Springer-Lehrbuch
Weitere Bände siehe www.springer.com/series/1183
Ulrike Leopold-Wildburger • Jörg Schütze
Verfassen und Vortragen Wissenschaftliche Arbeiten und Vorträge leicht gemacht Zweite, vollständig überarbeitete Auflage
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Prof. Dr. Ulrike Leopold-Wildburger Universität Graz Institut für Statistik und Operations Research Universitätsstrasse 15 8010 Graz Österreich
[email protected]
Dr. Jörg Schütze Universität Graz Institut für Statistik und Operations Research Universitätsstrasse 15 8010 Graz Österreich
[email protected]
ISSN 0937-7433 ISBN 978-3-642-13419-7 e-ISBN 978-3-642-13420-3 DOI 10.1007/978-3-642-13420-3 Springer Heidelberg Dordrecht London New York Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2002, 2010 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandentwurf: WMXDesign GmbH, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem Papier Springer ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com)
Geleitwort
Nach eigenen Angaben haben viele Studierende kaum ausreichende Kenntnisse u¨ ber die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens. Zusammenschreiben und Pr¨asentieren von Abschlussarbeiten z¨ahlt neben der inhaltlichen Erfassung und Aufarbeitung eines Themas zu den schwierigsten Aufgaben w¨ahrend des Studiums. Mit dem vorliegenden Buch haben wir bereits vielen Ratsuchenden Hinweise geben k¨onnen und die vorliegende Auflage umfaßt eine Reihe von weiteren wertvollen Ratschl¨agen zum Thema Schreiben und Pr¨asentieren leicht gemacht. Um auf aktuelle Entwicklungen flexibel eingehen zu k¨onnen, bieten wir u¨ ber die Internetadressensammlung des Buches hinaus eine Webpage, die wir laufend versuchen zu aktualisieren: www.uni-graz.at/sor/verfassen-und-vortragen.html
Graz, Mai 2010
Ulrike Leopold-Wildburger J¨org H. Sch¨utze
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Vorwort zur zweiten Auflage
Auch an dieser Auflage haben viele Interessierte uns mit wertvollen Ideen und Anregungen unterst¨utzt, denen wir auf diesem Wege herzlichst danken. Hier seien vor allem Christian Grabner, Sarah Knights, Armin Leopold, Franz Leopold, Sylvia Murschitz, Helmut Riesslegger, Harald Rutter, Richard Theiss und Kurt Winter namentlich erw¨ahnt. Unser Dank gilt aber auch vielen Studierenden, die uns w¨ahrend der Lehrveranstaltungen diverse Hinweise geliefert haben und unser Bem¨uhen f¨ur eine Neuauflage unterst¨utzten. Frau Arleta Mietek war unerm¨udlich dabei, uns in das Schreibprogramm LaTeX einzuf¨uhren und stand jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Unser inniger Dank gilt Herrn Werner M¨uller und dem Springer Verlag f¨ur die angenehme Zusammenarbeit und rasche Drucklegung des Buches. Zum ersten Mal ist eines unserer B¨ucher nun als e-book verf¨ugbar, was f¨ur uns alle eine neue, spannende Erfahrung darstellt und wir auf die Reaktionen gespannt sein d¨urfen.
Graz, Mai 2010
Ulrike Leopold-Wildburger J¨org H. Sch¨utze
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Vorwort zur ersten Auflage
Der Einsatz unseres Manuskripts in Lehrveranstaltungen hat uns in der Absicht best¨arkt, dieses den Studierenden als Buch zur Verf¨ugung zu stellen. Der Inhalt basiert im Wesentlichen auf den Erfahrungen aus Seminaren f¨ur Studierende der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Karl Franzens Universit¨at Graz. Das Manuskript wurde mehrfach u¨ berarbeitet und an die neuesten Entwicklungen angepasst. Es handelt sich um eine ausgewogene Kombination notwendiger theoretischer Anleitungen mit einfach umsetzbaren, praktischen Beispielen, f¨ur die wir aus dem Kreis der Studierenden viele sinnvolle Anregungen erhalten haben. Wir geben zu Bedenken, dass es im wissenschaftlichen Bereich kein einheitliches Vorgehen gibt! Sie finden weder Generalkonzepte noch Zaubermittel! Das individuelle Erarbeiten verschiedener Themen und die Pr¨asentation von Ergebnissen k¨onnen auf unterschiedlichste Weise geschehen. In diesem Buch geben wir Hinweise, die sich auf effizientes Erarbeiten einer Thematik beziehen und Sie vor Fehlern be¨ wahren sollen. Die anwendungsorientierten Uberlegungen basieren sowohl auf traditionellen Methoden als auch auf modernen Technologien. In diesem Zusammenhang findet das Internet grundlegende Verwendung. Beachten Sie, dass Internetseiten h¨aufig zeitlich eingeschr¨ankt angeboten werden. Wir bieten daher auf unserer pers¨onlichen Homepage einen Service zum Aufrufen aller im Buch genannten Internetseiten. www.uni-graz.at.sor
Graz, November 2001
Ulrike Leopold-Wildburger J¨org H. Sch¨utze
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Inhaltsverzeichnis
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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1.1 Zeitkomponente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1.2 Zielkomponente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1.3 Zweckkomponente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1.4 Entdeckungsrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1.5 Begr¨undungsrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
1.6 Folgerungsrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1.7 Empfehlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft . . . . . . . .
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1.8 Rahmenbedingungen und Gesetzestexte . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1.8.1 Der Bolognaprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
¨ 1.8.2 Osterreichische Gesetzestexte zu Bachelorarbeiten und Masterarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2
Motivation und Konzentration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.1 Motivation und Ressourcen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.1.1 Vorschl¨age zur Mobilisierung unserer Motivation . . . . . 14 2.1.2 Vorschl¨age f¨ur einen Arbeitsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.2 Konzentration und St¨orungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.3 Ideen- und Kreativit¨atsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
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Inhaltsverzeichnis
2.4 Herausforderungen und Probleme verschiedener Art . . . . . . . . 24 2.4.1 Problemkommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2.4.2 Ein erfolgreiches Probleml¨osungsmodell . . . . . . . . . . . . 26 2.5 Individuelles Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.5.1 Lernen alleine oder in Gruppen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.5.2 Effizientes Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 2.6 Verwendung von B¨uchern und Vortr¨agen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 3
Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise . . . . . . . . . . . . 37 3.1 Methodologische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 3.2 Einleitung und Abstecken des Themas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.3 Definitionen und Erl¨auterungen suchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 3.4 Grundlegende Arbeiten sammeln, recherchieren und zitieren . 49 3.5 Dispositionen und Gliederungen erstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.6 Ordnen und Ausarbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 3.7 Folgerungen ziehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 3.8 Bewertung und Interpretation samt Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . 60 3.9 Abstract, Kurzfassung, Zusammenfassung und Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 3.10 Fußnoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 3.11 Literaturverzeichnis und Anh¨ange . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 3.12 Formale Kriterien und Merkblatt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 3.13 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 3.13.1 Beispiel f¨ur den Aufbau einer Arbeit aus dem Gebiet ¨ der experimentellen Okonomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 3.13.2 Beispiel einer Kurzfassung einer wirtschaftswissenschaftlichen Dissertation . . . . . . . . . . 73 3.13.3 Beispiel einer englischen Kurzfassung eines Beitrags u¨ ber Rationalit¨at . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
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3.13.4 Beispiel aus der Bev¨olkerungs- und Wirtschaftsstatistik 75 3.13.5 Beispiel aus der Politikwissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . 77 3.13.6 Beispiel aus den vergleichenden Geschichtswissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 3.13.7 Beispiel einer Simulationsstudie: Thema Konfliktforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 3.13.8 Beispiel f¨ur Einsatzm¨oglichkeiten von Kreativit¨atstechniken im Betriebswirtschaftslehreunterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 3.13.9 Beispiel aus der Mathematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 3.14 Checkliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 4
Moderne Technologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 4.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 4.1.1 Vorgangsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 4.1.2 Arbeitsplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 4.1.3 Teamarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 4.1.4 Campusnetzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 4.1.5 Dokumentation und Intersubjektivit¨at . . . . . . . . . . . . . . . 91 4.1.6 Flexibilit¨at und Automation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 4.1.7 Datenschutz und Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 4.1.8 Dateien und Versionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 4.1.9 Zielsetzungen und Vernetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 4.1.10 Zugriff auf weitere Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 4.2 Softwareauswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 4.2.1 Institutionelle Vorgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 4.2.2 Auswahloptionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 4.2.3 Mobiles Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 4.2.4 Zugriff auf gehostete Software im Campusnetzwerk . . 112
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4.2.5 Zugriff auf Webdienste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 4.2.6 Portable Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 4.2.7 Software zur Installation auf dem eigenen Computer . . 115 4.2.8 Bedienoberfl¨achen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 4.2.9 Programmerweiterungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 4.2.10 Lizenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 4.2.11 Dateiformate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 4.3 Text, Bild und Pr¨asentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 4.3.1 Wahl des Textverarbeitungsprogrammes . . . . . . . . . . . . 120 4.3.2 Textverarbeitung und Computerleistungsgrenze . . . . . . 121 4.3.3 Hinweise bei Verwendung a¨ lterer Wordversionen . . . . . 122 4.3.4 Sprachliche Korrektur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 4.3.5 Umgang mit Benutzerlexika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 4.3.6 Zitierungsabgleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 4.3.7 Drucken einer Abschlussarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 4.3.8 Grafikmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 4.3.9 Wahl des Pr¨asentationsprogrammes . . . . . . . . . . . . . . . . 128 4.4 Recherche und Verwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 4.4.1 Internetquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 4.4.2 Aufh¨anger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 4.4.3 Kopieren, Fotografieren, Scannen und Indizieren . . . . . 132 4.4.4 Literaturverwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 4.4.5 Standardsuchmaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 4.4.6 Metasuchmaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 4.4.7 Wissenschaftliche Suchmaschinen . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 4.4.8 Bibliotheksnutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 4.4.9 Interessenpooling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
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Vortragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 5.1 Kunst des Vortragens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 5.2 Ausstrahlung und Vorbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144 5.3 Atem¨ubungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 5.4 Organisation Ihres Vortrags . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 5.5 Wichtige Grunds¨atze einer guten Pr¨asentation . . . . . . . . . . . . . 149 5.5.1 Aufbau einer Pr¨asentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 5.5.2 Beispiele f¨ur den Stil eines Vortrags . . . . . . . . . . . . . . . . 152 5.5.3 Weitere Vorschl¨age f¨ur Ihren Vortrag . . . . . . . . . . . . . . . 154 5.5.4 Handout . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 5.5.5 Ihr Auftreten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 5.5.6 Motivation und Aufh¨anger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 5.5.7 Aktivierung der Zuh¨orerInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 5.5.8 Abschluss und Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 5.5.9 Kontakt mit der Betreuungsperson . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 5.5.10 Nachbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166
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¨ Verwendete und weiterfuhrende Literatur: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
Kapitel 1
Einleitung
Die Herangehensweise an eine wissenschaftliche Arbeit erfordert klare Zielsetzungen. W¨ahrend Fachbereichsarbeiten und Arbeiten zu Studienbeginn meist konkret ableitbare Zielvorgaben enthalten, steigert sich bei Seminararbeiten und besonders bei Abschlussarbeiten f¨ur ein Bakkalaureatsstudium und Masterstudium die Herausforderung, welche bei Dissertationen in der Regel am gr¨oßten ist. Dementsprechend bedarf es einer klaren Systematik f¨ur wissenschaftliches Arbeiten. ¨ Grunds¨atzliche Uberlegungen zum Thema Verfassen und Vortragen von wissenschaftlichen Arbeiten bestehen aus einem pragmatischen Teil und einem methodischen Teil. Eine sinnvolle Pragmatik fordert, dass wir uns mit den folgenden drei Komponenten auseinandersetzen: Zeit, Ziel, Zweck. Wir fassen diese Komponenten als 3-Z-Regel zusammen. Die zugrunde gelegte Methodik erfordert, dass wir uns dar¨uber Gedanken machen, wie wir wissenschaftliche Arbeiten erstellen (sollen). Wir werden auf die folgenden Relationen kurz eingehen: Entdeckung und Begrundung von Zusammenh¨angen und Ziehen von ¨ Folgerungen aus Tatsachen. Sobald der generelle Schwerpunkt Ihres Themas zumindest in groben Z¨ugen abgesteckt ist, sollte Folgendes festgehalten werden: Die Basis jeder wissenschaftlichen Arbeit wird prim¨ar durch eine inhaltliche Festlegung gebildet. Das heißt, das Thema ist allgemein fixiert oder eine bestimmte Fragestellung im Speziellen festgehalten. Wir bewegen uns dabei entweder vom Allge1
2
1 Einleitung
meinen zum Speziellen oder umgekehrt vom Speziellen zum Allgemeinen. Offensichtlich m¨ussen wir angrenzenden Gebieten Beachtung schenken, sowie gewisse Zusammenh¨ange fixieren, und im Hinblick auf m¨oglichst große Kreativit¨at jede Form von Betriebsblindheit vermeiden. Wissenschaft beruht auf der Erkenntnis, dass es in Bezug auf eine wissenschaftliche Fragestellung bereits Arbeiten gibt, die gewisse Grundlagen bieten k¨onnen. Beispielsweise lassen sich durch Abstraktion eines Begriffes wissenschaftliche Arbeiten ¨ im Nahbereich finden: Unternehmen, Uberbegriff : Makro¨okonomische Zusammenh¨ange. Beispiele f¨ur m¨ogliche Konkretisierungen: Unternehmen im betriebswirtschaftlichen Sinne, im volkswirtschaftlichen Kontext, Unternehmen unter dem Aspekt von human ressources etc. Dementsprechend wird ein m¨oglicher Handlungsspielraum wissenschaftlicher Arbeiten alleine durch solche Konkretisierungen deutlich, wobei der Ausgangspunkt relevanter Forschungsfragen zu beachten ist. Mit Charles Darwin gesprochen: Recognize the opportunity! Oder mit anderen Worten: Zur rechten Zeit am rechten Ort Erkenntnisse mit Begeisterung sammeln! Im Folgenden behandeln wir die 3-Z-Regel, die sich auf Zeit-, Ziel- und Zweckkomponenten bezieht.
1.1 Zeitkomponente Wir machen uns Gedanken u¨ ber den Zeitablauf und stellen die Frage: Wie viel Zeit brauche ich wof¨ur? Als Faustregel gilt, dass man f¨ur jedes Thema grob gesehen eine 1. Einarbeitungsphase, 2. Vertiefungsphase, 3. Auseinandersetzungs- bzw. Reflektionsphase, 4. Schlussfolgerungsphase und 5. Schreibphase einplanen muss. Allgemein l¨asst sich schwer etwas u¨ ber genaue Zeitspannen sagen. Generell ist es nur m¨oglich, darauf hinzuweisen, dass insbesondere die Phasen (2), (3) und (4) m¨oglichst ungest¨ort und m¨oglichst zusam-
1.2 Zielkomponente
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menh¨angend durchgef¨uhrt werden sollten. F¨ur eine Seminar- oder Projektarbeit im 3. oder 4. Studienjahr sollte man mindestens zwei Wochen f¨ur jede dieser Phasen reservieren. Sind Masterarbeiten unser Ziel, sollte man von mindestens je einem Monat ausgehen und bei Dissertationen f¨allt es u¨ berhaupt schwer, zeitliche Hinweise allgemeiner Natur zu geben. Ihr Zeithorizont kann keineswegs durch Hinweise dieses Buchs vorgegeben werden, sondern es kann nur darauf verwiesen werden, dass s¨amtliche Terminrestriktionen von vornherein ins Kalk¨ul zu ziehen sind und mit dem Betreuer/den Betreuern m¨oglichst fr¨uh gekl¨art werden sollten. Bedenken Sie den zus¨atzlichen Zeitaufwand, falls sich mehrere Betreuer – etwa einer Dissertation – auf einen Termin f¨ur Ihr Abschlussgespr¨ach einigen m¨ussen! Sind Sie Stipendienbezieher, sollten Sie beispielsweise die Phase (5) mit dem Ende Ihres Stipendiums abstimmen. Nat¨urlich sind s¨amtliche Termine f¨ur Ihre Zeitplanung von Bedeutung, sei es die Entlehnfrist Ihrer B¨ucher, die G¨ultigkeitsdauer Ihrer Bibliothekskarte, Ihres Internetzuganges bzw. Ihres Kennworts, Termine bez¨uglich der Abgabe Ihrer Arbeit, sowie pers¨onliche Termine und Zeitreserven, die es zu bedenken gibt.
1.2 Zielkomponente Die Zielkomponente ist die inhaltliche und methodische Festlegung, sowie die Bestimmung des wissenschaftlichen Werts Ihrer Arbeit. Wir stellen also die Frage nach unseren Handlungszielen. Wenn Sie Ihr Thema in groben Z¨ugen abgesteckt haben, sollten Sie sich u¨ ber den Inhalt und u¨ ber die m¨oglichen Methoden ins Klare kommen. Wie Sie sich am besten u¨ ber die inhaltliche Komponente Ihrer Arbeit informieren, werden die Kapitel 3 und 4 zeigen. Die Methode Ihrer Untersuchung sollte mit Ihrem Betreuer abgesprochen werden und ist nicht selten vom Untersuchungsgegenstand abh¨angig. Untersuchungen in medizinischen und biochemischen Gebieten beispielsweise oder in den Natur- und Sozialwissenschaften werden h¨aufig auf der Basis von konkreten Forschungen beginnen, also mit der Anwendung von empirischen Methoden. Beobachtungen u¨ ber einen bestimmten Zeitraum, experimentelle Studien bzw. Fallstudien sind dabei u¨ blich. Ein wichtiger grundlegender Tipp k¨onnte sein: Versuchen Sie, ein bestehendes Modell um nur einen Parameter oder zumindest nur um wenige Gr¨oßen zu ver¨andern, und f¨uhren Sie unter diesem speziellen Aspekt eine neue Untersuchung durch.
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1 Einleitung
H¨aufig kann es der Fall sein, dass bestehendes Material als Grundlage dient und neue Ergebnisse mit bereits Bestehendem verglichen werden bzw. Folgerungen gezogen werden sollten. In den Rechtswissenschaften etwa ist es naheliegend, Gesetzestexte miteinander zu vergleichen und gegebenenfalls Entscheidungen der Gerichte gegen¨uberzustellen, was insbesondere f¨ur den internationalen Vergleich einen großen Aufwand bedeutet, und f¨ur noch nicht v¨ollig ausjudizierte Gebiete, insbesondere in neuen, u¨ bergreifenden F¨allen einer umfangreichen (Rechts-)Datenbank bedarf. Arbeiten Sie beispielsweise als Historiker, k¨onnten Sie sich zum Ziel setzen, einer bestimmten Begebenheit eine neue, ungew¨ohnliche Interpretation zu geben. Dazu werden Sie Originalmaterialien bzw. Originalliteratur und entsprechende Recherchen brauchen. Auch hier sollte zwischen dem Erstellen eines Referates, einer Seminaroder Masterarbeit und dem Verfassen einer Dissertation unterschieden werden. W¨ahrend bei Referaten, Seminaren und Bakkalaureatsarbeiten ein ¨ Uberblick und eine gewisse Kenntnis des zur Diskussion gestellten Stoffgebietes dokumentiert werden soll, besch¨aftigen sich Masterarbeiten u¨ blicherweise mit dem Zusammenfassen und selbst¨andigen wissenschaftlichen Weiterverfolgen bestehenden Wissens. Eine Dissertation hat zum Ziel, eigenst¨andige, originelle neue Gedanken auszuarbeiten, die bisher in der Literatur noch nicht abgehandelt worden sind. Kreativit¨at und Originalit¨at sind gefragt! Das gesetzte Ziel darf keinesfalls außer Acht gelassen werden, in Nebensachen sollte man sich nicht verrennen.
1.3 Zweckkomponente Wir wollen hier den Zweck im Sinne des o¨ konomischen Prinzips verstehen: Sind die Mittel gegeben, dann sollte damit m¨oglichst viel erreicht werden; ist das Ziel vorgegeben, so ist es verst¨andlich und sparsam, daf¨ur m¨oglichst wenig einsetzen zu wollen. Die Erwartung, mit der eigenen Arbeit einen besonderen Beitrag zur Wissenschaft zu leisten, ist zu Beginn einer Arbeit verst¨andlich. Wissenschaftliches Arbeiten beruht auf vorhandenen Texten.
1.3 Zweckkomponente
5
Es ist durchaus sinnvoll, eigene Ideen vor der Literaturrecherche zu haben und diese bei den Thesen schriftlich zu fixieren. Das Austauschverh¨altnis zwischen Recherche und der vor der Recherche erfolgenden Konkretisierung von eigenen Ideen ist extrem wichtig, um f¨ur die Verfassungsperson klar zwischen eigenen, insbesondere neuen und bereits vorhandenen Ideen unterscheiden zu k¨onnen. Gerade bei der Erstellung erster wissenschaftlicher Arbeiten wird nach der Zuteilung eines Themas oft zun¨achst versucht, alles zum Thema Passende zu lesen. Dabei w¨are es von Vorteil, eine geeignete Mischung aus Lesen/Recherche und selbst¨andigem Denken zu finden. Also ein kybernetisches Vorgehen, wie sp¨ater beschrieben. Beispielhaft f¨ur eine gelungene Vorgehensweise ist hier die sp¨ater erl¨auterte Studienmethode nach Buzan anzuf¨uhren: Es ist fur ¨ Recherchen wesentlich, vorweg konkretisierte, meist schriftlich formulierte Problemstellungen l¨osen zu wollen. Wir besch¨aftigen uns mit dem organisatorischen Hintergrund und der Identifikation mit dem Thema. Frage: Sind Sie sich dar¨uber ins Klare gekommen, welche Fragestellung Sie sich vornehmen und wozu Sie diese Arbeit verfassen? Nachdem der Zeithorizont und sowohl inhaltliche als auch methodologische Ziele fixiert worden sind, sollte man in Ruhe entscheiden, ob man sich auch tats¨achlich ernsthaft auf die Arbeit einl¨asst. Hat man als Zweck bloß die formelle Erledigung vor Augen, dann sollen unsere Hinweise etwas zur Motivation beitragen und werden genauso von Bedeutung sein wie im Falle der v¨olligen Identifikation. Unsere Empfehlungen sollen Hilfestellung bei der effizienten Bearbeitung des Themas der Arbeit leisten. Stellen wir uns die Frage nach dem Zweck wissenschaftlicher Aussagen, so befinden wir uns im Bereich der Grundlagenforschung. Die Wissenschaftstheorie – science of science - ist die Theorie u¨ ber das wissenschaftliche Arbeiten, die vor allem die Fragen diskutiert, wie und warum Wissenschaft betrieben wird und mit welchen Folgerungen zu rechnen sein wird. Innerhalb der wissenschaftlichen Forschung lassen sich drei Relationen erkennen: • Die Entdeckungsrelation, • die Begr¨undungsrelation und • die Folgerungsrelation.
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1 Einleitung
1.4 Entdeckungsrelation Die Entdeckungsrelation will den Zusammenhang von bekannten Tatsachen und Neuem herstellen. Man kann die Frage stellen: Wie kommen neue wissenschaftliche Ergebnisse zustande? Sind gewisse Ph¨anomene entdeckt worden, versuchen wir sie zu beschreiben. Offensichtlich gilt f¨ur die exakte Beschreibung vieler Ph¨anomene, dass wir uns an einen Tatsachenbericht machen, dessen Objektivit¨at und Neutralit¨at idealerweise außer Zweifel stehen. Nicht selten werden mit der Art und Weise der Beschreibung unwillk¨urlich subjektive Empfindungen involviert sein. Wir m¨ussen entscheiden, ob wir beispielsweise die Oberfl¨ache eines Gegenstandes als glatt bezeichnen oder auf Grund eines sorgf¨altigen Blicks durch das Mikroskop als rau charakterisieren. Fragen dieser Art ziehen offensichtlich eine interessante grundlagentheoretische Diskussion mit sich, auf die wir hier nicht n¨aher eingehen k¨onnen. Gegebenheiten sollten u¨ ber die deskriptive Erfassung hinaus sowohl begr¨undet werden k¨onnen, als auch auf Grund gewisser Gesetzm¨aßigkeiten Mittel zur Prognose darstellen.
¨ 1.5 Begrundungsrelation Die Begr¨undungsrelation sucht nach Ursachen und Kausalzusammenh¨angen zwischen den vorliegenden Aussagen. Die Frage danach zielt auf eine Rechtfertigung wissenschaftlicher Tatsachen ab. Um eine Begr¨undung von allgemeiner G¨ultigkeit aufstellen zu k¨onnen, bedarf es (empirisch) gehaltvoller Hypothesen und Theorien. Hypothesen stellen Beziehungen auf bzw. dr¨ucken einen vermuteten Sachverhalt aus. Ihr Ziel besteht auf der Basis von Gesetzm¨aßigkeiten im Zusammenfließen zu Theorien und somit in der (kausalen) Erkl¨arung der Realit¨at. Einen detaillierteren Hinweis erhalten Sie in Kapitel 3 insbesondere im ersten Unterkapitel, das der Methodologie gewidmet ist. Ein besonderes Augenmerk muß der statistischen Analyse gewidmet werden, die allzu oft Verwendung findet, ohne dass die Inhalte und Zusammenh¨ange u¨ berpr¨uft werden.
1.6 Folgerungsrelation
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Besch¨aftigen Sie sich eingehend mit Ihrem Untersuchungsgegenstand und verlassen Sie sich nicht ausschließlich auf den Ausdruck eines Computerprogrammes!
1.6 Folgerungsrelation Schließlich will die Folgerungsrelation gewisse Allgemeinaussagen ableiten und f¨ur zuk¨unftige Ereignisse verwertbar machen. Die Fragestellung dazu lautet: Sind wir in der Lage, das Erforschte als Instrumentarium f¨ur zuk¨unftige Ereignisse zu nutzen? K¨onnen wir Vorhersagen u¨ ber zuk¨unftige Ereignisse machen? Vergleichen Sie dazu die Ausf¨uhrungen in Kapitel 3.1 und dar¨uber hinaus die wissenschaftstheoretische Literatur im Allgemeinen und lesen Sie beispielsweise Literatur von Karl Popper: Logik der Forschung, das es in verschiedenen Ausgaben/Auflagen gibt, etwa bearbeitet von Kreuth, erschienen im Akademieverlag, Berlin. Weiters empfehlen wir: Karl Popper: Alles Leben ¨ ist Probleml¨osen: Uber Erkenntnis, Geschichte und Politik, Piper, M¨unchen, 1996.
Prinzipiell ist es das Ziel methodologischer Forschung herauszufinden, ob und wie die Wissenschaft zu wahren Aussagen gelangt. Dabei ist Voraussetzung, dass man sich einig ist, was unter wahren Aussagen zu verstehen ist oder zumindest verstanden werden soll und welche Aussagen sinnvoll einer empirischen Untersuchung zugef¨uhrt werden k¨onnen. So revolutionierte beispielsweise der bekannte o¨ sterreichische Komponist Arnold Sch¨onberg die Tonkunst, indem er sie von herk¨ommlichen, u¨ ber Jahrhunderte hin g¨ultigen Bindungen befreite. Er war keineswegs der Einzige, der dies tat, aber er war der Erste, der daf¨ur eine stringente Systematik entwickelte. Seine Entdeckung unterstrich Sch¨onberg durch eine perfekte Begr¨undung des neuen Kompositionssystems durch zw¨olf nur aufeinander bezogene T¨one und begr¨undete somit die so genannte Zw¨olfton- oder Reihentechnik. Die herk¨ommlichen Mittel der Musik waren ersch¨opft, denn die u¨ ber Jahrhunderte ausgepr¨agte kanonische Tonartenbildung mit den großen Syste-
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1 Einleitung
men Dur und Moll und der traditionellen Funktionsharmonik war ausgereizt. Sch¨onberg hat zur Autonomie der Kunst einen zentralen Beitrag geleistet und durch seine Begr¨undung v¨ollig neue Welten ge¨offnet. Folgerungen und Verallgemeinerungen aus dem neuen Zw¨olftonsystem zogen andere Komponisten nach Sch¨onberg, indem sie weitere Systeme kreierten. Bei all den Zusammenh¨angen zwischen Beschreibung, Begr¨undung und Folgerung muss ins Kalk¨ul gezogen werden, dass die Wissenschaftstheorie keinesfalls eine einheitliche Lehrmeinung darstellt, sondern verschiedenste Positionen umfasst. Wir h¨angen hier bei unserem Vorgehen dem Kritischen Rationalismus, also der analytisch-nomologischen Richtung an, deren Hauptvertreter Sir Karl R. Popper (Logik der Forschung, 1976) darstellt. Demnach l¨asst sich das Grundprinzip empirischer Forschungsmethoden durch das Postulat der Abgrenzung zwischen empirischen und theoretischen Wissenschaften folgendermaßen formulieren: Alle Aussagen einer empirischen Wissenschaft sollen durch Erfahrung u¨ berpr¨ufbar und grunds¨atzlich auch widerlegbar sein. ¨ Nachvollziehbarkeit, Uberpr ufbarkeit und Widerlegbarkeit sind die ¨ wesentlichen Eigenschaften wissenschaftlichen Arbeitens. Bevor wir in weitere Details gehen, geben wir hier die grundlegende Empfehlung zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG Brosch¨ure 1999) wieder.
1.7 Empfehlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Regeln guter wissenschaftlicher Praxis sollen - allgemein und nach Bedarf spezifiziert f¨ur die einzelnen Disziplinen - Grunds¨atze insbesondere f¨ur die folgenden Themen umfassen: • allgemeine Prinzipien wissenschaftlicher Arbeit, zum Beispiel – lege artis zu arbeiten, – Resultate zu dokumentieren, – alle Ergebnisse konsequent selbst anzuzweifeln,
1.8 Rahmenbedingungen und Gesetzestexte
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– strikte Ehrlichkeit im Hinblick auf die Beitr¨age von Partnern, Konkurrenten und Vorg¨angern zu wahren, • Zusammenarbeit und Leitungsverantwortung in Arbeitsgruppen (Empfehlung 3), • die intensive Betreuung des wissenschaftlichen Nachwuchses (Empfehlung 4), • die Sicherung und Aufbewahrung von Prim¨ardaten (Empfehlung 7), • wissenschaftliche Ver¨offentlichungen (Empfehlung 11). L 1: www.dfg.de Deutsche Forschungsgemeinschaft ¨ L 2: www.oeaw.ac.at Osterreichische Akademie der Wissenschaften L 3: fwf.ac.at Fonds zur F¨orderung der wissenschaftlichen Forschung.
1.8 Rahmenbedingungen und Gesetzestexte 1.8.1 Der Bolognaprozess Im Jahre 1999 unterzeichneten die verantwortlichen Minister aus 29 europ¨aischen Staaten die sogenannte Bologna-Erkl¨arung: damit bekannten sich die betroffenen Staaten zum Ziel, bis zum Jahr 2010 einen gemeinsamen europ¨aischen Hochschulraum zu schaffen. Das Ziel des Bologna-Prozesses besteht prim¨ar darin, in Europa ein einheitlichen Studiensystem aus zwei Stufen einzuf¨uhren, n¨amlich Bachelor und Master. Damit sollen europaweit vergleichbare Abschl¨usse garantiert werden, die Verbesserung der Qualit¨at der Studien gew¨ahrleistet sein und die Steigerung der Mobilit¨at im Hochschulbereich vorangetrieben werden. Die grundlegende Idee besteht in der besseren Aussch¨opfung des vorhandenen Wissenspotenzials in Europa. Der Bologna-Prozess ist ein freiwilliger Prozess, der vor allem durch den Dialog der beteiligten Staaten und der eingebundenen Organisationen, der sogenannten Stakeholder, vorangetrieben wird. Der Austausch von Good Practice ist ein wesentliches Element der Zusammenarbeit. Auch u¨ ber 2010 hinaus werden die mittlerweile auf 46 angewachsenen Bologna-Mitgliedsstaaten, Hochschulen, Studierende und weitere Beteiligte an dem schwierigen Ziel einer vielf¨altigen, attraktiven und transparenten europ¨aischen Hochschullandschaft arbeiten.
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1 Einleitung
L 4: www.bmbf.de/pub/bologna_deu.pdf Die weitere gemeinsame Arbeit an der vollst¨andigen Umsetzung der Refor” men ist erforderlich, um die Attraktivit¨at der europ¨aischen Hochschulen zu steigern, die Mobilit¨at der Studierenden auszuweiten und das lebenslange Lernen fortzuentwickeln. Die Erh¨ohung der Mobilit¨at von Studierenden und akademischem Personal bleibt eines der Kernziele des Bologna-Prozesses.“ In diesem Sinne der Europ¨aischen Verst¨andigung und des Ideals des lebenslangen Lernens seien auch die Ausf¨uhrungen in dem vorliegenden Buch verstanden.
¨ 1.8.2 Osterreichische Gesetzestexte zu Bachelorarbeiten und Masterarbeiten Im Zuge des Bolognaprozesses wurde die Struktur des Studiums in drei Stufen gegliedert: Bachelor - Master - Doktorat. ¨ Die Uberschrift zu § 54 lautet: Bachelor-, Master-, Diplom- und Doktorats” studien.“ Der Paragraph § 54 Abs. 1 und Abs. 4 lauten: Die Universit¨aten ” sind berechtigt, Diplom-, Bachelor-, Master- und Doktoratsstudien einzurichten.“ Im Universit¨atsgesetz 2002 ist im § 51 folgende Formulierung f¨ur Bachelorarbeiten zu finden: ... eigenst¨andige, schriftliche Arbeiten, die im ” Rahmen einer Lehrveranstaltung abzufassen sind.“ Bei dieser Formulierung ist keine Betonung auf wissenschafliches Arbeiten gelegt. Demgegen¨uber beinhalten die Interpretationen von h¨oherwertigen Abschlußarbeiten sehr wohl die Betonung darauf, dass ein wissenschaftlicher Beitrag zu liefern ist. Die Formulierung im Universit¨atsgesetz 2002 lautet folgendermaßen: “Diplom- und Masterarbeiten sind demnach wissenschaftliche Arbeiten in den Diplom- und Masterstudien, die dem Nachweis der Bef¨ahigung dienen, wissenschaftliche Themen selbstst¨andig sowie inhaltlich und methodisch vertretbar zu bearbeiten.“ Birgit Aschemann betont in der Brosch¨ure Die Betreuung von Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten (2009, Graz), dass Bachelorarbeiten nicht zu den wissenschaftlichen Arbeiten z¨ahlen und deshalb die n¨aheren Bestimmungen im Curriculum des jeweiligen Studiums festzulegen sind und nicht
1.8 Rahmenbedingungen und Gesetzestexte
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wie bei wissenschaftlichen Arbeiten an satzungsrechtliche Bestimmungen gebunden sind. Eine solche Festlegung erfolgt im Zuge der entstehenden ¨ Curricula und es gibt dazu bisher in Osterreich eher informelle Regelungen. Die Umfangsangaben dazu schwanken in Abh¨angigkeit der Anzahl zu verfassender Bachelorarbeiten. Ebenso schwankt die Zuordnung von ECTSAnrechnungspunkten je nach Curriculum. Das Vizerektorat f¨ur Studium und Lehre an der Karl Franzens Universit¨at Graz hat die Erstellung dieser interessanten Brosch¨ure in Auftrag gegeben, die Lehrenden vielerlei Informationen zur Betreuung von Abschlussarbeiten bietet, aber auch Studierenden eine Reihe von Hinweisen zu liefern vermag. Die Betreuung von Abschlussarbeiten bedeutet nicht nur fur ¨ Studierende, sondern auch fur ¨ Lehrende eine besondere Herausforderung.
In der Brosch¨ure findet man zahlreiche Tipps, welche die verantwortungsvolle T¨atigkeit der Studierendenbegleitung beim wissenschaftlichen Schreiben reflektiert. Vom Eingrenzen des Themenbereichs u¨ ber inhaltliche Schwerpunktsetzungen, u¨ ber formale Anspr¨uche, sowie Fragen zur ad¨aquaten methodischen Herangehensweise reichen die in der Brosch¨ure behandelten Aspekte, die unter Lehrservice abrufbar sind. L 5: www.uni-graz.at/lss
Kapitel 2
Motivation und Konzentration
Wir besch¨aftigen uns in diesem Kapitel mit dem Themenkreis des Lernens, mit der erforderlichen Kraft, Probleme zu l¨osen, und mit der Motivation im Allgemeinen. Wir wollen folgende Aspekte aufgreifen: die Selbstmotivation, ¨ das schnelle Gewinnen eines Uberblicks, das Verhalten kurz vor der Pr¨ufung und die Organisation des Alltags.
2.1 Motivation und Ressourcen • Was hilft uns, unsere Motivation zu stimulieren? • Was motiviert f¨ur ein Studium? • Wie organisiere ich meinen Tag, wo lege ich Pausen ein, wo gibt es wartende Belohnungen? • Welches ist die richtige Lernmenge f¨ur mich? Wenn wir die Frage stellen, wodurch wir motiviert werden, so besch¨aftigen sich unsere Gedanken u¨ blicherweise mit bestimmten Menschen oder mit gewissen T¨atigkeiten. Manchmal ist es vor allem die Zusammenarbeit mit bestimmten Kollegen, manchmal sind es gewisse Themen oder die Verwendung bestimmter Arbeitsmittel, auf die wir uns freuen und die uns motivieren, beispielsweise ein Treffen mit Freunden, ein anregendes Telefongespr¨ach oder etwas anderes Erfreuliches. Das sind h¨aufig jene T¨atigkeiten, die Energie geben und von denen Sie anderen begeistert berichten k¨onnen. In der Analyse unserer Kraftspender liegt das Geheimnis, sich selbst f¨ur zuk¨unftige Aufgabenstellungen richtig einsch¨atzen zu k¨onnen. Wir sollen bewusst da13
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2 Motivation und Konzentration
mit umgehen, um uns Ziele und damit verbunden laufende und zuk¨unftige Belohnungen zu setzen. Auf diese Weise erhalten wir die Arbeitsenergie, die wir etwa f¨ur das Studium brauchen.
2.1.1 Vorschl¨age zur Mobilisierung unserer Motivation Die Motivation f¨ur das Studium, insbesondere f¨ur den n¨achsten Schritt im Studium, muss gefunden bzw. geschaffen werden. Sie ist der Energiespeicher f¨ur uns, der es uns erm¨oglicht voranzukommen. Stellen wir uns mit allen Farben, Formen, T¨onen und Gef¨uhlen vor, wie es sein wird, wenn wir diesen Schritt erfolgreich hinter uns gebracht haben werden. Welche Gef¨uhle werden wir dann haben, was werden wir tun, wem werden wir berichten, wie werden wir uns belohnen? Bei der Entscheidung f¨ur die Aufnahme eines Studiums sind neben dem Interesse am Fach und neben den erwarteten pers¨onlichen Entfaltungsm¨oglichkeiten, die guten Berufschancen, die attraktiven Verdienstaussichten, das Ansehen von Akademikern und die Chance auf neue interessante soziale Kontakte entscheidend. Wir sollten uns immer wieder in Erinnerung rufen, warum wir das Studium begonnen haben, gerade in den Momenten, in denen ein hohes Motivationsniveau gefordert ist. W¨ahrend des Studiums gewinnen dann weitere Motivatoren an Bedeutung. Etwa in der Gruppe der Freunde und der Bekannten weiter zu studieren, die Eltern oder den Professor nicht zu entt¨auschen, der Stolz, das NichtAufgeben, und vieles mehr. Allen voran setzen wir auf Durchhalteverm¨ogen und Leistungswillen kombiniert mit sorgf¨altiger Planung. Kleine Schritte zu einem angestrebten Ziel mit jeweils einer kleinen Belohnung erm¨oglichen die Aufrechterhaltung und Verst¨arkung der Grundmotivation, also ein gewisses Ressourcenmanagement. Nehmen Sie sich eine kleine Belohnung vor, falls Sie ein gewisses Ziel erreicht haben; etwa einen Kinobesuch nach erfolgreicher Klausur, eine Einladung nach der erfolgreichen Abgabe Ihres Manuskripts. Ziehen Sie Ihre Tagesbilanz! Das hilft Ihnen, im Vorhinein u¨ berlegen zu k¨onnen, ob Sie gerade zu Ihrer Zufriedenheit u¨ ber die Tagesleistung beitragen. Zusammenfassungen stellen immer eine gute Hilfe dar. Sie dienen Ihnen damit nicht nur im prim¨aren Lernbereich, sondern auch im Bereich der Motivation. Kurzfassungen und Zusammenstellungen aus Ihrem Stoffgebiet dienen als gewichtige Argumente fur ¨ Ihren
2.1 Motivation und Ressourcen
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Arbeitseinsatz w¨ahrend des Tages. Vielleicht sagen Sie manchmal abends: Das habe ich heute gemacht und geschafft! Ihre Lebensziele, Ihre positive Grundeinstellung f¨ur sinnvolle Werte, sowie Ihre Langzeitplanung setzen wir im Weiteren als gegeben voraus. Sie sollen sich vornehmen, Ihre Probleme als Chancen zu interpretieren. Beim motivierten Lernen gestatten Sie sich durchaus auch Fehler, Sie arbeiten eher spielerisch, sind mit dem Herzen dabei und f¨uhlen keinen Leistungsdruck. Dann k¨onnen bei Ihnen aus Fehlern und als Niederlagen empfundenen Situationen schon bald Herausforderungen und Chancen entstehen. Zuversicht und Vertrauen seien die Basis Ihrer Motivation! Je langfristiger Projekte angelegt sind, desto st¨arker sind Sie auf ein gutes Planungskonzept angewiesen. Daher kann die fr¨uhzeitige Kl¨arung von Oberzielen und Grundw¨unschen helfen, Ihre Leistungsbereitschaft und Leistungsf¨ahigkeit zu f¨ordern. Dabei verm¨ogen Sie mit einer sinnvollen Planung, sich und andere mitzureißen und zu motivieren! Die M¨oglichkeit einer Entscheidung liegt bei jedem selbst: Erst kommt der Reiz, dann erfolgt die Interpretation und zuletzt bedarf es der Reaktion. Es stellt sich die Frage, ob das Glas als halb voll oder halb leer betrachtet wird. Immer wieder wird auf einen Test zur¨uckgegriffen, in dem man eine Grafik betrachtet, die sowohl eine Vase als auch zwei Gesichtsprofile sozusagen als Vasenbegrenzung enth¨alt. Nur wenige erkennen in der Grafik sofort beide M¨oglichkeiten der Sichtweise. F¨ur optische Illusionen empfehlen wir Ihnen folgende Internetseite: L 6: www.eyetricks.com Eine Verhaltens¨anderung braucht allerdings ihre Zeit. Nicht wenige Verhaltensweisen liegen bei uns unterhalb der Bewusstseinsschwelle: Wissen Sie beispielsweise, welchen Schuh Sie sich morgens zuerst anziehen oder welchen Sie zuerst zuschn¨uren? Es dauert manchmal lange, sich des eigenen automatisierten Verhaltens bewusst zu werden. Darin lassen sich unsere Spielr¨aume erkennen. Mit Willenskraft, Kreativit¨at und bewusster Energie k¨onnen wir Handlungsraum gewinnen. Einzelne Motivationsfaktoren: • Energie-Bilanz basierend auf Entspannung und Schlaf, • Ern¨ahrung, Bewegung und Sport, • Pausen und Urlaub,
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2 Motivation und Konzentration
• Meditation und Stressbew¨altigung. Erfolg ist planbar! Dazu sehen wir uns im Folgenden kurz die Grunds¨atze einer Arbeitsplanung in Hinblick auf einen Tagesablauf an. In diesem Zusammenhang geht es naturgem¨aß auch um die Behandlung s¨amtlicher Ressourcen und Harmoniefaktoren: Auf der einen Seite die Finanzmittel, damit sind h¨aufig weitere Faktoren verbunden, wie Zeit, Gesundheit und Erholung, und auf der anderen Seite die sozialen Kontakte, die in Form eines m¨oglichst positiv anregenden Umfeldes durch Familie und Freunde gegeben sein m¨ogen. Wenn wir uns u¨ ber die Ressourcen f¨ur die wissenschaftliche Arbeit Gedanken machen, so geht es auch um die Beschaffung und Organisation von Details, wie etwa um • Ausweise, • Literaturbeschaffung, • Arbeitsger¨ate (Desktop, Laptop bzw. PDA/Organizer), • gegebenenfalls Reisemittel f¨ur den Besuch von Tagungen, Bibliotheksfahrten etc. Um Ihre Ressourcen nicht unn¨utz zu vergeuden, sollten Sie sich rechtzeitig um einen passenden Arbeitsplatz k¨ummern. Bei der Wahl des Arbeitsplatzes kommt es darauf an, St¨orungen so weit wie m¨oglich zu vermeiden. Temperatur, sowie Licht- und Luftverh¨altnisse sollten den eigenen W¨unschen entsprechen. Entscheiden Sie sich f¨ur oder gegen ein offenes Fenster, direktes oder indirektes Licht, entdecken Sie die Vorteile von Tageslichtlampen und von idealen Bildschirmeinstellungen. Nehmen Sie sich bewusst vor, fit zu bleiben, auch bei hoher Belastung! In gewissen Phasen helfen Obst, Getr¨anke und kleine Mengen an Traubenzucker, den Blutzuckerspiegel ausreichend hoch zu halten. Denken Sie an Bewegung und an eine ausgewogene Ern¨ahrung inklusive einer gen¨ugenden Mineralstoff- und Vitaminzufuhr. Ein fester Arbeitsplatz und regelm¨aßige Arbeitszeiten f¨ordern Ihre Arbeitsleistung.
2.1 Motivation und Ressourcen
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2.1.2 Vorschl¨age fur ¨ einen Arbeitsplan F¨ur die t¨agliche Planung ist die Beachtung nat¨urlicher Rhythmen von grundlegender Bedeutung. Seit langem haben sich Arbeitsbl¨ocke von ca. 45 bis 60 Minuten bew¨ahrt. Auf diese folgen dann Belohnungen in Form von Pausen mit Bewegung, Entspannung, Wasser, einem Apfel oder Kaffee. Sie k¨onnen Ihrer Schulerfahrung trauen: einer kleinen Pause von etwa f¨unf Minuten sollte nach der n¨achsten Einheit eine große von mindestens 15 Minuten folgen. Memo: Jeder Arbeitsblock beinhaltet auch eine Pause! Beispiel einer Tagesplanung in den Semesterferien: Vortag: Bereitlegen der Unterlagen 08:00 Uhr - 08:45 Uhr Bearbeiten/Lernen Thema I 08:45 Uhr - 08:50 Uhr Kurzpause, z. B. Tasse Kaffee, Apfel, Entspannungs- oder Streck¨ubungen 08:50 Uhr - 09:35 Uhr Bearbeiten/Lernen Thema I 09:35 Uhr - 10:10 Uhr Pause, z. B. Fr¨uhst¨uck oder kleine Erledigungen Themenwechsel 10:10 Uhr - 10:55 Uhr Bearbeiten/Lernen Thema II 10:55 Uhr - 11:10 Uhr Pause 11:10 Uhr - 11:55 Uhr Bearbeiten/Lernen Thema III 11:55 Uhr - 12:00 Uhr Kurzpause 12:00 Uhr - 12:45 Uhr Bearbeiten/Lernen Thema III 12:45 Uhr - 14:30 Uhr Mittagspause F¨ur die Zeit nach 14:30 Uhr schlagen wir Folgendes vor: Abwechslung am Nachmittag: andere T¨atigkeiten, etwa Treffen mit Lernpartnern, Literatursu¨ che oder Erledigungen, gegebenenfalls Korrekturlesen und Uberarbeiten von Manuskripten. Studierende, die zu Hause lernen, k¨onnen sich etwa vor dem Fr¨uhst¨uck bereits die ersten beiden Arbeitsstunden vornehmen, vielleicht unterbrochen durch den Genuss eines Apfels. Man kann sich dann w¨ahrend des Lernens auf eine Belohnung freuen: das Fr¨uhst¨uck. Auf alle F¨alle empfehlen wir, Arbeitsbl¨ocke thematisch zusammenzustellen, d. h. a¨ hnliche Abl¨aufe gemeinsam bearbeiten!
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2 Motivation und Konzentration
W¨ahrend des Semesters sollte man versuchen, sich m¨oglichst große Arbeitsbl¨ocke zu reservieren. Nach Festlegung des Stundenplanes ergeben sich l¨angere, noch nicht belegte Zeitspannen. Hier stellt sich die Frage, ob es einen geeigneten Lern-/Arbeitsplatz in zumutbarer Entfernung gibt. Dementsprechend k¨onnen nun Potenziale f¨ur Arbeitsbl¨ocke analog zum obigen Schema reserviert werden. Zu bedenken haben wir dabei nur, dass ausreichende Zeitreserven f¨ur Ortswechsel und Spontanes u¨ brig bleiben. Ein Soll-Ist-Vergleich am Ende eines Tages oder einer Woche entspricht einer sinnvollen Nachbereitung. Am Ende eines Tages bietet es sich an, mit sich selbst den Tag durchzurechnen in Form eines Zeitchecks: Wie viel Zeit habe ich f¨ur unterschiedliche Rollen verbraucht? Habe ich meinem Schwerpunkt gen¨ugend Zeit gewidmet? Bismarck hat einmal gesagt: Das Geheimnis meines Erfolgs ist, dass ich immer nur einen Hasen jage!
Sie sollten sich in regelm¨aßigen Abst¨anden die Frage stellen, wie viel Zeit Sie f¨ur Literaturrecherche, Internetsuche, tats¨achliches Zusammenschreiben und weitere Aktivit¨aten eingesetzt haben. Diese Zeitabrechnung ist ein SollIst-Vergleich und gleichzeitig Ansporn f¨ur die Zukunft. Sie erforschen, wo Ihre Zeitfresser waren, was Sie am n¨achsten Tag besser und effizienter machen k¨onnten. So lernen Sie, nicht zu viele Hasen gleichzeitig jagen zu wollen!
2.2 Konzentration und St¨orungen • Wie kann ich meine Konzentrationsf¨ahigkeit trainieren? • Wie entspanne ich mich richtig? • Wie vermag ich mit St¨orungen und Sorgen umzugehen? Offensichtlich stellt ein m¨oglichst unbeschwertes und sorgenfreies Arbeiten die Grundlage f¨ur gute Resultate und ressourcensparende Erfolge dar. Zun¨achst ist daf¨ur die Wahl des Arbeitsortes ohne St¨orungen und der Umgang mit anstehenden Verpflichtungen entscheidend. F¨ur Letzteres bietet sich das F¨uhren einer Liste unerledigter Aufgaben an: Leeren Sie vor dem Beginn des Lernens Ihre Gedanken, indem Sie anstehende Aufgaben und
2.2 Konzentration und St¨orungen
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Herausforderungen schriftlich fixieren. Hierbei helfen To-Do-Lists und Terminplaner. So k¨onnen Sie eventuell belastende Zusagen und Verpflichtungen unter Kontrolle halten und dem alten Grundsatz n¨aher kommen: Was ” Du heute kannst besorgen, ...“ Manchmal stellt sich beim Lesen von Fachb¨uchern die Frage: Was lese ich eigentlich, was war die Kernaussage des letzten Kapitels? Betriebsanleitungen, Fahrpl¨ane und allem voran wissenschaftliche Texte, sowie das Lernen im Allgemeinen erfordern Konzentration. Bewusste Aufmerksamkeit hat gewichtige Gegenspieler wie Erwartung und Gewohnheit. Wer Schwierigkeiten hat, seinen Verstand nur einer Sache intensiv zu widmen, sollte sich selbst trainieren: Arbeiten mit bewusst in Kauf genommenen St¨orungen sind eine M¨oglichkeit zum Training. F¨ur eine andere ¨ Ubungsm¨ oglichkeit als eine Konzentrations¨ubung ben¨otigt man einen PC ¨ mit einem Textverarbeitungsprogramm wie etwa Word. Die Ubungsbeispiele sehen etwa folgendermaßen aus (S¨atze ohne Leerzeichen, ohne Komma und ohne Punkt):
¨ EineandereUbungsm¨ oglichkeitben¨otigtdieHilfeeinesTextverarbeitungs programmeswieWord .... ¨ Noch besser ist der Ubungseffekt bei der Umwandlung in ausschließlich Großbuchstaben. Sie k¨onnen bei vielen Textverarbeitungen wie folgt vorgehen, um derartige Texte Ihrer Wahl selbst zu erzeugen. Kopieren Sie einen Text ins Word mit Bearbeiten, Inhalte einf¨ugen, unformatierter Text, z. B. einen englischen aus dem Internet von L 7: www.independent.co.uk Anschließend k¨onnen Sie alle Leerzeichen mit Suchen Ersetzen entfernen: Aktivieren Sie dabei das Feld, in dem der zu suchende Text einzugeben ist. Im Suchen-Feld tippen Sie einmal die Leertaste. Das Ersetzen-Feld lassen Sie frei. Jetzt w¨ahlen Sie Alle ersetzen. Anschließend sollten Sie noch alle Punkte und Beistriche auf diese Weise entfernen. Auf diese Weise ist der Text zu einer langen Buchstabenansammlung geworden. Entfernen Sie gegebenenfalls weitere Satzzeichen. Mit Strg-a k¨onnen Sie nun den ganzen Text markieren und mit Format-Zeichen-Grossbuchstaben in Grossbuchsta¨ ben umwandeln. Anschließend k¨onnen Sie diesen Text zu Ubungszwecken zur Steigerung Ihrer Konzentration verwenden.
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2 Motivation und Konzentration
Wer Sorgen hat, f¨ur den gibt es unterschiedliche Techniken, damit umzugehen. In der Theaterp¨adagogik wie auch im neurolinguistischen Programmieren (NLP) wird unter anderem mit sogenannter Dissoziation gearbeitet. Dabei versetzt man Sie in folgendes Szenario: Ich sitze im Theater und schaue auf jemanden, der aussieht wie ich und erlebt, was ich als ein belastendes Erlebnis aufgefasst habe. Dadurch, dass ich selbst im Publikum sitze, kann ich mich von der Handlung eher distanzieren und m¨oglichst bald ganz l¨osen. Neben der Entspannung des Geistes, also einer gewissen Sorgenfreiheit, ist ein ausgeruhter K¨orper entscheidend f¨ur unsere Aufnahmef¨ahigkeit bzgl. des Lernstoffes. Wir k¨onnen unserem K¨orper mit Bewegung und Abwechslung in den Lernpausen helfen, Verspannungen zu vermeiden. Manche Leute verwenden spezielle Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Yoga. Oft reicht eine Entspannung der Augen! Im Folgenden er¨ortern wir eine m¨ogliche Vorgehensweise, die beide Autoren selbst regelm¨aßig verwenden. Beruhigungstechnik: Augen – die Lichter der Seele! Reiben Sie die Handballen aneinander, bis sie sehr warm werden. Anschließend legen Sie diese Ballen auf Ihre geschlossenen Augen. Achten Sie auf einen geraden R¨ucken, atmen Sie 36 Mal tief ein und aus. Sie k¨onnen dabei beim Einatmen sagen Ich bin“ und beim Ausatmen ganz ruhig.“ So ler” ” nen Sie, sich nach nur wenigen Trainingseinheiten sehr schnell in einen ent¨ spannten Zustand zu versetzen. Am Ende der Ubung w¨olben Sie Ihre H¨ande u¨ ber Ihre Augen. Achten Sie darauf, dass Ihre Finger m¨oglichst wenig Licht durchlassen. In diesem D¨ammerlicht k¨onnen Sie Ihre Augen jetzt vorsichtig o¨ ffnen. Haben Ihre Augen sich an das D¨ammerlicht gew¨ohnt, so k¨onnen Sie die H¨ande langsam von den Augen abheben. Jetzt k¨onnen Sie sich das Ge¨ sicht zur Durchblutungsf¨orderung massieren. Wenn Sie diese Ubung nicht an Ihrem Arbeitsplatz machen m¨ochten, so gibt es vielleicht einen ruhigen, ungest¨orten Ort in der N¨ahe. Sollte es zeitlich f¨ur eine Entspannungs¨ubung nur knapp reichen, so hilft es Ihnen m¨oglicherweise auch, nur Gesicht und H¨ande mit kaltem Wasser zu k¨uhlen und dabei mit den H¨anden das Gesicht zu massieren. Mit Erfrischungst¨uchern und Kurzmassagen der Schl¨afen kann man sich gegebenenfalls schnell selbst behelfen.
2.3 Ideen- und Kreativit¨atsmanagement
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2.3 Ideen- und Kreativit¨atsmanagement • Wie kann ich Ideen finden? • Was sind die Kernaspekte von Kreativit¨atsmethoden? Beim L¨osen von Problemen geht es prinzipiell darum, Strukturen zu bilden, mit deren Hilfe bestimmte Ankn¨upfungen, Verbindungen, Beziehungen oder Assoziationen zu bestehendem Wissen m¨oglich sind. Offensichtlich hat jeder Mensch eigene Kombinationsf¨ahigkeiten, ein eigenes Sprachmuster, ein eigenes Verst¨andnis und eigene Vorstellungen. Dadurch ergeben sich personenbezogene, individuelle Assoziationen. Allgemein resultieren Reize aus den Erfahrungen, insbesondere gepr¨agt durch die Umgebung und in weiterer Folge aus den Interpretationsformen, die durch die jeweilige Kultur gegeben werden. Ihre spontanen Ideen sind meist a¨ ußerst wertvoll! Daher sollten Sie diese festhalten. Ideen sofort zu verwerfen, nimmt Ihnen die M¨oglichkeit, in einer ruhigen Phase diese auf gute Ans¨atze, auf einen grunds¨atzlichen Probleml¨osungsbeitrag hin untersuchen zu k¨onnen. Dokumentieren Sie Ihre Ideen. Vielleicht f¨allt Ihnen sp¨ater etwas Passendes dazu ein, sodass das Gesamtergebnis erstaunlich gut wird. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit l¨auft der Prozess der Generierung von L¨osungsbeitr¨agen rekursiv: ... - Suchen/Ordnen/Bewerten - Anpassen - Suchen/Ordnen/Bewerten Anpassen - Suchen/Ordnen/Bewerten - ... Im Rahmen Ihres Studiums haben Sie vielleicht die Gelegenheit, Ihre Beitr¨age in einer lockeren Runde zu diskutieren: Eine sogenannte Bastelstunde erfordert ein gewisses Maß an Vertrauen zur Gruppe. Bedenken Sie, dass ProfessorInnen und AssistentInnen Ihnen grunds¨atzlich helfen wollen. Beitr¨age und Kommentare sind u¨ blicherweise als Hilfe gedacht. Im Duden-Fremdw¨orterbuch ist unter dem Begriff Kreativit¨at der Ausdruck: Das Sch¨opferische, Sch¨opferkraft zu finden. Als Verb wird Kreativit¨at zu kreieren und hat die Bedeutung: ... etwas (Bedeutsames) schaffen. Adjektivisch gebraucht wird Kreativit¨at zu kreativ, das f¨ur: sch¨opferisch, Ideen habend u. diese gestalterisch verwirklichend steht (vgl. Duden Fremdw¨orterbuch).
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2 Motivation und Konzentration
Kreativit¨at ist das, was Ihnen die meiste Arbeit spart, da sich dabei Ihr eigener Beitrag herauskristallisiert und damit k¨onnen Sie gegebenenfalls auf eine ausschließliche Literaturarbeit verzichten! Kreativit¨at kann nicht befohlen und auch nicht erzwungen werden, ihr liegt vielmehr eine gewisse Motivation zu Grunde. Der kreative Prozess ist ein rekursiver Prozess, der viele Wiederholungen durchl¨auft und Schleifen zieht, wozu viele Einsichten notwendig sind, je nach Tiefe und Breite des zu behandelnden Themas. Nach den Aussagen von Linneweh (2002) sind Kreativit¨atstechniken planende Verfahren zur Produktion neuer Ideen. Sie sind abgeleitet aus allgemeinen Denkprinzipien (individuelle Kreativit¨at), aus Prinzipien der Kommunikation und aus sch¨opferischer Zusammenarbeit (soziale Kreativit¨at). Oft werden kreative Methoden als ein analytisch-systematisches Herangehen verstanden, bei dem nach einer Zerlegung in Eigenschaften bzw. in Merkmale bestimmte Ver¨anderungen oder gewisse Assoziationen versucht werden. Anschließend k¨onnen diese auf ihren geleisteten Beitrag hin untersucht werden. Daher sei an dieser Stelle auf einen Bezugsrahmen f¨ur kreative Methoden in Anlehnung an Schlicksupp (2004) verwiesen, der verschiedenste Formen ber¨ucksichtigt: Methode Brainstorming samt Abwandlungen BrainwritingMethoden Methoden der sch¨opferischen Konfrontation
Verfahrensmerkmal Repr¨asentanten Ungehemmte Diskussion, in der keine Brainstorming Kritik ge¨ubt werden darf; spontane Assoziationen Spontanes Niederschreiben von Ideen Methode 6-3-5
Stimulierung der L¨osungsfindung durch Auseinandersetzung und Konfrontation mit Bedeutungsinhalten, die nicht offensichtlich mit dem Problem in Zusammenhang stehen Methoden der Aufteilung des Problems in Einzelteile; systematischen L¨osung der Teilprobleme und ZusamStrukturierung menf¨ugen zu einer Gesamtl¨osung; Systematisierung von L¨osungsm¨oglichkeiten
Synektik
Morphologischer Kasten; Sequentielle Morphologie
¨ Damit geben wir Ihnen eine grobe Ubersicht der bekannten Methoden der Ideenfindung nach Durchf¨uhrungsmerkmalen entsprechend Schlicksupp. Wir unterscheiden generell die intuitiv-kreativen von den systematisch-analytischen Methoden zur Ideenfindung. W¨ahrend erstere Verfahren auf individueller Assoziation und Intuition aufbauen, beruht der Erfolg der zweiten Methoden auf einer Struktur- und Eigenschaftsanalyse. Letztere Me-
2.3 Ideen- und Kreativit¨atsmanagement
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thoden werden eher f¨ur schlecht strukturierte Probleme angewendet. Zu den systematisch-analytischen Methoden z¨ahlt man neben dem Morphologischen Kasten u. a. den Probleml¨osungsbaum, die sequentielle Morphologie und auch die SWOT-Analyse. Nachfolgend sehen wir uns am Beispiel des Einsatzes des Morphologischen Kastens eine Kreativit¨atsmethode genauer an. Der Begriff Morphologie stammt aus dem Griechischen und bedeutet Lehre der Gestaltung, Strukturierung, Formung. Diese Denkmethode geht weitgehend auf Fritz Zwicky zur¨uck, der eigentlich Physiker war. Mittels dieser Methode wird aus dem zu l¨osenden Problem ein Grundproblem herausgel¨ost. Anschließend erfolgt die analytische Zerlegung des Untersuchungsobjektes in seine Merkmale bzw. Parameter. F¨ur jeden Parameter wird versucht, mehrere L¨osungsm¨oglichkeiten zu generieren. In der Synthese k¨onnen die Merkmale unabh¨angig voneinander variiert werden. Beispiel: Geschlechtsneutrale Sprache F¨ur die wissenschaftliche Arbeit denke man beispielsweise an die geschlechtsneutrale Formulierung eines Satzes u¨ ber zu erbringende Leistungen f¨ur die Pr¨ufungsanmeldung: Studenten haben bei der Anmeldung zur Pr¨ufung den Nachweis zu erbringen, dass sie acht Semesterwochenstunden im Fach Mathematik absolviert haben. Das Kernproblem liegt hier in der Wahl des Subjekts/Objekts. Eine heute u¨ bliche L¨osung w¨are die Verwendung von Studierende“. In diesem Bei” spiel geht es allerdings um die Generierung von mehreren L¨osungen. Daher erweitern wir das Grundproblem auf das Verb in Kombination mit dem Subjekt/Objekt. Beim Merkmal Subjekt sind z. B. folgende Umschreibungen m¨oglich: • Geschlechtsneutrale Formulierung: Studierende ... • Doppelte Anf¨uhrung: Studentinnen und Studenten ... • Klammernsetzung: Student(inn)en, • Integrative Methode: StudentInnen. Es ist auch m¨oglich, das Subjekt/Objekt wegzulassen (Auslassung). Beim Satzbau beschr¨anken wir uns auf die Betrachtung des Verbs. Das Verb kann aktiv oder passiv verwendet werden. Im Folgenden fassen wir nun s¨amtliche Alternativen zusammen. Dabei er-
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2 Motivation und Konzentration
geben sich folgende M¨oglichkeiten: Das Subjekt oder Objekt kann jeweils entsprechend ver¨andert werden. Das Verb von Aktiv in Passiv ubergef uhrt werden! ¨ ¨ Es ergeben sich demnach vier Kombinationsm¨oglichkeiten beispielsweise im Falle einer Ver¨anderung des Subjekts: • Subjektsver¨anderung und aktiv: Studierende haben bei Pr¨ufungsanmeldung ... nachzuweisen. • Auslassung und passiv: Es sind ... zu absolvieren; Zur Pr¨ufungsanmeldung sind ... nachzuweisen. • Subjektsver¨anderung und passiv: Von Studierenden sind ...zur Pr¨ufungsanmeldung nachzuweisen. • Auslassung und aktiv: Wer ... absolviert hat, ...kann sich ... anmelden. Hiermit k¨onnen wir unser Problem als gel¨ost betrachten. Uns stehen nun vier Grundformen zur geschlechtsneutralen Formulierung zur Verf¨ugung. Weitere Informationen zum Prinzip eines Morphologischen Kastens finden Sie leicht im Internet.
2.4 Herausforderungen und Probleme verschiedener Art • Wie kann ich allgemein mit Problemen umgehen? • Wie finde ich das richtige Thema? Wir sind beim Anfertigen einer wissenschaftlichen Arbeit am Anfang typischerweise mit der Formulierung des Themas sowie mit der dazugeh¨origen Umsetzung besch¨aftigt. Dabei geht es h¨aufig um folgende Probleme: einen wissenschaftlichen Beitrag leisten, das Finden eines angemessenen Themas f¨ur eine wissenschaftliche Arbeit, die Formulierung des Themas, die Umsetzung in die Einzelkapitel, das Finden passender Literatur, sowie anderer Aufgaben. Doch auch mitten in der Arbeit ergeben sich Situationen, in denen kleinere Aufgaben auf den ersten Blick als kaum l¨osbar erscheinen. Wo kann man dabei ansetzen? Jedes Problem kann zur Belastung in Form eines Sorgenrucksacks werden.
2.4 Herausforderungen und Probleme verschiedener Art
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Daher erscheint es als eine gute Strategie, an solche Lasten m¨oglichst schnell heranzugehen. Es gilt zun¨achst einmal der alte Grundsatz: Problem erkannt, Problem gebannt!“ ” Das k¨onnten wir auch die Fixierung des Problems nennen. Hier ist unsere Kreativit¨at gefragt, im Sinne einer eigenst¨andigen Erschaffung von neuen Ideen. Unsere erste Aufgabe besteht darin, eine allgemeine Herangehensweise zu finden und das Problem zu fixieren. Nachfolgend bieten wir Ihnen verschiedene Vorschl¨age an.
2.4.1 Problemkommunikation Schreiben wir uns unsere Gedanken auf und kommunizieren wir das Problem! Alleine erscheint es oft schwierig, weiterzukommen, daher bietet sich eine Diskussion mit Freunden, Eltern, Kollegen u.s.w. an. Ob wir hier schriftlich oder m¨undlich vorgehen, ist Geschmackssache. E-Mail-Kontakt ist eine einfache Sache, um gegebenenfalls gleich mehrere Interessenten mit einzubeziehen. Stehen Kommunikationspartner gerade nicht zur Verf¨ugung, so hilft es, den ¨ Stoff mit seinen Schl¨usselw¨ortern/Kernbegriffen erst einmal als Uberblick zusammenzufassen. In diesem Zusammenhang kann das sogenannte Mindmapping verwendet werden. Dabei machen wir uns Notizen u¨ ber unsere Problemstellung, fertigen Darstellungen der Thematik auf m¨oglichst unterschiedlichen Wegen an und versuchen unsere Gedanken zu Papier zu bringen. Vielleicht finden Sie im Alleingang oder zumindest mit Freunden einen L¨osungsvorschlag. F¨ur spezielle Fragen k¨onnen die entsprechenden Internet-Dienstleistungen wie News-Groups verwendet werden. Fahrten zu Treffen mit Fachkollegen sollten in Erw¨agung gezogen werden, kosten aber oft viel Zeit und Geld, sodass man sich u¨ ber die Notwendigkeit, ein Seminar oder eine Konferenz besuchen zu m¨ussen, durchaus einige Gedanken machen sollte. Denken Sie nach u¨ ber die Vorgehensweise, wenn Sie Erfolg bei a¨ hnlichen Aufgaben hatten. Es kommt v¨ollig auf die bisher erworbenen Erfahrungen an. Wenn wir uns an unsere fr¨uheren Herausforderungen erinnern, die wir gemeistert haben, stellt sich die Frage, welche Vorgangsweise uns damals
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2 Motivation und Konzentration
voran gebracht hat. Denken wir an den F¨uhrerschein oder Klausuren in der Schule, an erfolgreiche Seminare, die Reifepr¨ufung und a¨ hnliche Situationen. Manchmal haben wir unterschiedliche Methoden angewandt, die uns mehr oder weniger Erfolg eingebracht haben. Nutzen Sie Ihre Erfahrungen, Ihre bisherigen Erfolge, Ihr Talent! Versuchen Sie das Problem immer wieder in l¨osbare Teilprobleme zu zerlegen! Allgemeines Herangehen an Probleme: • Definieren Sie das Problem, • Entwickeln Sie gute Ideen, • Nehmen Sie Abstand, • Reden Sie dar¨uber, ¨ • Uberschlafen Sie die Angelegenheit, • Suchen Sie Analogien!
2.4.2 Ein erfolgreiches Probleml¨osungsmodell In kurzer Form sei hier auf ein in Großbritannien entwickeltes Konzept verwiesen, das eine allgemeine Herangehensweise an ein Problem er¨ortert: Die Engl¨ander haben am Ende des 2. Weltkriegs folgendes sehr allgemeine Probleml¨osungsmodell entwickelt: Training within the industrial programme. 1. Schritt: Stellen Sie die Fakten zusammen! ¨ • Verschaffen Sie sich die Ubersicht! • Finden Sie heraus, welche Regeln und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit dem Problem gelten. • Suchen Sie Gespr¨ache mit den Beteiligten. • Sammeln Sie Meinungen und Emotionen zum Thema. • Stellen Sie sicher, dass Sie das richtige Ziel verfolgen.
2.5 Individuelles Lernen
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2. Schritt: W¨agen Sie ab und entscheiden Sie! • Ordnen Sie die Fakten in ihrem Sinnzusammenhang. • Erw¨agen Sie die gegenseitigen Einfl¨usse. • Pr¨ufen Sie, welche Maßnahmen und Handlungsweisen hier m¨oglich sind. ¨ • Uberpr¨ ufen Sie die Praktiken, Regeln, Vorschriften und Richtlinien. • Bedenken Sie m¨ogliche Effekte auf Einzelne und betroffene Gruppen, sowie auf das Verh¨altnis der Beteiligten untereinander. • Behalten Sie Ihr Ziel im Auge. • Ziehen Sie keine vorschnellen Schl¨usse! Schritt 3: Handeln Sie! • Handeln Sie selbst, oder brauchen Sie die Mitwirkung anderer? • Ist es n¨otig, Ihren Vorgesetzten/Betreuer einzubeziehen? • Beachten Sie, innerhalb Ihres Zeitplanes zu bleiben! • W¨alzen Sie Ihre Verantwortung nicht auf andere ab! ¨ ¨ Schritt 4: Uberpr ufen sie die Ergebnisse! • Wie schnell werden Sie revidieren? ¨ • Wie oft ist es n¨otig, Uberpr¨ ufungen vorzunehmen? • Beachten Sie Ver¨anderungen in der Leistungserstellung! Abschlussfrage: Haben Sie mit Ihrem Handeln Ihr Ziel erreicht?
2.5 Individuelles Lernen • Wie lerne ich? Wie verarbeite ich Anregungen? • Wie nutze ich Pausen am besten? • Welche Tricks f¨ur das Lernen kann ich leicht anwenden?
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2 Motivation und Konzentration
Haben Sie sich schon mal Gedanken dar¨uber gemacht, wie Sie mit sich selbst kommunizieren? Nehmen Sie sich jetzt 5 Minuten Zeit und notieren Sie, wie Sie Ihr individuelles Lernen beschreiben k¨onnen: Lernen Sie alleine oder in Gruppen? Schreiben Sie Zusammenfassungen oder verwenden Sie prim¨ar Lesezeichen? Welche Aufzeichnungstechniken verwenden Sie: Marker, Formen, Farben, Bleistift? Brauchen Sie Ruhe oder h¨oren Sie Musik neben dem Studieren? Haben Sie eher morgens, abends oder in der Nacht Ihre intensivsten Lernphasen? Wie oft wiederholen Sie den Stoff? Brauchen Sie den Druck vor dem Termin, sind Sie also ein Last-Minute Lerner?
Offensichtlich ist das Lernen eine ganz pers¨onliche Angelegenheit. Jeder muss f¨ur sich selbst die richtige Art und Weise des Lernens finden. Dennoch hat es sehr vielen Studierenden geholfen, ihr Lernverhalten sozusagen spielerisch f¨ur neue Ideen zu o¨ ffnen. Unsere Bitte an Sie lautet daher, dass Sie sich bei den folgenden Punkten u¨ berlegen, wann und wie Sie einmal ausprobieren k¨onnen, es anders zu machen.
2.5.1 Lernen alleine oder in Gruppen? Offensichtlich muss ein gewisser Schritt zur Ansammlung von Fachwissen im Selbststudium durchgef¨uhrt werden. Will man aber u¨ ber Probleme diskutieren oder Fragestellungen aufarbeiten, bew¨ahrt es sich immer wieder, den Versuch, in der Gruppe zu lernen, zu setzen. Dabei u¨ berlegen Sie sich, was Sie von Ihrem/n Partner/n an fachlichem Wissen erwarten und umgekehrt, welche Beitr¨age Sie leisten k¨onnen. Sicherlich haben Sie konkrete Fragen oder Problemstellungen, die Sie in der Gruppe diskutieren m¨ochten. Bei großem Stoffumfang hilft es vielleicht, den Lernstoff in Referate zu unterteilen. F¨ur spezielle F¨acher kommen wahrscheinlich nur wenige Lernpartner in Frage. Daher empfehlen wir so fr¨uh wie m¨oglich auf Partnerschaftssuche zu ge¨ ¨ hen. Uber die Hochsch¨ulerschaft, die Ubungen, oder auch Newsgroups im Internet, u¨ ber Vereine wie Thesis e.V. und am Weg u¨ ber Fachkonferenzen sollte es kein Problem sein, Lernpartner zu finden. Ideal ist es nat¨urlich, in den Lehrveranstaltungen Studienkollegen kennen zu lernen.
2.5 Individuelles Lernen
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Sowohl im Alleinstudium als auch in der Gruppe sollten Sie nicht vergessen, eine gute Einteilung Ihres Stoffgebietes vorzunehmen und nach entsprechenden Einheiten von etwa 45 Minuten unbedingt Pausen zu machen. Immer daran denken: Lernen geht einher mit einer genauen Pausenregelung und genugend Wiederholungen! ¨ Die Pausen bewirken neben dem Erholungscharakter eine Einteilung des Stoffes in eine rhythmische Abfolge. Wir k¨onnen uns besonders gut diejenigen Dinge merken, die wir zu Beginn und am Ende einer Lerneinheit studiert haben. Daher sollten zu Beginn der Lerneinheit eine Wiederholung des Wissenstandes zum Lernstoff und am Ende eine Zusammenfassung der Lerneinheit erfolgen. Manchen hilft es, sich f¨ur die Zeitkontrolle eines Weckers zu bedienen. So k¨onnen Sie sich ganz in den Stoff vertiefen. Schriftliche Aufzeichnungen und Zusammenfassungen, Exzerpte und Mindmaps helfen, sich die eigenen Entscheidungen u¨ ber Interpretation und individuell richtige Strukturierung des Lernstoffes zu dokumentieren. Sie werden oft benutzt, weil man davon ausgehen kann, dass man den Stoff wieder ben¨otigt. Exzerpte sind nicht nur sinnvoll, wenn der Stoffumfang (zu) groß ist. Lesen allein verleitet uns schnell zu einem u¨ bereilten Nat¨urlich! Daher sind schriftliche Umsetzungen ein erstes Sicherungsinstrument vor einem eventuellen Misserfolg. Um den Ansporn zu haben, etwas selbst erarbeiten zu wollen, bedarf es einer eigenst¨andigen Motivation. Manchmal ist bloß ein gewisser Druck von außen gegeben; man spricht dann von extrinsischer Motivation. In diesem Fall m¨ussen Anreize bzw. Incentives gesetzt werden, damit Sie Ihr Lernen mit positiven Reizen verbinden k¨onnen. Ideal ist es, wenn man beim Lernen eine konkrete Umsetzung vor Augen hat, beispielsweise einem Freund Zusammenh¨ange zu erkl¨aren, mit dem neuen Wissen ein Experiment oder eine empirische Studie zu konzipieren oder auch einen Vortrag zu diesem Stoff zu halten. In diesem Sinne hat Verstehen die Funktion jemandem etwas zu erkl¨aren. Daf¨ur sollten Sie als Vorbereitung sich selbst Ihr Programm f¨ur den Train the Trainer zusammenstellen. Sie suchen sich den Stoff nach Lernhilfen, Beispielen oder Analogien durch, mit dem Ziel, wie bei einem Hobby engagiert zu sein! Oft scheint sich ein Wechsel des Lernstoffes nach etwa zwei Stunden f¨ur die Mehrheit der Lernenden positiv auf den Lernerfolg auszuwirken. Nach der Nachbarwissenschaft kommt wieder der Kern Ihrer Arbeit. Genauso sollten wir es auch bei der Arbeit handhaben, wenn
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2 Motivation und Konzentration
wir unseren Konzentrationslevel hoch halten wollen. Nach der Bearbeitung des theoretischen Teils kommt zur Abwechslung eine weitere Aufbereitung Ihres Anwendungsteiles oder Sie widmen sich der Literaturrecherche. W¨ahrend die meisten f¨ur ein konzentriertes Lernen eine gewisse Ruhe und Ungest¨ortheit brauchen, kann es durchaus einmal interessant sein, es im anderen Extrem zu versuchen: Laute Musik oder ein laufender Fernseher bieten unter Umst¨anden die M¨oglichkeit, neue Einf¨alle zu generieren. F¨ur viele kann es klassische Musik sein, die leise im Hintergrund l¨auft und die Kreativit¨at und Lernen f¨ordert. Dennoch bleibt f¨ur die Mehrheit eine ungest¨orte Umgebung die beste Alternative. Weiterhin bietet es sich an, ab und zu einen Ortswechsel vorzunehmen. F¨ur viele Menschen gibt es einen Lieblingsplatz f¨ur gute Einf¨alle (Kreativit¨atsort), manche haben einen Ort f¨ur besonders effizientes Arbeiten (Arbeitsort). Zusammenfassend l¨asst sich sagen: Selbst¨andiges Aufarbeiten und eine Auseinandersetzung mit dem Lerninhalt, Arbeitsrhythmus mit Pausen und Abwechslung in einer angenehmen Umgebung bilden sinnvolle Grundlagen fur ¨ unsere Arbeit!
2.5.2 Effizientes Lernen
Wenn wir uns die Frage stellen, welcher Weg verwendet werden soll, um Inhalte m¨oglichst effizient zu lernen, gibt es keine einheitliche Antwort. Je nach Lerntyp bieten sich hier verschiedene M¨oglichkeiten des Vorgehens an. Wir unterscheiden verschiedene Lerntypen. Visueller Lerntyp: Lerntypen, die am besten auf der Sehebene angesprochen werden. Das Arbeiten mit Formen und Farben macht den Stoff eing¨angig und man braucht die geschriebene oder dokumentierte Ebene. Tipp: Schreiben Sie sich selbst die Inhalte zusammen! Verfertigen Sie Skizzen und Graphiken! Frage: Ist Ihnen klar, worum es geht?
2.5 Individuelles Lernen
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Auditiver Lerntyp: Das sind Lerner, die auf die H¨orebene fixiert sind. F¨ur diese besteht die Lernhilfe darin, sich selbst das Problem verbal zu beschreiben. Tipp: Zeichnen Sie Ihre Stimme auf! Frage: K¨onnen Sie sich ein Bild davon machen?
¨ Haptischer Lerntyp: Hier steht das Handeln im Vordergrund. Uber Bewegung und Anfassen kann dieser Lerntyp am besten lernen. Tipp: Probieren Sie m¨oglichst viel in den Griff zu bekommen! Frage: Klingt das vernunftig? ¨
Nat¨urlich ist eine eindeutige Zuordnung zu einem Typ keinesfalls leicht eindeutig m¨oglich. Meist handelt es sich um Mischtypen, f¨ur die die Vorgangsweise entsprechend anzupassen ist. Eine Mischung aus visuellem und haptischem Lerntyp verzeichnet oft Erfolge bei Einsatz des Mindmapping. Das ist ein Strukturdiagramm mit den wichtigsten Schl¨usselbegriffen. Es kann zur Dokumentation des Lernstoffes angewandt werden. Das Verwenden von Druckbuchstaben, unterschiedlichen Formen und Farben erh¨oht die Außergew¨ohnlichkeit derart, dass dieses Vorgehen oft eher ins Langzeitged¨achtnis aufgenommen wird. Eine wesentliche Voraussetzung f¨ur nachhaltiges Lernen ist die Ansprache beider Gehirnh¨alften, also der musisch-kreativen und der mathematischlogischen. Erstere rechte Hemisph¨are arbeitet vorwiegend mit Assoziationen, Bildern und Analogien. Die linke dagegen ist f¨ur analytische, lineare Denkvorg¨ange im Sinne von W¨ortern und Zahlen zust¨andig. Eine beiderseitige Ansprache sorgt f¨ur schnelleres Lernen. Hiermit leisten Sie einen Beitrag zur besseren Kapazit¨atsausnutzung des Gehirns, da wir Menschen leider nur etwa 10 Prozent unseres Gehirnpotenzials nutzen (vgl. Buzan). L 8: www.mind-map.com Meist schaffen wir es fast m¨uhelos, Lernstoff ins Kurzzeitged¨achtnis zu bekommen. Schwieriger wird die Direktaufnahme oder Transformation vom Kurz- ins Langzeitged¨achtnis. Hierf¨ur ben¨otigen wir entweder Wiederholungen oder eine gewisse Ungew¨ohnlichkeit bzw. Wichtigkeit. Aus dem Alltag hervorstechende Ereignisse und Vorstellungen werden direkt ins Langzeitged¨achtnis katapultiert. Auch dieses ist eine Frage der Assoziationen, also ¨ reizausl¨osender Erfahrungen. Manchmal reicht eine Uberzeichnung dazu aus
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2 Motivation und Konzentration
und manchmal wird der Lernstoff mit anderen Formen von Humor bzw. Tabus verbunden. Tipp: Versuchen Sie einen Anhaltspunkt herzuleiten oder eine Eselsbrucke zu bauen! ¨ Ganzheitliches Lernen bedeutet, auf m¨oglichst vielen Reizebenen gleichzei¨ tig angesprochen zu werden, z. B. durch die Uberarbeitung des Lernstoffes mittels einer Kombination aus Formen und Farben. Eine gute Methode zur Aufarbeitung des Lernstoffs bietet das Mindmapping. Dieses Strukturdiagramm der Schl¨usselbegriffe sieht von weitem aus wie ein Wurzelgeflecht eines Baumes. Je n¨aher man dem Stamm kommt, desto dicker werden die ¨ Aste. Mindmapping bietet eine individuelle Aufzeichnungsm¨oglichkeit ent¨ sprechend der eigenen Uberzeugungen. Es hat zum Ziel, sich alles leicht zu merken, durch Kombinationen mit anderen Strukturen, Assoziationen und Denkmustern. Im Mindmapping stehen nahe beisammen liegende Strukturen f¨ur pers¨onlich empfundene stoffliche N¨ahe. Es geht dabei um die Assozia¨ tionen und Uberzeugungen des Einzelnen. Durch die immer wieder zu treffenden Entscheidungen, wohin ein bestimmter Begriff als neuer Ast geh¨ort, durchdringt man den Stoff und dokumentiert die Entscheidung mit der Festlegung. So entsteht eine allm¨ahliche Verfertigung der Gedanken“ (Kleist). ” Tipp: Wir unterscheiden Oberbegriff und Unterbegriffe! Wir gruppieren relevante und weniger relevante Eigenschaften! Nur das eigene Harmoniekriterium z¨ahlt! Es entsteht eine Verknupfung zwischen ¨ Informationen und Gefuhlen. ¨ Wie beim Mindmapping, so gilt auch f¨ur andere Aufzeichnungstechniken die Regel, dass man nicht mehr als funf ¨ bis h¨ochstens neun Unterpunkte pro Kapitel geistig leicht verarbeiten kann. Der Mensch scheint mit mehr Aufteilung nicht zurechtzukommen. Weitere Informationen zu dem von Tony Buzan erfundenen Mindmapping im Internet.
¨ 2.6 Verwendung von Buchern und Vortr¨agen • Wie kann ich schneller Text richtig lesen und aufnehmen? • Wie bereite ich mich auf einen Vortrag als Zuh¨orer richtig vor?
2.6 Verwendung von B¨uchern und Vortr¨agen
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Zun¨achst sollte man sich nicht davon blenden lassen, dass die Aufnahme von Lerninhalt von den m¨oglichen Ankn¨upfungspunkten wesentlich abh¨angt. Wenn Sie also mit dem Stoff nicht von den Grundz¨ugen her vertraut sind, so werden Sie dann schnelles Lesen vielleicht als erstaunlich langsam empfinden. Sie sollten daher Ihre Erwartungen anhand der Neuigkeit bzw. Ver¨ trautheit des Stoffes regeln. Einfacher Stoff, z. B. Ubersichtsartikel oder Zei¨ tungsartikel bieten hier eine gute Ubungsm¨oglichkeit. Wichtig ist offensichtlich beim Lesen, dass Sie entsprechende Erwartungen haben und motiviert sind. Sie sollten sich dar¨uber klar sein, warum sie etwas lesen oder durcharbeiten m¨ochten, indem Sie ihre Ziele schriftlich fixieren. Ankn¨upfungspunkte f¨ur die Stoffaufnahme schaffen Sie sich durch die richtige Herangehensweise! Der beste Weg f¨ur eine rasche Printmedien-Aufnahme erscheint die soge¨ nannte organische Studienmethode zu sein (Tony Buzan). Uber folgende Punkte sollten Sie sich von Anfang an ins Klare kommen: • warum Sie dieses Buch lesen, • welche Fragen Sie an das Buch haben, • in welchem Bereich Sie vom Autor Probleml¨osungen erwarten. Anschließend sollten Sie sich das Inhaltsverzeichnis, Einf¨uhrung und Buchr¨ucken anschauen und einige kritische Fragen u¨ berdenken. Pr¨ufen Sie, ob das Buch Ihren Erwartungen entspricht und ob Sie das notwendige Ausgangswissen besitzen, um mit den verwendeten Begriffen arbeiten zu k¨onnen. Ist das Buch f¨ur Sie zu komprimiert und handelt es sich f¨ur Sie um ein bekanntes oder v¨ollig neues Fachgebiet? Wenn Sie erste Schritte in einer neuen Disziplin machen, sollten Sie mit Hil¨ fe von Lexika oder Ubersichtsartikeln f¨ur Lernende anderer Disziplinen gewappnet sein. Sie erhalten auf diese Weise die Kernaussagen Ihres Gebietes, das Wichtigste in komprimierter Form: z. B. Statistik f¨ur Mediziner. Mit Hilfe des Zwischenschritts kann es jetzt fundiert weitergehen. Sie k¨onnen ¨ das Buch grob durchbl¨attern, wie ein langsames Daumenkino. Großen Uberschriften und Darstellungen d¨urfen Sie dabei etwas mehr Zeit widmen. Anschließend stellt sich die Frage, ob sich die genannten Fragen kl¨aren lassen. Das sollte f¨ur das Assoziationsnetzwerk ausreichen! Es kommt nicht darauf an, den Stoff zu diesem fr¨uhen Zeitpunkt v¨ollig durchdrungen zu haben, sondern nur darauf, wesentliche Begriffe und Kernaussagen zuordnen zu k¨onnen.
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2 Motivation und Konzentration
Gehen wir an jedes Kapitel mit der Frage heran, was man davon wirklich braucht. Sie k¨onnen jeweils die Kapitelzusammenfassungen des Buches lesen. Auf diese Weise ist es m¨oglich, sich das Ankn¨upfungsnetzwerk f¨ur die Kernaussagen des Buches zu schaffen. Dabei ergeben sich sicherlich neue Fragen. Meistens wollen Sie das Buch mit allen seinen Details verwenden, manchmal reichen Ihnen vielleicht nur wenige Kapitel, die mit Ihrem Forschungsinteresse zu tun haben. Der Reihenfolge nach liest man u¨ blicherweise zun¨achst das Vorwort und dann unbedingt die Einleitung. Anschließend studiert man das (analytische) Inhaltsverzeichnis und damit die Gliederung sehr genau und arbeitet schließlich die Zusammenfassung(en) durch. Nachfolgend ben¨otigt man aus dem Fachbuch meistens nur noch jene Kapitel, die relevant f¨ur die momentane Forschungsarbeit sind. Nach der Schaffung der n¨otigen Vorkenntnisse bzw. bei sehr einfachem Stoff betrachten wir nun weitere Kernpunkte bez¨uglich schnelleren Lesens. Das Wichtigste ist, sich selbst nicht vorzulesen! Wir neigen dazu, beim Lesen innerlich mitzusprechen. Wir lesen dem Gehirn sozusagen vor. Dieses Ph¨anomen heißt Subvokalisieren. Es kostet eher Zeit, jedes Wort einzeln zu behandeln. Unser Gehirn ist in der Lage, wesentlich schneller die W¨orter und Wortgruppen aufzunehmen. Verwenden Sie zum Einsatz beim Lesen gegebenenfalls ein Zeigeinstrument, z. B. einen Bleistift oder auch den Zeigefinger. Dieses Instrument dient unseren Augen als Haltepunkt. Gerade bei ersten Gehversuchen des schnelleren Lesens versuchen die Augen den gewohnten Schritt: Jede Zeile Wort f¨ur Wort. Mit Hilfe des Zeigers f¨uhren wir die Augen u¨ ber den Text im Schnelldurchgang. Es ist zun¨achst schwer vorstellbar, jedoch gut erprobt. Unseren ¨ Augen reicht das Uberfliegen mehrerer Zeilen zur Sammlung von gen¨ugend Information f¨ur das Gehirn. Wir sind oft durchaus in der Lage, die Kernaussagen des Textes zu extrahieren und aufzunehmen. Beim Lesen nehmen wir uns nicht mehr einzelne Zeilen vor, sondern wir k¨onnen zu Beginn etwa drei Zeilen gleichzeitig u¨ berfliegen. Diese drei Zeilen gehen wir mit unserem Zeiger bei normaler Seitenbreite folgendermaßen an: Wir gleiten mit dem Zeiger u¨ ber den Text und ber¨uhren etwa das zweite Wort der mittleren Zeile, dann gleiten wir weiter zu einem in der Mitte stehenden Wort dieser Zeile und enden mit einem Antippen des letzten Wortes dieser Zeile. Zu Beginn sollten Sie es nat¨urlich langsam angehen lassen. R¨uckspr¨unge im Sinne des nochmaligen Behandelns bereits u¨ berflogener Textpassagen kosten nat¨urlich viel Zeit.
2.6 Verwendung von B¨uchern und Vortr¨agen
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Konsequenz f¨ordert Erfolge. Die Vorgehensweise beim Zusammenschreiben l¨asst sich mit gewisser Analogie auf Vortr¨age ubertragen. ¨ Zuerst sollten wir uns dar¨uber klar werden, wer vor uns mit welchem Ziel spricht. Heutzutage sollte es meistens gen¨ugen, einige Minuten im Internet zu suchen. Mit Hilfe dieses Mediums sollte man die wichtigsten Informationen zur Person und derzeitigen Position zusammentragen. Um einen Vortrag wirklich nutzen zu k¨onnen, gilt es, die Grundbegriffe und Grundaussagen verinnerlicht zu haben. Wer sich nicht sattelfest f¨uhlt, kann sich hier durch weitere Vorbereitung vom passiven zum aktiven Zuh¨orer entwickeln. Vielleicht ergeben sich mit Ihren Einsichten Ankn¨upfungspunkte zu aktuellen Fragen bzw. Fragen zu Ihrem wissenschaftlichen Thema. Checkliste in Bezug auf Motivation und Ressourcen: • Haben Sie Ihr Ziel positiv und m¨oglichst konkret formuliert? • Sind die ben¨otigten Ressourcen vorhanden, bzw. fehlt noch etwas? • Bestehen potentielle Hindernisse auf dem Weg zum Ziel, bzw. wie k¨onnen sie bew¨altigt werden? • Versuchen Sie eine Evaluierung Ihres Vorgehens! • Sind Sie sich u¨ ber die grundlegenden Schritte zu Ihrem Ziel im Klaren und halten Sie sich die konkreten Vorteile bei Zielerreichung vor Augen?
Kapitel 3
Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
Wenngleich ein Großteil Ihrer Informationen, die Sie sich selbst¨andig erarbeiten, aus dem Internet kommen wird, empfehlen wir dennoch in traditioneller Art und Weise Ihre Arbeit vorzubereiten. Wir k¨onnen dieses Kapitel auch Arbeiten mit Papier und Bleistift nennen, denn wir greifen auf B¨ucher und Zeitschriften in u¨ blicher Form zur¨uck. In diesem Kapitel haben wir vor allem das traditionelle Vorgehen zum Zusammenschreiben einer Arbeit vor Augen. Offensichtlich beh¨alt vieles von dem hier Erw¨ahnten auch im Kapitel moderne Technologien G¨ultigkeit. Des Weiteren werden Sie das eine oder andere Mal auch auf Hinweise stoßen, die f¨ur die Kommunikation nach außen, insbesondere f¨ur Ihren Vortrag von Relevanz sein k¨onnen. Damit wird die Einheit des Buches deutlich. Wir besch¨aftigen uns mit einer Materie, die in vielerlei Versionen bzw. in verschiedenen Zusammenh¨angen zum Tragen kommen kann. Bei einer derartigen Zusammenstellung von Ideen ergibt sich h¨aufig, dass ein und dieselbe Idee mehr als einmal auftaucht, gegebenenfalls auch in verschiedenen, aber a¨ hnlichen Kontexten. Manchmal versuchen wir mit Querverweisen auf die a¨ hnliche oder gar analoge Situation hinzuweisen, allerdings w¨urden dauernde Wiederholungen von Querverweisen die Z¨ugigkeit der Behandlung eines Themas unterbrechen und der Lesbarkeit des Buches abtr¨aglich sein. Das Motto dieses Kapitels sei: Zeit nehmen und aufgeschlossen sein! Nach einigen grundlegenden Gedanken zum methodischen Vorgehen werden wir folgendes Prozedere vorschlagen: • Abgrenzen des Themas, • Definitionen und Dispositionen suchen und sammeln, 37
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
• Grundlegende Arbeiten sammeln und recherchieren, • Dispositionen und Gliederungen erstellen, • Ordnen, Ausarbeiten, Folgerungen ziehen, • Bewerten, Interpretation samt Ausblick und Zusammenfassung, • Fußnoten, Zusammenfassung, • Literaturverzeichnis und Anh¨ange. Wir listen ferner die wichtigsten formalen Kriterien auf und geben einige Beispiele aus verschiedenen Disziplinen. Dabei werden Sie eine gewisse Systematik innerhalb etlicher unterschiedlicher Disziplinen erkennen k¨onnen, allerdings technisch-naturwissenschaftliche F¨acher haben oft sehr spezielle Vorgaben, die gesondert zu beachten sind.
3.1 Methodologische Grundlagen ¨ • Haben wir uns ein allgemeines Vorgehen, mit dem Ziel einen Uberblick zu liefern oder eine detaillierte, empirische Einzelstudie vorgenommen? • Schreiben wir eine theoretische Arbeit oder besch¨aftigen wir uns vorwiegend mit einer empirischen Studie? Der Einstieg zu diesem Kapitel k¨onnte nat¨urlich unterschiedlicher Art sein. Wir beginnen mit einem methodologischen Abriss, weil immer wieder am Beginn einer wissenschaftlichen Arbeit die Frage nach dem methodischen Vorgehen gestellt werden soll. Offensichtlich ist aus der Art und Weise, wie Sie Ihre wissenschaftliche Arbeit verfassen, auch ein prinzipielles Vorgehen bzw. eine Methode fixiert. Die Grobeinteilung in Theorie und Empirie kann eine grundlegende Unterscheidung darstellen, die aber keineswegs dichotomer Natur ist: Oft fließen diese Bereiche ineinander u¨ ber, manchmal wird es von Vorteil sein, sie zu trennen oder gar gegen¨uber zu stellen. Auf alle F¨alle ist zu bedenken, dass es sich um einen Prozess handelt, dessen Grenzen Sie erst im Laufe der Arbeit zu erfassen verm¨ogen. Mit einem theoretischen Ansatz zu beginnen, involviert in erster Linie, dass man sich grunds¨atzlich mit herrschenden Lehrmeinungen auseinandersetzt, diese von der Basis her verfolgt, er¨ortert und diskutiert, gegebenenfalls auch in Zweifel zieht. Meist l¨asst sich die Theorie nicht in wenigen Worten
3.1 Methodologische Grundlagen
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veranschaulichen - denken wir etwa an den komplexen Ansatz der Relativit¨atstheorie. Wenn Sie sich viele und gegebenenfalls unterschiedliche theoriebasierte Unterlagen zusammensuchen, k¨onnte zutreffen, dass Sie sich der ¨ Gefahr aussetzen, kaum einen Uberblick zu erlangen. Bleiben Sie jedoch zu sehr an wenigen Unterlagen oder gar an einer einzigen Grundlage h¨angen, setzen Sie sich wiederum der Gefahr aus, zu einseitig zu sein. Falls Sie an weiterf¨uhrenden Gedanken u¨ ber Theorien interessiert sind, u¨ berlegen Sie sich, ob Ihr Vorgehen eher an einer beschreibenden, also deskriptiven Theorie orientiert ist, oder eher normativen, also pr¨askriptiven Charakter hat und damit fur ¨ Vorhersagen eine gute Grundlage bildet. Offensichtlich steht diese Zweiteilung in deskriptive und normative Theorie auch mit dem Wissensgebiet, in dem Sie sich befinden, in gewissem Zusammenhang, wobei wir hier der Tendenz zur Einheit der Wissenschaften zuneigen. Der empirische Ansatz bedeutet, dass wir uns auf die Erfahrung beziehen, und deshalb wird es h¨aufig der Fall sein, dass Sie eine konkrete Studie oder eine spezielle Untersuchung durchf¨uhren, bei welcher der Erkenntnisgewinn durch die Realit¨at im Mittelpunkt steht. Allerdings sammeln wir Erfahrung nicht ausschließlich durch Beobachtung, sondern auch durch Experimente (sowohl Feldexperimente als auch Laborexperimente), durch Umfragen mit Hilfe von Frageb¨ogen und durch Interviews. Beispielsweise geben im Falle einer arch¨aologischen Studie die Ausgrabungsst¨ucke zu verschiedensten Schlussfolgerungen und Thesen Anlass. Vielleicht unterst¨utzen diese Teile eine Theorie, die Sie bereits in der Literatur gefunden haben. Unter einer empirischen Studie versteht man also s¨amtliche konkrete Beobachtungen und Detailarbeiten, die sich in der Realit¨at ereignen und einer konkreten Nachforschung bed¨urfen. Diese Forschungen und Studien empirischer Art k¨onnen unterschiedlicher Natur sein: • Beobachtungen aller Art, • Erfassen und Messen der uns interessierenden Ph¨anomene, • Sammeln von Daten aller Art, • Ziehen von Stichproben, (klinische) Untersuchungen einzelner Patienten bzw. Versuchspersonen, • Fragebogenerhebungen und Interviews, • Experimentelle Studien, sowohl in freier Natur (Feldstudien) als auch im Laboratorium (Laborexperiment), • Zusammentragen konkreter Erhebungen,
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
• Ziehen von Schlussfolgerungen, • Versuch von Verallgemeinerungen f¨ur zuk¨unftige Aussagen. Einige interessante Gedanken dieser Art lassen sich in Arbeiten u¨ ber Methodologie etwa von Reinhard Kamitz (1980) und Winfried Stier (1999) nach¨ lesen. Uber Modellbildungen empfehlen wir die Darstellungen von Dieter D¨orner (2003), Wolfgang Eichhorn und Ulrike Leopold-Wildburger (2000), sowie Gerd Gigerenzer (1992). Allgemeine Grundlagenforschung dient aber keineswegs bloß der Befriedigung der Neugier einiger Wissensdurstiger - sie ist, wie das Wort schon sagt, die Grundlage unseres wissenschaftlichen Vorgehens, und nur sie vermag Ordnung und Einteilung unserer Konstrukte zu schaffen. Auf der Basis von fundierten Vermutungen, sogenannten Hypothesen, versuchen wir Gesetzm¨aßigkeiten zu erfassen, die wiederum ihrerseits die Grundlage fur ¨ eine Theorie bilden. Die Grundlagenforscher und Philosophen Carl Gustav Hempel und Paul Oppenheim entwickelten bereits 1948 eine Theorie des Erkl¨arens, die als Hempel-Oppenheim-Schema, kurz als H-O-Schema, h¨aufig auch als Gesetzesschema bzw. Subsumptionsmodell bekannt wurde. Dabei wird ein Ereignis folgendermaßen erkl¨art: Ein bestimmtes Ereignis wird aus einem allgemeinen Gesetz und einer Reihe spezieller Bedingungen gefolgert. Das Hempel-Oppenheim-Schema hat folgende Struktur: 1. Allgemeine Gesetze, aus denen Folgendes entnommen werden kann: • Falls die Situation a des Typs A, • b des Typs B, ... • und auch n des Typs N vorliegen, • dann liegt die Situation x des Typs X vor. 2. Anfangs- und Randbedingungen: Die Situationen a, b, ... und n des jeweiligen Typs liegen vor. 3. Folgerung: Die Situation x des Typs X liegt vor. Dann heißt die Situation x erkl¨art (nach Hempel und Oppenheim). An Stelle von Situation kann man nat¨urlich Verschiedenes einsetzen, wie z.B.: das Ereignis oder der Sachverhalt. Grundlagenforschung ist von unsch¨atzbarem Wert, wenngleich die M¨oglichkeiten ihrer Anwendung h¨aufig nicht sofort greifbar sind. Nehmen wir
3.1 Methodologische Grundlagen
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beispielsweise aus der Biologie das Thema Infektionskrankheiten: Als Mediziner in der angewandten Forschung damit begannen, Krankheiten wie Pest, Typhus, Cholera, Kinderl¨ahmung oder Influenza zu bek¨ampfen, waren bereits wichtige Ergebnisse aus der biologischen Grundlagenforschung vorhanden. Die Grundlagenforscher hatten entdeckt, dass Viren und Bakterien die Ausl¨oser f¨ur Infektionskrankheiten darstellen. Auf Grund der Tatsache, dass man die Lebensgewohnheiten dieser Mikro-Organismen erforscht hatte, war nun der Start frei f¨ur die Bek¨ampfung dieser Krankheiten. Und mit jedem Wissenszuwachs am Gebiet der Grundlagenforschung w¨achst auch die Chance f¨ur wirkungsvolle, effiziente Ergebnisse im Kampf gegen Krankheiten. Das Prinzip des Zusammenwirkens von Grundlagenforschung und angewandter Forschung entspricht der Balance zwischen Theorie und Praxis. Sie sollten einen guten Teil Ihrer Zeit u¨ ber die diesbez¨ugliche Ausgewogenheit Ihrer Arbeit nachdenken. Wenn Sie sich Gedanken u¨ ber Ihr Thema machen, sollten Sie sich ins Klare kommen, dass eine Fragestellung, die sowohl Sie als auch Ihren Betreuer interessiert, besonders gut geeignet ist. In Anlehnung an Umberto Eco sei hier hervorgehoben, dass man in keinem Fall von einem schlechten Thema sprechen sollte. Wenn man gut arbeitet, zieht man auch aus zeitlich oder r¨aumlich scheinbar abseits liegenden Themen großen Nutzen. (U. Eco, 2010). In diesem Zusammenhang hebt er her¨ vor, dass Karl Marx seine Dissertation nicht u¨ ber politische Okonomie, sondern u¨ ber Epikur und Demokrit verfasst hat. Griechische Philosophie dient demnach als Grundlage und Denkmethode f¨ur die Analyse historischer und o¨ konomischer Probleme! Weiters wird f¨ur Ihre Arbeit von grundlegendem Interesse sein, ob Sie ver¨ suchen, einen Uberblick zu geben, oder ob Sie eher an einem oder wenigen ¨ Details vertiefend vorgehen. Falls Sie sich f¨ur einen Uberblick entschieden haben, kann man von einer review-Studie oder einem survey-Artikel sprechen. Damit ist eine Sichtung und kritische W¨urdigung bereits bestehender Arbeiten zu einer speziellen Forschungsfrage gemeint. Sie pr¨asentieren in Ihrer Arbeit den Stand der aktuellen Forschung samt M¨angeln und L¨ucken und konzentrieren sich dabei auf eine konkrete Fragestellung oder zumindest auf nur wenige gemeinsame oder unterschiedliche Aspekte. Dabei wird es nahe liegend sein, die Unterschiedlichkeit der Zug¨ange bzw. Methoden herauszuarbeiten. Beachten Sie, dass Sie sich nicht einen allzu großen Umfang an Themen bzw. Problemen vornehmen und versuchen Sie, eine sinnvolle Einschr¨ankung Ihrer Thematik zu erreichen. Falls Sie vorhaben, u¨ ber eine Einzeluntersuchung zu berichten, m¨ussen Sie in Ruhe entscheiden, ob Sie allgemeine Grundlagen eher vorweg kurz dar-
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
stellen, um eine allgemeine Basis zu erarbeiten und dann auf Ihren Fall zu sprechen zu kommen (deduktives Vorgehen), oder ob Sie nach der Vorstellung Ihres konkreten Falles Schritt f¨ur Schritt in die Generalisierung gehen werden (induktives Vorgehen). F¨ur alle, die an dieser Thematik interessiert sind, sei auf das Buch Induction von John Holland, Keith Holyoak, Richard Nisbett und Paul Thagard (1987) verwiesen.
3.2 Einleitung und Abstecken des Themas • Haben Sie einen Entwurf f¨ur eine Fragestellung fixiert und einen Titel zumindest vorl¨aufigen Arbeitstitel - entworfen? • Haben Sie Grenzen gezogen? • Haben Sie einen groben Zeitplan erstellt? In diesem Abschnitt sollten Sie in einer klaren Darlegung zu Ihrem Untersuchungsgegenstand Stellung beziehen und zugleich versuchen, diesen von anderen, manchmal Nachbargebieten, abzutrennen. In der Einleitung sollte das Untersuchungsziel klar umrissen werden und auf die Problemstellungen Ihrer Arbeit, sowie auf die L¨osungsmethoden eingegangen werden. Auch hier schon k¨onnen die wesentlichen Ergebnisse Ihrer Arbeit angesprochen werden. Offensichtlich ist die Tiefe, mit der Sie Ihr Thema behandeln, da¨ von abh¨angig, ob Sie ein Thesenpapier, ein Referat oder eine Ubungsarbeit von kleinem Umfang ins Auge gefasst haben oder an einer Bakkalaureatsarbeit oder bereits an einer Masterarbeit oder Dissertation arbeiten, f¨ur die Sie Monate bzw. Jahre investieren m¨ussen. Eine klare Abgrenzung Ihres Themas werden Sie aller Voraussicht nach in pr¨aziser Form erst gegen Ende Ihrer Arbeit zusammenschreiben oder zumindest dann, wenn Sie sich einen entspre¨ chenden Uberblick geschaffen haben. Nat¨urlich kann eine fr¨uhzeitige Skizze u¨ ber Ihre Pl¨ane und Ideen, die Sie verfolgen wollen, eine hilfreiche Unterst¨utzung des Vorhabens sein. Sie sollten diese aufbewahren und gegebenenfalls in Ihre Resultate mit einbeziehen. Manchmal ist es auch spannend, Ihrem Publikum zu erkl¨aren, wie Ihre urspr¨unglichen Gedanken verlaufen sind und wann bzw. an welchen Weggabelungen Sie sich selbst u¨ berrascht gef¨uhlt haben. Halten Sie sich die wichtigsten Einschr¨ankungen f¨ur den Forschungsgegenstand Ihrer wissenschaftlichen Arbeit vor Augen. Hier einige Beispiele, die zur Einschr¨ankung Ihres Themas f¨uhren k¨onnten:
3.2 Einleitung und Abstecken des Themas
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• ein bestimmter Zeitabschnitt, • ein konkreter Ortsbezug, • eine Abgrenzung auf einen bestimmten Personenkreis, • eine bestimmte Forschungsrichtung, • eine besondere Eigenschaft, • ein gesetzlicher Rahmen, • eine spezielle Forschungsmethode. Listen Sie die Einschr¨ankungen auf, die ihr Thema betreffen, wie etwa: ¨ Seit dem EU-Beitritt Osterreichs, Erdbebenzonen betreffend, Arbeiten der Mitglieder des Wiener Kreises, der Beginn der Experimentellen Wirtschaftsforschung, Fahrzeugbau mit Mindestnutzlast u¨ ber 1 Tonne, EU-Normen f¨ur Feuerfestigkeit von Baustoffen, spezielle Interviewmethoden. Manchmal werden Sie mit dem Aufzeigen von Zusammenh¨angen und von Analogien gewissen Erfolg erzielen, manchmal f¨uhren Analogien zu Schubladendenken und bringen Sie nicht weiter. Manchmal sollten Sie versuchen, ein Gegenbeispiel zu bringen, falls das m¨oglich ist. Auf alle F¨alle werden Sie sich beim Nachdenken u¨ ber ihre Thematik und bei dem Abstecken der Grenzen einen inhaltlichen und zeitlichen Fahrplan machen k¨onnen. In diesem Abschnitt versuchen wir, Ihnen Ideen und Anregungen zum inhaltlichen Teil Ihrer Arbeit zu geben. Der organisatorische Part Ihrer Arbeit steht h¨aufig im Zusammenhang mit dem Organisieren einer Pr¨asentation. Darauf wird im Kapitel 5 eingegangen werden. Kurz wird hier die geeignete Wahl des Titels Ihrer Arbeit angesprochen. Der Titel Ihrer Arbeit soll den Hauptinhalt oder die Hauptidee wiedergeben. Dabei sollen aber folgende Aspekte beachtet werden: • Die wichtigsten W¨orter Ihres Titels und Ihre Schl¨usselw¨orter werden die Grundlage f¨ur die Katalogisierung in Bibliotheken bzw. f¨ur die Literaturdatenbanken sein. ¨ • Uberlegen Sie, ob der Titel Ihrer Arbeit im betreffenden Berufsumfeld Interesse auszul¨osen vermag. • In jedem Fall ist zu beachten, dass mehrdeutige oder nichtssagende Ausdr¨ucke vermieden und Abk¨urzungen nicht verwendet werden. ¨ Nat¨urlich verdr¨angen Sie bei diesen Uberlegungen keineswegs die Notwen¨ digkeit der Ubereinstimmung zwischen Titel und Inhalt Ihrer Arbeit! Des-
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
halb macht es Sinn, den Titel Ihrer Arbeit nach getaner Arbeit nochmals zu pr¨ufen und gegebenenfalls zu adaptieren. H¨aufig entwickelt sich eine Arbeit in eine andere Richtung, als urspr¨unglich angenommen bzw. im Arbeitstitel festgehalten worden war. Am Beginn einer Arbeit erwartet man eine Vorschau, ohne dass jedoch alle Ergebnisse vorweggenommen werden. Versuchen Sie, die Themenstellung gegebenenfalls als offene Frage an den Leser zu richten, um die Spannung etwas aufzubauen. Stellen Sie in der Einleitung alles Interessante dar, das Sie sp¨ater behandeln bzw. teilweise l¨osen werden. Zus¨atzlich zur Einleitung kann es sein, dass man eine Kurzfassung der Arbeit als sogenanntes abstract ganz an den Anfang einer Arbeit stellt. Dazu lesen Sie ein paar Gedanken im Kapitel Zusammenfassung. Dabei soll nat¨urlich nicht alles vorweggenommen werden, sondern die interessierenden Fragen aufgeworfen werden und in Aussicht gestellt werden, mit welchen Methoden sie gel¨ost werden. Abstract und Einleitung werden eher am Ende der Arbeit verfasst werden, wenn die Ergebnisse vorliegen. • Sind Sie sich u¨ ber die Breite und u¨ ber die Grenzen Ihrer Thematik bewusst? • Haben Sie Hilfsmittel organisiert? Auch dieser Schritt des Absteckens des Rahmens gegen¨uber Nachbardisziplinen f¨ugt sich in vielen Arbeiten a¨ ußerst nat¨urlich an die vorhergehenden an. Hat man einmal eine gewisse Bandbreite des Themas aufgezeigt und diverse Meinungen einander gegen¨ubergestellt, wird es sehr h¨aufig der Fall sein, dass man sich in der zu verfassenden Arbeit gegen¨uber bestimmten Untersuchungen abgrenzen will. Mit dem Aufzeigen bestehender Beziehungen zwischen Ihren Ans¨atzen werden Sie automatisch auf Inkonsistenzen, Spr¨unge oder gar Widerspr¨uche in der Literatur stoßen. Das wiederum f¨uhrt dann in naheliegender Weise zu unserem n¨achsten Abschnitt. Das Abstecken eines gewissen Rahmens f¨uhrt dazu, Kr¨afte zu konzentrieren und vernunftige Grenzen zu ziehen. ¨ Wollte man alles sagen, was es zu einer gewissen Thematik zu sagen gibt, w¨are man nie zufrieden und man k¨ame mit seiner Arbeit nie zu Rande. Immer wieder werden Personen von der Schreibneurose befallen: Man arbeitet ohne klares Konzept, unterbricht h¨aufig, und verwendet die Arbeit als Ausrede f¨ur anderes Versagen und dieses wiederum als Ausrede f¨ur das NichtWeiterkommen mit der Arbeit.
3.3 Definitionen und Erl¨auterungen suchen
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Man kann bei der eigenen Arbeit durchaus mitten in der Thematik beginnen und beispielsweise folgendermaßen beginnen: • Im Unterschied zu der j¨ungst von N.N. in der Zeitschrift f¨ur ... ge¨außerten Meinung gehen wir hier davon aus, dass .... Mit dem Abstecken des Rahmens ist sowohl die Fixierung des inhaltlichen Rahmens als auch des zeitlichen Rahmens gemeint. W¨ahrend wir auf den inhaltlichen Rahmen nur beispielhaft - unterst¨utzt durch gewisse Tricks und Tipps - eingehen k¨onnen, sollte Ihnen das zeitliche Schema von Anfang an klar sein. An dieser Stelle k¨onnten Sie sich an die 3-Z-Regel zu Beginn dieses Buches als sinnvolles Hilfsmittel erinnern.
3.3 Definitionen und Erl¨auterungen suchen • Ist es gelungen, durch Definitionen, Theorie und Beispiele das Thema grundlegend zu behandeln? ¨ • Bleiben Sie keinesfalls an Ahnlichkeiten und Analogien zu eng h¨angen das hemmt neue Gedanken! ¨ • Uberlegen Sie, von welch unterschiedlichen Zug¨angen Sie an die Thematik herangehen k¨onnten. Um eine Thematik zu er¨ortern, ist es oft von großem Nutzen, Definitionen zu dem von Ihnen gew¨ahlten Thema zusammenzutragen. Das ist ein guter Einstieg in das Gebiet, das Sie erarbeiten wollen und schafft gleich ein erstes Fundament Ihrer Arbeit. Dabei ist es Ihnen u¨ berlassen, ob Sie sich eher knapp fassen und eine einzige g¨angige Definition w¨ahlen, oder eher eine Vielzahl von Definitionsversuchen aus diversen Lexika, Lehrb¨uchern, Handw¨orterb¨uchern oder Enzyklop¨adien zusammentragen. In einer naturwissenschaftlichen Arbeit, der Physik etwa, wird es kaum sinnvoll sein, mehr als eine (¨ubliche) Definition jedes Begriffs wiederzugeben. Allerdings kann es sein, dass Sie von einer allgemeinen Definition ausgehen, und dann weitere spezielle Gesichtspunkte behandeln. In manchen F¨allen kann auch das umgekehrte Vorgehen sinnvoll sein; man steigt mit einer spezifischen Fragestellung in die Thematik ein und geht auf die
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
generelle Grundlage erst in weiteren Schritten ein. So k¨onnen Sie beispielsweise u¨ ber die neue Methode, Insulin zu inhalieren, einen guten Start hinlegen und danach in weiteren Schritten auf die Zuckerkrankheit zu sprechen kommen. Sollten Sie in der Diabetes-Forschung aktiv sein, w¨are ein dauerndes Analogie-Verhalten in Ihrer Forschung keineswegs von Vorteil - die Insulin-Spritze hat eine signifikant unterschiedliche Alternative durch das erste inhalierbare Insulin Exubera erhalten. Neue, g¨anzlich abweichende Wege zu beschreiten, lohnt sich! Die Idee inhalierbares Insulin statt Spritze, oder etwa CT statt Darmspiegelung, kommt nat¨urlich aus einer Kombination von Grundlagenforschung und empirischen Studien. Derartige, eher u¨ berraschende Forschungsergebnisse sind keineswegs von jemandem zu erwarten, der erst damit begonnen hat, sich mit der Materie auseinander zu setzen. Allerdings ist bekannt, dass ein Großteil u¨ berraschender Forschungsergebnisse eher von jungen Wissenschaftlern erbracht wird, die quasi ohne Scheuklappen an die Sache herangehen. In den Geistes- und Sozialwissenschaften, a¨ hnlich wie in den Wirtschaftswissenschaften und in der Psychologie, werden Sie manchmal sehr hart daran arbeiten m¨ussen, um die Vielfalt m¨oglicher Interpretationen Ihrer Grundlage aufzufinden und diese unterschiedlichen Beschreibungen aufzulisten. Das gilt vor allem, wenn Sie vorhaben, Definitionen wiederzugeben, die zun¨achst auf den ersten Blick als gleichwertig gegen¨uber gestellt werden k¨onnen. Das f¨uhrt manchmal ganz automatisch zum n¨achsten Schritt, der die Unterschiedlichkeit der Begriffe bzw. Auffassungen abw¨agen soll. Suchen wir uns also die grundlegenden Termini aus verschiedenen Unterlagen zusammen. Das sind: • W¨orterb¨ucher, Handb¨ucher (Duden, Palgrave etc.), • Nachschlagewerke, Lexika, Enzyklop¨adien, • Kataloge, insbesondere Schlagwort- und Stichwortkataloge, • Lehrb¨ucher, • Gesetzestexte, • Originalurkunden, Handschriften, • Originalpartituren, • Bibliographien, • Zeitschriften, • Dokumentationsdienste.
3.3 Definitionen und Erl¨auterungen suchen
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Weitere Hinweise erhalten Sie im Kapitel IT: Nutzung moderner Technologien, wenn wir auf die Nutzung des Internet gezielt eingehen. Greifen wir als Beispiel das Thema Konflikte auf. Dabei fallen uns nach einigen ¨ Uberlegungen die unterschiedlichsten Auslegungen zur Thematik Konflikte ein: Falls Sie als JuristIn an die Sache herangehen, werden Sie Definitionen und Formulierungen aus Gesetzb¨uchern herbeiholen. Dabei werden Ihnen Gesetze mit entsprechenden Kommentaren zu Hilfe kommen. Falls Sie sich mit Religionswissenschaften oder Sozialwissenschaften besch¨aftigen, werden Sie auf aktuelle und historische Beschreibungen von Konflikten zur¨uckgreifen, die Sie u¨ ber soziale und auch klerikale Zusammenh¨ange finden. Als ForscherIn der Psychologie oder Medizin werden Sie sich mit dem einzelnen Individuum genauso auseinandersetzen, wie mit dem ¨ Konflikt als interpersonelle Beziehungsproblematik. Als OkonomIn wollen Sie sicherlich auf Wirtschaftsfragen zu sprechen kommen, was offensichtlich auch ein umfassendes Arbeitsgebiet er¨offnet. Nat¨urlich kann die Thematik u¨ ber den Balkankonflikt Ihr Ausgangspunkt sein und Sie nach einigen ¨ Uberlegungen zur historischen Entwicklung am Balkan f¨uhren. Ihr Thema k¨onnte sich mit der Konstellation des ost-slawonischen Dreiecks Vukovar, Vinkovci, Osijek besch¨aftigen und politologische Aspekte behandeln. Sie werden sprachliche, religi¨ose, ethnische und geographische Aspekte zu beachten haben und durch Vergleiche und Gegen¨uberstellungen rasch zu interessanten Schlussfolgerungen kommen. Mit derartigen Beispielen soll die Tatsache deutlich gemacht werden, dass Sie es in der Hand haben, wie allgemein Sie Ihr Thema zu behandeln beginnen, wie umfassend Sie die Grundlagen wiedergeben und wie schnell Sie in eine Detailfragestellung gehen. Eine wichtige, grundlegende Empfehlung ist die Folgende: Gehen Sie in Bibliotheken und machen Sie einige herk¨ommliche Recherchen in den g¨angigen Lexika, Handw¨orterb¨uchern und Enzyklop¨adien. Suchen Sie nach g¨angigen Lehrb¨uchern und aktuellen Ausgaben von wissenschaftlichen Zeitschriften. Die Zeitschriftenhefte des laufenden Jahrganges sind meist in Freihandaufstellungen zug¨anglich gemacht. Lesen Sie in Ru¨ he die Uberschriften und Zusammenfassungen bzw. abstracts der Beitr¨age durch und suchen Sie die aufgelisteten Schl¨usselw¨orter bzw. keywords. Diese Schlusselbegriffe ¨ sind die Grundlagen f¨ur ein Schlagwortregister. Falls Sie in diesem Zusammenhang Hilfe brauchen, sollten Sie sich nach entsprechenden Fachkr¨aften umsehen. Oft werden auch F¨uhrungen durch Bibliotheken angeboten, sowie Vortr¨age und Einf¨uhrungen in die Ben¨utzung
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
von Bibliotheken, Stichwortregistern, Benutzung von Indizes und das Verwerten von Informationen aus dem Internet (vgl. Kapitel 4: Moderne Technologien). Das vorliegende Kapitel ist durchaus dazu pr¨adestiniert, den Start Ihrer Arbeit anzugehen. Versuchen Sie m¨oglichst viele Unterlagen zusammenzutragen und diese zu erfassen. Vielleicht verwerfen Sie sp¨ater die eine oder andere Auffassung oder Sie ben¨utzen sie als Gegenbeispiel. Vergessen Sie nicht, sorgf¨altige Angaben zu machen, woher Sie die ¨ Definitionen und grundlegenden Uberlegungen ubernommen haben! ¨ Schreiben Sie: • AutorIn, • Quelle, • Seitenangabe, • u¨ bernommene Zitate sorgf¨altig in Ihren Unterlagen auf! Meist wird es keine einheitliche Meinung u¨ ber Ihr Untersuchungsobjekt geben. Unterschiedliche Standpunkte zu dem von Ihnen gew¨ahlten Thema k¨onnen aus verschiedensten Gr¨unden entstanden sein. Manchmal ergeben sich neue Ansichten auf Grund von Diskussionen mit Ihren Betreuern und Kollegen, manchmal findet man in der aktuellen Literatur interessante Ans¨atze, die eine Gegenposition zur g¨angigen Lehrmeinung darstellen und neue Ideen verfolgen. Sie sollten auf alle F¨alle versuchen, Ihre Gedanken konsequent zusammenzutragen und festzuhalten und danach mit Fachleuten zu besprechen. Zu kl¨arende Fragen: ¨ • Fachbegriffe und deren Ubersetzung auf Englisch/Deutsch. Geeignete Synonyme. • Anlehnung an bestehende Literatur. • Abgrenzung zu bestehenden Arbeiten.
3.4 Grundlegende Arbeiten sammeln, recherchieren und zitieren
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3.4 Grundlegende Arbeiten sammeln, recherchieren und zitieren • Haben Sie Unterlagen zur g¨angigen Lehrmeinung gesammelt? • Haben Sie gen¨ugend Materialien u¨ ber das ganze Gebiet zusammengetragen? • Sind Ihnen auch abweichende Ideen in ausreichendem Maße bekannt? Dieser Schritt ist die nat¨urliche Fortsetzung des Vorhergegangenen und hilft, nicht bloß Definitionen wiederzugeben, sondern diese mit Ihrer Meinung und Ihrer pers¨onlichen Interpretation zu versehen. Diesem Teil sollten Sie entsprechend viel Zeit widmen und gleichzeitig sollten Sie mit Fachkollegen und gegebenenfalls auch mit Freunden dar¨uber diskutieren. Dabei muss Ihnen bewusst sein, dass Sie jede Definition mit der zugeh¨origen Interpretation zitieren und dann eine selbst¨andige Stellungnahme dazu abgeben sollen. W¨ahrend Zitate der Originalliteratur meist zu empfehlen sind, kann es besser sein, die Original- und Sekund¨arliteratur zusammen zu zitieren, falls die Originale beispielsweise aus einem ungew¨ohnlichen Sprachschatz stammen. Unter Originalliteratur versteht man die Ausgabe eines Werkes, einen Beitrag in einer Zeitschrift, in einem Handw¨orterbuch oder dergleichen und dessen Autor man zitieren oder sinngem¨aß wiedergeben will. Verwendet man die Meinung eines Autors und dessen Ideen zur Originalliteratur und greift man auf derartige Zitate zur¨uck, nutzt man Sekund¨arliteratur, deren Gebrauch nat¨urlich keineswegs zweifelsfrei ist. Oft handelt es sich um Interpretationen oder gek¨urzte Stellen, und es kann der Fall sein, dass nicht ¨ alles originalgetreu wiedergegeben ist. Haben Sie sich einen Uberblick u¨ ber den aktuellen Stand der Literatur gemacht, also die Arbeiten in irgend einer Form als Ausdruck oder Datei zusammengetragen, sollten Sie nach dem Durchlesen sofort und ohne Z¨ogern wichtige Notizen machen! Derartige Recherchen werden wahrscheinlich noch nicht die Grundlage der Endfassung Ihrer Arbeit sein, aber sind durchaus eine gute erste Diskussionsgrundlage. Man verwendet als Literaturangabe eine u¨ bliche Zitierweise, indem man beispielsweise schreibt: • Bereits bei N.N. findet man im Jahre . . . die folgenden Interpretationen des Terminus xxx . • Wir konzentrieren uns in der vorliegenden Arbeit prim¨ar auf den Aspekt der . . ., der bereits von N.N. behandelt worden ist.
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
• Das wesentliche Neue in der vorliegenden Studie besteht in der Betonung von . .. , im Unterschied zum g¨angigen Vorgehen bei N.N. • Die im Zeitraum von . . . bis . . . durchgef¨uhrten Erhebungen von N.N. haben ergeben . . . • W¨ahrend bisherige Arbeiten vor allem den Aspekt der xxx hervorgehoben haben, konzentrieren wir uns in der vorliegenden Studie vor allem auf das Ph¨anomen des yyy. . . • Zun¨achst hat man sich prim¨ar in diesem Wissenschaftszweig auf xxx konzentriert; die vorliegende Untersuchung bedient sich in erster Linie der aktuellen Methode der yyy . . . Ihre Formulierung wird nat¨urlich stark davon abh¨angen, ob Sie sich innerhalb Ihrer Arbeit der g¨angigen Meinung anschließen werden oder ob Sie sich mit Ihrer Darstellung vom Bisherigen abzugrenzen versuchen. In jedem Falle sollten Sie versuchen, mit Ihren Betreuern zu kl¨aren, ob die von Ihnen gew¨ahlte Literatur aktuell und repr¨asentativ ist. Insbesondere m¨ussen Sie sich dar¨uber klar sein, ob bzw. wie detailliert Sie auf den generellen Stand der Forschung in Ihrem Fach einzugehen haben. F¨ur Zitierregeln verweisen wir auch auf das Journal of Economic Literature. Weiters sollten Sie in diesem Zusammenhang unsere Hinweise u¨ ber Fußnoten und u¨ ber das Literaturverzeichnis beachten. Grobe zeitliche Richtgr¨oßen: Nach einer Einarbeitungsphase, die prim¨ar zur allgemeinen Interessensbildung dient, sollten folgende Richtgr¨oßen f¨ur einen zeitlichen Rahmen eingehalten werden: • ein Referat oder Thesenpapier wird etwa 1 bis 2 Wochen in Anspruch nehmen, ¨ • eine Ubungsarbeit oder ein Proseminar sollte innerhalb von 2 bis 3 Wochen erstellt sein, • fur ¨ das konkrete Ausarbeiten einer Fachbereichsarbeit, eines Seminars oder eines Privatissimums sollten Sie mindestens 4 bis 6 Wochen veranschlagen, • eine Bakkalaureatsarbeit wird etwa 1 bis 2 Monate in Anspruch nehmen, je nachdem wieviele Bakkalaureatsarbeiten von Ihnen abverlangt werden, • eine Masterarbeit wird etwa 4 bis 6 Monate in Anspruch nehmen,
3.4 Grundlegende Arbeiten sammeln, recherchieren und zitieren
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• eine Dissertation variiert bezuglich der Dauer. Viele internationale Dok¨ toratsprogramme sind auf eine Laufzeit von 3 bis 4 Jahren eingestellt. Das sind grobe Richtgr¨oßen, die in Abh¨angigkeit von der bereits investierten Vorarbeit, von Ihren Vorkenntnissen und von der t¨aglichen Arbeitszeit variieren. Im Allgemeinen gehen wir von mindestens der H¨alfte einer u¨ blichen Arbeitswoche aus, also von etwa 20 - 30 Wochenstunden, die wir als untere Schranke sehen. Sollten Sie klinische Forschung betreiben und Patienten untersuchen, die erst u¨ ber einen l¨angeren Zeitraum Reaktionen zeigen oder zur Untersuchung kommen, dann m¨ussen offensichtlich die zeitlichen Vorstellungen entsprechend modifiziert werden. F¨uhren Sie eine empirische Untersuchung oder Befragung durch, so wird sich Ihre Arbeitsintensit¨at gewissermaßen wellenf¨ormig entwickeln. Der Ablauf Ihrer Arbeit muss geplant und strukturiert werden, gegebenenfalls muss ein Fragebogen entworfen werden und ein Probelauf, also eine sogenannte Pilotstudie durchgef¨uhrt werden. Gegebenenfalls k¨onnen Sie auch eine entsprechende Korrektur ihres Untersuchungsdesigns durchf¨uhren, was oft einen enorm großen und h¨aufig untersch¨atzten Aufwand bedeutet. Hat man die Studien, die Untersuchungen oder die Experimente beendet, alle Daten erfasst und das Modell zusammengestellt, wird die Auswertung der Daten (gegebenenfalls mit anderen Leuten gemeinsam) durchgef¨uhrt. Damit ist gemeint, dass Sie davon Gebrauch machen, Ihre Ergebnisse am besten mit Hilfe eines Statistikers und/oder mit einem Computerspezialisten auszuwerten. An dieser Stelle sei ein Querverweis auf die Nutzung des Internet und insbesondere auf die Verwendung kommerzieller Statistiksoftware gemacht, beispielsweise: R, SPSS, SAS, PMDP und auch EXCEL. Nat¨urlich gibt es f¨ur entsprechend spezialisierte Fragestellungen weitere Software, die aus dem Internet gr¨oßtenteils kostenlos heruntergeladen werden kann (vgl. Ausf¨uhrungen dazu im n¨achsten Kapitel u¨ ber Moderne Technologien) bzw. an der Universit¨at kostenlos zur Verf¨ugung gestellt werden. Alle Hilfsmittel wie Graphiken und Skizzen, Bilder und Fotografien - gegebenenfalls eingescannt - sollten zur Dokumentation herangezogen werden. Sprechen Sie diese Ideen mit Ihrem Betreuer bzw. Ihrer Betreuerin ab, wenn Sie sich an die endg¨ultige Fassung Ihrer Arbeit heranmachen. Ver¨ gleichen Sie beim Ubernehmen von Internetquellen unsere Vorschl¨age von Kapitel 4. Die Umsetzung der Ergebnisse in die Sprache Ihrer Disziplin ist ein nicht zu untersch¨atzender Teil Ihres Vorhabens, der Ihnen aber wahrscheinlich die
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
gr¨oßte Freude bereiten wird. Dabei sollten Sie immer daran denken, herauszustreichen, welcher neue Schritt Ihnen durch Ihre Arbeit gelungen ist, welche Innovation damit verbunden ist und worin die Abgrenzung zum Bisherigen besteht. Vergessen Sie nicht, auf Ihre ursprungliche Vision zuruckzugreifen oder ¨ ¨ zumindest einen Bezug herzustellen!
3.5 Dispositionen und Gliederungen erstellen H¨aufig werden Sie am eigentlichen Beginn Ihrer Dissertation, manchmal auch vor dem Zusammenschreiben Ihrer Masterarbeit aufgefordert, eine Disposition abzugeben. Hier geben wir Ihnen ein allgemeines Beispiel daf¨ur: M¨ogliche Gliederung: 1. Aufriss der Problemstellung und Begr¨undung der Themenwahl, ¨ 2. Kritischer Uberblick u¨ ber die Forschungslage und analytischer Rahmen, 3. Wissenschaftliche Relevanz, 4. Eigene Vorarbeiten, 5. Gew¨ahlte Methodik, 6. Noch zu leistende Arbeiten, 7. Bibliographie. • Arbeiten Sie konkrete Details aus und lassen Sie pers¨onliche Interpretationen einfließen! • Haben Sie die vorgenommene Thematik erfasst und sie verstehen gelernt? • Listen Sie Problemkreise - ohne dabei eine Vision zu unterdr¨ucken! ¨ Dieser Abschnitt wird an manchen Stellen Ahnlichkeiten mit dem Vorherigen aufweisen. Hierbei werden aber nicht nur die einzelnen Zug¨ange zu einer Thematik aufgelistet, sondern dar¨uber hinaus in Form von Gliederungen und Zusammenstellungen gegeneinander abgewogen und mit pers¨onlichen Stellungnahmen versehen. Wir versuchen eine gewisse Ordnung aufzubauen.
3.5 Dispositionen und Gliederungen erstellen
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Umberto Eco (2010) listet in diesem Zusammenhang folgende vier Punkte auf: • Eine wissenschaftliche Untersuchung behandle einen erkennbaren Gegenstand, der so genau umrissen ist, dass er auch f¨ur Dritte erkennbar wird. • Eine wissenschaftliche Untersuchung muss u¨ ber diesen Gegenstand Dinge sagen, die noch nicht gesagt worden sind, oder sie muss Dinge, die schon gesagt worden sind, aus einem neuen Blickwinkel sehen. • Eine wissenschaftliche Untersuchung muss f¨ur andere von Nutzen sein. • Die wissenschaftliche Untersuchung muss jene Angaben enthalten, die es erm¨oglichen nachzupr¨ufen, ob ihre Hypothesen falsch oder richtig sind, sie muss also die Angaben enthalten, die es erm¨oglichen, die Auseinan¨ dersetzung in der wissenschaftlichen Offentlichkeit fortzusetzen. Mit dieser zuletzt angef¨uhrten Bedingung ist offensichtlich die Nachvollziehbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse angesprochen, auf die wir bereits an verschiedenen Stellen zu sprechen gekommen sind. Kl¨aren Sie Ihre Leser auf, welche Gesichtspunkte f¨ur Sie von Relevanz sind und nach welchen Kriterien Sie vorgehen und weshalb Sie diesen Weg w¨ahlen. Mit der Idee, manches einander gegen¨uber zu stellen, machen Sie die Sache spannend. Ihre Ziele k¨onnen durchaus darin bestehen, Gleichwertiges gegeneinander abzuw¨agen, oder wie bereits mehrfach angedeutet, vom allgemeinen Standpunkt zum Speziellen u¨ berzugehen und auch umgekehrt vom Speziellen zum Allgemeinen zu gehen. An dieser Stelle sollten Sie versuchen, manche sp¨atere Schlussfolgerung vorzubereiten oder gar eine sp¨atere Vision mit einzubeziehen. Das wird in den quantitativen Bereichen eine Hypothese im Sinne der Statistik sein, die Sie aufstellen; das kann aber auch durchaus eine sehr allgemeine Vermutung mit hypothetischem Charakter sein, die Sie an das Ende des Abschnitts stellen. Im Allgemeinen wird man versuchen zu vermeiden, bereits beim ersten Zusammenschreiben, genauso wie in der endg¨ultigen Fassung der Arbeit, W¨orter wie ich oder Mein Beitrag besteht darin zu verwenden. Dar¨uber hinaus sollten Sie die Ergebnisse Ihrer eigenen Arbeit von bereits Bekanntem abgrenzen und beispielsweise folgendermaßen hervorheben: • In der vorliegenden Arbeit kann gezeigt werden, dass ... • Dem Autor/der Autorin der Arbeit ist es gegl¨uckt, zu zeigen, ... • Wir kommen im Folgenden nun zu den u¨ berraschenden Ergebnissen, ...
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
• W¨ahrend in der bisherigen Literatur auf diese Thematik kaum eingegangen wurde, steht das Thema xxx nun im Mittelpunkt unseres Interesses. • Wir versuchen in diesem Teil wiederzugeben: Zusammenfassungen bestehender Untersuchungen, die zu folgender Schlussfolgerung Anlass geben ... • Einzelne aus der Literatur bekannte Erkl¨arungsans¨atze lassen folgende Vermutung zu: ... Sp¨atestens beim Zusammenstellen Ihrer Aspekte sollten Sie in der Lage sein, ¨ einige allgemeine Uberlegungen zu Ihrer Thematik aufzuschreiben und gewisse Hypothesen dazu zu formulieren. Die Richtigkeit dieser Hypothesen m¨ussen Sie im Laufe Ihres Vorhabens u¨ berpr¨ufen und ggf. dabei auch eine ¨ Auseinandersetzung in der wissenschaftlichen Offentlichkeit nicht scheuen. Diesen, Ihren neuen Ergebnissen k¨onnen Sie durchaus einen neuen Namen geben, der etwa die Anfangsbuchstaben Ihres Forschungsgebiets mit den Anfangsbuchstaben ihres Namens kombiniert und Lesern aus dem Gebiet vertraut sein k¨onnten und Hinweise auf das Thema geben k¨onnten: z.B ExLab (f¨ur Experimentelles Labor), B-L-Heuristik als Abk¨urzung f¨ur BoundsLikelihood-Heuristik (f¨ur Becker-Leopold) etc. Sie haben etwa als Arbeitshypothese folgendes Thema gew¨ahlt: Die Verbesserung der Stellung der Frauen in der iranischen Gesellschaft w¨ahrend des 20. Jahrhunderts. Nun sollte Ihre Analyse zumindest die vier folgenden Anforderungen erf¨ullen: 1. Sie sollten konkrete Details einfließen lassen und sich auch auf Indizien berufen k¨onnen; beispielsweise auf eine Erweiterung der iranischen Staatsverfassung bez¨uglich der Kandidatur von Frauen in h¨ochste Staatsa¨ mter. 2. Sie sollten erkl¨aren, wie Sie in Ihrer Arbeit vorgehen und was Ihre Anliegen sind. Dieses Ziel kann manchmal auch durch eine pers¨onliche Interpretation erreicht werden. Dazu k¨onnten Sie in unserem Beispiel u¨ ber die Grundkonzepte des islamischen Rechts informieren und Details des Reformprozesses auflisten. 3. Ihre Interpretation und Erkl¨arung der Ursachen und Hintergr¨unde der Ver¨anderung zeugen von der Auseinandersetzung und vom Verst¨andnis der Materie und bilden eine Basis f¨ur Ihre Hypothese(n) u¨ ber eine k¨unftige Entwicklung. Sie skizzieren beispielsweise die Ver¨anderungen im Bildungssystem und die damit ausgel¨osten Ver¨anderungen im Sozialsystem.
3.6 Ordnen und Ausarbeiten
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4. Schließlich sollten Sie in der Lage sein, Ihren wissenschaftlichen Beitrag mit bereits bestehendem Wissen zu verknupfen oder von diesem ¨ abzuheben. Wir versuchen, einen allgemeinen Rahmen zu finden, in den Sie Ihre Aussagen stellen und hoffen, eine Vision als Abschlussgedanken zu kreieren. In unserem Beispiel der iranischen Frauen liegt die Fragestellung auf der Hand, L¨ander mit a¨ hnlichen Konstellationen zum Vergleich heranzuziehen. Aufbereiten, an Beispielen veranschaulichen, Arbeitsziel klarlegen, interpretieren und analysieren, sowie Aufstellen von Hypothesen oder gar Theorien als Basis f¨ur zuk¨unftige Entwicklungen sind ein Kreislauf , der f¨ur vielerlei Wissensgebiete und unterschiedlichste Bereiche g¨ultig ist. Damit haben wir ein wenig auf die n¨achsten Abschnitte vorgegriffen.
3.6 Ordnen und Ausarbeiten • Haben Sie einen sinnvollen Entwurf verfertigt und mit Ihrem Betreuer besprochen? • Sind Sie sich u¨ ber den Zweck der Arbeit im Klaren, dann bereitet die Arbeit Spaß. Das Hauptziel Ihrer Arbeit sollte in ihrer Verwendbarkeit gesehen werden. Vielleicht ist Ihnen die genaue Bedeutung und der Zweck Ihrer Arbeit bereits am Beginn der Recherchen in irgendeiner Form bewusst, meist wird er sich erst im Laufe der Arbeit herauskristallisieren. Keineswegs d¨urfen Sie bloß an eine praktische Anwendung alleine denken, wie wir bereits in den Ausf¨uhrungen u¨ ber Grundlagenwissenschaften ausgef¨uhrt haben. Dennoch sollen Ihnen m¨ogliche praktische Beispiele, die Sie f¨ur den Leser aufbereiten sollten, immer wieder einen Anreiz zur Umsetzung Ihrer Ideen liefern. Sie haben auf der Basis verschiedener Grundlagen, insbesondere der Definitionen und Darstellungen zu Ihrem Thema eine gewisse Abw¨agung getroffen und sollen nun m¨oglichst interessante Schlussfolgerungen ziehen. Dieser Teil der Arbeit wird nat¨urlich sehr stark variieren, je nachdem, ob es sich ¨ um eine kleine Ubungsarbeit, ein Seminar, eine Masterarbeit oder gar eine Dissertation handelt. Das Grundlegende besteht darin, dass Sie sich wirklich etwas aufschreiben - ganz egal, ob auf Papier oder am Computer. Manche nutzen digitale Aufzeichnungstechniken, andere ihre Computerausdrucke und f¨ugen diese zusammen. Sie entscheiden den Stil, den Sie w¨ahlen und
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es w¨are unzweckm¨aßig und einengend, eine rigorose Empfehlung durchsetzen zu wollen! Sie versuchen in diesem wichtigsten Teil nat¨urlich Ihr erarbeitetes Wissen sorgf¨altigen Analysen zu unterziehen. Dabei werden Sie qualitativ vorgehen und die Fragestellung verbal beschreiben und analysieren. Sie k¨onnen aber, wenn m¨oglich, auch mit quantitativen Methoden an die Sache herangehen. H¨aufig finden dabei mathematisch-statistische Methoden ihre Anwendung. Graphische Darstellungen rufen nat¨urlich die große Aufmerksamkeit her¨ vor und gew¨ahren dem Leser schnell einen Uberblick. Es sollte Ihnen auch bewußt sein, dass Sie mit der graphischen Darstellung auf das Wesentliche aufmerksam machen k¨onnen, nat¨urlich k¨onnen Sie auch von Nebenerscheinungen ablenken! In der Humanmedizin beispielsweise findet man h¨aufig ohne Bilder kaum das Auslangen. Im Allgemeinen sind verschiedene Unterlagen zus¨atzlich zu einer Langfassung zusammenzutragen: Eine Zusammenfassung Ihrer Arbeit wird sowohl f¨ur die Abgabe an der zust¨andigen Stelle von Vorteil bzw. gefordert sein; sie wird aber auch allen Interessenten Ihrer Thematik als eine willkommene Unterlage dienen. F¨ur eine Pr¨asentation ist neben der Langfassung des Manuskripts auch eine Kurzfassung zu empfehlen. Dieses kann interessierten Zuh¨orern u¨ bergeben werden. Vergessen Sie dabei nicht, Ihren Namen und Ihre E-Mail Adresse anzugeben! F¨ur einen Vortrag (siehe Kapitel 5) werden Sie h¨aufig die Arbeit mit Hilfe von Unterlagen pr¨asentieren und einen Power Point Vortrag gestalten. Dabei sollte am Beginn des Vortrags unbedingt ein sogenanntes abstract die Idee Ihrer Arbeit wiedergeben. Es bietet sich auch an, ein handout zu verteilen, falls Sie einige wichtige Passagen, Tabellen oder Grafiken jedem pers¨onlich in die Hand geben wollen. Der Umfang von Zusammenfassung bzw. Kurzfassung bzw. abstract sollte mit den vorgegebenen Vorschriften konform gehen. Eine Zusammenfassung kann bis zu 8 Seiten ausmachen, w¨ahrend eine Kurzfassung sich auf 1-2 Seiten erstreckt und ein abstract unbedingt auf einer halben Seite das Aus¨ kommen finden muss. Uber all diese Darstellungsm¨oglichkeiten machen wir uns sp¨ater im Kapitel u¨ ber die Kommunikation nach Außen (Kapitel 5), also beim Vortragen Ihrer Arbeit, ausf¨uhrlich Gedanken. Eine Kombination
3.7 Folgerungen ziehen
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s¨amtlicher Methoden liefert nat¨urlich die besten Ergebnisse, wenngleich sie den gr¨oßten Aufwand bedeutet. Offensichtlich sollten Sie an dieser Stelle den Zweck Ihrer Arbeit deutlich vor Augen haben: Eine kurze Zusammenstellung einer Fragestellung hat zum Ziel, Ihre F¨ahigkeiten des Zusammentragens von Materialien zu u¨ berpr¨ufen. Eine Seminararbeit genauso wie eine Bakkalaureatsarbeit sollte sich an zumindest einer Stelle vertiefend mit Ihrer Thematik auseinandersetzen. Eine Masterarbeit muss mit Ihrem Betreuer abgesprochen sein und sollte das Ziel verfolgen, bei einer Sache ins Detail zu gehen oder/und einen guten ¨ Uberblick u¨ ber eine Thematik zu verschaffen. Dar¨uber hinaus verfolgt eine Dissertation auf alle F¨alle das Ziel, • eigenst¨andige Gedanken darzustellen, • neue Ideen und Zusammenh¨ange zu kreieren, • Prognosen bestimmter Sachverhalte oder zuk¨unftiger Ereignisse zu erstellen. Eine Dissertation sollte eine wissenschaftliche Arbeit sein und zum Ziel haben, dass Teile daraus in wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert werden k¨onnen. Wir haben bereits u¨ ber die durch das Gesetz vorgegebenen Bedingungen in Kapitel 1.8 gesprochen. Hier erinnern wir an die Idee des kybernetischen Prozesses: ¨ • An Hand der Forschungsfrage einen Uberblick verschaffen! • Hauptschwerpunkte fixieren! • Eigene Meinungen gegenuberstellen! ¨ • Folgerungen und Visionen formulieren!
3.7 Folgerungen ziehen ¨ • Ihre Schlussfolgerungen und Ergebnisse stellen einen interessanten Uberblick oder eine Best¨atigung und gegebenenfalls eine Erweiterung bestehender Lehrmeinungen dar oder sie bringen kontr¨are Ergebnisse.
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
• Ihre Schritte der Ausarbeitungsphase zeigen sowohl die Ad¨aquatheit Ihrer Methoden als auch die Reliabilit¨at und Validit¨at Ihrer Ergebnisse! • Verwenden Sie logisch korrekte Methoden des Folgerns: qualitativ oder quantitativ! • Versuchen Sie von modernen elektronischen Hilfsmitteln Gebrauch zu machen! Nachdem Sie sich zu einem oder gar mehreren Entw¨urfen durchgerungen haben, sollten Sie sich mit der Thematik kritisch auseinandersetzen. Die¨ se Auseinandersetzung erfolgt sicherlich durch selbst¨andige Uberlegungen und auch auf Grund verschiedener Diskussionen. Suchen Sie Ansprechpartner und halten Sie deren Gedanken fest. Nat¨urlich werden Sie in dieser Phase Ihren Betreuer bzw. Ihre Betreuerin intensiv einbeziehen. Das Allerwichtigste besteht darin, dass Sie nicht all zu lange in diversen Vorbereitungsphasen verharren. ¨ Ihre Folgerungen und Uberlegungen k¨onnen im Trend liegen, also eine bestehende Meinung unterstreichen oder um einen Aspekt erweitern. Ihre Arbeit kann aber durchaus dazu dienen, ein Gegenbeispiel zu einer vorherrschenden oder zumindest vorhandenen These darzustellen. Manchmal ist es durchaus auch interessant, festzuhalten, dass gewisse Studien zu keinerlei erwartetem Ergebnis gef¨uhrt haben. Das ist zwar f¨ur den Kandidaten oder die Kandidatin meist nicht zufriedenstellend, zieht allerdings h¨aufig interessante Ph¨anomene nach sich. Sprechen Sie sich in diesem Fall mit allen zust¨andigen Personen ab, die in die Forschungsarbeit involviert sind! Schon bei Epikur findet man: In einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung hat der Unterlegene den gr¨oßeren Gewinn, und zwar in dem Maße, in dem er etwas hinzulernt. In der bereits fortgeschrittenen Phase Ihrer Ausarbeitung sollten Sie nat¨urlich die Leser und Leserinnen davon u¨ berzeugen, dass die von Ihnen verwendeten Methoden ad¨aquat sind, Ihre Ergebnisse zuverl¨assig, also reliabel, und m¨oglichst g¨ultig, also valide sind. Die Empfehlung 7 der Deutschen Forschungsgemeinschaft lautet: Prim¨ardaten als Grundlagen f¨ur Ver¨offentlichungen sollen auf haltbaren und gesicherten Tr¨agern in der Institution, wo sie entstanden sind, f¨ur zehn Jahre aufbewahrt werden (DFG, S.12). Erl¨auterungen: Ein wissenschaftliches Ergebnis ist in aller Regel ein komplexes Produkt vieler einzelner Arbeitsschritte. In allen experimentellen Wissenschaften entstehen die Ergebnisse, u¨ ber die in Ver¨offentlichungen berich-
3.7 Folgerungen ziehen
59
tet wird, aus Einzelbeobachtungen, die sich zu Teilergebnissen summieren. Beobachtung und Experiment, auch numerische Rechnungen, sei es als eigenst¨andige Arbeitsmethode, sei es zur Unterst¨utzung der Auswertung und Analyse, produzieren zun¨achst Daten. Vergleichbares gilt in den empirisch arbeitenden Sozialwissenschaften. Experimente und numerische Rechnungen k¨onnen nur reproduziert werden, wenn alle wichtigen Schritte nachvollziehbar sind. Daf¨ur m¨ussen sie aufgezeichnet werden. Jede Ver¨offentlichung, die auf Experimenten oder numerischen Simulationen beruht, enth¨alt obligatorisch einen Abschnitt Materialien und Methoden, der diese Aufzeichnungen so zusammenfasst, dass die Arbeiten an anderem Ort nachvollzogen werden k¨onnen. Wiederum gilt ¨ Ahnliches in der Sozialforschung mit der Maßgabe, dass immer mehr u¨ blich wird, die Prim¨ardaten nach Abschluss ihrer Auswertung durch die Gruppe, welche die Erhebung verantwortet, bei einer unabh¨angigen Stelle zu hinterlegen. Auf die Aufzeichnungen sp¨ater zur¨uckgreifen zu k¨onnen, ist schon aus Gr¨unden der Arbeits¨okonomie in einer Gruppe ein zwingendes Gebot. Noch wichtiger wird dies, wenn ver¨offentlichte Resultate von anderen auf Grund kontroverser Forschungsergebnisse angezweifelt werden. Daher hat jedes Forschungsinstitut, in dem lege artis gearbeitet wird, klare Regeln u¨ ber die Aufzeichnungen, die zu f¨uhren sind, und u¨ ber die Aufbewahrung der Originaldaten und Datentr¨ager, auch wenn dies nicht ohnehin vorgeschrieben ist, z. B. durch Rechtsnormen wie das Arzneimittelgesetz, das Gentechnikgesetz, das Tierschutzgesetz und die dazu erlassenen Verordnungen oder durch Regelwerke vom Typ Good Clinical Practice. In den USA ist es u¨ blich, dass derartige Regeln eine Aufbewahrung der Originaldaten (mit Zugangsm¨oglichkeit auch f¨ur berechtigte Dritte) • in dem Labor, wo die Daten entstanden sind, • f¨ur acht bis zehn Jahre nach der Entstehung fordern, wobei regelm¨aßig auch das Verfahren bei Ortswechsel des f¨ur die Entstehung der Daten verantwortlichen Arbeitsgruppenmitglieds festgelegt wird. In der Regel bleiben die Originalunterlagen am Entstehungsort; es k¨onnen aber Duplikate angefertigt oder Zugangsrechte bestimmt werden. In renommierten Labors hat sich die Regel bew¨ahrt, dass der komplette Datensatz, der einer aus dem Labor hervorgegangenen Publikation zugrunde liegt, als Doppel zusammen mit dem Publikationsmanuskript und der dazu
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
gef¨uhrten Korrespondenz archiviert wird. Bei Verwendung platzsparender Techniken (z.B. DVD, Webspace oder weitere Medien) ist dies ohne großen Aufwand m¨oglich. Die Berichte u¨ ber wissenschaftliches Fehlverhalten sind voll von Beschreibungen verschwundener Originaldaten und der Umst¨ande, unter denen sie angeblich abhanden gekommen waren. Schon deshalb ist die Feststellung wichtig, dass das Abhandenkommen von Originaldaten aus einem Labor gegen Grundregeln wissenschaftlicher Sorgfalt verst¨oßt und prima facie einen Verdacht unredlichen oder grob fahrl¨assigen Verhaltens rechtfertigt. Sie sollten bei allen Auflagen und Restriktionen die Forderung nach der Verfolgung eines bestimmten Ziels oder gar nach einer Vision in Ihrer Arbeit keinesfalls außer Acht lassen. Im Rahmen der Musikwissenschaften k¨onnen Sie etwa Ihre Komposition in moderner elektronischer Form Ihrer Arbeit beilegen oder andere ungew¨ohnliche Schritte mit Hilfe von Videotechniken versuchen. Machen Sie von modernen Darstellungsm¨oglichkeiten wie Graphiken, Tabellen, Bildern, insbesondere von Fotografien und eventuell sogar von Videos Gebrauch!
3.8 Bewertung und Interpretation samt Ausblick • Sind wir in der Lage, unser Ziel der Arbeit deutlich zu machen, anderen n¨aher zu bringen und die Neuerungen hervorzuheben? • Verm¨ogen wir etwas u¨ ber zuk¨unftige Entwicklungen auszusagen? Hat sich Ihre Arbeit mit einer Soll-Ist-Analyse auseinander gesetzt, werden Sie mit Ihrer pers¨onlichen Bewertung eine klare Stellung beziehen k¨onnen. Hat sich Ihre Arbeit auf eine Erweiterung Ihrer Thematik bezogen, sollen Sie (selbstbewusst) versuchen, den Wert dieser Erg¨anzung zu beurteilen. Stehen Ihre Ergebnisse eher im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung, so sollten Sie versuchen, daf¨ur plausible Erkl¨arungen zu finden, die Ihre Ergebnisse evident machen? Auch eine Situation, die zu keiner klaren endg¨ultigen Aussage f¨uhrt, kann durchaus als sinnvolles Ergebnis angesehen werden prim¨ar schon deshalb, um andere Forscher davon abzuhalten. Geben Sie all Ihren Vermutungen Ausdruck und interpretieren Sie Ihre Ergebnisse, indem Sie auf m¨ogliche Zusammenh¨ange mit benachbarten Fragestellungen hinweisen.
3.9 Abstract, Kurzfassung, Zusammenfassung und Inhaltsverzeichnis
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¨ Uberlegungen dieser vergleichenden Art sollten einen Ausblick gew¨ahren und andere oder auch Sie selbst animieren, auf diesem Gebiet weiter zu arbeiten.
3.9 Abstract, Kurzfassung, Zusammenfassung und Inhaltsverzeichnis Obwohl Sie sich u¨ ber beide Aspekte bereits seit Beginn der Arbeit Gedanken gemacht haben, werden Sie eine detaillierte Zusammenfassung sicher erst am Ende Ihrer Arbeit schreiben. Auch Ihr abstract wird erst am Ende der Arbeit von Ihnen zusammengestellt werden. Dabei sollten Sie auf alle F¨alle versuchen, Ihr abstract so zu schreiben, wie es ein Leser am Beginn einer Arbeit erwartet, n¨amlich (gegebenenfalls mit offenen Fragen und Problemen) die Leserschaft u¨ ber Ihr Vorhaben zu informieren und neugierig zu machen. Ihre Zusammenfassung wird (eher) eine L¨osung dieser Fragen und Probleme darstellen. F¨ur beides wird empfohlen, es in mindestens einer Fremdsprache zu verfassen. Wenn Ihre Arbeit einen bestimmten Bezug zu einem anderen Kulturkreis hat, sollten Sie eine Zusammenfassung in einer der betreffenden Sprachen verfassen; allgemein u¨ blich ist eine Kurzfassung in Englisch. Dazu werden Sie Beispiele in Kapitel 3.14 vorfinden. Das endg¨ultige Aufschreiben am Ende Ihrer Arbeit gilt auch f¨ur Ihr Inhalts¨ verzeichnis. Dieses enth¨alt s¨amtliche im Text vorkommenden Uberschriften mit den entsprechenden Seitenzahlen. Wie detailliert Sie Ihre Untergliederung durchf¨uhren, bleibt Ihnen u¨ berlassen. ¨ Eine allzu feine Untergliederung sollte vermieden werden, um den Uberblick zu bewahren. Kapitel umfassen mindestens eine Seite. Welches Schema und welche Zahlen Sie verwenden, ist Geschmackssache. Zu beachten ist aber eine strikte Konsequenz Ihres Vorgehens. Wir geben Ihnen im Folgenden einige Beispiele sowohl f¨ur Zusammenfassungen als auch f¨ur Inhaltsverzeichnisse. Beachten Sie, dass es meist bei jener Institution, bei der Sie ihre Arbeit einreichen, Hinweise auf Webseiten gibt, die klare Vorlagen f¨ur den Aufbau einer Arbeit und deren Kurzfassung liefern!
62
3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
Allgemeines Beispiel eines typischen Aufbaus: 1. Untersuchungsgegenstand (Definition des Forschungsobjektes, Fokus) 2. Theorie (Nennung des theoretischen Zugriffs) 3. Ziel/Fragestellung/Hypothese (Deklaration des Untersuchungszieles) 4. Forschungsdesign (Darstellung der Methode und des Untersuchungsablaufes) 5. Ergebnisse (Darstellung des Ertrags) 6. Literatur (Ausgew¨ahlte Literaturhinweise) 7. Schlagw¨orter Beispiel fur ¨ ein Inhaltsverzeichnis: 1 Einleitung 2 Allgemeines zum Thema 3 Spezielle Fragestellung aus heutiger Sicht ¨ 3.1 Theoretische Uberlegungen 3.2 Empirische Erhebungen 4 Ergebnisse ... 5 Zusammenfassung und Ausblick 6 Literaturverzeichnis Beispiel 2: I
Unterteilung des Textes I.1
I.2
Kapitel I.1.1
Zwischenr¨aume
I.1.2
Beginn eines neuen Absatzes
Paragraphen I.2.1
¨ Verschiedene Arten von Uberschriften
I.2.2
Untergliederung in Unterparagraphen
1 12 18 28 44 60 99 133
3.9 Abstract, Kurzfassung, Zusammenfassung und Inhaltsverzeichnis
II
III
63
Endg¨ultige Fassung II.1
Schreibb¨uro versus eigene Reinschrift
II.2
Preis des PC
Das Binden
Beispiel 3: Beispiel f¨ur den Einsatz von Peer Review f¨ur wissenschaftliche Probe-Publikationen, erstellt anhand von Sch¨utze, J; Pickl, S; Riesslegger H. (2006): Keyuserqualit¨at mittels ePeerReview, in: Mandl, Sch¨utze, Riesslegger, Rumpf (Hrs.): Multigap-Accounting mit der Oracle E-Business Suite, AddisonWesley, S. 291 f.: 1. Allgemeine formale Kriterien • Ehrenw¨ortliche Erkl¨arung, • Abk¨urzungsverzeichnis bei Verwendung von Abk¨urzungen, • Englischer Abstract, • Deutscher Abstract, • Geeignete Schl¨usselw¨orter Deutsch/key words Englisch, • Inhaltsverzeichnis, • Abbildungsverzeichnis / Formelverzeichnis, • Literaturverzeichnis. 2. Gliederung • Gliederungsumfang / Gesamteindruck / Satzformkonstanz, • Formulierungskonstanz (mit / ohne Artikel), • Ausgewogenheit der Kapitel, • Ausgewogenheit der Unterpunkte pro Oberpunkt. 3. Allgemeine sprachliche Kompetenz • Ausdruck, klarer und fl¨ussiger Stil, • Lesbarkeit,
64
3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
• Vermeidung von zu h¨aufigen Wort- oder Idiomwiederholungen, • Satzbau, Orthographie und Zeichensetzung, • Geschlechterneutrale Formulierungen. 4. Optik • Gesamteindruck, • Grafische Darstellungen (Abbildungen, Tabellen etc., samt einheitlicher Beschriftung unterhalb der Darstellung), ¨ • Gestaltung und Layout (Text, Uberschriften, Abs¨atze, Seiteneinrichtung). 5. Zitierung • Trennung w¨ortliches und inhaltliches Zitat, • Verwendung der Fußnoten f¨ur Querverweise / Hinweise auf weiterf¨uhrende Literatur, • ausreichende Literaturangaben, • geeignete K¨urze der Form der Fußnoten. 6. Inhaltliche Bewertungspunkte als Beispiel • Thematische Eingrenzung, Schwerpunktbildung und Abgrenzung, • Begriffsdefinitionen, genaue Aufarbeitung, • Abholen der Leserschaft am Stand der Wissenschaft, • Anzahl Beispiele / Veranschaulichungen / grafischen Darstellungen, • Kritischer Literaturumgang / Eigene Position. Einige Hinweise allgemeiner Natur: In Bezug auf die Kapitel: Vom Inhalt und Umfang her ist darauf zu achten, dass die einzelnen Kapitel einigermaßen ausgewogen sind und nicht ohne ¨ Uberleitung aneinander gereiht werden. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Nummerierung und der Inhalt Ihrer Kapitel¨uberschriften mit den im Inhaltsverzeichnis angef¨uhrten Angaben u¨ bereinstimmen. Bei der Verwendung von Formatvorlagen in Word kann das Inhaltsverzeichnis automatisch erstellt werden.
3.10 Fußnoten
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In Bezug auf die Nummerierung: Bei der Nummerierung der Seiten werden Deckblatt, Vorwort und Inhaltsverzeichnis meist nicht mitgez¨ahlt. Sie erhalten u¨ blicherweise r¨omische Zahlen. Erst dann folgt die Seite 1. Alle Tabellen, Graphiken und sonstigen Abbildungen, wie z. B. Fotos, m¨ussen konsequent durchnummeriert sein. Am besten w¨ahlt man einen Untertitel, der die Nummer der Abbildung angibt und eine kurze, markante Interpretation darstellt. Quellenangaben sind unbedingt n¨otig. Wenn man selbst die Quelle ist, dann soll man das nicht verschweigen.
3.10 Fußnoten Hier einige wichtige Hinweise und Bemerkungen zu Ihren Fußnoten: • Die Fußnoten sind am besten innerhalb jedes Kapitels durchgehend zu nummerieren. • Die Fußnoten werden in kleinerer, schm¨alerer Schrift geschrieben (meist einzeilig). Sie sind vom Text durch eine kurze Linie abgesetzt, am unteren Rand der zutreffenden Seite angef¨ugt. Wenn Sie eine Textverarbeitung verwenden, wird der PC das automatisch u¨ bernehmen. Auf alle F¨alle sollten Sie vermeiden, dass eine Fußnote mehr Platz braucht, als auf der betreffenden Seite f¨ur Fußnoten vorgesehen ist. • Fußnoten dienen h¨aufig dazu, die Herkunft w¨ortlicher Zitate anzugeben. Solche Zitate sind in Anf¨uhrungszeichen zu setzen. Auf die Fußnote wird am Ende des Zitates durch eine Ziffer hingewiesen. Beispiel: Eine wichtige Station beim Probleml¨osen und beim Planen des Handelns ist der Umgang mit Zielen. • Fußnoten k¨onnen ferner die Aufgabe u¨ bernehmen, einer im Text behandelten Auffassung weitere bibliographische unterst¨utzende Angaben hinzuzuf¨ugen; mit Hilfe von Fußnoten kann man auch Querverweise in der Arbeit selbst herstellen. • Fußnoten k¨onnen dazu dienen, Feststellungen des Textes zu erweitern, gegebenenfalls richtig zu stellen, manchmal auch um eigene Meinungen anzubringen oder um ein unterst¨utzendes Zitat einzuf¨ugen, das im Text gest¨ort h¨atte.
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
¨ • Fußnoten k¨onnen die Ubersetzung einer Textstelle oder zu Kontrollzwecken das Originalzitat angeben. • Nat¨urlich k¨onnen Sie Ihre Arbeit auch in TeX schreiben, welches umfangreiche M¨oglichkeiten rund um die Literaturverwaltung bietet. Vergleiche Hinweise im Kapitel 4.
3.11 Literaturverzeichnis und Anh¨ange Bei den Quellenangaben unterscheidet man klar zwischen Prim¨arliteratur und Sekund¨arliteratur. Wie bereits erw¨ahnt, wird Prim¨arliteratur oft auch Quelle aus erster Hand genannt und damit ist deutlich gemacht, dass Originalausgaben gemeint sind. Die Empfehlung lautet, sich m¨oglichst oft an der Originalliteratur zu orientieren. Historiker werden kaum zu Originalurkunden gelangen; deshalb ist etwa in einem solchen Fall eine Fotokopie durchaus als Dokument aus ers¨ ter Hand anzusehen. Ahnlich geht es LiteraturwissenschaftlerInnen, die sich h¨aufig mit einer im Augenblick vorhandenen Ausgabe Ihres Textes begn¨ugen m¨ussen. Manchmal kann es der Fall sein, dass die Originalliteratur vergriffen ist und o¨ fter m¨ochte man sich nur rasch etwas u¨ ber eine Arbeit informieren, dann bedient man sich der Sekund¨arliteratur. Diese ist jedoch nur mit Vorsicht zu verwenden. Niemand garantiert, dass in diesen Quellen zweiter Hand nicht Ver¨anderungen vorgenommen worden sind. Insbesondere bei Zusammenfassungen oder Kurzfassungen durch andere Autoren, m¨ogen Sie auch noch so viele Originalzitate enthalten, sind Zitate aus der Sekund¨arliteratur keinesfalls als wahr zu betrachten. Auf keinen Fall darf die Originalliteratur angegeben werden, falls aus zweiter Hand zitiert wird. Haben Sie in Ihrer Bibliothek beispielsweise den Simplex-Algorithmus von Georg Dantzig nicht in seiner Originalfassung ausfindig machen k¨onnen, so ist es angebracht, ein aktuelles Lehrbuch zu zitieren, das dieses Thema enth¨alt. Sie sollten sich in Ihrer Arbeit etwa wie folgt ausdr¨ucken: Zur Beschreibung des Simplex-Algorithmus von Dantzig lehnen wir uns im Folgenden an das Lehrbuch von Jochen H¨ulsmann u. a., Einf¨uhrung in die Wirtschaftsmathematik, Springer, Berlin, Heidelberg, N.Y., 4.Auflage, 2005
3.11 Literaturverzeichnis und Anh¨ange
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Die u¨ bliche Vorgangsweise bei Quellenangaben besteht aus folgenden Komponenten: AutorIn, Vorname, Titel, Edition, Ort der Ver¨offentlichung, Herausgeber, Jahr. F¨ur Zeitschriftenbeitr¨age muss das Journal mit den Seitenangaben entsprechend angef¨uhrt sein. Die Unterschiede bei Literaturangaben bestehen manchmal bez¨uglich der Nennung des Untertitels, der Position der Jahreszahl und der Abk¨urzung von Vornamen. Gegebenenfalls werden die Quellen im Text durch Zahlen abgek¨urzt, die man den Angaben im Literaturverzeichnis voranstellt. F¨ur das Erstellen Ihrer Literaturliste geben wir Ihnen einige Beispiele. Monographien bzw. Bucher: ¨ • Martens, Jul, Statistische Datenanalyse mit SPSS f¨ur Windows; (2. Auflage), Oldenbourg Verlag, M¨unchen, 2003. • Dixit A. K., Nalebuff B. J.(1995): Spieltheorie f¨ur Einsteiger. Sch¨afferPoeschel, Stuttgart. Sammelwerke bzw. Sammelb¨ande: • Eichhorn W., Leopold-Wildburger U.: Models and Reality - The Principle of Simplicity within the Empirical Sciences. In: Dockner E.J. , Hartl R. (et al.): Optimization, Dynamics, and Economic Analysis - Essays in Honor of G. Feichtinger, Springer, Heidelberg, 2000, 375-388. • Burkard Rainer E.: Transportation Problems. In: Kischka Peter, LeopoldWildburger Ulrike, M¨ohring Rolf, Radermacher Franz-Josef (eds): Models, Methods, and Decision Support for Management: Contributions to Intelligent Decision Making - Essays in Honor of Paul Staehly, PhysicaSpringer, Heidelberg, New York, 2001, 249-262. Lexika und W¨orterbucher: ¨ • Encyclopedia of Optimization, 6 vols., Floudas Ch. A., Pardalos P. M. (Eds.), Dordrecht, Kluwer, 2001. • Wirtschaftsw¨orterbuch; 2 B¨ande, Band 2, Deutsch-Englisch, Wilhelm Sch¨afer (Hrsg.), 6. u¨ berarb. und erw. Aufl., Vahlen, M¨unchen, 2000.
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
Zeitschriftenbeitr¨age: • Selten Reinhard, Leopold-Wildburger Ulrike: Equilibrium Point Selection in a Bargaining Situation with Opportunity Costs, Economie Appliqu´ee, Archives de l‘I.S.M.E.A. 36/4, Genf 1983, 611-648. Jahrbucher: ¨ • Irlenbusch, B., Leopold-Wildburger, U. et al. (2003): The effects of communication in the voting procedure of the Stability and Growth Pact ¨ in EMU in: Jahrbuch f¨ur Neue Politische Okonomie, Band 21, Mohr, T¨ubingen, S. 38-62. Arbeitspapiere oder(unver¨offentlichte) Manuskripte: • O. Becker, R. Selten, S. Lind-Braucher, U. Leopold-Wildburger: The Management Game SINTO Market Working Paper, Institute of Social Science and Management, University of Kalmar, Sweden, 7/2001.
3.12 Formale Kriterien und Merkblatt Am Ende Ihrer Arbeit u¨ berpr¨ufen Sie die formalen Kriterien an Hand der folgenden Checkliste: Generelle Beurteilungskriterien • Erf¨ullung der Themenstellung, • Aufbau der Arbeit (¨ubersichtlich, sachlogisch), • Erfassen von Sachverhalten, • sinnvolle Fragestellungen, • methodischer Ansatz, • F¨ahigkeit, eigene Positionen zu beziehen, • sprachlicher Ausdruck, • Anwendung der Fachterminologie, • Liste von Abk¨urzungen, • Layout,
3.12 Formale Kriterien und Merkblatt
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• Abbildungen und Grafiken (eigene Darstellung), • konsequente Durchnummerierung • - der Kapitel, • - der Abbildungen, • - der Graphiken, • - der Tabellen, • ordnungsgem¨aßes Zitieren, • Wahl und Umfang der Quellen, • Literaturverzeichnis, Vergleich zwischen im Text verwendeter Literatur und im Verzeichnis angegebener Literatur, (was bei der Verwendung von Tex automatisch passiert). • Transfer- und Vergleichsf¨ahigkeit. Offensichtlich sollten Sie auch Ihre Terminvereinbarungen f¨ur die Besprechungen einhalten und gegebenenfalls an ein ordnungsgem¨aßes F¨uhren des Arbeitsprotokolls denken. Bez¨uglich der inhaltlichen und formalen Bestimmungen zum Abfassen eines Manuskripts sind Verlage erfahrungsgem¨aß sehr restriktiv. L 9: www.springer.com An jeder Universit¨at gibt es Merkbl¨atter, die Aufschluß geben u¨ ber Details zum Verfassen von Bakkalaureatsarbeiten, Masterarbeiten und im Doktoratsstudium f¨ur das Erstellen der Dissertation. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Betreuer und sehen Sie auf die Webseiten des jeweiligen Dekanates. Merkbl¨atter bzw. den Verweis auf Standards in Ihrem Fachbereich gibt es mittlerweile an allen Institutionen, an denen Sie Ihre Arbeit einreichen. Bei der Erstellung des Konzeptes sollten u. a. folgende Fragen ber¨ucksichtigt werden : Der Erkenntnisgegenstand: • Was soll u¨ berhaupt erkannt/erforscht werden und worin besteht der angestrebte Erkenntnisfortschritt? • Bezeichnung des Erkenntnisobjektes.
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
• Erste begriffliche Eingrenzung des Untersuchungsfeldes (verallgemeinernd bzw. theorieorientiert) und Reflexion des erkenntnisleitenden Interesses. • Begr¨undung der Erkenntnissuche: Wozu k¨onnen die Ergebnisse verwertet werden? Welche praktischen und/oder theoretischen Konsequenzen sind zu erwarten? • Problemstellung: Warum soll ein Forschungsprozess u¨ berhaupt in Gang kommen? Was wird als problematisch begriffen bzw. welche (vermuteten) Fakten und/oder welche Zusammenh¨ange zwischen welchen Ph¨anomenen gilt es zu kritisieren? • Darstellung des Problems inklusive Erl¨auterung/argumentative Begr¨undung eines kritikw¨urdigen Missstandes bzw. des zu beseitigenden Wissensdefizits. • Theoretische und/oder ideologische (z. B. demokratiepolitische) Positionierung der Problemperspektive. Erl¨auterung des Forschungskontextes: Wie f¨ugt sich das Vorhaben in bereits bestehende Erkenntnisse ein? • Forschungsleitende Fragestellungen! • Was soll nun ganz konkret untersucht werden? • Konkretisierung des Zieles der Arbeit. • Formulierung erster konkreter Forschungsfragen (soweit m¨oglich). Bei empirischen Arbeiten: • Vorschau auf die zu operationalisierenden Variablen, • Geplante Forschungsstrategie, • Wie soll das Vorhaben realisiert werden? • Darstellung des geplanten Arbeitsablaufes. • Erste inhaltliche Strukturierung des Aufbaus der Arbeit, erste Hinweise auf die zu konsultierenden Quellen bzw. auf die relevante Literatur. • Vorschau auf die anzuwendende Methode (Art der Datenerfassung) sowie die Untersuchungsobjekte/Untersuchungspopulation. Merkblatt fur ¨ das Masterstudium technischer Universit¨aten
3.13 Beispiele
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F¨ur Architekturstudenten der Technischen Universit¨at Graz gibt es folgende Auflistung von Hinweisen: F¨ur das Verfassen von Masterarbeiten: • Zu einem selbst gew¨ahlten oder gestellten Projektthema sind Analysen (schriftliche Erarbeitung der Grundlagen zur Planungsaufgabe) sowie Entw¨urfe (kreative Phase) unter Zugrundelegung von funktionellen (verfahrenstechnischen) und gestalterischen Randbedingungen zu erarbeiten. • Es sind graphische Ausarbeitungen von Pl¨anen im Bereich der Entwurfsund Detailplanung nach Schwerpunkten der diversen Fachbereiche zu erstellen; weiters sind h¨aufig Modelle und/oder computergest¨utzte grafische Simulationen anzufertigen. Dabei gibt es u. a. folgende Vorgehensweisen: konstruktiv, urbanistisch, bauk¨unstlerisch, funktionell (Geb¨audelehre) und raumk¨unstlerisch.
3.13 Beispiele 3.13.1 Beispiel fur ¨ den Aufbau einer Arbeit aus dem Gebiet der ¨ experimentellen Okonomie Otwin BECKER, Alfred Weber Institut, Ruprecht Karls-Universit¨at Heidelberg Ulrike LEOPOLD-WILDBURGER, Institut f¨ur Statistik und OR, Karl Franzens-Universit¨at Graz Das Auge war von jeher weitsichtiger als alle anderen Sinne Loblied und andere Olivenkerne; (Rafik SCHAMI, 1997) Zusammenfassung: Die visuell gest¨utzte Extrapolation ist ein besonders h¨aufig angewendetes Verfahren, das praktisch f¨ur jede graphisch dargestellte Zeitreihe Verwendung finden kann. Folgt die Zeitreihe keinem leicht erkennbaren, strengen Bildungsgesetz, weichen die individuellen Gestaltsausdeutungen in der Regel sehr voneinander ab, jedoch im Durchschnitt mitteln sich viele singul¨are Ausdeutungen heraus. Demgegen¨uber lassen sich einige wenige wesentliche Merkmale ausfindig machen, die im vorliegenden Beitrag die Grundlage eines a priori Erkl¨arungsmodells f¨ur Kollektivprognosen bilden. Die ¨ Uberpr¨ ufung dieses Modells im Rahmen einer Reihe von Experimenten liefert bemerkenswerte Ergebnisse.
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
Abstract: Among qualitative forecasting techniques, graphic extrapolation of a time series is a particularly simple and by far the most popular forecasting technique. Recognising regularities of a given curve by visual inference enables the filtering out of outliers and often also helps to identify clearly the patterns of the stochastically superimposed formation rules according to which a certain series of numbers is formed. This survey presents an a priori model for explaining average forecasts which have already furnished remarkable results in a number of experimental verification runs. ¨ Schlusselw¨ orter: Vorhersagen, Extrapolationen, Prognosen, Erwartungsbildung, Visuelle Inferenz, Graphische Zeitreihenanalyse, Experimente. ¨ 1. Einfuhrung Die in diesem Aufsatz vorgegebene Problemstellung zur Erwartungsbildung behandelt eine Thematik u¨ ber Prognosen, die in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung weit zur¨uckreicht. Die Erwartungen von Entscheidungstr¨agern haben in der o¨ konomischen Verhaltensforschung von jeher als antizipierte Gr¨oßen, mit denen man rechnen muss, eine wesentliche Rolle gespielt. Die Ber¨ucksichtigung solcher Einzelfaktoren zur Erkl¨arung wirtschaftlicher Entscheidungen l¨asst sich bis in die Anfangsjahre des vergangenen Jahrhunderts zur¨uckverfolgen. So behandelt etwa der als Vertreter der BankingSchule bekannte Henry Thorton (1802) den Einfluss der Preiserwartungen auf Zinss¨atze. Von den Vertretern der Stockholmer Schule wurde in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts systematisch untersucht, wie Abweichungen zwischen geplanter (bzw. erwarteter) und tats¨achlicher Entwicklung den Wirtschaftsverlauf beeinflussen. Richtungsweisend hierzu waren vor allem die Arbeiten von Erik Lindahl. Aus dem Kreis der a¨ lteren National¨okonomen ist vor allem J.M.Keynes zu nennen, der ... 6.Ergebnisse Das Experiment wurde bisher an den Universit¨aten in Heidelberg und Graz genau 333mal durchgef¨uhrt. In der Abbildung 5 sind die Kollektiv-Vorhersagewerte den Vorhersagewerten der b-l-Prozedur gegen¨ubergestellt. Die Differenz zwischen den Kollektivprognosen und der b-l-Prozedur ist durch den untersten Linienzug wiedergegeben und man kann die geringen Abweichungen voneinander ersehen. Aus den derzeit laufenden Experimentserien mit Zusatzinformation f¨ur die Vpn in Form von Leitindikatoren zeigt sich bei erster Auswertung, dass eine verallgemeinerte b-l-Prozedur ebenfalls eine nennenswerte Effizienz aufweist (Becker/Leopold-Wildburger 1999). Mit solchen Informationen sollen komplexere, aber realistische Problemsituationen analysiert werden.
3.13 Beispiele
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3.13.2 Beispiel einer Kurzfassung einer wirtschaftswissenschaftlichen Dissertation Christian Grabner, August 2006, Zusammenfassung: Die eingereichte Arbeit bedient sich der Experimentellen Wirtschaftsforschung, um einen Erkenntnisgewinn u¨ ber das Verhalten von Personen bei der Steuerung komplexer Systeme, beispielsweise der F¨uhrung von Unternehmen, der Steuerung von M¨arkten oder der Be¨ wirtschaftung von Okosystemen, zu erm¨oglichen. Die Experimentelle Wirtschaftsforschung, die unterstrichen durch die Wirtschaftsnobelpreise 1994 (Nash, Selten, Harsanyi), 2002 (Kahneman, Smith) und 2005 (Aumann, Schelling) zu einer der zukunftstr¨achtigsten Forschungsrichtungen gez¨ahlt werden kann, bedient sich kontrollierter Laborexperimente, in denen Versuchspersonen Entscheidungssituationen ausgesetzt werden, die durch den Versuchsleiter dokumentiert und sp¨ater statistisch analysiert werden. Langfristiges Ziel stellt eine m¨ogliche Prognose des Entscheidungsverhaltens von Personen dar. Viele Situationen insbesondere in Wirtschaft oder Umwelt sind durch komplexe Zusammenh¨ange gepr¨agt. So ist es beispielsweise f¨ur eine gewisse Region als Wirtschaftsstandort wichtig, ausreichend Infrastruktur zur wirtschaftlichen Entwicklung bereitzustellen, andererseits m¨ochte dieselbe Region aber auch eine unber¨uhrte Natur f¨ur Tourismus bzw. als Lebensraum bieten. Solche und a¨ hnliche Interdepenzen ziehen sich durch viele Bereiche des Lebens, weshalb es f¨ur beteiligte Individuen oft sehr schwierig ist, gezielt beabsichtigte Entwicklungen herbeizuf¨uhren. F¨ur Außenstehende ist wiederum schwierig abzusch¨atzen, wie Individuen entscheiden und mit welchen Entwicklungen in weiterer Folge auf der Makroebene gerechnet werden muss. Eine empirische Untersuchung ist zwar grunds¨atzlich denkbar, kann aber nur in einem sehr geringen Stichprobenumfang erfolgen. Auch innerhalb der Stichprobe k¨onnte bei solch umfangreichen Untersuchungen keine Gleichartigkeit gew¨ahrleistet werden. Eine theoretische Abhandlung wiederum ¨ erm¨oglicht keine Uberpr¨ ufung der Interdepenzen. Als Konsequenz daraus ist die Methode der Experimentellen Wirtschaftsforschung mit den dabei eingesetzten Laborexperimenten zweckm¨aßig, in denen die komplexe Situation durch Modelle nachgebildet werden kann. Somit kann eine Situation mit ausreichendem Stichprobenumfang und kontrollierbaren externen Einfl¨ussen simuliert werden. Die Grundlage der hier verwendeten Simulationsund Optimierungsmodelle stellt das Differentialgleichungssystem von Lotka
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
und Volterra dar, das eine Beschreibung der so genannten R¨auber-BeutePopulationen erm¨oglicht. Die Untersuchung kann hinsichtlich folgender Schwerpunkte strukturiert werden: • Charakterisierung der Versuchspersonen durch Erfassung der Eigenschaften mittels Pers¨onlichkeitstest (Situationsunabh¨angig). • Versetzung der Versuchspersonen in realit¨atsnahe Entscheidungssituationen, dargestellt durch computerunterst¨utzte Simulationsmodelle. • Erfassung der Entscheidungsmotive, der Strategie¨uberlegungen und sons¨ tiger Einstellungen und Uberlegungen w¨ahrend der Steuerungsaufgabe durch eine Befragung (Situationsabh¨angig). • Analyse des Entscheidungsverhaltens durch multivariate statistische Methoden sowie Individualanalysen. Die vorliegende Arbeit konnte in mehreren Bereichen neuartige Untersuchungsgebiete erschließen und entsprechende Erkenntnisse liefern. Erstmals angewandt wurde die Gruppierung der Versuchspersonen anhand von handlungsbeschreibenden, ergebnisunabh¨angigen Klassifizierungskriterien, die es erm¨oglichen erfolgversprechende Handlungsweisen durch die Verbindung mit dem direkt messbaren Punkteergebnis aufzuzeigen. Ebenso konnte nachgewiesen werden, dass der Bewirtschaftung eines Lotka-Volterra Systems eine langfristige Investitionsstrategie zugrunde liegen muss, keine zuf¨alligen Bestleistungen m¨oglich sind und gewisse Preiskonstellationen Risikobereitschaft st¨arker belohnen als andere. Daneben zeigte sich unter anderem sehr deutlich, dass Spaß und Motivation einen positiven Erfolgsbeitrag aufweisen.
3.13.3 Beispiel einer englischen Kurzfassung eines Beitrags uber ¨ Rationalit¨at SELTEN Reinhard schreibt in dem Buch: Bounded Rationality - The Adaptive Toolbox, edited by Gigerenzer G. and Selten R., The MIT Press, Cambridge, Massachusetts, 2001, 26f. : Expectation Formation
3.13 Beispiele
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O. Becker and U. Leopold (1996) have developed an interesting experimentally based theory of expectation formation in an environment in which a subject predicts the next value of a univariate time series on the basis of past observations. In the experiments, the time series was generated by a stochastic second-order difference equation. The average forecasts of the subjects are well described by a surprisingly simple rule, which they call the ”bounds and likelihood procedure”. To explain this rule, we need some definitions and notations.... The more previous local maxima are surpassed by an value x, the less likely is a continuation of an increase. An analogous statement applies to the continuation of a decrease. This is the rationale of the procedure. It is very interesting to note that the variance of the best production based on an exact knowledge of the stochastic difference equation is 87 percent of the variance of the bounds and likelihood procedure. This shows that this procedure is surprisingly efficient, in spite of the fact that it is very different from, and much simpler than, the usual forecasting techniques. However, one must bear in mind that it describes average forecasts rather than individual behavior. Nevertheless, it suggests that the spontaneous response of individuals is also guided by the recent direction of the time series, by past average variation, and by comparisons of the present value with past local extrema.
3.13.4 Beispiel aus der Bev¨olkerungs- und Wirtschaftsstatistik Dissertation Vertrauen in Daten - Vertrauen zum Termin Umfragen - Gewichtungen - Manipulationen Bankzufriedenheitsumfrage Graz 1998 Dkfm. Mag. J¨org Sch¨utze Fakult¨at f¨ur Sozial- und Wirtschaftswissenschaften Institut f¨ur Statistik und Operations Research Karl-Franzens Universit¨at Graz zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften Erstgutachter: Univ.-Prof. Dr. Ulrike Leopold-Wildburger Zweitgutachter: Univ.-Prof. Dr. Peter Steiner Graz, Juni 2000 Zusammenfassung: In den Monaten April bis Juli 1998 wurde in Graz eine telefonische Bankzu-
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friedenheitsumfrage mit Beratungsoption durchgef¨uhrt, aus der knapp 2500 Datens¨atze zur Analyse u¨ ber M¨oglichkeiten und Grenzen der Kundenakquisition zur Verf¨ugung stehen. F¨ur statistische Datenauswertungen werden in der vorliegenden Arbeit rigorose Anforderungen an die Art und Weise des Zustandekommens der Daten gestellt und dar¨uber hinaus die Repr¨asentativit¨at der Daten genau untersucht. Eine grundlegende Voraussetzung beim statistischen Inferenzschluss ist Repr¨asentativit¨at im Sinne einer unverzerrten Zufallsauswahl einer Stichprobe, jedoch ist eine solche Idealsituation selten vorzufinden. In unserem Rahmen stellen Vergleiche mit betriebsinternen und extern vorgegebenen, demographischen Daten sowie Gewichtungen Instrumente dar, welche zur Absicherung von Aussagen oft nur unzureichend bei Befragungen angewandt bzw. methodisch h¨aufig nicht hinreichend hinterfragt wurden. Solche Ans¨atze zur Entzerrung er¨offnen naturgem¨aß Manipulationsm¨oglichkeiten, die viel zu selten offengelegt werden. Das Vorgehen hier konzentriert sich auf die Aufdeckung Interviewerspezifischer Verzerrungen. Durch die Gr¨oße der Stichprobe sind wir in der Lage ein allgemeines Vorgehen f¨ur Umfragen zu demonstrieren. Dabei steht die Analyse der Stabilit¨at der Gr¨oße bestimmter Kennzahlen im Mittelpunkt und es wird aufgezeigt, wie sensitiv die einzelnen Gr¨oßen bzgl. Verzerrungen reagieren. Es werden Vergleiche der Umfragedaten pro Interviewer mit externen Daten bei Anwendung verschiedener Gewichtungsverfahren vorgestellt. Dadurch ist es m¨oglich, ein gewisses Vertrauen zu den Daten zu gewinnen, die eine weitere, folgerichtige Auswertung erm¨oglichen. Es gelingt hier, die Konsistenz der Arbeit zu zeigen: Manipulationen bzw. die Verzerrungen auf Interviewerebene k¨onnen durch verschiedenste Vergleiche aufgezeigt werden, w¨ahrend sich bei Betrachtung, die alle Interviewer gleichzeitig einbezieht, diese aufgezeigten Verzerrungen weitgehend aufl¨osen. Insgesamt liefert die Arbeit fundierte Hinweise f¨ur die Auswertung von Daten aus kleinen Stichproben. Hier ergibt sich eine besondere Relevanz f¨ur internetbasierte und telefonische Befragungen. Die Variablen Anlegertyp, Berufsgruppe, Alter und Geschlecht waren die wesentlichen Bestimmungsgr¨oßen f¨ur ausreichendes Vertrauen zum Interview und zum Termin. Die Bedeutung des Telefons als Kontaktmittler, gerade f¨ur die j¨ungeren, vielleicht weniger risikoaversen Personen kommt bei dem Vergleich der tats¨achlich zustande gekommenen Vertr¨age zum Tragen. Es stehen 2478 Frageb¨ogen zur Verf¨ugung. Bei 1820 ( Mix“) wurden zum ” Teil h¨ausliche Gespr¨ache terminiert. Ferner liegen noch 658 Frageb¨ogen ( Termine“) vor, wobei es sich ausschließlich um vereinbarte h¨ausliche Ge” spr¨ache handelt.
3.13 Beispiele
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Erhebungsform: Telefonische Einthemenbefragung als Stichprobe. Ziel: Marktforschungskenntnisse. Gesch¨aftsbeziehungsintensivierung (crossselling) und Kundenakquisition. Grundgesamtheit: Personen zwischen 17 und 65 Jahren, erreichbar in GrazStadt am Privat-Festnetzanschluss. Zielgruppe: Gesch¨aftsf¨ahige Privatpersonen mit Bedarf an Finanzdienstleistungen entsprechend der Grundgesamtheit. Auswahlmodus: Zufallsauswahl von Telefon-CD-ROM HH-Auswahl. Erste erreichte Person aus der GG (first-answer) Anzahl auswertbarer Frageb¨ogen 2478 Datens¨atze, verteilt auf Umfrageaktionen: Anzahl der Datens¨atze: 750, 353, 225, 492, 246, 120 und 292. Erhebungsinstrument: Standardisierte Frageb¨ogen Zeitraum der Befragung: April 1998 - Juli 1998, jeweils Montags bis Freitags von 10:00 Uhr bis 20:00 Uhr Interviewerzahl: 15. EDV-Auswertung: SPSS 9.0 f¨ur Windows. Tabelle: Technische Daten der Untersuchung.
3.13.5 Beispiel aus der Politikwissenschaft Reiter Erich (Hrsg.): Krisengebiete in Europa, Mittler, Hamburg, 2001. Vorwort Am Beginn des neuen Jahrtausends z¨ahlen f¨ur die sich weiterentwickelnde gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der Europ¨aischen Union die Stabilisierung des westlichen Balkans sowie der o¨ sterreichischen Instabilit¨atszone Russland-Ukraine-Baltikum zu den zentralen sicherheitspolitischen Herausforderungen. Obwohl die Probleme in diesen Regionen sehr unterschiedlicher Natur sind, k¨onnen doch auch Parallelen konstatiert werden: So spielen in beiden Regionen Nationsbildungsprozesse nach dem Zerfall von Vielv¨olkerstaaten (Sozialistische F¨oderative Republik Jugoslawien, Sowjetunion) sowie daraus resultierende interethnische Spannungen und Konflikte eine wichtige Rolle. Die Beitr¨age im ersten Teil dieses Sammelbandes behandeln die noch offenen Konflikte im s¨udslawisch-albanischen Raum. Einige Autoren sprechen die bisherigen Stabilisierungsmaßnahmen der internationalen Gemeinschaft in der Konfliktregion an. Auch fast sechs Jahre nach der Unterzeichnung des Dayton-Abkommens durch die bosnischen Konfliktparteien und zwei Jah¨ re nach der Einsetzung der UNO-Ubergangsverwaltung im Kosovo zeichnet sich noch kein Ende der ethnischen, ordnungspolitischen und territorialen Konflikte im westlichen Balkan ab.
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
... Anton Vushkarnik (Zweite Europa-Abteilung des russischen Außenministeriums) schließt den Sammelband mit einem Beitrag u¨ ber die russische Baltikumpolitik. Nach dem Abzug der russischen Truppen aus den baltischen Staaten bestimmen der Status der russischsprachigen Bev¨olkerungsteile, die wirtschaftliche Zusammenarbeit und die sicherheitspolitische Orientierung ¨ der baltischen Staaten die russisch-baltischen Beziehungen. Ahnlich wie Moshes stellt auch Vushkarnik bei der Beurteilung der Außenpolitik Moskaus den Aspekt der Wahrung russischer nationaler Interessen in den Vordergrund. Eine Entspannung in den Beziehungen zwischen Russland und den baltischen Staaten wird vor allem von einer Verbesserung der aus Moskauer Sicht schlechten Lage der russischen Minderheiten abh¨angig gemacht. Die Bem¨uhungen der baltischen Staaten um einen NATO-Beitritt werden als Bedrohung f¨ur die nationalen Interessen Russlands wahrgenommen.
3.13.6 Beispiel aus den vergleichenden Geschichtswissenschaften Ian R. Clark University of Hull Auszug aus der Examensarbeit zur Frage: COMPARE AND COMMENT ON THE TREATMENT OF HISTORICAL THEMES THE FOLLOWING PLAYS :
EGMONT,WILHELM TELL,DANTONS TOD. Es gibt ein Drama mit historischen Stoffen. Aber ein historisches Drama? ” Gibt es das u¨ berhaupt?“ This is the question posed by Sengle(1) in the introduction to his study of the historical drama. In an attempt to answer the question he considers two points of view. Firstly, as a dramatic form the historical drama needs an idea but it is arguable that the idea belongs to the Author rather than the historical subject. Secondly, is it possible to conceive a drama in which the historical subject corresponds to some idea of the Author and the two merge to ei” ner unl¨oslichen Einheit“. For this to happen Sengle agrees there must be a real relationship between the historical subject and the Author’s idea. The main historical characters (Lamoral, Count of Egmont and Prince of Gavre, Wilhelm Tell and Georges Danton) and their respective settings (the Netherlands struggle for independence, the struggle of the Swiss Confederacy
3.13 Beispiele
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and the Terror of the French Revolution) provide the Authors of the dramas which are the subject of this essay with the historical material, but it is the Author’s use of such material which can determine whether the drama is a historical drama or just a drama with historical material. In a comparison or comment on the treatment of historical themes in the three dramas it is perhaps useful to use the question posed by Sengle as a suitable measure. Any investigation on these lines would include questions which could be asked in any comment on historical themes. Questions such as, is the drama a reproduction of historical events, or has the Author a particular idea or particular purpose that he wishes to convey through the use of historical themes? If the latter, what are the ideas or purposes? How do the historical figures represent theses ideas? It is proposed to consider these questions in relation to the three dramas and from the findings compare and comment on the treatment of historical themes in them. By no means is Goethe’s Egmont a mere reproduction of historical events. The theatrical climate at the time Goethe started the composition of the drama was opposed to such a use of history. In the context of the eighteenth century German literature, as Waidson(2) points out, ”G¨otz von Berlichingen”was the first genuinely historical drama in Germany and earlier dramatists had been under no constraint to take the facts of history and their social background seriously. The Aufkl¨arung writers had been at pains to draw a distinction between Dichtung and Geschichtsschreibung. Gottsched saw History as a source of names of important people which might give the play’s moral purpose and plot added dignity. Der Poet hat nicht die historische, sondern die moralische Wahrheit zum Zwecke ... Egmont, Wilhelm Tell and Dantons Tod are all dramas mit historischen Stoffen but other ideas and purposes underly the treatment of historical themes. Goethe is concerned with the Sturm and Drang concept of freedom, the daemonic forces that control our existence and certain psychological considerations. Indeed as the writing of the drama drags out the fact that it was a historical drama became more of a burden. Schiller is concerned with the dramatization of a legend and an attempt to unify the poetical and the historical. He pays closer attention to historical detail than Goethe and because of their Mainland warns against confusing the message of the myth of Wilhelm Tell and that of Schiller’s drama. B¨uchner in contrast to Goethe and Schiller attempts to produce history as it really happened but beneath a drama that contains much historical accuracy there too lies the Author’s ideas of helplessness of man against the process of history.
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References: Sengle, Friedrich: Das Deutsche Geschichtsdrama, Stuttgart, 1952. Goethe, Johann Wolfgang von, Egmont, 1788, Edited by H.M. Waidson, Blackwell’s German Texts. Gottsched, Johann Christoph: Beytr¨age zur Critischen Historie der Deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, 1740, Stuck 24, quoted by Sengle p.12.
3.13.7 Beispiel einer Simulationsstudie: Thema Konfliktforschung Markus Glawischnig (2001): Evolutionstheoretische Analyse von Strategien in wiederholten Spielen Abstract: In der Literatur findet man Strategien, die es geschafft haben, im Rahmen von simulierten Turnieren erfolgreich abzuschneiden. Dabei wird prim¨ar das Ziel verfolgt, eine Strategie zu finden, die besser abschneidet als TIT-FOR-TAT. Als gute Kandidaten hierf¨ur gelten die Strategien WIN STAY-LOSE CHANGE, GRIM TRIGGER sowie bestimmte Maximierungsstrategien etwa wie MAC. Es gibt auch Strategien mit leichten Modifikationen. Wir analysieren die Umst¨ande, unter denen diese Strategien Turniere gewinnen. Der Erfolg einer bestimmten Strategie variiert teilweise erheblich unter kaum ver¨anderten Rahmenbedingungen und ist stark davon abh¨angig, welche weiteren Strategien vorhanden sind. So kann man leicht seine pers¨onliche Lieblingsstrategie an den ersten Platz bringen, indem man die Gegner hinreichend geschickt ausw¨ahlt. ... Ergebnisse: Die Maximierungsstrategie MAC ist anf¨allig f¨ur Zufallseinfl¨usse. Wir stellen fest, dass eine nicht zu vernachl¨assigende Wahrscheinlichkeit daf¨ur spricht, dass MAC seine im Allgemeinen guten Ergebnisse gegen die Strategien GRIM TRIGGER und gegen TIT-FOR-TAT nicht einhalten kann. Dies f¨uhrt zu signifikant schw¨acheren Erwartungswerten, als bisher in der Literatur angenommen wurde. References Axelrod, Robert. The Evolution of Cooperation, Oldenburg, M¨unchen, 1987. Harsanyi, John C., Reinhard Selten. A General Theory of Equilibrium Selection in Games, MIT Press, Cambridge M.A., 1988.
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Watzlawick, Paul, Wie wirklich ist die Wirklichkeit, Piper, 1976. Wittgenstein, Ludwig. 1921: Tractatus logico-philosophicus, 9. Auflage, Suhrkamp, Frankfurt/Main, 1973.
3.13.8 Beispiel fur ¨ Einsatzm¨oglichkeiten von Kreativit¨atstechniken im Betriebswirtschaftslehreunterricht Filippina Risopoulos, Graz, 2001. Kurzzusammenfassung: ¨ Die Arbeit gibt einen Uberblick u¨ ber das allgemeine Bildungsziel h¨oherer wirtschaftlicher Schulen, den Begriff der Kreativit¨at und erl¨autert ferner den Begriff der Kreativit¨atstechniken im Allgemeinen sowie auch im Speziellen. Durch den integrativen Einsatz ausgew¨ahlter Kreativit¨atstechniken in einem Unterrichtsprojekt an einer h¨oheren wirtschaftlichen Schule wird im Rahmen des Betriebswirtschaftslehreunterrichts gezeigt, dass Kreativit¨atstechniken als alternative Methoden eine positive Unterrichtserg¨anzung darstellen k¨onnen. Ausgew¨ahlte Kreativit¨atstechniken wie zum Beispiel die Methode 6 3 5 oder der Morphologische Kasten wurden zum Thema Produktionsbetriebe mit dem Schwerpunkt Produktentwicklung eingesetzt. Es sollte bei den Sch¨ulerInnen das Bewusstsein entstehen, f¨ur zuk¨unftige Aufgaben vielf¨altige Wahlm¨oglichkeiten zu haben und diese auch positiv nutzen zu k¨onnen. Im Unterrichtsprojekt galt es allgemein angenommene Zusammenh¨angen zu u¨ berpr¨ufen. Es sollten Vergleiche gezogen werden zwischen denjenigen, die den Kreativit¨atstechniken eher offen gegen¨uber stehen und denjenigen, die sich den alternativen Lernformen gegen¨uber eher verschlossen zeigen. Gem¨aß der Zielsetzung dieser Arbeit hat sich ergeben, dass der Einsatz kreativer Methoden (Kreativit¨atstechniken) den Lernprozess positiv zu unterst¨utzten scheint. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass ein bestimmter Sch¨ulerInnentyp durchaus in der Lage und Willens war, unter den gegebenen Umst¨anden mit neuen, unbekannten Mitteln zu arbeiten. Der Einsatz von Kreativit¨atstechniken im Betriebswirtschaftslehreunterricht konnte erfolgreich unter Beweis gestellt werden. Diese Arbeit kann als Vorstudie f¨ur weitere Forschungen gesehen werden.
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Die Darstellung von m¨oglichen interessanten und ungew¨ohnlichen Zusammenh¨angen m¨usste durch weitere Experimente und Forschungen erweitert werden. 1 Einleitung 1.1 Motivation: Das o¨ sterreichische Schulsystem bietet eine Vielfalt von Wahlm¨oglichkeiten zur pers¨onlichen sowie auch zur beruflichen Bildung. Diese Bildungsm¨oglichkeiten werden in Bezug auf unterschiedliche Interessen, Begabungen und Motivationen in verschiedenen Schultypen angeboten. Durch die Vielfalt entsteht eine gewisse Wahlfreiheit. Gesetze und Regeln der Lehrplanbestimmungen m¨ussen eingehalten werden, um dem System Schule gerecht zu werden. Sch¨ulerInnen wie auch LehrerInnen werden innerhalb dieses Regelsystems gleichermaßen gefordert. ... 5 Evaluierung des Unterrichtsprojektes 5.1 Aufbau der empirischen Arbeit: Kreativit¨at ist Ausdruck einer wahrnehmungsspezifischen Erfassung und Wiedergabe der Prozesse, die inner- und außerhalb unseres Ichs passieren. Am Beispiel des durchgef¨uhrten Unterrichtsprojektes soll gemessen werden, wie sich der Einsatz von bisher im Unterrichtsfach Betriebswirtschaftslehre noch nicht angewendeten Kreativit¨atstechniken zur Erarbeitung und Erfassung eines bestimmten Themengebietes dargestellt hat.
3.13.9 Beispiel aus der Mathematik Leopold-Wildburger U., Gamerith W., Steindl W., Einf¨uhrung in die Wirtschaftsmathematik, 5.Auflage, Springer, Heidelberg, 2011. Auszug aus Kapitel 2 Lineare Algebra:
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1. Grundlagen 1. 1 Mengen und Elemente Wie in der Mathematik u¨ blich, wird im Weiteren die Sprechweise der Mengenlehre verwendet. Am Beginn steht daher der Begriff der Menge“, den ” Georg CANTOR (1845 - 1918), der Begr¨under der Mengenlehre, in dem Aufsatz Beitr¨age zur Begr¨undung der transfiniten Mengenlehre“ 1895 fol” gendermaßen definiert hat. Definition 1.2.1 Unter einer Menge versteht man eine Zusammenfassung bestimmter, wohlunterschiedener Objekte unserer Anschauung oder unseres Denkens zu einem Ganzen. Diese Objekte werden Elemente der Menge genannt. F¨ur jedes Element muß entscheidbar sein, ob es zur Menge geh¨ort oder nicht. Die Elemente m¨ussen klar voneinander trennbar sein; eine Menge Arbeit“ ” ist im Sinne obiger Definition keine Menge. ¨ Ublicherweise werden Mengen mit Großbuchstaben z.B. A, M,Ω , ... und ihre Elemente mit Kleinbuchstaben, z.B. a, m,ω, ... bezeichnet. Geh¨ort ein Element a einer Menge A an, so schreibt man a∈ A, andernfalls schreibt man a∈ / A. Beispiel 1: Bezeichnet A die Menge der o¨ sterreichischen Bundesl¨ander und a das Burgenland, b die Steiermark, sowie c den Freistaat Bayern, so gilt: a ∈ A, b ∈ A, aber offensichtlich c ∈ / A. Im folgenden werden zwei Arten zur Festlegung von Mengen angegeben: (a)
Durch Aufz¨ahlen: Man gibt s¨amtliche Elemente der Menge an und setzt diese in eine geschlungene Klammer. Dabei ist die Reihenfolge der Elemente unwesentlich. Beispiel 2: M1 = {2, 3, 5, 7} = {5, 2, 7, 3} M2 = {Diesel, Super, Eurosuper, Normalbenzin, Heiz¨ol}
(b)
Durch Beschreiben: Man gibt eine Eigenschaft der Menge an, die ausschließlich die Elemente der Menge, aber keine anderen Elemen-
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3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
te besitzen. Dies ist vor allem bei Mengen mit sehr vielen Elementen sinnvoll. Beispiel 3: P = {x | x ist eine Primzahl} Z7 = {x | x ist eine durch 7 teilbare ganze Zahl} X = {x | x ist eine reelle Zahl und x ist kleiner als 5 } Ω = {ω | ω ist Augenzahl eines W¨urfels }. Bezeichnung: H¨aufig auftretende Zahlenmengen werden mit eigenen Symbolen bezeichnet: N Z Q R R+ R++
= {1, 2, 3, . . .} Menge der nat¨urlichen Zahlen = {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, 3, . . .} Menge der ganzen Zahlen = {x|x = mn , mit m ∈ Z und n ∈ N} Menge der rationalen Zahlen = {x|x reell } Menge der reellen Zahlen = {x|x ∈ R und x ≥ 0} Menge der nichtneg., reellen Z. = {x|x ∈ R und x > 0} Menge der pos., reellen Zahlen
Die Menge der ganzen Zahlen ist die Erweiterung der Menge der nat¨urlichen Zahlen genau um die Menge der negativen Zahlen und um die Null. Erweitert man diese Menge um die (nicht ganzzahligen) Br¨uche, so erh¨alt man die Menge der rationalen Zahlen. Die Menge der reellen Zahlen enth¨alt dar¨uber hinaus noch zus¨atzlich die irrationalen Zahlen, das sind die unendlichen, nicht periodischen Dezimalzahlen, wie z.B. Wurzeln usw. Beispiele f¨ur irrationale Zahlen: Eulersche Zahl e = 2.71828... und die Kreiszahl π = 3.14159... .
3.14 Checkliste
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3.14 Checkliste A Inhalt: 1. Wie kann ich den Stand der Forschung zu meinem Fachgebiet gegebenenfalls auch fur ¨ Fachfremde kompakt darstellen? 2. Welche sind die relevanten Nachbar-Disziplinen, wie kann der Bezug, aber auch die Abgrenzung dorthin erfolgen? 3. Welches sind die relevanten Fachbuch- und Fachzeitschriftenbeitr¨age fur ¨ mein Thema? 4. Zugriff und Aktualit¨at der Literatur gekl¨art? 5. Wie kann das Thema fur ¨ die Leser und auch fur ¨ mich selbst interessant aufbereitet werden? 6. Welches sind die grundlegenden Begriffe und Haupthypothesen meiner Arbeit? 7. Ist die Verwendung der (angegebenen) Forschungsmethoden klar? 8. Ist das gesetzte Ziel der Arbeit erreichbar/erreicht? B Organisation: 1. Sind die formalen Vorgaben erfullt? ¨ 2. Sind die Absprachen mit dem Betreuer/der Betreuerin gekl¨art und k¨onnen sie eingehalten werden?
Kapitel 4
Moderne Technologien
4.1 Grundlagen 4.1.1 Vorgangsweise In diesem Kapitel werden wir Ideen aus den vorhergehenden Kapiteln aufgreifen und die technische Ausstattung in den Mittelpunkt stellen, welche die meisten Studierenden heutzutage verwenden. Bachelor- und Masterarbeiten, sowie Dissertationen unterscheiden sich in Bezug auf die notwendigen T¨atigkeiten, um den steigenden wissenschaftlichen Anspr¨uchen Gen¨uge zu leisten. Sowohl der Umfang an notwendigen T¨atigkeiten als auch der Seitenumfang sollten beim ad¨aquaten Technikeinsatz bedacht werden. Das Management des Projektes wissenschaftliche Arbeit kann sich einer Vielzahl von computerbezogenen Hilfsmitteln bedienen, von denen nach¨ folgend ein kurzer Uberblick gegeben wird. Betrachten wir die Erstellung und Verwendung einer wissenschaftlichen Arbeit vom Anfang bis zum Ende, so kann dieser Prozess nach den Vorschl¨agen von Kapitel 2 und 3 gegliedert werden. Anhand der Herausforderungen, die bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit vorhanden sind, entsteht ein erster Bezugsrahmen fur ¨ den Einsatz von Programmen und Diensten. Der f¨ur Studierende offene Entscheidungsraum wird im nachfolgenden Kapitel anhand gegebener Vorgaben und technischer M¨oglichkeiten umrissen. Darauf folgend wird anhand des typischen Ablaufes der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit der Einsatz
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4 Moderne Technologien
von Programmen und Diensten an Beispielen aufgezeigt. Abschließend er¨ folgt als Uberblick die Vorstellung weiterer M¨oglichkeiten moderner Technologien zur Abrundung.
4.1.2 Arbeitsplatz Nachfolgend geben wir einige Grunds¨atze zum Aufstellen Ihres Computers: Bei der Verwendung von (Sub-)Notebooks ist, gerade bei spiegelndem Notebookdisplay, die Anschaffung eines externen Bildschirmes, sowie einer externen Tastatur und Maus zu erw¨agen, um einem vollwertigen und damit individuell anpassbaren Computerarbeitsplatz m¨oglichst nahe zu kommen. Der Sitzhaltung und Ergonomie sollten Sie Aufmerksamkeit zollen. Es muss nicht gerade ein teurer Drehstuhl mit Nackenst¨utze sein, doch leider verwenden viele von uns gesundheitlich ung¨unstige Sitzm¨obel. Auf alle F¨alle sollten Sie sich wohlf¨uhlen und regelm¨aßig Ausgleichbewegungen durchf¨uhren. Bei h¨aufigen Schreibtischarbeiten sollten Sie f¨ur Alternativen sorgen: Neben dem Wechsel zwischen Drehstuhl, Sessel und beispielsweise einem Kniehocker, dem Wechsel der Mausf¨uhrungshand empfehlen wir auch die Einrichtung eines Steharbeitsplatzes beispielsweise mithilfe eines verstellbaren Schreibtisches. Der Lichteinfall auf Ihren Computerbildschirm sollte ins Kalk¨ul gezogen werden: Weder Lampen noch Tageslicht d¨urfen auf dem Bildschirm reflektiert werden und Sie so blenden. Weitere Informationen zum Thema Arbeitsplatz finden Sie auf L l0: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/ verfassen-und-vortragen.html#arbeitsplatz.
4.1.3 Teamarbeit Neben der klassischen Einzelarbeit werden wissenschaftliche Arbeiten vermehrt unter Beteiligung mehrerer Personen erstellt. Im Rahmen heutiger Studien erfolgen auch Lernen und Arbeiten zunehmend kooperativ. Verwendung finden dabei die umfangreichen technischen
4.1 Grundlagen
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M¨oglichkeiten wie E-Mail, Diskussionsforen, soziale Netzwerke und OnlineKollaboration-Werkzeuge beispielsweise Googlemail Text & Tabellen. Schon seit Jahren etabliert ist der Einbezug anderer Personen, welche Arbeiten auf formale und/oder inhaltliche Fehler hin durchsehen. Abseits von der ¨ Ubergabe einer Version der Arbeit als Ausdruck stehen f¨ur die digitale ¨ ¨ Uberarbeitung in Textverarbeitungsprogrammen umfangreiche Uberarbeitungs- und Kommentierungsfunktionen zur Verf¨ugung. In Anbetracht des Umfanges beispielhaft aufgezeigter ben¨otigter Ressourcen f¨ur eine wissenschaftliche Arbeit werden auf Bildungsinstitutionen erste Arbeiten vermehrt in Kooperation mit weiteren Studierenden vergeben. Eine erweiterte Zusammenarbeit zwischen Studierenden ergibt sich oft bei Seminararbeiten mit identischem thematischem Rahmen und individuell festgelegten Schwerpunktthemen. Das Ergebnis sind einerseits Einzelarbeiten mit differierenden Schwerpunkten einer Themengruppe, andererseits Gemeinschaftsarbeiten. Bei solcher Teamarbeit ist infolge der eingeschr¨ankten ¨ Uberpr¨ ufbarkeit der Beitr¨age anderer daf¨ur Sorge zu leisten, eigene Beitr¨age genau zu dokumentieren und zu kennzeichnen bzw. abzugrenzen. Gruppen- bzw. Teamarbeit ergibt sich normalerweise bei wissenschaftlichen Projekten bereits beim Forschungsantrag bzw. bei Arbeitspapieren, welche das Forschungsprojekt beschreiben. Ergebnispublikationen der Gruppenarbeiten, oft als Arbeitspapiere eines Institutes, erfolgen regelm¨aßig beispielsweise mit Erreichen eines wesentlichen Zwischenergebnisses (Milestone), bei Abschluss der Arbeiten (Abschlussbericht) bzw. auch bei Abbruch. Besondere Ergebnisse gelungener Forschung inklusive Dokumentation gelangen als meist (kurze) Ergebnisartikel in wissenschaftliche Journale. Hierbei ist das sp¨ater folgende Kapitel zur Dokumentation zu beachten, da die Feststellung des Wertes der geleisteten Beitr¨age wichtig sein kann f¨ur eine m¨ogliche Koautorenschaft. Weitere Informationen zum Thema Teamarbeit finden Sie auf L 11: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/ verfassen-und-vortragen.html#teamarbeit.
4.1.4 Campusnetzwerk Die Campusservices lassen es u¨ blicherweise zu, von außen Ihre Dienste zu nutzen, wenn man sich f¨ur diese einloggt. Eine weitere Art des Zugriffes
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4 Moderne Technologien
besteht darin, sich in das Campusnetz u¨ ber ein virtuelles privates Netzwerk (VPN - Virtual Private Network) einzuw¨ahlen. Damit erh¨alt man den Status intern am Campus und kann auch bestimmte nachfolgend beispielhaft aufgezeigte lizenzabh¨angige Dienste nutzen. • Zugriff auf und Gestaltung einer eigenen Webseite, • Online-Speicherplatz, • Lehrveranstaltungsanmeldung, • Pr¨ufungsanmeldung, • Leistungsverwaltung wie Zeugnisausdruck, • Lehrveranstaltungsevaluation, • Befragungen, • Diskussionsforen, • E-Learning Anwendungen, • Zugriff auf Abonnements f¨ur elektronische Fachzeitschriften, • Zugriff auf weitere Recherche- und Bibliotheksdienste, wie Fachlexika und Datenbanken, • Softwarelizenzen f¨ur Privat-PCs, • Zugriff auf Software, welche auf Servern des Campus l¨auft (gehostete Anwendungen), • campusinterne Informationen (Personal-, Telefon- und Zust¨andigkeitsverzeichnisse), • Webmail (E-Mailservice des Campus) sowie • Accountstatus (beispielsweise verbrauchte Guthaben, Lizenzen, Rechte). Pr¨ufen Sie, wie viel Speicherplatz Ihnen zur Verf¨ugung gestellt wird. Gegebenenfalls m¨ussen Sie sonst regelm¨aßig Zeit f¨ur eine Auswahl zu l¨oschender Mails treffen, um Platz f¨ur neue E-Mails zu schaffen, weil die kostenlosen Services u¨ blicherweise nach einer gewissen Zeit a¨ ltere Mails l¨oschen. Ihr Campus bietet Ihnen in der Regel kostenlos ein E-Mailkonto an, welches viele Vorteile hat. Es lohnt sich, das Angebot zu erkunden, weil relativ sicherer Speicherplatz geboten und oft gr¨oßere Anh¨ange zugelassen werden als bei Gratis-E-Mailanbietern. Vergleichen Sie auch die Geschwindigkeit des
4.1 Grundlagen
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Zugangs (Herunterladegeschwindigkeit wie auch Hochladegeschwindigkeit) sowie eventuelle Kosten im Vergleich zu privaten Anbietern. Des Weiteren k¨onnen Sie E-Mails meistens zeitlich unbegrenzt speichern, solange Sie Ihr Speicherlimit nicht u¨ berschreiten. Manchmal besteht Bedarf nach einer zweiten E-Mail-Adresse. Diese kann f¨ur Anmeldungen kostenloser Dienste und auf Reisen verwendet werden. Ihre neue Adresse k¨onnen Sie immer dann verwenden, wenn die Gefahr unerw¨unschter E-Mail-Nachrichten besteht. Gerade bei kostenlosen Diensten ist es u¨ blich, bei der Anmeldung eine E-Mail-Adresse angeben zu m¨ussen. F¨ur den kostenlosen Service werden Sie bei bestimmten Anbietern im Gegenzug mit einer Vielzahl von elektronischen Nachrichten bzw. Werbebotschaften eingedeckt. E-Mail-Dienste Ihres Campus wie auch Googlemail L 12: www.googlemail.com bieten normalerweise einen ausgezeichneten Schutz gegen nicht erw¨unschte Nachrichten (spam) bzw. Reklamemassenmails. Gehen Sie auf Reisen, stellen Sie beim Campus-E-Mailanbieter eine automatische Weiterleitung ein bzw. stellen bei Ihrem Internetkonto die automatische Abfrage Ihres Campus-E-Mailkontos ein. Sie k¨onnen dabei einstellen, dass abgerufene bzw. weitergeleitete E-Mails nicht gel¨oscht werden, womit Sie die Mails sp¨ater nochmals abrufen k¨onnen. Dieses stellt einen großen Vorteil dar, falls E-Mails nur eine gewisse Zeit bei Ihrem Internetmailkonto gespeichert bleiben. Bedenken Sie, dass der Zugriff auf die Campusdienste von unbekannten Rechnern aus große Gefahren birgt: Wenn jemand die Tastatureingaben aufzeichnet, w¨ahrend Sie sich beispielsweise f¨ur Campusservices einloggen, kann er Ihre Zugangsdaten verwenden. Daher ist es sinnvoll, auf Reisen oder bei unsicheren Arbeitspl¨atzen die Verwendung von Campusdiensten zu vermeiden. Fazit: Lassen Sie sich Ihre E-Mails auf ein privates E-Mail Konto weiterleiten, dessen Passwort Sie regelm¨aßig a¨ ndern k¨onnen.
4.1.5 Dokumentation und Intersubjektivit¨at Eine weitreichende Dokumentation der eigenen Arbeitsweise und geleisteter Arbeitsschritte vereinigt viele Vorteile: Zun¨achst erh¨oht diese die Sicherheit, bei aufgedeckten Fehlentwicklungen, beispielsweise durch Hinweise einer Betreuungsperson, mit geringem Aufwand gegensteuern zu k¨onnen,
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da fr¨uhere Versionen der Arbeit zur Verf¨ugung stehen. Die regelm¨aßige systematische Sicherung von unter anderem Zwischenergebnissen, Konzepten und Quellen im Sinne einer gewissenhaften Dokumentation verein¨ ¨ facht sp¨ater erfolgende Uberarbeitungen und Anderungen, da beispielsweise fr¨uher verworfene Gedanken und Vorgehensweisen sich im Nachhinein als zielf¨uhrender erweisen k¨onnen. Ein wichtiger Aspekt in Bezug auf das Anlegen von Versionen im Arbeitsprozess sind auch Ausf¨alle und St¨orungen beispielsweise durch Unterbrechungen oder Computerausf¨alle: Werden Sie in Ihrem Arbeitsfluss l¨anger gehemmt oder gest¨ort, so ist es anschließend oft schwierig festzustellen, welche beabsichtigten Arbeitsschritte schon vollst¨andig erledigt wurden, und welche noch nicht vollst¨andig durchgef¨uhrt wurden bzw. noch kontrolliert werden m¨ussen. Ein weiterer wichtiger Aspekt besteht in der Gewinnung einer klaren zeitlichen Orientierung f¨ur Studierende in Bezug auf den tats¨achlichen Aufwand f¨ur einzelne Arbeitsschritte als Teil einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit. Im Ergebnis k¨onnen Studierende bei zuk¨unftigen Arbeiten Ihre eigene Leistungsf¨ahigkeit besser beurteilen und sich realistische Ziele setzen. Das richtige Maß an Dokumentation h¨angt von institutionellen Vorgaben einerseits und andererseits von der Absch¨atzung der Wahrscheinlichkeit und Intensit¨at von Kontrollen ab. Zu Kontrollen z¨ahlen eigene Arbeitsrevisionen wie auch sp¨atere externe Kontrollen: Das Austauschverh¨altnis zwischen dem Zeitaufwand einer detaillierten Dokumentation einerseits und dem Zeitaufwand des Nachvollziehens im Nachhinein andererseits ist dabei zu beachten. Dabei ist der Einsatz automatischer Werkzeuge zur Dokumentation und Arbeitsorganisation sinnvoll. Soweit die von Ihnen verwendeten Programme bestimmte Funktionen nicht bieten, k¨onnen Sie welche auf Heise (Verkn¨upfung/Link 16) mit den unten angegebenen Stichw¨ortern finden. Genannte Werkzeuge umfassen beispielsweise Funktionen wie ¨ • Versionsmanagement- und Tracking: Uber Dateieigenschaften wie Da¨ tumsangaben (Zugriff, Anderung, Erstellung), Dateigr¨oße, Nutzer etc. ¨ hinaus werden vielf¨altige Informationen u¨ ber erfolgte Anderungen zwischen einzelnen Versionen einer Datei bzw. eines Dokumentes vorgehalten. Versionsmanagement ist beispielsweise bereits in a¨ lteren Textverarbeitungsprogrammen wie Microsoft Word seit Jahren integriert u¨ ber die Funktion Version. ¨ • Bildschirmkopie: Uber die simple Tastaturfunktion Druck (Erfassung des gesamten Bildschirmes) hinaus kann beispielsweise lediglich das Fenster der aktiven Anwendung als Bilddatei erstellt werden. Geeignete Programme finden Sie u¨ ber die Suche nach Screenshot-Utilities.
4.1 Grundlagen
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• Ton- und Videoaufzeichnung Ihrer Computeraktivit¨aten: Neben dem Programm Camstudio finden Sie weitere u¨ ber die Suche nach BildschirmRecorder. • Datensicherung: Geeignete Programme finden Sie beispielsweise u¨ ber die Suche nach Backup. Zur Dokumentation bietet es sich weiterhin an, nicht digital vorliegende Unterlagen (wie Skizzen, Mindmaps, Mitschriften, Objekte und Modelle) zu digitalisieren, beispielsweise durch Einscannen oder Fotografieren. ¨ Die Uberpr¨ ufbarkeit Ihrer Quellen, die klare Trennung eigenen und fremden Gedankengutes und die Nachvollziehbarkeit Ihrer Gedanken und Vorgehensweise sind Grundlagen wissenschaftlicher Arbeit im Sinne der intersubjektiven Nachprufbarkeit. ¨ Am Ende der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit erfolgt normalerweise auch eine Plagiatsuberpr ufung durch die akademische Institution. ¨ ¨ Dabei kann eine erfolgte Dokumentation bei m¨oglichen Unklarheiten u¨ ber erbrachte Leistungen bzw. dem Nachweis eines Irrtums oder technischen Versagens wertvolle Nachweise liefern. Somit k¨onnen Unw¨agbarkeiten des akademischen Lebens umschifft werden. Im Rahmen von (Forschungs-)Projekten unter Beteiligung weiterer PartnerInnen beispielsweise aus der Privatwirtschaft sind insbesondere Aufzeichnungspflichten einerseits und die Beachtung von Datenschutz und Schweigepflicht andererseits zu beachten. Dabei geht es auch darum, die Urheberschaft von Ideen, die zu Produktentwicklungen und/oder Patenten f¨uhren k¨onnen, fr¨uhzeitig zu belegen. Bitte kl¨aren Sie im Vorhinein gegebenenfalls unter Ber¨ucksichtigung der f¨ur Fragen der Ethik befassten Stelle (oft angesiedelt bei der Institutionsleitung), welche Unterlagen und Forschungsergebnisse Sie f¨ur Ihre Abschlussarbeit verwenden d¨urfen. Informieren Sie sich und ForschungspartnerInnen, von der M¨oglichkeit, Abschlussarbeiten sperren zu lassen. Solche Sperren bedeuten normalerweise, dass die gesperrte Arbeit nur bei berechtigtem wissenschaftlichen Interesse einsehbar ist. Alternativ k¨onnen Sie den Anhang, oder nur gewisse Teile der Arbeit sperren lassen. Auf diese Weise k¨onnen Sie alle nicht von der Sperre betroffenen Tei¨ le weiterhin f¨ur Ihre Offentlichkeitsarbeit bzw. Bewerbung nutzen. Weitere Informationen zum Thema Dokumentation und Intersubjektivit¨at finden Sie auf L 13: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/ verfassen-und-vortragen.html#dokumentation.
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4.1.6 Flexibilit¨at und Automation Neben den bereits genannten M¨oglichkeiten, Sicherheit und Flexibilit¨at (in ¨ Bezug auf Anderungen) unter Nutzung einer grundlegenden Dokumentation zu erreichen, gibt es viele M¨oglichkeiten, Arbeitsbereiche durch Programme, Makros, Programmierung und Automation zu flexibilisieren. Dabei ist zu beachten, dass viele fr¨uher n¨otige Aufgaben, welche mehrere Arbeitsschritte erforderten, sich heute als Standardfunktionalit¨aten in Programmen integriert finden. Daf¨ur stehen etwa: • Formatvorlagen f¨ur Textverarbeitungsprogramme, die Schriftart, Schriftgr¨oße, Abst¨ande, Textausrichtung, Zeilenabst¨ande, Seitenumbruch und oft noch vieles mehr automatisiert anpassen, • Literaturverwaltungsfunktionen sowie • Grafikfunktionen wie Word-Art. Fragen Sie sich, welche Abl¨aufe umst¨andlich sind und welche Sie viel Zeit kosten, um hier gezielt nach Automatisierungsm¨oglichkeiten suchen zu k¨onnen. Bei der Planung einer wissenschaftlichen Arbeit bzw. bei notwendig gewordener Verwendung weiterer Funktionen, beispielsweise Ihrer Textverarbeitung, sollte daher immer u¨ berpr¨uft werden, welche neuen Funktionen in der n¨achsten Version vorhanden sind, so dass ein Upgrade erwogen werden kann. Gerade bei Ihrer ersten Verwendung bestimmter Programme bzw. Programmfunktionen bzw. bei Ihrer ersten wissenschaftlichen Arbeit u¨ berhaupt werden Sie eine M¨oglichkeit, den letzten Schritt bzw. mehrere Schritte in einem verwendeten Programm ruckg¨ angig machen zu k¨onnen, sch¨atzen lernen. Al¨ ternativ k¨onnen Sie vor allen wichtigen Schritten eine Sicherungskopie der ge¨offneten Datei anlegen. Automatisierungen sind eine Abfolge oder eine Zusammenfassung von Arbeitsschritten, welche, oft ohne Nutzereingriff, in einer bestimmten Reihenfolge ablaufen. Sie kennen dieses m¨oglicherweise von den Updates von Windows, die ohne Nutzereingriff, bzw. nach Zustimmung zu gewissen Bedingungen, ins System eingespielt werden.
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Einfachste Automatisierungen k¨onnen sie in Office-Programmen mittels eines sogenannten Makro-Rekorders selbst erstellen. Vereinfacht f¨uhren Sie dem Computer die Vorgehensweise bei einer Standardaufgabe vor. Dabei werden alle Ihre Mausklicks und Tastatureingaben aufgezeichnet und k¨onnen damit jederzeit wiederholt werden. Diese Art der Vorgehensweise eignet sich f¨ur einfache T¨atigkeiten wie die Formatierung einer Grafik, eines Textes oder einer Tabelle, die etwa andere erstellt haben, oder automatisch in Auswertungsprogrammen erstellt werden, wie beispielsweise der Pivotfunktion in Microsoft Excel. Viele Programme unterst¨utzen intern die Verwendung einer Automatisierungs- bzw. Programmiersprache. Dabei handelt es sich beispielsweise um Visual Basic for Applications, weitere Basicversionen, Phyton, Beanshell und JavaScript f¨ur aktuelle Microsoft bzw. Openoffice.org-Officeversionen. Andere Automatisierungen basieren auf eigenen Scriptsprachen, zwischen einfachen L¨osungen vorstellbar als Folge von Tastatureingaben bis hin zu objektorientierten Programmiersprachen. Es lohnt sich, darauf zu achten, welche Hilfsmittel es f¨ur Ihre Softwareanwendung gibt, die von Ihnen h¨aufig durchgef¨uhrte Arbeitsschritte bzw. die Fertigstellung bestimmter Aufgaben automatisieren k¨onnen. Diese k¨onnen Bezeichnungen haben wie Programme, Add-ons, Plug-ins oder Makros. Beachten Sie beim Einsatz von Programmen und Programmierungs- und Automatisierungswerkzeugen die Sicherheitsaspekte, wie nachfolgend ausgef¨uhrt: Sie k¨onnen fertige Makros fur ¨ Officeprogramme im Internet als Code bzw. integriert in Office-Dateien finden und herunterladen: L 14: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/ verfassen-und-vortragen.html#officemakros. Weitere Automatisierungshilfen finden Sie als eigenst¨andige Programme oder Module. Beachten Sie dabei die Sicherheit Ihres Systems, indem Sie Makros und Programme nur von Quellen herunterladen, denen Sie vertrauen, wie dem Softwareangebot Ihres Campus. Moderne Office-Versionen verhindern den unbeabsichtigten Start von Makros. Teilweise k¨onnen diese auch nur verwendet werden, wenn in den Optionen entsprechende Einstellungen vorgenommen werden, teilweise gen¨ugt eine Best¨atigung per Mausklick. Bedenken Sie, dass beim Transport auf Ihren Computer (Kopieren, Herunterladen) von Makros, Programmen usw. diese auch manipuliert worden sein k¨onnten. Es ist daher gerade bei der ers-
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ten Ausf¨uhrung solcher neuen Komponenten wichtig, dass Ihre ComputerSchutzprogramme inklusive und insbesondere den Virenschutz betreffend auf dem neusten Stand und aktiviert sind. Als Beispiel f¨ur selbst erstellte Automatisierungen finden Sie nachfolgend Ausz¨uge aus verschiedenen Codes: L 15: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/ verfassen-und-vortragen.html#codesautomatisierung.
4.1.7 Datenschutz und Sicherheit Die Herausforderung, den eigenen Computer und die eigenen Daten gegen verschiedene Formen von Fremdeinwirkung oder Verlust zu sch¨utzen, nimmt mit zunehmender Interneteinbindung und Vernetzung zu. Die wichtigste Maßnahme liegt in der strategischen Erkenntnis, sich mit vertretbarem Aufwand nicht vollst¨andig sch¨utzen zu k¨onnen, wie anhand des folgenden Beispieles zur Virensuche aufgezeigt wird: Die Suche mit aktuellen Virenscannern zielt auf bekannte Viren und deren Funktionsmechanismen. Daher werden nur in begrenztem Maße bisher unbekannte Viren aufgefunden. Virenscanner unterscheiden sich hinsichtlich Ihrer Erkennungsf¨ahigkeiten. Die parallele Installation mehrerer Virenscanner f¨uhrt nicht unbedingt zu Verbesserungen, da Inkompatibilit¨aten und Leistungsgrenzen auftreten k¨onnen. Diese f¨uhren beispielsweise zu St¨orungen wie einem Absturz des Computers (bluescreen). Fazit des Beispiels: Einen vollst¨andigen Schutz gegen Viren bei gleichzeitiger normaler Nutzung eines Windows-Computersystems gibt es kaum. Bedenkt man zudem die oft vorhandenen Leistungseinschr¨ankungen heute u¨ blicher Netbooks, so sind den Schutzmaßnahmen Grenzen gesetzt. Analog steht es mit weiteren unerw¨unschten Programmen zusammengefasst unter dem Begriff Malware: Dabei handelt es sich um Schadsoftware oder Software, welche Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen m¨ochte, ohne dass es Ihren Interessen entspricht oder sie diesem zugestimmt haben. Die Grenzen sind fließend zwischen verschiedenen Missnutzungen Ihres Rechners, nachfolgend sind typische aufgef¨uhrt: • Zerst¨oren, • Sch¨adigen,
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• den PC verlangsamen beispielsweise durch Nutzung von Prozessorkapazit¨at, • Bedrohen bzw. Erpressen, • Daten- insbesondere Passwortdiebstahl, • Identit¨atsdiebstahl sowie ¨ • Ubernahme Ihres Systems zur Abwicklung bzw. Verschleierung von meist illegalen Gesch¨aften und T¨atigkeiten beispielsweise durch Einbindung in sogenannte Botnets. Die regelm¨aßig f¨ur das Betriebssystem und vorhandene Software angebotenen Updates stellen normalerweise keine neuen Funktionalit¨aten bereit, wie Upgrades, sondern behandeln offensichtlich gewordene Fehler, insbesondere Sicherheitsl¨ucken. Es wird damit offensichtlich, dass zu jedem Zeitpunkt eine gewisse Zahl an offenen, bekannten Sicherheitsrisiken vorhanden ist. Sie m¨ussen damit rechnen, Opfer zu werden. Daher schlagen wir vor, dass Sie 1. Ihren Computer mehr sch¨utzen als andere im gleichen Netzwerk, und 2. die Ausstattung und Einbindung Ihres Computers und der vorhandenen Daten weniger attraktiv sind, als die anderer im gleichen Netzwerk. Mehr Schutz als andere bedeutet, dass Ihr Betriebssystem, Ihre Programme und Dienste aktuell gehalten werden durch regelm¨aßige Updates und, falls vorhanden, Upgrades. Neben Ihrem Betriebssystem sollten Sie dem Virenscanner, der Firewall und weiteren Malware-Schutzprogrammen besondere Aufmerksamkeit schenken. Der Firewall sollte nicht nur eingehende sondern auch ausgehende Verbindungen u¨ berpr¨ufen. Des Weiteren ist es wichtig, dass Sie • regelm¨aßige Scans auf Malware durchf¨uhren, • sich auf ein Minimum an n¨otigen Programmen und Diensten auf Ihrem Computer beschr¨anken, • sich mit Ihrem Computer beim Arbeiten im Internet m¨oglichst in Bereichen bewegen, welche in einem gewissen Maße Schutz und Wartung erwarten lassen, wie dem Campus-Bereich. Programme zum Schutz Ihres Computers vor Malware erhalten sie unter anderem bei Heise im Softwareverzeichnis mit der Suche mit dem Stichwort Virenscanner bzw. allgemein in der Rubrik Sicherheit:
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L 16: www.heise.de. Weniger attraktiv und im Netzwerk eingebunden bedeutet beispielsweise den strategischen Einsatz von Energiesparfunktionen. Wenn Ihr Computer nicht ben¨otigte (Netzwerk-)Dienste regelm¨aßig abschaltet, so k¨onnen automatisierte Angriffe Ihren Rechner u¨ ber Netzwerke weniger oft erreichen. F¨ur den Fall, dass Ihnen Ihr Hauptrechner einmal abhanden kommt, k¨onnen Sie sich umfangreiche Anpassungen auf ein neues Ger¨at ersparen, wenn Sie gelernt haben, weitgehend ohne Anpassungen auszukommen. Zu weniger ¨ bedeutenden Anderungen z¨ahlen beispielsweise: • Desktophintergrundbild, • Farben, • Mausgeschwindigkeit, • Anordnung der Symbole auf dem Desktop, • Belegung von Tasten mit speziellen Funktionen, • Speichern und Verwalten der E-Mails auf lokalen Festplatten, sowie • (Zulassen der) Anpassung von Men¨uleisten bei Anwendungen wie beispielsweise Word. ¨ Mit dem Verzicht auf unn¨otige Anderungen erreichen Sie, dass die Verwendung von Standardarbeitspl¨atzen f¨ur Sie keine besondere Umgew¨ohnung darstellt. Solche Standardarbeitspl¨atze finden sie • in Bibliotheken, • in Computerr¨aumen der Institution, • bei Computern im Freundeskreis (Einloggen als Gast) oder auch • im Internetcafe. Mit einer solchen Verzichtsstrategie sinkt die Gefahr deutlich, bei einem Neukauf oder einer erfolgten Ersatzanschaffung eines Computers große Eingew¨ohnungshurden u¨ berwinden zu m¨ussen, da Sie den Windows-Standard ¨ weitgehend unver¨andert gelassen haben. Es lassen sich unterschiedliche Strategien zur m¨oglichst geringen Betroffenheit von Schadsoftware finden. Das einfachste ist die Trennung des Computers in die Bereiche Studium und Freizeit (s.u.). Etwas erweitert ist der Bereich Studium auch f¨ur weitere sicherheitsrelevante Zugriffe vorgesehen, wie beispielsweise die Verwal-
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tung eines Bankkontos. Durch die Trennung reduzieren sich die Bedenken, Sch¨aden f¨ur Ihre Daten und Aufsetzungen zu riskieren. Das f¨ur den Studierendenalltag u¨ bliche private Surfen und die Freizeitnutzung Ihres Rechners erfolgt somit weitgehend getrennt von Ihren studienrelevanten Bereichen. Dieses Freizeitsystem sollte grunds¨atzlich von einem zus¨atzlichen Datentr¨ager bzw. einer weiteren Partition gestartet werden, unter anderem: • von einem externen Datentr¨ager (Festplatte, Stick, Live-DVD, Live-CD) • von einer zweiten internen Festplattenpartition, oder • von einer zweiten internen Festplatte. Es ist hilfreich, wenn Sie schon beim Kauf eines Computers darauf achten, dass die Verwendung vollkommen getrennter Betriebssysteme inklusive Datenablage m¨oglich ist. Lassen Sie sich von einem Experten beraten. Abseits von u¨ blichen Netbooks k¨onnen bei leistungsf¨ahigen Systemen auch Virtualisierungsl¨osungen einbezogen werden: Auf Computern mit Windows 7 (Mutterbetriebssystem, Server) wird beispielsweise ein Windows XP als Anwendung (Tochterbetriebssystem, Client) gestartet, welches weitgehend getrennt vom Mutterbetriebssystem konfiguriert und betrieben werden kann. Tochterbetriebssysteme, sogenannte virtuelle Maschinen, gibt es komplett als Live-DVDs oder Live-CDs (als sogenanntes Image als Datei) zum Herunterladen (beispielsweise beim Hersteller VMWARE.com) oder lassen sich als Datentr¨ager beziehen. Um sich gegen Viren zu sch¨utzen, sollten E-Mail-Anh¨ange (attachments) nicht automatisch bei der Ansicht eines Mails ge¨offnet werden, wie es unter anderem bei a¨ lteren Outlookversionen vorkommt. Entweder lassen Sie bei m¨oglicherweise besonders gef¨ahrlichen Dateien (Endungen u. a.: .exe; .vbs; .com; .sys; .bat) die Datei von einem Virenscanner pr¨ufen, oder Sie ¨ verzichten auf das Offnen auf Ihrem Computer. Prinzipiell k¨onnen alle Dateiarten gef¨ahrlich sein. Als Beispiel sollen hier nur Bilddateien genannt werden, welche Schadsoftware bereits durch den Besuch entsprechend infizierter Webseiten installieren k¨onnen. Bei E-Mails gibt es keine sicheren Quellen. Die verseuchten Computer aus dem Freundeskreis senden Schadsoftware an E-Mailadressen, welche im Adressbuch gefunden werden. Signierte E-Mails sind sicherer, da eine Eingabe erforderlich ist (Best¨atigungsfenster). Virenbefall und Hackangriffe werden beispielsweise durch den Einsatz von passwortgesch¨utzten Bereichen erschwert. Dabei empfehlen wir, die Passw¨orter m¨oglichst aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen zusammenzusetzen. Nach M¨oglichkeit sollen keine W¨orter enthalten sein, welche in Lexika vorkommen. Auch sollten sie nicht leicht zu erraten sein. Je l¨anger Ihr
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Passwort ist, desto mehr Zeit wird f¨ur die Entschl¨usselung ben¨otigt. Absolute Sicherheit gibt es nicht, jedoch erschwert eine Kombination von Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen das Eindringen in Ihr Computersystem. Als Beispiel f¨ur ein Passwort k¨onnen wir die Anfangssilben oder Buchstaben eines Satzes mit Zahlen kombinieren: Aus Meine Studienadresse ist Hofplatz 22 kann ein Passwort wie folgt abgek¨urzt entstehen: Meistuisthof22 Die Kontrolle u¨ ber eingehende und ausgehende Kommunikation k¨onnen Sie mittels eines Firewall vornehmen. Aktuelle Windowsversionen verf¨ugen u¨ ber einen vorkonfigurierten Firewall, so dass Sie keine Einstellungen vornehmen m¨ussen. Es sollte Ihnen allerdings klar sein, welche Datentransfers laufend stattfinden: • Ihr Browser kommuniziert mit unterschiedlichsten Servern, w¨ahrend Sie surfen. • Windows synchronisiert die Zeit beim Systemstart. • Windows u¨ berpr¨uft regelm¨aßig auf fehlende Updates. • Virenscanner bzw. das Schadprogramm-Management sowie viele andere Programme u¨ berpr¨ufen regelm¨aßig auf Updates. • Medienabspielprogramme kontaktieren oft externe Server, um beispielsweise die Titel einer eingelegten CD zu holen, oder eine Benutzerstatistik zu u¨ bergeben. • Nach Neuinstallationen fordern Programme wie Microsoft Office Sie auf, das Programm zu aktivieren, welches u¨ ber eine aktive Internetverbindung m¨oglich ist. • Kommunikationsdienste wie Skype, Windows Live und Instant Messenger, wie auch viele soziale Netzwerke u¨ berpr¨ufen regelm¨aßig, ob Sie online sind und zeigen das anderen an. • Kommunikationsdienste wie Instant Messenger, wie auch viele soziale Netzwerke und Tauschb¨orsen erm¨oglichen Datenfreigaben von Ressourcen (Standardfreigaben), welche sich auch auf Ihren PC beziehen k¨onnen, so dass andere ohne Ihre Kontrolle unter anderem Medien wie Musiktitel von Ihrem Rechner kopieren k¨onnen. Ein Firewall hilft Ihnen, die laufende Kommunikation zu verfolgen, und damit m¨ogliche Eindringversuche oder vorhandene Schadsoftware erkennen zu k¨onnen. Der Einsatz eines Virenscanners sollte heutzutage selbstverst¨andlich sein. Zus¨atzlich k¨onnen Sie Ihre Mails u¨ ber einen Internetdienst abwickeln, der einen Malware-Scanner f¨ur Anh¨ange bietet. Spamfilter von
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E-Mailanbietern k¨onnen Sie vor neuen Viren bewahren, da solche Viren sich oft hemmungslos ausbreiten und dadurch oft als Spam behandelt werden. So erreicht diese Schadsoftware nicht Ihren Computer, sondern wird bereits zuvor abgefangen. Sie sollten insbesondere verd¨achtige Dateien erst auf Campus-PCs o¨ ffnen, da dort ein hoher Sicherheitsstandard erwartet werden kann. Wenn Sie keine dringenden Nachrichten erwarten, g¨onnen Sie Ihrem Virenscanner ein paar Stunden Zeit, um sich auf neue Gefahren vorbereiten zu k¨onnen. Nach 24 Stunden ist fast jeder Virus alt und wird vom Virenscanner erkannt. Viren verbreiten sich teilweise dadurch, dass die Systemdateien eines Computers verseucht werden. Es besteht die Gefahr eines Virenbefalls, wenn Sie einen USB-Stick angesteckt bzw. eine Speicherkarte, eine CD oder DVD im Laufwerk eines fremden Rechners verwendet haben. Nicht nur beim Einlegen eines Datentr¨agers (mit gegebenenfalls automatischer Ausf¨uhrung von ¨ Dateien) bzw. dem Offnen der Dateien auf einem Datentr¨ager besteht eine Verseuchungsgefahr, sondern auch beim Starten eines Computers. Entfernen Sie Datentr¨ager oder USB-Sticks vor dem Hochfahren, so dass Ihr Computer nicht von diesen booten kann. Gegebenenfalls ist es sicherer, die Bootreihenfolge umzustellen.
4.1.8 Dateien und Versionen Von Beginn Ihrer Arbeit an sollten Sie immer gen¨ugend Sicherungskopien Ihrer Dateien und Ihres Systems anlegen, das heißt Ihre Sicherung sollte sich auf der Festplatte und an zwei weiteren Orten befinden. Sie k¨onnen die Sicherungsdateien komprimieren und auf DVDs, welche durch einen sp¨ateren Virenbefall kaum betroffen werden k¨onnen, oder mobilen Datentr¨agern ab¨ legen. Zus¨atzlich k¨onnen Sie regelm¨aßig zur Sicherung kleiner Anderungen die entsprechenden Dateien per E-Mail auf ein daf¨ur angelegtes E-Mail Konto versenden. Ihr System sollte regelm¨aßig gesichert werden. Insbesondere, wenn Sie spezielle Software verwenden, deren Installation aufwendig ist oder deren Installationsdateien nicht (mehr) verf¨ugbar sind. Dies w¨urde f¨ur Sie bei einer Neuinstallation viel Arbeitsaufwand verursachen. Mit Hilfe einer kompletten Systemsicherung bzw. Sicherungspunkten k¨onnen Sie Ihr System wiederherstellen, wenn es nicht mehr funktionieren sollte. Sinnvoll ist es, vor jeder gr¨oßeren System¨anderung eine Sicherung durchzuf¨uhren, jedoch zumindest
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die Sicherungsmechanismen von Windows zu nutzen (Systemwiederherstellung). Typische Risiken bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit stellen Viren, Hackerangriffe, technische Ausf¨alle und nicht zuletzt Bedienungsfehler dar. Zun¨achst sollten Sie eine genaue Historie anlegen, wann Sie welches Dokument bearbeitet haben, um welche Version es sich handelt und wel¨ che Anderungen Sie vorgenommen haben. Daf¨ur eignen sich die Dateieigenschaften, die Sie u¨ blicherweise unter dem Men¨upunkt Datei finden k¨onnen. In Bezug auf Dateien ist es vorteilhaft, ein genaues Versionenmanagement zu betreiben. Speichern Sie regelm¨aßig Ihre Arbeit ab. Sie k¨onnen daf¨ur beispielsweise automatisierte Zeitstempelfunktionen verwenden, oder den Dateinamen mit einer Folge aus Jahr, Monat, Tag und Uhrzeit benennen, wie nachfolgend aufgezeigt f¨ur den 16. Januar 2010 um 15:30 Uhr: Magisterarbeit 2010-01-16-1530.doc Auf diese Weise k¨onnen Sie die Dateien leicht in Ihrer Reihenfolge sortieren, auch wenn Sie diese kopieren und alle das identische Kopier- bzw. Erstellungsdatum zugewiesen bekommen haben. Umbenennen k¨onnen Sie Dateien, indem Sie im Windows Explorer den Dateinamen markieren und F2 dr¨ucken. Bei Sicherungen stellt sich die Frage, an welcher Stelle Ihre wichtigen Da¨ teien auf Ihrer Festplatte liegen. Ublicherweise befinden sich die Benutzerdateien im Ordner Eigene Dateien. Ihre Mailordner bzw. Ihre Lesezeichen (Favoriten, Bookmarks) finden Sie in den entsprechenden Ordnern der EMailprogramme bzw. in Ihren Profildateien. Mit Start-Suchen-Dateien/Ordner k¨onnen Sie Speicherorte wichtiger Dateien ausfindig machen, soweit es sich nicht um versteckte Systemdateien handelt. Allerdings ist es teilweise n¨otig, Benutzerdaten wie E-Mails oder Favoriten erst aus einem Programm zu exportieren. Ihre Suchergebnisse k¨onnen Sie bei ausreichendem Speicherplatz in ein neues Verzeichnis kopieren. Legen Sie sich daf¨ur beispielsweise das Unterverzeichnis backup an. Haben Sie alle zu sichernden Dateien gesammelt, k¨onnen Sie die Dateien auf externe Datentr¨ager speichern, lokal sichern oder im Internet speichern. Beispielsuchen umfassen Dateitypen .xls, .doc und .ppt; .ods, .odw und .odp bzw. .xlsx, .docx, .pptx in Abh¨angigkeit Ihrer Officeprogramme. Pr¨ufen Sie, ob Sie Ihre lokalen Festplatten, nur das Verzeichnis Eigene Dateien oder Anderes durchsuchen m¨ochten. Eine weitere wichtige Option ist
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das Register Datum. Sie suchen beispielsweise nach Dateien, die in den letzten 7 Tagen ge¨andert wurden. Sie k¨onnen auch nach Dateien suchen, die neu erstellt wurden bzw. Dateien, auf die zugegriffen wurde. Weitere Optionen erm¨oglichen Ihnen, unter anderem die Mindestgr¨oße bzw. Maximalgr¨oße gew¨unschter Dateien festzulegen. Eine andere wichtige Alternative zur Datensicherung ist die M¨oglichkeit, Dateien kostenlos im Internet abzuspeichern. Kurzfristig mag es gen¨ugen, sie auf einem E-Mail-Konto als Anhang (attachment) liegen zu haben. Beachten Sie dabei das Risiko und u¨ berpr¨ufen Sie im Vorfeld, wie lange Sie die Dateien und E-Mails dort lagern d¨urfen. Abgesehen von dem begrenzten Speicherplatz je nach Anbieter und der oft betr¨achtlichen Dauer des Uploads kann es bei gr¨oßeren Dateien zu Abbr¨uchen des Datentransfers kommen. Es gibt Anbieter, welche Hilfsmittel wie eine Dokumentvorschau im Browser anbieten, so dass ein Download entfallen kann. Bitte beachten Sie die Datenschutz- und Urheberrechtsbestimmungen. Laden Sie nur eigene Inhalte auf Server, die Sie mit anderen gemeinsam nutzen. Bei der Datenablage bei Netzanbietern bestehen gewisse Risiken durch unternehmerische und technische Gefahren. Weiterhin ist zu beachten, dass viele Anbieter Komprimierungsverfahren einsetzen, die gegebenenfalls zu Datenverlusten f¨uhren. Eine weitere Frage betrifft die Geschwindigkeit des Zugriffs: Sie sind beim Zugriff auf die Daten auf einen schnellen Server beim Anbieter und einen durchgehend hohen Datendurchsatz der Internetanbindung angewiesen. Dieses l¨asst sich zwar f¨ur einen Zeitpunkt testen, damit kann allerdings die zuk¨unftige Zugriffsqualit¨at nicht sicher bestimmt werden. Sie sollten zudem bedenken, dass der Direktzugriff auf Ihre Onlinedaten mittels Zusatzsoftware gewisse Sicherheitsrisiken beinhaltet. Positiv fallen bestimmte Gratis-E-Mail-Angebote großer E-Maildienste auf, weil Sie Anh¨ange, die Ihre Kunden bekommen, kostenlos auf Schadsoft¨ ware u¨ berpr¨ufen. Alternativ k¨onnen Sie sich f¨ur das Offnen Ihrer Anh¨ange sogenannte Viewer installieren, die es unter anderem f¨ur Microsoft Office Dateien gibt: Auf diese Weise minimieren Sie das Risiko, Ihren Computer mit Schadsoftware zu verseuchen.
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4.1.9 Zielsetzungen und Vernetzung Machen Sie sich bitte klar, dass Ihre Arbeit voraussichtlich von Betreuungspersonen, FreundInnen und Studienkollegen durchgearbeitet wird und nach Abschluss der Arbeit, u¨ ber Bibliotheksdienste und das Internet quasi weltweit gelesen werden kann. Diese, Ihre, Arbeit kann demnach als Ihre Visitenkarte angesehen werden. Bedenken Sie die vielfachen Vorteile, im Netz zu publizieren: Sie erm¨oglichen bei Aufruf eine Volltextsuche, machen Fernleihen unn¨otig, Ihnen entstehen dadurch keine Druckkosten und Ihre Werke haben eine h¨ohere Chance, gelesen und gegebenenfalls auch zitiert zu werden. Nehmen Sie sich einmal die Zeit, a¨ ltere zuf¨allig ausgew¨ahlte Arbeiten durch¨ zuschauen, beispielsweise Diplomarbeiten Ihres Fachbereiches. Uberlegen Sie sich jetzt, welche dieser Arbeiten auch den heutigen Abgabestandards, den heutigen Standards f¨ur wissenschaftliches Arbeiten entsprechen, und welche dieser Arbeiten zudem die erarbeiteten Ergebnisse verst¨andlich kommunizieren. Darauf folgend k¨onnen Sie besser einsch¨atzen, welche Handlungsm¨oglichkeiten Sie nutzen sollten, um die Verwendbarkeit f¨ur andere zu verbessern. Neben bereits behandelten Qualit¨atsaspekten beispiels¨ weise des Abstracts inklusive Ubersetzung ins Englische und passenden Schl¨usselw¨ortern, sollte insbesondere auf leichte Auffindbarkeit der verwendeten Quellen geachtet werden. Die Angabe einer ISBN bei B¨uchern, eines ISSN bei Zeitschriften oder des Document Object Identifier (DOI) bei elektronischen Quellen sind daf¨ur geeignet. Abseits der M¨oglichkeiten der Ver¨offentlichung in Fachverlagen und Fachzeitschriften gehen heute viele den Weg, die gesamte Arbeit bei preiswerten Verlagen als Buch herauszubringen. Dieses kann sowohl als Printversion als auch elektronisch als E-Book beispielsweise bei L 17: www.grin.com geschehen. Verlage wie L 18: www.bod.de und L 19: www.lulu.com sind passende Verlage, wenn Sie den Großteil der anstehenden Verlagsarbeiten selbst u¨ bernehmen m¨ochten, um Kosten zu sparen. Beachten Sie dabei insbesondere das Copyright bei Bildern.
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Alternativ k¨onnen Sie Teile Ihrer Arbeit selbst im Internet ver¨offentlichen. Daf¨ur eignen sich besonders der Abstract bzw. eine Zusammenfassung und selbst erstellte Darstellungen. Einzelne selbst erstellte Grafiken k¨onnen Sie (beispielsweise u¨ ber Wikimedia) der Allgemeinheit zur Verf¨ugung stellen. Fragen sie sich, welche Teile der Arbeit gegebenenfalls f¨ur andere interessant oder f¨ur Sie als Ver¨offentlichung n¨utzlich sind. In sozialen Netzwerken, insbesondere in berufsbezogenen Netzwerken wie L 20:www.xing.com wird vielf¨altiger Pr¨asentationsraum f¨ur eigene Leistungen geboten. So bietet ¨ XING das Register Uber mich f¨ur Texte sowie die M¨oglichkeit, Referenzen als Dateianh¨ange anzubieten. Letztendlich besteht eine wichtige Motivation f¨ur eine gelungene Abschlussarbeit darin, sich darauf zu freuen, der Familie, den FreundInnen, den ExpertInnen und weiteren Interessierten die eigene Leistung aufzuzeigen, um f¨ur andere ad¨aquat Ankn¨upfungspunkte bieten zu k¨onnen, welches Vernetzungen erleichtert. So k¨onnen sich daraus beispielsweise Bewerbungsgespr¨ache ergeben, bei denen die eigene Leistung und das resultierende Potential detailliert besprochen werden k¨onnen. Mit einem aktuellen, klar verst¨andlichen Thema, einer umsichtig gew¨ahlten Branche und einem definierten T¨atigkeitsfeld ist in kurz- und mittelfristi¨ ger Sicht eine Vergr¨oßerung der Bewerbungschancen gegeben. Uberlegen Sie sich, inwieweit die Arbeit ausgebaut werden kann. Ausbauen bedeutet beispielsweise die Publikation der aktualisierten Arbeit im Internet oder die Verwendung von Teilen der Arbeit als Grundlage f¨ur eine Stellungnahme zu aktuellen Entwicklungen und deren Folgen. Gelungene wissenschaftliche Arbeiten wie auch bedeutende Arbeitsergebnisse zeigen sich auch darin, dass es f¨ur andere attraktiv ist, diese zu zitieren. Dabei sollte einem bewusst sein, dass auf dieser Welt viele Menschen a¨ hnliche oder fast gleiche Gedanken zu aktuellen Themen entwickeln und publizieren. Daher ist es wichtig, ein Publikationsmedium zu finden, welches ad¨aquat ist: Gelingt die Aufnahme in eine wissenschaftliche Top-Zeitschrift, so ist diese Zeitschriftenreihe normalerweise durch viele Fachbereiche weltweit abonniert. Daher ist der Zugriff durch viele Studierende gegeben. So ergibt sich die große Chance, dass jemand die Arbeit finden kann, unabh¨angig davon, ob diese dann gelesen und zitiert wird. Um sich mit dem eigenen Expertenwissen zu einem Thema lokal zu etablieren, gen¨ugt es m¨oglicherweise schon, lediglich regional relevante wissenschaftliche Ergebnisse zu publizieren. Daf¨ur bieten sich Standesorganisatio-
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nen wie Arbeitgeber-, Arbeitnehmer-, Konsumentenschutz- und weitere Interessenverb¨ande an. Weitere Informationen zum Thema Verwertung finden Sie auf L 21: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/ verfassen-und-vortragen.html#verwertung.
4.1.10 Zugriff auf weitere Materialien Es w¨are m¨uhsam, die in diesem Buch und insbesondere in diesem Kapitel angegebene Internetverweise eintippen zu m¨ussen und dabei neben dem Risiko des Vertippens auch nicht zu wissen, ob die Seite u¨ berhaupt noch (an der gleichen Stelle) existiert. Sie k¨onnen die nachfolgende Seite auf der Universit¨at Graz oder Universit¨at Stuttgart aufrufen und finden dort alle genannten Links und thematischen Suchanfragen nochmals in der Reihenfolge des Buches mit derselben Nummerierung. Sie k¨onnen diese dann von dieser Seite bequem o¨ ffnen. Internetseite mit den im Buch angegebenen Links: L 22: www.uni-graz.at/sor/ verfassen-und-vortragen.html#links oder L 23: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/ verfassen-und-vortragen.html#links.
4.2 Softwareauswahl 4.2.1 Institutionelle Vorgaben Vor der Betrachtung einzelner Optionen bei der Softwareauswahl sind nachfolgend bedeutende Punkte in Bezug auf Ihre Handlungsauswahl dargestellt: Viele akademische Einrichtungen bieten den Studierenden Vorlagen an, so dass in Ihren Textverarbeitungen die Grundeinstellungen entsprechend voreingestellt sind, beispielsweise Seitengr¨oße, Textbereich und
4.2 Softwareauswahl
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¨ R¨ander, Schriftart und Uberschriften. Solche Vorgaben erleichtern die eigentliche Arbeit durch Vorwegnahme des grundlegenden formalen Rahmens. Die Vorlagedateien werden oft als .dot bzw. .dotx (Microsoft Word) oder f¨ur Openoffice-Writer als .ott bereitgestellt. Die Universit¨at Graz bietet in diesem Zusammenhang auf Ihrer Internetpr¨asenz L 24: www.uni-graz.at/lss unter dem Punkt Lehrservice eine Brosch¨ure prim¨ar f¨ur die Betreuung von Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten in digitaler Form an, welche umfangreiche Links enth¨alt, auf die auch an anderer Stelle verwiesen wird. Die institutionellen Textvorgaben umfassen die Einhaltung formaler und inhaltlicher Kriterien bei wissenschaftlichen Arbeiten. Grunds¨atzlich stellt sich insbesondere bei der Textverarbeitung und der Pr¨asentationsverarbeitung die Frage, inwieweit Vorgaben und Standards eingehalten werden k¨onnen. W¨ahrend fr¨uher vom Institutsbrauch gesprochen wurde, gibt es vermehrt genau spezifizierte institutionelle Vorgaben. Diese sind zum Teil in Qualit¨atshandb¨uchern kodifiziert. Die Vorgaben richten sich unter anderem nach den Vorgaben f¨uhrender Fachzeitschriften des Fachbereiches sowie nach vorhandenen Normen. Viele Institute stellen diese Vorgaben digital mit Beispielen und Formatvorlagen f¨ur Texte und Pr¨asentationen bereit. Vom Titelblatt bis zur Zitierung finden sich dementsprechend genaue Vorgaben f¨ur Texte sowie Pr¨asentationsvorgaben (Master) und Musterabbildungen (Institutswappen) f¨ur Pr¨asentationen. Zum Aufzeigen der Detailliertheit der Vorgaben findet sich nachfolgend ein Verlagsbeispiel f¨ur die Behandlung von Abbildungen, da Verlage normalerweise besondere Anforderungen an Manuskripte stellen: L 25: www.springer.com: Hinweise f¨ur Autoren Abbildungen m¨ussen zusammen mit der Legende auch unabh¨angig vom Text verst¨andlich sein. Dabei sollen die Legenden nicht den Text wiederholen, sondern m¨oglichst kurz und pr¨azise formuliert sein. Ist eine Legende sehr lang, kann oft ein Teil der Information in den Text u¨ bernommen werden.[...]: • die Bezeichnung Abb. und die Abbildungsnummer, alles fett, • den eigentlichen Legendentext, • Erkl¨arung von Abk¨urzungen und Symbolen aus der Abbildung, • Angaben zur F¨arbemethode, • Angaben zur Vergr¨oßerung/Verkleinerung,
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• Quellenangabe.
4.2.2 Auswahloptionen Die Verwendung vielf¨altiger Software und Webdienste ist typischer Bestandteil der heutigen Weiterbildungspraxis. Bei der Zusammenstellung der Software f¨ur den eigenen Computer geht es darum, heutigen und absehbaren Anforderungen zu gen¨ugen. Nachfolgend wird die Betrachtung wie folgt thematisch aufgeteilt: • Mobiles Arbeiten, • Zugriff auf gehostete Software im Campusnetzwerk, • Zugriff auf Webdienste, • Portable Anwendungen, • Software zur Installation auf dem eigenen Computer, • Bedienoberfl¨achen. • Programmerweiterungen, • Lizenzen, sowie • Dateiformate. Anhand dieser Unterscheidung und der Beispiele lassen sich erste Hinweise u¨ ber die tats¨achlich auf dem eigenen Computer zu installierende Software f¨ur das Studium gewinnen. In den Computerzentren k¨onnen manchmal Arbeitsplatzrechner f¨ur bestimm¨ te Zeiten reserviert werden. Ublicherweise handelt es sich um Reservierungen f¨ur Facharbeiten bzw. Projektgruppen. Dabei ist die Ausstattung der Rechner oft sehr gut, wobei bestimmte Services nur vom virtuellen Campus aus zug¨anglich sind. In diesem Zusammenhang sei auf M¨oglichkeiten f¨ur Recherchen in Datenbanken, in Online-Lexika, beispielsweise f¨ur den Zugang zur Library of Congress, sowie M¨oglichkeiten zur Nutzung von Software des Campus verwiesen. Diese ist entweder auf dem Arbeitsplatzrechner installiert, oder es gibt einen zentralen Applikations-Server. Zur Nutzung gewisser Programme ben¨otigt man im Allgemeinen eine Anmeldekennung
4.2 Softwareauswahl
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bzw. einen Username und ein Kennwort/Password. Auf Antrag kann diese normalerweise problemlos bezogen werden. Relativ teure Software, wie die Vollversionen von statistischen Auswertungsprogrammen (GNU-R, SPSS, BMDP, SAS), Mathematikprogrammen (Mathematica), (Bau-)Zeichnungs- und Entwurfsprogrammen (CAD) und aufw¨andigen Grafik- und Designprogrammen (Corel-Draw, Adoble GoLive) befindet sich oft auf Applikations-Servern. Am Campus sind normalerweise eine bestimmte Anzahl an Lizenzen vorhanden. In dieser Quantit¨at kann die Software gleichzeitig verwendet werden. Haben Sie eine Berechtigung und sind noch nicht alle Lizenzen in Verwendung, so k¨onnen Sie das Programm lokal starten. Bestimmte Softwarefirmen bieten Studierenden akademische bzw. Campuslizenzen an. Hierzu sollten Sie sich beim Rechenzentrum informieren. F¨ur teurere Programme oder Daten von internationalen Organisationen lohnt sich gegebenenfalls ein erkl¨arendes Schreiben des Instituts. Vielleicht erhalten Sie nicht die neueste Version, daf¨ur bezahlen Sie wesentlich weniger als am Markt.
4.2.3 Mobiles Arbeiten Bei der Verwendung von Netbooks und Handhelds sind vielf¨altige Punkte zu beachten: Im Sinne der Einsatzsicherheit sollte die Garantiepolitik des Herstellers bzw. H¨andlers in Bezug auf Kulanz, Gew¨ahrleistung und Garantie beachtet werden. Dabei geht es unter anderem um b¨urokratische H¨urden, Nachweisregeln und Ersatzger¨ate f¨ur die Zeit der Reparatur. F¨ur Studierende z¨ahlt, dass immer ein funktionierendes Ger¨at f¨ur den Campuseinsatz bereit steht. In diesem Zusammenhang sollte auch der Kauf von Garantieverl¨angerungen erwogen werden, die sich teilweise durch einen h¨oheren Wiederverkaufspreis bezahlt machen k¨onnen. Grundlegend ist die G¨ute der Verarbeitung, da das Ger¨at als st¨andiger Begleiter im Campusalltag einsetzbar sein soll. Damit sollte Ihr Ger¨at etwa mechanischen Belastungen und Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen gegen¨uber tolerant sein.
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Der mobile Einsatz f¨uhrt auch oft zu Belastungen durch Fl¨ussigkeiten (wie Spritzwasser und Kaffee) und Lebensmittel (wie Brotkrumen), welche die Tastatur und die Anschl¨usse das Ger¨ates besch¨adigen k¨onnen. Abh¨angig von einer gegebenen Stromversorgung an den geplanten Einsatzorten (wie Bibliothek, Zug, Aufenthaltsraum und Mensa) ist auf eine ausreichende Akkuleistung zu achten bzw. ist die Anschaffung eines Zusatzakkus von vorne herein bei der Entscheidung vorzusehen. Die wesentlichen Stromverbraucher sind Bildschirm, Prozessor, Festplatte und mobile Netzwerkverbindungen. Moderne mobile Ger¨ate verf¨ugen normalerweise u¨ ber Energiemanagementsoftware, welche die Erstellung von Nutzungsprofilen nach individuellen Bed¨urfnissen erlaubt. Ansonsten k¨onnen Maßnahmen helfen, wie: • Netzwerk- und Bluetooth-Adapter deaktivieren, • die Bildschirmhelligkeit reduzieren, • nur die ben¨otigten Programme in den Arbeitsspeicher laden, sowie • Prozessoren auf Energiesparmodus einstellen. Bedenken Sie Ihre Toleranzgrenzen bei der Darstellung und der Bedienung komplexer Programme und umfangreicher Webseiten. Auf kleinen Displays erfordern diese Arbeiten eine erh¨ohte Konzentration. Die Verwendung eines kleinen Bildschirms, einer kleinen Tastatur, das Fehlen einer externen Maus, das Arbeiten an Orten, die nicht ideal sind in Bezug auf L¨arm, Sitzgelegenheit, Lichtverh¨altnisse, Ablenkung und Weiteres reduziert entsprechend Ihre Leistungsf¨ahigkeit bzw. l¨asst viele schneller erm¨uden, so anregend die freie Wahl eines Arbeitsplatzes, wie in einem netten Caf´e, auch sein mag. Bedeutend ist f¨ur viele eine jederzeitige Einsatzbereitschaft Ihres Ger¨ates. Lange Hochfahrphasen, mangelnde Geschwindigkeit, Beschr¨ankung auf wenige gleichzeitig laufende Programme bzw. Fenster, mangelnde Stabilit¨at der Internetverbindung, mangelnde Arbeitsspeichergr¨oße und mangelnde Festplattengr¨oße sind typische M¨angel mobiler Ger¨ate. Beim Hochfahren eines Computers werden viele Programme gestartet, die Sie gegebenenfalls nicht ben¨otigen, die dadurch den Startvorgang verz¨ogern und Sie warten lassen. Diese k¨onnen Sie mit geeigneten Programmen aus dem automatischen Start herausnehmen und bei Bedarf starten, bzw. den Start bestimmter Programme zeitlich nach hinten legen, so dass Sie Ihren Computer nach dem Einschalten bereits mit den wichtigsten Funktionalit¨aten verwenden k¨onnen, und weniger wichtige Programme erst f¨unf oder zehn Minuten nach dem Anschalten aktiviert werden, wie beispielsweise die
4.2 Softwareauswahl
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Integration eines PDF-Druckes mit dem Laden eines entsprechenden Treibers, oder die Aktivierung einer Kommunikationsl¨osung wie Skype. Andere Programme k¨onnen fallweise einbezogen werden. Programme beispielsweise zur Startverz¨ogerung und Systemoptimierung erhalten sie unter anderem bei Heise im Softwareverzeichnis in der Rubrik System-Utilities: L 26: www.heise.de. Geschwindigkeitsverbesserungen sind oft durch kleine Eingriffe m¨oglich. Es stellt sich die Frage, wie viele Schritte Sie in einem Programm gegebenenfalls r¨uckg¨angig machen m¨ochten: Reduzieren Sie diese Anzahl auf eine angemessene Zahl oder speichern Sie o¨ fter Ihre Ergebnisse. Des Weiteren verbrauchen Formelberechnungen und die Aktualisierung von Verkn¨upfungen Ressourcen, insbesondere Zeit, die Sie vielleicht sparen m¨ochten. Sie k¨onnen oft einstellen, dass Formeln und Verkn¨upfungen nur auf Anfrage aktualisiert werden. Große Mengen von Ressourcen werden auch daf¨ur verbraucht, dass viele Programme und auch das Betriebssystem Windows regelm¨aßig nach Aktualisierungen suchen. Diese sind in der Regel wichtig f¨ur Systemstabilit¨at und Malware-Freiheit. Sind Sie kurz unterwegs, so versuchen Sie diese Updates auf wirklich wesentliche zu reduzieren (etwa Virenscanner, Windows) bzw. f¨uhren Sie diese manuell f¨ur weniger oft verwendete Programme durch, wenn Sie eine schnelle Internetverbindung haben und an die Stromversorgung angeschlossen sind. Den Folgen von Ausfall oder Verlust des Arbeitsger¨ates etwa durch Diebstahl oder Zerst¨orung sollte vorgebeugt werden: Dabei helfen beispielsweise • regelm¨aßige Sicherungen der Dateien, • Bereithaltung von Lizenzen, • Bereithaltung der Installationssoftware, • Bereithaltung von Zugangsdaten wie Passw¨ortern, sowie • die Verwendung von Webdiensten statt lokal installierter Software. Bedacht werden sollten auch Aspekte des Datenschutzes: Ihre Fotos, Zugangsdaten, Briefe, Finanzdaten und Weiteres sollten nicht in die H¨ande unbefugter Personen gelangen, daher ist es fraglich, ob Sie tats¨achlich alle diese Dinge auf Ihrem Computer ben¨otigen. Neben einer Verschl¨usselung als Zugriffshindernis f¨ur Unbefugte bietet es sich an, Daten extern zu archivieren.
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4 Moderne Technologien
Programme beispielsweise zum Dateimanagement erhalten Sie unter anderem bei Heise im Softwareverzeichnis in der Rubrik Systemsoftware: L 27: www.heise.de.
4.2.4 Zugriff auf gehostete Software im Campusnetzwerk Interessant ist, welche Software u¨ ber spezielle Server zeitweise aus dem Campusnetz aufgerufen und verwendet werden kann (Software Hosting). Darunter f¨allt oft Spezialsoftware, welche nur f¨ur wenige Kurse ben¨otigt wird, oder Software, die beispielsweise sehr teuer bzw. deren Installation schwierig ist. Zun¨achst spart man sich die Notwendigkeit zum Kauf einer Lizenz, des Weiteren ist keine Installation notwendig (Speicherplatz), die Wartung erfolgt zentral u¨ ber den Campusbetrieb und zumindest Teile der Rechenlast finden auf der Campus IT-Struktur als Gastgeber/Host statt. Der letzte Punkt ist insbesondere bei der Verwendung von (Sub)Notebooks/Netbooks interessant. Problematisch k¨onnen Datenschutz- und Sicherheitsaspekte sein: Verwendete Daten sind m¨oglicherweise vertraulich und d¨urfen daher nicht in fremde H¨ande geraten. Bei vollst¨andiger Integration der fremden Anwendung darf diese fremde Anwendung jedoch auf lokale Ressourcen schreibend zugreifen. Daher sollte man erw¨agen, nur ein spezielles Laufwerk f¨ur die fremde Anwendung freizugeben, beispielsweise einen lokalen USB-Stick. Die nach Ende der Session/Sitzung mit der fremden Anwendung verbleibenden Daten k¨onnen mit einem Viren- bzw. Malware-Scanner u¨ berpr¨uft werden, bevor sie auf die eigene Festplatte u¨ bertragen werden. Ein weiterer Nachteil ist die Abh¨angigkeit von einer stabilen Internetverbindung: Ohne eine solche kann kaum ein sinnvoller Zugriff auf die fremde Anwendung erfolgen bzw. man verliert bei jedem Abbruch durch Netzst¨orungen Zeit bei der Wiederherstellung der Verbindung bzw. durch neuerlich n¨otige Programmstarts. Des Weiteren besteht dabei die Gefahr, Zwischenergebnisse zu verlieren. Der Zugriff auf die Anwendungen erfordert oft bestimmte Grundkonfigurationen, wie beispielsweise ein Windows-Betriebssystem, und ist daher nicht f¨ur alle m¨oglich. F¨ur den Zugriff sind im Browser oft gewisse Voraussetzungen zu erf¨ullen, wie aktiviertes Java bzw. Flash mit entsprechenden Sicherheitsrisiken. Ein Risiko anderer Art stellt die u¨ bliche Nutzungsbeschr¨ankung dar, weil nur eine gewisse Anzahl an Lizenzen zur
4.2 Softwareauswahl
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Verf¨ugung steht, bzw. die Nutzung des Servers/gastgebenden Systems selbst pro Studierenden beschr¨ankt wird.
4.2.5 Zugriff auf Webdienste Vielf¨altige Informationsdienstleistungen sind im Internet mittels Browseraufruf zug¨anglich. Institutsbezogen sind dies typischerweise die Bibliothek mit Ausleihverwaltung und Rechercheangeboten. Dazu z¨ahlt im Allgemeinen der Zugang zu elektronischen Fachzeitschriften wie auch die Schnittstellen f¨ur Literaturverwaltungsprogramme. Weitere Dienste sind verwaltungsbezogene, wie Lehrveranstaltungsanmeldung und Prufungs¨ verwaltung. Die Lehrenden bieten Informationsmaterialien inklusive Lern-, ¨ Prufwie Online-Tests sowie beispielsweise Dis¨ und Ubungsmaterialien kussionsforen an. Das Angebot privater Anbieter umfasst beispielsweise E-Maildienste wie L 28: www.windowslive.de, L 29: www.gmx.net, L 30: www.googlemail.de, Telefon- bzw. Konferenzservices wie L 31: www.skype.com, wissenschaftliche Recherchedienste/Suchmaschinen wie L 32: scholar.google.com, L 33: citeseer.ist.psu.edu, soziale Netzwerke wie L 34: www.studivz.net, L 35: www.xing.com, L 36: www.facebook.com, sowie online Officeanwendungen wie L 37: docs.google.com.
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Die Verwendung solcher Dienste erfordert oft das Aktivieren bzw. Zulassen von Programmumgebungen im Browser wie Java, Javascript oder Flash, mit entsprechenden Sicherheitsrisiken. Des Weiteren sollten Datenschutzaspekte bedacht werden, insbesondere bei der Ver¨offentlichung von Daten in sozialen Netzwerken.
4.2.6 Portable Anwendungen Sogenannte portable Software bedarf keiner Installation und kann mit einigen Vorteilen sofort verwendet werden: Mit einem mit portablen Anwendungen ausgestattetem USB-Stick hat man jeweils nur eine Anwendung zur Hand trotz unterschiedlicher Arbeitspl¨atze (Laptop, Computer zu Hau¨ se). Anderungen an Daten wie Teilen einer wissenschaftlichen Arbeit, Kalendereintr¨agen, Adressdaten und Favoriten/Bookmarks sind damit bei den Dateien und Anwendungen auf dem USB-Stick erfolgt und auf allen Arbeitspl¨atzen beim Start vom USB-Stick aktuell vorhanden. In Abh¨angigkeit von den Einschr¨ankungen, ausf¨uhrbare Dateien auf einem Bibliotheksrechner, oder auf von anderen gestellten Computern verwenden zu d¨urfen (Malware- inklusive Virenschutz), kann so ein USB-Stick auch dort verwendet werden. Neben einem USB-Stick funktionieren auch externe Festplatten oder Speicherkarten. Vorteile einer portablen Anwendung bestehen in der Unabh¨angigkeit von einem bestimmten Computer (Lauff¨ahigkeit von Sicherungskopien) und einer ressourcensparenden Beschr¨ankung auf jeweils die Programmkomponenten wie Treiber, die tats¨achlich f¨ur die Anwendungen ben¨otigt werden. Nachteilig ist die Abh¨angigkeit von der Integrit¨at eines Datenspeichers (mechanische Sch¨aden, Verlust) und die erh¨ohte Gefahr der Betroffenheit durch Schadsoftware durch Verwendung auf mehreren Computern. Sicherungen sind dementsprechend wichtig. Aus Sicherheitsgr¨unden ist zu bedenken, dass es meistens eine Verz¨ogerung gibt, bis Updates auch f¨ur die portable Version freigegeben werden, bzw. geeignete modifizierte Updates angeboten werden. Portable Anwendungen gibt es beispielsweise bei L 38: portableapps.com.
4.2 Softwareauswahl
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4.2.7 Software zur Installation auf dem eigenen Computer F¨ur Campusangeh¨orige gibt es h¨aufig maßgeschneiderte Softwareangebote bis hin zu fertig f¨ur den Einsatz konfigurierten Notebooks. Bedenken Sie bei jeder Installation, ob Sie das Programm tats¨achlich installiert ben¨otigen, oder ob nicht die Nutzung eines Webdienstes oder eines portablen Programmes gen¨ugt. Jede Installation verbraucht Festplattenspeicherplatz und es werden bei jedem Systemstart m¨oglicherweise Programmkomponenten wie beispielsweise Treiber geladen. F¨ur h¨aufig eingesetzte Programme kann es durchaus sinnvoll sein, Komponenten wie Schnellstarter zu verwenden: Diese starten beim Systemstart mit und erm¨oglichen es, dass Programme sp¨ater erheblich schneller einsatzbereit sind. Ein Beispiel ist der Schnellstarter von Openoffice.org-Office. Die Funktionsweise solcher Schnellstarter besteht darin, dass Teile des Arbeitsspeichers beim Computerstart mit bestimmten Programmkomponenten belegt werden. Einerseits steht damit weniger Arbeitsspeicher f¨ur andere Programme zur Verf¨ugung und andererseits kosten solche Vorg¨ange Ihre Zeit bei jedem Start. Der Arbeitsspeicher kann bei Computern nicht unbegrenzt erweitert werden (Best¨uckung mit Arbeitsspeichermodulen). Ist der Arbeitsspeicher nicht ausreichend, so beginnt Windows den zu kleinen Arbeitsspeicher mit Hilfe der Festplatte virtuell zu vergr¨oßern. Dann werden diejenigen Programme in den vorhandenen Arbeitsspeicher verlagert, welche gerade tats¨achlich verwendet werden. Diese Verlagerungen kosten Sie Zeit, verringern die Leistung des Computers und ben¨otigen Energie. Es ist daher sinnvoll, zu kontrollieren, welche Programme und Programmkomponenten automatisch beim Computerstart aufgerufen werden, und nur die tats¨achlich ben¨otigten zuzulassen. W¨ahrend des Arbeitens mit einem Computer sollten nicht ben¨otigte Programme geschlossen werden, wenn der Arbeitsspeicher knapp wird. Auch die Anzahl an offenen Fenstern eines Browsers oder die Anzahl an offenen Dateien sollte gegebenenfalls reduziert werden. Sie finden Programme nach Betriebssystem, Lizenz und Rubrik geordnet und bewertet auf L 39: www.heise.de. Weiterhin werden dort Webdienste und E-Books vorgestellt.
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4 Moderne Technologien
4.2.8 Bedienoberfl¨achen Die Bedienung eines Programmes kann durch die Ver¨anderung der Programmoberfl¨ache angepasst werden. Beispielsweise kann man eine Funktionsleiste f¨ur die Grafikbearbeitung nach Bedarf ein- oder ausblenden. Bei Microsoft Office 2007 kann die Bedienoberfl¨ache (Men¨uleiste und Tastaturk¨urzel) bei bestimmten Anwendungen so gestaltet werden, dass sie vorhergehenden Versionen gleicht und eine Umgew¨ohnung von Microsoft Office 2003 entf¨allt. Bei Heise im Softwareverzeichnis mit der Suche mit dem Stichwort UBitMenu bzw. allgemein in der Rubrik Office: L 40: www.heise.de Beispielsweise gibt es f¨ur den Internet Explorer und den Windows Explorer zahlreiche Programme, die letztendlich deren Funktionalit¨aten aus einer eigenst¨andigen Bedienoberfl¨ache heraus aufrufen. Es gibt eine Vielzahl oft sehr leistungsf¨ahiger Programme, welche kommandozeilenorientiert arbeiten. Damit diese f¨ur Maus- und grafischen Bedienkomfort Gewohnte verwendbar werden, gibt es mittlerweile grafische Benutzeroberfl¨achen als Schnittstellen. Als Beispiel kann hier GNU-R L 41: www.r-project.org dienen, ein leistungsf¨ahiges statistisches Auswertungsprogramm mit vielen Zusatzfunktionalit¨aten. F¨ur dieses gibt es grafische Benutzeroberfl¨achen wie JGR (Jaguar) und R-Commander. Ein weiteres Beispiel sind spezielle Oberfl¨achen f¨ur TEX-basierte Textverarbeitungen (LaTEX, MITEX), wie das TeXnicCenter. Weitere Informationen zum Thema Bedienoberfl¨achen finden Sie auf L 42: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/ verfassen-und-vortragen.html#gui.
4.2.9 Programmerweiterungen Die Funktionalit¨aten, Hilfen und Beispielmaterialien bestimmter Programme lassen sich erweitern. Neben klassischer Software als eigenst¨andiges Programm werden vermehrt auch Programme angeboten, welche bestimmte Programme als Umgebung (gleichsam als Betriebssystem) zur Installa-
4.2 Softwareauswahl
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tion ben¨otigen. Bekanntheit hat der Apple-Store mit seinen Angeboten f¨ur den iPod erlangt. Vor der Internetrecherche lohnt es sich zu schauen, welche Komponenten auf bereits erworbenen Datentr¨agern und Installationsmedien vorhanden sind. Ein klassisches Beispiel sind Office-Programme, die bei der Installation nachfragen, welche Komponenten installiert werden sollen. Dies ist auch bei der Installation des Betriebssystems Windows der Fall. Nach erfolgter Installation k¨onnen durch Aufruf der Installationsroutine im Softwaremodul Komponenten hinzugef¨ugt oder entfernt werden. Ruft man internetbasierte Wartungsfunktionen wie Programmupdates (Windows Update) auf, so k¨onnen neben den reinen Sicherheitsupdates, welche standardm¨aßig installiert werden, oft weitere Module zum Download und zur Installation ausgew¨ahlt werden. Abseits von dieser automatisierten Angebotsform lohnt es sich, auf der Homepage des Entwicklerteams bzw. des Unternehmens gezielt zu schauen, welche Schulungsunterlagen, Videos, Vorlagen, Zusatzprogrammfunktionen, Konverter und Weiteres f¨ur die Nutzerschaft angeboten werden. F¨ur viele Downloads muss man sich registrieren, f¨ur einige auch bezahlen. Als Beispiel werden nachfolgend die als Browsererweiterungen oder AddOns bezeichneten Module beleuchtet. Diese bieten zus¨atzliche Funktionalit¨aten im Browser an. Das reicht von klassischer Ver¨anderung der Darstellung einer Webseite (die Werbung wird ausgeblendet) u¨ ber Zusatzinformationen (Zugriffsstatistiken) bis hin zu umfangreichen Funktionen. Diese finden Sie beispielsweise f¨ur den Browser Firefox auf: L 43: https://addons.mozilla.org/de/firefox. Es ist auch m¨oglich, solche Erweiterungen selbst zu programmieren, beispielsweise mittels Greasemonkey f¨ur Firefox. Scripts zu dieser Umgebung (welche teilweise auch bei Google Chrome funktionieren sollen) gibt es bei L 44: userscripts.org.
4.2.10 Lizenzen Es lohnt sich, nachzufragen, ob und welche Software verg¨unstigt f¨ur Campusangeh¨orige abgegeben wird, oder von anderer Stelle erm¨aßigt zu erhalten ist. Dementsprechend ist es eine gute Strategie, bei den Herstellern nach speziellen Uni-, Campus-, Studierendenversionen zu fragen. Teilweise bekommt man dabei nur a¨ ltere oder im Umfang eingeschr¨ankte (Demo-) Ver-
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sionen. Manchmal werden solche Versionen auch ohne Handb¨ucher lediglich digital ausgeliefert. Stellen Sie sich auf funktionsreduzierte Programme bzw. Werbeeinblendungen ein. Teilweise werden die Arbeitsergebnisse speziell gekennzeichnet (Wasserzeichen), damit diese f¨ur eine professionelle Weiterverwendung entwertet sind. Oft k¨onnen Studierendenversionen von Programmen nicht auf neuere Versionen aufger¨ustet werden (upgrade), oder die damit produzierten Ergebnisse nicht in kommerzielle Versionen u¨ bernommen werden. Es ist auch fraglich, inwieweit eine Nutzung außerhalb privater und campusspezifischer Bereiche gestattet wird.
4.2.11 Dateiformate Nachfolgend werden wichtige Dateiformate f¨ur das Management von Texten und Pr¨asentationen sowie weitere wichtige Dateiformate vorgestellt. Beginnen wir bei den universell ben¨otigten Textdokumenten anhand typischer Formate: • .pdf (Portable Document Format) ist ein wichtiger Textstandard, wenn ¨ es darum geht, o¨ ffentlich per Datei zu informieren. Zum Offnen gen¨ugt ein aktueller kostenloser Adobe Reader. F¨ur die Erstellung von StandardPDFs kann Openoffice.org-Office eingesetzt werden. Seltener wird die Erstellung von spezifisch definierten PDFs f¨ur den Campusalltag n¨otig sein. Daf¨ur kann man normalerweise auf Nachfrage Software der Lehrinstitutionen verwenden. • .doc (Document) F¨ur viele Studienrichtungen gen¨ugt es, a¨ ltere .doc (Microsoft Document) Dokumente lesen, verarbeiten und erstellen zu k¨onnen. Dieses gelingt auch mit a¨ lteren Microsoft Word Versionen. Der kostenlose Openoffice.org-Writer 3 wird in der Praxis auch h¨aufig f¨ur diesen Zweck eingesetzt. • .dot (Document Template) Formatvorlage f¨ur herk¨ommliche Microsoft Word Dateien. • .dotx (Document Template) Formatvorlage f¨ur Microsoft Word Dateien der Formate 2007 und neuer. • .odf (Open Document Format) xml-basiertes Standardformat des kostenlosen Openoffice.org-Writer 3, welches infolge der zunehmenden Verbrei-
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tung von Openoffice.org-Office an Bedeutung auch im Studienalltag gewinnt. • .docx Mit der Einf¨uhrung von Office 2007 hat sich dieses xml-basierte Format im Wirtschaftsalltag etabliert. Es gibt einen kostenlosen Word Viewer von Microsoft, mit welchem docx-Dateien angezeigt, kopiert ¨ und auch ausgedruckt werden k¨onnen. Altere Wordversionen k¨onnen mit Hilfe des Office Compatibility Pack aktualisiert werden. Dieses f¨uhrt zur vollst¨andigen Integration des docx-Formats. Openoffice.org-Writer 3 kann das docx Format o¨ ffnen, allerdings nicht darin speichern. • .tex Dieses ist ein f¨ur das Setzen von Formeln, f¨ur den Buchdruck bzw. f¨ur spezifisches Layout bew¨ahrtes Textformat. Es ist in technischen und naturwissenschaftlichen Studienf¨achern weit verbreitet. Eine typische Programmkombination zur Verwendung ist MiKTeX mit dem TeXnicCenter. Es werden rudiment¨are Programmierkenntnisse f¨ur die Verwendung ben¨otigt. Es fehlt allerdings eine laufende sofortige Ergebniskontrolle im Sinne einer Layoutansicht oder eines What you see is what you get (WYSIWYG). • .indd Adobe Indesign Standardformat. Die Verwendung von Adobe Indesign erfolgt h¨aufig in Studienf¨achern mit k¨unstlerischen und journalistischen Schwerpunkten aufgrund der St¨arken des Programmes im Layout. Neben Textverarbeitungsf¨ahigkeiten d¨urfen Pr¨asentationen im Studium als Kernkompetenz betrachtet werden. Die Fragen zur ausreichenden Softwaregrundausstattung werden nachfolgend anhand typischer Dateiformate kurz systematisiert. • .ppt Standard von Microsoft f¨ur Pr¨asentationen, m¨oglicherweise gibt es gr¨oßere Kompatibilit¨atsprobleme zwischen verschiedenen Versionen von Microsoft Powerpoint bzw. bei der Erstellung durch Fremdprogramme wie Openoffice.org-Impress 3. • .pptx xml-basiertes Pr¨asentationsformat ab Microsoft Office 2007. Mit Hilfe des Office Compatibility Pack kann dieses Format in a¨ ltere Officeversionen integriert werden. Openoffice.org-Impress 3 kann das pptxFormat o¨ ffnen, aber nicht im pptx-Format speichern. Es gibt kostenlose Anzeigeprogramme von Microsoft namens Powerpoint Viewer. • .odp xml-basiertes Pr¨asentationsformat von Openoffice.org-Office 3. Weitere h¨aufig von Studierenden ben¨otigte Dateiformate werden nachfolgend als Standarddateiformate aufgez¨ahlt:
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Dateiendung .xls / .xlsx .ods / .xls / .xlsx .jpg / .gif .bmp / .png .zip / .ice
Programm (Funktion) Microsoft Excel (Tabellenkalkulation) Openoffice.org-Calc 3 (Tabellenkalkulation) Microsoft Paint / Irfanview (Bildbearbeitung) Microsoft Paint / Irfanview (Bildbearbeitung) WinZIP / Iceows ((Ent-)Komprimierungsdienst)
Weitere hier nicht aufgef¨uhrte Dateiendungen und Programme im Nahfeld wissenschaftlicher Arbeiten umfassen typische Office-Komponenten wie Datenbank, E-Mail- und Organisationsprogramme, des Weiteren beispielsweise Automatisierungs-, Malware-Schutz-, Browser-, Kreativit¨ats- und Auswertungsprogramme. Die Recherche aktueller Dateiformate kann mithilfe der Dateiendung eingef¨ugt in einer Suchanfrage mit den Suchbegriffen: file formats application doc xls dia zip ice erfolgen.
4.3 Text, Bild und Pr¨asentation 4.3.1 Wahl des Textverarbeitungsprogrammes Bei der Wahl der Textverarbeitungssoftware gibt es viele Dinge zu beachten. Neben der Lauff¨ahigkeit auf Ihrem Computer und der Eignung f¨ur Ihr Studium in Abh¨angigkeit des Textverarbeitungsstandards ist es zentral, dass Sie gen¨ugend Hilfe f¨ur die Arbeit finden k¨onnen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn in Ihrem Bekanntenkreis gen¨ugend Personen ein sehr a¨ hnliches oder das identische Produkt benutzen. Auch im Internet insbesondere bei Bildungseinrichtungen finden Sie viele nicht nur digital vorliegende Hilfestellungen. Beispielsweise k¨onnen Sie als Studierender in der ¨ Schweiz, Osterreich und Deutschland u¨ ber viele Bildungsinstitutionen die umfangreichen Handb¨ucher des Projektes Kooperation auf dem Gebiet der IT-Dokumentation des Regionalen Rechenzentrums f¨ur Niedersachsen an der Universit¨at Hannover zu vielen Themen wie aktuellen Microsoft Office Produkten f¨ur einen g¨unstigen Preis an Ihrem Studienort erhalten: L 45: www.rrzn.uni-hannover.de/buecher.html. Nachfolgend sind die Bezugsquellen (Bildungsinstitutionen) f¨ur die Werke zu finden: L 46: www.rrzn.uni-hannover.de/bezug.html.
4.3 Text, Bild und Pr¨asentation
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Bei der Software beziehen wir uns auf aktuelle Versionen von Word (2010) bzw. Openoffice.org-Writer 3. Die beschriebenen Funktionen finden Sie auch in den meisten a¨ lteren Wordversionen und alternativen Textverarbeitungsprogrammen, wie Abiword, Staroffice Writer und Latex allerdings sind Men¨us bzw. Benutzerf¨uhrung sowie der gegebene Funktionsumfang teilweise erheblich abweichend. Sie k¨onnen Vorlagen, Anleitungen und Arbeitsmaterial f¨ur die Verwendung mit unterschiedlichen Textverarbeitungsl¨osungen finden u¨ ber L 47: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/ verfassen-und-vortragen.html#textverarbeitung.
4.3.2 Textverarbeitung und Computerleistungsgrenze Kommt Ihr Computer gerade bei umfangreichen Dokumenten mit vielen grafischen Elementen an seine Leistungsgrenze, so helfen Maßnahmen wie • ein Neustart, • Schließen nicht ben¨otigter Anwendungen (und die Kontrolle und gegebenenfalls Deaktivierung des Autostartes von Anwendungen bei Systemstart), • Aufr¨usten des Arbeitsspeichers, • o¨ fter Speichern, so dass die Funktion Ruckg¨ angig weniger Schritte ver¨ walten muss, • regelm¨aßige Festplattenwartung wie Defragmentieren, • Abschalten der automatischen Rechtschreibkontrolle (Pr¨ufen bei Eingabe,) • bei der Darstellung vieler Formeln, Tabellen und Abbildungen sollte bei a¨ lteren bzw. leistungsschw¨acheren Rechnern die Normalansicht statt der Layoutansicht gew¨ahlt werden, sowie • eine sehr weitgehende Maßnahme ist es, Grafiken und Formeln aus Verkn¨upfungen als Platzhalter darstellen zu lassen.
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4 Moderne Technologien
4.3.3 Hinweise bei Verwendung a¨ lterer Wordversionen Hier im Weiteren vorgestellte Vorgangsweisen finden Sie mit Erkl¨arungen und Abbildungen auf unserer Webseite: L 48: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/ verfassen-und-vortragen.html#altwordbild. Gerade bei a¨ lteren Versionen von Word sollte man vorsichtig sein, die Grafiken direkt einzuf¨ugen. Direkt einf¨ugen heißt, dass Sie die Grafik im Internet oder aus anderen Anwendungen markieren und mit Kopieren bzw. Strg-c in die Zwischenablage kopieren und in Word mit Einfugen bzw. Strg-v direkt ¨ einf¨ugen bzw. vorhandene Grafiken u¨ ber den Dialog Einfugen, Grafik aus ¨ Datei ... so einf¨ugen, dass die Datei mit dem Word-Dokument gespeichert wird. Im Regelfall sollten Sie Grafiken nur als Verkn¨upfung einf¨ugen! Somit bleibt Ihre Word-Datei leicht transportierbar, weil sie eine Textdatei ohne Grafiken bleibt. Legen Sie f¨ur die von Ihnen verwendeten Grafiken ein neues Unterverzeichnis dort an, wo Sie Ihre wissenschaftliche Arbeit erstellen. Nennen wir sie zum Beispiel bilder. Jetzt k¨onnen Sie dort Ihre Bilder speichern. Sind die Bilder und Grafiken dort abgelegt, k¨onnen Sie diese in Word einf¨ugen. Achten Sie darauf, dass das Bild nur als Verkn¨upfung und nicht selbst eingef¨ugt wird. Vergessen Sie nicht dieses Verzeichnis gemeinsam mit Ihren anderen Dateien zu sichern und synchronisiert zu den unterschiedlichen Arbeitspl¨atzen mitzunehmen. F¨ur den Ausdruck sollten Sie darauf achten, dass die Felder und Verkn¨upfungen zu den Grafiken jeweils aktualisiert werden. Bei der Darstellung vieler Formeln, Tabellen und Abbildungen sollte bei a¨ lteren bzw. leistungsschw¨acheren Rechnern die Normalansicht gew¨ahlt werden. Am besten ist es, wenn man im Men¨u Extras-Optionen die Option Platzhalter“ ausw¨ahlt, so dass Grafiken und Formeln als Platzhalter darge” stellt werden. Hat man, was meistens zu empfehlen ist, die Grafiken nur als Verkn¨upfung eingebunden, kann man diese mit der Option Feldfunktionen aus- bzw. einschalten, so dass im Dokument die Grafiken aus- bzw. eingeblendet werden.
4.3 Text, Bild und Pr¨asentation
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4.3.4 Sprachliche Korrektur Vor der endg¨ultigen Abgabe bietet es sich an, die Arbeit auf h¨aufig vorkommende Fehler zu pr¨ufen: dazu geh¨oren beispielsweise Doppelleerzeichen. Diese und andere Fehler k¨onnen Sie mit der Funktion Suchen-Ersetzen finden und korrigieren (Suchen: 2xLeerzeichen, Ersetzen: 1x Leerzeichen). Wichtig ist, jedes Vorkommen einzeln zu u¨ berpr¨ufen, statt automatisch alle ersetzen zu lassen. F¨uhren Sie diesen Schritt mehrfach aus, um Vielfachleerzeichen zu reduzieren. Bei Abk¨urzungen wie z. B., z. T., u. U., u. s. w. ist die Formatierung des in der Mitte stehenden Leerzeichens mit Hilfe der Tastenkombination Strg-Umschalt-Leerzeichen in Word vorzunehmen, damit die Abk¨urzung bei Blocksatzformatierung und automatischen Zeilenumbr¨uchen nicht auseinander gerissen wird. Geben Sie Ihre Arbeit verschiedenen Leuten zum Lesen, weil gerade beim ersten Durchsehen unverst¨andlich geschriebene Formulierungen leicht auffallen. Bitten sorgen Sie daf¨ur, dass Sie die Arbeit zur fachlichen Kontrolle erst aus der Hand geben, wenn die sprachliche Endkontrolle stattgefunden hat, so dass die Arbeit diesbez¨uglich weitgehend fehlerfrei ist. Beachten Sie die Gefahr einer Betriebsblindheit beim zweiten Lesen: Viele tolerieren beim ersten Lesen bestimmte Fehler (formale bzw. inhaltliche) und konzentrieren sich daf¨ur auf andere. Es besteht die Gefahr, bei der Kontrolle einer weiteren, revidierten Fassung derselben Arbeit die vorher tolerierten Fehler nicht zu erkennen.
4.3.5 Umgang mit Benutzerlexika Wenn Sie beispielsweise das Benutzerlexikon in Microsoft Word verwenden (benutzer.dic, custom.dic, user.dic) so f¨ugen Sie u¨ blicherweise bestimmte Fachw¨orter, sowie W¨orter Ihres spezifischen Umfelds dem Lexikon hinzu. Daher enthalten verwendete Lexika oft den Namen des Anwenders und Adressbestandteile. Auch die verwendete Terminologie des Forschungsge¨ bietes wird bei der Uberpr¨ ufung der Rechtschreibung nach und nach hinzugef¨ugt. Es empfiehlt sich, den Computer regelm¨aßig nach den Benutzerlexika zu durchsuchen. Im Beispiel Microsoft Word sind das Dateien wie user.dic, custom.dic bzw. benutzer.dic. In diesen werden Ihre Fachw¨orter bei der ¨ Uberpr¨ ufung der Rechtschreibung gespeichert, wenn diese im Standardle-
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4 Moderne Technologien
xikon nicht vorhanden sind. Die Suche erfolgt beispielsweise u¨ ber Start, Suchen, Dateien/Ordner. Gibt es mehrere Dateien, k¨onnen Sie anhand des ¨ Datums der letzten Anderung erkennen, welche die richtige ist. Sind auf dem Rechner mehrere Profile angelegt, befindet sich das Benutzerlexikon m¨oglicherweise im aktuellen Profil, welches f¨ur die wissenschaftliche Arbeit verwendet wird. ¨ Offnen Sie Ihr Dokument auf einem anderen Rechner in Word, dann las¨ sen Sie die Rechtschreibungspr¨ufung laufen. Altere Programmversionen von Word erkennen meist nicht, wenn es sich um sprachliche Ausdr¨ucke einer anderen installierten Sprache handelt. Wenn bei Ihnen die englische Rechtschreibpr¨ufung installiert ist, haben Sie die M¨oglichkeit, englische Ausdr¨ucke zu markieren und als Englisch festzulegen. Einfacher ist es, entweder eine neuere Programmversion zu installieren oder die englischen Ausdr¨ucke bei der deutschen Rechtschreibpr¨ufung dem Benutzerlexikon hinzuzuf¨ugen. Anschließend k¨onnen Sie Ihr Benutzerlexikon nach h¨aufiger Verwendung auf einem Rechner mit Word inklusive einer englischen Rechtschreibpr¨ufung durchgehen. Auf diese Weise lassen sich falsche Schreibweisen des Englischen korrigieren bzw. die konsistente Verwendung von britischem oder amerikanischem Englisch durchsetzen. Wenn Sie einen gebrauchten Rechner mit bereits installiertem Word kaufen, sollten Sie die Inhalte des user.dic, custom.dic bzw. benutzer.dic (bei geschlossenem Word) l¨oschen. Anschließend k¨onnen sie im laufenden Word Ihr Benutzerlexikon kontrollieren, so dass sich eventuelle falsche Schreibweisen nicht in Ihren Dokumenten festsetzen k¨onnen. Gleiches gilt f¨ur ein u¨ ber l¨angere Zeit verwendetes Benutzerlexikon: Dabei empfiehlt es sich, dieses h¨aufig zu o¨ ffnen, um es auf Fehler zu u¨ berpr¨ufen, denn es kann vorkommen, dass aus Versehen einmal ein falsch geschriebenes Wort hinzugef¨ugt wurde. Daher gilt es, regelm¨aßig zu kontrollieren, ob sich falsche Schreibweisen eingeschlichen haben. Sie k¨onnen Ihr Benutzerlexikon auch auf andere Computer transportieren. L¨oschen Sie das vorhandene user.dic bzw. benutzer.dic anderer Nutzer nicht, sondern benennen Sie es um. Wenn Sie mit Ihrer Arbeit fertig sind, k¨onnen Sie Ihr Lexikon umbenennen oder l¨oschen und das fr¨uhere Benutzerlexikon wieder zug¨anglich machen. Die Openoffice.org-Writer Benutzerw¨orterb¨ucher sind verschl¨usselt. Mit der Hilfe eines Import- Exportfilters Dictionary Import/Export k¨onnen Sie solche Dateien als Standardtext zur Bearbeitung vorbereiten, oder beim Um-
4.3 Text, Bild und Pr¨asentation
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stieg Eintr¨age aus Ihrem Microsoft Word-Benutzerlexikon f¨ur Openoffice.orgWriter nutzbar machen: L 49: www.ooomacros.org/user.php#114694.
4.3.6 Zitierungsabgleich Wenn Sie kein Literaturverwaltungsprogramm verwenden oder eine entsprechende Funktion in Ihrer Textverarbeitung nicht vorhanden ist, sollte der Abgleich der Zitierung der Arbeit mit dem Quellen- bzw. Literaturverzeichnis von Hand vorgenommen werden. Zum Vergleich der verwendeten Literatur mit den im Literaturverzeichnis aufgef¨uhrten Quellen k¨onnen Sie in bestimmten Textverarbeitungen folgendermaßen vorgehen (Beispiel a¨ ltere Microsoft Word Versionen): Gehen Sie auf Ansicht, Fußnoten. Markieren Sie dort alles Strg-a und kopieren Sie alles mit Strg-c. Anschließend k¨onnen Sie den Inhalt in eine Tabellenkalkulationsdatei wie beispielsweise Microsoft Excel einf¨ugen. In dieser k¨onnen Sie mit Hilfe von Suchen-Ersetzen alle vgl.(Vergleiche) und s. (Siehe) entfernen, weil es in diesem Zusammenhang nur auf die AutorInnen ankommt. Stehen die Nachnamen der Verfassenden am Anfang der jeweiligen Zeile pro Zitat, k¨onnen Sie die Liste nach dem Alphabet sortieren: Achten Sie dabei darauf, dass der Erstautor bzw. die Erstautorin bei mehreren Verfassenden eines Werkes jeweils zuerst genannt werden. Anschließend k¨onnen Sie diese Liste ausdrucken und manuell mit dem Literaturverzeichnis abgleichen. Sie k¨onnen allerdings auch doppelte Eintragungen in Excel zuerst l¨oschen und anschließend erneut nach dem Alphabet sortieren. Jetzt sollte diese Liste der Ihres Literaturverzeichnisses entsprechen, nur dass letztere pro Eintrag umfangreicher ist. Alle im Literaturverzeichnis fehlenden Referenzen k¨onnen auf diese Weise eingearbeitet werden, genauso k¨onnen die Quellen entfernt werden, die nicht mehr zitiert werden, weil die Bez¨uge nur in fr¨uheren Versionen vorhanden sind.
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4.3.7 Drucken einer Abschlussarbeit Neben dem Drucken und Binden von Exemplaren bietet es sich an, eine PDF-Version und weitere wichtige Daten beispielsweise im Internet oder auf einem beigelegten Datentr¨ager der Leserschaft zur Verf¨ugung zu stellen: Wenn es an Ihrer Bildungsinstitution zugelassen ist, k¨onnen Sie sich Druckund Bindekosten sparen und Ihre Bilder und Grafiken und Ihre weiteren Daten beispielsweise auf eine DVD brennen. Anschließend kann der Leser bzw. Pr¨ufer die wesentlichen Bestandteile althergebracht gebunden bearbeiten, und hat zus¨atzlich noch die M¨oglichkeit einer Volltextrecherche, wenn Sie die Arbeit selbst auf dem Datentr¨ager zur Verf¨ugung stellen. Des Weiteren k¨onnen auf diese Weise die Bilder und Grafiken der Arbeit in der besten Qualit¨at archiviert werden.
4.3.8 Grafikmanagement Bei Grafiken und Bildern ist es wichtig, auf handliche Formate zu achten. Bestimmte Grafikformate bieten eine wesentlich kleinere Dateigr¨oße bei vergleichbarer Qualit¨at. Insbesondere .jpeg bzw. .jpg (Joint Photograph Experts Group) eignet sich f¨ur Fotos und aufwendige Darstellungen. Es bietet 16,7 Millionen Farben, bei einer Farbtiefe von 24 Bit. Die Grafiken finden wir in einer verdichteten/komprimierten Form. Diese Komprimierung baut auf den Wahrnehmungsf¨ahigkeiten des Menschen auf. Es k¨onnen oft nur wenige oder keine Qualit¨atsunterschiede gegen¨uber anderen speicherplatzintensiveren Formaten bemerkt werden. Als Alternative k¨onnen Sie das Dateiformat .png (Portable Network Graphics) in Erw¨agung ziehen. F¨ur einfachere Darstellungen mit wenigen Farben eignet sich das .gif (Graphics Interchange Format) Format. Es bietet 256 Farben. Beachten Sie das Copyright. Sie k¨onnen zur Umwandlung von einem in ein anderes Dateiformat Konvertierungsprogramme wie Irfanview verwenden. Nutzen Sie Versionen von Irfanview, die f¨ur die Privatnutzung kostenlos sind. Die Verwendung des Formates .bmp (Bitmap Format) ist meist nicht n¨otig, ausgenommen sind k¨unstlerische und weitere Fachbereiche, welche eine hohe Aufl¨osung und unkomprimierte Originaldaten fordern. F¨ur viele Einsatzzwecke gen¨ugen Bilder mit gewissen Vereinfachungen. Die Bilder werden verdichtet bzw. komprimiert.
4.3 Text, Bild und Pr¨asentation
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Auch beim Scannen von Abbildungen sollte das Format sorgf¨altig gew¨ahlt werden. Wenn Sie eine Din-A4-Seite im .tif-Format (Tagged Image File Format) bei 300x300 Punkten pro Zoll (dpi,dots per inch) einscannen, haben Sie eine etwa 30 Megabyte große Datei auf Ihrer Festplatte. Im .jpg-Format ist dieses Bild bei 100 Prozent Qualit¨at gerade einmal ca. 0,8-1,5 Megabyte groß. Bei Verwendung des gleichen Formats jedoch mit lediglich 20 Prozent Qualit¨at sinkt die Dateigr¨oße auf ca. 0,3-0,6 Megabypte. Die Qualit¨atsstufe, in der Bilder gespeichert werden, kann bei Grafikverarbeitungsprogrammen ausgew¨ahlt werden. Beachten Sie die nationalen Urheberrechtsvorschriften, welche die Verwendung von fremden Grafiken in wissenschaftlichen Arbeiten meist nur f¨ur wenige Exemplare zulassen, und fragen Sie im Zweifelsfalle vorweg bei den Rechteinhabern nach, wenn eine Buchver¨offentlichung oder eine Internetver¨offentlichung geplant sein sollte. Planen Sie im Voraus und besorgen Sie sich f¨ur grafische Darstellungen von Auswertungen, die Sie f¨ur Ihre Arbeit ben¨otigen, die zugrundeliegenden Daten, so dass Sie eigene Auswertungsgrafiken erstellen k¨onnen: Das Einbeziehen von Bildern und Grafiken gescannt aus Fachb¨uchern, wissenschaftlichen Zeitschriften, aus dem Internet, aus einer PDF-Datei, von Programmen, aus denen wir sie nicht exportieren k¨onnen, stellt uns oft vor Probleme. Es kommt auch vor, dass wir Grafiken, die wir auf einem anderen Rechner mit Hilfe von besonderer Software erstellt bzw. in Quellen entdeckt haben, a¨ ndern m¨ussen. Falls ein entsprechendes Softwarepaket nicht zur Hand ist, kann man notfalls mit Hilfe der unten beschriebenen Bildschirmkopie bzw. mit dem eingescannten Bild arbeiten. Vor allem bei Beschriftungen in Grafiken bietet es sich an, mit Irfanview vorhandene Texte zu entfernen (durch Ersetzen mit einem leeren Block in Hintergrundfarbe) und anschließend dort einen Bereich zu markieren und u¨ ber Bearbeiten, Text einfugen eine neue Beschriftung hinzuzuf¨ugen. ¨ Eine Bildschirmkopie kopiert den aktuellen Bildschirminhalt, den wir gerade am Bildschirm sehen, in die Zwischenablage. Mit Alt-Gr, Druck erzeugen Sie ein Abbild der aktuellen Ansicht des Fensters im Vordergrund. Aus der Zwischenablage kann der Inhalt anschließend in andere Programme hineinkopiert werden. Auf diese Weise kann man bei Fehlermeldungen von Programmen diese als Grafik versenden. Notfalls kann der Inhalt der Zwischenablage auch in eine Textverarbeitungsdatei wie Microsoft Word eingef¨ugt werden. Sie k¨onnen anschließend die Datei mit Bild speichern und an den Hersteller senden. Auf diese Weise sowie mit Hilfe von Videoaufzeichnungen kann exakt dokumentiert werden, welchen Fehler die Anwendungs-
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software produziert hat. Eine Alternative stellen Online-Support-Dienste dar, bei denen Mitarbeiter eines Herstellers mittels eines Programmes auf Ihren Rechner zugreifen k¨onnen, um Ihnen zu helfen. Wer sich nicht in Grafikprogramme einarbeiten m¨ochte, kann beispielsweise als Word-Art erstellte Grafiken in andere Anwendungen u¨ berf¨uhren. Die entstandene Bildschirmkopie kann in einem Grafikprogramm als Bilddatei eingef¨ugt, in ein gew¨unschtes Format konvertiert und abspeichert werden. Bei Verwendung einer Bildschirmkopie sollte allerdings beachtet werden, dass die Qualit¨at derselben von der im Rechner verwendeten Grafikkarte abh¨angt. Es empfiehlt sich, die h¨ochst m¨ogliche Bildschirmaufl¨osung zu verwenden, bevor eine Bildschirmkopie angefertigt wird. Um eine derartige Einstellung zu a¨ ndern, k¨onnen Sie auf dem leeren Desktop die rechte Maustaste dr¨ucken, Eigenschaften ausw¨ahlen und dort finden Sie die m¨oglichen Optionen f¨ur die Kombination aus Ihrem Bildschirm und Ihrer Grafikkarte. Versuchen Sie, es nur zu ver¨andern, wenn jemand Ihnen helfen kann, der sich auskennt.
4.3.9 Wahl des Pr¨asentationsprogrammes Bei der Wahl der Pr¨asentationssoftware gibt es viele Dinge zu beachten. Analog zur Auswahl einer Textverarbeitung gilt auch hier, dass neben der Lauff¨ahigkeit auf Ihrem Computer und der Eignung f¨ur Ihr Studium in Abh¨angigkeit des Standards es zentral ist, dass Sie Hilfe f¨ur die Arbeit finden. An dieser Stelle sei auf die Analogie zu Textverarbeitungsprogrammen von Abschnitt 4.3.1 verwiesen. L 50: www.rrzn.uni-hannover.de/buecher.html. Nachfolgend sind die Bezugsquellen (Bildungsinstitutionen) f¨ur die Werke zu finden: L 51: www.rrzn.uni-hannover.de/bezug.html. Bei der Software beziehen wir uns auf aktuelle Versionen von Microsoft Powerpoint (beispielsweise 2010) bzw. Openoffice.org-Impress (beispielsweise 3). Die beschriebenen Funktionen finden Sie auch in den meisten a¨ lteren Powerpointversionen und alternativen Pr¨asentationsprogrammen.
4.4 Recherche und Verwaltung
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Die wesentlichen Punkte rund um das Vortragen sind im nachfolgenden Hauptkapitel behandelt. Aus technischer Sicht geht es darum, ob Sie lediglich eine Datei auf einem mobilen Datentr¨ager mit zu Ihrem Vortrag bringen m¨ochten, oder einen mobilen Privatcomputer. M¨ochten Sie lediglich eine Datei verwenden, so ist diese gegebenenfalls vorher auf einem Server abzulegen bzw. hochzuladen. Erkundigen Sie sich in Bezug auf die technische Ausr¨ustung, vorhandene Pr¨asentationsprogramme und Pr¨asentationsviewer. Vorstellbar ist beispielsweise, dass Sie einen USBStick zum Anschluss an einen Digitalprojektor, welcher Dateien im Powerpoint 2007 Format verarbeiten kann, bereithalten sollen. F¨ur mobile Ger¨ate gilt es in Erfahrung zu bringen, welche Video- und Netzwerkanschlussm¨oglichkeiten gegeben sind. Gegebenenfalls gen¨ugt es, wenn Sie sich im Campus-WLAN Netzwerk befinden, und eine Abspiell¨osung starten. Bedenken Sie, dass Videos und spezielle visuelle Effekte auch von dem abspielenden Programm und dem Anzeigeger¨at unterst¨utzt werden sollten. Eine einfache PDF-Version sollte f¨ur den Notfall vorhanden sein, um bei technischen Problemen den Vortrag nicht absagen zu m¨ussen. Sie k¨onnen Vorlagen, Anleitungen und Arbeitsmaterial f¨ur die Verwendung mit unterschiedlichen Pr¨asentationsl¨osungen finden u¨ ber L 52: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/ verfassen-und-vortragen.html#presentation.
4.4 Recherche und Verwaltung 4.4.1 Internetquellen Es stellt sich immer wieder die Frage, ob Internetseiten und Dokumente aus dem Internet zitierf¨ahig sind. Dazu ist eine eingehende Untersuchung der Fundstelle n¨otig. Es ist zu pr¨ufen, inwieweit von einer ausreichenden Qualit¨at bez¨uglich der entsprechenden Fundstelle gesprochen werden kann. Wissenschaftliche Beitr¨age lassen sich an den AutorInnen bzw. deren Adresse an Bildungs- und Forschungsinstitutionen erkennen, sowie an der Tatsache, dass entsprechende Literatur zitiert wird. Bei der Verwendung eines großen Anteils an Quellen aus dem Internet besteht die Gefahr einer Ver-
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nachl¨assigung von Fachzeitschriften und von Grundlagenliteratur. Vor einer ¨ Ubernutzung des Internet als Quelle ist auch zu warnen, weil gewisse wissenschaftliche Gebiete im Internet nicht ausreichend vertreten sind. Eine weitere wichtige Frage betrifft die Aktualit¨at des Inhalts einer Seite. Dabei hilft der Zeitstempel Zuletzt ge¨andert am bzw. Last changed nur wenig, weil es prim¨ar nicht darum geht, wann die Seite zuletzt ver¨andert wurde, sondern wie aktuell die auf der Seite vorhandenen Zahlen, Tabellen, Grafiken und Zitate tats¨achlich sind. Es besteht daher grunds¨atzlich die Gefahr, veraltete, unbetreute Seiten zu verwenden. Gepr¨uft werden sollte auch, mit welcher Motivation Texte f¨ur die Allgemeinheit zug¨anglich gemacht werden. Erfolgreiche AutorInnen bevorzugen nach wie vor, Ihre Werke in Form von B¨uchern und wissenschaftlichen Beitr¨agen in anerkannten Zeitschriften zu publizieren. Kann keine Person f¨ur die Autorenschaft einer Seite identifiziert werden, ist eine entsprechende Herausgeberschaft der Internetseite (Firma, Organisation, Dienstleistungstr¨ager oder Beh¨orde) anzugeben. Wenn die Bewertung der verfassenden bzw. herausgebenden Person bzw. der publizierenden Organisation positiv ausgefallen ist, und ein Erstellungsdatum zuordenbar ist, kann man auf folgende Weise eine Seite im Internet zitieren: Autor/Editor Vorname, (Jahr) Titel [online]. Edition, Ort der Ver¨offentlichung, Herausgeber, URL[Zugriffsdatum]. Zusammenfassend finden sich nachfolgend Qualit¨atsaspekte betreffend Zitate aus dem Internet aufgelistet: • Ver¨offentlichungsanreiz f¨ur erfolgreiche Autoren, • Unterrepr¨asentanz gewisser Gebiete, • Gefahr unvollst¨andiger Informationen, • Exaktheit, • Rechenschaft und Sanktion, • zeitliche Konstanz und Management von Ver¨anderungen bzw. der Quellenl¨oschung und ¨ • Uberpr¨ ufbarkeit. Eine weitere Problematik beim Zitat von Quellen aus dem Internet betrifft ¨ die Zug¨anglichkeit der Quellen und deren Uberpr¨ ufbarkeit. Es stellt sich die
4.4 Recherche und Verwaltung
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Frage, ob die betroffene Seite in Zukunft weiter zur Verf¨ugung stehen wird. M¨oglicherweise kann man sie eine gewisse Zeit als Abbild finden, allerdings gibt es daf¨ur keine Sicherheit. Der Autor kann sie jederzeit l¨oschen oder ver¨andern. Oft kommt es vor, dass jemand ein Buch publiziert und der Verlag Wert darauf legt, dass die detaillierten Informationen des Buches nicht im Internet zur Verf¨ugung stehen. Falls eine Seite nicht auffindbar sein sollte, k¨onnen Sie diese gegebenenfalls mit Google wiederfinden. Google h¨alt viele Seiten im Zwischenspeicher Google Cache vor. Dieser enth¨alt Inhalte einer Internetseite zum Zeitpunkt des Besuches durch Google. Sollte die Seite im Cache nicht vorhanden sein, k¨onnen Sie gegebenenfalls die Adresse, englisch url, der fehlenden Seite verwenden, um Personen und Organisationen zu identifizieren, die a¨ hnliche Interessen haben wie Sie. Viele Suchmaschinen erm¨oglichen die Suche nach Links. Auf diese Weise finden Sie Seiten, die einen Link zur fehlenden Seite aufweisen. Mit etwas Gl¨uck gibt es dort einen Link auf andere Seiten mit a¨ hnlichem oder sogar identischem Inhalt, wie der der fehlenden. In diesem Zusammenhang auch interessant ist eine Suche nach a¨ hnlichen Seiten. Falls Sie im Internet keine weiteren Publikationen einer Person finden, die ¨ Ihnen auf Grund der Ahnlichkeit helfen, sollten Sie erw¨agen, diese anzuschreiben. Grunds¨atzlich sollten Sie wichtige Seiten des Internet sichern. Damit haben Sie jederzeit eine Zugriffsm¨oglichkeit und Nachweise. Beachten Sie dabei das Copyright, wenn Sie Inhalte drucken bzw. Dateien speichern: M¨oglicherweise gen¨ugt ein Screenshot als Ged¨achtnisst¨utze oder Nachweis f¨ur eine wissenschaftliche Arbeit. F¨ur andere Seiten bedarf es spezieller Werkzeuge, um beispielsweise eine ganze Homepage inklusive aller Unterseiten f¨ur eine beauftragte Dokumentationsarbeit lokal zu sichern. F¨ur solche Zwecke gibt es Offline-Reader wie L 53: www.httrack.com, welche Webseiten oft in der Weise kopieren k¨onnen, dass sie mit Ihrer Struktur auch lokal ohne Internetverbindung funktionieren.
4.4.2 Aufh¨anger Ihre Arbeit lebt von der Ber¨ucksichtigung neuester Entwicklungen bei der Interpretation und dem Ausblick. Daher steht von Beginn der Arbeit an einem Thema bis zur letzten Aktualisierung der Arbeit die regelm¨aßige Verfolgung aktueller Entwicklungen auf dem Programm.
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So k¨onnen Sie beispielsweise in der Einleitung zu Ihrer Arbeit auf aktuelle Forschungsergebnisse bzw. auf aktuelle Ereignisse in Politik und Wirtschaft Bezug nehmen. Daf¨ur eignen sich Zeitungsarchive und allgemeine Suchmaschinen. Zum Beispiel bietet L 54: news.google.com ¨ die M¨oglichkeit, Zeitungsartikel von Zeitungen aus Osterreich, Deutschland und der Schweiz zu suchen. Wenn Sie Abonnent einer Fachzeitschrift oder Tageszeitung sind, steht Ihnen als Kunde vielleicht das Archiv kostenlos bzw. kosteng¨unstig zur Verf¨ugung. Verlage verf¨ugen oft u¨ ber eine Verbindung zu Nachrichtenagenturen und Sie k¨onnen diese Verbindung gegebenenfalls mit verwenden. Als Nicht-Kunde wird es Ihnen u¨ blicherweise gestattet, Zeitungs- und Magazinarchive online zu durchsuchen. Allerdings k¨onnen Sie bei einigen Anbietern die Resultate (wie gefundenen Artikel) erst sichten bzw. verwenden, wenn Sie daf¨ur extra zahlen. Oft sind Zeitungsarchive gerade großer Zeitungen innerhalb des Campus infolge entsprechender Abonnements freigegeben.
4.4.3 Kopieren, Fotografieren, Scannen und Indizieren Die Anlage von digitalen Kopien von Texten darf nicht mit einer normalen Kopie auf Bibliothekskopierern verwechselt werden. Das heißt u¨ ber die Einschr¨ankungen hinaus, welche oft bei den Kopierger¨aten aush¨angen, unterliegt die Digitalisierung vieler Medien unterschiedlichen Rechtsnormen. Einen weiteren Schritt stellt die Indizierung mit Texterkennung und -analyse dar, welche m¨oglicherweise automatisch auf Ihrem Rechner erfolgt: Bedenken Sie, dass lokale Suchmaschinen (Lokal Desktop Search) u¨ ber solche Texterkennungswerkzeuge (OCR - Optical Character Recognition) verf¨ugen k¨onnen, die auch Abbilder von gesch¨utzten Texten wie auch gesch¨utzten PDFs unerlaubt weiterverarbeiten k¨onnten. Daher sollten Sie die Verzeichnisse, welche Kopien wissenschaftlicher Arbeiten enthalten, gegebenenfalls von der Indizierung durch entsprechende Dienste ausschließen.
4.4 Recherche und Verwaltung
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4.4.4 Literaturverwaltung Die Verwaltung der Literatur bzw. der Quellen f¨ur Ihre wissenschaftliche Arbeit kann mit Hilfe eines Literaturverwaltungsprogrammes erfolgen. Dieses dient der Verwaltung von Quellen insbesondere Literatur, Zitaten und Ideen sowie der Einbindung in Ihr Textverarbeitungsprogramm. Kernaufgabe ist die Sicherstellung, dass alle verwendeten Quellen (wie Zitate) auch im Verzeichnis der Quellen (meistens nur Literatur, dann Literaturverzeichnis) zu finden sind und umgekehrt kein Verzeichniseintrag vorhanden ist, welcher nicht zur Zitierung verwendet wurde. Im Einzelnen werden zun¨achst die bibliografischen Daten einer Quelle erfasst. Dieses geschieht meistens automatisiert u¨ ber eine Funktion, welche dabei u¨ ber eine Internetverbindung auf Bibliotheksdienste wie den Online Public Access Catalog (OPAC) bestimmter Bibliotheken zugreift. Diese Daten werden in einem Datensatz erfasst. Neben Standardangaben wie Jahreszahl und Verlag enthalten diese oft umfangreiche weitere Angaben wie standardisierte eindeutige Kennungen f¨ur B¨ucher (ISBN), Zeitschriften(ISSN) oder Internetquellen (DOI). Durch die Speicherung solcher umfangreicher Details k¨onnen Sie am Ende der Erstellung der Arbeit flexibel den Umfang und die genaue Gestaltung eines Eintrages im Literaturverzeichnis bzw. als Zitat beispielsweise in der Fußnote a¨ ndern. Viele Literaturverwaltungsprogramme bieten die genaue Erstellung automatisiert an. W¨ahrend der Schreibphase werden beispielsweise lediglich die Datensatznummer einer Quelle verbunden mit dem relevanten Fundort in der Quelle (Seitenzahl) in der wissenschaftlichen Arbeit aufgef¨uhrt. So k¨onnte eine Fußnote vereinfacht wie folgt aussehen: Vgl. [876], S. 5 Zur Endredaktion werden solche Angaben dann entsprechend den aktuellen Vorgaben des Bildungsinstitutes konvertiert und parallel dazu ein Eintrag in einem Quellen- bzw. Literaturverzeichnis erstellt. Am Beispiel aufgezeigt ergibt sich beispielsweise Vgl. Meier, H. (1999): Die nieders¨achsische Hoferbfolgeregelung, S. 5. Und als Eintrag im Literaturverzeichnis: Meier, Hans (1999): Die nieders¨achsische Hoferbfolgeregelung, Springer, Berlin. Gewisse Literaturverwaltungsfunktionen finden sich auch in Textverarbeitungen integriert. Eine Entscheidung f¨ur oder gegen den Einsatz eines Literaturverwaltungsprogrammes bzw. die Einarbeitung in entsprechende Funktionen h¨angt in erster Linie von folgenden Faktoren ab: • Anzahl der Quellen, bzw. Anzahl der Zitate, • Zug¨anglichkeit und Vorhandensein von bibliografischen Daten zu Quellen,
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• Planung weiterer wissenschaftlicher Arbeiten bzw. Planung der Verwertung einer Arbeit in Form weiterer Publikationen. Abh¨angig von der Art der Arbeit und der Anzahl an Quellen und Zitaten kann ¨ die Ubersicht oft nur noch mit Hilfe eines professionellen Programmpaketes gew¨ahrleistet werden. Rechnet man mit 45 Seiten Text einer Bachelorarbeit ohne Einleitung, Zusammenfassung und Literaturverzeichnis, und mit drei bis zehn Zitaten pro Seite, so l¨asst sich absch¨atzen, welche Arbeit damit verbunden sein kann. Eine wichtige Frage ist in diesem Zusammenhang die Zug¨anglichkeit zu bibliografischen Informationen f¨ur eine Quelle: F¨ur selbst¨andig erschienene B¨ucher kann diese normalerweise leicht gefunden werden. F¨ur unselbst¨andige Beitr¨age in Sammelb¨anden und Zeitschriften ist es fraglich, ob es diese tats¨achlich beitragsbezogen zum Herunterladen gibt, oder ob nur die bibliografischen Angaben zum Sammelband bzw. zur Zeitschrift selbst erh¨altlich sind. Dann sind die entsprechenden auf einen Beitrag bezogenen Angaben zu erg¨anzen. Die Verwendung und die Kenntnis oben genannter Literaturverwaltungsfunktionen sind f¨ur weitere wissenschaftliche Arbeiten wie auch grunds¨atzlich f¨ur eine wissenschaftliche Karriere bedeutsam.
4.4.5 Standardsuchmaschinen Bei der Recherche erscheinen gewisse Informationen leicht zug¨anglich und andere nicht. Dieses hat seinen Grund unter anderem in der verwendeten Suchbasis, die aus vorhandenen Informationen erstellt wird: • Neben Standardseiten (vorhanden, statisch) werden viele Seiten heute bei der ersten Anfrage aus einer Datenbank erstellt (dynamische Generierung, danach oft statisch vorhanden). • Andere Informationen sind in gesch¨utzten Bereichen, wie in internen Unternehmensinformationssystemen vorhanden. • Bestimmte Informationen sind nur u¨ ber Quellen in besonderen Dateiformaten und Datenbanken verf¨ugbar. Manche Suchmaschinen finden nur den Suchbegriff selbst, andere finden auch a¨ hnliche, abweichende Schreibweisen. So finden Suchmaschinen bei
4.4 Recherche und Verwaltung
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Eingabe des Wortes Bank auch Banken, Hypobank, Vereinsbank und so weiter. Durch die Verwendung von Anf¨uhrungszeichen wird klar gestellt, sich nur f¨ur den exakten Ausdruck ohne Wortver¨anderungen zu interessieren. Wenn Suchmaschinen tolerant sind, kann man meistens mit Platzhaltern arbeiten: Betrachten Sie dabei das Sternchen als Platzhalter (Wildcard) *“. ” Wird der Platzhalter * vor dem Suchbegriff eingesetzt, so findet die Suchmaschine Resultate, welche mit dem Suchbegriff enden, und umgekehrt: • *Bank findet Begriffe wie Holzbank, Sitzbank und Allfinanzbank. • Bank* findet daher Begriffe wie Banken, Bankverein und Bankomat. Ein wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang ist die wortstammbasierte Suchmethode (stemming), welche automatisch nach W¨ortern mit demselben Stamm sucht. Dar¨uber hinaus geht die assoziative Suche: Es werden a¨ hnliche und verwandte Begriffe in die Suche einbezogen. Besonders n¨utzlich ist es, wenn man W¨orter ausschließen kann. Durchgesetzt hat sich die Verwendung des Minuszeichens vor einem Wort, um es auszuschließen. Als Suchstrategie ist es besonders wichtig, fr¨uhzeitig W¨orter aus Fachgebieten auszuschließen, aus denen Sie viele f¨ur Sie nicht relevante Suchergebnisse (hits) erhielten. Exakte Phrasen lassen sich durch den Einsatz von Anf¨uhrungszeichen finden. Viele Suchmaschinen bieten in der erweiterten Suche die M¨oglichkeit, Wortgruppen zu suchen. Ein typischer Einsatz der Anf¨uhrungszeichen bzw. der Wortgruppen-Suchfunktion sind Zitate und die Suche nach AutorInnen mit Vor- und Nachnamen. Boolesche Operatoren dienen der Verkn¨upfung von Suchbegriffen. Die wichtigsten sind AND, OR und NOT. Mit AND erreichen Sie, dass die vor und nach diesem Suchoperator stehenden Begriffe f¨ur einen Treffer beide gleichzeitig, OR mindestens einer von beiden vorkommen m¨ussen. Bei NOT darf der jeweils nachfolgende Begriff auf keinen Fall vorkommen. Zus¨atzlich k¨onnen mit Klammern die Suchausdr¨ucke gruppiert werden, wie nachstehendes Beispiel deutlich macht: graz* AND (diplomarbeit* OR dissertation* OR vortrag*). In dieser Suchanfrage suchen wir Graz oder W¨orter die mit graz“ beginnen ” und gleichzeitig die Worte Diplomarbeit, Dissertation oder Vortrag enthalten.
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4.4.6 Metasuchmaschinen Im Gegensatz zu den u¨ blichen Suchmaschinen bieten Metasuchmaschinen das Einbeziehen von mehreren Suchmaschinen mit unterschiedlichen Suchmechanismen und Suchheuristiken. Sie decken damit sowohl Kategorieals auch Volltext- und teilweise auch Spezialsuchmaschinen ab. Beispiele f¨ur Metasuchmaschinen sind L 55: www.metacrawler.com und L 56: www.metager2.de. Je nach Metasuchmaschine k¨onnen Sie bestimmte Suchmaschinen in die Suche mit einbeziehen oder ausschließen. Auf Grund der unterschiedlichen Antwortzeiten der einzelnen Suchmaschinen ist der Anteil der Suchergebnisse einer bestimmten Maschine in den Resultaten der Metasuchmaschine variabel. Ein großer Vorteil der Metasuchmaschinen liegt in der einfachen Bedienung und im Einbeziehen eines Großteils des Internet. Beachten Sie, dass bestimmte Reihungsverfahren (Ranking) f¨ur die Suchergebnisse angewendet werden. Ein m¨ogliches Problem liegt im mehrmaligen Vorkommen von Verweisen (links) zu derselben Seite in den Ergebnissen von Metasuchmaschinen, falls diese Dubletten nicht automatisch herausgefiltert werden. Einen weiteren m¨oglichen Nachteil gibt es in Bezug auf die Auslassung bestimmter Suchmaschinen, welche die Aufnahme in den Suchindex von Metasuchmaschinen bzw. deren Anfragen nicht zulassen, bzw. deren Reaktionszeit auf die Anfrage der Metasuchmaschine nicht ausgereicht hat, um in den Ergebnissen ber¨ucksichtigt zu werden. Auch lassen Metasuchmaschinen oft bez¨uglich der Sucheinstellungen und damit einer gen¨ugenden Anpassbarkeit zu w¨unschen u¨ brig. Einen guten Kompromiss stellen lokal installierte Metasuchwerkzeuge dar, die mehrere Suchmaschinen gleichzeitig durchsuchen. Wenn Sie die abzufragenden Suchmaschinen direkt ansprechen, wird Ihnen der Zugriff ggf. erlaubt und Sie sparen sich den doppelten Weg durchs Internet (Geschwindigkeitserh¨ohung).
4.4 Recherche und Verwaltung
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4.4.7 Wissenschaftliche Suchmaschinen Wissenschaftliche Suchmaschinen sind spezielle Suchmaschinen, die sich auf akademisch relevante Quellen beziehen. Dazu geh¨oren im Kern wissenschaftliche Zeitschriften, B¨ucher und weitere Publikationen. Viele weitere Informationen von internationalen Organisationen, Verb¨anden, Beh¨orden und Unternehmen finden sich in der Suchbasis. Die M¨oglichkeit, tats¨achlich gefundene Dokumente in angegebenen Ergebnisverkn¨upfungen o¨ ffnen zu k¨onnen, h¨angt von den jeweiligen Abonnements der Bildungsinstitution ab. Auf jeden Fall sollten Sie bei der Recherche vom Campus aus arbeiten bzw. dort eingeloggt sein (VPN), so dass Sie von außen als campusangeh¨orig identifiziert werden k¨onnen. Nachfolgende Verweise zeigen aktuelle Recherchesuchmaschinen mit deren Bewertungen und Anleitungen. L 57: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/ verfassen-und-vortragen.html#searchscience.
4.4.8 Bibliotheksnutzung ¨ Uberlegen Sie sich, welche Arbeitsg¨ange Sie in der Bibliothek vorhaben. Neben Schreibutensilien stellen eine Kopierkarte oder Kleingeld bzw. eine geeignete Kamera mit gen¨ugend Akkulaufzeit und Speicherplatz, kleine Haftbzw. Notizzettel und CDs, DVDs, Speicherkarten und USB-Sticks n¨utzliche Utensilien dar. Dazu sollten Sie m¨oglichst einen Laptop bzw. einen elektronischen Organizer mit Tastatur verwenden, wenn Sie den Tag in der Bibliothek verbringen m¨ochten. Zur Erkl¨arung der Verwendung von Bibliotheken beginnen wir im Folgenden anhand des Zugriffs auf die Deutsche Bibliothek (Hauptstandorte Frankfurt am Main und Leipzig). Bei dieser Bibliothek finden Sie den umfangreichsten Bestand an deutschsprachigen Werken. Die Nutzung erfolgt analog ¨ zu anderen Pr¨asenzbibliotheken (beispielsweise Osterreichische Nationalbibliothek): Die Best¨ande k¨onnen nicht ausgeliehen, sondern nur vor Ort verwendet werden. Daf¨ur ist eine Bestellung notwendig. Sie k¨onnen die Werke dann an der B¨ucherausgabe abholen. Die Benutzung ist kostenpflichtig.
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4 Moderne Technologien
Bitte informieren Sie sich auf den unten angegebenen Homepages u¨ ber die ¨ Nutzungsbedingungen, die Offnungszeiten und die Anreisem¨oglichkeiten, sowie online zug¨angliche Recherchem¨oglichkeiten und Materialien: L 58: www.d-nb.de (Deutschland), ¨ L 59: www.onb.ac.at (Osterreich) und L 60: www.nb.admin.ch (Schweiz). Ein weiterer wichtiger Ausgangspunkt f¨ur die Bibliotheksarbeit ist der Karlsruher virtuelle Katalog, eine Bibliotheken-Metasuchemaschine. Hier finden Sie ein umfangreiches Angebot in mehreren Sprachen. L 61: www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html Auf der Homepage Bibliothekskataloge finden wir die jeweiligen Instituts-, Fachbereichs- und Hauptbibliotheken und zus¨atzlich Suchm¨oglichkeiten f¨ur landesweite Suchen, Suchen im deutschsprachigen Raum, sowie vielf¨altige Links zu weiteren Suchm¨oglichkeiten. Eine gute Informationsquelle in diesem Zusammenhang bietet auch die Library of Congress. L 62: www.loc.gov Die im Internet angebotenen Hilfsfunktionen sind meistens recht umfangreich. Wichtig ist es, sich mit der Vorgehensweise beim Suchen zu befassen, wie oberhalb bei den Suchmaschinen ausgef¨uhrt. Sie k¨onnen die Best¨ande mit Hilfe der Computer durchsuchen und Werke zur Ansicht, Durchsicht oder Ausleihe heraussuchen, bestellen und oft auch verl¨angern. Derartige Vorg¨ange k¨onnen Sie mit Hilfe des Internetzugangs zu den Bibliotheken lokal unabh¨angig und effizient erledigen. Nicht alle Best¨ande sind in der jeweiligen EDV vorhanden. Die meisten Bibliotheken haben Ihren Bestand in unterschiedlichen Katalogen aufbereitet. Ab Anfang der achtziger Jahre finden sich die Eintr¨age zumeist schon elektronisch. Daher sollten Sie damit rechnen, verschiedene Systeme kombinieren zu m¨ussen: Elektronisch erfasste Best¨ande, Katalog, Zettelkasten und Mikrofiche. Zu Semesterbeginn finden in vielen Bibliotheken F¨uhrungen statt, die Ihnen neben den Beratungsschaltern die vielen gebotenen Hilfen erl¨autern k¨onnen. Die Suche einer Alternative zur verwendeten Bibliothek lohnt sich oft f¨ur spezielle Literatur, wie bestimmte Zeitschriften, die per Fernleihe nicht oder nur kostenintensiv beschafft werden k¨onnen.
4.4 Recherche und Verwaltung
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Erkundigen Sie sich nach s¨amtlichen Bibliotheken, die sich in Ihrer Umgebung befinden. Dabei ben¨otigen Sie Informationen u¨ ber die vorhandenen Best¨ande und die jeweils anfallenden Benutzungsgeb¨uhren. Wenn Sie sich als Nutzer fremder Bibliotheken registrieren lassen m¨ochten, sollten Sie die ¨ mitzubringenden Unterlagen vorher erfragen. Ublich sind ein Studierendenausweis, ein amtlicher Lichtbildausweis, eine Meldebest¨atigung, sowie Barmittel f¨ur die Anmeldung. Es lohnt sich f¨ur Studierende, die großen Hauptbibliotheken der Umgebung, wie auch die Best¨ande der zahlreichen kleinen Seminarbibliotheken diverser Institute einzubeziehen, bevor ein zu bearbeitendes Thema f¨ur eine wissenschaftliche Arbeit ausgew¨ahlt wird. Nicht selten ist bestimmte Literatur kaum zu bekommen, da die betroffenen B¨ande ausgeliehen und teilweise mehrfach vorbestellt sind. Fragen Sie nach, ob es in Ihrer Bibliothek, wie beispielsweise an der WU Wien, einen nichtausleihbaren Pr¨asenzbestand gibt. Teilweise kann man B¨ande des Bestands u¨ ber das Wochenende ausleihen. Eine Fahrt zur Bibliothek des deutschen Volkes (Leipzig und Frankfurt/M.) oder zur o¨ sterreichischen Nationalbibliothek kann sich schnell bezahlt machen. Dort kann man u¨ blicherweise nichts ausleihen, sondern nur Kopien anfertigen. Die vorhandenen Best¨ande sollten den u¨ berwiegenden Teil der deutschsprachigen Publikationen des Landes enthalten. Bei Ihrer Recherche nach vorhandenen Bibliotheken, nach den Nutzungsbedingungen und vorhandenen Best¨anden sollten Sie sich unbedingt im Detail erkundigen, welche Kosten bei Fernleihen entstehen. Des Weiteren ist interessant, welche Kooperationen und Mitgliedschaften es gibt, die Sie nutzen k¨onnen. Fraglich ist, ob in s¨amtlichen Best¨anden gesucht werden darf und ob die entsprechenden Texte direkt zugreifbar sind. Teilweise k¨onnen Sie mit Hilfe von Farben erkennen, ob es Lizenzkosten gibt. Bei elektronisch zug¨anglichen Ressourcen bedient man sich dabei oft des Ampelsystems: Gr¨un (frei), Gelb (Kosten f¨ur die Bildungsinstitution), Rot (Kosten f¨ur den Benutzer). Neben den Recherche-Suchmaschinen und den u¨ blichen Bibliothekssuchdiensten gibt es noch vielf¨altige weitere M¨oglichkeiten zur Recherche. Es existieren vielf¨altige Datenbanken, wie zum Beispiel die M¨oglichkeit, unvollst¨andige bibliografische Angaben mit Hilfe von Internet-Buchh¨andlern abzugleichen. Wenn Sie nur u¨ ber den Autorennachnamen inklusive Initialen und den Titel verf¨ugen, k¨onnen Sie bei L 63: www.amazon.de
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4 Moderne Technologien
normalerweise problemlos den Rest finden. Ein weiterer Weg geht u¨ ber Recherche-Suchmaschinen, indem Sie die obigen Angaben verwenden und gegebenenfalls mit zus¨atzlichen Details wie Zitaten auf Englisch und Deutsch arbeiten, beispielsweise bei L 64: scholar.google.com.
4.4.9 Interessenpooling Es gibt vielf¨altige Dienste, die Informationssammlungen anbieten, beispielsweise Sammlungen kommentierter Verkn¨upfungen zu Internetseiten. Um solche und andere Dienste einsch¨atzen zu lernen, sollten Sie zuerst zu einem Thema Informationen suchen, mit dem Sie sich bereits gut auskennen. Auf diese Weise lernen Sie die angebotene Informationsaufbereitung aus einer gewissen Expertensicht kennen, bevor Sie diese auch f¨ur das weitere Studium verwenden. F¨ur den Lern- und Forschungsaustausch bietet es sich an, Personen mit a¨ hnlich gelagerten wissenschaftlichen Interessen f¨ur einen Gedankenaustausch bzw. gemeinsame Projekte anzusprechen. Um solche Personen zu finden, bietet sich folgende M¨oglichkeit: Sie interessieren sich f¨ur ein bestimmtes Buch bzw. haben ein bestimmtes Buch gekauft und finden es ausgezeichnet. Suchen Sie das Buch doch bei L 65: www.amazon.de und schauen Sie nach, welche anderen B¨ucher von denjenigen gekauft wurden, die sich dieses von Ihnen gesch¨atzte Werk angeschafft haben. Auch Citation Indices bieten eine gute M¨oglichkeit, sich umfangreiche Sucharbeiten zu ersparen: Zitatsindex, welche Person wurde durch welche Person zitiert. Recherche-Suchmaschinen wie Google Scholar L 66: scholar.google.com und CiteSeerX L 67: citeseerx.ist.psu.edu bieten entsprechende Informationen an. Wenn Sie eine gute Seite im Internet gefunden haben, k¨onnen Sie mittels ¨ Ahnlichkeitssuche andere interessante Internetseiten suchen bzw. Seiten mit Lesezeichen suchen, die einen Link zu dieser f¨ur Sie interessanten Seite aufweisen.
4.4 Recherche und Verwaltung
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¨ Wenn Sie beispielsweise eine Ubersicht u¨ ber wissenschaftliche Suchmaschinen bzw. eine Seite f¨ur eine Fachrecherche suchen, sind die Links zu den beiden letztgenannten Google Scholar und SiteSeerX zus¨atzlich zu einer Verkn¨upfung zu einer f¨ur Ihr Studium wichtigen fachspezifischen Suchmaschine bzw. Seite ein guter erster Ansatz f¨ur die Suche.
Kapitel 5
Vortragen
Sehr h¨aufig wird es der Fall sein, dass Sie nach dem Zusammenstellen Ihrer Arbeit diese auch pr¨asentieren wollen. Im Folgenden vermitteln wir Ihnen einige Hinweise und Tipps f¨ur eine gute Pr¨asentation Ihres Vortrags.
5.1 Kunst des Vortragens • Was ist Rhetorik f¨ur Sie? In Rhetorik-Seminaren wird nicht selten damit begonnen, die Teilnehmer zu bitten, Erfolgserlebnisse bei Besprechungen oder Vortr¨agen und gegebenenfalls auch Misserfolge, zun¨achst einmal ausschließlich f¨ur sich selbst, mit Stichw¨ortern aufzulisten. Damit ist gew¨ahrleistet, dass sich alle auf das Thema Vortragen in Beruf und Studium einstimmen und sich gleichzeitig dar¨uber klar werden k¨onnen, was sie in Bezug auf Rhetorik noch lernen m¨ochten. Manchmal erinnern wir uns an einen nicht vollst¨andig gegl¨uckten Auftritt oder einige Unsicherheiten beim Vortragen. Das Auflisten derartiger Probleme soll eine Herausforderung und gleichzeitig Lernoption f¨ur die Zukunft darstellen. Falls wir an uns M¨angel festzustellen glauben, sind Seminare u¨ ber Rhetorik sicherlich ein gutes Mittel zur Selbstkontrolle. Zun¨achst stellt sich die Frage, was Rhetorik u¨ berhaupt ist. Beim Befragen der Studierenden ergaben sich v¨ollig unterschiedliche Antworten. Im Mittelpunkt stehen einige wenige Kernaussagen: Rhetorik ist die Kunst, mit ¨ Worten zu u¨ berzeugen. Rhetorik bedeutet die authentische Ubermittlung der eigenen Meinung und des eigenen Wissens an Kommunikationspartner. Rhetorik bezieht sich auf die aktuelle Situation: Ort, Zeit, Anlass etc. Rhetorik 143
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5 Vortragen
ist die Kunst, die Bed¨urfnisse anderer zu erkennen und sie mit dem eigenen Kommunikationsziel zu verbinden. Rhetorik ben¨otigt den Einsatz aller Sinne, wobei die K¨orpersprache ein wichtiger Faktor ist. In diesem Zusammenhang sei auf den schwimmenden Eisberg verwiesen: Die unsichtbaren 6/7 des Berges liegen unter der Wasseroberfl¨ache und k¨onnen mit der unbewusst wahrgenommenen K¨orpersprache verglichen werden, das sichtbare Siebtel entspricht den gew¨ahlten Worten. Im Weiteren werden wir einige Hinweise sowohl u¨ ber die K¨orperhaltung als auch u¨ ber den Einsatz der Stimme geben. ¨ Stellen wir uns den rhetorischen Anforderungen, denn die Uberzeugung, etwas zu wollen und zu k¨onnen, ist entscheidend f¨ur den Erfolg. Denken wir ¨ einmal nach, in welchen Situationen wir Uberzeugungskraft mit Worten besonders ben¨otigen: Sowohl ganz allgemein in Gespr¨achen als auch insbesondere bei Vortr¨agen.
5.2 Ausstrahlung und Vorbereitung • Sind Sie von Ihrem Thema begeistert? Macht es Ihnen Spaß, dar¨uber vorzutragen? • F¨uhlen Sie sich sicher, haben Sie genug ge¨ubt? Nur das, was Sie in Ihrem Inneren f¨uhlen, k¨onnen Sie authentisch und passend an das Publikum vermitteln. Was wir in uns f¨uhlen, was wir u¨ ber uns denken, das verm¨ogen wir durch unsere Begeisterung auszustrahlen. Ein pers¨onlicher Spannungszustand hilft uns, wirksam und mit Echtheit aufzutreten. Bedenken Sie immer wieder: Selbst die besten Schauspieler verspuren bei ihren Auftritten ein gewisses ¨ Maß an Lampenfieber! Vorbereitung und Erfahrung reduzieren und bew¨altigen die Nervosit¨at. ¨ Wenn Sie sich vorbereiten, gibt es einen K¨onigsweg: Uben! ¨ Uben Sie zuerst alleine und dann mit einer Vertrauensperson. Bei Ihren ¨ Ubungen im Alleingang k¨onnen ein Spiegel und eine Aufnahme Ihrer Worte mit Hilfe von einem Recorder oder einer Kamera Ihnen Unterst¨utzung bieten. Stellen Sie sich vor, Sie bef¨anden sich im Vortragssaal mit Publikum. Versuchen Sie, sich in diese Situation hinein zu versetzen! Dabei ist es
5.2 Ausstrahlung und Vorbereitung
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nat¨urlich ein Vorteil, wenn Ihnen der Raum samt der technischen Ausstattung bekannt ist, in dem Sie Ihren Vortrag halten werden. Sie werden u¨ berrascht sein, wenn Sie Ihre Stimme bzw. Ihr Auftreten das erste Mal selbst erleben. Es geht den meisten Menschen so, dass Sie sich selbst ganz anders erleben, als es dann eine Kamera bzw. ein Kassettenrecor¨ der dokumentiert. Uben heißt zu u¨ berpr¨ufen, ob man das, was man zu wissen glaubt, auch ad¨aquat kommunizieren kann. Mit den Worten von Heinrich von Kleist kommt es zu allm¨ahlicher Verfertigung der Gedanken beim Reden.
Die Planung Ihres Auftritts sollten Sie derart gestalten, dass Sie sich jeden unn¨otigen Stress sparen. • Bereiten Sie sich besonders gut vor! • Das Geheimnis des Vortragserfolges liegt darin, keine Angst mehr zu haben, einen Fehler zu machen! ¨ • Uberlegen Sie, ob Sie mit Kritik leben k¨onnen. Stellen Sie sich die Frage, wer bereit sei, offen die Meinung zu sagen. Von wem sind Sie bereit, m¨oglicherweise Unangenehmes zu akzeptieren? Bei diesen Personen ha¨ ben Sie die ideale Ubungsumgebung gefunden. • Allerdings sollten Sie sich auch u¨ berlegen, welche Fragen auftauchen k¨onnten und wie eine klare Beantwortung zu bewerkstelligen w¨are. Auf keinen Fall sollten Sie unter Zeitdruck geraten - rechtzeitiges Erscheinen vor Ort ist wohl offensichtlich selbstverst¨andlich. Andererseits: Wenn Sie allzu fr¨uh da sind, dann kommen vielleicht noch Vorschl¨age oder Hinweise, die Sie einarbeiten sollten - auch ein meist unn¨otiger Stress. Um Derartiges auszuschalten, sollte man den Verantwortlichen den Vortrag einige Tage vorher einreichen und rechtzeitig um Ruckmeldung ersuchen. Ha¨ ben Sie vor dem Vortrag noch gen¨ugend zeitlichen Spielraum, k¨onnen Sie sich zur¨uckziehen und frisch machen. Viele essen dann beispielsweise einen Apfel, k¨uhlen ihr Gesicht mit kaltem Wasser, massieren die Schl¨afen oder ¨ entspannen R¨ucken und Gesicht durch Ubungen. Sprechen Sie z. B. x und u, um Ihre Gesichtsmuskulatur zu dehnen. L¨acheln Sie probeweise, damit es Ihnen dann auch spontan gelingt! Versuchen Sie locker zu bleiben!
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5 Vortragen
¨ 5.3 Atemubungen Nat¨urlich haben Sie bei der Vorbereitung Ihres Vortrages daran gedacht, dass eine gewisse Anspannung auftreten wird. Genauso nat¨urlich sollten Sie auch an die Bew¨altigung derartiger Gef¨uhlsempfindungen denken, indem Sie Ihre Atmung trainieren. Ein erster bekannter Grundsatz besteht darin, dass das Sprechen f¨ur Sie keine Anstrengung darstellen soll! Sprechen Sie so nat¨urlich wie m¨oglich und versuchen Sie in Ihrer gewohnten Stimmlage zu bleiben. wenn Sie ein ganz langsames Hmmmmm“ vor sich her brummen, entspannt das die ” Stimmb¨ander und beruhigt Sie zus¨atzlich. Die h¨ochste Lage und die tiefste Lage dieses Brummens sind der normale Bereich Ihrer nat¨urlichen Stimmlage. Wollen Sie gewisse Kraft aus dem Atem sch¨opfen, ist es nat¨urlich g¨unstig im Freien tief ein- und auszuatmen. Dazu m¨ussen Sie Ihren Oberk¨orper aufrichten, durch die Nase tief einatmen und durch den Mund kr¨aftig ausatmen. Ein Hinunterziehen der Schultern ist in jedem Fall sinnvoll, weil damit der Brustraum und Lungenbereich erweitert werden. Ideen und Vorschl¨age f¨ur Atem¨ubungen sind vielf¨altig und in asiatischen Kulturen gibt es diesbez¨uglich viele ausf¨uhrliche Vorschl¨age, die f¨ur Entspannung gelehrt werden. Auf alle F¨alle, macht es Sinn, vor dem Vortrag auf Rauchen und Alkohol zu verzichten und w¨ahrend des Vortrages weder zu fl¨ustern, noch dauernd sich zu r¨auspern. Eine deutliche Aussprache ist offensichtlich eine notwendige Voraussetzung f¨ur einen gelungenen Vortrag. Ausreichend Schlaf, lockere Kleidung, gel¨uftete R¨aume, sowie das Bereitstellen von einem Glas Wasser sollten Ihre grundlegenden Vorbereitungsbeitr¨age f¨ur einen erfolgreichen Vortrag sein.
5.4 Organisation Ihres Vortrags • Was sind die wichtigsten Vorbereitungen f¨ur einen guten Vortrag? F¨ur die Vorbereitung Ihres Vortrags gibt es verschiedene M¨oglichkeiten. Dabei muss nat¨urlich grunds¨atzlich unterschieden werden, ob Sie prim¨ar ein auf Papier geschriebenes Konzept verwenden oder von modernen Medien Gebrauch machen werden. Wir listen nachfolgend einige u¨ bliche M¨oglichkeiten auf:
5.4 Organisation Ihres Vortrags
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• Langfassung auf Papier, • Karteikarten, • Zettel mit Stichw¨ortern, • Folien f¨ur den Overheadprojektor, • Demonstrationen am PC, oder Verwendung von Tabletts und Visualizern, • Powerpoint-Vortrag, • Dia- oder Filmvorf¨uhrung. Manchmal sind Kombinationen der zur Verfugung stehenden ¨ M¨oglichkeiten zu empfehlen. Manche haben am liebsten ein Konzept der Langfassung in der Hand. Versuchen Sie in diesem Falle allerdings, nicht allzu sehr an Ihren Unterlagen h¨angen zu bleiben, denn der Blick ins Publikum mit laufendem Augenkontakt ist wesentlich. Ein guter Tipp besteht darin, eine Vertrauensperson im Publikum zu haben, die gegebenenfalls Ihnen wohlwollend zul¨achelt und damit Ihren Auftritt moralisch unterst¨utzt. Dasselbe gilt nat¨urlich f¨ur den Fall, dass Sie einen Overheadprojektor oder PC benutzen: Sie sollten versuchen, mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen und keinesfalls ausschließlich auf Ihre Unterlagen schauen. Erst dann spricht man von freier Rede! Zun¨achst werden Sie am Beginn Ihres Vortrages unwillk¨urlich auf den Bildschirm oder Ihre Unterlagen schauen, aber Sie sollten sich vornehmen, sich sp¨atestens nach der Einstiegsphase von den Unterlagen zu l¨osen und mit dem Blick zu Ihrem Publikum frei zu sprechen. Nat¨urlich wird es meist unumg¨anglich sein, zu Ihrem Manuskript oder Ihrem Bildschirm zur¨uck zu kommen. Ihre Zuh¨orer m¨ussen aber immer das Gef¨uhl haben, dass Sie den Kontakt mit ihnen suchen und im Falle einer Wortmeldung bereit sind zu unterbrechen. Schreiben Sie sich unbedingt folgende Schwerpunkte in Stichw¨ortern auf: • Wie Sie beginnen wollen, • was wirklich relevant ist, • welche pers¨onliche Stellungnahme Sie hinzuf¨ugen m¨ochten,
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5 Vortragen
• wie Sie zusammenfassen werden. F¨ur den Fall, dass ein Teil der Technik, insbesondere der Diaprojektor, PC oder Beamer ausf¨allt, bietet es sich auch an, einen Satz Overhead-Folien bei sich zu f¨uhren, was Sie bei einer sehr ausschlaggebenden Situation machen k¨onnen. Zus¨atzlich k¨onnen Sie als Erg¨anzung meist auch ein Flipchart und/oder eine Tafel ben¨utzen. Manchmal ist es auch willkommen, etwas im Vortragssaal (z.B. am Flipchart) vorbereitet zu haben. F¨ur die Folien oder die Unterlagen, die Sie via Visualizer zeigen wollen, gibt es eine Reihe von Empfehlungen, abh¨angig von der Gr¨oße der Leinwand: • Lesbarkeit: Schriftgr¨oße beachten ¨ • Ubersichtlichkeit: Folie nicht u¨ berladen! • unterschiedliche Schriftbilder und Farben nutzen, aber nicht u¨ bertreiben! • Farben gelb, orange und gr¨un vermeiden, nicht mehr als 3-4 Farben auf einer Seite! Hintergrund nicht dunkel unterlegen, damit w¨urde ein Ausdruck zu viel Farbe ben¨otigen! Wenn Sie aufw¨andige Darstellungen oder Grafiken oder etwa einen umfangreichen Text verwenden, k¨onnten Sie diese Unterlagen bereits im Vorhinein ¨ auf Tafel oder Flip-Chart oder als Poster vorbereitet haben. Uberlegen Sie auch, ob Teile davon eventuell im Handout Platz finden sollten. Dieser Vorschlag ist ein guter Tipp, falls Sie Ihren Vortrag mehrfach halten werden. Als sehr zweckm¨aßig erweist es sich, weitere Utensilien zu Ihrem Vortrag mitzubringen: Zeigestab, Laserpointer, Farbstifte und Kreide k¨onnen von großem Nutzen sein, und sei es nur um Nervosit¨at abzuleiten. Schreibzeug und Notizpapier sollten Sie ebenfalls bei sich haben, um sich selbst jederzeit Notizen machen zu k¨onnen. Besonders bei l¨angeren Vortr¨agen kann es von Bedeutung sein, ein wenig Abwechslung durch die Verwendung diverser Mediennutzung zu erreichen. Ein guter Vortrag sollte auch den Versuch machen, mehrere Sinnesebenen anzusprechen. Dazu geh¨ort es auch, dass Sie mehrere Medien verwenden. Das Handout (siehe: getrenntes Unterkapitel) geh¨ort als wichtige Unterlage h¨aufig dazu. Auch k¨onnen Sie gegebenenfalls neben der PowerpointPr¨asentation weitere Mittel nutzen. Wenn Sie zwischendurch einige Zus¨atze an die Tafel schreiben und auch das Flipchart einbeziehen, so haben Sie schon damit Ihre Flexibilit¨at bei der Medienwahl gezeigt.
5.5 Wichtige Grunds¨atze einer guten Pr¨asentation
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Abwechslung ist die Grundlage f¨ur die Publikumsaktivierung, insbesondere bei umfangreicheren Vortr¨agen. Weitere Vortragsgegenst¨ande, wie etwa Audiopassagen, Filmst¨ucke, Anschauungsmaterialien, Modelle etc. helfen Ihnen, sich das Interesse der Zuh¨orer in besonderem Maße zu sichern. Dazu geh¨ort auch ein gewisses Maß an Spontaneit¨at. Eine umgehende Reaktion auf unvorhersehbare Begebenheiten und offenes Reagieren sollte grunds¨atzlich immer positiv erfolgen. Vorteilhaft ist es meistens, Spontaneit¨at mit Gef¨uhlen, zumindest mit einer freundlichen Reaktion zu belegen. Winston Churchill hat einmal witzig, aber nicht ohne Grund ge¨außert, dass ihm seine spontanen Reden am meisten Vorbereitung gekostet haben. Wichtig erscheint es, zun¨achst tief durchzuatmen. Sie sollten immer daran denken, Ihrem ganzen K¨orper genug Atem zu g¨onnen. In diesem Sinne wollen wir Pr¨asentationskraft zusammenfassen als die F¨ahigkeit zu u¨ berzeugen, selbstsicher und spontan, motivierend aber doch zielgerichtet ein Stoffgebiet zu vermitteln.
5.5 Wichtige Grunds¨atze einer guten Pr¨asentation • Was ist eine gute Pr¨asentation? • Was sind die wichtigsten Utensilien einer Pr¨asentation? Beim Vortragen geht es um Ihre F¨ahigkeit ad¨aquat und effizient andere zu informieren und von Ihrem Thema u¨ berzeugen zu k¨onnen. Heutzutage handelt es sich mehr denn je um eine Schl¨usselqualifikation in Ihrem Berufsleben. Ob Fachvortrag oder allgemeines Gespr¨ach, die meisten von uns haben bei dem Gedanken an einen Auftritt immer wieder mit Lampenfieber zu k¨ampfen. Lampenfieber ist etwas ganz Nat¨urliches, das Ihnen hilft, den Zuh¨orern emotional n¨aher zu kommen und u¨ berzeugend wirken zu k¨onnen. Je h¨aufiger Sie vortragen - ganz egal, wie groß Ihre Zuh¨orerzahl ist - um so eher werden Sie Ihre Nervosit¨at in den Griff bekommen. Wenn Sie bewusst deutlich sprechen und versuchen, Ihren naturlichen Stil und Ihre ¨ ¨ Uberzeugungen mit Sympathie und Vertrauen auf Ihr Publikum zu u¨ bertragen, dann ist Ihnen das Wichtigste eines guten Vortrags gelungen: Sie haben die Zuh¨orer erreicht! Die Grundlagen eines guten Vortrags bestehen in zwei Komponenten:
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5 Vortragen
• gute Organisation und • inhaltliche Kompetenz. Etwas sehr Wesentliches eines gut organisierten Vortrags stellt das Einhalten des gegebenen Zeitlimits f¨ur den Vortrag und f¨ur die Diskussion dar. Sie m¨ussen bereits bei der Vorbereitung wissen, wie viel Zeit Ihnen zur Verf¨ugung steht und wie der Anteil der Diskussion geplant ist. Falls sich die Diskussion bereits w¨ahrend oder gar am Beginn Ihres Vortrags ergibt, sollten Sie versuchen, diese Zeit nachholen zu k¨onnen. Auf alle F¨alle ist es besser, die Zeit zu unterschreiten als zu u¨ berziehen! Ein guter Trick besteht darin, einige (kleine) Erg¨anzungen zur Thematik vorbereitet zu haben, und erst dann einzuf¨ugen, falls die Zeit reicht. Manchmal stellen zus¨atzlich vorbereitete Ideen eine gute Grundlage f¨ur die Diskussion dar. Nun wollen wir weitere Grunds¨atze eines guten Vortrags ansprechen, indem wir die Frage nach dem Ziel der Pr¨asentation stellen. Neben der Motivation steht offensichtlich die Erf¨ullung der Erwartungen im Vordergrund. Bei jedem Vortrag oder Gespr¨ach gibt es von den verschiedensten Seiten unterschiedliche Erwartungen. Bei Vortr¨agen an einem Institut wird im Rahmen eines Privatissimum oder Seminars erwartet, dass Sie Ihr Wissen dokumentieren, Ihren Beitrag zum gewissen Themengebiet zeigen und den Kollegen verst¨andlich pr¨asentieren. Die Zuh¨orer k¨onnen auf Grund der Ank¨undigung und im Rahmen der Veranstaltung ein gewisses fachliches Niveau erwarten. Es lohnt sich, auf jede einzelne Zuh¨orergruppe einzugehen. Sie sollten sowohl an Studierende denken, die sich noch nicht so intensiv mit Ihrem Thema auseinandergesetzt haben, als auch an Lehrende, aus deren Hauptaufgabengebiet Sie etwas Interessantes berichten. Ferner ist zu analysieren, was die BetreuerInnen von Ihrer Arbeit bereits kennen, inwieweit Erwartungen geweckt worden sind. Bei Vortr¨agen in Ihrem Unternehmen werden Sie wahrscheinlich eine klar gestellte Aufgabe zu bew¨altigen haben, die sie dann mit m¨oglichst gutem ¨ Uberblick u¨ ber Ihren Arbeitsbereich darstellen sollen. Unabh¨angig davon, ob Sie einen wissenschaftlichen Vortrag halten oder einen Gesch¨aftsbericht referieren, sollten die folgenden Vorschl¨age f¨ur eine gute Pr¨asentation eingehalten werden: Details fur ¨ den Vortrag: • Wichtig ist es, Pr¨aferenzen, Kenntnisse und Verhaltensweisen jener Gruppe, in der Sie vortragen, zu kl¨aren.
5.5 Wichtige Grunds¨atze einer guten Pr¨asentation
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• D¨urfen Sie davon ausgehen, ungest¨ort Ihren Vortrag zu Ende zu halten, oder sind Unterbrechungen zu erwarten? • Gilt die Verwendung von sehr aufw¨andigen Grafiken und MultimediaKomponenten als Ablenkungsman¨over vom Inhalt, oder ist deren Einsatz erw¨unscht? • Reichen die u¨ blichen Stichw¨orter auf den Pr¨asentationsfolien, oder sind eher vollst¨andig ausformulierte S¨atze mit hervorgehobenen Kernpunkten gefragt? Nachdem Sie gegebenenfalls das Mikrophon f¨ur sich eingestellt haben, k¨onnen Sie mit den relevanten Informationen beginnen. Dabei ist ein deutliches und uberzeugendes Sprechen von besonderer Relevanz. ¨ Selbstverst¨andlich ist rechtzeitig in Erfahrung zu bringen, welche Medien Ihnen f¨ur Ihren Vortrag zur Verf¨ugung stehen. Neben Tafel und Flip-Chart kl¨aren Sie rechtzeitig, ob Sie gegebenenfalls einen Overhead-Projektor und ein Data-Display brauchen. Stellen Sie rechtzeitig fest, wie Beamer und Tablett zu bedienen sind bzw. an den/Ihren Rechner anzuschließen sind. Vergewissern Sie sich, ob alle Programme und entsprechenden Versionen, die Sie ben¨otigen, am vorhandenen Rechner installiert sind. Einleitung und Schluss sind Ihre wichtigsten Teile des Vortrags, sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf den bleibenden Eindruck. Im Einleitungsteil k¨onnen Sie auf die aktuelle Situation im engeren Sinne (Raum, Umgebung, o¨ rtliche Ereignisse) oder im weiteren Sinne (j¨ungste Forschungsergebnisse) eingehen. Die Motivation und gew¨ahlte Problemstellung sollte in den u¨ bergeordneten Zusammenhang eingebaut werden. Im Schlussteil sollten Sie eine u¨ berzeugende Zusammenfassung, eventuell einen Ausblick bringen. Nat¨urlich muss Ihnen bewusst sein, dass zu ihrem Thema Fragen gestellt werden k¨onnen eine entsprechende Vorbereitung darauf ist sinnvoll. Im Folgenden gehen wir auf die genannten Punkte im Detail ein.
5.5.1 Aufbau einer Pr¨asentation Die wesentlichen f¨unf Schritte auf dem Weg zum Erfolg eines Vortrags lassen sich wie folgt zusammenfassen:
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5 Vortragen
• Der Einstieg ist entscheidend. Sie erinnern sich an den Ausspruch: Der erste Eindruck z¨ahlt! • Vergessen Sie nicht, Ihre Zuh¨orer zu begr¨ußen! • Meist ist es angebracht, sich selbst kurz vorzustellen. • Von Beginn an sollen Sie Interesse wecken. Suchen Sie sich Ihre Begr¨ußung und Ihre ersten Worte f¨ur Ihren Beginn rechtzeitig zusammen. • Danach nennen Sie ihr Thema und sagen Sie, wie und warum Sie auf diese Thematik gestoßen sind. Pr¨asentieren Sie zu Beginn die Gliederung bzw. den Aufbau Ihrer Arbeit. Haben Sie Ihre Stichw¨orter und Ihre Literaturliste bei sich? Im Hauptteil kommen Sie zum Kern der Sache. Es stellt sich die Frage, inwieweit (historische) Hintergr¨unde eine Rolle spielen k¨onnen. Pr¨asentieren Sie den Ist-Zustand, zeigen Sie erarbeitete Schwachpunkte auf. Welche Fakten haben Sie ausgearbeitet, welche Schl¨usse ziehen Sie, was ist Ihr Appell? Versuchen Sie das Interesse immer wieder anzufachen oder wach zu halten, beginnen Sie beispielsweise mit offenen Fragen, deren Beantwortung Sie in Aussicht stellen!
5.5.2 Beispiele fur ¨ den Stil eines Vortrags Allgemein sollen Sie versuchen, • klar zu formulieren, • allzu lange S¨atze zu vermeiden und Ihren Satzbau immer eher einfach zu halten. Selbst wenn Sie eine sehr schwierige Thematik behandeln, sollte es Ihr Bestreben sein, mit eigenen Worten immer wieder eine knappe Zusammenfassung mit Hilfe von Stichw¨ortern zu geben. Wenn Sie sich zu Beginn vorstellen, k¨onnen Sie beispielsweise mit den Worten beginnen: Herzlich willkommen! Mein Name ist ....Ich arbeite im ” Team von ... im Bereich ... Heute sind wir zusammengekommen, um uns die j¨ungsten Forschungsergebnisse zum Thema ... anzusehen und zu diskutieren. F¨ur Ihre Hinweise bin ich sehr dankbar.“
5.5 Wichtige Grunds¨atze einer guten Pr¨asentation
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Es freut mich heute Ihnen u¨ ber mein Thema X Y vortragen zu k¨onnen. Mein ” Name ist n.n. und ich habe mir vorgenommen, Ihnen u¨ ber den Fortgang meiner Masterarbeit zu berichten“ Anschließend bietet es sich an, die Gliederung vorzustellen. Am Ende Ihres Vortrages, vor der Diskussion, sollen Sie den Zuh¨orern (gegebenenfalls auch f¨ur die Anregungen) danken: Vielen Dank f¨ur Ihre Aufmerksamkeit!“ ” Wenn Sie aus Unsicherheit ins Stocken geraten, so k¨onnen Sie gegebenenfalls einige der folgenden Tipps gebrauchen: • Versuchen Sie den eben gesagten Satz zu wiederholen. • Geben Sie zu, dass Sie an dieser Stelle eine kurze Nachdenkpause brauchen / machen wollen und vergessen Sie nicht gerade jetzt, tief durchzuatmen! • Stellen Sie an die Zuh¨orer die Frage, ob das bisher Gesagte verst¨andlich war. • Probieren Sie den Faden von etwas fr¨uher Gesagtem wieder aufzunehmen. • Manchmal ist es auch hilfreich, einen ganz anderen Punkt vorzuziehen. Sie k¨onnten sagen: ”Bevor wir an dieser Stelle weitergehen, m¨ochte ich noch kurz auf .... eingehen.” Bereiten Sie Teile Ihres Vortrags vor, die sie referieren k¨onnen, falls Sie noch Zeit u¨ brig haben. Hierf¨ur eignen sich Dinge, die sachlich zu Ihren Ausf¨uhrungen eher am Ende des Vortrages passen. Sie lassen dergleichen einfließen, indem Sie sagen: Ein weiteres Ergebnis, ein weiterer Vergleich ” soll noch erw¨ahnt werden ...“. Das k¨onnen Sie bereits an fr¨uherer Stelle ank¨undigen: Falls noch Zeit bleibt, w¨urde ich an dieser Stelle gerne ins ” Detail gehen.“ Verwenden Sie das Wort ich nicht allzu h¨aufig, außer Sie beziehen sich auf Ihre eigenen Arbeiten und Interpretationen. Wechseln Sie zwischen offenen und geschlossenen Fragen! Die Sprache ist einer der wesentlichen Punkte bei der Frage, inwieweit Sie es geschafft haben, Ihr Publikum zu aktivieren. Es erscheint sinnvoll, insbesondere das Sprechen in großen R¨aumen zu u¨ ben. Große R¨aume haben Ihre Besonderhei¨ ten. Nicht immer ist es einfach, die Sprache mit Uberzeugungskraft her¨uber zubringen. Insbesondere eine deutliche Artikulation und eine klare Aussprache spielen dabei eine wichtige Rolle. Auch die Kombination von Betonung und Tempo Ihrer Sprache spielt eine wichtige Rolle bei der M¨oglichkeit, das Auditorium zu gewinnen. Folgende Punkte sollten Sie sich vornehmen und entsprechend h¨aufig u¨ ben:
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5 Vortragen
• Deutliche Betonung, • Abwechslungsreiches Sprechtempo, • Gut abgestimmte Pausentechnik, • Harmonische Sprachmelodie. K¨orperhaltung, Bewegung, Sprache, Gestik und Mimik werden neben den Inhalten Ihres Vortrags die wichtigsten Komponenten sein, die zur Beurteilung Ihres Auftretens beitragen. Sie sollten versuchen, sich daruber Ge¨ danken zu machen und so h¨aufig wie nur m¨oglich zu uben. ¨
5.5.3 Weitere Vorschl¨age fur ¨ Ihren Vortrag Bedenken Sie, dass es wichtig ist, rechtzeitig zu Ihrem Vortrag in den Raum zu kommen. Nutzen Sie Ihren Heimvorteil, indem Sie bereits bereit sind, wenn die Zuh¨orer ankommen. Sie sollten die Unterlagen bereits bereit haben und die technische Ausstattung sollte zu einem Zeitpunkt funktionieren, vor dem Zeitpunkt des eigentlichen Vortragsbeginns. Es wirkt nicht u¨ berzeugend, wenn Sie sich, erst nachdem alle Zuh¨orer Platz genommen haben, um die Durchf¨uhrung des Vortrages k¨ummern. Ihre Zuh¨orer k¨onnen zum Mitdenken, Mitarbeiten, zum Dabei-sein aktiviert werden. Stellen Sie an passenden Stellen Fragen, gegebenenfalls von Anbeginn des Vortrages! Es gilt immer, frisch anzukommen - ein ersch¨opfter Vortragender wird kaum Enthusiasmus verbreiten k¨onnen. Wenn Sie es schaffen wollen, lebendig und originell zu wirken, so k¨onnen Sie das selbst durch Lockerungs¨ubungen f¨ordern. Pausen dienen als Atempause, Betonungspause, als Moment der Besinnung und als Warten auf Fragen. Sie k¨onnen Ihr Publikum bei l¨angeren Vortr¨agen durch Abwechslung in Ihrer Sprechweise anregen und aufmuntern. Auch das Ver¨andern der Sprechgeschwindigkeit im Laufe des Vortrags bietet eine weitere Strukturierung des ¨ Inhalts. Uben Sie mit einem Recorder oder mit einer Videokamera! Auf diese Weise k¨onnen Sie Eint¨onigkeit verhindern. Denken Sie immer wieder an Ihre Sprechlautst¨arke, die Sie gegebenenfalls auch zu ver¨andern verm¨ogen. Ein wenig auf und ab zu gehen und nicht an den Vortragsunterlagen zu kleben hilft, auch im u¨ bertragenen Sinne, Bewegung in den Auftritt zu bringen.
5.5 Wichtige Grunds¨atze einer guten Pr¨asentation
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¨ F¨ur den Vortragsinhalt gilt, dass Sie Uberfl¨ ussiges vermeiden sollten; nach W. Churchill sollten Sie zwar das Thema mit Wesentlichem ersch¨opfen, aber nicht das Auditorium mit Unwesentlichem! ¨ Ihre Nat¨urlichkeit ist entscheidend f¨ur Ihre Uberzeugungskraft. Daher ist die ¨ Ubung mit Freunden und das Testen eines neuen Verhaltens in vertrauter Atmosph¨are entscheidend. Aber vergessen Sie nicht, sich selbst treu zu bleiben und zeigen Sie auch ein wenig Individualismus! Vergessen Sie nicht einen Link deutlich sichtbar zu machen, wo sich Interessierte die Unterlagen herunterladen k¨onnen. Ihre Homepage und Ihre Telefonnummer und E-Mail-Adresse vervollst¨andigen Ihre Erreichbarkeit.
5.5.4 Handout Heutzutage sind Handouts eine willkommene Zugabe. Diese k¨onnen die Gliederung und die wichtigsten Pr¨asentationsfolien bzw. eventuell Kleingedrucktes von (m¨oglicherweise u¨ berladenen) Grafiken, Bildern oder Tabellen enthalten. Auf diese Weise k¨onnen Sie den Anwesenden unabh¨angig von deren Sehkraft und unabh¨angig von den vorhandenen technischen Bedingungen und Ausf¨allen eine aussagekr¨aftige Vortragsbegleitung und Vortragsunterst¨utzung bieten, die den Vorteil hat, dass die Anwesenden etwas in der Hand haben. Haben Sie ein Handout oder eine Unterlage vorbereitet, stellt sich die Frage, zu welchem Zeitpunkt Sie diese dem Publikum zur Verf¨ugung stellen. Dazu gibt es keine einheitliche Meinung: Das Verteilen gleich zu Beginn des Vortrags kann verursachen, dass Ihnen die Aufmerksamkeit genommen wird, die Sie brauchen, um Ihr Publikum von Ihrer Thematik zu begeistern. Wenn Sie Ihre Unterlagen erst w¨ahrend des Vortrages austeilen, verursacht das unwillk¨urlich einige Unruhe. Teilen Sie das Manuskript erst am Ende des Vortrages aus, dann ist es gegebenenfalls bereits f¨ur manche Zuh¨orer uninteressant. Also kommt es darauf an, welche Grunds¨atze Ihnen am Wichtigsten sind. Ein guter Mittelweg besteht meist darin, vor oder sp¨atestens zu Beginn Ihres Vortrages die wichtigsten Unterlagen in Form eines Handouts auszuteilen. Haben Sie allerdings bloß an einer Stelle eine Zusatzinformation von 1-2 Bl¨attern, dann kann das auch eine gute Gelegenheit f¨ur eine kurze Unterbrechung Ihres Vortrages sein, indem diese Unterlage zu dem entsprechenden Zeitpunkt ausgeteilt wird.
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Weiters stellt sich die Frage, welche Teile Ihres Manuskripts pr¨asentiert werden, die die Zuh¨orer als Handout bekommen und welche ggf. zum Download angeboten werden. Manchmal gibt es Methoden, die am Institut pr¨aferiert werden, manchmal sind Punkte wichtig, die Sie speziell bei Ihrem Publikum beachten sollten. Stellen Sie diesbez¨ugliche Fragen den betreuenden Assistenten oder Mitarbeitern. Ferner bedenken Sie, dass Sie die Zuh¨orer fachlich und vom Umfang her weder unter- noch u¨ berfordern. Auf keinen Fall sollten Sie vergessen, deutlich zu machen, wof¨ur das handout gedacht ist, und an welcher Stelle die Zuh¨orer es benutzen sollen.
5.5.5 Ihr Auftreten Wie schon gesagt, sollten Sie versuchen, ohne großen Zeitdruck punktlich zu ¨ ¨ Ihrem Vortrag oder zu Ihrem Gespr¨ach zu erscheinen. Ihr Außeres gepflegt zu halten, sollte Ihnen selbstverst¨andlich sein. Manche Ratschl¨age k¨onnen noch in Erw¨agung gezogen werden: Ihre Kleidung wird dem erwarteten Publikum angepasst sein. Sie werden zu einem Vorstellungsgespr¨ach kaum im extremen Freizeitlook erscheinen, genau so wenig passend w¨are andererseits eine u¨ bertriebene Eleganz Ihrer Kleidung in einem Studentenseminar. Vergessen Sie nicht: Der erste Eindruck, den Sie hinterlassen, ist der nachhaltigste! Zu einem l¨angeren Vortrag k¨onnen Sie (ein Glas) Wasser mitbringen, wenn das nicht schon vorbereitet sein sollte. Allerdings sollten Sie vermeiden, Ihre Lippen sichtbar mit der Zunge zu befeuchten. Dies k¨onnte als Unsicherheit ausgelegt werden. Bei Ihrem Vortrag werden Sie aller Voraussicht nach vor Ihrem Publikum stehen. Sie d¨urfen das Prinzip des Blickkontakts mit Ihrem Publikum als wichtigste Komponente nie außer Acht lassen. Schauen Sie m¨oglichst immer ins Publikum. Dabei ben¨otigen Sie Blickpunkte: Drei bis vier im Publikum verteilte Personen, die Ihnen und Ihrem Thema positiv gegen¨uber stehen. Diese sollten Sie immer wieder einmal anschauen. Nat¨urlich k¨onnen Sie sich auch Objekte aussuchen, die z. B. links vorne in der Mitte und rechts hinten liegen, so dass Sie diese abgreifend immer wieder mit Ihrem Blick das ganze Zuh¨orerfeld treffen. Sie stehen und bewegen sich so nat¨urlich wie m¨oglich, Ihre Schultern und Ihr aufrechter Oberk¨orper sollten nicht verkrampft wirken. Bewegen Sie sich angenehm, keinesfalls hektisch oder arrogant. Weder
5.5 Wichtige Grunds¨atze einer guten Pr¨asentation
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zu große L¨assigkeit (Hand in der Hosentasche), noch genialische Kopfhaltung kommen gut an. Ihre Arme sollten nat¨urlich wirken, meist angewinkelt sein und in den H¨anden k¨onnen Sie eventuell etwas halten: Manuskript, Zeigestab bzw. Pointer oder Karteikarten. Durch das Halten eines Schreibstiftes oder Manuskripts kann die Nervosit¨at etwas u¨ berspielt werden. W¨ahrend des Vortrages sollten Sie ab und zu Ihre Position wechseln und nicht am Bildschirm oder Laptop kleben bleiben. Durch den Wechsel Ihres Standortes wirken Sie aktiver und lockerer. Sie k¨onnen sich auch ins Publikum hinein begeben, um ihm f¨ur einige Zeit anzugeh¨oren, etwa um St¨orer zu verunsichern. Oft reicht es, n¨aher zu kommen, und die Unruhe verschwindet wie von selbst. Beachten Sie, dass man nicht durch Sie hindurch blicken kann! Es ist ei¨ ne Ubungssache, neben dem Flip-Chart stehend auf diesem zu schreiben, ebenso auf der Tafel so zu schreiben, dass alle etwas sehen k¨onnen. Versuchen Sie nach jedem Schreibzug, sich vom Medium zu l¨osen, gegebenenfalls die Tafel hoch zu schieben. Wenden Sie sich f¨ur die jeweiligen Erkl¨arungen oft genug zum Publikum und entwickeln Sie ein Gesp¨ur daf¨ur, ob Sie vielleicht auf den einen oder anderen Punkt n¨aher eingehen sollten. Auf alle F¨alle sollten Sie w¨ahrend Ihres Auftritts auch eine gewisse Begeisterung f¨ur die Sache zum Ausdruck bringen, auch in Situationen, die vielleicht f¨ur Sie nicht angenehm sind, wie Pr¨ufungssituationen, kritische Gespr¨ache im Unternehmen. Es gibt sehr viele Institutionen, die Kurse anbieten, in denen man die Pers¨onlichkeit schult. Versuchen Sie bei Ihrer Vortragsvorbereitung darauf zu achten, dass Sie eine gewisse Ausstrahlung und Pers¨onlichkeit an Tag zu legen verm¨ogen und denken Sie an den Titel eines Karriereforums: Pers¨onlichkeit statt Powerpoint!“ ”
5.5.6 Motivation und Aufh¨anger Haben Sie Ihr Thema inhaltlich nun bearbeitet, werden Sie versuchen, Ihren Vortrag so spannend wie m¨oglich zu gestalten. Dazu wollen wir Ih¨ nen ein paar Uberlegungen anf¨uhren. Versuchen Sie die Aufmerksamkeit Ihrer H¨orer zu erh¨ohen, indem Sie betonen, von welcher Aktualit¨at Ihr Thema/Ihre Arbeit ist. Dabei kann Aktualit¨at sich auf eine zeitliche Komponente beziehen, aber auch auf eine Dringlichkeitskomponente. Vielleicht stellen
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5 Vortragen
Sie die Spannung im Publikum her, indem Sie ungew¨ohnliche Ergebnisse ¨ in Aussicht stellen, oder versuchen Sie andere Uberraschungseffekte einzubauen. Es k¨onnte ein guter Tipp sein, dass Sie bisherige Studien zitieren und ¨ gegebenenfalls ein Survey, also einen Uberblick liefern und an einer Stelle ganz u¨ berraschend von Neuem oder Gegens¨atzlichen berichten. Machen Sie Ihre H¨orer aufmerksam, dass Sie etwas ganz Besonderes vorbereitet haben und sich alle freuen sollten, Ihnen zuh¨oren zu k¨onnen. Manchmal wird auf Grund der Entwicklung Ihrer Untersuchung eine provokante These im Raum stehen - lassen Sie die Spannung durchaus eine Weile zu! Hier seien nun einige Formulierungen angegeben, die vielleicht zur Erh¨ohung der Aufmerksamkeit in manchen Situationen beitragen k¨onnen: •
Meine Damen und Herren, das Energiesystem verh¨alt sich ganz a¨ hnlich ” wie ein Fahrrad: Wenn es nicht nach vorne bewegt wird, beginnt es zu taumeln.“
•
Wenn wir uns u¨ ber das Internet unterhalten, muss vorausgeschickt wer” den, dass die rechtlichen Grundlagen f¨ur das Internet noch u¨ berhaupt nicht endg¨ultig ausformuliert sind!“
•
Kennen wir nicht alle das Problem . . .“ ” • Das ist ein bekanntes Thema - aber heute wollen wir es unter einem ” neuen Aspekt aufrollen!“ •
Aus der durchgef¨uhrten Studie scheint sich zun¨achst ein Widerspruch zu ” Bisherigem zu ergeben, aber . . .!“
Keinesfalls ist mit der Idee, Ihre Zuh¨orer durch eine Besonderheit zu motivieren gemeint, dass Sie von der eigentlichen Aufgabenstellung abweichen sollen. Ihre Hauptaufgabe bleibt es, Ihre geleistete Arbeit perfekt zu pr¨asentieren und vor allem in Ihrem Berufsumfeld keine Gelegenheit auszu¨ lassen, durch Uberzeugungskraft zu brillieren. Sie sollten geistig noch einmal alle Punkte durchgehen, die Sie sich vorgenommen hatten: • Ihr Einstieg und die Begr¨ußung, • die Vermittlung Ihres Themas, • die Nutzung von Ankn¨upfungspunkten, • die Organisation des Vortrags,
5.5 Wichtige Grunds¨atze einer guten Pr¨asentation
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• der zeitliche Aspekt, • die Diskussion. Wenn Sie w¨ahrend des Vortrags oder in der Diskussion Fragen gestellt bekommen, sollten Sie diese umgehend notieren und Hinweise, die ge¨außert worden sind, unbedingt weiter verfolgen. Vielleicht finden Sie jemanden, der sich bereit erkl¨art, mit Ihnen eine gewisse Nachbereitung bzw. Evaluierung durchzuf¨uhren. Zum einen sollte Ihr Auftritt aus rhetorisch-didaktischer Sicht betrachtet werden, und zum andern m¨ussen Sie u¨ ber den Inhalt Ihre Rechenschaft ablegen. F¨ur beide Bereiche gelten die Fragen: Was habe ich gut gemacht, wo gibt es noch Dinge zu verbessern bzw. nachzuholen? Bieten Sie Interessierten die M¨oglichkeit, nach dem Vortrag einen Blick auf repr¨asentative Grundsatzbeitr¨age, auf ein mitgebrachtes aktuelles Fachbuch, ¨ auf einschl¨agige Fachmagazine bzw. in einen Ubersichtsartikel werfen zu lassen.
5.5.7 Aktivierung der Zuh¨orerInnen • Haben Sie den Stoff gen¨ugend aufbereitet? • K¨onnen Sie die Relevanz Ihres Inhaltes f¨ur die Zuschauer aufzeigen? • Verm¨ogen Sie die Motivation durch Fragen an Ihre Zuh¨orer umzusetzen? • Sind Sie in der Lage, sich auf Fragen vorzubereiten? • Wie sollen Sie in der Diskussion reagieren? Vortragen bedeutet f¨ur viele eine Art Pr¨ufungssituation. Dieses gilt insbesondere f¨ur Pr¨asentationen, an die sich eine Diskussion anschließt bzw. Fragen und Einw¨ande wahrscheinlich sind. Wir behandeln nun das Problem, inwieweit man sich auf Einw¨ande bzw. Fragen vorbereiten kann. Daher sollte man sich einmal Gedanken dar¨uber machen, wie es zu Einw¨anden und St¨orungen kommen kann. Dabei wollen wir Abgelenktheit des Publikums durch a¨ ußere St¨orungen und negativ eingestellte Zuh¨orerschaft durch schlechte Folien bzw. durch schlechte Pr¨asentationen hier nicht weiter behandeln. Typische Gr¨unde f¨ur Einw¨ande k¨onnen sowohl in einer Unterforderung, als auch in ¨ einer Uberforderung des Publikums liegen. Wer sich durch einen Vortrag nicht angesprochen f¨uhlt, baut unter Umst¨anden negative Gef¨uhle auf. Gehen Sie daher auf Ihr Publikum ein, sorgen Sie daf¨ur, Anreize f¨urs Publikum
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zu setzen. Ablenkung und Nicht-Verstehen sind die wichtigsten Ursachen fur ¨ vertane Chancen. Wenn Sie gut vorbereitet sind und gen¨ugend Argumente f¨ur Ihre Argumentation vorliegen, gibt es keinen Grund, die Zuh¨orer mit den Argumenten zuzusch¨utten. Grunds¨atzlich sollen Sie Ihr Publikum als Partner betrachten und nicht als Gegner. Abgesehen von sachlichen Gr¨unden werden unter Umst¨anden manchmal Einw¨ande von Personen mit u¨ berh¨ohtem Geltungsbewusstsein vorgebracht. Stellen Sie sich darauf ein! Sie k¨onnen nach Aufbau eines gewissen Vertrauens zur Gruppe diese bei ungew¨ohnlichen, sachlich schwer nachvollziehbaren Kritikpunkten entscheiden lassen, ob Sie darauf eingehen. Sach- und Faktenfehler k¨onnen Sie sich kaum leisten, da sich jeder der Beteiligten die Frage stellen muss, wo Ihre Kompetenz liegt. Daher kann es durchaus passend sein, gegebenenfalls dem Publikum die eigene Unsicherheit deutlich zu machen. Dabei wird Ihnen nichts anderes u¨ brig bleiben, als eine schlechte Vorbereitung einzugestehen. Fragen aus Nebengebieten oder Fragen, die u¨ ber den Ihnen zuzumutenden Wissensstand hinausgehen, d¨urfen Sie getrost ablehnend handhaben oder ans Publikum weitergeben. Sie k¨onnen durchaus von dem Satz Gebrauch machen: Diese Frage ” u¨ berschreitet meine Kompetenz. Es w¨are wichtig ihr nachzugehen!“ Unwillen ist schnell produziert, wenn sich ein Teilnehmer an Ihrer Vortragsveranstaltung fragen muss, welches Ihre Hauptpunkte sind, oder wie Ihre Gliederung ist. In diesem Sinne lohnt es sich, der Zuh¨orerschaft Ablauf und Inhalt einer Pr¨asentation anschaulich zu erkl¨aren, und w¨ahrend des Vortrages den Vortragsfortschritt deutlich zu dokumentieren. Grunds¨atzlich k¨onnen Sie mit Einw¨anden folgendermaßen verfahren: Akzeptieren Sie die Einw¨ande oder l¨osen Sie diese auf! Sie k¨onnen auch ein Abw¨agen mit passenden Gegenargumenten versuchen. Prinzipiell gilt: Wer fragt, der fuhrt! So k¨onnen Sie es sich zum Ziel ma¨ chen, Fragen vorwegzunehmen. Allgemein erscheint Vorbeugen die eleganteste L¨osung zu sein, Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Fragen, die erwartet werden k¨onnen, weil sie sich sachlich ergeben bzw. bei a¨ hnlichen Vortr¨agen gestellt wurden, k¨onnen sich als a¨ ußerst g¨unstig zur Beteiligung des Publikums bzw. zu deren Aktivierung erweisen. Es bietet sich die M¨oglichkeit, diese beispielsweise wie folgt einzuf¨uhren: Hier sollten ” wir nicht vers¨aumen, eine wichtige Frage, die der eine oder andere vielleicht gerade stellen m¨ochte, zu behandeln...“ Die Relevanz eines Einwandes bzw. eines Zwischenrufes ist zuerst zu pr¨ufen. Sie sollten sich u¨ berlegen, ob der Einwand stichhaltig ist und es von der lo-
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gischen Abfolge Ihres Vortrages angebracht ist, beantwortet zu werden. Es kann ein Verweis auf die Gliederung Ihres Ablaufes sehr n¨utzlich sein, wenn Sie beispielsweise sagen: Genau, das werde ich unter Punkt xxx Anwen” dung der Methoden behandeln“ bzw.: Ein wichtiger Hinweis!“ ” Gegebenenfalls d¨urfen Sie auch auf manche Fragen ausweichend reagieren. Sie k¨onnen immer auf den Kernpunkt Ihrer Ausf¨uhrungen hinweisen, wenn die Fragen und Einw¨ande Ihren Rahmen sprengen w¨urden: Das ginge hier ” zu weit, dazu empfehle ich die Arbeiten von ..., an deren Schlussfolgerungen meine Arbeit aufbaut.“ Aktives Zuh¨oren bedingt, den Stoff in einer ad¨aquaten Form pr¨asentiert zu bekommen. Daher sind aktuelle Beispiele und Analogien wichtig, um auch fachlich weniger versierte Mitmenschen in den Bann ziehen zu k¨onnen. Mit allgemeinverst¨andlichen Umschreibungen der Fachbegriffe und Aufzeigen relevanter Forschungserfolge auf Ihrem Gebiet k¨onnen Sie weitere Punkte zur Aktivierung Ihrer Zuh¨orer sammeln. Bei Ihren Interpretationen und Schlussfolgerungen sind naturgem¨aß andere Sichtweisen des Publikums wahrscheinlich. Daher kommt es bei Ihrer eigenen Arbeit auf eine genaue Dokumentation der Argumentationsschritte an. Verweisen Sie auf Analogien und a¨ hnliche Sachverhalte. Machen Sie sich und anderen den G¨ultigkeitsrahmen Ihrer Aussagen klar. Hier k¨onnen Sie mit Hilfe einer Sensitivit¨atsanalyse punkten. Sie m¨ussen Schw¨achen Ihrer Argumentation rechtzeitig bekennen und als Restriktionen von vornherein einbauen. Wenn es Einw¨ande gibt, die Ihnen Probleme bereiten, sollten sie diese als erstes auf dem Flip-Chart bzw. auf der Tafel dokumentieren. Damit zeigen Sie dem Publikum und insbesondere dem Frager, dass Sie den Hinweis ernst nehmen. Sie k¨onnen damit den Fragenden aufwerten und auch weitere Fragen im Vorhinein verhindern. Um nun f¨ur die Frage Zeit zu gewinnen, bietet es sich an, ein Eingehen auf diesen Fragekomplex am Ende Ihrer Ausf¨uhrungen in Aussicht zu stellen. Wichtig ist, nicht zu viel zu versprechen: Ein Eingehen auf die Fragen heißt nicht, dass Sie diese beantworten werden, sondern nur zu beantworten versuchen! Des Weiteren sollten Sie die Einw¨ande sammeln und mehrere Einw¨ande gruppieren. Auch von Ihnen kann die Frage aufgeworfen werden: Gibt es ” sonst noch Unklarheiten und Hinweise?“ So k¨onnen Sie die Fragen b¨undeln und verlieren keine Zeit mit der Beantwortung a¨ hnlich gelagerter Fragen. Es bietet sich an, die Fragen zu sammeln und im Rahmen einer sich an den Vortrag anschließenden Diskussion zu beantworten. Das erm¨oglicht das Sammeln aller Fragen und bietet dazu die M¨oglichkeit, Antworten parallel zum
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Vortrag schon vorzubereiten. Legen Sie sich nicht fest, wann Sie die Frage beantworten, es reicht, dass Sie noch darauf eingehen werden: Darauf kom” men wir heute noch an anderer Stelle zu sprechen. Vielen Dank f¨ur Ihren Hinweis!“ Aber auch ein ehrlicher Satz kann f¨ur Sie sprechen: Das weiß ” ich nicht - diesen Aspekt m¨ochte ich in meine Arbeit noch einbauen, ich bin f¨ur jede Anregung dankbar!“ Es geht darum, ganz offen darzulegen, dass es Bereiche gibt, in denen von Ihnen keine fachliche Antwort erwartet werden darf. Daher sollten Sie f¨ur solche F¨alle Antworten und Gegenfragen vorbereiten, sofern das m¨oglich ist. ¨ Uberlegen Sie sich gut, ob ein Einwand berechtigt ist, oder ob Sie diesem nicht zustimmen k¨onnen. Dann k¨onnen Sie es auch ganz klar sagen: Ich ” stimme Ihnen da nicht zu“ - Ja, haben Sie dabei ... bedacht?“ Ich habe das ” ” nicht verstanden - k¨onnen Sie bitte Ihre Frage noch einmal wiederholen?“
5.5.8 Abschluss und Diskussion • Haben Sie den Abschluss Ihres Vortrages gewissermaßen als Spannungspunkt angek¨undigt? • Ist es Ihnen gelungen, die Aufmerksamkeit der H¨orer bis zum Ende Ihres Vortrages zu bewahren? Am Ende des Auftritts gilt es, kurz zum Anfang Ihrer Fragestellung zur¨uckzukehren und die urspr¨unglich als offenen Fragen dargestellten Themen nun zusammenfassend darzustellen. Manchmal kann es gelingen, die Aufmerksamkeit der H¨orer zu erh¨ohen, indem man den Vortragsabschluss ank¨undigt. Dennoch sollte immer an der (von Ihnen) vorgegebenen Struktur festgehalten werden. Es muss sehr triftige Gr¨unde geben, dass Sie von der urspr¨unglich vorgeschlagenen Einteilung Ihres Vortrages signifikant abweichen. F¨ur den Fall einer ungewollten Unterbrechung, eines zwischenzeitlichen Stromausfalls oder einer anderen Ursache f¨ur eine dramatische K¨urzung Ihrer Redezeit, sollten Sie aber in der Lage sein, die Hauptidee Ihrer Arbeit zusammenzufassen und gegebenenfalls auch aus dem Stehgreif vorzutragen. Es ist auch h¨aufig angebracht, eine eigene Bewertung Ihrer Arbeit vorzunehmen, einen Ausblick zu geben und um Ratschl¨age und Hinweise zu ersuchen. Sie selbst k¨onnen die Br¨ucke zur Diskussion bauen, indem Sie nach den Meinungen der BetreuerInnen und Zuh¨orerInnen fragen, und gegebenenfalls sogar ank¨undigen, dass Sie ein wenig Zeit daf¨ur zur Verf¨ugung stellen.
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manchmal wird es g¨unstig sein, die eine oder andere Folie Ihres Vortrages zu pr¨asentieren, um genau dort die Diskussion anzukn¨upfen. Insbesondere um den Pr¨ufungsstress zu reduzieren - kann es Ihnen auch zum Vorteil gereichen, dass Sie weitere Folien vorbereitet haben, die sie erst in der Diskussion als Grundlage verwenden. Man sollte versuchen, sich unbedingt nach dem Vortrag zu sammeln und sowohl Erfolge als auch Verbesserungsm¨oglichkeiten zu identifizieren.
5.5.9 Kontakt mit der Betreuungsperson Regelm¨aßig sollten Sie den Kontakt zu Ihrer Betreuungsperson suchen: verschiedenste Gr¨unde f¨uhren Sie immer wieder in die Sprechstunde, die Grundstruktur bleibt doch sehr a¨ hnlich: Sie sind Fragender und streben gute Zusammenarbeit an. Daher liegt es auf der Hand, sich auch f¨ur die Sprechstunde gut vorzubereiten und mit klaren Fragestellungen zu erscheinen. Zun¨achst ist zu ergr¨unden, ob es u¨ blich ist, sich per E-Mail oder Anruf fur ¨ die Sprechstunde anzumelden. Hierzu kann die Sekret¨arin des Instituts Auskunft geben. Oft wissen auch die StudienkollegInnen Bescheid. Generell h¨angt es von der Belastung und Anwesenheit der betroffenen Person ab, inwieweit es streng einzuhaltende Abl¨aufe gibt. Vielleicht bietet es ¨ sich auch an, nach einer Vorlesung oder Ubung ein Anliegen vorzubringen. Wenn es um die Vergabe des Themas geht, bringen Sie zu Ihrem Thema ein Arbeitsprogramm, eine Literaturliste und zumindest einen groben Gliederungsvorschlag mit. Mehrere Gliederungsvorschl¨age k¨onnen bereits eine gute Diskussionsgrundlage darstellen. Manchmal ist es sinnvoll, vorhandene Arbeiten anzusehen, die an dem entsprechenden Institut verfasst und u¨ berdurchschnittlich gut bewertet worden sind. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, eventuelle festgelegte formale Kriterien f¨ur wissenschaftliche Arbeiten zu erfragen. So ist es durchaus u¨ blich, etwa 15 Seiten Text (ohne Ber¨ucksichtigung des Literaturverzeichnisses) f¨ur Vortr¨age und Seminararbeiten zu verlangen. Dabei legen manche Wert darauf, dass die Seitenzahl nicht wesentlich u¨ ber- oder unterschritten wird. Weiterhin gibt es manchmal genaue Vorschriften u¨ ber Schriftart, Schriftgr¨oße, Zeilenabstand, Abst¨ande der Seitenr¨ander und Zitierweise. Wenn dies nicht der Fall ist, so k¨onnen Sie sich an Standardvorschriften halten. Das ist schon in Kapitel 3 ausf¨uhrlich besprochen worden.
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Hinzu kommen teilweise genaue Angaben, wie die Arbeit abzugeben ist: Bindungsweise (Klarsichtordner, gebunden mit festem Leineneinband etc.) und ob der Text z. B. als Datei auf Diskette beizulegen ist. F¨ur Seminararbeiten reicht normalerweise die Abgabe eines Exemplars, w¨ahrend es bei Masterarbeiten u¨ blicherweise mindestens drei Exemplare sind. Die Grundlage einer guten Zusammenarbeit besteht ferner darin, zu beachten, auf welche Punkte die Betreuungsperson besonderen Wert legt. Es stellt sich insbesondere die Frage, inwieweit die Verwendung des Internet zugelassen wird. Kl¨aren Sie, ob die Betreuungsperson dieses als geeignete Quelle bez¨uglich des gew¨ahlten Themas betrachtet. In bestimmten Bereichen kann heute auf Artikel kaum verzichtet werden, die im Internet frei publiziert werden. Neben der Themenvergabe sollte man mit der Betreuungsperson dann weitere Schritte des Vorgehens vereinbaren, wie etwa die Abkl¨arung der endg¨ultigen Gliederung. Weitere Termine zur Besprechung einzelner Arbeitsschritte erh¨ohen Ihre Chance auf eine gute Zusammenarbeit, welche allerdings aus Mangel an Zeit f¨ur das Universit¨atspersonal nicht immer m¨oglich ist. Sp¨atestens zum zweiten Treffen sollte eine Unterlage • mit Arbeitstitel, • Ihrem Namen samt Adresse(n), Matrikelnummer, und • einigen Seiten Text, sowie • ein erstes Literaturverzeichnis. vorgelegt werden. So k¨onnen fr¨uhzeitig Missverst¨andnisse ausger¨aumt werden. Neben den Gliederungsvorschl¨agen sollten Sie auch bez¨uglich Ihrer weiteren Fragen gut vorbereitet zeigen: Eine Liste mit den ausformulierten Fragen, eine Kopie zum Verbleib, zeigt Ihr Engagement. Im Text sollten Markierungen mit Marker, Unterstreichungen und Seitenbemerkungen klar ersichtlich machen, welche Punkte Sie gekl¨art haben m¨ochten. Gew¨ahren Sie Ihrem Betreuer Einblick, nur so k¨onnen Sie ihm das sichere Gef¨uhl der Kontrolle vermitteln und ihn dadurch motivieren. Damit zeigen Sie, dass Sie ihn in allen seinen Kompetenzbereichen um Rat fragen. Bei Meinungsdifferenzen sollten diese klar ausgesprochen werden. Vertreten Sie Ihren eigenen Standpunkt in einer ruhigen, aber nachdr¨ucklichen Weise.
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In unklaren Situationen liegt es an Ihnen, diese zu kl¨aren. Bringen Sie zum Ausdruck, wenn Ihnen Kl¨arungsbedarf am Herzen liegt. Allgemein bietet es sich an, Erledigungslisten zu f¨uhren. So k¨onnen Sie der Betreuungsperson dokumentieren, welche Schritte tats¨achlich umgesetzt werden. Insgesamt darf man nicht außer Acht lassen, dass schon ein Seminarvortrag der erste Schritt einer langen Zusammenarbeit bis hin zur Masterarbeit bzw. Dissertation sein kann. Sie haben nicht nochmals die Chance, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. In diesem Zusammenhang m¨ochten die Autoren noch auf einen wichtigen Punkt verweisen: Sie sollten nach der Abgabe von Arbeiten und nach Vortr¨agen um eine Man¨overkritik bzw. Evalierung bitten. Nachbereitung dient zukunftiger Fehlervermeidung. ¨ Fachliche Qualit¨aten k¨onnen Ihnen auch bei einer Bewerbung um eine Stelle als Hilfskraft, Assistent oder Tutor helfen. F¨ur die akademische Arbeit erh¨alt man hier eine unsch¨atzbare Hilfe, wenn man an der Quelle der Forschung sitzt. Weitere Fragen bez¨uglich der Sprechstunde k¨onnen sich auf m¨ogliche Vortr¨age im Seminar, Privatissimum oder auch auf Konferenzen beziehen. Ihre Fremdsprachenkenntnisse und Spezialgebiete sollten daher bei Gelegenheit einfließen. Universit¨atsangeh¨orige verf¨ugen oft u¨ ber gute Kontakte u¨ ber den akademischen Bereich hinaus zu Politik und Wirtschaft. Hier bietet es sich an, um eine Kontaktankn¨upfung anzusuchen. Mit einem geeigneten Gutachten bzw. einer guten Referenz k¨onnen Auslandssemester oder F¨orderstipendien erm¨oglicht werden. L 68: www.stipendien.at In manchen Bibliotheken gibt es Arbeitspl¨atze, die es Ihnen u¨ ber ein ungest¨ortes Arbeiten hinaus erm¨oglichen, Ihre Unterlagen zu deponieren und gegebenenfalls einen Computer kostenlos nutzen zu k¨onnen. F¨ur Doktoranden und Masteranden gibt es teilweise auch Arbeitsr¨aume an der Fakult¨at. Lassen Sie sich solch eine g¨unstige Gelegenheit nicht nehmen, effizient in Reichweite der akademischen Einrichtungen arbeiten zu k¨onnen und fragen Sie Ihre Betreuungsperson diesbez¨uglich!. Abgabetermine sollten fr¨uhzeitig mit der Betreuungsperson koordiniert werden. So k¨onnen n¨otige Schritte auch in den Semesterferien oder w¨ahrend eines Forschungsfreisemesters von ProfessorInnen rechtzeitig gesetzt werden!
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5.5.10 Nachbereitung • Was soll nach dem Vortrag nicht vers¨aumt werden? Sie stellen sich die Fragen: • Was ist gut gelaufen und wo gibt es noch M¨oglichkeiten, die Situation zu verbessern? • Welche Vorbereitungen waren ausreichend oder sogar u¨ bertrieben, bei welchen h¨atte mit einer intensiveren Vorbereitung der Erfolg erh¨oht werden k¨onnen? • Sollen Unterlagen des Vortrages oder fehlende Teile an Zuh¨orerInnen ausgesandt werden? • Soll jemandem nach dem Vortrag f¨ur die Mithilfe und Kooperation gedankt werden? ¨ • Sollen und k¨onnen die Anderungen gleich unmittelbar nach dem Vortrag eingearbeitet werden und damit f¨ur weitere Pr¨asentationen genutzt werden? H¨aufig wird nach erfolgtem Vortrag eine Nachbesprechung mit der Betreuungsperson angebracht sein. Versuchen Sie diesen Termin so bald wie m¨oglich zu realisieren. Auch wenn Sie gegebenenfalls Kritik einstecken m¨ussen, sollte sich an Ihrem Grundsatz einer positiven Grundeinstellung nichts a¨ ndern, sondern der Ansporn f¨ur weitere Arbeiten gegeben sein. Beschreiben Sie Ihr Vorgehen, formulieren Sie Ihr eigenes Gef¨uhl, nennen Sie Ihre Beweggr¨unde f¨ur Ihr Vorgehen. Ihre Betreuungsperson wird entsprechend Ihren Ausf¨uhrungen Verst¨andnis f¨ur eine eventuell nicht perfekt gegl¨uckte Arbeit zeigen. Selbst wenn Sie ver¨argert sein sollten, m¨ussen Sie bei der Nachbesprechung respektvoll zuh¨oren und Ihr Gegen¨uber ausreden lassen. Es ist besser, die Kritik aufzuarbeiten, als fadenscheinige Ausfl¨uchte zu benutzen und Ausreden anzubringen. Unabh¨angig davon, wie Ihr Vortrag angekommen ist, sollten Sie f¨ur sich selbst eine Selbstevaluierung Ihres Vortrages durchf¨uhren und Ihre St¨arken und Schw¨achen nochmals Revue passieren lassen. Nehmen Sie gelassen Anregungen der BetreuerIn Ihrer Arbeit oder anderer Zuh¨orer auf und versuchen Sie, diese so bald wie m¨oglich aufzuarbeiten. Sie erinnern sich an unsere Regel des lebenslangen Lernens!
Kapitel 6
¨ Verwendete und weiterfuhrende Literatur:
Albert Hans: Kritiischer Rationalismus, Mohr Siebeck, T¨ubingen, 2000. Aschemann, Birgit (2006): Vorbereitung auf die Magisterarbeit. Ein Lehrveranstaltungskonzept zur Mobilisierung intellektueller und motivationaler Ressourcen. In: Zeitschrift Schreiben 2/2006. Download (pdf, 240 KB) Aschemann, Birgit (2007): Die Betreuung von Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten. Konzepte, Ideen und Hilfestellungen f¨ur Lehrende. Graz: Karl Franzens-Universit¨at. Verf¨ugbar unter www.uni-graz.at/lss (Button ”Lehrservice”) D¨orner Dietrich: Die Logik des Misslingens, Strategisches Denken in komplexen Situationen, 8. Auflage, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2003. Eco Umberto: Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt, 13. Auflage, UTB, Heidelberg, 2010. Eichhorn Wolfgang, Leopold-Wildburger Ulrike: Models and Reality The Principle of Simplicity within the Empirical Sciences. In: Dockner E.J. , Hartl R. (et al.): Optimization, Dynamics, and Economic Analysis, Springer, Heidelberg, 2000, 375-388. Epikur: Philosophie der Freude - Briefe, Hauptlehrs¨atze, Spruchsammlung, Fragmente, u¨ bertragen von Paul Laskowsky, Inselverlag, FFM, 1988. Gigerenzer Gerd: Messung und Modellbildung in der Psychologie, UTB, Reinhardt, M¨unchen, 1992. Hempel Carl Gustav, Oppenheim Paul: Studies in the Logic of Explanation: Philosophy of Science 15 (1948), 135-175; reproduziert in Hempel, Aspects of Scientific Explanation.
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6 Verwendete und weiterf¨uhrende Literatur:
Holland John, Holyoak Keith, Nisbett Richard, Thagard Paul: Induction, Processes of Inference, Learning and Discovery, MIT Press, Cambridge MA, 1987. Kamitz Reinhard: Methode/Methodologie. In Speck (Ed.): Handbuch wissenschaftstheoretischer Begriffe. Vandenhoeck & Ruprecht, G¨ottingen, UTB Nr. 967, 1980, Bd. 2, 429-433. Linneweh Klaus, Stresskompetenz, Beltz-Verlag, Landsberg, 2002. Metzig Werner, Schuster Martin: Lernen zu lernen - Lernstrategien wirkungsvoll einsetzen, 8. Auflage, Springer, Berlin, 2009. Poenike Klaus, Wodke-Repplinger Ilse: Wie verfaßt man wissenschaftliche Arbeiten? 2. Auflage, Dudenverlag, Mannheim, 2006 Popper Karl R.: Logik der Forschung, 10. Auflage, Mohr, T¨ubingen 1994. ¨ Popper, Karl R: Alles Leben ist Probleml¨osen: Uber Erkenntnis, Geschichte und Politik, Piper, M¨unchen, 1996. Schlicksupp Helmut: Innovation, Kreativit¨at und Ideenfindung, Vogelverlag, W¨urzburg, 2004. Stier, Winfried: Empirische Forschungsmethoden, 2.Auflage, Springer, Berlin, 1999. Theisen Manuel Rene: Wissenschaftliches Arbeiten; Technik - Methodik - Form, Vahlen, M¨unchen, 14.Auflage, 2008.