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ATLAN 133 – Die Abenteuer der SOL
Nr. 632
Zentrale der Erhalter
von Peter Griese Die Verwirklichung von Atlans Ziel, in den Sektor Varnhagher-Ghynnst zu gelangen, um dort den Auftrag der Kosmokraten zu erfüllen, scheint außerhalb der Möglichkeiten des Arkoniden zu liegen. Denn beim entscheidenden Kampf gegen Hidden-X wurde Atlan die Grundlage zur Erfüllung seines Auftrags entzogen: das Wissen um die Koordinaten von Varnhagher-Ghynnst. Doch Atlan gibt nicht auf! Im Bewußtsein, sich die verlorenen Koordinaten wieder besorgen zu müssen, folgt der Arkonide einer vagen Spur, die in die Galaxis Xiinx-Markant führt, wo die SOL in erbitterte Kämpfe verwickelt wird. Schließlich, gegen Ende des Jahres 3807 Terrazeit, eskaliert die Auseinandersetzung zwischen Anti-ES und Anti-Homunk auf der einen und Atlan und den Solanern auf der anderen Seite in einem solchen Maß, daß die SOL den Sturz ins Nichts wagt und dabei nach Bars-2-Bars gelangt, in die aus zwei ineinander verschmolzenen Galaxien bestehende Sterneninsel. Die Verhältnisse dort sind mehr als verwirrend, wie die Solaner bald erkennen müssen. Doch während für das Generationenschiff auf dem Planeten der Anterferranter eine Liegezeit wegen notwendiger Reparaturen anbricht, versucht Atlan, zwischen den verfeindeten Völkern von Bars-2-Bars Frieden zu stiften. Dieses Ziel rückt in Reichweite, sobald der Arkonide auf das Prezzar-Mydonium stößt, auf die ZENTRALE DER ERHALTER ...
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Die Hauptpersonen des Romans:
Sanny, Kik und Asgard - Atlans Helfer gelangen nach Bars-2-Bars.
Briss en Verzank, Tullo Wiesters und Tumy Zweuk - Drei Solaner in der Gewalt der
Prezzarerhalter.
Argan U - Der Puschyde handelt eigenmächtig.
Oirstel, Karsnyt und Alysta - Das Führungstrio der Prezzarerhalter.
Atlan - Der Arkonide klärt Mißverständnisse.
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Viele Intelligenzen glauben zu wissen, wer und was sie sind und welche Bedeutung sie haben. Die Wahrheit ist, daß sie nichts wissen und ihre vermeintlich große Bedeutung überschätzen, weil sie gar keine besitzen. Wöbbeking-Nar’Bon am 18. Dezember 3807 SOL-Zeit.
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1. »Da versagen sogar meine paramathematischen Fähigkeiten«, stöhnte die kleine Molaatin. Sie sank auf den Boden im Innern des Plasmawesens Asgard und starrte ihr Gegenüber an. »Wir wissen fast nichts mehr über uns, und wir wissen nicht, ob wir eine Zukunft haben, nicht wahr?« Der, der das sagte, sah aus wie ein zu groß geratener Seestern. Der Fünfbeiner war ein ungewohnter Anblick für Sanny, denn sie kannte ihn besser aus den Reinkarnationserlebnissen Atlans als aus der eigenen Erinnerung, die in einen Schleier des Vergessens gehüllt war. Kik, der Sanny in Asgard aufgenommen und sie damit vor dem sicheren Tod bewahrt hatte, war gut doppelt so groß wie die Paramathematikerin, die so unvermutet aus der SOL gerissen worden war. Während Sanny bei ihrer Körpergröße von 48 Zentimetern noch immer wie ein Mensch aussah, war Kik biologisch ganz anders aufgebaut. Sie waren ein seltsames Paar, das sich durch eine Fügung hier nahe dem Zentrum von Xiinx-Markant gefunden hatte. Sie waren sich fremd, und sie paßten nicht zusammen. Und doch verband sie vieles. »Wir sind noch vorhanden«, versuchte Sanny zu scherzen. »Das ist alles, was im Augenblick feststeht. Warum bist du hier? Wie konntest du der Namenlosen Zone entkommen? Mit Asgard?« »Ich weiß es nicht«, entgegnete der Fünfbeiner. »Nicht wahr?« »Du sagtest, ich solle mitmachen?« »Das habe ich gesagt, und mein Wort gilt, nicht wahr?« »Wobei, Kik?« »Ich hatte gehofft, das von dir zu erfahren. Du kommst von Atlan, du kommst von der SOL.« »Woher weißt du etwas von der SOL?« Sanny wurde ärgerlich, denn noch immer war sie nicht in der Lage, die dringend notwendigen paramathematischen Berechnungen anzustellen. Gut, Kik hatte sie mit Asgard, dem künstlichen Kugelwesen aus der Namenlosen Zone gerettet, als das neu entstandene Schwarze Loch im Kern von Xiinx-Markant sie zu verschlingen drohte. Aber das war nicht entscheidend. Sie wußte aus Atlans Erlebnissen in der Vergangenheit, daß Kik nicht mehr lebte. Sie wußte, daß er und Asgard nicht in das normale Universum gehörten. Das augenblickliche Erleben stellte diese Tatsachen auf den Kopf, und damit fehlte ihr das Fundament für jegliche logische Berechnung. »Die SOL«, Kik schüttelte seine braunen Kopfhaare, die seine Augen fast vollständig verdeckten, »ist da, wo Atlan ist, nicht wahr?«
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Die kleine Molaatin holte tief Luft. »Nicht wahr«, äffte sie Kik nach. »Jetzt kann ich verstehen, daß Atlan dich so oft nicht verstanden hat. Und das weiß ich aus den Reinkarnationserlebnissen, die ihm Wöbbeking-Nar’Bon vermittelt hat. Du verstehst das, nicht wahr?« Kik schwieg, aber Sanny wußte nicht, ob er beleidigt war. »Du kannst von der Existenz der SOL und ihrer Verbindung zu Atlan gar nichts wissen«, fuhr sie fort. »Erkläre mir diesen Widerspruch!« »Es ist kein Widerspruch«, meinte der Fünfbeiner trotzig. »Ich weiß es eben. Vielleicht hat es mir KING aus der Zukunft berichtet.« »Wer, bei allen kosmischen Geistern, ist KING?« Sanny sprang vor Erregung auf. »Du betonst dieses Wort so merkwürdig.« »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß er nicht existiert.« »Es ist zum Verzweifeln.« Die Molaatin sank wieder in sich zusammen. »Kannst du mir wenigstens sagen, wer oder was du bist?« Der haarige Fünfbeiner wedelte unsicher mit vier seiner Extremitäten. Beinahe hätte Sanny laut gelacht, denn es sah zu komisch aus, wie Kik versuchte, auf einem Bein die Balance zu halten. Die Antwort blieb aus. Asgard bewegte sich nicht. Die beiden Wesen in seinem Innern starrten sich an. Sanny versuchte, sich zu erinnern. Durch Atlans Vergangenheitserlebnisse wußte sie, daß sie selbst damals auch schon gelebt hatte. Und daß sie es Kik zu verdanken hatte, daß sie jetzt noch lebte, denn etwas war in der Sekunde seines Todes auf sie übergegangen und hatte auf unbegreifliche Weise nicht nur ihr Leben verlängert, sondern ihr auch die Fähigkeit verliehen, paramathematische Berechnungen durchzuführen. »Du erfüllst eine Aufgabe«, sagte Kik unvermutet. »So wie ich, nicht wahr?« »So könnte es sein. Es ist aber unbefriedigend, den Auftrag in seinem ganzen Umfang nicht zu kennen und den oder die Auftraggeber auch nicht.« »Das heißt«, folgerte der Seesternähnliche, »wir wissen nicht, wer wir wirklich sind.« Diesmal ließ er das obligatorische »Nichtwahr« sogar weg. »Ich kann mich damit nicht einfach abfinden«, klagte Sanny. »Ich fühle mich frei, und doch sagte mir mein Verstand, daß ich von irgend etwas abhängig bin.« »Von den Hohen Mächten?« »Vielleicht. Ich habe noch keine Hohe Macht gesehen oder gehört oder gespürt.« »Ich auch nicht«, gab
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Kik sofort zu. »Weißt du, wer Kolk war?«
»Den Namen habe ich noch nie gehört.« »Kolk fängt mit K an und hört mit K auf. Ich bin nichts
Besonderes. Das stimmt doch, nicht wahr?«
Sanny spürte, daß Kik in eine Phase der Traurigkeit verfiel.
»Ich kenne Kolk nicht, mein Freund. Aber ich kann berechnen, daß du wichtiger bist als er. Wenn ich
allein daran denke, was du alles für Atlan getan hast.«
Der Fünfbeiner richtete sich auf. Er wirkte plötzlich zufriedener. Dann kam ein leises »Danke« aus seinem
von langen Haaren verdeckten Mund.
»Allmählich erkenne ich ein paar Zusammenhänge«, fuhr Sanny fort. »Du und ich, wir haben sehr viel
gemeinsam. Wir ahnen, was wir sind, aber wir wissen es nicht. Wir leben, obwohl du bereits gestorben bist und ich es längst sein müßte.« »Stimmt«, entgegnete Kik. »Du bist tot, und ich müßte es längst sein. Wohin fliegen wir jetzt?«
»Es wird nicht geflogen.« Sanny ballte ihre winzigen Händchen zu Fäusten und hielt diese Kik entgegen.
»Erst muß ich Klarheit über uns haben. Und dann muß ich wissen, was mit der SOL geschehen ist.«
»Die SOL ist verschwunden. Der Raum hat sie verschlungen. Und über mich gibt es nicht viel zu sagen.«
»Du bist eine Funktion«, behauptete die Paramathematikerin.
»Eine Funktion? Ich weiß nicht, was das ist, nicht wahr?«
»Es bedeutet, daß du einen bestimmten Platz in meinem Geschehen einnimmst, daß du eine vorgegebene
Rolle zu erfüllen hast.« »Stimmt!« Kik war mit einem Mal aus seiner Lethargie gerissen. »Ich habe drei Leben. Eins habe ich auf der Basis des Ersten Zählers verbraucht, als ich dir einen Teil meiner Energie geben mußte und starb.« Sanny staunte, aber sie schwieg. Sie hielt es für zweckmäßiger, Kik reden zu lassen. »Mein Elter Annymon hat schon bald nach meiner Geburt erkannt, daß ich eine Funktion bin. Daher gab er mir einen kurzen Namen, der mit K beginnt und endet. In meinem Volk bedeutet das eine hohe Verpflichtung und Anerkennung.« »In welchem Volk, Kik?« warf Sanny rasch ein.
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»Ich bin ein Vlahreser«, fuhr Kik mit ungewohnter Bereitwilligkeit und Offenheit fort. Für die Molaatin war es jetzt leicht zu erkennen, daß der Fünfbeiner die Wahrheit sagte. »Mein Volk lebte früher in einer Galaxis namens Bars. Mein Elter Annymon war ein kluger Wissenschaftler und ein lieber Vater-Mutter. Du mußt wissen, Sanny, daß die Vlahreser eingeschlechtlich waren.« »Waren?« »Ja, es gibt sie wohl nicht mehr. Der Untergang hatte schon begonnen, bevor ich geboren wurde. Viel habe ich über dieses traurige Kapitel nicht erfahren, denn ich wurde sehr früh entfernt.« »Entfernt? Das verstehe ich nicht.« »Ich habe einen Namen, der mit K beginnt und endet. Also bin ich etwas anderes. Irgend jemand muß das erkannt haben, denn er entfernte mich aus meiner gewohnten Umgebung. Ich landete dann irgendwann bei einem der Grenzwächter. Wie ich an diesen Ort kam, weiß ich nicht. Dann verschlug es mich auf die Basis des Ersten Zählers. Ich folgte immer meinen Eingebungen. Dabei war ich davon überzeugt, nach meinem Willen zu handeln. So traf ich dich und Atlan und Asgard.« »Und Anti-ES«, ergänzte die Molaatin. »Ihn habe ich nie gesehen, aber zur Genüge zu spüren bekommen. Verstehst du jetzt die Zusammenhänge meiner Funktion?« »In etwa, Kik, aber vieles ist mir noch ein Rätsel. Wer gab dir die drei Leben?« Der Vlahreser wedelte mit mehreren Extremitäten. Das war ein sicheres Zeichen für seine Unsicherheit und sein Unwissen. »Wie konntest du die Namenlose Zone verlassen?« fragte die Paramathematikerin weiter. »Mit Asgard. Mehr weiß ich auch nicht. Asgard ist wohl auch eine Funktion, denn er wurde mehrfach über große räumliche Distanzen bewegt, obwohl er das aus sich heraus gar nicht kann. So befanden wir uns auch auf einmal in diesem Teil des Universums, der dem meiner Heimat sehr gleicht. Vielleicht befinde ich mich sogar in Bars.« »Nein, Kik. Da muß ich dich enttäuschen. Diese Galaxis heißt Xiinx-Markant. Aber Bars könnte ein Teil von Bars-2-Bars sein. Das ist eine Doppelgalaxis in der kosmischen Nachbarschaft.« »Eine Doppelgalaxis«, sinnierte Kik. »Also wurden Bars und Farynt ineinandergezwungen. Annymon hat das vermutet. Wir müssen nach Bars.« »Wir müssen die SOL finden. Und Atlan«, entgegnete Sanny. »Das auch, aber ich fühle, daß Bars-2-Bars der Schlüssel zu allem ist, was wir wollen. Hier haben wir nichts mehr zu suchen.« »Wie soll Asgard die Entfernung von über zwei Millionen Lichtjahren überwinden? Kannst du dich überhaupt mit ihm verständigen? Ich denke, sein gedanklicher Kontakt funktioniert nur mit Atlan.« »Wenn er bei Laune ist«, antwortete Kik, »spricht er auch mit mir. Viel wirst du allerdings nicht von ihm erfahren.« Sanny betrachtete das Innere der biologischen Hohlkugel. Was sie über Asgard wußte, hatte sie aus
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Atlans Reinkarnationserlebnissen erfahren. Asgard war ein künstliches Lebewesen, das in der Namenlosen Zone erzeugt worden war. Die Urheber dieser Zeugung waren Anti-ES und Anti-Homunk, der nun nicht mehr existierte. Asgard, der zum Sklaven von Anti-ES gemacht worden war, war durch Atlans Eingreifen auf dessen Seite gezogen worden. Das galt insbesondere im Hinblick auf die gefühlsmäßige Verwandtschaft. Normalerweise sah Asgard von außen wie eine runzlige Kugel von etwa fünf Metern Durchmesser aus. Daß sich in seinem Innern ein ebenfalls kugelförmiger Hohlraum von etwa drei Metern Durchmesser befand, konnte man bei einem solchen Anblick nicht einmal vermuten, es sei denn, Asgard erzeugte Öffnungen in seiner dicken Haut, durch die man in ihn hineinblicken oder ihn betreten konnte. Meist war seine Außenhaut mit Mustern und Zeichen überzogen. Die fremdartigen Symbole stellten einen Ausdruck von Asgards Gefühlsleben dar. Er war jedoch auch in der Lage, hier gezielt Worte, Sätze und Zeichnungen abzubilden. Atlan hatte einmal vermutet, daß er aus fremden Intelligenzen durch eine Bioumformung entstanden war, und daß diese Urmasse mit ihren Emotionen noch ein Bestandteil des jetzigen Körpers war. Die Bioplasmakugel besaß eine ganze Reihe merkwürdiger Eigenschaften. Sie konnte kleine Auswüchse erzeugen und diese wie Arme oder Beine bewegen und benutzen. In seinem Innern sorgten seine Körperorgane, die ausnahmslos in der meterdicken Hülle verborgen waren, durch Absonderungen für gleichmäßige Temperaturen und für eine atembare Atmosphäre. Auch ohne ein technisches Hilfsmittel vermochte Asgard beliebige Gravitationsfelder erzeugen. Mit diesem unbegreiflichen Organ konnte er sich nach außen hin schwerelos machen und unter Ausnutzung anderer Felder sich selbst bis zu Geschwindigkeiten um 1000 Kilometern pro Stunde beschleunigen. Asgard stellte somit ein organisches Kleinraumschiff dar, das jedoch keine großen Geschwindigkeiten erzielen konnte – und schon gar keine Überlichtgeschwindigkeit. Sein gedankliches Mitteilungsvermögen beschränkte sich auf eine Kontaktfähigkeit mit Atlans Extrasinn, auf den Asgards Eigenintelligenz bei der Entstehung »eingeschwungen« war. Sanny erfuhr nun, daß Asgard darüber hinaus auch eine begrenzte Korrespondenz zumindest mit Kik führen konnte. Solche Kontakte waren – auch bei Atlan – nur möglich, wenn der Angesprochene sich in der Plasmakugel oder in deren unmittelbarer Nähe befand. Sanny erinnerte sich aus Atlans Erlebnissen an eine weitere Fähigkeit Asgards. Dieser konnte seine Masse verformen und dabei auch äußerlich andere Lebewesen nachbilden. Das erforderte jedoch einen hohen Energieaufwand, was gleichbedeutend mit einem hohen Verbrauch an seiner Körpermaterie war, so daß Asgard nur in Ausnahmefällen davon Gebrauch machte. »Er muß sich doch an die Ereignisse in der Namenlosen Zone erinnern können«, behauptete die Molaatin, »denn er war ja dabei.« »Er kann es nicht«, widersprach Kik. »Leider. Oder er will sich nicht mitteilen. Mir kommt es so vor, als ob er unter einem Schock leidet, der die Erinnerung überdeckt. Mir geht es ja auch so.« »Das ist dumm«, gab Sanny zu. »Es hätte mir bei meinen Berechnungen bestimmt geholfen. Es gibt zu viele Lücken in der Vergangenheit.« »Was kannst du denn überhaupt berechnen?« drängte der Fünfbeiner. »Es gibt größere Zusammenhänge.« Sanny schloß ihre Augen, obwohl das Dämmerlicht im Innern Asgards sie nicht störte. Dazu stützte sie ihren Kopf in die Hände, um sich so besser konzentrieren zu
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können. »Sie alle weisen darauf hin, daß wir Teile eines kosmischen Geschehens sind, dessen Ausgang vollkommen ungewiß ist. Ich vergleiche die Situation mit einem riesigen Puzzlespiel, bei dem nach und nach die einzelnen Steine an ihre richtigen Plätze gerückt werden müssen. Zur Zeit liegen viele dieser Steine noch ganz falsch, und es droht die Gefahr, daß eine Macht alles zerstört, bevor das Bild geordnet und komplett ist.« »Ich verstehe dich nicht«, gab der Vlahreser zu. »Du bist ein Steinchen dieses Puzzles«, versuchte Sanny eine Erklärung, »ich auch. Oder Atlan und die SOL. Die Macht, die die Ordnung zerstören will, ist Anti-ES. Der Platz, an dem die Ordnung erzeugt werden soll, besteht aus der Namenlosen Zone und aus ...« Sie brach plötzlich ab und starrte Kik mit weit geöffneten Augen an. »Natürlich«, rief sie aus. »Das ist es. Wöbbeking-Nar’Bon hatte es schon angedeutet. Xiinx-Markant war nur ein Teil des Entscheidungsfelds. Der andere muß Bars-2-Bars sein. Du stammst von dort. Und die SOL wurde von hier entfernt. Ich habe Cara Doz falsch berechnet, denn sie hat nicht zufällig gehandelt, als sie die SOL in das Transmittierungsloch gelenkt hat. Es paßte genau in den Plan, der zur Erfüllung des Puzzles befolgt werden muß. Es ging nicht nur um die Rettung Wöbbekings.« »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr«, klagte Kik. Sanny erläuterte ihm, was geschehen war, als die Ereignisse im Zentrum von Xiinx-Markant auf die Spitze getrieben worden waren. »Der Zeitpunkt ist falsch«, schloß sie. »Anti-ES schien der Moment angenehm zu sein, aber in dem kosmischen Puzzle sahen es die Spielregeln anders vor. Die Szene wurde nur verlagert, und das bedeutet konkret, daß die SOL nach Bars-2-Bars verschlagen worden sein muß.« »Aha.« Kik schien mit dieser Erklärung zufrieden sein, aber ob er sie wirklich verstanden hatte, war eine andere Frage. »Cara Doz ist auch ein Puzzlestein«, dachte Sanny laut weiter. Kik bedeutete der Name der Solanerin mit den emotionautischen Fähigkeiten ja nichts. Er kannte Cara nicht. »Sie hat irgendwann durch einen Trick dafür gesorgt, daß meine Berechnungen über sie stets zu einem falschen Ergebnis führten. Leider erkenne ich nicht, wann und wo das war.« »Ist das wichtig für uns?« Kiks Frage deutete an, daß er gern das Thema gewechselt hätte. »Deine Paramathematik ist mir langsam unheimlich.« »Mir auch.« Sanny lachte etwas gequält. »Aber tröste dich, diese Fähigkeit ist kein Allheilmittel. Das sieht man an Cara Doz, der Pilotin der SOL, die es verstanden hat, mich zu überlisten. Auf welcher Seite mag sie in Wirklichkeit stehen?«
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Der Fünfbeiner wedelte unsicher mit drei Armen. »Asgard!« sagte die Molaatin laut und erhob sich. »Ich möchte einen Blick auf das Zentrum von Xiinx-Markant werfen.« Das Plasmawesen gab keine direkte Antwort, aber es erzeugte eine transparente Stelle in seiner Hülle. Sanny sah Xiinx-Markant und die Auswirkungen des entstandenen Schwarzen Loches. Sie ließ alle Bilder auf sich wirken. Dann wandte sie sich wieder Kik zu. »Meine Berechnungen sind unvollständig«, räumte sie ein, »aber eins ist mir deutlich geworden. Hier gibt es für uns nichts mehr zu tun. Wir müssen nach Bars-2-Bars.« »Keine Einwände, Sanny.« Der Gedanke, wieder in seine Heimatgalaxis zu gelangen, gefiel dem Vlahreser sichtlich. »Ich weiß nur nicht, wie uns das gelingen soll. Ich kann auch ohne paramathematische Berechnungen feststellen, daß Asgard einige Milliarden Jahre braucht, um die Entfernung zu überbrücken.« »Diejenigen, die an der ordnungsgemäßen Zusammensetzung des Puzzles interessiert sind«, behauptete die kleine Molaatin selbstsicher, »werden dafür sorgen, daß wir an den Ort des Geschehens kommen. Wir werden unseren Weg gehen, Kik. Das habe ich berechnet.« »Du sprichst von dem unbekannten Effekt«, vermutete der Fünfbeiner, »der Asgard und mich auch aus der Namenlosen Zone befördert hat, nicht wahr?« »Vielleicht war es kein unbekannter Effekt. Vielleicht war es Wöbbeking-Nar’Bon.« »Oder die Hohen Mächte, nicht wahr?« »Nein«, widersprach Sanny heftig. »Wir handeln zwar auch in deren Sinn, aber die Kosmokraten haben noch nie unmittelbar in den Aufbau des Puzzles eingegriffen, und sie werden es auch nicht tun. Sie sind für uns unerreichbar weit entfernt.« Achtung Freunde! Sanny vernahm erstmals einen Gedanken Asgards. Mehrere durchsichtige Stellen entstanden. Draußen bewegten sich die Sterne mit rasender Geschwindigkeit. Ich werde bewegt! Sekunden später stellte die Molaatin typische Überlichteffekte fest. »Bars-2-Bars«, sagte sie. »Wir kommen.«
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2. »Faßt euch an den Händen«, brüllte Argan U. »Wenn wir irgendwo landen, dürfen wir uns nicht verlieren.« Dunkelheit hüllte den kleinen Puschyden und die drei Solaner ein, seit sie der Transmitter auf Schjepp aufgenommen und abgestrahlt hatte. Auf unfreiwilliger Basis hatten die vier den Ort ohne Wiederkehr verlassen müssen, um nicht in die Gewalt der Prezzarerhalter zu gelangen. Damit waren sie gleichzeitig aber auch von Atlan und den eigenen Schiffen abgeschnitten. Briss en Verzank schaltete eine kleine Handlampe an und leuchtete die Umgebung ab. Der Lichtstrahl fiel zuerst auf Tullo Wiesters’ blanken Schädel. Als der dürre Solaner die Lampe zur Seite schwenkte, verlor sich der Lichtstrahl in einem diffusen Nebel, ohne reflektiert zu werden. »Ein übergeordneter Raum, durch den wir transportiert werden«, folgerte Wiesters, der den Ruf genoß, verblüffend logische Schlüsse ziehen zu können. Argan U deutete mit dem Finger nach unten, als das Licht über seine Pelzgestalt huschte. Nun sahen es auch die anderen. Sie hatten keinen Boden unter den Füßen, obwohl sie eine normale Schwerkraft empfanden. »Das ist ein Problem für Briss«, ertönte eine Grabesstimme, die aus der Hüftgegend Tumy Zweuks zu kommen schien. »Er ist der Gravotechniker, und er soll mir das schnell erklären, sonst drehe ich durch.« Die Tatsache, daß die 91jährige Solanerin rechts eine Beinprothese trug, in der eine Kleinpositronik untergebracht war, war allen bekannt. Die Frau zog es bisweilen vor, diese mit einer Geisterstimme sprechen zu lassen, weil sie damit Tullo Wiesters reizen konnte. »Wenn du dich nicht vernünftig mit mir unterhältst«, schimpfte der Kahlköpfige auch sofort los, »sage ich gar nichts.« »Ich habe dich nicht gefragt, Schlange«, entgegnete Tumy Zweuk mit ihrer normalen Stimme. Sie benutzte den Spitznamen Wiesters’ in höhnischem Tonfall. »Ruhe, ihr Streithähne«, rief Argan U rasch. »Ich bin zwar der Kleinste hier, aber da ich zum Atlan-Team gehöre, habe ich automatisch das Kommando. Euren Zank könnt ihr später austragen.« »Gern«, dröhnte die Geisterstimme aus Tumys Bein. Briss en Verzank war mit seinen 117 Jahren der Älteste der vier. Er strich sich seine langen, flammend roten Haare aus dem Gesicht und warf einen kurzen Blick auf sein rechtes Handgelenk. Dort zierte ein drei Zentimeter breites Band aus rotgoldenem Harz den knochigen, dürren Arm. Der Gravotechniker war davon überzeugt, daß die in das Band eingegossenen Insekten seine Empfindungen anregten, so daß er bisweilen fast hellseherische Vorhersagen treffen konnte. »Das Fehlen eines Untergrunds besagt nichts«, erklärte er. »Wir befinden uns in einem Transportfeld, das nach einem uns unbekannten technischen Prinzip arbeitet. Die Merkwürdigkeiten sind nur Nebenerscheinungen dieses Vorgangs. Wir werden in wenigen Sekunden irgendwo landen.« »Wo?« fragte Tullo Wiesters und strich sich mit einer Hand über die Glatze, wo eine sich windende
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Schlange in die Haut tätowiert war, die der Grund für seinen Spitznamen war. »Ich sehe eine fremde und technisierte Welt«, ließ en Verzank unsicher verlauten. »Sonst verraten dir deine Schildkröten aus Viehjacht nichts?« fragte Tumys Geisterstimme. »Es sind keine Schildkröten«, belehrte sie Briss en Verzank ernsthaft, womit er die fünf fremdartigen Tiere in seinem Armband meinte. »Es handelt sich um Insekten. Das habe ich dir oft genug erklärt. Und der Ort ihrer Herkunft heißt Viniard.« »Wo liegt denn dieses Viehjacht, oder wie das heißt?« bohrte Tumy Zweuk weiter, obwohl sie wußte, daß sie nur eine ablehnende Antwort bekommen würde. Der Gravotechniker schwieg sich stets über diesen Ort aus, und seine Freunde vermuteten insgeheim, daß es Viniard nur in der Einbildung en Verzanks gab. »Bestimmt nicht dort, wo wir ankommen«, lautete die Antwort. Die diffuse Umgebung erhellte sich plötzlich. Argan U rückte sein Zuckerwasserdestilliergerät auf dem Rücken zurecht und faßte Tumy Zweuk an der Hand. Die nebelartigen Schwaden verschwanden von einer Sekunde zur anderen. Ein Summen erfüllte die Luft, und eine fremdartige dunkle Stimme erklang. Der Translator an Argans Gürtel sprang an und übersetzte: »Willkommen, ihr Fetische! Willkommen im Prezzar-Mydonium!« Unsichtbare Kräfte faßten nach den Solanern und dem Puschyden und rissen ihre festen Griffe auseinander. Jeder wurde in eine andere Richtung gezogen. Helles Licht und blanke Stahlwände schälten sich aus dem Nichts, und auch ein fester Boden raste von unten heran, bis er die Füße der Ankömmlinge berührte. Was dann erklang, war eindeutig eine Alarmsirene. Unsichtbare Stimmen quäkten aus verborgenen Lautsprechern. Argan U fühlte, wie sich ein Fesselfeld um seinen Körper legte. Er sah seine drei Begleiter in wenigen Metern Entfernung, und diesen erging es nicht anders. »Das hättest du vorhersehen sollen«, donnerte die Grabesstimme aus Tumys Prothese. Unter dem Andruck der Fesselfelder war niemand sonst noch in der Lage, ein Wort über die Lippen zu bringen. * Der Führer der Prezzarerhalter schritt unruhig in seiner Befehlszentrale auf und ab. Das ausführliche Gespräch mit dem Logikum, wie der Hauptrechner des Prezzar-Mydoniums genannt wurde, hatte ihn
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nicht befriedigt. Die Lage war verworrener denn je, und sie hatten trotz aller Bemühungen keine entscheidenden Fortschritte erzielt. Oirstel war sich seiner Verantwortung voll bewußt. Jetzt aber mußten Entscheidungen gefällt werden, denn seine Organisation drohte die Kontrolle über die Geschehnisse zu verlieren. Schuld daran waren in erster Linie die unklaren Verhältnisse in Bars und Farynt, die seit einer Ewigkeit andauerten. Nun waren aber Dinge geschehen, die alles nur noch mehr verwirrt hatten. Ein fremdes Raumschiff war aufgetaucht; es wurde SOL genannt. Seine Mannschaft, die bis auf wenige Ausnahmen den Beneterlogen äußerlich sehr glich, hatte eine hektische Aktivität entwickelt. Unklar waren Oirstel die Ziele der Fremden, also stufte er sie zunächst als Feinde ein. Alles, was nicht seiner Heimatgalaxis Farynt entstammte, mußte ein Feind sein. Der Führer der Prezzarerhalter ging dabei davon aus, daß die SOL auf der Seite der Völker von Bars stand. Durch ihre engen Kontakte zu den Anterferrantern war auch das Prezzar-Logikum zu der Behauptung gelangt, die Solaner seien Gegner. Er überflog noch einmal die letzten Berichte, die ihn über die Fetische erreicht hatten. Zwei Schiffe der Fremden mit der falschen Hautfarbe, die CHYBRAIN und die FARTULOON, hatten die Heimatwelt der Schjepper entdeckt. Schjepp war verloren, und damit war das Reservoir an Fetischen auf die geringen Bestände, die man im Prezzar-Mydonium noch besaß, zusammengeschmolzen. Oirstel war uralt und weise. So leicht brachte ihn nichts aus der Fassung. Wie bei allen Beneterlogen, so war auch seine Hautfarbe blau. Früher war er einmal stolz auf das helle Blau gewesen, das sein Körper zierte, aber nun waren an vielen Stellen verwaschene graue Flecken durchgekommen, die von seinem Alter Zeugnis ablegten. Er drückte eine Taste, und ein Ruf nach seinen Stellvertretern wurde automatisch übermittelt. Es war an der Zeit, mit Karsnyt und Alysta die weiteren Schritte zu beraten, denn die Zwiegespräche mit dem Logikum brachten ihn nicht von der Stelle. Karsnyt, der männliche Stellvertreter Oirstels, war der Wohnverwalter und damit für den Wohnsektor des Prezzar-Mydoniums zuständig, der in dem A-Planetoiden untergebracht war. Sein weibliches Pendant war Alysta, die Maschinenverwalterin, die über den B-Planetoiden bestimmte. Sie war auch verantwortlich für das Antennen- und Projektornetz, das die beiden Teile des Prezzar-Mydoniums verband und beim Einsatz des Hyperdeflektors von außen unsichtbar war. Karsnyt und Alysta trafen wenig später gemeinsam bei Oirstel ein. Der schaltete alle Verbindungen zum Logikum ab, denn er wollte nicht, daß irgend jemand ihr Gespräch verfolgen konnte. »Ich mache mir Sorgen.« Mit einer Handbewegung forderte der Führer der Prezzarerhalter seine beiden Stellvertreter auf, sich zu setzen. »Sind wir allein?« fragte Alysta mißtrauisch. »Können wir offen sprechen?« Erst als Oirstel das bestätigte, entkrampften sich die Gesichtszüge der Maschinenverwalterin. Auch Karsnyt atmete hörbar auf. »Wir haben schon lange nicht mehr über die Wahrheit gesprochen«, meinte der Wohnverwalter. »Es gibt Unruhen in den eigenen Reihen, weil unerklärliche Dinge passieren.« »Das, was eigentlich geschehen sollte«, wandte Oirstel sogleich ein, »ist nicht geschehen. Von Prezzar gibt es nach wie vor kein Lebenszeichen. Alle anderen Geschehnisse sind nur Erscheinungen am Rand.«
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»Ich sehe die Sache anders.« Alysta stellte sich damit auf die Seite Karsnyts. »Wenn die Fremden, die sich zur Tarnung Solaner nennen, weil sie den Anschein erwecken wollen, nicht aus Bars zu stammen, das Prezzar-Mydonium entdecken und uns drei töten, ist das Wissen um die Wahrheit verloren. Es gibt in ganz Farynt niemand außer uns, der sich noch an den wirklichen Prezzar erinnert. Die Überlieferungen treiben wilde Blüten. Fast täglich tauchen neue Sekten und Glaubensgruppen auf, die alles nur noch mehr verwirren.« »Ich muß dich korrigieren, Alysta.« Oirstels Stimme klang ernst. »Wir erinnern uns so wenig an Prezzar wie jeder andere Bewohner Farynts. Wir sind nur davon überzeugt, daß sich in dem kleinen Kreis der Führungsspitze der Prezzarerhalter seit einer ewigen Zeitspanne dieses Wissen unverfälscht erhalten hat.« »Wortklaubereien«, wehrte die Frau ab. »Tatsache ist, daß dieser Atlan uns Kummer bereitet. Wir müssen etwas unternehmen. Unsere Aktion auf Schjepp war ein Fehlschlag. Das steht schon jetzt fest. Wenn wir keine Fetische mehr haben, bricht unsere Organisation zusammen, denn wir können keine Nachrichten mehr unerkannt übermitteln.« »Warum spricht denn niemand die Wahrheit aus?« fragte Karsnyt düster. »Was willst du damit sagen?« Oirstels Stimme zitterte vor Erregung. »Wir nehmen an, daß es früher einmal einen übergreifenden galaktischen Instinkt namens Prezzar gegeben hat«, dozierte der Wohnverwalter. Als er die empörten Blicke seiner Gesprächspartner sah, lenkte er ein. »Gut, ihr glaubt fest daran, daß es einmal so war. Und ihr glaubt, daß Prezzar noch irgendwo in einer Art Verbannung existiert. Beweisen läßt sich jedoch absolut nichts! Das müßt ihr endlich einmal einsehen.« »Sprich ruhig weiter«, forderte Oirstel. Der drohende Unterton schreckte Karsnyt nicht zurück. »Tatsache ist, daß unsere klügsten Forscher seit Ewigkeiten mit allen technischen Mitteln aus dem Prezzar-Mydonium heraus versuchen, eine Spur von Prezzar zu entdecken. Tatsache ist, daß an vielen Orten, nicht nur von Farynt, sondern auch von Bars, unsere Leute beobachten und melden sollen, ob sich ein Hinweis auf den Verbleib Prezzars ergibt.« »Ja und?« zürnte der Führer der Prezzarerhalter. »Und«, Karsnyt atmete schwer durch. »Die Tatsache ist unumstößlich, daß sich trotz all unserer Bemühungen kein einziger konkreter Hinweis finden ließ, aus dem man schließen könnte, wo Prezzar existiert, geschweige denn, daß es ihn überhaupt noch gibt oder überhaupt einmal gab.« »Das ist ein bodenloser Frevel!« donnerte Oirstel los. »Es ist die nüchterne Wahrheit, Oirstel«, widersprach Karsnyt ungerührt. »Es ist mir klar, daß es dir nicht gefällt, solche Worte zu hören. Wo aber sollen die Dinge klar ausgesprochen werden, wenn nicht hier?« Alysta nickte zustimmend, sagte aber nichts. »Prezzars Verschwinden beruht auf dem Verschmelzen von Bars und Farynt in der Vergangenheit unserer Geschichte.« Oirstel versuchte zu dem zurückzukehren, was er die Tatsachen nannte. »Das ist
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bewiesen. Und wenn wir den Prezzarerhaltern sagen würden, was du befürchtest, Karsnyt, dann wäre das schlimmer als der Verlust von Schjepp. Dann bräche unsere Organisation wirklich zusammen.« »Wir könnten unseren Sinn immer noch darin erkennen«, meinte Alysta, »die Feinde aus Bars zu beseitigen. Es gibt schließlich eine glaubwürdige Theorie, die besagt, daß sich dann auch die Verzahnung der beiden Sterneninseln auflösen wird.« »Eine nichtssagende Spinnerei«, wehrte Karsnyt ab. »Ihr weicht immer wieder in Randprobleme aus. Warum fragt sich keiner, wie es zu der Verzahnung von Farynt und Bars kam? Warum versuchen wir nicht, das Übel an der Wurzel zu packen?« »Könnten wir das denn?« fragte Oirstel und brachte damit den Wohnverwalter zum Schweigen. »Ich schlage vor«, ergriff Alysta erneut das Wort, »daß wir uns intensiver um das fremde Schiff kümmern, bevor es für uns zu weiteren Rückschlägen kommt. Unsere Verbindungsleute müssen die Regierung auf Beneter und insbesondere EGEN beeinflussen, damit sie in der SOL den eigentlichen Feind sehen.« »Ist die SOL denn unser Feind?« Karsnyt schüttelte sich unwillig. »Die Leute dieses Schiffes haben Schjepp auf dem Gewissen«, brauste Alysta auf. »Ist das nicht genug?«
»Ich habe die neuesten Nachrichten vernommen. Wenn ich sie objektiv beurteile, so kann ich eine verständliche Neugier dieses Atlan erkennen. An den Umständen, die zur Zerstörung von Schjepp führten, tragen wir mindestens die gleiche Schuld.« »Du sprichst wie ein Verräter!« Die Frau sprang erregt auf. »Ich spreche wie einer, der sich von seinem nüchternen Verstand leiten läßt.« Der Wohnverwalter blieb auch jetzt gelassen. Oirstel spürte, daß er eingreifen mußte. »Das Prezzar-Logikum hat die Aktivitäten der beiden Beiboote der SOL auch nicht unbedingt als Aggression bewertet. Es hat sogar angeregt, mit den Fremden zu verhandeln. Es wäre von Interesse zu wissen, woher sie kommen und was sie zu uns geführt hat.« »Sie kommen aus Bars, und sie wollen unsere Macht brechen«, behauptete Alysta düster. »Das kann stimmen«, versuchte Oirstel weiter die Wogen der Erregung zu dämpfen. »Es fehlt aber der Beweis.« »Dann sollten wir uns um diesen Beweis bemühen, bevor es zu spät ist.« Oirstel atmete bei diesen Worten Alystas auf, denn er erkannte, daß seine Stellvertreterin wieder von ihrer harten Meinung abwich. »Wir haben kaum eigene Kräfte, aber wir können die Kommandanten der Beneterflotten beeinflussen, ein paar Solaner zu fangen und auszuquetschen.«
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»Zu befragen«, korrigierte sie Oirstel. »Von mir aus«, meinte die Frau unzufrieden. Der Führer der Prezzarerhalter wollte noch etwas erwidern, aber in diesem Augenblick schrillten die Alarmsirenen auf. Das Logikum schaltete sich selbständig in die Befehlszentrale. »Alarm«, verkündete die Kunststimme. »Der Ferntransmitter wurde automatisch und zeitverzögert aktiviert. Es sind Fremde in das Mydonium eingedrungen. Die Schutzvorrichtungen haben sie vorerst in Fesselfelder gelegt, aber es bestehen Zweifel, ob diese Maßnahme ausreichend ist.« »Bilder!« befahl Oirstel schnell. Zwei Bildschirme erhellten sich und zeigten vier Gestalten, von denen sich drei sehr glichen. Nur die vierte war viel kleiner und in einen Pelz aus orangefarbenen Schuppen gehüllt. »Solaner«, stellte der Führer der Prezzarerhalter mit Genugtuung fest. »Der kleine Typ ist auf Schjepp gesehen worden. Das erspart uns eine Menge Arbeit, denn jetzt haben wir Gefangene, die wir verhören können. Los! Kommt! Das muß ich aus der Nähe erleben. Alysta, stelle ein paar Kampfroboter bereit, damit diese Burschen keine Dummheiten machen können.« Gemeinsam eilten die drei Prezzarerhalter zum zentralen Antigravschacht des A-Planetoiden, um in dessen Zentrum zu gelangen. Von hier aus mußten sie die Antigravröhre des Projektornetzes erreichen, um in den Maschinensektor des B-Planetoiden zu gelangen, wo der Ferntransmitter stand. * Die Enge des unsichtbaren Fesselfelds war für Argan U bedrückend und schmerzend zugleich, aber der kleine Puschyde dachte nicht daran, so rasch aufzugeben. Seine Augen konnte er noch frei bewegen, der Kopf ließ sich allerdings nur noch wenige Millimeter zur Seite drehen. Tumy Zweuks Kleinpositronik lamentierte fast ununterbrochen vor sich hin. Argan ließ sich davon nicht ablenken. Sie befanden sich in einem quadratischen Raum ohne Mobiliar und Einrichtung. Das galt allerdings nur für den Bereich, den der Puschyde überblicken konnte, denn zweifellos befand sich in seinem Rücken die Transmitterstation, die sie so plötzlich ausgespuckt hatte. Da keine Lebewesen anwesend waren, hatte man hier wohl nicht mit ihrer Ankunft gerechnet. Zentimeter für Zentimeter schob Argan seine rechte Hand an die Hüfte entlang auf den Rücken zu. Das kostete große Anstrengungen, denn das Fesselfeld gab kaum nach. Er krümmte sich, um immer wieder etwas Freiraum für seine Hand zu bekommen. Die Zeit drängte, denn der Alarm, der zwar verklungen war, würde die Besitzer dieser Station schnell auf die Szene rufen. Endlich berührten Argans Finger den äußeren Rahmen seines Zuckerwasserdestilliergeräts. Hier gab es
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Hohlräume in dem Gestänge, so daß er seine tastende Hand nun schneller bewegen konnte. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sein erstes Gerät dieser Art bei der Jagd auf den Ysteronen Girgeltjoff zerstört worden war. Breckcrown Hayes, damals noch »normaler« Solaner und kein High Sideryt, hatte ihm nach Beendigung dieses Abenteuers ein neues Destilliergerät gebaut und geschenkt. Argan benötigte ganz bestimmte Konzentrate aus Wasser und Zucker für seine Ernährung, die ihm selbst die Robotküche der SOL nicht in der Form zubereiten konnten, die er bevorzugte. Daher trennte er sich fast nie von dem geliebten Gerät. Breckcrown Hayes hatte damals die Idee gehabt, den harmlos aussehenden Kasten mit seinem Gestänge, den Rohren und Behältern auch noch für andere Zwecke zu nutzen. Beim Kampf im Ysterioon hatten versteckte Waffen und andere Hilfsmittel Argan bereits sehr geholfen. Seit dieser Zeit hatte er seine Bemühungen darauf konzentriert, immer neue technische Hilfsmittel in dem Gerät zu verstecken. Auf diese baute er jetzt seinen Plan auf, denn der Mikroreaktor, der in dem Rohzuckerbehälter verborgen war, würde genügend Energie liefern, um ihn aus dieser unsichtbaren Zwangsjacke zu befreien. Es kam nur darauf an, vor dem erwarteten Eintreffen der Beherrscher dieses Transmitters die richtigen Sensortasten zu betätigen. »Ich will hier raus!« röhrte die Grabesstimme aus Tumys Beinprothese. »Ich auch«, quetschte der Puschyde zwischen den schmalen Lippen hervor. Im gleichen Moment erreichten seine Fingerspitzen das Sensorenfeld unter einer Abdeckplatte. Er fühlte die kleinen Erhöhungen genau. Jetzt durfte er nichts falsch machen, sonst war der Plan zum Scheitern verurteilt. Zunächst schaltete er den Destillator vollkommen ab. Dadurch arbeitete das Bedienfeld nun automatisch mit den eingebauten Mikroaggregaten zusammen. Ein kaum hörbares Summen drang an sein Ohr, als der Reaktor anlief. Sekunden später stand die volle Leistung zur Verfügung. Argan schaltete sie auf Negativ-Energie, die sich gegen das Fesselfeld stellte. Sofort ließ der Andruck nach. Nun konnte er sich freier bewegen, wenngleich er das Gefühl hatte, durch einen zähen Brei zu stampfen. Beseitigen konnte er das Fesselfeld nicht, nur teilweise neutralisieren. Geräusche drangen an seine Ohren. Stiefel hasteten über metallenen Boden, und wenig später schob sich eine breite Schottwand seitlich von Argan in die Höhe. Er erkannte drei Beneterlogen, vermutlich Angehörige der Gruppe der Prezzarerhalter, und dahinter eine Gruppe Roboter mit Waffenarmen. »Tu doch etwas!« schrie Tumys Mikropositronik. Argans Hand tastete eine neue Kombination ein. Sofort baute sich ein Deflektorfeld auf, das ihn unsichtbar machte. Die Energien würden mit einfachen Geräten zwar leicht zu orten und zu neutralisieren sein, aber so gewann er wieder etwas Zeit.
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Das nun noch stärker belastete Kleinkraftwerk jaulte bereits bedenklich, aber nun griff Tumy Zweuk ein. Die schrillen Töne, die aus ihrem Bein kamen, übertönten die verräterischen Geräusche aus Argans Zuckerwasserdestilliergerät. Er registrierte die erstaunten Rufe der Prezzarerhalter, als er sich an diesen vorbei in den anschließenden Korridor schob. Dann ließ auch die Wirkung des Fesselfelds nach. Der Puschyde rannte, so schnell er konnte, denn schon gaben die Roboter laute Signale von sich. Sie hatten den Unsichtbaren geortet.
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3. »Wenn ihr nicht sofort die Fesselfelder abschaltet, passiert hier ein Unglück!« Tumys Kleinpositronik reagierte schnell auf Argan Us Verschwinden. Sie ahmte jetzt dessen Tonfall nach und überdeckte die Aussagen mit einem leichten Echoeffekt, so daß es unmöglich für die Prezzarerhalter war zu sagen, woher die Stimme kam. Alysta winkte ihre Roboter heran und postierte sie im Umkreis um die drei Solaner. Unter dem Eindruck der Waffen würden diese es nicht wagen, etwas zu unternehmen. »Wir schalten die Fesseln ab«, erklärte Oirstel. »Bei dem geringsten Angriff von eurer Seite schießen unsere Roboter. Das gilt auch für den, der sich unsichtbar gemacht hat.« »Der vierte hat den Transmitterraum verlassen«, schnarrte eine der Maschinen. »Unsinn!« schimpfte Oirstel. »Ich habe seine Stimme soeben noch hier gehört, und die Ausgänge sind längst blockiert.« »Diese Aussage ist unrichtig«, bemerkte der Roboter noch einmal, aber keiner der Prezzarerhalter reagierte darauf. Zu groß war ihre Neugier, von den Gefangenen etwas zu erfahren. »Fesselfelder abschalten«, befahl Oirstel. Die drei Solaner kamen wieder frei. Sie rieben sich die malträtierten Glieder und blickten sich fragend an. In Anbetracht der waffenstrotzenden Roboter wagten sie es nicht, etwas zu unternehmen, was den Zorn der Beneterlogen geweckt hätte. Außerdem war es gar nicht in ihrem Interesse, sich auf Feindseligkeiten mit den Blauen einzulassen. »Ein reichlich unfreundlicher Empfang«, bemerkte Tullo Wiesters. In seiner schwarzen, glänzenden Kombination und mit seinem haarlosen Schädel unterschied er sich deutlich von en Verzank und Tumy Zweuk, die die üblichen lindgrünen Bordkombinationen der SOL trugen. »Ihr seid hier ohne Befugnis eingedrungen«, entgegnete Oirstel ebenso unfreundlich. Dann flüsterte er Alysta zu, daß man nach dem verschwundenen Pelzwesen suchen solle. Die Maschinenverwalterin veranlaßte alles Notwendige. »Es ergab sich durch unglückliche Umstände.« Briss en Verzank machte sich nach Argans Verschwinden zum Sprecher der Solaner. »Wir wissen selbst nicht, wie wir von Schjepp an diesen Ort gelangten. Feindliche Absichten haben wir jedenfalls nicht.« »Die Roboter sollen ihre Waffen senken«, drohte Tumy erneut mit ihrer Kunststimme, die vortrefflich den kauzigen Tonfall des Puschyden nachahmte. »Ihr könnt mich sowieso nicht finden. Wir können verhandeln, aber nicht unter dieser Bedrohung. Meine Leute werden ihre Waffen auch ablegen.« Tullo und Briss verständigten sich durch schnelle Blicke und ließen dann ihre Ausrüstung zu Boden fallen. »Wenn es sein muß«, nörgelte die Solanerin mit ihrer richtigen Stimme und schloß sich ihren beiden Freunden an. Auf ein Zeichen Oirstels senkten die Roboter ihre Waffen. Die Überlegenheit der Prezzarerhalter war damit jedoch noch immer gegeben.
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Andere Roboter kamen in den Raum und verwickelten Alysta in Gespräche, die so leise waren, daß die Solaner sie nicht verstehen konnten. Erst als die Prezzarerhalterin sich laut an Oirstel und Karsnyt wandte, wußten die Solaner, um was es ging. »Die Halle wurde gründlich untersucht«, teilte die Frau mit. »Der Verschwundene ist nicht hier. Inzwischen wurde er im Bereich des Mydoniums geortet, aber einfangen konnten wir ihn noch nicht.« »Na, los!« zischte Briss Tumy zu. »Wo bleibt der Kommentar?« »Es ist richtig«, sagte die Solanerin mit Hilfe ihrer Beinpositronik und mit Argans Stimme. »Ich bin nicht mehr in diesem Raum. Dennoch kann ich verfolgen, was dort geschieht. Wenn ihr meinen Freunden auch nur ein Haar krümmt, passiert ein Unglück.« »Bei dir ist das wohl kaum möglich«, feixte Tumy danach mit ihrer wahren Stimme und einem Blick auf den kahlen Schädel Tullo Wiesters’. Der winkte nur ab. »Wir werden die Angelegenheit klären.« Oirstel wagte sich ein paar Schritte näher an die Solaner heran. »Ihr müßt uns ein paar Fragen beantworten, bevor wir über euch entscheiden. Ich bin Oirstel, der Führer der Prezzarerhalter, und das sind Alysta und Karsnyt, meine Stellvertreter. Ihr befindet euch an einem geheimen Ort, den wir das Prezzar-Mydonium nennen.« »Interessant«, antwortete Briss en Verzank. »Wir sind Solaner.« Er nannte seinen Namen und die seiner Begleiter. »Das ist uns bekannt. Von welcher Welt kommt ihr? Gehört sie zu Bars?« »Wir kommen von gar keinem Planeten«, antwortete der Gravotechniker. »Unsere Heimat ist die SOL.« Die Prezzarerhalter schwiegen verblüfft. Dann meldete sich Karsnyt abfällig zu Wort: »Damit ist schon bewiesen, daß sie lügen.« »Es mag für euch unvorstellbar sein«, hakte en Verzank ein, »aber unsere Vorfahren haben sich schon vor langer Zeit von allen Planeten gelöst. Wir haben nur eine Heimat, und das ist die SOL. Auch stammen unsere Vorfahren weder aus Bars, noch aus Farynt. Der Grund des Hierseins der SOL ist ein anderer, aber es würde zu lange dauern, euch die ganze Geschichte unseres Volkes zu erzählen.« »Was wollt ihr hier?« fragte Oirstel mißtrauisch. »Da würdest du besser mit Leuten reden, die dafür kompetent sind«, wehrte der Solaner erst einmal ab. »Du meinst Atlan?« »Ihr kennt ihn?« Briss’ Staunen war echt. »Das macht die Sache einfacher. Gebt mir ein Hyperfunkgerät, und ich werde Atlan rufen.« »Ausgeschlossen!« Oirstels Ablehnung war endgültig. »Niemand darf wissen, wo sich das Prezzar-Mydonium, befindet.«
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»Ihr seid eine Geheimsekte in den Reihen der Beneterlogen, nicht wahr?« schaltete sich Tumy in das Gespräch ein. »Was sind denn eure Ziele?« »Die Fragen stellen wir«, lehnte Karsnyt ab. »Das wird unsere Verhandlungen nicht gerade erleichtern.« Briss en Verzank kreuzte seine Arme über der Brust. »Ich sehe das aber gelassen, denn Atlan wird uns schon finden.« Für ihn war das Gespräch damit vorerst beendet. Tullo und Tumy schwiegen ebenfalls. Erreicht hatten sie nichts, und so konnten sie nur hoffen, daß Argan U mehr Erfolg hatte. »Wir sperren die drei erst einmal ein«, entschied Oirstel. »Aber eine Frage müßt ihr mir noch beantworten. Steht ihr auf der Seite von Bars oder auf der von Farynt?« Die drei Solaner schwiegen, aber Tumys Kleinpositronik hielt den Moment für geeignet, um etwas mit der Stimme des Puschyden zu bemerken. »Wir stehen auf keiner der beiden Seiten, ob ihr sie nun Bars und Farynt oder Tyar und Prezzar nennt. Wir sind hier, weil die Konstellation Bars-2-Bars, die alles beinhaltet, die Galaxien und ihre verschwundenen Eigenintelligenzen und alle Völker und technischen Einrichtungen, uns ein Rätsel aufgeben, hinter dem sich eine Macht verbirgt, von der ihr wahrscheinlich keine Ahnung habt. Diese Macht heißt Anti-ES, und sie hat uns etwas geraubt, was wir zurück haben wollen.« Die Prezzarerhalter bemerkten dazu nichts. Alysta gab den Robotern einen Wink, die daraufhin die Solaner abführten. * Asgard schlingerte. Er konnte die äußere Beeinflussung mit seinen Antigravorganen nicht mehr vollständig kompensieren. Kik und Sanny wurden hin und her geworfen. Das Gefühl, sich mit rasender Geschwindigkeit zu bewegen, ließ nicht nach. Das diffuse Licht, das Asgard in der Hohlkugel erzeugte, flackerte. Schließlich erlosch es ganz. Eine Erklärung gab das Plasmawesen nicht. »War das bei deinen früheren Reisen mit Asgard auch so katastrophal?« wollte die Molaatin von dem Vlahreser wissen. »Nein«, antwortete der Fünfbeiner ungerührt. »Da war es schlimmer. Als wir die Namenlose Zone verließen, wurde ich besinnungslos, nicht wahr?« »Asgard!« rief Sanny. »Ich will nach draußen sehen. Erzeuge eine transparente Stelle!« Die Plasmakugel reagierte nicht. »Er hat genug mit sich selbst zu tun.« Kik legte einen Arm um die Molaatin, um sie zu beruhigen. »Du läßt ihn besser in Ruhe.« »Es ist unerträglich für mich«, klagte Sanny, »daß ich nichts sehe. Es ist eine Grundvoraussetzung für meine Berechnungen.« »Und ich dachte, du hättest bereits berechnet, daß wir nach Bars fliegen, nicht wahr?« »Nach Bars-2-Bars, Kik. Das ist etwas anderes. Ich nehme es zumindest an.« Unvermutet erleuchtete sich der Hohlraum wieder. An mehreren Stellen glühten rote Punkte.
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»Asgard brennt durch!« Jetzt griff die Panik auch nach dem Vlahreser. Drei seiner Extremitäten tasten die Innenwand ab. Als er einen der leuchtenden Punkte berührte, zuckte er zurück. »Eiskalt«, stieß er erschrocken hervor. »Das ist gut.« Das Vorhandensein einer dürftigen Beleuchtung beflügelte die Paramathematikerin wieder. »Ich glaube, Asgard ist verhindert, uns mit seinen Gedanken etwas zu sagen. Daher versucht er es mit den Lichtpunkten. Sie bedeuten etwas.« »Was, Sanny?« »Es werden immer mehr.« Sie deutete nach oben. »Und sie formieren sich in einem Bereich.« Tatsächlich war die Zahl der Punkte nicht mehr zu überblicken. Kik schätzte sie auf mehrere tausend, aber Sanny meinte, es seien bereits über eine Million. Das Schütteln des biologischen Kleinstraumers ließ nach. Auch die normale Beleuchtung Asgards glomm langsam wieder auf. Sie erreichte jedoch nicht die Helligkeit der roten Punkte, die nun so dicht lagen, daß sie ineinander verschmolzen. »Was ist das?« fragte Kik mit beklemmender Stimme. »Es schält sich ein Kreuz heraus.« Sannys Rechte fuhr durch die Luft und zog die Linien nach. »Das ist Bars-2-Bars. Asgard überträgt das, was er außen wahrnimmt, zu uns herein. Der überlichtschnelle Transport hat ihn daran gehindert, mit uns zu sprechen oder ein Sichtfenster zu erzeugen.« Die Umrisse der Doppelgalaxis, die Sanny noch aus Fernaufnahmen kannte, die von Bord der SOL nach der Vernichtung von Hidden-X angefertigt worden waren, wurden immer deutlicher. Der Blickwinkel war jetzt zwar etwas verschoben, aber diese Umrechnung bewerkstelligte die Paramathematikerin mit Leichtigkeit. »Ich habe das Gefühl, wir werden langsamer«, meinte Kik. Sanny erwiderte nichts, denn nun erzeugte Asgard ein Sichtfenster. Sie erhob sich und starrte nach draußen. Wie zum Greifen nah erstrahlten dort Milliarden von Sternen in der charakteristischen Form eines Kreuzes. Sanny sah noch mehr. Es handelte sich um zwei fast gleich große Spiralgalaxien mit sehr dünnen Kernen, die senkrecht zueinander standen. Sie teilte ihre Beobachtungen Kik mit. »Da ist noch etwas«, sagte sie wenig später. »Etwas Unheimliches und Undefinierbares, das von dieser Doppelgalaxis ausgeht. Obwohl ich berechnen kann, daß es sich um zwei völlig eigenständige Sterneninseln handeln muß, sind beide enger miteinander verbunden als eine Sonne mit ihren Planeten.« Kik reagierte nicht darauf.
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»Dort draußen irgendwo«, meinte er traurig, »gibt es einen Stern, um den zahllose Trümmer eines lange vergangenen Planeten kreisen. Das war einmal Vlah, meine Heimatwelt, die ich nie sehen durfte. Annymon hat mir oft davon erzählt.« »Das Kommen und Gehen im Kosmos ist eine einzige Folge von Schicksalsschlägen, Kik«, versuchte die Molaatin ihren Retter zu trösten. »Ohne Opfer gibt es keinen Fortschritt. Es steht aber fest, daß jedes Opfer seinen Sinn hat, auch wenn dieser oft erst viel später erkennbar wird.« »Das Opfer Vlah hatte keinen Sinn«, behauptete Kik trotzig. »Ich kenne die Geschichte zwar nicht«, widersprach Sanny sanft, »aber einen Teil des Sinns kenne ich. Wäre Vlah nicht vergangen, wärst du heute nicht hier. Du hättest weder Atlan in der Namenlosen Zone helfen können, noch mich vor dem Vergehen in dem Schwarzen Loch von Xiinx-Markant bewahrt.« Asgard schloß kommentarlos die durchsichtige Wand wieder. Kik schwieg und starrte auf die Abbildung von Bars-2-Bars, als könne er dort noch eine Spur seiner Heimatwelt entdecken. »Da, Sanny!« rief er plötzlich und deutete nach oben. »Ein einzelner grüner Punkt unter all den roten.« »Tatsächlich.« Die Molaatin sprang auf. »Kannst du ihn berechnen?« »Warte!« Die Paramathematikerin ließ das Bild auf sich wirken, aber nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. »Es geht nicht. Wir müssen Asgard fragen, was das zu bedeuten hat. Es ist besser, wenn du mit ihm sprichst, denn dich kennt er ja wohl besser.« Kik formulierte seine Frage, und zu Sannys Überraschung antwortete das Plasmawesen sofort. Ich erzeuge keinen grünen Punkt. »Dann muß ein fremder Einfluß vorliegen«, folgerte die Molaatin. »Es kann sich eigentlich nur um unser Ziel handeln. Das, was uns lenkt, hat diese Information hereingespielt.« »Oder der«, orakelte Kik, »in dessen Falle wir gehen sollen.« »Unwahrscheinlich. Ich kann es zwar nicht genau sagen, aber der grüne Punkt könnte der Standort der SOL sein.« * Argan Us Bemühungen konzentrierten sich auf mehrere Dinge gleichzeitig. Zunächst galt es, seine Verfolger abzuhängen. Dann wollte er Klarheit darüber gewinnen, wo er sich überhaupt befand. Alles, was er annehmen konnte, war, daß er auf einem Planeten gelandet war, wo zumindest Teile im alleinigen Besitz der Prezzarerhalter waren. Er dachte aber auch an seine drei Begleiter, die nun in der Gewalt der merkwürdigen Beneterlogen waren. Natürlich würde er zur gegebenen Zeit einen Befreiungsversuch
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unternehmen, aber dafür mußte sich erst einmal eine Chance zeigen. Zu seinem Glück begegneten ihm zunächst keine weiteren Angehörigen der Beherrscher dieser Station. Die Antigravlifte arbeiteten vollautomatisch, und so kam er schnell voran. Er versuchte dabei, in die Tiefe zu gelangen, denn nach seinen Erfahrungen befanden sich dort die Maschinen und Aggregate, während im oberen Teil Labors, Zentralen und dergleichen zu vermuten waren. »Unten« fühlte er sich also sicherer. Er benutzte weiter den Deflektorschirm, der zwar kein Allheilmittel gegen eine normale Ortungsanlage bedeutete, ihn aber vor Überraschungen bewahren konnte. Den kleinen Paralysator, eine Anfertigung, die extra auf seine Körpergröße und seine kleinen Hände zugeschnitten war, hielt er griffbereit. Er hatte die Kleinreaktoren in ihrer Energieabgabe gedrosselt, so daß nur das Deflektorfeld ausreichend versorgt war und außerdem der Gravitationsneutralisator, der das Gewicht des Zuckerwasserdestilliergeräts aufhob. Bei den zu erwartenden körperlichen Belastungen wäre das nur hinderlich gewesen. Die Räume und Gänge, durch die er vorsichtig eilte, machten den Eindruck einer hochwertigen Technik. Überall glänzte blankes Metall. Die Zwischenschotte arbeiteten selbständig, wenn er sich ihnen näherte. Spezielle Überwachungsmechanismen fand er nicht. Wahrscheinlich fühlten sich die Prezzarerhalter hier ganz sicher. Als in seiner Nähe Schritte aufklangen, verbarg er sich hinter einem mannsgroßen Metallklotz, dessen Funktion er nicht erkennen konnte. Von dort schielte er um eine Ecke. Zwei Prezzarerhalter und ein Roboter schritten fast gemächlich den Gang entlang. Argan sah ihre Mundbewegung und hörte die fremden Laute. Schnell aktivierte er seinen Translator, schaltete aber den Lautsprecher auf den winzigen Ohrhörer, der unter seiner Schuppe unterhalb seines rechten Ohres verborgen war. Die Beneterlogen suchten ihn, das hörte er sofort heraus. Daß ein Fremder sich in ihrem Mydonium (das schien der Name der Station zu sein) frei bewegen konnte, schien die beiden Männer nicht sonderlich zu beunruhigen. »Irgendwann finden wir ihn«, bemerkte der eine Prezzarerhalter. »Er kann ja schließlich nicht heraus.« Das war es also! folgerte der Puschyde. Die Erhalter waren sich sicher, daß er die Station nicht verlassen konnte. Es mußte also ein Sperrsystem geben. Argan wartete, bis die drei verschwunden waren, dann setzte er seinen Weg fort. Weit kam er nicht, denn erneut klangen harte Schritte vor ihm auf. Diesmal blieb ihm nur der Weg durch eine seitliche Tür. Er fand sich in einem Raum wieder, der voller technischer Geräte war. Lebewesen waren nicht anwesend. Die Anlagen arbeiteten automatisch. Er betrachtete sie eingehend und kam zu dem Schluß, daß hier etwas aufgezeichnet wurde. Ganz sicher war er sich nicht, aber ein großer Bildschirm zeigte seltsame Strukturen, die vielleicht Energiemuster oder -strömungen sein konnten. Ein leises Summen lag in der Luft. Die Darstellungen konnte er nicht deuten. Sie waren zu fremdartig.
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Plötzlich klang ein anderer Ton auf. Unwillkürlich suchte Argan Deckung hinter einem Kontrollpunkt. Zwei weibliche Prezzarerhalter kamen durch eine Tür herein, die Argans Aufmerksamkeit bisher entgangen war. Wieder belauschte er die Gespräche mit dem Translator und dem Ohrhörer. »Es ist wieder ein Fenster aktiviert worden«, stellte die ältere der beiden Frauen fest und nahm ein paar Einstellungen vor. »Sollen wir es überhaupt aufzeichnen?« fragte die andere. »Du kennst Alystas Anweisungen. Wir müssen jeder Spur nachgehen, die zu Prezzar führen könnte.« »Aber wir haben schon über einhundertmal in jenen Bereich geblickt, den wir die Namenlose Zone nennen. Es gibt dort nichts Bemerkenswertes, und schon gar nichts, was auf den Verschollenen hindeutet.« Argan U konnte aus seinem Versteck heraus gerade noch auf den großen Bildschirm blicken. Dort waren die bunten Muster verschwunden. Er sah einen großen schwarzen Fleck mit faserigen Rändern, die über einen Grauton in blaue Farbe übergingen. Unwillkürlich drängte sich Argan die Vorstellung auf, in einen anderen Raum zu blicken. Tatsächlich schälten sich aus der schwarzen Fläche nun auch zwei helle Punkte heraus, die eindeutig Sterne waren. Sogar ein paar kleine Planeten wurden erkennbar. »Sie kommen«, sagte die jüngere Prezzarerhalterin. »Es ist so wie immer, also nichts Besonderes.« »Wenn es uns gelingen würde«, entgegnete die Ältere nachdenklich, »den Ort zu bestimmen, von dem aus diese Streustrahlungen kommen, wäre uns sehr geholfen. Er muß irgendwo in Bars oder Farynt sein, denn die beobachteten Schiffe tauchen hier gelegentlich auf.« »Das ist eins der Rätsel, Tymii. Das andere ist, daß die Fremden ähnliche Achtteilerschiffe verwenden wie die Beneterlogen. Ob es da eine Verbindung gibt?« »Das Logikum verneint das. Wir gehen davon aus, daß der Achtteiler eine überlegene Strategie beinhaltet, weil dem Gegner vorenthalten wird, wie wendig eine solche Einheit ist.« Plötzlich tauchte für Sekunden ein großes Kugelschiff auf dem Bildschirm auf. Es raste auf diesen zu und verschwand dann. Für die beiden Erhalterinnen schien das ein normaler Vorgang zu sein. Kurz darauf verblaßte das Bild wieder. »Das Fenster zur Namenlosen Zone schließt sich«, stellte die Frau fest, die Tymii genannt worden war. »Ich schalte wieder auf die Routineaufzeichnung.«
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Sie kam auf das Kontrollpult zu, hinter dem der Puschyde sich duckte. Daß sie sich dabei ungewöhnlich weit nach vorn beugte, mußte purer Zufall sein. Jedenfalls entdeckte sie das Zuckerwasserdestilliergerät, das bestimmt nicht an diesen Ort gehörte. »Was ist denn das?« stieß sie verblüfft hervor und neigte sich über das Pult. »Zwara! Alarm! Da sitzt der Fremde!« Argan U reagierte blitzschnell. Sein Deflektorfeld mußte versagt haben, oder die Prezzarerhalterin verfügte über ein spezielles Ortungsgerät. Wie immer es auch war, er war entdeckt. Der Puschyde schnellte in die Höhe. Nun sah er auch das kleine Gerät, das beide Frauen zwischen den Augen trugen. Damit hatten sie ihn ausfindig gemacht. »Es tut mir wirklich leid, meine Damen«, sagte Argan und betätigte den Paralysator. Er traf erst Tymii und dann Zwara. Die Prezzarerhalterinnen sanken mit einem Aufstöhnen zu Boden und rührten sich nicht mehr. »Hier ist es mir zu heiß«, murmelte der Bepelzte. »Ich muß fort.« Er desaktivierte den Deflektorschirm, denn er sah ein, daß dieser nun nutzlos geworden war. Sicher waren alle Prezzarerhalter längst mit dem Aufspürgerät ausgestattet worden. Außerdem mußte er mit seinen Energievorräten sparsam umgehen. Unbemerkt verließ er den Raum. Draußen hastete er den Gang entlang, bis er einen Antigravschacht fand, der nach unten gepolt war. Er gelangte in einen Abschnitt, in dem nur eine Notbeleuchtung brannte. Das war ein sicheres Zeichen, daß er hier nicht mit dem Auftauchen weiterer Prezzarerhalter zu rechnen brauchte. Groß schien deren Gesamtzahl in dieser Station ohnehin nicht zu sein. Argan zwängte sich durch armdicke Energieleiter. Sein Vorankommen wurde immer schwieriger, denn er entdeckte kaum noch Lücken, die er passieren konnte. Für seine Verfolger stellte sich dieser Weg aber als ungangbar dar, denn sie waren ja viel größer. »Irgendwo muß es doch ein Ende geben«, murmelte Argan und schaltete die Handlampe ein. Der Boden war mit dünnem Staub bedeckt. Dann endete sein Weg vor einer leicht gewölbten Stahlwand. Er wählte willkürlich den Weg nach rechts, und schon bald tauchte vor ihm ein helles Licht auf. Es fiel seitlich durch die Wand herein. Hier befand sich eine Art Bullauge. Die Röhre war gerade so dick, daß sich der Puschyde darin bewegen konnte. Sein Zuckerwasserdestilliergerät mußte er allerdings ablegen. Er kroch in die Röhre, bis er an ein rundes Fenster gelangte, durch das er nach draußen blicken konnte. Bereits nach der ersten Orientierung stellte er überrascht fest, daß er von einer völlig falschen Annahme ausgegangen war. Er befand sich auf keinem Planeten, denn draußen herrschte die Dunkelheit des atmosphärenlosen Raumes. Ein paar kleine Trümmerbrocken glitten ganz langsam im Licht einer unfernen Sonne vorbei.
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Als er den Kopf zur Seite drehte, erblickte er in etwa 500 Metern einen großen Planetoiden, der gut 300 Meter durchmaß. Und als er ganz genau hinsah, entdeckte er ein paar kleine und gut getarnte Antennen auf dessen Oberfläche. Argan ließ das Bild auf sich wirken, ohne sich über die Bedeutung ins klare kommen zu können. In der Ferne schimmerten Sterne, und er zweifelte nicht daran, daß diese zu Bars-2-Bars gehörten. Er wartete fast eine Stunde, als er einen neuen Brocken auftauchen sah. Zuerst hielt er diesen für einen kugelförmigen Kleinplanetoiden, dann aber kam ihm an dem Anblick etwas bekannt vor, obwohl er gleichzeitig wußte, daß er ihn in Wirklichkeit noch nie gesehen hatte. »Aber auf SENECAS Kunstbildern«, murmelte er aufgeregt. »Das gibt es doch gar nicht!«
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4. Alysta wirkte zufrieden, als sie Oirstel vom Fortgang der Dinge berichten konnte. »Der kleine Fremde, er heißt übrigens Argan U, ist noch nicht in unserer Gewalt. Wir konnten aber seine Spur verfolgen. Er ist in den unteren Bereichen des B-Planetoiden verschwunden. Ich habe alles hermetisch abriegeln lassen. Nun stellen wir ihm ein Ultimatum, dann muß er aufgeben. Andernfalls saugen wir die Atmosphäre ab und holen ihn dann heraus.« »Und die drei Solaner?« fragte Oirstel. »Sie verhalten sich ruhig. Wir haben ihre Gespräche belauscht und sie außerdem unbemerkt untersucht. Die Frau besitzt eine Beinprothese, in der ein kleines Logikum untergebracht ist. Damit hat sie die Stimme Argan Us nachgeahmt.« »Solche Listen beweisen die Heimtücke der Solaner«, stellte Karsnyt grimmig fest. »Wir sollten kurzen Prozeß mit ihnen machen.« »Laß Alysta berichten und schweig!« herrschte Oirstel den Wohnverwalter an. Der beugte sich der Entscheidung seines Chefs. »Die Solaner zeigen eine unverständliche Zuversicht. Sie gehen davon aus, daß dieser Atlan sie finden und herausholen wird. Aus ihren weiteren Gesprächen läßt sich nichts entnehmen, was eine Antwort auf unsere Fragen geben würde. Über Prezzar sprechen sie gar nicht. Es klingt aber immer wieder an, daß sie uns für geistig verwirrt halten, denn sie reden von sinnlosen Kriegen. Damit meinen sie zweifellos die Konfrontationen zwischen den Völkern von Farynt und Bars.« »Auch nur ein übler Trick«, nörgelte Karsnyt. »Kriege sind immer sinnlos«, stellte Oirstel fest. »Allmählich gewinne ich den Eindruck, daß die Solaner tatsächlich über unsere Situation besser informiert sind als wir. Was wir von Anterf erfahren haben, weist darauf hin, daß sie dort versucht haben, die internen Streitereien zu dämpfen. Wir haben die neue Einigkeit, die dort im Wachsen begriffen ist, zunächst als gezielte Aggression gewertet und geglaubt, man wolle die Anterferranter zu einem neuen Feldzug gegen die Beneterlogen führen. Nichts davon ist jedoch geschehen.« »Du vergißt«, sagte Karsnyt, »daß dieser Atlan die Schuld am Untergang von Schjepp trägt.« »Ich glaube nicht, daß es so ist, und das erwähnte ich auch schon. Gehen wir davon aus, daß die drei Solaner die Wahrheit über ihre Absichten gesagt haben. Dann ist es nur logisch, daß sie als Fremde in Bars-2-Bars versuchen, sich ein Bild von der aktuellen Situation zu machen. Zwangsläufig sind sie dabei auch auf unsere Leute gestoßen.« »Die seit einer Ewigkeit unerkannt wirken konnten«, höhnte Karsnyt. »Da stimmt doch etwas nicht!« »Doch. Es paßt alles in das Bild der Wirklichkeit, Karsnyt. Nur willst du diese Wirklichkeit nicht sehen. Die Völker von Farynt stagnieren in ihrer Entwicklung seit der Zeit, da Farynt in Bars geschoben wurde und Prezzar verschwand. Es ist sogar noch schlimmer, denn die gesamte Evolution ist rückläufig. Daß wir Prezzarerhalter uns bewahrt haben, ist eine Ausnahme, aber auch wir sind von der Stagnation betroffen, denn wir haben keine wirklichen Fortschritte erzielt.« »Unser Antennen- und Projektornetz nimmt fast alle Strömungen von Bars-2-Bars auf«, widersprach Karsnyt. »Damit können wir die Lage wirklichkeitsgetreu sehen und bewerten.« »Und was hat uns das genützt? Nichts. Wir haben entdeckt, daß von Bars oder Farynt aus in
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unregelmäßigen Zeitabständen Fenster in einen anderen Raum geschaltet werden, den wir in Ermangelung wirklicher Erkenntnisse die Namenlosen Zone nennen. Wir haben dort Sterne und Planeten gefunden und ein Volk festgestellt, das mit Achtteilerschiffen zu uns kommt. Aber wir wissen nicht einmal, wo dieser Übergang ist oder ob es mehrere gibt.« »Und vor allem«, ergänzte Alysta, »wissen wir nicht, ob es zwischen diesen Geschehnissen und dem Verschwinden Prezzars eine Verbindung gibt.« Karsnyt brummte unwillig. »Mein Interesse«, sinnierte der Führer der Prezzarerhalter, »mit diesem geheimnisumwitterten Atlan zu sprechen, wird immer größer. Wir könnten die drei Solaner entlassen und sie bitten, einen solchen Kontakt herzustellen.« »Abgelehnt!« erklärte Karsnyt schroff. »Ich kann diesem Plan auch nicht zustimmen, denn dann würden wir so oder so den Standort des Prezzar-Mydoniums verraten. Das kann nicht in unserem Interesse sein.« »Wir könnten uns mit ihm an einem anderen Ort treffen«, dachte Oirstel laut weiter. »Die drei Gefangenen wissen ja nicht, wo das Mydonium ist.« »Sie wissen, daß es existiert«, sagte Karsnyt. »Das ist schon schlimm genug. Wir sollten einen Hypnotiseur von Beneter holen und die drei nach allen Regeln der Kunst ausquetschen.« »Damit würden wir keine Freunde gewinnen.« Alysta und Karsnyt schwiegen. Für den Führer der Prezzarerhalter war dies ein sicheres Zeichen, daß er für seinen Plan derzeit keine Mehrheit gewinnen konnte. So war es für Oirstel fast eine Erleichterung, als sich das Prezzar-Logikum erneut unaufgefordert meldete.
»Es befindet sich ein künstliches Objekt im direkten Anflug auf das Mydonium. Ein Zufall ist aufgrund des exakten Kurses auszuschließen. Ich bitte um die Entscheidung, ob Alarm auszulösen ist.« Das Führungstrio der Prezzarerhalter starrte sich gegenseitig an. Diesmal entschied Oirstel, ohne auf seine Stellvertreter und deren Ansichten zu warten. »Alarm! Jeder auf seinen Posten! Bild des Objekts zu mir!« Der Bildschirm in der Befehlszentrale zeigte ein kugelförmiges Objekt, das genau auf das Antennen- und Projektornetz zuhielt. *
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Asgard hatte zwei weitere Sprünge durchgeführt, denn aus dem Ausblick ergaben sich jeweils neue Konstellationen der Sterne. Sanny sah, daß sie sich konsequent jener Stelle näherten, die durch den grünen Punkt markiert war. Nach dem letzten großen Sprung erloschen alle ungewöhnlichen Lichter in dem Plasmawesen. Auf Kiks Frage, was das zu bedeuten habe, erwiderte Asgard nichts. So blieb den beiden nur der Weg der direkten Beobachtung. »Wir sind in der unmittelbaren Nähe einer gelbweißen Sonne«, stellte Sanny fest. »Ich kann ferner mehrere Planeten feststellen.« Ich spüre die Ausstrahlung, meldete sich unerwartet die gedankliche Intelligenz Asgards. »Welche Ausstrahlung?« fragte Kik sofort laut. Natürlich konnte die Plasmakugel diese Gedanken empfangen. Ihre Antwort war jedoch enttäuschend. Unbekannt! »Kannst du nichts berechnen?« drängte der Vlahreser. Sanny schüttelte ihr Köpfchen. Sie beobachtete weiter, was sie von draußen erfassen konnte. Asgard raste unterdessen weiter in das System der Sonne hinein. »Wir befinden uns bereits weit innerhalb der Planetenbahnen«, teilte die Molaatin ihrem fünfbeinigen Freund mit. »Ich erkenne zwei Planeten nahe der Sonne und mehrere weit entfernt. Deren Bahnen haben wir schon gekreuzt. Wenn sich da nicht noch einer versteckt, befinden wir uns also zwischen Planet 2 und 3. Oh, da ist noch etwas! Ich erkenne eine Unmenge von Trümmern oder Planetoiden. Asgard hält genau darauf zu. Frage ihn, was das zu bedeuten hat!« Kik kam der Aufforderung nach, und das Plasmawesen antwortete: Undefinierbare Ausstrahlung, aber angenehm. »Wir werden angelockt«, folgerte der Vlahreser. »Oder auf den rechten Pfad gelenkt«, vermutete Sanny. »Vielleicht verbirgt sich tatsächlich die SOL in diesem Trümmerfeld.« Große und kleine Brocken rasten draußen vorbei. Asgard wich ihnen ohne Aufforderung aus, behielt dabei aber beständig seine Grundrichtung bei. Langsamer, teilte er wortkarg mit, und Sanny registrierte die Verringerung der Fluggeschwindigkeit.
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»Was hat das zu bedeuten, Asgard?« fragte sie unwirsch.
Unbekannt.
»Kannst du dich nicht etwas deutlicher ausdrücken? Vielleicht rennen wir blindlings in eine Falle.«
Kann ich nicht ausschließen.
»Dann halte gefälligst an, damit wir die Lage in Ruhe untersuchen können!« Womit?
»Damit hat er auch wieder recht«, meinte Kik. »Laß uns ruhig nachsehen, wo wir landen. Hauptsache ist,
daß etwas passiert.« »Du hast leicht reden, Kik«, wehrte die Molaatin ab. »Du hast noch zwei Leben in
Reserve, ich nicht.«
Kik wedelte verlegen mit seinen Armen. Asgards Flug wurde immer langsamer. Dafür standen hier die
Planetoiden immer dichter. Sanny konnte nicht sagen, ob ihr biologisches Gefährt deswegen die
Geschwindigkeit herabgesetzt hatte oder weil sie dem Zielpunkt schon sehr nahe waren.
Beides trifft zu, teilte Asgard mit und zeigte Sanny dadurch, daß er auch ihre unausgesprochenen
Gedanken erfassen konnte.
»Wie weit sind wir noch von dem grünen Punkt entfernt?« fragte sie.
Wenige Atlan-Minuten.
»Bist du gewillt, auf meine Anweisungen zu hören?« erkundigte sich die kleine Molaatin. Insgeheim
dachte sie, daß ihr Asgard doch etwas unheimlich war.
Natürlich. Ich halte treu zu denen, die zu Atlan stehen. Du brauchst keine Furcht zu empfinden. Gegen die unerklärlichen äußeren Beeinflussungen bin auch ich völlig machtlos. »Heißt das, daß du nicht weißt, woher sie kommen?« Genau das. »Spürst du Atlans Nähe?« Kik merkte, daß Sanny nach weiteren Informationen suchte. Nein. Oder
besser gesagt, er ist nicht in diesem Sonnensystem.
»Dann kann auch die SOL nicht hier sein«, folgerte der Vlahreser, und Sanny stimmte ihm zu.
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Anhalten. Tatsächlich verharrte die Plasmakugel. Bilder beachten! Wieder erzeugte Asgard auf die Innenwand ein Muster. Es dauerte eine Weile, bis Kik und Sanny aus zwei unregelmäßigen kartoffelförmigen Flecken erkennen konnte, daß es sich wohl um zwei annähernd gleich große Planetoiden handeln sollte. »Ich bitte um eine Erklärung«, wandte sich Kik an Asgard, aber das Plasmawesen schwieg. »Warte!« Sanny deutete auf die leuchtenden Stellen. Langsam schälte sich dort zwischen den beiden Bildern der Planetoiden etwas Weiteres heraus. Schwierigkeiten, teilte Asgard wortkarg mit. Dann fügte er hinzu: Tarnmaßnahmen. Eine annähernd rechteckige, nur ganz schwach leuchtende Fläche entstand zwischen den beiden Planetoiden. Dann bildete sich in der Mittelachse eine dicke Linie heraus, die über das verschobene Rechteck hinaus in die Materiebrocken verlängert wurde. »Eine Energieleitung«, vermutete Kik. Nein, feste Materie. Sanny blickte erneut durch die transparente Stelle in Asgards Körper. Sie suchte die in der Nähe befindlichen Planetoiden ab und fand schon nach Sekunden die beiden, die das Plasmawesen in seine Innenwand projiziert hatte. Der Raum zwischen den beiden kleinen Himmelskörpern war allerdings gänzlich leer. So sehr sich die Paramathematikerin auch bemühte und ihre besonderen Fähigkeiten zu Hilfe nahm, sie entdeckte nichts. »Asgard muß sich täuschen«, erklärte sie. »Da ist nichts außer zwei ganz normalen Planetoiden.« Keine Täuschung, Tarnung, entgegnete die lautlose Stimme in Kiks und Sannys Kopf. Die Zeichnung aus kleinen, leuchtenden Flecken wurde immer schärfer. Einzelne Ausbuchtungen der Planetoiden wurden erkennbar. Die Verbindungslinie war nun ganz deutlich zu erkennen. Auch das diffuse Rechteck wurde plastischer. An seinen kurzen Kanten, die den Planetoiden zugewandt waren, bildete sich ein Gestänge heraus, das sich zwischen das Rechteck und die Raumkörper spannte. Die matte Fläche selbst durchzog sich mit parallelen Linien, so daß eine Vielzahl von langgezogenen Rechtecken entstand. »Vierhundert Segmente«, stellte die Paramathematikerin sogleich fest. »Wir müssen näher ran.«
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Kommentarlos setzte sich Asgard in Bewegung. Wenige Minuten später hatten sie sich den Planetoiden bis auf etwa 500 Meter genähert. »Anhalten!« bat Sanny, und Asgard verharrte. Sie warf einen erneuten Blick durch das Körperfenster nach draußen und ließ alles auf ihren paramathematischen Sinn wirken. »Da ist absolut nichts«, stellte sie dann energisch fest. »Asgard hat Halluzinationen.« »Sei doch nicht so gereizt«, Kik lugte nun auch nach draußen. »Siehst du denn etwas?« fragte Sanny. »Leider nicht. Aber ich weiß, daß man sich auf Asgard verlassen kann. Seine Sinne arbeiten anders als unsere.« Die Molaatin überlegte kurz, dann faßte sie einen Entschluß. »Es könnte sich um ein kompliziertes Antennensystem handeln«, erklärte sie. »Wir werden feststellen, ob da etwas ist. Asgard soll mit voller Geschwindigkeit auf den Leerraum zwischen den Planetoiden zusteuern. Dann bekommen wir schon heraus, ob da etwas ist.« »Das halte ich für gefährlich«, warnte Kik. Ungefährlich, behauptete Asgard. Das Gespinst ist so dünn, daß ich es mit Leichtigkeit durchschlage. Und aktive Energien spüre ich nicht. »Dann los!« Bei seinem vollen Beschleunigungsvermögen brauchte Asgard keine fünf Sekunden, um das unsichtbare Netz zu erreichen. Sanny verfolgte den Flug durch das Sichtfenster. Sie erkannte noch immer nichts. Unmittelbar bevor sie den verdächtigen Ort erreicht hatten, wurden das filigrane Netz und sein Gestänge plötzlich sichtbar. »Abdrehen!« schrie die Molaatin. Ein Ruck ging durch die Plasmakugel, als sie mit extremen Werten versuchte, dem Hindernis noch auszuweichen. Sanny und Kik wurden von den Beinen gerissen, da Asgard intern den Andruck der plötzlichen Richtungsänderung nicht ausgleichen konnte. Sie purzelten übereinander zu Boden. Geschafft, meldete Asgard. »Beidrehen und wieder näher an das Objekt«, bat die Molaatin. Als sie aufstand und durch das Körperfenster blickte, stieß sie einen erstaunten Ausruf aus. Obwohl sie mindestens tausend Meter von dem Planetoiden entfernt waren, war das Netz ganz deutlich zu erkennen. Auch Kik bemerkte diese Veränderung.
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»Es ist von einer Seite unsichtbar«, folgerte er.
»Das wäre unlogisch«, widersprach Sanny und ersuchte Asgard, wieder an den alten Ort
zurückzukehren.
Widerspruchslos führte die Plasmakugel die Anweisung aus.
Auch von hier war das Gespinst aus Metall und anderen unbekannten Materialien nun einwandfrei zu
erkennen.
»Weißt du, was das bedeutet?« fragte Sanny. »Sie haben den Schirm, der dieses Objekt vollkommen
unsichtbar machte, abgeschaltet, weil sie nicht wollten, daß wir das Netz zerstören.«
Kik konnte nicht mehr antworten, denn Asgard meldete sich erneut.
Äußerer Einfluß. Ich werde bewegungsunfähig. Etwas zerrt mich fort.
Sanny sah, daß sie langsam, aber stetig auf einen der beiden Asteroiden zugezogen wurden.
»Wer ist da drin?« fragte der Vlahreser besorgt, aber Sanny zuckte nur mit den Schultern.
Asgard hielt gezwungenermaßen auf das spitze Ende des Planetoiden zu. Als sie diesen fast erreicht
hatten, schob sich dort eine Felsplatte zur Seite und gab eine etwa zwanzig Meter durchmessende runde Öffnung frei. »Traktorstrahlen«, stellte Sanny noch fest. Dann glitten sie durch das Tor, und Asgard kapselte sich von der Umgebung ab. Nur ein kleines Fenster nach draußen ließ er noch stehen, so daß Sanny und Kik die nähere Umgebung beobachten konnten. Fesselfeld, teilte Asgard mit.
Die Molaatin starrte durch das kleine Bullauge und sah die Gestalten kommen. »Es sind Menschen«,
erklärte sie Kik, »aber sie haben eine blaue Hautfarbe.« Dann schloß Asgard auch diese Öffnung.
Instinktiv schottete er sich vor den Fremden ab.
»Zeige uns«, bat Sanny, »was da draußen geschieht.«
Wenig später malte Asgard mit seinen Leuchtzeichen allerlei fremdartige Geräte auf seine Innenwand.
Sanny konnte Projektoren erkennen, und sie ahnte nichts Gutes. Als Asgards Zeichnungen wieder
verblaßten, meldete er sich mit müder Stimme.
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Ich glaube, wir werden betäubt. Vielleicht ist es besser, wenn ich euch entlasse, denn im Zustand der Besinnungslosigkeit könnte das atmosphärische Gleichgewicht gestört werden. Eine Öffnung entstand, und Sanny und Kik schlüpften hinaus. Draußen wurden sie sofort von mehreren Robotern und Männern umringt. Sie hörten fremde Klänge, die sie nicht identifizieren konnten. »Versteht ihr vielleicht diese Sprache?« herrschte sie unvermutet eine weibliche blaue Gestalt an. »Interkosmo«, staunte die Molaatin. »Atlans Sprache«, ergänzte Kik nicht weniger verblüfft. »Also kommt ihr auch von der SOL«, stellte die Blaue fest. »Warum schickt ihr nicht gleich euren Atlan?« Sanny gab Kik ein Zeichen, daß er nun den Mund halten sollte. Der Vlahreser winkte zustimmend mit einem seiner Extremitäten. »Bringt sie in eine andere Zelle«, befahl die Frau ihren Helfern und Robotern, und Sanny folgerte daraus, daß es hier noch andere Leute geben mußte, die etwas mit der SOL zu tun hatten.
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5. Für Argan U gab es keinen Zweifel daran, daß die seltsame Kugel, die die Prezzarerhalter geborgen hatten, Asgard aus der Namenlosen Zone war. Er zerbrach sich nicht den Kopf darüber, wie dieser nach Bars-2-Bars gekommen war und warum die Beherrscher der Station den Schirm abgeschaltet hatten, der das Netz zwischen den beiden Planetoiden unsichtbar machen konnte. Asgard war damals ein Helfer Atlans gewesen, das wußte er aus dessen Reinkarnationserlebnissen. Damit war das Plasmawesen automatisch sein Verbündeter. Problematisch wurde eine Kontaktaufnahme dadurch, daß er in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt war und daß Asgard ihn nicht kennen konnte. Ein raumflugtauglicher Körper war aber genau das, was er suchte, denn eine andere Möglichkeit, dieser Station zu entkommen, gab es wohl nicht. Für den Puschyden stand fest, daß er diesen Asgard finden mußte. Er grübelte auch nicht lange darüber nach, ob noch andere Wesen im Innern der Kugel sein könnten. Wenn dem so war, würde er es schon merken. Er verließ seinen Ausguck und begab sich in das Gewirr aus Maschinen und Energieleitungen zurück. Als er sein Zuckerwasserdestilliergerät aufnehmen wollte, gab dieses einen leisen Warnton von sich. Argan klappte eine Deckplatte unterhalb des Verdampfers zurück. Winzige Leuchtpunkte wurden sichtbar. Einige davon flackerten. Er erkannte, was diese Warnung bedeutete. »Diese Halunken saugen die Atemluft ab«, murmelte er nicht gerade erfreut. Schon glaubte er die Wirkung der verdünnten Luft zu spüren. Da er aber aufgrund seiner Herkunft vom Planeten Cur-Cur U an eine weniger sauerstoffreiche Atmosphäre gewöhnt war, als sie auf der SOL herrschte, machte ihm der bisherige Druckabfall noch nicht zu schaffen. »Ihr werdet euch noch wundern«, redete er mit sich selber weiter, aber bevor er etwas unternehmen konnte, dröhnte eine mehrfache Stimme aus allen Richtungen auf ihn ein. »Hier spricht Alysta, die Beherrscherin dieses Planetoiden. Ich rufe Argan U. Wir wissen, daß du irgendwo auf der K-Ebene steckst, und wir haben alle Zugänge hermetisch verriegelt. Du kannst uns nicht entkommen. Daher fordere ich dich auf, dich zu stellen. Andernfalls entfernen wir die Luft ganz, und dann wirst du sterben.« Der Puschyde, der in Atlans Begleitung schon so manche kritische Situation überstanden hatte, dachte nicht im Traum daran, aufzugeben. Er nutzte konsequent alle Tricks, die er im Atlan-Team gelernt hatte und ihm seine geheime Ausrüstung bot. Er schnallte sich sein Destilliergerät auf den Rücken und hielt das Mundstück für die Atemluftversorgung griffbereit. Dann machte er sich auf die Suche nach einem Zugang in die noch tieferen Decks des Planetoiden, denn er hatte beobachtet, daß man Asgard dort unten hereingezogen hatte. Normale Wege durfte er nicht mehr nehmen, das stand auch fest. Er fand nach und nach mehrere Antigravschächte, die aber ausnahmslos nach oben gepolt waren und auf
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Umschaltversuche nicht mehr reagierten. »Ihr macht es mir verdammt einfach«, lachte der Puschyde. »Das liegt daran, daß ihr mich für einen kleinen Dummen haltet.« Er überprüfte noch, ob einer der normalen Abstiege gangbar war, und als das erfolglos war verbarg er sich in einer Ecke. Inzwischen hatte die Warnanlage dreimal eine weitere Verdünnung der Luft angezeigt. Noch hielt er es ohne das Atemgerät aus. Er verstellte die Werte des Schwerkraftneutralisators so, daß dieser nun einen Bereich umfaßte, der auch seinen Körper einschloß und nicht nur das Zuckerwasserdestilliergerät. Dann legte er die Regulierung auf das Sensorfeld, so daß er die künstliche Gravitation steuern konnte. Nun sprang er in den nächsten Antigravschacht, wo er sein eigenes Gewicht so erhöhte, daß der Sog nach oben erst neutralisiert und dann umgekehrt wurde. Immer schneller werdend bewegte er sich nach unten. Er paßte genau auf, bis er das Deck erreichte, in dem er Asgard vermutete. Als sich unter ihm eine große Halle mit einer runden Schleuse zeigte, stoppte er den Abwärtsflug und sondierte die Lage. Asgard lag zusammengesunken wie ein riesiger Pfannkuchen mitten in dem Raum. Sein formloser Leib zuckte leicht. Über diesem schimmerte ein schwaches Energiefeld. Das einfache Ortungssystem, das dem Puschyden zur Verfügung stand, identifizierte es als ein Fesselband. Andere Bewachungsmechanismen entdeckte Argan nicht. »Ganz schön leichtsinnig«, murmelte er. Vorsichtig glitt er weiter nach unten und verließ damit den Antigravschacht. Erneut blickte er sich um. Die Halle war tatsächlich leer, wenn er von Asgard absah und dem Fesselfeld, dessen Projektoren irgendwo in den Wänden verborgen sein mußten. Noch behutsamer näherte er sich dem Plasmaklumpen. Als er bis auf wenige Meter an ihn herangekommen war, zuckte er zusammen, denn eine Stimme klang in ihm auf. Was willst du, kleiner Wicht? »Asgard?« fragte Argan zurück. Du kennst mich? Der Puschyde verspürte ein Staunen. »Ja, von Atlan.« Du kennst Atlan? »Er ist mein Freund. Ich gehöre zu seinem Team.« Argan spürte eine Welle des Mißtrauens. »Das kannst du mir ruhig glauben«, meinte er treuherzig. »Ich kämpfe an Atlans Seite, seit er auf die SOL kam.«
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Das Plasmawesen reagierte nicht darauf. Sage mir, wer noch zu Atlans engsten Helfern gehört! »Bitte«, flüsterte der Puschyde und nannte die Namen des Atlan-Teams. Hast du wirklich niemand vergessen? fragte Asgard. »Ich nannte die, die im Augenblick bei Atlan sind. Eigentlich gehört auch Twoxl dazu, der früher Cpt’ Carch hieß, und Sanny, aber die ist in Xiinx-Markant verschwunden.« Das klingt vertrauenswürdig, Argan U, teilte Asgard mit. Aber ich bin gelähmt und gefesselt. Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann. »Das ist der Unterschied zwischen dir und mir«, entgegnete Argan mit Grimm. »Ich weiß, daß ich dir vertrauen kann. Deshalb habe ich dich aufgesucht, denn ich konnte beobachten, wie man dich in diese Station schaffte. Ich bin hier ein Gejagter, und drei Freunde von mir, Solaner, sind hier gefangen. Wenn du mir nicht dein Vertrauen schenkst, wird man mich auch bald haben.« Ich kenne dich nicht, Argan U. Deine Gedanken sind verwirrend, denn ich kann sie nicht richtig erkennen. Es liegt an meiner Lähmung und an dem Fesselfeld. »Wie kann ich dir beweisen, daß wir Freunde sind?« Das Plasmawesen ließ einige Zeit nichts von sich hören, dann strahlte er wieder einen gezielten Gedanken aus: Nenne mir Atlans eigentlichen Feind! »Anti-ES«, antwortete Argan U sofort. Ich gehe das Risiko ein und unterstelle mich deinen Anweisungen. Zuvor muß ich dir etwas mitteilen. Du befindest dich in einer Raumstation, die von den sogenannten Prezzarerhaltern beherrscht wird und die diese das Prezzar-Mydonium nennen. Und noch etwas, ich kam nicht allein. In mir waren Sanny und ein Wesen aus der Namenlosen Zone namens Kik. Beide wurden von den Prezzarerhaltern gefangengenommen. »Sanny ist hier?« Argan machte einen Freudensprung. »Warum hast du das nicht gleich gesagt, du Plasmabündel. Das verändert die Lage ja total! Und Kik kenne ich aus Atlans Vergangenheitserlebnissen. Das ist dieser fünfbeinige Kauz. Asgard, wozu bist du noch in der Lage? Ich weiß das über dich, was Atlan berichtet hat.« Ich habe Atlan nicht mehr gesehen, seit ich erschaffen wurde, und das ist sehr lange her. Sanny hat vieles über ihn gedacht. Ich kenne die Zusammenhänge nicht. Was ich noch kann? Im Augenblick wenig mehr als dich andenken. Argan U überlegte. Asgard konnte, das wußte er von Atlan, auch aus seiner Körpermasse Nachbildungen anderer Wesen erzeugen. Das kostete ihn zwar viel Substanz, und es war fraglich, ob er es in dem derzeitigen Zustand
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überhaupt noch durchführen konnte. Aber der Puschyde baute darauf einen seiner verrückten Pläne auf. »Forme ein Wesen aus einem Bruchteil deines Körpers«, forderte er Asgard auf, »das so ist wie ich.« Zur Not würde ich das schaffen, Argan U. Aber ich sehe den Sinn der Sache nicht. Dieses Wesen könnte das Fesselfeld nicht durchdringen. »Ich habe ein paar Energiereserven, Asgard. Damit kann ich eine Strukturlücke schaffen. Ich brauche die Nachbildung, damit die Prezzarerhalter meine Leiche finden.« Asgard erwiderte nichts, aber er begann sich zu bewegen und zu winden. Argan hantierte unterdessen an seinem Zuckerwasserdestilliergerät herum. Als das Plasmawesen einen Teil von sich abstieß, der äußerlich wie der Puschyde aussah, hatte dieser auch die Energieprojektion bereit. Der Kerl taugt nicht viel, teilte Asgard mit. Meine Fähigkeiten sind sehr begrenzt. »Das macht nichts.« Argan lachte. »Argan U II stirbt ohnehin in wenigen Minuten an Sauerstoffmangel.« Mühsam kroch das Ebenbild durch die schmale Strukturlücke. Argans Minireaktoren heulten auf. Dann war die Nachbildung draußen, und das Heulen verstummte. Der Puschyde packte sie und schob sie zu dem Antigravschacht. »Du hast nur eine kleine Aufgabe«, sagte er zu seinem zweiten Ich, das ihn voller Unverständnis anstarrte. »Geh dort hinauf und lege dich irgendwohin, wo du in aller Ruhe ersticken kannst.« Die Nachbildung war zu keiner Äußerung fähig. Asgard hatte wirklich nur das Notwendigste in dieses Täuschungsmanöver gesteckt, denn seine Kräfte waren arg dezimiert. Argan blickte dem entschwindenden Körper nach, bis das Halbdunkel des Schachtes ihn verschlungen hatte; dann begab er sich zu Asgard zurück. Der lag noch flacher als zuvor auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. »Asgard«, flüsterte Argan entsetzt. »Was ist mit dir los?« Erschöpft. Die Gedanken waren kaum noch wahrnehmbar. Freund ... Sanny. Danach hörte Argan nichts mehr. Er sah aber das leichte Pulsieren des Plasmakörpers, und das beruhigte ihn etwas. Die Verfolger würden in der abgeriegelten Sektion seinen Leichnam finden. Das gab ihm wieder etwas Vorsprung. Vergessen hatte er die drei Solaner nicht, aber sein nächstes Ziel stand fest. Er mußte Sanny finden. *
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Da Oirstel eine Ruhepause benötigte, sah sich Karsnyt veranlaßt, an dessen Stelle für Ordnung zu sorgen. Er war weder mit den Maßnahmen des Prezzarerhalters an der Spitze der Organisation einverstanden, noch mit den Meinungen und Verhaltensweisen der ihm gleichberechtigten Alysta. Er hatte seine Gründe dafür, aber die verschwieg er wohlweislich. Nach außen ließ er nur verlauten, daß die Prezzarerhalter dem sicheren Untergang entgegensteuern würden, wenn nicht hart durchgreifende Personen die Verantwortung trügen. Er gewann damit Freunde, aber auch Opponenten. Diese belachten den krankhaften Ehrgeiz Karsnyts, denn sie gingen nur davon aus, daß dieser sich an die Spitze der rund 1000 Spezialisten drängen wollte. Wie sich die Sache wirklich verhielt, erfuhr niemand. Der Wohnverwalter, dem die von ihren technischen Einrichtungen besessene Alysta in mancherlei Hinsicht ein Dorn im Auge war, suchte den B-Planetoiden auf. Bei der Durchquerung des Zentralasts des Antennenund Projektornetzes legte er sich seinen Plan zurecht, um Alysta in die Knie zu zwingen. Der kleine Fremde war immer noch in Freiheit, und das bedeutete, daß ein unwägbares Risiko durch das Prezzar-Mydonium geisterte. Auch ärgerte sich Karsnyt über Alystas Eigenmächtigkeit, denn diese hatte bei der Annäherung der Plasmakugel davon abgesehen, Energie auf das Netz zu geben, um das Fremdwesen zu zerstören. Statt dessen hatte sie ihm eine deutliche Warnung durch die Abschaltung des Tarnungsfelds zukommen lassen. In einem Punkt hatte Oirstel recht, überlegte der Prezzarerhalter, auch bei uns hat die Degeneration bereits ihre Erfolge erzielt – nicht jedoch bei mir! Er ärgerte sich erneut, weil dem Erreichen des B-Planetoiden das normale Empfangskomitee – eine Prezzarerhalterin und ein Roboter – fehlte. Er beschloß, auch diesen Fehler Alysta sehr deutlich zu machen. Gleichermaßen war er erregt über die mangelnden Informationen, die ihn über den Plasmaklumpen erreicht hatten. Das Prezzar-Logikum hatte zwar von einer Festnahme gesprochen und auch zwei Insassen erwähnt, aber etwas Genaues hatte Karsnyt nicht erfahren. Er traf Alysta in ihrem Privatbüro an, das direkt an die Zentrale des B-Planetoiden grenzte. Wütend stürmte er in den Raum und baute seine breite Figur vor der Frau auf. Die Veränderung seiner Gesichtsfarbe (das Blau hatte einen starken Grünschimmer angenommen) verriet seinen Gefühlszustand. »Bei Prezzar!« polterte er los. »Ich glaube wirklich, hier funktioniert nichts mehr.« »Setz dich hin, Karsnyt«, sagte Alysta ungerührt. »Wir haben schon so manchen Disput gehabt. Jetzt wird es auch nicht anders sein. Oder zehren die Ereignisse so sehr an deinen Nerven, daß man dich besser ersetzen sollte?« Diese Antwort verschlug dem Mann zunächst die Sprache. Er schnappte kurz nach Luft und besann sich dann wieder auf seine eigentlichen Absichten und Ziele. »Du bist ein Versager, Alysta«, stieß er hervor. »Dein Gesinnungswandel verwundert mich nicht. Labilität war schon immer eine deiner Schwächen. Aber sprich weiter.« »Es läuft alles falsch! Die Solaner werden nicht konsequent verhört. Der Kleine von ihnen ist immer noch frei. Die Tarnung des Netzes wurde fälschlicherweise abgeschaltet, und du hast es versäumt, diesen Eindringling durch Hochenergie auszuschalten. Danach hast du sehr lange gewartet, bis die Tarnung
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wieder aktiviert wurde. Deine Berichte an Oirstel sind zu dürftig, und über die Insassen des Plasmaklumpens weißt du auch nichts.« Die Maschinenverwalterin erhob sich aus ihrem Sessel und trat vor eine Bildwand. »Es würde uns allen nützen«, sagte sie, »wenn du etwas besonnener wärst und nicht alles so negativ siehst. Während du in deinen eigenen Gedanken herumtobst, haben andere Prezzarerhalter ihre Ziele nicht vergessen und gearbeitet. Das Logikum hat berechnet, daß wir eine gute Chance haben, über diesen Atlan und die Solaner eine Spur zu Prezzar finden zu können.« »Das Logikum!« Karsnyt warf beide Arme abwertend in die Höhe. »Sonst hast du mir nichts zu sagen?« Alysta verzog keine Miene und schaltete die Bildwand ein. Ein Ausschnitt aus den unteren Decks des B-Planetoiden wurde sichtbar. In einer Ecke zwischen Rohren und Leitern lag eine verkrümmte Gestalt. Sie vergrößerte das Bild. »Da hast du dein Opfer, Karsnyt«, sagte Alysta leise. »Ich weiß nicht, ob es die Sache Prezzar wert war, aber jetzt kann ich es auch nicht mehr ändern. Argan U hat sich dem Ultimatum nicht gebeugt. Er hat den Tod vorgezogen. Das ist etwas, zu dem viele von uns auch immer bereit waren, aber keiner hat je wirklich bedacht, ob es der Sache dient. Hilft Argan Us Tod den Solanern? Ich glaube nicht. Eigentlich hatte ich etwas anderes von diesem Burschen erwartet, der sich auf die Seite des Wesens einer Art geschlagen hat, die uns oder den Solanern gleicht, aber nicht ihm.« »Gefühlsduselei«, wehrte Karsnyt ab. »Was ist mit den beiden Insassen des Plasmaklumpens?« »Du wechselst deine Meinungen und Themen wie andere ihre Hemden«, entgegnete die Maschinenverwalterin. »Die beiden heißen Sanny und Kik, und ich habe sie getrennt von den drei Solanern untergebracht, weil sie ganz offensichtlich auch zu deren Kreis gehören. Sie kennen die SOL und Atlan.« »Ich habe in meinem Planetoiden ein paar gut funktionierende Konverter, die wieder einmal Nahrung brauchen!« Karsnyts Augen funkelten wild. »Wirf dich selbst hinein.« Alysta lachte, als ob sie einen Scherz gemacht hätte. »Bislang warst du meistens auf meiner Seite und ich auf deiner, wenn wir mit Oirstel sprachen. Warum spielst du dich jetzt so auf?« Der Mann gab keine Antwort. »Wir werden uns alle noch auf wahre Werte zu besinnen haben«, erklärte die Frau ernst. »Dann wirst auch du sehen, daß man mit dem Kopf-durch-die-Wand zwar Wände einrennen kann, aber keine Welten verändern und schon gar nicht Prezzar finden.« »Vielleicht hast du recht«, antwortete Karsnyt ruhig. »Ich gebe zu, daß mir vieles zu langsam und zu wenig konsequent geht, aber ich glaube an unseren Prezzar.« »Das klingt schon vernünftiger. Daher möchte ich dich für folgenden Plan gewinnen. Wir brauchen
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Informationen. Die Gefangenen geben sie uns nicht freiwillig, aber dieser Atlan ist ein Wesen, das Dinge verändert. Wir brauchen ihn!« Karsnyt überlegte nicht lange, denn egal wie es auch kommen würde, die Anwesenheit dieses Mannes von der SOL konnte seinen Plänen eigentlich nur förderlich sein. Er reichte Alysta versöhnlich die Hand zum Zeichen seines Einverständnisses. * Argan U hatte alle Energieerzeuger in seinem Destillator abgeschaltet. Was ihm jetzt noch gefährlich werden konnte, waren diese Abstrahlungen. Daneben mußte er ständig damit rechnen, den Prezzarerhaltern in die Quere zu geraten. Sein Plan war höchst fragwürdig, denn wie sollte er Sanny in dieser fremden Station finden. Er wählte diesmal einen Weg, der ihn in die oberen Stockwerke führen sollte. Nach einiger Suche fand er einen zentralen Antigravschacht, dem er sich anvertraute. Die Symbole an den seitlichen Ausgängen konnte er allerdings auch mit Hilfe seines Translators nicht entziffern. Aufs Geratewohl verließ er nach fünf Decks den Schacht wieder und begab sich in einen kaum erleuchteten Seitengang. Plötzlich stand er vor einem flimmernden Energiefeld. Rote Warnzeichen unterstrichen die Gefahr, die ihm hier drohte. Er lugte in den gesperrten Korridor hinein und entdeckte unweit voraus Maschinenblöcke, wie sie in ähnlicher Form auch in der Peripheriezone von Bordpositroniken zu finden waren. »Es scheint sich um den Zentralrechner der Prezzarerhalter zu handeln«, murmelte er. Als er sich weiter umsah, entdeckte er eine Mischung aus Sprechstelle und Interkomanschluß. Während er noch versuchte, den Bedienungsmechanismus zu entschlüsseln, klang eine Stimme in der Ferne auf. »Allgemeine Durchsage des Logikums«, hörte er. »Der kleine Fremde, der Argan U genannt wird, ist tot aufgefunden worden. Alle Suchtrupps werden angewiesen, ihre normalen Tätigkeiten wieder aufzunehmen.« Innerlich jubelte der Puschyde. Der Teilplan mit der Pseudofigur aus Asgards Bioplasma hatte also geklappt. Doch seine Freude währte nicht lange. Schritte klangen in dem Gang auf, durch den er gekommen war. Auch hörte er die Stimmen von mehreren Prezzarerhaltern. Schnell verschwand er in einer Ausbuchtung. Hier schaltete er auch wieder das Deflektorfeld ein, weil er nicht mehr damit zu rechnen brauchte, daß man noch gezielt nach ihm suchte. Drei männliche und zwei weibliche Beneterlogen kamen den Korridor entlang. In der schon bewährten Methode verfolgte er deren aufgeregte Gespräche. Einen Teil davon verstand er nicht, aber ihm wurde deutlich, daß er sich hier einem der Hauptzugänge zu dem Prezzar-Logikum, dem Zentralrechner der Station, befand.
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Einer der Männer nannte vor den Absperrungen laut eine sechsstellige Ziffernfolge. Darauf teilte das Logikum mit: »Auskunftsbereitschaft anerkannt.« Dann nannte eine Frau eine weitere Ziffernfolge, und die Kunststimme erklärte: »Öffnungsbereitschaft anerkannt.« Es handelte sich also um eine relativ simple Prüfung der Zutrittsberechtigung. Argan prägte sich die Zahlen genau ein. Die Energiesperre löste sich auf, und die Prezzarerhalter verschwanden im Innern des Logikums. Der Puschyde vermutete, daß es sich dabei um das Team der Erhalter handelte, das hier seinen Dienst versah. Da die Suche nach ihm abgebrochen worden war, kehrten diese Leute nun zu ihrer normalen Arbeit zurück. Er wartete noch eine Weile, während er sich seine nächsten Schritte überlegte. »Frechheit siegt«, machte er sich selbst flüsternd neuen Mut und schaltete den Translator wieder auf normale Übersetzung. Dann teilte er dem Minigerät mit, was es zu sagen habe. So stellte er sich an der Stelle auf, an der er die erste Ziffernfolge gehört hatte. Der Translator wiederholte diese in der Sprache der Prezzarerhalter. »Auskunftsbereitschaft anerkannt«, sagte die Kunststimme sogleich. »Wo befinden sich die Gefangenen Sanny und Kik?« fragte der Translator auf Argans nächsten Knopfdruck. »Drei Decks höher im Reservemagazin 17«, lautete die Auskunft. »Keine weiteren Auskünfte.« Damit war das Gespräch beendet. Argan konnte nur hoffen, daß die Positronik der Prezzarerhalter tatsächlich so leicht zu überlisten gewesen war und ihm nicht eine Falle gestellt hatte. »Sanny, ich komme!« Er klopfte sich selbst auf die Schultern.
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6. »Ich will hier raus«, stellte Tumy Zweuk mit Nachdruck fest. Wütend schüttelte sie ihre langen, blonden Haare aus dem Gesicht. »Jetzt sitzen wir hier schon Stunden über Stunden fest, und nichts passiert. Der Fraß, den uns die Prezzarerhalter geliefert haben, ist ungenießbar. Tullos Laune ebenfalls.« Der Angesprochene hockte stumm und mit angezogenen Knien in einer Ecke der kleinen Zelle und brütete vor sich hin. Auch jetzt reagierte er nicht. »Früher hast du uns wenigstens ab und zu mit deinen Schlangensprüchen unterhalten«, nörgelte die Solanerin weiter. »Jetzt bist du vollkommen verstummt.« »Laß ihn in Ruhe!« knurrte Briss en Verzank auch nicht gerade freundlich. »Jeder von uns muß diese Belastung auf seine Weise austragen.« »Wir sollten ausbrechen und Argan helfen«, verlangte Tumy. »Ich weiß nicht, ob wir das können«, stellte en Verzank fest, der noch am ehesten die Gefangenschaft zu ertragen schien, ohne die Nerven zu verlieren. »Ich weiß auch nicht, ob wir Argan damit einen Gefallen tun. Allein können wir gegen die Prezzarerhalter doch nichts erreichen.« »Wenn Argan noch lebt«, orakelte Tumy. »Wir haben seit 24 Stunden von ihm nichts mehr gehört.« »Er wird schon auf sich aufpassen«, meinte der alte Gravotechniker. »Wir könnten das Schloß aufsprengen«, entgegnete Tumy Zweuk. Sie deutete auf ihre Beinprothese. »Da habe ich noch eine kleine Reserve.« »Und wie kämen wir ohne Waffen weiter?« Briss en Verzank schüttelte den Kopf. »Wir wären schneller wieder hier drin, als es uns recht wäre.« »Still!« zischte Tullo Wiesters plötzlich und deutete auf den Eingang. Auch die beiden anderen hörten jetzt die Schritte. Automatisch wichen sie an die gegenüberliegende Wand zurück. Nur Wiesters zog es vor, seine hockende Stellung nicht zu verändern. Metall knirschte auf Metall. Dann schwang das schwere Stahltor in die Höhe. Drei bewaffnete Roboter wurden sichtbar. Sie schoben sich in den Raum. Zwei von ihnen bauten sich direkt neben dem geöffneten Schott auf, der dritte und zwei männliche Prezzarerhalter, die hinter ihm standen, kamen in die Mitte der Zelle.
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»Was wollt ihr schon wieder?« fauchte Tumy wütend. »Wir haben euch oft genug gesagt, daß wir keine Auskünfte geben, solange ihr unsere Freilassung nicht garantiert.« »Den Sprengsatz«, sagte der eine Mann und deutete auf Tumys rechtes Bein. »Ihr habt also unsere Gespräche belauscht«, stellte die Solanerin fest. »Das sind ja feine Manieren.« »Es war aus Gründen für unsere Sicherheit erforderlich«, erklärte der Blaue ungerührt. »Dieses Beispiel beweist es ja.« Tumy startete einen letzten Versuch. Ihre Mikropositronik versuchte einen Bluff mit Argan Us Stimme, aber die Prezzarerhalter winkten müde ab. »Wir haben euch auch unbemerkt untersucht und dabei von deiner Prothese erfahren. Bekommen wir den Sprengsatz freiwillig? Oder sollen die Roboter ihn sich holen?« »Wir können darüber verhandeln«, erklärte Tumy. »Erst wollen wir wissen, was mit Argan U geschehen ist.« »Euer kleiner Begleiter hat es vorgezogen zu sterben«, antwortete der Prezzarerhalter bereitwillig. »Wir haben ihn mehrfach aufgefordert, sich zu stellen. Als er das nicht tat, haben wir ihm die Atemluft abgesaugt. Er ist erstickt.« »Das glaube ich nicht.« Tumys Augen funkelten böse. »Sei vorsichtig.« En Verzank berührte den Arm der Frau und flüsterte kaum hörbar: »Vielleicht ein Bluff. Es wäre typisch für den Kleinen.« Der andere Prezzarerhalter hielt plötzlich ein Bild in der Hand und streckte es Briss en Verzank entgegen. Der warf einen kurzen Blick darauf und reichte es dann wortlos zurück. »Gib ihnen den Sprengstoff, Tumy«, verlangte der Solaner dann matt. Die Frau krempelte ihr Hosenbein hoch und öffnete eine kleine Klappe. Kommentarlos reichte sie ein kleines Päckchen an die beiden Blauen weiter. Diese prüften kurz den Inhalt und verschwanden dann wieder. »Ich verstehe dich nicht«, schimpfte Tumy, als sie wieder allein waren. Briss en Verzank lächelte und legte einen Finger auf die Lippen. Tumy war klar, daß er vor den unbemerkt gebliebenen Abhörmechanismen warnen wollte, aber woher der Gravotechniker seine plötzliche Zuversicht nahm, blieb ihm ein Rätsel. Als Briss dann auf sein rotgoldenes Armband deutete, schüttelte sie nur voller Unverständnis den Kopf. »O Göttin Serpentia.« Stöhnend kam Tullo auf die Beine. Er kritzelte etwas in seine Hand und hielt diese Tumy dicht vor die Augen. Argan lebt, las die Frau. Kein Destilliergerät.
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Tumy hatte nur einen kurzen Blick auf das Bild des Prezzarerhalters werfen können. Sie hatte die verkrümmte Gestalt Argans gesehen, und das hatte ihr genügt. Tullos Logik und Briss en Verzanks hellseherische Fähigkeiten überzeugten sie jedoch. Sie schöpfte wieder neue Hoffnung. Von nun an schwiegen die drei. Tullo Wiesters begann aber damit, die Wände und den Boden systematisch abzusuchen. Er brauchte eine Stunde, bis er in einem Stahlriegel des Eingangs ein stecknadelkopfgroßes Gerät entdeckte, das er als Mikrofon identifizierte. Zwei dünne Drähte, die kaum sichtbar waren, liefen von dort in die seitliche Wand. Er zerstörte die Anlage. »Ich denke«, sagte er dann, »daß sie das zwar merken, aber zunächst können wir wieder ungestört sprechen.« Tumy atmete auf. »Ihr seid sicher, daß Argan noch lebt?« »Mein Gefühl sagt es mir«, behauptete en Verzank. »Ich hätte bei der Berührung des Bildes gemerkt, wenn das Argan gewesen wäre. Er hat durch irgendeinen faulen Trick die Prezzarerhalter an der Nase herumgeführt.« »Ich halte zwar nicht viel von Briss’ seltsamen Gefühlen«, erklärte Tullo Wiesters, »aber mir genügt mein Verstand. Argan würde weder einen Tod in der geschilderten Form der Gefangenschaft vorziehen, noch sich von seinem geliebten Destilliergerät trennen. Die dort eingebauten Kleinigkeiten hätten ihn geschützt.«
Während Tumy noch von Zweifeln geplagt wurde, erklang ein dumpfer Knall durch die Wände. Sie hörten einen Ruf, konnten ihn jedoch nicht verstehen. »Tretet zurück!« Briss zog seine beiden Freunde von der Stahltür weg. Es war keine Sekunde zu spät. Mit einer noch lauteren Detonation flog die Verriegelung auf. Staub und Qualm wehten mit einer heißen Brise in die Zelle. Die Sicht war versperrt. »Sanny!« hörten sie den Puschyden rufen. »Bist du da drinnen?« Dann tauchte die kleine Figur des geschuppten Bären auf. »Ach«, meinte er. »Ihr seid’s nur.« »Was soll denn das heißen?« wunderte sich Tumy. »Ich erkläre es später. Jetzt habe ich euch zufällig gefunden, also kommt ihr auch mit.« Gemeinsam verließen sie den Raum. Argan zog sich sofort in eine dunkle Ecke in den anschließenden Gang zurück.
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»Versteckt euch hier«, sagte er. »Ich weiß, wo eure Waffen sind, denn dies ist nicht der erste Raum, den ich öffnen mußte. Außerdem schätze ich, daß die Erhalter hier gleich auftauchen. Sie leiden zwar an Personalmangel, aber sie sind nicht dumm.« Er wartete keine Antwort ab und verschwand. Keine zwei Minuten später war er zurück und überreichte den Solanern ihre Kombistrahler. »Ich hätte da ein paar Fragen an dich«, drängte Briss en Verzank. »Keine Zeit, Alter.« Der Puschyde winkte energisch ab. »Das können wir alles später klären. Sanny ist hier. Sie ging auch den Prezzarerhaltern in die Falle. Wir kommen nur mit ihrer Hilfe weiter.« »Sanny?« Tullo Wiesters schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein.« »Es ist so, und wir müssen sie und Kik finden.« »Wer ist Kik?« wollte Tumy wissen. »Du hättest dir die Berichte aus Atlans Vergangenheit in der Namenlosen Zone besser anhören sollen. Aber jetzt ist das egal. Wir machen dort weiter.« Er deutete den Gang entlang, wo weitere Türen im Halbdunkel zu sehen waren. »Ihr haltet mir den Rücken frei. Sichert in alle Richtungen. Auf die Prezzarerhalter wird natürlich nur mit Paralyse geschossen. Klar?« Auch diesmal wartete er keine Reaktion der Befreiten ab. Die beiden nächsten Räume erwiesen sich als leer. Dann stand Argan wieder vor einem verschlossenen Stahlschott. »Ich bereite eine kleine Sprengung vor«, erklärte er. »Verschwindet dort in den Ecken und paßt gut auf!«
Irgendwo im Mydonium heulten Alarmsirenen auf. »Jetzt wird es brenzlig«, rief Argan und schleuderte aus einer sicheren Deckung ein kleines Paket auf die verschlossene Tür. Noch bevor die Detonation erklang, wurden Schrei und Schritt laut. Die Beneterlogen kamen aus zwei Richtungen gleichzeitig. Briss en Verzank erkannte die Situation schnell und schickte Tullo und Tumy auf die andere Seite. Dann schleuderte er die Paralysestrahlen gegen die anstürmenden Blauen. Zwei Prezzarerhalter stürzten genau dort zu Boden, wo Argans Sprengsatz detonierte. Ihre Körper wurden in die Höhe geschleudert und fielen regungslos zu Boden.
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Tullo und Tumy hatten es etwas schwerer, denn der eine Prezzarerhalter, der durch den Gang gestürmt kam, wurde von zwei Robotern begleitet. Die Solanerin konnte den Mann zwar betäuben, aber für die Roboter war der Paralysebeschuß ohne jegliche Wirkung. Tullo traf den einen zwar ins Bein, aber die Maschine hüllte sich in einen Schutzschirm und kämpfte weiter. Briss rannte zu seinen beiden Freunden, um ihnen zu helfen. Zu ihrem Glück boten die Inneneinrichtungen hier viele Deckungsmöglichkeiten. Während sich der Kampf fortsetzte, hastete Argan U durch den Qualm in die freigesprengte Öffnung. Er bekam einen Fausthieb auf den Kopf und torkelte zu Boden. »Idiot«, hörte er, noch halb bei Sinnen, Sannys Stimme. »Das ist Argan, mein Freund.« »Zu dumm, nicht wahr?« antwortete Kik. Der Puschyde war schnell wieder auf den Beinen. »Sanny«, freute er sich. »Ich weiß von Asgard, daß du hier bist. Wir befinden uns in einer Situation, wo uns wahrscheinlich nur noch Hilfe von außen aus der Klemme führt.« »Atlan?« fragte die Molaatin, und Argan nickte. Draußen nahm der Kampflärm zu. Der Puschyde hatte den Eindruck, daß die Prezzarerhalter Verstärkung bekommen hatten. Tumys Kopf erschien am Eingang. »Wir halten das nicht mehr lange durch«, rief sie. »Was soll geschehen?« »Sanny und ich brauchen einen kleinen Vorsprung«, entschloß sich Argan U schnell. »Den müßt ihr uns besorgen. Danach könnt ihr ruhig aufgeben. Wir hauen euch später wieder heraus, wenn alles klappt. Wenn nicht, ist es auch egal, was geschieht.« »Du hast Nerven!« Tumy Zweuk schüttelte den Kopf und verschwand wieder. »Los!« Argan winkte Sanny und Kik. Der Fünfbeiner klemmte sich die zierliche Molaatin unter die Arme.
»So geht es schneller«, sagte er. »Zeig mir den Weg.« Der Puschyde rannte los. Der dichte Qualm in dem Gang versperrte den Erhaltern die Sicht. Mit einem Blick sah er, daß die drei Solaner sich gut verschanzt hatten. Sie feuerten mit den Impulsstrahlern auf die umgebenden Wände, so daß ein regelrechter Glutvorhang entstand, durch den auch die Roboter nicht vordringen konnten. Argan deutete in den freien Seitengang. Kik winkte zum Zeichen, daß er verstanden hatte, mit einem freien Arm. Innerhalb weniger Sekunden brachten sie eine große Strecke zwischen sich und den Ort des Kampfes. Der Puschyde stieß eine Tür auf und deutete Kik an, ihm zu folgen. Als das Schloß hinter ihnen in die Verriegelung fiel, atmeten alle erst einmal auf. Kik setzte Sanny ab, die sich ihren ärmellosen Umhang glattstrich. »Sie werden uns auch hier finden«, vermutete die Molaatin.
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»Natürlich«, gab Argan zu, »aber nicht sofort. Wieviel Zeit haben wir für eine Beratung?« Die Molaatin zuckte mit den Schultern. »Was ist mit deiner Paramathematik, Sanny?« wollte der Puschyde wissen. »Ich habe dich befreit, damit du uns hilfst.« »Mir fehlen Daten, Argan. Kik, Asgard und ich kamen durch reichlich mysteriöse Umstände hierher. Ich weiß nicht, woran ich bin.« »Dann hör zu, Sanny. Kik soll an der Tür wachen. Ich werde dir berichten, was seit deinem Verschwinden vorgefallen ist. Unwichtige Einzelheiten lasse ich weg, denn die Zeit drängt.« Argan redete über eine Viertelstunde. Er sprach schnell und konzentriert. Sanny unterbrach ihn nur wenige Mal. »Ruhe!« zischte Kik plötzlich. Sie verhielten sich still, und die Paramathematikerin benutzte die Pause, um das Gehörte mit ihrem Psi-Sinn zu verarbeiten. Als die Schritte draußen verklungen waren, wandte sie sich an den Puschyden. »Eins steht fest«, sagte sie. »Ohne die Hilfe anderer kommen wir nicht heraus. Die Prezzarerhalter leben in einer Art Verblendung, die etwas mit dem Verfall der hiesigen Zivilisationen zu tun haben muß. Auf sie können wir nicht zählen, und Verhandlungen erscheinen mir bei unserer schwachen Lage sinnlos. Atlan muß her. Wir müssen die Funkstation dieses Prezzar-Mydoniums finden.« »Das halte ich für ein Wahnsinnsunternehmen«, gab Argan zu bedenken, »denn abgesehen von ein paar Decks, kenne ich mich hier auch nicht aus. Durch den Wirbel, den wir veranstaltet haben, sind die Erhalter nicht nur gewarnt. Sie wissen auch, daß ich noch lebe.« »Stimmt, Argan. Aber ich weiß keinen anderen Weg, um Atlan an diesen Ort zu locken. Wenn er irgendwo in Bars-2-Bars kreuzt oder wieder auf Anterf ist, wie du es vermutet hast, braucht er ein Zeichen.« »Natürlich.« Kik räusperte sich in menschlicher Manier. »Ich kann helfen, nicht wahr?« Er trat auf Sanny zu und reichte ihr eine kleine Kugel. Der halbtransparente Ball war von hellgrauer Farbe. In seinem Innern waren hauchdünne Fäden von roter und grüner Farbe zu sehen, die in unregelmäßigen Bahnen verschlungen waren. »Atlans Nymo-Tay«, sagte Kik. »Was ist das?« Sanny war mißtrauisch. »Das weiß ich nicht, nicht wahr?« lautete die Antwort des Vlahresers. »Ich dachte, du könntest es berechnen. Das Nymo-Tay stammt aus der Zeit, zu der ich noch mit Atlan in der Namenlosen Zone war. Er gab es mir, damit ich ihn wiederfinden kann. Bis jetzt hat es nicht funktioniert, obwohl ich es oft versucht habe. Atlan war zu weit weg. Außerdem funktioniert es auch nicht, wenn es von Metall umgeben ist.«
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Sanny wog die kleine Kugel in der Hand. »Nymo-Tay? Mich erinnert das an das Paz-Tay, die einmalige Gedankenwaffe, die Atlan von den Gefangenen des Grenzwächters erhielt. Ist das so etwas Ähnliches?« »Vielleicht«, meinte Kik verlegen. »Ich weiß nicht, wie es funktionieren soll, aber es gibt ein Zeichen, das Atlan entdecken muß. So hat er es mir jedenfalls damals gesagt.« »Wie aktiviert man es?« fragte Sanny. »So!« Kik drückte eine kleine Beule in die Kugel. »Da das Prezzar-Mydonium aber aus Metall besteht, wird Atlan nichts hören, nicht wahr?« »Kann man diesem fünfbeinigen Unikum glauben?« Auch Argan U schien von der Wirkung des kleinen Bällchens wenig überzeugt zu sein. »Das ist nicht die Frage«, erklärte Sanny. »Es geht nur darum, wie wir das Nymo-Tay aus der Station schaffen.« »Ich kenne mich hier noch am besten aus«, erklärte der Puschyde und streckte seine Hand aus. »Also ist das eine Aufgabe für mich. Auch habe ich noch die beste Ausrüstung.« »Wir haben nichts«, stellte Sanny fest. »Wartet.« Argan wühlte in seinem Zuckerwasserdestilliergerät herum und brachte einen Kombistrahler zum Vorschein. »Kann Kik damit umgehen? Für dich ist er etwas zu groß.« Der Vlahreser ließ sich die Funktion der Waffe erklären und gab sein Einverständnis. »Mit Sanny schaffe ich das schon, nicht wahr? Wohin sollen wir uns wenden, um die Zweibeiner in die falsche Richtung zu locken.« Argan deutete mit dem Daumen nach oben. »Ich muß wieder in die Tiefe. Dort kenne ich mich am besten aus. Haltet euch tapfer, Freunde, und dann sehen wir uns auch wieder.« Er steckte die Kugel in seine Brusttasche. »Bis nachher«, lachte er zuversichtlich, aber Sanny blickte ihn nur ernst an.
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7. Nach der Überprüfung seiner Energievorräte wußte Argan, daß er sein schwieriges Vorhaben innerhalb einer knappen Stunde erledigt haben mußte, denn danach wäre er nicht mehr in der Lage, sich ausreichend zu wehren. Auf dem Deflektorschirm, der einen Großteil seines Vorrats verbrauchen würde, durfte er nun nicht verzichten, denn dann wäre das Risiko des Versagens zu groß gewesen. Er wartete in einem neuen Versteck ab, bis sich der Kampflärm immer weiter fort verlagerte. Das Dröhnen der Schüsse verleitete ihn zu der Annahme, daß auch die drei Solaner noch nicht aufgegeben hatten. Vielleicht würden Sanny und Kik zu ihnen stoßen, sagte er sich. Dann würden sie zusammen und insbesondere durch Sannys Berechnungen noch so manchen Vorteil herausholen, der ihm sehr helfen würde. Als er nichts mehr hörte, schaltete er das Deflektorfeld ein. Auf einen Individualschutzschirm mußte er damit schon verzichten. Aus seinen bisherigen Wegen durch das Prezzar-Mydonium wußte Argan, daß es neben den Antigravschächten auch normale Treppen gab. Er bevorzugte diese, weil er allem ausweichen wollte, was technischer Natur war. Er wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Sein Ziel stand fest. Er wollte zurück zu jenem Bullauge, durch das er schon einmal einen Blick nach draußen geworfen hatte. Erstens wußte er keinen anderen »Ausgang« aus dem Mydonium, und zweitens rechnete er damit, daß seine Gegner nicht auf die Idee kämen, daß er noch einmal diesen Ort aufsuchen würde. Er umging die Zone, in der die Positronik stand, die er hereingelegt hatte, denn sicher hatten die Prezzarerhalter auch das inzwischen bemerkt und Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Das kostete ihn wieder viel Zeit, und er mußte auch einen Bereich betreten, den er nicht kannte. Zweimal geriet er in eine Sackgasse, und einmal mußte er längere Zeit in einem Versteck warten, weil er beinahe mehreren Beneterlogen in die Hände gelaufen war. Ein Blick auf seine Uhr trieb Argan den Schweiß unter die orangefarbenen Schuppen. Er fühlte durch seinen Overall die kleine Kugel, und er wünschte sich, sie einfach durch die Kraft seiner Gedanken aus dem Prezzar-Mydonium hinausbefördern zu können. Endlich konnte er seinen Weg fortsetzen. Er fand die Halle mit den endlosen Energieleitern und Rohren wieder. Dort schaltete er den Deflektorschirm endgültig ab, denn die restliche Energie würde er noch brauchen. Allmählich wurde er müde. Sein Zuckerwasservorrat war längst aufgebraucht, und andere Konzentrate (die er nur selten aß), besaß er nicht. Mit hängenden Armen schleppte er sich durch das Gestänge. Die Antigravregelung des nicht gerade leichten Zuckerwasserdestilliergeräts arbeitete nicht mehr richtig, denn die Energiezelle, die dafür vorgesehen war, war erschöpft. Argan nahm das Gerät vom Rücken und schleppte es mit den Händen vor sich her. Endlich erreichte er die Randzone des Mydoniums und wenig später das Bullauge. Seine zweite Energiezelle besaß noch 0,8 Prozent Vorrat, und nach einer Überschlagsrechnung konnte das noch ausreichen.
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Er schob seinen Kombistrahler in das Zuckerwasserdestilliergerät und verband den Auslöser mit einer freien Schaltung der verborgenen Steuerpositronik. Dann öffnete er den Ausgang des Hochdruckbehälters, in dem normalerweise der kristalline Zucker verflüssigt wurde. Diese Öffnung ragte nun in die gleiche Richtung wie der auf Impulsentladung gestellte Kombistrahler. Danach veränderte er die Programmierung der Steuerpositronik, so daß diese in etwa fünf Minuten zuerst den Kombistrahler auslösen würde und kurz danach den Hochdruckbehälter schlagartig auf unzulässig überhöhte Werte führen würde. Kurz vor der Auslösung dieser beiden Teilsysteme würde die restliche Energie ein Schirmfeld aufbauen, durch das er ein vorzeitiges Entweichen der Atmosphäre verhindern wollte. Für eine praktische Durchprüfung seines Vorhabens gab es weder eine Möglichkeit, noch wollte er das Risiko eingehen, unnötig Zeit zu verschwenden. So spielte er in seinen Gedanken noch einmal alles durch. Der Impulsstrahler würde ein faustgroßes Loch in das Sichtfenster schießen. Der Dauerfeuerstoß war auf acht Sekunden programmiert, so daß mit großer Sicherheit ein Loch entstehen würde. Dann würde der Hochdruck in dem Zuckerbehälter so weit angewachsen sein, daß eine schlagartige Entladung folgen würde. Behutsam nahm er die unscheinbare graue Kugel mit den roten und grünen Fäden aus der Brusttasche und preßte sie in die Öffnung des Staurohrs. Der Überdruck und die entweichende Luft sollten den Ball durch die freigeschossene Öffnung aus dem Prezzar-Mydonium schleudern. Das Schirmfeld würde verhindern, daß sofort die ganze Luft aus der Halle folgen würde. Dadurch besaß er die Chance, sich noch in Sicherheit zu bringen. Einen Haken hatte die Sache, das wußte der kleine Puschyde. Wenn sein Plan versagte, gab es keine Möglichkeit für einen erneuten Versuch. Er sah sich alles noch einmal in Ruhe an, dann schob er das Destilliergerät in den Rundgang vor dem Bullauge. Zwei überstehende Kolben mußte er noch entfernen, damit das Gerät richtig stand. Zweifel befielen ihn. Würden die anfangs zurückschlagenden Energien des Kombistrahlers nicht das Nymo-Tay zerstören? Oder würden sie den Hochdruckbehälter so aufheizen, daß dessen Ausgang verschmolz und die Kugel gar nicht ins Freie gelangen konnte? Der Puschyde seufzte tief. Es gab viele Unwägbarkeiten, und er brauchte einfach auch etwas Glück. Schließlich aktivierte er die Steuereinheit, wobei er bemerkte, daß der Energievorrat schlagartig von 0,8 auf 0,6 abfiel. »Noch eine Unwägbarkeit«, sagte Argan laut und rannte los. Wo der nächste Antigravschacht war, hatte er sich genau eingeprägt. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, daß dieser nun nach oben gepolt war. Er hatte das Gefühl, viel zu langsam von der Stelle zu kommen. Bevor er in den Schacht sprang, warf er einen Blick auf seine Uhr. Die fünf Minuten waren fast vorüber. »Nun will ich wenigstens noch den Knall hören«, murmelte er sich selbst zu und lauschte. Er hörte das Fauchen des Impulsstrahlers durch die stille
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Maschinenhalle und malte sich aus, wie der Rückstoß das Zuckerwasserdestilliergerät aus dem Rohr trieb und die kleine graue Kugel irgendwo zu Boden rollte, ohne ihre unbekannte Wirkung entfalten zu können. Dann sprang er in den Schacht, der ihn schnell in die Höhe trug. Er glaubte bereits den Druckabfall zu spüren. Noch bevor er das nächste Deck erreicht hatte, heulten wieder die Alarmsirenen auf. Er rannte in einen beliebigen Querstollen, als er auf dessen Höhe war. Hinter ihm schlossen sich die Sicherheitsschotte. Also war der bemerkte Druckabfall keine Einbildung gewesen. Hier blieb die Atmosphäre stabil. Er lehnte sich keuchend an eine Wand und hoffte inbrünstig, daß sein Plan aufgegangen sei. In seiner Erschöpfung bemerkte er die Prezzarerhalter zunächst nicht, die auf ihn zugerannt kamen. »Da ist er!« übersetzte sein Armbandtranslator. »Nein!« schrie Argan wütend und doch irgendwie befreit. »Ich bin nicht da! Ich bin hier, ihr Narren!« * Sie schleppten ihn durch mehrere Decks, und sie packten ihn nicht gerade sanft an. Argan U war das gleichgültig. Er steckte die Schmerzen weg, ohne daran zu denken, sich zu wehren. Schließlich stand er in einem Rundsaal, der die typischen Merkmale einer Kommandozentrale aufwies. Mehrere Bildschirme waren erleuchtet. Sie zeigten Szenen, die wohl aus dem Innern des Prezzar-Mydoniums stammten. Auf einem Schirm entdeckte Argan die flache Masse Asgards, auf einem anderen Sanny, Kik und die drei Solaner. Tumy Zweuk fehlte die Beinprothese. Eine ältere Prezzarerhalterin trat auf ihn zu und musterte ihn mit undeutbaren Blicken. »Du hast uns eine Weile täuschen können, Argan U«, sagte sie. »Ich bin Alysta, die Chefin dieses Teils der Prezzar-Mydonien. Allerdings hast du ebenso versagt wie deine Freunde, denn diese befinden sich wieder in unserer Gewalt. Der Schaden, den du uns zufügen wolltest, ist unerheblich. Du hättest dir einen besseren Ort für deinen Anschlag aussuchen sollen. Immerhin bewundere ich dich, denn für eine so kleine Frau hast du allerhand geleistet.« »Kleine Frau?« Argan U faßte sich an die Stirn. »Du bist so kurzsichtig und behämmert wie alle Prezzarerhalter. Total verkalkt! Ich bin ein Mann.« Er machte sich keine großen Gedanken darüber, wie der Translator diese ungewöhnlichen Worte übersetzen würde.
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»Ich bin es nicht gewohnt, daß man so mit mir spricht.« Alystas Stimme klang drohend. »Und ich bin es nicht gewohnt, Prezzarverkalkerin, daß man mich als Frau betitelt! Damit du weißt, mit wem du sprichst. Ich bin einer aus dem Spezialteam Atlans. Und von dem hast du sicher schon gehört.« »Du meinst, du gehörst zu Atlans Vertrauten?« »So kannst du es auch nennen, alte Frau. Warte nur ab, bis Atlan dir zeigt, wo der Bartel den Most holt.« »Ich verstehe dich nicht.« Argan kicherte. »Ich dich auch nicht. Das war eine Redewendung, die unser Hage Nockemann ab und zu benutzt.« »Wer ist Hage Nockemann?« »Einer der vielen anderen Spezialisten, die an Atlans Seite für Recht und Ordnung sorgen. Aber davon kannst du nichts verstehen, denn du siehst wohl nur deine engstirnigen Problemchen, die an der Wahrheit vorbeirennen. Alysta, es gibt Dinge zwischen Cur-Cur U und den Grenzen des Universums, von denen du nicht einmal träumst.« »Was ist Cur-Cur U?« Argan wunderte sich, daß die Prezzarerhalterin auf jedes seiner Worte genau einging. Versuchte sie am Ende gar, ihn zu verstehen? »Es spielt keine Rolle, Alysta«, antwortete er ernsthaft. »Mein Heimatplanet heißt Cur-Cur U. Und das ganze war auch nur eine Redewendung. Bist du bereit, dich vernünftig mit mir zu unterhalten?« »Das versuche ich schon seit unserer Begegnung. Allerdings habe ich das Gefühl, daß du es vorziehst, in Rätseln zu sprechen.« »Ich kann meine Meinung auch ändern. Allerdings solltest du mir eine Bitte erfüllen.« »Welche?« »Zeige mir ein Bild von der Stelle, an der ich ein Loch in die Außenwand schießen wollte.« Alysta gab ein paar Anweisungen, und dann erschien auf dem Bildschirm eine Aufnahme, die von dem anderen Teil des Prezzar-Mydoniums gemacht worden sein mußte. Sie zeigte das Äußere des Planetoiden. Argan U erkannte das eingeplante Loch in dem Bullauge. »Kann man das vergrößern?« fragte er. Die Prezzarerhalterin tat ihm auch diesen Gefallen. Die Aufnahmeoptik vergrößerte den Bildausschnitt. Argan starrte stumm auf den Schirm. Er sah das Loch und dahinter ein paar Teile seines Zuckerwasserdestilliergeräts. Die Öffnung des Hochdruckbehälters war leer. Das Energiefeld war längst erloschen. Er wollte schon triumphierend aufatmen, als er die kleine graue Kugel entdeckte. Sie war durch die Öffnung nach draußen gelangt, hatte sich aber in einer Mulde
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verfangen und war so nicht vollständig ins Freie gelangt. Sie war noch zu mehr als einem Dreiviertel von Metall umgeben. War der Plan gescheitert? Der Puschyde vermutete es. Er war niedergeschlagen. »Ich werde mit dir reden, Alysta«, sagte er matt. »Aber erst möchte ich mit meinen Freunden sprechen. Das ist kein Wortbruch, sondern eine Notwendigkeit.« Die Prezzarerhalterin starrte ihn an. »Ich willige ein, aber ich muß deine Zeit begrenzen. Mehr als einen halben Tag deiner Zeitrechnung kann ich dir nicht gewähren.« Sie führten ihn nach draußen, und niemand beachtete mehr den Bildschirm mit dem Loch in der Außenwand. Ein letzter Stoß der entweichenden Atmosphäre aus der Maschinenhalle wirbelte die kleine Kugel am Rand der künstlichen Schwerkraft in die Höhe. Sie torkelte hinaus, prallte gegen einen Felsvorsprung und verlor sich unbeobachtet irgendwo im Nichts. * Atlan war nach den Ereignissen auf Schjepp wenig zufrieden. Er hatte zwar eine Menge neuer Erkenntnisse über die Prezzarerhalter und ihre Fetische gewonnen, aber ein entscheidender Durchbruch war ihm nicht gelungen. Er konnte froh sein, mit dem Großteil seiner Mannschaft und mit allen Schiffen heil nach Anterf zurückgekehrt zu sein. Von Argan U und den drei Solanern fehlte allerdings jede Spur. Von den selbstmörderischen Prezzarerhaltern hatte er wenig erfahren, aber die telepathisch befähigten Freunde hatten ihm doch den einen oder anderen Hinweis geben können. Die Schäden an der CHYBRAIN und der FARTULOON waren schnell beseitigt worden. Die Instandsetzung der SOL schritt weiter voran, aber an einen Einsatz war noch nicht zu denken. Atlan war froh, daß es in dem Verhältnis zu den Anterferrantern keine Schwierigkeiten gab. Daß dies in erster Linie ein Verdienst Tyaris war, stand auch fest. Dennoch plagte ihn eine große Unruhe. Irgendwie fehlten ihm trotz der von Wöbbeking-Nar’Bon erhaltenen Informationen über Bars-2-Bars die entscheidenden Hinweise. Die Ziele von Anti-ES glaubte er auch zu kennen, aber der Zusammenhang zu Bars-2-Bars war nicht vollends durchschaubar. Da die SOL nicht einsatzbereit war, mußte auch eine andere geplante Aktion noch warten. Die BANANE, die MT-K-9, mit der Kommandantin Mata St. Felix, wartete noch in Xiinx-Markant auf ein Lebenszeichen und auf die Wiederaufnahme in das Mutterschiff. Hyperfunkkontakte hatten kein Ergebnis erbracht, was wahrscheinlich an den seltsamen Energieverhältnissen dieser Doppelgalaxis lag. Von Twoxl, auf den Atlan noch große Hoffnungen setzte, fehlte damit auch jedes Lebenszeichen. Die Verlustliste war damit aber noch nicht komplett. Sanny war von Anti-ES entführt und wahrscheinlich getötet worden. Die negative Macht hatte aus der Verbannung zugeschlagen und die Mitstreiterin Atlans entfernt, in der sie wohl den Urheber für das Scheitern in Xiinx-Markant gesehen hatte. Wöbbeking-Nar’ Bon war trotz seiner Opferbereitschaft nicht in die Falle von Anti-ES gegangen, weil die SOL als Ganzes ihm zuvorgekommen war. Und nun fehlte auch Argan U, der liebenswerte und manchmal so tolpatschige und doch so clevere Puschyde, den Atlan zu Beginn seiner Zeit auf der SOL bei den Terra-Idealisten kennengelernt hatte.
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Für den weiteren Fortgang der Dinge wußte der Arkonide nach dem Debakel von Schjepp nur eins, nämlich die Richtung, in der die Schiffe des Gegners verschwunden waren. Einen konkreten Ort, an dem sich die Prezzarerhalter aufhielten, kannte er damit nicht. Da es sich um eine sternenreiche Zone handelte, war eine Suche aufs Geratewohl wenig zweckmäßig. In Übereinstimmung mit Breckcrown Hayes beschränkte man sich also darauf, diesen Abschnitt mit den technischen Mitteln der Fernortung abzutasten. Ein Ergebnis stand allerdings noch aus. Und die Hoffnung, daß man überhaupt ein solches bekommen würde, schwand von Tag zu Tag mehr. Da Tyari bei den Anterferrantern weilte, um weiter für deren Aufschwung zu sorgen, suchte sich Atlan als Gesprächspartner in seiner Unzufriedenheit seinen alten Freund Bjo Breiskoll. Sie trafen sich auf einer Aussichtsplattform im Mittelteil, von dem aus man einen herrlichen Blick über die Landschaft von Anterf hatte. »Du bist unzufrieden«, stellte der Katzer statt einer Begrüßung fest. »Ich bin es auch.« »Wir haben viele Freunde verloren«, entgegnete Atlan düster. »Von einigen wissen wir sogar, daß sie nicht leben. Chart Deccon, Chybrain, Palo Bow, Iray ...« »Damit habe ich mich längst abgefunden. Ich denke an Sanny, Argan U und Carch oder Twoxl.« »Ich weiß nicht, daß sie tot sind.« »Ich auch nicht, aber ich vermute es.« Breiskoll stieß ein kurzes Fauchen aus. »Das besagt nichts. Was meint dein Extrasinn dazu?« »Nichts. Er meint, ich solle endlich nach Varnhagher-Ghynnst fliegen, aber ich fürchte, er meint das ironisch.« »Was willst du nun tun?« Der Arkonide zuckte mit den Schultern. »Anti-ES ist weiter entfernt als je zuvor. Wöbbeking hüllt sich in Schweigen, seit wir Xiinx-Markant verlassen haben. Die SOL ist nicht flugtauglich. Bars-2-Bars mag der Schlüssel für eine Lösung sein, aber ich habe den Schlüssel nicht.« »Bars-2-Bars ist das Schlüsselloch – nicht der Schlüssel.« Bjo Breiskoll blickte hinaus in die Landschaft, und so sah er nicht, daß Atlan plötzlich die Augen verdrehte. »... endlich nach Varnhagher-Ghynnst fliegen«, stöhnte der Arkonide. »Aber ich fürchte, er meint das ironisch ...« Der Mutant fuhr herum.
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»Was ist mit dir los? Sprich!« herrschte er Atlan an.
Der hielt sich an der Brüstung der Aussichtsplattform fest. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
»... seit wir Xiinx-Markant verlassen haben. Die SOL ist nicht ...«
»Was redest du da?« Der Katzer packte Atlan an den Schultern und drehte ihn zu sich herum. Nun sah
er den starren Blick seiner Augen.
»... ich habe den Schlüssel nicht«, faselte der Arkonide.
»Du redest das nach, was du gerade gesagt hast, Atlan.« Breiskoll schüttelte seinen Freund. »Was hat
das zu bedeuten? Sprich oder öffne deine Gedanken für mich!« Atlan gab sich einen Ruck. Sein Blick
glättete sich wieder.
»Moment, Bjo.« Er streifte die Hände des Solaners ab. »Einen Moment, mein Freund. Du darfst einmal
lachen. Ich habe soeben eine telepathische Sendung empfangen, und ich empfange sie noch. Wenn ich
mich konzentriere, kann ich wieder das sagen, was ich sagen will. Wenn ich zuhöre, höre ich – mich!«
»Sprich weiter!«
»Auch jetzt kommt noch jeder Gedanke mit Verzögerung zurück, den ich gedacht oder gesprochen
habe. Es ist wie ein Echo.« »Hörst du noch etwas anderes?«
»Nein, nur meine eigenen Gedanken, als ob sie aus der Ferne reflektiert werden würden. Aber das ist
noch nicht alles. Ich kann dir genau sagen, aus welcher Richtung und Entfernung sie kommen und von
wem, obwohl das unmöglich scheint.«
Er nannte eine Zahlenfolge von Koordinaten und die Entfernung von 6122 Lichtjahren. »Wer schickt
deine Gedanken zurück? Anti-ES?«
»Nein.« Atlan lächelte. »Es könnte eine Täuschung sein, aber ich empfinde alles sehr real und treu. Es
sind die Gedanken von Sanny, Kik und Argan U.«
»Du gestattest, daß ich an deinem Verstand zweifle?«
»Bitte. Inzwischen wird alles immer konkreter. Die drei haben das Echo aktiviert. Und sie sind in
Bars-2-Bars, Bjo. Ich öffne meine Gedanken für dich, damit du dich selbst überzeugen kannst.«
Der Mutant nahm für mehrere Minuten die Impulse aus Atlans Bewußtsein auf, dann nickte er.
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»Unerklärlich, aber wahr. Was willst du jetzt tun?«
»Wir haben eine Spur. Laß sofort die FARTULOON und die CHYBRAIN startklar machen. Wir gehen
der Sache auf den Grund. Ich informiere Breck.«
Bjo Breiskoll streckte den Daumen seiner rechten Hand in die Höhe und nickte. Dann spurtete er los.
Zwölf Minuten später verließen Atlans Spezialschiffe Anterf und nahmen den Kurs, den der Arkonide
befahl.
»Bist du sicher«, fragte der Katzer von der FARTULOON aus über Funk an, bevor sie die erste
Linearetappe antraten, »daß der dritte Hintergrundgedanke von Kik stammt?« »Ganz sicher«, antwortete Atlan. »Weißt du, was das bedeutet?« »Der Extrasinn meint, daß sich nun die Vergangenheitserlebnisse aus der Namenlosen Zone mit der realen Gegenwart zu verbinden beginnen. Ich sollte mich darauf einstellen.« »Er hat recht«, sagte Bjo Breiskoll. »Verdammt recht.«
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8. Sie standen am Rand eines Sonnensystems, ohne genau zu wissen, wo sie waren. Die Ortungssysteme arbeiteten auf Hochtouren, und die Positroniken der CHYBRAIN und der FARTULOON rechneten im Verbund. Für die Ermittlungen der Basisdaten benötigten die Solaner und Atlans Team weniger als drei Minuten. Hage Nockemann, der die Gesamtkoordination übernommen hatte, berichtete: »Eine gelbweiße Normalsonne. Sie gehört eindeutig zu den Sternen von Farynt, wie sich aus ihrer geringen Eigenbewegung ergibt. Wir haben achtzehn Planeten ausgemacht, die alle mit Sicherheit ohne intelligentes Leben sind. Die sechzehn äußeren Welten sind Gasriesen, die Atlan ›jupiterähnlich‹ zu nennen pflegte. Die beiden inneren Planeten sind Gluthöllen, auf denen natürliches Leben ebenso undenkbar ist. Zwischen diesen beiden Gruppen existiert ein Planetoidenring von großer Dichte. Blödel meint, und hier stimme ich ihm ausnahmsweise einmal zu, daß Atlan in die Irre geführt wurde. Hier gibt es keine lohnenden Objekte.« »Wir werden ja sehen.« Der Arkonide wirkte sehr zuversichtlich. Er winkte Sternfeuer herbei, die gerade per Transmitter von der FARTULOON gekommen war, wo sie mit Bjo Breiskoll und ihrem Bruder eine telepathische Ausspähung vorgenommen hatte, die entgegen den früheren Erfahrungen mit den Prezzarerhaltern gelungen war. Bevor Sternfeuer etwas sagen konnte, meldete sich die Ortungszentrale der CHYBRAIN. »Blödel wollte uns wohl reizen«, erklärte Joscan Hellmut, der hier die Fäden in der Hand hatte. »Die Energieortung weist eindeutig einen Aktivitätsherd aus, der in dem Planetoidenring zu suchen ist. Es gibt also ein lohnendes Ziel.« Über die Bordlautsprecher erklang das hämische Lachen von Nockemanns Roboter, in das sich das Knirschen von Wuschels Gebiß mischte. »Sternfeuer soll berichten«, sagte Atlan. »Intelligente Gedanken«, sagte die Solanerin. »Eine dürftige Abschirmung, die aber vieles verwischt. Knapp fünfhundert Seelen, alles Beneterlogen der Kaste der Prezzarerhalter. Sie nennen die Sonne Mydon und ihr Versteck in einem oder mehreren Planetoiden das Prezzar-Mydonium. Wir haben auch Gedanken von Argan aufgefangen, allerdings nicht von Sanny, was aber nicht ungewöhnlich ist. Argan ist Gefangener. Sanny und Kik sind bei ihm, ferner die drei Solaner, die wir seit Schjepp vermissen, Tullo Wiesters, Briss en Verzank und Tumy Zweuk. Eine Richtungsbestimmung war nicht möglich.« »Kein Problem«, entgegnete Atlan. »Die Echogedanken werden zwar ständig schwächer, aber noch weiß ich, wo wir suchen müssen. Uns trennen noch 412 Lichtminuten vom Ziel. Linearetappen programmieren!« Die beiden Schiffe des Atlan-Teams starteten erneut.
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* Das Erkennen der beiden Planetoiden, die zweifellos das Prezzar-Mydonium darstellten, bedeutete für die Ortung kein Problem. Zu schwach waren die technischen Schutzmaßnahmen der sonderbaren Clique der Beneterlogen. Sternfeuer hatte sich inzwischen genau auf Argan Us Gedanken eingespielt. So wußte sie von einem Antennen- und Projektornetz zu berichten, daß sich zwischen den beiden etwa 320 mal 240 Metern durchmessenden Materiebrocken spannen sollte. Davon entdeckten die Ortungssysteme jedoch nichts. Die Prezzarerhalter hatten hier offensichtlich einen Aufwand betrieben, der technisch gesehen riesig war, während sie sich durch die natürliche Materie der beiden kleinen Himmelskörper genügend sicher gefühlt hatten. Atlan manövrierte seine beiden Schiffe vorsichtig und im Schutz anderer Planetoiden an das Ziel heran. Es verwirrte ihn etwas, daß weder von der Ortung, noch von den Telepathen etwas entdeckt worden war, was auf das Vorhandensein von Waffen hinwies. »Sie scheinen sich hier ganz sicher gefühlt zu haben«, vermutete Joscan Hellmut. »Allein das ominöse Projektornetz hätte sie verraten können, und das haben sie bestens getarnt. Die Streustrahlen der Energien sind schwach und nur aus der Nähe feststellbar.« »Wenn sie lange Zeit nicht erkannt worden sind, dann liegt es auch an dem leblosen Sonnensystem Mydons«, antwortete Atlan nachdenklich. »Und ohne den seltsamen Echoeffekt meiner eigenen Gedanken hätten wir diesen Ort wohl nie gefunden.« »Spürst du dieses Echo noch?« »Ganz deutlich, obwohl ich glaube, daß seine Wirkung nur noch kurze Zeit anhält.« Der Arkonide markierte die Position mit einem Leuchtpunkt auf dem Hauptbildschirm. »Ziemlich genau zwischen den beiden verdächtigen Planetoiden«, stellte Joscan fest. Dann machte er Atlan auf einen mehrere Kilometer durchmessenden Materiebrocken aufmerksam, der nahe dem Prezzar-Mydonium stand. »Das scheint ein gutes Versteck für uns zu sein. Von hier aus könnten wir weitere Aktionen starten.« Der Arkonide gab die Anweisung, diesen Brocken so anzufliegen, daß er stets zwischen den beiden Schiffen und dem Versteck der Prezzarerhalter lag. Er hoffte, daß man sie so erst sehr spät entdecken würde. »Sie müssen doch ein Ortungssystem haben«, grübelte Hellmut. »Wenn Raumschiffe die Station anfliegen, ist so etwas unabdingbar notwendig.« »Normalerweise ja«, schaltete sich Sternfeuer in das Gespräch ein. »Ich konnte an Gedanken über solche Transportwege nur etwas über Ferntransmitter ausspähen. Argan U und die drei Solaner kamen über einen solchen Transmitter von Schjepp hierher.« »Und Sanny und Kik?« wollte Atlan wissen. »Mit Asgard«, lautete die Antwort, die den Arkoniden zu einem Kopfschütteln verleitete. Er konnte sich nicht so schnell damit abfinden, daß nach Kik nun noch ein weiteres Wesen aus der Namenlosen Zone hier in Bars-2-Bars weilen sollte. Als sie auf dem großen Planetoiden landeten, stand Atlans Plan fest. Er war entschlossen, schnell und
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konsequent zu handeln, um seine Freunde aus der Gewalt der Prezzarerhalter zu befreien und deren Geheimnis zu lösen. »Die CHYBRAIN und die FARTULOON bleiben unter dem Kommando von Joscan Hellmut hier«, erläuterte Atlan seine Taktik. »Wir benutzen unsere drei 12-Meter-Space-Jets, die CHY-A, die CHY-B und die FAR. Damit landen wir mit drei Kommandos an dem Prezzar-Mydonium. Nach unseren Ausspähversuchen durch die Telepathen, die hier kaum beeinträchtigt die Prezzarerhalter erkennen können, und den Ortungsergebnissen brauchen wir nicht mit großem Widerstand zu rechnen. In unseren Kampfausrüstungen sind wir den Beneterlogen überlegen. Ich will keine sinnlosen Kämpfe, aber ein unnachgiebiges Vorgehen, bei dem es darauf ankommt, unsere Leute zu befreien und die Führungsspitze der Prezzarerhalter in unsere Hände zu bekommen. Ich führe ein Kommando. Sternfeuer wird mich begleiten, denn Telepathen dürften hier den entscheidenden Vorteil darstellen. Die beiden anderen Kommandos leiten Bjo und Federspiel. Nun seht euch die Aufzeichnung der Ortung an, wo die Landepunkte bereits markiert wurden. Und prägt euch die Namen der wichtigsten Prezzarerhalter ein. Sie lauten, Oirstel, Karsnyt und Alysta ...« * Oirstel stand in der Mitte der Ortungs- und Steuerzentrale des Wohnplanetoiden. Um ihn herum waren ein halbes Dutzend Prezzarerhalter damit beschäftigt, alle einlaufenden Ergebnisse mit Unterstützung des Logikums zu einem Lagebild zu formieren. Der alte Beneterloge fühlte sich unbehaglich. Gerade erst war es gelungen, alle fremden Eindringlinge dingfest zu machen, da tauchten die beiden Schiffe auf, daß es sich dabei um die CHYBRAIN und die FARTULOON des ominösen Solaners Atlan handelte, war klar. Über die Fetische hatten seine Leute vor Tagen genaue Beschreibungen der Raumschiffe überliefert. Über die Gefährlichkeit der Fremden war Oirstel bestens informiert. Unklar waren jedoch die wirklichen Absichten. Über Bildschirmverbindung stand er in Kontakt mit Alysta und Karsnyt. Jetzt, wo eine noch größere und unmittelbare Gefahr drohte, hielten die drei eisern zusammen. Es war schon tragisch genug, daß das Mydonium überhaupt entdeckt worden war. Wie dies geschehen konnte, war Oirstel ein Rätsel. Die Vermutung des Prezzar-Logikums, der kleine Argan U hätte dies bewerkstelligt, teilte der Führer der Prezzarerhalter nicht. »Es liegen eindeutige Hinweise vor«, meldete sich Alysta, »daß es auf der SOL telepathisch befähigte Wesen gibt. Unsere Leute auf Anterf haben schon vor Wochen davon berichtet, aber wir wollten das nicht glauben.« »Das mag ein Vorteil für den Feind sein.« Oirstel blieb zunächst äußerlich gelassen. »Es ist aber nur ein geringer Vorteil, denn den wirklichen Abwehrmechanismus des Mydoniums können sie nicht ausspähen, weil wir ihn selbst nicht kennen.« »Das ist nicht der einzige Fehler, den Atlan begeht«, Karsnyt lachte hämisch. »Er ist auch auf das Netz hereingefallen, denn er hat es entweder nicht erkannt oder aber nicht festgestellt, daß wir damit sehr genau Ortungen vornehmen können. Er versteckt sich hinter ein paar leblosen Materiebrocken, die für uns so durchsichtig sind wie sein simpler Plan. Wir werden ihn hinwegputzen.«
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»Wenn er Telepathen an Bord hat«, korrigierte Oirstel seinen Stellvertreter, »dann weiß er auch um das Netz. Aber wie dem auch sei. Die Erbauer des Mydoniums haben selbst einen solchen Fall wie diesen vorhergesehen und entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen.« »Worin besteht der geheimnisvolle Abwehrmechanismus?« fragte der Wohnverwalter. »Denke etwas anderes!« forderte Oirstel ihn hart auf. »Oder willst du unsere Feinde warnen?« »Gut. Was willst du mit diesem Atlan anstellen, wenn du ihn hast?« Der Führer der Prezzarerhalter wurde einer Antwort enthoben, denn eine Folge von Warntönen lenkte seine Aufmerksamkeit auf das aktuelle Geschehen. »Sie kommen mit drei kleinen Beibooten«, berichtete einer der Auswerter in der Zentrale. »Es sind höchstens zwanzig Mann.« »Um so besser. Wir lassen sie eindringen. Sicher werden sie die Schleusen orten und öffnen. Es gibt keinen Widerstand von unserer Seite. Unsere Chance besteht darin, sie einzulassen.« Oirstel setzte sich in einen Sessel und beobachtete die Bildschirme. In seinem Innern tobte unbemerkt von allen der Kampf zwischen der Neugier und dem Wunsch, die Fremden zu vernichten. »Wenn Prezzar sich nur wieder spürbar machen würde!« murmelte er leise. * »Aus der Streustrahlung des Hangarschotts ließ sich der Kode leicht bestimmen«, teilte die Positronik der CHY-A Atlan mit. Die Mannschaft stand bereit. Die Kampfanzüge waren geschlossen, und die Signale für Einsatzfähigkeit blinkten an den Köpfen der Roboter. Der Arkonide wandte sich an Sternfeuer. »Mein Extrasinn warnt mich so eben«, sagte er über Normalfunk. »Wir sollten nicht in die Schleuse einfliegen. Er meint, es ginge alles zu glatt. Bist du sicher, daß du die Gedanken der Prezzarerhalter richtig durchgeforscht hast? Oder gibt es hier noch andere Wesen, die sich dir gegenüber verbergen können?« Sternfeuer ließ ihren Psi-Sinn noch einmal spielen, dann konnte sie Atlan beruhigen. Das Tor in dem Planetoiden war inzwischen zur Seite geglitten. »Ein paar von ihnen wissen inzwischen, daß wir hier sind«, teilte die Telepathin mit. »Es scheint sie wenig
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zu berühren. Einige sind sogar ausgesprochen neugierig auf uns. Allerdings habe ich auch Gedanken entdeckt, die ich nicht identifizieren kann.« »Einfliegen!« entschied Atlan. »Ich will nicht länger warten.« Zur gleichen Zeit gingen Mitteilungen von Bjo Breiskoll und Federspiel ein. Beide hatten ebenfalls Öffnungen durch technische Schaltungen erzeugen können und schickten sich an, ihren Auftrag zu erfüllen. Du rennst blind in eine Falle, warnte der Extrasinn erneut. Atlan achtete nicht darauf. Als sich das Schott hinter ihnen wieder schloß, bekam er jedoch Zweifel. Es war wirklich alles zu problemlos verlaufen. Die Prezzarerhalter hatten nicht einmal ihre Raumschiffe zur Stelle gehabt, um ihr Versteck zu schützen. Er teilte seine Leute und die Roboter in zwei Trupps auf. Der Gegner ließ sich nicht blicken, und es gab auch sonst keine feindliche Reaktion. Dieses ungewohnte Verhalten irritierte den Arkoniden. Noch mehr verwirrte ihn, daß er eine leise Stimme hörte. »... Atlan! ... spüre dich ... schnell ... ein Deck höher ...« »Asgard!« Er erkannte das Plasmawesen wieder. Schnell faßte er einen Entschluß. »Sternfeuer, Insider! Ihr kommt mit mir. Ich höre Asgard.« Während die Solaner sich daran machten, mit den Robotern das Prezzar-Mydonium zu durchstöbern, suchte Atlan nach einem Aufstieg in die nächste Ebene. Er fand diesen, und die Solanerin und der Extra folgten ihm. Asgard bot ein Bild des Jammers. Er lag flach wie ein Pfannkuchen unter einem Schirmfeld. »Du bist da.« Die Mentalstimme des Kunstwesens klang erfreut. »Du und deine Leute, ihr seid in Gefahr. Beseitige das Schirmfeld und komm zu mir herein. Und beeile dich.« Atlan gab Asgards Bitte an Insider weiter, der ein umfangreiches Instrumentarium mit sich schleppte. Wenig später hatte der grüne Extra die verborgenen Projektoren des Fesselfelds ausgemacht. Gemeinsam mit Atlan wurden diese durch wenige Schüsse zerstört. Asgard verformte sich zu seiner normalen Kugelgestalt und bildete sogleich eine Öffnung. »Schnell!« drängte er. Atlan winkte Sternfeuer und Insider. Die beiden folgten ihm in das Innere der Kugel. »Was ist los, alter Freund?« fragte der Arkonide. Statt einer Antwort erzeugte Asgard ein Sichtfenster. Draußen hasteten drei Solaner aus Atlans Mannschaft vorbei. Trotz ihrer Raumanzüge und der voll aktivierten Schutzschirme hielten die Menschen plötzlich an und kippten dann langsam zur Seite. Reglos blieben sie liegen.
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»So ergeht es allen«, sagte Asgard, und nun konnten auch Sternfeuer und Insider ihn hören. »Das Prezzar-Mydonium beginnt sich zu wehren. Außer den Beneterlogen gibt es hier nur ein Wesen, das widerstehen kann, und das bin ich.« Atlan stand vor einem Rätsel, denn eine unmittelbare Einwirkung war nicht zu beobachten. Es kam noch schlimmer, denn auch seine Roboter verfielen in völlige Regungslosigkeit. »Wie du siehst«, erklärte die Plasmakugel, »wirkt es in mir nicht, denn ich konnte meine Hülle abdichten.« »Was wirkt nicht?« wollte Atlan erregte wissen. Er hatte sich alles so einfach vorgestellt, und nun schien sein Plan schnell zu scheitern. »Was es ist, weiß ich nicht. Ich spürte nur eine Unmenge von instinktiven Gedanken winziger Wesen, die davon besessen waren und es noch sind, sich in alle biologischen Substanzen zu fressen und sie zu lähmen, ausgenommen in die Körper der Prezzarerhalter.« »Eine unheimliche Waffe«, mußte Atlan entsetzt feststellen. »Damit habe ich nicht gerechnet. Sie scheint sogar die Plasmazusätze unserer Roboter zu erreichen, so daß diese ebenfalls ausfallen.« »Ich spüre keine Gedanken mehr«, teilte Sternfeuer mit, »die von unseren Leuten kommen. Aber ich höre den Triumph der Erhalter.« Atlans Gedanken überschlugen sich. Er war in seinem Eifer blind in diese Falle gerannt, weil er seinen Gegner falsch eingeschätzt hatte. »Es muß noch einen Ausweg geben«, versuchte er sich selbst Mut zu machen. Dann strahlte er über sein Armbandfunkgerät einen Ruf an seine Begleitmannschaft ab. »Notfalls muß uns Joscan heraushauen.« Sehnsüchtig wartete er auf eine Antwort. Zunächst hörte er nichts, dann aber räusperte sich eine Stimme. »Wie es scheint, sind wir beide allein. Allerdings kann mein Zellplasma uns nicht helfen.« »Blödel?« fragte der Arkonide zurück, denn er hatte die mobile Robotik des Scientologen-Teams an der Stimme erkannt. »Sieh her, ich bin’s«, antwortete der Roboter über Funk. »Allerdings arbeite ich nur aufgrund meines Notprogramms, denn das Zellplasma mußte ich abschalten.« »Wo bist du?« Blödel war mit Federspiels Trupp in den Maschinenplanetoiden eingedrungen und befand sich nicht weit von Asgard und Atlan entfernt. Der Arkonide berichtete ihm, was er von der Plasmakugel erfahren hatte. »Ich fürchte«, antwortete Blödel, »ich kann dir nicht viel helfen, denn ohne meine volle Kapazität kann ich keine wirkungsvollen Untersuchungen durchführen.«
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»Suche die Quelle dieser Mikrowesen«, forderte ihn Atlan auf, »und zerstöre sie oder was du für angebracht hältst. Ich verfolge einen anderen Weg.« Asgard hatte inzwischen seine weiteren Gedanken aufgefangen. »Weise mir den Weg«, bat er. »Ich bin wieder stark genug, um dich zu unterstützen.« »Dazu brauche ich Sternfeuers Hilfe.« Atlan wandte sich an die Solanerin. »Konzentriere dich bitte auf das Führungstrio der Prezzarerhalter. Wir müssen es in unsere Gewalt bringen, um das Kräfteverhältnis auszugleichen.« »Oirstel, Alysta und Karsnyt treffen sich in der Befehlszentrale dieses Planetoiden. Diese liegt etwa zehn Decks höher. Von der Befreiung Asgards haben die drei noch nichts erfahren.« Aus Sternfeuers Stimme klangen Zweifel. Auch sie war von der veränderten Lage überrascht worden, und sie wußte, daß sie an der Entwicklung nicht schuldlos war. Letztlich hatten auch sie, Bjo und ihr Zwillingsbruder bei den telepathischen Ausspähungen versagt. »Weise Asgard den Weg«, bat Atlan. »Du, Insider, machst dich kampfbereit.« »Das bin ich«, erklärte der vierarmige Grüne. »Es ist besser«, mischte sich Asgard ein, »wenn ihr euch ruhig verhaltet, denn vorerst könnt ihr meinen Körper nicht verlassen, ohne ein Opfer der Mikrowesen zu werden.« »Wir müssen das Führungstrio finden«, drängte Atlan. »Los!« Asgard streckte seinen Leib, um im nächsten Antigravschacht genügend Platz zu haben. Dann folgte er den Richtungsanweisungen Sternfeuers.
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9. »Seid ihr zufrieden?« Alysta erhob sich, als Oirstel und Karsnyt eintraten. Sie meinte mit ihrer Frage die Entwicklung der Ereignisse im Mydonium. »Natürlich.« Der Führer der geheimen Station konzentrierte sich auf die Darstellungen auf dem Bildschirm. Dort zeigte sich fast überall dasselbe. In den Räumen und Korridoren der Station lagen die reglosen Gestalten der Eindringlinge herum. »Wie hast du die geheime Abwehrwaffe ausgelöst?« fragte Karsnyt neugierig. »Jetzt können wir doch bedenkenlos darüber sprechen.« Oirstel blickte ihn tadelnd an. »Du bist zu neugierig. Wenn das deine einzige Sorge ist, so kann ich dich beruhigen. Ich habe sie gar nicht ausgelöst. Das geschieht automatisch durch das Logikum. Mehr weiß auch der jeweilige Chef des Mydoniums nicht.« »Eine Merkwürdigkeit gibt es zu berichten.« Alysta deutete auf das Bild mit der Zelle der Gefangenen. »Sie sind alle auch in die Starre verfallen, aber einer nicht. Seht euch den kleinen Kik an. Er spaziert munter herum.« »Ein Rätsel!« staunte der Wohnverwalter. »Durchaus nicht.« Oirstel mußte ein weiteres Geheimnis verraten. »Die geheime Waffe wirkt nur auf Wesen, die nicht in Farynt geboren wurden. Daß dieser Kik nicht befallen wurde, bedeutet, daß er aus unserer Galaxis stammt.« »Ungenau«, mischte sich die Kunststimme des Logikums ein. »Es genügt, im Einflußbereich Prezzars zum Leben geworden zu sein, um der Starre zu entgehen. Ein Volk, das dem gleicht, dem Kik entstammt, ist in Farynt unbekannt. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, daß der Fünfbeiner ursprünglich in Bars geboren wurde und das zu einer Zeit, als Prezzar noch wirkte.« »Unglaublich.« Nun wunderte sich Oirstel. »Es würde bedeuten, daß er älter wäre als jeder von uns.« »Diese Folgerung ist richtig«, bestätigte das Logikum. »Wir werden uns um dieses Wesen kümmern.« Der Führer der Erhalter war nachdenklich geworden. »Es könnte uns bei unserem eigentlichen Problem, eine Spur Prezzars zu finden, nützliche Hinweise geben. Nun wollen wir uns aber um die Eindringlinge kümmern. Wo steckt dieser Atlan? Ich möchte ihn sehen und wiederbeleben und sprechen.« Alysta nahm verschiedene Schaltungen an den Aufzeichnungsgeräten vor und gab Anweisungen an das Personal des B-Planetoiden, nach Atlan zu suchen. »Etwas schneller bitte!« drängte Oirstel. »Der Mann ist gefährlich.«
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»Er ist in tiefer Bewußtlosigkeit«, beruhigte Alysta ihren Chef. »Wir werden ihn finden. Ich verfolge gerade den Weg der drei Trupps zurück zu den Schleusen, durch die sie kamen. Dann werde ich ihn auch ...« Sie brach plötzlich ab und lief grün im Gesicht an. »Was ist nun los?« Oirstel spürte die Unruhe der Prezzarerhalterin. »Das Plasmawesen, mit dem Sanny und Kik kamen, ist verschwunden«, gab Alysta kleinlaut zu. »Ich verstehe nicht, wie das möglich sein konnte.« »Vielleicht ist es immun wie Kik«, mutmaßte Karsnyt. »Selbst dann könnte es nicht verschwinden«, behauptete Alysta, »denn es befand sich in einem Fesselfeld.« Als eine Aufnahmeoptik des Hangars zur Seite schwenkte, entdeckten sie die zerstörten Energieprojektoren. »Atlan muß ihn befreit haben«, folgerte Alysta, »bevor die Starre einsetzte. Er liegt sicher irgendwo anders.« »Nein, Prezzarerhalter! Er ist hier!« Beim Klang dieser Stimme fuhren Oirstel, Karsnyt und Alysta herum. Der großgewachsene Fremde stand wenige Schritte hinter ihnen mit verschränkten Armen. Er war unbemerkt durch einen Seiteneingang in die Leitzentrale der Maschinenverwalterin gekommen. Durch diese Öffnung schob sich – in die Länge gezogen – der Körper Asgards. »Ich will keinen Kampf«, erklärte Atlan. »Es sei denn, ihr zwingt mich dazu.« »Faßt ihn!« schrie Karsnyt die anwesenden Erhalter und Roboter an. Im gleichen Moment beulte sich Asgard auf. Er warf einen Teil seines Körpers über das Führungstrio und hüllte es ein. Die dünne Plasmamasse war durchsichtig, so daß die Eingefangenen von drinnen nach draußen sehen konnten, aber auch die Umherstehenden in der Lage waren zu verfolgen, was mit ihren Führern geschah. »Auf einen einzigen Gedanken von mir«, warnte Atlan die Beneterlogen, »wird Asgard die drei töten. Verhaltet euch also ruhig.« Dann wandte er sich an die Eingeschlossenen. »Wer von euch ist Oirstel, der Führer der Prezzarerhalter?« Der Angesprochene war noch grün im Gesicht, aber er hob einen Arm. »Laß ihn heraus, Asgard«, bat Atlan, und das Plasmawesen folgte der Anweisung. Die Arkonide machte eine Geste des Friedens.
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»Ich bin gekommen«, erklärte er, »um meine Leute, die wohl mehr aus Zufall in das Mydonium gerieten, zu befreien. Das werde ich auf jeden Fall durchsetzen, egal was ihr davon haltet. Du sollst jedoch wissen, Oirstel, daß es nicht in meinem Interesse liegt, euch zu schaden. Die Situation in Bars-2-Bars ist verwirrend genug. Wir sind nicht hier, um diese zu vergrößern, sondern um sie zu beseitigen. Nun weißt du grundsätzlich über meine Ziele Bescheid. Ich bin auch jetzt, wo ihr in meiner Macht seid, noch bereit, mit euch zu verhandeln. Zunächst möchte ich aber, daß meine Mannschaft aus der Starre erweckt wird.« Oirstel wand sich vor Entsetzen über die Wende und vor Staunen über die sachlichen Worte des Arkoniden. »Ich habe keinen Einfluß auf die Mikrowesen, die die Starre bewirken«, gab er zu. »Es handelt sich um eine Automatik, die unser Logikum lenkt.« »Das habe ich im Griff«, meldete sich Blödel aus Atlans Armbandfunkgerät. »Entweder es lenkt ein, oder ich sprenge es in die Luft. Ich habe bereits eine Tonne Trinitrotoluol produziert und in das Logikum einfließen lassen.« »Hört uns diese Positronik?« fragte Atlan den Prezzarerhalter. Und als dieser das bestätigte, wandte er sich an das Logikum und stellte seine Bedingungen. Mit Oirstels Einverständnis gab auch das Rechenhirn auf und erklärte, daß die Mikrowesen abgezogen werden würden. »Damit du siehst, Oirstel«, teilte Atlan diesem mit, als er erfuhr, daß seine Leute aus der Starre erwachten, »daß ich es ehrlich meine, gebe ich auch Alysta und Karsnyt frei.« Daß Blödel das Logikum noch in seiner Gewalt hatte, erwähnte er nicht, denn alle Trümpfe wollte er nicht aus der Hand geben. »Es entspricht eigentlich meinem Wunsch«, gab Oirstel niedergeschlagen zu, »mit dir zu sprechen. Kommst du wirklich weder aus Farynt noch aus Bars?« »So ist es. Alle meine Freunde von der SOL stammen nicht von hier.« »Außer mir!« Kik kam auf vier Beinen in den Raum gelaufen und winkte Atlan zu. »Nicht wahr?« * Wenig später saß Atlan mit seinen wichtigsten Leuten und den Prezzarerhaltern zusammen. Blödel hielt für alle Fälle noch immer Wache bei dem Logikum, um eingreifen zu können, wenn die gespannte Stimmung sich verschärfen würde. Karsnyt hielt sich aus den Gesprächen heraus. So führten Oirstel und Alysta das Wort. Bjo Breiskoll sammelte die drei Kommandos und hielt sie außerhalb des Mydoniums in den Space-Jets bereit. Joscan Hellmut hatte auf Atlans Anweisung die CHYBRAIN und die FARTULOON in die unmittelbare Nähe der beiden Planetoiden geführt.
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»Du hast uns deine Ziele genannt«, sagte Oirstel. »Dazu hätten wir noch viele Fragen. Damit du diese verstehst, werde ich dir unsere Lage schildern. Vor langen Zeiten wurde unsere Galaxis Farynt von der Galaxis Bars eingefangen und regelrecht vergewaltigt. Die Folge davon war nicht nur ein beginnender Verfall der Zivilisationen, die einstmals in hoher Blüte standen. Was viel schlimmer ist, ist das spurlose Verschwinden Prezzars, der übergreifenden Eigenintelligenz unserer Sterneninsel. Wir Prezzarerhalter haben die Erinnerung an diese Geschehnisse aufbewahrt und von Generation zu Generation übertragen, denn unser erstes Ziel ist es, Prezzar zu finden und aus den Klauen von Bars zu befreien. Erst dann kann Farynt seine natürliche Entwicklung fortsetzen. Ihr habt sicher erfahren, daß seit langem Kämpfe zwischen den Völkern von Bars und Farynt geführt werden, die jedoch zu keinem Ergebnis führen. Auch unser Stammvolk, die Beneterlogen, beteiligt sich daran. Wir halten uns von diesen Kämpfen fern, verfolgen aber heimlich die gesamte Entwicklung, um so Prezzar zu finden. Die Fetische waren unser getarntes Informationsmittel, das Mydonium unsere Zentrale und unser Versteck, denn offen auftreten durften wir nicht, um unsere Absichten nicht in der Realisierung zu gefährden.« Sternfeuer bestätigte durch ein kurzes Nicken Oirstels Aussagen. »Welche Spuren von Prezzar habt ihr gefunden?« fragte Atlan. »Nur flüchtige Hinweise.« Alysta erhob sich und schaltete eine Bildwand ein. »Mit Hilfe unseres Antennen- und Projektornetzes können wir die seltsamsten Strömungen aufnehmen. Hier seht ihr das Bild eines Raumes, den wir nur indirekt empfangen. Wir nennen ihn die Namenlose Zone.« Atlan zuckte zusammen, als er diesen Begriff hörte und die endlose Schwärze der Zone sah, die alle Erinnerungen in ihm weckte, die er in den Reinkarnationserlebnissen erworben hatte. »Wir gehen davon aus«, fuhr Alysta fort, »daß es zwischen Farynt und Bars und der Namenlosen Zone eine Verbindung gibt, denn wir konnten häufig Raumschiffe beobachten, die von dort kamen und zu uns gelangten. Diese Schiffe ähneln denen unseres Volkes, aber was das bedeutet, wissen wir leider nicht. Unsere Vermutungen besagen, daß Prezzar in die Namenlose Zone entführt wurde.« Sanny stieß Atlan an, und als der sich zu der Molaatin herabbeugte, erklärte diese leise: »Das trifft nach meinen Berechnungen nicht zu. Die Bedeutung von Bars-2-Bars in Verbindung mit der Namenlosen Zone ist eine andere, aber ich kann nicht sagen, welche.« Atlan betrachtete die Bilder, die ihm Alysta vorführte. Zu seiner Bestätigung, daß dies die Namenlose Zone war, trugen die Energiestrukturen bei, die er entdeckte und die mit denen der Grenzwächter identisch waren, die er selbst in der Vergangenheit entdeckt hatte. Die Prezzarerhalter nannten sogar diesen Begriff. »Mein Vorgänger«, erläuterte Alysta dazu, »hat mich geprägt. Er besaß die Fähigkeit, Dingen den richtigen Namen zu geben. Er fand auch die Schlafenden Mächte.« Das Bild wechselte, und undefinierbare Formen in allen Farben wurden sichtbar. Es handelte sich nach Atlans Empfindungen um kleine Strukturen, aber was sie bedeuteten, konnte er nicht sagen. Auch Sanny schwieg dazu. »Wenn dich die Namenlose Zone interessiert«, sagte die Prezzarerhalterin, »dann solltest du auch das sehen.«
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Atlans Gedanken wurden verwirrt, denn das, was ihm jetzt gezeigt wurde, paßte nicht in das Bild seiner Erfahrungen. Alysta präsentierte ihm vor dem lichtlosen Hintergrund der Namenlosen Zone anscheinend normale Sterne mit Planeten! Auch Sanny wußte damit nichts anzufangen. »Die Namenlose Zone birgt mehr Geheimnisse«, stellte Atlan fest, »als ich bisher angenommen habe. Sterne und Planeten, das gibt mir neue Rätsel auf. In den letzten 200 Jahren können sie nicht entstanden sein, also waren sie schon vorher da, und ich konnte sie nicht sehen.« »Du warst dort?« Oirstel lief vor Erregung wieder grün an. »Weißt du etwas von Prezzar?« »Ich war dort«, antwortete Atlan. »Und ich weiß etwas über Prezzar. Beides hat aber nichts miteinander zu tun, zumindest nicht direkt. Ich werde euch sagen, wie der Sachverhalt ist.« Die Blauen färbten sich diesmal dunkler, was ein Ausdruck ihrer angespannten Erwartung war. Nur Karsnyt blieb ruhig. »Ihr unterliegt verschiedenen schweren Irrtümern, aber das ergeht wohl allen Völkern von Bars-2-Bars so. In Bars glaubt man, Farynt habe sich wie ein Krebsgeschwür in die eigene Sterneninsel geschoben und die dortige Intelligenz, die Tyar heißt, ausgeschaltet. Auch dort traten Stillstand und Degeneration an die Stelle der natürlichen Entwicklung und des Fortschritts. Im Laufe vieler Zeitspannen verschwammen die eigentlichen Ziele immer mehr. Die verrücktesten Ideen und Glaubensrichtungen kamen auf. Die festgefahrene Situation von Bars und Farynt verhärtete sich immer mehr. Genau das ist es aber offensichtlich, was das Wesen will, das letztlich an allem die Schuld trägt. Es ist ein mächtiges Wesen, das Anti-ES genannt wird. Es verfolgt Ziele, die mit den euren nichts gemeinsam haben, für dessen Verwirklichung es aber die Situation braucht, die Bars-2-Bars heute darstellt.« »Diese Vermutung wurde in der Vergangenheit auch geäußert«, sagte Oirstel. »Sie setzte sich aber nicht durch.« »Sie entspricht der Wahrheit, Prezzarerhalter. Das weiß ich sicher, obwohl auch ich nicht die ganze Wahrheit kenne. Anti-ES ist mein Feind, so wie es der Feind aller Völker von Bars und Farynt ist, und damit sollte es auch euer Gegner sein. Prezzar bekommt ihr nur dann wieder, wenn Anti-ES ausgeschaltet werden kann.« Alysta und Oirstel blickten sich an und nickten sich kurz zu. »Ihr besitzt eine mächtige und übergreifende Organisation«, hakte Atlan sofort nach, »die helfen könnte, Prezzar und Tyar zu befreien – und damit auch Bars von Farynt und Farynt von Bars. Den Anterferrantern haben wir schon deutlich gemacht, wie die Zukunft aussehen sollte. Ihr Prezzarerhalter habt euch eine große Unabhängigkeit bewahrt. Und außerdem verfolgt ihr ein gutes Ziel. Nur die Mittel und Wege waren falsch.«
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»Und was sollten wir nach deiner Meinung tun?« lauerte Oirstel. »Sorgt dafür, daß die sinnlosen Kämpfe zwischen Bars und Farynt ein Ende finden. Eine Normalisierung der Verhältnisse wird Anti-ES aus der Reserve locken. Das ist der Weg zur Befreiung von Bars-2-Bars, von Prezzar und Tyar! Wir Solaner unterstützen das, denn auch wir haben ein Interesse an Anti-ES. Es hat etwas in seinem Besitz, das uns gehört und das wir unbedingt zurückgewinnen müssen. Es hat allerdings nicht direkt etwas mit euren Problemen zu tun. Wir werden bei einer Befreiung daher stets neutral zwischen Bars und Farynt stehen.« »Wir werden darüber nachdenken«, erklärte Oirstel. »Aber ich glaube schon jetzt sagen zu können, daß wir bereit sind, in dem genannten Sinn zu wirken.« * Acht Stunden später befanden sich die CHYBRAIN und die FARTULOON wieder auf dem Rückflug nach Anterf. Breckcrown Hayes wurde vorab über die Geschehnisse informiert. »Ich freue mich nicht nur über den Durchbruch, den wir bei den Prezzarerhaltern erzielt haben«, sagte Atlan im Kreis seiner engsten Freunde. »Es bereitet mir auch Genugtuung, daß Sanny wieder bei uns ist und außerdem Kik und Asgard mitgebracht hat.« »Deine Freude wird von kurzer Dauer sein«, meinte der Vlahreser. »Nicht wahr?« Der Arkonide zog die Stirn kraus. »Was willst du damit sagen?« »Sanny und ich werden dich auch weiter unterstützen«, erklärte der Fünfbeiner, »aber wir haben beschlossen, unseren eigenen Weg zusammen mit Asgard zu gehen. Wir müssen herausfinden, welche Rolle wir haben.« Die Paramathematikerin bestätigte diese Worte. Als Atlan merkte, daß er seine Freunde nicht umstimmen konnte, willigte er notgedrungen ein. »Bevor wir dich verlassen«, sagte Kik, »möchte ich noch eins geklärt haben. Ich erfuhr, daß die Starre nicht auf mich wirkte, weil ich im Einflußbereich des damals aktiven Prezzar geboren wurde. Bars und Farynt waren fast verschmolzen, als mein Bewußtsein erwachte. Du stammst aber aus der Galaxis, die ihr Milchstraße nennt und die unendlich weit entfernt ist.« »Komm«, mischte sich Sanny ein. »Wir befinden uns in der Nähe einer Sonne mit vielen Planeten. Asgard wartet schon ungeduldig. Unterwegs kann ich dir erklären, daß Atlans Zellaktivator ihn vor inneren körperlichen Schäden bewahrt. Dagegen konnten auch die Prezzarerhalter mit ihren Mikros nichts ausrichten.« * Sie waren wieder allein, Sanny, Kik und Asgard, drei winzige Mosaiksteinchen in einem kosmischen
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Geschehen, dessen Ausgang ungewiß war und dessen verschlungene Wege auch der Paramathematikerin noch manches Rätsel aufgaben. Asgard beschleunigte mit höchsten Werten auf den äußersten Planeten des fremden Sonnensystems zu. Was erhofften sie sich dort? Sie wußten es nicht, aber es stand für sie fest, daß sie den Hintergrund ihres ungewöhnlichen Daseins klären mußten. Ohne dieses Wissen würde immer ein Rest von Unzufriedenheit bleiben, in das sich das Gefühl einer Abhängigkeit mischen würde. Durch ein Fenster blickten sie den davonfliegenden Schiffen Atlans nach, bis sie in der Dunkelheit des sternenübersäten Hintergrunds verschwunden waren. Sie spürten noch nicht den eisigen Hauch, der sich anschickte, nach ihnen zu greifen. Die Gedanken des Urhebers waren noch zu weit entfernt, und seine Stimme unhörbar. Anti-ES sondierte die Lage in Bars-2-Bars und faßte einen weitreichenden Entschluß. Es ist an der Zeit, diesen Atlan und seine Solaner mit deren Mitteln und Kräften zu schlagen! Willkommen in meinen Fängen, Sanny, Kik und Asgard! Ich brauche Helfer, die dort wirken können, wo Bars-2-Bars erhalten bleiben muß. Ihr sollt den Kern meiner neuen Truppe bilden – bis mein Abkömmling fertig ist und ich einen würdigen Führer auserwählt habe. Bars-2-Bars wird so bleiben, wie es ist! Und ihr und andere aus euren Reihen werdet dafür sorgen! ENDE
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Weiter geht es in Band 167 der Abenteuer der SOL mit: Ein Tunnel nach Lamur von Hubert Haensel Impressum: © Copyright der Originalausgabe by Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt Chefredaktion: Klaus N. Frick © Copyright der eBook-Ausgabe by readersplanet GmbH, Passau, 2008, eine Lizenzausgabe mit Genehmigung der Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
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