Kurt Brand
Ren Dhark Heft Nr.: 96
Die Schranke hinter Soradan V1.0 scanned by: ichnein kleser:
Personenverzeichnis R...
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Kurt Brand
Ren Dhark Heft Nr.: 96
Die Schranke hinter Soradan V1.0 scanned by: ichnein kleser:
Personenverzeichnis Ren Dhark .......... Dan Riker ........... Wer Dro Cimc .... Arc Doorn .......... Imre Erkel .......... Kartek Dressler ..
Commander der Planeten und Kommandant der POINT OF Stellvertreter Ren Dharks hoher Offizier der schwarzen Weißen genialer Techniker draufgängerischer junger Leutnant der TF Flashpiloten
Die Schranke hinter Soradan Mit seiner gewaltsamen Landung auf dem Planeten Cut-out hat Ren Dhark ungewollt die Sicherung für ein planetarisches Abwehrsystem der Mysterious herausspringen lassen. An 182 Orten der Galaxis beziehen riesige Anlagen Energien von ihrer Sonne. Doppelkugelraumer der schwarzen Weißen, die dieses Phänomen ergründen wollen, werden im Feuer der Abwehrbatterien zerstrahlt. Dro Cimc, der schwarze Weiße, der sich an Bord der POINT OF befindet, befürchtet einen Vernichtungsangriff der Tel'schen Flotte auf Terra. Der Commander will das um jeden Preis verhindern und verlangt von Dro Cimc die Koordinaten seines Heimatplaneten, um mit dem Vank der Tels zu verhandeln. Dro Cimc gibt nach, gleichzeitig warnt er aber vor der Uneinsichtigkeit des Rechengehirns Kluis, das die endgültigen Entscheidungen trifft. Als die POINT OF auf Cromar, der Heimatwelt der schwarzen Weißen landet, scheinen sich die Befürchtungen Dro Cimc' zu bewahrheiten. Ren Dhark und seine Leute werden vom Kluis zum Tode verurteilt. Doch den Terranern gelingt es, sich zu befreien und den Kluis in ihre Hand zu bekommen, so daß sie die schwarzen Weißen zu Verhandlungen zwingen können, nachdem auch die Terranische Flotte über Cromar steht.
Dr. Marcuse in Erron-1 übersah eine Kleinigkeit; der Suprasensor übersah sie nicht. Er warf rot aus und streikte. Dr. Alpho Marcuse, einunddreißig Jahre alt und ein Frauenfeind, schaltete den Suprasensor aus und verließ seinen Arbeitsraum; es war Zeit, das Mittagessen einzunehmen. Die Arbeit lief ihm nicht davon. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde er sie nie beenden können. Ron wedda wi terra! Er war der zwanzigste Sprachforscher, der auf diesen Satz in unbekannter Sprache angesetzt worden war, und er hatte in einem Anfall von krankhaftem Leichtsinn behauptet, die Bedeutung dieses Satzes herauszufinden. Wie leichtsinnig er seinerzeit gewesen war, hatte Dr. Marcuse längst erkannt. Die Messe war ziemlich leer, als er an seinem Schwebetisch Platz nahm und über die Schaltung die Speisenfolge bestellte. Unmerklich stutzte er. Die Arbeit, die er gerade verlassen hatte, fiel ihm wieder ein.
Wie konnte ich nur diesen simplen Fehler machen? fragte er sich in Gedanken, und als ihm klar wurde, was er tat, befand er sich schon wieder auf dem Deck, um sein Arbeitszimmer erneut aufzusuchen. Vergessen war sein Mittagessen, und von Appetit konnte er nichts mehr feststellen. Er schaltete das Leuchtschild Nicht stören! ein, als er sich wieder an seine Arbeit machte. Das leichte Summen des Suprasensors war nach wenigen Augenblicken nicht mehr zu hören. Hin und wieder knisterte eine Folie. Ab und zu tat Dr. Alpho Marcuse einen Zug aus seiner dicken Zigarre. Er sah kein einziges Mal zum Chrono hin und hatte jedes Gefühl verloren, Stunden über Stunden an dem einen so schweren Problem zu sitzen und mit ihm zu ringen. Ron wedda wi terra! Ein paar weitere Sätze in dieser unbekannten Sprache waren gehört worden, ebenso geheimnisvoll und ebenso unentzifferbar, doch hätte es sie nicht gegeben, dann wäre es sinnlos gewesen, auch nur einen Versuch zu machen, um herauszufinden, was Ron wedda wi terra ins Terranische übersetzt hieß. Marcuse vertiefte sich wieder in die Unterlagen, die der Commander erarbeitet und zur Verfügung gestellt hatte. Nach wie vor war Ren Dhark der einzige Mensch, der die Sprache der Mysterious beherrschte, aber auch er glaubte nicht mehr daran, daß die Rätselsprüche, die von Erron-1 mit größter Sendeleistung abgestrahlt worden waren, jemals übersetzt werden konnten. Trotz dieser pessimistischen Ansicht hatte Dhark eine kleine Grammatik der mysteriousschen Sprache zusammengestellt, damit die Sprachforscher nicht völlig hilflos waren. Marcuse griff zum Stift und begann zu schreiben. Nach einem bestimmten Schema veränderte er den Rätselsatz. Ein Mathematiker hätte schnell entdeckt, daß hier der Vorkra-Satz angewandt wurde, der in der Theorie über den Hyperfunk eine maßgebende Rolle spielte. Dreimal überprüfte Marcuse seine Aufstellung, dann erst gab er sie an den Suprasensor ab. Viel versprach er sich von diesem Experiment nicht, aber er wollte auch diesen Weg gehen, um sich später nicht zu sagen: Das hättest du auch probieren sollen. Der Suprasensor, mit dem kärglichen Wissen über die Sprache der Mysterious programmiert, soweit Ren Dhark Unterlagen erstellt hatte, zeigte ununterbrochen grün, so daß Marcuse ständig aufmerksamer wurde und schließlich an Hand des Chronos kontrollierte, wie lange sich das Rechengehirn schon mit der gestellten Aufgabe befaßte. Grün blieb auch, als das Aggregat die Aufgabe gelöst hatte. Aus dem Schlitz wurde die Folie gestoßen, die Dr. Alpho Marcuse an sich nahm. GRÖSSTE GEFAHR ALLE SOFORT ZURÜCKKOMMEN Dem Mann mit dem graumelierten Haar schwindelte. Die Folie in seiner Hand zitterte. Unwillkürlich griff Marcuse nach seiner kalt gewordenen Zigarre und kaute daran herum. Größte Gefahr alle sofort zurückkommen! Aber unter dem Satz stand noch ein Wort für sich allein: Kode. »Ich verstehe immer weniger«, murmelte Marcuse und schüttelte den Kopf. »Wenn Ron wedda wi terra Kode ist, die jeder Mysterious kannte, wieso hat man dann dieses Wissen nicht dem Checkmaster der POINT OF mitgegeben?«
Immer stärker wurden Dr. Marcuses Zweifel an der Richtigkeit der Lösung, aber er hatte ja noch andere Rätselsätze wie: Terrun woger terra! und Terra wowire terra! Insgesamt noch vier Sätze. Einen nach dem anderen veränderte er mit Hilfe des Vorkra-Satzes und gab dann die gesamte Aufstellung an den Suprasensor. Der mußte sich durch die Lösung der ersten Aufgabe eingespielt haben, denn er benötigte jetzt nur noch ein Drittel der Zeit. LEBENSGEFAHR FÜR ALLE ÜBERALL RÜCKFLUG SOFORT ANTRETEN LEBENSGEFAHR ALLE UNTERNEHMEN ABBRECHEN RÜCKFLUG Und Terra to! bedeutete: AUCH WIR SCHWEBEN IN LEBENSGEFAHR Dr. Alpho Marcuse war glücklich allein zu sein. Er mußte mit diesem Schock erst einmal fertig werden. Da hatte er nun den Beweis in der Hand, daß die Mysterious nicht mehr existierten. Nun ahnte Terra wenigstens, was die Geheimnisvollen vor rund tausend Jahren veranlaßt hatte, alles stehen und liegen zu lassen und zu verschwinden. »Lebensgefahr ist für alle überall?« murmelte der Wissenschaftler und mußte automatisch an die schweren Störungen des galaktischen Magnetfeldes denken, das die Nogks aus dieser Milchstraße in den Leerraum vertrieben hatte. Waren die Mysterious auch so stark anfällig gegenüber den elektromagnetischen Hochwerten? Hatte es vor rund tausend Jahren schon einmal ähnliche Verhältnisse zwischen den Sternen gegeben? Plötzlich, würde sich Marcuse bewußt, daß er seine sensationelle Entdeckung sofort der Erde mitzuteilen hatte. »Die werden Augen machen«, sagte er, all er über das Deck zur Funk-Z ging. * Über vier Relaisstationen und drei Raumschiffe kam Dr. Alpho Marcuses Nachricht nach Cent Field. Ren Dhark, der sich schon drei Wochen lang auf Terra aufhielt, und sich und seinen Männern Gelegenheit gab, sich von den Strapazen auf Cromar zu erholen, wurde die Nachricht über Vipho mitgeteilt. Aber in diesem Fall war der Commander nicht sofort erreichbar gewesen. Man hatte lange nach ihm suchen müssen, bis endlich jemand wußte, daß er sich im Sozialministerium, Abteilung Futurologie, aufhielt. Ren Dhark empfand diesen Anruf als Störung, denn er unterhielt sich gerade mit einer Futurologin, die er vor Wochen einmal in einem Raumer, der von Europa nach Alamo Gordo flog, flüchtig kennengelernt hatte. Joan Gipsy war überrascht gewesen, daß der Commander sich ihrer noch erinnerte, ohne zu ahnen, daß Dhark ihr Gesicht nicht vergessen hatte. »Ja«, sagte er, als er sich vor das Vipho stellte und nicht ahnen konnte, welche Nachricht auf ihn zukam. Die beiden Herren, die ihn durch das Ministerium geführt hatten, waren abwartend ein paar Schritte zurückgetreten, während Joan Gipsy immer noch mit leichter Verlegenheitsröte hinter ihrem Schreibtisch saß und nicht begreifen konnte, daß sich der Commander so lange mit ihr unterhalten hatte. Dann kam die Meldung durch. Ren Dhark wechselte die Farbe. Wieder glaubte er jenen Satz zu hören, mit dem ein nun gelöstes Rätsel begonnen
hatte: Ron wedda wi terra! »Commander, wir haben, als die Nachricht einlief, sofort das von Dr. Marcuse benutzte Verfahren angewandt und fanden seine Resultate bestätigt.« Ron wedda wi terra – Größte Gefahr für alle, sofort zurückkommen! Terra to – Auch wir schweben in Lebensgefahr! »Danke«, sagte Ren Dhark, und seine Stimme war nicht wiederzuerkennen. Mit seinen Gedanken befand er sich nicht mehr im Sozialministerium. Er glaubte wieder auf Erron-3 im Archiv zu sein, in dem er und Dan Riker Mentcaps zu sich genommen hatten – Mentcaps, die ihnen ungeheueres Wissen der Mysterious überliefert hatten. Ob sie damals schon ahnten, daß sie nie mehr wiederkehren würden? Ron wedda wi terra! Und sie Narren hatten geglaubt, ein unbekanntes Volk in den Tiefen der Galaxis hätte die Erde gerufen, nur weil das Kodewort zufällig terra gewesen war. Alle Hypothesen über die Unitallsäule mit dem galaktischen Emblem in Erron-1 waren damit zusammengebrochen. In dieser Säule befand sich ein automatisch arbeitendes Gerät, das mit maximaler Sendeleistung von Erron-1 diesen alarmierenden Ruf ausstrahlte, um sich dann nach einer gewissen Zeit wieder abzuschalten. Die Giants in Erron-1, die inzwischen in großen Räumen gestapelt lagen, hatten damit nicht das geringste zu tun gehabt, bis vielleicht auf den Zufall, diesen Alarmruf nach tausend Jahren wieder ungewollt ausgelöst zu haben. Die Mysterious existierten nicht mehr! Sie mußten plötzlich einer ungeheueren Gefahr gegenübergestanden haben, der sie selbst mit ihrer Supertechnik auch nicht mehr Herr werden konnten. Auch wir schweben in Lebensgefahr! – Das konnte doch nur bedeuten, daß auch auf der Heimatwelt die Gefahr genauso groß war wie zwischen den fernsten Sternen. Doch welche Gefahr hatte es gegeben, die vor rund tausend Jahren den Menschen auf der Erde nicht das geringste angetan hatte? Ein neues Rätsel, kaum daß ein altes gelöst worden war. Da bemerkte der Commander, wie jemand ihn ansah; unverwandt. Als er aufblickte, sah er tief in Joan Gipsys Augen. Und in ihren Augen fand er Mitleid, das ihm galt. Ein Mensch bedauerte ihn. Ein Mensch erlebte seine Enttäuschung mit. »Vorbei!« sagte er und schnippte mit Daumen und Ringfinger. »Den Mysterious werden wir nie begegnen. Entschuldigen Sie mich bitte.« Er machte auf der Stelle kehrt und verließ den Arbeitsraum, in dem er sich so lange aufgehalten hatte. An der Tür blieb er noch einmal stehen und sagte nur noch: »Auf Wiedersehen.« Hat er dich damit gemeint, fragte sich Joan Gipsy, und hätte dann gern über sich selber und die dummen Gedanken gelacht, wenn sie allein gewesen wäre, doch dann mußte sie wieder an Commander Dhark denken, dem durch eine einzige Meldung eine große Hoffnung zerstört worden war. * Auf Cent Field landete zwei Stunden später die GSAL, das erste Raumschiff der Tels. Zehn To-Raumer hatten das Schiff der schwarzen Weißen an der Plutobahn empfangen und dann mit hoher Fahrt zur Erde gebracht. Die TF hatte einen großen Bahnhof veranstaltet, und Ren Dhark mit der Regierung begrüßten Wer Dro Cimc, der mit vier
Vankko Terra offiziell besuchte. War die GSAL ein Gigant von achthundert Metern Höhe, so hatten die Tels, als die Begrüßung und die beiden kurzen Ansprachen zu Ende waren, nur Augen für die rotschimmernden Ringraumer, die das Licht der Sonne so herrlich widerspiegelten. »Die schönsten Schiffe zwischen den Sternen!« gab Vankko Sagla unumwunden zu, der so stolz darauf war, daß er die terranische Sprache fast akzentfrei beherrschte. Unter vier Augen mit Ren Dhark wurde Dro Cimc zum Verräter. »Der Spionageauftrag, mit dem wir nach Terra gekommen sind, ist ziemlich umfangreich«, eröffnete er Ren Dhark, der ihm lachend ins Wort fiel und dann trocken erklärte: »Noch umfangreicher als der Auftrag, den unsere Experten auf Cromar haben?« Der schwarze Weiße stimmte in Dharks Lachen ein. Ihre Fronten waren nun klar abgesteckt. »Ein Geheimnis gebe ich freiwillig preis, Cimc. Die Mysterious existieren nicht mehr. Bitte, hier ist der Beweis«, und er legte ihm die Folie mit den vier Rätselsätzen und den Übersetzungen dazu vor. »Wir haben also in Zukunft nicht damit zu rechnen, daß die Geheimnisvollen eines Tages wieder auftauchen und uns von einem halben Hundert Planeten verjagen, die sie einst in Besitz hatten.« »Mit anderen Worten: Es gilt immer noch, die Heimatwelt der untergegangenen Mysterious zu finden?!« »Ja, wenn sie nicht auch vernichtet worden ist. Mit dieser Möglichkeit haben wir zu rechnen, die Tels und die Terraner.« Ein Roboter vom Planeten Tower betrat den Raum und servierte duftenden Mokka, ein Getränk, das Dro Cimc mit Begeisterung zu sich nahm. Der Metallriese handhabte das Porzellan so vorsichtig, als sei er nur darauf programmiert worden, mit zerbrechlichen Gegenständen umzugehen. »Cimc, an eure Roboter, die euch so ähnlich sind, habe ich mich sofort gewöhnt; an unsere Riesen kann ich mich nicht gewöhnen. Doch in diesem Zusammenhang fällt mir ein Erlebnis mit Ihren Robotern ein, das ich auf einem Planeten hatte, auf dem nicht umgeschaltete Robonen hausten.« Fragend blickte ihn der Tel an. »Roboter auf einer Welt, die von uns nicht besetzt war?« »Nicht einen Tel gab es darauf. Nur ein paar von euren Robotern ...« »Crekker!« stieß Dro Cimc über seine Lippen. »Dann können sie nur von Crekkern zurückgelassen worden sein!« »Waren diese Paramonstren nicht auf jeden Roboter angewiesen, Cimc?« Der Tel zuckte mit den Schultern. »Wir wissen es nicht. Wir alle wiegten uns in der Gewißheit, auch den Letzten vernichtet zu haben, doch daß Roboter von uns euch unterstützten und die nicht umgeschalteten Robonen bekämpften, muß an der Programmierung gelegen haben ...« »Auch wenn diese Roboter den Auftrag hatten, eine uns unbekannte Technik, die wir immer noch studieren, zu bewachen?« Cimc' Gesicht war immer nachdenklicher geworden. Plötzlich lachte er wie erlöst auf. »Dhark, es hört sich unglaubwürdig an, aber dem Telin-Imperium sind einmal ein paar tausend Roboter mit drei kleinen Raumschiffen durchgegangen. Sie alle gehörten zu einer Serie, die wir die Verrückten genannt haben, weil man sie einfach nicht sauber
programmieren konnte, und diesem Typ sind Sie begegnet. Selbst unsere Experten waren nicht in der Lage, robotische Maßstäbe an ihrem Verhalten anzulegen. Es gibt heute noch Robotiker, die bedauern, daß die Entwicklung der Verrückten durch Befehl des Vank abgebrochen werden mußte.« Der Schirm des Standviphos leuchtete auf, und Chris Shantons Gesicht war zu erkennen. Der Dicke war so rücksichtslos zu ignorieren, daß der Commander Besuch hatte. »Dhark, ich stelle hiermit den Antrag, als technischer Chef der Ast-Stationen abgesetzt zu werden. Es ist doch eine Farce, mir diesen Posten zu geben, während ich doch die meiste Zeit auf der POINT OF und in deren Schwierigkeiten stecke. Es gibt ein paar tüchtige Männer, die ich gern auf meinem Posten sähe.« Das war der leidige Kleinkram, mit dem Ren Dhark sich nie gern abgegeben hatte. In diesem Fall konnte er dem Dicken nicht einmal unrecht geben, denn seine Behauptung stimmte doch; um es aber dem Zweizentnermann nicht zu leicht zu machen, sagte er mit gut gespieltem Ernst: »Reichen Sie Ihren Antrag nach Formblatt 34 b2 in sechsfacher Ausfertigung herein, Shanton.« Der Dicke, der andere so gern auf den Arm nahm, krauste die Stirn und orgelte: »Nach Formblatt 34 b2? Dhark, was ist das schon wieder für ein neuer bürokratischer Blödsinn? Und warum bloß sechsfach? Warum nicht gleich in einem Dutzend?« Ren Dhark ließ den Dicken zappeln. »Ich kann Ihnen nichts anderes sagen, Shanton. Reichen Sie Ihr Gesuch heute noch bei der Zentral-Regis ein, und es wird heute noch bearbeitet. Machen wir Schluß, denn ich habe Besuch.« Er schaltete den Bildschirm aus und hatte kurz darauf den Vorfall schon vergessen. Die 16-Uhrmeldungen wurden ihm hereingegeben. Flüchtig überflog er die Nachrichten, doch dann stutzte er. »Cimc, man hat schon wieder auf einem Planeten einen Goldenen Menschen entdeckt. Gibt es in der Geschichte Ihres Imperiums tatsächlich keinen Hinweis darauf?« »Nein, denn im Gegensatz zu euch Terranern ist von uns in der Galaxis nie eine stilisierte Darstellung entdeckt worden.« Der Schirm des Standviphos flammte wieder auf. Chris Shantons schmunzelndes Gesicht lachte in den Raum hinein. »Dhark, mich haben Sie elegant auffahren lassen. Ich habe das Gelächter aus der Zentral-Regis noch in den Ohren, als ich nach Formblatt 34 b2 in sechsfacher Ausfertigung fragte, aber ich tue Ihnen bei passender Gelegenheit auch einen Gefallen.« Immer wieder wunderte sich der Tel, wie herzlich der Kontakt zwischen dem Commander und seinen engsten Mitarbeitern war, und er hatte bisher nicht ein einziges Mal erlebt, daß sie die Distanz zu ihm überschritten. Bei aller Formlosigkeit wurde Dhark auch von seinem besten Freund Riker als Commander respektiert. Ren Dhark stellte Dro Cimc eine wichtige Frage: »Ist dem Vank zu trauen?« Ausweichend erwiderte der Tel: »Wenn ich Terraner wäre, würde ich sehr mißtrauisch sein. Der Vank könnte nämlich aus dem Übereinkommen mit Terra den Vorteil ziehen, nun mit allen frei verfügbaren Schiffen nach weiteren Welten der Mysterious zu suchen, um Terra technisch den Rang abzulaufen. Das könnte bedeuten, daß bei erfolgreicher Suche Telin sehr stark werden würde, um dann mit einer anderen Rasse leicht fertigzuwerden.«
Zum drittenmal in dieser kurzen Zeit leuchtete der Bildschirm des Viphos auf. Der Stab der TF verlangte den Commander zu sprechen. »Die A-014 hat das Vario an Bord. Ein durch die Störungen verstümmelter Funkspruch ist eben von dem S-Kreuzer eingelaufen.« Dro Cimc schüttelte ununterbrochen den Kopf. Er konnte diese Meldung nicht glauben, denn das Vario gab es nur im Telin-Imperium und wurde nur in verzweifelten Einsätzen benutzt, weil es so unheimlich gefährlich in seinen Folgen war und sogar Planeten aufheizen konnte, bis deren Lufthüllen verbrannten. »Wo hat der S-Kreuzer operiert?« »Commander ...«, unterbrach ihn der Major im Stab, »gerade ist eine weitere Meldung über die A-014 eingelaufen. Die B-353 meldet, daß die A-014 auf einem telschen Planeten Perta gelandet sei, dort einen Kewir Dfasl und einen Vankko aufgenommen hätten, um Stunden später nach dem erneuten Start festzustellen, das Vario an Bord zu haben.« »Danke, das genügt mir!« sagte Dhark kurz, der wie Cimc plötzlich die Zusammenhänge erfaßt hatte. »Was nun, Dhark?« fragte der Wer ratlos. »Nicht viel. Ich beneide Bulton jetzt nicht, der dem S-Kreuzer Landeverbot auf Terra geben muß. Das bedeutet das Todesurteil für die gesamte Mannschaft. Großer Himmel, Cimc, wer von euch Tels ist auf die wahnsinnige Idee gekommen, dieses erbarmungslose Teufelszeug zu entwickeln?« »Der Kluis! Derselbe Kluis, den Sie vor seiner Zerstörung geschützt haben.« In dieser Anspielung schwang ein Vorwurf mit. »Dhark, Sie haben immer noch nicht erfaßt, daß der Kluis den Tels nur Unglück bringt. Sie haben den Vank doch in den Verhandlungen kennengelernt. Haben Sie ein einziges Mal gesehen, daß er Entscheidungen traf, ohne vorher mit diesem verdammten Gehirn beraten zu haben?« »Kluis ist das Herz Cromars!« hielt ihm der Commander entgegen. »Wollen Sie aber Milliarden Tels ins Chaos stürzen?« Die anders geartete Mentalität der Tels kam in Cimc' Antwort zum Vorschein. »Besser ein paar Milliarden Tels im Chaos, als daß das Telin-Imperium langsam zerbricht! Und ein Kluis, der die Entwicklung eines Vario anordnen kann, ist ein verbrecherisches Aggregat, das vernichtet werden muß!« Ren Dhark glich einem Menschen, der abwesend war. Der Tel verstummte und sah ihn fragend an. Und dann hörte er den Commander sagen: »Für die A-014 muß es eine andere Lösung geben. Ich kann die Leute nicht im Stich lassen.« »Dhark!« Dro Cimc rief ihn an. »Vor dem Vario gibt es keine Rettung ...« Von der Tür her klang es auf: »Doch! Es muß eine geben. Wir haben uns davon befreien können, und die anderen müssen sich auch von ihm lösen können. Aber von wem sprecht Ihr eigentlich?« Dan Riker stand in der Tür, der unbemerkt einen Teil ihres Gespräches mitgehört haben mußte. Dhark gab ihm in wenigen Sätzen Auskunft. Riker fluchte, doch dann flog triumphierendes Lachen über sein Gesicht: »Wir können vorerst einmal für die Mannschaft der A-014 einen Aufschub herausholen. Das Schiff soll einen unbewohnten Sauerstoffplaneten anfliegen und sich von dort aus melden. Uns bleibt dann die schwierige Aufgabe vorbehalten, sie tatsächlich vom Vario zu befreien. Ren, laß mich mal ans Vipho heran.«
Die Hyperfunk-Station von Cent Field erhielt seine Order, danach drehte er sich zu den beiden Männern um und sagte: »Ich komme von Monty Bell. Über drei Stunden habe ich mit ihm und einer Reihe Experten zusammengesessen. Man glaubt, die Quelle zu kennen, aus der die Störungen des galaktischen Magnetfeldes stammen.« Dhark winkte ab. »Was bringt es uns ein? Nichts. Denn niemand kann kosmische Verhältnisse verändern, keine Intelligenz. Gegen die Kraft, die eine Milchstraße entwickelt, sind wir doch ein Nichts, dennoch ist deine Nachricht von Interesse, mein Lieber. Sollte Bell einen Bericht erstellt haben, dann möchte ich ihn gern heute abend lesen.« Doch dazu sollte es nicht kommen. Von einem Planeten, den ein Forschungsraumer Soradan getauft hatte, war der ToFunkspruch eines FO-Schiffes gekommen. Auf Soradan hatte man ebenfalls einen Goldenen Menschen entdeckt, aber in einer Umgebung, die zum erstenmal Hinweise auf die Mysterious liefern sollte. Dan Riker stürmte in Dharks Arbeitszimmer, als auch er die Nachricht erhalten hatte, die POINT OF würde wieder startklar gemacht. Ruhig sprach er mit seinem Freund; noch ruhiger gab ihm Dhark Antwort. »Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß die Mysterious noch leben!« »Und deswegen willst du die Besatzung der A-014 im Stich lassen?« hielt ihm der Freund vor. Ren Dhark schmunzelte. »Damit kommst du bei mir nicht durch. Die A-014 wird nicht im Stich gelassen, auch wenn wir zehn oder zwanzig unbewohnte Sauerstoffplaneten mit diesem Teufelszeug zerstören müssen, weil die Besatzung von einem Stern zum andern flüchten muß. Aber weder du, noch ich, noch jemand anders kennt im Augenblick eine Methode, um das Vario zu vernichten. Also benötigen wir Zeit, Freiwillige und Unterlagen über das Vario, und die hat uns der Vank auszuhändigen. Ich glaube, er hört auch nicht gern, daß ihm bei Weigerung, die Unterlagen herauszugeben, das Vario nach Cromar oder anderen bewohnten Planeten des Telin-Imperiums eingeschleppt werden könnte ...« »Das würdest du doch niemals tun!« stieß Riker verstört aus. »Aber dem Vank damit drohen, wenn er die wissenschaftlichen Unterlagen über diesen Höllenstoff nicht sofort übergibt! Dieses Mal bin ich froh, daß der Vank mich nicht gut kennt, sonst würde meine Drohung verpuffen. Was ich dir noch sagen wollte: Die POINT OF startet um 22:34 Uhr Norm-Zeit. Ziel: Soradan! Ziel: Dieser Goldene Mensch, der anders aussehen soll, als alle bisher entdeckten, und den möchte ich mir anschauen.« * Die FO VII unter Major Cass Lefter stand auf einer Piste, die drei Meter hoch zugeweht war, aber als der Forschungsraumer darauf landete und A-Grav abschaltete, hatten die im Laufe der Zeit angewehten Erdmassen dem Druck der Ausleger zu weichen. Die Ausleger sanken ein und kamen erst dann nicht weiter, als sie auch auf Metall trafen. In diesem Augenblick war ein hellklingender Ton durch das gesamte Schiff gelaufen, und Major Lefter hatte aufgehorcht. »Was war das?« fragte er über die Verständigung. Die Antwort erhielt er von der Massen-Ortung. Die FO VII hatte auf einer Metallfläche von dreiundzwanzig
Quadratkilometern Ausdehnung aufgesetzt. »Einwandfrei Unitall, Major!« behauptete der Leutnant hinter den Ortungen. In diesem Augenblick hatte Major Cass Lefter gestutzt und sich Zeit gelassen, die ersten Expeditionen auszuschicken, denn die Abenteuer des Commanders Dhark auf einem Planeten, der den Namen Cut-out erhalten hatte, waren auch ihm bekannt. Und nun, drei Tage nach der Landung, warteten alle im Schiff auf die POINT OF, die vor drei Stunden ihre letzte Transition angekündigt hatte. Fast pünktlich auf die Minute tauchte sie am gelben Himmel als winziger Punkt auf, wurde schnell größer und landete eine halbe Stunde später dicht neben dem Forschungsschiff. Major Lefter begab sich mit sechs Experten an Bord des Ringraumers. Sämtliche Unterlagen führten sie mit, um dem Commander auch durch D-Projektion ein anschauliches Bild zu vermitteln. Doch Dhark winkte ab. »Das möchte ich mir lieber an Ort und Stelle ansehen. Geben Sie uns einen verantwortlichen Offizier mit. Meine Expedition stelle ich selbst zusammen. Sind besondere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich, Lefter?« Der wiegte den Kopf. »Wir haben alles, als wir auf den Goldenen Menschen trafen, auf ihn angesetzt. Zu etwas anderem blieb uns keine Zeit. Die Luftaufklärung zeigte uns nur eine Welt, deren Flora und Fauna unberührt ist. Die wenigen Großtiere, auf die wir trafen, hatten keine Scheu vor uns, griffen aber auch nicht an. Bis auf die starke Abkühlung in den Nächten, deren Ursachen wir noch nicht klären konnten, scheint Soradan keine besonderen Merkmale zu besitzen.« Ren Dhark bedankte sich. Major Lefter ließ Leutnant Imre Erkel an Bord. Der junge Erkel war nicht nur Offizier der TF, sondern auch noch Bioniker, aber dieses Können würde bei der Expedition, die der Commander mit seinen Flash durchführen wollte, kaum eine Rolle spielen. Auf Schwebeplatten sollten die Wissenschaftler der POINT OF nachkommen, wenn sie die Aufforderung dazu erhielten. Kein Mensch machte Dhark den Vorschlag, mit dem Ringraumer bis dicht an den Goldenen Menschen heranzufliegen. Den meisten steckten die Erlebnisse auf dem Planeten Cut-out noch in den Gliedern. Auf jener Sauerstoffwelt hatten sie den Fehler begangen und hinterher bald nicht mehr die Möglichkeit gehabt, wieder zu starten. Die FO VII bot hinreichend Schutz, so daß Dhark es nicht nötig hatte, seinen Freund Riker aufzufordern, an Bord zu bleiben. Dro Cimc, der von Vankko Sagla die Erlaubnis bekommen hatte, den Expeditionsflug der POINT OF mitzumachen, hielt sich an Bord auf, wie ebenso nach langer Zeit wieder Janos Szardak. Dhark nahm nur die beiden Cyborgs Alsop und Carrell mit; die anderen blieben als Einsatzreserve zurück. »Du gehst heute aber vorsichtig vor«, sagte ihm Dan Riker, der sich über seinen Freund wunderte. Dhark, der gerade seine Ausrüstung noch einmal kontrollierte, sah kurz auf, schmunzelte und sagte etwas von einem gebrannten Kind, das das Feuer meidet. Draußen war heller Tag. Soradan drehte sich in 2:45 Stunden Norm-Zeit einmal um seine Achse. Da seine Schwerkraft nur 0,79 Gravos betrug, belasteten körperliche Anstrengungen die Männer nicht. Er war der dritte von sieben Planeten und der einzige normale unter ihnen. Die anderen sechs hatten teilweise mehr als Jupitergröße und waren entweder glühende Kugeln, die von der Sonne aufgeheizt wurden, oder tiefgefrorene Eiswelten. Soradans Durchmesser war um 1100 Kilometer geringer als der Terras, doch
seine mittlere Temperatur glich bis auf ein Zehntel Grad der der Erde. Zwei gewaltige Ozeane trennten vier Kontinente, die paarweise durch schmale Landzungen, die aber hohe Gebirge aufwiesen, verbunden waren. Auffallend groß waren die vereisten Polkappen, und ihr Reservoir an Kälteenergie konnte vielleicht die Ursache sein, warum es nachts auf dieser Sauerstoffwelt so kalt wurde. Um 9:44 Uhr Norm-Zeit, die gleich 7:11 Uhr Ortszeit war, flogen sechs Flash aus, mit Kurs auf die Plastik des Goldenen Menschen, der auf der Landbrücke zum südlichen Kontinent stand. Die Entfernung zu ihm betrug 334 Kilometer, für einen Blitz keine große Strecke. Und das Wissen, daß sowohl die POINT OF wie die FO VII startbereit waren, beruhigte auch. Die Überprüfung hatte ergeben, daß es auf Soradan kein energetisches Feld gab, das die Schiffe am Start hinderte. Am Rand eines Mittelgebirges, das sich bis zur Landzunge hinzog, flogen die Flash vorbei. Imre Erkel, der diese Strecke schon ein paarmal absolviert hatte, saß in Dharks Blitz und gab seinem Commander den Kurs an. Als der breite mäandernde Fluß auftauchte, der wie früher der Amazonas rechts und links von Urwald eingeschlossen war, ging die 002 auf scharfen Südkurs. Hinter Dhark fluchte der junge Leutnant leise vor sich hin und rieb sich seine schmerzenden Nackenwirbel. Die Bildprojektion über seinem Kopf und dessen unnatürliche Haltung hatten ihm diese Beschwerden verschafft. Der Commander fragte ihn nach dem Grund seiner Unzufriedenheit, und Imre Erkel machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. »Die Bildprojektion über dem Kopf anzubringen ist idiotisch ...« »Aber dann nicht mehr, wenn man ein drittes Auge auf dem Kopf hat!« warf Dhark ein, der seinen jungen Offizier gut verstehen konnte, denn in der ersten Zeit, als sie die Flash benutzten, war es ihnen nicht anders ergangen. Das Land unter ihnen war von fremdartiger, paradiesischer Schönheit. An der rechten Seite die kaum tausend Meter hohen Berge, teils kahl, teils von unbekannter Flora bewachsen, ließen weite Blicke in breite und liebliche Täler zu. Vor ihnen und auf der linken Seite dehnte sich welliges Land aus, das von vielen Flüssen durchzogen war. Plötzlich kniff Dhark die Augen zusammen und musterte über seine Bildprojektion eine grüne Wolkenbank, der sie sich schnell näherten und deren Ausdehnung ebenso schnell wuchs. »Erkel, was sind das für Wolken?« fragte er. Der wurde erst jetzt darauf aufmerksam, weil er dem Boden seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte: »Oh!« stieß er aus. »Grün bedeutet Regen, aber Regen in Form von Wolkenbrüchen.« »Die bin ich von Hope her noch gewohnt, vom Kontinent Deluge«, erwiderte Dhark gelassen und schaltete dann wieder den Funk ein, der bisher nur auf Empfang gestanden hatte. Kurz fragte er zu den anderen fünf Flash durch, aber darin gab es ebenso wenig etwas Neues zu melden wie von der POINT OF her, in der als verantwortliche Offiziere Falluta und Bebir zurückgeblieben waren. Erkels Prophezeiungen erfüllten sich schnell, kaum daß die Flash die grüne Wolkenwand erreicht hatten. Es goß in Strömen; die Blitze schalteten auf Infrarot um, und die Bildprojektion war wieder einwandfrei. Ein wildes Gebirge tauchte auf, deren Gipfel über fünftausend Meter reichen sollten.
»Commander, wir sind in rund fünf Minuten da. Bitte gehen Sie mit der Geschwindigkeit herunter.« Mach 1 wurde unterschritten; unmerklich bremste Dhark noch weiter ab. Die in Keilformation folgenden anderen Blitze richteten sich genau nach ihm, denn man hatte darauf verzichtet, die Gedankensteuerung zu benutzen. »Commander, bis auf hundert Meter heruntergehen!« Imre Erkel fühlte sich in seiner Rolle als Scout recht wohl. Seine Stimme hatte Befehlston, und Ren Dhark, der es gern hatte, wenn man vor ihm nicht in Ehrfurcht erstarrte, schmunzelte. »Gleich kommt links ein auffallend breites Seitental. In das müssen wir hinein. Höhe nicht über dreihundert Meter!« Die Flash schwenkten ab. Ein Tal, das mehr als zehn Kilometer breit war, rechts und links jedoch von zwei Ketten Fünftausender umrahmt wurde, zeigte sich ihnen in seiner grandiosen Wildheit. Auffallend waren die gigantischen Felsbrocken, die überall herumlagen, als ob einmal hier Riesen die Steine aus den Wänden gerissen hätten, um sie in die Tiefe zu schleudern. Die fremdartige Flora unter ihnen konnte kaum dieses wilde Bild mildern. »Noch etwa zehn bis elf Kilometer, Commander!« Er richtete sich genau nach Imre Erkel. Dieser Leutnant gefiel ihm, und er spielte mit dem Gedanken, ihn zu sich auf die POINT OF zu holen. Da hatten sie die grünen Wolken mit ihren Wolkenbrüchen hinter sich gelassen. Vor ihnen lag alles im hellen Sonnenschein, und vor ihnen schimmerte eine riesige Plastik im Goldton. Automatisch schaltete nun die Bildprojektion von Infrarot auf normal. Doch Ren Dhark achtete nicht darauf. Er sah nur den Goldenen Menschen! Er sah den Goldenen Sklaven! Eine metallene Statue, mehr als zweihundert Meter hoch, auf nacktem Fels stehend, und abermals eine Statue, deren Gesicht nicht modelliert war. Daran hatte man sich schon gewöhnt, aber der Anblick dieser Figur war ungewöhnlich. Die Plastik griff mit ausgestreckten Armen nicht mehr nach den Sternen. Die Arme der Plastik lagen auf dem Rücken, und diese Arme waren gefesselt. Auch die stolze Haltung war hier nicht zu finden. Vor ihnen stand die Wiedergabe eines humanoiden Wesens, das wie ein Sklave moralisch und seelisch gebrochen war. Aus den anderen Flash kamen die ersten Bemerkungen. »Nein«, sagte Riker leicht erregt, »nein, das ist kein schöner Anblick! Da sind mir die anderen Ausgaben des Goldenen Menschen doch lieber!« Ren Dhark konnte nicht antworten. Bis auf tausend Meter waren sie heran, und er mußte einen Landeplatz für seine Flash suchen. Weich setzten sie auf ihren spinnbeindünnen sechs Auslegern auf. Dann standen zwölf Menschen im Freien und legten den Kopf in den Nacken, um zu der Plastik hochzublicken, die mit ihren Beinen auf blankem Fels stand. »Scheußlich«, sagte auch Janos Szardak. »Wer macht die C-14-Analyse?« fragte Ren Dhark, und er wußte, daß er damit Überraschung auslöste, aber schon beim ersten Anblick der Plastik hatte sich in ihm Verdacht geregt, und nun wollte er wissen, ob sein Verdacht begründet war oder nicht.
Wortlos trat Arc Doorn dicht an die Figur heran und setzte den handlichen C-14Analysator an, ein Gerät der terranischen Produktion, mit dem genaue Altersbestimmungen durchgeführt werden konnten. Im Laufe eines Jahrhunderts war es so verfeinert worden, daß man bis auf ein Jahr genau feststellen konnte, wie alt bestimmtes Material war, wenn es die dritte Halbwertszeit des instabilen C-14-Kerns nicht überschritten hatte. War es der Fall, dann mußte auf ein Gerät der Mysterious, zurückgegriffen werden, dessen Handhabung aber sehr kompliziert war. Ren Dhark legte die Hand gegen das Material, aus dem der Goldene Mensch hergestellt war. Die Oberfläche war unwahrscheinlich glatt und fühlte sich wie Samt an, und beruhigend kühl. Der Sibirier richtete sich auf, ließ das Gerät aber an seinem Platz. »1231 Jahre alt! Kein Jahr mehr und keines weniger!« sagte der wortkarge Mann und deutete, um seinen Worten Gewicht zu geben, auf den C-14-Analysator. Fassungslos starrte ihn Dhark an. Er hatte fest geglaubt, diese Plastik müßte jünger sein, viel jünger als alle anderen, die sie kannten. Er sah in diesem gefesselten Goldenen Menschen die von den Mysterious endlich besiegten Grakos! Und nun war diese Figur älter als alle anderen! Die Männer unterhielten sich, er kniete vor dem Aggregat für Altersbestimmung. Die wildesten Vermutungen wurden ausgesprochen. Jeder sah in der gefesselten Darstellung etwas anderes. Nur Doorn beteiligte sich nicht an dem Disput, und auch der Tel schwieg. Langsam richtete sich Ren Dhark wieder auf. Doorn hat recht gehabt, dachte er, denn diese Figur ist tausendzweihunderteinunddreißig Jahre alt. Er mußte mit dieser Tatsache erst einmal fertigwerden, und als er zu den anderen trat, sprach er Leutnant Imre Erkel an. »Zeigen Sie uns nun die Stätten, die Hinweise auf die Mysterious liefern, Erkel!« Die zweite Überraschung folgte der ersten. »Commander, wir befinden uns an Ort und Stelle.« Und er machte durch Drehung seines Körpers mit der Hand einen Kreis. Nach der kurzen Pause fügte er hinzu: »Zwischen und hinter den haushohen Trümmern, und auch darunter, aber das ist dann zerstört!« »Wo denn, zum Kuckuck?« stieß Ren Dhark aus, der kaum noch seine Ungeduld zügeln konnte, denn Major Cass Lefter hatte in seinen Andeutungen von einmaligen Hinweisen gesprochen. Ruhig erwiderte Imre Erkel, der sich auch von einem erregten Commander nicht aus der Ruhe bringen ließ: »Ich führe Sie. Wollen Sie mir bitte folgen?« Zu gern folgten ihm alle. Es ging einen kurzen, aber steilen Hang hinab. Der Schotter machte das Gehen beschwerlich, doch die geringe Schwerkraft von Soradan verhinderte schmerzhafte Stürze trotz der reichhaltigen Ausrüstung, die jeder Mann mit sich führte. Sie näherten sich dem ersten haushohen Brocken, dessen Seiten von Wind und Wetter zerrissen waren, aber weder rechts noch links von ihm war irgend etwas Bemerkenswertes zu sehen. Wie ein geschulter Fremdenführer, der sich am Ende der Führung seines Trinkgeldes sicher ist, ging Leutnant Imre Erkel voran und bog dicht hinter dem Gesteinsriesen ab und verschwand. Ren Dhark stieß ihn beinahe um.
»Hier, Commander!« und er deutete auf Schriftsymbole, wie man sie aus der POINT OF auch sehen konnte. »Das ... das habe ich nicht ... das hatte ich nicht erwartet!« stieß Ren Dhark aus und betrachtete die Schriftzeichen der Mysterious, die mit einem haarscharf eingestellten Strahler eine Nachricht in die glattgeschliffene Felswand gebrannt hatten! »Kannst du das entziffern, Ren?« fragte Riker, der seiner Neugier freien Lauf ließ. Der Commander nickte, aber etwas schnürte ihm die Kehle zu. Er hatte eine neue Entdeckung gemacht. Bei umfangreichen Nachrichten schrieben die Mysterious von unten nach oben und begannen mit ihrer Niederschrift rechts unten. Es mußte so sein, sonst ergaben die einzelnen Symbole keinen Sinn. »Und was heißt es nun, Ren?« Dan Riker sprach für alle, auch für Arc Doorn und Dro Cimc, den Tel. Mit fast tonloser Stimme übersetzte Dhark: »Wir sind die Einsamsten, wir sind die Verdammten, für die es keine Rückkehr mehr gibt. Die Falle hat sich hinter uns geschlossen, aber die Fallensteller werden dennoch blindlings in ihre Vernichtung jagen, und wenn wir auch verzweifelt sind, so sind wir noch lange nicht mutlos. Es tut gut, sich zu rächen, und wir haben uns schon gerächt, auch wenn unsere Rache erst viel später wirksam werden wird. – Das ist die Übersetzung!« Ren Dhark sah seine Begleiter der Reihe nach an. Alle schwiegen. Der seltsame verschlüsselte Text hatte auch den letzten beeindruckt. Wir sind die Einsamsten, wir sind die Verdammten! Das klang verzweifelt, hoffnungslos. Doch welche Falle konnte sich hinter den Mysterious, die vor 1231 Jahren auf Soradan gewesen waren, geschlossen haben? Wer konnte damals noch mächtiger als die Geheimnisvollen gewesen sein? Die Grakos? Es tut gut, sich zu rächen, und wir haben uns schon gerächt, auch wenn unsere Rache erst viel später wirksam wird! Ren Dhark mußte den Text noch einmal übersetzen. Jetzt erst kam Dan Riker auf die Idee, die Übersetzung auch festzuhalten. Eine Ablichtung der Schriftsymbole war nicht erforderlich, weil sie, wie Imre Erkel behauptete, auf der FO VII zu finden seien. »Bitte, weiter!« sagte der Fremdenführer. Zielbewußt ging er auf den nächsten Block zu. Man erwartete abermals Schriftzeichen zu sehen, die nur der Commander allein lesen konnte. »Großer Himmel«, stieß Janos Szardak aus, als er einen Blick auf die wiederum glatte Wand warf, »das ist ja eine Formel!« Die meisten aus der alten Garde, und alle anderen, die auf S-Kreuzern Dienst verrichteten, hatten in Lehrgängen die Zahlenzeichen der Mysterious lernen müssen. Fragend wurde Dhark von allen Seiten angesehen. Warum sagte er nichts? War auch er nicht in der Lage, diese Formel zu erklären? War sie auch ihm zu kompliziert? Denn sie bestand aus mehr als hundert Gruppen und wies unbekannte mathematische Schlüsselzeichen auf. Dan Riker versuchte sie mit seinem Wissen von Erron-3 zu verstehen, aber er gab nach wenigen Augenblicken den Versuch auf. Dhark wischte sich wie ein Schlafwandler, der erwacht ist, über die Stirn. »Das ist die Formel des Unitalls!«
Chris Shanton, zu dessen Füßen Jimmy lag und sich sonnte, lachte. »Warum sollten die Mysterious ausgerechnet hier die Unitallformel eingeschmolzen haben?« Schroff stellte Dhark seine Gegenfrage: »Shanton, warum ist Rom erbaut worden?« Verblüfft, aber euch wortlos geworden, sah ihn der Dicke an. »Ja, warum? Dhark, entschuldigen Sie meine Bemerkung, aber die Überraschung war einfach zu groß. Die Unitallformel? Wirklich? Und mit ihrer Hilfe wären wir in der Lage, Unitall herzustellen?« »Ja, wenn wir das Aso-Kary-Verfahren beherrschen!« und gleichzeitig deutete er auf die vorletzte Reihe. »Diese Gruppe hat mit der Formel nichts zu tun; diese Symbole sprechen nur von einem Aso-Kary-Verfahren.« »Typisch Mysterious!« knurrte jemand, der sie nicht leiden konnte, und dieser Jemand war Arc Doorn. »Weiter, meine Herren!« Imre Erkel gab ihnen keine Zeit, sich mit dieser Überraschung zu beschäftigen. Er bog nach rechts ab, beachtete die herumliegenden Steinklötze nicht mehr, sondern ging auf eine Felsnase zu, die gleich einem Kamelhöcker zum Sitzen einlud, nur daß dieser Höcker mehr als hundert Meter lang und über fünfzig Meter hoch war. Sie sahen es alle zur selben Zeit: Ein Tor in der Felswand! Ein Tor aus Unitall! Es schimmerte blauviolett in der Sonne. »Das haben wir nicht öffnen können. Wir haben alles mögliche versucht, aber es war vergebens«, erklärte Erkel, bevor sie es erreicht hatten. Ren Dhark drehte sich nach dem Sibirier um, und der wußte, was er zu tun hatte. Auf ihm ruhten jetzt die Hoffnungen aller. Er mit seinem phänomenalen Können sollte es wieder einmal schaffen, den versteckt angebrachten Öffnungsmechanismus zu finden. Das Tor hatte die Umrisse eines gleichmäßigen Fünfecks. »Das ist neu!« sagte der Sibirier. »Für uns neu!« schränkte er ein. »Für die lieben Geheimnisvollen vielleicht der letzte Modeschrei vor rund 1230 Jahren.« Die fünfeckige Unitalltür und der gewachsene graue Fels bildeten eine Ebene. Rechts von dem Verschluß war metertief der Fels ausgehöhlt worden. Die Männer aus der FO VII hatten mit Blastern versucht, neben der Tür in den dahinterliegenden Raum zu kommen, waren aber kurz darauf auf Unitall gestoßen und hatten darum ihr Vorhaben wieder aufgegeben. Ren Dhark achtete nicht auf Doorns Bemühungen. Mit seinen Gedanken war er bei Ron wedda wie terra und der hier auf diesem Planeten in den Fels geschriebenen Nachricht: Wir sind die Einsamsten! Aber zwischen dem einen und dem anderen lagen doch rund zweihundertfünfzig Jahre. Demnach konnte das eine mit dem anderen in keinem kausalen Zusammenhang stehen. »Imre Erkel!« Der junge Leutnant drehte sich zu seinem Commander um und sah ihn erwartungsvoll an. »Haben Sie noch weitere Überraschungen für uns?« »Ja, Commander ...« Der hatte sich schon an Riker gewandt: »Dan, die Experten sollen nachkommen. Ruf das Schiff an.«
Der schaltete sein Spezial-Vipho auf Sendung und rief die POINT OF. Wenig später bestätigte Falluta, daß die Wissenschaftler auf Schwebeplatten, geführt von einem Offizier der FO VII, unterwegs seien. Im gleichen Moment erhob sich Arc Doorn aus der Hocke und sagte: »So einfach. Direkt primitiv ...«, und er trat zur linken Seite. »Erkel, Ihre Strahlbohrmänner haben Glück gehabt, daß sie es nicht auf dieser Seite versucht haben. Ich schätze, dann hätten sie den gesamten Kamelrücken in die Luft gejagt, dabei ist hier schon genug durch die Luft geflogen.« Dhark war bei der letzten Bemerkung des Sibiriers hellhörig geworden. »Was meinen Sie damit, Doorn?« »Diese Felsbrocken, die überall herumliegen. Jemand scheint den Mysterious das Dach zum Einsturz gebracht zu haben.« Von allen Seiten wurde der untersetzte Mann angegrinst. Doorn hatte mit dieser Behauptung weit danebengegriffen, denn die Felsblöcke, die herumlagen, reichten bei weitem nicht aus, um wieder zusammengesetzt als Felsdach das Tal zu überspannen. »Öffnen Sie das Tor, Doorn!« Auch Dhark ging auf dessen Bemerkung nicht mehr ein. Auch ihm war sie nicht mehr als eine Hypothese, die keinen Wert besaß. »Bitte!« sagte Doorn, schaltete an einer Stelle, die niemand als Schalter erkannt hätte und trat zurück. Man wartete. Er auch. Man sah ihn an. Er behielt die Ruhe. Aber nach drei Minuten gab es sie bei ihm nicht mehr. »Zum Teufel!« knurrte er und wollte wieder auf das fünfeckige Unitalltor zugehen, als es lautlos senkrecht im Boden verschwand. »Deckung!« brüllte Ren Dhark, der es in der dunklen Tiefe eines Ganges grell aufleuchten sah. Er riß Dan Riker und Dro Cimc, die rechts und links neben ihm standen, mit sich zu Boden. Aber daß sie zu Boden kamen, konnte auch er nicht mehr feststellen, denn bevor er ihn erreichte, war auch er besinnungslos. * Walt Brugg in der Funk-Z der POINT OF unterhielt sich mit seinem Kollegen in der FO VII, und er holte ihn über diesen Planeten Soradan aus. »Wir sind überhaupt nicht weit herumgekommen, weil dieser Goldene Mensch unsere Experten regelrecht festgenagelt hat, und als dann die Wissenschaftler Spuren der Mysterious entdeckten, war auch der letzte wie aus dem Häuschen.« Sie sahen sich über die großen Bildschirme und vertrieben sich mit der Unterhaltung die Zeit, denn in beiden Schiffen bestand nach wie vor höchste Startbereitschaft. Jeder Raumer konnte von einer Sekunde zur anderen starten. Daß im ersten Teil des Startmanövers die herausgefahrenen Rampen eingezogen werden mußten, spielte keine große Rolle. »Und sonst ist kein einziger Vorstoß ins Unbekannte gemacht worden?« wollte Brugg wissen. »Nein, denn unsere ...«
Walt Brugg mußte kommentarlos abschalten, denn Leon Bebir verlangte eine Verbindung mit Dhark. Brugg rief durch. Keine Antwort. Nur die Experten, die mit ihren Schwebeplatten unterwegs waren und den Ruf aufgefangen hatten, meldeten sich. »Raus aus der Phase!« knurrte der Funkoffizier und sogleich war von den Wissenschaftlern nichts zu hören. »Brugg, wo bleibt die Verbindung?« fragte Bebir ungeduldig aus der Zentrale. »Ja, wo bleibt sie, Bebir? Ich habe keine Ahnung. Elis, schalte doch mal die EchoKontrolle ein. Moment, Bebir!« Dieser Ton war nur auf der POINT OF möglich, und selbst der Commander akzeptierte ihn. Elis Yogan setzte die Echo-Kontrolle ein. Er war mit seiner Messung schnell fertig. »Alle Sender der Gruppe Dhark sind klar!« Bruggs Fluch war nicht besonders fein. Er versuchte es noch einmal und schaltete gleichzeitig die Sendeleistung höher, obwohl ihm klar war, daß sein Tun bei dieser lächerlich kleinen Distanz völlig überflüssig war. Keine Antwort! Aus der Gruppe Dhark meldete sich kein Mensch. »Hol's der Teufel, da stimmt schon wieder mal was nicht!« knurrte er und unterrichtete dann den Zweiten Offizier des Flaggschiffes. »Danke!« schnarrte Bebir und schaltete zu den Flash-Depots durch, wo die Piloten Sitzwache hatten. »Wonzeff, Doraner, Warren! Einsatzziel: Goldener Mensch. Dhark und seine Männer melden sich nicht auf Funkanruf. Bleiben Sie alle drei ununterbrochen mit uns in Verbindung. Ab mit euch!« Drei Flash, die 011, 013 und 14 jagten durch die Unitallwand des Ringraumers, ohne Spuren zu hinterlassen, und schalteten kaum einen Kilometer vom Schiff entfernt den Sle auf Maximum. Die Koordinaten des Goldenen Menschen waren bekannt, dennoch hielten sie sich lieber an die Karte, die die Kartographen der FO VII erarbeitet hatten. Daher kam es, daß sie die Wissenschaftler auf den viel langsamer fliegenden Schwebeplatten erst auf halber Strecke überholten. Von der POINT OF kam durch: »Immer noch keine Verbindung mit dem Commander. Das scheint Gefahr zu bedeuten. Aufpassen!« »Wir sind strahlklar!« meldete Rul Warren zum Schiff zurück, der das Kommando über den kleinen Pulk übernommen hatte. »Wir können über alle Antennen sofort feuern.« Sie bogen in das Tal ein, als Wonzeff große Augen machte. Er hatte einen Blick auf seine Energie-Ortung geworfen. »Strahlungsausbruch vor uns!« rief er über Funk seinen beiden Kollegen zu. In der Funk-Z und im Kommando-Stand hörte man mit. »Der Commander hat ein Talent, immer mit der Nase vorn zu sein«, bemerkte Glenn Morris und schüttelte den Kopf. »Wo der ist, ist immer was los.« Die drei Flash-Piloten hatten keine Zeit, sich zu unterhalten. Den Kopf weit im Nacken starrten sie zur Bildprojektion hoch. Ihren Augen und dieser Projektion wollten sie nicht glauben! Der Goldene Mensch brannte! Er stand von oben bis unten in Flammen! In blauen, gelben und roten Flammen, die steil in den Himmel stiegen!
Und der Goldene Mensch wurde von ihren Ortungen als Quelle des Energieausbruches angemessen. »Wie hoch?« fragte Warren kurz über Funk. »Noch nicht letal, aber nicht mehr weit davon. Verdammt noch mal, wie sollen wir alle auf einmal 'rausschaffen, und ... oh, Gott, die Eierköpfe! Sie dürfen nicht einfliegen. Sie müssen landen und Nachricht abwarten. Doraner, jagen Sie den Spruch an unsere Experten 'raus, aber auf der Frequenz der POINT OF, damit die ...« »Mitgehört, Wonzeff. Nachricht an uns hat sich erledigt. Soll Schiff kommen?« Wenn der Commander nicht ausdrücklich befohlen hätte, die POINT OF habe unter keinen Umständen zu folgen, dann wäre es Wonzeff ein leichtes gewesen, den Ringraumer anzufordern. So jedoch zögerte er und meinte: »Erst wollen wir uns den Fall aus der Nähe ansehen. Ende.« Sie jagten in Kiellinie auf den brennenden Goldenen Menschen zu. Über tausend Meter hoch schossen die farbigen Flammenbahnen, die nichts anderes als reine Energie waren. Und in diesem Energiestrom stand diese rätselhafte Plastik. Nein, sie stand nicht! Sie bewegte sich! Sie schmolz! Sie brach ganz langsam, aber deutlich erkennbar in sich zusammen! Sie wurde kleiner und verlor ihr charakteristisches Aussehen. »Ich werd' verrückt ...«, stammelte Rul Warren, der doch seit der Rückkehr von Hope nach Terra so viel gesehen und erlebt hatte, aber daß er einmal eine brennende Plastik sehen würde, die in ihrem eigenen Energieausbruch schmelzen würde, hatte er sich nicht träumen lassen. »Was ist los?« Bebirs Stimme aus dem Leitstand kam über Funk zu ihnen in die Flash, »Noch nichts von Bedeutung, nur daß der Goldene Mensch schmilzt. Ende!« sagte Doraner nicht gerade freundlich. »r-Strahlungswert steigt nicht an. Bleibt vor der letalen Grenze. Hm ... wie ist denn das möglich?« Doraner erhielt von Wonzeff eine scharfe Antwort. »Seien Sie froh, daß es so und nicht anders ist, sonst könnten wir den Commander zu seinem Staatsbegräbnis fliegen.« Die nervenzerreißende Spannung fraß auch bei ihnen Kräfte. »Suche aufnehmen!« befahl Doraner, und die drei Flash trennten sich. Es war selbstverständlich, daß der Blitz mit der Nummer 014 die weitesten Kreise um die energiespeiende Statue zog, während die 011 dicht um die Plastik herumflog. »Ich hab' sie in der Projektion! Folgen!« rief Warren mehr als laut über Funk, fuhr an seinem Flash die spinnbeindünnen Ausleger aus und nahm dabei gleichzeitig Kurs auf die Männer, die bewegungslos am Boden lagen. Gleichzeitig mit ihm landeten die beiden anderen Blitze. Drei Mann stießen ihren Einstieg auf und sprangen zu Boden. Dann taten sie keinen Schritt mehr, weil sie nicht mehr dazu fähig waren. Ein paar Schritte vor den am Boden liegenden Männern, von denen keiner seinen Raumhelm geschlossen hatte, gab es eine fünfeckige Bildprojektion, und in diesem Fünfeck zeigte sich das zerfurchte Gesicht eines Mannes, das jeder Terraner auf Terra kannte, das zum erstenmal in der großen Transmitter-Antenne im Industriedom im Höhlensystem auf Deluge beobachtet worden war.
Aber dieses zerfurchte Männergesicht, das wiederum so sehr an einen Mann der Erde erinnerte, war tot. Es hatte keine Augen! Anstelle der Augen gab es darin zwei glühende Pole, und diese Pole strahlten Bahnen ab, die gegen den Goldenen Menschen prallten. Pjetr Wonzeff war der einzige, der sein Aufnahmegerät hochriß und dieses Bild festhielt. »Sogar die Cyborgs sind bewußtlos!« rief Rul Warren über Helmfunk. »Zurück!« bellte Wonzeff, als er bemerkte, daß Mike Doraner sich der Bildprojektion in der fünfeckigen Öffnung nähern wollte. »Kein Risiko eingehen. Ich ...« Er handelte instinktiv, riß seinen schweren Blaster hoch und schoß in dieses tote Gesicht, dessen Augen zu Abstrahlpolen geworden waren. Der Blasterschuß ging hindurch. Irgendwo in der Tiefe traf er, und dort gab es eine leichte Explosion, die im gleichen Moment das zerfurchte Gesicht in der Öffnung verschwinden ließ. Auf der Stelle wirbelte Wonzeff herum, doch was er zu sehen hoffte, war nicht eingetreten. Nach wie vor brannte der Goldene Mensch, der immer mehr in sich zusammenfiel. Bis zu den Hüften war sein Material noch stabil, aber was sich darüber befand, floß langsam nach innen und bewies damit, daß diese Plastik nicht massiv sein konnte. »r-Strahlung läßt nach!« Rul Warren gab es durch. Die drei Flash-Piloten hatten sich von ihrer Verwirrung erholt und überlegten, was zu tun war. »Bei allen Anti-r injizieren!« schlug Doraner vor und lief schon zu einem Flash. Anti-r war ein Mittel gegen leichte Strahlungsschäden, aber ob es in diesem Fall ausreichen würde, war fraglich, und dazu war keiner der drei Piloten medizinisch ausgebildet. Doch schaden konnte es auf keinen Fall. Doraner kam mit zwei Injektionspistolen, und Wonzeff half ihm bei der Verabreichung. »Möchte wissen, warum die Cyborgs nicht auf ihr zweites System geschaltet hatten?« knurrte er, als er Carrell und Alsop Anti-r verabreichte. Warren stand wieder mit der POINT OF in Verbindung. »Wir benötigen sofort zwei Ärzte, die mit stärkstem Strahl-Serum versehen sind. Flash-Einsatz erforderlich, Bebir! Sollen auf Gedankensteuerung schalten. Mein Blitz übernimmt. Ende!« Auch das gab es innerhalb der TF nur einmal, daß einfache Flashpiloten dem stellvertretenden Kommandanten Befehle erteilen konnten. »Schicke sie los. Fliegen in fünf Minuten 'raus!« Bebir gab die Nachricht persönlich durch. Die drei Männer bekamen eine Atempause. Sie begriffen immer noch nicht, wieso Dhark und seine Männer hier bewußtlos lagen, denn sie hatten sich nicht im Bereich der beiden Strahlen befunden, die von den Abstrahlpolen des zerfurchten Gesichts ausgegangen waren. Rul Warren kramte in seinem Erste-Hilfe-Vorrat herum und kam mit einem Arsenal Injektionspistolen heran. Wonzeff und Doraner streikten. »Die Ärzte müssen bald eintreffen, und ich habe keine Lust, mir von denen eine Zigarre einzuhandeln, nur weil wir übereifrig gewesen sind. Ich ...«
Ihre Außenmikrophone übertrugen ein gräßliches Geräusch, das ihnen furchtbar in den Ohren klang. Hinter ihnen barst der Rest des Goldenen Menschen! Von den Hüften aus riß der Torso über beiden Beinen auseinander und legte trotz der züngelnden Energieflammen das Innere für kurze Zeit frei! Drei Männer bannten es mit ihren Aufnahmegeräten. Jeder auf der Erde sollte eines Tages sehen, wenn die Aufnahmen freigegeben wurden, daß der Goldene Mensch in seinem Innern eine ungeheuer komplizierte technische Apparatur barg. »Das ist doch keine Mysterious-Technik!« murmelte Mike Doraner, der sich auf einigen Spezialgebieten daran ausgebildet hatte. Er erhielt keine Antwort, denn die beiden Flash mit den Medizinern an Bord rasten heran und setzten zur Landung an. Doch sie kamen nicht allein! Bebir hatte auch die Roboter zum Einsatz gebracht, und die phantastischen Konstruktionen vom Planeten Tower bewiesen wieder einmal, wie schnell sie fliegen konnten. Zehn Robs stürzten sich aus der Höhe, bremsten dicht vor dem Boden ab und blieben stehen. Maitskill und Hanfstik untersuchten Ren Dhark und Dan Riker. Zur gleichen Zeit sahen sich beide fragend und auch etwas ratlos an. Was ist mit ihnen passiert? hieß der Blick. Die Bewußtlosen befanden sich weder in einem paralysierten Zustand, noch waren sie ohnmächtig. Dazu hatte ihr Körper Unverständlicherweise kaum r-Strahlung aufgenommen. Wie die Roboter standen die Flash-Piloten herum und schauten zu. Das Fauchen und Zischen der energetischen Strahlbahnen, die den Goldenen Menschen vernichteten, hörten alle nicht mehr. Wichtiger als diese Plastik waren die Männer am Boden. Die Viphos sprachen an. Bebir fragte durch. Es dauerte ihm zu lange, bis er Bericht erhielt. Maitskill faßte sich kurz. »Wir untersuchen noch und melden uns, wenn wir selbst klarsehen. Ende.« Damit hatte sich der Zweite der POINT OF zufrieden zu geben. Kartek und Dressler, die die beiden Mediziner herangeflogen hatten, gingen langsam auf die fünfeckige Öffnung zu. Die anderen achteten nicht darauf. Als Mike Doraner mit ihnen sprechen wollte, konnte er sie nirgendwo sehen. »Kartek! Dressler!« brüllte er mit Stentorstimme und lauschte auf Antwort. Nur das Prasseln und Zischen um den schmelzenden Goldenen Menschen herum war zu hören. Er benutzte sein Vipho und rief die beiden Männer über die Phase. Keine Antwort. Die übrigen Piloten wurden aufmerksam. Rul Warren ging auf den nächsten Rob zu und fragte ihn, ob er gesehen hatte, wohin die beiden Männer gegangen seien. »Durch das fünfeckige Tor!« antwortete die Konstruktion mit klarer Stimme und bewegte dabei keins der metallenen Glieder. Hier und dort wurde geflucht. »Diesen Leichtsinn hätte ich ihnen nicht zugetraut«, stellte Pjetr Wonzeff verärgert fest. »Im schlimmsten Fall können wir sie suchen ...«
»Warum wir?« unterbrach ihn Doraner. »Setzen wir doch zwei Roboter ein. Wozu sind denn diese Blechkameraden da?« Wonzeff lachte verlegen. »Ich muß mich erst noch daran gewöhnen, daß es sie gibt. Okay, das ist ein guter Vorschlag.« Die Roboter trugen auf ihrer metallenen Brust und auch auf dem Rücken eine Nummer, der ein Buchstabe voran oder nachgesetzt war, aber die wenigsten Menschen, die mit ihnen zu tun hatten, sprachen die Registerbezeichnung vollständig aus. »Drei zwo sieben C und Vier null acht C! Suchen Sie die beiden Männer, die durch das fünfeckige Tor gegangen sind, und bringen Sie sie schnellstens wieder zurück.« Zwei Robs wiederholten gleichzeitig im Wortlaut die Order, dann setzten sie sich in Bewegung und eilten mit weiten Schritten auf das Tor in der Felswand zu, um Augenblicke später im Dunkel der Höhle zu verschwinden. »Bin gespannt, wie lange die brauchen«, sagte Warren, als Hanfstik seine Diagnose gestellt hatte und sich aufrichtend zu seinem Kollegen meinte: »Magarytonie!« Für die Piloten ein Wort aus einer unbekannten Sprache; für Maitskill ein bekannter Begriff, aber der zweifelte die Diagnose seines Kollegen an. »Demnach müßten alle alles sehen, hören und fühlen, und sollten dennoch auf keinem Sektor reagieren? Nicht einen einzigen Reflex zeigen?« Er deutete auf drei Geräte, die er an Dan Riker angeschlossen hatte. Die meisten Instrumente daran standen im Nullbereich. »Die müßten wenigstens anschlagen, Hanfstik.« »Nicht, wenn der Thekus-Faktor im Spiel ist. Und das ist hier der Fall.« Die Flash-Piloten wunderten sich, daß man die bewußtlosen Männer nicht so schnell wie möglich in die Medo-Station der POINT OF brachte, wo man sie doch viel besser behandeln konnte als hier im Freien. »Ich versuche es mit der Heat-Therapie«, sagte Hanfstik und kniete wieder neben Ren Dhark. »Na, ob die hilft?« zweifelte Maitskill, der dann aufmerksam dem Tun seines Kollegen zusah. Der schaltete ein Gerät mit vielen Stellknöpfen hoch, kontrollierte sorgfältig jedes einzelne Instrument, nahm hier und da noch Nacheinstellungen vor und ließ dann seine Hand auf die breite Haupttaste fallen. Durch Dharks Körper ging konvulsisches Zucken. Einmal bäumte er sich auf, aber weder seine erstarrten Gesichtszüge veränderten sich, noch zeigten seine Augen Reflexe. »Es hat doch keinen Sinn, Maitskill.« »Verdammt noch mal« sagte da Ren Dhark, der sich ruckartig aufgerichtet hatte und sich umsah. Er schien nicht zu wissen, wo er sich befand. Dann blickte er an sich herunter und sah die vielen Kabelanschlüsse an seinem halbentblößten Körper. »Maitskill, Sie ...?« Langsam gewann er sein Erinnerungsvermögen zurück. Langsam schien er zu begreifen, warum seine Begleiter besinnungslos am Boden lagen. »Wie lange liegen wir schon hier?« fragte er. Seine Stimme klang nicht besonders fest. »Über eine Stunde, Dhark. Können Sie uns sagen, was passiert ist?« Der Commander grübelte. »Nein, das kann ich nicht. Ich sah nur, wie es in der dunklen Tiefe des Ganges grell aufleuchtete. Mehr weiß ich nicht.« »Danke ...« Die beiden Mediziner hatten es eilig, nun auch die anderen Männer wieder zu Bewußtsein zu bringen. Maitskill löste die Kontakte an Ren Dhark und wandte sich dann Manu Tschobe zu, während Hanfstik sich mit gemischten Gefühlen mit Dro Cimc
beschäftigte. Hatte die terranische Medizin inzwischen auch vom Telin-Imperium alle Unterlagen über den biologischen Aufbau der Tels erhalten, wie man ebenso den schwarzen Weißen sämtliche Informationen über den Menschen geliefert hatte, so war doch noch vieles fremd und bedurfte intensiver Studien, bis man die Zusammenhänge erkannte. Und in diesem Fall wußte Hanfstik nicht zu sagen, ob die Heat-Therapie bei Cimc die gleiche Wirkung hatte wie bei einem Terraner. Aber was blieb ihm anderes übrig als es zu versuchen? Ren Dhark, der langsam seine Kräfte wieder zurückgewann, dachte noch nicht daran, sich zu erheben, aber er ließ sich von Wonzeff Bericht erstatten. »Wonzeff, war es das gleiche Gesicht, wie wir es erstmalig im Transmitterbogen im Industriedom gesehen haben, nur daß dieses Gesicht statt Augen Abstrahlpole besaß?« vergewisserte er sich durch eine Frage. »Ja, und da scheint das Resultat der beiden Strahlbahnen zu sein, Dhark. Drehen Sie sich einmal um!« Vom Goldenen Menschen war nicht mehr viel übrig. Knapp dreißig Meter hoch ragte der Torso, der in sich zerrissen war, aber nun nichts mehr von der Apparatur zeigte, die sich in seinem Innern verborgen hatte. Das Zischen und Prasseln hatte in der Zwischenzeit an Stärke verloren, der Zerstörungsprozeß jedoch war dadurch nicht langsamer geworden. »Und zu allem Überfluß sind Dressler und Kartek verschwunden. Sie haben auf eigene Faust das fünfeckige Tor durchschritten. Zwei Roboter sind unterwegs, sie zu suchen. Das Beunruhigende ist, daß sie schon lange fort sind.« Der Commander kam in Ren Dhark wieder zum Vorschein, der Mann, der nicht so leicht etwas übersah. »Warum haben Sie sie nicht über Vipho angerufen und Bericht verlangt, Wonzeff?« Der holte es sofort nach, aber die Roboter antworteten nicht. Sie schwiegen ebenso, wie sich Kartek und Dressler in Schweigen hüllten. Mit Hilfe von Warren und Doraner erhob sich Dhark. Er war nicht mehr der einzige aus seiner Gruppe, der wieder bei Bewußtsein war. Auch bei Dro Cimc hatte die HeatTherapie Erfolg gehabt, und der Tel saß verwundert auf dem Boden und blickte sich ebenso ratlos um, wie es der Commander getan hatte, als er aus dem geschockten Zustand wieder geweckt worden war. Nur in einem Punkt war Hanfstiks Diagnose falsch gewesen. Keiner der Bewußtlosen hatte etwas gehört, gesehen oder gefühlt, nachdem ihnen die Besinnung genommen worden war. Maitskill unterrichtete über Vipho den Zweiten Offizier des Flaggschiffes. Leon Bebirs Seufzer der Erleichterung war laut und deutlich zu hören. »Können die Wissenschaftler ihre Fahrt fortsetzen?« fragte er an. Da mischte sich Dhark ein. »Ja, Bebir, setzen Sie unsere Experten in Marsch ...« Er verstummte, denn über die Phase kam Stimmengewirr. In der POINT OF herrschte Aufregung. Eine Reihe Männer sprachen wild durcheinander. »Dhark!« Leon Bebirs Stimme zitterte. »Wir bekommen mit den Experten keine Funkverbindung mehr. Grappa ist auch nicht mehr in der Lage, sie mit einer Ortung zu erfassen ...« »Sind Ihnen die Koordinaten der Stelle bekannt, wo sie Warteposition bezogen haben, Bebir?« Der Zweite gab sie seinem Commander sofort durch.
»Danke, Bebir, ich kontrolliere mit den Flash-Piloten den Fall und melde mich so früh wie möglich.« Maitskill, der überrascht den Kopf gehoben hatte und Dhark verblüfft ansah, protestierte gegen den Entschluß des Commanders, sich an dem Unternehmen zu beteiligen. »Sie sind noch zu schwach, Dhark. Sie übernehmen sich wieder ...« Da stand der nächste aus der vorher bewußtlosen Gruppe auf – Dan Riker. »Ich mache auch mit, Maitskill. Wenn ihr Mediziner euch doch einmal abgewöhnen wolltet, in uns Babys zu sehen.« Der Tel wollte auch nicht zurückbleiben. »Wäre es nicht vorteilhafter, ein paar Roboter mitzunehmen?« Für den schwarzen Weißen war der Einsatz der Maschinenwesen eine selbstverständliche Angelegenheit, denn er war mit Robotern groß geworden; anders bei den Terranern. Erst mit der Entdeckung auf dem Planeten Tower war der Maschinenmensch ins Leben der Menschen getreten, und zugleich waren diese Robs von einer Vollkommenheit, die es den Terranern schwer machte, sie ihrem Können nach einzusetzen. Die ersten TV-Übertragungen, die den Menschen auf Terra zeigen sollten, daß die Konstruktionen Vielzweckgeräte waren, hatten vielfach Mißtrauen ausgelöst und die Phasen der TV-Station glühten zur Sendezeit, weil man sich aus allen Bereichen der Erde dagegen verwahrte, mit einem dummen Trickfilm auf den Arm genommen zu werden. Roboter, die zweitausend Meter Wassertiefe unversehrt überstanden, und Roboter, die durch flüssiges Eisen marschierten – so etwa gab es nicht. Und Roboter, die Babysitter spielten, und dieselben Roboter, die in der nächsten halben Stunde einen Konverter zusammenbauten – das alles war Trick, aber nicht real. Und die Strahlwaffenbestückung, die jeder einzelne Blechkamerad besaß, konnte in dem Koloß gar nicht untergebracht sein. Dennoch hatten sich die Menschen damit abzufinden, daß diese TV-Sendungen keine Trickaufzeichnungen waren und die Maschinen auf robotischem Gebiet das Non plus ultra darstellten. Ren Dhark war in diesem Punkt auch kein Übermensch; auch er mußte erst ein Verhältnis zu ihnen finden, und darum erwiderte er auf Dro Cimc' Vorschlag: »Wenn es erforderlich sein sollte, werden wir sie kommen lassen und einsetzen.« Den erstaunten Blick des schwarzen Weißen sah er nicht mehr, weil er Doraner und Warren einsetzte, während Pjetr Wonzeff zurückbleiben sollte, um der Gruppe zur Verfügung zu stehen, die von Manu Tschobe übernommen worden war. Sie hatte die Aufgabe, die Höhle hinter dem fünfeckigen Tor zu untersuchen, vor allen Dingen aber Kartek und Dressler zu finden. Eine polternde und orgelnde Stimme übertönte alles. Chris Shanton tobte, der neben seinem Jimmy kniete, der auf der Seite lag und sich nicht rührte. »Wer hat den Köter ausgeschaltet? Welcher Idiot hat ihm diese drei Kurzschlüsse verpaßt?« Er hatte seinem robotischen Spielzeug die Bauchdecke geöffnet und blickte mit immer größer werdendem Zorn auf die Zerstörungen im Innern, die durch die Kurzschlüsse hervorgerufen worden waren. »Lassen Sie sich nicht aufhalten«, sagte ihm Dhark leichthin, der sich über diesen Fall keine Gedanken machte. Aber sein Freund Dan war bestürzt und er legte ihm schwer die Hand auf die Schulter.
»Ren, niemand von uns konnte an Jimmy manipulieren! Wer hat ihn abgeschaltet? Das grelle Licht in der Höhle, das du gesehen hast? Wenn das stimmt, sollten wir uns noch auf Überraschungen gefaßt machen, und darum schlage ich vor, daß wir hier bleiben, während von der POINT OF oder der FO VII ein Kommando in Marsch gesetzt wird, das Nachschau nach den Experten hält.« Dhark zögerte einen Augenblick, ließ sich Rikers Worte durch den Kopf gehen und stimmte dann impulsiv seinem Vorschlag zu. »Okay, Dan. Rufe Bebir an, der sofort alles veranlassen soll. Dieser Zwischenfall mit Jimmy und das Verschwinden der beiden FlashPiloten ist Menetekel genug. Manchmal ist es zum Verzweifeln, wenn von allen Seiten alles Mögliche und Unmögliche gleichzeitig auf einen herabstürzt.« Er verstummte, weil Leutnant Imre Erkel neben ihn getreten war. »Commander«, sagte er, und als ein Offizier der TF war er es nicht anders gewohnt, als jeden Mann mit seinem Dienstgrad anzureden. Daß die Männer des Flaggschiffes den Commander der Planeten einfach mit Namen ansprachen, war für ihn jedesmal wieder etwas Ungeheuerliches. »Ich möchte Ihnen, bevor Sie die Höhle betreten, noch etwas zeigen. Es ist kaum hundert Meter weit. Hinter dem Kamelrücken. Darf ich Sie führen?« Er durfte, und Riker, Cimc, Doorn und Tschobe schlossen sich ihnen an. Ein kurzes Stück gingen sie über einen zähen, knöchelhohen Moosteppich, der wieder von Geröll abgelöst wurde. Sie kletterten einen kurzen, aber steilen Hang hinauf, erreichten ein kleines Plateau, das hinter dem ersten Höcker des Kamelrückens lag, und Imre Erkel hatte gerade gesagt: »Noch eine Minute, und wir sind da«, als etwas Ungeheuerliches passierte. * Auf acht Schwebeplatten waren die Experten der POINT OF mit einem Scout der FO VII unterwegs. Sie hatten fast die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als sie von dahinrasenden Flash überholt wurden. Dr. Lapo Canutim, ein Mittelafrikaner, der Chef dieser Gruppe war, sah ihnen ahnungsvoll nach. »Ich befürchte, daß wir nicht weit kommen«, sagte er zu seinem Kollegen Barras, während sie in guter Fahrt in dreihundert Metern Höhe über den unbekannten Planeten Soradan flogen. »Der zweite Einsatz von Flash war nicht vorgesehen ...« Kurz darauf hörten sie über Vipho mit, was in der Nähe des Goldenen Menschen geschehen war. Deshalb überraschte es niemanden, als der Befehl von der POINT OF kam, sofort zu landen und neue Order abzuwarten. Die Schwebeplatten steuerten eine freie Fläche in dem Wuchernden Dschungel an, der sich unter ihnen ausbreitete. In beinahe allen Farben leuchtete es zu ihnen herauf, und immer wieder sahen auch die Experten, die sonst für die blühende Natur nicht viel übrig hatten, in die Tiefe, um das Farbwunder verzückt zu betrachten. Es war ein einziges Geflecht, das so dicht war, daß man stellenweise die Bodenformationen nicht mehr erkennen konnte. Nur die vielen Bäche und Flüsse rissen den Farbteppich immer wieder auf, und das glitzernde Wasser, in dem sich das Licht der Sonne widerspiegelte, erhielt durch das Bunt einen schier unbeschreiblichen Kontrast.
Soradan war aus dreihundert Metern Höhe mit dem Garten Eden zu vergleichen, und niemand der Experten bedauerte es, daß die Reise zum Goldenen Menschen unterbrochen wurde. Manche freuten sich, diese Flora näher kennenzulernen. Das kleine Plateau war an der Nordseite von einer senkrecht aufragenden Wand flankiert, über die sich zwei Wasserfälle ergossen und den in der Sonne aufblitzenden Wasserstaub nach allen Seiten versprühten. Die drei anderen Seiten wurden von einem Blütenmeer umgrenzt, das die flachen Hänge völlig überwuchert hatte. Abseits vom Wasserstaub setzten die acht Schwebeplatten auf, und einundzwanzig Wissenschaftler vertraten sich nicht nur die Beine, sie atmeten auch die würzige, duftende Luft ein, die durch die beiden Wasserfälle noch einen Schuß Kühle hinzubekommen hatte. Die M-Raumanzüge waren trotz ihres geringen Gewichts lästig, und auch der letzte Mann hatte seinen Klarsichthelm über den Kopf gestreift. In kleinen Gruppen standen die Männer zusammen und betrachteten diese fremde, farbenprächtige Flora. Rot dominierte, aber auch blaue Blüten, gelbe, schwarze und violettschimmernde Blumenkelche waren zu sehen. Diese Flora hatte tropischen Charakter und hätte auf Terra in die Zeit der riesigen Farne hineingepaßt. Immer wieder hielt man den Atem an, wenn man Blumen betrachtete, die acht bis zehn Meter hoch waren. Besonders eine Art übertrumpfte alle anderen: Ihre Blüte glich einer ins Riesengroße veränderten Ziertulpe, die in den letzten Jahren in Europa gezüchtet worden war und zu den teuersten Kostbarkeiten gehörte, weil der Kelchrand einem kunstvoll gefertigten Fransenvorhang glich, und oft waren die auslaufenden Spitzen dieser Fransen so dünn, daß ihnen gegenüber ein menschliches Haar dick erschien. Hier sahen sie von dieser terranischen Tulpe den Gigantus! Lapo Canutim hielt sich plötzlich an Barras' Arm fest. Mit dem anderen deutete er in die linke Schneise, in die gut zweihundert Meter weit hineinzusehen war. »Da! Ein Tier!« Ein Tier, mehr als drei Meter lang und einen Meter hoch, mit dem Rumpf eines Tigers und dem Kopf eines Papageis, stand witternd da und spähte zu den beiden Männern am Rand des Plateaus herüber. Ein blutroter Kamm stand breit und hoch auf seinem Kopf und endete erst hinter dem vorderen Drittel. Fünf Augen hatte das Tier im Halbkreis über seinem leicht gekrümmten gelblichen. Hornschnabel stehen – Augen so groß wie eine Männerfaust. Die sechs Läufe, die starke Krallen trugen, aber nur bis zum unteren Gelenk behaart waren, glichen Paketen aus Stahlfedern. Besonders die Hinterhand war auffallend muskulös und verriet, daß diese Bestie auf Soradan mit seiner geringen Schwerkraft unwahrscheinlich weite Sprünge machen konnte. Das gefleckte Fell schillerte in kräftigem Grün und Blau, aber auch rote Flecken waren zu sehen, die sich jedoch wie bei einem Chamäleon ununterbrochen farblich veränderten. Unmerklich hatten sowohl Canutim wie Barras zu ihren Blastern gegriffen, aber dann war Canutim etwas zu hastig in seiner Bewegung gewesen, oder die Waffe hatte das Sonnenlicht reflektiert – die Bestie duckte sich und war dann mit einem Satz seitwärts zwischen den gigantischen Blumen verschwunden. Erleichtert steckten die beiden Wissenschaftler ihre Waffen wieder ein. Kurz darauf wurden die ersten Anträge gestellt, sich diese Flora noch näher anzusehen. Canutim wie Barras machten ihre Kollegen auf die Gefahren aufmerksam und berichteten von der Tigerbestie mit den Papageienkopf, doch die meisten lachten nur und einige klopften mit der flachen Hand gegen ihren Blaster.
Canutim gab nach, doch er verlangte, daß die Viphoverbindung nicht unterbrochen werden durfte. »Denn schließlich können wir in jedem Augenblick den Befehl zum Weiterflug erhalten, und ich möchte nicht, daß Dhark auf uns warten muß.« Neun Männer schritten die schwache Böschung hinunter und gingen auf die rechte Schneise zu. Barras und Canutim sahen ihnen nach, wie sie langsam vorwärtsgingen und hier und dort stehen blieben, um die hohen Blumengewächse zu betrachten, oder kleinere abzupflücken, was nicht immer ganz leicht war, denn manchmal waren zwei Paar Hände dazu nötig, um die starken Stengel zu brechen. Ein paar Mann, die inzwischen genug Blumen gesehen hatten, waren zu den Schwebeplatten zurückgegangen und hatten es sich zwischen den Geräten wieder bequem gemacht. Ahnungslos griff Mirapi nach seinem tragbaren Ortungsgerät und setzte es auf seinen Schoß. Kaum war sein Blick auf die Instrumente gefallen, als er vor Überraschung einen Pfiff über die Lippen brachte. Er stieß seinen Nebenmann an und deutete auf die Instrumente. »Was ist das denn? Das sieht ja nach Abschirmung aus!?« stieß der andere hervor. »Dann sind wir ja einer Meinung.« Mirapi hatte noch nicht begriffen, daß Abschirmung jeder Art in dieser tropischen Wildnis etwas Unwahrscheinliches war. Doch der andere war aufgesprungen und rief lautstark nach Lapo Canutim. Der vierzigjährige, beleibte Mann mit ausgeprägten O-Beinen, kam laufend heran. »Sehen Sie sich das an, Canutim!« Der warf nur einen Blick auf das Gerät mit seinen Anzeigern, als er anordnete: »Sofort die POINT OF anrufen und um Startgenehmigung bitten. Lieber wollen wir doch in dreihundert Metern Höhe auf den Weiterflug warten. Na, was ist denn schon wieder?« Ungeduld schwang in seiner Stimme mit. Lahm sagte der Mann, der die POINT OF anrufen sollte: »Ich bekomme keine Verbindung mit dem Schiff.« Barsch fuhr Canutim auf: »Das gibt's doch nicht!« schaltete sein eigenes Vipho auf Maximum und rief das Flaggschiff. Das Rauschen der Statik durfte er sich anhören. Von dem Ringraumer kam kein Pieps durch! Die Abschirmung war vollkommen! »Zum Teufel, warum habe ich neun Mann die Erlaubnis gegeben, sich zu entfernen. Hallo, Gruppe Shaker, sofort zurückkommen. Bestätigung!« Die Statik rauschte ganz hübsch. Die neun Mann starke Gruppe meldete sich nicht. Lapo Canutim brach der Schweiß aus. »Alarm!« schrie er. »Höchste Alarmbereitschaft ...!« Aber schrie da nicht noch jemand? Jemand, der sich weit vom Plateau entfernt hatte? Klang es nicht wie Hilfe? Lapo Canutim hatte sich herumgerissen, um zu lauschen. Das Stimmengewirr, das er durch seinen Alarm ausgelöst hatte, ließ es nicht zu. Hochrot vor Erregung brüllte er: »Ruhe, verdammt noch mal! frören Sie denn nicht ...?« Nichts mehr war zu hören! Leicht ging der Wind durch die hohen Blüten, und unverändert klang das Rauschen der beiden Wasserfälle.
Mirapi hatte nichts gehört, aber sein Kollege und Canutim schworen darauf, einen Hilfeschrei vernommen zu haben. »Vier Freiwillige, die bereit sind, die Gruppe Shaker zu suchen und sofort zurückzubeordern.« Acht meldeten sich freiwillig. Canutim bestimmte die kräftigsten Männer. »Box, Sie übernehmen das Einsatzkommando. Also: Nichts riskieren! Sich nirgendwo aufhalten und wenn es noch so interessant ist. So schnell wie möglich die Gruppe Shaker suchen, und dann mit ihr zurück! Um allen unsere Lage ganz deutlich zu machen: Wir liegen unter einer Abschirmung, die uns weder Kontakt mit der POINT OF erlaubt, noch zu Shaker und den anderen acht Männern. Sie sind also vollkommen auf sich alleingestellt, wenn Sie das Plateau verlassen haben. Noch was?« Sie zogen los, liefen den Hang hinunter und rannten in die Schneise hinein. Box sprach dabei ununterbrochen in sein Vipho. Nur Zahlen. Ebenso verhielt sich Canutim mit seinem Vipho. »Aus!« Sagte dieser nach knapp einer halben Minute. »Aus!« stieß Box aus, als er Canutims Stimme nicht mehr hören konnte, und informierte dann seine Begleiter. Sie waren stehengeblieben. Das hatten sie trotz Information durch Canutim nicht erwartet. Wenigstens so schnell nicht. »Wir müssen versuchen, die anderen durch Rufen aufzutreiben. Bei drei schreien wir Hallo!« Und das Countdown begann, doch auf ihr Hallo erfolgte kein Echo. »Weiter!« Vier Mann setzten sich in Bewegung, Am Rande des Plateaus rief ein Experte Lapo Canutim zu: »Sie sind um eine Ecke gebogen. Ich kann sie nicht mehr sehen.« Canutim nickte und wischte sich den Schweiß ab. Hoffentlich kommen die bald mit Shakers Gruppe zurück, wünschte er sich. * Shaker glaubte sich im Paradies, und seinen Begleitern erging es nicht anders. Dieses Blumenmeer war unbeschreiblich. Der Duft, der sie umgab, war wohlriechender als das beste Parfüm auf Terra. Die Schneise hatte einen scharfen Knick gemacht, und von der kleinen Hochfläche, auf der ihre acht Schweber gelandet waren, war nichts mehr zu sehen. Sie dachten auch kaum daran. Sie wollten endlich eine von diesen gigantischen Tulpenblüten sehen, die mit ihrem knallenden Rot wie Scheinwerfer aus der Farbenpracht geleuchtet hatten. Niemand kam auf den Gedanken, über Vipho mit Canutim zu sprechen. Sie waren doch erst ein paar hundert Meter vom Landeplatz entfernt, und die drei bis vier Meter breite Schneise ließ sie schnell vorwärtskommen. Die Blumen, die man mit vereinten Kräfte abgebrochen hatte, waren zurückgelassen worden. Auf dem Rückweg wollte man sie einsammeln, sich aber jetzt nicht damit belasten. Von Tieren war weit und breit nichts zu sehen, und die Männer wurden immer sorgloser. Auch Shaker, der baumlange Mann, hatte seinen Blaster eingesteckt. Unmerklich wurde die Schneise schmaler. Eigentlich unverständlich, daß es sie überhaupt gab, denn der Boden sah unter ihren Füßen nicht anders aus als rechts und links zwischen den manchmal bis zu zwanzig Zentimeter dicken Stengeln.
Dann war die Schneise zu Ende, aber sie kamen so schnell wie bisher vorwärts. Man schlängelte sich zwischen den Stengeln hindurch und sorgte nur dafür, daß man in Sichtweite der anderen blieb. Plötzlich leuchtete es vor ihnen in knallendem Rot auf. Gleich an sieben Stellen. Sie hatten die gigantischen Tulpen Soradans erreicht. Und sie erkannten, daß sie sich vom Plateau aus verschätzt hatten, als sie glaubten, diese Pflanzen seien acht bis zehn Meter hoch. Sie hatten durchschnittlich eine Höhe von vierzehn Metern, und der im Wind leicht hin und her schwankende Blumenkelch besaß einen Durchmesser von gut drei Metern, bei einer Tiefe, die die Männer auf vier Meter schätzten. Shaker hielt seinen Nebenmann zurück. Sie blieben stehen. »Eigenartig, diese Wurzeln«, sagte Massuda, der Botaniker. »Es ist schwer, sich vorzustellen, Wurzeln einer Pflanze zu sehen. Wurzeln, die sich auf dem Boden befinden und nicht in den Boden hineinwachsen. Hm! Das muß ich mir genauer ansehen.« Mit ihm setzten sich auch die anderen in Bewegung. Ihr Interesse war nicht so groß wie das des Botanikers, aber sie gaben ihm Zeit, das Phänomen zu untersuchen. Massuda, ein Japaner, kniete vor einer Wurzel und versuchte seinen Daumennagel hineinzudrücken, doch das Material gab nicht nach. Es war so hart wie Ebenholz. Er versuchte es mit dem Messer. Die Klinge rutschte an der dunkelbraunen, schenkeldicken Wurzel ab. Leise fluchte der Botaniker, der viel von seiner asiatischen stoischen Ruhe verloren hatte, denn Wurzelmaterial, das er mit seinem Spezialmesser nicht anritzen konnte, hatte er noch nie erlebt. Die Klinge schnappte wieder ein, er drehte den Griff und setzte den kleinen Bohrer an. Der winzige Motor im Griff heulte in seinem hohen Tourenbereich. Der Bohrer schrie wie ein Stück Kreide auf glatter Tafel, aber es gelang ihm auch nicht, in die Wurzel einzudringen. Massuda machte in ununterbrochen schneller Folge seine Augen zu und wieder auf. Sein Verstand kam nicht mehr mit. Wurzelholz, das seinem Dia-Bohrer widerstand, gab es nicht! Da versuchte er es mit der GJC-Säure, die nur vor dem Unitall und Tofirit aufgab, sonst jedes Metall zerfraß, doch gegenüber Gestein war es eine harmlose Flüssigkeit. Drei Tropfen ließ Massuda aus dem Porzellangefäß auf die Wurzeloberfläche fallen. Mit der linken Hand stützte er sich auf dem Boden ab. Da glaubte er eine Bewegung gesehen zu haben, aber er ließ sich nicht stören. Doch als sich im nächsten Moment etwas mit brutaler Kraft um sein Handgelenk klammerte, schrie er vor Schmerzen gellend auf. Und seine Schmerzen paarten sich mit Entsetzen und Grauen, als er sah, wie ein Wurzeltrieb der gigantischen Tulpe sein Handgelenk umschlang. Im letzten Moment seiner Besinnung hörte Massuda das Krachen und Splittern seiner Knochen. Von der immer enger werdenden Einschnürung merkte er nichts mehr, auch nicht davon, daß seine linke Hand vom Arm regelrecht abgequetscht wurde. Roter Lebenssaft sprang im Rhythmus seines Pulses aus den zerfetzten Adern. Die anderen hatten Masudas gellenden Aufschrei gehört und auf der Stelle kehrt gemacht, um ihm zur Hilfe zu kommen. Niemand achtete auf die Blütenkelche. Niemand sah, wie die knallroten Blumen auf baumdicken Stengeln herabschnellten und die zur Hilfe eilenden Menschen verfolgten.
Shaker war der letzte in seiner Gruppe. Er war am weitesten von Massuda entfernt gewesen. Shaker kam nicht mehr dazu, einen Schrei auszustoßen, um die anderen zu warnen! Eine knallrote Blüte hatte sich über ihn gestülpt und sich in dieser Bewegung gleichzeitig geschlossen. Luft! dachte Shaker entsetzt und versuchte an seine Waffe zu kommen, aber die Einschnürung von allen Seiten gab ihm nicht einmal mehr die Möglichkeit einen Finger zu bewegen. Luft! schrien seine Lungen, und er hörte es in den Ohren rauschen! Daß er mitsamt der menschenfressenden Blüte wieder in die Höhe schnellte, konnte er nicht feststellen. Panik bemächtigte sich seiner. Jene Panik, die auch den mutigsten Menschen lähmen kann. Ich werde erdrückt! Ich werde erdrückt! Er hatte nicht einmal mehr Platz zum Atmen! Sein Brustkorb wurde eingeschnürt. Eine klebrige, aber unheimlich starke, elastische Masse drückte auf sein Gesicht, verschloß ihm Mund und Nase und versuchte ihm die Augen in den Kopf zu treiben. Vier andere Blüten bekamen ihre Beute zu fassen und konnten sie verschlingen und in die Höhe schleudern. Doch den fünften Mann verfehlte ein Pflanzenungeheuer nur deshalb, weil Wim Markos über eine Wurzel stolperte und stürzte. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er dicht neben sich die knallrote Riesentulpe sah und für einen Augenblick in das klebrige Innere blicken konnte. Automatisch handelten seine Hände, als sie die Blaster hochrissen. Automatisch drückte sein Zeigefinger den Kontakt, und vernichtende Energiestrahlen zerschnitten die herrlich leuchtende Riesenblüte in mehrere Stücke. Unbeschreiblicher Gestank drohte Wim Markos die Sinne zu nehmen. Er sah gelblichen Qualm auf sich zukriechen, und das brachte ihn schnell wieder auf die Beine. Gefahr durch Blumen! schoß es ihm durch den Kopf, und dann hörte er sich schreien! Aber wo war Shaker? Wo waren noch drei andere? Er schrie ihre Namen. Er schoß immer noch aus beiden Blastern und zersägte den baumstarken Stengel des Pflanzenungeheuers! »Sie kommen! Sie kommen auf uns zu! Sie laufen uns nach ...« Wer war hier verrückt geworden? War Bed Begtsen übergeschnappt? Er war normal! Die Riesentulpen konnten laufen! Die Ungeheuer liefen mit ihrem verfluchten Wurzelwerk, das sich nicht in den Boden geschoben hatte! »Blaster raus!« William war zu nervös. Er schoß daneben. Er traf mit seinem Energiestrahl eine andere Pflanze, nicht weniger groß als die Tulpe, aber mit einem Strauß voll weißer, hutgroßer Blüten! Soradans Flora war ein einziges Ungeheuer! Der vom Blasterstrahl zerfetzte Stengel spie Teer aus, aber Teer, der kochendheiß war, und Narber, der keine zwei Meter entfernt stand und eine Tulpe fällte, wurde vom kochendheißen Teer getroffen. Er ließ seine Waffe fallen und versuchte mit beiden Händen sich die schwarze, heiße Masse aus dem Gesicht zu wischen. Kaum berührte er sie, als sie zu brennen begann.
Das Schicksal war Narber gnädig. Er hatte nicht lange zu leiden. Er starb schnell, aber er war schon längst tot, als die in seinen Raumanzug hineingelaufene schwarze Pflanzenmasse immer noch brannte. Aus acht Metern Höhe fiel Shaker aus einer geschlossenen Tulpenblüte, die Begtsen gerade mit einem Blasterschuß abgeschnitten hatte. So schrecklich das Schicksal mit Narber verfahren war, so viel Glück hatte Shaker. Der bewußtlose Mann wurde in zwei Metern Höhe von drei tellerförmigen Blüten aufgefangen. Die federnden Stengel fingen die Wucht seines Falles fast vollständig ab; sie bogen sich langsam zur Seite und ließen Shaker fast behutsam zu Boden gleiten. Eiskalte Wut beherrschte die Männer, die gegen die Pflanzenungeheuer auf Soradan kämpften, die mit ihren riesigen Blüten nicht nur Menschen verschlangen, sondern sich mit ihrem teuflischen Wurzelwerk sogar noch bewegen konnten. »Unkraut! Höllisches Unkraut!« tobte Wim Markos und säbelte mit seinen beiden Blasterwaffen radikal alles, was ihm in den Weg kam, nieder. Nur die Pflanze, die schwarzen, kochendheißen Teer gleich einer Fontäne ausgespien hatte, verschonte er. Aber nicht aus Gutmütigkeit. Drei der vier verschwundenen Männer waren wieder zum Vorschein gekommen. Alle drei lagen bewußtlos am Boden. Wo war der vierte? Es gab doch keine Riesentulpen in der Nähe mehr? Markos Augen wurden unnatürlich groß. Die Sprache drohte ihm zu versagen. Sprachlos starrte er in die Höhe. Aus der Höhe wurde Zandcord heruntergebracht. »Sterne und Boliden! Seht euch das an! Seht euch das an!« schrie er endlich, um die anderen aufmerksam zu machen. Zandcord, gut achtzig Kilo schwer, klebte an einem Blütenstempel wie eine Fliege am Leim. Und die Blüte, zu der der Stempel gehörte, hatte ihre Blätter weit nach außen gestreckt, so daß eine Kreisfläche entstand, und durch die einzelnen Blütenblätter konnte man den bewußtlosen Zandcord sehen, als ob dieser Teil der Pflanze aus reinstem Plastikglas sei. Bed Begtsen pflügte erst noch einmal den Boden in ihrer nächsten Nähe um, bevor er einen Blick nach oben warf. Er wollte nicht Massudas Schicksal erleiden, dessen Leichnam er durch Blasterfeuer aus der tödlichen Umschlingung einer Wurzel befreit hatte. Begtsen erlebte den letzten Teil des Aktes mit. Zandcord wurde sanft auf den Boden gelegt. Der klebrige Stempel der Blüte löste sich von ihm. Die einzelnen Blütenblätter falteten sich wieder zusammen und verloren ihr transparentes Aussehen. Langsam richtete sich die Blume wieder auf, als Wim Markos einen gellenden Schrei ausstieß. Die Samariter-Blume hatte sie mit ihrem barmherzigen Tun in eine Falle gelockt! Sie waren umzingelt! Blumen, die sich gleich den Riesentulpen bewegen konnten, aber nicht höher als vier Meter reichten, beschossen sie mit Gas! Blumen, die in fünf und sechs Trieben aus ihrer Wurzel gewachsen waren, und jeder Trieb trug auf einem armdicken Stengel einen kürbisgroßen grauen Körper, der aus winzigen Öffnungen nun ein blaues Gas auf die Männer abstrahlte! Blumen überall! Blumen, die geräuschlos herangekommen waren! Blumen, die aus allen Richtungen kamen!
Das Paradies auf Soradan schien mit einem Schlag lebendig geworden zu sein. Im Aufschrei hatte sich Wim Markos seinen Klarsichthelm über den Kopf gerissen. »Macht sie fertig! Macht das Gemüse fertig!« brüllte er über Helmfunk; und wunderte sich, warum er von den anderen nichts hörte. Es blieb ihm keine Zeit, darüber nachzudenken! Die vier bewußtlosen Männer mußten vor diesem Pflanzengas geschützt werden. Er rannte von einem zum anderen, riß ihnen den Klarsichthelm über den Kopf und richtete sich schnaufend auf, als ihn ein heftiger Schlag ins Kreuz zu Boden warf. Gewitzt durch die trüben Erfahrungen schleuderte er sich herum, riß dabei seinen zweiten Blaster aus dem Futteral und schoß, kaum daß er den Arm einer Liane erkannte, der sich gleich einer angriffslustigen Klapperschlange aufgerichtet hatte, um sich auf ihn zu stürzen. Die Sicht war schlecht. Das Pflanzengas wurde zu einem grauen Nebel, der immer dichter wurde. Eine Waffe einstecken, kaum daß er die Liane zersägt hatte. Umschalten auf Infrarot! Wim Markos fluchte schauerlich! Infrarot kam durch die Suppe nicht durch! Die Sicht war noch schlechter als unter normalen Bedingungen. Und im Helmfunk immer noch kein Wort zu hören! Wo waren die anderen? Lebten sie noch? Aber das Pflanzenzeug schien durch die Nebelbrühe nicht behindert zu sein. Es sah oder fühlte so gut wie bisher. Wim Markos ging in die Hocke. Warum? Das hätte er nicht beantworten können. Aber die Sicht aus der Hocke war besser als in mehr als anderthalb Metern Höhe. Waagerecht konnte er nun wenigstens ein paar Schritte weit sehen, und das war besser, als sich die Augen in dieser Nebelsuppe auszustarren. Da glaubte er, über Soradan würde ein Erdbeben laufen. Auf dem Planeten Bog war es seinerzeit nicht viel anders gewesen. Aber Soradan bebte nicht. Der Boden spaltete sich! Soradans Pflanzen griffen nun aus der Tiefe her die Terraner an! Bed Begtsen hatte es auch bemerkt. Im Gegensatz zu Markos hockte er nicht, sondern lag halb aufgerichtet auf dem Bauch, beide Blaster strahlklar. Ein Stoß gegen seine Magengrube trieb ihm die Luft aus den Lungen und das Wasser in die Augen. Dabei wurde er nach links geschleudert. Ein Tentakel brach aus dem Boden! Der Tentakelkopf dreimal so groß wie ein Fußball! Hellblau! Und der leuchtete! Und der spritzte! Kein Gas, aber eine widerlich wäßrige und schleimige Masse. In der Hölle kann es bestimmt nicht schlimmer sein, dachte Bed Begtsen voller Ekel und schob die ersten zwei Dutzende Tentakelköpfe zusammen. Aber was half das? Zu Hunderten brachen sie aus dem Boden! Und der wäßrige Schleim machte den Nebel noch fetter, noch dichter, und auch noch schwerer. Er sank plötzlich schnell zu Boden.
Und in diesem Moment war es mit jeder Sicht vorbei. Infrarot, das sonst immer half, versagte. Filter einschalten, dachte Begtsen, und ein paar Sekunden danach machten seine Kameraden unabhängig von ihm den gleichen Versuch. Filter halfen nicht. Die Suppe war ein Teufelsgemisch, dem gegenüber die Technik der Mysterious versagte! Aber das hellblaue Leuchten der Tentakelköpfe schien durch! Die Männer, die verzweifelt um ihr Leben kämpften, fluchten wie noch nie in ihrem Leben. Von der akademischen Tünche war nichts mehr übriggeblieben. Soradan hatte sie zu Landsknechten werden lassen, die von einem tückischen Feind umzingelt worden waren. Besorgt warf Wim Markos einen Blick auf die Kapazitätsanzeige seiner beiden Blaster. Er mußte sparsamer im Energieverbrauch sein. Seine beiden Waffen hatten nur noch dreißig und achtundzwanzig Prozent Vorrat. In diesem Moment dachte er an die Strahlwaffen der bewußtlosen Männer, und er beschloß allen Tentakelköpfen zum Trotz, die noch aus dem Boden schossen, sich diese Waffen zu holen. Denn ohne Blaster konnten sie diesen teuflischen Pflanzen gegenüber sofort ihr Testament machen. Doch er bewegte sich nicht von der Stelle, weil ein Blasterstrahl dicht an ihm vorbeigezischt war. Wer ist denn dieser Idiot gewesen, dachte er, als die Nebelsuppe an seiner rechten Seite dünner wurde. Verwundert riß er sich herum, und sein Erstaunen wurde noch größer, als er drei, vier und nun fünf Energiebahnen sah, die eine breite Schneise in die tobende, teuflische Pflanzenwelt Soradans brannten. Entlastung war eingetroffen. Box und drei andere Männer hatten diese höllische Blumenfront von hinten her aufgerollt und waren radikal mit diesem gefährlichen Zeug umgesprungen. Im Helmfunk begann es zu knattern und zu rauschen. Zerfetzte Laute kamen durch, und das Prasseln war kaum noch zu ertragen, so stark waren die unerklärlichen Störungen geworden. »Diese Bestien!« hörte Begtsen auf einmal und erkannte Box an der Stimme. »Diese verdammten Pflanzen haben sogar unseren Funk lahmgelegt und ... Großer Himmel!« Box Schrei gellte allen in den Ohren. Shakers Männer kannten dieses Schauspiel schon: ein zerfetzter Pflanzenstengel, der gleich einer Fontäne kochenden Teer verspritzte. Aber er hatte auch sein Gutes, denn er verdünnte plötzlich die immer schwächer gewordene Nebelsuppe, und Soradans Sonne kam langsam wieder durch. Überall brannte, kochte und qualmte es. Die Blaster führten ihr Vernichtungswerk konsequent durch. »Und wenn das Zeug hundertmal laufen kann, dieses eine Mal soll es lernen, daß wir mit uns nicht spaßen lassen!« tobte Wim Markos und säbelte dicht über dem Boden wieder ein Dutzend Tentakelköpfe ab. Die pflanzen hatten die Energieverstärkung der Fremden bemerkt, und bestimmte Arten versuchten sich, so schnell wie es ihnen möglich war, aus der Gefahrenzone zu bringen. Doch jetzt lag der Vorteil bei den Männern. Sie stießen nach und ließen ihre schweren Strahlwaffen zischen und die hochenergetischen Finger wie Sensen arbeiten, die auch mit schenkeldicken Stengeln spielend leicht fertig wurden.
Stellenweise kochte die Erde, aber niemand achtete darauf. Die Blicke gingen immer wieder in die Runde, weil man einen neuen Pflanzenangriff befürchtete. Dann endlich konnten die Männer glauben, vorläufig in Sicherheit zu sein, doch niemand wagte den Klarsichthelm zu öffnen. »Zum Plateau zurück!« ordnete Box an, der den anderen sagte, wieso sie ihnen nachgegangen waren. »Stop!« widersprach Begtsen. »Erst müssen wir unsere Männer wieder fit machen, und ob Shaker durchkommt ...?« Den Rest des Satzes sprach er nicht aus. Vier Mann sicherten die niedergebrannte Lichtung, und ab und zu zischte ein Blasterstrahl zu den hohen, bunten Blumen hinüber, und drei, vier der unheimlichen Pflanzen brachen prasselnd und rauschend zu Boden. Die Tentakelköpfe waren nicht mehr zu sehen. Nach dem wütenden Strahlfeuer hatten sie sich wieder in den Boden zurückgezogen. Lauerten sie auf den Augenblick, in dem sie wieder angreifen konnten? Wim Markos machte sich Gedanken über die absolute Abschirmung. Sie mußte durch die Pflanzen ausgelöst worden sein, aber bedeutete das nicht gleichzeitig, daß diese eigenartige Lebensform auch intelligent war? Box drängte zur Eile, weil er eine bestürzende Entdeckung gemacht hatte. Die Kapazitätsanzeige der meisten Blaster stand unter zwanzig Prozent. Sie waren zu verschwenderisch mit der gespeicherten Energie umgegangen, und ihre Reserven waren nicht mehr groß genug, einen zweiten Angriff der Blumen zurückzuschlagen. »Wir müssen zurück!« Box hatte keine Geduld mehr, und er bückte sich, um den toten Massuda über seine Schulter zu legen. Begtsen trug den anderen Leichnam. Das war das Zeichen zum Rückzug. Die Männer, die ihre besinnungslosen Kameraden trugen, gingen in der Mitte und wurden an beiden Seiten von den anderen flankiert, die ihre Strahlwaffen schußbereit hielten, aber Soradans Flora schien eingesehen zu haben, daß sie gegen diese Energiewaffen nicht ankam. Doch in einem Punkt, wenn die Vermutung stimmte, waren sie hartnäckig, denn nach wie vor war es nicht möglich, über Funk mit der Schwebeplattengruppe auf dem Plateau zu sprechen. Langsam kamen die Männer auf der Schneise vorwärts, und jeder atmete erleichtert auf, als der Knick erreicht wurde und man nun die kleine Hochfläche sehen konnte. Fünf Mann kamen ihnen entgegengelaufen und starrten entsetzt auf die beiden Toten. Aber auf ihre Fragen erhielten sie keine Antwort, denn die erschöpften Männer wollten so schnell wie möglich wieder bei ihren Schwebeplatten sein. Lapo Canutim hörte sich ihren Bericht an. Einmal unterbrach er: »Die Pflanzen sollen verantwortlich für die totale Funkabschirmung sein?« Seine Frage war voller Zweifel. Wim Markos blieb bei seiner Behauptung. »Unheimlich«, brachte Canutim hervor und schüttelte den Kopf. »Das ist so unfaßbar, daß ich keine Minute länger hier bleiben möchte. Sind Massuda und Narber schon begraben?« Die letzten Erdbrocken fielen in das Loch, das ihr Grab geworden war. »Aufsitzen!« rief Lapo Canutim über die kleine Fläche und wartete dann, bis der letzte Mann Platz genommen hatte. Auf sein Zeichen hin hoben die acht Schwebeplatten ab und stiegen senkrecht in die Höhe. Kaum war die Hundertmeter-Grenze überschritten, als der Funk wieder da war. Alle Augenpaare starrten in die Tiefe.
Unter ihnen lag ein Höllenparadies, und die wunderbaren Farben mit ihrem kräftigen Leuchten jagten den Männern, die doch einiges gewohnt waren, einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Bed Begtsen rief Canutim zu: »Ich habe unser Schiff im Empfang. Bebir verlangt, daß wir das Unternehmen abbrechen und so schnell wie möglich zurückkommen sollen. Wenn ich seine Andeutungen richtig verstanden habe, dann muß dem Commander etwas passiert sein.« Von allen Platten her wurde Begtsen angestarrt. Der Commander war verunglückt? »Fragen Sie doch zurück, Begtsen, was dem Commander geschehen ist«, forderte ihn Lapo Canutim auf. »Unmöglich. Die Funk-Z hat mich angeschnauzt, ich möchte mich gefälligst aus der Frequenz scheren.« Dann war der Fall Dhark ja noch schlimmer als befürchtet?! »Kurs POINT OF! Höchstfahrt!« kommandierte Lapo Canutim, und acht Schwebeplatten nahmen Geschwindigkeit auf. Unter ihnen lag ein Paradies in einer atemberaubenden Farbenpracht. Ein Paradies, das zwei Männern das Leben gekostet hatte, und ob Shaker ohne Kopfoperation davonkommen würde, mußten die Ärzte der Medo-Station entscheiden, denn nach wie vor war sein Zustand bedenklich. Wohl schlug der Puls wieder kräftiger, auch der Atem war regelmäßig, aber er hatte sein Bewußtsein immer noch nicht wiedererlangt. * Imre Erkel stieß seine Arme zum Himmel, und über seine Lippen kam unartikuliertes Stöhnen. Dhark, Tschobe, Cimc, Riker und Doorn sahen die zurückgelassenen Männer, die Flash und die Roboter! Der Kamelrücken war nicht mehr vorhanden! Der kleine Bergzug war verschwunden! Lautlos! Von einem Moment zum anderen! So wie Schatten verschwinden. Die machen im Verschwinden auch keinen Lärm. Aber der Felszug war doch kein Schatten gewesen! Niemand sprach. Jeder starrte in das tiefe und große Loch, das sie dunkel anstarrte. Aber alle schluckten, und auch der Tel hatte den Schweiß auf der Stirn stehen. »Ein Bergzug, der verschwindet?« Ren Dhark konnte es immer noch nicht fassen, und doch war es Realität. Es gab den Kamelrücken nicht mehr, und mit ihm war auch das verschwunden, was Imre Erkel ihnen hatte zeigen wollen. »Der Goldene Mensch kaputt! Jimmy ausgeschaltet! Und jetzt das!« quälte sich Arc Doorn ab. Am liebsten hätte er hemmungslos geflucht und die Mysterious verflucht. Er mochte sie immer weniger, weil ihm die Geheimnisvollen zu geheimnisvoll waren! »Und mit dem Bergzug sind Dressler und Kartek verschwunden!« Dharks Stimme klang viel schärfer als er es beabsichtigt hatte. Auch er mußte seine Erregung erst einmal abklingen lassen. Neben ihm rief Riker über sein Vipho die POINT OF. Dort verstand man ihn nicht, weil die Frequenz von Störungen belästigt wurde. »Dhark ist mit einem Kamelrücken verschwunden?« fragte Glenn Morris zurück und ließ Falluta und Bebir in der Kommando-Zentrale mithören. So kam es, daß die
Wissenschaftler, die mit acht Schwebeplatten unterwegs waren, eine völlig falsche Information aus der POINT OF erhielten. Dan Riker schaltete sein Gerät aus, weil auch er kaum ein Wort verstehen konnte, dabei warf er einen Blick zum Himmel und suchte sich die Augen nach einer Wolke aus. »Mag der Teufel wissen, woher nun diese Störungen kommen ...« Rechts polterten mehrere Steine in die Tiefe. Die Felswand, die aussah, als ob man sie mit einem scharfen Messer durchgeschnitten hätte, verlor ihr loses Gestein. Ren Dhark achtete nicht darauf. Wie hypnotisiert blickte er in das riesige Loch, das von einem Augenblick zum anderen in erschreckender Lautlosigkeit entstanden war. Dafür gab es nur eine Erklärung. Man hatte einen Materie-Sender eingesetzt und mit seiner unvorstellbaren Leistung den Kamelrücken mit der gesamten Anlage verschwinden lassen, um ihn in Nullzeit an einer anderen Stelle in der Galaxis wieder existent werden zu lassen. Ein Materie-Sender, der in seinem Leistungsvermögen die Apparatur auf Planet 1 im Zwitt-System um ein Vielfaches übertraf. Er dachte an die beiden Flash-Piloten, weniger an die beiden Roboter, die nun auch verloren waren. Roboter waren zu ersetzen; Menschen nicht. »Wir müssen den Materie-Sender finden!« Seine Worte zwangen die anderen, ihn anzusehen. »Materie-Sender?« sagte Dro Cimc voller Zweifel. »Gibt es so etwas überhaupt? Im Telin-Imperium arbeitet man seit ein paar hundert Jahren daran, erfolglos.« An Dharks Stelle erwiderte der Sibirier: »Die Mysterious hatten Materie-Sender entwickelt.« Aber er sagte nicht, wo die Terraner auf ein Gerät dieser Art gestoßen waren. »Und damit kann man einfach ...?« »Nein, Cimc!« Dhark hatte den Tel verstanden und war ihm ins Wort gefallen. »So einfach geht es auch wieder nicht. Nur das, was im Bereich des Senders liegt, kann versetzt werden.« Wieder blickte er zu den letzten Resten des vergehenden Goldenen Menschen hinüber. Von der gewaltigen Plastik war nicht mehr viel übrig. Die Fußfesseln schmolzen, und die wunderbar modellierten nackten Füße begannen ihre Form zu verlieren. Mit ruckartiger Bewegung nahm Dhark sein Vipho hoch und rief Chris Shanton an. »Ist Jimmy wieder okay, Shanton?« »Fast!« orgelte dessen tiefe Baßstimme. »Warum?« Die Frage ärgerte Dhark, denn es gehörte eine ungewöhnliche Portion Kaltschnäuzigkeit dazu, nach diesem elementaren Ereignis ein stupides Warum in die Welt zu setzen. »Weil Jimmy feststellen soll, wo sich der Materie-Sender befindet. Ihr Warum war deplaciert, Shanton!« »Im Goldenen Menschen, Dhark! Genauer: unter seinem Standort. Aber der MaterieSender war einmal. Er schmilzt auch und ...« Man konnte es sehen. Dort, wo eine gewaltige Plastik gestanden hatte – dort, wo die Füße der gigantischen Statue Kontakt mit dem Felsen gehabt hatten –, brach der Boden auf, und unter donnernden Krachen stürzte der zu einem Klumpen geschmolzene Goldene Mensch zusammen mit ausbrechendem Gestein in die Tiefe. Gleichzeitig drangen krachende Explosionen ins Freie, und ein einziges Mal schoß eine weiße, grelle Stichflamme in den
Himmel von Soradan. Die r-Strahlung stieg schlagartig an, um aber kurz darauf schnell wieder auf die normalen Werte zurückzufallen. In dem Tal mit den vielen Trümmerstücken gab es zwei gewaltige Löcher. Die Blicke aller pendelten zwischen diesen beiden Stellen hin und her. Niemand sah zum Himmel empor. Niemand sah die unfaßbare Erscheinung. Aber in der POINT OF kontrollierten Falluta und Bebir die fünf Bildschirme, die nach der Landung des Schiffes an Stelle der Bildkugel getreten waren, und Falluta und Bebir sahen das Phänomen. »Bebir, das Emblem! Die stilisierte Galaxis-Spirale!« stieß Falluta aus und war aus seinem Pilotensitz aufgesprungen. Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf den dritten Bildschirm. In der Kommando-Zentrale der POINT OF rissen sich die Offiziere herum und sahen diese im Goldton schimmernde Spirale, die am wolkenlosen Himmel rotierte. Ganz langsam. Ihre Rotation verlangsamte sich immer mehr. Und dabei wurde das Emblem langsam auch blasser. Kein Laut war im Leitstand zu hören. Die Männer hatten den Atem angehalten – Männer, die so viel schon erlebt hatten, und dennoch immer wieder von neuen Dingen überrascht wurden. Was hatte das zu bedeuten? Falluta mußte sich fast Gewalt antun, um sich nach Yell umzudrehen. »Was sagen unsere Ortungen?« »Nach den beiden starken, aber unheimlich kurzen Energie-Ausbrüchen kaum etwas. Ich messe nur eine schwache Strahlung im Standortbereich von Dhark an.« Hastig beugte sich der Erste Offizier des Flaggschiffes zu den Sprechrillen der Bordverständigung vor. »Funk-Z, ich muß eine saubere Verbindung zu Dhark haben. Sofort!« Sekunden später: »Verbindung steht, Sie können sprechen, Falluta.« Dhark meldete sich. »Commander, haben Sie auch das Emblem am Himmel beobachten können?« Falluta hörte nur ein knappes, hartes Was, dann lautes Atmen und dann die Stimme des Sibiriers, der bissig sagte: »Das sieht den Mysterious mal wieder ähnlich!« Kurz darauf war das Emblem am Himmel so blaß geworden, daß man es nicht mehr erkennen konnte. »Wir kommen zurück«, meldete Dhark. »Ist bei der POINT OF alles in Ordnung?« »Hier noch. Aber bei den Wissenschaftlern hat es einen Zwischenfall gegeben. Zwei Experten sind von Riesenblumen ermordet worden, und die Männer dieser Gruppe behaupten allen Ernstes, die Flora von Soradan hätte es darauf angelegt gehabt, sie zu vernichten. Auch die totale Funkabschirmung soll ein Eingriff der Pflanzen gewesen sein.« »Hmmm!« Dharks Blick wanderte wieder zwischen den beiden Löchern im Boden hin und her. Ihn wunderten Fallutas Nachrichten nicht mehr. »Danke. Wir kommen zurück. Es hat keinen Sinn mehr, noch länger hier zu bleiben. Was es hier noch zu sehen gibt, können wir uns ebensogut im Schiff ansehen. Falluta, lassen Sie alle Unterlagen, die die FO VII über Soradan besitzt, zurechtlegen. Bis gleich.« Deprimiert verließen die Männer diesen Platz, an dem einmal Mysterious gehaust hatten – Mysterious, die vor 1231 Jahren in eine Falle geraten waren, aus der es für sie
kein Entkommen mehr gegeben hatte. Dennoch mußten sie einen Weg gefunden haben, sich an ihrem Gegner zu rächen. Eindeutig ging es aus dem Satz ihrer Nachricht hervor, die sie in den Felsen geschmolzen hatten: Aber die Fallensteller werden dennoch blindlings in ihre Vernichtung jagen. Bis zum Einflug in die POINT OF sprach Ren Dhark kein Wort. Was hatte das zerfurchte Gesicht des alten Mannes zu bedeuten gehabt? Und warum war er nicht in der Lage, jene Sätze zu entziffern, die ihnen im Industrie-Dom ein zerfurchtes Gesicht, das im Transmitter-Bogen aufgetaucht war, zugerufen hatte? Auch jene Sätze konnte er nicht übersetzen, die sie damals auf Hope empfangen hatten, als Arc Doorn Experimente mit dem siebeneckigen winzigen Gigantsender machte. Wer war der Alte? Auch ein Symbol wie die stilisierte Wiedergabe einer Galaxis-Spirale? * Ren Dhark hielt sich allein in seiner Kabine auf und sichtete das Material, das ihm die FO VII geliefert hatte. Die Wissenschaftler des Forschungsraumers hatten gute Arbeit geleistet, dennoch konnte sich der Commander nicht richtig darüber freuen, denn die Katastrophe, die vor 1231 Jahren über die Geheimnisvollen auf Soradan hereingebrochen war, bedrückte ihn. Rund 230 Jahre, bevor die Mysterious schlagartig von all ihren Welten verschwanden, hatten sie eine Niederlage hinnehmen müssen. Deutete dieses Ereignis nicht darauf hin, daß sie 230 Jahre später in einem unvorstellbaren Krieg alle vernichtet worden waren? Ron wedda wi terra! Er konnte diesen ersten Satz einer Dauersendung, die von Erron-1 ausgegangen war, nicht vergessen. Größte Gefahr, alle sofort zurückkommen! Und der zweite Satz: Lebensgefahr für alle überall! Für alle überall! So etwas gab es doch nicht. Einer der hundert Millionen Sauerstoffplaneten der Milchstraße hätte doch zum Versteck werden können, denn überall konnte der erbarmungslose Gegner doch auch nicht sein! Ren Dhark stutzte und legte unbewußt die Folie aus der Hand. Mußte der Gegner der Mysterious ein Lebewesen sein, eine Intelligenz? Konnte die Lebensgefahr nicht auch galaktisches Format haben, vielleicht in der Art, wie die Störungen des elektromagnetischen Feldes der Milchstraße für die meisten Rassen lebensgefährlich waren? Ren Dhark stellte plötzlich fest, daß er sich in Spekulationen verlor. Kein einziger Hinweis war vorhanden, der erklärte oder andeutete, welcher Gefahr sich die Mysterious plötzlich gegenübergestellt gesehen hatten. Er nahm die Folie wieder in die Hand und las den Text, den er fast gleichzeitig übersetzte. Dann betrachtete er die Aufnahme. Schriftzeichen der Mysterious, die in eine Unitallplatte geschmolzen worden waren – eine Platte, die halb unter einem der hohen Felsblöcke gelegen hatte, der erst geschmolzen werden müßte, damit man daran hatte herankommen können.
»... und die Schranke hinter Soradan wird sie vernichten!«sagte Dhark noch einmal halblaut und wiederholte damit den letzten Satz der Mitteilung, aus der unversöhnlicher Haß sprach. »Die Schranke hinter Soradan ... Hmm!« Er begriff etwas nicht. Warum hatten die Mysterious nicht ihren Materie-Sender benutzt, um damit der Falle zu entkommen, in die andere sie hatten stürzen lassen? Durften sie diesen Stützpunkt nicht verlassen? Warum nicht? Hatte es vielleicht mit dem gefesselten Goldenen Menschen zu tun? Und weshalb war nach 1231 Jahren dieser Materie-Sender aktiviert worden? Hatten Dressler und Kartek im Kamelrücken etwas entdeckt, was kein fremdes Auge sehen sollte? Ren Dhark schüttelte den Kopf, schob die Folien zusammen, schaltete das Aufnahmegerät ab und sagte den schon ungeduldig wartenden Experten, daß ihnen die Unterlagen zwecks Auswertung zur Verfügung stünden. Ohne seine Übersetzungen wären sie hilflos gewesen. Doch kaum hatte er abgeschaltet, als er eine Verbindung mit Major Cass Lefter verlangte. Der Kommandant der FO VII meldete sich aus dem Triebwerksraum seines 200Meter-Kugelraumers. »Da bin ich überfragt, Commander. Erlauben Sie, daß ich mich erkundige.« Dhark hörte, wie er mit einem Mann aus seinem Fotolabor sprach. »Nein, Major. Einen. 3D-Film und vier Aufnahmen haben wir zurückbehalten, weil sie nichts taugen. Strahlungseinfall, der von den Gittern nicht absorbiert wurde ...« Major Lefter unterbrach den Techniker. »Packen Sie die mißratenen Sachen sofort zusammen. In fünf Minuten will Commander Dhark sie in seiner Kabine in Empfang nehmen. Ende!« »Danke«, sagte Dhark dem Major und schaltete ab. Ein Sergeant trat ein und nahm die Folien mit dem Aufnahmegerät zusammen in Empfang und verschwand wieder. Kurz darauf betrat ein Läufer der FO VII seine Kabine. Dhark legte den Film ein und ließ die Projektion laufen. Verschwommene Aufnahmen. Sie waren tatsächlich alle mißlungen. Strahlungseinfall hatte sie verdorben. So gut wie nichts war zu erkennen. Die vier Fotos waren nicht besser. Dhark schlug im Protokoll nach und las: Film Nummer 29, Aufnahmen von Block 134, Wahrscheinlich Koordinaten. Position: In acht Metern Höhe unter dem ersten Höcker des Kamelrückens. Die vier Aufnahmen gehörten zu demselben Komplex. Dhark nahm den Film heraus, griff nach den mißratenen Aufnahmen und war zum Film-Labor unterwegs. »Sehen Sie sich das an!« sagte er den beiden Spezialisten. »Kann man daraus noch etwas machen?« Der Commander der Planeten befand sich auf der POINT OF und nicht auf irgendeinem anderen Schiff der TF; darum erhielt er auch keine Antwort, weil die beiden Männer den Film in einen Apparat gespannt hatten, der alle möglichen Aufgaben zu erfüllen hatte, aber kein Projektor war. Auf einer kleinen, schwach von innen her beleuchteten Scheibe, die konkav gewölbt war, tauchten Primärfarben auf, die ununterbrochen ihre Positionen wechselten. Nebenan lief ein kompliziertes Zählwerk, das achtzehn Kolonnen besaß, die untereinander standen. Dhark kannte dieses Prüfgerät nicht, weil Filmen nicht zu seinen Hobbys gehörte.
Plötzlich sah ihn einer der Fototechniker an. »Der Film ist nicht durch Strahlung verdorben worden ... ich meine die Schicht. Die Schicht wäre okay und alle Aufnahmen bestens, wenn die Struktur des Trägermaterials nicht verändert worden wäre. Man hat sich das ungefähr so vorzustellen: Auf einem Quadratzentimeter des Trägermaterials hat es sich an cirka hundert Stellen ungewöhnlich stark zusammengezogen, aber an ebenso vielen Stellen wiederum ungewöhnlich ausgedehnt. Dabei ist die lichtempfindliche Schicht zu einer Warze geworden. Daß unter diesen Umständen kein klares Bild entsteht, ist klar.« Ren Dhark interessierte weniger die technische Seite; er wollte wissen, ob der Fehler noch zu beheben war. »Den ganzen Film, Dhark?« Es klang, als ob der Commander verlangt hätte, sie sollten ein Wunder schaffen. »Das dauert Tage, fünf, sechs ...« »Und einzelne Bilder des Films?« Er ging von der Vermutung aus, daß man nur von den Koordinaten auf dem Steinbrocken Nummer 134 Aufnahmen gemacht hatte und der Kamelrücken nicht auch noch auf den Film gebannt worden war. »In einer Stunde könnten wir Ihnen zehn bis zwanzig gute Aufnahmen liefern.« »Gut. Ich warte darauf. Schaffen Sie klare Abzüge von diesen vier Fotos und aus dem Film überall herausgenommen fünfzehn Bilder. Sie finden mich in meiner Kabine.« Sein nächster Weg führte ihn zur Medo-Station. Maitskill strahlte ihn an, als er ihm gegenübertrat. »Shaker und alle anderen sind wieder wohlauf. Besonders Shaker hat Glück gehabt, denn bei der ersten Untersuchung glaubten wir, ihm neue Augen einsetzen zu müssen, aber dann konnten wir ihm mit einem Mittel helfen, das man sonst nur bei Blutergüssen an den Extremitäten benutzt. Wenn Hanfstik nicht auf die Idee gekommen wäre, es damit zu versuchen, würde Shaker mit fremden Augen weiterleben.« Es hörte sich so alltäglich an, und es war längst nichts Besonderes mehr, Menschen neue Gliedmaßen und Organe zu geben, man tauschte auch beschädigte oder kranke Gehirne aus, aber eigenartigerweise hatte die Medizin immer wieder mit größten Komplikationen zu rechnen, wenn einem Menschen neue Augen eingesetzt wurden, und bis zum Tag hatte die Forschung die Ursache dieser stürmischen Abwehrreaktionen des menschlichen Körpers noch nicht Einhalt gebieten können. Nachdenklich ging Ren Dhark zurück und warf einen Blick in den Leitstand. »Lage unverändert!« meldete ihm Falluta. Dan Riker saß im Ko-Sitz und unterhielt sich mit Dro Cimc, der auf der Konsole Platz genommen hatte und die Arme verschränkt vor seiner Brust hielt. »Gut, daß du kommst, Ren«, rief sein Freund ihm zu. »Wir haben versucht, die Richtung zu erfassen, in der der Materie-Sender den Kamelrücken fortgeschafft hat. Ohne den Checkmaster hätten wir ja schnell aufgegeben, aber der behauptet nun, daß wir den Kamelrücken in diesem Sektor zu suchen hätten. Entfernung von Soradan 2056 Lichtjahre. Und das hier sind die Koordinaten.« Er hatte von den Flash-Piloten Kartek und Dressler gesprochen. »Was sagt die Astronomie, Dan?« fragte Dhark, ohne sich die Koordinaten anzusehen, »Auch die Astronomie der FO VII kennt diesen Bereich nicht. Unbekannte Region. Hattest du etwas anderes erwartet?« Dhark ging auf Rikers Frage nicht ein. »Ich bin in der Funk-Z!« Damit verließ er die Zentrale.
Entgeistert sah ihm Dan Riker nach. »Cimc, verstehen Sie das? Läßt uns einfach stehen?! Geht gar nicht auf das ein, was ich ihm gesagt habe! Moment, das habe ich schnell!« Er sprang auf und verließ ebenfalls den Leitstand. Der Blick des schwarzen Weißen kreuzte sich mit dem des Ersten Offiziers. »Manchmal seid ihr weißen Affen in eurer Handlungsweise schwer zu verstehen.« Es gefiel keinem Mann in der Zentrale, ein weißer Affe zu sein, und niemand hatte es gern, daß der Tel diesen Ausdruck scherzhaft benutzte, darum polterte Falluta auch: »Die Ethik der Tels wird uns bis zum Jüngsten Tag auch fremd bleiben, Cimc! Wir vergeben zum Beispiel keine Orden, die dem Träger das Recht verleihen, drei Menschen ungestraft ermorden zu können! Wir setzten auch keine Menschen als Versuchskaninchen ein. Ganz Terra stünde auf, wenn bekannt würde, daß Mediziner Menschen zu Versuchen mißbraucht hatten und diese Menschen dabei gestorben wären.« Wer Dro Cimc ließ sich nicht provozieren. »Falluta, Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Auch Sie müßten wissen, daß ich in den Terranern die ehrlichen Freunde der Tels sehe, aber dann sei es mir doch auch erlaubt, mich hin und wieder über euch zu wundern. Und eben habe ich mich über Dhark gewundert. Man ist auch seinem Freund gegenüber höflich, und das war Dhark vorhin keineswegs.« Der gleichen Ansicht war auch Dan Riker. Er stampfte in die Funk-Z und wollte seinem Freund ein paar passende Worte sagen, als er im nächsten Moment seinem Vorsatz untreu wurde. Ja, er hatte sogar vergessen, verärgert gewesen zu sein, denn Ren Dhark verlangte von Elis Yogan mit größter Sendeleistung über Rot 246:55,00 nach Kartek und Dressler zu rufen. Und in Rot 246:55,00 sollte der Materie-Sender den Kamelrücken wieder rematerialisiert haben! »Hoffentlich machen uns die Störungen des elektromagnetischen Feldes der Galaxis keinen Strich durch die Rechnung«, sagte Yogan, »denn in der letzten halben Stunde sind die Werte wieder einmal sprunghaft hochgeschnellt.« »Versuchen Sie es, Yogan, und wenn wir nur einen Blip auffangen, der den Verdacht aufkommen läßt, Kartek oder Dressler könnten ihn mit ihrem Vipho abgestrahlt haben, bin ich schon zufrieden.« Der Versuch mißlang. Die Störungen des galaktischen Magnetfeldes reichten einmal wieder in den Hyperspace hinein und unterbanden damit einen einwandfreien Funkverkehr. Der Wirrwarr an Amplituden auf den Oszillos war so groß, daß selbst der zur Hilfe gezogene Checkmaster damit nicht mehr fertig wurde. Er warf rot aus und streikte. Die Schleuse zur Funk-Z sprang auf und einer der beiden Foto-Spezialisten sagte: »Hier sind Sie!« Dabei strahlte er über das Gesicht und überreichte Dhark zwanzig noch vom Thermbad warme Abzüge. »Was ist das?« fragte Dan seinen Freund und mußte wieder einmal erleben, keine Antwort zu erhalten. »Großer Himmel ...«, flüsterte Ren Dhark, und hastig schob er die Hand in die Tasche und holte die Folie hervor, die ihm Riker in der Kommando-Zentrale gegeben hatte. Rot 246:54,87! Das war deutlich auf einem Abzug zu lesen, wenn man die Werte der Mysterious auf terranische Koordinatenberechnungen umgestellt hatte. Und auf der Folie, die er von Riker bekommen hatte, stand: Rot 246:55,00,
Eine Differenz von 0,13 Bogensekunden! »Unheimlich ...« »Was denn? Was ist unheimlich?« Riker verstand die Zusammenhänge nicht. Er hatte ja auch keine Ahnung, daß die Wissenschaftler auf der FO VII einen mißlungenen Film und vier unklare Aufnahmen zurückbehalten hatten. »Unheimlich ist, daß die Mysterious die Koordinaten, auf die ihr Materie-Sender eingestellt gewesen war, in eine Steinwand geschmolzen haben. Wer verrät schon, auf welchen Bereich ein wichtiges Gerät eingestellt ist?« Dan verstand ihn immer noch nicht. »Laß mal sehen!« Er zog ihm Folie und Abzug aus den Fingern. »Donnerwetter! Das meinst du ...?« »Und die Falle, die die Geheimnisvollen den anderen nachträglich gestellt haben, nachdem sie selbst hoffnungslos in der Klemme steckten. Dan, überleg mal! Vor 1231 Jahren wurden Mysterious auf diesem Planeten in eine Falle gelockt. Nach allem, was wir im Tal gesehen haben, konnten oder durften sie diese Welt trotz Materie-Sender nicht mehr verlassen. Aber dann schreibt man doch nicht auf eine Felswand auf, in welche Richtung der Sender arbeitet. Die Mysterious mußten sich doch klar sein ...« Er sprach nicht mehr weiter, und sein Schweigen war so unerwartet gekommen, daß ihn auch der letzte Mann in der Funk-Z verwundert anblickte. Ren Dhark griff mit beiden Händen nach Rikers Arm und hielt sich daran fest. »Du, Dan ... wenn nun nach 1231 Jahren Kartek und Dressler in die Falle gestolpert sind, die die Geheimnisvollen damals für andere aufgestellt hatten?« Um ein Haar hätte Dan zu seinem Freund gesagt: Ren, du bist verrückt!, doch dann warnte ihn eine innere Stimme ziemlich kräftig, es nicht zu sagen. Und es war ja auch gar nicht so verrückt, was Dhark behauptete. Da war einmal der Bildabzug, und da war einmal die Folie mit den Koordinaten! Und so viel Zufall gab es nicht! Ein Zufall, der nur eine Differenz von 0,13 Bogensekunden hatte! Es tut gut, sich zu rächen, und wir haben uns schon gerächt, auch wenn unsere Rache erst viel später wirksam wird! Dan Riker erinnerte sich dieses Satzes und seufzte: »Mahlzeit!« Ren Dhark aber sagte: »Wir starten!« Jedem Mann in der Funk-Z war klar, daß die Suche nach Kartek und Dressler begonnen hatte. Der Commander hatte eine Spur gefunden! Der Commander hatte aber auch entdeckt, daß es wahrscheinlich gefährlich sein würde, dieser Spur nachzugehen. Aber waren nicht die meisten Spuren, die sie verfolgt hatten, voller Gefahren gewesen? * Hinter ihnen blieb Soradan zurück. Langsam wurde die Sonne kleiner. Der Funkkontakt mit der FO VII war gut. Auf kleine Distanzen machten sich die Störungen des galaktischen Magnetfeldes kaum bemerkbar. Kurs: Rot 246:54,87!
Distanz: 2056 Lichtjahre. Aber die Sprungkoordinaten waren auf eine Entfernung von 2054 Lichtjahren berechnet worden. Commander Dhark dachte nicht daran, mit offenen Augen in eine Falle zu rasen. Er konnte den Sicherungsplaneten Cut-out nicht vergessen. Auf beiden Schiffen lief die X-Zeit. In dreißig Sekunden mußte die Transition erfolgen. Der Besatzung der POINT OF machte ein Sprung nichts aus, aber die Männer des Forschungsraumers hatten unter diesen nicht zu beherrschenden Angstzuständen im Sprungmoment immer wieder zu leiden. Die POINT OF baute ihre beiden Intervalle, die Transitionsbremse, ab. Im Schiff war jenes undefinierbare Pfeifen wieder zu hören – das charakteristische Zeichen, daß der Ringraumer kurz vor einer Transition stand. Dann verschwand die Bildkugel über der langgestreckten Instrumentenkonsole. Warum? Wer konnte darauf eine Antwort geben? Kein Mensch. Der Checkmaster zeigte mit allen Kontrollen Grün. X-Zeit! Sprung! »Alarm!« schrie Ren Dhark über die Verständigung, und auch er sackte zusammen, denn die Gravoswerte waren ganz kurz hochgeschnellt. Die POINT OF krachte in allen Verstrebungen. Die Andrucksausgleicher heulten im schauerlichsten Diskant. Das Schiff schoß aus allen verfügbaren Antennen. Der Checkmaster hatte den Ringraumer übernommen und sämtliche Steuerschalter blockiert. Was war denn überhaupt los? Der Weltraum hatte sich verändert! Es gab keine Sterne mehr! Titanische Kräfte versuchten die POINT OF festzuhalten! Grappa und Yell hinter den Ortungen rührten sich nicht. Sie hatten nichts mehr zu tun. In der Funk-Z verzweifelten die Offiziere. Die FO VII hatte mit ihnen zusammen transistiert und meldete sich dennoch nicht! Im Triebwerksraum sahen sich Miles Congollon und Arc Doorn aus weit auf gerissenen Augen fragend an. Sie konnten Daumen drehen. Ihre Arbeit hatte auch der Checkmaster übernommen. Das gewaltige Triebwerk des Flaggschiffes brüllte wie ein Ungeheuer der Vorzeit. Sämtliche MKonverter waren hochgefahren worden. In den beiden Waffensteuerungen rangen Bud Clifton und Jean Rochard die Hände. Ihr Ziel war von einem Augenblick zum anderen verschwunden: Eine leuchtende Fläche, oder war es eine Kugel gewesen? Darauf hatten sie aus allen Antennen geschossen, aber die Strahlen hatten keine Wirkung gezeigt, und nun war das Ziel verschwunden. Was war mit der verdammten Bildkugel los? Das gleiche fragte sich auch Ren Dhark, und er versuchte über die Gedankensteuerung Kontakt zum Checkmaster zu erhalten. Nicht stören! Nicht stören! hörte er in seinem Kopf. Großer Himmel, konnte auch der Checkmaster in seiner Arbeit gestört werden? Ein Stoß ging durch die POINT OF, und der Gravoswert schnellte wieder hoch. Männer brachen in die Knie und andere stürzten zu Boden. Die Schwerkraft der POINT OF war auf 1 g eingestellt, und jetzt war sie nicht mehr stabil. Wo waren die Sterne geblieben? Es mußte sie geben. Die Bildkugel versagte, das Auge des Ringraumers. Da wurden Ren Dhark und Dan Riker an der Schulter gepackt. Dro Cimc stand zwischen ihren Steuersesseln, und der Tel brüllte ihnen zu: »Wir haben es mit einem negativen Raumgefüge zu tun!«
Die Offiziere starrten den Tel an, als ob sie an seinem Verstand zweifelten, nicht aber Dhark und Riker. Sie spielten ihr Wissen aus, das sie im Archiv von Erron-3 durch Einnahme von Mentcaps erhalten hatten. »Ein negatives Raumgefüge?« murmelte Ren Dhark und versuchte das Brüllen und Toben im Schiff nicht mehr zu hören, das alle Schallisolierungen durchschlug. Es fiel ihm schwer, es sich vorzustellen; genauso schwer war es, sich ein anderes Raum-Zeit-Kontinuum zu erklären. Miles Congollon störte ihn in seinem Grübeln. »Ich kann für unser Triebwerk nicht mehr garantieren ...« »Congollon, was heißt das?« fragte Dhark mit Schärfe in der Stimme. »Es müßte schon explodiert sein, wenn wir unser Triebwerk in- und auswendig kennen würden, aber nicht einmal Doorn kennt zehn Prozent der Anlage. Kurz gesagt: Der Checkmaster hat eine uns bisher unbekannte Schaltung vorgenommen, nach der die POINT OF wie ein Atomofen längst brennen müßte ...« »Und? Brennt das Schiff, Congollon?« »Nein, bis jetzt noch ...« »Dann stören Sie nicht. Ende!« Im stillen gab Dro Cimc dem Commander recht. Miles Congollons Meldung in dieser Lage war überflüssig gewesen. Riker beugte sich zu Dhark herüber. »Nach G-Derugal müßten wir durchkommen.« Abermals benutzte er einen Ausdruck, den nur noch der Commander verstand. Heftig schüttelte Dhark den Kopf. »Damit schafft es der Checkmaster nie, Dan. Zur Hölle, was ist denn ein negatives Raumgefüge? Doch nichts Natürliches ...« »Aber vielleicht die Falle, die unsere lieben Mysterious auf Soradan aufgestellt haben.« Erschreckt blickte Dhark seinen Freund an. »Wenn das stimmt, dann ist die FO VII verloren. Ist dir das klar?« Der Bildschirm zeigte immer noch nichts. Die Ortungen lagen still. In der Funk-Z bemühte man sich vergeblich, Verbindung mit dem Forschungsraumer zu bekommen. Glenn Morris fluchte wie ein Raumtramper. Was ging im Schiff vor? Wie hoch waren die Belastungen der wichtigsten Aggregate? Niemand konnte es sagen, denn überall waren die Instrumente zur Untätigkeit verdammt. »Kein Blip geht 'raus! Kein einziger!« tobte Walt Brugg in hilfloser Ohnmacht. »Warum denn nicht?« Seine Frage blieb im Raum hängen. Man zuckte nicht einmal mit den Schultern. Stand das Schiff im freien Fall? Raste es mit Überlicht durch dieses negative Raumgefüge? Oder existierte es noch in der Form, wie die Menschen es kannten? In der Zentrale wurde der Checkmaster von allen Seiten angestarrt. Seine Kontrollen leuchteten grün, aber dieses Grün konnte nicht mehr beruhigen. Die Aggregate, Transformer, Spulbänke und Andrucksausgleicher heulten und brüllten; die Schwerkraft im Schiff war wieder konstant, jedoch alles andere nicht normal. Noch einmal versuchte Dhark über die Gedankensteuerung Kontakt zum Bordgehirn zu erhalten. Nicht stören! Nicht stören! Es war zum Verzweifeln!
Die Ratlosigkeit machte sich auch bei Dhark bemerkbar, während Dan Riker unheimlich ruhig wirkte. Vergebens versuchte der Commander die Steuerschalter in andere Positionen zu bringen. Sie saßen fest! Sie waren blockiert. Der Checkmaster hatte das Kommando über die POINT OF übernommen. Da zitterte das Schiff. Es bebte, als ob es hin und her geschüttelt würde. Oben auf der Galerie mußten sich die beiden Offiziere festhalten, um ihren Stand nicht zu verlieren. Die Kontrollen des Checkmasters leuchteten grün! Als ob sie die Menschen verhöhnten. Dhark warf einen Blick auf das Chrono! Null Uhr! Das Chrono stand. Zum erstenmal, seit Menschen den Ringraumer der Mysterious flogen! Die Schleuse flog auf. Miles Congollon, Chef-Ingenieur der POINT OF, raste mit seinem Team in die Kommando-Zentrale. Auch Arc Doorn sah nicht gut aus. Der Schweiß rann über sein Gesicht. »Gleich fliegt der Kahn auseinander! Wir haben aufgegeben, wenn wir von ultraharter Strahlung nicht gebraten werden wollten ...« »Trotz Raumanzug?« fragte Dhark scharf, der diese Flucht aus dem Triebwerksraum einfach nicht begreifen konnte. Miles Congollon streifte seinen Klarsichthelm zurück, beugte sich zum Commander herunter und zeigte ihm die Werte an seinem R-Messer. »Genügt das?« Dhark nickte nur. Congollons r-Messer war nicht mehr in der Lage gewesen, die Strahlwerte im Triebwerksraum genau zu messen. Sie waren höher, als es das Gerät anzeigen konnte! Der Commander beugte sich zu den Sprechrillen vor. »An alle! Gefahr für das Schiff. Wir müssen damit rechnen, daß die POINT OF explodiert!« Was sollte er noch mehr sagen? Anordnen, alle Schleusen zu schließen? Das hatte auch keinen Sinn mehr, wenn die Unitallzelle unter atomaren Gewalten ausbrannte. Es hatte nicht einmal mehr Sinn, einen Raumanzug zu tragen. Er schob ihr Ende nur hinaus, aber er konnte sie nicht mehr retten. Ein Schrei gellte durch die Zentrale: »Aus! Aus! Alles vorbei ...« War der schreiende Mann wahnsinnig geworden? Yell hinter den Ortungen hatte geschrien. Yell deutete auf den Checkmaster! Er hatte abgeschaltet. Er zeigte nicht einmal rot. Das Schiff war ohne Führung! Im negativen Raumgefüge! Das mußte das Ende sein – das Ende hinter Soradan! Das Ende an der Schranke, die die Mysterious vor 1231 Jahren errichtet hatten, um ihre Gegner zu vernichten! Aber konnte es eine Schranke geben, die eine Stärke von mehr als fünf Lichtjahren hatte? Sie waren doch gut fünf Lichtjahre vor dem eigentlichen Ziel aus dem Hyperspace wieder ins Einstein-Universum zurückgekommen l Auf der Galerie schrien die beiden Offiziere auf.
Haben wir denn plötzlich Hysteriker an Bord, fragte sich Ren Dhark bestürzt und riß sich mit seinem Schwenksessel herum, blickte zur Galerie hinauf und traute seinen Augen nicht mehr. Im gleichen Moment nahm er die gedankliche Bemerkung über Hysteriker wieder zurück. Zwischen den beiden Offizieren auf der Galerie standen Dressler und Kartek – die vermißten Flash-Piloten, die mit dem Kamelrücken auf Soradan vor ihren Augen verschwunden waren. Hinter ihnen tauchten die beiden Roboter auf, die man losgeschickt hatte, diese Männer in der unterirdischen Anlage zu suchen. Sie mußten sich klein machen, um den Transmitter benutzen zu können. Er war für Wesen dieser Größenordnung nicht geschaffen. Einer in der Zentrale bewunderte alle anderen – jemand, der sich festhielt und erkannt hatte, daß Terraner aus einem anderen Holz geschnitzt waren als Tels! Dro Cimc, als Wer der Tel-Flotte an Überraschungen gewöhnt, vermochte diese weißen Affen nicht zu verstehen, wie sie sich innerhalb von Sekunden von ihrem Schock erholten. »Was haben Sie gesagt, Dressler?« rief Dhark ihm durch das Lärmen der Aggregate zu. »Wir befinden uns in einer extremen Schwerkraftzone? Woher wollen Sie das denn wissen?« Dressler hastete von der Galerie herunter. »Wir wissen es, Dhark. Wir haben die Rückkehr der POINT OF und der FO VII in Normal-Universum beobachtet. Ja, beobachtet. Die beiden Schiffe stecken genau in dem Bereich, den die Mysterious vor 1312 Jahren als Falle hergerichtet haben, und beide Schiffe rasen mit immer größerer Geschwindigkeit auf das Schwerkraftzentrum zu!« Also kein negatives Raumgefüge? Warum konnten sie denn keine Sterne sehen? Etwas an Dresslers Angaben war nicht richtig. »Großer Himmel, Dhark, unsere Angaben stimmen. Glauben Sie uns! Glauben Sie, wir hätten unseren sicheren Platz nur verlassen, um wieder auf der POINT OF zu sein? Wir wollten Sie warnen. Können Sie sich vorstellen, daß Sie erst mit Ihrem Sprung in diesen Sektor den Schwerkraftbereich aktiviert haben? Oh, diese verdammten Mysterious, sie mußten ihren Gegner sehr gut gekannt haben. Ich glaube, die waren nicht viel anders als wir Terraner. Darum sind Sie ja auch auf deren Trick mit den Koordinaten hereingefallen, die sie an der Felswand hinterlassen hatten.« Der Mann wurde allen unheimlich. Woher hatte Dressler sein Wissen bezogen? Etwas, das er gar nicht wissen konnte? »Dhark ...« Der Flash-Pilot ließ den Commander nicht sprechen, »warum schalten Sie nicht alle verfügbare Energie auf A-Grav? Das ist doch der einzige Weg, aus diesem Dilemma herauszukommen und ...« Dhark wurde rot vor Zorn. Dieser Flash-Pilot nahm sich zu viel heraus. Und sein Vorschlag, A-Grav einzusetzen, war kindisch, wenn nicht einmal der Checkmaster mit der Lage fertig geworden war. Und unmißverständlich sagte er es dem Mann, »Der Checkmaster ist damit fertig geworden, aber nicht in der Form, wie Sie es von ihm gewöhnt sind. Der Checkmaster hat uns ... Kartek und mich, unterrichtet! Ja, unterrichtet! Er hat uns die Transmitter-Frequenz der POINT OF auch mitgeteilt, sonst
wären wir gar nicht hier, denn wir kannten sie doch nicht. Commander, Sie sollen A-Grav einsetzen und die Kallote-Schaltung vornehmen ...« Kallote-Schaltung?! Eine Not-Schaltung, die dann benutzt werden sollte, wenn die Steuerschalter am Instrumentenpult blockiert waren! Kallote-Schaltung – diesen Begriff hatten Dhark und Riker zum erstenmal im Archiv auf Erron-3 gehört, als sie die entsprechende Mentcap geschluckt hatten. Kallote-Schaltung – um sie einzusetzen, mußte Dhark aufs unterste Deck. Und Dressler war kein Phantast und auch kein Wichtigtuer! Er hatte mit dem Ausdruck Kallote-Schaltung bewiesen, daß er vom Checkmaster unterrichtet worden war. Auch sein übriges Wissen stammte vom Bordgehirn! Aber warum hatte es diesen Weg benutzt und Dhark nicht direkt unterrichtet? Das fragte sich der Commander, als er über das Hauptdeck dem nächsten AGravschacht zulief. Es dauerte ihm eine Ewigkeit, bis er Deck 1 erreicht hatte. Er achtete nicht darauf, daß ihm einige Männer erstaunt nachblickten. »T ... drei-drei-acht-sechs-null-vierFF!« FF mußte er ganz kurz hintereinander wählen, sonst ging die schwere Tür nicht auf. Lautlos schwang sie zurück. Mit einem Satz stand Ren Dhark an der Notsteuerung, eine winzige Wiedergabe des Instrumentenpultes in der Zentrale. Nur neun der wichtigsten Instrumenten gab es hier, und auch nur die Hälfte der Steuerschalter. Er ließ sich in den Sessel fallen, legte seine Fingerkuppen auf die Schalter, schloß die Augen und konzentrierte sich. Kallote-Schaltung? Er kannte sie, und er zögerte keinen Moment, als er sich über seine Aufgabe klargeworden war. Dreizehn Schalter kippten in andere Positionen. Sieben der neun Instrumente erwachten zum Leben. Das Heulen und Brüllen in der POINT OF veränderte sich nicht. »Hoffentlich ...«, flüsterte Dhark und wischte über sein Gesicht. Er blieb sitzen. Er wollte sich erst überzeugen, ob er mit der Kallote-Schaltung wirklich sein Schiff aus dem Schwerkraftbereich herausreißen konnte. »Großer Himmel, die FO VII!« Sie konnten doch den Forschungsraumer nicht im Stich lassen, aber wie sollte der Ringraumer das Kugelschiff aus diesem Gravitationszentrum entfernen. Von diesem Notpult aus war er nicht in der Lage, eins der beiden Intervalle zu erstellen. Das war nur in der Zentrale möglich! Eine Explosion dröhnte durch das Flaggschiff! Über Dhark flammte eine Kontrolle auf. Er las die Schriftzeichen der Mysterious und wurde unter seinem Klarsichthelm blaß. M-Konverter 7 war explodiert, aber dank seiner Unitallverkleidung nicht auseinandergeflogen! Noch nicht! Da brüllte Rikers Stimme über die Bordverständigung. »Sieben ist hochgegangen! Und Doorn ist übergeschnappt Er ist mit Robotern unterwegs, um den Konverter über Bord zu werfen. Dein lieber Freund bedrohte uns plötzlich mit dem Blaster, als wir versuchten ihn zurückzuhalten.«
Und Arc Doorn hätte im Notfall von der Waffe Gebrauch gemacht, weil er überzeugt war, es tun zu müssen. Konverter 7 drohte unter der atomaren Hitze in seinem Innern zu einer winzigen, aber tödlichen Sonne zu werden, und Konverter 7 mußte von Bord. Allein hätte er es nie geschafft. Dieses Problem war nur mit Robotern zu lösen, wenn er seine Arbeit getan hatte. Er jagte die Metallkolosse zum Standort von Konverter 7, er selbst raste in den Triebwerksraum und kümmerte sich einen Kehrricht darum, daß er von ultraharter Strahlung verseucht war. Werkzeuge benötigte er – Werkzeuge der Mysterious, mit denen er einem Konverter zu Leibe gehen konnte. Terranische Mittel nützten ihm nichts. Er riß das Fach auf, griff zu der schweren Plastiktasche und wuchtete sie über seine Schulter. Was kümmerte ihn, daß jedes Teil im Triebwerksraum heiß war. Er vertraute seinem M-Anzug, der mit dieser Strahlenmenge einfach fertig werden mußte. Und dann stand er keuchend vor Konverter 7, der so aussah, als ob er normal arbeiten würde. Renn-Schneider ansetzen. Der stammte vom Planeten Dockyard, aus der unterseeischen Reparaturabteilung, und diese Abteilung war für terranische Experten auch eine Sensation gewesen, denn bisher hatte man sich des trügerischen Glaubens hingegeben, innerhalb der Mysterious-Technik könne es keine Panne geben. Roda-Drill und Sabelschere! Letzte sah nur nicht nach einer Schere aus. Arc Doorn arbeitete wie ein Galeerensklave und kümmerte sich um die bewegungslos stehenden Roboter nicht, die auf seine Befehle warteten! Die Arbeit, die er gerade verrichtete, mußte er allein tun. Dabei konnte ihm niemand helfen. Er war nicht daran interessiert, daß ihm einige Millionen Volt um die Ohren flogen und sie ihn gegen die nächste Wand schleuderten. Erste Lösung! Das Adhesive Broan gab der Gewalt der Sabelschere nach, aber noch sechs andere Kleber waren zu trennen. Kleber, die Unitall mit Unitall zu einer untrennbaren Einheit verbanden. Dagegen waren die terranischen Adhesives keinen Cent wert. Einmal warf er einen Blick auf sein Chrono! Das stand?! Er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Auf den Knien kroch er zur anderen Seite des kugelförmigen Konverters, hinter dessen Unitallverkleidung atomare Höllengluten wüteten und mit der Zeit auch mit dem Kunstmetall der Mysterious fertig wurden. Arc Doorn versuchte gar nicht daran tu denken, nur als ihm Gedanken über seine Frau in Alamo Gordo und sein Kind kamen, wurde ihm heiß, und er verfluchte seine Einsatzbereitschaft. Doch kurz darauf war auch das vergessen, und mit unmenschlicher Energie konzentrierte er sich auf seine Arbeit. Noch einen Kleber lösen, dann die Verschachtelungen trennen und dabei aufpassen, daß ihm aber Millionen Volt und unwahrscheinlich hohe Amperewerte keinen Strich durch die Arbeit machten. Der Schweiß rann in seine Augen, aber er achtete nicht darauf.
»Verdammter ...« Den Fluch hätte er sich sparen können. Er hatte den M-Konverter von seiner Unitallauflage getrennt! Jetzt mußten nur noch die Verschachtelungen herausgenommen werden, dann konnten die Roboter sich die Höllenbombe unter den Arm nehmen und zur nächsten Schleuse tragen, um sie ins All zu schleudern. Der Sibirier richtete sich auf und gab den Robs den Befehl, den kugelförmigen Energie-Erzeuger vorsichtig anzuheben. Die schweren Konstruktionen verteilten sich um den Konverter und legten ihre Metallhände gegen die Rundung. »Noch nicht! Ich gebe zum Anheben extra den Befehl!« Der Länge nach lag er wieder auf dem Boden und beobachtete den Haarriß zwischen Konverter und Boden. »Anheben! Millimeter um Millimeter!« Doorn verließ sich ganz auf ihre Zuverlässigkeit und sah, wie der Energie-Erzeuger langsam angehoben wurde Drei Millimeter Abstand! Fünf Millimeter. »Stop!« Der Abstand zum Boden blieb mit fünf Millimetern konstant. Doorn drehte sich auf die Seite und zog die schwere Werkzeugtasche heran. Den Schachtel-Fänger heraus – eine Sonde, die halb selbständig arbeitete und nur Kommando-Impulse benötige, um Verschachtelungen auszubauen. Die Roboter rührten sich nicht mehr. Der kugelförmige Konverter befand sich mit seiner Auflagefläche fünf Millimeter über dem Unitallboden. Der größte Teil des Schachtel-Fängers war unter dem Energie-Erzeuger verschwunden. Doorn hielt den etwas klobigen Griff in der Hand und gab mit seinen Fingerkuppen über kleine Schalter die Impulse. Innerlich war er eiskalt Er war überzeugt, daß er den Konverter vom Versorgungsnetz der POINT OF ohne Zwischenfall trennen würde. Eine bessere Hilfe, die ihm seine Roboter waren, könnte er sich nicht vorstellen. Vierte Verschachtelung gelöst. Nun die fünfte und sechste in einem Arbeitsgang. Viel konnte nun nicht mehr passieren. Da hörte Doorn es in seinem Klarsichthelm summen. r-Alarm für ihn. Ultrastrahlung kam über die restlichen Verschachtelungen durch. Er mußte sich beeilen, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, durch die Strahlung gebraten zu werden. Seine Hand, die den Griff des Werkzeuges hielt, wurde nicht unruhig Sicher wie bisher gaben seine Fingerspitzen über die Schalter die Befehle ab. Noch drei Verschachtelungen! Verdammtes Summen! dachte er und richtete den Strahl seines Scheinwerfers nach links. »Doorn, melden!« klang es in seinem Helmfunk auf. Der Commander wollte ihn sprechen, nur hatte er keine Zeit, ihm zu antworten. Erst einmal hatte er die letzte Verschachtelung auszubauen. »Doorn ...!« Ungeduld schwang in Dharks Stimme mit. Der Sibirier richtete den Lichtstrahl etwas weiter nach links. Vorsichtig führte er den Schachtel-Fänger in die gleiche Richtung. Im nächsten Augenblick atmete er erleichtert auf.
Der Konverter war von der Energieversorgung des Schiffes getrennt. Nun konnten ihn die Robs so hochheben wie sie wollten. »Anheben und ab mit ihm zur Schleuse 2.« Seinen Befehl mußte auch Dhark hören, und Dhark konnte ihm entnehmen, daß Doorn nun vielleicht Zeit fand, sich mit ihm zu unterhalten. Die Metallkonstruktionen hoben den Kugelkörper in einem Arbeitsgang einen Meter hoch, die Robothände griffen um die Kante der Auflage und dann stürmten vier Roboter mit dem gefährlichen Aggregat in Richtung Schleuse 2 davon. Doorn mußte sich beeilen, wenn er sie nicht aus den Augen verlieren wollte. Am A-Grav holte er sie ein. Über Helmfunk setzte er sich mit der Schleuse in Verbindung. »Macht 2 auf! Ich komme mit vier Robotern und dem heißen Konverter, der 'rausgeworfen werden muß.« Die Antwort der Schleusen-Wache ließ ihn zusammenzucken. »Schleuse läßt sich nicht öffnen. Ist von der Kommando-Zentrale aus blockiert und ...« Er hatte sich schnell wieder gefangen und zischte ins Mikrophon: »Mein lieber Freund, ich bin ein Gemütsmensch, aber im Moment nicht. Wenn Sie mit Ihren Kollegen nicht sofort die Manuell-Bedienung benutzen, dann setze ich Sie gleich auf meinen heißen Konverter. Klar?« In der Kommando-Zentrale hörte man mit. Dan Riker hatte längst vergessen, daß sie von Doorn mit einem Blaster bedroht worden waren. Unbewußt nickte Riker und stimmte in Gedanken der Drohung des Sibiriers zu, denn so schnell wie möglich mußte dieser Energie-Erzeuger von Bord. Der Sibirier lief auf Deck eins seinen Robotern voraus, die ihm mit dem Aggregat schwebend folgten und sich seiner Geschwindigkeit angepaßt hatten. Schleuse 2 wurde manuell geöffnet. Vier Männer betätigten den Mechanismus und sahen nicht, daß Doorn mit seinen Robotern vor der Energie-Sperre wartete. Eine Sirene begann zu heulen, und die Energiesperre verfärbte sich. Der Sibirier hetzte zu der kleinen Instrumententafel und warf einen Blick darauf. Irrsinnig hohe Schwerkraftwerte versuchten von außen eindringend die energetische Sperre zum Zusammenbrach zu bringen. Doorn kaute auf seiner Unterlippe herum, denn mit dieser Schwierigkeit hatte er nicht gerechnet. Wenn er gleich die Sperre abbaute, damit die Roboter zur Schleuse konnten, dann brachen tödlich wirkende Gravitationswerte ins Schiff ein und rissen auch den stärksten Menschen zu Boden, um ihn nie wieder aufstehen zu lassen. »Dhark ... Riker, ich brauche noch einen Roboter, aber der muß binnen einer Minute hier sein. Ende!« rief er in sein Helmmikrophon und wartete die Antwort nicht ab. Nur eine Metallkonstruktion konnte sein Vorhaben realisieren, den Konverter ins All zu schleudern – ein Rob, der von ihm präzise Befehle erhalten hatte. »Hier Doorn, an alle im Bereich der Schleuse 2! Bis auf vierzig Meter rechts und links davon sämtliche Kabinen räumen! Schwerkrafteinbruch möglich!« Über das Deck kam in rasendem Flug ein Roboter heran und bremste dicht von Doorn ab. »Hör zu, P-34 ...«, und dann erfolgten seine Anweisungen. Schleuse 2 war inzwischen so weit geöffnet worden, daß man den Konverter hinauswerfen konnte.
»Genügt!« rief Doorn in seiner wortkargen Art der Schleusen-Wache zu. »Absetzen!« Er machte es ihnen vor und legte sogar fünfzig Meter Distanz zwischen sich und die Schleuse. Gegenüber einem Schwerkrafteinbruch war diese Entfernung ein Nichts, aber optisch gab sie auch Doorn ein Gefühl der Sicherheit. Er hatte es vorgezogen, sich der Länge nach auf den Boden zu legen, und aus dieser Position beobachtete er P-34. Der Roboter handelte genau nach seiner Order. Er baute hinter sich und um die Schleuse herum eine zweite Energiesperre auf. Drei Kontrollen nahm er vor, um festzustellen, ob diese neue Sperre ebenso stark wie die andere war. Der entscheidende Augenblick nahte. Die Sperre vor der Schleuse verschwand. Fünf Roboter mit einem Konverter befanden sich nun ungeschützt im ungeheuer starken Schwerkraftbereich, der aus dem Raum in diesen Teil des Schiffes eingebrochen war. Die automatisch arbeitende Gravitationsregulierung der POINT OF war so hyperempfindlich, daß sie für den Bruchteil einer Sekunde auf diesen Einbruch im Bereich der Schleuse 2 reagierte und gegenzusteuern versuchte. Doch dann mußte sie die neuen Sperren erkannt haben, denn im nächsten Moment war das hochfahrende Schrillen der Gravitationsregelung nicht mehr zu hören. Den Robs vom Planeten Tower machte die Schwerkraft nicht zu schaffen. Sie knickten nicht einmal in den Knien ein. Vier stampften mit ihrem Konverter nun zur Schleuse, ließen den kugelförmigen Körper einmal hin- und herschwingen und schleuderten ihn dann nach draußen, ins Nichts, das immer noch keine Sterne zeigte. »Ist 'raus!« stieß Doorn über seine Lippen. »Das Ding sind wir los!« und im Schiff hörte die gesamte Besatzung wie laut und tief er atmete. Ein paar Minuten später, nachdem die Roboter nun die Schleuse geschlossen hatten und die alte Sperre wieder stand, hob der Sibirier seine Vorsichtsmaßnahmen auf. »Gratuliere, Doorn!« meldete sich Dan Riker aus der Zentrale. »Nicht nötig«, wehrte der Sibirier ab, »ich hatte ja auch keine Lust, gebraten zu werden. Hallo, Dhark, Sie wollten mich sprechen?« »Erledigt, aber kommen Sie zu mir. Ich halte mich auch auf Deck 1 auf, in Raum T0045.« Doorn stutzte, denn alle Räume mit dem Buchstaben T waren für jeden Mann gesperrt, aber dann erinnerte er sich, daß sich in T-0045 eine der vier Notschaltungen des Schiffes befand. »Komme, Dhark!« Von einem Roboter ließ er sich zur anderen Seite der Rumpfzelle fliegen. Das war bequemer als zu laufen, und es ging auch schneller. Zum erstenmal machte der Sibirier die Beobachtung, daß die Benutzung von Robs eine ausgezeichnete Sache war, und er beschloß, ihr Können in Zukunft viel öfter als bisher zu benutzen. Die Tür zu T-0045 war nur angelehnt. Doorn zog sie auf und trat ein. Der Commander drehte sich nicht nach ihm um, aber er wußte, wer hereingekommen war. »Kennen Sie dieses Instrument, Doorn?« Er deutete darauf. »Nein ... doch! Das habe ich auf Planet 1 gesehen, aber ...« Sein Gesichtsausdruck war eine einzige Frage. »Aber was soll das Ding hier?« »Welchen Zweck hat es denn, Doorn?« Dharks Ungeduld war allzu verständlich, denn trotz der Kallote-Schaltung hatte sich die Lage des Schiffes nicht verändert. »Progressive Steuerung der Trobar-Funktionen ...«
»Aber wir haben doch gar keinen Materie-Sender an Bord!« warf Dhark ein, der die Erklärung des Sibiriers für ausgemachten Unsinn hielt. »Wissen wir das ganz genau?« Doorn war nicht aus der Ruhe zu bringen und hatte im nächsten Augenblick den Einwand des Commanders schon wieder vergessen. »Was haben Sie denn da geschaltet? Diese Serie kenne ich nicht und ... Nanu!« Nach diesem Ausruf sagte er nichts mehr. »Was haben Sie denn jetzt schon wieder, Doorn? Manchmal können Sie Ihren Mitmenschen auf die Nerven gehen.« »Nicht schlimm, wenn es sich auszahlt. Und ich glaube, hier zahlt sich etwas aus. Dhark, diese Anlage ist keine Notsteuerung. Wir haben es uns bloß eingeredet, oder hat sich etwas verändert, nachdem Sie hier Ihre Schaltung vorgenommen haben?« »Leider nicht. Wir stecken immer noch in dieser Schwerkraftsperre ...« »Und die kann man doch beseitigen. Lassen Sie mich mal heran!« »Doorn ...!« Er hätte ebensogut sagen können: Noch ein Wort, und ich zerreiße Sie! Aber dem sturen Sibirier machte das gar nichts aus. »Sie können es nicht wissen, wenn Sie nicht die gleichen Mentcaps geschluckt haben, die Sie mir von Erron-3 damals mitbrachten. Nun machen Sie doch endlich Platz!« Ein untersetzter Mann mit einer Boxernase gab dem Commander der Planeten Befehle, und der Commander gehorchte. Doorns Hinweis auf sein Mentcap-Wissen war ihm so wichtig geworden, daß er aufstand. »Manchmal komme ich doch nicht daran vorbei, die Mysterious zu bewundern, besonders wenn ich mir vor Augen halte, welch ein Schiff sie mit der POINT OF gebaut haben.« Ein unwahrscheinlicher langer Satz für den mundfaulen Mann, der die KalloteSchaltung auf Null setzte und nun die Steuerschalter in andere Positionen brachte. Die Instrumente zeigten völlig andere Werte an, alle neun, und fast im gleichen Moment erschien die Bildkugel über der Konsole. Die kleine Bildkugel, die das Sternenmeer der Milchstraße zeigte und in ein paar Kilometern Entfernung die FO VII, deren Scheinwerfer eingeschaltet waren. Die Schwerkraftzone gab es nicht mehr. Sie war von der POINT OF aus abgeschaltet worden! Vor Begeisterung schlug Dhark dem Mann im Steuersitz auf die Schulter, aber der wehrte jeden Dank abermals ab. »Sie hätten es selbst getan, wenn Sie meine Mentcaps geschluckt hätten, nur möchte ich gern erfahren, von welcher Stelle aus dieser Gravitationsbereich entwickelt wurde. Weit kann die Quelle doch nicht entfernt sein und ...« Er sah zu Ren Dhark auf, der seinen Klarsichthelm wieder zurückgeklappt hatte. »Aber mit einem Materie-Sender ist ziemlich alles möglich, und bei ihm spielen Distanzen keine Rolle. Demnach müßte ich mit dem Impuls, den ich schaltete und der von der POINT OF abgestrahlt wurde, irgendwo einen Materie-Sender ausgeschaltet haben. Es muß sich bei dieser Geschichte um ein Aggregat dieser Art gehandelt haben, sonst hätte doch das Kontrollinstrument für die progressive Steuerung der Trobar-Funktionen hier gar keinen Sinn!« Arc Doorn hatte wieder einmal einen Beweis seines unerklärlichen Könnens geliefert, Kontakt zu einer Technik zu finden, die ihm von der Logik her unverständlich hätte sein und bleiben müssen.
Wortlos reichte ihm Dhark eine Zigarette. Beide rauchten. In der Bordverständigung blieb es still. Ein gutes Zeichen. Der Lärm im Schiff war mit Doorns Schaltung. verstummt. Es herrschten wieder die gewohnten Verhältnisse im Ringraumer. »Warum hat dann der Checkmaster diese Schaltung nicht vorgenommen?« Doorn kam mit einer Gegenfrage: »Warum befindet sich diese Steueranlage nicht in der Kommando-Zentrale, Dhark? Ich vermute, daß man diese Anlage hier nachträglich einbaute, nur für den Fall, daß auch dieses Schiff in die Gravitationszone geriet. Bestimmt war jeder Mysterious-Offizier darüber unterrichtet; nur wir nicht, weil wir eben keine Mysterious sind.« Nachdenklich sah Ren Dhark seinen Mann an. Wieviel hatten sie alle schon seinem unerklärlichen Können zu verdanken gehabt, und wie wenig hatte sich Arc Doorn, der doch auf dem Kolonistenraumer GALAXIS keine besonders wichtige Funktion besaß, im Laufe der letzten Jahre verändert. Er war der wortkarge Mann geblieben, der aber manchmal unheimlich aktiv werden konnte und dem es nichts ausmachte, sich über Befehle und Bestimmungen hinwegzusetzen. Wer in der POINT OF fand schon den Mut, die gesamte Besatzung der Kommando-Zentrale mit seinem Blaster zu bedrohen, um sein Vorhaben durchzuführen? »Kommen Sie, Arc«, sagte der Commander, »im Leitstand wird man uns schon ungeduldig erwarten.« * Der Vank des Telin-Imperiums hatte über die Fernsehstrecke, die nicht mehr abgebaut worden war, alle Unterlagen über das Vario nach Terra geschickt. Der verseuchte S-Kreuzer A-014 lag auf dem unbewohnten Sauerstoffplaneten Pi-33478, knapp zehntausend Lichtjahre vom Sol-System entfernt, und die Mannschaft wartete auf ein Wunder. In der wissenschaftlichen Forschungsabteilung unter Alamo Gordo war man sich nach Studium der Unterlagen schnell klar, daß den Männern der A-014 nicht zu helfen war, denn mit terranischen Mitteln konnte das Vario nicht bekämpft werden. Der Choleriker Bulton, Marschall der TF, explodierte, als er diesen negativen Bescheid auf seinem Schreibtisch liegen hatte. »Wir können doch die Männer nicht einfach im Stich lassen und ihnen funken: Seht zu, daß ihr anständig sterbt! Bell, was sich Ihre Eierköpfe erlauben, ist eine Schweinerei! Jawohl, eine ausgemachte Schweinerei! Ich möchte wissen, wozu Ihr Institut jedes Jahr die Milliarden Dollar erhält? Um unsere Leute kaltschnäuzig vor die Hunde gehen zu lassen?« »Bulton ...« Bulton explodierte ein zweites Mal und sagte dem Leiter des Forschungsinstitutes, Professor Monty Bell, weitere Unfreundlichkeiten. Er nahm kein Blatt vor den Mund, und er unternahm nicht einmal den Versuch, sich etwas gewählt auszudrücken. Der rauhe Landsknecht war bei Bulton durchgebrochen – jener junge, abenteuerlustige Mann, der sich zu einer Zeit der Raumfahrt verschrieben hatte, als intergalaktische Flüge mit einem unwahrscheinlich hohen Risiko verbunden gewesen waren. »Bulton ...«
»Marschall bin ich, Professor!« brüllte der Marschall in Richtung seines Standviphos und ließ seine Faust auf den Schreibtisch krachen. »Heizen Sie Ihren Eierköpfen ein. Treten Sie sie meinetwegen irgendwohin, aber bringen Sie die Bande auf Schwung, denn es geht um hundertvierundachtzig Menschenleben, die auf Pi-33-478 sitzen und an ein Wunder glauben. Ende, verdammt noch mal!« Er wischte sich den Schweiß ab. Professor Monty Bell auch. So war er seit vielen Jahren nicht angeschnauzt worden, und das schlimmste daran: Bulton hatte recht! Es war tatsächlich eine bodenlose Schweinerei, die Unterlagen über das Vario zu studieren und dann kaltschnäuzig zu erklären: Wir können nicht helfen. Einunddreißig leitende Wissenschaftler mit ihren Assistenten-Teams erlebten keine vergnügliche Stunde, nachdem Monty Bell sie zusammengerufen hatte. Nur brüllte er nicht. Er sprach leise, und das war noch schlimmer als wenn er gebrüllt hätte. Seine Sätze waren scharf wie die schärfsten Klingen, und seine Vorwürfe hatten die Wirkung von Hammerschlägen. »... Mehr hatte ich Ihnen nicht zu sagen. Guten Tag, meine Herren!« Wortlos verließen mehr als hundert Experten den Saal. Ob sie es schaffen? fragte sich Bell, als er allein war und auf die Kopie des Berichtes starrte, die Marschall Bulton in Harnisch gebracht hatte. * Der Kontrollstand unter der Ranokuppel war normal besetzt. An der halbkreisförmigen Instrumentenwand flammten im ununterbrochenen Kommen und Gehen Kontrollen auf, die fast farbloses Licht abstrahlten. Sie schienen in ihren Funktionen etwas Sinnloses darzustellen, und waren dennoch die letzte Kontrolle. Knapp zehntausend Lichtjahre vom Sol-System entfernt lag unter einer Ranokuppel diese Zentrale – weit zum Ende des anderen Spiralarmes hin, fast im Grenzbereich, wo das Halo beginnt. Eine S-Sonne beschien elf Planeten, die einen starken Lichtwechsel hatte und auffallende Absorptionslinien des Zirkons. Dieses System wäre nicht außergewöhnlich gewesen, wenn es nicht drei Zwillingsplaneten aufzuweisen gehabt hätte, von denen jedes Paar einen gemeinsamen Schwerpunkt besaß. Alle drei Zwillinge bewegten sich dazu noch um einen gemeinsamen Mittelpunkt, und sie umliefen ihre S-Sonne in der gleichen Zeit. Die Männer der FO III hatten dieses System nicht nur entdeckt, sie waren auch auf einem der Zwillingsplaneten zwangsgelandet worden, und sie alle waren auf diesem Sauerstoffplaneten umgekommen, ohne zu ahnen, daß sie mit ihrem Erscheinen den Start einer gigantischen Robotflotte mit Kurs auf Terra auslösen würden. Das alles lag in der Vergangenheit. Die Robotflotte war längst wieder aus dem Sonnen-System verschwunden, hatte aber ein paar tausend Ringraumer zurückgelassen, und nur noch wenige Menschen dachten an diese aufregende Zeit, als Terra im Würgegriff der unheimlichen Unitallschiffe lag. Im Kontrollstand unter der Ranokuppel beobachteten fünf Roboter, die fest mit dem Boden verbunden waren, aus ihrem Linsensystem die Anzeige der Instrumente. Sie
glichen Zylindern, die weder Arme noch Beine besaßen, dennoch waren sie die Kommandanten der unterirdischen Station. Der mittlere war fast doppelt so groß wie die anderen vier, und auch breiter und schwerer. Seine Linsenkonstruktion war auf eine ovale, von innen heraus gelblich leuchtende Scheibe gerichtet, die ein sich im Rhythmus bewegendes Gittermuster zeigte. Die Felder der einzelnen Dreiecke, Vierecke und Fünfecke waren mit den verschiedensten Farben ausgefüllt, die sich ebenfalls ständig änderten. Auch das verstärkte den Eindruck, vor einem sinnlosen Wirrwarr zu stehen, doch der große Roboter las die Aussage des Rasters, wie Terraner ein Buch lasen. Fünf Roboter, die seit vielen Jahrhunderten Kommandanten dieser Station unter der Ranokuppel waren; fünf Roboter, die ihrem Programm gemäß handelten. Fünf Roboter, die weder Müdigkeit noch Ungeduld kannten, deren Existenz darin seine Berechtigung fand, für ihre Herren zu wachen und zu schalten. Doch sie waren nicht nur die Kommandanten dieser Station und der planetarischen Forts auf ihren Planeten, sie waren auch die Herren über aber Tausende Ringraumer, die sich in den unterirdischen Depots auf den drei Zwillingen befanden. Vor gar nicht langer Zeit hatten sie ein System angeflogen, das einen blauen Planeten besaß, der von seinen Bewohnern Terra genannt wurde. Eine Störung hatte den Einsatz der Schiffe plötzlich fraglich werden lassen, und auf Befehl des großen Robotkommandanten unter der Ranokuppel war die Flotte wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt, ohne ihr Vernichtungswerk zu vollenden. Im Nord-Bereich der Ovalscheibe tauchte mitten im blauen Fünfeck ein grell leuchtender Punkt auf, der eine kleine Lichtkugel absetzte, die sich in immer kleiner werdenden Spiralbahnen in den West-Bereich absetzte. Mit der Entfernung wuchs die Geschwindigkeit der Lichtkugel und überquerte nacheinander die verschiedenen farbigen Felder. Doch als sie den Rand eines Dreiecks berührte, das grün war, wechselte diese Farbe in ein blasses Rot über. Das Aussehen des großen Robotzylinders blieb unverändert, doch in seinem Innern hatten sich einige tausend Impuls-Kreise geschlossen, und über viele Phasen liefen die Impulse zu bestimmten Knotenpunkten, wo sie von Rhin-Relais in die richtigen Bahnen gelenkt wurden. Zur gleichen Zeit schob sich auf dem ersten der drei Zwillingsplaneten eine gewaltige, chromblitzende Kugelantenne aus einer Bergspitze. Nach allen Seiten stürzten Pflanzen mit der dünnen Erdschicht in die Tiefe. Immer höher wuchs die gewaltige Antenne, deren Durchmesser über hundert Meter betrug, und die als Kugel auf einem Schaft saß, der dreizehn Meter durchmaß. Diese Anlage war empfangsbereit. Sie lauschte in die Tiefe der Milchstraße hinein. Unter der Ranokuppel standen fünf Roboter in ihrer Zentrale und warteten ab, was nach dem ersten Impuls, den ihre Anlage vor kurzem aufgefangen hatte, kommen würde. * Hatten sie nun endgültig die Schranke hinter Soradan überwunden? Die beiden FlashPiloten waren davon überzeugt. Ihre Berichte leiteten ein Unternehmen ein, von dem niemand ahnte, was es den Terranern bringen würde. Ren Dhark verzichtete darauf, den Transmitter zu benutzen, um den Planeten zu
erreichen, auf den Dressler und Kartek mitsamt dem Kamelrücken versetzt worden waren. »Im Kamelrücken befindet sich eine Grabanlage der Mysterious!« hatten beide behauptet und auf die Roboter verwiesen, die ausgeschickt worden waren, um sie zurückzuholen. Doch dazu war es dann nicht mehr gekommen, weil ein Materie-Sender auf Soradan sie mit einem kleinen Bergzug zusammen versetzt hatte. Beide Schiffe gingen auf Transition-Kurs. Zur selben Zeit sprangen die POINT OF und die FO VII. Ein Sonnenungeheuer starrte in den Leitstand des Flaggschiffes, als es wieder im Einstein-Universum rematerialisiert hatte. Beteigeuze war gegenüber diesem Stern klein. Achtunddreißig Planeten besaß das System, von denen die ersten zehn nicht beachtet wurden, denn sie glühten. Als Sauerstoffwelten kamen nur Nummer elf bis siebzehn in Frage. In der astronomischen und astrophysikalischen Abteilung herrschte Hochbetrieb. Alle Ortungen waren besetzt und arbeiteten mit maximaler Leistung. Etwas, das schon zur Routine geworden war. Dennoch lag dieser Fall anders, denn die Flash-Piloten hatten von einem hochindustrialisierten Planeten gesprochen, der von den Mysterious verlassen worden war. Bisher war man auf Welten dieser Art noch nicht gestoßen, und selbst W-4 im Ika-3 S System mit seiner Ruinenstadt konnte nicht zu dieser Spezies gerechnet werden. »Stadt grenzt an Stadt, und überall glaubt man, die Bewohner müßten jeden Moment aus ihren Häusern kommen!« »Dhark!« Lionel sprach über die Verständigung. »Nummer 15 und 16 sind Sauerstoffwelten. Beide könnten in Frage kommen. Gravoswerte bei 16 nur 0,78 und bei dem anderen 1,01 g. Mittlere Temperatur bei achtzehn Grad Celsius.« Die drei Offiziere am Checkmaster forderten die Kursdaten an. Keine zehn Sekunden später hatte sie Dhark schon vorliegen. Begleitet von der FO VII raste der Ringraumer auf den Planeten mit der Nummer siebzehn zu, stieß in einer Umlaufbahn in die dichteren Luftschichten und begann ihn zu umkreisen. Bald stand fest, daß der siebzehnte Planet nicht die Welt war, auf der sich die beiden Piloten aufgehalten hatten. Die Schiffe nahmen wieder Fahrt auf, stießen in den Raum hinein und jagten dem anderen Umläufer zu. Der Forschungsraumer blieb hinter ihnen zurück, denn ihm war es mit seinen As-Onentriebwerken nicht möglich, überlichtschnell zu fliegen. Und weil Ren Dhark nicht bewerten konnte, wie eine Strukturerschütterung in diesem System aufgefaßt wurde, hatte er untersagt, zu transistieren. In knapp drei Stunden Norm-Zeit legte die POINT OF 161 Millionen Kilometer zurück und ging dann erneut in einen Orbit. Sie hatten zu warten, bis die FO VII heran war, denn nur gemeinsam wollte man auf diesem verlassenen Planeten landen. Tele arbeitete mit maximaler Leistung im Infrarotbereich, denn über dem Planeten lag eine fast geschlossene Wolkendecke, die seine Oberfläche verhüllte. In der Bildkugel tauchte die Hälfte einer unbekannten Welt auf, die nur zum Teil im Tageslicht lag. Aber dieser Abschnitt genügte, um die Aussagen der beiden Piloten zu bestätigen. Eine Stadt grenzte an die andere, doch diese unbekannten Städte hatten keine Ähnlichkeit mit terranischen. Alle waren aufgelockert, die einzelnen Blocks wurden durch große Parks getrennt. Die Bauten waren gewaltige Ringpyramiden, die sich stark nach oben verjüngten und breite Ringterrassen besaßen.
Grappa maß die Bauten aus und kam auf erstaunliche Resultate: Im Durchschnitt über zweitausend Meter hoch, bei einem Radius der Grundfläche von drei bis vier Kilometern. Jedes Bauwerk mußte demnach in der Lage gewesen sein, über eine Million Bewohner aufzunehmen, und von diesen Ringbauten gab es Tausende! Über Funk meldete die FO VII ihre Ankunft. Die POINT OF stoppte in 13.400 Kilometern Höhe und strahlte einen Teilstrahl ab. Aus der nachtdunklen Tiefe des Raums tauchte der Kugelraumer auf und blieb in knapp einem Kilometer Entfernung neben der POINT OF stehen. Mit gefechtsklaren Antennen schossen die beiden Schiffe in die Tiefe und steuerten die Stadt an, die um eine weit in den Kontinent führende Meeresbucht gebaut worden war. Kartek und Dressler, die sich im Leitstand aufhielten, konnten nicht sagen, wo auf dem Planeten sie sich aufgehalten hatten. Die Energie-Ortung half auch nicht weiter, denn schon beim Anflug aus dem Raum hatte Grappa gemeldet, daß er unzählige Energiequellen anmessen würde. In der Funk-Z murmelte Walt Brugg bestürzt: »Das hat uns gerade noch gefehlt!« Er rief über die Bordverständigung zur Kommando-Zentrale: »Dhark, wir liegen in FremdFunkortung!« »Funkortung? Warum strahlen Sie nicht unser Erkennungszeichen ab? Benutzen Sie die Symbole der Mysterious, Brugg!« Ob der Commander jetzt wirklich glaubt, Mysterious würden uns einen großen Bahnhof bereiten? fragte sich Brugg in Gedanken, während seine linke Hand schaltete, um das Erkennungszeichen der POINT OF in den Symbolen der Geheimnisvollen abzustrahlen. »Dhark, jetzt sind wir von drei Stellen erfaßt und ... es klingt wie ein Märchen: Ein starker Hyperfunk-Impuls ist in den Raum gegangen!« Niemand wußte von einer Ranokuppel, unter der fünf Robotzylinder als Kommandanten standen. Die Fallgeschwindigkeit der beiden Schiff war geringer geworden. Vorsichtig tasteten sie sich tiefer, und der Checkmaster wie der Suprasensor in der FO VII hatten den Auftrag, sofort das Schiff zu übernehmen und in den Raum zu bringen, wenn sie angegriffen werden sollten. Die Spannung stieg. Der letzte Mann hatte seinen Klarsichthelm geschlossen. In den beiden Waffensteuerungen wurde kein Wort gesprochen. Alle Antennen, bis auf die wenigen, die für den Funk freigehalten werden mußten, waren klar. Die gleichen Verhältnisse herrschten in der FO VII. In weniger als achttausend Metern Höhe stießen die Schiffe durch die dicke und geschlossene Wolkendecke. Plötzlich war Infrarot nicht mehr erforderlich, und die Bilderfassung schaltete auf tele-normal zurück. Die Menschen in den Schiffen sahen eine riesige Stadt zu beiden Seiten der breiten Meeresbucht mit ihren gigantischen Ringpyramiden unter sich liegen – eine Stadt, in der es von Intelligenzen wimmeln mußte. »Dhark!« Bruggs Ruf aus der Funk-Z. »Wir empfangen Antwort, aber ... ich schalte durch!« Es knackte im Lautsprecher, und dann waren Worte einer unbekannten Sprache zu hören. Jeder im Leitstand sah den Commander an.
Hörten sie die Sprache der Geheimnisvollen? »Man hat uns Landegenehmigung erteilt!« sagte Ren Dhark in die Stille hinein. »Aber wo ist 76/89? Dort sollen wir landen.« Er beugte sich etwas zu den Sprechrillen vor. »Brugg, schalten Sie Bordverständigung auf den Sender, ich habe einige Fragen zu stellen.« Was er dann fragte, verstand kein Mensch. Unheimlich war es, daß man antwortete. »Peilstrahl! Großer Himmel, der könnte mit seiner Leistung ja bis ans andere Ende der Galaxis reichen!« stieß Tino Grappa aus. »Den hatte ich angefordert. Grappa, wir suchen einen Landeplatz, der unter der Bezeichnung 76/89 läuft. Zeigen Sie, was Sie können!« Ein paar hundert Meter hinter der POINT OF befand sich die FO VII auf gleicher Höhe. Die Besatzung des Leitstandes hatte über Funk mitgehört, was in der POINT OF vor sich ging, und auch dem letzten Offizier im Forschungsraumer war es doch etwas unheimlich gewesen, als sie den Commander fließend in der Sprache der Mysterious hatten reden hören. Grappa fuhr von seinem Sitz auf, als habe er sich in einen Reißnagel gesetzt. »Dhark, 76/89 ist das flache Dach einer Ringpyramide! Moment, die Ortsangabe kommt!« Dhark blickte nach links auf die Instrumentenkonsole und las die Werte ab, die Grappa mit seiner Ortung erfaßt und erstellt hatte. Das zweithöchste Bauwerk der Stadt sollte der Landeplatz der POINT OF und der FO VII werden. Die Fläche war groß genug, um noch zwanzig Raumer aufzunehmen. »Verstanden«, sagte Major Lefter in der FO VII und blieb mit seinem Kugelraumer zurück. Er sollte erst zur Landung ansetzen, wenn das Flaggschiff sicher und unbelästigt aufgesetzt hatte. Dann stand der Ringraumer auf seinen neunzig Teleskopbeinen in 2855 Metern Höhe über der Stadt auf dem flachen Dach einer Ringpyramide. Kurze Zeit später setzte die FO VII ein paar hundert Meter entfernt auch auf. Major Lefter sollte eine ziemlich plumpe Landung durchführen, weil Dhark die Festigkeit der Fläche einem Test unterziehen wollte. Nicht einmal eine winzige Erschütterung war zu spüren, als Lefter seine harte Landung vollzog, so daß sich seine Teleskopstützen bis an die Grenze ihres Leistungsbereiches durchdrückten. »Wir können sogar auf A-Grav verzichten!« sagte Dhark, als er seinen Pilotensitz verließ und die Kommandogewalt über sein Schiff an Falluta abtrat. »Dhark!« Wieder kam Bruggs Stimme über die Verständigung. »Soeben ist ein zweiter Hyperimpuls abgestrahlt worden. Der Sender hat fast die Leistung von Planet 1!« »Haben Sie ihn gespeichert?« »Natürlich!« »Ich komme 'rüber!« Dan Riker und Dro Cimc begleiteten ihn. Brugg ließ die Speicherung ablaufen. Die Männer beobachteten auf dem Oszillo die Blips. »Kode!« »Vollautomatisch arbeitender Sender!« fügte Brugg hinzu. »Ja, auch die Antworten auf meine Frage wurden von einem Automaten gegeben. Brugg, versuchen Sie festzustellen, in welche Richtung der Spruch abgestrahlt wurde.
Vielleicht war er für Erron-1 bestimmt. Nur fraglich, ob man ihn bei diesen Störungen des Magnetfeldes empfangen hat.« »Bei der Sendeleistung, Dhark? Damit kommt der Spruch auch noch am anderen Ende der Milchstraße klar aus dem Empfang.« Der Commander verließ mit seiner Begleitung die Funk-Z wieder. Auf dem Hauptdeck besprach er mit seinem Freund den Einsatz. »Auf jeden Mann einen Roboter. Die werden getrennt losgeschickt. Wir fliegen mit Flash in die Stadt. Die beiden Cyborgs Carrell und Alsop kommen mit, ebenso Dressler und Kartek. Auf die anderen Flash-Piloten möchte ich dieses Mal verzichten und sie lieber in der Einsatzreserve wissen. Regelst du diese Angelegenheit? Apropos, Dan, was war mit dem Chrono des Leitstandes los? Hast du den Zeitmesser wieder in Gang bringen lassen?« Der lachte trocken auf. »Nicht einen Finger haben wir gerührt. Als der Gravitationsspuk vorüber war, schaltete der Checkmaster und korrigierte sogar noch die Einstellung.« »Der Checkmaster? Der Checkmaster stellte unser Chrono neu ein?« Aus leicht zusammengekniffenen Augen schaute Dhark seinen Freund mißtrauisch an. »Unser lieber, unheimlicher Checkmaster. Ich glaube, daß wir ihn und seine Fähigkeiten auch in hundert Jahren noch nicht kennen. Könnte man doch nur einmal die Unitallverkleidung abnehmen und 'reinsehen. Okay, ich unterrichte die Männer für den Einsatz. Doorn auch?« »Unter allen Umständen, Dan!« Etwas später flogen fünf Flash aus, und über die Schleuse 3 schwebten zehn Roboter zur Kante der Ringfläche hinüber – ein Bild, an das sich die Männer im Flaggschiff wie in der FO VII immer noch nicht gewöhnt hatten. Mit schwach arbeitendem Sle warteten die Blitze auf das Erscheinen der Roboter in Höhe der obersten Ringetage. Die Bildprojektion war so geschaltet, daß sie in die Tiefe blicken konnten. Erst von dieser Position aus erkannten sie, welch ein gewaltiges Bauwerk sie vor sich hatten. Die Ringterrassen, die sich geschlossen um die Konstruktion zogen, waren alle gleich breit und leer. Wie jede Etage eine andere Farbe der Außenfront besaß, so war auch der Terrassenbelag in unterschiedlichem Farbton gehalten, ohne daß das Bauwerk einem klatschbunten Chamäleon glich. Riker flog den Flash, der sich mit dem Blitz des Commanders auf gleicher Höhe hielt. »Unsere Robs kommen, Ren.« Die tonnenschweren Metallriesen vom Planeten Tower rasten heran und stoppten dicht neben den plumpen Blitzen, denen ein Nichteingeweihter niemals ansehen konnte, daß es raumtüchtige Fahrzeuge waren, die über eine erstaunliche Feuerkraft verfügten. Die Blitze senkten ihre stumpfe Nase und flogen die breite Straße in der Tiefe an, die an einem weitflächigen Park, der mit hohen Bäumen bestanden war, scheinbar endete. Auch diese Straße war leer. Hinter ihnen blieb der gewaltige Bau zurück. Die Roboter hatten ihre Geschwindigkeit der der Flash angepaßt. »Keine Fenster? Keine Türen?« Dro Cimcs Stimme war über den Funk zu hören. »Nirgendwo Fenster?« Den anderen war es auch aufgefallen, aber sie hatten es längst aufgegeben, sich über Produkte der Mysterious den Kopf zu zerbrechen. Nacheinander setzten die Flash auf, und die zehn Männer stiegen aus.
»Wir haben auf das zweite System geschaltet!« sagte Mark Carrell, als er Dharks fragenden Blick bemerkte. »Eine Panne wie auf Soradan wird uns nicht mehr passieren.« »Hoffentlich«, erwiderte der Commander, der diesen Fehler der beiden Cyborgs nicht vergessen hatte. Die Roboter standen unbeweglich wie Denkmäler hinter ihnen und warteten auf Anordnungen. Dreihundert Meter entfernt lag die untere Ringterrasse des wuchtigen, himmelstürmenden Bauwerks. Der salzige Duft des nahen Meeres wurde vom leichten Wind herangebracht. Es war angenehm, sich im Freien aufzuhalten, und er war wiederum erstaunlich, daß der graue Straßenbelag ohne Staub und Schmutz war. »Achtung, an Gruppe Dhark! Eine Maschine unbekannter Konstruktion nähert sich aus Süden. Es wird empfohlen, wieder in die Flash zu steigen!« Falluta warnte sie aus der POINT OF. »Platz nehmen, meine Herren!« Ren Dhark war nicht bereit, unnützes Risiko einzugehen. Die Einstiege der Flash schlossen sich. Die Männer mußten wieder den Kopf weit in den Nacken legen, um die Bildprojektion zu sehen. Die Funkverbindung zum Flaggschiff stand. »Distanz noch einen Kilometer. Biegt jetzt um die Ringpyramide. In wenigen Sekunden müßten Sie die Konstruktion sehen können ...« Dann sahen sie, wie sich ein graues Ungetüm um die Rundung des Bauwerkes schob. Nein, es schwebte, und es nahm Kurs auf die fünf Blitze. Das Ding hatte keine Form, denn es war weder eine Kugel, noch ein Zylinder, noch paßte es zu einer anderen geometrischen Figur. Räder oder Teleskopstützen waren an den gebogenen Flächen nicht zu sehen, ein Linsensystem auch nicht. Über zwanzig Meter lang, bei einem Durchmesser von acht Metern an der breitesten Stelle, ragten drei Halbkuppeln über acht Meter Höhe hinaus. Vor den Flash setzte das Monstrum knirschend auf. Ausweiskontrolle! verstand Ren Dhark als einziger. Ihm war nicht nach Lachen zumute; im Gegenteil, jetzt wurde es ernst, denn wie sollte er einer robotisch gesteuerten Maschine klarmachen, daß sie weder Ausweise besaßen, noch Mysterious waren? »Kartek, haben Sie das auch erlebt?« fragte er hastig über Funk. »Nein, was will das Ding denn?« Vor Verblüffung schwiegen die Männer, als Dhark ihnen Aufklärung gab. Ausweiskontrolle! verstand der Commander zum zweitenmal, und wenige Sekunden später hörte er den Robot sagen: Letzte Aufforderung zur Ausweiskontrolle! Meldung an die Überprüfung ist abgesetzt! Dhark mußte handeln, wenn er keine Katastrophe heraufbeschwören wollte, und bevor er seinen Flash verließ, informierte er die anderen über sein Vorhaben. »Ich muß es tun, denn außer mir beherrscht keiner die Sprache der Mysterious, und allzu groß kann die Gefahr nicht werden, denn als Schutz habe ich zehn Roboter.« Er stieß den Ausstieg auf, sprang zu Boden und warf ihn hinter sich sofort wieder zu. Beide Hände um die Kolben seiner Superschweren Blaster ging er auf das Maschinenmonstrum zu und blieb in drei Metern Entfernung vor der leicht eingebeulten Nase stehen. »Ich heiße Ren Dhark und bin ein Fremder, der keine Ausweise besitzt!«
Das Robotungeheuer antwortete nicht, dafür meldete sich die Funk-Z über sein Vipho. »Commander, das Ding hat schon wieder Funkkontakt mit einer Stelle in der Stadt aufgenommen und erhält gerade eine Antwort, die nur aus Zahlen besteht. Wir ...« Glenn Morris in der Funk-Z schnappte nach Luft. »Commander, wir brechen durch! Wir werden in das Bauwerk gerissen! Wir stürzen ...« Abrupt brach die Funkverbindung mit der POINT OF ab. Von der FO VII war auch nichts mehr zu hören. Das Robotungeheuer bewegte sich plötzlich auf ihn zu. »Sie und alle anderen sind verhaftet! Ich werde Sie geschlossen abführen!« verstand der Commander. Das war der Augenblick, in dem Ren Dhark seine zehn Roboter auf das Maschinenungeheuer einsetzte. – ENDE –
REN DHARK Die Falle hinter Soradan ist den Terranern dank Arc Doorns genialem technischen Können nicht zum Verhängnis geworden. Ren Dhark steht nun mit den Besatzungen der POINT OF und der FO VII vor den fremdartigen pyramidenförmigen Wohngebäuden einer unbekannten Planeten. Haben sie endlich den Heimatplaneten der Mysterious gefunden, oder müssen sie weiter und weiter suchen, um endlich einen Mysterious lebend vor sich zu sehen? Lesen Sie in 14 Tagen den spannungsgeladenen Ren Dhark-Roman Band 96
Der Signalstern von Kurt Brand Sie erhalten ihn bei Ihrem Zeitschriften- oder Bahnhofsbuchhändler zum Preis von 80 Pf.