,,264) • Die Gleichsetzung von maik.ü s~n mit den Unterweltsgöttern Anunnakü kann aber nicht anerkannt werden, weil die Anunnakü in der altbabyl. Zeit noch nicht ausschließlich als die Unterweltsgötter angesehen wurden 265 ). Deshalb hat J. Healey neuerdings versucht, das Problem vorsichtiger ~zu 1"osen 266) • Nac h ~'hm waren mair
263) J. Aro, OLZ 54(1961), Sp.604. 264) G. Pettinato, Die Ölwahrsagung bei den Babyioniern, Bd.l Rom 1966 (Studi Semitici 21), S.172f. u. 181L 265) S. W. v~n Soden,Babylonische Göttergruppen: Igigü und Anunnaku, CRRAI 11 (1962), S.101-111; ders., Iraq 28 (1966), S.141-1~8ä Die Slielle KAR 214 i 16 (u. Dupl. BWL 126,31): ma-ai-k.~ Ku-bu A-nun-na-k.~, die W.G. Lambert appositionell "(In the underworld you care for) the councellors of Kubu the Anunnaki" übersetzt, soll aber anders verstanden ' werden: "In den unteren (Regionen) betreuest du die Fürsten, den Kubu (und) die Anunnak~". S. dazu W.H. Römer, Festschrift F.M. Böhl (1973), S.313. 266) J.F. Healey, Malkü: MLKM: Anunnaki, UF 7(1975), 8.235-238. 267) 8. unten 8. 187ff.
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
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Eine andere Möglichkeit ist die, die D.J. Wiseman in . • der Besprechung zu ARMT IX kurz angedeutet hat: "s·~nce • pr~nce are usually designated mä~ la~~~m in the Mari-texts and 'demon' (J. Aro, OLl 56, sp.604) are malkü (RA 44,33) it is more likely that the term refers to 'Councellors' or departed men of distinction (cL Or 1950, 129),,268). Diese Interpretation wurde von 1. Nakata unter anderem wegen "the joint references to k~-:\pu(m) and mal~kü.(m)" abgelehnt 269 ). Aber aus demselben Grund scheint mir die Meinung von D.J. Wiseman wahrscheinlicher als die erste Interpretation. Es ist wohl vorstellbar, daß intime Vertraute des Königs nach ihrem Tod bei der Pflege für die toten Könige mitgepflegt wurden Nach der genealogischen Liste der gammurabi• . 270) Dynastie BM 80328, die, wie J.J. Finkelste~n zu Recht schloß , zur Invokation bei einer k~-:\pu(ml-Feier verwendet wurde, sind außer genealogisch verknüpften königlichen Ahnen einige andere Kategorien von Menschen kollektiv zum "Essen und Trinken" ein271) geladen : 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40.
~ aga.us ta ~-na da-an-na-at be-l~-tu ~m-qu-tu dumu mes lugal dumu.munus mes luga 1 a-w~-lu-tum ka-l~-r~-~n d' ! d • y
~-:\-tu
v/
Utu.e.a a-du Utu.su.a / " o' v / -:\a pa-q~-dam u' h -:\a-v~-~a-am ~a ~--:\u-u al-ka-n~m-ma an-n~-a-am a- r ak ' -la an-n~-a-am r~~_t~' -a
268) 269) 270) 271)
69
38. die keinen Betreuer und -:\ä~~~um272) haben, 39. kommet, esset dies 40. und trinket dies. Nach dem Text waren Soldat(en), Prinzen und Prinzessinnen und alle Menschen, die nach dem Tod keinen rituellen Pfleger haben, bei der k~-:\pu(m)-Feier für verstorbene Könige berücksichtigt. Obwohl die k~-:\pu(m)-Feier, die diesem Text zugrunde liegt, ein besonderer Fall gewesen sein mag (vgl. unten S.76~, läßt der Text immerhin vermuten, daß "mal~kü" in den Mari-Texten auch eine vergleichbare Gruppe von verstorbenen Personen meint. Für diese Vermutung spricht weiterhin ein Text aus Assur. Der Text für den Täkultu-Kult, KAR 214(i 19f.), zählt nämlich neben den verschiedenen Göttern die Statuenyder "Fürsten", der "Prinzen" und der "Soldaten(?)" auf: alammes Ktf. mal-ke. mes u ~u-b.i.-.i. mesv.... v 273) . -:\a ~u-up--:\e • D~ese Statuen wurden in Assur mit a 1am Speisen und Getränken verpflegt. Ich nehme also an, daß auch in Mari die prominenten Leute wie "Ratgeber" des "Fürsten" usw., die dem König nahe standen, nach dem Tod bei der k~-:\pu(m)-Feier für die verstorbenen Könige zusammen verpflegt wurden. Dabei wurden sie aber nur einmal im Monat, am 1., betreut 274 ), während den Königen die '~otenpflege" zweimal im Monat besorgt wurde •
r-v.,
33. Und der Soldat, der sich in der Not für seinen Herrn in 34. 35. 36. 37.
II. Altbabylonische Zeit: Mari
den Tod stürzte, Prinzen, Prinzessinnen, alle Menschheit von Osten bis Westen,
D.J. Wiseman, JSS 10 (1965), S.125. I. Nakata, op.cit., 8.356f. J.J. Finkelstein, JCS 20(1966), s.95-118, bes. 113ff. Ibid., S.96f.
272) Ist -:\äh~~u(ml hier mit J.J. Finkelstein als eine phonetischevVariante von zak~~u(ml zu verstehen? (JCS 20, S.115). Oder -:\~h.i.~u(ml etwa wie "Betreuer, Verehrender" «-:\ahä~~(ml "sich wenden")? 273) VAT 10126,i 19-20.S. R. Frankena, Takultu, Leiden 1954, S.25. S. auch E.D. van Buren, OrN8 10(1941), S.74; K.F. Müller, MVAG 41/3(1937), 8.26f. Zu hup6u(m) s. M. Dietrich/ O. Loretz, WO 5(1969/70), S.79ff. v 274) malikü hier eher "Ratgeber, Berater" (mäl~ku(ml, AHw 595a) als "Fürst" (malku(m) I/ma!~ku(m), AHw 595b-596a). Am königlichen Hof Sauls in Israel aß der König an jedem Neumondtag (am 1.) illit seinen Feldherren zusammen (I Sam 20,5 u. 24ff.). Stand ein ähnlicher Gebrauch hinter der Pflege für (tote) mal~kiI in Mari?
4. Gibt es ein "Haus des k.üpu{m)" in Terqa?
eine Bedeutung, etwa wie "Ort der Stille", haben zu der Apposition {
Kibri-Dagan, Stadt-Gouverneur von Terqa, hat in einem Brief seinem König Zimrilim einen göttlichen Befehl durch einen
muhhu-Priester des Gottes Dagan mitgeteilt, nach dem man für den
71
II. Altbabylonische Zeit: Mari
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
70
qu-u.e.-~i-;u
280
), die sogar
"Haus seiner Stille,,281) gut
passen würde. Die andere Schwierigkeit liegt in der Frage, ob das "Haus des ki~pu(mJ" mit dem Dagan-Tempel identisch sein kann. In diesem Zusammenhang wird auch die Meinung vertreten, daß das
Totengeist des Jahdunlim, des Vaters des Zimrilim, ki~pü ständig
Totenopfer für Dagan dargebracht wurde 282 ). Der Grund dafür liegt
darbringen
darin, daß pa.gltä'u(mJ/pgr sowohl in Mari als auch in Ugarit als
VV
sollte~75).
Nach einem Brief Samsi-Adads I. an seinen Sohn Jasma9Adad wollte Samsi-Adad am Tag des ki~pu(m) in Terqa ankommen: u -um H-l~-p,(-im a.-na. Telt-qa. ki a.-ka.-a.X-ta.-da.m "Am Tag des
k1~pu{m)
werde ich in Terqa ankommen,,276). Aus diesem Brief
Opfer für Dagan öfter erwähnt wird; dieses Opfer lasse sich sogar schwer von ki~pu(mJ unterscheiden 283 ). Obgleich pa.gltä'u(m)! pgr als Opfer für Dagan belegt ist, und Dagan be.e. pa.gltä'i(m) "Herr des pa.gltii'u(mJ-Opfers" genannt wird 284 ), fällt es schwer, ki~pu(m)
selbst kann man nicht erfahren, ob es sich beim "Tag des
eine Anknüpfung an
küpu(m)" um die Angabe des Tages handelt, an dem Samsi-Adad
Soweit mir bekannt ist, ist W.F. Albright der erste und 285 einzige, der die Definition von pgr als Totenopfer begründet ).
nach Terqa gehen wollte, um dort das ki~pu(m)-Opfer darzubringen, 277 oder ob seine Ankunft mit dem Tag des ki~pu{m) zusammenfällt ).
Es handelt
zu finden.
sich bei ihm um Belege von )gr in zwei ugaritischen
In diesem Zusammenhang wird oft eine Inschrift Samsi-Adads 278 zitiert ). Nach der Inschrift hat er in Terqa einen Tempel, " 0 • v . e"d Va.-ga.n " genannt ~st, ge b auto d er " e" k"~.s~.ga e qu-u~-~~-~u
Texten (UT 69 u. 70 =KTU 6.13 u. 14)286 • Das Wort pgr taucht
Im allgemeinen wird ~ ki.si.ga in diesem Text als br~ ki~pi(m) 279 "Haus für die Totenpflege" interpretiert )
280) 281)
Die letzte Interpretation trifft aber mindestens auf zwei Schwierigkeiten. Zuerst ist die Schreibweise ki.si.ga statt der normalen ki.sl.ga ungewöhnlich. ki.si.ga selbst kann
275) ARM 111 40, 9-18 (ki~pü hier Pl.). Zur Lit. dazu s. oben Anm. 232. 276) ARM I 65, 5-7. 277) Die erste Meinung ist von B. Landsberger vertreten, s. JCS 8(1954), S.35 Anm.26. S. aber weiter W. Röllig, RIA Bd. 5, S.48. d v. d v .. v d' 278) aext: Uty-6~d ~skur /lugal kis /6a.-k~-in En-.e.i.e.! pa.-.e.i-ih dVa.-ga.n!ensi A~-rult!ba.-fH {.kLsLga/ (' qu-u.e.-U-Xu! e" -' Va.-ga.n! qe-Ite-eb Telt-qa. "Samli-Adad, der KÖnig der Gesamtheit, der Kultführer des Enlil, der Verehrer Dagans, der Stad fürst von Assur, der Erbauer von {ki.si.ga, dem Tempel sein 'Stille', dem Tempel Dagans inmitten Terqa". S.A.Condamin, ZA 21 (1908), S.247ff.; C. Bezold, ZA 21 (1908), S.250ff.; AOB I (1926), S.26; A. Grayson, ARI I (1972), S.24f. 279) Schon C. Bezold, op.cit' I S.250f., jüngst A.K. Grayson, op.cit., S.25; B. Menzel, Assyrische Tempel I, Studia Pohl:
282) 283) 284) 285) 286)
~eries Maior 10/1 (1981), S.52. SL 112, 64; E.I. Gordon, SP, S.404; S.N. Kramer, JCS 4 (1950), S.216 Anm. 73. Die gleiche Konstruktion: sumer. Tempelname + akkad. Erklärung + "Haus des GN" kommt sonst häufig vor (z B vgl. AOB 1,6-8 (auch Samsi-Adad». Zu qiz.e.~u(mJ "Still~"; s. AHw 927a, ferner LKA 73, Vs.3f. u. JCS 20 (1966), S.116 mit Anm.80. Z.B. W.L. Moran, Bibl. 50(1969), S.43; F. Ellermeier, op. cit., S.30; G. Dossin, ARMT X 63,15; E. Noort,AOAT 202, S.56 Anm.l. Z.B. E. Noort, op.cit.; J.H. Ebach, PGR=(Toten-)Opfer? UF 3(1971), S.365ff. ARM X 63,15. Vgl. Ph. Talon, op.cit., S.69ff. W.F. Albright, Archaeology and the Religion of Israel Baltimore 1946 2 , S.106. Vg1. J.-M. de Tarragon, Le culte a Ugarit,'Paris UT 69 = KTU 6.13 1980, S.67-70
skn d~Cljt Stele, die darbrachte trjl ldgn pgr trjl dem Dagan; pgr ri] walp lakl ("Schlachtopfer") jeines Schafesj und eines Ochsen zu essen UT 70 = KTU 6.14 ggr dsClj ggr ~"Schlachtopfer"), das dargebrachte von zn dem Dagan, seinem Herren: zn ldgn b lh jein Schaf und einj Ochse nach der [s wa1 lp bmhrt Ordnung. Vgl. J.H. Ebach, UF 3 (1971), S.366.
72
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
hier zusammen mit dem Wort skn auf, das er analog zu skn im Aqhat-Epos (2 Aqhat i 27 u. i i 16) als "Stele im Ahnenkult" bestimmt. Aber skn allein, wie akkad. Entsprechung 6iknu(m), bedeutet keine "Stele im Totenkult". Im Aqhat-Epos bedeutet nicht skn an sich, sondern in der genetivischen Verbindung mit ilib ("Totengeister,,(?»287) "Stele beim Totenkult". pagltii'u(m)/pgr bedeutet eher "Leichnamopfer" in dem 288 ) . Sinne, daß dabei ein geschlachtetes T~er ganz geop f ert ' w~r d pagltä'u(m)/pgr hat mehr mit dem äußeren Charakter des Opfers zu tun, während kicpu(m) eine innere Verbindung mit dem Toten hat. Deshalb kann und soll pagltä'u(m)/pgr nicht mit kicpu(m) verwechselt werden. Ich kenne auch keinen Beleg dafür, daß paglta'u(m)/pgr beim ki6pu(m)-Opfer dargebracht wird. Aus einigen neuassyr. Texten kann man schließen, daß in Assur ein kicpu(m)-Opfer im Dagan-Tempel dargebracht wurde. Das kicpu(m)-Opfer ist dabei keine gewöhnliche "Totenpflege", sondern wahrscheinlich "Totenbeigabe" für den getöteten Himmelsgott Anu(m) im kultisch-mythologischen Sinne 289 ). Der akk. Terminus bZt kicpi(m) läßt sich sonst, wie oben ausgeführt, nirgends belegen. Es gibt zwar seine sumer. Entsprechung t.ki.sl.ga. Dies aber wurde von den Akkadern als "Grab" (kimatJb-u(m) und so ähnlich übersetzt 290 ). Von daher ist wohl zu bezweifeln, daß Samsi-Adad I. in Terqa "das Haus der Totenpflege" für seine Vorfahren gebaut hat. Noch weniger kann man auf Grund dieses Textes schließen, daß die altassyr. Dynastie aus Terqa stammte 291 ). Die Frage, ob der oben genannte Brief besagt, daß Samsi-Adad wirklich wegen des kicpu(m)-Opfers nach Terqa gehen wollte, bleibt offen. Wahrscheinlich ist mit dem "Tag des kicpu(m)" der 1. Tag des 287) Zu ilib, s. jüngst Bo Margalit, UF 8(1976), S.146f. 288) Z.B. s. F. Thureau-Dangin, Racc., S.91, Z.7; 141, Z.354 u. ö.; RA 42, S.133f. S. jüngst M. Dietrich-Oo Loretz, UF 12 (1980), S.381. 289) 8. unten S.222ff. 290) S. oben So 30ff. 291) B. Landsberger, JCS 8(1952), 8.35 mit Anm.26. S. dazu auch W. Röllig, R1A Bd.5, 8.48.
II. Althahylonische Zeit: Mari
73
Monates gemeint, wie es in Mari üblich ist und in dem unten behandelten Text bestätigt wird 292 ). Dieser Brief, ARM I 65, wurde auf jeden Fall am 26. des Monats abgeschickt. 5. Der kicpu(m)-Text Mari 12803 M. Birot hat auf der XXVI Rencontre Assyriologique (Kopenhagen 1979) einen Text aus Mari (Mari 12803) bekannt gemacht, der in der 1. Kolumne direkt die rituelle Anweisung des 293 kicpu(m)-Opfers enthält ). Der Text kann vor allem wegen des Monatsnamens Addaru in die Zeit Samsi-Adads I. datiert werden 294 ) Der Inhalt ist m.W. ganz einzigartig, und schwer zu deuten. Hier soll die erste Kolumne mit einer neuen Umschrift bezüglich des kicpu(m)-Opfers kurz kommentiert werden. Mari 12803 i 1. itu se.kin.tar u 4 1-kim ba.zal-ma 2. ki-ic-pu-um i-na ~i-ib-bi 3. uru ~.damki 4. 5. 6• 7. 8• 9. 10. 11. 12. 13. 14.
,.
n{g.du i-na ~.gal-~im uf-~-r.-ma 1 udu a-na ~a-ma-ca-at "·· u 'N a-Ita-am- d+ Zuen 1 uga 1 -K-r.--r.n . . "J v -r.-na e/ gu.za ha -r.a-na-aq-q-r. 1 1 "I I . 1 udu a-na ico-p-r.°-imo -r.n-na-aq-q-r." ~a-ma a-~a-ak lugal ." "/ J.,ä.-r.n-na-q-r.-ma " n-r.-qu-um ca e gis gu.za~ uzu ic-ca-~a-aq-ma Ite-er uzu a-na d Utu ~-te-em-ed a-di a-na dUtu ~a Q-te-em-me-du ki-ic-pu-um u-u~ ik-ka-ca-ap " "
292) Vgl. aber CAD K (426a): "on the day of the funerary offering (i.e. on the 29.)". 293) S. M. Birot, Fragment de rituel de Mari relatif au kicpum, in: B. Alster (ed.), Death in Mesopotamia, Kopenhagen 1980(=CRRAI 26 =Mesopotamia 8), S.140ff. 294) Ibid., S.148.
II. Altbahylonische Zeit: Mari
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
74
16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32.
10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32.
H-ü-pu-um a-na lugal-H-in tl Na-Ita-am-xxx lU H mes.~a-Ita- d'~ ~a-na
U a-na
6U-U~ Nu-um-~e-e
u (Il,- [Xum] ki-i6-pu-um an-nu-J-u[m) 9 ik-ka-6a- [pu-ma'l ni-iq lugal U mu-ru&-~e-elt-~aml meg i-na e!Vi dingir [ ] in- n [a] -a [q-ai] v o[ 9 ] 9 .~-na e,? !ha?! Cd'LngLr . mes] ~ a'-m a' v lugal mu-u~-~e-elt-[~am i-na-aq-4 u - ma ] ki-i6-pa-am m[u-u~-~e-elt-~aml i-ka-a6-6[a-ap ] a-na e/[
J
di-x [
J
(abgebrochen) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Wenn der 1. Tag des Monates Addaru vergangen ist, dann (ist) ki6pu(m) in der Mitte der Stadt(?) (und) des Weidegebietes: Das Mahl soll vom Palast ausgehen. Ein Schaf soll für die tama66u-Statuen des Sargon und des Naramsin im "Haus der Throne,,295) geopfert werden. Ein Schaf soll als ki6Pu(m)296) geopfert werden. Bevor der König kommt,
295) ~ gi~gu.za ist mir sonst in einem Text aus der Ur-III-Zeit (UET 3, 76 Vs. i 1) bekannt (~gu.za). Vermutlich ist damit ein Gebäude, in dem sich geweihte Throne der Götter befanden, gemeint. V~l~ z.B. die Jahrasbezeichnun g : mu Zi-im-Iti-ti-im ~Sgu.za gal ana Utu J-te-ti (ARM XI 57,7 u.ö.). 296) Der Lesevorschlag ist von W. Röllig. 297) nZq 6altlti(m) ist ein Opfer, das einem Gott zugunsten des Königs dargebracht wird. S. BWL 120,5; H. Hunger, SpTU 1,
75
soll ein Opfer im "Haus der Throne" dargebracht werden: Das Fleisch soll gekocht werden, und das Beste des Fleisches soll für Samas aufgelegt werden; v bevor es für Samas aufgelegt wird, soll ki6pu(m) nicht dargebracht werden; erst nachdem es für Samas aufgelegt wird, (wird) ki6pu(m) für Sargon und Narams1n, für die Hanäer des "Sich-Niederlassens" und die der Numhäer (dargebracht). und we[il] dieses ki6pu(m) dargebracht wird, soll das Opfer des Königs 297 ) [am Mor]gen in den "Häusern der Götter" ••• dargebracht werden. Bevor(?) inden "Häusern [ der Göt terJ" der König am Morgen [(es) darbringt,] soll er ki6pu(m) [am Morgen] darbringen •••• 2u dem Haus •••• (abgebrochen)
Nach 2.1 wird die ki6pu(m)-Feier am 2. Tag des Monates Addaru 0" b -~ n..: / ki ( 2.2veransta 1 tet. Die Ortsanga b e ".~-na ~~-~ uru ? a.dam 3)298) bleibt mir nicht ganz verständlich. ~.dam bedeutet in . h'Lgen d er sumer. L L· t era t ur "s·Le dl ung ,,299) ,un d'Lm zweLsprac
298) 299)
80, 55. In Mari dasgleiche auch als nlq betT-ja belegt (ARM 11,97,17 mit AHw 793a; A~~ V 65,~1). Der Ausdruck ist etwa wie uru ~~ edin ~ (BE 17,17,5, Hinweis von Kh. Nashef)? Allerdings ist das erste Zeichen nicht ganz sicher. S. z.B. TC 3,56; CT 18,10 iii 52f. (:.dam = namma6lu(m) uru. dilL di~i (ätäitu ); JCS 23,53 (,{.dam "pasture"); RA 64,94 (uru ~ l.dam "ville et villages"); A. Falkenstein, BagM 2, 8.9 Anm.31("(dörfliche) Siedlung"). S. weiter ZA 55, S.4; ZA 63, S.48; C. Wilcke, Lugalbanda,
II. Altbahylonische Zeit: Mari
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
76
" "ki! Schöpfungsmythos (CT 13,55ff.) entspricht a.dam bzw. a.dam akkad. na.mma.tt~(m) das nicht nur "Getier" oder "lebendiges 300 Geschöpf", sondern auch "Weideland" heißen kann ). Andererseits ist :.dam mindestens einmal als na.wG(m) "Steppe,yeidekl gebiet" belegt 301 ). Daher nehme ich an, daß mit a".dam . ein bestimmter Siedlungsort im Weideland gemeint ist, obwohl der Ortsname :.dam mir unbekannt ist. Die Empfänger des ki~pu(m) sind in Z.17-20 ausdrücklich genannt: Sargon und Naräm-Stn, die Hanäer und die Numhäer. Samsi-Adad 1 hat, wie es lange bekannt ist, seine Herrschaft ) . . , t 302 mit der Akkad-Dynastie verbunden und sie damit leg1t1m1er Er hat z.B. einen Tempel wieder aufgebaut, den Tempel Emenu, "der bei Emasmas, dem alten Tempel, liegt, und den Manistüsu, ,,303) V der Sohn des Sargon, König von Akkad, erbaut hatte • on v v. d daher ist es schon verständlich, daß Sams1-Adad I. Sargon un Naram-Stn, die beiden mächtigsten Könige der Akkad-Dynastie, als seine Vorfahren verehrte und ihre Statuen mit ki~pu(m) betreute. Neben den beiden Königen sind im Text die Hanäer und die Numhäer genannt. BanG, der Eponym des Nomadenstammes tl ana , wird in der assyr. Königsliste zu den Vorfahren der assyr. Dynastie gezählt 304 ). Das Attribut ia.-~a.-di ist schwierig zu deuten. Wahrscheinlich ist es eine westsemitisch ~eeinflußte Form von (w) a.~ädu(m) Inf. "sich niederlassen,,305 • Das Wort
S. 179 Anm.461; M. Birot, op.cit., S.144; CAD Nunter namma.6~a u.
300)
er gesetzt
301) 302) 303) 304) 305)
namG A.
v
v
v
/
CT 13, 35,5: uru nu.d{m : uru ut e-pu-u~ na.m-ma.~-~u-u ut l&-kin: t.dam nu.mu.un.gar "keine ~tadt war noch erbaut; keine 'Siedlung' war noch gesetzt; 37,14:/ [urltimu.un. d{m' uru i-PU-U6 na.m-ma.X-Xa.-a. iX-t]a.-ka.n: a.dam mu.un. gar:g[ar?] "[Die Stadt hat er erJbaut; die 'Siedlung' hat ll •
S. AHw 771a (lex.Teil); CAD N I 249ff. . S. z.B. W. von Soden, Herrscher im Alten Orient, He1delberg 1954, S.25. S. auch M. Birot, op.cit., S.148f. R. Borger, EAK I, S.9f. ., Kol. i 6. S. I.J. Gelb, Two Assyrian K1ng L1sts, JNES 13 (1954), S.209ff.; J.J. Finkelstein, JCS 20(1966), s.98; W. RöIlig, AOAT 1(1969), S.269f. Vgl. M. Birot, op.cit., S.144.
77
läßt sich in den Mari-Texten in dem Sinne belegen, daß die Nomaden seßhaft werden. In einem Brief von Halihadum an Zimrilim steht: um-ma.-ni Ha._na. mes a.n-ni-i6 li-i:-da.m-ma. i-na. .. d umu mes -~a.-m~-na. . -: 1 ~a.-a.p-~a.-a.m ~. O' • 0 I 0 • 1I.a.-a.p-~a.-a.~ ~~-~~-qu-ma. ~~ku-tu "Die Hanäer mögen sich hierher niederlassen und unter den Dörfern der Benjamiter ein Dorf nehmen und (es) genießen,,306). Es ist deshalb wohl zu fragen, ob der Ausdruck "seßhafte Hanäer" (lU~a._na.me$ ia.-~a.-di) damals extra angewendet wurde, um sie von den anderen nomadisch bleibenden Hanäern, die sich gegenüber den Seßhaften oft feindlich verhielten, zu unterscheiden 307 ).Der Name Numg~ kommt nicht in der assyr. Königsliste vor. Wenn aber J.J. Finkelstein im Vergleich mit der oben erwähnten Ahnentafel der Hammurabi-Dynastie (BM 80328) INu-a.-bu in der assyr. Königsliste zu Recht mit Na.m-~u-~ in der altbabyl. Genealogie identifizierte 308 ), dann ergibt sich, daß Samsi-Adad den Eponym des Nomadenstammes NumhQ seinen Vorfahren zuzählte. Daher läßt sich erklären, warum tut Nu-um-fte-e in dem lI.i~pu(m)-Text als Empfänger des lI.i6pu(m) erwähnt wurden 309 ) Nach dem lI.i~pu(m)-Text (Mari 12803) soll also SamsiAdad I. (od. u.U. Jasmah-Adad) am 1. Addaru in der Ortschaft ;' k' uru a.dam 1 das lI.i~pu(m)-Opfer für die angenommenen Vorfahren seiner Dynastie dargebracht haben. Worin liegt der Zweck dieses lI.i6pu(m)-Opfers? Zu vergleichen ist wohl die ki~pu(m)-Feier, die der altbabyl. Ahnentafel zugrunde liegt. Da diese Genealogie neben den toten Vorfahren auch Soldat(en), Prinzen, Prinzessinnen und alle, die "keinen Totenpfleger" haben, einschließt, unterscheidet J.J. Finkelstein die lI.i6pu(m)-Feier hier vom normalen lI.i~pu(m)-Opfer, das z.B. in Mari am 1. und 16. regelv
306) S. G. Dossin, Melanges Dussaud, S.984,c, 7-10, sonst auch ARM I 83, 35. S. auch J.-K. Kupper, Les nomades en Mesopotamie au temps des rois de Mari, Paris 1957, S.29. 307) Vgl. J.-K. Kupper, op.cit., S.lff. 308) J.J. Finkelstein, op.cit., S.99. 309) S. auch M. Birot, op.cit., S.147.
78
lli. Mittelhahylonische Zeit
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
mäßig veranstaltet wurde. Als "Sitz im Leben" dieser k.,topu{m)Feier vermutet er "the coronation of the new king", und schließt: "What could be more appropriate for Ammi~aduqa, as the newly crowned 6an mZXan,tm, than to demonstrate his concern for his people's welfare by a special food distribution to all - to ?,,310) · . the dead as we 11 as t h e 1 1v1ng. Ist das k.,topu{m)-Opfer in dem k.,topu(m)-Text auch ähnlich zu deuten? Mir fällt auf, daß der Vater des Sam~i-Adad, Ilakabkabu, im Text nicht genannt ist. Dies würde bedeuten, daß k.,topu(m) hier nicht als wirkliche "Totenpflege" für seine verstorbenen Vorfahren zu verstehen ist. Das k.,topu{m)-Opfer für Sargon und Naräm-Sfn muß vielmehr als Funktion der Legitimation seiner "Dynastie", die er usurpatorisch bildete, gedient haben. Die Zeremonie mag im "Haus der Throne", wo sich die Statuen bzw. die Throne der genannten Könige befanden, öffentlich ausgeführt worden sein, und der König selbst hat sie vollendet (Z.28-30).
79
111. Mittelbabylonische Zeit 1. Der Tag des k.,topu{m)-Opfers Nach einern assyr. Beschwörungstext sollte k.,topu{m) am 29. des Monates Du'üzu beim Beschwörungsritus gegen böse Dämonen für die Familientotengeister und die Anunnakü dargebracht werden 311 ). Diese Ritualüberlieferung reicht mindestens in die mittelassyr. Zeit zurück 312 ). In einer frühneuassyr. Sammeltafel von medizinischen Rezepten, deren Inhalt noch älter gewesen sein muß, wird gesagt, daß der 29. Tag des Monates Abu der Tag ist, an dem die Totengeister mit Opfern versorgt werden. . -. ,,- ~ .. " -313) • Aus d1esen . ~na um~ u Belegen 4 29-kam enuma e~emmu uotaooenu kann man wohl schließen, daß k.,t.~pu (m) im assyr. Bereich dieser Zeit vermutlich am 29. jedes Monates wie in der altbabyl. Zeit dargebracht wurde. Über die Totenpfleg~ in Babylonien der mittelbabyl. Zeit erhalten wir Auskunft durch einen Adoptionsvertrag, der eine adoptierte Tochter verpflichtet, ihre Adoptionsmutter nach dem Tod zu verpflegen. Der Text BE 14,40 lautet 314 ): ;
310) J.J. Finkelstein, op.cit., 8.116.
11 • 12. 13. 14. 15.
11. 12. 13. 14. 15.
i. v b a-a~-~a-tu 0 a; d~· m1 1-na-unug k-n~-oat m! E-!,t-,tn-tum ,t-pa-a.e.-.e.a-a~-X,t m1; I-na-ti-nu _ruk."'-n,t-tat ,t-ma-at-ma m1 E-!,t-,tn-tum dumu.munus.a.ni me-e i-na-aq-qf-Xi So lange Ina-Uruk-risat am Leben ist, soll Etirtum ihr Ehrfurcht erweisen. Stirbt Ina-Uruk-risat, soll E!irtum als ihre Tochter ihr Wasser spenden.
311) W. Farber, BID, Text IIa, 16ft. 8. auch unten 8. 201t. 312) Ibid., Text IIb, 1ff. u. 8.101. 313) Ibid., Text 111, 14. Zur Deutung von e6enu{m) St., s. ibid., 8.216. 314) 8. M. David, Die Adoption im altbabyl. Recht, Leipzig 1927 8.93.
In dem Text ist das Wort ~lapu(m) nicht genannt. Trotzdem ist es kaum zu bezweifeln, daß der Gebrauch der "Totenpflege" 315 (klapu(m) dem Text zugrunde liegt ). Direkte Belege für klapu(m) finden sich, soweit mir bekannt ist, nur in neun Wirtschaftsurkunden 316 ). Sie sind aber nicht ausreichend, um zu rekonstruieren, wie klapu(m) in dieser Zeit aussah. Man kann immerhin einige nicht unwichtige Züge des klapu(m) in dieser Zeit daraus erkennen. In einer Monatsliste vom 2. Regierungsjahr des Kudur317 Enlil (1264-56) wird klapu(m) unterschiedlich gebraucht ): 1. 2. 3. 4. 5. 6.
[zJ Lda 2 PI
1. 2. 3. 4. 5. 6.
Mehl 2-päl'lu 1-aütu 2-qQ l-kuJe.Je.u 3-pänu 3-aütu. 3-q~ 2-pänu
Xe-um
1(b~n) 2 sha
1 gur 3(PI) 3(b~n) 3(slla 2 [p] I 13 PI Gerste
3-pänu.
I
mu. bi. im kl-la-pu gl-nu-t ki.min u 4 21-k6m I Eü - ba - d utu dumu.munus ~-;tl IIb-nu-G.-tu
rauf der besondere Fall des klapu(m) zielte. Auffällig ist der nächste Text, nach dem klapu(m) jeden Tag des Monates dargebracht worden zu sein scheint. Die Jahresangabe ist nicht ganz erhalten, aber er wird wahrscheinlich im 14. Jahr des KadasmanTurgu datiert 318 ):
r
1•
]
2. [
[
J
r xx' (
] 1 4 sha
"Bezeichnung" regelmäßiges klapu<m> dasselbe vom 21. Tag Eriba-Samas Haushälterin Ibntltu
u 3. 4.
J1
[ [
r
l.tuz{z.a.
6. banmin 5
bfn 4
1A-he-du-tu ka~-6u-Lf gig
7. 4 banmin
1 banlimmu
m~Tl-lq-qf.-tu
5.
ban
v " • dumu Id Iskur-aa-g~m
8. 2 [x] sila
u 9. banmin 5 sha
r r
1 O.
1
l-kam e n
nar narme!l
/
slla
l-ka'm u
4
ba'n 4
tak- petl-tU
1 sha
ziv
4
2 - ka'm
se.sa.a
1 slla
1 3. 3 stla
zl-au-uJe.-Je.u-!f pa-pa-au kl-ü-pu aJe.-aa-nu
1 4. 6 d.la
~uk
1 1.
1 2. 3 1 sha
2 slla
r s~_dNusku
ta u
4
7-ka'm en 9 {k&m] 1.
2. [
]
[ J l-.6iitu 4-ql1.
315) mk' naq!1(m) "Wasser libieren" in der Totenpflege, s. M.
3. [
]
1 1/2-aütu.
]
1-0a l-pänu. 2-0u.
.::l.:.
]
C
] "Bezeichnung"
-
kÜpu. vom 1. bis zum 30. des Monates Sabatu
23, 285 (oben
Mittelbabyl. 1974, Nr.28.
ra
/
4
me~
m~
1/2 1/2
11 PI 2 Sha
1
30-ka'm
4 an,
In Z.2 steht klapu. glna (regelmäßige Totenpflege), während klapu.(m) in Z.3 nicht als regelmäßig, sondern als ein besonderer Fall des 21. Tages bezeichnet wird. Es ist aber nicht klar, wie regelmäßi klapu. glnu dargebracht wurde. Man kann auch nicht wissen, wo-
7; 113, 12; 133, 5; 200 i 6; HS
mu.bi.im
kl-ü-pu ta u
4
Bayliss, Iraq 35(1973), S.118f. Vgl. MDP S.52f.). 316) PBS 2/2, 8, 1 u. 9; 86, 4. 7 u. 13; 108, 2. 12 u. 36; BE 14,99a, 43; BE 15, 185 i 126, 2 u. 3. 317) HS 126, 1-6, bearbeitet in: H. Petschow, Rechts- und Wirtschaftsurkunden, Berlin
81
III. Mittelbahylonische Zeit
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
80
4. [ 5.
r
1- a ü.tu.
die Musikantinnen die Musiker Ahedii'tu
318) PBS 2/2, 133, 1-1~(s. auch Z.12) und 36-38. Die Datenangabe: [ ••• ] mu 14-kam (Z.61). Das ist wahrscheintjch das 14. Jahr des Kada~man-Turgu, weil der gleiche PN ( Ma~-sag) in einam Text aus dem 14. Jahr des Kada~man-Turgu (PBS 2/2 38 5: Nln-u.Je.ta-sag) erwähnt ist. ' ,
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
82
1 6. 7.
xx
'2-
8. 2
9
.
10 11
12
IlI. Mittelbabylonische Zeit
+
der kranke Kassiter(?) TiqqTtu
1-6ütu 4-JLU 1-pänu 5-6iItu
Sohn des Adad-~agim am 1. u. 2. Tag
x -6iItu
2-61rtu 5-QI1 [ J -QG. r ] -Qi1 3-6ütu 1-qu
1- 6 ütu 5-Qi1
Sühnun~(s-Ritus)
1-QL1
Röstkorn 319) magischer Kreis
2-qu
pappa6u-Gerstenbrei (fü r)
k.üpu 13 14
.
3-QU 6-q1L
Gerstenl\rütze Ration des IdYn-Nusku vom 7. bis zum 9. Tag
.
·
·
.
Fü r den nächsten M!)nat in demselben Text finden wir die gleiche
Angabe:
Nach noch einer anderen Monatsliste wird Mehl für k.~6pulm) dreimal im Monat Abu ausgeliefert 320 ):
1. itu ne.gar 2. zl.da 3. nlmin bane~ x sha 4. banmin 5. banlimmu 1 sl1a 6. banes 1/2 slla 7. banlimmu 8. 9. 1 PI banes \ 10. nl.min banes 2 slla 11. nigda 1 ba'n 2' slla 12 • 5[ ] 13. l+Lx ] 14. 1 slla 15. 2 PI 16. nigda 1 b~n 1 sl1a 17.
]
·
36. [
J l
[ 38. [ 39. [ 40. [
]
37.
41.
[
42. 43.
[
44.
45.
[ [ [
46. [
J
k.~-~6-pu ta u i-kAm en 4 29-[k~m 6a ituse.kin.tarJ ml. mes nar
slla
[x] i/2 sila
] [ ] [ ] [ J[ J [
J[
] [ ] [ ] [
mes
]
nar
1
k.at-6u-ci gig
] ]
m1. ti - iq -<jf_tu
1
zl..v
] ]
Z.[-6U-Ult-ltu-a pa-Qa-6u k.~-~6-PU alt - 6 a -inu]
tak.-pelt-tu se.sa.a
] ]
4 s'l.la
I 319) Zu ti4Ultlt~, unten S.141f.
..suk
iLu-dla -
]
83
1.
mu. bL im
ta lt~-Ü-6U Id En- .t' -<..t-a.t-6-<.:n 32 1) H-ü-pu kLmin 3 u -m~ dumu.munus-.t~-ba-a-X(322) IdEn-.tI.t-sum_se~mes k."-<.--<.6-pu IdE.t' n- -<..t- r a.t-6~b.'" ta u
4
27 en u 30' 4 d En-.t-<..t-.t ,. .[I? e'
urub~d_
]323)
1 slla pa-j:1a-6u x x dEn-.tLe-tL [la la lU sag lugal suk giStukulmes k.~-ü-pu
tak.-p~-Ü-tu
ta-k.u.t-tum p~-QI-ü-tu
~ Be-.ta-n~
Monat Abu
2. Mehl 3. 2-panu 3-6utu x4. 2-6ütu
a
Enlil-alsi k.~6pulm):
derselbe
320) aBS 2/2, 86, 1- 7. 321) En-.tI.t-a.t-6~G
84
III. Mittelhahylonische Zeit
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
5. 4-"ü.tu l-ou 6. 3-" ü.tu 2 1/2-Qu 7. 4-" ü.tu 8. 9. I-pänu 3-" ü.tu 10. 2- pänu 3-"ü.tu 2-qu 11. 1- pänu l-"ü.tu 2(?)-'0/1 12. 5- o • • • 13. l+x- •••• 14. 1- ql2 15. 2- piinu 16. I-pänu l-"ü.tu 1- Qa 17.
v
drei Tage: Marat-libasu Enlil-nädin-ahh~
f1.üpu(m): Enlil-alsib Vorn 27. bis 30{?). Dür-Enlile 1- qa Gers tenbrei: Enlil-rnubal [li ...t( ?)] für den Königshofmeister • ••• 324) f1.üpu(m) Sühnungs(-Ritus) Verpflegungs(-Ritus) Lieferung das Haus der Belani
Eine Liste vorn 14. Regierungsjahr des Kurigalzu 11. berichtet 325 ): 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.
banmin ka~v a-na f1.i-i"-pi ban kas g~sb&n 5 stla 1 duga-da-gu-u~-~u a-na ne-pe-Xi II-ha~ (od. -mu~)-i~-~u-za-~a \ is "\ I bania g b~n 5 s~la itu gan.gan.na.du u 4 23-karn nilimrnu banrnin x sila kas gisban 5 sila banmin mun a-na f1.i-i"-pi itu ab u .es 4 ta u 4 ll-kam en u 18(Text:8)-k~m 4 mu 14-kam Ku-~i-ga~-zu
lugal-e
324) Ist das erste Zeichen statt ruk sur (=e!e:~u(m) 11 "be_ zahlen" (für die Waffen»zu lesen? 325) PBS 2/2, 8.
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.
85
2-"ü.tu Bier für f1.i"pu(m) l-"ü.tu Bier, das "ü.tu zu 5_qa 326 ) 1 adaguu!2-Gefäß für den Ritus: Ihar (/mur)-illuzara (ist der Empfänger). Öl 5-"ü.tu, das "ü.tu zu 5-qu Im Monat Kislemu, am 23. 4-piinu 2-"ü.tu x-qu Bier, das "ü.tu zu 5-qu 2-"ü.tu Salz für f1.i"pu(m)327) Im Monat 1ebetu, arn Monatsfest 328 ) vom 11. bis 18(1). Im 14. Jahr des Kurigalzu, des Königs.
Um den f1.i"pu(m)-Kalender zu rekonstruieren, sind die jetzt erwähnten Belege nicht zu wenig, sondern eher schon zu sehr variiert: HS 126,2 HS 126 3 PBS 2/2,133.2 PBS 2/2 133.36 PBS 2/2 86 4 PBS 2 2 86,7-8 PBS 2 2.86.13 PBS 2/2.8 1 PBS 2/2,8,9
x. Abu 23. Abu v 1. -30. Sabatu 1.-29. Addaru(?) x Abu 27.-30(!). Abu x. Abu 23. Kislernu
Mehl Mehl x x Mehl Mehl Mehl Bier 11.-18(?1) rebe ti Bier Salz
2-"ü.tu l-"ü.tu 2- 0 t1 l-"ü.tu 4-oa x 2-"ü..tu 4-"ü.tu l+x-"ü.tu 2- "ü.tu 4-pänu 2-"ü.tu x-qa 2-"ii.tu
326)~esem Ausdruck, s. H. Torcyner, ATR, S.lff. 327) Zu mun={"ab.tu(mt "Salz" für f1.i"pu(m) , s. STT 205,5': Der ~ext, de,;: z~r"Surpu-Beschwörungsserie gehört (Tf.9, 34ff.: en mun.ku.de Beschwörung des Tafelsalzes ff ) , bietet ki.s~. ga {l.la als Variante zu kin.sig {l.la. 328) Zum Monatsfest ellelu(m) allgemein, s. B. Landsberger, KK, S.94ff. und S.108ff., CAD E 371a-373b.
III. Mittelbahylonische Zeit
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
86
se.Ü So kann mit Sicherheit nur gesagt werden, daß die regelmäßige "Totenpflege" in dieser Zeit weder am Neumond wie in der altbabyl. Zeit, noch zweimal im Monat wie in Mari abgehalten wurde 329 ). In der Zeit des Kadasman-Turgu wurde ki~pu(m) jeden Tag dargebracht. Der Grund dafür entzieht sich unserer Kenntnis. 2. Ausführung vom ki~pu(m) in Verbindung mit anderen
5.
u.kur.ra
ba'n ban 3 stla 1 dia 1 stla \ za.g~n zi-bu-u
uhar • sag
U
x[
lx
87
mu. bio im gi [Skir] i l.ut-tu-ba-a a-i334) 6 I .l!J; v; LU AL-Ka-~u-i-na-e ": kur
ban
en 4 slla ü-pi
1. Koriander Ammi
Safran( ?)
~at-mi
,
u ki-
x "Bezeichnun2:"
Riten Es braucht nicht mehr weiter erwähnt zu werden, daß ki~pu(m) in dieser Zeit auch aus Speise- und Trankopfergabe bestand. Daß dabei auch Tiere geschlachtet wurden, ist in einem Text belegt. Die Jahresrechnung von Kühen und Kleinvieh, die aus dem 11. Regierungsjahr des Kadasman-Turgu stammt, berichtet 330 ): 42a-e. 43b-f. 44b-e. 42a-e.
,
,
112 en 92 Xa i-ti-qu 112 en 20' ~a-bit·-ti mu ll-kam ta 16 ki-i~-pu ~ 14 SU ma-ta it-qa-a 6u-tu-a 112 (Widder); darunter gingen 92 zur Überprüfung; (insgesamt) 112; 43b-f. darunter sind 20 ~abittu331) vom 11. Jahr; ferner sind 16 für ki~)u(m) 44b-e. und 14 Tiere 332 , soviel wie er nahm, abgerechnet.
Beim ki~pu(m) dieser Zeit wurden nach einer Urkunde auch Gewürze verwendet 333 ): 329) In einem kassitischen hemerologischen Text (R. Labat, Un calendrier cassite, Sumer 8(1952), S.17-36) ist keine Anweisung für ki~pu(m) zu finden. 330) BE 14, 99a(Tf.60), bearbeitet in: H. Torcyner, ART, S.34ff. 331) Zur Lesung ~abittu (statt zaki~tu). S. W.H. van Soldt, BiOr 35(1978), S.229. Die Bedeutung ist aber nicht eindeutig, "deposited"(?). 332) Zu SU "Tier"(?), s. H. Torcyner, ART, S.42. 333) PBS 2/2, 108.
.5.
l-~ütu
l-q~
Waid 335 )
l-~ütu
3-qu. l-qu Schwarzkümmel
l-~ü.tu
[aus dem Gart] en des ~ullubäers
Sär-pisu-ina-Ekur Darunter 4-qa für di e "Statuen" und ki~pu( m)
Wir haben noch zwei ganz ähnliche Ablieferungslisten aus den zwei verschiedenen Monaten: BE 1. 2. 3. 4.
15,200 i ~[____________~~~__~~~___
~[______~______~]~~~~~dNI~in~.s~a~r~3_3_61~). 1 PI 3 slla dSu-zi-an-na3~ nlmin 3 stla sa2: din2:ir 338 )
e
334) Z~ Lullub~/t "Lullubäer", s. Kh. Nashef, op.cit. (Anm.322). 335) ~Lt.z~.g\n ~st hier offensichtlich u.za.gln.na (=uqnätu(m) dWaLd gemeLnt. S. C. Thompson, DAB, ä.171,AHw 1426b. 336) Nin.sar "Herr der Pflanzung", nicht Nin.ezen, s. dazu R. Borger, Zeichenliste', S.193. S. ferner, M. Civil, OIC 22 (1975), S.134f., H.Petschow, op.cit. (Anm.317), S.91. S. ~uch Anm. 335. 337) S~zianna ist ein: Heilsgöttin, däe mit Gula ga~ichgesetzt wLrd. S. E. EbelLng, NB, S.120. Nin.sar und Suzianna sind auch als Söhne Enme~arras belegt (Hinweis von Ph. Hibbert, s. Or An xx). 338) sag.dingir ist mir sonst unbekannt.
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
88
5. 1 PI 3 stla! 6. banmin 7. a nlmin banes 4 slla
t
III. Mittelhahylonische Zeit
dNin_~. a1 339 )
u
Ri-i6- U ni-im-Ru e din ir.dil.dil
BE 15 1 185 i 1•• 2' • 3' • 4' • 5' •
[ [ [ [ [
6' •
[
,/ d v e S]u-zi-an-na sag] ding ir , e 1d Nin-e.gal 1 dI-na_~_kur_ma_aa_nat340)
,
1
Rli-ü-pu U ni-im-RU dingir.dil.dil
e
In diesen zwei Belegen handelt es sich wahrscheinlich um eine Ri6pu(m)-Opferhandlung, die zusammen mit einem nimRu(m) stattfand. Was mir in den mittelbabyl. Belegen auffällt, ist die Verbindung des Ri6pu(m) mit den anderen Riten 340a ): mit e6;;eXu(m)
mit -?a.tmü mit nimRu(m)
PBS 2/2, 8, 8-10 PBS 2/2, 108,7 BE 15, 185 i 5; 200 i 6
e6;;e~u(m) bedeutet hier ein Monatsfest vom 11. bis 18(?!), Ri6pu(m) wurde im Anschluß an dieses Monatsfest dargebracht. Für uns nicht uninteressant ist, daß in der späteren Zeit die Königsstatue (ja.tam 6anni) im Monatsfest e66e6u(m) 339) dNin.e'.gal "Herrin des Palastes", s. K. Tallqvist, AGE, S.401. d 340) Zur Gottheit T-na-e'-kur-ma-ag-nat, s. H. Petschow, op.cit., S.91 u. Kh. Nashef, OrNS 49(1980), S.275. 340a) Ph. Hibbert hat mich persönlich hingewiesen, daß es eine Affinität zwischen Ri6pu und dem Reinigungsritus (taRpentu) zu geben scheint (PBS 2/2, 86)14; 133, 9.41, s. oben). Darauf kann ich aber hier nicht weiter eingehen.
89
eine wichtige Rolle spielte. In einem spätbabyl. Text z.B. wurde Fleisch am Monatsfest als Opfer für die Statue des Sargons 341 verteilt ). Was den Zusammenhang zwischen ~r6erU(m) und nimRu(m) betrifft, steht schon in einem Mari-Text: ni-im-Ra-am ~ e.6-6i-6a-am u-qa-a "Ich warte auf den Waschungskult und das Monatsfest" 342 ). Ist hieraus zu schließen, daß es einen mittelbabyl. Monatsfestkomplex mit Ri6pu(m), nimRu(m) und 6atmü gab? 6atmü. "Statuen" bedeuten hier keine Figuren von Dämonen bzw. Totengeistern, die oft beim nachher zu behandelnden Beschwörungsritus als Empfänger des Ri6pu(m) vorkommen 343 ). sondern wahrscheinlich Statuen verstorbener Könige. Im alten Mesopotamien war es von der sumer. bis spätbabyl. Zeit ganz üblich, daß Speise- und Libationsopfer vor den Königsstatuen, die meistens in einem Tempel geweiht wurden, dargebracht 344 wurden ). -?a.tmü und Ri6pu(m) in unserem Text bedeutet wohl in dieser Verbindung eine Opferhandlung für die verstorbenen Könige vor deren Statuen. Wie ist dann nimRu(m) "Badekult" im Zusammenhang mit Ri6pu(m) zu verstehen? In der HAR-na=hubu.ttu-Serie kommen die beiden auch nebeneinander vor 345 ). So~st haben wir mindestens noch zwei Beispiele, in denen Ri6pu(m) im Zusammenhang mit 341) J. Strassmeier, Camb. 150,4; Cyr. 256,9. S. dazu auch E.D. van Buren, OrNS 10(1941), S.65ff., CAD S.80a-82a. Zum Königsstatuenkult im alten Orient allgemein, s. I. Engnell, Studies in Divine Kingship in the Ancient Near East, Uppsala 1943, S.30ff., R. Labat, Le caract~re religieux de la royaute assyro-babylonienne, Paris 1939, S.371. 342) ARM 1,10 Rs.l1'. Vgl. auch: i-na an-hi 6e-bu-ti Za-pa-atti te-ti-it-tam ~-Ia-a6-Ri-in ni-im-~a "Am ersten, siebten und fUnfzehnten Tag ließ ich den Badekult veranstalten" (W.G. Lambertl A.R. Millard, Atra-Uas!s, Oxford 1969, S.58, Z.221f.). Vgl. auch ",V!Cl nummuR GN" in den Mari-Texten, s. dazu G. Dossin, RA 65(1975), S.23ff. 343) S. unten S,138 mit Anm. 468. 344) S. oben Anm.341. 345) MSL V, S.23, 196-198, VIII, S.20, 152-154. Vgl. auch Surpu VII 41-47.
u
90
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
~~m~u{m) erwähnt ist. Nach einem altbabyl. Text (TIM 5,68) wurde l-~ü~u 4 q~ Butter (~.nun) für ~~m~u{m), ~~~pu{m) und me Samal abgeliefert 346 ). ~~m~u{m) bedeutet in diesem Beispiel offensichtlich einen Badekult zur Heilung der kranken Prinzessin. ~~m~u{m) in unserem Text kann aber nicht so gedeutet werden, weil es sich hier nicht um eine einmalige, sondern um eine monatliche Ritualveranstaltung handelt. Das andere Beispiel ist das ~~~pu(m)-Opfer im königlichen Ritus bZ~ ~~m~~(m)347) In diesem Ritus bedeutet ~~m~u(m) natürlich nichts anderes als einen Badekult des Königs zur rituellen Reinigung. ~~~pu(m) wurde dabei zu einem bestimmten Zweck für die Anunnaku dargebracht 348 ). Es scheint mir wenig wahrscheinlich, daß ~~m~u(m) und ~~~pu{m) in den mittelbabyl. Texten einen solchen Königsritus beibehalten 349 ). ~~m~u(m) in den oben genannten Belegen ist gewiß auch ein Reinigungs- bzw. Waschungsritus 350 ). Unklar ist aber, wofür er veranstaltet wurde. Damit zu vergleichen wäre ~~m~u Xa a~ß~ "\~aschungsritus des Monates", dessen ritueller Inhalt leider unbekannt bleibt 351 ). Nur mit Rücksicht auf ~almü dürfte man geneigt sein, ~~m~u(m)in den mittelbabyl. Stellen als einen Waschungsritus der Statuen der Götter oder eventuell der verstorbenen Könige anzunehmen 352 ). Es kann sich also bei JL~m~u(m) und ~~~pu(m) um eine rituelle Handlung an den Statuen
346) IM 10135 (=TIM 5,68), s. dazu unten S.143ft. 347) J. Laess~e, Studies on the Assyrian Ritual and Series btt ~~m~~, Kopenhagen 1955, S.84f. 348) BBR 26 iv 43, s. unten S. 194ft. 349) Der königliche Ritus bZ~ ~~m~~(m) ist wahrscheinlich neuassyr. Herkunft, s. dazu J. Laess~e, op.cit., S.101. 350) Vgl. auch den sumer. Ausdruck a.tu .a GN (s. z.B. T. Kang, SETDA I, Nr.139,2; 160, 10) und den5 akkad. ana ~~m~~ GN (z.B. VS 19,51, Vs.1). 351) PBS 2/2, 67, 6. 352) Zum Waschungsritus der Statuen, z.B. Fr. Thureau-Dangin, Racc, S.38, 14. S. auch Anm. 350.
ID. Mittelbabylonische Zeit
91
der verstorbenen Könige handeln. Der Tatbestand, daß ~~pu(m) in der mittelbabyl. Zeit mal jeden Tag, mal mit anderen rituellen Veranstaltungen zusammen ausgeführt wurde, mag mit der Verehrung der verstobenen teilweise vergöttlichten - Könige vor deren Statuen zusammenhängen 353 ). Wenn es so ist, unterscheidet sich k~~pu(m) bei den Kassiten - mindestens am königlichen Hof - von der "Totenpflege" in der altbabyl. Zeit. In der Tat folgt ~~~pu{m) bei ihnen hinsichtlich des Veranstaltungstages weder der altbabyl. Tradition noch der in Mari.
353) Zur Vergöttlichung des Herrschers in der kassitischen Zeit s. A. Falkenstein, ArOr 17/1 (1949), S.212 mit Anm. 6.
IV, Die Totenpflege in Nuzi
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
92
IV. Die Totenpflege in Nuzi 1. Die Totenpflege als Pflicht des Erbkindes In den sogenannten {uppl-mä~ü:tl- und ~uppl-Xlm:tl Texten ist öfter eine Pflicht des Erben erwähnt, für den Adoptierenden bzw. den Testator, falls dieser gestorben ist, eine Klagefeier zu veranstalten und ihn zu begraben. Die Grundformel lautet: Während A am Leben ist, soll B dem A respektvoll dienen. Wenn A gestorben ist, soll B um A trauern und A be, - -:t'~- Tex t en 354) : graben. Ein Beispiel aus den ~upp~-ma~u
11. a-d~-l ITup-kl-la ba-al-~' 12. U I pa - l -:te-6up 13. l-na-an-dln-a6-6u u 14. e-nu-ma ba.Gs l-ba-ak-kl-Xu 15. U l-q~-eb-bl-l~-ru Während Tupkia am Leben ist, dann soll Paitesup ihm (es) geben, und wenn er gestorben ist, soll er um ihn trauern und ihn begraben. , v, :t' T t 355) : Ein anderes Beispiel aus den ~upp~-o~m ~- ex en 11. 12. 13. 14. 15.
20. 21. 22. 23. 24. 25.
I "
a-dl-l m~Sl-ll-wa-:tu-~e bal-:tu u Iu:t-hap-:ta-e . 4 ., , u . mes' " / v l-pal-[l]a5-o~ n~nda u-6a-kal-ol U t~g ul-:tab-ba-a6 e-nu-ma ba.~; l-ba-ak-k[l-6l] l-qe-[eb-bl-l~-rl]
354) HSS 9, 22, 11-15. S. dazu E. Cassin, L'adoption ~ Nuzi, Paris 1938, S.280ff. Sonst C.J. Gadd, Nr.9 (RA 23, S.144); JEN 8; 59; 404; 410; HSS 19,38; 39; 56. Vgl. auch R. Albertz, ZAW 90 (1978), S.359ff. 355) HSS 19, 11, 20-25. Sonst HSS 19, 18; 28; IM 6818 (E.R • . Lacheman, Sumer 22, S.133f.). Vgl. auch R. Albertz,op.c~t.
20. 21. 22. 23. 24. 25.
93
Während Silwature am Leben ist, soll Uthaptae sie verehren, Brot essen lassen und mit Kleidung bekleiden. Wenn sie gestorben ist, soll er um sie trauern und sie be [graben.]
Analog zum schon erwähnten altbabyl. Testament aus Susa(MDP 23,285) würde man hier auch einen Hinweis auf die Totenpflege nach der Grablegung erwarten. In der Tat finden wir kein Wort dafür sowohl in den ~uppl-mä~ü:tl- als auch ~uppl-Xlm:tl-Texten. Das bedeutet aber nicht, daß das Erbkind, sei es ein adoptiertes, sei es ein echtes, nach der Bestattung keine Totenpflege mehr für das verstorbene Familienoberhaupt vornahm. Im Gegenteil, wenn die Totenpflege auch in Nuzi üblich war, kann ihr Veranstalter niemand anders sein als das Erbkind, das zur Bestattung des Vorgängers verpflichtet ist 356 ) 2. Philologische Probleme: klopu(m) und klpoä:tu(m) Was den Begriff klopu(m) in Nuzi angeht, so ist die Textaussage nur gering. AHw nimmt vier Belege auf: unter klpou(m) HSS 13,383,4 u. 7; 14,152,7; RA 56,60,5; unter klopu(m), AASOR 16, 66,21, während CAD K (426b) davon nur drei aufnimmt und an der Deutung von kl-IB-o' in HSS 13,383 als "Totenopfer" zweifelt. Wir müssen nun diese vier Belege durchsehen und nachprüfen. HSS 13,383 (nur Umschrift veröffentlicht) 1. 1 [x x x] ? 2. uru [Ta-' 3. vha-ab-:tu 4 ~ 4. ~i-IB-ou i-na [llb-bl(?)]
J
356) Zur Beziehung des Erbrechtes zur Totenverehrung, s. A. Skaist, The Ancestor Cult and Succession in Mesopotamia, in: B. Alster (ed.), op.cit. (Anm.2), S.123-128.
IV. Die Totenpflege in Nuzi
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
94
u" h 5. u rKi-pa-a~-~a-ap-~e 6. ru-~u-ub ~ 7. !1.i-IB-.6,[ La-na(?)] su? 8. lUt;.a-za- [an-ni] 9. ~a uruU_ [pa:-M-~a-ap-,tteJ 10. na-din . v mes 11. g~sna~kabätu u[ ] iX-tu uru Ta[ ] 12. 13. i-na .6e~i uk-te-et-[Xi-du] ih-ta-ab-tu 14. alPZmes imme~zmes mes"' id-du-ku ~ 15. amelati • v mes 16. ~ g~ssubur.subur 17. i't-ta-~a-ap 1. 2. 3. 4.
1 .... die/der Stadt ••••• sind geplündert. Und ki-IB-.6u ist in die [Mitte(?)] 5. Kiparrap!)e 6. hineingebracht. Und 7. ki-IB-.6~ ist in die Hand(?) 8. des Bürgermei[sters] 9. von Kiparrapse 10. gegeben. 11. Die Streitwagen und ••• haben 12. von der Stadt Ta ••• 357) 13. in die Steppe verfolgt, 14. Rinder und Schafe geplündert, 15. die Menschen getötet, ... b ur.su v b ur- H"l 358) 1 6 • un d su 0 zer 17. verbrannt. 357) Der Name der Stadt Ta ••• läßt sich nicht ergänzen, vgl. L.R. Fisher, Nuzu Geographical Names,Diss. Brandeis Univ. 1959, 5.35. 358) Vgl. h 53,4.
95
In diesem Text handelt es sich um eine Plünderung der Stadt Ta •••• Wenn wir den Text richtig verstanden haben, ist H-IB-.6u in Z.4 und 7 schwer als Hp.6u(m) «küpu(m) "Totenpflege" zu verstehen, wie schon CAD K bemerkt (427a). ki-IB-.6{ sollte hier vom Kontext her eher irgendein Gegenstand von der Stadt Ta ••• sein, der wahrscheinlich bei der Plünderung der Stadt in die andere Stadt Kiparraphe mitgeschleppt und dort dem Bürgermeister abgegeben wurde.vWir können ki-IB-.6{ hier wohl mit kib-.6u in einem Text aus Nimrud ND 2319 vergleichen: v' 0s~-an ' 2 anse v v .. • • • uru .6um-ma <-a se.bar s~-an -<.na k-<.b-.6-<. Kal-,tta "Wenn ,er (das) nicht bezahlt, soll er 2-emä~u Gerste in kibsu der Kalha bezahlen,,359). Zu dem Wort kib.6u kommentiert B. Parker "te~hnical way of describing the temple treasury,,360). Wahrscheinlich heißt es Getreide (oder sonst etwas), das im Tempel aufbewahrt wurde 361 ) HSS 14,152 und AO 15546 (RA 56,60) sind Auslieferungslisten. Der erste Text ist folgendermaßen zu lesen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
3 anse '" gig v ku- ni - r [u ] 1 anse a-na 6u-ku-nu a-na pi" lugal v .6a uru.dingir mes 1 anse gig v 1 anse b~n ku-ni-h a-na ki-ip-.6 [a-tJ ~ v i-na uru.dingir mes i-na itu ffU-tal-H a-di-i 6u-6u-ma-gi bania ku-ni-6u a-na sizkur ! i-na uru.dingir mes
,
359) B. Parker, Iraq 16 (1954), S.41. 5. auch CAD K 339a: "according to the customs(?) of Calah". 360) B. Parker, op.cit., 5.41 Anm.2. v 361) Vgl. auch CAD K 338b-339a (kib.6u 2-b).
IV. Die Totenpflege in Nuzi
2. Kapitel: Materialien zu kispu{m)
96
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
3-emanu Weizen l-emänu Emmer v • 362) auf das Geheiß des Königs für öURunu-2uwelsung von ÄI_iläni 363 ). l-emanu Weizen l-emanu l-öütu Emmer für f<,[pö iitu in der Stadt Äl-ilani im Monat ~utalse, einschließlich v v .364) öuöumag~ • 5-öütu Emmer zum Opfer in der Stadt Äl-iläni.
Es ist wohl denkbar, daß R~pöätu in 2.7 eine Art von Opfer bzw. eine Opferhandlung bedeutet, denn 2.7-8 ist parallel zu 2.12 (zum Opfer in der Stadt Al-ilani) konstruiert. Die Möglichkeit ist also nicht auszuschließen, daß R~pöatu hier dem R~öpu(m) entspricht. Den nächsten Text AO 15546 hat schon E. Cassin bearbeitet 365 ): 1. 2. 3. 4. 5.
2 anse bania gig [x aJnse banmin z~-n~-a ra-na x+]4 u4-m~ gam-<~u) . d" mes [ xöütu g ] 19 a-na lnglr
ra
fc.~-~p-öa.-t~
362) Zu 6llfc.unu(m), s. AHw 1266a ("eine Sonderzuweisung durch den Palast"). 363) Zu Äl-~lan~, s. E.R. Lacheman, BASOR 81 (1941), S.12ff. 364) Ein hurritisches Wort? 365) RA 56 (1962), S.59ff.
6. 7. 8. 9. 10.
banmin gig a-na n-i.-qa-t-i. " banmin zl.da 4 anse v \ öa an-öa-nu a-na 6 u -m-i. 4
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
2-emanu 5-öütu Weizen x-emanu 2- öütu Ziriu 366 ) für x+4 Tage, die fertig sind. x-öütu Weizen für die "Götter" als(?) fc.~pöatu. 2-öütu Weizen zum Opfer. 4-emänu 2-öütu Mehl für Gerstengrütze 367 ) für 6 Tage
97
Zu fc.-i.--i.p-öa.-t-i. in 2.5 kommentiert C. Cassin: "La presence du determinatif divin dans ce texte du Louvre va i l'encontre de l'hypothese i laquelle j'avais d'abord songe qu'il fallait voir dans fc.~pöät~, en realite fc.~öpät-i., avec une metathese sp ps, frequente i Nuzi, les offrandes funeraires,auxquelle un mois etait dedie. On peut reprocher de R-i.pöat-i., le nom propre feminin ~ .. d u a'Allkh,,368) . . ~~-~p-zaa a • Klpsatu a I s elnen Personennamen k ann man außer dem Beleg aus Alalakh noch in Mari finden 369 ). Aber in unserem Text wäre fc.-i.pöatu schwer als ein Personenname zu deuten. Erstens fehlt das Determinativ m1. Zweitens sind in dieser Liste 366) 367) 368) 369)
Zu z~n~u, s. ibid., S.59ff. Nach AHw (71a), CAD A 11 307a gibt keine Übersetzung. RA 56 (1962), S.60. ARM IX 291 iii 19'. S. auch H.B. Huffmon, Amorite Personal Names in the Mari Texts, Baltimore 1965, S.49 u. 220.
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2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
die Götter (pI.!) einer Frau kaum zu erwarten 370 ). Drittens muß man auch damit rechnen, daß n~qu (Z.) ganz ähnlich wie im vorher zitierten Text HSS 14,152 neben k.~p6ä.tu vorkommt. Wenn R~p6ä.tu hier als ein Personenname oder Gottesname, wie es E. Cassin wollte, zu verstehen wäre, dann müßte man R~p6ä.tu in HSS 14,152 auch so deuten. Aber diese Deutung des letzten Textes, wo "le determinatif divin" fehlt, ist fast unmöglich. Deshalb verzichten wir auf den Vorschlag von E. Cassin und wollen R~-~p-6a-.t~ hier eher akkusativisch - oder eventuell mit Ergänzung der Präposition "ana" vorher - verstehen, nämlich wie "als R~P6ä.tu". Damit bleibt auch in diesem Text noch die Möglichkeit, daß R~p6ä.tu hier als eine spezifische Form von R~6pu(m) in Nuzi zu verstehen ist. 3.
R~p6;ÜU
und Le.änu "Familiengötter"
v Im Text AO 15546 ist R~P6ä.tu im Zusammenhang mit mes dingir erwähnt. Wenn R~P6ä.tu als eine besondere Form von R~6pu(m) mit Metathese gedeutet werden soll, wie kann man sachliche Beziehung zwischen R~p6ä.tu und ~länu verstehen?
370) Zur Frage, ob Frauen eine persönliche Schutzgottheit hatten, hat neuerdings H. Vorländer aus vier Belegen geschlossen, daß auch Frauen eine Gottheit als persönlichen Gott haben konnten. Ders., Mein Gott. Die Vorstellungen vom persönlichen Gott im Alten Orient und im Alten Testament, Neukirchen-Vluyn 1975 (=AOAT 23), S.46f. In dieser Schlußfolgerung stimme ich ihm nicht zu. In den ersten zwei Belegen (~lum na-6~-~~-R~: AbB 1,18,7; 49,7f.) sehe ich keinen Grund, däß die Frau hier ihre eigene Schutzgottheit hat. Der dritte Beleg (a-na , ~-l~-Xa: CT 2,44,20) spricht nicht von einer bürgerlichen, sondern von einer nadZ.tuPriesterin, wie es sonst in "bel.t~ja" ("meine (f.) Göttin", s. R. Harris, Festschrift Oppenheim, S.118) oder in "~lü.ra ~q.te~t1X~" ("Ihre Götter haben sie abberufen" - "Sie ist gestorben": ~T 2,24,27 u.a.) auch der Fall ist. Beim vierten (wardat Sfn) ist es auch eine Priesterin. Zur Frage des Schutzgottes der Frau, s. ferner, Kh. Nashef, WZKM 67 (1978), S.29f.
IV. Die Totenpflege in Nuzi
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Es ist schon lange bekannt, daß das Wort ~länu in Nuzi eine besondere Bedeutung hat, nämlich nicht nur allgemein "Götter", sondern etwa ""Familiengötter(-Bilder),,371). Diese ilänu sollen bei der Erbfolge grundsätzlich vom ersten Sohn, bzw. vom Erben geerbt werden 372 ): 1. ~up-pi X~-~m-:t~ 6a Isingir-a-a dumu ~a-b[i-~]a 2. X~-im-.ta a-na dumumes_Xu u a-na at-6a-:ti-ru 3. i;r~-~m-ru-nu-:ti um-ma Idingir-a-a-ma 4. m1Se-el-.tu4 dam-:t~-ia ~-na a-bu-:ti e v 5. a-na a.sä m s_~a a-na ~mes_ia a-na mi-im-ma v v ~ V " 6. 6u-nU-6~-~a a:na d1s-en n{gmes_~a 7 , " • 'u a-na d um~mes, -~a a-na a-bu-.t~ e-.te-pu-u6-mi 8. ~ a-d~-~ m1Se- el -:tu bal-:tu I " v \ Iv • 4 v 9. ffu-.t~:~p-:te-6up u Si-il-wa-.te-6up 10. dumumes_ia a-pal-ru-nu-.t~ e-nu-ma v /v rnes 11. m:f Se-el-.tu -ia 4 ba.us dingir v 12. ~-na I H vu- .t"~-~p-.te-6up d~mu gal ~a-ad-nu 13. u m~-nu-um-me-~a a.~ames_.t~ emes_.t~ 14. mi-~m-ma 6u-un-.t~-ia Ra -lu-um-ma-n~-~a-ma v 4 15. I vHU- :t"~-~p-:te-6up a-na ha.la ~-leq-ql " I", . v • ..., \ v 16. u S~-~l-wa-:te-6up R~-ma ne-6u-ma 17. ba.la i-leq-ql V
#
,
371) S. CAD r/J, S.103a, AHw S.374b. Zum Problem des sachlichen Verhältnisses zwischen ~länu in Nuzi und elöh~m in Gen. 31,30 u. Ex. 21.6, s. neuerlich, R. de Vaux, Histoire a~cien~e.d·Israel, Paris 1971, S.239f.; T.L. Thompson, The H~stor~c~ty of the Patriarchal Narratives, Berlin 1974 (=BZAW 133), S.272.; J. van Seters, Abrajam in History and Tradition, New Haven 1975, S.93. Zur Funktion der ilanu in Nu~i, ~. K. Deller, Die Hausgötter der Familie Sukrija S. ~uJa, ~n: M.A. Morrison/D.I. Owen, Studies on the civilization and culture of Nuzi and the Hurrians, Winona Lake 1981, S.47ff. 372) HSS 19, 7. Vgl. E. Cassin, RA 57 (1963), S.114f.
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
100
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.
Testamenttafel des Iluajja, des Sohnes des gabira: Das Testament für seine Söhne und seine Frau bestimmt er. Also (sagt) Iluajja: Mit der Vaterschaft habe ich meiner Frau Seltu über meine Felder, meine Häuser, alles von mir, einzelnes von meinem Ganzen und über meine Söhne die Vaterschaft gegeben. Solange Seltu am Leben ist, ist sie für gutiptesup und Silwatesup, meine Söhne, verantwortlich. Wenn Seltu tot ist, werden meine "Familiengötter" dem erstgeborenen Sohn tiutiptesup gegeben. Und mein alles, Felder, Häuser, Jegliches von mir und mein Ganzes nimmt gutiptesup als Anteil. Silwat~sup nimmt einen Anteil nach seiner Leistungsfähigkeit.
Nach einem anderen Text kann auch der Adoptierte ~tänu erben, aber nur dann, wenn der Adoptierende keinen eigenen Erbsohn hat. Wenn der Adoptierende einen Erbsohn bekommt, wird dem Adoptierten verboten, auf enw~rru(ml-Steuer und ~tanu Anspruch zu erheben 373 ): 1. tup-pl ma-nu-t~ ~a 2. INa-aX-wa dumu An-re-en-n~ h' ,.. . 3. I Wu-ut-tu dumu Pu-v~-~e-en-n~ 4. a-na ma-nu-t~ ~-te-pu-ur 5. a-d~-~ INa-a6-wa bat-tu • 4
373) Gadd, Nr.51, 1-17 (RA 23, 5.155). Vg1. auch JEN 89, 10-12; JEN 216,14-16: Der Adoptierte (sale-adoption) soll auf enw~6ru(ml und ~t~nu des Adoptierenden keinen Anspruch erheben. Die Deutung von enw~:66u(ml als "Königsdienst" (AHw 248a) paßt hier nicht in den Kontext.
IV. Die Totenpflege in Nuzi
101
6. ~ IWu-ut-tu se.ba tu-bu-u6-ta 7. ~-na-an-d~n e-nu-ma
u
I
v
/v
,
I
8. Na-a~-wa ba.us u Wu-ut-tu 9. e-wu-nu-um-ma e-~p-pu-ut 10. Xum-ma dumu-Xa 6a INa-aX-wa 11. ~-ba-ar-r~ ~ ~t-t~ 0 0 ".,. h .." 12. I Wu-u~-~u m~-~~- a-n~-~~ .... v . . mes ~a " I Na-a~-wa v 13. ~-zu-uz-zu u, d'~ng~r
v v I v , 14. d umu-~u-ma ~a Na-a~-wa ~-t~q-q~ 15. Q 6um-ma dumu-Xu 6a INa-a%-wa . , d' . mes v I v 16. ~a-nu u ~ng~r ~a Na-a~-wa I 17. Wu-ut-tu-ma ~-t~q-ql
1. Adoptionstafel 2. des Naswa, des Sohnes des Arsenni: 3. Wullu, den Sohn des PUhisenni, v 4. hat er adoptiert. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
Solange Naswa am Leben ist, soll Wullu Gerstenration und Kleidung (ihm) geben. Wenn Naswa tot ist, dann soll Wullu (ihn) beerben. Wenn aber ein Sohn des Na~wa existiert, dann soll er (=der Sohn) mit Wullu zusammen
13. teilen; "Familiengötter" des Naswa soll aber 14. der Sohn des Na~wa nehmen. 15. Wenn kein Sohn des Na~wa 16. vorhanden ist, dann 17. Wullu nehmen.
soll
die "Familiengötter" des Naswa
Nach dem Text Gadd Nr.5 (RA 23,143), dem Testament des Naswa, werden wahrscheinlich dieselben "Familiengötter" des Na~wa
102
gespäter von gasib tilla, dem ersten Sohn des Wullu, weiter a) 22)373 (Z.20_ erbt In noch einem tupp-r~mt~ -Text (HSS 14,108 ), der neu374 ), steht nicht erding s von K. Deller g~ündlich behand elt wurde orenen nur die Erbsch aft der "Fami liengö tter" durch den erstgeb "Famineue en, Sohn, sonder n es wird auch seinen Brüder n verbot ihnen aufliengö tter" zu bilden oder die "Fami liengö tter" unter man für zuteile n 375 ). In diesem Text ist auch zu beacht en, daß 376 ). würde die "Fami liengö tter" ein Opfer (n-Lql1(m))) darbrin gen von Einzig artig ist der Text HSS 19,5, in dem nach der Lesung r (dingi Kopf "Fami liengö ttern" mit dem großen K. Deller von den , VI dem me[s''§ a) <s>ag' du g[alp und den "Fami liengö ttern" mit 377 ). Der me ist Rede die tur) sag.du ~a kleine n Kopf (dingi r dem großen Erstge borene Tegip tilla erbt die "Fami liengö tter" mit n kleine dem mit die la Kopf und der Zweitg eboren e Paitil in denen Kopf. K. Deller schrei bt: "Da in allen Testam enten, mes im Plural steht, Hausg ötter expliz it erwähn t werden , dingir e ist eine Auf teilung unter die Söhne ohnehi n die nächst la später Paitil e eboren Zweitg der geht Regelu ng,,378 ). Allerd ings Mann, der weil t, mit einem Mann namens Akipta~enni vor Gerich s. P. Koscha ker, ZA 48 373a) Zur Famili engesc hichte des Na~wa,.A.Morr ison/D.I.Owen, op.cit. (1944) , S.187f f. Ferner YBC 5142(M S.73~f. ., 374) K. Deller , op.C!t me ~t] /~ dingir rta.' [t]a.' - r;.t-Iw' [ 375) Z. 36f.: dumu hen, -L-zu-u [z ] "(Wenn die nachge borene n) Söhne K.fortzie Deller , op. dürfen sie die Götter nicht teilen " (nach cit., S.73. 6 376) Z. 25b-30 : ma.-a.n-nu ~-na. ma.- [lte-e-~a.J / 1 sizkur -L-pu-u -L-t~
~ ~ 6um-ma. a.-na. b~- rt~-6U' -nu / / ma.vsizkur [4 e ] / ~-PU-6U il dingir ~[t-ta.-RUJ -Lq-q~-mes ein la.-nu-t-L ta. ~-[pu-ull "Wer von meinen Söhnen dingir möge er
U t-L-[(-Lt)-t-L-Ra.
377) 378)
IV, Die Totenpflege in Nuzi
2, Kapitel: Materialien zu kispu(m)
Opfer (für die Famili engött er) darbrin gen will, Fami(zu meinem erstgeb orenen Sohn) kommen. Wenn sie (diedarliengö tter) in ihre Häuser nehmen wollen und Opfer gehen, bringe n wollen , werden die Hausg ötter (dorth in) , aber andere Götter sollen sie nicht machen ". (K. Deller S.74). ., op.cit . H8S 19,5,1 0f. u. 21. S. dazu K. Deller , op.cit ., S.48ff g Vgl. aber auch P. Koscha ker, ZA 48 (1944) , 8.190 (Teilun der Hausg ötter?l ). K. Deller , op.cit .
103
und AN. zwei ZALAG auf illega le Weise bekommen und seine Mutter U:d 379): habe ft verkau Land n andere einem Schwe stern nach
w~e Paitil la klagt, die "Fami liengö tter" des Paitil l dumu SUR-It~-Ü " AN 2. [.öum]-mar dingirmes_~a • ZA~LAGmes um-m-<.--<.a 3. [a-nJa A-R~p-ta-re-en-n~ dumu Ta-e 1.
[~m] -ma Ip'_~-t-i.t:ta-ma
4. [ta] ~d-dl-nu-ma il ta ~R-R~-Itu-ma
" ,] [Y v ' .öum-ma _+ 5• u R~-ma dingirv me~ lA_~' ~-<.p ~a- .öe-en-n-<.
6. u~-m~-~a ~ a-ha-t~mes_~a
7
~,
~
Wa-alt-g-L-nu-zu u m~l-n[~--LpJ-ha-t-L • 8. ~-na k~r ra.-n~-~ a.-na. ~ammes t[: ~t-tJa.-d~n 9. um-ma. A-R~p-ta.-re-en-n-L dumu Ta-[e] ffi1
mes [IJa. 10. flum]-m a.yding irmeS AN.ZALAG
11. 12. 13. 14. 15 •
Ipa-~-t-Lt-[ta.J
u,um-ma.-.öu a.-na. -La.-t-L -Ld-dl-n[u-ma.] [u] a.t-ta.-R~--LIt-!u-m~ ~ lum-m[a.J mes um-ma.-tu [R~]-ma. dingir ~ h' -lu Xa. Ipi-~-t-Lt-ta. m{ [Wa. - a.1t -~-<.-nu [a.-ß]~-t-Lmes -zu " [,m]~ v , me ' m/ t-t-L ~+n~kur Ya_r I-n-<.--<.p-ha.-a. u L"~--<' a-na. sam ~ v
u
a.t-ta.-d~nJ
16. [a.t-Xum] a.-wa.-t~ a.n-nu-t-L ~-[na. idhult-Xa.-a.n] 17. [-i.t-t]a.-RU 6a. [~~1d -tu. [lugal ] v 18. [!e 4]-e-ma. [-L-6a.]-a.R- R[d-a.n] n: 1. Paitil la, "der Sohn des Sukrij a (sagt) folgend ermaße '1' "F me;ne gewiss Mutter hat schwor e:) Meine " 2. (Ich am~ l.en~ v ,," gotter und die AN.ZALAG mes 3. dem Akipta senni, dem Sohn des Tae 4. gegebe n, und er hat (dies) jedoch geleug net! 5. (Ich schwör e weiter :) Akiptas Venn;~ hat gewiss für die "Fami liengö tter" 6. meine Mutter und meine Schwe ster , 7. Warhin uzu und lIniph ati], 8. in das Auslan d 80) ~erkauft! 379) HSS 14 8 1-18 ! s • K • Deller , op.cit ., S.59ff . 380) - _ ' ~',h~e~ fur Xa.-na-a.-t~. Das Land SanU wäre auch mög~~ :-<'--<'b c , a er ~st sonst nicht belegt .
IV. Die Totenpflege in Nuzi
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
104
9. Akipta~enni, der Sohn des Tae, (sagt) folgendermaß;n: mes 10. (Ich schwöre:) Die "Familiengötter" (und) die AN.ZALAG die des Paitilla, 11. hat seine Mutter mir gewiß nicht gegeben:
Ich habe (dies) bei ihm geleugnet. (Ich schwöre weiter:) Ich habe für die "Familiengötter" die Mutter und die Schwester des Paitilla, [WarbinuzuJ und Iniphatti, nicht in das Ausland verkauft! v • d asta 1 "tt e 381) Angelegenheit sollen s~e zur [Or Wegen dieser 17. gehJen. Wer nicht zustimmt, dem wird der König 18. ein Urteil setzen. K. Deller hat die AN.ZALAG mes aufgrund neuassyr. Materials als die "Kultleuchte" bestimmt, die zum Familienkult mit l.tanu dienen sollte 382 ). Beim Familienkult wurden neben l.tänu auch die Familientotengeister (e~emmü) verehrt, wie es allgemein erwartet wird und sogar in einigen Texten schon belegt wird. In dem Enterbungstext JEN 478 hat man früher einen Ei~ bei den "F~~~) liengöttern" und den Totengeistern (e--'Fe4-em-m.<.) abgelesen • Nach dem neuen Vorschlag von K. Deller darf der zu Enterbende "nicht zu den Hausgöttern und zu den Totengeister~, ~zu den Häusern und Feldern kommen "( Z. 6 - 8 : 6..<.-na d"~ng~r mes u a-na e-:te . 40a 8 -.ta-aQ-Qa )384). Das heißt, daß . 7 ~\mes ~ ,ha.mes w 1 ' ern-rn.<. a.sa ~ e 4 der zu Enterbende auch vom Familienkult ausgeschlossen werd~~5) soll. HSS 19,27 spricht auch von einem ähnlichen Tatbestand • Nun kehren wir auf die oben gestellte Frage ~urück, ob . d' . mes . sich klp6itu in AO 15546 im Zusammenhang m~t ~ng~r ~mmer noch als "Totenpflege" deuten läßt. Die genaue Beziehung zwischen e:temmü und l.tanu muß man noch offen lassen. Immerhin kann man 12. 13. 14. 15. 16.
I 381) Zu Z. 16ft. s. CAD K 104a. AN.ZALAG belegt auch in SMN 382) S. K. Deller, op.cit., S.62ff. 2693 AASOR 16, Nr.8, 447 383) Ibid., S.63. 384) I b i d • I me S" . r r.tl r e , -.e :t - em-.<.a u -LU 385) HSS 19,27,11: u-u.t d[ingir mi-la {nach K. Deller). l.tanl und efemmu(ml si~d aue ~~ YBC 5142jRs.30 (M.A. Morrison/ P.I. Owen, op.c~t., S.3 )
1
zusammen erwähnt.
I'
t .
105
aus den oberen Erwägungen feststellen, daß l.tinu im Familienkult einen bestimmten Platz hatten und sogar eine ähnliche Funktion wie die der Totengeister der Familie gehabt zu haben scheinen 386 ) Daher wird man trotz der negativen Kommentierung von E. Cassin verstehen können, daß Qlp6a:tu in AO 15546 und HSS 14,152 doch als eine Form des Ql6pu(m) in Nuzi erwähnt wurde, wenn auch diese Deutung nicht ganz sicher ist 38 7). Über den Inhalt der Q,tp6ä:tu geben die beiden Texte nur wenige Anhaltspunkte. Zum Datum steht in den beiden nur die Monatsangabe, Monat ijutalse in HSS 14,152 und Impurtanni in AO 15546. Die Dinge, die dafür ausgeliefert wurden, sind Weizen und Emmer. Nur in HSS 14,152 ist die Menge davon erhalten: 1-emä~u(80-qa) Weizen und 1-emä~u 2-6Ü:tu(96-qu) Emmer. Das wäre schon etwas zu viel als Speisespendung für die Toten. Wir haben erfahren, daß in Mari meistens von den verschiedenen Sorten Brot insgesamt 50-qa bei einem Ql6pu(m) ausgeliefert wurden. Aber aus nur einem Beleg kann man nichts Entscheidendes über die "Totenpflege" in Nuzi schließen. 4. Ein angeblicher Beleg für Ql6pu(m) in Nuzi Der letzte Beleg für Ql6pu(m) in Nuzi ist AASOR 16, Nr.66 (nur Umschrift veröffentlicht), Z.30_33388)
386) Analog zum japanischen Ahnenkult könnte man vermuten, daß etemmu(m) eines Toten in Nuzi dann in die Hausgötter sublimiert wird, wenn er mit der Zeit innerhalb der Familie seinen persönlichen Charakter verloren hat, anders gesagt, wenn sich die Familie an die Persönlichkeit ihres gestorbenen Mitgliedes nicht mehr erinnern kann. Im japanischen traditionellen Ahnenkult wird die familielle Totenfeier mit 33 bzw. 55 Jahren nach dem Tod aufgegeben (:tomu~al-\age bzw. :tol-Ql~l). Dabei sagt man, daß der Tote vergöttlicht wird (ho:toQe-ga Qaml-nl-na~u). Dieser Brauch reicht bestimmt auf die urjapanischen, vorbuddhistischen Vorstellungen der Ahnen zurück. 387) Vgl. W. Mayer, Nuzi-Studien I, Neukirchen-Vluyn 1978 (AOAT 205/1), S.147. 388) R.H. Pfeiffer/ E.A. Speis er, One Hundred New Selected Nuzi Texts, AASOR 16(1936), S.44f. (Umschrift) u. 114f.(Übersetzung).
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
106
107
V. Die Totenpflege in neuassyrischer Zeit
30. 31. 32. 33. 30. 31. 32. 33.
V. Die Totenpflege in neuassyrischer Zeit
1. Opfer am Grab des Toten Diese Schafe mit ihrer Wolle im Monat "küpätum Xa .aHXH" nahm Puitae, und in demselben Monat soll er zurückbringen.
CAD übersetzt Z.31 "in the month of the funeral offerings of i6kitki" (I/J 250b). Grammatikalisch müßte der "Monat der 'Totenpflege ." eigentlich Mal} kü päU/ kü pi (m) bzw. M~U 6a kü piiU/ küpi(m) sein , wie alLah pagILi(m) "Monat des Schlachtopfers" v oder alLah ta ba.e.a:ti i6inni ak:[ti "Monat des Lebensspendens vom Neujahrsfest,,389): Auf jeden Fall muß küpa.tum ta it-H-i'!-H hier eine Monatsbezeichnung sein. Dieser Monat ist nach dem Inhalt des Textes - die Schafe mit ihrer Wolle müssen kurz vor dem Scheren geliefert worden sein - wahrscheinlich mit gutalse, dem letzten Monat des Nuzi-Kalenders (babyl. Addaru) zu identifizieren390). Der Name ki6p~tum Xa itkirki kommt sonst nie vor. Außerdem ist die Bedeutung des Hapaxlegomenons i6ki6ku völlig unklar391). Die Erklärung dieses Monates durch die "Totenpflege" ist schon möglich, aber sehr ungewöhnlich. Der Terminus ki6pu(m) in Nuzi taucht sonst als kip6u(m) mit Metathese auf. Daher ist es sehr fraglich, ob ki6pu(m) "Totenpflege" in Nuzi in einem bestimmten Monat wie gutalse dargebracht wurde. 389) S. CAD A 11 261a. 390) C.H. Gordonl E.R. Lacheman, The Nuzi Menology, ArOr 10 (1938), S.63 mit Anm.2. 391) AHw 396a, CAD I/J 250b.
In seinem Nachtrag zu A. Hallers systematischer Zusammenstellung der Gräber und Grüfte in Assur hat B. Hrouda bei den Grabbeigaben unterschieden zwischen "denen, die dem Verstorbenen schon zu seinen Lebzeiten gehört hatten und die meiner Meinung nach keine eigentlichen Totenbeigaben waren, und den 'anderen, die einem Verstorbenen aus einer gewissen Anschauung vom Tod und einem Weiterleben in einer anderen Welt ins Grab gelegt werden mUßten,,392). Textliche Belege für die zweite Gruppe der Beigaben, die B. Hrouda "eigentliche Totenbeigaben" genannt hat, fehlen uns nicht 393 ). Von den Texten her ist diese Gruppe, wie wir unten sehen, nach dem Sinn der Beigaben weiter in die zwei Kategorien einzuteilen: Zu der einen Kategorie gehören die Gegenstände, die der Verstorbene auf dem Weg und zur Verwendung in der Unterwelt brauchen sollte, und zu der anderen solche, die er als Geschenke für die Unterweltsgötter mitnehmen sollte 394 ). Beide wurden ki6pu(m) genannt. Nach der altmesopotamischen Anschauung vom Tod und dem Leben nach dem Tod muß der Tote nicht nur einmalig bei der Grablegung, sondern auch danach, mehr oder weniger regelmäßig, mit Speisen und Getränken betreut werden. In den nicht-religiösen Texten bedeutet ki6pu{m) meistens diese Totenpflege. Die neuassyr. Zeit bringt hierzu keine Ausnahme. Der Text VAT 11114 berichtet von Fleischrationen für "das Haus der vielen Könige" (b:[t taILILani ma'd[lti) und für das 392) In: A. Haller,Die Gräber und Grüfte in Assur, WVDOG 65 (1954), S.185. 393) Z.B. K 7856(TuL, S.57), CT 45,99(CRRAI 26, S.129f.). 394) S. oben S.37f.und unten S.135f.,Z.5.
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
108
~ (b-~ R' hh' ml.'" Mausoleum der Gemahlin Assarhaddons Esarnamat -<.~ -<.ma~~-<. h :t)395) b~~ ra~~än~ ma'da:t~ ist hier nichts anderes E~a~ ama ~~ . 1 -:t R~mahh~ ra~~iin~ ma' dil.:t~, nämlich "Mausoleum der vl.elen a s -<. ~~ • "G b" Könige". Das "Haus" (bZ":tu.[m)) ist häufig im Sl.nne von ra 396) A"h l' h wl.·e in VAT 11114 sind in dem Text ADD 1016 verwendet • n l.C y
b
auch verschiedene Arten von Fleisch und dazu verschie~ene :efäße für Flüssigkeiten als Opfer in einern Mausoleum [-<.na b-<.t R~mahh~) vv
registriert:
Vs. 1. 2. 3. 4. 5.
2 tir 3 zag
6. 7. Rs. 1. 2. 3. 4. 5.
1 musen gal-u. dug [ ] dug [ J ] 1 ninda X[ ] dugqa-bü:tu. (zag)[ :-t 397a) "k asv ha-mu.n-:t-<. dugqa-bu:tu. ( zag ) v an-n~-~ ina { R~-ma~-ß~ a-na uruA~~u.n (~~.uru)
uzuDIS_ha_n~397) 2 ~~-ft~ zag v v / mes"'Xa 1 gU kan-6u. Gar.bad ellag sa 4
6 udu 6al-mu.-:te 1 udu.nim-:tu. ) iv /' ?I . . 397a 2 uzu Ja 1 udu ~u.-be-e QAQ" -n-<.--<.
Vs. 1. Zwei Lendenstücke, drei Schulterfleischstücke, 2. DIS-han~-Fleisch, zwei rechte Beine(?) 3. von :inem Rind, ein Magen, eine Leber, Nieren, ein Herz. 4. Sechs gesunde Scha f e, el.·n weibliches Frühlingslamm, . h LKA 83 395) E Ebeling, SVAT, S.18ff. 396) A~ßer den Belegen in CAD B (29 2a) dS;~~ ~~~~ ~o(b:r:t R~m:tl). 8f R Borger Ash Ass. I, 2 un " h BE 15 6 8'(e R~-ma-h~). Zur Lesung des Textes KAH Vg ' a uc E W~i~ner AfO 13~ 215 Anm.72 (vgl. auch ki. 1 , 4S , 3 s . · ' 17) mah im.ri.a in CT 23,17,38/ KAR 21 Vs. • ( . 397) S."CAD!i79b-80a. The Cult of A~~ur, S.213 Hinwe~s von 397a) S. G. van Driehl, K. Deller).
i; .
V. Die Totenpflege in neuassyrischer Zeit
109
5. zwei Fleischstücke von einern Schaf, Bratfleisch eines Maultieres, 6. eine Ente, (ein) Gefäß •••• 7. (ein) Gefäß •••• Ein Brot aus •••• 1. Rs. 2. ein qabü:tu.-Becher 3. ein qabü:tu.-Becher, ein Gefäß ßammu.n:tu.-Bier. 4. Diese sind für das Mausoleum 397b ) 5. in Assur. In diesem Text und VAT 11114 handelt es sich um Opfer am Grab. Obwohl das Wort R~~pu.[m) hier nicht angewendet ist, ist es ohne Zweifel, daß die Texte von der Totenpflege, die offensichtlich nicht bei der Bestattung, sondern nachher im Grabgewölbe (~na bZ":t Rimaljb~) stattfand, handeln. Daß die Totenpflege am Grab stattfand, ist hier nicht zu übersehen. Zwar hat Y. al-Khalesi das "tripartite unit" in verschiedenen Palastgebäudekomplexen untersucht und es mit bZ:t R~~p~(m) gleichgesetzt und daraus geschlossen, daß "to practice the ritual, it seems there was no necessity for the presence of actual tombs,,398) Aber nicht nur R~ma5~u.[m) in diesen zwei Texten, sondern die anderen Belege unten sprechen dafür, daß entgegen Y. al-Khalesi R~~pu.(m) mindestens in der neuassyr. Zeit am wirklichen Grab veranstaltet wurde 399 ). 397b) Zu {kl.mag=bZ":t R~mahß~ , s . jüngst B. Menzel, Assyrische Tempel I, Studia pohr: Series Maior 10/1, 1981, S.35. / ki.mah=b~:t R~mah~~ läßt sich aber m.W. nicht mit dem brt Dagan v~rgleichenv(vgl. B. Menzel, Ibid.,II, S.32f. mit oben S.70L). 398) Y. al-Khalesi, The bZ:t R~~p~m in Mesopotamian Architecture: Studies of Form and Structure, Mesopotamia 12(1977), S.81. 399) Die Totenpflege darf nicht mit der kultischen Pflege für die "Königsinschriften" (mu.~an~ r~:t~~ ru.m~ KN) verwechselt werden. Die letzte Pflege mit Ölsalbung [6amne paläXu.(m)) und Opfern (nrqe. naqu(m) wurde in dem "Kronprinzenpalast" (bZ":t nedi2:t~) veranstaltet, wo sich die "Königsinschriften" befinden. Sie hat nichts mit dem Ahnen- bzw. Totenkult zu tun, sondern ist vielmehr eine Namensverehrung. Als Belege z.B.: M. Streck, Asb., Pr. A x 110ff.; Pr. B viii (Schlußteil); Pr. C ix 68ff.; S. Langdon, Nabonid, Nr.l ii 43ff.;
V. Die Totenpflege in neuassyrischer Zeit
2. Kapitel: Materialien zu kupu(m)
110
Über den Tag der Totenpflege gibt uns aus dieser Zeit nur eine Wirtschaftsurkunde (ADD 1127), in der die Rationen für ~~~pu(m) registriert sind, Auskunft: Kolo V x lk;m 1. [ x ] k.im 2. I x] slla u 4 6-kam 3. [ x]+2 s~la u 4 7-k~m 4. [ 5. 8 stla v 6. pap 12 anse bane~ " min 7. 7 anse ~a. 8. e.-;ta.Jt-ba. v mes 9. k.~-ü-pu ninda 10. m~~a.;t/pa.-;ta.-a.-;te. / 11. [ ] u 4 15-kam
r
Nach dieser Urkunde wurde das Brot für k.~~pu(m) am 15. Tag ausgeliefert. Da der Text leider ganz schlecht erhalten ist, kann man aus ihm keine weiteren Schlüsse auf k.~~pu(m) ziehen.
2.
k.~~pu(m)
in den Königsinschriften
Nach der Tontafelinschrift K 891 hat Assurbanipal den Gebrauch des k.~~pu(m) und der Wasserlibation für die Toten400 ) . d er vers tor b enen K'"on~ge w~e . d er e~nge . f"h ge~ster ut r :
a.-d~ k.~-~~-p~
na-a.q a mes a-na. gidim mes lugal mes m [a.!rü-ü] 6~ ~ub-1=u-lu aJt-k.u-u~
400)
du-u;t
iii 8ff.; R. Borger, Ash, Nin. A vi 69ff.; §2 vii 36ff. §43,39ff. 5 K 891, 14, Fr. Delitzsch, Assyr. Lesestücke, S.140f., bearbeitet in: M. Streck, VAB 7/2, S.248ff.
111
Schließlich401 ) habe ich die "Totenpflege" und Wasserlibation 402 ) für die Totengeister meiner königlichen [VorJgänger, die abgeschafft waren, (wieder) eingeführt. Man muß nicht unbedingt glauben, daß die "Totenpflege" für die verstorbenen Könige am assyr. Königshof vor der Thronbesteigung Assurbanipals wirklich, wie in diesem Text steht, abgeschafft war. Es ist ein literarischer Topos in den Königsinschriften, daß, um Leistungen des Königs zu loben, über die Neueinführung des Königs von lange abgeschafften Bräuchen berichtet wurde 403 ). Außerdem haben wir schon durch den Text VAT 11114, der höchstwahrscheinlich aus der Regierungszeit Asarhaddons, des Vaters Assurbanipals, stammt, erfahren, daß die verstorbenen Könige und Königinnen in Assur mit Fleischopfern usw. verpflegt wurden. Es gibt andererseits keinen Grund, dar an zu zweifeln, daß die verstorbenen Könige in der Zeit Assurbanipals mit großer Sorgfalt verpflegt wurden. Nicht nur die Tontafelinschrift oder die 401) M. S t r eck übe r set z t a. - d~ .. Vor s c h r i f te n" (0 p • ci t., S. 251 mit Anm.12). CAD K (426b) übersetzt a.-d~ nicht mit. Unsere Ubersetzung "schließlich" «"bis ..... ) beruht auf dem Kontext der Inschrift. In der nächsten Zeile (Z.15) hat Assurbanipal ~~~i Tat:~eiusamme~ge~a~t: a.-na. dingir u a.-me.-lu;tu ana. us U tl mun du-u~ Gott und Menschen, den Tofen und den Lebenden tat ich Gutes". In der Tat beschreibt er in Z.1-9 dieses Textes seine Taten für die Götter, danach bis Z.13 seine Fürsorge für seine Brüder, und schließlich (a-ai) in Z.14 seine Pflege für die verstorbenen Vorgänger. In Z.16ff. folgt eine Klage des Königs darüber, daß er trotz dieser guten Taten an Krankheit und unter Aufständen im Land leidet. Zum Teil der Klage, s. W. von Soden, SAHG, S.282. 402) n!q m~ bedeutet in den meisten Fällen "Wasserspender", s. AHw 774b. näq hier aber, wie Asb. Pr.A vi 76, als "Wasserspendung" (niq Inf.) zu verstehen. 403) Vgl. z.B.: ~a.;t-;tuk.-k.~-r~-na. ba;t-lu-;tu a-k.~-nu "ihre abgeschafften, regelmäßigen Opfer habe ich (wieder) festgesetzt" (Asb. Zy!. L'. 7), s. sonst, Zyl. LV, 7; Stele S', 19; S3, 27; Nabonidus H B ii, 13-15(AnSt 8,48). 1
me
112
V. Die Totenpflege in neuassyrischer Zeit
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
113
v
folgenden weiteren Belege für k~~pu{m), sondern auch einige andere Texte beweisen, daß Assurbanipal für die Verstorbenen, die zum assyr. Königshof gehört hatten, Ehrfurcht bzw. Respektgefühl hatte 404 ). Assurbanipal hat später in seinen Annalen berichtet, daß er bei der Eroberung der sich gegen ihn empörenden Stadt BabyIon die Leute, die dort noch am Leben geblieben waren, bei den Kolossen niedermetzelte, und zwar "bei der Totenpflege für ihn" (üta. k~cp~ru), nämlich für seinen Großvater Sanherib, der wahrscheinlich auch bei den Kolossen ermordet worden war 40S ): 404) Assur 13956(AfO 13 Tf.14) berichtet über die Ausgabe Von Brot bzw. Mehl an die Priester der verschiedenen Gottheiten und an die Kinder Asarhaddons. Merkyürdig ist dabei der Teil für Assurbanipal: 2 slla {ki.maa At+tun-d~-a. Assurbanipal hat, wie E. Weidner sagt (AfO 13, S.214), wahrscheinlich schon in seiner Prinzenzeit daran gedacht, sich eine würdige Stätte für das Leben nach dem Tod zu schaffen. Vgl. dazu: Xumma üme-Xu ankü-ma ~c~ht~ k~mahh~-Xu Zc~h ~m~t "Wenn ein Mann alt wird und (erst) dann für~~ein Grab~Zu weisung zuteilt, wird er sterben" (TDP 154,23). Zur Hemerologie für die Grabherstellung, s. R. Labat, Un calendrier babylonien, Paris 1955, §41. 405) Assurbanipal Pr.A iv 70-73. M. Streck (op.cit., S.38) übersetzt: "Den Rest der Uberlebenden bei den Stierkolossen, wo man Sanherib, meinen Großvater, hingemetzelt hatte, damals machte ich diese Leute zu seinem Totenopfer". B. Landsberger und Th. Bauer haben aber diese Stelle eingehend behandelt und übersetzt: "Geleitet von den gleichen Schutzgottheiten, die den Sanherib, meinen Großvater, bei seiner Verheerung (Babyions) geleitet hatten, richtete ich jetzt unter den übriggebliebenen Leuten bei lebendigem Leib eine Verheerung an, jenem dadurch eine Totenfeier bereitend".(ZA 37(1927), S.220, s. auch ZA 37, S.60ff., ZA 42 (1934), s. 176ff.). D.D. Luckenbill: "The rest of the people, alive, by the colossi, between which they had cut down Sennacherib, the father of the father who begot me, - at that time, I cut down those people there, as an offering to his shade". (ARAB 11, S.304). A.L. Oppenheim: "The others, I smashed alive with the very same statues of protective deities with which they had smashed my own grandfather Sennacherib - now (finally) as a (belated) burial sacrifice" (ANET 2 , S.266). CAK K (426b): "I crushed these people with it at the funerary offering for him (Sennacherib)". Der grändsätzliche ynterschied liegt in der Deutung von bapänu{m) , alad lamma und ~na !~bb~. capänu{m) hat hier trotz des Versuches von B. Landsberger und Th. Bauer die Bedeutung "niederschlagen, nieder-
c~-~t-t~ un mes ba!-tu-r~n ~na d Alad dLamma '" Id mes • ca 30-pap -su ad ad du -~a ~na !~b-b~ e-n~n-na a-na-ku ~na k~-~c-p~-X~ me~ v/ un ca-a-tu-nu ~na !lb-b~ a~-pu-un
~c-pu-nu
wälzen usw.", s.AHw 1026b. dAlad dLamma ist entweder als die gut bekannte Bezeichnung für zwei Schutzgottheiten Xedu (u) !amaccu, wie bei B. Landsberger/Th. Bauer, oder als "menschenköpfiger Stierkoloß" (akkad. atad!a{m)ma?) wie bei M. Streck und D.D. Luckenbill, zu deuten. Zu ~edu und !amaccu, s. W. von Soden, BagM 3 (1964), S.148ff. Die Ubersetzung von A.L. Oppenheim "statues of protective deities" zeigt sich nicht als ein geschickter Kompromiß, weil mir die Benutzung der Schutzgottheitenstatuen als Waffen zur Ermordung abwegig erscheint. Mit M. Streck und D.D. Luckeäbill ~und auch W. von Soden, BagM 3, S.155) verstahe ich v Alad dLamma me h~er deswegen als "Stierkoloß", weil Alad mes Lamma bei der Eroberung Elams in derselben Inschrift sicherlic. als "Stierkoloß" gedeutet werden muß (Pr.A vi 58. me en. nun ist eine Apposition dazu ). n~na L~bb~" läßt sich, trotz der Argumentation VOn B. Landsberger/Th. Bauer, ohne Schwierigkeiten als eine Ortsanweisung "dabei, darin, daher usw." adverbial verwenden. Ich finde keine Notwendigkeit, "~na !~bb~" in diesem Text instrumental verstehen zu müssen. S. auch CAD L 174b. Vermutlich hat der Schreiber nLna !~bb~ffl abaichtl&ch zweimal verwendet, um die Wiederholung von '~na Alad Lamma" zu vermeiden, oderu.U. um jene abscheuliche Ermordung dunkel bleiben zu lassen. Zur Ermordung Sanheribs ergibt sich aus dem Text nur, daß er wahrscheinlich beim Koloß, nämlich am Eingang zum Tempel in einer Stadt, ermordet wurde (vgl. 11 Kg. 19, 37: bei seinem Beten im Tempel seines Gottes Nisroch). Die Stadt muß nicht unbedingt Babyion sein. Aber die Leute, die in Babylon von Assurbanipal hingemetzelt und den Wildtieren zum Fressen ausgesetzt (Pr.A iv 74ff.) wurden, müssen auf irgendeine Weise an der Ermordung teilgehabt haben. Zum geschichtlichen Problem der Ermordung Sanheribs, s. jüngst, S. Parpola, The Murderer of Sennacherib, in: B. Alster (ed.), Death in Mesopotamia, Kopenhagen 1980(=CRRAI 26), S.171-182.
2, Kapitel: Materialien zu kispu(m)
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Die übriggebliebenen Leute - beim Stierkoloß, wo man (od. sie) Sanherib, meinen Großvater, meinen Erzeuger, niedergeschlagen hatte(n), diese Leute habe ich nun dort bei der Totenpflege für ihn niedergeschlagen. Das Hinschlachten der Leute "bei der Totenpflege" ist hier meiner Meinung nach eine literarische Formulierung von dem Vergeltungsakt Assurbanipals für seinen ermordeten Großvater. Der Text soll nicht so gedeutet werden, daß Assurbanipal hier seine Feinde hingeschlachtet und sie als "Menschenopfer" zum k..u,pa(m) für Sanherib dargebracht hat 406 ). Das Hinschlachten der Feinde und das Darbringen des k.i~pa(m) für Sanherib sind zwei verschiedene Taten des Assurbanipals. Auf jeden Fall kann man aus dieser Stelle des Textes das Ehrfurchtsgefühl Assurbanipals gegen seinen verstorbenen Großvater ablesen. Weiter in denselben Annalen trifft man auf den auffallenden Bericht über eine Vernichtungsaktion Assurbanipals, der ' ' h en K'"on~ge zers t"or t e 407) : Grä b er d er e lam~sc d ~e v v . h h' 1 ugal mes -~a-na v/' ' mes k.~-ma - ~ ma vh -~a-:t~. egLr ...,\7 I v !a pa-!i-ha-a-:ti AN-SAR a diS enme~ia .v mes mes. ma-na~-~~-:ta lugal ad -~a o
ap-pa~
•
aq-qa~
r
L
0
O'
a-~a~-~~m
d
v.
utu-~~
gir.pad.dumes-r~-na a!-qa-a a-na kurAN.S:Rki e-:tem-me-t~-na !a ~a-!a-!a e-me-ed ~ .' . , me~ a-za-am-me-~a-nar Y " :t ~. ~~-~~-p~ na-aq a 406) A.R.W. Green hat versucht, die Spuren des Menschenopfers in Mesopotamien hauptsächlich archäologisch festzustellen. Ders., The Role of Human Sacrifice in the Ancient Near East, Missoula 1975. Als einzigen schriftlichen Beleg für das Menschenopfer in Mesopotamien zitiert er offensichtlich diese Stelle (Asb. Pr.A iv 70ff.), ohne daß er den Text nachprüft (er verwechselt dabei Assurbanipal mit Asarhaddon). Unverständlich ist auch sein Zitat der zwei Texte in diesem Zusammenhang (L. Waterman, RCAE Nr.327 und ARAB I Nr.816). Op. cit., S.87 mit Anm.13. Man muß beachten, daß L. Waterman k.e~ipa(m) "denken, planen usw." in Nr.892 und 893 in RCAE als k.i~pa(m) mißverstand. Zur Leichenschädigung als Vergeltung, s. z.B. J. Postgate, NARG, Nr.9-12, Z.60-64; D. Wiseman, The Vassal-Treaties of Esarhaddon, Iraq 20 (1958),
V, Die Totenpflege in neuassyrischer Zeit
ll5
Die Gräber von ihren früheren und späteren Königen, die A~~ur und I~tar, meine Herren, nicht gefürchtet hatten, die die Könige, meine Väter, beunruhigt hatten, habe ich zerstört, zerkratzt und die Sonne sehen lassen 408 ). Ihre Knochen schleppte ich nach Assur. Ich gab ihren Totengeistern Ruhelosigkeit. Ich beraubte sie ihrer "Totenpflege" (und) Wasserlibation 409 ). Daß der Totengeist (e~emma(m) wegen der Zerstörung des Grabes keine kultische Verpflegung bekommen kann, war für die Mesopotamier seit jeher eine große Beschämung. Es bedeutet gleichzeitig auch für die Nachkommenschaft eine furchtbare Bedrohung, denn die nicht betreuten Totengeister verursachen den Lebenden Unheil. Deshalb hat z.B. Marduk-apla-iddina, als er von Sanherib angegriffen wurde, die Knochen seiner Väter aus den Gräbern gesammelt und ist nur mit diesen Knochen vor Sanherib geflohen 4iO ) Hier möchte ich wieder gegen y. al-Khalesi betonen, daß bei der "Totenpflege" damals das Vorhandensein des wirklichen Grabes oder der Leiche wichtig und notwendig war •
S.65, Z.484. 407) Asb. Pr.A vi 70-76 (M.Streck, VAB 7/2, S.56. Vgl. auch vii 45. 408) Vgl. D.D. Luckenbill, Senn. aOIP 2), S.99, Z.46: k.i-mah-5~ ra-an nak.-ma-:ti 6-k.a!-!i-ma Utu-6a. Vgl. auch Jer 8,1~2 u.a.; II Sam 21,12-14. 409) S. oben Anm. 402. 410) D.D. Luckenbill, Senn., S.85, Z.6ff. S. dazu J.A. Brinkman, Merodach-Baladan II, in: Festschrift A.L. Oppenheim (Chicago 1964), S.27. Vgl. auch YOS 1,43.
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
116
EXKURS: Die
10 • 1 es.gar 'v za.-ql- qu 417) 11. 9 dabmes418)
~i&pu(m)-Tafel
Es gibt drei neuassyr. Inventarlisten von Tafeln, in denen von ~i&pu(m) die Rede ist: ADD 869, 944, 980 411 ). ~i&pu(m) bedeutet hier wohl eine Schrifttafel, auf der die Vorschrift zum ~i&pu(m)-Ritus gestanden haben muß. Die Beschwörungspriester haben wahrscheinlich die Tafel beim ~i&pu(m)-Ritus gebraucht. Dieser ~i&pu(m) Ritus, der als ein Beschwörungsritus bezeichnet wird, ist von dem als Totenpflege zu verstehenden und deshalb mehr oder weniger regelmäßig, meistens monatlich darzubringenden ~i&pu(m)-Brauch zu unterscheiden (s. 3. Kapitel). Die Schrifttafellisten lassen sich folgendermaßen lesen: ADD 869 iii
1. ...... [ ______ J x x [
2. 3. 4. 5. 6.
]
[ ] Ül.a. dub 1 &i-:.ta.-:.te.
mas.mas-:.t~413)
pap 2 ITa.b-ni-ia. 4 Igal_&i-ma.-a.-:.te.414)
! 7. 1 mul sag.me .garv- !415) .., mes , mes 8. 1 u d ug.ga 4 9. 1 ü_bu 416 )
V. Die Totenpflege in neuassyrischer Zeit
412) 1 (Tafel) (Diese sind) Beschwörungen. Summe: 2 für/von Tabnija 4 für/von Rab~-simate 1 (Tafel) "Jupiter" 1 (Tafel) "gute Tage" 1 (Tafel) "Mißgeburt"
411) S. CAD K 426b. 412) Il,{:.ta.:.te. pl. von &Z':.tu(m) "Mauervorsprung"? Vgl. &Z":.tu(m) in Omina: CT 39, 31b, 3 u.a. Oder ist das Wort als Pi. von &i:.t:.tu(m) "Rest" zu verstehen, etwa wie "1 (Tafel) mit den Resten von BeschwHrung"? 413) Die Lesung von mas.mas-:.ta ist hier nicht ma.Xma.XlÜ:.tu (AHw 628b; CAD I/J 318b), sondern a.Xipü:.tu (CAD A 11 436a), wie es durch ADD 944 ii 6 bestätigt wird. 414) &im:.tu(m) als Element der PN, s. AHw 1045b. 415) Mit K. Deller (OLZ 60, S.249). 416) Schon CAD I/J 318b.
12. 1 ~i-ü-pu 13. mas.mas-:.tu 14 • -;;---:ra &a. PA-mu-as" 15. A I SU _ [
]
117
1 ZaqI'qu-Serie 9 (Tafeln) "Packen"(?) 1 (Tafel) "Totenpflege" (Diese sind) Beschwörungen. Die (Tafeln) von Nabu-sumaiddin, dem Sohn des Su- •••••
ADD 944 Rs. i 1. 2. 3. 4. 5. 6.
[ [
[ [
r
J x-Üs ] x-6S' ]x Jx ~J-i.-ü-pu
[
] a.-X-i.-pu-:.tc.r 419 ) (abgebrochen)
ADD 980 i 1. [ 2. [ 3. [ 4. [ 5. [
J alan ] sa.gig
J dubme~
Figur &a.~i~~a-Krankheit420)
Tafeln der "Totenpflege" Beschwörungen 413 ) ZaqIqu-Serie
] ki-ü,-pi 6. [ Jmas-mas.:.tc.r 7• [ ] 'es.gar v Za.-q~-qu ,8• [ x] +6 but - :.ti x+6 "Heilungsrezepte" 9. pap 184 dub mes 4215 Summe: 184 Tafeln " 1 O. Id PA-sl-a !;tal des NabÜ-nadin-apla des Opferschaupriesters', 11. [dumu] d15-b~d [des Sohnes] des I~tar-düru 417) S. CAD I/J 249a. 418) Die Lesung udu=imme.Jtu(m) (AHw 487a)' . Wahrscheinlich i t ei T . 1st h1er auszuschließen. &a.ba:.tu Im) (dabme~ ". ne e~t-Ser1e gemeint, die Gtn von • . als Stichwort hat. 1mmer w1eder packen" (d urc h e1nen Dämon» 419) S. Anm.413. 420) "Muskelkrankheit" (AHw 1012a). 421) VgL ADD 944 Vs. i i 3.
118
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
VI. Die Totenpflege in neu- und spätbabylonischer Zeit 1. Die Totenpflege im bürgerlichen Bereich Aus dem Bericht Sanheribs, daß Marduk-apla-iddina mit den Knochen seiner Vorfahren (i~~i e~mä~e abbe~u ma~~ü~i) vor ihm zum Meerland floh 422 ), ergibt sich, daß die Totenpflege für die verstorbenen Vorfahren auch unter den Babyioniern in der neubabyl. Zeit für sehr wichtig gehalten wurde. Wir haben aber von dieser Zeit nur einen einzigen direkten Beleg für ~i6pu(m). In der Fluchformel eines Privatvertrags, dessen Haupttext selbst nicht mehr erhalten ist, ist ~i6pu(m) mit der Metathese ps<sp folgendermaßen eingeführt 423 ): Rs. 1. ta da-ba-bu an-na-' a bal-u dA_ rnum ! En-lIl' / / ' r ~a .ma, -~u !-U6-~U . , / la nap ! - [Y~u-~ ] u 2. u d E-a a~'-~a3. li-~u-~U-6U IText:6i)-ma la i-gam-mi-il nap-fpa}-ra~6U 4. dUtU di.kud an-e u ki-~l ibila na-qa me-e 5. li-~i-in-tu-ma inare? na?'_du 424 ) ki-~l gidim-tJ O' , ~.. 426) a 425) ~~-~p-6U 6 • ~~-za-ma1. Wer diese Rede verändert, den mögen Anum, Enlil 2. und Ea mit einem schlimmen, schonungslosen Fluch 3. verfluchen! Er werde sein Leben nicht retten! 422) D.D. Luckenbill, Senn., S.85, Z.8. 423) BE 8,4, bearbeitet in: M, San Nicolo, BR 8/7, Nr.44. 424) M. San Nicolo liest: ~~u':'~]u-du ki- ~.i"(beim He[rabstei} gen lassen in die Erde' (op.cit., S.99), CAD E(399a): qa-qa-du ki-~l "(at) the head of the Netherworld", aber CAD Z(156a): x du ki-~~. Unser Vorschlag beruht auf CT 16, 29, 99 (~ na-du-u für die Unterwelt), aber immerhin nicht sicher. 425) zummQ(m) "fehlen, berauben" (CAD Z 156b), nicht !umma(m) "Durst machen". Vgl. auch Asb. Pr.A vi 76. 426) Vgl. ~ip6d~u(ml in den Nuzi-Texten.
VI. Die Totenpflege in neu· und spätbahylonischer Zeit
119
4. Samas, Richter des Himmels und der Erde, möge ihm den Erbsohn, den Wasserspender,
5. wegnehmen. Im "verfallenen Haus"(?) der Unterwelt möge von seinem Totengeist 6. die "Totenpflege" geraubt werden! Ähnliche Fluchformeln, obwohl sonst das Wort ~i6pu(m) nicht erwähnt ist, befinden sich oft in den Rechtsurkunden schon seit 427 der altbabyl. Zeit ). Das zeigt, daß die Mesopotamier, seien sie Könige, seien sie normale Bürger, durchaus Angst vor der Vernachlässigung der Pflege im Leben nach dem Tod hatten 428 ). Der hier zitierte Text deutet weiter an, daß der Erbsohn (aplu(m) Totenpfleger sein sollte. Wie wir schon erfuhren , wurde ein Erbkind im alten Mesopotamien nach dem Tod seines Vorgängers zur Totenpflege für ihn verpflichtet 429 ). Das ist der Grund dafür, daß der Erbsohn (aplu(m) sonst oft "Wasserspender" (näq me) genannt ist, denn die Wasserspendung ist ein wichtiger Teil der Totenpflege 430 ). 427) Z.B. Ctl.~xviib 31-40; BBS Nr.8 iv 20; Nr. 9 ii 19; MDP 2, Tf.23 ;~~ 15.ff(=RA 9,128); MDP 6,45,11(1); BRM 4,50,16; D.J. W1seman, The Vassal-Treaties, Z.452. 477. "Nicht bestattet werden" als Strafe: KAV 1 vii 97 u.l01. S. auch AfO 23,22,14; ADD 646,64. Vgl. auch Dt 28,16; Jer 7,33 (u.a.); Ps 79,2. 428) Vgl. YOS 9,~3 (U:DuPl.) u. Kish I, Tf.34,2 (S. unten S.186) 429) Vg~. ~. Dav~d, D1e Adoption im altbabylonischen Recht, Le~pz~~ 1927, 8.93; M. Bayliss, Iraq 35(1973), S.119ff.; ~. Ska1st, The Ancestor Cult and Succession in Mesopotamia 1n: B. Alster (ed.), Death in Mesopotamia, Kopenhagen 1980' (=CRRAI 26 =Mesopotamia 8), S.123-128. Die zwei ugaritischen Epe~ "Keret~ und "Aqhat" beginnen gleicherweise mit einem Mot~v des N~cht-Vorhandenseins des Erbkindes. Dabei wird der Erbs?hn besonders im Aqhat-Epos als derjenige, der die Stele se1nes (=des Vaters) Totengeistes (?:skn ilibh) aufst~ll~,?bezeic~~et (2 Aqhat i 27 u. ii 16). Zu ilib "Totenge~st (.), s. Jungst B. Margalit, UF 8 (1976), S.146f. Vgl. auch Gen. 15,2. 430) S. Bayliss, op.cit., S.119ff.
2. Kapitel: Materialien zu k~pu(m)
120
VI. Die Totenpflege in neu- und spätbabylomscher Zeit
2. Riöpu(m) am Königshof Als letzten Beleg müssen wir von Riöpu(m) in der Harrän-Inschrift Nabonids sprechen. Der seit 1906 bekannte ~ext kann jetzt durch das Duplikat, das 1956 unerwartet entdeckt und von C.J. Gadd bearbeitet wurde, gut ergänzt we~~~). Der Teil, der hier in Frage kommt, lautet folgendermaßen : ~1
B ii 40-50, weiter folgt H1 A iii 7'-19' , ~na . 21 mu mes 40. e ~aR-Ru-tu dingir-u-u~-Ra gal-~i ti-ip-{ah v/ld PA.a.ses • • lugal t~n.tlr . . ki.~na 43 mumes IdPA_ntg. 41. öa du-pap 42. dumu IdPA-a_ses u 4 mumesti IdU+gur-lugal-pap lugal tin. tir ki 43. lugal-u-~i i-~e-ep-pu-Xu-'u 60 (3U) 8 mu.an.na.mes , v \ ,,/ 44. ina gab-bi e2b-bi-ia ap-tah-öu-nu-~~ en.nun-~~-Öu-nu
ra.
~.
a~-~ [ult-ma] 45. Id pA _ i dumu öi-i~ tlb-bi-fa ina 19~ IdPA-n{g.du-u-~Ult ~ ' . ki 46. dumu Id PA-a-ses u Id U+gur-lugal-pap 1 uga l t~n.t~r Y'
v
•
uö-z~z-ma
v '(') V / • ? 432) 47. ult-lti u mU-öi en.nun-~~ A:~~ -öu-nu ~~-~Ult -ma , v/ ( • 48. Ia e-ti-6~-nu ~a-a-bi (A:dug.ga) i-~e-ep-pu-öu A:~-~ene-ep-pu-uXJ Ra-a-a-na
431) Der ältere Text wurde von H. Pognon 1906 gefunden und publiziert in: H. Pognon, Inscriptions semitiques de la Syrie, de la Mesopotamie et de la reg~on de Mossoul, Par~s 1907/8, Nr.l. Gründlich bearbeitet be~ B. Landsber~er, D~e Basaltstele Nabonids von Eski Harran, in: Festschr~ft Halil Edhem (Ankara 1947), S.115-151. Der Text ist nach C.J. Gadd H A zu nennen. Der jüngere Text wurde 1956 von D.S. Rice g~funden, publiziert und bearbeitet bei C.J. Gadd, The Harran Inscriptions of Nabonidus, AnSt 8(1958), S.3556. Der Text ist nach ihm H B zu nennen. S. dazu auch W. Röllig, ZA 56(1961), S.2t8f. 432) Von dieser Zeile fängt H A iii l' an. 1
121
49. [muJ-a bab? -ba? -nu-a ina pa-ni-r~-nu (A:igi-t~-nu) iX-Ru-un Ri- [mal 50. [dumu.munus ~i-i~ tlb-bi-6~-nu1433) ut-tu? -u Jti?v. • [ ] 434) ö~-~ a 7' • {lt-Ra-niX rim-~i a-bit-6u-nu-~i 8' • ma-na-ma ina dumumes_Xu_nu u man-ma ni-Xu-~[u-tu-nuJ mes v / Y'''. V. ....., 9' • u gal -öu-nu öa ~-nu-ma Jte-ö~-öu-nu
1u
10' • ul-lu-a ~na
bu-Ju-a
~ n[g.ga
11' •
u-a~-~ilt-6u-nu-~u ta iX-~aR-Ran-ru-nu-[~ul
12' • 13' • 14' • 15' • 16 I •
qu~-Jtin-nu ia-a-~u itu-lam-ma ta na-paJt-R[a-a] ina tu-ub-6i-ia dam-qu-u-~u gu [mes] 4 ... " . d a h~ k as.sag v . ] ud u.n~. t a mes ma-Jtu-~~vn~n ge [Vst~n v
i.giS lai u gurun g~skiri6 ~,
•
v / .
Ra-ta-ma Ri-iö-pi • 435)
a-Kaö-ö~P4-öu-nu-~~-ma öuJt-q~n-nu
17' • ~ah-du-~u (B:~iJ i-lti-Xi ~a-a-bi • v • 18 t . a-na gi-na-a u-Rin-Xu-nu-~i-ma 19'. ar-~aR-Ran ina ma~-Jti-ru-un ina mu x-[ktmJ 40.
In den 21 Jahren 41. des Nabopolassar, des Königs von Babyion, in den 43 Jahren des Nebukadnezar, 42. des Sohnes des Nabopolassar, und (in den) vier Jahren des Neriglissar, des Königs von Babyion, 43. während sie dauernd die Herrschaft ausübten, 68 Jahre lang 44. mit meinem ganzen Herzen verehrte ich sie, hielt ihre Bewachung. 45. Nabonid, meinen Sohn, Sproß meines Leibes, vor Nebukadnezar, 433) Ergänzt nach Hl nu und ut-tu-~ Hälfte der Z.6 434) Hiermit bricht iii fängt Kol. 435) =H B iii 1. 1
A. In H B aber fehlen zwischen tlb-bi-tul noch eine ganze Zeile (Z.5') und die erste (drei oder vier Zeichen). H B Kol. ii ab. Mit Z.ll' von H A Kol. 1 1 i~i von H B wieder an. 1
VI. Die Totenpflege in neu· und spätbabylonischer Zeit
2. Kapitel: Materialien zu kispu(m)
122
46. 47. 4S. 49. 50. 7' • S'. 9'.
dem Sohn des Nabopolassar und (vor) Neriglissar, dem König von Babyion ließ ich treten, und Tag und Nacht hielt er ihre Bewachung. Was ihnen gefiel, tat er ständig. . Gleich wie Meinen guten(?) Namen setzte er vor s~e. [ihre leibliche Tochter] erhöhten sie mein Haupt. Nachher nahm das Geschick sie hinweg. Von ihren Kindern, ihrer Sippe und ihren Hochbeamten, nachdem sie (die Könige) ihre
Häupter 10'. erhöht und sie mit Hab und Gut 11'. überhäuft hatten, pflegte keiner (von ;hnen) für sie (die Totenpflege) hinzustellen. 12'. Rauchopfer war meine Sache. Jeden Monat ohne Unterlaß 13'. in meinen schönen Kleidern Rinder, 14'. gemästete Schafe, Brot, Bier der ersten Qualität, Wein, 15', Öl, Honig und Gartenfrüchte aller Art als Totenpflege L
16'. 17', lS'. 19'.
brachte ich Schüttopfer stellte ich Ich brachte
ihnen. Reichliches und Wohlgeruch ihnen hin. (diese) dauernd vor ihnen dar.
Dieser Teil der Inschrift läßt Adadguppi, die Mutter Nabonids, sagen, daß sie die babyl. Könige (Nabopolassar, Nebukadnezar und Neriglissar) wegen der Treue ihres Sohnes Nabonid so behandelten, als ob sie ihre eigene Tochter wäre, und daß sie als einzige diesen Königen nach derem Tod Ri~pu(m) ständig besorgte. Diese Totenpflege ist sicher nicht ihren priesterlichen Obliegenheiten, wenn sie überhaupt Priesterin gewesen ist, zuzuschreiben, denn sonst wären die Zeilen S'-12' hier ganz und gar unnötig gewesen. Darüber hinaus kann man auch daran zweifeln, ob sie wörtlich dauernd die "Totenpflege" für die königlichen Vorfahren Ihres Sohnes leistete. Dadurch, daß die Mutter Nabonids diese pflicht wahrnahm, wurde vor allem die Thronbesteigung Nabonids gerechtfertigt, eine Notwendigkeit, weil Nabonid kein Königssohn
123
436 war ). Wir müssen annehmen, daß die "Totenpflege" als Pflicht und auch als Recht des Erbkindes eine so wichtige Rolle spielte, daß man damit die gerechtfertigte Nachfolgeschaft behaupten konnte. Was Ri~pu(m) an sich in diesem Text angeht, sind hier zwei Momente zu beachten. Das erste liegt in der genannten Liste der Opfergegenstände (Z.12'-lS'). Sie stimmen im großen und ganzen mit denen der altbabyl. Zeit überein 437 ). Das zweite ergibt sich daraus, daß sie "jeden Monat ohne Unterlaß" (a~~ilamma La napa~Rt) die '~otenpflege" ausgeführt habe. Dies ,ist ein guter Beweis dafür, daß Ri~pu(m) grundsätzlich allmonatlich dargebracht werden sollte. An welchem Tag des Monates Ri~pu(m) stattfand, steht leider im Text nicht. Aber wir sahen oben, daß der Tag für die "Totenpflege" (üm Ri~pi(m) in den lexikalischen Texten mit dem Neumondtag (bubbuLu(m) gleichgesetzt ist 438 ). Man könnte auch hier erwarten, daß die "Totenpflege" grundsätzlich am Ende des Monates dargebracht wurde. Im Gegensatz zur altbabyl. Zeit, in der der Monat Abu im Zusammenhang mit der Totenpflege eine große Rolle spielte, scheint in der jüngeren Zeit der Monat Iebetu eine besondere Bedeutung für die Totenpflege gehabt zu haben. Nach einigen hemerologischen Texten soll die '~otenpflege" am 29. im Monat Iebetu, aber nicht in den anderen Monaten, ausgeführt werden: KAR 178 Rs ii 439 )
e
73. di~ u 4 29-k~m nu se kimin k~ nu 440 ) um-ta-~1 74. Ri-i~-pa 5a lfl su li 75. kimin suk-~u ana mul ku6 gar-ma ma-ai~ 436) 437) 438) 439) 440)
B. Landsberger, op.cit., S.143. S. oben S. 55 (Tabelle). S. oben S. 46f. S. R. Labat, H~merologie, ~.138. W. von Soden liest: ~a ~ah'-~u-Li (PN?) (AHw 1010b). Hier ist aber kein PN zu erwarten. Vgl. auch STT 69,29: [x x] BI TU l{l ki.st.ga ta-Ra~-~ip (5. unten S. 56), STT 73, 36: (E. Reiner, JNES 19,5.32).
Xa
2. Kapitel: Materialien zu kispu(mJ
124
73. Der 29. Tag (des !ebetu): nicht freundlich; ditto (=der Drittes Kapitel
König) soll nicht vom Tor aus gehen; 74. die "Totenpflege" ••• soll er bereitstellen(?)441); 75. ditto (=der König) soll seine Brotration für Piscis Austrinus hinstellen; sie wird empfangen.
Funktion des k.i6pu(m) in Beschwörungen I. k.i6pu(m) bei der imitativ-magischen Bestattung
CBIl §59,10 (di~ ina Tebetu) u d
4
29-k~m (lugal) k~ nu
.! 442) , v v d ~ En-t~t ~~-~~m -ta-k.a u-6ak.-6a -~a
..
.
e ki.sl.ga
1. k.i6pu(m) bei der "Bestattung" des Ersatztieres
k.i-6ip
(Im Monat 1ebetu,) der 29. Tag: (der König) soll nicht vom Tor ausgehen; führ die "Totenpflege" aus; Enlil läßt dich deinen Wunsch erreichen. Auf einer Sammeltafel der Beschwörungen aus der spätbabyl. Zeit steht, daß die "Totenpflege" auch im Monat ,!,ebetu, und zwar am 11. Tag ausgeführt wird. Da die Stelle des Textes schlecht er443 halten ist, kann man den kultischen Kontext schwer verstehen ): "V,. itu ab u4 ll-kam ,. r,v?"b??'''''[ J an-nu-u 6a ~na ~na ~s sa 5 -~~ a-di kLsLga i-k.a.6-6i-pu iq-q~- [bu-ci] Dies ist das, was man am 11. des Monates ,!,ebetu in ••• , bis man die "Totenpflege" ausführt, rezi[tiert.J Die genaue Beziehung des Monates Tebetu zur Totenpflege entzieht sich unserer Kenntnis. 441) Zu ma6G(m) Dt "bereitstellen" (2), s. AHw 622b, CAD M I 348b taber nur aA). 442) S. AHw 1105a, CAD S 207b u. K 283a. 443) C. Thompson, CLBT B4 iv 6f. (Hinweis von G.J.P. McEwan).
für Menschen Im ersten Kapitel haben wir darauf hingewiesen, daß es sich beim k.i6pu(m) (ki.sl.ga) von Anfang an nicht nur um die Totenpflege mit Speisen und Getränken nach der Grablegung, sondern auch um die Grabbeigabe gerade bei der Bestattung gehandelt haben kann. Bis jetzt haben wir aber keinen direkten Beleg für k.i6pu(m) beim wirklichen Bestattungsritus (s. aber unsere Deutung der Inventarliste CT 45,99 unten S.140), sondern nur bei der imitativ-magischen Bestattung innerhalb eines Beschwörungsritus. Es ist jedoch nicht daran zu zweifeln, daß die imitaitv-magische Bestattung, die im Beschwörungsritus angesprochen wird, die wirkliche Bestattungssitte widerspiegelt. In den zwei Ersatzritustexten, LKA 79, 1-33 (Dupi. KAR 245) und LKA 80, 1'-14', die E. Ebeling im TuL behandelte 444 ) , wird ein Zicklein als Ersatz für den Kranken geschlachtet und an seiner Statt begraben. Be{~ d'~eser ~m~ "t ' atlven Grab 1 egung wird ki6pu(m) dargebracht: LKA 79, Vs. 1-33 / KAR 245 Vs. 1-22 ana pu-u-g lÜ a-na, dE~er-k.[i-gat ] [k.J'~-ma dU tu.su.a v I 1 u g~g . " .. munus.as.gar gls.[nu.zuJ ina ki.nÜ ki-Xu* ul-na-a[t] ta-am gi ina* na-ma-~i** zi-ma 6 tuX - k."~-~n-ma * b a 1 -~~. lu gig munus.as.gar /.,. " Y / /il-ma ina ur-6U 6. ina a-ta~ ki bal-"* /v ~ ku 4 -mn~ lu gig munus.as.gar
1. 2• 3. 4. 5.
t
444) E. Ebeling, TuL, Nr. 15 u. 16.
126
1. kispu(m) bei der imitativ-magischen Bestattung
3. Kapitel: Funktion des kispu(mJ in Beschwörungen
v".
.
lU'
7. lna ki :ta-aat-tl-IJ-nu-:tl nap-aa-a*-:t~ gig 8. lna g{r gi~~inig* tag-a:t 9. nap-ra-:tl munus.~~.gär lna g{r ud.ka.bar* kud-la v v V\mes v";' /V " . V.,L vIV . 10. sa aa us-:t~. a mes tuS '~+g~SA ses-a~ • v. h'.,mel vI • v. . 11: s~~~ sa -aa s~.a tu-bu-a~ mU4.mu4-a~ V ... / k u s . v v.** [h]o ··2 12. e.s~r* :te-ae-en-a~ gu-u v -~a ~9~ -aa" ~e-q~ 13. 1+gi5 dug.ga lna sag.du-X~ dub-ak [tuJgbar.sig Xf sag.du 14. lU gig :ta-6~-ha:t-ma lna sag.du-Xf*slr-aa / / v ..,.. v. 1S. kl-ma lu.us :te-pu-a~ :tu-kan-na-a~ g~g l-:teb-bl b~-~~~ . . ... k a.~-ma E .. \ lu mas.mas-au v v vI''' v t ag d'~ng~r . . en au-ma 16 • ~na I v v. l u . , . " "" . v/ h 17. 3'-au"s~d-nu g~g n~g.ba k~ tug-au ~-aa-va1-ma 18. ana lUmas.mas sl-*-ma l-n)m-ma [lna bl-~l:tJ k~ ~** v v . • 16 . v 19. 16 mas.mas ~~g-mu a-na nenn~ g~g ana alm-:te** l-:ta-taf< 20. l-qab-bl* al-pl:t-:tu 4 gar-an 21. [u? 3?]-Xa ki.sl.ga ana dE~er-f
lu .
Y.
(abgebrochen) I Textanmerkungen: 3: *KAR: l:t-:tl-tu. 4: *KAR: ana, **KAR: -~l' (Kopie: -zl). S: '':KAR: :tu6-f
127
e!.sir (Kopie: ia) ** KAR: -re. 14: *KAR: sag.du-f, *,,: nach KAR; in LKA fehlt "lna bl~l:t k' ~". 19: * nach KAR, **KAR: -:tl. 20: *KAR: dug 4 .ga. 22: *KAR: ~e~_rpl'-:tl!gar!-an-ma!. 31: *vgl. LKA 80, 14' • 1. Zum Ersatz eines Menschen für Ereskiga1 44S ) •••• 2. Im Sonnenuntergang soll der Kranke ein unbegattetes Zicklein 3. zu sich ins Bett legen. 4. Vor der Nacht noch im Hellen sollst du dich erheben, S. dich niederwerfen und graben. Der Kranke soll das Zicklein auf seinen Schoß heben. 6. In das Haus, wo der Erdboden aufgegraben ist, sollst du eintreten. Den Kranken und das Zicklein 7. sollst du auf den Boden hinwerfen. Die Kehle des Kranken 8. sollst du mit dem Dolch aus Tamariskenholz berühren; 9. die Kehle des Zickleins sollst du mit dem Dolch aus Bronze (KAR: aus Kupfer) durchschneiden. 10. Das Innere des Toten (=des Zickleins) sollst du mit Wasser waschen, es mit Öl salben, 11. sein Inneres mit Parfümkräutern fülle~, es mit einem Gewand bekleiden, 12. ihm die Schuhe anziehen, seine Augen mit Antimonpaste einreiben, 13. auf seinen Kopf gutes Öl schütten, vom Kopf 14. des Kranken die Kopfbinde herunterreißen und seinen (des Zickleins) Kopf damit zubinden. 1S. Wie einen Leichnam sollst du es behandeln und pflegen. Der Kranke soll aufstehen, 445) Derselbe Ritus ist in einem neMassyr. Brief (ABL 439=LAS 140) erwähnt: pu-u-hl lu a-na E~eX-f
128
1. kispu(m) bei der imitativ-magischen Bestattung
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
16. durch die Tür hinausgehen. Der Beschwörungspriester soll die Beschwörung: "Wenn der Eingriff der Gottheit eingegriffen hat" 17. dreimal rezitieren. Der Kranke soll ein Geschenk mit seinem Gewand wegreißen 18. und (es) dem Beschwörungspriester geben. Wenn er durch die Tür hinausgeht, 19. soll der Beschwörungspriester eine Klage für den Kranken NN erheben: "Der Kranke ist tot" 20. soll er sagen und seine Totenklage ausführen. 21. Und 3-mal(?) sollst du ki6pu{m) für Ereskigal darbringen. 22. Du sollst gare Speise, Suppe und Gerstenbrei hinsetzen. 23. Du sollst preisen und ehren, Wasser, Röstkornbier, Milch, 24. Honig, Butter und Öl darbringen, 25. für den Totengeist seiner (!, Text: deiner) Familie ki6pu{m) darbringen, 26. für das Zicklein ki6pu{m) darbringen. 27. Die Beschwörung: "Der große Bruder ist ihr Bruder" sollst du vor Ereskigal rezitieren. 28. Das Zicklein sollst du wie ein Lebendes pflegen und begraben. 29. [Für das Zicklein,] für Ereskigal (und) für den Totengeist seiner Familie sollst du Getreide darbringen, 30. [ •••• ] die Totenklage ausführen, kispu(m) darbringen. 31. [ •••• ] den Kranken sollst du wieder mit Staub [bedecken]. 32. [ ••••••• ] Ereskigal(?) [ ••• ] 33. [........... ] LKA 80, 1'-14' 1'. [ ] ka [ ] 2' • [anaJ pu-cf-!J.i lU" a-na d[ElLeX-H-ga.e. ] 3' • munus.~~.gar gls.nu.zu kud-i6 [~a-Z~(?)J v v. mes. . v" 0 :t' [:t eppU66~, ] 4' • Slm Sl.a glm 6a-~am- ~ 5' • tug dul-Xi S'u [' -riJ 6' • 1 d~g. ga e~-6i :tu-[ka.e.-.e.amJ I 7'. :tak' -Um-:ta u ki. sLga :t [a- kif6-6ip] v . kl.kl. .:t a ba ['J 8' • a mes bal-6~ l-u
129
9'. a-na dEres-ki-gal ki-i6-pa [:ta-ka6-6ip] v . V' L:tanaqq~'J 10'. a mesbal-6~ kasv! se.sa.a 11 '. en su. Ü [[I-Xi] 12'. gim ba-U:s:-{t :te-qeb- [bill-Xi] 13'. 6i-pi:t-:ta ina ugu-5i gar- [an] 14'. saJ)ar gur-ma dul [ ] l' •
2'. [Zum] Ersatz eines Menschen für [Ereskigal •••• ] 3'. Ein unbegattetes Zicklein sollst du schlachten. [Sein Inneres(?)] 4'. sollst du mit Parfümkräutern füllen. Du sollst es wie einen Leichnam [behandeln,] 5'. es mit einem Gewand bekleiden, seine Hände(?) 6'. mit gutem Öl salben, die Schaustellung (zur Bestattung) 7'. stellen, und ki6pu{m) dar[bringen,] 8'. ihm Wasser spenden. Wo du den Erdboden auf [gegraben hast,] 9'. Sollst du für Ereskigal ki6pu{m) [~~rbringen] 10'. ihr Wasser spenden, Röstkornbier [spenden,] 11'. ihr die Handerhebungsbeschwörung rezi[tieren,] 12'. es wie einen Lebenden behandeln und begra[ben,] 13'. die Totenklage darüber anheben, 14'. (es) mit Staub wiederum bedecken. In den beiden sich ähnelnden Texten, von denen der zweite aber kürzer gefaßt ist, wird ein Substitutionsritus beschrieben 446 ). 446) H.M. Kümmel hat in seiner Untersuchung zu den heth. Ersatzriten die zwei Begriffe, Opfer und Ersatz, unterschieden. Nach ihm ist das Opfer "im wesentlichen nur das Gaben- oder Darbringungsopfer", das "eine personalistische Religion mit einem anthropomorphistischen Gottesbegriff voraussetzt", während der Ersatz auf der magischen "Gesetzlichkeit" beruht. Ders., Ersatzrituale für den hethitischen König, Wiesbaden 1967 (=8tBoT 3), 8.1ff. Zu fragen ist, ob die beiden Begriffe, Magie und Religion, schon bei den Mesopotamiern so deutlich unterschieden waren. In Wirklichkeit scheinen sie miteinander verflochten gewesen zu sein: In den zwei Ersatz-
130
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
Wenn eine schwere Krankheit oder ein Vorzeichen für tödliches Unheil einem Menschen unvermeidbar droht, soll nach der altmesopotamischen Anschauung ein Ersatztier an seiner Stelle getötet und sorgfältig bestattet werden. Durch die Erfüllung des ihm bestimmten unveränderlichen Schicksals mit Hilfe dieser Substitution wird er von diesem Unheil geheilt und befreit. Die These von E. Ebeling, daß der Kranke in diesen Texten sein Selbst mit dem Tier als dem Repräsentant des sterbenden und auferstehenden Gottes tauscht 447 ), ist von den Texten her nicht zu halten. LKA 79,31: [
I'
I
] Ugig sabar' gur-ma [dul]
ist nicht "der Kranke wird wiederkehren ..... zu übersetzen, wie E. Ebeling es verstanden hat 448 ), sondern der Ausdruck weist
I. kispu(m) bei der imitativ-magischen Bestattung
Ferkel als Ersatz für einen Kranken geschlachtet, und seine zerteilten Körperteile werden auf die des Kranken gelegt 449 )
10. sag.tur.ra ki.bi.lti.gar.ra.bi.s~ u.me.nisl 11. min.a u-na pU-5i-6U i-din-ma 12. uzu uzu.bi.se mud mud.bi.se u.me.ni.s1 13. sU.ba.ba.ab.ti.g{ 14.6e-Jr.agimre-·:-l'u/da-me· vI .,~ Q glm d a-me-~u i-din-ma lil-qu-u V\ 15. l"v lplS sag.sa.ga.na.ke u.me.ni.gar 4 ". . \. v / 16. v sa.ga.glm U.me.nl.Sl su.Va.ba.ab.ti.ga 17. llb-ba ~, ina sag l~b-bi-6J taK-k.u-na o'-b - b'~-~u V" ~. d'~n-ma l~l-qu-u . " 18. k. ~-ma ~~
auf die Bedeckung des Kranken mit Staub als symbolischen Akt der
10//11.
Bestattung hin, wie aus LKA 80,14' hervorgeht. Das Tier wird in
12-13//14. Gib das Fleisch an Stelle seines Fleisches,
Gib ein Ferkel zu seinem Ersatz! Das Blut an Stelle seines Blutes! Mögen sie (=die Dämonen) es nehmen!
den Texten als Ersatz für den Kranken getötet und dann begraben. Es fehlen uns sonstige Belege für solche Ersatzriten nicht. Nach einer Ritualanweisung in der Serie "utuk.k.ii lemniitu" wird ein
447)
riten (LKA 79 //KAR 245 u. LKA 80), die, H.M. Kümmel folgend, magisch sein sollen, werden aber auch "Opfergaben" gebracht. Der Ersatz muß gewiß von dem Opfer begrifflich unterschieden werden. Das bedeutet aber nicht, daß die Mesopotamier zwei getrennte Weltanschauungen, die magische und die religiöse, hatten, sondern daß ihre Weltanschauung noch einen undifferenzierten, sogenannten magisch-re Charakter hatte. In der religionswissenschaftlichen bzw. ethnologischen Diskussion über Magie und Religion verzichtet man schon auf die klassische Unterscheidung zwischen Magie und Religion. S. z.B. M./R. Wax, The Notion of Magie, Current Anthropology 4 (1963); c. Kluckhorn, Universal Categories of Culture, in: A.L. Kroeber (ed.), Anthropology Today (1953); Aufsätze in: L.Petzoldt (ed.), Magie und Religion, Darmstadt 1978. d TuL, S.66. Schwierig zu deuten ist aber:dm~~ babbar en. . . k e vsu.u.me.t~" = m~n b a bb ar-u/ "~a/ V umu-z~. ~e-q~-ma 0 ,m~r.s~. "Nimm ein 4 weißes Böcklein des Dumuzi" (CT 17,10,74f.). Hat dies mit der als Ersatz Inannas in die Unterwelt hingeschleppten Dumuzi-Eigur zu tun "Inannas Gang zur Unterwelt", Z.410 (:kd- d lnanna-ke Dumu-zi sag-bi-I~ b{-in4 sum-mu "Inanna, die Reine, hat Dumuzi als ihren Ersatz preisgegeben", s. W.R. Sladek, Inanna's descent to the Netherworld. Diss. The Johns Hopkins Univ. 1974, S.152). Vgl. aber auch E, Ebeling, MAOG 10/2 (1937), S.26.
a
448)
131
15-16//
Gib das Herz, das du oben auf sein Herz gelegt hast,
17-18
an Stelle seines Herzens! Mögen sie es nehmen!
In einem gleichartigen Ritus wird ein Zicklein auf eine ähnliche Weise als Ersatz für den Kranken geschlachtet 450 ): /v
/
/
14. mas nlg.sag.l1.1a nam.lu.u .lu.ke 18 4 /. . ~ v/ 15. u-Jr.~-~u mln-u ~a a-me-lu-ti 16.
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17.
.' , U" --,~-~a
zi.a.ni.~e ba.an.s1 . " .,. .... I ana na-p~~-~~-~u
~t-ta-din
18. sag.mas sag.lJ.se ba.an.s1 19. qaq-qad t-Jr.i-~i ana qaq-qad lu it-ta-din 20. g6.m~s gu.l~.~e ba.an.sl
21. k.i-Xad t-·:_·: nnn~ l<~ ~;_Ynd IU' ~~-~a.-.,..,. d'~n -,~ Q~ ~ 6~ 449) CT.l?, 6, 10-18. Vgl. C. Thompson, The Devils and Evil Sp~r~ts of Babylonia 11, London 1903 S.18ff 450 ) CT 17, 37c ("Z"), 14 ff. (=IV R2 26,'6). Z.2;ff. nach STT ' 172, 24ff. S. Jetzt J. Prosecky, Beschwörung eines zum Ersatz gegebenen Zickleins, FS L. Matous 11 (1978), S.245ff.
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
132
/V / v, , gaba.mas gaba.lu.se ba.an.s~ 1.)(-:t.t a-Jt.t-.o.t ana .itr.-:t.t lii ü-:ta-düt ä.zi.da.m~;· '.zi.da.16.se ba.an.sl .t-m.t:t-:tU h.t-.oa ana .t-[m.t:tJ-:tu lu .t-:ta-d.tn -'" r bu .. mas -''';' , r·Lbu] .lu.se /'" b a.an.s~~ a.gub. a.gub. ru-met a-h.t-.oa ana lu-met lÜ .t-:ta-d.tn / v / V l'v / ... v\ "us.mas us.lu.se ba.an.s~ da-me ;-h.t-6a ana da-me 16 .t-:ta-d.tn . . v 'v 1: . v 1/ ", b 'l~p~s.mas ~p~s. u.se a.an.s~ tlb-b.t a-h.t-.o.t ana tlb-b.t lÜ .t-:ta-d.tn • • / V .' • 1 -' v'- b a.an.s~ ... t~.t~.mas t~.t~. u.se .oe-tl. a-h.t-6a ana .oe-tl. lÜ .t-:ta-d.tn • I /~ /. / v\ b ... gu.murgu.mas gu.murgu.lu.se a.an.s~ e-.oe-en-.oe-h.t U-h.t-6.t ana e-6e-en-.oe-h.t l~ .t-:ta-d.tn ur.mas ur.lu.se ba.an.si -' , , ana pe-en 1u1 ~':t a- d'~n pe-en u-h~-.o~ / 1'\1 "-?' / " , ba.an.s~ ur.kun.mas ur.kun.lu.se ~ IV , / ' , 'r :t'~ 16 .t-:ta-d.tn ha-pa-a6-:t~ U-h~-~~ ana ha-pa-a~-
22. 23. 24 • 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. v -' V • v ' 1 / v'- b " 40. gis.ge.en.gi.na.mas g~s.ge.en.g~. u.se a.an.s~ 41. b.t-na-a:t ;-h.t-~.t ana b.t-na-a:t 1~ .t-:ta-d.tn
a-
..
.
..
14/15. Das (zweite)Zicklein ist Stellvertreter des Menschen. 16/17. Das Zicklein hat er für sein Leben gegeben: 18/19. Den Kopf des Zickleins hat er für den Kopf des Menschen gegeben. 20/21. Den Hals des Zickleins hat er für den Hals des Men22/23. 24/25. 26/27. 28/29.
schen gegeben. Die Brust des Zickleins hat er für die Brust des Menschen gegeben. Die rechte Seite des Zickleins hat er für die rechte Seite des Menschen gegeben. Den unteren Teil des Zickleins hat er für den unteren Teil des Menschen gegeben. Das Blut des Zickleins hat er für das Blut des Menschen gegeben.
1. kispu(m) bei der imitativ-magischen Bestattung
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30/31. Das Herz des Zickleins hat er für das Herz des Menschen gegeben. 32/33. Die Rippen des Zickleins hat für die Rippen des Menschen gegeben. 34/35. Das Rückgrat des Zickleins hat er für das Rückgrat des Menschen gegeben. 36/37. Den Oberschenkel des Zickleins hat er für den Oberschenkel des Menschen gegeben. 38/39. Das Kreuz des Zickleins hat er für das Kreuz des Menschen gegeben. 40/41. Die Glieder des Zickleins hat er für die Glieder des Menschen gegeben. " v Noch ein Beispiel aus dem Beschwörungsgebet an Samas (BAM 234, 31-34):
31. ana-ku nenni a nenni tr- [d]u-ka .tna u 4 -me an-n.t-e igi-
ka az-z.tz 32. J-.oa-pa dingir-u:t-ka [gal_:t]u451)mu451a) ma-mT:tu (68) Ja dab-n.t-ma us.uS-n.t u 4 -mu u mu-[t.t] / v -' h h uzu meS'. [ na] - k' . , gub-zu ~na , 33. u-6a-~a-~u -~a5 ana a.o z~-~a qI-b.t:t dingir-:t.t-ka-ma 0 , r ,~a . , s~\ -.ou-nuv / :t ~' pu-vuh 34. a-na pu-uvh uzumes, -~a5 u ~a-n~~-a d.t-na-nu-a-a tu- [nu] 31. Ich bin NN, der Sohn des NN, dein Knecht. An diesem Tag trete ich vor dich hin. 32. Ich bete zu deiner Göttlichkeit. nZ6u-Eid (und) mämI:tuFluch sind die, die mich packen, mich dauernd verfolgen, Tag und Nacht 33. mein Fleisch zum Hinschwinden bringen, hintreten, um mein Leben abzuschneiden. Auf das Geheiß deiner Göttlichkeit habe 451) Ergänzung nach W.Mayer (UFBG, S.171). 451a) mu=nZ6u. Zum Zusammenkommen von nZXu und mämI:tu in solchem Kontext, s. CAD N I 294a.
134
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
34. ich sie als Ersatz meines Fleisches und meiner Gestalt gegeben. Sie sind an meiner Stelle und in meiner Vertretung. In LKA 79 (u.Dupl.) und 80 ist es die Herrin der Unterwelt Ereskigal, die das Leben des Kranken fordert. Als Ersatz wird dann ein unbegattetes Zicklein geschlachtet und im Haus des Kranken begraben 452 ). Zum Schluß dieser "Bestattung" wird k~cpu(m) dargebracht, und zwar in LKA 79 dreimal für Ere~kigal, einmal für den Totengeist der Familie des Kranken, und einmal für das begrabene Ersatztier, in LKA 80 dagegen wird k~cpu(m) nur einmal für Ereskigal und ein anderes Mal wahrscheinlich für das begrabene Tier geopfert. Was hier als k~cpu(m) dargebracht werden sollte, ist nicht klar, denn man kann nicht entscheiden, ob die in LKA 79 (Z.22-24) und 80 (Z.10) genannten Speise- und Flüssigkeitsopfer das k~cpu(m) darstellen. Mir scheint, daß sich k~cpu(m) hier von den Flüssigkeitsopfern unterscheidet. Das k~cpu(m)-Opfer für Ereskigal bezweckt offensichtlich, daß die Unterweltsherrin den Toten - in diesem Fall das Zicklein als Substitut des Kranken - in die Unterwelt aufnimmt und ihn nicht wieder auf die Erde zurückschickt 453 ). Das k~cpu(m) für den Totengeist - hier im kollektiven Sinne - der Familie des Kranken, wie wir unten sehen werden, hat auch einen ähnlichen Zweck. Die Totengeister der Familie sollten nämlich den Ver452) Zur Bestattung unter dem Fußboden des Hauses, d. B. Hrouda, Nachtrag zu: A. Haller, Die Gräber und Grüfte von Assur (WVDOG 65, 1954), S.185ff.; E. Strommenger, RlA Bd.3, S.591; dies., BagM 3 (1963) S.157ff. Vgl. auch I Sam 25,1. 453) Nach dem sumer. Mythos "Inannas Gang zur Unterwelt" (Z. 267ff.) und dem akkad. "I~tars Gang zur Unterwelt" (K 162, Rs.29ff.) kommt es nur auf den Willen der Ere~kigal an, ob Inanna/I~tar, die einmal in die Unterwelt hinabstieg, wieder auf die Erde zurückkehren darf. Vgl. auch C. Wilcke, AfO, 24, 12, Z.37-39.
I. kispu(m) bei der imitativ.magischen Bestattung
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storbenen als neues Mitglied in der Unterwelt empfangen und ihn . . h . . 454) ln SlC lntegrleren • Dazu bekommt das statt dem Kranken verstorbene und schon auf die Reise zur Unterwelt vorbereitete (LKA 79, llff.; 80,5) Zicklein das k~cpu(m)-Opfer als seine Reisekosten bzw. Proviant 455 ). 2. k~cpu(m) bei der "Bestattung" des Repräsentanten des Unheils In einem Beschwörungsritus gegen den z~ku~~udt-Zauber .wird ein Siebenschläfer (?a~~abu(m) für einen Menschen, an dem der z~ku~~uda-Zauber verübt wurde, bestattet. Auch hier wird ein k~cpu{m) zum Schluß der "Bestattung" dargebracht456): 1. k~-~~-~~ Xa-nu-~~ 6a ~c-hu-~u-n~ pu-u~-~~-~~ 2. an-nl-~~ ana igi d 30 7-X~ ~u-Xaq-ba-X~-~a y' v v . 3 • klr ana 30 suk-cu lna ge .bi gar u 1S4 -cu ~u-caq-da-cu t v, 6 4 kam ma-ta sa-cu dab ana 30 t~q-b~ v(
4. u 4 -me-ram-ma t~X-~e-ml-~q pe~.ur.ra ru-a-~u
sa
ku~ p~~ ~a-kam-ml-lc
4
ti-ma ana
454) Vgl. M~~ 6, Tf. 10 iv ,22: ratam~ar~ ~na e~~e~l al lqqeb~~ [~{:emm-;-cu] ana e{em k-<.m~-<.Ku a-<. -<.cn-<.q "Möge sein Leichnam n:cht 1n.der Erde begraben werden! Möge [sein Totengeist] n1cht be1 dem Totengeist seiner Familie ankommen!" (nach CAD E 398b). 455) Nach inem akkad. Heilungsritus aus Bogazköy wird die Ersatzf1gur des Kranken (catam andunanl) bekleidet verprov~a~tie:t (§uddu) und auf den Reitesei aus To~ (anse.ti 6a t-<.{-<.) h1ngestellt, und ins Jenseits hingeschiCkt. S. G: Meier, ZA 45 (1939), S.200ff. In einem anderen Heilungsr~tus ~~R 22)werden de~ Bild des Kra,ken aus dem Lehm der Topf~re1 (9atam ma~cl c~ :p::J kutta~~') "Aschenbrot" (akat ~um~-<.), Malz (buqtu), B1erbrot (bappl~u!), trockenes Brot (aktu abtu) als Proviant (cudä) geliefert (Vs. 4ff.), bevor das Bild begraben worden ist (Rs.13). S. ferner TuL, Nr.20 (nicht zuverlässig); BMS 53, 16-19. Sonstige Belege fUr den Proviant, den der "Verstorbene" für seine Reise nach der Unterwelt brauchen sollte, s. cudu, cuddu in CAD ~ 228t. und AHw 1108b. •• 456) AMT 90, 1, 1-10 (jetzt BAM V 449 ii 1-10). S. TuL, Nr.18; C. Thompson, AJSL 47 (1930), S.23ff., MAOG 10/2, S.27.
7
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3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
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5. ana tlb-b~-Xa n~-b~ kti.babbar guskin an.bar na4za.gln na4duh.si.a na4n{r.babbar.dil v 457) ...~+g~s .v \ .v " l ' g{v eren 6. ~a-k.~m-m~-~o-ma ~+g~s.sag ~.gu. a ~. ~ s •
läl i.nun ga gestin / / 11./ tuggada 7. a.gestin.na a-na s~-ru ~u-~a-ak. pa-na ~a-~a- ao dul-U / '\. L.. / \ 8 a~a sä ki.mah ~a-k.am-ml-~o ki.s~.ga ~a-KaO-O~p 9. ~u-Xa~-~a-aß ~u-k.ab-ba~ pa~-~~-tu en u 4 7-kam ~u-pa~-~a•
H..
V
/
a.~-ma.
/
v
I
v/ v / en ti.la ana su-ou nu te 10. zi.ku .ru.de" oa ana na ep-ou 5
1. Diese Zauberknoten, die mich behexen, löse! 2. Dies sollst du ihn vor Stn siebenmal sagen lassen. 3. Du sollst ihn sich verbeugen lassen, für S~n sollst du in der se1bigen Nacht seine Verpflegung hinstellen. Am 15. möge er alles von seinem bedrückten Herzen vor Stn sagen. 4. Täglich soll er inbrünstig flehen. Du sollst diesen Siebenschläfer nehmen und in die Haut einer Maus zusammenpacken 458) • 5. Darin sollst du ein nZbu, Silber, Gold, Eisen, Lapislazuli, dU6~- und n~~pappa~d~tta-Stein 6. sammeln, und Öl, Öl erster Qualität, feines Salböl, Zedernö1~ Honig, Butter, Milch, Wein, 7. Essig hineinschütten. Du sollst das Gesicht zubinden, mit einem Leinentuch bedecken, 8. ins Grab zusammenpacken und k.~opu(m) darbringen. 9. Du sollst (ihn) verherrlichen, ehren und seinen Ritus . d urc hf-h (zur Totenklage) bis zum 7. Tag uren 459) • 457) -ma fehlt in der Kopie in BAM.
v\
v /. ana 3a su sab ~a-k.am-m~458) Vgl. BAM 449 i 5: J-p~-r~'k l'-nu:~~ [m]a "Du sollst diese (Z ~ urru d u-) Behexung in die Haut des Schweines zusammenpacken ' . I Gil ..: 459) Die Bestattungszeremonie dauerte me1stens 7 Tag:, vg. X (Meissner Tablett) ii 6-10; Die Harran-Inschr1ft H1 B 111 26f. (AnSt 8, S.52).
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10. Dann wird sich der z~k.u~~uda-Zauber, den man gegen den Menschen verübt hat, seinem Leib, solange er lebt, nicht nähern. E. Ebeling mißverstand diesen Beschwörungsritus als Ersatzritus. Er meinte, daß das Tier, der Siebenschläfer(?), mit dem Menschen gleichgesetzt wird 460 ). Es ist aber in Wirklichkeit kein Ersatz für den Kranken, sondern es repräsentiert den z~k.u~~uda-Zauber selbst, wie es in Bezeichnungen wie z~k.u~~udt Xa a~~ab~ "z~k.u~nu d~-Zauber des Siebensch1äfers(?)" oder z~k.uuudu la dNin.kilim "z~k.u~~udu-Zauber des Mungos" eindeutig anzunehmen ist 461 ). Der Zweck dieses Ritus, den z~k.u~~udu-Zauber des Siebensch1äfers(?) abzuwehren, wird dadurch erreicht, daß man den Siebenschläfer(?), den Repräsentanten des Zaubers, durch die imitative Grablegung in die Unterwelt verbannt. Diese Grablegung soll auch so sorgfältig und so richtig wie eine wirkliche Grablegung durchgeführt werden, denn der Siebensch1äfer(?) würde sonst nicht von den Unterweltsgöttern aufgenommen werden und wieder als z~k.u~~uda Zauber auf der Erde auftauchen. Die Edelmetalle und -steine (Z. 5) und die kostbaren Flüssigkeiten (Z.6) sind also als Geschenkund Trankopfer für die Unterweltsgötter zu deuten 462 ), und k.~opu{m) (Z.8) dürfte als Proviant für den "Bestatteten" gedeutet werden. k.~opu{m) bei der "Bestattung" läßt sich noch in mindestens vier derartigen Beschwörungsriten nachweisen: RA 65 , 134 , 1'_27,463) LKA 90 Vs. 1'_23,464) BBR 49 Rs. 1'-27' LKA 84 Vs. 10_29 465 ) 460) TuL, S.70. 461) BAM 4~9 i i 22; Zi:ku 5 .ru.dJa {f H~~.tir:r~ (vgl. auch ~AM 454,3 , 458,8 ) zl.ku5.ru~da oa N,n.k,1,m: BAM 464,8 • Vg1. auch zi.ku .ru.da gl sag.kul "ZikurrudG-Zauber des Riegels" (BAM 461,15'), zi.kus.ru.da X"a ga.hab "Z.-Zauber der Sauermilch" (BAM 449 iii 15'). 462) Zum Geschenkopfer für die Unterweltsgötter bei der Bestattung, s. oben S.34f. 463) S. unten S.140f. 464) S. TuL, 5.128, dazu weiter W. von Soden, ZA 43(1936), S.266.
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I. kispu(m) bei der imitativ-magischen Bestattung
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
Der letzte Text (LKA 84) ist keine Ritualanweisung im engeren Sinne, sondern eine Bitte des Kranken an Samas, die in der Form einer Gebetsbeschwörung gegen den bösen Totengeist gehalten wurde. Analog zu dem oben zitierten Text LKA 80 (Z.6f.) können wir hier auch einen ähnlichen "Bestattungs"-Ritus annehmen. 9 [ 9 v" .] r. t?' v" Z.18f. lautet nämlich: [akat· ki]-i4-pi tu·-4a-k~ - ~ -4U "" r/ ;? /V a mes H-ü-pi tu-u"t-ql-tu tak-U-ma-a-ti [tu] - u-kat-t~ -ma-a46u 466 ) "[Brot des] küpu(m) [will ich] ihn es[sen lassen,] Wasser des ki4pu(m) will ich ihn trinken lassen. Die Schaustellung (zur Totenklage) [will ich] ihm zeigen(?)". taktimtu (m) "Schaustellung, Aufbahrung" ist schon lange als ein Teil des Be. b e k ann t 46 7) • stattungsr1tus Die Empfänger des ki4pu(m) sind in allen diesen Belegen die bösen Geister, die einen Menschen gepackt und zur Erkrankung gebracht haben sollen. Es ist aber nicht so zu verstehen, daß die Geister selbst von dem Kranken ein ki4pu(m) verlangen. Sondern sie sollen vom Körper des Kranken vertrieben und in die Unterwelt zurück verbannt werden. Zu diesem Zweck wird die imitativ-magische Grablegung der Figuren der bösen Geister ausgeführt 468 ). Wenn man diese Figuren sorgfältig bestattet, werden 465) S. TuL, S.144ff., dazu weiter W. von Soden, op.cit., S.267f. 466) Mit w. von Soden (ZA 43, S.268). Vgl. auch: a-kat e-!em-mi (SBH, Nr. 44, 31). 467) Vgl. LKA 80,6~ ABL 437,14; OVB 15,36,13; S. dazu W. von Soden, ZA 43 (1936), S.256f. mit Anm.2 und ZA 45 (1939), S.42ff. . 468) Bei der Behandlung der Figuren der Dämonen inderart1gen Beschwörungsriten ist das Begraben am häufigsten: AfO 18, 111,38 u. passim in dem Text; AMT 16,1,28; BAM 212,40ff.; 234,35(!); 323,38 u. 61; KAR 62,Rs.15; 224,9 (auch 4f.); 267 (u.Dupl.), Rs.12ff.; 298,11 und passim in dem Text; LKA 88,Rs.18 (u. Dupl.); LKA 154, Rs.I0f.; OrNS 24,258,14ff. u. passim in dem Text; ZA 16,192,25 u. passim in dem Text. Sonst das Verbrennen: OrNS 24,248,28 u. passim in dem Text; AfO 18,292,27 u.a.; KAR 80,Rs.13 u. 34; Bit rimki, S.39,33; LKA 154, Rs.17f.; MaqlÜ I 135; 11 70; IV 134, das Zerbrechen: BAM 214 ii 12 (ana {1-6U kum-tum-ma); ZA 16,194, 37 (Lamastu), das Werfen der Figur in den Fluß bzw. das Schicken der Figur mit dem "Schiff": OrNS 36,15,11 (u. passim in NamburbG-Texten); ZA 23,374,74; KAR 184,Rs. 28f.; AMT 2,5,9; OET 6/2, 410,Rs.8; R.F.G. Sweet, An Akkadian
139
die bösen Geister selbst gezwungen, in die Unterwelt hinabzusteigen. Das ki4pu(m) war dabei eine wichtige Opferhandlung, die die "Bestattung" symbolisch vollendet. Wenn diese imitativ-magische Bestattung die wirkliche Bestattungssitte widerspiegelt, wie wir glauben, muß man daraus schließen, daß ki4pu(m) eigentlich bei der wirklichen Bestattungszeremonie dargebracht wurde. Die imitativ-magische Bestattung zielt lediglich darauf ab, die bösen Geister von dem Kranken abzuwehren. Diese negative Funktion der "Bestattung" beim Beschwörungsritus muß aber auch schon der gewöhnlichen Bestattungszeremonie innegewohnt haben, denn der Tote, der nach der mesopotamischen Anschauung, falls er nicht sorgfältig begraben ist, als ein böser Dämon den Lebenden Unheil bringt, mußte durch eine richtige Zeremonie in die Unterwelt geschickt und verbannt werden. Die Bestattungszeremonie zielt aber eigentlich nicht nur auf die Abwehr des Toten, sondern auch darauf, den Toten in der Unterwelt Ruhe und Frieden finden zu lassen. Diese Doppelsinnigkeit der Bestattungszeremonie geht auf das ambivalente Gefühl zurück, das die Überlebenden dem Toten gegenüber haben 469 ). Die Abwehr des Toten beruht auf der Furcht vor dem Toten, während der Wunsch nach Ruhe und Frieden des Toten in der Unterwelt mit Pietät für den Toten zusammenhängt. Diese Ambivalenz des Gefühls dem Verstorbenen gegenüber wurde bei der Bestattung vor allem durch ki4pu(m) ausgedrückt und gleichzeitig harmonisiert.
469)
Incantation Text, in: J.W. Wevers/D.B. Redford, Essays on the Ancient Semitic World, Toronto 1970, S.7, Rs.13, das Auflösen in eine Flüssigkeit: BAM 334 ii 6'; MaqlÜ 11---146; 111 76; KAR 80 Rs.23 (s.CAD Z.96, AHW 314b.766a). Zur Behandlung einer Figur als Schwarzmagie, s. z.B.: Maql~ IV 27ff.(u. passim in MaqlQ); KAR 92 Rs.25ff.; vgl. auch AfO 18,291,2!ff., als Weißmagie z.B.: KAR 69 Vs.27 u. Rs.!. Das Begraben des Schutzdämons, z.B.: KAR 224,7. Vgl. auch Gen.35,4. Vgl. dazu L. Frobenius, Aus den Flegeljahren der Menschheit, Hannover, 1901, W. Stöhr, Das Totenritual der Dajak, Köln 1959 (besonders "Einleitung").
140
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
EXKURS: ki6pu(m) ina
6e~i(m)
Soweit mir bekannt ist, gibt es drei Belege für ki6pu(m) ina ~e~i(m) (ki.si.ga edin.na): CT 45,99,30; RA 65,127,11'; TIM 5,68, 3. Der erste Text (CT 45,99) ist ein Inventar der Gegenstände, die für ki6pu(m) ina ~e~i(m) angewendet wurden: an-nu-u ai-~e-ea-ti ki.sl.ga edin.na (Z.29-30). Die Gegenstände lassen sich hauptsächlich in drei Kategorien teilen: Lebensmittel (Mehl, Datteln, Brot, Bier usw.), Geräte (verschiedene Schüsseln, Lederwaren usw.) und Schmuck (Nasenring, Krone, Armband usw.). An einer anderen Stelle habe ich schon festgestellt, daß diese Gegenstände bei der wirklichen Bestattung einer . prominenten Person als Grabbelgabe dargebracht wurden 470) Der zweite Text, den wir oben erwähnt haben, gehört zu einer zweisprachigen Beschwörung, die S. Lackenbacher mit Beschwörungen der Ardat-lili in Verbindung gebracht hat 471 ) ki. sl.ga edin.na = ki6pu(m) ina ~e~i(m) wird in der dritten Kolumne erwähnt: 1'.
[v
2'. kus e • x [ 3'. ~.mu.un.ni.in.kes ~ glr.ne.ne ... 4 '. kus e.Slr 51. ~.mu.un.ni.in.si
/;" kes. v r 6'. kus'" a.ga.la da.a."") ni 4 7 2) , .. .. 7' • u.mU.un.nl.ln.Sl \ "k' k' b bb 8' • kus / nl.na 4 gus ln u. a ar 9' • tugsig.bi
]
] ~u-Uk-u[6-maJ
6e-e-nu ana 6e-pi- [tu-nu] v . 6e--<.n-ma na-~u-qa
~a-ki6-tu
i-din-6u-nu-ti-ma ki-6U k~.babbar gu~kin ina 6i-6ik-ti-6~-nu
470) A. Tsukimoto, Aspekte von ki6pu(m) als Totenbeigabe, in: B. Alster (ed.), Death in Mesopotamia, Kopenhagen 1980 (= CRRAI 26), S.129ff., s. dazu W. von Soden, ZA 70 (1981), S.274 (einige Verbesserungen zu meiner Lesung des Textes CT 45,99). 471) BM 42338, s. RA 65 (1971), S.126f. v'472) In der Umschrift von S. Lackenbacher fehlt kes 'da.a'.ni. Vom Photo sind die Zeichen deutlich abzulesen.
I. kispu(m) bei der imitativ-magischen Bestattung
10', 11'. 12' • 13' • 14' • 15' • 16'. 17' • 18' • 19' • 20 I . 21 I . 22'. 23' • 24' •
~.mu.un.ni.in.k~;
141
~U-ku-u6-ma
kiost.ga edin.na ba.ba.ra.ab.la.e / / ,,\. d ur gis u.glr.se u.mu.un.ni.in.gub igi bi dUtu.~~.a.s€ u.me.nLin.gar z1 u.me.nLbur zi.dingir.gal.e.ne Lre.pa ga.ba.ra.du.un [zlJ.sur.ra dEn.ki.ke4 [gi] .pad.sub.ba dA sar. 1U.hl ~ . dumu erldu . ki .ga.ke , v 4 na' .an.na.ta.bal.e
0'-1'.
[ •••••••
]
2 ' -3' •
B'ln d e [ •••••••
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ki-i6-pa ina
~e-e-~i
U- [k]a.t-Um-ka
ina i-lli]d a-Xa-a-gi 6U- z [i-iJ 6-6u- nu-ti-ma pa-ni-6 Lu-nu] a-na e-~ebdUtu ta.- [XaJ k-kan-ma qe-ma te-e[~-~~~-ma(?)] ni-6i dingir mes gal mes ~-tam-mi-ka
.tu-Q ta-at-ta.t-.ta-a[k] zl-6u~-~a r~ dE-{a] 6u-tuk-ku [na-du-uJ v/ d ki 6a Amar.utu [dumu eridu ] .ta ta-[ab-ba-.tak-kit]
4'-5'. Ziehe Schuhe an ihre Füße an. 6'-7'. Gib ihnen einen zugebundenen Ledersack. 8'-10'. Binde einen Beutel mit Silber und Gold an ihren Gewandsaum. 11'-12'. Er möge dir ki6pu(m) ina ~e~i(m) zeigen. 13'-14', Stelle sie (=die Figuren der Dämonen) an der Wurzel eines Dornstrauches auf. 15'-17', Du sollst ihr Gesicht nach Westen hinwenden und einen Mehlkreis zeichnen. 18'-20'. "Beim Leben der großen Götter beschwöre ich dich: Du sollst verschwinden! 21'-24'. Den Mehlkrel's des Ea und d en Rohrzaun des Marduk, des Sohnes von Eridu, sollst du nicht übertreten"! Die rituelle Handlung hier läßt sich ohne Schwierigkeiten rekonstruieren: Ein Kranker bildet Figuren der Dämonen, die angeblich die Krankheit verursacht haben, und bereitet sie auf die Reise zur Unterwelt vor, indem er ihnen alles gibt, was dafür gebraucht
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
142
wird: Sandalen, Ledersack, Reisegeld usw.
473
). dann sagt der
Kranke, "er möge dir (=dem Dämon) !<.üpu(m) ina ~eJti(m) zeigen"!; Fi~uren der Dämonen an der Wurzel eines Dornstrauches auf 474 , wendet die Gesichter der Figuren nach 47S Westen ), zeichnet einen magischen Kreis 476 ) und beschwört
er stellt die
schließlich die Dämonen, damit sie nicht mehr bei ihm auftauchen. Wie wir schon erfuhren, handelt es sich hier um eine imitativ-magische Bestattung der Figuren, die die bösen Dämonen repräsentieren. ki.sl.ga edin.na=ki~pu(m) ina ~eJti(m) bedeutet also dabei nichts anderes als "Totenbeigabe" bei der "Bestattung".
1. kispu(m) bei der imitativ-magischen Bestattung
Der letzte Text, TIM 5,68, wurde von J. van Dijk in der Gedächtnisschrift für A. Falkenstein bearbeitet 477 ). In diesem altbabyl. Text steht, daß 1-~ütu 4-qu Butter (1. nun) für ein !IR e~n~gungs " b a d" ( a.tus.a, ). , !<.~~pu(m) .i.na ~eJti(m) (ki.s~.ga edin. na) und "Wasser des SamaS''' (m~ d Utu ) geliefert wurde: 1. b~n 4 slla i.nun
2. a-na a.tuS.a 3. ki.sl.ga edin.na 4. me-e d Utu 5 • a-na _~-~~-~v-t~ h" "oI'"h "luinim.inim(a).ne
u
.;
"
6. su.t~.a
473) Vgl.dBMS 53,16-19: 16. kUSu ina igi-!<.a e6-te-'e-6u-ma u~, .. 2 Y" k us, v mes k usve.s~r ana g~r -~u Y' 17. e.tum ana muru4-~U ummu a ana nag-la 18. zi munu e-aih-~u ninda kaskal si-~u 4 19. a-na e-Itib Utu-6i tit-ti!<. 16. Sama~, vor dir habe ich ihn (=das Bild eines bösen Totengeistes) gesucht: Kleider für seine Bekleidung, Sandalen für seine Füße, 17. einen Gürtel für seine Hüften, einen Schlauch Wasser als seine Getränke, 18. und Malzmehl wies ich ihm zu, Brot für den Weg gab ich ihm. 19. Er möge nach Westen gehen! 474) Vgl. D.W. Myhrman, ZA 16 (1902), S.192 (Lamastu-Text, 111, Rs.32). 475) Vgl. z.B. MaqlG I,44f.; ZA 16, 194,31. S. auch oben S.5 (der Eingang zur Unterwelt im Westen). Vgl. weiter Omentext: '''k ' ' ana ' ' ' '~m.mar.tu ba d /usv ~a- d"~Jt- ["'J"W " ( d es d ~s a-~u ~u enn se~n Hauses) Tor nach Westen sich öffnete~wird ihm der Tod beschie~en" (JCS 29,67,27); dU! k!i.m ana im.mar.tu me bad {. bi sa.hun~6a nu d,)g.ga 6S" ~a-diJt-!u "Wenn die Tore seines Hauses sich nach Westen öffnen, wird jenem Haus sein Herz nicht wohl sein; der Tod wird ihm beschieden" (CT 38,12,63). 476) Zu zl.sur.ra "magischer Mehlkreis", s. CAD Z 137-138, AHw 1533a.
e
-ru.
143
p
, e-~e-e-tum
dumu.munus lugal
7. i-nu-u-ma im-Jta-~u 8. inim.ta Ta-Jti-ba-tum 9•
.
g~r
d Z uen-mu- b a-~~-~t 0 " "ra.gaba.e.munus " ,.
10 • k ~· d Zuen-engar 11. n[g.su i-na Xe-p~-&u ru-ut-mu 12. U i-na re-pi-tu ba-ta-t~ 13. ba.zi 478 )
1. 1-~ütu 4-qu Butter 2. für das "Reinigungsbad", 3. !<.i~pu(m) ina ~eJti(m) 4. und das "Wasser des Samas"; 5. Zum Gebrauch der Beschwörungspriester. 6. Empfang: Pe~etum, die Tochter des Königs, 7. als sie krank geworden war. 8. Befehl: TarIbatum.
9. Ressort: S~n-muballi~, der Intendant des Frauenhauses. 10. Von S!n-samuv 11. ist (dieser) Besitz, (da?) Heil 477) HSAO, S.240f. 478) Zu dieser Klausel, s. J. va~ Dijk, HSAO, S.241 Anm.Z2. Das ~atum des Textes ist der 16'. des Monates Tasritu (~tu~ul?) ~m 52. Jahr des Rimstn (Z.14-20, s. dazu RlA Bd.2, S.163'.
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
144
12. und Leben an seinen Füßen (liegen), 13. abgebucht. Wie J. van Dijk bemerkte, paßt die Übersetzung "Totenpflege" im üblichen Sinne hier nicht in den Kontext. Es handelt sich in diesem Text um die Lieferung der Butter für einen Heilungsritus, der für die kranke Prinzessin Pe~etum ausgeführt werden sollte. Dieser Heilungsritus besteht aus drei rituellen Handlungen: "Reinigungsbad,,479), 11...i..6pu(m) ..i.na. ~eft..i.(m) und "Wasser des Samas,,480). Es liegt nahe, daß hier mit l1.üpu(m) ..i.na. ~e:ft..i.(m) auch eine "Totenbeigabe" bei der imitativ-magischen Bestattung der Dämonen, die der Prinzessin eine Krankheit verursachten, gemeint ist, wie es im zweiten Beleg für 11...i..6pu(m) ..i.na. .6eft..i.(m) der Fall ist. Zum Ausdruck ~..i..6pu(m) ..i.na. ~~ft..i.(m) (ki.s~.ga edin.na) läßt sich nicht feststellen, ob er im alltäglichen Sprachgebrauch als Terminus für die Grabbeigabe angewendet wurde, denn wir haben nur drei Belege davon. Außerdem konnte 11...i..6pu(m) allein in Beschwörungstexten nur bei der imitativ-magischen "Bestattung" "Totenbeigabe" bedeuten. Worauf bezieht sich aber "..i.na. ~eft..i.(m)"? Von der Bedeutung des Wortes ~eftu(m) als "Steppe" her sind drei Möglichkeiten zu nennen. Erstens kann ~~ftu(m) der Ort sein, wo der Heilungsritus ausgeführt wurde 481 ). Zweitens kann ~~ftu(m) Aufenthaltsort der Dämonen bedeuten, die 479) 480)
ft..i.m~u(m)
me
als Reinigungsbad für Krankheit, s. AHw 985b.
Sa.ma.:6 "Wasser des Samas" soll auch eine rituelle Hand-
l~ng
im Besahwör,!~g~ritus sein.,.s. z.B. IV R 2 59, 1, 31: Utu-.6.{. .{.;t-;ta.-na.-Xu-u "während man 'Wasser des Samas (od. der Sonne?)' immer wieder trägt" ... ~. auch W. , me" d" . ( Mayer, UFGB, S.511, Z.13. Vll~ auch: enda E-a. .{.na. d
11..{.-ma. me.-e.
[
J
(BAM 535 Rs .17'); a e pG la. ,{ Amar. utu (BAM 533, Vs. 4 u. 14 481) Vgl. z.B.: umasomar a.na. edin ~-ma. t ft..i.m-l1...i. d~-uI "Der Beschwörungspriester soll in die Steppe hinausgehen und den R i tu s • bT;t ft..i.m 11...i. I ver ans tal te n " ( BBR 26 i i i 22); CT 39. 24,
31.
1",
1. kispu(m) bei der imitativ-magischen Bestattung
145
482 die Krankheit verursachten ). Diese zwei Möglichkeiten sind aber weniger wahrscheinlich, weil k..i..6pu(m) ..i.na. .6e/t..i.(m) "Grabbeigabe" auch bei der wirklichen Bestattung sei~ kann, wie wir aus CT 45,99 schlossen. Die dritte Möglichkeit, die ich für die wahrscheinlichste halten möchte, ist die, daß mit §eftu[m) die Unterwelt, in die der Empfänger des 11...i..6pu[m) hinabsteigen sollte, gemeint ist 483 ).
482) S. AHw ~~ftu[m) I-C-6-f (S.1095a). 483) S. K. Tallqvist, Sumerisch-akkadische Namen der Totenwelt (StOr 5/4, 1934), S.17ff. und auch A. Haldar, The Notion of the Desert, Uppsala 1950, S.14ff.
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
146
11.
Ri~pu(m)
zur Besänftigung der bösen Totengeister
1. Wirkung der unbetreuten Totengeister Der Tod bedeutet für die Mesopotamier, wie für die meisten antiken Völker, nicht nur das Ende des irdischen Lebens, "b ergang zu e~ner . . f orm 484) ,die son d ern auc h d en U neuen Ex~stenz bei BabyIoniern und Assyrern e-femmu(m) "Totengeist" hieß. Die Totenwelt, wo die e!emmu weiter existieren sollten, wurde deswegen manchmal als "Versammlung der Totengeister" (pu~UIt e~emmZ) bezeichnet 485 ). Es war für die Mesopotamier nicht ohne Interesse, wie der e!emmu(m) in der Unterwelt weiter lebte, wie wir z.B. dem Gilgame~-Epos entnehmen können. In dem letzten Teil seiner 12. Tafel, die in der neuassyr. Zeit auf Grund des erhöhten Interesses an der Unterwelt der ursprünglichen Version angefügt wurde 486 ), fragt Gilgames seinen Freund Enkidu, der aus der 484) Vgl. A. van Genep, Les rite~ de paRiage, Paris 1909, S.209ff. 485) Z.B.: ana-Ru ul al-laR anap.du .a ukkin gidim "Ich will 8 der Totengeister gehen" nicht nach Kutha, der Versammlung (LKA 81, Vs. 3 // CT 13,16,14 u.a.). S. auch OrNS 24, S.246; BA 5, S.674, Nr.30, 12; BA 10, S.112, Nr.30,2. 486) Zu verschiedenen Erklärungen, wann und warum die 12. Tafel angefügt wurde, s. F.M. Böhl, Das ewige Leben im Zyklus und Epos des Gilgame~, in: ders., Opera minora, Groningen 1953, S.234-262, jetzt in: K. Oberhuber (ed.), Das GilgameschEpos, Darmstadt 1977, S.237-275, bes. 256f.; J.J. Stamm, Das Gilgamesch-Epos und seine Vorgeschichte, Asiatische Studien 6(1952), S.9-29, jetzt in: K. Oberhuber (ed.), op. cit., S.292-311, bes. 310f.; I.M.D'jakonov, Die Gestalt des Gilgame~ (russ. 1958), jetzt in: K. Oberhuber (ed.), op. cit., S.325-359, bes. 349f.; A.L. Oppenheim, Ancient Mesopotamia, Chicago 1964, S.257f. Die 12. Tafel zeigt die am alten Mesopotamien lang tradierte Anschauung, daß der Tote, um in der Unterwelt Ruhe und Frieden zu bekommen, rituell richtig gepflegt werden muß. In der neuassyr. Zeit, als die 12. Tafel als neuer Anhang des Epos angefügt wurde, vertraten die Priester diese Anschauung sehr stark, wie eine Menge Beschwörungstexte aus dieser Zeit zeigen. Gilgame~ galt ihnen einerseits als ein Unterweltsgott, der in dieser Anschauung eingewurzelt ist (s. dazu W.G. Lambert, CRRAI 7, S.39ff.). Das Epos schildert andererseits Gilgame~ als eine ganz andere Gestalt: Er wird
II. kispu(m) zur Besänftigung der hösen Totengeister
147
Unterwelt zurückkehrte, nach dem Schicksal der Toten. In der stilistischen Form von Fragen und Antworten (~~mult-~~amalt-Formel) beschäftigt sich Gilgame~ mit dem Schicksal der Toten in der Unterwelt. Durch Fragen und Antworten stellt sich heraus, daß es wichtig war, wie der Tote bestattet und gepflegt wurde, mehr noch, daß es von entscheidender Bedeutung für sein Schicksal war, daß die Bestattung und Betreuung des Toten in der richtigen Weise vor sich ging 487 ): v /' V /
.., ,.
~a ca-lam-~a-~u
ina edin na-da-a~ ~a-mult a-~a-ma[lt] :-!i"m-ma-lu i-na (var. üa) ki-~.t ul ~a-li[tJ ;'~, ..", ,. ( , " ,. 6a e-~em-ma-~u pa-q~-da var. pa-q~-di) la i-6U-U ~a-mult
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XU-Ru-la-a~ di-qa-Iti ku-~i-pa~ a-ka-li
6ft ina 6u-ql na-da-
a ü-kal "Dessen Leichnam in die Steppe hingeworfen ist, sahst du den"? "Ja, ich habe (ihn) gesehen:
487)
bei dem Tod Enkidus von der Furcht vor dem Tod total verwirrt. Der Textteil, der von der Bestattung Enkidus reden sollte, ist nicht ganz erhalten. Er sagt aber später übrigens in der altbabyl. Version,: "Ich gab nicht z~, daß man ihn (Enkidu) begräbt - Ob mein Freund nicht doch aufs~ünde von meinem Geschrei - Sieben Tage und sieben Nächte, b1s daß der Wurm sein Gesicht befiel" (X ii 6-9, Ubers~tzung von A. Schott/ W. von Soden). Der Schreiber, der d1e 12. Tafel neu angefügt hat, wollte meiner Ansicht nach diese verschiedenen Uberlieferungen des Gilgames, Unterweltsgott einerseits und Held ohne Sorge um die Totenpflege andererseits, durch die 12. Tafel harmonisieren. Dabei l~egt.die Betonung.auf der Wichtigkeit der Totenpflege, d1e G1lgames erst 1n der 12. Tafel berücksichtigt. Der Schreiber tat das von einem bestimmten theologischen Standpunkt aus, wie sich in seiner sehr sorgfältigen Ubersetzung der sumer. Version zeigt: Enkidu, z.B. steigt ~ach der 12. Tafel in der Form des Totengeistes (u~ukku la dEnkidu) auf die Erde empor (Z.80 u. 84), während er in dem sumer. Epos "Gilgamel, Enkidu und die Unterwelt", wie schon S.N. Kramer festgestellt hat (CRRAI 7, S.67 Anm.2), "im Fleisch" aus der Unterwelt hinaufsteigt. Gil. XII 150-153.
II, kispu(m) zur Besänftigung der bösen Totengeister
3, Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
148
Sein Totengeist ist ruhelos in der Unterwelt". "Dessen Totengeist keinen Pfleger hat, sahst du den? "Ja, ich habe (ihn) gesehen: 488 Das AuSgewischte )des Topfes und die auf die Straße geworfenen BrotkrUmel ißt er". Der Totengeist, der die Totenpflege - ki~pu(m), Wasserlibation und Namenrufung - nicht bekommt, steigt auf die Erde , B' ' 1 489 ) : hinauf, um nach seiner Versorgung zu suchen. Nur eLn eLspLe
1. en dingir.dib.dib.b~.e.ne urgal.la. [ta} 2. im.ta.e.a.[me~J 3. dingir mes ka-mu-ti ir-tu
qab-~l it-ta-?u-ni l{l.la.e.ne.Dul.a.mes urugal.la.ta im.ta.ci.a.mes za-ql-qu iim-nu-ti ir-tu qab-~l it-ta-§u-ni ki.si.ga.a.de.~m urugal.la.ta 8. im.ta.e.a.mes , 9. a-na ka-~a-ap ki-io-pi u na-aq me-e 10. ir-tu qab-~l kimin 490 ) sind aus dem 1-3. Beschwörung: Die gebundenen Götter Grab hinausgekommen; 491 ) sind aus dem Grab hinaus4-6. die bösen ZaqIqu-Dämonen gekommen; 7-10. fUr kiopu(m)-Darbringung und Wasserlibierung sind sie aus dem Grab herausgekommen. 4. 5. 6. 7.
488) Zu ~ukkuitu(m) "Abgewischtes", s. K. Deller/K. Watanabe, ZA 70, S.211ff. 489) CT 17,37 "Y", 1-10. S. W. Schramm, OrNS 39 (1970~, S.405!. 490) "gebundene Götter" parallel zu den Toten: be-ei ~ip-tu kut~ mu-bai-iit mi-i-ti an dingir.dingir ka-mu-ti i~-ru-& ta-a-a-~u "R~rr der reinen Beschwörung, der die Toten zum Leben erweckt, der fUr die gebundenen Götter Erbarmen faßt" (Ee VII 26f;). Sonst s. G. Meier, AfO 14, S.52; CAD K 128a; B. Landsberger/J.V. Kinnier Wilson, JNES 20, S.178. 491) Zu Zaqiqu, s. A.L. Oppenheim, The Interpretation of Dreams in the Ancient Near East (=TAPS NS 46/3, 1956), S.234. S. auch CAD Z 58ff.: phantom, ghost, nothingness, foolishness"; aber W.G. Lambert, RA 68, S.155: "Sturmwind"; ARw 1530a
6a
(zrqZqu(m)/zäqZqu-3).
149
Die unbestatteten, unbetreuten Totengeister schweifen auf der Erde umher und bringen als böse Dämonen den Lebenden Unhei1 492 ) So sind z.B. in der Serie "utukkü iemnütu" viele Totengeister aufgezählt, die auf der Erde Krankheiten verursacht haben sollen. Ähnlich wie in der 12. Tafel des Gilgames-Epos ist es hier auch der Tote, der unbegraben in die "Steppe" geworfen und nicht gut gepflegt wurde 493 ): KoL iv
47. l~ edin.na nun.sub.ba h~.me.en v , 494) [iu-~ 6a ina 4]e-e-~i na-du-u at-ta 48. l~ edin.na ba.s[iJ.ne sahar nu.dul.la D~.me.en " ' ,~na ~e-e-~JV ... na-du-u' e-pe-~~. ia Kat-mu c" at-ta 495) [ iu-u" ~a 49. lti edin.na [ Jan[ Jbe'.me.en 50. iu.-u X~ [üa H-e-~i ] (einige Zeilen fehlen) KoLv ,, .. , b a.an.ZL.Lr.ZL.Lr.rL. ,'," d a he.me.en 1 • [1 u'gis] gLsLmmar.ta v
2. 3. 4. 5. 6. 7.
[iu-u] 6~ iX-tu gi-rim-ma-~i ih-hi-ii-~a-a at-ta • " v V • [lugL]sma.bi a.s~.ga gt.me.en [iu-u 6Ja ina e-iip-pi ana me-e ü-pu-; min gidim lu ki.nu.tüm.ma be.me.en iu-u e-rem-mu ia qeb-~a min , ' 1 u' sag.en.tar \ gLdLm nu.tu k .a h' ve.me.en
8. iu-u e-tem-mu X~ pa-ql-da ia i-6~-~ min \ 9 • gL'd'Lm ' Iu' k'L.sL.ga nu.tu k .a h've.me.en 10. iu-u e-tem-mu r~ ka-olp ki-i~-pi ia i-t~-~ min 492) Eine derartige Vorstellung ist schon in der sumer. Überlieferung zu finden: Z.B. Th. Jacobsen/S.N. Kramer, The Myth of Inanna and Bilulu, JNES 12 (1953), S.174ff. (Z. 97ff.). Zu AusdrUcken wie etemmu(m) mu~tappidu(m) oder etemmu(m) muttaggi6u(m), s.· jUngst CAD M 11 227b~228a u. 303b-304a. 493) CT 16,10 iv 47-v 14(//CT 16, 50 22ff.). 494) Nach CT 16,50,24. 495) Nach CT 16,50,25.
ll. kispu(m) zur Besänftigung der bösen Totengeister
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
150
'd'~m l( u a. d'e.a nu.tuk.a vh~.me.en /...,/ • v I' / e-!em-mu 6a na-aq me-e la ~-6U-U 13. [gidiJm Hl mu.p~.da nu.tuk.a tte.me.en 11 •
2. R~6pu{ml zur Besänftigung der bösen Totengeister
g~
12.
[
lu-u]
14.
[lu-u] e-tem-mu
tf
•
m~n
za-R~~8 tu-ml la ~-tu-u min
Kol.iv 47. Seiest du der, 48. seiest du der, der Erde nicht 49/50. Seiest du der, (einige Zeilen
151
der in die Steppe hingeworfen ist, der, in die Steppe hingeworfen und mit bedeckt ist, der in der Steppe ••••• fehlen)
Kol.v 1/2. seiest du der, der von der Dattelpalme hinabglitt, 3/4. seiest du der, der vom Schiff ins Wasser versank, 5/6. seiest du der Totengeist, der nicht begraben ist, 7/8. seiest du der Totengeist, der keinen Betreuer hat, 9/10. seiest du der Totengeist, der keinen H6pu{m)-Darbringenden hat, 11/12. seiest du der Totengeist, der keinen Wasserspender hat, 13/14. seiest du der Totengeist, der keinen Namenrufenden hat. Auch in Omentexten wird der Totengeist gelegentlich erwähnt, wobei die Deutung des Omens meistens als ungünstig zu betrachten 495a ist ). Die Mesopotamier haben sich immer vor den verwahrlosten Totengeistern gefürchtet, weil diese ihnen Unheil, vor allem Krankheiten verursachten.
495a) Totengeist-Omina sind: CT 38, 5,128-130; 26, 23-47; 31, Rs. 1-11(?); KAR 396, 4-13. Dabei sind Apodosen meistens negativ. Eine positive Apodosis ist nur dreimal zu finden: CT 38,26,27.41.42. Vgl. auch manzäz qat etemm~{m) in einer negativen Apodosis (G. Pettinato, Die Ölwahrsagung bei den Babyioniern I, Rom 1966 (=Studi Semitici 21), S.175f.). qat etemm~(m) im Beschwörungs- bzw. Medizintext, z.B. BAM 471 d. 28.
Nach diesen Vorstellungen der unbetreuten Totengeister als Unheilsbringer in Mesopotamien scheint es verständlich, daß man sogar zwangsläufig beim Beschwörungsritus gegen die verwahrlosten Totengeister eine Totenpflege veranstaltete. In einer Beschwörung in sumer. Sprache an den Sonnengott Utu, deren ältere Überlieferung aus dem ersten Regierungsjahr Ammi~aduqas stammt, werden Brot und Wasser des ki.sl.ga dem Toten, von dem Unheil vermutet wurde, dargebracht 496 ). Ein ebensolcher Beschwörungsritus enthält auch KAR 32 497 ): 1. [
] gis[
]
" rgub'-an' ' I ] su gLdLu ]
v,.. [ 2. üa 6a-
~ ? ? 1 2 dug mes r gub -an dug n~g.~.de .a lal ~.nun.na gar-an a.da.gur gub-an 4 r~~d'.d~ g{d-ad zt.dub.dub.bu sub. sub- rd~' ' {I} tU-6a~-~aq-6u v/ VI V'~ y~' [ 6e~-qa? s~k babbar s~k ge6s~k uz babbar ...'" \, ." d' \ . y gis [ 1 ~u-me-~a ~+g~s ug.ga ~+g~s eren.na läl i.nun.na gar-an 4 nu duh.läl d~-ur v, . / 'I. ... " v " mu me1f -6u-nu ~na a.gub-6u-nu sar-a~ . d a-a-t~. mu-va~-~~q h 0 O' un mes daga lme1f mu 1 -en g~. d'~m ~~.
,
,
3. ~na ugu gi.du 8 4 pad " \ /! ~,
4. 5.
6• 7.
8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.
mes
\ 8
z~.kum ta~a-Ka6
6a
mu 2 gidim mu~-tap-p~-du pa-qf-du nu tuk-u mu 3 nam.tar m~m-ma lem-nu ~.zag ~t mu-ut-tap-~~-~u mu 4 mU-R~l sag mäskim t&-ga-a6-t~ lem-nu . . d Utu mu mes -6u-nu V" ~g~ ta-nam- b'~ R~6-pa ta-Ra-6~p-Xu-nu-te bu-uh-~a ta-tab-baR-tfr-nu-te
v v mes v , • v v/ . 16. " kas se.sa.a bal -6u-nu-t~ nu 6u-nu-t~ g~g ~l-ma . . d Utu en , ga-a6-~u v " b u-u za/1 ag k ur. k ur 3 -6U 'V/ V. d ~g~ 6U~s~ -nu
(folgt eine Gebetsbeschwörung an Sama~) 1. • ••••••••• 496) G.R. Castellino, Incantation to Utu, OrAn 8 (1969), S.18, Z.130; S.25, Z.47f. 497) Der Text wurde bearbeitet in: E. Ebeling, MVAG 23/1 (1918), S.34ff.
152
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
2 ••••••• Du sollst ein Tragaltärchen hinstellen. 3. Auf das Tragaltärchen sollst du vier Opferbrote aus üqiiqu -Mehl zurüsten, zwei Gefäße hinlegen(?), 4. Rührkuchen, Honig und Butter hinlegen, ein adagu~~u Gefäß hinstellen, 5. den Vorhang ziehen, einen Mehlhaufen hinlegen, 6. [ihm ein Schüttopfer] hinschütten, weiße Wolle, schwarze Wolle und Haare einer weißen Ziege .. 7 ••••• , vorlegen 497a) gutes 01, Ze d erno··1 , 8. Honig und Butter hinlegen. Du sollst vier Bilder aus Wachs machen, . 498) 9. auf ihrer linken Seite ihre Namen aufschre~ben • 10. Erster Name: Totengeist der Verfolgung, der die weithin wohnenden Menschen vernichtet; 11. zweiter Name: Umherlaufender Totengeist, der keinen Betreuer hat; 12. dritter Name: Namtar, jegliches Böse, Asakku, umherirrender Toter; 13. vierter Name: "Halter des Kopfs", böser Tötungs-~äb.i.~uDämon. 14. Du sollst ihre Namen vor Samas nennen. 15. Du sollst ihnen R.i.6pu(m) darbringen, gare Speise ausschütten, 16. ihnen Röstkornbier ausgießen, diese Bilder soll der Kranke hochheben. 17. Er soll vor Samas die Beschwörung: "Der Starke, der Erhabene, das Licht der Länder" dreimal rezitieren. Das R.i.6pu(m)-Opfer wird in diesem Beschwörungsritus als magischer Akt zur Abwehr unidentifizierter, böser Totengeister dargebracht. 497a) .tu-me-6a (mU66U (AHw 1498a). Vg1. auch BBR 52,17: .tu-ma-~a (s. unten s.i67). . 498) Zur Identifizierung einer Figur mit einern best~mmten Totengeist bzw. Dämon durch Schreiben seines Namens, s. sonst z.B. BAM 323, 39f.; KAR 227 i 34.
II. kispu(m) zur Besänftigung der bösen Totengeister
153
Durch das R.i.6pu(m)-Opfer werden sie besänftigt und gleichzeitig gezwungen, in die Unterwelt zurückzukehren. Ist dieser apotropäische Charakter des R.i.6pu(m)-Opfers im Beschwörungsritus sekundär von der gewöhnlichen Totenpflege abgeleitet worden? In einem altassyr. Brief befiehlt der Sender dem Empfänger: R.i.-ma dingir e-~e-me .ta-ga-me-lu-ma ld a-aa-l.i.-qu epu-ur "daß du den Gott und die Totengeister gut behandelst, und daß ich (dann) nicht zugrunde gehe, veranlasse,,499)! Hier findet man ganz deutlich die altmesopotamische Anschauung, nach der die Vernachlässigung der Totenpflege ein Unglück nach sich zieht. Wenn das so ist, hat die gewöhnliche Totenpflege selbst in sich schon neben einer positiven Haltung des Pflegers dem Toten gegenüber, nämlich Pietät für diesen, auch eine ne,ative 500 • Haltung, nämlich Furcht bzw. Angst vor ihm, enthalten
u
Im Beschwörungsritus wurde der negative Aspekt des R.i.6pu(m)Opfers mehr in den Vordergrund gestellt, während in der gewöhnlichen Totenpflege der positive vorherrscht. Aus der Beschwörungsserie "U.tURRÜ lemnü.tu" (s. oben S.148) entnehmen wir, daß die Totenpflege mindestens drei rituelle Handlungen enthält: R.i.6pa(m) Ra6äpu(m), m~ naqu und Xuma(m) zaRä~u(m)501). Wir haben auch erfahren, daß der Erbsohn, der seine Vorfahren durch die Totenpflege betreuen soll, "Wasserspender" (näq m~) genannt wurde (s. oben S.118). Das Wort 499) BIN 4, 96, 18b-22, s. dazu H. Hirsch, Altassyr. Religion, Graz 1961 (AfO Bh.13/14), S.37f. Vgl. auch: e-.te-me a-b.i.-n.i. lu u-qa-l.i.-.i.l;-ma "er hat die Totengeister unserer Väter verachtet" (BIN 6,59,8f.). 500) S. oben S.138. 501) Vgl. Fr. Delitzsch, op.cit. (Anm.2), 8.39 Anm.28. M.Bayliss, Iraq 35 (1973), S.117. Zum Namenrufen im Ahnenkult bei den 8tammesgesellschaften s. z.B. M. Fortes, Some Reflections on Ancestor Worship in Africa, in: M. Fortes/G. Dieterlen (ed.), African Systems of Thought, London 1965, S.124; J. Middleton, Lugbara Religion, London 1960, S.34ff.
3. Kapitel: Funktion des kispu(mJ in Beschwörungen
154
.sumu(m) allein hat auch die Bedeutung "Sohn,,502). Ist zu fragen, ob diese Bedeutung von dem "Rufen des Namens" durch den Erbsohn bei der Totenpflege herrührt? Allerdings finden wir in einer altbabyl. Grabinschrift (VS 1,54 // YOS 9,83 // Deimel Or 6,62) eine Aussage, die sich auf "Namenrufen" bezieht: 15. 16. 17. 18. 19.
~-na e-ta-~~
15. 16. 17. 18. 19.
Oben möge sein Name wohl sein, unten möge sein Totengeist reines Wasser trinken 504 ).
rum-lu
U-~d-m~-~q
~-na la-ap-ta-~~
(var. -ta-a-~~) v e-!e-em-mu-6u me-e za-~u-~l503)tl-lt-~u-u
In der Beschwörung gegen einen Toten LKA 83,3-5 ruft der Kranke: "NN, deinen Namen rief ich, deinen Namen rief ich mit den Totengeistern, deinen Namen rief ich bei der Totenpflege" (s. unten S.173 ff.). J.J. Finkelstein hat, wie oben erwähnt, die Invokation der Verstorbenen mit der Totenpflege in Verbindung gebracht, indem er eine altbabyl. Ahnentafel als Vorlage der Invokation der Vorfahren bei der Totenpflege interpretiert (s. oben S. 77).
502) S. AHw 1275a-b (Xumu(m)-B). 503) YOS 9,83,17: me-e za-a-~~ (Kopierfehler?), 504) M. Civil, RA 63 (1969), S.180.
H. kispu(mJ zur Besänftigung der bösen Totengeister
EXKURS:
~l6pu(m)
155
in der Beschwörung an Zappu STT 69
STT 69 ist ein Beschwörungstext, bei dem es sich um eine Gebetsbeschwörung an Zappu und einen Ritus dazu zwecks der Heilung einer Krankheit handelt 505 ). In dem Ritus wird ein ~~6pu(m) dargebracht (2.29). Der Text zeigt aber nicht, wem das ~l6pu(m)-Opfer dargebracht werden soll; außerdem ist der Kontext, in dem ~l6pu(m) erwähnt wird, wegen der schlechten Erhaltung unklar. Möglicherweise ist ~l6pu(m) hier auch als magischer Akt zur Abwehr der bösen Totengeister bzw, Dämonen, die die Krankheit verursacht haben sollen, zu deuten, wie es oben in KAR 32 der Fall ist. Diese Vermutung stützt sich also darauf, daß der Ritus in der leeren Steppe, wo sich böse Totengeister und Dämonen aufhalten, veranstaltet wird(Z.24):
]-ü dan-'nu'-ü ]-~~ at-tat- rtl' dingirmeS~a-qu-~~ 3. [ ] na-mü-ü Ir.a-'~-mu na!?-am-[Ir.]a?-a-~~ 4. [ ]-a-n~ mu-Xad-dl-hu 6u-6e-e v~ d v. i m v 5. [ lna an-e 6a A-num(?)] nam.tar' [ es] ti.la a~-~u-nu-ma
1. [ 2. [
~a-r~m-ma
6. [u~ulr.a~ ti.lJa a~-~u-nu-ma ~u-(uJ~-~a-lr.a eS. bar ti.la a~-~u-nu tar"-6a
,
7. [en-ku-nu tiJ.la ~l-l~ ka-ku-nu r~-t[a-m]u e-pe6 ka-ku-nu ti.l [a-m] a 8. [anaku nenniJ a nenni I'".tag'-lurlr pa'-t~h-ku-nu 9. [ ~]-Xaq-qf sag.du [ sJu 2 u';-gh 2 ' 10. [x x r]~~-ma-ü x[ ]-Ir.a ~na?.,redin?l 11. [ ~es -nl ut [ ] sag 12. [~-naJ -an-na ~-na [ ] -a-a- [ ] 13. [ 1 gu? x U a[6 14. ~ ~na an-n~- [ku-nu' k~-nlm Xa ta enG J
J
505) Zu anderen Gebetsbeschwörungstexten an Zappu, s. W. Mayer, UFBG, S.432.
H. kispu(m) zur Besänftigung der bösen Totengeister
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
156
15. gig sag.ki [ mes [ 16. gig uzu ? 17. [lta]d'-da-ma [ 2 18. [x] r ? -.6u?' lu
J
9. [ ••• ] ich habe [meinen(?)] Kopf hoch erhoben, [ ••••••] Hände und Füße [ ••••••] 10. [ ..••J die Lähmung [...... ]
] ]
x [
]di[ 19. [ tu?] - tat -.u. - i [e.? 20. [ 21. [na] It-b,i.-k.u-nu tu-ta-pi
u
J
11. [........
]
] ]
12. [Je] tzt [........ 13. [.........
]
4
- [me]
.ti tud-tut 22. inim.inim.ma Su.Ü.la d'Zap-pu"-u 23. kld.kld.bi tu ina ri-mi-tan tu-u ina qid-da-at u 4 -mi 24. ina edin ina ba-ti-.ti ki glr tar-at neu? ina x[ ] .t sim r ,." [ " . mel; 25. gi. du 8 gin-an n1g.na li gub-an kas.sag u gest1n
Jx
26.
157
bJ al-ql udu 'uzu uzu h" uzur,k . . [ sizkur eb-ba bal-q-<. zag me • ..,e u a.1Z1 tu-tah-ha' v v [7?] k.up-pi-n~-e-.ti se bu-!u-ut-.ti eb-be-.ti ina l+gis l~l [LJnun ta-malt-lta.6 k.up-pi-ne-e-.ti tu-k.ap-p[at] vI' /? " ~. 7 aga ? [ J [x xJbi tu .6a 111: kLn.ga ta-r
1
]
14. [In euerer verlässlichen, unveränderbaren] Zusage [ •••] 15. Die Krankheit der Stirn G···· 16. Die Krankheit des Fleisches [...... 17. [........
J J
18. [........ 19. [........
J J
]
20. [ ••• ] ich möchte gereinigt werden [... ] 21. Ich will eure Größe kundgeben. Ich will euch ewig lobpreisen.
~
27. 28. 29.
30. 31 •
'd l~ v v ki 32. ~-it-~ 1 Amar.utu-dub-numun mas.mas ka.dingir.ra[ ] 1. [ ....... ] starke [....
2. 3. 4. 5.
] [ ..... Jdie mächtigen [oe.] der erhabenen Götter (seid ihr), [ .....1 der Helle, die Feierfeste(?) liebenden (seid ihr), [ .....] die über die Röhrichte hinziehenden (seid ihr), [Im Himmel Anus(?)] bestimmet ihr die Schicksale des
Lebens. 6. [Die Zeichnung des Lebens] zeichnet ihr. Die Entscheidung des Lebens entscheidet ihr. 7. rEure Beschwörung ist das Le]ben. Der Befehl eures Mundes ist das Heil. Die Rede eures Mundes ist das Leben. 8. [Ich bin NN,] der Sohn des NN, von Tod bedroht, (euer) Knecht, der euch fürchtet.
22. Beschwörungsgebet der Handerhebung an Zappu 23. Ritus dafür: Am Abend oder am Nachmittag, 24. in der Steppe, in der Wüste, wo der Fuß ferngehalten ist,
[. ... ···1, 25. sollst du ein Tragaltärchen fest stellen, ein Räucherbecken mit Wacholder hinschütten, Bier [und Wein liJbieren. 26. Du sollst ein reines Schafopfer darbringen, Schulterfleisch, Fettgewebe und gebratenes Fleisch hinsetzen. 27. [Sieben(?)] Pillen von reinen Tamariskennüssen mit Öl, Honig und Butter 28. sollst du durchrühren und die Pillen rollen. 29. [ ••••• ] sollst du k.üpu(m) darbringen, sieben Kronen(?)
[oe ••• ] 30. [Wasser(?)] und Wein sollst du libieren, und diese Beschwörung Irezitieren.] 31. [ ••••••••• ] Dann wird dieser Kranke genesen. 32. ~ie Urku~e des Marduk-sapik-zeri, des Beschwörungspriesters von Babyion.
158
III, kispu(m) für die Totengeister der Familie
3, Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
Anmerkungen zum Text
159
111. k~~pu(m) für die Totengeister der Familie
19 [~] a'-a-t~ 9 ' ( p. 1 von nam~~tu (mI , CAD N 3: Lesung: na"-amI 239) ist nicht sicher. 4: Schon angegeben in AHw 1122b. 5-7: Parallel zu BMS 62 Vs. 5-7 (s. dazu B.A. Proosdij, L. King's Babylonian Magic and Socery, Leiden 1952, S.152), VAT 13652,6-10 (E. Ebeling, RA 48,S.6ff.) und STT 251, 28'ff. (u. Dubl.), aber diese nicht an Zappu, sondern an Ea, Samas und Marduk. 8: .6'ag.6'u(ml «6agaXu(mll "vom Tod bedroht" nach AHw 1127b. 10: Schon angegeben in AHw 1238a. 14. Zu diesem formelhaften Ausdruck: ~na ann~-ka (/-k~/ kunul kZn~m Xa la ena, s. C. Mullo-Weir, A Lexicon of Accadian Prayers in the Rituals of Expiation, London 1934, S.17f. 20: Vgl. lu-ta-ll1 ana-ku in BMS 1,26 (zur Form lu-ta-lfl s. W. Mayer, UFBG 495). 21: a-~a-a-t~
1. Schutzfunktion des Totengeistes . h/ v g1'd"1m.s1g5 .ga d L ama.s1g 5 .ga ve.en.su.su.ge.es g1'd'1m d um-q~J dL ama dum-q~, .~- d'" a-~u lu k a-a-a-an
Der gute Totengeist und der gute Lamassu mögen ständig bei ihm sein 506 )! Der Totengeist, wie andere numinose Wesen, hat für die Lebenden doppelte Qualität: Falls er gut versorgt ist, schützt er als Schutzgeist seinen Pfleger, wenn er aber nicht gepflegt wird, tritt er als Gefahr bringendes Wesen auf. Nach einem neuassyr. Brief (ABL 614 Rs.) segnet der Totengeist seinen Pfleger und sichert ihm eine gute Zukunft 507 ): 1'. Ca-na lugal enJ-ü ~- r~atth -k~m!
2'. 3I • 4'. , 5 • 6'. 7'.
ma-a ~na k~-nu-t~ 6~ A6+ZU~ dS~-ma~ ' v v ki a-na dumu lugal-u-te kur A~+~u~ ~q-t~-bu-u-n~ e-tem-ma-Xef r,"; k v,. k'· . v v , ~ - a~-~a b -~u ~-~ ~a ~u-u e-t{m-mu ~p-lah-u-n~ ma-a mu-X~ , v . numun-X~ kur Ar+6u~k1 l~-b{-lu
1'. [Dem König,] meinem [Herrn,] habe ich folgende Mitteilung gemacht: 2'. In der Wahrhaftigkeit des As~ur und Samas 3'. haben sie zu mir für das Kronprinzenturn von Assur ge4'. sprochen. Ihr (fern.) Totengeist 5'. wird ihn segnen. So wie er 508 ) 6'. den Totengeist verehrt, möge seine Nachkommenschaft 7'. und sein Same Assyrien beherrschen. 506) KAR 34, 8i. S. AHw 264a. Zum dLama.sig5.ga, s. zuletzt S. Sjöberg, JCS 26 (1974), S.158ff. 507) S. K. Deller, Festschrift W. von Soden (=AOAT 1, 1969), S. 57f.; S. Parpola, LAS (=AOAT 5/1, 1970), Nr.132. 508) "er"= Assurbanipal, s. K. Deller, op.cit., S.58.
In. kispu(m) für die Totengeister der Familie
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
160
Bei der Glasherstellung soll der Handwerker für seinen verstorbenen Meister ein Schafopfer als ~iopu{m) darbringen. Der verstorbene Meister, der mit ~iopu{m) gepflegt wird, bewahrt seinen Schüler bei der Arbeit vor unerwarteten Mißerfolgen 509 ): 33'. 34'. 35'. 36'. 37'.
( •••••• ) u 4 -ma i-ma-an-du-ni-~u-ma i-na a-li-~u 2 be-e~ d Ku- be zu-le-6i-ib 1 udusizkur za-~a-baz a-na um-ma-ni ~i-io-pa za-~a-oi-ip
maX-6i-iz a-na zam-Xil-ze ze-oi-ip 38'. [a] -na udun zu-X e-ü-i [b 1]
33'. ( •••••• ) Während sie dir sichtbar werden 510 ), 34'. sollst du im Verlauf der zwei Doppelstunden (die) Kubu(-figur)5ll) hinsetzen. 35'. Du sollst ein Opferschaf nehmen und (es) dem Meister 36'. als kispu(m) darbringen. 37'. Du sollst Ingredienzen für die Ebenbilder sammeln, 38'. und (sie) in den Ofen hineinlegen. Diese Schutzfunktion des Totengeistes findet sich vor allem bei den Totengeistern der Familie. Die gut betreuten Familientotengeister kontrollieren böse Dämonen und schützen die Nachkommenschaft vor diesen. Daher fleht man beispielsweise in der Beschwörung gegen "appearing ghosts" (usme~ . . mes)5l2) d en Sonnengott an, d'1ese b"osen Totenge1ster, ' d'1e 191 Unheil verursachen, den Familientotengeistern zu übergeben: im-~u la ed-pu mU-6~ la za~-~u ana gidim im.ri.a-r~ pi-qid-6u "Wessen Hauch nicht weggeblasen ist, wessen Name nicht gerufen ist, an den Totengeist seiner Familie übergib ihn" 5l3 )! 509) A.L. Oppenheim, Glass and Glassmaking in Ancient Mesopotmia, New York 1970, Tf. D iv 336-338. Die Textkopie: C. Thompson, On the Chemistry of Ancient Assyrians, London 1925, Tf.5. 510) i-ma-an-du-ni-~u-ma (meda(m) "sichtbar werden", s. AHw 640a), vgl. CAD M 11 3b. 511) Zu Kübu "ein dämonischer Gott", s. zuletzt W.H. Römer, Festschrift F.M. Böhl (1973), S.310ff. 512) S. R.S. Castellino, OrNS 24 (1955), S.240ff. 513) Ibid., S.248, Z.25. S. auch LKA 139, Vs. 29-30 (Dazu W.
161
2. Beschwörung der Familientotengeister Die Schutzfunktion des Totengeistes kommt am deutlichsten in der Beschwörung der Familientotengeister zum Ausdruck. Von diesem Beschwörungstyp sind bisher zwei geringfügige voneinander abweichende Textkomplexe bekannt, die, wie W. Farber . t 5l4 ) , S1C . h er I'1Ch au f e1nen ' gemeinsamen Vorläufertext zume1n rückgehen. Der eine Textzeuge ist LKA 70 iii l8ff. (u. Dupl.)5l5), der andere KAR 227 Rs. iii 8ff. (u.Dupl.)5l6). Die erste Beschwörung (unten bezeichnet mit A), die früher von E. Ebeling bearbeitet wurde 517 ), hat W. Farber kürzlich durch Textkollationen und neu gefundene Duplikate in der vollständigen . 518) . • Der Text der zwe1ten Beschwörung (unten Form w1edergegeben bezeichnet mit B) ist relativ gut erhalten und wurde auch von E. Ebeling bearbeitet 519 ): A: 154-l62a (nach W. Farber) = B: 8-15 ~n at-zu-nu gidim ~im-zi-ia ba-nu-~ ga[b-ba]520) ad-iaSad.ad -ia S ama-ia ama.ama-ia ses-ia nin-ia S S S S ~im-zi-ia5(B:-ia) ni-6u-zi-ia,(B:-ia) u oa-la-zi-ia (B:-ia) 5 ma-la ina ki-zl 6al-lu ~i-io-pa a~-oip-~u-nu-ri v • a mes aq-ql-~u-nu-ri u-~an-ni-~u-nu-ri u-ra~-~i-i5 (B:-~i~)-~u-nu-6i u-~ab-biz-~u-nu-~i ina u 4-mi an-ni-e ina igi d[15 u dV]umu-zi (B: d Utu dGis.g{n • m[as]) i-zü-za-nim-ma di-ni di-na es.bar-a-a kud-6a Mayer, UFBG S.264). W. Farber, BID, S.118. W. Farber, op.cit., S.136 u. 150f. E. Ebeling, TuL, S.131, Z.34ff. TuL, S.54ff. W. Farber, op.cit., Text IIa. TuL, S.131f. Außer LKA 89 und 90 hat der Text nach R.Borger (HKL 2, S.57) noch weitere Duplikate: BM 98638 u. Si 747. Nach W. Mayer (UFBG, S.385) ist von denen Si 747 Dupl. zu dem Teil der Beschwörung der Familientotengeister. Ich konnte aber diesen unpublizierten Text nicht berücksichtigen. 520) Ergänzung von W. Farber (BID, S.177). 514) 515) 516) 517) 518) 519)
III. kispu(m) für die Totengeister der Familie
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
162
A: 162b-166a (nach W. Farber)
meinen Prozess entscheidet, die Entscheidung über mich fällt!
[temna] ~aj j"a{a muk.;[t Jr.e:l [.ee.mu.t.ti1 ... [la i~~Zja Jr.ak.6uma] ana te.mu~~i iJr.~e.ne.ddann~ 9 [~ab~äluma !üJr.i] däni!!u' ana qabJr.i [ai i~a~ ai i6niqa ai] iqJr.iba ai iz~qamma ai
A: 162b-166a (Übersetzung von W. Farber)
ilJ~.:tanni
B: 16-20
" " ~, mes. mes· gal-{ n{g sul 6a ina su-ia 5 uzu -~a5 sa -~a5 ana SU dNam-~aJr. sukkal ki-~l pi-iq-da-nim v./ [t]id Nin-giX-zi-da gu.za.la'" ki-~~ dagal-~~\ en.nun-6u-nu dan-nin dNe.du ni.gab.gal ki-~l pa-ni-~~-nu [ti-dit] ~8 ... v./ ' dabme -Zu-ma 6u-Jr.i-da-6u ana kur.nu.g1 4 .a A: 166b-169 (nach W. Farber) =B: 21-24 " v O' ana-k.u ~r-k.u-nu tu-ub IB:-ub-)-tu~ tu-u6-~~m-ma mes mu-k.u-nu tu-uz-~uJr. aX-6u n{g.ak.a v ./ v'') a-na a-Jr.u-~i-k.u-nu a mes k.a-~u-~i tu-uq-q~ IB:tu-U6-q~ but-ti-~a-n1n IB:ti~-an-)-ni-ma dd-tl-tl-k.u-nu IB:-k.a) tude
•
tut
[Den bösen} "Späher", der [das Böse] fördert 522 ), [der an mir haftet und1 mich dauernd bösartig verfolgt, [packt ihn und nehmetJ ihn hinab(?) ins Grab! [Nicht möge er sich nähern, nicht nahe kommen, nicht heJrankommen, nicht zu mir wehen und mir nicht nachspionieren! B: 16-22 "Jegliches Böse", das in meinem Leib, meinem Fleisch und meinen Sehnen bleibt, vertraut es der Hand des Namtar, des Wesirs der Unterwelt an! Ningiszida, der Thronträger der weiten Unterwelt, möge es unter verschärfte Bewachung nehmen! NedG, der Großpförtner der Unterwelt 523 ), möge vor ihm [abriegeln!] Packt es und nehmet es ins Land ohne Rückkehr hinab! A: 166b-169 = B: 21-24 (Übersetzung von W. Farber)
A: 154-162a = B: 8-15 (Übersetzung von W. Farber) 'd1d~e meiner Familie, Beschwörung: Ih r s e . Totenge~ster521) • die alles erzeugt haben, mein Vater, mein Großvater, meine Mutter, meine Großmutter, mein Bruder, meine Schwester, meine Familie, meine Verwandtschaft und meine Sippe, soviele in der Erde ruhen: Euch habe ich ein Totenopfer dargebracht, euch Wasser ausgegossen, euch Pflege angedeihen lassen, euch hochgeehrt, euch sehr geachtet. v v Am heutigen Tage steht mir vor [Istar und] Dumuzi (B: Samas
Ich, euer Diener, möge leben, möge gesund werden. Dann will ich wegen (eurer?) magischen Praktiken euren Namen rufen, in eure Opferröhren eiskaltes Wasser gießen. Macht mich gesund! Dann will ich euren (B: deinen) Ruhm verkündigen! Die beiden Texte A und B weichen nur in den Götternamen (A: I~tar und Dumuzi, B: Samas und Gilgames) und in dem Wortlaut der Beschwörung des bösen Dämons (A: 162a-166a, B: 16-20) voneinander ab. Die erste Abweichung läßt sich schon dadurch gut erklären, daß jede der beiden Beschwörungen der Familien-
(und) Gilgames) bei, 521) Die singularische Form tritt beim St.Kon. Stelle des Plurals, s. GAG § 64,1-m.
163
manchmal an die
522) Zu diesem Dämon, s. W. Farber, ZA 66 (1976/77), S.261ff. 523) Zu Nedti, s. W. Farber, ZA 66 (1976/77), S.261ff.
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
164
totengeister an verschiedene, noch größere Textkompositionen adaptiert wurden: A wurde dem Istar-Dumuzi-Beschwörungszyklus "B esch·· zugeordnet 524) ,während B zur SV"G·l amas- ~ gamesworungs525 komposition gehörte ). Der Grund für die Abweichung in der Phraseologie der Beschwörung gegen den bösen Dämon ist uns nicht bekannt. Übrigens wird der Wortlaut der Beschwörung in Text B auch innerhalb des Istar-Dumuzi-Beschwörungszyklus in einer Beschwörung der Anunnakü verwendet 526 ). Trotz dieser Abweichungen bleibt der Inhalt der zwei Beschwörungen ganz gleich: Der Kranke redet zuerst die Totengeister seiner Familie an, dann erinnert er sie an die rituelle Pflege, die er ihnen zukommen ließ, nämlich ein k.-i.6pu(m)-Opfer, Wasserlibation und andere Verehrungsakte. Danach fleht er die Totengeister seiner Familie an, vor den Himmels- und Unterweltgöttern (A: Istar und Dumuzi, B: Samas und Gilgame~) für ihn eine gute Entscheidung zu treffen. Er bittet weiter die Familientotengeister, den ihn verfolgenden bösen Dämon (A: .e.emnu ftajjä!u ~-n _v" .527) , B: m~mma . 0 ) zu pac k en un d·~n d·~e mUK~~ ne.6 ~emutt~ ~emnu Unterwelt zu verbannen. Schließlich betet der Kranke um seine Gesundheit und verspricht den Totengeistern der Familie, sie rituell zu betreuen und zu loben, falls sie ihm die Gesundheit schenken. Es ist nicht schwierig zu erkennen, was für eine Rolle k.-i.6pu(m) hier neben der Wasserlibation und anderen Betreuungen spielt. Die Familientotengeister sollten nämlich dadurch verpflichtet werden, vor den Unterweltsgöttern die Interessen des Kranken zu vertreten und dem Kranken gegen den bösen Dämon zu helfen. Die rituelle Pflege ist also Voraußsetzung für die Verwirklichung der Schutz funktion der Familientotengeister. Das k.-i6pu(m)-Opfer, und auch die Wasserlibation, hat hier nichts mit der gewöhnlichen Totenpflege zu tun. Sondern 524) 525) 526) 527)
S. S. S. S.
W. Farber, BID, S.24ff. E. Ebeling, TuL, Nr.30 A. W. Farber, BID, Text IIa 144-146. Anm. 522.
III. kispu(m) für die Totengeister der Familie
165
das k.-i.6pu(m)-Opfer, die Wasserlibation und andere Betreuungen wurden gerade vor bzw. bei der Rezitierung dieser Beschwörung durchgeführt. Es handelt sich bei diesen Opferhandlungen, die im Präteritum beschrieben sind, um sogenannte Koinzidenz528 fälle ). In der Tat findet sich schon am Anfang des I~tar Dumuzi-Beschwörungstextes, dem der Text A adaptiert wurde, die Anweisung, ein k.-i.6pu(m)-Opfer für die Totengeister der Familie und auch für die Anunnakü darzubringen: -ina -im-itt-i majjä.e.t-i ana e!em k.-imt-i -ina bume.e. majjä.e.t~ ana dAnunnak.Z k.~.6pa tak.a.6.6-ip "du sollst rechts des Lagers für die Totengeister der Familie, links des Lagers für die Anunnakü ein k.~.6pu(m)-Opfer dar,,529) • A ""hnl~c . h e Sch 1 u ßf olgerungen lassen s~ch " · b r~ngen aus dem SamaS-GilgameS-Beschwörungstext, zu dem der Text B gerechnet wird, ziehen, obwohl der Textteil, in dem wir die derartige Ritualanweisung erwarten, nur fragmentarisch erhalten ist 530 ): KAR 227 i 37-43 l k'u su '- ~gL . . d Utu kesda v [ / 1 37 • [ J a tana-k.a6 v! - r sa.a ., ~ v " ] a l'~ gar-an k asv! se 38 • [ n~g.n Lgestin bal-q~'J 39. [uzuzaJg uzume.he' uruka.ne tuta~haJ d d ~v 40. [ana igi] Utu ana [ ] 41. [ana dA-nun-na1-k.i tu~-k.[ü?531) ] · V]' v.,. ~ ? J 42 • [ ana d G~s .g~n.mas ~U.6-K ~n 43. [ana] gidim [k.~m.ti ] (drei Zeilen abgebrochen) LKA 90 Vs. i 1'-5' 1'. [ ] ~L J dG;v " v r ma 532) • ]g~n.mas2'. [ ~s bal- ql' v
V
[.
528) Zum Koinzidenzfall bei der Gebetsbeschwörung s. W. Mayer, UFBG, S.183ff. 529) S. W. Farber, BID, Text IIa 27-28 u. IIb 15-16. Vgl. auch BBR 52, 12f. (unten S.167). 530) KAR 227 i 37-48 /I LKA 90 Vs. 1 1'-7' (TuL, S.126f. s. auch W. von Soden, ZA 43, S.267). 531) W. von Soden bezweifelt diese Lesung, op.cit., S.267. 532) Es ist mir nicht sicher, ob Gilgame~ in KAR 227 i 42 dem Gilgamel in LKA 90 Vs. 12' entspricht. E. Ebeling hat in TuL (S.126) die Zeilen anders gezählt als in der Textkopie (Z.47 in der Kopie =Z.45 in TuL).
ur. kispu(m) für die Totengeister der Familie
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
166
] SU? ib ] dA-nun-na.-k.<. gid]im im.ri.a gar-a.[n]
3' • [ 4' •
[
5' • [
KAR 227 i 47-48
47=6'. [ 48=7'. [
LKA 90 Vs. i 6'-7' ] rx ' [ x ]
J
a bal-q [i: dA-nun-na.-k.<. [
J ]
KAR 227 i 37-43
37. [ •••] reines Wasser sollst du sprengen, vor Samas Opferzubereitung [bereitstellen •••• ] 38. [ein Räucher]becken mit Wacholder hinstellen, Röstkornbier und [Wein libieren,] 39. [Schulter] fleisch, Fettgewebe und [gebratenes Fleisch beibringen,] 40. [vor] Samas [...... J 41. [für AnunnaJkü [..... ] 42. [für Gil] games C..... ] 43. [für] die Totengeister [der Familie....... ] LKA 90 Vs. i 1'-5' 1 '.
[........
2'. [ •••
]
sollst du für Gil]games [ ••• ] sprengen(?),
3'. [........
]
C•••••• für] die Anunnakü, 5'. [... sollst du für die Toten]geister der Familie hinstellen.
4'.
KAR 227 i 47-48 = LKA 90 Vs. i 6'-7'
47=6'. [ •••••••• ] sollst du Wasser spenden, 48=7'. [ ••••••••••• für] die Anunnakü •••••• Aus diesen Resten der Zeilen läßt sich schließen, daß die Opferv anweisung hier nicht nur für Samas und Gilgames, sondern auch für die Anunnakü und die Totengeister der Familie beschrieben wurde. Selbst wenn der Terminus k'<'6pu(m) hier nicht erhalten ist, läßt sich wohl die Opferanweisung für die Anunnakü und die Familientotengeister inhaltlich mit der Anweisung des k'<'6pu(m)-
167
Opfers in dem Istar-Dumuzi-Beschwörungstext vergleichen s33 ). Das k'<'6pu(m)-Opfer für die Familientotengeister in derartigen Beschwörungsriten unterscheidet sich ganz deutlich vom k'<'6pu(m)-Opfer für böse Dämonen bzw. böse Totengeister, das oben behandelt wurde (S.151 ff.). Ein wesentlicher Unterschied liegt darin, daß das k'<'6pu(m)-Opfer für die Familientotengeister seinen Empfänger zur Hilfe gegen böse, unterirdische Unwesen anruft, während das k.<.opu(m)-Opfer für die bösen Dämonen umgekehrt die Abwehr seines Empfängers bezweckt.
3. k.<.opu(m) für die Familientotengeister in verschiedenen Beschwörungsriten Das k'<'6pu(m)-Opfer für die Familientotengeister erscheint meistens nur als ein Randmotiv eines Beschwörungsritus, der im wesentlichen an größere Götter wie Samas, Istar-Dumuzi, Gilgames u.a. gerichtet wird. Bei dem Beschwörungsritus an Samas (Ea und Marduk) BBR 52 bringt der Beschwörungspriester neben dem Opfer für Samas, Ea und Marduk auch für die Familientotengeister eines Kranken ein k'<'6pu(m)-Opfer dar: 1. dis na a.na. ba.~s ~.<.-.<.~-ma. gidim dab-ou[ 2. kul-la.-ta. tu-qa.d-d~r zt.mad.ga [sub-d.<. y I v 3 • .<.na. ~e-e-~.<. I ' nu m.<.m-ma. lem-n.<. e-p'<'-o.<. u pa-t.<. d{l-uX] 4. im ki a sam dug 4 .ga im ta gar ra x[
hii
]
31f. (TuL, S.132, Z.57f.): .<.na. igl [dUtu] A-nun-na.-k'<' gidim k.<.m-ft.<.-.<.a.] n{g.ba" [ma.h]~a.-ta. kun-na.-ta. na.-dun-nu- r ([l"Vor [ amas], Gi 19ames, den Anunnakü und den Totengeistern [meiner Fami] lie hast du (=etem la. ma.mma.na. "der Totengeist des Niemandes") ein Geschenk emp[fangenl, du bist versorgt. Die Mitgift ist gegeben". na.dunnQ(ml (nA sonst nudunn4) "Ehegabe, Mitgift" ist hier im übertragenen Sinne verwendet. Dieser merkwürdige Ausdruck bezieht sich möglicherweise auf die Vorstellung, daß der Kranke durch einen Dämon zur "Gattin des Todes ausersehen wurde" (h.<.a~u(m). S. z.B. BBR 52,1 und andere Belege in AHw 343a~
533) Xgl. KAR 227
Gis.g{n,ma~
168
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
m{
~,
,
Ill, kispu(m) für die Totengeister der Familie
5. [3"J nu mes e-p.[-~.i u. mu..t-te.-p.ce.-t'(' du-u.6 ., / / h a ' , v / [V 6. [ tu.] -6a-haz tug~ u 4 l-kam mu .mu -6u.-nu.-t,(.. " ~ dug.ga se s4 4 6u.-nu.-U1 '- su. . gis gu.za dadag ana d[U tu 7. [ana i]gi d Utu ki sar a ku gub- an{?)] 8. tU"g9~ m.i-·.iX-l>a .ina ugu ta" talt-Jta-a1 gLdu8 ana igi d[utu(?) gub-an] 9. ana 3-6a padmesana igi d Utu di-a u. dAsar.luotli ga[r-anJ 10. z~.lum.ma zlo~.tir dub-aq 3 du g a .[da.gur gub-an] 5[ .v. ha \ b ~. ta-6aJtv ~ 11. 3 n~g.na s~mv gub-an , se,du.a. Jtaq] . . mes. . V", 'v gi§ .. b [d ,(.,] 12. ana g~d~m v ~m.r~.a-6u. ,(.na gub kesda v gu.za su,: 'b g~'d'~mmeso,(.na gu 'b g~s guoza 13. ana gidim mes im.ri-a-6u. ,(.na gu sub- [d.i] v ~"... ~" " ! n~g. ,. b a mes 14. ana gidim mes im.ri.a K'('-'('6-pa ~a-Ka6-6,(.p ta-qa-6u.-nu.- [U] 15. [tu.1-ralt-Jta~-l~-nu.-t.i tu.-k.ab-ba-6u.-nu.- CU] 16. [ana gi1dim im.rLa mlm-ma um- [ ] 17. [x x a?]-Jtu.-te. tu.-ma-~a n{g.ba ta-qa-6u.-nu.-t.i 18. [tu. -.talt - Jt] a - ah - Xti-nu. - U tu. - k.a - ba - 6 u. - nu. - t [.i] v " V / ... ' " dU tu udu" 19. r~a mes)] (? bal-q,(.-6u.-nu.-~,(. ana ~g~ s~z k ur dadag ?
v
v
[
]
V/,
dti-u.6 20. 21. 22. 23.
[UZU zag uJzume.b~ u. uzu ka • ne tu.-ta5-~a [kas? bJal-q.{ ana uzu ti gidim im.rLa-6~ gar-[anJ v". v[ -u. m'('m-ma .te.m-nu. 3-6U. s~ d -nu. [ ] Ü-ma (a bg ': brochen) #'
\
]
1. Wenn ein Mensch zum Sterben ausersehen ist, und ein (böser) Totengeist ihn packt und [ •••••••] 2. dann sollst du die Lehmterrasse reinigen, Röstmehl [hinschütten, ••••• ] 3. In der Frühe sollst du ein Bild des "Jeglichen Bösen", des Zauberers und der Zauberin machen. 4 ••••••• [
]
5. [3(?)] Bilder des Zauberers und der Zauberin sollst du machen, [(den Menschen) diese (Bilder)]
169
6. nehmen lassen, sie mit Kleidern ganztägig bekleiden, mit gutem Öl [sie sa] lben. 7. Du sollst vor Samas den Erdboden fegen, reines Wasser sprengen, einen reinen Sessel für [Samas festsetzen,] 8. schillernde Stoffe davor ausbreiten, ein Tragaltärchen vor [Samas(?) fest hinstellen,] 9. dreifach Brot vor Samas, Ea und Marduk hinlegen, 10. Datteln, Feinmehl hinschütten, 3 Trink[gefäße hinstellen,] 11. 3 Räucherbecken mit Räucherwerk hinstellen, Getreide aller Art hinschütten • 12. Für die Totengeister seiner Familie sollst du links der Opferzurüstung einen Sessel hinsetzen, 13. für die Totengeister seiner Familie links der Totengeister einen Sessel hinsetzen, 14. für die Totengeister (seiner) Familie sollst du ein k..i6pu.{m)-Opfer darbringen, ihnen Geschenke schenken. 15. Du sollst sie preisen, sie verehren. 16. Für die Totengeister der Familie alles •••••• 17 ••••• eine Wasserrinne(?) sollst du vorlegen, ein Geschenk ihnen schenken. 18. Du sollst sie preisen, sie verehren. 19. Du sollst [Wasser(?)] libieren, vor Samas ein reines Schafopfer darbringen, 20. [Schulterfleisch,] Fettgewebe und gebratenes Fleisch herbeibringen. 21. Du sollst [Bier(?)] spenden, auf die Seite des Totengeistes seiner Familie hinstellen. 22. Du sollst die [BeschwQrung: •••] "Jegliches Böse" dreimal rezitieren. 23. [ •••••••] erheben. Anmerkungen zum Text 1: Die Lücke der Zeile wird entweder mit nu dU 8 " ••• und sich nicht löst" oder mit us.us-su " ••• und ihn dauernd verfolgt" ergänzt. Zum Verbum ~.i'äJtu.(m) "erwählen" vgl. KAR 297 i 12: ana m.im-ma le.m-n.i h.i-Jta-k.u.-ma "ich bin für
llI. kispu(m) für die Totengeister der Familie
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
170
171
'Jegliches Böse' (als Gattin) ausersehen". S. auch Anm. 4:
12:
13: 17:
533. Die Zeile bleibt mir völlig unklar. Handelt es sich um sumer. Beschwörungen? im.ki.a.~äm dug 4 .ga (t~q~bbl) im. tao gar.re x[ J "(Beschwörung:) im.kLa.sa"m ("Ein feuchter Wind"?) sollst du rezitieren und (Beschwörung:) im.ta.gar. re xL J"?? gisguozaogidim=ku66e e!emml(m) ist in ~-h. Tf. 4,93 beleg t auch A. Salonen, Die Möbel des alten Mesopotamien, Helsinki 1963, S.41). Vgl. auch m~jj~.e.tu(m) "Lager" von den Familientotengeistern (W. Farber, BID, Text IIa 27f., IIb lsf.). Die ganze Zeile ist offensichtlich eine Dittographie der vorherigen Zeile. ? Die Ergänzung:~']-~u-te ist nicht sicher. Allerdings wurde ~~U:tu(m) "(clay) pipe (through which libations to the dead are made)" (CAD A 11 324b) bei der Totenpflege verwendet. Zu tu-m~-~~, s. oben Anm. 497a.
0.
Ebenso wird im Beschwörungsritus an Samas LKA 84 ein kl6pu(m)s34 Opfer für die Familientotengeister des Kranken dargebracht ): 1. dis na gidim dab-6u-m~ Ül.~ su-Xtf' l[.e.-tJ~-z~-~z-m~ TIU [du 8] 2. gim dUtu.s~.a ~na d Utu tu-'tld-dl gi[dimJ im.rLa- '--6~' 6~-.e.~-tl-
[Xu] 3. tu-q~d-d&6 ln~ 6e-~lm ~n~ igi dUtu gi.du 8 gub-an 12 ninda tur gar-an gar [ ] , ~. / S[ im 1 1 gar-an [ J 4. zu.lum.ma Z1.a.t1r dub-aq n1g.ba k~. babbar gar{~nl ~' .... v I k'1.s1.ga \. ... 1.." • ~a-~a6-6~p 5 • ana dUt u gar-an ana g1. d'1m ~~rn-~~-6u ~ ? [ ] [ ] n1g.ba· d d vI' 60 [su-kJa {l-ma ana igi Utu urs.gim dugqga Utu 6a turka?-x x' a ta [ ]
J.
534) S. E. Ebeling, TuL, S.144ff. u. W. von Soden,
ZA 43. S.267f.
7. [ 8. C 9. [
] -tl J -kln ] urs.gim t[u-rad-babJ-~U:
1. Wenn ein Totengeist einen Menschen packt und in seinem Leib dauernd bleibt und [sich nicht löst,] 2. dann sollst du es beim Sonnenuntergang dem Samas kundtun. Den Totengeist seiner Familie, seiner Hausgemeinschaft 3. sollst du heiligen. Du sollst in der Frühe vor Samas ein Tragaltärchen festsetzen, 12 kleine Brote hinlegen, 4. Datteln und Feinmehl hinschütten, ein Räucherbecken mit Wacholder hinstellen, ••• aus Silber hinsetzen, v 5. (diese) vor Samas hinsetzen. Dem Totengeist seiner Familie sollst du ein kl6pu(m)-Opfer darbringen, [ ] ein Geschenk (? ) [schenken (? ) •] 6. [Deine Hand] sollst du erheben, vor Samas folgendermaßen sprechen: Samas, der [ ••••••••] 7. [ ••••••• ] 8. [ ••• 00•• ] 9. [ ••• ] der erhob, [00.] du sollst ihn folgendermaßen [sprechen lassen:] (dann folgt eine Gebetsbeschwörung an Sama~)
Anmerkungen zum Text 2: E. Ebelings Lesung: ••• te~~ub 6ld-dl ••• (TuL 144) kann nicht akzeptiert werden, weil Jld-dl "Vorhang" keinen Bezug zum folgenden Satz findet. Zu unserer Lesung vgl.: , "h b" b" d Utu b'~-~~-~~ 'b ~' U-6e-e/ V d sag.geme u-va-~~-~q e-~~-~ a " Ich verlor eine Sklavin. Ich werde gehen, es dem Samas, deinem Herrn, anzeigen" (CT 29,26,17-19, aB Brief). 3: Nach der Textkopie ist das Zeichen GAR deutlich zu sehen. ? Geht es um noch ein Brotopfer? W. von Soden: gar[.gar·] (ZA 43, S.267). 5: n{g.ba (=qlX;tu(ml) "Geschenk" für die Familientotengeister (?), vgl. BBR 52, Z.14.
172
1lI. kispu(m) für die Totengeister der Familie
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
~
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6: W. von Soden ergänzt: 6a ~u'-~a'-[lu' ~ib'J-~a'-a-ta (ZA 43, S.267). Nach der Textkopie ist die Lücke nicht groß genug für diese Lesung. In einem nambu~b~-Ritus gegen ein ominöses Übel ist ein ~i6pu(m)-Opfer für die Familientotengeister belegt, dessen Funktion in gleicher Weise zu deuten ist 535 ): 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.
[~i-ma an-nJa-a te-te-ep-ru uX-~ln [ma-la Ubbi-XuJ dab-tu du ll .du ll -ub 4
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10. [Sobald du die] s getan hast, soll er sich beugen. 11. [Was sein Herz] bedrückt, soll er alles sagen. 12. Er soll sich mit Weih[wasserJ waschen, sein Gewand abreißen, 13. [Beschwörung: "ich habe abgerissen,] ditto" dreimal rezitieren. 14. Er soll [ins Öl] Holunder(?) und IM!!UR-lim-Pflanze aus dem Acker 15. [hineintun und] sich damit salben. 16. [ ••••••• ] der Tür des Bierbrauers soll er sich beugen. 17. [ ••••• "Jegliches] Böse" wird sich nicht nähern. 18. [ ••••• ] er möge für die Totengeister der Familie ein ~i6pu(m)-Opfer darbringen.
535) IV R' 60 Rs.l0-18, bearbeitet von E. Ebeling, in RA 49, S.40. Noch ein nambu~bfr-Beschwörungstext redet von ~i6pu(m), aber sein Kontext ist zu schlecht erhalten (LKA 123,8).
173
Anmerkungen zum Text 12: Ergänzt nach KB 6/2, S.58, Z.17. E. Ebeling ergänzt aber: [~amäntu ina duga.gü]b.ba (RA 49, S.40). 13: Zur Beschwörung 1I~6-!JU-U~", s. ZA 51, S.174, Z.27; RA 49, S.138a, Z.12; AfO 18, S.207, Z.12. 14: Ergänzt nach BBR, S.112, Z.4. LKA 83 ist eine kleine Beschwörung mit bloß 21 Zeilen. Schon E. Ebeling hat auf den teilweise parallelen Text AMT 101,2 hingewiesen, ohne die große Bedeutung dieses Duplikates zu erkennen 536 ). W.G. Lambert dagegen hat den Text AMT 101,2 mit einem neuassyr. Ersatzkönigsritus in Verbindung gebracht, ohne aber die Parallelität zwischen AMT 101,2 und LKA 83 zu bemerken 537 ). Wir können also jetzt die Beschwörung LKA 83, die an sich einzigartig ist, auf diesem Hintergrund etwas besser verstehen: 1•
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5. mu-~a ina ~i-i6-pi az-~u~ • • dV / I V v. b L. 6. a-na'I ~g~ S a-ma6 U-6e-6~ -~a 7. mu-~a ki e-t~m-me ina igi dUtu az-~u~ 8. ina ~-~a ~-Xe-Xib-~a 9. ina e-~ib ~-~a ~-U- '~a' -[~aJ 10. [anaJ e--'{:{m-rne ~im-ti-~a H-ü- [pa a~-6ipJ
11. [x iJs/S'Ja/lJi sa pi du art? J 12. [ana(?)J dNin-gis-zi-da gu. za.la' [ki-tl dagal-tl] 13.
[izJkimmes_~a [u lern-ne] -ti- [~aJ
14.
[iJt-ti-~a ana kur.nu. r gi '.a ru-~[i!-da]
15.
[ana?] nenni til-~a ~~-Ul-~a 'ana ~a""l -ba-U-~a
4
16. ana X~-ga-Xi-~a ana kur-di-~a ana la 536) LKA S .XI. 537) AfO 18 (1957/58), S.109-112.
e-.:f:e- [ü-~aJ
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
174
17. 18. 19. 20. 21 •
ana la ga-ma-U-Iw ana [taJ ru-zu- [b..i.-f
22. u-ll-t..t
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1. NN, der tot auf dem Schlaflager [seines Schick]sals liegt, 2. [der Sohn(?)] des NN, der Tote, der im Grab lie[gtJ, 3. der Mensch bist du. NN, deinen Namen rief ich. 4. Ich rief deinen Namen mit den Totengeistern, 5. ich rief deinen Namen beim f<..i.~pu(m) -Opfer. 6. Vor Samas setzte ich dich. 7. Deinen Namen rief ich vor Samas mit den Totengeistern. 8. In dein Haus setzte ich dich. 9. Bei (diesem) Eintreten in dein Haus ließ ich [dich spei] sen. 10. Den Totengeistern deiner Familie brachte ich ein f<üpu(m) - [9pfer dar.] 11. ["Sie mögen umher] laufen(?)!", ha [be ich gesprochen(?)] 12. [zu(?)] Ningi~zida, dem Thronträger [der weiten Erde.] 13. Deine (schlimmen) Vor [zeichen und dein Böses] 14. nimm mit dir zum Land ohne Rückkehr [hinab!] 15. [An(?)] NN: Dein Vernichter, dein Plünderer hat, um dich zu unterdrücken, 16. um dich zu erschlagen, um dich zu erobern, um [dich] nicht mehr zu ret [ten,] 17. um dich nicht zu schonen, um [dich nicht zu be]wahren, 18. um dein Leben abzuschneiden, mich hergeschickt. Jetzt 19. (aber) will ich dir barmherzig sein, dich bewahren, für dich einen Ersatz ge [ben] • 20. Ich will dein Leben bewahren, (dir) die Sonne zeigen. 21. Mein Geschenk (?) •••• [ ] versprich!
IU. kispu(m) für die Totengeister der Familie
175
22. Urkunde des Ki~ir-Assur, des [Beschwörungspriesters, vom Assur- [Tempel] • Anmerkungen zum Text 1: CAD M I übersetzt diese Zeile: "who died a natural death in his bed" (119b). Es ist gut bekannt, daß der Ausdruck ana 6..i.mt..i.(m) alä:f
11: Die Zeile bleibt mir unklar. Im Blick auf Ningiszida in der nächsten Zeile wäre sonst das Verbum paqadu zu erwarten (W. Mayer, UFBG, S.273). Oder handelt es sich um das Verbum napadu (Gtn od.S)? 13-14: Parallel zu AfO 18, 110, B, 3f.: [..i.t-ta]-t..i.-f
176
1lI. kispu(m) für die Totengeister der Familie
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
21: Die Lesung ist nicht sicher. Es gibt noch eine andere Lesungsmöglichkeit : k..i.6 ti -..i.a. ••• "Der Mörder meines Lebens •••• 22: S. H. Hunger, AOAT 2, Nr.197-207. Ki~ir-As~ur schrieb auch den Beschwörungstext LKA 89 (unten S.190f.).
ra. -
Der Inhalt des Textes ist folgendermaßen aufzufassen: Nach der Anrede an den Toten (Z.1-3) erinnert der Beschwörer (in der 1. Person) den Toten (in der 2.Person), daß er seinen Namen beim k..i.~pu{rn)-Opfer vor Samas zusammen mit den Totengeistern der Familie des Toten anrief (Z.3-7), ihn richtig begrub und pflegte (Z.8f.); Z.10 berichtet weiter, daß der Beschwörer den Totengeistern der Familie des Toten ein k..i.~pu{rn)-Opfer dargebracht hat. Die nächsten zwei Zeilen sind nicht gut erhalten und lassen sich nicht mit Sicherheit ergänzen; in Z.13f. fordert der Beschwörer den Toten auf, die bösen Vorzeichen und sein Böses in die Unterwelt mitzunehmen. Auf der Rückseite (Z.15-21), wenn wir den Text richtig verstanden haben, haben der Sprecher und der Angesprochene gewechselt. Der Tote tritt hier als der Redner auf, und der Mann, der auf der Vorderseite den Toten beschwor, als der Angesprochene: Eine Unheilsgottheit der Unterwelt(?), die als "dein Vernichter, dein Plünderer" bezeichnet wird (Z.15), hat "mich", d.h. den Toten auf der Vorderseite, auf die Erde hergeschickt (Z.18)538), um "dich", d.h. den Beschwörer auf der Vorderseite, tödlich zu bedrohen (Z.15-18); der hergeschickte Tote verspricht trotzdem dem Menschen - wohl wegen der auf der Vorderseite des Textes erwähnten Totenpflege -, sein Leben zu retten (Z.19f). Diese Rede des Toten, die in Wirklichkeit von einem Beschwörungspriester gehalten wurde 539 ), läßt sich als Antwort auf die Gebetsbeschwörung der Vorderseite deuten. Die Lesung der letzten Zeile (Z.21) ist nicht sicher, aber es scheint um ein Geschenkopfer des Beschwörers zu gehen. 538) Vgl. CT 16, 1, 26-27 (u~ukku lernnu = rnä~ r..i.p~..i. von Enlil) u. Maqlß VI 10 (ein böser Gott wird geschickt, um "mich" zu töten). 539) S. dazu W. Mayer, UFBG, S.59ff.
177
Der Text fügt keine rituelle Anweisung an. Nur die Aussage: "ich will für dich einen Ersatz geben" (Z.19) deutet darauf hin, daß bei der Beschwörung ein Ersatz gebraucht wurde. Wer diesen verlangte ist der "Vernichter", der den Toten schickte , 540) und den Menschen mit dem Tod bedrohte • Der Mensch konnte also den Toten erst dann in die Unterwelt zurückschicken und den "Vernichter" beschwichtigen, wenn er einen Ersatz seines Lebens gegeben hat. Gerade in diesem Punkt schließt sich der Ritus, der diesem Text zugrunde liegt, an den Ersatzritus, der oben behandelt wurde (S.12Sff.), an 541 ). Dies erklärt auch, warum der Text, mindestens teilweise, in einen Ersatzkönigsritus aufgenommen wurde 542 ). Es ist nicht festzustellen, ob der Text als Ganzes für den Ersatzkönigsritus angewendet wurde. Es wäre von großem Interesse, wenn es so gewesen wäre, und wenn der Tote im Text der als Ersatz des Königs getötete Mann wäre. Es gibt aber keinen sicheren Beweis dafür 543 ). Die Vorderseite stellt sich eher als eine private Beschwörung dar. das Er540) Die rituellen Handlungen bei der BescRwörun@tgegen scheinen des Toten (inim.inim.ma 6~me igi m ) sind: Begraben der Figur des Totengeistes: OrNS 24, 246, l1f; 256, 6-13 u. passim (vgl. oben Anm.468). Opferdarbringung für den Totengeist: Ib~d., 246, llf; 266, 8ff.
Opferdarbringung für die Familientotengeister(?): Ibid., 246, 20ff. Opferdarbringung für Samas: Ibid., 250, 33f.; 258, 14ff. "Knoten binden" (k..i.t~e ~a.ki~u{rn)): Ibid., 254, 44ff. "Reinigung": Ibid., 260, 27ff.; 260, Rs.3ff. . 541) Zusammenfassend zum Ersatzkönig im alten Mesopotam~en, s. zuletzt H.M. Kümmel, Ersatzrituale für den heth. König, Wiesbaden 1967, (=StBoT 3), S.169-187. 542) Das schlechte Vorzeichen, für dessen Lösung ein Ersatzkönigsritus durchgeführt wird, ist meistens eine Eklipse von der Sonne, dem Mond oder bestimmten Gestirnen, s. H.M. Kümmel, op.cit., S.171f. ". 543) Vgl .aber Z'~H' .mp ABL 223, V~.~3f.: lugal ~u:u-b-..i. :6a. uriK~ giskim ~z·-za.h-~a.-a.n-n~ Der Ersatzkon~g von Akkad hat die (schlech~en) Vorzeichen auf sich genommen" (s. sonst CAD I/J 306a-b).
178
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
Was ki~pu(m) anbelangt, so wird es in dem Text zweimal erwähnt (Z.s u. 10). Damit versichert der Beschwörer dem Toten, daß er den Toten sowohl bei dessen Bestattung als auch bei der Totenpflege richtig betreut: Der Tote wurde vor Sama~ mit Speisen begraben; Die Totengeister seiner Familie bekamen die Totenpflege, damit sie den Toten in der Unterwelt aufnehmen konnten; Der Tote selbst wurde auch mit den Totengeistern seiner Familie zusammen betreut. Der Tote hat deshalb keinen Grund, als bedrohendes Wesen auf der Erde wieder aufzutauchen, dies ist die worung 544 ) • LOg1'k d'1eser Besc h"
KAR 91 ist ein Beschwörungsritus zur Reinigung des Stalls der Pferde, der aus drei Teilen besteht: Der sumer. geschriebene erste Teil, der ganz schlecht erhalten, aber durch das zweisprachige Duplikat IV R2 18, Nr.16 teilweise zu ergänzen ist, beschreibt die Beschmutzung des Stalls durch böse Dämonen (utukku temnütu, AI~-Dämon, Asakku-Dämon, Namtar usw.) und führt den Ritus dagegen an (1_28)545). Der zweite Teil ist eine sumer. Beschwörung vom sogenannten Marduk-Ea-Typ (Z.29-Rs. 8)546). Der dritte Teil, der für uns von besonderem Interesse ist, ist eine akkad. Ritualanweisung mit Begleitung der arzneilichen Behandlung (Rs.9-24). Obwohl die Bedeutung eines einzelnen Ritualaktes im dritten Teil nicht mehr ganz verständlich ist, zielt sicher der ganze Ritus (außer der arzneilichen Behandlung in Z.10-14) auf Vertreibung der bösen Dämonen aus dem Stall. Ihnen wird die Unreinheit des Stalls zur Last gelegt, wie aus dem ersten und dem zweiten Textteil deutlich zu entnehmen ist. In diesem Zusammenhang wird ein ki~pu(m)-Opfer für die Totengeister der 544) Die unbetreuten Familientotengeister greifen dagegen ihre Nachkommen mit Unheil an, s. z.B. AMT 54,3, r.9; KUB 29, 58 iv 2; KAR 184, Vs. 23ff. 545) Vgl. Ch.Fossey, La magie assyrienne, Paris 1902, S.302ff. 546) A.Falkenstein, Die Haupttypen der sumer. Beschwörung, Leipzig 1931 (=LSS NF 1), S.44ff.
179
1lI. kispu(m) für die Totengeister der Familie
Familie des Stallbesitzers dargebracht. Der Zweck des Opfers liegt hier also darin, daß, wie in den anderen Fällen, die Totengeister der Familie zur Abwehr der bösen Dämonen angerufen werden. Der zweite und dritte Teil des Textes werden hier mit Umschrift und Übersetzung wiedergegeben. Vs. 29. rinim.inim.ma' t~r.anse.kur.ra sikil.e.da.k~m ~
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Nam.tar u~us.e 1m.g1m x .am 30. en J.e kun s~.sÜ.e edin.na.ke 4 31. [ 32. r anse ' .kur.ra anse.saI. [kabJ anse.kunga libir an~e. , ,v?,? , ? .a. b'1 ga.sal d1s' ka r gal 1tuk ' d G1' [r ] gu.gurus ,/ " v im.ge6 turn. k a • nunJ .ku.mag 33. r ga" [ ] dGir ur.sag edin.na.ka 34. [ ] sag. ki. bi ge 6 .ge 6 35. [ ~ h'1 191 , ,! :n1g '" ma.e:g1n.na , , d umu.mu 36. rd Asar, • I U' v Rs.
gi ba ! .an.du .du gis r,. v \ , g1d , gis gam.ma su.u.me.t1 1. 8\ ,\ \8 2. a. b a tU 6 k u.za u.mu.e.n1.S1 ' \ " U.me.n1.r1 3. tUb k u.za.na •S / L 4. g1 sinig uin.nu.us usikil.le.kur.ra ~~.ba h.rne.ne. ~[ubJ nfg.na gi.izi.l' lu.n.me.ti 5. 6. utug.gul a.l~'bul gidim.hul gal s .lä.bul gim.ma bar.s~ h6.im.ta.gub r • / I' \I , d ' be.1rn.da.sug.sug.ge.es 1 1m4 v .s1g 7. dG'd' s .ga Lamma.s1g s .ga \ v v , h/ " ' / ga.nun ' ku.mag ses.gal.b1 ve. edin ur.sag.ga.ke 8. d G1r 4 a.zag.ba !te'.gub 9. inim.inim.ma ~.tur.anse.kur.ra sikil.e.da.k~rn ;
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kid.kid.bi uigi-tim uigi.nis Uta~-mul ua~.kul u.as " / ' / ku usikil uet-kut-ta ueti-kut-ta u lu .u 19 .lu bar bal.gi 6 ,. b'/ ' 0 v~-~am-mu-u h' 0 ,/ ~ • un.na e~-g~-~a Ka-z~-~a b ar n1g. g{r babbar ~ k U \1.sa~ v h 1.nun.na \ "1. 'b a ' esir~ ' b a bb a~ v Ku-up-~a 1m. 13. 1. 6 mes ma-ta gäl-a tagmes-at 14. l-ni6 tU6-te-mid anse.kur.ra
10. 11. 12.
180
3, Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
h' d'~ng~r , 1/ 15. 7 gi.du ana d+ En.ki d Utu dAsar. 1/ u.~~ u d 15 1 u/ 8 16. dNin.edin dGir kesda-ma s{zkur bal-qi UZUzag.lu uzu me • b-e' \ < > v / ,/ v; v'd L." 17. U. uzu ka.ne gar-an sid-:tu. an-n.{.-:tu. 3-~n s~v-ma r<.{.-.{.~-pa mes sub-d~ 18, ana 8idim im.ri.a-Xa :ta-ka-~a-ap sutug.ud , I r ;'v / h" , p ' g~tri.~~t :ta:za-qa ~+na ka s~~ug;ud pu :te-v.{.-.{.n-n.{. 19. 20. munus.as .g~r :tu.-ka-~a-ma ana sa pu sub-d~ ~+na / ,vmes L. ugu pu g~s :tu.-pa-nar< v 9 v v :t aq ] .a'dul-:tam anse.kur.ra mes ~+na ugu :t u.-~e21. [ 1 ma; ~na en.nu.un.dur.re 22. [1 m~sJ~na en.nu.un.murub 4 1 mas ina en.nu.un.ud.zal.le v / k a 1 ag.ga kus.gu .gal urudu n~g. 4 l 23. :tal (Text::tan-l-:tana-ku. ta qu.-:ta-n~ :tu.X-ba-'-lu.-nu.-:t~ 24. amesa.gub.ba :tu.-lal-Xu.-nu.-:t~
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25-26. Kolophon Vs.29. Beschwörung: Zur Reinigung des Viehhofs. 30. Beschwörung: Namtar ist in Wut wie ein Sturmwind [. ••• ] 31. [oe ..•• J im weiteren wasserreservoir(?~ der Step:e, 32. Pferde, Eselin, Maultiere, Reitesei, GA.SAL-Esel~nnen r., 33. Der reine, große Speicher des Nergals, der mit dem schwarzen Lehm bestrichen ist(?), 34. G••••. ] Nergal, der Held der Steppe, 35. [ ••••••• ] seine schwarze Schläfe. 36. Marduk sah dies: "Was ich weiß, weißt du auch": "Gehe, mein Sohn, Marduk"! Rs. 1. Einen Eimer, eine Holzröhre(?) und einen TUrring(?) sollst du nehmen. 2. Auf dieses Wasser sollst du deine heilige Beschwörung spenden. 3. Mit der deinen heiligen Beschwörung sollst du sie reinigen. 4. Tamariske, ma6:takal-Pflanze, "reine Berg-Pflanze" sollst du in seine Mitte hinlegen.
III, kispu(m) für die Totengeister der Familie
181
5. Ein Räucherbecken und eine Fackel sollst du in die Hand nehmen. 6. Der böse utukku-Dämon, der böse AIQ-Dämon, der böse Totengeist oder der böse GallQ-Dämon mögen heraustreten. 7. Der gute Totengeist und der gute Lamassu mögen mit ihm gehen. 8. Nergal der Steppe, der Held, möge auf die rechte Seite des reinen, großen Speichers seines Bruders treten. 9. Beschwörung zur Reinigung des Pferdestalls. 10. Ritus dafür: imhu.n-l~m-Pflanze, ~mhu.n-e6nä-Pflanze, :tan-mu.:I-Pflanze~ AS.KUL-Pflanze, "Xammu. e.du."-Pflanze, 11. ~~k~lla-Pflanze, e.lku.lla-Pflanze, e.l~ku.lla-Pflanze, amrlänu.-Pflanze, Panzer der naqqu.-Schildkröte, 12. Panzer der Xelepp~-Schildkröte, e.ng~lu.-Heuschrecke, ft~lamma-Heuschrecke, kazZILu.-Wurm(?), GIR.BABBAR-Wurm(?), 13, Fischtran, Schweineschmalz, Butter, Salböl, Asphalt, Gips 14. sollst du zusammenmischen, so viel Pferde, wie vorhanden sind, (damit) immer wieder bestreichen. 15. 7 Tragaltärchen für Ea, Sama~, Marduk, den (Schutz-) Gott des Menschen, die (Schutz-)Göttin des Menschen, 16. Belet-~eri und Nergal sollst du aufstellen, Opfer darbringen, Schulterfleisch, Fettgewebe 17. und gebratenes Fleisch hinstellen. Du sollst diese (Beschwörungs-)Rezitation dreimal rezitieren. 18. Du sollst ein k~~pu.(ml-Opfer dem Totengeist seiner Familie darbringen, Rohrlauben aufstellen, 19. eine Standarte einpflanzen, im Tor der Laube eine Zisterne graben, 20. ein Zicklein binden und in die Zisterne hineinwerfen, auf die Zisterne Hölzer querlegen, 21. (sie) mit [ ••• ] bedecken, die Pferde darüberschreiten lassen. Ein Zicklein in der frühen Nachtwache, 22. ein Zicklein in der mittleren Nachtwache, ein Zicklein
1lI. kispu(m) für die Totengeister der Familie
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
182
23. 24. 25-26.
in der späteren Nachtwache. Du sollst eine Pauke und eine tigi-Pauke schlagen. Du sollst sie (=die Pferde) an der Räucherung entlangführen, sie mit Weihwasser reinigen. Kolophon
Anmerkungen zum Text Vs.30: VgI.: [a.a.mu dN] am.tar u 4 .gus.gim dingir.edin.na mu. un.du .du "Mein Vater, Namtar, wie wütender Sturmwind, 7 7 der Gott der Steppe, stößt hin und her" (IV R2 18, Nr.6, Rs.15). 31: kun "Wasserreservoir(?)", s. SL 77,4. 32: anse.g~.sal "Packesel in" , s. A. Salonen, Hippologica Accadica, Helsinki 1955, S.198. 33: Der Anfang der Zeile wird durch Rs.8 ergänzt. gu.g~rus= ~ v " ab ' h en, b es t re~c . h en " , s. gu. gur .ru.us=~~p~~u{m) w~sc v 5 SL 106,51. im.ge 6 tum.ka ist schwer zu deuten. Ist es zu lesen: im.mi.fb.gu "er beschrie es"? 36: Die ganze Zeile zeigt die graphisch ganz stark gekürzte Marduk-Ea-Formel, s. dazu A. Falkenstein, Haupttypen der sumer. Beschwörung (=LSS NF 1, 1931), S.57. Rs. 1: CT 17,26,64 ist fast parallel zu dies~~ Zeile. In CT 17 steht l~l.e (var. ä.lal.e) statt g~Sg{d. Seine akkad. Entsprechung: ~-lal-le-e ~6-6~, s. dazu AHw 34a und CAD A I 329a-b.I(s~ auch hier·gi~r~!.lal!' statt giSg{d zu lesen? 2-3: Vgl. A. Falkenstein, op.cit., S.60 mit Anm.4. 5: Vgl. IV R2 18, Nr.6, Rs.18f. 6-7: S. A. Falkenstein, op.cit. j S.65. 8: Die Übersetzung ist nicht ganz sicher, weil die Zeile syntaktisch nicht in Ordnung ist. 10: uas.kul ist möglicherweise ein Schreib- oder Kopiefehler für Udil. bat=m~t.t~Il~l "ein Seifenkraut"(?).
183
11: Falls es sich im Text nicht um Dittographie handelt, zeigt der Text, daß elllull~ und el~llull~ verschiedene Pflanzen sind, während die beiden in den Wörterbüchern (AHw 103a, CAD § 100a-b) als dieselbe aufgenommen sind. Zu ~~qqu{m) und leleppJ(m) , s. oben S.41f.mit Anm.175 u. 176. 12: g{r babbar=p~.t~u(m) pe~a{m) "weißes Schwert" als Name eines Wurmes? • urudu n~g.ka J I ag.ga, s. E. Reiner, RA 63, 22: kus.gu 4 .gal und S.170f. 25-26: S. H. Hunger, Babylonische und assyrische Kolophone (=AOAT 2, 1968), S.34. Durch diese Belege stellt sich heraus, daß das 1l~6pu{m) Opfer beim Beschwörungsritus sehr oft die Familientotengeister zur Hilfe gegen böse Dämonen oder Totengeister anruft. Wenn die Familientotengeister mit 1l~6pu(m) und der Wasserlibation gut betreut werden, können sie ihre den anderen Totengeistern und Dämonen überlegene Macht ausüben, um ihre Nachkommenschaft vor ihnen zu bewahren. Das 1l~6pu(m)-Opfer ist hier also ein Opfer, das in seinem Wesen die do-ut-des-Struktur zwischen dem Opfernden und dem Empfänger aufweist 547 ). Man findet zwar hier im 1l~6pu{m)-Opfer für die Familientotengeister eine positive do-utdes-Funktion in dem Sinne, daß die Empfänger des Opfers dem Opfernden dadurch behilflich werden. Beim 1l~6pu{m)-Opfer für einen bösen Totengeist bzw. Dämon, das wir im letzten Abschnitt behandelten, wirkt dagegen die do-ut-des-Funktion negativ, weil das 1l~6pu{m)-Opfer dabei die Wirkung des bösen Unwesens nur aufhält. Mit der Frage, welche Funktion das 1l~6pu(m)-Opfer ursprünglich hatte - die positive oder die negative -, wollen wir uns hier nicht beschäftigen. Nicht nur weil diese Frage von den Texten her nicht leicht beantwortet werden kann, sondern auch weil wir gerade in dieser Doppelsinnigkeit des 1l~6pu(m)-Opfers sein Charakteristikum als Opfer sehen wollen. 547) S. G. van der Leeuw, Phänomenologie der Religion, Tübingen 1956 2
,
S.393ff.
184
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
IV. kispu(m) für die Anunnakü
185
1. Die kollektive Bezeichnung für sämtliche Götter eines
IV.
k~~pu(m)
für die Anunnakü
1. Die Anunnaku als Unterweltsgötter Die Mesopotamier haben k~~pu(m) nicht nur für den Toten bzw. den Totengeist, sondern auch für die Unterweltsgötter dargebracht. Wie schon nachgewiesen wurde, wird k~~pu(m) z.B. bei der "Bestattung" neben dem Toten selbst auch für Ereskigal und für die Familientotengeister geopfert, so daß der Tote in der Unterwelt von ihnen freundlich aufgenommen werden und dort Frieden bekommen konnte. Beim Beschwörungsrillis an Istar und Dumuzi werden neben den Familientotengeistern auch die Anunnakü als Empfänger des k~~pu(m)-Opfers genannt 548) In diesem letzten Fall handelt es sich aber nicht um eine "Bestattung", sondern um eine Beschwörung gegen böse Dämonen. Wenn k~l.>pu(m), sei es bei der "Bestattung", sei es bei der Totenpflege, eigentlich als Gabe für den Toten zu verstehen ist, was bedeutet dann das k~~pu(m)-Opfer für die Anunnakü? Was für eine Beziehung hat dieses k~l.>pu{m)-Opfer zudem für den Toten? Im folgenden untersuchen wir die Funktion des k~l.>pu(m) Opfers für die Anunnakü im Hinblick auf ihren Charakter als Unterweltsgötter. Die Göttergruppe Anunnakü (Anunna) wurde schon von W. 0B.) K~enast . 551) an h an d von Soden 549) ,A. Falkenstein 5 5 und vieler Belege untersucht. Trotz ihrer divergierenden Ergebnisse können im großen und ganzen drei Phasen des Begriffes "Anunnakü (Anunna)" unterschieden werden: 548) S. oben S .165f. 549) W. von Soden, Babylonische Göttergruppen: Igig~ und. Anunnaku, CRRAI 11 (1962), S.101-111. Ders., D~e Ig~gu Götter in altbaby. Zeit, Iraq 28 (1966), ~.140:145. 550) A. Falkenstein, Die Anunna in der sumer. Uberl~eferung, AS 16 (1965), S.127-140. S. auch D.O. Edzard, RlA Bd.3, S.37-40. 551) B. Kienast, Igigü und Anunnaku nach den akkad. Quellen, AS 16 (1965), S.141-158. S. auch ders., RlA Bd.3, S.40-44.
sumer. lokalen Pantheons; 2. Die Götter des Himmels und der Erde allgemein; 3. Die Unterweltsgötter. Die letzten zwei Phasen lassen sich aber nicht immer ganz deutlich voneinander trennen. Nach W. von Soden ist der Begriff erst in den mittelassyr. Texten als die Göttergruppe der Unter.. "I g~gu . -11 a b gese t z t 552 ) , welt gegen eine andere Gottergruppe während es zufolge B.Kienasts auch noch in der späteren Zeit keinen wesentlichen Unterschied zwischen diesen beiden Göttergruppen gibt, die beide zusammen sämtliche Götter des Himmels und der Erde bezeichnen. Die Anunnakü unterscheiden sich von den Igigu nur dadurch, daß sie darüber hinaus auch die Götter der Unterwelt vertreten können 553 ). Gerade diese Beziehung der Anunnakü zur Unterwelt ist hier für uns von besonderem Interesse. Der Unterweltsbezug der Anunnakü (Anunna) findet sich schon in der sumer. Überlieferung durch ihre Aufgabe bei der Schicksalsentscheidung (nam.tar) oder durch ihre Tätigkeit als "Richter" (dLku )554). Belegen läßt sich dieses z.B. in dem 5 Mythos "Inannas Gang zur Unterwelt": Als Inanna, die in die Unterwelt hinabstieg, auf die Erde wieder zurückkehren will, packen sie die Anunna (dA.nun.na.ke4 ba.ab.ba.a.as), und sprechen 555) : a.ba.~m lÜ.kur.ta.ell .d~ kur.ta silim.ma.ni ta.ell.d~ ud.da d Inanna kur.ta ba.e • d' e 11 sag.dili sag.g'.na ba.ba.ab.sum.mu
Wer, der zur Unterwelt hinabgekommen ist, kann aus der Unterwelt heil hinaufkommen? Wenn Inanna aus der Unterwelt hinaufkommt, soll sie eine Ersatzperson für sich übergeben. 552) CRRAI 11, S.108f. 553) AS 16, S.150ff. 554) A.Falkenstein, AS 16, S.132. S. auch RlA Bd.3, S.39 u. Borger, JCS 28 (1976), S.121, Z.11. 555) "Inannas Gang zur Unterwelt", Z.287-289 (s. W.R. Sladek,
186
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
In zwei nur fragmentarisch erhaltenen sumer. mythologischen Texten ist nach A. Falkenstein im Zusammenhang mit Unterwelt (bzw. mit dem Tod eines "Sohnes Enlils") von den Anunna die Rede, obwohl eine genaue Deutung nicht zustande kommt S56 ). Im "Tod des Gilgame~" werden die Anunna zu den Göttern gezählt, die beim Tod des Gilgame~ Geschenkopfer bekommen S57 ). In akkad. Texten kommt der Unterweltsbezug der Anunnakü noch öfter zum Ausdruck. Auf einer altbabyl. Inschrift aus Susa, · me~ner . M' h a I s e~ne . Traumv~s~on .. . t 558 ) , e~nung nac zu d eu t en ~s d ~e steht: " Komm, ich will gehen, mein Gott, mein Herr, vor die Anunnakü". Diese Phrase: "vor die Anunnakü gehen" bedeutet möglicherweise "zur Unterwelt hineingehen,,559). Ähnlich w~rden die Ausdrücke wie "Xa.da ta. Anunna.k.Z" (Berg der Anunnakü) oder "Xuba.;t Anunna.k.Z" (Wohnung der Anunnaki) als Bezeichnung für die 560 Unterwelt verwendet ). In der altbabyl. Grabinschrift aus Kis werden die Anunnakü aufgerufen 561 ):
556) 557) 558) 559)
560) 561)
op.cit. (Anm. 71), S.138f. A. Falkenstein, AS 16, S.133. "Tod des Gilgamer" B, Z.22 s. S.N. Kramer,BASOR 94, S.8 C. Wilcke, CRAI 17 (1970), S.81ff. E. Ebeling, TuL, S.20. Die Textkopie wurde von V. Scheil in RA 13 (1916), S.168 veröffentlicht. S. oben S.9f. Meine Meinung, daß der Text Ober eine Traumvision berichtet, beruht auf der Aussage: su-tf-na.-a.k. ,[-na. tu-u;t-;t'[ a.-wa.-;ta. '[-qa.-a.b-H "Susinak spricht im Traum das Wort" in zwei anderen Texten, die sicherlich zu derselben Textgattung gehören (Text 11 u. ~II, s. ~uL, S.21). Xa.dG 6a. Anunna.k.Z, s. ABRT 11, 13,2, s. dazu K. Tallqvist, Sumerisch-akkadische Namen der Totenwelt, Helsinki 1934 (=StOr 5/4), S.27f. Anm.4. S. S. Langdon, Excavations at Kish I, Paris 1924, Tf.34, 2. Der Text ist jetzt von O.R. Gurney neu kopiert (M.de J. Ellis (ed.), Essays on the Ancient Near East, 1977 S.98).
IV. kispu(m) für die Anunnakü
187
Rs. 1. [Xa.] ki.mab 2. [a.n] - na.-a. .! / 3 • .(. -pe.-;tu-u 4. a.-na. la.-b,[-,[~-;t'[ 5. u-la. '[!-k.e.-6,[-~U 6. dA-nu-um
7. d En - lÜ u d{_a.
8.
9. se.numun-Xu
10. 11. 12. 13. 14.
U-'[l-qu-;tu d 4 A-nun-na '[-na. 6a.-a.p-la.-;t'[ pe.-~,[-,[!!;-ru
[U-Lt]a.-a.l-U-qu Wer dieses Grab öffnet, (es) für lange Zeit nicht wiederherstellt, dessen Samen mögen Anu, Enlil und Ea wegraffen! Die Anunnakü in der Unterwelt mögen seinen Sproß verschwinden lassen!
Im neuassyr. Text K 7856 schildert ein assyr. König das feierliche Begräbnis seines Vaters, bei dem er für die ma.lk.ü-Dämonen, die Anunnakü und die Götter, die die Unterwelt bewohnen, Geschenke dargebracht hat 562 ):
11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.
~-nu-u;t ßu~ä4,[ k.a.~p,[
m'[m-ma.
;ta.~-~,[-,[;t k.,[ma.5~,[
~,[-ma.;t
ba.-lu-;t'[-XJ
"
~a.
.
.(.-~a.m-mu
ma.-!Ja.~
d"Sa.ma.~v
tf.-k.a.l-Um-ma. ,[;t-;t'[ a.b'[ ba.-n'[-'[a. a.-na. k.,[ma.ß&,[ a.tk.unl- un ) q'[-6a-a.-;t'[ a.-na. ma.l-k.'[ dA-nun-na.-k.,[
562) E. Ebeling, TuL, S.57f. S. ferner W. von Soden, ZA 43, S.254ff.
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
188
v
~
21. U iiäni me6 a-ti-bu-ut e~~eti!-t~) 22. [ti] -qa-a-a-i6 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22.
Gerät aus Gold, Silber, jegliches Zubehör für das Grab Zubehör seiner Herrschaft, die er liebt, vor Sama~ zeigte ich und mit meinem Vater, meinem Erzeuger, legte ich ins Grab. Geschenke für die maktü-Dämonen, die Anunnakü und die Götter, die die Unterwelt bewohnen, schenkte ich.
Die Anunnakü bestimmten die Lebensgrenze des Menschen, wie in einem Beschwörungstext aus Sultantepe deutlich zum Ausdruck kommt 563 ): dAnunnakü (600) ru-ut ku-d~~-~a 4~ l!l nenni ik-di-~u / h k ur.nu.g1. .a na-6U-6U V" u-~u-uv 4 564) Die Anunnakü, die die Lebensgrenze des NN bestimmt haben, führen ihn auf den Weg zum Land ohne Rückkehr. Die Anunnakü treten einem Menschen nicht immer freundlich gegenüber. Sie bestimmen das Schicksal eines Menschen und führen den Toten in die Unterwelt. Im Erra-Epos heißt es: dA-nun-na-ki it-tu-nim-ma tik-nat zi-tl i-me6-6u "Die Anunnakü steigen empor und werfen die Lebewesen nieder,,565). Dieser negative Aspekt 563) STT 73,36, s. dazu E. Reiner, JNES 19 (1960), S.32 u. auch RIA Bd.3, S.43. Eine bekannte Stelle für Schicksalsbestimmung der Anunnakü ist Gil. X vi 36. Sonst s. z.B. Atramgasis Tf. I 220; V R 50,5-7 (u. Dupl.); JCS 21, S.5, Z.3. 564) l{l=zäq:[qu(m) "Totengeist"(?), vgl. oben S. 156f.Anm. zU Z.29. 565) Tf. I, 177, s. auch 184f. u. 192 (=II.lf.). L. Cagni, L'epopea di Erra, Rom 1969 (=Studi Semitici 34), S.76f.
189
IV. kispu(m) für die Anunnakü
der Anunnakü findet sich auch in einem Gallenomen
566
):
di; min-ma sag zi gim gam!-tim 2.30 i6-5a~ . b'1 dA -nun-na- k'~ k ur mes -6U Y' us /v g1g. dis man-u kimin-ma zi sag-ra sig-r~ igi-ma u gi 6 -at d v v gig.bi Gidim mes kur mes -r~
üs
Wenn ditto und die Spitze der Galle wie ein Krummholz sich nach links wendet, dann verfolgen die Anunnakü diesen Kranken. Er wird sterben. Wenn das zweite ditto und die Spitze der Galle ihre "Ein.. ,,567). ' sc h warz 1st, . sch nurung S1e h t un dS1e dann verfolgen die Totengeister diesen Kranken. Er wird sterben. Die Anunnakü vertreten aber normalerweise eher Schutz bzw. Heilsgötter, deren Verehrung dem Menschen ein langes Leben verspricht. Ein Sprichwort sagt deshalb: pa-tih dA-nun-na-ki u~-~ak u -mi-ru v 4 ) "Wer die Anunnakü ehrfürchtet, verlängert seine Lebenstage,,568 • In einem neuassyr. Brief finden wir eine ähnliche Aussage: patal; dA-nun-na-ki ba-ta--tu (f.-ta~ "Die Ehrfurcht gegen die Anunnakü vermehrt das Leben,,569). Diese Funktion der Anunnakü wird meistens gegen Unheil eingesetzt, das nach der mesopotamischen Anschauung, wie oben bereits erörtert wurde, von den bösen Dämonen bzw. Totengeistern verursacht wird. Da die Anunnakü als Unterweltsgötter den bösen Geistern überlegen sind, können sie diese an der bösen Tätigkeit hindern und sie in die Unterwelt 566) DT 49, Z.32-35 (=A. Boissier, Choix de textes relatifs a la divination assyro-babylonienne, Paris 1905, S.65ff.). Vgl. auch KAR 151, 36a u.41 (Ölwahrsagung). Die von G. Petti-tl~to vermut~ete negative Deutung der letzten zwei Apodosen, in denen von den Anunnakü die Rede ist, wird durch DT 49,32f. bestätigt. S. G. Pettinato, Die Ölwahrsagung bei den Babyioniern 1-11, Rom 1966 (=Studi Semi~ici 21-22), I, S.126f. u. 11, S.114f. Vgl. auch qät Anunnak~ in der Apodosis in z.B. CT 38,26,44. 567) sig=qutnu!m) "Schmalheit", s. R.D. Biggs, RA 63 (1969), S.162f. u. AHw 930b. 568) CT 13,30,23' (=W.G. Lambert, BWL, S.104, Z.147). 569) ABL 614, Rs.19', s. dazu K. Deller, Festschrift W. von Soden (=AOAT 1), S.58.
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
190
einsperren. Das soll an einigen Beispielen erläutert werden: dA -nan-na-~~ L.' d' . mes ga lmes ~~~-Lm b ' L. r, Ja-~a-na-6~ L. .., • ~ng~r Mögen die Anunnakü, die großen Götter, euch (=die Dämonen) fesseln 570 ) ! / / sag. b a dA .nun.na. k e sag. k'~. b'~ ve.pa h/ ~ a.zag 4 a-6ak-ka ma-m~t dA-nan-na-k~ a-tam-m~-ka lÜ.bul {.z~g sag.ba dAonun.na.ke4.e.ne sag.ki.bi he.p~ .tem-na a- [6ak] -ka ma-m~t dA-nan-na-k~ u-tam-ml-ka
Oh, Asakku-Dämon, ich beschwöre dich mit der Beschwörung der Anunnakü! Oh, böser Asakku-Dämon, ich beschwöre dich mit der Beschwörung der Anunnakü 571 )! 2. Gebetsbeschwörung an die Anunnakü
IV. kispu(m) für die Anunnakü
191
da-~-na d~-n~ (A:d[~-n]a-a-na) X~ ka-.ta te-ne-Xe-e-te (A:
ka-.ta te-n~-X [e] -e-ü)
A: 137-143 (nach W. Farber) anäka annanna [mä~ annaJnna Xa ~.tra annanna ~Xta~~a annanZta a6Ga~kanü6~ e~'ekanür~
ann.t [a.r ~abaü] üüzan~ma d.rnZ dZ[nä pa~a66~ja paHii] [.temna üaJjjä[fa} makZ.t ~[g] .te[matt~J [Xa ~tt.rja ~ak6ama ana .tematt~] ~~teneddan~ [akHXiiJ ~na zaM~ja ~ [abtaXamaJ ana e~~et .ta tlt[~~] a~O:[XaJ
~na üm~
B: 15-23 [ana] -ka nenni a nenni lr-ka-na U. nig gul f!,~-~a-an-n~- [ma] [aam] -man-n~ dam-man-n~ ~ 6a-' a-da-~a-a[n-n~J v v rd' . mes] gal mes·· . d~-n~ . . d' v L' ~ng~r ~-z~-za-n~m-ma ~-na es.bar-a-a [pa~6a]
Es sind uns zwei einander ähnliche Gebetsbeschwörungen an die Anunnakü bekannt, die sicherlich auf einen gemeinsamen Vorläufertext zurückgehen. Genau wie die zwei oben behandelten Beschwörungen an die Familientotengeister ist das eine, LKA 70 ... ( u. Dup. 1) - unten b ' h net m~t . A - 572) ,dem Istar-Dumuziv ~~~ eze~c Beschwörungszyklus zugeordnet, und das andere, LKA 90 Rs. r (u. Dupl.) - unten bezeichnet mit B _573), dem Samas-Gilgame~-Be schwörungstext. A. 135-136 (nach W. Farber) = B: 12-14 , d v en at-ta-na A-nan-na-k~ dingir mes gal[mes] (A: dA-nan-na-k~ V'
[x] x) kud-6a(A:-~6)
I
I
[ba.t]-.t~f·-an·-n~-ma ak-k~r üa su-[ia]
" [gidim k~]m-t~-~a .t~-~6-ba-ta-X~-na-t~ a-a barmes-X~-[na-t~J [x xJ r x ba? x I .e.lb-b~ ~-a ~r-ka-na- [ma ] [x]rx x' [xJ-a uS l l .zu a ffi1u~l1 .zu H,:!-~a-[~a-Xll-na-üJ r" 1 6a "I • Lm~mma] h vU ~a-6~ gar-na usv .zu m~ uS" .zu ana kur. 11 11 [nu.gi 4 • aJ ~-~a-Xa-na-t [~J V
•
A: 144-147 (nach W. Farber) = B: 24-27 [ana qätJ dNam-tan Bukkal ki-tt dagal-tl p~-~q-d[a-Xa] (B:U-na-[UJ) dN~n-g~r-z~-da gu.za.lA ki-tl dagal-tl en.nun-Xt (B:-Xa-na) H-dan-n[~nl
es.bar a-na
570) AfO 19 (1959/60), 8.117, Z.30. 571) CT 16, 12 ii 3-6. 80nst CT 16, 14 iv 5f.; TuL, 8.133, Z.72; RA 65, 8.134, Z.17-23. 572) Jetzt W. Farber, BID, Text IIa, 135-152. 573) E. Ebeling, TuL, 8.130, Z.12-31. Nach W. Mayer (UFBG, 8.379) ist 8m 38 noch ein Dupl. dazu.
dne.dug l.du g .gal ki-t2 (B: ki-t2 dagal-tl) pa-n~-ra (B: k;-r~-na) .t~-d~.t a-a te-a a-a ~[q-~~J-ba a-a dim 4 a-a kur-an-n~ (B: [a-a teJn~ a-a! dim4-n~ a-a ku.nu-n~ a-a kur-~n-n~ la-a-[r~])
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
192
A: 148 (nach W. Farber) .e.Zbü niül.a abba.e.[k.-i.,t taJdlt" aMi lalL belLu. ina zu.müja
A: 149-152 (nach W. Farber) = B: 28-31 "" nu k/ ina ql-bl-,ti-ku.-nu. ~ilL-,ti 6a ur. k/ ur-lL [J u. d an-ni-ku.-nu. ke-nim X~ nu bal-~ v .e.' ana-ku. nenni a nenni tr-ku.-nu. .e.u.-u.b-.e.u.! .e.U.-U.6~m-ma nafL-bi- k [u.- nJ u. .e.U.-6 [a] - p [i] dii-.e.l-.e.[- ku.-nu. .e.u. [d-.e.u..e.]
A: 135-136 = B: 12-14 (Übersetzung von W. Farber) Beschwörung: Ihr seid die Anunnakü, die großen Götter, die die Entscheidung treffen für die Menschen in der Unterwelt, die die Rechtsfälle der gesamten Menschheit entscheiden. A: 137-143 (Übersetzung von W. Farber) Ich NN, [Sohn des NJN, dessen Gott NN, dessen Göttin die NN ist, wende mich hiermit an euch, gehe euch um Hilfe an: Am heutigen Tag, ihr [großen Götter,] steht mir bei, und meinen Prozess entschei[det, die Entscheidung über mich fällt!] [Den bösen "Spä]her", [der das Böse] fördert, [an mir haftet, und mich dauernd bösartig] verfolgt, [vertreibt ihn] aus meinem Körper! Pa[ckt ihn(?),1 und ins Land ohne Rückkehr führt ihn [weg!] B: 15-23 Ich NN, der Sohn des NN, euer Knecht , d en "Jegliches Böse" erwählt, in Läh[mungJ hält, in Tränen hält, in Furcht setzt: Große [Götter], steht mir bei, entscheidet meinen Prozess, [fällt] die Entscheidung für mich! Bring mich [zum Leben!] Treibe (es) aus [meinem] Körper! [Die Totengeister] meiner Fami llie] mögen sie packen! Sie mögen sie nicht loslassen! · mogen .. [ ] des Herzens nicht setzen! ••• S ~e
IV. kispu(m) für die Anunnakü
193
Sie mögen [. •• ] den Zauberer und die Zauberin empfangen! (?) ["Jegliches] Böse", das mir aufgelegt ist" den Zauberer und die Zauberin, ins Land ohne Rückkehr führet sie weg! A: 144-147 = B: 24-27 (Übersetzung von W. Farber) [Der Hand] des Namtars, des Wesirs der weiten Erde, vertraut ihn (B: sie (pI.» an! Ningi~zida, der Thronträger der weiten Erde, möge ihn (B: sie (pI.» unter verschärfte Bewachung nehmen! Ned~, der Großpförtner der (B: weiten) Erde, möge vor ihm (B: ihre Tür) abriegeln! Er möge sich nicht nähern, nicht he[rank]ommen, nicht (zu) nahe kommen, mich nicht erreichen! (B: [?ie mögen sich nichtJnähern, nicht nahe kommen, nicht herankommen, mich nicht erreichen!) A: 148 (Übersetzung von W. Farber) Er möge den Fluß überschrei ten, das Geb [irge durch1 queren, sich 3600 Meilen aus meinem Körper entfernen! A: 149-152 = B: 28-31 (Übersetzung von W. Farber) Auf euer hehres Geheiß, das unabänderlich ist, [und] eure verbindliche Zusage, die unumstößlich ist, möge ich, NN, der Sohn des NN, euer Diener, leben, möge gesund werden! Dann will ich eure Großtaten verherrlichen, euren Ruhm verk[ünden!] Obwohl die beiden Texte nicht ganz gleich lauten, bleibt die Grundstruktur der beiden Beschwörungen der Anunnakü dieselbe: Der Kranke redet zuerst die Anunnaku als schicksalsbestimmende Götter an. Danach fleht er die Anunnakü an, für ihn eine gute Entscheidung zu treffen, den bösen Dämon (A: der böse "Späher", B: "Jegliches Böse", der "Zauberer" und die "Zauberin") zu packen und ihn (B: sie) in die Unterwelt zu verbannen. Dann spricht der Kranke weiter einen Fluch, um mit der Hilfe der Unterweltsgötter (Namtar, Ningiszida und Nedfi) den(/die) bösen
194
\ IV. kispu(m) für die Anunnakü
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
Dämon(/-en) in die Unterwelt einzusperren. Text A fügt dann noch einen kurzen sonst auch häufig verwendeten Fluch hinzu (Z.148). Schließlich betet der Kranke um seine Gesundheit und verspricht den Anunnakü, sie zu loben, falls sie ihm die Gesundheit schenken 574 ).
3.
k~opu(m)
"ki. dUtu.k~m" und "nambu~ba tumun kaäi:ma" rezitiert (iv 2223)578). Dann werden verschiedene Flüssigkeiten für verschiedene Götter einschließlich der Anunnakü gespendet (iv 25b-32). Der Text fährt fort: gim kesdameS' an-nu-ti ~ak- [ouJ • "h d . dU tu n~-p~-~v Utu , u-qa-a-a g~m ~~-~ap-aa lugal ame~ ~-~a-muk tüg n{-p~-te e~-ba mu .mu -aX ~-na ~ ~~m-k~ydur-aa 4.., 4 lu v ., mes'''''' ~ mas~~as ta-am lugal n~g.~a du-ou-nu bil g~su.g{r ~-~e-en udu.n~tasizkurmes " VI' I' uzu 39. du-~u-nu bal-q~ zag uzu me.be/ uzu ka.ne I' h h L ruzl ume've h /... "sim 11. dub-aq 40. u-~av-va z~.ma d .ga 41. kas ga gest [in anaJ dDi~ dUtu dAsar.lt(.~i bal-q! 42. zl.dub.dub.bu ~ub.sub-d~ Xu-tuh-h~ Hf -ü-pa ana dA-n:n:na-k~ 43. r:t-oat-tah w I' 44. U-ka'o-o~p uJdu.mtas{zkur bal-qf sJ l? udu.n:üas{zkur bal-q.( 45. [ 33. 34. 35. 36. 37. 38.
für die Anunnakü im Beschwörungsritus
Bei bzw. vor der Rezitierung der Beschwörung der Anunnakü wird ein Opfer dargebracht. Das Opfer wird im IstarDumuzi-Beschwörungstext, dem der Text A zugeordnet ist, deutlich k~opu(m) benannt 575 ). Die Funktion der Anunnaku als Unterweltsgötter war sowohl negativ als auch positiv. Negativ in dem Sinne, daß sie dem lebenden Menschen ein tödliches Schicksal bestimmen und ihn in die Unterwelt wegführen, und positiv in dem Sinne, daß sie einen Menschen vor den bedrohenden unterirdischen Unwesen bewahren, indem sie diese unter ihre Kontrolle stellen. Das k~opu(m)-Opfer für die Anunnakü ist im Zusammenhang mit der zweiten positiven Schutzfunktion der Anunnakü zu verstehen. Die Anunnakü werden nämlich wie die Familientotengeister durch das k~opu(m)-Opfer zur Hilfe gegen die bösen Dämonen bzw. Totengeister aufgerufen. Von diesem Gesichtspunkt aus kann man zwei Beispiele des k~opu(m)-Opfers für die Anunnakü analysieren. Das erste Beispiel ist das k~opu(m)-Opfer im assyr. Königsritus bZ~ ~~mk~(m)576). Hierfür ist der Text BBR 26 iii 35-iv 52 heranzuziehenS 77) •
46. 47. 48. 49. 50. 51. 52.
[ [ [ [
[ [ [
] x H-ü-p[a ~-k.fo-o~pJ baJ l-q! ut-~u kesda [du 8 -ma] ~naJ ugu lugal du-ak-ma ] e-ma ~na giuri. gal gi. bi ku.ga ] gis$inig ana $U lugal ] ut-ka-an
] n
33. Sobald diese Opferzurüstungen gemacht sind, 34. soll er den Sonnenaufgang abwarten. Sobald die Sonne 35. aufgeht, soll der König sich mit Wasser waschen, sich mit einem reinen Kultgewand
Nach der Rezitierung mehrerer Beschwörungen an verschiedene Götter (iii 35-iv 12) werden für Ea, Sama~, Marduk und den Schutzgott (~t amet~) insgesamt sechs Opferzurüstungen vorbereitet (iv 13-25a). Dazwischen werden zwei Beschwörungen, 574) Zu dieser Schlußformel der Gebetsbeschwörung, s. W. Mayer, UFBG, S.321f. u. 325. 575) S. oben S.164f. 576) Zum königlichen Ritus bZ~ ~~mk~, s. J. Laess~e, Studies on the Assyrian Ritual and Series bZ~ ~~mk~, Kopenhagen 1955; R. Borger, JCS 21 (1967), S.lff.; ders., ZA 61
195
577) 578)
(1971), S.84ff. S. auca J. Laess~e, op.cit., S.83ff. Zu ki. Utu.k!m, s. W. Mayer, UFBG, S.315f. Zu NamburbGBeschwörungen allgemein, s. R.I. Caplice, The Accadian NamburbG Texts: An Introduction. Sources from the Ancient Near East 1/1 (1974).
196
36. bekleiden, im Badekulthaus sitzen. 37. Der Beschwörungspriester soll>bevor der König kommt, alle Räucherbecken 579 38. anzünden ), Dornstrauch580 ) aufschütten, alle Schafopfer 39. darbringen, Schulterfleisch, Fettgewebe und gebratenes Fleisch 40. heranbringen, Fettgewebe mit Röstmehl und Wacholder hinschütten. 41. Er soll Bier, Milch und Wein für Ea, Sama~ und Marduk libieren, 42. einen Mehlhaufen hinschütten, den Handwaschkult 43. vornehmen, ein k~6pu(m)-Opfer für die Anunnakü 44. [darbringen], Schafopfer darbringen, 45. [ •••••••• ] Schafopfer darbringen, 46. [ •••••••• ] ein küpu(m)-Opfer [darbringen,] 47. [ •••••••• ] darbringen. Nachdem die Opferzurüstung [gelöst worden ist] 48. [ •••••••• ] soll er zum König hingehen. 49. [ •••••••• ] soll er hinausgehen und mit einer Standarte 50. J mit diesem reinen Schilfrohr 51. [ ••••••••] Tamariske für die Hand des Königs 52. [ ••••••••J soll er niederfallen.
Beim Ritus br~ ~~mk~(m), dem Reinigungsritus des Königs, ist die Abwehr der bösen Dämonen das Hauptmotiv 582 ). Zu diesem Zweck werden die Anunnakü zusammen mit den anderen Göttern angerufen. Das k~6pu(m)-Opfer hat also die Funktion, die Anunnakü dazu zu bringen, einerseits die bösen Dämonen zu vertreiben, und andererseits eine für den König günstige Entscheidung zu fällen. Ebenso ist das k~6pu(m)-Opfer für die Anunnakü in einem Ritus für die Mondfinsternis (a~~aia(m) belegt. Der Text BRM 4,6 stammt aus der Seleukidenzeit 583 ). / "'" V 17. l~gala dur-ab-ma ne-pe6 6a/ su' l~ gala a-d~ an.mi ud -nam, v m~~ dU-U6 18. a-d~ an.mi t-nam-ma~ izi ~na ugu-~i ga-~ak-ku ia ~e-bei <-i~>
.. mes" ~a- k'a6-6~P4 . . , sub 19 • k ~-~~-p~ a-na a.gar mes {d Xf me-e ia ub-bai<-~> ki.min
a-na
17. Der kalu-Priester soll sitzen und den Ritus des kaluPriesters ausführen, bis die Finsternis hell geworden ist. 18. Bis die Finsternis hell wird, soll das Feuer von dem Ziegelaltar nicht verlöschen 584 ). 19. Die k~6pÜ ---Opfer sollst du für die brachliegenden Felder darbringen, für die Flüsse, die kein Wasser führen, desgl. 20. Die k~6PÜ ---Opfer sollst du für die Anunnaku darbringen. 21. Bis die Finsternis hell wird, nehmen die Leute des Landes ihre Kopfbedeckung ab 585 ), sie bedecken ihren Kopf mit Kleidern.
Der Text zeigt, daß ein k~6pu(m)-Opfer zweimal dargebracht wird, während der König im Badekulthaus (bZ~ ~~mk~(m) sitzt: Einmal für die Anunnakü (Z.43) und noch einmal in Z.46, wobei es möglich ist, daß die Familientotengeister des Königs die Empfänger des zweiten k~6pu(m)-Opfers sind, wie es beim Beschwörungsritus an Istar und Dumuzi belegt ist 581 ) 579) bil=qail1(m) "rösten", oder kÜm=ememu(m) "erhitzen"? aXägu(m) "Dornbusch' oder e-:t.:f:e~u(m)/edde~u(m) "Dornstrauch". 581) S. oben S. 164f.
k~-~6-p~
· · · a-na dA -nun-na- k'~ ~a.. k~a6-6~P4 . 20 • k ~-~6-p~ . . " meS' V" v/ 21. a- d ~ an.ml u-nam-ma~ un kur 6u-ba~ sag.du-6u-nu 6a1 1 • a5'-~u' ~na iu-ba~-~a-tu-nu sag.du-6u-nu ka~-mu
G......
580)
197
IV. kispu(m) für die Anunnakü
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
582) 583) 584) 585)
s. J. Laess~e. op.cit., S.101. Bearbeitet von E. Ebeling in TuL, S.91ff. S. AHw 121a u. CAD L 229b. S. AHw 1131a u. CAD L 229b.
198
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
Die Mondfinsternis ist ebenso wie die Sonnenfinsternis für die Mesopotamier ein so bedrohendes, furchtbares Vorzeichen, daß gelegentlich ein Ersatz für den König eingesetzt wird, der am Ende getötet werden sol1586). Während der Zeit der Verfinsterung nahm man an, daß böse Dämonen auf der Erde herumschweifen. Gegen diese Dämonen mußte am besten ein apotropäischer Ritus durchgeführt werden. Unter den Beschwörungen, die dabei rezitiert wurden, findet sich deshalb z.B. die bekannte Beschwörungsserie gegen böse Totengeister "u:tuldtü. te.mnü:tu,,587). Die brachliegenden Felder (ugä~u Xa nada:tu) und die Flüsse, die kein Wasser führen (nä~~:tu ta m~ ta ubbatü) , sind Orte, an denen böse Geister herumschweifen. Bei den R~~pü-Opfern für diese Orte handelt es sich meiner Meinung nach um eine Besänftigung der dort auftauchenden Dämonen, die aus Anlaß der Mondfinsternis aktiv geworden sind. Das R~~pu(m)-Opfer dürfte also hier nicht als "Totenopfer" im engeren Sinne interpretiert werden, wie z.B. bei E. Ebeling, wenn er zu diesem Ritus kommentierte, daß "der Babylonier die Finsternis des Mondes als 'Tod' des Himmelskörpers und der Natur einschließlich der Menschen aufgefaßt •••• hat,,588). Das R~~pu(m)-Opfer wurde hier sowohl zur Besänftigung der bösen Geister dargebracht, als auch für die Anunnakü, damit sie diese Geister unter ihre Kontrolle stellen mögen. Wie wir sehen, bleibt das R~~pu(m)-Opfer für die Anunnaku ein Randmotiv eines Beschwörungsritus. Der Ritus an sich wird hier auch an noch größere Götter wie Samas gerichtet. Das heißt, die Schutzfunktion der Anunnakü ist, genauso wie die der Familientotengeister, nicht uneingeschränkt, sondern wird immer innerhalb der Zuständigkeit der größeren Götter - bes. des Samas - wirksam 589 ). Das läßt sich deutlich belegen in 586) ABL 223, Vs. 13-16 u. 629, Vs. 8f. u. 15f., s. dazu H.M. Kümmel, Ersatzrituale für den heth. König, Wiesbaden 1967 (=StBoT 3), S.171f. 587) BIN 4,6,35ff. Vgl. auch A. Falkenstein, Haupttypen der sumer. Beschwörung, Leipzig 1931 (=LSS NS 1), S.76. 588) E. Ebeling, TäL, S.91. 589) Vgl. z.B. en A-nun-na-R~ als ein Epitheton des Sama~
IV. k ispu(m) für die Anunnakü
199
einer formelhaften Lobpreisung an Sama~, die häufig in der Gebetsbeschwörung an Samas vorkommt 590 ):
~na ba-t~-Ra dA-nun-na-R~ ut ~-mah-ha-~u R~-~~-p~ v v
Ohne dich (=Samas) würden die Anunnakü keine R~~pü-Opfer annehmen! Nun kommen wir auf die am Anfang des Abschnittes gestellte Frage zurück: Warum das R~~pu(m)-Opfer, das eigentlich an den Toten bzw. an den Totengeist gerichtet werden soll, für die Anunnakü dargebracht wurde. Anders formuliert: warum wird ein bestimmtes Opfer für die Anunnakü R~~pu(m) genannt? Wir haben festgestellt, daß das R~~pu.(m)-Opfer für die Anunnakü genau dieselbe Funktion hatte, wie das R~~pu.(m)-Opfer für die Familientotengeister im Beschwörungsritus, nämlich die der Hilfe gegen böse Dämonen bzw. deren Abwehr. Diese Tatsache führt uns zum Schluß, daß das R~~pu.(m)-Opfer für die Anunnaku von dem für die Familientotengeister sekundär abgeleitet wurde. Wir können weiter vermuten, daß die Anunnakü als Unterweltsgötter am Neumondtag, an dem das R~~pu.(m)-Opfer als Totenpflege für die verstorbenen Vorfahren veranstaltet wurde mit vereh r t wur d en 591) • D~ese . .. Ubereinstimmung des Opfertages '
590) 591)
(VAT 5 = A. Schollmeyer, HGS, Nr.9, Z.3). S. auch UVB S.36f. 15, AMT 71, 1,38. Sonstige Belege: LKA 155, 10; RA 65, 162, 4; ArOr 17, 179, 11; OrNS 36, 28,9'(?). Im Beschwörungsritus an Irtar und Dumuzi wird ein R~~pu.(m)-Opfer für die Anunnakü und für die Familientotengeister am 29. dargebracht. S. dazu W. Farber, BID, Text IIa, 16 (IIb 1). Noch zu beachten iS g BAM 21~ 60-63: me 60 'I~ld' Ü
200
3. Kapitel: Funktion des kispu(m) in Beschwörungen
kann auch ein Anstoß dazu gewesen sein, daß die Anunnaku das das eigentlich für den Toten gedacht war, für sich übernehmen. Die Notwendigkeit zu dieser erweiterten Verwendung des ki~pa{m)-Opfers für die Anunnaku kann aber der Begriff ki~pu{m) schon in sich enthalten haben, denn ki~pu{m) bedeutet nicht nur die "Totenpflege" nach der Grablegung, sondern auch die Grabbeigabe bei der Bestattung, die zugunsten des Toten auch Geschenkopfer für die Unterweltsgötter einschließen. Die Anunnaku wurden dabei wohl zu den Empfängern gezählt. Das ki~pa{m)-Opfer für die Anunnaku wurde aber, soweit es belegt ist, immer im Kontext des Beschwörungsritus ausgeführt 592 ), und es hat nur eine positive Funktion der Anrufung zur Hilfe gegen böse Dämonen bzw. Totengeister, da die Anunnaku in der Unterwelt den bösen Geistern überlegen sind. ki~pa{m)-Opfer,
Viertes Kapitel ki~pu{m)
in der mythologischen Übertragung
1. küpu(m) auf dem "heiligen Hügel" (du oki"l)
6
1. ki~pa(m) im Monat Ta~ritu
Nach dem Astrolab "B" wird ein
ki~pa{m)-Opfer
im Monat
Ta~ritu für Lugaldukuga, Enki und Ninki dargebracht. Der betref-
fende Teil des Textes lautet 593 ): 'V itud /v 22. d 1S u 6 mul mudra.kes.da d .gis! " . 23. En.111.le su.n1r.ne.ne ... .24. k 'u.ku.mu nam.lu.u19olu umun in.dadag 25. ne.sag.mu ku.ga kur.kur.ra 26. dA .nun.na.ke .e.ne mu.un.na.ka.4 27. abzu ta.e ki.sl.ga I d Du • k'u.ga d+ En.k1. u d. 28. I uga. N1n.k1. 6 ' t b~l d+ .29. 1 U pa 4 , 1 .ga En,111.la.ke 4 .. d 30. itUd u n~-~-~a En-~~l 6 31. Xu-ba-a-~a ~-~~l-la-la 32. ni-ru u ~a-bu-u u-~ab-ba-ba v 33. ni-iq ra~-~i ei-lu Xa kurmes_~l 34. a-na dA -nun-na- k e '~n-na-q~. 4 35. ba-ab ap-~i-i ip-pa~-~e 36. H-ü-pu [a-nJa lugal.du .kll.[g]a 6 37. d+Enoki u dN[in.ki !i1?] 38. itu a-bi a-bi [d En - lÜ] 0,1
592)
Vgl. Tz. Abush, JNES 33 (1974), S.260f. Vgl. auch "Tod des Gilgamel", B~ Z.21: Die Anunna in den Unterweltsgöttern, die vom verstorbenen Gilgame~ Geschenke bekommen (5. S.N. Kramer, BASOR 94, S.8).
593) KAV 218 all 22-38 (u. Dupl. K 2920), bearbeitet und kommentiert in: E. Weidner, HBA (1915), S.85ff. S. auch S. Langdon, Babylonian Menologies and the Semitic Calendars London 1935, S.106f. '
202
4. Kapitel: kispu(m) in der mythologischen Übertragung
22//30. Tasritu ist der Monat vom "Joch des Enlils". 23//31. Die Wohnungen (sum.: Die Embleme) werden gereinigt. · Leute un d d'~e F-ursten re1n1gen .. . h 594 ) S1C 24//32. D~e 25//33. Das reine Jahresopfer der Länder 26//34. wird für die Anunnakü dargebracht. Aus der Tür des ApsG kommen sie heraus 595 ). 27. 35. Die Tür des ApsG wird geöffnet. 28//36-37. Ein ki6pu(m)-Opfer (wird) für Lugaldukuga, Enki und Ninki (dargebracht). 29//38. (Es ist) der Monat des Urvaters Enlil Gut vergleichbar mit diesem Text ist der spätbabyl. Kommentar zu dem Teil des Monats Tasritu von der Omenserie iqqu~ zput, CT 41, 39. Der Text ist nach dem Kolophon eine Kopie aus Borsippa 596 ):
.t d" . .t lma. 1.u ' 1. t Ud u mu"l. Z.(.- b a.-n.(.~ ~". u:.(.na. um 5. r d ;vs dU6 Utu qu -~a.- d 6 . . mul ge [ ] 191-ma.~: 6 6. dUdu.idim.sag.6t:mul dUtu : ina. itudu6 s!zkur ku Xi kur. kur a.na. dE [n? • IÜ/ki ] t.. • ,/ • · , 7. k 1.s1.ga a.-na. dA -nun-na.-K.(. ik-ka.6-6iP41tu a.- b .(.• a.- b'.(. V" 6a. d En-l.(.l ,. [d Lugal.du ,ku.gaj . . .1 6 8. a.a dEn.I{I.lä.ke4: dmin a.-bi a.-bi 6& dEn-lll:dLugal.du6. ... d'/ ] ku.ga: E- [ a. 5. r Wenn im Monat Tasritu Samas, der' Held: Im Monat Ta~rYtu wird die Konstellation Libra gesehen: Die Konstellation
[ 6.
........]
Der Planet Saturn: Der Stern des Samas: Im Monat Tasritu wird das reine Opfer der Länder für En [- •••••••••]
594) CAD E 7b: ~u.nir.ne.ne k~.k~ mu nam.l~.u .lu umun in.dadag: rubii.tu u;(;a.lla. niXü u ~uba 6.-.ta.b-ba.-bu "TSe shrines are purified, people and prince cleaned". 595) du .k~=a.p6a, s. unten S.Z15f. 6 596) R. Labat, Commentaires assyro-babyloniens sur les pr~sages, Paris 1933, S.100. Vgl. auch S. Langdon, op.cit. (Anm.593), S.106f.
1. kispu(m) auf dem "heiligen Hügel" (du 6 .ku)
203
7. Ein ki6pu(m)-Opfer wird für die Anunnaku dargebracht. Der Monat des Urvaters Enlils, [LugaldukugasJ 8. Der Urvater Enlils: Die Gottheit ditto, der Urvater Enlils Lugaldukuga: E [a ••••••••••] Bei den beiden Texten sind folgende Gemeinsamkeiten zu beachten: Bezeichnung des Monats Tasritu als Monat des Urvaters Enlils, Erwähnung der Götter, Ea, Lugaldukuga und Anunnakü, Opferdarbringung vom "reinen" (al!jährlichen) Opfer und vom küpu(m) • Wenn man aber die beiden Texte noch genauer vergleicht, findet man innerhalb dieser Gemeinsamkeiten auch Abweichungen: Lugaldukuga ist in CT 41,39 mit Ea gleichgesetzt, während er in Astrolab "B" neben Ea und Damkina als eine selbständige Gottheit erscheint. Die Opfer werden in den beiden Texten an verschiedene Gottheiten gerichtet: "Das reine Opfer der Länder" wird in CT 41,39 für Ea oder Enlil (a./'ta. dE [no ki/IÜ) dargebracht, aber in Astrolab "B" für die Anunnaku; das küpu(m)-Opfer in CT 41,39 für Anunnakü, in Astrolab "B" aber für Lugaldukuga, Ea und Damkina 59 7) • Trotz dieser Unterschiede scheint mir unzweifelhaft, daß eine gemeinsame kultische Tradition vom Monat Tasritu den beiden Texten zugrunde liegt. Um welchen Kult kann es sich handeln? E. Weidner kommentiert zu dem "alljährlichen reinen Opfer der Länder" in Astrolab "B": "Entweder ist das ein alljährliches großes Opfer, oder wahrscheinlicher das große Hauptopfer im babyl. Ritus, das zu Beginn des Monats Ta~rrtu den religiösen Jahresanfang kennzeichnet,,598). Er schreibt weiter, aber mit großem Vorbehalt: "Bei der großen Feier im Tasritu aber wurde die Tür des abzu geöffnet und geweihtes Wasser für das Opfer entnommen. Dann schloß sich wohl die Tür für Jahresdauer bis zum nächsten Jahresfeste,,599)! S. Langdon, der Tasritu 597) In CLBT B4 sind d En • ki und dNin.ki (iv 5) mit ki6pu(m) (iv 7) zusammen, aber im unklaren Kontext erwähnt. 598) HBA, S.97. 599) Ibid.
4. Kapitel: kispu(m) in der mythologischen Übertragung
204
auch als "a second New Year in the Sumerian and Babylonian calendars" versteht, sagt dazu, "Tasrrtu or October, then, was the traditional time for sacrifices to the dead, when the Sungod begins his descent to the land of the dead,,600). Der sumer. Monatsname dU6.k~.ga (=Tar~~tu) wurde sehr wahrscheinlich von einem kultischen Fest abgeleitet, das als ezen.du6.k~.ga belegt ist 601 ). Es ist deshalb wohl denkbar, daß es sich in den beiden Texten um das Fest handelt, das auf ezen. dU6.k~.ga zurückgeht. Der Inhalt des sumer. du 6 ,ku-Festes ist aber bisher noch nicht erklärt worden 602 ). Die Theorie, daß im Monat Tasritu (itudu6.kt.ga) der religiöse Jahresanfang gefeiert wurde 603 ), ist aber sehr fraglich, wie B. Landsberger schon mit Recht argumentierte 604 ). Ebenso können wir uns der oben zitierten Meinung von S. Langdon nicht anschließen, weil das k~6pu(m) Opfer hier nicht für die verstorbenen Menschen, sondern für die Anunnakü bzw. Lugaldukuga, Ea und Damkina dargebracht wird. 2. Klagefeier am "heiligen Hügel" (du6.k~) Es ist fast unmöglich, nur aus den beiden kurzen Angaben das Fest des Monates Tasrltu zu rekonstruieren. Die beiden Texte stimmen sogar in einigen wichtigen Punkten nicht miteinander überein (s. oben). Von der Angabe des k~6pu(m)-Opfers aus können wir aber wohl vermuten, daß es sich bei dem Fest des Tasrltu um eine Klagefeier handelte. In diesem Zusammenhang treffen wir in der sumer. historiographischen Komposition "Fluch über Agade" auf eine auffallende Aussage: /./
d
/"
?,
.
er.b1 er ama.a.a En.111.la.ke 4 dU 6 .kU.SU.Z1 " ( ru ) dug ... ku "d En.111.la.ke " ,. ( ka /). . / I' gur. 1.1m.ga.ga.ne 4 600) Babylonian Menologies, S.105. 601) S. unten S.213f. 602) Vgl. aber B. Landsberger, KK, S.33f. S. auch F. Nötscher, Enlil in Summer und Akkad, Hannover 1927, S.83. 603) So E. Weidner, HBA, S.97 u. S. Langdon, Babylonian Menologies, S.98. 604) KK, S.34.
I. kispu(m) auf dem "heiligen Hügel" (du6.ku)
205
Their (=of the people of Nippur) lament is (like) the lament of Enlil's ancestors, they perform it on the terrifying "holy mound", the sacred ••• of EnliI 605 ). Der Text ist nicht ganz eindeutig. Wir nehmen aber an, daß der Verfasser die Klagefeier in Nippur im Vergleich mit der damals gut bekannten Klagefeier um Enlils Vorfahren am "heiligen Hügel" (du6.k~) schildert. Schon in dieser kurzen Aussage sind drei Punkte gemeinsam mit den genannten zwei Texten: Die Klagefeier
206
4, Kapitel: kispu(m) in der mythologischen Übertragung
dis u 4 29-k~m ~u-me-~a-~e Rar-da-~e " \ k ~m~n pa d -~u ana d Lugal.du .ku.ga 6 d En. k'~ d En.me.sar.ra y/ im.mar.tu gar-ma
ma-~~~
Der 29. Tag (des Monates Tasritu): erreichte Ziele. Ditto (=der König) legt sein Opferbrot für Lugaldukuga, Ea, Enmesarra (und) AmurrQ hin. Es wird angenommen. Nicht nur der Monat Tasritu, sondern auch der 29. Tag paßt zu der Darstellung im Astrolab "B" gut, denn der 29. Tag des Monates fällt oft mit dem Tag des R~~pu(m)-Opfers zusammen. Von den oben genannten vier Göttern schließen wir AmurrQ (hier ohne Gottesdeterminativ) aus, weil dem AmurrQ vorn 23. bis zum 30. Ta~rrtu jeden Tag Opfer dargebracht werden 609 ). Für die anderen drei Götter, Lugaldukuga, Enki und Enme~arra, soll der König extra am 29. Tag des TasrItu Brotopfer darbringen. Von diesen drei sind die ersten zwei Götter schon im Astrolab "B" als Empfänger des R~~pu(m)-Opfers genannt. Was Enmesarra betrifft, gibt es an anderer Stelle die Überlieferung seines Todes und der Klagefeier um ihn, wie wir bald sehen. Daher kann das Brotopfer (pad=Ru~umma~u(m) für diese drei Götter am 29. Tag des TasrItu möglicherweise ein R~~pu(m)-Opfer gewesen sein. In einern spätbabyl. Kultkommentar finden wir eine Spur dieser Tradition der Klagefeier um Lugaldukuga 610 ): 34. 35. 36. 609) S. R. Labat, Hemerologies, S.170. 610) Sp. 131, 34-36 (ZA 6, S.243) = BM 34035 (Hinweis von Ph. Hibbert). ' / A 611 ) D :e an d ere L es~ng: d Dumu e.zi. (=Nabu) ist auch mög11:h, ab~r_wen1ger wahrs~heinlich, weil sonst eine Klagefe1er i~~~~~u(m) um Nabu nicht bekannt ist. Die Monatsangabe ( su=Vu'üzu) unterstützt auch unsere Lesung. Vgl. auch H. Zimmern, Der babyl. Gott Tammuz, ASGW 59/4 (1909), S.6 Anm.3. Vgl. auch Gil VI 46-47.
I. kispu(m) auf dem "heiligen Hügel" (du6 ,ku)
207
34. Die Klagefeier des Monates Du'üzi ist für Dumuzi. 35. nuretu des Monates Du'üzi ist die Klagefeier für Lugaldukuga. 36. Die Klagefeier des Monates Iebetu ist für Enmesarra.
nu~e~u ist leider ein Hapaxlegomenon 612 ). Man kann aber diesem Text drei Klagefeiern (b~RZtu(m) für je drei verschiedene Götter, Dumuzi, Lugaldukuga und Enme~arra entnehmen. Es braucht nicht erörtert zu werden, daß die Klagefeier um Dumuzi im Monat Du'üzi mit dem sogenannten Tammuzu-Kult zu tun hat 613 ). Sie stellt offensichtlich die Klage für Dumuzi dar, der im Sommer in die Unterwelt hinabsteigt. Von der Klagefeier um Enmesarra wissen wir sonst aus anderen Quellen. Vor allem beschreibt ein Abschnitt von KAR 307 (Vs.24-29), wie der Leichnam des Enme~arra von Ninurta in die Unterwelt hinabgebracht wird 614 ). Daher kann man es für sehr wahrscheinlich halten, daß b~RZ~u(m) in Sp 131, 34-36 (=BM 34035) eine Klagefeier um den Gott, der stirbt und in die Unterwelt hinbabsteigt, bedeutet. Dies muß also für den Fall des Lugaldukuga gelten, obwohl wir zum Tod des Lugaldukuga sonst noch keine direkten Textbelege haben. 612) S. AHw 804b u. CAD N 11 344b. 613) S. oben S.10.Z um Tod des Dumuzi, zuletzt Th. Jacobsen: "The story (="Inannas Gang zur Unterwelt") seems to be composed of no less than three separate myths, each dealing with a dying and reviving deity, which are combined so that the revival of one deity is the cause of, or coincedes with, the death of another. The revival of Inanna becomes the cause of the death of Dumuzi, and the revival of Dumuzi at least for half of year - depends on the death of Geshtinanna ••••• The fact that here Dumuzi is found in the brewry, the 'house of beer' shows that in this part of the story we are dealing with the aspect of the god under which he is the power in grain and the beer brewed from it and not as elsewhere with his shepherd aspect. His death, accordingly, is when the grain is cut at harvest and then brewed into be er which go es into the storage underground: that is to say, into the netherworld". (The Treasures 'of Darkness, S.62). 614) S. TuL, S.33.
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1. kispu(m) auf dem "heiligen Hügel" (du6 .ku)
4. Kapitel: kispu(m) in der mythologischen Übertragung
3. Eine Umdeutung des IU.-6pu.(m) -Opfers am "heiligen Hügel" (du 6 .kil) Schwierig zu verstehen ist das ~~-6pu.(m)-Opfer für die Anunnakü in eT 41,39. Im Monat Ta~ritu sinkt die Sonne immer südlicher vom Äquator in die südliche, der Unterwelt entsprechende Region des Tierkreises 615 ). Das mag ein Grund sein, daß die "Jahres spende" (nZ"q ~ a.;t:U e..f..f.u. Xa. ma:;ta:;t~) wie im Astrolab "BI! für die Anunnakü als Unterweltsgötter dargebracht wird. Diese astronomische Erklärung ist aber nicht ohne weiteres für das ~~-6pu.(m)-Opfer für die Anunnakü in eT 41,39 ausreichend •. Nicht erklärbar bleibt, warum in eT 41,39 gerade das ~~-6pu.(m) Opfer, das sonst immer einen bestimmten Zweck hat (s. oben), für die Anunnakü dargebracht wird. Eine mögliche Erklärung scheint mir zu sein, daß die Anunnakü hier nicht als die Unterweltsgötter zu verstehen sind, sondern als die Göttergruppe, die ihren Sitz auf dem "heiligen Hügel" (du .kt) haben. Die Anunnakü (Anunna) hatten seit der 6 sumer. Zeit eine besondere Beziehung zum "heiligen Hügel". Die Anunna werden nämlich manchmal auch als "Anunna des 'heiligen Hügels'" (dA.nun.na.du6k~.ga) bezeichnet 616 ). In einem zweisprachigen Schöpfungs epos werden die Anunnakü von Lugaldukuga (hier allerdings als Beiname von Marduk) erschaffen 617 ). Der Ort, wo die Anunnakü das Schicksal bestimmen, ist nach einer .. ,618) Uberlieferung auch du .ku 6 dU6.k~ bedeutet nach der sumer. und babyl. Kosmogonie "der heilige Hügel", der bei der Weltschöpfung als Mittelpunkt der Welt auf Apsu aufgebaut wurde 619 ). Dieses Zentrum der Welt 615) S. E. Weidner, HBA, S.97. 616) S. N. Kramer, BASOR 94 (1944), S.8 lOB 10 , Z.21 (IOTod des Gilgame~IO); SRT 25,24 u.ö. (IOLagar und Atnan"). 617) CT 13, 25, 15. S. Dazu A. Heidel, Babylonian Genesis, Chicago 1942, S.51. 618) V R 50,1-7 (u. Dupl.), s. R. Borger, JCS 21 (1967), S.3. 619) S. unten S. 215 (6-b u. 7).
209
wurde symbolisch von einem Raum des Stadttempels repräsentiert, 620) ... der auch wohl du .ku genannt wurde • du 6 .ku bedeutet also 6 in erster Linie nicht die Unterwelt, obwohl die Möglichkeit nicht ganz auszuschließen ist, daß dU6.k~ später wie Apsu die Bedeutung der Unterwelt bekam 621) • Es ist uns aber immer noch ein Rätsel, warum in eT 41, 39 das ~~-6pu.(m)-Opfer für die Anunnakü im Zusammenhang mit dem Fest des TasrItu erwähnt wird, während dasselbe ~~-6pu.(m)-Opfer im Astrolab "B" für die Vorfahren Enlils, nämlich Lugaldukuga, Enki und Ninki dargebracht wird. Ich gehe davon aus, daß das ~~-6pu.(m)-Opfer für die Vorfahren Enlils im Astrolab "B" überlieferungsgeschichtlich der sumer. Klagefeier (~r) um die Vorfahren Enlils näher steht. Im spätbabyl. Text eT 41,39 können wir dann mit einer Umdeutung vom ~~-6pu.(m)-Opfer für die Vorfahren Enlils, von denen Lugaldukuga der prominenteste ist, zum ~~-6pu.(m)-Opfer für die Anunnakü rechnen. Der Grund dafür liegt entweder darin, daß man das ~~-6pu.(m)-Opfer für Lugaldukuga nicht mehr verstehen konnte, oder darin, daß man dies absichtlich vermeiden wollte, weil Lugaldukuga besonders später in Babylonien als Beiname für Marduk bekannt war 622 ). Außerdem 620) S. unten S.21Zf.(2). 621) ~. unten S.215f.(7). Lugal-du -kti-ga wird in CT 13,35-38 (Z.13) mit Marduk 622) gleichgesgtzt. Die These von dem Tod und der Auferstehung Marduks wurde von W. von Soden durch seine genauere Nachprüfung der betreffenden Texte (KAR 143, 219 u. ein Paralleltext aus Nineveh) überwiegend kritisiert. S. ZA 51 (1955), S.130-166. Nach W. von Soden schildern die Texte keinen Tod Marduks, sondern ein von dem assyr. Hauptgott Assur geleitetes Gericht, in dem Marduk, der babyl. Hauptgott, als Sünder einem Ordal unterworfen und best~aft wird. Der Text, der die mimische Vorführung dieser Vorgange erläutert, soll nach W. von Soden als eine religiös-politische Propaganda gegen Babylon in der Zeit Sanheribs gedeutet werden. Der Text KAR 143 endet mit der Andeutung eines Kampfes zwischen Göttergruppen, der einen Assurs und der anderen Bels {~arduks): mesv v 68. g~ ig b~It-It~ Xa. ~-qa.-bu.~u.-n~ dingir -6u.-nu. ~-;ta.-a.-6-
Itu.-X~ a.na.
69. -6u.-nu. y
e e.-ta.lt-ba.
~u.-u.It-Ita.-a.-te.
•
g~Sig ~~~ igi-r~ e.-te.-d~-.f.~ v' g ~ s . ... l' ... ~ • b sa ~g u.p-~a.- ~--6u. qa.-'La.- u.
~na.
210
I. kispu(m) auf dem "heiligen Hügel" (du6·ku)
4. Kapitel: kispu(m) in der mythologischen Übertragung
war der Gebrauch des k~~pu(m)-Opfers für die Anunnakü in der späteren Zeit weit verbreitet. Kurz, wir stellen fest, daß die Klagefeier für Enlils Vorfahren am "heiligen Hügel" (du6.k~) von der sumer. Zeit bis zur spätbabyl. tradiert und wahrscheinlich im Monat Tasritu ~na t2b-b~ up-pu-r~ (Zeilenzählung nach W. von Soden) 68. Die Gittertür, die man so nennt; die Götter selbst schlossen ihn (=Belu) ein. Er (=Belu) trat in den Tempel ein, verriegelte die Tür vor ihm. 69. Sie brachen Löcher in die Tür hinein (und) führten den Kampf darin. In diesem Zusammenhang möchte ich auf eine interessante Passage aus dem Kultkommentar KAR 307 aufmerksam machen, die sich meiner Meinung nach auf denselben Götterkampf bezieht. Sie lautet (Rs. 7f.): 7. dMes-lam-ta-~-a dAmar.utu Xa a-na ki-~~ e e11
(iI~~d)
11
(ü~~du)-;
8. ~X-Xu an.~'r a-narhabrud (~u~~~)'~~-du-du-Xu-ma ~
'ka'-lu hS-u
7. Meslamtaea ist Marduk, der in die Unterwelt hinabstieg. Er stieg hinab; 8. weil Ansar (=Aslur) ihn zum Loch verfolgte und seine Tür verschloß. Wenn diese Passage mit dem Kampf A~rurs gegen Marduk in KAR 143 zu verbinden ist, dann können wir schließen, daß der Kampf damit geendet hat, daß A~~ur Marduk endgültig besiegte und ihn in die Unterwelt verbannte. Daher läßt sich die Gleichsetzung Marduks mit Meslamtaea verstehen, denn Meslamtaea wird schon in der sumer. Überlieferung als Unterweltsgott angenommen. S. dazu D. Edzard, WdM I, S.99f. Die alte These von Marduks Tod und Auferstehung kann seit der Textnachprüfung durch W. von Soden nicht mehr akzeptiert werden. Der Tod Marduks selbst wird dennoch in hier aufgeführten Texten angedeutet. ~arduk wird wahrscheinlich am Ende des Kampfes mit A~~ur getötet und in die Unterwelt verbannt. Wir vermuten noch weiter daß der getötete Marduk von Belet-Bäbili begraben wird 'denn in dem auch von W. von Soden mit KAR 143 u.a. in V~rbin dung gebrachten Text (S.H.2.3') sagt Belet-Bäbili: [ ] ka-~~-~~ ta-an-~u-l!a ta-aq-be.[~-Xu J "... ist hingelegt. Ich will aufheben, will [ihn beJgraben ••• " (ZA 52, S.226f.).
211
(itu du .kÜ) am "heiligen Hügel" des Stadttempels - ursprünglich in NiP~ur? - vorgeführt wurde, auch wenn sie in der Zwischenzeit Veränderungen und Umdeutungen erfuhr. Bei dieser Klagefeier wurde ein k~~pu(m)-Opfer für die Vorfahren Enlils dargebracht. Das k~~pu(m)-Opfer für die toten Götter wurde offensichtlich vom gewöhnlichen Gebrauch des k~~pu(m)-Opfers für die menschlichen Toten sekundär abgeleitet.
212
I. kispu(m) auf dem "heiligen Hügel" (du6.ku)
4. Kapitel: kispu(m) in der mythologischen Übertragung
53, 15): dEnkum und dNinkum sind apkattü että~i ra E~idu (VR 51 iii 41). c. BabyIon: Ee VII 99. S. unten 6-b. d. Baba-Tempel in einer nicht lokalisierten Stadt: KAR 109 Rs. 5 (ina du 6 ! .k~ ru-ba~ ~ap-ru-u~-~i).
" EXKURS: Belege für du 6 .ku Über die Bestimmung von du 6 .ku gibt es bisher zwei verschiedene Meinungen. Th. Jacobsen schreibt: "du 6 -ku was located by the Sumerians in the mountains on the eastern horizon where the sun rises. Indeed, it was probably the luxuriant vegetation, the wonderously fresh green pastures of the foothills, contrasting so markedly with the barren Mesopotamian plain, that led the Sumerians to seek the origin and horne of Labar, the power manifesting itself in the thriving flocks, in the fareway green hills" (JNES 5, S.141, später in: ders., Toward the Image of Tammuz, 1970, S.118). J. van Dijk dagegen: "Es (=du 6 .kll) ist der heilige Hügel über dem Weltberg, auf dem in der Urzeit die Anunna-Götter wohnten und auf dem Landwirtschaft, Viehzucht, Weberei, alles was zur Kultur Sumers gehörte, entstanden ist" (SGL 11 (1960), S.133). Vgl. dazu Ä. Sjöberg/E. Bergmann, TCS 3 (1969), S.50f. Die Belege von du 6 .ku können in folgende Bedeutungen unterteilt werden: 1.
als Monatsname: a. itu dU6.k~.ga, der 7. Monat im Nippur-Kalender (=Ta~ritu): Belege, s. N. Schneider, AnOr 13 (1936), S.102. b. vgl. itu dU6.k~ dNanna im Kalender von Umma, s. H. de Genouillac, Le Trouvaille de Drehern (1911), S.15 Anm.l. Dieser Monatsname wurde einern Fest entlehnt, das auf dem "heiligen Hügel" (du .ktl) gefeiert wurde. S. dazu B. Lands6 berger, KK, S.33f. Vgl. auch unten 3.
2.
Teil eines Tempels in: a. Nippur: CT 15,13,13 (s. R. Kutscher, Oh Angry Sea, S.62 u. M.E. Cohen, Sumerian Hymnology: The Ersemma, S.lll); RSO 32,97,22; VS 2,8 i 36. Vgl. auch J.J.A. van Dijk, SGL 11, S.134 u. J. Krecher, SKLy, S.83. S. unten 3-c. b. Eridu: CSTH 1,4. VgI.: dEnkum mahv dU6.k~.ga = dkirnin ~e• ~u rub-~u4 kti-~u4 (AfO 14,146,134 u. 148,168. Auch BBR
213
du .ku in Assur, den F. Nötscher auf Grund des KAV 43, Rs. 6 " 15 vorschlug (ders., Enlil, S.71), muß gestrichen werden. S. dazu R. Frankena, Täkultu, S.127. 3.
als Fest: a. {r.du .ku.ga: PBS 1/1, Tf. 8f. (//BE 30/1, Tf.3f.), 6 Rs.14. S. auch den oben auf S.157 zitierten Teil vorn "Fluch über Agade". b. ezen.du6.k~: L. Legrain, TRU, Nr.21,11 (im Monat A-kiU) "- TCL 2,30 (AO 5527) Rs. 5-8: c. du 6 ·ku: 1 Ab mu 2 d en • IÜ 1 "b mu 2 dnin.IÜ 1 "b mu 2 du 6 ·ku " /' ...es. v ~" s u 4 .sabar u 4 30 karn Eine zweijährige Kuh für Enlil, eine zweijährige Kuh für Ninlil, eine zweijährige Kuh für das du 6 .k;]-Fest beim Monatsfest am 30. Ähnlich CT 32,12 iv 1-6; 42 ii 23; 50 Rs. 3; BIN 3,299,6. Sonstige Belege in den Wirtschaftsurkunden aus der Ur-IIIZeit sind: BIN 3,571,37; 586,18; M. ~ig, PDT, (Index); N. Schneider, AnOr 1, Nr.25, 55; TCL 2, 16 i 12,ii 28; G.G. Boson, TCS, Nr.361,2j Th. Fish, Catalogue, Nr.74i,2; E. Chiera STA, Nr.22 ii 11; S. Kang, SETDA I, Nr.144,3j MLVS1, 18,612,19 usw. Es ist nicht eindeutig, was für ein Fest mit dU6.k~ gemeint ist. Man muß aber die Möglichkeit im Auge behalten, daß das dU6.k~-Fest auf irgendeine Weise mit der Klagefeier um die Vorfahren Enlils auf dem "heiligen Hügel" (s. oben S.204 L) zu tun hat, denn erstens wird du .ku" vor allem in AO 5527 und anderen mit Enlil und 6
214
4.
5.
4. Kapitel: kispu(m) in der mythologischen Übertragung
Ninlil zusammen genannt (s. auch B. Landsberger, KK S.37), und zweitens paßt der 30. Tag zur Klagefeier. Name eines Feldes (a.~~ dU6.k~.ga u.a.) in: a. Umma: Belege, s. G. Pettinato, Untersuchungen zur neusumerischen Landwirtschaft I, Napoli 1967, S.157ff. und 271 Anm.6. b. Lagas: Ch. Viroleaud, Tablettes economiques de Lagash, Paris 1967, Nr.68,3 (Garten?). S. auch K. Oberhuber, SAKF, Nr.15,4; 23,2; 63,4; H. Sauren, WMAH, Nr.154 iii 24. mythologische Vorstellung des "heiligen Hügels" (du 6 .ku): a. im Mythos Labar und A~nan, Z.27 u.ö. S. S.N. Kramer, SM, S.53f. und 72f., ders., The Sumerians, S.220ff., G. Pettinato, Das altorientalische Menschenbild und die sumerischen und akkadischen Schöpfungsmythen, Heidelberg 1971, S.86ff. S. dazu Th. Jacobsen, JNES 5 (1946), S.141; A. Falkenstein, BiOr 5 (1948), S.165; Ä. Sjöberg, TCS 3 (1969), S.50f. b. im Götterlied auf Nusku. S. J. van Dijk, SGL 11, S.109, Z.23: [x.x.gJal du 6 .kil. ga ~u.sa'.s~ Lsag ga.sag a[kaJ "Großer ••• , im Duku emsig mit den Händen zu arbeiten, erstklassige Butter, erstklassige Milch zu arbeiten". S. auch TCS 3, Nr.l,4. c. Die Götter des du .ku als Urgötter: KB 6/2,56,85. Vgl. 6 auch BRM 4,7,37 (die Götter des du 6 .kÜ sind neben den Göttern des Apsfi erwähnt). Trotz des Einwandes von Th. Jacobsen scheint mir du .kÜ in 6 der mythologischen Vorstellung der Sumerer als der "heilige Hügel" aufgefaßt worden zu sein, auf dem bzw. aus dem in der Urzeit alles, was zum Leben benötigt wird, stammt, wie J. van Dijk erklärte. Der "heilige Hügel" im Tempel (s. oben 2.) sollte dieses dU6.k~ der Urzeit symbolisieren. Vgl. unten 6. und 9.
6.
Schicksalsbestimmung auf dem "heiligen Hügel" (du6.k~) a. durch Sama~:
I. kispu(m) auf dem "heiligen Hügel" (du6 .ku)
215
v,
d u • k'u k'1.nam.tar.re.e.de " " um.ta.e.na.zu.se 6 .V d '\ v v. vy .u,-;tu u6'~u a.-6a.1t 6-<.-ma.-a.-;tU 4 .ü-:o.i.m-ma. .i.na. a.-~e.-f1.[aJ Wenn du (=Samas) aus dem Duku, wo die Geschicke bestimmt werden, heraustrittst, (R. Borger, JCS 21, S.3, Z.3). S. auch HGS, Nr.l i 5 f. b. durch Marduk: Ee VII, 99f.; VAB 4,126 ii 54ff. u. 130 v 12ff. (im Zusammenhang mit dem Neujahrsfest in Babyion). Vgl. auch Ee I 76ff; BA V 325,9. c. allgemein: TCS 3, Nr.20, 244f.
7.
" " CT 18, 28 i 7. Vgl. auch CT 11, 29 i 30 (dadu ,ku=ap6u: 6 zu B. Meissner, BuA 11, S.34~; vgl. BRM 4,7,37: · . mesy " D' '~ d 1ng1r aa. a.p-6-<.-~ u d"1ng1rmes..... 6a dU6' k' u ,-<.--<.~-Itu-buf1.a. "Die Götter des ApsQ und die Götter des Duku mögen dich segnen"!
8.
dU 6 .k~=die Unterwelt?: pa.-qf-du g.i.-mü dU6.k~.ga "(NeJ;'gal), der das Ganze vom Duku beaufsichtigt" (BMS 46,13). Vgl. K. Tallqvist, StOr 5/4, S.35 Anm.3.
9.
als Gottesname oder als Element bei Gottes(bei)namen d , a. Du.ku.ga: - für NabQ : V R 43,17c; CT 25,35 Vs.25 (//36,Vs.24) ' dA g n1+tu ' kki" Na b uA von D1lmun ") , (h 1er • .... b'1 d Du • k....u.ga d Lahar d Asnan y: v " - e. mu.un.si.es.am: .i.na. b.i.6 d '\ v.... h v d v Y / Du6 .ku.ga 6a. la.v-Ita. min du-u6-au-u "Im Haus des Dukuga, wo Mutterschafe und Getreide üppig sind" (CT 16,14 iv 30f.). Man kann nicht voraussetzen, daß dDU6.k~.ga hier mit NabQ gleichzusetzen ist, wie in C. Thompson, The Devils and Evil Spirits of Babylonia I, S.71. Die B eZ1e ' hung ZW1SC ' h en d u ' k' d d v 6 u und Labar und Asnan geht auf den sumerischen Mythos "Labar und Asnan" zurück. S. oben 5.-a. - in PN: Ur-du6.k~.ga (König von Isin, SKL viii 42, s. auch YOS 9, 27-29); UET 3,1096,6 (s. 0.0. Edzard, Die "zweite Zwischenzeit", S.157f.). b. dDumu.du6.k~.ga für Marduk: Ee VII,99j AGH 68,4 u. 76, 24f. c. dEn.du6.k~.ga (und dNin.du.k~.ga), ein Paar der Ur;t' -<.
4. Kapitel: kispu(m) in der mythologischen Übertragung
216
d. e. f.
g. h.
götter bzw. Vorfahren Enlils: CT 16, 13, 19; ABRT 11, 12, 28 (K 48); K 3931, (=S. A. Smith, MAT Tf.llf.) 32; V R 52 i 6; KAR 142 iv 13 (=dNe .dU 8 gal X~ dErer-kigal), s. auch CT 24,4,24 u. 21,77. Vgl. auch dEn .du13 • ga in AnSt 10,166,45'. [d]G~me.du6.kti.ga=dumu.sal dEn.nu.gi.ke4(CT 24,10,11). [d] {b.du 6 .ku.ga (od. [an] .tum.du 6 ,ku.ga? ~L 558,3) = Ishara: CT 24, 6,28. d .... 'd 'Lugal.du 6 ,ku.ga/lugal. Du 6 .ku.ga - für Ea: CT 41,39 Rs.8 (auch als Vorfahren EnlilS)j AGH 76,25 (als Vater des Marduk); Ee VII, 100 (als Vater des Marduk). - für Marduk: CT 13, 35-38, Z.13. - für Alala: Fr. Thureau-Dangin, RA 16 (1919), S.148 (Z.3). - für dNu •nu bzw. dUb- na : Ibid., S.154. S. auch RA 41 (1947), S.30. - sonst: CT 25,5,37 (A.A DL.), vgl. CT 24,6,28; KAR 178, Rs. iii 19 (s. oben S.204 ); KAV 218 aII,28 (//36) (s. oben S. 201); CT 41,39,7f. (s. oben S.202 ); KAR 339a ii 1; Sp 131,35 (=ZA 6, 243, s. oben S. 206). mit den Anunna-Göttern, s. oben S. 208. v 'Sara.du .ku.gi, s. N. Schneider, AnOr 19, S.76 (Ur-III6 Zeit) •
Auf Grund dieser Belege wäre zu schließen, daß dU6.k~ eigentlich der "heilige Hügel" bedeutet, der in der Urzeit auf dem Apsfi aufgebaut wurde. Aus diesem "Hügel" kommt alles, was man zum Leben braucht, dort wird das Schicksal des Landes bestimmt. Der dU6.k~-Hügel war also das Zentrum der Welt-Ordnung, auf dem das du .ku-Fest veranstaltet wurde. Zu religionsge6 schichtlich parallelen Erscheinungen s. z.B. M. Eliade, Die Religion und das Heilige, Darmstadt 1976 (fr. 1954), S.424ff. Jede sumerische Stadt mag dieses Zentrum der Welt in ihrem Tempel gehabt haben. In der Ur-III-Zeit hat besonders der "heilige
1. kispu(m) auf dem "heiligen Hügel" (du6 .ku)
217
Hügel" in Nippur eine kultische Rolle gespielt, wobei die Klagefeier um Enlils Vorfahren veranstaltet wurde (s. oben S. 204). Bei den BabyIoniern nimmt Marduk am Neujahrsfest dort seinen Platz ein.
218
4. Kapitel: kispu(m) in der mythologischen Übertragung
~~~pu(m)
1.
Beim Tod Anums
Nach dem Kultkommentar KAR 307 wird ein
219
E. Ebeling hat zu diesem Text gesagt, daß Anum hier als die mit
im Kult Assyriens
11.
H. kispu(m) im Kult Assyriens
~~~pu(m)-Opfer
für den Himmelsgott Anum dargebracht 623 ). v uru ". . / v/ DUlt-na T ~-amat ~.t-.t um.me.ga.la ~a Vs. 19. [x x] - r x'~a dEn r~-~-ma 20. [4 igi 2 • m eS-ra 4 ge~tu2.~es-ra v d en kl.ta . mes -~a v d. /D an.tJ a mes -~a N.tn-.e..t~ 21. C d Nin- uru L~-bult-na um.me'.da' I 'v d v .. ~a En ~.t-.t-ma 22. V' v v v VI • .." y.. . mes ~~-ltu-~a-~~ ~a-n.t~ An-tum ~.t-.t-ma ~.t~-pa 23. kesda a-na dA- num ~-~a~-~~-pu
l
624) 19. [Herrin(?)] der Stadt Durna ,die ist Tiamat. Die Amme des Belu ist sie. 20. [Vier sind] ihre [Augen,] vier sind ihre Ohren 625 ). 21. Ihr [oberer Te] il ist Belu 626 ), ihr unterer Teil ist Ninlil. 22. Nin-Liburna 627 ), sie ist Kinderwärterin des Belu. 23. Sie schenken ihre Opferzurüstungen. Zweitens: sie ist Anturn. Sie bringen für Anum ein k~~pu(m)-Opfer dar.
623) Vgl. E. Ebeling, TuL, S.32f. 624) Durna findet sich sonst in der Stadtbeschreibung von Assur, VAT 13815 (=OrNS 17, Tf. 41ff.) Rs.17. 625) Nach Enuma eli~ I 95 hat Marduk vier Augen und vier Ohren. 626) Mit Belu ist hier eher Asrur gemeint, denn Ninlil ist in den neuassdr. Texten meistens als die Gemahlin A~~urs anzunehmen ( Nin.l{l ist in der neuassyr. Zeit Muli~~u bzw. Mullesu zu lesen, s. dazu jüngst S. Parpola, CRRAI 26, S.174). Außerdem wird Marduk in diesem Text in die Unterwelt eingesperrt (Rs. 7f., s. Anm. 622). 627) uruL~-bult-na findet sich noch in VAT 13815 (OrNS 17, Tf. 41ff.) Rs. 18. Zum Namen Liburna, s. weiter E. Bilgi~, AfO 15, S.9.
Enme$arra oder Tammuz zu identifizierende chthonische Gottheit aufzufassen ist: Anum repräsentiert den sterbenden und auferstehenden Gott 628 ). In der Tat wird Anum sonst manchmal als unterirdisch oder menschenfeindlich charakterisiert 629 ). Darauf allein kann sich jedoch nicht die Erklärung stützen, warum Anum stirbt. Es sind mir drei Texte bekannt, die auf den Tod Anums hinweisen. Alle drei Texte sind neuassyr. Kultkommentare: K 3476 (=CT 15, 44 u. 43); IM 3252 (=TIM 9,59//LKA 71); LKA 73. Im Text K 3476 ist es Marduk, der Anum fesselt und ihn zerbricht 630 ) : ninda IÜ . . v, , v v lu] gal ~a ~a-ma-nu sanga .tt-t.t-~U u-~alt-qadu dAmar.utu d Ag ru- [nu] rd d v/ v v / v 19. L Amar.utJu A-num lal-~u-ma ~~-b~lt-~u lugal .öa ~na ma-za-~~ gub-[zuJ
Vs. 18.
[
18. [Der KönJ ig, mit dem der rang~-Priester einen Süßkuchen hüpfen läßt: Sie (=der König und der Priester) sind Marduk und NabG. 19. [MarJduk fesselte Anum und zerbrach ihn. Der König ist der, der an der Stelle 631 ) steht. Nach TIM 9,59 (u. LKA 71) wurde Anum von Belu (=Marduk, hier 628) E. Ebeling, TuL, S.28f. 629) Zum unterirdischen und menschenfeindlichen Charakter Anums s. D.O. Edzard, WdM I, S.40f. 630) S. Th. Jacobsen, Religious Drama in Ancient Mesopotamia, in: H. Goedicke/J.J.M. Roberts (ed.), Unity and Diversity, Baltimore/London 1975, S.74 mit Anm.75. Vgl. auch H. Zimmern, Zum babyl. Neujahrsfest I, BSGW 58 (1906), S.127ff.; S.A. Pallis, The Babylonian Akttu Festival, Kopenhagen 1926, S. 207ff. 631) ma-za-~~<mazza~~u(m).
220
H. kispu(m) im Kult Assyriens
4. Kapitel: kispu(m) in der mythologischen Übertragung
221
itu \ ! / v ... zu u4 16-kam 6a. lugal a.-na. gim- [lti dingirmes-n]i du-ku ~r-l~ ik-mu-u dA- num
1. Ül.a.
aber auch mit Antar=Astur identifiziert) gefesselt, und sein Leichnam wurde den Anunnaku übergeben 632 ) / v "v v' 13'. r dug'gu.zi 6a. dU-U6 a.k-ka.-6u-nu· (Text:-u) ka.-6i
Vs.
14'. 15 '.
16'. 17'. 18'.
19',
An.[UrJ mu(=a.rtu) dEn gub-ma. dA-nu-um ik-mu-[~l ,v d d lu.us-6u ' 'v .", a.na. dA -nun-na.-~~ L" 'd ~6- u- u ~p-q~ it-ti-ku-nu (LKA: ki-ka.-nu)-ma. ka.-mi (LKA:-m}) dA-neu-um] kus-&a ki-i i-ku-6U mulSipa.-zi-a.n-na. [lÜ.~;-ruJ ki-i ~-!a.b-bi-r~ ~ dA-nu-um (LKA: dA-nu) ina. ugu sag.du na.k-6i i- [l( x] v .... vd" 9 9 a.k-!a. 6a. dU-U6 E-a. ik-[ka."-a.!" J
13', Der Becher, den er für euch gemacht hat, ist der Becher des Ansar 633 ). 14'. Da Belu aufstand, den Anum fesselte 15'. (und ihn) herauszog, hat er seinen Leichnam den Anunnakü übergeben, 16'. Bei euch ist Anum gefesselt. 17'. Als er (=Belu) seine (=Anums) Haut abzog, als Sipazianna [;;einen Leichnam] 634) 18'. bekleidete, und Anum auf den abgeschnittenen Kopf
[ ......] 19'. Das Brot, das Ea gemacht hat, i[ßt er(?)] In LKA 73 heißt es etwas ausführlicher 635 ):
632) IM 3252 (=TIM 9,59), Vs.13'-19' // LKA 71, 9-11. Vgl. Th. Jacobsen, op.cit. (Anm.630), S.74f. mit Anm.76. 633) Angar=AKKUIt, s. E. Ebeling. RIA Bd.1, S.112 u. OrNS 21 (1952),S.129. 634) Sipazianna=Anums Sohn, s. AGH, S.146 (unten), Z.6. Vgl. d auch KAV 218 aI 38ff. (=45f.): Sipazianna=6~1tU ta. Anum. 635) E. Ebeling, TuL, Nr.8 (S.37ff.). •
5. u 4 19.käm 6a. qu-!i dug .ga-u dA- num dImin.bi dumu mes 4 dEn-me-Xalt-lta. ki-i lal-a 6. u 4 19 (20 1 lal)-k;m ib-bu-u u -mu dA- num lal-~ u -mu d d / 4 4 Amar.utu lugal A-num lal-u 7. u 4 21-k;m dEn-lfl-e igi'--6a-nu ~-na.-6a.n-ha.-a.m-ma. a.-na. ...
,
... '
~a.q-It~n-~~
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v 0' v/, U-6e-~~-6u-nu-t~
...
8 • u 22 - k/ v d"1ng1r " ~na. , L -' am 6a. e,. Vu-ga.-n~':IlU-~U e e-ma. RAB 4
lti-ih-6U gaz da.-a.-ku ~. d 9. : i-du-ku A-num
v
1. Im Monat Sabatu: Der 16. Tag ist es, an dem der König zur Gesamtheit der Götter gegangen ist, weil er Anum fesselte.
5. Den 19. nennt man Tag des Schweigens, weil er Anum (und) Sebettu, die Kinder des Enmesarra, fesselte 636 ). 6. Der 19. ist der Zorntag 637 ), der Tag, an dem der König Anum fesselte; der Tag, an dem Marduk, der König, Anum fesselte. 7. Am 21. reißt er der Enlile 638 ) Augen aus, und bringt sie zur Aufhäufung hinauf. 636) Sebettu als Kinder des Enmesarra, s. z.B. PSBA 30 (1908), S.77ff. 637) Der 19. Tag ist sonst auch als "Zorntag" zu belegen, s. CAD 1b-2a. 638) En-!.{!-e ist Pi. von Enlil "Götteä" (vgl. verschiedene Schreibungen fÜT Vült-En!i!e: b~d- En.l{l.me~. b~dd 0 ,. 0 b" d d , , . "d,.,E n-~~~-e, a - tn-!~!-!e , bad- En.l11.ea usw., s. dazu
a/J
222
ll. kispu(m) im Kult Assyriens
4. Kapitel: kispu(m) in der mythologischen Übertragung
8. Der 22. ist der Tag, an dem der Gott in den Tempel des . 639) • e bedeutet " " rab Uberschwem.. Dagan g1ng Haus, 640) mung ,gaz Töten. 9. Das Haus, wo er Anum tötete.
13. Der 24. ist der Tag, an dem der König die Tiara erhob, Belu den Hals Anums abschnitt •••• Th. Jacobsen hat in seinem Aufsatz "Religious Drama in Ancient Mesopotamia" auf Grund dieser Texte die Tötung Anums behandelt und sie wie beim Kampf Marduks gegen Tiamat u.a. als ein "religious drama" verstanden 641 ). Er schreibt: "The first millennium saw the survival of many of the earlier dramas of fertility, but the way they were now understood is not always clear. A new drama, the Battle Drama, came to dominate. Although in some cases rooted in older fertility dramas, this new form comes to be the preferred vehicle for a new political drama celebrating and reaffirming the birth of a nation as a divine achievment that was from the beginning in mythical time,,642). Trotz der Erklärung von Th. Jacobsen ist die Frage, warum gerade Anum stirbt bzw. getötet wird, immer noch schwer zu beantworten. Wird Anum als der höchste Himmelsgott, der seit der sumer. Zeit die etwas transzendente, universale Herrschaft
639) 640) 641) 642)
Kh. Nashef, Die Orts- und Gewässernamen der mittelbabyl. und mittelassyr. Zeit, RGTC 5, S.90f. S. auch AHw 203b. Vu-ga-n~=Dagan, s. J.N.Postgate, NARGD, Nr.42-44, Z.7, 15, 16 u. 17. rab = ~~~~u(m) ist mir sonst nicht bekannt (rab für ra?). Th. Jacobsen, op.cit. (Anm.630), S.72ff. Th. Jacobsen zählt SBH 145 i 23-26 (NabG nimmt die Königsherrschaft Anums) auch zu demselben Thema. Ibid. S.77. S. auch ders., The Treasures of Darkness, New Haven/London 1976, S.231f.
223
im Himmel innehat, getötet? Oder als ein menschenfeindlicher Gott? Oder auch als Demiurg wie Tiamat? Wegen des Charakters der Texte als Kultkommentar läßt sich auch nicht feststellen, ob die Texte wirklich ein kultisches Kampfdrama des Marduk bzw. des A~~ur gegen Anum darstellen, wie Th. Jacobsen meint, oder ob sie bloß eine theologische spekulative Interpretation zu üblichen Kultvorgängen beschreiben. Die Frage, warum Anum getötet wird, muß also hier offen gelassen werden. Mir scheint nur wahrscheinlich, daß dem R~~pu(m)-Opfer in KAR 307 der Tod Anums vorausgegangen war. Auf der Rückseite dieses Textes ist der Totengeist Anums (ezemmu Ja Anum) neben den Totengeistern des Enmesarra, des Enlii und der Tiamat erwähnt 643 ). 2.
R~~pu(m)
im neuassyr. Königskult
In zwei neuassyr. Kultanweisungen ist noch von R~~pu(m) die Rede. Der eine Text 644 ) handelt von den Vorgängen eines • v/ d V/ • •• .'" d / 643) Rs. 10f.: gid1m 6a En-me-~~~-~a q~-ma-n~ q~-ma-n~ ~u. e. met an~e. edin.na gidim Bad ur.bar.ra gidim ~a A-num "Der Totengeist des Enme;arra (schreit immer wieder): Zermahle mich, zermahle mich! Der Wildesel ist der Totengeist des Enlils, der Wolf ist der Totengeist des Anums". Vgl. auch LKA 73,16-18:
6a
16. ~,,-~a-ba-a-nu
17. 18.
A- num ~ ear'[
fX]
a d A- num
Xa üa (d U:--t[aJ -bu-u ga- [~ÜJ
] d En[
v
? ? v ,9 I mes Jen' ur' ~a··v';. igi z~J q-qu~-~az ~a dug4.ga-u kLma!;
J
16. Der Aussätzige, den man im Fluß untertauchte, ist der Aussätzige von Anum, [. ••••• ] 17. [ •••••••• ] von vier Augen. 18. [ •••••• ziJqqärat. von dem man spricht, ist das Grab Anums, En •••• Darf man an dieser Tötung Anums durch A~tur=Marduk ein Verlangen des A~~ur=Marduk nach der Universalität seiner Herrschaft ablesen? 644) Assur Photo 4123a (Ass. Fd. Nr.13995 dg, A 485+3109), nach der Transkription von K. Deller (fifth draft vom 19.6.1978). Vgl. E. Ebeling, OrNS 21 (1951), S.135-141.
II. kispu(m) im Kult Assyriens
4. Kapitel: kispu(m) in der mythologischen übertragung
224
" -
Königskultes vom 18. bis 22. Sabatu, wobei der König ein kiapu(m)-Opfer einmal am 18. und dann noch einmal bis zum 22. darbringen soll: I
,
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u-g~m-m~n AS.AS.AS n~n a ~~-n~-n~ dingir up- rp~'_ [
19.
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40.
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/ rd' , 39. [ki-m~ lugal in~J e.gal e-z~:.n~b ~asan.kur· -Lt[~ ] . " v" ] v mes udu mes Y"" "d r1 . ~n~ k~.dur-a~ z u-a~b gU 6~ e ~~-g~n in~ 40. C 4 igi lugal] 41. [in~ tur xt t.] gal i-a~d-di-nu dA~+ran in~ ugu x [ ] an1se! .nun l~-bi-zcf i-l~b-bi lugal ta gis 42. [ [Xa-d~-diJ 43. [in~ ~ ~V~-g~n en-n~b! dAga in~ ugu [4 Zeichen] 44. [gisbanS'ur] i-n~k-k~a mun i-k~[n-n~-~n] •v " v / 45. [r~] ze-H-ai in~ ugu g~sbansur U-4e-z~g g [L iJ z [Lla 1 46. [ ] tf-re-z~q in~ ugu re-e.~-zi a'-re-z~qv[3-4 Zeichen] 47. [p~-gul] u U:-g~m-mM l.gis Ül gfbil i mes [5 Zeichen] /. ' mesv in~ 6e-e.5-ti [3 Zeichen] 48. [i-k~n-n~-~Jn ne-e~-zi r 49. [4 Zeichen k]i-ia-pu ri-kd.a' -4i[P4 xJ-r-n~' [4 Zeichen] J 50. [kaS' b-~1-mun - [ttt
rt.
19. Das pagulu-Libationsgefäß soll er ganz ausgießen. Beim Hinschütten der 30(?) Brote soll er die Götter besorgen. 20. Er soll ein kiapu(m)-Opfer darbringen, Schafopfer [darbringen(?)] 21. Der König soll seinen Sitz einnehmen. Man soll 2 Stierkälber herbeibringen.
39. [Nachdem der König in] den Palast hineingetreten ist,
41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50.
225
645 ). Sarrat-nipha v [Sie soll sich auf ihren Sitz] setzen. Die Rinder und die Schafe für [den Dagan] -Tempel soll man [vor dem König] [von dem Viehhof des Pa] lastes aus an die Reihe stellen. Assur [ ••• ] auf [ ••• ] [ ••• der EJsel soll eine Runde machen. Der König soll vom [Trag] sessel heraus [in den] Dagan- [Tempel] eintreten, die Tiara auf [ •••• erheben(?)! Er soll [den Tisch] decken, Salz streu[en,J [etwas] zur Reinigung über den Tisch gehen lassen, eine Fack GoI über den Tisch(?)] gehen lassen, über die Räuchergefäße gehen lassen, [ ••] [Das pagu]lu-Libationsgefäß soll er ganz ausgießen, Öl und Honig verbrennen, Fett ,[•••••] [hins tel] len, die Res te des Öls auf das Räuchergefäß [ •• ] C...... ] ein U6pu.(m) -Opfer darbringen, [ ••••• ] [ß~m] man [zu-Bier .......]
Der Text sagt nicht, für wen das kiapu(m)-Opfer dargebracht wird. Vom Kontext her ist kaum zu erwarten, daß der König das Opfer als Totenbetreuung für seine Vorfahren vornehmen soll, wie G. von Driel schon bemerkte 646 ). Es wäre sehr interessant, wenn sich das kiapu(m)-Opfer in diesem Text auf den oben erwähnten Tod Anums beziehen würde. Der Text hat in der Tat zwei 645) Zur Lesung des Namens dieser Göttin, s. A.K. Grayson, ARI 11 (1976), 8.168 Anm.757 u. C. Wilcke, RIA Bd.5, S.79, anders R. Borger, Zeichenliste 2 (1978), S.148. 646) G. van Driel, The Cult of A~~ur, Assen 1969, 8.168.
226
H. kispu(m) im Kult Assyriens
4. Kapitel: kispu(m) in der mythologischen Übertragung
Punkte mit LKA 73 (s. oben) gemeinsam: In diesem Text wird das ~~opu{m)-Opfer zuerst am 18. Sabatu (2.20), und dann noch einmal bis zum 22. (Z.49)647), währe~d Anum nach LKA 73 auch zwischen dem 16. und 26. Saba~u gefesselt und getötet wird; das zweite ~~opu(m)-Opfer findet sogar im Dagan-Tempel statt (s.Z. 43), wo Anum nach LKA 73 (Z.8t.) am 22. "getötet" werden soll. Dazu möchten wir uns aber einer endgültigen Schlußfolgerung enthalten, weil der Tod Anums selbst nicht ganz erklärt werden kann. Auch in VAT 13717, einern Text, der von E. Ebeling veröffentlicht wurde, ist nicht erwähnt, für wen das ~~opu(m) Opfer dargebracht wird 648 ): lu " . d ~ v meS" su' v sanga [<.na ~g~] Ao+ol1.Jt a 17. 18. [~]-na-an-d~[n? x] lugal rf-qaJt-Jtab 19. [xJ-'.a?"[~?-nJa? '..tam'-le.-e. ~na igi dImin.bi gar-an 20. rlugal' mun ~na ugu ~-~aJt-Jta-aJt 2l. [~~J-~o-pa ~-~ao-o~p mun ~-~aJt-Jta-aJt I 4 22. [mJ a-ql-e. 65.' kas gestin [..tanaqq.tJ 23. UZU oll-ql1. ana igi dGasan.kur-5a (Kopie:-e.) [~b-balJ 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23.
und Sebettu. Wäre es möglich, daß das ~~opu(m)-Opfer hier für Sebettu auf der Terrasse dargebracht wird, dann würde das wieder an LKA 73 erinnern: "den 19. Tag nennt man Tag des Schweigens, weil er Anum (und) Sebettu, die Kinder des Enmesarra, fesselte" (Z.5)649). Wurden die Sebettu mit Anum zusammen getötet und mit dem ~~opu(m)-Opfer gepflegt? Man kann dazu nichts Sicheres sagen. Die endgültige Deutung des ~~opu(m)-Opfers in diesen zwei Texten muß leider hier offen bleiben.
Der tangii-Priester soll [vor] Assur Handwasser geben(?). Der König soll (es) heranbringen. [ •••] soll er auf der Terrasse vor Sebettu hinstellen. rDer König' soll Salz darauf ausstreuen, [ein ~~Jopl1.(m)-Opfer darbringen, Salz ausstreuen, die Libation mit Bier und Wein [libieren.] Kochfleisch soll er vor Sarrat-nipDa 645 ) [darbringenJ
In solchem Kontext sind die königlichen Vorfahren als Empfänger des ~~opl1.(m)-Opfers kaum zu erwarten. Der Text handelt lediglich von königlichen Opferhandlungen für A~sur, Sarrat-nipha v 649) Vgl. T.G. Pinches, PSBA 30 (1908), S.77ff. r
/
647) Z.l: u 18-kam ••• ; Z.63: u 23-kam ••• (nach der Trans4 4 von K. Deller). kription 648) OrNS 17, Tf.12, bearbeitet von E. Ebeling in OrNS 22 (1953), S.25ff.
227
Schluß
Schluß Das Gefühl für den Toten und die Funktion des kÜpu.(m) 1. Zwei Aspekte des Todes Bei jedem Menschen unterscheidet sich der Tod des Selbst vom Tod eines anderen. Niemand kann den Tod des a~de658) so miterleben, wie intim er auch zum Sterbenden stehen moge .In diesem Sinne ist der Tod immer eine einzelne Erscheinung. Ebenso ist das Gefühl zum Toten individuell • Das Gefühl hängt damit zusammen, wer gestorben ist, und wie er gestorben ist. Neben dem individuellen Charakter hat der Tod auch einen sozialen Aspekt. Der Tod eines Menschen bedeutet nicht nur das Verschwinden seines individuellen Daseins, sondern auch die Lücke dessen, was er vor dem Tod in der Gemeinde bzw. in der Gesellschaft vertrat. Hier liegt der Grund, daß der Totenkult nicht nur auf der individuellen, sondern auch auf der sozialen Ebene stattfindet 651 ). Der Totenkult ist also als ein durch die rituale Veranstaltung ausgedrücktes System der individuellen und auch sozialen Reaktion auf den Tod zu verstehen 652 ).
650) Vgl. K. Kerenyi, Die Antike Religion, München 1971, S.174. 651) Zur sozialen Funktion des Totenkultes im allgemeinen.s. z.B. A.R. Radcriff-Brown, Religion and Society, in: ders., Structure and Funktion in Primitive Society, London 1952, S.157ff.; M. Fortes, Some Reflections on Ancestor Worship in Africa, in: M. Fortes/G. Dieterlen (ed.), African Systems of Thought, London 1965, S.122ff.; M. Gluckman, Politics, Law and Ritual, Oxford 1971, S.227f.; A. Skaist, The Ancestor Cult and Succession in Mesopotamia, in: B. Alster (ed.), Death in Mesopotamia, Kopenhagen 1989 (= CRRAI 26), S.123-128. 652) Vgl. W. Stöhr, Das Totenritual des Dajak, Köln 1959, S.7f.
229
Die Ergebnisse der vorgelegten Untersuchungen für den Gebrauch der "Totenpflege" (k-i.c.pu(m) im alten Mesopotamien sollen nun von diesen zwei Gesichtspunkten, der sozialen Funktion und dem Gefühl bzw. der Einstellung eines Einzelnen zum Toten, zusammengefaßt werden. 2. Soziale Funktion des k-i.c.pu(m) Abgesehen von dem k-i.c.pu(m) im Beschwörungsritus und seiner übertragenen Bedeutung für Götter, wurde k-i.6pu(m) zuerst bei der Bestattung als "Grabbeigabe" dargebracht, und danach regelmäßig als "Totenpflege". Die Grabbeigabe, wie aus den Grabfunden oder auch aus einigen betreffenden Texten zu erschließen ist, bestand aus zwei verschiedenen Sorten: Solche Gaben, die der Tote für seine Reise zur und für das Weiterleben in der Unterwelt gebrauchen sollte, und Geschenkgaben, die er für die Unterweltsgötter und für die Familientotengeister mitnehmen sollte 653 ). Diese Totenbeigabe, vor allem die zweite Art, mußte dem sozialen Status des Toten entsprechend dargebracht werden, denn der Tote sollte seinen Status auf der Erde auch weiter in der Unterwelt behalten 654 ). Falls die Gabe nicht dem entsprechend dargebracht wurde, konnte der Tote nicht in die Unterwelt aufgenommen werden. Er taucht dann wieder auf der Erde als bedrohender Totengeist auf. Um diese Situation zu vermeiden, mußte die Bestattung in der angemessenen Weise mit der entsprechenden Beigabe veranstaltet werden 655 ). Wenn man diesen Tatbestand auf der sozialen Ebene betrachtet, bedeutet er zunächst, daß die Teilnehmer an der Bestattung gerade bei der Grabbeigabe (küpu(m) und der "Schaustellung" (tak.l'.-i.mtu(m) die Position, die der Tote zu seinen 653) S. oben S.35 f. u.125ff. 654) Vgl. K 7856 Vs. llff. (TuL, S.57), aber anders Fr. Delitzsch: "kein Unterschied in Rang und Würde ist unter den Ankömmlingen, die Unterwelt macht alle Menschen gleich"
230
656 Lebzeiten vertrat, wieder erkennen ). Im Rahmen der Familie z.B. gerät die Familie mit dem Tod ihres Oberhauptes in eine Krise, weil sie nicht nur die Persönlichkeit ihres Führers, sondern auch ihr Führeramt verloren hat 657 ). Wenn die Familie weiter fortbestehen soll, muß die Position des Familienoberhauptes wieder neu anerkannt und von seinem Nachfolger geerbt werden. Es ist deshalb nicht zufällig, daß die Bestattungsriten immer vom Nachfolger veranstaltet wurden. In der Familie war . Erbtochter 658) der Nachfolger der Erbsohn oder eventuell d1e Die soziale Funktion des Bestattungsritus liegt also darin, daß der Nachfolger alle Mitglieder der Familie die Position des Toten wieder erkennen ließ, und dadurch auch seine Position, die er jetzt von dem Gestorbenen geerbt hat. Die Totenbeigabe bedeutet dabei die Feststellung der Autorität der Position des Gestorbenen und dadurch seines Nachfolgers, der die Bestattung veranstaltet. Nach der Grablegung wurde der Tote mit der "Totenpflege" (k,u,pu(m), Wasserlibation (naq mt'J und Namenrufung (zaka~ 6umi-tu) betreut 659 ). ki6pu(m) bedeutet hier Totenpflege mit Speisen. Der Opfernde war der Erbsohn bzw. die Erbtochter so wie bei der Bestattung 660 ). Das Erbkind wurde nämlich ver··h 661) FIls der pflichtet, die Totenbetreuung d urc h zu f uren a Empfänger in den Textbelegen erwähnt ist, ist er meistens der Vater, d.h. das verstorbene Familienoberhaupt. Am königlichen
655) 656) 657) 658) 659) 660) 661)
Schluß
Schluß
(Das Land ohne Heimkehr, S.15). Vgl. LKA 83, 6-9 (5. oben S.173 ). Zu Belegen fOr t~klimtu(m) bei der Bestattung, s. AHw 1307b, ferner UVB 15,36,11. S. A.R. Radcriff-Brown, op.cit. S. oben S.92 ff. S. M. Bayliss, Iraq 35 (1973), S.116f. S. oben S. 55 ff. S. oben S. 92 ff.
231
Hof sind die Empfänger in den meisten Fällen auch einzelne ·· d es K··· V organger on1gs 662) •
Die "Totenpflege" wurde also in erster Linie vom Familienoberhaupt für seinen bzw. seine Vorgänger dargebracht, wobei es nicht auszuschließen, sogar sehr wahrscheinlich ist, . · fl eg t wur d en 663) daß sämtliche Familientotenge1ster auchm1tgep In diesem Sinne war die "Totenpflege" nichts anderes als die Fortsetzung der bei der Bestattung dargebrachten "Totenbeigabe". Durch die "Totenpflege" wurde nämlich die Kontinuität der . Familie und gleichzeitig die Autorität des Familienoberhauptes immer wieder bestätigt. Es ist sehr fraglich, ob die "Totenpflege", wie S. Langdon, wahrscheinlich von R. Smith beeinflußt, interpretieren wollte, ein gemeinsames Mahl zwischen den Lebenden und den 664 Toten war ), weil solches gemeinsame Mahl der mesopotamischen Auffassung von der Totenwelt, die vom Diesseits streng getrennt werden sollte, widerspricht. Außerdem sprechen z.B. die Mari665 Texte dagegen ). Sehr wahrscheinlich ist aber, daß die Familienmitglieder an der "Totenbetreuung" für den verstorbenen Familienherrn beteiligt waren, wie es in einem altbabyl. Brief angedeutet wird 666 ). In dem Brief fragt ein (jüngerer) Bruder den älteren, was er für die "Totenpflege" am Neumondtag ihres Vaters geben soll. Wenn die Familienangehörigen an der "Totenbetreuung" des verstorbenen Familienoberhauptes und der Familientotengeister, die mehr oder weniger regelmäßig - wenn auch nicht immer monatlich - veranstaltet wurde, teilnehmen, fühlten sie sich immer neu in ihrer Familie integriert, und zwar unter der Leitung des Veranstalters der Totenbetreuung, nämlich des derzeitigen Familienoberhauptes. Auf diese Weise 662) 663) 664) 665) 666)
S. S. S. S. CT
oben S.110f. LKA 83, 4 u. 7 (oben S.173). Langdon, Babyloniaca 6 (1912), S.193ff. oben S.59 f. 43, 106 (5. oben S.46 ).
232
Schluß
hat der Brauch der "Totenpflege" im mesopotamischen Familienleben die Funktion, die Kontinuität und die Autorität der Blutsgemeinschaft der Familie zu erhalten. Wie war die "Totenpflege" am königlichen Hof? Es ist wohl vorstellbar, daß der König selbst wegen eines Feldzuges usw. nicht immer die "Totenpflege" durchführen konnte und des. halb gelegentlich sich von einem PrLester vertreten l'Le ß667) • Es sind außerdem nicht nur die leiblichen Vorfahren, sondern auch die königlichen Vorgänger, die mit der "Totenpflege" betreut wurden. Außer der "Totenpflege" wurden sie aber auch auf verschiedene Weise verehrt 668 ). Man kann immerhin zur Funktion der "Totenpflege" am königlichen Hof sagen, daß bei der "Totenpflege" die Autorität und die Kontinuität der D)nastie 669 immer wieder propagandistisch gerechtfertigt wurde • In diesem Sinne ist die "Totenpflege" am königlichen Hof im wesentlichen gleich wie bei den Bürgern. Das ~i~pu(m)-Opfer im Beschwörungsritus hatte immer den bestimmten Zweck, böse Dämonen oder Totengeister zu verbannen. Der rituelle Kontext ist aber nicht immer gleich. Im Beschwörungsritus, in dem die Figur eines Dämons imitativ begraben wird, wird ~i~pu(m) als "Grabbeigabe" bei der imitativen Bestattung dargebracht. Im Ersatzritus, in dem ein Tier für einen Menschen getötet und begraben wird, wird ~i~pu(m) auch als "Grabbeigabe" dargelegt. Dies ist eine magische 670 ). Falls ein TotenImitation der gewöhnlichen Totenbeigabe geist wegen des Mangels an Totenbetreuung einen Menschen angreift, dann wird ~i~pu(m) als "Totenpflege" dargebracht, um den Totengeist zu besänftigen 671 ). In einem anderen Fall wird ~i~pu(m) innerhalb eines Beschwörungsritus an die Totengeister der Familie eines betroffenen Menschen gerichtet, um sie zur
667) 668) 669) 670) 671)
Vgl. oben S.122f. S. oben S.88f.mit Anm. 341 u. S.110f.mit Anm.399. S. oben S.77f. u.122f. S. oben S.125f. S. oben S.151f.
Schluß
233
Hilfe gegen böse unterirdische Unwesen aufzurufen 672 ). Im letzten Fall wurde das ~i~pu(m)-Opfer nie an einen einzelnen Totengeis0wie den des verstorbenen Vaters, sondern immer an sämtliche Familientotengeister bzw. an den Totengeist der Familie im kollektiven Sinne gerichtet. Wichtig ist dabei, ob der Anrufer zur Familie gehört, denn nur Mitglieder der Familie konnten mit dem ~i~pu(m)-Opfer die Familientotengeister zur Hilfe herbeirufen. Auf der sozialen Ebene gesehen unterscheidet das ~i~pu(m)-Opfer hier streng zwischen den Familienangehörigen und den Fremden. Mit anderen Worten, das ~i~pu(m) Opfer für die Familientotengeister im Beschwörungsritus hat auch eine soziale Funktion, die Zusammengehörigkeit der Familie zu stärken und die Grenze gegenüber Fremden zu sichern. Außer der Schutzfunktion bringen die Totengeister der Familie, falls sie nicht ständig betreut werden, ihren Angehörigen Krankheiten oder sonstiges Unhei1 673 ). Das ist aber auch eine andere Seite der Zusammengehörigkeit der Familie, denn jedes Mitglied der Familie wird durch einen solchen "Vergeltungsakt" der Familientotengeister immer wieder in die . t egrLert . 674) • KeLner . k onnte ohne weLteres . FamL'1'Le Ln unabhängig von dem familielien Bund leben. 3. Das Gefühl gegenüber dem Toten Es ist nicht die oben herausgehobene soziale Funktion des ~i~pu(m)-Opfers, die direkt das Gefühl des einzelnen Angehörigen der Familie gegenüber dem Toten hervorruft. Im Gegen672) S. oben S.166ff. 673) S. oben S.146ff. Zu einer ähnlichen Vorstellung in anderen Kulturen, vgl. z.B.: "The dead affect men by sending sickness to them to express displeasure at actions considered to weaken the harmony and unity of the lineage and the local group based upon it; these are the actions considered to be sins". (J. Middleton, Lugbara Religion, London 1960, S.34)J s. auch E.H. Winter, Amba Religion, J. Middleton (ed.), Gods and Ritual, New York 1967, S.44f. 674) Vgl. auch A.R. Radcriff-Brown, op.cit., S.163f.
234
Schluß
teil wird die soziale Funktion durch das Gefühl des einzelnen veranlaßt. E.B. Tylor und J. Frazer haben schon im letzten Jahrhundert den Totenkult aus der Furcht vor dem Toten erklärt 675 ). Nach ihrer Theorie ist die Ehrfurcht vor den Ahnen, die im Grunde genommen den lebenden Menschen feindlich gesonnen sind, nichts anderes als die Fortsetzung der Furcht vor dem Toten, besonders vor dessen Leiche. Dagegen haben F.B. JeVons und R. Smith angenommen, daß zwischen den Ahnen und den Nachkommen eine positive und intime Beziehung besteht 676 ). L. Frobenius aber war wahrscheinlich der erste, der zu Recht behauptete, daß im Gefühl gegenüber dem Toten zwei sich widersprechende Momente, Furcht und Pietät, gleichzeitig wirksam sind 677 ). In der Tat ist die Ambivalenz des Gefühls gegenüber dem Toten mehr oder weniger in jeder Kultur zu sehen 678 ). Die Frage ist, wie das ambivalente Gefühl im Totenkult ausgedrückt wird. Es gibt, wenn das Problem theoretisch ganz vereinfacht wird, nur zwei Kategorien der Bestattungsformen: Vernichtung bzw. Verlassen der Leiche einerseits und Aufbewahren der Leiche 675) J. Frazer, The Beliefs in Immortality I, London 1913, S. 168f. E.B. Tylor, Primitive Culture I, London 1871, S.436 (u.ö.). So auch J. Morgenstein, Rites of Birth, Marriage, Death and Kindred Occasions among the Semites, Chicago 1966, Chap.14. 676) R. Smith, The Religion of the Semites, London 1927 3 , S. 544f. (Note von S.A. Cook); F.B. Jevons, Comparative Religion, Cambridge 1913 (Nachdruck 1977), S.72 (u.ö.). 677) L. Frobenius, Aus den Flegeljahren der Menschheit, Hannover 1901, S.120ff. 678) B. Malinowski, Magie, Wissenschaft und Religion, Frankfurt 1973 (eng. 1948), S.34f. M.E. Opler, An Interpretation of Ambivalence of Two American Indean Tribes, in: W.A. Lessal E.Z. Vogt (ed.), Reader in Comparative Religion, New York 1972 2 , S.468ff.; M.E. Spiro, Ghosts, Ifaluk, and the Teleological Funktionalism, in: W.A. Lessa/E.Z. Vogt (ed.), op.cit., S.479ff. (die letzten zwei Aufsätze analyieren diE Bestattungszeremonie im Anschluß an die Freudsche Theorie der Ambivalenz, aber mehr auf der sozialen Ebene>.
Schluß
235
andererseits 679 ). Wenn die erste Behandlungsweise der Leiche im wesentlichen eine Furcht vor dem Toten bzw. der Leiche symbolisch ausdrückt, und die zweite eine Pietät zum Toten, so hatten die Mesopotamier mehr Pietät als Furcht, weil die mesopotamische Bestattungssitte insgesamt zur zweiten Kategorie gehört 680 ). Die Mesopotamier bewahrten die Leiche auf, gingen dabei aber nicht so weit wie die Ägypter. Sie begruben die Leiche hauptsächlich unter der Erde, obwohl die Form des Be. . ht ~mmer . . h . 1· h war 681) • D~e . Brandbestattung gra··bn~sses n~c e~n e~t ~c 682 ist nur selten zu belegen ), aber sie wurde bestimmt nicht aus der Furcht vor der Leiche veranlaßt. Die sogennnte mehrstufige Bestattung war im alten Mesopotamien unbekannt. Die Mesopotamier zeigten kein extremes Interesse für die Aufbewahrung der Leiche. Die Gräber und die Leiche spielten trotzdem bei den Mesopotamiern eine ziemlich wichtige Rolle. Daß das Grab zerstört wird und die Leiche der Sonne ausgesetzt wird, war für sie eine große Schande 683 ). Marduk-apla-iddina z.B. floh vor Sanherib nur mit den Knochen seiner Ahnen 684 ). In Mesopotamien wurde das Grab gelegentlich schon vor dem Tod vorbereitet, und zwar vom Eigentümer selbst 685 ). Soweit wir sehen, wird die "Totenpflege" (küpu.lm) grundsätzlich am Grab durchgeführt. e.ki.s~.ga "Haus der Totenpflege" bedeutet einfach "Grab" (kima55u.lml)686). Der häufig belegte Fluch gegen einen Eid679) S. W. Stöhr, op.cit., S.6f. 680) S. E. Strommenger, RIA Bd.3, S.581-593. 681) Zwei Ausnahmen: "oberirdischer Grabbau" und "Felsgrab", s. E. Strommenger, op.cit., S.589f. 682) Ibid., S.592. S. auch HSS 13, 65,3 (dazu A.L. Oppenheim BASOR 93, S.16). 683) Hier kämen die Königsgräber von Ur in Frage, wenn A. Moortgat den Ausgrabungsbericht von der Gruft 789 richtig deutete (A. Moortgat, Tammuz, Berlin 1949, S.56ff.). S. aber dazu H. Frankfort, JNES 9 (1950), S.191. 684) S. oben S.114f. 685) S. oben S.112f.mit Anm. 404. 686) S. oben S.30f.mit Anm. 135.
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Schluß
brecher, daß er nicht begraben werden oder keine "Totenpflege" von seiner Nachkommenschaft bekommen soll, läßt sich auch vor , 687) diesem H~ntergrund verstehen • Die Mesopotamier unterschieden die Leiche (pag~u(m)) und den Totengeist (e!emmu(m)). Diese Unterscheidung ging aber nicht so weit, daß man sie den Dualismus von Körper und Seele nennen könnte. etemmu(m) bedeutet nie " See 1" e d es Le b en d en 688) Die dualistische' Auffassung des Menschen, daß er aus den zwei Prinzipien, Körper und Seele, besteht, war den Mesopotamiern fremd 689 ). e!emmu(m) konnte nicht von der Leiche unabhängig existieren weil das Schicksal des etemmu(m) von der Lage bzw. , • 690) der Behandlung der Leiche bestimmt wurde • Die Mesopotamier zeigten ihre Pietät zu dem Toten zuerst dadurch, daß sie den Toten seiner sozialen Position entsprechend bestatteten. Die Totenklage (~r=b~krtu(m)) war dabei 687) S. oben S.118f.mit Anm. 427. 688) Zu der umstrittenen Stelle, Atram-basis I 215, 2~7,228 u. 230: "i-na il-l-l~ i-li e-te-em-mu ll-lb-ll". "a6-lu la mu-uX-Il-l e-te-em-mu ll-lh-ll" u.a., s. V.G. Lambert/A.R. Millard, Atra:hasis, Oxford 1969, S.152f.; G.Pe~tinato, Das altorientalische Menschenbild und die sumer~schen und akkadischen Schöpfungsmythen, Heidelberg 1971~S.45f.; V. von Soden Der Mensch bescheidet sich nicht: Uberlegungen zu Schöpf~ngserzählungen in Babylonien und Israel, in:Festschrift F.M. Böhl (1973), S.349ff. Ich stimme G. Pettinato zu, wenn er sagt, "Hier liegt die Betonung auf der Sterblichkeit des Menschen; nach unserem Mythos ist der Mensch in seinem Grundwesen ein 'ens contingens'" (S.46). Der Totengeist (etemmu(m) ist wahrscheinlich mit psyche,im ursprOnglichei Sinne als dem "gewissermaßen entmater~alisierten Nachbild des Körpers" (V. Otto, Die Manen 3 oder von den Urformen des Totenglaubens, Darmstadt 1976 S.36) zu vergleichen. _ 689) Das Vort et,emmu(m) wurde manchmal einfach als Synonym fur den "Toten' angewendet. S. z.B. mä~ e{emml(m) "?,ohn eines Totengeistes (= der Mann, dessen Vater tot ist) , s. S. Dalley u.a. The Old Babylonian Tablets from Tell Al Rimah, , fI 1 138,5; 150,3 u. 24. Vgl. auch puhu~_e~e~me Versamm un g _ der Totengeister" als Bezeichnung fur d~e Unterwelt (Be lege s. AHw 876b). 690) Vgl. oben S.146ff.
Schluß
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nichts anderes als ritueller Ausdruck der Pietät zum Toten 691 ). So auch die "Totenbeigabe". Die Pietät zum Toten kam auch nach der Bestattung immer wieder bei der "Totenpflege" zum Ausdruck. Der Inhalt der Pietät beruht vor allem auf dem Wunsch der Lebenden, daß der Tote in der Unterwelt Ruhe und Frieden finden möge 692 ). Die "Totenpflege" am Grab unterscheidet sich von der Totenverehrung, bei der Opfer vor den im Palast oder im Tempel aufgestellten Statuen der Toten - meistens der verstorbenen Könige - dargebracht wurden. Im letzten Fall handelt es sich meistens um die Verehrung der vergöttlichten Könige 693 ) Selbst wenn das k~6pu(m)-Opfer dabei dargebracht wurde, war sein Charakter näher zur Götterverehrung als zur "Totenbetreuung" im engeren Sinne. Die "Totenpflege" war dagegen eigentlich eine rituelle Handlung, die auf dem Gefühl der Pietät zum Toten beruht. Wie gesagt, greift die Pietät nicht alles Gefühl gegenüber dem Toten auf, dessen Bestandteil auch Furcht vor dem Toten war. Die Mesopotamier scheinen aber nicht vor den Toten allgemein Angst zu haben. Die Vernichtung der Leiche aus Furcht vor ihr war nicht üblich. Der Tod wurde gelegentlich mit dem Schlaf verglichen 694 ). Er war ein Schicksal des Menschen, das die Götter bestimmten 695 ). Der Tote, vor dem sich die Mesopotamier fürchteten, war entweder ein unbestatteter oder ein solcher, der nach der Bestattung nicht mit der "Totenpflege" betreut wurde. Solche Tote greifen als böse, umherirrende Totengeister den Lebenden an. Die Leute hatten also nur inso691) S. dazu F.R. Kraus, Altmesopotamisches LebensgefOhl, JNES 19 (1960), S.125ff. 692) S. oben S.146ff. 693) S. oben S.20f.mit Anm. 90 u. S.88f.mit Anm. 344. 694) Z.B.: 6al (fOr ~al) -lu c} mi-tc} kl-l a-lJ,a-mll [lu-nu] "der Schlafende und der Tote, wie gemeinsam sind sie"! (Gil. X vi 33), vgl. auch CAD S 69f. und AHw 1076a (6alilu(m) fOr den Toten(-geist». • • 695) S. oben S.3f.
238
Schluß
fern verborgene Furcht vor jedem Toten, als die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden konnte, daß er ein böser Totengeist wurde und Unheil verursachte. Die Totengeister, die mangels der Totenbetreuung den Lebenden angreifen wollten, waren mal die der Vorfahren und mal die der Fremden 696 ). In beiden Fällen sollten sie, mit Ausnahme dann, wenn die Götter oder die Totengeister der Familie zur Hilfe angerufen wurden 697 ), entweder durch die imitativ-magische Bestattung wieder in die Unterwelt hinabgeschickt 698 ) oder durch die "Totenpflege" besänftigt werden 699 ). Solche Beschwörungsriten mit ~i6pu(ml wurden von der Furcht vor dem Totengeist motiviert. Der Tote bzw. der Totengeist sollte eigentlich in der Unterwelt zu Hause sein. Wenn er ohne Bestattung oder mangels der Totenbetreuung auf der Erde auftaucht oder von einem willkürlichen Unterweltsgott heraufgeschickt wird, wirkt er ausnahmslos als ein gefährliches Unheilswesen. Er soll durch eine Beschwörung mit Ritus wieder in die Totenwelt verbannt werden. Dabei spielt ~i6pu(ml eine wichtige Rolle. Solch ein herumschweifender Totengeist läßt sich meistens nicht identifizieren. In der Beschwörung wird deshalb öfters die Anrede mit: .eü e{emmu!ml •• ~ .eü e{emmu(ml "; .eü e!emmu(ml ••• "sei es der Totengeist, der " ' , sei es der Totengeist, der ••• , sei es der Totengeist, der ••• " angewendet 700 ) Dabei, abgesehen von bestimmten Dämonen, wird sehr oft der Totengeist eines Familienmitgliedes gemeint 701 ). Die Mesopotamier fürchteten sich normalerweise vor den Totengeistern der Fremden und der Feinde gar nicht 702 ).
s. Belege von e~emmu(ml in CAD E 397b-400a. S. oben S. 159ft". S. oben S, 125ff. S. oben S. 151ff. Z.B. CT 16, 10 v 1-14; LKA 84, 23ff. Z.B. KAR 184, 23ff.; BAM 230, 32; sonst s. CAD E 398f. u. K 377a. 702) Vgl. z.B. den Fall des Assurbanipal (oben S. 114ff.).
696) 697) 698) 699) 700) 701)
Schluß
239
Nach der mesopotamischen Auffassung leidet der Totengeist selbst an Ruhelosigkeit, falls er nicht in der angemessenen Weise betreut wird. Obwohl die Mesopotamier den natürlichen Tod als Schicksal des Menschen akzeptierten, fürchteten sie sich deshalb davor, nicht bestattet oder nach der Bestattung nicht gepflegt zu werden. Daraus erklärt sich, warum es ein starker Fluch sein konnte, wenn man keine Nachkommen hatte 703 ). Die Angst vor einem vorzeitigen Unfalltod läßt sich in zahlreichen Beschwörungstexten belegen. Die Lage, in der ein unzeitgemäßer Tod - meistens wegen einer schweren Krankheit - droht, wird schon "Tod" genannt. Die Rettung aus dieser Lage wird deshalb als "Belebung" (bu.e.eupdml) angesehen 704 ). Es ist nicht anzuzweifeln, daß ein solch ängstliches Gefühl gegenüber dem vorzeitigen Tod in der altmesopotamischen Kultur eine große Rolle spielte. Wenn auch die Mesopotamier im Vergleich zu den Ägyptern sehr selten versuchten, die Totenwelt als eine Welt einheitlich darzustellen, behielten sie immer ein großes Interesse daran, welcher Tod zur Ruhe in der Unterwelt führen sollte 705 ) Der Tod bedeutet für die Mesopotamier nicht "zunichte werden", sondern der Mensch besteht nach dem Tod als etemmu(ml in der Unterwelt weiter. e!emmu(ml "der Totengeist" soll ständig mit Totenspeise (~i6pu(ml), Wasserlibation (näq me) und "Namenrufung" (za.~ält 6umi-6u) betreut werden. Nach einer gewissen Zeit, wahrscheinlich wenn man der Person des Toten nicht mehr gedenken kann, wird der "Totengeist" eines einzelnen in die kollektiven Totengeister der Familie integriert 706 ). Die Totengeister der Familie schützen ihre Nachkommenschaft vor bösen Dämonen und Unwesen. Falls sie nicht betreut werden, vergelten sie ihren Nachkommen die Vernachlässigung der Totenpflege 703) S. oben S.118f.rnit Anm.427 u. 428. 704) S. H. Hirsch, "Den Toten zu beleben", AfO 22 (1968/69), S.39-58. 705) Vgl. oben S. 146ff. 706) Vgl. oben S. 232ff.
240
Schluß
Schluß
mit Unheil. Hier kann man nicht umhin, über Furcht oder Pietät hinaus ein anderes Gefühl gegenüber dem Toten zu erkennen, das Gefühl, daß der Tote und die Lebenden zu derselben Gemeinschaft der Familie gehören. Das Zusammengehörigkeitsgefühl läßt sich z.B. im Ausdruck wie "Sohn eines Toten" (miilt mZ'.U.(m) oder "Sohn eines Totengeistes" (meilt e.!e.mmi(m) erkennen 70 7). Vielleicht läßt sich auch von daher erklären, warum die Mesopotamier gelegentlich den Toten unter dem Fußboden des Wohnhauses begraben haben 708 ). Aus dem gleichen Gefühl heraus wird auch erklärt, warum die Sünde (altnu(m) eines schon verstorbenen Familienmitgliedes einem lebenden Mitglied Unheil verursacht. Dabei soll das Unheil mit Hilfe eines Beschwörungsritus eingestellt werden 709 ). Das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Familie begrenzt einerseits die Weite der Familie, indem es Familienmitglieder von Fremden unterscheidet. Andererseits sichert es die Kontinuität der Familie, indem es die tote Generation mit der gegenwärtigen und die gegenwärtige Generation mit der zukünftigen verbindet. Wenn die Mesopotamier vom natürlichen Tod verhältnissmäßig wenig geängstigt waren, war es sicher zum Teil die Folge des Gefühls der Zusammengehörigkeit zwischen den Toten und den Lebenden, die den Einzelnen seine Angst vor dem Tod überwinden ließ. Das Leben der Mesopotamier konnte kaum unabhängig vom Bund der Familie sein. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit war die emotionelle Basis der Familie und der Totenpflege, die die Integration der Familie bewahrt und die Kontinuität sichert. Dieses Gefühl war also eine Voraussetzung für die oben erörterten zwei sich widersprechenden Einstellungen zum Toten, Pietät und Furcht. Die Pietät zum Toten war sozusagen die positive Seite des Gefühls, während die Furcht vor dem Toten die negative Seite ausdrückt. Auf alle Fälle 707) Vgl. oben s.133 mit Anm.454. 708) Zur Bestattung unter dem Fußboden, S.133 mit Anm.452. 709) Z.B. BMS 11,22; BAM 234,11; KAR 39 r, llf. S. auch CAD A II 296b.
241
findet keine Totenpflege statt, wo es kein Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen Toten und Lebenden gibt. Trotz des Gefühls der Zusammengehörigkeit haben die Mesopotamier den Toten bzw. die Totenwelt vom Diesseits streng getrennt. In der Mythologie ist die Unterwelt mit sieben Toren vom Diesseits abgesperrt. Es ist nicht nachzuweisen, daß die "Totenspeise" (kL6pu(m) eine Mahlzeit war, an der die Toten und die Lebenden zusammen beteiligt waren. Die Toten genossen Speisen und Getränke, die am Grab als "Totenpflege" dargebracht wurden, nur in der Unterwelt 710 ). Die Totengeister, die nach der "Totenpflege" suchend aus dem "Grab" herauskamen, waren nur die, die in der Unterwelt keine Pflege bekamen. Um einen Totengeist herauszurufen und sich mit ihm zu unterhalten, brauchte man einen besonderen Fachmann, der in den lexikalischen Texten als muret~ e.!e.mmZ belegt ist 711 ). Seine Tätigkeit ist uns aber leider nicht bekannt. Bei den Mesopotamiern waren also das Diesseits und das Jenseits ganz getrennt. Niemand konnte ohne weiteres zwischen den beiden Bereichen frei hin- und hergehen. Der Tote existierte nur als e.~e.mmu(m) in der Unterwelt weiter. e.!e.mmu(m) ist nie als ein Bestandteil des lebenden Menschen aufzufassen. Der Kontakt zwischen den Toten und den Lebenden wurde deshalb nur durch die Totenpflege ermöglicht. 4. Der Ersatztod Zum Schluß soll kurz ein wichtiger Aspekt der mesopotamischen Auffassung vom Tod erörtert werden. Das ist der Ersatztod, der durch den Ersatzkönigsritus schon seit langem bekannt ist 712 ). Der Ersatztod wurde aber nicht nur am königlichen Hof, sondern auch im Privatleben ausgeführt. Im letzten Fall wurde meistens ein Tier statt eines Menschen getötet 713 ). Nach 710) 711) 712) 713)
S. z.B. VS 1,54, 17-19 (u.Dupl.), KU xxvii 37-40. Vgl. oben S.45f. mit Anm. 184. S. oben S.177fmit Anm. 541. S. oben S.125ff.
242
Schluß
dieser Auffassung des Ersatztodes konnte ein Mensch, der wegen einer Sünde oder wegen eins schlechten Vorzeichens zum Tod bestimmt wurde, seinen Tod nur dadurch vermeiden, daß ein Ersatz an seiner Stelle getötet wurde. Da die Todesbestimmung an sich nie verlängert werden konnte, versuchten die Mesopotamier den vorbestimmten Tod zu vermeiden, indem die Todesbestimmung durch einen Ersatz erfüllt wurde. Der Ersatztod ist nicht so zu verstehen, daß der zum Tod bestimmte Mensch mit dem Ersatz zusammen symbolisch stirbt und danach aufersteht 714 ). Dieser Ersatzritus wurde nicht durch die bloße Tötung eines Ersatzes vollendet, sondern erst dann,wenn der getötete Ersatz mit der Grabbeigabe (~~opu(m) richtig bestattet wurde. Denn der Tod bedeutete für die Mesopotamier nicht bloß das Ende des irdischen Lebens, sondern auch den Empfang eines Toten in der Unterwelt. In dieser Logik des Ersatztodes findet man einen wichtigen Aspekt der mesopotamischen Todesvorstellung: Die Todesbestimmung an sich kann nie verändert werden; innerhalb der unveränderlichen Todesbestimmung suchen die Mesopotamier doch noch einen Ausweg durch den Ersatz.
714) S. oben S.129ff.
Index zitierter Stellen (Auswahl) Sumerisch und Akkadisch
A 485+3109 AASOR 16,66,30-33 AB 5,1,61 AbB unter Originalpublikation ABL 223,13f. ABL 437,14f. ABL 439, 14f. ABL 614,Rs.l'-7' ABL 614,Rs.19' ABRT 2,13,2 ADD 646,64 ADD 869 iii ADD 944 Rs.i ADD 980 i ADD 1127 AfO 13,Tf.14 s. Assur 13956 AfO 14,S.146,124 AfO 18,S.334,771 AfO 19, S • 117 , 30 AfO 18,S.100 B 1-4 AfO 24,S.89,31-34 AGH 48,99 AMT 2,5,9 AMT 16,1,28 AMT 54,3,Rs.9 AMT 71,1,38 AMT 90,1,1-10 s. BAM 449 ii AO 3023 Rs.27 AO 15546,1-10 ARM I 10,Rs.ll' ARM I 65,5-7
S.222f. S.105 Anm.204 Anm.543 Anm.467 Anm.445 S.159 S.190 Anm.560 Anm.427 S.116 S .116f. S.117 S.110
Anm.135 S. 46f. S.175 Anm.214 Anm. 38 Anm.468 Anm.468 Anm.544 S.198f. S. 35 S. 98 Anm.342 Anm.276 u. S. 70
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ARM 111 40,16-18 ARM VII 9 ARM' IX,X,XI ,XII ARM IX 214 vi 14-19 ARM IX 291 iii 19' ARM XII 173 Assur 13956=AfO 13,rf.14,4 Assur Photo 4123a+,19-21 u.39-50 Asarhaddon Vassalenvertr.Z.452 Asarhaddon Vassalenvertr.Z.477 Asarhaddon Vassalenvertr.Z.484 Assurbanipal Pr.A iv 70-73 Assurbanipal Pr.A vi 70-76 Assurbanipal Pr.A.x 110ff. Assurbanipal L', Z.7 Assurbanipal L3 , 14 Atrarn-hasrs I 215 Atrarn-hasIs I 220 Atrarn-hasls I 221f. BA 5, S.511, Nr.46,1-9 BAM 212,40ff. BAM 214 ii 12 BAM 215, 60-63 BAM 234, 31-34 BAM 234, 35 BAM 323, 38 u. 61 BAM 323, 39f. BAM 334 ii 6 BAM 449 i 5 BAM 449 ii 1-10 BAM 449 iii 15' BAM 454,3' BAM 458,8' BAM 461,15' BAM 471 ii 28 BBR 26 iii 22 BBR 52,1-23 BBS Nr.8 iv 20
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Index zitierter Stellen
Index zitierter Stellen
Anrn.232 u. S. 59 S. 57 S. 57ff. Anrn.229 Anrn.369 Anrn.229 Anrn.404 S.223 Anrn.427 Anrn.427 Anrn.406 S.112 S.114 Anrn.399 Anrn.403 S.110 Anrn.688 Anrn.563 Anrn.342 S. 44ff. Anrn.468 Anrn.468 Anrn.601 S .133f. Anrn.468 Anrn.468 Anrn.498 Anrn.468 Anrn.458 S .135f. Anrn.461 Anrn.461 Anrn.461 Anrn.461 Anrn.495a S.194f. S.118 Anrn.427
BBS Nr.9 ii 19 BE 8, 4 Rs.1-6 BE 14, 40,11-15 BE 14, 99a,42-44 BE 15, 6,8 BE 15, 185 i 1'-6' BE 15, 200 i 1-7 BID IIa 135-152 BIO IIa 148 BID IIa 154-169 BIN 4, 6,35ff. BIN 4, 96,18b-22 BIN 6, 59,8f. BM 34035 s. Sp.131 BM 42338 iii 1'-24' BM 78564 1-3 u. 12-14 BM 80328, 33-40 BM 81143 BMS 53, 16-19 BRM 4, 6,17-21 BRM 4, 50,16 CBII & 59, 10 CLBr B4 iv 6f. CH xxviib 31-40 cr 2, 24,27 cr 2, 44,20 cr 13, 16,14 s. LKA 81, Vs.3 cr 13, 30,23! cr 13, 35,5 cr 15, 7,23 cr 15, 45,19f. cr 16, 1,26f. cr 16, 10 iv 47-v 14 cr 16, 12 ii 3-6 cr 16, 13,41 cr 16, 29,99 cr 16, 50,22ff. cr 17, 1,7
Anrn.427 S.118 S. 79 S. 85 Anrn.396 S. 88 S. 87 S.190ff. Anrn. 28 S.162ff. Anrn.587 S.153 Anrn.499 S.140 45 S. 68 Anrn.179 Anrn.473 S.197 Anrn.427 S.124 S.124 Anrn.427 Anrn.370 Anrn.370
s.
S.190f. Anrn.300 Anrn.145 u. S. 33 Anrn. 85 Anrn.538 S.149 S.190f. Anrn. 29 Anrn.424 S.149 Anrn.454
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Index zitierter Stellen
CT 17, 6,10-18 CT 17, 10,74f. CT 17, 19,1-4 CT 17, 37 "Y", 1-10 CT 17, 37 "Z",14-25 CT 19, 47, 1,22 CT 23, 17,38 CT 38, 5,128-130 CT 38, 26,23-47 CT 38, 31, Rs.l-11 CT 39, 24,31 CT 43, 18,7 CT 43, 49,7f. CT 43, 106,17-19 CT 45,99 CT 46, 43, 21-24 CT 48, 100,1-11 DT 49, 32-35 "Enmerkar u. der Herr v. Aratta" Z.116 u. 188 Enuma elis VII 26f. Erra-Epos I 17 Er~emma Nr. 23,2, 27f. "Fluch über Agade" Z.209-210 Gadd Nr.51 (RA 23) Gilgame~ VII iv 51-54 Gilgame~ IX i 1-5 Gilgames XII 149f. Gilgames XII 150-153 Gilgames "M" i 15 GilgameS' "p" 214 Gilgames "M" iii 1-14 Gilgames "y" 140-150 "Gilgames, Tod des" A 30 "Gilgames, Tod des" B 8-13 "Gilgames, Tod des" B 22 Glass and Glassmaking Tf.D 336-338 HGS 106, 4,27
Index zitierter Stellen
5.131 Anm.447 Anm. 33 S.149 S.13l Anm.143 Anm.396 Anm.495a Anm.495a Anm.495a Anm.481 Anm.370 Anrn.370 S. 47 S.140 Anrn.135 Anm.222 u. S. 42 S.189 Anrn.143 Anm.490 S.188 S. 35 5.204 S.101 Anm. 82 S.
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Anrn. 41 S.147 S.175 Anrn.205 S.
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3
Anrn.205 S. 37 Anrn.557 S.160 Anrn.135
HLC 238 vii 8 HS 126, 1-6 HSS 9,22, 11-15 HSS 13, 38,3 HSS 14, 8,1-18 HSS 14, 108,1-18 HSS 14, 152,1-12 HSS 19, 5,10f. HSS 19, 7,1-17f. HSS 19, 11,20-25 HSS 19, 27,11 IM 6818 (Surner 22, S.133f.) "Inannas Gang zur Unterwelt" Z.85-88 Z.116ff. 2.287-289 Z.410 Z.42f. Z.119ff • s. auch KAR 1, Rs.35 ITT 2, 957 u.a. JCS 11, S.37, Nr.27,5-11 JCS 29, S.67,27 JEN 478, 6-8 K 891 s. Assurbanipal L' K 3476, Vs.18-19 K 7856, 11-22 K 8201+2024, 3 KAH I, 45,3 KAR 1, Rs.35 KAR 21, Vs.17 KAR 22, Vs.4f. KAR 32, 1-37 KAR 34, 8f. KAR 69, Vs.27 u. Rs.l KAR 91, Vs.29 Rs.26 KAR 92, Rs.25ff. KAR 143, 68-69
247
Anm.l06 S. 80 S. 92 S. 93 S.103 S.102 S. 95 S.102 S. 99 S. 92 S.104 Anrn.355 S. 27 Anrn. 29 S.185 Anrn.447 Anrn. 29 Anrn. 29 S. 62 S. 43 Anrn.478 S.104 S.219 S.187 Anrn.149 Anrn.396 Anm. 86 Anm.396 Anrn.455 S .188f. S.159 Anrn.468 S.178 Anrn.468 Anrn.622
248
KAR 151, 36a u. 41 KAR 178, Rs. ii 73-75 KAR 178, Rs. iii 18-21 KAR 184, 23ft. KAR 184, KAR 224, 7 KAR 227, i 34 KAR 227, i 37-48 KAR ii 44-46 KAR 227, iii 8-24 KAR 227, iii 18 KAR 227, iii 31f. KAR 245, Vs. 1-22 s. LKA 79 KAR 267, Rs.12 KAR 307, Vs.19-23 KAR 375, iii 11-12 KAV 1, vii 97 u. 101 KAV 218 aII 1-15 KAV 218 alSO KAV 218 all 22-23 Kish I Tf.34-2, Rs.1-14 Kramer, Two Elegies, 2.88-90 KUB 29, 58 iv 2 LKA 71, 9-11 LKA 73, Vs.5-9 u. 13 LKA 73, Vs.16-18 LKA 79, Vs.1-33 LKA 80, 1'-14' LKA 80, 6' LKA 81, Vs.3 LKA 83, 1-22 LKA 84, 1-9 LKA 84, 18t. LKA 90, Vs.l'-7' LKA 90, Rs. r 12-27 LKA 111, Vs.8 LKA 154, Rs.I0f. LKA 155, 10
249
Index zitierter Stellen
Index zitierter Stellen
Anm.566 5.123 5.205 Anm.544 Anm.468 Anm.498 5.165 Anm. 28 5.161 Anm. 34 Anm.533 Anm. 12 5.218 5. 27 Anm.427 5. 48f. Anm.208 5.201 5.186 5. 14 Anm.544 5.219 5.220f. Anm.643 5.125 5.128 Anm.467 Anm.485 5.173 5.170 5.137 5.165 5.190 Anm. 38 Anm.468 Anm.591
Maqlfi oft im 3. Kap. Mari 12803 i MDP 2, Tf.23, vii 1. 5ff. MDP 6, Tf.l0, iv 22 MDP 23, 285, 10-16 M5L V, 5.23, 192-198 M5L Viii, 5.20, 153f. M5L XI, 5.49, 50 nabnitu XXI 292f. Nabonidus H1 B 11 B ii 13-15 Nabonidus H B iii 40-50 l Nabonidus H A iii 7'-19' l NARG Nr.9-12,52-56 NARG Nr.9-12,60-64 OIP 2, Nr.14, 1-4 Or 6, 62 s. V5 1,52 OrAn 8, 5.25, 47-48 OrN5 24, 5.240ff. oft im 3. Kap. PBS 1/1, 7 iv 7'-8' PB5 2/2, 8, 1-14 PB5 2/2, 86, 1-17 PB5 2/2, 133, 1-14 PB5 2/2, 133, 36-46 PB5 2/2, 108,5 IV R2 18, Nr.6, Rs.15 IV R2 19, 3 Vs.7-8 IV R2 19, 3,Vs.9-10 IV R2 19, 3 Vs.13-14 IV R2 53, 1,32 IV R2 53, 2,21 IV R2 60, Rs.I0-18 V R 52, 1, 60-61 RA 13, 5. 168, Nr.l, 1-15 RA 13, 5. 168, Nr.2,3 RA 13, 5. 168, Nr.3,5f. RA 65, 5.134,14 5BH 24, 74 5BH 44, 31
5. 73 Anm.427 Anm.454 5. 52f. 5. 47 5. 35 Anm.154 Anm.110 Anm.403 S.121ff. 5 .121ff. Anm. 14 Anm.406 Anm. 14 5. 27
Anm.121 $. 85 $. 83 $. 81 $. 81 $. 88 $.182 Anm.119 5. 28 Anm.119 Anm.149 Anm.149 5.120f. $. 27 $. 15f. Anm.559 Anm.559 Anm. 27 5. 35 Anm.466
250
Index zitierter Stellen
SBH 66, Vs.74 SBH 67, Vs.3f. Senn. (OIP 2), S.99, Z.46 SETDA 1, Nr.139,2 SETDA 1, Nr.160,10 Si 750 Sp 131, 34-36 STT 28, i 20ff STT 28, iii 41f. STT 28, vi 26ff. STT 28, v 9ff. STT 69 STT 73, 36 STT 172, 24-41 STT 173, 1-6 STT 205, 5' TC 1, 5,4-7 TCL 1, 7,5-20 TCL 15, 1,3 TCL 16, 44 iii 32-33 TDP 154,23 TIM 2, 88, 2'-8' TIM 5, 68, 1-13 TIM 9, 59 Vs. 13'-19' TLB 1, 92, 32-38 TSA 18, Vs. ii 10 TSA 18, Vs. v 7 TSA 18, Rs. i 8 UET 3, 76 i 1 UET 6/1, 10, Vs.l0 UET 6/1, 78 iv 2'-3' UET 6/2, 410, Rs.8 "Urnammu, Tod des" Z.84-90 "Urnammu, Tod des" Z.125f. UVB 15, S.36,2ff. UVB 15, S.36,13 VAT 10126 i 19-20 VAT 11114 (=SVAT 18ff.)
Index zitierter Stellen
S. 34 Anm.152 Anm.408 Anm.350 Anm.350 Anm.174 S.207 Anm. 29 Anm. 29 Anm. 29 Anm. 85 S.l S~ff. S.188 S.131 Anm. 33 Anm.327 Anm.184 S. 40 S. 33 Anm.121 Anm.404 S. 54 S.143 S.220 S.133f. Anm.166 Anm.166 Anm.166 Anm.296 Anm.l06 Anm.121 Anm.468 S. 22 Anm. 35 Anm. 38 Anm.467 S. 69 S.107
VAT 13717 (=OrNS 17 Tf.12), 17-23 VS 1, 54, 15-19 VS 2, 64, 1-5 VS 16,5 Hülle 1-6 VS 16, 51, 4-6 VS 16, 51, 7-13 YBC 5142, Rs.30 YNER 3, Z.66-69 YOS 1,43 s. VS 1, 54 YOS 2,20, 5-15 YOS 9, 83 s. VS 1, 54 v ZA 21, S.248 Samsi-Adad I) ZA 50, S.70, Z.92f. (Sulgi) V
(
251
S.226 S.154 S. 32 S. 51ff. S. 42 Anm.222 Anm.385 S. 29f. S. 39 S. 70 S. 28
252
Index zitierter Stellen
Abkürzungsverzeichnis
Ugaritisch Aqht I 27 Aqht I I 16 RS 34.126=KTU 1.161 UT 3 (=KTU 1.41),48 UT 69 =KTU 6.13 UT 70 =KTU 1.14 Ugaritica V,13 (=KTU 1.109),3
Anm.251 u. Anm.251 u. Anm. Anm. Anm. Anm. Anm.
429 429 251 250 286 286 250
Phönizisch KAI 43,7 KAI 43,12
AGE ARAB BuA I I
Anm. 249 S. 64
Altes Testament Gen 15,2 Gen 35,4 Dt.28,16 I Sam.20,5 u. 24ff. I Sam.25,1 11 Sam.21, 12-14 I I Kg.4, 8-47 Jer.7, 33 Jer.8, 1-2 Ps. 79, 2
Abkürzungen richten sich nach R.Borger, Handbuch der Keilschriftliteratur 1-11 (1967-1975) und W.von Soden, Akkadisches Handwörterbuch 1-111 (1965-1981). Zusätzliche bzw. abweichende Abkürzungen:
Anm. Anm. Anm. Anm. Anm. Anm. S. Anm. Anm. Anm.
429 468 227 274 452 408 64 227 408 227
CRRAI CSTH Gi!. HGT JAAR KAI KK KTU NB OrAn RGG Senn. SETDA SKL STA ,;
TEL
K.L.Tallqvist, Akkadische Götterepitheta. StOr 7(1938) D.D.Luckenbill, Ancient Records of Assyria and Babylonia 1-11. Chicago 1926-1927 B.Meissner, Babylonien und Assyrien, Bd.II. Heidelberg 1925 =CRRA bei R.Borger und W.von Soden =TCS 3 bei R.Borger das Gilgame~ Epos =PBS 5 bei R.Borger Journal of the American Academy of Religion H.Donner/W.Röllig, Kanaanäische und aramäische Inschriften 1-111. I' 1971, 11' 1973, 111' 1976 B.Landsberger, Der kultische Kalender der Babylonier und Assyrer. LSS 6/1-11 1915 M.Dietrich/O.Loretz/J.Sanmart{n, Die keilalphabetischen Texte aus Ugarit, Teil 1: Transkription. AOAT 24(1976) =NBB bzw. NBr bei R.Borger und W.von Soden =G.rAnt bei R.Borger und W.von Soden Die Religion in Geschichte und Gegenwart', 1957-1965 D.D.Luckenbill, The Annals of Sennacherib. OIP 2(1924) Sh.Th.Kang, Sumerian Economic Texts from the Drehern Archive. Urbana/Chicago/London 1972 Th.Jacobsen, The Sumerian King List. Chicago 1939 E.Chiera, Selected Temple Accounts from Telloh, Yokha and Drehern. Philadelphia 1922 Ch.Virolleaud/M.Lambert, Tablettes economiques de Lagash copiees en 1900 au Musee Imperial Ottoman par Ch.Virolleaud. Paris 1968
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Tabelle 1: Tage der Auslieferung für kispu(m) und mälikG
Tag Monat Uranum
1 IX 218 iv XI 127
Malkänum
IX 114 i (.XII 418) XI~ XII 85
11
5
7
8
9
Lat!!lum Abum
~ibirtum
ohne Unterstreichung: für kispu(m) mi t Unterstreichung: für mälikü mit Unterstreichung: für kispu(m) u, mälikü 10-15 16 7-22 23 124 25 XI274(?) 1 XII 412 XII 543 XII 681 XII 96 XI I 192 XII 561
26 27
128
XI 231 XII 209 XI I 431 TIx 121 iii IX 123 (.IX 121 v) I~
DIGI.KUR
XII 450
Kinunum
XII 454
Dagan
XII 722
Lilliätum
VII 9 XI 156 (?) XII 473
B~let-biri
XII 30
Kiskissum
XII 3 XII 156
Ebürum
XII 173 XII 369 RA 64,34 (Nr, 26 )
XII 432 (IX 121 iii)
IX 201
9 30
IX 173
XII 437 (IX 121 iii)
unbekannt
IX 225/X I I 430 XII
342
---
;;;l
XII 585
17
~
XI 94 XII 453
E!_~
XII 108
XII 244 XII 723 XI! 282
------XII 364
IX 89(20 Ta9 ) XII 499
+
x,
XI 266
XI 118 XII 63 XII 641 (!) I<>
-----
8:
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~
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Tabelle 2: lieferungen rür kispu( •.) nach Jahr und Monat
IMonllt
Malkänum
Urahum
Unterstreichung: zuulllunstellende Monatsl iste
Abu.
lahhUlIl
Hibirull
"m~.1I1i
KinOnull
D~n
lilliähll
IJahr
I:ssyr. schaft
16.XII 192
"Jllflliniten"
f'lh"" ,.. 1 I"Musterung
ll
)lx.XII
116.XII 412jt.XII 418 ( .. IX 114 i)
I"Dur-JllhdUn-I 23 .XII lim tl
543
I1.XI 226 16.XI1561
LXII 209
16.XI 94
Monat
Kiskissulil
Jahr
::~~;;
25.XII 106
1~1
~aRla~1I
6elet-bIri
I.VII 9
I.Xl185 16.XII 96
Herr-
Tabelle Z fortsetzung
I.XII 30 16.XII 244
Herr-
I
"Jaminiten H "Thronde$
l.XII 431 4.XII 432 9.XI1437
410
1.XII 450 l.XII454 16.XII 453
I;XlIS6 7.XII 364 20+X.IX8
~
LXII 473
"Musterung
ll
RA 64 ,34, Hr. 28 J. $ulllu!alll/lil
(im 2.
x. XII 63 I,XII156
I.XII 173 1)(214 vi
~
LXII 396
53m3S"
1.IX 12J{ .. IX 121 v)
[büru.
11.
;;;'
~ 16.XI231 2B.IX 173
t:r' 16.)(11499
"Our-Jahdun-
IX 16!ivi
limt!
Cl>
~
Nl tlStatuedes
l.XI121
IX 71 iii
IIStatue des
Hatta"
16.XI 118
IX 216v
Hatta lt
l"mUball i ~um"
~
tlmuballituM n
~
, lunbekannt
I.IX 218 16.?Xr 274 16.XII 6BI
IX 221?ii' 7.IX 201 IX
I.XII 722 16. ?XtI 723
27 .XI 266
lunbekannt
x.XII 61,1
~
Tabelle 3a: Tageslieferung für ki6pu(m) in den Texten des 1. Typs Maß: q~
i: am 1. und 16. Beleg
Datum
n.K. n.GU n.e. n.m.
X.
XI IX XII XI XII
127 218 681 274 85 410
Urabum Urabum 16. Urabum 16. UralJum 1. Malkanum 1- Malkanum
20 50
4~?
16 44 14 x 14 14
10 20 10 x 10 10
2 4,1/2 2 x 2,15 SU 2
IX 114i XI 226 XII 96 XII 192 XI 231 XII 209 XII 431 !~! 123
Malkänum Malkänum 16. Malkanum 16. Malkanum 16. Lahum 1. Ab~m 1. Abum 1. !!ibirtum
40 20 2 3 20 3 18 20
5 5 x 4 5 5 4 4
14!1 14 10+x 14 14 14 14 17
10 10 10 10 10 10 10 10
2,15 SU 2
4 6 5 x 3 4 4
14 14 24 x 14 14 14 40 20 12 14 16
10 10 20 x 10 10 10 10
:H
IX IX XII XII XI XII XII XII XII XI XII XII
1. 1-
11-
121 v 1203 1. 244 16. 9 1. 156 1. 473 1. 30 1. 499 16. 3 1. 118 16. 173 1396 1.
!!ibirtum \!ibirtum Kinünum Lilliatum Lilliitum Lilliätum Belet-biri Belet-biri Kiskissum Kiskissum Ebürum Ebürum
x
5 16 4 x 4 5
20 x 20
1 I
20' 20 20
23 20 x 17 20
-
10 60 20 3 20
20 x? 4 15 10 20
5 4 4
-
10 10 10
Öl
Sonst
..,
g..
2 2 2 2 2,1/2 2,1/2 2 2 x 2 2 2 2,1/2 4 2 2 2
= ('I) ('I)
,.""
60 ma-KU-tum 20 6Cl<\qGm 1/2 cüXpum
t-.:> ~
--l
""ce <:;.
ii: an anderem
Ta~
Beleg
Datum
IX 173 XII 432 IX 201
28. LaOßum 4. Abum 7. Abum
XII 437 XII 364 XI
266
n.K.
v
n.GU.
n.e.. n.m • .6. 30
40
12, 20'
10 60
9. Abum
10
56
26
7. Lilliätum
17
27. Belet- biri
50
51 30
10
10
Öl
sonst
4,15 SU 1 6
70 ninda bwtJwm 3.6MqWn 10 a1a.ppänu 1 cüXpum 10 XamaArammu 15 .6Mq&n 1/2 cüXpum 23 iAququm 3.6amanammu 10 a1a.ppä:nu
4,1/2 10
35
2 3,1/2
...,
iii: an unbekanntem Tag Beleg
n.K.
Datum
v
n.GU
n.e.. n.m • .6.
~
Öl
sonst
~
..
CJ,)
IX XII IX XII XII XII
225 430 89 641 63 714
x. Labbum x. Labbum 20+x.Lilliätum x. Ebürum x. Ebürum
(11~kU 12 x+7 x x
6 1
1
q~
x
N.X, 30 x~ 20 2 4 25 10+x 1 6 14 10 x x+5 x+l0
2 3 2 x 70 ninda buJr.kum 30 se X.<.pf'd..
x •••
Tabelle 3b: Monatslieferung für f'd...6pu{m) in den Texten des 2. Typs Beleg
Monat
n.K.
IX IX IX IX IX IX IX IX IX IX IX
Uragum Malkanum Malkanum .Malkänum dIGI.KUR IHskissum Ebürum Ebürum Ebürum Ebürum Abum
105 185 105 40 40 40 110 5 46 95
217v 193vi 71vi 219iv 185v 98v 168vi 214vi 215v 216v 121Hi
n.GU
4 40
n.e.
n.m.
v
.6.
6 10 8
28 28 28
20 20 20
10 9
28 33
20 20
Öl 4 71 4,1/2 4 4 4 2 4 4, 5 20
sonst
15 SU
10 a1a.ppänu 15 6amiU!ammu
Tabelle 3e: Öllieferung für f'd...6pu{m) in den Texten des 3. Typs Beleg
Datum
Öl
Empfänger
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CJ,)
0" CJ,)
XII 561 XII 585 XII 450 XII 453 XI 94 XII 108 XII 454 XII 722 XII 723 XII 156 RA 64,34 (Nr.28) XII 614
16. Malkanum 16· !jibirtum 1. dIGI.KUR 16. dIGI.KUR 16. dIGI.KUR 25. dlGI.KUR 1. Kinünum 1. Dagan 16. Dagan 1. Kiskissum 1. Ebürum
3 x 2 2 2 2 2 2 2 2 1
5+x
2
Ilia~raia Ilia~raia
"
Balumenubb~
Balumenugbt Balumenubbt Balumenubb~ I1ia~raia
Balumenubb~
Balueenuhb~
lliasraia lliasraia
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Maß: q~, nur Öl tiq!u
Tabelle 4: Auslieferung für m~ku Beleg XI XII XI XII IX XII XII XII XII IX IX IX VII IX XI XII XII XII XII IX XII XII XII XII IX
127 85 226 418 219 192 209 431 342 123 121 203 8 89 156 473 30 282 499 98 173 396 63 641 205
Datum Ura!;tum Malkänum Malkanum Malkanum Malkänum Malkanum 1- Abum 1- Abum 30. Abum 1- tlibirtum 1. lJibirtum 1. Hibirtum ... 6. Kinunum 29+x. Lillia turn 1. Li 11 fä turn 1. LilUatum 1- Belet-bI'ri 8. Belet-bIri 16. Belet-bIri 1 (?). Kiskissum 1. Ebürum 1. Ebürum x. Eburum x. Ebiirum x. 1-
1. 1. 1. 1. 16.
-
n.K.
n.'lR.
Öl
3 3 3
2 1 2 1 4 x 2 2 2 6 2 2 6
15
3 3 3 3 10 3 5 10
sonst
15 15 15 15 15 15 15 15
..., §.
" 1f
30
l(qu) 3 3 3 3 5 3 3 10
1 2 3 2 30 2 2 5+x
""
15 15 15 30 15 15 15 15 x 15
10 n. e. 15 ma-KU-.:tum
x n.e