Gregor Maurach Lateinische Stilübungen
Gregor Maurach
Lateinische Stilübnngen Ein Lehrbuch zum Selbstunterricht
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Gregor Maurach Lateinische Stilübungen
Gregor Maurach
Lateinische Stilübnngen Ein Lehrbuch zum Selbstunterricht
Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt
Inhalt Vorwort Einführung . . . . . . Vom Sinn der Stilübungen Voraussetzung
VII 1 1 1
ErsterTeil Methode des Unterstufenteils Gebrauchsanweisung Überprüfung des eigenen Standortes . 1. Übung 2. Übung 5. Übung 4. Übung 5. Übung 6. Übung 7. Übung 8. Übung 9. Übung 10. Übung 11. Übung
5 5 5 4 7 11 14 18 22
Zweiter Teil . Vorbemerkung Methodisches 1. Übung 2. Übung
49 49 49 51
25 28 52 36 40
45
54
).
i'lhung
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Cihung
62
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66
69 74 V
Inhalt
8. 9. 10. 11.
Übung Übung Übung Übung
Dritter Thil Vorbemerkung 1. Text 2. Text 3. Text 4. Text 5. Text 6. Text 7. Text 8. Text 9. Text 10. Text 11. Text 12. und letzter Text
78 82 86 90 95 95 96 99
103 107
112 115
120 124 128 132 136
141
Anhang: Rückübersetzungen Vorbemerkung . . . . . 1. Text: "Mal so, mal so" . 2. Text: "Götz und die Pfeffersäcke" 3. Text: "Planungen eines Papierproduzenten" .
145 145 146 148
Indizes . . . . . . . . . . . . . . Index 1: Stilistisches, Grammatisches . . Index II: Deutsche Wörter und Ausdrücke
153
VI
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157
Vorwort Zahlreiche Gespräche mit Kollegen ergaben, daß ein Buch wie dieses ein Desiderat sei. Nach der Niederschrift der Erstfassung hatten Herr Prof. Dr. A. Weisehe und Herr Dr. phil. habil. R. Henke, beide zu Münster, die große Freundlichkeit, sie aufs genaueste zu prüfen und Verbesserungen vorzuschlagen, die ich samt und sonders aufnahm und im Falle längerer Thxte auch namentlich kennzeichnete. Die jahre-, wenn nicht jahrzehntelange Erfahrung beider Kollegen hat das Buch vor etlichen Fehlern gerettet: ich bewundere die Kenntnis und Hilfsbereitschaft dieser Kollegen und danke ihnen aufs herzlichste, gewiß auch im Namen der nunmehr zu plagenden Leser. Mein besonderer Dank gilt Frau cand. phil. Sonya Dase, die das Manuskript auf dem PC für mich schrieb, mehrere Korrekturgänge nicht nur mitging, sondern durch aufmerksames Beobachten und Nachbessern förderte. G.M.
VII
Einführung Vom Sinn der Stilübungen Sie dienen der Erringung der Sprachkompetenz, welche auch in den Neuphilologien verlangt wird (nur daß die Latinistik heute kaum mehr zum Sprechenkönnen führt); sie dienen der Einsicht in die Unterschiede zwischen deutscher und lateinischer Sprache und hierdurch auch in die Andersartigkeit römischen Denkens; sie dienen, in umgekehrter Richtung, dann auch dem besseren Verstehen der eigenen Sprache; sie dienen der Unterscheidung der Prosa- von der Dichtersprache, der Klassik (Cic., Caes., auch Nepos) vom früh- und nachklassischen Latein, usw.
Voraussetzung Vorausgesetzt werden in diesem Lehrbuch: Grundkenntnisse des Lateinischen mindestens vom Niveau des Latinums und, was Bücher betrifft, ständiger Zugang (möglichst Besitz) von: GÜ 0. Güthling: Langenscheidts Großwörterbuch Latein, Bd. 2, Dtsch.-Lat., 1 6 1993 (ohne Belege); OS Man lernt lateinische Phrasen gut nach 0. Schönberger: Lateinische Phraseologie, Carl Winter Verlag, Heidelberg 3 1963 u. sp. (die Belege wurden nach Prüfung ausgewählt, zuweilen leicht verändert, da sie keineswegs immer aus caesarisch-ciceronischer Prosa stammen); man kann auch, statt des OS, die Phraseologie von H. J. Müller zu Ostermanns Übungsbuch durchlernen; LS C. T. Lewis- C. Short: A Latin Dictionary (1879), Oxford 1958 (mehrere Nachdrucke); die Stellenangaben meinen oft die Großkapitel, wohingegen wir heute Kleinabschnitte zitieren; OLD Oxford Latin Dictionary, Oxford 1968ff. (zum ständigen Nachschlagen) (LS ist kürzer als OLD, bietet zuweilen aber Stellen aus klassischen Autoren, wo OLD nur Unklassisches nennt, und umgekehrt: LS und
Einführung
OLD ergänzen einander). Beachte: Die Abkürzung "s. v." bedeutet "sub verbo", z. B.: "zu agam s. OLD s. v. 1 a" heißt, daß man unter ago Absatz 1 a nachsehen soll); Hl I H. Ruhenbauer- J. B. Hofmann, Lateinische Grammatik, neubearbeitet von R. Heine, Bamberg/München 101977 u. sp. (zitiert auch nach Seiten); KS R. Kühner - C. Stegmann: Ausführliche Grammatik der lat. Sprache, Satzlehre (1914), Darmstadt 1955 u. sp. (eine Grammatik zum Besitzenzitiert nach Seiten); LHS J.B. Hofmann- A. Szantyr: Lateinische Syntax und Stilistik, München 2 1972 (ein Buch zum Nachschlagen und Absichern- zitiert nach Seiten); MRS H. Menge, Repetitorium der lateinischen Syntax und Stilistik (41881), Darmstadt 21 1995 (lediglich mit Hilfe von Einzelsätzen übend; methodisch zwar veraltet, aber eine Fundgrube erster Güte für den Übersetzenden). Sehr zu empfehlen: A. Scherer, Handbuch der lateinischen Syntax, Heidelherg 1975 (vielfache Versuche, modern zu erklären).
ErsterThil Methode des Unterstufenteils a) Gelernt werden ausgewählte Phrasen (vorausgesetzt wird ständiges Lesen klassischer Autoren und intensives Vokabellernen etwa nach "Grund- und Aufbauwortschatz Latein", Klett-Verlag), und es werden die Hauptkapitel der lateinischen Grammatik erinnernd wiederholt (man verwechsele dieses Lehrbuch allerdings nicht mit einem Grammatikunterricht "ab ovo": der muß vorausgegangen sein). Dies geschieht hier so, daß zunächst stärker, später weniger intensiv die Übungssätze Phrasen und grammatische Regeln abfragen, die jeweils zu lernen waren. b) Da man nicht Wort für Wort übersetzen kann, müssen oft deutsche Sätze unter Wahrung der Inhaltsidentität umgeformt werden; dies geschieht am besten so, daß dabei gelernte Phrasen anwendbar werden. c) Sicherheit in diesen drei Fertigkeiten, in Grammatik, Phrasenkenntnis (Idiombeherrschung) und Umformen garantieren das Bestehen auch schwerer Klausuren. d) Zur Erleichterung des Lernens wird folgende Grenze gezogen: es darf keine Vokabel verwendet werden, die nicht bei Caesar oder Cicero belegbar ist (Fachausdrücke ausgenommen). Keine Vokabel oder Phrase darf ohne Beifügung des Belegs (Stellenangabe) verwendet werden.
Gebrauchsanweisung Die Übungen dürften aus sich selbst klar genug sein, aber zum Phrasenlernen muß gleich zu Beginn etwas gesagt sein: Sie besitzen "den Schönberger" (s. Einführung 2, "OS"); die Kenntnis möglichst vieler Phrasen (feststehender Wortverbindungen wie unser "einen Weg einschlagen" und nicht etwa "richten") hilft in der Klausur ungemein; aber "der Schönberger" enthält (wie gesagt, s. "Voraussetzung" unter OS) viele nach- und vorklassische Wortverbindungen und auch einige, die Otto Schönherger- ein sicherer Kenner des I ,ateinisdwn- sieh selber gesehiekt ausgedacht hat. Daherwurde hier einiges
ErsterTeil vereinfacht. Wenn also Abweichungen vorkommen, mögen die Studierenden (nach Vergleich) dem Grunde der Variation nachgehen. Vor allem: neben den hier abgedruckten Phrasen ist viel Platz - schreiben Sie Schönhergers oder besser noch: Ihre eigene Übersetzung daneben, denn so lernt man am besten.
Überprüfung des eigenen Standortes Vor allem Lernen kommen jetzt zunächst 10 Sätze als Beispiele für ganz einfache und ganz unabdingbare grammatische Grundkenntnisse; auf diese Weise kann jeder seine Ausgangsposition selber bestimmen: 10 oder 9 Richtige:
8: 7oder6:
5: 4oder3: 2 und weniger:
Ausgangslage sehr gut gut mittel gerade noch ausreichend mangelhaft, es wird viel Arbeit geben gehen Sie am besten in einen Latinumskurs
1. Ich weiß, daß wir bald lateinisch schreiben.
2. 3. 4. 5. ß.
7. R.
9. I0.
Wer weiß, wie viele Sprachen es gibt? Wir werden viele Jahre lernen, aber nicht vergebens. Nachdem wir viel gearbeitet haben, lernen wir Neues leichter. Wir lernen nicht, um Latein zu schreiben, sondern um unsere eigene Sprache besser kennenzulernen. Vergiß nicht deine Freunde, denn die wahren werden dir stets zur Seite stehen. Wärst du früher gekommen, hättest du mehr gesehen. Sprecht mit großer Sorgfalt, denn ihr werdet beobachtet. Obschon die Sonne da ist, schläft Aulus. ("Obschon" auf 2 Weisen übersetzen!) Ich hoffe, diese Arbeit hat euch nicht geschadet!
0/}(näzcn Sie erst selbst und prüfen Sie Ihre Übersetzung danach! I. Ich weiß, daß wir bald lateinisch schreiben. "Schreiben" liegt in der Zukunft, also im Latein (das in der Zeitengebung genaw·r ist als das I h•utsche) Putur! "Ich weiß, dal.l ... ": scio mit Acl (RH§ 168, 1).
Überprüfung des eigenen Standortes
2.
3.
4.
5.
6.
7. 8.
Scio nos mox latine scripturos esse (RH§ 74, 1 c; KS 2, 180 zum periphrastischen Futur). Wer weiß, wie viele Sprachen es gibt? Quis seit, quot sint linguae (nicht etwa existant: gleich hier sieht man, worauf es ankommt, denn exsistere heißt "sein" nur bei Abstrakta (vgl. LS exsisto II, OLD ex(s)isto 3 a).- Konj. in der indirekten Frage: RH§ 232, 1. Wir werden viele Jahre lernen, aber nicht vergebens. Discemus multos annos nec (od sed non)frustra. Akk. der zeitlichen Erstreckung: RH § 117, zu neque in "gefüllter" (prägnanter) Bedeutung ("aber nicht") s. OLD neque 5. Per annos sagt man, wenn man die ununterbrochene Dauer betonen will. Nachdem wir viel gearbeitet haben, lernen wir Neues leichter. Postquam multum laboravimus, novas resfacilius discimus. Postquam klassisch stets mit lnd. Perf., RH § 255, zu postquam mit Plsqperf. KS 2, 356: ganz selten bei Cic., oft vor- und nachklassisch. Multum: RH§ 116,3;facilius: RH §51,2. "Neues": umformen zu "neue Dinge", novaist ungebräuchlich, aber nicht unmöglich (aber der Plural ist unumgänglich). Wir lernen nicht, um Latein zu schreiben, sondern um unsere eigene Sprache besser kennen zu lernen. Non discimus, ut scribamus latine, sed ut nostram melius cognoscamus linguam Wernostram ipsorum schreibt, ist zu beglückwünschen: RH § 131 2 b, Ende! Melius: s. Satz 4,facilius. Ut: RH 275 unten. Die Trennung von nostram und linguam hebt nostramstark hervor 1• Vergiß nicht deine Freunde, denn die wahren werden dir stets zur Seite stehen. Noli ob Zivisei amicorum (tuorum), nam veri te semper adiuvabunt. Verneinter Imperativ: RH § 217, 3; obliviscor: RH § 136, a. "Zur Seite stehen": umformen zu "helfen" (adiuvo mit Akk.: RH § 113, 1). Wärst du früher gekommen, hättest du mehr gesehen. Si prius venisses, plus vidisses (zum Irrealis RH§ 259, 3). Sprecht mit großer Sorgfalt, denn ihr werdet beobachtet. Loquimini magna cum cura, nam observamini. Loquimin~ observamini: wer die Form nicht kann, sollte sofort RH§ 79ff. und 94 a lernen!
1 Wer GenatJes wissen will, lese J.-A. de Foucault, L'hyperbate du verbe, Rev. de philol. 90, 1964, 59-69.
ErsterTeil
9. Obschon die Sonne da ist, schläft Aulus. ("Obschon" aufzwei Weisen!) Quamquam sol adest (lucet), bzw. cum ... adsit (luceat), dormitAulus (Konzessivsätze: RH§ 263). 10. Ich hoffe, diese Arbeit hat euch nicht geschadet! Spero laborem hunc vobis non (oder nihil) nocuisse. Spero mit Inf. Perf.: LHS 358 Mitte; nihil: RH§ 116, 3.
II
1. Übung
1. Übung A. Lernen: OS 11-13 11: aequaliter declivis ... adflumen vergit frumentum angustius provenit crebrae commutationes aestuum se in projundum iacere jundi, manare serpere et ... latius manare 12: angustiae locorum in radicibus montis haec urbs situ praeclaro ad adspectum in contrarium deicere 13: in silvam se abdere decedere de via Rumpfgrammatik: Es gibt 8 FUnktionen des Genetivs 1. Partitivus (modiusfrumentz) 2. Possessivus (domus patris) 3. Definitivus (dies victoriae) 4. Subiectivus-Obiectivus sub. amor Dei erga nos (geht von ihm als dem Subjekt aus) obj. amor Dei ob bentificia (richtet sich aufihn als aufdas"Objekt"). 5. Qualitatis (bei Maß und Zahl) homo magnae pietatis (Maß) puer decem annorum (Zahl) 6. ludicü (capitis damnare) 7. Pretii (tanti tejacio.0 8. NachAdj. (cupidusgloriae) Verb. (obliviscor promisst)
RH § 130 § 131 § 132 § 133
KS (Bd.1) S.423, 1 S.414,3 S.418,5 S.415,4
§ 134
S.454,2
§ 138,2 § 139,2 § 135 § 136
S.462,5 S.457,3 S.435ff. S.452ff. 7
ErsterTeil
B. Übersetzen 1. Da Aulus sich mit Wissenschaften abgibt, muß er auch einige Sprachen können. Hinweis: RH § 135, 1. - Solche "auch" zum Zeichen einer notwendigen Folge werden im Latein nicht ausgedrückt. 2. Erinnerst du dich noch an mein Gut am Fuße des Soracte und das östliche Speisezimmer? Es ist eingefallen, da die diesjährige Überschwemmung stärker war als in den Jahren zuvor. Hinweis: OS S. 11 f.; Überschwemmung: inundatio, auch wenn erst bei Sen. ep. 71, 15 belegt. 3. Das Leben in der Stadt ärgert mich nicht nur, es widert mich aufs äußerste an: ich fliehe jetzt aufs Land und verstecke mich in Wald und Sumpf, um nichts mehr vom Lärm auf dem Forum zu hören. Hinweise: In ärgert- widert an liegt eine Steigerung, aber u. a. SaU. Jug. 4, 9; Cic. Verr. 1,35 lehrt, daß piget und paenitet gleich stark sind; also muß man's anders anfangen, z. B. Cic. Att. 2, 22, 6.- "Leben in der Stadt": solche Verbindungen nennt man "präpositionale Ausdrücke", und der Aniänger sollte sie meiden (das Erlaubte bei KS 1, 214f.: etwas wie vita in urbe ist dort nicht belegt) und in adjektivische umwandeln oder in partizipiale. Litterae ab Aulo und pugna ad Thermopylas ist kein Latein, wird es aber durch den Zusatz vonallatae, bzw. commissa,jacta (KS 1,216unt.).-"AufsLand": präpositionsloser Richtungsakkusativ. -"Lärm auf dem Forum": s. zu "Leben in der Stadt". 4. Athen, dessen Lage einen so herrlichen Anblick bietet (OS 12!), liebe ich mehr als Mykene, das nur am Hang von Bergen, nicht auf deren Gipfel gelegen ist. Hinweise: "Hang": latus, Ca es. BG 2, 8,3 (OLD s. v.latus 6 b ). Das Wörtchen "nur" deutet einen Gegensatz an- welchen? Der "herrliche Anblick"- ist er nicht auch der Grund für die Vorliebe? (Überlegen Sie, wie man Kausalität im Relativsatz ausdrückt [RH § 242, 3) !)
Mustersätze 1. Auto, cum studiosus sit litterarum, aliquot discendae sunt linguae.
Kommentar: zu Studiosus s. Cic. fam. 4, 3,3 (doctrinarum); fin. 5, 74 (artium).- Litterae: OLD s. v. 9; nun eine Bemerkung zu "müssen":
1. Übung
Müssen:
persönlich ("er muß") 1. wenn es eine innere Verpflichtung ist: debere
2. wenn es eine objektive Notwendigkeit ist: Gerundiv mit Dat. (liber mihi legendus [est]) 3. necesse habeo mit Inf. (Cic.) unpersönlich 1. opus est; hier ist mehreres möglich: a) "man muß haben": dux nobis opus est (Cic., selten [MRS § 98 a]) magistratibus (ab!.) opus est (Cic.) scitu opus est ("man muß wissen", Cic., selten (MRS § 98, A. 1]) b) "man muß tun": opus est mit Infin. (Cic.) opus est mit Acl (Cic.) (ut und bloßer Konj. sind unklassisch) c) "man muß etwas haben ... ": opus est mit Abi. des Benötigten und dann ad zur Angabe des Zweckes (gern folgt Gerundiv) 2. necesse oder necessarium est mitut: Cic. Konj. allein: Cic. Infin., bzw. Acl (RH§ 165,2; 169,2)
2. Meministinejundi mei in radicibus montis Soractis siti et triclinii illius, quod
ad orientem solem spectabat? Corruit, cum inundatio huius anni vehementiorfuisset quam proximis (annis). Kommentar: Bei geographischen Namen stets die Gattungsbezeichnung (mons, flumen usw.) dazusetzen.- "In den Jahren zuvor": proximus bedeutet sowohl das Voraufgegangene (Cic. Cat. 1, 1) als das Folgende (Cic. Mil. 24).- Siti: gewiß konnte auch der Lateinsprechende zu einem Substantiv ein Attribut stellen, das aus Präposition und Substantiv besteht: "der Krieg mit anderen Völkern" heißt belZum cum extraneis gentibus (KS 1,216 unt.; MRS § 13); aber der Anfänger, wenn er nicht KS 1,214f. auswendig kennt, sollte solche Strukturen in der Klausur meiden und ein Partizip hinzusetzen (KS a.O. 218 oben). 3. Vitae urbanae me non solum piget, sed etiam vehementissime taedet: nunc
rus fugiam abdamque me in silvas paludesque, ne quid strepitus illius forensis audiam Kommentar: Vita urbana: z. B. Ter. Ad. 42 (früher, aber unverfänglicher Beleg, vgl. Cic. fam. 12, 1,1, i/lud malum urbanum); rus: Zielakkusativ ohne Priiposition (RII § 122,2 [Druckfehler im Index]); ne quid: RH§ 199,2. Strepitus.formsis: 01 J) s. v. strt~pitus 3.
l~rster Teil
4. Athenae, quippe quae situ sint tam praeclarae ad adspectum, magis mihi pla-
cent quam Mycenae, magnificae illae quidem, sed in latere tantum, non in ipso vertice sitae. Kommentar: Die kausale Nuance eines Relativsatzes kann durch quippe mit Konj. betont werden (KS2,293,A. 3).-Adadspectum: Cic. Verr. II, 4,117 (KS 1, 523 e). - Illae quidem: RH § 242, 3; KS 1, 623, A. 8: wenn einem Substantiv zwei Bestimmungen beigegeben werden, die im Gegensatz zueinander stehen, sagte Cicero gern ... illa quidem, sed ... (KS a. 0. 624 oben). Zu ipse als Hervorhebung KS 1, 629 nach Mitte.
C. Umformungsübung 1. "Ich gebe mich nicht der Illusion hin, daß ... ": Es ist viel Luft in der deutschen Phrase, läßt man sie ab, ergibt sich: "Ich habe nicht die Hoffnung, daß": (OS 94) spem sibi proponere: Cic. Verr. II, 5,41; magna me spes tenet mit Inf. Präs. (Cic. Clu. 7); habeo spem mit Acl Fut. (Caes. BG 1, 33, 1). 2. "Die Krise ist nunmehr da"; "Krise", "kritische Zeit" bedeutet eine Zeit der Ent-scheidung, also: res in dis-crimine est, vgl. Cic. fam. 5,21, 3: (res) inpropinquum adducta discrimen; in discrimen vocari de ... , Cic. off. 1,84 (sonst OS 34). "Nunmehr": einfach iam.
10
2. Übung
2. Übung Der Dativ (RH§ 123-129) A. Lernen: OS 14-16 14: omnium saeculorum memoria ad tempus venire recentire ad constitutam horam/diem in ipso discrimine temporislpugnae nullam moram interponere, quin jidem (ad ultimum) praestare 15: semel atque iterum exacta aetate ineuntelinita aestate in dies 16: nox appetit medianocte sempiterna nox ojjusa est Rumpfgrammatik: 1. Viele Verba mit Dativ bewirken nur deshalb Schwierigkeiten, weil ihre deutschen semantischen Äquivalente andere Kasus bei sich haben, z. B. studeo mit Dat., im Deutschen "etwas (Aklc) studieren, betreiben". Lernen Sie unter diesem Aspekt die Verba bei RH 138/41, indem Sie sich- mit den etymologischen Erklärungen bei RH- über den Sinn der Dativ-Rektion klarwerden. Zum Beispiel studeo- "sich widmen" (mit Dativ). 2. Der Dativ ist zunächst der Fall, dessen Endungen anzeigen, zu wessen Vor- oder Nachteil etwas getan wird: "Ich kaufe dieses Buch". "Wem?", im Sinne von: "Für wen?" "Für X." (RH§ 127). 3. Der sog. Dativus Possessivus gibt (dementsprechend) an, für wen etwas da ist oder zur Verfügung steht (damit ist also der Besitzer bezeichnet, nicht der Eigentümer; wenn dieser gemeint ist, steht der Gen. [RH § 131]: mihi haec domus est: "es steht mir zur Verfügung", aber: haec domus patris est: "dies Haus ist Eip;entum meines Vaters"). 4. Dativ des Zweekes: praesidio mittere, "zum Schutz" (RH§ 128). II
ErsterTeil
B. Übersetzen 1. In allen Epochen haben die Familienväter sich um die Mehrung des Hausstandes gekümmert. Hinweise: "Sich kümmern" seltsamerweise nicht im GÜ, s. unter "betreiben".- "Epoche": umformen, bis eine der hier zu lernenden Phrasen bei OS oder eine der Ihnen sonst bekannten herauskommt. - Bei "-ung" immer das Gerundiv in Betracht ziehen! 2. Täglich wurden mehr Baumstämme herbeigeschafft zum Schutze der Stadt, da der Tiber das umliegende Land schon überschwemmt hatte. Hinweise: OLD unter inundo!; Baumstamm: truncus, vielleicht genügt arbor, ligna, aber- bitte!- Belege! 3. Als die Dinge sich auf Messers Schneide befanden, war mir der Rat des Aulus von größtem Nutzen. Hinweise: "Messers Schneide"- umformen zu einer OS-Phrase (s. Üb. 1, Umform.); "Nutzen": RH 143. 4. Wenn ich am abgesprochenen Tag nach Rom komme, tue ich das nur für dich, nicht in meinem Interesse. Hinweise: "Nach Rom": RH§ 122.- "Wenn": kommt er gewiß oder denkt er nur an eine Möglichkeit? Gibt "wenn" in solchen Fällen eine Möglichkeit an oder eine als gewiß hingestellte Aussage (im Sinne von "daß")? 5. Bei Frühlingsanfang kommen die Vögel aus dem Süden und suchen sich geeignete Nistplätze. Hinweise: "Süden": südliche Länder, s. GÜ. - "Nistplatz": Platz, geeignet für das Nest. - Australis ist in klassischer Zeit auf Astronomisches beschränkt ("südlicher Teil des Himmels" usw.).
Mustersätze 1. Omnium actaturn memoria patresjamiliarum (auch:jamilias, s. OLD pater 4 a; RH§ 27, 2; auchjamiliae, TLL 6, 2; 235, 58ff.) reijamiliari augendae (RH 205; Caes. BG 1, 18,4) studuerunt. Kommentar: Natürlich kann man auch mit omnibus temporibus beginnen. 2. In dies plures trunci arborum apportabantur praesidio urbis, cum Tiberis .flumcn agros circa eum sitos iam inundavisset (Liv. 24, 9,6; wegen Cic. nat. deor. 1, 103 bedenkenlos). Kommentar: Arbor als Stamm: OLD arbor 3 zit. nur Plin. n. h. 1. Iu ip.w discrimi1w rtTwn ül, quodAulus mihi suaserat (Vorzeitig!), maximo jililtWii. Kmnmt•nlar: i':nwlllmt•ntut•sst•l ,iv. 21, 1H, I ?l; /lsui t•sst~ 01 ,I) usus 11 h; "1\at":
2. Übung möglichst alle deutschen Substantive, die ein Tim beinhalten, durch ein lateinisches Verb wiedergeben. 4. Quod ad constitutam diem Romam veniam, tibi soli hocfaciam, non mihi. Kommentar: "Wenn" wurde hier (ohne Not, denn si wäre ebenso gut) im Sinne des "faktischen" quod aufgefaßt (RH § 249: "was die Thtsache anbelangt, daß ...").-Dies: wenn es"Termin" bedeutet, stets feminin, s. OLD dies 5 b; "komme": natürlich in der Zukunft- es ist ja ein Thg in der Zukunft abgesprochen: also im Unterschied zum Iascheren Deutschen ist im Latein das Futur anzuwenden. -"Für Dich" usw. auch: tuo ex usu hoc evenit (fiet, erit), non meo, s. Caes. BG 1, 50, 2; Cic. fam. 7, 12, 2, tua causa (Abi.). 5. ~re ineunte (Cic. De imp. Pomp. 55) aves e regionibus meridianis (Varro, rust. 1, 2, 5: meridiana pars orbis terrarum) redeunt locosque nidisfaciendis (s. Satz 1) idoneos quaerunt.
C. Umformungsübungen 1. "Ein untrügliches historisches Zeugnis beurkundet, daß ... ": "historisches
Zeugnis": das aus dem Notar-Bereich genommene "beurkundet" reduzieren wir gleich (soviel wie docet, confirmat o. ähnl.); "untrüglich": Luft ablassen: verissimus. "Historisch": historia ist Geschichts-Forschung oder -Schreibung (OS 65). "Zeugnis": testimonium, und schon bieten LS und OLD einen brauchbaren Beleg: testimonio quodam ex historia sumpto confirmatur mit Acl (nach Cic. Verr. II, 2, 25). 2. "Eine düstere Zukunft bedrückt ihn": die Zukunft kann, genau besehen, niemanden bedrücken, wohl aber die Furcht vor ihr; aber was heißt "Zukunft"? Z. B.: "Das, was sein wird". Was bei LS unter sum steht, ist unübersichtlich; besser OLD}itturum oderfuturum tempus, und hier der gesuchte Beleg: metusfuturitemporis, Cic.Att.10, 14, 1; Caes. bc 1,52, 1; undderselbe Beleg liefert das benötigte Verb ("bedrückt"): perturbari. Da die Furcht nicht selbst (wie eine Person) "durcheinanderbringt", sollte man sagen: metufuturi temporis perturbatus.
13
ErsterTeil
5. Übung Der Akkusativ A. Lernen: OS 17-19 17: in lucem edere
insitum atque innatum natum nobili loco esse aequalem esse aetate procedere ab ineunte aetate vitam agereldegere 18: tenuissimo cultu vivere incolumem servare in discrimen capitis adducere capitis periculum adire quod vitae reliquum est diem supremum obire 19: immatura mors animam ejflare interimere mortem oppetere mortem sibi consciscere corpus alicuius ejjerre Rumpfgrammatik (RH§ 11.2-1.2.2): Es gibt zwei Arten des 1\ms: die eine hat an sich selber genug (Schlafen, Reden, usw.: "intransitiv"), die andere "geht entweder aus sich hinaus" (transil, ist "transitiv"), auf etwas zu (sei es ein Ort, sei es ein abstraktes Ziel wie virlulcm appetere) oder von etwas fort (/ugio periculum). In beiden Fällen hat das 'Ihn eine Ausrichtung: das Verb ist ohne den Ausrichtungspunkt (Objekt) unver·ständlieh. Im 4. Fall steht das Ziel (Romam [ire]) oder der Ausrichtungspunkt (te lfil,!fil]), zudem die Strecke, über die hin die Bewegung verläuft (sei dies eine 1\aum- ockr· Zeitstrecke) im Akkusativ, und dies alles im rein örtlichen oder Piru·m davon ah~c·h·ill'll~ll Sinn (v~l. "jemanden greifen" und "begreifen" als davon ah~l'h·ill'l ).
3. Übung B. Übersetzen 1. Ein Schriftsteller hält niemandem gegenüber mit seiner Freude hinterm Berge, wenn er eins seiner Werke publiziert hat. Hinweise: "Hinterm Berge halten" umformen (Anregung: s. Rl-1 133 unt.). "Publizieren": OS 17. 2. Gleich, ob einer aus prominenter Familie stammt oder nicht, wenn er älter wird und 20, 30 Jahre ein tätiges Leben führt, wird er aufgrund seiner Erfahrung von den Mitbürgern hochgeachtet sein. Hinweise: Nach sive steht für "jemand" quis, nicht aliquis (KS 1, 633 genauer als RH§ 199,2): OLD sive 4 a (Caes. BG 5,51,2: seu quis Gallus)."Aufgrund": statt einer Präposition ein Partizip setzen (Hilfe: OS 71). "Hoch achten": OS 76. - "Älter wird- führt": der Römer wird eine andere Zeitgebung angewendet haben. 3. Seneca hegte die Ansicht, daß jemand, der immer bedürfnislos gelebt habe, auch in der Todesgefahr furchtlos sein und sich nicht über die Ungerechtigkeit des Schicksals beklagen werde. Hinweis: "Hegte die Ansicht": Luft herauslassen, reduzieren! - "Der immer": lndik. oder Konj.? - "Beklagen": queror kennt zwei Konstruktionen. 4. Es ist mir leider entgangen, daß unsere Nachbarn zum Krieg rüsten; ich gebe mich auch nicht der Illusion hin, daß uns jemand hilft, und so muß ich, da ich vor meiner Frau diese Gefahr nicht verheimlichen will, alles zur Flucht vorbereiten. Hinweis: "Nicht erfahren": RH § 113, 2; "rüsten" RH 129 nach Mitte; "Illusion": s. I 1, C1 oder einfach "täuschen": RH§ 113, 2; "bemüht": RH§ 116,3 (es folgtfinales ut: RH§ 234); "verheimlichen": RH§ 119. Mustersätze 1. Poetae (natürlich ist der kollektive Singular möglich, s. RH§ 182, 1; LHS 13; er gewinnt leicht eine poetische Färbung) neminem gaudium celant, si
unum de suis operibus ediderunt. Kommentar: RH§ 119, 1;celo: KS 1,302 d.-Unumde:KS 1,426,Abs.2Anf.; OLD unus 9 a.- Edere: Cic. Brut. 19; in lucem edere ist weder beiLSnoch im OLD belegt (falsch publicare: dies bedeutet "beschlagnahmen"). 2. 8ive quis nobili loco natus est sive humili, si aetate processerit vigintique vel triKinta annos vitam occupatam degerit, rerum usu peritus magni a civibus fU'slimabitw:
15
ErsterTeil
Kommentar: Vita occupata: der schönste Beleg LS S.1252 re.: Cic. Th. 1,5 (genau hier passend). Sen. de otio (dial. 8) 1,4: usque ad ultimum vitae jinem in actu (vergleiche OS 18, Z. 6 von unt.:jinem vergessen?).- Rerum usu: Cic. de. or. 2,204 (rerummaximarum); usuperitus: Cic. off.1, 147. 5. Seneca putavit eum, qui semper tenui cultu vixisset, etiam in extremo discrimine vitae metujore liberum neque de iniuria (oder: iniuriam, RH 130)jati
esse questurum Kommentar: Zujore = juturum esse RH 197 unten, OS 95 unten; extremum discrimen: Cic. dom. 24.- Queror: de Cic. Att. 9, 14, 2; mit Akk. nur bei Pronomina im Neutrum. 4. Doleo, quod mejugit (Acl: OLDjugio 13 a: Caes. bc 1, 71, 1) vicinos nostros
belZum parare neque ullam habeo spem quemquam nos adiuturum esse, quare, cum uxorem hoc periculum celare nolim, omnia mihi adjugam sunt paranda. Kommentar: Spem habere: Caes. BG 1, 33, 1; Cic. Att. 9, 13, 8 (man kann auch an spem dimittere denken: Caes. BC 1, 73, 1), in spem venire mit Acl: Cic. de. or. 2,217.- Quemquam: neque ulla spes ist ein negativer Ausdruck und soviel wie non puto, daher quisquam (KS 1, 637f.: angor tibi quicquam sine me iucundum: Cic. fam. 7, 15, 1). Zu quare MRS § 532 (!).- Celare: möglich auch uxorem de hoc periculo: RH § 119, 1 c.
C. Umformungsübungen 1. "Aus überzogenem Selbstwertgefühl": "überziehen" kann man, recht betrachtet, nur das Konto; also reduzieren zu "übertrieben", "übermäßig". - "Selbstwertgefühl", ein Modernismus; GÜ bietet unter "Selbstgefälligkeit" Einschlägiges, aber das steht bei Seneca (OLD 6 b); admiratio sui ist bei Nepos zu finden (LS). Und wie wäre es ganz einfach mit superbia? Propter superbiam arrogantiamque wird zutreffen, nimiam kann dazutreten. 2. Viel wird von"Wirkungsgeschichte erforschen oder treiben" geredet, aber wie heißt das auf lateinisch? "Wirkung" ist nicht bei OS zu finden, denken wir also selber nach: "Geschichte" ist durchaus entbehrlich, wenn manwas das Lateinische besonders liebt- das Ganze verbal ausdrückt: "erforschen (einfacher noch: "untersuchen"), wie die alten Autoren spätere beeinflußten" (OS 29 gibt Nachdenkenswertes; danach setzen wir an mit: (Juaerunt, quid (Cie. Sest. 60: quid ... valeret) veteres auctores valuerint apud (( ;ic. '1\tsc. 2, 11) posllwos (J ,S posterus 2); oder qua auctoritatejuerint oder, i 11 d<'l'
lli
arul<'l'l~ll
Hidrtrr 11~: qtwmodo posleri
vt~ll~ribus
auctoribus usi sint.
3. Übung
Noch einfacher? Bitte: de memoria superiorum auctorum (Erinnerung an frühere Schriftsteller), vielleicht mit dem Zusatz: apud posteros reservata (nach Cic. Flacc. 106: nomen reservo; auch posteritas möglich: Cic. Phil. 14,3).
17
ErsterTeil
4. Übung
Der Ablativ I (Ort/Zeit; Trennung) A. Lernen: OS 20-26 20: libentissimo animo recipere
21:
22:
23:
24:
25:
2ß:
oris habitus vestigiis persequi consistere in (m. Abi.) gradus sensim rejerre manus ajJerre alicui in potestatem venire omnia integra ac libera praesto esse demisso capite caput agitur iactare aliquid risum movere alicui sententiamjerre linguam continere vultum/-sjingere oculos conicere in spectare aliquid in conspectu (m. Gen.) oculum adicere alicui rei oculis videre nihil antiquius habere, quam ut plus videre in (Abl.) in conspectum se darelvenire lacrimas profundere aur·cs pemulcere aures obtundere
Humpl"l!:l"alltrllatik (RII § 141-156): Man unll·r·sdwiiiPI dr·1·i Jlauptl"unktionen der Ablativ-Endungen; sie könarull·ull·n:
111'11
IH
4. Übung
1. Ort und Zeit: § 154-6; 2. Trennung:§ 141-144; 3. Begleitung ("mit", z. B. "Mittel oder Werkzeug"):§ 145-153. 1. Ort- und Zeitangaben (unterscheide die echten, alten Lokative auf -i, domi, humi, usw.: RH§ 154, 1); allerdings in bello, in pace, in senectute (um Verwechslung mit Instrumentalis zu meiden); immer bei totus. 2. Trennung bei engen Räumen(§ 141, 1) und (abgeleitet) bei Herkunftsangaben (loco undgenus, bzw. natus).
B. Übersetzen 1. Ob du nun aufmein Gut bei Palestrina oder zu mir nach Rom kommst, stets werde ich dich herzlich willkommen heißen und in einem Hause unterbringen, in dem du deiner Gewohnheit frönen und dreimal am Tage kalt baden kannst. Hinweis: "Das Gut bei ... " ist ein "präpositionaler Ausdruck", vgl. 1. Übung, Komm. zu Satz 2. 2. Der Hund folgt seinen Herrn aufSchritt und Tritt, dann legt er sich dort, wo der Herr sich niederlegt, ebenfalls auf den Boden, so daß er immer bei der Hand ist. Hinweis: "Ebenfalls": KS 1, 629, Anm. 17 ganz genau lernen (et ipse ist aber poet.). 3. Aulus hatte vergangenen Sommer in Korinth ein Auge auf Terentia geworfen, und innerhalb zwei er Monate wollte er sie sehr gern heiraten, aber sie wollte- oh weh- den Gaius heiraten! Hinweise: "Gerne": was heißt "wollte sehr gern" genau! Richten Sie sich danach und verwenden Sie das passenden Verb (prüfen: properare; contendere; studere o. ä.), OLD cupio 1 a hilft. - "Oh weh!": wenn der Sprechende sich bedauert: o [heu] me miserum! me miserum!, Cic. Att. 2, 19, 1), wenn er Aulus bemitleidet: o miserum jacinus oder jacinus indignum! (in jedem Falle: RH§ 115). Sonst hilft ein "was ich bedaure" (RH§ 240, 3) u. ä. 4. Ein Bote ängstigte mich mehr als der andere - nichts ist ja so voreilig und kopflos wie die Angst!-, aber nun bist du ja gegen alles Erwarten rasch und gesund heimgekommen, was mich unglaublich froh macht. Hinweise: "Einer mehr als der andere": LS 90 rechts. - "Ja": verstärkter Hinweis auf allen Bekanntes durch quippe (bitte Cic. de or. 2, 218 nachbilden).
Hl
ErsterTeil
Mustersätze 1.. Sive infundum meum ad Praeneste situm sive Romam ad me ipsum venies, ubique te libentissimo animo (OS) accipiam, talemque tibi locum praebebo,
in quo, ut soles, ter cottidiejrigida lavari possis. Kommentar: Praeneste, -is ist neutr., ganz selten fern.; der Akk. also -ste. Talis ... qui: RH §242, 2 a; KS 2,297, 8 a (m. Konj).- "Deiner Gewohnheit frönen": Luft ablassen zu "wie Du gewöhnt bist" oder "wie Du (zu tun) pflegst". - Frigida (aqua) lavari: Plin., aber dieser Brauch selbst ist erst kaiserzeitlich. Eine Erinnerung:
talis
qualis atque: Cic. Vatin. 10
ut (konsek.): Cic. off. 1, 91 } Konjunktiv qui (konsek.). Cic. fam. 10, 6, 3
2. Canis dominum vestigiis persequitur, tum ibi, ubi accumbit ille, ipse quoque
humi procumbit, ut sit semper praesto. Kommentar: ~stigiis persequi (OS): Cic. Brut. 307 Ende; vestigiis consequi: Cic. Clu. 36 (sonst: vestigia persequi: Cic. de or. 1, 105).- lpse quoque: KS 1, 629, A. 17: wenn B auch ist/tut, was A tut/ist, heißt es ipse quoque, seltener und poetisch: et ipse. -Accumbo gew. "sich zum Essen zu Tische legen", nur vor- und nachklassisch auch sonstiges Sich-Niederlegen (LS accumbo I); sich zum Schlafen legen: cubitum eo (Supinum): Cic. div. 2, 122. -Humi se prosternere von Bittflehenden (Liv. 45, 20, 9, vgl. Cic. Phil. 2, 45); (humt) cubare von Tieren: Varro, res rust. 2, 5, 16; von Menschen: Cic. div. 2, 20.- Procumbo vom Tier bei Verg. Aen. 8, 83 (OLD s. v. 2 a), aber das Wort scheint das gewöhnliche gewesen zu sein (vgl. Bömer zu Ov. met. 3, 32). 3. Aulus proxima aestate Corinthi animum ad Terentiam adiecit et duobus men-
sibus post2 eam in matrimonium ducere vehementer cupiebat, at illa - o facinus indignum!- Gaio nubere praetulit (maluit). Kommentar:Animum adicio ad: Ter. Eun. 143 (OS 23 oben). 4. Nuntiorum alius alio plus mihi terroris iniecit- quippe, nihil enim est tam temerarium inconsultumque quam terror -, nunc autem omni expectatione celerius sanus et salvus advenisti, id quod maximo me aJjicit gaudio. Kommentar: "Furcht einjagen" u. ä.:formidinem inicere: Cic. Verr. II, 3, 68 End<~; lcrrorem inicio: Cic. fin. 5, 31. - "Voreilig und kopflos": temerarium
1
S. l.undst riim, :1/Jhinc und /1nlt', l.und 1!)(i1 hieJ")\IIj post duos
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rnenst~s
sei weniger
4. Übung
consilium: Cic. fam. 10, 21, 2; temerarius et inconsideratus: Cic. Th. 3, 4.- Zu id quod: RH§ 240, 3; KS 2, 290, 12.
C. Umformungsübungen 1. Aufgaben:
So einfach wie die Umformung des (formal) negativen "nichts unversucht lassen" zu omnia temptare ist (Caes. BG 7, 84, 2), so ist auch die von "nicht unbedingt" (OS 38 unten führt in die Irre) zu haud sine ulla exceptione (vgl. Cic. Lael. 61); formen Sie nach diesem Schema um: a. "nicht unmöglich"; b. "angesichts dieser Lage kann ich nicht in Untätigkeit verharren"; c. "aufgrund meiner Qualifikation bin ich wohl nicht chancenlos" ("Qualifikation" heißt, daß man etwas gelerntigeleistet hat; "Chance" bedeutet [in diesem Kontext], daß man gewählt werden kann; "wohl": stets "scheinen" bedenken). 2. Auflösungen: a. Da es impossibile klassisch nicht gibt, positiv ausdrücken:jortasse potest perjici. b. Luft ablassen: "angesichts" wird zu "in"; "(in Untätigkeit) verharren" zu "kann nicht anders als": hac in re (Cic. Rab. Perd. 22) non possum quin agam aliquid (Cic. de or. 2, 39; RH 285 oben). c. Si ad ea spectes (Cic. Mil. 15) quae didici/gess~ idoneus videor qui ... (KS 2,302 d).
21
ErsterTeil
5. Übung Ablativ II (Instrumentalis) A. Lernen: OS 27-30 '27: explere sitim
esurire curationem adhibereladmovere conducit valetudini omnes nervos contendere '28: ingravescit morbus mentis compos mederi (m. Dat.) vulnera adversa '29: pendet ex aliqua re contineri (m. Abi.) res magni momenti magnum momentum habere ad e:rordium capere ab 30: consequi aliquid semen et causam esse hocjieri solet, ut incidunt tempora, cum Hu mpfgrammatik (RH§ 145-153): Der sog. AbL instr. ist eigentlich ein Kasus, der das "mit" angibt; -- das "mit" des Begleitens (comitativus, RH§ 145); der Art und Weise eines Thns, Geschehens (modi, RH§ 146); des Mittels und Werkzeugs ("mit einem Hammer arbeiten"- instrumenti, Hll § 147); - dmm gehört eng der abl. causae (RH§ 151), der das angibt, was wir mit "miUcls, an, wegen, durch" versehen: ("leiden an ... ", "sich freuen an ... ", "durch Leiehtsinn zu Schaden kommen", usw.; vgl. aber "ich liege mit Fieber zu Bett"); und dt~r· ab/. limilalionis (RII § 15'2: in dem Ausdruck "an Gewicht übertn·ITt•n" ist das C:ewicht eip;entlieh das "Mittel" des Übertrcffcns); t>ht·nso der ab/. mt·nsww· (1\11 S 1!l3), denn in dimidio minor gibt "um die lliilnt>" das lwwirkt>rHII' MaU an.
5. Übung
B. Übersetzen 1. Wozu fragst du mich, wie es mir geht? Ich habe Hunger, Durst und fürchte, daß ich krank werde. Hinweis: RH§ 236,1 (metuo). 2. Viel wird es zu meiner Genesung beitragen (OS 27), daß ich zu meiner Freude höre, wie du mit großem Eifer und Erfolg dein Amt verwaltest, das für die Wiederherstellung unseres Staates so wichtig ist (OS 29). 3. Großen Einfluß (OS 29) auf die Entwicklung (OS 29) von Schülern hat ein Lehrer, der sie nicht mittels der Angst vor Strafe zum Lernen zwingt, sondern durch freundliche Gesinnung zum Lernen anregt. Hinweise: "Entwicklung", der beliebte moderne Begriff, wurde im römischen Bereich ganz dinglich gesehen: "Schritte" (gradus) z. B. im Sinne der Stufen, oder "Voranschreiten" (processus, Cic. Brut. 272). - "Freundliche Gesinnung": man lese Cic. Mur. 66 Mitte; Phil. 5, 40 Anfang nach. 4. Zuzeiten (OS 30 unt.) wird man mutlos beim Übersetzen schwerer Texte, zuweilen ergibt sich aber auch (OS 29 unten) aus solcher Arbeit eine interessante Erkenntnis auch bcs. der eigenen Sprache.
Mustersätze
1. Quid tu me rogas, ut valeam? Esurio et sitio (GÜ, OS 27; RH§ 151, 1) me-
tuoque, ne in morbum (aliquem) incidam Kommentar: In nachdrücklicher Sprache wird gern das Pers.-Pron. verwendet. -"Ich habe Hunger": esurio: Cic. Th. 5, 97; fin. 2, 64 (fame laboro erst Sen.). 2. Multum conducet valetudini (restituendae), quod cum voluptate (RH § 146,2: cum, da "Freude" attributlos) audio te magno studiojeliciterque mu-
nere tuo jungi, quod magnum habet momentum ad rem p. nostram restituendam (in integrum: Caes. bc 3, 1,4). Kommentar: Conducit c. dat.: Cic. off. 3, 101 (aber off. 1, 9 ad ... !);jeliciter: OS 33 (Cic. Phil. 5, 40); successus ist nach-klassisch; "wichtig" (kein Eintrag bei OS, s. aber GÜ): momento esse ad: Cic. inv. 2, 77; plus momenti habere ad: Cic. Verr. I, 52; auch valere wäre gut. 3. Magnam vim ad jelices discipulorum processus habet magister, qui non metu poenae (RH § 133) eos discere cogit, sed is, qui humanitate sua eorum animos stirnuZet excitetque. Oder: qui potius humanitate sua eorum animos ad studium litterarum stirnuZet quam metu poenae. Kommentar: Processus: auch Cic. Brut. 232; is, qui hat hier konsekutiven Nebensinn ("ein solcher, daß ... "), also Konj, s. RH§ 242,2.- Zu Wörtern:
21
ErsterTeil "Lernen": studium litterarum, aber animos ("den Geist anregen") genügt."Anregen": stimulare atque excitare: Cic. Plane. 69 (ad salutem dejendendam), dagegen instigare: klass. nur "anstacheln (zu Ungutem)". 4. Incidunt tempora (Cic. off. 1, 31), cum animo dejicias in scriptis difficilibus latine vertendis;jieri autem solet, ut e tali Iabore efflorescat (efficiatur) pulchra cognitio contemplatioque nostrae ipsorum linguae. Kommentar: Incidunt tempora: auch Cic. Phil. 2, 24; animo dejicio: Cic. Sext. Rose. 10.- "Erkennen": Cic. off. 1, 153: cognitio contemplatioque naturae."Interessant": wir meinen damit, wenn wir das Fremdwort recht besehen, etwas Neues, also: ... ut e tali Iabore aliquid novi discamus de nostra ipsorum lingua. -Nostra ipsorum: KS 1,245 unten.
C. Umformungsübungen 1. In einem neueren Buch über Rom findet sich dieser bedenklich unbedachte Satz: "Bezüglich des Ausländerturns überschlug sich manchmal der Chauvinismus der römischen Antike". - Wenn "sich überschlagen" ein Höchstmaß und "Chauvinismus" einen überspitzten Nationalismus meint, kann man die hohle Phrase schrumpfen lassen zu: "Was das Ausland angeht, so nahmen sich die Römer eine Verachtungshaltung (=Arroganz) heraus" und kommt zu klaren Begriffen und klarem Latein: quod ad externos populos (Cic. off. 2,64) attinet, Romani interdum maximam sibi sumpsere arrogantiam- Quod ad ... attinet ist zwar bei Cic. Verr. II, 2, 15 belegt, dennoch bleibt es klassisch selten (MRS § 375). "Was ... anbetrifft" sollte man so übersetzen: handelt es sich um ein Verbum des Sagens, Meinens usw., sagt man: quod cogitas ("was Deinen Gedanken betrifft, daß ... "; KS 2, 278 ob.); handelt es sich um ein Substantiv ("Was Deine Krankheit betrifft, ... "), so stelle man es einfach an die betonte erste Stelle im Satz (MRS § 375Anf.). 2. "Sogar Meisterwerke der Renaissance spiegeln noch antike Formkunst", schrieb ein neuerer Historiker. Michelangelos Brutus "spiegelt", genau besehen, nichts; "Meisterwerke" sind für den Römer Produkte der herausragenden Künstler, der egregii artifices (Varr., L.L. 9, 12); die Renaissance sprach zuweilen selber von "antiquitas renascens" (E. Panofsky, Die Renaissancen der europäischen Kunst, Frankfurt 1990, 31), und "Formkunst" reduziert sieh, wenn man das Wichtigste ausdrückt, zu arsoder zu summo ar-. I ifkio factum (Cic. Verr. 11,2, 87); demnach: Etiam ea, quae egregii illi arti./kt•s rt'/Uist•t•ntis anliquilalis.kt~tTUilt (oder t;[{in:rerunt), redolent (Cic. Brut. H:.! rl'lloll'fll auf iquila/t'lll) ar/t'lll autiquorum (nach Cic. Lael. 13).
6. Übung
6. Übung A. Lernen: OS 31-34 31: summamjacultatem dare ad occasio oblata tempus ... dimittere in eum locum res deducta eajortunae condicione uti, ut 32: potestatem ... adimere res eodem loco est, quo ... tempori tribuere consiliumpro tempore capere 33: bene succedere jortunae se committere opportune accidit, quod ex sententia procedere 34: (varia/bona)jortuna uti valet temeritas utile esse (m. Dat I ad) premi aliqua re propejactum est, ut
Rumpfgrammatik:
Modi im Hauptsatz: RH§ 214-218 1. Ind. im Latein, wo wir gern den Konj. benutzen: oportuit: er hätte ... müssen (§ 214, 1; vgl. KS 1, § 44); possum respondere, sed ... :"ich könnte antworten, doch ... ". 2. Optativ (Wunschmodus): 11lleas!, bzw. Ne eas! RH § 215; KS 1, 182, 4. 3. Potentialis, Irrealis: RH§ 216; KS 1, § 46. Potentialis: meist Konj. Perf.: Dixerit aliquis ("es könnte einer behaupten ... "). Irrealis: Konj. Imperf. für die Gegenwart: Num etiam solus venires? ("Würdest du auch allein kommen?"); Konj. Plusquamp. für die Vergangenheit: Quid sine tejecissem? ("Was hätte ich bloß ohne dich gemacht?"). 4. Hortativ:Eamus/(RH 217, 1; KS 1, 180, 1). Jussiv: Prodeat! ("Er trete vor!", RH§ 217, 2; KS 1, 185, 6). Dcliberativ: Quidjaciam? ("Was soll ich bloß tun?", RH 250 Mitte; KS 1, 181,2).
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ErsterTeil
B. Übersetzung 1. Ich könnte noch vieles über die Grammatik sagen, aber fangen wir endlich mit dem Übersetzen an. Hinweis: In den Lexica unter "grammaticus" nachschlagen! 2. Sei glücklich, schönes Mädchen, sei immer so blühend wie jetzt und versäume nicht die rechte Zeit zum Heiraten! Hinweis:Florens GÜ; Cic. Quinct. 7, vgl. Mur. 59. 3. Zwei Jahre bist du fort; es ist jetzt so weit, daß ich gern wissen möchte, mein Sohn, wo du bist: auf Rhodos, wohin ich dich schickte, oder in Delphi? Schreibe mir, damit ich es allen erzählen kann; sonst könnte einer sagen, ich kümmere mich nur ums Geschäft, aber nicht um die Kinder. Hinweise: Füllwörter wie "gerne", "wohl", "bloß" (s. oben "Rumpfgrammatik 3 und 4) werden im Latein kaum verwendet (MRS § 497).- Zu " ... sagen, ich ... ": unterordnen durch "daß", s. RH§ 168, 1. 4. Wer hätte gedacht, daß Horaz-ein Sohn eines Freigelassenen- von Jugend an so viel Erfolg haben (OS 33!) und großartige Werke veröffentlichen würde! Hinweise: Zu "hätte gedacht" (phraseologischer oderidiomatischer Konj. im Deutschen) RH§ 214,2; KS 1, 172, d.-Zu"gedacht, daß ... würde": Nachzeitigkeit, RH 271 oben.- "Erfolg": die drei OS-Phrasen S. 33 sind darauf zu überprüfen, ob alle drei klassisch sind.
Mustersätze 1. Plura possum de arte grammatica proferre, sed incipiamus tandem vertere! Kommentar: Ars grammatica: Rhet. ad Her. 4,17 Mitte (ciceron. Zeit), Cicero benutzt einmal (de or. 1, 187) Plur. Neutr. für "Gebiet der 'Grammatik'".- Zupossum RH§ 214, 1; KS 1,171 a; 172 a und b; zu incipiamus RH §217,1. 2. Sis beata, pulchra puella, maneasque semper tamflorens, ut nunc es, neque
dimittas tempus nubendi! Kommentar: Folgt auf einen positiven Imperativ ein negativer Aufforderungssatz, so wird dieser durch nec angereiht (KS 1, 192,5 [z. B. Cic. fam. 1, 0,19: nec hoc pertimueris]). 3. Duos iam annos abes eoque res deducta est, ut velim scire, ubi sis: Rhodi (Caes. he 3, 102, 7; KS 1,476, A. 1], quotemiseram, autDelphis (Cic. div.1,37; 1\11 S 151, a I)? /kscribt: mihi (OLD rescribo 1 c), ut possim omnibus narrare; si minus, di;l"t'l"ilaliqui.~ 11w tantum tw!{otia mea t:urare nequefilios. Kumnlt'nlnr: I Jtw.~ wuws: au("h /Jimnium (Ci(". Verr. II, 3, 43; Ca es. BG
:.w
6. Übung
1, 3, 2).- Belege für si minus ohne Verb: KS 2, 418, A. 2; LHS S. 667 a. Si minus häufiger als sin minus (das GÜ bietet). Man kann auch an das Simplex euro denken, vgl. OLD s. v. euro 8 a, besser KS 1, 312 Mitte: eurare de bei Cicero in Briefen. Aber: tuum negotium ago: Cic. Verr. II, 3, 149. 4. Quis arbitratus est /loratio,jilio libertini, omnia a puerili aetate (Cic. de or. 3, 85, vgl. OS 17: hier wird a prima aetate notiert, was bei Cicero gut belegt ist, bes. fam. 4,4,4 Ende [bitte nachlesen!], nach OLD aber erst bei Prop. 2, 8,17 vorkommen soll: so ungenau sind solche Auswahllexika) tam pro-
spere eventura eumque poemata tam splendida scripturum esse? Kommentar: "Erfolg": von den drei OS-Phrasen ist nur bene,felieiter oder prospere evenire bei Cic. belegt (Mur. 1; vgl. LS S. 667li. oben [s. oben I, Satz 2f.]).- Scripturum: pacturum kommt dem Poetischen näher: Cic. Att. 2, 6,2; fam. 16, 18, 3 (nicht ohne Ironie).
C. Umformungsübungen 1. Man kann sich vorstellen, einmal "Catulls Gefühlswelt ist reich" übersetzen zu müssen. GÜ weisen auf sentire, so auch Catull selbst (C. 85, 2) oder Cic. fam. 11, 29,2 Anf.: me a te diligi sensi. Jetzt muß man "Gefühlswelt" reduzieren, denn kein Römer verband orbis terrarum oder mundus mit sentire: multa sunt, quae Catullus se sensisse seripsit genügt. 2. "Cicero sah vieles durch die Brille des Patrioten": Brillen gibt es erst seit dem 12. Jahrhundert; Patrioten sind Menschen, welche die Heimat höher schätzen als alle anderen Länder. Also etwa: Multis de rebus ita sensit (LS sentio III) ut deeet (eum) qui patriam eariorem habet eeteris oder ähnlich (zur Fortlassung des eum: KS 2,281 unten). Man kann auch an patriae amans denken (zum Genetiv RH§ 135, 1 b; KS 1, 450 i [R. Henke]).
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ErsterThil
7. Übung A. Lernen: OS 35-58 35: sein periculum ... iriferre
impendet periculum in summis angustiis esse parum procedere in dubium revocari incidere (in calamitatem) 36: angustiae temporis damno affici summa alicuius rei nihil proficere 37: memoria obscurata est bzw. evanuit ad nihilum redigi natura ab ... abhorret 38: id agere, ut assequor aliquid ad eam rem specto alii alio tendunt omnino non attingere Rumpfgrammatik: Thema: Die Nebensätze/: Aussage- und Fragesätze (RH § 219-222) 1. Aussagen von der Form "Ich (sage), daß ... " stehen im Latein nach Verben der Wahrnehmung, des Sagens, des Meinens im Acl (RH§ 168; KS 1, 687ff.). 2. Direkte Fragesätze: eingeleitet durch -ne (neutral) (RH§ 221,2; a-c), nonne (ein Ja erwartet), num (ein Nein erwartet), utrum-an ("ob- oder")
ne-an nur an (RII § 222). Aus einem ehemalip;en Fragesatz entstand quin (gewöhnlich "daß", vgl. RH 2H"i uni.): Non dubito:
Quin.fun"irtt
"1\t·in Z.wt·ili-1: Wit•so (qui
~
antt~
wieso?, -rw
=
Pelasgos antiquiores homines? D.h. Frap;cpartikel) sollten (Konj. der un-
7. Übung
willigen Frage [KS 2, 508, 5] vor der griechischen Urbevölkerung keine älteren Menschen gelebt haben?" Daraus wurde: non dubito, quin: "Ich hege keinen Zweifel daran, daß ... ". 5. Indirekte Fragesätze: (RH§ 252f.; KS 2, 488, 2): da sie von einem übergeordneten Verb abhängen (z. B. "Ich weiß, wer du bist"), stehen sie im Konjunktiv und richten sich nach der geregelten Zeitenfolge (consecutio temporum: RH§ 228/51; KS 2, 174ff.).
B. Übersetzen 1. Ich bin überzeugt, er nimmt dich als den Sohn seines Freundes gern bei sich auf, obschon er sich in einem finanziellen Engpaß befindet. Hinweise: Nachzeitigkeit (RH § 250). - "Finanzieller Engpaß": so umformen, daß z. B. OS 55 anwendbar wird oder 106 unten. 2. Aulus, hast du etwa ein Auge auf die schöne Clodia geworfen und mit deinem neuen Rennwagen geprahlt? Mit Erfolg? Ohne? Gut so! Als ob die Jüngelchen nichts Besseres (OLD antiquus 10 a) zu tun hätten, als große Damen anzustarren? Hinweise: "Ein Auge werfen": Cic. Verr. II, 2,57: oculum adiectum hereditati; PI. Mil. 909 animum adicio mit Dat.: erotische "Fachsprache". - "Als ob": GÜ "als" 6, RH § 248 Ende: mit Konjunktiv, vgl. KS 1, 455, 6. Zum Tempus nach solchem quasi s. KS 2, 455, 6 (Cic. Th. 1, 50 Mitte: Quasi vero, usw.). 5. "Aus dem Zirkus posaunt man uns schon die Ohren voll, gleich werden sich die Rennfahrer zeigen - aber Aulus schläft tief- sollen wir allein gehen oder warten?" "Wecke ihn- oder willst du Ärger haben?" Hinweise: Zeichen: auch beim Pferderennen, s. LS II, A, 2 signum; "Rennfahrer: auriga (LS), s. J. Carcopino, Daily Life in Ancient Rome, Penguin Book 1991, 257ff. -"Ärger": OS 55; "wecken": (somno) excitare, Cic. resp. 6, 12 Ende; "oder": nisi. 4. Seinem Leben, sagte der Hahn, drohe höchste Gefahr (OS 55), und er wisse nicht, wie er sie vermeiden ("vertreiben": LS s. v. periculum lesen!) könne. Eine Kleinigkeit verändere zuweilen die allergrößten Dinge, antwortete die Henne und machte ihren Gatten darauf aufmerksam, daß der Koch nicht wisse, wo das Messer sei. Hinweise: "Vermeiden": LS unter periculum prüfen; "Kleinigkeit" usw.: OS 56 unten (puncto) abändern; "aufmerksam": nicht etwa (gemäß OS 47) an animus denken, das würde Unbeholfenes ergeben), sondern an doceo, z. B. OLl> Ha (Cie. ()uinet. 57).
ErsterTeil
5. Wenn ein Reiter sein Pferd prügelt, wer könnte da zögern, laut zu protestieren? Jeder wird vielmehr versuchen, ihn daran zu hindern, vor lauter Zorn das arme Tier zu verletzen. Hinweise: "Prügeln": verberare; "protestieren": umformen, z. B. "losfahren gegen ... ", "anfahren". - "Könnte": "phraseologisches" Verb, diese Ausdrucksweise, ein Germanismus, wird im Lateinischen nicht verwendet (s. Übung 6, Satz 1). Mustersätze 1. Persuasum mihi est (GÜ "ii berzeugen" 1 mit Alternativen: mihi persuasi; LS persuadeo, Ende; grundsätzlich MRS § 49, A. 5) eum te utfilium amici
libentissimo animo apud se recepturum esse, etsi res eius in angustiis sunt. Kommentar: "Er"- "bei sich", Reflexivpronomen (RH§ 193, 1)!- "Als": GÜ s. v. "als" D, 8: "nicht ausgedrückt"; aber "dich als ... " hat hier die Form einer begründenden Ergänzung (Apposition); in diesem Fall verwendet man auch gern ut, entweder mit esse (KS 2,451,4) oder unter Auslassung des Verbs (ebd. 452, 5 b). (Anders ist zu beurteilen: "Ich grüße dich als meinen Freund": TC amicum saluto: nicht weil er mein Freund ist, sondern "Freund" und "du" sind gleichsam dasselbe). -Angustiae im finanziellen Sinn: LS II B. 2. Aule, num oculum adiecisti (oben, Übung 4, Satz 3) ad Clodiam pulchram cisiumque tuum novum iactasti? Num quid profecisti? Nihilne processit? Bene est! Quasi adulescentuli nihil antiquius habeant quam oculos infeminis defigere nobilibus? Kommentar: Nihil processit: Cic. Att. 10, 12, 1; parum procedere bei OS ist bei Liv. 10,34,2 belegt (s. oben 5, Satz 2; 6, Satz 4).- "Jüngelchen": adulescentuli mit spöttischem Ton, Ter. Eun. 423.- Nihil antiquius: mit quam: Bell. Alex. 36,2; quam ut: Cic. fam. 11,5,1.- "Anstarren": oculos dejigo in: Cic. Phil. 11, 10. 3. "E circa signa iam nobis aures obtundunt (Cic. Verr. II, 3, 157 Anf.), iam aurigae sein conspectum dabunt, atAulus arte donnit- utrum eamus sine eo an rnaneamus?" "Excita eum, nisi vis calamitatem (oder vituperationem) tibi in.fcrri!" Kommentar: Se in conspectum dare: seit Ennius gebräuchlich (Cic. Verr. II, !5, R6). Arte: Adverb von artus, "fest", "eng", wird gern vom "festen" Ein-. s('hlal(·n oder· vomliefen Sehlafp;esap;t: OLD arte4 a.- CalamitateminJerre: ( :at•s. lU; I. I 2, !i; in mist•rias in6tkre: Cic. inv. 1, 1OH. ·t I itm· Slltll' immim·n· stll1t111tll1t pt'l'it·ttlt111t di.l'ill{lllllls fll'f/lll' St' st'Ü't', quo)(I
7. Übung
modo id depelleret. Minima momenta saepe res maximas immutare respondit gallina marito eumque docuit cocum oblitum esse, ubi esset culter. Kommentar: Imminere nach mors imminet (Cic. Th. 1,91) möglich; periculum allatum (Cic. off. 1, 154); iniectum (Cic. Caec. 83) ebenfalls gut.- Depello: auch subterfugio, se e(x) periculo eripere (Cic. Clu. 70) möglich.- Momentum habere: vgl. Caes. bc 3, 70,2; Cic. Phil. 5,26.- Culterist das Frisör-, Winzer- oder auch das Schlachtermesser. 5. Si qui eques equum suum verberat, num cunctaberis (RH § 166) magna voce
in eum invehi? Immo unusquisque conabitur eum prohibere, quaminus misellum laedat caballum? Kommentar: Cunctari (ebenso wie dubitare) im Sinne von "zögern" steht mit dem Infinitiv (RH 190, rechts vor Mitte; KS 1, 667 a); heißt dubito "zweifeln, ob", folgt -ne (KS 2, 266 oben); nach non dubito im Sinne von "zweifeln" folgt quin (RH § 239; KS 2, 263). Belehrend: Ca es. BG 3, 23, 7! - lnvehor in: Cic. Verr. II, 4, 8; KS 1, 268, Z. 12; "jeder": zu quisque (nur nach starken Wörtern wie ut, Reflexiva, Superlativa) s. RH§ 202,1: man suche eine Alternative.- Prohibere mitneoder quominus: RH§ 236, 2; KS 2, 257.- Misellus: rein familiär ("armes Vieh") ebenso wie caballus ("Gaul").
C. Umformungsübung In Klausuraufgaben fanden sich folgende Sätze: 1. "Sie versuchten, hochgestellte Römer zu bestechen, aber kaum einer ging ihnen auf den Leim".- "Bestechen" ist einfach: corrumpere (Cic. off. 2, 53); aber "auf den Leim gehen"? Die lateinischen Metaphern fallen einem vielleicht nicht gleich ein (Cic. nat. deor. 2, 144; OLD visum2), also: vix cuiquam persuaserunt oder Phrasen wie oben in Satz 2 (processit). 2. "Ihm eilt der Ruf der Mildherzigkeil voraus": einefama "eilt" nicht in lateinischer Prosa, also reduzieren: "seine Milde wurde überall bekannt" (famam dissipare, auch mit Acl: Cic. Phil. 14, 15; misericordiafama [abl.] nota: Caes. BG 6,24,2), oder "bevor er eintraf, hatten alle von seiner Milde gehört": cuius clementia iam celeberrima erat antequam ipse advenit (nach Cic. Verr. 11,3, 61 ). Prüfen Sie auch percrebresco!
11
ErsterTeil
8. Übung A.Lernen:OS59-42 39: auctorem esse alicuius rei
animum inducere, ut de summis rebus consilium capere sententia stat (m. Inf.) magnam difjiculatem qfjerre 40: vitam ad ... normam dirigere suasponte haerere religionem inicere imprudens munus praestare muneri deesse 41: totam aetatem in ... conterere partes agere homo usu (Gen.) praeditus 42: summa ope eniti, ut ad aliquid se conjerre omnibus viribus operae pretium est oleum et operam perdere Rumpfgrammatik:
Die Nebensätze JI· Temporal- und Kausalsätze 1. 'Temporalsätze (RH§ 253-258):
a) cum mitlnd.
cum(ubi, ut)primum mit lnd. Pcrf. cum m.l\onj. h) postquam mit lnd. Pel'f. c) (11/./('-, hzw. prius qtwm
"zu der Zeit, als" oder "dann, wann" (RH §253, 1); "jedesmal, wenn" (RH§ 253, 3); "dadurch, daß" oder "indem" (RH§ 253,2); "sobald (als)" (RH§ 256); "als" (RH§ 254); "nachdem" (RH§ 255);
8. Übung
mitlnd. mitKonj. d) dum mitfixem Präs. Ind. mit derselben Zeit wie im Hauptsatz (auch donec, quoad) mitlnd. undKonj. 2. Kausalsätze: a) quod mitlnd.
b) quod mitlnd.
"bevor" (rein zeitlich, RH§ 257) "bevor überhaupt ... konnte" (RH§ 257, 2) "während" (RH§ 258, 1); "solange (als)" (RH§ 258,2); im Falle der Absicht (RH§ 258, 3): "solange bis". "feststellend": "die Tatsache, daß" ("faktisches" quod): RH § 249 (Typ I: bene evenit, quod ades: "die Tatsache, daß du da bist, kommt gelegen"; Typ II: quod te domum reversurum scribis, te mox venire volo: "was ... anbetrifft, daß ... , so ... "). "weil" (RH § 250); quia und quoniam (RH § 252): "da ja"; Appell an das "Selbstverständliche", an die Evidenz.
B. Übersetzen 1. Zu der Zeit, als ich noch Staatsbeamter war, pflegten die Priester ihr ganzes Leben im Dienst der Religion hinzubringen, da sie ja etwas überaus Wichtigeswar. Hinweise: "Dienst der Religion": sacrajacere (OLD sacrum 3 c); "noch" ist Germanismus und bleibt im Lateinischen unberücksichtigt.- "Wichtiges": OS29. 2. Jedesmal, wenn du weinst, betrübst du auch mich; denn indem du den Tränen freien Lauf läßt, zeigt du mir, daß ich irgend etwas unbedacht gesagt oder gar getan habe. Hinweise: "Du": da ein Gegensatz "Du- Ich" besteht, sollte das Pers.-Pron. gesetzt werden; "betrüben": tristemjacere oder contristare (Cic. fam. 8, 9, 5); den Tränen "freien Lauf": OS 25 oder vim ("Fülle") lacrimarum profundere (Cic. resp. 6, 14). - "Unbedacht": OS 40 unt., auch imprudenter (s. LS). 5. Laßt uns genug Holz im Walde sammeln, bevor der Winter kommt; denn oft beginnt es zu schneien, bevor man noch ans Heizen denken konnte. Hinweise: "Bevor ... kommt" ist doch wohl rein zeitlich (Jahreszeit!), also (nach RH § 257, 1) Indikativ.- "Bevor ... konnte": soviel wie "ohne daß man daran gedacht hätte", also gleichsam "unwirklich" (RH§ 257, 2).
ErsterTeil
4. Während ich im Walde spazierenging, fiel mirvon einem Baum eine Nuß genau auf den Kopf. Hinweise: Bei solchem zeitliche Begleitumstände angebenden "während" (entspr. der englischen Verlaufsform "while I was walking in the forest, ... ") stets und ausschließlich Ind. Praes. (genaue Definition KS 2, 374, 3). "Genau": ipse. 5. "Was machst du da?" "Was ich mache? Ich leite wenigstens ein wenig Wasser aus dem Bach durch diesen Graben auf mein Grundstück, bevor der Lohgerber da mir das ganze ableitet!" Hinweise: "Wasser ableiten": deduco (Cic. div. 2, 69; OLD deduco 2 b) und derivo (Caes. BG 7, 72, 3; vgl. engl. derive, bzw. franz. deriver); "ableitet": gemeint ist die Absicht des Zuvorkommens: "auf daß der Lohgerber (coriarius) gar nichtdazu komme", also Konj. (RH§ 258,2 Ende; KS 2,370 b).
Mustersätze 1. (Thm) cum ego munerejunctus sum publico, sacerdotes totam aetatem sole-
bant in sacrisfaciu(e)ndis conterere, (quippe) cum haec res magni esset momenti. Kommentar:Aetatem contero bei Cic. Rose. Com. 41; häufiger ist aetatem ago, dego. 2. Cum tufles, me quoque contristas, nam cum tantam vim lacrimarum pro.fundis, demonstras mihi aliquid me imprudenter dixisse vel etiam.fecisse. Kommentar: Tanta wurde aus der Dialogsituation heraus ergänzt.- Etiam ("auch, noch, sogar") vermag- im Unterschied zu quoque- zu steigern. 3. Goiligamus satis lignorum in silvis prius quam hiems appropinquat (Caes. bc 3, 9,8), nam saepe incipit ningere priusquam de nive cogites. Kommentar: Lignumla- Feuerholz; materia- Holz als Baumaterial; appropinquet ist ebenso gut, der Konj. würde dann die Absicht verdeutlichen im Sinne von "damit der Winter nicht überraschend komme". Ningit ist zwar zuerst bei Vergil überliefert, ist aber gewiß so geläufig gewesen wie pluit. 4. /Jum ambulo in silva e quadam arbore nux cedidit in ipsum caput meum Kommentar: A. Weisehe macht fein darauf aufmerksam, daß zum Walde
vagari besonders gut passe (s. Ov. met. 10, 535; Hor. ep. 1,4,4: reptare). 5. "()uid tu hicfacis?" "Quid.faciam? Aliquid sattem aquae e rivulo per hanc jiJs.wm mihi dNiuco (Dat. eomm.) prius quam ille coriarius omnem mihi (Dat. t'lhicus: 1\11 ~ 127, Sondel'lonnen 1) derivet". Kmnmt•nlar: MU'iam? 1\onj. der wiederaufgenommenen Frage, s. RH S ~~ 1; S. 2!i!i, Mittt• (FI{o tibi imst•t•rcr?), besser: 1\S 1, 182; 2, 50B. -llle: iste rniiJ.~;Iil'h,
'H
tlanrr t•nlsliintlt• l'ill iirw·rlidwr· 'Ihn (1\S 1, li21, A. !i).
8. Übung
C. Umformungsübung 1. "Existenzform": Überlegungen zu "Existenz" oder "Dasein" sind für den
Römer keine Denkformen gewesen; aber auch wenn man das nicht weiß (dejinibus z.B. belehrt darüber), kann man von sich aus vereinfachen zu "Art zu leben" und kommt so auf ratio vitae degendae, denn für den Römer war alles Handeln ein von der Berechnung lenkbares. 2. "Er nutzte alle Bildungsmöglichkeiten": jacultas (Fähigkeiten, die man schon hat) und gar possibilitas haben hier nichts zu suchen. "Bildung": Herders und Humboldts Gedanken nicht unähnlich ist der römische Begriff der hu11Ulnitas (Röm. Wertbegriffe, Wege der Forschung 34, Darmstadt 1967, X und 468ff.): Bildung ist Ausbildung dessen, was den (rohen) Menschen zum ("gebildeten", geformten) Menschen macht, nämlich zum Meister des Nachdenkens, des Wissens und der politischen oder privaten Zuwendung. Bildungs-Möglichkeiten: was macht solche Bildung möglich? Wissenserwerb und Charaktererziehung, und beides liegt in der ars. Also: omnibus, quae ad hu11Ulnitatem pertinet, artibus usu.S est (Cic. Arch. 2 Ende).
ErsterTeil
9. Übung A. Lernen: OS 43-46 43: in eum locum progredi, ut dimittere supersedere (mo Abl.) missumjacere 44: animus ex ooorejicitur perpetuajelicitate uti otium consumere in nullum sibi tempus relinquere animicausa tempus consumere 45: homo ingenio ajjluens res caeca Longe abhorrere ab animo complecti ingenio valere 46: acies hebeseit mente captus ad sanitatem redire cogitatione imaginemjingere coniectura adsequi exprimere aliquid aliqua re in animo haerere Rumpfgrammatik:
J(onzessiv-, Adversativsätze; Final- und Konsekutivsätze 10 Man unterscheide zwischen dem einen Gegensatz aufreißenden Adversativsatz ("während" im Sinn von "wohingegen" [in RH § 263,2 enthalten]) und einer Einräumung ("obwohl"; Konzessivsatz, RH§ 263, 1)0 a) Adversativ-Nebensatz: cum (bzwo cum interea, interim) mit lndo und Konjo (lndo: KS 2,340,2; Konjo ebdo 342, Ao 3; zoBo: "Der Mensch kann vor·aus denken, während die Tiere nur in der Gegenwart leben", So <:il'o I ,l'l.!;o 1, 22 zur· Vomussieht des Menschen. h) 1\ollzl·ssivcl' NI'IH~Itsalz: qumru{/Uun, ctsi, ctiamsi mit Tndo; cum, ut )Ii
9. Übung
m. Konj., z. B. "obschon der Mensch vorausdenken kann, tut er es zu selten", s. Cic. Th. 1, 71: cumfacile posset educi e custodia (RH§ 263, 2; KS 2, 348, 5). 2. Finalsätze (RH § 234/6) positiv: utm. Konj; negativ: ne, quaminus (RH§ 236,2) m. Konj. Besonderheiten: - Verba des Fürchtens: timeo ne: "Ich fürchte, daß ... ", entstanden aus "Ich fürchte: Mag ... ja nicht geschehen!" Ne non oder ut: "Ich fürchte, daß ... nicht" (im Sinne von: "Ich fürchte: Mag das ja nicht nicht geschehen!"). Also: timeo, ne hostes veniant! "Ich fürchte, daß die Feinde über uns herfallen"; timeo, ne hospites non veniant oder timeo, ut hospites veniant: "Ich fürchte, die Gäste werden (leider) nicht kommen!" oder mit ut (eig. "wie"): "Ich habe Bedenken: Wie sollen sie bloß kommen?!", vgl. KS 2,253 n. Mitte. BeachteTer. Andr. 349 paves ne ducas .. ., tu autem ut ducas. - Verba des Hinderns, Sich-Weigerns: impedire, prohibere, recusare, resistere mitneoder quaminus (RH§ 236, 2): z. B.: dolore impedior, ne plura scribam (Cic. Att. 11, 13,5; KS 2,257); aetas impedit, quaminus irascar(TLL 7, 1; 534,59ff.; KS a.O.). Nach non recuso steht quin: RH§ 239, 2. 3. Konsekutivsätze (RH§ 237/8) nach Verben:fit, accidit, evenit, mos est, ut, usw. (RH§ 237); nach Adjektiven: talis, tantus, ut (RH§ 238, 1); nach quam: altior mons erat, quam ut ascenderetur, RH § 238, 2; im Falle von "so daß" ohne auslösendes Wort: mons erat altissimus, ut ascendi non posset, RH § 238, 3. Merke: Verneinung: ut non; in Konsekutivsätzen gewöhnlich keine Consecutio Temporum.
B. Übersetzen 1. Obschon ich nur den Hauptmann in der Beratung vertrat (OS 43 überprüfen!), konnte ich mich nicht weigern, mitzustimmen und meine Ansicht vorzutragen, da doch die meisten, die in solchen Dingen erfahren sind, abwesend waren. 2. Aulus hat sich schon gestern viel herausgenommen (OS 95); ich fürchte, er wird auch heute uns auf die Nerven gehen. Hinweis: "Auf die Nerven gehen": es gibt kein lateinisches Äquivalent, weil die Römer "Nerven" in unserem Sinne nicht kannten; sie dachten anders: OS74 Mitte.
37
ErsterTeil 3. "Du hast schon genug dummes Zeug vorgetragen, und mit abscheulicher Lautstärke- aber meine gute Erziehung hindert mich, dir böse zu sein", sprach der Storch zum Frosch und verschluckte ihn. Hinweise: "Dummes Zeug": nugae (Plautus, das Wort blieb aber bis in die Kaiserzeit geläufig, vgl. OLD 1 b und 3 b); "Lautstärke": umformen ("laut" o. ä.). - "Gute Erziehung": educatio liberalis, Cic. de. or. 3, 125 nachlesen (liberalis: wozu ein Freigeborener im sittlichen Bereich verpflichtet ist). 4. Aus der stoischen Philosophie ergab sich keineswegs, daß die Lust etwas Schlechtes sei, wohl aber, daß sie nicht das höchste Gut sein könne. Hinweise: "Ergibt sich": ejjicitur (Cic. fin. 2, 24); "höchstes Gut": summum bonum (Cic. fin. 2,24 [lesen!]).
Mustersätze 1. Quamquam eram in consilio pro centurione, tarnen non potui recusare suf-
fragiumjerre sententiamque dicere, cum peritorum plurimi abessent. Kommentar: "Stellvertreter", man denke an pro consule; vice mit Gen. ist erst bei Hor. a. p. 340 belegt. Cicero sagte einmal in locum alicuius invitare (Att. 2, 19,4). Recuso hat im Sinne von "sich weigern zu ... " den Infin. (RH 190, re. vor Mitte) oder ne, bzw. quaminus (RH 280 unt. ); non recuso hat quin: RH§ 239, 2; vgl. KS 1, 670 unten zum Infin. (in der Regel in Sätzen negativen Gesamtinhalts). Wäre recusare selbst verneint, müßte quin folgen (KS 2, 257, 1 f. quin). Zum cum adversativum "wo doch ... " KS 2, 348, 5; aber freilich kann man das cum hier auch kausal fassen. 2. Aulus heri magnam sibi sumpsit adrogantiam; timeo, ne hodie quoque molestias nobis exhibeat (nicht: exhibiturus sit). Kommentar:Ad- oder arrogantiam: Ca es. BG 1, 33,5 (OS 95).- Zum periphrastischen Futur im konjunktivischen Nebensatz, das in der Klassik nicht geläufig war, KS 2, 180; z. B. Cic. Verr. II, 1, 153: incertum, quam longa vita ... jutura sit. Vgl. Cic. Verr. II, 5, 163 Ende; gewöhnlicher ist der einfache Konj. Praes., bzw. Imperf. (KS 2, 180, A. 6). 3. Satis iam nugarum cantavisti, idque immani ista voce, sed institutio mea liberalis impedit me, quaminus tibi irascar, dixit ciconia ranae, dixit et de-
voraviteam Kommentar: Satis kann- als Adverb- Verben qualifizieren (satis osten"hinreichend deutlich machen"; LS satis 2 a), Adjektive (satis dives). und Adverbien, kann aber auch als Substantiv fungieren (satis argenti: KS 1,411 unlt·n; lU I~ 130,4).- Nuww: aueh Cic. div. 2, 30. -/nstitutio: Cic. Luc. IO:l, J<:rull·. - /,i/)('m/is: tTtulitio libnnlis Cic. 'llr. 2, 27 F,nde. -lmmani: man
dtn~.
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9. Übung kann auch an magna voce etfoeda quidem (zu quidem in dieser Verwendung OLD quidem 5 a) denken. -Jrascar: Cic. off. 1, 88. 4. E philosophia Stoica minime efficiebatur, ut voluptas sit aliquid malum, sed ut non sit summum bonum Kommentar: Aliquid: wenn zu aliquid ein qualifizierendes Adjektiv tritt, gleicht es sich - als Attribut- dem aliquid in Kasus, Numerus, usw. an: ... habet in se aliquid (Subst.) divinum (Adj.) KS 1, 430 unt. Bezeichnet aliquid aber einen Teil aus einem Ganzen, dann steht dies Ganze im. Gen. partit.: aliquid pristini roboris (s. KS 1, 430 ob. mit A. 8; LS aliquis I D). Diese Regel gilt nur für Adjektive auf -us, -a, -um; die der 3. Dekl. müssen attributiv gebraucht werden: nihil humile, nicht humilis (KS 1, 431 oben; MRS § 80).- FJficio, im Sinne von "sich als Schlußfolgerung ergeben", hat konsekutives ut nach sich: Cic. Th. 1, 16.
C. Umformungsübungen 1. "Sein Lebensideal lautete auf Ruhm und Ehre": Ausdrücke wie "Lebensideal", "Ideale", "Lebens-Ziele" kannte der Römer nicht, seine Sprache war stärker vom Verb bestimmt und darum präziser als unsere Substantivgewölke; und der Verbenschatz des Römers war nicht so voller verwaschener Ausdrücke wie "lauten auf" (was in die Formen-, bzw. die Endungslehre gehört). Also: "Sein ganzes Streben richtete sich auf Ehre und Ruhm" wäre gut-römisch: totum studium contulit (off. 1, 19) in laudem honestatemque adipiscendam (prov. cons. 44); oder: sibi persuasit nihil esse plus (oder: vehementius) expetendum quam lauset honestas (Cic. Arch. 14). 2. "Augustus' Edikte suchten den Übergriffen von Beamten Rechnung zu tragen". "Rechnung tragen": Phraseologie und Lexikon bieten respicere aliquid, gewiß; aber sie "berücksichtigen" sie nicht nur, sie wollen sie abstellen. Was sind Übergriffe? Man reduziere auf iniuriae, und da kann man an mederi denken (incommodo mederi: Auct. ad Her. 2, 48). Und iniuriae werden "angetan", "herangetragen": iniuriam afferre: Cic. off. 1,24 (so nach LS; nichts Einschlägiges im OLD). Also: EdictumAugusti iniuriis a magistratibus allatis medebantur (zum Imperfectum de conatu ["suchten"] RH § 212, 3). Aber: wollten die Edikte helfen oder Augustus? Sie sind keine Personen, also:Augustus per edicta ... medebatur.
:m
ErsterTeil
10. Übung A. Lernen: OS 47-50 47: exemplumlspecies (m. Gen.) elegantia omnia consilia rejerre ad animum attendere ad omnes cogitationes defigere in (m. Abi.) mente ... prospicere 48: omne tempus ponere in (m. Abi.) in mentem venit in animo habere aliquid/-uius semper ante oculos versatur intellegere aliquid agnoscere aliquem 49: conicere (aliquid, Acl) coniecturamjacere de memoria tenere memoria repetere repetere (alicuius rei) memoriam 50: oblivione obrui jixum et statutum a sua sententia discedere Rumpfgrammatik:
Bedingungssätze (RH§ 259/62; KS 2, § 212ff.) 1. Realer ("Ist"-)Fall: Si hoc dicis, erras: Indikativ. 2. Potentialer ("Möglichkeits"-)Fall: Si hocdicas (dixeris), erres (errabis; hypothetisches Futur (KS 1, 142, 2]): Konj. Präs. oder Perf. (s. Üb. 6, Rumpfgr. 3) im si-Satz, potentialer Konj. oder hypothetisches Futur im Hauptsatz (was aber selten ist: J. Lebreton, Etude sur la langue ... de Ciceron, Paris 1901, 364 (Hinweis A. Weische]). 3. Irrealer ("Unmöglichkeits"-)Fall: si hoc diceres, errares (Gegenwart); sj lwc dLrisst~s, ermvisses (Vergangenheit). A 11 h a 11 p;: Muß ei11 Beclinp;unp;sgefiigc in den Acl gestellt werden, gilt als Mush~r ( IIIU'h 1\S ~. 4071'.):
10
10. Übung
a) a) Sihocdicis, erras.
{
Si hoc dixisti, errasti. Si hoc dices, errabis. Si hoc dixeris, errabis
(erraveris). b) Si hoc dicas, erres.
c) Sihocdiceres,errares. Si hoc dixisses, errares. Si hoc dixisses,
erravisses.
a) Si hocdicis,punieris. Si hoc dixisti, punitus es. Si hoc dices, punieris.
Sihocdixeris,punieris. Si hoc dixeris, punitus eris. b) Sihocdicas,puniaris. c) Si hoc diceres, punireris. Si hocdixisses,punitus
esses.
!
~~~::,:ihocdicas,teerrare. Censebam, si hoc diceres, teerrare (erraturumesse) Censeo, si hoc dixeris, te errasse. Censebam, si hoc dixisses, te errasse. Censeo, si hoc dicas, te erraturum esse. Censebam, si hoc diceres, te erraturum esse. Censeo, si hoc dixeris, te erraturum esse. Censebam, si hoc dixisses, te erraturum esse. Censeo, si hoc dicas, te errare. Censebam, si hoc diceres, te erraturum esse. Censeo, } si hoc diceres, te erraturum Censebam, fuisse. Censo, } si hoc dixisses, te Censebam, erraturumjuisses.
b) Passivum: Censeo, si hoc dicas, te punitum iri. Censebam, si hoc diceres, te punitum iri. Censeo, si hoc dixeris, te punitum esse. Censebam, si hoc dixisses, te punitum esse. Censeo, si hoc dicas, te punitum iri. Censebam, si hoc diceres, te punitum iri. Censeo, si hoc dixeris, te punitum iri. Censebam, si hoc dixisses, te punitum iri. Censeo, si hoc dixeris,futurum esse, ut punitus sis oder: te punitumjore. Censebam, si hoc dixisses,juturum esse, ut punitus esses oder: te punitumjore. Censeo, si hoc dicas, te puniri. Censebam, si hoc diceres, te punitum iri. Censeo, si hoc diceres,juturum fuisCensebam, seutpunireris (sehr selten) Censeo, si hoc dixisses,juturum fuisCensebam, se, utpunireris (sehr selten).
t
41
ErsterTeil
B. Übersetzen 1. (a) Wenn ich mir etwas vornehme, führe ich es auch immer prompt aus; (b) und wenn es unmöglich ist, nehme ich es mir auch nicht vor- also vertraue mir! Hinweise: "Unmöglich": impossibile ist nachklassisch; Satz (a) so umformen, daß er auch in (b) verwendbar ist, d. h. in (a) und (b) dasselbe Verb verwenden: "machen ..., wenn man's nicht machen kann, ... ". "Vertrauen": confido, bei Sach-Objekt vorwiegend der Abi. (RH§ 147 Ende), bei persönlichem gern der Dat. (z.B. Cic. Phil. 10, 10; doch wird der Dativ ebenso gern bei Sachobjekten verwendet). 2. Solltest du je auf die Idee kommen (OS 48), dir ein Hetäreheu zulegen zu wollen, wirst du vermutlich sehr schnell ans Ende deiner Finanzen kommen (OS 108); wenn du dann anfängst zu sparen, wird es zu spät seinalso hüte dich vor einem Fehler. Hinweise: Eventual-Potentialer Fall. - "Hetärchen": meretricula (Cic. nat. deor. 1, 93). "Zulegen": "beschaffen": in diesem besonderen Fall: duco (mieten). "Ende der Finanzen": OS 108, man kann auch vom iron. numm("Gröschelchen") ausgehen (im Lexikon aufsuchen!). "Fehler": bitte kein Substantiv! 3. Hättest du dir vorher überlegt (OS 47), wie teuer ein Weingut ist, hättest du. ferner Fachleute befragt, hättest du von einem Kauf bestimmt Abstand genommen- also verkaufe schnellstens. Hinweise: Weingüter (Cic. Sen. 54 u. ö.) waren im antiken Rom und in der Renaissance ein beliebter Nebenbesitz. "Bestimmt": (pro)certo scio. "Abstand": (se) abstinere gewöhnlich mit Abi. (quin, quaminus unklassisch: KS 1, 259 unt.), tempero, quin dagegen bei Caes. BG 1, 33, 4, aber in einem insgesamt negativen Satz: KS 2, 257, 2. 4. Würdest du der Ansicht sein, Freundschaft sei nichts als die Chance für manchen Nutzen, müßte ich dir klarmachen, daß du die Gelegenheit zu einem wirklich glücklichen Leben verpassen würdest; nun bin ich abervoll und ganz überzeugt, daß du anders denkst.
Mustersätze ·
t. Si quid mihi propono, id ipsum per:ficere soleo; sin autem perjici non potes_t, non aninw proporw -up;o corifide mihi. Komnwnlar: Eirtlitdwr· "r'l'aler- l
10. Übung dies"). "Auch" ist im Deutschen in solchen Sätzen idiomatisch, also im Lateinischen nicht nachzuahmen. Conjido mit Dat.: Cic. Lael17. 2. Si tibi umquam in mentem veniat meretriculam ducere, mox puto incides in
difjicultates nummarias; si tum voles incipere sumptu parcere, sero incipies - cave ne pecces! Kommentar: Si mit Konj. Präs.: "potentieller Fall" ("sollte ... "). In mentem venire: Cic. Att. 12,37,2; comparo, in bezugauf Menschen: Cic. Clu. 191.Um das erst nachklassische incasurum zu vermeiden, setzt man das eigentlieh regierende Verb (hier: puto) unverbunden in einen futurischen Satz (KS 1, 711, 9).- Difjicultas nummaria: Cic. Verr. li, 2, 69 Ende; incido in: Cic. Phil. 2, 24. Sumptu (Dat.) parco: Cic. fam. 16, 4,2. Peccare: Cic. Mil. 43. 3. Si antea prospexisses, quam cara esset vinea, si porro harum rerum peritos interrogavisses, certo scio te emptione abstenturumjuisse. Kommentar: Prospicio: OS 4 7 unt.; Cic. Caecil. 42. Vinea: außer Cic. Sen. 54 vgl. Colum. 3, 3, 3 (vineta !). Certo scio: LS certo, S.321 Mitte (A2, b). Sibitemperare, quin: Caes. BG 1,33,4 (OLD tempero 3 bist nur in insgesamt negierten Sätzen anwendbar (s. I 9, Mustersatz 1, Komm.). (Sonst emptione abstineo: LS emptio, Caes. BG 1, ?2, 3.) Emeres: die irreale Periode bleibt in der Zeitengebung vom übergeordneten Präsens scio unbeeinflußt: RH 272 (oben, 4); KS 2, 185, c. 4. Si tu amicitiam nil aliud nisi opportunitatem ad varias putares utilitates, te
occasionem vitae vere beatae amissurumjuisse monerem; nunc autem scio te aliter sentire. Kommentar: (Nil aliud) nisi ciceronisch, quam nachklassisch: KS 2, 564, 7. Opportunitas mit Gen. (Cic. div. 1, 93) oder ad (Cic. inv. 1, 38); occasionem amitto: Q. Cic. pet. 31); mit Gen. Cic. Mil. 40 u. ö.; ad Cic. Imp. Pomp. 4. Sentire: LS sentio III.
C. Umformungsübungen 1. "Die Schicksale dieser Orte umschließen ein großes Stück Weltgeschichte". Schicksale "umschließen" erstens gar nichts; zweitens gibt es im Latein keine "Weltgeschichte". Läßt man die Luft aus diesen Blasen (immerhin stammt der Satz aus der Feder eines - sonst zu Recht - namhaften Gelehrten), ergibt sich: Mehrere Orte haben mehrere Schicksale, also jortunae (OLD jortuna 8; Ca es. BG 5, 3, 7) harum urbium. "Weltgeschichte" kann man reduzieren aufjortunae (oder res) ceterarum terrarum, so daß man nur noeh "umschließen" präzisieren muß: harum urbium (civitatum od. iihnl.)j(wtwuw arlt~ cohaemnt cum ceterarum terrarum (oder mit einer
ErsterTeil
Hyperbole: totius orbis terrarum). Es heißt im Latein nicht cohaerent cum illis (d.h.jortunis) ceterarum usw. wie im Deutschen(" ... mit denen anderer Länder"); diese Ersparung mittels ille tritt nur unter wenigen Bedingungen auf: KS 1,418, Abs. 2; MRS § 250, 1. 2. "Er wollte dem Optimatenbegriff neuen Glanz und Inhalt geben": So, wie ein großer Historiker unserer Tage schrieb, dachte kein Römer. In "Optimatenbegriff", "Begriff vom Optimaten" hätte er nomen herausgehört (OLD nomen 9; nicht bloß als "Bezeichnung", sondern etwa als "Ehrenname" verstanden: OLD nomen 10f.). "Inhalt": ein so verstandener "Name" der Optimaten kann "groß" sein (Cic. Brut. 258), also: id spectavit, ut nomen optimatium novam haberet dignitatem? Aber novus ist etwas Unerhörtes, Niedagewesenes, hier kommt es aber eher auf Wiederherstellung an, also: ut nomini optimatiumpristinam redderet dignitatem (und mit Zeugma:) splendoremque. Wenn man- mit A. Weisehe (brieflich)- meint, Cicero habe doch etwas ganz Neues gewollt, müßte man dann doch mit novus arbeiten: ... nova quadam dignitate ornavit od. ä.
11. Übung
11.Übung A. Lernen: OS 51-52 51: sententiam alicuius sequi sententiam mutare persuasum sibi haberelmihi persuasi (s. KS 1, 310f.) nisi omnia mefallunt 52: ad incertum revocare inter se pugnare abhorrere ab in dubium vocare (aliquid) verel-um dicere (nie veritatem!) expertum esse (m. Gen.) Rumpfgrammatik:
Relativsätze (RH § 240-243) Der Relativsatz ("Adjektivsatz": KS 2, 279/327) kann mittels des Konjunktivs "gefärbt" sein, und zwar: 1. Konsekutiv im Sinne von "ein solcher, daß er ... ": a) dignus (idoneus, aptus), qui (RH§ 242, 1); b) talis, tantus, tarn (z. B. magnus), qui (ib. 2, a); c) sunt, qui ... , nemo est(quis est), qui (verneint: quin (aus quine): RHib.2, b; 2. a) Kausal (z.B. stultus sum, qui haec nesciam, verstärkt: quippe QUl): RH §242,3; b) konzessiv und adversativ ("obgleich ... " und "während doch ... "): RH §242,3. 3. Sehr häufig und sehr elegant ist die attributive Qualifikation des Relativpronomens (RH§ 243,2 a; KS 2, 311, 3): "Komm' uns zu Hilfe mit den verläßlichsten 'fruppeneinheiten": veni auxilio (Dat. fin., s. Übg. I 2, Rumpfgr. 4) cum copiis (RH§ 145), quas habesjirmissimas (nach Plancus bei Cic. fam. 10,23,6; MRS § 199, 11). Copiae, quas habes bliebe unbestimmt-allgemein, jirmissimas bestimmt das Substantiv vom Relativsatz aus, anders als im Deutschen:" ... mit den stärksten Einheiten, die du hast."
ErsterThil
B. Übersetzen 1. Es stellen sich zuweilen mancherlei Gründe ein (OS 30: prüfen!), welche richtige Meinungen durch Vorspiegelung (OS 70) von Nützlichkeit zu verkehren vermögen (nach Cic. off. 3, 40). Hinweis: "Gründe" (auch "Ereignisse" u. ä.): oft hilft ein Ntr. Plur. 2. Wenn ich mich nicht gänzlich irre (OS 51), paßt nur zu Alexander, dem Makedonen, der Ausruf an Achills Grab: "0 glücklicher Jüngling, der du Homer selbst als Künder deiner Größe gefunden". Hinweise: "Paßt zu": "nur Alexanderwarin der Lage ... " usw., vgl. idoneus: RH§ 242, 1. "Künder": praeco (was heißt das Wort sonst? Etwa bei Plautus?) "Größe": virtus. 3. Bacchus, die ehrwürdige Gottheit von Naxus, erfreute sich dort der tiefsten Verehrung, da er den Menschen nicht allein Furcht und Schauer einzujagen pflegt, sondern jedes Jahr aufs neue auch Freude und Gedeihen bringt. Hinweise: "Verehrung": entweder mit "wert" auf gleicher Ebene. anzuordnen, also als Attribut (" ... wert und zu verehren"), oder als zweites Objekt zu "wert" auszudrücken; "Schauer": horror erst seit Livius, Valer. Flacc.; man lese Cic. resp. 1,23 (vor Mitte). "Gedeihen": s. "Prosperität", "prosperity". 4·. Aulus, der in seiner Jugend erst spät und nur oberflächlich mit griechischer Literatur in Berührung gekommen war, blieb dennoch, als er zum ersten Male dorthin kam, mehrere Thge in Athen. Hinweise: "In seiner Jugend": "als junger Mann" ("als" bleibt unübersetzt, z.B. RH 125 unt.); "in Berührung kommen": "berühren" (Gegensatz: imbuere); "als er zum ersten Male": cum primum (zu unterscheiden von cum primum "sobald als": RH§ 253, 1). · 5. Schicke mir, bitte, drei der schönsten Statuen, die du hast, als Geschenk für meine Tochter.
Mustersätze 1. Occurrunt interdum multae causae, quae hominum rectas sententias specie cuiusdam utilitatis possint canturbare (od. conturbent). Kommentar: Die Schönherger-Phrase incidunt causaeist Cic. ofT. 3, 40 bele~t; ebenso klassisch wäre sunt causae (Cic. Rose. Am. 92) oder multa oct·wnmt, t·w· (nach Tu. 1, 49). Specie: Cic. Lael. 4 7. 2. Nisi./izllor, wws :llt·:rwuilT illt~ Macedonius erat satis idoneus, qui adAchillis Sl'fJ/1/rnml t'.rr!tmwl't'rit: ,,( J.fiwtunalt~ adulescens, 111t'l"ll111 illl't'l/('f"iS fJI'lll'l'll/ll'111".
·l·fi
qui tuae virtutis ipsumllo-
11.Übung
Kommentar: Exclamaverit und inveneris: man erinnere sich (I 9, Rumpfgr., Ende) der (sehr natürlichen) Regel, daß die Konsekutivsätze keine strikte Consecutio Temporum befolgen (RH§ 231, 1). Also: das natürliche oder "absolute" Perf. im Konjunktiv! 5. Naxii, qui Bacchum summis honoribus dignum habebant, sancte eum augu-
steque venerebantur; quippe qui hominibus non solum religionem et timorem inicere soleret, sed quotannis de integro etiam gaudium et prosperitatem instaurare et renovare. Kommentar: Da Bacchus, qui .. nach einem Äquivalent für "verehren" verlangt, veneror aber klassisch nie passivisch gebraucht wird, muß zu Naxii, qui ... venerabantur umgebaut werden.- In honore esse: Cic. Rose. Am. 77; zu venerar treten als Adverbien der hier geforderten Art z. B. auguste sancteque (Cic. nat. deor. 3, 53); denkbar ist eine verstärkende Synonymengruppe (RH§ 187, 1 b), venerari colereque (Cic. nat. deor. 1, 119; 2, 71). Timorem inicere: Cic. Att. 5, 20, 3 (incutere: Cic. de or. 2, 209); religio: mit metus zusammen Cic. resp. 1,23; religionem inicere: Cic. Caecin. 97. Prosperitas: Cic. nat. deor. 3, 86/88.- "Bringt": es handelt sich um ein Zurück- oder Wiederbringen; da paßt- nach A. Weisehe- die bei Cicero beliebte Synonymengruppe instaurare et renovare (OLD instauro 2) gut.
4. Aulus, qui adulescens sero et leviter Graecas litteras attigisset, tarnen cum primum Athenas venisset, complures ibi dies commoratus est (s. Cic. de or. 1,82). Kommentar: Litteras ... attingo: Cic. de or. 1, 82.
5. Mitte mihi, so des, tria eorum signorum, quae habes pulcherrima, donojiliae. Kommetar: Zu signa vgl. OLD s.v. 12 a.- Wem donojiliae zu sehr "nachklappt", mag mit A. Weisehe zu ut eajiliae donem ändern.
C. Umformungsübung "Der Bürgermeister meinte, die Stadt habe nicht genug Korn, und ordnete an, daß jeglicher Kornexport eingestellt werde".- "Meinen, daß ... nicht ... " und "anordnen, daß ... nicht ... " zeigen im Deutschen ein positives Hauptverb vor einem negierten Nebensatz, und zwar ein Hauptverb des Sagens, usw. Der Lateiner verwendet hier nego mit positivem Nebensatz, bzw. veto: praejectus urbi (OLD praejectus 2 b) negavit satisjrumenti esse in korreis vetuitque ullum .frumentum exportari (vgl. bes. MRS § 471).
47
Zweiter Thil Vorbemerkung Oft werden in mittleren Stilübungskursen Texte zum Übersetzen gegeben, die Übertragungen aus dem Lateinischen oder Griechischen sind, d. h. sog. "rückübersetzte" Texte. Man wird von ihnen als Übungstexte nicht sehr viel halten, denn nicht nur sind in ihnen spezifisch lateinische Satzstrukturen, die der Studierende sich selbst erarbeiten muß, um sie zu beherrschen, bereits vorgegeben oder doch zumindest angedeutet; diese Texte enthalten auch zumeist nur verschwindend wenige Germanismen oder Wortgebilde, bzw. Wortwolken, die das neuere Deutsch so gern verwendet und die es in den Stilübungen zu entlarven gilt, um sie überhaupt übersetzbar zu machen. Das bedeutet: Rückübersetzte Texte verfehlen einen Teil dessen, was die Stilübungen überhaupt wichtig und aufschlußreich machen (s. Einführung 1). Da der hier verfolgte Kursus zum Ziel hat, schwerere freie Texte zu übersetzen, wird im folgenden ein mittlerer Weg zwischen den leichteren rückübersetzten und den schwierigeren freien Texten gesucht: Zu Beginn gibt es eine Wiederholungsübung, dann folgen Texte, die ihren lateinischen Originalen noch recht nahekommen, ohne einfach Übersetzungen zu sein, und am Ende werden dann bereits freie Texte gegeben, allerdings leichterer Art. Da ferner auf dieser mittleren Stufe nicht mehr nur Einzelsätze die Aufgabe sein werden, sondern zusammenhängende Texte, um die Satzverbindungen üben zu können, wird jedem deutschen Text eine "Anleitung" zum Übersetzen beigegeben, in der Hinweise auf die Satzverbindungen stehen (neben mancherlei grammatischen Hilfen); zudem werden angefügte "Erklärungen" dartun, wie es ZU den sog. Mustertexten kam, was belehrend sein wrrd.
Methodisches Uer Studierende möge sich die folgenden methodischen Regeln fürs Überse!J\en zusammenhängender Texte aneignen:
Zweiter Teil
1. Die deutschen Nebensätze und auch solche Satzteile, die einen verbalen Begriff enthalten (z. B. "nach vielfältigen Beobachtungen" enthält das Verb "beobachten", steht also- wenn man so will- für: "Nachdem \'iel beobachtet wurde"), mache man zu Hauptsätzen und übersetze sie zunächst als solche, ohne sich um die späteren Verknüpfungen zu kümmern. 2. Wenn man eine Anzahl solcher Hauptsätze vor sich hat, fahnde man nach dem inneren (oder: logischen) Verhältnis der Sätze zueinander (Begründung, Verursachung, Einräumung u. ä.). 3. Dies getan, verbinde man die lateinischen Hauptsätze nach Maßgabe ihres logischen Verhältnisses miteinander (nam, cum u. ä.) und prüfe jedesmal, ob nicht ein Abl. Abs., bzw. ein Partie. Coniunct. angebracht wäre (bei "nachdem" oder "als" bietet sich- insbes. bei passiven Sätzen- ein Abi. Abs. an, usw. Im Falle eines "-ung" ist immer mit der Möglichkeit eines Gerundivs zu rechnen). 4. Eine Folge von kurzen deutschen Sätzen ist daraufhin zu prüfen, ob sie nicht durch Unterordnung zu einem Gefüge ("Periode") zusammengefallt werden können.
Ein Beispiel: "Nachdem ich meine geschäftlichen Angelegenheiten in der Stadt erledigt halte, ging ich hinaus zu meinem Gütchen, um beim Rebenpflanzen etwas Erholung zu finden, wenngleich die Witterungsbedingungen nicht die günstigsten schienen". Erster Schritt: in Hauptsätze zerlegen, etwa so: "Ich hatte meine geschäftlichen Angelegenheiten erledigt." "Ich ging hinaus aufmein Landgut." "Ich wollte Erholung finden beim Rebenpflanzen." "Die Witterungsbedingungen waren nicht günstig." Nach der nötigen Reduktion auf lateinisch-einfache Wörter ergibt sich: Aus "Ich hatte ... erledigt" wird am besten: rebus ... corifectis; "ich ging ... zu meinem Gut": rus ii; "ieh suchte Erholung beim ... ": vires rejicere in vitibus serendis, da "beim Rehen pflanzen" geradezu nach einem Gerundiv ruft; "das Weller· war·ungiinstig": lernpeslas haud erat idonea. Zwt•ilt•r Schr·ill: t•s l'olgl der Zusammenbau zu etwa diesem Gebilde: lldms. quas ... ( i11 dt·r· Sladl ). I'IJI{/i'f'lis, ru.~ abii, 111 in 1'ilibus .w~rendis vires meas n:l'inTt'/11, fJIItli1Uflltll11 lnnpus tulluuU' n·m hmul t•rat idmwum.
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1. Übung
1. Übung Es wäre anzuraten, hier- nach Beendigung des Unterstufen-Kurses- alle Texte der Anfängerübung noch einmal durchzulesen, bevor man mit den zusammenhängenden Texten des Mittelkurses beginnt; vor allem wäre es wichtig, die im Unterkurs gelernten Schönherger-Phrasen noch einmal durchzulernen. Der Sinn solchen nochmaligen Durchgehens derfrüheren Texte ist, die Grammatik-Anteile, die dort behandelt worden sind, sich noch einmal zu vergegenwärtigen. Um dies zu erleichtern, hier noch einmal ein Text, der den Unterkurs-Texten verpflichtet ist und das dort Gelernte wiederholt.
(1) Da Aulus, der von nur niedriger Herkunft war, dennoch eifrig die Wissenschaften betrieb, mußte er eigentlich auch über ein dafür ausreichendes Finanzpolster verfügen. (2) Da nun in Rom so gut wie alle Familienväter zu allen Zeiten darauf bedacht waren, ihr Vermögen zu mehren, hatte auch des Aulus Vater jahrelang das tätige Leben eines Geschäftsmannes geführt, und dies mit beträchtlichem Erfolg. (3) So brauchte der Sohn keine Bedenken haben, wie er wohl seine Studien fortsetzen und nach Athen, an die Quelle aller Wissenschaft, kommen könnte. (4) Dort wurde er von einem Gastfreund des Vaters aufs freundlichste aufgenommen und erwarb sich im Laufe der Jahre so fundierte Kenntnisse in der stoischen Philosophie, daß er selber sie zu lehren imstande war. (5) Es hatte längere Zeit den Anschein, daß er gern für immer in Athen zur eigenen Fortbildung und zur Unterrichtung junger Menschen geblieben wäre; und das hätte er sicher auch getan, wenn nicht der Vater plötzlich gestorben wäre. (6) So aber konnte er sich den Bitten der alten Mutter kaum verschließen, heimzukommen, um für die Familie zu sorgen. (7) Da trug nun viel zur Besserung des Gesundheitszustandes von Aulus' Mutter bei, daß sie erkannte, welch wunderbare Erfolge ihr Sohn in Athen gehabt hatte. Anleitung 1. "Von nur niedriger Herkunft": Das "nur" wird im Lateinischen nicht ausgedrückt, es ist im Deutschen verdeutlichendes Füllwort, nichts weiter. Der ganze Relativsatz des deutschen Textes reduziert sich im Latein auf eine Partizipialkonstruktion, wie die Phrase bei Schönherger 110 Mitte (aus Cic. Verr. II, 5, 181) nahelegt.- "Mußte er eigentlich": Man gewöhne sich daran, Füllsel im deutschen Text als solche zu erkennen: "mußte" genügt, "eigentlich" hat keine wichtige Funktion, also fort damit.- "Finanzpolster": Man reduziere den salopp<·u Ausdmck auf "genügend Mittel" o. dgl. 51
Zweiter Thil
2. "Das tätige Leben eines Geschäftsmannes": Vgl. 1. Thil, Übung 3, Satz 2. Der Geschäftsmann ist gemeinhin ein mercator; sein Leben ist bei Cic. Th. 2, 2 beschrieben. -"Und dies": Vgl. KS 1,619, A. 3. -"Beträchtlich": Man denke an die "Litotes", RH§ 265, A. 2. 5. "Bedenken, wie ... ": Vgl. KS 2, 253,2 und OLD vereor 5 c.- Das "brauchte" ist wieder ein Wort, das eigentlich überflüssig ist: weg mit ihm. 4. "Fundierte Kenntnisse": OS 54 oben. 5. "Zur eigenen Fortbildung und zur Unterrichtung": Der Gegensatz von disco und doceo reicht hier vollauf aus. Die Grundkonstruktion des Satzes ist die des abhängigen Irrealis, zu diesem s. 1. Thil, Übung 10 mit der Tabelle. "Anschein": Am besten durch einen Nebensatz wiederzugeben: "man hätte glauben können" (RH §216, 1; KS 1,179 [3 b]: mitAcl) od. ä. 6. "Konnte sich kaum verschließen":Facere nonpotuitquin, odervixpotuit; dazu RH §239 (S. 285 ob.); KS 2, 266 d; MRS § 467, 8. 7. Zum ganzen Satz vgl. 1. Teil, Übung 5, Satz 2. Musterübersetzung ( 1) Aulo humili loco nato 1, cum litterarum esset studiosissimus 2, re atquefortuna3 erat opus ad hanc rem idonea 4. (2) Cum autemRomae omnesfere patres
familias 5 omnium actaturn memoriae6 id studuerunt, ut res suas augerent, Auli quoque pater multos per annos 7 vitam degerat mercatoris occupatissimam8, idque haud sine aliquo fructu 9. (3) Quare filius eius non verebatur, ut10 pergeret11 litteris studere proficiscereturque Athenas, ad fontes omnium scientiarum. (4) Ibi ab amico paterno 12 libentissimo animo acceptus 13 Stoicorum disciplinam14 tarn penitus percepit15, ut ipse quoque 16 eam docere 17 posset. (5) Aliquamdiu crederes eum semper Athenis mansurum esse 18, ut et ipse plus disceret et adulescentes doceret; id quod certe fecisset, nisi pater celerius omnium opinione19 mortuus esset. (6) Nunc autemfacere non potuit, quin matris aetate_iam grandis precibus obtemperaret20, ut reverteretur familiaeque provideret21. (7) Cum revertisset, mutturn ad matris valetudinem ·restituendam 22 conduxit, quod cognovit, quam mirefilio res Athenis successisset23 . Belege 1\H § 142 b. Cie. fam. 4, 33 bietet eine Alternative. J Jlcs als "Vt•r·mii~en" 01 ,]) 1 a (auch opes: Cic. Att. 8, 11, 1: sehr nachlesenswert). Zu .fiwtuna I.S.fiwt. II B. ~ lt/111/f"IIS m/: I II,] I itlmwus I h (I ;;ws. B!; 4, lW, 4 ). 1
2
1. Übung
Familias: OLD pater4 a; "so gut wie alle": zujere s. LSjere I ab Mitte. Vgl. Cic. fam. 4, 3, 3 (s. oben 2). Zu memoria vgl. OS 62 unten; man kann auch auf memoria verzichten und omnium aetatum allein verwenden; auch der bloße Abl. von memoria wäre brauchbar. 7 ZuperKS 1,555 b « (Caes. bc 3,64,3: ein Locus Classicus!) 8 Siehe die "Anleitung". 9 Fructus als "Ertrag": TLL 6, 1; 1389,27ff.- ldque: MRS § 506, 1 (mit Alternativen). 10 Zu vereor ut KS 2, 253, 2. 11 Pergo mit Inf.: Cic. Ac. 1, 1, ein hübscher Text voll Achtung. 12 Patemus amicus: Cic. Mur. 56 Anf. 13 Cic. div. 2, 79; zu receptus vgl. Ca es. bc 1, 15, 1. 14 Disciplina: Cic. or. 113. 15 Cic. de or. 1,219. 16 KS 1, 630 oben. 17 Cic. off. 1,156 Anf.; instituere ist ebenfalls möglich. 18 Siehe die "Anleitung". 19 Vgl. OLD opinio 2. 20 Bei "alt" denkt man an vetus, dies Wort verwenden die Klassiker von Menschen nur, wenn die "vormaligen", "früheren" gemeintsind (OLD s. v. 5) oder "schon lange ein Schauspieler" z. B. ("lange in diesem Beruf tätig"); bejahrt heißt aetate provectus oder grandisbei den Klassikern.- Ca es. bc 1, 35, 1 bietet eine Alternative: voluntati. 21 OLD provideo 4 b. 22 OLD restituo 2; ein Fachausdruck. 23 Ca es. BG 7, 26, 1; ohne res: Cic. or. 98. 5 6
Erklärung Zu Satz 5: Die Übersetzung mittels crederes (KS 1,179,3 b) klingt hausbacken, gibt aber den deutschen (implizierten) Irrealis ("Anschein" im Sinne von "nur scheinbar") wieder; besser wäre vielleicht und glatter: Aliquamdiu videbatur Athenis semper mansurus (nach Cic. Att. 5, 11, 3). Zu Satz 7: Was mag das "da" bedeuten? Man kann es einfach als "phraseologisches Füllsel" unbeachtet lassen; aber dann fehlt das Bindeglied zwischen Satz 6 und 7 (zwischen "Er konnte sich ... nicht verschließen" und "Es trug zu ihrer Besserung bei"). Das "da" gibt uns die Chance, das Bindeglied einzusetzen: "Als er dann kam, ... " (quojacto oder cum revertisset).
Zweiter Teil
2. Übung A.Lernen:OS55-56 53: animum doctrina excolere
artium studiis erudiri vitae cultus diligenterlpenitus cognoscere abhorrere ab humanitate 54: penitus cognitum aliquid habere alicuius rei rudis institutus (m. Abi.) litteris studere omnibus numeris perjectus (s. Cic. off. 3, 14) 55: operam dare (m. Dat.) in studiis tempus conterere multum versatus in (m. Abi.) memoria tenere 56: verbanon rem sequi verba consectare monumentis et litteris mandare ad scribendi studium se conjerre in vulgus edere
B. Übersetzen Textgrundlage zum Vorher-Lesen: Caes. BG 6,12-18.
(1) Als Caesar nach Gallien kam und Krieg zu führen begann, interessierte er sich für die Zivilisation des Landes nicht allein als Stratege, sondern auch als Ethnologe. (2) Er bemerkte nach sorgfältigem Studium der _Eigenart dieser Landschaft, daß es dort zwei vornehme Stände gab (Priester und Ritter). Ein dritter (das Volk) hatte in keinem Rat ein Mitspracherecht und war ganz auf die Bestellung des Landes konzentriert. (3) Die Priester entschieden sämtliche Rechtsfälle und unterrichteten die Jugend in Sternkunde und Religion; sit~ wan~n t•s auch, welche die Gesehiehte des Landes aufbewahrten. (4) Die Hillt·r l'iihrlt·n dit• 1\r·il'~t·, und wer dt~r· t~delste und reichste von ihnen war, der Vl'rl'iip;lt· iilwr dit• rrwislt· Mat'ht. (!)) Cilwrall a lwr ht•rTst·hlt· die 1\eli~ion, und es
2. Übung
kamen in schweren Fällen von Tabuverletzungen auch Menschenopfer vor; ja, zuweilen gingen Priester so weit, daß sie gänzlich Unschuldige hinrichten ließen, nur um einen Gott zu besänftigen. (6) Vor allem der Kriegsgott erfreute sich höchster Verehrung (OS 9), ihm weihte man alle Beute, und wer hier einem Ritus nicht genügte, hatte besonders schwer zu büßen. Anleitung 1. "Interessierte": Nichts bei OS; gut ist es, vom Instrument des Interesses auszugehen, also vom animus, den man auf etwas lenkt (OLD animus 6f.; animadverto 1 b ). -Als "Stratege" tat er das: Es ist immer ratsam, auch bei "Ethnologe", dann, wenn ein deutscher Ausdruck allzu abstrakt ist oder einem Römer schlicht unbekannt war, mit einem Verb zu arbeiten; vgl. OS 124 über "Strategie", d.h.: Caesar lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Art und Weise, wie Krieg zu führen wäre, aber auch aufs Kennenlernen von leges und instituta. 2. Es gibt im Lateinischen keine Klammern; also mit "das heißt" oder "nämlich" arbeiten.- "War ... konzentriert": bei solchen modernen Fremdwörtern immer das deutsche Synonymon suchen, bzw. eine Umschreibung: "Sie hatten nichts anderes zu tun als ... ", oder ähnl. 3. "Sternkunde": Nicht Astronomie in unserem Sinne, sondern die Sternbewegungen zu kennen, war aus sehr praktischen Gründen wichtig (14, 6 bei Caesar), also motus o. dgl. 4. "Macht": Man entscheide sich zwischen der Macht als materielles Mittel (und unterscheide zwischen potestas und potential) und der Macht, die von Ansehen und Persönlichkeit ausgeht (auctoritas; hierzu R. Heinzes Aufsatz über auetorilas in dem Bande "Vom Geist des Römertums" unbedingt kennen. lernen!). 5. "Tabuverletzung": Schier unübersetzbar, zumal wenn man bedenkt, daß der Begriff des "Tabu" aus der modernen Ethnologie kommt. In schwierigen Fällen dieser Art hilft immer ein Neutrum: si quid gravius accidat o. ä. gibt einen Fingerzeig, doch ist sacrilegium bei Nepos, Ale. 6, 4 belegt. 6. "Verehrung": s. 1. Teil, Übung 11, Satz 3.- "Einem Ritus nicht genügen": Facinus nejarium committere in wäre zu untersuchen. Hinweise zur Satzstrukturierung 1. "Als ... begann": Nach Maßgabe der Einleitung zu diesem Kursteil zunächst als Hauptsatz übersetzen: "Caesar kam und begann", woraus sich die Mii~liehkeit er·ötTnet zu einem "Caesar kam ... , um ... zu beginnen".
Zweiter Teil
2. "Nach sorgfältigem Studium": Mit einem Substantiv ergäbe sich Scheußliches (post studium o. ä.), nein: ein temporaler Nebensatz istnötig (postquam) oder ein Abi. Abs. (natura ... cognita). Die beiden erklärenden, bzw. ergänzenden Klammerausdrücke (man hätte auch "nämlich" oder "d.h." sagen können) werden im Lateinischen nicht durch scilicet od. ähnl. wiedergegeben: man fügt sie am bestenunverknüpft an: MRS § 17 (eine andere Möglichkeit in Text 3, letzter Satz). Eine Ausnahme: MRS II, S.13, Z. 1. 3. "Sie waren es auch, die ... ":Wenn einem Subjekt nach zwei verbalen Kennzeichnungen ein besonders hervorgehobenes drittes Prädikat beigelegt werden soll, arbeitet man mit idemque (bei KS 1, 627 unten; Merksatz: Plato,
vir doctissimus idemque gravissimus omnium philosophorum). 5. "Überall ... auch ... , ja": Das ist eine Steigerung, die durch ein quoque im zweiten und ein quin etiam (RH§ 224 a; S. 259 Mitte) nachvollziehbar ist. 6. "Und wer" wäre mit et qui sehr häßlich wiedergegeben; man denke also an einen Nebensatz nach "Semikolon" von der Form des quare o. dgl. Musterübersetzung (1) Caesar, cum in Galliam venit 1 coepitque bel/um gerere, de cultu mori-
busque eius non so/um propter rationem huius belli (gerendi) animum advertit2, sed etiam ut Ieges institutaque3Gallorum cognosceref4. (2) Natura huius gentis diligenter cognita duos ibi esse ordines 5 perspexit, qui aliquo essent numero6, sacerdotes et equites, cum tertius, sei!. plebs, nullo adhiberi soleret concilio7 totusque deditus esset agri culturae 8 • (3) Nam sacerdotes de omnibusjere constituunt controversiis 9, adulescentes docent et motus siderum et naturam deorum idemque vindicant ab oblivione 10 antiquitatis memoriam 11 , (4) cum 12 equites bella gerant, inter quos nobilissimus quisque ditissimusque maximam solet habere auctoritatem. (5) Omnia vero rejeruntur ad 13 religionem cultumque deorum ita, ut si quid gravius accidat, non solum victimae, sed etiam homines immolentur descendantque interdum sacerdotes ad penitus innocentium supplicia, ut deum aliquem expient iratum (6) Interdeos colunt maxime Martern eique omnem praedam devoverit 14, qwire si quis in illum commisitjacinus nejarium 15, de eo sumitur supplicium 16 vel gravissimum 1 : Belege 1 Immer sollte das gemeinsame Subjekt von Haupt- und Nebensatz an derSpitze des Gesamtsatzes (der Periode) stehen (RH 328,4). -Ca es. BG 6, 12, 1; RH § 253, 1; genau~r KS 2, 335f.; ~ewiß ist aueh venissct ~ut. 2 Zu ratio 111. (;pr·urul. Ci<'. r·t'p. I, 11; hes. Caes. BG 7,(i3,4 ("Strate~ie"). Zu animum
adr•t'l'lil s. ( II ,( >tminuull't'r/o 1 h (ruf t'lll'rrso miil!:lidr).
'ili
2. Übung Caes. BG 1, 1,2. Ca es. BG 4, 20,4 bietet eine Alternative. 5 Cic. Clu. 104 Anf. 6 Caes. BG 6, 13, 1; LS numeru.s II A Ende. Variante (R. Henke): qui plurimum valebant. 7 SeiL (plebs): Bei einem etwas Selbstverständliches nennenden "also" oder "d. h. natürlich" steht gern scilicet (s. Hinweis 2, Ende).- Caes. BG 6, 13,1 Ende. s Cic. Sen. 54. 9 Cic. Balb. 64 Ende de iudicato constituere. 10 OS 63 ob. 11 OS 64 ob., Cic. Brut. 214 zu memoria antiquitatis.- Der Übergang zum Präsens dient der Verlebendigung (KS 1, 115 Mi.). 12 Zum cum KS 2, 348 unt. 13 Cic. nat. deor. 3, 35 (LS 1545 refero ob.). 14 Ca es. BG 6, 17, 3. 15 Facinus nefarium Cic. Mur. 62. Religionern neglegere (Cic. nat. deor. 2, 8) schlägt A. Weisehe vor. 16 Cic. Verr. II, 2, 91. 17 1-el: RH§ 190,2. 3
4
Erklärung Zu Satz 1: "Ethnologie" ist ein modernes Wort. In allen solchen Fällen empfiehlt es sich, nicht etwa einen Neologismus zu versuchen ("ethnologus")-wir schreiben ja kein Neolatein -,sondern verbal die Tätigkeit (den Zustand, usw.) zu beschreiben: "einer, der sich für ... interessiert" ("der ... beobachtet", usw.). Zu Satz 2: Gewiß kann man dem deutschen Satzbau genau folgen und Satz 2 in zwei Hauptsätze zerlegen (2 a: "Er bemerkte ... "; 2 b: "Ein dritter ... "); eleganter ist zweifellos die glatte Verknüpfung ("Er bemerkte, daß ... und daß ein -dritter ...").- Man muß qui aliquo sunt numeroals etwas, das dem Gedanken des Subjektes (hier Caesars, der perspexit) entspringt, in den obliquen Konjunktiv setzen wie in der indirekten Rede (vgl. KS 2, 199, 3). Zu Satz 3ff.: Gewiß kann man der Zeitengebung des deutschen Textes folgen und überall das erzählende Imperfekt verwenden; man kann aber auch das Präsens verwenden, wodurch das objektiv Beobachtete gleichsam zum Bericht über einen immer noch andauernden Zustand wird: repräsentierendes Präsens (KS 1, 117,4; LHS 305).
57
Zweiter Teil
3. Übung A. Lernen: OS 57-60 57: disertum esse
speciem etformam (alicuius rei) adumbrare ad summam gloriam (m. Gen.) e.fflorescere mentionemfacere in utramque partem disputare orationem commentari 58: oratio gravibus verbis ornata permovere animos accommodate ad (m. Gerund.) dicere verborum/orationis ornatus voces inanesfundere 59: dissimulatio exsultare (verborum) audacia remissiore genere dicendi uti ut gravissimo verbo utar de (re aliqua) copiose dicere 60: ab eo, quod propositum erat, aberrat oratio subtiliter exponere aliquid perquam breviter attingere brevi plura comprehendere aliquid extremum sibi proponere per similitudinem ("analog")
B. Übersetzen Nach Caesar, BG 1, 38-40.
(1) Das römische Lager und das des Ariovist waren nur noch drei Thgesmärsehe voneinander entfernt. (2) Caesar blieb einige Thge aus Nachschub~riinden bei Besan<;on und gab den Soldaten Gelegenheit, sich das Nötige ~u verscham•n. (3) Das taten sie dann auch und stellten dabei den Kaufleuten Fra~Pn bP:t:ii~lich der ( ;ermarwn. (4) I >ie Gerüchte über deren angehliehe Riest·n~r·iil.h· und ihrt•n fiirThlt·r·lidH·n Anblick verst'l:~:ten sie in Schrecken, (5) 'iK
3. Übung und so fingen sie an, die verschiedensten Vorwände zu suchen, unter denen sie die 'fruppe mit Caesars Erlaubnis verlassen könnten. (6) Der Gipfel war, daß man ihm von einigen hinterbrachte, sie würden im Falle eines Angriffsbefehls den Gehorsam verweigern. (7) Da mußte Caesar denn eine Heeresversammlung einberufen. (8) Er fuhr die 'fruppe heftig an, warf ihr Besserwisserei vor und daß sie kein Vertrauen in seine Kompetenz hätten. (9) Er wolle vorrücken und dann doch einmal sehen, ob in ihnen noch ein Rest Schamgefühl übrig sei oder ob sie vor lauter Angst ausreißen würden; (10) sonst werde er mit der 10. Legion- seiner Lieblingslegion- allein marschieren.
Anleitung 1. Cicero verwendet distare anders als Caesar- prüfen Sie dies anband des OLD! 2. Es ist deutlich, daß der erste und der zweite Satz zusammengefaßt werden können: "Caesar, als ... ,blieb ... und gab ... ";hierbei verschwindet auch das "blieb und gab" insofern, als man sich ein Deponens für "bleiben" sucht und schreibt: " ... geblieben, gab er ...".- "Aus Nachschubgründen": Kein Substantiv suchen, sondern einen Nebensatz schreiben ("um ... "). Man kann natürlich auch an eine Gerundivkonstruktion denken, doch dann ergibt sich eine häßliche -orum -orum-Kakophonie (vgl. KS 1, 736, Anm., 2. Teil). 3. "Das taten sie dann auch und ... ": Im Lateinischen ist man nicht so wortreich, "dann auch" bleibe also unberücksichtigt. Aber man kann eine Unterordnung versuchen: "Indem sie das taten, stellten sie ... ", oder: "Als sie das taten" (von Partiz. Praes. ist allerdings abzuraten). 4. Was zu 3. gesagt wurde, gilt auch für diesen Satz: " ... versetzten sie in Schrecken und so ... " muß untergeordnet werden im Lateinischen: "in Schrecken versetzt, fingen sie an ... ". 5. "Verschiedenste": KS 2, 70 a bietet eine echt lateinische Möglichkeit der Übersetzung an: "der eine diese, der andere jene": - Zu "Erlaubnis" s. OLD unter voluntas 3 b (und natürlich Ca es. BG 1, 39, 3). 6. "Gipfel" hat hier mit vertex nichts zu tun! Man steigere nach LHS 677 oben; ferner KS 2, 51 oben.- Zur Zeitenfolge in der indirekten Rede lerne man, was KS 2, 181, 7 sehr übersichtlich bietet. 8. "Er fuhr ... an, warfvor ... ":Machen Sie sich mit expostulo (LS II) vertraut. -"Und daß sie ... ": Eine solche Fortsetzung verlangt ersichtlich- um der Klarheit willen- naeh der Ergänzung durch ein Verb, z. B. adiungere (oder addere, adicio dap;ep;en ist naehklassiseh).
59
Zweiter Teil
9. "Er wolle ... sehen": Am besten mit periculum jacere wiederzugeben, denn video si ist vorklassisch (LHS 543 e). 10. "Sonst": es lohnt sich, dieses Wort genauer zu betrachten: (1) es bedeutet "anderweitig" (vgl. GÜ): zeitlich ("Morgen, sonst nicht"): cras nec alias (Cic.); örtlich ("Hier, sonst nirgend"): hic nec alio loco; modal ("So und nicht anders"): hoc modo nec aliter. (2) "Sonst" im Sinn von "widrigenfalls" kann in dreierlei Weise ausgedrückt werden: "Recht muß gleich sein, sonst wäre es keines": ius debet aequum esse, aliter non esset ius (Cic. off. 2, 42; alioquin ist nachkl.); "Komme zu mir, sonst komme ich zu Dir": veni ad me, si minus (d.h. "wenn nicht", es steht also für si non venies, s. KS 2, 418, A. 2; LHS 667 a: si minus häufiger als sin minus) ego veniam ad te. "Sie reffien das Segel, sonst wäre der Mast gebrochen": velum contraxerunt, id nisijecissent, malusjractus esset.
Musterübersetzung ( 1) Caesar, cum nostrorum castra Ariovistique inter se tridui 1 tantum iter distarent, (2) commeatus causaaliquot dies ad vesontium commoratus militibusjacultatem dedit earum rerum 2, quae sibi necessariae viderentur, coemendarum 3• (3) Haec dum jaciunt, percontabantur" ex mercatoribus, quales essent Germani (indir. Frage!). (4) Rumoribus de 5 ingenti eorum magnitudine terribilique aspectu 6 permoti (5) alius aliam quaerere coepit causam, per quam sibi Caesaris voluntate 7 discedere liceret; (6) quin etiam ei nuntiatum est esse quosdam qui dicerent8 se, si Caesar signa injerri iussisset, non esse obtemperaturos. (7) Qua de causa Caesar concilio convocato (8) milites vituperavit expostulavitque cum eis 9 de arrogantia eorum, qui de scientia imperatoris desperarent (9) adiunxitque 10 se velle procedere atque periclitari 1 1, utrum aliquid pudoris in eis resideret 12 an timore perculsifugae se mandaturi essent. (10) Id si accidisset, se cum sola legione decima- eam dico, cui Caesar maximejavebat13 - contra hostes iturum
Belege 1 Zum (]erwt iv lridui Cie. Alt. 5, 16,4 bidui; mit Abi. Cic. div. 2, 91 (der Genetiv kann mwh ohrll' ilt.,. nul'tn•lt•n; t•r· pr·kliir·t si<~h nls Verkiir1arnp; von tridui via, bzw. iter: Caes. II(; 1, ~H. 1).
(j()
5. Übung
Morari bei Caes. BG 1, 59, 1.- Zu rerum s. Caes. BG 6, 45, 5. Viderentur: Konj. im konsekutiven Sinn: KS 2,296 und 297,8.- Coemo: Caes. BG 1, 5,1. Facultas steht sonst gern mit ad oder ut (finale). 4 Zum Praes.faciunt s. 1. Teil, Übung 8, Rumpfgr. 1 d; RH§ 258, 1.- Percontor ex: Cic. Brut. 172; man kann auch percontor ex ... de ... sagen: Cic. Att. 11, 10, 1. 5 Rumor de: Caes. BG 7, 59, 1 ;jama de: Cic. fam. 10, 14, 1. 6 Adspectus: Cic. Cat 4, 11 Ende. 7 Causa, per quam: OLD causa 5 a (Caes. bc 5, 76, 1); sonst istcausamit Gerund beliebt (OLD ebd.).- Voluntate: Ca es. BG 1, 7,5; 1, 59, 5. 2
3
8
Konsekutiv aufgefaßter Relativsatz: RH§ 242, 2; KS 2, 296, 6.
9
Expostulo LS exp. II: cum bei der Person, de bei der Sache: Cic. fam. 5, 10, 6; vgl. Verr.
li, 5,207. 1° Cic. fam. 5,2,1; addo Cic. fin. 2,55 vor Mitte. 11 Periclitor: Cic. fam. 10, 18, 5 Anf. 12 Restare in:Cic. Sext. Rose. 140 Ende.Residetin: Cic. Scaur. 14; auch Caes. BG 7, 77,4. 13 Auch praecipuo honore habereist möglich: Caes. BG 5, 54, 4.
Erklärung Zu Satz 7: Die "Besserwisserei" kann man interpretieren und sagen, daß keine Erfolgszuversicht, bzw. kein Vertrauen in Caesars Feldherrnkunst vorhanden war, usw.; man kann aber auch wörtlich wiedergeben: plus videre in c. abl. (OLD video 14 d; LS 1988 Mitte, unt., usw.). Zu Satz 10: "Lieblingslegion": Dies sagt naturgemäß nicht Caesar selbst, sondern der Erzähler über Caesar. Zu solchem Heraustreten aus der Erzählebene und der dann anzuwendenden Verbform s. KS 2, 542, 2 a.
61
Zweiter Teil
4. Übung A. Lernen: OS 61-64 61: describerelsignificare aliquem auctore aliquo uti ad rerum ordinem redire generatim atque universe ad incertum (aliquid) revocare 62: rerum, quasi gerantur, sub adspectum paene subiectio exprimere longe repetere in promptu habere memoria antiquitatis 63: rerum scriptor exempla sumere ab omnem rerum memoriam breviter complecti 64: ab oblivione vindicare totum se ad investigandum (Gen.) conj"erre aptum ad animos alliciendos scriptores optimi oratio soluta ("Prosa")
B. Übersetzen Zur Abwechslung einmal ein mythischer Text, ein Stück aus der Argonauten-Geschichte (zu ihr u. a. K. Kerenyi: Die Mythologie der Griechen, dtv Bd. 2, 1966, 197ff.).Die "Anleitung" wird so reichhaltig sein, daß auf weitere "Erklärungen" verzichtet werden kann.
(1) Endlich verließen die Argonauten die Heimat, um das Goldene Vließ zu holen. (2) Götter und Göttinnen schauten ihnen dabei zu und gaben günstige Vorzeichen. (3) Doch schwere Sorgen und eine noch recht ungewisse Zukunft bedrückten manchen der Helden, und so segelten sie vorsichtig und nur so lange, bis sie Magnessa erreichten. (4) Von dort eilte die kleine Schar beim Morg1•ngrauen des drittenlhges auf Anraten des Steuermanns Tiphys hin zu d1•r lwriihmll·n lns1•l Ll·mnos in der Niihe Thrakiens. (5) Dort herrschte zu dil'sl·r· Zl'il rradr dl'r Ermonhrrrf.!; al11·r· Miinrrl·r·llypsipyle, 1·irw Dame von aus112
4. Übung
nehmend feinem Charakter und großer Schönheit; wer hätte ihr die grause Tat je zugetraut? (6) Die Aufnahme war sehr freundlich, die Helden wurden in die verwaisten Häuser mit Jubel aufgenommen, man verweilte - wie Statius zu berichten weiß - recht lange. (7) Dann aber fuhr man doch weiter, man hatte ja einen schweren Auftrag. (8) Vor allem hatte Herakles, der allein auf dem Schiffe geblieben war, dringend angeraten, sich nicht zu verliegen, weil er befürchtete, daß man den Auftrag sonst ganz vergessen würde. (9) Man hätte wirklich glauben können, daß Herakles der einzige war, der die Zukunft vor Augen hatte.
Anleitung 2. "Schauten ... dabei zu": Das "dabei" ist im Lateinischen unnötig, weil selbstverständlich; nur wenn es in Gegensatz zu etwas steht ("da-bei und nicht bei anderem"), dann stünde haec jacientes, ("dieses") neque ("und nicht jenes"), oder ähnl. 3. "Schwere Sorgen und eine ungewisse Zukunft": Es ist immer anzuraten, derlei Binome (Ausdrücke aus zwei mit "und" verbundenen Substantiven) daraufhin zu betrachten, ob die Substantive nicht in innerer Abhängigkeit stehen wie hier; die Sorgen sind ja durch die Zukunft bewirkt, also: "Sorgen um die Zukunft", cura mit Gen. oder de (nach LS für Cic. gut belegt). 1.-3. Um auf die Gesamtstruktur zu kommen: "Die Götter schauten zu" führt auf einen Abl. abs. eines Partiz. Praes.; "endlich verließen sie" führt, wenn man proficisei wählt, auf ein Partie. coniunc., so daß sich die Struktur ergibt: "Die Argonauten, endlich aufgebrochen, um das Vließ zu holen, fuhrenunter den Augen der Götter, die ... - mit schweren Sorgen vorsichtig ... ", usw. 4. "Auf Anraten": Derlei Ausdrücke mit "auf ... ", "unter ... " und "bei ... " lassen sich zumeist mit einem Abi. abs. wiedergeben. -Man schreibe "nach Lemnos, der berühmten Insel", vgl. RH 137 Mitte. 5. "Dichter haben ... ": solche Einschübe sind im Lateinischen nie als "Klammerausdrücke" in den Text zu schieben, sondern einzubinden: " ... , daß dort Hypsipyle herrschte, wie Dichter gesungen haben", usw.- "Wer hätte ihr zugetraut?": Solche Fragen sind gut behandelt bei KS 1, 179, Abs. 3 b. 7. "Man fuhr weiter" ist durch "man setzte fort zu fahren" (pergo m. Inf.) zu übersetzen.- "Man hatte ja ... ":kausal zu übersetzen. 8. "Weil sonst zu befürchten war" ist nicht einfach: "sonst" ist selten aliter, sondern zumeist mit einem nisi-Satz wiederzugeben (s. II 3, Anl. 10). "Fange jetzt an, sonst fängst du nie an!" würde ergeben: incipe nunc; nisijacias, numqtuun int"ipil's! Sonst ist - s. G0- an sin alilcr zu denken oder an si minus (d. h. 63
Zweiter Thil
"wenn nicht, ... "; hierbei ist zu beachten, daß si minus das Geläufige ist und nichtsin minus, vgl. LHS 667 a [vgl. 2. Teil, 3. Übung, Anl.10]). Zum Satzgefüge: Man versuche, ein größeres Ganzes zusammenzubringen, etwa so: "Nachdem die Helden ... mit Jubel begrüßt und ... aufgenommen worden waren, verweilten sie zwar ... , fuhren dann aber doch ... ". -Hier im 8. Satz ist zu beachten, daß man folgende Situation vor sich hat: metuo ne mit futurischem Sinn erhält im Latein die Form metuo ne veniat, also nicht etwa die periphrastische Form -urus sit (s. 1. Teil, 9. Übung, Mustersatz 2, Komm.); im Imperfekt: metuebat, ne veniret (KS 2, 253 mit S. 180, A. 6). Der eingeschobene nisi-Satz ist Teil der geäußerten Befürchtung, also gleichsam indirekte Rede und steht daher ebenfalls im Konjunktiv- in welchem? Imperfekt? Plusquamperfekt? 9. "Wirklich" bleibt unübersetzt: MRS § 497, Satz 6 (S. 332 Mitte).
Musterübersetzung
(1)TandemArgonautae, ut aureum illud vellus arcesserent, dis deabusque inspectantibus1 mittentibusque prodigia 2felicia, e patria profecti primo die, (3) cum gravibus curis de tempore juturo adhuc admodum incerto premerentur-3 caute nec longius navigaverunt quam ur pervenirent Magnessam ad insulam 5. (4) Inde parva manus tertio die caelo albente 6 contendit rectore', cui nomen erat8 Tiphyi 9, monente Lemnum ad 10 insulam illam prope Thraciam sitam 11• (5) Ibi Hypsipyla illo tempore regnavit viris, id quod saepe poetae veteres cecinere12, occisis, femina maxima humanitate 13 eximiaque pulchritudine. Quis tandem 14 crederet eam tam crudele committere potuissefacinus? (6) Postquam benigne accepti orbasque 15 per domos distributi sunt, sane longum tempus, ut narratPapinius 16, ibi remorati sunt, (7) tarnen postremo navigare perrexerunt, quippe cum munus eis explendum esset vel gravissimum 1 1, (8) in primis Heracles, qui solus remanserat in navi, semel atque iterum 18 monuerat, ne diutius 19 manerent illa in insula, quod metuebat, nisi mox solverent, ne officii omnino obliviscerentur20. (9) Crederes 21 Heraclem unicumjuisse, cui tempusjuturum curae esset.
Belege 1
/nspecto ist bes. in der Form des Abi. abs. beliebt: OLD inspecto 2 b.
Cic. nat. deor. 3, 68 (Vers des Accius, aber offenbar gute Prosa, da auch Liv. 1, 20; 7 einen Beleg bietet). J Cic. resp. 1, 10 (periculis prtml); Cael. 80 bietet das noch stärkere perculsus.- Cura fk: Cic. Brut. 10. 2
li1
4. Übung
Quamut ist das Gewöhnliche (KS 2, 299 c). So formuliert Cic. Th. 1, 104, s. außer RH§ 122, 1 auch KS 1, 480, A. 6. 6 Ca es. bc 1, 68, 1; sonst prima luce. 7 Cic. div. 1, 24; auch magister (Caes. bc 2, 43, 1) und gubernator. 8 Cic. Brut. 225 u. öfter. 9 Man kann nach nomen est den Nominativ einsetzen wie an der Cicero-Stelle aus Nr. 8, oder den Dativ: Cic. leg. 2, 62 (KS 1, 420 a). 10 Vgl. oben Nr. 5. 11 Um den "präpositionalen Ausdruck" zu vermeiden, ist es immer angebracht, solche Verbindungen wie "die Insel bei ... " mit einem Partizip zu versehen (RH§ 161, 4; MRS § 13; KS 1,213ff.). 12 Hier werden die Dichter in dichterischer Form erwähnt: Lucr. 2, 600. 13 Cic. Mur. 66 mit den Kommentaren überhumanitasist nachlesenswert 14 Zu tandem als Verstärkung oder Protest, Entsetzen, usw. OLD tandem 1 (in der Frage Abs. b), zu crederet s. unten 21.- Zu accipio s. OLD s. v. 13. 15 Auch Cic. Flacc. 54 verwendet orbus im übertragenen Sinne (hier: als wären die Häuser "verwitwet" oder "verwaist", nicht ihre Bewohner). 16 Der Dichter hieß Papinius Statius. 17 Munus explere: Cic. prov. cons. 35.- Zu vel s. 2. Teil, 2. Übung, Beleg 17. 18 Cic. div. 1,54 semel iterumque; semel atque iterum Caes. BG 1,31,6. 19 KS 2, 4 75, A. 19 belehrt darüber, daß der lateinische Komparativ die Bedeutungen "allzu" und "ziemlich" haben kann (merke: der Komparativ bedeutet die einfache Steigerung, "zu" und "ziemlich"; Merkformel: KZZ). 20 Quod metuebat: Eleganter ist metuens.- Solvere mit und ohne navem: LS solvo I, A 1, d (Cic. fam. 16, 9,2). 2 1 Zu crederes s. KS 1, 179, 3 b. 4
5
Zweiter Teil
5. Übung A. Lernen: OS 65-67 65: omnia, quae animo cernuntur ("Abstraktes") latepatere 66: concludi in (m. Abl.) in angustum deducere sibi (constare) via ac ratione procedere ordine disponere in aliquod genus cadere 67: omnia ad quaestionem de ... rejerre ("von der Frage nach ... abhängig machen") rationes explicare ("Theorie entwickeln über ... ") disciplina accuratejundata
B. Übersetzen
Text nach Cic. off. 1, 37 und Quint. inst. 2, 16, 12ff. (1) Der höchste Gott, den Ennius in einem reizvollen Werk einmal "den Vater der Götter und Menschen" und den Manilius den "Ordner der Dinge" genannt hat, ließ den Menschen sich von den anderen Lebewesen vornehmlich durch die Fähigkeit des Sprechens unterscheiden. (2) Denn wer hat sich je die redeunfähigen Tiere angeschaut, ohne sich dessen bewußt zu werden, daß ihre Leiber größer, stärker und schneller sind als unsere, wir aber sie durch das Denkvermögen und den Gedankenausdruck übertreffen? (3) Nur ein Blinder sieht nicht, daß jener Gott uns die Vernunft gegeben hat und uns darin zu seinesgleichen hat machen wollen. (4) Und was wäre den Menschen die methodisch vorgehende Vernunft, wenn uns die Redegabe fehlte? (5) Das also ist die größte Gabe der Götter, und worein könnten wir wohl mehr Zeit und Mühe investieren als in ihre Ausbildung?
Anleitung I. ,.lkizvoll": I >Pr "1\eiz" isl, wenn man's bedenkt, der Anreiz, der auf die Fiihil!:kl'il dl'r Willt·nsausril'hlunl!: ausl/:t'iihl wir·d; so wcni11:slens haben die lili
5. Übung
Römer gedacht, da sie animos allicere verwendeten (man lese nach bei OLD s. v. 2 a; LS allicio ll; vgl. II 4; A, 64). "Ließ den Menschen ... ": "Lassen" als "bleiben- oder ablassen", auch "zulassen" heißt sino; für "veranlassen" nimmt manjacio mit Acl, etwa im Falle von "ich mache dich lachen". Hier allerdings wäre, da kein Tim veranlaßt wird, eher ein "Es war sein Wille, daß ... " angebracht, bzw. "Er wollte, daß ...".- "Fähigkeit des Sprechens": Da es im Lateinischen vergleichsweise wenige Verba gibt, verwendet der Römer seine Substantive vielfach prägnant, so auch oratio (LS III A). Eloquentia ist mehr als die bloße Fähigkeit, es bedeutet die ausgefeilte Technik (Cic. de or. 1, 19); gut ist auch jacultas orationis (Cic. fam. 9, 18,3). 2. Der syntaktische Kern des Satzes ist (wenn man "sich bewußt werden" reduziert zu "begreifen"): "Wer hat je ... ,ohne zu ... begreifen"; da bietet sich das an, was RH 288 oben (Z. 6ff.), bes. MRS § 361 (bes. a) besprechen.- "Ihre Leiber ... , wir aber ... ": Diesen Gegensatz drückt der Römer mit quidem- sed aus (RH§ 246, Zus. 3, Kleindruck; bes. OLD quidem 3 a). 3. "Nur ein Blinder": Am besten mit der so beliebten Wendung nemo est, qui (im positiven Fall), bzw. quin (im negativen Fall) wiederzugeben (RH § 242, 2 b zum positiven, KS 2,267 unten für den negativen Fall). 4. "Was wäre dem Menschen ... ": Die syntaktische Basis ist etwa: "Was hätte der Mensch von ... ", d. h. "Was würde ihm ... nützen". Wenn Sie diesen Satz als Hauptsatz vor sich übersetzt liegen haben, überlegen Sie, ob sie ihn nicht elegant durch einen relativischen Anschluß mit dem vorherigen Satz verbinden können. Musterübersetzung .
(1) Summus deus, quem Ennius "Divom patrem hominumque" 1 in libro
quodam ad alliciendos animos aptissimo, Manilius autem "mundi conditorem"2 appellavit, hominem nulla re magis a ceteris animalibus segregravit quam oratione3• (2) Nam quis umquam mutas bestias aspexit, quin 4 intellegeret corpora quidem eorum nos magnitudine robore celeritate superare, nos autem illasjacultate cogitandi cogitationesque exprimendi 5? (3) Quis erit6 tarn caecus, qui non 7 perspiciat deum illum, cum nobis rationem praebuit8, nos in hac re sui ipsius esse similes voluisse? (4) Quid autem homini ratio prodesset, si eloquentia ei esset denegata 9? (5) Quod si a dis immortalibus nihil maius accepimus eloquentia, qua in re plus temporis laborisque consumere 10 possemus 11 quam in ca?
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Zweiter Teil
Belege Ennius, ann. 591 Skutsch. Manil. Astron. 2, 701. 3 Zu segrego Cic. fin. 4, 49. 4 Muta bestia: Cic. fin. 1, 71. 5 An sich ist das Gerundium mit Akk.-Objekt verpönt, doch wenn das Gerundiv zu häßlichen Häufungen gleicher Endungen führen würde, darfman das Gerundium verwenden (KS 1, 735, 3 a; hier empfiehlt sich der Genetiv des Gerundiums um der Gleichheit mit cogitandi willen). 6 Zum prospektiv-hypothetischen Futur KS 1, 142, 2. 7 Qui non: KS 2, 269; auch quin ist möglich: KS 2, 267 e. 8 Zum cum "identicum" RH§ 253, 3. 9 Denego: Cic. de or. 2, 126. Zum relativischen Anschluß dieser "verschränkten" Form RH§ 245, 2 a (2. Satz). 1° Cic. Verr. II, 2, 96: dicendo tempus consumere. 11 Zum Konj. Imperf. KS 1, 179, vorletzter Abs. 1
2
Erklärungen Zu Satz 1: Im deutschen Text steht: "Den Ennius ... , den Manilius ... genannt hat"; man muß nach der rechten Satzverbindung suchen (Kopula; RH 258f.). Et verbindet Wörter und Sätze, -que fast nur Wörter (KS 2, 11, 3). Also et; gut wäre aber, wenn nicht besser: autem (KS 2, 95, 6). - Man stelle das Verb ("nannte") ganz ans Ende des Nebensatzes, damit es diesen klar vom Hauptsatz trennt. Zu Satz 2: Lesen Sie den deutschen Text einmal laut: Sie werden "Leiber" betonen (durch Nachdruck der Stimme), um den Gegensatz "Leiber" -"Denkvermögen" herauszustellen. In solchen Fällen verwendet der Lateiner quidem - sed oder autem (OLD quidem 3 a; LHS 490 Mi.); man unterscheide dies quidem ohne Demonstrativpronomen von dem mit Demonstrativ (KS 1, 623, A. 8), das gebraucht wird, wenn einem Gegenstande zwei gegensätzliche Bestimmungen gegeben werden. Zu Satz 3: Man kann den Satz fast wörtlich übersetzen: ... deum illum nobis rationem dedisse et nos ea re sui similesjieri voluisse o. ä.; man kann aber auch das "und" fortschaffen und eleganter so umformen: " ... daß er uns durch die Gabe der Vernunft zu seinesgleichen hat machen wollen". Die "Gabe der Vernunft" kann mit dono rationis wiedergegeben werden; interessanter ist allemal das cum "identicum" (s. Belege, Nr. 8).
liH
6. Übung
6. Übung A. Lernen: OS 68-71 68: omnis summa philosophiae rejertur ad ... 69: medium cursum tenere
compensare aliquid aliqua re rationes rejerreldare rationem ducere (m. Gen.) 70: convenire in (m. Akk.) posterius duco aliquid aliqua re nihil ad me attinet satis docilis ad bona opinata in bonam partem accipere quid rejert, utrum ... an ... ? 71: suis iudiciis stare sibi vindicare usu rerum praeditus gratiamlgloriam sibi conciliare gratiam inire
B. Übersetzen Eines der Themen dieser Übung ist die indirekte Rede; bitte, arbeiten Sie hierfür zu.nächst gründlich RH § 264 durch, wo die Grundregeln stehen, dann aber unbedingt KS 2, 532-549, wo das Feinere zu finden ist.
(1) Die Bedeutung der Rede war groß bei den Römern, und ihre FUnktion war eine zwiefache: (2) Nicht nur hielt man die Fähigkeit, in öffentlicher Rede vor Gericht, Volk und Senat so schön und so genau zu sprechen wie irgend möglich, für das Kennzeichen eines gebildeten Mannes, (3) sondern auch die, in Gesprächen in vertrautem Kreise angenehm und taktvoll Konversation machen zu können. (4) Dabei, so lautete die allgemein verbreitete Überzeugung, könnte man viel von der Naturanlage erwarten, doch Übung, so glaubte man, verbessere die Thchnik. (5) Man meinte ferner, die Redefähigkeit sei nicht nur Sache der Ausbildun~ von Naturanlagen, sondern beruhe auch auf Nachahmung beson-
69
Zweiter Teil ders guter Vorbilder, (6) denn kaum jemand werde ohne Erfolg gute Redner oder angenehme Gesprächspartner nachahmen; ja, sogar die Aussprache müsse geübt werden, damit sie gewinnend werde und nie affektiert. (7) Aber nichts konnte auch die ausgeklügeltste Rede retten, wenn ein Vorzeichen verhinderte, daß die Gerichtsverhandlung oder Volksversammlung stattfand. (8) Es heißt in alten Texten, daß nichts in Rom öffentlich oder privat geschah, ohne ein vorher eingeholtes Vogelzeichen; (9) sogar für Hochzeiten habe dies gegolten: man habe auch hier Vogelschauer zugezogen, (10) und dies auch dann noch, als sie ihre Praxis längst aufgegeben hätten; allein durch ihre Gegenwart erhielten sie den alten Brauch am Leben. Anleitung 1. "Bedeutung": Gemeint ist "Geltung", "Hochschätzung", "Wichtigkeit"; man ziehe LS vis II B zu Rate. Natürlich kann man "Funktion" mit "sie war wichtig für ... " umschreiben und übersetzen; man kann aber auch so umformen: "Die Bedeutung war groß, und zwar ... eine doppelte", wobei "und zwar" mit isque wiederzugeben wäre (KS 1, 691, A. 3). Damit wäre man die (überflüssige) "Funktion" los. 2. Der syntaktische Kern des Satzes stellt sich so dar: "Man glaubte, daß die Fähigkeit ... Kennzeichen ... sei"; der Ausdruck "Kennzeichen" erinnert sogleich an den Gen. poss. (RH§ 131, 2 b), also wäre die Grundstruktur: puto ... hominis esse, und als Ergänzung entweder ein posse oder das Substantiv "Fähigkeit" (vgl. Cic. Quinct. 8). -"Theoretische Kenntnis": OS 54, auch 68. "Gebildet": LS humanitas II B bieten Besseres als OS 53f., wo man eher Ausdrücke für "wissenschaftlich", bzw. "literarisch gebildet" findet. 3. Der "vertraute Kreis" läßt sich nach LS, Artikel sodalis übersetzen, die "Konversation" ist das loqui im Unterschied zum dicere, orationem habere. 4. "Naturanlage": Der zweite Teil dieses deutschen Wortes war für den Römer, der natura verwendete wie die Griechen "physis", unnötig. Untersuchen Sie aber auch indoles! -"Man konnte erwarten" ist ein aufgeblähter Ausdruck; man lasse die Luft heraus und reduziere zu "holen von" (LS peto II b, 2 e ). "Die Technik verbessern": Man forme um zu: "die Redegabe 'auspolieren"' (LS expolio II). Auch eine Metapher aus dem Reich von Fauna und Flora wäre angebracht: Nepos, Ale. 5, 3. 5. Der syntaktische Kern ist etwa: "Man meinte, das Erwerben der Redefähigkeit beruhe ... ", also: OS 87 bietetpositum est in, man kann auch an consistit denken (vgl. GO "beruhen") oder contineri. Der Kern des Satzes könnte z.B. sdn: "Man glaubte, daß man erwerben könnte ... durch ... ", und nun Gerundium, h:t.W. {ipf"IIIHliVUill. 70
6. Übung 6. "Affektiert": Der Römer dachte an "ungeeignet", was ihm zu "albern" wurde (ineptus). 7. Von wirklichem "retten" kann hier keine Rede sein, man reduziere zu "nützen" etwa. "Eine Gerichtsverhandlung findet statt": Der Römer drückte das durch das Wort "verhandeln vor ... " aus (agere). 8. "Wir lesen": MRS § 1, A. 2.- "Ohne ... ": Es gibt einen Fachausdruck, der den ganzen Nebensatz mit einem einzigen Wort wiedergibt: Cic. div. 1, 33. 9. "Und dies auch dann noch ... ": S. zu Satz 1. 10. "Und er sei ... ": Es handelt sich hier um einen "relativischen Anschluß", und wenn ein solcher in der indirekten Rede auftritt, kann er- hier verfeinere man das bei RH Gesagte (S. 319letzte Z.) anband von KS 2, 545,3 a- in den Acl treten.
Musterübersetzung (1) Orationis vis 1 apud Romanos erat magna eaque duplex, nam non id solum hominis politi artibus humanitatis 2ducebant, orationes habere3apud iudices, in contionibus, in senatu quam pulcherrimas 4 quamque accuratissimas 5, sed in sermonibus quoque apud familiares 6 interque sodales 7 loqui passe blande 8 et amice 9. (4) Qua in re omnibusjere persuasum erat multa quidem petenda 10 esse a natura, crescere autem eloquentiam 11 exercitatione 12 (oder: expolire 13 autem passe); (5) quam non solum consistere in colendis seminibus 14 nobis naturaliter innatis 15, sed etiam in imitandis optimis exemplis, (6 a) cum vix quisquam bonos oratores aut qui sermones scirent1 6habere 17 iucundos 18 imitaturus esset jrustra et sine emolumento 19• (6 b) Quin etiam elocutio diligenter expolienda 20 videbatur, ut suavis 21 fieret et accomodata 22 neque umquam inepta aut quaesita.23. (7) Sed ne diligentissime quidem elaborata et tamquam elucubrata 24 oratio quicquam projecit25, siquod prodigium impedivit, ne ageretur sive apud iudices sive cum populo 26. (8) Nam, ut in antiquis libris scripturn legimus, apud Romanos neque publice neque privatim ullum negotium gerebatur27 nisi auspicato28, (9) id quod etiam in nuptiis valebat29 celebrandis, nam ad eas quoque auspices adhibebantur, (10) idque etiam turn, cum iam pridem auspiciajacere 30 desierant. Sola enim eorum praesentia 31 veterem morem conservabant32.
Belege 1
Cic. off. 1, 132.
2
Zu politus OLD s. v. 2 a.- Zu humanitas s. Cic. rep. 1, 28 Ende.
3
Cic. Mur. 61.
71
Zweiter Thil Cic. or. 227; ornate: de or. 1, 21. Cic. de or. 1, 150; ornateund apte: 3, 144. 6 Oder in circulis Cic. Balb. 57. 7 Cic. fam. 7, 11,2 Ende. 8 Cic. Phil. 7, 26. 9 TLL 1, 1914,23ff. (oft Cic.) im Sinne des "Thktes". 1° Cic. off. 1, 133. 11 Cic. de or. 1,19 (facundia unklass.). 12 Cic. Cael. 54. 13 Siehe "Anleitung". 14 Zur Metapher LS semen II. 15 Ca es. bc 3, 92,4 (ein Caesar zu Unrecht abgesprochener Text). 16 Scio mit Inf. im Sinne von "wissen zu ... ", "können" bei Cic. rep. 1,27. 17 LS Spalte 1679 rechts oben. 18 Cic. de or. 1,213. 19 Cic. Mi!. 32. 2 ° Cic. inv. 2, 3. 21 "Aussprache": auch appellatio; zu suavis s. OLD s. v. 3 und Cic. Balb. 36. Auch benignus: Cic. off. 2, 48 (oratio benigna). 22 Cic. de or. 1, 138. 23 Cic. de or. 2, 17 (ineptus); zu quaesitus s. OLD 1 a. 24 Cic. Brut. 312. 25 Cic. Sest. 60. Geht man von dem immer zu beherzigenden Prinzip aus, daß Abstrakta nicht handeln (I 9, Umf. 2; I 10, Umf. 1), sollte man quicquam oratione ejficitur zum Kern des Satzes machen: "Nichts kommt bei ... heraus". 26 OLD ago 39 c. Zu impedire ist zu lernen: im Sinne "Du hinderst mich daran, zu ... " steht der Infin. (KS 1, 688 ob.); im Sinne "Du hinderst mich nicht daran, zu ... " steht ne oder quaminus (RH 280 unt.; KS 2, 256f.; quin ist unklassisch: KS a.o. 257 unt.). 27 Cic. Rose. Com. 32. 28 Cic. div. 2, 70, vgl. 2, 80; KS 1, 778 a. 29 LS valeo II B 2 a, in mit Abi., II B 1 bin mit Akk.; pertineo ad auch möglich: LS pertineo C. 3o Cic. div. 2, 80 Mitte. 31 Cic. Cat. 1, 17. Praesentia ist Abi. 32 LS conservo II. 4
5
Erklärungen Zu Satz 1: a) Da in vis "Bedeutung" und auch "FUnktion" enthalten ist, empfiehlt es sich, das Wort "Funktion" nicht eigens auszudrücken; will man das dennoch tun, denke man an pertinebatque ad has res, usw., an valere o. ä., z. B. auch: "Die Rümer schätzten die oratio hoch ein, weil sie wichtig war nicht nur ... ".
7'2
6. Übung
b) "Öffentlich" kann fortfallen, da eine Rede vor Gericht eo ipso eine öffentliche ist. Zu Satz 4: "So glaubte man" ist ganz überflüssig, da persuasum ja beide Satzteile regiert. "Thchnik" des Reden-Könnens steckt bereits in eloquentia. Man gewöhne sich daran, daß die lateinischen Substantiva prägnant ("gefüllt") verwendet werden: oratio z. B. ist die Fähigkeit des Redens, die Rede selbst und auch die Art zu sprechen (der Stil). Zu Satz 5: "Naturanlage" kann man gewiß auch kürzer einfach durch ingeniumoder vis ingeni (Cic. de or. 2,299) wiedergeben (vgl. Ter. Heaut. 24: na-
tura- ingenium). Zu Satz 6 b: "Müsse": Gewiß kann man auch diesen Satzteil in den Acl setzen (denn er ist noch immer von "man meinte" abhängig), aber zur Auflokkerung kann man neu (mit viden) ansetzen, vgl. KS 2, 548, A. 5 zu Formen der Lockerung. Zu Satz 7: Da es nicht darum geht, daß eine Rede aus irgend etwas "gerettet" ("befreit" o. ä.) werde, sondern nur darum, daß sie gar nicht erst gehalten wird, also nichts bewirkt, muß der schiefe deutsche Satz kräftig zurechtgerückt werden.
73
ZweiterTeil
7. Übung A. Lernen: OS 72-74 72: javere (m. Dat.) praecipue indulgere (m. Dat.) specie virtutis assimulatae colere aliquem jacilem se praebere consilia sua communicare cum 73: intercedunt mihi necessitates cum studiis suis prosequi aliquem ad suam sententiam traducere aliquem in invidiam venire 74: invidiam coriflare graviter jerre durius accipere aliquid molestiae mihi est aliquid necessitatem/vim adjerre
B. Übersetzen Vorab eine kurze Erinnerung an den Gebrauch der Coniugatio Periphrastica: Gewöhnlich findet sie sich nicht in F1nalsätzen (KS 2, 180, A. 6 [I 9, 2, Komm.)); auch bei deutlich futurischen Verben ist sie selten, z. B. bei exspecto: KS 2, 180, A. 6, 2. Abschnitt, auch nach einem Infin. Futuri (Vermeidung doppelten Futur-Anzeichens). Überall dort, wo ein futurisches Gefüge im Indikativ in eine innere Abhängigkeit tritt (wenn z. B. ein Verbum Dicendi ihm übergeordnet wird), ersetzt die Coni. Periphr. (KS 2, 181, 7) den fehlenden Konj. Futuri, bzw. den Infin. Fut. Ebenso tritt die Coni. Periphr. in der futurischen indirekten Frage auf: KS 2, 180 oben:
incertum quam longa Vitafutura sit. Ein kurzer Text nach Cic. ProMurenazur Übung von konjunktivischen Nebensätzen und Aci-Formen.
( 1) Murena, so hieß es, sei wegen Wählerbestechung verklagt, er müsse sich vor Gericht verantworten; (2) und zwar werde Cato persönlich die Anklage übernehmen. (3) Da gab es kaum jemanden, der glauben mochte, es werde sich jemand d<~m Murena als Verteidiger zur Verfügung stellen und sich bei ( :ato mil.llil·hig madwn.
71
7. Übung
(4) So staunte man denn nicht schlecht, als am entsprechenden Thge kein Geringerer als Cicero vor Gericht erschien, um den Freund zu verteidigen. (5) Allerdings zweifelte man auch an seiner Erfolgschance, war man doch überzeugt, er werde im Verlauf des Prozesses dadurch in eine besonders schwierige Lage kommen, daß er ja sowohl mit dem Angeklagten als auch mit dem Ankläger auffreundschaftlichem Fuße stand. (6) Man war also gespannt, mit welchen Mitteln Cicero wohl arbeiten würde. (7) Mit welchen er dann arbeitete, das möge jeder Interessierte selber nachlesen: die Rede ist ja erhalten, und wir können uns weitere Worte sparen. Anleitung 1. "Wählerbestechung", bzw. "Amtserschleichung": LS ambitus II B.- "Die Anklage übernehmen": OS 119 nach Mi., 120 oben ("vor Gericht erscheinen" ebd. 118 unt.).- Man übersetze so, daß ein Verbum Dicendi den Kopf bildet, auf den dann ein dreigeteilter Acl folgt: "Man sagte, daß Murena angeklagt sei, daß er vor Gericht müsse, und daß Cato ... werde". Nun ergibt das einen holprigen Gang; "jemand ist angeklagt" kann auch mit reusjactus (LS reus II B: Nepos, Ale. 4, 3) wiedergegeben werden, sehen Sie die Vereinfachungsmöglichkeit? Zu "und zwar": GÜ verweisen auf et quidem, und in der Tht liefert OLD quidem 5 a etliche Beispiele (reicher als KS 1, 803f.). 5. "Glauben mochte": Aufgeblasene Phrase, reduzieren zu "glaubte"; "sich als Verteidiger zur Verfügung stellen": zurückführen auf "Fall übernehmen" (OLD suscipio 8 c; OS 120 oben). "Sich mißliebig machen": OS 92 Mi.; mit odiumgibt es laut LS mehrere Möglichkeiten; invidiam conflare: Cic. Cael. 29; vgl. die Phrase iniuriam conflare (Cic.) oder concitare (Cic. Brut. 163). 2./5. Man kann daran denken, das Ganze von Satz 1 an so zu ordnen: "Als man erfuhr, daß Murena ... ,gab es kaum einen, der ... ". 4. "So staunte man denn nicht schlecht": "Denn" ist Füllsel, weg damit; "nicht schlecht" ist ein Vulgarismus, den man im Lateinischen nicht ohne Not nachahmen sollte ("sehr" genügt vollauf). "Man" kommt in diesen Sätzen häufig vor; am besten, man sagt statt des faden "man": "es staunten die, welche dabei waren am festgesetzten Thge, daß ... ", usw. 5. "Erfolgschance": Die Wortkette auflösen in einen Nebensatz: "man zweifelte, ob er gewinnen würde" (einen Fall gewinnen: OS 120). 7. "Mit welchen er dann arbeitete": "Dann" kann fortfallen, wenn man einen hinreichend engen Anschluß findet (am besten den "relativischen"). Der "Interessierte": Ein "Interesse" gibt es im Lateinischen nicht, denn "ich interessiere mieh für ... " heißt entweder "ich möchte wissen/hören/lesen" oder "kh miiehlt· kauf(~rt", usw. Man vp;l. KS 1, 177, Abs. 3 zur Modusgebung.- Sich 7!'i
Zweiter Thil
etwas "sparen": Ersetzen durch "sich über ... hinwegsetzen", was es wörtlich auch im Latein gibt: Caes. BG 2, 8, 1. Musterübersetzung (1) Cum essetjama Murenae de ambitu reojacto 1 in ius esse adeundum 2 ipsumque Catonem partes accusatoris obtenturum3, (3) vix quisquam erat, qui crederet jore aliquem, qui eius causam susciperet sibique Catonis odium conjlaret. (4) Itaque qui die dicta 4 aderant vehementer mirati sunt, quod ipse Cicero ad jorum descendit 5, ut amicum dejenderet, (5) simulque dubitabant, utrum causam esset obtenturus 6 an casurus 7 (oder: necne), nam sibi quisque habuit persuasum8 Ciceronem causa procedente in summas angustias adductum iri 9 eo quod et reo et accusatore quam amicissime utebatur, id quod omnibus erat notissimum (oder: quae res ... notissima) 10• (6) Quamobrem attentissime exspectabant, quo tandem 11 consilio quaque ratione hanc ad causam esset accessurus12. (7) Qua denique accesserit, si quis scire velit, id Iegat ipse oratione illa etiam nunc exstante 13, nobis ergo pluribus verbis supersedendum videtur14.
Belege Cic. Verr. II, 2, 94. Zu adeo in ius s. LS 33 re. ob. (Att. 11,24, 4 bei Cic., bei Ca es. bc 1, 87, 2). 3 Cic. Quinct. 8; suscipio wäre eine Alternative. 4 Die dicto: Caes. BG 1, 42, 3; fern. Cic. fam. 16, 10,2. 5 Zu miror; quod s. KS2,276, 1; LS descendo I B, 1. Zu inforum s. Cic. de or. 2,267. 6 Cic. Verr. II, 2, 26. 7 Cic. Mur. 58 Ende. 8 Normal mihi persuasum est mit Acl, mit habere: Ca es. BG 3, 2,5 (KS 1, 311 ). 9 Vgl. Cic. Quinct. 19. 1 ° Cic. Caecil. 32. 11 Unser "gespannt, welche Methode er wohl befolgen werde" läßt sich gut mit dem unterstreichend-hervorhebenden tandem wiedergeben, s. OLD s. v. 1 a. S. II 4, Bel. 14. 12 Cic. de or. 1, 175. Allerdings darf bei exspecto als futurischem Verb die Umschreibung mittels -urus ausbleiben (KS 2, 180 n. Mitte). 13 Cic. off. 2, 48. Möglich auch Iegat orationem adhuc exstantem (A. Weisehe). 14 LS supersedeo II, KS 1, 373 vor Mitte. 1
2
Erklärungen Zu Satz 3: Die Zeitengebung richtet sich danach, daßjore die Zukünftigkeil hirm~idwnd ausdriickt und daß "niemand, der ... " konsekutiv ist ("es wird nil·mand dasl'in, d1·r· ... "),was er·halten und deutlich bleiben muß. 71i
7. Übung
Zu Satz 4: "Kein Geringerer als" scheint ein gleichsam "nördlicher" Ausdruck (vgl. Engl. "no less a person than ... ");im Lateinischen gibt es ihn m. W. nicht; also istnach OLD ipse 8 a nur der Name hervorzuheben: "Cicero selbst", d.h. "in eigener Person". Zu Satz 7: "Und wir ... " ist eigentlich keine bloße Anfügung, sondernwenn wir auf die Logik achten - eine Folgerung, daher "also" (ergo, itaque o.ä.).
77
Zweiter Thil
8. Übung A. Lernen: OS 75-78 75: pericula intenduntur (m. Dat.)
evertere aliquem condonare aliquem alicui (s. OLD s. v. 4) e manibus ejjugio in integrum restituo vindicare aliquem ab aliquo (homine) 76: probari aliquem in aliquolnullo numero esse (s. II 2, Bel. 6) auctoritatem habere apud aliquem 77: plurimum tribuere alicui laude ajjicere errorem alicui eripere graviter invehi in (m. Akl{.) expostulare aliquem de . ..lcum aliquo (ohne Obj.) exprobrare 78: nonlnihil est, quod nomine alicuius rei aliquid tegerelcelare jactum suum praestareltueri jamam alicuius rei abicere jama spoliare
B. Übersetzen Der Thxt lehnt sich an Cic. Att. 3, 7 und 3, 18, 1 an, also geht es weniger um eine möglichst gedrungene Form, als vielmehr um einen eher umgangssprachlichen Ton und eine gewisse Leichtigkeit der Satzfügung.
(1) Am 17. März trafich in Baiae ein, und siehe da, (2) kaum aus dem Schiff, hörte ich schon von Dir, (3) denn exakt an diesem Datum brachten Deine Leute mir Deinen Brief. (4) Ich habe mich über ihn sehr gefreut! (5) Herzlichen Dank dafür! (6) Ieh las ihn und glaubte herauszuspüren, daß Du mir einen Besuch bei Dir· in Larissa so sehr ans Herz legst, daß Dein Vorschlag mirwie Musik im Ohr klinp;t. (7) ldr hin l"rolr, mein Lieber; p;ewiß, aber: auch wenn mich Deine Für-
7H
8. Übung
sorge froh macht, diese vollen Städte kann ich nicht vertragen, und ich renne, jedenfalls jetzt, vor den Menschenaufläufen buchstäblich davon. (8) Ja, sogar der Umgang mit Freunden ist mir zuwider, ich kann ja kaum den Anblick der Sonne ertragen, so kaputt bin ich und fertig! (9) Glaub mir, ich wäre dennoch nach Larissa gefahren, wenn ich nicht die verdammten Gläubiger fürchten würde; ich glaube, Griechenland ist voll davon. (10) Also: da ich nun mal gezwungenermaßen mein Kommen energisch absagen muß, kann ich umgekehrt aber Dich zu mir hier einladen. (11) Denn Du fehlst mir sehr, Du und Deine Ratschläge, wenn Du nämlich ein Linderungsmittel für meinen Kummer weißt. Anleitung 1. "Am 17. März": RH§ 276. Der 17.liegt nach den Iden (15. 3.), also richtet sich die Datumsangabe nach dem nächsten der Monatsfixpunkte, den Kalenden des April (1. 4.). Der März hat in Rom stets 31 Tage; vom 31. 3. bis zum 17. einschließlich zurückgerechnet, ergibt 15 Tage, dazu kommt der FixpunktTag (1. 4.) selber, und das ergibt 16 Tage, daher dann die römische Angabe, die Sie nach Ruhenbauer-Hofmann leicht finden werden. 2. In einem vergleichsweise lockeren Text sollte man nicht unbedingt überall nach Hypotaxen fahnden, daher: "Ich traf ein ... ; kaum war ich ... , als ich ... hörte, denn ... ". Aber gewiß kann man wenigstens für "kaum aus dem Schiff" eine Partizipialkonstruktion suchen und für das angehängte "Herzlichen Dank" einen engeren Anschluß. 4./5. Wenn man "Ich habe mich ... " und "Herzlichen Dank ... " durch zwei parallele Relativsätze ausdrückt, muß man sich fragen, ob man an eine Präposition ein -que anfügen darf, dazu KS 1, 583. 6. "Ich las ihn und ... ": Bitte, Abi. abs.- "Klang wie Musik im Ohr": Der Römer verwendete in solchen Fällen kaum ein musikalisches Bild; man lese Cic. Att. 13,21, 3; Sen. ben. 7,21,2, wo ein anderes Bild nahegelegt wird. 7. "Lieber": Cicero schrieb einmal mi carissimefrater (Quint. frat. 2,6,4 Watt [OCT]).- "Fürsorge": Verbal ausdrücken, "daß Du ... ". 9. "Griechenland ist ... ": Dieser Hauptsatz wird am besten relativisch angeschlossen. 10. "Gezwungenermaßen": Kein Adverb suchen, sondern einen Nebensatz bilden! Ein "also", abgetrennt vor dem Hauptsatz, gibt es im Lateinischen so nicht, aber vgl. LS 1518 rechts, VII.- "Energisch absagen": Kein Adverb anwenden wollen, sondern eine Synonymenhäufung (anders genannt, aber unpassend, von RH§ 187, 1). t t. "Lindcrungsmittel": Man kann anjomentum schon denken, wird aber 70
Zweiter Teil
einen Nebensatz vorziehen: "etwas, das ... lindert".- Man kann auch einen indir. Fragesatz verwenden: "Wenn Du weißt, was ... lindern könnte" (R.
Henke).
Musterübersetzung ( 1) A. d. XVI Kaiendas Apriles Baias appuli 1. (2) Vixdum e navi egressus iam aliquid de te audiv~ (3) nam eo ipso die pueri tui 2litteras tuas 3ad me attulerunt, (4) quas maximo gaudio accepi4 (5) proque 5 quibus tibi gratias ago 6 vel ma-
ximas. (6) His litteris perlectis sentire7 mihi videor te mihi suadereut ad te Larissam veniam tanto opere, ut consilium tuum valde mihi adridere 8 incipiat. (7) Gaudeo, mi care amice, sed quamquam vehementer gavisus sum quod 9 de me tam benigne sollicitus 10 es, tarnen urbes istas celebres 11 mihi odio sunt.fugioque, his saltem temporibus, coetus hominum 12, (8) quin etiam consuetudinis 13 amicorum taedet me et vix jero aspectum ipsius solis, ita sum animo fracto demissoque.14 (9) Velim credas 15 mihi me nihilominus Larissam projecturumfuisse nisi metuerem sceleratos illos creditores 16, quibus 17 Graeciam esse rejertissimam 18 suspicor. (10) Quare, quoniam cogor, ut recusem abnuamque 19 me iturum 20, restat ut21 te vicissim ad me invitem, (11) nam aegre te careo 22 tuorumque consiliorum, siquidem habeas aliquid, quod levet23 rerum mearum angustias.
Belege Cic. Verr. II, 4, 103; mit Akk. ohne Präposition II, 5, 64. Pueri tui: Cic. Att. 3, 7, 1 (vgl. engl. "boy" für "Diener"). - Man kann das Part coni. egressus auch vermeiden durch ein cum "inversum" (RH§ 253, 5). 3 In Briefen herrscht, was J. B. Hofmann einst in seiner "Lateinischen Umgangssprache" (3. Auflage, Heidelberg 1955 u. sp., S. 100) "pronominale Verschwendung" nannte. 4 Nuntium ajjerre ist möglich: Cic. Rose. Am. 19. Zu litteras accipere: Cic. Quint. frat. 3, 1,3. 5 Proque ist -laut KS a.O.- das Gewöhnliche. 6 OLDgratia4c. 7 Zu sentire s. Cic. fam. 11, 29,2 Anf.; zu mihi videor s. Cic. Verr. II, 1, 5. 8 Adridere:Cic.Att.13,21,3. 9 RH § 250; KS 2, 276; mit Acl Ca es. BG 4, 13, 6. 10 OLD sollicitus 2 b. 1
2
HO
11
(;ie.Areh.1.
12
Ci!-. rt•p. Ii, 13.
8. Übung Cic. fam. 13, 33; or. 33. Cic. fam. 1, 9, 16. 15 Zu velim mit bloßem Konj. KS 1, 713 n. Mi. 16 Cic. Phil. 6, 11. 17 "Voll": rejertus mit Abl.: Cic. Phil. '2, 67. 18 "Ganz Griechenland": einfach Graecia mit Superlativ des Prädikatsnomens. 19 Cogo kann mit Infin. konstruiert werden (Cic. Verr. II, 3, 75; KS 1, 687, 1 Anf.) oder mit ut (Cic. Th. 1, 15; KS '2, '235 Ende).- "Energisch" ist, wie in der Anleitung gesagt, am besten durch Hendiadys wiederzugeben, vgl. zu abnuo Cic. Leg. 1, 40.- Eine grundsätzliche Bemerkung zum "Hendiadyoin" (RH§ 187, 1 b ): Setzt man zwei bedeutungsnahe Substantive mittels et oder -que nebeneinander, können - einfach gesprochen - zwei Wirkungen folgen: entweder sind beide bedeutungsgleich, dann ist die Wirkung häufend-intensivierend (Synonymenhäufung; LHS 785, § 37; Maurach, Lat. Dichtersprache § '29); oder das zweite erklärt oder ergänzt das erste, dann spricht man von Hendiadyoin (LHS 783 ob.); besser wäre allerdings "Parataktische Bestimmungsgruppe" (LHS 78'2 unt). [Dies alles wäre auch im Sinne von A. Weische.] 20 "Reisen": einfach ire: Cic. Att. 16, 1, 1. 21 Cic. Quinct 33 Mitte. 22 Cic. Att. '2, 1, 4; 8, 7, '2. 23 Cic. Verr. II, 1,5. Angustiae rerum interpretiert "Kummer" aufs Materielle hin; wenn man eher an Inneres denkt: aerumnae. 13
14
Rt
Zweiter Thil
9. Übung A. Lernen: OS 79-82 79: male audire
in antiquum locum dignitatis restituere alteriorem dignitatis gradum consequi praestare alicui memoriam benevolentiamque (Hendiadys!) 80: memoriam renovare laus Longe lateque difjusa laudem ... prae sejerre primas [d. h. partes] dejerre alicui non adspirare ad 81: non multum difjerre omnia, quae ... accidunt, infra se esse iudicare 82: in suam contumeliam vertere venire in contemptionem alicui urgere aliquem jructum consequi/percipere optime meritus de
B. Übersetzen Text nach H. Blümner, Römische Privataltertümer, 1911, 299.
(1) Nach einer Glaubensüberzeugung der Römer hat jeder Mensch seinen je eigenen Genius, der mit ihm zusammen geboren wird, während seines ganzen Lebens sein Schützer und Geleiter ist und zuletzt mit ihm auch stirbt; (2) ihm ist der "Lectus Genialis", das Ehebett, geweiht, (3) er wird mit Penaten und Laren von den Hausbewohnern geehrt und hält überhaupt einen hohen Rang unter den Gottheiten. (4) Daher ist denn auch bei den Römern dem Geburtstag eine besondere Feier gewidmet gewesen. (5) An diesem Tage wurden den Genien Opfer dargebracht, meist unblutiger Art, es wurden Gebete an sie gerichtet, zumal am Geburtstag des Herrn, an dem auch die Sklaven den Genien Weihgaben brachten; darin unterschieden sie sich von ihren Herren nur wenig. (6) Doch das bloße Faktum der Geburt garantierte noch nicht den Verbleib in Lehen und Gemeinschaft. (7) Sobald gemeldet war, ein Kind sei geboren, schit·ktt•n si<'h dit• I Iausbewohner an, die Anflwbungszcrcmonie vorzube-
9. Übung
reiten. (8) Auf Geheiß der Mutter hatte das Kind auf den Boden gelegt zu werden, und zwar auf ausgebreitete grüne Blätter, (9) woraufhin der Vater nach Einholung von Auspizien die Möglichkeit hatte, das Kind anzunehmen oder nicht. (10) Wenn ja, mußte er das Kind hoch- und in seine Arme nehmen; (11) wenn nein, konnte er es unter Zustimmung der Mutter aussetzen lassen. (12) Obwohl dieses Recht schon früh eingeschränkt war, wurde es dennoch auch später noch angewendet, doch seltener, mußte dann aber den veränderten Zeitumständen weichen, geriet in Verruf und ward zuletzt ganz und gar vergessen.
Anleitung 1. "Jeder": RH § 202, 1. Dieser Satz mit seiner Dreigliedrigkeit ergibt auch im Lateinischen einen dreiteiligen Satz mit Homöoteleuton (RH§ 265,21). 2. Tritt in einem deutschen Text ein lateinisches Zitat auf, übernimmt man naturgemäß die lateinischen Wörter, versieht sie aber mit zitierendem ille. Diesen 2. Satz füge man am besten durch relativischen Anschluß eng an Satz 1 an; RH § 244. 5. Wie man dies "er wird ... " anschließen kann, lehrt KS 1, 627 unten.- Zu "Rang" vgl. OS 79. 5. "An diesem Tdge" kann ebenfalls (s. zu 2.) relativisch angeschlossen werden. "Meist unblutiger Art" ist eine Art Klammertext, den der Lateiner in der bei KS 1, 619, A. 3 beschriebenen Weise einbaut. - "Zumal": S. GÜ unter "besonders" Nr. 2 und 3. 6. Das "bloße Faktum" muß zu "dadurch, daß ... " umgeformt werden. "Garantieren" gibt es so im Lateinischen nicht, wenn wir mit "dadurch, daß" beginnen, können wir leicht mit "sich ergeben" fortfahren, d. h. mit einem Lieblingswart Ciceros, z. B. nat. deor. 3, 30.- "Noch" bleibt im Latein unberücksichtigt. 7. "Aufhebungszeremonie": Man vereinfache zu "was zum Aufheben nötig war" (zu "aufheben" LS tollo A 2 a). 8. "Und zwar": 2. Teil, Übung 7, Anleitg. 2. 9. "Woraufhin": Abi. abs. wie in "dies getan, hatte der Vater ... ". "Nach Einholung der Auspizien": 2. Teil, Übung 6, Satz 8.- "Oder nicht": Nicht etwa aut non, sondern am besten, man setzt ein weiteres Verb mit Negation dazu ("aufheben oder aussetzen"). 10. "Wenn ja" kann nur durch Wiederholung des entspr. Verbs wiedergegeben werden; "wenn nicht" wird am besten so übersetzt, wie KS 2, 418, A. 2 es anbefehlen. -"Auf Familien beschluß": Familia wäre viel zu weit gefaßt; nur die "Niiehsten" kommen in Fra/!:c, Ehefrau und allenfalls die Eltern.
ZweiterThil
12. "Einschränken": LS circumscribo B; refreno sagt Cicero nur von Menschen und ihrem animus; restringo verwendet er nur im PPP. Die "veränderten Zeitumstände" sind zu reduzieren zu tempora, Cic. off. 3, 19 nachzulesen.- "In Verruf geraten": OS 82 oben (Caes. BG 3, 17, 5legt eine Möglichkeit nahe). Musterübersetzung ( 1) Romanis persuasum erat suum quemque 1 habere genium, qui una cum eo gigneretur2, totam vitam quasi comes tutaretur, denique una cum eo moreretur. (2) Cui lectus ille genialis consecratus erat (3) idemque 3 una cum Penatibus Laribusque ab eis, qui in domo habitabant, colebatur in altissimoque gradu erat inter deos Romanorum 4 • (4) Quare dies natalis praeter ceteros celebrabatur5, (5) quo genios non solum sacrificiis, in quibus manus a caede plerumque abstinere solebant, venerabanturf>, sed etiam precibus orabant, in primis natalis damini agi solebat diesfestus, quo die servi quoque dona dabant~ Hac igitur in re non multum distabant a dominis suis. (6) Eo ipso 8 autem, quod puer quidam natus erat, non ef.ficiebatur, ut inter vivos 9 familiamque maneret. (7) Nam cum primum nuntiatum est puerum esse natum, familia incipere solebat ea praeparare, quae ad puerum tollendum 10 opus erant. (8) Iussu enim matris proximorumve puerum in solo poni apartebat idque infoliis viridibus ei substratis. (9) Quofacto patri auspicato 11 aut tollere puerum licebat aut exponere. (10) Si ei tollere visum erat12, suscipiendus puer in bracchia ei erat, (11) si minus, matre assentiente natum exponi iubere potuit. (12) Qui mos iam vetustioribus temporibus quodammodo circumscriptus 13 posterioribus parcius adhibebatur commutatoque tempori 14 cessit, postremo in contemptionem venit15 obrutusque est oblivione penitus.
Belege KS 1,645 b. Konjunktiv, weil noch Inhalt der Überzeugung (der Infinitiv bestimmt nicht die Zeitenfolge: KS 2, 182, 8). 3 Bewohnen von Gebieten: habito (im Passiv, Cic. Verr. II, 4, 119); von Häusern: habeo (hic oder Abi. Loci) ist vorwiegend altlateinisch, habito in ciceronisch (nat. deor. 1,22). - Colo: Cic. nat. deor. 1, 45.- Gradus: KS 1, 627 unten. 4 Cic. Lael. 12 Ende. Zu praeter LS II B 2 a. 5 Cic. Verr. II, 2, 114. 6 llonorare sagte man (bis Ovid) nicht bezüglich der Götter, vielmehr veneror. 7 Einen 'lag als Festtag begehen, bzw. den Tag des Geburtstags feiern: Cic. Sest. 131 dü~s.ft•stos advntlus mei.- /Jona dare: OLD donum 2 a. " KS 1, fi2H unll•n ist zwar eo ipso nicht belegt, wohl aber wegen id ipsum (Ca es. bc "i, 1111, "i) "III'I"IIIHIIOf.!;ialll" t•l'lauhl. 1
2
9. Übung Cic. Rose. Am. 113. LS tollo A 2 a. 11 2. Thil, Übung 8, Beleg 28. 12 Zu exponi: RH 193, Abs. 4.- Zu visum est vgl. z. B. Cic. off. 1, 118; visumohne Dat. Ca es. BG 5, 58, 3; OLD video 24 b. 13 Siehe Anleitung. 14 Caes. bc 3,27,2. 15 In contemptionem venire: OS 82; oblivione obruo: Cic. Brut. 60. 9
10
R!l
Zweiter Teil
10. Übung A. Lernen: OS 85-86 83: cumulate gratias agere
frigent omnia consilia et consilio et opera iuvare valet consilium et auetorilas meleo (usw.) auctore 84: exemplum prodere opibus alicuius sublevare causam ... complecti ojjicia in aliquem conjerre totum se tradere omnia ad suam utilitatem rejerre 85: omnia in peiorem partem versa res/jides dejicit vias atque rationes nosse optio datur, utrum ... an conjidere alicui 86: jidem habere decurrere ad aliquid injidem alicuius se conjerre acquiescere in (m. Abi.) jidem suam interponere in (m. Aklc)
B. Übersetzen Der Text lehnt sich an Tacitus' Bericht vom Sterben Senecas an (ann. 15, 62/4).- Mit diesem Text treten wir nun in die Phase eigentlicher Stilübungen, denn vieles, was Tacitus sehr gerafft ausdrückt, werden wir breiter wiedergeben und viele Ausdrücke, die Tacitus verwendet, müssen wir ins klassische Latein transponieren.
(1) Ein Zenturio überbrachte Seneca den Befehl des Kaisers. (2) Seneca blieb unerschüttert, wandte sich zu seinen Freunden und sagte, er vermache ihnen das Schönste, das er besäße, nämlich das Bild seines Lebens. (3) Sie sollten es im Gedäehtnis behalten, dann würden sie den Dank für ihre Freundsdwfl t~mplillll-!:t'll, niimlieh den 1\uhrn wahrer 1\Jgcnd. (4) Er beschwor sie, Hli
10. Übung
nicht zu weinen, und verwies sie auf die Seelenfestigkeit: (5) wo seien denn, so fragte er mit ein wenig strengerer Miene, die Lehren der Philosophie, wo die Festigkeit, die sie über so viele Jahre hin eingeübt hätten? Sie beherzigten dann auch seine Mahnung. (6) Dies hatte er gleichsam öffentlich gesprochen; dann aber umarmte er seine Gattin am Ende und bat sie inständig, den Schmerz nicht überbandnehmen zu lassen und sich ihm nicht für immer hinzugeben: (7) sie möge 'Irost suchen im Bedenken dieses seines immer im Dienste der Thgend gelebten Lebens. (8) Doch wollte Paulina vom Witwenstand und Alleinbleiben nichts wissen, wollte vielmehr diesseihe Thdesart und ließ sich daher mit ihrem Manne zugleich die Adern öffnen. (9) Der Kaiser wurde davon benachrichtigt. (10) Er ordnete an, man solle Paulina verbinden. ( 11) Seneca aber mußte sich auch Adern an Schenkeln und Kniekehlen öffnen lassen, da sein Blut aus dem alten, durch Diät ausgemergelten Körper nur langsam entwich. (12) Aber auch dies nützte nichts, und so rief er nach einem längst vorbereiteten Gift, aber auch dies ließ die schon erkalteten Glieder des alten Mannes im Stich. (13) Da ließ er sich ins Bad bringen und endlich durch den Dampf ersticken.
Anleitung 1. Die Sätze "Ein Zenturio ... "über "Seneca ... " bis hin zu "Ruhm wahrer Thgend ... "lassen sich in ein einziges Gefüge bringen: "Als ein Zenturio ... , sagte Seneca unerschüttert und zu den Freuden gewandt, er ... ". 2. "Sich wenden zu": Vgl. Caes. BG 5, 44, 10. 3. "Nämlich": Scilicet, KS 1, 807 (man beachte die Abgrenzung zu nempe und nimirum), videlicet, usw. sind als bloße Anknüpfungen von Ergänzungen zu meiden (s. 2. Teil, 2. Übung, Anl. 2); die KS-Stelle zeigt, daß scil. usw. stets eine besondere Nuance tragen. 5. "Beherzigen": OS 83 unten: valet adaptieren. 6. "Er bat inständig": Am besten durch eine Synonymengruppe wiederzugeben (s. 2. Teil, Übung 8, Beleg 19). 7. "Dieses seines Lebens": Wenn der Sprecher durch ein Pronomen unmißverständlich auf sich selber hinweisen will, nimmt er ipse zu Hilfe: RH§ 264, 1; KS 1, 630, A. 18. 8. "Nichts wissen wollen von ... ": Cic. fin. 2, 31 Anf. "Sie wollte dieselbe Thdesart": Am besten mit "sie suchte" wiederzugeben, vgl. zu "Art" OS 85. 9. "Der Kaiser wurde ... " und "Er ordnete an" möglichst verbinden: "Der Kaiser, benachrichtigt, ordnete an". 10. "Diät": Durch "schmale Kost" wiederzugeben (1. Thil, Übung 3, Satz 3).
R7
Zweiter Teil
11. Das "mußte" in "mußte sich öffnen lassen" ist entbehrlich im Lateinischen; "ließ": iussit (2. Teil, 5. Übung, Anl. 1). 12. "Auch dies": Vgl. KS 2, 54, 5. 13. "Ließ im Stich": Nach Cic. fam. 12, 14,1 (frustror) zu übersetzen. Musterübersetzung (1) Seneca, cum centurio quidam ei iussa Caesaris renuntiavissetl, (2) minime perterritus 2 se ad amicos convertit seque id, quod possideret pulcherrimum, eis relinquere dixit, imaginem vitae suae. (3) Hanc si memoria tenerent, jructum amicitiae suae percepturos esse 3, verae virtutisjamam (4) Thm eos ut lacrimas tenerent4 hortatus adjirmitatem animi revocavit5 rogitans paulo intentiore vultu, (5) ubinam essent praecepta philosophiae ubiquejirmitudo per tot annos tarn diligenter meditata6• Quae admonitio apud eos valuit. (6) Haec tamquam publice adjamiliares locutus tandem uxorem complexus est eamque oravit ragavitque, (7) ut doloremjerret moderate 7 neque eise traderet8 perpetuo quaereretque solacium in contemplatione vitae ipsius per virtutem actae. (8) Paulina autem viduitatem atque solitudinem9 aspernata eandem viam et rationem moriendi atque vir eius quaerens sibi quoque una cum illo venas incudil 0 iussit. (9) Caesar his de rebus certior jactus (10) Paulinae vulnera obligari iussit, ( 11) Seneca autem, cum sanguis e corpore senili tenuique victu 11 debilitato 12 /entius projlueret, crurum quoque atque poplitum venas incidit. (12) Cum autem ne hoc quidem quicquam projecit13 venenum iam pridem provisum poposcit, sed membris senis iamjrigidioribus haec quoque spes Senecamjrustrata est14• (13) Thm denique in balneum 15 se injerri iussit atque vapore tandem exanimatus est16• Belege LS renuntio I B. Cic. Cat. 2, 14; perturbatus Cic. Att. 1, 1, 4. Thc. 15, 62, 1 verwendet eine der noch nicht klassischen Wortbildungen mit in-, impavidus z.B. erst bei Vergil (Aen. 8,655), usw. 3 Fructum capio: Cic. Sull. 90; percipio: off. 2, 12 und 14. 4 Vgl. Ca es. BG 1, 59, 4. 5 So Thc. und Cic. Att. 1, 16, 8; revoco in mit Akk.: Cic. fam. 9, 1, 2. 6 Zu ubivgl. Cic. Att. 9, 14,2Anf. undzum-namOLD ubinam; LHS584,A. 1; esist~m phat iseh gebraucht; Thc. und Cic. Phil. 10, 6. 7 Cic. Lael. H. " Cic. liun. !i, 11, 2. 1
2
HH
10. Übung Cic. Caec. 13. Vir: OLD s. v. 2 a; sonst maritus. -Incido: Cic. Pis. 83; Tacitus wählte gräßlichere Ausdrücke. 11 Tacitus und Cic. Lael. 86. 12 Cic. Caec. 42; emacio ist spät 13 Vgl. OLD s. V. 2. 14 Die Phrase stammt von Lentulus, der an der angegebenen Stelle wohl archaisiert ('Thr. Andr. 374); sonst suche man bei Caes. bc 1, 73, 1; BG 2, 10,4 Rat. Eine Alternative schlägt R. Henke vor: quia membra senis iam erantfrigidiora, haec quoque spes eum.frustrataest. 15 Tacitus verwendet, wie Livius, zuweilen einen Dativ der Richtung, was in ciceronischer Zeit ein Poetizismus war. 16 Cic. fin. 2, 97. 9
10
89
Zweiter Teil
11. Übung A. Lernen: OS 87-90 87: vitanda alicuius rei suspicio 88: valde me epistulae memorderunt
adduci non possum humanitatem exstirpare elatio animi 89: voluntatum commutatio paenitet me tuaefelicitatis desiderio alicuius (rei) tenere stimulos admovere 90: animi impetu concitatus stomachumfacere (m. Dat.) amicitiamfacere cum amicitia mihi est cum
B. Übersetzen Als Überleitung zu den teils längeren, stets aber schwierigeren Texten ein nur leicht gekürzter Staatsexamenstext
( 1) Es heißt, Boethius sei der letzte Römer von echtem Schrot und Korn gewesen. (2) Mit diesem Ausdruck ist wohl gemeint, daß er die Eigenschaften besaß, die einen Römer von hoher Leistungskraft ausmachten: sein Amt aufs sorgfältigste verwalten, im Griechischen wie im Lateinischen gleich gewandt sein und niemals sich auf Parteienzänkerei einlassen; und in der Tat widerstrebte dies letztere seinem SelbstwertgefühL (3) Dies alles brachte ihm gewiß bedeutenden Ruhm ein, den größten aber verdiente er sich mit anderem. (4) Obwohl er sich aufgrund seiner hohen Verdienste um den Staat ungeheuren Reichtum hätte aufhäufen können, verbrachte er doch für gewöhnlich mehr Zeit mit der Verwaltung des Reiches und mit der Abfassung philosophischer Werke als damit, sein persönliches Vermögen zu mehren. (5) So suchte er zeit seines Lebens die platonische Philosophie mit der aristotelischen auszugleichen, ja gegen Ende seines Lebens begann er die fünf Bücher des "Trostes der Philosophie", worin er nicht nur die griechische Weisheitslehre mit der römisehen verband, sondern aueh die dichterischen Vorzüge beider Literaturen. !10
11.Übung Und in diesem Werke offenbart sich auch Erstaunlichstes: daß er nicht mit seinem schweren Lose haderte. (6) Man darf sicher sein, daß er diese zwar wunderschönen, aber doch unfertig gebliebenen Bücher noch viel schöner gemacht hätte, (7) wenn nicht der Gotenkönig, dem er doch so lange treu gedient hatte, ihn hätte, ohne Milde walten zu lassen und aus bloßer Gier nach Rache, aufs grausamste hinrichten lassen. Anleitung 1. "Von echtem Schrot und Korn": Reduzieren nach OLD s. v. Romanus, s. aber MRS § 12 c.- Zu "Es heißt" vgl. außer RH§ 172, 3 auch KS 1, 705,5 und 707 Mi. 2. Zu "gemeint" vgl. GÜ unter "bedeuten", s. aber auch OLD sententia 7 a (vgl. sensus 9 d !). "Leistungskraft": OLD unter virtus weist den richtigen Weg. "Amt": OS 96 unten nach Cic. Cael. 21; "gewandt" im Sinne des Rednerischen: OS 57 oben.- Das "Parteigezänk" kann man bewältigen, indem man von Auseinandersetzungen (GÜ "Streit" 2 b) ausgeht und OS 115 zu Rate zieht; wer will, kann pusillus dazutun. Das "widerstrebte" kann man nach OS 88, vielleicht noch besser 79 Mitte (non est, usw.) auflösen, wodurch sich dann auch eine Übersetzung für "Selbstwertgefühl" ergeben wird. 4. "Aufgrund" usw.läßt sich mit "im Verlaß auf" (nitor) gut übersetzen, man kommt auch zu einem guten Ergebnis, wenn man (nach OLD mereo 6 ) "obwohl um ... verdient" mit Hilfe eines Deponens-Partizips überträgt und nicht substantivisch ansetzt.- "Verwaltung", "Abfassung": Sobald -ung auftaucht, muß man sofort ans Gerundivum denken. Das "persönliche Vermögen" ist ganz einfach durch suus übersetzbar: suus meint immer das ganz Eigene. 5. Im Falle des "Ausgleichs" dürfte hier "verbinden" genügen, und im Falle der "Literaturen" ist "Sprachen" keine fade Vereinfachung, sondern verwendet nur genau das Wort, das auch der Römer angewendet haben würde: er kannte nicht "Literatur" im Plural. 6. "Wunderschön, aber doch ... ": Vgl. KS 1, 623, A. 8, wo eine spezifisch ciceronische Stileigenheit ausführlich besprochen ist. 7. "Ohne Milde walten zu lassen" darf man reduzieren, indem man das "walten" fortläßt; aber "aus Gier" verlangt unbedingt nach einem Partizip, vgl. OS 88f., wo man Passendes findet, wenn man 92 nach Mitte hinzuzieht (" ... erfüllt sein"). Musterübersetzung ( 1) Boethius dicitur ultimus 1 fuisse vir vere Romanus. (2) Hoc verbo 2 id signifimrP 1'Üil'lw; quod in eo t~rant (t~ssent würde den Inhalt der Meinung wieder91
Zweiter Teil
geben) 4 ea, quae viri vere 5 Romanifuerunt (Konj. möglich), scilicet6 quod ojficio fungebatur quam diligentissime 1 praeditusque erat eloquentia 8 tarn in 9 Graeca quam in Latina lingua neque umquam descendit ad 10 controversias illas pusillas 11 factionum 12, quae res semper a dignitate eius abhorruit. (5) Haec omnia certe magnae ei erant laudi 13, summam vero meritus est alia re. (4) Cum enim maximis suis meritis nisus 14 ingentes potuisset coacervare 15 divitias, tarnen plus temporis consumere solebat administrando imperio Romano 16 et conscribendis libris de philosophia quam re sua augenda (Zusatz von ipsius ist möglich 1 1). (5) Nam per totam suam vitam conatus est Platonis doctrinam 18 cum (illa 19) Aristotelis coniungere, quin etiam sub fine vitae coepit illos quinque libros de consolatione philosophiae componere, in quibus non solum Graecam Romanamque sapientiam coniunxit, sed etiam virtutes 20 poeticas utriusque linguae 21 demonstravitque se suae fortunae quamvis gravissimae non paenituisse. (6) No bis quidem persuasum est22 eum hos libros perpulchros illos quidem 23 sed imperfectos 24 multo pulchrioresfacturumfuisse 25, (7) nisi rex Gotharum eum, qui sibi tarn diufideli animo 26 servivisset, sine ulla clementia desiderio ulciscendi inflammatus 21 crudelissime inteifici iussisset.
Belege Zum Nom. mit Inf. RH§ 172,3; auch habeturistmöglich: Cic. rep. 1,56. f/erbum als "Ausdruck": LS II A 1 bietet nur AJtlateinisches, s. aber OLD s. v. 10 (man sieht: man muß immer beide Lexica zu Rate ziehen). 3 OLD s.v. 6 b. 4 In aliquo esse: Cic. Mur. 24, Cic. de sen. 61 bietet residere in. 5 Vgl. Cic. Sest. 130: vir ... vere Metellus z. B. 6 Zu scilicetvgl. KS 1,807 (RH§ 224 d reicht nicht aus). 7 Zu quam mit Superlativ RH§ 190, 2; LHS 590 nach Mitte; OLD quam 7 b. 8 Eloquentia mit erklärendem Genetiv ist nachklassisch (OLD eloquentia 2 b ); valere mit Abi. (OS 57) wäre hier ebenfalls anwendbar. 9 In bei lingua: Cic. Phi!. 13, 43. 1 o Ca es. BG 6, 16, 5; 7, 33, 1. 11 Cic. Verr. II, 2, 185: pusilli et contempti. 1
2
12
LSfactio II B.
Zum finalen Dativ RH§ 128, 1. OLD nitor 1 4 a. 1s OLD coacervo 1 b. 16 OLD imperium 6 a. Zu consumo KS 1, 379 unt. (mit Abi. und ohne in). 17 Zu suus ipsius s. KS 1,245 unten. 1s Ck. Areh. 12; or. 17. 19 Zu illa KS 1,41H nach Mi.; hier eher überflüssig (1. Teil, 10. Übung, Umform. 1 l•:ndt•; MI\S S l!ll,li). 13
14
11. Übung 20 21
22 23 24 25
26 27
OLD virtus 5 b. Litteratura ist ein spätlateinisches Wort, also lingua. "Darf" ist schmückende Phrase, also fort damiL KS 1, 623, A. 8. Cic. fam. 1, 9, 15. Zum abhängigen Irrealis KS 2, 407f.; RH§ 260. Fideli animonach Ter. Hec. 472;/ideliterwäre die Alternative: OLDjideliter 1. OLD iriflammo 2.
Dritter Thil Vorbemerkung Die gegenüber dem zweiten Teil dieses Lehrbuchs größere Schwierigkeit der Texte liegt nicht allein in ihrer größeren Länge, sondern darin, daß sie nicht mehr Paraphrasen oder Referate von lateinischen Originaltexten sind (in denen noch etwas von der antiken Syntax enthalten sein mochte), sondern freie Texte aus der Feder deutscher Gelehrter und zugleich (zuweilen) tüchtiger Stilisten. Die aufgegebenen Texte sind samt und sonders einmal Staatsexamenstexte im norddeutschen Raum gewesen, sind also auf ihre Tauglichkeit für Stilübungsklausuren geprüfte Stücke. Allerdings werden nur wenige in voller Länge gegeben: auf Quantität kommt es hier nicht an (immerhin ist der 6. Text ungekürzt: eine Kostprobe). Auf dieser Stufe des Lehrganges tritt nun ein neues Hilfsmittel zu dem Arsenal der früheren hinzu, nämlich K. F. von Nägelbachs "Lateinische Stilistik" (9. Aufl. von 1905, nachgedruckt zu Darmstadt 1980). In ihr wird der Unterschied römisch-lateinischen Denkens zu dem des Deutschen kenntlich gemacht (s. dort Einl. S.21), indem eine Topik entworfen wird, d.h. eine Lehre von Möglichkeiten des Ersetzens deutscher Ausdrucksweisen, die es im Lateinischen nicht gibt, in der Form, daß ein Ersetzendes gesucht werden muß, welches einer echt lateinischen Ausdrucksweise entspricht und darum auch leicht zu übersetzen ist. Wer z. B. "Emporkömmling" zu übersetzen hat, muß wissen, daß der Lateiner gern eine Eigenschaft statt ihres Trägers setzte, also gern subitafelicitas sagte statt "upstart" oder eines anderen Substantivs, das eine solche Person bezeichnet. Noch einmal sei hervorgehoben, daß stets LS und zugleich auch OLD konsultiert werden müssen; ein Beispiel (zu Text 8, Satz 3 Ende): daß etwas so oder so "ausfällt", scheint nach OLD (cado 17) von Cicero immer nur so mit cado ausgedrückt, daß das Subjekt ein Pronomen im Neutrum ist, LS (cado II D 2) aber zeigt, daß Cicero res cadit sehr wohl kannte.
Dritter Thil
1. Thxt (1) Sulla, so könnte man mit gutem Recht sagen, (2) hatte zwar durch genaue gesetzliche Regelung der Ämterlaufbahn versucht, die absolute Gleichheit aller Senatoren wieder herzustellen, doch gerade diese Hoffnung trog am meisten. Aber was hätte er tun sollen? Etwa sein Gesetz über die Reform der Gerichte abschaffen? (3) In diesem Falle hätte er sein Gesicht verloren, und hier hatte er, bei Lichte besehen, noch den meisten Erfolg zu verzeichnen. (4) Am schlimmsten aber war der Widerstand der führenden Beamten, die ihre Ämter als Gelegenheit aufzufassen pflegten, durch Ausbeutung der Provinzen unter rücksichtsloser Rechtsverletzung ihr Säckel zu füllen. (5) Und man hätte sogar sagen können, Sulla sei selber zum wichtigsten Zeugen für die Undurchführbarkeit seiner eigenen Pläne geworden, führte er doch seinerseits ein Leben, das kaum jemals den alten Grundsätzen treu schien, (6) jedenfalls nicht dem der Gleichheit. Anleitung 1. "Mit ... Recht": OLD ius 10 c.- Ein im Deutschen in den Nebensatz eingeschobener selbständiger Satz wird im Lateinischen nicht als selbständige Einheit ausgedrückt, sondern untergeordnet, somit wird aus "so könnte man ... sagen" (KS 1, 176 zum Konj.) der alles beherrschende Hauptsatz, auf den das übrige im Acl folgt. 2. "Genaue gesetzliche Regelung": Der Lateiner dachte etwas anders, nämlich an "umsichtiges Verfassen" von Gesetzestexten (diligens), und "wiederherstellen" läßt sich gut mit revocare ad wiedergeben. Gewiß läßt sich auch restituo anwenden (s. OLD s.v. 4 a). -"Thn sollen": KS 1, 181,3. 5. "Das Gesicht verlieren" ist ein fernöstliches Bild; der Römer dachte anders, Caesar dachte z. B. beim Planen des Bürgerkrieges an seine Würde, die es zu retten galt: bc 1, 9, 2.- "Bei Lichte besehen": Diese Metapher kennt der Lateiner nicht, er dachte in solchen Fällen an genaues Aufmerken, Hinsehen, allerdings gern an das Organ, das solches vermag, den animus; vgl. aber OLD attendo neben 1 c auch 6 a. -Man denke über das "noch" genau nach: Es vergleicht; also baue man den deutschen Satz so um, daß dies "noch" im Lateipischcn deutlich wird (als Vergleich). 4. "Das Säckel füllen" ist eine altdeutsche Ausdrucksweise, der Lateiner sa~te "<;t•wirm ((}Cl!) machen".- "Unter ... Rechtsverlctzung" ist syntaktisch !lfi
1. Thxt
so aufzufassen, daß die Rechtsverletzung (lateinischer: das verletzte Recht) das Mittel war oder das Werkzeug: Abl. abs. kann man das nennen, besser wäre es, von einem PPP im Abl. instr. zu sprechen.- Occasio mit ut (OLD 1 a nach Mi.) oder Gerundiv (nicht Gerundium: KS 1, 735!). 5. "Undurchführbarkeit": Deutsche Abstrakta kann man zumeist als Nebensätze wiedergeben:" ... dessen, daß ... waren" (KS 2,271, b). 6. "Jedenfalls": Nach gewohnter Manier ersetze man dies (in direkter Weise nicht übersetzbare) Wort durch ein anderes, das nicht nur den Sinn von "jedenfalls" genau enthält, sondern auch gut lateinisch ist: "gewißlich" z. B.
(certe). Übersetzung (1) Suo iure dixerit aliquis 1 Sullam (2) conatum quidem esse legibus diligentissime scriptis 2 et cursum honorum 3 ad novam quandam normam dirigere 4 et senatores ad pristinam inter eos aequabilitatem 5 revocare 6, sed hac ipsa in re spem eum maximejejellisse~ Quid autemjaceret? An antiquaret illam legem, quam ipse de quaestionibus constituendis tulerat8? (3) Id sijecisset, dignitatem vix obtinuisset9• Praeterea, si diligenter animum attendes, perspicies eum his in rebusjelicius egisse quam in ceteris. (4) fehementissime autem consiliis Sullae obstabant amplissimi 10 homines, qui munere oblato occasionem sibi datam esse 11 putabant lucrijaciendi, provinciarum videlicet legibus sine ullo pudore eversis 12 expilatione 13• (5) Quin etiam haud absurde dixerit quispiam Sullam ipsumfuisse testem 14 eius, quod consilia eius perjici minime poterant, cum ipse quoque vitam ageret talem, quae numquamjere videretur antiquos mores servare 15, (6) certe non aequalitatem. Belege RH§216,1;KS1,176. Vgl. OS 117; leges scribere: OLD lex 2 a Anf. 3 Cic. fam. 3, 11,2. 4 Cic. Mur. 3. 5 Cic. resp. 1,43; exaequare: Cic. Lael. 71. 6 OLD revoco 17 (da es sich um eine Reduzierung handelt); auch aequabilitatem restituere wäre möglich (Cic. Verr. I, 45 kann ja auch die tribunicia potestas "restituiert" werden). 7 Cic. div. in Caec. 4; spe labi möglich: Caes. BG 5, 55, 3. 8 Zu.f(u:erl!t s. 1\1-1250 unten, Anleitung zu Satz 2.- Was das Fragepronomen angeht, t
2
!-17
Dritter Thil so stehen wir in einer "fortlaufenden" Diskussion, und da ist an das Gewöhnliche (KS 2, 519f.). - OLD lex 2 a; sonst promulgare, OLD s. v. - Legem antiquare: Cic. off. 2, 75; oder tollere: Cic. leg. 2, 51. 9 Dignitatem perdo: Sen. dem. 1, 22, 1, vgl. Cic. Balb. 15 (florem dignitatis inj'ringere); auctoritatem abicere: Cic. Att 1, 18, 5. 10 Cic. Arch. 8 (LS amplus D). 11 Cic. Phil. 7, 18. 12 Cic. Cat. 1, 18. 13 Cic. Imp. Pomp. 57; oder: provincias ad praedam lucrumque revocare, Cic. Phil. 5, 50. Expilatione: s. OLD s. v. (mehrere Stellen aus Cicero). 14 Da testis im Sinne von "Zeuge sein für" (mit Genetiv oder Acl) vorwiegend bei Sachen (OLD 4 a) verwendet wird (bei Personen nachklassisch, OLD 4 b), sollte man umbauen: "Sullas Leben bezeugte, daß ... ". 15 Oder: in moribus disciplinaque maiorum permanere nach Cic. Deiot. 28.
Erläuterungen 1. Absatz: Die hier gegebene lateinische Übersetzung entzerrt den deutschen Satz dadurch, daß die Regelung der Ämterlaufbahn und die Gleichstellung der Senatoren parallel gesetzt werden, was sachlich gerechtfertigt ist und zudem einen glatten lateinischen Text ergibt (et ... et). 2. Absatz: Das "und hier hatte er ... " ist recht unscharf gesagt, denn was bedeutet dieses "und" und das "hier"? Will man klares Latein schreiben, mache man vor allem das logische Verhältnis der Sätze zueinander deutlich. Gemeint ist "zudem ... ", also praeterea, "hinzu kam ... ". 3. Absatz: Die abstrakte Ausdrucksweise "am schlimmsten war der Widerstand" ist zwar geläufige deutsche Ausdrucksweise, aber im einfachen Latein handelt kein Abstraktum wie eine Person, "Widerstand" ist nicht "schlimm", sondern schlimm und widerborstig waren Menschen, nämlich die obersten Magistrate (aufschlußreich ist hier Nägelsbach 85, § 16).
!IH
2. Thxt
2. Thxt A. Lernen: OS 91-94 91: infamiliaritatem recipere pro amico habere vehementer studiosum esse amore amplexus aliquid teneo (ampl. aktiv!) carum habeo aliquem misericordiam movere (alicuius) 92: in hostium numero ducere odium profiteri invidiam pararelconflare 93: delectari aliqua re in deliciis habere abstergere molcstias minuere dolorem 94: redintegratur spes (m. Gen.) alicui magnam spem habere in aliquo spem deponere in summam expectationem (alicuius rei) adducere aliquem
B. Übersetzen (1) Seneca sagt: (2) "Die physischen Eltern können wir uns nicht wählen, wohl aber die geistigen". Er selber hat sich in jungen Jahren an Attalos angeschlossen und ist Stoiker bis an sein Ende geblieben. (3) Ausdrücklich hat er dabei für sich auch gegenüber seiner Schule das Recht des eigenen Urteils in Anspruch genommen und bereitwillig das Gute auch bei anderen Philosophen anerkannt, (4) namentlich bei dem Kyniker Demetrios, den er als praktischen Lebensphilosophen hoch verehrte. (5) Sogar Epikur, in dem seine Schulgenossen meist den Todfeind sahen, hat er zu verstehen gesucht und (6) ihn gegen den Vorwurf, er habe einen hemmungslosen Hedonismus gepredigt, in Schutz genommen. (7) Im Alter hat er sogar gern epikureische Schriften und Spruchsammlungen gelesen und sich einzelne Sentenzen zur eip;cnen Erbauunp; und Förderung daraus notiert. (8) Aber wenn ihn daraufhin Moderne zum halben Epikureer und zum Eklektiker maehen wollen,
Dritter Thil
so würde ihm selbst das absurd vorgekommen sein. (9) Im 55. Briefe spricht er grundsätzlich aus, was ihm die Worte Epikurs bedeuten: (10) Es sind Flosculi, Lesefrüchte, die er herauspflückt und die ihm ebenso zur Bestätigung der eigenen Anschauung dienen wie ein Sprichwort des Volksmundes oder der Ausspruch eines Dichters.
Anleitung 1. "Seneca sagt": So kann man einen lateinischen Satz nicht gut beginnen, nämlich etwa mit Seneca ait und Doppelpunkt, usw. Ein "wie Seneca sagt" kann man zwar als lockernden Einschub gut in eine längere Periode setzen; hier am Anfang aber muß "Seneca sagt" integriert werden (dicit mit Acl etwa nach Cic. fam. 7, 16,5 oder scribit nach OLD scribo 11 a). 2. "Physisch" muß umgeformt werden; gefahrlos ist die Periphrase durch einen Relativsatz; auch die "geistigen Eltern" sollten durch einen Relativsatz wiedergegeben werden, z. B. nach Cic. off. 1, 13: "die uns formten". 5. "Ausdrücklich" gibt es im Lateinischen so nicht, denn wir hören in "ausdrücklich" ja auch ein "nach-drücklich" mit. Man suche nach einem Äquivalent für "deutlich" z. B. oder "mit besonderer Betonung"; man kann auch den Verbalbegriff zweimal, d. h. mit Nachdruck zum Ausdruck bringen. Das "Recht des eigenen Urteils in Anspruch nehmen": Man untersuche OLD ius 10 c (die Cic.-Stelle); verbinde das mit postulo ut (Cic. Caec. 26) und "urteilen" (OLD iudicium 6 b). Flüssiger wäre es, Cic. Att. 6, 1,15 nachzuahmen (Anf.). 4. "Praktischer Lebensphilosoph" ist an sich eine Tautologie; man lese Cic. Mur. 65, um eine Übersetzung zu finden; oder man denke an "der im täglichen Leben zu helfen wußte". 5. "Den Todfeind in ... sehen": OS 92. -"Verstehen" heißt hier gewiß nicht "begreifen" im Sinne eines Begreifens des bloßen Wortsinnes; eine bedeutende geistige Leistung war es vielmehr, die Berechtigung gewisser philosophischer Positionen auch der anderen Schule anzuerkennen: Also "ohne Vorurteil betrachten" o. ä. Man denke auch an "einzusehen streben, was Epikur wollte". 6. "Hedonismus" ist direkt nicht übertragbar, man richte sich nach Cic. Th. 2, 18. "Einzelne Sentenzen": Man lese den Kommentar von Pease zu Cic. nat. deor. 1, 85: es ist auf Bestimmtes angespielt, das dem Kenner geläufig war, daher ist mit ille zu arbeiten.- "Hemmungslos": Ein Student (F. Hurka) schlug sine pudore vor (vgl. Liv. 6, 58, 1.1 ). Man kann auch an nejarie ("verbrecherisch" gPgPII Mt·usch und Götter)
2. Thxt
7. "Erbauung" und "Förderung": Man kann auch Freude und Nutzen sagen; zu "notieren" s. Cic. Att. 2,20, 6 Ende: "abschreiben". 8. "Halber Epikureer": Vgl. das Urteil Caesars über Terenz (in den Fragmenten, Bd. 3, S.192 der Teubner-Ausgabe); ebensogut ließe sich quasi verwenden. "Eklektiker" verbal ausdrücken. 9. "Grundsätzlich": Vgl. LS universus Mitte, oben.- "Bedeuten" ist ein unklares Wort; man präzisiere zu "welchen Nutzen er gezogen" oder "wie er ... genützt habe", oder auch mit "wichtig" arbeiten. Übersetzung ( 1) Seneca scribit nos (2) eos, qui nos gignunt 1 eligere non passe, passe autem
eos, qui animos nostros informent2• Ipse, cum semel se ad Attalum applicuit3, Stoicus remansit ille quidem4 usque adfinem vitae, (3) sed semel atque iterum 5 ajfirmabat sibi datam esse libertatem 6 etiam inter illos disceptandi 1 libentique animo comprobabat8 sententias aliorum quoque philosophorum, (4) imprimis illas Demetrii Cynic~ quem ut optimum virtutis magistrum9 maximifaciebat. (5) Quin etiam sententias Epicur~ quem ceteri suae sectae 10 quasi hostis loco 11 habebant capitalis 12 sine praeiudicata opinione 13 perspicere conatus est (6) eundemque contra illos defendere, qui eum voluptarium 14 penitusque immoderatum appellare solebant, (7) et scripta eius selectasque illas sententias libenti animo 15 senex legebat nonnullasque describebat 16, ut aliquid etfructus et utilitatis ex eis perciperet 1 ~ (8) Sed quod aliqui auctores huius memoriae eum quasi dimidiatum Epicureum nominaverunt obieceruntque e~ quod 18 fere undique quae sibi convenirent coacervasset, huiusmodi opprobrium ei ridiculum visum esset, (9) nam in tricesima tertia epistularum plane et universe 19 declarat 20, quo modo Epicuri scriptis ususesset (10) dicensjlosculos quosdam se ex eis decerpsisse locosque, qui ea corroboravissent2 1, quae ipse sentiret, ita ut proverbium quoddam aut versus quosdam poetae. Belege Cic. nat. deor. 3, 42. Oder man verwende natus mit Abi. purus: Cic. Cat. 3, 2. Cic. Brut 142 (animosjingere, bzw.jormare); moresjormare erst Sen. Pater und Philos. (TLL 6, 1; 1105, 34f.). 3 Cic. Brut. 316. 1
2
6
KS 1, 623, A. 8. Cic. Font. 26. Cie. Plane. 16.
7
Ck. Alt. 6, 1,15 vor Miue.
4
5
101
Dritter Teil Cic. lmp. Gn. Pomp. 69 Anf. Cic. Mur. 65. 1 ° Cic. Brut. 120. 11 In hostium numero habere: Cic. Att. 10,18,2 (TLL 6,2; 2448, 52ff.). 12 Cic. Cat. 2, 5. 13 Cic. nat. deor. 1, 10. 14 Cic. Th. 2, 18. Diesen Ausdruck, obwohl von Cicero gern und oft gebraucht, kann man - wie dies stets ein gutes Hilfsmittel ist - auch umschreiben: talem esse, qui summum bonum in voluptate poneret, vituperabat oder ähnl. 1 5 Auch libenter: Cic. Mur. 6. 16 Möglich auch exscribo: Verr. II, 2, 189. 17 Utilitas und commodum: Cic. fin. 1,54. 18 Obicio, quod: Cic. Th. 1, 5. 19 Universe: Cic. Verr.II, 5, 145. 20 LS declaro II, Metapher aus der Sphäre der Verkündigung von Namen gewählter Konsuln (Adamietz zu Cic. Mur. 2, S. 89 oben). 21 Konj. Imperf. möglich: KS 2, 187, 5 a: dann handelt es sich um einen finalen Relativsatz. 8
9
IO:l
3. Thxt
5. Thxt A. Lernen: OS 95-98 95: erigere animum alicuius rificere animum ("sich erholen von ... ")
submisse se gerere magnam arrogantiam sibi sumere animi ac spiritus animosfrangere pudoris mei non est (m. Inf.) 96: fracto animo inicere terrorem vincere animum sibique imperare, ut religioni habere 97: officium deserere omnia consilia ad ... referre ad se et ad mores suos redire non convenit virtuti ipse a se deficit mores alicuius effingere gravitatem adhibere 98: personam ... induere divitem sefacere scelus edere in (m. Akk.) corrumpere mores donis et muneribus obstringere aliquem
B. Übersetzen Gewählt wurde ein Thxt zwischen Bericht und Betrachtung (nach M. Gelzer, Pompeius, Wiesbaden, 2 1959, 78f.). Es wird hier ganz besonders auf klare Ordnung, dann auch auf geschicktes Umformen ankommen.- Wir stehen mit dem ersten Satz im Jahre 67 v. Chr.; seit einiger Zeit focht Q. Caecilius Metellus gegen die Seeräuber.
(1) Wir erinnern uns, daß Metellus seit 69 mit drei Legionen auf Kreta kämpfte; wenn Pompeins im .Jahre 67 dann, als Kreta ihm, dem der Ruf der
DritterlHI Mildhc•·zigkeit vorauseilte, und nicht Metellus, den der Nimbus der Härte umgab, die Kapitulation anbot, diese unter der Bedingung der Geiselgestellung anuahm, so besaß er dazu ohne Zweifel das formale Recht. (2) Doch versteht, wer die Hintergründe dieser Affäre sich klarmacht, (3) daß Metellus den Befehl zm Einstellung der Feindseligkeiten, den ihm L. Octavius überbrachte, nicht auerkennen wollte, fühlte er sich doch um seinen Sieg geprellt. (4) Dazu kam, daß er, der Überlieferung seiner Familie treu, ein entschiedener Optimat war und außerordentliche Imperien grundsätzlich verabscheute, das des Pompeius aber noch besonders, weil ja bekannt war, daß dieser seine Macht nie mit anderen zu teilen bereit war. (5) So warvon vornherein jede Verständigungsmöglichkeit abgeschnitten, und Metellus ließ den Legaten abblitzen und brachte noch weitere drei Städte in seine Gewalt. Anleitung 1. a) Da die Zeit, während welcher Metellus auf Kreta bereits befehligt hatte, beträchtlich war, sollte man dies mit einer Partikel ausdrücken ("schon seit"). b) Es ist wichtig, eine klare Gedankenstruktur herauszupräparieren: Kopfsatz: Metellus hatte ... gekämpft; dann zwei Komplexe: Pompeius (der den Ruf ... hatte) handelte rechrechtens, als er ... ; Metellus (der den Ruf ... hatte), kann man verstehen, als er .. . c) Das "doch" in "fühlte er sich doch ... " ist begründend.- "Geprellt" kann mit einem "Verlieren" des Sieges wiedergeben werden. d) "Als Kreta die Kapitulation anbot", usw.: Kreta ist, genaugenommen, ein Land und kann als solches keine Kapitulation anbieten; also: "die Kreter". e) "Bedingung": condicio mit ut konstruieren: KS 2, 249, 3. 2. "Hintergründe der Affäre": "Affäre" ist res, die Hintergründe sind das, was vorausging (vorher geschah) oder einfach ratio ("Art der Situation"), s. Cic. Mur. 7 nach Mitte. 3. "Einstellung der Feindseligkeit": Cic. Rose. Am. 16 nachlesen (ab armis, usw.; auch Sall. Cat. 34, 1, vgl. Vretskas Komm.). 4. "Entschiedener Optimat": Quint. Cic., pet. 5lesen oder Cic. Verr. II, 3, 224. - "Grundsätzlich": Untersuchen Sie die Möglichkeiten, "allgemein" zu übersetzen, was hier ebenfalls passend gewesen wäre (s. 3. Teil, 2. Text, Beleg 19). 5. Fiir "von vornherein" gilt, was oben zu 1 a gesagt wurde.- "Abblitzen": I >ieser ump;aup;sspraehlichc Ausdruck, den Gelzer wohlweislich nicht ver1114
3. Text
wendete, wurde hier eingeschwärzt, um das Reduzieren zu üben: Fragen Sie sich, was gemeint ist, und übersetzen Sie nüchtern und einfach.
Musterübersetzung ( 1) Meminimus Qu. Caecilium Metellum iam ex 1anno undeseptuagesimo in 2
Creta insula tribus cum3 legionibus pugnavisse. Cn. Pompeius vero, qu~ cum Cretes ad eum, cuius clementia notissima esset (kausal!) 4, neque ad Metellum, virum severissimum, misissent qui de deditione agerent, eam accepit ea condicione, ut obsides darent 5, id certe suo iure jecit; (2) sed, si rationem 6 harum rerum penitus perspicias, (3) Metellum quoque, qu~ cum L. Octavius legatus ei imperata 7 Pompe~ ut ab armis recederet8, renuntiavisset9, se iussis obtemperaturum10 negavit11, id haud sine aliquo iurejecisse dices, quippe cum non solum victoriam prope partam 12 sibi adimi 13 videret, (4) sed etiam imperia extra ordinem data 14 universe, ut erat rationis optimatiumjautor15 acerrimus, aspernaretur, illud autemPompei inprimis, quia omnibus notum erat eum potestatem partiri 16 numquam esse paraturn 1 ~ (5) Qua de re iam a principio omnis via ad gratiam intereos reconciliandam 18 erat interclusa 19• Quamob causamMetellus legatum repudiavit20, aliaque tria oppida expugnavit21. Belege KS 1,503, 3 a. /nCretaistdasGeläufige:KS1,476,A.1. 3 KS 1,408 oben. 4 Intellegere aliquem für unser "ich verstehe ihn" ist nachklassisch, s. OLD intelligo 4; besser wäre: intelligo rationes alicuius. 5 Zu condicio OLD s. v. 4 c. 6 Ratio als "Situation" u. ä.: Cic. Mur. 4 (Adamietz' Komm. S. 93 Mi.) und 7 (auch hier Adamietz 97 Mi. nachlesenswert). 7 Caes. BG 2, 3, 3. 8 Cic. Rose. Am. 16 (recedere). 9 Cic. Verr. 11, 1, 141. Imperata durch ein (scil.) ut zu erläutern, ist nicht schlecht (KS 1, 807, 1), aber glatter wäre wohl cum ... ei renuntiavisset (OLD s. v. 3 a) Pompeium eiim1
2
perare, ut ... recederet. 10 Imperio obtempero: Ca es. BG 4, 21, 5. Cic. Att. 7, 15,2 Ende: eine historisch imposante Stelle! Scip. or." 3; Liv. 27, 31, 3. 13 Liv. 8,2,10; s. Weissenborn-MüllerBd. 3, 101980, 320vorMi. und TLL 5,2; 791,34 . . 14 Cic. Phil. 11,25; in§ 17 extraordinarius! 15 l!niverse: Cic. Verr. II, 5,143: generatim atque universe. Auch omnia ist möglich, aber simpler. 11
12
10!)
Dritter Teil 16
17
Nepos, Dion. 2, 4: regnum partiri; imperium communicare cum aliquo: Liv. 5, 14, 1. Paratus mit Inf.: KS 1, 669 oben.
Cic. fam. 5, 12, 4. Cic. Cael. 42. 2 ° Cic. Phil. 8, 25 Ende. 21 Zu aliud, "weiteres", s. OLD alius B 8. 1s 19
Hili
4. Text
4. Thxt A. Lernen: OS 99-102 99: non meo vitiofit, ut
culpam in aliquem transjero aliquid crimini dare alicui animadvertere in aliquem peccati poenas luere vindicare (ulcisci) aliquid 100: in ulciscendo remissus deprehendere aliquem 101: victus tenuis remjamiliarem administrare vestem mutare itineribus se dare 102: praesto esse alicui convenire aliquem devertere ad aliquem potestatem suijacere mensae exstructae
B. Übersetzen Der Text ist nach K. Hoenn, Augustus (1958) 1955, 112, gegeben, obschon sein Stilehrerbietig ausgedrückt - recht schwierig ist, aber gerade darum interessant und für den Übersetzer belehrend. Hier werden sich noch einmal die Schwierigkeiten des vorhergehenden Textes auftun: es kommt auf klare Ordnung der Satzglieder an.- Die Arbeit an diesem Abschnitt wird lehren, souverän mit einem schwierigen deutschen Text umzugehen, d. h. ihn sinnvoll umzuformen.
(1) Trotz der anscheinend republikanischen Formen gilt für den Prinzipal, wie ihn Augustus errichtet hat, der Satz des Seneca: dem Kaiser ist alles erlaubt. (2) Das Gesetz wurde übergangen, berichtet Tacitus aus dem J. 17 n. Chr., freilich nicht sofort und mit der geringen Stimmenmehrheit, wie man sich in jenen Zeiten über Gesetze hinwegsetzte, als sie noch in Kraft waren. (3) Vierundzwanzig Jahre war Augustus allein Beherrscher des Staates, sagt Sucton. Er hatte wie das Heer, so den ganzen Verwaltungsapparat in seiner I land behalten: alle Beamte waren ihm gegenüber Private. 107
Dritter Teil
(4) Kraft der tribunizischen Gewalt und der gesetzgeberischen Initiative, die sie mit sich brachte, beherrschte er den ganzen Apparat des Staates, (5) kraft des prokonsularischen Imperiums ruhte in seinen Händen die alleinige völkerrechtliche Vertretung des Reiches und der gesamte internationale Geschäftsverkehr, der vom Senat an ihn übergegangen war. (6) Die Rechtsgültigkeit der Konstitutionen, in denen sich die Regierungstätigkeit des Kaisers bewegte, (7) oder wie die Worte des Bestallungsgesetzes lauten: (8) "das Recht und die Macht, in göttlichen und menschlichen, in öffentlichen und in Privatangelegenheiten zu tun, was immer dem Prinzeps zum Frommen und zur Ehre des Gemeinwesens zu gereichen scheine", (9) ist -wie schon für den Diktator Caesar und die Triumvirn- auch für Augustus in der intensiv und extensiv ausgedehntestenWeise anerkannt worden. (10) Und dies bedeutete das endgültige Aus für die alte Republik. Anleitung 1. "Trotz der ... Formen" ist in dieser verkürzten Weise nicht unmittelbar zu übersetzen; es steht für: "obwohl die Formen (welche? Was ist genau gemeint?) gewahrt wurden" -also auch so übersetzen, mit einem KonzessivNebensatz. Sonst Abi. abs.: KS 1, 776, 4 liefern Beispiele. - "Anscheinend": Dies Adjektiv am besten in dem Nebensatz zum Adverb machen: "wenigstens dem Scheine nach". -"Republikanisch": Entweder "früher" (oder "althergebracht"), oder aber "die Gesetze der freien (oder: heilen) Res Publica" (libera). 2. Das "Gesetz" hier am besten mit "Grenzen des Gesetzes" wiedergeben, um eine gute Phrase zu erhalten, denn Grenzen kann man überschreiten, Gesetze eigentlich nicht. - "Stimmenmehrheit": Einfach "nicht mit soviel Stimmen". Die Hauptschwierigkeit dieses ersten Abschnittes liegt darin, daß der deutsche Text den inneren Zusammenhang dessen, was sein Verfasser sich dachte, nicht hinreichend deutlich macht. Wer einen wirklich guten lateinischen Text schreiben will, sollte so ordnen: " ... alles erlaubt. Er überging das Gesetz ... und war so 24 Jahre lang ... ". 3. Hier das gleiche Spiel: "Vierundzwanzig Jahre war er ... , denn ... " (oder: "dadurch, daß ... "); und" ... in seiner Hand behalten, so daß ... ". Dies "in seiner Hand behalten" spielt auf die Ablegung, d. h. die scheinbare Ablegung seiner ständigen Konsulatsgewalt zugunsten eines (nur scheinbar) geringeren Amtes, des prokonsularischen Imperiums und der tribunizischen Gewalt. Soll man also "behalten" scharfmit "nach Ablegung von ... " übersetzen? Obtinuit lliirfte ausreichen. 4. "( iPsl'lz~dll'risdw lnilialive" zu einem Nebensatz umformen: " ... trilOH
4. Text
bunizische Gewalt, auf Grund derer er ... konnte". -"Der ganze Apparat des Staates": Luft herauslassen, "leitete er die ganze Res Publica". 5. "Völkerrechtliche Vertretung des Reiches" und der "internationale Geschäftsverkehr": Der Prinzeps trieb keinen Handel, also ist commercium so gut wie ausgeschlossen. Was ist aber überhaupt gemeint? "Der Kaiser verhandelte, ohne jemandem Rechenschaft schuldig zu sein, mit den Völkern", nichts weiter; also vereinfachen zu: "er verhandelte allein mit den Völkern (Cicero liebte nationes gentesque u. ä.) über alles Anfallende (res) ohne den Senat". 6 ff. Der gesamte Komplex des 6. bis 8. Satzes und Satzteils hängt von "anerkannt" im letzten Satze ab. Man beginne also mit: "Es ist zugestanden worden, daß das Recht der Konstitutionen ... größte Kraft und weiteste Geltung hatte": dies ist der Kern des Satzkomplexes, und zugleich die Lösung für "ex-" und "intensiv". 6. "Rechtsgültigkeit": Wenn die "Rechts-Gültigkeit der Konstitutionen anerkannt" ist, ist wieder ein Fall von Prägnanz; man sagte einfach ius legum (Cic. Phil. 8, 7) und meinte die Gültigkeit der Gesetze.- "Sich in ... bewegen": Luft ablassen, gemeint ist: " ... durch die (mittels derer) der Prinzeps den Staat lenkte" (bzw. eleganter quibus nisus ...). 7. Niemand wird von einem eine Klausur Schreibenden verlangen, daß er den modernen Ausdruck "Bestallungsgesetz" mit einem einzigen lateinischen Wort wiedergibt. Also umformen: "Anerkannt wurde das ius constitutionum und (das) des Gesetzes, das dem Prinzeps erlaubte (auftrug) zu tun ... ". 10. "Das endgültige Aus": Umformen etwa zu "die letzten Spuren der freien Republik beseitigen". Musterübersetzung (1) Etsi pristinae Leges institutaque 1 specie saltem 2 conservabantur3, tarnen in principatum, qualem constituerat Caesar Augustus, valet4 illud 5 Senecae, scil. Caesari omnia licere. (2) Fines legum transiri solebant<>, ut prodit 'Ilzcitus eo loco, quo res gestas anni XXIV a. C. n. refert, sed neque statim neque tarn paucis sufjragiis, quam turn, cum etiam valebant, Caesaremque rem p. firmiter tenuisse7 (3) solumqueXXJVper annos scribit Suetonius 6, qua re effectum est, ut et exercitus et tota rei p. administratio eius nutu gubernaretur9, ut cuncti magistratus prae eo 10 in privatorum numeroesse viderentur. (4) Nam per11 potestatem tribuniciam, qua ei licebat novas Ieges promulgare12, rei p. moderationem 13 quasi derigere solebat, (5) per imperium, quod pro consule 14 gerebat 15, solus cum nationibus exteris gentibusque agebat 16 omnibus dc rcbus, id quod a senatu ad eum erat delatum 1 7. (ß) f)miquc ut t'l i/lud ius 1 H mnstitutionum 19, quibus moderatio illa 20 prin-
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Dritter Teil
cipis continebatur, (7) et illud alterum potestasque, quamAugustus senatus consulto habuit2 t, (8) seit. jaciendi in rebus divinis humanisque, publicis privatisque quodcumque principi commodo honorique rei p. esse videretur22, (9) maximam haberet vim 23 pateretque quam latissime 24, omnium consensu 25 concessa est approbataque 26, (10) qua lege lata ultima denique vestigia liberae rei p. deleta sunt. Belege 1 Cic. off. 1, 75; Caes. BG 1, 1,2 (Meusels Komm. nachlesen!).- Zum Modus bei etsi vgl. KS 2, 440. 2 Specie als "scheinbar" (nicht "anscheinend"!) OLD species 6 c. 3 Cic. Plane. 10 Anf. 4 OLD valeo 9 b; oder quadrare in: Cic. Cael. 69 Ende. 5 OLD ille 14. 6 Cic. Verr. II, 3, 220 Ende. Tacitus ( ann. 2, 51) spricht von victa est lex.- Fines transire: Cic. off. 1, 102. 7 Cic. F1acc. 17 (von einem König allerdings); rem pubL regere: Cic. resp. 1, 11. 8 Suet. Aug. 8 Ende. 9 Cic. Phil. 10, 19.Administratio: Cic. fam. 1, 9,2. Zum Singular des Verbs: RH 121,2. 10 KS1,513c. 11 KS 1, 556 (Meidung zwei er Abi.). 12 Caes. bc 2, 25, 4. 13 Cic. Verr. 1,20; de leg. 3, 5. 14 OLD consul1 c. 1 5 Cic. fam. 3, 7,5 (gerere imperia). 16 LS 76 links, 8 a. 17 Caes. BG 2,4, 7. 18 Jus prägnant als Geltungsbereich eines ius: Cic. Phi!. 8, 7. 19 Constitutio principis erst bei Plin., Epist. ad Trajan. 10, 65 (71), 1 belegt, da der Begriff vorher nicht aufgekommen war. 20 llla als Rückverweis auf die Stelle bei Anm. 13. 21 OLD potestas 1 d. 22 Das "Bestallungsgesetz" ist in CIL 6, 930 aufbewahrt und von Gardthausen, Augustus und seine Zeit 1, 3 (1904), Nachdruck 1964, 1338 besprochen. 23 OLD vis 12 b. 24 Cic. fam. 3, 6,4; OLD pateo 7 d; late 2. 25 Cic. Pis. 7. 26 OLD concedere 8; zu concedo ut s. KS 2,224 (h), sowohl im Sinne von "zugestehen" als auch in der Bedeutung "einräumen".
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4. Text
Erläuterungen Zum letzten Satzgefüge könnte ein Kommentar nötig sein. -Es kann nicht damit gerechnet werden, daß dem Studenten das Äquivalent von "Bestallungsgesetz" allsogleich einlallt Darum ging auch die "Musterübersetzung" von der Klausursituation aus, d. h., sie ging davon aus, daß umschrieben werden muß. Aber wie? Es ist gleichsam von zwei iura die Rede, dem der Konstitutionen und dem (anderen) krafteiner "Bestallung"; da diese ein Senaluskonsult ist, bot sich- parallel zum Relativsatz im ersten ius-Komplex- an, die Bestallung in einen Relativsatz zu stellen. Daraus ergab sich: "Das Recht, aufwelchem die moderatio beruhte, und das andere, das Augustus durch SC erhielt, hatten 1. starke Kraft, 2. weite Geltung und waren Augustus übertragen worden durch Konsens aller". Jetzt muß nur die häßliche Zweiteilung "hatten ... und waren ... " überwunden werden, und das geschieht am besten durch "Daß die iura ... Geltung hatten, war ... zugestanden worden".- Man sieht: Stilübungen ähneln dem Konstruieren einer Schachpartie. "Intensiv" und "extensiv'' sind in der eben gegebenen Erläuterung bereits miterklärt: man arbeitet am besten gleichsam interpretierend mit "Kraft" und "Geltungsbreite".
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Dritter Teil
5. Thxt A. Lernen: OS 103-106 103: plane dicere sermonem inj'erre oder conj'erre in disputatione versari ("im Gespräch behandeln") 104: animi causa jacete dicere communicare aliquid cum jama percrebrescit quod est in proverbio pluribus verbis rescribere alicui ("auf einen Brief [schriftlich) antworten") 105: litteris committere in consuetudinem venit manere in instituto suo negavit moris esse Graecorum ("sagte, daß ... nicht Griechenart sei ... ") 106: in rem suam convertere proprium ac perpetuum pecuniosus angustiae (m. Gen.) ("Knappheit") calamitate premi B. Übersetzen Den Übergang von mehr politischen zu eher allgemein-gültigen Texten soll eine Seite aus Ulrich Knoches "Magnitudo Animi" ([1935] Vom Selbstverständnis der Römer, Gymnasium Beiheft2, 1962, 31ff.) bewerkstelligen.
( 1) An dem bedeutsamen Tage, da er nach langem Schweigen im Herbst 46 vor Caesar und dem Senat das Wort für M. Marcellus ergriff, um damit zugleich seine Anerkennung des neuen Machthabers öffentlich auszusprechen, huldigt Cicero der magnitudo animi Caesars. (2) Er ist einer der ganz wenigen Zeitgenossen, die Caesars Edelmut als natürliche Äußerung seiner großen Anlage zu verstehen suchten. Denn besonders die ehemaligen Gegner mißtrauten der Großmut, die ihnen als eine politisch sich auswirkende Eigensehall unp;ewohnt und daher suspekt war. (3) Cicero spricht es in der Mart~Pih•s-Ht~dP aus, daß PI" als Fundament der offenbaren Großmut Caesars eine II '2
5. Text
natürliche Gesittung erkennt, die sich in Folgendem zeigt: (4) Er hält, obschon Sieger, das Wohl des Staates für wichtiger als ein Rache begehren; ja er gibt den ehemaligen Feinden, soweit sie boni sind, ihre Würde freiwillig zurück, und erst hierdurch erhebt er sich über das Maß der summi viri und wird einer milden Gottheit vergleichbar. Anleitung 1. Im ersten Absatz ist lediglich das Vokabular schwierig: "bedeutsam" meint "wichtig"; wenn man mit vis oder momentum arbeiten will, muß man auch ein ad ("wichtig für ... ") hinzufügen, und davon ist keine Rede im deutschen Satz. Illustris wäre möglich, wie aber steht es mit "denk- und erinnernswürdig"?- "Huldigen" muß, als Ausdruck eines längst vergessenen Zeremoniells, reduziert werden ("anerkennen" o. ähnl.). "Natürliche Äußerung seiner großen Anlage": Glatt übersetzbar würde die Umformung sein "aus schöner Anlage und seiner Natur", man sehe im OLD unter indoles und natura nach. 2. "Zu verstehen suchen": Wir haben uns viel zu sehr an die Phrase "ich will versuchen ... " gewöhnt (ebenso wie an das alberne "ich würde sagen": man sage, was man meint, und damit basta!); im Lateinischen reduziert sich diese Nebelschwade zu "er durchschaute" oder ähnl. 2. Der Komplex "denn besonders ... " bis zum Ende des Textes ist von dem Gedanken an den Gegensatz von Cicero und seinen Zeitgenossen beherrscht; das kann man so wiedergeben, daß man von "denn" bis "vergleichbar" zu "obwohl alle übrigen ... ; so gestand doch Cicero ... " ordnet. Dadurch wäre auch der - fürs Lateinische - ungewöhnliche Einschnitt vor "Cicero spricht es ... aus" überbrückt. 5. Das " ... sich in Folgendem zeigt: er gibt ... " enthält erneut einen Einschnitt, den man im Lateinischen am besten vermeidet; hier durch eine Oratio Obliqua: "Cicero sagte, er sehe, daß die Milde ... , welche daraus erkennbar sei ('erscheine'), daß ... ". 4. Ein "Maß der summi viri" dürfte es im Lateinischen nicht gegeben haben; wohl aber ein "Maß ihrer virtus", denn diese hat ja Grade, konnte doch Cicero quanta virtus... ! u. ä. ausrufen (Verr. II, 5, 181; Rab. Post. 42: magnas). Musterübersetzung (1) lllo die memoria dignissimol, quo longum 2 post silentium Cicero autwmw anni X/,f/1 a. C'lu: n. aptul Ctwsarem atque $Cnatum dicere exorsus est3,
Dritter Teil
ut et pro M Marcello orationem haberet et simul novi gubernatoris rei p. 4 dignitatem publice comprobaret5, magnitudinem eius animi laudibus effert. (2) Unus enimjuit ex paucissimis aequalibus illius memoriae6, qui clementiam 7 Caesaris viderent e praeclara quadam indole 8 naturaque eius emanare 9• Cum ceteri, in primis ei, qui antea Caesarisjuissent inimici, clementiae eius diffiderent 10, quae, cum numquam antehac vidissent talem virtutem vim habere aliquam etiam in rebus civilibus, suspicionem eis movebat11, (3) Cicero in illa oratione pro Marcello habita se perspexisse conjiteturfundamenturn 12 manifestae eius lenitatis 13 fontemque 14 in natura Caesaris ingenioque situm esse, quae res in eo appareret15, quod victor salutem rei p. libidini ulciscendi1 6 praeposuisset, immo eis, qui inimicijuissent, siquidem essent boni 1 ~ dignitatem sua sponte restitueret 18, quofacto virtute summarum virorum superata quasi similisfieret dei cuiusdam propitii. Oder: quofacto modumfinemque virtutis etiam summarum virorum transire (Cic. off. 1, 102) similisque .. ., usw. Belege Siehe Cic. fin. 5, 2; memorabilis: Cic. Lael. 4. Caes. bc 3, 69, 1 longa mora; post silentium diuturnum: Cic. Mare. 1. Diutinus ist ebensogut. 3 Cic. fin. 5, 8. 4 Cic. resp. 2,51; Rab. perd. 26 Ende. 5 OLD comprobo 4 a: man billigt im klassischen Latein/acta, honores, voluntates usw., nicht Menschen. 6 Cic. div. 1, 39 aequalis temporis, was genauso gut möglich wäre. 7 Hierzu: Wege der Forschung 43, Caesar (21980), 32ff. s OLD s. v. 1 a. 9 Gut ciceronisch, s. LS emano; effloresco liebte Cicero ebenfalls ( de or. 1, 20 ist eines von vielen Beispielen). Vgl. OLD emano 2: emanare kann vis ratiocinationis, oratio usw.; nach dieser Analogie wurde hier übersetzt; sonst nasci nach Cic. fam. 15, 4,13. 1o OLD diffido i b. 11 Zu vim habere vgl. Cic. Clu. 46; zu vis im Sinne einer einzelnen, besonderen Cic. Cael. 58. -Suspicionem movere: Cic. Top. 52 u. öfter.Moveretwäre als "Attraktion" möglich (RH 265, 3). 12 Cic. Plane. 29. 13 I ,S lenitas II A (besser als OLD). 14 OLDfons 4 a (Cic. fin. 1, 71). ts OLD appareo 8 b. 1
2
lt.
Cic. '1\1. 't, 79.
Zu si quidnn s. LIIS ()73 f. '" ( :ic. Mm·.1(1 (ultm l'henso~!;ul).
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6. Thxt
6. Thxt A. Lernen: OS 107-110 107: aes alienum contrahere
pecunias debitori remitterelsolvere pecunias mutuas sumere tabulas conficere ratio pecuniarum praesentem pecuniam solvere 108: pecuniam bene conlocare difficultate pecuniae teneri quaestumfacere 109: pretium statuere ingravescit annona sumptumfacere in (m. Akk.) iacturamfacere solvendo non esse (OLD solvo 18 c) 110: civitate donare aliquem ex patria expellere nobili loco natus auctoritate valere in altissimo gradu positus B. Übersetzen Der nun folgende Thxt stellt die unveränderte Klausuraufgabe dar, die vor wenigen Jahren im norddeutschen Bereich gestellt, also als angemessen betrachtet worden ist (fünfstündig) -versuchen Sie einmal Ihr Glück und erkennen Sie, was da auf Sie zukommt! Ob Sie einmal versuchen, die Sätze mit Schlußklauseln zu versehen? (Dazu RH § 266, 2 b; bes. H. Drexler, Röm. Metrik, Darmstadt 1967, 76.)
(1) Antonius aber sah den Augenblick gekommen, seine Soldaten durch eine Ansprache für den Entscheidungskampf aufzurichten. (2) Er verlangte nach einem dunklen Gewand, damit wollte er auf die Seinen einen tiefen Eindruck machen und ihr Mitleid hervorrufen, aber die Freunde widersetzten sich seinem Wunsch, so daß Antonius, angetan mit dem purpurnen Feldherrnmantel, vor seine Soldaten trat. (3) Wie es seine Art war, verteilte er Loh und 111
Dritter Teil
Thdel an diejenigen, die es verdienten. (4) Die 'fruppenteile, die sich ausgezeichnet hatten, baten den Feldherrn, den Mut nicht sinken zu lassen, die anderen aber waren so gerührt, daß sie sich sogar zur Dezimierung anboten oder zu jeder anderen Art von Strafe. (5) Sie baten ihn nur um das eine: er möge nicht mehr unwillig oder gar traurig sein, denn alles würde sich zum Guten wenden. (6) Antonius aber war schon wieder Herr der Lage, er hob seine Hände zum Himmel empor und flehte die Götter an, sie möchten, wenn dies ihr Wille sei, das Unglück auf sein Haupt herablenken, dem Heer aber möchten sie Rettung und Sieg verleihen. (7) In dieser Szene offenbart sich wiederum die hervorragende Kunst des Antonius, seine Soldaten zu beeindrucken. (8) Er war ein glänzender Psychologe und Schauspieler, in der Wahl seiner Mittel war er immer glücklich und erfolgreich. (9) Bereits der folgende Thg zeigte den wiederauflebenden Widerstand der Römer, sie setzten sich gegen die Attacken der Parther mit Energie zur Wehr, indem sie eine testudo, ein Schilddach, bildeten, unter dessen Schutz sie vor den umherschwirrenden Pfeilen sicher waren. ( 10) Die Parther aber glaubten, daß die Römer um Gnade bäten (sie hatten aus der Thtsache, daß die Römer in die Knie gesunken waren und die Schilde über ihren Häuptern hielten, geschlossen, daß es nun mit dem Widerstand der Römer zu Ende sei). (11) Daraufhin nahmen die Parther ihre Speere zur Hand und ließen sich auf den Nahkampf mit den Römern ein, sie wurden aber von diesen abgewiesen. (12) Die folgenden Tage boten das gleiche Bild, die Römer setzten ihren Marsch, wenn auch mit geringerer Geschwindigkeit, fort. Die Situation der Römer wurde noch dadurch erschwert, daß sich allmählich der Hunger einstellte. (13) Wenn sie Getreide einbringen wollten, so sahen sie sich zahlreichen Feinden gegenüber, und außerdem fehlte es an Gerät, um das Getreide zu mahlen. (14) Man hatte dies zurücklassen müssen, denn zahlreiche Zugtiere waren infolge der Strapazen eingegangen, und diejenigen, die noch übrig waren, wurden gebraucht, um die Verwundeten fortzuschaffen. Anleitung 1. Im Lateinischen sprach man weniger vom Aufrichten eines Menschen als vielmehr von dem seines Gemüts. 2. "Tiefer Eindruck": Denken Sie an "Bewegen" und seine verstärkenden Prüfixe.- Der "purpurne Feldherrnmantel": Val. Max. 1, 8, 8. 5. Lob, Tadel "verteilen" müßte umgeformt werden (dispertio heißt: eine Sache unter· ... aufteilen); also "mit Lob ... versehen, die es verdienten" (kann man 111'11 lklativsatz mit ei11em Wort ausdriieken?). llfi
6. Thxt
4. Satz 4 an Satz 3 anknüpften! - "Die Truppenteile" redm;ieren zu "die, welche". - "Dezimierung": Decimatio ist ganz unerhört, darum. verbal ausdrücken, wortwörtlich (decimare allerdings spät) oder umschreibend. 5. "Alles wendet sich zum. Guten": Ca es. bc 3, 76, 6 prüfen. 6. "Herr der Lage": Die gute deutsche Phrase ist direkt wohl nicht zu übersetzen; in solchen Fällen ist das Allgemeine ("Lage") durch das Besondere ("die Gemüter lenken") zu ersetzen. 7. "Szene": Bitte, scaena genau untersuchen! 8. "Psychologe": Derlei gab es in Rom nicht, also umschreiben ("Kenner von ... ", vielleicht nur "solcher Dinge").- "Wahl der Mittel": Opes o. dgl. wäre unpassend, wie wäre es mit "angemessenem Planen" (wir: "er weiß Rat") o.dgl.? 9. "Wiederauflebender Widerstand": Da hier vom "Widerstand", gleich vom "zur Wehr setzen" die Rede, vereinfachen: "gefestigter Mut, denn sie wehrten sich".- "Vor ... sicher": Einfach "abwehren".- "Umherschwirren": "Von überall abgeschossen". 10. Verbinden Sie Satz 10 und 11. "Die Parther, im Glauben, daß ... , weil die Römer ... , suchten den Nahkampft" wäre eine Möglichkeit. 12. "Marsch-Geschwindigkeit": Wenn Sie für "Geschwindigkeit" kleinere Tagesstrecken setzen, brauchen Sie nur noch statt iterjacere ein anderes Verb (suchen sie unter exercitus und seinen Bewegungsarten). 13. "Situation": Auch wir sagen da zuweilen: "die Dinge sind so schwierig, daß ...".- "Gerät": Mofa, Mühle (von Rindern als Göpelwerk gedreht). 14. "Müssen" ist Phrase, fort damit! - "Fortschaffen": transportieren, tragen. Musterübersetzung (1) Antonius autem iam tempus esse vidiP animos militum erigere 2 paratosque ad decertandum reddere 3• (2) Hanc ad rem conjiciendam atram quidem sibi poposeit vestem, qua animos excitaret;4 et ad misericordiam revocaret5, sed, cum amici resisterent6, paludamento indutus 7 accessit ad milites 8• (3) More suo dignos laude ornavit probrove 9 vexavit10, ( 4) quo evenit, ut bene meriti eum implorarent, ne animo dejiceret, ceterique tarn essent commoti, ut eum decimare 11 se ipsos sive quacumque alia poena ajjicere iuberent. (5) ld unum orabant, ne esset iratus neve 12 tristis, quia omnia detrimenta crederent in bonum esse versura13. (6)Antonius vero, cum vidisset animos militum iam possejlecti 14 quocumque vellel, manus ad caelum sustulit deosque obtestatus est15, ut omne malum, si falum essel 16, in suum solius 17 capul inicl~rent 18, e.xercitui aulcm vicloriam el 117
Dritter Teil
salutem darent 19• (7) Hac e scaena 20 iterum apparet, quanta sollertia M Antonius potuerit animos militum commovere 2l, (8) quippe qui ad animos mentesque hominum perspiciendos esset aptissimus, in dicendo artejere scaenica 22 sciret23 uti, in agendo consilia invenire maxime idonea 24 accommodataque2s. (9) Jam postero die apparuit animos Romanis esse auctos 26, nam, cum Parthi signa intulissent, jortiter repugnabant testudine jacta, quae eos a sagittis undique missis dejenderet. (10) Parthi autemRomanos misericordiam implorare rati 2 ~ cum eos in genua procumbentes scutaque super capita tendentes 28 animo dejicere putarent, (11) rem hastis coeperunt comminus gerere, sedjrustra 29• (12) Idemjere evenit proximis diebus, namRomani pergebant exercitum ducere30, etsi minoribus itineribus; res eo quoque gravioresjiebant, quod Iaborare jame coeperunt31. (13) Nam cumjrumentarentur, magna cum multitudine hostium pugnandum erat, praeterea non habebant molas, quibus jrumentum jrangerent32, (14) quas reliquerant, cum multa armenta laboribus succubuissent33, eisque, quae supererant, opus ad portandos vulneratos esset34. Belege Im folgenden wird auf die eingebauten sog. "Klauseln" aufmerksam gemacht, die im Lateinischen eine gepflegte Prosa auszeichnen. Zu dieser Technik der Kolon- und Satzende-Rhythmisierung lese man Crusius-Rubenbauer, Römische Metrik, München 2 1955, S. 13ff.; H. Drexler S. 76ff. 1 Iempus est ist das bei weitem Geläufigste, adest ist fast ausschließlich altlateinisch und dichterisch: OLD adsum 10; tempus 8. Es folgt der Infin., s. KS 1, 742, A. 8 (oder auch das Gerundiv): OLD tempus 8 b, bzw. c; nach tempus est steht klassisch der Infin.: OLD 8 c, KS 1, 742 unt., MRS § 450. 2 OS 95; OLD erigo 6. 3 Spondeische Basis der Klausel und eine kretische Schlußfigur liegen vor. 4 Cic. or. 20 Anf. bietet permovere, aber vgl. den folgenden Beleg. 5 Cic. de or. 1, 53 setzt excitare und revocare ("aufstacheln" und "wieder zurückstimmen") in Kontrast. 6 Resistere bietet sich an (OLD resisto 4); obloquor ist nach Cic. Clu. 63 möglich, scheint jedoch im Sinne von "ins Wort fallen" geläufiger (OLD). 7 Cic. de or. 3, 127 mit Abi. 8 Cic. fam. 4, 4,3 (accedere ad mit supplex, was besonders gut paßt). 9 KS 2, tt 1, 8 zu -ve im Sinne von "beziehungsweise".- Statt dignos ist auch meritos möglich: Caes. BG 6,5,2. 10 l)i!{nos bezieht sich naturgemäß auf beide Verba und vereinfacht so den Satz.I ,mult· orrw: Cic. liun. 2, lfi, I; probro ve-:ro: Cie. Flace. 48. 11 I kdnw 1~r·s1 bl'i 'lltc. hisl. I, :1H. I >aher sollle man vielleicht eher umschreiben: ut
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6. Text
decimum quemque ex suis ad supplicium sumendum ojjerrent. - Zum Folgenden quacumque (z. B. Cic. Att. 5, 21) wäre qualibet eine Alternative. 12 Neve:KS2,210,5. 13 Die Klausel ist ein katalektischer kretischer Dimeter. -In bonum verto: Caes. bc. 5, 75, 6 bietet ein Analogon. 14 "Herr der Lage" dürfte kein lateinisches Äquivalent haben; hier wurde daher der Inhalt dieses Lage-Beherrschens für das Abstraktum gesetzt. Man könnte auch an eine Metaphora aus der Juristensprache denken: rem obtinere (OLD obtineo 10). 15 Cic. Att. 11, 2, 2. 16 OLDjatum 2 a. 17 KS 1,246 nach Mitte. 18 Wenn man periculum mortis alicui inicere sagen kann (Cic. Caec. 85), wird man auch von malum inicio sprechen dürfen. 19 Die Klausel: kretischer Dimeter. 2 ° Caelius bei Cic. fam. 8, 11, 5 drückt sich in dieser Weise metaphorisch aus. Es empfiehlt sich, bei Metaphern immer ein milderndes quasi oder jere hinzuzusetzen. 21 Die Klausel ist Kretiker plus Ditrochäus. 22 Vgl. zu 18. 23 Scio mit Infin.: KS 1, 669 d (Anf.). 24 Idoneus wird mit maxime gesteigert: RH 49 oben. 25 Die Klausel ist ein katalektischer Doppelkretiker (bzw. kretischer Dimeter).- Hier wurde frei und interpretierend übersetzt; doch gedrungenere Kürze und strengere Wörtlichkeil scheinen hier zu Unklarheiten zu führen: man sei nicht zu zurückhaltend mit übersetzerischer Freiheit um der Klarheit willen. 26 Ca es. BG 7, 70, 5. 27 Imploro mit Akkusativobjekt: Cic. de or. 2, 144. 28 In genua procumbo ist zwar erst bei Curt 9,5,15 belegt, scheint jedoch anstoßfreies Latein; sonstgenuajlectere. 29 Rem comminus gerere: Caes. BG 5, 44, 11.- Die Klausel besteht aus einem Kretiker (mit aufgelöster erster Hebung) und einem katalektischen, d. h. aus katalektischem kretischen Dimeter (s. A. 25). 3 ° Cic. Mur. 20. Natürlich ist auch einfach progredi möglich. 31 Klausel wie A. 25, A. 29. 32 Frangere ist bei Cicero oder Caesar so nicht belegt; da es sich um einen Fachausdruck handelt, darfman sich bei Plinius (malere) oder Lukrez Rat holen, dervonfrango spricht. 33 Ca es. BG 7, 86, 5. 34 Doppelkretische Klausel.
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Dritter Teil
7. Thxt A. Lernen: OS 111-114 111: primas concedere alicui ego, quod ad me attinet, ... in pristinam dignitatem restituere de gradu deicere muneri praeesse 112: abrogare alicui magistratum progredi in medium in contionem escendere (Cic. Att. 4, 2, 3 nach Watt) rem publicam temperare 113: accedere ad rem publicam totum et animo et corpore in salutem rei p. se conferre gubernacula rei p. tractarelad gubernacula rei p. sedere sumptu publico obire provinciam prudentia civilis 114: in re p. versari Caesaris rei p. gerendae ratio in re p. plurimum valere mutturn videre in (m. Abi.) eandem viam et rationem rei p. capessendae inire
B. Übersetzen Text nach M. Gelzer, Pompeius, Wiesbaden, 2 1959, 181.
( 1) Marcellus besaß nicht die harte Stoßkraft Catos, aber er war ein charaktervoller Optimat von hohem geistigen und sittlichen Format und des großen Namens, den er trug, durchaus würdig. (2) Es war das tragische Schicksal dieser besten Mitglieder der römischen Nobilität, daß ihnen beschieden war, in einer Zeit zu leben, da die Optimatenrepublik nur noch eine Ruine war. {3) Ehen damals stellte Cicero in seinen Büchern "Vom Staat" das ldealbild, das sil' im llt~r-z(•n lm~en, vor aller· Au~en und versuchte auch zu zeigen, wie die Staalsmiirllll'l' IH'sdwiTen s(•in miil.llen, die es wieder- verwir-kliehen sollten.
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7.Thxt
(4) Aber seine von griechischen Staatstheorien durchtränkten Ausführungen gingen vollständig an der Thtsache vorbei, daß die Not der Gegenwart ihren Ursprung im Reichsregiment hatte und daß zur Lösung der hier gestellten Aufgabe eine Organisation der römischen Staatsmacht not tat, wie sie der Senat weder schaffen noch überwachen konnte. (5) In der Optimatenrepublik sollte die Macht in der Hand der Nobilitätsoligarchie (der principes) bleiben. (6) Diese ihre Herrschaft betrachteten sie als ihr rechtmäßiges Erbe, das sie unter keinen Umständen preisgeben wollten.
Anleitung 1. Zunächst die Wörter.- "Harte Stoßkraft": Hierin liegt Härte und Aggressivität, und zum Glück gibt es da einen guten lateinischen Ausdruck bei Cic. off. 1, 49.- "Charaktervoll": Das meint, daß hier einer im besten Sinne Mensch ist, und das ist für den Römer seine humanitas. -"Hohes geistiges und sittliches Format": Am besten, man reduziert unter Fortlassung des übergreifenden Wortes (Format) und nennt nur die drei Qualitäten humanitas, Klugheit und Sittlichkeit, wobeihumanitasals das aufgefaßt werden kann, was sich in Klugheit und Sittlichkeit ausfaltet (also humanitas, Klugheit und Sittlichkeit mit -que, wodurch Klugheit und Sittlichkeit als Paar von der humanitas abgesetzt wären). Unter den "Belegen" wird ein weiterer Vorschlag gemacht werden. 2. Das "tragische Schicksal": Das Wort "tragisch" ist bei uns zur Floskel abgesunken, niemand wird hier auf den Gedanken an tragoedia verfallen. Man untersuche daher, wie Cicero und Caesar das "widrige Geschick" ausdrückten: welche Verba stehen beijortuna in der Prosa?- Bei "beschieden sein" helfe man sich mit "durch ... kam es, daß ... ".-"Ruine" ist ein Bildhaftes; warum nicht auch im Lateinischen ein Bild verwenden? "Es standen nur noch die Wände" oder dgl., denn es scheint das klassische Latein ruina selbst nicht übertragen zu haben: also ersetzen! 3. Nun zur Komposition: Schwierig ist die Frage zu beantworten, wie man den Textabschnitt von Satz 3 bis 4 Anf. in ein Ganzes fassen könne. Gemeint ist da wohl: "Cicero schuf ein Idealbild ... ,aber es entging ihm ... ". Da bietet sich ille quidem an (KS 1, 623, A. 8). Es ergäbe sich dann: "Cicero stellte zwar dar (nicht nur den idealen Staat, sondern auch den Staatsmann) ... , es entging ihm jedoch, woher ... und daß ... nötig sei." Zum Einzelnen: "Idealbild" und dgl. und "im Herzen tragen": zum Ideal OS 46f. und Cic. rep. 1, 33. "Vor Augen" OS 46. -"Wieder (verwirklichen)" setzt voraus, daß es das Ideal bereits einmal gegeben habe, also: "den Staat, den es schon einmal gcgPhen hatte" (in der "guten alten Zeit)". Abervielleichtist das iihertr·iehen, und man sollte einfacher· und wörtlicher so umformen:" ... zeigte 121
Dritter Teil
den Staatsmann, welcher die beste Republik erneut schaffen könnte", oder: "die Republik, welche ihnen als beste vor Augen stand". 4. Nicht die Ausführungen sind für den lateinisch Denkenden "durchtränkt", sondern Cicero selber (OS 54 Mitte hilft), und nicht sie gehen "vorbei", sondern ihm, Cicero, entging etwas. - "Reichsregiment": Umformen in verbaler Weise zu der "Art, wie das Reich regiert wurde", s. OS 113. - "Staatsmacht": Lösen Sie in nun schon bekannter Weise (Text 6, Satz 6) das AbstraktAllgemeine auf in "Beamtenschaft und Provinzverwaltung". 6. Das "Erbe" ist eine Metapher; man kann sie auch im Lateinischen verwenden, aber am besten durch quasi gemildert. - Den Anschluß des letzten Satzes zu finden überläßt der deutsche Text dem Leser. Das kann man im Lateinischen ebenso halten, man kann aber auch die innere Logik ausdrücken: "Warum Totalreform? Weil die Optimaten den Staat als Erbe betrachteten", usw. Musterübersetzung (1) Marco Marcello nonerat illa vis acerrima impetusque Marci Catonist,
erat autem optimas 2humanitate, sapientia moribusque nomine suo et gente dignissimus3. (2) Sed adversante quodammodo jortuna 4 evenit, ut optimus quisque optimatium5 viveret turn, cum liberae rei publicae iam nil nisi parietes starent6. (3) Thm ipsum7 M Cicero in libris suis, quos de re p. edUlit8, non solum eam, quae optima eis ob oculos 9 versabatur10, sed etiam eos viros, qui eam, quippe quae quondam juisset 11, iterum conderent12, injormavit 13• Haec sibi animo ejjinxit14 ille quUlem 15, sed (4) cum Graecis potissimum 16 opinionibus de optimajorma rei p. imbutus esset!~ penitus eum praeteriit 18 calamitates Romanae rei p. 19 provenisse 20 e ratione illius administrandae opusque esse, ut leventur, tali permutatione 21 magistratuum provinciarumque administrandarum, qualem senatus neque instituere neque, dum perjiceretur, tueri 22 posset. (5) Permutationern dico, nam in illa re p., quam optimates exoptabant23, potestas penes nobiles vel principes remaneret24, (6) quam quasi hereditatem sibi iure traditam 25 nullo modo e manibus sibi extorqueri eripive paterentur26. Belege Marcello: Statt des Dativs ist auch Marcellus nonflorebat (Cic. Brut. 81) möglich.Vgl. Cic. Att. 2,21,4 Ende ("Ungestüm", Kasten); off. 1,49 impetu animi incitati, daher: t>is acerrima animi impetusque, quo utebatur M Cato (s. zu uti Cic. fin. 5, 42). 2 Caclius bei Cic. Att. 10, 9A, 2 Ende. Sonst gewöhnlich der Plural: in numero erat optiTIUII ium liUlKtUllumumitate praeditorum ·1 Man kann aul"h an liUlKflitudo denken, denn 11UlKnitudo ingenii ist bei Cic. de or. 1
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7. Text
2,299 belegt (LS reicht hier nicht aus), aber magnitudo morum ist undenkbar; daher müßte man erat tanta humanitate, tantaque magnitudine ingeni et probitate morum schreiben. 4 Cic. resp. 2, 30 Ende. 5 Im Falle von optimus quisque u. ä. ist der Singular im klassischen Latein das bei weitem Gewöhnlichste (KS 1, 646 mit Nachtr. 2, 636). 6 Cic. off. 2,29; fam. 4, 3,2 (parietinae); man kann auch mit dilabi, dissolvi arbeiten. 7 KS 1, 629 Abs. 2 Ende. 8 Cic. Brut. 19. 9 OLD oculus 7 b.- Zur Stellung des -que: KS 1, 583. 1° Cic. Sest. 4 7; ante oculos: TLL 9, 446, 25ff. 11 Hier wurde wegen des "wieder" interpoliert, was unnötig ist, aber den Text glättet (der Konjunktiv wäre dann ein Fall von Modusangleichung, "Attraktion", KS 2, 201, 5). 12 Cic. Verr. li, 1,49. 13 Cic. or. 7 und 85. 14 LS effingo I B. 15 Siehe "Anleitung". 16 "Vorwiegend": Cic. Th. 5, 11. 17 Cic. Th. 1, 30. 1s KS 1, 691 a ganz am Ende. 19 Cic. fam. 6, 9,2; mit levare: Cic. Sull. 62. 2 ° Calamitates importare: Cic. Sest. 146. 21 Cic. Scst. 73. 22 Im finalen "solange, bis"-Satz steht klassisch dum, nicht donec (RH 311 ob., KS 2, 380 Mitte.- Zu tueri s. OLD tueor 6. 23 Cic. off. 1, 118. Die Betonung von permutatio ist durch den Wortlaut des deutschen Thxtes nicht nahegelegt, eher durch seinen Sinn; man kann sie fortlassen; wohl aber sollte man ein Verb des Wünschens einführen, um einen ungestützten Konjunktiv (remaneret) zu vermeiden, der vieldeutig wäre (z. B. zunächst auch "prima vista" ein Irrealissein könnte). 24 Absichtskonjunktiv, hängt von exoptabant ab. Eine Alternative wäre: in illa r.p., quam ... exoptabant, volebant ut potestas ... esset (oder remaneret). 25 Cic. off. 1, 121 Ende; sonst accepta nach Liv. 38, 59, 8. 26 Passi essent wäre eine Möglichkeit, d. h. ein Irrealis, der gleichsam vom Verfasser des Thxtes aus gesetzt ist; etwas besser scheint aber eine andere Lösung: "Sie hätten nicht erlaubt, daß ihnen ... entwunden würde", d. h. numquam concessissent, ut ... eriperetur, vgl. Cic. off. 1, 129 u. ö. Wenn hier paterentur vorgezogen wurde, dann hat das seinen Grund darin, daß eine "indirekte Rede" angenommen wurde: "Die Optimaten wünschten, daß die Macht ... bliebe, die sie nicht ... lassen würden" (Konj. Imperf. zum Zeichen gleicher Dauer oder eines begleitenden Zustandes).
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Dritter Thil
8. Thxt A. Lernen: OS 115-118 115: neutrius partis esse ("neutral sein") novarum rerum cupidus e re publica ("zum Nutzen des Staates") 116: unius dominatus restituere liberam rem p. ad voluntatem ... se conformare Platonis civitas commenticia in ojjicio retinere in dicione ac potestate alicuius esse viminferre vi et armis ("Hendiad. ") 117: libellos in celeberrimis locis proponere suj)Tagiumjerrede Iegern evertere lege teneri lege sanctum est, ut/ne 118: suo iure (facere) ius suum persequi summa aequitate res, quae venit in iudicium
B. Übersetzen Der Text stammt zum Thil aus M. Gelzer, Pompeius (Wiesbaden, 1949, 123), zum 1eil aus Gelzers Caesars (ebd. 6 1960, 64); die Klammersätze stammen von dem Thxtbearbeiter.
(1) Cicero, selbst als homo novus aus dem Ritterstand zum Konsulat aufgestiegen, fühlte sich mit Recht berufen, den Streit der Stände aus der Welt zu schaffen und durch die Einigung der beiden führenden Stände die von ihm als Konsul und Führer des Senats verkörperte Staatsautorität zu stärken. (2) Aber· dal'iiber hinaus schwebte ihm vor, durch den Zusammenschluß alll·r· (lull!:l'sinnll•n und in 1-!:eordneten Verhältnissen Lebenden dem einseiti~
8. Text
im Sinne der Nobilitätsherrschaft verstandenen Optimatenbegriff einen neuen Inhalt zu geben und (3) sozusagen die Respublica mit einem Wall zu umziehen, an dem sich die Flut der Revolution brechen sollte. (So weit die Träume; die Realität aber sah anders aus.) (4) Am 1. Januar 63 traten Caesar und Bibulus ihr Amt an. Die beiden erlauchten Herren standen zueinander im Verhältnis erklärter Feindschaft, wo jeder vom anderen sich alles Schlimmen zu versehen hatte. (5) Aber hinter dieser persönlichen Fehde standen Gegensätze noch viel schwererer Art: Schicksalsfragen des römischen Reiches. (6) Niemand wußte das besser als Caesar, doch er brachte es fertig, in der ersten Senatssitzung mit einer wunderbaren Unbefangenheit darüber hinwegzuschreiten. (7) Er sprach schöne Worte, wie die Konsuln sich zum Heile des Staates versöhnen müßten und daß er, wiewohl er die populare Richtung vertrete, nur in Übereinstimmung mit dem Senat handeln wolle. (8) (Danach aber verflog diese Hoffnung rasch.)
Anleitung 1. "Selbst": Ein so abgekürzter und abgehackter Nebensatz ist unklassisch im Latein, also kausal umformen mittels Konjunktion ("weil er ja selbst ...")."Fühlte sich berufen": Vereinfachen zu "hielt sich für geeignet". - "Die ... Stände zu stärken": Wörtliches Übersetzen führt zu Absurdem; worin lag die "Stärke" der Stände? 2. "In geordneten Verhältnissen leben": Man lese Cic. rep. 1,31 Ende (die von Mueller getilgte Glosse ist aufschlußreich!).- "Einseitig im Sinne der Optimatenherrschaft verstandener Optimaten begriff": Ein Prachtbeispiel für den Unterschied deutschen Substantiv- und lateinischen Verbalstils: Luft ablassen und umformen: "dem Namen der Optimaten, der damals ... bedeutete (wie bekommt man hier das ganz einfache Äquivalent für "einseitig" hinein?!), einen neuen Sinn geben". 5. "So weit ... ": Einen Satz mit Verb aus dem Kurzsatz formen. 4. "Erlaucht": Es gibt eine aus zwei Verben ineinandergewachsene Wortverbindung, die solche Ironie anzeigt (Cic. Cat 1,21). 5. "Schicksalsfragen": Den Doppelpunkt schafft man mittels "d.h." fort, und "Schicksalsfragen" sind hier die diametral einander widersprechenden Ansichten vom "Heil des Staates". 6. "Brachte es fertig": Jede Wörtlichkeil scheint zu Überbelastung zu führen, man kann des Verbs entraten. - 7. "Verflog": OLD spes 1 b Ende.
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Dritter Thil
Musterübersetzung (1) Cicero, quippe qui 1 ipse quoque 2 homo novus ex equestri ordine consu-
latum adeptus est3, suo iure se maxime putabat idoneum, qui4 contentionem illam ordinum exstingueret5auctoritatemque senatus, quam in se ipso ut in consule6 et principe senatus positam rebatur; concordia superiorum ordinum reconciliata ~ augeret8. (2) Sed praeter haec in animo habebat9 bonis omnibus, quifirma uterentur condicione 10, inter se coniunctis nomen optimatium 11, quo turn nihil nisi dominatio nobilium significabatur12, ad novam quandam vim et dignitatem perducere13 (3) circumdareque rem p. quasi quodam vallo 14, quofluctus aestusque eversionis 15 Romanae civitatisfrangerentur. (Haec sibi exoptavit ille quidem, res ipsae autem aliter ceciderunt16.) (4) Kaiendis Ianuariis anni LXIII C. Julius Caesar et M Calpurnius Bibulus magistratum inierunt 1 ~ Cum inter hos viros videlicet 18 clarissimos intercessissent19 inimicitiae apertae 20, alter ab altero pessima quaeque exspectabat21• (5) Quae inimicitiae erant privatae quidem22, sed significabant23 dissensiones multo graviores, dissensiones scil. 24 de salute ipsius rei p. (6) Caesar vero, quamquam haec omnia planius ceteris intellegebat, tarnen, ubi primum senatusfuit25, tantam adhibuit continentiam 26, ut mira quadam sinceraque oratione dissensionibus illis penitus supersederet27 (7) multisque verbis atque claris, ut bono publico conciliaretur pax 28 inter consules, monuit promisitque, quamquam ipse popularibus faveret, nihil se esse facturum nisi senatu annuente. (Postea vero homines cito ab hac spe pacis repulsi sunt29.) Belege KS 2, 293, A. 3; LHS 510. Zum Konjunktiv LHS 560. KS 1, 629 unt., bes. wichtig ist, daß ipse quoque dann steht, wenn die "Vergleichsmasse zu ergänzen ist"; s. ferner LHS 483 nach Mitte zu et ipse (unklass.). 3 So Cic. Mur. 53 Ende; möglich auch obtinere (Mur. 1, 1) oder summum locum civitatis ascendere (Clu. 150), pervenire ad honorem amplissimum (rep. 1, 10 Ende). 4 Ca es. bc 3, 10, 2; idoneus qui: KS 2, 302 d. 5 Cic. prov. cons. 22; discordiam ordinum tollere nach Cic. Phil. 9, 11. 6 Zum kausalen ut s. KS 2, 452 b; LHS 635 Mitte. 7 Cic. Cat. 3,25. 8 Wenn man (OLD auctoritas 8 b) von größerer und kleinerer auctoritas sprechen kann, darfman auch von "mehren" sprechen. 9 "Darüber hinaus" hat im klassischen Latein keine "vertikale" Entsprechung (tnsupt~r ist nachklassisch).- Zu in animo habeo mit lnf. KS 1, 668 b (1. Abschnitt). 111 V!-!:1. Cic. ofT. 1,41 mit Cael. 57. Auch secundaejortunae wäre möglich nach LS.fortuna II B. 1
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8. Text OLD nomen 10 (Cic. rep. 1, 53). OLD significo 6 b und c. 13 Caes. BG 7, 39, 1. 14 Zu vallo OLD vallum 3. -Wenn man einen derartigen, übertragenen Ausdruck verwendet, empfiehlt es sich, ihn durch ein quas~ ut ita dicam zu mildern. 15 OLD eversio 3. 16 Res cadit aliter: Cic. fam. 5, 19, 1. Secus: Cic. fam. 6, 21, 2. 17 Cic. Verr. I, 1,30; TLL 7, 1; 1297,44f. 18 OLD videlicet4, ebenso ironischen Beiton tragend wie "erlaucht". 19 Ca es. BG 5, 11, 9. 20 Cic. Verr. II, 5, 182. 21 LS exspecto II 2 und 3. 22 KS 1, 623 letzte Zeile. 23 Vgl. Beleg 12. 24 Auch inquam ist möglich: KS 1, 809 Anm. 25 Cic. fam. 12, 25, 1; sonst auch senatum habere: Cic. fam. 1, 4, 1. 26 Ca es. BG 7, 52, 4. 27 Mit Abi. bei Cic. fam. 4,2,4; später wird der Akkusativ geläufig. Zur Bedeutung "aus dem Wege gehen" Caes. BG 2, 8, 1. 28 Cic. fam. 10, 27, 1. 29 Spe deiectus (Caes.), bzw. ab (oder de) aliqua spe repulsus bietet sich hier an oder haec spes mejallit (Caes. BG 2, 10, 4). 11
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Dritter Thil
9. Thxt A. Lernen: OS 119-122 119: diem prorogare
fidem suam obligare testis locupletissimus partes accusatoris obtinere reumjacere nomen alicuius de aliqua re dejerre 120: causam suscipere litem intendere causamagere causa cadere causam obtinere ad causam alicuius accedere supplicium sumere de 121: stipendia mereri cum telo esse 122: ab armis discedere imperarejrumentum summa reijrumentariae difficultate ojjici summa imperii usus in re militari
B. Übersetzen Man sollte sich nicht immer nur mit abstrakten Texten abgeben, zuweilen tut eine ganz andere Gattung das ihre beim Üben, denn sie läßt recht andere Vokabeln ins Gedächtnis kommen. Es folgt also eine Kurzfassung von Threnz' >Eunuchus<, die früher einmal als Klausurtext gegeben worden ist
(1) Ein römischer Komödienschriftsteller hat sich einmal bei einer seiner Komödien Menander zum Vorbild genommen, und zwar in der Weise, daß in ihr planvolles Handeln mit dem irrationalen Trieb in Konflikt gerät, und das ~eht so: (2) Eine kluge junge Frau, Thais, war von Rhodos nach Athen gekommen und übte dort den Hetärenberuf aus ohne schützenden Patron. (3) Zufälli~ erfuhr sie, daß ein Mädchen, jünger als sie selberund einst von Thais' Muttl•r auf Hhodos von Seeräubern erworben und dort so lan~e ihre Nennl:lH
9. Text
schwester, bis erneut Seeräuber sie entführten, ebenfalls nach Athen gekommen sei, ja, daß sie gar in ihrer Nähe wohne. (4) Später brachte sie dann in Erfahrung - auch dies wieder durch Zufall - daß das geliebte Mädchen Thchter sei eines reichen Atheners. (5) Sie verschafft sich das Mädchen nun, um es ihren Eltern zurückzubringen, und zwar hoffte sie dabei, daß sie sich diese vermittels eines solchen Dienstes verbinden könnte. (6) Doch während sie noch die Vorbereitungen zu einem Treffen zwischen dem wiedergefundenen Mädchen und ihrem Bruder betreibt, gewahrt der jüngere Nachbarssohn die Schönheit auf der Straße, verliebt sich Knall aufFall in sie, läßt sich von seinem Diener in Thais' Haus schmuggeln und hat dort nichts Eiligeres zu tun, als die Unschuld zu vergewaltigen. (7) Was der Bengel da um seiner Lustwillen getan, hätte- so viel ist klar- gewiß alles Planen der Thais über den Haufen geworfen, hätte sie es nicht klugerweise verstanden, ihn zur Heirat zu überreden. (8) Auf sein Versprechen hin konnte Thais nun das Mädchen den Eltern in blühender Gesundheit überantworten und sich so einen Patron gewinnen. (9) Und wenn's nicht wie bei Terenz in Wirklichkeit geschah, so war's doch gut erfunden. Anleitung 1. "Menander zum Vorbild genommen, und zwar in der Weise ... ": Dieser syntaktische Einschnitt wäre im Lateinischen häßlich; man überbrücke ihn mittels Partizip für "hat sich genommen".- "Planvolles Handeln ... irrationaler 'Ifieb": Man lese Liv. 42, 29, 11, um auf sicheres Gelände zu kommen (im LS finden sich dann anschließend auch ciceronische Belege). 2. " ... war gekommen und ... ": Man tue dasselbe wie in Satz 1 Anfang."Schützender Patron": Am besten ist es, die beiden Wörter zu zwei Substantiven auseinanderzulegen.- Zunächst war das Mädchen in Thais' Haus, dann wurde es (erneut) geraubt; in solchen Fällen steht der "bevor"-Satz im Perfekt, auch wenn der Hauptsatz im Plsquperf. steht: KS 1, 370, 1. Abs., vgl. Cic. Brut 49. 3. "Nennschwester": Man lese Caes. BG 1, 44, 9. 4. "Auch dies ... ": Derlei Einfügungen gibt es im Lateinischen nur in der Form der Parenthese, die ohne Verbindungswort eher eine poetische Erscheinung ist; die Prosa liebt Verbindungen von der Art, wie sie in KS 1, 619, A. 13 beschrieben sind. - 6. "Schmuggeln": Einfach mit "heimlich" wiedergeben. 7. "So viel ist klar" kann nieht als eingeschobener Klammersatz in den Text gepfropft werden: "Es isl klar, da!\ ... " regierl den Salz. Aberauehein Adverb
1:.m
Dritter Thil
wäre gut.- "Pläne durchkreuzen": LS und OLD helfen nicht weiter; allein der TLL bietet unter consilium genügende Belege. 8. "Auf sein Versprechen hin": Man mache einen Nebensatz daraus; das ist kein Notmittel: man schreibe Nebensätze, wo immer möglich: das entspricht dem lateinischen Prosastil, der lieber verbal formuliert, wohingegen wir eher substantivische Ausdrucksweisen bevorzugen. - "Blühende Gesundheit": Man mache von demselben Mittel Gebrauch, das zu Satz 2 angeraten wurde (es gibt hier eine stehende Redewendung [LS sanus I A]).
Musterübersetzung (1) Scriptorquidam comoediarum Romanus unam ex suisjabulis Menan-
drum secutus ita composuit, ut quasi Consilium atque Ratio in ea certarent cum Impetu animi 1temerario, idque hocjere modo: (2) puella quaedam prudens, nomine Thais 2, Athenis Rhodo 3 advecta quaestumjaciebat;4 meretricium5 sine praesidio et patrono 6• (3) Casu alteram quandam puellam aetate minorem, quam mater Thaidis olim Rhodia praedonibus emerat ipsaque 1habuerat pro sorore 8 antequam iterum praedones eam abripuerunt, Athenas venisse ipsam quoque9 cognovit, quin etiam in proximitate habitare. (4) Postea comperit, idque iterum jorte jortuna, illam, quam semper amaverat, jiliam esse divitis cuiusdamAtheniensis. (5) Hanc sibi tradendam curavit, ut eam parentibus restitueret sperans hoc benejicio eos sibi obligatosjore 10• (6) Seddumparat, utjraterpuellae, quamreppererat, eam apud ipsam conveniat11, jilius vicini minor puellam in via conspicit pulcherrimam seque, e vestigio amore incensus 12, servum sein Thaidis iussit introducere clam, ubi nihil habuit antiquius 13, quam ut virginem violaret14. (7) Id quod adulescens animi causa 15 jecit, certe rationes Thaidis penitus conturbaturum juissef1 6, nisi puella illa prudentissima ei persuasisset, ut virginem in matrimonium duceret. (8) Cum promisisset se idjacturum, Thais potuit puellam suis reddere salvam et sanam 11 sibique patronum comparare. (9) Etiamsi haec omnia sie, ut apud Terentium legimus, numquam evenerunt, certe sunt bene inventa 1 s. Belege Scriptor ist das im klassischen Latein Geläufige, auctor selten (Adamietz zu Cic. Mur. 30).- Zu impetus animivgl. Cic. off. 1,49. 2 Nomine mit Nominativ: Caes. BG 2, 6, 1. Benutzt man den Dativ (cui nomen erdt), dann kann auch der Dativ stehen: KS 1, 420 a. J Hll 111, I. 4 Ci1-. V1•r..-. II, !l, !14. 1
no
9. Thxt Cic. Phil. 2, 44. Vgl. OLD s. v. 1 a. 7 Ipse wird gern dann gebraucht, wenn zunächst von anderen die Rede ist, dann aber zur Hauptperson übergegangen wird: Caes. BG 1, 21,5 und oft 8 LS 855 links vor Mitte. 9 KS 1,629, A. 17. 10 Zu tradendam curavitKS 1, 751 (Cic. off. 5,86).-Zu obligatos s. Cic. fam. 6, 11, 1. 11 LS convenio I B 5. - Zum verlebendigenden Tempuswechsel s. 2. Thil, 2. Übung, Beleg9. 12 Cic. Qu. frat. 5, 1,18.- Zu beachten ist, daß- wenn man z. B. e vestigio mit einem -que anschließen will - manche Präpositionen ein solches -que annehmen, manche nicht; vgl. dazu, ob es z. B. exque (bzw. eque) gibt, KS 1, 585 a (2. Absatz). 13 Cic. fam. 11,5, 1. 14 LS violo I. 15 Vgl. Caes. BG 7, 77, 10. 16 So nach Ter. Eun. 868; ciceronisch wäre (nach TLL) consiliapervertere (de or. 5, 7 Ende) oderjrangere, conj'ringere: fam. 1,9,21 Ende, bzw. Verr. II, 1, 15.- Wahltman als Kern des Ganzen ein Verb ("ist klar"), dann böte sich an liquet oder patet (KS 1, 695 Mitte): liquet id, quod ... jecit, consilia ... jracturumjuisse, nisi .. ., usw. 17 Cic. fam. 12, 25, 5 und öfter. 18 Etiamsi: "Selbst wenn", etsi (schwächer) "auch wenn": KS 2,441, Abs. 2; aber der Unterschied ist gering: RH 518, 5. Ein Beispiel: Cic. de or. 1, 79. 5
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Dritter Teil
10. Thxt A. Lernen: OS 123-126 123: rei militaris rudis rem ad arma deducere 124: signa inferre belZum renovare locinatura 125: viam tangere signa tollere iterconvertere in (m. Akk.) quam mnximis itineribus contendere ordines servare in statione esse 126: aciem instruere inj'estis signis consistere proelio interesse superior discedolvictoriam reportare victoria parta
B. Übersetzen Thematik und Vokabular der Literatur werden hier noch einmal behandelt; zudem wird sich die Oratio Obliqua noch ein weiteres Mal üben lassen.
(1) Friedrich Leo schrieb, Livius Andronicus sei in Rom von 240 bis 207 nachzuweisen; dagegen wisse man nicht genau, ob Naevius von 235 bis 204 in Rom geschrieben habe, wie zuweilen vermutet werde. (2) In Naevius' letzter Zeit setzten dann Plautus und Ennius ein. (3) Man solle jedoch nicht vergessen, daß damals - nämlich in Plautus' und Ennius' Zeit- es "Dichter wie Frühlingsblumen" gegeben habe, wie es eine Generation nach Plautus ein Komödienschreiber gesagt habe. (4) Die römische Komödie sei, so Leo, auch wenn sie sich aus den Fesseln der in griechischem Gewande aufgeführten Spiele gelöst und nunmehr den echt t·ömischen Bereich zu ergreifen begonnen habe, dennoch in Charakterisation, Stil und llandlungsfiihrung genau so attisch wie die puristischen Stiidw dt>s 'lhem: gewesen. (5) Oie Komödie sei nämlich von den Gattungen, 11'2
10. Thxt
die Livius in Rom eingeführt habe, die einzige gewesen, die mit der lebendigen griechischen Produktion unmittelbar verbunden geblieben sei. (6) Auch wenn das "Wie" nicht feststehe, sondern nur das "Daß"- daß diese Komödie die stärkste Entwicklung fand, weise hinreichend deutlich auf den Zusammenhang der römischen Literaten mit der griechischen Bühnenliteratur. (7) Auch wenn die römischen Dichter hierbei vieles übernahmen, sie hätten in Rom nie so stark gewirkt, wenn sie nicht das römische Element so sehr betont hätten - Übernahme und Eigenständigkeit seien hier glückliehst verbunden gewesen. Anleitung 1. Stil oder Un-Stil der Philologen - "nachzuweisen" sind Sachverhalte, nicht Personen; also: "Es kann nachgewiesen werden, daß ... ".-"Dagegen ... ": Der lateinische Satz muß den Gegensatz ("zwar - aber") schärfer herausstellen, als der deutsche es tut, und zwar muß er bereits im ersten angelegt werden.- "Zuweilen": Natürlich nicht temporal gemeint. Man versuche, eine der OS-Phrasen von S. 49 anzuwenden. 2. "In Naevius' letzter Zeit": Man versuche, OS S. 17 unten zu verwenden."Setzte ein": So umformen, daß die Tätigkeit deutlich wird ("setzten ein" ohne Verb ist zu undeutlich). 5. Zum Imperativ in der Oratio Obliqua KS 2, 536; RH 320 unten; § 264, 3 (a2). 4. "Sich aus den Fesseln lösen": Hier entweder persönlich wiederzugeben (nach Cic. Sen. 7 etwa) oder mittels eines Abl. abs. (nach Liv. 26,6,10 oder LS rumpo I Anf.).- "In Charakterisation" usw.: Am besten durch Gerundiva wiederzugeben: Darstellung der Personen, Wiedergabe ihrer Gespräche, Komposition der Stücke (/abulae), denn z.B. gerade an der Gesprächsführung wäre der Unterschied zwischen Plautus und Menander besonders klar aufzeigbar. - "Puristisch": Man denke an die Charakteristik des Terenz durch Caesar (C. Julü Caesaris Commentarii Vol. III, ed. A. Klotz (1927], Leipzig 1966, 192, fr. 1, 1). 5. "Mit der lebendigen Produktion unmittelbar verbunden" ist derart abstrakt gesagt, daß umgeformt werden muß zu einer viel persönlicheren Aussage: die Autoren sind den Verfassern ihrer Vorbilder (exemplaria bei Cic. rep. 2, 22; Hor. ars 268) eng gefolgt, d.h. "auf Schritt und Tritt". Coniuncti oder dergleichen widerspräche den Tatsachen. - 6. "Das 'Wie' ... ": Im Deutschen schon häßlich genug, lassen sich solche Verkiirzun~cn im I ,atcinischcn gar· nicht wiirtlich übersetzen: auch hier gilt, daß man Nt'lwnsiitzt• sdm•ilwn soll, wt•rm ein einzi~es, simples Hauptwort nicht
Dritter Teil vorhanden ist.- "Entwicklung": Man suche nach Verben, die ein Wachsen o. ä. bedeuten.- "Zusammenhang": Man richte sich nach dem zu 5 (am Ende) Gesagten. 7. "Gewirkt": Gemeint ist naturgemäß der Erfolg. Man kann auch an ein "Wirken auf ..." denken, vgl. Cic. or. 131 Anf.- "Das römische Element": Der Verfasser dachte bei "Element" an den Bestandteil, aber auch hierin läge keine gute Übersetzungsmöglichkeit. Man folge dem Grundsatz, ein Gonereturn zu benutzen, wenn ein deutsches Abstraktum widerspenstig ist ("Alltag" gibt einen Hinweis). Ebenso sind "Übernahme" und "Eigenständigkeit" zu konkretisieren und zu ganzen Sätzen umzugestalten.
Musterübersetzung ( 1) Apud Fridericum Leonem scripturn legimus 1 cum testimonia eius 2 rei, quod Livius Andronicus Romae ab a. ducentesimo quadragesimo scripserit, adjerri possint certa, incertum esse 3, an Naevius ab a. CCXXXV usque ad a. CCW ibidemjuerit;4, id quod nonnulli viri docti coniectura se assecutos 5 putent. (2) Quo sene Plautum Enniumque se ad scribendi studium coepisse conjerre 6• (3) Sed nequis oblivisceretur turn ipsum~ Plauti scil. Ennique memoria, quasi jlorem poetarum 8 juisse, ut saeculojere post Plautum 9 ignotus quidam auctor comoediarum scripserit. (4) Comoedia haec Romana, quae, cum vinculis palliatae 10 esset laxata 11, materiam sibi ex consuetudine vitae 12 vere Romanae sumere coepit illa quidem 13, sed in moribus depingendis, injingendis sermonibus argumentisque jabularum inveniendis, si eundem Leonem sequamur, tarn redolebatl 4 Atticam quam illa Terenti pura oratione conscripta 15• (5) Hanc ergo comoediam idem vir doctus dicit ex eorum generum numero, quae Livius Andronicus e Graeca in Romanam transtulit linguam 16,juisse unicum, cuius auctores eos poetas Graecos, a quibus sibi exemplaria sumebant1 ~Attica comoedia etiam vigente 18 veluti vestigiis solerent sequi 19• (6) Etsi via atque ratio 20, qua hoc jieri potuisset, Leoni parum certa videbatur, ipsumjactum autem dixit constare 2 t, nam eo ipso, quod comoedia Romana crevisset essetque aucta tantopere, demonstrari ratus est auctores eius cum poetis scaenicis 22 Graecis quasijuisse contubernales 23• (7) Tarnen poetas barbaros 24, etsi multa sibi e comoediis Graecis sumpsissent, numquam tarn vehementer animos Romanorum spectatorum moturosjuisse affirmat Leo 25, nisi mores consuetudinesque tarn saepe induxissent Romanas. ltaque comoedia Graeca Rornam translatajelicissime hoc modo quasi coloribus vernaculis 26 per./it.wz t~i 1'Üit~bantur:
10. Text
Belege Cic. Luc. 137; scripturn legimus: Cic. Deiot. 19 (vgl. 2. Teil, 6. Übung, Satz 7). Iestimonium, wenn allein ohne Verb gebraucht, steht mit dem Genetiv; wenn mit dico verbunden, folgt de (testimonium de wäre ein zu meidender "präpositionaler Ausdruck": KS 1,213ff.). 3 Iestimonia adjero: Caes. bc 3, 53, 4.- lncertum, an: Cic. Sen. 74; KS 2, 522 b, Ende. 4 "Schreiben" im Sinne von "schreibend leben" ist erst seit Hor. ars 38 belegt; man ersetze das Schreiben durch "leben" oder einfach "sein" (MRS § 5, A. 2). 5 Percipio coniectura (abl.) bei Cic. Luc. 42; assequi: Cic. Att. 7, 13, 4. 6 Quo sene: KS 1, 779,8. Möglich ist natürlich auch ein cum-Satz: "Als er ...".- Vgl. aber me libente (Cic. rep. 1, 14 Ende und noch oft (für unser einfaches "Gern") oder me adulescentulo (rep. 1, 23).- Se coriferre ad studium: Cic. de or. 2, 57; studium coriferre ad dagegen bei Cic. Arch. 19. 7 KS 1, 629,4 Ende. 8 Plaut. Cas. prol. 18 (nachplautinisch). 9 KS 1,403ff. 10 Palliata ist ein Fachausdruck für Komödien, die in griechischen Gewändern, d. h. ganz in griechischer Manier gespielt wurden; wörtlicher und langweiliger wären Ausdrücke wie Graeco more conscriptae o. ä., gewagter: quae pallium, ut ita dicam, exuerunt für Komödien, die sich vom griechischen Vorbild gelöst haben. 11 Cic. Sen 7. 12 Cic. Am. 21. 13 KS 1, 623, A. 8. 14 "Nach Leo" am besten verbal ausdrücken: si ... sequamur: "falls"; natürlich ist der Indikativ ebenso vertretbar. Secundum bei Sachen ist selbstverständlich (OLD s. v. 5), bei Personen scheint es "zugunsten von" gemeint zu haben (OLD s. v. 6; KS 1, 536 Mi.). -Zu redalebat vgl. z. B. Cic. de or. 2, 109 (vgl. Brut. 285). 15 Sermonis puri amator: Quint. 11, 1,53, vgl. Cic. Brut. 262. 16 OLD tranifero 6 a; traduco ist nachklassisch (Gellius). 1
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Cic. Brut. 76.
Cic. de or. 2, 355. Cic. Brut. 307. Vgl. OS 68 und OLD via 10 Ende. OLD consto 9 a. Varro, Ling. Lat. 9, 17. Cic. Brut. 105. Nach Plaut. Mil. Glor. 211. Cic. Brut. 1, 1 und öfter. Cic. Brut. 172.
Dritter Teil
11. Thxt A. Lernen: OS 127-151 127: ancipiti proelio dimicare
128:
129:
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131:
non longi"us abesse, quam quo telum adici potest manum conserere dubia victoria magno detrimento constare sine ullo vulnere victoria potiri pedem sensim rejerre fuga salutem petere eruptionemjacere discedendi potestatem alicuijacere oppidumjunditus evertere navem ornare vela in altum eportu cursum tenere vela contrahere classem appellere conloquendi rem componere abarmis
B. Übersetzen Dieser Text beschäftigt sich mit Antike und Renaissance, erwähnt ganz moderne Begriffe und fast schon umgangssprachliche Ausdrücke - führt also zum Nachdenken über Wörter, wie sie jederzeit in Staatsexamenklausuren vorkommen, wenn sie aus modernen Autoren stammen (Text nach 0. See!, Cicero, Stuttgart 1955, 585).
( 1) Die philosophischen Schriften Ciceros, in denen er während der letzten Jahre seines Lebens Trost gesucht hatte, haben im Laufe der Zeiten sehr verschiedene Schätzungen erfahren. (2) Für die Römer sind sie ein Schatz gewesen, den sogar Seneca nicht nennenswert vermehrt hat; (3) unleugbar ist ihr Ansdwn seit der· Renaissance noch mehr gestiegen; das giltfür die Bücher "CIIwr dit~ Prliehlt·n" lwsonder·s. (4) Dies ßueh hatte Ambrosius christlich überl11i
11. Text
arbeitet, und in der Neuzeit hat dies Buch sich großer Beliebtheit erfreut, bis es dann nach Kaut, der die Pflicht ganz anders bestimmt hatte, an Geltung verlor. (5) Ähnlich erging es den rhetorischen Schriften. (6) In den drei Büchern "Vom Redner" bleibt alles früher Gewonnene erhalten, aber vieles kommt neu hinzu: (7) Nicht nur stofflich die ehemals unerledigt gebliebenen Teile des Rednerhandwerks, sondern neu ist die geistige Vertiefung und Transparenz, die kunstvolle dialogische Einkleidung, die Übertragung der Gesprächsrollen auf bedeutende Männer der Vergangenheit (8) und damit die Erhöhung des Intellektuellen durch eine Gefühlstiefe und Erlebnishaftigkeit von höchstem Rang. (9) Den Römern und auch späteren Zeiten galt dies Werk viel, ebenso dem gebildeten Abendland nach dem Untergang Roms bis zu der Zeit, wo die Schriftsteller das Alte Griechenland und Rom vergaßen und sich nach anderem richteten, nämlich dem, was Wald und Feld oder die eigene Geschichte boten. (10) Heute sind die Werke Ciceros insgesamt und auch seine Rhetorica so gut wie verschwunden und nur noch Thmmelplatz schrulliger Liebhaber einer grauen Vorzeit.
Anleitung 1. "In denen": In quibus würde auf eine Ortsangabe deuten, und eine solche ist hier kaum am Platze; man erwartet eher, daß die Erarbeitung dieser Bücher ihm Trost verschaffte. 3. "Renaissance": Naturgemäß leitet das Wort sich von renascor her; was da "wiedergeboren" wurde, läßt sich naturgemäß vielfältig bestimmen; unser Kontext legt wohl die "Studien" nahe.- Man verbinde Satz 2 und 3 parataktisch. "Das gilt": Natürlich kann man valere wählen; elegant wäre auch eine cumtum-Konstruktion, s. LS § 337; KS 2, 350ff. Das würde auch die Suche nach einem zweiten Verb erübrigen. 5. "Erging": Man denke an die Wechsel(-Fälle) und Schicksale, die man erleidet, und wird dann die lateinischen Substantive leicht finden. 6. u. 8. Diese Sätze aus der Feder Seels konfrontieren den Lernenden mit einer Fülle moderner Begriffe, deren Übersetzung manches Nachdenken und Umformen verlangt. Zum Beispiel so: "In de or. hat Cicero, was er bis dahin erkannt und ausgearbeitet, beibehalten, aber auch Neues hinzugefügt". Die "geistige Vertiefung" muß stark verbal wiedergegeben werden: "mit tieferen Gedanken durchsetzt" oder ähnlich, ebenso die "dialogische Einkleidung": "das Buch wurde neu eingekleidet dadurch, daß Cicero die Teile versehiede11<'11 Spr<•dwr·ll gah", usw. l"i7
Dritter Teil
8. "Und damit" ist das Signal für einen Neueinsatz. Das Folgende muß ebenfalls kräftig umgeformt werden, um das Gemeinte ausdrücken zu können, z. B. so: "Man lernt nicht nur mehr (bzw. begreift nicht nur mehr), sondern erkennt Ciceros persönliche Anteilnahme (man lese hierzu Cic. Rose. Am. 129) und nimmt selber gleichsam Teil am Gespräch." 9. "Ebenso": Man kann das (wörtlich) mit item übersetzen, kann aber auch etwas spezifisch Lateinisches anwenden: "nicht weniger als".- Das "gebildete Abendland" sollte man nicht mit occidens eruditus o. ä. wiedergeben, sondern konkretisieren zu den "Gebildeten des Okzidents" o. ä. "'Thmmelplatz": Cicero liebte sehr die übertragene Verwendung von "Sport-" bzw. "Ringplatz". - "Schrullig" ist der, welcher nugae betreibt, und eine "graue" Vorzeit ist eine schier vergessene.
Musterübersetzung (1) Scripta illa Ciceronis de philosophia\ quibus conficiendis senex levamentum curarum sibi quaesierat2, posteritas 3 varie iudicavit4. (2) Ipsis Romanis erant quasi thesaurus 5, cui ne Seneca quidem attulit quicquam incrementi6 (5) neque quisquam negabit ex illo tempore, quo antiqua studia renascerentur7, cum universos eius libros etiam plus habuisse auctoritatis 8, turn maxime 9 illum de officiis, (4) quem Ambrosius olim Christianae fidei 10 accommodavit quique etiam recentiore memoria 11 adamabatur, donec post Kantium, qui officium quodam modo penitus diverso circumscripsisset12, evanescere 13 coepit1 4. (5) Sirnilern quandam vicem rhetorici libri Ciceronis passi sunt15. (6) In libris enim tribus "De Oratore" Cicero omnia, quae iam antea hac de re cognoverat litterisque mandaverat16, retinuit ille quidem, multa autem nova eis addidit. (7) Quippe 17, nam non solum eas res partesque artis, quas antea imperfectas18 reliquerat, perfecit, sed etiam totum opus alterioribus quibusdam cogitationibus ornavit19, res planius plusque perspicue 20 pertractavit2\ novo veluti vestimento, sermonibus scil. inter summos antiquarum temporum viros dispertitis22 induit; (8) quare qui hos libros leget non tantum plures ibi inveniet res easque altius perspiciet, sed etiam animi Ciceronis ipsius sensum 23 cognoscet, nam disputationi quasi ipse intererit praesens 24. (9) Apud Romanos posteriorum quoque temporum hi libri amplissimam habebant auctoritatem itemque, Roma ipsa iam eversa, apud eruditos Europae, ut ita dicam, litteratae 25 usque ad eam aetatem, qua auctores 26, memoria GraeciQ,e /lonuwqut~ antiquae obscurata 27, exemplaria sibi aliis quibusdam locis petere t'tWfUTilltl, in silvL~ scil. pratisque sive ab historia eorum ipsorum populi 28. (10) I hu!it· t'/1111 t't'lt•ra st·ripta Gicn·oni$lum illa tk arte rlwtorica iamfere penitus ob()H
11. Text
litterata nihilque aliud sunt quam palaestra 29 antiquitatis obscuratae amatorum30 nugatorumque31. Belege 1 Philosophicus ist ein spätes Wort; also entweder scripta de (daß dieser "präpositionale Ausdruck" erlaubt ist, zeigt KS 1,215 g) oder Relativsatz (dann hätte man jedoch derer zwei). Natürlich könnte man auch sagen: de scriptis Ciceronis de ... iudicavit, aber in diesem Falle hätte man erneut eine häßliche Wiederholung. 2 Gewiß denkt man an solaciumquaerere, aber das ist im OLD unbelegt; levamentum ist ebd. s. v. 1 gesichert (miseriarum wäre ebenso gut). 3 Cic. Lael. 15. 4 So nach Cic. Mur. 58; iudiciumjacio wäre das Gewöhnlichere, würde aber die Verdoppelung des de verlangen (s. zu Satz 1). 5 Cic. part. or. 109. 6 Cic. fin. 2, 88. 7 LS renascor II A (der Konjunktiv würde zeigen, daß der Satz aus dem Sinn des quisquam gesprochen wäre. Man kann auch restituo verwenden (s. E. Panofsky, Renaissance and Renaissances, New York/London 1971, 15 mit A. 2). 8 Die gewöhnliche Ausdrucksweise ist auctoritatem habere (OLD). 9 Cic. off. 3, 4 7.- Zum Folgenden (liber, bzw. ille (liber]) de: Cic. fin. 2, 59. 10 So seit Laktanz (LSfides II C), aber de Christianis nil nisi Christianum. 11 Vgl. Cic. nat. deor. 2, 6 (modernus ist zu meiden); zu adamo Cic. de or. 3, 62. 12 Cic. Sest. 97; fin. 5,23; definire ist ebenfalls gut: Cic. de or. 1,211 (KS 1,215 g; ausführlicher als RH 211, 3). 13 Cic. Att. 3, 13, 1. 14 Donec mit Perf. lnd.: KS 2, 379 b. 15 Vicem: Cic. dom. 8; rhetorici: Cic. de or. 2, 10; passi: Ca es. BG 2, 31, 5. 16 Elaborata ist ebenfalls gut (wenn im Passiv gebraucht!): Cic. Brut. 26. 17 Cic. de or. 2,218 Ende (im Sinne von "das ist auch klar, denn ... "). 18 Cic. fam. 1, 9, 15. 19 LS ornatus (Sp. 1280 Mitte) B. 2 0 Cic. fin. 3, 19 (vgl. nat. deor. 3, 9). 21 Cic. fin. 2, 118. 22 Auct. ad Her. 4,47 (in m. Akk.). 23 Cic. Rose. Am. 129 ist durch OLD sensus 7 zu ergänzen. 24 LS Sp. 1432 Mitte (oben). 25 LS litteratus II a. 26 LS auctor II B 2. 27 Cic. de or. 2, 95. 28 Nieht natio! Vgl. LS 1189 Mitte, oben. Wenn man dem Hinweis in der Anleitung zu Satz 9 folgt, könnte man auch schreiben: apudf{orruznos hi libri haud maiore auctoritate .f/on~bt•nl qmun apud posltTtJs, usw. (1\.llt>nke).
Dritter Teil 29 LS palaestra II c. Man sagt entweder nihil nisi (OLD nihil4 b) oder nihil aliud quam (ebd. 4 a; KS 1,459 c). 30 Nep. Att. 18, 1. 31
HO
Cic. Sen. 27.
12. und letzter Thxt
12. und letzter Thxt A. Lernen: OS 152
pacem conciliare pacem his condicionibusfacere, ut/ne triumphum agere (de laboribus vertendi) ("Jetzt sind Sie Meister der Stilübungen!") B. Übersetzen Am Ende sollen zwei sehr verschiedene Thxte stehen; ein heiterer aus der Feder eines großen Alten, der wie kaum ein zweiterzeitseines Lebens nach Freundschaft gesucht hat, also Ciceros (in Anlehnung an Att. 1, 18); dann ein zweitervon der Hand eines Modernen, der am bittersten von ihr enttäuscht wurde, von der Friedrich Nietzsches (angelehnt an "Nietzsche contra Wagner"; KSA 6, 435).
Cicero: Zuweilen fehlt uns ein Mensch, dem man alles Bedrückende mitteilen kann, mit dem man schwatzen kann, dem man nichts vorzulügen braucht, und vor dem man nichts zu verheimlichen hat; der den Schmerz mit Rat und Tht leichter macht, der als verläßlicher Gefährte in der Politik und als Mitwisser aller privaten Geheimnisse eine ständige Stütze ist. Die normalen Freundschaften sind ja doch nur egoistisch, schielen immer nach der Öffentlichkeit und sind privat ganz und gar fruchtlos. Man wird morgens zwar von Vielen begrüßt, das Haus ist voll, man geht von sogenannten "Freunden" umdrängt zum Forum, aber man dürfte kaum einen einzigen in der Menge finden, mit dem man mal scherzen oder sich auch mal richtig ärgern könnte. Nietzsche: Der geistige Ekel jedes Menschen, der tief gelitten hat, seine schaudernde Gewißheit, von der er ganz durchtränkt und gefärbt ist, vermöge seines Leidens mehr zu wissen, in vielen entsetzlichen Welten bekannt und einmal zu Hause gewesen zu sein, findet alle Arten von Verkleidung nötig, um sich vor der Berührung mit zudringlichen und mitleidigen Händen zu schützen.
Hl
Dritter Teil
Anleitung zum Nietzsche-Thxt Bisher lagen die Schwierigkeiten zumeist entweder im Vokabular oder in der Struktur, hier liegen sie in beiden zugleich. 1. "Schaudernde Gewißheit": Im Lateinischen erschauert kein Abstraktum, also: "schauerliche". 2. "Durchtränkt und gefärbt": Vgl. Übung . 5. "Leiden": Man lese Cic. fin. 4, 72. 4. "Welten": Mundi würde kein Römer verstanden haben, aber sedes wird der nachvergilische (Aen. 8, 244 u. ö.) wohl haben so übertragen können, wie es bei Nietzsche gerneint war. Loca wäre simpler. 5. Zur Struktur: Der Grundgedanke ist: "Derjenige, welcher ... , bedarf ... ,um sich ... "; also: illi ... opus est ... , ut ... Jetzt die Bestimmung des ille: jastidium ... , nachdem er ... gelitten hat, conscientia, von der er ... ist [welche?] ( 1) mehr zu wissen, (2) ... bekannt und zu Hause gewesen zu sein. Eine ganz klare und durchsichtige Struktur also. 6. Man schützt sich eher vor "Menschen, die ... "als vor Händen (man meide Personifizierungen in der Prosa).
Musterübersetzung
Interdum nobis opus est homine amico, quocum omnes curas communicarel, quocum garrire liceat quidquid in buccam2, apud quem nihiljingere, nihil dissimulare necesse sit3, qui dolorem re atque consilio levet, quijidus socius in rebus civilibus consciusque omnium rerum privatarum nos semper adiuvet. Ceteri isti4 amici nullae rei nisi utilitati inserviunt5, ab omnibusjoris videri laudarique gestiuntf', domi jructum praebent nullum Gerte, mane a multis salutaris domusque completur~ ab illis, qui speciem amicitiae prae sejerunt, circumdatus adjorum descendis 8, sed vix unum in tanta turba invenias 9, apud quem iocare, sijorsjerat10 etiam libere stomachum erumpere 11 possis. Ei, quijastidium illud sentit, quod in mente animoque gravissimos post dolores oritur, cuique conscientia illa horribilis est propria, qua penitus imbutus est inj"ectusque 12, perpessione 13 scilicet se dolorum et plus scire ceteris et vid~se sedes quasdam atrocissimas easque etiam paulisper habuisse quasi pro domicilio, illi inquam omnibus generibus personarum larvarumque 14 opus esse vidäw; ut impnliat, quominus molesti isti misericordesque sibi manus iniciant.
12. und letzter Text
Belege LS communico I A (Cic.). Cic. Att. 12, 1,2. 3 Konsekutiv, KS 2, 296, 6. 4 KS 1,621,5. 5 Cic. fin. 2, 117. Auch spectare ad commodum ipsorum wäre gut oder commodis servire (rep. 1, 8). 6 Cic. Phil. 4, 14. 7 Cic. Ac. :2, 125. 8 Was da~ "sogenannt" betrifft, so verfalle man nicht auf Germanismen wie sie vocatus o. ä., sondern unterscheide: will man sagen, ohne zu werten, daß etwas gemeinhin "so" genannt werde (etwa "milesisch"), dann heißt es qui vocatur (bzw. dicitur: Cic. rep. 1, 2,3) oder quem vocant (MRS § 258); will man ironisieren (wie hier), benutze man nominare (Cic. off. 3, 116) oder die hierverwendete Phrase aus Cic. Th. 3, 3.- LS descendo B 1. 9 Potentialis. 1° Cic. Att. 7, 14,3 Ende;forte in diesem Sinn ist unklassisch. 11 Cic. Att. 16, 3,1, libere: Cic. Plane. 33. 12 Cic. fin. 3, 9. 13 Cic. fin. 4, 72 Ende. Perpessio: OLD. 14 Hor. sat. 1, 5,64 (Puristen mögen es meiden). 1
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Anhang: Rückübersetzungen Vorbemerkung Es ist dem Verfasser dieses Buches sehr wohl bekannt, daß vielerorts Rückübersetzungen geübt werden, d. h. daß -schlimmstenfalls- ein Abschnitt aus Ciceros "De Oratore" in der Redam-Übersetzung ins Lateinische zurückübersetzt wird- ein frustrierendes Geschäft. Man quält und müht sich, schlägt am Ende den lateinischen Text des Meisters aufund ist entsetzt: "Was ist mein Latein, verglichen mit Cicero, für ein Mist", und hat keine Lust mehr. Der Verfasser hat, wenn es denn Rückübersetzungen sein sollten, Originaltexte zwar genommen, sie aber als Parodie übersetzt (z. B. Ciceros Charakteristik Catos in der Mureniana Kap. 60f. wurde zur Ermahnung eines verständnisvollen Schulrats an einen allzustrengen Lehrer): die Basis blieb Cicero, aber die Einkleidung und Detailänderungen verhinderten, daß man, nach getaner Arbeit mit einem vollständigen Meistertext konfrontiert, entmutigt das eigene Latein im Papierkorb verschwinden ließ. So sollen auch hier, für den Liebhaber von Rückübersetzungen und anderen zum Zusatztraining, drei solcher Parodien folgen.
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Anhang: Rückübersetzungen
1. Thxt: "Mal so, mal so" Thxtaufgabe (1) Wer nicht weiß, wie groß die Überzeugungskraft beim Debattieren, wie groß die Wortgewandtheit und der Scharfsinn des Carneades gewesen ist, wird das unschwer aus einer Cicero-Stelle ablesen können. (2) Und wer wissen will, woher Rom ihn denn kannte, lese die Berichte über seine Tätigkeit als athenischer Gesandter in Rom nach: (3) berühmt als Redner, wurde er gebeten, über die Gerechtigkeit- einen ihrer gewichtigsten Begriffe -zu sprechen. (4) Er sprach über sie gedankenreich, aber dann warf er am nächsten Tage seine eigenen Ausführungen wieder über den Haufen in einer diametral entgegengesetzten Darlegung, in der er die Gerechtigkeit, die er gestern noch so sehr gepriesen hatte, völlig außer Kraft setzte; (5) freilich nicht mittels der Würde des Philosophen, dessen Überzeugung fest und standhaft zu sein hat, vielmehr nach Art des Trainings für eine Diskussion, die beiden Seiten gerecht wird. (6) In Athen hätte man ihm bestimmt als Meister der Redekunst zugejubelt, das ernsthafte Rom setzte ihn als Windbeutel schleunigst vor die Tür.
Anleitung (vgl. insgesamt oben II 6) 1. "Überzeugungskraft": Für den Römer genügte "Kraft", der Ausdruck war eindeutig. - "Wortgewandtheit": Il 6, 4. 2. "Berichte": Durch einen Nebensatz wiedergeben, ebenso "Tätigkeit".Dieser zweite Satz ist im Deutschen mit "und" angeschlossen, was der Römer nicht getan hätte: befragen Sie die Sätze auf das logische Verhältnis zwischen ihnen und drücken Sie es durch eine Partikel aus. 5. "Berühmt als Redner": Dies kann man mit einem kausalen cum übersetzen; aber sehen Sie bei KS 2, 452, 5 b nach. 4. "Ausführungen": Nehmen Sie einen Nebensatz zu Hilfe. -"Über den Haufen werfen": "Umwerfen" genügt "Völlig außer Kraft setzen": Das ist im Deutschen eine adverbiale Ausdrucksweise, die der Emphase dient - wie kann der Lateiner Emphase bewirken (s. II 8, Bel. 19)? 5. "Überzeugung": Der Römer unterschied nicht durch verschiedene Ausdrücke rlie Ansieht von einer bestimmten Sache und die allgemeine "WeltansdJamlnp;": in lwiden Fällen nahm er rlas Substantiv, das "Meinung" bedeu11fi
1. Text: "Mal so, mal so"
tete.- "Training": Übung; das Wort ist im Bereich der jesuitischen Glaubensstärkung bis heute lebendig geblieben. 6. "Bestimmt": Machen Sie dies zu einem Verb und das Verb zum syntaktischen Kern des S!!tzes.- "Windbeutel": nugator oder nebulo.
Musterübersetzung (1) Sie quis ignorat, quanta Carneadijuerit in disputando vis, quanta eloquentia quantumque acument, hoc ex loco quodam librorum 2 , quos Cicero de re p. edidit3 ,jacile perspiciet ( 0 v v ~ 1 0 v v ). (2) Sin autem4, quomodo Romani5 eun"l cognoverint, legat qui narrent, quae Romae legatus Atheniensium gCSSit (-V - I - v): (3) Quem cum ut clarum oratorem6 rogavissent7 (__:__ v ~--) ut apud se dissereret de iustitia, quam virtutem vel maxime colerent (__:__ v ~ 0 v -), ( 4) disseruit ille quidem copiose (- v v - - v - -), sed postridie omnia, quae antea dixerat ita oratione contraria evertit8, ut iustitiam, quam pridie tantopere laudaverat (0 v v ~ 1 __:__ v ~), penitus refutavit9 ac sustulit10 ( - v - __:__ v ~), idquefecit (5) non quidemgravitate illa philosophi, cuius sententia 11 stabilis atquefirma esse debet (- v - 1 __:__ v __:__ v ), sed exercitii more in utramque partem disputandi ( - - - V - - ) . (6) Thm Romani, viri severi, quem Athenienses ut exemplar12 eloquentiae certe laudibus extulissent13, eum ut nugatorem eiecerunt ex urbe continuo 14 (-v-1 v v-).
Belege 1 2 3 4
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Acumen: Cic. de or. 1, 128. Libri, quos ... : Cic. Balb. 30 zeigt eine weitere Möglichkeit. Edere: Cic. Brut. 19. Sin autem: KS 2, 432, c. Romani: nichtRoma, das wäre eine hochstilisierte Personifizierung. Ut: KS 2, 452,5 b gibt Belege, ebenso MRS 395, 1. Ragare als "bitten": OLD 6 a. Evertit: Cic. or. 122; OLD 5 c.
Cic. Mil. 7. OLD tollo 14 d. 11 OLD sententia 1 a, Ende. 12 OLD exemplar 26 (exemplum ist an sich möglich, aber unciceronisch). 13 OLD efjerro 11 b. 14 Cic. Mur. 32 eicio t':r (der 'Iex! stammt aus Laktanz' Referat aus Cic. de rep., instr. !l, 11,11'., s. Zil'glt•rs Ausgabt• von dt• n•p. S.H!l, 111 6). 9
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Anhang: Rückübersetzungen
2. Thxt: "Götz und die Pfeffersäcke" Textaufgabe (1) Godehard war ein Kaufmann aus Nürnberg. Er hatte den Ritter Gotho einen "Strauchdieb" genannt, sehr zu Recht, aber der wollte das nicht auf sich sitzen lassen. (2) Godehard war ein paar Tage später im Rat gewesen, bis dieser gegen 14°0 Uhr entlassen wurde, und darauf ging er heim, um mit seiner Frau aufs Landgut zu fahren. (3) Unterwegs kommt ihm Gotho, kampfbereit und hoch zu Roß, ohne Frau, wie er es sonst kaum je war, entgegen; (4) Godehard, im Mantel, mit Frau, im Wagen, mit zahlreicher und bepackter Begleitung aus Mägden und Dienern, warf den Mantel allsogleich fort, zog sein Schwert, sprang vom Wagen und verteidigte sich mit aller Kraft. (5) Die um Gotho zogen blank, einige rannten zum Wagen, um Godehard in den Rücken zu fallen, einige hielten ihn schon für erledigt und machten sich über die Diener Godehards her. (6) Wer von denen seinem Herrntreu ergeben war und mutig, stürzte sich in das Getümmel; die in seiner unmittelbaren Nähe wurden bald niedergemacht; (7) die anderen dachten, ihr Herr sei tot, griffen wütend in hellen Scharen an und schlugen Gotho in Stücke - (8) das war dessen Ende, der die Treue von Dienern unterschätzt hatte. Anleitung 1. Der deutsche Satz besteht (bis Satz Nr. 2 gerechnet) äußerlich aus zwei selbständigen 'IHlen, innerlich hängen diese aber eng zusammen durch das beiden gemeinsame Subjekt: also verbinden. In solchen Fällen macht man denjenigen, der nur "Hintergrundinformation" gibt, zum Nebensatz. -"Sehr zu Recht": Sehen Sie im OLD unter ius bei 10 b nach.- "Auf sich sitzen lassen": Reduzieren Sie ruhig auf "rächen". 2. Zu "14°0 Uhr" lesen Sie Meusels Kommentar zu Caes. BG 1,26,2.- "Und darauf'': Solche gehackten Übersprünge sollten zu glatten Übergängen gemacht werden:" ... nachdem ..., ging er ... ". 5./4. Überlegen Sie, wie die beiden Sätze zueinander stehen (Kausal-, Adversativ-, Folge-Verhältnis?) und fügen Sie die entsprechende Partikel ein. 4. "Godehard ... , war ... fort und ... ": Beachten Sie das zu Satz 1 Gesagte auch hier. -Man sollte "mit ... Begleitung" nicht durch eine Kopula in den Satz ejnbinden, weil dann die Frage entsteht, wie man den zweigliedrigen, also ein et oder -que verlangenden Ausdruck durch eine zweite Kopula anbinden sollte: ä ... -qUt~: bei Cicero mö~liehst nur bei vollständigen Sätzen; ltf.H
2. Thxt: "Götz und die Pfeffersäcke"
et ... atque: zu meiden; -que ... et: unciceronisch, bei Caesar in dreigliedrigen Ausdrücken; -que ... atque: dichterisch. Vgl.KS2,36f. 5. "Zogen blank, einige rannten ... ": Lassen Sie diese asyndetisch reihende Satzteilfolge nicht so stehen: erst Schwert gezogen, dann gerannt, also "nachdem" und dies auf die bekannten zwei Weisen. - Ganz ebenso - zum Üben, so scheint's- "hielten ihn schon für erledigt und ... ": Gleiches Subjekt in beiden Satzteilen, also welche Verkürzung?-" ... machten sich über die Diener her": Luft ablassen, reduzieren auf "angreifen". 6. "Wer von ...": Bitte, glatt anschließen (s. im Index unter "Relativsatz")."Die in seiner unmittelbaren Nähe": ii in proximitate? Keineswegs, das wäre ein "präpositionaler Ausdruck"; also Nebensatz. 7. "Die anderen dachten, ... tot, griffen ... ": S. zu Satz 5, Anf.- "In hellen Scharen": Der Römer hätte wohl an eine "massierte Formation" (d. h. an eine Schlachtreihe) gedacht. 8. "Unterschätzen": Am besten, man reduziert zu "verachten". Musterübersetzung (1) Godehardus, qui mercator Nurembergi habitabat, quondam Gothonem equitem 'latronem' appellaverat, idque optimo iure, quam iniuriam eques ille acer impunitam inultamque non uoluit dimittere 1. - (2) Godehardus autem, cum paucis diebus post in concilio juisset, dum ad octavam jere horam 2 dimissum erat, domum venit, ut cum uxore rus iret. (3) In itinere obviamjit ei Gotho expeditus in equo sine uxore, quod numquamjere (accidebat); (4) Godehardus autem, qui paenulatus 3 cum uxore in raeda 4 vehebatur magno et impedito ancillarum puerorumque5 comitatu, paenula statim deiecta gladioque stricto desiluit seque animo jeroci dejendit. (5) flli, qui erant cum Gothone gladiis eductis partim cucurrerunt ad raedam, ut a tergo Godehardum adorirentur, alii, quod eum iam interfeeturn putabant, caedere incipiuntf> eius servos. (6) Ex quibus qui animo fideli in dominum 7 et praesenti erant, in rixam proruunt, quique propius erant, sine mora occiduntur; (7) qui vero paulo aberant, cum putavissent domimum esse mortuum, ira incensi conjertaque acie in Gothonem impetumjaciunt eumque trucidabant. - (8) Hic 8 fuitjinis Gothonis, quijidem servorum Godehardi maximo suo damno despexit.
14H
Anhang: Rückübersetzungen
Belege Idque: KS 1, 619, A. 3.- Dimittere: Cic. div. Caec. 53. Der römische Tag war von Sonnenaufgang (sagen wir, es war Sommer, also gegen 5°0 Uhr) bis Sonnenuntergang in 12 gleiche Teile geteilt; hier also: achte Stunde, s. Heinze zu Hor. epi. 1, 7,46 (S. 77 unt.). 3 OLD (Cic. Mil. 28). 4 Vierrädriger Reisewagen (OLD), bei Cic., Caes. belegt. 5 Puer ist, gleich wie alt, der Diener ("boy"). 6 Tempuswechsel ist in Erzählungen beliebt. 7 Zur Consecutio Temporum bei vorgeschaltetem Nebensatz s. KS 2,176 kurz vor Mitte. 8 Ja nicht hoc (Neutrum), das wäre ein Germanismus, MRS § 23. 1
2
1!10
3. Thxt: "Planungen eines Papierproduzentt>n"
5. Thxt: "Planungen eines Papierproduzenten" Thxtaufgabe ( 1) Von der besten Reisezeit, dem Sommer, bleibt nur ein winziger Bruchteil; in Harnburg beginnt der Winter früh, es liegt ja im Norden; ich beeile mich, doch noch nach Schweden zu kommen. (2) Von dort müßte ja fast der gesamte Rohstoff geliefert werden, den wir brauchen, das Tannenholz, (3) und auch wenn keine Zeit mehr sein wird, um die Wälder genau zu betrachten, wird es gut sein, wenn ich auch nur einmal den Fuß in dieses Land setze, die Leute und ihre Art einmal persönlich sehe und die Überseetransportmöglichkeiten in Augenschein nehme. (4) So gut wie alles das ist hierzulande nicht geläufig, denn ohne gute Gründe geht, außer Kaufleuten, kein Mensch in abgelegene Gegenden Schwedens, und auch die kennen da nur die größeren Dörfer.- (5) In der Hauptstadt endlich angekommen, bitte ich einige Handelsleute zu mir zu einem opulenten Abendmahl, aber- (6) die Ausdehnung der Waldungen, die Verkaufsbereitschaft der jeweiligen Bewohner, die Rechte, die Häfen, die ein höheres Exportaufkommen bewältigen könnten, darüber wußten sie zu wenig. Also, los! Anleitung t./2. Überlegen Sie zunächst, in welchem Verhältnis die sechs Sätze dieses Komplexes zueinander stehen: Vom Sommer bleibt wenig, in Harnburg früher Winterbeginn, es liegt ja (!) im Norden, ich beeile mich, nach ... zu kommen, von dort müßte ja (!) ... Wo liegt der Kern des Komplexes? Muß man vielleicht so ordnen: Weil I obwohl der Sommer [welche Konstruktion deckt beides?] ... , (weil in Harnburg ...) [weil es im Norden ...] beeile ich mich ... , weil von dort ... , usw.? 1. "Von dort müßte ... ": Für den Römer I!;CllÜgt -ndus l~St, d. h. das futurische F.lement, das immer mwh Raumläßt fiir ein Mil1lingen: Rl1313 uni.; MRS 330,1; KS
t, t70ff. t!lt
Anhang: Rückübersetzungen
5. "In ... angekommen, bitte ich ... ": Natürlich würde man gern ein Deponens haben für "angekommen", um ein Partie. Coni. formen zu können, die besten Ausdrücke beruhen aber auf -venire; also cum, postquam? Immerhin kann man "umschalten" zu "(reisend) ankommen" (Wagen, Schiff) und advectus nehmen.
Musterübersetzung (1) Aestatis, temporis ad itinerafacienda maxirne idonei, exigua parte reliqua, etsi Hammaburgi maturae sunt hiems, quod ad septentriones vergit, tarnen in Sueciam proficisei contendo, (2) quod inde omnisfere material, qua nobis opus 2 est, subministranda 3 est, abietem 4 dico 5; (3) et, si tempus ad silvas penitus cognoscendas deficiet, tarnen usui erit, si terras 6 illas modo adeam~ mores incolarum perspiciam ipse cognoscamque portus, qui ad res in externas terras portandas idonei esse possint8• (4) Quae hicfere omnia sunt incognita, neque enim ternere praeter rnercatores quisquam9 regiones Sueciae abditas adit, neque iis ipsis quicquam praeter oppida maiora notum est. (5) Nunc demum in urbem adveni. Evocavi mercatores quosdam ad cenam bonam et magnam 10 ampliores illos quidem, sed quantae sint silvae, sintne aut parati ad vendendum incolae aut num sint11 portus maiores ad res exportandas idonei, parum sciunt. Quid ergo nisi proficiscar ipse?
Belege Caes. BG 5, 12, 5. Opus est: OLD opus 12; MRS § 428 Ga nicht egere, carere: MRS § 96). 3 "Müßte" ist phraseologischer Konjunktiv: I 6, Satz 1. 4 Tanne: abies, -etis f. 5 OLD dico B; KS 1,245, A. 2. 6 OLD terra 7 a. 7 OLD externus 5 a. 8 Konjunktiv konsekutiver Art (KS 2, 495 nach Mi.); sintist ein Grad "faktischer". Elegantercognoscam, quiportus ... (KS2,509f.). 9 "Kein Mensch": Luft herauslassen zu "niemand". 10 So Catull15, 5; man kann auch an sumptuosus denken u. ä. Opulentus vom Mahl ist altlateinisch und dichterisch (OLD 4 b). 11 Die Fragepartikeln nach Cic. part. or. 99 (der Text aus Caes. BG 4,20, 1]. 1
2
Indizes Abkürzungen: Anh. Anhang (S. 145ff.) Anl. Anleitung Bel. Beleg Rumpf. Rumpfgrammatik (vor den Texten in Teil I) Überpr. Überprüfung (s. S.4f.) Umformung Umf. I 3, 4 bed.: Teil I, 3. Übung, Satz 4 III 3, 4 bed.: Teil III, 3. Text, Satz 4
Index 1: Stilistisches, Grammatisches Ablativ absol. mit Part Praes. ohne Verb Abstrakta im Lat. persönlich nicht handelnd Adversativsätze Akkusativ transitiv/intransitiv aliquid
14,Rumpf. 114,Bel.1-3 III 10,Bel. 6 III 1, Anl. 5; III 10, Anl. 5 19, Umf.1;116,Bel.25 19,Rumpf.
antequam
13,Rumpf. 19,4 III9,Anl.2
Attribute drei bei einem
II 2, Hinweis 3
Bedingungssätze ("wenn ... ") Binom
110,Rumpf. 114,Anl. 3
cogo concludo Coniugatio periphrast.
II 8,Bel.19 III4,Bel.26 TTT 7 (vor Text) 111,2
Cons<~cul io
lempor·um
J!}')
Indizes
cum invers um euro mit Gerundiv
118,Bel.2 III 9,Be1.10
Dativ ethicus donec
12,Rumpf. 18,4 III7,Bel.22
Einschübe im deutschen Text im lateinischen Text emano etsi
III 1, Anl. 1; III 2, Anl. 1; III 9, Anl. 7 III9,Anl.4 III 5, Bel. 9 III5,Bel.1
Finalsätze negative zeitliche ("bis") Fragesätze indirekte Futur hypothetisch periphrast.
19,Rumpf.1 I9,Rumpf.2 III 7,Bel. 22 I7,Rumpf. I7,Rumpf.3
Genetiv bei (iter) bidui Geographische Namen Gerundium mitAkk.-Objekt
11,Rumpf. II 3,Bel.1 114,3und4 115,Be1.5
Haupt- und Nebensatz aus zwei deutschen Hauptsätzen Hendiadyoin hindern
II9,Ani.2;Anh.2,Anl.1 und2 II 8, Bel. 19, Anh. 1, 4 II6,Bel.26
idoneus idoneusqui ille ille quidem- sed rückverweisend impedio Imperativ in der Oratio obliqua indirekte Frage ÜUflUlm
ipst'
IM
II5,Bel.6 Überpr. 1; I 9, 2 (im Kommentar); li 7, Bel. 12; II 8, Bel. 12
II 1, Be1.4 III 8, Bel.4 II 5, Erkl. 2; II 11, Bel. 23; III 2, Bel. 4 III 4, Bel. 20
II6,Bel.26 III 10, Anl. 3 s.Frage III 8, Bel. 24 li 7; li 10, An I. 7
Index 1: Stilistisches, (;r·anrmalisdw~ von Hauptperson ipsequoque beim Possessiv Irrealis bei "können, müssen" im abhäng. Nebensatz isque, idque iste
III9,Bel. 7 III8,Bel.2 15,4 I 6, Rumpf. 1 und Satz 1 II 11, Bel.25;Anh. 3,1 II 1, Bel. 9 18,5
Klammerausdruck Komparativ Konjunktiv im Hauptsatz in indirekter Frage in indirekter Rede phraseologisch (im Deutschen) aus Sinn des Redenden Konsekutivsatz Konzessivsatz Kopula zwei Kopulen in einem Satz
II 2, Anl. 2; II 4, Anl. 5; II 9, Anl. 5 114,Bel.19
Modernismen
II 2, Erklärung 1
Name (i. S. von "heißen") Nebensatz statt deutscher Hauptsätze neve nomen numerus
II 4, Bel. 9; III 9, Bel. 2 III 9, Anl. 8; III 10, Anl. 6 III6,Bel.12 s.Name II 2,Bel. 6
paenitet paterfamilias philosophus piget postquam Prägnanz präpositionale Ausdrücke Pronomina emphatisch im Brief gehäuft
I 1,3 I2, 1 III 11,Bel.1 I 1,3 Überpr.4 III 4, Bel. 18 I 1, 3; II 4, Bel. 11; III 11, Bel. 1
_quasi -que an Präposition quin quL~qut~
I6,Rumpf. Überpr.2 II 9, Bel. 2 (Ausnahmen: KS 2, 488ff.) 16,1 und4 III 11, Bel. 7 I 11,Rumpf. I9,Rumpf. Anh. 2, Anl. 4
15,1 II 8, Bel. 3 17,2 II 8, Anl. 4 und 5; III 9, Bel. 12 J7, Rumpf. 2; II 1, Anl. 6 JJJ 7, Bel. 5
Indizes
recuso Relativsatz mit Konjunktiv statt deutschen Adjektivs als Anschluß
19,1 111,Rumpf. I 1, 4; I 5, 3; II 3, Bel. 8 III 2, Anl. 2 und 4 II 5, Bel. 9; Anh. 2, Anl. 6
satis scilicet scio mit Infinitiv sententia si siminus sinautem siquidem siquis Singular, kollektiv spes Subjekt gemeinsames von Haupt- und Nebensatz Substantivstil, deutscher Synonymengruppe
18,3 II 10,Anl. 3 II 6, Bel.16 Anh.1,5 I 10, Rumpfgr. und Satz 2 16,3 Anh. 1, Bel. 4 III 5, Bel. 17 I3,2 I3, 1 I 3,4; III 1, Bel. 7
talis, qui tandem tempero Temporalsatz tempus est (adest) Tempuswechsel
I4, 1 II 4, Bel. 14; II 7, Bel.11 I 10,3 18,Rumpf. III 6, Bel.1 II 2, Bel. 11; III 9, Bel. 11
ubinam Übersetzen, wie frei? überzeugt Umgangston Umschreibung -ung durch Gerund übersetzt Unterordung "Periode" unusde ut("als ...") kausal
II 10, Bel. 6 III6,Bel.25 17, 1;II7,Bel.8 II8,Anl.2 III 2, Bel. 14
II 2,Bel.1 III8,Anl.2 I 11, 3 und 5; II 8, Bel. 19; II 10, Anl. 6
II 11,Anl.4 II 3, Anl. 2 und 3 13,1 Anh.1,3 III8,Bel. 6
velim
III 6, Bel. 9 II 8, Bel.15
Zilale
119, An1.2
-ve
t!lfi
Index II: Deutsche Wörter und Ausdrücke
Index II: Deutsche Wörter und Ausdrücke ärgern Affäre affektiert als alt Anschein s. "scheinbar" Anteilnahme auch auffallen aufgrundvon Ausdruck ausdrücklich bedeuten
III 11, Anl. 8 14,2 III, Einleitung, Abs. 5 II 11,Anl.4 II 11,Bel.2 III2,Anl.5 III2,9
Bedeutung Begriff beitragen zu bereit zu bewohnen Bildung
116,Anl.1 I 10, Umf. 2; III 8, Anl. 2 15,2 III 5, Bel. 17 II 9, Bel. 5 18,Umf.2
Chance Charakterisierung charaktervoll Chauvinismus
II1 10, Anl. 4 III 7,Anl. 1
15, Umf.1
darüber hinaus Diät
III 8, Bel. 9 II 10, Anl. 10
ebenfalls eigen Eindruck einschränken Ekklektiker Emporkömmling energisch entschieden "entschiedener Optimat" Erfahrung l<:rfillp;
14,2 15,4 III6,Anl.2 119,Anl.12 III2,8 III Einleitung, Abs. 2 118,Anl.10
I 1,5 III5,Anl.2 116,Anl. 6 I 7, 1 II 1,Bel.20 II 1,Anl.5
I 10,4
III5,Anl.4 15,2 I !i, 2 1'.; I fi, 4; I 7, 2 1!)7
Indizes etwa Existenzform
III 1,Bel.8 I8, Umf.1
Faktum fertigbringen zu Format menschliches Funktion
119,Anl.6 III8,Anl.6
gebildet Gefühlswelt Geldsorgen Geringerer "kein Geringerer als" gern Gesicht verlieren Grammatik grundsätzlich Gültigkeit von Gesetzen
116,Anl.2 I6, Umf.1 I10,2
helfenbei herauskommen bei Herr der Lage huldigen
I5,2 116,Bel.25 s.Lage III5,Anl.1
Ideal Illusion Initiative interessant interessieren Ironie
I 9, Umf. 1; III 7, Anl. 3 (2. Abs.) I1, Umf.1 III4,Anl.4 I5,4 112,Anl.1 III 8, Anl. 4 und Bel. 18
ja
I4,4
Konsulat erreichen kopflos
III 8, Bel. 3 III4,4
Lage, Herr der lassen lauten Leben tätiges
III 6, Anl. 6 und Bel. 14 115,Anl.1 I9, Umf.1
verhrinp;en lt•st~n (bei)
l!lH
III 7,Anl. 1 116,Erkl.1
II 7, Erkl. 4 I6,3 III 1,Anl.3 I5, 1 III2, 9
III 4, An I. 6 und Bel. 18
I3,2 I8, 1 Ill10, Bel. 1
Index II: Deutsehe Wiirlt•r und Ausllriidw mäßigen, sich Marschgeschwindigkeit müssen Musik (in den Ohren)
I 10,3 III6,Anl.12 I 1,1 118,Anl. 6
nach (=entsprechend) Nahkampf Naturanlage niederlegen nützlich
III 10, Bel. 14 III6, Bel. 29 II 6, Anl. 4 und Erkl. 5 III 4,2 12,3
Pläne durchkreuzen Psychologe puristisch
III9,Bel.16 III 6,Anl.8 III10,Anl.4
Qualifikation
I4, Umf.c
Rechnung tragen Rechtsgültigkeit Reiz Renaissance Ruine
19, Umf.2 Ill4,Anl. 6 115,Anl.1 I 5, Umf. 2; II1 11, Bel. 7 Ill7,Anl.2
scheinbar Schicksalsfrage Schrullen Situation s.auchLage sogenannt sonst spazieren spiegeln Szene
III 4, Bel.2 111 8,Anl.5 II111, Bel. 31 Ill3, Bel. 6; Ill6, Anl. 13 111 12, Bel. 8 (vgl. Cic. resp. 1, 28 Ende) 113,Anl.10 18,4 I5,Umf.2 111 6, Bel. 20
Thbu Termin tragisch Trieb Thmmelplat:l
II 1,Anl.5f. I2,4 III7,Anl.2 111 9,Anl.1 III 11, Bel. 29
überschlagt~ll, skh
I 5, Umf.1 11,2
Ühersehwemmtlll~
159
Indizes überzeugt sein Überzeugung (="Weltanschauung") Überzeugungskraft Undurchführbarkeit Ungestüm unmöglich unversucht "nichts unversucht lassen"
I 7, 1
Anh. 1,5 Anh.1, 1 III1,Anl.5 III7, Bel. 1 III4, Umf. 2 a III4, Umf.
Verhältnisse "in geordneten Verhältnissen" verschieden verschließen, sich verstehen versuchen (phraseolog.) vorwiegend
III8,Anl.2 113,Anl.5 111,An1.6 III2, Anl. 5; III3, Bel. 4 III5,Anl.2 III7, Bel. 16
Weltanschauung "wenn ja, dann" Windbeutel wohl
Anh.1,5 119,Anl.10 Anh.1,6 I6,3
zählen zu Zeitumstände Zeugnis, historisches I 3, Umf. 1 zögern Zukunft
III 2, Bel. 11 119,Anl.12
lfi()
I7,5 I2, Umf.2