Von den
LUX-LESEBOGEN sind zur Zeit lieferbar: Kunst und Dichtung
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Von den
LUX-LESEBOGEN sind zur Zeit lieferbar: Kunst und Dichtung
49. Moderne Kunst 55/56. Goethe 58. Michelangelo 61. Gemälde 72. Wilhelm Leibl 80. Formende Hände 87. Raffael 107. Cervantes 109. Selma Lagerlöf 113. Der Schneider von Ulm 115. Eduard Mörike Geschichte
101. Buddha 106. Gandhi 112. DerMannvonSolferino (Henri Dunant) 116. Ritter, Bürger, Bauern Völker und Länder
67. Im Reich der Höhlen 99. Island, Insel zwischen Eis und Feuer
104. Schatzsucher 110. Ninive und Babylon 114. Wir ritten nach Lhasa Tiere und Pilanzen
45. Augen auf! 57. Tiervölker wandern 64. Ringvogel 32521 74. Hydra 102. Bergmann des Ackers 103. Wunder der Vererbung 108. VomPilzzumPenicillin Physik, Technik, Sternenkunde
43. Luftgaukler 60. Meteore 100. Welteninseln 105. Erdöl 111. Klingender Wald (Das Wunder derGeige)
VERLAG SEBASTIAN LUX • MURNAU/MÜNCHEN *
KLEINE B I B L I O T H E K DES WISSENS
LUX-LESEBOGEN NATUR-
UND
KÜLTUBKÜNDLICHE
HEFTE
VERLAG SEBASTIAN LUX • MÜRNAU/MÜNCHEN
Das Cleversulzbacher Pfarrhaus
Just in dem Augenblick, als die Glocke anschlug, rumpelte die Postkutsche ins Dorf. Ein weniges dahinter holperte ein großer, bis obenhin beladener Leiterwagen. Der Kirchenchor, der vor dem Pfarrhöfchen aufgestellt war, drängte sich noch enger zusammen und summte den Ton nach, den der aufgeregte Magister den Tenören und Bässen leise vorgesungen hatte. Dem Buben, der das Willkommen sprechen sollte, trat der Schweiß auf die Stirne: verzweifelt suchte er den Anfang des Gedichtes, hilfesuchend starrte er den Lehrer an. Aber der hatte genug mit sich und seinen Sängern 2
zu tun: „Wenn das Sätzle kommt ,Dich grüßet die Gemeinde den Hirten seine Schäflein treu', dann — bitt schön — recht kräftig! . . . aber laßt's Gefühl dabei net aus!" Den Männern strahlte die helle Bereitschaft aus den Augen, so zu tun, wie befohlen und wie mit eifrigem Gehorsam seit Wochen im ,Löwen' geprobt war. Die Dorfbuben standen im ansteigenden Gäßlein vor der kleinen Kirche; die Sonntagskleider trugen wohl Schuld daran, daß ihre sonstige Keckheit schier weggeblasen war. Aber das konnte nicht hindern, daß sie von dem ihnen zugewiesenen Platz behutsam Schrittchen für Schrittchen näherrückten, bis sie das Pfarrhaus an der Straße, die nach Neuenstadt führte, ungehindert vor Augen hatten. Die Mädchen verhielten sich brav, die mancherlei Schwätzchen waren verstummt. Vor und neben der Wirtschaft zum ,Adler' hatten sich die Frauen aufgestellt. In ihren Reihen flüsterte und wispelte es eifrig. Die Kunde, daß der neue Seelenhirte nicht allein komme, war aufregend genug: Mutter und Schwester sollten ihn begleiten (so hatte der Dorfvorsteher vom Herrn Dekan im nahen Neuenstadt erfahren). Von einer Frau Pfarrerin war nicht die Rede gewesen. Dabei trug der Neue doch schon dreißig Jahre auf dem Rücken! Der einzige, der unbeirrt in der Menge stand, war Herr Wilhelm Hartlaub, Patronatspfarrer der kleinen hohenlohischen Gemeinde Wermutshausen. Er war schon gestern abend in Cleversulzbach eingetroffen und hatte im ,Adler' logiert. Hartlaub hatte die Strapazen der beschwerlichen Reise ohne Zögern auf sich genommen, um den bislang so eingetriebenen Freund' in seinem neuen Amtsort zu begrüßen — nein, mehr noch: um ihm in dieser entscheidenden Stunde ganz nahe zu sein. Im Jahre 1818 hatten sich ihre Herzen gefunden, an jenem Tage, da sie einander als Zöglinge — Knaben noch — des Seminars in Urach erstmals begegnet waren . . . Hartlaub blickte die Straße hinab: die Kutsche näherte sich bereits dem ,Löwen'. Er spähte, ob er den Freund am Kutschenfenster sehe. Aber die Scheibe war trotz der Wärme des Tages geschlossen. Welche Gedanken mochten jetzt den allzeit Zaghaften bewegen! Dieser Julitag 1834 mußte endlich Ruhe in das Leben des,Wanderers von Pf arre zu Pf arre' bringen. Den von unheimlichen Gärungen der Seele Getriebenen, den oft so verzweifelten ,Reisevikar', hatte zu aller Misere auch noch vor acht Monaten die Tragödie einer zerschellten Liebe zu Luise Rau, der Pfarrerstochter von Plattenhardt, unsagbar verwundet. Gewiß, den Pfarrherrn begleiteten Mutter und Schwester — eine Schildwache selbstloser Liebe uriS dienender Treue; aber sie konnten in dieser 3
Stunde nimmer den amts- und lebenserfahrenen Hartlaub ersetzen: den ,Urfreund, den Schutzgeist, der den verborgenen Knoten meines Lebens hält'; so hatte der Rastlose bekannt, als er sich seiner seelischen Heimatlosigkeit und der Qual, daß ,alles Rätsel' sei — er selber aber das tiefste —- erschreckend bewußt geworden war. „Wollt Gott, der Empfang wäre schon vorüber!" dachte Hartlaub. Der Freund hatte bisher in acht Pfarrgemeinden als Vikar und Diakonatsverweser gewirkt, acht Jahre hindurch. Jetzt sollte er zum ersten Male selbständig amtieren, als Pfarrer im Schwabendörfchen Cleversulzbach, dem pflichtbewußten und immer Pflichterfüllung fordernden Herrn Dekan in Neuenstadt unterstellt. Wieviel hing von dem ersten Eindruck ab! Die braven Cleversulzbacher wußten nicht, wie abhold der erwartete Pfarrer jeglichem Getue, selbst dem bestgemeinten, gegenüberstand; wie sehr sein empfindsames Ohr, das selbst die leisesten Schwingungen der Natur zu vernehmen vermochte, sich vor allem Lauten ängstigte. Niemals würden sie das erschütternde Selbstbekenntnis erfahren: ,Man gleicht dem verscheuchten Huhn, ein blödes Kind.' Die Glocken gerieten jetzt in fröhlichen Schwung. Die Kutsche polterte über eine ausgefahrene Straßenspur und hielt. Einiges Knarren noch; dann stand auch der zweite Wagen still, auf dem es sich hoch türmte: ein Gewirr von Kisten und Kasten, Möbelstücken und sonderlichen Dingen, deren Nützlichkeit niemand fürs erste erkennen konnte. Ein kurzer Blick der neugier-erregten Bauern streifte diesen merkwürdigen Wirrwarr; aber die Augen hatten jetzt Wichtigeres zu tun: sie hingen an dem Halbtürchen der Kutsche, das sich zögernd öffnete.' Wilhelm Hartlaub eilte dem Wagen entgegen, aus dessen schattigem Innern sich drei Menschen lösten: der neue Pfarrer und zwei Damen. Hartlaub half dem Freunde, der die Augen vor der großen Sonnenflut und den Blicken der Bauern schloß. Er reichte ihm die Hand. „Eduard!" sagte er bewegt. Dann aber fügte er mit fester, aufmunternder Stimme hinzu: „Willkommen, Amtsbruder Mörike!" Der Lehrer hob den Taktstock, die Sänger hoben die kräftigen Stimmen zum frohen Lied, und das mühsam und oft geübte Forte schwoll zu einem Fortissimo an, das auch der gewünschten Gefühlsergießung keineswegs entbehrte. Der bislang verängstigte Bub hatte gottdank wieder sein Gedicht zusammen, den ,Tag des Herrn', das von dem landauf, landab bekannten und lautgepriesenen Herrn Ludwig Unland stammte, der zur Zeit all' Abgeordneter im i
Württembergischen Landtag zu Stuttgart sparsame, aber gescheite Reden hielt. Der Dorfvorsteher schwäbelte knorrig seine Ansprache redete ein wenig verdrossen von der letzten Zeit, in der man sich so lange mit unerfahrenen Vikaren habe zufrieden geben müssen. Aber nunmehr (das hohe Konsistorium sei vielmals bedankt!) habe der Notstand ein Ende gefunden, indem es einen Pfarrer nach Cleversulzbach entsende, von dem das gute Dorf alles verlange, was dem Seelenheile und auch sonst noch dem gemeindlichen Leben nottue. Zu letzterem — hier hüstelte der Vorsteher — möge auch die sorgfältige Aufbewahrung der Kirchenbücher zählen, wenn er sich erlauben dürfe, solches zu bemerken. Aber er habe schon einen rechten Grund, das zu erwähnen: sei doch einem der vormaligen Pfarrer, dem Herrn Rabausch, das ,Ehe- und Totenbuch' in Verlust geraten und der Behörde durch dieses Mißgeschick mancher Verdruß entstanden. Ja, das wolle er noch ganz am Rande seiner Grußworte vermerken, und damit sei seine Ansprache beendet. Der neue Pfarrer trug eine Brille; die Gläser, schmal und goldumrandet, glitzerten silbern im Julilicht. So konnte denn keiner die unruhigen Augen entdecken, die nichts anderes als eine starre Wand neugierig gespannter Gesichter sahen. Hartlaub stieß den Freund wie zufällig an: Es war höchste Zeit, daß Eduard nun antwortete. Aber es brauchte doch noch ein Weilchen, ehe Mörike die verwirrten Fäden seiner Gedanken lösen konnte und mit leiser, fast brüchiger Stimme sprach. Den Damen stockte der Atem: noch vor einer Viertelstunde hatte er ihnen im holpernden Wagen eine treffliche Rede vorgetragen, von anschaulichen Zitaten aus der Heiligen Schrift umrankt, und Mutter und Schwester hatten nicht mit reicher Anerkennung gegeizt. Aber ihre Ängste währten nicht lange. Eduard hatte das Knäuel der Gedanken mittlerweile entwirrt und das Wort wieder in der Gewalt; ja, er sprach mit spürbarer und die Zuhörer rührender Wärme, als er seine kurze Ansprache beschloß: „Ich komme mit ganzem und redlichem Willen . . ., -mit einer innerlich entschiedenen Liebe zu Euch. Unser Herr Jesus Christus walte mit Seiner Gnade über meinem Willen und über der Gemeinde!" Er trat ein Schrittchen zurück und kehrte den Blick nach innen. Die Sänger räusperten sich und sangen, unterstützt von der Gemeinde, das Lied „Eine feste Burg ist unser Gott". Pfarrer Hartlaubs Stimme klang kräftig; er war sehr froh: die schwierige Stunde hatte doch noch ein gutes Ende gefunden; der erste Eindruck, den die Cleversulzbacher von ihrem neuen Hirten gewonnen hatten, 5
konnte nicht ganz ungünstig sein. Um den Mund Clärchens, der Schwester Eduards, zuckte es; sie konnte das Lied niemals ohne heimliches Entzücken singen: Mit Martin Luther waren die Mörikes ja in ferner Verwandtschaft. Ein silbernes Gefäß mit gotischer Umschrift, ,sein Trinkbecher, wurde in ihrer Familie vererbt'. Die Mutter schwieg. Ihr sorgenvolles Auge ruhte unverwandt auf dem ernsten Antlitz des Sohnes. Es waren nicht nur die Mühen der beschwerlichen Reise, die sein Gesicht verschatteten . . . Die Menge hatte sich verlaufen. Ein halb Dutzend kräftiger Buben stand bereit, den Leiterwagen abzuräumen. Der Pfarrer schien verwandelt zu sein: der rätselhafte Ernst, eine ,wunderbar gemischte Stimmung, dumpfig-hell, wie zwischen den Bergfalten drüben, wo die Sonne ihren Zwitterschein hinfallen ließ', war von ihm gewichen; ein knabenhaft gelöstes Lächeln spielte um die Augen. Er hieß einen der Jungen, den Daniel Hartmann, das Getürm des Wagens erklettern und den altväterlichen Sessel, der über allem Gerät lag, aus seiner Verschnürung lösen. Nun stieg er vom Höfchen aus die Stufen zum Pfarrgarten empor, entdeckte dort sogleich am äußeren Zaun eine Buche, die schützenden Schatten spendete und von der man bequem in einige Zimmer des Pfarrhauses blicken konnte. Hierhin ließ er den Sessel bringen und die Mutter Platz nehmen. Zärtlich legte er die Hand auf den Arm der 63jährigen Frau: „Ihr schlaft ein bißchen, Mutter, oder guckt uns zu, wie wir einräumen!" Er beugte sieh tief hinab und küßte sie: „Ich bin glücklich, Mutter, und Ihr dürft es nun auch sein!" Er eilte zu Hartlaub und Clärchen. Die Mutter sah ihm nach, sie faltete die Hände zu jenen Worten, die Eduard geschrieben hatte und die sie sehr liebte: .,i Du, Vater, D u rate. I T . In Ihm sei s begonnen, T i T-> . i , Lenke Un und wende! der Monde und Sonnen Herr, Dir in die Hände an blauen Gezeiten se des Himmels bewegt. ! A " f a n S «"d Ende, sei alles gelegt!
Erinnerung reicnt die ZauberscKalen Die Dorfbuben erlebten heute einen ungewöhnlichen Spaß: abgesehen von der Ehre, die ihrem Selbstbewußtsein schmeichelte, des Pfa rrers Knechtlein zu sein, ergötzten sie sich mit wachsendem 6
Erstaunen an den mancherlei merkwürdigen Geräten, die sie ins Pfarrhaus trugen: sag und schreibe ein halbes Dutzend Vogelkäfige, Blumentöpfe, bunt und lustig bemalt, ein Aquarium, ein Spinett, ein Fäßchen mit absonderlich geformten Steinen, darunter goldene Ammoniten, eine flache Schachtel, angefüllt mit alten Münzen, und Bücher, viele Bücher. Einiges zu tragen, blieb ihnen jedoch verwehrt: da war der gipsweiße Kopf eines Frauenzimmers (von dem sie nicht wußten, daß es die griechische Juno war), ein Schränkchen, aus dem es akkurat wie in der Hofapotheke zu Neuenstadt roch, vielerlei Handwerkszeug, wie es der Dorfschreiner besaß, und lustig gebastelte Kislchen und Kästchen verschiedener Art. Wie gut, daß die Buben nicht den blitzblanken Totenkopf erspähen konnten, der sich wohlverhüllt und dreimal verschnürt in einem wollenen Lappen verbarg. Der Pfarrer Hartlaub schien sehr besorgt zu sein, daß den Mappen und Heften, die er ins Haus trug, ja kein Stücklein Papier entfiele; ein Vierlerlei an Kostbarkeiten stand darauf geschrieben: Poesie und Prosa, ernste Gedichte, daneben aber auch mancher ,Bafel, heiteres Geversei', aus gelegentlich munterer Laune geschüttelt, gewissermaßen ,bunte Schmetterlingstupfen'. Hartlaub kannte sie fast alle, die fröhlichen Verse und jene ernsten, die in den ,geweihten Momenten' entstanden waren, wo der Mensch gleichsam mit angehaltenem Atem auf den Grund der eigenen Seele niederschaut oder den geheimsten Puls seines ahnungsvolleren geistigen Lebens fühlt! Wachsam, als ob sie ein Teil des eigenen Herzens seien, trug Hartlaub sie in die Studierstube und ordnete alles gleich in das ,kleine Pult aus Nußbaumholz'. — Die Mutter im Schatten der Buche, eingeschlossen vom Zaubergürtel der Einsamkeit', schlief nicht, sie sah und hörte wie von ferne die Kleinen und Großen kommen und gehen. Und wie dort der Zug der Heiter-Geschäftigen sich bewegte, so glitt jetzt der Zug vergangener Jahre vorbei, ihre und ihres Sohnes reich bewegten Jahre . . . Sieben Kinder hatte sie ihrem Gatten, dem wohlangesehenen Ludwigsburger Stadt- und Amtsphysikus Karl Friedrich Mörike geschenkt. Eduard war das vierte; das achtzehnjährige Clärchen dort, des Bruders ,lieber Stern und holdes Trostgesicht', das letzte Kind. Am 8. September 1808 war Eduard zur Welt gekommen. Die Erziehung hatte fast ganz in ihrer Hand gelegen; denn dem Vater blieb nur wenig Zeit, sich mit der großen Kinderschar zu beschäftigen. Vater war ein Mann voll aufopfernder Pflichttreue, in seinen sparsamen Freistunden naturphilosophischen Studien hingegeben.
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,Wenn er auf die Kinder wirkte, so geschah es zufällig durch einzelne Winke oder stillschweigend durch den so liebevollen als ernsten Eindruck seiner Persönlichkeit.' Die einsame Frau unter der Buche grübelte: Vielleicht hatte sie Eduard allzu zart erzogen; seine empfindsame Seele war nicht genug gehärtet und seine zweifellos schwermütige Veranlagung vielleicht sogar gesteigert worden. Daß Eduard sie tief verehrte und grenzenlos liebte, beglückte ihr Herz. Er hatte es einmal bekannt: ,Durch ihr reines Wort, zur rechten Zeit gesprochen, übte sie ohne studierte Grundsätze und ohne alles Geräusch eine unwiderstehliche Gewalt über die jungen Herzen aus.' Aber auf Eduards »empfängliches Herz hatten noch andere Gewalten, vor allem der gemütsstarke ältere Bruder eingewirkt. ,Er wußte mehr als andere den gewöhnMörike als Tübinger Student lichen Erscheinungen einen höheren und oft geheimnisvollen Reiz zu geben; er war es auch, der die kindlichen Gefühle zuerst mit mehr Nachhaltigkeit auf übersinnliche und göttliche Dinge zu lenken verstand.' Und dennoch, trotz aller Eltern- und Geschwisterliebe: wie einsam war dieses Kind geblieben! Sie hatte den Roman ihres Sohnes gelesen, den „Maler Nolten", der ja an vielen Stellen Eduards eigenes Werden wiederspiegelte. Erst jetzt war ihr in furchtbarer Erschütterung bewußt geworden, wie sehr der Knabe im j a m m e r n den Raum' seiner Kindheit gelebt hatte. ,Ich gab mich an irgendeinen Winkel, wo ich gewiß sein konnte, von niemanden gefunden zu werden, an der Kirchhofsmauer oder auf dem obersten Boden des Hauses oder im Freien unter einem herbstlichen Baume der Beschaulichkeit h i n . . . Auch konnte ich —• in einem Bretterverschlag — völlig Nacht machen, und während es draußen heller Tag war, eine Kerze anzünden . . .' Schon hier, in den Tagen der aufdämmernden Jugend, wand er einen ,Flor aus zartem Goldgespinst um die kahle Deutlichkeit der Dinge', das Zwielicht der stillen Umgebung schickte ihm hier die erste Furcht vor dem Lärm der Welt ins Herz. Wie glich er doch damals schon dem ins Zisternen- f dunkel verlorenen und in die Fremde verkauften Benjamin des ] 8
gleichnamigen Gedichtes, das so trostlos anhebt: ,Verborgen an einsamer Stelle, such' ich in Tränen mein trauriges Glück.4 Noch immer hallten die Stimmen der Dorfbuben durch das Pfarrhaus, Kinderlachen und fröhliches Gezwitscher der Zungen. Die Mörikemutter fröstelte.
Du meines Lebens a n d e r e Schwelle Der neue Pfarrer war gerade damit beschäftigt, einen Starenkäfig am Fenster zu befestigen, als Hartlaub die Studierstube betrat. Seine Stimme grollte: ob Eduard nicht einem Buben diese nebensächliche Arbeit überlassen wolle! Überhaupt möge er sich endlich, nachdem doch das Wichtigste, das nun einmal zu einem Um- und Einzug gehöre, geleistet sei, an seinen Schreibtisch setzen und einige vorbereitende Gedanken für seine Investiturpredigt am kommenden Sonntag niederlegen; er, Hartlaub, müsse doch schon morgen in aller Frühe abreisen und übermorgen sei bereits die festliche Einführung; vorher aber wolle er mit ihm ,um der alten Freundschaft willen' die Kanzelrede besprechen. Mit Bestimmtheit werde der Herr Dekan anwesend sein, auch mit dem Erscheinen einiger benachbarter Amtsbrüder müsse gerechnet werden. Mörike senkte den Kopf, er wußte: ,Wenn Du mich anmahnst und aufschüttelst, so ist's nicht mehr noch weniger, als ich bei meiner kranken Ängstlichkeit gar wohl brauchen kann.' Er setzte sich also gehorsam an das Schreibpult. Der Sitte gemäß wurde von einem Geistlichen am neuen Pastoralort neben der Predigt auch die Verlesung eines möglichst ausführlichen Lebenslaufes verlangt. Da galt es, klüglich abzuwägen, was man auszusprechen und was man gescheiter wegzulassen habe. Zur Vorbereitung auf Predigt und biographische Notiz konnte ihm die Hilfe des erfahrenen Pfarrers Hartlaub nur von Nutzen sein. Die morgige Abreise des getreuen Freundes und seine eigene Schwerfälligkeit in der Bewältigung einer solchen Arbeit bedenkend, begab sich Mörike daran, zuerst den Lebenslauf zu skizzieren. Von seinen näheren Vorfahren berichtete er, von seinen Eltern dann; dankbare Empfindungen stiegen in ihm auf und wurden herzdurchwärmte Worte, als er von Vater und Mutter als den ,Hütern meines äußeren und inneren Lebens' berichtete. Was war weiter zu sagen: ,Ich besuchte die lateinische Schule. Man war besonders auf den Wunsch eines Oheims schon ziemlich übereingekommen, mich dem 9
geistlichen Stande zu widmen. Im Jahre 1815 erkrankte mein Vater, die Leiden dauerten volle drei Jahre. Beim Leichenbegängnis trat der Oheim mit der Erklärung hervor, er wünsche mich zu sich nach Stuttgart zu nehmen und meine Bildung zu fördern. Sofort nach bestandener Schulprüfung — am Gymnasium — war mein Beruf als Prediger entschieden ausgesprochen: im Oktober 1818 wurde ich mit mehr als 30 Zöglingen in die neu errichtete Klosterschule zu Urach aufgenommen .. .' Die Hand, die den Federkiel hielt, glitt langsam auf die Tischplatte zurück. Erinnerungen wurden lebendig: Urach, das stille Städtchen am Fuß der Schwäbischen Alb, wo sich das Niedere Seminar, die Vorbereitungsstätte für zukünftige evangelische Theologen, befand. Der Knabe schien sich in dieser neuen Welt glücklich zu fühlen, wenngleich er sich körperlich nicht immer zum besten befand. ,Den heitersten Sonnenschein verbreitete sein Wesen, in dem es jedem sogleich wohl wurde; jedoch nichts Gewöhnliches kam aus seinem Munde . . . er war die verkörperte Poesie, unter Poesie alles verstanden, was gut, schön, lieb und liebenswert ist' (Hartlaub). Allerdings, mit seinen schulischen Leistungen haperte es gar sehr: kaum, daß er einmal über den 30. Platz unter knapp 40 Schülern hinauskam. Aber in dieser Zeit rührte die ,große Dichtung' an die empfängliche Seele des Schülers: das Werk Shakespeares, Calderons, Novalis', Goethes und Ariosts. Stärker, eindringlicher, entscheidender jedoch als diese Poesien waren Umgang und Einfluß der Natur. Urach machte den jungen Menschen zum Dichter: Urach, ,o Tal, du meines Lebens andre Schwelle! Du meiner Kräfte stiller Herd, du meiner Liebe Wundernest!' Hier in der Betrachtung der gesonnten Felsen, der alten Wolkenstühle, der Wälder schwer, wo kaum der Mittag lichtet', hier, ,wo Natur . . . ihr übermenschlich Schweigen bricht', begann sich mehr und mehr die Traumseele einzuspinnen und sich noch stärker als in den Tagen der frühesten Kindheit von den Menschen abzusondern; ein zu ausgebreiteter Umgang der Menschen miteinander muß manchen heiligen Keim ersticken und die Götter verscheuchen .. .' Der Mann, der da versonnen am Schreibpult saß, hatte dieses Wort mit 18 Jahren an den Mitschüler Waiblinger geschrieben, der die Freundschaft Mörikes gefordert hatte: ein ungebärdiges Kraftgenie, ein Dichter schon als Jüngling. Und was er damals aus der abgeschiedenen Zelle' seines Innern ausgesprochen, seine fast krankhafte Furcht vor dem lauten Getriebe: bis heute war er sich gleichgeblieben. Zeitleben» würde Mörike die Scheu vor einem ,zu ausgebreiteten 10
Das Tübinger Stift, aus dem viele große Deutsche hervorgegangen sind
Umgang' mit den Menschen nicht verlieren. Er war gesegnet und er war verurteilt, sehr einsam zu werden: ,Kann auch ein Mensch des andern auf der Erde, / ganz wie er möchte, sein? — / I n langer Nacht bedacht' ich mir's / und mußte sagen: Nein!' — Clärchen ging an der Tür vorbei; es drängte sie einzutreten, aber sie eilte nadi schnellem Besinnen weiter. Wußte sie von Herrn Hartlaub doch, daß der Bruder sich überlegsam auf die Stunde der Investitur vorbereiten müsse. Auch sie hatte oft erlebt, wie sdiwer Eduard ,die Brücke zur Predigt' fand und wie sich ,das lautere Gold' seiner Worte auf dem Kanzelstuhl in ,plumpes Blei' verwandeln konnte. Mörike taudite den Federkiel in die Tinte. Und während er schrieb, zögerten doch immer wieder die Worte im Auffluten der Erinnerungen . . . Jahre strenger Zucht waren die Tübinger Studentenjahre zwischen 1822 und 1826, im berühmten Stift, dem evangelisch11
theologischen Seminar, das dem schwäbischen und deutschen Geistesleben so zahlreiche große Männer geschenkt hatte: Kepler, Hegel, Schelling, David Friedrich Strauß, Vischer, Hölderlin, Hauff. Aber fast alle hatten unter dem Joch der harten Ordnung geseufzt. Und doch bewahrten sie diese Jahre in gutem Erinnern. — Mörikes Feder glitt nun mit sicherem Schwung über das Papier: ,Von Männern, deren Unterricht mir zugute kam, nenne ich die verehrlichen Professoren', nun folgten die Namen, ,und zugleich mit Empfindungen persönlicher Dankbarkeit nenne ich den seligen Prälaten von Bengel". Sie hatten sich um ihn bemüht; aber stärker und immer schmerzlicher hatte ihn schon damals der Zweifel überfallen, ob ihm der Weg ins Pfarramt von Gott gewiesen sei. Gewiß, er war fromm, demütig, er wußte und hatte offen bekannt, daß ,die Gottheit mich führt, sie schwebt vor mir, in mir ist sie', aber der innere Ruf wies ihn vielleicht nicht ins pastorale Amt; da war ja noch ein anderes, die gärende, unheimliche Kraft, die aus dichterischer Begabung kam und ihn überströmte: Die Poesie hatte seit den Uracher Tagen Gewalt über ihn gewonnen, sie sprach aus ihm, sie dichtete aus ihm. er mußte naturgesetzlich ihrem Drängen gehorchen, er war nur noch ihr Organ, durch das sie Form erhielt: ,Die Seele fängt von selber zu tönen an, wie jene Harfen, auf denen der Wind spielt.' Er empfing —• wie Vischer früh erkannte — sein dichterisches Werk ,im Zustand relativer Bewußtlosigkeit'. —
Dem die höhere AAacht die dunklen Tage bestimmt hat Als ob die Gedanken des Sohnes eine zarte Liebesbrücke zur Mutter im Garten schlügen: auch ihre Erinnerungen tasteten sich in diesen Augenblicken in die Tübinger Epoche zurück. Ihr Herz schlug erregt und schmerzlich. Jenes erschütternde Ereignis im Leben des Sohnes schob sich vor ihren Blick: Eduard war 1823 in die Osterferien nach Ludwigsburg gekommen. Ein Zufall hatte ihn in einer Studentenschenke mit einem Mädchen zusammengeführt, einem schönen Geschöpf, aber seelisch krank, übersteigert in ihren Gefühlen, einer Schwärmerin nachtwandlerischen Gesichts. Aus dem v e r zärtelten Gang seines Wesens', diesem hauchdünnen Labyrinth der Mörike-Seele, brach eine Leidenschaft hervor, die ihn nachtdunkel bedrohte, die seine geniale Empfindsamkeit dem Wahnsinn nahe12
bringen sollte. Die zigeunerhafte Maria Meyer wurde die Peregrina des gleichnamigen Gedichtzyklus „Peregrina", die unstete Pilgerin, ,das seltsame Kind, das zauberhafte Mädchen; lächelnd geht sie dahin, das Bildnis schöner Qual' und wird das ,Irrsal, das in die Mondscheingärten einer Liebe' kam. — Behutsam hatte die Mutter die todkranke Seele ihres Sohnes in ihre Hände genommen, langsam ging die Krise vorüber. Das Mädchen, das wie ein Meteor gekommen war, glitt wieder ins Unbekannte, ins Dunkle zurück. — Mörike hatte nach dem Examen das Tübinger Stift verlassen und wartete darauf, als Vikar tätig zu sein. Und so waren die acht schweren Jahre des Vikariatsamtes gefolgt, die ihn oft genug in den Zwiespalt des Herzens getrieben hatten. Gewiß, er fand fast überall gute, freundliche Pfarrer; aber ihr Einfluß reichte nicht aus, — wie Hartlaub es stets vermochte — ,das Segel meines gedankenlos hintreibenden Schiffes' recht zu lenken. ,Du hast keinen Begriff von meinem Zustand.' Aber wenn ,die Seele schwärmt', dann lebt er in einer anderen Welt, und die Kränze der Dichtung ,flechten sich wie von selber unter meinen Händen'. In den Vikariatsjahren entstehen die unsterblichen Gedichte: „Um Mitternacht", „Im Frühling", „Das verlassene Mägdlein", „Heimweh", „Er ist's". Wer diese großen Dichtungen, die königlich neben Goethes kostbarsten Poesien stehen, liest und mitzuerleben vermag, wird das WortMörikes begreifen, das er in seine Investiturrede aufgenommen hat: ,Meine ganze innere Verfassung in jener Periode, der bisher mühsam unterdrückte Zweifel, ob ich denn auch wirklich zum Geistlichen tauge, dabei eine angegriffene Gesundheit, drängte notwendig zu dem Entschluß, auf einige Zeit dem kirchlichen Dienst zu entsagen.' Er war, wie er es in einem Briefe ausdrückt, bereit, eine Sekretärstelle, ein ,Kanzlistenpult' zu übernehmen. Das Konsistorium bewilligte ihm eine Zeit der Entspannung. Aber die vermeintliche Genesung verwandelte sich bald in bittersten Zwang: Ein Verleger in Stuttgart verpflichtete ihn gegen eine Vergütung von 50 Gulden monatlich zu regelmäßigen Beiträgen für seine Zeitschrift. ,Aber schon die erste Wurst, die ich von seinem Geld aß, schmeckte mir nicht recht', denn ,ein schönes Werk von innen heraus zu bilden, dazu bedarf's vor allem der Ruhe und einer Existenz, die es erlaubt, die Stimmung abzuwarten.' Hier aber war er in eine quälende Terminmühle geraten; er trug eine ,papierene Kette' und ,krepierte fast vor Ekel an der Sache und vor Zorn', wie er an Johannes Mährlen schrieb. ,Wie Schuppen fiel's mir von den Augen, daß ich alle Pläne, die mein ganzes Herz erfüllen, auf keinem Fleck 13
sicherer verfolgen kann als in der Dachstube eines württembergischen Pfarrhauses.' Ein Besiegter, so kehrte er wieder ins Vikariat zurück und wanderte von Pfarrhaus zu Pfarrhaus. Er gab sich redliche Mühe, die ihm übertragenen Pflichten zu erfüllen; aber die innere Unruhe blieb. Im ,Drang, Qualm, Lärm und Dunst, in der Hitze und dem Geschrei des Tages' suchte er die Stille, in der allein sich die unaufhörlich geladenen Energien seines Gefühlslebens auszuströmen vermochten und in Poesien verwandeln konnten. Die Begegnung mit Luise Rau, der Tochter des Pfarrers von Plattenhardt, hob sein Herz auf den Gipfel des Glücks, der ,heitere Blitz der Eingebung erhellt mein ganzes Wesen mit reinstem Licht'. Was der Jüngling bereits 1825 von sich gesagt: ,Der Genius jauchzt in mir' — in dieser Spanne der Liebe zu der Pfarrerstochter wurde der Jubel noch vervielfacht. Der ,Schöpfung Seele' schwärmt mit dem Liebenden: ,Betäubt kehr' ich den Blick nach oben hin, da lächeln alle Sterne; ich kniee, ihrem Lichtgesang zu lauschen.' — Aber die mild leuchtenden Sterne verlöschten langsam. Luisens Glaube an den Bestand des Glücks wurde immer schwankender: die Aussicht, eine endgültige Pfarrstelle zu erhalten, war nicht gesichert, zu alledem war der Verlobte nicht gesund. Der 1829 begonnene Herzensbund zerbröckelte, der Spätherbst 1833 sah nur noch die Trümmer einer unsagbar großen Liebe. Was aber unzerstörbar blieb, waren die Zeugnisse der Herzensnähe, die Briefe des Liebenden an die Geliebte, von denen Mörike selber bekannte, daß .auch nicht ein falscher Hauch darin ist.' Und an Hartlaub schrieb er: ,Es ist, als hätte ich mir selber eine Ader geschlagen, und Du sähest nun das rote warme Blut.' Es sind die schönsten, dichterisch anmutigsten und reinsten Liebesbriefe, die je in deutscher Sprache geschrieben worden sind. — Hartlaub ist abgereist, das Pfarrhaus eingerichtet. Jedes und alles hat seinen Platz gefunden, auch die ,Menagerie': Vögel, Fische, der Igel, die Katze und Jolli, der Seidenspitz, auch Nikodemus genannt. Das Spinett steht stumm im Studierstüble; es wartet darauf, daß einer kommt, der darauf spielt; der neue Pfarrer beherrscht kein Instrument, und dabei ist er doch selber die leibhaftige Musik. Gut mag es warten, bis Hartlaub wieder kommt; dann werden ,die vie Wände in einer Woche mehr Haydn, Mozart und Beethoven z hören bekommen als mancher Konzertsaal der Residenz im Winter. 14
Die Investiturfeier geht glücklich vorbei. Und die P r e d i g t . . . na, man hatte schon bessere gehört! Aber muß es einen an sich schon ängstlichen Redner nicht verwirren, wenn in einem Kirchlein, das sehr winzig ist, die Zuhörer auf der Tribüne so nahe an der Kanzel hocken, daß man ihnen beinahe die Hand reichen könnte? Der Lebensbericht des Herrn Pfarrers hat ausgezeichnet gefallen, das Schlußwort war ohne Pathos, nur wärmedurchtränkt: ,Wie neu und erhebend ist mir der Gedanke, daß ich nun gewürdigt sein soll, von einer Gemeinde vollkommen Besitz zu nehmen!' Der Herr Dekan nickt anerkennend. Nur eines macht ihn besorgt: der neue Pfarrer sieht recht kränklich Mörike-Kanzel in der Dorfkirche aus: das bei der Predigt sichtvon Cl,eversulzbach bar gewordene ,Schwächegefühl, der Blutandrang nach dem Kopfe, das heftige, nicht selten die Sprache hindernde Herzklopfen', dieses merkwürdige Schwanken des ganzen Körpers, wirklich, der neue Herr Amtsb rüder ist nicht gesund!
Vier Jahre später. Der dort droben auf dem sanft geneigten Wiesenhang liegt, braucht nur den Kopf zu heben, um auf das Dorf zu schauen. Aber er hebt nicht den Kopf, er blickt nicht hinab: Das Antlitz ist dem Himmel zugekehrt, ,seine Augen weiden in der Ferne', wo seidig kleine Wolkentupfen windgetragen segeln. ,Hier lieg' ich auf dem Frühlingshügel, / die Wolke wird mein Flügel, / ein Vogel fliegt mir voraus . . .' IS
Drunten verschwingt der Klang der Glocken. Es ist Sonntag, und gleich beginnt der Gottesdienst. Um den einsamen Mann in der leis sich wiegenden Flut der Anemonen und Akeleien, der Schlüsselblumen, Salbeien und Gräser schweben Insekten. ,Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen . .. / Es drängt der Sonne goldner Kuß mir tief bis ins Geblüt hinein; / die Augen, wundersam berauscht, / tun, als schliefen sie ein, / nur noch das Ohr der Biene lauschet'. . . Der Wind streift stärker am Frühlingswiesenhang vorbei. Wie wach das Ohr ist! Ein empfindsames Gehör, das noch die heimlichsten Schwingungen aufnimmt und sie in Musik verwandelt. Es hört ,der Erdenkräfte flüsterndes Gedränge, / das aufwärts in die zärtlichen Gesänge / der reingestimmten Lüfte summt.' Verspätete Bauern schlüpfen in das Kirchlein, in dem soeben die Orgel anhebt. Eine Bewegung geht durch den frommen Raum, die Leute recken die Hälse: ein Vikar kommt aus der Sakristei, der blutjunge Herr Lewen aus Neuenstadt. Wiederum einer, der den Herrn Pfarrer vertritt! Fast jeden Sonntag ein neues Gesicht! Vier Jahre weilt Herr Mörike nunmehr in Cleversulzbach. Im ersten ließ er sich gut an, fast jeden Sonntag stand er am Altar. Aber dann tauchten mehr und immer mehr neue Gesichter auf. Dabei erhalten Hochehrwürden ,competenzmäßig 600 Gulden Besoldung' im Jahr, wie die Ernennungsurkunde besagt. Wirklich, die Gemeinde hat viel Pech mit den Pfarrern gehabt. Kein Wunder, daß die Alten sich gern an ein pastorales Musterbeispiel, an Herrn Pfarrer Frankh erinnern. Der war ein Exemplar an Exaktkeit und ein redegewandter Mann dazu. Daß er der Schwager des berühmten Friedrich Schiller war, konnte der kleinen Gemeinde nur Ansehen verleihen. Man kann verstehen, daß über den jetzigen Pfarrer die Meinungen recht geteilt sind; aber Lob und Tadel halten einander die Waage. Keiner im Dorf, der daran zweifelte, daß er nicht redlich bemüht wäre, sein Amt gut zu verwalten, niemand, der das Menschliche in ihm nicht höchstlich schätzte. Er ist gütig, freundlich, er teilt den Armen und Notleidenden gerne mit. Vor allem lieben ihn die Kleinen. ,Meine Seele ist voll von Kindern', hat er einmal gesagt. Sie kommen zu ihm, um sich Märchen erzählen oder zerbrochenes Spielzeug flicken zu lassen. ,Einmal (Ihr sagt's nicht weiter just!) zimmert er den ganzen Nachmittag dem Fritz an einem Meisenschlag.' In solchen Stunden ist er wie verwandelt, Heiterkeit schimmert von ihm aus, er kann zum Schalk werden. Alles Kränkliche, das Gesicht und Gestalt so lebhaft zeichnet, alles Grämliche, Unrastig-Flackernde und Fernhinäugende fällt dann von ihm ab. Wahrhaftig, einen merk16
würdigen Herrn haben die Stuttgarter den Cleversulzbachern da serviert: ei, wenn man ihm doch nur einmal durchs Herzenstürle gucken könnte! Aber es ist schon besser, daß die Leute nicht alles wissen, zum Beispiel, wie manche Predigt Seiner Ehrwürden zustande kommt. Ist es doch gar nicht so selten, daß er sich die Texte ausleiht! Der gute Hartlaub hilft gern und ist gar nicht erstaunt, wenn ein Brieflein wie dieses ankommt: ,Schicke mir ein Dutzend Deiner Predigten, auch etliche oratiunculas nuptiales et mortuales' — einige Hochzeitsund Grabreden. Ein absonderlicher Herr! Man könnte lauthals lachen, wenn es den herzensguten Mann nicht kränken würde. Stellt euch nur vor: den ausrangierten Turmhahn des Kirchleins, dessen Schäbigkeit den Stolz der Gemeinde verletzt hatte, hat er aus dem Blech- und Eisenplunder des Dorfschmiedes hervorgezogen und in seine Studierstube verpflanzt, fürwahr das seltsamste Stück in seiner ,Menagerie'! Daß er mit kindlichem Vergnügen ins weit ausladende Geäst der Buche des PfarrDer „Alte Turmhahn" gartens klettert — er nennt sie seine ,grüne Pfarrkutsche' — und dort stundenlang verweilt, um gar nichts anderes zu tun, als zu sinnieren und zu schreiben, schickt sich wohl kaum für einen würdigen Herrn. Im Schlafrock durch den Garten zu promenieren und zur Nachtzeit auf dem ,Hügelchen' hinter dem Pfarrhaus zu stehen, laut zu reden, die Arme auseinanderzubreiten und ,trotz des nahen Kirchhofs etliche Geistergebärden zu machen', darüber können die Bauern nur die Köpfe schütteln. Ja, wenn man dem Herrn Pfarrer doch nur einmal so recht durchs Herzenstürle gucken hönnte! — Drunten in der Dorfkirche predigt der Herr Vikar aus Neuenstadt. Droben in der stillen Welt des Frühlingshügels liegt ein einsamer Mann in Gras und Blumen. Die Augenlider sind gesenkt, er sieht nicht die blaue Himmelskuppel mehr, er vernimmt nicht mehr die sommerlichterfüllten Stimmen der Insekten: ,Eine dunkel-süße Flut unbestimmter ineinander fließender Gedanken' wogt in ihm. Unirdische Kräfte verdrängen das ,Selbst-Sein' des Erdverlorenen: Die Stunde ist da, ,wo wir das Übersinnliche schauen und hören und uns hin- und hergeschleudert fühlen.' Er wird geheimnisvolles Saitenspiel' der Gottheit: das Gedicht strömt klingend auf . . .
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Das Lanc^ das ferne leuchtet Der Dichter Hermann Kurz hatte geschrieben. „Jetzt weißt Du, was Du für einer bist!", lachte Clärchen und reichte Eduard den Brief zurück; „da steht es schwarz auf weiß: ,ein Menschenkind mit allen Engeln und Spinnen, die ihm über die Seele kriechen 4 ." Mörike mußte ehrlich gesteben, daß der schwärmerisch ergebene Freund ihn recht gezeichnet hatte.,Engel und Spinnen', das bedeutete Heiterkeit und Gram. Sie zerrten ihn hin und her: er konnte lachen wie ein ins Spiel verlorenes Kind, er konnte traurig sein wie ein Einsamer bei Nacht, der sich nach der erlösenden Stunde sehnt, wenn ,der Tag im Sprung die königlichen Flüge beginnt.' Was war es nur, das ihn .ganz tief da drinnen' leiden ließ? Gewiß wirkten ,die engen Grenzen der körperlichen Kräfte' auf das Seelische ein; aber sie waren nicht die letzte Ursache jener unheimlichschmerzlichen Trauer, die ihn oft an den nahen Waldsaum oder in das Schweigen des geliebten Buchenhains, selbst in ein ,windebanges' Häuslein im Weinberg fliehen ließ. Doch diese Stunden heimlicher Tröstung gingen allzu schnell vorbei, und stärker kehrte dann der undeutbareSchmerz zurück, derGram,, der überall imHintergrunde liegt': ,Was ich traure, weiß ich nicht, es ist unbekanntes Wehe, immerdar durch Tränen sehe ich der Sonne liebes Licht.'
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„Von welchem Brückte guckst Du jetzt wieder 'nunter?" Clärchen schlang den Arm um des Bruders Hals. Mörike gab keine Antwort auf die Frage (dieses „Vom-Brückle-Nuntergucken" war zur scherzenden Frage in der Familie geworden, seitdem ein Lehrer sie dem Knaben einmal gestellt hatte). Da wußte die Schwester, daß sie ihn allein lassen müsse. Denn es gab nur einen Weg, der den Bruder aus ,dem unbekannten Wehe' führen konnte: der Traumweg ins Ferne, die Flucht zur Insel des Friedens und der Stille. Wie lange war es schon her, daß sich der junge Dichter jenes Eiland erträumt hatte, das jenseits des ,frechen Tages' lag, wo nicht ,jedes Edle gelähmt, vernichtet' wurde. Damals im Tübinger Stift waren die Freunde allzu gern der harten Ordnung des Hauses entrönnen. ,Sie lagen im dämmrigen Halbdunkel des Waldes', sie bauten Hütten aus Tannenzweigen, sie ersannen Märchen und Geschichten, aus denen traumhaft Personen von höchster Wirklichkeit zu ihnen 18
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sprachen. In solchen Stunden konnte es geschehen, daß Eduard den Freunden ein Rätsel wurde: ,Kam man in seine Nähe, man wußte nicht, wie einem geschah. Das aber wußte man, daß hier ein Dichter sei.' So hatte David Friedrich Strauß (dessen ,Leben Jesu' einmal die Gemüter erregen sollte) ihn gesehen. Wir wissen es nicht genau, aber es mag sein, daß in dieser Zeit der Student Mörike, kaum zwanzig Jahre alt, aus Urgründen tiefinnerer Schau die wohl kostbarsten Verse der Sehnsucht, in denen ,alle Geheimnisse einer urtümlichen Vergangenheit und alle Schauer einer künftigen Welt' schwingen, das Gedicht „Weylas Gesang" geschaffen hat: ,Du bist Orplid, mein Land, das ferne leuchtet; vom Meere dampfet dein besonnter Strand den Nebel, so der Götter Wange feuchtet. Uralte Wasser steigen verjüngt um deine Hüften, Kind! Vor deiner Gottheit beugen sich Könige, die deine Wärter sind.'
Erschütternd ist der Dämonien Ruf Zur gleichen Zeit, als sich Mörike aus seinen Träumen erhob, um sich an die Arbeit zu begeben (sie galt der liebevollen Vorbereitung auf den Kindergottesdienst am kommenden Sonntag, den er — im Gegensatz zur Morgenpredigt — nur ungern einem Vikar überließ), spazierte ein ,wunderlich fremder Herr' ins Dorf, ein Mann, ,groß und dick, mit einem braunen Kittel, grauen Schlapphut und dicken Stock.' Er redete laut mit sich, er lachte mehrmals schallend auf und stieß den Wanderstecken in die Luft. Nun blieb er stehen und fragte den alten Seebold, der mit seinem Fuhrwerk des Weges kam, ob -der schwäbische Genius in seiner Pfarre' sei oder ob er am Ende wieder einmal ins Freie geschlichen, ,Goldglockentönen aus Feenreichen' nachzulauschen. Der Alte verstand kein Wort, er starrte den unheimlichen Frager an. „Weh über Euch", zürnte der Fremde und ging mit weitausholenden Schritten weiter, „oh, daß Ihr nicht erkennet, welches Heil Euch widerfahren ist! Wand an Wand haust Ihr neben einem Genius, wie ihn die Teutschen seit dem Johann Wolfgang nicht mehr hatten, einer, der ,nur zu sterben braucht, um ein marmornes Denkmal von der Nation und die lauten Lobsprüche der 19
Kritik zu erhalten'." Er sprach, nein, er predigte laut und armeschwingend einen schier endlosen Satz durchs Dorf, bis er in die Nähe des Pfarrhauses kam. Hier wurde er still, schlich ums Haus und kam vom freien Feld her an das Lattentürchen, das den Weg in den Garten wies. Gedankenverloren schaute er auf das schlichte Gatter. „0 Meister Mozart, wer hat dir je ein herzigeres Denkmal gesetzt als dein nachgeborener Bruder Mörike! Selbst aus der Prosa dieses Törleins hat sein zauberisch geschärftes Ohr deine Musik vernommen." Der Mann sammelte sein Gedächtnis. Die Worte gingen ihm wieder ein, die der Justinus Kerner Bauernpfarrer diesem ländlichen Gartentürlein gewidmet hatte: ,Wie manches liebe Mal stieß ich den Riegel auf an der geschwärzten Gartentür und bog das überhängende Gesträuch zurück, in dem sie sich auf rost'gen Angeln schwer gedreht! Ich öffne sie gewohnterweise; da beginnt sie zärtlich eine Arie . .. Wie? rief ich staunend, träum' ich denn? War das nicht ,Ach, nur einmal noch im Leben'?' „Justinus! Bist Du's?" Mörike eilte Kerner, dem Doktor aus Weinsberg, dem berühmten Dichter, dem lieben Polterer entgegen. Nun saßen sie in der Studierstube einander gegenüber. Kerner, der zum ersten Male im Pfarrhause weilte, durchforschte den Raum: ihn empfing ,in den geweißten Wänden sondere Luft: / Bücher- und Gelahrtenduft, / Geranie- und Resedaschmack, / auch ein Rüchlein Rauchtabak.' Eine Laute hing zur Rechten, ein Bücherschränkchen stand zur Linken, und auf den Borden sah er ,in Pergament und Leder / vornan die frommen Schwabenväter', daneben die Werke Goethes und — in sparsamer Auswahl — die Bücher anderer Dichter; griechische und römische Klassiker reihten sich an. Alte Stiche schmückten die Wände, auch Zeichnungen, die Eduard gemalt; am Fenster schwätzte in mancherlei hübsch gebastelten Käfigen buntes Vogelvolk. In der Ecke erhob sich ein Kachelofen, ,ein wahrer Münsterbau, mit Säulwerk, Blumenwerk kraus und spitz', und auf seiner obersten Zinne thronte der abge20
Das Gartentürlein am Pfarrhaus l^t-maiae (Gemälde von vnnM." v." Schwind) 7 ^ " ™ ^
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Aus Mörikes Haushaltbuch mit Zeichnungen des Dichters setzte Turmhahn der Dorf kirche, ein kunstloser Gockel, vom hundertjährigen Rost eingedunkelt: Mörikes liebster Stubengenosse, ein zu heimlicher Zwiesprach allzeit bereiter Patron, aufrichtiger als die meisten Menschen, vor allem jene aufgeblasenen Herrschaften voll ,Schnurrbartbewußtsein' und ,glattgespannter Hosen Sicherheitsgefühl' — oh, diese Vertreter einer ,modernen Afterwelt!' Jungfer Cläre brachte den Kaffee, und der Doktor hatte nichts dagegen, daß sie sich an den Tisch und damit ganz bescheiden an den Rand des Geplauders setzte. Sie wußte, was die beiden sonst so gegensätzlichen Menschen miteinander verband: die Neigung zum Übersinnlichen; sie waren Geisterseher und Geisterhorcher. Mörike hatte einmal an Hartlaub geschrieben: ,Die Seele strahlt und wirkt von ihrer Nacht- und Traumseite aus in das wache Bewußtsein hinüber, indem sie innerhalb der dunklen Regionen die Anschauung von Dingen hat, die ihr sonst völlig unbekannt blieben.' Die ,gläserne Traumseele' Eduards tastete sich unaufhörlich zu den ,nachtschaurigen Abgründen' hin, aus denen ihm dichterische Kräfte zuwuchsen 22
und in seinem ,Schicksalsgewebe' wirksam wurden. In seinem Roman „Maler Nolten" hatte er die ,Nachtseiten der Menschennatur, das Dämonisch-Magische im Seelenleben' tiefgründig auszuwerten gesucht. Und schon als Knabe hatte er bekannt: ,Geisterangst summt in mir.' Dieses Summen durchtönte nicht wenige Gedichte des von heimlichen Welten geängstigten Mannes, jedem vernehmbar in den dämonischen Balladen: „Die traurige Krönung", der „Zauberleuchtturm", der „Feuerreiter", die „Geister am Mummelsee". Sein Schicksal war es, ,gleichsam mit angehaltenem Atem auf den Grund der eigenen Seele niederzuschauen und den geheimsten Puls eines ahnungsvollen geistigen Lebens zu fühlen.' Aus solcher Tiefe stiegen Dichtungen empor, die ihn 'zum größten deutschen Lyriker mit und nach Goethe machen sollten. Wie sich in ihm der geheimnisvolle Vorgang der Schöpfung vollzog, hat er im „Maler Nolten" auszusprechen versucht: ,. .. Mitternacht: mit einemmal bekomm' ich das Klingen im Ohr und — als drücke irgend ein Zauber auf mein Gehirn — bin ich in den wunderlichsten Gedankenkreis versetzt. Ich bin wie gebannt, ruhig dem tollen Mühlwerk zuzusehen, das unter Klingen und Summen anfängt; ich fühle meinen Zustand klar, aber ich konnte den kleinen Wahnsinn nicht lösen, der sich leise, betäubend mehr und mehr um mein Haupt legte. Ich besann mich, ob ich wache oder schlafe; einige Augenblicke glaubte ich hellsehend geworden zu sein — es war, als wenn meine Gedanken in dünnsten Spitzen ausliefen.' Und staunend muß er fragen: ,Wer hat den bunten Schwärm von Bildern und Gedanken zur Pforte meines Herzens eingeladen!' So empfängt er das Gedicht. — Clärchen lauschte den zweien, wie sie von jenen Geheimnissen sprachen, die in uns sind und uns umgeben. Ihr Blick hing am Munde des Weinsberger Mannes, der das berühmte Buch „Die Seherin von Prevorst" geschrieben hatte, die Geschichte einer Kranken, eines nachtwandlerischen, ,halb magnetischen Mädchens', das der Doktor Jahre hindurch beobachtet hatte. Ob sich wiederum der Geist des unseligen Rabausch im Pfarrhause gezeigt habe, fragte Kerner leise —• er meinte jenen Amtsvorgänger Mörikes, der vor rund 90 Jahren das Ehe- und Totenbuch der Gemeinde verloren hatte und nun zur Strafe für solche Nachlässigkeit im Hause spuken sollte und dessen Namen der Dorfvorsteher damals in seiner Begrüßungsrede erwähnt hatte. Der Unselige rege sich in letzter Zeit kaum noch, letztlich sei 23
Mörike allerdings wieder einmal ,bei Nacht einer Geistererscheinung gewärtig' gewesen. • Es war spät, als Justinus Kerner das Haus des Freundes verließ. Diesmal polterte er nicht durch das Dorf; gedankenbeladen ging er seines Weges. Wie viele waren doch im Lande, die in dem Cleversulzbacher Pfarrherrn einen ,Poeten der kleinbürgerlichen Behaglichkeit', des liebenswürdigen Maßes', der ,reichen, jedoch vergrillten Phantasie' sahen, und freundlich, ja wohlwollend dabei schmunzelten, wenn sie von ihm als dem ,Idylliker von Cleversulzbach' sprachen! Das Bild seines Wesens würden sie wahrscheinlich noch lange an der Gestalt des friedeseligen, kleinbürgerlichen Pfarrers messen, wie er im „Alten Turmhahn" gezeichnet stand. Nein, das war der Freund nicht! Er war im tiefsten ein leidender Mensch, einer, den die Dämonie seines Wesens und der Natur ängstete. Sein poetisches Werk—• mächtig wirksam — war aus menschenferner Einsamkeit gewachsen. Und wo sein Werk sich fröhlich gab (ward ihm doch auch ,bei der Geburt die Gabe der scherzenden Muse geschenkt'), glitt häufig genug das helle Lachen über dunkle Tiefe; denn er schrieb nicht ,der Poesie wegen, sondern dessentwegen, was sich von jeher so gern dahinter versteckt'. Kein Stern stand am Himmel, als Dr. Kerner in die Nacht hinein schritt. Der Sommerwind schleifte warm dahin. Und doch überlief es frierend den Weinsberger: Wer war dieser Mensch, der eines seiner anfangs freundlich-heiteren Gedichte mit dem qualvoll aufbrechenden Wort beschließen konnte: .Erschütternd ist der Dämonien Ruf, der Ruf des Schicksals.
A.ae, o Tal / au Berg und Tal, Rebnügel, W ä l d e r allzumal! Das Hohe Konsistorium beobachtete schon seit langem mit Unbehagen das dienstliche Mißgeschick des Pfarrers in Cleversulzbaeh. Man konnte ihm keine Verfehlungen vorwerfen, er war bemüht, sein Bestes für das Seelenwohl seiner Gemeinde herzugeben (auch wenn ihm ,das Amtssiegel manchmal bei drei Zentner' zu wiegen schien). Man wußte, er war krank und öfters genötigt, sich Badekuren zu unterziehen. Immerhin war es gut, daß die Herren nichts von der ständigen Schuldenklemme erfahren hatten, in der Hochehrwürden stak: drei Menschen lebten ja von seinem kleinen Ge24
halt, und die Krankheiten verschlangen große Summen. Gottdank, daß der gute Hartlaub öfters eingesprungen war! 1842 forderte das Konsistorium den Pfarrer Mörike auf, entweder seine Amtsgeschäfte künftig ohne die Hilfe von Vikaren zu versehen oder um seine Pensionierung zu ersuchen. 1843 schrieb der erst 39jährige zurück, daß er sich der Hoffnung beraubt sehe, ,durch ein vielleicht noch schwereres Erkranken der Kirche künftig zu dienen' und bat ,um gnädigste Enthebung vom Predigtamt und Verleihung einer Pension'. Der Antrag wurde bewilligt, die Pension betrug 28V2 Gulden im Monat. Er nahm Abschied von Cleversulzbach, das ihm zum ersten und letzten Male — seit den Tagen der Kindheit — irgendwie Heimat bedeutet hatte. Dieser ,Wallfahrtsort für alle Gebildeten' — wie Hermann Kurz gesagt — hatte die Entstehung kostbarer Poesien gesellen. Da waren die dem frohen Tage zugewandten Gedichte: „Schön Rohtraut", „Waldidylle", „Der Gärtner", „Storchenbotschaft", „Die Schwestern" und der erste Entwurf zur schönsten deutschen Idylle, dem „Alten Turmhahn"; Cleversulzbach hatte die Schöpfung edelster Lyrik erlebt: „An eine Äolsharfe", „Lebewohl", „Ein Stündlein wohl vor Tag", „Jägerlied", „An eine Lieblingsbuche meines Gartens"; hier war „Das Märchen vom sicheren Mann" und waren die Märchen „Der Schatz", „Der Bauer und sein Sohn", „Die Hand der Jezerte", die Novelle „Lucie Gelmeroth" und der Operntext „Die Regenbrüder" entstanden; in diesem Bereich sanfter Ländlichkeit hatte er die „Klassische Blumenlese, eine Sammlung der schönsten griechischen und römischen Hymnen, Elegien und Epigramme" begonnen. In einem weltabgeschiedenen Dörfchen mit 600 Einwohnern hatte sich das Wunder unserer Sprache enthüllt; ,still und schön, ohne Aufhebens zu machen, offenbarte es sich vollendet ohne Makel, ohne Absicht, rein in eine Menschenhand gelegt.' Mit Clärchen ging er abschiednehmend zum Kirchhof hinüber, wo zwei liebe Gräber lagen: Das Grab der Schillermutter, das er vor dem Vergessen gerettet hatte, und die Ruhestätte der eigenen Mutter, die 1841 gestorben war. In dieser Stunde mochte er noch einmal der getreuen Hüterin seines Lebens seine Liebe beteuert haben: ,Siehe, von allen Liedern nicht eines gilt Dir, o Mutter! / Dich zu preisen, o glaub's, bin ich zu arm und zu reich. / Ein noch ungesüngenes Lied ruhest Du mir im Busen, / keinem vernehmbar sonst, mich nur zu trösten bestimmt, / wenn sich das Herz unmutig der Welt abwendet und einsam / seines himmlischen Teils bleibenden Frieden bedenkt.' 25
Handschrift Mörikes in einem Gedicht an Hartlaub
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Allein und ungesehen ging er zum Dorfkirclilein. Nachdenklich sah er zur Kanzel, zum Altar und den Bänken hinüber. Er hatte in Kirche und Dorf getan, was zu tun in seine gehemmten Kräfte gegeben worden war. Mochte auch fürderhin die göttliche Gnade ihn geleiten; er war bereit ,alles der Vorsehung mit voller Zuversicht zu überlassen'. Er schaute mit freudiger Demut zum Kreuz hinüber: ,Herr! schicke, was Du will, ein Liebes oder Leides; ich bin vergnügt, daß beides aus Deinen Händen quill,
Wollest mi, Freuden sollest m.t Leiden mich "*,' ub"S, Doch in der Mitten liegt holdes Bescheiden. und
Nachtschaurige Kluft der Einsamkeit Dreißig Jahre später. — In seiner engen Stuttgarter Wohnung sitzt Eduard Mörike. Er hat den Kopf auf den Tisch gelegt. Die Schultern zucken unter den Stößen seelischer Qual. Fanny steht hilflos neben dem greisen Vater. Wie oft hat sie dieses Schluchzen schon gehört! Noch nie war es so schlimm wie in dieser Stunde. Wenn sie nur helfen könnte! Der Vater ist wieder einmal in die ,nachtschaurige Kluft' der Einsamkeit gestürzt, doppelt qualvoller Einsamkeit, seitdem Mutterle fort ist. Fanny beugt sich nieder und birgt stumm ihr Gesicht ins Haar des leidenden Mannes. Die Mutter ist fortgegangen: die Eltern haben sich auf unbestimmte Zeit getrennt, die Ehe ist zur Tragödie geworden. Wer trägt die Schuld, wer wagt zu entscheiden, wer will richten? 1844 hatte der Vater während seines Kuraufenthaltes in Bad Mergentheim Gretchen kennengelernt, Margarethe von Speeth, die Tochter eines württembergischen Oberstleutnants. Sie war für ihn ,das reine Wesen, unser aller Teilnahme wert'. Die Briefe, die er ihr schrieb, bezeugen, daß er trotz aller Krankheitsbeschwerden und geldlichen Sorgen an das so lange ersehnte Glück, an die Harmonie mit sich und der Umwelt glaubte. Und doch zwang es ihn einmal, hinter das briefabschließende Wort .Immer Ihr Eduard' die aus der Angst vor der Rätselhaftigkeit seines Wesens aufsteigende Frage zu setzen: ,Kennen Sie ihn?' 27
Klatsch, Verleumdung, aber auch ehrliche Besorgnis beunruhigten das Liebesverhältnis. Die Freunde — auch Hartlaub — konnten es nicht fassen, daß der evangelische Theologe eine Katholikin heiraten wollte. Die mystische Schönheit des katholischen Gottesdienste» hatte ihn immer wieder angezogen, jedoch sein evangelischer Glaube wurde niemals und Wurde auch jetzt nicht davon berührt. Zu alldem war er von edler Toleranz erfüllt. Aber da gab es noch eine weitere Schwierigkeit, die anfangs nicht erkannt wurde: Clärchen, die treue Schwester, würde den Bruder auch dann nicht verlassen, wenn er Margarethe heiratete. Gretchen war einverstanden, und Mörike glaubte: ,So zu drei — auf den Grund der Liebe bauend — können wir, was uns von außen etwa drohen möge, getrost erwarten und glücklich zu hestehen hoffen. Ich weiß, Dein Herz spricht hierzu Amen.' Im November 1851 wurde nach fünfjähriger Verlobungszeit die Ehe geschlossen. Wieder waren in jenen Jahren erlesene Werke entstanden: „Auf eine Lampe", „Abreise", „Früh im Wagen", „Auf einer Wanderung", „Neue Liebe", „Margarethe", „Auf einem Kirchturm" und, als kostbarste Frucht, die „Idylle vom Bodensee". Sie brachte ihm ein wahrhaft fürstliches Geschenk ein: der württembergische Kronprinz verehrte dem Dichter einen Brillantring, von ,magischer Schönheit und Größe*. Aber die Not zwäng Mörike, ihn zu verkaufen. Denn wie bislang in seinem Leben war die Not auch weiterhin sein Begleiter. 280 Gulden im Jahr, wie konnte man davon leben? Mörike geriet auf den Einfall, Bildchen zu malen, sie in ,Broschen und Armbänder zu fassen' und zu verkaufen. Clärchen wollte am Bodensee ein kleines Pensionat für Mädchen zwischen sechs und vierzehn Jahren errichten. Endlich verwirklichte sich ein Projekt: Der Dichter erhielt am Katharinenstift, einer höheren Mädchenbildungsanstalt in Stuttgart, eine Anstellung als Lehrer der Literatur. Diese ,Damenvorlesungen' bereiteten ihm Freude; ,auch sollen die Schülerinnen ausnehmend gut von meinem Schwatz erbaut sein.' So war die Stimmung gut, auch die ersten Ehejahre verJiefen einigermaßen glücklich. Mit eifriger Freude schrieb er das „Märchen vom Stuttgarter Hutzelmännlein", dieses Musterstück unnachahmlicher Fabulierkunst, naturstark, ursprünglich, weil ,auch in den hintersten Kammern meines Gehirns nicht die leiseste Spur empfangener Überlieferung ist.' Was er auch immer in reiner Märchenfreude erzählen mochte, er erlebte es so echt aus dem unterirdischen Strom des Daseins', daß er einmal erstaunt bekennen mußte: ,Hab' ich's doch beinah selbst geglaubt.' 28
1855 vollendete Mörike seine Novelle „Mozart auf der Reise nach Prag". Er liebte Mozart, er war ihm verwandt; aber es ging ihm viel weniger darum, eine wehmütig-heitere Geschichte um die Gestalt des Komponisten zu schreiben, als vielmehr die Musik Mozarts in das Wort der Dichtung zu verwandeln und zu bekennen, welch elementare Gewalt die Musik über ihn besitze. Sie durchdrang seine ganze Dichtung; sie erhob ihn, daß er ,die ganze Welt küssend voll Liebe umfassen möchte, wo mir alles im verklärten Licht erscheint.' Aber sie ,schwingt auch wie ein flatternd schwarzes Tuch in die Luft, panischen Schreck in der Seele erzeugend.' Dann wirkt sie ,wie eine Krankheit', daß er manchmal die Empfindung hat, ,von einer hohen Mauer abzustürzen' und zu sterben Immer war sie rätselhafte Macht aus geheimnis voller Ferne: ,Wie von entlegenen Sternen' Eduard Mörike kreisen fallen die Töne aus silbernen Posaunen (Schattenriß) eiskalt Mark und Seele durchschneidend, her unter durch die blaue Nacht.' — Das Eheglück des Dichters zerbröckelte mehr und mehr und brach endlich zusammen. Der Dichter wurde immer einsamer und schloß sich noch stärker von den Menschen ab. Noch weniger als bisher bedeuteten ihm jetzt Anerkennung und Lobpreis der edelsten Geister seiner Zeit! Niemals hatte er sich in den Vordergrund gedrängt: ,Ich hätte ein Brett voll ziselierter Töpfe und Schüsseln hundertmal lieber gemacht, als einen Brief geschrieben, in dem ich von mir selber zu reden gehabt hätte.' Der Vorschlag, daß seinen Gedichten ein Porträt beigegeben werde, war nicht nach seinem Sinn: ,Ich denke mir, daß ein so halbfremdes Gesicht, mit meinem Namen versehen, eines Tages da heraus kokettierte, so schäme ich mich jetzt schon und werde rot bis an den Nabel.' Was besagten diesem Dichter des Wesentlichen Titel und Ehren, mit denen man ihn auszeichnete! Er wurde Ehrendoktor der Universität Tübingen, er erhielt den Titel Professor, er wurde mit dem Ritterkreuz I. Klasse des Friedrichsordens und dem Bayrischen Maximiliansorden für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Die Königin wohnte einer seiner Vorlesungen bei. Die Dichter Geibel und später Auerbach, die ihn an den bayrischen Königshof zu ziehen suchten, mußten hören: ,Wenn Sie wüßten, welchen Entschluß es mich schon kostet, einer Gesellschaft zulieb in einen anderen Rock zu schlüpfen!' An Ottilie 29
von Goethe schrieb er: ,Das Fleckchen Sonne, das dem Vogel die Ecke des Käfigs wärmt, wer weiß, ob's ihn nicht inniger ergötzt, als es die Fülle in der Freiheit täte!' Der Besuch der wenigen Freunde konnte ihn beglücken, die Einkehr bedeutender Männer wie Storm, Heyse, Geibel, Auerbach, Hebbel, Schwind, Hermann Grimm, Turgenieff bereiteten ihm Freude; er genoß ihre Anwesenheit, wie man ein schönes Buch liest. Aber sonst war ihm das ,Gelauf von Besuchen' und der ,Strudel von Notabilitäten', von vornehmen Leuten zuwider. Er lebte in Traumhelle und Traumdunkel.
Lebt wohl und liebet micn immer! Die Not des Lebens quälte ihn mehr und mehr, seitdem Gretchen von ihm gegangen. ,Es ist unsäglich traurig', wie Storm erschüttert feststellte. Schon lange ruhte die Feder; sie schwieg auch oft, wenn Freunde Antwort heischten. Aber die Zwiesprache mit Seinem Herzen, mit den unheimlichen Stimmen der Unrast kam nicht zur Ruhe: ,Es wühlet mein verstörter Sinn noch zwischen Zweifeln her und hin und schaffet Nachtgespenster.' Aus solch nachtschauriger Einsamkeit hörte ihn seine Tochter Fanny manchmal aufschluchzen. In einem der letzten Briefe an den Freund seines Lebens, an Hartlaub, erinnerte er sich eines Wortes des Naturforschers Georg de Cuvier, der wie Schiller Zögling der Karlsakademie gewesen war, und wie dieser unterschrieb er: ,Lebt wohl und liebet mich immer!' Am Abend des 8. September 1874, am 70. Jahrestage seiner Geburt, geschah dieses: Im Augenblick einer großen Stille schwang mit einemmal ein lauter Akkord durch das Zimmer. Es war wie der Klang einer Harfe. Clärchen und Mariele, seine zweite Tochter, lauschten ängstlich. „Wo ist die Musik!" rief er. Dann sann er vor sich hin: „Das bedeutet mich: es ist mein letzter Geburtstag." Versöhnt mit Gretchen wollte er sterben. So ließ er sie rufen. ,Die Begrüßung zwischen Eduard und ihr war, als ob sie von einer gewöhnlichen Reise käme; kein Wort über die Trennung wurde gesprochen', berichtet Clärchen. Als er sich zum Sterben legte, durchforschte er seine Dichtungen und war beglückt darüber, als Clärchen ihm bestätigte, daß ,nichts Frivoles darin stehe.' Mochte er auch von religiösen Krisen berührt worden sein: das Fundament seines Glaubens war niemals angetastet worden. Deshalb durfte er auch 30
jetzt zuversichtlich b e k e n n e n : ,Christus ist der einzige F e l s , an den wir uns halten müssen.' Vielleicht w u r d e dem greisen Dichter die Gnade geschenkt, zu e r k e n n e n , daß es w o h l sein Schicksal war, sein L e b e n hindurch von der „ D ä m o n i e n Ruf" erschüttert zu w e r d e n , daß sich aber alle Bangnis und Qual in das W u n d e r w e r k der Sprache verwandelt hatte, seiner Sprache, die bis zum heutigen Tage nicht mehr erreichte ,Schönheit und A n m u t ' ist. Nach dem ,Schulgerechten' hatte er so wenig wie nach den literarischen Strömungen der Zeit gefragt, ,wenn nur S c h ö n h e i t d a ist.' ,Ein schöner Gedanke, ein schönes Gefühl k o m m t poetisch nur durch die schöne F o r m zur Erscheinung. Gute G e d a n k e n , reizende Bilder, Geist k ö n n e n auch andere h a b e n ; aber dies alles in harmonischer, unverrückbar geschlossener F o r m w i e d e r z u g e b e n , ist der V o r z u g des P o e t e n ; das b e s t i m m t seinen W e r t für alle Zeiten.'
* Eduard Mörike starb in den Morgenstunden des 4. Juni 1875. Sein L e b e n klang mit den W o r t e n aus: „Herr, Dir in die H ä n d e b e f e h l ich m e i n e n Geist!" Die T o t e n m a s k e zeigt ein Antlitz, d e s s e n schmerzvolle Züge der leise Anflug eines zarten Lächelns überschimmert: ,Ängste, quäle dich nicht länger, meine S e e l e ! F r e u ' dich: schon sind da u n d dorten Morgenglocken wach geworden.'
Einige bisher unbekannte Hinweise auf das Leben des Dichters erfuhr der Verfasser dieses Lesebogens von Frau Fanny Hildebrand, der Tochter Eduard Mörikes (gestorben 1930) Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky
L u x - L e s eb o g e n 115 ( D i c h t u n g ) H e f t p r e i s 25 P f g . Natur- und kulturkundliche Hefte. — Bestellung (viertel]ährl, 6 Hefte DM 1.50) durch jede Buchhandlung und jede Postanstalt. — Verlag Sebastian Lux, MurnauMünchen. — Druck: Buchdruckerei Mühlberger, Augsburg. 31
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Zwölfjähriger errang Silbermedaille Werner boxte sich ourch . . . Es war im Frühjahr 1951. Aus fest allen Ländern der Erde kamen die Sendungen nach Nürnberg zum internationalen W e t t b e w e r b des größten Fhotohause_s der Welt. - Insgesamt waren es 43466 Bilder. Werner W e i ß , einem zwölfjährigen Jungen und seiner Ag'a-Box gelang es, sich bei dieser großen internationalen Konkurrenz im schönsten Doppelsinne des Wortes „durchzuboxen". Er errang einen Geldpreis und eine Silbermedaille. Sie sehen: zum Photographieren ist heutzutage nicht gerade ein kostspieliger Apparat notwendig. Mit der genialen und kostensparenden Ag'a-Synchro-Box (mit Blitzlichtlampe!) macht man ohne Vorkenntnisse und ohne spürbare finanzielle Belastung sofort herrliche Aufnahmen. Ja, man schafft heute sogar regelrechte Schnappschüsse im Heim und auf dunkler Straße. Jeder, der einmalig 5 Mark übrig hat und dann für 4 leichte Monatsraten täglich rund 18 Pfennige aufbringt, kann sich sofort eine Photo-Ausrüstung erlauben. Denn so eine komplette Agfa-Ausrüstung „Reporter" kostet sage und schreibe ganze 25.50 frei Haus. Sie besteht aus einem Photoapparat Agfa-Synchro-Box mit dem albumreifen Format 6 x 9 cm, dem Agfa-Boxblitzer, zwei Vacublitzen, einem Film, einem interessanten Lehrbüchlein mit herrlichen Bildbeispielen und kommt direkt von der W e l t größtem Photohaus DER PHOTO-PORST Nürnberg A 111. Ein Postkärtchen genügt.
Ganz unverbindlich möchte ich mir die Agfa-Ausrüstung »Reporter« daheim ansehen. 5 M a r k , die ich bei Rücksendung sofort zurückbekomme, bitte per Nachnahme erheben. W e n n ich die Sendung behalte, zahle ich den Rest nach Belieben entweder 8 Tage nach Erhalt oder in 4 kleinen Monatsraten. Zusendung erfolgt direkt durch der W e l t größtes Photohaus DER PHOTO-PORST Nürnberg All] Agfa-Synchro-Box, 6 x 9 cm mit Moment- und Zeitverschluß, eingebautem Gelbfilter und Synchronkontakt • Agfa-Boxblitzlampe • 2 Osrambützen } Film • 1 Lehrbüchlein mit herrlichen Bildbeispielen alles durch die Post frei Haus
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M a n läßt sich alleserstzurAnsicht kommen und es bürgt der Name Agfa und der Name des größten Photohauses der W e l t
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