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rl finnly aga;/IS( (hem. In these terms, 100, the refu/I//;o is the deslfuction of the opponents' case, denying an ethos altributable to their theology in tenns of nonns to which lhe opponcnts must agr(:e~ (Response 54 (I-Iervorhebung teilweise von mir]). Auch wenn seine Auslegung in eine ganz andere Richwng weist und sich aus unterschiedlichen Gründen nicht halten läßt (s. o. im Forschungsübcrblick S. 33}, sicht er dennoch den fine" Punkt, auf den es mir hier Olonkommt: POloulus nimmt die Übcn.t.'tIgungen der Adressaten b7W. der Gegner direkt auf (wenn Olouch nur hier beim usterkOloulog und auch nicht, um ihre Ethik Olonzugreifcn, so wie BrinsmeOlod meint (\'gl. Olouch noch einmal BrinsmeOlod, Response I64J, sondern um sie im JUhmen seiner Strategie einzlJ.5Ct7_en). • S. noch einmOloI o. S. 126. ,.. Dunn, G0l01OloliOlons 302. )&1 Auf die ironische POlonl1dbildung \'011 4Tra riJ.; ~~~ zu i.Qya \-O~U (vgl. GOloI 2,16; 3,2.5.10) "'-eisen Esler (Boundaries 234), Dunn (GOlobtians 301) und Fee (Freedom 208) hin. - Gemeint ist nicht, dOloß Gcsct7.Csgehors:am und Beschneidung zu "immor:al cooduct~ lOJ ..Uw 489; Hurton, Galatians 344 f; Schlier, Galater 277 f; Vouga. Galater 15 J. Andcrs Bc17., der zwischen »0
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2. Textanalysen
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für die aktuelle Situation unspezifisch sind, womit der Verfasser seine Aufzählung wiederum einvernehmlich mit den Ansichten der realen Adressaten abschließt: .. By ,topping and tailing' his list with items which he could be sure his Galatian audiences would echo warmly, his hope no doubt was !.hat the items in the heart of the list direeted more at them themselves would strike horne with greater impact. ".)4 Mit diesem Verfahren verfolgt der Verfasser das Ziel, die Adressaten von den ..Werken des Fleisches" zu distanzieren, die er bei ihnen ausmacht. Dies funktioniert vennittels der Modell-Strategie, die den Adressaten suggeriert, daß sie durchgängig alle genannten Laster ablehnen, also auch diejenigen, die bei ihnen in den Augen des Verfassers aktuell sind. WJ Diese Distanzierung wird verstärkt durch den Einsatz der eigenen Überzeugungen der realen Adressaten, auch wenn diese bei ihnen in einem anderen Zusammenhang eine Rolle spielen. Der Verfasser reißt diese Überzeugungen aus dem Bezugsrahmen der Adressaten und macht sie für sein eigenes Anliegen nutzbar, indem er sie kritisch gegen sie einsetzt. Mit Ga15,21b führt der Verfasser den Gedanken sachlich weiter und nennt die Folge des im Lasterkatalog genannten Tuns. Eingeleitet wird dieser führen (so aber Howard, Crisis 13; ,·gl. ausführlicher zu Howards Position o. S. 99). Weiter hilft auch nicht die Auskunft '-00 Esler. ..Paul is not suggesting thai thc worlu of the law are themseh-es wodu of the f1esh. r.uher that those woo rdy on the law cmnot eSCIpe the sway of the f1esh (cl_ G:al. 3:10) __ . (I)he factth:lot ,,·ices· similar to those in Gal. 5;19-21 have been found in :1 Jewish text such u 1 QS :and auributed to other Jews v.·ho were purponedly li,-ing in 3ccordance with the l:aw of Moses slrengthens the OIhe"""ise strang c:asc that P:ml primarily presents his list as (allegedly) constituting p:1thological dimensions of the Jud:aism .... Thus raut suggcsu that the Jcwish law, :15 ad ...oc:ucd by the Galatian tl"Oublen13kers, will plunge those ""ho adopt it into thc rt:a[m of ,f1esh'" (ßoundaries 234 f; ...gl. Esler, Gal:lotians 223.227-229). Auch diese Auskunft ,·ersucht. moralische Luter und indischen Gcsetzesgehorum, in diesem Fall in seiner Per...ersion, in einen direkten Konnex zu bringen, was letztlich einer Quadratur des Kreises gleichkommen muß, da beides nicht unmittelbar zusammengeht. Gesetzesgehorsam und Gemeinschafts1.erstörung, die aus dessen Ak1.ept.1nz resultiert, kommen lIebeIl den sonstigen moralischt·n Lastern unter der Obcrkalegorie oUQ~ zu stehen. Untereinander haben dic I..a.ster siulicher Ausschweifung (Trinkgelage, Unwcht usw.) und die Gemt'inschaftszerstörung aufgrund dt'r theologischen Emscht'idung fUr die jüdische Lebensweise keinen Zusammenhang. Dennoch stehen sie gleichwertig neberltimmder, insofcrn sowohl Gcmcin.schaftszerstörung als auch sittliche Aussch",'eifung ..nur menschlich sind", also Konkretionen dessen, was oaQi; mdnl Hier zeigt sich deutlich, daß und wie der Verfasser 0ciQi; als Interprel:luonsk:uegoric 'C""'·cndet (\'gl. o. S. 93 ff). ) 4 Dunn, G2.latians J06. 10'" WI(" schon in Gal 5,2-6 emstcht unter pragmatischer Perspckti,·c die Siuuuon, daß die im Text konstruiene Adress2.tenSCh2.ft gegen die rt':alen Adft'ss2.len aufgeboten wird (5. o. unter 11.2.1 z. SL). W2.S die Adressaten in kritische DiSl:lnz. zu sich selbst bringen soll. Im Unterschied zu G2.1 5,2-6 erhoht der Verf.asscr hier jedoch die Plausibilim der Position der rhetorisch koostruienen AdlTsutenschaft durch den Rekurs 2.uf die Überzeugungen der rt'2.len AdlTssaten.
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 lind 6
Gedanke durch einen Hinweis darauf, daß das Folgende ein Wissen benennt, das den Adressaten keineswegs neu ist: ä. nQo)J;:yro ü~Liv, x.aOW; ll(JOällO\'Y'o Der Verfasser erinnert diese an die ,.urspliinglicheO Übereinkunft, auf Grund derer Paulus die Gemeinden gegliindet hatte", an einen schon einmal erreichten Erkenntnisstand hinsichtlich der zuvor genannten Laster sowie der Folge eines solchen Tuns. 3S1 Sachlich reißt Gal 5,21b den eschalOlogischen Horizont des Bestimmtseins durch die OCt~ auf. Die Existenz. im Einflußbereich der oaQ~ schließt vom eschatologischen Heil aus: oi Ta lOtaO-W nQ
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2. Textanalysen
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explizit auf den Kopf zuzusagen. Auch hier legt er die Adressaten nicht auf diese Konsequenz fest, sondern bringt sie rhetorisch in Distanz zu der prophezeiten Position, die unweigerlich die ihrige werden wird, wenn sie auf ihrem Vorhaben beharren. Diese Distanzierung funktioniert vennittels der verob;ektivierenden Redeweise. Rhetorisch befördert wird sie durch die Reaktivierung des Wissens, die die Wendung ä nQo).iyw u~liv. xa6Ül1;: nQN:lnOV bewirken soll. Diese "Erinnerung" spricht die Adressaten daraufhin an, daß sie sich außerhalb der .,Gefahrenzone" befinden könnten und sollten, da sie um die Zusammenhänge wissen. Sie hat die rhetorische Wirkung eines .,Ihr wisst es eigentlich besser" und appelliert daran, sich diesem besseren Wissen entsprechend zu verhalten, d. h. von ihrem Vorhaben, das sie Werke des Fleisches tun läßt, Abstand zu nehmen und zu den überzeugungen zurückzukehren, die einmal die ihrigen waren.l~ Dann wird sie die Aussicht, die ihnen Gal 5,21 b vor Augen stellt, auch nicht betreffen. Nachdem der Verfasser mit den Versen Gal 5,19-21 seine Adressaten .,kritisch" über ihre derzeitige Situation "aufgeklärt" hat, wendet er sich mit Gal 5,22 dem zu, was ihre Gemeinschaft positiv ausmachen sollte. Dem Negativ-Modell von Gal 5,19-21b stellt er in Gal 5,22-23a ein Positiv-Modell entgegen, einen traditionellen Tugendkatalog. l57 Als Pendant zum Lasterkatalog ist dieser zugespitzt auf gemeinschaftsförderndes Verhalten: "AYCLnll, EiQ~Vl1, XQllot6TI]~m, aya{}wo6VT]l~'\ nion~)(,(l und nQUuTll~ sind allesamt Verhaltensweisen, die erst dadurch zur Tugend werden, daß sie gegenüber anderen gelebt werden. 101 Angeführt wird die Diese Stralegie entspricht dem Vorgehen in Gal 5,5-7, wo der Verfasser ebenso versuchl, die Adressaten für ihre ursprüngliche, die allgemeinchristliche, Überzeugung wrtlckwgewinnen (s.o. unter 11.2.1 und 2.2 z.St.). W Eingeleitet wird er mil der Wendung il OE l(Cl.Qnor; TOU nVl::u~tatOr; EOtlV. Die Verwendung des S\lbSl;l.lllivs J<.ClQnix; hat vermutlich seinen Grund darin, daß "der Ausdruck i:QyCl toll n\'r.u~lator; wegen des Parallelismus mit i\.,.,CL \,OIIOU rniß\'erstanden werden könnte" (Vouga, Galater 139; vgl. Barrett, Ff(.'Cdom 77; Longenecker [Galatians 259], der sich Barren anschließt). DafUr sprichl, daß der Verfasser bereiLS 4rfa Ti'K oaQJ<.or; (Ga I 5,19) parallel zu CQYCl \'U~IOU gebildet h;n (s. o. S. 130 Anm. 347) und damit CQYCl negaliv beselzt ist.. ~ XQ'lod,n,r; bezeichnet "die Vorl.üglichkeit einer Person oder ihres Charakters, ihre Güte und ihre Freund lichkeit~ (Vouga, Galaler 140; vgl. Bauer/Aland, s. v. XQf}OtOnl; 1767). Zum Ausdruck kommt diese Eigensehafl erst in Anwendung gegenüber anderen. m AYllllwoUVT) Uberschneidet sich in der Bedeuwng mit 'X.Q110T0T1]r; (vgl. ßurton, Galatians 316; Vouga, Galater 140; vgl. Bauer/Aland, s.v. aYCl!koouvl16). .loO Aufgrund der Einreihung in zwischenmenschliches Verhalten kann nlonr; hier nur ~Treue~ und nicht "Glauben" meinen; vgl. Belz (Gal:llemrief 490 mit Anm. 156), der auf den allgemeinen Forschungskonsens in dieser Deulung hinweist. lOol MClY.(lOÖO~lCl bezeichnet zwar in erster Linie eine persönliche Haltung, die ~ßeständig keit der Seele lroLZ des äußeren Druckes" (Vouga, Galater 139), ~Geduld~, "Ausdauer", ~S\:lndhaftigkeit" (vgl. Bauer/Aland, s. v. ILClY.QOÖOIIICl I. 990). Diese Eigenschaft kann sich jedoch auch auf den Umgang mit anderen beziehen im Sinne von ~Langlllut gegen andere~ (Bauer/Aland, s. v. IIClXQO{}uIIICL 2. 990 [im Original teilweise hef'..orgehoben); vgl. ßurton. }l/>
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11. Eine textpragmatische Analyse von G:l1 5 und 6
Aufzählung durch die aycmTJ. Sie ist das wesentliche Kennzeichen christlichen Glaubens und das Verhalten, das der Einheit aller in Christus entspricht (Gal 5,6:l4>2). Zur ayanTJ hatte der Verfasser seine Adressaten in Gal 5, 13c bereits explizit gedrängt. So wie der Lasterkatalog verobjektivierend den adressatenbezogen formulierten Gedanken von Gal 5,15 aufnah m :l4>J, so knüpft der T ugendkalalog an Gal 5, 13c an und überführt den direkten Appell in die Modell-Rede. Der Verfasser forderte die Adressaten in Gal 5,I3c also zu nichts anderem auf als dazu, das Allgemeinchristliche zu realisieren. Dem Tugendkatalog folgt in Gal 5,23b parallel zu Gal 5,21b ein Kommentarsatz. Auffälligerweise nennt dieser aber nicht in Entsprechung zu 5,21b die eschatologische Konsequenz für die, die im Herrschaftsbereich der Geistes sind. Der Verfasser spricht vielmehr noch einmal das Thema "Gesetz" an: XU,Ct H1>V ,000lnwv oUx ECJ'!lV v6Ilo~. Toov "(ololnwv ist auf die zuvor genannten Tugenden zu beziehen. Dafür spricht die Parallelität des Satzes zu Gal 5,2Ib. wo"(a TOlUlnu die zuvor genannten Verhaltensweisen meint und nicht die Täter der Laster.:l4>4 Inhaltlich hält der Teilvers fest: Gegen die gerade genannten Eigenschaften, gegen dieses Verhalten ist das Gesetz nicht. Der Kommentarsatz "spricht eigentlich eine Selbstverständlichkeit aus"J65, so daß sich zu Recht die Frage stellt: "Why should Paul need to point out that there is no law against ,love. joy. peace' etc.?"J66 Der Kommentarsatz hat die Funktion, die in Gal 5,14 erfolgte "Assoziation" des Gesetzes mit dem göttlichen Gcistbereich 31>7 noch einmal betont abzusichern. Der Hinweis auf das Gesetz erfolgt hier in demselben Koordinatensystem Geist - Liebe - Gesetz wie in Gal 5,13 Galalians 315; Mußncr, GablCrbrief 387). Diese Bedeutung legt sich hier nahe aufgrund des Konlextes, in dem Ital'{lOOuIÜU steht. MuxQO{tUltlU ist in eine Reihe gestell\ mit ciQitVl'1 und XQ11Olonll;. oYO{t(l)('lOVll. Rlonc;. RQUihTIC;, wodurch bei l-lUl'{lOOuIIIO Sl.'irker der Aspekt der Ausübung dieser Tugend gegcnUber anderen betont wird. - Die abschließende Nennung von {;yxQOcno könille d3durch bedingt sein, daß cyxQOn:ta sachlich l-ldKH und J«iJWH korrespondien, den zulet1.t genannten Lastern des Lasterkauloges (vgl. Burton, Galatians 318). 'Eyl«Kin:\o hiltte dann wie xoQti keine spez.ielle Funktion hinsichtlich der aktuellen Situalion, sondern würde die Liste mit immer Richtigem auffüllen, so daß die Aufz.;thlung Modcl1charakter gewinnL JItJ Vgl. zum Bezug von Gal 5,6 ZU Gal 3,26-28 o. S. 68 f. .ItJ
S. o. S. 128 .
Vgl. Barclay, Trum 122; Belz, Galaterbrief 491; Dunn, Galatians 313; Mußner, Galalerbrief 389; Schlier, Galater 262 f; unentschieden bleibt Vouga (Galater 141), ilhnlich Oepke (Galater 183). J66 Mußner, Gal:tterbricf 389; vgl. Barclay, Tnlth 122 f; Oepke, Galater 183; Schlier, Galater 262 . ..... ßarclay, T ruth 122. W Vgl. noch einmal o. die Auslegung 1.1I Gal 5,14 S. 107 f. .\000
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und 14 ..l68 Das Gesetz ist in Gal 5,22 f wiederum der Seite des Geistes zugeordnet und erscheint im Zusammenhang mit der Liebe, dem z.entralen Merkmal des Glaubens bzw. des Geistbereichs. Wie in Gal 5,13 f wird im Aussagegefälle von Geist und Liebe herkommend das Gesetz zum Thema. Parallel zu Gal 5, t 3 f gibt Gal S,23b eine Zusatzinforma~ tion WJ , die das Gesetz in einen Zusammenhang mit der Frucht des Geistes bringt. Der Teilvers zielt auf den Gedanken, daß ein Einklang besteht zwischen den genannten Tugenden und dem Gesetz. Anders formuliert: Der Tugendkatalog nennt Werte, die auch vom Gesetz geteilt werden. Diese Aussage ist sachlich tatsächlich selbstverständlich: Natürlich steht das Gesetz nicht gegen die Frucht des Geistes, schon gar nicht nach der Aussage von Gal 5,13 f. Wenn das Gesetz in der Liebe zur Erfüllung gekommen ist, dann kann es kaum etwas gegen die Liebe und die weiteren Tugenden einzuwenden haben, die unter diesem Zeichen stehen. PO Der Vers Gal 5,23b hat genau die Funktion, diese Selbstverständlichkeit auswsagen. Der Verfasser wiederholt pointiert die Sachaussage von Gal 5,13 f: Das Gesetz mit seiner Intention ist in der Frucht des Geistes, der Liebe, zu seiner Erfüllung gekommen. Damit wird die Verbindung des Gesetzes an sich mit dem nVf.\)~la-Bereich bekräftigt,l11 Notwendig ist diese erneute Absicherung dieses Gedankens aufgnmd des Verses Gal 5,18. m Nachdem Gal 5,13 f Gesetzesgehorsam und Gesetz an sich voneinander dissoziiert - Das Stichwort "Geist" findet sich in G:l1 5,22 und impliz.it in G:l1 5, 13c. Daß es sich in 5,1 Jc um eine Aufforderung handelt, sich dem nw:u!Jo.-Bcrcich entsprechend z.u verhalten, ist deutlich ober den Rückbezug des Teikerses auf Vers 5,6, der noch an der Bestimmung nw:u!Jo.u von Gal 5,5 p:lrtizipiert. D:ls Stichwort "Liebe~ kommt in Gal 5,22 sowie in Gal 5,Ue. 10\ vor. Das ~Gesetz.~ findet sich in Gal 5,23b und in Gal 5,14. j/o9 So wie in Gal 5,IH die Aufforderung zur Liebe nicht durch den Hinweis auf das Gcset7. begründet wurde (vgl. o. S. 103), so wird auch hier nicht der Tugendkatalog durch das Gesel1. legitimiert, so daß der Teilvers Gal 5,23b dar:wf zielte, die vorangegangenen Tugenden durch das Arg\lment zu stützen: "Das alles gilt, weil das Gesetz das auch so sicht," Gal 5,23b bietet vielmehr parallel zu Gal 5, IJ feine Erlitutcrung des Tugendkataloges durch einen Hinweis :luf das Gesetz, .l1C Die Vermutung, Paulus denke hier ":ln das Gesetz von Ga13,19" (Vouga, Galater 14lj \'gl, ithnlich Fee, Frccdom 210), er:sL1unt. Auch wenn VOIIO<:; hier ohne Frage nichl irg{'lldein beliebiges anderes Ges("tz. (vgl. Vouga, Galater 140f) meint, sondern die jüdische Tnora, wird nicht deutlich, warum Gal 5,nb sich auf diesen weit zurückliegenden Vers beziehen soll. Übergangen wird damit di(" Pointe von G:l1 5,nb, die darin beSieht, daß erneut von dem redefinierten Gesell. aus G:l1 5.14 (Iie Rede ist (s. o. zu G:l1 5,14 S. 104 ff). VI Der Vers hat nicht das "Anliegen, auch hi("r di(" Freih("it vorn G("sctz :lls letzlen Gedanken vor die G:lbt("r hinz.ustellen" (so Eckert, VerkUndigung 158; vgl. 141), indem festgehalt("n wird: "Das Pneuma, nicht das Gesetz, ,treibt' den Christen zu diesen Tugenden" (Mußner, Gal:lterbrief 389j vgl. auch Ocpke, Galater 183j Schlier, Galater 262 f). Gal 5,23b betont doch gerade die ObertillJtimmling des Gesetzes mit den zuvor genannlen Tugenden und dcut("t in nichts an, dieS("s h:lbe mit solchen V(·rhalwnswcisen nichts zu tun (vgl. zudem zur Bedeutung von \'0110<:; in Gal 5,nb Anm. 370). m Zum Ruckbczug auf Gal 5,18 vgl. DUOll, Galatians 313.
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
hatte, kommt Gal 5,18 auf das Thema "Gesetzesgehorsam" zuriick, auf das önö-vo~ov-Sein, das der o:a.Q~-Seite zugehört.}7) Danach sichert der Verfasser in Gal 5,23b ab, daß die Dissoziation von öno vo~ov und VOIlO~ bei den Adressaten auch angekommen ist, indem er diese explizit wiederholt und einschärft: Gegen diese Dinge hat das Gesetz nichts, denn in ihnen kommt es gerade zur Erfüllung. 374 Unter pragmatischer Perspektive zieht der Satz gerade durch seine inhaltliche Selbseverständlichkeit Aufmerksamkeit auf sich. Obwohl als Aussage formuliert, fordert seine Negativformulierung einer rhetorischen Frage vergleichbar die Zustimmung der Adressaten heraus. Auch hier kann der Verfasser erneut die Überzeugungen der realen Adressaten einsetzen. Der Satz ist nicht nur selbstverständlich im Blick auf das in Gal 5,13 f modifizierte Verständnis von Gesetz. Auch im Verstehenshorizont der realen Adressaten können diese dem Verfasser nur Recht geben: Die genannten Tugenden stehen ohne Frage im Einklang mit der jüdischen Thora. Wie schon beim Lasterkatalog löst der Verfasser die Überzeugungen der Adressaten aus dem Zusammenhang, in dem sie für die Galater stehen, und macht sie für seine eigene Sache nutzbar. Die realen Adressaten können sich der Zustimmung zu dem in Gal 5,23b Gesagten kaum entziehen. Sie stimmen jedoch einer ganz anderen Sache zu als der ihrigen. 375 $. noch einmal o. $. 122 ff. ))4 GestiHzt wird diese Auslegung durch eine Beobachtun~ von Barday zur Einleitung des Tugendk:Haloges durch" Si; xae1tOi; tou nVEulWtOi; (Gal 5,22). Barclay sieht in dem Bild der Frucht eine Anspielung auf die prophetische Tradition des AT Ues 32,15 fi Joel 2,18-3,2; Jes 27,2-6; 37,30-32; Jer 31,27 f u. ö.; vgl. die ausfUhrlichc Zusammenstellung bei Barclay, Truth 120f mit den Anm. 41-44): ~Paul's reference to the ,fruit of the Spirit' rnay ... be intended to e\'oke the prophetie statemenlS on Israel and thc promise of her future: such fruit is wh at God has always demandcd of his people and whal was prom;scd for thc ,age lO come'" (Tnllh 121). Paulus will nach Barclay darauf hinaus, daß jetu, "in ,the fulness of lime' (Gal 4.4) as ,me Spirit is poured OUl from on high' (Is 32.15), lhe pcoplc of God are able to producc lhe ,fruit' which was expccted of them~ (Trulh 121). Trifft diese Anspielung 7.U, dann findet sieh in Gal 5,22 f eschatologisch gef!imte Tenninologie, so wie in Gal 5,13 f. Bcide Textstellen sprechen dann ubereinstimmend von der eschatologischen ErfUlIung göttlichen Willens im Christusbercich. ~ Vgl. ßarclay, der ebenfalls die N!ihe der Aussage zur Übel7..eugung der reale'l Adressaten geltend macht., jedoch zu einer ganz anderen Aussage über die pragmatische Ab7.weckung des Verses kommt: "Paul's statement IS entircly corrt.'C1 and mUSl have been calculated to ha\'c some persuasive force in inducing the Galatians to entrust themsel\'es to the leading of lhe Spirit~ (Truth 124 ~ Der Vers teill also die apologetische Stoß richtung, die Barday aufgrund der von ihm rekonstruienen Adrcssatensitualion ausmacht (s. o. im ForschungsUbcrblick $.50 ff): .. Paul uses such a list to cornmend lhe morality of life in lhe Spirit as comp:l.lible with the Iaw (rruth 125; vgl. Setz, Galaterbrief 491 f; Dunn, Galatians 313~ Ftlr sich genommen paßt der Vers gut in eine solche Gesprochslage. Diese mUßte jedoch durchg!ingig an der Gest:lltung des ganzen Abschnittes Gal 5,13 ff aufgewiesen werden, da ein Teih'ers nicht isoliert funktionierl (eine solche durchgängige Analyse findet sich JJ)
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2. Textanalysen
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Gal 5,24 führt den belehrenden Stil fort, der seit Gal 5,19 vorherrscht. Der Verfasser kommt auf das Thema oae~ zurück und spricht in verobjektivierender Weise über das Verhältnis der Christusgläubigen zur OCtQ~. Er macht eine feststellende Aussage über die Vergangenheit: Die des Christus haben die OCtQ~ mit ihren Begierden und Leidenschaften bereits gekreuzigt. Für die im nVEuJ.w.-Bereich Lebenden hat sich die oaQ~ mitsamt ihren Erscheinungsfomlcn erledigt. Sachlich ist die Exklusivität der Bereiche oCtQ~ und nVf;u~la bestimmend, die der Verfasser seit Gal 5,16 geltend macht. 176 Gal 5,18 haue die Konsequenz für eine konkrete Erscheinungsform der oCt~ im Blick auf die Adressaten gezogen: Wenn sie vom Geist bestimmt sind, dann schließt es sich automatisch aus, unter dem Gesetz zu sein. m Mit Gal 5,24 formuliert der Verfasser dieses Verhältnis verobjektivierend und grundsätzlich: Die, die vom Geist bestimmt sind, haben die oCt~· Herrschaft hinter sich gelassen. D. h. Gesetzesgehorsam und Beschneidung (Gal 5,18) sowie das gemeinschaftszerstörende Verhalten, das ihrer Akzeptanz innewohnt (Gal 5,19-2Ia), ist für die Christusgläubigen definitiv ausgeschlossen. Mit dieser Fonnulienlllg siedelt der Verfasser die Christusgläubigen jenseits des Konflikts zwischen Fleisch und Geist auf der Seite des 1tVEU~la an. Für sie ist dieser Konflikt längst zuungunsten der oUQ~ entschieden. Entsprechend erscheint die oui?S hier nur noch als Objekt des Handelns derer, die des Christus sind. 178 jedoch weder bei Barday noch bei Betz). Zu den Grllnden, warum die angenommene Gesprächslage, die eine apologClische Ausrichtung des Teilverses Gal S,23b bzw. des Gesamt:lbschnittcs bedingl, nicht plausibel zu machen ist, vgl. noch einmal zu Gal S, 16 S. 118 Anm. 288 und Anm. 289 sowie grundsätzlich S. 96 ff. }'" S. o. 1.U Gal S, 16 S. 117 fi vgl. Vouga, Gabter 141. )J1 S. o. 1.U Gal 5,18 S. 122 H. J/1 Daß die Christusgläubigen als aktiv Handelnde erscheinen, bedeutet nicht dit, Aufhebung des Gnmdgedankens aus dem vorangegangenen Gt-dankeng:lng, daß die eigentlichen Akteure die M:ichte sind, Denn solch Handelnde sind die GI~ubigen nicht aus sich heraus, sondern als oi rou XVloro!l Sie sind es als solche, die Christus zur Freiheit befreit hat (Ga I 5,1), die des Christus sind (Gal 3,29: t:i u~u:i;- XQIOWU), weil sie auf ihn getauft sind und ihn angezogen haben (Gal 3,27), als die, die mit Christus mitgekreuzigt worden sind, damit Christus in ihnen lebt (Gal 2,19 f; vgL zu den Bezügen Betz, Galaterbrief 492; zu Gal 2,19 f Vouga, Galater 141; Weder, Kreuz 198 ff). Handelndes Subjekt der Christusgläubigen ist also Christus. Nicht sachgemäß ist es daher, das aktivische COHlUt.)(OO(l.V dahin gehend zu verstehen, es hebe "das Moment der EnlSChcidung hervor: die Glaubenden haben sich fUr das Pneuma und gegen das Fleisch en15chieden~ (Mußner, Gabterbricf 390) b1.w, es betone die menschliche Ver:llltwortung, "a responsibility activrly to participate in the killing off of thl" nesh" (Dunn, Gabtians 315), Der Vers bleibt sachlich bei der menschlichen Fremdbestimmung, er spricht jedoch an dieser Strlle nicht von den Mächten her, sondern nimmt die menschliche Perspcktivl" ein und beschreibt das Handeln derer, die von Christus bestimmt werden. Die Spannung zwischen aktivischer Fonnulierung (i:oT«ÜQtooCl.v) und dem Gedanken, daß das eigentliche Subjekt dennoch Christus ist, lOst sich auch hier, wenn man vom "Hcrrschaf15bereich~ her denkt (\'gl. o. S. 121),
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
Unter pragmatischer Perspektive stellt der Verfasser seinen Adressaten modellhaft die christliche Existenz vor Augen. Damit zwingt er sie in eine kJare Alternative: Wollen die Adressaten sich als Ol tOO XQI0100 verstehen, so schließt sich für sie Gesetzesgehorsam und Beschneidung definitiv aus. Wollen sie bei ihrem Standpunkt bleiben, dann spricht ihnen der Vers ab, noch weiter die des Christus zu sein. Denn eine Synthese zwischen Gesetzesgehorsam und Christusglauben ist eine "unmögliche Möglichkeit", ein Widerspruch in sich. Welche Entscheidung die Adressaten nach Auffassung des Verfassers fällen sollen, macht der folgende Vers Gal 5,25 deutlich. Der Verfasser kehrt zu einer adressatenorientierten Aussage zurück und spricht sie in Gal 5,25a als solche an, die sich mit dem Modell von Gal 5,24 identifizieren. Durch die"Wir"-Formulierung schließt er sie mit sich und der christlichen Glaubensgemeinschaft zusammen. Damit sieht er sie konform mit dem allgemeinchristlichen Standpunkt von Gal 5,5 f. Gal 5,25 nimmt die 1. Person Plural wieder auf, die mit Gal 5,7 in ein Gegenüber von Adressaten und Verfasser aufgelöst wurde, das den Gedankengang bis Gal 5,24 bestimmte. Zu Gal 5,5-7 bestehen über Gal 5,16 noch weitere Verbindungen: Die Bestimmung nVf.u~cm findet sich sowohl in Gal 5,25 wie in 5, 16a und 5,5. An allen drei Stellen finden sich Verben, die zum selben Wortfeld gehören: 01OlX€i v 37'l (Gal 5,25), n€QLnan:iv (Gal 5,16), lQEx€lV (Gal 5,7).380
Das Verb (HOlxciv ist ursprilnglich ein milit.'irischer Ausdruck und bedeutet .sich in einem OHllXor;:, in ei/JeT Reihe befindelJ" (DeJJing, ThWNT VII 666; vgl. Bclz, Galaterbrief 499; Mußner, Gabterbrief 391; Voug:l, Galater 144), wobei OTOixo.; ~ von ou:iXUl marschiere,,, in eilJrT Reihe gehr,,~ :lbzuleiten ist (Delling, ThWNT Vil 666 Anm. I). In Ubertf:lgenem Sinne meint es "iibrreillSlimme.t, "in Ei/Jkla"g Jein~ (Delling, ThwNT VII 667; vgl. Mußner, G:'Ihterbrief 391; Vouga, G:'Ilater 144). Die Parallelität 7.l1 G:ll 5,16 leglnahe, OH"l\x.dv in Gal 5,25b so zu verstehen, daß die ursprtingliche Bedeutung milklingl. P:lulus fordert die Adressaten auf, ~:llle in Reih' und Glied hinter dem Geist :lls Fuhrer herl.Umarschiefl'n~ (Bell., Galaterbrief 499; vgl. ähnlich Barcby, Truth 155; ßurton, Gabti:lns ]22; Ocpke, G:!.later 186; Schlier, G:llater 268 f). Mußner (Gabterbrief ]91) lehnt im Anschluß an Delling (Th'WNT VII 668) diese Bedeutung mit dem Argument ab, OfOlXl;iv sei nicht synonym zu nr-elncltl:iv in G:ll 5,16 (vgl. auch Weder, Normativität 144; s. ferner Pfeiffer [Einweisung 243-249], der fUr seine Entscheidung zugunsten der ßedeUlung ..im Einklang sein" Ga15,16 jedoch unbcrilcksichligt läßt~ D:lS oben vorgeschbgene Versländnis von OllllXdv setzt jedoch gar keine Synonymit:it im engeren Sinne mit nt{Hncuclv vor:IUS, sondern nimmt I<:diglich eine semantische Verwandtsch:lft zwischen beiden Verben :ln, die über das Bedeutungsclement "gehen, marschieren, wandeln" besteht. tttnXciv hat gegenuber nf.QlnCUclv einen eige· nen Akzent, indem das Moment der geschlossenen Gefolgschaft unter der Leitung einer Autoritäl im Vordergrund steht. Die Vorstellung der Bewegung steht aber dennoch im Hintergrund, so daß eille Verwandtschaft der Aussage von Gar 5,25 mit G:l1 5,16:l durch:lus gegeben ist (vgl. Schlier, Galater 268 f; Ocpke, Gal:lter 186). )lI;I Die Verbindung zwischen G:l1 5,25 und Gal 5,16 then1:ltisiercn Betz (G:llaterbricf 499), Barclay (rruth 155), Iluflon (Gabtians 322), Dunn (Gabti:lns ]17), Mußncr (G:llaterbrief V9
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2. Textanalysen
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Schon mit Gal 5.5-7 hatte der Verfasser die Adressaten dazu bewegen wollen, die allgemeinchristliche Sicht zu übernehmen und sich damit von ihrem derzeitigen Unternehmen zu distanzieren. Rhetorisch setzte er dort die"Wir"-Fonnulierung sowie den Hinweis auf die Vergangenheit der Adressaten ein (EtQEX€:U: xaA~).l81 Mit Gal 5,16 drängte der Verfasser seine Adressaten explizit zur (erneuten) Übernahme des gemeinchristlichen Standpunktes (nveu~un m;emalElu;).382 Mit Gal 5,25a sieht der Verfasser seine Bemühungen von Gal 5,5-7 und Gal 5,16 rhetorisch als erfolgreich an m und spricht die Adressaten gegenwiirtig als solche an. die die allgemeinchristliche Sicht teilen: Ei 'WjlEV nVEU~(l"[l (Gal 5,25a).384 Diese Konsta.tienmg der Wiedereingliederung der Adressaten in die christliche Glaubensgemeinschaft bildet die Protasis für die folgende Aufforderung. Dadurch erscheint sie als selbstverständliche Voraussetzung. Der Verfasser thematisiert die Reintegration der Adressaten gar nicht mehr eigens, sondern setzt sie als gegeben voraus. Dieses Vorgehen erhöht die rhetorische Kraft der Wiedereingliedenmg: Sie wird als unstrittige Tatsache präsentiert. Die mit Gal 5,25b folgende Aufforderung (nvEU~aTt xUl OlOlXWllEV) ist dieser Reintegration entsprechend als Selbstaufforderung an die Gemeinschaft der ChristlIsgläubigen als ganzer gestaltet. Die Adressaten werden nicht mehr als "Abtrünnige" ernlahnt, sondern im Rahmen einer Ennahnung, die allen Christllsgläubigen gilt. dazu aufgefordert385 , in dem Stand dauerhaft3 s6 zu bleiben, der der ihrige ist. 38J Inhaltlich fordert Gal 5,25b 391) und Vouga (Galatcr 144). Betz, Burton und Vouga machen zudcm auf dic Parallelität der formulierongen von Gal 5,25b; 5,18a und 16a aufmerksam (zur sachlichen Übereinstimmung \'On Gal 5,18 und Gal 5,16 sowie 7.um spezifischen Unterschied hinsichtlich ihrer jeweiligen Pragmatik vgl. o. S.123ff). Der RUckbezug des Verses zu Gal 5,5-7 wird bei keinem der genannten Ausleger gesehen. • , 5. o. S. 69 H. )I;l S.o. 5.117f. .IfJ Vgl. in dieser Richtung schon Gal 5, 18a (s.l,). S. 124 f). J84 Den Realis der Aussage betonen Burton (Galatians 321 f), Martyn (Galatians 545), Mußner (Galaterbrief 391), Schlier (Galater 268) und Vouga (Galater 144). :Im Vgl. Suhl, Galaterbrief 3127,3128. Dieses Charakteristikum übergeht Dunn in seiner Auslegung: "Paul .. , docs not see the Spirit as an anarchic power disnLptive of all order, and cQnti"ues to wam against treating the frccdom given by the Spirit as a licencc of sdf.indulgl·nce~ (Dunn, Galatians 318 (Hervorhebung von mir]). Bei diesem Verständnis bewegt sich die Mahnung des Apostels in Gal 5,25 seit Gal 5,13 uO\'erändert in denselben Bahnen, Der unter pragmatischer Perspektive erfolgende Fortschritt des Textes, der mit Gal 5,25 in der Reintegration der Adressaten ins gemeinchristJiche ..Wir" gipfelt, kommt dabei nicht in den Blick. Bei den meisten Auslegern bleibt die pragmatische Besonderheit des Verses unbeachtet; vgl. z. B. die Ausleg\lllg des Verses bei Betl. (Galaterbrief 498-500), Mußner (Galaterbrief 391) und Vouga (Galatcr 144~ j80 Zum Imperativ Präsens vgl. BOR § 336. W Der Sinn des mit Gal 5,25 gegebenen Verhältnisses von Indikativ und Imperativ er-
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11. Eine lcxtpragmalische Analyse von Gal 5 und 6
zu einem Leben nach Maggabe des allgemeinchristlichen Standpunktes auf, wie er in Gal 5,5 f fomlUliert ist In unmittelbarem Anschluß an den Tugendkatalog (Gal 5,22-23a) bedeutet das konkret, dem Glauben Ausdruck zu verleihen in gemeinschaftsfördemdem Verhalten unter dem Zeichen der Liebe. Gal 5,26 führt die gemeinchristliche Selbstaufforderung von Gal 5,25 weiter. Der Vers benennt ein Verhalten, das durch den geforderten Wandel im Geiste ausgeschlossen sein 5011: 11~ YlVro~ld}a xEv6So~OI. Mit xEvo5<x;0l bringt der Verfasser ein neues Stichwort ins Spiel. K€vo50~o~ bezeichnet jemanden, ..der sich ein unbegriindetes Ansehen (x€VTl56~a) zu verschaffen weiß oder zu verschaffen sucht"388, jemanden, der durch "Ieeren Ruhm, hohles Ansehen" gekennzeichnet ist. m Spezifiziert wird diese Eigenschaft in Gal 5,26 durch die untergeordneten Partizipien nQoxaAOU~l€VOl und lj)6ovoüvn;~. Die Verben nehmen noch einmal das Thema ..Gemeinschaftszerstörung" auf. Das Verb 1tQOY.Cl4:iv spielt auf die Verhaltensweisen an, die das Zentrum des Lasterkataloges bilden (Gal 5,20-21) und das Gal 5,\5 in bildhafter Überzeichnung benennt. <1>60VElV bezieht sich in tenninologischer Übereinstimmung zuriick auf lj)6ovol (Gal 5,21). Das gemeinschaftszerstörende Verhalten, das im Rahmen des Lasterka· taloges zu den"Werken des Reisches" gerechnet wurde, deutet der Verfasser mit Gal 5,26 als Ausdruck der ltEVo50;ia.. Damit rechnet er zum einen xEvo6o~ia ebenfalls zum (JCr.~-Bereich.m Zum anderen faßt er das schließt sich m. E. stimmig mit der I'on K1iscmann vorgeschlagenen Fonne!: nBleibe bei dcm dir gegebencn Herrn und in seincr Herrschaft" (K.:l.semann, Gottesgcrechtigkeit 188). Eine ausfuhrliche Diskussion des Ansatzes paulinischer Ethik und dcr zu dieser Frage vertrrtenen Forschungspositionen ist im R.,hmen dicser Arbeit nicht zu leisten (vgl. als Überblick uber die Problemlage Ecken, Indikativ 168 ff [dazu das Koreferat \·on Zdler, Indikativ 190 ffl; Könner, Rechtfertigung 9} ff; Schrnge, Ethik 175 ff; Schulz, Ethik 380 ff sowie die ncbcn K1iscmann .. klassischen" Bestimmungen dcs Indikatil'-Impcrativ-Verh:iltnisses bei Bultmann ["I"ncologie 33<\ f; Problem 36 ff] und Bomkamm [Taufe 3<\ ff, bes. H ff]). J8I Oepke, l'l1WNT 111 662. wt Oepke gibt X&.... ö~~ mit ~großsprecheriJch, praJ,leriKh, ehrgeizig" wieder (InWNT 111 662). Denkbar ist auch einc Übersetzung I'on yiw:06a.l K€.... Ö~Oi; mit nruhmsUchtig sein (vgl. Vouga, Galater 1<\5), ~ruhmrcdig scin" (Ocpke, Galater 185), "eitler Ehre nachjagen" (Bccker, Galater 91; BclZ, Galaterbrief 495; Vouga, Gabler 143). Mir erscheint eine Übersetzung mit "hohles Ansehen habel1~, ~lcerrUhmig sein" (I'gl. Dünn [Galatians 318], der I'on "empty glory" spricht) den beiden BeS13.ndteilen des Wortes am besten Rechnung ?u tragen: X&VÖC; bt.-deutet ~/eer, oh"e Inhalf, ~hohl, nichtig" (Oepke, ThWNT 111 659), &öl;a ~d. Ruhm, d. Ansehen" (Bauer/Aland, s.l'. ~a. 3. 410 (im Original hervorgehoben]). )'10 Die starke Ruckbezogenheil des Verses legt cs nahe, mit dem Vcrs kcinen nruen Abschnitt beginnen zu lassen (so Mußncr, Galaterbrief 395 f). Von Gal 5,26 her erscheint es auch nicht ratsam, den mit Gal 5,16 beginnenden Abschnitt bereits mit Gal 5,24 beende! zu schen (so Barday, T ruth 149; ßccker, Galaler 91; ßcl1., Galaterbrief 435 f. 496; Dunn, M
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2. Textanalysen
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Thema "Gemeinschaftszerstönmg" als Ausdmck von XEvooo~la unter einem neuen Aspekt ins Auge. Mit Gal 5.15 und Gal 5,19-21 b brachte er Gemeinschaftszerstömng als Verhalten zur Sprache, das der Anerkennung von Gesetzesgehorsam und Beschneidung zwangsläufig innewohnt. Sie zerstört die Gemeinschaft aller in Christus durch eine erneute hierarchisie~ rende Gmppenbildung. Damit ist die soziale Dimension der gegenwärtigen theologischen Krise benannt. 391 Ihr entspricht als individuelle Dimension die Einschätzung, "Ansehen zu haben". Beides, soziale und individuelle Dimension, gehört sachlich zusammen. Der Zugehörigkeit zu einer Gmppe, die als anderen überlegen gilt, entspricht das Selbstverständnis, mit dieser Zugehörigkeit ein gewisses Ansehen zu haben. Oder anders formuliert: Das Überlegenheitsgefuhl der Gmppe speist sich aus dem Selbstverständnis derer, die diese Gmppe konstituieren, dem Verständnis, besonderes Ansehen zu haben. 392 Diese Dimension des Konfliktes um Gesetzesgehorsam und Beschneidung ist wiedcmm nicht neu im Brief. Angedeutet findet sie sich bereits im Zusammenhang mit dem "historischen Modellfall" für die galatische Situation (Gal 2,1-14. 15-21). Die Probleme werden hier ausgelöst durch Gmppen bzw. Einzelpersonen dieser Gruppen. die ein bestimmtes Ansehen Galatians 317; Lühnnann, Galater 95; Martyn, Gabtians 541 f; Schlier, Galater 268; VOllga, Galater 144). Gal 5,25 und 5,26 bilden noch jeweils ein nv(:uIHl- bzw. OliQ1;-Elemenl innerhalb der durchgangigen nv(;uJ.!Cl-ouQl;-Struktur des Gesamlabschniues Gal 5,16 ff (zur Frage der Telttabgrcnzung \'gl. noch einmal o. S. 116 f mit Anm. 277). )'I, Vgl. o. w Gal 5,15 S. 110 ff. )'11 Die Verbindung ~.wischen der Haltung der xl:voooi;tu und dem yorgängigen lbema der Gerneinschafuurstörung, die Paulus in Gal 5,15 und 19-21h anspricht, benennen Barclay (fruth 156), Martyn (Galatians 545), Mußner (Galaterbrief 396), VOllga (Galater 144 f); ygl. auch Betz (G:lI.aterbrief 501) und Dunn (Galatians 318), die jedoch \'ager bleiben. Den inneren Zusammenhang zum lbema "Gesetzesgehorsam und Beschneidung" sehen sie jedoch nicht. Allenfalls erwagen einige Ausleger, wie bereits im Zusammenhang mit Gal 5,15, einen Bezug ~.ur aktuellen Situation, der darin besteht, daß die Auseinandersetzungen mit den Gegnem zu Konnikten innerhalb der Gemeinden gduhrt haben, die nun ein zus:itzliches Problem neben dem theologischen Streit um die Geltung des Gesetzes darstellen (\'gl. Baumert, Gewinn 80; BarcJay, Truth 156; Burton, Galatians 323; Martyn, Galatians 545; s. daw o. S. I09ff). - Ein anderes Verstandnis des Verses 5,26 schl:lgt Ester vor; Gal 5,26 "raises a sornewhat different issue. 'What we haye here is Yirtually a summary of Mediterranean man, always sec king to proyoke others who were not kin to social contesu of challenge and response in order to win honour" (Esler, Boundaries 236; \'gl. Esler, Galatians 230). In 5,26 Paulus "may hayc in his sighu a general problem POS('({ by the social enyironment more than the partiCllbr issue raised by Judaism" (Esler, Boundaries 236). Diese Dt'uwng iSl deswegen nicht recht überzeugend, da es keinen Anlaß gibl, davon aus~.ugehen, Paulus überschreite nun deli Rahmen seiner Auseinandersetzung mit dem Judentum. Der Vers signalisiert keine solche Perspektiverweiterung und das Problem, das 5,26 benennt, laßt sich genausogut, wenn nicht gar besser, als eines verstehen, das durch "the particular issuc raiscd by Judaism~ (Eslcr, Boundaries 236) gestellt ist.
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11. Eine textpragmatische Analyse von Ga! 5 und 6
haben: oi Soxoovu;~ (dVCtl n: Gal 2,2.6), oi Soxoüvt:€t;; 0"(0).01 EtVCtI (Ga I 2,9).3'H In der Verwendung der Bezeichnung oi Soxoovn;~ schwingt deutlich "das Moment der Distanzierung"394 des Verfassers von diesem Anspruch der Gruppe mit, das er im parenthetischen Einschub in Gal 2,6a explizien und mit einer Begründung versieht: onotoi nO.E ~aav oooiv ~Ol otettpi(Jm' nQooOJ1tOV 6 6EO~ Cr.v6Qwnou ou ACt~tßcivEI.395 Dieses Thema deutet sodann Gal 5,10 im Blick auf die aktuelle Situation der Adressaten an. Die Urteilsankündigung an die Gegner ergänzt der Apostel durch den kJeinen Nachsatz öan~ ECr.V TI. Mit GaJ 5,26 bringt der Verfasser dieses Thema aus der Sicht des gemeinchristlichen "Wir" zur Sprache. Das Ansehen, das sich mit Zugehörigkeit zur hierarchisch höherstehenden Gruppe verbindet, entlarvt er mit Gal 5,26 als hohl und leer. Die Annahme eines besonderen Status, der sich mit der Akzeptanz jüdischer Lebensweise verbindet, ist eine Fehleinschätzung. Es ist ein falscher Ruhm, der sich lediglich in Gemeinschaftszerstörung äußert. Er gründet auf irdisch-menschlicher Unterscheidung und Hierarchisierung und gehört deswegen in den Bereich der aaQJ;. Dieser leere Ruhm, der sich in Gemeinschaftszerstörung äußert, soll für die Adressaten als Teil des gemeinchristlichen »Wir" ausgeschlossen sein. Das gilt untereinander, aber auch in Bezug auf den Verfasser, der sich durch die»Wir".Fonl1ulierung in die Aufforderung mit einbezieht. Der Vers zielt also auch auf die Befriedung des Verhältnisses zwischen Verfasser und Adressanten. Daß dies nötig ist, zeigt der Vers Gal 4,16, in dem Paulus die Feindschaft zwischen sich und den Adressaten benennt. Die Beziehung Verfasser - Adressaten ist ein exemplarischer Fall der umfassend notwendigen Wiederherstellung von Gemeinschaft. An ihr hängt mehr als persönliche Sympathie oder Antipathie oder die gekränkte Eitelkeit des Apostels. Sie hat theologische Bedeutung. Sie ist um der Einheit in Christus willen nötig. 396
Vgl. o. S. 74 f (vgl. auch S. 114). )'l,O VOUg:l, Gabter 41. "" Vgl. Vouga, Gabter 46 f. Der Vers ist als "eine theologisch-kritische Relativienlllg ,·on Geltung und Ansehen zu verstehen (Vouga, Galater 46 [so auch 43]; vgJ. Bctz, Galaterbrief 178 mit Allm. 321 ~ Das Imperfekt TtoUV unterscheidei nicht Vergangenheit und Gt'gen'ol"an (so z. B. Schlier, Galater 75; vgl. 7.U den unterschiedlichen Überlegungen, worauf der rers dann hinaus will, die Übersieht bei Betz, Galaterbrief 178 ffj Mußner, Galaterbrief 112 ff), sondern "bezieht sich auf die Zeit der erz:ihlten Geschichte" (Vouga, Galater 46). Der Zusatz nOte hat dementsprechend "nicht den Sinn von ,damals', ,einst', gehön vielmehr verallgemeinernd zu önorm" (Mußner, Gabterbrief 114j vgl. Bauer/Aland, s.v. nOT( 3. 1393). l'Ib Vgl. noch einmal o. zu Gal 5,15 S. 114 mit Anm. 273. :>'!'J
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2. Tcxlanalyscn
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Zusammenfassend ist für den Abschnin Gal 5.16-26 feslZuhalten: Unter thematischem Gesichtspunkt läßt der Verfasser den gala tischen Konflikt aufgehen in den kosmischen Kampf zwischen out><; und nvEÜ}.lCl (Gal 5,17). Mit Hilfe eines Lasterkataloges präzisiert er die grundlegende Kategorie o~ in ihrer Auswirkung auf das menschliche Handeln (Gal 5,19-2 t a). Diese Kategorie füllt er primär mit gemeinschaftszerslörendem Verhalten und stellt denen, die solches tun, den Ausschluß vom eschatolo· gischen Heil in Aussicht (Gal 5,2 I b). Entsprechend präzisiert er die Kate· gorie nVEUI1Cl durch die ennung primär gemeinschaftsfördemden Verhaltens (Gal 5,22-23a) und bindet erneut das redefinierte Gesetz eng an den nVEu}.lCl-Bereich (Gal 5.23b). Schließlich kJärt der Verfasser grundSätzlich das Verhältnis der Christusgläubigen zu den Bereichen oa~ und nVEuI1Cl: FOr sie ist der O(i~-Bereich mit all seinen Äußerungen endgültig erledigt (Gal 5,24), sie leben im nw:uI1Cl-Bereich (Ga I 5,25). Diesem Stand zu entsprechen, bedeutet Absage und Überwindung der Gemeinschaftszerstörung und der sich damit verbindenden falschen Statuseinschätzung (Ga I 5,26). Obwohl die Mächte sachlich in gleicher Ausführlichkeit dargestellt und erläutert werden, läßt sich dennoch im Ablauf des Textes die Tendenz erkennen, daß der Verfasser im Blick auf die Adressaten zunehmend an der nVEU}.lCl-Variante interessiert ist. Unter pragmatischer Perspektive ent· femt er seine Adressaten rhetorisch immer weiter vom o
,., Von hiemer erklärt sich :tuch die Beob:tduung, die Dschulnigg wiedemoll he1'2usslellt: Im Abschnitt 5,16-25 findet sich .die größte Dichte der Geisl:tuss:tgen im G:.J" (Überlegungen 27; vgl. Überlegungen 15.23.32). D:ts h:tt jedoch nichts mit eincr S:tchlichen Akunluierung z.u tun, nämlich der, d:tß .ger:tde im Bereich des ethischen H:tndelm ... dem Geist entscht';dende Bedeutung zukommt" (Dschulnigg, überlegungen 32), sond.em mit der Texulr.negie.
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
144
2.5 Cai 6,1-6
Mit Gal 6, I erfolgt ein textpragmatischer Einschnitt. Der Verfasser setzt mit pointierter Anrede der Adressaten ein (0,8u..<jlo[) und löst die "Wir"Fomlulienlllg erneut in ein Gegenüber von Adressaten und Verfasser auf. Der Abschnitt reicht bis 6,6. 398 Mit 6,7 setzt der Verfasser textpragmatisch neu ein Ül~ nAav6.oßf:) und knüpft wieder an die aaQl;-nVf:Ulla- Terminologie an. die im Abschnitt Gal 6,1-6 in den Hintergrund tritt. Mit der vorangestellten Anrede it8u..<jloi in Gal 6,1 erzeugt der Verfasser Aufmerksamkeit. In einem Mv-Satz entwirft er einen Fall (Gal 6,1 a), für den er in Gal 6.lb eine Handlungsanweisung gibt lind in Gal 6.lc eine Zusatzbestimmung beifügt. l99 Der Fall. den der Verfasser in Gal 6,la zeichnet, ist allgemein gefaßeoo : i:i.tv xai TlQOA.111l<jlßf1 CivßQ<.t)1to~ EV t'lVl naQamWllatl. Jemand aus der Gemeinschaft der Christusgläubigen 401 wird bei einem TlaQCtTcrwlla402 angetroffen. 403 Vgl. Bccker, Galater 91; Dunn, Galatians 316; Mußner, Galatcrbrief 395f; Oepke, Galater 185; Vouga, Galater 143 f (sie bestimmen jedoch den Beginn des Abschnittes mit Gal 5,26 bzw. 5,25; s. dazu o. S. 116 Anm. 277). LicLZmann (Galater 40. 42), Bunon (Galatians 334) und Borse (Galater 212) sehen den Abschnitt mit Gal 6,5 bccndeL Barday (fruth 149 f), Betz. (Galaterbrief 495 l. Longenecker (Galatians 267 f), Martyn (Galatians 541) und Schlier (Galater 268) fassen den Abschnitt bis 6,10. )'1'1 Vgl. Betz, Galaterbrief 502; Vouga, Galater 145; vgl. auch 146 (Vouga siehl jedoch im letzten Glied eine Begründung; s. dazu weiter u. S. 149 Anm. 420). ~ Vgl. Belz, Galaterbrief 502 f. .oQ\ AvUQWnolO ist am sinnvollsten in unbestimmtem, allgemeinen Sinne aufzufassen: "jemand~ (vg!. Longeneck('r, Galatians 272; Bauer/Aland, s. v. äV{}Qwn~ 3. 136). Daß es sich dabei um jemanden aus der christlichen Gemeinschaft handelt, ergibt sich aus dem Kontext (vgl. Vouga, Galater 145; vgl. auch Barclay, Trulh 157 Anm.38; Burton, Galatians 325; Longenccker, Galatians 272; Mußncr, Galalcrbrief 396 f; Schlier, Galater 270; unklar formuliert Oepke: ,,(E)s sei ,Wf!se"tfich' an GenlCindeglieder gedacht~ [Galatcr 187 [Hervorhebung von mir]). .:J2 Zur Bedeutung von J't(Lll6.J'tlW~(L in diesem Zusammenhang vg!. weiler u. S. 145 fr. OOJ Zur Übersetzung von nQo;\,'l~II'{}f1 mit "angetroffcn wcrdcn~ vg!. Mußner, Galaterbrief 395. Die Bedeutung von J'tQOM:J.l-lfki"Ctv "ist nicht klar" (Betz, Galaterbrief 502). Meist wird es wiedergegeben mit "ergreifen" (vgl. Bauer/Aland, s. v. 71QO),,(Ll-lfkivw 2.b. 1418), "Uberraschen" (vgl. Delling, -rnWN'T IV 15; Burton [Galatians 325] übersetzt "overt.1kc" [so weiter u. in derselben Anm.]), "ertappen~ (vgl. Baumert, Gewinn 66; Oepke, Galater 185; Vouga, Galater 143; Dunn [Galalians 318] ubersetz.t mit "dcteet~). Nichl eindeutig ist zudem, ob ausgesagt werden soll, daß jemand von anderen bei einem Übertritt überrascht wird oder ob jemand in die Siluation des Übertritts geräL Mit dieser Frage hängt zusammen, ob das mit nQOM:J.l-lfkl\ll;w verbundene EV lokal oder instrumenlaI aufzufassen iSL Grammatisch läßt sich das nicht eindeulig entscheiden (vgl. Mußner, Galaterbrief 397). Bei lokalem Verständnis thematisiert der Vers primär den Vorgang der Feststellung eines Übeltritts durch andere: )'JI
v
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2. Tcxlanalysen
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Das }'.ai in der Einleitung der Fallbeschreibung oov xai "betont das unmittelbar folgende Wort"41>4: "wenn trotzdem jemand angetroffen wird bei einem naQammlJ,a". Damit knüpft der Teilvers an Gal 5,25 und 26 an. Nach der Aufforderung z.um Wandel im Geiste, spricht der Verfasser nun den Fall an, daß nicht alle dieser Aufforderung nachkommen bz.w. ihr dauerhaft entsprechen: Paulus "now deals with lhe case of one who should nevcrtheless faillo obey lhis injunction".~o~ Dies kann ganz unterschiedlich aussehen, weswegen der Verfasser den allgemeinen Terminus naQcmTWlJ,a verwendet. OaQCt7nWila bezeichnet ganz umfassend ein "Danebenfallen"406, im vorDiese Deutung vertreten u. a. Betz (Galaterbrief 495), Dunn (Galatians 319), Oepke (Galater 187), Schlier (Galater 270) und Vouga (Galater 143). Bei instrumentaler Auffassung liegt das Schwergewicht der Aussage auf dem Täter und seiner Tat. Für den letzteren Fall entscheiden sich Burton (Galatians 327; er will ~overt.1ke" im Sinne von "to seize unawares" verst.1nden wissen), Delling (lhWNT IV 15), Longenecker (Galatians 272) und Becker (Galater 91; er übersetzt mit "übereilt werden von"). Für die erstere Deutung spricht jedoch, daß der Vers gerade den Umgang der anderen mit der Situation des Übertritts eines Mitglieds der Gemeinschaft anspricht und der Übertritt an sich nicht im Mittelpunkt des Interesses steht ("Paul is more conccmed with how to de3.1 with the problem than with the nuQitmwllu itsclf" [Barday, Truth 157; vgl. Betz, Galaterbrief 503]). Entsprechend el"licheint es auch nicht wahrscheinlich, daß Paulus gezielt mit der Verwendung des Verbs nl)()A.aIl!KtvcIV den Übertritt herunterspielen will, wie u. a. Dclling meint (vgl. ThWNT IV 15; vgl. Burtons Übersetzung von nl>oA.all!Kt'lclv mit "to seize unawares" [Galatians 327]), oder daß Paulus den Übertritt als absichclich herausstellen will, wie Dunn annimmt (vgl. G3.latians 319). Die Fonnulierung zielt gar nicht auf eine spezielle Aussage darüber, wie unbewußt oder willentlich der Täter seine T3.t begeht oder wie "mehr oder weniger zufällig" er bei dieser ertappt wird (vgl. ßccker, Galater 92). - E(was weiteres w~re noch zu erwägen: Durch die VOl"liilbe nL>O- hat das Verb eine temporale Gl'\lndbedeutung: ~neroomenm('tI und wmemenmen" (DcIling, 'lhWNT IV 15), ~vorwegnehmen" (\'gl. B3.uer/Aland, S.V. neoA.a}![ki.'Iw l.a.HIS; vgl. die ausfilhrlichen Belege bei Burton, Galatians 326 f). nL>oA.a~I!Kt\'EIV kann in Gal 6, I mög· licherweise auch im Sinne eines vorwegnehmenden ~Antreffens" vordem tats!ichlich erfolgten Übertritt verstanden werden . ..,. Vouga, Galater 145; so auch Longenecker, Galatians 272; vgl. die ausführliche Begründung bei Burton, Galatians 326. Konzessiv fassen die Wendung Betz (Galaterbrief 502) und Mußner (G3.laterbrief 395; vgl. 397: ~Wt'nn sogar") auf (vgl. Bauer/Aland, s. v. r.av 3.a. 426). G('gen diese Lösung wend(·t Burton zu R«:ht ein: ,,(I)he c1ause as 3. whole is IIOt oppositional" (Burton, Galatians 326). Reichlich viel enlnehmen Ocpke und Schlier d('m )(CLl, wenn sie meinen, es unterstreiche den ~erschwercnden UmstandO, daß jemand auf einem Fehllritt in n:Jgranti ertappt wird" (Ocpke, Galater 187) bzw. betone "die Eindeuligkeit des nuQitnlwllu und das Erregende der Situation'" (Schlier, Galater 270).
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11. Eine tcxtpragll1:ltische Analyse \Ion Gal 5 und 6
liegenden Kontext ein Herausfallen aus dem Bereich des nVf:.UIlCl. den Übertritt vom nvtUlla- in den oä~-Bereich: .,(1)0 the present passage there is an intended antithesis LO OlOlXWJ.lf:V".4()] Es ist also jegliches Verhallen gemeint, das von der Leitung des Geistes abweicht, aus dem Stand im nvtüJ.la-Bereich herausführt. Konkretisieren kann sich dieser übertritt im ..einzelne(n) Fehltricl"40. für den der Lasterkatalog Beispiele nennt (Gal 5,19-2101).-609 Aber schon im Zusammenhang mit dem Lasterkatalog wurde deutlich, daß es dem Apostel um mehr geht als nur um die Abwehr unsittlichen Treibens. Es geht ihm um die entscheidende Frage, welcher Herrschaft der Mensch in 0111 seinen Lebensbezügen untersteht: der Herrschaft des "Nur-Menschlichen", der oUQ;, oder der Herrschaft Gottes, des nVf:OIlCl.410 Diese Herrschaft zeigt sich im konkreten menschlichen Handeln, sie geht aber nicht in ihm auf. Entsprechend bezeichnet nClQCtntWI1Cl in Gal 6,1 a auch mehr als die moralische Einzelsunde. 41t falle"", "wrbeigeratf?l1, abjrTf'"" bedeuten. Bei nUQaninf(:lv und
nClQlintw~u
Ist .,urspr die Vorstellung die ..., daß jemand zur Seite abirn" (Michaelis, lnWNT V1 173 Anm. 13). nCtQUnintclv kann auch "ei"NI Fehler ~g('h('"" meinen, wobei "an ein zufälliges, entsehuldbares Versehen gedacht" wird (Michaelis, -rhWNT V1 170). l1C1QÖ.ntw~a bezeichnet dann entsprechend das .. Vmeht',,", den ,,/mum" (Michaelis, ThWNT V1 170). Diese Bedeutung käme der Position entgegen, die mit Gal 6,1 den Fall gegeben sicht, daß jemanden \'ersehenLiich in die SilUation des Obe,'trius gerät (vgl. Ddling, ThWNT IV 15; Burton, Galatians 327 sowie S.144 Anm. 403). Jedoch weder Delling noch Bunon beziehen sich auf diese möglir.he Bedt"Ulung VOll nu{'(Ultfl)loIa. Dafür nimmt Oepke die Annahme auf. die Delling und Bunon ins Spiel gebracht haben. Paulus wolle den genannten Fall herunterspielen. ~iner Meinung nach wählt Paulus mit naQÖ.ntw~a ..das mildeste Wort fUr SOnde, das ihm z.u Gebote steht ... und dämpft es durch das hinzugefügte nvi noch besonders ab" (Ocpke, Gabler 187; die von Delling und Bunon vorgeschbgene Bedeutung \'on ItQOAaJ.lfkivt:lv Stuft Ot."Pke als grammatisch nicht abgedeckt ein (vgl. Gabter 187]). Eine solche Einschätzung läßt sich nur aus einem Vergleich mit dem sonnigen Spl"2chgebrauch bei Paulus gewinnen (einen anderen Schluß aus dem Vergleich mit anderen Paulusstellen als Ot.-,>ke zieht Michaelis [lnWNT VI 173 mit Anm. 13]: Paulus verwende ltU(lCintw~a synonym zu ci~iUQtia). Für die Bedeutung in Gal 6, I ausschlaggebend iSI jedoch, ob der Text selbst Andeutungen daraufhin enth~lt, daß ltCLQO.ntw~a relativierend gellleim iSL Ocpke macht das nvt gcltend (vgl. Bauer/Aland, s.v. t~lö. ti 2.b. 1635; vgJ. auch Schlier, Galater 270), was aber auch als Hinweis auf die Unbestimmtheit des nuQÖ.ltlW~IU verstanden wcrdcn kann (vgl. Bauer/Aland, s. v. t~. li 2.a. 1635). Enlscheidend ist, daß der vordere Kontext (vgl. u. S. 147 f) auf die &-deutung .. Herausfallen" in ganz unabgeschw:lchtem Sinn weisL ,ffJ1 Burton, Galatians 327; vgl. Longenocker, Galatians 272. - Schlier, Galater 270. ..,. Zum Bezug zu Gal 5,19-21 b vgl. Betz, Galaterbrief 502 f; Voug:a, Galater 14 5. •~ $.0. S. 128 und S.I43. 411 Die meisten Ausleger beschr:tnken die Bedeutung \'on nCLQO.1t1WIUl an dieser Stelle auf di~ mOr:llische Einzdsunde: vgJ. Bachmann, Sünder 121 f; Barclay , Trum 157. 131; Bedter, Galater 92; Betz, Galaterbrief 502 f; Dunn, Galatians 319; Klein, Wr-rkruhm 205 f (Klein sicht dieses moralische Versundnis jedoch mil G:al 6,2 cnlschr:tnkt); Martyn, Galali:ans S46; Mußner, Galaterbrief 397 mit Anm. 10; Schlier, Galater 270; Vouga, Galater 145. - r-Ur Bell. enthOlll Ga.1 6,1 den eigentlichen galatischen Konnikt: Paulus gibt zu, ..daß es ,F~hltnu.e·
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na.(l(inTW~la meint hier alles, was einen "Herrschaftswechsel"411 vom
Geist zum Fleisch darstellt. Im Zusammenhang des Briefes und im Anschluß an den Abschnitt Gal S, 13-26 läßt naeamw~a vor allem an die Akzeptanz von Gesetzesgehorsam und Beschneidung denken,41J Daß die Akzeptanz jüdischer Lebensweise einen Übertritt in den oaQ~~Bereich bedeutet, hat der Verfasser ausführlich im Abschnitt Gal 5,13 ff dargelegt. Der Gedanke des "Danebenfal1ens". des Herausfallens aus dem eigentlich zugedachten Stand, ist nicht neu im Brief, sondern findet sich schon in Gal 5,4: xanl(lY'lfrr]TE ano X(llOTOÜ. O'lttV~ f.V v6~
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal Sund 6
Verursacht ist dieses Herausfallen aus dem Bereich Christi, der Gnade, durch den Versuch, durch das Gesetz gerecht werden zu wollen. Gal 5,4 bringt also schon hier den Zusammenhang auf den Punkt, den Gal 5,13-26 dann näher ausführt und auf den Gal 6,1 a anspielt. Die Situation, die der Verfasser in Gal 6,1 a vor Augen stellt, ist jedoch nicht auf diese konkrete Situation zugespitzt, obschon diese zweifellos auch gemeint ist. Gal 6,1a ist allgemein und unspezifisch fonnuliert, d. h. es wird pauschal die Situation des übertritts eines Mitglieds der Gemeinschaft aus dem nVf;UI-W- in den o
ouv. An diesen Gt.'dankcn knUpft Gal 5,4 an. Die Aussage von Gal 5,4a (XUTIlQYTl3TllE uno XQlOtoÜ) wlcderholt der Verfasser in Gal 5,4h: ~ xciQm:~ Cf,Eni:OU1E. Der Wirkungsbereich Christi wird also in Gal 5,1 als Bereich der Freiheit und in Gal 5,4b als Bereich der Gnade bezeichneL G:ll 5,5 bezeichnet ihn schließlich als Bereich des nvt;uv.a (vgl. hier die Paf:lllclit:i.t von n\'cU~tun zu t\' XQIOt~ in G:l1 5,6). Vom Kontext her spricht also einiges fUrdic wörtliche Bedeutung von i:xnintCIV im Sinne von "herausfallen aus einem Bereich". 411 Bauer!Aland, s. v. KutaQTi<w l.b.a. 849 (im Original hervorgehoben); vgl. Dunn, Galatians 320 f. '11 Der Ausdruck i:v nVEU~to.n nQUfrtl]toC; nbezicht sich sowohl auf den göttlichen als auch den menschlichen Geist" (ßetz, Galaterbrief 505 Anm. 46). Anders Burton (Galati:lns 328), Mußner (Galaterbrief 398), Ocpke (Gabter 187), Vouga (Galater 146), die den Ausdruck ausschließlich auf die menschliche Gesinnung beziehen. Göttlicher und menschlicher Anteil dessen, was mit i:v 1tvt:uv.un nQUuTTJ10l; gemeint ist, läßt sich jedoch nicht so auseinanderdividieren, wie BUrTon, Mußner und Vouga vorschlagen. VgJ. Mußner selbst: n\,CUllutt bezieht sich "nicht :luf du heilige Pneuma ... , sondern auf die ,Gesinnung' der S:lnftmul, die fieilich nach Gal .s,]] selber eine Fnlchr des GeiJtes iJt (G:lbterbricf 398 [Hervorhebung von mirJ). Beschrieben wird eine menschliche Haltung, die ganz durch die göttliche Sphäre bestimml ist (vgl. die Verstehensvariantc, die Burton erw:tgt, wenn auch ablehnt: .,n\'tull(1 ... refer(s) to the Holy Spirit (,) nQUuTllto; is a genitive of conneetion denoting the effcet of the presence of thc Spint :lnd i:v marks its objea as the sphcre in which thc action takes placc and by which its ch:lraetcr is detcrrnined" [Galatians 328]). 41' B:lrday, Truth 157; vgl. Belz, Galaterbrief 505.
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2. Tcxlanalysen
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Mit Gal 6,tc erweitert Paulus die Handlungsanweisung um eine Zusatzbestimmung, die er an jedes Gemeindemitglied richtet. 420 Der Wechsel in die 2. Person Singular erhöht die Eindringlichkeit. 421 Mit der Reintegration des "Übertreters" soll eine krilische Selbstprüfung jedes einzelnen Gemeindemitglieds 422 einhergehen (OX01lWV OWU1:0V). Diese soll verhindern, der Versuchung zu erliegen, selbst den Herrschaftsbereich des 1tVf:U~la. zu verlassen (~i) xai ou n€lQaoOfl~).m Der Teilvers qualifiziert jedes mögliche
Nicht ohne weiteres einsichtig ist die Einstufung der Partizipialkonstruktion als "Begründung" für die vorangegangene Aufforderung (so Vouga, Galater 145. 146 [bei ihm bleibt diese Aussage unerklärt]). Vgl. ähnlich Mußner, Galaterbrief 397: "Gerade gegenüber einem fehlenden Bruder ist die xevOÖ()~la am wenigsten am Platz .... Den Grund für solches Verhalten nennt erst die Schlußaussage des Verses: oxonwv orovtov, ~i] XUI ou J'tCl(>Ctoaflc;." Einen Grund für die Aufforderung in Gal 6,1b gibt Gal 6,lc nur dann an, wenn man das Partizip OK(lnWv uberspringt, von dem der mit l!ti eingeleitete Teilsatz abhängig ist. Auffällig ist wdem, daß beide Ausleger OKonwv in ihrer Übersetzung gar nicht kausal an Gal 6,lb anbinden, sondern das Partizip dem Verb Kataeti~CH; modal beiordnen (vgl. Vouga, Galater 143; Mußner, Galaterbrief 396 lvgl. :\Uch 397 Anm. 12J), so wie es die meisten Ausleger tun (vgl. z. B. Becker, Galater 91; Betz, Galaterbrief 495; Dunn, Galalians 316; Oepke, Gabter 185). dL Vgl. Burton, Galatians 328 (,,111e change to the singular after the plural a&Jupol ... serves to make the exhortation more pointed"); Barclay, Truth 158; Vouga, Galater 146. oU Der Fornmlierung ist kauIIl eine Einschränkung des Adressalenkreises auf "den einzelnen Christen" zu entnehmen, "dessen Aufgabe es ist, den ,Fall' zu behandeln" (Bctz, Ga· laterbrief 506; vgl. Dunn, Galatians 321. 319 f; vorsichtiger Barc1ay, Troth 158; s. dazu auch u. ?Ur Bezeichnung der Adressaten als n\'f.U~lo.n;(,oi S. t 51 Anm.427). Auch läßt sich dem Vers kaum entnehmen, der "Fall"' solle im Rahmen eines Gemeindeverfahrens quasi rechtlich geregelt werden (vgl. so Betz, Galaterbrief 505. 507). 4lJ Vgl. ähnlich Burton, Galatians 329. "Mi] xt),. warnt entweder vor der Sdbslgen..' Chtigkeit oder vor eigenen Fehltritten, die durch die Seelsorge veranlaßl werden können" (Vouga, Galater 146; vgl. Barclay, Tnlth 158; Betz, Galaterbrief 507). Den Teilsat1. l!ll )lui Oll m;tlxr.o~ic; verstehen im ersten Sinne Mußner (Galaterbrief 397), Schlier (Galater 271), im letzteren Dunn (Galatians 321) und ähnlich Ocpke (Galater 187~ Longenecker verbindet heide Aspekte: ..What I>aul ... wams his COIlVCrts about is lheir own vulnerability to such moral failings 3S they seek to correct in others, so th3t they do not become self-righteous and look down on those they are attempting to restore" (Galatians 274). Aufgrnnd der unspezifischen Formulienmg des Verses 6, I erscheint es trotz der unmittelbaren N;the zu Gal 5,26 (vgl. Mußner, Galaterbrief 397) nicht sinnvoll, die Versuchung inhaltlich eindeutig auf die Versuchung feslzulegen, selbstgerechl 1.U sein. Demgegenüber bleibt die zweite Variante inhalLSoffener, so daß sie von~uziehen iSL Aber auch sie ist zu modifizieren. In Entsprechung zu Gal 6,Ia ist der "eigene Fehltritt", vor dem Gal 6, lc warnt, nicht moralisch verkürzt zu verstehen (vgl. so vor allem Dunn, Galatians 321; vgl. auch 3 t 9 f), sondern als jede erdenkliche l:orm des Übertritts in die ocl{~-Sph;tre, also auch in Form der Akzeptanz jüdischer Lebensweise (s.o. zu naQitntWlla S. 145 ff). Bei diesem Verständnis wird zudem deutlicher, inwiefern eine Versuchung zum eigenen "übertriu" besteht: Wenig einsichtig ist, daß jemand \'ersucht sein sollte, denselben moralischen Fehler zu begehen, den ein anderer gerade begangen hat (\'gl. Dunn, Galatians 321; llarclay, Trnlh 158; Longenecker, Galatians 274). Einleuchtender ist die Überlegung, daß sich jemand den "guten Argumenten" derer anschließt, die der Auffassung sind, zum Heil gehöre die Gesetzesobservanz. 4:0
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
Einschwenken auf die Linie des "Abtrünnigen" als Versuchung. Dadurch soll die Standhaftigkeit der Gemeindemitglieder gefestigt werden. Die Anweisungen von Gal 6, I sind Grundregeln, die auf die Wiederherstellung einer Gemeinschaft aller im nv€u~a.-Bereich zielen. Das Gemeindemitglied, das sich aus der Gemeinschaft löst, soll zurückgewonnen werden. Die kritische Selbstprüfung jedes Einzelnen zielt darauf, die individuelle Standfestigkeit im nv€u~a.-Bereich zu stabilisieren. Diese Grundsätze sind jedoch auch applizierbar auf die aktuelle Adressatensituation. Der in Gal 6,1 skizzierte Fall beschreibt zutreffend die Lage, wie sie in Galatien besteht: Gemeindemitglieder treten in den oaQl;-Bereich über, indem sie Gesetzesgehorsam und Beschneidung akzeptieren wollen. Mit Gal 6,1 b gibt Paulus die Handlungsanweisung, die "Übergelretenen" wliickzugewinnen für ihren "alten Stand" unter der Herrschaft des 1tv€i)~a..41· Zugleich fordert er jeden Einzelnen dazu auf, sich kritisch selbst zu prüfen. Diese Ermahnung soll verhindern, daß weitere Gemeindeglieder bei dem Versuch, die "Abtrünnigen" zurückzugewinnen, selbst "übertreten", d. h. sich der Position der "übertreter" anschließen und Gesetzesgehorsam und Beschneidung anerkennen. m Die unspezifjsche Grundsätzlichkeit des Verses, die für eine Applikation auf die aktuelle Adressatensituation offen ist, diese aber nicht erzwingt, ist als textstrategisches Mittel zu verstehen. Paulus führt die Modellrede weiter, die er bereits im vorangegangenen Abschnitt begonnen hat. Ab Gal 5,19 erlaubte sie ihm, die Adressaten zugleich zu kritisieren und umzuprägen, d. h. sie zurückzugewinnen für den 1tv€ü~a.-Bereich. Mit Gal 6,1 nun emlöglicht sie ihm, seinen Adressaten Anweisung in ihrer aktuellen Situation zu geben und sie zugleich im nv€ü~a.-Bereich zu prägen, d. h. auf Grundregeln z.u verpOichten, die sie zukünftig und dauerhaft als Gemeinschaft im 1tvr.:u~Ct-Bereich erhalten sollen. Diese Verschiebung der Funktion der Modellrede hat mit dem rhetorischen Ort der angesprochenen Adressaten zu tun. Mit Gal 5,25 ist das Ziel der Modcllrede, die ab Gal 5,19 einsetzte, erreicht: Die Adressaten sind wieder eingegliedert in das gemeinchristliche "Wir". Sie sind rhetorisch für die göttliche Sphäre zuriickgewonnen, aus der oaQl;-Sphäre zurückgeholt unter die Herrschaft des nvr.:i)~lCt.·2" In Gal 6, Ib spricht der Verfasser seine
Eine Alternative wäre der Ausschluß des ~Übcrtrclers" aus der Gellleinschaft. Dieses Verfahren schJ:l.gt Paulus gegenUbcr den Gcgnem vor (vgl. zu Gal 4,30 u. $. 188 ff mit Anm. 17 und zu Gal 5,7-12 o. S.7Hf). - In welcher Weise die "Abuilnnigen" zuJikkgewonnen werden sollen, hat PauJus in seinem Brief bereilS vorgemacht. ~ Wie der Verfasser die Stand festigkeit seiner Adressaten einschätzt, zeigt vor allem GaJ 1.6 (vgl. auch Gal 5,9). <.10 S. noch einmal o. S. 138 f.
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2. Textanalysen
151
Adressaten nun konsequent als die an, zu denen sie im Verlauf des Textes geworden sind - als Pneumatiker. u~il;; oi nVf;u~a.ttXOl.m Gal 6, t ist die erste und einzige Stelle des Briefes, an der er dies tutm Mit Gal 6, I ist der Verfasser also rhetorisch jenseits der aktuellen galatischen Situation angekommen. 419 Mit diesem erreichten Stand der Dinge macht er Ernst und vollzieht mit Gal6, t einen Perspektivwechsel gegenüber dem vorangehenden Abschnitt Gal S, t 3 H. Dort sprach er seine Adressaten als solche an, die im Konfliktbereich zwischen ~ und nvEU~a. stehen, zunächst in deutlicher Nähe zur ooQf;-Sphäre, dann in zunehmender Nähe zum nvt:U~La-Bereich. Mit Gal6, t spricht er sie als Gemeinde im nvtu~C1-Bereich an und betrachtet den Fall eines möglichen Übertritts ganz. aus der Innenperspektive der Gemeinschaft heraus, die tatsächlich im nVEu~a. lebt Entsprechend hat die Modellrede nun nicht mehr die Funktion, die Adressaten implizit zu kritisieren, sondern implizit a"wweisen, wie sie mit ihrer augenblicklichen Situation nach Vorstellung des Verfassers umgehen sollen.
01J nVCu~unl!.oi
bezeichnet die Geumrneit der Adressaten (vgl. Barclay, Truth 157; Hetz, Galaterbrief 504; Mußner, Galaterbrief 398; Schlier, Galater 270; Vouga, Galater 146) und keine besondere Gruppe innerhalb der Adressatenschaft (\'gl. Oepke: Es sind die gemeint, ..bei denen der Geist Gottes surkeren Einfluß auf die sittliche Lebensführung gewonnen hat 315 bei den Strauchelnden" (Galater 187]; Dunn: .Paul has particularly in mind those who happened to cuch the person in rne aa" [Galatians 319; \'gl. seine ausführliche Darlegung und Differenzierung dieser Aussage Galati3ns 319 f}; LieLZmann, Galater 41). Der \'ordere Kontext, speziell Gal 5,25, betont doch gerade, daß all~ Adresuten als Teil des gemeinchristlichen "Wir" durch den Geist bestimmt sind (\'gl. Mußner, Galaterbrief 398; zur engen Verbindung \'00 Ga16,1 zu Gal 5,25 vgl. Barclay: ,.lI\"&UJ!.anltOI expresscslhe indioti\'e (cl. ci ~W!u:v nvt~af1 5.25) which grounds :lnd necessitates thc imperative, xatu(lti!j:tt l:V n\'tullu n nQtl\rtllt~ [er, nvtu~un 010lXlU~&V 5.25}" (Trurn 157). Von Gal 5,25 her kommend schlicßt sich auch die Ann:thmc einer ironischen Anrede :!ous (so verstehl Liet:zmann die /\nredc [Galatcr 41]: "ihr, die ihr euch als n\'tUJ!.uuxol aufspieltM; \,&1., wenn auch vorsichtiger, Schlier, Galater 270). - Aus der Anrede der Adresuten als nveulWnltoi lassen sich zudem kaum historische RUcluchlüsse auf eine mögliche Selb51bc7.eichnung der Galater ~.iehcn (50 Betz, Galaterbrief 504; Schlier, Galater 270 [er erwltb1. eine möglichc "Ironisierung ihrer Selbstbe7.eichnung~J). Die Anrede ist ~'iel zu stark von der Textslrategie beslimml, :als daß sich 7.uverlltssig hinter ihr eine historische Realit!lt ausmachen ließe. - Die hier \'enretene Auffassung wr rhetorischen Funktion der Anrede berühn sich mit Übcrlt'gungen von Burton (Galatians 327). Barclay (frulh 157) sowie mit den von Dunn unter (5) und (6) vorgeschlagenen Deutungsmöglichkeiten (vgl. Dunn, Galalians 320~ Burton, Barclay und Dunn stellen jedoch nicht den rhetorischen Erfolg der Bezeichnung gegenüber den realen Adressatcn heraus (zudem teile ich nichl Dunns Auffassung, mit Vers 6,1 \'ersuche der Apostel eine Gruppe zu definieren, die imstande sei, mit der heiklen Situation des Fehltritts an~messm umzugehen (\'gl, Galatians 320}; s. dnu o. in de~lben Anm.). Oll Vgl. Betz, Galaterbrief 50<4 Anm. 38; Ugasse, Galates 447; Mußner, Galaterbrief 398 . .,. Ein erneutes bzw. dndcutiges Aufrollen ihres Falles in Gal 6, I wäre unangemesscn, denn damit ginge der Verfasser weit hinter das zurück, was er bereits rhetorisch etT('ichl haL Eine explizite Bezugnahme auf die akute Adressatensituation ist schon seit Gal 5,18a ausgcschlos5Cß (\,&1. o. S. 1241).
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11. Eine lcxtpragmatischc Analyse von Gal 5 und 6
Diese ModeUrede setzt der Verfasser im folgenden Vers Gal 6,2 fort. Erneut richtet er eine Grundregel für den wechselseitigen Umgang in der Gemeinde an die Adressaten: ciU.~AwV ni Il
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2. Textanalysen
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Lion des Liebesgebotes als Aufforderung zum wechselseitigen Lastentragen ergibt sich aus dem Anschluß an die Problemsituation, die Gal 6,1 a skizzierte, die Situation des "Übertritts" aus der Gemeinschaft der Pneumatiker in die Sphäre der oa~. In solchen gemeinschaftsgefährdenden Situationen äußert sich die Liebe als wechselseitiges Lastentragen. Ocr erneute Verweis auf das Liebesgebot als Aufforderung zur "gegenseitigen Unterstützung"434 stellt den Appell von 6,1 b(c) in den Rahmen des Verhaltens, das dem Sein in Christus entspricht. Die Reintegrationsforderung (Gal 6,1 b) iSL Ausdruck des Lastentragens bzw. des wechselseitigen Dienstes durch die Liebe. Mit Gal 6,2b sagt der Verfasser den Adressaten zu, daß sie sich ihrem Sein in Christus gemäß verhalten, wenn sie der AuffordenlOg zur gegenseitigen Unterstützung nachkommen: XC1l OÜ'UX; aVC1nAllQ
stians, while lhe foc\ls probably broadens lO indude any kind of physical, moral or spiritual burden"; vgl. Burton, Gabtians 329; Dunn, Galatians 321 f; Oepke, Galater 187; Klein, Werkruhm 205; Schrcnk, TnWr.rr I 553; Schlier, Galaler 271). Beide Verse sind durch dieselbe allgemeine und umfassende Perspektive charaklCrisierT.. 4.\0 Vouga, Gabter 146; Bet7., Galaterbrief 508. Das Verb lktola(j:w bedeutet hier nmehr :tls ,lOlerieren' und beinhaltet auch wirksame Hilfe und Erleichtenmg" (BeIZ, Galater-brief 508; vgl. Vouga, Galater 146; vgL zur Grundbedeutung BUchst'! [ThWNT I 596 f], der Gal 6,2 im Sinrw von nertragen" versteht, dies je
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11. Eine tcxtpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
fes, wird damit abschließend und eindeutig für den Christusbereich reklamiert. m Gegenüber Gal 5,14 besteht unter pragmatischem Gesichtspunkt jedoch ein entscheidender Unterschied: Gal 5,14 sprach verobjektiviert von der EdUllllng des Gesetzes durch die Liebe, zu der die Adressaten zuvor mit Gal 5,13c aufgefordert worden waren. Gal 6,2 hingegen fordert zwar in gleicher Weise zur Liebe auf (6,2a), spricht dann aber von der Gesetzeserfiillung durch die Adressaten (6,2b). In Gal 5,14 stand demnach primär das Gesetz im Mittelpunkt der Aussage, in Gal 6,2 sind es die Adressaten und ihre Gesetzeserfüllung. Diese Gesetzeserfüllung kann nur Pneumatikem zugesprochen werden. Der Verfasser bleibt in 6,2 also auf dem mit 6,1 rhetorisch erreichten Level: Die Adressaten werden als Pneumatiker angesehen und angesprochen. Für Pneumatiker ist das in Gal 6,2b Gesagte nach Gal 5,14 und 5,23 sachlich eine Selbstverständlichkeit. Ihnen gegenüber bedeutet Gal 6,2b somit nichts anderes als eine Bestätigung ihrer Ansichten lind ihres Tuns. Den realen Adressaten gegenüber wirkt Gal 6, I jedoch nochmals wie Gal 5,14: Ihnen wird vor Augen gestellt, daß der Ort des Gesetzesgehorsams nicht dort ist, wo sie ihn suchen. Wenn sie das Gesetz halten wollen, dann müssen sie es so tun, wie es allein möglich ist, nämlich, indem sie einander lieben und die Lasten tragen. Denn nur so erfüllen sie das "Gesetz" in Wahrheit und eben nicht im Befolgen der -l1lOra. Mit dem Einsatz der Wendung V6~lO~ taU XQlCJtQÜ bedient sich der Verfasser einer rhetorischen Strategie, die vergleichbar ist mit der, die er beim Lasterkatalog und in Gal 5,23 anwandte: Er setzt die Werte der Gottes nicht g!l.n1.lich preisgeben will trotz aller Polemik und radikaler Uminterprctation dcs Sachgehalts von v()l-lo,; (vgl. zu Gal 5,14 o. S. 107 f mit Anm.238), zeigt sich in Gal 6,2 deutlich daran, daß Paulus mit der Bezeichnung des redefinierten "Gesetzes" als VOl-lO~ eine semantische Beziehung zur judischen l11Or:t aufrechl erhillt. Vgl. Schlier, der die Sache m. E. trifft, wenn er schreibt; ,,(O)as Gesetz Christi" ist ~in neuer Weise das ursprUngliehe Gesetz, das ja ,heilig' und ,pneumatisch', Köm 712.14, ist" (Galater 272); vgl. auch Suhl, Galaterbrief 3123 zu Gal 5,14; Söding (Lic~sgeuol 206-210), der jedoch die ÜlJerschneidungsf1:h.:hc zwischen jüdischer TllOfa und umdefiniertem VOllo.:;: größer ansetzt als hier vorgeschlagen (vgl. Liebcsgebot 206. 208 f mit Anm. 104; s. auch o. S. 106f). 01 Die Wendung VOl-lor;; TOU XQ\OTOU ist als eine "gewollte Antithese gegen den judaistischen VOflor;;-Bcgrifr' w verstehen (Lietzrnann, Galater 41; vgl. Ocpke, Galater 188; anders Mußner, der unverst.'indlicherweise feslstellt, im Kontext sei vom Gesetz des Mose nicht die Rede, und die Antithese an anderer Stelle ausmachen will [vgl. Galaterbrief 399]). Doch liegt die Pointe der Antithese nicht darin, daß das "Gesetz des Christus~ gege" etwas gewendet wird, schon gar nicht gegen "eine formalistische judaisierende Gesetzlichkeit" (Lietzmann, Galater 41; vgl. ähnlich Oepke, Galater 188). Sie liegt vielmehr darin, daß die Wendung das Gegensätzliche 'fJl'rei""ahml, nilmlich das Zentrum jUdischen Selbstverständnisses für den Christusglauben. Der Verfasser m:lcht die für seine Adressaten wichtige Sache, das Gesetz, fUr seine eigene, fUr den Christusglauben, geltend. Der Christusglaube schließt jedoch den Geseü'.csgehor.sam im Simle der reale" AdrenaleIl aus (s. zur pragmatischen Wirkung o. die folgenden Ausführungen).
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realen Adressaten bzw. Gegner ein, um sie für seine Sache zu nutzen. 439 Mit Gal 6,2b versichert der Verfasser seine realen Adressaten genau dessen, um was es ihnen derzeit geht: der Erfüllung des Gesetzes - nur daß es sich um ein radikal uminterpretiertes Gesetz handelt, das sie zudem nur dann erfüllen, wenn sie enlcut zu Pncllmatikem werden. HO Versteht man Gal 6,2b in dem hier vorgeschlagenen Sinne, erweisen sich folgende Überlegungen in der Forschung zur Wendung \'O~OI; "TOU XQlOTOU als problematisch: Es ist höchst zweifelhaft, ob sich hinter dieser FomlUlierung die Substanz des paulinischen Ethik-Programms ausmachen läßt, wie z. B. Dodd, Davies und Schürmann annehmen. Schünnann meint: ",Paulus baut in theologischer Zusammenschau der sittlichen Forderungen einen Weisungstitel auf, den er ,das Gesetz. des Christus' ... nennen kann«.441 Schünnann sieht in ,Jesu Verhalten und Wort" die "Ietztgültige sittliche Nonn nach Paulus".H2 Dodd und Davies sind der Auffassung, der v6~tOl; -roo XQ\OTOO beinhalte konkret u. a. ",traditional Sayings of jesus".44J Gegen die Annahme, v6~0I; TOU XQlOTOU verweise auf jesll Wort bzw. Verhalten, spricht, daß die Aufforderungen im Kontext von Gal 6,2 keine eindeutigen Bezüge zu Handlungsanweisungen jesu erkennen lassen. 444 Der entscheidende Einwand ergibt sich jedoch aus der Einsicht in den rhetorischen Charakter der Wendung: Trifft dieser zu, dann hat der Ausdruck \'6~10I; tOu XQlOWU seine Stoßrichtung gar nicht in ethischer Richtung, d. h. er verweist nicht auf ein christlich fundiertes ethisches ,.,Altemativprogramm" zur jüdischen Thora, gleich weichen Inhalts. Die Wendung zielt sachlich vielmehr auf den eiuell Gedanken, daß das Verhalten in Christus nach dem Maßstab der Liebe die Intention des Gesetzes vollkommen erfüllt, der vOltOr; also als Ausdruck göttlicher Zuwendung mit dem göttlichen Bereich verbunden bleibt. Den pointierten Ausdruck v6~10I; TOO XQ\O"TOU, mit dem der Verfasser diesen Gedankcn vermittelt, wählt er offensichtlich um dcr rhetorischen Wirkung auf die Adressaten willen. Dann ist es aber unmöglich, der Wendung irgendwelche Auskünfte übcr ein cthisches Programm des Vcrfassers zu entnehmen, da es ein solches gar nicht in sich birgt. 4H d9 $.0. $. 128 ff und $. 136. ...0 Daß die Fonnulierung v611()~ wu XelOTOU einen ironischen Beiklang hat, ist somit sehr wahrscheinlich: vgl. Hays (Christology 266), der den Vers jedoch in anderer Weise auffaßt (s. u. S. 156)j vgl. auch die El"'Nägung einer Parodie bei ßcLZ, Galaterbrief 510. .., Schürmann, Gesetz 53. W Schünllann, Gesetz 53 (vgl. ausführlicher Gesetz 53 ff), dem Dunn (Galalians 323 f) sich im wesentlichen anschließt; s. auch Longenecker, Gatatians 275 f. "J Dodd, vEVV(J~iOt; 148 (Dodd macht eine Nähe VOll Gal 6,1-5 zu Mt 18,15-20 aus; vgl. "EvvOllot; 146 f); vgl. Davies, Paul 143 f sowie Davies, Setting 366; zur ausführlichen Darlegung der These Davics, Setting 341-366; s. auch Brinsmead, Response 174; Witherington, Grace 424 sowie die Andeutung bei Ocpke, der "Nomos Christi" sei "nicht auf einzelne uberliefen.e Herrcnwon.c zu beschränken" (Galater 188). ... Vgl. Dodd rEV\'oW'~ 146 f), der einen solchen Aufweis für Gal 6,1-5 durchzufuhrcn versucht; s. dal'.ll aber kritisch Barclay, Tnnh 129. Vgl. ßarclay, Tnllh 129 7.U der grondsäLZlichen Schwierigkeit, eine solche Abhängigkeit aufzuweisen, da Paulus sich nur recht selten explizit auf Herrenwon.e beruft. ..~ Ähnliches ließe sich ebenfalls im Blick auf die parallele Fonllulierung tVVO~IOt; XQIOTOU
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11. Eine tcxtpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
Auch eine Deutung von V6~lOl; tOü Xgtotoü ist unwahrscheinlich, die ein Verständnis von v6~0~ jenseits der jüdischen Thora favorisiert: So versteht z. B. Hays v6~0l; in Gal 6,2 im Sinne von "Regel", "Norm"446: "The sentence is intelligible within the context of Galatians only if the word nomos is invested with a different meaning: not the torah of Moses, not a body of rules, but a regukaive pri"ciple or stmctllre 01 existence".441 Nach Mußner hebt v6~to~ "den ein Soll e n f 0 rder n den Charakter" des Geistgesetzes Christi hervor. Ha Durch den Genitiv tOu XglOtOÜ erhalte 6 v6~0l; "seine semantische Valenz, die total verschieden ist von jener in dem Syntagma ,Gesetz des Mose'".449 Gegen das Verständnis von v6~o~ ohne Berührung mit der Bedeutung "jüdische Thora" spricht entscheidend das Vorkommen des Wortes im Ablauf des Briefes vor Gal 6,2. In allen Fällen bezeichnete v6~0l; zuvor die jüdische Thora.4~ Ein plötzlicher Bedeutungswechsel des Wortes von "jildische Thora" zu "regulative principle"4S1 ist nicht nur unwahrscheinlich, sondern ohne eindeutiges Signal nicht erkennbar. 4S2 Entsprechend ist gegen Mußners Deutung einzuwenden, daß der Genitiv tOu XgtotOu kaum genügen dürfte, um den Adressaten zu erkennen zu geben, daß das Wort v6w~ mit einem Male nicht mehr "Thora" bedeutet, sondern den fordernden Charakter des neuen Geistgesetzes bezeichnen sol1. 4H Gegen diese Deutung spricht zudem aus der Sicht des rhetorischen Verständnis von v6~0l; wv XglOWO, daß der entscheidende Clou VOll Gal 6,2b verloren geht, wenn man den Bezug von v6~t~ auf die jildische Thora tilgt. Die Pointe besteht ja gerade darin, daß der Verfasser den v6~0l;, die jüdische Thora, für den Christusbereich reklamiert lind die Adressaten der ErfilHung des "Gesetzes" versichert, also die Erwartungen und in 1 Kor 9,21 überlegen. Auch hier ist der Kontext nicht eindeulig ethisch :lusgerichtet, so daß die Wendung sich keineswegs :luf einen ethischen Gegenentwurf zur jüdischen Thora beziehen muß, sondern eine Existenzweise im pointierten Gegensatz wr Existenz (iVO~(~ bzw. uno vo~ov bezeichnen könnte (vg1. in dieser Richtung Schrage, 1 Kor 344 f). Für die Frage nach der Bedeutung von v6~oi,; tOii X(110TOU in Gal 6,2 ist 1 KOT' 9,2 t jedoch ohne Relevanz., da die Wendung allein im Rahmen des Galaterbrief ihre hier maßgebende sem:lntische Füllung crh;tlt. - Vgl. Bauer/Aland, s.v, V6~l<.x; 2,1097. W Hays, Chriswlogy 276 (Hervorhebung von mir)j vgl. Bccker, Gabter 93; R.>tis;tnen, Paul 80; Witherington, Gr:lce 424 fj nicht ganz eindeutig Larnbrecht, Admonition 45. Esler me;nt, Jie Wendung bezeichne nicht die jüdische lnOI'a oder eine irgendwie geartete Redefinition derselben, sondern der Ausdruck ~rcpresents P:lul's most da ring inversion of the position of the lsraelite outgroup .... Suggesting that the mcmbers of his congreg:ltions also ha\'e a law further serves in his ascriplion LO them of a ficlive ethnic identily ... , lhey :llso ha\"e their own equiv:llent to the law, albeit only metaphorically" (Gal:lli:lns 231 f), 44t Mußner, Galaterbrief 285. ..... Mußner, Galaterbrief 399 (Hervorhebung \'on mir); ähnlich Burton, G:llalians 329. &jO Vg1. B:lrday, Truth 137; Martyn, G:llatians 555 sowie 0, zu G:l1 5,14 $.104ff mit Anm. 215. Daß v6~0t; mit Gal 5,14 eine Uminterprct:ttion erf;thrt, ändert nichts d:lran, daß das Wort weiterhin die Verbindung zur jüdischen TllOra hält; s. dazu o. $, 107 fund $. 153 f mit Anm. 437. <SI Hays, Chrislology 276, 4S1 Vg1. Barclay, Tnah 134 Anm. 89. 4S) H;ttte der Apostel wirklich gehofft, d:ls könne ihm vermitLCIs des Genitivs gelingen, bewiese dies höchstens sein schlechtes Gespür für Wortwahl und deren Wirkung.
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Wertungen der realen Adressaten emsetzt, die diese nut der jüdischen Thora verbinden. 4S4
Mit Gal 6,2 bezieht der Verfasser die Aufforderung zur Reintegration der ,.Abtrünnigen" (Gal 6, Ib) auf das Liebesgebot, das er in einer Variante als Gebot zum wechselseitigen Lastentragen darbietet Dieses schärft er seinen Adressaten ein als Grundregel fUr den wechselseitigen Umgang in der Gemeinde. Der Appell zu Reintegration als wechselseitiges Lastentragen wird verstärkt durch den Hinweis darauf, damit den göttlichen Willen zu erfül1en. Wie schon in Gal 6, I kann die Aufforderung von Gal 6,2a auch als Anweisung für die aktuelle galatische Situation verstanden werden, einer Situation, die ohne Frage problematisch ist. Angesichts des Gemeinschaftsleben, das durch die Akzeptanz von Gesetzesgehorsam und Beschneidung belastet ist, fordert Gal 6,2a dazu auf, die Wiederherstellung der Gemeinschaft als Anwendung des Liebesgebotes zu verstehen und die Belastungen gemeinsam zu tragen, die die augenblickliche Situation ausmachen. Im Verbund mit Gal 6,tb zielt die Gnmdregel Gal 6,2a darauf, Gemeinschaft erneut herzustellen und Zli bewahren. Mit Gal 6,3 geht der Verfasser wieder zur unpersönlichen Rede über lind wendet sich dem Thema ,.Einschätwng des eigenen Status" zu, das er bis Gal 6,5 entfaltet. Damit knüpft er an Gal 5,26 und das dort ins Spiel .~ Schließlich müssen angesichts der stark rhetorisch motivierten Verwendung des Aus-
drucks VOIIO~ tOll XQloTOlI auch historische RUckschlüsse auf das Verständnis des realen Verfassers bzw. die Botschaft der Gegner fragwürdig bleiben: So läßt sich nicht eindeutig sagen, ob Paulus mit der Fonnulierung vo~o.;: wu XQlOTOU an jUdisch-cschatologische Erwartungen einer neuen ..111Ora des Messias" anknüpfen wollte (vgl. Davies, Setting 109-190, bcs. 188-190; Oepke, Galater 188; vorsichtig Schlier, G:ab.ter 272; Schünnann, Gesetz b5; \"on ~endui"ichelrl ,Zionstora'" spricht Stuhlmacher [Geseu. 142; I'gl. zu seiner traditionsgeschichtlichen Analyse Gesetz 139 ff]). Schon die Frage ist umstritten, ob und wie \Ion einer messi:anischen Thor:a gesprochen werden kann (vgl. Schäfer, Torah 27 ff; Matera, G:alatians 219 f; speziell zu D:lVies B:lrcl:ay, Truth 127 f; Mußner, Gabterbrief 285). Es ist 1.W:lr nicht gänzlich auszuschließen, daß eine solche Vorstellung zu den Denkvor:aussetzungen des Verf:lssers gehört h:aben könnte (l'g1. Voug:l, Gabter 147: Dies könnte für dic Vorstellung einer cndzeillichen Veränderung der T11Or:a gelten [I'gl. Schäfer, Torah 38-42]). Zum primären Mitteilungsinh:llt wird eine Tr:aditionS:lufn:ahme in Gal b,2 jedoch nichL - Betz erwägt, ob Paulus an dieser Stelle ..cinen Schlüsselbegriff aus der Theologie der Gegner übcnlOmmen" h:lt (G:lI:lterbrief 511; vgl. Brinsmead, Response 175). Einer solchen VcmlUtung ist mit ähnlicher Zurückhaltung z.u begegnen. Diese Annahme kann nicht mit letzter Gewißheit :ltlsgeschlossen werden, doch gibt B:arclay zu bedenken: "Sincc Paul himseif can use a similar phr:lse in I Cor 9.21, it docs not Sl'elll inconccivable that hc should coin such p:lradoxical lcrminology himseif; and ... it is probably easier to beiicn' this th:an lh:lt he has taken the risk of employing a phr:ase which the G:llatians would have heard used in a vcry uuP:auline sense~ (Barcby, Truth !JO; vgl. Martyn, G:llatians 557 mit Anm.46). Die rhetorische Ab7.weckung läßt in der Tat eher eine paulinische Pragung plausibel erscheinen :lls eine Übernahmc gegnerischer Tcmlinologic.
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
gebrachte Stichwort X€,VOÖO;lCL an. mAis xf.:vo6o;io. entlarvte der Verfasser die Einschätzung, ein besonderes Ansehen ZlI haben, das der Zugehörigkeit zu einer hierarchisch höherstehenden Gruppe korrespondiert und sich in Gemeinschaftszerstörung äußert. 456 Diesen Gedanken nimmt Gal 6,3 mit der Fom1Ulierung f.:l yCr.e ÖOXf.:l n~ ElvCLi n wieder auf. Das Verb 8oXf.:lv stellt eine temlinologische Verbindung zum Substantiv 66;0. in xEVo6o;io. her. Über x€.VOBO;lCL hinaus nimmt El yue Boxtl n~ ElvCLi.l Bezug auf die Stellen, an denen sich bereits zuvor im Brief das Thema ..Ansehen und Status" andeutete: auf Gal 5,10, wo von den Gegnern die Rede ist (öan~ Eav U), sowie in identischer Fonnulienmg auf Gal 2,6, wo der Verfasser beim historischen Modellfall von Ol öoxouvw;: ElVCLi n spricht (vgl. Ga! 2,2.9).4 57 Mit Gal 6,3 macht Paulus die individuelle Dimension des Konfliktes um Gesetzesgehorsam und Beschneidung explizit zum Thema. Ga! 5,26 ließ das Thema mit dem Stichwort xEvoBo;lo. kurz anklingen, die Verse 6,3-5 fOhren es nun aus. In beiden Fällen spricht der Verfasser vom Standpunkt des gemeinchristlichen ..Wir" aus. 458 Die Beurteilung der Statusfragen bezieht sich auf das Miteinander derer, die des Christus sind. Sachlich hält Gal 6,3 fest: Die Einschätzung, etwas zu sein (Ei yae45'l BOXEl n;: Elvo.i Tl), ist eine Selbsttäuschung (
2. Textanalysen
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der Person (Ga I 2,64(1 ), in Christus gilt der gleiche Status aller Gläubigen
(Gal 5,6; Gal 3,26-28'").''' Mit Gal 6,3 fonnuliert Paulus eine Grunderkennmis in Christus, die mit den Grundregeln zur Gemeinschaftswicderherstellung und -erhaltung von Gal 6, I und 6,2 in Verbindung steht. Die Wiederherstellung und Erhaltung der egalitären Gemeinschaft in Christus hängt wesentlich mit der Einschätzung des individuellen Status durch die Gemeindeglieder zu~ sammen. Wer meint, etwas zu sein, sprengt die Gemeinschaft der Chri~ stusgläubigen, die auf Gleichheit basierL 4tr\
Vgl. zu diesem Vers o. S.14\ f mit Anm.395. 001 Du einzige ..St.atusmerkm:tl" in Christus ist der Gl:tu~, der sich in der Lie~ :tls wirksam e.......eist, :tlso ein Merkm:tl, du sich nicht \·on menschlicher Seite :tls besondere .. Eigensch:tfC geltend m:tchen I:ißt. .. Es geht in G:tl 6,3 nicht um die Mitteilung einer :tllgemcin-menschlichen ErkennUlis, m:tn tr:tge ..des :tnderen ust leichter, wenn m:tn einsieht, d:tß m:tn selbst nichts ist~ (Schlier, G:tl:tter 273) oder um einen Hinweis :tuf die ..typisch menschliche Schw:iche" der ..un1mti. sche(n) Sclbstbeurteilung" (Hecker, Gabter 93; vgl. ß:trcJay, Truth 159f). Auch wenn die hier verwandte Fonnulierung einen ~St:tndard~Topos der Diatribe-Philosophie" darstellt (IkLZ, Galaterbrief 512; s, zu den ßclt'gstel1en BcLZ, Galaterbrief 511 f), benennt Paulus mit ihr in seinem Zusammenhang eine fhl'ofogisch-chriSfofogiJchl' Erkenntnis, die grundlegend für das Miteinander der Christusgläubigen ist. Die Aufnahme des Tll{'mas ..Selbsl.l·insch:ilZung" verd:mkt sich also nicht in erster linie der ~allgemt·inen MenschenkennUlis des Apostels" (Oepke, G:llater 186), die ihm sicher 7.U attestieren ist, sondern dem Zusammenhang, in dem die SelbsteinschUzung mit der Ahcpunz \'on Gesetzcsgehorsam und Beschneidung stehL An der richtigen Einsch.ätzung des eigenen Status innt'rhalb der Gemeinschaft der Christusgl:iubigen enueheidet sich die Fr:tge, in wessen Herncha.fubelTieh m:ln lebL B:trclay und umbrecht erw:igen, ob Paulus sagen 9o'ollte, "C\'erybody is worth nothing, so that e\'ery sclf.opinion is faIseM (8arclay [Truth 159), der dieses Verst.:indnis vage ablehnt; vgl. umbrecht, der den Ausdruck als Mel[:tgger:lU.-'d l:anguage~ einstuft und festh:.lt; ~Yet, Christians :are more th:an ,nolhing'M [Admonition 46)), Dieses Verst:lndnis ist aus zweierlei Grilnden unw:ahrscheinlich: Zum einen verkennt es, d:aß Ga! 6,3 eine theologisch-christologische Einsicht formuliert und keine allgemein-anthropologische, gar psychologische Aussage, Zum anden:n trifft der Vers t·ine Aussage uber die Bewertung des eigenen Status 111 bewg aufandl''fP und nicht Uocr den Wert des Einzelnen all sich. - BeIZ legt Gal 6,3 in Anwendung auf Gal 6,1 aus und meint, Paulus wolle sagen: ..(W)cnn ihr euch fUr ,Geistbt'gabte' haltet, es aber nicht seid, gebt ihr euch eint'r gehhrlichen und grotesken Illusion hin;' (Galaterbrief 512). Doch die~ Auslegung ist fnglich, wenn die Ann.-'de n\'EU\lUlLXoi in Gal 6,1 ohne Einschränkung ernst gemeint ist (was auch Bett selbst in seiner Auslegung \'011 Gal 6,1 nahelegt [vgl. Galaterbrief 504). - Diesen Zusammenh:tng zeigte ~reits der historische Modellfall für die galatische Situ:ttion (G:tl 2,1-14,15-29; s, daz.u noch einmal 0, S.141 f). - Von Gal 6,3 ht'r bllt ein interessantes Lieht auf du in Gal 6,2 gewllhlte Bild \'001 wechselseitigen usu:ntr:tgen, Eine Haltung der Überlegenheit ist fUr den unmöglich, der die L.ast anderer auf seinen Schultern haL Sie verhinden, sich dem :lnderen gegenüber ..a.uh.urichten". D:ts Bild könnte P:aulus also durchaus gez.iclt im Blick auf da.s llM..ma ~Selbsteinsch tzung des eigenen St:ttus" gew:ihlt haben, 001
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
Ga! 6,4 thematisiert im Gegenüber zu Gal 6,3 positiv die Art der Selbsteinschätzung, die dem ..Status in Christus" angemessen ist: i:l~ f:cmtov ~6vov to y.Cl\JXTU.l.a46S E:;Et xal oUx €~ tov iheeov (6,4b).466 Sie basiert auf der Prüfung des eigenen Werkes: tO Si: EQYOV OOUtoi) öOXl~a~EtW EXC10tO~ (6,4a). Die in Christus angemessene Selbsteinschätzung besteht in der Beschränkung auf das Eigene. Das stellt die gehäufte Verwendung des Reflexivums €:ctUtoi)4b7 heraus, das pointiert vorangestellte Ei~ f:autov, das wdem durch ~6vov verstärkt ist468 , sowie die abschließende Abgrenzung xat oox Ei; tov E'teeOV (6,4b). Ruhm ergibt sich .. nur in Hinsicht auf ,sich selbst' (€i; EC1UtOV)", ..nicht aus dem Vergleich mit anderen".46" Der Ausschluß des "vergleichenden Blick(s) auf andere"470 untergräbt die hierarchisierende Einteilung in Unterlegene und Überlegene, die die egalitäre Gt:meinschaft in Christus zerstörL "Selbstbezogener" Ruhm ergibt sich aufgrund einer Prüfung des "eigenen Werkes" (6,4a).
Auch wenn der Unterschied z.wischen XClUxrUW. und ;tClUxJ1Cl~ nicht ganz scharf ist, so bezeichnet xaVx11~~a doch eher "das wm Ruhm Gesagte" oder den "Gegenstand, dessen man sich rUhm!, auf den man stolz ist", wahrend XClVx'lOa!; ~das Rühmen als Akt" meint (Bultmann, ThWNT III 649 Anm.35; vg1. Bauer!Aland, s. v. XC1UXfJ~~C1 I. 2. 866; Bau~ er!Aland, s. v. XC1Vx'lOa!; 1. 866 f). 4l>b Vgl. Lambrecht, Admonition 47: "V. 4 is the opposite parallel tO v. y', - Die Auskunft, der Vers setze sich mit dem Thema "Selbstruhm" auseinander (vg1. Heckei, Kraft 184; Klein, Werkruhm 210 fj Mußner, Galaterbrief 40 I im Anschluß an Buhmann rvgl. BullITlann, ThWNT III 650 fJ), erscheint mir insofem irrefuhrend, als in Gal 6,4 doch nicht Sl'lbstruhm das Problem ist, sondem der Ruhm, der im Vergleich mit anderen profiliert wirdj vg1. dazu 0, die folgenden Ausführungen. W 'EaUlOÜ fungiert in der Wendung ro f.QYOV f.o.UlOU als betonter GenitiV (vgl. BOR § 284, 00Il
2).
.... Vgl. BUl1on, Galatians 332. ..... Betz, Galaterbrief 514; vgl. BaumeIl, Gewinn 69 f; Bullmann, ThWNT Jll 651. Zu der Konstruktion von xaUX1W(L mit cU; vgl. Klein, Werkruhm 208 fj Barday, Truth 160 f; Ounn, Galatians 325; Mal1yn, G:.latians 550j umbrecht, Admonition 49. Anders versteht Longenecker X(LVx11IICL ci;; im Sinne von ..basis for boasling i" hirnsclf" (Galatians 276 [Her.. . orhebung von mir]) bzw... i" someone else" (Galatians 277 [Her...orhcbung VOll mir]), Gegen dieses Verständnis spricht, daß tU;: die Richtung angibl, auf die hin der Ruhm geltend gemacht wird, also den "für den Ruhm maßgebliche(n) Relationszusammenhang" benennt (Klein, Werkruhm 209; Klein versteht cU; im Sinne von "vor~, umbrecht u. a. im Sinne von "in respect to" [vgl. umbrecht, Admonition 49]). Beim Longeneckerschen Verständnis ware die sonst bei Paulus übliche Konstruktion mit i:.v w erwarten (...gl. ...or allem Klein, Werkrohm 208 f). Mußner versteht die Wendungen so, daß gesagt sein solle, der Gegenstand des Ruhmes könne "nur fUr ihn sprechen.,., nicht für den anderen" (Mußncr, Galaterbrief 401~ Der Vers hebt aber nun wirkJich nichl darauf ab, stelh'el1retend - ob erfolgreich oder generell aussichtslos - Ruhm für andere geltend 7.U machen, 47ll Bulunann, lnWNT 111 651. Longenecker (Galatians 277) schrank! röv tTCQOV ein auf "a particular wrong·docr" oder ..a general dass of wrong-docrs". Dafür gibt der Text jedoch keinen Anhalt, der im Gegenteil generell spricht, ohne jegliche Einschränkung.
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Auf den ersten Blick mag es ers13unen, daß Paulus hier positiv vom EQYOV spricht, nachdem er ..Werk" im vorangegangenen Brief in den Wendungen i:Qya TT)t; O
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
"Lebensführung«m, deren eigentlicher Handlungsträger nicht der Mensch selber ist, sondern das nVEÜ~Ct. Dieses Verständnis von "Ansehen" sprengt die übliche Vorstellung von Ansehen und Ruhm. 480 "Ruhm" und "Ansehen'" in Christus grunden nicht auf Eigenschaften, die der Mensch hat, die er (anderen) vorweisen und auf die er sich als "Habe'" berufen kann. Sie haben ihren Grund vielmehr in der Macht Goues, der seine Herrschaft des Geistes aufgerichtet hat unter denen, die des Christus ist. Vom "leeren und hohlen Ruhm"', der x€vo&o~iCt, unterscheidet sich das angemessene xauXll~a dadurch, daß er nicht auf irdisch-menschlichen Eigenschaften oder Unterscheidungen basiert, sondern selll Fundament in der göttlichen Sphäre hat. Es ist ein Ruhm, der sich eines Anderen ruhmen muß, denn das "eigene Werk"', auf dem er beruht, verdankt sich wesentlich dem nvt;ü~a.481 Dieses xauXll~u eignet sich nicht dazu, einen Anspruch gegenüber den Mitmenschen geltend zu machen. Auf zweifache Weise korrigiert der Verfasser in Gal 6,4 also irdisch-menschliches Status-Denken 482 : Zum einen wird der Gegenstand auch aus unterschiedlichen Gründen: Ergibt sich das Ergebnis, dem Acisch w unterstehen, läßt sich darauf nach dem, was im vorangegangenen Brief gesagt worden ist, kaum Ansehen grtinden. Ergibt sich, vom Geist bestimmt zu sein, wird der Ruhm zum Ruhm eines Anderen (s. o. die folgenden Ausführungen), so daß auch in diesem Fall Ruhm gegenüber anderen ausgeschlossen ist. Insofern I:ißt sich die Überlegung, der Selbstprtifung folge ..in jedem Fall das XUUx'lI.l"" (Klein, Werkruhm 208), nicht gegen die Annahme richten, tQYov bezöge sich auf die Frucht des Geistes (so Klein, Werkruhm 208 Anm. 67~ Theoretisch sind beid{' Varianten denkbar, in Gal 6,4 steht jedoch die positive Variante der Sclbstprüfung und ihres Ergebnisses im Vordergrund. Die Zuspiuung auf eine der beiden theoretischen Möglichkeiten ergibt sich aufgrund des Kontextes. Sp:itestens seit Gal 6,1 hat der Verfasser ausschließlich die Binnenperspektive der Gemeinsch3ft der Christllsgl:tubigen eingenommen, d. h. er instruiel1 mit Gal 6,4 Pneumatiker (s. dazu noch cinm3l o. S. 150 f), und ski?zicl1 gegenuber Gal 6,3 ihre angemessene St3tuse;nsch~lz.ung in Christus. ..., Beu gibt cQYov m. E. passend mit ~Lebensführung" (Galaterbrief 513) wieder. 410 .. Prestige und GcltungsbedUrfnis spielen in der sozialen Dynamik der meisten Gesellschaften eine nicht zu vemachl:issigende Rolle. Sozi3lhistorische und kultur3nthropologische Studien haben jedoch gezeigl, Jaß der Zuteilung von Ehre und Schande in der Kultur des Mittelmccrraumes in Gegenwall und Vergangenheit eine Schlüssclrolle zukommt" (Strecker, 'Ineologie 279 f). Die für die p3ulinischen Briefe einschlägigen Forschungsergebnisse hat Strecker in seinem Exkurs ~Ehre und Schande in der antiken mediterranen Kultur" (Theologie 279-287) zugänglich gemacht; vgl. dort auch die reichlichen literaturverweise; \lgl. auch Esler, Galatians 218 ff. Zur traditionsgeschichtJichen Einordnung der paulinischen Rede vom Sich-Ruhmen vgl. Zeller, Selbstbezogenheit 40 H. 01' Vgl. im späteren Verlaur des Briefes Gal 6,14, der diesen Gedanken explizit auf den Punkt bringt. - Vgl. Schlier, Galater 274: .. Der Blick auf sich selbst h~lt den Prüfenden an dem fest, was von ihm gcfordel1 ist, und !:tßt ihn die Gnade erkennen, die ihm fUr st'in Tun und Leben gewährt wird. In ihm enldeckt er auch einzig ,Ruhm'. Denn der ,Ruhm' ist ja, sofern er nicht Selbsttäuschung ist, allein ,in Christus' gegeben. Oll Gal 6,4 zielt auf eine solche Korrektur des Statusdenkens innerh31b der Gemeinschaft der Gl:tubigen und nicht auf den Aufweis der grundsätzlichen Unmöglichkeit jeglichen Ruhmes, wie z. B. Klein meint (Werk ruhm 209 [vgl. auch 21 I]; s. in vergleichbarer Richtung M
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2. Textanalysen
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des Ruhmes, der Status begründet, als dem menschlichen Zugriff weitgehend entzogen vor Augen gestellt, zum anderen hebelt der Verfasser jegliche Erhebung des Ruhms durch den Vergleich mit anderen aus.~u Die Auseinandersetzung mit dem Rühmen steht im Galaterbrief in unmittelbarem Zusammenhang mit Fragen des innerweltlichen sozialen Status der Christusgläubigen. Somit ist Strecker darin recht zu geben, daß die paulinische Kritik am Rühmen ..auf den Wettstreit um Ehre und Privilegien ... innerhalb der Gemeinschaft der Christusgläubigen" zielt.d~ Diese Position, die exemplarisch die .. ew Perspeetive on Paul'" wiedergibl, grenzl sich enlSChieden von der Deutungstradition ab, die sich wesenuich mit Buhmanns Verständnis von xauxcio6cll verbindet.
auch Mußner, Galaterbrief 401), Diese Sicht übergeht, daß Gal 6,4 im Gegenentwurf zu Gal 6,3 positiv die FOnll des Ansehens profiliert, die fUr die Christusgläubigen angemessen ist. Klein ist darin rt'Cht zu geben, daß von Gal 6,3 her ein "frommes dvui lt '" allemal inuginär (Werkruhm 209) bleibt. Gal 6,4b wiederholt diesen Gedanken jedoch nicht., sondern set7.t positiv den selbsthezogenen Ruhm gegen diesen imagin;tren Ruhm, der sich dem Vergleich mit anderen verdankt. Mit der pointierten Gegenüberstellung von cl, iaurov 1101'01' TO l\UUxT1IlU ~l l(ui OUl( cif röI' irl:f!OlI zielt Gal 6,4 auf die Unterscheidung zweier Arten von Ruhm: dl.'m, der Ix-irn Eigenen bleibt, und dem, der auf Kosten von anderen profiliert wird. Die Point.e des Satzes ist noch nicht mit dem usten Teil der Schlußfolgerung effl:icht (E1; wutOv Ilewo,", TU xtlUx'1lltl ig.l), so wie es Kleins Auslegung nahelegt, sondem erst damit, daß ihm der Ruhm entgegengestellt wird, der im Vergleich zu anderen profiliert wird (dieU'r knüpft an den Gedanken \'on Gal 6,3 an, nicht aber die zuerst genannte Ruhmvariante). KJeins Versundnis h5ngt mit der Einschätzung zusammen, Gal 6," nehme wctlcr die Situation coram deo in den Blick noch den Ruhm conm hominibus, sondem führe das Rühmen in ironischer Weise :ld absurdum (vgl. ~'erkruhm 209 f). Der Kontext von G:l1 6," machl jedoch deutlich, d:lß es nicht um das Rühmen <2n sich geht, sondem um zwischenmenschlichen Ruhm, der dlc innerwe1t1iche Gemeinsch:lft der Christusgl3ubi~n zu destruieren ,·cml:lg. Dafür, d:lß Ga16,4 nicht jeghchen Ruhm zerschl5gt, spricht femer, daß Paulus auch das 7.ulässige Sich-Rühmen des Gek.reu7.igten (vgl. Klein, Werkruhm 210) als l\UVx1ll-lU bczeichnet, wie sich im weiteren Verlauf des Briefes Gal 6, I" zeigen wird, Zudem zielt Gal 3,26-28, die programmatische Auskunft in dieser Sacht·, nicht auf die komplette Status/migkei/, sondern auf eine radikale Ne,uJrjlllitioll von Status im Gegenüber zu den irdisch-menschlichen Vorstellungen. Eine ironische Vef\Nendung von xaVx'1llll (vg1. Klein, WerknJhrn 209 mit Anm.75; vgl. auch Mußner, Galaterbrief 401) liegt somit kaum nahe. • , Vgl. Ba rda)' (rruth 160), der jedoch nichl von einer Relalivierung des eigenen Werkes im oben vorgeschl:igcnen Sinne ausgeht. - ~'ie radik:ll diese paulinische ~Kom:ktur" ist, 7.eigt sich angesichts der fundamenlaIen Bedeutung von Ehre und Schande (ür das soziale Miteinander in der antiken mediterranen Welt: "Ehre und Schande bilden ... gleichsam den prirn:iren Re(ercnznhmen, innerh:llb dt'ssen Personen, Handlungen und Situ:ltionen beurteilt .....erden.. (Strecker, Theologie 280; "gi, bier, Galatians 218 ff). Dabei sind die Kategorien I~hre und Schande näherhin zu \'erstehen als .rr!4riotUJ/e Großnt.. du heißI, sie werdt.'fI einer Person primltr durch andere Menschen." \'ermittelt. Zwar spielt :luch der AS/Hkr der ~/bst muchätzung eine gt'WisU' RoJle, doch ur pr den Bes;n. und Erwerb von Ehre die soziale Ane,*en",."g lind Bt'St4rigung durrh <2"dere Itonstitutitj (Strecker, Theologie 281 [letztere Hen'orhebung \'on mir)), Der Grundsat7. von Gal 6,5 unterminiert also diese gesellschaftliche Grundfeste antiker mediterraner Weil. .. Strecker, "neologie 361, M
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II. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
Nach Bllitmann weist Pallius das Rühmen deswegen zurück, weil sich in ihm das sündige Selbstreehtfertigungssueben des Menschen zeigt: Im xaUXäo6(1I findet "die sündig-eigenmächtige Haltung" des Menschen ihren "höchsten Ausdruck"!8S Beide Positionen sind keineswegs miteinandcr unvereinbar486 , sondern müsscn vielmehr sogar zusammengesehen werden, will man den Stellenwert des Rühmens im Galaterbrief angemessen einschätzen. Es ist das Verdienst der "New Perspective", die irdisch-soziale Perspektive aufzuzeigen, in der die Frage nach dem )/.(lUvlJ.lU steht. Das soziale Miteinander der Christusgläubigen ist von zentraler Bedeutung für die paulinischen Ausführungen. Die für die "New PerspeC[ivc" typische Konzentration dieser Thematik auf das Verhältnis von Juden und Hei· den w scheint jedoch zu kurz zu greifen. Bereits Gal 3,26-28 zeigt, daß der Grundgedanke einer egalitären Gemeinschaft die Grenze eines primär am Ethnischen orientierten Interesses des Verfasser überschreitet und auf jegliche Form hierarchisierender Gemeinschaftsstrukturierung zielt. 488 Die Behandlung der Sta· lUs-Fragen geht nicht auf in dem Bemühen, einen "jüdischen Ethnozentrismus" abzuwehren. 489 Noch entscheidender ist jedoch, daß das lbema "Status und Ruhm" die soziologische Dimension übersteigt, wie eng oder weit man es auch fassen will. Paulus ist an gemeinschaflSzerstörendem Rühmen aus letztlich theologische" Gründen interessiert. Die irrige Meinung, Ansehen zu haben, das einen Anspruch gegenüber anderen begrunden soll, ist Ausdruck des Vertrauens auf nur "IrdischMenschliches", Vertrauen auf die o
ßultmann, Theologie 242. - Vgl. dazu schon o. S. 113 Anm.271. 41 Vgl. z. B. Stendahl, Apostel 21 ff; Dunn, Paulus·Perspektive 42 f. .. Vgl. o. S. Iloff. ... Zum Ausdruck "jUdischer EthnozentrisnlUS~ s. Strecker, Paulus 12; zur Sache vgl. vor allem Dunn, Pcrspective 114 f (seltsamerweise legt Dunn in seinem Kommentar [Galatians 3251 Gal 6,4 nicht in dieser Richtung aus); Stendahl, Apostel 22 f. 4'lO Vgl. Bultrnann, Theologie 238.233. So Synofzik, Gerichts- und Vergeltungsaussagen 44; vgl. Buhmann, 1'neologie 242 f; Bultmann, ThWNT 111 65l. m Vgl. Klein (Werkruhm 209), der zeigt, daß der Vers nicht die Situation corarn deo reflektiert, jedoch auch nicht der Auffassung ist, der Vers mache eine Aussage über die Situation cOr:lm hominibus (vgl. dazu o. S. 162 f Anm. 482~ .es
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2. Textanalysen
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lind ein "sich im Rühmen verdichtendes falsches Existenzverständnis".4'H Beide Aspekte sind unlösbar aufeinander bezogen: Die Ignorierung der in Christus neugeschaffenen Sozial- und Statusstruktur gründet in einem falschen Existenzverständnis.
Unter pragmatischem Gesichtspunkt fonnuliert Gal 6,4 den Gedanken in Fonn eines Appells zur Prüfung des Eigenen (6,4a), die die Voraussetzung für die angemessene Selbsteinschätzung in Christus darstellt. Zu dieser Priifung wird ausnahmslos jeder aufgefordert (50xLJ.1a~tt:w EXaOtor;).t94 Gegenüber Gal 6,3 intensiviert sich damit die Gesprächssituation. Gal 6,4 führt zwar die unpersönliche Rede von Gal 6,3 weiter, die den Ausführungen ihre Allgemeingültigkeit verleiht. Gal 6,4a ist jedoch nicht wie Gal 6,3 beschreibend, sondern als direkte Ansprache gestaltet. Dadurch be· kommt die Anweisung von Gal 6,4a besonderes Gewicht. Sie hebt das hervor, was bei entsprechender Befolgung zu dem Ziel führt, das der Verfasser erreicht wissen will. Dieses Ziel nennt Gal 6,4b. 49S Die in Gal 6,4a geforderte Konzentration auf das Eigene führt zu einem ausschließlich (Ilovov) "selbstbezogenen" Ruhm, der den "Ehrwettbewerb"496 mit anderen ausschließt. Mit iixaotor; knüpft Gal 6,S an die Aufforderung von Gal 6,4a an. Der Vers begründet das Vorangegangene (yCt.e) und betont erneut das Eigene (tO r510V epOQtlOV): Ein jeder wird die eigene Last tragen, für die er allein verantwort.lich ist. 497 Weil letztlich nur das Eigene zählt, ist es angeraten, die eigene Lebensführung auf sich allein bezogen zu prufen und so die "J
So Streckers Zusammenfassung der Anliegen der beiden Auslegungsrichtungen: Theo-
logie 362. fi4 Diese umfassende Anspr:tche widerrät einer Deutung auf die Gegner und ihre Anhänger unter den Gabtern (so Martyn, Galatians 550). fil Vgl. BeiZ; MFormal besteht die Maxime aus zwei Teilen: (1) die eigentliche Maxime (V 4a) und (2) die J:olgen, falls der Rat befolgl wird, d. h. implizit ein Grund fUr die Einführung der Maxime an dieser Stelle (V 4b)" (Galaterbrief 512 f). - Das Futur tq:l ist im Verbund mit )(C1l n·m; (..und dann"; vg1. Bauer!Abnd, s. v. lOlE 2. 1642) am besten logisch aufzufassen. Gegen ein eschatologisches Verständnis (vgl. HUbner, Gesell. 88; Mußner, Galaterbrief 401; Vouga, Galater 148 [Vouga faßt tg;l logisch lind eschatologisch auf}) spricht, daß Paulus mit Gal 6,3 das Thema "Status im irdisch· zwischenmenschlichen Bereich" in den Blick nimmL Gal 6,4 bildet zu Gal 6,3 das positive Gegenstück, so daß ein W(."Chsel von irdischer zu ('schatologischer Perspeklive zwischen 6,3 und 6,4 unwahrscheinlich ist (vgl. Kuck, Burden 294 Anm.35). Hecke! faßt das Futur Olim Sinn eines Imper:llivs" auf (Kraft 184 Anm. 213). Dagegen ist jedoch einwwenden, daß bereits die SelbstprUfung, zu der Gal 6,4a auffordert, die Ilcschränkung des Ruhmes auf das Eigene in sich triigt, so daß zum ange· messenen .. Umgang mit dem Resultat der SelbstprUfung" (Heckcl, Kr:tft 184 Anm. 213) nicht mehr gesondert aufgefordert werden muß. ... Strecker, Theologie 365. ..., Vgl. ßarclay, Truth 162; zu der Fr:tge, wie diese Ver:tntwortung 111\ IUhmen der Mächte-Konzeption zu denken ist, \'gl. o. S. 121 und u. S. 175 f.
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I I. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
angemessene Einschätzung des eigenen XmJXTlI.l.a zu gewinnen. Ein Ansehen, das aus dem Vergleich mit anderen gewonnen wird, hat keinerlei Bedeutung. Tc lStoV q>OQ'tlOV nimmt "[0 EeYov E(ll)"{OÜ wieder auf·98 , jedoch ins Negative gewendet. 499 Das eigene Werk muß sich nicht als Ruhm erweisen, es kann auch eine Last darstellen. Die gesamte Fonnulienmg tO 'l5l0V q>OQ'tlOV ßa.(J'[(i~tv erinnert über Gal 6,2 (nUiJAmv 'ta IklQll ßaOlci~En;)~OO hinweg an Gal 5,10: 6 5E 'taQO.oowv u~ö:~ ßaOtnOEl tO xQl~a. öow; r.nv Wl Mit Gal 5,10 verbindet Gal 6,5 nicht nur die Formulierung mit ßao'ta~ElV, sondern auch das Thema ..Status". Dieses deutet Gal 5,10 mit dem Zusatz öonr; oov TI an, Gal 6,3 benennt es explizit für die Verse 6,3-5 (Ei: yaQ 50xEt tu;: ElVal n 1.l.1l5E:v iOv). Im Rückbezug auf Gal 5,10 bekommt Ga16,5 einen drohenden Klang: Ein jeder wird dem Urteil nicht entgehen, das der Lebensführung entspricht. Dieses Urteil hatte in Gal 5,10 eindeutig nega-
n.
Vgl. Kuck, Burden 294; Hübner, Gesetz 87; Weiß, ThWNT IX 88; Schlier, Galater 274. Anders versteht ein Großteil der Exegeten lpo(>tiov als Wiederaufnahme von tn fkle'l aus Gal 6,2: vgl. Betz, Galaterbrief 516; Burton, Galatians 334; Lambrecht, AdmonitiOI1 50; Mußner, Galaterbrief 401 f mit Anm.36; vgl. KJein, Werkruhm 209. Versteht man jedoch Gal 6,5 als eine Art Neufonnulierung von Gal 6,2, dann besteht ein Widerspruch zwischen beiden Sachaussagen, der sich nicht recht durch einen Hinweis mildem läßt wie z. B.: "(D)ie gegenseitige Hilfe beim Tragen der Lebenslast" schließt nicht aus, "d:tß jeder lernen muß, mit sich selber fertig zu werden" (Betz, Galaterbrief 517; vgl. einen :tltemativen Venniulungsversuch zwischen Gal 6,2 und 6,5 bei Klein, Werkruhm 209). Um einem möglichen Widerspruch zwischen Gal 6,5 und 6,2 zu entgehen, schlägt Baumert vor, lpOQtlOV im Sinne von ",Frucht', ,Ware' und in der Landwirtschaft ,Ertrag, Produkt, Ernte'" aufzufassen (Gewinn 71). Dieses Verständnis von qlOQtlOV ist zwar theoretisch denkbar (vgl. Liddell/Scott/]ones, s. v. lpOQ1iov 2.b. 1952), es h:tndelt sich jedoch um eine eher entlegene Bedeutung (vgl. trotz der Beteuerung Baumerts, lpOQtlOV hieße "vor allem ,Frucht, Ware'" [Gewinn 71 lHeTVorhebung von mirll, die Folie der Belege bei Liddell/Scottl]ones fUr f.POellOV im Sinne von .. Last, Burde" gegenüber den vereinzelten Stellen, an denen
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2. Textanalysen
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tive Bedeutung: Mit diesem Vers kündigte der Verfasser die zu erwartende Verurteilung der Gegner an. Indem der Verfasser in Gal 6,5 vom Werk als Last spricht, wird diese mögliche Negativbilanz vor Augen gestellt: Das eigene Werk kann sich als LaSt erweisen, was einer Verurteilung gleichkommt. so2 Bei dieser Last wird jeder lllwertretbar behaftet. SO } Unter pragmatischem Gesichtspunkt wird die Aufforderung zur Prüfung des Eigenen (Ga I 6,4) durch Gal 6,5 nachdrücklich motiviert.~o4 Gerade der mögliche Negativbescheid, der den Einzelnen treffen könnte, soll die Bereitschaft verstärken, der Aufforderung von Gal 6,4 nachzukommen. Die in Gal 6,3-5 fonnulierten Einsichten und Aufforderungen haben grundsätzliche Bedeutung. Sie sind für jegliche Gemeindesituation, für alle Christenmenschen relevant. Erneut ist jedoch deutlich, daß sie auch appliziemar sind auf die aktuelle Situation der Adressaten. Das Thema "Status und Selbsteinschätzung" ist rur die galatische Krise hochaktuell. Die realen Adressaten werden angehalten, eine Einschätzung zu revidieren wie die, daß die Zugehörigkeit zu der Gruppe derer, die Gesetzesgehorsam und Beschneidung akzeptieren, das Ansehen mit sich brächte, etwas zu sein. Der Verfasser hat die grundlegende Belehrung über die rechte Selbstein~
Der Vers lriigt die an sich neulr.l.le Aussage in sich, daß jeder sein eigenes Werk lrägt, d. h. für die eigene Lebensführung verantwortlich iSL Theoretisch kann das Werk \'om nvcu~w. oder von der o~ bestimmt sein, es kann sich als Ruhm oder als Last erweisen. In beiden Fällen ist es als das eigene zu tragen. Mit der FomlUlierung von Gal 6,5 fokussiert der Verfasser jedoch nur die negative Variante, also den Fall, bei dem die Lebensführung nicht vom Geist bestimmt ist und so das eigene Werk eine LaSt ist; vgl. in dieser Richtung auch Hilbner, Gesetz 87. ~ Daß an das göttliche Forum gedacht ist, vor dem Rechenschaft abzulegen ist, liegt nahe (vgl. auch o. zu Gal 5, lOS. 78 mit Anm. 84). Nicht so eindeutig läßt sich m. E. jedoch entscheiden, ob sich Gal 6,5 auf das kommellde göttliche Gericht beziehL So versteht die Mehrzahl der Exegeten den Vers (vgl. u. a. Hubner, Gesetz 87; Kuck, Burden 289 ff; Martyn, Galatians 550; Mußner, Galaterbrief 401 f; Oepke, Galater 190; Synofzik, Gerichts- und Vergcltungsaussagen 43 f; Schlier, Galater 274; Weiß, -rnwNT LX 88; Vouga, Galater 148). Uneschatologisch fassen ihn auf z. B. Betz (Galaterbrief 516 f), Klein (Werkruhm 209), umbrecht (Admonition 50) und vorsichtig in dieser Richtung auch Dunn (Galatians 326). Für die eschatologische Deutung spricht das Futur f\aOlitOf;I. Dennoch ließe sich der Vers auch ohne die Aussicht auf das Endgericht verstehen, das der Veriasser ja auch nicht explizit nennt (vgl. Vouga, Galater 142 [ungeachtet seiner eigenen end zeitlichen Interpretation von Gal 6,5 J). Eine Bilanzierung und Beurteilung der Lebensfühnmg muß nicht ausschließlich dem Tag des Endgerichts vorbehalten bleiben, sondern ist jederzeit denkbar. Das zeigt Gal 2,11. Die Verurteilung des PelruS I:lßt wie in Gal 6,5 und 5,10 an das götdiche Forum denken, sie wird jedoch keineswegs zukünftig gedacht (l(CHr.y\"wo~li;vo~ hv). Das Futur \'on Gal 6,5 w5re d:lIln nicht eschatologisch, sondern gnomisch aufzufassen (vgl. BDR § 349.1). KlO Vgl. Kuck, Burden 294.
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 lind 6
schätzung des eigenen Status also ganz offensichtlich mit Blick auf diese aktuelle Situation entworfen.so~ Wiederum hängt die Grundsätzlichkeit der Belehrung mit der rhetorischen Situation zusammen: Der Verfasser verständigt sich mit Pneumatikem über christliche Grundeinsichten hinsichtlich des Gemeinschaftslehen. S06 Gal 6,6 nennt einen weiteren Grundsatz für das Miteinander innerhalb der Gemeinschaft der Christusgläubigen. Betz schreibt stellvertretend für man· che Ausleger: .. Die letzte Maxime ist sicher die rätselhafteste im ganzen Brief."S07 Mit dem seit Gal 5,26 dominierenden Thema "Gemeinschaftswiederherstellung und -erhaltung" ist Gal 6,6 durch das pointiert vorangestellte XOlVWVel'tW verbunden. so8 Der Vers nimmt eine besondere Variante der Gemeinschaft in den Blick: die zwischen dem Unterweisenden und dem Unterwiesenen. S09 Gal 6,6 stellt grundsätzlich die Verantwortung des Unterwiesenen für die positive Gemeinschah mit dem Lehrer heraus. Die weitgefaßte Formulierung XOlVWVElV EV ml.mv ayaOoic; läßt sich dabei kaum auf eine konkrete
~
Daß der Abschnitt zu einer solchen Anwendung drängl, zeigt nicht nur Gal 5,26 mit der adress:ltenbezogenen Nennung des Stichworts KEvooo.;ia, sondern vor allem die bereits angedeutete Anwendung auf die galalische Siluation in Gal 5,10. Dieser Vers ruft seinerseits den historischen Modellfall ab mit seiner ..theologisch-kritische(n) Relativierung" (Vouga, Galater 46) der Geltung derer, die Ansehen haben (Gal 2,2.6.9); vgl. o. zu Gal 5,10 S.77 f. ~ S. dazu noch einmal o. S. 150 f. "'" ßeu, Galaterbrief 517; vgl. Barclay, Truth 162; Becker, Galaler 93; Dunn, Gaklli:ms 326; Longenecker, Galatians 278; Mußner, Galaterbrief 402. ~ Zum grundsäulichen Verständnis von Kmvwv;;jv vgl. Hainz, Koinonia 76-79. - Eine direkte tenninologische Verbindung von Gal 6,6 besteht zu Gal 2,9: oi öoxouvn:~ onj).01 d"al., ~ui.~ ~Clv [1l0i Kai ßaQ"Cl(\q. Kon~viaf (vgl. Barclay, Tnnh 163; Hainz, Koinonia 62). Neben dieser tcmlinologischen Beziehung findet sich auch das Slichwort BoXEi\'. Daran zeigt sich, daß Gal 6,6 noch ganz. im R.,hmen des Themas steht, das die vorangegangenen Verse bcstimmL Diese Verbindung zum vorderen Kontext spricht auch gegen eine Texub· grenzung, nach der mit Gal 6,6 ein neuer Absch~iu beginnen soll (so Lietzmann, Galater 40.42; Burton, Galatians 334; Borse, Galater 212; vgl. dazu auch o. S. 144 mit Anm.398). 50J Es erscheinl nichl unmöglich, aus der Bezeichnung 0 KflTllXWV bz.w. 0 KflfTIXOl)IlEVO~ auf einen Berufssund der Katecheten zu schließen (vgl. Beyer, ThWNT [11 639; Betz, Galaterbrief 519; Burton, Galatians 335; Dunn, Galatians 328; Martyn, Gal:nians 552). Ein solcher RUckschluß muß jedoch fr:lglich bleiben, denn eindeutig ist KClnlXt:iv als "tcnninus technicus für den Katechumenenunterricht (Vouga, Galaler 149) erst später, im 2. Clernensbrief, belegl (2 Clern 17,1; vgl. Vouga, Galater 149, aber auch Betz selbst Galaterbrief 519; zu 2 Clcm 17,1 s. auch Deyer, lhWNT 111 639). Von daher liegt es näher, Gal 6,6 unspcz.ifisch aufzufassen. Der Verfasser meint generell jegliche denkbare Beziehung l.wischcn jemandem, der das Wort unterrichtel, lind dem, den es gelehrt wird, ohne daß dieses Verhältnis zwingend institutionell gefaßl ist (vgl. Hainz, Koinonia 72; Ocpke, Galater 191). Daß in Gal 6,6 christliche Untl'f"Neisung g('meint ist, ergibt sich aufgrund des Kontextes sowie durch den Zusatz 0 )'6"'fo~ (0 ltClTllXOU'tEVO~ tOv ).&yov); vgl. ßurton, Gal:ttians 337; Longenecker, Galatians 278. M
2. Textanalysen
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Bedeutung festlegen.~10 Durch die semantische Verbindung zu aya6wauVTJ im Tugendkatalog (Gal 5,22) wird die Aufforderung zum Anteil-Geben an allem Guten als nvtu~a-gemäßes Verhalten qualifiziert.~11 Unter pragma· tischem Gesichtspunkt intensiviert der Verfasser mit Gal 6,6 erneut das Gespräch mit seinen Adressaten, indem er wie in Gal 6,4 den Vers nicht als Aussage gestaltet, sondern als unpersönliche Aufforderung. Auch im Falle dieser Anweisung ist zu sehen, daß sie unbeschadet ihrer Allgemeingültigkeit auf die aktuelle Adressatensituation anwendbar und offensichtlich auch auf diese hin entworfen iSL Bei Gal 6,6 handelt es sich nicht um eine unvermittelt eingeführte "Briefkonvention"~11, noch will der Verfasser "ohne sachlich erkennbaren Zusammenhang zum Voranstehenden und ohne neue Motivation" den allgemeinen Grundsatz mitteilen: ,,(Z)um geistlichen Leben der Gemeinde" gehört "auch die Sorge um den Unterhalt der Lehrer."Sl3 Das in Gal 6,6 skizzierte Verhältnis von Unter· weisendem und Unterwiesenem benennt vielmehr abstrahierend das Verhiiltnis zwischell dell Adressaten lind dem Verfasser je'bjL~14 Der Apostel ist
tIO
Tu
ayu3Q ist in gleicher Wei$e un$pezifi$ch aufzufuscn wie ta !kiQ'l und i) ayan'l in
Gal 6,2 bzw. Gal 5, Lk (s. o. zu Gal 6,2). Von daher ist eine Fcstlegung auf m:uerielle Unterstützung nicht vom Text nahegelegt. Solche kann gemeint sein, ist aber sicher nicht nur gemeint (vgl. Lietzmann, Galater 42; l.ongenecker, Galalians 278 f; Schlier, Galater 275 (i Vouga, Galater 149; vgl. den Versuch "Oll Hainz [Koinonia 79-89], zwischen "oller GUte~OlC'inschah und gegenseitigem .. Antt'iJ geben an den jeweils mitteilbaren GUtem" (Koinonia 89) zu differenzieren). Prim3r auf materielle UnterstOtzung deuten Gal 6,6 Becker (Galater 94), Borse (Galater 212-214), M:uera (Galalians 222), Mußner (Galaterbrief 403), Dunn (Galatians 326-328), 5trelan (Burden-Be~ring 272). 8c11. (Galaterbrief 519) und Barday (l'ruth 163 Anm.61; let7.tere rel:ltivieren ihre Auf(:Iossung jedoch sogleich; vgl. lihnlich relativierend L~mbrecht, Admonition 51 ~ Unklar ist die Position von Burton, der zum einen dnon ausgeht: ,,(I)t is a dass of paid teachers to which the verse refers" (Galati;ms 335 I Hervorhebung von mir]), fUr 1a ayaOU jedoch dann f;"ine Festlegung auf materielle Unter· SLUtzung ablehnt (vgl. Button, Galalians 338). Oepkc weist die Deutung auf Materielles grundSätzlich ab. Ta ayaßti bf;"7.ieht sich s. M, nach auf "siulich-religiöse GUter" (Galater 192), so daß Ga16,6 dazu auffordere: "Dem Wort und Vorbild des Lehrers folgend, strebe er (der Unterwiesene; Ven,) der Vollkommenheit nach!" (Galater 193; vgl. in dieser Richtung, wenn ;l.uch vorsichtiger, Ecken, Verkilndigung 146 f), Doch diese Auslegung legt 1a o.yaOO: ebenso einseitig fest wie die rein materielle Deutung und ist deshalb ebenfalls abzu· lehnen zugunsten eines grundsätzlich offenen Verst3ndnisscs. m Vgl. Barclay, Trum 163. ~u So die Überlegung bei Betz, Galaterbrief 520. ~o ßecker, G:Iolater 93, 94. ~" Vgl. die in diese Richtung gehende Überlegung bei Oepke: .. Der Satz I:ißt sich allenf;lllls auch generell ,·erstehen, so daß z. 8. alW! daJ V~JtniJ d~J ApolttlJ zu d~ Galat"" danmtt'r lalJ~n !tönn"- (Galater 19\ [Hervorht."'ung "on mir); \'gl. Bachmann, Sünder 121). Vgl. auch Borse, der P.lulus ...an erster Stelle" als .. Lehrer der GI:iubigen" nennt, ;lIber sogleich hinzu· SCtzt, dieser denke "bei der Forderung der Gütergemeinschaft jedoch nicht an sich" (Galater 213; vgl. z.ur weiteren Begründung 8orse, Galater 213 f).
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
derjenige, der den Adressaten das Evangelium verkündigt hat, der sie im Wort unterwiesen hat und dies gegenwärtig erneut tut in Fornl seines Briefes. In der konkreten Kommunikationssituation entspricht er dem Typus 0 xanrx.rov.m Das Verb xatT1XElv faßt die Aspekte., Verkündigung" und .,Unterweisung" in sich, wenngleich das Moment der Unterweisung im Vordergrund stehL 5lb Daß der Verfasser, der sich bislang eher als der Verk;;ndigerdes Evangeliums vorgestellt hat (vgl. Ga!I,11 [vgl. 1,8]; 1,16. 23; 3, I). sich hier in der Rolle des Unterweisenden präsentiert, hat seinen Grund darin, daß er nun auf das verweist. was er aktuell mit seinem Brief tut: Er belehrt die Adressaten noch einmal grundsätzlich über das, was allgemein in Christus gilt. 511 Entsprechend bilden die Adressaten eine Konkretion des Typus 0 xcmlXOO~tVOC; 10V AOyov. Sie sind diejenigen, die Verkündigung und Lehre empfangen haben bzw. gegenwärtig vennittels des Briefes empfangen. Guten Sinn macht die Anweisung von Gal 6,6 auf dem Hintergnmd dessen, daß das Verhältnis zwischen dem Apostel als xatT1Xrov der Gemeinde und den Adressaten augenblicklich massiv gestört ist, wie der Brief im allgemeinen, Gal 4,16 im speziellen, zeigt. Aufgrund dieses konkreten Anhalts im Brief ist diese Applikation auch der Annahme vorzuziehen, 0 xaTJl'x.rov sei auf "some members of the community devoted much of their time to the instruction of others and were dependent upon offerings from others for their livelihood"5lB, oder konkreter: Paulus wolle die Unterstüt· zung der Lehrer erreichen, die noch das paulinische Evangelium vertreten und von den Gegnern ersetzt zu werden drohenY" Diese Annahmen sind zwar theoretisch denkbar, es findet sich jedoch im Brief kein derart expliziter Hinweis auf eine solche Lage wie auf die Störung des Verhältnisses zwischen Vert"asser und Adressaten. Die Befriedung dieser Beziehung hat, wie schon oben herausgestellt, theologische Bedeutung, insofern sie um der Einheit in Christus willen notwendig ist. 520 Mit der Aufforderung von Gal 6,6 weist der Verfasser seinen Adressaten die Initiative zu, die Gemeinschaft zwischen ihnen wiederherwstellen. Sie, die Unterwiesenen, sind diejenigen, die gemäß der
m Vgl. o. S. 168 Anm. 509. SI. Das Verb xanlx,Eiv hat die Grundbedeutungen .etwas bl'richte'J, m;ueilell'" und ,Jemmlden Im/errichten, Imterwt;sell, bell'hnm M (vgJ. Bcyer, ThwNT 111 638; Bunon, Galatians 336 f). Aufgrund dieser beiden Bedeutungen lassen sich Verkündigung und Unterweisung nicht strikt voneinander trennen. W Vgl. dazu auch u. S. 187 f (vgl. auch S. 192 ff). SI' Matera, Galatians 222. s" Vgl. Martyn, Galatians 552; vgJ. Longenecker, Galatians 278. ~,!Q S. dazu o. zu Gal 5,26 S. 142; zu der zudem besonders qualifizierten Beziehung zwischen Apostel und Gemeinde vgl. o. S. 114 f Anm. 273.
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2. Textanalysen
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Grundregel aufgefordert sind, ihm, dem Unterweisenden, Anteil zu geben an allem Guten. Für Gal 6,1-6 ist folgendes fcstzuhalten: Unter sachlicher Perspektive steht in diesem Abschnitt das Thema "Gemeinschaftswiederherstellung bzw. -erhaltung" im Mittelpunkt. Der Verfasser nennt mehrere Grundsätze, die das irdisch-soziale Miteinander der Christusgläubigen regeln sollen. Die Grundregel der Reintegration (Gal 6,1) entspricht dem zentralen Liebesgebot, das in Gal 6,2a als Aufforderung zum wechselseitigen Lastentragen variiert wird. Den Gehorsam gegenüber diesem Gebot kennzeichnet der Verfasser als Gesetzeserfüllung (Gal 6,2). Mit Gal 6,2b ist die Reklamienmg des Gesetzes als der umstrittenen Größe des Briefes für die göttliche Sphäre endgültig abgeschlossen und "Gesetzesgehorsam« umdefiniert in "Befolgung des Liebesgebotes". Mit Gal 6,3-5 wendet sich der Verfasser der individuellen Dimension des Themas "Gemeinschaftswiederherstellung bzw. -erhaltung" zu, der Ein· schätzung des eigenen Status. In Christus gilt grundsätzlich der gleiche Status aller (Gal 6,3). "Ansehen« grundet allein im Eigenen. das sich letztlich Gott verdankt (Gal 6,4.5). Ein Anspruch gegenüber anderen ist nicht aus ihm ableitbar, womit jegliche Gemeinschaftsstruktur, die nach Maßgabe von Ruhm und Ansehen hierarchisch gestaltet ist, im Herrschaftsbereich Christi außer Kraft gesetzt ist. Gal 6,6 nimmt schließlich die besondere Gemeinschaftsvariante Unterweisender - Unterwiesener in den Blick und stellt die Verantwortung des Unterwiesenen für diese Gemeinschaft heraus. Die Fornl unspezifischer Gnllldsatzrede ist als textstrategisches Mittel aufzufassen, das mit der rhetorischen Situation zusammenhängt. Der Verfasser wendet sich an die Adressaten, die rhetorisch als nVEU~latlxoi zurückgewonnen sind (Ga! 6,1), und bietet ihnen ein Set allgemeingültiger Grundsätze an für den Umgang von Pncumatikern mit der Gestaltung ihrer Gemeinschaft. 521 Das ennöglicht ihm, den realen Adressaten je1lSeits ihrer aktuellen Situation Leitlinien zur Wiederherstellung und -erhaltung ihrer Gemeinschaft im Sinne des Verfassers an die Hand zu geben. Alle genannten Grundregeln sind unmittelbar applizierbar auf die gegenwärtige Adressatensituation, d. h. in Entsprechung zu den aktuellen Prob/empunkten ausgewählt und gestaltet: Die galatische Situation ist geprägt durch Gemeinschaftszerstörung, die durch die Annahme gespeist wird, aufgrund der Akzeptanz von Gesetzesgehorsam und Beschneidung besonderes Ansehen zu haben. Entsprechend nennen Gal 6.1-6 Regeln und Einsichten, die spiegelbildlich die Adressaten an diesen neuralgischen Punkten positiv ~ll
Vgl. Mal4'ra, Culmin:ltion 86.
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11. Eine textpragmausche Analyse von Gal 5 und 6
prägen sollen: Gal 6,1-2 und 6,6 ordnen an, die Gemeinschaft wiederherzustellen) die Verse Gal 6)3-5 leiten zur angemessenen Einschätzung eigenen Ansehens an. Der Abschnitt Ga16, 1-6 dient also unter pragmatischer Perspektive dazu, die Adressaten - spiegelbildlich zu ihrer aktuellen Situation - positiv zu prägen. S22
2.6 Ca! 6,7-10 Mit Gal6,7a erfolgt ein textpragmatischer Einschnitt. Der Verfasser spricht seine Adressaten wieder direkt an und warnt sie nachdrücklich vor einer Fehleinschätzung: ~l~ nAavao{h;, {}OOC; ou IJ.UXTTJQi~E1D.l. Mit dieser Warnung stellt der Verfasser die vorangegangenen Grundregeln, die die irdische Gemeinschaft der Christusgläubigen betreffen) in unmittelbare Verbindung zu Gott. An der Akzeptanz oder Nichtakzeptanz der Grundregeln hängt mehr, als die Adressaten glauben könnten: nämlich Verachtung52l oder Verehrung Gottes. Die Verse Gal 6,7b-8 führen aus, was das anthropologisch gewendet bedeutet: eschatologisches Heil oder Unheil) Vergängliches oder ewiges Leben. Gal 6,7b nennt eine "e1ementareO, allgemein zugänglicheO ... Erfahrungsweisheit"'5H in Fornl eines gängigen Sprichwortes: Was der Mensch sät, wird er ernten. Es besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen Tun und Ergehen. m Mit Gal 6,8:1 und Gal 6,8b refonnuliert der Verfasser diesen Grundsatz von seinem Verständnis menschlicher Existenz her, die er bestimmt sieht von den alternativen Mächten ou~ und nv('u~lCt.516 Dessen Sachaussage Vgl. Esler, der mcint, Paulus versuche in Gal 5, I3 ff eine positivc Gmppenidentität l.U prägcn, die sich besondcrs im Abschnitt Gal 6,1-1 0 ~family ill1agery figures" btodiene (Eslcr, Family 175; \'gl. kritisch 1.U der Familienterminologie van Henlen, Family 185 ff): ,,11lC last seetion of the passage, Gal 6: 1- I0, is framed with the language of fictive kinship, sincc it begins with another address to brothcrs (6:1) and condudes with fllcntion of the house· members of the faith (6:10). In 6:1-6 he advices on ways of cncouraging behaviour appro· priat.e to the congrcgations and thcir identity" (Esler, Family 179). Auch Eslers Auslegung stellt den rhetorisch pr:igcnden Ch:lfaklCr des Abschnittcs heraus. Gegenüber Esler \'ennag die hier vorgeschlagene Auffassung jedoch weitaus gezicltcr zu bestimmen, warum der Vcrfasser in gerade dieser Adressatensituation diese ~Idcntit:it~ pr:igen will, die er in Gal 6,1-6 thematisiert. sn Vgl. 1.\1 ~uxn'lQiv:1V Preisker, ThWNT IV 803; Belz, Galaterbrief 520 f; Vouga, Galater l.U
150. u.. Stoc\'t~sandt, Säen 298. ~~
Vgl. Bccker, Galater 95; Betz, Galaterbrief 521; Vouga, Galater 150; zu den Parallelen vgl. vor allem Dunn, Galatialls 329 f; Longenecker, Galatians 280. u. Vgl. Betz, Galaterbrief 522; Dunn, Galatians 330; Dschulnigg, Überlegungen 28 f; Longenecker, Galatians 280.
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2. Textanalysen
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wird damit modifiziert Durch den Rekurs auf die Mächte lenkt der Verfasser den Blick vom Säen und Ernten des Menschen, das in der allgemeinen Erfahrungsweisheit von Gal 6,7b im Mittelpunkt steht, auf den Bezugsrahmen, in dem Säen und Ernten stehen,517 Damit wird der Grundgedanke der früheren Ausführungen aufgenommen, daß der Mensch letztlich nicht eigenmächtig sät bzw. lebt528 , sondern wesentlich von der Macht bestimmt ist, der er untersteht Der Mensch kann ausgerichtet auf das Fleisch leben und handeln (dt;: n;v aaQxa) oder auf den Geist (Elt;: tO 1tVEu~a). Er kann aus dem Bereich der oaQJ; heraus säen, handeln, leben und dann folgerichtig ~x Titt;: aaQx6t;: ernten oder aus dem Bereich des nVEu~a (~x tou nVEU~atOt;:).52'l In Gal 6,8 richtet der Verfasser die Aufmerksamkeit auf die innere Dynamik der Machtbereiche, in denen sich der Mensch bewegt. Die Aussagen "zeigen ... die eschatologische Konsequenz eines Lebens xala. ociQxa bzw. xata nVEu~a auf."sXI Leben in der Bezogenheit auf die oaQJ; führt zu Vergänglichem, was sich folgerichtig allS dieser Sphäre ergibt: Irdisch-Vergängliches kann nichts anderes allS sich entlassen als Irdisch-Vergängliches. Lebt der Mensch bezogen auf die Sphäre des "Nur-Menschlichen'\ so verbleibt er auch gänzlich in ihr und dem, was sie ausmacht und zu bieten hat. Von IrdischVergänglichem läßt sich nur Vergängliches ernten,
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 lind 6
Demgegenüber gilt dem Leben in der Bezogenheit auf den Geist, Leben, das sich dem Geist verdankt, die Zusage ewigen Lebens (Gal 6,8b). Die in Aussicht gestellte Ernte muß nicht ausschließlich als Ernte beim eschatologischen Endgericht verstanden werden. Da bereits jetzt und diesseitig unter der Herrschaft des Fleisches oder des Geistes gelebt wird, kann sich auch die Ernte, Vergängliches oder ewiges Leben, bereits jetzt und diesseitig zeigen. m derben" (so Becker, Gabter 94; Betz., Galaterbrief 523 [im Anschluß an I-Iarder, ThWNT IX 105]; Mußner, Galaterbrief 405), "desuuction" (Longenecker, Galatians 280 f) oder "Untergang" (vgl. Bauer/Aland, s. v. 'i'3oQ
Vgl. Swellesandt: "Das ewige Leben ist ... die göttliche Ratifikation der göttlichen Rcchtfcrligungstal. Es steht aber nicht abseits, in einem unerreichbar verschlossenen Jenseits , dem gegenwärtigen Leben gegcnilbcr. Im Umgang gewöhnlicher Menschen miteinander in, mit und unter ihrem ... Tun I:ißt sich das ewige Leben schmecken und wird ihrem . Tun der IUng ewiger Bedeutung ... zugesprochen, ohne daß unsereiner darauf den Finger legen könnte" (S:ien 310). In der Regel werden
2. Textanalysen
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Die Sachaussage von Gal 6,8 zieh nicht darauf, den Menschen nun doch als letztlich allein verantwortlich für sein Heil hinzustellen, so wie einige Ausleger meinen: "GOlt liJßt den Mt'n1chen in st'inen Taten sich sein Geschick selbst ~sorgt'1l. Er gibt ihm die Freiht'il zu säen, worauf er will, und also zu ernten, was er wiU".m Mit Stoevesandt "reibt (man) sich die Augen"s.H: Die Absolutheit, in der hier dem Menschen die alleinige Verantwortung für sein Heil zugeschrieben wird, stellt so ziemlich alles in Frage, was Paulus in seinem Brief entfaltet hat. Im Blick auf den konkreten Ein1..elvers wird dessen Sachaussage nur recht einseitig zum Zuge gebracht, wenn man ihn im oben genannten Sinne verstehen will. Die Auslegung übergeht, daß der Apostel das ..erkennbare Gesetz der Entsprechung zwischen Saat und Erntc", nach dcm GOlt Olm Ende der Tage Gerettele und Vcrdammte voneinander scheiden sollm, wesent.lich modifiz.iert hat: Mit seiner "Interpretation mittels der Antithese Aeisch und Geist überschreitet Paulus den traditionellen w Vergeltungsgedanken •s36 Durch die Rcfonnulierung unter dem Gesichtspunkt der Mächte hat sich der Aussageschwcrpunkt verschoben. Es geht nicht mehr primär um den Säenden und seine Tat, sondern um die Mächte und um die Endresuh.ate, "die in dem Wirken von Aeisch und Geist beschlossen" liegen. Sll Daß die Herrschaftsbereiche im Mittelpunkt der Aussage stehen, zeigen nicht zuletzt die gc· nannten Endresultate: Diese wohnen den Mächten inne und können nicht durch menschliches Tun erwirkt werden, wie besonders der Ertrag "ewiges Leben" deutlich machL H8 Nach dem, was der Verfasser mit Gal 5,16ff zur Herrschaft der Mächte über den Menschen gesagt hat, läßl sich Gal 6,8 schlecht abseits des für Paulus typischen Incinandcrs von Eigenveranlwortung und Fremdbestimmung vcrstehcn. m Eine Auslegung von Gal 6,8 wird schief, die den Machtaspekt ausblendet. Die entscheidende Sachfrage ist, wie groß man den Entscheidungsspielraum ansetzt, den der Mensch inminen der Fremdbestimmung durch die Mächte hat.
oder eschatologischen Gerichtes" \'\':rSlchcn !:ißt (Bett, Gal:lterbrid 52\). Das Fulur ~Of:\ läßt sich ebenfall'l nicht eindeulig auswenen, da es sich auch ohne weiteres logisch auffassen I:ißt (\'gl. Baumert, Gewinn 75 f; auch der Hin.....eis auf Gal 6,9 hilft wenig \Ilreiter [\'gl. Synof;tik, Gerichts- und Vergdtungsaussagen 73 Anm.87), denn zum einen I:ißt sich die ßt..d emung \':ines Ver5CS nicht von folgenden Versen her fenlegen, und zum anderen stellt sich bei Gal 6,9 dasselbe Problem: Auch hier liegt kein eindeutig temporales Futur vor [vgl. dazu u. S. 179 mit Anrn. 5561). Vgl. grunds!ll.7.lich zur Frage der Gegenw!lrtig. bzw. Zukilnftigkeil ewigen I.A'bells im paulinischen Denken Klein, Aspekte 48 fr. m Schlier, Galater 277 (Hervorhebung \·on mir); vgl. I-blICk, ThWNT 111 1J}; Mußner (Galaterbrief 405 f), der sich Schliers Auffassung anschließt und vor allem den Aspekl der EnlSCheidungsfrciheit betoni; vgl. in lIhnlicher Richtung BeIZ, Galaterbrief 521 f; Barday, Trum 165. ~'" Stocvesandl, S5en 297. ~
Hauck, l'bWNl- 111 IB.
u. Synofzik, Gerichts- und Vergeltungsaussagen 73; \·gl. Dschulnigg, Überlegungen 29.
Synofzik, Gerichts- und Vergeltungsaussagen 73i vg!. Baumen, Gewinn 85; s. auch o. S. 172 ff. ). Vgl. d:tzu bes. Stocwsandt, Säen }IO f; s. auch Synofzik, Gerichts- und Vergeltungs· aussagen 7}. u. Vg1. o. S. 119 ff. u.>'
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
Mußner z. B. setzt ihn sehr groß an, so daß er von echter Wahlfreiheit ausgeht.~·o D:u ist jedoch in Anbetracht der Ausführungen von Gal 5,16 ff kaum einsichtig zu machen. Von hier legt es sich kaum nahe, daß der Mensch gänzlich frei zwischen Aeisch und Geist wählen und damit seihst über sein Geschick entscheiden kann, sondern es gilt wohl eher, was Käsemann festhäh: .. Der Mensch hat sich nicht in eigener Regie. Sein Heil und Unheil liegt in seinem jeweiligen Herm".~' Bei einem solchen Verständnis ist die Autonomie des Menschen so minim wie eben möglich anzusell.en, ohne jedoch die Grenze zum Dctenninismus z.u überschreiten. Menschliche Verantwonung kann dann als die Aufgabe beschrieben werden, "treu erfunden zu werden und in der Profanit:tt des AJltags Gon zu dienen" s42 • oder anders fonnuliert: die Herrschaft Gottes anzuerkennen, sich der göttlichen Macht zur Verfilgung zu stellen und gegen den Angriff der widergön. lichen Macht beim gegebenen Herrn und in seiner Herrschaft zu bleiben. sn
Mit Gal 6,7 und 6,8 stellt der Verfasser das in den Grundregeln benannte Verhalten der irdischen Gemeinschaft der Christusgläubigen (Gal 6,1-6) in den Horizont der konkurrierenden Mächte. Nachdem er sich mit Gal 5,25-6,6 ganz auf die Innenperspektive des nVl;;ü~lCl-Bereiches konzentriert hat, weitet er die Perspektive und nimmt emeut wie in Gal 5,16 ff den grundsätzlichen Konflikt zwischen den beiden Mächte in den Blick, die um den Menschen ringen. Gegenüber Gal 5,16 ff fonnuliert er dabei aus der anthropologischen Innenperspektive, d. h. aus der Sicht des Menschen, der unter der Herrschaft der Mächte lebt und handelt (0 ontlQwV).S4~ Die Wiederaufnahme der Amithese oaQ/; - nVEullCl zeigt, daß Gal 6,7 und 6,8 über die Konzentration auf den nVEüllCl-Bereich in Gal 5,25-6,6 hinaus die gesamten Ausführungen über die aktuelle galatische Situation im Spannungsfeld von oQ.Qi; und nVEUIlCl kommentieren, die der Verfasser ab Gal 5,13 entfaltet haL S4s Das Vorangegangene wird unter der Perspektive der Machtbereiche gebündeIL Die Konkretisierungen der Kategorien oCr.Ql; und nV(;ü~lO. in den Versen Ga! 5,13 ff gehen wieder in ihren übergeordneten Kategorien auf: Die Konkretion der Herrschaft der oaQ/; in der ..Akzeptanz von Ge· setzesgehorsam und Beschneidung" (Gal 5,13b. 18) lind des damit verbundenen ..gemeinschaftszerstörenden Verhalt{'ns" (Gal 5, IS. 19-21 b. 26) wird ~
Vgl. Mußner, Galaterbrief 405. ~l K:tsemann, Anthropologie 55; vgl. Taeger, Paulus 101. 108. ~ K:lsemann, Anthropologie 57. ~ Vgl. K:lsemann, Gottesgercchtigkeit 188. S. :lUch Klein, der die menschliche Antwort :lUr das göttliche Handeln ..nichl als r~ieO Willens~nt.schcidung ~ines autonomem Subj~kt.s, sondern als abgenötigte (um nicht l.U sagen: abgeKhm~ichehe) und jedenralls zutiefst ins Da~in einschneidend~ Antwort aur Gottes schöprerischen Ruf'" besch~ibl {Aspekte 59~ ,... Das stellt nicht in Frage, daß der Mensch grund.s:nz.lich voo d~n Mlichten ~stimml ist.: Als gr:r.mmatisch~s Subjekt ist ö on.t~ ... noch ntcht autoo001 Handelnder. lo06 Vgl. Barclay, T ruth 164: ..lnis final refertncc to nesh/Spirit sums up Paul's ~xhortatioo, and, indeed, (he message of the wholc letter"; s. auch Burton, Galatians 340; Dunn, Gal.uians .HO.
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2. Textanalysen
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in dem Bild "Säen auf das eigene Fleisch"'$% wsammengefaßt. Die Konk.retisierung der Herrschaft des nV{:u~l(l im gemeinschaftsfördemden Verhalten unter dem Zeichen der Liebe, das die egalitäre Gemeinschaft aller in Christus Gestalt gewinnen läßt (Gal 5,6. 13c. 22-23a; 6,1-6), findet im "Säen auf den Geist" seinen zusammenfassenden Ausdruck. Das pointierte Aufzeigen der eschatologischen Ernte, die die Mächte aus sich entlassen, geht sachlich über die vorangegangenen grundsätzlichen Ausführungen über oaQ~ und nVf:u~LU hinaus. Gal 5,15 und 5,2 t b deuteten zwar bereits an, was von der a
VgJ. ß:lrd:ly, Tmth 212.164 mit Anm.64; Bcu, C:lbterbricr 523; Dunn, Gal:llians 330; Voug:l, C:llater 151. Der Zusatz von w'UlOU zu oä~ in Gal 6,8a bringt weniger ..die enge, egozentrische Beziehung zwischen Mensch und Aeisch wm Ausdruck" (Ocpkc, Galater 195; vgl. Schlier, Gabter 277), sondern ist vielmehr als Anspielung aur die Beschneidung zu verstehen (vgl. Dunn, Galatians 330; Martyn, C:lbti3ns 553; VOUg3, G313ter 151; Barday, Tmth 212; Longenecker IG:l13ti:lns 281) will oaQ!; hier aur libertinistisches Verhalten beziehen; \'gl. d3Zu 3bcr o. S. 96 rr). Der Abschnitt endet, wie er begonnen hat, mit einer Assoziation von ociQ.; mit Beschneidung bzw. Beschneidung mit oä(X (G31 5,13b; vgJ. o. S. 84 f). Zwischen diese Versen hat der Verfasser die B:llldbrcite dessen :lurgesp:lnnt, was oo.~ bedeuten kann. \001 VgJ. o. zu G:l1 5,15 11.2.3.3 und zu Gal 5,21 b o. S. 131 rr. ~ Vgl. Beu, Gabterbricr 523; Longenecker, Galati3ns 281. ~ D:lß der Verfasser die Adressaten nicht direkt warnt, h:lngt wicdemrll mit dl'r rhetorischen Situation zusammen (s. o. S. 150 O. 140
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II. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und
6
Mit den folgenden Versen bricht der Verfasser diese bedrohliche Perspektive für die realen Adressaten auf, indem er eine Ennunterung unter Pneumatikem an sie richtet. Gal 6,9 und 6,10 sind als gemein christliche Selbstaufforderungen formuliert, was die Adressaten sogleich auf die Seite derer zieht, die ",auf den Geist säen". Gal 6,9a fordert dazu auf, nicht müde zu werden, das Gute zu tun. Gal 6,9b motiviert diese Selbstaufforderung mit dem Hinweis auf die zu erwartende Ernte. Mit 6f..QlOO~EV nimmt Paulus den Gedanken von Gal 6,7b. 8 explizit wieder auf. Dadurch erscheint Gal 6,9a sachlich als Neufonnulierung von Gal 6,8b: "[() XCLAOV nOlElV ist ",identisch" mit El~ lO nVEi)IlCt €>'. lOi) nVEUIlCl1:0r; 01tElQEIV. 5SO To XCtAOV nOlElv bedeutet also, generell auf den Geist bezogen zu leben, d. h. im Geist zu wandeln (Gal 6,8b; Gal 5,25. 18a. 16), das zu tun, wozu das nVEi)~Cl anstiftet. ss1 Konkreter heißt es, die Grundregeln gemeindlicher Existenz zu realisieren, d. h. der egalitären Gemeinschaft aller Christusgläubigen Gestalt zu geben im wechselseitigen Dienst der Liebe (Gal 6,2. 1; Gal 5,26. 22-23a. t3c). Diesem Tun gilt die Zusage der Ernte (Gal 6,9b). Sachlich ist die Ernte von Gal 6,8b her ",ewiges Leben", das wiederum nicht ausschließlich zukünftig-eschatologisch zu verstehen ist, sondern auch diesseitig und gegenwärtig. m Doch auf diesem Aspekt der Ernte liegt kein Gewicht, sondern auf dem pointiert vorangestellten Xal~ iOl
2, Textanalysen
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Mit Gal 6,9 fordert der Verlasser dazu auf, am Tun des Guten, am Wandel im Geiste, dauerhaft festzuhalten. m Oie damit verbundene Ernte ist so sicher verbürgt (Gal 6, 9b), wie sie dem Säen folgt (Ga I 6.7b. 8).5S4 Sie wird sich einstellen zu ihrer Zeit und wird verpaßt, wenn man vom Tun des Guten abläßt, die Sphäre des nvt:ulJ.{l verläßt Unter pragmatischer Perspektive suggeriert der Vers die Vorstellung, daß die Adressaten bereits lange das Richtige geun haben und derzeit tun und entsprechend nur zu einem Durchhalten ermuntert werden müssen,$V Durch die inklusive Formulierung spricht er mit ihnen wie mit dauerhahen Weggefährten, die ihre wechselseitigen Probleme kennen, Damit geht der Verfasser rhetorisch noch einen Schritt weiter als in Gal 6,1 Ff. Er stellt sie nicht nur als Pneumatiker vor, sondern als Pneumatiker mit ungebrochener Vorgeschichte, als solche, die lediglich in ihrem Weg bestärkt werden und nicht allererst dazu angehalten werden müssen, Oberhaupt das Richtige zu tun, wie es für die realen Adressaten zur Zeit gilt. Damit überspringt der Verfasser rhetorisch die gegenwärtige Konfliktsituation und bewegt seine Adressaten von sich selbst weg - zurück zu ihrem eigenen Ursprung. Mit Gal 6,10 zieht der Verlasser eine Schlußfolgerung (aQCl ouv) aus der in Gal 6,9b zugesagten Ernte, die in der erneuten Selbsuufforderung zum Tun des Guten besteht.~$· 'EQya~w~clta Ta aya06v in Gal 6,10 wiederholt den Appell TO XaAOV nOlOUvt~ ~~ Cyy..o.xw~tV von Gal 6,9. m Ocr Wechsel
i.~I!.ti:v und OOUOO3U1 ~in~ ..Steigerung" ausmacht (Gal:ucrbricf 525), doch ~ncheint die bcgründend~ Annahme nicht zwingend, Wmo3u1 .sei .. unzw~i(elha(t ein ~schatolOßischer Topos~ (so G:al:aterbrid 525; ...gl. G:al:at~rbrie( 525 Anm. 179~ - Bei der :alt~mati\'en Les:an i:xxax~&v
für i:yxa.~(.... handelt es sich \'ennutlich um eine sekund;l.lT Korrektur (...gl. Bauer/Abnd, $.\'. Eyxux(;(» 434; Baut'r/Aland, s..... txxaxEro 484; Voug:a, Gabter 151; Setz, Galaterbrief 524 Anm. 176~ ~ Zum Pr:isens vgl. BOR S 318. ~ Das Futur lkQioOllcV ist auch hier :Im besten logisch aufzuf:u.sen (vgl. ßaumert, Gewinn 85) und nicht temporal (so Synof7.ik, Gerichts- und Vergclwnguus$.1gen 73 Anm, 87). W Vgl. BelZ (G313terbricf ~2'1), bei dem die Textstr:llegie vollen Erfolg halo Er enlnimmt dem Vers ger13U das. was der Verfasser ihm entnommen haben möchte: .. Paulus geht davon aus, daß die Galater zur Zeit in der T:lol das Gute lun. Das Problem besteht jedoch d:arin, daß sie in der Gefahr sind, mude 1.U werdcn," Mol Vgl. Burton, Galati:ms 3'l5, Zu dem Ve"uch, Gal 6,9c trotz des ügo. ouv zu 6,10 1.U l.icht.'fl, ...gl. B:aumen. Gewinn 76 rr. Wl Ti» o.yo.60... (G:al 6,10) und tO xa10v sind Wech.selbegrirr~, Itou;i:... und i:Qytiv.a6a1 gehOren zum sellxn Wortfekl, so d:aß k~in wesentlicher Ikdeutungsuntenchied :au,szum:achen ist; \'gl. <:>cpke, Gal:ater 196; Snyman, Pe"u:asion 479(, Snyman macht 1.udem :auf du Stilmittel ..(i)n\·erted p:arallelism(f z.wi.schen G:a16,9 und 10 :au(merks:am (tO xa>..öv nmO\M:t.; - xal{l(jl - ltQ~V - i:Qyu~jl&3a 10 uyu60v), du d.1ZU dient .00 SllTngthen thc link bctwecn t.....o c:r.honations with ~s.senti:ally lhc urne meaning" (Snyman, Persuuion '179). And~rs Youg:a: .. Die letz.t~ Empfehlung in keine Wiederholung des Appdls, auf den Crtist zu den (V. 9), sondern ihlT Konsequenz (ä{!a oUvf (Galater 151). Doch wid~rsprichldi~ Einführung
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11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
von "[0 xw..6v zu TO aya66v steHt wie schon Gal 6,6 eine Verbindung zu uya{}(oouV11 als "Frucht des Geistes" her (Ga I 5,22).S60 Die Wendung t.QyclSoofim tO ayafi6v sichert noch einmal den Gedanken, daß das Gute zu tun bedeutet, unter der Herrschaft des nVEulla das ",auszuführen" (t.Qycl~oofi(U), wozu dieses anstiftet.!l61 Der Aufforderung vorangestellt ist em temporaler eben satz: ~ xatQÖv ExOJ.1EVS62. Dieser betont die Gegenwart, die es zu nutzen gilt, indem er daran erinnert., daß Zeit nicht unbegrenzt zur Verfügung steht. Damit modifiziert der Verfasser die Aufforderung von Gal 6,9 zum Tun des Guten im Sinne eines "laßt uns jetzt die Zeit nutzen, die wir haben".!tto) Die beiden mit nQÖC; angefOgten Wendungen nennen den Adressatenkreis, an den sich das Tun des Guten richtet. Neu gegenüber Gal 6,9 richtet der Verfasser mit der expliziten Nennung des Adressatenkreises den Blick nochmals auf die soziale Dimension christlichen Glaubens, die ab Gal 5,13 ff, speziell mit Gal 5,26-6,6, im Vordergrund stand. Das durch das nVEUIlCt bestimmte gute Handeln richtet sich an alle Menschen (nQÖC; nav"[(x~)~, in besonderer Weise jedoch an die Schwestern und Brüder in
mit ÜQu ouv nicht der Wiederholung des Appells von Gal 6,9 in Gal 6,10. "AQU ouv zieht die Konsequenz aus dem in Gal 6,9b formulienen Gedanken der zugesagten Ernte, die in der erneuten Aufforderung zum SlIen, zum Tun des Guten (Gal 6,9a) besteht. S60 Vgl. Barday, T ruth 166; Burton, Galatians 346. ~ Zu der Wiedergabe mit ,,:lousführen" vgl. B:loucr/Aland, s. v. EQy~OIlUI 2. 621. Das Verb &Qyö:t;.006al partizipiert an dem positiv besetzten Bedeutungsstrang des Wonfeldes "WerIVTunlWirken", der sich ausm:.chen läßt in Gal 6,4 (ivtov), Gal 5,6 (ivq~yc.iv), Gal 3,5 (101 i:~wv; vgl. G:lol 2,8); vgl. o. S. 161. ,., Schwer zu entscheiden ist, ob i;xoj.1C\t oder qWIl&V die ursprilngliche lesan ist (enteres wird be7.eugt "on p4fo A B (2. Korrektur) C D F G '+' 1739 (suppl. ) 1881 und !R, letztert'5 von ~ B (unpr. Texl} sowie den Minuskeln 6 33 104 326614 und \'on ~ abweichenden Handschriften). "Für beide Möglichkeitcn spricht etwa gleich vicl~ (Ben, Galaterbrief 526 Anm. 185), ein wesentlicher Bedeutungsunterschicd läßt sich nicht ausmachen; vgl. Beu., Galaterbrief 526 Anrn. 185; Longencckcr. Gal:ujans 282; Oepke, Galater 196; Vouga. Ga· bter 152. '" Ocr Tcmporalsatz läßt sich nicht eindeutig zuspitzen auf einen Hinweis auf die P:tnlsic bzw. das Endgericht (so z. B. Becker, Galater 95 f; Matcra, Gabtians 223; Mußncr, Galaterbrief 407, Schlier, Galater 278), da von diesen Endpunkten der Zeit nicht explizit die Rede ist (vgL Vouga, Galater 151 f). Daß die Zeit, in der jetzt Gutes getan werden kann, begrenzt ist, braucht zudem kein Wissen um ein Endgericht, sondern erschließt sich bereits vollumf!lnglich aU5 dem Wissen um die menschliche Sterblichkeit. Daß für den Verfasser die gegenw~nige Zeit eine besonders qualifizierte ist, sei damit nicht bestritten, doch erh:ilt sie.ih~ Besonderheit nicht durch du am Ende stehende Gericht, sondern durch den schon erfolgten Einbruch des neuen Äons (vgl. o. S. 94 f). '"" Von dieser univemllen Perspektive her erschließt sich möglicherv.·eise auch der implizite Grund dafür, warum das n\'f;~(l-gemIßc Verhalten der Gbubigen ausdrücklich g~rnwärtlj geforden wird (Wo:; lolCllQOV qo~v). Die Christusgläubigen sind \'00 Gott in Anspruch genOfllmen für sein Vorhaben, die Welt unter seine Hemchaft zurückzuholen (\'gl. K1semann, Anthropologie 54,58).. Die Gemeinde gilt :lols bereits von GotteS Herrsch:loft bestimmttS
00044""4
2. Textanalysen
181
der Gemeinschaft der Christusgläubigen (nQo~ l"Olx;: oi:XElo~ Tf)c; nlo,,(~). Mit OiY.€tOl führt Paulus ein neues Bild für die Gläubigen ein. Sie bilden ein Haus, eine Familie.St.~ Signum dieser communitas ist der Glaube. SM Mit der Herausstellung (llaAtOW ot) des z,mergemeilldlichen Miteinanders schärft der Velfasser noch einmal pauschal die Bedeutung der Sorge um die Gemeinschaft der Christusgläubigen ein,St.7 Damit kommt das zentrale Thema des vorangegangenen Briefteils zu seinem Abschluß. Unter pragmatischem Gesichtspunkt bleibt die Fonn der inklusiven Selbstauffordenlllg bestehen. ßeide Schlußverse lesen sich als ErnlUnterung unter Pneumatikern, bei dem zu bleiben, was sie ohnehin tun. St.S Stellte "WdtsegmentO" (Reichert, Heilswille 93), das eine ..der Welt kommunikativ zugewandte Seite" hat (Reichen, Heilswille 94). Diese nach außen abstrahlende Seite der christlichen Gemeinschaft zielt auf "weiteren Raumgewinn" der Gouesherrschaft in der Welt (Klein, Friede 340; vgl. Rcichert, Heilswille 94; vgl. auch o. S. 110 mit Anm.254 und S. 113 f mit Anm. 270). Um dieser Außenwirkung der Gemeinde willen als ..Zeichen" der Macht Gottes und ..seines weltweiten Anspruchs" (K:lsemann, Anthropologie 54) betont Paulus das gegenw:trtige Verhalten der Gemeinde, da diese zu erkennen geben soll, wessen Herrschaft sie untersteht. lO6 Oi)(.r.io.; leitet sich von oixEo.:; (..Hausgenosse" bz.w. "Hausskbve, Diener"; Michel, ThWNT V 136) ab und stcht mit den Substantiven 01)(.0.; bzw. oixia in Verbindung (vgl. Michel, ThWNT V 136 f; Vouga, Galater 152). Seine Grundbedeutung ist "ZII deu Hamge'IQSSeu gehörig, i,1 Beziehlmg stehend", sekund:tr "Zlfm HallS gehörig" (Michel, lnWNT V 136), bezt'ichnet also die "MitgliederO des Haushallcs", die "Familiellglieder()" (Baucr/Aland, s. v. oixr.iolö I. 1129); vgl. zu dem Ausdruck ßurton, Galatians 346; Dunn, Galalians J3J sowie die Auslegung des Gesamtabschnittes Gal 5,13-6,10 bei Esler (Family 175 ff), der dem Ausdruck oixElolö große Bedcutung beimißt (vgl. dazu o. S. 172 Anm.522). lOt> Der Genitiv ni!i" niott:(l)Iö kann ..die Art der Verwandtschaft" anz.cigen (Vouga, Galalcr 152; vgl. ßurton, Galatians 346) oder aber auch im Sinne eines Genitivus auctoritas verstanden werden, so daß er den Urheber der Hausgenossenschaft angibl (...gl. BOR § 163 mit Anm. 1): Es ist dcr Glaube, der in diese neuen BCl_Oge stcllt, da dieser durch die wechselseitige Lil'be neue Verhältnisse schaffl (Ga I 5,6). Wenig wahrscheinlich ist dann die Annahme, ntow; bezeichne .,das historische Phänomen des Christentums" (Votlga, Galater 152; ...gl. auch Schlier, Galater 278; :lhnlich Bell., Galalerbrief 528~ wo Die Zuspitzung auf die Glaubensgenossen soll nicht den "Universalismus ... widerrufen"', den J1(X'll; nuvlC1; postuliert (Bel.2,., Galaterbrief 528; vgl. :thnlich Ocpke, Galaler 197). Mci:AWl(I stellt die heiden genannten Adressatcnkreisl' nicht in Konkurrenz. z.ueinander, sondern hebt nixdOl ni!i" niott:.We; als Teilmenge der nuvw; heraus (vgl. zu JICIAlom Bauer/Aland, s..... Ilci:I..\OT« 1. 992). Die Zuspitzung auf die Gemeinde ist nichl Ausdruck einer sachlichen Priorität im Sinne l'iner "Abstufung dcr Verpflichtung" (Oepke, Galatcr 197; vgl. Barclay, TNth 166; Longenecker, GahHians 28J~ Sachlich begrilndet ist die Zuspitzung auf sie dadurch, daß die Gemeinde als Zcichcn der Hcrrschaft Gottes eine alle erreichende \:.:tirkung haben soll. Die uni...ersale Stoßrichtung des Handelns wird also ...crmittelt durch dil' Gemcindegestaltung. Die primäre Sorge h:ll demnach ihr zu gelten, da die Gemcinde sonst ihrer In-Dicnst-Nahme nicht gel'C(:ht werden kann (vg!. Martyn, Galatians 554; s. o. Anm. 564). Zudem ist gerade dieser Punkt bei den Adressatcn in desolatem Zustand, so daß sich die Pointiel1.mg des innergemeindlichen Miteinanders aus dcr Kommunikationss;tuauon heraus crkbrL lcI8 Zu dcn Präsensfomlen der Verse vgl. BDR § 318,
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182
11. Eine textpragmatische Analyse von Gal 5 und 6
der Verfasser die Adressaten mit Gal 6,9 rhetorisch an ihren Ursprungsort als christliche Gemeinde wrück, so wiederholt er diesen rhetorischen Schritt noch einmal in Gal 6,10, hier jedoch in besonderer Zuspitzung auf das aktuell in Galatien bestehende Problem der Gemeinschaftszerstörung. Dieses Problem gilt in Gal 6,10 rhetorisch bereits als überwunden, besser: als gar nicht existent. Gegenüber den realen Adressaten verstärkt sich dadurch der Appell, untereinander und zwischen sich und dem ApostelSt.'.l die Gemeinschaft wiederherzustellen und zu erhalten. Zusammenfassend ist für Gal 6,7-10 festzuhalten: Unter thematischem Gesichtspunkt stellt der Verfasser abschließend die Ausführungen zum Thema "Gemeinschaft", das zentral mit der Frage nach Gesetzesgehorsam und Beschneidung verbunden ist, wieder in den Rahmen der um den Menschen konkurrierenden Mächte oa~ und nveüllu (Gal 6,7-8). Gegenüber Gal 5,16-26 betrachtet er jedoch diesen kosmischen Konflikt nun aus der anthropologischen Innenperspektive. Damit wird den Adressaten die eschatologische Alternative Heil oder Unheil, Vergängliches oder ewiges Leben vor Augen gestellt. Unter pragmatischem Gesichtspunkt warnt der Verfasser seine Ad ressaten nachdrückJich vor der eschatologischen Konsequenz ihres derzeitigen Vorhabens, Gesetzesgehorsam und Beschneidung zu akzeptieren. Mit den beiden Schlußversen (Gal 6,9-10), die sachlich nichts Neues bringen, spricht der Verfasser seine Adressaten unter Absehung des aktuellen Konfliktes als dauerhafte Weggefahrten im Glauben an. Er suggeriert, daß sie diesen Weg ungebrochen gegangen sind und gehen, und ermuntert sie, ihn beharrlich fortzusetzen. Der aktuelle Konflikt wird damit rhetorisch aus der Geschichte der Adressaten gelöscht.
Der Wechsel von 10 Xa.A{lV (Gal 6,9) zu tc'J aycL{Jov (Ga I 6,10) liest sich wie eine Anspielung auf die Wendung EV naOIV ayaÖOir; in Gal 6,6 (vgl. Longenecker, Galatians 283). l6'I
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111. Ergebnis: Die Funktion von Gal 5 und 6 im Gesamtbrief
Die textpragmatische Analyse des Abschnittes Gal 5,1-6,10 erfolgte unter den beiden Leitfragen: I. Wie ist der thematische Zusammenhang zwischen Gal 5,13-6,10 und dem Rest des Briefes zu bestimmen? und 2. Welche Funktion hat der Abschnitt im Rahmen der Gesamtwirkabsicht des Briefes? Bevor diese Fragen abschließend beantwortet werden sollen, möchte ich die Ergebnisse der textpragmatischen Analyse bündeln und den Ablauf des Textes Gal 5,1-6,10 zusammenfassend darstellen.
I. Zusammenschau des Textablaufes von Gal 5,1-6,10 Der Abschnitt Gal 5,1-6 faßt das Zentralproblern des Briefes "Beschneidung und Gesetzesgehorsam" unter die Kategorie "Knechtschaft" und wamt die Adressaten ausdrücklich vor der Übemahme der Beschneidung (Gal 5,1-4). In Gal 5,5 f bündelt der Verfasser die vorangegangenen Argumentationsstfänge des Briefes in einer Kurz.fonnel gemeinchristlichen Selbstverständnisses und versucht, seine Adressaten zur Übemahme dieses Selbstverständnisses zu bewegen, das sie in scharfen Kontrast zu Gesetzesgehorsam und Beschneidung stellt. Mit Gal 5,7-12 wendet der Verfasser die in Gal 5,5 f fomlUlierte gemeinchristliche "Wahrheit" auf die Beurteilung der Gegner an mit dem Ziel, die Adressaten von diesen zu distanzieren. Ga! 5,13-15 bildet einen Knotenpunkt, insofem hier die Fäden der vorangegangenen Ausführungen zusammenlaufen und neu ausgerichtet werden: Zum einen verknüpft dcr Verfasser obcr die Assoziationsbrücke von "Beschneidung" zu oa(>l; Beschneidung (und GeseLZesgehorsam) mit der !nterpretationskategorie 00.(>1; (Gal 5, 13b). Damit deckt er die tieferliegende Dimension der galatischen Situation auf. Zum anderen reklamiert er mit Gal 5,14 über die "Liebe", die das wesentliche Merkmal des Christusgbubens ist (Ga I 5,6. 13c), die umstrittene Größe "Gesetz" für den Christusbereich. Damit verlegt er den Ort des Gesetzesgehorsams in den nw:ü~a-Bereich und definiert Gesctzesgehorsarn neu als Befolgung des Liebesgebotes. Schließlich expliziert er mit Gal 5,15 das -rhema "Zerstö-
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184
IIJ. Ergebnis: Die Funktion von Gal 5 und 6 im Gesamtbrief
rung der egalitären Gemeinschaft in Christus", die der Akzeptanz von Gesetzesgehorsam und Beschneidung innewohnt. Damit stellt er einen bislang nur angedeuteten Aspekt der Krise in den Vordergrund. Diese drei Fäden bestimmen miteinander verwoben die folgenden Aus-
führungen bis Gal 6,10: Gal 5.16-26 führt die mit Gal 5,13 begonnene Aufdeckung der tieferliegenden Dimension des galatischen Konflikts aus. Der galatische Konflikt wird eingezeichnet in den Machtkampf zwischen O(i~ und TtW;UI.W (Gal 5,16-18) und aufgewiesen an den Auswirkungen dieser Machtbereiche auf die zwischenmenschliche Gemeinschaft (im Lasterkatalog Gal 5,19-21 a und im Tugendkatalog Gal 5,22-23a). In den Dienst dieses Aufweises stellt der Verfasser den bereits mit Gal 5,15 benannten Aspekt der Zerstönmg der egalitären Gemeinschaft in Christus (Gal 5,19-21 a), der der Akzeptanz jüdischer Lebensweise innewohnt. Positiv entspricht diesem Aspekt die dem Glauben innewohnende Gestaltung der egalitären Gemeinschaft unter dem
Zeichen der Liebe (Gal 5,22-23a). Gal 5,23b bekräftigt die in Gal 5,14 vollzogene Reklamation des Gesetzes für den nVEü,.ux-Bereich über die Liebe. Daß die Adressaten sich in der kosmischen Auseinandersetzung zwischen a6.~ und nv(.u~a bewegen, deckt der Verfasser nicht ..objektiv-neutral" auf, sondern rhetorisch gelenkt. Er entfernt seine Adressaten zunehmend vom aa~-Bereich und assoziiert sie immer stärker mit dem Ttv('ü~la Bereich. Diese rhetorische Umpositionierung wird an den Versen Gal 5,13b. 16. 18a. 25 greifbar. Mit Gal 5,13b konfrontiert der Verfasser die Adressaten unmittelbar mit der mi(>l;-Sphäre und fordert sie auf zur Wahl zwischen ocle; und nv(.ü~a zugunsten der nv(.ü~a-Variante. Mit Gal 5,16 verpflichtet der Verfasser sie explizit auf den Wandel im Geiste, was einer Distanzierung vom oa~·Bereich gleichkommL Daß die Adressaten diesem Appell tatsächlich nachkommen, läßt der Verfasser mit Gal 5,18a rhetorisch .. real" werden. Mit Gal 5,25 schließlich stehen die Adressaten an dem vom Verfasser gewünschten Ort: im nvr.ü~ta-Bereich. Mit Gal 5,25 sind sie dem Verfasser erneut Glaubensgeschwister. Als solche spricht cr sie im folgenden an: ul-lEit; Ol nVEU~LO.TlXOl (Gal 6.1). Im Ablauf des Textes Gal 5,13-25(26) spitzt der Verfasser den Gedankengang auf den nvEi)~ta-Bereich zu. Entsprechend konzentriert er sich im folgenden Abschnitt Gal (5,26) 6.1-6 ganz auf diesen und stellt die Gestaltung der egalitären Gemeinschaft unter dem Zeichen der Liebe in den Vordergrund. Gal 6,2 schließt die Verlegung des Gesel.Zesgehorsams in den nVEü~a-Bereich ab. Spiegelbildlich zur Gemeinschaftszerstönlllg, die dem Gesetzesgehorsam entspringt, entwirft der Verfasser eine Instruktion an die Pneumatiker, die dazu anleitet, die egalitäre Gemeinschaft (wiedcr)herL.llstellen lind dauerhaft zu erhalten. Hier wird also die mit Gal 5,15 angesagte Zerstörung der egalitären Gemeinschaft in Chrisws zum
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2. Auswertung unter dem Gesichtspunkt der beiden Lcitfragen
185
her:tusgehobenen Thema, jedoch in Fonn eines spiegelbildlichen Gegenentwurfes. Mit Ga! 6,7-8 bricht Paulus diese Konzentr:ttion auf den m'Eu~a-Be reich noch einmal auf, indem er emeut den kosmischen Horizont des Mächtekampfes vor Augen stellt, diesmal anthropologisch gewendet. Gal 6,7-8 rundet den Aufweis der Tiefendimension der aktuellen Adressatensituation, den Gal 5,13 begann und der in Gal 5,16-26 durchgeführt wurde, mit einer eschatologischen Wamung ab. Zugleich zielen die Verse im Verbund mit Gal 6,9-10 dar:tuf, die rhetorisch mit Gal 5,25 bzw. Gal 6,1 erreichte Rückgewinnung der Adressaten für den nv(;u~LQ-Bereich zu festigen.
2. AuswerlHng unter dem Gesichtspunkt der beiden Leit/ragen 2.1 Der thematische Zusamme"hang zwischen Gal 5,13-6,10 und dem Rest des Briefes Unter thematischer Perspektive zeigt sich, daß der umstrittene Abschnitt Gal 5,13-6,10 das Gesamtthema des Briefes weiterführt. Keiner weiteren Erläuterung bedarf es, daß der v6~LOC;4Faden, den Gal 5,14 neu ausrichtet, mit dem vorangegangenen Brief thematisch verbunden bleibt. Das prima facie neu erscheinende Thema des Miteinanders in der Gemeinsch:tft der Christusgläubigen bzw. der damit zusammenhängenden StalUsfrage des Einzelnen erweist sich als ein Teilthema des Gesamtthemas ..Gesetzesgehorsam und Beschneidung", das zudem bereits die früheren Ausführungen des Briefes durchzieht (vgl. Goi 2,2.6.9. 12; Goi 3,26-28 und Gal 4,16. 17). Die Analyse h3t schließlich gezeigt, daß der mit Gal 5, 13b eingeleitete Übergang zur grundsätzlichen Darlegung des Kampfes zwischen oaQ~ und llvr.u~la keine TIlemaverschiebling mit sich bringt. Die gnmdlegenden AusfUhrungen erfolgen vielmehr im Dienste der Auseinandersetzung mit dem l""ema "Gesetz.esgehorsam lind Beschneidung", Ersichtlich ist dies vor allem an den Stellen des Abschnittes, die Gesetzesgehorsam und Beschneidung unmittelbar mit der Interpret3tionskategorie oci.~ verknüpfen: Der Anschluß \'on Gal 5,I3b an G:tl 5,12 bedient sich der Assoziationsbrücke von "Beschneidung" auf "Fleisch", Gal 5,18 weist uno v6~ov der Kategorie oci.~ zu, Gal 6,8 spielt mit der Wendung 0 01U:lQWV Ei; ri]v oitQxa. mOlOl> emeut auf die Beschneidung :tn. Daß der Verfasser mit Gal 5,13 ff die Tiefendimension der galalischen Krise aufdeckl, zeigt sich jedoch nicht allein am Einz.el:tbschnitt Gal 5,13-6,10. Vielmehr benennt der Verfasser diese Tiefendimension z.uvor im
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1II. Ergebnis: Die Funktion von Gal 5 und 6 im Gesamtbricf
Brief. Bereits in GaJ 3,3 verwendet der Verfasser die Antithese von oä.~ und nvco~a als lnterpretacionskategorie für die galatische Krise. Der Vers ist die erste Stelle des Briefes, an der die Antithese vorkommL I Der Verfasser setzt sie ein, um die gegenwä'rtige galatische Situation zu deuten: \lVV oaQiü Enl'lwio{tE; Sachlich wird die Kategorie oaQ!; durch den unmittelbaren Kontext (Gal 3,2. 5) mit f.Qya V6~lOl) gefüHL 1 D. h. schon hier teilt der Verfasser das Ergebnis seiner Analyse der ticferliegenden Ursachen für die galatische Krise mit, verknüpft er den Geset7..csgehorsam mit der Kategorie "nur menschlich" und stellt sie der Positivkategorie nvt::ü~C1 gegenüber. Von der Struktur des Abschnittes Ga13,1-5 her steht die Diagnose von 3,3 an exponierter Stelle. In Gal 3,2 fragt der Verfasser nach der Herkunft des nvtü~ mit der Alternative El; f.Qywv v6~ou oder r.; axo1)r; niOlf.O>C;:. Diese Frage wiederholt er in 3,5 und geht ihr im folgenden nach. Dazwischen geschaltet findet sich die rhetorische Frage von 3,3, die den Gegensatz zum nvcü~C1 nennt: OÖtw.;; avörp:oi &on:. i;v~a~Ol ll\1:Vj.wn v\)v aapx; i:nm:ltio&; Gal 3,3 bildet also einen überschuß, einen Gedanken, der über das mit 3,2 Thematisierte hinausgeht, dann jedoch sogleich wieder zuriickgcsteUt wird zugunsten der zuerst in Gal 3,2 gestellten Frage (Gal
3,5 ): 3,2
nVEU~a
fl; teywv
It
v6~ou
3,3 3,5
"
vs &; a)l.oti~ nlOt~
llVf:Vj.W
V$
oci~
nvtu~C1
fl; lQywv
It
v6~ou
V$
fl;
"
axoti~ nion;(J)~
Aufgrund der hervorgehobenen Bedeutung der Abschnittes Gal 3,1-5 ist diese Auffälligkeit in der Struktur des Abschnittes von besonderer Wich· tigkeit: Nach den Ausführungen über die Autorität des Apostels und seines Evangeliums (Gal ',10-24)3 legt der Verfasser mit Gal 2, I-I 0, 11-21 den Vgl" die An21yse unter thcIl12tischem Aspckl o. im Exkurs: Zur Verwendung von o~ in G21 \,1-5,12. 1 Vgl. RusselI, Confliet 123 f. ) Es encMinl mir nichl 7.wingend, den Abschnitl 21s Verteidigung zu \"erstehen (vgl. Betz., G2bterbrief 122 ff; Becker, Gabler 10; Mußner, G2bterbrief 62; Suhl, G2121erbrief J088-J096). Das Her.aussu:llen der eigenen Autorltllt durch [>2ulus muß nicht zwingend ein Reflex 2uf (12t.s~chlich) gegen ihn ,·orgebr.achte Vorwilrfe sein (Suhl rekonSlruien z.. B. den Vorwurf der ..A b I rü n n i g k e i t \'on Jeruukm ..., um mil seinem gesetzesfR'ien Evangelium Menschen 7.U gehlIen" (G2btcrbrief J094J; \'gl. Betz's \"orsichtiges methodisches Vorgehen bei der RekonSlroktion [G2latcrbrief 4\; vgl. 2uch G21:11erbrief 123] z. B. im Unler· schied zu Mußncr [G2bterbrief 62». Der Einleitungsteil des Briefes könnte vielmehr dnu dienen, ohne 2pologelischen Hintersinn Aulorit11 gegenUbcr den Adrcsuten auf7.Uhaucn, 1
00044""4
2, Auswertung unter dem Gesichtspunkt der beiden Leitfr:tgen
187
"historischen Modellfall" für die galatische Situation dar," Die Rede an Petms in Gal 2,15-21 hat dabei die Funktion, sowohl den historischen Modellfall sowie die aktuelle Adressatensituation theologisch zu beurteilen,~ In Gal 3, I markiert die pointierte Anrede der Adressaten (waV()1l"wl raAUTClt) einen Einschnitt, Zum ersten Mal seit Gal 1,6-10 spricht der Verfasser seine Adressaten direkt auf ihre derL.eitige Situation an, die sein Schreiben motiviert,/t Mit Gal 3,1-5 konzentriert der Verfasser die Ausführungen auf die aktuelle Adressatensituation: "Pau! could now at last begin to address the Galatian crisis directly, and thus to embark on the main section of his exposition,"] Gegenüber G:tl 1,6-10 ist mit G:tl 3,1-5 nun die Stelle im Brief erreicht,:tn der der Verhsser sich explizit und :tusschließlich dem g:tlatischen Problem zuwendet. G:tl 1,6 haue zwar bereits das Grundproblem benannt, das nach Auffassung des Verfassers darin besteht, d:lß die Adressaten sich einem anderen Evangelium :lnschließen. In Gal 1,6-10 spricht jedoch lediglich Gal 1,6 die Adressaten direkt auf ihr Verhalten an: O(lwa~w ön oi.')"r~ TClxtUX; ju:mri{}t;a{}co.no mü y.aAi:oavn)~ o~ui~ tv xCtem IXQ1CltQU] d~ ~tcQOv EOOyytAIOV. Anknüpfend an das Stichwort ~,tQOv tOOyyü..l0V stellen Gal 1,7-10 dann sachlich die Fr:tge nach "wahrem" oder "falschem" Evangelium und seinen Verkündigem in den Vordergrund. Gal 3,1-5 ist somit die erste Stelle des Briefes, an der die AdressateIl und ihr Verhalten explizites Thema sind.
Fomlal betrachtet ist der Abschnitt eine Art Überschrift zu den Ausfnhrungen der Kapitel 3-6. Der Abschnitt zeigt an, wie der Verfasser seine Auseinandersetzung mit der aktuellen Adressatensituation, den Hauptteil seines Briefes, gestalten wird. 8 Der Verfasser kündigt zwei Gedankengänge die den Apostel als Repräsentanten des Göttlichen ausweisen soll. Dies hatte das Ziel, seinen Ausführungen den Rang gönlicher Belehrung beizulegen, was es den Adll'ssall'n erheblich erschwerte, sich gegen die im Brief \'orgetragene Position ZU entscheiden; \'gl. in dieser Richtung Lyons, Autobiography 143 f. • Vgl. in dieser Richtung Betz, Galaterbrief 174. 178; Dunn, Galatians 150 (Dunn spricht \'on einern ersten und zweiten .,test case s Unabhangig \'on dl'r Frage, wie der Passus im einzdnen aufwfassen ist (so \'l'rstehen ihn einige Ausleger als propositio (vgl. z. B. Betl" Galaterbrief 212-215; Bnlcker, Rhetorik 229 f; Longenocker, Galatians 80 f; kritisch dazu ßachmann, Sünder 156 ffi Vouga, Gabter 55 fl), besteht weitgehend Einigkeit darüber, daß die Rede des Paulus an PetnlS im Blick auf die aktuelle Adressatensituation fonnuliert ist und theologische Gnmdubcrzeugungen fUr diese Auseinandl'rsetzung vorbringt (vgl. Barday, Tn.Jth 76; Bccker, Galater 41; Betz, Galaterbrief 21 3; Brueker, Rhetorik 229 fi Dsehulnigg, Überlegungen 16; Mußner, Galaterbrief 145 f; Schlier, Galater 87 f; Suhl, Galaterbrief 3098; Vouga, Galater 55 ff). • VgJ. Cosgrove, Cross 39; Vouga, Galater 66. Die Anrede der Adressaten in Gal 1,13 kann hier unberücksichtigt bleiben (\'gl. den Hinweis auf diese Stelle bei Dunn. Galatians 151; Vouga, Galater 66), da der Verfasser an dieser Stelle nicht mit der Adressatensituation beschäftigt ist, sondem mit der Entfaltung sei"es "WerdegangsM. , Dunn, Galatians 150; \'gl. Cosgrove, Cross 28; Vouga, Galater 66. • Aufgnmd der Funktion des Abschnittes, die Argumentation der folgl'nden Kapitel k
).
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188
111. Ergebnis: Die Funktion von Gal 5 und 6 im Gesallltbricf
an: eine ,.Aufklärung'" über Herkunft und Anteilhabe am nvtu~lC1 (Gal 3,2. 5) und eine Analyse der Gegenwart vermitteIs der Interpretationskategorie nV€U~C1 - ociQ!; (Ga I 3,3).9 Entsprechend sind die Kapitel Gal 3-6 VOll diesen beiden Säulen der Argumentation 10 bestimmt: Gal 3,6-4,6(-11) führen die Belehrung über das nV€Ü~I(l aus. ll Die Gegenwartsdiagnose von Gal 3,3 entfaltet der Verfasser in Gal 5,13-6,10: Hier löst er den Überschuß, die schlaglichtartig präsentierte Analyse der aktuellen Adressatensituation, ein, indem er die galatische Situation in den grundlegenden Konflikt zwischen ociQ!; und nV€U~C1 einzeichnet ll In den Ausführungen über das nv€ü~a (Gal 3,6-4,11) bleibt die Diagnose von Gal 3,3 unkommentiert. Die Antithese von ociQ!; und nVf;u~C1 tritt in den Hintergrund, die Aufmerksamkeit gilt ausschließlich dem nV€Ü~C1, der Überschuß aus Gal 3,3 bleibt zunächst bestehen. In Gal 4,21-31 führt der Velfasser das Gegensatzpaar ociQ!; - nVEü~a wieder ein, die Gegenwartsdiagnose von Gal 3,3 expliziert er jedoch erst mit Gal 5,13 ff, dem Abschnitt, in dem er die Tiefendimension der aktuellen Aclressatenlage thematisiert. Gal 4,21_31 13 nimmt z.war den Gegensatz von o
vorzustnlkturieren, erscheint es mir ratsam, diesen nicllt al~ den ersten Argurllentationsgang auf7.Ufassen (vgl. u. a. ßarclay, Truth 83; Becker, G:llatcr 45 ff; Betz, Galaterbrief 236; Cosgro\'e, Cross 31; Dunn, Calati:ms 150 ff; Vouga, Galater 65 ff), sondern ihn als einC' Einheit zu betmchtcn, die den Argument.:l.tionsgängen der K.:Ipitcl 3 bis 6 vorgeschaltet iSL 9 Insofern !:ißt sich nicht. S:lgen, Gal 3,2 stelle die "entscheidende Fmge, die nachher ab V J 1I11r noch variiert wird" (Dschulnigg, Oberlegungl'n 17 [Hervorhebung von mirJ). 10 Unter "Argumentation" verstehe ich nicht eine logische Beweisführung im engeren Sinne, sondern eine jeweils thematisch bzw. pragm:ltische Einheil, mit. der der Verfasser sein Anliegen gegenüber den Adressaten vorwärtsbringt. Eine solche Einheit kann wesentlich von Belehrung und Argumenl:ltion im engeren Sinne best.imrnt sein (so 7•. B. Cal 3,6-4,7), aber es können auch Gedanken dargelegt werden, die kein primär 10gisch-argulllent:llives Interesse verfolgen (vgl. z. B. das Beschwören der gemeinsamen Vergangenheit in Gal 4,12-20); \'gl. ähnlich Lalegan, Instruetions J 72. " Die in Gal 3,2.5 gestellte Fmge wird in Gal 4,6(7) be:lntwonet (vgl. Cosgro\'e, Cross 2) und mit G:l1 4,8- J J auf die aktuelle Situation hin ausgezogen. 11 Die Anlithese zwischen (l0ll!; und n\'cu~u, die Gal 3,3 einführt, ist eben "it:ht ~(Iuite different in chap.5" (so Burton, Galatians 148). l } Vgl. auch o. im ExklJn: Zur Verwendung von (Ja{?/; in Gal 1,1-5,12 1.. Sl. " Vgl. Koch, Schrift 204; Vollenweider, Freiheit 286. 311. " Die Wendung (, XUt« 1tvt:Ü~IU (ytwrrtlc~) in Gal 4,29 ersetzt 0 i;x n)i; i;4~ Öl' t1IClyyrJ.iw; (y&yi;w1ltClI) aus GaI4,23. Mag zwar der Lcitged:lnke "Freiheit" in GaI4,21-Jl
2. Auswertung unter dem Gesichtspunkt der beiden Lcilfragcn
189
Er verwendet al~o die Autorit:tt, die das Gesetz gegenüber den Adressaten hat, wgunsten seiner eigenen Argumenution. 16 Durch der Zuweisung der Adressaten zum Typus (, i:x tiK f:A.l:u3i:Qw; 61' f:nClY'{tAiw; bzw. (, xClla ß\'l:UIlCl (yevVTl8cit;) in Gal 4,28. 31 verweist der Gegentypus 6 XClnl. ociQxa ytvVI18cit; (Gal4,29) auf eine Gruppe im G~g~"iiber zu den Adressaten. Hier liegt der Unterschied zu Gal 3,3, wo die Adw5llten mit der Kategorie oit.l?~ in Verbindung gebracht werden. Gal 3,3 weist den Adressaten auf, wo sie sich faktisch bewegen. Mit Ga! 4,21-31 läßt Paulus das Gesetz den theoretisch "richtigen;< Ort der Adressaten in bezug auf diese Existcllzweisell anzeigen: Von Gesetz und Schrift her sind die Adressaten definiert als Kinder der Freien, als dem Bereich des nvtüllCl Zugehörige. Von hier aus ergibt sich auch das in ihrer aktuellen Situation richtige Verhalten, n:tmlich die durch die Schrift angewiesene Trennung von den Gegnern (Ga I 4,29_ 30).11 Im Blick auf Gal 5,13 ff kann Gal im Vordergrund stehen ("gI. Koch: Das ..Ziel des ... Auslegungs,-erfahrens ist es, zu zeigen daß ,iua:i.;' .,. T&x\'U fit.; ü.L:~ sind (V J I)'" (Schrift 150», so ist doch nicht zu übersehen, daß dieser Abschnitt bereits auf den grundlegenden Gegens:lltt ,'on oc:iQ.; und n\'t:~u zu~ sieuen; "gi. Vollenweidcl', Freiheit 286. I. Vgl. Suhl, G:IIl:ucrbricf 3121 (5. auch 3132). " Mit Gal 4,29 deutet der Verhsser die gegenw:irtige Adressatensilu:llion als Auseinandersetzung zwischen 0 l«nu. (J~J«.t und 0 XUTCt nvt':~la (Ga I 4,29: OÜ1W; xui vliv). In Gal 4,30 I:ißt er die Schrift die Handlungskonst'<juenz ziehen f(lr diejenigen, die zu der Freien gehören: ÖtfklAl; n)v nQlÖlOX'lV J«.tl TO\' uiov avT"1); (zur Anpassung des SchriflzitalS in 4,30b :In die paulinischen Zwecke vgl. Koch, Schrift 149 f), Durch die Posilionierung der Adressaten auf der Seite der Freien (G:l1 4,28) gilt ihnen diese I-I:lndlungsanweisung, ohne daß die Aufforderung explizit .:In sie gerichtet würde. Die Anwendung auf die Gegenwan der Adressaten bleibt ihnen üben.:lS5Cn, genauso wie die Idenlifi7.ierung der Größe "die Sklavin und ihr Sohn" nlit den Gegnern, eine Identifizierung, die ebenf:lllls un.:lusgesprochen bleibL Die Auffordcrung zur Trennung "00 den Gegnern erh~lt ihre rhetorische St3rke dadurch, daß sie mit der Autoritiit der Schrift erfolgL ieht einleuchtend ist die Ann.:lhJm, Gal 4,30 \Cisiere gar keine Anwendung auf dit- akluelle Situ.:ltion .:In, mil der Begründung, es könne sich bei Gal 4,21-31 ..um ein schon froher, unabhängig von der g.:llatischen Krise entst.:lnuenes ÜberlieferungsstOCk handeln" (Vollenweider, Freiheit 288 Anm. 16). Das ertlhrigt nichl die Frage, was dieses mögliche Tr:lditionsstück im jetzigen Koniexi bedeuteL In diesem KonlCxt bßt es sich kaum von der aktuellen Adressatensituation trennen. Auch nicht uberzeugend ist die Auffassung, Gal 4,29 f ziele nicht auf einen .. Hinauswurf etwaiger Verfolger", sondern :luf ..eine viel grundsät7.liehere Problem lösung": Nicht der Verfolger wird hinausgeworfen, sondern "die Verfolgung insgesamt" (Slandhal"linger, Freiheit 300). Mil der Entlassung der M:lgd hebl die Schrift "die dichotom ische Grundordnung der Trennung 7_wischen Skla\-erei und I:rcihcil :lur. Weil es seit dem Rauswurf der Hagar keine Sklavin mehr gibt im Hause Abr.1hams. sind wir alle hinfon frei" (Standh:minger, Freiheit 301). Gegen diese Deutung sprichl der Vers ",.lI. der noch immer mil der Größe .. Magd" (gleichbedeutend mit Knechl.SCh:lft) im Gegens:ltt zur "Freiheit" redmet, W.:lS n:lch der Auslegung "00 Sundh:lrtinger nieht mehr der F.:III sein donle. Der Abschnitt 1.it-11 bis zum Schluß .:IIu( die sch:llrfe Kontr.lStierung ,-on KMchtsch:lft und Freiheit, (Zudem ist die Auslegung in sieh nicht g.:lln1. stimmig: H.:IIg:llr wird nichl konsequent .:Ils Chiffre für die 5.:IIche [Knechtschafl] ,'cl"Sunden, sondern kommt p:lr.1l1el :11.5 \'ertnehene Fr.1.U in den Blick (\'gl. Sundhaninger, Freiheit 301.302]. Dadurch entstehl der Eindruck, die Lösung des Problems der Knechtschaft besHinde let1,dich darin, doch die Unfreie und nicht die Unfreiheit 1.U entfernen - eine Lösung, die kaum gemeint sein dürfte.)
190
111. Ergebnis: Die Funktion von Gal 5 und 6 im Gesamtbrief
4,21-31 als eine Art "Vorlauf" gewertet werden, der die Lnterpretationskategorie o~ - nvriJ~(t mit dem Gesetz. "Iegitimiert"" und vom Gesetz. her die "sachge-
mäße" Verortung der Adressaten im nvcil~Q-Bereich postuliert. Dieser Abschnitt knüpft jedoch noch nicht an den Gedanken von Gal 3,3 an, der das gegenWärtige Verhalten der Adressaten deutet. Dies geschieht erst mit Gal 5,13, wo der Verfasser die Adressaten wieder auf ihre faktjsdr~ iihe zum oO:Qo;-Bereich anspricht bl0VOV ~i} nlv iliu6tQio.v ck 0:1pOQ1J.i}v tfJ oClQxi).
Die Kapitel Ga! 3-6 sind von zwei Argumentationsgängen bestimmt, die Gal 3,1-5 vorspurt: von der Frage nach der Anteilhabe Olm nVEtJ~a (Ga I 3,6-4,11) und von der Gegenwartsdiagnose mit Hilfe der Interpretationskategorie o~ - llvetJJ.1a (Gal 5,13-6,10). Die zweite tragende Säule der Auseinandersetzung mit den Galatern nimmt man nicht wahr, wenn man den Hauptteil des Briefes, der mit Gal 3,1-5 eingeleitet wird, bereits mit Gal 4,(30)31 oder Ga! 5,12 beendet sieht und Gal 5,13-6,10 als Abschnitt einstuft, der zur aktuellen Adressatensituation wenig bis gar nichts beizutragen hat."
2.2 Die Fllnktion des Schlllßabschnittes im Rahmen der Gesamtwirkabsicht des Briefes Unter funktionalem Gesichtspunkt hat die Analyse die starke rhetorische Adressatenlenkung herausgestellt. die in den Versen Gal 5,13.16. 18a. 25 greifbar wird und in der Bezeichnung der Adressaten als llvf:\)~any.oi in Ga! 6,1 ihren Höhepunkt findeL Als Gesamtwirkabsicht des Briefes war zu Beginn der Untersuchung der unstrittige Konsens der Forschung festgehalten worden: Paulus will mit seinem Brief seine Adressaten zurückgewinnen für sein gesetzesfreies Evangelium. Bezogen auf diese Gesamtwirkabsicht zeigt sich die zentrale Bedeutung des Schlußabschniues: Mit Gal 5,13-6,10 erst vollzieht der Verfasser den entscheidenden Schritt der Rückgewinnung der Adressaten fUr sein Evangelium. In pragm:nischer Hinsicht bildet Gal 5,13-6,10 somit den Höhepunkt des Briefes. 1o Hier komml die Rockgewinnungsstrategie zu ihrem rhetorischen Ziel. Vgl. in dieser Richtung Voug:a, G:al:ater 114. ~ Zu den \'erschicdcnen Einschli17.ungcn der Funktion von G:al 5,13-6,10 \·gl. o. den Forschungsüberblick 1.; zu den unterschiedlichen Vorschbgcn zur Texubgrenzung \'gl. o. $. 6J (f mit Anm. 12. I) Den .Höhepunkt", .the culmin:ation of P:aul's :argument", ..the point of the leuer" sthtn auch Suhl, M:atera. und Kennedy in G:at 5 und 6 (Suhl, Geist 284; M:al.era., Culmin:ation 79; Kenn«iy, Interpreution 146~ Suhl macht den Höhepunkt in Gal 5,13-25:aus (Geist 284; vgl. G:al:aterbrie( J 122), M:atera. in G:al 5,13-6,10 (so Gal:atians 195) bzw. G:al 5,1-6,17 ($0 Culmin:ation 79). Suhl und M:aler:l verstehen den Abschniu jedoch in :anderer SLoßrichtung als hier vorgt'.schl:a~n (vgl. zu Suhl o. im Forschungsüberbliek $.49 Anm.187; M:attr:a 11
2. Auswertung unter dem Gesichtspunkt der beiden Leitfragen
191
Diese Einschätzung bestätigt sich durch einen Blick auf Gal 3,3. Die Diagnose plaziert die Adressaten in unmittelbarer Nähe zum o~-Bereich: VÜV oa.Qxl tnm:4lo&; Schon an dieser Deutung der Gegenwart der Galater wird die rhetorische Absicht des Verfassers greifbar. Der Vers ist keine neutrale Feststellung, sondern bietet eine Diagnose in Fonn einer rhetorischen Frage, die durch die Einleitung (oÜl"~ aVOTrtOl oon:) stark wertend ist: Das gegenwärtige Verhalten der Adressaten ist für den Verfasser Ausdruck "mangelnde(r) Einsicht" ll und fehlenden "Urteilsvennögens". ll Im Verbund mit Gal 3,4 wird die gegenwärtige Situation, wie er sie in 3,3 deutet, jedoch nicht definitiv festgeschrieben, sondern offengehalten. Gal 3,4a stellt erneut eine rhetorische Frage (tooaü1:a f:na{)&t€ dXfJ;)23, die mit dem Nachsatz d yE xai ElXfl darauf zielt, die Unmöglichkeit der rhetorisch erwogenen Möglichkeit festzuhalten. Damit signalisiert der Verfasser, daß er die ROckkehr der Adressaten zu ihren Anfängen nicht ausschließtY Die Diagnose von Gal 3,3 hat also appellative Funktion. Sie zielt darauf, die Adressaten dazu zu bewegen, ihre der.teitige Situation zu ändern, ihren als Torheit gekennzeichneten Weg nicht weiterwgehen, sondern zur Anfangsbestimmung ihrer Existenz zurückzukehren, die Gal 3,3 nennt (tvag;cq.lEVOl nVEUjolCLlt).
Der Abschnitt Gal 5,13 ff nimmt diesen Appell an die Adressaten auf und fohrt ihn weiter. Gal 5,13b knupft an die Positionierung der Adressaten in der Nähe des oa~-Bereichs wieder an und drängt sie explizit zur
H'ntehl den Abschnitt ähnlich wie B:uday (,ogl. Matera, Galatians 195 f]; "Paul explains how Ihe Gal:nians, who are nOI under the Jaw, an lead a good aod moraliife" [Gal:uians 205; vgl. Culmination 85. 88); s. 7.U dicser Stoßrichtung ,·on Gal 5,1 J-6, 10 jedoch 00 So 96 ff). Kcnncdy hingegcn gibt nicht cilldcutig z.u erkenncn, worin die Pointe des Schlußpassus konkret bestehl (vgl. o. im Forschungsüberblick S. 34 f). 11 Mußncr, Galaterbrief 206. Zl Vouga, Galalcr 66. Vg!. zu dcn Grundbedcutungen ,'on UV(Hltolö Bchm, "n,WNT IV 959 .IJ Zu der Wirkung der schnellen Folge rhclorischer Fragen vgl. Lategan, Insuuctions 176. I' Vgl. Vouga, Galater 69: .. Die Ellipse ti: YI: xai f:ixfl 00. hat pr.lgm:ltisch-appdbtjve Funktion". Doch will sie nicht cnnutigen oder drohen (vgl. z.u diesen Möglichkeiu'n Betz., Galaterbrief 247 mit Anm. 66; Schlier, Galater 124 f; Vouga, Galater 69~ Sie gibt vielmehr der Zuversicht des Verfassers Ausdruck, daß mit der Diagnose von Gal 3,J nicht das letzte Won ubcr dic Galater gesprochen in, sondern sich dic Geingabe als setrker erweisen wird als ihre augenblickliche Fchlorientierung (\ogl. Dunn, Galalians 157: "Paut has still high hopes of pre,·enting this cataslrophe"; vgl. Mußner, Galaterbrief 210; Suhl, Geist 286~ Oepke gibl die Wcndung mit ,Jawohl, umsonst!"' wieder (Galater 99), sieht mit ihr den ..sch\\ierr(n) Ernst" des enten Umsonst in Gal J,4a betont und h~lt fest; ..Paulus fragt nicht, 1wischcn Furcht und Hoffnung geoteilt, ob SO\·iel Gn:lode umsonst sein könne, sondcrn er veorsiehen streong: sie wird umsonst seoin, wenn nieht noch in IttZler Stunde das SIC'\lC"r herumge""orfen wird" (Galater 10 I). Unter pragmatischem Aspekt unterscheidet sich d~ses Versl:lndnis jcodoch nur graduell '·on dem entgenannten, denn in beideon Fll1en 7.iclen G:ll 3,J uod 4 auf eine Verinderung der Adressatensituation zum Guten.
r.
0004441H
192
111. Ergebnis: Die Funktion \Ion Gal 5 und 6 im Gesamtbricf
Abkehr von der oitQ!;. Auffällig ist der Vers Gal 5,16. Er stellt in tenninologischer Übereinstimmung eine direkte Verbindung zu Gal 3,3 her. n In beiden Versen finden sich die Antithese o~ - nvtülla sowie eine Foml des Verbs (Em-)'lWlv. Im Unterschied zu Gal 3,3 nimmt Gal 5, 16b jedoch die Zukunft der Adressaten in den Blick, die die Position in der ähe des o~-Bereiches definitiv ausschließt: xal Em60lltaV ollQx~ ou Ilil ttllalltf;.ll> Gebunden ist diese Zukunft an den Wandel im Geiste, zu dem der Verfasser die Adressaten in Gal 5,I6a auffordert (nvcullan flEQlnaUlu:). Hier wird seine Absicht offen sichtbar, die Adressaten venninels des Briefes umzupositionieren, sie für den fl\'i:ulla-Bereich zurückzugewinnen. Über Gal 5,I8a und 5,25 verwandelt der Verfasser seine Adressaten schließlich rhetorisch zurück zu dem, was sie am Anfang waren: solche, die im Geist begonnen haben (Gal 3)), JtvEO~lanxoi (Gal 6, I).
2.3 Die Textstrategie der Kapitel )-6 Anhand der pragmatischen Linie, die sich von Gal 3,3 über GaI5,13b. 16. 18a. 25 bis Gal6,1 zieht, läßt sich die Strategie des Verfassers präzisieren, mit der er die Gesamtwirkabsicht seines Briefes verfolgt. Er will seine Adressaten für sein Evangelium zurückgewinnen, indem er sie wieder zu einer einheitlichen Gemeinde von Pneumatikern macht, sie zurückführt zu ihren eigenen Anfängen. Dazu vollzieht er ihre (erneute) Gnmdprägung als christliche Gemeinde im nvtulla-Bereich. 1l Diese Strategie der (Neu-) Prägung zeigt sich jedoch nicht nur im Schlußteil des Briefes, sondern bestimmt die gesamten AusfohnJOgen von Gal 3-6. Gal 5,13-6,10 verfolgt also keine andere Strategie als die vorangegangenen Kapitel, sondern führt diese vielmehr erst zum rhetorischen Höhepunkt. Das Zusammenspiel der Kapitel 3-6 im Dienste der Gesamtwirkabsicht des Briefes läßt sich folgendermaßen nachzeichnen 2B : Nach der ",Überschrift" Gal 3,1-5 belehrt der Abschnitt Gal 3,6-4,6(7) die Adressaten Auf diese Verbindung wein besonders Esler hin (vgL ßoundarics 324), deutet sie jedoch in anderer Richtung. Die meisten anderen Ausleger erw:ihnen sie eher beil:iufig (vgl. 1.. ß, Bell., Galatemrief 473 f Annl. 52. 53. 56, 61 j Dunn, Galatians 295-297; Vouga, Galater 132 fj Longent'Cktr, Galatians 244 (~ .. Zu Cl\! }.Li) mit Kon;unkti\' als die ~~stimmteste Foml der \'emeinenden Auss:lge ober Zukünftiges" \'gl. BOR S 365. v Vgl. Oepke, der den Brief, allerdings nur bis Gal 5,12, als wN~u~jnpnigungM des l:.\':Ingdiums char.akterisien (Galater 29). a Eine ausführliche Analyse der Kapilel 3 und 4 in in dieser ntenuchung nicht mehr ~u leisten. Dennoch liegt mir d:u~n, ...·enignens skiu,enanig aufzuzeigen, daß und ...-ie die vor.angegangenen Ausführungen \'00 der Strategie der (Neu- )P~gung bestimmt sind und in wekhem Vem:iltnis sie zu Gal 5, I3-6, 10 stehm. 6
0004441J~
2. Auswertung unter dem Gesichtspunkt der beiden Leitfragen
193
grundsätzlich ober das nvr.UjlCI lind den Stand derer, die in seinem Einflußbereich leben. Im Blick auf Gal 5,13-6,10 ist in diesem Abschnitt besonders wichtig die Deklaration der egalitären Gemeinschaft in Gal 3,26-28. Der Abschnitt 3,6-4,6(7) ist durchzogen von rhetorischen Lenkungen der Adressaten, die sie dazu bewegen sollen, die vorgetragenen Aussagen für sich gelten zu lassen: Gal 3,7 spricht die Adressaten direkt an, Gal 3,13 f. 23-25 schließt die Adressaten in das gemeinchristliche "Wir" ein, Gal 3,26-29 sagt ihnen ihren neuen Status in Christus direkt zu, Gal 4,3-5 entfaltet der Verfasser wiederum im inklusiven "Wir"-Stil, um schließlich in 4,6 die in Gal 3,2.5 gestellte Frage in der 2. Person Plural zu beantworten. Die Belehrung zielt also auf eine (Neu- )Prägung des Verständnisses der Adressaten als solche, die den Geist empfangen haben. Mit Gal 4,8-11 äußert der Verfasser auf dem Hintergrund des Entfalteten cmeut sein Unverständnis über die aktuellen Bestrebungen der Adressaten. Dabei knüpft er an Gal 3,1-5 durch die Form der rhetorischen Frage (Gal 4,9) lind durch das Stichwort Elxfl (Ga I 4,11) an. Der Abschnitt nimmt den Appell von Gal 3,3 f variiert wieder auf. 19 Unter pragmatischer Perspektive ist Gal 4,12-20 ein auffallend intensives BriefstUck.}O Der Verfasser spricht sie durchgängig direkt an. Er beschwört die gute Beziehung zwischen Verfasser lind Adressaten in der Vergangenheit (Gal 4,13-15) lind beklagt das gegenwärtig durch die Gegner gestörte Verhältnis (Gal 4,16-17) in der Absicht, die gute alte Beziehung wiederherzllstellen. Durch die Anrede ttxva ~lO\) ist Gal 4,19 hervorgehoben. In diesem Vers teilt der Verfasser den Adressaten mit, Vg1. Vouga, Galater 103. lOS f. XI Zur Deutung des Abschniues untt'r dem Gesichtspunkl rhetorischer Freundschaftslopoi vgl. ßclZ, Galaterbrief 382-409. Seine Einschälzung, es handle sich um einen "pmöIJ/iche(tI) Appell :lll die Freundschaft", dessen "Bewt'iskraft ... im "111("1IIa selber, Jen Be7.eichnungcn ,treue' und ,falsche' Freundschaft~ liegt (Galalerbrief 384 [Hervorhebung von mir]), ist jedoch 1Il. E. zu korrigieren. Der Abschnitt ilbersleigl die Ebene der persönlichen Freundschaftsbeziehung. Die Be7.iehung zwischen Verfasser und Adressaten ist von lheologischer Bl-deutung, insofenl sie im Rahmen der egalitären Gcrnt'inschaft der Christusgläubigen sc.eht (vg!. o. S. 142). Die Besonderheit dieses Verhältnisses tritt in dem Abschnitt selbst hervor, wenn Paulus in Gal 4,14 seine Aufnahme durch die Adressaten mit der Aufnahme Christi vergleicht (vgl. Betz, Galalerbrief 392; "Dies ist ... mehr als eine bloße Übenreibung, da Paulus als ApoSlel und ,Nachahmer' Christi Chrislus repr:tsenlien~) und in Gal 4,19 davon spricht, er gebäre die Adressaten enleut, bis daß Christus in ihnen Gest.1ll annehme. Mag sich Paulus auch der klassischen FreundschartslOpoi bedienen, Paulus spricht hier dennoch nicht als Freund zu Freunden, sondem als Repritsenlanl Christi zu den Gläubigen, als apostolische Mutter zu ihren Kindenl; vgl. Longenecker (Chrisl 102), der jedoch die theo" logische Poinl(' anders auffaßt; ~PauJ's analysis of his cherished association with the Gabtians is informed primariJy by something other than the sodal codes of friendshipi it is rOOled instead in an underlying theological conviClion abolillhe nalure of Chrislian sociaJ bchavior (;) ... the extr:lordinary revcrsal of values evident in the Galatians' behaviour ... evidcna.-d lhe Spirit al work within them aJrcady when encountering PauJ". l'!
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t 94
1II. Ergebnis: Oie Funktion von Gal 5 und 6 im Gesamtbrief
in welcher Rolle er sich gegenwärtig sieht. Dieser Vers ist unter tcxtpragmatischer Perspektive von entscheidender Bedeutung, denn hier macht der Verfasser selbst die Strategie seines Briefes explizit: Abermals gebiert er seine Gemeinde. Er .,arbeitet ... ein zweites Mal. " an der eschatologischen Geburt der Adressaten als Gotteskinder (vgl. Gal 3,23-29; 4,1-7)", wiederholt ihre Bekehrung31, vollzieht (erneut) ihre Grundprägung als Gemeinde Jesu Christi. Mit Ga! 4,21 setzt der Verfasser mit einem neuen belehrenden Teil ein, der zur zweiten Argumentationssäule überleitet, der Aufdeckung der Tiefendimension der aktuellen Situation. Mit Ga14,2t-31 führt der Verfasser in Verbindung mit dem leitenden Gedanken .,Freiheit - Knecht· schaft" das in Ga! 5,13 ff tragende Gegensatzpaar cr6.~ - nVEO~Ct ein lind läßt das Gesetz die Positionierung der Adressaten im Bereich der Freiheit bzw. des nVEulia. postulieren. Mit Gal 4,28-31 behandelt er vom Standpunkt der Schrift her die Gegnerfrage in .,theoretischer" Form. Gal 5,1-6 nimmt den Leitgedanken von Freiheit und Knechtschaft auf und bereitet die Assoziation von Beschneidung und Gesetzesgehorsam mit der Kategorie oaQ~ vor. Mit Gal 5,5 f unternimmt der Verfasser einen ersten Versuch, die Adressaten für das christliche Selbstverständnis zu .,vereinnahmen", wie er es ihnen in Gal 3,6-4,7 dargelegt hat. Gal 4,21-31 und Gal 5,1-6 haben also die Funktion, den Schlußpassus vor· zubereiten. Die Überleitung endet mit einer intensiven Ansprache an die Adressaten, die sie dazu bewegen will, sich von den Gegnern zu trennen (Gal 5,7-12). Mit Gal 5,13-6,10 kann der Verfasser nun seinen zweiten Argumentationsgang durchführen und die Assoziation der Adressaten mit dem nVEollu-Bereich, die (Wieder-)Aneignung paulinischer Überzeugungen rhetorisch zum Ziel führen.
,. Vouga, GalalCr 112 (vgl. 107); vgJ. dazu kritisch Cosgro\'c, Cross 78; ~Paul's ,birthgiving' is to be understood not :lS the rccol1\'crsion of thc comlllunity hut as lhe goal of their llIaturation as belicl"crs", Gegen die Deutung spricht jedoch das nitAIV.
0004441J~
2. Auswertung unter dem Gcsichtspunkt der beidcn Leitfragen
195
Zusammenfassend läßt sich folgender Aufbau der Kapitel 3-6 erkennen: Gal 3,1-5 als ,.,Überschrift":
r.; i:eyo.w V(nWV
vs t.; axol)r; nlowl.II; (Gal 3,2)
v,
AG 2..
0<'114 (Gal
3,3)
Ausführung in Gal 3,6-6,10:
AG I,
nVEU~la .j,
(Ga I 3,5)
Gal 3,6-4,11 Gal 4,12-20 (Ad ressatcnlVerfasscrIGegner)
AG 2: IlvcuJIa vs
O(i~
~ ~Gal 4,21-31 ~Gal 5,1-6
Gal 5,7-12 (Ad ressa tenlVerfasscr/Gegncr)
.j,
Gal 5,13-6,10
AI/sblick .. Der Brie/schlujJ GaI6,//-/8 Zum Abschluss soll skizzcnartig aufgezeigt werden, wie der Verfasser sein 111ema und seine TexlSlrategie in Gal 6,11-18, dem Gal 5.13-6,10 folgenden Kontext, zu Ende führt. Der Abschnitt seLZt in Ga! 6,11 neu ein mit einer ,.,Ankündigung des autographischen Teils".}} Dies geschieht in Fonn eines Appells an die Aufmerksamkeit der Adressaten: lB€1:€ ntlAlXOV; u~liv yQCt~lJla.OlV CYQCl\VO til i:~lf1 X€LQl. Mit dem Hinweis auf die Größe der Buchstaben will der Verfasser die,.,Wichtigkeit dessen unterstreichen ..., was er mit diesen letzten Worten sagen will."34 AG _ Argtlmcntalionsgang. JJ Vouga, Galater 154. 10I Bcü'., Galalcrbrlcf 532; vgJ. Burton, Galatlans 347 f; Ounn, Galatians 335; L1grange, Galates 162; Marlyn, Galatlans 569; Mußner, Galalerbrlef 409 f; Schlier, Galater 279 f. )J
000444lJ4
196
BI. Ergebnis: Die Funktion von Gal 5 und 6 im Ges3mtbrief
Mit Ga16,12-13 holt der Verfasser zu einem letzten Angriff auf die Gegner aus, der die Grundgedanken von Gal 5,13-6,10 gegen sie zuspitz.t. In diesen Versen macht der Verfasser die Gedankenfäden von Gal 5,13-6,10 im Verbund gegen die Gegner geltend. In Gal 6,12-13 finden sich der Gedanke von der Beschneidung als Konkretion der oitQl;, das Thema "Ansehen" bzw. "Ruhm" (Gal 6,12a: ÖOOl 6t).OUOlV Eunpoownfu!Q.! iv oaexi, Otl"Wl itvayxit~ouOlv G~l~ ICF-f!ITEjlVl;o{)m; Gal 6,13b: aUa 6€.AOUOIV o~LCiC; ICE{!ITi,lvto{)at, 'iva iv q; vJJuiw aaexi xaux:rJOWVTal) sowie das "Gesetz." (Gal 6,l3a: OOOE yaQ oi nEQttEIlV6~VOl CtUWl VOliOv
00044""4
2. Auswertung unter dem Gesichtspunkt der beiden Leitfragcn
197
auf die Vorhaut (anderer) gründen.3'1 Bei aB diesen Bedeutungsvarianten, die die Verse anklingen lassen, schwingt der Sinn von aciQl; mit, den der vorangegangene Abschnitt Gal 5,13-6,10 herausgestellt hat: miQl; als der widergöttliche Bereich. Der Verfasser zeichnet seine Gegner in ihrer Orientierung an der O(i~ als gänzlich von dieser Macht bestimmt. Sie wollen gutes Ansehen haben im Fleisch. Das haben sie: Bezogen auf den widergöttlichen Bereich ist ihr Ansehen untadelig. Deutlicher können sie sich kaum als Repräsentanten des oaQl;-Bereiches erweisen, als sie es mit ihrer Verführung der Adressaten tun. Ihre sarkastische Schärte gewinnt die Aussage aufgrund der semantischen Anreicherung des Begriffs oaQl; in Gal 5,13-6, I0, durch die o6.QJ; theologisch aufgeladen wurde. 40 Auch der Hinweis auf das Gesetz. in Gal 6,13 dient dem Aufweis der Okkupation der Gegner durch die oaQl;"1 N61lo~ ist spätestens seit Gal 6,2 umdefiniert zum Liebesgebot: Dieses Gesetz t2 befolgen die Gegner Position oder ihrer tieferen Beweggrunde ist demnach nicht unbedingt zu rechnen; vgl. Mußner: Paulus "schreibt im Stil der ,Ketl.crpolemik', aber er sicht alles im Licht seiner Kreuzcstheologit, und ihrer radikalen Logik~ (Galaterbrief 414 [vgl. 412]; etwas vage, aber offenbar auch in dieser Richtung Vouga, Gal:ltcr J 55 f; s. o. zu Gal 5,11 o. S. 78 ff mit Anm.88 und Anm. 89). }'J Eine Pointe dt'r Polemik gegen die Gegner schcint mir darin zu liegcn, auf OCr.l~ im wortwörtlichen Sinn anzuspielen, Die groteske Vorstellung, sie wollten ihr Ansehen auf die Vorhaut gründen, stellt der Verfasser so dar, als entspräche sie dem Wunsch der Gegner (Ov..OUOlV l"iva]; Gal 6,12a. 13b), als selzten sie alles daran (itvayxCr.~ouolV; Gal 6,12b). Damit gibt der Verfasser die Gegner der Lächerlichkeit preis; vgl. Martyn, Galatians 561; Jt'wett, Terms 96 (entgegen der Auffassung von Jewelt, Gal 6, 13c lasse nur diese Deutung zu und keine andere [vgl. dazu :lUch Anm, 38), bin ich jedoch der Meinung, daß die Fonnulienmgen der Verse Gal 6,12 und 13 offen sind fUr weilere Bedeutungen,
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111. Ergebnis: Die Funktion von Gal 5 und 6 im Gesamtbrief
wahrlich nicht, da sie mit der Einführung der Beschneidung die egalitäre Gemeinschaft der ChriS[usgläubigen zerstören und damit der Liebe zuwiderhandeln. dem Verhalten, das einzig dieser Gemeinschaft entsprichL 4) Mit Gal 6,12-13 zieht der Verfasser den Aufweis der Tiefendimension der akeuellen galatischen Krisensituation aus auf die Gegner. indem cr diese im Konflikt zwischen den kosmischen Mächten auf der Seite der o
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2. Auswertung unter dem Gesichtspunkt der bei den Leitfragen
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Handlungsnorm im nVEü~LU-Bereich auf einen neuen Begriff!7 Ln der Prä· sentation seines Selbstverständnisses und dessen Begründung macht der Verfasser also die zentralen Gedanken des vorangegangenen Abschnittes Gal 5,13-6,10 in konzentrierter Fornl geltend.· 8 Unter pragmatischer Perspektive empfiehlt der Verfasser sich noch einmal als Repräsentant der" Wahrheit des Evangeliums" und als Vorbild christlicher Identität, dessen Imitation den Adressaten nahegelegt wird. Die Segensformel von GaJ 6,16 knüpft an das gemeinchristliche Verständnis von Gal 6,15 an. In verobjektivierter und konditionaler Fonn· 9 sagt der Verfasser denen Segen zu, die den Maßstab der neuen Schöpfung für sich gelten lassen "mit all dem, was allein in ihr Geltung besitzt".so Das Verb OlOlXTtOOOOIV knüpft an den Vers Gal 5,25 an, der seinerseits zu· rückverweist auf Gal 5,16 (nf-Qmau:iv) und 5J (tQExElV). Damit steht Gal 6,16 in einer Reihe mit diesen an die Adressaten gerichteten Appellen. Unter pragmatischer Perspektive stellt der Verfasser durch die verob;ektivierte und konditionale Fonn den Adressaten gegenüber den Segen, der ihnen zugedacht ist, unter einen Vorbehalt. Er gilt ihnen für den Fall, daß sie den Aufforderungen von Gal 5,7. 16.25 tatsächlich nachkommen und sich zu dem bewegen lassen, was der Verfasser bei ihnen mit Hilfe des Briefes en-eichen will: die Übernahme der in Gal 6,14 auf den Punkt gebrachten Überaugung. Noch einmal appelliert der Verfasser gegenüber den realen Adressaten implizit daran, das rhetorisch bei ihnen mit Gal 5,25 Erreichte für sich gelten zu lassen. 51 Zu dit-st'lIl "sondersprachlichen Ausdruck" (Hoegt-n-Rohls, Paulus 147) und st-int-r sprachlicht'n Wirkung vgl. die AusfUhnmgen bt-i Hoegen-Rohls (Paulus 146-1 50 [bcs. 149}), die den Vers einer Klang~ und Stil analyse unlen.ieht; zu der Frage, ob ltUl\'lllttiOlIö anthropologisch oder kosmologisch aufzufassen iSl, vgl. Adams (World 226 ff), der die verschiedenen Positionen darstelll und die soziale Funktion der Antithese von lt6o~w~ und ltUlV1l xtioU; herausstellt (vgl. Adams, World 228.239 ff); zum traditionsgeschichtlichen Hintergrund vg1. MeH, Schöpfung 9-253 sowie seine Auslegung (Schöpfung 259-325) z. Sl. als ..Annullit-rung des soteriologischen Privilegs der Synagoge" (Schöpfung 303; zu dem hier angenommenen sOleriologischen Vorrang des .. jüd., zum lnoraswdium befllhigten freien Mann(es r [Schöpfung 31 4] \'gl. aber o. S. 111 f). .., Daß Gal 6,15 allein Gal 5,13-6,10 zusammenfasse, sei damit nicht bt·hauptel (vgl. z. ß. die Bezogt- 7.U Gal 2,19 fi zu den viclfllhjgen Verbindungen zwischen Gal 6,11-17 und Gal 5,1-12 vgl. Matera, Culmination 83). In diesem Zusammenhang gt-ht es mir jedoch wesentlich darum aufzuzeigen, wie stark der Schlußpassus \'on den Ausführungen des Abschnittt-s Gal 5,13-6,10 gt'pdgt ist. ., Vgl. ßclZ, Galaterbrief 543 f; Vouga, Galater 157. ~ Mußnt-r, Galaterbrief 415. 11 Auf den umstrittenen Teih'ers Gal 6, 16b (ltut [40{ ltut !int tOv ·IOl)(.(~). rou ncou) kann ich in diesem Zusammenhang nicht ausfuhrlieh eingehen. M. E. macht er jL-doch am meisten Sinn, wt-nn man ihn als zweiten Teil des Segensspruches verSlt-ht (vg1. zu alternativen Auffassungen zur Struktur Vouga, Galater 157), der sich auf das empirische Israel bezieht (vgl. 4J
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111. Ergebnis: Die Funktion von Gal 5 und 6 im Gesamtbricf
Mit Gal 6,17 blickt der Verfasser in die Zukunft (lOU Aomou): Zukünftig soll niemand den Apostel ..belästigen" (xonou~ na.QEx,tlv).52 Mit dem Stichwort "belästigen" wird die gegenwärtige Auseinandersetwng mit den Galatern implizit als lästiges Ärgernis abqualifiziert. Eine apostolische Intervention, so wie sie der jetzige Brief darstellt, soll in Zukunft ausgeschlossen sein und die Einigkeit mit dem Apostel ungestört bleibe nY Noch einmal bietet der Verfasser für diesen Appell seine göttliche Autorität auf (6, 17b): Oie Einigkeit wird nicht mit Paulus persönlich eingefordert, sondern mit dem Repräsentanten des Evangeliums, dem Apostel, hinter dem der Ge· kreuzigte sichtbar wird. So belästigt derjenige, der den Apostel belästigt, mittelbar den gekreuzigten Jesus. 54 Gal 6,17 ist der letzte explizite Appell des Briefes, der weitere Auseinandersetzungen mit dem Apostel unterbinden will. Oie unpersönliche Formulierung läßt offen, wem der Appell gilt. Der Verfasser kann ihn nicht direkt an die realen Adressaten richten, will er nicht hinter ihren im Brief rhetorisch erreichten Stand als Pneumatiker zuriickfallen. Oie Offenheit der Aufforderung ist also wiederum rhetorisch bedingt. Der unpersönliche Appell signalisiert den realen Adressaten, daß der Verfasser die Diskussion mit ihnen als beendet betrachtet. Zugleich gibt er denjenigen, die sich der beabsichtigten Wirkung des Briefes entziehen bzw. in Zukunft vom Evangelium des Apostels abweichen wollen, zu verstehen, daß mit dem Erhalt des Briefes jeder Dissens mit dem Apostel des gesetzesfreien Evangeliums ausgeschlossen sein soll. Verstärkt wird dieser Appell sachlich durch den Gedanken von 6, 17b, daß jeder Angriff auf den Apostel und seine Position mittelbar einen Angriff auf den Gekreuzigten bedeutet. in dieser Richtung ßachmann, Kirche IS9-189; Lindemann, Israel 175f; Mußner, Galaler· brief 416 f; Pt'nna, Evolution 407 ff). faßt man den Vers in diesem Sinne auf, dann empfiehlt der Verfasser Israel dem Erbannen Gotles, inklusive derjenigen, gegen die der Verfasser jede Zeile seines Briefes gerichlet hat, weil sie für Beschneidung und Gesetzesgehorsam eintreten. Damit stellt er ihr Geschick jenseits seiner vehementen Abrechnung mit ihrer theologischen Posilion Goues gnädigem Handeln anheim (vgl. in ähnlicher Richwng Dunn, Galatians 345j Bachmann, Kirche 172 (nicht einleuchtend erscheint mir jedoch die Annahme, M Gal 6,12 f sei in einem ftetwas milderen Ton fonnulien als die "orangegangencn Auseinanderset7.ungen mit den Gcgnem, besonders Gal 5,7-12 (Bachmann, Kirche 167); vgl. daz.u o. S. 196 H zu den Versen Gal 6,12 f, die 111. E. an Schärfe nichts zu wünschen ubrig lassen]). Vgl. zu alternati"en Auffassungen und 1.Ur Diskussion des Verses 7.. B. ßctz, Galaterbrief 545 Hj Bachmann, Kirche 159-189; Dunn, Galatians 344-346; Manyn, Galalians 574-577; Roloff, Kirche 125 f; Vouga, Galater 157 f; Weirna, Kcy 104 ff. 11 Zu dieser Bedeutung von xono~ nuQi:XE:lV "gi. Vouga, Galater 158. SJ Vg1. Mußner, Galaterbrief 418; s. auch Betz, Galaterbrief S49. W Vgl. Gilugemanns, Apostel 134 (vgl. auch o. z.u Gal 4, lJ f S. 91 Anm. 144 und z.u Gal 5,11 S. 79 Anm. 89; krilisch daw Wolter, Apostel 535 ff (bcs. S46-548]. Zu dt'r Frage, wie man sich die (llirltena näherhin vorzustellen habe, s. z. B. die auf Gougemanns :wrilckgrt"i· fende Zusammenstellung der vt'rschiedenen Deutungsmöglichkeiten bei Mußner, Galaterbrief 418ff.
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2. Auswertung unter dem Gesichtspunkt der heiden Leitfragcn
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Mit dem Gnadenspruch in Ga] 6,18 empfiehlt der Verfasser abschließend den Geist der Adressaten der Gnade Christi. To nV€Ülla UllWV steht für die Adressaten selbst.$$ Der Vers enthält den Wunsch, Christus möge den Adressaten die richtige "Gesinnung", die richtige "Richtung des Wollens" geben.$6 Auffällig ist die Singularfomwlienmg ~lE'Ta rau lCI'F.ujlam; u~wv. Der Wunsch zielt auf eine gemeinsame Gesinnung, eine einheitliche Aus· richtung des Wollens der Adressaten, ganz wie es der unverLichtbaren Einheit in Christus entspricht. Daß der Verfasser am Ende seines Briefes die Adressaten mit der Wendung Ta nvEi)~ta OllQ)V anspricht, ist kein ,,(r)hetorisches Pathos"$7, sondern rhetorische Strategie.$8 Mit seinem Brief hat der Verfasser versucht, seine Adressaten als eine Gemeinde (neu) z.u prägen, die vom göttlichen nV€Ü~la bestimmt und geleitet ist: als nVEUllallxol. Gal 6,18 äußert den Wunsch, dieser Versuch möge erfolgreich sein: "Paul makes his penllitimate word the request that God pour his free grace into the Galatians' innemlOst parts, thoroughly affecting the whole of their beings."$9 Ihr nVf.Ulla möge sich im Einklang mit dem göttlichen nVf.Ulla befinden, was bedeutet, daß sie sich so verstehen und so leben, wie der Verfasser es ihnen in seinem Brief nahegelegt hat. Der Segensspnlch verstärkt abschließend das rhetorische Ziel des Briefes im Namen göttlicher Autorität. Nach allen Appellen des Verfassers an seine Adressaten stellt dieser nun seine Bemühungen der Gnade Christi, Gott, anhcim. Der Absicherung des Briefziels dient auch die letzte direkte Anrede der Adressaten :-als ciof.A«>oi. Als Brüder sind die Adressaten dem Verfasser verbunden, insofern sie sich mit ihm z.ur Gemeinschaft der Christusgläubigen rechnen. » VgJ. Bultmann, 'J1wologie 207; Schweizer, ThWN'T VI 433.
Zu dieser Bedeutung von J1\1:UIICl vg!. Bultmann, 111eologie 207 f. " Bullmann, '111eologic 207. loS Die Bcsonderheitcll, die der Schlußsegcn gegenUber dem anderer Paulusbrit·fe aufweist, lassen sieh auch nicht mit der Auskunft beiseite schieben, sie seien ..d:arauf zurilckzufuhren, daß dies ein traditioneller Segensspruch iSl, der nicht von P:aulus selber fonnuliert wurde" (ßctz, Galaterbrief 551; der Schlußsegen f:llit auf durch die direkte Anrede aÖf.M.po\ sowie durch die Wendung ~U;f{llOU n\'f.U~lam~ U~UD\'; ersteres findet sich in keinem vergleichbaren Schlußs<.'gen, letzteres nur in Phil 4,23 und Phlm 25~ Eine solche Aussage enthebt nicht der Beantwortung der Frage, welchen Sinn ein solches TraditionsstUck in seinem neuen Kontext gewinnt. Die EigenlUmlichkeiten sind im Kontelll des Briefes auf ihren spcziell<'n Sinn hin zu befragen. Dieser Aufgabe entzieht sich :auch Schlier, wenn er ein grundS:ltzliches Deutungs\'erbot der Auff:lt1igkeiten im R.,hmen des Briefes \'erh:ingt: ..Aber mall darf hilller dieser FO/1/mlienmg (~u:ta mu J1\'f.u~l(Lm~ U~lU)\,; Verf.) keilll! Absicht Vl!l1llllll!1J und t'twa an den doch :auf einer sam'. :anderen Ebene liegenden Gegens:atz von o~ und J1\'1:U}!(l. in unseren1 Brief denken" (Galater 285 [Hervorhebung von mir]; ein solches Verbot verkennt prim.ipiell, daß der Kontext die Bcdcutungscrschließung eines Sali'.es wesentlich steuen). l" Manyn, Galauans 569. Vgl. den Rückbewg \'on x
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1Il. Ergebnis: Die Funktion von Gal 5 und 6 im Gesamtbrief
Diese Anrede ist .,die letzte pragmatische Betonung der Gemeinschaft zwischen dem Apostel und seinen Adressaten, die durch die Argumentation des Briefes hergestellt wird. "'60 Den Segenswunsch beendet der Verfasser mit einem awlv.1>1 Dieser Beschluß hebt die Dringlichkeit des Segenswunsches hervor, der das Anliegen des Briefes in gedrängter Fornl wiedergibt. Der Wunsch bedarf einer letzten Beteuerung: Es möge wirklich so sein, wie der Verfasser es den Adressaten nahegelegt hat. Zugleich zielt das allnV darauf, daß die Adressaten einstimmen in dieses Amen, es .,laut lind mit voller Zustimmung nachsprechen ..., wenn ihnen der Brief ... vorgelesen werden wird. "'1>2 Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Abschnitt Gal 6,11-18 die Gedankenfäden von Gal 5,13-6,10 auszieht und die Textstrategie der Kapitel 3,1-6,10 bis zum Ende weiterführt. Auf den Ablauf der Kapitel 3-6 bezogen, entspricht der Abschnitt in seinem ersten Teil den Abschnitten, die das Verhältnis von Adressaten, Verfasser und Gegner betreffen, nämlich Gal 4,12-20 und Gal 5,7-12. So wie Gal 4,12-20 den ersten Argumentationsgang (Ga I 3,6 ff) mit einer Auseinandersetzung mit den Gegnem beschließt und Gal 5,7-12 zum zweiten Argumentationsgang überleitet, so beendet Ga16,1 1-14 den zweiten Argumentationsgang (Gal 5,13 ff) mit einem letzten Angriff auf die Gegner. Das Material dieser Polemik gewinnt er aus den Gedanken von Gal 5,13-6,10. Zugleich beendet der Abschnitt den Gesamtbrief. Die letzte Selbstpräsentation des Verfassers gleitet über in eine sachliche Gesamtzllsarnmcnfassung und eine letzte Absicherung des rhetorischen Ziels, das der Verfasser mit dem Brief erreichen will: die Rückgewinnung einer Gemeinschaft von Pneumatikem.
.., VOUg3, Galater 159; vgl. Dunn, Gal:itians ,H7 f; Martyn, Galatians 569. •, Es besteht wenig Anlaß zu der VemlUtung. d:iß das eq111V nicht vom Verf3sser selbst stammt, sondem nachtrllglich eingefngt worden ist (vg1. Belz., Galalerbrief 552). TextkriLisch ist es unstritlig :lls zum Text gehörig bdegL tU Mußner, Gal:Joterbrief 421; vgl. Dunn, G:il:ltians 348; Martyn, Galatians 596f.
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Beyen.ehe StNtsbi'bnoChtk Münclltn
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Neues Testament Ellen Bradshaw Aitken
Jesus' Death in Early Christian Memory The Poetics of the Passion NOVIJm To:tamentum et ornis Antiquus I Studien zur Umwelt do: Neuen To:taments, Band 53. 2004. 202 Seiten, gebunden ISBN 3-525-53954-1 Vandenhoeck Et Ruprecht/Academic: Prc:!.S Fribourg
Leiden und Tod Jesu sind Gegenstand poetischer und hymnischer Überlieferunge.n. die unabhängig von den Passionserzählungen der Evangelien entstanden. Diese Untersuchung des 1. Korintherbriefs, des 1. Petrusbriefs, des Hebräerbriefs und des Bamabasbriefs stellt eine Verbindung her zwischen den poetischen Passagen über Leiden und Tod Jcsu und den Riten der frühchristJichen Gemeinden.
Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Hera~von Dietrich-A1ex Koch und Matthias Köckert Eine Auswahl.
205: Wolfgang Schrage
Kreuzestheologie und Ethik im Neuen Testament Gesammelte Studien 2004. 304 Seiten, leinen ISBN )·525-53889-8
204: Anselrn C. Hagedorn
Between Moses and Plato Individual and Society in [)(outttonorny and Ancimt Grttk Law 2003. X. 351 Seiten. leinen ISBN )-525-53888-X
Hanna Roose
Eschatologische Mitherrschaft Entwicklungslinien einer urchristlichen Erwartung
203: Esther Straub
Kritische Theologie ohne ein Wort vom Kreuz
NCMJm To:tamc::ntum et Orbis Antiquus I Studien zur Umwelt do: Neuen To:taments, Band 54. 2004. 376 Seiten, gebunden ISBN 3-525-53955-X Vandenhoeck Et Ruprecht/Academic: PressFribcurg
Zum Verhältnis von Joh 1-12und 13-20 2003. 249 Seiten, leinen ISBN 3-525-53887-1
Wahrscheinlich stellte schon der historische Jesus den Mitgliedern seines Zwölferkreises eschatologische Herr· schaft in Aussicht (Mt 19.2B/par L.K 22.30). Die Erwanung eschatologischer Macht'ausübung spiegelt also ein Stück urchristlicher (Problem-)Gcschichte. die in der vorliegenden Unlcrsuchung erstmals im Zusammenhang anhand von neutestamenLlichen und al>okryphischen Texten des I. und 2. Jh. n.ehr. nachgezeichnet wird
Jesus als historische Gestalt
202: Gerd Theißen Beiträge zur Jesusfoochung Zum 60. Geburtstag \100 Gerd Theißen herausgegroen von Annt:tte Merz. 2003. VIII, 373 Seilen. leinen ISBN 3·525-53886--3
V&R Vandenhoeck &Ruprecht