OTTO ZIERER
BILD DER JAHRHUNDERTE EINE WELTGESCHICHTE IN 19 EINZEL- UND 11 DOPPELBÄNDEN
KRONE DES WESTENS Unter diese...
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OTTO ZIERER
BILD DER JAHRHUNDERTE EINE WELTGESCHICHTE IN 19 EINZEL- UND 11 DOPPELBÄNDEN
KRONE DES WESTENS Unter diesem Titel ist soeben der 15. Band der neuartigen "Weltgeschichte erschienen. Dieser Band behandelt das achte nachchristliche Jahrhundert
Rasend breitet sich Allahs Flamme über die Länder aus. An der Schwelle des 8. Jahrhunderts n. Chr. springt sie über die Meerenge nach Spanien. Die Süd-und Ostprovinzen des Römerreiches sind zusammengestürzt, kirchliche Streitigkeiten schwächen die Abwehrkraft der Christenheit. Da besinnt sich das Abendland auf die Krone von Rom, das Symbol seiner Einigkeit und Stärke. Die Träger der römischen Tradition, die Päpste, reichen das Zeichen der Kaiserwürde dem Mächtigsten des Westens: Karl dem Großen, dem König der Franken.
Auch dieser Band ist in sich vollkommen abgeschlossen und enthalt wieder ausgezeichnete Kunstdrucktafeln und zuverlässige historische Karten. Er kostet in der herrlichen Ganzleinenausgabe mit Rot- und Goldprägung und farbigem Schutzumschlag DM 3.60. Mit dem Bezug das Gesamtwerkes kann in bequemen Monatslieferungen jederzeit begonnen werden. Auf Wunsch werden auch die bereits erschienenen Bücher geschlossen oder in einzelnen Bänden nachgeliefert. Erschienen ist seit Dezember 1950 monatlich ein Band. Prospekt kostenlos vom
VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU/MÜNCHEN
KLEINE BIBLIOTHEK
DES WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
K U L T U R K U N D L I C H E
HANNS
HJFT.K
GRÖNINGER
Die Welt des Theaters
VERLAG SEBASTIAN LUX * MURNAU / MÜNCHEN
V o r dem Vorhang Der große Theaterraum, der eben noch voll strahlenden Lebens war, verfinstert sich langsam. Das summende Gespräch der vielen Hunderte, die mit dir Platz genommen haben, verebbt. Eine Saaltüre schließt sich und löscht den letzten hellen Schein aus, der von draußen hereinbrach. Jetzt glühen seitlich — irgendwo in der Dunkelheit — nur die rubinroten Fünkchen der Notbeleuchtung. Erwartungsvolle Stille legt sich über die Menschen, die du nur noch ahnen kannst, und füllt den Raum, dessen Begrenzung du nicht mehr siehst . . . Rauscht da nicht irgend etwas im Schwarzen in die Höhe, gibt den Blick frei auf eine noch mit finsteren Schleiern verhangene Welt? Ja, da glimmt, zuerst ganz sacht, dann zunehmend, ein farbig heller Punkt auf . . . vor dir, in deiner Blickrichtung, die du gebannt innehältst. Der Lichtfleck breitet sich aus, füllt sich mit Einzelheiten, mit Formen und Farben. Du erkennst in dem weiten Rechteck der Bühne, wirklich-unwirklich, eine ungeheure Gebirgswand in großen Linien, steil abfallend, und im Vordergrund mild-grüne Matten. 2
Seitlich glänzen silbern die Balken einer verwitterten Mühle, mehr in der Mitte steht ein niedriger Holzschuppen mit flachem, bemoostem Dach. Die Landschaft, die da aus dem Dunkel aufgetaucht ist, wirki wie ein kühnes, monumentales Gemälde. Und dort, in dieser absonderlichen Welt, bewegen isich auch zwei Menschen: in bäuerlichnordischer Tracht ein junger Bursch und eine ältere, putzige Frau. Mit spaßhaft-zänkischem Gespräch trollen sich die beiden den Gebirgspfad herab. Als sie ihm zuruft „Peer, du lügst!", da weißt du: Das istJPeer Gynt, und die ihm folgt, das ist Frau Aase, seine Mutter. Erinnerungen aus der Schulzeit oder irgendwoher überkommen dich. Peer Gynt! Das ist der große Träumer aus dem Norden, der sich schon als Kind aus Unbehagen vor der Wirklichkeit an die Lüge rettete, ein Prahler, der Erdachtes, Gehörtes, Erwünschtes für Wahrheit nimmt und' über seinem Geprahle aller Welt zum Gespött und zum Narrenspiel wird; der wie der Ritter Don Quichote Bäume für gepanzerte Ritter, Wolkenbilder für Menschengestalten, eine Sennerin für eine Prinzessin hält, tatenlos, ein Versager und immer im Konflikt mit der menschlichen Gesellschaft. Ein Mensch, der ewig im Selbstbetrug lebt, sich an Lügen berauscht, sich in der weiten Welt iu Schuld und Eigennutz verliert und dem doch zuletzt die Liebe eines guten Menschen Erlösung und Entsühnung bringt. Du erlebst an diesem Abend diese Dramengestalt des großen norwegischen Dichters Henrik Ibsen in einem rasend-bunten Bild- und Szenenwechsel, der über die halbe Welt führt. Aber schon reißt dich das Spiel auf der Bühne aus deinen Gedanken. Am Schuppen steht Peer Gynt vor der Mutter und lügt eine seiner phantastischen Geschichten, eine Jagdgeschichte von einem Wildbock, auf dessen Rücken er einen sausenden Ritt üb r einen messerscharfen Berggrat und einen Höllensprung in den abgrundtiefen See gemacht haben will. Halb mitgerissen, halb widersprechend zetert die Mutter dazwischen. Schon sprudelt der Bursch über von erregend phantastischen Begebenheiten, die ihm noch bevorstehen: „Was ist unerreichbar Mutter. Einst — verlaß dich auf mein Wort! — wird die ganze Welt dich ehren. Ich will König werden, Kaiser! Ja ich werd's, laß mir nur Zeit!" Belustigt und zornig zugleich schmält die Mutter. Und um sie zum Schweigen zu bringen, setzt sie der Junge zuletzt mit starkem Arm auf das moosige Scnuppendach. „Halt dich brav auf deinem Balken!" Dann rennt der Böckereiter und Lügenprinz mit langen Sätzen davon. — Zwei alte Weiblein, mit Säcken auf dem Rücken, an Stöcken, schlurfen weit hinten vorbei und rufen der Mutter ihren Spott auf das Sehuppendach zu . . . 3
Während deine Blicke noch den davonhumpelnden Alten gefolgt sind, ist es um die Mutter dunkler geworden, und plötzlich äst der Schuppen nicht mehr da; auch die zerfallene Mühle ist fort . . . und so, als ob du in dieser Landschaft höher stiegest, hebt eich in einer unsichtbaren Verwandlung der Szene langsam quer durchs Gelände ein Zaun. Violett-braune Flecken davor, Heidekraut, das vorher nicht da war. Das ganze Bild der Landschaft ist verändert. Droben steht Peer, beschattet die Augen und blickt in die Tiefe: „Dort liegt Haegstad — dort wimmelt's von Leuten — da fängt der Hochzeitstänz an". Fiedelklänge, eine dir bekannte Melodie, tönen aus dem Grunde. Hochzeitsgäste mit Kostgaben, ein riesiger Schmied und buntbebänderte junge Mädchen gehen hinter dem Zaun vorbei und foppen Peer, der närrische Antworten gibt. Die Fiedel wird lauter, die Gäste sind in der Tiefe verschwunden. Peer hüpft und lacht; er blickt gebannt zum Hochzeitsplatz hinunter . . . 6etzt mit einem Sprung über den Zaun und läuft den Weg hinab, um mitzufeiern. Und abermals verzaubert sich das Bild, alles vor deinen Augen ist weggewischt, ohne daß der Vorhang sich gesenkt hätte. Du siehst auf einmal einen geschmückten Festbaum, ein Gartentor, und klein, vor den abstürzenden Felslinien, eine Holzkirche auftauchen. Das bunte Gewimmel der Hochzeitsgesellschaft quillt heran . . . und dort liegt das Haegstad-Haus! Wie kam es nur dahin? Und es liegt ein ganz anderes Licht über dein Gehöft und den Menschen! Doch der kreisende Tanz der Burschen und Mädchen, der Alten und Jungen, die herüberklingenden Gespräche, das Tönen der Fiedel, der erhitzt vom Laufe innehaltende Peer Gynt . . . das alles nimmt dich so gefangen, daß du das Wunder der so plötzlich veränderten Umwelt willig und ohne Überlegen hinnimmst. „Heissa, Guttorn, in die Fiedel, gewettert! Streich, daß es über die Wiesen hinschmettert!" Und die Paare drehen sich wie wild. Auch Peer will mittun, aber jedes Mädel versagt zögernd dem närrischen Sohn der Aase den Tanz. Jetzt tritt in den Kreis der Zuschauenden ein fremdes Mädchen von stiller, lieblicher Erscheinung, vom Vater und der Mutter begleitet. Durch ein unerklärliches Spiel der Beleuchtung siehst du nun im Augenblick nur noch dieses Mädchen und den jungen Peer. Das Licht wird zum großen Mitwirkenden der Szene. Alle Tanzenden, alle Zuschauer, der Hof, das Haus, der Berg sind wie erloschen; nur noch schemenhaft bewegen sich die Figuren um die beiden. Du spürst erregt: H i e r u n d jetzt fällt eine Entscheidung! Doch dann ist unmerklich der Bann vorüber, laut läßt der Spielmann die Melodie wieder erklingen, die Farben blühen wieder auf. Und Peer faßt das Mädchen 4
bei der Hand, sie tanzen ein paar Schritte, sie nennen sieh ihre Namen. „Ich heiße Solveig. — Und du?" Als die junge Solveig den Namen „Peer Gynt" nört, entzieht sie befangen und unsicher dem sonderlichen und 'doch schönen Burschen die Hand und geht mit gesenktem Kopf davon. Peer steht starr. Ein Schwärm Burschen kommt vorüber, sie brauchen ein Ziel für ihren Übermut und Spott, und Peer Gynt ist ihnen gerade recht. „Ein Schluck Branntwein gefällig, Peer?" Und der verlassene Peer trinkt und trinkt und beginnt im Trotz und Trunk zu prahlen wie nie im Leben. Stumm und scheu ist Solveig zurückgekehrt, sieht wehen Herzens den ganz Benommenen. „Du hast getrunken?" Peer schüttelt sie ab: „Du, ich komm zu dir — nimm dich in acht — als ein Ungeheuer um Mitternacht." Und dann bittend: „Tanz mit mir, Solveig!" Doch sie sieht ihn betrübt an: „Nun warst du häßlich!" Schmerzlich getroffen geht sie ins Haus. Da verändert sich mit einem Male das Wesen des Zurückgebliebenen. Böser Wille steht jetzt auf seinem Gesicht. Peer wird ihnen zeigen, wer er ist. Heimlich schleicht er sich ins Haus. Das lärmende Volk füllt wieder den Plan. Mutter Aase drängt sich suchend durch die Menge: „Wo ist mein Sohn? Jetzt kriegt er's, der Lümmel!" Vom Haus her stürzt der Bräutigam, ruft, schreit, zeigt hoch in die Felsen. Um sich für allen Schimpf dieses Tages zu rächen, hat Peer Gynt Ingrid, die Braut geraubt. „Seht dorthin, auf dem Berg! Er trägt sie, die Braut, wie der Bär ein Kalb!" Die Menge starrt aufwärts: ruckartig folgt sie mit Blicken und Köpfen dem nach oben Entschwindenden. Stille . . . Unmerklich überzieht kalt-weißlicher Nebel das Ganze. Der flüchtende Peer verschwimmt, löst sich auf. Es ragen nur noch die höchsten Gipfel, die Schneefelder heraus. In das Brauen des Nebels beginnt irgendwoher eine Musik zu erklingen, sanft getragen, dann heftiger aufbrausend. Du überläßt dich dem dir aus Konzerten und Rundfunk bekannten Wohlklang . . . vergißt deine ganze sonstige Alltäglichkeit. Du weißt nicht mehr, daß du — wie lange ist es her? — vor einer halben Stunde noch auf der Straßenbahn verzweifelt nach dem UmsteigeFahrscheiin gesucht hast, daß du heute früh Ärger im Geschäft hattest, daß du morgen eine wichtige Besprechung hast . . . alles Alltägliche ist vergessen, weggewischt! Jetzt gilt für dich nur noch das Schicksal Peer Gynts und jener Solveig. Du überhörst, daß diese Norweger deutsch reden und daß sie in Versen sprechen. Eine unerhörte Verzauberung hat dich ergriffen, eine Welt des Scheins umgibt dich, aber sie ist doch keine Lüge oder arglistige Täuschung . . .
Harmonisch erfüllend, ausweitend, tönen jetzt symphonische Klänge in diese Schicksalswelt. Die Melodie Edvard Griegs, der das Drama Ibsens musikalisch untermalt hat, spinnt den Faden des Geschehens weiter. Du nimmst auch diese Form der klanglichen Schilderung willig hin. Jetzt aber dringt dein Auge durch den weißen Nebel, du siehst einen schmalen Steg, hoch oben im Gebirge. Peer geht unwillig dahin, die geraubte Braut hat er zurückgelassen. Mutter Aase und Solveig suchen den Flüchtenden. Ihr Ruf echot von den Felswänden und verhallt. Glühend rötliche Luft flimmert über allem. Schon taucht der Gesuchte irgendwo auf. Seltsam beginnt eine Oboe ein paar Takte zu spielen, es wird grünliche Nacht, bizarre Formen senken sich von oben in das Bild hinein. Unholde und Kobolde kriechen und schieben sich aus allen Ritzen und Spalten, verzerrte Felskonturen senken sich in die Tiefe. Peer Gynt ist ganz nahe gerückt. Die Kobolde und Trolle drohen und Angst quält den Jungen, der Alpdruck des schuldhaften Gewissens lastet. Die innere Vorstellungswelt Peer Gynts, die Zerrissenheit seines Wesens, wird durch die Geisterschar ganz deutlich gemacht. Er erstickt fast unter dem Trollhaufen: „Hilf, Mutter, ich sterbe!" . . . Da klingen die Glocken der fernen Kirche herein, uud unter Splittern und Krachen verlischt der Spuk. — Finsternis — Ein paar glühende Augen im Nachtschwarz geistern noch herum, schwach zuckt ihr Widerschein über den wild um sich schlagenden Peer. Das ferne Klingen der Glocken wird lauter. Sacht dringt ein Sonnenstrahl in das 'Schwarz, breitet sich aus, Weißes leuchtet auf. Und wieder wechselt mit Sekundenschnelle das Landschaftsbild. Im verschneiten Gebirge steht Peer, der Geächtete, Schuldbewußte, vor einer Hütte und schlägt ein hölzernes Schloß fest, das alles Unholde, Böse abwehren soll. Solveig, die ihn gesucht und gefunden, steigt von unten auf: „Ich komm' und helf dir, wir wollen die Arbeit gemeinsam tun." „Nein, bleib wo du bist, ich muß sie alleine tun." Peer geht waldeinwärts, wie könnte er das Mädchen an sein schuldhaftes Leben binden? „Du mußt warten:", ruft er ihr noch zu, und Solveig nickt ihm nach: „Ja, ich warte". Damit erlischt das Sonnenlicht, ein Strahl bleibt noch eine Weile an dem hochstehenden Mädchen hängen. Sehnsuchtsvoll, hoffnungsvoll ertönt Solveigs Lied und verklingt im Dunkel. Wieder verwandelt sich die Szene. Ein schwaches Herdfeuer leuchtet auf, strahlt ein ärmliches Bett an, in dem Mutter Aase sterbend liegt. Peer tritt herein, setzt sich aufs Fußende des Bettes und gaukelt mit erstickter Stimme der Mutter die Fahrt ins Jenseits als heitere
Schlittenfahrt vor — bis an Sankt Peters Tor. Er schließt der Verschiedenen die Augen, er drückt seine Wange an ihren verstummten Mund . . . er geht still hinaus. Der letzte Ton der Musik ist verklungen, die Bilderscheinung verloschen. Dunkel senkt sich lautlos hernieder. Die wehmütige Beklemmung weicht langsam von dir, du spürst, jetzt ist eine Atempause des Geschicks . . .
* Langsam leuchtet der gesamte Raum um dich her wieder auf, du erkennst die um dich Sitzenden, die gleich dir aus fremden Welten erwachen . .. Und nun nimm an, ein freundlicher Herr trete zu dir und fordere dich auf, ihm vertrauend zu folgen. Ihr geht aus dem großen Raum, dem Zuschauer-Raum, in den Wandelgang; dein Begleiter öffnet dir nahe der Bühne eine eiserne Tür, folgt dir in eine kurze Schleuse, öffnet eine zweite Türe und du betrittst zur Pause die geheimnisvolle Wunder-Welt des Bühnenhauses.
Hinter dem Vorhans Du bist völlig verwirrt von dem Bild, das die Bühne dir aus der Nähe bietet. Du blickst in ein labyrinthisches Durcheinander von Dingen und Menschen, von schwarzen Maschinenteilen und farbigen Gegenständen, von grauen Arbeitern und buntgekleideten Figuren, von Stehendem und Hängendem, von sich Hebendem und sich Senkendem. Sprachlos vor Staunen wendest du dich stumm an den „freundlichen Herrn", der dich hierhergeführt hat. Dein Begleiter ist der Theatermeister, der Meister des Theiaters, einer aus jener Schar der unsichtbar bleibenden Mitwirkenden der Bühne, denen Goethe sein schönes Erinnerungs-Gedicht gewidmet hat. Der Meister erklärt dir den scheinbaren Wirrwarr. AlleiS was du vorher vom Zuschauerraum aus gesehen hast, spielt sich auf drei großen Hebe- und Versenkungsflächen ab. Die Bühne ist gar kein festes Ganzes, sie kann im Ganzen oder in Teilen gehoben oder gesenkt werden. Lautlos wie die Fahrstühle in einem Bürohaus senken oder heben sich auf einen Hebeldruck die Teilflächen, so wie es der Spielverlauf verlangt. Verschwindet eine Fläche in die Tiefe der Unterbühne, so bauen dort unten im „tiefen
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A u f s i"c h t a u f d i]e B ü h n e Innerhalb des Rundhorizontes erkennt man die Versenkungsflächen I, II und III j sie sind 0,80, 1,40 und 2,00m hoch gehoben. Rechts und links hinter der Bühnenöffnung die 2 Projektions-Apparate, die über Kreuz jeder eine Hälfte des Rundhorizontes erfaßt. DieAnordnung von Arbeitsgalerien, Gängen und Garderoben, die rechts eingezeichnet sind, ist auch auf der linken Seite der Bühne zu finden. Im Hintergrund das Dekorations-Magazin. Quersicht in das B ü h n e n h a u s Vorn „Orchestergraben" und Platz der Souffleuse. In der Unterbühne die Untermaschinerie mit den hydraulischen Stempeln, die 13 m tief in den Boden führen. Darüber der Bühnenboden mit den Versenkungsflächen und plastischen Aufbauten. Neben der Öffnung der „Vierten Wand" der Beleuchterstand (Regulator), darüber einer der beiden Proj ektions-Apparate; oben eine Arbeitsgalerie (durch den Rundhorizont teilweise verdeckt), Wolkenwerfer und Schnürboden (Obermaschinerin)-
«
•SCHNÜRBODEN
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RUND-HORIZONT-^
i HYDRAULISCHE STEMPEL
Keller" Bühnenarbeiter die Dekoration der 'nächsten Szene auf und lassen sie dann in die Bühnenebene hochfahren. Die Hebe- und Versenkungsflächen bewegen sich spielend leicht gegeneinander, schaukeln, wenn das Schlingern eines Schiffes verlangt wird, auf und nieder, lassen Schauspieler auf offener Szene verschwinden oder aus dem Abgrund emporsteigen. Eben nehmen ein paar Arbeiter die Balkenwand von Aases Sterberaum von der vorderen Versenkungsfläche weg, von der dritten wird der Fels der Bergkobolde abtransportiert. Aber dieser Fels, der sich jetzt, auf ein Zeichen des Meisters, in die Höhe hebt und oben im Dunkel des Schnürbodens verschwindet, erweist sich als geschickt angeordneter Vorhangstoff. Vor der vordersten Versenkungsfläche stehen rechts und links unregelmäßige, leinwandumhüllte Holzgestelle. Es sind die „grünen Matten", von denen Peer Gynt und Aase herniederstiegen. Arbeiter schwenken diese Geländeteile mühelos beiseite. Da drüben hat im ersten Akt die Mühle gestanden und hier das Haegstad-Haus. Auch sie sind schon in Teile zerlegt. Diese ganze Welt wird ringsum und in der Höhe von einer gewaltigen, hellen Wand umgeben. „Das' ist der Rundhorizont", sagt dir der Bühnenmeister, und dann ruft er irgendwohin nach oben: „Schaltet noch einmal die Projektion ein!" Eine störende Arbeitslampe erlischt, und ein neuer Zauber begibt sich: Die helle Wand des Rundhorizontes überzieht sich mit den Linien, Formen und Farbflächen des gleichen Gebirges, das du vorhin im Hintergrund der Bühne aufragen sahst. Die so wirklichkeitsgetreue Gebirgswelt war also nichts anderes als ein riesiges Lichtbild, von zwei kleinen Projektionsapparaten auf den Leinwandhorizont gezaubert. Der Meister schnippst nun dreimal mit den Fingern, da kommt ein Wallen in die Wand; unter der Linien- und Farben-Vision des Gebirges reißt der Stoff weg, wandert nach links und rollt sich am Ende des Halbkreises zu einer mächtigen Säule auf. Ein Blick nach oben ins Dämmern: dort ist die Führungsschiene des Rundhorizontes, ein gewaltiger Eisenbogenträger, der um den Bühnenraum und dann nach rechts und links vorne verläuft. Die riesige Fläche hat 20 Meter Höhe und 70 Meter Länge, ein elektrischer Antrieb steuert sie. In 20—25 Sekunden entrollt sich oder verschwindet die geheimnisvolle, hängende Stoffwand. Jetzt, wo der gigantische Vorhang verschwunden ist, werden an den Mauern des Bühnenhauses die Züge sichtbar, mit deren Hilfe Hänge^stücke, Zimmerdecken, Dekorationsteile, Vorhänge, Baldachine aus dem Dachraum des Schnürbodens herabgelassen und nach Gebrauch 10
wieder hinaufgezogen werden können. Wir zählen 80 Züge. Leicht bewegen sie sich entweder durch Handzug mit schweren Gegengewichten oder mit Motorenkraft auf und nieder. Arbeiter bringen zur Ausstattung der nächsten Szene einen großen Ballen Stoff, entrollen ihn, stehen zu viert um einen Baldachin mit wundervollem Gehänge. Der Meister gibt das Kommando: „Eins — drei . . . und Zwei — fünf!" und erklärt dir, was diese Zahlensprache bedeutet: „Gasse I, Zug drei . . . Gasse II, Zug fünf." Es kommen geisterhaft von oben herab, vier fast unsichtbare Drahtseile, eigentlich nur durch die Kugelgewichte an ihren Enden erkenntlich. Die Gewichte werden abgeworfen und der Baldachin an allen vier Ecken einkarabiniert. „Hoch!" Schon schwebt der hellgelbe Stoffhimmel lautlos dn die Höhe und bleibt,in der Luft über dir stehen. Er ist für Bild 13 bestimmt, das in Marokko spielt. Im Hintergrund der Bühnenhalle hat sich eine riesenhafte eiserne Tür geöffnet; Palmen, flach wie aus einem Giganten-Herbarium, bewegen sich in den Raum, Arbeiter tragen die großen Bäume mühelos herbei. Die zweite Fläche zum Heben und Senken, ungefähr dreimal zehn Meter groß, hat sich auf normales Niveau gesenkt; Farbkreuze auf dem Boden bezeichnen den Standpunkt jeder Palme. Schmale Dreiecke werden hinter jedem Stamm herausgeklappt, Bohrer setzen jedes Dreieck fest . . . die Palme steht wie angewachsen, 'daneben die zweite, zuletzt ist es ein ganzer Palmenwald. Die Geländeteile vorne rechts und links sind mit hellem Sand — gelbbraunen Samttüchern — überdeckt worden. Ein Mann im fliegenden weißen Kittel, der Inspizient, das Notizbuch in der Hand und die eilende Ruhe selbst, kommt herbei: „Wie lange noch?" „Laßt die Ouvertüre einklingeln." Da ist auch schon der Dirigent des Orchesters zur Stelle, ein Herr im Frack: „Sie haben mir den Einsatz zur Trollszene reichlich spät gegeben", sagt der Befrackte zum Weißbekittelten. „Herr Galanter hatte Pech mit der Schminke, der Maskenbildner mußte nachhelfen", gibt der Inspizient zur Antwort. Der Inspizient, sozusagen der Spielwart, der Fahrdienstleiter des Theaters, der für die technische Durchführung der Regieanweisungen zu sorgen und seinen ständigen Platz dicht neben dem Spielfeld hat, eilt zu seinem Pult. Auf der Tafel darüber blinken unendlich viele Klingelknöpfe, Glimmlämpchen dazu, rote, weiße, grüne. Bald wird sich der Vorhang heben. Der Inspizient tippt auf die T a s t a t u r e n den Garderoben der Schauspieler klingeln die Signale. Türen öffnen sich, Herren im Tropenanzug treten herein, bleiben am Rande stehen. Der große Blonde, ja, das ist Peer Gynt! Aber hier in der Nähe erscheint er gar nicht mehr so groß wie vorhin von «nten 11
aus dem Zuschauerraum. Peer Gynt ist im eifrigen Gespräeh: „Eberkopf, wir müssen den einen Satz noch einmal durchsprechen, über den stolpere ich jedesmal . . ." Man hört ein leise«, bewegtes Geflüster. Dann scheint's zu klappen. Der blonde Peer Gynt tritt still beiseite, um sich zu sammeln. Da kommt ein Herr im Straßenanzug — welch befremdlicher Anblick in dieser Umgebung — ein feiner Gelehrtenkopf mit Hornbrille, noch eilends auf die Bühne: „Kinder, das letzte Mal habt ihr die Marokko-Szene aber zu dick aufgetragen, Sie hauptsächlich, Master Cotton, bitte seid heute etwas zahmer." Der Regisseur, Geist über den Wassern, hat selber die abendliche Kontrolle sedner eigenen Inszenierung übernommen. Er schiebt dem Peer eine Locke aus der Stirn, entwirrt die Schnur seiner Lorgnette, zupft Master Cotton den weißen Smoking zurecht, überfliegt mit einem Blick, der alles sieht, die anderen und fragt den Theatermeister: „Wie klappt heute der Schiffsuntergang?" „Alles im Lot", erwidert der. Der Regisseur wendet sich an den Weißkittel am Pult: „Das Ballett sofort ins Konversationszimmer!" Einem Mann, der aus einer verglasten Kabine ; herausschaut, ruft er zu: „Blenden Sie ja die Strandszene richtig ein!" und dann: „Ich muß die Anitra noch vorher sprechen!" Ein Summerzeichen zum nächsten Akt! Lautlos kommt Ordnung in das scheinbare Chaos. Die wandelnde Wand, der Horizont hat sich wieder von links her herumgeschoben, in der Bühnenöffnung hebt sich ein Vorhang; aber ein zweiter Vorhang verwehrt noch den ] Blick in den Zuschauerraum. Gedämpft klingt von außen das Vorspiel, Licht flammt auf und blendet dich. Die Tropenmänner betreten den Plan, setzen sich auf Rohrstühle unter den Baldachin. Der Meister sagt kurz und sachlich: „Szene frei!" — Das bedeutet: Die Pause ist vorüber, das Spiel geht weiter. Während du dich seitlich in die Kulissen zurückziehst, siehst du über die Schulter noch, wie der Hauptvorhang sich hebt, und beklommen blickst du von deinem verborgenen Platz aus in den gähnenden Schlund des Zuschauerraumes. Nur schemenhaft unterscheidet man vielhundert Köpfe darin. Das ist der Blick durch die vierte Wand, die es gar nicht gibt, die der Darsteller auf der Bühne aber wie eine Wand empfindet. Sie ist e i n e s der unerklärlichen Geheimnisse des Theaters. Hinter dieser vierten Wand errichten die Theaterleute seit Jahrhunderten Abend für Abend eine andere Welt. Peer Gynts unrastiges Leben nimmt s«inen Fortgang. Aus der norwegischen Heimat haben den Ruhelosen Abenteuer und gewissenlose Geldgeschäfte in das große Leben der Welt und zu Reichtümern 12
geführt. An der Palinenküsle Marokkos feiert Peer Gynt mit merkwürdigen Gesellen die guten Geschäfte als Schiffsreeder und GroBfarmer und entwickelt prahlend seine Zukunftspläne. Peer Gynt hebt sein Weinglas „Trinkt ineine Herren! Ist man geboren zur Freude — so genieße man die Freude. Heißt's nicht: Verloren ist verloren und hin ist hin!" Aber alLsein Tun bleibt auch weiterhin nur ein Wandern in Wahn, Schuld und Mißerfolg. Ihn, den Betrüger betrügen andere. Schon prellen ihn vor unsern Augen seine Kumpane um Schiff und Ware, schon gerät er in die Fänge des Beduinenmädchens Anitra, und auch sie nimmt sich ihr Teil: die letzten Reste seines irdischen Mammon;-. Obwohl er von allem entblößt ist, erkennt er noch immer nicht den Fehlschlag seines bisherigen Lebens, strebt weiter ins Ungeheuerliche, spielt mit den Menschen und mft Gott. Seit Jugendtagen hat Peer Gynt nur sich selber gekannt; nun krönt der Egoist sich vor der ägyptischen Sphinx zum „Kaiser seiner Selbst". Erst im Kreise von Wahnsinnigen erahnt er die Größe seiner Verirrung und seines Wahns!
Das Stellwerk des Lichts Unter dieser Handlung führt das Spiel durch die Wüste, in die Zelte von Beduinen, über Karawanenwege, zu den Pyramiden Ägypten« und in die vergitterte Welt eines Irrenhauses, und während das alles mit wechselnden Schauplätzen vor sich geht, erkletterst du hinter dem Theatermeister her eine sehmale, eiserne Leiter; du stehst im Stellwerk der Bühnenbeleuchtung, in der Beleuchterloge mit dem „Regulator". Der Oberbeleuchter schiebt die Doppelglastüre zur Bühne zu, das Gespräch ist gedämpft. Mit ständigem Blick durch die Scheibe beobachtet der Lichtgewaltige des Theaters, während er mit uns spricht, den Ablauf der Vorstellung. Er beherrscht die Hebel und Knöpfe der Lichtschaltungen wie ein Klavierspieler die Tasten seines Instrumentes. 600 Hebel in vier verschiedenen Farben sind das Tastenwerk dieser Lichtorgel der Bühne. Von hier aus werden die Dekorationen, die Spielfläche mit den Schauspielern und der gewaltige Horizont in die mannigfachen Farben, Lichter und Stimmungen getaucht, die das Bühnenstück vorschreibt. Seitlich des Regulators warten Spezialanlagen auf nicht minder schnelle und zuverlässige Bedienung: die Schaltungen für die Projektionsapparate, aus denen phantastische Landschaftsbilder, Städteumrisse, fallender 13
Regen, aufsteigender Rauch, Gewitterstimmung auf den Rundhorizont geworfen werden können; hier befindet eich auch das Schaltwerk für die „Verfolgungsscheinwerfer", in deren gesammeltem Licht eine einzelne Person, ein einzelnes Szenenbild hervorgehoben und angestrahlt wird, während die Umgebung ins Dämmern o:der Dünkel zurückweicht; von hier aus werden auch die Beleuchtungskörper des Zuschauerraumes gesteuert. In jede Leitung sind Widerstände eingebaut, die die Lichtstärke nach Wunsch und Vorschrift verändern und abstufen. Ungezählte Farbstufungen und Helligkeitsgrade, vom iKerkergrau bis zur Vollstärke von 5000 Watt, lassen sich auf der Palette dieses Beleuchtungswerkes mischen. Jede Hebelstellung ist vorausbestimmt. Vor Beginn jedes Aktes werden nach einer genauen Tabelle, die in einer langwierigen Beleuchtungsprobe mit Regisseur und Bühnenbildner — ermittelt und festgelegt worden ist, die vielen hundert Hebel auf den erforderlichen Gradstrich eingestellt. Zum Beispiel: Horizont hellgrün auf 80 Grad; Kuppelscheinwerfer II zitrongelb 60 Grad; Oberlichter I, II und III rot und weiß, je 45 Grad. Dazu kommt die Einstellung- für die vielen einzelnen Scheinwerfer auf der Beleuchterbrücke. Blickst du durch die Glastüre, so erkennst du innen über dem gähnenden Rechteck der Bühnenöffnung eine hängende Eisenkonstruktion, darauf hantieren Beleuchter mit „Töpfen", „Kegeln", „Fata-Chroanas" und „Sonnen", die sie nach der Anweisung des zentralen Beleuchtungsstellwerkes hierhin und dorthin richten. Daß die Meister vom Fach auch Blitz, Feuer und Rauch regieren, versteht sich von selbst. Eigene Blitzlampen, Wetterfeuer und Rauchprojektionsgeräte stehen zur Verfügung. Jedes einzelne Lichtgerüt im Bereich des Theaters hängt am Schnürchen des Regulators hier drinnen im engen Raum der Beleuchterloge . . . nur, w o h i n es scheinen soll, das ist Aufgabe der Männer auf der Brücke. So stehen noch viele hoch oben auf den Arbeitsgalerien und unten hinter den Versatzstücken (den stehenden Dekorationsteilen) und in der Versenkung. Jede Beleuchtungsquelle wird auch zeitlich vom Regulator aus gesteuert. Der Oberbeleuchter muß genau auf das Stichwort achten (die dafür festgelegte Stelle im Text der Schauspieler oder Sänger), um die Veränderung — heller oder dunkler, oder gelb in blau, oder Licht weg! — rechtzeitig auszulösen.' Vor allem bei einem Schauspiel ist diese persönliche Überwachung notwendig, da der Fortgang der Handlung leicht erklärlichen Temposchwankungen unterworfen ist. Bei eingespielten Opern dagegen, wo der Ablauf des ganzen Werkes durch den Rhyth14
mus der Partitur vorgezeich.net ist, kann der vielfältige Lichtweehsel eines ganzen Aktes auf „vollautomatisch"' eingestellt werden. Genau nach den notierten Sekunden, vom ersten ,-, Vorhang auf", wird dabei jede Beleuchtungsänderung in ihrem Verlauf mechanisch festgelegt und durch einen Druck auf einen Zentralschalter zum Ablauf gebracht. Kontrollierend steht der Beleuchter dabei und sieht die kleinen Hebel sich bewegen und die Steuerräder sich lautlos drehen. Es geht jedoch auch anders, und das Heil hängt nicht von solchen Apparaten ab. An kleineren Bühnen und bei Wanderbühnen gibt es Beleuchter, die die Sonne aus einem Marmeladeneimer aufgehen lassen und den Mond aus einer Konservenbüchse. Wir sind aber lange genug bei den Lichtgöttern gewesen, wir wollen jetzt auf den Schnürboden. Eine Wendeltreppe führt hinauf. In großen Theatern würde uns ein Fahrstuhl nach oben tragen. Wir betreten die Arbeitsgalerie, zwölf Meter über der Bühne. Nur ganz vorn, beim Bühnenportal ist ein Blick auf die tief unten vor sich gehende Szene möglich, da der Rundhorizont im übrigen die Sicht versperrt.
A u f dem ScnnürDoclen Hier stehen Scheinwerfer, die von oben ins Bild hineinstrahleu. An der Wand, hinter festen Drahtgittem laufen die Züge, die Gleitschienen für die G&gengewichte, die d.en Kulissen beim Hochziehen oder Herablassen das Gleichgewicht halten. An der Brüstung der Galerie hängen eiserne Galgen; sie sind zur Anbringung von Vorhängen bestimmt, die seitlich den Bühnenraum abdecken. Die hantierenden Männer huschen lautlos auf Filzschuhen über dicke Kokoslaüfer. Eine rote Signallampe blinkt dreimal. Ein Gewicht gleitet unhörbar in seiner Schiene nach oben, gleichzeitig schwebt aus dem Schnürbodenraum ein großer Schleierteppich in.die Tiefe. Kaum in Reichhöhe ergreifen orientalische Mädchen — von hier oben gesehen puppenhaft klein — die Zipfel des Teppichs, breiten ihn tänzelnd zu leiser Musik zeltartig nach hinten aus . . . Es ist die Szene, in der Anitra Peer Gynt seines Geldes berauben wird. Doch wir steigen weiter die Wendeltreppe hinauf. Jetzt sind wir über der Gleitschiene des Rundhorizontes. Mehrere schmale Brücken überspannen den ganzen Bühnenraum, sie hängen fest und sicher an dem Stahlgebälk des Schnürbodens. Zwischen idem offenen Eisengestänge des Daches führt über unendlich viele Rollen ein Gespinst von Seilen.
DIE
TAGESUHR
A TJTjT Abladen angefahrener Dekorationen, die außerhalb des Hauses hergestellt wurden. Auftreten des „Besen-Chores".
Q TTTIT* Aufbau markierender Dekorationen zur Bauprobe. Der Inspizient bespricht die Requisiten für die Vorstellung.
i iL 11 |lT* Festlegung des täglichen Probenplanes. Der Intendant bespricht mit einer Schauspielerin eine Rolle.
1 6 Uhr
* d e r Vorstellung. Vorhangziehen zum Applaus. Die Solisten vrrneigtMi sich. 22
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Neue Dekorationen und Kostüme werden erprobt.
24- U h r Regie-Besp16*111^ zwischen Intendant., DramaUmj und RegissiMiitMi
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THEATERS
i Q j l f l T ' Stellprobe und erste , Gelände-Besichtigung' mit den Schauspielern. Die Souffleuse spricht den Text mit.
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Musikalis
* e Probe rnit Chor, Dirigent und Solisten.
2 Uhr Nacntarbeit in der K ° "^
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stüm-Werkstatt für die I huiplproljc.
1 2 Tu l l i r Hochbetrieb i n den Werkstätten. Theatermaler, Plastiker (Kascheure), Tischler bei der Arbeit.
Be 20 U h r <J i n n d e r V °rstellung. ""* Inspizient klingelt ein. Beleuchter überprüft die Scheinwerfer
4 Uhi
DerBühnenbildner, der nachts die besten EinLille hül. vm (Icr'Modrll-Bühne.
die alle nach rechts und links zu den Zügen gehen oder senkrecht herabführen, um Dekorationstei'le zu halten, die 25 Meter über dem Bühnenboden schweben und auf ihre Verwendung warten. Diese Höhe ist nötig, um sie dem Blick der Parkettbesucher zu entziehen. Du hältst dich an den Brückengeländern fest, folgst dem Meister bis zur Mitte und blickst in die Tiefe — aus der Dämmerung in die blendende Helle. Es ist die seltenste und erregendste Perspektive. Wie Marionetten bewegen sich da unten die Darsteller. Durch den schräg gespannten Schleierteppich siehst du einen Mann im seidenen KJaftan, mit großem Turban . .. er hat die Stimme Peers; neben ihm steht die olivfarbige Orientalin, Aniitra. So fern, so klein ihre Erscheinungen sind, so klar dringen ihre Stimmen herauf. Anitra springt mit langbeinigen Sätzen über den .Sandhügel und verschwindet mit der Barschaft Peers im Dunkel des Bühnenrandes. „Na, da soll aber doch . . .!" hört man den geprellten Peer Gynt rufen. Nachdenklich geht er auf und ab, legt den Kaftan, den Turban ab, und steht wieder in seinem Tropenanzug da. Setzt sich auf ein breites Kissen, stützt den Kopf in die Hand und spricht sinnende Worte, leiser und leiser . . . „Die Törin, sie hätte um ein Haar durch ihr Lärvchen mir fast ganz den Kopf verdreht!" Während durch eine Veränderung des Lichterspiels Peer Gynt im Vordergrund der Bühne ins Dunkel taucht, hebt sich jetzt in einem zwischengeschalteten Zauberbild — im Hintergrund auf Fläche III — das vertraute Blockhaus mit dem Rentiergeweih aus der Tiefe der Unterbühne in die Höhe. Hat das hölzerne Schloß nicht Peer Gynt selbst angeschlagen? Wie lange ist es her? Das muß vor vielen, vielen Jahren gewesen sein, denn es liegt ein Leben zwischen damals und jetzt! Aber es sind genau 95 Minuten vergangen! Das symbolische Geschehen des Theaters rafft die Zeit, und du läßt dich widerstandslos durch Jahre und Jahrzehnte wie durch den Raum tragen. Auch das ist eines der unerklärlichen Geheimnisse des Theaters. Auf der Bank vor dem Blockhaus sitzt licht und schön jene Solveig aus längst vergangenen Tagen und singt ihr ewig hoffendes Lied: „Der Winter vergeht und die Sommerzeit, und das Jahr vergeht, und wie bist du weit! Doch endlich kommst du und dann bleibst du hier, und ich warte so lang, das versprach ich dir!" „Dieses Bild der ewig wartenden, ewig liebenden Solveig", so erklärt leise der Meister, „erscheint geheimnisvoll durch den Schleierteppich. Peer Gynt sieht es nicht. Aber die Zuschauer wissen nun um die Treue dieses Mädchens." Das Lied Solveigs endet, und das Licht 18
schwindet. Aber erschrick jetzt nicht und halte dich fest, denn -jetzt bewegt sich alles verkehrt um dich. Gleichzeitig rauscht der Schleier vor dir in die Höhe, gleichzeitig schwebt links von dir ein riesiger Kopf, eine Sphinx, in die Tiefe, setzt sanft unten auf und wird sogleich von geisterhaft hellblauem Licht angestrahlt. Das Schicksal, von dein das Leben Peer Gynt's bestimmt ist, führt in noch tiefere Verwirrungen. Der Schauplatz vor der Sphinx ergänzt sich durch die Gitterkäfige eines Irrenhauses, die — von hier oben kannst du es genau beobachten — von der Seite langsam hereingeschoben werden. Ein närrischer Fellache mit einer Mumie auf dem Rücken und eine weitere, tolle Schar irrer Figuren zwingen Peer zur Erkenntnis seines eigenen trostlosen Irrwahns und Irrweges. Der Meister deutet auf ein Gerät, das hinter der Rückseite der Brücke hängt. Er flüstert: „Der Wolkenwerfer, gleich setzt ihn der Mann am Regulator in Bewegung". Es ist eine schwarze Trommel mit vielen schrägstehenden Spiegeln, unter jedem Spiegel eine optische Linse. Die Linsen senden jetzt Strahlenbündel gegen die Spiegel und nun setzt sich die Trommel in langsam kreisende Bewegung. Die Lichtstrahlen werden stärker; und nun — du mußt dich festhalten — nun umgibt dich ein wogendes Wolkenmeer. Gewaltige Wolkengebilde ziehen dahin, durchdringen sich, das Licht verfinstert sich, bedrohlich türmen sich Wolkenberge auf. Sinnzeichen des Gyntschen Lehens? Du scheinst zu schweben . . . Schnell auf festen Boden! Benommen steigst du die Wendeltreppe hinab, der Meister nimmt dich mit in die Unterbühne.
Im tiefen Bühnenkeller Ein haushohes Gerüst aus Eisenträgern füllt die Tiefe der Unterbühne, des Bühnenkellers, aus. Das Gerüst ist in mehrere Etagen gegliedert. In der Mitte der einzelnen Bodenflächen klafft eine Öffnung von 9X10 Metern. In dieser Öffnung bewegen sich die drei Versenkflächen der Bühne hintereinander auf und nieder. Seitlich unter einer Lampe, vor einem Tischchen sitzt der Mann, der Peer Gynt ist, und wartet auf die folgende Szene. Er trägt Seestiefel und ein« verschlissene Jacke. Einer, in einem buntbefleckten Kittel stäubt ihm silbrigen Puder in« Haar, färbt ihm mit einigen Strichen das Gesicht dunkler, älter. Der Mann Peer Gynt erhebt «ich. blickt 10
in den Spiegel. Sein Ausdruck wird härter, die weißen Augenbrauen ziehen »ich herab, sein Kopf rutscht in die Schultern, zögernd geht sein S c h r i t t . . . „Achtung!" In das erste Drittel der Öffnung schieben sie von unten einen Mastbaum, einen Kajütenedngang, Decksaufbauten mit Steuerrad, eine Reeling — ein Schiff! Der Steuermannsmaat, der Kapitän, die Matrosen in altertümlichem Gewand. Der alte Peer Gynt klettert zu ihnen über die Reeling. „Auf!" Das Segelschiff mit seiner Besatzung steigt auf bis zur Höhe der Bühne. Zwei fast mannsdicke Stahlstempel tragen die ganze Fläche. Ein hydraulischer Antrieb mit 25 Atmosphären Druck hebt mit Leichtigkeit die Last. Heult da oben der Sturm, prasselt der Regen? Aber kein Tropfen fällt, kein Hauch bewegt sich! Regen und Sturm sind elektroakustisch erzeugt. Früher drehten sich Bambusrohre gelinde um eine Achse, das war säuselnder Wind, rasende Drehung war Sturm; trockene Erbsen und kleine Steinchen, über ein Drahtsieb hinrollend: Regenschauer. Die das Schiff tragende Fläche hat kaum die Bühnenhöhe erreicht, da hebt sich der Vorhang. Abwechselnd arbeiten die beiden Stempel, der eine hoch, der andere nieder, und bringen die Bühne in wogende Bewegung. Das Schiff, auf dem der geschlagene, gealterte Peer Gynt den Weg zurück in die alte nordische Heimat sucht, schwankt auf den Wogen! Im Getöse des anwachsenden Sturmes wird das Schwanken stärker; Rufe der Matrosen dringen, vom Winde zerrissen, zu uns herunter. Schreie, ein hartes Stopp .. . das Schiff muß gestrandet sein! Langsam sinkt der Kiel des Fahrzeuges — das heißt die Unterseite von Versenkungsfläche I — herab. Der Sturm läßt plötzlich nach. Gurgelnde Gesprächsfetzen zweier Männer sind noch zu hören, die an Deck des versinkenden Schiffes um das Leben ringen . . . Du siehst, wie du jetzt wieder zur Bühne hinaufsteigst, Peer Gynt von den Planken des Wracks hochsausen in den dunklen Raum. Drüben an der Arbeitsgalerie landet er und wird von dem Drahtseil befreit, mit dem er seinen Sprung vom Schiff ans rettende Ufer gewagt hat. Peer Gynt ist zurückgekehrt in das Land seiner Väter. Du folgst dem Theatermeister und darfst am Bühnenportal, neben dem Pult des Weißkdttels stehen. Über dem Bühnenbild, das jetzt hervortritt, liegt trübes Grau. Da steht wieder der Holzschuppen mit dem bemoosten Dach aus der ersten Szene. Herum und darüber eine schemenhafte Gesellschaft, die die Erinnerung wachruft an das Leben eines Phantasten. 20
der immer nur s i c h s e l b s t gesucht hat; eben jenes Peer Cynt. Der geht jetzt, mdt einem fremden Ausdruck im Gesicht, unerkannt zwischen die Menge, hört sie von seinem elenden Leben reden, bleibt allein zurück, hockt am Schuppen hin und zerpflückt gedankenverloren eine Frucht, Haut um Haut. Und jede Haut ist die Phase seines wilden Lebens. Peer Gynt sinnt über sich nach, über sein Dasein. Schweißperlen glitzern an der Schläfe des Heimgekehrten, und die Hand zittert, als er die letzte Schale der Frucht weit von sich wirft. Fast erlösend kommt von der Höhe herunter ein zeitlos alter Mann, wie ein Mönch angetan, mit einem gewaltigen Gießlöffel über der Schulter. Es ist der nordische Zauberer, der alles mißglückte Menschenvolk in seinem Gießlöffel umschmilzt. Auch Peer Gynts mißratenes Leben soll ausgebrannt, ausgelöscht werden. Und nun beginnt ein atemberaubendes Gespräch der beiden Alten. Es ist die Abrechnung über ein Leben, das verträumt, verspielt und vertan wurde. Doch ein letzte« Mal wird dem Manne Peer Gynt eine Frist gesetzt. Wer aher könnte ihn in dieser kurzen Zeit noch erlösen von seiner Schuld? In den Tälern und Bergen begegnen ihm nur Gestalten, die da« Ausweglose seines Daseins bestätigen: „So unsagbar arm kann ein Mensch also gehen zurück in die grauen Nebel des Nichts". Mühsam und müde kriecht der Mann höher die Felsen hinauf; da oben breitet sich Helle aus, wie von tröstlich aufgehender Sonne. Mit einem Male entschleiern sich die lichten Strahlen und im Glast der Sonne steht die wohlbekannte Blockhütte mit dem Rentiergeweih und dem hölzernen Schloß. Die ewig wartende Hoffnungsmelodie Solveigs tönt leise. Die Greisin wartet, wartet auf ihn . . . sie hat den Unrastvollen immer gesehen, seinen ganzen Lebensweg begleitet . .. trotz aller Ferne und aller Entfremdung. Der greise Mann Peer Gynt klammert sich an ihr fest und verbirgt sein Angesicht in ihrem Schoß. Der Glanz des Lichtes wird sehr stark!
Der Vor Hang fällt! „Vorhang!" „Courtain!" „Rideau!" „Sipario!", so tjeiiit es in der ganzen Welt; wenn ein Stück zu Ende ist. Er fällt sehr langsam, der große Vorhang, der uns ein Leben, ein Mensrhenschicksa] enthüllt ?.\
Hai. Doch kaum hat sain unterster Sauin den Bo.den berührt, da fällt auch von all den Vermittlern des dramatischen Vorganges eine verzehrende Spannung, die sie stundenlang dn höchster Erregung gehalten hat. Ein krampfiges Lächeln liegt auf aller Gesichtern. Bis dann von draußen, jenseits der vierten Wand, nach der Ergriffenheit, das erlösende Zeichen des Beifalls erschallt. Noch sieben-, achtmal hebt sich der Vorhang, die Darsteller verneigen sich müde lächelnd. Der Weißkittel geht über die Fläche des Spiels, die jetzt wieder ein gewöhnlicher Bretterboden ist, und sagt sachlich: „Eiserner". Ein dumpf •dröhnendes Geräusch, ein Etwas fegt von draußen an dem Vorhang herunter. Jetzt hat der eiserne Vorhang — 14X10 Meter groß — die beiden Räume endgültig voneinander getrennt, den Raum des Schenken« und den Raum des Empfangens. Der Regisseur hat seine Eintragung in das Tagebuch des Inspizienten gemacht, er drückt den Spielern dankbar die Hand. Der Mann, der Peer Gynt war, geht schweißgebadet, matt dn seine Garderobe. Er hieß in dem eben durchlebten Leben Peer Gynt, ,Peter Glück', aber sein Gesicht ist leer und ausgebrannt. Die vieltausendkerzigen Strahler werden blind . .. das große Zauberlicht verlöscht. Doch das Rad der Theaterwelt dreht sich weiter .. . Die beiden Seiten-Meister .. rechte Bühnenseite, linke Bühnenseite . . . und der Schnürmeister, der Vormann der Arbeitsgalerien, erhalten vom Meister des Theaters die Anordnungen für den kommenden Morgen: „Die Troubadour-Dekoration hereinfahren für morgen abend; den ganzen Peer Gynt ins Magazin; die betreffenden Hänger auswechseln. Um 9 Uhr auf der Bühne Bauprobe für .Dame Kobold'. Drehscheibe auflegen! Sie fangen mit Ihren Leuten um 6 Uhr an! Hier sind die Grundrisse- Macht die Bühne sauber. Gute Nacht!" Es ist aber noch nicht ruhige Nacht in diesem Hause; denn viele, die es bevölkern, sind Nachtmenschen, ihre Arbeit beginnt erst am Abend, wie es die Eigenart ihres Lebens und Berufes will. Türen klappen auf den Gängen, Kostüme werden zusammengetragen, Barte und Perücken gesammelt. Beobachtungen des Spielablaufes von Garderobe zu Garderobe ausgetauscht.
* Mit dem Meister geht es nun Treppen hinauf, höher und höher, bis in einen Saal, dessen jetzt nachtschwarze Oberlichtfenster das Atelier überspannen.
In den Werk statten Spätarbeit! Der Spielplan des Hauses drängt. Oper, Operette, Schauspiel der nächsten Tage wollen versorgt und ausgestattet seinEinzelne Wandteile liegen hier, auseinandergenommen, auf dem Boden und werden von Tischlern mit Leisten benagelt. Mit Rieisenbürsten an meterlangen Stielen versehen, warten schon die Maler, diese Wände mit Farbe zu überziehen. Im größeren Teile des Raumes herrseht eine gewisse Feierlichkeit. Hier stehen zwei Maler, in Filzpantoffeln, mit Giganten-Pinseln und einer fahrbaren Palette auf einer Riesenleinwand — 10X16 Meter — und übertragen eine Zeichnung aus einem Skizzenbuch in diese ungeheuren Dimensionen. Ein Ungeübter würde vor dieser Aufgabe erschrecken. Doch hier geht es fachkundig zu. Jedes kleine Quadrat der Entwurfsskizze wird auf einen Quadratmeter der Leinwand übertragen. Ab und zu klettert einer der beiden Maler eine Leiter hoch bis unter den First und teilt den Untenstehenden seine Beobachtungen mit. Perspektive, Linienführung und farbige Abstufungen müssen genau beachtet werden, das Bild soll nicht auf Nähe, sondern auf Entfernung wirken. In einem weiteren Räume brummt die Bandsäge, heult die Kreissäge. Die Tischler bauen hier plastische Teile, Säulen, Felsen, Bäume. Genaue Werkzeichnungen unterstützen sie. Ihre Arbeit muß ebenso auf Leichtigkeit wie auf Festigkeit achten. Die eingespielte Mannschaft reicht sich fachgerecht Stück um Stück zu . . . es wird nicht viel gehobelt oder gar poliert dabei, aber das gefertigte Stück muß mancheir Sturm aushalten können. In einer Ecke dieser großen Werkstatträume, schall-abgedichtet, aber immer noch in Sichtweite, hat sich der Bühnenbildner seinen Arbeitsraum eingerichtet. Sein Platz ist nahe bei der Stätte seiner Taten, denn er ist ein ruheloser Wanderer von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz. Sein Arbeitsraum muß zugleich eine stille Klause sein, denn dieser Mann muß sich von Zeit zu Zeit etwas einfallen lassen. Und diese Zeiten fallen meist sehr dicht aufeinander. Eben ist er dabei, an einem Bühnen-Modell herumzubasteln. Die kleine Bühne, in der er seine Versuche anstellt, ist puppenstubengroß, entspricht aber in ihren Maßen genau den Verhältnissen des großen Theaters. In einem neutral gefärbten Rahmen, dessen Öffnung der imaginären vierten Wand unten in diesem Hause entspricht, rollt auf einer Scheibe die „Straße von Don Juans Haus", das „Zimmer der Donna Angela" und das „Zimmer des Don Manuel" vorbei. Diese nüchternen szenischen Angaben sind der einzige An-
Iialt im Text vnu Calderons Lustspiel ..Darm; Kobold". Au« diesen wenigen Anhaltspunkten, die der Dichter gegeben, muß der Bühnenbildner die Umwelt, die Kulissen zu dieser heiteren Komödie ersinnen und schaffen. Aus Architektur, Plastik, Farbe und Beleuchtung hat er auf der Modelldrehscheibe etwas gezaubert, das von Schauplatz zu Schauplatz ineinanderfließt, ohne einen toten Punkt zu ergeben, ganz wie es die flüssige, quirlende Handlung erfordert. Der Regisseur, der noch auf einen Sprung zu seinem wertvollen Helfer herabgekommen ist, sitzt — jetzt selbst ein Zuschauer — vor der kleinen Bühne und läßt sich die Spielsituationen vorführen. „Ja, hier auf der Straße, hinter diesem Schnörkelpfeiler, kann sich der muntere Diener Cosme verstecken, auf diesen Balkon kann Clara, die Zofe der Donna Angela, heraustreten . . . und während der Zweikampf der Ehrenhändler sich nach rechts in die Straße verzieht, rollt dann im Umschwung der Drehbühne links der Eingang in Don Juans Haus mehr in die Mitte des Blickfeldes. Wenn dann Herr und Geladener das Haus betreten haben, ist das Zimmer Don Manuels gänzlich in die Sicht der Zuschauer gefahren." — Der Regisseur vergleicht die Anordnung hier im kleinen, naturgetreuen Abbild der Bühne mit den Stellungs- und Gangeintragungen in seinem Regiel>uch. „Gut, und nun das Zimmer der Donna Angela, der Dame Kobold, die durch den Glasschrank schlüpft, um im Zimmer de« Gastes heimlich ihr prickelndes Wesen zu treiben." Der Finger des Bühnenbildners langt erneut von oben in die Zauberkiste der Miniaturbühne und läßt die kleine Welt darin sich weiterdrehen. „Halt!" meint der Regisseur, „hier diese Trennwand zwischen den beiden Zimmern lassen wir im letzten Akt in der Mitte der Bühne stehen, man sieht dann in beide Räume zugleich, und der Zuschauer erfährt bei dieser Gelegenheit um eine Nasenlänge vor den Spielern die Lösung des Geheimnisses." „So geht's", sagt der Spielleiter und klappt sein Buch zu . .. Über Spielart der launigen Komödie Calderons, über Kostüme und Haartrachten, über Farben und Licht, über Möbel und sonstige Gegenstände hat der Regisseur sich schon früher mit dem Bühnenbildner unterhalten. Als Ergebnis dieser Gespräche hängen Entwürfe an der Wand und liegen Grundrisse auf dem Zeichentisch. Nun hat unser Theatermeister noch manche Frage an den Bühnenbildner: Wie schnell die Drehungen der Drehscheibe vollzogen werden sollen, um danach die Versteifungen, die Befestigungen der einzelnen Teile, errechnen zu können. Er will wissen, wieviel Personen auf den Balkon und über die dahinter liegende Wendeltreppe gehen werden, um 21
Gewählt ist die Dekoration zu Calderons .Dame Kobold" {Text siehe Seite 23). Die Gestaltung desAufbaues ist so vorgenommen, daß die einzelnen Bild-Ausschnitte sinnvoll ineinander übergehen. So kann der Ablauf des Spieles sich ohne Pause, ohne Vorhang-Fallen, vollziehen. Die Spieler begeben sich von der Straße in die Vorhalle, und, während die Scheibe sich dreht, in den anschließenden Raum und so weiter. Es gibt Drehbühnen von verschiedenem Durchmesser und von unterschiedlicher Konstruktion: Auflege-Scheiben aus zusammenzufügenden Einzelteilen, zusammenklappbare Scheiben und fest eingebaute Drehbühnen, bei denen sich die gesamte Untermaschinerie mitdreht. Zur Eigenbeleuchtung der aufgebauten Dekoration (hier z. B. des Hingangs, der Wendeltreppe, der Alkoven) ist in der Mitte der Drehscheibe ein Schleifkontakt angebracht. (Zur Verdeutlichung ist bei der vorliegenden Zetchnunrj der sieht bare,Teil der Scheibe dunkel gehalten.)
sie tragfest bauen zu können. Als alles genügend besprochen und geklart ist, schütteln sich Regisseur, Bühnenbildner und Theatermeister die Hände zur Nacht; in ihren Köpfen steht das Grundsätzliche der „Vorstellung" fest. Der Regisseur weiß, daß er seine Spieler mit jener Leichtigkeit gehen, tänzeln, springen lassen kann, wie es dem heiteren Linienspiel des Bühnenbildes entspricht. Der Bühnenbildner weiß, daß die Übertragung seines Bühnenmodells ins Große den beabsichtigten Eindruck erzielen wird. Der Theatermeister aber weiß, daß sich die künstlerischen Absichten von Bühnenbildner und Regisseur auf der Bühne des Hauses auch technisch verwirklichen lassen. Nach dieser Geburtsstunde beginnt eine wochenlange Arbeit, die viele einzelne Kräfte in den Dienst einer einzigen Absicht stellen muß. Für morgen früh schon ist die Bauprobe angesetzt, bei der sich gegenüber den Entwürfen noch manche Änderungen ergeben können. Auf der Fläche der großen Bühne wird b«i der Bauprobe durch markierende Dekoratdonsteile der ganze Bau maßgerecht angedeutet; die verschiedenen Einsichten aus Parkett und den Rängen werden kontrolliert, die Dauer der Wege der Darsteller von einem Schauplatz zum anderen berechnet. Übermorgen wird dann die erste Stell-Probe stattfinden; sie ist für die Darsteller eine erste Gelände-Besichtigung der Schauplätze des neuen Stückes. Viele weitere Proben müssen dann noch überstanden werden, bis sich unter der Hand des Spielleiters alles geklärt und in geordnete Bahnen gelenkt hat. Dann kommen die entscheidenden Tage des Ausarbeiten«, des Feilen«. In dieser Zeit werden auch die Kostüme, die entgültigen Dekorationen, Licht, Farbe und Bewegung erprobt. Den Abschluß bilden die immer aufregenden Tage der Haupt- und Generalproben. Nach diesem verwirrenden Eindruck tappst du hinter dem Meister her die Treppen herunter, Gänge entlang. Der Feuerwehr-Kontrollmann begegnet euch schlüsselbundrasselnd auf seinem nächtlichen Weg durch das Haus. Drüben irgendwo brennt noch helles Licht, man hört Stimmen, Nähmaschinen surren. Also auch in der Kostüm-Werkstatt wind noch gearbeitet! Viele Frauen und Mädchen sind hier beschäftigt. Die Kostümbildnerin lädt zu einem kurzen Verweilen ein: „Ja, wissen Sie", erklärt sie dir, „die Sopranistin und der dicke Tenor, die morgen abend im Troubadour zu Gast sind, haben etwas ausgefallene Figuren, und da müssen die Kostüme bis morgen früh geändert sein. Gleichzeitig, da die Nacht sowieso angebrochen ist, wer26
den noch zwölf Girlkostüme für die .Fledermaus' fertiggemacht, um Zeit und Luft, für die Vorbereitung der Calderon-Aufführung zu gewinnen." An die Wand geheftet, hängen schon die Kostümentwürfe für die Donna Beatric, die Donna Angela, Don Manuel und die anderen Spieler des Stückes, lebendig und treffsicher in Tusche von der Hand des Bühnenbildners hingezaubert. Die Kostümbildnerin hat notwendige Einzelheiten dazu .gegeben. Man öffnet dir die Türe zum angrenzenden Kostüm^Fundus. An hohen Regalen hängen, fein säuberlich nach Männlein und Weiblein getrennt und nach Zeiten geordnet, die Bekleidungsstücke der Menschen von den Urzeiten her bis in zukünftige, noch nicht erlebte Zeiten. Felle und Binsenröcke, assyrische Zaubermäntel, mittelalterliche Talare und Mönchskutten, spanische Mamillen und Königsornate, Radmäntel und Bettlerröcke. Dazu Gürtel, Gehänge, Taschen und Kapuzen, Sandalen, Stulpenstiefel und Holzschuhe, Kappen, Baretts, Schlapphüte und Südwester. Schubfächer enthalten Schmuck. Diademe, Kronen aller Dynastien, Fächer und Handschuhe. Kehrten sie alle wieder zur Erde zurück, die vergangenen Geschlechter, eie fänden hier im Fundus alle die ihnen zugehörige, vertraute Tracht. Nicht genug damit! Eine weitere Türe wird vor dir aufgestoßen. Sie führt in das Arsenal aller Waffen vom Steinbeil bis zur — selbstverständlich ungeladenen — Maschinenpistole. Die Cherusker der Hermannsschlacht mit Bronzeschwert und Streitaxt stehen neben den Pappenheimer Kürassieren in Sturzhelm, Brünne und Beinschienen. Der silberne Panzer der heiligen Johanna hängt neben Götz von Berlichingens eiserner Faust. Lanzen, Speere und Hellebarden, Vorderlader und Musketen reihen sieh aneinander. Die Waffen, die beim kriegerischen Geschehen in Verdis „Troubadour" morgen getragen werden, hat der Rüstmeister schon zurechtgelegt. An einem Amboß mit Lötkolben und Punzhammer hat er am Tage an einem blanken Helm geformt, der bei der Aufführung benötigt wird. Doch genug von dieser Waffenkammer! Es ist schon um Mitternacht. Zurück und über Treppen und Gänge hinab. Du überquerst, um den anderen Flügel des Hauses zu erreichen, die verlassene, leere Bühne. Nur das Lämpchen über dem Pult des Inspizienten und die roten Notlichter brennen. Unheimlich gleitet dein Schatten über die fernen, weißen Wände. Gespenstisch stehen noch ein paar Palmen vomoAbend verloren im Hintergrund. Leise bewegen sich Vorhänge im Nachtwind, der durch irgendeine Öffnung hereindringt. Was flüstert und raunt da? Was wispern für Stimmen aus der Tiefe? Wer 27
aVhzl da? Sind es dir Geister, dit- an vielen hundert Abenden an dieser Stätte beschworen wurden? Der Besen der Reinemachefrau, die morgen früh über diese Bretter fegt, nimmt die letzten Spuren des äußeren Geschehens mit fort. Aber es bleibt die nachwirkende Erinnerung in denen, deren Auge, Ohr und Herz dem Geschehen und Gehörten weit offen war. Denn zum kleinen und großen Spiel geboren nicht nur die, die spielen, sondern noch mehr die, die schauen und hören. Jenseits der Bühne ist der Raum, in dem der Theaternieister seine Stätte hat. Es hängen keine Abbilder gewesenen Scheins an den Wänden, sondern nüchtern schwarz-weiße Grundrisse und Aufrisse des Gebäudes. Hier ist dein Weg durch das ganze Haus wie auf einer Landkarte zu verfolgen. Der Lageplan zeigt tief in den Kellern die doppelt wirkenden Saug- und Druckpumpen für die hydraulischen Versenkungen, die Untermaschinerie mit den Riesengerüsten und den „Freifahrten" (Wagen, die von unten her schwere Dekorationsteile auf der Bühne zauberhaft schnell nach rechts und links fortbewegen können). Eingezeichnet sind die Standorte der Elektromotoren für den eisernen Vorhang, für den Rundhorizont und die Drehscheibe. Weiter erkennen wir den Aufriß der Gesamtbühne vom versenkbaren „Orchestergraben", über die Rampe bis zum Proszeniumsrahmen, der in Höhe und Breite verschiebbar ist, dann auf der Bühne die Einteilung in die sogenannte „Gassen". Diese Bezeichnung stammt noch aus der Zeit der Barockbühne, wo von einer gemalten Seitenkuliisse bis zur anderen ein Auftritts- und Beleuchtungs-Zwischenraum war. Heute versteht man unter „Gasse" jeweils einen Tiefenabschnitt der Bühne. Meist reicht er von einem Oberlicht zum anderen und enthält in der Obermaschinerie jeweils eine Anzahl Lastzüge. Auf dem Grundriß der Bühne ist hinter dem Rundhorizont eine etwas engere Hinterbühne zu erkennen, von wo aus die Portale in die großen Hallen der Magazine führen, die zur Unterbringung der gerade benötigten Dekorationsteile dienen. Der Plan für die Kellerräume verzeichnet ausgedehnte Möbelmagazine und die Lager für die Requisiten, die der Hausrat der Bühne sind: Gegenstände aller Art, vom Bronce-Rasiermesser des Leon aus „Weh' dem, der lügt", über die Mumie aus „Cäsar und Cleopatra", über den Hobel des Valentin im „Verschwender", den Apfel des „Wilhelm Teil", den Schwan „Lohengrins" bis zu den leeren Dokumentenmappen, die die Todesurteile für „Maria-Stuart", den „Egmont" und all die vielen Todgeweihten enthalten, die doch durch ihr Bühnehdasein immer wieder auferstehen. Uhren, Wanduhren und Stand28
uhren, Pcndulen und ,.Nürnbergisch Eyer", die wahrscheinlich nie mehr die Normalzeit anzeigen wenden, und was es an tausendfältigem Gerät sonst noch gehen mag — das alles ist auf Regalen und in Schubfächern aufbewahrt und registriert, so daß es leicht aufzufinden ist, wenn es gebraucht wird. Wie ein scharfer Schnitt verläuft quer durch den Grundrißplan des Hauses die Trennlinie der Brandschutzsperren, des Eisernen Vorhanges und der eisernen Schleusentüren, vor denen das „Vorderhaus" sich ausdehnt: Der Eingang mit der Kassenhalle, die Kleiderablage und die Wandelgänge, Treppen und Erfrischungsräume, und dann der Zuschauerraum mit seinen Sitzreihen. So, da wären wir wieder, wo du heute abend gesessen hast: Parkett, dritte Reihe rechts, Platz Nr. 67. Der Meister nimmt den Finger von dem Plan, auf dem er dir die Lage der Gebäudeteile und Einrichtungen gezeigt hat. Er knipst das Licht über dem Zeichentisch aus. Du mußt noch einen Weg und einen einzigen Besuch mit ihm aushalten. Ihr klettert auf nächtlichem Gang zu dem Manne, der unter den dramatischen Werken der Welt siebt und sichtet und das aussucht und vorschlägt, was sich in diesem Hause und auf dem vorhin überschrittenen Bretterboden der Bühne abspielen soll. Der Dramaturg, ein Nachtarbeiter wie viele in diesem Hause, empfängt euch in seinem Raum. Endlich ein Sessel, endlich eine Zigarette! Sogar eine Tasse Kaffee wird von freundlicher Hand gereicht. Es war fast zu viel, was du alles gesehen, gehört, erlebt hast! Und nun erfährst du, daß all das Geschaute nur ein Teil des Ganzen, ein Ausschnitt aus der so verschlungenen Welt des Theaters gewesen ist. Aber, es war doch wohl die Hauptsache? Gewiß . . . aber, die Berge von Manuskripten dort auf dem Tisch des Dramaturgen .. . vielhundert weitere füllen die Schränke . • • geben eine Ahnung von dem, was sonst noch an wesentlicher Arbeit einer Vorstellung vorangeht. Aus der dramatischen Literatur aller Zeiten und aller Völker gilt es zu wählen, was gerade in dieser Spielzeit und eigens, für dieses Haus zur Aufführung geeignet erscheint. Bei den musikalischen Werken, bei Opern und Operetten muß bei der Auswahl des Werkes Rücksicht auf die Sänger genommen werden, die für das Theater verpflichtet sind, und bei Schauspielen auf das Schauspiel-Ensemble, das zur Verfügung steht. Gelegentlich lassen sich Bearbeitungen des Werkes. Textänderungen 29
oder Streichungen nicht vermeiden, wenn die Regieanweisungen des Textdichters oder der Opern- oder Operettenkomponisten nicht zu verwirklichen sind. Bei lebenden Dichtern geschieht das nicht ohne ihre zustimmende Mitwirkung. Darüber hinaus gilt es, die Werke so aufeinander abzustimmen, daß imVerlauf einer Spielzeit und im immerwährenden Wirken dieses Hauses eine Absicht erkannt wird, die auf die Dauer ihren Eindruck nicht verfehlt. Aus dieser wesentlichen Aufgabe des Dramaturgen ergibt sich auch die tägliche Kleinarbeit bei der Gestaltung der Programmhefte, des einführenden und begleitenden Textes zu den Aufführungen, gelegentliche Vorträge zu außergewöhnlichen Darbietungen, der Verkehr mit den Verlegern oder den Dichtern selbst, meist auch die Werbung, die Abstimmung des eigenen mit dem Programm der Nachbarbühnen und . . . eine stille* immerwährende Verpflichtung, das Gewissen des Hauses zu «ein! Der Dramaturg öffnet die Türe zu dem großen Konferenzraum, in dem morgen mittag eine Regiesitzung stattfinden wird. Die Unterlagen hierzu legt er auf den Platz, den der Intendant einnehmen soll. Da werden die Meinungen der Bühnenvoretände, der Spielleiter, der Dirigenten, des Bühnenbildners, des Technikers und zuletzt seine eigene sich in lebendiger Aussprache begegnen oder auch aufeinanderprallen. Das Konzert dieser vielfältigen Stimmen einer Absicht unterzuordnen und durch geistig und diplomatisch überlegene Führung zur Harmonie zu bringen, ist die Aufgabe des Intendanten. Er ist der Höchstverantwortliche des Hauses; aber sein Blick ist nicht durch den Horizont seines Theaters begrenzt. Ihm ist ein Guttei! des künstlerisch-kulturellen Lebens der Stadt, in der er tätig ist, des Landes, in das er hinauswirkt, anvertraut. Ihm obliegt es, die Aufgaben, die er sich und seinen Mitarbeitern gestellt bat, mit den materiellen Möglichkeiten in Einklang zu bringen, die die Zeitumstände in reichlichem oder meist sparsamem Maße bieten; denn das Theater ist nicht nur ein Kulturinstitut, sondern auch ein Wirtschaftsunternehmen, das sich nach einem festgelegten Haushaltsplan richten muß, wie jedes andere Unternehmen. Der Intendant entscheidet im letzten auch über den Spielplan. Er beobachtet gemeinsam mit dem Dramaturgen, was in der Welt an verheißungsvollen Neuschöpfungen auf dem Gebiete des Dramatischen zum Durchbruch kommt, er fühlt sich aber auch der Tradition der großen Theaterkunst vergangener Zeiten verpflichtet und läßt sie zu neuem Leben erblühen. Oft sitzt er als Zuschauer in den Parkettreihen fremder Theater und hält Ausschau nach Kräften, die er nach Ablauf ihrer 30
Hans Sachs-Bühne mit dem Schaugerüst und dem Komödiantenzelt dahinter. Der Ort der Handlung ist gleichgültig, das Wort beherrscht die Szene. A n s t e l l u n g s f r i s t für d e n S p i e l k ö r p e r (das E n s e m b l e ) seines e i g e n e n T h e a t e r s g e w i n n e n k ö n n t e . D e n n e s ist von j e h e r ein i m m e r w ä h r e n des W a n d e r n v o n B ü h n e z u B ü h n e , ein s t ä n d i g e r f r u c h t b r i n g e n d e r A u s t a u s c h auf d e n B r e t t e r n , die d e m B e s t r e b e n nach d r a m a t i s c h e r Betätigung von jeher mannigfachsten Spielraum gegeben haben.
* E s ist schon s p ä t i n d e r N a c h t , als wir d i e W a n d e r u n g d u r c h d a s vielschichtige H a u s b e e n d i g e n . D e r D r a m a t u r g will noch a r b e i t e n . S o n e h m e n w i r voll l e b e n d i g s t e r E i n d r ü c k e Abschied u n d t r e t e n a u s edner f a r b e n b u n t e n u n d e r r e g e n d e n W e l t i n d e n g r a u e n , verh a n g e n e n M o r g e n , k e h r e n i n die W e l t zurück, „ d i e ein T h e a t e r ist, d a s w i r oft nicht l i e b e n k ö n n e n — d a f ü r u n s a b e r das T h e a t e r e i n e W e l t sein soll, die w i r l i e b e n d ü r f e n . " Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky Textillustrationen Hanns Gröninger L u x - L e s e b o g e n 121 ( K u l t u r ) He f t p r e i s 2 5 P f g . Natur- und kulturkundliche Hefte — Bestellungen (vierteljährl. 6 Hefte DM 1.50) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt — Verlag Sebastian Lux, MmnaiiMünchen — Druck: Buchdruckerei Mühlberger, Augsburg
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LUX-LESEBOGEN sind z u r Zeit l i e f e r b a r : Kunst und Dichtung
49. Moderne Kunst 55/56. Goethe 61. Gemälde 72. Wilhelm Leibl 80. Formende Hände 107. Cervantes 109. Selma Lagerlöf 113. Der Schneider von Ulm 115. Eduard Mörike Geschichte
101. Buddha 106. Gandhi 112. DerMannvonSolferino (Henri Dunant) 116. Ritter, Bürger, Bauern 117. Dschingis-Chan Völker und Länder
67. Im Reich der Höhlen
110. Ninive und Babylon 114. Wir ritten nach Lhasa Tiere und Plhuvien
45. 57. 62. 64.
Augen auf! Tiervölker wandern ü b e r Wald und Heide Ringvogel 32521
102. Bergmann des Ackers 103. Wunder der Vererbung 108. VomPilzzum Penicillin 118. Die Wespen-Königin 119. Lebende Kristalle Physik, Technik, Sternenkunde
48. 60. 100. 105. 111.
Luftgaukler Meteore Welteninseln Erdöl Klingender Wald (Das Wunder derGeige) 120. Edison
VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU/MÜNCHEN
Mannnn!
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das war damals eine prima Idee! »Mit der Marke in die Karle — mildern POSTSPARBUCH auf Fahrt...« Und hinter jedem Berg eine Poststelle — Und bei jedem See ein Postamt — überall können wir bequem unsere Spargelder abheben! Also: Gleich anfangen mit der POSTSPARKARTE! Die POSTSPARKARTE ist für jede Briefmarke geschaffen. Mit der POSTSPARKARTE ins POSTSPARBUCH! Mit dem Postsparbuch auf Fahrt! Fragt DAS POSTSPARBUCH
Euer
Postamt! DEINE «EISEKASSE