KLEINE
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DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN N A T U R - U N D KU LT U R KU N D L I C H E H E F T E
OTTO
FEISINGA
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KLEINE
BIBLIOTHEK
DES
WISSENS
LUX-LESEBOGEN N A T U R - U N D KU LT U R KU N D L I C H E H E F T E
OTTO
FEISINGA
WASSER WÜSTE WEIZEN Gebändigte Wasser im Tennessee-Tal
Signature Not Verified
Manni
VERLAG
Digitally signed by Manni DN: cn=Manni, c=US Date: 2006.05.18 16:59:08 + 01'00'
SEBASTIAN LUX
MURNAU . MÜNCHEN . INNSBRUCK . BASEL
Tsi-Nan am unteren Hoang-ho, April 1946 Dunkel hängen die Wetter über der Stadt. Und immer wieder steigen neue regenschwere Wolken auf und ziehen langsam ins Land, ins vieltausendmeilenweite Land des „Reiches der Mitte", dorthin, wo der Hoang-ho herkommt, der „Gelbe Fluß", der 4500 Kilometer weit seine Straße zieht. Auf der Terrasse des Hauses zu den „Silbernen Götterbergen" sitzen weiße Herren, Mister Greenwood hat sie eingeladen: den greisen Dr. Pedro Domelli, den stillen Philosophen, zwei Teekaufleute und den blutjungen dänischen Journalisten, den die Unrast seiner Jugend, die das Abenteuer sucht, durch die Länder der Erde treibt. Mister Greenwood, der Herr des Hauses, berührt mit lässiger Bewegung den rotkupfernen Tischgong. Lautlos huscht der chinesische Boy herbei. „Whisky!" Der Diener lächelt, lächelt wie immer, verneigt sich und geht. „Glückliches Völkchen", sagt der Zeitungsmann, „da sterben nun im Lande unzählige Menschen, ertrinken elend im Sturz der Hochwasserfluten. Was kümmert's die Leute, die hier im sicheren TsiNan wohnen: Sie lächeln zu allem, was ihre Götter ihnen schicken." Die Herren schweigen. Sie sind schon lange im Land, sie wissen um das Rätsel dieses Lächelns. Hier „wahrt man das Gesicht". Man kehrt sein Herz nicht nach außen, das Antlitz darf nicht widerspiegeln, was drinnen in der Brust vorgeht. — Leid oder Freud': wer wohlerzogen ist, lächelt. Mr. Greenwood schaut zu dem jungen Dänen hinüber: „Der Boy stammt aus Wei Pa-fu. Seit Wochen weiß er eichts mehr von seiner Familie . . . über Wei Pa-fu ging das Hochwasser hinweg . . ." Der Däne begehrt auf: „Der Rundfunk spricht von hunderttausend Ertrunkenen. Die Hungersnot wird folgen, und sie verschlingt wieder hunderttausend Menschen. Warum bändigt niemand dieses Ungeheuer des Stromes? Ich stehe vor einem Rätsel: China ist das Land uralter 2
Kultur; seine Staatsmänner, seine Philosophen und Dichter stehen unseren ebenbürtig zur Seite. Wie konnte es dahin kommen, daß aus diesem Volke niemand kam, der — wie wir — die Gewalten der Natur in festgefügte Ordnung zwang!" „Die Erreichung des inneren Gleichgewichts, das Studium der alten Klassiker, die Versenkung in die eigene Seele war den Chinesen für Jahrtausende wichtiger als die Beschäftigung mit der Technik", sagt Greenwood. Pedro Domelli neigt sich vor und schaut über die Brüstung der Terrasse ins Land. „Was die Götter schicken, ist gut und heilsam: Wasser- und Hungersnot, Pest und Erdbeben, Feuer und Taifun. Dem Chinesen fehlte die Kraft zum Aufbegehren, der Wille, sich die Erde Untertan zu machen. Die Gewalten der Natur waren nicht seine Feinde, auch wenn sie ihn vernichteten. Er nahm hin, was sie über ihn verhängten. Er bezwang sein Leid von innen her, er lud es nicht auf die Schultern anderer, er trug es für sich allein, er lächelte. Und anscheinend war er glücklich dabei." „Nein, nein!" widersetzt sich der junge Däne von neuem. „Wohin käme die Menscheit, wenn alle so dächten. Herr Doktor, Sie spielten heute auf ein Wort aus der Bibel an: .Machet euch die Erde Untertan!' Das ist ein Befehl aus dem Ewigen, an uns Menschen gerichtet. Ich bin vor zwei Monaten drüben gewesen in den USA. Ich sah dort, was Menschenwille gegen die irdischen Mächte zu Werke bringt. Ich will Ihnen vom Tennessee-Stromtal erzählen. Das große Amerika hat hier ein Beispiel für die ganze Welt gegeben." Dr. Pedro Domelli verbirgt ein leises Schmunzeln hinter dem Rauch, der seiner Shagpfeife entquillt. Er hat Freude an dem jungen Reporter, der mit den Fäusten in die Sterne greift. Er denkt genau wie dieser Feuerkopf aus Dänemark, nur daß die Jahre ihn stiller und duldsamer gemacht haben. Aber er hat recht, dieser Junge, denkt er. Man muß dem Schicksal das Letzte abtrotzen; nicht um seiner selbst willen, sondern für die anderen, die Schwächeren, die vom Schicksal Geschlagenen. Die Tür öffnet sich, der Boy trägt den Whisky auf. Immer noch lächelt er. Aber bevor noch der Trank in den Gläsern emporsteigt, hat der junge Däne schon seinen Bericht begonnen: vom Stromtal des Tennessee, und wie die Menschen dort Fluch in Segen verwandelt haben. 3
Mittelosten der USA, am 13. Mai 1931 In den Riesenstädten am Ohio und am Mississippi staut sie die Menschenmasse vor den Anschlagtafeln der Zeitungen; Tausende drängen zu den Lautsprecheranlagen, man erwartet die letzten Wasserstandsmeldungen. Auch drüben an der Ost- und Westküste der Vereinigten Staaten bringen die Tagesblätter in großen Schlagzeilen die Sensationsmeldungen von der neuen Flutkatastrophe. New York, San Franzisko und Chikago erleben am Rundfunk mit, was sic"im Mittelosten ereignet. In den überfluteten Straßen von Memphis und New Orleans rufen die Zeitungsjungen trotz des strömenden Regens die Extrablätter aus. Die Menschen reißen sich um die Zeitungsberichte. Schwerer Ernst lastet auf Hunderttausenden von Farmern. In ihrer Existenz bedroht, warten sie auf ein rettendes Wunder; die Arbeiter in den kleinen Fabriken längs der angeschwollenenStröme suchen in verzweifelter Hast wenigstens die kostbarsten Maschinen und Lagerbestände auf Kähnen zu bergen; die Geschäftsleute und Kleinbürger in all den Städtchen längs des Ohio, Mississippi und Tennessee raffen rasch ihre beste Habe zusammen und flüchten auf die kahlen Uferhöhen. Die Landstraßen sind von den Ameisenzügen aufgescheuchter Farmer, Arbeiter und Stadtbewohner bedeckt, die von der herannahenden Flutwelle aus ihren kleinen Besitzungen in die höher gelegenen Teile des Landesgedrängt werden. Und immer noch prasselt der Regen. Zehntausende von Tonnen Wassers fallen jede Stunde vom Himmel. Funksprüche durchzittern das niedrig ziehende Regengewölk. „Der F r e n c h - B r o a d i n n e r h a l b d e r l e t z t e n s e c h s S t u n d e n u m z e h n Z e n t i m e t e r g e s t i e g e n " , s o funkt eine Beobachtungstation in den Ashville Bergen. „Der C l i n c h ü b e r s c h w e m m t d i e D ä m m e " , meldet eine andere Station, und aus der Stadt Chattanooga kommen in höchster Lebensnot verzweifelte Hilferufe. „Holston und H i w a s e e steigen weiter. Regenfälle dauern an. Achtung Katastrophengefahr!" Die Stadt Knoxville in den Cumberlandbergen hat Wasser in den Straßen, die kleinen Baumwollstädtchen am Mittellauf des
Tennessee, wie Guntersville oder Decatur, ertrinken in den rotbraunen Wassermengen, die aus den Bergen hervorstürzen. Und, was das Furchtbarste sein wird: Das Hochwasser des Tennessee wird den Ohio und dann den Mississippi zum überlaufen bringen und damit die Flutkatastrophe auf ein unübersehbares Gebiet verströmen. Und es regnet Tag und Nacht. Der Little Tennessee und ein Dutzend anderer Quellflüsse sind zu reißenden Wasserstürzen geworden. Angeschwollen von all den plötzlichen Regenmassen, ist der Tennessee-Strom über die Ufer getreten. Zerstörend wälzt er sich in das gewaltige Land im Westen, wo er in einem Lauf von tausend Kilometern die hügeligen und ebenen Flächen von sieben Staaten durchmißt: North Carolina, Virginia, Georgia, Alabama, Mississippi, Tennessee und Kentucky. Das ist ein Gebiet, das von den 2000 Meter hohen Bergen von Allegheny bis zum urgewaltigen Weltstrom Mississippi reicht und eine Fläche umschließt, die so groß ist wie England und Schottland zusammen. Die Extrablätter schreien die Not dieses riesigen, von Menschen besiedelten Gebietes in die Welt.
New York Herald Tribüne vom 14. Mai 1931: Extrablatt! „Am Donnerstag überschwemmten angeschwollene Bäche und Flüsse über 400 000 Hektar tiefliegendes Farmland in sechs Staaten, vernichteten Frühjahrsernten, sperrten Autostraßen und forderten Todesopfer. Als die Fluten stromabwärts rasten, machte das Hochwasser Hunderte von Farmerfamilien in den Staaten Arkansas, Oklahoma, Kansas, Missouri, Indiana und Illinois heimatlos . . . Vor dem Ansturm der Fluten, deren Bekämpfung hoffnungslos war, mußte sich das Pionierkorps der Armee zurückziehen und einen Schutzdamm nach dem anderen preisgeben!" Die Schreckensbotschaften überstürzen sich. Während draußen der Regen an die Fenster trommelt, unterbricht der Rundfunk seine Musiksendungen: „Achtung, Achtung! Flutwarnung für das ganze Ohiotal abwärts Paducah! Achtung Mississippi! Höchste Gefahr, Tennessee steigt weiter!" Jede Stunde bringt neue Hochwasserberichte: „In den Staaten Illinois, Missouri, Arkansas, Oklahoma, Kansas und Indiana sind 5
bis jetzt 1 570 000 Hektar Land überschwemmt, 160 000 Menschen befinden sich auf der Flucht, viele Todesopfer sind zu beklagen!" Amerika lauscht atemlos an den Lautsprechern und weilt in Gedanken bei den gehetzten Menschen, die um diese Stunde — im regengepeitschten Dunkel der Nacht — vor der heranschwellenden Vernichtung flüchten und dem zerstörenden Wasser die Milliardenwerte ihres Besitzes überlassen. Und dieses Volk, das in Wolkenkratzern und hochmodernen Städten lebt, wird von demselben Gefühl der Machtlosigkeit ergriffen, das vor Jahrtausenden seine Urväter angesichts der rasenden Elemente überwältigte. Gegenüber der aufrührerischen Natur hat aller Fortschritt kaum etwas geändert. Soll es immer so bleiben? M u ß es so sein? Das sind die Fragen, die sich das junge Volk Amerikas stellt und zu denen es sich angesichts seiner hochentwickelten Technik berechtigt glaubt. Und in den Herzen vieler Tausender von Männern wächst der Wille, sich endlich gegen diese zerstörerischen Naturgewalten mit dem Aufgebot modernster technischer Mittel zur Wehr zu setzen und die tobenden -Elemente in Fesseln zu zwingen.
Knoxville in den CumberlandBergen, am 15. Mai 1931 Auf dem Flugplatz Knoxville rollt eine schwere Cumberland' Passagiermaschine gegen den Regenwind und löst sich mit donnerndem Dröhnen vom Boden. Sie geht nur wenige hundert Meter hoch und dreht nach Westen ab. Im Tiefflug überquert der gewaltige Luftomnibus das Stromgebiet des Tennessee. In seinem geräumigen Rumpf ist eine Anzahl von Männern aus allen Berufen um den Senator der Vereinigten Staaten George W. Norris geschart: Techniker, Ingenieure, Forstleute, Landwirte und Fachleute für Wasserbau, Industrielle und Vertreter der Universitäten. Lange Zeit beobachten sie durch die Fenster schweigend die Katastrophe ihres Landes, die da drunten lautlos und unübersehbar abrollt. 6
Sie sehen die gelben Wasser von den baumlosen, kahlen Hängen stürzen und die fruchtbare Scholle forttragen, sehen, wie kleine Siedlungen als winzige Inseln aus der spiegelnden Wasserfläche ragen. Man erkennt sogar die ameisenhaften, kleinen, winkenden Menschen, die sich auf die Dächer ihrer Hütten in Sicherheit brachten. An die Hänge haben sich, so sieht man von oben, Ansammlungen von eingeschlossenen Flüchtlingen gerettet, die mit Wagen, Gepäck und Vieh, vor den Fluten zurückweichend, immer höher hinaufgeklettert sind. Kleine Städte tauchen auf, deren Straßen und Brücken von den Wassern überdeckt sind. Die Ortskundigen unter den Passagieren nennen ihre Namen, zeigen auf untergehende Fabrikanlagen, auf armselige Dämme, die zerrissen und überflutet dem Unheil nicht Halt gebieten können. Die Maschine läßt nun das Bergland hinter sich. Der Strom biegt jetzt aus seiner anfänglichen Südrichtung nach Westen ab. Die Wassermassen haben hier, in dem sanften Hügelland von Tennessee, eine rötliche Farbe angenommen: Das ist die fruchtbare Erde, die nun als Schlamm im Strome treibt und die Turbinen und die Maschinen der im Flutweg liegenden Werke zerstört. Lange Zeit braust die Cumberland über die weiten Ebenen und über die Seitentäler des Tennessee-Stromtales. So weit der Blick schweift, begegnet er immer wieder den rötlichen Wassern. Hier und dort erkennt man treibende Bäume, Häuser, ertrunkenes Vieh, Menschen auf Flößen, die, Rettung erhoffend, zur Maschine hinaufwinken. Das Schweigen der Männer im Flugzeug wird drückend. Endlich ergreift der Senator das Wort. „Mitbürger", sagt er, „unsere Vorväter haben dies schöne Land dereinst mit Rifflebüchse und Beil erobert. An uns Kindern eines technischen Jahrhunderts wird es sein, dasselbe Land ein zweitesmal der Natur selbst abzugewinnen. Dem Elend muß ein Ende gemacht werden, wir müssen die Mittel finden, die Verewigung der Katastrophe zu verhindern." Von allen Seiten stimmt man dem Sprecher zu. Aus dem vereinten Willen zu helfen, formt sich ein klarer Plan. Man wird aus allen Beteiligten, Staat, Gemeinden und Anwohnern, eine Gesellschaft bilden, die ohne Verzug gegen den Katastrophenstrom angehen wird. 7
Und sie reden über die Form, die man der künftigen Tennessee-Stromtal-Gesellschaft geben wird. Die Köpfe werden heiß und schwer. Währenddes braust die Maschine unablässig über das überflutete Land, bis man weit am westlichen Horizont die schweren, grauen Fluten des Mississippi erkennt. Die Landschaft ist nun flach. Man fliegt über das Baumwollgebiet; nur weit im Süden, am Rande des Katastrophenraumes, lodern unberührt von allem die Hochöfen von Birmingham. Die Maschine wendet sich den alten Dampferplätzen am Ohio zu. Die Stadt Paducah wird sichtbar, vor deren Saum Tennessee und Ohio ineinanderfließen. Schon dämmert's im Westen. „Dies Werk, das wir vorhaben", so faßt Senator Nords das Ergebnis der Besprechung zusammen, „wird eine Leistung sein, die nur das Volk selber vollbringen kann. Die Beschaffung des Kapitals wird nicht das Wichtigste sein, viel notwendiger ist es, in diesem ganzen riesigen und heute so unglücklichen Lande den Willen zur Mitarbeit aufzurufen. Im übrigen laßt uns sofort ans Werk gehen!"
Bei Ducktown, in den Bergen des östlichen Tennessee, am 20. Mai 1932 Ein Jahr ist unter stillen Vorarbeiten vergangen. Die Kommission, die den Ursachen der Katastrophen und den tieferen Zusammenhängen der Natur im Tennessee-Stromtal nachspürt, ist in die abgelegenen Berge an der Grenze von North Carolina gekommen. Hier — bei Ducktown — wird Kupfer gefunden und an Ort und Stelle ausgeschmolzen. Schwere gelbe Dämpfe liegen über der kahlen, abgestorbenen Landschaft. Die Wagenkolonne hält an, die Untersuchungen im Bereich der Mine nehmen ihren Anfang. Zwölf Kilometer im Umkreis sind die stolzen Wälder auf den Bergen und Hügeln abgeholzt. Die hungrigen Mäuler der Schmelzöfen haben das Holz verschlungen; denn die fleißigen Männer, die hierher geschickt waren, hatten den Auftrag, möglichst viel Kupfer zu erzeugen. 8
Nun — das hatten sie getan. An der Verwüstung der Landschaft waren sie so unschuldig wie die Öfen selber, die Tag für Tag riesige Mengen Holz in sich hineinfraßen. Das Kupfer hatte den Wald verschlungen. Aber wie die Natur sich von jeher gegen jede Form von Ausbeutung und Mißachtung gewehrt hat, so auch hier: Seitdem man dem Land den natürlichen Schutz des Waldes geraubt hat, findet der Regen keinen Halt mehr im Boden. Die lockeren Erdmassen der Wälder waren ja wie große Filze, die das Wasser aufsogen, festhielten und in feinsten Kanälen unterirdisch weiterleiteten in die Äcker oder es in die Atmosphäre verströmten — zum Wohle des gesamten Tales, das jahrüber stets eine auskömmliche Feuchtigkeit besaß. Das ist jetzt anders. Die Hänge sind kahl und felsig wie Straßenpflaster. Jeder Regenfall reißt mehr von der noch verbliebenen spärlichen Erde hinweg und schwemmt es fort. Der karge Pflanzenwuchs aber ist von den giftigen Dämpfen der Kupfermine verwüstet. Die empörten Farmer machen die Bergwerksgesellschaft für den Ruin ihres Besitzes verantwortlich — der Direktor der Kupfermine berichtet von zahllosen Prozessen, in denen die Geschädigten um ihre Rechte und um Entschädigung kämpfen. Das darf so nicht weitergehen! Allzuviel ist versäumt worden. In langsamer Fahrt rollen die Wagen durch dieses mißhandelte Land. Die Forstleute weisen hierhin und dorthin: über ganze Bergrücken ziehen sich die Kahlschläge hin, und niemand hat es für nötig gefunden, junge Stämmlinge in die gerodeten Flächen zu pflanzen. ' Die Folgen sind erschreckend: Der gesunde Kreislauf der Natur ist gestört, sie ist krank und fiebert in der Gluthitze des Sommers. Das Regenwasser erfüllt seine nährende, befruchtende Aufgabe nicht mehr. In einem einzigen vernichtenden Sturz flutet es über die einstigen Waldflächen hinweg in das große Stromtal, Schrecken und Armut mit sich tragend. Wochen nachher erst versiegt es irgendwo im Meer. Eine wasserlose Wüste bleibt zurück, die pralle Sonne des Südens zermürbt sie zu nutzlosem Staub, den die Stürme in riesigen gelben Wolken aufwirbeln und über die kleinen Gärten, über die Straßen und Wohnungen drücken. Das also ist es, was die Berge bei Ducktown zu lehren haben . . . 9
Gemeinde Grainger, Tennessee, auf dem Anwesen des Farmers Henry Clark, am 25. M a i 1932 Noch immer sind die Männer der Kommission unterwegs. Wieder führt der große Wagen des Senators Norris die Kolonne an. Man hat eine Anzahl von Farmen im südöstlichen Tennessee besucht. Der Senator schlägt vor, zum Abschluß irgendeine der am Wege gelegenen Farmwirtschaften aufzusuchen, um durch eine Stichprobe die Richtigkeit der aus dem Bauernland gewonnenen Erkenntnisse zu überprüfen. Der Beamte des Landwirtschaftsministeriums gibt dem Fahrer die Weisung, den nächsten Hof, der in Sicht kommt, anzusteuern. Während der Anfahrt von Decatur her haben die Herren der Kommission genau die Gliederung des Stromtales geprüft. Es ist hier enger als im Westen, die Hügel treten näher an die Ufer heran. Aber auch hier sind die Wälder zum Teil sinnlos abgeholzt, die Felder mit Röhricht und Gestrüpp bedeckt und nur schlecht bestellt. Bei einer Reihe von Farmen, die man in der Nähe von Guntersville besichtigt hat, erlebte man sogar, daß Felder aufgegeben und neuerdings verwildert waren. Schilf wächst in den Wiesen, Sassagras-Büsche wuchern an den Abhängen und verkommene Kiefern inmitten der dürftigen Äcker. Der Fahrer des ersten Wagens gibt ein Zeichen. Die Kolonne biegt von der Hauptstraße ab. Wenige hundert Meter seitwärts von der Autostraße, an einem schlechten, sandigen Fahrweg, liegt eine kümmerliche Farm. Der Besitzer, ein noch junger Mann von offenem Gesichtsausdruck, der die Wagenkolonne auf seinen Besitz zusteuern sah, kommt neugierig vor das halbverfallene Haus. „Hallo!" sagt er, „soll das m i r gelten?" „Wem sonst!" lacht Senator Norris, „Ihnen und Ihrer Farm!" „Wollen Sie vielleicht den Krempel kaufen, Mister?" „Das gerade nicht!" entgegnet Senator Norris, der aus dem Wagen gestiegen ist. Und dann erklärt er dem Farmer, weshalb sie gekommen sind: „Wir müssen hier gründlich Wandel schaffen", sagt er, „das ist ja ein Hundeleben, das ihr hier führt. Und Sie sollen den Herren dieser Kommission einmal berichten, wie das alles gekommen ist!" 10
„Ich verstehe schon!" Mit einem freundlichen Händedruck begrüßt der Farmer die Fremden, die inzwischen herangekommen sind. „Henry Clark ist übrigens mein Name. Was wollen Sie wissen, meine Herren?" „Mit welchen Maschinen bearbeiten Sie Ihr Gut?" ineressiert sich der Mann aus dem Landwirtschaftsministerium. „Maschinen? Wenn Sie meinen selbstgebauten Pflug so nennen wollen, Mister, steht Ihnen das frei. Ein paar Schaufeln und Hacken besitze ich, außerdem und natürlich auch eine Kaffeemühle." Man lacht über den Galgenhumor des Farmers. „Bewirtschaften Sie alles allein?" „Nein, Mister, Mary hilft mir . . ." „Oh, Sie sind verheiratet?" „Ich frage Sie, Mister, w e r könnte auf diesem Hungerposten wohl eine Frau oder gar noch Kinder durchbringen? Nein, ich bin in dieser Hinsicht allein. Mary ist meine kleine, schwarze Stute. Das brave Pferdchen hilft mir beim Pflügen." Die Fremden sind sehr wißbegierig geworden. Jede Einzelheit wollen sie hören: die Methoden der Bewirtschaftung, die angebauten Sorten, das Hausgetier und die Erfahrungen Mister Henry Clarks. Clarks Farm ist 22 Hektar groß, er hat schwer zu kämpfen, wie alle Farmer der Umgebung. Es ist das alte Klagelied — im Frühjahr kommt das Hochwasser, die Trockenheit im Sommer und im Herbst der Hunger, im Winter die Not. Geld gibt es zu allen vier Jahreszeiten keines. Es ist unendlich schwer, Düngemittel zu beschaffen; Kalk bekommt man nicht und keine Phosphate, und weil keine Wiesen da sind, hält man weit und breit kein Vieh, also fehlt auch der natürliche Dünger. „Gäbe Gott", meint Mister Clark, „ich könnte all die gute Erde einfangen, die jedes Frühjahr von den Wassern des Tennessee fortgetragen wird!" „Wollen Sie uns helfen, Mister Clark?" fragt der Senator schließlich. Denn er hat erkannt, daß hier ein Mann spricht, der seine Erfahrungen gesammelt hat, der vorwärts will, den aber die Ungunst des Schicksals ohnmächtig gemacht hat. Das ist der Mann, den sie brauchen können. 11
„Es muß besser werden hier im Stromtal. Wir sind hergekommen, euch zu helfen. Und dabei brauchen wir Sie. Es wird nicht leicht sein, und viel Schweiß wird es fordern. Jahre harter Arbeit wird es kosten. Zunächst sollen Musterfarmen eingerichtet werden, auf denen das Land nach neuen wissenschaftlichen und modernen Arbeitsweisen bestellt wird. Dazu brauchen wir jeden fortschrittlichen, aufgeschlossenen Menschen. Wollen Sie dabei sein, Mister Henry Clark?" Henry Clark überlegt einen Augenblick. Dann schlägt er in die Rechte des Senators ein. „O. K.", sagt er nur, „ich bin Ihr Mann, Sir!" Knoxville, im Rathaus vor dem versammelten Komitee der zu gründenden „Tennessee-Stromtal Verwaltung Knoxville", am I . J u l i 1932 Die Sonne brennt heiß auf die dürren Hänge des Tennesseetales. Die Wagenkolonne der Kommission eilt bergaufwärts, dem entfernten Knoxville zu. Dort ist man mit Vertretern der Bürgerschaft, der Industrie, der Banken und Handelskammern verabredet. Senator George W. Norris hat der Stadt Knoxville den verführerischen Plan vorgelegt, durch Mithilfe an dem TennesseeStromtalprojekt die Stadt — es ist die bedeutendste am oberen Tennessee —• zu einem Binnenhafen zu machen, der direkte Verbindung mit den Weltmeeren haben wird. Die Geschäftsleute von Knoxville aber glauben nicht so recht an einen Erfolg. „Unsere Stadt, mitten in den Clinchbergen und nach Osten wie Süden 600 Luftkilometer von jeglicher Meeresküste entfernt, soll ein Binnenhafen werden? Schleppzüge sollen unsere Güter nach dem Golf von Mexiko bringen, und dies alles mutet man dem alten, zornigen Tennessee zu, diesem Sünder, der uns jedes Jahr in Angst und Schrekken versetzt!" Und die Bankleute denken an die Riesensummen, die dieses Unternehmen notwendig verschlingt; an die Gefahr eines Mißlingens und Zusammenbruchs, an die Unmöglichkeit, derartig gewaltige Summen zu verzinsen. Die Geschäftsleute haben ihr 12
Geld in Fuhrunternehmungen und Eisenbahngesellschaften stekken und fürchten Kursstürze; die Herren von den Kohlengruben denken daran, daß der billige Kraftstrom ihren Umsätzen schaden muß. Wie in einem Bienenschwarm, so summt es im Sitzungssaal des Rathauses Knoxville, wo sich die Stadtväter versammelt haben. Die Verhandlungen werden nun seit mehr als einem Jahr geführt. Man hat Tausende kleiner Baumwollgemeinden des Südens, Zehntausende von Farmern gewonnen. Die Leute der Stromtal-Verwaltung sind in die Kleinstädte des Mittellaufes geeilt, sie haben die Industriellen, den armseligen Kleinbetrieb und die Vertreter großer Gesellschaften bestürmt. über tausend Kilometer mißt das Stromufer des Tennessee, und vielerlei Köpfe wohnen dort. Nicht immer ist es so einfach gegangen wie bei Henry Clark mit seinem O. K. und seinem Handschlag. Die Stadt Knoxville sagt nein. Selbst die Autorität des Senators ändert nichts an diesem Entschluß. Techniker, Verwaltungsleute und Wissenschaftler sind über dieses negative Ergebnis äußerst bestürzt. Der Senator findet in dieser Besprechung das richtige Wort: „Demokratie ist Freiheit der Entschließung", meint er. „Eine erzwungene Mitarbeit der Bürger von Knoxville wiegt uns nicht die Möglichkeit auf, daß die Tatsachen eines Tages den heuti-" gen Entschluß überholen können und das Tennessee-Stromtal damit die freiwillige Hilfe derer gewinnt, die sich uns heute noch verschließen." So schüttelt man sich die Hände und geht in Freundschaft auseinander. Die Gesellschaft wird auch ohne Knoxville das Werk beginnen.
Weißes Haus zu Washington, im April 1933 Ehe die Debatte über den von Senator George W. Norris eingebrachten Gesetzentwurf zur Schaffung einer mit weitgehenden Vollmachten ausgestatteten T e n n e s s e e - S t r o m t a l - V e r w a l t u n g abgeschlossen wird, erhebt sich der Präsident der Vereinigten Staaten, F. Delano Roosevelt: 13
„Der Weg, den wir hier betreten", so erklärt er, „führt notwendigerweise weiter zur nationalen Planung für ein ganzes Stromgebiet; zu einer Planung, die mehrere Staaren, die Wohlfahrt und das Leben vieler Millionen Menschen betrifft. Eine solche Planung berührt und befruchtet alle Gebiete des menschlichen Lebens. Darum sollte die zu gründende Gesellschaft mit der Planung für die Nutzbarmachung, Erhaltung und Entwicklung der natürlichen Reichtümer des Tennessee-Stromtales und der benachbarten Gebiete im Interesse der allgemeinen sozialen und wirtschaftlichen Wohlfahrt der ganzen Nation beauftragt werden." Das Gesetz wird angenommen. Es soll am 18. Mai 1933 in Kraft treten. Zum erstenmal in der Geschichte Amerikas sollen die natürlichen Reichtümer eines gesamten Stromgebietes in ihrer Zusammengehörigkeit erschlossen und dem Menschengeschlecht dienstbar gemacht werden. Die J a h r e v e r g e h e n . J e d e s J a h r hat 12 M o n a t e , 365 T a g e . — A l l e b e d e u t e n A r b e i t und h a r t e M ü h e , S o n n e n g l u t auf s c h a t t e n l o s e r E b e n e , eisige Kälte in den w i n t e r l i c h e n Bergen North C a r o l i n a s . A b e r d a s W e r k wächst. 1939 b r i c h t i n E u r o p a d e r z w e i t e W e l t k r i e g aus. 1941 e r k l ä r t H i t l e r A m e r i k a den Krieg. Die A r b e i t im Tennesseetal g e h t mit aller Macht eines großen Volkes voran.
* Noch 1933 hat es begonnen. Ein Heer von Arbeitern beginnt an den Ufern des großen Stromes zu wühlen. Riesenbagger mit drei Meter hohen Rädern rollen an, Terrassiermaschinen, Greifbagger und Krane kriechen in die Berge am Clinch oder Holston. Gleise werden gelegt, Zehntausende von Schaffenden bauen sich Barackenstädte auf, Güterzüge mit Zement und Kies setzen sich in Bewegung. In den Büros der Tennessee-Stromtal-Verwaltung beugen sich Hunderte von technischen Zeichnern über die Planpausen, die Ingenieure sitzen an den Rechentafeln, in den Planungsabteilungen entstehen die Zeichnungen für gewaltige Kraftwerke, Staudämme, neue Fabriken, ja ganze Industrien. 14
Die Landschaftsgärtner entwerfen Zukunftsbilder von Volksparks und schön gestalteten Stromufern, Landschaften werden geplant und erdacht, die mit Büschen und Bäumen, sanften Wiesen und Hecken terrassenförmig aus dem Stromtal zur Höhe steigen. Die Agronomen sitzen über den Entwürfen für ein Netz von Musterfarmen, die man auf neugewonnenem Boden einrichten will. Eine Kette von Kanälen wird die Stauseen verbinden, riesige Schleusentore, Schiffshebewerke und Werften entstehen auf dem Papier, verästeln sich in Tausenden von Planpausen und Teilplänen, die dann endlich auf die Baustellen hinauswandern. Auf den Reißbrettern liegen sie den Schachtmeistern und Bauleitern vor, die inmitten rasselnder Betonmischmaschinen, dem Klirren der Bagger, der Kipploren und Schürfmaschinen stehen und nach den Strichen und Ziffern, den Zahlen und Zeichen auf den Papieren die Skizzen in eine gigantische Wirklichkeit übersetzen. So gehen die Jahre dahin. Die Fundamente wachsen aus dem Boden, die Verschalungen fallen, und langsam steigt das Wunderwerk am Tennessee aus der Erde. Die Landschaft beginnt sich unter hunderttausenden fleißigen Händen zu wandeln. 1941 steht das Land im Krieg. Im Tennesseetal geht alles planvoll weiter seinen Gang. Amerika hat Kraft genug, im Tennessee-Projekt in dieser Zeit sogar auf höhere Gänge zu schalten. Die Arbeit wird beschleunigt, riesige Rüstungsfabriken entstehen. 1943 ist das gewaltige Werk am Tennessee im großen fertig. Der Strom ist in Fesseln geschlagen und gezähmt, aus Zerstörern haben sich seine Gewässer in Diener der Menschen gewandelt.
Gemeinde Grainger, auf einer der 20000 Musterfarmen. Bei Farmer Henry Clark, am 21. Mai 1942 Der Berichterstatter der Deactur ist zu Henry Clark hinausgefahren. Wie seine Erfahrungen waren in den zehn Jahren, seit er zu Senator Norris sein „O. K." gesagt hat, fragt der Zeitungsmann. „Nun, Mister", antwortet Henry Clark, „ich kann wohl sagen, wir hatten beide zu tun in dieser Zeit: die Gesellschaft und ich. 15
Was die T.V. A. betrifft, so begann sie bekanntlich den Bau von Staudämmen. Turmhoch wuchs der Beton aus dem Boden, und dahinter stand kilometerweit nichts wie Wasser. So konnte der Strom Kraftwerke und damit Fabriken in Gang bringen. Dadurch kam eine Unmasse Volk in unsere Gegend. Sie glauben nicht, Mister, wie plötzlich die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten zunahm! Nun, ich war nicht faul und ergriff meine Chance. Die T.V.A. hatte mich nicht vergessen; eines Tages kam ein Herr zu mir, der sich als Landwirtschaftslehrer vorstellte, und der erzählte mir eine Menge Sachen, die sie sich auf den Hochschulen ausgedacht hatten: wie man den Boden modern bearbeitet, von der richtigen Düngung, vom sinnvollen Anbauwechsel und von der rechten Verteilung von Wiese, Acker und Wald. Mir leuchtete vieles ein — aber verstehen Sie, Mister —, Geld hatte ich keines. Ich war arm wie eine Kirchenmaus. Das war im Herbst 1936. Die Gesellschaft verschaffte mir sechs Tonnen Phosphatdünger, den ich später bezahlte, und damit begann es. Alles andere ergab sich aus den Ratschlägen des Fachmannes, und den Rest besorgten meine Frau und ich. Ja, geheiratet habe ich auch inzwischen." „Gratuliere", sagt der Reporter. „Wie ich sehe, haben Sie auch Kinder?" „Ja, Gott sei Dank! Und ich wollte, sie wären größer und könnten mir helfen, der große Betrieb wächst mir langsam über den Kopf. Eines Tages fragte mich nun der Fachmann, ob ich nicht Lust hätte, ähnlich wie andere Farmer eine sogenannte Musterfarm aufzumachen. Ich sollte mich nur verpflichten, nach den modernen Grundsätzen der Wisenschaft zu arbeiten — alles übrige brauche ich nur der Natur zu überlassen. Und ob Sie es glauben oder nicht, der Erfolg war wie ein Segen Gottes! Sehen Sie selber: Ich besaß damals, als Senator Norris bei mir war, eine kleine, schwarze Stute namens Mary und einen lächerlichen, selbstgezimmerten Pflug. Gott, was lebten wir ärmlich! Es gab keine Maschine, keinen elektrischen Strom, kein Saatgut, keine Düngemittel, rein gar nichts. Ich hatte kaum genug zu essen. Die Karte auf der gegenüberliegenden Seite zeigt das Stromgebiet des Tennessee mit seinen Quell- und Nebenflüssen und das Gebiet, dem durch die Bändigung des Stromes bessere Lebens- und Anbauverhältnisse gegeben werden.
Seilen Sic, Herr, diese fette Viehweide gleich neben dem schmucken neuen Haus, das war vor acht Jahren noch eine schilfbewachsene Niederung. Der prachtvolle Weizenacker auf dem Abhang drüben — vor sechs Jahren war es eine wasserzerfressene Wüste. Hier in der Senke baute ich damals Mais, pro Hektar neun Hektoliter. Heute ernte ich zwischen 45 und 50 Hektoliter auf derselben Fläche." „Das sind ja wahre Wunder!" meint der Zeitungsmann, und er schreibt eifrig mit, denn er will seiner Zeitung Bericht erstatten. „Sie werden vermutlich bald ein reicher Mann sein?" setzt er hinzu. „Sagen wir wohlhabend", grinst Henry Clark. „Jedenfalls hatte ich damals nur die schwarze Stute, und sehen Sie, jetzt grast draußen eine Herde fetter Rinder, ich liefere Milch und Eier in die nahe Stadt. Aus dem primitiven Pflug von damals ist ein ordentlicher Maschinenpark geworden: Ich arbeite mit eigenem Traktor, besitze Mäh- und Dreschmaschine, und da die elektrischen Geräte so billig sind, gibt es auch in der Küche meiner Frau wenige Handgriffe, die nicht von einer Haushaltmaschine ausgeführt werden können. Wir haben einen elektrischen Fisschrank ebenso wie eine Waschmaschine, eine Gefriermaschine für die Konservierung der Erdbeeren, Kirschen und Pfirsiche und viel Praktisches mehr." „By Jove!" staunt der Berichterstatter, „Mann, wie haben Sie oder die Gesellschaft dies fertiggebracht?" Henry Clark zeigt auf die nahen Hänge. „Hier haben Sie des Rätsels Lösung: Sie sehen die vielen kleinen Terrassen, die das abströmende Wasser festhalten und dem Boden erhalten. Die Erde kann nun auch nicht mehr davonrinnen. Früher hat jeder Farmer gepflügt oder angebaut, wie es ihm gerade gefiel. Wir Musterfarmer haben die anderen belehrt, daß die Pflugschar den Umrissen der Hügellinie folgen muß, weil sich nämlich der Mensch dem Willen der Natur fügen soll, wenn er nicht in den Mißerfolg wirtschaften will. Da —• schauen Sie, Mann! Auf meinen Terrassen wächst heute Weizen über Weizen und roter Klee und Alfalfagras, und ich kann über hundert Hektoliter Tomaten zur Stadt liefern, vom Tabak und dem Gemüse will ich gar nicht reden." „Sie wollten mir noch von Ihrer Farmergenossenschaft erzählen", schlägt der Reporter vor. Das läßt sich Mister Clark nicht zweimal sagen. Es scheint eines seiner Lieblingsthemen zu sein. 18
Er redet also von der Tätigkeit der Berater, der Landwirlschaftsfachleute und Forstmänner. Daß heute im TennesseeStromtal, das vor einem Jahrzehnt in Gefahr war, waldlos zu werden, fünfeinhalb Millionen Hektar Waldland den Farmern gehören und daß diese ganz genau wissen, daß der Wald kein Ausnutzungsobjekt, sondern der Selbstschutz des Landes vor Wassersturz und Austrocknung ist, all diese Einzelheiten hat Clark im Kopf. Vermutlich hat er darüber auf Versammlungen öfter gesprochen. Er sagt auch, daß über 8000 Farmer umgesiedelt werden mußten, als die großen Stauseen entstanden, und daß diese Wanderung völlig freiwillig vor sich gegangen sei, ja, daß die Bauern dabei meist einen guten Tausch gemacht hätten. In den Baumschonüngen hätten die Farmer inzwischen gelernt, neue Baumsorten zu züchten. Henry Clark zeigt dem Zeitungsmann in seinem Hausgarten die schwarzen Walnußbäume, eine neue, feinere Sorte vom Johannisbrotbaum, die besonders widerstandsfähige asiatische Kastanie und die orientalischen Dattelpflaumen. Die Tennessee-Stromtal-Verwaltung hat Hunderte von Baumschulen errichtet, aus denen Hunderttausende von Pfropfreisern ins Land hinausgingen. Zehn neue Baumsorten sind seither an die Ufer des Tennessee verpflanzt worden. „Sie sagten vorhin", wirft der Journalist ein, „es sei fast unmöglich gewesen, Kunstdünger bis in die Gemeinde Grainger zu bekommen. Woher bezogen Sie die berühmten sechs Tonnen Phosphat, mit denen Ihr Aufstieg begann?" Henry Clark schmunzelt. „Wo haben Sie die letzten Jahre gewohnt, Mister?" fragt er belustigt. „Jedes Kind weiß doch, daß die Umgestaltung des Tennessee-Tales eine Menge von Industrien in Gang brachte, und da war auch eine dabei, die Phosphat erzeugte. Man liefert das heute vors Haus. Und seit der Strom reguliert wurde und ein friedlicher Kanal geworden ist, sind auch die Frachtkosten ganz gering; denn so ein Schleppkahn lädt mit seinen 1000 Tonnen soviel wie früher ein ganzer Güterzug." „Die Gesellschaft hat wirklich Ungeheures geleistet!" stellt der Zeitungsmann fest. Aber Henry Clark berichtigt diese Meinung. „Die Hälfte der Gesellschaft sind wir selbst, Mann! Wir — das Volk des Tennessee-Stromtales." 1!)
Knoxville im oberen TennesseeGebiet: Sitzung des Komitees für die Erschließung des TennesseeStromtales im Juli 1942 In diesen Tagen haben sich im Verwaltungsgebäude der T.V.A. zu Knoxville einige Wirtschaftsführer getroffen, um den Rechenschaftsbericht der Tennessee-Stromtal-Gesellschaft zu hören. Ja — auch in Knoxville steht heute die T.V.A. Es ist dieselbe Stadt, die vor zehn Jahren nichts vom Ausbau der Wasserwege, von Staudämmen und Reformwerk hören wollte. Inzwischen haben sich die Dinge gründlich geändert. Die Knoxviller haben längst eingesehen, was im Werden ist, und sie sind nicht schmollend in der Ecke geblieben, sondern haben an der Aufgabe des ganzen Landes tatkräftig Anteil genommen. Trotzdem kann sich der Vorstand des Verbandes für Wasserstraßen, ein Mann, der von Anfang an auf Seiten des Senators Norris mitmachte, einen kleinen Seitenhieb auf die Knoxviller Geschäftsleute nicht versagen. Der Wasserstraßenmann ist mit Recht auf den ausgebauten Hafen inmitten einer Stadt im Gebirge stolz, auf die tausend Kilometer neuer Kanäle, auf die Werften, in denen Hochseeschiffe gebaut werden und die Frachten der Industrien aus den Alleghenybergen zum Golf von Mexiko schwimmen. Und so erinnert er an die Konferenz vor nunmehr einem Jahrzehnt, als man den Senator mit einer Absage fortschickte. Ihm antwortet einer der Knoxviller Geschäftsleute: „Meiner Meinung nach war nur eine Sache für unser damaliges Verhalten verantwortlich. Wir warteten darauf, daß der Weihnachtsmann unsere Probleme für uns lösen werde. Wir waren allenfalls bereit, unsere Schuhe für die Geschenke hinauszustellen, die der gute Weihnachtsmann bringen sollte, aber auch das wollten wir erst am Heiligen Abend tun." Die versammelten Herren lachen über dieses freimütige Geständnis. Die Angelegenheit ist längst überholt. Dann bittet der Vorsitzende der Elektrizitätsgesellschaft, Platz zu nehmen. Ein phantastischer Rechenschaftsbericht rollt vor den Ohren der Männer ab. „Meine Herren! Ich habe über die Entwicklung der Tennessee20
Stromtal-Verwaltung hinsichtlich der Elektrizität zu sprechen. Lassen sie mich nüchterne Zahlen nennen und überlassen Sie es Ihrer Vorstellung, diese Bilder in das praktische Leben umzusetzen." Der Redner entrollt eine große Landkarte, die über und über mit merkwürdigen Eintragungen bedeckt ist. „In diesen einst von ständiger Furcht geplagten Stromgebieten werden heute durch Kraftwerke, die an unseren 26 Riesenstaudämmen und an einigen Nebenflüssen gebaut wurden, rund zwölf Milliarden Kilowatt Kraftstrom erzeugt, das ist etwa die Hälfte dessen, was das gesamte Amerika zur Zeit seines Kriegseintritts im Jahre 1917 produzierte. Elektrische Kraft ist das Lebensblut der modernen Industrie. Es gibt in der ganzen Welt kein Gebiet, in dem der durchschnittliche Stromverbrauch pro Kopf der Bevölkerung derart sprunghaft angestiegen wäre, wie hier im Tennessee-Tal. Die Elektrizität hat neue Industrien aus dem Boden hervorgezaubert. Heute bauen wir vornehmlich Kriegsmaterial — später wird all dieser Aufwand dem Frieden dienen. Die Herstellung eines großen Bombers verschlingt ebensoviel elektrische Kraft, wie ein durchschnittlicher Haushalt in 400 Jahren verbrauchen würde. Mit dieser Kraft aber laufen auch all die Tausende von Motoren und Maschinen, die für die Nahrungsmittel- und Konservierungsindustrie, für die Fabrikation von Fasern, Zellulose, Chemikalien, Schiffskesseln, Flugzeugen und Motoren arbeiten. Vor zehn Jahren gab es kaum eine unter hundert Farmen, die elektrischen Anschluß hatte. Heute beliefern wir 85 000 Farmen im Stromtal; die Hausfrauen arbeiten elektrisch, in den Scheunen stehen elektrische Heutrockner, in den Küchen elektrische Kühlschränke, an den Straßenkreuzungen elektrische Gefrierhallen für Fleisch, Früchte und Fette. Für viele Jahre ist das Tennessee-Stromtal der beste Markt für die Industrie, die elektrische Geräte herstellt. Wir begannen vor einem Jahrzehnt mit Einführungskursen, in denen wir den Farmern die Nützlichkeit unserer modernen Apparate und Maschinen vorführten: der Wasserpumpen, Pulverisierungsapparate und Konservenmaschinen. Heute gibt es einige Dutzend Genossenschaften mit über einer Million Dollar Vermögen, die von 129 örtlichen Elektrizitätsgesellschaften mit Strom versorgt und mit Geräten beliefert werden. 21
In unserer Nachbarstadt Chattanooga zum Beispiel haben heute neun von zehn Häusern, hier in Knoxville drei von vier Häusern elektrische Kühlschränke. Im gesamten Tennesseetal ist der Stromverbrauch je Kopf seit 1933 um 200% gestiegen. In diesen Ziffern über Elektrizität steckt mehr, als man auf den ersten Blick meinen möchte. Sie bedeuten, daß auch das Bankguthaben der Bevölkerung in derselben Zeit um 76%, die Einkommen um 73% und die Einzelhandelsumsätze um 81% pro Kopf anstiegen. Seit die Kraft des Tennessee nutzbar gemacht worden ist, ist eine Reihe neuer Industrien entstanden. Wir haben dank unserer elektrischen Kräfte eine Methode entwickeln können, das Kaolin von North Carolina in feinstes weißes Porzellan zu verwandeln. Die früher kaum genutzten grünen Olivine-Erze bestehen zu einem Viertel aus Magnesium, wir scheiden es heute aus dem Erz und verarbeiten es ebenso wie jedes Manganerz von niederem Metallgehalt. Der weiße Ton von Alabama und Mississippi verwandelt sich in Aluminium, den Grundstoff der Flugzeugindustrie. Und — was Sie, meine Herren, besonders freuen wird zu hören — ich darf feststellen, daß der Reingewinn lediglich aus der Elektrizitätsgewinnung im Berichtsjahre 13 Millionen Dollar beträgt, das heißt, wenn die Kraftwerke ganz allein die Gesamtkosten der Tennessee-Stromtalverbesserung tragen sollten, so könnten sie das innerhalb von 60 Jahren." Der Vorsitzende spricht noch eine Weile weiter und schildert nun die vielseitigen und segensreichen Wirkungen, die das Riesenunternehmen auch auf Geist und Gesinnung der Menschen hatte. „Wo Reichtum und Fortschritt ihren Einzug halten, entstehen ganz von selbst Bibliotheken, Schulen und wissenschaftliche Institute; die Aufgeklärtheit und kulturelle Aufgeschlossenheit der Bewohner hebt sich; mit dem Lebensstandard werden auch die kulturellen Möglichkeiten gesteigert." Nun steht der Hauptbetriebsleiter der T.V.A. — Mister Gordon Clapp — auf und nennt einige Ziffern, in denen ein Meer von Arbeit, Planung und Gedanken, Gebirge von Sorgen und Schwierigkeiten nüchtern beschlossen sind. „Ja, wir haben Großes geleistet", sagt er. „Das TennesseeStromtal ist auf dem Wege, ein Herzstück der Vereinigten Staaten zu werden. 22
Wir haben bisher 70 000 Hektar Land gerodet, für neue Farmen und unsere Seen; 2000 km neue Autostraßen, 200 km Bahnstrecken waren notwendig, Tausende von Tonnen Sprengstoff, Riesenbagger und Zehntausende von Männern mit Hacke und Schaufel haben uns geholfen. So haben wir 30 Millionen Kubikmeter Gestein und Erde ausgehoben für die Fundamente und 100 Millionen Kubikmeter Beton, Erde und Geröll herangeschafft, um Dämme zu bauen. Die ägyptischen Pharaonen bauten Jahrhunderte an ihren sieben großen Pyramiden. Wir haben in zehn Jahren ein Werk errichtet, für das wir zwölfmal soviel Baumaterial aufwandten wie jene Orientherrscher für ihre steinernen Grabgebirge. In zehn Jahren bewegten wir 98 Pyramiden, Staudämme, die dem Wohle des Volkes dienen. 'Zweieinhalbmal übertrifft das Tennessee-Bauwerk den Wunderbau der Neuzeit, den Panamakanal, und siebenmal den gewaltigen russischen Dnjeprostroj-Damm. In dem Jahre, das diesem vorausgeht, haben wir bereits — also noch nicht acht Jahre nach dem ersten Spatenstich — um 250 Millionen Dollar Fracht durch die Schleusen befördert. Im Wheeler See bei Decatur —• einem Städtchen, das noch 1933 ein verschlafener Baumwollmarkt war — werden heute Ozeanschiffe vom Stapel gelassen und treten von hier aus ihre Fahrt zum Nordantlantik an. Die Seen, die wir geschaffen haben, messen 14 500 km Uferlinie, das ist eine längere Strecke als alle Meeresküsten der USA im Osten und Westen zusammengenommen oder mehr als der Durchmesser des Erdballs. Nur nebenbei gesagt: In unseren Fischteichen erzeugen wir im Jahr etwa sechs Millionen Süßwasserfische, die 25 Millionen Dollar in die Industrie bringen. Die Wissenschaft hat den Fischreichtum um das Vierzigfache zu heben gewußt, obwohl ich mich zu entsinnen meine, daß hier vor zehn Jahren ein Vertreter des Fischereiverbandes geltend machte, die Regulierung des Stromes werde das Ende der Fischzucht sein. Wir haben insgesamt seit 1933 750 Millionen Dollar aufgewendet, um dieses Werk zu vollbringen, aber die Gewinne für Land und Volk sind mit keiner Summe auszudrücken: Wir haben inmitten unseres eigenen Landes ein neues, glückliches Paradies geschaffen und die Kraft unserer Nation durch dieses Werk vervielfacht." 23
Im Spätherbst 1942: im Flugzeug über* dem Tennessee-Stromtal Der Senator der Vereinigten Staaten George W. Norris hat I den Wunsch geäußert, das verwandelte Stromtal in einem \ raschen Überblick zu sehen. Er war damals vor zehn Jahren in 1 der Cumberland-Maschine dabeigewesen, als die entfesselten 1 Elemente in diesem Land jede weitere Lebensmöglichkeit für 1 den Menschen zu zerstören drohten, als das breite Tal einem I schwer dahinrollenden Gewoge glich, aus dem die kläglichen I Reste menschlicher Siedlung ragten. Jetzt hatte man ihm — dem Vorkämpfer und Förderer der j T.V.A7 — gesagt, daß sich das große Werk der Vollendung I. nähere. Mit dem Senator befinden sich die Spitzen der TennesseeStromtal-Verwaltung in der Maschine: David E. Lilienthal, der VerwaTtungschef; Gordon R. Clapp, der Hauptbetriebsleiter; Marguerite Owen, die Vertreterin der T.V.A. in Washington, und Harcourt A. Morgan. Eine Anzahl von Sekretären, Fachleuten und Reportern teilt sich in die übrigen Sitze der Viermotorigen, Das Flugzeug vom Typ „Liberator", wie er in den Tennesseewerken gebaut wird, ist in Cairo gestartet und nimmt Kurs nach dem Südosten, zur großen Biegung des Stromtales. „Wollen Sie bitte das Land betrachten, Senator", sagt David E. Lilienthal und weist hinab, wo, von der prallen Herbstsonne Übergossen, die Fluren von Kentucky und Tennessee sich ausdehnen. „Wenn Sie sich erinnern, waren das dereinst Dürrestrecken, die zwei Drittel des Jahres am Verdursten waren und denen die Gefahr der Verwüstung durch Wind und Sonne drohte. Man sah ständig eine rötliche Staubwolke über die Baumwollfelder hinziehen. Die Pächter hausten in elenden Hütten, und jedes Jahr setzte sich eine wahre Völkerwanderung der heimatlos Gewordenen in Bewegung. Das waren Leute, die diesem ausgesogenen Boden Lebewohl sagten und auf die Landstraße liefen. Nun aber sind zehn Jahre Technik, Arbeit und Wissenschaft über die ungeheuren Weiten hingegangen, und ich glaube, Senator, das Bild hat sich geändert!" 24
Die Männer drängen zu den Fenstern, die Maschine kurvt einige Male, um das Blickfeld deutlicher zu machen, man sieht drunten den Riesenschatten des Flugzeugs über die Baumwollfelder huschen. Das Auffälligste sind zunächst die vielen verstreuten Baumgruppen, die sich über die einst schnurebene Landschaft hinziehen; Hecken und Äcker mit allen möglichen Feldfrüchten, vor allem Weizen, sogar weite Wiesen wechseln nun mit den eintönigen Baumwollfeldern. „Das war die Voraussetzung", sagt Mister Clapp. „Wir folgten dem Worte Bacon von Verulams: Um die Natur zu meistern, müssen wir ihr erst gehorchen! Jedes Land sträubt sich dagegen, eine einzige Pflanze zu tragen; in der Vielfalt erst ergänzt sich das strömende Leben. Und indem wir dieses Gleichgewicht zwischen Wiese, Feld und Bäumen wieder herstellten, gaben wir der Erde des Südens ihre Fruchtbarkeit zurück." „Der Strom spendet aber auch die Kraft", fährt Mister Morgan fort. „Die Kraft, die nötig ist, die vielfältigen Geschenke seiner Uferlandschaften zu verarbeiten, zu konservieren, zu verspinnen, zu schmelzen, zu pressen oder zu trocknen. Beachten Sie bitte das Netz von Kupferdrähten, das sich über das Land hinspannt, die elektrischen Wasserpumpen neben den Farmhäusern und an allen Horizonten die gewaltigen Türme der Hochspannungsleitungen, in denen die Antriebskraft der Fabriken über sieben Staaten Amerikas hinströmt." Der Senator lächelt, er wendet kurz sein Auge vom Fenster. „Am auffälligsten erscheint mir vor allem der Wandel, der in den Farben der Landschaft eingetreten ist. Früher rollte der Tennessee rötlichgelb dahin, er war schwer von der fortgeführten Erde, heute sehe ich ein ruhiges Flußbett und eine Reihe lieblicher Seen von tiefblauer Farbe. Die Uferlandschaft des Unterlaufes war wie ausgebrannt, gelblichweiß oder rötlich im Frühjahr — heute hat das Land die gesunde grüne Tönung eines wohlbebauteh Gebietes. Sehen Sie selber!" Die Anwesenden bestätigen erstaunt und bewundernd die Feststellung des Sprechenden. Der Senator fährt fort: „Auch die menschlichen Siedlungen haben die Farbe gewechselt. Die schmutzigen braungrauen Hütten der Farmer strahlen heute schneewein und sind neugebaut. Die verfallenen Großgüter haben neues Leben gewonnen, sogar an den Stadträndern von Cairo, Paducah, Waverly und Savanah, das Sie drüben 2.5
auftauchen sehen, merkt man das neue Leben: Neue Villensiedlungen, kleine, frisch bemalte Häuschen sind aus dem Boden gewachsen." Der „Liberator" braust weiter.
Eine Stunde später Der „Liberator" fliegt in 200 Meter Höhe über das Bergland bei G u n t e r s v i l l e i n A l a b a m a . „Sehen Sie, Herr Senator", ruft David E. Lilienthal, als die Maschine tiefer geht und die Umrisse des enger gewordenen Stromtales deutlich werden, „die helle Steinmasse gerade vor uns, das ist der Guntersville-Damm! Seine Errichtung hat das Leben einer Stadt und ihrer vieltausend Einwohner und auch das gesamte Hinterland verändert." „Ich entsinne mich", sagt Senator Norris, „Guntersville war vor acht oder zehn Jahren ein kleines Städtchen, das von seinem Wollmarkt schlecht und recht lebte. Nicht viel los in dem Nest, ich hatte mal eine Autopanne dort und langweilte mich fast zu Tode." „Sie würden die Stadt nicht wiedererkennen! „Zuerst hatten wir ziemliche Schwierigkeiten, als wir den Leuten sagten, daß sie einen Riesen-Staudamm und einen Schiffshafen haben sollten. Sie fürchteten für ihre einzige Erwerbsquelle, den Baumwollmarkt. Auch sah man voraus, daß eine Reihe von tiefer gelegenen Straßen unter Wasser kommen werde. Da meinten die Guntersviller, es genüge ihnen das jeweilige Herbst- und Frühjahrshochwasser, sie brauchten keine künstliche Überschwemmung. Aber wir überzeugten sie doch, daß es am Ende ihr Nutzen sein werde." Eine Weile gibt man sich dem Anblick der Landschaft hin. „Liegt Guntersville denn heute auf einer Halbinsel?" fragt der Senator, „und wenn es wirklich Guntersville ist, so geht eine tiefe Wasserstraße mitten durch die Stadt, ein Schiffshafen und sogar ein Dock liegen dabei." „Ja", erklärt Mister Clapp, der sich nun einschaltet, „Guntersville gilt heute als eine der schönsten Kleinstädte Alabamas. Die Stadt ist durch den See und die Kanäle in eine Industriestadt und ein altes Viertel geteilt. Am Ufergelände haben wir einen Erholungspark mit Vergnügungsanlagen errichtet, das heißt, der Stadtplanungsausschuß von Guntersville selbst hat es 26
getan; denn schließlich handelt es sich ja um seine eigene Stadt." Die Maschine kurvt über dem niederen Bergland nordwärts und folgt dem Stromtal, das sich hier aus den nordöstlichen Bergen windet. Guntersville verschwindet aus dem Gesichtskreis.
Eine halbe Stunde nachher über den Bergen bei Chattanooga Der „Liberator" kreuzt über dem gewaltigen Wasserreservoir des Stausees, der den Clinch-Fluß, einen Nebenfluß des Tennessee, einfängt. Achtzig Meter hoch erhebt sich an der Stirnseite der Norris-Damm, den man zu Ehren des gleichnamigen Senators benannt hat. „Lassen Sie mich ein wenig erzählen, Senator", sagt David E. Lilienthal, der als Verwaltungsfachmann über die Zahlen im ganzen Lande Bescheid weiß, „Hier unten haben Sie die imponierenden Wassermassen des Clinch-Flusses aufgestaut. Achtzig Meter hoch und viele Kilometer lang, über die ganze Breite des Tales zieht sich dieser See. Und trotzdem haben unsere landwirtschaftlichen Fachleute mindestens die gleiche Menge Wasser noch zusätzlich auf eine andere Weise gewonnen. Und das lediglich durch einen guten Rat, den allerdings die Farmer in all diesen Tälern befolgt haben. Sehen Sie sich, Senator, diese Ufer an: überall sind Wälder aufgeforstet, und dort, wo Äcker angelegt sind, folgen die vom Pfluge gezogenen Furchen genau den Umrißlinien der Berge. In Hunderten von Terrassen wird der Regen festgehalten. Wir haben aber auch neue Wiesen angelegt. Wiese und Wald aber wirken wie große Schwämme, sie saugen Wasser auf und halten es für trockene Zeit im Lande fest. In dieser Gegend fallen alljährlich 30 cm Regen. Die Hälfte davon wird heute durch das sinnvoll kultivierte Land gesammelt, und das, meine Herren, ist mehr, als hinter dem 80-Meter-Damm in Hunderttausenden von Tonnen aufgestaut ist. Die Landschaft selbst hilft uns die Katastrophe bekämpfen." „Was ist eigentlich aus diesen Kupferwerken von Ducktown geworden", fragt Mister Nords, „hat man auch sie zu planvollerer Wirtschaft gebracht?" „Natürlich, Senator! Die Forsten sind im Aufbau, ein weiterer Holzeinschlag ist nicht erforderlich, weil die Werke Kraftstrom beziehen und durch die Wasserstraßen außerdem der Transport 27
dor Kohle wesentlich verbilligt wurde. Aus den schädlichen Dämpfen, die einst im weiten Umkreis die Pflanzenwelt vergifteten, zieht die Gesellschaft heute mehr Gewinn als aus dem Kupfer selbst. Ein fixer Chemiker hat nämlich gefunden, daß man aus ihnen Schwefelsäure gewinnen kann, die von der Industrie so dringend gebraucht wird." Der weißhaarige Senator ist sehr nachdenklich geworden. Er sitzt schweigend in seinem bequemen Sessel. Ein Teilnehmer ruft von vorn, die Konturen von Knoxville — dem Reiseziel — seien in Sicht. Da wendet sich der Staatsmann, von dem sie sagen, er sei einer der besten Köpfe Amerikas, an die Leiter der TennesseeStromtal-Verwaltung: „Ich denke, meine Herren, hier ist Großes geleistet worden. Wir haben — so glaube ich — aus dem Beispiel vom Tennessee gelernt, daß sich die Natur eines Landes rächt, wenn ihre Naturschätze rücksichtslos ausgebeutet werden und daß es dann für die Menschen nirgends mehr Sicherheit geben kann. Wenn aber der organische Aufbau eines Landes und der Zusammenhang seiner Kräfte, Bodenschätze, Pflanzen und klimatischen Gegebenheiten gewahrt bleiben, wenn sich unsere Kultivierung der Natur anschmiegt, statt ihr Gewalt anzutun, so wächst aus Not, Vernichtung und blinder Zerstörung Segen für viele Millionen . . . " „Achtung, Landung!" ruft der Lautsprecher in diesem Augenblick von der Pilotenkabine herein. Unten liegt mit den ersten roten Lampen ums Feld der Flugplatz der aufblühenden Großstadt Knoxville.
Winter des Jahres 1942/1943 Wieder toben über das Land gewaltige Unwetter. Die Menschen haben den Lauf des Stromes, nicht aber die flutenden Regengüsse bändigen können. Aber auch diese Fluten haben nun in diesem Stromtal ihre Schrecken verloren. Dreihundert Stationen mit Kurzwellensendern, Fernschreibern und Fernsprechern an den Flüssen Hiwasee, Clinch, Holston, dem Chattanooga und den anderen melden ihre Wasserstandsberichte an das Hauptkontrollbüro der T.V.A. Dort steht der leitende Ingenieur wie ein Steuermann am Rad und steuert das sturmumtobte Schiff mit erstaunlicher Sicherheit durch die Krise. 28
Dieses Schiff aber trägt Millionen Menschen und für unzählbare Milliarden Sachwerte: Es ist das gesamte Stromgebiet des Tennessee und im weiteren Auswirken sogar das Tal des Ohio und des mittleren Mississippi. Der Sprechfunk gibt die Befehle des Steuermanns weiter. „Achtung Hiwasee! Achtung! Den Hiwasee stoppen!" Und tief in den Bergen von North Carolina drückt ein Ingenieur auf einen elektrischen Knopf. Lautlos beginnen sich riesige Stahltore vor den Überläufen des Hiwasees zu schließen; ein angeschwollener Nebenfluß ist abgestoppt. Der Steuermann im Kontrollraum zu Chattanooga funkt: „Achtung Cherokee-Damm! Achtung! Den Holston stoppen!" Und wieder drückt irgendwo weit oben am stürmisch brausenden Holstonfluß in den Bergen ein Ingenieur auf einen Knopf. Stahltore versperren den Wassern den Durchlaß, die Fluten steigen langsam an den riesenhaften Staudämmen hoch. Der Holston hat aufgehört, sich in den Tennessee zu ergießen. Dann funkt der Steuermann weiter. Sein Blick hängt an der Landkarte und trifft auf den Chickamauga-See, der oberhalb des gefährdeten Industriegebietes von Chattanooga liegt. „Achtung Chickamauga-Damm! Achtung! Staubecken entleeren für die Wassermengen von obenl" Ehe die Flutwelle eintrifft, müssen die Wasser aus dem Stausee abgelassen sein, damit sich die Überschwemmung stoppt, verlangsamt, sammeln kann. Und wieder betätigt ein Ingenieur, oben am Chickamauga, einen Schalter. Stahltore schieben sich hoch. Brausend stürzen die Wasser in den Unterlauf, eilen zu Tal und lassen den Wasserspiegel im See langsam sinken. Der Mann im Kontrollraum aber hat jeden Zentimeter in der Hand, um den die Kanäle und Flüsse steigen oder fallen. Die Zentrale steuert eine Katastrophe, die keine mehr ist. Jedem Nebenfluß wird vorgeschrieben, wieviel er an Wasser abgeben darf, die Wasserstände der Seen werden gesenkt oder gehoben, bis sich der Überfluß langsam ausgleicht. Kein Acker wird bedroht, keine Erde weggeschwemmt, keine Fabrik stillgelegt. Das Leben geht weiter. Mit dem Gefühl der Sicherheit blickt der Farmer, der Arbeiter und Geschäftsmann zu den Fenstern, an die unablässig der Regen trommelt. Aber so ist nun einmal das Dasein: Das Volk hat bereits die Furcht und Bitterkeit vergessen, die es einst empfand, wenn jeder Morgen niedrig 29
ziehendes Regengewölk brachte und die Flüsse langsam und unausweichlich über die Ufer fluteten.
Decatur im Staate Alabama, 18. Mai 1943 Zur Erinnerung an den Tag, an dem genau vor zehn Jahren der Kongreß das Tennessee-Stromtal-Verwaltungsgesetz angenommen hat, widmet der Redakteur der Zeitung von Decatur den Verwandlungen der vergangenen wenigen Jahre einen Leitartikel. Darin liest man: „Wir können von den großen Dämmen berichten . . . von der Entstehung einer einheimischen Industrie und davon, daß Tausende von Farmen dieses Gebietes endlich mit Elektrizität versorgt werden. Aber der wichtigste Fortschritt hat sich im Denken der Menschen vollzogen. Sie haben keine Angst mehr. Sie haben eine Vorstellung ihrer eigenen Macht gewonnen. Sie können jetzt in einer Versammlung aufstehen und erklären: Wenn die Industrie nicht aus anderen Gebieten ins Tal kommt, dann bauen wir unsere eigene Industrie. Und sie führten es auch durch."
Tsi-Nan am unteren Hoang-ho, im April 1946 Wieder sind wir bei den Männern auf der Terrasse des Hotels zu den „Silbernen Götterbergen" in Tsi-Nan am unteren Hoangho, von wo unser Bericht seinen Ausgang nahm. Der dänische Journalist hat seine Erzählung beendet. Er lehnt sich in die Polster des Sessels zurück, zündet sich eine neue Zigarette an und sinnt eine Weile nach. Dann unterbricht er noch einmal das eindrucksvolle Schweigen. „Meine Freunde", sagt er, „Amerika hat der Menschheit schon einmal ein großes Beispiel gegeben: Sie wissen, damals vor 170 Jahren, als das Volk der Neuen Welt daranging, die Fesseln der bisherigen Geschichte abzuwerfen und sein eigenes Staatswesen zu bauen. Lassen Sie auch das Beispiel von Tennessee weiterhin wirken auf die vielen Stromtäler dieser reichen und schönen Erde, auf 30
viele Volker. Man hat vorhin den Einwand gemacht, es sei bei der Vielzahl v o n M e i n u n g e n u n d Wünschen, v o n geschäftlichen Interessen und zahllosen Privatinteressen nicht oder n u r durch Zwang möglich, derart riesige Aufgaben zu lösen. Erlauben Sie mir, a n d e r e r M e i n u n g zu sein. Demokratische M e t h o d e n machen in einem freien Lande auch große W e r k e auf genossenschaftlicher und freiwilliger Grundlage möglich. Persönliche Freiheit u n d technischer Fortschritt brauchen sich nicht zu widersprechen. Die Maschine muß nicht immer nur der Fluch der Menscheit sein: Im Tennessee-Stromtal sind alle Menschen: U n t e r n e h m e r und Arbeiter, Farmer u n d Geschäftsleute, reicher und zufriedener geworden, weil sie zusammenhielten und gemeinsam die Sache ihres eigenen Landes vertraten. Der Glaube eines Volkes an sich selbst und seine Zukunft ist eine Kraft. Das, w a s Amerika vollbracht hat, k ö n n t e an vielen O r t e n u n d durch viele V ö l k e r zum Segen der Menschheit g e t a n w e r d e n : nicht n u r f ü r j e d e s Volk, sondern auch mit den Kräften jedes Volkes."
Dieser Lesebogen ist nach dem Buche „T.V.A.: Democracy on the March" („Die Wiedergeburt des Tennesseetales") frei gestaltet. In diesem Buche hat David E. Lilienthal, der Vorsitzende der TennesseeStromtal-Verwaltung, im Jahre 1944 den Zehnjahresbericht der T.V.A. niedergelegt. — Das Umschlagbild zeigt den zwei km langen Wheeler-Staudamm.
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GESCHICHTE
AMERIKAS
in vier Bänden Das historische Schicksal N o r d - und Südamerikas von der Vorzeit bis zur Gegenwart wird in den Bänden der „Geschichte Amerikas" mit der Gestaltungskraft des nacherlebenden und mitempfindenden Dichters dargestellt. Der Leser landet mit den „Jägern aus Sibir", mir den Wikingern und mit Kolumbus an den Küsten des unbekannten Kontinents und begleitet Coriez und Pizarro auf ihren abenteuerlichen Zügen durch das Maya- und Inkareich. Aus den Kämpfen zwischen dem weißen Mann und den Rothäuten, zwischen Mutterländern und Kolonien wachsen die modernen Staaten Südamerikas und im Norden des Dcppeikontinents die Vereinigten Staaten auf. „Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten" w i r d im 19. und 20. Jahrhundert zu dem mächtigen Koloß, dessen unerschöpfliche Wirtschaftskraft und weltweite Politik das Schicksal unserer Zeit entscheidend mit bestimmen. 1. Band DER GOLDENE GOTT Von der Vorzeit bis 1588 nach Chr. 2. Band ASYL DER FREIHEIT Von 1588 bis 1800 3. Band DER FERNE WESTEN Von 1800 bis 1870 4. Band DIE NEUE WELT Von 1870 bis zur Gegenwart Jeder Band enthält Kunstdrucktafeln, historische Karten und im Anhang Anmerkungen, ausführliche Begriffserklärungen, Zeittafeln, Quellen- und Literaturhinweise. Preis je Band:
In Ganzleinen In Luxuseinband
DM 9 . DM 10.50
In jeder Buchhandlung erhältlich
VERLAG SEBASTIAN LUX Murnau vor München