Vertumnus. Berliner Beiträge zur Klassischen Philologie und zu ihren Nachbargebieten Herausgegeben von Ulrich Schmitzer
Band 5
Altay Co�kun Cicero und das römische Bürgerrecht Die Verteidigung des Dichters Archias Einleitung, Text, Übersetzung und historisch-philologische Kommentierungen
Edition
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Ruprecht
Inh. Dr. Reinhilde Ruprecht e.K.
Mit 1 Abbildung. Die Umschlagabbildung zeigt eine traditionell als Vertumnus bezeichnete Antonius-Statue aus dem louvre, Paris, in einer historischen Abbildung der Sammlung des Instituts für Klassische Archäologie der Universität Erlangen-Nürnberg.
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Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb. ddb.de abrufbar. Eine eBook-Ausgabe ist erhältlich unter
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001
10.2364/5919940125.
Edition Ruprecht Inh. Dr. R. Ruprecht e.K., Postfach 17 16, 37007 Göttingen - 2010 www.edition-ruprecht.de
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhaib der engen Grenzen des Urhebergesetzes bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Diese ist auch erforderlich bei einer Nutzung für lehr- und Unterrichtszwecke nach § 52a UrhG. Satz: Altay Co�kun layout: mm interaktiv, Dortmund Druck: buch bücher dd ag, Birkach Umschlaggestaltung: klartext GmbH, Göttingen ISBN: 978-3-7675-3084-3
Inhaltsverzeichnis Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 A.
Quellennachweis und Bibliographie 1 . Überlieferung . . .
.. . . . . .. . 2 . Texteditionen, Kommentare, Übersetzungen . 3 . Weitere zitierte Literatur . . 4 . Webseiten und Datenbanken in Auswahl .
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Einführung .
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B.
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1. 2. 3. 4. 5. C.
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Datierung des Prozesses und IIandlungsmotive Ausgang des Prozesses . . . . .. Gliederung der Rede . . . . . .. .... . ...
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25 25 25 26 28 29
Der rechtshistorische Kontext . . . .. . . . 32 1. Abri�s der Geschichte des römischen Bürgerrechts bis 9 1 v.Chr . . . . . 32 ...... . . .......
2. 3. 4. 5. 6. D.
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Vorgeschichte . ... . . .. . . . . Gegenstand der Klage und Strategie der Verteidigung
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10 10 11 12 24
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Die Bürgerrechtspolitik während des Bundesgenossenkrieges Die Bürgerrechtsgesetze des Bundesgenossenkrieges . .. ... ...
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Die le.x Plautia Papiria des Jahres 89 v.Chr . . .. . Ausblick auf die weitere Geschichte der civitas Roma.na. . Vertiefung: Die lex Papia de peTegrini.� des Jahres 65 v.Chr .
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37 39 43 50 54
Rhetorische Strategien und die Konstruktion eines guten römischen Bürgers . . .. .. . . .. 60 1. Argumcn.ta.tio extra cau.�am? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 2. Rhetorische Rollen und Inklusionssemantiken . . . 64 ............
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3. N ahverhäItnisse in der politischen Biographie des Archias . . . . . . . . . . . . . . 65 4. Semantiken der Freundschaft im Dienst der Verteidigung . 70 5. Archias: homo Graecu.� und civi.� Romanu.� . . . .. 73 .............
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...........
E.
Durchlaufende Kommentierung
F.
Text
G.
Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 5 5
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. . 78
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Register . . . 1. Stellenregister
.. . . . 165 . . .. 1 65 2 . Namenregister . . 1 68 3. Sachregi�ter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 72 ...
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Vorbemerkungen Ciceros Apologie für den aus Antiocheia stammenden Dichter, Sprachkünsder und römi'lchen Neubürger A. Licinius Archias ist ein seltenes Zeugnis für die Kulturge schichte, Bürgerrecht'lpolitik und politische Publizistik der späten Römischen Republik. Es ist das älteste erhaltene, vielleicht überhaupt das erste öffendiche Plädoyer eines römi'lchen Senators für den Wert des Literarischen und speziell auch der griechi'lchen Bildung. Indem es aber zugleich vielfältige funktionale Bezü ge der humanita.'I zum politischen Leben herausstellt, ist es doch von typi'lch römi schen Vorstellungen geprägt. Und dennoch war es zu allererst eine sehr individuell ausgerichtete und höchst wirksame Verteidigungsrede, welche Cicero für seinen "Freund" Archias im Jahr 62 v.Chr. vor einem Geschworenengericht hielt. Damal'l nämlich war die civitas Romana dieses griechischen Gelehrten und mit ihr zu gleich seine soziale Exi'ltenz in Italien angefochten. Der nur noch auf der Grundlage der überlieferten Apologie rekonstruierbare Recht'lstreit eröffnet Einblicke in ein für das antagonistische Rom jener Zeit charakteristisches Ränkespiel. Die Archiana fehlt in kaum einer Abhandlung zur römischen Kulturgeschichte; auf ihren Quellenwert ist jede Darstellung des spätrepublikanischen Staat'lrecht'l angewiesen. Ihre fortwährende Aktualität besonders für die Frage nach dem Ver hältnis von Individuum und Gesell'lchaft hat jüngst Friederike IIeubner unterstri chen ("Warum sollen wir Ciceros Rede Pro Archia poeta lesen?", 2006). Vor allem ist sie aber aufgrund ihrer geistesgeschichdichen Themen, sprachlichen Eleganz und bezwingenden rhetorischen Strategie eine beliebte Schul- oder Studienlekrure. Dem ent'lprechend liegt auch eine sehr umfangreiche Sekundärliteratur vor. Dabei überwiegen freilich Übersetzungen, didaktische Anregungen oder Kommentare für Schüler und Lehrer. Unter den Autoren solcher Werke finden sich gleich mehrere prominente Latini'lten des 20. Jhs. (z.B. Manfred Fuhrmann 1978; Dtto Schönber ger 1956 und 1979; Michael von Albrecht 1969 und 1970). Im Laufe der letzten fünf Jahre sind nicht weniger als ebenso viele deut'lchsprachige Schulausgaben erschienen oder in Auftrag gegeben worden, was von einer ungebrochenen IIoch konjunktur der Schrift Ciceros zeugt. I AlL'I der Fülle der nichtdeut'lchen TextalL'Igaben und Kommentare, die sich ebenfall'l vor allem an Schüler, u7!d.erJlmduates oder ein allgemeines Publikum richten, verdienen etwa Antonio Camarero (span., 1965), J. Ruelens (frz., 1962), Marcello Zicäri (ital. 1974), Emanuele �arducci / Giovanna Bertonati (ital., '1999) und Stephen Cerrutti (engl., 1998/99) Erwähnung. Die Zahl der wissenschafdichen Editionen und Kommentare ist dagegen recht begrenzt. IIarold Gotoff ( 1979) hat sich am intensivsten mit der Stilistik der ArchiSchiinberger "2003j6; Kliemt 2007; lIengelhrock 2009; ßradtke 20Hl; .....mk Lüngen, in Vorbe reitung fiir den Stark-Verlag, Frei.ing. \Janeben listet lIengelhrock 2009, 3 fünf weitere hier un",," ruclurichtigt gehliebene Schulaw
8
Vorbemerkungen
ana auseinander gesetzt, während Francesco Lucrezi ( 1997) al� erster einen rechtshistorischen Schwerpunkt gewählt hat, jedoch zu den entscheidenden Fragen meist eine unhaltbare Position vertritt. Der bisher umfassendste Kommentar, der vor allem sprachliche und kulturgeschichtliche Aspekte behandelt, stammt von Karl und IIelmuth Vretska ( 1979). Das Fehlen eines angemessenen historischen Kommentars, der rechtliche, politische und soziale Aspekte hinreichend berück sichtigt, bewog mich dazu, im Jahr 2004 meine umfangreiche Material�ammlung im Internet zugänglich zu machen. Angesichts der Forschungslage schien es mir gerechtfertigt, Prosodie und Stilistik zu vernachlässigen und auch kulturgeschicht liche Aspekte nicht allzu tief schürfend zu behandeln, so dass ich damals wie heute lieber von �historisch-philologischen Kommentienmgen" als einem "Kommentar" spreche. Angesichts der Bedeutung der Cicero-Rede fallen die editiones Oxoniensis (Al bertus Clark, 191 1 ) und Teuhneriana (Helmut Kasten, '1966) enttäuschend aus, da sie es bei der Konstitution des Textes oft an methodischer Schärfe fehlen lassen: Wie Schuleditionen neigen sie dazu, den Text oftmals zu glätten und so sprachlich zu verflachen, in Einzelfällen sogar inhaltlich zu verfäl�chen. Vretska und Gotoff bieten hier ebenso wie die Edition Bude (Felix Gaffiot, '1966) einen überzeugende ren Text. Immerhin ful.lt Kastens Werk auf gründlichster Kollationienmg der Hand schriften und entwirft zudem ein überzeugendes Stemma, das die Abhängigkeiten der �Ianuskripte plausibel und übersichtlich veranschaulicht. Vor allem auf letztere Vorarbeiten stützt sich auch die hier vorgelegte Neuedition. Aus der Fülle der L'lbersetzungen hebe ich diejenigen von ?lfanfred Fuhrmann ( 1978), Otto Schönberger ( 1979) und N.II. Watts (Loch Edition, 1923) hervor: Soweit sie auf überzeugender Textgrundlage basieren, erlauben sie sich zwar viel fach weit reichende sprachliche Freiheiten, treffen aber Sache und Ton meist recht genau. Eine neue (deutsche) Überseczung wurde allerdings wegen mancher Abwei chungen in der Textkonstitution und historischen Interpretation erforderlich. Die hier vorgelegte Version stellt im Gegensatz zu den genannten Vorläufern keinen literarischen Anspruch, sondern versteht sich als textnahe Deutungshilfe. 1Iein Interesse an der Archiana ist in besonderer Weise durch den Trierer Son derforschungsbereich 600: FTemdheit und Armut. Wandel 'Con Inklu.�i.ml.�- und ExklusiOluiformen 'Con deT Antike his ZUT Ge.g enwaTt (2002-12) gelenkt worden. IIervorzuheben ist hier meine Mitarbeit sowohl im Teilprojekt A 2 : Rom.� auswäT tige Freunde (2002-08) als auch im Arbeitskreis: Zu.gehöri.gkeitBrechte und die Inklusion von FTemden in politische Räu.me (2003-12). Für viele in diesen Zu sammenhängen aufgeworfene Fragen bietet die Pro ATchia poem. oratio einzigarti ge Ausgangspunkte, die ich in den letzten Jahren verfolgt habe. Diese Perspektiven haben nicht nur viele Einzelerläuterungen geprägt, sondern auch zu einer kurzen synthetischen Behandlung der Geschichte des römischen Bürgerrechts (Kap. C) sowie der Freundschafts- und Inklusionssemantik geführt (Kap. D).
Vorbemerkungen
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Nachdem die frühere Version meiner ,Kommentierungen' 2004 auf der Websei te des Projekts ,Roms auswärtige Freunde' (SFB 600-A2) zugänglich gemacht worden ist, folge ich nun sehr gern der Einladung des Reihen-IIerausgebers Ulrich Schmitzer, die Arbeit in einer uberarbeiteten und erweiterten Fassung in gedruck ter Form vorzulegen. Dies gibt mir unter anderem die }OIöglichkeit, viele in den letzten Jahren neu gewonnene Erkenntnisse besonders zu Rechtsnormen und Rechtspraxis der Vergabe des römischen Burgerrechts an Fremde sowie der Verfol gung von Bürgerrechtsanmallung einzuarbeiten, aber auch in ihrer Gesamtheit einer Bewährungsprobe zu unterziehen. Dabei sei nochmals betont, dass ein mög lichst exaktes Verständnis der rechtlichen Bedingungen von groller Bedeutung im Einzelnen für Ciceros WOTt- und Themenwahl und im Ganzen fUr seine rhetorische Strategie und weltanschaulichen Aussagen ist. Das hier vorgelegte Buch hat neben Fachkollegen und Studenten auch beson ders Gymnasiallehrer im Blick, die in der Regel nur einen recht begrenzten Zugang zur wissenschaftlichen, besonders nichtdeutschsprachigen Literatur haben. Ihnen soll durch zum Teil ausgiebige Zitate aus der Forschungsliteratur besser als in bi.� her vorliegenden Kommentaren die }oIöglichkeit gegeben werden, sich in die vielfäl tigen Probleme und Kontroversen einzufinden sowie gegebenenfalls auch zu einem von dem hier vertretenen Lösungsvorschlag abweichenden Ergebni.� zu gelangen. Es ist mir eine große Freude, dass die 200.1 in Trier begonnene und seit 2009 in Waterloo fortgeführte Arbeit an der Geschichte des römischen Bürgerrechts und speziell auch an der Archiana mit Unterstützung des SFB 600 in Trier fortgefUhrt bzw. zum Abschluss gebracht werden können. Derselben Institution, ffu die ich stellvertretend Gi.�ela Minn, Lutz Raphael und IIerbert Uerlings nenne, möchte ich zudem rur die Übernahme des Druckkostenzuschusses aufrichtig danken. In diesen Dank schlielle ich selbstverständlich die DFG Nr die langjährige Förderung des SFB 600 mit ein. }olein herzlicher Dank für Ermutigungen, I1ilfestellung ganz ver schiedener Art oder kriti.�che Anmerkungen gilt darftber hinaus Brunhilde und Dorothea Co�kun, David Engels, IIeinz IIeinen, IIedwig IIerres, Matthias IIen gelbrock, Birgit Offenwanger, April Ross, mrich Schmitzer, Brigitte Schneebeli und Sascha Settegast.
Si quid e.<:t in me ingeni, ... 'Vel in primi.� hi.c A. Li.ciniu.<; /ru.ctum a me repetere prope suo iure debet (§ 1 ) . In diesem Sinne möchte ich dieses Buch allen meinen Lehrer/inne/n widmen, denen ich sicher viel mehr verdanke a1� Cicero dem Archi aso Namentlich genannt seien Sigrid Koebe, Manfred Schumacher, IIildegard Ber ger, Theo Joeri�, Peter Klunther, Leo Engel�, Matthias Schnetger, Erhard IIolzen thal, IIorst Frei.<;chmidt, Bernhard IIerzhoff, IIans-Otto Kröner, Ingemar König und allen voran IIeinz IIeinen. Altay Co�kun Waterloo (Ontario) und Trier, im FrUhjahr und Sommer 2010
A.
Quellennachweis und Bibliographie
1.
Überl ieferung
Die Handschriften, welche den Text der Archiana überliefern, lassen sich in zwei Familien X und Y unterteilen. Die Erste wird durch cod. Vaticanus (V) und cod. ErfurtensL'I (E) gebildet. Die Zweite besteht aus cod. Gemblacensis (G), dem ältes ten und zugleich wichtigsten Textzeugen, sowie einem etwa gleichaltrigen von Petrarca in Lüttich gefundenen cod. (Leod. ), der mitderweile verloren ist. Von Letzterem hängen cod. Laurentianus (a) und eine weniger zuverlässige Handschrif tengruppe (VI) ab. Stimmt die Lesung der codd. GEV oder EVa überein, hat sie folglich al'l überliefert zu gelten und konstituiert den Archetypus. Abweichende Lesarten besonders der Gruppe VI sind häufig verflachende Verbesserungsversu che. Nähere Erläuterungen zu den Manuskripten finden sich in den prac!atione-'I der in Abschnitt 2 verzeichneten kritischen Ausgaben. Vgl. vor allem Kasten 1966, dessen Stemma (S. XI) hier ebenfalls übernommen worden ist. G= codex Gemblacensis nunc BruxellensL'I 5352 saec. XII E = codex Erfurtensis nunc BerolinensL'I 252 saec. XII/XIII V = codex Vaticanus-Palatinus 1525 anno 1467 scriptus (= cod. e apud Clark) (Leod. ) = codex codici G coaevus, a Petrarca Leodii repertus, nunc perditus a = codex Laurentianus (S. Cruci'l) XXIII. Sin. 3 (Lag. 43) saec. XIV p = codex Palatinus 1820 anno 1394 scriptu.'I l: = codex Parisinus 14749 (olim S. Victoris 91 ) saec. XV ineuntis b = codex S. Marci 255, Flor. BibI. Nat. I. IV. 4 (Lag. 6) saec. XV c = codex Oxoniensis Canonici 226 saec. XV k = codex Parisinus 7779 anno 1459 scriptus VI = codices p b c k Schol. Bob. = Scholia Bobiensia (in Cic. Arch.), ed. Stangl vel ed. I1ildebrand (Archetypus)
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Texteditionen
11
Texted itionen (TI, Ko m mentare (KI, Übersetzun g en (Üll
2. Mit
(T), Kommentare (K), Ü bersetzungen ( Ü)
�
",ersehene Arbeiten konnten nicht mehr eingesehen wemen.
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Zu w�iteTen, hier zum Teil nicht benick..'iichtigren Ausgahen hzw. Neuauflagen s.o. S. 7. Anm. 1 .
12
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B.
Einführung
1.
Vorgeschic hte
Um die Wende vom 2. zum 1. Jh. v.Chr. bereiste der um 120 geborene Antiochener Archias als gefeierter Literat die Mittelmeerwelt. Dabei wurde er mit dem Bürger recht von Tarent, Rhegion und Neapel sO\"ie vielleicht auch Lokroi geehrt, bevor er 102 erstmal� Rom betrat. Dort kam er sehr bald mit den angesehensten Familien in Kontakt. Die Gunst des C. Marius sicherte er sich durch ein Lobgedicht auf dessen Kimbernsieg (§§ S; 19). Schnell fand er Aufnahme bei den Licinii Luculli. Unter ihrer Protektion baute er nicht nur Beziehungen zu weiteren namhaften Aristokra ten auf, sondern vlurde auf einer Reise nach Süditalien auch mit dem Bürgerrecht der im Tarentinischen Meerbusen gelegenen Stadt IIerakleia (h. Policoro) ausge zeichnet (§§ Sf. ; 8). Im Verlauf des Bundesgenossenkrieges 90/87 v.Chr. wurde die civitas Romana in verschiedenen Etappen auf die südlich des Po wohnenden Itali ker ausgedehnt. Archias profitierte im Jahr 89 von der le."C Plaucia Papiria, auf deren Grundlage er sich vom Praetor Q. Caecilius Metellus Pius als A. Licinius in die Btirgerli�te eintragen liei1 (§ 7, s. Kap. C .4). Seinen früheren Freunden blieb er weiterhin sehr eng verbunden. Insbesondere begleitete er L. Licinius Lucullus sowohl im Ersten als auch im Dritten Mithradatischen Krieg (88-84/82 bzw. 74/73-66/63) in den Osten des Mittelmeerraums. Als Lucullus das Kommando im Jahr 66 an Cn. Pompeius Magnus abtreten musste, kehrte Archias mit seinem Freund heim. Es ist anzunehmen, dass er an dessen Triumphzug im Jahr 63 teil nahm. In dieser Zeit dürfte er auch das Epos MUhridacicum verfasst haben, das die Leistungen des Lucullus pries (§§ 1 1 ; 21).
2.
Gege n sta nd der Klage und Stra tegie der Verteidigung
Wenig später wurde Archias von einem sonst unbekannten Grattius verklagt: Auf der Grundlage der lex Papia de per�rinis wurde ihm vorgeworfen, sich das römi sche Bürgerrecht lediglich anzumailen (§§ 8-11, s. Kap. C . 6). Mittlerweile war nämlich die Btirgerliste von IIerakleia in den Flammen des Bundesgenossenkrieges aufgegangen (§ 8). Der Verdacht, dass Archias' Eintrag in die römische Meldeliste des Jahres 89 gefälscht sei, werde durch sein Fehlen in den späteren Census-Listen weiter erhärtet: Archias habe sich noch lange nach dem behaupteten Btirger rechtswechsel des Jahres 89 al� Nichtrömer verhalten. · Dagegen beruft sich Cicero auf die Aussagen des M. Lucullus und der Gesandten von IIerakleia, auf die ZuverAbweicbend Lucrezi 1 997. 4 1 -43; 4 7f.: Mindestens eine Voraussetzung tiir die (tatsächlicb erfolg te) Einbürgerung ex ie,l:e l'IuuXiu PCEpiria sei im Jahr H9 nicht erfiillt gewesen. wahrscheinlich die U.'L' riptio in l lerakleia (s. aber u Kap. CA). vielleicht die Einhahung der 6()-Tage-Fru.-t (s. aber zu § 7).
26
Einführung
lässigkeit der von Metellus Pius angefertigten Neubürger-Liste sowie auf die be kannte Tatsache, dass sich Archias während der heiden möglichen Census-Termine (86 und 70;69) im Gefolge des Proquästors hzw. Proconsuls L. Licinius Lucullus fern von Rom aufgehalten habe (§§ 7 - 1 1 ). Aber bereits in der Anfangspartie der Rede teilt Cicero seinen Zuhörern mit, dass er einen zweifachen Plan verfolge: einmal zu zeigen, dass Archias rechrmäi\ig römi�cher Btirger sei, und zudem davon zu überzeugen, dass er andernfa1ls die Einbürgerung verdient hätte (§ 4). Vordergründig mag man diese Gliederung auf den anfangs chronologL�ch und sodann nach juristL�chen Gesichtspunkten geord neten ersten Teil (§§ 4- 1 1 ) sowie den die Bedeutung von Literatur und Lobdich tung thematisierenden zweiten Teil (§§ 12-.10) beziehen. Tatsächlich durchzieht die moralL�ch-extrajuristische Argumentation aber die gesamte Apologie, wie ande rerseits auch die Rechrmäßigkeit der von Cicero vertretenen Position immer wieder in Erinnerung gerufen wird (§§ 4; 7- 1 1 , vgl. §§ 22; 25; .11). Die ethische Verteidigungsstrategie zielt darauf ab, Archias sowohl als würdiges wie auch als nützliches Mitglied der römischen Staatsgemeinde zu enveisen. Sein einzigartiges literarisches Talent eigne sich sowohl zur niveauvollen Unterhaltung und Fortbildung römischer Bürger (§§ 12-18) als auch zum Lobpreis von Kriegs taten, wohei Letztere das Ansehen Roms in der Welt steigerten und zugleich den Ehrgeiz der nachwachsenden Generationen zu nicht minder grol\en Heldentaten anstachele (§§ 19-.10). Die §§ 12-.10 erftÜlen also wichtige Funktionen im Rahmen der Gesamtargumentation und dürfen nicht vorschnell als Beleg für die Schwäche von Archias' Rechtsposition betrachtet werden. Dazu leistet indes die weit verbrei tete, aber doch unghicklich gewählte Bezeichnung argumentatio extm cau.�am Vorschub (s.u. Kap . D). Im Übrigen hleibt offen, oh es sich bei der überlieferten Rede um das einzige Plädoyer der Verteidigung handelte. Angesichts der Kürze des Textes und der nicht geringen Zahl von Archias' Freunden könnte man durchaus das Gegenteil erwägen. Andererseits wäre verwunderlich, warum Cicero nicht - v.'ie etwa im Fall des L. Cornelius Balbus (Cic. Balh. 2; 17; 59) - ausdriicklich auf weitere Reden ver weL�t. Ferner L�t davon auszugehen, dass die Befragung der Verteidigungszeugen die rechtlichen Aspekte weiter vertieft hahen wird.
3.
Datierung des Prozesses und H a n d lun g sm otive
Traditionell datiert man den Prozess gegen Archias vor allem deswegen ins Jahr 62 v.Chr. , weil die Scholia Bobiensia Q. 1\tllius Cicero, den Bruder des Verteidigers, als den Vorsitzenden des Geschworenengerichts benennen. 2 Zwar v.'ird dieser in der 2
Schol. ßoh. ad § 3 (p. 1 75 Stangl � p . 1 5 lJ lIi1d�hrandt). Vgl. Fuhnnann I lJ7S. 6 1 ; J.lillar 1 <) 7 7 . 477; Sch
Dotierung des Prozesses und Handlungsmotive
27
Rede nicht namentlich genannt, doch der Anwalt spielt wiederholt auf den Bil dungseifer des Praetors an, was gut mit dessen bezeugten poetischen Ambitionen vereinbar ist (s. zu § .1). Zudem ist die Gefahr der Catilinarischen Verschwörung, die Cicero in seinem Consulatsjahr aufgedeckt und deren gewaltsame Niederschla gung sich noch bis ins Folgejahr hingezogen hatte, zwar gebannt, der Eindruck von derselben Krise ist aber noch sehr frisch (§§ 14; 2R-.10). Dabei arbeitet der Consu lar noch mit vollstem Selbstvertrauen an der Rolle, die ihm nach eigener Auffas sung in den Geschichtsbüchern Roms zukomme (s. zu §§ 2R-.10). Die Schärfe der Anfechtungen, denen er wenig später ausgesetzt sein und die ihn im Jahr 5R in die Verbannung treiben würden, hat noch keinen �iederschlag in Ciceros Selbstdarstellung gefunden. Die einzige Textstelle, die gegenteilig gedeutet werden könnte (§ 14 omnis cruciatus corpori.�, omnia pericula mOTti.� atque exUia parvi esse ducenda) ist doch für einen Ansatz nach der Rückkehr aus dem Exil im Jahr 57 viel zu allgemein gehalten. Mit dieser weithin anerkannten Chroß(} logie verträgt es sich ferner gut, dass auf den Triumph des Lucullus über Mithrada tes im Jahr 6.1 immerhin angespielt wird (§ 21 nostri triumphi), nicht aber auf denjenigen des Pompeius, der damal� vermutlich noch nicht einmal in Italien ge landet war. Dessen Ankunft in Brundisium fällt in den Dezember 62, sein Triumph zug ins Folgejahr (MRR 11 176 und lRl). Dem gegenüber vertritt Jane Bellemore (200.1) neuerdings die Ansicht, der Prozess falle in den Frühling oder Sommer des Jahres 56 v.Chr. , womit eine enge zeitliche Ver bindung zum Bürgerrechtsprozess des L. Cornelius Balbus hergestellt wäre.' Das erste IIauptargument, die notorische Unzuverlässigkeit der Scholia Bohiensia, hat aber nur wenig Gewicht, da nicht nur ein Gegem'orschIag für die Identifizierung des Praetors unterbleibt, sondern die Vermutung auch ohne die Behauptung des mittelalterlichen Scholiasten sehr nahe liegend wäre. ' Auilerdem hedeut= ist nur noch Bellemores Einwand, dass L. Lucullus nicht al� anwesend erwähnt wird. Aber diese Beobachtung berechtigt - ebenso wenig wie zah1reiche andere v.'(lhl zu scharfsinnigen Deutungen dazu, die Rede kurz vor den Tod des L. Lucullus (Juli 56) zu situieren.' Die Suche nach dem politischen Kontext der causa Archialla hat also v.'eiterhin von einem Datum im mittleren oder späteren Verlauf des Jahres 62 auszugehen.'
.1
5 6
Uellmore 2()().1. 43 (mit Anm. 9) hält diese thematiwhe Nähe sogar für ein Argument zu Guru"':en de.'i späreren UatulIL"I. Ebenso prohlematisch ist Am.icht! da...."!. es sich hei der in l3alb. 4 nUT vage er wähnten früheren Verteidigungsrede um die Archiana gehandelt haben k6nnte. Uies ist alL'\ZU schließen, weil Cicero in jenem Fall \\oie in dem ffir llalhus die Verteidigung gemein sam mit Pom pei1l5 übernommen hatte. Uellemore 2003. 4 1 -4H. Da auch ich seihst nur begrenzt... VeItr.men in die Kenntn L.se uml Komhina tio....fähigkeit des Scholi ...-ten habe (N. auch IL zu § 7 duJa "'''' coi<.itu..). vermute ich, da.'iS er sich im vor liegenden Fall auf eine aumlriickliche Überlieferung stützt. Ähnliches gilt z.ll. auch für die ldentifi. kation der /",,, Pupia in Schol. lloh. arg. (p. 1 75 Stang! � p. I S9 l Iildehrandt). l1ellemore 200J. 4,s-52; "gI. eie. provo 22 vom Juli 56 zum Tod des LumillUN . Zur UiskllNhoiun s.u. zu §§ 5 ; 1); 1 1 ; 14; 23 f. ; 2/1. S.o. Anm. 2.
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Einführung
Abweichend von seiner ansonsten hinlänglich bekannten Praxis hält sich Cicero im vorliegenden Fall mit der Kritik an Personen und Motiven seitens der Anklage zurück und konzentriert sich vielmehr auf die Vorzüge des Beklagten (und seines Berufsstandes). Diese Strategie erleichtert ihm auch den Umgang mit einer poli tisch heiklen Angelegenheit. Denn vermutlich stand hinter dem Prozess eine Intrige seitens eines Anhängers des Pompeius, der damal'l mit den Optimaten, allen voran mit den Familien der Licinii Luculli und Caecilii Metelli, um die politische Ordnung des Ostens, damit zugleich aber um Macht und Einfluss in Rom selbst stritt. Der Angriff auf Archias sollte wohl den prominenten Freund und Lobdichter des L. Lucullus treffen, um so das öffendiche Ansehen seines Gönners herabzusetzen (.'I. zu § 5 statim Luculli). Dieser Kontlikt bleibt jedoch in der Verteidigungsrede schon deswegen ausgeblendet, weil Cicero mit beiden Parteien freundschaftlichen Umgang pflegte und sogar auch aktiv politisch zusammen zu arbeiten suchte ( .'I. zu §§ 8; 1 1 ; 2 1 ).' Dies wäre freilich Grund genug gewesen, sich überhaupt aus der Affäre herauszuhalten, hätte er sich nicht auch dem Dichter gegenüber persönlich verpflichtet gefühlt (.'I . zu §§ 1 ; 5; 21 ; 24). Cicero verschweigt übrigens nicht, dass Archias sich erboten, ja sogar schon be gonnen habe, ihm ein Epos auf die heldenhafte Niederschlagung der Catilinari sehen Verschwörung zu schreiben. Im Gegenteil sieht der Redner darin gleicher mallen eine Empfehlung für den Schriftsteller wie für sich selbst (§§ 28-30). Zudem nutzt er die Gelegenheit, angesichts der Anfechtungen seiner Consulatspoli tik auch seine eigenen Verdienste um den Staat vor einem breiten Publikum zu Recht zu rucken (§ 14).
4.
Ausg a n g des Prozesses
Der unmittelbare Ausgang des Prozesses ist zwar nicht überliefert, doch lässt sich mit gr01ler Wahrscheinlichkeit erschliellen, dass Archias frei gesprochen wurde. " Für diese Sicht ist man durchaus nicht allein auf den überwältigenden Eindruck angewiesen, den Inhalt und Form der Verteidigungsrede vermitteln. Denn Cicero hätte sich womöglich gescheut, diese eher untypische Apologie im Fall ihres Misser folgs in der vorliegenden Gestalt zu publizieren, impliziert doch eine Veröffentli chung den Anspruch des Vorbildcharakters. Noch unwahrscheinlicher ist aber, dass der Anwalt an Bemerkungen festgehalten hätte, welche das Wohlwollen der Richter für seinen ungewöhnlichen Redeplan zum Ausdruck bringen, ja dass er an seinem Plan nur wegen dieser spürbaren ZtL'Itimmung festgehalten habe (§§ 3; 18; 32). 7
fI
Zwn
taOOic hlich etwa.< komplizierten Verh.iiltnis Ciceros zu Pompei\L<, dessen politischer Ilerater er gern geworden wäre. vgl. Taylor 1\152, 64; Gelzer 1\16\1. 1 0 2 - 1 0 u.a.; Uuchheit 1\16\1, 24 1 -46; Gruen 1\174, 62-66; fIfi u.a.; tintott 20llfl, 1 5 21. u.a.; Uringmann 2 (J l O . \lN- l l N . So nahezu die L�nnmun;" "pinu•. vgl. Lucrezi 1\1\17. 7 1 ; LJsher 21111N, 67; .Part ol the .olution i . to dive.-t the ca.<e oE its political clothing". lleubner 21111 6 , 75 siebt .ogar Pompeius selbst hinter der Anklage. Uugan 201l } , 52 lässt die Fr..ge indes offen.
Gliederung der Rede
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Hinzu kommt Archias' Erwähnung in einem Brief des Jahres 61 (Cie. Art. 1,16,15 16 SB): Cicero klagt daniber, dass der Dichter noch nichts für ihn ge schrieben habe, sich nun aber anschicke, ein Lobgedicht über die Caecilii Metelli zu verfassen (s. zu § 28). Sowohl die Enttäuschung des Consulars über die Nicht erbringung der GegenleL�tung als auch das neue Vorhaben des Archias wären im Fall einer Verurteilung unwahrscheinlich gewesen. In dieselbe Richtung verweist auch die beiläufige Erwähnung " unseres Archias" durch Cicero im Jahr 44." Möglicherweise stammen einige der 35 unter dem Namen eines Archias überlie ferten Epigramme der Anthologia Palatina von A. Licinius Archias, wie besonders Theodore Reinach verficht. Ihm folgt Richard August Reitzenstein, obwohl er einige weitere Dichter gleichen Namens anführt. Schärfer fällt dagegen die Kritik z.B. bei W. Drumann / P. Gröbe oder Felix Gaffiot aus. =
10
5.
G l iederung der Rede
§§ 1 -2: Exordium Motive fü r die Übernahme der Verteidigung: Dank a n den Lehrer Archias; Pflicht gefühl, das von ihm Gelernte auch ihm selbst zugute kommen zu lassen
§ § 3 - 4: Pa rtitio § 3 : Cicero bittet darum, eine neuartige Rede halten zu dürfen § 4: Doppeltes Beweisziel: a) b)
Archias ist rechtmäl\iger rörnL�cher Bürger 'Venn er es nicht wäre, müsste er es aufgrund seiner Verdienste werden
§ 4 - 7: N arratio Werdegang des Archias: a) Herkunft aus Antiocheia, Leben, Wirken und Reisen in Asien, Griechenland und Magna Graecia b) Ankunft in Rom 102 v.Chr. , Freundschaft mit vielen Aristokraten, Hausge meinschaft mit den Luculli c) Reise nach Sizilien, Rückreise über IIerakleia, wo er über M. Lucullus das lokale Bürgerrecht erhält
l)
eie. div. 1 . 71): hanc .o.rpedem Pa:dtek..., L'Uelat.;t urgL"nto ct noster e..'\-p ressit Aruhias WL..'enrilJu.
10 Reinach UNO. 25-54; S. 55-65 hietet er- den teilweise kommentierten Text \'on IH Gedichten. S"" ie Reitzerurtein 1 1l')6, 4 6..1f.; W. Drumann / P. Grühe 1 '.I0H/ M . 2 1 7 Anm . .1 ; Gaftl"t 1 '.166, 10.
30
d)
Einführung
Darautbin Erlass der lex Plautia Papiria und dieser gemät\e Einbilrgerung des Archias in Rom
§ § 8 - 1 1 : Arg u m entatie 1 (quae dicitur ipsa causa, peti us refutatie) Cicero weist die Argumente des Anklägers zurück: a) Dass Archias Bilrger von IIerakleia war, bezeugen einerseits M. Lucullus, andererseits die Gesandten aus I Ierakieia; weiterer Dokumente bedarf es nicht, da die relevanten Bürgerlisten verbrannt sind b) Archias hat seit langem seinen Wohnsitz in Rom Er hat sich beim Praetor Metellus Pius ordnungsgemät\ gemeldet c) d) Der Kläger Grattius soU nicht am Zeugni� der Ehrenmänner zweifeln, das zuverlässiger als schrifdiche Dokumente ist e) Archias' Fehlen in den Census-Listen erklärt sich durch seine vorübergehende Abwesenheit aus Rom bzw. die Nichtabhaltung des Census
§ § 1 2 - 30: Arg u mentatie 1 1 (quae dicitur extra causam, petius cenfirmatie) Darlegung von Wert und Wichtigkeit von Archias' literarischen studia §§ 1 2 - 16 Bedeutung der geistigen Arbeit für Cicero und generell a) §§ 17-19 Zur Beliebtheit von Schauspielern, Deklamatoren und Dichtern b) § 17 IIommage auf den Komödianten Roscius Archias als Deklamator § 18 § 19 Archias als Dichter, IIomers patriae, götdiche Inspiration der Dich tung, Archias' Anspruch auf die ci'Vitas, Cimbricae res des Marius §§ 20-30 Archias als ,nationaler' Dichter c) Beispiele für den Wunsch nach Lobpreis der eigenen Taten: The § 20 mistokles, Marius / L. Plotius § 21 Mithridaticum bellum über di e Taten des Lucullus dient dem Ruhm Roms § 22 Ennius' Gedichte auf Scipio, Cato und andere sind zum Lobe Roms; deswegen machten ihn die Vorfahren zum Bürger § 23 Der Vorzug griechischer Verse: Sie werden weltweit gelesen § 24 Alexanders Makarismos des von IIomer besungenen Achill; (Pom peius) Magnus hat seinem Dichter Theophanes die ci'L'itas verliehen Sulla und die Dichter; die Belohnung eines paeta malus § 2S Metellus Pius und seine spanischen Lobdichter; selbst Philosophen § 26 streben nach Ruhm Wenn armati (D. Brutus / Accius; Fulvius / Ennius) die Musen eh § 27 ren, durfen das auch tagati § 28 Cicero ermutigt Archias zu Fortsetzung des Gedichts auf sein Con sulat
Gliederung der Rede
§§ 29f.
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Hoffnung auf unsterblichen Ruhm treibt uircus zu gröt\ter Entfal tung
§ § 3 1 - 3 2 : Peroratio Empfehlung des Angeklagten wegen des Gewichts seiner Endastungszeugen, seiner Talente, der erbrachten und noch in Aussicht gestellten Leistungen, zudem durch die überzeugende Beweisführung der Rede
C.
Der rechtshistorische Kontext !
1.
Abriss der Geschic hte des rö mischen B ü rg errechts bis 9 1 v. ehr.
Während die Anfänge des Stadtstaates am Unterlauf des Tibers und damit zugleich die frühe Geschichte seines Bürgerrechts auch heute noch heftig umstritten sind, belegen die überlieferten Census-Ergebnisse etwa seit dem 5. Jh. v.Chr. weitgehend plausibel eine fast kontinuierliche Ausweitung der römischen Bürgergemeinde: Dem zufolge stieg die Zahl der capita cit--ium Romanontm, also der erwachsenen männlichen Römer, von 103. 000 auf 394 .336 bis zum späten 2. Jh. v.Chr. ; nach der italischen Einigung in Folge des Bundesgenossenkrieges (90-87) wuchs die Zahl solcher "Häupter römischer Bürger" , die nun freilich immer öfter auch außer halb der Apenninhalbinsel lebten, bis unter Augustus weiter auf 4.937.000 an.' Eine solche Entwicklung ist nicht allein mit einer relativ großen Offenheit ge genüber Immigranten zu erklären, sondern setzt zwingend auch die Vergabe des römischen Bürgerrechts an ehemalige Feinde voraus. Gewiss hatten besiegte Geg ner schlimmstenfalls mit ihrer Tötung oder Versklavung zu rechnen. Immerhin wurde eine beträchtliche Zahl an Sklaven nach Jahren treuer Dienste frei gelassen und mei'lt auch in den Bürgerstand erhoben: Ähnlich wurde auch gegenüber gan zen unterlegenen Gemeinwesen verfahren. Zwar bestand Rom fast durchgehend auf eine bedingungslose Kapitulation (deditio), und einige der sog. dediticii wurden auch auf längere Zeit in einem rechtlich ungeschützten Untertanenstatus belassen. Allerdings wurde ihnen meistens - eventuell nach der Bestrafung von Einzelperso nen und der Konfiskation eines Teiles ihres Ackerlandes - eine weitgehende innere Autonomie zugestanden, während sich die Römer die Kontrolle ihrer Militär- und Auilenpolitik sicherten. Rückblickend lassen sich vier Idealtypen kollektiver politischer Inklusion unter scheiden. Manche ehemals feindliche Stadt wurde al'l ganze eingemeindet und kam so in den Rang eines römi'lchen municipium. Ihre Bürger wurden entweder zu römischen "Bürgern besten Rechts" (cives optimo iure), d.h. sie wurden wie die übrigen Römer von den Censoren nach Vermögen bzw. militärischer Funktion und
2
3
Allgemein zu Recht, Gesetz. Proze.'lSWesen und Gesellschah in der Ii,mischen Republik vgl. de Martino I 'J73; ß1eicken I'J75; A1exander I'J911; Talamanca I 'J'JII; Lucrezi 1997. 29-34; Linto!t I 99'J; Riggsby 1 999 (teilweise zit. in Kap. U . I mit Anm. 1 0) und 211 1 0. Allgemein zum römi....,ben Iliirgerrecht (Inhalt, Wandel. Exparurion) " gi. Sberwin-Wbite 1973; :.Ii .. ,let 1979/811; Gauthier 198 1 ; Sordi 1989; Talamanca I9'J I ; Gardner I9'J3; CapogroS8i Cologne.i 2111111; Co�kun 211114a und 2()()<)b; Marolta 211 1 11. Zur ri,miscben t'rühzeit vgl. CorneU 1995; Ilringmann 20112; Forsythe 211115 . Eine Liste mit CelllnJ!to Ergebnis...en bietet z.ll. Ilrunt 1 'J 7 I , 'JE. ; hier genannt sind die Werte ,'on 474 v.Cbr. (lJi.m. 1 Ia1. 9,36); 1 1 4 v.Chr. (Liv. per. 53); 14 n.Chr. (Aug. RG 11); frühere Zahlen sind nicht bela..thar. Allge mein zum Cen..... vgl. Kubitschek 1 899; Gardthausen 1 9 1 7/ 1 8; Suolahti l'J6.1; Pieri 196/1; Wise man I 96'J; Ilrunt 197 1 ; l'i'icolet I <J79/88, 7 1 - 1 2 1 . tür w";tere Venv";se s. zu § 1 1 . Z u den Freigelassenen ,.gl. z.ll. Co\Okun 21109b. 1 4 - 1 7 (mit weiterer Li!. in Anm. 2(1).
Abriss der Geschichte des römischen Bürgerrechts bis 9 1 v.ehr.
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Alter geschätzt und in eine ursprünglich geographisch, später zunehmend auch genealogisch oder sozial definierte Tribus eingeschrieben. Oder sie wurden ledig lich zu "Biirgern ohne Wahlrecht" (ci'Ves sine suffr�'io), denen manchmal über Jahrhunderte hinweg die Einschreibung in eine Tribus und damit auch die Verlei hung politischer Rechte verweigert wurde. Die Entfaltung des Stadtstaates zu einer Frühform des Territorialstaates hatte mit der zwangsweisen Eingliederung des etruskischen Veji im frühen 4. Jahrhundert ihren Anfang genommen, erfuhr durch die Annexionen im Anschluss an den Latinerkrieg .141 -.18 ihren ersten Höhepunkt und erlahmte bis 241 v.ehr. fiir lange Zeit, als die Zahl der Einrichtung neuer Tribus letztmals erhöht wurde; sie erreichte nun .1 5 . ' Alternativ konnte fremden Gemeinden ein foedus aequum oder ein (erst mo dern so genanntes) foedus iniquum also ein "Vertrag ZVlischen gleichrangigen" bzw. "ungleichrangigen Partnern", angeboten werden. Formal unterschieden sich letztere foedera nur durch den ausdrücklichen Zusatz, dass die Überlegenheit (ma.iestas) des römischen Volkes anzuerkennen sei. In der Praxis wurde dies aber von jedem schwächeren Vertragspartner verlangt (s. zu § 6). Besonders charakteristisch für die Ausbreitung der römischen Herrschaft uber Italien sind aber die nach .1.18 erfolgten Gründungen von Wehr- und Versorgungs kolonien. Meistens galten sie als ,latinisch' (c% niae Latinae, nomen Lat num) , d.h. sie wurden al� formal autonome Städte mit anfänglich 2 .000 bis 6.000 Famili en gegründet; deren früheres Biirgerrecht ging dabei verloren, wurde aber durch Siedlungsland sowie einige (oft uberschätzte) Rechtsprhilegien in Rom kompen siert. Solche Gründungen bedeuteten also effektiv eine Reduktion der Zahl römi scher Burger, wenngleich durch die ErschIiel\ung neuer Siedlungstlächen und die militärische Absicherung eroberter Territorien die römische Wehrkraft nachhaltig gesteigert wurde. Dem gegenuber blieben die viel kleineren c% niae ci'Vium Ro manorum staatsrechtlich gesehen Teile der res pub/iea Romanorum, faktisch bildeten jedoch auch diese mit der Zeit eigene urbane Zentren aus. Die demogra phische Zusammensetzung der itali�chen Kolonien ist nicht immer klar, und wenn gleich das römische Element häufig ein Übergewicht zu haben schien, ist davon auszugehen, dass regelmäl\ig auch Latiner und andere socii Siedler entsandten. S Bis zum Ende des Tarentinischen Krieges 270 v.ehr. bestand ganz Italien sud lieh des Po aus Rom, römischen Munizipien oder Kolonien oder aus latinischen oder italischen Bundesstädten. Die Verbindlichkeiten der foederati wurde erstmals durch die Abfassung der sog. form ula togatorum im Jahr 225 systematisiert. Diese blieb bis Anfang des 1. Jhs. v.ehr. die Grundlage für die jährliche Stellung nichtrö,
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Oie umfassendste, aber teilweise überholte LJnren..'1lchung zum Thema stammt von I l umbert 197H; vgl. jetrt. Mourimen 2()()7. nach dem eine Vielzahl ursprünglich heterugener Recht.'\"erhältnisse im 2. Jh. v.ehr. umgedeutet hzw. vereinheitlicht wurden. Vgl. allgemein z.ll. GaL,teTeT 1976 und 1 997c; llringmann 2002: zur Anlegung von Koi<mien Moatti 1993 und lli''Pham 2006; zu den Privilegien deT LatineT Co§kun 2009a, 3 1-155 (stark ahwdchend z.ll. von Catalano 1965: She,win-White 1 973: GalsteTeT 1 997h; Luraschi 1979: KTemeT 20(6).
34
Der rechtshistorische Kontext
mischer Rekruten. Erst der Bundesgenossenkrieg (90-87) und die sich daran anschliel.�enden Bürgerkriege (88/82) führten zu einer (fast) tlächendeckenden Einheziehung aller Völker südlich des Po in den römischen Staatsverhand.· Vorangegangen war eine Entwicklung, in welcher das römL'Iche Bürgerrecht allmählich mit Privilegien angereichert worden war. Schon zu Beginn des 2. Jhs. machte sich für Scharen von Migranten - ahgesehen von der Möglichkeit der politi schen Partizipation - hemerkbar, dass effektiver Schutz vor einer Ausweisung aus der Tibermetropole nur für Bürger herrschte. Senat und Magistrate waren zwar nach den Verwüstungen des Hannihalkrieges und dem Grassieren von Seuchen gewillt, dringend benötigte Arbeitskräfte aufzunehmen, wobei die Hürden für die Niederlassung auf dem ager Romanus und in der urbs relativ niedrig waren. Aher auf wiederholten Druck seitens der Bündner musste dieser Entwicklung entgegen gesteuert werden. Denn ihre Städte waren durch die nicht ahreit�ende Ahwande rung in ihrer Existenz gefährdet. Während einmal verliehenes Bürgerrecht und damit auch das Bleiberecht in Rom nicht mehr entzogen wurden, nahm nun die 7 Kontrolle bei der Vergabe desselben seit 187 deutlich zu . Die Attraktivität der ci'Vita.� Romana stieg weiter durch materielle Vorteile wie höheren Sold im Heeresdienst oder bessere Aussichten auf ein Landlos. Seit dem Ende des Dritten Makedonischen Krieges ( 167) füllten die Einnahmen aus den Provinzen die Staatskasse überdies so sehr, dass auf die Besteuerung von Bürgern verzichtet werden konnte. Wenig später stellte man in Rom auch Zwangsrekrutie rungen zum Nlilitärdienst ein und griff stattdessen auf Freiwillige zurück, ein Lu xus, den sich viele Bundesgenossen nicht leisten konnten. Während des Volkstribu nats des C. Gracchus ( 1 23-22) kam noch das Anrecht auf verbilligte Getreide rationen in Rom hinzu (jrumcntatio). Besonders geschätzt wurde aber der Schutz vor willkürlicher Auspeitschung oder Hinrichtung. Denn Bürger entkamen einer solchen Strafe meist durch einen Appell an das Volksgericht (ius pro'Vocandi). Wenngleich körperliche Übergriffe auf Italiker seitens römischer Magistrate sicher seltene Ausnahmen darstellten, wogen die wenigen Entgleisungen etwa gegenüber Ratsherren der Bündner umso schwerer, seitdem die Wehr- und Beutegemeinschaft zu einer relativen Angleichung der Lebensverhältnisse geführt hatte. Überhaupt verstanden sich die Bundesgenos sen immer mehr als Partner denn als Untertanen der Römer, und entsprechend wur de aul.�erhalb Italiens auch kaum mehr zwischen den Toga-Trägern unterschieden. Ein folgenschwerer Kontliktherd wurde durch die Ackergesetzgebung des Ti. Sempronius Gracchus (tr. pI. 133) entfacht. Diese sah die Neuverteilung des von Grol.�hauern in Italien besetzten Staatslandes (agcr publicus) allein zu Gunsten römischer Siedler vor. Seit dieser Zeit wurde wiederholt die Vergabe des Bürger rechts an alle Italiker oder zumindest Latiner di'lkutiert. Die entsprechenden Ge6 7
Zu t1en foetk-ru bzw. foetk-ruti vgl. Catalanu IlJ65; Hantus I lJH3; GalsteTeT I lJ 7 6 untl llJlJ7a; Zack 20(H . Vgl. Li\". ;1<),3.4-6; 4 1 ,H,6- 1 2 ; 4 1 ,<),lJ- 1 2 ; 4 2 , 1 0, 1 -3; dazu Cu�kun 200lJa, 1 56-200.
Abriss der Geschichte des römischen Bürgerrechts bis 9 1 v.ehr.
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setzesinitiativen des M. Fulvius F1accus cos. 1 2 5 , C. Sempronius Gracchus (tr. pi. 123-22) und M. Livius Dru.'IUS (tr. pi. 91) fanden aber weder im Senat noch in der Volksversammlung eine Mehrheit. Denn der Senat legte großen Wert darauf, die Menge und ,Würdigkeit' der Neubürger zu steuern, das Entstehen zu mächtiger Klientelverbände zu verhindern und überhaupt Ri'liken der Desintegration zu ver meiden. Und die plcbs uroana zeigte sich selten gewillt, ihre Vorrechte mit zu vie len Anwärtern zu teilen und dadurch ihren ,Marktwert' als Klienten, Kolonisten und Wähler zu mindern." Immerhin scheint es, dass der - historisch schwer fassbare - Aufstand der lati nischen Kolonie Fregellae in Rom 31'1 Warnsignal verstanden wurde. Wenngleich die Empörung mit aller Härte bestraft und die Fregellaner sogar zwangsweise umgesie delt wurden ( 1 2 6-25), zeigte man gegenüber den loyalen Bündnern durchaus Entgegenkommen: Vor allem der latinischen Aristokratie wurde nunmehr angebo ten, nach regulärem Militärdienst und politischer Karriere in der Heimatstadt römi sches Bürgerrecht auch ohne Umsiedlung nach Rom beantragen zu dürfen (ius civitatis PCT rna.gistratum adipisccndae). Bis zum Ausbruch des Bundesgenos senkrieges war ein großer Teil der latinischen Oberschicht also schon eingebürgert worden. Darüber hinaus scheinen viele der privatrechdichen Privilegien, deren Entstehung man traditionell in die Königszeit datiert, erst in jenen Jahren gewährt worden zu sein, und dies vermutlich auch nur an eine Auswahl der Kolonien.' Den übrigen Italikern waren die Römer offenbar nicht gewillt, in gleicher Wei'le entgegen zu kommen. Gewiss hatten auch mehrere von diesen relativ günstige Bedingungen, wie etwa ausdrücklich für Herakleia und Neapel belegt ist (s. zu § 6). Bei anderen, insbesondere den Marsern, Lucanern und Samniten, wurde aber die Forderung nach Beendigung der Diskriminierung, was für die meisten dasselbe wie Bürgerrechtsverleihung bedeutete, immer lauter. 10 Besonders provozierend soll dann der Erlass der lcx Licinia Mucia (95) gewirkt haben, welche der immer häu figer werdenden Usurpation der ci'L'itas Romana einen Riegel vorschieben wollte. Das nur sehr vage rekonstruierbare Gesetz galt schon manchen antiken Beobach tern" und gilt vor allem aus heutiger Sicht" als einer der Katalysatoren, die zum 8
Zu den Annehmlichkeiten des ßiirgerstatu.. und den Konflikten mit den ßündnern im 2. Jh. " .Chr. vgl. Sherwin-White }973; Gahba }973 und }994; ßrunt }965; Keaveney }987; Wollt Alonso } 99 } ; Mouritsen } 998; ßispham 2007; C du" ("'fJn..'RIle.."" mnnium, quos 'c.:idimus, sapienti.,,-.nmi tuJiss("?l.t, rum modo inuti"."., sed 7Jemic..;(J.."IUm n:i p(u/,/icuc) Juis.�. " l linsichtlich des Licinisch-Mucischen Gesetzes ,iiber die Riickversetzung
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D e r rechtshistorische Kontext
Ausbruch des Bundesgenossenkrieges ftihrten. Mit Blick auf das zeidiche Intervall, in welches ein gescheiterter Zensus im Jahr 92 sowie die erfolglose Agitation des M. Livius Drusus für die Ausweitung des Bürgerrecht.'I auf ganz Italien fallen, ist diese Einschätzung aber sicher unverhältnismä1\ig. " Tat.'Iächlich handelte es sich u m einen KompromL'Is: Zwar sollte die illegale An mal,lung kiinftig unterbunden und mit der Einrichtung eines Geschworenengerichts auch ein Rechtsmittel für die Aberkennung des usurpierten Biirgerrecht.'I geschaf fen werden; letzdich konnten so aber nur wenige einzelne Fälle aufgedeckt werden, und noch nicht einmal die A\L'Iweisung aus der Stadt Rom drohte aL'I Konsequenz (s. zu § 10 legem Papiam). Angesicht.'I der staat.'Irechdichen Bedeutung des cen.�us, der in Verbindung mit dem abschlieLlenden Reiningungsopfer (lustrum) den popu lu.'1 Romanus neu konstituierte (s. zu § 1 1 ), ist es ohnehin fraglich, dass tausende im Census des Jahres 97 v.'iderrechdich als Römer geschätzte Italiker hätten aus gebiirgert werden können. Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass das neue Gesetz einen solchen Missbrauch kiinftig zu unterbinden suchte und wohl in diesem Zu sammenhang erstmals ausführlich die Grenzen der römischen Biirgergemeinde definierte. Aber selbst diese gemäl,ligte Reaktion war zumindest fiir diejenigen Italiker, die selbst einen baldigen Statuswechsel planten, ein Ärgernis. Das Schei tern des Census im Jahr 92 löste wohl Erleichterung und Frustration zugleich aus . " Einen erneuten Anlauf zur Lösung der Italiker-Frage und weiterer drängender Fragen wie der Rolle der Ritter in Rom unternahm schliel.\lich M. Li\'ius Drusus tr. pI. 91. Doch Befiirchtungen, er könne seine Autorität als Patron von unzähligen Neubiirgern missbrauchen, ließen seine Koalition dahin schwinden. Das Programm der politischen ,Flurbereinigung' in Italien fiel bei der Wahl durch, und wenig später fand auch Drus\L'I einen gewalt.'Iamen Tod. Da erst verloren die Bundesgenossen Zentral- und Siiditaliens vollends ihren Glauben an ein Verhandlungsergebnis. Die Situation eskalierte im Winter 91/90, als eine Gesandt.'Ichaft der in Corfinium
von ll'lirgem' sehe ich, das.."! bei allen festNteht. daSH es, ohwohl es die heiden weiseh1:en Consuln ein gehracht hatten, die wir gese htm hahen (=die .zu un.�nm Lebu..�t(."1l regk'rt 1when), nicht nur nutz los, sondern verderblich ffir die Repuhl ik gewe�n ist". VgL den Kommentar" des Asconiu."I. zit. u. Ahschn itt 6 in Anm. 7 5 . 1 2 Vgl. Mumm.en l k99, k 5 k ; d e Vi.scher 1956. 5 7 ; ßadian ) 95k, 2 1 2- 1 5 ; 1 9 69, 4k9; 197()/ 7 1 , 4()5-7; ,. the Sucial War wuuld have heen avoided, if the Italian. thus admitted had heen left i n pu.. ses.."iion of their privilege"; llrunt 1965, 92; I lJHH, l)l)f. ; LUL.'Tezi 1l)l)71 35 (m it maßloser Ühertrei hung der promzöerenden Inhalte); !lehrends 2002, 1 5 - 1 7 . 1 3 Co�kun 2()()9a, 1 4 9-55 . Vgl. hereits Galsterer 2006, 2 9 7 . Vgl . dagegen \Vulff Alon s" 2()()2 , 6 5 , der von " puritlcati6n de las Iistas dd cemm . . . prohahlemente destinada a hacenie mas acerba en la censur.t dei mih"l1lo Licinio Craso en el 92" sprichL 14 Vgl. auch Le,,';" 2()()6, 275 zum Kump romi...char..kter der 1= Uciniu Mucia: ,Their undertying intention arguahly wa s to c1 arify matten (and po!ot."Iihly tu appease reactionary opinion in Rome) in order tu lay foundatioIlN for later progress tm,,"ards hroadening the Roman franchi.se ... " Dies Nchließt er nicht zuletzt aus der LTnterstützung der Politik deN M. LhillH Drusus durch L. Cr.J.s.."Ius, N. im ��olgenden.
Die Bürgerrechtspolitik während des Bundesgenossen krieges
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tagenden Aufständi'lchen, die dem Senat ein mtimatum überbringen sollte, nicht einmal vorgelassen wurde . "
2.
D i e Bürgerrechtspol iti k wä hrend des Bundesg enosse n krieges
Nach dem Zeugnis des Velleius Paterculu.'I kostete der Krieg über 300.000 Soldaten das Leben, forderte somit weit mehr Todesopfer als die Schlachten am Trasimeni schen See (217) und von Cannae (216) ZlL'Iammen. Während das Durchhaltever mögen im Kampf gegen I1annibal durchweg auf Bewunderung sOO1lt, könnte der Bundesgenossenkrieg heute 31'1 der wohl sinnloseste Krieg gelten, den die Römer je geführt haben. Eine solche Bewertung mag sich um so mehr aufdrängen, als eine großzügige Einbürgerungspraxis schon seit den 120er Jahren namhafte BefürwDr ter in Senatskrei'len gefunden hatte und der Druck der Bundesgenossen ohnehin nicht dauerhaft hätte ignoriert werden können. Ein angemessenes historisches Urteil muss sich aber um ein differenzierteres Verständnis von den Zielsetzungen und Folgen der damaligen Bürgerrechtspolitik bemühen. Eine durchau.'I konsistente Grundhaltung der Römer gibt gleichermailen das Verhalten des Senats gegenüber Fregellae wie gegenüber den Gesandten von Corfi nium zu erkennen. Sie liegt auf derselben Linie wie die freundlich formulierte lex Licinia Mucia oder die brutale Opposition gegen Livius Drusu.'I und seine Anhän ger, gegen die noch während des Krieges eine Prozesswelle entfacht wurde. I. 'Über all liegt die Überzeugung zu Grunde, dass sich Rom um keinen Prei'l erpressen lassen dürfe und den Zugang zum Bürgerrecht weiterhin einerseiL'I von Loyalität und Verdienst der potentiellen Neubürger, andererseiL'I von einer souveränen Ent scheidung abhängig machen müsse. Für die Aristokratie kam freilich die Absicht hinzu, die Kontrolle über Politik und Ämtervergabe auch nach einer enormen Ver grö11erung der Bürgerschaft mit möglichst wenigen Konkurrenten zu teilen. Anders ausgedruckt: Die Römer gingen anscheinend lieber das Risiko ein, dass ihre res publica und damit zugleich auch ihr imperium gewalL'Iam zerstört werden könnte, 17 als dass ihr soziopolitisches Gefüge durch Autoritätsverlu.'It und Über dehnung allmählich zersetzt oder zumindest ihren eigenen I1änden entgleiten wür de. Je länger also die I1egemonialmacht dem Druck der Abtrünnigen stand hielt und diese in die Defensive zwang, um so eher schien jedenfalls die Rechnung der Verantwortlichen aufzugehen und sich der Blutzoll zu ,lohnen' . .. "Sinnlos" wäre der Krieg also vielmehr dann gewesen, wenn schon bei Au.'I bruch der Gewalt allen Italikern das Bürgerrecht angeboten worden wäre, sofern sie 15 Zu Awobrucb und Verlauf des Bundeslleno..enkrielle. vgl. Kea\'ene)' 19117: Wulif AlolL'o 1 99 1 ; Atouritsen 1 9911; Co§kun 2004a und 2009a; mOl'bam 2007. 16 S.o. Abscbnitt 1 . 1 7 Wie groß di e Gefahr tatsäcblicb war, vennocbte bei Kriegsausbrucb wohl niemand abZ1l!lcbätzen. 111 Zwn boben Wert der K,mtroUe iiber die Zugehi,rigkeit zwn ",,,,.. 1..., Roman..., so\\ie zwn imperialen Charakter der n-,mischen Biirgerrecht.,politik vgl. Co�kun 2004a und 2009b.
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Der rechtshistorische Kontext
nur die Waffen niedergelegt hätten. Nicht viel mehr wäre gewonnen, wenn die Rö mer - nach schwer erkämpften anfänglichen Erfolgen angesichts der überraschen den Ausdehnung des Kri'!enherdes auf Etrurien und Umbrien im zweiten Krieg.'\iahr doch noch eingeknickt und den gegnerischen Forderungen nachgekommen wären. Die meisten Forscher vertreten indes einen dieser beiden "sinnlosen" Standpunkte. Dabei nehmen sie nicht nur gewisse Spannungen zur Vorgeschichte in Kauf, son dern ignorieren auch Widersprüche zu Verlauf und Ergebnis des Krieges selbst Eine solche Kompromissbereitschaft ist aber kaum mit der unerhitterlichen Kriegführung auf beiden Seiten in Einklang zu bringen, welche die physische Ver nichtung des Gegners billigend in Kauf nahm. Aufständische Italiker konnten ihr langfristig nur durch eine bedingung.'Ilose Kapitulation (deditio) entgehen. Dabei scheint die Möglichkeit der Einbürgerung von dediticii im Jahr 89 noch nicht ernst haft erwogen worden zu sein." Heftige Kontlikte kreisten damal'! vor allem um die Frage, wie die bereits akzeptierten Neubürger politisch zu inkludieren seien, d.h. vor allem, auf welche und wie viele tribu.� sie zu verteilen seien (s. u. Abschnitt 3). Vollends zerbrach die innere Geschlossenheit dann im Jahr 88, als die Erfolge in Italien und die Chancen, die sich durch den Ausbruch des Ersten Mithradatischen Krieges ergaben, wieder Raum und Anlass für übergrollen persönlichen Ehrgeiz gaben. Aber trotz des damaligen Aufruhrs durch Sulpicius Rufus und C. Marius sowie des Staatsstreiches durch Sulla bedurfte es eines erneuten Aufflammens des Bürgerkrieges im Jahr 87, bis die Einbürgerung der nun als Bündner benötigten dediticii entweder zum Abschluss gebracht oder überhaupt erstmal'! beschlossen wurde. Ganz sicher datiert der einzige Fall eines Verhandlungsfriedens in den Ver lauf dieses Jahres: Die im fortgesetzten Widerstand befindlichen Samniten und Lucaner, die von bisherigen Bürgerrechtsverleihungen ausdrücklich ausgenommen waren, liel\en sich damals die Unterstützung Cinnas gegen den Sullaner C. Octavius mit dem Bürgerrecht für sich und ihre Schutzbefohlenen sowie mit der Rückgabe ihres konfiszierten Landes teuer bezahlen." In der Hoffnung auf eine vollwertige politische Inklusion in den römischen Staat täuschten aber auch sie sich. . ••
1\/ Vg!. Me)'er 1 \/57, 22: Rum .war gezwungen wurden, die den bisherigen "" ...�i al. gleichberechtigten cives Romani die aktive Teilnahme am StaaL...lehen einzuräumen'"; die n")mische gemeindestaatli� ehe Ordnung habe aber eine gleichwertige Partizipatiun behindert. 20 Zum Jahr 119 vgl. da.. zweifelhafte und zudem "hnInulugisch ''''IIe Zeugnis d� Vell. Pal. 2 , 1 6,4-2, 1 7 , 1 : turn � utqr.w utn JX.frwtuna ltalid I",Ui fuit, ut "'". biennium ""ntinuum du" R"mani ...,,""u!es. Rutiliu.. uc deinde Gut" Pu....';us. ab IuJSlibus <"""oirlL....-ntur. . """'....ojtu.. . """uli R<mumi multis in '"...... ,funrlL'f'Cntur. utqr.w ud ""IIa iretur dilU(UC in e" Iwbitu rnan'....-tur. . caput im","Tii sui C",jinium legenmt quc apf",Uarunt ltalicam Puulutim deindc Tl!<.ipierulll in ...-it>itutem qui arma uut non "''''''Jl<.'I'Uftt aut rlL7"�""""l'Wlt muturitL. t.ires refcctae sunt, Pum"'';'l SulIaque et Murio .fIu<.'fIIL"" pn,,)umh<'YItemquc rem "u"'icam Romunam n.....nruentibWl. / Hnit" ex maxima parte, ni.'; qune N,,!ani heUi muoc-bant reliqu.iuc, ltalkxl I",U". qu" quid,.". Romani t.i<..ti.. a'�fli<'tisq,.w ip.'; exunimuti qunm intq!ri.. univenri.. ...-i<:oitat<..". dure ma/u,orunt. ".m...uIatum iniLorunt Q. P"mpeiWi et L. G"mclius SulJa, t.ir qui n'"qUe ud .!i...."'" . t.i<..'1"riuc suti.. luuduri nequc "ost ";,torium ubunde ";tII.fl''I'Uri 'fllJte.'U<"""'" ......... tum". ni.ori I ,,'ivüu.. '"si.. et
Die Bü'gerrechtsgeselze des Bundesgenossenkrieges
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Die Verluste der Italiker durch Tod, Konfiskation von Land und Verschleppung von Beute waren gewaltig; die Überlebenden wurden mit starker Verzögerung und unter sehr ungleichen Bedingungen eingebürgert: Die aufständischen Bundesge nossen waren also weit davon entfernt, ihre Kriegsziele zu erreichen. Dem gegen über gelang es den Römern, die Integrität ihrer Republik und ihres Reiches trotz der Kriege im Osten und in Italien einigerrnatlen zu bewahren. Und die römische Elite vermochte es, in einem - freilich selbst zerstörerischen - Prozess trotz der VergröLlerung der Bürgergemeinde die Zahl rivalisierender Entscheidungsträger sogar noch weiter zu verringern.
3.
D i e Bürg errechtsgesetze des Bundesgenosse n krieges
Weitere Einsichten erlauben die Bürgerrechtsgesetze jener Jahre. Denn soweit sie sich rekonstruieren lassen, setzen sie wenigstens in den ersten beiden Kriegsjahren differenzierte, oft schwer zu erfüllende Bedingungen für den Bürgerrechtserwerb voraus, sind Pauschallösungen zu GUIl.'!ten der Aufständischen bis Anfang 87 abge neigt und verraten die IIalbherzigkeit bei der Vergabe von politischen Partizipati onsrechten noch weit über das Ende des Krieges hinaus. Das erste hier zu behandelnde Gesetz stammt aus dem Friihjahr oder Sommer 90. Der Volkstribun L. Calpurnius Piso Iietl den Consuln, wenn nicht allen Im periumsträgern, die Vollmacht bewilligen, römisches Bürgerrecht an besonders tapfere und loyale Soldaten der Bundesgenossen zu verleihen. Eine derartige Feld herrenerrnächtigung war keineswegs neu. Erstmal'! sicher erschlietlbar ist sie für C. Marius in seinem vierten oder fünften Consulat ( 102/ 1 ). " Noch im .'leIben Jahr 90 wurde die lex Calpurnia durch ein Gesetz des Consuls L. Iulius Caesar präzisiert: Um völlige Willkür zu vermeiden, wurde die Entschei dung des Imperium-Trägers wenigstell.'! an die Zustimmung seines Rates (consi lium) gebunden. Im Dezember 89 bildete diese lex lulia die Grundlage für die Einbürgerung einer hispanischen Reiterschwadron durch den COIl.'!ul Cn. Pom peius Strabo. Ob alle mit Imperium ausgestatteten Magistrate und Promagistrate perfugL. I "mnihu.. daretur b"na I que redderentur, uJmuit, dij,>in itat�.... antU(uam P. 11.. ru"ntilm. putrihu... quihu.. mll l nin.. Cin na P�'T H"uium. I Fimhriam /e,Ililm.., quas I ,,,,stu/abant, ce" TCL'L7Jit I el copii.o.r suL� iunxit. (Flemisch p. 2 1 ) nc;'t' 1 1 de�ine1JlJt Fompeius interim I miscere mnnia. et (."Um I senatum 'VUk.�et aversa I ri omne,.-.: exules 'r1'U.!Ximeque Cin 1 7U.tC cau.« I ,.'um Cinna '-'(Jn.�ilia so I ciahat et OL.'tu't.'io tegebat. deditidis o mn mu."f L'i'[,..ita I s data, qui Jlollidri multu I milia m ilitum vix X\'l I <""oh urte."t mi.'K"1'Unt. vgl. auch Liv. per. 77-8'), bes. HO, I : ltali<...>i."i pupuIi."i U s<","1Uttu dvita."i clu.ta. est. Sumnite.."i, qui ."toli unnu T&.ipiclJunt. Cinnae et .\lario s� L'fmiun.1;'<"'''1'Unt; zu Samniten und Luua nem App. civ. 1 ..1()9f. 22 Naeh eie. !laib. 46 und 5(); Val. Max. S,2,1i: Plut. Mar. 21i war um.tritten. ob die Soldaten aus Camerinum empfangsberechtigt waren, nicht oh Marius grund"latzlich die Kompetenz der ßürger reebtsvergabe hatte; vgl. Co�kun 2()()4b, 1 02f. (z.B. entgegen �Iillar 1 <)77, 477): aueh Cie. !laib. 41l zur Ennächtigung d... Marius durch die /e.... Apulda von 103, die aber in einer anderen Tradition steht.
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Der rechtshistorische Kontext
während der Feldzug...ruson 89 oder gar bis Kriegsende diese Kompetenz haben sollten oder aber nur die Consuln, muss mangels weiterer Zeugnisse offen bleiben.'" Bürgerrechtsverleibungen während der späteren Alleinherrschaft Sullas basie ren jedenfalls auf einer anderen Legitimation, sei es ein entsprechendes Gesetz oder seine außergewöhnliche diktatorische Amtsgewalt (s. zu § 25). Zu vergleichen ist ferner die leal OcUia Cornelia des Jahres 7 2 , welche Q. Caecilius Metellus Pius und Cn. Pompeius Magnus kurz vor Abschluss des Sertorius-Krieges in die Lage versetzte, verdiente Bündner zu c1VCS Romani zu machen. Besonders prominent war damals die Familie der Cornelii Balbi atL� Gades (s. zu § 2 6). Pompeius wird mit diesem Privileg erneut für seinen Krieg gegen die Piraten oder gegen Mithradates atL�gestattet worden sein, so dass er seinen Berater und Geschichtsschreiber Theo phanes von Mytilene mit dem Bürgerrecht beschenken konnte (s. zu § 24). Die oben genannte leal Calpurnia ist sicher von einer späteren rogatio Calpur nia zu unterscheiden, in welcher derselbe Funktionsträger gemäß einem Senatsbe schluss das Volk um die Zustimmung zur Einrichtung zweier neuer tribus bat." Letztere Entscheidung setzt das Angebot der kollektiven Bürgerrechtsvergabe durch die zuvor genannte oder eine hiervon verschiedene � Iulia bereits voratL�. Diese bot nämlich im Sommer 90, al� der erste Ansturm der Aufständischen erfolg reich abgewehrt war, den treuen Bündnern an, für ihre jeweilige Gemeinde kollektiv das römische Bürgerrecht zu wählen. Angesichts der fragmentari�hen Überliefe rung ist allerding.� umstritten, an wen genau sich das Gesetz richtete. Ganz sicher waren die standhaften Latiner (al�o ohne Aesernia und Yenusia) sowie die treu gebliebenen socii Italiens hierunter. Die griechischen Städte IIerakleia und Neapel sind ausdrücklich als Begünstigte überliefert." Abgefallene Bündner, ob sie nun noch aktiv Widerstand lei�teten oder schon kapituliert hatten, kommen aber nicht in Frage. Ansonsten ergäbe sich nicht nur ein klarer Widerspruch zu den belastbaren Zeugnissen,'· sondern auch ein staats bzw. völkerrechtliches Problem: Die Annahme der leal Iulia setzte nämlich den 23 Zur Reite,..chwadrun ,.gl. I LS 8888 = Criniti 1970: ( 1 ) (Gn. Pumpeiu.. Sex. f impemt",. "irtutis ''UUHa I ( 2 ) equites l/i...".ru . �. ,...-iws (R"man"" le'''t in ca.'Um,.,.Um I ( 60) duplex. - Zur lex lulia Cu�kun 2004, 1 113-8. 24 Si •. frg. 3, 1 7 I'eter = 3,50 llarharinu: LIU,ius Calpumius Pi...., ex "enuzi (sie!) ,�m..ult" duas ru1t-'US mIm.. { . . . }; vgl. Fra...n netti 1 972 zur Chnmulugie in Sisenn ... Werk und Cu§kun 2004h, 10.1 -7; 1 1 7-28 zum le!li.lati,..,n Pruzes•. 25 App. "iv. 1 ,2 1 1 -352, be.•. 2 1 2 ; Cie. Balb. 1 9-2 1 (Erwähnung vun I 1erakleia und Neapel, s. zu § 8); vIII . \Tell. 2 , 1 6,4 (der aber die Ge.etzgebung bis 87 v.Chr. zusammen fa....1: und deswegen auch die
Die Bürgerrechtsgesetze des Bundesgenossenkrieges
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souveränen Akt des /undum /ieri voraus (Cic. Balb. 2 1 ) . Dieser schon zu Ciceros Zeiten obskure Rechtsterminus scheint die Annahme des Bürgerrecht'lllngebots mit der zielgerichteten Selbstauflösung der jeweiligen politischen Gemeinde ver bunden zu haben. Zu einem solchen Recht�akt waren dediticii aber nicht mehr in der Lage. Sie waren auf Gedeih und Verderb ihrer Schutzmacht ausgeliefert. Bür gerrecht konnte ihnen geschenkt, aber nicht al� optionaler Recht'lllnspruch ge währt werden." Dabei ist festzuhalten, dass die Selbstauflösung auch für die treuen Bündner keine geringe Hürde darstellte, wie ausdrücklich für I1erakleia und Neapel bezeugt ist (s. zu § 8). Vergleichbar wäre die Forderung des /undum /ieri mit der (völlig irrealen) Bedingung, dass ein EU-Beitritt�kandidat ohne verbindliche Vertragsver handlungen seine nationale Existenz autlösen und sein politisches Schicksal voll ständig an Brüssel übertragen müsste, ohne zu wissen, ob und wie er dort repräsen tiert sein würde. Vermudich hielt diese Bedingung letzdich auch die Gallier der Transpadana davon ab, das Angebot der civitas Romana anzunehmen. Stattdessen belohnte Pompeius Strabo die Loyalität ihrer Elite mit dem iu.� Latii, also der Inaussichtstellung des individuellen römischen Bürgerrecht� für lokale Jahresma gistrate, wofür die traditionellen Verfassungen wenigstens vorerst nicht geändert werden mussten. " Ob diese lex Pompeia de 7ranspadanis eine lcx data oder rogata war, hängt davon ab, ob die lcx Iulia bereit.. diese Alternative vorsah (und dann gegebenenfalls einen Consul mit der Ausgestaltung der jeweiligen Bedingun gen beauftragte) oder nicht (und folglich einer erneuten Legitimation durch den populu."I Romanus bedurfte). Eine sichere Ent..cheidung ist hier nicht möglich. Weitere Erkenntni.'Ise erlaubt der zufällig überlieferte Fall des etruskischen 'fuder (h. Todi). Nach Cornelius Si.�enna musste der Consul Pompeius Strabo einen Senat'!- und Volksbeschluss herbeiführen, um diese Stadt 89 in den Rang eines römischen Municipiums zu versetzen." Die Eingemeindung erfolgte in demselben Jahr, für das Appian vom nachträglichen Abfall von Etruskern und Umbrern berich tet. Es scheint, dass sich diese im Jahr 90 neutral verhalten, damit aber ihre Treue pflicht verletzt und folglich ihren Anspruch auf das Bürgerrecht ex lege Iulia ver wirkt hatten. Die gesonderte Behandlung der Tuditaner legt nahe, dass diese sich dem Anschluss an die Aufständischen verweigerten und in die .lides des Consuls dedizierten, dieser wiederum seine Patronat..ptlichten ernst nahm und eine schnel le Einbürgerung in die Wege leitete. 27 Zu fundum ficri v!ll. Sestlm 197M, 539f. , der fundum ficri mit _abandonner un .tatut pour en prendre un autre" erklärt; auch Sherwin-White 1973, 1 38; Co�kun 2004a, 95f. und 2009a, 32 Anm. 32. Zur dcditio :.I',rr 191Jl ; 1 I1;lke.kamp 2000j2004b; COljkun 200Sb und 2005d. 2M Ascon. in Cic. Pi •. 3 , l H. (p. 12 Slangl � p. 6 Lew): Pom,,,'iu.. <",im non "ovili <..,/oni.. <'aH (sc. <..,/oniu..) constituit. scd v<-teribus in ...,I'" mancntibus iu.. dedit Lad;' ur 1"�..""nt habere iu.., quod <.'Ct<..,.,., <..doniae, id ""t ut 1"-n (emendavit Co�un 2009c) mu,f/i..rrwus
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Der rechtshistorische Kontext
Außerdem ist kontrovers, ob die lex lulia weitreichende Regelungen zur institu tionellen Ausgestaltung der rechtlich-politischen Inklusion der Munizipien und Kolonien in den römi�chen Staat enthielt. Obwohl diese Frage in jüngster Zeit wie der häufiger b�jaht wird, ist sie wohl zu verneinen: Die wenigen Zeugnisse, die wir haben, allen voran die tabula lIeradien.
.10 Oie sog. lex Julia municipali� (eIL v 2H64 ) wird - in ihrer Gesamtheit oder zumindest in wesentli chen Teilen - immeT häufigeT dem Consu! de" .IahTe. '.10 zuge..chriehen: so z.U. l Iumhert 1 '.I7S, J'.I; Campanile ./ Letta 1 '.17'.1, 7W.; S4f. ; Giovannini 2004 und 200S; GalsteTeT 2006. 300-2 . Jedoch hat die talrula Ilerudiens;'. (RS I 24, mit CrawfOTds FOTSChung.hericht und Kommentar, S. J54-<) 1 ) heterugene Quellen, darunter wohl auch tralatizisches Gut. da."! sich schwerlich datieren 1ä.."ih1:, konnte man duch auf eine Jahrhundene alte Erfahrung bei d.er H:inrichnmg von munic:ipia zurück greifen. F1ir ein spateres Datum der le.:.-.: !';prechen auch die Inkoru;istenzen bei d.er politiNchen Ein gliederung deT �eubUrgeT ah dem .IahT '.10 (s. im Folgenden). Oe" WeiteTen i.t z . U. gegenüheT M'r T..aU 1 '.1'.14 , 1 2 2f. und Thom as 1'.1'.16, 1 1 0 mit Anm. 14 aUNzlL.chließen, tIa&. deT in deT tabula Ik....udw7l..;,. be.whriehene dezentrale CenNlL. (s . zu § 1 1 ) heTeits H6./H5 ZUT Anwendung kam.
Die lex Plautia Papiria des Jahres 89 v.ehr.
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Aber auch dieses Gesetz war nur Makulatur. Denn bald nach Sullas Autbruch gen Osten schwor mit C. Cornelius Cinna einer der Consuln des Jahres 87 den Neuregelungen ab. Sein Kollege C. Octavius und der Senat behielten zwar vorerst die Oberhand in Rom, jedoch gewann Cinna einen Grol.lteil der Neubürger, indem er ihnen nun wieder den Zugang zu allen 35 tribus in Aussicht stellte. C. Octavius und der Senat versprachen dagegen den dediticii das Bürgerrecht als Gegenleis tung für ihre Waffenhilfe; jedoch war ihre Kraft derart geschrumpft oder aber ihr Misstrauen so gro/.I, dass sie nur 16 Kohorten entsandten. Den Wettstreit um die Gunst der weiterhin im Aufstand befindlichen Samniten und Lucaner gewann wie derum Cinna, dem sich zudem Marius mit einem Aufgebot von Etruskern an schloss. Nach Cinnas Sieg wurden also auch die letzten Bürgerrechtsschenkungen gesetzlich verankert (leges Corn.eliae fCinnaeJ). Der Prozess der Eingliederung der �eubürger war damit aber noch keineswegs abgeschlossen. Bevor dieser in Abschnitt 5 weiter verfolgt wird, ist ein hier bislang unberücksichtigt gebliebenes Gesetz des Jahres 89 in den Blick zu nehmen.
4.
Die lex Plautia Papiria des J a hres 89 v. ehr.
Vor allem prosopographische Beobachtungen erlauben es, die lex Plautia Papiria in den frühen oder mittleren Verlauf des Jahres 89 zu datieren." Bekannt ist das Gesetz heute einzig durch den Fall des Archias, der seinen Anspruch auf sein Bür gerrecht auf eben dieses stUtzte. Der entscheidende Passus aus der Verteidigungs rede des Jahres 62 lautet (§ 7): data est civita.. Silvani lege et Ca·rhonis: "si qui foederatis civitariJm.. ascripti fuissent"; "si tum, cum lex ferehatu·r, in Italia domicilium habuissent"; et "si sexaginta diehus apud praetorem essent profes.';". Cum hic domicilium Romae multos iam annos haheret, pmfessus est apud praetorem Q. Metellum jamilia·ri..m mum suum. Da wurde das Bürgerrecht durch das Gesctz des (Plautius) Silvanus und (Papiriu..) Carbo (an diejenigen, die folgende Bedingungen erfiillten) verliehen: "Wenn Per sonen in vertraglich (mit Rom) verbundenen Gemeinden hinzu geschrichene Bür ger waren"; "wenn sie damal., als das Gesetz verhandelt ....urde, ihren Wohn..itz in Italien hatten"; und .wenn sie binnen sechzig Tagen bei einem Praetor Meldung gemacht hatten". Da der Beklagte seinen Wohn..itz schon viele Jahre in Rom hatte, machte er Meldung beim Praetor Q. MetcHus, einen seiner engsten Freunde.
JI
Völlig unzureichend sind die Argumente, die llatIian I lJ5H/M , 77-H2 gegen diesen traditionellen Ansatz für eine Datierung HH " .Chr. \'Urhringt: vgl. Co�kun 2004c, 5H-60. Das wichti g..te Argument ffir den fnjhen Ansatz hietet eie. Arch. 1 1 : Archias' Einschreihung als Bürger (vgl. § 7) erfolgte vor der Abdankung der zerstritttm en Cen."!onm des Jahre.."1 Mt). Cben.lies i.st zu enr':igen, da.."i5 die Tollann der /e." Pluutia Pupiriu sogar der Wahl der Cen.oren VOr'dUS ging, denn andemfall. hätte das Gesetz gleich die Censoren mit der Annahme derJJn�te.�'fio der Neuhiirger heauftr�en k{; nnen.
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Der rechtshistorische Kontext
Zunächst ist festzuhalten, dass die lex Plautia Papiria - im Gegensatz zur lex luNa - nach dem hier vorliegenden Zeugnis das Bürgerrecht Individuen und nicht kollek tiv Stadtgemeinden anbot. Dabei ist anzumerken, dass Archias trotz seiner lokalen Bürgerrechte in den civita.tes j'oederatae Tarent, Rhegion, Neapel, Lokroi und IIerakleia nicht schon im Jahr 90 römischer Bürger geworden war. Die Frage, wa rum dies unterblieben war, wird nicht nur weiteres Licht auf das Einbürgerungsver fahren ex le!le lulia, sondern auch auf den Zweck der lex Plautia Papiria werfen. Denn sowohl die zeitliche Nähe der beiden Gesetze als auch der ergänzende Cha rakter (kollektiv I individuell) erlauben die Annahme, dass das Spätere auf eine vielleicht ungewollte Rechtsfolge der kurz zuvor gestellten Bedingungen reagierte. Im Folgenden sind deswegen zu prüfen: ( 1 ) der politische Status von IIerakleia, auf dessen Bürgerrecht sich der aus Antiocheia stammende Archias in den Jahren 89 und 62 berief (§ 8); (2) die Qualität seines dortigen Bürgerrechts, das Cicero mit a,�criptus bezeichnet (§§ 6-10); (3) die Bedeutung des Wohnsitzes in IIerakleia bzw. in Italien (§ 9); (4) verfahrenstechnische Aspekte des Bürgerrechtswechsels. ( 1 ) In einem Gesetz des Jahres 89 konnte civi.tates j'oederatae wohl nur von treu gebliebenen Bündnern gesagt werden, da Städte, die ihren Vertrag gebrochen hatten, nicht mehr in die Kategorie von Vertragspartnern fielen. Alle vier der oben genannten Städte der Magna Graecia waren im Jahr 90 mit Rom verbün det, und für keine ist während des Krieges ein Abfall von der IIegemonialmacht bezeugt. Weiterhin ausgeschlossen vom Bürgerrechtswechsel ex lege Plautia Papiria blieben aber wohl auch die a,�cripti detjenigen treuen Bündner, welche sich nicht zur Annahme des Angebots der lex lulia entschlossen hatten (be kannt sind nur die transpadanischen Gallier). Wenigstens Neapel und IIerakleia akzeptierten es indes nachweislich." Plausibel, aber weniger sicher L�t dies im Fall von Tarent, Rhegion und Lokroi. Da jedoch damit zu rechnen ist, dass die lex fulia eine enge Entscheidungsfrist setzte - Rom warja während des Krieges an klaren Verhältnissen interessiert -, L�t unwahrscheinlich, dass eine der Städte bL� zur Verabschiedung der lex Plautia Papiria gezaudert hätte. " Somit kamen grundsätzlich alle vier Stadtbürgerrechte des Archias für die individuelle Einbürgerung ex le!le Plautia Papiria in Frage. Dies scheint auch der Ankläger Grattius nicht bestritten zu haben. Dieser stellte lediglich die Fak tizität des von Archias herangezogenen Bürgerrechts, also desjenigen von IIerakleia (§ 8), in Frage. Es könnte suggeriert worden sein, dass die Wahl spä ter nur wegen des Archivbrandes auf IIerakleia gefallen sei. Wenngleich die Verteidigung diesen Verdacht überzeugend ausräumt (s. zu §§ 6; 8; 10), bleibt dennoch die Frage offen, wodurch die Entscheidung des Archias motiviert war. Cicero versucht diese mit dem Ansehen der Stadt in Rom verständlich zu ma chen, indem er IIerakleia als civitas aequissimo iUTe ac foedere bezeichnet . .12 Vgl. Cie. Ualh. 2 1 . z it. zu § 11 hic tu tulmlas; aueh Cie. fam. l J ,.10 � 301 SB. zit. unten (.1 ) . .13 Anders noch Co�kun 2004a, lJ5f., wo we Exih'ttm Z dner Frist noch nicht erwogen wird.
Die lex Plautia Papiria des Jahres 89 v.ehr.
45
Jedoch ist nicht zu erkennen, dass eine maiesta.'l-Klausel im foedus relevant oder IIerakleia bedeutender al'l Neapel gewesen wäre. Vermutlich gab den Ausschlag, dass Archias seinen Status al'l ascriptus einer civUas foeckmta in den Kriegswirren des Jahres 89 schlichtweg am bequemsten für IIerakleia nachweisen konnte, indem er auf das Zeugnis des M. Lucullus zurückgriff."
(2) Der Terminus technicus a(d)scribere ( ,dazuschreiben' , ,einschreiben') erklärt sich aus dem Eintrag in eine Liste oder ein Dokument, hier in die tabulae publicae IIerakleias (§ 8). Der Zusammenhang zwischen einer Einschreibung und der Erlangung eines Bürgerrechts war bisweilen so eng (s. Belege zu §§ 610), dass die Ausdrücke ascribere aliquem (in civitatem, in tabuli."I publicis, oder auch ohne nähere Angabe) oftmal'l synonym zu ci't.'italem alicui daTe (oder ähnlich) erscheinen. I1ierzu vergleiche man etwa Cicero, der in anderem Zusammenhang scherzhaft sagt: in Gmecia mulms habent ex hominihus deos, . . . Herculem, Aesculapium, 'JYndaridas, Romulum nos trum aliosque compluris, quos quasi no'Oos et adscripticios cives in caelum recepms putant ("In Griechenland haben sie viele Götter, die ehemals Menschen waren, . . . IIerakles, Asklepios, die Tyndariden, unseren Romulus und mehrere andere, die, wie sie glauben, gleichsam wie neue und dazu geschriebene Bürger im IIimmel aufgenommen worden sind"). Der Scholiast von Bobbio geht sogar so weit, Ciceros Worte quifoederatis civitatibus ascriptijuissent allzu gr01�zügig mit omnes qui essent exJoederatis populis ("alle, die den vertraglich verbun denen Völkern angehören") zu umschreiben. " Jedoch legt der Fall des Archias nahe, dass es irgendeinen rechtsrelevanten Unterschied z\\ischen ascripti und den übrigen cives gab, selbst wenn auf ei ne sprachliche Differenzierung gelegentlich verzichtet werden konnte:· So stellt bereits Adrian Sherwin-White fest: "Normally it is used of colonies, cf. Festus S . V. , and describes an artificial relationship created by law, and is not the definition of an already existing state of affairs, e.g. Cicero could not be described as ascriptus municipio Arpinati" ." Wenn dies auch durchaus zu treffend ist, bleibt dennoch unklar, worin der rechtsrelevante Unterschied zwischen solchen Neubürgern und Altbürgern in den Jahren 90 und 89 be standen haben soll. Mehrere Forscher betrachten ascripti deswegen als ,Ehrenbürger', die ein zusätzliches Bürgerrecht zu ihrem Ursprünglichen erhalten hätten. Zahlreiche Beispiele lassen sich taL'Iächlich für eine solche Deutung anführen. Neben den kurz zuvor genann ten "Neubürgern im I1immel" sei auch auf die Balhiana 34 S. auch u. (4) zwo .'ehlen in den Cerunuo-Listen. 35 Ci e. nato deor. 3,39; Schol. Iloh. arg. (p. 1 75 Stangl � p. 158f. I I ildehrandt). Contra z.ll. Luerezi 1 997, 37, Weiteres hierzu u. zu § 7. 36 So im Fall des L. Manlius Sn"i. (C ie. farn. 1 3,311 � 311 1 SIl), S.u. (.1). 37 Shef\\in-White 197.1, 1 5 2 Anm. 4. Z.U Festu.. und z w o kolonialen Knntext s. zu §§ 6-1 11.
46
Der rechtshistorische Kontext
verwiesen (§ 30): itaque in Oraecis ci'Vitatibu.� 'L'idemus Atheniensis, Rhodios, Lacedaemonios, ceteros undique adscribi multanI;mque esse eo,�em homines ci'L'itatum ("Und so sehen wir, dass in griechischen Städten Athener, Rhodier, Lakedaimonier und andere von überall her dazu geschrieben werden und dass dieselben �Ienschen mehrere Bürgerrechte haben" : s. zu § 10). Zunächst scheint auch der Fall des Archias gut zu dieser These zu pas sen.'· So ist nämlich kaum anzunehmen, dass seine vielen Bürgerrechte eine Verpflichtung zu Militär-, VeTVI'a1tungsdienst oder Liturgien nach sich zogen. Doch ist Vorsicht geboten. Zeugnisse für die Verleihung des Bürgerrechts ,eh renhalber' bedingen keineswegs, dass es schon in der Antike ein ,Ehren bürgerrecht', wie es von Städten eines modernen Nationa1�taates vergeben wird, gegeben hätte. Bürgerrechtsverleihungen konnten damals mit oder ohne Verleihung zusätzlicher Rechtsprivilegien einhergehen, ohne dass sich dadurch eine Beschränkung anderer bürgerlicher Rechte ergeben hätte." Bei genauerem I1inschauen löst sich auch sogleich ,,,ieder die scheinbare sprach liche Klarheit auf. So wird Archias' ehrenhalber erlangte Zugehörigkeit zu Tarent, Rhegion und Neapel a1� ci'L'itas bezeichnet (§ 6), während es später von ihm heü.)t, er sei in ci'L'itatibus . . . ascriprus (§ 10). Strukturell liegt kein Unterschied gegenüber seiner Zugehörigkeit zu I Ierakleia vor, die wohl deswegen wiederholt mit Q.'�cribere ausgedruckt wird (§§ 6; 8 bis), weil ein Einklang mit dem Wortlaut der lex Piautia Papiria hergestellt werden soll (§ 7 si quifoedemtis ci'Vitatibw� ascripti fuis.�ent). Allerdings kann Cicero von Archias auch ohne Weiteres a1� �IIerakleienser" sprechen (§ 10 semper se Heracliensem esse 'L'Oluic). Freilich hat bisher noch niemand gefordert, dass der fragliche Status des ,Eh renbürgers' allein ausgereicht hätte, um vom Bürgerrechtswechsel ex lege Iulia ausgeschlossen zu werden. Nur bei Fehlen eines festen 'Vohnsitzes in der föde rierten Gemeinde sei dieser Fall eingetreten.
(3) Die lex Plautia. Papiria des Jahres 89 macht für a.�cripti föderierter Städte, die römische Bürger werden wollen, lediglich ein domicilium in Italien zur Bedin gung. Dies erweckt den Anschein, dass die lex Iulia noch die Residenz in der Stadt, in welcher man Neu- oder ,Ehrenbürger' war, zur Autlage gemacht hätte. Einen zusätzlichen Beleg für diese weit verbreitete Auffassung erkennt man
JN Vgl. R�inach IN90, 7; de Vi"'lCh�r 1 956, 5Nf. (.II titte h"n"rifiqu�"): CamareTO 1 965, 9 1 : IJeniaux 1')11 1 , IJ7 mit Anm. JO: Lucrezi 1997, 37: C"'lkun 2004h, l 1 ,lf. J9 Ein lIeispie! für Rechtsprivilegien ,,;e die lIefreiung \'11m MilitilrdienHt hietet etwa die Iex Aquiliu. Z. 77 (RS I I, S. 74). S. auch zu § 5 L'L"-eri..que pmemiis dOTULrunt. Zu den Pri,;legien vgl. z . lI. auch Link 1 995; Raggi 2006. - Eine Art Ehrenhiirgerrecht k6nnte indes für die Kaiserzeit angesetzt wen..le n, in der die Autonomie der Provinzhticlte schon weit unterhöhlt war; "gI. z.B. Nürr 1963, 557 -60. Ein enu.'Prechender Ausdruck wurde aher nicht geprägt.
Die lex Plautia Papiria des Jahres 89 v.ehr.
gemeinhin in Sosis aus Catania bzw. Neapel (Cic. farn. 13,30 46/45 v.Chr.):'·
=
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301 SB von
L. .\;fanlius est Sos;'�: is fuit Carinensi.�, sed est una cum reliqu;'� 1\leapolitanis
civ;'<; Romanus factus decurioque Neapoli; erat enim a.�criptus in id municipium ante civitatem soci;'� et Larin;'� datam. L. Manlius ist Sosis. Dieser war Catanier, aber wurde zusammen mit den übri�en Neapolitanern römischer Bür�er und Ratsherr in Neapel: denn er war zu�esehrie hener Bür�er in diesem Munieipium, bevor das Bür�erreeht den Bundes�enosscn und Latinern �e�eben worden war. (Im Fol�enden �eht es um Sosis' Erbansprüche nach dem Tod seines Bruders in Catania)
Da eine andere Quelle ausdrftcklich bezeugt, dass Neapel durch die lex luNa eingemeindet wurde (Cic. Balb. 21), geht man allgemein und mit nicht geringer Plausibilität davon aus, dass auch Sosis schon im Jahr 90 römischer Bürger wurde.4I Folglich habe die lex lulia nur Neubürger ohne Wohnsitz ausgeschlos sen. Nur wenige Forscher haben sich aber bemiißigt, eine Erklärung für diese Exklusion anzubieten. Adrian Sherwin-White unterstellt etwa ein schlichtes Versehen, macht aber kaum verständlich, wie dieses denn im legislativen Pro zess unterlaufen sein könnte.42 Deswegen postulieren andere Forscher einen planmäiligen Ausschluss be stimmter Personengruppen. Yan Thomas erhebt zum Beispiel berechtigte Zwei fel daran, dass das Fehlen eines domicilium in der jeweiligen italischen Ge meinde ein entscheidendes Kriterium hätte gewesen sein können. Für ilhn ist indes die "exclusivite du Iieu municipal sur lequel se greffait la ciooitas Roma na" entscheidend.'" Jedoch kann es auch nicht iiberzeugen, dass Archias im Jahr 90 gewisserma1.len wegen ,Überqualifizierung' vom Bürgerrecht ausge schlossen war, ohne dass damals schon eine lex Plautia Papiria in Planung war. Im Übrigen L�t Thomas' Argumentation auch aus staatsrechtlicher Sicht nicht stichhaltig. Denn er scheint davon auszugehen, dass alle berechtigten Städte zum selben Zeitpunkt den Bürgerrechtswechsel vollzogen hätten. Nur dann hätte sich das Dilemma ergeben. Tatsächlich fand der Übertritt erst im Moment des jeweiligen fundum fieri. oder mit der Annahme dieser Entschei dung durch einen römischen Magistrat statt. Archias wäre also theoretisch mit
40 So neben
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Der rechtshistorische Kontext
der ersten seiner süditaJischen Städte automatisch Römer geworden und hätte dadurch seine politische Zugehörigkeit zu den anderen Städten verwirkt." Ich selbst habe fniher die These vertreten, dass der Ausschluss des Archias einer ausdrücklichen excepo.o entweder der ascripti ohne domicilium in der jeweiligen föderierten Stadt oder sogar aller cives ohne dortiges domicilium bedurft habe. Der Grund hierfiir sei der Wunsch nach möglichst strenger Kon trolle des Zugangs zum römischen Bürgerrecht. Zusätzlich habe ich noch die Absicht erwogen, die Zahl der Neubtirger möglichst zu beschränken bzw. das Angebot der Lex fulia nicht übermäi�ig attraktiv erscheinen zu lassen; erst in Folge von Verhandlungen habe die lex Plautia Papiria Abhilfe geschaffen. Die se Sicht ist aber durch eine Erklärung zu modifizieren, die verfahrenstechni sche Aspekte stärker berücksichtigt. (4) Bisherige Untersuchungen haben einen zentralen Aspekt aut�er Acht gelassen. Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass diejenigen Städte, welche die Bürgerrechtsofferte der lex fulia annahmen und damit ihre Eigenstaatlichkeit aufgaben, ihre aktuellen Census-Listen nach Rom überstellen mussten. Gewiss konnten diese nicht ohne einen neuen Census in die bestehenden römischen Listen eingefügt werden: Vermögensklassen waren verschieden, und eine Tribuszugehörigkeit konnte (damals) effektiv nur durch einen Census mit abschließendem lustrum hergestellt werden.45 Dennoch ist dringend anzunehmen, dass die Übergabe dieser lokalen Dokumente nicht nur das Aufgehen eines Municipiwns in die res publica Romana repräsentierte, sondern auch für die Kontrolle des Zugangs zur römischen Bürgergemeinde als notwendig betrachtet wurde. ' · Folgt man dieser Annahme, dann L�t im nächsten Schritt zu überlegen, welche Personen gegebenenfalls in der lokalen Census-Liste fehlten, aber doch recht mäßige Btirger der civitas Joederata waren. Neu geborene Kinder von Altbür gern brauchen hier freilich nicht berücksichtigt zu werden. Diese v.'!irden - im Normalfall - noch lange vor Erreichen ihrer Volljährigkeit beim nächsten 44 Zur LJnv�rdnhaTkeit des n;mischen mit einem wdteren lJ,ürgerrecht "g). eie. Caec. IO(); �(jIT )96.1. 557-64 ; S91l; ßmunert 1966; C"/jkun 20()<)a. 2.10. 45 Auf die Uedeutung des Census weih-t. auch Muatti 1993, 12 mit Anm. 2M hin. \Vie eine aSL'fiptio im Kontext von Koloniegninc.lungen verleihe diese lediglich eine ",citoyennete thenrique"'. welche eTh-t durch den lokalen Census in der K(,hmie zur " pleine citoyennete" werde. I..>ies vergleicht er mit der prnfe.�.�u) der wwril'ti f(1derierter Städte \'or den Praetoren! die noch keine EilL'oichreihung in eine Trihus-Liste hätten vornehmen k(1 nnen. Aber die EinsuhrJ.nkung hÜTgerlicher Rechte hzw. der Uokurnentierbarkeit de..", ßÜTgerstatus bedeutet nicht. dass noch kein llürgerrecht vorgelegen hätte. Und in Kolonien scheint ßÜTgerrecht wohl nach der namentlichen Lanc.lzuweih"Ull& (acL�iRnuti(J) zu stande gekommen zu sein! sofern nur ein pomerium angelegt und die Stadt somit rituell gegnindet w<>nlen war (vgl. Kremer 2006. 4/i-S.l ). Weiteres u. zu §§ 6-10. 46 Zuzugeh'tehen i,,1. freilich, dass die �·tunicipien auch kiinftig Listen ihrer Einwohner !'klmt Vennt) gensschätzung hen6tigten! um weiterhin funktionieren zu können, doch mag dies zunächst auf der Grundlage einer Ahsuhrift der letzten lokalen CenslL",-LL"'te geschehen sein.
Die lex Plautia Papiria des Jahres 89 v.ehr.
49
Census - ob lokal oder römi�ch - von ihren Vätern gemeldet und entsprechend vermerkt, wenn auch vorerst noch nicht unter den
capita civium
mit gezählt
werden. Relevant sind dagegen diejenigen, die nach Abschluss des letzten lokalen Census, der in vielen italischen Städten womöglich im Jahr
92
stattgefunden
hatte," etwa per Volksentscheid mit dem dortigen Biirgerrecht ausgezeichnet wurden. \Venn nämlich die Verfahrensweise ähnlich wie in Rom war, dann wur de der Beschluss mitsamt den Namen der Begünstigten auf Papyrus oder in be sonders prominenten Fällen auf Bronze geschrieben und öffentlich ausgehängt. Aber die Namen dieser
ascripti
fanden keinen Eingang in die aktuellen, aber
abgeschlossenen Census-Listen, sondern würden erst im nächsten lokalen Census erfasst werden.
Im Fall des ;.Jeapolitaner Neubiirgers Sosis scheint genau dies geschehen zu sein. Er blieb
zwar
zeit seines Lebens ein
ascriptus,
aber nach Untergehung des
Census waren seine Rechte und Ptlichten in dieser Stadt dieselben wie diejenigen der Altbürger, vomusgesetzt, seine Zivitätsschenkung ist nicht mit zusätzlichen Privilegien einher gegangen.'· Da in der nach Rom übersteUten Census-Li.ste vermerkt, war auch Sosis' civitas Romana
e..-c
lege lu/ia unstrittig.
Anders verhielt es sich dagegen mit Archias. Unabhängig davon, ob er nun vor oder nach dem letzten lokalen Census vor Ausbruch des Bundesgenossen krieges
ascriptus
in IIerakleia wurde, war er nicht zu eben diesem entschei
denden Census angetreten. Ähnliches gilt auch für seine vier weiteren süditali schen Biirgerrechte. Selbst für den hypothetischen Fall, dass er ein solches während eines lokalen Census erhalten und sich sogleich auch zum Census gemeldet hätte, dann wäre diese Census-Liste
im Jahr 90 veraltet gewesen und
hätte im Zuge des neuerlichen Bürgerrechtswechsels keine RoUe mehr gespielt. Mithin sind sowohl das Schicksal des Sosis als auch der viel komplexere Fall des Archias mit der Annahme vereinbar, dass die
Lex lulia
ein
domicilium
nicht
zur ausdrücklichen Bedingung machte, sondern lediglich die koUektive Auf nahme neuer Bürger auf diejenigen beschränkte, die in den damals aktueUen lokalen Census-Listen verzeichnet waren. Dies wurde wohl al� ein effektiver Weg zur Kontrolle des Zugangs zum römischen Biirgerrecht betrachtet, und die von Cicero erwähnten MissbmuchsfäJle
(§§ 8-9) verdeutlichen,
dass die Sorge
berechtigt war.
90 a.�cripti italischer lex P/autia Papi ria dau
Wer könnte aul.\erdem noch von den Biirgerrechtsschenkungen der Jahre bzw.
89
ausgeschlossen worden sein? Offenbar schieden die
Städte ohne Wohnsitz in Italien auch nach Erlass der
erhaft aus. Dabei wurde wohl angenommen, dass sie ohnehin ein weiteres Biir gerrecht besaßen und nicht
im
politischen Sinn heimatlos wurden. Daneben
47 Nach Ahfas�-ung d.er lonnula toAatfrrum k(;nnte der nimische Census häufig zeitgleich mit demje nigen in fi>Jerierten StiiJwn .tittgefunJen haben; vgl. Co§kun 200'la, 1 'I4f. Anm. bI ll. 4H Zu einer hypothetischen Alternative s . o . Anm. 4 1 .
50
Der rechtshistorische Kontext
lassen sich viele weitere Konstellationen konstruieren, so etwa für einen gebo rener Bürger einer föderierten Stadt, der es - z.B. wegen einer Geschäftsreise oder dauerhaften Niederlassung in einer Provinz - versäumt hätte, beim ent scheidenden lokalen Census vorstellig zu werden. Die Zahl der für unseren Zu sammenhang relevanten Fälle ist aber sogleich wieder zu reduzieren: Personen, die - z.B. trotz Grundbesitzes - eine Census-Pflicht ignorierten, könnten viel leicht ihr heimatliches Bürgerrecht verwirkt haben; daneben mag es die Mög lichkeit der Vertretung durch einen Verwandten oder Bevollmächtigten gege ben haben, so dass sich überhaupt kein Problem ergeben hätte. Ob die lex lulia oder die lex Plautia Papiria weitere Zugeständnisse für Grenz fälle machten, ist uns nicht bekannt. Mit der Möglichkeit i�t durchaus zu rech nen, doch sollten sich moderne Rekonstruktionsversuche nicht über die - sehr eindeutig erkennbare - Tendenz beider Gesetze hinwegsetzen und den Ein schluss von noch aktiven oder bereits besiegten Rebellen in den Adressaten kreis postulieren."
5.
Ausbl ick auf d i e we itere Geschichte der civitas Romana so
Von seiner gewaltsamen �fachtergreifung bis zu seiner Ermordung im Jahr 84 blieb Cinna Consul und hielt damit die Schlüsselposition im Staat inne. Dennoch gelang ihm ein gewisser Ausgleich zwischen Marianern und SenaLo;elite, sofern sie nicht v.'ie L. Licinius Lucullus (s. zu § 1 1 ) - im Dienst Sullas standen oder den Herr schafL�bereich Cinnas aus Furcht um ihre Sicherheit mieden. S I Im Ganzen schien die Voraussetzung für einen Abschluss der itali�chen Frage aber dennoch gut. Und so wurde taL<;ächlich ein Census für die Jahre 86/85 anberaumt (s. zu § 1 1 ). Überraschender Weise liegt das Endergebnis aber nur bei 463.000, und damit nicht einmal 70.000 tiber demjenigen von 1 14 v.Chr., al<; 394 .336 Bürger gezählt worden waren (weitere Z,,'ischenwerte sind nicht überliefert)." Die gewaltigen Verluste auf allen Seiten können diese niedrige Summe nicht hinreichend erklären, zumal Rom 88 noch so bevölkerungsstark war, dass Sulla schon vor Abschluss des Bundesge4\1 Sofern Fon;cher nicht die lex JulKt zur paw;chalen Ilürgerrecht.offerte erhehen (s.o. Kap. C.3). betrachten sie zumeih't die Lex PWutia Pupiria als die umfa!oiStmde Auswdtung der früheren Offerte. Vgl. Reinach UNO. 1 2 ; Gahha 1\154/73. 257; 26 1-63; "an Ooteghem 1 \15\1. 1 7 1 ; de Sanctis 1\176. 74; LUI""....chi 1 \l71l. 341l; 351; Keaveney 1\l1l7, 1 70f. ; Weher 200\1. 15<)(. Anm. 23; ähnlich Schulze I \l1l6, 40; Narducci / IJertonati 1 \1\12/\1\1, 7\1 Anm. 30. Mit Illick auf die _tempi di torrentizia ema nazione di leges de <...>irv itutc" hleiht LUUTezi 19tJ7, 39f. unentsuhieden. - Oie lJerufung auf die Schol. IJoh. arg. (p. 1 75 Stangl = p. 151lf. l lildehmndt) ist hierfür unzulä,.. ig, '.0. Ahschnitt 4 (2). Ehen.o wenig war das Gesetz des Jahres HCJ eine strdtegische 'Vllaffe zur Zersetzung deT feindlichtm Reihen, s. zu § 7 upud pmet",."m. Weitere Lit. hei C'Jljkun 2004h, 1 1 4 - 1 7 . 5 0 Nehen den o. i n Anm. 1 genannten Titeln vgl. auch Lura.chi 1\1\15; Ilringmann 2002; Wulff Ahmso 2002; Ricci 2005 ; GaI.1:erer 2006. 51 Zu Cinna vgl.jetzt Lovano 2003 . 52 l Iieron. 01. 1 73,4; Liv. per. 53; vgl. Ilrunt 1 \1 7 1 , \lf.
Ausblick auf die weitere Geschichte der civitas Romana
51
nossenkrieges nicht nur fünf Legionen für den Mithradatischen Krieg rekrutierte, sondern auch römische Siedler in neue Kolonien aussandte. Weitere Faktoren, die zu
diesem Ergebnis beitrugen, sind gewiss der Verzicht auf eine Zensusptlicht sowie
die Notwendigkeit des persönlichen Erscheinens in Rom. Allerdings wäre dennoch damit zu rechnen, dass ein höherer Anteil von Alt- und �eubürger den Weg dorthin gefunden hätte, war doch kurz zuvor kaum ein Opfer groß genug gewesen, um das Biirgerrecht zu verteidigen bzw. zu erstreiten . " D a auch keine Gründe für einen vorzeitigen Abbruch des Census
zu
erkennen
sind oder ein Ausschluss niedriger Vennögensklassen ganz außerhalb der römi schen Tradition stünde, ist am ehesten davon auszugehen, dass ein gro(\er Teil der �eubürger weiterhin ausgeschlossen blieb.
Am ehesten venveigerte Cinna denjeni dediticii zu I1ilfe gekommen waren, die Einschreibung in die tribus, gestand ihnen also lediglich den Status von cives sine suj fragio zu. Gestützt wird diese Annahme durch ein senatus c01J.�ultum von 84,
gen Italikern, die dem Senat im Jahr
87
als
das den Neubiirgern - d.h. wohl einem gro(\en noch immer minder berechtigten Teil von ihnen - das sujjragium erstmals zugestand. Al� nämlich ein erneuter Kon tlikt mit Sulla unabwendbar schien, galt es, die Reihen in Italien zu schließen." Zu spät, wie sich indes herausstellen sollte. Seinerseits versprach Sulla jedoch, einmal vergebenes Biirgerrecht nicht zu wi derrufen. Nach seinem gewaltsam errungenen Sieg Iie(\ er indes gegnerische Sena toren und Ritter jagen und konfiszierte Ackerland von denjenigen Städten, die sich ihm '''idersetzt hatten. Einigen Munizipien (darunter Arretium und Volaterra) wurde sogar das Bürgerrecht entzogen. Obwohl die Legalität dieser Ma(\nahme schnell angezweifelt wurde, dauerte die Korrektur dieses Anachronismus bis in die 40er Jahre." Überdies verzichtete Sulla während seiner Diktatur
(82-79)
auf die
Anberaumung eines neuen Census, so dass die im Jahr 84 angekündigte Verleihung des
su,.(fragium nur begrenzt oder gar nicht wirksam wurde. Abhilfe schuf hier erst 70/69 (s. zu § 1 1 ) , dessen Ergebnis von 910.000 capita civium Romanorum wenigstens in Ansätzen der fast voll�tändigen Eingemeindung der Census der Jahre
Italiens Rechnung trug. 53 Desintere..�se unterstellen dagegen z.ll. Campanile / Letta 1979. H4. \Veitere Positionen hei C()�kun 2()()4a. 103i. 54 Li\'. per. H4: S)'Ua legati..�. qui u �(.� mi."","" erunt, .futurum se in lJOtestate S(.�"r re:-rpondit, si dt:Je�o.r, qui rndsi a Ginnu. ud se (.'()l'!�("''Tant. re.o.rtituerentur. Quae condicio L"Um iu.on-u SL"11UtU i 'Vuü�...·n..� .. r. TJl'T GurbonLIfTt fat.>tiom.."'J1U(IJc du.o.r, cui hellum 't,:ülelJutur utilius, ne L'fJn'CL.PJliret. efteetum C.o.rt. idLIfTt Carlm L'Um afJ mnnihus ltuliac (}ppidi.� colonii.o.rque o'}.�ide.o.r exigere �eU<..� ut fidem eorum CfJntru ..C)yllam ofJligan't ... . cons(... 'TLoru Sl-"1�1lttu.. prohibitu.� e."ft. 7U1Vi� ei�.;·ihus .'U!natus consulto �f.1Tugium datum e.�t. Q. �"fc.'1.ellu.� Pi1L�. qui parte.� optimatium SeL'1.dus erat. (...'Um in Aftiea beUum moliretur. a G. Ji'afJio pnu...'f:ore . puL."'W-l est, s(..."1U&tu."'que t'(m.orultum p(...'f" ß.u:tümem 7t'ini ... tur. Ub<.. Garlwni.", ct Alurianarum lJumumfut"tum e.",t, ut omne.OIi: uhique ex.en.itu.", dimittml.� in quinqu.e et XXX trihu.", di.",trihuti. ."funt. Pnu'tt�a helli upp«ratu� quod (.'(mtru SyUam ... exdtabatur, t'(mtln<..'t. 55 Vgl. Li". per. 1l6.3; Ci e . Caee. lJ7; Cic. farn. 1 3 , 4i. = 3 1 11i. SB; vgl. Terrenato I lJlJll. lJ6-lOlJ; Co�kun 200<Ja. 6.1 - 70 . - Allgemein zu Sullas Politik ,'gI. auch Santangelo 2007.
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Der rechtshistorische Kontext
Während den Neubtirgern der Weg zu einer senatorischen Karriere bis unter Caesar weitgehend verschlossen blieb, machte sich die massive VergröLlerung des Wahlvolkes nun aber schnell bemerkbar. Symptomatisch ist die Häufung von Ge setzen, die den Kauf von Wählerstimmen zumindest eingrenzen sollten (leges de ambitu) "" Um 70 herum zeigte sich ferner, dass auch immer mehr Gallier der Transpadana das römische Bürgerrecht erstrebten. Politiker wie �1. Licinius Cras sus (Dives?) und C. Iulius Caesar vertraten ihre Sache in Rom, allerdings vorerst erfolglos. Selbst als Censor des Jahres 65 konnte Crassus die Ausweitung der Bür gerrechtsgemeinde nördlich des Po nicht durchsetzen, zerstritt sich mit seinem Kollegen und liel.\ den Census wiederum scheitern." Derartigen Agitationen, aber vermutlich zugleich auch sich häufenden Fällen von CivitätsanmaLlung trat ein gewisser C. Papius als Volkstribun des Jahres 65 entgegen. Er versuchte nicht nur, die Lage durch eine kollektive Fremdenauswei sung aus der Stadt Rom zu beruhigen, sondern verschärfte auch das Gesetz gegen die Usurpation des Bürgerrechts (s.u. Abschnitt 6). Seine lex Papia wurde damit zur Rechtsgrundlage der Prozesse gegen A. Licinius Archias im Jahr 62 und gegen L. Cornelius Balbus im Jahr 56. Die jeweils von Cicero verfassten, ghicklicher Wei se iiberlieferten Verteidigungsreden gehören zu den wichtigsten Zeugnissen zum Biirgerrecht der Republik: Trotz der Unterschiedlichkeit der Fälle belegen sie glei chermaLlen erstens ein juridisches Verständnis von der Zugehörigkeit zum populus Romanu,�, zweitens einen ergänzenden moralischen Anspruch der Gemeinschaft gegeniiber dem Individuum, und drittens ein ausgeprägtes Bewusstsein um die Funktion der Bürgerrechtspolitik im Kontext des römischen Imperialismus.50 Die Probleme der vollständigen Eingliederung der Neubiirger und mittlerweile auch ihrer Nachkommen, der Regelung munizipaler und staatlicher Kompetenzen, der Öffnung des Ritter-Census und damit auch der senatorischen Lautbahn fiir dieselben sowie der zunehmende Druck seitens der transpadanischen Latiner lieLI auch spätere Versuche eines Census scheitern (s. zu § 1 1 ) . Nach provisorischen MalInahmen unter der Diktatur Caesars gelang ein umfassender Census erst, als die Biirgerkriege beendet und alle Macht faktisch in Händen des jungen Caesar (und kiinftigen Augustus) lagen. Im Jahr 28 zählten er und M. Vipsanius Agrippa 4.02.1.000 römische Biirger. Das letzte überlieferte Census-Ergebnis stammt aus dem Jahr 45 n.Chr. und beläuft sich gar auf 6.964 .000." Zu dieser gewaltigen Steigerung führten nicht nur eine nunmehr fast lückenlose dezentrale Erfassung, sondern auch Btirgerrechtsverleihungen an zahlreiche Men56 Vgl. U�niaux IlJH7; \\,rallinga 1 ()94; .lehne 1'-)95. Zu einigen wenigen �eubürgem im Senat vor Caesar vgl. aber z.ll. Wbeman ! 97 1 . 6-9. Allgemein zu Wahlen und Ab.timmungen in den Vollur versammlungen der späten Republik vgl. l\icolet ! 979/HH, 2H0-400; Yakobsun 1999; Muurit.o;en 200 1 . 57 Vgl. Suet. luI. H (aber .chon zum .Jahr 6lJ/6H) und Cass. Dio 37,9.3: M R R 11 1 5 7f. ; Gruen 1974, 69; 4 1Of.; ),.\oatti ! 997, 2H3. Zur Transpadana s. auch o. Ahschnitt :! mit Anm. 2H sowie im Folgenden. 5H Zum letzten Punkt vgl. bes. ),.\eyer 1957, 73- 102; Co�kun 2009h. 59 Aug. RG H,2 zum Jahr 2H v.Chr. und l l ienm. 01. 206, ! , vgl. Urunt ! 97 1 , 10.
Ausblick auf die weitere Geschichte der civitas Romana
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schen, die aul\erhalh Italiens wohnten:· Anfänge dieser Entwicklung lassen sich bereits bis in die Gracchenzeit zunick verfolgen: Das ius ci'!>itatis per m�i.�tTatum adipisce'lldae der Latiner und die Belohnung eines erfolgreichen Repetunden Klägers ex l.e,ge Aquilia hatten die allmähliche Abstraktion der ci'!>i.tas vom römi schen Territorium bereits angekündigt. Der Bundesgenossenkrieg sah dann eine neue Phase eintreten, als das ius Latii auf die Transpadaner ausgedehnt wurde, die bis dahin noch nicht als Italiker betrachtet worden waren. Zugleich wurden nun auch individuelle Bürgerrechtsschenkungen wegen erwiesener Loyalität und TaJr ferkeit im Felde immer häufiger. Das bekannteste Beispiel ist die schon erwähnte hispanische Reiterschwadron desselben Jahres." Die lex Gellia Gorne/ia des Jahres 72 zeigt, dass römL�che Imperiumsträger damals noch keine pauschale Berechtigung zur viritanen Bürgerrechtsverleihung hatten, sondern nur unter Umständen nach herausragenden militärischen Erfolgen die Sondererlaubnis hierzu erhielten. Dem Proconsul L. Licinius Lucullus wurde sie offenbar nicht zuteil, da er den Krieg gegen �lithradates - trotz gewaltiger Anfangs erfolge - nicht zu Ende führen konnte. Dagegen könnte Pompeius, der 67 ein Son derkommando gegen die Piraterie im ganzen Mittelmeerraum erhielt, und dessen Vollmachten 66 noch um die Kriegführung gegen Pontos und Armenien erweitert wurden, eine entsprechende Erlaubnis schon zu Beginn erhalten haben (s. zu § 21 und § 24). Die zunehmende Erosion der republikanischen Verfassung lässt sich nach der Gründung des sog. Ersten Triumvirats (Pompeius, Crassus und Caesar) unter an derem auch an einer unerhörten Ermächtigung Caesars aufzeigen: Die Neugrün dung des latinisch-transpadanischen (Novum) Comum ging nicht nur mit einer Nachdeduktion von 4 . 500 Siedlern einher, sondern zusätzlich durfte Caesar 500 Griechen als fiktive Angehörige der Kolonie mit römischem Bürgerrecht beschen ken. Zwar empörte dieses Gesetz konservative römische Senatoren, doch be schwichtigte Caesar viele von diesen, indem er auch einige ihrer auswärtigen Freunde benicksichtigte. ·2 Mit dem Ausbruch des erneuten Bürgerkrieges und der erstmaligen Erlangung der Diktatur verzichtete Caesar auf derart komplizierte Konstruktionen und verlieh nun unter seinen Gefolgsleuten ganz ungehemmt die ci'i.,iws Roma'lla, allen voran den Transpadanern sowie den Bürgern der südhispanischen Stadt Gades (h. Cadiz) (49 v.Chr.). Dem populus Roma'llu.� war damit die Kontrolle der eigenen Grenzen endgültig entzogen. So "verkaufte" Marc Anton im Jahr 44 das Bürgerrecht an die 60 Zu Cemms und Demogr.iphie in der späteren Republik "gI. Lu Casein 20tH ; Kron 2005; C()�kun 2009a. 25-29 (mit weiterer Lit.). S. auch o. Ahschnitt 1 mit Anm. 2 und u. zu § 1 1 . 6 1 S.o. Ahschnitt 1 mit Anm. 9 zum iu.. Latii; Ahschnitt J mit Anm. 2 H zur Iex Pompeia de Trun.oqxu.lani.'i und mit Anm. 23 zur tunna SaUuitanu. 62 Vgl. \'Or allem Strah. gengT. 5 . 1 , 6 (21 3C); zur Uürgerrechu....erleihung an einen �Teund Ciceros Cic. fam. 13.35 = 306 SU. Zur sehr kontroversen Forschung vgl. Meyer 1957, 61-64: LurdSchi 1 1179, hes. J711-506; Wolff 1979. hes. 1 6\1-74 ; Kremer 2()06, 1 .1 4-36; Marrone 2()05; Co�kun 2 00H.
Der rechtshistorische Kontext
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Sizilier.'" Die kollektive Einbürgerung ganzer peregriner Heereseinheiten sowie die verstärkte Gründung von coloniac citrium Romanorum - nun auch aui\erhalb Italiens - waren kennzeichnend für die Triumviratszeit und die Monarchie des Au gustus. Bürgerrechtsschenkungen an Veteranen nach 2 5jähriger Dienstzeit wurden aber erst seit Kaiser Claudius zur Regel. 6. Die Städte der Gallia Transalpina bildeten bis zum Ende der julisch-claudi'lchen Dynastie Schwerpunkte der Verleihung des Iatini'lchen Rechts, welches den allmäh lichen BürgerrechL'lWechsel der Elite nach sich zog. Die flavischen Kaiser (69-96 n.Chr. ) waren diesbezüglich besonders aktiv auf der iberischen Halbinsel. Die A doptivkaiser förderten dagegen CivitäL'Iverleihungen in der gebildeten Oberschicht des griechischen Ostens und gewannen so zahlreiche neue ritterliche und senatori sche Beamte für die Reichsverwaltung. 6' Die Entwicklung vom Stadt- zum Reichs bürgerrecht gipfelte in der sog. Constitutio Antoniniana des Jahres 212 n.Chr. , mit welcher Kai'ler Antoninus CaracalIa allen freien Reichsangehörigen die civUas Romana verlieh.66
6.
Vertiefu n g : D i e lex Papia de peregrinis d e s J a h res 65 v. e h r.
Dass die � Papia dc pcrcgrinis die RechL'Igrundlage für den Prozess gegen Archi as darstellt, geht aus der Verteidigungsrede nicht unmittelbar hervor. Denn in die ser erwähnt Cicero das Gesetz nur beiläufig, ohne dabei mehr als einen unspe zifischen Zusammenhang mit BürgerrechL'Ifragen erkennen zu lassen (§ 10). Aus drücklich bezeugt ist seine Funktion dagegen in der Einleitung der sonst nicht allzu vertrauenswürdigen Scholia Bobiensia:67 6.1
64 65 66
67
Vg!. - neben den o. in Anm. 1 und 50 genannten Titeln - auch RS I 211 (Iex Je Oa/lia (-:isalpina Rub,;a); Suet. luI. 76,3; 110,2; Cic. Att. 1 4 , 1 2 , 1 = 366 S8. Vg!. - neben den o. in Anm. 1 genannten Titeln - auch Vittingh"ff 1952; Levick 1 967; Holder 1 980; Eck / Wolff 1986; Rau; 2()()6; Eck 201 11. Vg!. - neben den o. in Anm. 1 genannten Titeln - auch W"lff 1 976h; Holtheide 19113; Lamberti 199.1 ; G"n.ruez 2005; Kremer 2006. Vg!. Ca... 1>i0 77,9,5; U1p. dig. 1 ,5 , 1 7 . - Da.... P.Gis.•. 40 I ein Fragment dieser ßürgerrecht."""hen kung sei, bestreitet W"lff 1976a, hält KuI1lmann 1994 , 2 1 7 -39 dagegen für plamibeL Weber 2009 postuliert sogar, dass die I.... Pluuna Papi,;a eine Vorlage für die in P.Gi.... 40 I greifbare Constitu RU Ant,miniana gehildet hätte: E.. sei die erste umfa._nde ßürgerrechtsverleihung gewesen, weI che .ich an Einzelpen,men gerichtet hahe, ohne die Verias.-ung ihrer Stadtgemeinden anzuta..ten; ledi�ich dediti(..";'j seien vun ihr ausgenommen gewesen. Zunächst einmal b�'1. aher ein \Viderspruch _ischen der Annahme einer ""lehen """('pti" und der ansonsten ausdrücklich von Weber gefor derten �Iaximaldentung der Iex P/autia Pupiria zu k,mstatieren. Weber übenieht zudem, da.. nur sehr wenige Aufständische ohne deditio zur d.,ita.. gelangten, und dies in der Regel nicht ,'or 117 v.Chr. (s.o. Ahschnitt 2-3). Überdies folgt aus der Bedingung der UI,,'ripRO ( •. 0. Abschnitt 4), da.... die jeweilige lokale Gemeinde der ßürgerrechtsanwiirter ex lel4e Plautia Papiria hereits das Ang� h"t der I.... lulia angenommen hatte, die ...".,.;pR somit ohne nachträglichen individuellen CMtät... wechsel ihre Zugeh.-.rigkeit zum Municipium verloren hiltten. SchoL !loh. arg. (p. 1 75 Stang! - p. 1 59 Hildehmndt). Auch hier zeigt sich, das.. der Scholiast oder sein Gewährsmann iiher unabhängige antike Q/lellen verfügte. S.o. Kap. ß.3 mit Anm. 4 . I....
Vertiefung: Die lex Papia de peregrinis des Jahres 65 v.ehr.
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. ret/S factus
lege Papia, quae lata fuerat erd eos coercendos, qui ternere et inlicite civitatem Romanam u.orurpassent. "AnAeklaAt wurde er auf der GrundlaAe der lex Paria, die einAebraebt worden war, diejeniAcn in die Schranken zu weiscn, die sich leiehtsinniA und unrcehtmälliA daq römische BürAerreeht anAemaßt hatten." um
Die Information des mittelalterlichen Kommentars wird dadurch gestützt, dass dasselbe Gesetz in der Balbiana ausdrücklich als Grundlage für ein Geschwo renengericht benannt wird, welches über die Rechtmäiligkeit des Bürgerrechts zu ent.'lCheiden hatte'" Viele Einzelheiten bleiben aber im Unklaren und müssen aus verstreuten Fragmenten erschlossen werden. Cassius Dios Bericht zum Jahr 65 erlaubt es, den politischen Kontext zu erfassen, in dem das Gesetz verabschiedet worden war (37,9,5): .Und in der Zv.isehenzcit wurden alle Frcmdcn, die sich in Rom aufhielten - aus Aenommen waren diejeniAen, die im jetziAen Italicn wohnten, - dureh den Be scWus..q cinc.q Aewi.,l,qen Volkstribuns C. Papius vertrieben, da sie zu zahlreieh wur den und unAceiAnct erschienen, mit ihnen (=den Römern) zusammen zu leben."
Erinnert sei daran, dass die transpadanischen Latiner damal'l auf ihre Einbür gerung drängten und es vor allem anlässlich des Census zu Unruhen in der Haupt stadt kam (s.o. Abschnitt 5). Nicht geringe Unsicherheit herrscht aber darüber, wer genau und für wie lange ausgewiesen wurde. Da das politische und ökonomische Zentrum der damaligen Welt kein Interesse an einem dauerhaften Aufenthalt.'Iver bot für Fremde haben konnte, liegt nahe, die Geltung desselben lediglich für solche Tage anzusetzen, an denen Wahlen oder Abstimmungen stattfanden. ·9 Wer dagegen der Usurpation des Bürgerrecht.'I überführt wurde, mochte lebenslang mit dieser Sanktion belegt worden sein. Problematisch ist freilich, dass der Geschicht.'I schreiber des .1 . Jhs. n.Chr. nur von einer Xenelasie und nicht von der Reform eines stehenden Gericht.'lhofs zur Überprüfung angefochtenen Bürgerrecht.'I spricht. ,. In einen direkten Zusammenhang bringt Cicero jedoch beide Mallnahmen, wenn er sie später in Dc offtcii..'1 mit der lcx Licinia Mucia vergleicht (3,47): 611
Cic. Halb. 52: lJahetis imperutmum ......mmomm et sapienti....
<>inJnAm, interpretatUmem iarl.. "" Joederum: dul", ,>tiam iudi<-um qui huie quaeHtUmi p�liu.� runt,
duho unit"...-si pfJpuli Rcmwni, dtJx) san(..'fisNimum et supienti..IIf..'l'imum iudk.ium etiam sena Ca....
tu... iudi""" .....m prue se Je:rTCnt pulamque I
Mamerrini.. ....'JK.'I<.-ntibus iudi<'Uturi, Mamertini puhlice suscepta ""u.... destit,'T'Unt. Multi in
....,itatt..... r." ..epd ex lib,>ri.. Joed,'f'Utisque p"pu/ix [lihemd} ...... nt: nem" umquam eHt de ,';�itate
"",.......ru.•• qu"d aut p
impewretur.
uut qu"d J"cdere
..i<>itati.. mutarulae ius
69 Vg!. Reinach I H90, 1 7f. (u . a. mit Verweis aui die kurzfri.tige Latiner-Ausweisung von 1 2 2 : App. civ. 1 . 1(0): Noy 2000. 37-47. Abweicbend indes Hmughton, M RR 11 1 5H: "expellinll from Rome 311 forei!!n"", who re8ided be)'lmd the limi... of ltaly"; Ruelen. 1 962, VII: "Lex Papia (65): ordlmne ('expubrion de Rome de ums les
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Der rechtshistorische Kontext
male enim, qui peregrinos urhihus uti prohihent eosque exterminant, ut Pennu.� apud patres, Papiu.� nuper. nam esse pro ci'oe, qui civis non sit, reetum esC non licere; quam legem tulerunt sapienrissimi C01UruleS Orassu.� et 8etre<-'01a; usus 'Cera urh�� prohihere peregrinos sane jnhumanum esC. Cbel handeln nämlieh dicjeni�en, die Fremden den Aufenthalt in den Städten ver bieten und sie verja�en, wie Pennus in unserer Vätcr�encration und PapiLL' neu lich. Denn cs ist riehti�, da..s es für denjeni�en verboten ist, fiir einen Biir�er zu �e1ten, der kein Biir�er ist; cin solehcs Gesctz brachten die höchst weisen Consuln Crassus und Scaevola ein: Fremden dcn Aufenthalt in der Stadt zu verbietcn ist wirklich unmcnsehlieh.
Die Fremdenausweisung des Papius wird hier auf eine Stufe mit deljenigen des M. Iunius Pennus tr. pi. 126 gestellt, der freilich, soweit bekannt, noch keine Vor kehrungen gegen Biirgerrechtsanmaßung getroffen hatte." Dies taten erstmals die Consuln des Jahres 95 v.Chr. Der direkte Kontrast lässt auch einen - wenn nicht den zentralen Unterschied zwischen dem Verfahren ex l.e�e Licinia Mucia und ex l.e�e Papia erkennen: die Verschärfung des Strafmaßes. Hatte es nach dem frühe ren Gesetz ,nur' in der Aberkennung der civitas (freilich mit zum Teil einschnei denden rechtlichen Konsequenzen) bestanden, so drohte die lex Papia nun offen bar zudem mit der Ausweisung aus der Stadt. " Erstaunlich ist allerdings, wie wenig Beachtung dem Zeugnis Ciceros geschenkt wird und wie kontrovers die Forschungsmeinungen deswegen sind. So folgen man che I1istoriker dem Fehler der SchoHa Bobiensia:" Diese reihen die lex Licinia Mucia unter die Rubrik l�es de civi.bus redi�endis und deuten letztere als "Geset ze zur Rückführung von Bürgern" anstatt "zur Rückversetzung von Bürgern in den ihnen gebührenden Status" , 74 wie es dem gegenüber zutreffend bei Asconius -
71 Vgl. MRR I S()lIr.; Radin I 'IU/14. 4() 1 ; C'Jljkun 2()()'Ia, 1 23: l.1:1i.; I S(). Zunl damalig�n politi schen K()nt�xt s. auch o. Ahschnitt 1 mit Anm. <). 72 Vgl. W�iß l'J25. Ziem 1 '174. X g�ht von d�r Annulli�rung a11�r an d�n Uiirg�",1atu. g�hund�n�n R""htsg�schäft� aus. - lJ�n mild�n Charakrer d�r /e.v Udnia Muda implizi�rt auch Cie. Umt. 6:1. 73 Sehol. Uoh. in Cie. Sest. J() (p. 1 2'1 Slangl = p. 1111 I Iild�hrandt): huiu..modi leges.tLffl dicebuntur de d'Cibu..� redigendi.",. quak.,� tulerat. L Lu...>inius CTa.",-�U.� (..If: Q. M'udus lx"Uc.,,'tJOla: ur redire socii ct Latini in civitates sua.� iulx.7Cntu,.. . . . (lUL"Urut) . . , probat a.�eri()n.ifn multo T}(J(.."'IUtm Romani."! equitibus rngatam, ut ewerentur sua urtJe. c.-um hoc aegeTTIJme pan <..'tiam Lutini soleant. in .sua (ITlpidtt rc..'"'t.'enfuri.
(4) .�Ges�tze dieser Art NuUen ,über die Rückversetzung vun ßiirgem' erlaH sen worden sein. Ein solches harten L. Licinius Cr.L"k.''ClL'i und Q. t\'luci11N Scaevula eingehracht: daSN (niimlich) den ßiindnem und Latinern befohlen würde, in ihre eigenen Städte zunickzukehren . . . . (Liiek�) . . . E . (=das Gesetz) hilligt, dass fiir rfimi.ch� Ritrer ein� ,iel härter� Straf� beantragt "ird, da.'\S sie (nämlich) alL"i ihrer eig�nen Stadt (=Rom) hinausgew01f�n werden, während dies selbst die Latiner, wenn sie sich zur Heimkehr in ihre Stadte (= Landhudte, Munizipien) aufmachen, nur un ter grüßter Bekümmernis erduJd�n" . - Im Übrigen hlo"t UJlSicher. ub es noch weitere Ge."ietz.e gah, die in der Antike als dc d{)ibu..� red�endis kla."IHifiziert 't\'llTd en. 74 Eine !l"n�r�lI" Fremdenausw�ihung pt"tuIi�r�n z.u. Momßll!�n 111'1'1. IISII; d� Visseher 1'156. S7r. (Archias .�i damals \'�rtrieh�n word�n, s. zu § 'I u n dlJmidlium); Bruughton, M RR 1 1 1 1 (aber c.mt TU MRR 111 1 1 11): Moatti 1 <)<)7, 2H3: I\oy 2000, 50 Anm. 5 1 : Uringmann 2()02. 244. Ausweihung als Straf� für IJdinqu�nten ,'�rmut�t Galh-ter�r 1 '176, 1 117 -11'1. Weit�r� Lit. h�i Co�kun 200'la, I S l f.
Vertiefung: Die lex Papia de peregrinis des Jahres 65 v.ehr.
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heü.\ t." Andere Forscher sind gar der Ansicht, dass die lex Licinia Mucia die Todes strafe auf die Status-Usurpation verhängt habe. Eine Steigerung der Sanktion wäre für die lex Papia mithin kaum mehr möglich gewesen. ,. Aber offensichtlich sind hier einige Aussagen der Balbiana falsch verstanden worden. " Immerhin ist zu beachten, dass der Verlust des Btirgerrechtes mit der Einbuße von Schutzrechten vor der Staatsgewalt einherging. Jeder Nichthürger konnte in Rom von einem höheren Beamten mit Koerzitionsgewalt körperlich geztichtigt und im Extremfall sogar exekutiert werden, ohne dass hierftir Rechenschaft hätte abge legt werden mtissen. Nicht zuletzt deswegen setzt Cicero in anderem Kontext sogar römi�ches Btirgerrecht und Freiheit mit einander gleich.'" Man bedenke ferner, dass einige Scheinbürger ihre Position durch Urkundenfälschung zu befestigen suchten, ein Verbrechen, ftir das bereits einem cif.:is Romanus nach Überftihrung in einem Prozess ex lege Cornelia de falso die Kapitalstrafe drohen konnte. Ein Nichtbtirger bzw. ein ex lege Licinia Mucia 'Ve! Papia tiberführter Usurpator hatte dagegen nicht einmal die Chance, sich in einem solchen Strafprozess zu verteidi= p. MI Cra"fonl = p. U4f. Le"is): L. Lidni um oTaton....� c..6f Q. Afw...-ium Sc.'Uc..·,.:olum p<mt. f1U.L.'(j. eundemquc LI[ OTUtOn."fft et iUrL"f ("'fJnsultum sV,Jn{fU..'at. hi enim le�("#ffi eam . Je qua loquitur, de Ted�(.."1lllis i n sua.� c..-ivitate."f .. soL"ii."f in {wo} (,,'(Jfl."fUlutu tuu..."fltnt. nam (,'Um summa c.."Upiditate L"i�itu.ti...'i. R. ltalu..'i 1'opmi teneren.tur LIf: ob id 'I1JUI;!na PUTS corum pro Lwih u."f R ."{e �ereret. neL'e_"'"",r1a , le..r ocL'U.t est, ut in suae qui.qu .'
75 A.,con. 67C in Cic. Corn. frg. I 22 (p. 54 Slangl C'ru.'C."NJm
MuciUN Scaevola. Denn diese haben dasjenige GeNw. von dem er (Cicero) spricht. ,iiber die Rück versetzung der Bündner in ihre StaatNbürgerschaften' wahrend ihres Consulats eingehracht. \Veil mimIich die italischen V(ilker von d.er äußersten ßegierd.e nach dem römischen ßürgerrecht beseelt waren und sich deh"'wegen ein großer Teil von ihnen 'wie rümische Bürger aufführte. erschien ein Ge."Ietz notwendig, nach dem ein jeder in den Recht.."I8tatuH seiner eigenen llürgen;chaft zurückver setzt werde. Aber durch dieSeN Gesetz \\ourden die Anführer der italischen Vf,lker (den Rf)mern) derart entfremdet, daß es vielleicht der grüßte Grund ffir den italischen Krieg war, der drei Jahre später aushrach". Zu Cicenk"l Text s.o. Abschnitt 1 Anm. 1 1 . 7 6 S " Badian 1<)6<), 4M'Jf.; 1 <)70/ 7 1 , 407 (alternativ erwägt er Vermögen,konfiskation und Verhan nung). Ihm folgen z.B. Wulff A1ons" 1<)<) 1 , 2<)'J (M(iglichkeit des ,freiwilligen' Exil. a1. Flucht mr der Strafe) und Mountsen 1<)<)M, 1 2 1 Anm. :\') (ohne Explizierung des Strafm.aßes). Contra z.B. GaI.1:erer 1 'J76. I f1Mf.- Ahweichend etwa Wolff 1 'J7<). 1 7<) Anm. 2M: Oie lex a. <) 5 hahe eine unhe kannte Str'.ue ffir Bürgerr�htNanmaJ�ung vorgesehen, welche a. 65 wiederholt worden sei. - Im Übrigen fordert Lucrezi 1 f.Jf.J7, 25f. auch für die lex Papia eine sehr scharfe Str'.ue und deutet mit seinem Verweis auf Suet. Claud .. 25,3 offensichtlich die Todesstrafe an. - S. auch o. Abschnitt I . 77 Cic. Balh. 4H (ueL'TTi ma ck dvitute quue..tio der lex Udnia Muda) hat nicht di e Schärle der Sanktion im Blick, "ondem die LTnten;uchung der Rechtmillligkeit, die im Fall der Camertiner und anderer Neubürger uirluns cawm durch dieNes Gesetz nicht angefochten wurde. Oie Bedrohung von mput und.fcmuna des Angeklagten durch die lex Pupiu (Balh. Sf.) richtete sich gegen "eine 1"> litische und soziale Existenz in Rom. Keine Relevanz hat ferner l1alh. 33 (L,"Put du.� qui L'fmtru: fccerit L'fnJ."K;'("'Tulur), da es dort um die von der Anklage behauptete KOllHequenz des Ven..'toßes ge gen den ßundesvertrdg mit Gade."l ging und eine eventuelle Strafe somit den nimischen Beamten (Pompeius) hätte treffen müssen. Vgl. Co§kun 200<)a, I S2f. 7M Cic. Caec. <)5: lil,eTtLL. id est dvitLL'; vgl. Co§kun 200'Ja, 1M. ; MO-M2 .
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Der rechtshistorische Kontext
gen: Jeder Magistrat konnte mit ihm nach eigenem Gutdünken verfahren." Die Icx Papia scheint lediglich dem Gericht führenden Beamten die Möglichkeit genom men zu haben, jemandem nach erwiesener Statusanmai\ung weiterhin den Aufent halt in Rom zu gestatten. Allerdings wird gelegentlich auch die Meinung vertreten, dass nicht einmal die Icx Papia Delinquenten mit einer anderen Strafe als der Aberkennung des un rechtmäi\igen Bürgerrechts gedroht habe."· Dies wäre mit dem Gesamtbefund nur dann vereinbar, wenn Papi\L� zuerst ein Gesetz zur Überprüfung des Bürgerrechts und später ein weiteres zur Ausweisung aller Fremden eingebracht hätte; zudem hätte Letzteres nur für überführte Scheinbürger dauerhafte Gültigkeit beanspru chen dürfen. Plausibler wäre gegebenenfalls die gegenteilige Annahme, dass die Bestimmungen zur Fremdenausweisung älter waren und die Regelungen zur recht lichen Verfolgung von Bürgerrechtsanmai\ung später folgte, um auf die Zunahme von Usurpationen in Folge der Ausweisungsbemühungen zu reagieren (s. zu § 10). Weitere Änderungen der lcx Papia gegenüber der Icx Liclnia Mucia mögen die Zusammensetzung des Geschworenengerichts oder die Festsetzung der Belohnung des erfolgreichen Anklägers betroffen haben. Einzelheiten sind hier aber für keines der beiden Gesetze bekannt."' Fremde waren jedenfall� schon wieder kurz nach dem Erlass der Icx Papia in der Weltstadt anzutreffen. Dagegen blieb dasselbe Gesetz bis mindestens 54 die Grundlage für Prozesse de cltritatc. Ein gewisser Mamertiner M. Cassius wurde bis spätestens 56 angeklagt, erreichte aber ebenso wie Archias seinen Freispruch (Cic. Balb. 52). Noch prominenter ist der Fall des L. Comelius Balbus aus Gades, der im Jahr 5 6 vor Gericht gezogen und ebenso freigesprochen wurde. Auch hier scheint die Handhabe für den Vorwurf der Bürgerrechtsanmal\ung dürftig gewesen zu sein, und Cicero macht diesmal auch keinen IIehl dara\L�, dass die Ankläger ein politi sches Manöver gegen PompeitL� und Caesar fuhren, deren vielleicht fähigster Unterstützer Balbus war. Dieses Beispiel ist zugleich typisch für den Missbrauch des Strafprozesses zur Verfolgung innenpolitischer Interessen. ".
79 Zu den ßürgerpri"ilegien '.0. Ahschnitt 1; zur llrkundeniä1schung s. auch zu §§ li-lU. 1'10 So z.ß. MomllUlen 11199, 1'159 Anm. 5, gefolgt z.ß. \'on I lmhand 1914/ 1 5 , 1 7M. ; ßalsdon 1979, 1 0 1 ; Kurczyk 20()6, 203 Anm. •133. Gontra Radin 1 9 1 4/ 1 5 , 272f. (aber mit \'eT\\irrten Ausführun gen zum Archi"",Prozess (s. zu § 1 1 ). 1'11 S. zu § 3 zu den Richtern und o. Ah.chnitt 4 Anm. 39 zu Beispielen für die Belohnung des Anklii gers. - LJm einen fest etahlienen OerichL.mof (quaestio orrlin....w) \>;rd es sich schon hei der Iex Lk.inia MuL-w gehandelt haben, \·gl. Co!'kun 20()4c, 60; 2009a, 1 53; anders z.B. Rotondi 1 9 1 2/62, 376 (quaestio cxmumlinaria). Es ist aber nicht plausibel, dass en.'l 30 Jahre nach dem früheren Oesetz eine regelmäßige Möglichkeit zur Anfechtung des ßürgerrechts erMinet worden sein soll. 1'12 Cic. ßalh. 59; non igirur a ""is. quos nuUos haIx.-t. sed a _"rum, qui L't multi cl po!<,ntcs sunt, urgerur inimk..-is; qlJ0..'I quidem #tesu,"nlo die <::.n. Pennpeius (..'opilJ.w.& o'lunone Cf Jl'rlWi S(...f(..oum, si
'UeUent,
U't'I'K.'Uhut; auch innenpolitischen :\Ii...hrauch von
(,.'(mtc:ndere iuhebat, ab hoc impari (,.'t."1"tamine utque ini1L"Ita cont'lflnofW
6-11; 5 1 . Zur Biographie des ßalhus "gI. Lamberty 2005 . ßÜTgerrechtsklagen "gI. ßalsdon 1979, l U 1 .
Zum
Vertiefung: Die lex Papia de peregrinis des Jahres 65 v.ehr.
59
Dass eine solche Strategie auch zur Verurteilung fiihren konnte, zeigt der jüngs te bekannte Fall : Im Jahr 54 wurde Antiochus Gabinius in den Sturz seines Gönners A. Gabinius hineingezogen und seines römischen Bfugerrechts entkleidet. Sein weiteres Schicksal ist leider unbekannt.·' Es scheint, dass die lex Papia noch im 1. Jh. n.Chr. die Grundlage für die Unter suchung strittigen Bürgerrechts war.·4
11.1 !l4
Cic. Art. 4 , 18.4 = 92 Sll; ,.gl. CUljkun 2004c. 62f. Einzelfälle sind zwar nicht bekannt, aber das Gesetz wurde geradezu sprichwilltl ich gebraucht; vgl. Val. �Iax. 3,4,5 (zu M . Perpema 1 2 6 v.Chr.).
D.
Rhetorische Strategien und die Konstruktion eines guten r ö mischen B ürgers
1.
Argumentatio extra causam ?
In der Literatur werden Ciceros umfangreiche Ausftihrungen zu Bildung und Dicht kunst oftmals als argumentatio extra causam bezeichnet. So geht beispielsweise W. Sternkopf davon aus, dass der Fall juristisch klar gewesen sei und Cicero die Gelegenheit der Verteidigung sowohl zur Selbstdarstellung als auch ftir eine lIer zensangelegenheit, die Werbung für Bildung, genutzt habe: "Das kam natürlich auch dem Clienten zugute, aber es geschah nicht in erster Linie um des Clienten v.'illen" . ' lIerbert Eisenberger hält wiederum Ciceros Interesse an einer glorreichen Inszenierung seiner selbst al<; Staatsmann und Litemt angesichts der Anfechtungen seiner Consulatspolitik für mailgeblich.' Anderen gilt die Rede gar als Nachtrag des ,Kulturmenschen' Cicero für die schrifdiche Veröffentlichung; die ursprüngliche Version sei ausftihrlicher gewesen und stärker auf juristische Aspekte eingegangen.' Dagegen hat bereits KII. Watts ganz treffend festgestellt: " . . . to the ancient ora tor, all was to the purpose which might conceivably influence a jury in his dient's favour" . 4 Später hat auch Michael von Albrecht den Blick auf die defensive Strategie zurUckgelenkt: Angesichts der schwierigen Beweislage » [ war I die Disproportion zwischen sachlicher und persönlicher Argumentation ein Gebot der taktischen Klugheit" .' Seither überwiegt allerdings die Ansicht, dass die extravagante rhetori sche Ausgestaltung der Rede vor allem zum Ziel gehabt habe, die juristisch schwa che Lage des Mandanten durch pathetisch-unterhaltsame Abschweifungen zu ka schieren.' Bereits der Scholiast von Bobbio hat auf die Di<;krepanz zwischen der 2
3
5
6
Stemkopf 1 907, 343-45. Ähnlich urteilen z , U. auch Richter / Eherhard / Nohl l lJ26, 6f, Eisenherger 1 979. lJl-9H; N. hierzu auch zu §§ I ; ] 4 ; 2H; 3 1 . Vgl. l leuhner 19H5, 4H7 und 4 9 ] : _Offenhar hedurfte die Rechu.frage kaum der Enirterung . . . Cicems Rede ... trägt politischen Cha rakter. Mit ihr propagiert Cicero seine optimatisl!he Grundauffassung von der RückbeNinnung auf die v,rert\'of'h-tellung,en der maiore.� und auf die conc..'-(ffl.lia oruinum . . . Der Rechtsfall eleN Archia."i dient ihm dahei als Mittel zum Zweck." Vgl. Lucrezi 1997, 32f.; Paulus 1997, 107f.: J\arducci / Uertonati 1992/99, 42f.; ähnlich Llsher 200H. 23H; contra "on Alhrecht 1 970. 7f. (mit weiterer Lit. ). Allgemein zur Verschriftlichung und Puhlikation ,'on Cicews Reden ,.gl. Enos 19HH; Eich 2000; Uutler 2002; Co§kun 2005c. l.12-36. \Vatt"i 1 ')2.3/61. 5 . Vgl. S. 2: ..This speech, slight ancl unimportant in im occaHion anu itS HUhject, has attaineu, hy reason of an irreltwant digre."isi(m artifidally, yet withal mo,,-t artihl:ically, grafted. upon it, tu a farne anu popularit), ",hich few of im author's weightier and. profounuer eff(}ru have gaine
Argumentolio extra cousom?
61
BeweL�fiihrung im engeren Sinn und der Abschweifung über die Dichtkunst auf merksam gemacht.' Jedoch sollte hier etwas genauer differenziert werden. Einerseits vermag sich der Verteidiger durchaus auf sehr stichhaltige Zeugnisse (ein wichtiges Dokument, hochrangige Zeugen) und plausible Argumente für das Fehlen weiterer Belege (Brand des I Ierakleienser Archivs, Teilnalune an römischen Feldzügen während der zwei einzigen relevanten cen.
7
1997, 106f.: Usher 200M. 6 7 . Bereits Reinach IH()(). 19 spricht von einer ,..i:lccusatiu ... ver.! ac legitima;'. Schol. Uoh. arg. (p. 1 75 Stangl � p. 1 59 l Ii1dehrandt): et deficitur quidcm multi. "mbarumilm••, tesnmfmilJ tu.7JU.'"fl .. llerw.·lit.'TL-num
l-If: 'l.'el mu.:dme, quihu..", totu ou'-"Upurur orat:io, Pf)etWaefucultati.",
et dotmruw iu(..'Undi�",imae J:ratia nititur.
H
9
10
Es ist freilich bemerkenswert. da<.;s der bisher einzige juri,,-ti suhe Kommentar \'{m Lucrezi } 1)1)7, hes. 71, zu einem gegenteiligen Urteil gelangt. teils wegen Fehlannahmen betreffs der Rechts"er hilltnisse (s. Kapitel C.3-6). teils auch wegen anachnmistischer lIewertungen nicht dokumentari scher Quellen (s. zu § 11-10) und ethischer Argumente. Vgl. hes. Riggshy 1 <)99 . .1 1 : 4 1 ; 59; 661. ; 69; 114; 99; einschränkend aber 1 5 ; 211; 103; mit weiterer Lit. 191 Anm. 5.1. Sowie Kaser / l Iack1 1996. .16.11. zum Formularverfahren: lJer Klager hatte die Grundlage der uctio zu heweisen. der Angeklagte twentuell nur den Tatbestand einer c.:\?Cepno. Rigg.by 1 l)l)9, 1 5 1 ; 1 5 7 .
62
Rhetorische Strategien und d i e Konstruk�on eines guten römischen Bürgers
Ebenso zutreffend erkennen Max Kaser und KarI I1ackl das Ziel der forensi schen Rhetorik darin, "den Richter von der Redlichkeit der eigenen Partei, ihrer I1elfer und Zeugen und von der Unredlichkeit der Gegner zu überzeugen. Der Be weis einzelner konkreter Recht.'1positionen spielt dabei oft nur eine untergeordnete RoIle" (in der Kaiserzeit wurde er allerdings aufgewertet)." Dem entsprechend kommt der ethischen Argumentation mit ihrer Neigung zu Exkursen auch durch 2 weg eine herausragende Bedeutung in den Gerichtsreden Ciceros zu. 1 In seinen theoreti'IChen Schriften spricht der Arpinat wiederholt von einer drei fachen Aufgabe des Redners: die Gunst der I1örer bzw. Richter zu erlangen (am. eng). jm)Or, griech. ethos), ihre Gefühle zu erreichen und zu bewegen (feeli1lllS , patho."I ) sowie verstandesmäilig plausibel zu argumentieren (pmoj, logos). Cicero wählt dafür in De orawre folgende Ausdrücke: una (sc. res) conciliandorum hominum, altera doccndorum, tertia concitandorum (2 , 128); jeweils mit variier ter Reihenfolge auch 2,310 (doccrc - conciliarc - permovere) und 3,104 (cxpla nare - conciliare - concitare). AnsteIle des umfassenderen Ausdrucks conciliare ( ,sich jemanden zugetan machen' ) schreibt er an anderer SteIle prägnanter delec tare, womit er ganz offen auch einen Unterhaltungswert forensischer oder politi scher Reden einfordert. 1 3 In voIlem Bewusstsein dieser Umstände kündigt Cicero zu Beginn der Archiana eine mehrfache Verteidigungsstrategie an (§ 4): Dem Angeklagten stehe die citrita."I Romana sowohl von Rechts wegen 31'1 auch aufgrund seiner persönlichen Vorzüge zu. I1ierfür konstruiert er das Bild einer wertvoIlen und weithin geschätzten Persön lichkeit der römischen GeseIlschaft. So stilisiert er seinen Mandanten als seinen ehemaligen Lehrer (s. zu § 1) und betont dessen enge Kontakte zu den bedeutend.'I ten römi.'lChen Senatoren: Sowohl die dignita."I dieser Freunde als auch die in der Beständigkeit der Nahverhältnisse zum Ausdruck kommende jides soIlen Archias empfehlen (§§ 4-7; 9; 1 1 ; 19; 2 1 ; 26; 28; 3 1 ; s. Kap. D.3f.).
11 K_r / l Iackl l'J96, 362. Sowie Ma)' 19HH (s. auch zu § 1); Rillll.l>y 1 9l)l), 37f. ; 59-6 1 ; 87-H9; etc. Zu Cicem a1. Advokat ,.gI. Wieacker 1965; Alexander 2003; I'owell / I'aterscm 2004 . vgl. zudem die Lit. o. Kap . ß Anm. 7 und Kap. C Anm. 1 . 1 2 Vgl. Cic. de omt. 2,31 l f. ; Canter 193 1 ; U.her 2008, 232-4 1 ; auch Darher 2004, 1 1 2 zu Cic. ßall>.: , De'l'ite the fae.,t that the law was pml>ahly on ßall>us' side, Cicem i. not content to rest ",;th lelial argumenL•. Ile knows his auwence weil enongh to realize this would not he sufficient". 13 Cic. orat. 69 und ßmt. IH5; 276; May 1 98H, 4f. (mit weiteren Varianten) . l Iierhin gehört auch der Allgemeinplatz der captati(J ''''"".:ok.... tiae. Auch Dngan 2001 hii.lt ,valorization of ae.-thetic c..�m cems cIVer logical pmof" (S. 3 6) hir eine chamkteristische Strategie Cic....,m.; letzterer hahe gemäß seiner �cnnviL-t:i()n that epidek.1ic ha!'l a vitaJ n)le tn pla,)' in oratury" (S. �1l) die furensische Gattung umgepr".JIit; da. Ziel der epideikti.chen Rede sei aher .delight and not conflic..'l" (S. 4 1 ), sie stehe ,apart from que..tions oE truth and fal.it)' " (S. 4 2). .Cicem'. polished perfonnance itself hec..�)mes pmof oE the argumenL. that he pmposes" (S. 4 6). Zur epideiJois in Gerichtsreden sowie .pezieU in der Archiana vgl. I>ereits �Iurph)' 1958, I>e•. } (JOl. (Verweis auf RheL l Ier. 3, 1 5) und S. 1 05-H (Vergleich mit dem A'pita,.hil�. des I'erikle..). vgl. auch nochmals da. ol>ige Zitat alL' Schol. ßol>. (p. 175 Stangl = p. 159 I lildel>r....dt): dOLmnaeiuc..'Undissimnc llrutia. Weiteres u. zu § 1 .
A'gumentolio extra cousom?
63
Sein einzigartiges IiterarL�ches Talent bildet freilich das zentrale und immer wieder variierte Thema. Ausführlich wird dargestellt, wie es sich zur niveauvollen Unterhaltung und Fortbildung römischer Biirger eigne (§§ 12-18). Ein erster pa thetischer Höhepunkt wird mit dem Postulat der göttlichen Inspiration der Dichter erreicht (§§ 18f. ). Sodann wird zu dem umfangreichsten Themenkomplex, der Bekanntmachung der Heldentaten römischer Feldherrn, übergeleitet ( § § 19-30) I1ierzu werden einschlägige exempla angeruhrt, die beweisen sollen, dass keine noch so gewaltige Kriegstat eines Lobdichters oder -redners entbehren könne. Zugleich wird unter strichen, dass derartige Panegyrik untrennbar mit dem Preis des ganzen populus Rornanus verbunden seien (bes. § 21 ) . Neben verschiedenen Vorbildern der Grie chen kommt Cicero auf Sulla und Metellus Pius zu sprechen: Sie hätten ihren Dich tem ebenso wie die Maximi, Marcelli und Fulvii Dank gewusst Ent�prechend hät ten beispieL�weise der römische ,Nationaldichter' Ennius (Scipio, Cato) oder jüngst der Geschicht�schreiber Theophanes von �Iytilene (Pompeius) die civitas Romana erhalten (§§ 19-27). Den Höhepunkt dieser Reihung bildet aber Cicero selbst, der ein literarisches Denkmal für die Niederschlagung der Catilinarischen Verschwö rung aus der Feder des Archias erwarte ( § § 28-30). Deshalb sei dessen Anspruch auf die ci'L'ita,� manifest, bzw. er wäre es, wenn der Angeklagte nicht schon längst rechtmä1\ig und wohlverdient römischer Bürger ware. Das Schlussplädoyer rur den Freispruch des Archias und damit für die definitive Anerkennung seiner civitas Romana ist gut dazu geeignet, zentrale Argumentka tegorien nochmals zusammenfassend in den Blick zu nehmen. Die eröffnende Periode nennt erstens seine hochwertigen und intensiven Freundschaft'lVerhältnL� se, zweitens sein Talent (als Wert an sich) und drittens hinreichende Belege für den legalen Erwerb des Biirgerrecht� ( § 31in.). Die sich hieran anschlie1\ende Periode entfaltet den zweiten Punkt weiter, indem sie einerseits die Sakralität und somit den unbedingten Schutz der Dichter in Erinnerung ruft, andererseit� mit der Lobdich tung den Nutzen für einzelne römische Feldherren, den ganzen populus Romanus sowie für Cicero als den letzten Retter des Staates hervorhebt (§ 31ex.). Diese fünf Begrundungsarten lassen sich als sozial, kulturell (s. hierzu u. Ab schnitt 5), juristisch, religiös und politisch klassifizieren. Ein relatives Übergewicht der dritten Kategorie ist durch die Endstellung innerhalb der ersten Periode bzw. die MittelsteIlung in der Fünfergruppe nur leicht angedeutet. Klarer ergibt es sich daraus, dass sich der abschlie1\ende § 32 wiederum ganz deutlich auf die in der partitio angekündigte (§ 4) und im Verlauf der Rede in Erinnerung gehaltene (§§ 8; 19; 22) Zweiteilung zwischen einer rechtlichen und ethischen Argumentation be zieht. V{enn Cicero aL�o im Exordium um Erlaubnis bittet, ein novum et inusitatum genus dicendi anzustimmen (§§ 3; 19; 32), dann geschieht dies vor allem aus der Erfahrung und wohl auch aus der eigenen Einschätzung heraus, dass eine solide Rechtslage allein nicht hinreichend fiir die Verteidigung des Bürger rechts sei. .
64
Rhetorische Strategien und die Konstruktion eines guten römischen Bürgers
Das Interesse des Angeklagten wird jedenfalls an keiner Stelle aus den Augen verloren - nicht einmal da, wo Cicero der heiklen politischen Lage Rechnung zu tragen sucht (.'I. zu §§ 5; 2 1 ; 24 und o. Kap. 8..1) oder seine eigene staatsmännische Leistung in ein heroL'Iches Licht setzt (§§ 28-.10). "Cicero r schweift ) also kaum von der eigentlichen Klage und deren Entkräftung (refu·tatio) ab, sondern vermittelt einen Einblick in das Beziehungsgeruge von Individuum und Gesellschaft in Rom" . " Der Ausdruck ar�u;rnentatio extra causam ist mithin unpassend, da die causa Archiana nicht auf reine Rechtsfragen zu reduzieren ist, sondern einer um fassenden Bewertung der Person des Angeklagten mit ihrer Biographie in ihrer gesellschafdichen und politischen Verflechtung bedurfte.
2.
Rhetori sche Rol len und I n k lusionssema nti ken
Die antike Rhetorik schreibt für Prozessreden vor, die persönliche Autorität aller relevanten Akteure durch IIen'orheben der jeweiligen sozialen und charakterlichen Vorzüge (bzw. �achteile im Fall der Gegner) zu betonen. Darüber hinaus lehrt sie, die zv.'ischen Anwalt und Mandant herrschende Beziehung z.B. mit Dankbarkeit oder altbewährter Freundschaft zu erklären so\\'ie eine positive Beziehung zwischen der eigenen Partei und dem Publikum herzustellen (bzv.'. im Fall der Widersacher eine Kluft zu kreieren). Auch dies gehört zu den Aufgaben des Redners, die Cicero in seinen Lehrbüchern als conciliare oder delectare bezeichnet (s. Abschnitt 1 ). Dem entsprechend L'It derselbe als Advokat regelmämg darum bemüht, die Verb1ll1denheit seiner Auftraggeber einerseits mit ihm persönlich, andererseits mit der Zuhörerschaft zu unterstreichen. Letztere setzte sich \\'iederum aus Geschworenen sOMe der weiteren interessierten Öffendichkeit, also aus Vertretern des populus Rornanus, zusammen. Es liegt auf der IIand, dass auf sozialen Einschluss abzielende Sprachregelungen besonderes GeMcht haben, wenn es die Interessen von Nichtrömern zu vertreten oder aber den ZeugnL'Iwert von Auswärtigen zu bekräftigen gilt. Dementsprechend bieten die Repetundenprozesse (d.h. Erpressungsklagen gegen ehemalige Provinz statthalter), in die Cicero als Kläger (In VeTTern) oder Verteidiger (Pro Fonteio, Pro Fla.cco, Pro Seauro) invoh'iert war, \'ielfältiges Anschauungsmaterial, und zwar sowohl für die ausgedrückte Nähe zu und Verbundenheit mit seinen auswärtigen Mandanten bzw. Zeugen als auch für die oftmals skrupellose Diffamierung und Ausgrenzung seiner nichtrömischen Gegner." Gleichermatlen kann hier auf die Pro re,ge Deiotaro oratio vern'iesen werden, in der Cicero den Galaterkönig gegen die Anklage, ein Attentat auf Caesar geplant zu haben, verteidigt: Der rex amicus 14 l Ieuhner 2006. 7/i. Ihr Plädoyer für uie "wechselseitige lleziehung ues Gehens unu �ehmens", die dem Indhiduum noch einen großen Freiraum lasse, liest indeN zudel in den antiken 'fext hinein. 15 Vgl. Schmitz 19115 . 1 4 1l-57; Corheill 2002 , 205-7; Lintott 20011, 1 0 1 - 1 0 ; auch Co§kun 2005a. Allgemein zu Repetunuenprozessen vgl. ltiggshy 1 99<), 1 20-50; Alexanuer 2003, 55- 1 1 11.
Nahverhältnisse in der politischen Biographie des Archias
65
populi Romani erscheint geradezu als integraler Teil der römischen GeseIL�chaft. l. Zuweisungen sozialer oder politischer Rollen an Fremde gelten geradezu als typisch für den Umgang mit ihnen - wenigstens in vormodernen Gesellschaften.17 Eine weitere Steigerung erfährt die Entfaltung der Inklusionssemantik in den Reden für A. Licinius Archias und L. Cornelius Balbus. Im ersten Fall ergreift Cice ro das Wort rur einen im syrischen Antiocheia gebürtigen Gelehrten, im zweiten für einen aus dem hispanischen Gades stammenden Gro1lreeder. Beide Männer hatten Jahrzehnte zuvor das römische Bürgerrecht erhalten, sahen sich nun aber dem Vorwurf der Statusanma11ung ausgesetzt. Bei einer Verurteilung drohten ihnen der Entzug der (dann als erwiesenerma1len unrechtmä1lig geführten) ci'L>jta,� Romana sowie die Ausweisung aus der Stadt Rom. IR Damit stand sowohl ihre politische als auch ihre soziale Existenz auf dem Spiel. Nicht tiberraschend ist es deswegen, dass beide Apologien ein Höchstmail an inkludierenden Sprachregelungen aufweisen, ist es doch das alles beherrschende Anliegen, die Zugehörigkeit der Neubürger zum populus Romanu.� im Ganzen sowie die enge Verbindung zu seinen vornehmsten Vertretern zu suggerieren. Noch intensiver als in anderen Verteidigungsreden wird hierfür der Motivkreis von Freundschafts- und Treueverhältnissen instrumentalisiert und in einem mög lichst breiten Spektrum entfaltet. Dass man entsprechend der manifesten apologe tischen Tendenzen vielfältige Formen interessengeleiteter Beschönigung anerken nen muss (s. zu §§ 1 ; 2 1 ; 28), tut der Tatsache an sich keinen Abbruch: Cicero liefert beredte Zeugnisse für die hohe Wertschätzung persönlicher Nahverhältnisse seitens der Römer gleich wie für deren Potential zum soziopolitischen Einschluss von Fremden. Aus diesem doppelten Blickwinkel soll nun die Archiana als Quelle zunächst für die Wirkung fakti�cher Nahverhältnisse und sodann für deren bewuss te Konstruktion untersucht werden.
3.
N a hverhältni sse in der pol itisc hen Biogra p hie des Arc h i a s
Archias scheint nach der I Iauptquelle für seine Biographie, der für ihn gehaltenen Verteidigungsrede, als junges Sprachwunder bei seinem Autbruch aus Antiocheia nichts anderes mit auf den Weg genommen zu haben als sein herausragendes Ta lent. Es soll ihm in mindestens drei Städten der Magna Graecia tiber die klinsderi sehe Anerkennung hinaus auch den Zugang zum Bürgerrecht gebahnt haben (Ta rent, Rhegion, Neapel, vielleicht auch Lokroi). Allerdings L'!t es schwer vorstellbar, dass Archias seine Reiseziele ganz ohne Rücksicht auf bereits bestehende persönli1 6 Vgl. Saddington 1 WJ; Co§kun 2005c. 17 So z . tl. auch Stiehweh 2010. 1 62-7 4 , allerdings mit der - ffir den Althistoriker - iiherraschenden ßeohachtung. da.�s Inklusi()ß von ��remden in modeme Gesellschafren wtmiger auf Ii'reund"lchait alH auf Indifferenz heruhe. IH S.o. Kap. C.6 zur Iex Pupiu. IAogitimes tliirgerrecht konnte dagegen nicht entzogen werden; vgl. Cie. Caec. 95-102; Cie. Sest. 57; Co§kun 2009a, 1 6-IH.
66
Rhetorische Strategien und die Konstruktion eines guten römischen Bürgers
che Kontakte ausgewählt hätte. Welche Bedeutung Gastfreundschaft und Mäzena tentum für seine frühe Karriere hatten, bleibt in dieser Phase seines Lebenswegs zwar unausgesprochen, lässt sich aber angesichts der Nahverhältnisse erahnen, die er bald schon mit römL'Ichen Aristokraten unterhielt (§§ 4-6). Es hei(�t, dass Archias sich bei seiner Ankunft in Rom sogleich Zugang zu C. Ma rius und Q. Lutatius Catulus, den Consuln des Jahres 102 , verschafft und vermitteL'I seiner Kunstfertigkeit ihre wohlwollende Aufmerksamkeit gefunden habe (§§ 5 ; 6; 19f.). Unmittelbar darauf hätten ihn die Luculli in ihr Haus aufgenommen. Dieser Familie blieb er nach dem ZeugnL'I derselben Rede auch über die folgenden 40 Jahre engstens verbunden (§ 5). Dieser prominente Wohnsitz und seine enge Bin dung an die Familie der Luculli bildeten auch die Ausgangsbasis rur weitere KOll taktaufnahmen mit angesehensten Aristokraten. Cicero nennt Vertreter von acht weiteren renommierten senatorischen Familien, mit denen Archias einen bald geseIL'Ichaftlich-akademischen, bald freundschaftlich-familiären Umgang gepflegt habe. An erster Stelle stehen die Caecilii Metelli, die mit den Luculli nicht zuletzt durch Ehebande eng verbunden waren. Ähnliches lässt sich auch für viele der ubri gen erwähnten Persönlichkeiten feststellen oder annehmen (s. zu § § 6; 7 ; 28). In § 6 heißt es nun, dass Archias durch den Eintluss des M. Lucullus auch das BUrgerrecht Herakleias verliehen wurde. Spätestens hier entsteht der Verdacht, dass der Wandergelehrte schon bei seiner ersten Reise durch Suditalien Kontakte zu römischen Senatoren aufgenommen hatte und vielleicht von den Luculli zu seiner WeiterreL'Ie nach Rom aufgefordert worden war. Womöglich bot sich die Gelegenheit zu einem Kennenlernen durch die sizilische Statthalterschaft des älte ren L. Lucullus 10.1/2. Da letzterer aber schon bald nach seiner Ruckkehr der Er pressung uberftihrt wurde und in die Verbannung ziehen musste, durfte seine Rolle in der Verteidigungsrede absichtlich ignoriert worden sein. Die Darstellung der Apologie bleibt mit der hier vorgeschlagenen Rekonstruktion auch insofern verein bar, als die dauerhafte Aufnahme in ein Heim (domus) nicht vor der �Ieldung bei den Magistraten offiziellen Charakter erhielt und so erst aus einer Gastunterkunft ein fester Wohnsitz (domicilium) wurde (§§ 5 -8). Eine Voraussetzung rur das dauerhafte Zusammengehen mit den Luculli v.'i.rd gewiss in persönlichen Sympathien zu suchen sein, die sich auch in der Dauer des NahverhältnL'Ises spiegelt. Darüber hinaus wird Archias das Angebot des L. Lucul lus gleichsam v.'i.e einen Fahrschein erster Klasse in das politische, v.'i.rtschaftliche und immer mehr auch kulturelle Zentrum der damaligen Welt angenommen haben. Der Senator mag seinerseits als dessen Patron auf einen Prestigegev.'i.nn gehofft haben, wenn er den so begabten Literaten in seine Hausgemeinschaft aufnahm. Bald schon wurde Archias in das aristokratL'Iche Netzwerk der Luculli eingeführt und dort gev.'i.ssermai�en ,herumgereicht' . Zudem wurde erwartet, dass die heranwachsenden Söhne Lucius und Marcus von ihrem Umgang mit dem Gelehrten profitieren wUrden: Ihre Bildung sollte ver tieft tmd ihr gesellschaftliches Prestige gesteigert werden. Tatsächlich entwickelte
Nahverhältnisse in der politischen Biographie des Archias
67
sich ein sehr enges NahverhältnL�, und die Luculli wollten Archias auch auf ihren Reisen nicht missen. Belegt ist, dass er Marcus in den 90er Jahren nach Süditalien und Sizilien begleitete. Wie fiir I1erakleia ausdriicklich ausgesagt, könnte der junge Patron seinem Freund auch im sizilischen Lokroi beim Erwerb des Bürgerrechts behilt1ich gewesen sein (s. zu § 6; 10). Die Annahme, dass die ascriptio in süditali schen Städten einer baldigen Einbürgerung in Rom vorarbeiten sollte, kann bei der jetzigen Quellenlage allerdings nicht mehr als eine Spekulation darstellen. Wann überhaupt der 'Vunsch aufkam, Archias auch zur ci'L'itas Romana zu ver helfen, lässt sich nicht mehr feststellen. So ist sein Verhalten zu Beginn seines Auf enthalt.� in Rom unbekannt, als der Consul Marius reichlichen, teils illegalen Gebrauch von seiner Vollmacht zu individuellen Civität.werleihungen v irtutis cau sa machte (s. Kap. C.3). Gegebenenfalls scheiterte es daran, dass die Beziehung des Antiocheners zu Marius zu oberflächlich blieb. Allerdings dürfte das gespannte Verhältnis des Letzteren zu gro!\en Teilen der Nobilität spätestens seit der Verban nung des L. Lucullus und Q. Metellus Numidicus ( 101/ 100) auch Archias von ihm entfremdet haben. Wie sich der Neuankömmling während des Census des L. Valerius F1accus und M. Antonius 97/96 verhielt, ist ebenso wenig bezeugt. Die beiden Männer sollen tausende Italiker ohne stichhaltige Recht.�grundlage in die römische Bürgerliste eingetragen haben (s. Kap. C . l ) . �icht.� deutet darauf hin, dass Archias unter die sen war. Viritane Civität.werleihungen sind indes vor Ausbruch des Bundesgenos senkrieges nicht mehr bezeugt. Aber auch in den Jahren 90/89 ist nicht bekannt, dass einer von Archias' engen Freunden eine derartige Vollmacht besessen hätte. Vielleicht blieb sie ganz auf die Consuln der Jahre 90-89 beschränkt (s. Kap. C.3). Erstmal� im Frühjahr 89 lag mit der lex Plautia Papiria eine Recht.�grundlage für die Annahme der civitas Romana durch den ascriptus einer (oder mehrerer) ehemals föderierter und nunmehr eingemeindeter Städte vor (s. Kap. C.4). Cicero konnte Jahrzehnte später noch auf die originale Liste verweisen, in welcher Archi as' neu angenommener römischer �ame A. Licinius zu lesen war. Die 'Vah! des nomen �entile brachte seine Zugehörigkeit zu den Licinii Luculli ostentativ zum Ausdruck, wahrend das praenomen womöglich auf die �ens der Terentii Varrones verweist. In diese war M. Lucullus mittlerweile im Zuge dynastischer Familienpoli tik adoptiert worden. In derselben Liste war au!lerdem vermerkt, dass er seinen neuen Status als römischer Biirger seiner früheren Zugehörigkeit zu I1erakleia verdankte (s. zu §§ 1 ; 6; 7; 8). Diese Umstände bedürften hier keiner weiteren Thematisierung, wenn nicht der Praetor Metellus Pius, der die Meldung (projessio) des Biirgerrecht.�anwärters persönlich entgegengenommen haben soll, der Cousin von L. und M. Lucullus gewesen wäre. Die Wortwah! der Verteidigung lässt nicht erkennen, ob Pius hier ausdriicklich Fälschung oder Konnivenz vorgeworfen oder auch nur allgemein die Möglichkeit von Unregelmäiligkeiten angedeutet worden waren. Der Anwalt sieht hingegen noch eine Empfehlung seines Mandanten durch sein Nahverhältnis mit
68
Rhetorische Strategien und die Konstruk�on eines guten römischen Bürgers
dem Praetor des Jahres 89 , sei es, dass hierdurch Archias' Wertschätzung seitens römi'lcher nobiles einmal mehr betont wird, oder sei es, dass die persönliche Be ziehung das Wissen um den rechtmäiligen Anspruch auf das Bürgerrecht impliziert. Findet sich der Name A. Liciniu.� aber nur deswegen in der Liste des Pius, weil sich Archias dafür ent.'lChied, den ihm persönlich nächst.'Itehenden Praetor für die im Gesetz geforderte Meldung aufzusuchen? Dies wäre psychologisch völlig nachvoll ziehbar. Oder nahm PilL'I den Eintrag etwa doch unter Missachtung der gesetzlichen Be dingungen vor? Ilier sind verschiedene Szenarien zu erwägen, sei es, dass die Frist von 60 Tagen schon überschritten war, sei es, dass Archias auf Reisen war oder sich ohnehin überwiegend in Süditalien aufhielt und jedenfalls nicht persönlich vorstel lig wurde, oder sei es, dass der Neubürger gar kein a.�criptu.� civitatis Hcracliae gewesen war, eine Frage, die zumindest auch der Kläger aufwarf. Keinen dieser Vorwürfe scheint GrattilL'I jedoch durch Beweise erhärtet zu haben; keiner hat alL'I der heutigen (freilich beschränkten und durch Cicero bestimmten) Sicht grolle Plausibilität; aber keiner lässt sich bzw. lieil sich im Jahr 62 mit voller Sicherheit ausschlieilen. Ohne von einem begründeten Verdacht zu sprechen, wird man ande rerseits nicht mit letzter Sicherheit ausschließen können, dass PilL'I bei der Einbür gerung seines Freundes ,nachhalf'. Ähnlicher Amt.'Imissbrauch war ja beispielswei se für seine Kollegen App. Claudius Pulcher und P. Gabinius schon nachgewiesen (§§ 7-9). Eine entsprechende Notwendigkeit der tberdehnung des Gesetzes ist freilich nicht zu erkennen. Jedenfalls scheint Archias' StatlL'I als civis Rmnanus im Laufe der folgenden Jahrzehnte unangefochten geblieben zu sein. Über den bereits erwähnten freund schafdichen Verkehr mit zahlreichen Männern der Elite hinaus erwiesen vor allem seine wiederholte Einsetzung zum Erben bzw. die Abfassung eigener Testamente CJC iure QuiriLium seine vo1le rechdiche Zugehörigkeit zum populu.� Romanus. Dabei ist hervorzuheben, dass die oft abgestufte oder nach Bruchteilen differenzierte Erbeinsetzung in römischen Testamenten bestehende NahverhäItnisse auf beson dere Weise spiegelten, ja ehrten (.'I. zu § 1 1 ) . Noch bevor der Bundesgenossenkrieg gänzlich beendet war, 8011 Archias den jüngeren L. Lucullus, der damals quacstor (bzw. pro practorc) unter Su1la war, in den Osten begleitet haben (88-82) . Al'l derselbe Lucu1lus Jahre später wieder gegen Mithradates zu Felde zog - nunmehr (pro) con.�ul(c) -, befand sich sein jamiliaris sogar in dessen offizie1lem Beraterstab. Damals scheint er Aufgaben übernommen zu haben, die römischen Bürgern vorbehalten waren und mit Gel dern aus der Staatskasse endohnt wurden (74/73-66/63) (.'I. zu § 1 1 ). Im Verlauf dieser Statthalterschaft sah sich Lucu1lus indes zunehmenden An fechtungen seitens seiner römischen Rivalen ausgesetzt. Vor allem Pompeius über schattete seine Leistungen systematisch und lieil dabei keine Gelegenheit alL'I, ihn
Nohvemältnisse in der p oliti sc hen Biographie des Archios
planmäßig zu demütigen. '9 Um
63/62
69
verfasste Pompeius' Gefolgsmann Theopha
nes von Mytilene sogar ein 'Verk, das die Erfolge seines Patrons zu Lasten von des sen Vorgänger pries. Vermudich erst als Reaktion darauf griff nun auch Archias zur Feder, um die Taten seines Schutzherrn wieder in ein rechtes Licht zu rücken. Die Klage der BürgerrechtsanmaL\ung muss vor allem im Kontext dieser Rivalitäten innerhalb der römischen Aristokratie gesehen werden, wenngleich sie in Ciceros Apologie aus wohlüberlegten Gründen unausgesprochen bleibt (s. zu
§§ 5; 2 1 ; 24).
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Archias es seinem Nahverhältnis zu den Luculli verdankte, zunächst einen festen und zugleich respektablen '\Tohnsitz in Rom zu beziehen. Von diesem aus hatte er Zugang zu den angesehensten Senat0renhäusem und wenige
Jahre
später auch zur
ci'L"itas Romana,
und zwar sehr
wahrscheinlich auf legale Weise. Durch diese Protektion konnte der Literat sein Talent auf lukrative Art entfalten, sich sogar selbst nahezu als Mitglied der römi schen Elite empfinden ("nahezu" freilich deswegen, weil für den zwar gebildeten, aber nicht einmal reichlich begüterten Neubürger ohne ,Vorfahren' eine senatori sche Laufbahn selbstverständlich nicht in Frage kam). Die Kehrseite dieser erfolgreichen Inklusionsgeschichte ist allerdings, dass ihn die zunehmende Einbindung in die römische Gesellschaft auch zur Zielscheibe innerrömischer Rivalitäten werden lielt Und die
lcx Papia ck peregrini."I
bot nun
eine spezifische Plattform, gegen einen Neubürger vorzugehen, dessen Zugehörig.. keit zum populu."I Romanu."I, sei es aus sachgemät\en oder sei es aus zweckfremden Gründen, angefochten werden konnte. Indes zeigt sich auch anhand des Prozessver laufs, dass dieselben Freunde, die Archias Unterstützung beim Erwerb der
Romana hatten zuteil werden lassen ,
ci'L"itas
später aber die eigendiche Zielscheibe seiner
Anklage wurden, auch ihrer Schutzverpflichtung vor Gericht nachkamen. So trat M. Lucullus als Endastungszeuge auf und hatte wohl zugleich Sorge dafür getragen, dass sich eine Gesandtschaft aus I Ierakleia zu Archias' Unterstützung einfand. Ebenso die Verteidigung durch Cicero ist maßgeblich mit der Freundschaft zu erklären, die den Staranwalt mit Marcus und Lucius verband. Ob die Verbindung zwischen den Luculli und Archias als ,Freundschaft..... ' oder als ,Klientelverhältnis' bezeichnet werden soll, lässt sich nicht sicher ent.'iCheiden. Denn es handelt sich um auf Dauer geschlossene, durch Treue und Emotionen geprägte Beziehung. Die Asymmetrie hinsichdich ihres materiellen Vermögens und ihrer gesellschafdichen Stellung sowie auch der unter einander ausgetauschten Güter (Obdach, Unterhalt, soziale Kontakte, rechdichen Schutz im A\L�ta\L�ch für Bildung, Unterhaltung, Public Relation-Dienste; Prestigege\\inn auf beiden Seiten), mögen zunächst zwar eher in Richtung einer durchaus auch mit einer
amicitia
empfehlung in die Treue' der Luculli
dem)
clientela
verweisen, bleiben aber
vereinbar. Ob allerdings eine förmliche ,Selbst
(commendatio / deditio / applicatio in Ii clientela im römischen Sinn begründet
stattgefunden hatte und damit eine
19 Vgl. Tr,ister 2005 . Weitere Lit. ist zu § 21 zitiert.
70
Rhetorische Strategien und die Konstruktion eines guten römischen Bürgers
worden war,20 bleibt ebenso ungewiss wie der exakte Grad der Abhängigkeit des Archias. Demgegenüber bemüht Cicero fast ausschlie1\lich Semantiken der Freund schaft, die gewiss Teil des Verteidigungsplanes sein mögen, aber doch sehr wahr scheinlich auch das Verhalten der Betroffenen untereinander nicht ganz unzutref fend charakterisieren.
4.
Sema ntiken der Freundschaft i m Dienst der Verteid igung
Neben der faktischen Bedeutung interpersonaler Nahverhältnisse, welche die Pro Archia poeta oratio zu erschlie1\en erlaubt, verdienen die im Rahmen dieser Rede gewählten ,freundschaftlichen' Sprachregelungen eine gesonderte Betrachtung. Dass sie eine besondere Funktion im Plan der Verteidigung einnehmen, legt bereits die Empfehlung in Ciceros De in'Ventione nahe, die Menschen aus dem sozialen Umfeld des Angeklagten, darunter insbesondere seine amid, zu berücksichtigen. 2I Bereits im Proömium spielen persönliche Beziehungen eine prominente Rolle (§§ 1-4). Einführend verortet der Redner sich selbst innerhalb der römischen Ge sellschaft und sucht auf verschiedenen Wegen, eine sympathische Verbindung zu ihren Repräsentanten, den Geschworenen, aufzubauen. Seine Verptlichtung ge genüber Archias erklärt er mit dessen Lehrtätigkeit, die offenbar etwas überzeich net ist (§ 1). Nur indirekt wird die Verbindung zu den Licinü Luculli durch Archias' Benennung als A. Licinius angedeutet (§§ 1 ; 4; 9). Geprägt ist die Einführung - wie auch die meisten übrigen Teile der Rede - freilich vor allem durch die Wortfelder der ,Begabung' (ingenium, artes, studia, disciplina) und des ,Heil bringenden Nutzens' derselben (salu,�, ol>itula.ri, seT'Vare). ,Freundschaftliche' Semantiken im eigentlichen Sinn begegnen erst im Verlauf der Narratio. Bereits in Süditalien vermochte es der talentierte junge Mann, vielfach Bekannt<;chaft (cognitio) oder Gastfreundschaft (lwspitium) zu schließen. Dies brachte ihm einerseits wiederholt die "Beschenkung" mit dem Bürgerrecht griechi scher Städte ein (ci....>itate . . . donarunt) und bereitete andererseits auch seine Wei teTTeL�e nach Rom vor (§ 5). Die bei seiner dortigen Ankunft erfolgte erste Kontaktaufnahme mit den Con suln Marius und Catulus ( 102) wird verhalten positiv geschildert: Er habe sich Zugang zu ihnen verschafft bzw. sei von ihnen vorgelassen worden (nactus est). Ein engeres Verhältnis sei er aber sogleich mit den Luculli eingegangen, die ihn "in ihr Haus aufnahmen" (domum suam receperunt). Die enge Verbundenheit mit letzte ren wird indes nicht allein auf seine nützliche Begabung reduziert, sondern auch in seiner ihm von Natur aus mitgegebenen Charakterstärke bzw. Tugendhaftigkeit 20 Vgl. Deniaux 1 99J, 1-13; Eil"", 2002, 19-22; Cu§kun 200Sh (mit w"iter"r Lit. ). 2 1 eie. in\!. 1 ,.15: , . . in lt..'endi prucL'<...77toTCs, quibu.."J amu..>i.� utalUT. quo in n.e.gotio, quaest:lJ., artilieio sit m.'(.'Upuru."J, quo modo TI:"1Jl .. familiarem udmini."ftret, qua co ....ruetud;ne dome.. &'a sit. Vgl. Wallauh 19119, J 1 1l-20.
Semantiken der Freundschaft im Dienst der Verteidigung
(natura atque ...,'irtu.�)
71
erkannt. Diese Eigenschaften sind es ja, die erst zu einem
v.'irklichen, auf Dauer begnindeten Treueverhältnis befähigen. Dass eine solche Beziehung auch geschlossen worden sei und zum Zeitpunkt der Rede immer noch Bestand habe, \\'ird nun voller Pathos verkündet: "Aber selbst dies ist nicht allein Ausdruck seines Talents und seiner Gelehrsamkeit, sondern auch seines moralisch vollendeten Charakters, dass dasselbe Haus, welches das Erste in seiner Jugend war, ihm noch in seinem Alter durch engste Freundschaft
aduleseentia seneerus, zum anderen durch die ·Wahl des intensivsten und überdies noch superla tivischen Freundschaftsbegriffs fami.liari.<;.�imus; zudem wird die implizierte Zuge hörigkeit zur Familie durch die Wiederholung von domus unterstrichen, dessen
verbunden ist" . Die Aussage wirkt zum einen durch das Antitheton
Bedeutungsspektrum von ,Haus' über , Heim', ,Hausverband' , ,Familie' bL� ,Heimat' reicht. Die inkludierende Kraft persönlicher Beziehungen bleibt auch in
§ 6
bestim
mend, wo Cicero mit einem Katalog erlauchter Hörer und Gönner des Archias aufwartet. Nötigt schon allein der Klang der schillernden �amen grol.\en Respekt ab, so wird die Einführung dieser Personen auch zur Entfaltung Sympathie bekun dender Interaktionsformen genutzt. Das Spektrum reicht von der angenehmen Unterhaltung
(i.ucu.ndus) über die regelmäl.\ige Hörerschaft (audi.eba.tur) bis zum
dreifach variierten Ausdruck eines intensiven Nahverhältnisses: gemeinsames Leben
(...,'i'Vcre eurn),
ne tenere).
(eoli) und schliel.\lich die Ver (domum d='inetam consuetudi
Verehrung bzw. Umsorgung
ptlichtung ganzer Familien durch regen Verkehr
Im Ganzen handelt es sich um eine klimaktL�ch angeordnete Variation,
die den Richtern die Tiefe, Dauer und Vielfalt der allesamt positiven Beziehungen eindringlich vor Augen stellen soll. Im weiteren Verlauf der Darlegungen bleibt die Freundschaft zu den Luculli und Metelli von zentraler Bedeutung. Zunächst erscheint Archias als Begl eiter des Lucullus i n Sizilien und Süditalien
(§ 6).
M.
Dabei impliziert die gewählte Ausdrucks
nQbilis (ee cum €X ea provincia cu.rn eodern uueullo deeederet). Folglich wird auch für seinen Gefährten
weL�e unterschwellig offizielle Aufgaben des privat reL�enden
der Eindruck erweckt, im öffendichen Interesse zu handeln. Nun verhalf ihm Mar cus vermittels seines Eintlusses
(auetoritas)
und seiner Beliebtheit
�ratia)
zum
Bürgerrecht von Herakleia. Cicero betont dies nicht alle in, um die Verbundenheit der beiden 1IIänner herauszustellen, sondern auch um Marcus' Wert al� Zeugen für die in
§8
beteuerte
ci.vi.tas Heradiensis zu
steigern. Allerdings fühlt sich der Red
ner genötigt, Archias' Einbürgerungswunsch
(per se d�nus) eigens zu betonen,
(ascribi. se . . . 'Voluit) und Würdigkeit
um ihn nicht al� profillosen Klienten erscheinen
zu lassen. Das Freundschaftsmotiv tritt zwar mit der juristischen Argumentation (§§ 7 1 1 ) und i n dem sich anschliel.\enden Exkurs zur Bedeutung der Dichtung (§§ 1 2 ff. ) in den I1intergrund, wird aber immer wieder aktualisiert. Im Kontext der Verlei hung des römischen Bürgerrechts L�t der Verteidiger darum bemüht, keinen Zweifel
72
Rhetorische Strategien und die Konstruktion eines guten römischen Bürgers
an der fonnvollendeten Einhaltung aller gesetzlichen Vorschriften aufkommen zu lassen (§§ 7-9). Aus moderner Sicht überrascht es freilich, dass der bereits er wähnte (§ 6) Metellus Pius, der als Praetor Archias' Meldung annahm, als dessen lamiliaris..�imus bezeichnet wird. Indirekt hält Cicero also weiterhin an der Argu mentationslinie fest, dass der Antiochener als enger Freund prominenter nobilcs ein geeigneter Anwärter auf die d�ita..� Romana gewesen sei. Dass er diese dann aber nicht durch Konnivenz, sondern auf legalem Wege erworben habe, wird durch die Versicherung von Pius' Gewissenhaftigkeit untermauert. Erneut klingt das Freundschaftsmotiv in § 11 an. Dort erscheint Archias nicht nur als treuer Begleiter des L. LuculIus, der nun (im Gegensatz zu Marcus in § 6) tatsächlich in staatlichem Interesse aut\erhalb Roms wirkte, sondern auch als eine Person, die testamentarisch Erben einsetzte und selbst Erbschaften antrat. Sollen gerade die letzteren Beispiele beweisen, dass der Beklagte bisher wie selbstver ständlich und ohne Anfechtung die Rechte eines Burgers in Anspruch genommen habe, so i�t damit zugleich an seine tief greifende soziale Vernetzung erinnert. Dass es dabei um Interaktionen zwischen befreundeten Bürgern ging, wird durch die Abrundung des Gedankens unterstrichen: "Denn niemals wird der Beklagte, sei es durch sein Urteil oder das seiner Freunde (amid), uberführt werden" . Der folgende Redeteil hat vor allem die Bewunderung und Wertschätzung von Dichtern seitens Einzelpersonen, der Öffendichkeit oder Feldherren zum Inhalt. Das Thema von Archias' Freundschaftsverhältnissen klingt erstmals wieder an, wenn es in § 19 heH�t, er sei dem �Iarius "angenehm" (iucundu..�) gewesen. Die relative Unverbindlichkeit dieses Ausdrucks wird dabei durch den scherzhaften I1inweis auf die schon frUher angedeutete Unbildung des General� (§ 5) aufgewo gen. In § 21 tritt Archias als Lobdichter des L. Lucullus in Erscheinung, womit nicht nur die bleibende Treue zu dieser Familie exemplifiziert, sondern auch ein Ver dienst um den populu..� Romanu..� mit höchstem Pathos herausgestellt wird. Dabei betont die dreifache Anapher des Possessivpronomens (nostra sunt cropaea, nostra monumcnta, nostri triumphi) die Zugehörigkeit des Dichters zu diesem Staatsvolk. Eine Freundschaftssemantik ist hier allein im Zusammenhang mit der urbs amicissima Cyziccnorum zu greifen: Diese bedeutende, Rom treue Stadt erscheint als Teil des großen Freundschaftsgetlecht.� . Unter den nun angefUhrten Beispielen herrschen weiterhin vielfältige inkludi� rende Semantiken vor, die allesamt auf den Einschluss von fremden Dichtern in die Gesellschaft bzw. Bfugergemeinde der Römer ausgerichtet sind und somit auch die Gegenwart verptlichten sollen. ,Freundschaftlichen' Charakter hat die erwähnte Beziehung zwischen Scipio Africanus maior und Ennius (§ 22 carusfuit Africano), wobei derselbe Lobdichter auch Gefährte (comes) des Fulvius Nobilior war (§ 27). Accius wird wiederum als ami.cissimus des D. Iunius Brutus bezeichnet (§ 27). Auch der jüngst verstorbene Metellus Pius \vird als historisches cxcmplum rur die viritane Bitrgerrecht.wergabe und die Wert.�chätzung der Lobdichtung angeruhrt. Dabei \\iederholt Cicero, dass es sich bei ihm um einen jamiliari..�simus des B�
Archias: homo Graecus und civis Romanus
73
klagten handle, der nötigenfalls auch gegenüber diesem Gebrauch von seiner Voll macht zur Civitätsverleihung gemacht hätte (§ 26). Nachdem der letzte Abschnitt der Argumentation ganz von der Berechtigung menschlichen Ruhmstrebens gehandelt und Einblicke in Ciceros persönliche Er wartungen vermittelt hat (§§ 27-30), eröffnet das Schlussplädoyer (§ 31) mit einer Erinnerung an Archias' Freundschaftsverhältnisse. Dabei erscheinen die dignitas seiner aristokratischen amici und die vetustas der nunmehr bis zu vierzill.jährigen Bewährungsdauer der amicitiae als Garanten seines guten Charakters.
5.
Archias: homo Graecus und c;v;s Romanus
SchlieLllich verdient auch der oben (Abschnitt 1 ) angesprochene ,kulturelle' Argu mentationsstrang eine nähere Betrachtung. 'Venn im Exordium und in der Perora tio von ingenium, humanitas, litterae, di.�ciplina, artes, ratio, studium und otium die Rede ist, geht es offenbar um teils angeborene Begabungen, teils anerzogene Fähigkeiten eines Individuums, aber auch genereller um Bildung, Literatur und Wissenschaft. Angesprochen sind damit zentrale Bereiche des kulturellen Lebens. ,Kultur' wird heute wenigstens im landläufigen Sprachgebrauch durchaus in An knüpfung an klassisch-antike Konzepte in Opposition zu einer als unterenl\vickelt, unzivilisiert oder barbarL�ch betrachteten ethnischen Fremd- oder sozialen Rand gruppe gedacht. Dabei bildet im Extremfall eine konstruierte Sicht von der Natur den Gegenpol. Der in keiner I1insicht fest umrissene Kulturbegriff bezieht - ent sprechend dem Bedürfnis nach Inklusion in eine bzw. Exklusion aus einer (Kultur-) Gemeinschaft - zumeist auch Sprache, Religion und Sitten mit ein." Gerade weil im Kontext der Archiana die Zugehörigkeit eines Einzelnen zu ei nem StaatsvoIk dramatisiert wird, muss hervorgehoben werden, dass dieser allge meine Kulturbegriff von dem einer )Jationalkultur' zu unterscheiden ist. Letzterer hat sich erst im Zeitalter der modernen National�taaten (voll) herausgebildet, wäh rend das Bewusstsein darum, dass es sich bei beiden Begriffen um nahezu an Belie bigkeit grenzende, vielfach ideologisch instrumentalisierte Konstruktionen han delt, jüngeren Datums L�t. Beschreibungen sog. ,Nationalkulturen' neigen bei aller Verschiedenheit dazu, eigene Verhältnisse pauschal zu ideaIL�ieren und fremde (gern unter Rückgriff auf antike Barbarentopik) zu verzerren, unterstellen oft ,ras sL�ch'-genealogische Abstammungsgemeinschaften und wagen nicht selten Zu schreibungen zwischen geographisch-klimatischen VerhältnL�sen oder physiogno mischen Merkmalen einerseits und Charaktereigenschaften andererseits. Derartige Konstruktionen, die sich mit besonderer Dynamik während oder auch erst nach der Herausbildung neuer oder der Umbildung älterer soziopolitischer Gemeinschaften entfalten, werden heute meL�t al� ,Ethnisierung' bezeichnet.
22 Zu antik�n U�griffen s. u. zu §§ H. Weit�T�s u. in Anm. 23 um1 24.
74
Rhetorische Strategien und die Konstruktion eines guten römischen Bürgers
Eine vielen modernen politischen Strömungen zu Grunde liegende Vorannah me ist hierbei, dass eine erreichte kulturelle Gleichförmigkeit oder wenigstens eine Annäherung an selbige - bisweilen ist von ,kultureller Identität' oder ,Akkulturati on' die Rede - eine zentrale Voraussetzung fUr eine rechtlich-politische Gleichstel lung sei, wenn nicht ihren Anspruch auf Zugehörigkeitsrechte damit begründe." Gelegentlich werden entsprechende Vorstellungen auch auf antike Stadtstaaten sowie die Römische Republik übertragen, zum Teil aber wiederum pauschal ge leugnet. Vorurteilsfreie Untersuchungen sind hier weiterhin Mangelware. 24 Blickt man vor diesem I1intergrund erneut auf ,ethnisch-kulturelle' Aspekte in der Verteidigung von Archias' Bürgerrecht, dann lassen sich einige interessante Beobachtungen machen. So fällt gleich zu Beginn auf, dass die eingangs genannten Bildungsbegriffe weitgehend eines Wertes an sich zu entbehren scheinen. Vielmehr wird ihnen ein solcher nur in konsequenter, ja geradezu aufdringlicher Rückbin dung an eine gesellschaftliche Funktion oder einen politischen Nutzen zugeschrie ben (s. zu § 1 und §§ 12- 18/.10). Implizit kontrastiert dies mit dem in Rom geptleg ten Bild der Praxisferne griechischer Gelehrsamkeit. Dies wiederum bildet eine notwendige Voraussetzung für das Selbstbild der Römer als pragmatisches und gemeinschaftsbezogenes Volk. Cicero konnte also damit rechnen, dass sich der von ihm für Archias (und sich selbst) unterstellte Bildungsbegriff bestens in den römischen Wertekanon einfügte. Gleichwohl setzt er sich teils ernsthaft (§§ 12f. und 15) und teils scherzhaft (§§ 5 und 19) mit recht verbreiteten bildungskritischen Haltungen auseinander. Er bricht geradezu mit einer Tradition der bisweilen heuchlerischen Distanz gegenüber Dich tung, Literatur und Gelehrsamkeit in Rom." Dabei vereinnahmt er - vorsichtshal ber - auch die Geschworenen und den Prätor als "hoch gebildet" (§§ .1 ; .12). Geradezu paradox erscheint es aber, dass die Person des Archias, dessen römi sches Bürgerrecht es zu verteidigen gilt, in pointierter Weise als Grieche stili�iert wird. Zwar wird der Dichter eingangs mit seinem römischen Namen A. Licinius (§§ 1 und 4in.) bezeichnet und beim Zitat des Eintrags in die Keubürgerliste des �fetel lus Pius noch einmal so genann t (§ 9). Aber von letzterer Ausnahme abgesehen trägt er ab dem Beginn der Narratio seinen griechischen �amen Archia,� (§ 4med. ; 5; 18; 19; 2 5 ) . " Zu m"demen K"nzepten "gI. Schiinhuth u.J.; I lahn 2001l; Stichweh 2010; Engels ca. 2 0 1 1 , hes. Kap. 2 . 1/6. 24 Die Annahme rassistischer oder antisemitischer Vorstellungen für die Antike sind. prohlematisch; vgl. Sherwin-White 1 \/6 7; Cra�'Cu Ruggini I \/61l; I.aac 2004 (mit den zit. Rezensiunen). Grund!.,. gend .ind die Ilehandlungen der ethni.chen Selb.tbeschreibung der Griechen von I lall 2002 bzw. der Römer von Uench 2()()5 . Ein zentraler Unterschied liegt in der lJn\o'erhunuenheit von I iellenizi tät und politischer �inheit, NO das.."'C h071UJ Oraec.:u..", und civis RtJmanus keinen Gegensatz bilden. vgl. den F","chung..bericht bei C,,§kun 200\/b, 22-21l. 25 vgI. von Albrecht 1 \/70, 15; auch da. Verhalten der Redner L. Cra.,"us und M . Ant"nius in Cic. de ur.!t. 2 , 1 -4 . 2 6 Oie A..""Noziation sklavischer l lerkunft spielt hier aber kaum eine Rolle; N. zu § 1 .
23
Archios: homo Groecus und civis Romanus
75
Als fest venvurzelt im griechischen Kulturkreis erscheint er auch in seiner Kurz biographie: Seine IIeimatstadt ist Antiocheia, Teile seiner Jugend verbrachte er in Kleinasien und im griechischen Mutterland (§§ 4f.). In der Magna Graecia wurde er bis 102 mit mindestens drei Bürgerrechten griechisch-italischer Städte (§ 5) bzw. bis 91 mit insgesamt fünf solcher Civitätsschenkungen (§§ 6, 10) geehrt. Trotz seines Wohnsitzes in Rom hielt er sich offenbar gern auf Sizilien und anderswo in Süditalien auf (§ 6), wobei eine besondere Beziehung zu IIerakleia behauptet wird (§ 10 quod semper se Hemcliensem esse voluit). Auch als römischer Bürger ver brachte er viele Jahre im griechischsprachigen Osten des Mittelmeerraums (§ 1 1 ) . Gewiss dient diese DarsteJlung wenigstens zum Teil auch der juristischen Argu mentation, die alle Zweifel an Archias' Status a1� ascriptus von IIerakleia zu besei tigen, den Zeugniswert des M. LucuJ1us zu steigern und Archias' Fehlen in den Census-Listen zu erklären sucht. Nicht unproblematisch ist diese Pointierung aber deswegen, weil das Image der Griechen in Rom keineswegs rein positiv war." Selbst Cicero unterscheidet bisweilen zwischen den Errungenschaften ihrer Vorfahren und dem verkommenen Zustand gegenwärtiger Griechen, wobei er oft auf ihre gescheiterten Staatswesen verweist,'· Zudem ist er unsere IIauptqueJle für die Ge genübersteJlung griechischer und römischer Bildungsideale. .. Ein freieres Be kenntnis zur Überlegenheit der griechischen Kultur, wie es IIoraz eine Generation später wagt, erlaubt sich Cicero fast nur in seinen akademischen Schriften. "" 27 Zu Spannungen und Widersprüchen vgl. ßaI!ldon 1\179, .1 0-5H; Urban 19H3; SOl' 2000, 34-37; 223-45; Wisse 2002, 3.14-4 1 ; l}eneh 2()05, 72f.; 96-1 1 7 U.a. Zu weiterer Lit. vgl. die Arbeitsbib liographie des Projekts • Roms Bw.wiirtige Freunde" (11.2.4.3). 2H Vg!. Cie. Flace. 62: ud.....nt Athcni,'ßHCH, unde humanitus, dllctrina, religill, .fru#les, iura, kge.. Ilrtue atque in omni. t,'I'TlJH di..mbutac pt/Illntur; dc qtUlI'Uffl w-bi.. p"HSCs.'lirme p",pt.,.,. pulchritudinem enam int,.,. dct�. ",_"n .fuisHe ,.,.xütum e...t; quac ,,_.rute ca e.'ft ut fp...a "" ""''''' su,�• ....... is l/CRUissc dUt.ut.ur, ..'I C'1I'Uffl ,'fMh..... MT" pure...., altrix, putriu di'YJtur, UUt.'Iurirutc autcm tunta e.'ff. ut iam frur..rum ""'1'" lW debilitutum C'nu<....-iue nomcn huiu.. w-bi.. luude nitatur; ad Q. Fr. 1 , 1 , 1 6: prUt.'tcr /unninum pt.'f'JJU"rum U<. si qui ....nt cetere (lro,...-ia digni; 1 . I ,2Hf.: non mim me hoc iam dic<..-c pudcbit. p"""......nm in ca "itu atque ii. rehu... gestis in quibu... rum pot.e.'ft resiJcre in,-rt.iac uut "-uituti..., uUa S1lSpic..oitJ, nos ca quae ,'t'm.�(.'Uti sumu.."i' üs studii.."f ,,, artihus c.'L'Ce adeptos qtUJe sint fUJbi."i' Gnu:<.-iue numumentis di....;plini.'lfUC truditu qua re muck.,. .."mmu........ folem quue rnnnibu... dcbetur, prUt.'tCI"CU ru'" iNti /unninum Jlr.,,,,..ri plUC(..;puc dcl",..-c "iJ'....UT. . . I atque illc quiJem prin"'.". in,fl<....i ct r.b",mnac PIuu, tum d,...ique fin-c 1x.'UtaH re.. pubUeus pu.tatJit., si aut docti ct sapi,...t.es homin es eas re,rlere cr"''!'i.'''- auf. ü qui re,I/er<'1lt mnne suum studium in doct.rina ct sur1i,...tia ....n/,"''tL......-nt hone ....nianctVmt..... 't>idclit.'Ct potestuti.. et. supi,'Rtiac suluti ,....'IUÜ .. ..i't>it.ulil> UH "",oe "'''''''''. S. auch zu § W. 29 Vg!. 00•. Cie. TUNe. 1 , 1 : "t .....m omnium amum, quac ud rectum """'ndi t,iam pt...n .n crent., mtjo et. di....'iplinu stadiI, supit.... tiae, quue phil,,,,ophia di,'irur, ...",tineretur, /ux: mihi LatiniN litt,.,.;,. inlu.'ff.rundum putuci, non quia philmlflphiae Gmc..';" ct litt<...... "t d,,,,�oribUH pert..;pi rum "'�"'""t, scd meum H'''''pt. ' � iudk;umfuit umnia nostro..Of uut int."(,?l'iHHe per se sapientiU'f quam Omec..'fJS aut lW''''7Jf.a ab iUi.. !"'......"" meliora, quac quidt..... digna Htut.uis."""t., in quihus "luIxnun.'1lt; 1 ,3: wH..mrw O'rue,oia ROS ct ennni litu.'TUrum g,�1OJ"C sllp(.'T'aoot; in qun end: Ju,-ue t.;n,,,..,.-e non �ntes. vgl . Gildenhard 20()7, lO6- 1 M ; I J()-33 U.3. 3() Vg!. Cie. ßrut. 3 1 (): ....mmt....ruhur dcd"mitun.. . . . idqw: fa..oir:bum multum enam I..mne sed (]IUC(.'C su''PiUH, "cl qtUHl (lro''CU oruti" plum 'mumumtu suppt..Jitun.. crm.'
76
Rhetorische Strategien und die Konstruktion eines guten römischen Bürgers
Das Vorurteil von der niedrigen Gesinnung gegenwärtiger Griechen speist sich aus einer Vielzahl von Erfahrungen, die teils durch die politische Unzuverlässigkeit griechischer Bündner oder Untertanen, teils auch durch die grol.\e Zahl griechic;cher Sklaven und Freigelassener in Rom bedingt sind. Pauschalisierende Urteile tiber moralic;che Defizite der Griechen, besonders Verlogenheit und Untreue, wie sie uns in krassester Form in der Fiacciana entgegentreten, unterdrtickt Cicero selbstverständ lich in der Archiana.
"
Lediglich
an
einer Stelle schimmert Kritik
an
der nicht allzu
wtirdevollen Politik griechischer Städte durch (§ 10), freilich mit der Absicht, Archi as' Status in IIerakleia glaubhaft erscheinen zu lassen. Trotz dieser Abstriche hinsichtlich der Bewertung des Griechentums galt selbi ges aber auch zu Ciceros Zeiten alc; Quelle von Gelehrsamkeit, Rhetorik und Litera tur, welche auch in Rom mit Gewinn rezipiert wurden (§ S):
erat [talia tune plena Graecarum anium a c d��c-iplinarum, studiaque haee et in Lano ",ehemencius rum eolehallCu r quam nune eisdem in oppmis. er hie Rmnae propter tranquillitatem rei puhlicae non neglegehanrur. Es war Italien damals voll von griechischen Wi..sensehaften und Bildungsbestre bungen, und diese Bemiihungen wurden damals sclbst in Latium leidenschaftli cher geptlegt als jetzt in ein und denselhen Städten. Auch hier in Rom wurden sie wegen der Ruhe der politischen Lage intensiv betrieben. Archias soll in der Apologie alc;o ausschliel.mch von den positiven Konnotationen profitieren, ohne mit den negativen Vorurteilen in Verbindung gebracht zu werden. Zu diesem Zweck verfolgt Cicero freilich die Strategie, griechische Gelehrsamkeit nicht als fremdartig, sondern alc; Teil der heimischen Kulturlandschaft erscheinen zu lassen (s. zu § 5 ) . Tatsächlich hatte sie in dieser eine ältere Tradition, so dass der ,Migrant' trotz seiner Besonderheit nicht ",..irklich als Fremder wahrgenommen werden musste. Die IIervorhebung der sozialen Einbindung des Archias unter " stUtzen diese Darstellungsabsicht tiberdies (s.o. Abschnitte 3-4 und u. zu §§ Sf. ) . 'fHJ..o.rm.� neque dex..!(,:n .
I lur. t1Jist. 2 . 1 , 156--60: Oraec..-w L'Upta .ti.� m t..-u.(OrL"m C<..,7,it et urtc.o.r / intulit ugre..n I.<.ti,,; sie IWf7idu., iUe / d4/>L.W: numeru., 8ururniu..., el: �'ru<;" viru../ mundit-iae ,,,,puk.,-!!; ..00 in longum tam(.1fl uL"'t..'lUm / munseru.nt 1uxlieque manent t..-e.�ia ruri.'i. Einen Kompn)mL"Is stellt hier Verg. Aen. 6,1i47-1i5J dar. &",,'iUk-nt. alii "piruntia nwllitL, aern, I eredo equidt..-m, "i<><.. dua.-nt. Je 71W1T1UJTC tmlru."J, / orubunt (.'(lusu..� mclilL'�, c.:adique meatu.o,r / ( 8S0) desc.."f'ihent nulio, ct sttr),l(,'"7Il'ia
sük'TU dic..'(..1f1t: / tu �L'T"'e imp<..",io peJpulos, Rmnane, rrK.,"frK.,·T!to; / hue tihi eru.n1
imporu.'T"'e nu.n-(..."m, / paruere .'rubiecti."J, et deheUu..re sup<.....,-hos .
.1 1 Vgl. eie.
Ftaue.
9: 'VL"TUm tarnen hoc dic.'() de toto lleru...�e OrUCL'fJru.m:
artes; l}ac.:i.�que
trihtW illis littL.""�, du
muI.tarum artium di.�dpli nam . non adimo sennoni.", leJXln�...t irweniorum uc..'Umen, dicendi
(...''Opiam, d(..,,-..ique etiam, si qua sill!. uliu sumu� Win rep ugJUJ; t�",tim(Jni(Jrum religi,HfU..'1n etfidem
nU11UfUanl L",w rwtio coluit. tonu.'«(Uc huiu.'«Jc rd qtUlc sit 't1i.'"', quae uU(..."tontas, . q1wd "undus,
;""norunt. Zu Cic. nacc . •. auch o. Anm. 21i und Ah.chnitt 2 mit Anm. 16 sowie u. zu § 10 . .12 AnderN z. ll. Steel 2002. 75: ,.ln plaue of a rhetoric (}f aNsimilation. meTe is a metorie of �rvk.-e tu Rome and to particular Rom"",," (weniger iiherzeugend aher die llegründung "that hil! jury, and readers. fdt uneasy at the prm..pec-t of non-Romans becoming Roman"); auch Co§kun 2005a, 96: nicht mit kultureller Assimilation untl LJnauffälligkeit, die heute uft durch lliirgerrecht.",erleihung belohnt ''''enltm, sond.ern mit der Leihfung..",fähig,keit des Griechen werd.e argumentiert.
Archias: homo Graecus und civis Romanus
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Wie selbstverständlich werden griechische und römische Literaten auch im Ex kurs zu ihrer gesellschaftlichen und politischen Bedeutung in eine Reihe gestellt. In § 14 sind etwa scriplorcs cl Oracci cl Latini in einem Atemzug genannt. Später stehen beispielsweL'Ie Ennius (§§ 18 und 22), Homer (§§ 19 und 24) sowie L. Plotius (§ 20), Archias (§§ 21 und 25) und Theophanes (§ 24) neben einander. Der grie chL'Ich-römische Kulturkreis erscheint in gemeinsamer Opposition zur Barbaren welt (§ 19). An einer gewissen Zumutung fiir römische Traditionalisten kommt Cicero dann aber dennoch nicht vorbei. Denn er fiih lt sich genötigt, den vollen politischen Wert von Archias' griechisch verfasster Lobdichtung auch bildungsfer neren Mitbürgern verständlich zu machen (§ 23): nam si qui.. minorem g loriae fruetum putat ex Graeci.. versibus percipi quam ex Latinis, vehementer errat, propterea quod Graeea leguntur in omnibus fere gen tibus, wti na sui.. finibu.. exigu is sune eontinentur. qua re si -res eae, quas ges...i mu.., orbis terrae -regionibu.. dE;.nniuntur, eupere debemu.., quo manuum nostrG rum tela pervenerint, eodem g loriam famamque penetrare, quod cum ipsis populis, de quorum rebus seribitur, haee ampla sunt, tum cis eerte, qu i de vita gloriae eau..a dimicant, hoe maximum et periculorum -incitamentum est et laborum. Wenn nämlich jemand glauht, dass sich aus griechischen Versen ein geringerer Gewinn an Ruhm ziehen lassc als aus lateinischen, irrt er gewaltig. und zwar des wegen, weil Griechisch hei fast allen Völkern gelescn wird, Lateinisch freilich auf scin geringes Territorium hegrenzt ist. Deswegen miisscn wir uns \\'!insehen, falls un.,ere Taten nur durch die Ausdehnung des Erdkreises begrenzt werden, da... un scr Ruhm und Ruf his eben dorthin vordringe, wohin die Geschosse unserer Hände gelangt sind; denn wenn dies schon fiir diejenigen Völker seihst, iiber deren Leis tungen geschrieben wird, etwas grolles ist, dann ist dies doch erst recht fiir diejeni gen, die um des Ruhmes willen ihr Lehen auf dem Schlachtfeld einsetzen, der gröllte Ansporn, Gefahren und Strapazen auf sich zu nehmen.
Griechische Sprache und Literatur werden hier als Instrumente des Strebens der Römer nach unbegrenztem Ruhm und letztlich auch nach Weltherrschaft begriffen. Archias' Griechentum, seine sprachliche Begabung und literarischen Werke stellen al'!O einen hochwertigen Gewinn fiir den populus Rmnanus dar. Diesem gehört der Antiochener aber schon seit rund 27 Jahren rechtrnäL\ig an, ohne seine Zugehörigkeit zum griechischen Kulturkreis verloren zu haben. Er L'It, jedenfalls in der apologetischen Konstruktion Ciceros, homo Graccu,'I und civi.'I Romanus zugleich, oder - anders ausgedruckt - das Ideal eines romanisierten Griechen. ,-,
JJ Zum " enneintlichen Paraduxon s. auch o. Anm. 2.1. - Auch Steel 2002! lJ } -9H stellt eine paradoxe Ouppelstrategie fe.'\t, den Angeklagten einmal als f(lmisch, dann aber auch als dezidiert gri�chisch erscheintm ZiU laSHen. Dies macht sie am Gebrauch der Namen, der frühen ßjographie, und der pu.-tulierten )\utwenuigkeit /lriechL.uher Verse (est. Weniger iiOeTZeugenu heißt es dagegen auf s. 95: �It iM because he iM Greek that not attacking hirn hecomes ... an opportunity for barbarian Romans tn show over-civilizeu Greeks what true humanitas L,()miistN oE" (s. zu § IlJ).
E.
Durchlaufende Kommentierung § 1 Si qu'id est in me i:ngeni, iooices, quod sentio quam sit exiguum, aut si qua exercitatio dicendi, in qua me non infilior mediocriter esse versatum, aut .'ii huiusce rei mtio aJiqua ah optimarum artium studii•• ac disciplina profecta, a qua ego nullum cOlifjteor aetatis meae templL. ahhorruisse, ea rum rerum omnium 'Oe! in primi.. hic A. LicinilL.fructum a me repetere prope suo iure dehet:
Der Topos der Bescheidenheit und iiberhaupt der Ich-Bezug des Proömiums mögen aus heutiger Perspektive nahezu mamos erscheinen. Aber selbst als gefeierter Star· anwalt und Consular muss Cicero als homo nO'Vus Konzessionen an die alten Aris tokraten machen, die einen nicht unerheblichen Teil der Geschworenen gestellt haben werden (vgl. z.B. Vretska 1979, 66 und s.u. zu § 28). Nach von Albrecht 1970, 13f. (auch 1969, 419f.) stellt Cicero durch die Beto nung wechselseitiger Verptlichtung seine eigene pietas heraus und steigert damit seine au.ctoritas als Verteidiger, die er im Folgenden rur den Angeklagten in die \Vaagschale werfen kann; "indem er die Sache des Poeten zu seiner eigenen macht, vergröt.\ert er ihre Bedeutung" . Mit Cic. de orat. 2, 182-84 kann man dies in den gröt.\eren Kontext der ,ethischen Beweisruhrung' stellen, die alle Akteure des Pro zesses einschliet.\t: valet igitur multum ad vin.cendum pmbari mores ee in•• tituta ee/acta et vftam eorum, qui agene causas, ee eorum, pm quibu..., ee item impm· bari adversariorum, animosqu.e eorum, apud quos �etur, conciliari quam maxime ad benevolentiam cum erga. oratorem tum erga Wum, pm quo dicee orator. conciliantur autem animi di,gnitati hominis, rebus gestis, existimatione ....-itae . . . (es folgt eine Liste Erfolg versprechender Verhaltenswei'len). vgl. May 1988, hes. 1 - 1 2 ; Wallach 1989, 316f. zur ( captatio benevolentiae und zur Ausdif ferenzierung der im Exordium verwendeten Topoi) und s.o. Kap. D, bes. Abschnitt 1 zu conciliare. Narducci / BeTtonati 1992/99, 45 reden von ,, [1' linsistenza sul legame persona le dell'oratore col suo diente" als "quasi una convenzione dei proemi ciceroniani" . Ferner heben sie hervor: ,, [ il l prestigio della propria stessa personalitiJ., quasi a indiscutibile garanzia della veridicitiJ. delle parole che sta per pronuneiare" . Man vergleiche nur Ciceros Begründungen seiner Parteinahme in div. Caec. 1 - 5 ; Balb. 1 ; 17 ; 58; Cael. 9-14; Deiot. 2; 1 1 ; 39. Dugan 2001, 44: "Blurring the distinction between advocate and dient was an essential aspect of Roman legal practice, wherein patron stood as proxy for dient and used his prestige as the guarantee of his assertion.'l . The Pm Archia, however, extends the manner and degree of this practice." vgl. überdies Schulze 1986, 42 zur Einbettung der bildungspolitischen Ausführungen in eine "Gericht.rede . . . , innerhalb derer alle Teile dem Üherredungsziel, hier also dem Freispruch des An geklagten, funktional untergeordnet sind, ,,'ie Cicero selbst in ,de oratore' (2,332) darlegt" .
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Im Übrigen lässt sich in der vorliegenden Rede nicht nachwei�en, dass der homo nm..'Us munizipaler Abstammung (vgl. Cic. Sull. 22 Tarquinium el Numam el me tertium l)er�ri.num regem esse dixisti; 1 , 16,10; Phil. 3 ,6), auch die RechtmäL\ig keit seiner eigenen BürgersteIlung zu demonstrieren beabsichtigt habe, wie Dugan 2001, 45 behauptet ("his own claim to be authentically Roman"). § 1 hic A(ulus) Liciniu..:
Bei der Einbiirgerung legte man sich gewöhnlich einen dreiteiligen Namen (tria. nomina: pra�momen, nomen gentile, cognomen) zu, sofern man nicht bereits Latiner war. Vgl. die Anweisung der Tabula IIeracliensi� zum dezentralen römi schen Census (RS I 24, Z. 146-48): eo ru mque nomina p menomina patres aut patronos trihus cognomina et quol annos quisque eorum Ilahe(hi)l et rationem pecuniae ex formula censtu�, quae Romae ah eo, qui tum cen.mm ( 148) populi actuTUs erit, proposita erit, aCh) ieis iuratei.s accipito (zu Kontext und Über setzung s.u. zu !! 1 1 mit Anm. 4). Zumeist wurde das nomen gentile und häufig auch das praenomen des römi schen Förderers angenommen, hier die Namen der Licinü Luculli, s.u. zu § 5. Die erste und zweite (§ 4) Nennung der Person, deren Bürgerrecht Cicero verteidigt, erfolgt absichtlich mit dessen beiden lateinischen Namen, ebenso in § 9, wo der Eintrag in die Einbürgerungsliste zitiert v.'ird (s. auch o. Kap. D.S). Es ist überra schend, dass dort das cognomen Archias nicht gestanden zu haben scheint, wie auch Narducci / Bertonati 1992/99, 82 Anm. 44 feststellen. Steel 2002 , 98 erwägt, dass Cicero die volL�tändigen tria nomina deswegen vermeide, weil die Kombination lateinischer Vor- und Gentilnamen mit einem grie chischen cognomen Assoziationen an einen freigelassenen Sklaven geweckt hätte, die negativ auf die Geschworenen gev.'irkt haben könnte. Tat�chlich waren griechi sche Namen unter Sklaven bzw. Freigelassenen in Rom ausgesprochen häufig, vgl. auch Solin 1971 , 121-45; auch Noy 2000, 223-26. Nun kommt aber hinzu, dass cognomina in der Republik ohnedies - abgesehen von der Nobilität (und nicht einmal hier volL�tändig, vgl. die senatori�he gen.� Antonia) und Freigelassenen eher ungebräuchlich waren oder zumindest keinen offiziellen Charakter hatten; vgl. Kajanto 1965, 19f. Ausführlicheres zum Thema homo Graecus - ci'Dis Romanus in Kap. D . S . § 1 qu o ceteris opirulari e t alios servare possum us:
Der Indikativ Präsens ,,-'ird mit der Überlieferung allein von Gaffiot 1966, 25 und Vret�ka 1979, 75f. gegen die Konjektur possemus verteidigt, zudem auch von Zicäri 1974 , 3 beibehalten. § 1 haec 'DOX huiu.� hortaru praeceptisque cotiformata non nul/is al'iquaruIo saluti juit:
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Besonders prägnant L�t Ciceros Verweis auf seine eigene Stimme, die einerseits Mittel der Schulung, andererseits Mittel der geschuldeten Verteidigung sei (s. auch zu § 3). Ganz im Sinne der Verteidigung iibertreibt der Redner die Bedeutung, die Archias fiir seine eigene Ausbildung gehabt habe (zu weiteren Übertreibungen s. auch §§ 4; 5; 6). So jedenfalls darf man aus dessen weitgehendem Fehlen in Cice ros anderen Schriften schlie1\en, insbesondere in den autobiographischen Partien des Bru.tus, bes. 296ff. (vgI. dazu z.B. Gelzer 1969 , 2-9, der aber S. 3 Archias trotzdem unter Ciceros Lehrer zählt). VgI. auch Reinach 1890, 20; Fuhrmann 1978, 63; Damon 1997, 274f. ; ähnlich auch Eisenberger 1979, 89f. , aber lediglich mit Verweis auf die politischen Motive (s. zu § 28). Schulze 1986, 46 mit Anm. 30 und Steel 2002 (s. zu § 28) stellen sogar Archias' Bedeutung als Dichter in Frage. Dagegen suchen Zicäri 1974 , \1f. und Grimal 1988, 55f.; 214, Archias' Rolle al� Ciceros Lehrer zu rehabilitieren. Könnte es sein, dass Cicero ihn im Brutus wegen seiner Enttäuschung (s. zu § 28) verschweigt? Oder hat er Archias' Lehrerrolle nur konstruier� um sich selbst Sympathien zu sichern und ggf. noch ein Gegengewicht zu der in § 28 "angezeig ten" weiteren Motivation aufzubieten? Eine definitive Bestimmung ihrer Beziehung lassen die Quellen nicht zu. Zur ,biographL�hen' Argumentation und der Möglich keit der Konstruktion vgI. auch Kurczyk 2006, 203-7 . .Ii 1 quod si haec ",o.� huius hortaru praeceprisque conJormata non nullis aliquando saluti .fuit, a quo id aCCepinll.lB, quo ceteris opitulari et alio.� SeT'Vare po&�umus, huic proJecto ipsi, quantum est situm in nohis, et opem et salutem .ferre dehemus:
Bereits zu Beginn vlird die generelle �iitzlichkeit höherer Studien betont: Sie ver mögen nicht nur, Individuen zu retten (salu.�, opitulari, seN/are: sc. durch Vertei digungsreden wie die hier gehaltene bzw. vorliegende), sondern sind - wie der zuletzt zitierte Gedanke impliziert - auch die Grundlage für die staatserhaltende Betätigung in der Politik. Obwohl Cicero die Gelegenheit zu einer Lobrede auf Bildung und Literatur gewiss mit Freude ergreift, zumal sie ihm auch die Möglich keit des Eigenlobs eröffnet (s.u.), darf nicht iibersehen werden, dass alle Ausfüh rungen dem rhetorischen Ziel dienen, die Richter für einen Freispruch des Ange klagten zu gewinnen (s.o. Kap. 0.1). Da es konkret darum geht, der Anfechtung von Archias' Zugehörigkeit zum populu.� Romanu,� zu begegnen, gilt es auch, fortwährend seine wertvollen Funkti onen gegeniiber diesem Staatsvolk deudich zu machen (s.o. Kap. 0.5). vgl. Steel 2002, 7 5 : "It is here that one might expect a stereotype of the good Roman to be spelt out, since an obvious tactic, it might seem, in such cases would be to argue that Archias or Balbus had assimilated themselves to some putative 'Roman way of life' and had as a result become worthy citizens. The reality L� rather different. In place of a rhetoric of assimilation, there is a rhetoric of service to Rome and to particular Romans" .
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Zur Propagierung der (militärischen und politischen) Nützlichkeit eines Neu bürgers, dessen politischer Status bestritten wurde, vgl. auch Cic. Balb. 6; 7 ; 23; 26; 38; 43; 5 1 ; 54; Meyer 73-102 und s.o. Kap. C. I-2 (zur Bürgerrechr.�vergahe virrncis ergo). §.Ii 1/ Si quid est in me ingeni, iudices, quod senflo quam sir exiguum, aut si qua e:cercitatio dicendi, in qua me non i'lfitior mediocriter e.�se ven>atum, aut si huitJ..�ce rei ratio aliqua ah optimantm artium studiis ac disciplina pmfecta, a
qua ego nullum cotifiteor aetatis meae tempus ahhorruisse, earum rerum omnium vel in primi.� hic A. Li.ciniu.�.fructum a me 'repetere prope suo iure debet. . . . quod si haec vox huilJ..� hortatu praeceptisque conformata non nullis aliquando saluti fuit, a qu o id accepimlJ..�, quo ceteris opitulari et alios servare possumlJ..�, huic proJecto ipsi, quantum est situm in nohis, et opem et salutem feITe debemus . . . . etenim omne.� artes, quae ad humanitatem pertinenc, hahent quadda m commune 'i--;nculum et quasi cognatione quadam inter se continentur:
Gleich zu Beginn werden Schlüsselhegriffe der Rede genannt. Vgl. z.B. die begriffs geschichtlichen Untersuchungen von Orhan 1957, 174-88; Klingner 1965; Ililtbrunner 1994 ; lIengelbrock 2009, 7-9; auch ThlL VI 3,3075-83 s.v. humani tas. Die Dreigliederung, die das natürliche Talent, die Übung und die wissenschaft liche �fethode unterscheidet, hezeichnet Ot[o Schönherger 1984/2003, 3 unter Vel"V'leL� auf Plat. Phaidr. 269D und Quint. inst. 3,5,1 (jaculta.'1 orandi COll.'1Ummatur narnra arte exercicatione, cui partem quartam adiciunt quidam imitationis, quam nos arti subicimus) als »Temar der Bildungsfaktoren" . Gröl.)ere Bildungsanstrengungen wurden in Rom lange Zeit beargwöhnt und nur hei Jugendlichen geduldet. In reiferen Jahren beschäftige man sich hestenfalls heimlich mit Literatur. Das Neuartige an der Archiana, das Cicero bereir.'1 in § 3 angekündigt hat, sind öffentliches Bekenntnis zu den li.tterae und ihr überschwäng liches Lob. Werbung für breitest mögliche Bildungsanstrengungen in der römi schen Gesellschaft hat Cicero aher zeit seines Lehens hetrieben, begonnen mit inv. 1 , 1 (zit. zu § 15). Vgl. von Albrecht 1970, 10- 13; Vrer.'1ka 1979, 9-14; 80; Karduc ci / Bertonati 1992/99, 45-57. Zu einem ausführlicheren AbrL�s der Kulturge schichte (griechische und lateinische Literaten und Schulhetrieh in Rom) vgl. z.B. Marrou 1957, 35 6ft'. hes. 360; Biicher 2006, 52-74 ; Sanchez Vendramini 2010. Quellensammlungen hieten z.B. Ruelens 1962 , 48-74 ; Pemot 2008; Joy al / Yardley / McDougall 2008; neuere Literatur ist hei lIengelbrock 2009 , 4 zu sammengestellt. Zum Nachleben vgl . z.B. Fuhrmann 2002 . Steel 2002 , 88-90 unterstellt Cicero eine absichtliche VerwLwhung der Gren zen zwL'Ichen wissenschaftlichen Studien und Dichtung, um seinen Mandanten als hesonders niitzlich erscheinen zu lassen. Zugleich minimiert sie den Umfang von Archias' literarischer Leistung. Allerdings soUte nicht iihersehen werden, dass man Konzepte ,,,ie ars, litterae, ingenium oder disciplina nicht streng in eine rein wis senschaftliche und eine kreativ-künstlerische Ausrichtung unterschied. Eine derar-
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tige Trennung ist jedenfalls modern. Dagegen ist die Frage nach Archias' Bedeutung für das kulturelle Leben Roms durchaus berechtigt, s. auch zu §§ 19f. ; 28. Zur ,Romanisierung' griechischer Bildung und zur ihrer Funktion innerhalb der Argumentation s.o. Kap. D.5 und u. zu §§ 12-18/30. § .J ' " apud pmetorem populi Romani, leclissi mum 'Uirum, et apud se'Ueris...imos iudices, tanto conventu hmn i num oe frequentia:
D.h. bei seinem Bruder Q. 'fuJlius Cicero praet. (so auch Schol. Bob. ad § 3, p. 175 Stangl p. 159f. IIildebrandt, s. Kap. B.3 mit Kritik an Bellemore 2003, 4 l ff. ) und den Geschworenen der quaestio de civitate, s.u. zu §§ 9f. Allerdings L�t nirgends verbürgt, dass dieses Geschworenengericht regelmäJ.�ig dem praeL urb. unter stand, wie MRR II 173; 627 erwägt; BeL�piele aus vorsullanischer Zeit (z.B. �JRR I 375 ad a. 177) zeigen die grol.le Flexibilität der Aufgabenzuweisung. vgl. auch Mom msen 1899, 859 zur lex Papia (s. zu § 10): "Diese Quästion leitet ein wenn auch schwerlich ausschliesslich für diese Prozesse bestimmter Prätor" . Auf seine ver wandtschaftliche Beziehung zum Richter spielt der Verteidiger auch im Schlusssatz (§ 32) an. Ansonsten L�t im Einzelnen nur noch die Anwesenheit des M. Lucullus sowie ei ner Gesandtschaft der süditalLwhen Stadt IIerakleia bezeugt (§ 8). Allerdings ist durchaus anzunehmen, dass auch zahlreiche weitere nobiles zugegen waren, s. zu §§ 5 ; 6. Fraglich bleibt dagegen die Anwesenheit des L. Lucullus (s. auch zu B.3). Zum Publikum bzw. der Atmosphäre eines Geschworenengerichts vgl. auch die Beschreibung in Cic. Brut. 290. =
§ .J quaeso a 'Uobis, ut in hac call...a mihi dens hanc veniam, ' " ut me pro summo poeta atque eruditi...sinw hominc dicentenl, hoc concunru homin um littemti...simonml, hae vestra humanitate, hoc denique praetore exercente iudidunl, . . .
Erneut wird die höchste Bildung des Angeklagten hervorgehoben, nun zusätzlich aber auch diejenige der Geschworenen (captatio benevolentiae). vgl. auch § 19 sil igitur, iudices, sanctum apudvos, humanissimos homines, . . . .f .J ' " patiamini de studiis humanitati... ac littemrum paulo loqui liberill.", et in eius modi persona, quae propter o ti u m ae studium minime in ·iudiciis periculisque troetam est, uci prope novo quodam et inu...itato genere dieendi:
Cicero kündigt seinen - für einen Gerichtsprozess außergewöhnlichen - Exkurs tiber den Stellenwert der litterae an (§§ 1 2-30). Dem neuen Inhalt entsprechend wählt Cicero auch einen bisher unüblichen panegyrischen Stil: novum et inusi tatum genu... dicendi, vgl. Cerrutti 1998, xxi; Dugan 2001, 45f. ; 47: "Cicero's epi deictic performance enacts the convergence of oratory and poetT}' by becoming poetic to defend Archias". Barber 2004 , 1.14 Anm. 7 erklärt den "more elevated style" mit Ciceros Absicht "to demOIlstrate the stylistic debt he declares he owes to Archias " . Dugan 50-52 arbeitet ferner heraus, inwiefern Cicero in seiner Rede griechische Epideixis mit Elementen der römLwhen laudatio junebris verschmilzt,
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vgl. bes. §§ 14, 23, 39 ("to overcome the oblivion of the grave"); 17 ("short obituary for . . . Roscius"); 30 ("the sou!'s ability after death to perceive events") . .� .J in eiu.. modi per..ona, periculi..que rrucraw est:
qune
proprer otium
ac
studium minime in -iudicii..
Ebenso wie Archias seine literarischen Beschäftigungen zu einem nützlichen Neu bürger machten, hätten ihn seine kulturellen Interessen in all den Jahrzehnten von gerichtlichen Konflikten abgehalten. Ilierin liegt nicht nur eine moralische Empfeh lung des Neubürgers, sondern auch eine Erklärung, warum der so grol.\artige SprachkÜflstler eines Rechtsbeistandes bedürfe. Zum Begriff des otium vgl. auch Rutz 1964, 48-52. § 4 quod ..i mihi a 'Vom.. tribui concedique sentiam, pe,liciam pmfecto, ut hunc A. Ucin-ium non nwdo non segregandum, cunl sit civis, a numero clo iu m, 'Dem-rn eriam, si non es..et, puten.. a.. ciscendumJUi....e.
Die doppelte Strategie der Verteidigung, die in dieser partitiD angekündigt wird, besteht erstens in der Widerlegung der behaupteten unrechtmäl.\igen Bürgerrechts anmal.\ung und zweitens im Enveis, dass Archias seinen Einschluss in die politische Gemeinschaft in jedem Fall verdient hätte, auch wenn er noch kein Bürger wäre. S. ausführlich Kap. D. Zu einer ähnlichen Doppelstrategie vgl. Pro Balbo, bes. 6f. ; 51 ; dazu Meyer 1957 73-75; Paulus 1997, 112. § 4 "am u t primum er pueri.. exce..sit .lrchia.. atque ab ei.. a-mbu.., quihu.. aeta.. pueril�. ad humanitatem in/ormari .. olet, ..e ad scribendi ..tudium contulit, primum Antiochiae - nam ibi Ilalu.. e..t loeo Ilohili - celebri quolldam urhe et eopiosa, atque eruditissim�. hominiInL. Iiheralis..im�.que scudii.. ac(fluellti, celeriter a"tecellere omnihu.. '''geni gloria cOlltigit:
Richter / Eberhard / Nohl 1926, 12; 38 und Narducci / Bertonati 1992/99, 72 folgen Stuerenbergs Konjektur coepi! für con�it, welches in der Regel einen Dativ bei sich führt und in Verbindung mit dem Infinitiv nur spät oder in der Poesie belegt ist. Gerade in dieser Hommage an Dichter und Dichtkunst sollte eine so ungewöhn liche Ausdrucksweise aber nicht ohne weiteres eliminiert werden, vgl. Gaffiot 1966, 25; Vretska 1979, 86. Cicero nennt den Herkunftsort des Archias Antiocheia (sc. am Orontes) und charakterisiert diese Stadt mit den positiven Attributen loco nobili, celehri quon dam urbe el copiosa. Besonders hervorgehoben wird der Reichtum dieser Stadt an hoch gebildeten Bewohnern (eruditissimis hmninibus liberalis.simisque studii.'l adfluenti). Allerdings dürfte Antiocheia mit dem Niedergang des Seleukidenreichs um die \Vende vom 2. zum 1. Jh. an Bedeutung verloren haben. Erst im Laufe der folgenden Jahre würde es sich als IIauptresidenz des Statthalters der gerade erst eingerichteten römischen Provinz Syria etablieren und so bis in die byzantinische Zeit eine Stadt von Weltruf bleiben. vgl. Leisten 1996, 762-64 . Zur Topik der Narratio vgl. Wallach 1989, 317f.
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.li 4 sie eius adventus eelehrahantur, ut famam ingeni, exspeerationem ipsius adventu.. admiracionenurue superaret:
So die Überlieferung, die einzig von Gaffim 1966, 25, gefolgt von Camarero 1965, 84f. , verteidigt wird. Allerdings findet sich in cod. G in marg. hinter ingeni die Ergänzung e,).,jJectatio hominis, die von den Herausgebern mehrheitlich aufge nommen und zudem durch den Eingriff admiratio{nemJque abgestützt wird; vgl. bes. Vretska 1979, 87, der rur diese Änderungen die Gradation sowie die so erstellte Silbengleichheit von Haupt- und Nebensatz (angeblich je 28) anführt. Diese Argu mente - zumal sie uneinheitliche Zählweisen voraussetzen - vermögen die Textein griffe aber nicht zu rechtfertigen. Das Hyperbaton von a.dmiranonemque bezweckt die Vermeidung der Hexameterkadenz, die sich durch ad'Ventus superaret ergäbe. § S erat Iralia tune plena Graecarum artium ac disdplinarum, studiaque haee et in Latio 'L'€hemencius turn colehantur, quam nune eisdem in oppid�., er hie Romae proprer tranquillitarem rei puhlicae non neglegehanrur:
Die tranquillitas rei publicae wird von den meisten Kommentatoren in die Jahre vor dem Bundesgenossenkrieg (91/90-87) gesetzt (z.B. Strenge 1903 , 8; Rich ter / Eberhard / Nohl 1926, 12; Vretska 1979, 87f. : a. 100-90; Cerrutti 1998, 13); Fuhrmann 1973, 463 dehnt die Periode sogar bis in die Zeit unmittelbar nach den durch die Gracchen geschürten Unruhen ( 133- 1 2 1 ) aus, die "nur durch die popu laren Aktionen des Volkstribunen L. Appuleius Saturnius ( 100) geringfügig ge stört" worden seien. Das unten genannte Consulat fällt jedenfalls ins Jahr 102 . Im Übrigen blendet Cicero die Erschütterungen durch den Jugurthinischen Krieg, den sizilischen Sklavenkrieg, das Piratenunwesen und vor allem die Einfälle der Kimbern und Teutonen aus. Es geht dem Redner also darum, den Eindruck gröiltmöglichen Bildungseifers für die "gute alte Zeit" zu vermitteln. Die auch kul turgeschichtliche Zäsur wurde durch den Bundesgenossenkrieg sowie die Bürger kriege (88-82) hervorgerufen. Das Vorbild der verklärten Vergangenheit soll die Gegenwart verpflichten. Immerhin, das damalige literari�che Schaffen in Rom war bereits beträchtlich. Vgl. z.B. Cic. Brut. 301-310; Sänchez Vendramini 2010, 95-169. § S illlqUe hune et Tarentini et Regini et Neapolitani cj<,,-ilare ceteri..que praemiis donarunt
Zu wandernden Dichtem in der griechL�hen Welt vgl. IIardie 1983, 15-36; Nar ducci / Bertonati 1992/99, 33-37. Drei bedeutende süditalische Städte mit gröiltenteüs griechischstämmiger Be völkerung werden hier aufgelistet, in denen Archias das Bürgerrecht vor seiner Ankunft in Rom ( 102) - dem Höhepunkt der Reise - erhalten hatte. In § 6 L�t von seiner ascriptio in IIerakleia die Rede, die dem Erlass der lex Plautia Papiria (89) vorangegangen war es. zu §§ 6-10; 7). In § 10 setzt Cicero voraus, dass Archias neben IIerakleia auch bei den Reginos (credo) aut Locren..is aue Neapolitanos auf
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Tarentinos die ci",'itas erhalten habe. Clark, Strenge, Richter / Eberhard / Kohl; Zicari, Vretska und Cerrutti folgen deswegen (im Gegensatz zu Cornali, Kasten, Gotoff) fiir § 5 Luterbachers Ergänzung Tarentini <er Locre'/Ules>. Allerdings könn te die ascriptio in Lokroi erst nach 102, vieIleicht im .'leIben Jahr wie die Einbiirge rung in IIerakleia, erfolgt sein (die Stadt liegt auf der Route von Sizilien nach IIerakleia). Eine sichere Entscheidung ist hier also nicht möglich. Die drei in § 5 genannten Städte zeichneten sich sämtlich durch eine wichtige geostrategische Lage aus, abgesehen von Rhegion desgleichen durch überregionale Vlirtschafdiche Bedeutung; auch Lokroi galt als wohlhabend. All e vier waren bic; spätestens 270 zu civitares foedemta.e geworden, wenn auch Tarent IIauptgegner im p)'JIhos-Krieg gewesen war und im Zweiten Punischen Krieg erneut für kurze Zeit von Rom abfiel. Neapel haUe sogar ein foedus aequum erhalten (s. dazu auch zu § 6). Auf dem ager Tarentinus wurde 123/22 die römische colonia Neprunia gegründet, die bic; gegen Ende des Bundesgenossenkrieges mit Tarent zu einem municipium vereinigt wurde. �icht zuletzt aus der \'Orliegenden Rede geht hen'or, dass mit der Koloniegründung keineswegs für alle Stadtbiirger die civiras Romana verbunden gewesen war, geschweige denn fiir spätere Neubürger dieser Kolonie. Ähnlich IIusband 1913/ 14, 165f. ; 170, der aber in unzutreffender Weise eine " civiras Latina" für alle socii Roms, somit auch fiir Archias, voraussetzt, s.u. zu § 6. Cicero hätte aber gewic;s nicht auf eine entsprechende Erwähnung verzichtet. Bei den Reihenfolgen, in denen die Städte aufgeführt werden, stellt sich die Fra ge, ob sie mit Blick auf Archias' Reic;eroute durch Magna Graecia, ihr damaliges Prestige oder allein aus stilistischen Gründen gewählt wurden. Die Anordnung in § 5 könnte tatsächlich den Weg eines von Osten nach Rom Segelnden widerspie geln. Will man eine k1imaktic;che Anordnung ansetzen, müsste von einem Vorrang Tarents gegenüber Neapel ausgegangen werden. Non liquer. vgl. Muggia 2002, 20-23; 2001, 95lf.; 2000, 773-75 ; Zingg 1999, 421-25. § 5 nactus est primum COl1sules eos, quorum alter res ad scribendum maxima.<;, alter cum res gesta.<;, tum eriam studium atque aun<; adhihere posset:
Archias war nach Ciceros Darstellung derart berühmt, dass er sofort Zugang zu den beiden mächtigsten Staatsbeamten erhalten habe: C. Marius und Q. Lutatius Catulus coss. 102, vgl. Elvers 1999, 902-5 und Kierdorf 1999, 524f. für Kurzbio graphien; Sanchez Vendramini 2010, 129; 1.17-39 zur Würdigung des Catulus als Literaten; Buchheit 1969, 244 zu seiner groilen Wertschätzung durch Cicero. Erneut setzt Cicero das Talent des Dichters in einen unmittelbaren Zusammen hang zu den mit ihm verkehrenden Römern. Die Art der Gegenüberstellung der beiden coss. impliziert die geringe Bildung des Marius, die unten in § 19, wo auch von einem Gedicht auf dessen Kimbernsieg die Rede ist, ausdrücklich zur Sprache kommt: nam er Cimbricas res adolescens atti,gir et ipsi illi C. ,\-fario, qui durior ad haec srudia �debarur, iucundus juit. Die Unbildung - oder besser Bildungs feindlichkeit - des Kimbernsiegers war weithin bekannt, vgl. Sall. lug. 63,3; 85,3lf.
86
Durchlaufende KommentienJng
non sunt copiosa verha mea: parvi idfacio. ipsa se 'L'irtu.� sati.� ostendit. illi.� artijiciio opu.� est, ut turpia facta oratione tegant. neque liUeras Graecas didici: parum placehat ea.� discere, quippe quae ad virtutem doctorihu.� nihil J>rofuerant; Val. Max. 2 , 2 ,3; Plut. Mar. 2; 6,3 etc. , dazu Swain 1990, 137-40, dem zufolge Plutarch Marius' Maßlosigkeit und innenpolitische Schwäche mit der Ablehnung griechischer Bildung erklärt. Gruen 1990, 181 hebt
(Marius spricht)
wiederum hervor, dass Mariu.� durchaus über eine gewisse (auch griechische) Bil dung verfügte, ihren Wert aber im Wettstreit mit der �obi1ität um die Gunst der Massen ostentativ herabsetzte. Jedenfalls dürfte die Interpretation Reinachs
12
1890,
etwas zu weit gehen: "adeo neminem tarn hebetem invenies quin laudes sui
intelligat! " Catulus dagegen war ein Kenner der griechischen Literatur und ver
1990. § 6 genannten römL�chen ArL�tokraten spielt Gold 1987, 77-
fasste eine Denkschrift über sein Consulat; vg). Perutelli Wie auch für die in
79
die tatsächliche Intensität der von Cicero angeblich aufgebauschten Beziehun
gen herunter: Cicero bediene sich der "vaguest possible language" ; "Archias dis covered
(nactus est)
(posset)
provide him with great subjects for his pen (Marius) and give to Archias
as consuls Marius and Catulus, the type of men who could
both a stimulus for \\Titing and an audience (Catulus). Of course, Cicero never says
aUingere und iucundus (§ 19) recht vage und werden kein wirkliches Nahverhältnis bezeichnen. Allerdings scheint nancisci mehr als nur zufällig � treffen" (pace Rich ter / Eberhard / Nohl 1926, 13) zu bedeuten. Es impliziert vielmehr eine ge"...isse Zielstrebigkeit und vielleicht auch ein beidseitiges Interesse. Merguet III 1882, 237 übersetzt mit ,erlangen' , ,gewinnen' , wofür er U.a. auf Cic. Sest. 17 ; 99 verweist; dort L�t j eweils die Allianz des P. Clodius Pulcher er. pi. 58 mit den damaligen Con that either man did any of these things " . Tatsächlich sind
suln zum Ausdruck gebracht. Zur Frage nach dem Umfang der
Cimhricae res s. zu §§ 19f.
§ 5 statim Luculli . . . eum domum suam 'recepen.tnt:
cos. 73, procos. Mac. 7 2 , triumph. 71 war der wenig jüngere cos. 74 , procos. 73-63 (im Dritten Mithradatischen Krieg, s. zu § 21). Trotz seiner Adoption in die gens der Terentii Varrones erscheint auch gelegentlich sein ehemaliges Gentiliz, vgl. Shack leton Bailey 1976, 132. Das �ahverhältnis zu den Luculli gab für Archias den Aus schlag, sich den Gentilnamen Licinius zuzulegen, s. zu §§ 1 ; 6. Die Aussage, dass die Herkunft des praenomen unklar sei , durchzieht die Literatur wie ein festste hender Topos, vg). z.B. Gaffiot 1966, 10; Gold 1987, 74 ; 207 Anm . 6; �arduc ci / Bertonati 1992/99, 38 ("in onore di un altro patrono appartenente a una gens diversa" ) ; Camarero 1965, 21 denkt an die Familien der Licinii Murenae oder Ner vae. Jedoch dürfte sich hier pace Reinach 1890, 14 f. und mit WL<;eman 1982/87, 267 arn ehesten der Einfluss der Terentii Varrones geltend machen. M. Liciniu.<; Lucullus
Bruder des noch berühmteren L. Licinius Lucullus
Durchlaufende Kommentierung
Zu den Biographien der beiden Aristokraten vgl. Will / Frigo
1999 , 166-68;
MRR III 12 l f. ; Keaveney 1992;
Tröster 2 0 0 8 . Ihr Vater L . Licinius Lucullus war mit
Caecilia, der Schwester des Q, CaecililL� Metellus Pius (.'I. zu
ratet. Im Jahr
101
87
§§ 6; 7;
10;
28), verhei
unterlag er in einer Repetundenklage und ging ins Exil, vielleicht
nach IIerakleia, zu welcher Stadt M. Lucullus enge Kontakte hatte, s. zu
§ 6.
Die
beiden Brüder gehörten zu den führenden Optimaten ihrer Zeit und wurden spätes
66 politische Gegenspieler des Pompeius, vgI. 1\vyman 1972 , 816-74 ; 1974 , 267f. ; IIilIman 1989, 76ff. , bes. 1 18-125; 1991 ; 1993 ; 1994.
tens seit Gruen
Diese Verbindung war gewiss ein wesendicher Grund für die Anklage des Aro hias, vgl. Watts
1923/61 , 3;
1970, 16 (denkt an Anhänger des Pom 1979, 4 ; Balsdon 1979, 101 ; I Ialey 1983, 2-4; 1992, 138: ,The obscurity of the prosecutor . . . and the von Albracht
peilL�, vielleicht Caesar); Vretska Gold
1987, 73;
Keaveney
feebleness of hi� case stmngly point not to the hope of success but the desire to be vexatiOlL�. GratilL�
(sie) or perhaps somebody standing behind him hoped to make
himself pleasing to Pompey"; Stee1 2002 ,
81 .
Dabei schreibt ihm Gruen sogar eine
Rolle in der Vorbereitung von Pompeius' Triumph zu: Die Desavouierung des
Lob
dichters schmälere zugleich das Lob des eigentlichen Widersachers LuculllL�. In
1890, 17 ; 1903, 2 ,4 ; Drumann / Groebe 1908/64, 217; Sternkopf 1907, 344 ; Taylor 1952, 62-70; Paulus 1997, 104f. ; Lucrezi 1997, 26. Dagegen lehnen Laurand 1935 , 37f. ; v an Ooteghem 1959, 172 und Zicm 1974 ,
Ansätzen finden sich solche politi�chen Überlegungen ferner bei Reinach Strenge
IXi. einen politischen I1intergrund explizit ab. Sie vermuten lediglich eine persönli che Feindseligkeit des GrattilL� gegen Archias, s. auch zu
§ 8.
Jedoch schlieLlen sich
die beiden Erklärungen keineswegs alL�. Im Gegenteil könnten Anhänger des Pompeius gerade diese Situation genutzt und Grattius ( .'I . zu
§ 8) zur Klageerhebung 1992/99,
ermutigt, ihn ggf. auch finanziell unterstützt haben. Narducci / Bertonati
40-42
weisen darauf hin, dass LuculllL� auch andere Feinde gehabt und Cicero
gewiss nicht gegen Pompeius' ausdrücklichen Willen die Verteidigung übernom men hätte. Nun war der Feldherr aber noch weit entfernt, und dass er persönlich die Strippen zog (so z . B . Cerrutti
1998,
xvii) , lässt sich weder wahrscheinlich machen
noch widerlegen. Auch der von Stockton
1971, 154 vorgebrachte Widerspruch gegen
die Ansicht, dass PompeilL� Drahtzieher des Prozesses gewesen sei, bleibt damit ver einbar. Fuhrmann
1973, 6..1 hält die Motive der Anklage indes für "undurchsichtig" .
Des Weiteren war der Redner angesichts der heiklen Situation gut beraten, die wirklichen Beweggründe der Anklage (z.B. im Gegensatz zu Cic. Balb. Scaur.
29-37)
58-65;
gänzlich auszublenden und sich auf die Vorzüge seines Mandanten
und dessen berechtigten Anspruch zu konzentrieren, dabei aber sowohl den Luculli als auch PompeilL� die gebührende Ehre zu erweisen. S. auch zu Nach Vretska
1979, 5f. (mit
LucuUi auch den Vater L.
S . 230, Anm.
Lucullus
(praet.
15); 90; 93f.
§§ 21 ; 24. schlieLlt der Plural
ca. 104 ) mit ein. Entsprechend wäre die
ser nicht vor a. 102 nach Süditalien in die Verbannung gegangen, ,vie auch gemein hin angenommen wird, vgl. z.B. Nadig
1999, 166.
Seine Reise nach Sizilien und I Ie-
88
Durchlaufende Kommenfierung
rakleia unternahm Archias jedenfalls zusammen mit M. Lucullus, s. zu § 6. Gold 1987, 74 ; 77; 84 etc. verwechselt die einzelnen Luculli zwar wiederholt, beschreibt aber tendenziell zutreffend Archias' Beziehung zu ihnen als ein hierarchisches. Jedoch scheint sie etwas zu weit zu gehen, wenn sie behauptet: "Thus, Archias holds a position somewhere between freedmen and those who already had a place in society" (S. 74). Umstritten ist auch die Frage, wer vor Gericht anwesend war. Ohne Zweifel war M. Lucullus zugegen (§ 8 adcst . . . ) . Zu erwarten wäre gewiss, dass auch sein Bruder Lucius dem Verfahren beiwohnte, da Archias letzteren viele Jahre auf seinen Feld zügen begleitet und jüngst erst das o.g. Epos auf ihn verfasst hatte (§§ 1 1 ; 21). Dessen Anwesenheit ist folglich bei Keaveney 1992, 138 vorausgesetzt, ebenso wie in dem fast zeitgleichen Verfahren gegen Murena (Cic. Mur. 20) und dem späteren Prozess gegen Flaccus (Cic. F1acc. 85) im Jahr 59. Schulze 1986, 46 betrachtet beide Brüder als Zeugen (zudem aber den - schon im Vorjahr verstorbenen! - Me tellus Pius). Indes folgert Damon 1997, 268-76 Lucius' Fernbleiben aus dem Feh len eines gegenteiligen I1inweises. Unzutreffend ist indes die Unterstellung (S. 274), van Ooteghem 1959, 170-72 erkläre diese Entscheidung damit, dass Cicero als besserer Advokat atL�gereicht hätte; im Gegenteil heUlt es bei diesem S. 170: "Les circonstances fournirent cependant a LuculltL� I'occasion de sortir de son isole ment". Damon behauptet sogar, dass L. Lucullus aufgrund einer bewtL�sten Vertei digung.�strategie der Verhandlung ferngeblieben sei, "to avoid the neX\L� of parasi tus / TCX imagines" (S. 273), die der Gefahr der karikierenden Verzerrung seitens der Anklage unterlegen hätten. Während sich aber die Betonung der Anwesenheit des M. LuculltL� ebenso \\ie der IIerakleienser wie selbstverständlich aus der Beweisführung ergibt (§ 8), ver zichtet der Redner darauf, die Gegenwart weiterer Freunde explizit atL�ztL�prechen. Daraus darf aber nicht geschlossen werden, dass die übrigen der in § 6 genannten Personen abwesend gewesen wären. So ist auch bezüglich des L. Lucu1lus keine sichere Aussage möglich. Dass er wegen seines "pleasure-oriented way of Iife" (S. 272) verachtet worden sei, geht auf eine einseitige, verzerrende Tradition seiner politischen Gegenspieler zurück, während er tatsächlich immer noch einer der führenden aktiven Senatoren war, vgl. IIilIman 1993 ; Tröster 2008. SchlielUich versucht Cicero auch nicht etwa, ein bestehendes Klientelverhältnis zu den Luculli zu ignorieren oder zu bagatellisieren, sondern betont im Gegenteil, dass gerade zu dieser Familie die engste Bindung bestand (§§ 5-8; 1 1 ; 21 ; 31). Selbstverständlich erhofft er sich daraus Vorteile für seinen Mandanten, vgl. Gold 1987, 77. Zudem beruft sich Damon für ihre These auf die Tatsache, dass der Redner Lu culltL�' Leistung hinter diejenige des populus Romanus zurücktreten lasse. In diesem Zusammenhang führt sie aus, dass das Klientelwesen in Rom nicht immer positiv bewertet worden sei, unabhängig von seinem tatsächlichen AtL�mal\ (S. 275f.). Ähnlich ist auch die Deutung von Narducci / Bertonati 1992/99, 60f. : Angesichts des Niederganges, den das Klientelwesen in Rom erlebt habe, scheine es
Durchlaufende Kommenlierung
89
Cicero opportun, Archias' Leistungen gegenüber dem Patron als "magnificazione collettiva dei popolo romano" darzustellen. Damit sind aber gleich zwei argumenta tive Strategien der Rede mi�sverstanden. Denn erstens ist gerade diese Apologie ein vorzüglicher Beleg dafür, dass Archias' Inklusion in die römische Gesellschaft, damit zugleich auch sein moralischer Anspruch auf die civitas Romana, vermiuel� seiner intensiven freundschaftliclJen Beziehungen zu römischen Aristokraten erfolgte (§§ 4 - 1 1 ; 2 1 ; s.o. Kap. D.3f.). Auf derselben Linie liegt zweitens die Beto nung der auctoritas der Verteidigungszeugen (§§ 8-10; 3lf., s.o. Kap. D.I-2) und des Advokaten, der sich nach Kräften selbst inszeniert (§§ 1; 12f. ; 18; 28; 30-32). Drittens darf nicht übersehen werden, dass die Nützlichkeit von Archias' Qualitäten seine civitas Romana rechtfertigen sollen; folgerichtig müssen seine Verse al� Dienste am populus Romanus erwiesen werden. Weiteres zu § 1 und § 21. § 5 sed etiam hoc
non
so/um in,geni
ac
litterurom, l?eTUm etiam natuTae atque
'Virtuti.." ur domus. quae huiu., adulescellßae prima /uerit, eadem esset familie
arissim a senectuti:
So die Überlieferung, die Camarero 1965 , 86 und Gaffiot 1966, 25 verteidigen. vgl. dagegen Reid: . . . 'L'iTtutiS <est>, ut . . . ; Clark, Cerrutti: <dedit> eciam hoc non so/um in,geni ac litterarum . . . ; Strenge, Richter / Eberhard / Nohl, Cornali, Zicitri: <et eTat> hoc non solum . . . ; Sternkopf 1907, 369-71 : sed erat hoc . . . ; Kasten: sed [et] iam hoc non solum . . . viTtu.ti..'1 <,gratia> ; Vretska: sed t eciam t hoc solum . . . (das Fehlen der Negation ist ein Versehen, wie aus der Übersetzung hervorgeht); Gotoff 1979, 254 (mit weiteren Vorschlägen): sed eciam hoc non so/um in,geni ac literarum . . . Entgegen Vret�ka sollte das Demonstrativum nicht rückverweisend (eum domum suam receperunt), sondern auf den Konsekutivsatz vorverweisend aufge fasst werden. Zum Genitiv proprietatis bei es..'1e (das hier durch Ellipse weggelassen ist) vgl. Kühner / Stegmann 1976/92 , I 452-54. Eine Übersetzung könnte lauten: "Aber sogar dies beruht nicht allein auf seiner Begabung und Bildung, sondern auch auf seiner tugendhaften Natur, dass (nämlich) . . . " . Tempora und Modi der beiden letzten Nebensatzprädikate sind nicht hinrei chend geklärt; vgl. z.B. Richter / Eberhard / Nohl 1926, 13; Camarero 1965, 86 ("subjuntivo consecutivo"); Gaffiot 1966, 26; Vret"ka 1979, 91. Die korrigierende Variante einiger jüngerer Handschriften (fuit statt juerit) bzw. die nicht weiter begründeten Konjekturen bei Richter / Eberhard / Nohl (patuit) und bei Clark, Zicari, Cerrutti (favit) verweisen ebenso auf dieses grammatikalische Problem. In den Ausführungen zur consecutio temporum bei Kühner / Stegmann 1976/92 , n 185-97, bes. 190f. (Relativsatz) L<;t ein solcher Fall nicht abgedeckt; erwähnt wird lediglich, dass Ausnahmen gelegen dich durch die Perspektive des Sprechers be dingt seien. Da ich nicht ausschliellen kann, dass der Verstoll auf einen eher un acht�men Perspektivwechsel des Sprechers zurückgeht, habe ich die ihlerliefe rung beibehalten.
90
Durchlaufende Kommentienmg
.li 5 statim Luculli, eum praerextatus etiam tum ArehilL<; esset, eum domum suam 'reeeperunt sed etiam hoc non solum i:n,geni ae litterarum, 'L-erum etiam naturae atque 'L-irtutis, ut domus, quae huius adulescentiae prima fuerit, eadem esset familiarissima seneetuti: Die Chronologie und Archias' Lebensalter bleiben im Ungewissen. Nach Cicero
(§
4) hat er seine literarischen Studien bereits mit Beginn seiner Pubertät
(ex pue
Tis excessit) in Angriff genommen und kam schon als Heranwachsender (adules
cens:
so auch in
§
19) nach Rom. Die Metonymie
genommen das Alter eines
puer;
praetextanul bezeichnet streng to�a praetexta der römischen
sie spielt auf die
Knaben an, die sie bei ihrem Üb ertritt ins Mannesalter ungefähr im 17. Lebensjahr, dabei oft zugleich im Übergang vom Grammatik- zum Rhetorikunterricht, ablegten,
vgI.
Liv. 2 2 , 57,9 ; Gell. 10,28. Manche Forscher behaupten nun, Archias sei mit 17
Jahren oder im 17. Lebensjahr nach Rom gekommen, vgI. z.B. Strenge 1903, 9; van Ooteghem 195 9 , 170 (Authruch aus Antiocheia mit ca. 15 Jahren); Gaffiot 1966, 9 ; Paulus 1997, 1 0 4 (geboren c a . a. 1 18); Narducci / Bertonati 1992/99, 3 4 ; ähnlich Gold 1987, 86. Demgegenüber gehen z.B. Drumann / Groebe 1908/64 , 213
Anm .
3 oder Vretska 1979, 90f. von einer Ungenauigkeit des Redners aus . Denn als senex mtisse Archias damals (a. 62) mindestens 60 Jahre alt gewesen, somit spätestens a. 1 2 2/21 geboren sein. Reinach 1890, 2 bleibt unentschieden. Tat�ächlich gab es nicht nur erhebliche Abweichungen hinsichtlich des Lebens alters fiir das Ablegen der to�a praetexta eines jungen Römers, sondern
tus und ähnliche
praetexta
Ausdrucke wurden häufig hyperboli�ch verwendet. Eine einschlä
gige Parallele bietet z.B. der Wunderknabe Alethius Minervius (vgI. Ausonius, Prof. 6 , 1 1 , dazu Co�kun 2002, 21 Anm. 20; zudem S. 89f. ) . Ähnliches gilt aber auch fiir das Erreichen der
senectus.
Dabei ist zudem festzustellen, dass Cicero keineswegs
behauptet, dass Archias jenes Alter faktisch erreicht habe. Die gewählte Aus drucksweise wäre durchaus damit vereinbar, dass er noch ein wenig jünger war, aber an der Beibehaltung der Archias könnte dann
um
dornus
für den Rest des Lebens kein Zweifel bestand.
118 v.Chr. geboren sein . Andererseits ist keineswegs aus
zuschliel.len, dass er im Jahr 62 seine 1 2 2 geboren
war.
senectus schon erreicht hatte
und somit bis
In jedem Fall soll Archias als ein bestaunenswertes Naturtalent
erscheinen (zu seiner au1\ergewöhnlichen Sprachbegabung vgI. bes.
§
18).
§ 5 iraque hune et Tarentinj er Regini et Neapolitani ci'L'itate ceterisque praemiis donarunt, el omnes, qui aliquid de in,geniis porera,,/: i:udicare, eognitione atque hospitio dignum exisdmarunt. hae ranta eelebritate famae cum esset iam absentihus notus, Romam ven-it Marin eon.<;ule er Caru[o. noetus est primum consules eo..<;, quorum alter res ad scribendum maximlL<;, alter cum res gestus tum etiam studium atque aun.. adhihere po...set. statim Luculli, cum praetextatus etiam tum 1\rehias esset, eum domum suam reeeperunt. sed edam hoc non so/um ingeni ae Utterarum, 'L'erum etiam naturae atque 'L-irtutis, ur domus, quae huius aduleseentiae prima.juit, eadem essetfamilian.•.<;ima seneetuti:
Durchlaufende Kommentierung
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Die Inklusion des Archias in die italische und römische Gesellschaft erfolgte auf vielfältigem Wege. Zunächst ist auf die Wendung ci'L'ita.te donare für die Verleihung des Bürgerrechtes (hier durch die mit Rom verbündeten Städte) zu verweisen. Diese durchaus technische Wortwahl macht gleichzeitig deutlich, dass es sich bei diesem Recht um ein ehrenvolles flGeschenk" handelt. So L�t im gleichen Atemzug von weiteren Auszeichnungen (praemia) die Rede, mit denen man sich Archias verpflichten wollte. Diese öffentlichen Ehrungen gingen mit privaten einher, oder besser gesagt - es ist davon auszugehen, dass enge private Kontakte vorangegangen waren, da in der Regel erst diese zu einem Ehrenbeschluss durch den Stadtrat führ ten. I1ierin unterschieden sich die übrigen mediterranen Stadtrepubliken nicht von Rom. Aufgrund seiner Begabungen war es offenbar attraktiv, mit Archias Bekannt schaft (co�nitio) oder eine darüber hinausgehende Gastfreundschaft (hospitium) zu pflegen. Dabei muss offen bleiben, ob letztere hier eine (z.B. durch Austausch von Erkennungszeichen oder Gastgeschenken) stärker formalisierte oder auch emotional tiefer gehende Beziehung war. Allgemein zur antiken Gastfreundschaft vgl. Hiltbrunner 2005 . Die Ankunft in Rom beginnt mit einem Zugehen auf und zugleich Empfangen werden durch die höchsten Magistrate: Beide Seiten kommen durch das Verb nan cisci zum Ausdruck. Ciceros Angaben zu den Consuln impliziert ihr Interesse an Archias, zu dem sie auch persönliche Bande geknüpft haben dürften. Ein engeres Verhältnis ging er aber sogleich mit den Luculli ein, die ihn flin ihr Haus aufnah men", ihm somit einen angesehenen Wohnsitz in Rom verschafften. vgl. 'Viseman 1982/87, 267: " to live in the patron's house, as Philodemus did in the house of L. PL�o, was the height of success" . Überhaupt reicht das Bedeutungsspektrum des hier zweifach gesagten (und in § 6 nochmals wiederholten) domus angefangen von ,Haus' über ,Heim ', ,Familie', ,Hausverband ' bL� ,Heimat'. Im Laufe der Zeit hat Archias' Stellung diejenige eines "der Familie in besonde rer Weise Verbundenen" (familiarissimus ) angenommen (ein in diesem Abschnitt nicht genannter Aspekt dieses Nahverhältnisses ist in der Annahme des Gentilna mens Licinius zu sehen, s. zu §§ 1 ; 5). Zur integrativen Kraft persönlicher Bezie hungen Fremder zu römischen Aristokraten sowie zum Freundschaftsvokabular vgl. auch §§ 6 (iucu.ndus, 'Vi'Vere cum, coH, consuetudo); 7 (fami/.iari.�simus); 19 (iucundus); 27 (amicissi m us, comes ) ; :n (amicorum 'Vetuslas, expeti) und s. Kap. D.3f. Gründe für das Zustandekommen dieses N'ahverhältnisses liegen laut Cicero in Archias' Qualitäten: einerseits in seiner herausragenden Begabung und Bildung (in�enium und litterae) - typische Eigenschaften für einen griechischen Gelehrten -, andererseits aber in seiner ihm von Natur aus mitgegebenen Charakterstärke bzw. Tugendhaftigkeit (natura a.tque 'Virtu,�) (zur Bedeutung der ethischen Argu mentation s. auch zu §§ 12- 18/30). Dies sind Eigenschaften, derer sich die Römer gern selbst rühmten und die sie Griechen nicht selten absprachen. Ciceros Sprach gebrauch beabsichtigt also, den kulturellen Graben zwischen Römern und Hellenen
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zu übenvinden und Archias als einen besonders wertvollen Römer darzusteJlen. Man beachte in diesem Zusammenhang auch die Verwendung der Metonymie zum Ausdruck von Archias' jungem Alter (pmetextatu.�): Die pmetexta wurde ja nur von römischen Knaben getragen, höchstwahrscheinlich niema1� von Archias selbst (vgl. den Literaturverweis im vorangehenden Abschnitt; ferner Zicäri 1974, 8; Gold 1987, 73f. : "Roman associations"). Der Verteidiger wiJI durch dieses Bild die for maljuristische Frage nach der RechtmäUigkeit in den I1intergrund drängen, ganz entsprechend seiner Ankündigung in § 4 .
§ 6 erat temparibus iUis iucundus Mete/la iUi. Numidico e t eius Pia jilia; audiebatur a M. Aemilw; 'L'i'Vebat cum Q. Gatula et patre er jilia; a L. GraSlIa colebatur; Lucullos 'Vet'O er Dnlsum et Octa'Vios et Gatanem et tatam Horrensiorum damum de'L'incram consuetudine cum tenerer, adjiciebatur summo honore:
Dieser Katalog der erlauchten Hörer und Gönner (vgl. Vretska 1979, 92f.; Narduc ci / Bertonati 1992/99, 75-77) verdeutlicht einmal mehr, dass Archias in der rö mischen I1igh Society verkehrte. Vgl. bereits Schol. Bob. ad § 6 (p. 177 Stangl p. 162 IIildebrandt): densilas igitur haec exemplorurn, quae ad persona.� nobili.� tras/erwr (Stangel - nobilitas /ertur Ilildebrandt), multum praesenti negotio patmcinatur, ut Archia.� tot amicis et tarn inlustribus nixus perquamjQ.cile honorem cit,'itatis Romanae powern pervenire. Narducci / Bertonati 38 erken nen in der Vielzahl der Kontakte ein Indiz dafür, dass griechische Gelehrte nicht mehr auf eine exklusive Bindung zu einer römischen Familie angewiesen gewesen seien und somit auch gröL�ere persönliche Freiheit genossen hätten. Indes geht aus der Rede klar hervor, dass die zentrale Bindung zu den Luculli erhalten blieb (s. §§ 5 ; 7 ; 9; 26). Dem gegenüber schreibt W'lseman 1982/87, 266-69 griechischen Dichtern in Rom genereJl einen "dependant status" zu und geht Gold 1987, 74f. ; 77-84 von einem streng hierarchi�chen Abhängigkeitsverhältnis aus (ähnliche Positionen sind auch o. zu § 5 zitiert). Andererseits steJlt Gold fest: "�oble and important patrons of trus sort were normally held consecutively, not simultaneously" (S. 78), woraus sie ähnlich wie Wiseman folgert, dass Cicero name droppiT/ll auf der Grundlage auch des dünns ten Kontakts aJlein zur Empfehlung des Angeklagten betreibe. Es ist zuzugestehen, dass angenehme Unterhaltung (iucundus: nach Richter / Eberhard / Noh! 1926, 13 "beliebt, gern gesehen") oder Hörerschaft (audire) keine allzu groL�e Nähe implizieren müssen. AJlerdings deutet audiebatur wegen des Imperfekts an, dass Archias wiederholt ein erlesenes Publikum um sich zu versammeln wusste, sei es nun mit oder ohne Unterstützung der Luculli. Die drei folgenden Ausdrucke ('Oivere cum; coli; dornum det-'inctam tenere) bezeichnen hingegen sehr intensive und zugleich andauernde Beziehungen. Von einer "vaguest possible language" (so Gold 78) ist hier nichts mehr zu spüren. Im Ganzen handelt es sich um eine klimaktisch angeordnete Variation, die den Richtern die Tiefe, Dauer und Vielfalt der Interakti=
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onsformen eindringlich vor Augen stellen soll. S. auch zu § 31 (amicorum . . . 'Vetustate ). Die Behauptung, dass Archias eine passive Rolle gespielt und immer wieder der Aufforderung seitens der Standespersonen bedurft habe, mag gerade in der An fangszeit und vielleicht auch gegenüber noch fremden Aristokraten zutreffen, kann sich aber durchaus nicht auf die Formulierung Ciceros berufen. Neben den im Einzelnen wertvollen lexikalischen Analysen Wisemans und Golds bleibt rur die Gesamtinterpretation die plausible Annahme, dass Cicero - wie auch in anderen Kontexten (s. zu § 1 ) die Bedeutung seines Mandanten übertreibt. In Kenntnis des römi�chen Prozesswesens wählt der Anwalt die Strategie, die Verteidigung weniger auf Fakten denn auf personale Autoritäten aufzubauen (bes. §§ 5-11), wozu auch der Consular selbst zählt (bes. §§ H. ; 28-31 ). Die Reihe beginn t mit den Metelli, den neben Marius eintlu.�sreichsten Impera toren des späten 2. und frühen 1. Jhs. ; des Weiteren waren sie mit den Luculli ver wandt (s. zu § 28) und spielen auch im weiteren Verlauf der Rede noch eine wichti ge Rolle (§§ 7-9; 31). Unter den weiteren Aristokraten verdienen L. Licinius Crassus und IIortensius IIortalus IIervorhebung, die (neben dem nichtgenannten M. Antoniu.� ) als die gröl�ten römischen Redner vor Cicero galten. Zudem ist fest zuhalten, dass L. Crassu.� a. 95/92 gegen die unkontrollierte Einbürgerungspolitik der Censoren des Jahres 97 opponierte, 91 aber gemeinsam mit M. Scaurus die Politik des M. Liviu.� Drusu.� zur zentral gesteuerten Bfugerrechtsverleihung in Ab stimmung mit dem Senat unterstütze, vgl. (teilwei�e mit leichten Modifikationen) Badian 1958, 2 1 1 - 18; Brunt 1965 , 106f. ; Co�kun 2004a und s.o. Kap. C.1. -
Im Einzelnen handelt es sich um folgende Personen: Q. Caeciliu.� Metellu.� Numidicus C08. 109 (MRR 11 539; III 40; van Ooteghem 1967, 124-77); seinen Sohn Q. Caecilius Metellus Pius co..�. 80 (NIRR 11 540; III 41; van Ooteghem 1967, 178-216); s. auch zu §§ 7; 9 ; 26; 28; M. Aemilius Scaurus C08. 115 und cen8. 109 (MRR 11 528; III 10f. ); Q. Lutatius Catulus pater co8. 102 (MRR II 583); Q. Lutatius Catulusfiliu8 co..� . 78 (MRR 11 583; III 131); L. Licinius Crassus C08. 95 und cens. 92 (MRR 11 579; III 118); zu seiner Gegnerschaft zu Marius und Plotius GaIlus s. auch zu §§ 19f. ; M. und L. Licinius Lucullus, zudem ihr Vater Lucius (s.o. zu § 5 und u. zu § 6); M. Liviu.� Dru.�us tr. pi. 91 (MRR II 582; III 126); Octavii: Schol. Bob. ad § 6 (p. 177 Stangl p. 162 IIildebrandt) schlägt vor: Cn. Octavius C08. 87 (MRR 11 596; III 151 ) sov.'ie Cn. Octavius C08. 76 (MRR 11 92); der Consul des Jahres 87 war ein Anhänger Sullas und fiel im Kampf gegen Marius und Cinna; einen Cato, vielleicht M. Porciu.� Cato tr. pI. 99, Enkel des Cato Censorius, Vater des Cato Uticensis (so Vretska 1979, 93 mit Verwei� auf dessen Verwandtschaft mit =
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Livius und Freundschaft zu Sulla), vielleicht aber auch M. Porcius Cato pmet. ca. 92 oder L. Porcius Cato cos. 89 (alle MRR II 606; III 169f. ; Elvers / Frigo / Kadig 2001, 158-60); zu den Catones s. auch § 22; verschiedene IIortensii, darunter L. IIortensius cos. 108 und dessen Sohn Q IIortensius IIortalus cos. 69, der berühmte Redner, vielleicht auch weitere IIortensii (MRR II 572f. ; III 103). In dieser Reihe vermisst man L. Comelius Sulla. Er bleibt wohl deswegen unge nannt, weil das auf dem Diktator lastende odium von Archias femgehalten werden soll. Erwähnt ist er allerdings in anderem Kontext, s. § 25. Nicht belegt, aber doch sicher anzunehmen, ist, dass Vertreter dieser erlesenen Familien durch ihre Anwesenheit den Geschworenen zu verdeutlichen suchten, dass sie Archias nicht in ihren Reihen missen wollten. Für eine Aufli�tung persönlicher Nahverhältnisse zwischen römischen Senato ren und griechi�chen Gelehrten vgl. Balsdon 1979, 54-58. § 6 quod eu m lIon solum colebant, qui aliquid percipere alque audire srudeballt, verum eliam si quiforte simulabant:
Das Vortäuschen ist nach Narducci / Bertonati 1992/99, 38 Anm. 15 ein Zeugnis für einen "allargamento della diffusione degli interessi culturali". ii 6 interim sads longo interoallo, cum esset cum <..W.> {L. I Lucullo ill Siciliam pmfecrus, et cum ex ea pr"" incia cum eodem Lucullo decederet, venit Hera cleam:
Der ältere L. Lucullus war zwar (pm)pmetor Siciliae 104-103, musste Rom aber bereits 101 verlassen und ins Exil gehen; vgl. MRR ß 580. Reinach 1890, 9f. be trachtet Archias als �fitglied seiner cohors pmetoria etwa 102/ 1 und unterstellt dem Dichter die Absicht, res ab eo gestas carminibus illu �tmret. Das longum intervalIum verlangt aber für den AufllTUch des 102 in Rom angekommenen Archias nach Sizilien einen späteren Zeitpunkt (s.u.), es sei denn, man folgte Rei nach auch in folgender Ansicht: nscilicet pigebat profiteri Archiam auspiciis et beneficio hominis pessimae notae initium fortunae fecisse" . vgl. die Kontroverse bei Drumann / Groebe 1908/64, 214 Anm. 5 . Seit Groebe korrigieren die mei�ten IIerausgeber un d Kommentatoren das über lieferte praenomen L(ucius) in M(arcus), zumal M. Lucullus laut § 8 auch das IIerakleienser Bfugerrecht ffu Archias erwirkt hatte. Reinach 1890, 1 1 deutet allerdings Zweifel an der unterstellten Urheberschaft an. Vermutlich erwägt der Forscher eine Fiktion zu Archias' Gunsten. Zwar halten auch IIusband 1913/ 14, 166f. ; van Ooteghem 1959, 170f. (der das Exil des älteren Lucius zum Zeitpunkt von Archias' Aufenthalt in IIerakleia voraussetzt); Gaffiot 1966, 26 (der ausdruck lichen Widerspruch gegen den Texteingriff erhebt) Lucius rur den Vermittler, doch ignorieren sie die Implikation von § 8. Dasselbe gilt ffu Zicäri 1974 , 9, der hier allerdings den j11ngeren Lucius vor sich sieht. .
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Mithin war wohl M. Lucullus als Privatmann nach Sizilien gereist; für die Quäs tur war der 1 16 Geborene damals noch zu jung. Zwar legt der technische Ausdruck ex provincia. d�cedere unterschwellig eine offizielle Funktion nahe; aber das Sub jekt ist ohnedies Archias, so dass ea provincia hier synonym ffu die Insel Sizilien steht. Vgl. Reinach 1890, 9; Drumann / Groebe 1908 / 64 , 215, die von absichtlich ungenauer Wortwahl sprechen (irrig allerdings Drumann zum longum inlerl.lal lum); Richter / Eberhard / Nohl 1926, 4 Anm. 5 , die ffu die Anwendung auf einen pri,,-'atus auf Cic. Cael. 7,1 verweisen (allerdings handelt es sich dort um das Verlas sen des Statthalterstabes); Camarero 1965, 88; Vretska 1979, 5f. ; 9,1; Narduo ci / Bertonati 1992/99, 78. Terminus ad qu�m für die Bfugerrechtssverleiliung in I IerakIeia ist der Bun desgenossenkrieg (91/90-87), in dem die Bürgerliste dieser Stadt verbrannte, s. zu § 8. Ohne Begründung datiert Reitzenstein 1896, 46,1 Archias' Aufnahme unter die Bürger IIerakIeias ins Jahr 9,1; die Chronologie des RE-ArtikeL� wird z.B. von Gri mal 1988, 5 5 ; Paulus 1997, 104 oder Cerrutti 1998, xvii unkritisch tibernommen. § 6 .. . Heracleam; qut12 cum esser d"iras aequ��sinw iure acfoede-I'e, a.�cribi se in eam c1vitarem 'Doluir; idque, cum ipse per se dignus puta"erur, rum aucroritare et gral'ia Luculli ab Heraclien...wus ·impetravit
Sowohl Archias' eigener Ruhm als auch das Ansehen und die Beliebtheit seines Gönners sollen ilim zum Bürgerrecht von IIerakleia verholfen haben. Die Luculli könnten Landgüter auf Sizilien (so auch Shatzman 1975 , 401 ) und in dieser im Tarentinischen Meerbusen gelegenen Stadt besessen haben. Autlerdem mag man an ein Patronatsverhältnis zu derselben denken (allgemein zum römischen Gemeinde patronat vgl. CanaIi de Rossi 2001 und Eilers 2002). �föglicherweise wohnte dort damals auch der verbannte ältere L. Lucullus (s. zu § 5), wie z.B. Reinach 1890, lOf. und Narducci / Bertonati 1992/99, 74f.; 78 erwägen sowie Drumann / Groebe 1908/64, 215 behaupten. Dass IIerakIeia wie auch andere föderierte Städte mit Rom vereinbart hatte, Exilanten aus dem Gemeinwesen des Vertragspartners aufzuneh men, ist durchaus möglich, aber keinesv.'egs sicher (vgl. Co�kun 2009a, 7,1-82 gegen die verbreitete Ansicht eines allgemeinen ius exilii ) . Darüber hinaus spekuliert Reinach, dass Archias bis zum Tod des älteren Lucius in der süditalischen Stadt gelebt habe, um anschlietlend "per decem continuos annos" das ho.'�pi.tium der jtingeren Luculli in Rom zu genietlen. Jede der vorge schlagenen Möglichkeiten VI'fude auch den Umweg erklären, der bei der Rtickreise des M. Lucullus von Sizilien tiber den Tarentinischen Meerbusen nach Rom in Kauf genommen wurde, s. hierzu den vorangehenden Kommentar. Interessant ist die Aussage, dass das Joedus aequo iure, das 278 v.Chr. mit IIe rakleia geschlossen wurde (dazu Vretska 1979, 94; Camassa 1998, ,167), noch am Vorabend des Bundesgenossenkrieges mit einem besonderen Prestige verbunden gewesen sein soll. Erhellend mag die Tatsache sein, dass nach dem Erlass der lex lulia im Jahr 90 (s. zu § 7) sowohl in IIerakIeia als auch in Neapel heftig darüber
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gestritten wurde, ob die Eigenstaadichkeit zu Gunsten der Eingliederung in den römi�chen Staat aufgegeben werden sollte oder nicht (vgl. Cic. Balb. 2 1 ) . Dies lässt für die betreffenden Städte auf einen hohen Grad an Autonomie schlie�\en. Eine privatrechdiche Gleichstellung mit römischen Bürgern war jedoch im Status einer
civitas foederata
nicht impliziert, ,\oie �arducci / Bertonati 1992199 , 78 Anm. 2 9
m i t einem Grol.\teil der Forschungsliteratur vorauszusetzen scheinen (vgl. z . B . Wegner 1969, 67 ; Galsterer 1976, 161 ;
contra Co�kun 2009a,
109f. ; 169f. ; 173).
Laut Cicero erstrebte Archias von sich aus das Bürgerrecht der in Lucanien ge
(ascribi se ... 'Voluil, S.u. zu §§ 6-10 zum Terminus technicus a(d)scribere). �lan könnte darüber spekulieren, ob vielleicht im Zuge der Agitatio nen des Lhius Drusus er. pI. 91 nicht eine Ausdehnung der ci'Vitas Romana auf die Städte der italischen socii mit einem foedu.� aequum erwartet wurde (ähnlich
legenen Stadt
Deniaux 198 1 , l.17; Cerrutti 1998, xvii: Vorbereitung für die "full Roman citizen ship"). Andererseits hätte Archias bereits das neapolitanische Bürgerrecht diesel ben Vorteile erbracht (s. zu
§ 5).
Fraglich ist deswegen die Behauptung Vretskas
ci'Vita.�joederata vor Ausbruch des Bundes
1979 , 6, dass der rechtliche Status der
genossenkrieges für Archias' römisches Bürgerrecht ,,,irklich relevant gewesen sei. Letztlich wurde er auf der Grundlage der
foedus aequum
lex Plautia Papiria eingebürgert, § 7).
die ein
nicht zur Bedingung machte (s. zu
Die Betonung des foedus
aequum
ebenso wie die Unterstellung einer besonde
(§§ 6 se ascribi 'Voluil; 8 über die Bezeu semper se Heracliensem esse voluft) soll jedenfalls den respektablen Weg zum Erwerb der civitas Romana, die Treue des Beklagten und die Vertrauenswürdigkeit seiner Zeugen (§ 8 adsunt Heradienses l�ati) herausstellen. ren Beziehung des Gelehrten zu I Ierakleia gung seiner dortigen Einbürgerung; 10
Zum möglichen Zeitpunkt der Einschreibung nach dem Census von ?92 v.Chr. s.o. Kap. C . 6 mit Anm . 47.
. ei,,'ita... aequi......imo iure aefoedere, §§ 6- 1 0 . . . venU Heracleam; quae cum e.....et a...erihi se in eam ci'Vitatem 'Vo/uit; . . . 7 data est ci'Vitas Sil'Vani lege et Ca'rhonis: "si qui foederatis ei,,'itatihu.. ascripti fui..... ent", . . . 8 ... Heracleaene e...se tum a...eriptum negahis? . . . ad... unt Heradien...e.. legati, . . . qui hune ascriptum Heraclien... em dicunt. . . . 1 0 quae eum ita sint, quid e...t, quod de eiu.. c1'Vitate duhitetis, prae..ertint eum aliis quoque in c1'Vitatihu.•.fuerit a...cnptu..?: Der Terminus technicus
a(d)scribere
( ,hinzu schreiben' , ,einschreiben') erklärt
sich aus dem Eintrag in eine Liste oder ein Dokument, hier in die IIerakieias
(§
tabulae J>ublicae
8). Der Zusammenhang zwischen Einschreibung und der Erlangung
des Bürgerrechts war so häufig, dass Cicero etwa in § 6 sagen konnte: ascribi se in eam ci'L'itatem voluit; vgl. Cic. harusp. 57 eodem enim tempore el suscipimur in lucem et hoc caelesti spiritu augemur el eertam in sedem civitatis ac libertatis aseribimur; Balb. 30 itaque in Graecis civitatibus 'Videmus Atheni.� Rhodios, Lacedaemonios, eeteros undique ascribi multarumque esse eosdem homines civitatum; Plin . epist. 10, 1 14 , 3 ascribi ci'Vem alienum; sowie Cie. farn. l.1,30 =
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301 SB und Cic. nato deor. 3,39, zit. in C.4 (2-3). vgl. Merguet 1 1877/1962, 297; ThlL I 773f. und 775,49; Shenvin-White 1973, 152 Anm. 4 (zit. o. Kap. C.4 mit Anm. 37); Kunzer 1983 : "enroll (sie!) as citizen". Besondere Verwendung findet der Ausdruck im kolonialen Kontext, wie nicht zuletzt aus Festus' Glossar hen'orgeht (s.v. adscripli): qui nomina dedissent ut coloni essent; vgl. Liv. 3,1,7: iussi nomina daTe qui a,grum accipere vellet. Beson ders aussagekräftig ist der Fall der hemikischen Ferentinaten, die schon gleich nach ihrer Aufnahme in die Siedlerliste für eine römische Kolonie glaubten, römische Bürger geworden zu sein, noch bevor die Kolonien selbst gegründet und sie in diese übergesiedelt waren; der Senat betrachtete dies als Bürgerrecht.�anmaJ.�ung (Liv. 34,42,5): Puteolos Salernumque et Brwcentum adscripli coloni qui nomina dederunt . . . Aus diesen Bei�pielen folgert Moatti 1993 , 10-30, dass die Rekrutierung von Siedlern in der Regel in drei oder vier Schritten erfolgte: 1 ) nomen daTe (aus Sicht der Kolonen) bzw. ascribere (aus Sicht der Funktionsträger), d.h. die Einschrei bung in eine Liste von Berechtigten (bene}1ciarii); gegebenenfalls 2) Zuweisung zu einer bestimmten Kolonie, falls wie im Fall der Ferentinaten zu mehreren Siedlun gen gleichzeitig ausgesandt wurde; 3) individuelle Landzuweisung (ad.
Es handelt sich hier um die lex Plautia Papiria des Jahres 89, die Neubürgern (ascripti: s.o. zu §§ 6-10) einer vertraglich mit Rom verbündeten Stadt, welche Rom bis dahin die Treue gehalten sowie die kollektive Bürgerrecht.�offerte der lex
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Iulia des Jahres 90 angenommen hatte, individuell anbot, ebenfalls römische Bür ger zu werden, sofern sie von der lex Iulia ausgeschlossen worden waren. Als weite re Bedingungen werden genannt: ein Wohnsitz in Italien zu der Zeit, al'l die lex Plautia Papiria verabschiedet wurde (s.u. zu § 9 an domicilium); Meldung bei einem Praetor (in Rom) innerhalb von 60 Tagen (s.u. zu § 7 apud pmetorem). Da Cicero den Gesetzestext nur in Auszügen zitiert, ist unsere Kenntni'l von seinen weiteren Bestimmungen freilich begrenzt. Aber die weit verbreiteten Ansichten, diese lex sei ein PalL'Ichalangebot an die Aufständischen gewesen, hätte die dediti cii mit einbezogen oder sowohl kollektiv als auch individuell von allen Italikern genutzt werden können, sind weder quellenmäi�ig abgesichert noch plalL'Iibel in die römi'lche Bürgerrechtspolitik einzuordnen. S. ausführlich o. Kap. C.4, bes. mit Anm. 49. Vertreter eines PalL'Ichalangebots berufen sich indes auch auf Schol. Bob. arg. (p. 17S Stangl p. IS 8f. nildebrandt): func Sil<'O>anus et Caroo cos. legern tulerunt, ut omnes, qui C&'Ient ex foedemtis populis, ci'L'itatcm Romanam consequerentur, si modo illa tcmpore, qua lex lata esset, domicilium in ltalia haherent et intro diem sexCIgensimum profcssi aput praetorem juisscnt. Jedoch scheint der Scholiast (oder sein Gewährsmann) hier nicht aus über den Cicero-Text hinausgehenden Quellen zu schöpfen, sondern sich lediglich um eine Paraphra sierung zu bemühen. Dabei ist die Wiedergabe von m'lcripti mit qui esscnt ex foederatis populis viel zu ungenau (.'I. zu §§ 6-10) und scheint die Unkenntnis der früheren lex Iulia zu implizieren. Sein \Vissen erweist seine Begrenztheit zudem, indem die Legislatoren als Sil<'O>anus et Carho cos<s> . bezeichnet und nicht als M. PlautilL'I Silvanus und C. Papirius Carbo trihuni plehis 89 identifiziert werden. I Allgemein zur QuaIität der Schol. Bob. s.o. Kap. B.3 mit Anm. 4. =
§ 7 sexa,gitlla diebus:
Die ausdrückliche Frist von 60 Tagen verlangte den Anwärtern auf die ci'L'ita."I Ra mana eine grol�e Entschlossenheit ab. Wer angesicht'I der ihn umgebenden Kriegs wirren, aus gesundheitlichen oder familiären Gründen oder wegen einer Tätigkeit in den Provinzen nicht nach Rom reisen konnte, mochte die Zeit'lpanne leicht ver streichen lassen und damit seinen Anspruch verlieren. Und wie schon genannt, schieden ascripti ganz ohne festen Wohnsitz in Italien generell aus. Solcherlei Einschränkungen können einen großen Teil der späteren illegalen Versuche des Bürgerrecht'lerwerbs erklären (§§ 8-10). Lucrezi 1997, 47 erwägt wenig überzeugend (s.o. Kap. B.2 Anm. 1 ) , dass Arohi as von Metellus erst nach Ablauf der Frist in die Liste aufgenommen worden sei. Wäre die Frist strittig gewesen, hätte Cicero dies aber wenigstens in seiner Argu mentation berücksichtigt. E. ist nicht 3woruschließen, das. ein Name der eon.uln. in deren Am....eit der Pro....... fiel (U. luniu. SilanWl, L. LiciniWl Murena, vgl. MRR 11 172 ad a. 62), zn die.er Venvirrung geführt hat.
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.'i 7 apud praetorem essent professi . . . prqfes.w.s est apud praetorem Q. MeteUum:
Archias' Meldung erfolgte ordnungsgemäi\ beim Praetor Q, Caecilius Metellus Pius. Die genauen Implikationen von apud praecorcm für die lex Plautia Papiria sind umstritten. Da in § 9 weitere Praetoren genannt sind, die damals Meldungen zum Bürgerrechtswechsel annahmen, scheidet eine Beschränkung allein auf den prae tor peregrinus aus. Aus dem Singular geht also lediglich hervor, dass jeder Praetor einzeln zur Annahme der pro/essio berechtigt war - entgegen dem Eindruck, den vielleicht § 9 conlegio pmetorum erwecken könnte. Vgl. z.B. Moreau 1994 , 1.15 Anm. 64 . Darüber hinaus stellen sich zwei weitere Fragen: Setzt die pro/essio bei einem Praetor die Reise nach Rom voraus? Und kamen auch andere Beamten hierfür in Betracht. Besonders Forscher, welche der lex Plautia Papiria ein pauschales Bür gerrechtsangebot unterstellen, neigen zu einer möglichst flexiblen Beantwortung dieser Fragen. So betrachtet de Sanctis 1976, 74 das Gesetz als strategische Waffe zur Zersetzung der feindlichen Reihen. Badian 1958/64 , 98 setzt ebenso wenig die Anreise nach Rom voraus. Abgesehen von der Inkonsistenz einer solchen Bürger rechtspolitik (s. Kapitel C.2) ergäbe sich dann die Frage, warum das Gesetz nicht alle Imperiumsträger ermächtigt hat. Denn im Feld standen vor allem Consuln und Promagistrate, während die Praetoren weitgehend die Amt<;geschäfte in Rom regel ten. Vgl. Co�kun 2004c, 56f. Wieder anders l\Ioreau 1994, 135-38, der sogar tribuni plebis als annahmeberechtigt betrachtet; contra indes Crawford (bei Mo reau 1994, 145 Fn. 109); Lucrezi 1997, 37. Zu den Details der pro/essio s.u. zu § 9. Vgl. zudem die Beschreibung der Re gL<;trierung für die jn.Imentatio in Rom und des dezentralen römischen Census im spätrepublikanischen Italien nach der Tabula I1eracliensis (zit. u. zu § 1 1 ). § 7familiarissimum suum: Q, Caecilius Metellus Pius wurde bereits in § 6 als Archias' Freund genannt. Der Superlativ /amiliarissimus begegnet auch in § 5 in Verbindung mit dem I1aus der Luculli. Zicirri 1974 , XI Anm. 3 erklärt die hinter der Qualifizierung als /amiliarissimus liegende Absicht wie folgt: "L'oratore vuol far intendere ehe Q, Metello doveva ben conoscere la posizione giuridica. " Dem Bedürfnis, die Glaub ""'Ürdigkeit des womöglich befangenen nobilis zu steigern, kommt Cicero aber erst in § 9 nach. Steel 2002, 96f. stellt wiederum fest: "IIis account of the process (6-7) empha sizes at each stage the singularity of Archias' position" ; Cicero beabsichtige "to conceal the fact that Archias' enfranchisement took place in the context of literally thousands of other enfranchisement<;, and to suggest that it is in some sense a mark of personal fayour" . Tat<;ächlich betont Cicero allenthalben die Besonderheit der persönlichen Kontakte des Archias; und gewiss haben diese zu seiner Niederlas sung in Rom und zur Annahme der civitas Romana geführt (s. Kap. D.3f.). Jedoch will der Redner verdeutlichen, dass es ordnungsgemäi\ ent<;prechend der lex Plau-
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tia Papiria zur Einbürgerung gekommen sei. Folglich sei eine ansonsten zu erwar tende viritane Bürgerrechtsverleihung nicht mehr nötig gewesen (s.u. zu §§ 25f. ) . .U 7-9 quid enim horum infirmari, Gram, porest?:
Der Ankläger Grattius wird nicht weiter identifiziert; erneut ist er in § 12 angespro chen. Übenviegend gilt er als Strohmann eines politisch motivierten Prozesses (s. Kap. B.3), doch wäre es unzulässig, ihm persönliche Motive mit Sicherheit abzu sprechen. Zicm 1974, X Anm. 1 erwähnt die tVIöglichkeiten persönlicher Rache oder auch das Interesse an der Annullierung eines Rechtsgeschäftes, das Archias nur al� römischer Bürger hatte ausführen können. In §§ 8-10 werden die aus dem Gesetz zitierten Bedingungen einzeln abgearbei tet, um die vollständige Rechtmäßigkeit der Einbürgerung des Archias zu belegen. vgI. Wallach 1989, 325f. zum Topos der partium enumeratio. ii 8 adesr 'Oir summa auctoritate et reli,gione er fide, M. Lucu1lus, Cflti se non opinari, Red sei're, non audisse, sed 'Vidi..�e, non interfuisse, sed egisse dicit. ad.�nt Heraclienses legati, .wbilis...imi homines, huius iudici causa cum manda tis et cum publico testimonio /'Oenerunr/, qui hunc ascriptum Herac/iensem dicunt:
Genannt werden die IIauptzeugen der Verteidigung: - M. Lucullus (s. zu § 5), dem hier in zwei eindringlichen Antithesen sicheres Wissen (seire) und aktives Betreiben (egisse) zugeschrieben wird, und dessen Glaubwürdigkeit durch das vorangestellte Trikolon summa auctoritas, religio und lides unterstrichen wird; - sowie die Gesandten von IIerakleia, die mit dem Attribut nohilissi m i aufge wertet werden. Lucrezi 1997, 50-53 zweifelt an ihrem Rang, da sie nicht nament lich genannt werden; es seien "solo pochi individui, la cui rappresentativitä venne astutamente ingigantita dalla difesa" ; sodann spekuliert er, dass sie "subornati" seien. Überdies leugnet er die Wahrscheinlichkeit, dass sich überhaupt noch je mand an die Bürgerrechtsverleihung hätte erinnern können. Lucrezi verschweigt indes nicht nur das mandatum der Gesandten, sondern auch die Gefahren für Cicero und Archias im Fall eines so schwer wiegenden Betrugs. Es muss sich al�o um Mitglieder des munizipalen Rates im Ritterstand gehandelt haben. Sie sollten Archias' Eintragung in die Bürgerliste von IIerakleia verbindlich und im Namen ihrer Heimatstadt bezeugen, nachdem das Originaldokument verbrannt war (s.u.). Weitere Entlastungszeugen scheint es nicht gegeben zu haben; dies schliellt je doch nicht aus, dass nicht noch andere Freunde oder Gönner des Archias wie die noch lebenden der in § 6 genannten Aristokraten, allen voran L. Lucul1us (s. zu § 5), zugegen sein mochten, um Archias' Rückhalt in der Gesellschaft zu bekräftigen. Mommsens Athetese von vencrun.t wird von Kasten in den Apparat verbannt sowie von Camarero 1965, 89; Gaffiot 1966, 26 und Gotoff 1979, 132f. venvorfen, aber von Vretska 1979, 103 überzeugend verteidigt.
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.li 8 tabu/as . , . Heraclicnsium publica.�:
Die für den Bürgerstatus in IIerakleia relevanten Dokumente werden - ähnlich wie die municipiorum tahulas der Tarentiner, Rheginer, Neapolitaner und Lokrer in § 10 - bisweilen für lokale Census-Listen gehalten (s.u. zu §§ 8-10). Doch ist der lateinische Ausdruck offen und kann grundsätzlich auch andere Dokumente be zeichnen, wie nicht zuletzt aus der Beurkundung von Archias' römischem Bürger recht durch die puhlicarum tahularum mwtoritas (§ 9) hen'orgeht. Allgemein zur Nutzung von tabu/ne und zu ihrer Bewertung aL� Bewei�mittel s.u. zu §§ 8-10. Eindeutig wäre dagegen eine Formulierung, wie sie Cicero in Cluent. 41 wählt: iUum tabu/as puhUcas Larini cc'1lsorias corrupisse decuriones universi iudica verunt. Betroffen waren die (eigentlich unfreien) Marspriester von Larinum, denen ,jener" (Oppianicus) illegal Freiheit und römisches Bürgerrecht verschaffte; vgl. Cluent. 42 und 125. Ilier vliederum ist strittig, ob es sich um den lokalen Census einer föderierten Stadt vor 90 v.Chr. oder aber um die dezentrale Census-Listen eines römischen Municipiums (so z.B. Kubitschek 1899 , 191 5 ; Moreau 1994, 122f. , jedoch mit unzutreffenden Annahmen betreffs des Census von 86/85 und der lex Iulia municipa/is: s. Kap. C.3 und 5) handelt. Im Fall der IIerakleienser Dokumente behauptet nicht einmal die Verteidigung, dass Archias aL� ascriprus einen Census untergangen habe. Zudem ist zu erwarten, dass die aktuelle Census-Li�te - wie auch im Fall der in § 10 genannten föderierten Städte - bei der kollektiven Annahme des Bürgerrechts ex lege Iulia im Jahr 90 nach Rom überstellt wurde. Ungenau ist also auch IIeubner 2006, 75, nach welcher das Problem darin bestand, dass "sein Name in den Bürgerlisten von IIerakleia nicht auftauche" . § 8 hic tu tabula.� de.�dera.� Heraclic'l1sium publicas, quas Italieo bello 'incenso tabulario interisse scimu.� omnis:
Zwar kann tahularium verschiedene private, religiöse oder staatliche bzw. öffentli che Archive bezeichnen (vgI. z.B. Sachers 1932; Culham 1989), doch muss es sich hier um das zentrale Stadtarchiv IIerakleias gehandelt haben. Von dieser allgemeinen Sicht (z.B. Sachers 1932, 1969) weicht indes nur Pur ce1l 1993, 43 mit Anm. 69 ab, indem er das Archiv zwischen Forum Romanum und Capitol ins Zentrum Roms verlagert. 2 Dies überfordert aber nicht nur den Kontext der Rede, sondern basiert auch auf weiteren unbegründeten Annahmen: 1) dass dort - und nicht in der Aedes Nympharum auf dem Marsfeld (Liv. 4,22; Cic. Mil. 73; vgI. Kubitschek 1899, 1914) - die römischen Census-Listen aufbewahrt wur den; 2) dass eben dort auch die lokalen Census-Listen der im Bundesgenossenkrieg 2
Dies in einem 3JlHont-."ten einschlägigen BeweiNg,ang dafür, dass der das F'uJUIn monumental ab I'Cchließende Palazzo Senatorio nicht als stadtrümisches Zentr.darchiv (sog. Tabulariwn), sondern als Atrium Lihertatis und damit als AmtNsitz der Censoren hetrachtet \..."erden m1l6s. Die traditionel le Sicht findet .ich dagegen z.B. �Ioatti 199:1. 66f.; Coarelli ] 999; kritisch aber bereits Culham ] 9/19. lO H.
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eingemeindeten Municipien gelagert wurden; 3) dass Archias den letzten autono men Census in I1erakleia untergangen hatte (s. aber Kap. C.4 (4) zur ascriptio). Durch den angesprochenen Brand war vielmehr die Dokumentation des Volks beschlusses verloren gegangen, durch den Archias etwa 92/91 ascriptus bzw. Neubürger geworden war. Angesichts dieses allgemein bekannten Verlustes müsse das beeidete Zeugnis der Gesandten dieser Stadt als Beleg ausreichen. Stee1 2002 , 80f. Anm. 21 warnt zunächst vor dem ,, 'everybody knows' topos", um mit der Vermutung fortzufahren, dass Herakleia gar nicht von den Kriegshand lungen erfasst worden und Italico bcllo folglich temporal aufzufassen sei; " the implication that the records were lost on active service, as it were, gives a hernic pardon to what was probably administrative incompetence" . Anders hingegen Galsterer 1976, 196 Anm. 85 und Moreau 1993 , 142 , nach denen die Zerstörung der Census-Listen beabsichtigt gewesen sei - was wenig wahrscheinlich ist. Über die Haltung Herakleias im Bundesgenossenkrieg ist wenig Konkretes be kannt. Die unmittelbare Nachbarschaft zu den aufständischen Lucanern brachte sie gewiss in eine prekäre Lage, da sie die aktive Unterstützung Roms in eine verhäng nisvolle Lage gebracht hätte. Immerhin setzt das Angebot der lcx Iulia an die Herakleienser voraus, dass der Senat ihr Verhalten im Jahr 90 als treu bewertete; vgl. Cic. Balb. 2 1 : ipsa dcnique Iulia, qua legc ci't,ita..'1 cst sociis ct Latinis data, qui fundi populi jacti non csscnt civitatcm non habcrcnt. in qua ma,gna contcntio Hcracliensium ct Ncapolitanorum fuit, cum magna pars in iis civitatibus jocdcris sui libcrtatcm civitati antcjcTTct. Postrcmo hacc vis cst istiu.'1 ct iuris ct 'Ocrbi, utfundi populi bcncficio nostro, non suo iure ./iant. Sie mochten, wie vielleicht die meisten Griechenstädte, unmittelbare Kampf handlungen unterlassen, gewiss auch den Aufständischen den Zutritt in ihre Stadt venvehrt und Rom möglicherweise auf dem Seeweg beliefert haben. Allerdings dürfte bereits die Stellungnahme im Bundesgenossenkrieg kontrovers gewesen sein, und die anstehende Entscheidung über die eigenstaadiche Fortexistenz ihrer Stadt (vgl. Cic. Balb. 2 1 , s. Kap. C.3 zufundumfieri) angesichts vielleicht tödlicher Drohungen seitens der Lucaner könnten zu Gewalt und Aufruhr unter den Herakleiensern geführt haben. Jedoch ist es weder belegt noch wahrscheinlich, dass eine erste Abstimmung über die Frage des Anschlusses an Rom negativ ausge fallen sei, wie Giovannini 2008, 47 meint. Steel 2002 , 80 wirft zudem die Frage auf, "why does he not appear on any lists of citizens of I1eraclea subsequent to their destruction by fire during the Social War" . Jedoch war die Zeitspanne zwischen dem Erlass der legcs Iulia und Plautia Papiria recht kurz. Und nach seiner projc.'1sio in Rom bestand offenbar keine rechdiche oder fiskalische Verbindung mehr mit Herakleia; die Verptlichtung eines römi'lchen Bürgers zu muncra in der Stadt seiner (rechdich definierten) Herkunft (origo) ist erst kaiserzeitlich, vgl. Nörr 1963 (anders Thomas 1996, z.B. 103 , s.o. Kap. C.4 (2)). Abgesehen davon wäre ein von Steel envogenes Dokument ohnehin nicht geeignet, Archias' ascriptio als civis Hcraclicn.
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Plautia Papiria
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zu erweisen. Da solcherlei Dokumente aher von Cicero in keiner
Weise thematisiert werden, dürften sie auch von der Anklage nicht erwähnt worden sein. Archias' pmjessio vor dem Praetor im Verlauf des Jahres 89 kann weder al'l terminus ad quem (so Vretska 1979, 100) noch post qucm (so lIusband 1913/ 14, 169) für den Brand des lIerakleienser Archivs gewertet werden.
§ 8 est ndiculum ad ea, quae habemus, nihil dicere . . . : Erwägenswert ist auch die Variante 'Oidemus, die allein cod. G überliefert sowie von Gaffiot
1966, 26 und Vretska 1979, 104 vorgezogen wird.
Jedoch hat habcmus al'l
überliefert zu gelten und ist nicht zu beanstanden. ..
§§ 8-1 0 . cum habeas amplissimi 'Vin reU,gioncm, inte,g errimi mun'ieipi ius iurandum fidemque - ea quae depra'Oan nullo nwdo possunt - repudiare, tabulas, quas idem dicis solere corrumpi, desiderare. / ... immo 'Vem ei... tabulis pmfessus, quae solae ex illa pmfessione conlegioque praewrum obtincnt publi carum tabularum auctoritatem. nam - eum Appi tabulae ne,g le,gentius adser 'Vatae dicerentur; Gabini, quam diu incolumis .fuit, le'Oitas, post damnationcm calamitas omnem tabularum fidem resi,gnasset, ... / . . . in eorum munieipiorum tabulas inrepserunt:
(corrumpi) weist voraus auf die § 9. Zu deren häufigem 1994; auch z . B . Brunt 1971, 42; 208; Culham 1989, 108; allgemein zur Verwendung von tabulac jetzt Meyer 2004,
Die Anspielung auf die Möglichkeit der Fälschung
Diskussion der Zuverlässigkeit munizipaler Bürgerlisten in Missbrauch vgl. Moreau
1996, 69f. Vgl. 2 16-27 zu einem positiveren Urteil betreffs ihrer Bewertung als Beweismittel gelangt. Zur materiellen Substanz solcher Listen vgl. dies. 24-36; auch )Jarducci / Bertonati 1992/99, 82 Anm. 39.
Thomas die S.
I m Einzelnen wird nicht immer klar zwischen der Qualität der einzelnen Doku mente unterschieden (vgl. z.B. Thomas
1996, 69f. ; 1 10f.).
Zunächst geht es um
Dokumente aus lIeraldeia, welche bei der lokalen Bürgerrechtsverleihung an Archias angefertigt wurden (sie sind von lokalen Census-Listen
zu
unterscheiden)
(§ 8). Sodann spricht Cicero von den Listen, auf denen die römischen Praetoren die pmjessioncs cx lelle Plautia Papiria 89 entgegen nahmen (diese sind von römi schen Census-Listen zu unterscheiden) (§ 9). SchlieLllich wendet der Redner den Blick allgemein auf italische Städte, welche das kollektive Angebot der lex Iulia oder eines Nachfolgegesetzes angenommen hatten; hier ging es den anonymen Bürgerrechtsusurpatoren um einen Nachweis dafür, dass sie schon vor der Munici palisierung einer solchen Bürgerschaft angehört hätten, um so ihre erschlichene
ci'Oitas Romana
zu legitimieren. Dabei kann es sich um ganz unterschiedliche
Dokumente handeln, die aber nicht mit einem dezentralen römischen Census zu venvechseln sind
(§ 10).
Im Fall der von Archias'
bis 102 v.Chr. erworbenen südita § 8 Dokumentationen individu-
Ii'lchen Bürgerrechte könnten dies entweder wie in
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eller Civitätsschenkungen oder aber (bis 90 v.Chr.) veralterte lokale Census-Listen gewesen sein. S. auch Kap. C.4. Zu Recht stellt Dugan 2001, 54f. fest: "Cicero offers a general principle that val orizes authoritative speech over the corruptible written word"; " the metaphor of breaking the seal of a document (omnem tabularumfidem resignasset) to express the impairment of textual authority provides a vivid image of the physical vulner ability of texts in the absence of personal auctoriws" . Dugan fährt fort: "the valorization of voice over text runs diametrically opposite to Cicero's goal of having Archias give textual fOOty to his ex tempore composition in honor of Cicero's consulate" (s. zu § 28); "This mystification of textual polish seeks to obscure the compromising similarit)' that it shares with erasure". Daran schlief.)t Dugan weitere Konsequenzen hinsichtlich Ciceros Versagen als Redner und Politiker. Diese Argumentation übersieht aber zum einen die speziellen Voraus setzungen (Fehlen der IIerakleienser Bürgerliste und der Einträge in römische Census-Listen: §§ 8-11), darunter vor all em, dass der prinzipielle Widerspruch auf die Ankläger selbst zurückzuführen ist (§ 8 repudiare - desiderare). VgI. Stem kopf 1907, 348 : "Geschickt wird der I1inweis auf Unregelmäßigkeiten in der Listen führung, den Grattius natürlich mit Bezug auf die Praetorenlisten vorgebracht hatte, hier gegen ihn benutzt" . Zum anderen wird auch die Bedeutung der persönli chen auctorita.'l aller beteiligten Akteure (s.o. Kap. D.2-4) ignoriert, die Cicero allerdings als gegebene Gröt\e vorfand. '"
§ 9 conlegioque praetorum . . . Appi tahulae . . . Gahini . . . tabularumfidem .. . ad Lentulum praetorem . . . :
Während Münzer 1900, 1.1 71f. , davon ausgeht, dass die vier genannten Praetoren sukzessive amtierten (Vretska 1979, 105-7 bringt dies in die Abfolge Pius a. 89, Pulcher a. 88, Gabinius a. 87, Lentulus a. 86), vermutet Vretska selbst, dass alle vier gleichzeitig eine Praetur im Jahr 89 innegehabt hätten; dabei hätten einerseits genau drei Praetoren die Meldungen entgegengenommen und ein weiterer (Lentulus) "eine besondere Beschwerdestelle" geführt. Letzteres setzte aber eine Art imperium maius voraus (vgI. allgemein Girardet 2000). Zudem deuten die iudices auf eine quaestio de civitate hin, vor welcher Metellus Pius zu einem späte ren Zeitpunkt Anklage erhob oder eine belastende Aussage machte. Überzeugender rechnet Broughton (MRR TI 33) nur die drei erstgenannten Beamten dem conlegium praetorum des Jahres 89 zu. Badians 1958/64, 77-82 Versuch, diesel ben Praeturen und somit auch den Erlass der lex Plautia Papiria ins Jahr 88 zu datieren, ist aber von Keaveney / Madden 1983 , 47 f. einschlägig widerlegt ,,",'Orden. Die cursus honQrum der erwähnten Praetoren werden von Co�kun 2004c, 5862 wie folgt rekonstruiert: Q. Caecilius Metellus Pius praet. 89, pmcos. 88-87 in Ital . , 87-84 in Afr. , 84/83 in Ligurien?, 83/81 in Ital., cos. 80, pmcos. Hi.'lp. 7971 (ab 76 Hisp. ult. ), t 63 (s. auch zu § 6 für weitere Lit.). App. Claudius Pulcher praet. 89, . . . , cos. 79, pmcos. Maced. 78-76, t 76 (vgI. �fRR TI 547). P. Gabinius
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pract. 89, . . . , ?leg. pro praet. Maced. 78-77?, ?XV'Oir sacr. jae. 76?, damnatu.'! 76/70 (abweichend z.B. Münzer 1912, 430; MRR 11 570). L. Cornelius Lentulus praet. urh. (?suff.) 89, proeos. Hisp. oder GaU. 88-85/83 , proeos. Maccd. 85/83-ca. 81/80 (abweichend z.B. Münzer 1900; MRR 11 68 mit Anm. 5). § 9 an domicilium Romae non habuit is, qui tot annis ante ci�'itatem datam sedem omnium ·rerum acjortunarum suarum Romae conloca'VitP:
Zu domicilium als juristischem terminus teehnieus für Wohnsitz bzw. Aufenthalts recht vgl. Leonhard 1905, u.a. mit Verweis auf Cod. lust. 10,40,7,1 in eodem loeo singulos habere domicilium non ambi,giruT, ubi quis larem reTUmque ae jorrunaTUm suaTUm summam eonstituit, unde TUrsus non sit diseessurus, si nihil a'Oocet, unde cum projeetu.'! est, peregrinari 'Oiderur, quo si rediit, per egrinari iam destitil; zudem Nörr 1963; Thomas 1996; Co§kun 2009a, 1 13-17 (mit weiterer Lit. in Anm. 356). IIusband 1913/ 14 , 169f. und Vretska 1979, 7 erkennen einen Anklagepunkt darin, dass Archias "keinen ordendichen '\Tohnsitz in Rom I hatte ) " . Noch weiter geht de Visscher 1956, 57f. , der annimmt, dass Archias im Jahr 95 aufgrund der lex Licinia MOOa aus Rom vertrieben worden sei und sich daraufhin in IIerakleia niedergelassen habe; s. aber o. Kap. C . 6 zu besagtem Gesetz. Tat'lächlich mag man hierin eine Angriffsfläche gegenüber dem vielfach umher reisenden Gelehrten gefunden haben. Cicero betont jedenfalls, dass diese Bedin gung der lex Plautia Pariria (s. zu § 7) erfüllt gewesen sei. So steJlt er bereits in § 5 die dauerhafte Aufnahme in das IIeim der Luculli heraus, und dies gleich nach der Kontaktaufnahme mit den Consuln, die auch als eine Meldung des Einwanderers verstanden werden kann. In § 6 betont er, Archias habe erst "nach einem hinrei chend langen Abstand" Rom gen Sizilien verlassen. In § 7 heißt es ferner ausdrück lich, er habe "schon viele Jahre lang sein domicilium in Rom gehabt" . Juristisch relevant war tat'!ächlich nur, ob Archias im Jahr 89 seinen offizieJlen Wohnsitz in Italien hatte. Offenbar hatte er sich dazu entschieden, Rom und nicht etwa eine der süditalischen Städte anzugeben. Das domicilium hing nicht davon ab, ob Archias Grundeigentum in Rom besai\, so dass hier die umstrittene Frage, ob ein peregrinus (zumal ohne ius eommercii) überhaupt die Möglichkeit zum Grunderwerb hatte, ZUTÜckgesteJlt werden kann (vgl. Co§kun 2009a, 55-60). So erkennt auch IIusband 1913/ 14, 170, der ihn jedoch irrtümlich für einen "ci'Ois Latinu.'!" hält. Cicero erwähnt weder Eigentum noch Besitz von Immobilien; omnes res ae jorrunae müssen dies nicht hergeben, und die Ausdrucksweise sedem . . . eonlocare scheint ferner dagegenzusprechen. Vielmehr bezeichnet er ihn immer noch als Gast, wenn auch einen dauerhaften, im Haus der LucuJIi (§ 5). § 9 an non est professUR? immo 'V em cis rabulis professUR, quae solae ex illa profe....none conlegioque praerorum abrinent puhlica·rum tabularum auero"" ratem. nam - rum Appi rabulae n�l�entiUR cuJ.seroatae dicerencur; Gabini,
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quam diu incolumis fuit, �itas, post damnationem calamita... omnem tabula rum fidem ·resi,gnasset - MeteUus, homo sanctissimus modestissimusque omnium, tatUa diligentiajuit, ut ad L. Lentulum praewrem et ad iudices tlenerit, et unius 'nominis litura se commotum esse dixerit:
Dem Dichter ist wohl unterstellt worden, möglicherweise die in der lex Plautia Papiria (s. zu § 7) festgelegte projcssio nicht persönlich durchgeführt oder auch erst einen Eintrag in die Meldeli�te erwirkt zu haben. Dieser Vorwurf beruht wohl auf der allgemeinen Erfahrung der Unzuverlässigkeit solcher Listen (s.o. zu § 8 sotere corrumpi). Vielleicht hat die Anklage auch auf andere konkrete Beispiele venviesen, in denen sich der Eintrag in eine solche Liste des Jahres 89 als Fäl schung erwiesen hatte. Prozesse im Gefolge der lcx Papia (s.u. , zudem zu § 10) mochten derartige Fälle jüngst zu Tage gefördert haben. Metellus Pius selbst scheint wenigstens nicht ausdrücklich der Fälschung oder Konnivenz bezichtigt worden zu sein. Andererseits war ein solcher Verdacht auf grund der allgemein bekannten engen Verbindung zu den Luculli, aber wohl auch zu Archias persönlich (s. zu § 6 und § 7 ) , nicht abwegig und mochte immerhin vorsichtig angedeutet worden sein. Möglichkeiten der ,groL�ziigigen Auslegung' des Gesetzes, will nicht sagen: der Rechtsbeugung, waren nicht allein durch einen ver späteten Eintrag gegeben. Näher liegend wäre die Erwägung, dass Archias verreist war oder sich entgegen der Aussagen des Verteidigers in Süditalien niedergelassen hatte und dennoch von dem Praetor in abscntia eingebürgert worden wäre. Am ehesten mag man dann in I1erakleia Archias' Aufenthaltsort vermuten, wo er viel leicht dem älteren L. Lucullus Gesellschaft leistete. Andererseits wäre in diesem Fall unverständlich, warum er dann nicht kollektiv mit den I1erakleiensern durch die lcx Iulia eingebürgert wurde oder aber bei seiner projcs.
Zutreffend unterscheidet Moreau 1994 , 135f. diese hier genannten tabulac publicac von den CenslL....Listen (vgl. auch Thomas 1996, 69f.). I1ieran knüpft sich allerdings die Frage nach dem Verbleib der Listen nach Ablauf der Frist: Gelangten sie ins Familienarchiv der Beamten, wie Moreau meint, oder wurden sie zentral, damit aber schwerer zugänglich, gelagert? Da es sich um Bürgerlisten handelt und diese auch ausdrücklich al� "öffentlich" bezeichnet werden, ist doch wohl Letzteres anzunehmen.
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.'i 9 .. his i,gitur tabulis nulJam lituram tin fWmen t A. Licini ,,'ideti.�: .
Zur Urkundenfälschung durch Rasur vgl. Cic. Cluent. 4 1 ; Moreau 1994 , 144f. Während Camarero, Zicari, Lucrezi, Cerrutti, �arducci / Bertonati und Kliemt mit der Konjektur Eberharts folgen, wird sie von Kasten; Gaffiot 1979 , 26; Vretska 1979, 107; Schönberger verworfen. Letztere deuten tabuli.� wohl als AbI. instr., was angesichts des negierten Ol�iekts sonderbar wirkt; noch ungewöhnlicher wäre Dat. poss. von einer Sache in einem elliptischen a. c. i. ; dagegen ist der Ausfall der Präposition angesichts der Alliteration nicht venvunderlich. Die besseren codd. (GEapck) haben die lecti.o difftcilior " in nomen" , die z.B. Vretska 1979, 107; �arducci / Bertonati 1992/99, 82 und Schönberger aufgreifen. Die Variante in nomine (codd. VbL) ist wohl als Korrektur zu deuten (liegt Konta mination vor?); sie \'-ird etwa von Clark, Richter / Eberhard / Nohl, Kasten, Cerrut ti und Kliemt bevorzugt. Ebenso ThlL 7,2,1534,65ff. , wo allein für litura in mit Ablativ zwei Parallelen angeführt werden. Attraktiv ist schlietllich auch der Vor schlag von E. Thomas, gefolgt von Cornali 1941 , .1 3; Zicäri und Lucrezi, in zu athe tieren und asyndetisch zu konstruieren. Non lique t. Zum Namen des Neubürgers s.o. zu § 1 . § 1 0 quae cum Ua sint, quid est quod d e eius cioitate dubiteti.�, praesertim cum alU.� quoque in cioitatihus fuerit ascriptus? etenim cum mediocribus multis et aut nu/la aut humili aliqua arte praeditis gratuito cioitatem in Graecia homines impertiebant, Reginos credn aut I.ocren.�is aut Neapolita,ws etut Tarentinos, quod scaenicis arqficibus largiri solebant, id huic summa ingeni praedUo gloria noluisse!:
Das tradierte dubitatis verteidigen Camarero 1965, 89 und Gaffiot 1966, 26f. ; contra Vretska 1979, 107. Die Entscheidung für den tatsächlich attraktiveren Kon junktiv (potentialis) bleibt aber unsicher. Weiter unten sind die Varianten überliefert: gravat in (et supra vel gmtuito) rod. G; 'Oe! gratuito gravat codd. EV; gratuit (Leod.); non gravate lesen Richter / Eberhard / Nohl; gravatim wird von Gaffiot 1966, 27 konjiziert, dem Kasten folgt; vel gravatim lautet der Vorschlag von E. Thomas und findet sich auch bei Cornali und Vretska; gravatim schlägt Zicäri 1974, 12 vor; gratuito lesen Clark, Strenge, Camarero, Gotoff, Cerrutti, Narducci / Bertonati. Archias war nicht nur Neubürger von Herakleia, sondern offenbar auch vierer weiterer Städte der Magna Graecia, die er vor Ausbruch des Bundesgenossenkrie ges bereist hatte, s.o. zu § 5. Nach Cicero waren die griechischen Städte geradezu verpflichtet, ihm das Bürgerrecht aufgrund des Ruhmes seines Talents (summa ingeni gloria) verleihen, da sie es doch auch wei taus weniger Begabten zu schenken ptlegten. vgl. den Streit um die Herkunft Homers (s. zu § 19). Lucrezi 1997, 53-56 vertritt "-iederum eine überkritische Position, indem er jegliche a.�criptio des Archias in einer föderierten Stadt als unbewiesen verwirft. Dabei wäre der Beleg der Aussage aber unverhältnismäßig aufwendig und nach der
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hinreichenden Bezeugung seiner ascriptio in Herakleia übertlüssig. Zudem setzt Lucrezi ohne Grund voraus, dass Archias bei seiner professio bereits vom Brand des Herakleienser Archivs gewusst und sich eben deswegen als ascriptus Rerae lien.�i.� ausgegeben habe. Zu weiteren Beispielen für die Ehrung reisender Künstler mit dem Bürgerrecht in griechischen Städten vg). Hardie 1983, 22f. ; allgemein zum Mehrfachbürger recht in hellenistischen und provinzialrömischen Städten vg). Nörr 1963, 554-60. Zum Argwohn der Römer gegenüber der hellenistischen Praxis vgl. Cic. Balb. 30: in Graecis ci'l.ntatibus 'Videmu.'l Atheniensis, Rhodios, Lacedaemonios, ceteros undique adscribi mulrarumque esse eosdem homines ci'OitaCUm. Quo errore ducws 'Oidi egomet non nullos imperiros homines, nostTos ci-ois, Atheni.'l in numero iudicum atque Areopagitarum, certa tribu, certo numero, cum ignomrent, si illam ci'Viratem essent adepti, hane se perdidisse nisi postliminio reciperassent. Peritus 'Vero nostri mons ae iuris nemo umqua.m, qui hane ci'Vitatem retinere 'Vellet, 'in aliam se ci'Vitatem diea'Vi.t; Plin. epist. 10,1 14: Pom peius verbot den bithynischen Städten, Personen einzubürgern, die ein Bürgerrecht auL)erhalb der Provinz inne hatten; Cass. Dio 54,7,2: Augustus verbot Athen (im Zuge weiterer Strafmaßnahmen), sein Bürgerrecht zu verkaufen; Dion Chrys. or. 34,23: Kritik an Tarsos wegen der Praxis des Bürgerrechtsverkaufs. Heftige Kritik am Niedergang der PolL'lVerfassung übt Cicero z.B. auch in F1acc. 16: Graeeorum autem wtae res publicae sedentis contioni.� temen.tate adminis trantur. iraque ut hanc Graeciam quae iam diu suis consiliis percu.L�a et afflicta est omittam, illa 'VeCUs quae quondam opibu.'l, imperio, gloria floruil, hoc uno malo concidit, libertate immoderata ae licentia contionum; 19 mementote igitur, cum audietis psephi.'lmata, non audire 'Vos testimonia, audire temeriratem 'Vu1gi, audire -ooeem lC'l.'issimi euiu.-;que, audire srrepitum imperirorum, audire con tionem condtatam 1C'Vi.'lsimae »ationis. S. auch o. Kap. 0.5 mit Anm. 31. Cicero verschweigt indes, dass etwa der Schauspieler Roscius (s. zu § 17) von SuUa mit dem römischen Bürgerrecht ausgezeichnet worden war. Zudem erinnert man sich an die Privilegierung des peregrinen Schauspielers Glaucippus, der im Jahr 65 als einziger von der Fremdenausweisung aus Rom ex lege Papia (s.o. Kap. C.6) ausgenommen war; vgl. Cic. leg. agr. 1 , 13 von 63 v.Chr. : deinde etiam in reliquum tempus diligenti.'lsime sandt (sc. RuUus in lege agraria) ur, quod qui.'lque imperator habeat pecuniae, protinus ad X'\.,i ros de/erat. Rie tamen excipit Pompeium simillime, ut milli 'Videcur, atque ut iUa lege qua peregrini Roma eiduntur Olaucippu.'l excipicur. .f 1 0 . . . credo . . . nolui..se! . . . 'reicietur?:
Ironie bzw. rhetorische Frage mit modalem Futur. § 10 qu-id? cum ceteri non modo post cioitatem datam, scd eHam post legern Papiam aliquo modo in eorum municipiorom tabu/as inrepsenmt, hic . . . reicietur?:
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Ci'Vitas data bezieht sich sowohl auf die viritanen Bürgerrechtsvergaben in Folge der lex Plautia Papiria a. 89 al� auch auf die kollektiven Eingemeindungen durch die lex Iulia a. 90, s. zu § 7. Die le." Papia de peregrinis a. 65 kann hier - als recht liche Grundlage des Archias-Prozesses (s. ausführlich o. Kap. C.6) - als bekannt vorausgesetzt werden. Offenbar bewog die rigide Politik des C. Papius er. pi. 65 (s. auch Kap. C . 5 nach Anm. 57) viele Fremde sowie Menschen, die sich wissentlich zu Unrecht als Bürger ausgaben oder denen lediglich die vollständige Dokumentati on ihres rechtmäßig erworbenen Bürgerrechts fehlte, dazu, ihr Bleiberecht in Rom bzw. ihren rechtlichen Status durch Urkundenfälschung abzusichern zu suchen. Zur Bedeutung von tabulae al� Beweismittel s. zu § 8 tabulas . . . und §§ 8-10. § 1 0 hic, qui ne Ulitur quidem illis (sc. ci"Vitatibus), in quihus est scriprus, quod senlper se Heraclien...'ie'lß e..'t,se 'Voluit, reicietur?:
Schulze 1986, 52 kommentiert: "Mit dieser rein subjektiven, irrationalen und stark psychologisierenden Begründung, die objektiv durch nichts nachzuweisen ist, ist der Gipfel der Dreistigkeit und Unglaubwürdigkeit Ciceros erreicht. Wiederum spricht der Redner die Wertgefühle der Geschworenen an, muss doch das Verhalten des Angeklagten von seiner auilerordentlichen pietas Herakleia gegenüber zeu gen." Allein letztere Beobachtung hat Gewicht, vgl. auch die Betonung der Dauer der Freundschaften in §§ 5; :n. Ansonsten übersieht Schulze, dass die Rechtmäilig keit des Bürgerschaftserwerbs nicht dadurch nachge',"iesen werden konnte, dass Archias bi� 89 auch Bürger weiterer italischer Städte geworden war. Vielmehr scheint die Meldeliste des Metellus zu belegen, dass Archias als ascriptu..� c1'Vitati Heraclien.�i römischer Bürger geworden war. Ciceros Plausibilitätserwägungen sind also nicht von der Hand zu weisen, denn hätte sein Mandant tatsächlich nach 89 unrechtmäilig die c1...,'ilas Romana. erschleichen wollen, dürfte er kaum das Bürger recht einer italischen Stadt vorgetäuscht haben, das er bis 89 gar nicht besessen hatte. Betreffs der Bedeutung Herakleias im tatsächlichen Prozess der Einbürge rung sowie innerhalb der apologeti�chen Strategie s. zu § 6; zur Einschreibung in die Meldeliste s. zu § 9 . .f 1 1 census nostros requiris. sciUcet. est enim obscurum proxumis censorihus hunc cum claris...imo imperatnre L. Lucullo apud exercitumfui...se; superioribus, cum eodem quaestore fui......e 'in Asia; primis, lulio et Crasso, nullam populi pa rtem e......e censam:
Wegen der Unzuverlässigkeit der Meldelisten fordert Grattius, zumindest einen Ein trag in eine Census-Liste zu sehen, den Archias bekanntlich nicht vorzuweisen ver mochte. Denn, so erklärt Cicero, während des proximus cen...us unter Cn. Corne lius Lentulus Clodianus und L. Gellius Publicola (vgl. �IRR n 126f. ad a. 70) war er im Lager des Proconsuls L. Lucullus (s. zu §§ 5; 6; 21), der von 73 bis 66 in Klein asien kämpfte. Denselben hatte er auch während dessen (Pro-) Quästur 87-82 im Ersten Mithradati�chen Krieg begleitet, so dass ihn die vorangehenden Censoren L. Marcius Philippus und M. Perperna 86/85 ebenso wenig erfasst hatten (vgl. MRR
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II 54). Die früheste Möglichkeit hätte theoretisch unter L. Iulius Caesar und P. Licinius Crassus noch im Jahr 89 bestanden; doch haben diese offenbar keinen Census durchgeführt, wie a\L� dem vorliegen Text zu erschließen ist, vgl. MRR II 32f. Ebenso wenig hatten Q. Lutatius Catulus und M. Licinius Crassus censs. 65 sowie L. Aurelius Cotta und sein namentlich nicht mehr fassbarer Kollege censs. 64 einen Cens\L� zustande gebracht, vg!. MRR II 157 ; 161 ; Gruen 1974, 69; zum politi schen Kontext s.o. Kap. C . 5 . Zur Frage der Gültigkeit eines Cens\L� und der Bedeutung des lu.'!trum Wiseman 1969; Co�kun 2009a, 23; 185 ; 236. Zu den möglichen rechtlichen Folgen für das Fernbleiben vom Census vgl. Kubitschek 1899, 1914 ; Co�kun 2004a, 16f. Anm. 1 1 und S . 131. Zum CenS\L� i m 1 . Jh. v.Chr. und seiner Bedeutung für die Entvlicklung des Bürgerrechts vgl. Suolahti 1963, 20-79; 402-95; Co�kun 2004a, 101 -6. Zum Niedergang des Census im 1. Jh. v.Chr. s.o. Kap. C.5; vgl. daneben aber auch Pfeü schifter 2002 . Zu weiterer Literatur s.o. C.1 Anm. 2 . .11 1 1 cen..us Iw..rro.. requiri.•.
...
nullam popwi parlem e....e censam:
Wichtigste Quelle zum Ablauf des Census ist die freilich immer noch sehr umstrit tene Tabula IIeracliensis, deren Bestimmungen zwischen 90 und 43 v.Chr. datiert werden; abgesehen von der Möglichkeit tralatizischen Gutes dürfte die Zusammen stellung in die Zeit der Diktatur Caesars gehören (s.o. Kap. C.3 mit Anm. 30). vgl. erstens Z. 1 - 16 (RS I 24, S. 363) zur Registrierung der zur jrumentatio in Rom berechtigten Bürger: ' Quem h(ac) l(ege) ad co(n)s(ulem) profiterei .1
( 1 -3) FOT wlwm<",eT it slwll he appmpriate muk.,. thi.. statute t" malee u declammm ",,-f"Te a ("''fJnsul, i/ he shaU not lJC in Rome trh(.1fl it shaU IJe appnlfniatc JOT him to make u dedarution, thi..1fl, wh(J("t, .. '(..� shaII he managiflll hi..o.r aflairs, Ire is to make the SUT1'l.C dedarution in (,,";'-"'1)' re.·�JJect helOTe a (.'(Jnsul, in the same manJU.,7 und (m tlle same daJ's. CL"J it u"fJUld 1Jc upprnpriate undcr thi", statutefuT the pers"n ""h"••e aflairs he slwll ',e manu,ll i� t" muke, if he wt'Te in Rmne. (4-6) F"T w1umu.�er it shaIl be uT1JJTopriate urulL,.,- thi.."f stututc to rrwke a dedarution l}�f<}re a L'fJn..orul. (fhe IIT she Mall be a ward. then wlux...""Ver shall he hi...., or her J.,Juardian is to rrwke the SU7J1e declararum in L'"'t.'el)' re.-rpect �fore u c..·01'L·m� in the same way und on the same OOjm. jlL�t u..� arul qf wlu.t.t and on 'U·hich days it would fJe u-ppn1p1"iat.e untier this statutefor hirn OT her to mahe u declarution, if he Iff ...me WL..,-e not u 'UlCJ,rd. (7 -t}) lf u consul. before whom it shuU he uPT,ropriate JOT dedurathJn..'f ttJ he made undL.,. this statute, shaU 'lOt he in Rmnc, tht'n, f"T wh"rrlL't-"L'" it .•haU he ap""',,OOte tu mnke a declaruticJn. Ire L.., to '11JLI.k. e a ooclarunon qf WhatL'"'t.'{,7" .'fhaU lJe ul1propri.ate, he/ore the ur ban pr(1(...'tOT or, {f he shall not he in Rome, hefcffe that pruetor u:ho shaU hlJ't-'e juri.'fl1kTion in TL" spec.."t offon�nerx, jlL�t a.'f it wo uld be uppnrpriate undL"'- this .'ftutute lor hirn to rnake a declara ti"n hef"re the cemsul, ,f he wem then in Rome. ( 1O-12) If q,.those t,m.eT that declamtiem shaU I,e made, he i.. '" see that the name q,. him w/u, .•hall mahe the dedarutie}1l and ""hat he ..hall ha<.'e declared and on which tlay he may ha<.'e made the declara non ure ent(..� in the pufJlic re("'fJTll.�j und (he is ttJ see) that. tOO same things in c.."'Vc..ry resJJect
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II I
oportebit, sei is, quom eum projiterei oportebit, Romae non erit, tum quei eius negotia cu.rabit iB ea(jJdem omnia, quae eum, qu.oius negolia curabit, sei Romae esset, h(ae) leege) proliterei oporte(re)t, item isdemque diebus ad co(n)s(ulem) projitemino - quem h(ae) I(ege) ad eo(n)s(ulem) projiterei oportebit, seiue ü; pup(illus) seiue ea pu(pilla) erit, tum quei eius pup(illi) pu(pillae)ue tutor erit, item eademque omnia in iiBdem diebus ad co(n)s(ulem) prolitemino ita utei e( t) quae quibusque di(e)bus eum eamue, sei pup(illwl) pu(pilla)ue non es(se)t, h(ac) leege) profiterei oporterer. - sei eo(n)s(ul), at que h(ae) leege) proj"essiones fierei oportebit, Romae non erit, rum is, quem projiterei oportebit, quod eum projiterei (Z. 8) oportebit, ad pr(aetorem) urb(anum) aut, sei is Romae non erie, ad eum pr(aetorem), quei inter peregrinos ius deicet, profi·temino, ita utei eum ad eo(n)s(ulem), sei tum Romae esset, h(ac) leege) projiterei oporteret. - sei ex eis eo(n)s(ulibus) ee pr(aetoribus), ad quos h(ae) l(ege) proj"essiones jierei oportebit, nemo eorum Ramae erit, tum i.�, quem projiterei oportebit, {et} quod eum {eum} projiterei aportebit ad tr(ibunum) pl(ebei) projitemino, ita ute(i) eum ad co(n)s(ul.em) pr(aetorem) urb(anum) eumque quei inter peregri-(12) nos ius deieet, sei rum Romae esset, h(ae) I(ege) profiterei oporteret. - quod quemquem h(ae) leege) projiterei oportebit, i.�, apud quem ea proj"essio fiet, eius que(i) profitebitur nomen, et ea quae pm /j"essus erit, et qua die proj"essu,� sit, in tabulas publieas rej"erunda eurato, eademque omnia quae uteique in tabula,� rettulerit 0)ta in tabulam in album rejerunda (curato), idque aput (f)orum et, quam /rumenrum populo dabitur, ibei ubei frumen-/ (16) rum populo dabitur coelidie maiarem partem diei propositum habeto, u(nde) d(e) p(lano) r(eete) l(egei) p(ossit). vgl. zweitens Z. 142-58 (RS 1 24, S. 368f. ) zum dezentralen Census römischer Bürger in italischen Städten auJ.\erhalh Roms: ' ( 142) . quae municipia eoloniae .
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the rec<mL. und u.. (he sludl lw'Ve entL.,-cd) ure so entered on u tal,. IL.t; und he i.. to hut-." it puhli..hed in the lorum und, when ""rn sludl he i."'fUed to the pe<,. ut the ,,/aLoe ut whk-h corn shaU bc i....ued to the people. dail)' duri"ll the greutL"- part 01 the
which he slwll lw'Ve entL"-cd in k'l: in a
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( 1 4 2-5H) \Vhat<..."'L"eT munu...ipia, (.,'Oumies (Jr l'refec...ture.� of Rmnan ,,-itiße1Lo,1 are ur shaU be in ltaly.
wluK."'Ver in tho,o.ce municipUt, coltmie..", OT prefectuTe�"f shall tlu..,If"C
hold tlte h�he�"ft �i..dn.u.,' 0'- the the (..'(..on..'ftl.� (!f the peo"le ut Rome. within the sixlJ,' da)!s "".>:t u/t''T I", shaU kno", that the ce........ qf the peo"le i.. bL�
highest offu.,'c. at the time rwhen a t'(,�"mT or un)' otlu..� mlJl.,li�trute shall t'fnultu..'1.
i1\ll ("'fnultu..tfed at Rome. Ire i.� tu t'tmdut"t. a een.�u.", of uU hi.", jeluyw muniL-ipes and t'oumist.� und tlu,se 'tCho shall he qft.hat pre"f"et-tfuTe, who shaU be Roman dti.zen..",; und he i,."' tu recei'Oefrom them
urul.er oat.h tlu..,"ir nomina, thdr pru(.�mnina, their 1utlu...lf"s . (Yr putnm"" their trihe."" tlu..,"ir L'oj.,Jmnn
irw, und ho'tC many yeunI: old euch qf tlu...1fn . shall 00 und an uC<..'ount. qf tlu.."ir propeTtJ.\ c.u..'Coruing tu the schedule 01 the L'<.....'fU.•• which shaU Iuroe he'>n TJUblL.hed ut RoffiC by wlw""er i.. then ubout tu
(,..'(mduct the ("''(.'TL'ftl.'" ('i'the people; und he is to see that aU thi.", is ent<..lf"oo in the puhli.c reconL"f (!fhis
munkiT,ium; und he i.", to send those fmok.", by en'Ooys, w1unn the majurity qf the det"Uriun.� or con
seripti ut the time when thut muttL.,- .•ludl be mi..ed sludl ha",." dcddcd should bc de.."utd.ed und S(...�t fOT thut JTWtter, tu those wlw slwll cmultu..tf the t'erL"flL'" ut Rome; aTUl he i.", tu see that, when
thL'Te sludl l,e "'o....e than si.�'t). days I�/l: 1'�I;ffe that da)' which who(.'<X!r sludl L,md=ot the
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pmejectume c(iuium) R(omanorum) in 1talia sunt erunt, quei in cis munieipieis colon(i)eis praefectureis maximum �(iscratum) maxim(a)mue potestatem ibei habebit tum, eum cen.'IOT aliusue ( 144) quis �(i.'ItratIUI) Romae populi cen.'Ium aget, is diebus (sexaginta) proxumei.'I, quihus seiet Romae c(e)nsum populi agi, omnium munieip{i}um colonorum suorum queique eius pmefec tume erunt, q(uei) c(iues) R(omanei) erunt, censum ( 146) ag(i)to; eorumque nomina praenomina patres aut patronos trihu.'I cognomina et quot annos quisque eorum habe(bi)t et rationem peeuniae exformula census, quae Romae ab eo, qui tum censum ( 148) populi acturus eric, proposita erit, a(b) iei.'I iurateis accipito; eaque omnia in tabulas publicas sui munieipi referunda eumto; eosque lihros per legatos, quos maior pars deeurionum con.'Icriptorum ( 150) ad eam rem legarei mittei censuerint tum eum ea{s} res consul{er}etur, ad eos quei. Romae c(e)n.'Ium agent mittito; eumtoque utei, quom amplius dies (sexaginta) reliquei erunC ante quam diem ei, queiquomque Romae (152) cen.'lUm age(nt), finem populi ce(n)sendifaciant, eos adea(nt) lihrosque eius municipi coloniae pmefectume edant; isque cen.'I0T, seiue quis alius �(i.'ItratIUI) censum populi. aget, diebus (quinque) proxumeis, quihus legatei eius ( 154) munieipi coloniae pmejectume adierint, eos libros cen.'Itl.'I, quei ab ieis legateis dabuntur, aceipito seine) d(010) m(alo); exque icis lihrei.'I quae ihei scripta erunt in tahula.'I publicas referunda eurato, easque tahulas (156) eodem Ioco, uhei ceteme tahulae puhlicae erunc, in quibus census populi perscriptIUI eric, condenda(s) eumto. qui pluribu.'I in munieipieis colon(i)cis pmejectureis dmnieiUum habebit et is Romae Cen8U.'I erit, qua magis ( 158) in munieipio colonia pmefectura h(ac) leege) censeatur, e(ius) h(ac) leege) n(ihilum) r(ogatur). § 1 1 ohscurum . . . clarissimo:
Die Ironie von ohseurum wird durch das antithetisch gewählte Attribut clarissi mus noch gesteigert. Überhaupt enthält diese Apologie die implizite Kritik, dass der Ankläger wenig informiert iiber zentrale Ereignisse der römi'lchen Politik sei: Er hätte wissen miissen, dass Archias auch diesen Nachweis gar nicht erbringen könne! § 1 1 apud exercitum . . . et in beneficiis ad aemrium delacus est a L. Lucullo pm consule:
Die Wahl der Präposition scheint zu verdeutlichen, dass Archias zur Entourage des Feldherrn, nicht zum militärischen Personal gehörte, wie Gold 1987, 207 mit Anm. that mURk..oipium, (.'(Jlony or vre/«'turc; und t1wt cen.�(Jr, ur WlWKi't,"(,T (Jtlu..� magL"tTate shoU am duct the L" ''''''''' 0/ the 11<..,,,,,,,, within the jWe da>," � ajtL'T the enu0Y" 0/ that munidpium, co/ emy or pr,,/ect.ure shaU h ...,,, appmached (hirn), i.. to recerue withour wm"ll.ful de;)'S; and he i.. to see thatfnnn th""e Ixx,k.. ",hat "haU hm:e Ix",n writtc.... down tht'TC i.. entL'TT!d in the pub/ic re<"rd., und that tIu�.., re<�".d. ure srored in the sam" pli",e, where thL'TT! shall be the "thL'" publiv re<"rd.., in which the ce........ 01 the pL." p/e i.. written out. (Obenoetzung nach Crawford, RS I, S . •'7 7f. ).
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12 hervorhebt, vg). Caes. Gall. 1,39,2: hic primum ortus est a tribuni.'l militum, pra4ecti.'l reliqui.'lque, qui ex urbe amicitiae causa Caesarem secuti non mag num in re mUitari usum habeba.nt. Zu einem anderen griechi'lchen Freund und Berater im Stab des Lucullus vgl. Cic. Verr. 2,4 ,49: Eupolemo Calactino, homini. nobili, Lucullorum hospiti ac perfamiliari, qui nunc apud exerci.tum cum L. Lucullo est, (sc. Verres) non idemfecie Zu seiner Bezahlung und seiner möglichen Funktion s.u . .� 1 1 sed - quoniam eensus non ius ci'Vitati.'l confirmat, ae tantum modo indieat eU1n, qui sir cens'lts, ita se ian1 tu1n gessisse Ipro ci'Ve/:
Allein Vretska schreibt - wohl versehentlich - iudicat statt indicat in Z. 1. Die Überlieferung ita se iam turn ,gessisse pro cive wird von Clark, Sternkopf 1907, 372f. , Richter / Eberhard / )Johl, Camarero, Gaffiot, Kasten, ZiciJ.ri, Cerrutti und Narducci / Bertonati beibehalten, während Cornali mit Lambinus ita, Vretska und Gotoff 254f. mit Richter pro cive athetieren. Offenbar handelt es sich bei pro cive um eine Glosse zur Erläuterung von i.ta und nicht umgekehrt. Wörtlich nehmen Cicero hier z.B. Mommsen III 1886, 635-3 7; Pieri 1 968, 1 60f.; Gal'lterer 1 9 7 6, 1 6 1 . Dem gegenüber fordert Lemosse 1 949, 165-69 die Berücksichtigung des Kontextes ein; Wolff 1977, I 40; n 63-65 pocht auf die Be weisnot für diese Annahme; ähnlich Lucrezi 1997, 59-61 , der aber die tatsächliche Rechtslage verkennt und Cicero in übertriebener Weise Augenwischerei unter stellt. vgl. bereits Gardthausen 191 7/ 1 8 , 358: "diese Anerkennung des Zensors galt als Beweis" . Nach Co�kun 2009a, 70-73 galt die Aussage erst nach der lex Licinia Mucia, und wurde deswegen während des Archias-Prozesses einstimmig von Anklage und Verteidigung akzeptiert. Zwar hatte der erstmalige Census in früherer Zeit durchaus eine Einbürgerung konstituieren können, so z.B. insbesondere bei Latinern, die einen volljährigen Sohn in ihrer Kolonie zurückgelassen hatten und von ihrem bedingten Heimkehr recht Gebrauch machten, oder bei der ma.numi.'lsio censu, aber auch in allen ande ren Fällen, die später nicht auf politischem oder juristischem Wege angefochten wurden. Zur argumentativen Funktion des ita se iam tum ,gessisse s. u. § 11 numquam. § 1 1 ei.'l remporihus, quihus tu eriminari.'l ne i-psilL'l quidem iudicio in civium Romanorum iure esse 'Versarum, er testamentum saepe fecit nostri.'l legihlL'l et adiic heredUates civium Romanorum et in heneficiis ud aerarium delatIL'l est a L. Lucullo pm consule:
Beide Parteien stimmen also gemäl� Cicero darin überein, dass der Eintrag in eine Census-Liste weniger eine offizielle Bestätigung des Bürgerrechts sei als lediglich besage, dass sich, wer sich erfassen lasse, für einen Bürger halte. Wie abwegig aber der Umkehrschluss sei, illustriert der Redner damit, dass Archias trotz seines Fern bleibens vom censu.'l , welches geradezu durch ein öffentliches Interesse bedingt
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war, wiederholt offizielle Handlungen vollzogen hahe, die bekanntermat\en römi schen Bürgern vorbehalten seien. Es werden drei Beispiele genannt: - die aktive und passive Testierfähigkeit, d.h. einerseits das Abfassen eines Tes taments und andererseits der Antritt einer Erbschaft von römischen Bürgern, wo mit zugleich die Rechtsnachfolge des Verstorbenen verbunden war. Dass dies nostris legihu,�, also ex iure Quiritium bzw. ex iure civi /i erfolgt sei, ist auch durch die technische Ausdrucksweise der Rechtshandlungen betont, vgI. Kaser 1971, 1,678ff. , bes. 682 zur testamenti factio und Testierfähigkeit; 683f. zur Fähigkeit der Erbeinsetzung; 7 15f. zu hereditatis aditio durch AuL\enerben. Überhaupt ist hervorzuheben, dass die oft gestaffelte, nach Bruchteilen bestimmte Erbeinsetzung eine typisch römische Ausdrucksweise von Verwandtschafts-, Freundschafts- und Klientelverhältnissen darstellte. Das "Testamentary Phenomenon" war keineswegs auf die Oberschicht beschränkt, sondern auch für einfache Bürger selbstverständ lich, so dass gerade auch Freigelassene oder )Jeubürger durch Testamente ihre Zugehörigkeit zur civitas Romana demonstrierten, vgI. Stern 2000, bes. 422-26. Es bleibt offen, wen Archias bzw. wer ihn a1� Erben einsetzt hatte. Nach Lucrezi 1997, 62 handelt es sich wiederum um eine unglaubwlirdige Behauptung. Gewiss hat man die gesuchten Personen in der Liste der renommiertesten Freunde und Hörer zu suchen, wenngleich es überrascht, dass Cicero auf ein namentliches Bei spiel verzichtet (§ 6). - )Jach der Rückkehr aus seiner Provinz hatte ein Promagistrat 30 Tage Zeit, Vergütungsansprüche seiner offiziellen Begleiter (amici, comites, apparitores, olficiales) bei der Staatskasse anzumelden, vgl. Cic. farn. 5,20,7 128 SB; Vretska 1979, 1 10; s. auch oben zu § 1 1 apud exercitum. Die Bezahlung aus dem Ärarium verweist darauf, dass Archias zumindest vorübergehend eine offizielle Funktion innehatte. Vielleicht hatte er sich im diplomatischen Dienst betätigt (Empfang von Gesandtschaften, Abfassen griechischer Briefe an Könige oder Städte). Allgemein zu den apparitores vgI. Mommsen I 1887, 332ff. , bes. 334-36 zu ihrer Auswahl und Vergütung; 366f. zu speziellen Aufgaben in den Provinzen. Cicero begegnet in § 11 dem Vorwurf, Archias habe sich deswegen nicht zum Census gemeldet, weil nicht einmal er selbst sich im Anschluss an die lex Plautia Papiria bzw. sogar bis 70 v. Chr. für einen römischen Bürger gehalten habe. Wenn indes Radin 1914/ 15, 273 daraus folgert, Archias werde eben nicht "prosecuted for having used the rights of civitas Romana" , scheint er die eigentliche Bedeutung dieser Stelle (wie auch Lucrezi, s.o. Kap. B.2 Anm. 1) zu verkennen. Sie erhellt erst im Zusammenhang mit dem Vorwurf, Archias habe seinen Namen nachträglich in die Bürgerliste eintragen lassen (§ 9). Zu einem analogen Beweis für die Staatsbürgerschaft verweist L6pez Batja de Qpiroga 2007, 321 auf Cic. Brut. 63: Catonis autem orationes non minus multac fere sunr quam Attici Lysiae, cuius arhirror pluruma,� esse - esr enim Atticu,�, qu.oniam ccrte Arhenis esr er natus er mortuus etfunctus O1nni ci.vium 'munere, qua.mquam Timacus emn quasi Lici.nia er Mucia lege repetit Symcusas. .
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Es ist - zumindest auf den ersten Blick - überraschend, dass unter den genann ten zivilen Funktionen nicht von der Teilnahme an Wahlen die Rede ist. Gewiss verbietet sich hier ein argumcntum c silcntio, zumal die Bedeutung des Wahlrechts als Spezifikum der civitas Romana in der modernen Literatur ohnedies oftmals überschätzt wird; vgl. hierzu die sich ergänzenden Beobachtungen von Gauthier 1981 und Mouritsen 2001. Darüber hinaus ist aber zu berücksichtigen, dass uncen sierte (Neu-) Bürger in keinem Fall zu den wichtigen Centuriatscomitien zugelassen waren, während die Teilnahme auf den nach trihus geordneten \Vahlveranstaltun gen ußCer Umständen zwar möglich (vgl. Co�kun 2004b, 1 27f.), aber für einen Mann von Archias' �aturell und Stellung nicht unbedingt attraktiv war. Im Ganzen ist es also wahrscheinlich, dass Archias - wenigstens nach seiner Rückkehr aus Kleinasien im Jahr 66 - nicht an Wahlen in Rom teilgenommen hat. § 1 1 numquam enim hic neque S\Ul neque amicoru;m iudicio re'C'incetur:
Die Anklage hat offenbar unterstellt, dass Archias noch lange nach 89 weder von sich selbst noch von seinen Freunden als römischer Bürger betrachtet worden sei. Daher rührt auch die Skepsis gegenüber der Nleldeliste des Metellus PhIS (s.o. zu § 8-10). Die Argumentation zielte also nicht darauf ab, dass sich Archias im Jahr 89 zu Unrecht auf die lex Plautia Papi.ria. berufen hätte (so aber Lucrezi 1997, 41); vielmehr habe er damals gewusst, dass er nicht qualifiziert gewesen sei, sich zu nächst als Nicht-Römer verhalten und erst viel später um eine illegale Einschrei bung in die Liste des Metellus Pius bemüht. Cicero versucht, durchweg das Gegen teil plausibel zu machen. Vgl. in diesem Zusammenhang auch: sc iam tum gcssissc [pro ci'OcJ. §
12 quaeres:
Nur wenige späte Handschriften haben quacris, so dass die Herausgeber zu Recht an der Futurform quaercs festhalten. Mithin bedient sich Cicero hier des rhetori schen Mittels des fiktiven Einwandes, um vor diesem Hintergrund seine breiten Ausführungen zur Bedeutung von Bildung und Dichtung folgen zu lassen. Die bei Paulus 1997, 106 geäut.\erte Envägung, dass die Anklage in Rom herrschende Res sentiments gegen Griechen und hohe theoretische bzw. literarische Bildung (s.o. zu § 1) geschürt habe, wäre zwar an sich plausibel, lässt sich aber nicht belegen. Wo möglich verzichtete Grattius angesichts einer zu erwartenden Replik seitens des Staranwalts oder aber auch wegen der bekannten literarischen Ambitionen des Praetors Q. Cicero (s. zu § .1) bewusst auf diese Polemik und konzentrierte sich auf Archias' Beweisnot. §§ 12-1 8/.10: quaeres a nohis, Gratti, cur tanto apere hoc hmnine delectemur:
Zum rhetorischen Plan bzw. zur sog. argumentatio cxtra cuusam s. Kap. B.2; 5; 0.1. Vgl. Fuhrmann 1978, 64 : "Der zweite Teil, die angekündigte Extravaganz, gibt sich, indem er auf eine abgezirkelte Gliederung verzichtet, als kultivierte Plauderei."
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Nun wird das Thema Bildung, das bereits den Beginn des Proömiums und der Narratio beherrscht hat (§§ H. ; 4-6), wieder aufgegriffen. Dabei wird bes. der Wert der Literatur, vor allem der Dichtung, behandelt. Den prozessstrategischen Überle gungen gemäl.l (vgI. z.B. IIabinek 1994 ) betont Cicero dabei ganz dezidiert ihren vielfältigen Nutzen, wodurch die Bildungsanstrengungen sowohl des Archias als auch Ciceros selbst gewissermal.len ,romanisiert' werden. S.o. Kap. D.5 und zu § 1. vgI. auch IIeubner 1985 , 488-90 zu "Praxiswirksamkeit des dichterischen Talents" und "Primat der vita activa" . IIervorgehoben werden die Möglichkeit der Erholung von Strapazen, die in der politischen Betätigung ertragen werden (§ 12), und die durch literarische Studien erworbene Fähigkeit, Verteidigungsreden zu halten (§ 13); schliel.\lich vermöchten es die in der Literatur beschriebenen Vorbilder, zu sittlichem und aufopferungsvollem Verhalten anzuspornen (§§ 14-17). Die Argu mentation ist also konsequent funktional, und das Gemeinwohl erscheint durch gängig als zentrale moralische Bezugsgröl.le. In § 15 unterstreicht Cicero, dass virtus und doctrina keine Gegensätze, son dern beide erstrebenswert seien und erst in ihrer Verbindung gröl.lte Fruchte her vorbrächten. Dies belegt er in § 16 durch exempla des vergangenen Jhs. (vgI. Vretska 1979, 1.12f.). Es schlieLlt sich eine geradezu hymnische Preisung auf die an allen ürten, zu allen Zeiten und fiir alle Alter jeweils nützlichen Bildungsbemühun gen an. Selbst wenig Gebildete könnten Freude an und Bewunderung fUr besondere Talente empfinden, was mit der Beliebtheit des Schauspielers Roscius verdeutlicht wird (§ 17). Immer wieder aufs Neue sei Cicero tief ergriffen, wenn er Kostproben von Archias' spontaner 'Vortakrobatik oder seinen noch ausgefeilteren niederge schriebenen Versen erhalte. All dies sei Rechtfertigung genug für seine Verteidi gung, heil,lt es in § 18, womit die in § 12 aufgeworfene Frage hinreichend beantwor tet ist. Doch geht Cicero weiter: Neben die beVl'Utldernswerte erlernte Fähigkeit trete die göttliche Inspiration, weswegen Dichtern eine ganz besondere Achtung geschuldet sei (§§ 18f.). Der erste metaphysische IIöhepunkt ist damit erreicht. Daraufhin wird das Thema litterae um �loria erweitert. In der Lohdichtung auf Staatsmänner fallen ebenfalls privater und öffentlicher Nutzen zusammen, und sie eignet sich einmal mehr zu einem erneuten transzendentalen Crescendo (§li 19-30).
§ 12 quia suppedicat nobis, um et animus ex hoc fore.."; strepitu reficintur, et aures convicio defessae conquiescant:
Einen "Seitenhieb gegen die Richter" (lleubner 1985, 486) vermag ich hierin nicht zu erkennen. Die Begründung klingt noch in einem Brief des Jahres 60 an Atticus nach, in welchem Cicero ihn um die Unterstützung heim Transport eines Büchernachlasses bittet (Cic. Au. 1,20,7 20 SB): nam et Graeeis ii..� libri..�, quos suspicor, el Latinis, qu.os seio illum reliqu·i..�se milli, vehementer opus est. e�o autem coUidie magi..�, quod mihi de foren..,; labore temporis da.tur, in iis studii.� conquiesco. =
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vgl. Cic. de orat. 23f. : sic enim res sese habet, uc, quem ad modum 'Volucris 'L'ide1uus procreationis a.tque utilitatis suae causa eillngere et construere nidos, easdem autem, cum aliqu'id eil"ecennt, levandi 'aboris .�ui causa pa.�sim ac libere solutas apere 'Volitare, sic nostri. animi negotiis joren.�ibu.� atque urbano opere defessi gestiant ac voli.tare cupiant vacui cura ac labore. / . . . i.llu d addidi "mihi enim tiber esse non videtur, qui non aliquando nihil agil. "
§ 13 quantum denique aletre . . . ? . . . haec quoque crescit oratio etfacultas, quae, quantacumque lest I in me, numquam amicorum periculis de.fu·it. quae si cui le'Oior 'Oidetur, illa quidem certe, quae summa "unt, ex quo fonte hauriam, sentio: Allein cod. G iiberliefert alveolo ("Wiirfelbrett" ), das auch die meisten Herausgeber aufnehmen, doch ist mit derselben Hand über der Zeile 'Ve! aleae ergänzt. Auch die iibrigen Handschriften haben das bekanntere aleae ( "Würfel"). Allein Letzteres hat als iiberliefert zu gelten, sofern auf das Stemma ( 0. Kap. A. l ) Verlass ist. Die Kopula esc findet sich allein in cod. K a. 1459 und hat als Konjektur zu gel ten; sie wird zwar in alle neueren Ausgaben aufgenommen, ist jedoch iibertliissig.
§ 14 '" omnia pericula mords atque erjUa paroi esse ducenda: Durch die Lesung der codd. GEV hat exilia als iiberliefert zu gelten, während exi li(i) in den jiingeren Manuskripten sowie in den meisten modernen Editionen (Kas ten bzw. exsili bei Strenge, Clark, Richter / Eberhard / Nohl, Cerrutti, Narduc ci / Bertonati) bevorzugt wird. Zur Verteidigung der lectio difficilior vg!. aber Gaffiot 1966, 28; sie wird auch von Camarero und Zicäri beibehalten. Der Redner spielt auf sein Engagement bei der Aufdeckung und Bekämpfung der Catilinarischen Verschwörung 63 an, in dessen Verlauf ein Attentat auf ihn geplant war. Die Rettung der Republik unter Einsatz seines Lebens v,'ar fortan ge wissermai\en sein Lieblingsthema; s. auch zu § 28; vgl. ferner die Quellenauswahl bei Vretska 1979, 177. Abweichend Bellemore 2003, 50f. , die in exilia eine Anspie lung auf die tatsächliche Verbannung Ciceros 57/56 v. Chr. zu erkennen glaubt. In diese hatte ihn der Volkstribun P. Clodius Pulcher getrieben, da er Mitverschwörer Catilinas verfassungswidrig allein auf der Grundlage des vom Senat verhängten Staatsnotstandes unter Ignorieren des Provokationsrechts hatte hinrichten lassen. Zu den Ereignissen bis zu Ciceros Rückberufung aus dem Exil im Jahr 57 vgl. Gel zer 1969, 135-54; Lintott 2008, 142-2 1 1 . Zu den Bedingungen und Erfahrungen des Exils in Rom vgl. jetzt Kelly 2006; zu den rechtlichen Bedingungen auch Co§ kun 2009a, 73-82 . Manche Forscher erkennen in der Selbstverteidigung Ciceros gar ein zentrales Anliegen der Archiana. vgl. Gaffiot 1966, 14f. : "Le pro Archia est bien un pro Cicerone" , allerdings in einer entspannten Atmosphäre bei wohlwollendem Publi kum, während sich der Redner in der kurz zuvor iibernommenen Verteidigung des jungen Sulla nocb selbst gegen persönliche Angriffe habe wehren miissen. vgl. Eisenberger 1979, 91 -98; Dugan 2001, 45. Jedoch bleibt die Selbstverteidigung
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nur ein Nebenmotiv, welches dem Freispruch des Archias untergeordnet ist. S. Kap. D.I. Zu Ciceros SeIhststilisierung als Retter des Staates s. auch zu § 28 . .� 14 sed pleni omnes sunt lihn, plenne sapienlium .,oces, plena exemplorum .,etustas, quae iacerent in tenehns omnia, nisi litterarum lumen accederet. quam mulms >wbi.� i mag ines - 1wn solum ad intuendum, "en.nn eliam ad imitandum fortissimorum .,iromm expressas scriptores et Cn-aeci et Lanni reliquerunt!:
Ein grot\es Staatsethos bedarf nach Cicero a1�0 einer ausgeprägten schriftlichen Memorialkultur, vg). Gotter 2003; Walter 2004; IIölkeskamp 2004b, 137-98; Biicher 2006. Zu den imagines und ihrer Doppeldeutigkeit s. auch zu § 30.
§ 1.'; quaeret quispiam: "Quid? iIIi ipsi summi .,i·';, quorum "irtutes littens proditae sunt, istane docrrina, quam tu effers lawiihus, erwIilifueruntP "
Zu einem derartigen Einwand vgl. den zu § 5 zitierten Ausspruch des Marius. Zum Verhältnis von Moral und Iiterari�cher Bildung vgl. die apologetische Er öffnung in Cic. inv. 1 , 1 : saepe et multum hoc mecum cogitavi, bmline an mali plus attulerit hominibu.'l et ci'L'itatibus copia dicendi ac summum eloquentiae studium. nam eum et nostrae rei publicae detrimenta considero cl maximarum civieatum veleres animo calamUates coll�o, nOn minimam 'Dideo per dL'lerti.'l simos homines invectam partem incommodorum; eum autem res ab nostra memoria propter vetu.'llatem remocas ex lietemrum m.onumentL'l repetere insti tuo, muleas umes constitutas, plurima bella restineta, .fi.rmL'lsimas societates, sancti.'lsimas amicitias intellego cum animi mtione tum jacilius eloquentia comparatas.
§ 1.'; atque idem ego I hocI contendo: Das nicht iiberlieferte Demonstrativpronomen ist stilistisch attraktiv, aber nicht notwendig. Dennoch nehmen es alle neueren I Ierausgeber in den Text auf.
§ 1 6: Die Behauptung, dass vollendete Menschen sowohl durch die Natur hegabt als auch gründlich geschult seien, wird durch exempla aus dem sog. Scipionenkreis unter mauert: P. Cornelius Scipio Aemilianus Africanus minor Numantinus (t 129) selbst, seine Freunde C. Laelius ( t nach 129) und L. Furius Philus (cos. 136); da ruher hinaus wird M. Porcius Cato Censorius (t I49) genannt. vgl. Vretska 1979, 132f. ; Narducci / Bertonati 1992/99 , 88-90; Biicher 2006, 258-63 (Cato); 26370 (Scipio Aemilianus) . .� 1 6 hanc animad.,ersionem humani.�simam ac liheral;",si mam iwiicaretis. nam ceterae neque temporum sunt neque aetatum omnium neque locorum; at haec stwiw adulescentiam agunt . . . :
Die iiberlieferten Lesarten animadversionem (gegeniiher der heliebten Konjektur von Bonamicus animi remissionem) bzw. weiter unten adulescentiam agunt
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(gegenüber acuum [ Gulielmius, Clark, Kasten, Cerrutti I oder mum [ Ilervagen, Richter / Eberbard / Nohl, Zicäri )) werden vehement von Gaffiot 1966, 29 und Vretska 1979, 133f. verteidigt sowie von Camarero beibehalten. Cctcrac: sc. animad'Ocrsioncs.
§ 16 quod si non his tantwl.fructus ostenderetur et si ex his studiis delectatio sola peteretur, tamen, ut opi·nor, hane animad'OersiotJem humanissimam ae liberali... simam iudicaretis. nam eeterae neque temporum sunt neque aetatum omnium neque Iocorum; at haee studia adulescendam a,gunt, senectutem ohleetant, se cundas ·res OTnant, ad'Oersis p�ium ae solacium praehent, deleetant domi, non impediuntjoris, pernoetant nohiscum, peregritlantur, rusdcantur: Literarische Beschäftigung dürfe nicht ausschließlich auf utilita.'I beschränkt wer den, so Buchheit 1969, 248, gefolgt von Vret'lka 1979 , 120f. Venviesen ist zudem auf Brut. 257: scd Athcnicnsium quoque plus imcr/uitjirma tccta in domiciliis habcrc quam MinCT'Oac s�num cx cbore pulcherrimum; tamcn ego mc Phidiam cssc maUcm quam 'Ocl optumum labrum �nuarium. quarc non quantum quisquc prosit, scd quanti quisquc sit pondcmndum c.'It; pmcscrtim cum pauci pifwcrc egrcgic possim autjingcre, opcrarii autcm aut baiuli dcc.'Isc non possint. Tat'lächlich nähert sich Cicero einem solchen Gedanken, deutet aber selbst hier wichtige soziale und psychologische Funktionen an. So vermeidet er einen Wider spruch zu seiner bisherigen Argumentation; s.o. zu § 1 und §§ 1 2 - 18/30.
§ 1 7: Q. Roscius ,Comoedus' war einer der populärsten Schauspieler zu Beginn des 1. Jhs. v.ehr. , der bes. wegen seiner anmutigen und vieL'Ieitigen Bewegungen ge schätzt wurde. Sulla erhob ihn trotz seines eigentlich ,infamen' Berufs in den Rit terstand. Auch Cicero, der ihn einmal vor Gericht verteidigte, verkehrte mit ihm. Vg). Vret..ka 1979, 140f. AL.. Beispiel für die Belohnung mit dem römischen Bürger recht eignet sich Roscius - nach Ciceros pauschaler Kritik an der Praxis griechi scher Städte (§ 10) - nicht mehr.
§ 1 8 quadens ego hunc 'Oidi, cum litteram scripsis.'!et nullam, ma,gnum numerum
optimorum 'Oersuum de cis ipsis rebus, quae tum a,gerentur, dicere ex tempore, quadens r�;ocatum eatldem rem dicere, commutatis vemis atque sententiis! quae 'L'eTO adcu mte cog itateque scripsisset, ea sie 'Oidi probari, ut ad veterum scripwrum laudem peroetliret:
Die Übersetzung "die sich damals aktuell zutrugen" setzt ein Interesse an den ge sellschaftlichen und politischen Ereignissen, wenigstens bei Cicero, voraus. Aller dings könnte sich quac tum agcrcntur auch allein auf apolitische Zurufe alL" dem Publikum handeln. Vgl. Zicäri 1974 , 20: 'proprio su quei qualsiasi fatti che allora si svolgessero' , non fatti determinati, ma quelli che capitassero (agcre ntur e con giuntivo eventuale). Agli improvisatori i1 tema era posto dall'uditorio, e se "
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l'imprevedibile scelta cadeva su uno degli argomenti deI giorno, trattarlo richiedeva maggior bravura, per mancanza di preparazione e di modelli" . Archias beherrschte also zwei besondere DL�ziplinen: erstens das Improvisieren von Versen, zweitens das Abfassen ausgefeilter Dichtung. Besonders ersteres zog damals leicht ein grolles Publikum an und konnte mit stattlichen Preisgeldern be lohnt werden, vgl. IIardie 1983 , 2 2 ; 24 ; 75-85 ; auch Ziem 1974 , \lI-IX zu Wert und Charakter von Archias' topischer Dichtung. Nicht einmal aus diesen Zeilen geht hervor, ob Archias tlietlend Latein sprechen oder schreiben konnte. Sein Hauptwerk war aber offenbar griechL�ch (§ 23). §.Ii 1 8-1 9 poemm natura ipsa �,alere el mends 'Virihu.. excirari el quasi di'Vino quodam spiritu inflari. quo re suo iu·re noster iIIe Enniu.. sanctos appeUar poems, quod qua.'; deorum aliquo dono alque munere commendati nohis esse ",ideanrur. / sir i,gitur, iudices, sanctum apud 'Vos, humani......imos homines, hoc poelae WJ men, quod nulla umquam ba·rbaria 'Viola",it. saxa et solitudines 'Voci respondenl, bestiae saepe immanes cantu flectuntur atque colL';stunl: nos, illstituti rehu.. optinti.�, non poetanl'ln 'Voce mo'Veanlur?:
Gemeinhin sieht man im Bild der Bändigung rauer Naturgewalten eine Anspielung auf die mythL�chen Dichter Orpheus oder Amphion, vgl. Vretska 1979 , 144; Nar ducci / Bertonati 1992/99, 94. Letzterer ist für das Beleben von FeL�en, ersterer als Bezähmer wilder Tiere durch seine Musik bekannt. Steel 2002 , 93f. (mit Forschungsbericht in Anm. 59) weist freilich zu Recht auf das Problem hin, dass Orpheus letztlich von ex.�tatischen Mänaden in Stücke geris sen wurde. Anstatt allein von einem (häufig anzutreffenden) kreativen Umgang mit dem Mythos auszugehen ("deliberate error"), glaubt Steel einen impliziten Appell an die Geschworenen zu erkennen: Bei einem Freispruch " they will be showing a higher level of culture and civilization than Orpheus' Greek tormentors: an unex pected reversal of the normal cultural hierarchy between Rome and the Greek world" . Doch ist es irrig, "barbarische" Thraker mit Griechen gleichzusetzen. Steel fährt fort, dass sich die Geschworenen alternativ (bzw. ihren Staat) auch mit bar baria hätten identifizieren können; als barbari hätten sie aber dennoch gewusst, "how to behave justly" . Die weitere Verkniipfung des Gedankens mit der Autorität des Ennius und dem römL�chen Selbsthild ("a particularly religious race") verliert sich in fragv.'lirdiger Abstraktion, welche die Richter kaum erreicht hätte (zum Gegensatz von Oreekness und Romanness s. auch o. Kap. D . 5 ; zu Steels Kultur begriff s. auch u. zu § 23). Ciceros Argumentation ist viel einfacher und zugleich wirkungsvoller: Dicht kunst gehe iiber Fleillarbeit und Regelwerk hinaus, sei göttlich inspiriert, so dass Poeten auch von daher eine besondere Rechtsstellung zukomme, wie unter Beru fung auf den römL�chen ,Nationaldichter' Ennius (vgl. Suerhaum 1997, 1040-46: a. 239- 169) festgestellt wird. Weiter unten envähnt der Redner noch ausdrücklich, dass sich auch Ennius durch seine literarischen Bemiihungen die ci'L-ita•• Romana
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verdient habe (§ 22). Die Dankbarkeit des Fulvius gegeniiber Ennius wird in § 26 hervorgehoben. Entgegen der hier (und passi m ) zum Ausdruck kommenden Wertschätzung der Dichtung kommt Shackleton Bailey 1983 , 248f. zu dem erniichternden Ergebnis, dass ihr weder die zeitgenössischen Römer noch Cicero selbst besonderes Interesse entgegengebracht hätten. Selbst die herausragende Stellung eines Ennius scheint sich dem Philologen weniger durch dessen literarisches Vermögen als durch die Erfüllung ideologischer bzw. sozio-psychologischer Bedürfnisse erklären zu lassen. Zum Konzept der göttlich inspirierten Dichtkunst vgl. Camarero 1965, 99f. ; Vretska 1979, 143; Shackleton Bailey 1983 , 249 ("showing what Cicero's abstract pronouncements show so often, a victory of acquired doctrine over personal experi ence"); Narducci / Bertonati 1992/99, 58. Letztere glauben in dieser Aufwertung der Dichter zudem eine Reaktion auf die "condizione clientelare" hoch gebildeter Klienten zu erkennen, die auch damals noch nicht ganz iiberwunden gewesen sei. Bama:/ia. steht natürlich in Abgrenzung zu Ennius noster, damit aber zu den Römern insgesamt. Aber selbst bei den Barbaren stehen Poeten gemäL� Cicero unter einem besonderen Schutz. Nicht einmal die belebte wie unbelebte wilde Na tur, so \\ird der Gedanke erneut gesteigert, könne sich ihrem Zauber entziehen. Dass hier mythologische Assoziationen gev.'eckt werden, ist manifest; aber Cicero presst diese Anspielung nicht, nennt keine Namen. Zudem handelt es sich bei der Bezähmung rauer Naturgewalten durch einen Sänger ohnedies um ein verbreitetes Adynaton, vgl. Vretska 1979, 144 rur Parallelstellen sowie zur breiten Rezeption der Cicero-SteHe. Zu einem ähnlichen Argument ex sim i./itudine verweist Wallach 1989 , 324 auf Cic. de orat. 2,168: ex similitudi.ne autem: "si jerae partus SUDS diligunt, qua nos in liberos nostros indu/gentia esse debemus?" § 1 9 1ws, instituti rebus optimis, lIon poetarum 'Voce mO'lJeamur? Homerum Colophonii ci'Vem esse dicullt suum . . . ergo illi alienum, quia poeta juit, post monem etiam expetullt: IIOS hUlic 'Vi'i,'ltm, qui et 'Voluntale et Iegibus noster est, repudiamus?:
Geschickt folgt der weithin bekannte Streit um die Herkunft Homers, des Archegeten der Poesie, den sprichwörtlich sieben - tatsächlich aber noch viel mehr - Städte ihren Spross nannten, vgl. Anth. Pal. 16,295-99. Obwohl eigentlich nicht mehr nötig, \\ird der Vergleich mit Archias anschlieL�end dennoch explizit gemacht, um durch die doppelte Antithese (a/ienus - legibus noster, post mortem - viv«.<;) eine weitere Pointe zu erheischen und die Unsäglichkeit von Archias' möglicher Verurteilung drastisch vor Augen zu steHen. Bei der Auswahl solch gewitzter exemp/a diirfte Cicero weniger auf eine moralische Verbindlichkeit dieser Vorbil der als auf eine delectatio der Geschworenen gesetzt haben; s.o. Kap. D.l. Nebenbei sei festgestellt, dass der Redner mit dem Venveis auf die posthume An erkennung eines Fremden als Angehörigen einer Stadt einen sehr spezi eHen 1»pus der Inklusion bezeugt. Das Gegenteil war z.B. bei M. Perperna cos. 130 v. Chr. durch
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die Aberkennung der vgl. Val. Max.
civitas Romana
seines schon verstorbenen Vaters der Fall,
3,4,5 .
.�.Ii 1 9-.31 praeserrim cum omne olim studium atque omne ingenium contulerit .I\,-ehias ad populi Romani gloriam laudemqlte celebrandam.: Cicero kommt nun auf die für ihn wichtigste Leiscung des Archias zu sprechen, deren Inszenierung ausgiebig vorbereitet ist: erstens durch die kaleidoskopartige Behandlung der privaten wie öffentlichen Nützlichkeit von zweitens durch das schon genannte Stichwort Divinisierung der Dichtkunst
(§ 18).
laus (§ 14)
littcrac (§§ 12-16),
und drittens durch die
Im Folgenden geht es also um die Lobdichcung
auf römische Staatsmänner. Sowohl betreffs des Kimbernkrieges unter Mariu.�
(§ 19) als
auch des Mithradatischen Krieges unter Lucullus
(§ 2 1 )
erscheinen der
Preis des Feldherrn und des römischen Volkes untrennbar miteinander verbunden. Anschliel.lend wird festgestellt, dass dies auch bei den von Ennius besungenen Siegen der großen Vorfahren wie dem des Scipio Africanus maior und des Cato Censoriu.� zugetroffen habe. Dadurch habe sich jener Dichter das Bürgerrecht - im gleichen MaLle, wie es Archias zukomme - verdient
§ 23
(§ 22).
erläutert die praktische Notwendigkeit griechischsprachiger Lobdichtung
auf Römer und gibt eine doppelte theoretische Rechtfertigung solcher '\Terke, wo bei das öffentliche Interesse wiederum die ethische BezugsgröLle darstellt (s. zu
§§ 12- 18/30):
Völker strebten grundsätzlich nach der möglichst weiten Verbrei
tung ihres Ruhms; Individuen lieilen sich durch eine solche Aussicht zu noch
grö
Lleren Taten bewegen. Cicero setzt die Reihe der
cxcmpla in § 24 wieder fort und
steigert oder ergänzt
dabei die bisher genannten Motive: Bei IIomer, dem Sänger Achills, steht die einma lig groLle Anerkennung der Nachwelt im Vordergrund, welche pointiert dadurch gerechtfertigt wird, dass das Andenken an den IIelden ohne die homerische Rhap sodie (sc. die
llias)
gänzlich erloschen wäre. Die ,Symbiose' zwischen IIeld und
Dichter (ähnlich Gold
1987, 84) wird durch ihre jeweiligen
Prototypen, Achill und
IIomer, versinnbildlicht und durch Alexander, den gröLlten König aller Zeiten,
sank
tioniert. Letzterer bietet einen geschickten Anknüpfungspunkt für das folgende Paar, da Pompeius durch die Wahl seines Beinamens schon Jahre zuvor seine Ambition der
imitatio Alcxandri
kundgetan hatte, s. auch zu
§ 24.
Bei Theophanes, seinem
Dichterfreund, kann zudem auf die Verleihung des römischen Bürgerrechts verwie sen werden. Darüber hinaus verdeutlicht Cicero an dessen Epos auch die Identifika tion der Soldaten mit dem Preis ihres Feldherrn Damit erfährt die in
§ 23
(§ 24 participcs ciu.�dcm laudis).
aufgestellte These über den Nutzen der griechischen
Sprache eine doppelte Konkretisierung. Waren die vorangehenden cxcmpla. und Erklärungen von Pathos und ,National'
(§§ 21-24), dienen die folgenden Beispiele, Sulla (§ 25) und Metellus (§ 26) zum Beweis dafür, dass der Wunsch nach Lobdichcung sowie die Beloh-
Stolz geprägt Pius
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nung verdienter Fremder mit der civitas auch unter den Feldherren der beiden jüngst verschiedenen Generationen unbestritten gewesen sei. Offenkundig haben aber gerade diese beiden Abschnitte unterhaltsamen Charakter, die den Charme ciceronianischer Reden ausmachen, s. auch o. Kap. 0.1 (delec.tare). Anschließend v.'ird ausgeführt, wie das persönliche Streben nach literarischer Verewigung der Allgemeinheit zu Gute komme (§§ 23/26). Die Anerkennung, die Brutus seinem "engen Freund" Accius und Fulvius seinem "persönlichen Begleiter" Ennius für solche Verse zuteil werden Iidlen, verpflichte alle Römer gegenüber Archias (§ 27). Nach all diesen Vorreden wagt sich Cicero endlich, auch seine eigenen I1offnun gen zu bekennen. Können sie nun nicht mehr al� Privatsache abgetan werden, so steigert der Redner nochmals die Berechtigung des Verlangens nach Ruhm, indem er dies auf einer anthropologisch-transzendentalen Ebene verankert. Erst daraufhin konkretisiert er, dass ihm eine Verewigung seines riskanten, selbsdosen Einsatzes pro ....>i.ta civium aus der Feder des Archias in Aussicht stehe (§§ 28-30). Im Schlussplädoyer werden diese Gedanken ",;e folgt zusammengeführt (§ 31): qui vos, qui �estros imperatores, qui populi Romani res gesta.� semper oTlla�it, qui etiam his recentibus nostris vestrisque domesticis periculis aeternum se testimonium laudis daturum esse prql'itetur. §§ 1 9-20 nan> et Cimbricas ·res adulescens alligit et ipsi ilIi C. Mario, qui durior ad haec stttdia 'Videhatur, iucundu..fuit. neque enim qui..quam est tarn a'Versu.. a Musi.• . . . Themi..roclem '" L. Plonum . . . :
Zu �farius nahm Archias in eben dem Jahr Kontakt auf, da jener die Teutonen be siegte (a. 102). Den Kimbern bereitete derselbe Feldherr im Folgejahr den Unter gang. Zur Begegnung mit dem Dichter und zur ostentativen Bildungsfeindlichkeit s. zu § 5. Marius dient wie auch der während der Perserkriege hervorgetretene atheni sche Politiker Themistokles al� Beispiel für den Wunsch grof.ler Staatsmänner, den eigenen Ruhm durch Dichter unsterblich machen zu lassen. L. Plotius Gallus begründete eine lateinische Rhetorikschule in Rom. Im Jahr 92 wurde er mit der nota censoria belegt, was offiziell mit einem Verstoll gegen den mos maiorum begründet wurde. Kennedy 1972, 93-96 erläutert, dass der Censor L. Licinius Crassus die damal� noch unterentwickelte, da nahezu theoriefreie, lateini sche Rhetorik geringschätzte. Darüber hinaus betont Gruen 1990, 179-91 mit Ver weis auf die Erklärung, die Cic. de orat. 3 ,93-95 Crassus in den Mund legt, mora lische Vorbehalte: "The new masters teach nothing but effrontery and insoIence" (S. 188). All erdings hält Gruen fest, dass der Lehrbetrieb dennoch weitergeführt wurde ( 179f.; 191). Ferner hat er die These einer Feindschaft Z\\;schen Marius und Crassus, wie sie z.B. Vretska 1979, 151 und Narducci / Bertonati 1992/99, 96 Anm 95; auch S. 77 Anm 21 vertreten, überzeugend zuriickgev.;esen (S. 180-83). Welchen Umfang Archias' Verse auf den Kimbernkrieg hatten, ist ungewiss. Richter / Eberhard / Noh1 192 6, 27 interpretieren attigit als "hat zum Gegenstand eines Gedichtes gemacht" . Wiseman 1982/87, 266 und Gold 1987, 77 denken .
.
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lediglich an ein kurzes Epigramm; Narducci / Bertonati Frage offen; Steel
2002, 83f.
1992/99, 35
lassen die
will aus besagter Formulierung sowie dem Fehlen
weiterer Quellen schliel�en: Shis epic was probably no more man some scattered fragments" . Jedenfalls blieb dem Feldherrn noch genug Stoff, um auf ein Gedicht aus der Feder des Plotius zu hoffen. Trotzdem s01len Archias seine Verse Marius' Wertschätzung eingebracht haben
(iucundus).
§ 20 praeconium patiatur: Passend zum panegyrisch-epi'lchen Themenkreis eine heroische Klausel, die Cicero ansonsten strikt meidet. Ausführlicher: Vretska
1979, 176.
§ 21 Mithridaticum 'Vern helium - Geschichte des J. Mithradatischen Krieges: Obwohl in der Forschung immer noch nicht zweifelsfrei entschieden ist, ob der Krieg Ende
74
oder im Frühjahr
73
entfacht wurde, geht man heute mehrheidich
davon aus, dass L. Licinius Lucullus (Ponticus) Verlauf des Jahres
73
cos. 74 , procos. 73-63
erst im
nach Kleinasien gelangte. Bereits mit seiner erfolgreichen
Befreiung von Kyzikos führte er im Winter
73/72
die Wende im Kriegsverlauf her
bei. Dieser am Südostufer des Marmarameeres in strategisch wichtiger Position gelegenen Stadt hatten die Römer
188 die Freiheit 1999, 1026).
"Freunde" aufgenommen (Drew-Bear
geschenkt und sie unter ihre In der Seeschlacht von Tene
dos, einer den Dardanellen südlich vorgelagerten Insel, vernichtete Lucullus' Legat Triarius die ägäische Flotte des Gegners. Damit war die Zufahrt ins Schwarze Meer (Pontos Euxeinos) "geöffnet" :
M.
Aurelius Cotta procos.
Bithyniae
nutzte diese
Gelegenheit, durchfuhr al'l erster römischer Feldherr den Bosporus und eroberte das an der pontischen Südküste gelegene IIerakleia Pontika. Bald darauf eroberte Lucullus selbst aber das ebenfalls Pontos genannte, durch Gebirgsketten schwer zugängliche im Nordosten der heutigen Türkei gelegene KernIand des Königs.
ruit . . . Pontum i'lt also doppeldeutig. vgl. Shenvin-White 1994 , 229-73
(z.B. gegenüber Keaveney
apc
1992, 188-205,
der den Angriff des Königs auf Bimynien ebenso wie die Ankunft der beiden Statt
74 datiert). Zum König von Pontos 1996 und 2010; Strobel 1996; II�jte 2009 ; Mayor 2010.
halter in Kleinasien a.
vgl. Ballesteros Pastor
Die wichtigsten Ereignisse können mit MRR ßI 1 2 l f. wie folgt zusammengefasst werden
("gI. Konrad 1995):
"73 Bc4innin4 of hostilitics. Dcfcat oE Cotta at Chalcedon. Sic4c of C}'Zicus hcJtjns. 7 .V 72 CYZiClL� rclicvcd. Dcfcat oE Mithridatcs. 72 Kaval victory. Bithynia cleared. Fli4ht of Mithridatcs to Pontus. Cotta hcsic4cs Hcraclcia. LuculllL� hc4ins invasion of Pontus. 72/7 1 Sic4c oE Amisus hc4ins. Mithridatcs in Cahira raisc.� a ncw army. Rout of thc Pontic fleet.
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71 Engagcmcnt. about Cabira. Nlithridatcs abandons Cabira. Pontus occupicd. Capturc of Amisus and of Hcraclcia. 70 Financial rcforms in Asia. Sinopc and Amasca surrcndcr. Lucullus asks thc Scnatc to scnd an organizing commission. (,9 Invasion of Armcnia."
Die Stiirmung der armenischen Hauptstadt Tigranokerta bildete den Höhepunkt des Feldzugs. Der im Jahr 68 unternommene Marsch auf die nordösdich gelegene Residenzstadt Artaxata scheiterte aber an der Meuterei seines Heeres. Der letzte große Erfolg gelang Lucullus mit der Eroberung von Nisibis, bevor ihm seine Opera tionsbasis durch innenpolitische Gegner sukzessive entzogen wurde, indem zuerst Asia, dann Cilicia und zuletzt Bithynia et Pontus neue Statthalter erhielten (69/67 ) . Darüber hinaus vermochten e s seine Feinde, ihre Streitkräfte z u reorganisieren: Mithradates glückte die Rückeroberung pontischer Gebiete (in der Schlacht bei Zela 67 wurde das römische Kontingent unter dem Legaten C. Valerius Triarius vollständig aufgerieben), während Tigranes von Armenien mit Verstärkung aus dem Osten anrückte. Mangelnde Kooperationsbereitschaft unter den nunmehr vier Pro consuln Iiet\ eine Katastrophe in Kleinasien befürchten. Diese wurde abgewendet, indem Pompeius nach seiner eindrucksvollen Befrei ung des Mittelmeeres vom Piratenunwesen 67 im Folgejahr den Oberbefehl gegen Mithradates zugesprochen bekommen hatte. Mit den gewaltigen Machtmitteln, die ihm zu Gebote standen, brachte er Kleinasien noch im selben Jahr vollständig unter römi�che Kontrolle, rückte bi� in den Kaukasus gen Osten (65) und bis nach Syrien und Palästina gen Süden (64/63) vor. Der Krieg endete offiziell mit der Nachricht von Mithradates' Tod und der Bitte um Aufnahme in die amicitia populi Romani durch seinen Sohn Pharnakes II. (63). §.Ii 21 / 24 Lucullus - Pompeius:
Streitigkeiten bei der Libergabe der Amtsgeschäfte legten den Grund zu einer Feindschaft zwi�chen Lucullus und Pompeius, die das innenpolitische Klima in Rom nachhaltig trüben sollten; vgl. Plut. Luc. 36. Daneben ist auf die Vorwürfe zu verweisen, die auch aus ganz anderer Richtung gegen Lucullus seit ca. 70/69 erho ben wurden und schon zuvor seine Stellung untergraben hatten: Er schädige durch Steuer- und Schuldennachlass die wirtschafdichen Interessen römischer Kapitalge sellschaften; er bereichere sich selbst; er dehne den Krieg unnötigerweise und ohne Zustimmung des Senats auf Armenien aus; er überfordere die Soldaten; vgl. Plur. Luc. 20; 33-35. All diese Anfechtungen, die in der demütigenden Ablösung durch Pompeius gipfelten, stellten seine gesamten Leistungen in Frage. Er musste drei Jahre warten, bis ihm der Senat einen Triumph (63) gewährte (solange konnte er Rom nicht betreten, wenn er sein imperium pro consule nicht verlieren wollte). § 21 Mithridaticum 'Dem helium - Zum [nhalt des Epos:
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Ob explizite Auftragsarbeit oder ein willkommener Freundschaftsdienst des ver trauten lIausdichters, ein wesendiches Anliegen des Mithridaticum ditrfte es ge wesen sein, das obtrektierte Ansehen des Lucullus zu rehabilitieren. Vor diesem polemL'Ichen IIintergrund bezweifelt Vretska 1979, 15lf. , dass Archias totum hel. lum (d.h. 73-63) dargestellt habe, zumal er den Kriegsschauplatz wohl zusammen mit seinem Gönner verlassen hatte; ähnlich bereits Richter / Eberhard / Nohl 1926, 27; Cornali 1941, 22; Zicm 1974, 23 (bis ca. a. 68); auch Gold 1987, 75 (a. 88-66). Steel 2002 , 84f. bezieht eine tiberkritische Position und minimalisiert einerseits Archias' panegyrische Leistung ("Cicero does not say anything about the content of the poem", s. zu § 31); andererseits sagt sie: "Cicero would not want to commit hirnself to an account of the Mithridatic War that ignored the achievements of Pompeius, given his own expectations of a useful political partnership with Pom peius". Theoretisch mochte sich Archias hier auf den Standpunkt des Lucullus und sei ner Anhänger stellen, man habe dem General in den Jahren 67/66 keinen ernstzu nehmenden Krieg, sondern allein den Triumph nehmen wollen (vgl. Plut. Luc. 35,9; Pomp. 30,3; 31,6. 11). Oder er hatte - fordert man nun die wördiche Bedeutung von totum ein - tatsächlich auch tiber 67/66 hinausführende Fakten erwähnt, sie dabei aber gewiss ganz anders bewertet, als Pompeius es rur angemessen hielt. Cicero sucht jedenfalls den Kontlikt diplomatL'Ich geschickt zu umgehen und L'It um eine Witrdigung beider Feldherren ohne die Beeinträchtigung des anderen bemüht. Vielleicht folgt die Bezugnahme auf Pompeius und Theophanes von Mytilene auch deswegen erst in einem gewissen Abstand in § 24 . Dort jedenfalL'I ist nicht einmal angedeutet, dass Archias und Theophanes in ihren Werken denselben Krieg aus unterschiedlicher Perspektive behandelten. Man vergleiche im Übrigen Ciceros Standpunkt in der 66 gehaltenen Pro le�e Manilia de imperio Cn. Pompei oratio (§§ 20-26): Trotz seines Einsatzes für Pompeius drückte er die notwendige Kritik an LucuUus so behutsam wie möglich und nur unter gro/.ler Anerkennung des schon von ihm Erreichten aus. §§ 21 / 24 ,Hithridalicum - Theaplunrem J(vti1enaeum, scriptorem ·rerum rum (sc. Cn. Pompei): Zum Verhältnis "eider Werke:
S'IU1-
Nach dem bisher Gesagten ist sehr wohl denkbar, dass Theophanes gerade wegen der Spannungen zwischen Pompeius und LucuUus um eine konkurrierende Darstel lung gebeten worden wäre, in welcher der Dichter von Lesbos mit demjenigen aus Antiocheia bzw. der jtingere römische Feldherr mit seinem Vorgänger rivalisierte. So eTVI'ägt Wiseman 1982/87, 266 eine Entstehung des Mithridancum anlässlich Lucullus' Triumph (a. 63). Vorausgesetzt L'It bei dieser Deutung die zeidiche Priori tät von Archias' Versen, die zwar generell akzeptiert, aber durchaus nicht zwingend en"iesen L'It. Die Texte der beiden Epen sind jedenfalls verloren und können nicht mehr verglichen werden; sie datieren von ca. 6.1 ;62 und könnten auch (zumindest teilweise) gleichzeitig in Bearbeitung gewesen sein. Allerdings hat die Möglichkeit,
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dass Archias auf das für seinen Herrn schwer erträgliche Werk des Theophanes rea gierte, nicht wenig für sich, zumal Cic. Au. 1,16,15 16 SB implizieren könnte, dass das Mithridaticum erst im Sommer 61 fertig gestellt wurde. Dagegen legen Cic. Arch. 24 und mehr noch Val. Max. 8,14,3 nahe, dass Theophanes sein Werk spätestens einige Monate zuvor abgeschlossen haUe. Weiteres hierzu unten zu §§ 24; 28. Der Konflikt zwischen den Luculli und Pompeius ist bereits angesprochen wor den, s. zu § 5 . Haley 1983 , 3 sieht überdies die sehr plausible Möglichkeit, dass der Prozess gegen Archias auch in einem direkten Zusammenhang mit seinem Midtri daticum stehen könnte, da im Fall seiner Niederlage sowohl das Ansehen seines Werkes als auch mittelbar der Ruhm des Lucullus beeinträchtigt würden. Vor die sem Ilintergrund musste es bereits Archias' Anliegen sein, die glänzenden Schlach ten nicht allein als Taten eines einzelnen darzustellen, sondern als Leistungen zu charakterisieren, die durch den ganzen populus Romanus oder zumindest in des sen Interesse vollbracht worden seien. Dies wäre eine VI'irkungsvolle Reaktion auf die Anfechtungen gegen seinen Freund. Allerdings ist durchaus anzunehmen, dass Cicero diesen Aspekt im vorliegenden Kontext besonders pointiert. Archias' Dich tung erscheint somit als Verdienst um ganz Rom, womit er sich der Verleihung der civitas Romana würdig erwiesen hätte, wenn er sie nicht schon längst besessen hätte. Zutreffend, aber nur partiell befriedigend, deutet Eisenberger 1979, 95f. das Lob des populus Romanus als captatio bcnc'L'olcntia.e des Verteidigungsredners; den Bezug zur Civitätsverleihung zieht er nicht vor der Besprechung des exemplum Theophanes (§ 24). Noch fraglicher ist die Ansicht von Sternkopf 1907, 362, dass Cicero mit dieser Akzent'ietzung Pompeius zu besänftigen beabsichtige, wozu doch § 24 genügt. Nicht überzeugen kann schliel.\lich Damon 1997, 2 68-70, wenn sie behauptet, dass Cicero die Rolle des vermeintlich unpopulären Lucullus absichtlich herunterspiele, um einen wegen des tatsächlichen Nahverhältnisses drohenden Schaden von dem Angeklagten abzuwehren (s. hierzu auch zu § 5). Die unter schiedlichen Darstellungen von Lucullus' Leistungen in Cic. Manil. 20 und Muren. 33 verlieren jegliches Gewicht, sobald man ihren rhetorischen Kontext untersucht (was hier zu weit führen würde). An dieser Stelle reicht allein ein Verweis auf § 2 2 , wo Cicero die Verse des ,Nationaldichters' Ennius aL'i Dienst a m römischen Volk deutet, s. im Folgenden. S. ferner zu § 5 . Zum Dritten Mithradatischen Krieg, zur Leistung des Lucullus und zu dessen Konflikt mit Pompeius vgI. - ergänzend zu der in § 5 zitierten Literatur - �fcGing 1986, 132-67 ; Hillman 1989, hes. 1 18-2 5 ; Keaveney 1992, bes. 75-128; Kallet Marx 199 5 , bes. 292-34 2 ; Ballesteros Pastor 1996; de Callata5' 1997; Mastrocinque 1999; Goukowsky 2003 ; Tröster 2005 und 2008. =
§ 21 aperuit . . . Pontum . . . regiis . . . opihus . . . , . . . im:petu regio:
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Bewusst doppeldeutig, da hier sowohl der von Midtradates abgeriegelte Zugang zum Schwarzen Meer (Poneos Euxeinos) als auch sein durch Bergkeuen, Kastelle und gewaltige Heerscharen Stammland Pomos gemeint sind. § 21 urbem amicissimam Cyzicenorum eiusdem consilio ex omni imperu regio atque totiu.� belli are ac/aucihus ereptam esse atque seroatam:
Kyzikos hatte eine zentrale strategische Funktion im Marmarameer, an dessen Ost ufer es lag, und damit für die Verbindung von Ägäi� und Schwarzem �feer. Zu seiner Befreiung s.o. zu § 21 (Geschichte) und vgl. Drew-Bear 1999. li 21 ,wstra semper fererur et praedicahitu1' L. Lucullo dimicanre cum interfectis ducibu.� depressa hostium dassis er incredihi/i.� apud Tenedum pugna i/la
na'Vl1lis:
lnterfectis ist wirkungsprädikativ, depressa dominantes Partizip. classi.� et codd. 'Watts, Kasten, Vretska, Hengelbrock - est IIeumann, Garatoni, Clark, Nall, Camarero, Schönberger, Zicäri, Gotoff, West, Cerrutti, Kliemt. Die Ver bindung von dassis und p�na ist zeugmatisch; durch die Konjektur est wurde p�na illa navalis zu einer Apposition, was syntaktisch nicht minder problema tisch ist. § 22 huius pmU'l)US Cato:
Vermutlich war der jungere Cato anwesend, zumal auch nach § 6 ein Nahverhältnis zwischen seiner Familie und Archias bestand. Allerdings geht dies nicht zwingend aus dem Demonstrativpronomen hervor. Es könnte auch ganz einfach die Gegen wart von der Vergangenheit abgrenzen; vgl. Gaffiot 1966, 11 mit Verweis auf § 24 noster hic M�nus. § 22 caru.� fuit Africano superiori noster Ennius, itaque etiam in sepu/cro Scipionum putatur i.' � esse constitutu.� e:x: mannore. at eis laudibu.� certe non so/um ipse qui laudarur, sed etiam populi Romani nomen onwrur. in caelum huiu.� pma'Vu.� Cato tollitur; ma,gnu.� honos populi Romani rehu.� adiungitur. omnes denique illi Maximi, Marcelli, Ful'Vii non sine communi omnium 1wstrum laude decorantur. ergo illum, qui haec /ecerat, Rudinum hominem, maiores nosm in ci'Vitatem receperunt:
Das Beispiel des Ennius aus dem kalabrischen Rudiae wird wieder aufgegriffen (s. zu § 18), weil auch er durch seine literanwhen, teil� panegyrischen Verdienste das römische Biirgerrecht erworben hatte. Allerdings musste er nach seiner An kunft in Rom a. 204 noch bis a. 184 auf seine Einbiirgerung warten, die er einem Q? Fulvius Nohilior, wohl einem engen Verwandten des M. Fulvius Nobilior cos. 189 und Sieger über die Ätolier, verdankte. Erneut begegnet Ennius in § 27. Zu ihm selbst sowie den exempla der mittleren Republik, die er durch sein Epos Annales unsterblich gemacht hat, vgl. Vretska 1979, 143; 153-55; sov.'ie Gildenhard 2003, der neben dem Werk auch die Klientelheziehungen des Dichters untersucht.
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Wie im Falle von Archias'
Midu"idaticum
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erscheinen die militärischen Ver
dienste der Generäle - wohl nicht allein, aber doch ganz besonders in Ciceros Dar stellung - als Lei'ltungen des Volkes bzw. für das Volk. Das Vorbild für diese Deu
Origines des älteren Cato zu suchen, der in Anbetracht der popIdus Romanus zu Protagonisten wählte, vgl. Gotter 2003. Zum populw� s. auch zu §§ 5 ; 2 1 ;
tung ist vor allem in den
zunehmenden Desintegration der Nobilität den anonymen seinem
22
(unten).
§ 22 nos hune Heracliensem, multis civitatibus expetitum, in hae autern legibus eonstitutum, de nostra civitate eiciem·us?: So die zumeist bevorzugte Lesart der codd. E und ( Leod . ) . Dagegen lesen Clark, Gaffiot, Camarero, Zicäri und Cerrutti mit cod. G
eiciamus.
Modales Futur und
Konjunktiv dubitativus sind hier grammatikalisch gleichwertig. Allerdings haben beide Formen den prosodi'lchen Wert der von Cicero gemiedenen I1exameterka denz, so dass der Text unsicher bleibt. Rhythmi'lch attraktiver, aber inhaltlich völlig unhaltbar, ist der Indikativ Perfekt des cod. V
eiiciemus
(eiecimus).
Stellt Watts' Variante
ein Versehen oder einen Versuch dar, das prosodische Problem
zu
lösen'?
sowohl im räumlichen 31'1 auch im personellen Sinne zu verstehen ist: Archias drohten im Falle seiner Über Die Formulierung ist doppeldeutig, da hier
führung nach der
lex Papia
civitas
erstens der Ausschluss aus der Bürgergemeinde und
zweitens die Ausweisung aus der Stadt Rom mit allen sozialen und materiellen Konsequenzen, s. zu gegenüber §
§ 10. Es liegt eine offensichtlich 17 neglegemus und § 19 repudiamus vor.
beabsichtigte Steigerung
Die rhetorische Frage wirkt besonders nach der vorangehenden Liste der Förde rer des EnnilL'I, der Betonung von Archias' Attraktivität sowie der I1ervorhebung seiner gesetzeskonformen Einbürgerung emphatisch. Die Argumentation folgt weiterhin der in
§ 4 angekündigten Doppel'ltrategie.
§ 2.J nam si quis minorem il loriae fruetum putat ex C.raecis versibus percipi, quam ex Latinis, 'L'ehementer errat, propterea quod Graeca leguntur in omnibus fere ilentibus, Latina suisfinibus exiguis sone continentur: Griechisch, nicht Lateinisch, war damals die Weltsprache, so unangenehm dies römi'lchen Patrioten auch war, vgl. Vretska
1979,
1 5 6f. Selbst in Italien hatte sich
das Lateinische noch lange nicht vollständig durchgesetzt. Andererseits mochte es - nicht zuletzt wegen der Kolonien und lanlliährigen Militärpräsenz - durchaus einige Fortschritte in der Gallia Cis- und Transalpina sowie der I1L'Ipania Ulterior geben. Doch ist Ciceros Blick ganz auf den kulturell hochstehenden Osten und Süden gerichtet. Die griechische Sprache konnte bis an den Indus 31'l gelten. Vgl. Marrou
1957, 373-87.
linguajTanca
Ferner sei daran erinnert, dass auch die frühes
ten römischen AnnalL'Iten von FabilL'I Pictor an griechisch geschrieben hatten und angesehene Römer noch bis in die Zeit Ciceros I1istorien oder Memoiren in dieser Sprache verfassten, s. auch zu
§ 28.
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Die fines cxigui beziehen sich auf die lateini'lche Sprache, nicht auf das römi sche Staatsgebiet, das immerhin ganz Italien südlich des Po umfasste, geschweige denn auf das direkte oder indirekte IIerrschaftsgebiet der Römer, das Cicero in seinem patriotischen Stolz auf den orbis terme ausdehnt (.'I. im Folgenden). Zu Entwicklung und Ausmaß der Romani'lierung der Mittelmeerländer vgl. die Ar beit'lbibliographie des Projekt'l "Roms auswärtige Freunde" (lI.3). In einem gewissen Kontrast zur vorliegenden Argumentation steht das Proömi um der Thsculanae disputationes. Ciceros Versuch, griechische Moralphilosophie an die Römer zu vermitteln, leitet er mit der captatio beneoolentiae gegenüber seinem lateinisch lesenden Publikum ein, dass die Römer zumindest die wesentli chen Dinge besser erfunden hätten als die Griechen oder aber nach der Übernahme von diesen weiter verfeinert hätten. Vg!. dazu sowie überhaupt zu Ciceros Bemer kungen zum Verhältnis von Griechisch und Latein z.B. IIabinek 1994, 59-61 sowie die Textzusammenstellung von Ruelens 1962, 65-74. Weiteres o. in Kap. D.5. § 23 qua re si TC S eae, qua.. . gessimus, orbis terrae rcgionibus definiuntur, cupere debcmus, qua /minu... J manuum nostrarum tela· pervenerint, eodem gloriam jamamque penetrare, quod cum ipsis populis, de quorum rebus scribitur, haec ampla sunt, tum cis certe, qui. de 'Oita gloriae cau...a dimicant, hoc t1Ia.X1imum et periculorum incitamentum est et laborum:
Fast einhellig überliefern die IIandschriften quo minus manuum nostrarum tela pervenerint; das Fehlen von minu.'I in den jüngeren codd. c' und k ist als bewusste Athetese zu verstehen, die ansonsten erst von Madwig vertreten und z.B. von Stren ge, Camarero, Gotoff, Murphy 1958, 107 Anm. 22 ("a dittography encouraged by the affinity of qua for minus") und Zicm übernommen wird. Ebenfall'l unter Beru fung auf Madwig schreiben aber Richter / Eberhard / Nohl 1926, 38 manus nostrorum et tela, wie sich auch bei Cornali ohne Begründung findet. Clark, Cer rutti und Steel 2002 , 95 lesen mit Bases quo hominum nostrorum tela pervenerint; Gulielmius konjiziert eminus; Kasten hält an der Überlieferung fest; ähnlich Gaffiot, der aber das auf den Nebensatz folgende eodem mit cod. G in ean dem ändert; Vret'lka und ;.Jarducci / Bertonati setzen eine �, übergehen das problematische minus aber wie auch Fuhrmann 1978, 77 in der Übersetzung. In seinem Kommentar (S. 157) wei'lt Vret'lka auf die Singularität der Junktur manuum tela hin, die parataktisch erst wieder bei Tac. anno 14,55,3 und hist. 3,10,3 nachweisbar sei. Doch ist es wenig hilfreich, dieselbe gewaltsam durch eine ebenfall'l einmalige, aber stilisti'lch mindenvertige Junktur zu ersetzen (Bases, Clark, vg!. Vret'lka). Der Versuch, die Überlieferung zu halten, führt zwangsläufig zu einer Negation des Nebensatzes; folglich habe Cicero mit der Dichtung die Ge biete erreichen wollen, bi'l zu denen die Waffen Roms nicht vorzudringen vermoch ten. Doch hat der Redner unmittelbar zuvor betont, dass die (Kriegs-) Taten allein durch den Erdkreis begrenzt würden, so dass er der Dichtung nun kaum die Aufga be zuweisen kann, über diese Barriere hinauszureichen. Der IIarmonisierungsver such von Gaffiot 1966, "l'action des armes romaines s'est etendue aux confins du
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monde, mais elle a eu dans certaines regions une penetration moindre . . . " , überzeugt deswegen nicht. &>mit erübrigt sich, die syntaktisch fragliche Lesart Gaffiots, welche die Korrelation der Direktivadverbien (quo - eodem) autbebt, zu diskutieren. Die Konjektur eminus ergibt eine kaum zu begründende Tautologie. Allerdings könnte sie der Schlüssel zum Verständni� der Textverderbnis sein: Vielleicht hat die kühne (zweifach metonymische) Ausdruckswei�e ma n uum nostrarum tela einen Leser dazu verführt, eminus an den Rand zu schreiben; die Glosse wäre dann in den Text eingedrungen und von einem weiteren Leser wegen der unbefriedigenden Tautologie zu minus ,korrigiert' worden, so dass zumindest wieder ein vordergrün dig sinnvoller und syntaktisch geglätteter Text vorlag. Mag diese Erklärung auch nicht frei von Spekulation sein, so führt doch an der Athetese von minus kein Weg vorbei. Die Gedankenführung des Kausalsatzes ( quod . . . sunt ) ist zunächst irritie rend, weil nun nicht mehr speziell vom römiwhen Volk, sondern von ]>opuli im Plural die Rede ist. Eine Inkonsi�tenz (vielleicht nur ein Tippfehler?) belastet die Ausführungen von Steel 2002, 95f. Sie übersetzt: "Not only is such a record impres sive for the people themselves, whose affairs are chronicled, it i� the greatest possi ble spur for those ,\'ho risk their Iives in the pursuit of glory to face dangers and struggles" (meine IIervorhebung). Richtig müsste es peoples ("Völker" , nicht "Menschen") heiJ.len. Dieses Verständnis ist wiederum in der folgenden Interpreta tion vorausgesetzt: "It is not simply enough to conquer countries: they need also to be brought into a proper frame of mind about their own conquered state, so that they perceive their part in Rome's gloria andfama" . Eine nur geringfügige Variante findet sich z.B. bei Cornali 1941 , 24 : "Se la fama d'aver combattuto contro Roma e gloriosa (ampla) per i popoli stessi ehe hanno dovuto soccombere nella lotta contro un nemico cosi agguerrito, tanto piit per noi (rum iis certe . . ) ehe . . . ". �ach Steel und Cornali unterstellt Cicero al�o selbst den von Rom besiegten Völkern ein ge,\isses Interesse an einer epischen Schilderung der Kriege, die zu ihrer Niederlage geführt hatten. Eine ähnliche Deutung scheint der Übersetzung von Vret.�ka 1979, 5S zugrunde zu liegen: "Denn wie gerade für jene Völker, deren Taten geschildert werden, diese Darstellung bedeutsam i�t, so ist sicherlich für jene, die um des Ruhmes "ilIen ihr Leben aufs Spiel setzen, das 'Vis sen um die Schilderung der gröllte Ansporn, Gefahren zu bestehen und Mühen zu ertragen" ; ähnlich interpretieren auch Narducci / Bertonati 1992/99, 101 . Dass ein unterworfenes Volk ein "gro/.l es" Interesse an einer propagandisti schen Darstellung des Krieges durch die gegnerische Seite (oder zumindest rein aus der gegnerischen Sicht) gehabt hätte, ist ein Missverständnis. Wie bereits Zicm 1974, 25 erkannt hat, wägt Cicero hier vielmehr einerseits die Interessen von gan zen Völkern und andererseit.� diejenigen ihrer individuellen Mitglieder ab, die un mittelbar in einen Krieg vernickelt sind. Dabei wird es als allgemeingültig hinge stellt, dass sowohl Völker al� auch Individuen ihre gloria famaque möglichst weit verbreitet sehen wollen. Es geht dem Redner offensichtlich um eine Rechtfertigung ...
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des Wunsches nach Lobdichtung durch das Postulat eines bei allen Völkern und allen Individuen gleichen Bestrebens. Weiterhin impliziert ist natürlich, dass sich ein popu.lu.� mit der Verleihung der entsprechenden Zugehörigkeitsrechte bedan ken kann. S. bes. zu §§ 19-30. §.Ii 1 9/2.1:
Auf der Grundlage der fraglichen Interpretation von barharia (§ 19) und pop ulis / cis, qui . . dimicanc (§ 23) baut Steel 2002, 97f. ihre weitere Argumentation auf: "It is because he writes in Greek that he can assist the project of cultural, as op posed to military, imperialism, as 23 shows; and it is through being Greek that his trial offers to the jury such a pleasing opportunity to demonstrate their cultural superiority to the Greeks by treating a poet as a poet should be treated" . )Jeben den schon besprochenen Missverständnissen ist auch darauf hinzuweisen, dass in § 23 - wie überhaupt in §§ 19-30 - nicht mehr von Kultur im Allgemeinen, sondern speziell von der Lobdichtung auf tüchtige Feldherrn und Politiker die Rede ist. Es geht also nicht um eine Opposition, sondern um eine Ergänzung der Staatskunst (derer das Kriegswesen ein Teil ist) durch Dichtung (modem gesprochen: Propa ganda); s.o. zu § 23 zu Ciceros Begritndung. Keineswegs ist aber "cultural . . . imperiali�m" das Thema des Redners, wird doch die kulturelle Überlegenheit der Griechen in der Archiana anerkannt. Vielmehr ist die Nutzbarmachung dieses Potentials für die gesellschaftlichen und auilenpolitischen Interessen Roms das konsequente Anliegen des Verteidigers; s.o. Kap. C.6 und zu §§ 12- 18/30. Steel fährt fort: "" 'hat, after all, could be more satisf)'ing or a better indication of Rome's power than having one of the defeated praising Rome's glory? Conquer ing a nation is the first step; infonning them about Rome's magnificent reputation comes next; but best of all is to get them involved in disseminating that reputation themselves" . Bedingung hierfür sei die Betonung von Archias' Grcckncss, so die Strategie Ciceros. Diese Deutung erinnert eher an den Fall des Achäers Polybios, der nach dem Sieg bei Pydna ( 168) nach Rom deportiert wurde, dort die Freund schaft \'ieler nobilcs, allen voran des Scipio Aemilianus (s. zu § 16), gewann und in späteren Jahrzehnten ein Geschicht.w.'erk verfasste, das voller Bewunderung für den römi�chen Staat war. Archias oder alle Kulturgriechen als besiegte Feinde hinzustellen, geht nicht an ; dies ist weder eine explizite noch implizite Strategie der Rede. Etwas anderes ist freilich die Tatsache, dass sich der N'eubürger Archias rund 40 Jahre nach seiner Ankunft in Rom und knapp 30 Jahre nach Erwerb der civi.tas Romana - seiner Wahlheimat ganz und gar ergeben fühlte. Der spannenden und komplexen Frage, ob und wie die Römer der mittleren oder späten Republik oder auch der Kaiserzeit ihr Imperium rechtfertigten bzw. bewertet v.'issen wollten, braucht hier nicht nachgegangen zu werden; Cicero setzt dessen unangefochtene Existenz vor seinem römischen Publikum schlicht voraus und lässt den Wunsch nach der Verbreitung des römischen Kriegsruhms einem angeblich gemeinmenschlichen Bedürfni� ent.�pringen. .
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§ 2.J}::
Entgegen Bellemore 2003 , 48 liegt hier keine Anspielung auf den Triumphzug des Pompeius vor, sondern Cicero nimmt vielmehr ausdrücklich Bezug auf die panegy rische Schrift des Theophanes von Mytilene. S. auch Kap. B.3 zur Datierung der Rede. § 24 eum in Sigeo ad AchiUis tumulum asrilisset:
Sigeon hieß das Vorgebirge vor Troja, wo die Gräber der im Trojanischen Krieg gefallenen Helden vermutet wurden. Weiteres zu den Realien, auch zur Tradition des Gedankens, dass Dichtung der )Jachwelt die Kunde von Heldentaten zu überlie fern habe, bei Vretska 1979, 164f. und Narducci / Bertonati 1992/99, 61 -65 ; 100. § 24 nam nisi Rias illa exslitisset:
In der Lesart der Handschriften, illi ars (iUa ars cod. a, ars cod. E) illa, stört die Doppelung des Demonstrativpronomens, welche indes von Gaffiot 1966, 30 und Yretska 1979, 165 31'1 "expressiv" verteidigt wird; beibehalten wird die Überliefe rung auch bei Schönberger, Narducci / Bertonati, Kliemt. Großen Anklang hat dagegen die Konjektur des Naugerius, n{l}ia{r}s illa, gefunden: Watts, )Jall, Kasten, Camarero, Reid, ZiciJ.ri, Fuhrmann, Cerrutti haben sie aufgenommen. Gewiss ist nicht leicht begreiflich, wie der Name des berühmtesten antiken Ge dichtes so entstellt werden konnte. Oder nahm ein Diaskeuast Anstoß daran, dass AchilI, dem Protagonisten der [lias, erst in späteren Kampthandlungen, die in die sem Gedicht nicht beschrieben werden, zu Tode kam? § 24 quid? noster hic MCJllnUS, qui eum 'Virtute jortunam adaequa'Vit, nonne Theophanem Myrilenaeum, scriptorem rerum suarum, in conrione militum ci'Vitale dona'Vir er nosrri iUijortes 'Vin, sed ruslici ac milites, dulcedine quadam gloriae commoti quasi pamcipes eiusdem laudis ma,gno illud clamore appro ha'!)erun@:
Ygl. Val. Max. 8,14 , 3 : ne Pompeiu.'1 quidem Ma,gnu.'1 ab Me affeetu gloriae at/er8«S, qui Theophanem Milylenaeum scriptorcm rerum suarum in eontione mili tum cit;itate donatlit, hene/icium per se amplum accurata etiam et testata oratione prosecutu.'1. quo e//eetum est, ut ne quis duhitarct, quin re/erret potiu.'1 gratiam quam inc1lOarct. Der Zeugniswert dieser (ß1elle ist aber dadurch verrin gert, dass der Kontext eine Benutzung der Cicero-Rede nahelegt. Das Beispiel des PompeitL'I steht hier nicht zufällig, wie schon aus seiner Nen nung allein durch das Cognomen Magnus hervorgeht. Hatte er sich diesen an Ale xandros ho Mcgas (vgl. § 23 magnus iUe Alexander) erinnernden Beinamen schon ca. 81/80 beigelegt, so war er auch im Folgenden um eine möglichst weitge hende Alexanderimitation bemüht, vgl. Plut. Pomp. 2,2-4; 13,7-1 1 ; 46,1-2; Sall.
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hi�t. frg. .1 , 88 (Maur.). Doch musste der Beiname nicht selten auch für spöttische Pointen herhalten, vgl. Cic. Att. 2 ,1.1,2 .1.1 SB; Corbeil1 1996, 80-82 : Seinen Freund Theophanes von Mytilene, der einen bettächtlichen Anteil an der Vermittlung seiner fmicatio Alexandri hatte, überhäufte Pompeius mit Gunstbe weisen. Vor allem verdient hier die Aufwertung der lesbischen Heimatstadt zu einer civi cas libera Erwähnung (vgI. Sonnabend 2000, 650-5.1), nachdem Pompeius ihn in seinen engsten Beraterstab hatte aufsteigen lassen. Dank des Vertrauens, das Theophanes bei diesem Feldherrn genoss, erwarb er sich sowohl unter den römi schen Aristokraten als auch in der östlichen 'Velt so gewaltiges Ansehen, dass er spätestens nach seinem Tod göttliche Ehren in seiner Heimat (vgl. Anderson 196.1, .14-4 1 ; Robert 1969 ; Gold 1987, 87-107; Pedech 1991 ; Anastasiadis / Souris 1992), wenn nicht weit darüber hinaus (so Grimm 2004) erhielt. Cicero eJ"\1\'ähnt hier die Verleihung des Bürgerrechts an Theophanes vor dem versammelten Heer im Jahr 62 (zu ci...,'itate dona.re s. zu §§ 5 und 25f.). Die feierli che Zeremonie bringt eine besondere Wertschätzung des Geehrten zum Ausdruck. Unterschwellig klingt in dieser Darstellung wohl auch mit, dass die Akklamation auf der Soldatenversammlung als Verttetung für die Zustimmung der römischen Volks versammlung gelten könne. Zum Bezug des individuellen Lobs auf den populus Romanu.� s.o. zu §§ 19-.10. Interessant ist der leicht despektierliche I1inweis auf die geringe Bildung der römischen Soldaten, der z.B. an die Charakterisierung des Marius erinnert (§§ 5 ; 1 9 durior). Wiederum erlaubt sich Cicero eine solche Zurücksetzung nur, nachdem er ihre Tapferkeit lobend hervorgehoben (illifortes ...,'iri) und seinen Stolz darüber, dass es seine Mitbürger seien (nosrri), betont hat. Vgl. auch die Differenzierung zu liUerac und virtus in §§ 5 und 15. Sehr geschickt vereinnahmt der Redner auch die einfachen Soldaten, die trotz ihrer geringeren Bildung begriffen hätten, dass die Dichtung auch ihrem eigenen Ruhm diene. Damit ist der in § 2.1 noch allgemein gehaltene zweigIiedrige Gedanke, in dem ganze Völker neben individuellen Staatsmännern Profiteure der Lobdichtung seien, konkretisiert. Im Übrigen hatte Cicero seit Ende der 70er Jahre die Politik des Pompeius un terstützt und 66 sogar eine öffentliche Lobrede auf denselben gehalten, als er sich für dessen Oberbefehl im Mithradatischen Krieg einsetzte (Pro lege lUanilia de imperio Cn. Pompci). Seine Freundschaft mit den Luculli und mit Archias stellten allerdings Ciceros Loyalität zu Pompeius in Frage; vgI. Steel 2002 , 85f; Haley 198.1 , .1f. Letztere dürfte aber zu weit gehen, wenn sie die Anklage des Archias nicht nur als Offensive gegen Lucullus (s. zu §§ 5; 21 sowie Kap. B . .1), sondern zugleich auch als ernste VeJ"\1\'arnung Ciceros betrachtet. Ebenso wenig überzeugt die Behauptung Bellemores 200.1 , 49, dass der hier bezeugte Mangel an Schmeichelei ("lack of flattery by Cicero") die ganze Rede in die 50er Jahre verweL�e (s.o. Kap. B.2). =
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\Vertlns sind die Spekulati(men ,,'on llellem()re 2003, 4 Hf. zum ("'f)�n(1rnen.
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Freilich ist sich der Redner des Dilemmas be,,,usst, das er zu lösen sucht, indem er sein Engagement für Archias vor allem durch dessen für den Staat und ihn per sönlich so bereicherndes Talent begründet, daneben Lucullus und Pompeius glei chermal.\en seinen Respekt zollt. Entgegen Ruelens 1962, VII konnte Cicero aber keineswegs damit rechnen, dass ihn diese Verteidigung Pompeius näherbrachte, dessen wichtigster politischer Berater er aber in der Tat werden wollte (vgl. Cic. fam. 5 , 7 3 SB). I1ülman 1994, bes. 196; 200f. hat überzeugend dargelegt, dass Pompeius seinerseits a. 62/61 in Cicero eine mögliche Brücke zur Aussöhnung mit Lucullus und der Senatsmehrheit gesehen habe. Gerade das Bemühen des Redners um Freundschaft auch während der konfliktreichen Jahre wird ihn zu dieser Rolle qualifiziert haben. =
§ 24 noster hic Magnus:
Comali 1941, 33 widerspricht zu Recht der älteren (erneut von Bellemore 2003, 48 vertretenen) Auffassung, dass hic auf die Anwesenheit des Pompeius verweise und die Apologie somit nicht mehr ins Jahr 62 falle. Der Philologe erinnert unter Beru fung auf Prisc. 17,58 an die vergegenwärtigende Kraft des Demonstrativpronomens und paraphrasiert: ,,11 nostro M. che ora toma a noi". Ent'icheidend ist aber der Nachsatz, dass es sich zugleich um eine Antithese zu magnus ille Alexander hande le; noster besagt, dass dieser Magnus ein Römer, hic, dass er ein Zeitgenosse war. Ähnlich auch Camarero 1965, 104 ; Vretska 1979, 165 . §§24-26:
Über die viritanen Bürgerrecht'iVerleihungen durch Pompeius, Sulla und Metellus Pius hat ausführlichst Wolff 1977, I 91- 1 14 ; II 65-83 gehandelt; vgl. Cic. Balb. bes. 32 und 51; Badian 1958, 302-21 ; Mülar 1977, 478; s. auch Kap. C.3 zu den leges Iulia und Calpurnia sowie C.5 zur lex Gellia Cornelia. Zu den rhetorL'ichen Topoi ex similitudine und ex comparatione vgl. Wallach 1989, .121-25. §§ 25-26 itaque, credo, si ci'L'�� Romanus Archias legibus non esse t, ut ah aliquo imperate>re civitate danaretur, perficere =n poru i t!:
Das Beispiel des Theophanes erlaubt nach Cicero also die Schlussfolgerung, dass auch Archias das Bürgerrecht verdient hätte - wenn er es nicht schon längst mit vollem Recht erworben hätte. Im Folgenden sind zwei bedeutende Imperatoren genannt, die nur allzu erpicht darauf gewesen wären, dass Archias ihre Taten belo bigt hätte: Sulla und Metellus Pius waren zudem für Bfugerrecht'iVerleihungen auch an weniger Kultivierte (genannt werden Gallier und IIispanier) bekannt, s.u. Der Ton ist in §§ 25-26 wieder ironisch. vgl. Vretska 1979, 160. § 25 Sulla, cum Hispanos donaret et Gallos, credo, hune petentem 'repudiasset!:
Donare steht brachyologisch für ci'L-itate donare wie zuvor in § 24 sowie in §§ 5 und 26.
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L. Cornelius Sulla (Felix) verbrachte das Jahr 103 als lT. mil. in der Gallia Transalpina. während er 102-1 als Legat in Norditalien fungierte. Dama1� hatte er aber keine Befugnisse zur Verleihung des Bürgerrechts. Die Anspielungen beziehen sich deswegen entweder auf sein Consulat 88 oder auf seine Diktatur 82-79 (MRR 1 564; 569; 573; ß 557). Er dürfte dama1� verdiente Einheiten oder auch Individuen atL�gezeichnet haben. die auf römi�cher Seite im Bundesgenossenkrieg bzw. auf seiner Seite im Bürgerkrieg gekämpft hatten. eic. Balb. 46-51 nennt Beispiele viritaner Bürgerrechtsverleihungen durch siegreiche Feldherren von MaritL� bis Pompeius. darunter auch die donationes durch Sulla an den Massalioten Ariston und an neun anonyme Gaditaner (Balb. 50). Es wäre überraschend. wenn Sulla keine Bürgerrechtsverleihungen während seines Aufenthalts in Kleinasien oder bald danach vorgenommen hätte. Wie auch im Fall des Metenus Pius (Amh. 26) wählt Cicero hier wohl absichtlich Bei�piele unter den in Rom kulturen geringer geachteten Bewohnern der wesdichen Mittelmeerländer. Explizit wird diese Geringschätzung im zweiten Beispiel (s.u.) . Auf diese Weise will der Redner nochmals hervorheben. u m wi e viel mehr die civita.� Romana dem genialen Archias zukomme. Im Übrigen fungiert Sulla häufig als ein negatives exemplum bei Cicero (vg). Bücher 2006. 271-81 ; Samotta 2009. 143-47}. Das vorliegende Beispiel ist aber teils um der Pointe willen. teil� vielleicht auch mit Blick auf die vorausgesetzte enge Beziehung zwischen Sulla und den Luculli angeführt. ohne Sulla atL�rück1ich aufzuwerten. Zu Sullas Biographie vg). Keaveney 2005; Santangelo 2007. § 25 quem nns in connone videmus, eum ei libellum malu... poeta de populo subiecisset, quod epigramma in cum jecisse t, tantummodn altemis 'Versibus longiusculis. s tadm ex eis rebu.... quas t ne vendebat. iooere ei praemium rribui sub ea condicione, ne quid postea scriberer. qui sedulitatem mali. poetae duxerit aliquo tamen praemio dignam. huius ingenium er 'Virtutem in seribendo er copiam non expen...ser?: u
Die Überlieferung 'Vidernus wird durch die codd. GEV konstituiert. der Gaffiot und Kasten folgen. Dagegen findet sich 'Vidimus in den übrigen Manuskripten und Textausgaben. Allerdings argumentiert auch Vretska in seinem Kommentar (S. 177. entgegen seiner Entscheidung im Text) für das Präsens. das die "besseren IIss." hätten; unter Berufung auf Gaffiot 1966. 30 verweist er darauf. dass mit 'Videre auch eine "rein geistige Feststellung nous constatons" getroffen werden könne. Indes müsste der folgende Infinitiv dann vorzeitig sein (iu.�sisse). während beim hi�torischen Präsens. \\ie es in t-'idemus vorliegt. unterschiedslos die Zeitenfolge der Gegenwart (iuhere) wie der Vergangenheit (suhiecis....et . . . jecisset . . . vendehat . . . scriberet) stehen kann. Auch die detai1reiche Schilderung der Szene. die dem Publikum vergegenwärtigt werden soll. rechtfertigt diese Entscheidung. Damit bleibt offen. ob Cicero persönlich und ggf. ein Teil seiner Adressaten jener Ver sammlung beigewohnt hatten. oder ob der Redner hier auf eine Anekdote rekur=
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riert, was wohl wahrscheinlicher ist. Entsprechend der Faustregel sollte also der lecHo dij]icilioT der Vorzug gegeben werden. Gaffiot 1966, .10f. verteidigt die Überlieferung der codd . .�uh ca condi.cione (ge folgt von Kasten, Vretska), obwohl Cicero bei diesem Ausdruck ansonsten regel mäßig auf die Präposition verzichtet. Deswegen greifen die übrigen Herausgeber die Lesung der Scholien (sed) auf. Eine sichere Entscheidung ist hier nicht möglich. Cicero spricht von einer Volksversammlung, verrät aber durch die Tätigkeit des Diktators (vendere), dass es sich um eine Auktion handelte. Diese stand wohl im Kontext der - verhassten - Proskriptionen. �ach Plut. Sull . .1.1 nahm er an den Versteigerungen "auf einer Tribüne sitzend" teil, so dass sub-iecisset ganz wörtlich zu verstehen ist; vgl. Richter / Eberhard / Nohl 1926, .11. Das Beispiel muss also ein wenig ,zurechtgestutzt' werden, um der Intention des Redners dienen zu können. vgl . Dugan 2001 Anm. 47: "Ir is as if the ludic atmosphere of the epideictic mode overrides hi� sense of decorum" .
Nach Stee1 2002 , 80 ist die Frage nicht, ob Archias zunächst Bürger Herakleias und dann Roms habe werden können, sondern "the issue was whether he did. In such circumstances, it would seem more probable that Archias was the victim of paper vmrk rather than he had been practising an unnecessary deception of a quartel' of a century". In Anm. 17 wird ergänzt: She fact that Cicero employs this argument himself (25-6) does not mean that it should be dismissed out of hand". Jedoch geht es nicht um paperwork; vielmehr will der Redner hervorheben, dass für Archias erstens die Möglichkeit der Einbürgerung unter Sulla oder Metellus Pius bestanden hätte und dass diesen beiden von sich aus auch daran gelegen gewesen wäre. Dass es nicht dazu kam, so Cicero, muss also daran liegen, dass Archias sich bereits damal.� für einen civis Romanus hielt und seine Zeitgenossen diese Bewertung teilten. § 26 quid? a Q. Metello !'io, j'amilia-rissim o suo, qui cioitate mulms oonaoit, neque per se neque per Lucullos ;mpetra'Visset? qu; praesertim usque eo de su;s relrns scrihi cuperet, ut etiam Corduhae nans poetis, pingue quiddam s()nantih1L� atque peregrinum, tarnen auri.� sua.� dederet:
Die Verteidigung nutzt das exemplum des Q. Caecilius Metellus Pius (§§ 6, 7, 9) zu folgendem Schluss: 1. Archias selbst war ein "sehr enger Freund" (f'amiliarissi mus ) ; 2. Pius hat vielen die civitas verschafft (s.u.); .1. es bestand auch über seine Verwandtschaft mit den Luculli (er war ein Cousin des Lucius und des Marcus, s. zu §§ 5-6; 28) ein Nahverhältnis zu Archias; 4. Pius strebte nach Gedichten zur Ver herrlichung seiner Taten; 5 . er gab sich zu diesem Zweck auch mit weniger qualifi zierten Schriftstellern ab: Daraus folge, dass er Archias ohne Zweifel das Bürger recht verschafft hätte, wenn jener dies nicht schon längst zuvor erworben hätte. Es bleibt unbestimmt, bei welchen Gelegenheiten Pius "vielen" die civitas Ra mana verliehen hatte. Die Konkretisierung verweL�t nur indirekt auf die Zeit seines
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Proconsulats in der I1ispania (rnterior) a. 79-71, obwohl im vorliegenden Satz keineswegs von einer Bürgerrechtsverleihung die Rede ist. Zudem ist auffällig, dass Cicero hier auf das andalusische Corduba zu sprechen kommt - ja sogar über des sen Dichter spottet -, obwohl diese Stadt doch bereits a. 152 als römi�che Bürger kolonie gegnindet worden war (vgl. Barcel6 1997, 161 -64). Die dort geborenen Poeten, deren Sprache "etwas schwulstig und fremd" klang, dürften also eives Romani gewesen sein. Freilich kann die Möglichkeit nicht völlig ausgeschlossen werden, dass es sich um stark assimilierte Provinziale ohne städtisches und somit römi�ches Bürgerrecht handelte; zum Problem sei an die Umstände in der Kolonie Tarent erinnert, s. zu § 5 . vgl. Zicilri 1974, 27, der die sprachlichen Mängel unter Verweis auf Cie. de orat . .1,44 und Quint. inst. 1,11,4 für Betonungsfehler hält, und Vretska 1979, 168, der die Cordubae nati vorschnell als Iberer deutet. Im (ihrigen nennt Cie. Balb. 50 einen Q. Fabius aus Sagunt, dem Pius die civitas verliehen habe. Wohl zu Recht nimmt man an, dass die lex Gellia Cornelia de doitate a. 72 nicht allein Pompeius proeos. Hisp. CU., für den sie ausdrücklich bezeugt i�t (Cie. Balb. 19 u.a.), sondern aueh Pius procos. Hi.
Cicero leitet nun über zu seiner eigenen ehrgeizigen Hoffnung auf ein Lobgedicht (vgl. §§ 28-.10). Zuvor verspürt er aber noch das Bedürfni� nach einer erneuten Rechtfertigung seines Ruhmverlangens. Im Jahr 44 schrieb er ein (nicht erhalte nes) Buch De gloria (Cic. Au. 16,2,6 412 SB; 16,.1,4 41.1 SB). Zur Verteidigung seines Ruhmstrebens vgl. zudem Cic. farn. 15,4 1 10 SB, wo er Cato seinen Wunsch nach einem Triumph über die Kiliker des Amanos-Gebirges unterbreitet. Zum Kontlikt zwischen glo'ria und honestas bzw. vem gloria vgl. Gildenhard 2007, 178-81. Zur Beibehaltung der Überlieferung ill is libellis (anstelle von in iltis / eis libellis) sowie zum widersprüchlichen Verhalten mancher Philosophen vg). Vretska 1979, 169f . =
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.f 27 Decimus quidem Brurus, summ...s 'Vir et imperator, Acci, a.mici�simi sui, carminibu.� rcmploru m ac lIumu ll1Clltoru m aditu.� exorna'!)ir suorum. iam vero ille, qui cum .I\etolis Ellllio cOlnite hellU'Vit, Puk";u..., non dubita'Vit MaTtis manuhias Mw.�� consecrare:
Als konkrete cxempla für die groilrugige Dankbarkeit von Feldherren gegenüber ihren Lobdichtern dienen nun D. lunius Brutus eos. 1.18 (MRR I 48.1; 2 ,576) und
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der Gelehrte L. Accius, ein Freigelassener aus Pisaurum (ca. a. 170-086, vgl. Lie hermann 1996, 50-5.1), sov.'ie NI. Fulvius Kobilior cos. 189 (MRR 11 568) und wie derholt Ennius (§§ 18; 22). Man beachte die Ausdrücke amicissimus und comes, die ein enges Nahverhältnis zwischen den römischen Senatoren und ihren fremd stämmigen Gefolgsleuten ausdrucken. Unterschwellig v.'ird auch an die Freund schaftsverhältnisse des Archias mit höchstrangigen Aristokraten erinnert (§§ 5f.). Für die Realien vgl. Vretska 1979, 170f. (teilweise zu korrigieren durch MRR). Durch die Vorführung von Feldherren, die soeben erst ihre Kriegsrobe abgelegt haben, setze Cicero "a standard for Archias' toga-wearing judges to follow" (Dugan 2001, 52). § 2 7 prope amwl'i:
Imperatoren mlL'lsten vor dem Betreten des pomerium, also der sakralen Stadt grenze, ihre Waffen ablegen. Ausgenommen war nur der Triumphzug. § 27 qua -re in qua urne imperatores prape amwti poetarum nomen et l{usarum deluhra coluerunt, in ea non dehent togati iudices a .'
Seit Aufdeckung der Catilinarischen Verschwörung forderte Cicero ''''iederholt den Primat der innenpolitischen, Frieden stiftenden Leistung gegenüber militärischen oder auLlenpolitischen Erfolgen, freilich um sein eigenes Verdienst zu steigern (s. zu § 28). Vgl. Cic. Catil. .1,15; .1,18-26; de oral. 1 , 7f. ; off. 1 , 77 (vgl. Cic. Pis. 72): cedant anna togae, concedat laurea linguae; Meyer 1957, 1 -2 1 ; Buchheit 1969, 2.18; 241-46; zudem Vretska 1979, 171 ; Gold 1987, 84 : "Cicero is a man hoth of words and action" ; Narducci I Bertonati 1992199, 62f. ; Dugan 2001, 5 1 : "The Pro Archia develops and broadens the persona of impemtor togatus that Cicero had introouced in the Catilinarians, and seeks to negotiate what was, in traditionaI Roman thought, a contradiction in terms"; Kurczyk 2006, 85-92 ; Löpez BaJja de Quiroga 2007, 241-45. § 28 atque ut id Iihelltius Jaciatis, ia m m e vohis, iudices, illdicaho, e e de meo quodam amore gloriae - nimis am Jortasse, verum tamell honesto - vobi. confitehor:
Vgl. Eisenberger 1979, 97, nach dem Cicero "nicht nur das gleiche Ruhmesverlan gen, sondern auf Grund seiner Leistungen im Konsulat auch den gleichen Anspruch auf Ruhm hat wie groLle Feldherren. Archias aber erscheint hier als der einzige, der diesem Anspruch gerecht werden will". Vgl. jetzt umfassend Kurczyk 2006 zu Cice ros Monumentalisierung seiner seIhst. Den zentralen Ausgangspunkt steIlt die am .1 . Nov. 6.1 vor dem Senat gehaltene Rede dar, in welcher er den Vorrang der Bewah rung des inneren Friedens vor auswärtigen militärischen Erfolgen propagiert (Catil. .1; zur Catilinarischen Verschwörung s. zu § 27 und § 14); vgl. Buchheit 1969. Die Hoffnung auf eine literarische Bearbeitung könnte er ebenfalls schon an jenem Tag geäuLlert haben (Catil. .1,26), sofern es sich nicht um eine nur wenig später erfolgte
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Änderung anlässlich der Publikation seiner Consulatsreden handelt. Zu letzter vgl. Cic. Au. 2 , 1,.1 21 SB; Cape 2002 . Das Übermaß seiner Ruhmesbegierde war aber schon in der Antike sprichwört lich; vgl. Sall. in Cic. 1 ; .1; Sen. brev. vit. 5 , 1 : illum collsulatum suum non sine causa sed sine fine laudatum; Samotta 2009, .1lf. �Iehr Verständnis äut\ert aber IIeubner 2006, 78: "Solange sich Ciceros Streben nach gloria im Rahmen des geselL�chaftlichen Konsensus bewegt, tut er also nichts Ungewöhnliches, Unge bührliches oder subjektiv Überhöhtes, wenn er die Verteidigung des Archias mit dem "IIinter"gedanken übernimmt, von dem Dichter ein Epos über seine glanzvol len Taten wahrend seines Konsulats 6.1 v.Chr. zu erwarten." Von diesem Druck der Selbstdarstellung wäre er erst entbunden, "wenn im Konsemms mit den übrigen Personen der eigene Anspruch als realisiert erkennbar geworden ist" . Allerdings wei�t dieselbe S. 79f. auch mit Blick auf Ciceros Ruhmstreben auf die Gefahr der geselL�chaftlichen Desintegration in Folge übermät\igen Verlangens nach gloria. Kurczyk 2006, .161 formuliert es so: "Je dringender Cicero den Mangel an An erkennung empfand und je mehr er in Frage gestellt wurde, desto mehr plusterte er sich auf und desto mehr redete er über sich selbst - die Selbstriihmung, die ihm bis heute aL� Zeichen von Eitelkeit und Selbstsucht ausgelegt wird, ist letztlich nur Ausdruck des Bestrebens, sich über die Proklamation der Orientierung an den Werten der res publica und der für den Staat erbrachten Lei�tungen zu behaupten und sich selbst als homo n.avus und letztlich auch seine �achkommen in den Krei� der I Ierrschenden zu integrieren." Zu Ciceros oft enttäuschtem \Vunsch, wegen seiner Verdienste auch als homo nm..'Us als gleichwertiges Mitglieder der senatori schen Führungselite angesehen zu werden, vgI. Wiseman 197 1, 100-.10. Allgemein zum Ruhmstreben der Römer und den Stellungnahmen Ciceros vgl. auch die Textsammlung von Ruelens 1962 , 74-87. Indicare hat einen leicht scherzhaften Unterton: Cicero "zeigt" sich selbst vor dem Geschworenengericht "an" und "bekennt" (confiteri) seine Ruhmesliebe (amor gloriae). =
§ 28 nam quas res nos in con...ulatu nostro 'Oohi.�cum simul pro salute huius aeque imperi et pro ,,-ita ci,,'ium proque uni'Oersa re puhlica ge.',simus, attigit hic 'Versibus atque inchoa'Vit:
Huius aeque ist die Lesung der mei�ten codd. (abweichend lesen � huiusce, k huiu,�, E huius atque) ; l\augerius, gefolgt von Clark, Gotoff, Zicari und Cerrutti, schlägt die attraktivere Version atque vor; Richter / Eberhard / l\ohI 1926, .18 folgen GronO\rius Konjektur huiu,� que imperii. Dagegen verteidi gen Gaffiot 1966, .11 und Vretska 1979, 177 wohl zu Recht die Überlieferung, die auch Kasten, Camarero und Narducci / Bertonati beibehalten. Es kann nicht sicher entschieden werden, ob Archias sich Cicero von selbst er boten hatte, um dessen Unterstützung vor Gericht zu gewinnen, oder ob Cicero ihn nach der Lektüre des Mithridaticum bzv.'. einer noch unvollendeten Fassung des-
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selben (s. zu § 21 ) um einen solchen Gefallen gebeten hat. Der hier gewählten dip lomatischen Sprachregelung (Archias habe die Initiative ergriffen, Cicero zur Voll endung ermuntert) sollte indes kein all zu grol�es Vertrauen geschenkt werden. Die Formulierung beinhaltet aber mehr als eine bloße Absichtserklärung, wie Vretska 1979, 177 meint. Nach Zicäri 1974 , 29 drücken die beiden Verben erstens die Ent scheidung für das Thema und zweitens den tatsächlichen Schreibbeginn voraus. vgl. Dugan 20m, 48: "Cicero discreetly veil'! the terms of this tTansaction by pre senting the poem as Archias' spontaneous creation" ; sowie: "The stylistic finish and laudatory exuberance with which Cicero honors Archias sets a standard for the poet to emulate" . Dugan 49 (mit Anm. 5 6) schlägt vor, dass es sich bei den gelobten Ansätzen zu einem Epos (attingere, inchoare) um improvisierte Verse gehandelt habe (s. hierzu auch zu §§ 18; 19f.). Im Übrigen steUte Cicero im Juli 61 enttäuscht fest, dass Archias sein ,Verspre chen' nicht einzuhalten gedachte (Att. 1,16,15 16 SB): . . . cum et Archia.� nihil de me scripserit; ac 'Oereor, ne, Lucullis quoniam Graecum poema condidit, nunc ad Caecilianam /abulam spectet. Bellemore 2003, 50 wird kaum jemanden davon überzeugen können, dass diese Zeilen älter seien aL'! die in Amh. 28 zum Ausdruck gebrachte Hoffnung. Dugan 2001, 52f. spricht deswegen - wohl zu weit gehend - von "failure of the Pro Archia"; "gI. S. 69- 7 5 . Jedoch ist es unstatthaft, den Erfolg der Archiana an Ciceros "auctoritas in the years following his consulate" und dessen "program of self-fashioning" zu messen. Steel 2002 , 83-86; 93 sucht Archias' panegyrische Leistung grundsätzlich zu minimieren (vg). Eisenberger 1979, 94). Cicero übertreibe die Nützlichkeit und das Engagement des Dichters zum Zweck der Verteidigung absichtlich: Erstens sei die Behandlung der Cimbricae TCS des Marius nicht über Fragmente hinausgekommen (s. zu § 19f.); zweitens spreche nicht einmal Cicero davon, dass Catulus (§ 5), Sulla (§ 25), Metellus Pius (§ 26) oder selbst M. Lucullus (§ 5f.), der a. 71 einen Triumph über die thrakischen Besser gefeiert hatte, ein Gedicht erhalten hätten; drittens sei sogar der Umfang des Midlridaticum fraglich (s. zu § 21). Andererseits klingt Ciceros Enttäuschung im Brief an Atticus echt. Zudem könnte der Plural (LucuUis) implizieren, dass Archias nach dem Prozess auch ein Gedicht auf Mareus verfasst hat (Graecum poema wäre dann "griechische Dich tung" ; vg). Wiseman 1982187, 280 Anm. 52), es sei denn, das Mithridaticum hätte die Befriedung der westlichen Schwarzrneerküste als Teil des Krieges gegen Mithradates betrachtet. Ge\\iss werden die Marcus betreffenden Verse - seien sie nun ein eigenständiges Epos oder nicht - aber erst nach dem Prozess a. 62 ge schrieben worden sein, da sie sonst wohl in der Apologie genannt worden wären. Schliel�lich trug sich Archias nach Ciceros Einschätzung im Jahr 61 auch mit dem Gedanken, ein Lobgedicht auf einen oder mehrere Caecilii Metelli zu schrei ben. Dies ist durch die mehrdeutige Formulierung Caeciliana /abula angedeutet (Caecilius Statius hatte im 2. Jh. v.Chr. griechische Komödien in lateinische /abu lae palliatae umgedichtet, "gI. Shackleton Bailey 1965, 325; Gold 1987, 76; 207f. ) . =
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In Frage käme der spanische Krieg des Q. Caecilius Metellus Pius (a. 80- 7 1 ), des sen Leistungen durch die Propaganda des Pompeius, der gleichzeitig dort gekämpft hatte, überschattet zu werden drohten. Im Übrigen war Pius der Bruder der Caeci lia, der Mutter des L. und M. Lucullus (s. zu §§ 5 und 6 für weitere Literatur). Alter nativ - oder ergänzend - ist an seinen Vater C. Caecilius Metellus Numidicus cos. 109 zu denken, der Erfolge gegen Jugurtha erzielt haUe, die Beendigung des Krie ges aber Marius überlassen musste. Schließlich kommt auch ein entfernterer Ver wandter des Pius, Q. Caecilius Metellus Creticus cos. 69, in Betracht, dessen Tri umph (a. 62) wie im Fall des L. Lucullus aus Rivalität zu Pompeius um Jahre verschoben worden war. Vgl. van Ooteghem 1967, 124-78; 220-39; Elvers 1997, 888; 890. Offenbar hatten die Anfechtungen des Jahres 62 Archias nicht davon abge bracht, sich weiterhin publizistisch zu betätigen. Ob er sich nun durch die Ver VI'll ndtschaftsverhältni'lse seiner wichtigsten Gönner oder aber auch von der Zah lungskraft der Laudanden leiten lieLl, kann nicht entschieden werden. Nachdem auch der Dichter Thyillos Ciceros Hoffnungen enttäuscht hatte (Cic. Att. 1,16,15 16 SB), musste der Arpinat die Verewigung seines Ruhmes selbst in die Hand nehmen. Bis Anfang 60 verfasste er ein griechisches Hypomnema auf sein Consulat (Cic. Au. 1,19,10 19 SB; 1,20,6 20 SB; 2,1,1 21 SB); ein schlichteres schrieb ihm auch Atticus (Corn. Nepos 18,6; Cic. Att. 2,1,1 21 SB). Seine eigene Version lieil er Poseidonios von Apameia, dem auf Rhodos dozierenden Universalge lehrten, mit der Bitte um Ausarbeitung zukommen. Doch dieser zog sich geschickt aus der Affäre, indem er Ciceros Aufzeichnungen als unübertreftlich lobte (Cic. Au. 2,1,2 21 SB). Daneben arbeitete der Consular noch an einer lateinischen Fassung sowie an dem Epos De collsulatu sun, das bis Ende 60 publiziert wurde (vgl. Cic. Att. 2,3,4 23 SB). Vgl. Gelzer 1969, 1 17f. (De c01l.'mlatu sun); Courtney 1993, 156-73 ( Consulatus suus); Cape 2002 , 1 16. Ciceros Ehrgeiz war damit aber durchaus noch nicht gestillt, wie sein geradezu peinlich-buhlendes Bittgesuch an den Dichter Lucceius im Jahr 55 verrät (Cic. farn. 5 , 1 2 22 SB, dazu Dugan 2001, 56-60; Sarnotta 2009, 33f.): Coram me tecum eadem haec a�ere saepe COllantem deterruit pudor quidam paelle subrusticus, quae nunc expromam absens audacius, epistula enim llnn erubescit. Ardeo cupidi.tate incredibili neque, ut ego arbitror, reprehelldenda, nomen ut nostr"Um scriptis illustretur et celebretur tuis; quod etsi mihi saepe ostelldL'lti te esse jacturum, tamen i�llnscas velim huic jestinationi meae; genus enim scriptoTtlm tuorum et.<;i erat semper a me vehementer exspectatu.m, tamen vicit opinionem meam meque ita 'Oe! cepit 'Oe! incendit, ut cuperem quam celerrime res nostras monumentis commendari tuis; neque enim me sotum commemnratio posteritatL<; ad sperll quandam immortalitatL<; rapir, sed etiam illa cupiditas, ut 'Vd auctoritate testimollii tui ·v el indicio benevolentiae 'Vel suavitate ill�enii vivi perfruamur: etc. =
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Übrigens hatten aher auch Männer wie Sulla oder L. Lucullus noch Anfang der 70er Jahre ihre eigenen Kriegstaten in griechischer Prosa dargestellt, vgl. Plut. Luc. 1 ,4-8; Cic. Att. 1 , 19,10 = 19 SB.
§ 28 hunc ad perfiC'iendum tadortavi t: Die codd. lesen aoorta'L'i (GV), hortavi (aLpb ' ), adJlOrtatus sum (E gefolgt von Reid, Strenge, Richter / Eherhard / Nohl, Carnarero, Cornali, Zicäri, Dugan 2001 , 48 Anm. 53), hortatus sum (h') oder hortatusfui (ck); adopta'L'i wird von Kasten konjiziert, dem sich Vretska anschlieL\t; adora'Di i<;t die Lesung der Schol. Boh. (p. 165 IIildehrandt), welche aber \'On Stangl (p. 179) in adorna'L'i korrigiert wird; letztere Fonn übernehmen auch Klotz, Clark, Gaffiot, Gotoff, Cerrutti, Narduc ci / Bertonati. adoravi oder adopta'L'i ergäben aher heide völlig unpassende Über treihungen; für adorna'L'i mag man zwar darüher hinwegsehen, dass es im Sinne von praeparare (anders als z.B. im Sinne von exornando au,gere) nicht mit perso nalem O�jekt bezeugt ist (ThlL 1 ,817f.); jedoch i<;t eine hypotheti<;che Bedeutung "mit Material, Notizen zwecks Aufarbeitung versehen" kaum mit ad perficiendum vereinbar. Ganz offensichtlich hatte der Archetyp adortavi, dessen erste Buchstaben in (Leod . ) oder seiner Vorlage unleserlich waren. Die Überlieferung deutet mit grol.\er Wahrscheinlichkeit auf eine sonst nicht belegte aktive Nehenfonn adortavi für das schon im A1datein medial verwandte adhortatus sumo Für diese Deutung spricht zudem, dass es sich bis in die Spätantike auch gelegentlich in passiver Be deutung findet (ThIL 1,65lf.). Der Ausfall des h ist unproblematisch. Jedenfalls verlangt der Kontext ein Verh des Ermuntern..<; oder Aufforderns.
§ 29f : Auf geschickte Weise verhindet Cicero traditionelles römisches Streben nach Ruhm mit stoi<;chen und skepti<;chen Philosophemen. Vgl. die Erklärungen von Vretska 1979, 179-82; Narducci / Bertonati 1992/99, 63-66.
§ 29 non cum 'Ditae tempore e.�se dimittendam commemorarionem nominis nostri, sed cum omni posteritate adaequandam:
Vretska 1979, 180 scheint treffend zu urteilen, wenn er das Bedeutungsspektrum von commemoratio "von Rückerinnerung bis zu lohender Erwähnung" reichen lässt; allerdings findet sich für die Bedeutung praedicatio, laus in ThIL 3,1829,7 allein Val. Cem. horn. 14 ,1 (5 . Jh. n.Chr.): non possumus nec bona sine malorum increpatione disponere nec mala sine bonorum commemoratione damnare. Dimiuere bedeutet "endassen, vergehen lassen" und i<;t unproblematisch. Dagegen folgen Narducci / Bertonati der Konjektur des Manutius: dimetiendam. Aher der einzige Beleg für die Junktur von dimetiri (hzw. �) mit Präposition cum fällt nach ThlL 5 , 1 , 1 195,31 ebenfalls ins 5. Jh. n.Chr. , vg). Theod. Mops. in Col. 3,7 cum praesenti 'Dita totam spem vestram dimetiebatis (sic).
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§ .10 an ... an statuas et ima,gines ·n on animorum simulacra, sed corporum, slUdiase multi summi homines reliquerunt: consiliorum relinquere ac -virtutum nostra·rum ej]i,giem nonne mullo malle dehemus .. . ?:
Während in Rom nehen Statuen besonders die Wachsmasken (imagines) der ver storbenen nobiles eine hervorragende Rolle spielten, um die lebende Generation zu ähnlichen Heldentaten anzuspornen, verlangt Cicero wie auch in § 14 eine noch gröl�ere Wertschätzung der Dichtung. Die Antithese geht schon auf Isokrates zu rück: or. 2 ,36; 1 5 , 7 ; Zicäri 1974 , 30; Vretska 1979, 181 mit weiteren Parallelen. Jedoch sind die logische Verknüpfung der heiden an-Sätze und damit auch die genaue Gewichtung der beiden Medien Marmor / Verse unklar. Die hier gewählte Übersetzung ("Oder haben uns viele bedeutendste Männer mit so viel Eifer ihre Statuen und Wachsmasken nicht als Abbilder ihrer Seele, sondern ihres Leibes hinterlassen?") belässt dem anaphorischen an dieselbe Bedeutung wie dem ersten und gesteht damit den il7Ulilines und statuae - passend zur Autorität der summi tliri - durchaus einen positiven Wert zu, der lediglich durch die Dichtkunst über troffen werde. VgI. Salt lug. 4: nam saepe ego auditli Q. Maximum, P. Scipionem, praeterea civitatis nostrae pmeclams vims solitos ita dicere, eum maiorum il7Ulilines intuerentuT, vehementissime sibi animum ad tlirtutem accendi. scilicet non ceram illam neque jigumm tantam vim in sese habere, sed memoria rerum gestarum eam flammam egregiis viris in pectore crescere neque prius sedari, quam 'L-irtus eorumjamam atque gloriam adaequaverit. Andere Übersetzer wandeln den zweiten an-Satz aber in einen konzessiven Aus sage- oder Nehensatz um und lassen die durch nonne markierte rhetorische Frage folgen: Fuhrmann 1978, 79: "Viele bedeutende Männer waren bestrebt, Statuen und Porträts, Darstellungen nicht ihres Geistes, sondern ihres Äul�eren zu hinter lassen: muss uns nicht noch viel mehr daran liegen, dass wir . . . " (vgI. Watts); sowie Lucrezi 1997, 95: "E se molti uomini grandi si preoccuparono . . . , non dovremmo noi . . . ?" (vgI. Schönberger). Ilierzu erklärt z.B. Vretska 1979, 175 : "Nur wird die Frage vorerst von einem Satz . . . zurückgeschoben, der, als allgemein anerkannte Tatsache, die Grundvoraussetzung für die Frage liefert. " ; vgI. Cerrutti 1998, 75: " the second rhetorical question of the expolitio, made up of [WO independent c1auses joined in asy"deton. " Ähnlich Gotoff 1979, 206, der fortfährt: "Cicero insist.� on the parataxis to the point that an has no sense or function beyond its echo of the previous sentence" . Syntaktische Parallelen werden aber nicht angeführt, so dass ggf. von einem Anakoluth auszugehen wäre. Unterschwellig sch\vingt hier mit, dass der homo novus Cicero (wie auch Mari us, dazu Salt lug. 85,29 ) keine il7Ulilines vorzeigen konnte. VgI. Dugan 2001, 5052. Zur Steuerung und Inszenierung des "symbolischen Kapital�" der römischen Nobilität durch die pompa und laudatio funehris vgI. Blösel 2003; IIölkeskamp 2004a, 93-105. Die pleonastische Behandlung des Themas durch vier nahezu synonyme Substantive verleiht der Aussageabsicht Nachdruck wie Anschaulichkeit.
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.li .11 qua re con.�e1""'Ute, iudices, hominem pudore eo, quem amicorum 'Videtis comprobari cum dignitate tum eriam vetustate; in,genio aute1n tanto, quantum id convenit existima'ri, quod sum1llOrum hominum i'n,geniis expetitum esse vide atis; eausa vero eius modi, quae ben<;/icio le,gis, auetoritate municipi, testimonio Luculli, tahmis Metelli eomprobetltr:
In der ersten Periode des Sohlussplädoyers werden die drei wiohtigsten Argument kategorien zusammengefasst, die rur den Freispruoh des Arohias spreohen. An erster Stelle belege die Qualität seiner Freunde bzw. Freundschaftsverhältnisse seinen guten Charakter (vgl. bes. §§ 5-6). Dabei bezeiohnet dignItas die höohsten Ränge seiner adligen amid, während vetu.�tas (eine einhellig akzeptierte Konjek tur für das überlieferte 'Venustas) zeugmatisoh die nunmehr vierzigjährige Bewäh rungsdauer der amicitiae hervorheben dürfte. So deuten auch z.B. Vretska 1979, 186 und Narducci / Bertonati 1992/99, 108. Vret�ka verweist auf Cio. Rab. perd. 2 : nam m e cum amicitiae 'Vetustas, cum dignita.s homini.�, . . . tum vem meae vitae perpetua consuetudo ad C. Rabirium d�f'endendum est; ao. 1,1 : hmninem nobiscum et studii.� ei.�dem et 'Vetustate amicitiae coniunctum. Daneben referiert Vret�ka aber die weniger überzeugenden Interpretationen, naoh denen auf das Alter der Adelsfamilien oder auf die Gleiohaltrigkeit der Freunde mit Arohias ange spielt wäre; dooh ist der erste Aspekt in digni.tas enthalten und der zweite kein Argument für die Saohe des Angeklagten. Zur inkludierenden Kraft persönlioher Beziehungen zu römisohen Aristokraten s. auch Kap. 0 . .1-4. An zweiter Position wird Arohias' Talent als solches genannt. Dass dessen GröL�e ihn zu einem attraktiven Interaktionspartner fiir herausragende Römer maohe, soll hier in erster Linie die auL�ergewöhnliohe QJJ alität seiner Eigensohaften belegen, welohes hier als ein Wert an sioh ersoheint. Die weiteren Implikationen werden dann noohmals in der zweiten Periode ausgeführt. Drittens wird mit Naohdruok die ReohtmäL�igkeit von Archias' Bfugerreoht be tont. Hierzu werden nochmals die lex Plautia Papiria (§§ 7-9), die Autorität des municipium Herakleia, das ja bis zuletzt ein foedus aequum mit Rom bewahrt hatte und nun duroh Gesandte zur Unterstützung des Arohias vertreten war (§§ 6/8), das Zeugnis des anwesenden M. Luoullus (§§ 5/8) und die von Metellus erstellte Bfugerliste besohworen. § .11 quae eltm ita sint, perimus a vobis, 'iOOkes, si qua lum nwdo humana, verum etiam di'Vi:na 'in tantis in,geniis eommendatio debet e.<;.�e, ut eltm, qui vos, qui ve.�tros imperatores, qui populi Romani 'res ge.�tas semper ornllvit, qui eriam his recentihus nostris ve.�tri.�que domesrici.� periculis aetemum se te.�rinumium laudis darurum e.<;.�e projiterur, estque e:c eo numero, qui semper apud omnis saned sunt habiti itaque dieti, sie in vcstram aecipiatis fidem, ut humanitate ve.�tra Iwahls potius quam acemitate 'Violatus e.�se videarur:
Die zweite Periode des Schlussplädoyers greift erneut das Hauptthema der Rede auf, die auL�erordentliohe Begabung des Arohias. Betont v.'ird erstens - v.'ie sohon in §§ 18f. - die Sakralität des Dichters, auf dem eine besondere göttliohe Empfehlung
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ruhe (di'Vina commendatio). Dabei wird auch die padtetische Antidtese der Wort stämme von sanctu,� und 'Violatus ",'iederholt. Zweitens ",'ird das Motiv der Lob dichtung ,,'ieder aufgenommen und an ihre geselL�chaftliche Funktion erinnert. Imperatores bezieht sich hier offenbar auf C. Marius (§ 19) und L. Licinius Lucul lus (§ 21), wahrend recentia pericula auf Ciceros Consulat anspielt (§§ 14; 2830). Beide Aspekte implizieren nach Cicero eine moralische Schutzverptlichtung. § .1 1 in vestram accipiatisjidenl:
Mit diesem Ausdruck wird in der Regel die Aufnahme eines Schutzbedtirftigen in ein Klientelverhältnis und damit in eine dauerhafte Ftirsorgebeziehung bezeichnet. Vgl. Eilers 2002 so",'ie die Verweise zur deditio o. in Kap. C.3 Anm. 27. § .12 quae de causa pro mea consuetudine hret;';ter simpliciterque dixi, iudices, ea confido prohatn esse omnibus. quae Uerme a me t iudieialique cansuetudine et de hominis ingenio ee communiter de ipsius studio /ocutu.. sum,
Die dtematische Zweiteilung der Rede verweist auf die Partitio (§ 4) zurück. Die codd. überliefern quae firme (hzw. ferme in zwei jüngeren codd.) a me iudicialique consuetudine . . . Kasten verzichtet auf eine Verbesserung und setzt cruces. Dagegen wird die auf Garatoni oder Madwig zurückgehende Konjektur quae ta foro aliena t iudicialique . . von Clark, Vretska 1979, 187f. (mit Verweis auf § 3 non modo a con..uetudine iudiciorum 'Verum etiam a forenBi sermone abho rreat), Cerrutti und �arducci / Bertonati aufgegriffen; ähnlich lesen Rich ter / Eberhard / Nohl, Camarero und Zicm: a fore:nsi aliena iudicialique con.�uetudine. Indes schlägt Gaffiot 1966, 31 vor: quae fere a mea iudicialique consuetudi'ne . . . locutus sumo Fer(m)e (vgl. § 23) im Sinne von prope ist unprob lematisch, vgl. §§ 1; 15; 27; bes. 3 ut me . . . patiamini de studiis humanitati.� ac litterarum paulo loqui liberius et . . . uti prope no'Vo quodam et inusitato genere dicendi. Der Vorteil von Gaffiots Lesart besteht darin, dass Cicero nun nicht mehr allein die Abweichung von der allgemeinen Gerichtspraxis wie in § 3 betont, son dern zusätzlich auch von seiner eigenen Redegewohnheit, was durch den vorange henden Satz ebenso wie durch das überlieferte a me impliziert zu sein scheint. Allerdings hebt Vretska hervor, dass die Präposition a irgendeines separativen Ausdrucks "",'ie aliena O. ä. " bedtirfe. Letzte Sicherheit fehlt also. .
,
§ .12 ab eo, qui iudieium exercet, certo SeiD:
Erneute Anspielung auf den Praetor Q TulIius Cicero, s.o. zu § 3 .
F.
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M . Tul l i Cicero n i s Pro A . lic i n i o Arc h i o Poeto orotio ( I ) § 1 Si quid est in me ingeni, iudices, quod sentio quam sit exiguum, aut si qua exercitatio dicendi, in qua me non infitior mediocriter esse versaturn, aut si huiusce rei ratio aliqua ah optimarum artium studiis ac disciplina profecta, a qua ego nullum confiteor aetatis meae tempus ahhorruisse, earum rerum omnium vel in primi'l hic A. Licinius fructum a me repetere prope suo iure debet. nam quoad longissime potest mens mea respicere spatium praeteriti temporis et pueritiae memoriam recordari ultimam, inde usque repetens hunc video mihi principem et ad suscipiendam et ad ingrediendam rationem horum studiorum exstitisse. quod si haec vox huius hortatu praeceptisque conformata non nulli'l aliquando saluti fuit, a quo id accepimus, quo ceteris opitulari et alios servare possumus, huic profecto ipsi, quantum est situm in nohis, et opern et salutem ferre dehemus. § 2 ac ne quis a nohis hoc ita dici forte miretur, quod alia quaedam in hoc facultas sit ingeni neque haec dicendi ratio aut disciplina: ne nos quidem huic uni studio penitus umquam dediti fuimus. etenim omnes artes, quae ad humanitatem pertinent, hahent quoddam commune vinculum et quasi cognatione quadam inter se continentur. I II ) § 3 sed ne cui vestrum mirum esse videatur me in quaestione legitima et in iudicio puhlico - cum res agatur apud praetorem populi Romani lectissimum virum et apud severissimos iudices, tanto conventu hominum ac frequentia - hoc uti genere dicendi, quod non modo a consuetudine iudiciorum, verum etiam a forensi sermone ahhorreat, quaeso a vohis, ut in hac causa mihi detis hanc veniam, adcommodatam huic reo, vohis, quem ad modum spero, non molestam, ut me pro summa poeta atque eruditissimo homine dicentem, hoc concursu hominum Iitteratissimorum, hac vestra humanitate, hoc denique praetore exercente iudicium patiamini de studüs humanitatis ac litterarum paulo loqui Iiherius et in eius modi persona, quae propter otium ac studium minime in iudicii'l periculisque tractata est, uti prope novo quodam et inusitato genere dicendi. § 4 quod si mihi a vohis trihui concedique sentiam, perficiam profecto, ut hunc A. Licinium non modo non segregandum, cum sit civis, a numero civium, verum etiam, si non esset, putetis asciscendum fuL'lse. ( III ) nam ut primum ex pueris excessit Archias atque ah eis artihus, quihus aetas puerilis ad humanitatem informari solet, se ad scrihendi studium contulit, primum Antiochiae - nam ihi natus est loco nohili - celehri quondam urhe et copiosa, atque eruditissimis hominihus IiheralissimL'lque studiis adtluenti, celeriter antecellere omnihus ingeni gloria contigit. post in ceteris Asiae partihus cunctae que Graeciae sic eius adventus celehrahantur, ut famam ingeni, exspectationem ipsius adventus admirationemque superaret.
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§ 5 erat Italia tune plena Graeearum artium ae disciplinarum, studiaque haee et in Latio vehementius turn eolehantur quam nune eisdem in oppidis. et hie Romae propter tranquillitatem rei puhlicae non neglegehantur. itaque hune et Tarentini et Regini et Neapolitani eh'itate eeterisque praemiis donarunt, et omnes, qui aliquid de ingeniis poterant iudieare, eognitione atque hospitio dignum existimarunt. hae tanta celehritate famae, cum esset iam ahsentihus notus, Romam venit Mario eonsule et Catulo. naetus est primum eonsules eos, quorum alter res ad serihen dum maximas, alter eum res gesta.� , tum etiam studium atque auris adhihere posset. statim Lueull i , eum praetextatus etiam turn Arehias esset, eum domum suam reeeperunt. sed etiam hoc non solum ingeni ae Iitterarum, verum etiam naturae atque \'irtutis, ut domus, quae huius adulescentiae prima fuerit, eadem esset familiarissima seneetuti. § 6 erat temporihus iIIis iucundus �fetello iIIi Numidieo et eius Pio filio; audiehatur a M. Aemilio; \'ivehat cum Q. Catulo et patre et filio; a L. Crasso eole hatur; Lueullos vero et Drusum et Oetm'ios et Catonem et totam IIortensiorum domum de\'inetam eonsuetudine eum teneret, adfieiehatur summo honore, quod eum non solum eolehant, qui aliquid percipere atque audire studehant. verum etiam si qui forte simulahant. [ IV) interim satis longo intervallo, eum esset eum M. Lueullo in Sieiliam profeetus, et eum ex ea provineia eum eodem Lueullo deeederet, venit IIeracleam. quae eum esset eivitas aequissimo iure ae foedere, aserihi se in eam ei\'itatem voluit. idque, eum ipse per se dignus putaretur, turn auetoritate et gratia Lueulli ah IIeraeliensihus impetravit. § 7 data est eh'itas Silvani lege et Carhonis: "si qui foederatis eivitatihus aseripti fuissent�; "si turn, eum lex ferehatur, in Italia domieilium habuissent"; "et si sexa ginta diehus apud praetorem essent professi�. Cum hie domieilium Romae multos iam annos baberet, professus est apud praetorem Q. Metellum familiarissimum suum. § R si nihi! aliud nisi de eh'itate ae lege dicimus, nihil dien amplius: causa dicta est. quid enim horum infirmari, Gratti, potest? IIeracleaene esse turn aseripturn negabis? adest \'ir summa auetoritate et religione et fide, M. Lueullus, qui se non opinari, sed seire, non audisse, sed \'idisse. non interfuisse, sed egisse dieit. adsunt IIeraelienses legati, nobilissimi homines, huius iudiei causa eum mandatis et cum publieo testimonio [ venerunt] , qui hune a.�eriptum IIeracliensem dieunt. hie tu tabulas desideras IIeraeliensium puhlieas, quas Italieo bello ineenso tahulario interisse seimus omnis. est ridicuIum ad ea, quae hahemus, nihil dieere, quaerere, quae hahere non possumus; et de hominum memoria taeere, litterarum memoriam tlagitare; et eum habeas amplL�simi \'iri religionern, integerrimi munieipi ius iurandum fidemque, ea, quae depravari nullo modo possunt, repudiare, tahula.�, quas idem dicis solere eorrumpi, desiderare. § 9 an domieilium Romae non hahuit is, qui tot annis ante civitatem datam sedem omnium rerum ae fortunarum suarum Romae eonloea\'it? an non est pro-
M. Tulli Ciceronis Pro A. licinio Archia Poela oralio
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fessus? immo vero eis tahulis professus, quae solae ex illa professione conlegioque praetorum ohtinent puhlicarum tahularum auctoritatem. [ V ) nam - cum Appi tahulae neglegentius adservatae dicerentur; Gahini, quam diu incolumi� fuit, levitas, post damnationem calamitas omnem tahularum fidem resignasset - Metellus, homo sanctissimus modestL�simusque omnium, tanta dili gentia fuit, ut ad L. Lentulum praetorem et ad iudices venerit, et unius nominis litura se commotum esse dixerit. rns igitur tahulis nullam Iituram tin noment A. Licini videtL�. 11 10 quae cum ita sint, quid est, quod de eius civitate dubitetis, praesertim cum a1iL� quoque in civitatibus fuerit ascriptus? etenim euro mediocrihus multis et aut nulla aut humili a1iqua arte praeditL� gratuito civitatem in Graecia homines im pertiehant - Reginos credo aut Locrensis aut Neapolitanos aut Tarentinos, quod scaenicis artificihus largiri solehant - id huic summa ingeni praedito gloria noluis se! quid? cum ceteri non modo post civitatem datam, sed etiam post legem Papiam a1iquo modo in eorum municipiorum tahulas inrepserunt, hic, qui ne utitur quidem iIIis, in quihus est scriptus, quod semper se IIeracliensem esse voluit, reicietur? 11 11 census nostros requiris. scilicet. est enim ohscurum proxumi� censorihus hunc cum clarissimo imperatore L. Lucullo apud exercitum fuisse; superiorihus, cum eodem quaestore fuisse in Asia; primis, Iulio et Crasso, nullam populi partem esse censam. sed - quoniam census non ius civitatis confirmat, ac tantum modo indicat eum, qui sit census, ita se iam tum gessisse I pro cive ) - eis temporihus, quihus tu criminaris ne ipsius quidem iudicio in civium Romanorum iure esse versatum, et testamentum saepe fecit nostris legillUs et adüt hereditates civium Ro manorum et in heneficiis ad aerarium delatus est a L. Lucull o pro consule. quaere argumenta, si quae potes: numquam enim hic neque suo neque amicorum iudicio revincetur. [ VI ) 11 12 quaeres a nohis, Gratti, cur tanto opere hoc homine delectemur: quia suppeditat nohis, uhi et animus ex hoc forensi strepitu reficiatur, et aures convicio defessae conquiescant. an tu existimas aut suppetere nohL� posse, quod cotidie dicamus in tanta varietate rerum, ni si animos nostros doctrina excolamus, aut ferre animos tantam posse contentionem, ni�i eos doctrina eadem relaxemus? ego vero fateor me hL� studiis esse deditum. ceteros pudeat, si qui se ita IitterL� ahdiderunt, ut nirnl possint ex eis neque ad communem adferre fructum neque in aspectum lucemque proferre. me autem quid pudeat, qui tot annos ita vivo, iudices, ut a nulli us umquam me tempore aut commodo aut otium meum ahstraxerit aut voluptas avocarit aut denique somnus retardarit? 11 13 qua re quis tandem me reprehendat aut quis mihi iure suscenseat, si , quan tum ceteris ad suas res oheundas, quantum ad festos dies ludorum celehrandos, quantum ad alias voluptates et ad ipsam requiem animi et corporis conceditur temporum, quantum alü trihuunt tempestivis conviviis, quantum denique aleae, quantum pilae, tantum mihi egomet ad haec studia recolenda sumpsero? atque hoc adeo mihi concedendum est magis, quod ex hL� studiis haec quoque crescit oratio et
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facultas, quae, quantacumque r est ] in me, numquam amicorum perieulis defuit. quae si cui levior videtur, iIIa quidem certe, quae summa sunt, ex quo fonte hauriam, sentio. § 14 nam nisi multorum praeceptis multisque litteris mihi ah adulescentia sua sissem, nihU esse in vita magno opere expetendum, nisi laudem atque honestatem, in ea autem persequenda omnis cruciatus corporis, omnia perieula mortis atque exUia pani esse ducenda, numquam me pro salute vestta in tot ac tantas dimi cationes atque in hos protligatorum hominum cotidianos impetus ohieci�sem. sed pleni omnes sunt libri, plenae sapientium vooos, plena exemplorum vettL�tas, quae iacerent in tenehris omnia, nisi litterarum lumen accederet. quam multas nobis imagines - non solum ad intuendum, verum etiam ad imitandum - fortissimorum virorum expressas scriptores et Graeci et Latini reliquerunt! quas ego mihi semper in administranda re puhlica proponens animum et mentem meam ipsa cognitatione hominum excellentium conformabam. [ VII I § 15 quaeret qui�piam: "Quid? Uli ipsi summi viri , quorum virtutes Iitteris proditae sunt, istane doctrina, quam tu effers laudibtL�, eruditi fuerunt?" . difficUe est hoc de omnibus confirmare, sed tarnen est certum, quod respondeam: ego multos homines excellenti animo ac virtute fuisse et sine doctrina naturae ipsius hahitu prope dimo per se ipsos et moderatos et gravis exstitisse fateor; etiam iIIud adiungo: saepius ad laudem atque virtutem naturam sine doctrina, quam sine natura valuisse doctrinam. atque idem ego [ hoc ] contendo, cum ad naturam exi miam atque inlustrem accesserit ratio quaedam conformatioque doctrinae, turn iIIud nescio quid praeclarum ac singulare solere exsistere. § 16 ex hoc esse hunc numero, quem patres nostri viderunt, di\inum hominem Africanum; ex hoc C. Laelium, L. Furium, moderatissimos homines et continen tissimos; ex hoc fortissimum \irum et U1i� temporibus doctissimum M. Catonem iIIum senern. qui profecto, si nihil ad percipiendam colendamque virtutem Iitteris adiuvarentur, numquam se ad earum studium contulissent. quod si non his tanttL� fructus ostenderetur et si ex his studiis delectatio sola peteretur, tamen, ut opinor, hanc animadversionem humanissimam ac liberali�si mam iudicaretis. nam ceterae neque temporum sunt neque aetaturn omnium neque locorum; at haec studia adulescentiam agunt, senectutem oblectant, secun das res ornant, adversi� perfugium ac solacium praebent, delectant domi, non impediunt foris, pernoctant nohiscum, peregrinantur, rusticantur. [ VIII ] § 17 quod si ipsi haec neque attingere neque sensu nostro gustare possemus, tamen ea mirari deberemus, etiam eum in aliis videremus. quis nostrum tam animo agresti ac duro fuit, ut Rosci morte nuper non commoveretur? qui cum esset senex mortutL�, tarnen propter excellentem artem ac ventL�tatem videhatur omnino mori non dehuisse. ergo iIIe corporis motu tanturn amorern sihi conciliarat a nohis omnihus: nos animorum incredihUis mottL� celeritatemque ingeniorum neglegemus?
M. T ulli Ciceronis Pro A. licinio Archia Poela oralio
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§ 18 quotiens ego hune Arehiam vidi, iudiees, - utar enim vestra benignitate, quoniam me in hoc novo genere dieendi tam diligenter attenditis, - quotiens ego hune vidi, cum litteram seripsisset nullam, magnum numerum optimorum versu um de eis ipsis rebus, quae turn agerentur, dicere ex tempore! quotiens revoeatum eandem rem dieere, eommutatis verbis atque sententiis! quae vero adcurate eogi tateque seripsisset, ea sie vidi probari, ut ad veterum seriptorum laudem perve niret. hune ego non diligam, non admirer, non omni ratione defendendum putern? atque sie a summis hominibus eruditissimisque aeeepimus: eeterarum rerum studia et doetrina et praeeeptis et arte constare, poetam natura ipsa valere et mentis virihus exeitari et quasi divino quodam spiritu intlari. qua re suo iure noster ille Ennius sanetos appellat poetas, quod quasi deorum aliquo dono atque munere eommendati nobis esse videantur. § 19 sit igitur, iudiees, sanctum apud vos, humanissimos homines, hoc poetae nomen, quod nulla umquam barbaria violavit. saxa et solitudines voei respondent, bestiae saepe immanes eantu fleetuntur atque eonsistunt. nos, instituti rehus opti mis, non poetarum voee moveamur? IIomerum Colophonii eivem esse dicunt suum, Chii suum vindieant, Salaminii repetunt, Smyrnaei vero suum esse eonfinnant, itaque etiam deluhrum eius in oppido dedieaverunt; pennulti alii praeterea pugnant inter se atque eontendunt. [ IX ] ergo illi alienum, quia poeta fuit, post mortem etiam expetunt. nos hune vivum, qui et voluntate et legihus noster est, repudiamus, praesertim cum omne olim studium atque omne ingenium eontulerit Arehias ad populi Romani gloriam laudemque eelehrandam? nam et Cimhrieas res aduleseens attigit, et ipsi illi C. Mario, qui durior ad haee studia videhatur, iueundus fuit. § 20 neque enim quisquam est tam aversus a Musis, qui non mandari versibus aeternum suorum lahorum facile praeeonium patiatur. Themistoelem illum, sum mum Atheni� virum, dixisse aiunt, eum ex eo quaereretur, quod aeroama aut euius " vocem lihentissime audiret: "Eius, a quo sua virtus optime praediearetur . itaque ille Marius item eximie L. Plotium dilexit, euius ingenio putabat ea, quae gesserat, posse eelehrari. § 21 Mithridaticum "ero hellum, magnum atque diffieile et in multa varietate terra marique versaturn, totum ah hoc expressum est. qui lihri non modo L. Lu eullum, fortissimum et clarissimum virum, verum etiam populi Romani nomen inlustrant. populus enim Roman1L� aperuit Lueullo imperante Pontum et regiis quondam opib1L� et ipsa naturae regione vallatum; populi Romani exereitus eodem duee non maxima manu innumerahilis Anneniorum eopias ftt d it; populi Romani laus est urbem amiei�simam Cyzieenorum ei1L�dem eonsilio ex omni impetu regio atque totius helli ore ae faueibus ereptam esse atque sen'atam. nostra semper feretur et praedieahitur L. Lueullo dimieante eum interfeetis dueih1L� depressa hostium elassis et ineredihilis apud Tenedum pugna illa navali�! nostra sunt tro paea, nostra monumenta, nostri triumphi! quae quorum ingeniis efferuntur, ab eis populi Romani fama eelebratur.
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§ 22 earus fuit Afrieano superiori noster Ennius; itaque etiam in sepulero Scipionum putatur is esse eonstitutus ex marmore. at eius laudibus eerte non solum ipse qui laudatur, sed etiam populi Romani nomen ornatur. in eaelum huius proavus Cato tollitur; magnus honos populi Romani rebus adiungitur. omnes denique illi Maximi, Mareelli, Fulvii non sine communi omnium nostrum laude decorantur. ( X ) ergo illum, qui haee fecerat, Rudinum hominem, maiores nostri in eivitatem reeeperunt: nos hunc IIeracliensem, multis civitatibus expetitum, in hac autem legi1ms constitutum, de nostra civitate eiciemus? § 2.1 nam si quis minorem gloriae fructum putat ex Graeeis versibus pereipi quam ex Latinis, vehementer errat, propterea quod Graeca leguntur in omnibus fere gentibus, Latina suis finibus exiguis sane continentur. qua re si res eae, quas gessimus, orbis terrae regionibus definiuntur, cupere debemus, quo ( minus ) manu um nostrarum tela pervenerint, eodem gloriam famamque penetrare, quod cum ipsis populis, de quorum rebus seribitur, haee ampla sunt, turn eis certe, qui de vita gloriae causa dimicant, hoc maximum et perieulorum ineitamentum est et labo rum. § 24 quam multos scriptores rerum suarum magnus ille Alexander secum halmisse dicitur! atque is tarnen, eum in Sigeo ad Achillis tumulum astitisset: "0 fortunate" inquit "adulescens, qui tuae virtuti� IIomerum praeconem inveneris! " . e t vere, nam n is i Ilias üla exstitisset, idem tumulus, qui corpus eius eontexerat, no men etiam obruisset. quid? noster hic �lagntL�, qui eum virtute fortunam adaequa vit, nonne Theophanem Mytilenaeum, seriptorem rerum suarum, in contione rnili turn civitate donavit et nostri illi fortes viri , sed rustici ac milites, duleedine quadam gloriae eommoti quasi participes eiusdem laudis magno illud c1amore approba venmt? § 25 itaque, credo, si eivis Romanus Archias legibus non esset, ut ab aliquo imperatore eivitate donaretur, perfieere non potuit. Sulla, eum I1ispanos donaret et Gallos, credo, hunc petentem repudiasset. quem nos in eontione videmus, cum ei libellum malus poeta de populo subiecisset, quod epigramma in eum feeisset, tan tummodo altemis versibtL� longiusculis, statim ex eis rebus, quas tune vendebat, iubere ei praemium tribui - sub ea condicione, ne quid postea scriberet. qui sedulitatem mali poetae duxerit aliquo tarnen praemio dignam, huius ingenium et \'irtutem in seribendo et eopiam non expetisset? § 26 quid? a Q. Metello Pio, farniliarissimo suo, qui civitate multos donavit, neque per se neque per Lucullos impetravisset? qui praesertim tL�que eo de suis rebus seribi euperet, ut etiam Cordubae natis poetis, pingue quiddam sonantibus atque peregrinum, tamen auris suas dederet. ( X I ) neque enim est hoc dissimulandum, quod obscurari non potest, sed prae nobis ferendum: trahimur omnes studio laudis, et optimus quisque maxime gloria ducitur. ipsi illi philosophi etiam illis libellis, quos de contemnenda gloria seribunt, nomen suum inseribunt: in eo ipso, in quo praedicationem nobilitatemque despi ciunt, praedicari de se ac nominari volunt.
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§ 27 Decimus quidem Brutus, summus vir et imperator, Acci, amicissimi sui, carminihus templorum ac monumentorum aditus exomavit suorum. iarn vero ilIe, qui eum Aetolis Ennio comite bel1avit, Fulvius, non dubitavit Martis manuhias Musis conseerare. qua re in qua urhe imperatores prope armati poetarum nomen et Musarum delubra eoluerunt, in ea non debent togati iudices a �Iusarum honore et a poetarum salute ahhorrere. § 28 atque ut id Iihentius faciatis, iam me vobis, iudiees, indicabo et de meo quodam amore gloriae - nimis acri fortasse, verum tarnen honesto - vobis confi tebor. narn quas res nos in consulatu nostro vohiseum simul pro salute huius aeque imperi et pro vita civium proque universa re puhlica gessimus, attigit hie versihus atque inchoavit. quibus auditis, quod mihi magna res et iucunda visa est, hunc ad perficiendum t ad ortavi t . nullam enim virtus aliarn mereedem lahorum pericu lorumque desiderat praeter hanc laudis et gloriae; qua quidem detracta, iudices, quid est quod in hoc tarn exiguo vitae currieulo et tarn brevi tantis nos in lahorihus exereeamus? § 29 certe si nihU animus praesentiret in posterum et si, quihus regionihus vitae spatium circumscriptumst, eisdem munis cogitationes terminaret suas, nee tantis se lahorihus frangeret neque tot euris vigiliisque angeretur nec totiens de ipsa vita dimicaret. nunc insidet quaedarn in optimo quoque virtus, quae noetis ae dies ani mum gloriae stimulis concitat atque admonet non eum vitae tempore esse dimit tendam eommemorationem nominis nostri, sed cum omni posteritate adaequan darn. l XII ] § .10 an vero tarn pan'i animi \'ideamur esse omnes, qui in re puhlica atque in his vitae periculis lahorihusque versarnur, ut, cum usque ad extremum spatium nullum tranquillum atque otiosum spiritum duxerimus, nobiscum simul moritura omnia arhitremur? an statuas et imagines non animorum simulaera, sed corporum, studiose multi summi homines reliquerunt? consiliorum relinquere ac ,'irtutum nostrarum effigiem nonne multo mall e debemus summis ingeniis expressam et poli tarn? ego vero omnia, quae gereharn, iarn turn in gerendo spargere me ae dissemi nare arbitrabar in orbis terrae memoriarn sempiternarn. haec vero sive a meo sensu post mortem afutura est, sive, ut sapientissimi homines putaverunt, ad a1iquam mei partem pertinebit, nune quidem eerte cogitatione quadarn speque deleetor. § .11 qua re eonservate, iudices, hominem pudore eo, quem arnieorum ,'idetis eomprohari cum dignitate turn etiarn vetustate; ingenio autem tanto, quantum id convenit existimari, quod summorum hominum ingeniis expetitum esse \'ideatis; causa vero eius modi, quae beneficio legis, auctoritate municipi, testimonio Luculli, tabulis :\letelli comprobetur. quae cum ita sint, petimus a vobis, iudiees, si qua non modo humana, verum etiarn di,'ina in tantis ingeniis commendatio debet esse, ut eum, qui vos, qui vestros imperatores, qui populi Romani res gestas semper omm'it, qui etiam his recentibus nostri� vestrisque domesticis periculis aetemum se testi monium laudis daturum esse profitetur - estque ex eo numero, qui semper apud
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Texl
munis sanoti sunt hahiti itaque dioti, - sie in vestram aooipiatis fidem, ut huma nitare vestra levatus potius quam aoerhirate violatus esse videatur. § .12 quae de oausa pro mea oonsuetudine hrevirer simplioiterque dixi, iudioes, ea oonfido probata esse omnihus. quae Herme a me t iudioialique oon suetudine et de homini� ingenio er oommuniter de ipsius studio looutus sum, ea, iudices, a vohis spero esse in honam partem aooepra; ab eo, qui iudioium exeroer, cerro soio.
G . Übersetzung
1.
D i e Rede des M . Tu l l i u s C i cero fü r den D i chter Arc h i a s
I I I § 1 Wenn ich i n mir nur einen Funken Talent trage, ihr Richter, - ich merke, wie winzig es ist - oder wenn nur irgend eine Übung, Reden zu halten, auf welchem Feld - ich leugne es nicht - ich mich einigermaßen betätigt habe, oder wenn nur irgend ein theoretisches Verständnis dieser Angelegenheit, welches durch die lernbegieri ge Beschäftigung mit den besten WL�senschaften Fortschritte erzielt hat, vor weI cher - ich bekenne es - ich zu keiner Zeit meines Lebens zurückgeschreckt bin, dann muss auf die Frucht all dieser Dinge dieser A. Licinius hier wohl als einer der Ersten mir gegenüber so zu sagen einen Rechtsanspruch erheben. Denn soweit nur irgend mein Verstand in die weite Vergangenheit zurückschauen und die früheste Kindheitserinnerung wach rufen kann, sehe ich immer, wenn ich daran zurück denke, dass dieser es als erster übernommen hat, mich sowohl zur Aufnahme dieser Studien zu bewegen al� auch auf den ersten Schritten in diese Richtung zu beglei ten. Wenn aber diese meine Stimme durch dessen Mahnung und Unterweisungen ausgebildet worden und deswegen so manchen einmal zur Rettung geworden ist, dann müssen wir doch gerade demjenigen selbst, von dem wir das Mittel erhalten haben, mit dem wir den Übrigen helfen und manche retten können, soweit es in unserer Macht steht, Ililfe und Rettung bringen. § 2 Und damit sich nicht etwa jemand wundert, dass ich dies so gesagt habe, da ja in dem hier Anwesenden eine bestimmte andere Fähigkeit liege, aber nicht diese Theorie und PraxL� des Redens (vor Gericht): nicht einmal wir selbst haben uns jemals völlig einzig dieser Betätigung hingegeben. Denn alle Wissenschaften, weI che die menschliche Bildung angehen, haben ein bestimmtes sie verbindendes Band und hängen gleichsam durch ein Verwandtschaftsverhältnis mit einander zusammen. I II I § .1 Aber damit es niemandem von euch sonderbar erscheint, dass ich in ei nem Recht�prozess und vor einem öffentlichen Gericht - während ein Streitfall vor einem Praetor des römischen Volkes, einem sehr angesehenen Mann, und vor den strengsten Richtern verhandelt Vlird und dabei noch eine so groi\e Zahl an Men schen zugegen L�t - von einer solchen Redegattung Gebrauch mache, die nicht nur von der Gewohnheit der Gerichte, sondern auch von der Prozessrede stark ab weicht, erbitte ich von euch, dass ihr mir die Nachsicht gewährt, welche für diesen Beklagten angemessen, für euch, soweit ich hoffe, nicht beschwerlich ist, dass ihr nämlich dulden möget, dass ich in meiner Rede für den größten Dichter und gelehr testen �lann, bei diesem Zusammenströmen höchstgebildeter Menschen, ange sicht� eurer feinen Bildung und schlieiUich in Anbetracht der Leitung des Gerichts durch diesen Praetor hier über die eifrigen Bestrebungen nach Bildung und Gelehr samkeit etwas freier spreche, und dass ich mit Blick auf einen derartigen Charakter,
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Ü bersetzung
der wegen seiner friedvollen Beschäftigungen in keiner Weise den Risiken der Rechtsprechung ausgesetzt gewesen ist, nahezu von einer gewissermai�en neuen und ungewöhnlichen Redegattung Gebrauch machen werde. § 4 Wenn ich merken werde, dass mir dies von euch gewährt und gestattet wird, dann wird es mir bestimmt gelingen, dass ihr glauben werdet, dieser A. Licinius hier dürfe nicht nur nicht aus der Zahl der Bürger ausgeschieden werden, da er ja Bürger ist, sondern müsste sogar in diese aufgenommen werden, fal1� er es nicht schon wäre. [ III J Sobald nämlich Archias den Kinderschuhen entwachsen war und sich von denjenigen Studien, durch die das KnabenaIter zur höheren Bildung geschult zu werden pflegt, an die Schriftstellerei herangewagt hatte, erreichte er es - zunächst in Antiocheia, wo er ja in vornehmem Haus geboren war, einer dereinst bevölke rungsreichen und wohlhabenden sowie an höchstgebildeten Menschen und Bemü hungen um die Freien Künste reichen Stadt, - schnell alle durch den Ruhm seines Talents zu überragen. Sodann wurde in den übrigen Gegenden Asiens und ganz Griechenlands seine Ankunft jedes Mal so gefeiert, dass der Ruf seines Talents sowie die Erwartung und Bewunderung noch durch die Ankunft seiner selbst über troffen wurden. § 5 Es war Italien damal� voll von griechischen Wissenschaften und Bildungshe strebungen, und diese Bemühungen wurden damals selbst in Latium leidenschaftli cher gepflegt a1� jetzt in ein und denselben Städten. Auch hier in Rom wurden sie wegen der Ruhe der politischen Lage intensiv betrieben. Und so beschenkten ihn sowohl die Tarentiner als auch Rheginer und Neapolitaner mit dem Bürgerrecht und anderen Belohnungen, und alle, die sich nur irgendein Urteil über Begabungen bilden konnten, hielten ihn ihrer Bekanntschaft und Gastfreundschaft für würdig. Als er damals angesichts der Ausstrahlung seines Ruhmes schon Abwesenden be kannt war, kam er während des Consulats des Marius und des Catulus nach Rom. Er traf schon zu Beginn auf solche Consuln, von denen der eine die gml�artigsten Taten zur literarischen Verarbeitung, der andere nicht nur Taten, sondern vor allem auch Bildungseifer und Gehör anbieten konnte. Sogleich nahmen die Luculler Archias, a1� er selbst dann noch die Praetexta trug, in ihr Haus auf. Aber selbst dies ist nicht allein Ausdruck seines Talents und seiner Gelehrsamkeit, sondern auch seines morali�ch vollendeten Charakters, dass dasselbe Haus, welches das Erste in seiner Jugend war, ihm noch in seinem Alter durch engste Freund�haft verbunden ist. § 6 In jenen Tagen war er bei den Metellern gern gesehen, nämlich bei dem be rühmten Numidicus und dessen Sohn Pius; M. AemUius (Scaurus) war sein Hörer; er lebte mit den Q. (Lutatii) Catuli, sowohl dem Vater als auch dem Sohn; von L. (Licinius) Crassus wurde er verehrt; da er aber auch die Luculler sowie (M. Livi us) Drusus, die Octavier und (M. Porcius) Cato sowie das ganze Haus der Horten sier durch rege1mä1�igen Umgang an sich gebunden hielt, erfuhr er die höchste Ehre, weil nicht nur diejenigen ihn verehrten, die irgend etwas von ihm zu lernen
Die Rede des M. T ullius Cicero für den Dichter Archios
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oder zu hören bemüht waren, sondern auch diejenigen, die es vielleicht nur vor täuschten. [ IV ] Als er unterdessen nach ziemlich langer Zeit mit 1I-t. Lucullus nach Sizilien aufgebrochen und aus dieser Provinz mit eben diesem Lucullus wieder abgezogen war, kam er nach lIerakleia. Da es sich hierbei um eine Stadt von völlig gleichrangi ger Rechtsstellung und Vertragsbindung (mit Rom) handelte, wollte er in ihr Bür gerrecht aufgenommen werden. Und er erreichte dies auf sein Bitten hin von den lIerakleiensern zum einen, weil er um seiner selbst willen für würdig erachtet wur de, zum anderen aber auch besonders durch Eintluss und Gunst des Lucullus. § 7 Da wurde das Bürgerrecht durch das Gesetz des (M. Plautius) Silvanus und (C. Papirius) Carbo (an diejenigen, die folgende Bedingungen erfüllten) verliehen: "Wenn Personen in vertraglich (mit Rom) verbundenen Gemeinden hinzu ge schriebene Bürger waren" ; "wenn sie damals, als das Gesetz verhandelt wurde, ihren Wohnsitz in Italien hatten" ; und "wenn sie binnen sechzig Tagen bei einem Praetor Meldung gemacht hatten". Da der Beklagte seinen Wohnsitz schon viele Jahre in Rom hatte, machte er Meldung beim Praetor Q. Metellus, einem seiner engsten Freunde. § 8 Wenn wir über nichts anderes als Bürgerstatus und Rechtsstellung sprechen, dann sage ich nichts mehr: Der Fall ist dargelegt. Denn welche dieser Tatsachen kannst Du erschüttern, Grattius? Willst Du leugnen, dass er damals in l Ierakleia als Bürger zugeschrieben worden sei? Zugegen ist ein Mann von höchstem Ansehen sowie größter Gewissenhaftigkeit und Glaubwürdigkeit, M. Lucullus, der aussagt, dass er nicht glaube, sondern wisse, nicht gehört, sondern gesehen habe, nicht zufäll ig dabei gewesen sei, sondern die Angelegenheit durchgeführt habe. Zugegen sind die lIerakleienser Legaten, vornehmste Männer, um seines Prozesses willen mit Weisungsschreiben und öffentlichem Zeugnis; sie sagen aus, dass dieser hier als lIerakleienser Bürger zugeschrieben worden sei. An dieser Stelle forderst Du die offiziellen Dokumente der lIerakleienser, von denen wir alle wissen, dass sie wäh rend des Italischen Krieges durch den Brand des Archivs vernichtet worden sind! Es ist lächerlich, zu dem, was wir haben, nichts zu sagen, aber zu verlangen, was wir nicht haben können, und über die Erinnerung der :\fänner zu schweigen, aber auf eine schriftlich fixierte Erinnenmg zu bestehen, und obwohl du die Gewissenhaf tigkeit eines so grol.\en �Iannes sowie den Eidschwur und die Treue einer tadellosen römi�chen Stadt (geboten bekommen) hast, dasjenige, was in keiner Weise ver fäl�cht werden kann, zurück zu weisen, aber die Dokumente, die selbst nach deiner Auffassung manipuliert zu werden ptlegen, zu fordern. § 9 Oder aber: lIatte er keinen Wohnsitz in Rom, er, der so viele Jahre vor der Bur gerrechtsvergabe den Sitz a1l seines Eigentums und Vermögens nach Rom verlegt hat? Oder aber: lIatte er keine �Ieldung gemacht? Nein, vielmehr hat er seine Mel dung in die Tafeln eintragen lassen, welche a1� einzige aus den Aufzeichnungen des damaligen Praetorenkollegiums die Autorität amtlicher Dokumente inne haben.
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Ü bersetzung
l V I Denn während die Tafeln des Appius recht nachlässig aufbewahrt worden sein sollen und die ganze durch Siegel verbürgte Glaubwürdigkeit der Tafeln des Gabinius, so lange er noch unbescholten war, seine Leichtfertigkeit, nach seiner Verurteilung sein persönlicher Untergang zunichte gemacht hatcen, war Metellus ein völlig tadelloser �Iann und der Bescheidendste von allen - so gewissenhaft, dass er vor den Praetor L. Lentulus und die Richter getreten ist und seine Besorgnis uber die Rasur eines einzigen �amens zum Ausdruck gebracht hat. Auf diesen Tafeln hier seht
§ 10
ihr jedenfalL� keine einzige Rasur t arn Kamen t
des A. Licinius.
Da sich dies so verhält, warum zweifelt ihr denn noch an seinem Bürger
recht, zumal er auch in anderen Städten ein zugeschriebener Burger war? Ja selbst verständlich, da die �Ienschen bei den Griechen vielen mittelmäßigen und entwe der mit keiner oder nur einer geringfügigen Begabung versehenen Leuten ihr Bürgerrecht umsonst zuteil werden Iiellen - die Rheginer meine ich, die Lokrer, Neapolitaner oder Tarentiner, weil sie es Schauspielern zu spenden pflegten, hätten sie es für diesen Mann hier, der mit höchst ruhmvollem Talent begabt ist, nicht gewollt! Was denn? Während andere nicht nur nach der BürgerrechL�vergabe (durch die
lex Plautia Papiria.), sondern auch nach
Erlass der
lex Papia auf irgend
eine Weise in die Tafeln dieser römischen Städte eingedrungen sind, soll der Be klagte, der nicht einmal diejenigen Dokumente nutzt, auf denen er verzeichnet ist, da er ja immer IIerakleienser sein wollte, abgewiesen werden?
§ 11
Du verlangst unsere Censuslisten. Gewiss. Es ist nämlich unbekannt, dass
dieser hier, aL� die letzten Zensoren amtierten, mit dem bekanntesten Feldherrn L. Lucullus beim IIeer war; dass er während des vorletzten Census mit demselben, damals ein Quästor, in Kleinasien war; und während des ersten unter (L.) Iulius (Caesar) und (P. Licinius) Crassus, kein einziger Teil des Volkes den Census unter gangen hat. Aber - da ja der Census nicht das Burgerrecht beweist und nur ein Indiz dafür liefert, dass deljenige, der im Census erfasst worden ist, sich auf diese Weise schon damals I als Bürger] benommen hat, - in diesen Zeiten also, in denen er nach Deiner Beschuldigung sich nicht einmal nach seinem eigenen Urteil im RechL�raum der römischen Bürger bewegt hat, hat er sowohl oftmals ein Testament nach unseren Gesetzen abgefasst als auch Erbschaften von römischen Bürgern angetreten, und als Vergutungsempfanger wurde er vom Proconsul L. Lucullus an die StaaL�kasse verwiesen. Suche du nur nach Schuldbeweisen , wenn du meinst, welche finden zu können: Denn niemals wird der Beklagte, sei es durch sein Urteil oder das seiner Freunde, uberführt werden. 1 \1 ]
§ 12 Du wirst uns wohl fragen, Grattius, warum wir so gewaltig grolle Freu
de an diesem Mann haben: weil er uns einen Raum eröffnet, in dem sich sowohl unser Geist vom Lärm des Forums erholen als auch unsere von Schmähungen erschöpften Ohren zur Ruhe kommen können. Oder glaubst
Du etwa,
dass dasjeni
ge für uns ausreichen könnte, was ",..ir tagtäglich in den so vielfältigen Angelegen heiten von uns geben, falL� wir unseren Geist nicht mit Literatur erfrischen wurden, oder dass wir solche Anstrengung ertragen könnten, wenn wir nicht in derselben
Die Rede des M. T ullius Cicero für den Dichter Archios
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Literatur Entspannung fänden? Ich jedenfalls bekenne, diesen Studien anzuhängen. Die anderen mögen sich schämen, wenn sie sich so unter Büchern verstecken, dass sie weder einen Nutzen daraus für die Gemeinschaft ziehen können noch überhaupt etwas hiervon ans Licht der Öffentlichkeit bringen. Was aber soll ich mich schä men, der ich schon so viele Jahre derart lebe, ihr Richter, dass mich weder jemals meine Mut�e davon abgehalten hätte, mich jemandes Notlage oder Bitte um eine Gefälligkeit anzunehmen, noch ein Vergnügen hiervon abgelenkt noch schliet�lich Müdigkeit zum Erschlaffen gebracht hätte.
11 13 Wer endlich VI'ird mich deswegen tadeln oder wer sich zu Recht über mich aufregen, wenn ich selbst so viel Zeit in die Auffrischung dieser Studien investiere, wie andere für die Erledigung ihrer Privatangelegenheiten, wie für die Feier von Fest.�pielen, wie für andere Vergnügungen und die Erholung, welche der Schlaf Geist und Körper verschafft, zugestanden wird, so viel Zeit, \vie andere für stürmi sche Gelage, wie schliet�lich für ein Würfelspiel, wie für ein Ballspiel aufwenden? Und dies ist mir um so eher zu gewähren, weil aus diesen Studien auch die heutige Rede und die Befähigung hen'orgehen; wie groß Letztere auch in mir sein mag, sie hat noch nie Freunde in Gefahr im Stich gelassen. Wenn aber jemandem diese (Befähigung) zu geringfügig erscheint, so ist doch jenes gewiss, dass ich fühle, aus welcher Quelle ich die tiefgründigsten Gedanken schöpfe.
11 14 Denn hätte ich mich nicht durch vieler Männer Untenveisung und viele Bü cher von Jugend an darauf eingestimmt, dass im Leben nichts mit großem Einsatz zu erstreben ist außer Ruhm und Ehrenhaftigkeit, aber in der Verfolgung der beiden letztgenannten Dinge alle körperliche Pein, alle Lebensgefahr und Verbannung gering zu schätzen sind, dann hätte ich mich niemals zu eurer Rettung in so viele gewaltige Kämpfe und in diese t:.'i.glich von verworfenen Leuten verübten Attacken gestii rzt. Aber voller Vorbilder sind Bücher, sind die Aussprüche der Weisen, ist das Altertum; sie würden im Dunkel des Vergessen.� brach liegen, fiele nicht das Licht der Schrift�tellerei auf sie. Wie viele plastL�che Abbilder tapferster �Iänner - nicht nur zum Anschauen, sondern auch zum �acheifern - haben uns sowohl griechL�che als auch lateinLwhe Schriftsteller vermacht! Immer hielt ich mir diese bei der Lei tung der Staatsgeschäfte vor und bildete mir dabei Herz und Verstand allein da durch aus, dass ich mir permanent das Vorbild herausragender Männer ins Be wusst.�ein rief.
[ VII I § 15
Da mag wer auch immer fragen: "Was denn? Gerade jene herausra
genden Männer, deren Tüchtigkeit durch die Literatur überliefert ist, bestand ihre Bildung etwa in dieser Gelehrsamkeit, die du mit LobpreL�ungen überhöhst?" Es dürfte schwierig sein , dies für alle zu bejahen, aber dennoch L�t sicher, was ich ant worten werde: Ich bekenne, dass viele Menschen von herausragender Gesinnung und Tüchtigkeit gewesen sind, und zwar ohne Studium, allein durch eine nahezu göttliche Veranlagung ihres Charakters, die aus sich selbst heraus sowohl mat�voll als auch seriös gewesen sind. Sogar noch einen Schritt weiter gehe ich: Ö fter hat Charakter ohne Gelehrsamkeit zu ruhmreicher Tapferkeit (zu führen) vermocht als
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charakterlose Gelehrsamkeit. Aber zugleich behaupte ich, dass, wenn ein einzigar tiger, strahlender Charakter durch eine gewisse Wissenschaftlichkeit und schuli sche Unterweisung ergänzt wird, dann etwas Leuchtendes und Einmaliges in Er scheinung tritt. § 16 Und dass zu dieser Klasse der götdiche Africanus, den unsere Eltern noch erlebt haben, zählt; dass zu derselben auch C. Laelius und L. Furius (gehören), maßvollste und genügsamste Männer; dass zu dieser der äußerst tapfere Mann und für die damalige Zeit höchst gebildete M. (Porcius) Cato (gehörte), jener berühmte Alte. Diese hätten sich in der Tat niemals so eifrig mit Literatur beschäftigt, wenn sie hierin keine Unterstützung in ihrem Streben nach Erkenntnis und Umsetzung der sittlichen Vollkommenheit gefunden hätten. Wenn sich aber in der Literatur kein so großer Nutzen zeigte und wenn in diesen Bemtihungen allein Vergnügen gesucht würde, dann würdet ihr diese intellektuelle Ablenkung trotzdem, so glaube ich, eines vollendeten edlen Menschen für würdig halten. Denn andere (Arten der Ablenkung) sind weder für alle Zeiten noch Le ben.�alter noch Orte geeignet; aber Literaturstudien betlügeln die Jugend, versüi\en das Alter, zieren das Glück, bieten im Unglück Zuflucht und Trost, erfreuen zu Hause, schaden nicht in der Ö ffendichkeit, begleiten uns in durchwachten Nächten, unterwegs auf Reisen und auf dem Land. [VIII ] § 17 Wenn aber wir selbst diese weder erreichen noch mit unseren Sinnen genieLlen könnten, müssten wir sie dennoch auch dann bewundern, wenn wir sie in anderen sähen. Wer von uns war so roh und unkultiviert, dass ihm der Tod des Roscius neulich nicht nahe gegangen wäre? Obwohl dieser als alter Mann gestorben war, schien es dennoch, dass er wegen seiner herausragenden Schauspielkun.� t und Anmut gar nicht hätte sterben dürfen. Folglich hatte jener sich durch die Regung seines Körpers all unsere Herzen zugetan gemacht: Werden wir dann kein Interesse an unglaublichen geistigen Regungen und intellektueller Gewandtheit zeigen? § 18 Wie oft habe ich diesen Archias gesehen, ihr Richter, - ich werde nun ja eu er Wohlwollen nutzen, da ihr mir bei dieser neuartigen Art zu reden so aufmerk.�m folgt, - ",..ie oft habe ich diesen gesehen, dass er, obwohl er nicht einen Buchstaben aufgeschrieben hatte, zahlreiche vorzügliche Verse über genau diejenigen Dinge, die sich damals aktuell zutrugen, aus dem Stegreif vortrug! Wie oft (habe ich erlebt, dass) er, zur Zugabe aufgefordert, dasselbe Thema behandelte und dabei Worte und Gedanken änderte! Was er aber sorgsam und überlegt nieder geschrieben hatte, habe ich derartige Zustimmung erlangen sehen, dass es dem Ruhm der altehrwür digen Schriftsteller gleichkam. Diesen soll ich nicht lieben, nicht bewundern, nicht für unbedingt verteidigungswürdig halten? Und so haben wir es von den bedeutendsten und gelehrtesten Menschen überlie fert bekommen: Das Studium anderer Dinge besteht aus Gelehrsamkeit, Unterwei sungen und Fertigkeiten, als Dichter vermag man etwas aufgrund seiner natürli chen Veranlagung, wird durch die Kräfte des Geistes angetrieben und gleichsam durch eine Art götdichen Hauch beseelt. Deswegen bezeichnet unser bertihmter
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Ennius Dichter mit Recht ,heilig ' , weil sie uns gleichsam durch irgendein Geschenk und eine Gabe der Götter empfohlen zu sein scheinen.
§ 19
Also soll bei euch, ihr Richter und höchst gebildeten Leute, dieser Name
,Dichter' heilig sein, weil ihm nicht einmal irgendein Barbarenvolk Gewalt angetan hat. Felsen und Einöden antworten auf die Stimme, ungezähmte Tiere geben oft einem Gesang nach und halten inne. Und wir, die wir in den edelsten Dingen
un
terwiesen sind, sollen uns nicht durch die Stimme der Dichter bewegen lassen? 1I0mer bezeichnen die Kolophonier als ihren Mitbürger, die Chier erheben An spruch auf ihn als den ihren, die Salaminer fordern ihn zurück, die Smyrnäer aber bekräftigen, er gehöre zu ihnen, weswegen sie sogar einen Tempel für ihn in ihrer Stadt geweiht haben; noch sehr viele andere streiten aut\erdem im Wetteifer unter einander. [ I X ) Folglich fordern jene einen Fremden, weil er ein Dichter war, selbst nach seinem Tod ein. Und wir wollen diesen hier, der sowohl nach seinem \Vunsch als auch nach den Gesetzen unser ist, schon zu Lebzeiten abweisen, zumal Archias damals sein ganzes Bemtihen und ganzes Talent zum Ruhm und Lobpreis des römi schen Volkes eingesetzt hat? Denn er hat den ,Kimbernkrieg' als l Ieranwachsender in Angriff genommen und machte selbst jenem bertihmten Nlarius, der weniger zugänglich für solche Bemühungen erschien, Freude.
§ 20
Denn niemand ist den Musen so abgeneigt, dass er es nicht gern erdulden
VI'"Ürde, dass ein LobpreL� seiner Strapazen durch Gedichtverse verewigt würde. Jener bertihmte Themistokles, der bedeutendste Mann in Athen, soll gesagt haben, als er gefragt wurde, welchen Vortrag oder wessen Stimme er am liebsten höre: ,,(Die Stimme) desjenigen, von dem seine Tüchtigkeit am besten gepriesen werde. " Ebenso hatte daher der bertihmte Marius den L. Plotius besonders gern, dessen Talent, wie er glaubte, seine Taten feiern könnte.
§ 21
Aber der Mithridatische Krieg - ein grot\er und schwieriger, der sich unter
häufig wechselndem Glück zu Wasser und zu Lande abgespielt hat, - ist zur Gänze von diesem hier dargestellt worden . Diese Bücher setzen nicht nur den höchst tap feren und ruhmvollen Mann L. Lucullus, sondern auch den )Jamen des römischen Volkes in strahlendes Licht. Denn das römische Volk öffnete unter der Befehlsge walt des Lucullus - trotz der Schutzvornchtungen, die sowohl die damaligen großen Ressourcen des Königs als auch die geographi�chen Bedingungen boten, - den Zugang zum Pontos; das l Ieer des römischen Volkes schlug unter demselben Ftihrer trotz seines bescheidenen Umfangs die zahllosen Truppen der Armenier in die Flucht; es ist das ruhmvolle Verdienst des römischen Volkes, dass die sehr eng (mit uns) befreundete Stadt der Kyzikener durch seine Strategie jedwedem Angriff des Königs sowie dem gefrät\igen Schlund des Krieges ein für alle 1o.Ial entrissen und gerettet worden ist. Als unsere Leistung wird immer verkündet und gepriesen wer den, wie die Flotte der Feinde durch den Kampf des L. Lucullus mit den Admirälen, die dabei ums Leben kamen, versenkt wurde, und (unsere Leistung ist) die be rühmte - unglaubliche - Seeschlacht von Tenedos! Uns gehören die Siegesmäler,
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uns die Denkmäler, uns die Triumphe! Wer diese mit seiner künsderischen Bega bung verewigt, der feiert den Ruhm des römischen Volkes. § 22 Teuer war dem Älteren Africanus unser Ennius; und so glaubt man, dass er selbst im Grabhaus der Scipionen als Marmorstatue aufgestel1t wurde. Aber durch dessen Lobgedichte wird gewiss nicht nur allein detjenige, der gelobt wird, sondern auch der Name des römischen Volkes ausgezeichnet. In den IIimmel erhoben wird Cato, der UrgroL\vater unseres (Cato) hier; ein höchst ehrenvol1es Kapitel wird (damit) der Geschichte des römischen Volkes hinzu gefügt. SchlieL\lich können alle Männer wie die berühmten (Fabii) l\Iaximi, (Claudii) Marcelli oder Fulvii nicht verherrlicht werden, ohne den Ruhm mit uns allen gemeinsam zu teilen. [X I Also jenen berühmten Mann aus Rudiae, der dies geleistet hat, haben unsere Vorfahren in ihre Bürgerschaft aufgenommen: Sollen wir diesen IIerakleienser hier, der von vielen Gemeinden (a1� Mitbürger) begehrt wurde, aber in unserer rechtmä L\ig (a1� Bürger) niedergelassen ist, aus unserer Bürgerschaft hinauswerfen? § 23 Wenn nämlich jemand glaubt, dass sich aus griechischen Versen ein gerin gerer GeVlinn an Ruhm ziehen lasse a1� aus lateinischen, irrt er gewaltig, und zwar deswegen, weil Griechisch bei fast allen Völkern gelesen wird, Lateini�ch freilich auf sein geringes Territorium begrenzt ist. Deswegen mtissen wir uns wtinschen, falls unsere Taten nur durch die Ausdehnung des Erdkreises begrenzt werden, dass unser Ruhm und Ruf bis eben dorthin vordringe, wohin die Geschosse unserer IIände gelangt sind; denn wenn dies schon für diejenigen Völker selbst, tiber deren Leistungen geschrieben wird, etwas groL\es ist, dann ist dies doch erst recht für diejenigen, die um des Ruhmes willen ihr Leben auf dem Schlachtfeld einsetzen, der gröL\te Ansporn, Gefahren und Strapazen auf sich zu nehmen. § 24 Wie viele Männer sol1 jener Große Alexander bei sich gehabt haben, die tiber seine Taten schreiben sollten. Und dennoch sagte dieser, als er auf dem Sigeon an den Grabhtigel des Achi\1eus herangetreten war: ,,0 glticklicher Jüngling, der Du den Ktinder deiner Ttichtigkeit in IIomer gefunden hast! " Und wahrhaftig, denn wäre jene berühmte Ilias nicht entstanden, hätte derselbe IItigel, der seinen Körper bedeckt, sogar seinen Namen verschtittet. Was denn? IIat neulich unser Magnus, dessen Glück mit seiner Ttichtigkeit gleich auf ist, etwa nicht Theophanes von Myti lene, den Darsteller seiner Taten, vor der Versammlung seiner Soldaten mit dem Btirgerrecht beschenkt, und haben unsere �Iänner, jene zwar tapferen Kerle, aber doch raue Soldaten, bewogen gewissermaL\en durch die Stiße des Ruhmes, so als ob sie Teilhaber desselben Lobpreises wären, jenem Vorgang nicht durch ihren Beifall zugestimmt? § 25 Deshalb, so glaube ich, hätte es Archias, falls er nach den Gesetzen noch kein römi�cher Btirger gewesen wäre, nicht zu erwirken vermocht, von irgendeinem Feldherren mit dem Btirgerrecht beschenkt zu werden. Obwohl Sulla I1ispanier und Gallier (damit) beschenkte, so glaube ich, hätte er diesen trotz seiner Bitten abge wiesen. Ihn sehen wir (noch) vor uns in einer öffendichen Versammlung, wie er, als ihm ein elender Dichter aus dem Volk eine Schriftrol1e zu Ftißen gelegt hatte, da er
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ein Epigramm auf ihn fabriziert hatte, in dem lediglich jeder zweite Vers etwas länger war, sogleich von denjenigen Gegenständen, die damals zum Verkauf stan den, ihm eine Prämie zuteilen ließ - unter der Bedingung, dass er nachher nichts mehr schreibe. Wer den Fleiß eines elenden Dichters dennoch einer Belohnung wiirdigte, hätte der nicht das Talent und die schriftstellerische Kraft und Gedanken fülle dieses Mannes hier zu gewinnen versucht? § 2 6 Was denn? Von seinem engsten Freund Q.. Metellus Pius, der viele mit dem Biirgerrecht beschenkt hat, hätte er es weder durch seine eigenen Bitten noch durch diejenigen der Luculler erhalten? Zumal dieser doch derart versessen darauf war, dass seine Taten dargestellt wurden, dass er sogar in Corduba geborenen Dich tern, die irgendwie schwülstig und fremd klangen, dennoch immer wieder Gehör schenkte. [ XI ) Wir dürfen nämlich auch das Folgende nicht verschweigen, was sich gar nicht vertuschen lässt, sondern müssen es offen vor uns her tragen: Treiben lassen wir uns alle durch das Eifern um Lob, und gerade der Beste lässt sich am meisten durch (die Hoffnung auf) Ruhm leiten. Selbst jene berühmten Philosophen schrei ben sogar auf die Bücher, in denen sie zur Geringschätzung des Ruhmes auffor dern, ihren eigenen Namen. Durch genau dasjenige Buch, in dem sie LobpreL� und Berühmtheit verachten, wollen sie namentlich belobigt werden. § 27 Jedenfalls hat Decimus Brutus, ein grollartiger Mann und Feldherr, die Por tale der von ihm errichteten Tempel und Monumente mit den Gedichten des sehr eng mit ihm befreundeten Accius ausgeschmückt. Ferner aber hat jener Fulvius (Nobilior), der gegen die Aetoler Krieg führte und Ennius dabei al� Begleiter hatte, nicht gezaudert, die Beute, die Mars ihm gewährt hatte, den �fusen zu weihen. Deswegen dürfen in einer Stadt, in welcher Feldherrn, als sie noch fast in ihrer Rüstung standen, den Stand der Dichter und die Heiligtümer der Musen geehrt haben, Toga tragende Richter sich von der Ehre der Musen und dem Wohl der Dich ter abwenden. § 28 Und damit ihr dies um so lieber tut, ihr Richter, werde ich jetzt mich selbst bei euch anzeigen und bei euch gewissermallen ein GeständnL� über meine Ruh mesliebe ablegen - allzu leidenschaftlich ist sie vielleicht, aber doch nicht unehren haft. Denn was ich in meinem Consulat zu.�mmen mit euch zugleich für das Wohl dieses Reiches als auch für das Leben der Biirger sowie für die ganze Republik vollbracht habe, hat dieser Nlann zu behandeln und in Verse zu kleiden begonnen. Als ich diese vernommen hatte, hieil ich ihn fort zu setzen, was mir als ein großes und erfreuliches Unterfangen erschien. Denn keinen anderen Lohn für Strapazen und Gefahren ersehnt sich die Tüchtigkeit außer demjenigen, der aus Lob und Ruhm besteht. Bleibt nicht einmal die Hoffnung auf diesen bestehen, was gibt es dann noch für eine Nlotivation, dass wir uns in diesem winzigen und so kurzen Lebenslauf unter so grollen Strapazen quälen sollen? § 29 Gewiss, hätte unsere Seele keine Vorahnung von der Zukunft und würde aII ihr Sinnen innerhalb derselben Grenzen enden, welche der Entfaltung des Lebens
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gesetzt sind, dann würde sie sich weder an so gewaltigen Strapazen aufreiben noch mit so vielen Sorgen und durchwachten Nächten bekümmern noch so oft um das Überleben selbst kämpfen. Nun aber wohnt gerade dem besten Mann so eine Kraft inne, welche die Seele Tag und Nacht mit Verlangen nach Ruhm anspornt und mahnt, dass wir das Andenken an unseren Namen nicht mit Ablauf unserer Lebens zeit fahren lassen dürfen, sondern bis in alle Ewigkeit auszudehnen sei. [ XII ] § .10 Oder wollen wir alle, die wir uns den IIerausforderungen der Politik sowie diesen Gefahren und Strapazen des Lebens stellen, so kleinmütig erscheinen, zu glauben, dass alles mit uns in den Tod gehen werde, nachdem wir bis zum äu Llersten Ende nicht einen Atemzug in Ruhe und MuLle getan haben? Oder haben uns viele hoch bedeutende Männer mit so viel Eifer ihre Statuen und Wachsmasken nicht als Abbilder ihrer Seele, sondern ihres Leibes hinterlassen? Müssen wir etwa nicht bei weitem vorziehen, Abbilder unserer Planungen und Heldentaten zu hinter lassen, die von den gröLlten Künstlertalenten in aller Feinheit dargestellt worden sind? Ich jedenfalls glaubte schon damals, als ich meine Taten vollbrachte, dass ich sie alle in das immenvährende Gedächtnis des Erdkreises hinein bekannt machen und verbreiten würde. Sei es nun, dass dieses nach meinem Tod meine Sinne nicht erreichen wird, oder sei es, wie die weisesten ?-.Ienschen geglaubt haben, mit irgend einem Teil meiner selbst in Kontakt stehen ,,-ird, jetzt jedenfalls habe ich gewiss meine Freude an einer solchen hoffnungsvollen Überlegung. § .11 Aus diesem Grund bewahrt, ihr Richter, einen Mann, dessen Anstand ganz augenscheinlich sowohl durch die Würde als auch besonders durch das Alter seiner Freunde Billigung erfährt; der aber auch so groLles Talent besitzt, ,,-ie man es rech terdings von einem Talent erwartet, das ja, ",ie ihr seht, den talentiertesten Men schen begehrenswert erschienen ist; dessen Fall indes so aussieht, dass er durch die Gunst des Gesetzes, die Aussage einer römischen Stadt, das Zeugnis des (M. Lici nius) Lucullus und die Tafeln des (Q. Caecilius) Metellus (Pius) bekräftigt wird. Da dies so ist, bitten wir euch, ihr Richter, falls nicht nur irgend eine Empfehlung durch Menschen, sondern sogar durch Götter so grol.lartigen Talenten inne wohnen muss, dass ihr ihn, der euch, der eure Feldherren, der die Taten des römischen Volkes immer gepriesen hat, der sogar verspricht, dieser meiner und eurer jüngsten innen politischen Krise ein ewigliches Ruhmeszeugnis zu gehen, - und tatsächlich steht er im Rang von Personen, die immer bei allen für heilig gehalten und als solches h� zeichnet wurden, - (dass ihr diesen) so in eure Treue aufnehmt, dass er offenbar durch eure Menschlichkeit eher seiner Sorgen entledigt als durch (eure) hittere Strenge Gewalt erlitten habe. § .12 Was ich üher den Rechtsfall meiner Gewohnheit gemäLl kurz und einfach verständlich gesagt habe, ihr Richter, ist - darauf verlasse ich mich - von allen gebilligt. \Vas ich als beinahe fremdartig von meiner Gewohnheit und deJjenigen des Gerichts, und zwar üher das Talent des Mannes und allgemein üher dessen Beruf ausgeführt habe, das, so hoffe ich, ist von euch gut aufgenommen worden; von demjenigen, der dem Gericht vorsteht, weit.1 ich es sicher.
Register
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87f. , 94-97, 100-4 , 106, 109, 145 Cie. Arch. 8-10 49, 58, 61, 89, 98, 100, 101 , 103f. , 109, 1 15 Cie. Arch. 8- 1 1 25, 30, 104 Cie. Arch. 9 27, 44, 62, 70, 74, 79, 92, 9.', 98, 99, 101 , 103ff. , 109, 1 14 , 137 Cie. Arch. 10 36, 44, 46, 54f. , 58, 67, 7 5f., 82, 84, 9M. , 101 , 103 , 106ff., 129 Cie. Arch. 11 25, 27f. , 32, 36, 42f. , 5053, 58, 62, 68, 72, 75, 79, 88, 97, 99, 109ff. Cie. Arch. 12 100, 1 15 , 1 1M. Cie. Arch. 12ff. .'0, 71, 74, 89, 122 Cie. Arch. 12-18 26, 63, 74, 82, 91, 115f., 1 19 , 122, 132 Cie. Arch. 12-.'0 26, 30, 74, 82, 91, 1 15f., 1 19 , 122, 132 Cie. Arch. 13 1 1M. Cie. Arch. 14 27, 28, 60, 77, 1 17f., 122, 1.W, 144, 146 Cie. Arch. 14- 17 1 16 Cie. Arch. 15 74, 81 , 1 16, 1 18, 134, 146 Cie. Arch. 16 1 16, 1 18f. , 1.'2 Cie. Arch. 17 30, 108, 1 16, 1 19, 129 Cie. Arch. 18 28, 30, 74, 77, 89, 90, 1 16, 1 19f. , 122, 128, 139, 141 Cie. Arch. 18f. 6.' , 1 16, 120f. , 145 Cie. Arch. 19 25, 30, 62f. , 72, 74, 77, 82, 85f. , 90f. , 12H. , 129, 132, 134, 146 Cie. Arch. 19f. 66, 82, 86, 93, 123, 141 Cie. Arch. 19-.'0 26, 6.', 1 16, U2, 134 Cie. Arch. 19-31 122f. Cie. Arch. 20 30, 77, 124 Cie. Arch. 20-26 126 Cie. Arch. 20-30 30 Cie. Arch. 21 25, 27f., 30, 53, 62-65, 69, 72, 77, 86-89, 109, 122, 124ff., 129, U4, 141 , 146 Cie. Arch. 21-24 122 Cie. Arch. 22 26, .' 0, M , 63, 72, 77, 94, 121, 122, 127, 1 28f. , U9
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Re�istcr
Cie. Aroh. 23 27, 30, 61, 77, 120, 122, 123, 129ff., 133, 134, 146 Cie. Aroh . 24 27f. , 30, 40, 53, 64, 69, 77, 87, 122, 125-28, 13:lff. Cie. Aroh . 24-26 135 Cie. Aroh . 25 26, 30, 40, 61, 74, 77, 94, 122, 135ff. , 14 1 Cie. Arch . 25f. 100, 134, U5, 137 Cie. Aroh . 26 30, 40, 62, 73, 92, 9.1, 121, 122, 123, 135, 136, 137f. , 141 Cie. Aroh . 27 .1 0, 72, 91, 123, 128, 138f. , 14(, Cie. Aroh . 27 -30 73 Cie. Aroh . 28 27, 29, 30, 60, 62, 65, 66, 78, 80, 82, 89, 93, 104, 1 18 , 127, 129, 137, 139ff. Cie. Aroh. 28-30 27f. , 63f. , 123, 138, 146 Cie. Aroh . 28-31 93 Cie. Aroh . 29 143 Cie. Aroh . 29f. 31, 143 Cie. Aroh . 30 46, U8, 144 Cie. Aroh . 30-32 89 Cie. Aroh . 31 26, 60, 62, 63, 73, 88, 91, 93, 109, 123, 126, 145f. Cie. Arch . 3lf. 31, 89 Cie. Aroh . 32 28, M, 63, 74, 82, 146 Cie. Att. 1 , 16,15 29, 127, 141 , 142 Cie. Att. 1 , 19,10 142 , 14.1 Cie. Att. 1,20,7 1 16 Cie. Att. 2,I,lf. 142 Cie. Att. 2,1,3 140 Cie. Att. 2 , 13,2 134 Cie. Att. 2,3,4 142 Cie. Att. 4 , 18,4 59 Cie. Att. 14, 1 2 , 1 54 Cie. Att. 16,2,6 138 Cie. Balb. 1 78 Cie. Balb. 2 26 Cie. Balb. 5f. 57 Cie. Balb. M. 81, 83 Cie. Balb. 6-8 58 Cie. Balb. 17 26, 78 Cie. Balb. 19 138 Cie. Balb. 19-21 40 Cie. Balb. 2 1 41, 44, 47, 96, 102 Cie. Balb. 23 81 Cie. Balb. 26 81
Cie. Balb. 30 46, 96, 108 Cie. Balb. 32 135 Cie. Balb. 3.1 57 Cie. Balb. 38 81 Cie. Balb. 43 81 Cie. Balb. 46-51 136 Cie. Balb. 46 39 Cie. Balb. 48 39, 57 Cie. Balb. 50 .1 9, 136, 138 Cie. Balb. 5 1 58, 81, 83, 135 Cie. Balb. 52 55, 58 Cie. Balb. 54 81 Cie. Balb. 58 78 Cie. Balb. 58-65 87 Cie. Balb. 59 26, 58 Cie. Brut. 63 56, 1 14 Cie. Brut. 80 Cie. Brut. 185 62 Cie. Brut. 257 1 19 Cie. Brut. 290 82 Cie. Brut. 296ff. 80 Cie. Brut. 301-310 84 Cie. Brut. 310 75f. Cie. Caee. 95 57 Cie. Caee. 95-102 65 Cie. Caee. 97 51 Cie. Caee. 100 48 Cie. Cael. 9-14 78 Cie. Cael. 73 95 Cie. CatU. 3,15 .18-26 139 Cie. Cluent. 41 101, 107 Cie. Cluent. 42 101 Cie. Cluent. 125 101 Cie. Corno fr�. 1 22 .15 Cie. de eonsulatu RUO 142 Cie. de 410ria 138 Cie. Deiot. 2 .U.39 78 Cie. de orat. 1,7f. 139 Cie. de orat. 2 , 1 -4 74 Cie. de orat. 2 , 128 62 Cie. de orat. 2 , 168 121 Cie. de orat. 2 ,182-84 78 Cie. de orat. 2 , 29lf. 60 Cie. de orat. 2 ,310-12 62 Cie. de orat. 2 ,332 78 Cie. de orat. 3,44 138 Cie. de orat. 3,93-95 123
Slellenregisler
Cie. de omt. 3,104 62 Cie. div. 1,79 29 Cie. div. Caee. 1 -5 78 Cie. farn. 5 , 7 1:l5 Cie. farn. 5,12 142 Cie. farn. 5,20,7 1 14 Cie. fam. 13,4f. 51 Cie. farn. 13,30 44, 4 5 , 47, 96f. Cie. farn. 13,35 53 Cie. farn. 15,4 U8 Cie. Flacc. (,4 Cie. Flacc. 9 76 Cie. Flacc. 16 108 Cie. Flacc. 62 75 Cie. Flacc. 85 88 Cie. Font. 64 Cie. harusp. 57 96 Cie. inv. 1 , 1 1 18 Cie. inv. 1,35 70 Cie. le�. 8,ltr. 1,13 5 5 , 108 Cie. Manil. 20 127 Cie. Mit. 73 101 Cie. Mur. 20 88 Cie. Mur. 3:l 127 Cie. nato deor. 3 ,39 45, 97 Cie. off. 1,77 139 Cie. off. 3,47 55f. Cie. omt. 2.'f. 1 17 Cie. omt. 69 62 Cie. Phil. 3,6 79 Cie. Pis. 72 139 Civ. provo 22 27 Cie. Rah. perd. 2 145 Cie. Scaur. (,4 Cie. Seaur. 29-37 87 Cie. Sest. 17 86 Cie. Sest. 57 65 Cie. Sest. 99 86 Cie. Sull. 1,16,10 79 Cie. Sull. 22 79 Cie. Tuse. 1,1.3 75, 130 Cie. Verr. 64 Cie. Verr. 2,4,49 1 U CIL V 28(,4 4 2 Cnd. lust. 10,40,7,1 105 Corno Nepos 18,6 142 Dion. Chrys. or. 34,23 108
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Dion. Hai. 9,36 32 Gell. 4,43 40 GcII . 6,18 98 Gell. 10,28 90 Gran. Lie . •'5 38f. Hieron. 01. 173,4 50 Hieron. 01. 206,1 52 Hor. epist. 2,1,156-60 76 ILS 8888 40 Isocr. or. 2,.' 6 144 Isocr. or. 15,7 144 Liv. 3,1,7 97 Liv. 4,22 101 Liv. 22,57,9 90 Liv. 34,42,5 97 Liv. 39,3,4-6 34 Liv. 41,8,6-12; 9,9- 1 2 34 Liv. 42 ,10,1-3 34 Liv. per. 53 32, 50 Liv. per. 84; 86,3 51 Liv. per. 77-89 39 P. Giss. 40 I 54 Plat. Phaidr. 269D 81 Plin. epist. 10, 1 14 96, 108 Plut. Lue. 1 ,4-8 14.' Plut. Lue. 20; 33-35 125 Plut. Lue. 35 ,9 126 Plut. Lue. 36 125 Plut. Mar. 2 ; 6,3 86 Plut. Mar. 2 8 39 Plut. Pomp. 2,2-4 ; 13, 7 - 1 1 ; 46,lf. 133 Plut. Pomp. 30,3; 31,6.11 126 Plut. Sull. 33 137 Prise. 17,58 135 Quint. inst. 1,1 1,4 138 Quint. inst. •',5,1 81 RS I Nr. l (1cxAquil.) 46 RS I Nr. 24 (tab. Her.) 42, 1 10-12 RS I Nr. 24 (tab. Her. ) Z. 146-148 80 RS I Nr. 28 (Icx Rubria) 54 Sall . hist. fr� . •',88 Maur. 133f. Sall . in Cie. 1; 3 140 Sall . lu�. 4 144 Sall . lu�. 6.',.' 85 Sall . lu�. 85,29 144 Sall . lu�. 85,.U f. 85
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Re�ister
Seho\. Bob. Cie. Meh. ar�. (Stan�1 175) 27, 45, 50, 54, 6l f. , 98 Seho\. Bob. Cie. Meh. 28 (StangI 179) 143 Seho\. Bob. Cie. Meh. 3 (StangI 17 5 ) 26, 82 Seho\. Bob. Cie. Meh. 6 (StangI 177) 92f. Seho\. Bob. Cie. Sest. 30 (Stan�1 129) 56 Sen. brcv. vit. 5,1 140 Sis. fr�. •',17 Petcr 40 Sis. fr�. 4 , 1 19 Peter 41 Strab. �eo�r. 5 , 1 , 6 (213C) 53 Suet. C1aud. 25,3 57 Suct. luI. 8 52
Suet. luI. 76,3 54 Suet. luI. 80,2 54 Tae. anno 14 ,55,.' 130 Tae. hist. 3,10,3 130 Theod. Mops. in Co\. 3,7 143 mp. di�. 1 , 5 , 17 54 Val. Cem. homo 14 ,1 143 Val. Max. 2,2,3 86 Val. Max. 3,4,5 59, 122 Val. Max. 5,2,8 39 Val. Max. 8,14,.' 127, 133 Vell. 2, 16,4-2,17,1 38, 40 Ver�. Aen. 6,847-53 76
N a m en reg ister L. Accius 72, 123, 138, 15.', 163 AehiUeus 122, 133, 152, 162 M. Aemilius Seaurus 93, 156 Aesernia 40 Aetoler 128, 138, 153, l
M. Aurelius Cotta procos. Bith. 124 Bithynien 108, 124f. Bruxentum 97 Caeeilia, Tochter des Metcllus �umidieus 87, 142 Caeeilii Metelli 28f. , 66, 7 1 C. Caeeilius MetelllL� Numidieus 92f. , 142 , 148, 156 Q. Caeeilius Metellus Pius 25f. , 38, 40, 43, 51, 63, 67, 72, 74, 87f. , 92f. , 98f. , 104, 106, 109, 1 15, 122, 135-37, 14l f. , 145, 152f., 157f. , 163f. Q. Caccilius MetelllL� Cretieus 142 Caeeilius StatilL� 14 1 Caesar s. luIius Caesar, C. jun�er Caesar S. Au�ustus L. Calpurnius Pi80 tr. p\. 90 v.Chr. 39f. Camertiner/Camertes 39, 57 Cannae 37 Caraealla S. Antoninus Caracalla M. Cassius, Mamertiner 55, 58 Catania 47 Catilinarisehe Verschwörun� 27f. , 6.' , 1 17, 139; 8.a. M . TuIlius Ciccro CODSulat.�jahr Cicero S. 1\illius Cicero, M . C1audü Mareelli 6 3 , 1 2 8 , 1 5 2 , 162
Namenregister
Claudius, röm. Kaiser 52, 54 App. ClaudiLL� Pulcher praet. 89 v.Chr. 68, 104, 106, 149, 158 P. Clodius Pulcher, tr. pI. 58 v.Chr. 86, 106, 1 17 Comum, Comenscr 53 Corduba 1:38 Corfinium=Italiea .1 6-38 CorneUi Balbi aus Gades 40 L. Cornelius Balbus eos. suff. 40 v.Chr. 26f. , 52, 58, 62 , 65, 80 L Cornelius LcntullL� praet. nach 89 v.Chr. 104-6, 149, 158 CR. Cornelius Lentulus Clodianus cos. 72 v.Chr. 109 Cornelii Scipione8, Grabmal 152, 162 P. Cornelius Scipio Afrieanus maior 63, 72, 122, 144 P. Cornelius Scipio AemilianLL� 1 18, 132 Cornelius Si.�enna 41 L. Cornelius Sulla, sullani.�eh 38, 40, 42f. , 50f. , 6.1 , 68, 8 2 , 93f. , 108, 1 17, 1 19, 122, 135-3� 141 , 143, 152, 162 Domitius, röm. Senator ca. 92/91 Ennius 63, 120-23 , 127-29, 139, 15lf. , 16lf. , 163 Etrusker, etrLLwsch 33, 41, 43 Eupolemos 1 13 Ferentinatcn 97 Fabii Maximi 63, 128, 152, 162 Q. Fabius aus Sa4unt 138 Fabius Pictor 129 Flavier, f1a\'Üich 54 Fre4ellae .1 5, 37 FuMi 63, 128, 152, 162 M. Fulvius NobUior eos. 189 v.Chr. 72, 128, 15.1, 163 Q. FuMus Nobilior 128 M. Fulvius FlaceLL� e08. 125 v.Chr. 35 L. Furius PhUus 118 A. Gabinius eos. 58 v.Chr. 59 P. GabiniLL� praet. 89 v.Chr. 68, 103-6, 149, 158 Gabinius AntiOCh08 59 Gade8, Gaditaner 40, 53, 57f. , 136 Gallien, Gallier 135 , 162 Gallia Cisalpina, Transpadana 41, 44,
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52f., 54f. , 129 Gallia Transalpina 54, 1.16 L. Gellius Publicola eos. 72 v.Chr. 109 Glaueippus, Schauspieler 108 Graeehen, Graeehisehe Reformen 34f., 53, 84; s.a. ScmpmniLL� Gracchus, C. oder Ti. Grattiu8, AnkIäjter des Arehias 25, 44, 68, 87, 100, 104, 109, 115, 148f. , 157f. Grieehen(land), Graeei(a) s.a. BUdun4, Kleinasien, Literatur als Bür4erreeht.�an\\'ärter 53f. 4eseheitcrtc Staatswesen, verfehlte Bür4erreehtspolitik 75f. , 108, 1 19 Griechentum, Hellenizität 74, 132 4rieeh. Namen: Sklaven? 79 4rieeh. Sprache 75-77 Welt.�praehe 77 Ima4e in Rom 75f. Ma4na Graeeia 44, 65, 75, 84f. , 107, 147, 149 Mutterland 45, 76, 83, 147 L"ntreue, Verl04enheit 76 Hannibal, Hannibal-Krie4 34, .17 HerakIeia, HerakIeienscr 25, 3 5 , 40-46, 49, 61, 66-69, 71, 75f., 79, 82, 84-88, 94-97, 99- 1 10, 124f. , 129, 137, 145 , 148f., 152, 157f. , 162 HerakIeia Pontika 124f. Homer 77, 107, 12lf., 15lf. , 16l f. ; 8.a. Ilias L. Hortensius C08. 108 v.Chr. 92-94, 148, 156 Q. Hortcosius Hortalus eos. 69 v.Chr. 9294, 148, 156 Iberische Halbinscl, iberisch, hispanisch 40, 53f. , 1.18 ßia� 122, 133, 152, 162 ; 8.a. Homer Isokrates 144 Italien 76, 97f. , 1 1 l f. ; s.a. S-R-Italiker Italieum helIum s. S-R-Bundes4enos scnkrie4 ital. Eini4un4 32, 35-59, 67, 96, 103 Po als Grenze im Norden 25, 33, 130; s.a. Gallia Transpadana römische Herrschaft 32-35
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Register
Süwtalien 25, 36, 48f. , 66-71, 75, 84, 95, 103, 106; s.a. Grieehen-Ma4na Graceia, Herakleia, Tarent C. lulius Caesar wet. 52f. , 58, 64, 87, 1 10 L. lulilL� Caesar cos. 90 v.Chr. 39, 1 10, 158 D. lunius Brurus cos. 138 v.Chr. 72, 123, 138, 153, 16.'3 M. lunius Pennus, tr. pI. 126 v.Chr. 5 6 D. lunilL� Silanus eos. 62 v.Chr. 9 8 JUJturthiniseher Krieg 84 juliseh-claudisehe Dynastie 54 Kaukasus 125 Kilikien 125, 138 Kimbern und Teutonen 84, 12.'3 ; s.a. Arehias-Lobdiehtung Kleinasien 7 5 , 83, 108f. , 115, 124f. , 136, 147, 149, 156, 158 Kyzikos 124, 128, 151, 161 C. Laelius (Sapiens) 1 18, 150, 160 Lakedaimonier 46 Larinum 101 Latiner, Latinerrcchte, Latein s. S-R Latium 76, 84 , 148 A. LieinilL� Arehias s.a. S-R-ingenium Biographie 25-29, 83-100 Geburt.�jahr, Alter 90 Bürgerrecht in grieeh. Städten 65-67, 75, 84f. , 109 Sprungbrett für eivitas Romana? 67 Charakter 64, 70f. , 73, 83, 90f. , 145 als Dichter 80-84 , s.a. als Lobdiehter Freunde 89-95 Lateinkenntni.�? 120 Lehrer Ciceros? 28, 62 , 70, 79f. als Lobdiehter für Ciecro 28, 139-43 , 145f. für Lueullus=Mithridatieum 25, 125-27, 129, 140f., 151, 161 für MarilL�=Cimbrieae res 25, 85f. , 1 22f. , 141 , 1 5 1 , 161 für Metelli/Caeeiliana fahula 14lf. Namen des Neuhürgers 67f. , 70, 74, 79, 86, 91, 107 Prozess s.a. S-R-Arehiana, Geschworenengericht, -tabulae publ.
Anwesende Personen 27, 88, 135 Ausgang 28 Beweislage, -last 60-62 polit. Hintergründe 28, 87, 100 127 Rechtsgrundlage s. S-R-Icx Papia Schuldfrage 60f. , 68 ZeUJten 100, 1 14, 145 L. Lieinius Cra.�us eos. 95, eens. 92 v.Chr. .'3 6, 56, 74 , 93, 12.'3 , 148, 156; s.a. lex Lieinia Mueia P. Lieinius Cras..�us, eens. 89 v.Chr. 1 10, 149, 158 M. Lieinius Cmssus (?Divcs) cos. 70, 55 v.Chr. 52f., 1 10 Lieinii Lueulli 25, 28, 66f. , 69-7 1 , 79, 86f. , 91-95, 99, 105f. , 1 1.'3, 1.'34, 1.'36f. , 14l f. , 148, 152, 156, 16.'3 L. Lieinius Lueullus pract. 104 v.Chr. 26, 66f. , 87, 94f. 106 L. Lieinius Lueullus eos. 74 v.Chr. Anwesenheit im Prozess? 27, 82, 100 und Arehias 25, 28, 66, 68, 7 2 , 109, 1 13, 141 , 14.'3, 146, 149, 151, 158 und Cicero 28, 69, 87 und die Mithr. Kriege 25, 27, 5.'3, 66, 68, 86, 72, 109, 113, 141, 14.'3, 146, 149, 151, 158, 161 Lebensende 27, 88 und Pompcius 28, 87f. , 134f. , 142 und Sulla 50 M. Lieinius Lueullus cos. 74 v.Chr. und Arehias 25, 66, 71, 87f. , 93f. , 148, 157 Karriere 86, 141 im Prozess 45, 69, 7 2 , 82, 88, 100, 145, 148, 15.'3, 15� 1(>4 =A. TerentilL� Varro 67, 86 L. Lieinius Murcna cos. 62 v.Chr. 98 M. Livius Drusus, tr. pI. 91 v.Chr. 35-.'37, 93, 96, 156 Lokroi, grieeh. Stadt in Kalabrien 25, 44, 65, 67, 85, 101 , 158 Lueanien, Lucaner 3 5 , .'38f. , 43, 96, 102 Lysias, attischer Redner 1 14 Makedonischer Krieg, Dritter 34 Mamertiner 55f. L. Marcius Philippus eens. 86 v.Chr. 109
Namenregister
Marianer 50f. C. Marius co..�. 106, 104- 100, 86 v.Chr. 38f. , 42f. , 10, 123, 142 , 144, 146, 148 Bildun/tsfeindliehkcit 85f. , 1.l4, 151 Bür/terrcchtsvcr/tabe dureh .W , 67, 1.l6 Diehtun/t für 25, 66, 72, 85f. , 122-24, 141 , 151, 161 Mars, Marspriestcr 101 , 163 Marsfeld 101 Marscr 35 Mithradatcs VI. von Pontos 27, 128; s.a. Lieinius Archias-Lobdichtun/t Mithradatische Krie/te 2 5 , 38, 51, 53, 68, 86, 109, 122, 124f. Obcrbcfchl /tc/tCn M. 40, 42, 134 Q. Mueius Scacvola co..�. 95 v.Chr. 56f. , s.a. lex Lieinia Mucia M}'tiIcnc s. Cn. Pompcius Thcophanes Neapel 25, .1 5, 40-49 , 65 , 84f. , 90, 95f., 10lf. , 107, 148f. , 156, 158 Ncptunia, colonia 85 Nisibis 125 Nola 38 Numa Pompilius 79 Oetavii 101 C. Octavius cos. 87 v.Chr. 38, 43 Oppianicus von Larinum 101 Orphcus 120 Palästina 125 C. Papirius Carbo, tr. pI. 89 v.Chr. 98, s.a. lex Plautia Papiria C. Papius, tr. pI. 65 v.Chr. 55-59, s.a. lex Papia Pasitelcs 29 Pcrikles 62 M. Pcrpcrna cos. 130 v.Chr. 12lf. M. Pcrpcrna, Sohn des cos. 130 v.Chr. 59, 12lf. , 59 M. Pcrperna ccns. 86 v.Chr. 109 Pcrscrkric/tc 123 Pctraroa 10 M. Plautius Silvanus, tr. pI. 89 v.Chr. 43, 96-98, 148, 157, s.a. lex Plautia Papiria Pharnakcs 11. , Köni/t des Bospnms 125 Phcidias 1 19 Pisaurum 139 Platon 75
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Polybios 132 Cn. Pompeius Ma/tnus cos. 70, 55, 52 v.Chr. 25, 27f. , 38-41, 53, 57f. , 63, 68f. , 87, 108, 122, 125-27, 13.1-38, 142; s.a. Mithradates-Obcrbefehl Co/tnomen Ma/tnus 1.1.1-35 Cn. Pompcius Strabo cos. 89 v.Chr. 39, 41 Cn. Pompeius Thcophancs 40, 63, 69, 77, 122, 126f. , 13.1-,'35, 152, 162 Pontos, Köni4rcich 53, 128, 151, 161 Pontos Euxcinos 124, 128, 151, 161 M. Poreius Cato, ccns. 184 v.Chr. 63, 1 14, 1 18, 122, 128f. , 150, 152, 160, 162; s.a. lex Poreia M. Poreius Cato tr. pI. 99 v.Chr. 92f. M. Poreius Cato pract. ca. 92 v.Chr. 94 L. Porcius Cato cos. 89 v.Chr. .18, 94 M. Poreius Cato Uticensis 93, 128, 1.18, 152, 162 Punische Krie/te .14, 37, 85 p)'dna 1,'32 p)Trhos, p)Trhos-Krie/t 85 Rhc/tion, Rheltiner 25, 44 , 46, 65, 85, 98, 101 , 156, 158 Rhodos, Rhodier 46, 96, 108, 146 RomuILL� 45 S. Roscius 108, 1 16, 1 19, 150, 160 Rudiac 128 Rutilius Rufus cos. 90 v.Chr. 38 Samniten 35, 38f. , 4.1 Schwarzes Meer s. Pontos Euxcinos Scipio s. Cornclius Scipio Seleukidenreich 138 C. SempmniLL� Gracchus, tr. pI. 12.1-22 v.Chr. 34f. ; s.a. Gracchen Ti. Sempmnius GracchLL�, tr. pI. 1.l3 v.Chr. J4f. ; 8.a. Gracchcn L. Ser/tius Catilina s. Catilinarischc Verschwörun/t Sertorius-Kric/t 40 SFB 600 - Fremdheit und Armut 8f. Sizilien, Sizilier 29, 46, 53f. , 66f. , 71, 75, 84f. , 87, 94f. , 105, 148, 157 Siltcon 133 Sinopc 125 Sulla 8. Cornc1ius Sulla SuIpicius Rufus tr. pI. 88 v.Chr. •'l8, 42
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Register
Syrakus 1 14 Syrien 65, 8.1 , 125 Tarent 25, 33, 44, 46, 65, 84f. , 90, 101 , 107, 138, 148f. , 156. 158 TarquiniLL', Köni� 79 Tenedos 124f. Terentii Varrones 67 A. Terentius Varro s. M. Lieinius Lueullus Theophanes s. Pompcius Theophanes, Cn. ThyillLL. 142 Ti�ranokerta, Ti�ranes 125 Timaios 114 Transpadana, -er s. Gallia Trasimenischer Sce 37 Troja 133 Tuder, Tuditani 4 l f. M. TulliLL' Cicero eos. 63 v.Chr. passim; s.a. S-R-Arehiana, -Exil, -homo novus als Anwalt 62, 78, Consulat.politik 60, 63f. , 1 17, IJ9f. Consulat.reden 140 Ieh-Bezu�, SelbstiRSzenierun� 60, 64,
78f., l l7f. , 141 Monumentali..ierun� 60, 63f. ; s.a. Lici nius Arehias-Lobd. , S-R Ruhmstrcben durch Attieus, Cicero selbst, (Luc ecius), (Poseidonios) 142 Motiv für Vertcidi�un� 28, 69 Verhältnis zu Lueullus/Pompcius 28, 87, 12(', 134 Q. Tullius Cicero praet. 62 v.Chr. 26f. , 82, 1 1 5 , 146 Turma Salluitana 40, 53 Umbrer 41 L. ValeriLL. Flaceus, ceRS. 97 v.Chr. 67 L. ValeriLL' Flaceus praet. 63 v.Chr. 88 C. Valerius Triarius 124f. Veji 33 Venusia 40 VerriLL' Flaeeus, Lexikowaph Volaterrae 51 Zela 125
Sachregiste r Ackerland Gcsctz�eb� 34f. ; s.a. N-R-Graeehen Konfi-.kation 32, 51, 38 ad.i�natio, Verteilun� an Kolonen 33f. , 48, 5 1 , 97 adscriptus s. aseriptus adventus 84 Aedes �ympharum 101 Akkulturation 74 amicitia 65-7.1 , 89-95, 1 14 ; s.a. Freund schaft amieissimus 91, 128, 138f. , 151 amieus populi Romani 64f. , 72, 125 ,Roms aLL",värti�e Freunde' 8f. , 24 apparitor 1 14 Arehiana passim, s.a. Prosodie, Stil Aktualität 7f. Autbau 29-31; s.a. Ar�umentation, oonfirmatio, exordium, narratio, partitio, peroratio, rcfutatio Besehöni�un� (,5
Datier� 2(,-28 didaktische Anrc�un�en 7 rhetorische Strate�ie 8, 25f., 60-77, 78-83 , l 1Sf. rhetorisches Ziel: Freispruch 60-64 Naehträ�e zur Ori�inalfa..sun�? 60 novum . . . �enLL' dieendi 63, 82f. stilisiert Arehia.. als romanisierten Griechen 74-77, 90 Cberlieferun� 8, 10 Cbersetzun�en 8, 1 1 f. Cbertrcib� 70, 79, 90, 93 Archiv, -brand 44, 61 , 101 -3, 106, 108 Ar�umentation, ar�umentatio 30; s.a. Arehiana-rhet. Strate�ie, oonfirmatio, rcfutatio Doppelstrate�ie, Zweitcilun� der Ar �umentation s. partitio drei Hauptar�umente 145 so�. ar�. extra eausam 2(', 30, 6064, 1 15
Sachregister
fünf Be4ründun�en 63 ethisch 60-77, hes. 62-64, 78, 122 juriru.'iCh/jurist. 52, 63, 7lf. , 75, 8.1 kulturell 73-77 polit. s. Lohdiehtun4, Nützlichkeit religiös s. Sakralität der Dichter sozial 64-73, 76; 8.a. Freundschaft, Nahverhältnis ars, artes 70, 7.1, 76, 81, 143; s.a. Bildun!! ascriprus, 8.'iCriptio 44-50, 67f. , 75, 9698, 107, 109; s.a. Einhür!!erun!! in Kolonie 45, 48 =Ehrenhür!!er(reeht)? s. Bür!!erreeht Assimilation 76, 80 auetoritas 64, 7 1 , 76, 78, 89, 9.1, 100-4 Aufenthalt.�rccht für Fremde? 34, 105 Aufenthalts\'crhot 55, 58, 109 Ausweisun!! aus Rom .1 4, 36, 65, 129 122 v.Chr. 55 nicht 95 v.Chr. •16, 105 65 v.Chr. 52, 55f. , 58, 108 Autonomie 32f. , 46, 96, 102, 134 harharia, harharisch 7.1, 77, 120f. , 132 benefieiarH 97, 11.1f. Bildun!! 63, 73; s.a. ars , ru.'iCiplina, doctri08, humanitas, Litemtur, studium Aus-, Forthildun!! 63, 66, 69 Bildun!!sferne 13.1f. Bildun!!skritik, -feindlichkeit in Rom 81, 1 17, 123; s.a. N-R-MariLL� heuchlerische Di.�tanz 7.1, 86 Praxisferne !!rieeh. Bildun!! 74 drei Bildun!!Sfaktoren 81 !!rieeh. Bildun!! in Rom/Italien 7M. , 84, 148 röm. B.-Be4riff/FunktionaIität 74f. Verhältnis zur Ethik 1 18; s.a. virtus Werhun!! für 7, 60, 78, 80-83, 1 16ff. Bundes!!enossen, focdcrati, socH 32-39; s.a. focdLL�, formula to!!atorum, Italiker Bundes!!enosscnkrie!! 25, 32, 34-43 , 49, 53, 67f., 84f. , 96, lOH. , 107, 136 als Siedler 33 Bür!!erkrie!! (88-82 v.Chr.) .14, .1 8, 51, 84, 1.l6 Bür!!crkrie!! (ah 49 v.Chr.) 52f. Bür!!erreeht s.a. Ar!!umentation-fünf
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Bc!!ründun!!SartCn, aseriptus, Bür!!cr reehts\'er!!ahc, eMtas Romana doppeltes/mehrfaches 46, 48, 96, 108 Ehrenhür!!erreeht 45f. , 97 !!rieehisches Stadthür!!erreeht 107f. ; s.a. 8.'iCriptio, N-R-Grieehen Verkauf 5.1f. Bür!!erreehtsver!!ahc s.a. ascriptio, eMs novus, eivitas Romana, lcx Aquilia, Calpurnia, lcx lulia, lcx Plautia Papiria, lcx Gellia Cornelia, lcx Ruhria Anspruch auf 74, 8.1, 122 Ausschluss von, Verwehrun!! 46-50; s.a. Untreue, :-reutralität benefieium 102, 133 eMtatc(m) donarc 40, 46, 70, 90f. , 13.1-.17, 148, 152 an lokale Elite 41, 54 GroL�zü!!i!!keit der Ver!!abe .17 ille!!a\ .16, 67f., 106, 1 14f. ; 8.a. eMtas Romana-Usurpation individuell, viritan .19, 5.1, 67, 72f. , 98, 100, 109, 1.l5f. kollektiv, Ein!!cmeindun!! .12f., 40, 44, 49, 52, 54, 97f. , 101, 103, 106,109; 8.a. Munieipali.�ierun!! bei Kolonie!!ründun!! 39f. , 5.1, 97 Kriterien 37-.19; s.a. Nutzen, Treue von Niehtitalikcrn 52-54 mit Privile!!ien 46; 8.a. pmemia an Soldatcn 52, 54 Verlan!!en der Bundes!!enosscn .14-4.1, 52, 57 Streit um Annahme 95f., 102 virtutis causa / er!!o s. virtus Würdi!!keit der Empfän!!er .1 5 , 7 1 eaptatio benevolentiae 62, 78, 82, 127, 1.10 een8US, eensor 32f. , 109- 13; s.a. Demo4raphie, trihus, professio in autonomer Stadt 48-50, 97 !!1eiehzciti!! mit Rom 49 und Bür!!errccht 11.1 eapita eMum Romanorum 32, 51 dezentral in Munieipien \'S. zentral in Rom 42, 5lf., 99, 101 , 103, l 1 l f. Er!!ehni.� 32f. , 50-52
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Register
Fernbleiben vom eensus 1 1."l-15 formula ccosus 79, l 1 l f. Ceosus-Listen 25, 48-50, 75, 97, 10lf. , 106, 109, 1 1 2f. , lustrum 3 6 , 4 8 , 1 10; s.a. populus nota eensoria 123 Scheitern des 5 2 ; s.a. eensus der Jahre 92, 89, 65, v.Chr. Verpfliehtunlt zum 50f. widerreehdiehe Eiosehrcibunlt 36; s.a. eivita.� Romana-Usurpation ccnsus de8 Jahres 474 v.Chr. 32 1 14 v.Chr. 32, 50 97 v.Chr. 67 92 v.Chr. ."l6, 96 89 v.Chr. 42f. , 109f. 86/85 v.Chr. 50f. , 100f. 70 v.Chr. 51, 109, 1 14 65 v.Chr. 52, 55 28 v.Chr. 52 14 n.Chr. 32 45 n.Chr. 52 chis novus, NeubürJtcr 51, 1 14; 8.a. a."I eriptus, Bürlterreehtsverltabe, tribus polit. Diskrimierunlt 39, 42, 52 Losverfahrcn bei Abstimmunlten 42 Namenwahl s. N-R-Lieinius Arehias eivita.� Romana s.a. ascriptWI, Bürlter reeht(sverltabe), ccnsus, �ützliehkeit Anfeehtunlt 54-59; s.a. L"8urpation, Icx Lieinia Mueia, Icx Papia Anmaßunlt 8. Usurpation Attraktivität, Privileltien 34f. , 48, 58 eivitas optimo iurc 32 eivitas sine suffmJtjo 33, 51; 8.a. tribLL�, munieipium, suffraJtjum Entzult 5 1 , 56; s.a. VerlLL�t Erschleiehunlt 8. Usurpation Geschichte 32-59 imperialer Chamkter 32-37, 52; s.a. Impcriali.� us Reiehs-vs. Stadtbürlterreeht ."l3, 38, 54 Usurpation 9, 25, 35f. , 52, 55-59, 65, 97, 109 Tode8strafe? 57 Verlust 36, 50, 59, 65; s.a. Entzult
ReehtsJtc8ehäfte annulliert 56, 100 c1ientela, Klient, Patron 35, 60, 66, 69f. , 78, 88f. , 1 14, 121 eoltnitio, Bekanntschaft 70, 91 eolonia eivium Romanorum 3.', 54, 97, l 1 lf. ethnische Zusammensetzunlt .'3, 85 fiktive Bürlter 53 Latina 33, 41 comes, Beltleiter 72, 91, 1.'8f. , 153 eoneiliarc 62, 64, 78, 150 eonfirmatio 30; s.a. arltumentatio Constitutio Antoniniana 54 eonsul, -atLL� 39-41, 50, 67, 70, 86, 93, 99, 105 , 1 10, 112, 136, 140, 142, 148, 153; s.a. imperium, N-R-Tullius Cicero eorrumpcrc, Fälschunlt 101, 105-7 deeurio 47, 101 , l 1 l f. deditieii, deditio 32, 38-41, 43 , 5 1, 54, 69, 146 dcleetarc 62, 64, 1 19, 121, 123, 152; 8.a. Litemtur-L"nterhaltunlt Dcmoltraphie s.a. eeosus, RekrutierunJt der Kolonien 33f. Cberdehnunlt 37 Wachsen der röm. BürlterJtcmeinde 32f., 50-54 Diehtunlt, Dichter 8.a. Litemtur, Sakralität poeta malus 136 diltnitas, diltnus, Würde von Freunden 62, 7 1 , 73, 90, 145 , 148, 153, 156(. von Bürltern, Neubürltern 26, .H, 71, 95, 127, 148, 153, 157 diseiplina 70, 73, 75f. , 81, 84 , 147f.; 8.a. Bildunlt doccre (Aufltabe de8 Redners) 62 doetrina, doctor, Gelehrsamkeit 6lf., 73, 75f. , 86, 1 16, 149-51 ; 8.a. Bildunlt domieilium 43-50, 66; s.a. orilto in Italien 43f. , 46-49, 55, 97f. , 103, 148, 156 in Rom 5 5 , 75 domus 66, 70f. , 90f. epideixis, Paneltyrik 62f. , 82, 137 Erbrecht, Erbschaft 68; s.a. Testament
Sachregister
ethische/moralische Ar4umentation s. Ar4umentation Ethnizität, Ethnisierun4 73f. ; S.a. Assimi lation, Romanisierun4 exemplum, -a 63 , 72 , 92 , 1 16, 1 18, 12lf. , 127f., 136-38, 150; s.a. virtus cxilium, cxilia, Verhannun4 27, 66, 87, 94f. , 1 17, 150; s.a. iLL� cxilii Exklusion von Fremden 64, 73; s.a. Auswci.�un4, eivitas Rom.-Entzu4, -Verlust exordium 29, 6.'3, 7.'3 , 78 explanarc 62 familiaris(simus) 7 1 f., 90f. , 99, 137, 148, 152; s.a. Freundschaft perfamiUaris 1 13 favor 62 fides 41, 51, 62, 65, 69, 71, 75f. , 100, 103, 148; s.a. dcditio; K-R-Grieehen deditio / commendatio / applicatio / acccptio in fidem 69, 145f. , 154 von tabulac 104-6, 149 focdus, foederatus 3.'3, 55, 85; s.a. amieus popuIi Rom., Bundes4enosscn, Italiker foedus acquum 33, 85, 96, 145 eivita.� aequis.�imo iure ae focdere 44f. , 95f., 146 mit Herakleia und Neapel 85, 102 Voraussctzun4 für eivita.� Rom.? 96 privatrechtUche Gleiehstellun4? 96 forensische Rhetorik 62, 146 Di.'ikrcditierun4 der Prozes..�4e4ner 62 formuIa to4atorum 33, 49 FormuIarprozess 61 Forum Romanum 101 Freiheit, Iibertas 57, 108, 1 17 Frei4e1asscne und Bür4erreeht 32, 5 1 , 1 14, U 9 manumissio ccnsu 1 13 Freund.�haft, Freunde 65-73, 89-95; s.a. amieitia, Ar4umentation-sozial, di4nitas, famiUaris, hospitium, Nahver häItnis, �etzwcrk, vetustas frumentatio 34, 99, 1 10f. fundus, fundum fieri 41, 47, 55, 102 Funktion( a1ität) s. �ützliehkeit Gesandt.�haft s. �-R-Herakleia Geschiehts..�ehreibun4 69, 129
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Gcsehworenen4erieht 36, 5 5 , 6lf. , 64, 70, 74, 79, 82, 109, 120f. , 140 BUdun4 der Richter 74, 82 quaestio ordinar. vs. cxtraordinaria 58 Strcn4e der Richter 82 Vorsitz 26, 82, 106 Wohhvollen 28, 78; s.a. eaptatio bcncv. Zusammensetzun4 58, 70, 78 410ria 73, 77, 83, 107, 1 16, 122-24, U8; s.a. Ruhmstrcben 4ratia 61, 7 1 , 95, 133, 148 Grunderwerbsrecht 105 Gütertausch 69; s.a. Nützlichkeit Hcxameterkadenz, heroische Klausel 84, 124 , 129 homo nOVlL� 78f., 140, 144 hospitium, hospes 66, 70, 90f. , 95, 105, 1 1.'3 , 148, 156; s.a. Freundschaft humanitas, humanus 7, 73, 7 5 , 77, 8183, 145-47, 154; s.a. BUdun4 humanissimus 1 18-20, 150f. humanLL� vs. divinLL� 145 , 153 inhumanum 56 ima4ines 1 18, 144, 150, 153 imperator 40, 93, 108f. , 123, 135 , 138, 145f., 149 , 151-53 imperator to4atus/prope armatus 1.'39 Imperialismus, röm. 32-39, 52, 77, 132 imperium 76 = Reich .'37f., 108, 132, 140, 143 = Amts4cwa1t 39, 53, 99, 125f., 134 maius 104 ; s.a. K-R-Mithradates Improvisationskunst 1 16, 1 19f. , 141 in4enium, Talent 69f. , 7.'3; 81, 84f. , 90f. , 1.'3 6, 107 Sprachwunder, Wortakrobat, Wunder knabe 65 , 90, 1 16, 156 Inklusion von Fremden 32, 38, 42, 64f., 69, 7 1 -73, 89, 91, 145 ; S.a. Ar4umen tation, Bür4crreehtsvcr4abe Italiker 32-59, 67 ; s.a. Bundcs4enosscn iueundLL� 61, 7lf. , 85, 9lf. , 123f. , 148 ius eivile, Quiritium, Romanorum 68, 1 1.'3 f. , 149 ius eivitatis per ma4istratum adipiscendae .'35 , 53 ius commereii 105
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Register
ius cxilii 95; S.a. cxi1ium ius provocationis 34, 57, 117 ius suffragii 115; s.a. suffraJtjum ius testandi (testarnenti faetio aetiva,lpassiva) s. Testament ius Latii :33, 41, 53f. , 96; 8.a. Latiner Koerzitions/tcwa\t 57 Konstruktivität 60-77, 80 Kultur s.a. Ar/tumentation-kulturell kulturelle Identität 74 kulturelles Leben 73, 76 Kultur/tCschiehte 7, 81 Zbur 84 Nationalkultur 73 Lateinisch 75-77, 129f. ; s.a. Literatur Latiner s.a. eolonia, lex lulia, lex Pompcia, N-R-Fre/tc1lae, -Gallia Tran.�padana Latinerkrie/t 3.'3 nomen Latinum 33, 40 PrivileJtjen .'3 3; s.a. ius eivitatis . . . adipiscendae, ius Latii laudatio funebris 82f. , 144 le/tes de eivibus redi/tendi.� 5 6 le/tes d e ambitu 5 2 lex a/traria s. Aekcr/tesctz/tebun/t lex Apuleia de coloniis dedueendis 39f. lex Aquilia repctundarum 46, 53 lex Calpurnia .'39f. , 135 lex Cornelia Cinnae a. 87/86 4.'3 lex Cornelia Sullae a. 88 42 lex Cornelia de falso 57 lex Gellia Cornelia 40, 53, 135, 138 lex lulia de eivitate soeiis danda 39-50, 54, 95, 97-99 , 102f. , 106, 135 lex lulia munieipali.� 42, 101 lex lunia Penni a. 125 56 lex Lieinia Mueia de eivibus redi/tundis 35-37, 55-58, 105, 113 lex Papia de pcre/trinis 25, 27, 52, 54-59, 69, 82 , 106, 108f., 129, 158 innenpolitischer Mis..�bmueh 58, 69 lex Plautia Papiria 25, 43-50, 54, 67, 84, %-106, 109 , 1 14f. , 145 , 158; s.a. ascriptio, profes..�io, 60-Ta/tc-Frist 2 5 , 68, 98 Zersctzun/t der feindlichen Reihen? 50 lex Pompcia de Transpadani.� 41, 5.'3
lex Rubria = Icx de Gallia Cisalpina 54 lex Sulpieia a. 88 42 libcrtas s. Freiheit Literatur, litterae s.a. Bildun/t, Diehtun/t, Gcschieht.�hreibun/t, Improvisation, Lobdiehtun/t, Nutzen Gattunlt-�/trenzcn? 8H. /trieehisch vs. latein. 7, 75-77, 129-32 Literaturbctrieb in Rom 84 sozio-psyehol. Funktion 1 1M. , 1 19, 121 L"nterhaltun/t 62f. , 69, 92, 118f. ; s.a. dc1cetarc Wert(schätzun/t) 7, 82, 1 1M., 1 19, 144 Lobdiehtun/t 6.'3 , 69, 72, 77, 126-44 dient dem /tanZen Volk 63, 77, 89, 122 10/t08 62 lustrum s. census maiestas populi Romani .'3 3 , 45 maiores 60, 123, 152; s.a. exemplum mandatum der Gcsandten 100, 148 Mäzenatentum 66 Memorialkultur 118, 144, s.a. imaltine8, N-R-TullilL� Cicero-Monumental. Memoiren 129, 14.'3 Mi/tration, Mi/trant 32, 34, 76 Militär 32-.'3 5, 46, 81, 133f. , 139, 152 munieipium 32, 4H. , 47f. , 5lf., 54, 56, 79, 100-3; 8.a. lex lulia munieipalis, eivitas sine suffm/tio Nahvcrhältnissc, persönliche {,4-7.'3 , 9094, 137, 145; s.a. elientela, co/tnitio, fides, Freundschaft, Netzwerk Asymmetrie 69f. , 87, 92 auf Dauer bc/trüodet 69, 71, 7.'3 , 109 Emotionen 69, 91 Fiktiv im Fall de8 Arehia8? 80, 86 naneisei 85f. narmtio 29, 70, 74, 83, 1 16 Netzwerk, soziale Verfleehtun/t 64, 66, 72, 1.'39 Neutralität /tC/tenübcr Rom 41 nobiles, nobilita.� 67f., 72, 79, 82, 86, 92, U2, 144; 8.a. Senat auswärti/te nobiles 83, 100, 1 13 nomina (duo, trial 79; 8.a. eivis novus Nutzen, Nützlichkeit für die Ge8c1L�haft des Arehia.� 26, 70, 77, 83, 89
Sachregister
von Bildun/t, Literatur, Studium 7, 70, 80, 1 16, 122, 159f. zwecks Einhür/tCrun/t 81, 8.' zweck.� Freispruch 26, 61, 81 des Griechischen 77, 122 Hilfe 70, 79f. der Lohdiehtun/t 63, 77, 141 Rettun/t, Heil 63 , 70, 79f. , 1 17f. Optimaten 87; 8.a. nohiles, Senat ori/to 102; 8.a. domieilium otium 73 Pane/tYrik s. epideixis para.�itus 88 partitio 29, 62f. , 73, 78, 83, 146; 8.a. Arehiana-Aufhau path",� 60, 62, 7lf. , 122, 146 patronus, patronatus 36, 41, 95, 1 1 2 ; s.a. elientela pcre/trinus / Fremder 54-59, 79, 105 , 108, 1 1 1 , 1.'7, ISO, 152; s.a. praetor percltrinari 105, 1 19, ISO percltrinum 137, 152 pcroratio 31, 63, 73 Philosophie, sapientia 7 5 , 1.' 8, 143 pietas 78, 109 Piraten 40, 53, 84, 125 plehs urhana .' 5 Marktwert als Klienten 35 pomerium 48, I.W pompa 144 populus RomanLL� 35; 8.a. Demoltraphie De8inte/tration 35, 37, 140 und ltloria 63, 72, 88, 122f. , 127-29, 134, 151-53 /teschätzt im een8U8, kon.�tituiert durch lustrum 36, 109-12, 149 Nutzen für 77, 89; 8.a. Nutzen als Souverän 41, 53, 55 Vetrcten durch Geschworene 64 ZU/tChöriltkeit zum 65, 68f. , 80, U2; 8.a. eivitas Romana praemia 44, 49, 90f. , 120f. , 136 praenomen 86 praetcxta to/ta 90-92 praetor, praetura 105f., 1 10f. praetor pcrcltrinu8 99 profes8io bei 43, 48, 68, 72, 97-99,
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10.'-5 , 148f. Prozcss-Vorsitz 27, 82, 115, 146f. , 154 Prcsti/te/tcwinn durch Bildunlt, Um/tan/t mit Gelehrten 66, 69 Primat der Innenpolitik 139 profc.�io 149 zum Bür/terreehtscrwerh cx le/te Plautia Papiria 42, 48, 67f. , 72, 74, 106, 148f.; 8.a. praetor heim een8US 79, l 1 l f. zur frumentatio 1 10f. Mcldcli.�ten s. tahulae puhlicae Vertrctun/t bei der 106, 1 10f. Proskriptionen, 8ullanische 51, 1.'7 Prosodie, Klauseln 8; s.a. Hcxameterkad. provineia eines privatus 94f. Puhlie Relation 69 quae8tio 8. Geschworcnen/terieht rassisch 73f. Rasur, litura 10M. ; s.a. corrumpcre ratio, Methode, Wisscnschaft 73, 75, 79, 81, 147, 150 rcdi/terc in eMtatem 56 rcfutatio 30, 64; s.a. Ar/tumentation Rekrutierunlt für die röm. Lc/tion 34, 51 für Kolonien 97 unter den Bundes/teno8scn 33f. Repetundenprozcss 64 , 66, 87; s.a. lex Aquilia Rhetorische Lehrhüeher 62, 64 Rhetorische Rollen 64f. Richter 8. Ge8ehworcnenlterieht Ritter 36, 5 lf. , 54, 56, 100, 1 19 roltatio Calpurniae 40, 42 Romani8ierun/t 77, 1 16, 129 romanisierter Grieche 77, 82, 92, 120 Ruhmstrcben Ulf. ; s.a. ltloria Ciecros im Übermaß I.Wf. transz./moral. Reehtferti/tun/t 1 16, 123, 14.'f. von Philosophen 138 Sakralität, /töttliche Inspiration der Dich ter 63, 1 16, 120-22, 145 salus, senwe 70, 79f. , 147, 150, 153 Sehauspicler(ei) 107f. ; 8.a. N-R-Roscius, -Glaueippu8
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Register
SehllL.splädoyer s. pcroratio Seholia Bohicnsia - Unzuverläs...i';'eit, Quellen 27, 54-56 Selhsthild der Römer 74 Senat, Senatoren S.a. nohiles, Netzwerk Aufstic� in dcn Senat s. civis nm'IL', homo novus, Desinte�ration 129 politische Ent..eheidun� 35-43, 5 1 , 93f. , 102 . 1 17. 125 Reiehsverwaltun� 54 sor�t sich um polit. Kontrollc 35-37 Standesdünkel 69, 78 Sklaverei, Sklave 32, 79, 84 ROCii s. Bundes�enosscn sozial s. Ar�umentation, Nahverhältnis...e soziale Ran�ruppc 7.1 sprachliche Defizite von Fremdcn 1.17 Stil, Stili.tik 7f. Strafprozcss ,1 2, 6lf.; s.a. Gesehworenen �erieht; N-R-Arehias-Prozess Belohnun� des Anklä�ers 58 suffra�ium, Wahlrecht 42, 115; s.a. eivitas sine suffra�io, trihlL' studium 70, 73, 75f. , 80-85, 90, 1 16-19, 146-54; s.a. Bildun� tahulae puhlieae, municipales 42, 45, 96f. , 101, 103, 109; s.a. Archiv, CensuR Listen, professio auctoritas, fides 101, 103-5, 109 Tahula Heraelicn..is 42. 79, 99, 1 10 Tahularium auf Capitol 101 Tempel der Musen 138 Testament 68, 72, 1 1.1f. , 149, 158 to�a, to�ati 34, 139, 153, 163 ; s.a. formu la to�atorum, praetexta
Topos der Bescheidenheit 78 tranquillitas rei puhlieae 84 Treue, Loyalität s.a. fides. Untreue als Bcd. für Einhür�erun� 32, 35, ,1 7, 40-4 2 , 96f. , 102 im Rahmen der ethischen Ar�umcnta tion 65 . 72 , 96 persönliches Verhältnis 65, 69, 71 trihunus plehis, trihunatus 99 trihus 79, 1 1 2 ; s.a. ecnsus, suffra�ium AIL.schlus... aus trihus 51 Einsehreihun� in alte trihus, Sehaffun� neuer tribus 33, 38, 40, 42f. , 48, 51 Abstimmun�/Wahl nach trihus 33, 1 1 5 triumphus 25, 27, 72, 87, 125f., 133, 1.18f. , 14 l f. , 151, 162 Triumvirat 53f. Untreue �e�cnübcr hzw. Ahfall von Rom 36-38, 40f. , 76; s. N-R-Aesernia Corfinium, -Fre�ellae, -VenlL.ia Urkundenfälschun� s. eorrumperc vetustas der Freundschaft 73, 145, 153 virtus 71, 89, 91, 148, 152 und Bildun� 86, 1 16, 1.14, 144, ISO Bür�errccht.""er�ahe virtuti. calL.a/ er �o 40, 57, 67, 81 von exempla 86, 1 18, 150-153 Volksversammlun� 42, 34, 108, 134 vox Cicero.. 79f. Wahlrceht s. suffr�ium, trihus wandernde Dichter, Gelehrte, Künstler 66, 84, 105 . 108 \Vunder s. in�cnium Xenela.ie s. AIL'iWeisun�