Menanders Kolax: Ein Beitrag zu Rekonstruktion und Interpretation der Komödie
Matthias Johannes Pernerstorfer
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Menanders Kolax: Ein Beitrag zu Rekonstruktion und Interpretation der Komödie
Matthias Johannes Pernerstorfer
Walter de Gruyter
Matthias Johannes Pernerstorfer Menanders Kolax: Ein Beitrag zu Rekonstruktion und Interpretation der Komödie
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Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte Herausgegeben von Heinz-Günther Nesselrath, Peter Scholz und Otto Zwierlein
Band 99
Walter de Gruyter · Berlin · New York
Menanders Kolax: Ein Beitrag zu Rekonstruktion und Interpretation der Komödie Mit Edition und Übersetzung der Fragmente und Testimonien sowie einem dramaturgischen Kommentar
von
Matthias Johannes Pernerstorfer
Walter de Gruyter · Berlin · New York
앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier, 앪 das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
ISSN 1862-1112 ISBN 978-3-11-022127-5 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. 쑔 Copyright 2009 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandentwurf: Christopher Schneider, Laufen Satz: Jan Stenger mit LATEX Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen
Den Parasiten im antiken Sinne des Wortes zugeeignet
Vorwort Es ist sehr faszinierend, dass im ägyptischen Wüstensand Papyrusfragmente entdeckt werden, die Jahrhunderte überdauert haben und uns heute die Möglichkeit geben, bislang unbekannte antike Texte zu lesen. Die Papyrologie bringt neues Material zu Tage und bereitet es auf, die Klassische Philologie bearbeitet es weiter, und möglicherweise findet sich ein Übersetzer, der auch jenen Teilen des Publikums, die nicht der Originalsprache mächtig sind, einen Zugang zu den Texten eröffnet. Für einen Theaterwissenschaftler macht das von den Papyrusfragmenten ausgehende Interesse an den Werken Menanders die Arbeit mit dessen Texten nicht gerade leichter. Durch das Bewusstsein für papyrologische und philologische Schwierigkeiten eröffnet sich ein weites Forschungsfeld, stellen sich Fragen, die es vor einer Interpretation zu beantworten gilt. Zudem sind die sprachlichen und methodischen Schwierigkeiten so weit wie möglich zu beseitigen, was jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass man weder Papyrologe noch Philologe ist und eine Abhängigkeit von den Fachexperten und deren Publikationen bestehen bleibt. Das betrifft zuerst die Lesung der Fragmente, wo Buchstaben in den Text gesetzt werden, von welchen sich nur Spuren finden, und die für ein nicht geschultes Auge kaum Anhaltspunkte für eine Entscheidung bieten. Doch das Entziffern der Papyri kann nicht die Aufgabe eines Theaterwissenschaftlers sein, der sich mit Menander beschäftigt. Glücklicherweise liegen Editionen vor, die einem die Arbeit erleichtern. Die Schwierigkeit liegt eher darin, dass die papyrologische Forschung keine positivistische Tätigkeit ist, und die Lesung der Fragmente in den Editionen vielfach nicht zuletzt von den Interpretationen der jeweiligen Editoren abhängig ist. Dabei lässt die Edition eines Textes freilich unterschiedliche Grade der Interpretation zu – die Berücksichtigung der Forschungsgeschichte kann immer wieder Anstöße zu einer Hinterfragung gängiger Deutungen des Befundes geben. Zudem lassen sich mit einem kritischen Blick, unabhängig von Papyrusfunden oder neuen Lesungen umstrittener Stellen, Argumente für die Interpretation von Menanders Komödien finden. Für den Kolax betrifft das vor allem die seit langem umstrittene Frage nach der Zahl der Parasiten: Es gab im Kolax wohl nur einen schmeichelnden Parasiten namens Struthias alias Gnathon.
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Vorwort
Die vorliegende, von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften durch ein DOC-Stipendium geförderte Arbeit zu Menanders Kolax wurde im April 2005 von der Fakultät für Philologie und Kulturwissenschaften der Universität Wien als Dissertation angenommen und für die Publikation in den Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte überarbeitet. An erster Stelle möchte ich meiner Betreuerin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien, Frau Professor H. Haider-Pregler, für die vertrauensvolle Atmosphäre, in der meine Dissertation entstehen konnte, herzlich danken. Im Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein fand ich in G. Danek, A. Dunshirn, S. Hagel und G. E. Kreuz freundschaftliche Diskussionspartner, die meinen Fragen und Ideen viel Zeit und Aufmerksamkeit schenkten. H.-D. Blume (Münster) kommentierte zwei Manuskripte und gab damit dem Dissertationsprojekt eine neue Richtung. W. Stockert betreute die Dissertation gegen Ende und verfasste das philologische Gutachten. Nach der Promotion konnte ich mit W. G. Arnott (Leeds), C. Austin (Cambridge), P. G. McC. Brown (Oxford), M. Fontaine (Ithaka, N.Y.), V. Liapis (Montreal), H.-G. Nesselrath (Göttingen) sowie C. Römer (Wien) sehr anregende Gespräche über Menanders Kolax führen bzw. weitere Texte dazu diskutieren. Die davon ausgehenden Impulse fanden ihren Niederschlag in der vorliegenden Gestalt der Arbeit, nicht zuletzt im abschließenden Kapitel zu H.-G. Nesselraths und P. G. McC. Browns Thesen zur Begriffsgeschichte von κόλαξ und παράσιτος. C. Austin steuerte einen Textvorschlag für ein mögliches Fragment aus dem Kolax bei, V. Liapis lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Sententiae Menandri. Dadurch konnte gegenüber der Dissertation ein deutlicher Fortschritt erzielt werden. Anregungen für die Überarbeitung brachten weiters die Gutachter der Wiener Studien, in welchen zwei Artikel von mir zu Menanders Kolax erschienen – H. Bannert, P. Lorenz und E. Woytek. Im Zuge der Begutachtung des Textes für die Untersuchungen zur Antiken Literatur und Geschichte steuerten H.G. Nesselrath und O. Zwierlein (Bonn) ebenfalls wertvolle Hinweise bei. A. Dunshirn lektorierte das Manuskript, und S. Vogt sowie C. Hill koordinierten vonseiten des Verlages die Fertigstellung der Druckvorlage. Ihnen allen sei herzlich gedankt. Die Bodleian Library (Oxford) unterstützte meine Arbeit durch eigens angefertigte Fotos der beiden großen Papyrusfragmente zu Menanders Kolax (O.1 und O.5). Die Egypt Exploration Society (London) gestattete freundlicherweise den Abdruck eines bereits publizierten Fotos des kleinen, doch nicht unbedeutenden Papyrusfragments O.25. Das Archäologische Nationalmuseum in Athen sowie das Archäologische Museum in Lipari genehmigten die Verwendung von Bildern interessanter Funde aus ihren Beständen.
Vorwort
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Als Theaterwissenschafter war ich während der Arbeit an Menanders Kolax vielfach auf die Hilfe von Kolleginnen und Kollegen der Klassischen Philologie angewiesen. So leistet das vorliegende Buch nun deutlich mehr, als ich ohne die Hilfe der genannten Philologinnen und Philologen zu leisten imstande gewesen wäre. Dessen bin ich mir durchaus bewusst, und so freut es mich umso mehr, dass meine Dissertation dank Herrn Professor H.-G. Nesselrath Aufnahme in den Untersuchungen zur Antiken Literatur und Geschichte gefunden hat. Matthias Johannes Pernerstorfer Wien, den 21. Juni 2009
Inhaltsverzeichnis Einleitung..........................................................................................................................1 Forschungsgeschichte......................................................................................................9 Quellen zu Menanders Kolax........................................................................................15 Papyrologischer Befund............................................................................................15 Lateinische Bearbeitungen........................................................................................23 Zahl der Parasiten ..........................................................................................................31 Edition und Übersetzung..............................................................................................41 Zur Textausgabe........................................................................................................41 Konkordanz zu Menanders Kolax ...........................................................................41 Dramaturgischer Kommentar ......................................................................................81 Szene I: O.1 Exzerpt A, 1 - 13 .................................................................................81 Szene II: O.1 Exzerpt B und O.5, 14 - 90, Ter. Eun. 232 - 264............................84 Szene III: O.1 Exzerpt C, 91 - 125 ........................................................................100 Szene IV: O.1 Exzerpt D, 126 - 156......................................................................106 Szene V: Die Vorlage von Ter. Eun. III 1, 391 - 433 ..........................................109 Szene VI: Die Vorlage von Ter. Eun. IV 7, 771 - 816.........................................113 Szene VII: Die Vorlage von Ter. Eun. V 7 - 9, 1025 - 1094................................118 Szene VIII: Opfer und Symposion .......................................................................120 Szene IX: Men. Kol. *Fr. 8......................................................................................121 Rekonstruktion und Interpretation ...........................................................................123 Gnomische Weisheiten ...............................................................................................131 Ein neues Menander-Fragment?................................................................................137 Datierung des Kolax .....................................................................................................147 Zum Begriffspaar κόλαξ und παράσιτος .............................................................151 Abkürzungsverzeichnis ...............................................................................................167 Bibliographie.................................................................................................................171 Tafeln.............................................................................................................................189
Einleitung Menander1 (342/41 - 292/90 v. Chr.2) ist ein antiker Komödiendichter, den man auch als einen Autor des 20. Jahrhunderts bezeichnen könnte, denn der Großteil der Texte, die heute von ihm bekannt sind, wurde erst in den letzten hundert Jahren gefunden und veröffentlicht. Noch heute sind auf papyrologisch-philologischem3 und archäologischem4 Gebiet immer wieder Funde zu vermelden, und man könnte meinen, der Reiz, den dieses lange verschollene Material ausübt, beflügelt die Menander-Rezeption. Für eine breite theaterwissenschaftliche Behandlung waren diese neuen Quellen, so hat es den Anschein, meist zu voraussetzungsreich,5 und für eine angemessene Aufnahme auf der Bühne kam die Wiederentdeckung dieses Dichters zu spät. Jene Komödienform, die in der Antike in Menander ihren Höhepunkt erreichte, und die, durch Plautus und Terenz vermittelt, jahrhundertelang prägend wirkte, begeisterte zu diesem Zeitpunkt außerhalb der philologischen Institute kaum mehr. Plautus und Terenz waren weitgehend von den Bühnen verschwunden. Die früheste, heute noch greifbare Reaktion eines Dramatikers auf die aristotelische Poetik6 interessierte höchstens theore_____________ 1 2 3
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Siehe Gomme - Sandbach 1973, S. 1 - 49, Arnott 1979, S. xiii - xlv, Blume 1998, S. 5 - 74. Siehe dazu Schröder 1996, Nesselrath 1999, Sp. 1215; vgl. auch Blume 1998, S. 5 - 15. Zu nennen sind vor allem der codex Cairensis 43227 (ed. pr. Lefebvre 1907, 21911), der erstmals eine umfangreiche Textgrundlage für die Interpretation zur Verfügung stellte, die Papyri aus der Bibliotheca Bodmeriana (Martin 1958, Kasser - Austin 1969a und 1969b), die mit dem Dyskolos das einzige fast vollständig erhaltene Stück überliefern, sowie der Papyrus Sorbonne 72, 2272 und 2273, der große Teile der Komödie Sikyonios/-oi (Blanchard Bataille 1964) enthält. Zur Geschichte der Texte Menanders siehe Del Corno 1964, Blume 1998, S. 16 - 45; zur Menander-Ausgabe des Aristophanes von Byzanz siehe Pfeiffer 21970, S. 235 - 237, Pöhlmann 22003, S. 33f. Zum Haus des Menander in Mytilene siehe Charitonidis u. a. 1970, zu den Funden in Lipari Bernabó Brea 2001. Webster u. a. 31995 und Ferrari 2004 geben einen Überblick über das gesammelte Material. Eine Ausnahme stellt D. Wiles dar, dessen Studie The Masks of Menander jedoch auf unsicheren Vorannahmen aufbaut (Wiles 1991, ND 2004; vgl. die Rezension von H.-D. Blume, Gnomon 66, 1994, S. 667 - 671); von den frühen Arbeiten zu Menander siehe auch Graf 1914. Mit W. G. Arnotts griechisch-englischer Menander-Edition (Arnott 1979, 1996, 2000) und H.-D. Blumes Menander-Buch (Blume 1998) ist nun die Grundlage für eine theaterwissenschaftliche Rezeption dieses Dichters geschaffen. Siehe etwa Webster 1974, S. 68 - 70, von Möllendorff 1994.
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Menanders Kolax
tisch – wer antike Komödie spielte, griff (mit Ausnahme von Schul- und Universitätsaufführungen) fast immer zu Aristophanes. Einer der wesentlichen Gründe für die Rezeption des Aristophanes seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert ist die Tatsache, dass man seine Werke als politische Komödien lesen kann, ja eine Aktualisierung in gesellschaftskritischem Sinn in ihnen nahezu unumgänglich ist.7 Was man an Aristophanes liebt, ist aber bei Menander kaum zu finden.8 Das betrifft die einzige fast vollständig erhaltene Komödie, den Dyskolos, ebenso wie die in weiten Teilen überschaubaren Stücke Epitrepontes und Samia. Der Kolax zeigt Menander jedoch als einen Dichter, der an die Tradition der kritischen Komödie, wie sie in Athen lange gepflegt wurde, anknüpft: Aristophanes hatte in den Rittern den Demagogen Kleon als schmeichelnden Sklaven des Volkes auf die Bühne gebracht, und Alexis nutzte den Vergleich zwischen Komödienparasiten und großtuerischen ‚Parasiten‘ der Alltagswelt für die Pointe, dass der Lebenserwerb beider Gruppen letztlich im Wettkampf der Schmeichelei bestünde (κολακείας ἀγών, Fr. 121 K.-A., 10).9 Im Kolax kritisiert Menander ein gesellschaftliches Phänomen, und obwohl es ihm gegen Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. nicht möglich war, die Namen derer zu nennen, die er mit seiner Kritik an Politschmeichlern und Tyrannen (wie er sie nennt) meinte, so konnte das zeitgenössische Publikum erkennen, um wen es ging. Anhand seiner Titelfigur gelang es Menander, Kritik zu üben und dabei durch ein geschicktes Spiel mit der Mehrdeutigkeit des Wortes ‚Schmeichler‘ (κόλαξ) sowie durch eine gehörige Portion Ironie nicht zum platten Moralisten zu werden (siehe S. 123 - 130). Durch den Titel Kolax kündigte Menander an, dass die Hauptperson des Stückes ein κόλαξ sein werde. Damit konnten Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. unterschiedliche Personenkreise gemeint sein: Einige Jahrzehnte früher wäre dem Publikum klar gewesen, dass ein Parasit in einer Hauptrolle auftreten werde und die Komödie nach ihm benannt war, denn die Parasiten – die freien, doch armen Bürger, die mit Witz und anderen Künsten im Umfeld von wohlhabenden jungen Bürgersöhnen einen Platz an deren Tafel suchten, und die in der Regel als Helfer in Liebesdingen agierten10 – wurden um die _____________ 7 8 9 10
Zur Aristophanes-Rezeption im 18. und 19. Jahrhundert in Deutschland siehe Holtermann 2004, für die Rezeption auf der Bühne des 20. Jahrhunderts Flashar 1991. Das soll nicht heißen, dass Menanders Komödien keine Aussagekraft über die Gesellschaft seiner Zeit hatten; siehe besonders Lape 2004 (Literatur siehe S. 10 Anm. 33). Siehe Bain 1977, S. 213 - 215, Herman 1980 - 81, S. 119 - 124, Nesselrath 1985, S. 105, Arnott 1996b, S. 542 - 550. Zur Frühgeschichte der Parasiten in der Antike siehe Ziehen 1949, Fehr 21994, BruitZaidmann 1995, Kruschwitz - Hiepe 2000; allgemein Meier 1838, Knorr 1875, Ribbeck 1883, Giese 1908, Brinkhoff 1948, Wüst 1949, Nuchelmans 1977, Gil 1981 - 83, Nesselrath
Einleitung
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Mitte des Jahrhunderts im Normalfall noch κόλακες genannt. Danach setzte sich für diese Bühnenfigur jedoch die Bezeichnung παράσιτος durch, und einen gewöhnlichen Parasiten der Komödie als κόλαξ zu bezeichnen, war (obwohl diese weiterhin durchaus schmeicheln konnten) zur Zeit Menanders nicht mehr üblich (siehe S. 153 - 159). Aber im zeitgenössischen philosophischen Diskurs war der Schmeichler ein sehr beliebtes Thema, sei es nun im zwischenmenschlichen Bereich als der falsche Freund, der dem wahren Freund gegenübergestellt wurde,11 oder als Phänomen der politischen Sphäre: Demagogen wurden als Schmeichler der Volksmenge kritisiert, die Günstlinge der Mächtigen, die man häufig für deren Untergang verantwortlich machte, wurden ebenfalls Schmeichler genannt,12 und auch die Komödiendichter griffen diese Diskussion auf. Eine Figur in der Heirat des Diphilos aus Sinope behauptet: Der Schmeichler zerstört den Strategen, den Herrscher, die Freunde und die Städte mit verderblichen Reden, indem er sie eine kurze Zeit lang erfreut (…).13
Welche Art von Schmeichler war also mit dem Titel Kolax gemeint? Menander brachte in diesem Stück einen schmeichlerischen Parasiten im Gefolge eines prahlerischen Soldaten auf die Bühne, wodurch er die großen Herrn der Politik und ihre Freunde karikierte. Der Dichter nutzte das komische Potenzial forciert, das in dem Paar parasitus colax – miles gloriosus steckt. Die Figurenkonstellation impliziert a priori eine Parodie auf die Mächtigen und deren Schmeichler, doch hier werden nicht nur die Dummheit und die Eitelkeit des Soldaten verspottet, sondern auch die Macht des Schmeichlers über den – scheinbar – Mächtigen vorgeführt. O. Ribbeck interpretierte das Zusammenspiel der beiden vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen im ausgehenden 4. Jahrhundert v. Chr.: „Das Überhandnehmen der κολακεία an den Höfen des Philippos von Makedonien, des Alexandros, der Diadochen, sowie auch in der Umgebung ihrer Feldherrn mag es erklären, dass bei und seit Menandros neben παράσιτος auch der Ausdruck κόλαξ
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1985, S. 88 - 121, Damon 1997, Enzensberger 2001, S. 11 - 72, Tylawsky 2002, Flaucher 2003, Antonsen-Resch 2004. Weitere Literaturangaben zu einzelnen Parasiten sind in der Bibliographie zu finden. Aristot. eth. Nic. Κ 3, 1173b31 - 1174a1. Auch Theophrast widmete eine seiner Charakterbeschreibungen dem Schmeichler (char. II) und verfasste eine Abhandlung mit dem Titel Über die Schmeichelei (Fr. 83 Wimmer). Vgl. Aristot. pol. Δ 4, 1292a20 - 24, E 11, 1313b39 - 1314a10. ὁ γὰρ κόλαξ | καὶ στρατηγὸν καὶ δυνάστην καὶ φίλους καὶ τὰς πόλεις | ἀνατρέπει λόγῳ κακούργῳ μικρὸν ἡδύνας χρόνον (…) (Diphilos Fr. 23 K.-A.).
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Menanders Kolax
wieder auftaucht, speciell für den Begleiter des miles gloriosus, dessen ἀλαζονεία er trägt und pflegt[.]“14 Sofern der Kolax in den Jahren nach 316 v. Chr. aufgeführt wurde (siehe S. 147 - 149), könnte die Ausdifferenzierung der Figur des Parasiten in einen gewöhnlichen und einen schmeichlerischen Parasiten zur Zeit der Neuen Komödie (siehe S. 155 - 158), in direktem Zusammenhang mit dieser Komödie stehen. In den um 319 v. Chr. verfassten15 Charakteren des Theophrast, in welchen der Philosoph mehrfach auf Komödienmotive zur Illustrierung der einzelnen Charaktere zurückgreift,16 findet sich noch keine Spur von einer Zusammengehörigkeit des Schmeichlers mit einem Soldaten. Doch spätestens mit dem Kolax war dieses Paar als Paar definiert. Brachte also Menander im Kolax erstmals einen parasitus colax im Gefolge eines miles gloriosus auf die Komödienbühne?17 Auf diese Weise ließe sich zumindest der Zeitpunkt bestimmen, in dem das Wort κόλαξ auf der Komödienbühne in einer neuen, eingegrenzten Bedeutung (wieder) Einzug hielt, nachdem es durch παράσιτος als allgemeine Bezeichnung für die entsprechende Komödienfigur abgelöst worden war. Und was liegt näher, als an den Eingangsmonolog des Struthias (das Vorbild zu Gnathos Rede in Ter. Eun. 232 - 264) zu denken, wo dieser in Abgrenzung zu den traditionellen Methoden der Parasiten seine neue Art des Parasitierens – die Kunst der Schmeichelei – vorstellt? Auch wenn Behauptungen von Bühnenfiguren, eine neue Kunst erfunden zu haben, topisch sind und deshalb nicht implizieren, dass es sich auch um eine Erfindung des Dichters, der seine Figur diese Worte sprechen lässt, handelt,18 so ist doch eine Betonung der Andersartigkeit der sprechenden Figur im Vergleich mit Berufs- oder Standeskollegen festzustellen. Menander traf jedenfalls mit seiner Komödie den Geschmack des breiten Publikums sowie der Kunstrichter der folgenden Epochen, und so wurde der Kolax eine der am häufigsten gespielten und gelesenen Komödien Menanders. In Rom, wo die Dichter kein literarisch geschultes Publikum vorfanden, _____________ 14 15 16 17
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Ribbeck 1883, S. 21; vgl. Nesselrath 1985, S. 107, Herman 1980 - 81, welcher die Situation der ‘Friends’ of the Early Hellenistic Rulers eingehend beleuchtet, Konstan 1997, S. 100f. Siehe Stein 1992, S. 21 - 45. Zum κόλαξ etwa ist die Rezeption der Ritter des Aristophanes von Bedeutung, zu char. II 3 vgl. 908, zu char. II 11 vgl. 783 - 785. Dies schlug bereits Hueffner 1894, S. 9f. vor, doch da er sich einzig auf Ter. Eun. 248 – „ich führte als erster diesen Weg ein“ (ego adeo hanc primus inveni viam) – berief, überzeugte seine These nicht (vgl. Nesselrath 1985, S. 109 Anm. 342). In Alexis Fr. 259 K.-A. etwa wird dem Parasiten Chairephon nachgesagt, er erfinde immer eine neue Kunst, und in Men. Dysk. 492f. schreibt sich ein Koch die Erfindung der Kunst, durch Schmeichelei das notwendige Kochgerät auszuleihen, zu.
Einleitung
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schrieben Naevius (ca. 265 bis um 200 v. Chr.) und Plautus (um 240 - 184 v. Chr.) Komödien mit dem Titel Colax, wobei zumindest Plautus den Kolax des Menander rezipiert haben dürfte (siehe S. 24f.). Ebenfalls zur Freude des Publikums – sowie der eigenen Geldbörse – entlehnte Terenz (195 bzw. 185 159 v. Chr.), wie er sagt, für seinen Eunuchus die beiden Figuren aus dieser Komödie (siehe S. 25 - 29).19 Möglicherweise rezipierte auch der Satirendichter Lucilius († 103/2 v. Chr.) den Kolax, wie Fragmente nahelegen, in denen ein Parasit namens Gnatho bei einer Hausbelagerung beteiligt ist, die von der im Eunuchus des Terenz darin abweicht, dass es zu einem Handgemenge kommt (siehe S. 115f.). Berühmt war der Kolax vor allem aufgrund der Darstellung der Titelfigur. Struthias gehörte zu den berühmtesten Parasiten der Antike, wie etwa drei Stellen in der Suda, einem um 1000 n. Chr. entstandenen Lexikon,20 und eine Erwähnung bei Ailianos (ca. 170 - 230 n. Chr.)21 zeigen. Plutarch (ca. 45 - 120 n. Chr.) hatte den Kolax zur Hand, als er Wie man einen Schmeichler von einem Freund unterscheidet verfasste; er zitiert zumindest drei Verse bzw. Verspartien aus dieser Komödie.22 In seiner Schrift Vom Selbstlob (De laude ipsius) sind wahrscheinlich ebenfalls zwei Kolax-Fragmente zu finden.23 Auch Athenaios aus Naukratis (um 200 n. Chr.) zitierte in den Gastmahlsgelehrten (Deipnosophistai) den Kolax mehrfach und überliefert nicht zuletzt das längste Fragment dieser Komödie, in dem ein Koch für das Fest der Athene Pandemos opfert.24 Weiters lobt Athenaios, indem er eine seiner theatergeschichtlichen Quellen wiedergibt, Menander habe im Kolax die Titelfigur mit größtmöglicher Sorgfalt gestaltet.25 Deshalb ist es gut vorstellbar, dass es die gelungene Gestaltung der Titelfigur war, die Timachidas von Rhodos gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. veranlasste, einen Kommentar zum Kolax zu verfassen – was für Menander eine Seltenheit darstellt.26 _____________ 19 20 21 22 23 24 25 26
Ter. Eun. 30 - 34 (Test. v), vgl. Suetons Vita Terenti II. Test. iii. Ail. nat. IX 7 (Test. iv). Plut. ab adul. et am. 13, mor. 57C, Frr. 2 und 3, sowie möglicherweise *Fr. 10 und 11 – die Unsicherheit der Zuweisungen durch moderne Autoren wird durch * angezeigt. Men. Kol. *Fr. 8 (Plut. De laude ipsius 21, mor. 547C), *Fr. 9 (Plut. De laude ipsius 22, mor. 547DE). Men. Kol. Fr. 1 = Athen. XIV 659d. Fr. 2, 1 - 5 = Athen. X 434bc, Fr. 2, 1 - 2 = Athen. XI 447e, Fr. 4 = Athen. XIII 587d, Fr. 5 = Athen. VII 301d, Test. ii = Athen. VI 258e. Athen. VI 258e (Test. ii). Test. i, darüber hinaus sind zwei Kommentare zur Theophorumene bezeugt, die Zeugnisse zur wissenschaftlichen Behandlung Menanders in der Antike finden sich als Test. 75 - 82 K.-A. in PCG VI 2.
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Menanders Kolax
Interesse fanden zudem die gnomischen Formulierungen des Stückes. Sie sind in einzelnen Sentenzensammlungen,27 aber etwa auch in der Anthologie des Stobaios (5. Jahrhundert n. Chr.) anzutreffen, wo drei Verse zitiert werden, in welchen eine Figur die Schmeichelei als ungerechten Weg, sein Glück zu machen, charakterisierte.28 Obwohl Menanders Kolax eine so berühmte Komödie war und die Fragmente seit langem bekannt sind, wurde bislang keine ausführliche Diskussion der Quellen vorgelegt. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Rezeptionsgeschichte des Kolax, wie das erste Kapitel zur Forschungsgeschichte zeigen soll. Im zweiten Kapitel folgt eine Diskussion der umfangreichen Quellen zu Menanders Kolax, womit die drei Papyrusfragmente (O.1, O.5 und O.25), die Textpassagen im Original überliefern, sowie die lateinischen Bearbeitungen gemeint sind (kleinere Fragmente und Testimonien werden demgegenüber im Dramaturgischen Kommentar behandelt). Für das größte Papyrusfragment (O.1) stellt die Klärung des Systems zur Kennzeichnung der Sprecherwechsel einen wichtigen Punkt dar. Zu den lateinischen Quellen gilt es folgende Fragen zu besprechen: Bearbeiteten Plautus oder Naevius oder beide den Kolax? Und welche Szenen im Eunuchus des Terenz sind durch die Rezeption des Kolax beeinflusst? Das dritte Kapitel erörtert die zentrale Frage nach der Zahl der Parasiten im Kolax, von welcher nicht zuletzt eine große Zahl von Sprecherzuweisungen abhängt: Nach einem Forschungsüberblick werden die bisher vorgebrachten Argumente, die jedoch keine Entscheidung zulassen, diskutiert. Danach sollte durch bislang nicht berücksichtigte Quellen, neue Argumente sowie das Aufzeigen von inneren Widersprüchen der Zwei-Parasiten-These nachzuweisen sein, dass es im Kolax nur einen schmeichelnden Parasiten namens Struthias alias Gnathon gab. Erst nachdem die Frage nach der Zahl der Parasiten geklärt ist, können im vierten Kapitel Edition und Übersetzung des Textes geboten werden. Dabei soll der papyrologische Befund, sofern dies möglich ist, durch die graphische Darstellung nachvollziehbar gemacht werden. Da sich bislang aufgrund von Zuwächsen des Textmaterials und von Nachteilen der einzelnen vertretenen Verszählungen keine von diesen durchgesetzt hat, werden eine neue Verszählung eingeführt und eine Konkordanz, in welcher die wichtigsten Editionen berücksichtigt sind, vorangestellt. Vielfach ist der Text zu fragmentarisch überliefert, als dass eine metrische Übersetzung möglich wäre, und auch sonst kann der deutsche Text nicht den _____________ 27 28
Men. Kol. *Fr. 7 = P. Oxy. 3005, col. ii, 5; vgl. das Kapitel Gnomische Weisheiten S. 131 - 136. Men. Kol. 43 - 45 = Stob. III 10, 21 (= Fr. 294 K). Zu Men. mon. 16 J = Stob. I 3, 44 (die Sentenz ist mehrfach überliefert).
Einleitung
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Anspruch erheben, die sprachliche Kunst Menanders zu vermitteln. Die Prosaübersetzung dient in erster Linie als Verständnishilfe. An dieser Stelle sei angemerkt, dass all jene Übersetzungen, bei welchen kein Übersetzer genannt ist, von mir stammen. Im so genannten Dramaturgischen Kommentar werden der Stückchronologie folgend die einzelnen im Original oder in lateinischer Bearbeitung erhaltenen Szenen behandelt. Dabei ist das Hauptaugenmerk auf die Rekonstruktion dessen, wer mit wem in welcher Situation über wen bzw. worüber spricht, gerichtet. Wo sich die Möglichkeit bietet, wird mit Hilfe von Untersuchungen zur Handlungsgliederung bei Menander versucht, einzelne Szenen im Rahmen der Dramaturgie des Stückes zu lokalisieren. Da es sich um einen ‚dramaturgischen‘ Kommentar handelt, wird auf sprachliche Details nur eingegangen, sofern dies für die inhaltliche Argumentation vonnöten ist. Rekonstruktion und Interpretation des Kolax folgen als sechstes Kapitel. Auf die Ergebnisse des Dramaturgischen Kommentars aufbauend werden Perspektiven für eine Interpretation der Fragmente diskutiert und Menander als politischer Dichter vorgestellt. Zudem werden Plutarchs einleitende Worte zu Zitaten aus dem Kolax (Fr. 2, 3 und *11) als ein Indiz für die Realisierung einer Szene gewertet, in der Struthias „spazierend“ die Dummheit des miles gloriosus Bias vorführt. Diese Szenerie vor Augen sollen zwei Terrakottastatuetten aus dem Nationalmuseum in Athen, die als ‚parasite‘, ‚parasite-flatterer‘ oder ‚flatterer‘ gedeutet wurden, auf die Titelfigur des Kolax zurückgeführt werden. Es folgt ein kurzes siebentes Kapitel zu den Gnomischen Weisheiten, in dem der bislang wenig berücksichtigte Zusammenhang zwischen dem Kolax und den Menander-Sentenzen diskutiert wird. Das achte Kapitel ist der Frage gewidmet, ob Plutarch an den Kolax dachte, als er in seiner Schrift Wie man einen Schmeichler von einem Freund unterscheidet einen gewissen Bias zitiert, der auf die Frage, was das gefährlichste Lebewesen sei, antwortete: „Von den wilden der Tyrann, von den zahmen der Schmeichler.“ Es könnte sich um ein Zitat aus dem Kolax handeln – die Zuschreibung an Menander bleibt jedoch unsicher. Im abschließenden wissenschaftsgeschichtlichen neunten Kapitel wird anhand einer kritischen Diskussion der Thesen von H.-G. Nesselrath und P. G. McC. Brown zur Begriffsgeschichte von κόλαξ und παράσιτος die Entwicklung der Parasitenfigur auf der griechischen Komödie dargestellt, um einen Anstoß für eine weitere Auseinandersetzung mit dieser Frage zu geben.
Forschungsgeschichte Die Geschichte der modernen Forschung zu Menanders Kolax könnte man mit der (mittlerweile nicht mehr vertretenen) Zuschreibung eines der ersten bekannt gewordenen Menander-Papyri durch F. Blass im Jahre 1898 beginnen lassen,1 doch war rückblickend B. P. Grenfells und A. S. Hunts editio princeps von P. Oxy. 409 im Jahre 1903 das entscheidende Ereignis.2 Nachdem die Publikation dieses Papyrus zu Menanders Kolax angekündigt worden war, wartete man gespannt.3 So vor allem die Terenzphilologie, denn bekanntlich lässt Terenz im Eunuchus den Sprecher des Prologs verlauten, der schmeichlerische Parasit Gnatho und der prahlerische Soldat Thraso seiner Komödie seien dem Kolax entnommen und in seine Hauptvorlage – den Eunuchos des Menander – eingefügt (30 - 34). Deshalb stand der Eunuchus seit jeher im Zentrum des Interesses, wenn es um die Frage der Originalität des Terenz ging.4 Die Hoffnung war groß, sich aufgrund des neuen Fundes ein besseres Bild vom Umgang des römischen Dichters mit seinen griechischen Vorlagen machen zu können. Doch diese Hoffnung wurde enttäuscht, da P. Oxy. 409 eine Zusammenstellung von einzelnen Passagen aus dem Kolax ist, die keine Schlüsse auf die Dramaturgie Menanders zulassen und sich zudem nicht mit den Kolax-Szenen im Eunuchus decken. Immerhin zeigte F. Leo in seinem noch im Jahre 1903 publizierten Artikel, dass „[d]ie Handlung des Κóλαξ (…) mit der des Eunuchus keine Verwandtschaft“5 hat. Wahrscheinlich liegt darin, dass die Publikation von P. Oxy. 409 nicht die erhofften Fortschritte für die Terenzphilologie bedeutete, der Grund, weshalb sich kaum Philologen dem Kolax widmeten; bis zur editio princeps von P. Oxy. 1237 durch B. P. Grenfell und A. S. Hunt im Jahre 19146 sind außer F. Leo nur S. Eitrem,7 A. Kretschmar, der in seiner Dissertation ausführlich auf _____________ 1 2 3 4
5 6 7
Blass 1898; siehe dazu S. 116f. Ed. pr. Grenfell - Hunt 1903. Vgl. Leo 1903, S. 673. Zur Forschung zum Eunuchus des Terenz und dessen Vorlagen vor den Papyrusfunden aus dem Kolax siehe Ihne 1893 und Fabia 1895. Zum Kolax vor Grenfell - Hunt 1903 siehe auch Bethe 1902; zu nennen ist zudem Oudegeest 1906, der P. Oxy. 409 nicht berücksichtigte. Leo 1903, S. 689. Grenfell - Hunt 1914. Eitrem 1906.
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den Kolax einging,8 und ein trefflicher Kurzkommentar von F. Blass zu nennen.9 Und obwohl dieser Fund mehr Fragen aufwarf als beantwortete, und aus heutiger Sicht die Suche nach einer Lösung, ob es ein oder zwei Parasiten im Kolax gab, nahelag, blieb die explizite Beschäftigung mit dieser Komödie weiterhin die Ausnahme. In den Jahren nach dem Bekanntwerden von P. Oxy. 1237 legten G. Coppola,10 E. J. Kuiper,11 der eine sehr spekulative, doch lange einflussreiche Rekonstruktion unternahm, und K. Büchner, der Gnathos Eingangsmonolog in Ter. Eun. 232 - 264 vor dem Hintergrund des griechischen Originals interpretierte,12 Artikel zum Kolax vor. Doch danach verschwand die Komödie, ohne dass sich in den wesentlichen Punkten eine communis opinio herausgebildet hatte, in der Versenkung. Sofern sich die Philologen nicht dem großen Fund von Kairo im Jahre 1907 zuwandten, der von Menanders Komödien Heros, Epitrepontes, Perikeiromene und Samia sowie einer nicht zu identifizierenden Fabula Incerta umfangreiche Passagen überliefert,13 sondern weiterhin anhand von Terenzens Eunuchus die Originalitätsfrage zu klären versuchten, wurde in erster Linie an der Rekonstruktion von Menanders Eunuchos gearbeitet; der Kolax diente für gewöhnlich nur als Quelle. F. Leo hatte angenommen, „[f]ür die Analyse (…) bietet die Arbeit des Terenz keine Handhaben, die fest zuzugreifen gestatteten. Er hat zu geschickt gearbeitet und eben das verstanden, worauf es hier ankam (…), die Fugen zu verstreichen.“14 Diesem Urteil stimmte G. Jachmann nicht zu, denn er war hinsichtlich der Methoden der Originalitätsforschung zu dem Schluss gekommen: „Lediglich mit Hilfe der Scheere konnte die Ineinanderfügung [der selbständigen Eindichtungen des römischen Dichters] nicht geleistet werden; zweifellos mußten oft Übergänge und Überleitungen geschaffen werden, oft Fugen und Risse verkleidet werden.“ Jachmann zog daraus den Schluss, „[s]olche dennoch zu entdecken, und da den Hebel anzusetzen, ist unsere Aufgabe.“15 Er legte mit seinem Artikel Der Eunuchus des Terenz den Grundstein für die analytisch orientierte Auseinandersetzung mit dieser Komödie, wobei es ihm darum ging, ausgehend von ‚Spuren‘ der Arbeit des Terenz, die Jachmann zumindest glaubte, diagnostizieren zu dürfen, den originalen Hand_____________ 8 9 10 11 12 13 14 15
Kretschmar 1906, S. 63 - 80. Blass 1906. Coppola 1923. Kuiper 1932. Büchner (1937) 1964. Lefebvre (1907) 21911. Leo 1903, S. 688. Jachmann 1921, S. 72.
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lungsgang nachzuzeichnen. Jachmanns Weg folgten U. Knoche,16 G. Pasquali,17 H. Drexler18 und E. Dieffenbach.19 Sie kamen dabei zu äußerst unterschiedlichen Ergebnissen:20 Allgemein anerkannte Ergebnisse erzielte man trotz all dieser Bemühungen nicht, so daß sich weithin die Neigung verbreitete, die Kontaminationsfrage als unlösbar zu betrachten, wenn man nicht sogar die auf sie gerichtete Forschung für eine mehr oder weniger fruchtlose Verirrung, vornehmlich der deutschen Philologie, hielt[.]21
Die einseitige Ausrichtung der Analytiker auf das originale griechische Kunstwerk, die geringschätzige Behandlung des Terenz und dann Jachmanns Terenz-Artikel in Paulys Realencyclopädie der Classischen Altertumswissenschaften provozierten.22 Das rief eine Gegenreaktion vonseiten derer hervor, die in Terenz keinen schlecht nachahmenden Dichterling, sondern einen schöpferischen Dichter sahen:23 E. Meyerhöfer,24 E. Reitzenstein,25 A. Klotz26 und O. Bianco.27 W. Ludwig stellte 1959 mit seinem Artikel Von Terenz zu Menander28 die Diskussion um den Eunuchos des Menander auf eine neue Ebene. Es bildete sich die communis opinio heraus, dass Terenz im Eunuchus im Großen und Ganzen der Handlung von Menanders Eunuchos folgte und die Übernahme des schmeichlerischen Parasiten und des prahlerischen Soldaten die Struktur des Stückes nicht grundlegend veränderte. Die Originalitätsfrage war durch die Etablierung einer communis opinio bezüglich der Gesamtstruktur keineswegs abgehakt, wie der programmatische Titel Zur Eigenart der römischen Komödie: Plautus und Terenz gegenüber ihren griechischen Vorbildern29 von K. Gaisers Artikel sowie K. Büchners Terenzbuch _____________ 16 17 18 19 20 21 22 23
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Knoche 1936, 1938 und 1941. Pasquali 1936. Drexler 1938 und 1941. Dieffenbach 1949. Eine eigene Sicht der Dinge entwickelte Kuiper 1936, S. 15 - 51 (vgl. auch 1932). Ludwig 1973a, S. 354f.; zu dieser Diskussion siehe H. Martis Forschungsbericht (Marti 1962 - 64). Jachmann 1934, bes. Sp. 611 - 631. Vgl. weiters Norwood 1923, S. 53 - 69 und Rand 1932, die um die Beschreibung der Kunst des römischen Dichters bemüht sind. In dieser Hinsicht ist auch Gilmartin 1975, die den (positiven) Effekt der Kontamination im Eunuchus des Terenz diskutiert, von Bedeutung. Meyerhöfer 1927. Reitzenstein 1940. Klotz 1946. Bianco 1962, S. 133 - 168. Ludwig 1973a; siehe die Kommentare von Marti 1964, S. 66, Lowe 1983, S. 428. Gaiser 1972.
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zeigen.30 Und es sei nicht verschwiegen, dass in jüngster Zeit E. Lefèvre im Geiste des Freiburger Sonderforschungsbereiches Übergänge und Spannungsfelder zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit so viel Terenzisches wie möglich im Eunuchus nachzuweisen versuchte.31 Für die neuere Terenzphilologie ist zu beobachten, dass die Rekonstruktion der griechischen Vorlagen ein Anliegen unter vielen ist, und dass es vom Interesse der jeweiligen Autoren abhängt, ob eine solche versucht wird. Das lässt sich anhand der in den letzten Jahren erschienenen Kommentare zum Eunuchus ersehen: J. A. Barsby äußert sich ausführlich zu dieser Thematik und gibt in einer Appendix Textpassagen aus dem Kolax an.32 Dagegen nimmt in den Kommentaren von L. Tromaras33 und A. J. Brothers34 die Originalitätsfrage wenig Platz ein. Die Menanderphilologie ignorierte den Kolax bis auf die oben erwähnten Arbeiten weitgehend. In Monographien zu diesem Dichter wird das Stück bis auf wenige Ausnahmen35 nicht oder nur am Rande genannt. Bezeichnend ist, dass, kurz nachdem E. G. Turner im Jahre 1968 mit P. Oxy. 2655 ein neues Fragment zum Kolax publiziert hatte,36 diese Komödie in einem Sammelband der Fondation Hardt zu Menander,37 in dem u. a. so bedeutende Menanderforscher wie E. W. Handley, W. Ludwig, F. H. Sandbach und C. Questa schrieben, kein einziges Mal erwähnt wurde. Einen echten Impuls gab auch die Publikation von P. Oxy. 3534, eines Fragments, das etwas Licht ins Dunkel der Fragen zum Kolax brachte, durch E. W. Handley im Jahre 1983 nicht.38 Doch in dem ähnlich prominent besetzten Sammelband Relire Ménandre39 beschäftigte sich zumindest P. G. McC. Brown in einem Artikel zur Bedeutung des Codex Bodmer für die Interpretation der Schlüsse der römischen Komödien mit diesem Stück.40 An Ironie grenzt, dass selbst bei einem Symposion mit dem Titel Menandro. Cent’ anni di papiri, das im Jahre 2003 in Florenz stattfand – also exakt hundert Jahre nach _____________ 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40
Büchner 1974, S. 230 - 306; von den neueren Artikeln sind für den Kolax Pepe 1972, LloydJones 1973, Steidle 1973, Brown 1990 und Barsby 1993 interessant. Lefèvre 2003. Barsby 1999, S. 305 - 311. Tromaras 1994. Brothers 2000. Capovilla 1924, Kuiper 1936, Webster 21960 und 1974. Turner 1968. Turner 1970. Handley 1983. Handley - Hurst 1990. Brown 1990.
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der editio princeps von P. Oxy. 409 –, niemand über den Kolax referierte.41 Nach 1983 war zwar kein Zuwachs an Quellen zu verzeichnen, doch immerhin waren die Fragen zum Kolax noch keineswegs zu Ende diskutiert. Das bedeutet nicht, dass der Kolax der Menanderphilologie unbekannt geblieben wäre, denn dort, wo diese Komödie nicht zu umgehen war, wurde sie klarerweise berücksichtigt: In Lexikonartikeln,42 Forschungsberichten43 und Editionen von Menanders gesamtem erhaltenen Werk44 sowie im Rahmen der Forschung zu den Menander-Sentenzen, auf die im sechsten Kapitel gesondert eingegangen wird (S. 131 - 136). An dieser Stelle sei die Edition von S. Sudhaus besonders hervorgehoben, die unabhängig von der falschen Einordnung von O.5 col. ii im Anschluss an Vers 10345 für die Interpretation des Kolax von Bedeutung ist.46 Leider bietet Sudhaus weder eine ausführliche Einleitung noch einen Kommentar, in dem er etwa die Ergänzung eines dikolons vor οἴχομαι in Vers 38 erklärt, welche zeigt, dass er das System der Markierung von Sprecherwechseln in O.1 durchschaute (siehe S. 17 - 19). In einigen kleineren Artikeln wurden sprachliche Details untersucht,47 die noch im Kommentar von A. W. Gomme und F. H. Sandbach aus dem Jahre 197348 den meisten Raum einnehmen. Danach kam die Kommentierung des Kolax weitgehend zum Erliegen. Von den wenigen Rekonstruktionen des Stücks49 stammt nur jene in T. B. L. Websters An Introduction in Menander aus diesen Jahren.50 Das erklärt, weshalb lange Zeit Interpretationen der Fragmente des Kolax Mangelware sind. Meist finden sich solche in Studien, in welchen diese Komödie aufgrund ihrer Bedeutung für die Geschichte des Soldaten51 und des Parasiten52 auf der griechischen Komödienbühne nicht _____________ 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52
Bastianini - Casanova 2004; hier wird der Kolax immerhin mehrfach erwähnt. Körte 1931, Sp. 730f., Schmalzriedt 1990. Blass 1906, Körte 1924, Mette 1966, Arnott 1970a, Übel 1971, Daris 1997; vgl. auch D. Del Corno: Rez. Turner 1968, Gnomon 42, 1970, S. 253 - 255. In den Vorworten ihrer Editionen äußerten sich einige Philologen zum Kolax: Jensen 1929, S. L - LIV, Coppola 21938, S. 65 - 68, Del Corno 1966, S. 475 - 480. P. Oxy. 2655, der die Verse 105 - 118 und 139 - 156 bzw. Teile davon überliefert, war 1909 bzw. bei der Fertigstellung der zweiten Auflage 1914 noch nicht publiziert. Sudhaus 21914. Hense 1924, S. 4, Schröder 1960, Arnott 1968b, S. 239, Borgogno 1978, S. 395, Stephanopoulos 1987, Arnott 1996c, S. 21f. Gomme - Sandbach 1973, S. 419 - 433. Meyerhöfer 1927, S. 13f., Kuiper 1932, Mette 1966, S. 72f. Webster 21960, bes. S. 67 - 76 und 1974, bes. S. 158 - 160. G. Wartenberg in Hofmann - Wartenberg 1973, S. 28 - 31, Blume 2001, S. 190 - 192. Gil 1981 - 83, S. 52 - 56, Nesselrath 1985, S. 108f.; vgl. auch M. M. Henrys Studie zu den
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Menanders Kolax
ignoriert werden konnte. P. G. McC. Brown versuchte immerhin, zwei Menander-Fragmente dieser Komödie zuzuweisen.53 Durch W. G. Arnotts Loeb-Edition Menanders (1979, 1996, 2000) wurde eine neue – doch gerade was den Kolax (1996, S. 151 - 203) betrifft, nicht ganz unbedenkliche – Grundlage für eine breite Rezeption Menanders geschaffen. In Kombination mit dem verstärkten kulturgeschichtlichen Interesse führte dies zu einer Reihe von Arbeiten zum Parasiten auf der antiken Komödienbühne.54 Das vorliegende Buch ist ebenfalls in diesem Kontext entstanden.55 In den letzen Jahren schrieb C. Pernigotti einen Artikel, in dem er die Frage nach der Funktion der Exzerptsammlung O.1 diskutierte.56 H.-D. Blume verfasste einen kurzen Text mit dem Titel Wiederlesen macht Freude. Bemerkungen zum Kolax des Menander.57 Im Zuge meiner Arbeit an der Dissertation entstanden zwei Artikel, in welchen die ‚politische‘ Lesart der Komödie formuliert wurde,58 und danach konnte ich die Frage zur Zahl der Parasiten im Kolax sowie philologische Aspekte zu den Exzerpten A bis C in zwei Artikeln diskutieren, die in den Wiener Studien erschienen.59 Reaktionen auf diese Publikationen – u. a. von P. G. McC. Brown60 – sind in der vorliegenden Arbeit bereits berücksichtigt.
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Hetären in der griechischen Komödie (Henry 21988, S. 122f.). Brown 1992, es handelt sich um Men. Kol. *Fr. 8 und *Fr. 9. Tylawsky 2002, S. 96 - 100, Antonsen-Resch 2004, S. 153 - 178; vgl. das Terenzbuch von Kruschwitz (2004a, S. 72 - 95), der sich ebenfalls mit der Figur des Parasiten beschäftigt hat (Kruschwitz - Hiepe 2000). Den ersten Impuls für eine Beschäftigung mit dem Kolax gab mir H.-G. Nesselraths Idee eines komischen Duells zwischen dem κόλαξ Struthias und dem παράσιτος Gnathon (Nesselrath 1985, S. 108f.). Pernigotti 2005. Blume 2005. Pernerstorfer 2005a und 2005b. Pernerstorfer 2006 und 2008. Brown 2009.
Quellen zu Menanders Kolax Papyrologischer Befund O.1
[40,0 × 24,0 cm] Das größte Papyrusfragment des Kolax, O.1, stammt den Herausgebern der editio princeps von P. Oxy. 409 zufolge aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.: The MS. is written in rapidly formed medium-sized uncials which we should assign to about the middle of the second century. This date is also indicated by the two marginal notes (…) written by the original scribe in a smaller and more cursive hand, and also by the accounts (…) on the verso, which are not later than the first half of the third century, and may belong to the end of the second.1
Über die Handschrift äußerte sich C. Pernigotti, der O.1 in jüngster Zeit behandelte, ausführlich: Come osservava E. G. Turner (P. Oxy. XXXIII, 10), “the handwriting is a rapidly formed but no unattractive medium to small capital” e “the scribe is, in general, careful and scrupulous”, tanto da scrivere regolarmente lo iota ascritto, segnare con precisione la punteggiatura, utilizzare segni di elisione e, talora, correggere i propri errori. La rapidità di scrittura, cioè, non va a scapito dell’accuratezza e della leggibilità, agevolate anche dal ricorso ad ampi margini superiore ed inferiore, ad un interlineo regolare, e ad un intercolumnio piuttosto generoso. Anche nell’impiego dei segni di scansione degli excerpta è preciso ed accurato, e l’insieme generale del prodotto fa pensare ad un libro da biblioteca, intendendo con questo che la primaria destinazione sembra indicare un buon livello erudito ed un’ampia e comoda leggibilità, a prescindere dai possibili usi che di questo come di un qualsiasi documento potevano essere fatti in altri momenti.2
Der Papyrus O.1 setzt sich aus P. Oxy. 4093 und 26554 zusammen und überliefert Reste von vier Kolumnen mit jeweils gut 30 Versen. Von col. i ist die _____________ 1 2 3 4
Grenfell - Hunt 1903, S. 19; vgl. Turner 1968, S. 10, Arnott 1970a, S. 53f. und Daris 1997, S. 66. Pernigotti 2005, S. 73. Ed. pr. Grenfell - Hunt 1903. Ed. pr. Turner 1968.
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linke Hälfte abgetrennt, col. ii und col. iii sind teilweise beschädigt: col. iii vor allem um die Bruchlinie zwischen den beiden Textträgern, col. iv bricht nach 18 verstümmelten Versen ab.5 Zwei Scholien (Randkommentare zu einzelnen Textstellen) sind zu διμοιρίτης (29) und Ἀστυάνακτος (106) notiert. Zwei Zitate, 43 - 45 (Fr. 294 K) und 50 - 51 (Fr. 731 K), sind bei antiken Autoren für den Kolax belegt. Der Papyrus überliefert keinen durchlaufenden Dramentext, sondern mehrere Exzerpte, sodass die Zuschreibung des gesamten Textes zum Kolax nicht a priori vorausgesetzt werden kann. Streng genommen ist nur Exzerpt B durch die oben genannten Zitate für diese Komödie gesichert. Dennoch ist auch für den Rest die Zugehörigkeit zum Kolax wahrscheinlich: Bei Exzerpt A handelt es sich um einen prologartigen Monolog. Einen solchen aufzuschreiben hat nur dann Sinn, wenn sich dieser auf das Folgende bezieht, d.h. aus demselben Stück stammt. Exzerpt C passt inhaltlich zu den ‚gesicherten‘ Partien, punktuell werden Gedanken aufgenommen und weitergeführt. In 91 - 100 werden Vorwürfe aus 40 - 42 (ironisch) verkehrt. In 102 - 125 wird ausführlich über die Überlistung von sich sicher fühlenden Menschen gesprochen. Dieses Motiv findet sich in 43 - 45 in einer Sentenz formuliert. Als Argument für die Zugehörigkeit von Exzerpt D (126 - 156) zum Kolax ist die Erwähnung eines ξένος (eines Fremden) in den Versen 136 und 144 zu werten, bei dem es sich voraussichtlich um den Rivalen des Pheidias handelt: Im Eunuchus des Terenz ist der Rivale des jungen Liebhabers ebenfalls ein Fremder (759f.), doch das dürfte er im Eunuchos des Menander nicht gewesen sein. Denn dort ging es der Protagonistin, wie aus der Darstellung der Thais (Chrysis bei Menander) noch ersichtlich wird, darum, in Athen Rechtsschutz zu finden. So ist anzunehmen, dass Terenz für diese Passage den Kolax als Vorlage verwendete. Zudem wird die Gefahr eines gewaltsamen Einschreitens in Exzerpt D thematisiert (137f., vgl. auch Exzerpt C, 114 - 117): Im Eunuchus findet eine Hausbelagerung in einer Szene statt, in welcher die KolaxFiguren eine wichtige Rolle spielen (siehe S. 113 - 117). Weiters lassen sich die Scholien zu διμοιρίτης und Ἀστυάνακτος am besten durch die Verwendung eines Kommentars zum Kolax beim Erstellen der Exzerptsammlung erklären.6 Das wiederum spricht dafür, dass sich der _____________ 5 6
Siehe Turner 1968 sowie die neueren Kommentare von Gomme - Sandbach 1973, S. 419 und Arnott 1996a, S. 153. Ein solcher wurde etwa von Timachidas von Rhodos im 2. Jahrhundert v. Chr. verfasst (Test. i) – „Sollten die zufällig erhaltenen Scholien zu Kol. 29 und 100 (Sandb., app. crit.) auf diesen Kommentar zurückgehen?“ (Blume 1998, S. 23 Anm. 20, vgl. Martina 2004, S. 109 und Blume 2005, S. 33).
Quellen
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Schreiber an eine einzige Vorlage gehalten hat. Deshalb ist O.1 so gut wie sicher zur Gänze vom Kolax des Menander herzuleiten.7 Die Erkenntnis, dass mit O.1 eine Exzerptsammlung vorliegt, hat zur Folge, dass die einzelnen Exzerpte voneinander gesondert werden müssen. Dabei ist von der diple obelismene (>—)8 zwischen den Versen 54 und 91 auszugehen. Sie kennzeichnet eindeutig eine Auslassung. Das geht daraus hervor, dass in Vers 91 εἷς ἐστ[ι]ν, [εἷς („Einer ist’s, einer“) linksbündig geschrieben steht und der Rest der Zeile frei bleibt. Die Worte sind jedoch der Beginn eines Satzes, der in den Versen 92f. fortgesetzt wird, d.h. der Versbeginn fehlt. Worum es im Kolax zwischen Exzerpt B und Exzerpt C gegangen ist, überliefert teilweise O.5: Auf diesem Papyrus finden sich die Enden der Verse 53 - 54, O.5 setzt jedoch anders fort.9 Zwischen den Versen 13 und 15 ist eine Zeile Abstand. Da von col. i die linke Hälfte fehlt, kann nicht überprüft werden, ob eine Leerzeile vorliegt, oder ob es sich um einen mit 54/91 vergleichbaren Fall handelt. In beiden Fällen hat ein Eingriff in den Text stattgefunden.10 Die Frage, ob dieser nach Vers 13 ebenfalls durch eine diple obelismene vermerkt gewesen ist, kann nicht entschieden werden, da die linke Hälfte der Kolumne fehlt. Durch eine solche werden jedenfalls die Exzerpte C und D voneinander getrennt.11 Das System zur Kennzeichnung der Sprecherwechsel in O.1, das für die Zuweisung von Verspassagen an einzelne Sprecher von zentraler Bedeutung ist, unterscheidet sich von jenem der großen Menanderfunde. Zu P. Bodmer IV (Dyskolos) etwa stellte F. Stoessl fest: Das System unseres Papyrus (…) beruht auf dreierlei Zeichen: a) Dem Doppelpunkt in Verbindung mit b) der Paragraphos, die links unter den Anfang eines Verses gesetzt wird, wenn in ihm oder an seinem Ende Sprecherwechsel eintritt; c) der gelegentlichen namentlichen Beischrift des jeweiligen Sprechers, und zwar an einem der beiden Ränder oder interlinear.12
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Es ist mehr als die „most economical hypothesis“ (Turner 1968, S. 9). Zu diakritischen Zeichen in antiken Papyri und Büchern siehe Hutchinson 2008. Die Abweichung αποφαινεις O.1: ]οβαινεις O.5 bereitet den Editoren zufolge keine Schwierigkeiten. Mehrfach wurde die Lücke nach Vers 13 nicht als Exzerptgrenze gewertet und ein Monolog des Pheidias bis Vers 18 angenommen (Robert 1908, Jensen 1929, Körte - Thierfelder 31957, Del Corno 1966, Edmonds 1961, Mette 1966, S. 72 (?), Zimmermann 1998, S. 253). „D224 [= 125]: Traces of a διπλῆ ὠβελισμένη under the beginning of the line in O.1“ (Arnott 1996a, S. 182). Auch Austin 1973 setzt eine solche in den Text. Es handelt sich tatsächlich nur um Spuren. Stoessl 1960, S. 10 (vgl. Stoessl 1969; zur Kritik an Stoessls rigoroser Anwendung der im Detail deutlich komplexeren Beobachtungen zum System der Sprecherwechsel siehe die
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Menanders Kolax
E. G. Turner schrieb in der editio princeps von P. Oxy. 2655: Normally the scribe uses dicola to mark a change of speaker, but he never gives a character name (…). It is to be noted that he does not have a dicolon at i 14 (…), or at ii 54, which (…) are the closing verses of excerpted sections. If dicola are absent from the ends of other verses in this text below which a horizontal line can be discerned (often insufficient surface of the papyrus remains to show whether it is a paragraphus or diple obelismene, but there must certainly be a change of speaker), the sections may perhaps end at those places too. Such cases occur certainly at ii 94 ἄθλιοι [= 100], and iii 108 τὰ λοιπά σοι [= 125].13
Turner referierte damit Überlegungen T. B. L. Websters, die wichtig für dessen Idee einer Trennung von Exzerpt C in zwei Exzerptteile (91 - 100 und 101 - 125) waren,14 die jedoch das System zur Kennzeichnung von Sprecherwechseln und Exzerptgrenzen in O.1 kaum richtig erfassen: Nur wenn für den Schreiber paragraphos und diple obelismene gleichbedeutend waren und beliebig eingesetzt wurden, haben diese Überlegungen Aussagekraft. Unter der Voraussetzung, dass der Schreiber nicht beliebig vorging, lässt sich folgendes System rekonstruieren:15 Ein Sprecherwechsel wird an Exzerptgrenzen durch eine diple obelismene und im durchlaufenden Text durch eine paragraphos optisch gekennzeichnet.16 Ein dikolon wird eingesetzt, wenn ein Sprecherwechsel innerhalb eines Verses vorliegt. Am Versende findet sich ein dikolon nur, wenn es sich um den zumindest zweiten Sprecherwechsel im Vers handelt – nur in diesen Fällen wird das dikolon benötigt, denn bei einem _____________ 13 14
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Rezension von F. H. Sandbach, CR 12, 1962, S. 27 - 29). Hilfreich sind die Abbildungen in den Editionen der Bibliotheca Bodmeriana sowie Riad u. a. 1977. Turner 1968, S. 10. „These observations (…) could be invoked to justify the identification as separate sections of the passage running from col. ii 95 [= 101] to iii 108 [= 125] (…) and the passage beginning at iii 109 [= 126] (…)“ (Turner 1968, S. 10). In der Folge nahmen Austin 1973 mit Verweis auf die Unsicherheit seiner Entscheidung, Arnott 1996a, S. 160 („certainly“) und Barsby 1999, S. 308f. eine Trennung der Exzerpte an; siehe jedoch S. 100 - 105. Ein Vergleich des Systems in O.1 mit dem von P. Oxy. 211 (dazu Browne 1974), wie Grenfell - Hunt 1903, S. 19 vorschlagen, ist nicht möglich, da in col. ii die Versenden nicht erhalten sind und nicht zu überprüfen ist, in welchen Fällen am Versende dikola eingesetzt wurden. Möglicherweise liegt eine Weiterentwicklung des älteren Zeichensystems vor, von dem J. C. B. Lowe schreibt: „In the earlier dramatic papyri too, which go back to the beginning of the third century B.C., the paragraphus is regularly used to mark changes of speaker, sometimes in conjunction with a double point in the middle of the line, sometimes with a blank space. The double point is not usually used at the end of the line“ (Lowe 1962, S. 34). Die dikola am Versende in Com. Adesp. Fr. 1017 K.-A. (CGFPap 257, 11), dem aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. stammenden P. Ghorân II = P. Sorb. 72r, und P. Hamb. 120 stellen eine Ausnahme innerhalb des Papyrus dar. Unsicher ist einzig Vers 42, wo der Versbeginn nicht gelesen werden kann.
Quellen
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einzigen Sprecherwechsel genügen, wenn dieser am Versende gesetzt ist, paragraphos oder diple obelismene. So lässt sich das ‚Fehlen‘ von dikola am Ende der Verse 13, 54 (dikolon in O.5), 100 und 103 gegenüber dem Vorhandensein von dikola am Ende der Verse 26, 39 und 42 erklären.17 Für Vers 39 hat dies zur Folge, dass ich mit S. Sudhaus vor οἴχομαι ein dikolon ergänze.18 Für die Interpunktion resultiert daraus, dass Vers 34b zu Vers 35 und Vers 46b zu Vers 47 zu ziehen ist.19 Vers 104b wird zumindest von demselben Sprecher gesprochen wie Vers 105. Dass zur Markierung der Grenze von Exzerpten in zwei Fällen (54, 125) eine diple obelismene eingezeichnet ist, spricht nicht a priori gegen ein Fehlen von Text an anderen Stellen.20 Ein Unterschied bestünde dann darin, dass der Ersteller der Exzerptsammlung die Vorlage veränderte, ohne dies auszuweisen, d.h. der Schreiber stellte sich anhand des Kolax seinen eigenen Text zusammen. B. P. Grenfell und A. S. Hunt stellten fest, „[p]robably a new scene opens at l. 39 [= 40],“21 und nahmen damit eine Exzerptgrenze an, die nur mit einer paragraphos gekennzeichnet ist: Nach dem Klageruf des Pheidias οἴχομαι (39, incl. dikolon) findet sich keine Reaktion von Daos, und die paragraphos könnte dazu dienen, eine Auslassung anzuzeigen. Doch ist eher anzunehmen, dass Menander die Klage des Pheidias ungehört verhallen lässt, und hier kein neues Exzerpt beginnt. W. G. Arnott hält es im Sinne seiner Trennung von Exzerpt C in zwei Exzerpte für möglich, dass die den anderen paragraphoi ähnliche paragraphos unter dem Beginn von Vers 100 eine Exzerptgrenze anzeigt. Zur Form dieser paragraphos erklärt er, „this may be either a scribal error for, or the abraded remains of (…) a διπλῆ ὠβελισμένη“.22 Dagegen ist einzuwenden, dass sich ein Scholion unmittelbar links davon befindet und kaum Platz für eine diple obelismene bleibt. Interessant ist jedoch die ‚paragraphos‘ unter Vers 45,23 eine mit Schwung geschriebene Linie, die mit der rechten Hälfte der diple obelismene unter Vers _____________ 17
18 19 20 21 22 23
Die dikola vor und nach πῶς; in Vers 42, von welchen jeweils nur der untere Punkt gelesen werden kann, sind sicher zu ergänzen. Auf die Feststellung: „Das ist ganz klar!“ folgt die Frage: „Wie?“ – hier liegt also ein Sprecherwechsel vor. Danach folgt dazu eine Erklärung, was einen erneuten Sprecherwechsel beweist. Sudhaus 21914, van Leeuwen 31919, Allinson 1921, Jensen 1929. „The space between ]στεν and οιχομαι may have held either a single or a double point“ (Turner 1968, S. 11). So auch Sandbach 21990, Arnott 1996a. Vgl. Turner 1968, S. 10, Arnott 1996a, S. 160. Grenfell - Hunt 1903, S. 18. Arnott 1996a, S. 177. Auf der Abbildung von P. Oxy. 409 der editio princeps (Grenfell - Hunt 1903, Plate III) ist dieses diakritische Zeichen nicht zu sehen.
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Menanders Kolax
53, aber nicht mit den paragraphoi unter den Versen 39, 46, 100, 102, 103 und 104 zu vergleichen ist. Mit der diple obelismene stimmt auch die Verdickung am rechten Ende überein. Der Schreiber setzte dort an und begann den Strich. Ob der linke Teil einer diple obelismene durch eine Beschädigung des Papyrus verloren gegangen ist, oder ob der Schreiber zu einer diple obelismene nur angesetzt und diese nicht fertiggeschrieben hat, lässt sich nicht entscheiden. E. G. Turner stellte in der editio princeps von O.25 fest: „the possibility that the text between i 15 and ii 54 should be further subdivided cannot be excluded.“24 Dabei dürfte er eine Exzerptgrenze nach Vers 45 ebenfalls für möglich gehalten haben, da er zu der zitierten Feststellung gelangt, nachdem er die von ihm referierten Beobachtungen T. B. L. Websters zur Angabe von potenziellen Exzerptgrenzen (durch Fehlen von dikola am Ende der Verse [54,] 100 und 125) diskutiert: Vers 45 entspricht dem als einziger innerhalb von 14 - 54. Reizvoll wäre es, an dieser Stelle die Vorlage des Eingangsmonologs des terenzischen Gnatho (Ter. Eun. 232 - 264) einzuordnen (siehe S. 99). Zu welchem Zweck O.1 zusammengestellt wurde, ist umstritten. Vielfach wurde der Papyrus ausgehend von entsprechenden Aussagen Plutarchs (Test. 103 - 105 K.-A.) als Beispiel für einen Text Menanders gewertet, der bei einem Symposion rezipiert wurde.25 C. Pernigotti konnte zeigen, dass dafür nur die Tatsache, dass es sich um eine Exzerptsammlung handelt, spricht (ohne dass es sich dabei um einen Beweis handeln würde), doch die saubere Schrift sowie die Verwendung eines Kommentars bei der Erstellung von O.1 vielmehr auf einen gelehrten Kontext (einer Bibliothek) verweist.26 H.-D. Blume deutete O.1 als Produkt des Literaturunterrichts: Die traditionellen Menanderhandschriften spiegeln die Bedürfnisse des Literaturunterrichts, aber darf man solches auch für eine Reihung von Passagen voraussetzen? Wer die Lektüre vollständiger Komödien scheute, konnte zu Inhaltsangaben in Prosa greifen. Exzerpte stehen dem Original zwar näher, doch selbst wenn sie (was anzunehmen nahe liegt) dem Handlungsablauf folgen, erhellen sie das dramatische Geschehen nur lückenhaft. Die einzelnen (…) Abschnitte sind keine abgerundeten Einheiten (…). Keine Mühe wird darauf verwendet, dem Leser Übergänge zu verdeutlichen oder die Identität der Sprecher kenntlich zu machen; sinnvolles Lesen aber setzt die Kenntnis der Zusammenhänge voraus. (…) Und doch – die o.g. Scholien sprechen für ein Exemplar, das im Unterricht Verwendung gefunden hat.27
Möglicherweise ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung, dass die Exzerptsammlung O.1 scheinbar nur wichtige Teile der Handlung rund um die _____________ 24 25 26 27
Turner 1968, S. 10. Vgl. Del Corno 1964, S. 163f., Gomme - Sandbach 1973, S. 419. Zur Rezeption von Menanders Werken im Rahmen von Symposien siehe auch Perusino 1995. Pernigotti 2005, S. 73. Blume 2005, S. 35.
Quellen
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Titelfigur überliefert. Exzerpt A, ein 13 Verse langer prologartiger Monolog, ist im Vergleich zu anderen Prologen Menanders kurz28 und enthält keine Informationen über die Liebeshandlung. Eindeutige Hinweise auf diese finden sich, eingebettet in einen Kommentar zur Ankunft des Soldaten, nur in Vers 20f. und im Monolog des Zuhälters (Exzerpt D), der jedoch auch für die Kolax-Handlung zentral ist. Was diese betrifft, sind die wesentlichen Passagen erhalten, und es wirkt, als sei die Auswahl nicht zufällig entstanden. Da die Scholien, wie H.-D. Blume und C. Pernigotti zurecht meinen, auf einen literaturwissenschaftlichen Kontext für die Entstehung hinweisen, spreche auch ich der Annahme, O.1 entstamme dem Unterricht bzw. einer sonstigen gelehrten Beschäftigung mit dem Kolax, die größte Wahrscheinlichkeit zu. Abschließend sei auf B. Gentilis29 These, O.1 sei als Spielvorlage für hellenistische Schauspieltruppen verfasst worden, kurz eingegangen: Es erscheint fraglich, ob eine Schauspieltruppe eine solche Vorlage nehmen und selbst die Konstellation der Liebesverhältnisse ergänzen konnte. Zudem wirft diese These die Frage auf, weshalb der Eingangsmonolog der Titelfigur, der wohl in den ersten beiden Akten gehalten wurde und allem Anschein nach innerhalb dieser Exzerpte zu lokalisieren ist, nicht notiert wurde.30 O.5
( 9,5 × 8,0 cm) O.5 = P. Oxy. 1237 stammt, folgt man den Herausgebern der editio princeps B. P. Grenfell und A. S. Hunt, aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. Das zeigt die „rather small sloping semi-cursive“ Schrift.31 Das Papyrusfragment überliefert Reste zweier Kolumnen einer ursprünglich vollständigen Abschrift der Komödie. Die ersten Verse der ersten Kolumne, von welchen nur die Enden erhalten sind, überlappen mit den Enden der Verse 53 - 54 in O.1, wodurch die Zugehörigkeit zum Kolax gesichert ist.32 _____________ 28
29 30
31 32
Vgl. die Prologe von Tyche in der Aspis (97 - 148), Pan im Dyskolos (1 - 49), Agnoia in der Perikeiromene (121 - 171) und Moschion in der Samia (1 - 57). Die relativ kurzen Prologreden des jungen Liebhabers im Georgos (1 - 21) sowie der Gottheiten im Sikyonios (1 - 24) und im Phasma (1 - 25) sind nicht vollständig erhalten. Gentili 1979, S. 20. Dass O.1 auch von Schauspielern verwendet wurde, kann freilich nicht ausgeschlossen werden, doch ist klar zu unterscheiden, wofür der Text ursprünglich verfasst und wie er später verwendet wurde (vgl. Pernigotti 2005, S. 69). Grenfell - Hunt 1914, S. 93 (vgl. Daris 1997, S. 70). Gegen Meyerhöfer 1927, S. 32 Anm. 1 und Klotz 1946, S. 6f.
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Menanders Kolax
In den Versen 68 und 73 wird jeweils ein Sprecherwechsel durch die Beischrift ΔΑΟΣ gekennzeichnet. Das Θ in Vers 79 ist als Rest einer Sprecherbezeichnung – ΣΤΡΟΥ]Θ´ oder ΓΝΑ]Θ´33 – zu interpretieren. In den Versen 53f. und 61 sind ebenfalls Sprecherwechsel durch dikola vermerkt, die jeweiligen Sprecher selbst jedoch nicht. Der ‚logische‘ Schluss, dass es sich bei O.5 um Reste eines Rollentextes aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. handelt, kann dennoch nicht gezogen werden, da es in den Papyri nicht üblich ist, dass alle Sprecherwechsel durch Sprecherbezeichnungen gekennzeichnet sind.34 Bevor P. Oxy. 2655 publiziert war und damit der Verlauf von Exzerpt C sicher nachvollzogen werden konnte, herrschte keine Einigkeit darüber, wie die beiden Kolumnen von O.5 im Rahmen der Exzerpte von P. Oxy. 409 zu positionieren seien.35 So ordneten etwa S. Sudhaus,36 J. van Leeuwen,37 F. G. Allinson38 und Ch. Jensen39 O.5 col. ii – wie sich nun herausgestellt hat: fälschlicherweise – in der Lücke nach dem Ende P. Oxy. 409 col. ii an. O.25
(4,8 × 3,7 cm) O.25 = P. Oxy. 353440 ist ein kleines Fragment aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., das aufgrund der Sprecherbezeichnungen ΣΤΡΟΥ[ΘΙΑΣ und ΒΙΑΣ dem Kolax zuzuordnen ist. Dieses Fragment ist von Bedeutung, da die Sprecherbezeichnung ΣΤΡΟΥ zeigt, dass Struthias kein Spitzname eines Parasiten war, sondern dessen Träger als ‚Struthias‘ im Personenverzeichnis vermerkt war. Dadurch gewinnt das Papyrusfragment an Bedeutung, denn es widerlegt E. J. Kuipers These, der Parasit Gnathon (der einzige Parasit im Kolax) schmeichle sich unter dem Namen Struthias bei dem Soldaten Bias ein.41
_____________ 33
34 35 36 37 38 39 40 41
Da es im Kolax wohl nur einen schmeichelnden Parasiten namens Struthias gab, dessen Spitzname Gnathon war, ist dieses Θ auf Struthias zu beziehen. Zur alternativen Lesart Β möchte ich darauf hinweisen, dass der Soldat in dieser Szene keinen Platz hat und sonst kein Name mit Β im Kolax bekannt ist. Vgl. Stoessl 1960 und 1969. Siehe Grenfell - Hunt 1914, S. 93. Sudhaus 21914, S. 91 - 93. Van Leeuwen 31919, S. 149 - 151. Allinson 1921, S. 390. Jensen 1929, S. 106. Ed. pr. Handley 1983. Kuiper 1932.
Quellen
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O.25 = P. Oxy. 3534 http://www.csad.ox.ac.uk/POxy/papyri/vol50/300dpi/3534_300.jpg
Lateinische Bearbeitungen42 Terenz verwendete, als er seinen Eunuchus schrieb, den Eunuchos des Menander als Hauptvorlage, doch fügte er zudem den schmeichlerischen Parasiten und den prahlerischen Soldaten aus dem Kolax in seine Komödie ein und erhöhte damit das komische Potenzial des Stücks beträchtlich.43 Es wurde ihm von seinem Konkurrenten Luscius Lanuvinus der Vorwurf gemacht, damit ein griechisches Stück bearbeitet zu haben, das bereits vor ihm ins Lateinische ‚übertragen‘ worden war. Terenz gibt diesen Vorwurf im Prolog folgendermaßen wieder: „Es gebe eine ältere Komödie [mit dem Titel] Colax von Naevius und von Plautus. Die Figuren des Parasiten und des Soldaten seien daraus gestohlen“ (25f.), und legt dem Prologsprecher folgende Antwort in den Mund: „Der Kolax ist von Menander, in ihm kommen ein schmeichlerischer Parasit und ein prahlerischer Soldat vor. Er [der Dichter] bestreitet nicht, diese Figuren aus der griechischen (Komödie) in seinen Eunuchus übernommen zu haben. Aber dass er gewusst habe, dass diese Komödien schon ins Lateinische übertragen worden sind, das bestreitet er wirklich“ (30 - 34). Unabhängig davon, ob Terenz hier der Wahrheit folgt oder ob er nicht doch die erwähnten Komödien gekannt hat,44 ist dieser Wortwechsel für den _____________ 42 43 44
Siehe Brown 1990, Barsby 1993, Barsby 1999, S. 13 - 19. Der Erfolg gab ihm Recht, siehe Vita Terenti 3 und dazu Don. praef. 1. 6. Nach M. Deufert ist aus Ter. Eun. 25 - 34 „zu schließen, daß deren Komödien [die des Naevius und des Plautus] nicht in einer Buchausgabe verbreitet waren, die Kenntnis der Stücke vielmehr ein Nachforschen in den Unterlagen der Schauspieldirektoren erfordert hätte“ (Deufert 2002, S. 27, siehe 25 - 29 und 44 - 62). Sofern zur Zeit des Terenz noch keine autorisierten Ausgaben von Naevius und Plautus vorlagen, halte ich es nicht für völlig unglaubwürdig, dass Terenz die beiden Stücke tatsächlich nicht kannte.
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Menanders Kolax
Kolax in zweierlei Hinsicht von Bedeutung, denn einerseits ist die Frage zu stellen, ob Naevius45 oder Plautus oder vielleicht beide auf Menanders Kolax zurückgriffen, als sie ihre Komödien mit dem gleichen Titel schrieben (von beiden sind einige Fragmente erhalten), andererseits gilt es, die Kolax-Szenen im Eunuchus ausfindig zu machen, ihr Verhältnis zur griechischen Vorlage zu prüfen und die Ergebnisse für Rekonstruktion und Interpretation des Kolax nutzbar zu machen. Der Colax des Plautus
Die Problematik um die Worte „Es gibt eine ältere Komödie [mit dem Titel] Colax von Naevius und von Plautus. Die Figuren des Parasiten und des Soldaten sind daraus gestohlen“ (25f.) dürfte A. J. Brothers am besten erfasst haben. Er schreibt: an old play by Naevius and by Plautus: The translation reflects the ambiguity of the Latin, since there are several ways of interpreting the line: (i) Naevius and Plautus both independently wrote a play of this name; (ii) they worked together on producing the same play; (iii) Plautus revised a play by Naevius. The first possibility is the most likely, since a few short fragments exist both of The Toady of Naevius and of The Toady of Plautus (though if they were reworking the same original, Plautus would be guilty of precisely the same charge which Luscius is here levelling at Ter.); (ii) is the least likely, since such collaboration, though not chronologically impossible, is unprecedented; but (iii) may also be possible, since Gellius (3. 3. 13), talking of the ‘Varronian recension’ of Plautus plays (…), agrees that earlier plays were without doubt “revised and touched up” (retractatae et expolitae) by Plautus – though whether Luscius would have approved of this procedure is another matter.46
Der ersten Interpretationsvariante – „Naevius and Plautus both independently wrote [nach unterschiedlichen Vorlagen] a play of this name“ – ist wohl die größte Wahrscheinlichkeit zuzuschreiben. Die in Klammer angeführte Beobachtung „if they were reworking the same original, Plautus would be guilty of precisely the same charge which Luscius is here levelling at Ter.“ steht damit keineswegs im Widerspruch:47 Wenn sowohl Naevius als auch Plautus Menanders Kolax bearbeitet hätten, hätte Terenz leichtes Spiel gehabt, den Vorwurf des Luscius ad absurdum zu führen. Und mit P. Kruschwitz „mag [man] sich fragen, warum nicht bereits Plautus als Dieb bezeichnet wird, wenn er den Stoff, den Naevius behandelt hat, noch einmal aufnahm.“48 _____________ 45 46 47 48
Zu Naevius siehe Suerbaum 2000. Brothers 2000, S. 160f. So auch Barsby 1999, S. 86f. Kruschwitz 2004b, S. 257 Anm. 25.
Quellen
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Es kann wohl – entgegen der communis opinio49 – nur einer der beiden Dichter diese Komödie als Vorlage verwendet haben.50 V. Jarcho beschäftigte sich mit den Fragmenten des plautinischen Colax im Blick auf sein Original, zeigte, dass Fr. I und Fr. III in den Kontext des bekannten Materials des menandrischen Kolax passen und interpretierte Fr. II als (freie) Übersetzung der Verse 96 - 100.51 Die Fragmente aus dem Colax des Naevius können kaum in Beziehung zu den Kolax-Fragmenten gesetzt werden, und so liegt der Schluss nahe, dass dieser auf eine Colax-Komödie eines anderen griechischen Dichters (vielleicht des Philemon52) zurückgriff,53 und Plautus den Kolax des Menander rezipiert hat. Im Rahmen des Dramaturgischen Kommentars werden die einzelnen Fragmente dieser Komödie an passender Stelle im Fußnotenapparat diskutiert. Der Eunuchus des Terenz
Die Rezeption des Kolax im Eunuchus des Terenz ist ungleich fruchtbarer für die Rekonstruktion dieses Stückes. Durch sie ist es möglich, ganze Szenen des Kolax zu erfassen, die – bis auf den Eingangsmonolog des Struthias (Gnatho) – aus dem dritten bis fünften Akt stammen dürften, d.h. einen Teil des Stückes abdecken, zu dem Fragmente, aber keine längeren Passagen im Original erhalten sind. Doch es ist zu berücksichtigen, dass der Parasit Gnatho bei Terenz nicht identisch mit dem Parasiten Struthias bei Menander ist und dass dasselbe für die beiden Soldaten Thraso und Bias gilt. Zudem müssen die Szenen, in welchen sie im Eunuchus des Terenz auftreten, nicht notwendigerweise im Kolax genauso ausgesehen haben: In Ter. Eun. II 2 etwa bringt _____________ 49
50
51 52 53
Gegen Fraenkel 1918, S. 313, Jarcho 1992a, S. 330, Barsby 1999, S. 87, Blänsdorf 2002, S. 217, Kruschwitz 2004a, S. 73. Pöhlmann 1995, S. 223 Anm. 32 wertet Men. Kol. nur als Vorlage von Naev. Col. Dies gilt, den Worten des Terenz folgend, für den Kolax, auch wenn ich es mir mit W. Stockert „nicht recht vorstellen [kann], daß die Einmaligkeit der Übertragung eines griechischen Stückes bereits damals [d.h. zur Zeit des Plautus] so streng eingehalten wurde“ (Rez. Deufert 2002, Gnomon 77, 2005, S. 2 Anm. 4). Jarcho 1992a; vgl. auch Arnott 1996a, S. 155. Zu dieser Komödie siehe auch S. 95f. Webster 21960, S. 75f. verwendet die Fragmente aus dem Colax des Naevius für die Rekonstruktion des menandrischen Kolax (vgl. Webster 1974, S. 160), doch zieht G. Wartenberg nach einer Untersuchung der Fragmente das (richtige) Resümee: „Die Besprechung der Fragmente zeigt, daß in der Form, im Inhalt und in den Motiven keine Übereinstimmung mit Terenz oder Menander zu erkennen ist. Berührungspunkte ergeben sich lediglich durch den gemeinsamen Titel und das Typenpaar miles gloriosus/parasitus“ (Hofmann - Wartenberg 1973, S. 68).
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Menanders Kolax
Gnatho das als Geschenk gedachte Mädchen Pamphila zum Haus der Thais und hält dabei seinen Eingangsmonolog – in den Fragmenten zum Kolax deutet nichts auf eine ähnliche Situation hin. Welche Szenen des terenzischen Eunuchus sind durch die Rezeption des Kolax beeinflusst? Das Auftreten von Gnatho und Thraso gibt einen wichtigen Hinweis, die Drei-Schauspieler-Regel (bzw. Drei-Sprecher-Regel)54 bietet für die Analyse einen Indizienbeweis: In einer Szene, in welcher mehr als drei Figuren sprechen, ist zwar die Veränderung des griechischen Originals noch nicht bewiesen, doch mit großer Wahrscheinlichkeit liegt ein Eingriff durch den römischen Dichter vor. Für die Rekonstruktion des Kolax rücken also einerseits all jene Szenen des Eunuchus ins Zentrum des Interesses, in welchen zumindest eine der beiden Figuren auftritt – II 2 - 3, III 1 - 2, IV 7 und V 7 - 9 –, und andererseits sind aufgrund der Drei-Schauspieler-Regel die Szenen III 2, IV 4, IV 7 und V 8 - 9 verdächtig. Zwei Szenen kommen nur in einer der beiden Reihen vor: In II 2 tritt Gnatho auf und hält, von Parmeno belauscht, mit dem er in II 3 ins Gespräch kommt, seinen Eingangsmonolog. Hier ersetzte Terenz die Auftrittsworte eines Sklaven55 des Rivalen von Phaedria (Chairestratos bei Menander), der ebenfalls das Mädchen überbrachte, durch den pompösen Eingangsmonolog des Parasiten. Die Szene IV 4, der Verwicklungshöhepunkt im vierten Akt, hat mit der Frage nach Szenen aus dem Kolax im Eunuchus des Terenz nichts zu tun, weshalb die Problematik um die Gestaltung des Symposions im Eunuchos des Menander nicht eigens diskutiert wird.56 Sonst decken sich die Szenen, in welchen Gnatho und Thraso auftreten, mit jenen, in welchen mehr als drei Sprecher gleichzeitig auf der Bühne sind, sofern man berücksichtigt, dass die beiden in III 1 und V 7 die Bühne im Zwiegespräch betreten, während sich Parmeno in Lauschposition befindet, und erst in III 2 bzw. V 8 weitere _____________ 54
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Die Drei-Schauspieler-Regel wurde in einer Reihe von Arbeiten behandelt (u. a. in Rees 1910, Graf 1914, S. 29 - 49, Keusen 1920, S. 19 - 34, Sifakis 1967, S. 71 - 75, PickardCambridge 21968, S. 135 - 156, Gomme - Sandbach 1973, S. 13 - 19, Hourmouziades 1973, Webster 1974, S. 82 - 85, Sandbach 1975 und 1977, S. 78 - 80, Frost 1988, S. 2 - 5, Blume 1998, S. 65 - 69, Konstantakos 2005, S. 207 - 213). Eine aktuelle Studie, die sämtliche Argumente versammelt, liegt nicht vor. Obwohl sich Blumes Argumente gegen diese Regel (vor allem in der strengen Interpretaton, dass also die Dichter der Neuen Komödie für nur drei Schauspieler schrieben) noch ergänzen lassen und heutzutage wahrscheinlich zu viel Vertrauen in die Drei-Schauspieler-Regel gelegt wird, ist sie als Indiz für Eingriffe der römischen Dichter zu werten (vgl. Lowe 1997). Meyerhöfer 1927, S. 12, Rand 1932, S. 62, Knoche 1936, S. 156 Anm. 3, Drexler 1938, S. 83, Klotz 1946, S. 2, Ludwig 1973a, S. 387 (Diener), Webster 1974, S. 140, Sandbach 1977, S. 143, Lefèvre 2003, S. 55. Siehe Ludwig 1973a, S. 363 - 383.
Quellen
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Figuren hinzutreten. Diese Übereinstimmung zeigt, dass in den Szenen II 2, III 1 - 2, IV 7 und V 7 - 9 mit großer Wahrscheinlichkeit Veränderungen des Handlungsgefüges des menandrischen Eunuchos vorliegen, die durch Szenen bzw. Figuren aus dem Kolax beeinflusst sind. So gilt es diese Szenen im Rahmen des Dramaturgischen Kommentars zu untersuchen und – soweit dies möglich ist – für die Rekonstruktion des Kolax nutzbar zu machen. Ein weiteres Kriterium für Veränderungen der Vorlage durch Terenz liegt in den Verläufen von Haupt- und Nebenhandlung. Wo die Namen der Figuren des Originals bekannt sind, werden diese in Klammer hinzugefügt: Die Haupthandlung im Eunuchos stellt den Versuch der Hetäre Thais (Chrysis), die als Fremde nach Athen gekommen ist, dar, in dieser Stadt Rechtsschutz zu finden.57 Sie will Pamphila, ein mit ihr aufgewachsenes Mädchen, das einst aus Sunium geraubt worden ist, ihrer Familie zurückgeben, um durch diese Wohltat (beneficio meo) Freunde und Beschützer zu gewinnen (146 149). Zu Spielbeginn hat sie bereits den Bruder des Mädchens (Chremes) gefunden und ein Vorgespräch mit diesem geführt (510 - 527), ein weiteres Treffen, bei dem sie ihm die Wahrheit über seine Schwester offenbaren möchte, ist vereinbart (528f.). Doch nicht nur, dass es bei diesem Treffen zwischen Thais (Chrysis) und Chremes zu Komplikationen kommt: Ihr Plan wird beinahe vereitelt, da Chaerea, der Bruder ihres Liebhabers Phaedria (Chairestratos), Pamphila vergewaltigt hat. Als Thais (Chrysis) in V 2 mit Chaerea spricht, bringt sie ihre Absichten und deren Gefährdung folgendermaßen auf den Punkt (867 - 871): Ich weiß jetzt nicht, beim Pollux, was ich für das Mädchen beschließen soll. Du brachtest alle meine Pläne vollkommen durcheinander: Denn ich kann nunmehr das Kind, dem Rechte nach und wie ich selber wollte, nicht seinen Lieben wiedergeben, um dadurch die Leute mir, Chaerea, sicher zu verpflichten! (Übers. v. D. Ebener)58
Hier wird der in 146 - 149 implizierte Wunsch, sich einen Bürger Athens zu verpflichten, klar und deutlich ausgesprochen.59 Dass die Vergewaltigung der Pamphila letztlich keine negativen Konsequenzen für Thais (Chrysis) hat, wird dadurch ermöglicht, dass sie von einem Bürger Athens vergewaltigt _____________ 57 58
59
Vgl. Antonsen-Resch 2004, S. 154 mit Anm. 672. Neque edepol, quid nunc consili capiam, scio de virgine istac: ita conturbasti mihi rationes omnis, ut eam non possim suis – ita ut aequom fuerat atque ut studui – tradere, ut solidum parerem hoc mi beneficium, Chaerea. (Ter. Eun. 867 - 871). Chremes hatte ihr zuvor schon gratia (750) zugesagt.
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Menanders Kolax
worden ist, der sie heiraten will und damit seine Tat, der Logik der Neuen Komödie folgend, wieder gut macht.60 Bis zum Schluss bleibt das Thema präsent, und Chaerea verkündet am Ende: „Thais hat sich dem Vater anvertraut, in unsere Klientel und unseren Schutz hat sie sich begeben.“61 Die Thais(Chrysis)-Handlung könnte mit einem abschließenden Monolog des Chaerea geendet haben (V 8).62 Die Nebenhandlung im Eunuchos stellt der Eunuchenplan dar, der von dem Sklaven Parmeno (Daos) erfunden und eingeleitet wird. Dieser ist bereits im ersten Akt auf der Bühne,63 doch beginnt die Intrige erst in II 3, wo er auf den verliebten Chaerea trifft und eher im Scherz den Vorschlag macht, der junge Mann könnte als Eunuch verkleidet Einlass in das Haus der Thais (Chrysis) finden, um dort bei Pamphila zu sein (369 - 375). Chaerea greift die Idee seines Sklaven auf, wird, als Eunuch verkleidet, ins Haus der Thais (Chrysis) gebracht und vergewaltigt dort Pamphila. Parmeno (Daos) selbst kehrt erst in V 4 wieder, nachdem die eigentliche Handlung schon so gut wie beendet ist: Thais (Chrysis) und Phaedria (Chairestratos) sowie Pamphila und Chaerea befinden sich vereint im Haus (der Rivale ist abgefertigt). Der Auftritt des Sklaven hat den Zweck, einen komischen Höhepunkt am Schluss zu erreichen, bei dem derjenige, der die Vergewaltigung der Pamphila eingeleitet hat, noch einmal in Angst und Schrecken versetzt wird (V 6),64 um danach dennoch in die Festtagsstimmung aufgenommen zu werden (V 8). Hauptund Nebenhandlung sind mit V 8 zu einem guten Ende gekommen, d.h. nur für die aus dem Kolax importierten Figuren ist noch kein Schluss gefunden. Die Haupthandlung – Thais’ (Chrysis’) Bemühen um Rechtsschutz – ist auch für die Frage entscheidend, was es bedeutet, wenn Terenz schreibt, er _____________ 60
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Dass der Bericht des Chaerea von seinem ‚Erlebnis‘ mit Pamphila (III 5) Elemente des Hochzeitsrituals in sich trägt und auf das Happy End verweist (dazu Philippides 1995), kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um eine Vergewaltigung handelt (IV 3, bes. 659f.); vgl. Pearson Smith 1994, Strobel 2004, S. 187 - 194. Zum Thema Vergewaltigung bei Menander siehe Strobel 2004, S. 186 - 203, Omitowoju 2002. Thais patri se commendavit, in clientelam et fidem | nobis dedit se (Ter. Eun. 1039f). Eine Notwendigkeit, weshalb Thais (Chrysis) am Ende noch einmal aufgetreten sein soll (so Lefèvre 2003, S. 122), sehe ich nicht. Mit Persius V 161 - 174 und Scholion ad 161, gegen Kuiper 1936, S. 16, Webster 21960, S. 70, Büchner 1974, S. 231 - 244. E. Lefèvre ‚erweist‘ die Verspottung des Parmeno als terenzische Zutat (S. 67 - 71) und kommt zu dem Ergebnis: „Sollte im Eunuchos die freundliche Verspottung einer Person vorgekommen sein, wie das Knemon am Ende des Dyskolos, Smikrines am Ende der Epitrepontes oder vielleicht Smikrines am Ende der Aspis widerfuhr, käme vor allem Simon in Betracht, der den Hetären abgeneigt war, Thais aber das Glück seines jüngeren Sohns verdankte. Dafür durfte man sich schon ein wenig schadlos an ihm halten – taten das Parmeno und Pythias?“ (2003, S. 159). Dafür gibt es keine Anhaltspunkte.
Quellen
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habe den parasitus colax und den miles gloriosus aus dem Kolax in seinen Eunuchus übertragen. Führt er mit den beiden neue Figuren ein, oder ersetzt er Figuren seiner Hauptvorlage durch das burleske Paar? Grundsätzlich ist festzustellen, dass Terenz mit Thraso und Gnatho wohl einen Nicht-Soldaten und einen Sklaven ersetzte (die Frage, ob der Rivale ein Händler war oder nicht, kann offen bleiben).65 Diese Annahme folgt A. Klotz, der schreibt: „Wenn Terenz die Personen des Soldaten und des Parasiten in seinen Eunuchus übertragen hat, so ist es sicher, daß im Εὐνοῦχος des Menander weder ein Soldat noch ein Parasit eine Rolle gespielt haben.“66 E. Lefèvre dürfte mit der in seinem Eunuchus-Buch diesem Zitat nachgestellten Erklärung recht haben: „Es ist wenig wahrscheinlich, daß Terenz nur vorhandene Züge verstärkt, also einen Soldaten noch begriffsstutziger und einen Parasiten noch dreister macht. Dazu bedarf es bestimmt nicht der Kontamination, sondern nur eines Blicks in Plautus.“67 Wichtiger als der Beruf des Rivalen für die Analyse ist die Tatsache, dass es sich in Menanders Eunuchos um einen attischen Bürger gehandelt haben muss, von dem die Hetäre Rechtssicherheit in Athen erwarten konnte, denn darum geht es ihr das ganze Stück hindurch. Bei Terenz ist der Rivale aber – wie im Kolax (136, 144) – ein Fremder (759f.). Ausgehend von der attischen Herkunft des Rivalen schlage ich im Dramaturgischen Kommentar ad Ter. Eun. IV 7, 771 - 816 vor, dass Terenz das Vorgeplänkel zu einem Rechtsstreit durch die Belagerungsszene aus dem Kolax ersetzt – ohne Belagerung bedarf es keines Soldaten.68 Als Exkurs sei eine Rekonstruktion der Vorgeschichte des menandrischen Eunuchos vorgelegt, die zeigen soll, dass Terenz dem Original eng folgte. Thais (Chrysis) ist die Hauptperson des Eunuchos. Sie wuchs in Rhodos auf (107), lebte dort mit ihrer Mutter und Pamphila, einem Mädchen, das, wie Thais aus dieser Zeit weiß, aus Sunion in Attika stammte (109f., 115). Es war von Piraten geraubt, einem Kaufmann verkauft und dann von diesem nach Rhodos gebracht worden (114f.). Die Mutter kümmerte sich um Pamphila wie um eine Tochter (116f.) – unterrichtete sie im Zitherspiel (133) –, und so lebten beide wie Schwestern (117). Thais (Chrysis) ging mit einem Freund des Hauses _____________ 65 66
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Gegen Ludwig 1973a, S. 388, Webster 21960, S. 71f., Mette 1966, S. 67, Steidle 1973, S. 327, Brothers 2000, S. 23f. Klotz 1946, S. 2; ebenso Meyerhöfer 1927, S. 42, Knoche 1936, S. 156 mit Anm. 3, Drexler 1938, S. 83, Dieffenbach 1949, S. 58, Bianco 1962, S. 134, Lefèvre 2003, S. 55. Mette 1966, S. 140 hielt zwar einen Soldaten für den Rivalen des Pheidias, nahm aber aufgrund dieser Überlegung an, dieser sei im Eunuchos nicht in Aktion getreten. Lefèvre 2003, S. 55. Dass im Eunuchos die „drohende Gewalttat einen festen Platz hat“, die einen Soldaten als Rivalen vorraussetzen würde (so Ludwig 1973a, S. 388), ist also nicht gesichert.
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(hospes), der ihr seinen Besitz vermachte, nach Athen (119f.). Er ermöglichte ihr finanzielle Unabhängigkeit, doch fehlte Thais (Chrysis) ein Patron, der ihr als einer Fremden in Athen Rechtssicherheit geben konnte (147 - 149): Einen solchen möchte sie finden, indem sie Pamphila ihren attischen Eltern zurückgibt.69 Im Zentrum der Thais(Chrysis)-Handlung des Eunuchos steht deshalb das Bemühen der reichen Nicht-Athenerin, sich eine attische Familie zu verpflichten und dadurch abgesichert zu sein. Vor diesem Hintergrund nehme ich an, dass sie als Übergangslösung eine Beziehung mit einem Mann begann – sei es ein Händler oder ein Soldat –, der attisches Bürgerrecht besaß. Als dieser längere Zeit fern von Athen war (125f.), verliebte sich Thais (Chrysis) jedoch in einen jungen Athener Bürger namens Phaedria (Chairestratos). In der Zwischenzeit starb die Mutter von Thais (Chrysis), und deren Bruder verkaufte die ‚Schwester‘ Pamphila (130 - 134). Wie es der Komödienzufall so will, war der Rivale gerade auf Rhodos und kaufte das Mädchen als Geschenk für Thais (Chrysis), ohne von der Herkunft des Mädchens zu wissen und zu ahnen, dass die vermeintliche Geliebte in Athen einen anderen hatte (135f.). Als er nach seiner Rückkehr im Begriff war, Thais (Chrysis) das Mädchen zu schenken, wollte Phaedria (Chairestratos) diese besuchen. Der heimliche Geliebte wurde zwar ausgeschlossen (96f.), dennoch schöpfte der Soldat Verdacht und zögerte mit der Übergabe (137f.). Thais (Chrysis) konnte die Gelegenheit zumindest nutzen, um sich zu erkundigen, ob ihre ‚Schwester‘ ihre Jungfräulichkeit bewahrt hatte (144), was für sie wichtig war, da es ihr ja nicht zuletzt darum ging, das Mädchen unversehrt an ihre Familie zu übergeben (147 - 149). Kontakt zu dieser hatte sie bereits vor der Ankunft der Pamphila in Athen geknüpft: Da sie den Namen der Eltern des Mädchens wusste (111f.), stellte sie Nachforschungen an, hoffte, in einem gewissen Chremes ihren Bruder gefunden zu haben, und vergewisserte sich davon bei einem Treffen (507 - 530), ohne diesem jedoch von seiner Schwester zu erzählen. Am Beginn der Spielhandlung sieht nun Thais (Chrysis) durch die Eifersucht des Rivalen den Plan gefährdet, Pamphila ihrem Bruder Chremes zu übergeben, doch gleichzeitig fürchtet sie, Phaedria (Chairestratos) durch den Ausschluss aus ihrem Haus verletzt zu haben (81 - 83). So lassen sich alle Hinweise zur Vorgeschichte des Eunuchos sinnvoll erklären. _____________ 69
Einen Anhaltspunkt für die Analyse des Eunuchus bietet Vers 110f. (ciuemne? – arbitror | certum non scimus): Parmeno fragt Thais (Chrysis), ob Pamphila eine attische Bürgerstochter sei. Sie behauptet, das anzunehmen, doch nicht sicher zu sein. Dabei muss sie wissen, dass dem so ist, hat sie doch die notwendigen Informationen, um Chremes ausfindig zu machen. Außerdem wäre ihr Bemühen sonst sinnlos: 110f. ist sicher terenzisch. Der Problemkomplex um das Wissen über die Herkunft der Pamphila – Parmeno (Daos) rät Chaerea, sich dieser als Eunuch verkleidet zu nähern, was die Vergewaltigung einer Bürgerstochter zur Folge hat – löst sich dadurch auf.
Zahl der Parasiten Plutarch zitiert in Wie man einen Schmeichler von einem Freund unterscheidet zwei Passagen aus einer Szene, in der, wie er sagt, Struthias die Dummheit des Bias vorführt, indem er ihn lobt.1 Da Athenaios eines dieser Zitate ausdrücklich aus dem Kolax herleitet,2 nahm man seit jeher zurecht an, dass die Titelfigur bei Menander Struthias hieß. Der Name στρουθίας (Sperling, Spatz) ist für einen parasitus colax an der Seite eines miles gloriosus günstig gewählt, denn er spielt sowohl auf die gewandte Redeweise als auch auf die Gefräßigkeit des so Bezeichneten an; zudem assoziierte man mit diesem Namen die ‚Geilheit‘ des Sperlings, was für einen Begleiter eines Frauenhelden (vgl. Fr. 4) gut passt.3 Kompliziert wurde die Angelegenheit, als B. P. Grenfell und A. S. Hunt im Jahre 1914 P. Oxy. 1237 publizierten: Darin tauchte plötzlich eine Person mit dem typischen Parasitennamen Gnathon auf – der von γνάθος (Kinnbacken) abgeleitete Name ist gewissermaßen der Inbegriff von Gefräßigkeit.4 Die Herausgeber schrieben in der editio princeps: This name Gnatho is unexpected, for though in the Eunuchus of Terence, a play based on the Colax, the parasitus Colax is called Gnatho, in Menander’s play, as is shown by an extant fragment (…), this role was filled by Struthias. Unless, therefore, Gnatho be regarded as a nickname of Struthias, more than one parasite figured in the Colax; perhaps, as suggested by Wilamowitz,5 Struthias was the dependant of Bias, Gnatho of Phidias.6
Die These von U. v. Wilamowitz-Möllendorff, Struthias sei im Kolax der Schmeichler des Soldaten Bias und Gnathon der Parasit des jungen Liebhabers Pheidias gewesen, setzte sich bei den Menanderherausgebern weitgehend durch. Ihm folgten etwa F. G. Allinson,7 A. Körte (und A. Thierfelder),8 H. J. _____________ 1 2 3 4 5
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Plut. de adul. et am. 13, mor. 57A. Athen. X 434bc und XI 477e zu Fr. 2. Belege: Struthias: Men. Kol., Alkiphr. epist. III 7, Luk. Fug. 19; Struthion: Alkiphr. epist. I 9. Belege: Gnathon: Alkiphr. epist. II 32; III 8, Men. Kol., Ter. Eun., Lucilius Frr. 913 und 915 Krenkel, Sidon. epist. III 13,1; Gnathonides: Luk. Tim. 45 - 47. Wilamowitz schlug dies nicht in einer eigenen Publikation vor (ein Hinweis auf eine in Manuskriptform verteilte Menanderedition findet sich in A. Körtes Rez. Kretschmar 1906. PhW 27, 1907, S. 643). Grenfell - Hunt 1914, S. 93. Allinson 1921, S. 382f.
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Menanders Kolax
Mette,9 J. M. Edmonds,10 F. H. Sandbach,11 W. G. Arnott12 sowie F. Ferrari13 – von J. van Leeuwen,14 G. Coppola,15 Ch. Jensen16 und D. Del Corno17 wurde die gegenteilige Position vertreten. E. J. Kuiper postulierte in seinem sehr spekulativen18 Artikel De Menandri Adulatore (1932) die Einheit von Gnathon und Struthias. Da Kuiper annahm, Parasit und Soldat würden einander nicht von früher kennen,19 konnte er argumentieren, dass sich im Kolax am Tag der Spielhandlung ein Parasit namens Gnathon im Dienste des jungen Liebhabers unter dem falschen Namen Struthias beim Soldaten eingeschmeichelt habe. Dies steht zwar in deutlichem Widerspruch zum Inhalt der Schmeicheleien, welche die Titelfigur den Fragmenten 2, 3 und 4 zufolge dem Soldaten gegenüber vorbringt, da diese eine gemeinsam erlebte Vergangenheit voraussetzen,20 dennoch folgte dieser Interpretation etwa (zunächst) T. B. L. Webster.21 In der Folgezeit vertraten Philologen wie A. W. Gomme,22 N. Holzberg23 und J. Nuchelmans24 die Position, es habe nur einen Parasiten im Kolax gegeben – teilweise jedoch, ohne sich auf E. J. Kuiper zu berufen. Dessen These _____________ 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
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Körte 1924, S. 145f., Körte - Thierfelder 31957, S. XLVIIIf.; vgl. auch Körte 1931, Sp. 730f. Im Forschungsbericht Mette 1966, S. 30 und 72. Edmonds 1961, S. 656f. Sandbach 21990, S. 166: „STRVTHIA, parasitus | GNATHO, parasitus (fortasse idem ac Struthia)“. Arnott 1996a, S. 158. Ferrari 2001, S. 313. Van Leeuwen 31919, S. 146. Coppola 21938, S. 68. Jensen 1929, S. LIIf. Del Corno 1966, S. 478f. Kuiper geht – ohne einen Beleg – davon aus, dass Pheidias in eine junge attische Bürgerin verliebt ist, und vermutet mit Verweis auf Menanders Misumenos eine Eröffnungsszene, in welcher der junge Liebhaber über seine Situation klagt (170f.). Aufbauend auf seiner Kenntnis der Komödientradition entwirft Kuiper teilweise solche Szenen, für die es keinerlei Anhaltspunkte in den Texten gibt. Darin unterscheidet sich die von mir angewendete Methode, die zwar weitreichende Hypothesen zulässt, doch nur, sofern sich zumindest Indizien dafür finden. Kuiper 1932, S. 166f. Auch wenn einzelne Schmeicheleien erfunden sein mögen, so setzt eine Schmeichelszene, in der es um vergangene Ereignisse geht, zumindest voraus, dass der, dem geschmeichelt wird, den Schmeichler schon länger kennt (dasselbe gilt für Plaut. Mil.). Webster 21960, S. 69 und S. 113; 21970a, S. 203. Gomme - Sandbach 1973, S. 420f. Holzberg 1974, S. 161 mit Anm. 135. Nuchelmans 1977, S. 372.
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wurde dann durch das im Jahre 1984 publizierte, doch schon früher bekannt gewordene Papyrusfragment P. Oxy. 353425 endgültig widerlegt, da es die Sprecherbezeichnung ΣΤΡΟΥ, die Abkürzung von Struthias, überliefert und Gnathon nicht der ‚echte‘ Name des Parasiten sein kann: Die Widerlegung von Kuipers wirkmächtiger These durch P. Oxy. 3534 wurde mehrfach als Beweis für die Zwei-Parasiten-These gewertet.26 Solange sie als die einzige Möglichkeit verstanden wurde, bei der Rekonstruktion des Kolax mit e i n e m Parasiten auszukommen, verstellte sie den richtigen Blick auf die Fragmente. Unabhängig von dieser Diskussion hatte die Idee von U. v. WilamowitzMöllendorff immer wieder Anhänger gefunden,27 und die Untersuchungen von L. Gil28 und H.-G. Nesselrath29 unterstützten den Aufschwung der ZweiParasiten-These,30 die jüngst auch E. I. Tylawsky31 und H.-D. Blume vertreten.32 Doch von einer Klärung der Frage kann bislang nicht gesprochen werden, da demgegenüber D. Wiles33 und A. Antonsen-Resch34 der Einheit von Gnathon und Struthias mehr Wahrscheinlichkeit zusprachen. In drei Schritten soll im Folgenden gezeigt werden, dass im Kolax nur e i n schmeichelnder Parasit (κόλαξ) namens Struthias alias Gnathon auftrat: (1.) Zuerst werden die bekannten Argumente, die, wie der Forschungsstand zeigt, keine Entscheidung zulassen, sowie die darauf aufbauenden Thesen diskutiert. (2.) Danach werden bekannte, doch bislang nicht berücksichtigte Quellen in die Diskussion eingebracht. (3.) Anschließend können durch dramaturgische Beobachtungen Schlüsse auf die Funktion der Titelfigur gezogen _____________ 25 26
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P. Oxy. 3534 wurde 1972 in Rom angekündigt (so H. J. Mette: Rez. Sandbach 1972, Gnomon 47, 1975, S. 535). T. B. L. Webster revidierte seine davor vertretene Meinung (Webster 1974, S. 158) und merkte in einer Rezension von Gomme - Sandbach 1973 kritisch an: „S[andbach]. does not notice that the new papyrus giving Strouthias as a speaker’s name proves that Strouthias and Gnathon were both characters“ (CPh 71, 1976, S. 182 - 185, dort S. 184; dass Sandbach den Kommentar zum Kolax allein geschrieben hat, möchte ich bezweifeln). Siehe dazu Nesselrath 1985, S. 108f. und Arnott 1996a, S. 158 und 1996c, S. 21 Anm. 2. Büchner 1964, S. 11 Anm. 5, Dieffenbach 1949, S. 50f., Hofmann - Wartenberg 1973, S. 31 mit Anm. 4. Gil 1981 - 83, S. 52 - 56, bes. S. 55. Nesselrath 1985, S. 88 - 121, bes. S. 106 - 111, und 1990, S. 309 - 317, bes. S. 316. Barsby 1999, S. 305 - 311. Selbst Brown 1992, S. 105, der H.-G. Nesselraths These kritisch rezipierte und nicht an eine ‚Gegenüberstellung‘ glaubte, hielt zwei Parasiten im Kolax für wahrscheinlich; vgl. auch Schmalzriedt 1990 und Minarini 1995, S. 32 - 35 mit Anm. 19. Tylawsky 2002, S. 97 - 100. Blume 2005, S. 34f. Wiles 1991, S. 249 Anm. 122. Antonsen-Resch 2004, S. 169 - 172.
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werden, die erweisen, dass im Kolax für einen der Titelfigur Struthias gegenübergestellten παράσιτος Gnathon kein Platz ist. (1.) Der Titel des Stückes ist – anders als bei Menanders Sikyonios/-oi – einheitlich im Singular überliefert und auf eine einzige Figur zu beziehen. Das wurde mehrfach als Hauptargument für die Identität von Struthias und Gnathon gewertet.35 Dieser Schluss ist nicht zwingend, doch die Annahme, „dass in dieser Komödie zwei Kolakes auftreten, deren Lebensinhalt es ist, zum eigenen Vorteil anderen nach dem Munde zu reden“36 ist problematisch, da sich παράσιτος zur Zeit der Neuen Komödie bereits zur Bezeichnung der so genannten Bühnenfigur durchgesetzt hatte und das Vorkommen einer ausdrücklich κόλαξ genannten Figur auf der Bühne sicherlich auffällig war.37 Doch das widerspricht nicht der These, es habe zwei Parasitenfiguren im Kolax gegeben. Es lässt sich etwa annehmen, Menander habe der Hauptfigur, dem schmeichelnden Parasiten (κόλαξ), einen weniger dominanten spaßmachenden Parasiten (παράσιτος) gegenübergestellt, der im Titel unerwähnt geblieben sei.38 Oder man zieht mit H.-G. Nesselrath in Betracht, dass „es im Verlauf des Stückes so etwas wie ein komisches ‚Duell‘ zwischen dem Parasiten Gnathon und dem Kolax Struthias gegeben haben“ könnte.39 Zumindest begriffsgeschichtlich ist eine solche Gegenüberstellung plausibel. Die Existenz zweier Namen – Gnathon und Struthias – scheint auf die Existenz zweier Figuren hinzuweisen. Es kann sich jedoch genausogut bei zumindest einem der beiden Namen um einen Spitznamen handeln40 (die Vorliebe der Athener für Spitznamen geht etwa aus Anaxandrides Fr. 35 K.A. hervor). Es finden sich mehrere Beispiele in den Komödien des Plautus, wo Parasiten einen ‚echten‘ Namen und einen Spitznamen haben:41 Curculio _____________ 35 36 37
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So Meyerhöfer 1927, S. 32 Anm. 1, Klotz 1946, S. 6, Holzberg 1974, S. 161 Anm. 135. Blume 2005, S. 34. Dieses Argument ist ebenfalls gegen E. Schmalzriedt gerichtet, der über die Rivalen im Kolax schreibt: „An jeden von ihnen hat sich ein schmeichlerischer Parasit gehängt, Gnathon an Pheidias, Struthias (…) an Bias“ (Schmalzriedt 1990, S. 522). Beachtenswert ist immerhin, dass Schmalzriedt von einem schmeichlerischen Parasiten spricht. In Erwägung wurde dies von Arnott 1996a, S. 158 Anm. 1 gezogen. Diese Interpretation dürfte im Eingangsmonolog des Gnatho (Ter. Eun. 232 - 264) ihren Ursprung haben. In diesem beschreibt Gnatho zwei Arten von Parasiten: einen schmeichelnden und einen, der dadurch, dass er witzig ist und sich von Gästen misshandeln lässt, einen Platz an einer Tafel ergattern will. Doch war dieses Thema für das weitere Stück bestimmend? Der Eingangsmonolog sollte wohl in erster Linie klären, inwieweit Struthias ein κόλαξ war. Nesselrath 1985, S. 109. Klotz 1946, S. 6 hält es fragwürdigerweise sowohl für Gnathon als auch Struthias für unmöglich, dass sie als Spitznamen fungierten. Dies scheint für ‚Parasiten‘ seit jeher üblich gewesen zu sein (vgl. Arnott 1968a) und ist
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nimmt im gleichnamigen Stück den Namen Summanus (413) an, um einen Boten zu täuschen, Ergasilus in den Captivi hat den Spitznamen Scortum (69) und Gelasimus im Stichus nennt sich Miccotrogus (242).42 Die Titelfigur heißt bei Menander, wie aus Plutarchs Einleitung zu den Fragmenten 2 und 3 sowie der Sprecherbezeichnung in P. Oxy. 3534 hervorgeht, Struthias, der parasitus colax im Eunuchus des Terenz jedoch Gnatho: Terenz müsste den Namen des Gegenparts seiner Vorlage geändert haben. Dass die römischen Dichter die Namen der Figuren ihrer Vorlage änderten, war nicht ungewöhnlich, doch mit der Übernahme des Namens ist das Problem der Gnathonici in Ter. Eun. 264 verbunden. Gnatho spricht davon, eine Schule des Parasitierens zu gründen, die er, in Anlehnung an jene Philosophenschulen, die nach ihrem Gründer benannt sind (z.B. Πλατωνικοί), eine der ‚Gnathoniker‘ nennen will. Terenz müsste diesen auf griechische Verhältnisse passenden Scherz für das römische Publikum erfunden haben (was ich, der communis opinio folgend, nicht annehmen will) oder aus einem Namen für die ,Schule‘ des Struthias (Στρουθίειοι), den Menander in Anlehnung an Ζηνώνειοι oder Ἐπικούρειοι gebildet haben könnte, Gnathonici gemacht haben (siehe S. 98). Kein Argument lässt der Rest einer Sprecherbezeichnung in Vers 79 zu, denn das ]Θ[ kann sowohl zu ΓΝΑ]Θ´43 als auch zu ΣΤΡΟΥ]Θ´44 ergänzt werden. Denn nur wenn eine Sprecherbezeichnung eindeutig als ΓΝΑ´ oder ΓΝΑΘ´ zu identifizieren wäre, wäre zwingend anzunehmen, dass neben dem Struthias (ΣΤΡΟΥ) aus P. Oxy. 3534 ein Gnathon aufgetreten wäre. Ebenso wenig aussagekräftig ist Lukian, Fugitivi 19, wo der Sophist aus Samosata „den Gnathonides oder den Struthias“ erwähnt. Ist der Gnathonides dieser Stelle mit Gnathon gleichzusetzen?45 Bezieht sich Lukian auf den Kolax des Menander – immerhin sind sowohl Gnathon, Gnathonides als auch Struthias häufige Parasitennamen?46 Wenn ja, warum sollte es unmöglich sein, _____________ 42 43 44 45 46
von Hom. Od. XVIII 1 - 107 an (Iros für Arnaios) belegt (dazu Tylawsky 2002 passim). Von Peniculus (Plaut. Men. 77) sowie dem Sykophanten im Trinummus (Plaut. Trin. 889) sind nur Spitznamen bekannt. Allinson 1921, S. 391, Edmonds 1961, S. 660f. Sudhaus 21914, S. 93. Diese Frage stellen Gomme - Sandbach 1973, S. 421. Sind nicht letztlich alle Parasiten Gnathonides? G. Coppola nimmt, ausgehend von dieser Passage und dem Gnathonici-Witz, an, dass der Name Gnathon im Kolax nur als berühmter Name des Lehrers von Struthias vorkam: „I due nomi di Gnathonici e di Γναθωνίδης mi inducono a credere che nel Kolax menandreo si parlasse anche di Gnathon, adulatore di più larga fama, come di un maestro di Struthias“ (Coppola 21938, S. 67, vgl. auch 1923, S. 143f.).
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dass der Sophist aus echtem Namen und Spitznamen zwei Personen gemacht hätte? (2.) In diesem Zusammenhang bisher nicht berücksichtigte Testimonien: Geprägt (bzw. charakteristisch dargestellt) aber hat mit größtmöglicher Sorgfalt den κόλαξ Menander im gleichnamigen Drama, so wie den Parasiten Diphilos im Telesias. (Test. ii)
Diese Aussage überliefert Athenaios in seinen Deipnosophistai, wo sie sich wider Erwarten nicht im Rahmen des Parasiten-Referats, sondern im daran anschließenden Kolax-Referat findet (VI 258e). Sie wurde dorthin verbannt, weil sie nicht in Athenaios’ These von der Geschichte des Parasiten passt: Man kann hier eine seiner theatergeschichtlichen Quellen direkt greifen,47 die aber offensichtlich nichts von einer Gegenüberstellung bzw. einem ‚komischen Duell‘ κόλαξ – παράσιτος im Kolax weiß. Hätte Menander etwas derartiges auf die Bühne gebracht, dürfte man wohl mit einer Erwähnung rechnen.48 Aufschlussreich sind folgende antike Notizen zum Charakter des Struthias in der Suda (Test iii49): (a.) gewaltig: (…) und weiter; Menschen, immer auf der Suche nach Essen, und gewaltige, was den Bauch betrifft. Ich spreche aber von Männern wie Kleisophos und Theron und Struthias und Chairephon. (b.) weitberühmt: unter den Griechen weitberühmte und besungene Schmeichler umtönen uns, Männer wie Kleisophos und auch Struthias und Theron. (c.) Kleisophos: Wenn aber die Griechen Männer wie Kleisophos besingen und Theron und Struthias und Chairephon, Menschen, die es verstehen, im Übermaß zu essen, und gewaltig sind, was den Bauch betrifft, wohlan, lasst auch uns etwas spielen, indem wir an einen Parasiten unserer Umgebung erinnern.
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Es ist zum Teil noch sichtbar, wo der Gelehrte aus Naukratis beim Verfassen der Deipnosophistai theatergeschichtliche und historische Quellen benutzte – Über Dramatische Aufführungen von Karystios von Pergamon (VI 235e) und Über Menander von Lynkeus von Samos (VI 242b) sind namentlich genannt. Er entnahm diesen Werken prägnante Formulierungen zum jeweiligen Thema und belegte oder ‚widerlegte‘ (VI 235e) sie mit Literaturzitaten aller Art. H. G. Nesselrath wendet sich mit einem vergleichbaren argumentum ex silentio gegen Kuipers These: „Kein einziges erhaltenes Wort aus der Komödie deutet auf einen solchen Sachverhalt hin, ebensowenig eines der Testimonien (…) – und wäre ein solch verblüffender Trick des berühmten Stückes nicht festgehalten worden?“ (Nesselrath 1985, S. 109). Zählt W. G. Arnott diese Stellen nicht als Testimonia zum Kolax, da sie der ZweiParasiten-These widersprechen oder zumindest zu widersprechen scheinen? Als zum Kolax gehörig zitiert Meineke 1823, S. 99 und 1841, S. 152 Test. iii b und c; ebenso Del Corno 1966, S. 481.
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Struthias wird in b unter berühmten κόλακες genannt, was, sofern es sich um Komödienterminologie handelte, keinerlei Aussagewert für die Frage hätte, ob es neben diesem κόλαξ im Kolax auch einen παράσιτος gab. Struthias einen κόλαξ zu nennen, entspricht dem Titel der Komödie, die Menander für ihn geschrieben hat, sowie der Erfindung der Kunst der Schmeichelei. Den Kleisophos zählt Athenaios unter Schmeichlern auf und erwähnt ihn als Beispiel dafür, dass Schmeichler und Parasit nicht viel voneinander unterschieden seien, denn er sei von Satyros etwa als Parasit bezeichnet worden (VI 248d-f). Wesentlich ist, dass hier ein gewisser Theron, der mit dem Parasiten aus Menanders Sikyonios/-oi zu identifizieren ist, unter mehreren κόλακες genannt wird. Pollux, der die Worte κόλαξ und παράσιτος unterscheidet (IV 148), bezeichnet Theron in IV 119 ausdrücklich als παράσιτος.50 Dies legt nahe, dass κόλαξ in b nicht als terminus technicus der Komödiensprache gebraucht ist, und nur Überlegungen zu a und c von Relevanz sind. Das Zitat c impliziert, dass der Schreiber in den Genannten Parasiten sieht. Struthias wird überdies durch seine Kunst (τέχνη)51 zu essen (c) und seinen gewaltigen Bauch (a, c) charakterisiert. Dadurch wird die Idee einer Gegenüberstellung von κόλαξ und παράσιτος im Sinne zweier in ihrem Charakter grundsätzlich voneinander unterschiedener Figuren widerlegt, denn sowohl der κόλαξ als auch der παράσιτος scheinen einen speziellen Bezug zu Speis und Trank gehabt zu haben. Im neunten Kapitel wird das Verhältnis von κόλαξ und παράσιτος zur Zeit der Neuen Komödie beschrieben (S. 155 159) im Folgenden sei vorerst deren dramaturgische Funktion beachtet. (3.) Dramaturgische Beobachtungen: Sofern man für den Kolax einen schmeichelnden und einen spaßmachenden Parasiten annimmt, fällt auf, dass der Titelfigur, dem κόλαξ an der Seite des Bias, in den erhaltenen Papyri keine Sprechpartien zugewiesen werden können. Wenn nun von neueren Vertretern der Zwei-Parasiten-These der Parasit an der Seite des Pheidias als Gesprächspartner von Pheidias in Exzerpt B52 und in 101 - 12553 vorgeschlagen wird, so macht das zumindest die These, im Kolax sei dem dominanten κόλαξ (der Titelfigur) ein weniger dominanter παράσιτος gegenübergestellt gewesen, hinfällig: Bei den Versen 101 - 125 handelt es sich um eine Rede des _____________ 50
51 52 53
Webster u. a. 31995.1, S. 24 gehen davon aus, dass Pollux hier παράσιτος als übergeordnete Bezeichnung versteht: „the wording hardly excludes Mask 17 [Kolax-Maske]“, doch wichtig ist der Zusatz: „but here there is no characteristic kolax scene preserved“. So in den Handschriften G, V und M der Suda. Arnott 1996a, S. 164 - 175, Barsby 1999, S. 307f., Ferrari 2001, S. 314 - 319. Arnott 1996a, S. 178 - 183, Barsby 1999, S. 309f.
38
Menanders Kolax
sicherlich wichtigen Intriganten.54 Sollte im Kolax ein spaßmachender Parasit namens Gnathon der Intrigant gewesen und die Titelfigur namens Struthias nur am Rande aufgetreten sein? P. G. McC. Brown zeigte, dass Gnatho im Eunuchus des Terenz auf eine einzige Figur – den κόλαξ im Kolax – zurückgeht und demnach in diesem Stück eine bedeutende Rolle spielte.55 Zudem hat Menander nach Test. ii die Titelfigur „mit größtmöglicher Sorgfalt“ gestaltet, weshalb anzunehmen ist, dass sie nicht als so genanntes πρόσωπον προτατικόν in nur einer Szene auftrat, sondern eine bedeutendere Rolle spielte.56 In dieselbe Richtung weist Ailianos nat. IX 7: Und Menanders Theron [Sikyonios/-oi] gibt groß damit an, dass er die Menschen an der Nase herumführt und jene in der Hand hat, und Struthias ist genauso. (Test. iv)
Der Nachsatz zu Struthias – der häufig zu Unrecht gestrichen wird57 – ist nicht so zu interpretieren, dass Struthias wörtlich dasselbe über seine Fähigkeiten, Menschen zu überlisten, sagt, wie Theron, doch liegt dieser Aussage die Kenntnis des Struthias als eines Intriganten im Kolax zugrunde, denn nur in dieser Funktion hat diese Feststellung Sinn. Die Konsequenzen aus dieser Beobachtung entscheiden m. E. die Frage nach der Zahl der Parasiten im Kolax und geben auch über die Handlung der Komödie Aufschluss: Dass ein κόλαξ der Neuen Komödie seinem Namen gemäß schmeichelte, hatte Konsequenzen für die Wahl der Gastherrn und im Weiteren für die Funktion im Stück: Der κόλαξ war für gewöhnlich einem prahlerischen Soldaten zugeordnet, denn nur neben einem Angeber konnte er seine Kunst dem Publikum in vollen Zügen vorführen. Ein κόλαξ war also aufgrund seiner Methode von vornherein der Seite des Verlierers zugeordnet. _____________ 54
55 56 57
Der Inhalt dieser Verse spricht für sich, doch auch ein sprachliches Detail: ὃν [δ᾿ ἂν τρόπον | β[ο]ύλῃ, διοικηθήσεται τὰ λοιπά σοι (123f.). Diese allgemein akzeptierte Ergänzung von Petersen passt zu jenen Ankündigungen, es werde sich alles nach Wunsch einstellen, die bei Menander mehrfach mit Blick auf (potenzielle) Intrigen ausgesprochen werden (vgl. Men. Dysk. 134 und ?214). Brown 1992, S. 103 - 106. So etwa Chaireas in Men. Dysk., der Parasit in Plaut. Bacch. (nach Men. Dis ex.) oder Artotrogus in Plaut. Mil. Ailianos nennt an dieser Stelle neben Theron und Struthias auch Kleisophos. Diese drei Schmeichler werden in der Suda in einem Atemzug genannt. Das bedeutet aber nicht, dass der Nachsatz „und Struthias ist genauso“ von ihm bzw. einem späteren Schreiber erfunden worden und zu tilgen ist. Dass Ailianos Menander kannte, ist anzunehmen, selbst wenn man die Zuschreibung der Bauernbriefe, in welchen der Dyskolos als Vorlage für eine Briefkette (13 - 16) diente, bezweifeln wollte, denn „sechs Gedichte im elegischen Versmaß auf Hermen von Homer und Menandros (…) stammen wahrscheinlich von ihm“ (E. Bowie u. L. Strehl: Claudius Ailianos. DNP I, 1996, S. 327). Ailianos dürfte den Kolax gekannt haben.
Zahl der Parasiten
39
Er konnte, da es letztlich stets um das Liebesglück des jungen Liebhabers ging,58 nur als ‚Überläufer‘ als Intrigant tätig werden und zum guten Ausgang beitragen.59 Mit den Fragmenten zum Kolax lässt sich diese Überlegung, wie im Dramaturgischen Kommentar zu zeigen sein wird, vereinbaren, denn es ist gut möglich, dass Struthias zu Stückbeginn im Dienst des Soldaten Bias stand, mit welchem er in Kappadokien war (Fr. 2 und 3), dann die Seiten wechselte (P. Oxy. 1237) und für den jungen Liebhaber Pheidias, den er von früher kannte, das Happy End rettete. Gestützt wird diese Annahme dadurch, dass Pheidias mit dem κόλαξ Struthias (der vom jungen Liebhaber Gnathon genannt wird) in Kontakt stehen und aus der Perspektive des moralisierenden Gesprächspartners durch den Schmeichler bedroht sein muss, um die Rede ‚gegen‘ die Schmeichler (91 100) – wie sie traditionell aufgefasst wird – sinnvoll interpretieren zu können: Unter der Voraussetzung einer Gegenüberstellung eines κόλαξ und eines παράσιτος in Form zweier einander kontrastierender Figuren wäre es unverständlich, wenn Daos seinen jungen Herrn vor den Gefahren durch einen κόλαξ warnte, obwohl dieser ‚nur‘ von dem παράσιτος Gnathon begleitet wäre. Diese Überlegungen sind H. J. Mettes in dieser Hinsicht verwunderlichen, doch interessanten Überlegungen zu den Gesprächsfiguren im Kolax geschuldet:60 Mette schreibt, Gnathon sei der κόλαξ, Struthias der Parasit des Bias. Obwohl Struthias demnach gerade nicht der Schmeichler ist, muss er es doch sein, der die Vorlage von Gnathos Eingangsmonolog spricht, d.h. von sich behauptet, die Kunst der Schmeichelei erfunden zu haben, und der seinem Herrn Bias die Schmeicheleien der Frr. 2, 3 und 4 sagt.61 Wie Mette auf eine solche – wegen dieser Widersprüche gewiss falsche – Argumentation kommt, lässt sich nachvollziehen: Er legt die große Rede ‚gegen‘ die Schmeichler (91 100) dem Daos, „der vor κόλαξ [singular!] warnt“,62 in den Mund und versteht sie als an Pheidias gerichtet (das tun im übrigen auch alle anderen Interpreten). Richtig sieht Mette, dass die Warnung vor Schmeichlern – wie sie traditionell interpretiert wird63 – nur Relevanz hat, wenn der Sprecher Pheidi_____________ 58
59
60 61 62 63
Menanders Sikyonios/-oi widerspricht dieser Interpretation nicht, denn weder ist Stratophanes, der die Rolle des jungen Liebhabers übernimmt, ein miles gloriosus, noch Theron, der als Intrigant tätig wird, ein parasitus colax. Sonst traten die κόλακες der Neuen Komödie wie im Miles gloriosus des Plautus meist wohl nur in einer Szene auf und dienten dazu, ihren Brotherrn zu charakterisieren und zu verspotten. Mette 1966, S. 72f. So Plut. de adul. et am. 13, Mor. 57A. Mette 1966, S. 72. Menander spricht zuerst von εἷς (91) und dann von οἱ κόλακες (100). Dieses Argument ist hinfällig, sofern meiner Argumentation zu 91 - 100, die auf der Einheit
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Menanders Kolax
as in den Fängen eines Schmeichlers weiß. Da nun die Person an seiner Seite auf jeden Fall Gnathon ist, muss dieser nach Mette der κόλαξ an der Seite des Pheidias sein, doch der κόλαξ ist, wie Frr. 2, 3 und 4 zeigen, Struthias an der Seite des Bias u.s.w. Trotz der schlechten Überlieferungslage lassen sich resümierend mehrere Feststellungen treffen: Athen. VI 258e und die Figur des Gnatho im Eunuchus des Terenz legen eine große Bühnenpräsenz von Struthias nahe, Ail. nat. IX 7 weist ihn als Intriganten im Dienste des jungen Liebhabers aus (weshalb ihm die Intrigantenrede 101 - 125 zuzuweisen ist), was durch die Überlegungen zu den Versen 91 - 100 gestützt wird. Für einen παράσιτος Gnathon an der Seite des Pheidias ist kaum Platz, zumal dieser den Sklaven Daos als engen Vertrauten hat, und es findet sich im Text kein Anhaltspunkt für eine Existenz dieser Figur im Kolax. Dies zeigt, dass im Kolax nur e i n Parasit, und zwar die Titelfigur namens Struthias alias Gnathon, auftritt.
_____________ von Struthias und Gnathon aufbaut, gefolgt wird: Ich fasse diese Verse als Teil einer prahlerischen Rede der Titelfigur auf (siehe S. 100 - 104).
Edition und Übersetzung Zur Textausgabe1 Die vorliegende Textausgabe vereint die Papyrusfragmente, die von antiken bzw. modernen Autoren dem Kolax zugeschriebenen Fragmente, sowie die Testimonien zu dieser Komödie. Um einen Eindruck von den Papyri zu vermitteln, sind Fotos begegeben, die freundlicherweise von der Bodleian Library in Oxford (O.1 und O.5) sowie der Egypt Exploration Society (O.25) zur Verfügung gestellt worden sind. Ein Anliegen der Textpräsentation ist es, das papyrologische Material möglichst verständlich darzubieten. In diesem Sinne ist es in Anlehnung an die Edition von C. Austin (1973) notwendig – vergleichbar einer diplomatischen Umschrift – alle dikola und paragraphoi, die zur Kennzeichnung von Sprecherwechseln dienen, und jede diple obelismene, die zur Angabe einer Exzerptgrenze verwendet wird, im Text abzubilden. Dadurch kann die im Kapitel Die Quellen des Kolax (S. 17 - 19) gegebene Rekonstruktion des Systems zur Kennzeichnung von Sprecherwechseln in O.1 nachvollzogen werden. Die Prosaübersetzung dient, wie in der Einleitung bereits festgestellt, in erster Linie als Verständnishilfe. Es wurde deshalb auch nicht versucht, die Zeilenenden mit den Versenden in Übereinstimmung zu bringen; die Zeilenzählung stimmt jedoch weitgehend überein.
Konkordanz zu Menanders Kolax Bis zur ersten Auflage von F. H. Sandbachs Oxford-Ausgabe im Jahre 1972 variierte die Verszählung, da die Funde der Jahre 1914 und 1968 jeweils einen Zuwachs an Textmaterial brachten, in beträchtlichem Ausmaß. Doch auch danach konnte sich keine Verszählung durchsetzen. Sandbachs Zählung hatte den Nachteil, dass darin die äußerst fragmentarisch erhaltenen Verse von O.1 col. iv und O.5 nicht berücksichtigt waren. C. Austin gab der ‚Leerzeile‘ nach _____________ 1
Zur Erstellung der Textausgabe wurde das Editionsprogramm Classical Text Editor Version 6.01 (http://www.oeaw.ac.at/kvk/cte/) verwendet. Bei S. Hagel, der dieses Programm entwickelt hat, möchte ich mich für die freundliche Unterstützung herzlich bedanken.
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Menanders Kolax
Vers 13 keine Verszahl, obwohl es sich dabei um einen mit εἷς ἐστιν, εἷς|δι᾿ οὗ (…) in Vers 91f. vergleichbaren Fall handeln könnte.2
W. G. Arnott kritisierte, dass „[p]revious editions of Κόλαξ number the surviving lines continuously and thus fail to indicate that its main papyrus source contains only excerpts.“3 Das ist zwar korrekt, doch es ist unmöglich, die Größe der Lücken exakt zu bestimmen, weshalb es hier unterlassen wird, die Zwischenräume zwischen den einzelnen Exzerpten durch die Verszählung anzuzeigen. Arnott kennzeichnete zudem die Exzerpte, die O.1 überliefert, mit Buchstaben (A-E) und stellte jeder Verszahl den entsprechenden Buchstaben voran. Obwohl keineswegs gesichert ist, dass zwischen Arnotts Exzerpten C und D eine Exzerptgrenze vorliegt (siehe S. 100 - 105), erfolgt an dieser Stelle nicht nur ein Wechsel von C auf D, sondern auch der Hundertersprung von C199 auf D200. Die Wirkung der unterschwelligen Informationen ist nicht zu unterschätzen: Anhand von Arnotts Verszählung kommt man weniger leicht auf die Idee, den Befund erneut zu prüfen.4
Verszählung In Anbetracht dieser Situation erscheint es erlaubt, eine neue Verszählung einzuführen, die jeden Vers incl. der Leerzeile nach Vers 13 berücksichtigt. Die einzelnen Exzerpte in O.1 sind mit den Buchstaben A bis D gekennzeichnet, doch die Verszählung bleibt davon unberührt. Pernerstorfer
Körte
Sandbach
Austin
Arnott
1 2 3 4 5 6 7
1 2 3 4 5 6 7
1 2 3 4 5 6 7
1 2 3 4 5 6 7
A1 A2 A3 A4 A5 A6 A7
_____________ 2 3 4
So auch Körte - Thierfelder 31957 und Sandbach 21990. Arnott 1996a, S. 160. Einen Hundertersprung an dieser Stelle anzusetzen, geht im übrigen auf die Ausgabe von C. Austin zurück (nur dass hier erst Vers 100 erreicht ist) – wahrscheinlich folgte schon dieser T. B. L. Websters Argumentation zu dieser Passage und nahm eine Exzerptgrenze an, denn sonst hätte Austin die Leerzeile nach Vers 13 wohl gezählt und mit dem Vers οἱ κόλακες. οὗτοι δ᾿ εἰσὶν αὐτοῖς ἄθλιοι die Zahl 100 erreicht.
43
Edition und Übersetzung
Pernerstorfer
Körte
Sandbach
Austin
Arnott
8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46
8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46
8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46
8 9 10 11 12 13 – 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45
A8 A9 A10 A11 A12 A13 – B14 B15 B16 B17 B18 B19 B20 B21 B22 B23 B24 B25 B26 B27 B28 B29 B30 B31 B32 B33 B34 B35 B36 B37 B38 B39 B40 B41 B42 B43 B44 B45
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Menanders Kolax
Pernerstorfer
Körte
Sandbach
Austin
Arnott
47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85
47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 – – 75 76 77 78 79 80 81 82 83
47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 – – – – – – – – – – – –
46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84
B46 B47 B48 B49 B50 B51 B52 B53 B54 B55 B56 B57 B58 B59 B60 B61 B62 B63 B64 B65 B66 B67 B68 B69 B90 B91 B92 B93 B94 B95 B96 B97 B98 1 (Fr. 13a) 2 3 4 5 6
45
Edition und Übersetzung
Pernerstorfer
Körte
Sandbach
Austin
Arnott
86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124
84 – – – – 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 – – – – – – – – – – – 99 100 101 102 103 104 105 106 107
– – – – – 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118
85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123
7 1 (Fr. 13b) 1 (Fr. 13c) 1 (Fr. 13d) 1 (Fr. 13e) C190 C191 C192 C193 C194 C195 C196 C197 C198 C199 D200 D201 D202 D203 D204 D205 D206 D207 D208 D209 D210 D211 D212 D213 D214 D215 D216 D217 D218 D219 D220 D221 D222 D223
46
Menanders Kolax
Pernerstorfer
Körte
Sandbach
Austin
Arnott
125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156
108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 – – – – – – – – – – – – – – – – – –
119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 – – – – – – – – – – – – – – – – – –
124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155
D224 E225 E226 E227 E228 E229 E230 E231 E232 E233 E234 E235 E236 E237 E238 E239 E240 E241 E242 E243 E244 E245 E246 E247 E248 E249 E250 E251 E252 E253 E254 E255
47
Edition und Übersetzung
Fragmente Bei den Fragmenten wurde, wie in Arnotts Edition5 eine Unterscheidung zwischen den von antiken und den von modernen Autoren dieser Komödie zugeschriebenen Fragmenten (Fr. 1 - 6 bzw. *Fr. 8 - 13) getroffen. *Fr. 7 (P. Oxy. 3006 col. ii, 5) nimmt eine Zwischenposition ein, da hier die Lesung κόλακ(ος) und die darauf aufbauende Zuschreibung von V. Jarcho unsicher sind.6 Pernerstorfer
Körte
Sandbach
Arnott
Quellen
1 2
1 2
1 2
1 2
3 4 5 6 *77 *8 8 *9 9 *10 *11 *12 *13
3 4 7 8 – – – – 6 – 5
3 4 7 8 – – – – 6 – 5
3 4 5 6 – 7 8 – 10 11 9
Athen. XIV 659d Athen. X 434bc, Athen. XI 477e Plut. mor. 57A Athen. XIII 587d Athen. VII 301d Zenobius II 82 P. Oxy. 3005, col ii, 5 Plut. mor. 547C Plut. mor. 547DE Plut. mor. 61C Plut. mor. 57AB Poll. VII 86 Erotian p. 116 N.
Testimonien Für die Interpretation des Kolax bedeutende Testimonien sind nach griechischen und lateinischen Quellen gereiht angeordnet.
_____________ 5 6 7 8 9
Arnott 1996a, S. 184 - 201. Jarcho 1992b. Men. Kol. Fr. *7 = P. Oxy. 3005 col. ii, 5. Men. Kol. Fr. *8 = Men. Fr. 607 K.-A. Men. Kol. Fr. *9 = Men. Fr. 608 K.-A.
48
Menanders Kolax
Pernerstorfer
Del Corno
Arnott
Quellen
i 10
VI
I
Seleucus s.v.
ii iii a iii b iii c iv 11 v vi vii
I – IVa IVb – II – III
– Men. Sik. Test. iii a Men. Sik. Test. iii b Men. Sik. Test. iii c Men. Sik. Fr. 13 II – III
Athen. VI 258e Suda s.v. δεινόν Suda s.v. διώνυμοι Suda s.v. Κλείσοφος
καραδοκεῖν
Ail. nat. IX 7
Ter. Eun. 30 - 34 Ter. Eun. 25f. Don. ad. Ter. Eun. 228
_____________ 10 11
Men. Kol. Test. i = Men. Test. 77 K.-A. = Men. Kol. Test iv (PCG VI 1, noch nicht publiziert). Men. Kol. Test. iv = Men. Sik. Fr. 10 K.-A. (PCG VI 1, noch nicht publiziert).
Dramatis personae Struthias, alias Gnathon Bias Pheidias Daos
Sosias Trach(elion) Doris (?)
schmeichlerischer Parasit prahlerischer Soldat junger Liebhaber Sklave (Pädagoge) Kuppler Koch Sklave Sklave Magd
50
Menanders Kolax
ΚΟΛΑΞ
ἄπι]στον ἐν τῶι νῦν βίωι· ]ων τῶν πατέρων γεγενημένος· ]ς ὑόν, ὡς πᾶσιν δοκε[ῖ. ] ἐπὶ πράξεις τινά[ς τὴν ο]ἰκίαν ἐμοὶ κενήν τ]ὸ. παιδάριον· [α]ὐτὸς τροφήν, ]ν διοικηταῖς τισιν ὦ κακό]δαιμον, τυχὸν ἴσως ]ων ἀθλίως οὕ[τ]ω σφόδρα· τοῦ]τό μοι π[ο]ητέον σ]ύνοδος ἡμῶν γ[ί]νεται ]ἑστιάτωρ δεσ[π]ό. τ. η. ς. ]δέχεσθαι < δ᾽ > εἶ. [πέ] μοι.
2 οὐδέν γὰρ ἥττων e.g. Turner (coll.
Men. Asp. 416) | ante ed. pr. P. Oxy. 2655: πατέρων μεμνημένος Grenfell - Hunt 3 ὁ πατὴρ ἐγέννησ᾽ e.g. Turner : σκληρῶς ἐπαίδευσ᾽ e.g. Kuiper σας γὰρ εἰς . . . . . . . Sudhaus (Μίλητον Körte) (τὴν μὲν Körte)
8 ὦ κακόδαιμον Leo
4 πλεύ‐
4 κατέλιπε μὲν τὴν Sudhaus
6 τὸ π. Leo, θεράποντα δ᾽ ἕν τι π. Sudhaus
γὰρ τὸ πᾶν Sudhaus
7 ἐπέτρεψε
10 τοῦτό μοι Grenfell - Hunt
11 τηιδί, τετρὰς γάρ e.g. Leo coll. Athen. XIV 659d 12 νῦν τῶν τετραδιστῶν van Leeuwen 13 < δ᾽ > Arnott | δέχεσθαι εἶπέ μοι Grenfell - Hunt : δέχεσθ᾽ εἴη δέ μοι Wilamowitz
16 πλούτωι λαμπρὸν Grenfell - Hunt
Kretschmar : Φαινίαν Robert ἐροῦμεν e.g. Leo
19
10
13
20
2 - 34 O.1, P. Oxy. 409 col. i
1 ὡς οὐδὲν ἐστ᾽ ἄπιστον e.g. Turner
5
(B) 14
] ] . α δεῖ το . . εντ. [ . ] . [ . . ] λα]μπρὸν ἢ δόξηι μέγαν. ]ν. · εἰ δὲ μή, τρίτον ]αινιαν· ἀγρίαν ἄγε ]α. ρα : νῦν ἐγὼ †Δωρὶς† θαρρεῖ]ν, Φειδία : θαρρεῖν; ἐμοὶ
1 - 2 O.1, P. Oxy. 2655 col. i
(A) 1
18 ταινίαν
νῦν ἐγὼ Δωρίς <τε σοι> | θαρρεῖν
1 – 20
51
KOLAX Ph.?
D.?
Ph.? D. Ph.
un]glaublich im gegenwärtigen Leben ] von den Vätern abstammend ] den Sohn, wie allen scheint. <der Vater>] zu irgendwelchen Handelsreisen das H]aus mir leer das B]ürschlein, er selbst, das Essen ] irgendwelchen Sachwaltern vom Unglück ]Besessener, zufällig vielleicht ]unselig so sehr, di]es ist mir zu tun ]eine Versammlung von uns findet statt ] Gastgeber, der Herr ] bewirten trug er mir auf. ] ] es ist notwendig Gl]änzenden oder im Ruhm Großen. ] wenn aber nicht, den dritten ]eine wilde wohlan ]... Jetzt ich, †Doris† getrost]sein, Pheidias! Getrostsein? Mir
(A) 1
5
10
13 (B) 14
20
52
Menanders Kolax
τῆ]ς ἐμ[ῆ]ς ταύτης μέλει ]εἴπηι φλήναφον· ὦ δέσποι]ν᾽ ᾽Αθηνᾶ, σῶιζέ με ἀ]κριβῶς τὰ πάτρια το]ὺς αὐτο[ύ]ς, πόλεις· ]ο. υσι : τί λέγεις, ἄθλιε; : μᾶλλον βοηθεῖν τοῖς] πονηροῖς τοὺς θεοὺς, ἀγαθοὶ γὰρ ὄντες οὐδὲ]ν ἀγαθὸν πράττομεν· ἀλλ᾽ ὅδ᾽ ὁ διμοιρίτης] φέρων αὐτός ποτε θώρακα, σάγμα, θύλακ]ον, πήραν, κράνος, ]ον, διβολίαν, κώιδιον, τ]ύχης ὄνος φέρει ἐξ]αίφνης Βίας ]νεμον : τὸν ἐνθαδὶ . . . . κακοδαι]μ. [ο]νοῦντα πέρυσι[ . ] . . ειμι . [ . . . . . . . . . . . τ]ὴ. ν. διατριβὴν παρέ. [χον]τ. α. σ. . [ α. π. [ . . . . . . . . ]ο. ν. · σκωπ[τ]ομένου. [ . . ] . . σπ[ εὐ . [ . . . . πεν]τ. ή. κ. οντα πα[ῖ]δες ἐχόμε[νοι οπο[ . . . . . . ] . . [ . ]ης ὄ[πι]σθεν [:] ––– οἴχομαι : . . κ[ . . . . . . . . . . . ] κατέπτηκέν ποθε[ν πό. λ. [ιν προδούς τι]ν. ᾽ ἢ σατράπην ἢ στ. [ρατόπεδον . . [ . . . . . . . . . . . . . ]ν. εστι δῆλός ἐστι : πῶς; : 35 - 54 O.1, P. Oxy. 409 col. ii 23 δέσποιν᾽ Grenfell - Hunt, coll. Men. Sik. 144 | ὦ Sudhaus 27 μᾶλλον βοη‐ θεῖν τοῖς Sudhaus
28 ἀγαθοὶ γὰρ ὄντες οὐδὲν Leo
29 διμοιρίτης Gren-
fell - Hunt e schol. in marg. διμοιρίτ(ης) ὁ διπλοῦν λαμβάνων τῶν στρατιω‐ ἀλλ᾽ ὅδ᾽ ὁ Körte
30
θώρακα, σάγμα, σαύνιον Leo :
θύλακον Austin coll. Men. Karch. 109
35
οἶσθα κακοδαιμονοῦντα Leo
τ(ῶν) μισθόν
|
πέρυσιν εἰ λέγεις Jensen
36
[adjective]ην διατριβὴν παρέχοντά σοι e.g.
Turner 37 σκωπτομένους τοὺς πλουσίους Jensen 38 εὕρηκα. πεντήκοντα παῖδες, ἐχόμενοι Sudhaus 39 ὅπου βαδίζει γῆς Sudhaus | ὄ[π]ισθεν [:] Sudhaus 41 πόλιν προδούς τιν᾽ Wilamowitz | στρατόπεδον Sudhaus
25
30
35
40
21 – 42
D.
Ph. D.
? D.
Ph. D.
Ph.
an dies]er der meinigen liegt mir ]er Geschwätz rede. O Herr]in Athene rette mich! g]enau das Vaterländische di]eselbenAkk. Pl. mask. [. . .] StädteNom. Pl. ]. . . Was sagst du, Unseliger? Eher helfen den] Schlechten die Götter, uns, den Guten, aber] ergeht’s [gar nich]t gut. Sondern dieser Korporal] tragend selber einst Brustschild, Sattel, Beu]tel, Rucksack, Helm, ]Doppelsitz, Schaffell, des Sch]icksals (er)trägt der Esel plö]tzlich Bias ]....... Den dort . . . . vom üblen Dä]mon befallenen, letztes Jahr d]ie Unterhaltung bereitend . [ von [den . . . . . . . . ] . . des/die VerspottetenGen.Sg./Akk.Pl. fün]fzig Sklaven, die <er> hat, ] . . . . hinter sich. Ich gehe zugrunde. ] ist zugeflogen woher [eine Sta[dt verr]atend oder einen Satrapen oder eine Ar[mee ]. . . das ist ganz klar. Wie?
53
25
30
35
40
54
Menanders Kolax
οὐθ└εὶς ἐπλούτη┘σεν ταχέως δίκαιος ὤν· ὁ μὲ└ν γὰρ αὑτῶι συλλ┘έγει καὶ φείδεται, ὁ δὲ τ└ὸν πάλαι τηροῦ┘ντ᾽ ἐνεδρεύσας πάντ᾽ └ἔχει. –––
45
< Ter. Eun. 232 - 264 (?) > ὡς ἄδι. [. . . . . . . . .] : ––– ὀμνύω τὸν ῞Ηλιον εἰ μὴ φέ[ρων ὁ παῖ]ς. ὄπισθ᾽ ἐβάδιζ[έ] μου τὰ Θάσ[ι]α, [καί τις] ἦ. ν ὑπόνοια κραιπάλης, ἐβόω[ν ἂν αὐτῶι π]α. ρ. ακολουθῶν ἐν ἀγορᾶι· ῾ἄνθρωπ└ε, π┘έ└ρυσι┘ πτωχὸς ἦσθα καὶ νεκρός, νυν└ὶ┘ δὲ πλου└τεῖς.┘ λέγε, τίν᾽ εἰργάζου τέχνην; τοῦτό γ᾽ ἀπόκρ[ιν]αι. πόθεν ἔχεις τοῦτ᾽; οὐκ ἄπει ἐκ τῆς [ὁδοῦ ᾽τέ]ρ. ωσ|ε; τί διδάσκεις κακά; τί λυσιτελεῖ<ν> ἡμῖν ἀπ|οφαίνεις τἀδικεῖν;᾽ : >–– ]με :
ναί : ] . καὶ πέ. π. ρα. κ. ᾽ ἄρα ]α. ἐλπίδων ]ε. κ. ε. ι. ν. ου. μ. ε. ν. ω ]νην δήπου . . . . . .[ ]ε. χω· τό δ᾽ ἐγκα[λεῖν ] . μ᾽ · ὡς οὐ δέον ]ω. τὸν χρώμενον : ἐ]μβεβρόντησαι π. ά. λ. α. ι. ]κ. λ. ίνων μάτην τ]α. ῖ. ς χερ. [σὶν
65
46 ἄδικον εἶπας
Wilamowitz : ἄδικον εἶπες Grenfell - Hunt : ἄδικον εἶπεν Cunningham 47 φέρων ὁ παῖς Grenfell - Hunt
48 καί τις Grenfell - Hunt
εὐθὺς παρακολουθῶν Grenfell - Hunt : αὐτῶι Körte3
49 ἐβόων ἂν
50 - 51 ἄνθρωπε ‐
πλουτεῖς Fr. 731 K (Symeonis lexicon ined. s.v. ἧσθα, Eustathius 1833, p. 58) 53 τῆς ὁδοῦ Sudhaus : τῆσδε γῆς Eitrem | ἑτέρωσε Grenfell - Hunt 54 λυσι‐ τελεῖν Grenfell - Hunt : λυσιτειλει P. Oxy. 409
|
αποφαινες P. Oxy. 409 :
]οβαινεις P. Oxy. 1237 | dicolon P. Oxy. 1237 : deest in P. Oxy. 409
55
60
53 - 70 O.5 col. i 43 - 45 Fr. 294 K (Stob. III 10, 21 Μενάνδρου Κολακεία)
50
43 – 65 D.
Niemand wurde reich schnell als Gerechter, der eine sammelt für sich und spart, der andere lauert dem auf, der lange achtsam ist, und hat alles.
55
45
< Struthias, die Vorlage von Ter. Eun. 232 - 264 (?) > Ph.
Wie un[. . . . . . . . . . . . . . . .]
D.
Ich schwöre bei Helios, wenn der Sk[lave ]nicht hinter mir den thasischen Wein hertragen würde, [und es] den Verdacht erwecken würde, dass ich einen Rausch habe, schriee ich, ihm auf dem Markt auf dem Fuße folgend: „Mensch, letztes Jahr warst du arm und mausetot, jetzt aber bist du reich. Sag, welche Kunst übtest du? Das beantworte! Woher hast du das? Wirst du mir wohl aus dem Weg gehn, auf die andere Seite! Was lehrst du Schlechtes? Weshalb zeigst du, uns bringe es etwas, Unrecht zu tun?“ ]mich? Ja. ]und hab ich also verkauft ] von Hoffnungen ]............ ] . . . zweifellos ]habe ich; das Beschul[digen ]mich; wie sollte nicht ] den, der verwendet v]erdattert bist du seit langem ]neigend umsonst m]it den Händen
Ph.? D.? Ph.? ?
50
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56
ΔΑΟΣ
Menanders Kolax
] τουτονὶ ]ς λαμβάνειν : ] οὐκοῦν Γνάθω[ν ]ο. ιγε : ὦ Γνάθων, [ ]μβ[
70
[ desunt 16 - 22 versus ] 71
περανοῦμεν : ––– ω[ τὸν πορνοβοσκό[ν ––– πάντων : ––– πολ. υ. . [ ΔΑΟΣ α. [ [ [ ευ ––– μ. α. [
75
]Θ.[
] . μ. ε. ν. α. [ ]ω. : χαλ[ ]μ ὀβολου[ ]ε. σ. τιν αρπ. α[ ] . σε δ. ᾽ ὁραῖς [ ] . γὰρ. σ. ειτ . [
80
]θελε[
86 ]ε. με[
87
]σ. ει
88
] . λ. οτο. [
89
]π. οτω. [
90
71 - 79 O.5 col. ii 80 - 86 O.5 Fr. 2
87 O.5 Fr. 3
88 O.5 Fr. 4 89 O.5 Fr.
5 90 O.5 Fr. 6 79 vel B „fort. [ΣΤΡΟΥ]Θ´ vel Σ[ΤΡ]´“ Sudhaus : [ΓΝΑ]Θ´ Allinson
57
66 – 90
] diesen hier ] bekommen ]also nicht, Gnathon m]ir wenigstens. O Gnathon ]...[
Daos Ph.?
70
[ 16-22 Zeilen Lücke ]
Wir werden zu Ende bringen.
S.?
O[
? ?
Den Zuhält[er Aller.
? Daos
Viel [ [ [ [ gut-[
75
[ ]th[ ]......[ ]......[ ] . . Obole[ ]ist räub[erisch bzw. ]ist Raub[ ] . . dich aber siehst du[ ] . .denn . . . . . [ ]...[
80
86
]...[
87
]...[
88
]...[
89
]...[
90
58
Menanders Kolax
εἷς ἐστ[ι]ν, [εἷς δι᾽ οὗ τὰ πάν[τ]᾽ ἀ[π]όλωλε, τρόφιμε, πράγματα ἄρδην, [λ]έγω σ. [οι . ] . . . ν· ὅσας ἀναστάτους πόλεις ἑ[όρ]ακα[, τ]οῦτ᾽ ἀπολώλεκεν μόνον ταύτας, ὃ νῦν δι[ὰ] τοῦτον ἐξεύρηκ᾽ ἐγώ. ὅσοι τύραννοι πώποτ᾽, ὅστις ἡγεμὼν μέγας, σατράπ[ης], φρούραρχ[ο]ς, οἰκιστὴς τόπ[ο]υ, στρατηγός – οὐ [γὰρ] ἀ. λ. λ. ὰ. τοὺς τελέως λέγω ἀπολωλότας [νῦν – τ]ο. ῦ. τ᾽ ἀνήιρηκεν μόνον, οἱ κόλακες. οὗτ. [οι] δ. ᾽ εἰσὶν αὐτοῖς ἄθλιοι. ––– σοβαρὸς μὲν ὁ λόγος· ὅ τι δὲ τοῦτ᾽ ἐστίν ποτε οὐκ οἶδ᾽ ἔγωγε : ––– π[ᾶ]ς τις ἂν κρίνας κακῶς εὔνουν ὑπολάβο[ι] τὸν ἐπιβουλεύοντά σοι. ––– κἂν μὴ δύνητα[ι] : ––– πᾶς δύναται κακῶς ποεῖν· ἂ. ν. μὴ φυλάττηι τὸν σφόδρ᾽ ἰσχυρὸν [ . [ . ] . . θ. εν . ιον ᾽Αστυάνακ[το]ς ὑ. [πτίου κ[α]τακειμένου δοίδυ[κι . ]. . .τ. α. [ . ] . [ . . ]κ. α. ι. ς. τ]ὴν ῥῖνα συντριψαιμ . . [ . ]μ. [ . . ] . . [ . . . ]α. ν, ἀλλ᾽ οὐχ ὁ πέντε μνα[ῖ]ς κατεσ[κ]ε. υ. α. [σμένος ἐπ᾽ αὐτὸ τοῦθ᾽ ἥκων, ἵν᾽ ἐκειν . . . . . κ. υ. [ οὐ[κ ε]ὐπόρως ἂν τοῦ[τ᾽ ἐ]πόησε. τ. . . . α. μ. . .[ φυ[λ]άττεται [γὰρ . ]εξε. . [ . ] . λ. εινε· ἀντιβλέπ[ει . . . τ. ε. αλ. [ . ] . ς οἶδεν ὄντα· κα. [ὶ] νε. . . υσ . . . [ . . . . . . . . . ] φυλ[ά]ξεταί σ. ᾽ ὁμοίως [ . . . ] . . α. [ ]ει[.]π. ι. . . θυρα[ . ] . [ . . . . ] . . . [ . ]σ. αυτοῦ [το]ὺς φίλου[ς ὅ. τ. [ι] πρὸς βίαν με . [ . . . . ]π. η. σ. . [ . ]α. ν[ 91 - 125 excerptum C : 91-100 excerptum D et 101-125 excerptum D Webster | 91 104 O.1, P. Oxy. 409 col. ii 105 - 118 O.1, P. Oxy. 2655 col. iii 116 - 125 O.1, P. Oxy. 409 col. iii 91 [εἷς Sudhaus „(ΣΙΣ·) in papyro legi posse dicit P. Petersen“ 93 λέγω σοι λόγον· Sudhaus : [λ]έγω σ[υνελ]ών· Borgogno Grenfell - Hunt
99
94
ἑόρακα, Sudhaus : ἑόρακας,
ante τοῦτ᾽ interp. Grenfell - Hunt : ante νῦν Sandbach
100 οὗτοι δ᾽ Leo : οὕτω δ᾽ Handley
(C) 91
95
100
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110
115
91 – 117 S.?
Ph. S. Ph. S.
Einer ist’s, einer, Herr, durch den alle Dinge gänzlich zugrunde gegangen sind, sag’ ich dir [. . . . .]. All die zerstörten Städte, die ich gesehen habe, das allein hat sie zugrunde gerichtet, was ich nun durch diesen herausgefunden habe. Alle die Tyrannen jemals - jeder große Führer, Satrap, Festungskommandant, Stadtgründer, Stratege - [denn] ich spreche von nichts anderem als den [nun] gänzlich zugrunde Gegangenen - das allein hat sie zunichte gemacht: die Schmeichler. Diese sind für sie Elende. Gewaltiger Spruch, was er aber bedeutet, weiß ich zumindest nicht. Jeder, der schlecht urteilt, würde wohl den als Wohlgesinnten einschätzen, der dir auflauert. Auch wenn er nicht kann? Jeder kann Übles tun: Wenn du dich nicht hütest/Wenn er nicht auf der Hut ist [. .] den sehr starken [. .] des Astyanax, wenn er auf dem Rücken liegt [. .] mit einem Mörser die Nase zertrümmer[. .] Aber nicht der Mann, der mit fünf Minen bezahlt worden ist, eben zu diesem (Zweck) kommend, damit <er> jen[ nicht leicht würde <er> das tun, denn er hütet sich [. .] schaut ihm ins Auge [. .] weiß [. .] und [. . . .] er wird sich vor dir in gleicher Weise hüten [. .] Tür [. .] [. .] deine Freunde [ da[ss] mit Gewalt [. .]
59
(C) 91
95
100
105
110
115
60
Menanders Kolax
τ . . [ . ]πεις τ. ι. χωρήσει γὰρ αὐτ. [ό]θ. [εν μ[ε]ταπέμψεθ᾽ [ἑ]τέρους [συ]στρατ. [ιώτας, ἀλλ᾽ ἴσως οὔ [σ᾽ ]ἄρα φυλάξει. πα. ῖ. δες. ἐκτριβή. [σεται ἤτοι ποθ᾽ οὗτος ἢ σύ· πιστευθεὶς δ. [ὲ σὺ ὑπεναν[τί]ον τε μηθὲν ὧν ποε. ῖ. [ς ποεῖν δόξας, ἔχεις τὸν ἄνδρ᾽ ἀφύλακτον, ἔ[κτοθεν τῶν πραττομένων, τῆς οἰκίας· ὃν [δ᾽ ἂν τρόπον β[ο]ύ. λ. η. ι, διοικηθήσεται τὰ λοιπά σοι. >––
120
125
] Ἀστυάνακτος· τοῦ Μιλησίου [᾽Ασ]τυάν[ακτ]ος πολλοὶ σφόδρα [τ]ῶν κωμωιδιογρ(άφων) μέμν[ην]τ(αι). ἐγένετ(ο) γ(ὰρ) παγκρα‐ τιαστ(ὴς) κρά[τ(ιστος) τῶ]ν καθ᾽ αὑτόν, ἠγω[νί]σατο δ(ὲ) κ(αὶ) πυγμῆι. ᾽Ερατοσθένης δ᾽ ἐ[ν τῶι] .‾ τῶν ᾽Ολυμπιονικ(ῶν) προσ‐ ‾ τὴν θεὶς ‾ρ‾ι ς‾ ᾽Ολυμπι(άδα) φ(ησίν)· ᾽Α[στ]υάναξ ὁ Μιλήσιος Γ περίοδον ἀκονιτεί.
(D) 126
χ]οὗ. τ. [ος . ] . χ. . . τ. . ς. φανερός; οὐ λιμοὶ [ ἔχον[τ]ες ἐν τ[αῖ]ς χερσίν, ἄλλο δ᾽ οὐδὲ ἕν. ὧν ἔ. σ. θ᾽ ὁ γείτων. ἀλλ᾽ ἐὰν αἴσθηθ᾽ ὅμ. [ως, πρόσεισιν ἑξήκ[ο]νθ᾽ ἑταίρους παραλαβ[ών, ὅσ]ο. υ[ς] ᾽Οδυσσεὺς ἦλθεν εἰς Τροίαν ἔχω[ν, βο]ῶν, ἀπειλῶν ῾ἄν σε μή, μαστιγία, . . . . . π]έπρακας πλέον ἔχοντι χρυσί. ο. [ν.᾽ . . . . ] . . τι[ . ]α. ρ. α. πωλῶ; μὰ τοὺς δώδεκα [θε]ούς,
130
126 - 138 O.1, P. Oxy. 409 col. iii 119 ἀλλ᾽ ἴσως Arnott 120 οὔ σε ἄρα Turner : οὓς παραφυλάξει Grenfell Hunt | ἐκτριβήσεται Jensen : ἐκτρίβοιμεν ἂν Grenfell - Hunt : ἐκτριβοίμεθ᾽ ἄν Leo
121 δὲ σὺ Arnott : λόγοις Grenfell - Hunt : δὲ νῦν Sudhaus : λίαν
Austin
122 ποεῖς ποεῖν Grenfell - Hunt
Sudhaus : ἐκποδὼν Sandbach lion Grenfell - Hunt
124
123 ἔκτοθεν Arnott : ἐγγὺς εἶ
ὃν δ᾽ ἂν τρόπον Petersen
Scho-
| γ(ὰρ) Grenfell - Hunt : γʹ = τρίς Handley, Turner, sed
Austin „ad sensum non bene convenit et hic ‾γ non γʹ exspectaveris“ | ᾽Αστυάναξ ‐ ἀκονιτεί Eratosthenes FGrH 241 F 8 | Γ ‾ Jacoby : ς‾ P coll. Athen. X 413a ᾽Ασ‐ τυάναξ δ᾽ ὁ Μιλήσιος τρὶς ᾽Ολύμπια νικήσας κατὰ τὸ ἑξῆς παγκράτιον 126
χοὗτος ῥαχιστὴς dub. Turner (coll. Theopompos Fr. 43)
Körte : τύλους Sandbach
|
fin. μοχλοὺς
128 fin. ὅμως Grenfell - Hunt : ὁδί Körte : ὅλως
Turner 132 ὃς ἐμὴν Leo : num ὃς ἐμοί Pernerstorfer
118 – 133
[. . .] . . . du was [. . .], wird er nämlich gleich kommen, holt noch mehr Mitkämpfer - aber vielleicht hütet er sich nicht vor dir. Burschen! Ausgelöscht wird entweder dieser oder du! Aber wenn man dir vertraut, und du gar nichts heimlich zu machen scheinst als du machst, hast du den Mann, sich nicht hütend, weg vom Geschehen und vom Haus! Und es wird, wie du willst, das übrige von dir bewerkstelligt werden.
61
120
125
Astyanax: An den Milesier Astyanax erinnern sehr viele der Komödienschreiber. Denn er war der stärkste Pankrationkämpfer zu seiner Zeit, er kämpfte aber auch mit der Faust. Eratosthenes fügt im [. .] Buch der Olympioniken zur 116. Olympiade hinzu und sagt: Astyanax der Milesier, dreimal gewann er den WettkampfZyklus, ohne (selber) in den Staub zu fallen. Zuhälter
Und der da [. . .] offensichtlich; nein, die Hungerleider haben [. . .] in den Händen, und sonst gar nichts. Zu denen gehört der Nachbar. Aber wenn der doch was merkt, wird er mit sechzig Gefährten ankommen, grad soviel wie Odysseus hatte, als er nach Troja kam, [schrei]end, drohend: „Wenn ich dich nicht, du Schurke, [. . .] hast du sie verkauft, dem, der mehr Gold hat.“ [. . .] soll ich verkaufen? Nein, bei den
126
130
62
Menanders Kolax
οὐ . . ]όμ[ε]νο[ς] διὰ τοῦτον. ἡ μία λαμβάνει. ὅσον οὐχ]ὶ. δέκα, τρεῖς μνᾶς ἑκάστης ἡμέρας παρὰ τοῦ] ξένου. δέδοικα δ᾽ οὕτω λαμβάνειν. ἐκ τῆς ὁ]δ. οῦ γὰρ ἁρπάσονθ᾽, ὅταν τύχηι, αὐτήν.] δικάσομαι, πράγμαθ᾽ ἕξω, μάρ. τ. [υρας
135
. . [ η βουλ. ε. . . . . . . . [ ε . υ. . . τ. ε κ. ειμέν[ ὧι βούλεταί τις τ. [ τὰς τετταράκον[τα ξ. έ. [ν]ου [
140
145
ο. υ[ . ]αν. . [ . ] . [ ἐμ. οῦ δὲ το . . ενε[ ουτ. . . ο. ιν. ε. ιστε. [ καὶ τὰς θεραπαιν . . [ ἦν γὰρ ε. [ . ] ἔλαττον[ ε. ἴ. σ. ω. παρελθὼν τ. [ . ] . . . ον οὗτος ὁ στρ[ατιώτης ἀ. λ. α. ζονευ. η. σθ[ επ. . . ου . μεν σοιτ[ . δο. ν[ ]α. οσεστι. ο. [ . ] . [ . ] . ον[ ] . α . . εσουν. . [ ] . [ ] . . . ε. υ. [
150
156
139 - 156 O.1, P. Oxy. 2655 col. iv
134 οὐ δεόμενος Stephanopoulos : οὐ πειθόμενος Sudhaus Leo
136 παρὰ τοῦ Grenfell - Hunt
Robert
|
μάρτυρας Robert
151 στρατιώτης Turner
135 ὅσον οὐχὶ
137 ἐκ τῆς ὁδοῦ Sudhaus 143
138 αὐτήν
possis τετταράκοντα μνᾶς
134 – 156
zwölf Göttern, [nicht. . . .] wegen diesem. Die eine nimmt [soviel, w]ie zehn nicht schaffen, ein, drei Minen jeden Tag [von dem] Fremden. Ich fürcht mich, dieserart zu nehmen. [Von der St]traße werden sie sie rauben, wenn’s gelingt, ich werde vor Gericht kommen, Händel haben, Zeugen. ...[ der Wunsch . . . . . [ . . . . . und geleg[ dem, der wünscht . . . [ die vierzig [Minen? des Fremden[ nicht-/un- . . [ mir aber das . . . . . [ .....[ und die Mägde[ war nämlich [. .] weniger[ hineingehen[ . . . . . dieser, der So[ldat prahlerisch[ [ [ [ [
63
135
140
145
150
156
64
Menanders Kolax
O.25
] εὐφυῶς κ[ ΤΡΑΧ κα]κὸς κακῶς ἀ[πόλοι‐ ]δη : ΣΤΡΟΥ νὴ Δι᾿ .[ ἄ]νθρωπος .[ ] Στρουθία . . . [ ] . ιο : ΒΙΑΣ χαῖρε[
Fragmenta aliunde nota Fr. 1 Athen. XIV 659d: Μένανδρος ἐν Κόλακι τὸν τοῖς τετραδισταῖς διακονούμενον μάγειρον ἐν τῆι τῆς πανδήμου ᾽Αφροδίτης ἑορ‐ τῆι ποιεῖ ταυτὶ λέγοντα· σπονδή. δίδου σὺ σπλάγχν᾽ ἀκολουθῶν. ποῖ βλέπεις; σπονδή. φέρ᾽, ὦ παῖ Σωσία. σπονδή· καλῶς. εὔχου. θεοῖς ᾽Ολυμπίοις εὐχώμεθα ᾽Ολυμπίασι, πᾶσι πάσαις – λάμβανε τὴν γλῶτταν ἐν τούτωι – διδόναι σωτηρίαν, ὑγίειαν, ἀγαθὰ πολλά, τῶν ὄντων τε νῦν ἀγαθῶν ὄνησιν πᾶσι. ταῦτ᾽ εὐχώμεθα. O.25 P. Oxy. 3534
O.25.2 ΤΡΑΧ[ΗΛΙΩΝ e. g. Arnott
O.25.3 ἀπόλοιο vel ἀπόλοιτο Handley
Fr. 1.2 φέρ᾽, ὦ παῖ Σωσία Heringa : φερεωπλειωωσια A | καλῶς Musgrave : καλω A Fr. 1.7 ὄνησιν Casaubon : ὀνησιαν A
5
O.25 – Fr. 1
65
O. 25 ?
] geeignet . [ TRACH(ELION) ]möge er/mögest du elend zugrunde[gehn
?
]...: STRU(THIAS) Bei Zeus . [
?
M]ensch . . . [ ]Struthias . . . [ ].... BIAS Servus[
Fragmente bei antiken Autoren Fr. 1 Athen. XIV 659d: Menander lässt im Kolax den Koch, der den VierTage-Feiernden auf dem Fest der Aphrodite Pandemos zu Diensten ist, Folgendes sagen Koch
Trankopfer. Folge und gib mir die Innereien. Wohin schaust du? Trankopfer. Bring, Sklave Sosias. Trankopfer. Gut so. Bete. Lasst uns zu den olympischen Göttern beten und den Göttinnen, zu allen – nimm in der Zwischenzeit diese Zunge –, sie mögen Heil bringen, Gesundheit, vieles Gute und Segen von den nun vorhandenen guten Dingen für alle. Darum lasst uns beten.
5
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Menanders Kolax
Fr. 2 Athen. X 434bc: ἔπινε δὲ ᾽Αλέξανδρος πλεῖστον (. . .) Μένανδρος ἐν Κόλακί φησι· (vv. 1-5) Athen. XI 477e: κόνδυ· ποτήριον ᾽Ασιατικόν. Μένανδρος Κόλακι· (vv. 1-2) Plut. de adul. et am. 13, mor. 57A (vv. 3- 4), vid. ad Fr. 3. ΒΙΑΣ
ΣΤΡ.
ΒΙΑΣ ΣΤΡ.
κοτύλας χωροῦν δέκα ἐν Καππαδοκίαι κόνδυ χρυσοῦν, Στρουθία, τρὶς ἐπέπιον μεστόν γ᾿. Ἀλεξάνδρου πλέον τοῦ βασιλέως πέπωκας. οὐκ ἔλαττον, οὔ, μὰ τὴν Ἀθηνᾶν. μέγα γε.
Fr. 3 Plut. de adul. et am. 13, mor. 57A: καθάπερ ὁ Στρουθίας συμπεριπα‐ τῶν τῶι Βίαντι καὶ κατορχούμενος τῆς ἀναισθησίας αὐτοῦ τοῖς ἐπαίνοις· ᾽Αλεξάνδρου τοῦ βασίλεως πλέον πέπωκας (vid. ad Fr. 2), καὶ γελῶ τὸ πρὸς τὸν Κύπριον ἐννοούμενος.
Fr. 4 Athen. XIII 587d: Μένανδρος δ᾽ ἐν Κόλακι τάσδε καταλέγει ἑταί‐ ρας·
Χρυσίδα, Κορώνην, ᾽Αντικύραν, ᾽Ισχάδα καὶ Ναννάριον ἔσχηκας ὡραίαν σφόδρα. Fr. 2.1 δέκα ἐν A in Athen. X : δέκα καὶ ἐν A in Athen. XI Fr. 2.2 Στρουθία A in Athen. X : Στρουθίον A in Athen. XI
Fr. 3
codd. | ἐννοούμενος Cobet : ἐνηθούμενος codd.
γελῶ τὸ Cobet : γέλωτι
5
Fr. 2 – Fr. 4
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Fr. 2 Athen. X 434bc: Es trank aber Alexander am meisten (. . .) Menander sagt im Kolax: vv. 1-5 Athen. XI 447e: κόνδυ: ein asiatischer Becher. Menander im Kolax: vv. 1-2 Plut. de adul. et am. 13, mor. 57A (vv. 3- 4), siehe zu Fr. 3: Bias
Str.
Einen zehn Kotylen fassenden goldenen Becher hab’ ich, Struthias, in Kappadokien dreimal ausgetrunken, der ganz voll war. Du hast mehr als König Alexander getrunken. Nicht weniger, nein,
Bias
bei Athene! Str.
5
Großartig, ja!
Fr. 3 Plut. de adul. et am. 13, mor. 57A: . . . wie auch Struthias mit Bias spazierend dessen Dummheit vorführte durch die Lobreden: „Mehr als der König Alexander hast Du getrunken“ (siehe zu Fr. 2) und: Str.
Ich lache, wenn ich an das (Wort) zum Kyprioten denke.
Fr. 4 Athen. XIII 587d: Menander zählt im Kolax folgende Hetären auf:
Chrysis, Korone, Antikyra, Ischas und Nannarion hast du gehabt, die sehr schöne.
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Menanders Kolax
Fr. 5 Athen. VII 301d: ἠλακατῆνες· (. . .) εἰσὶ δὲ κητώδεις, ἐπιτήδειοι εἰς ταριχείαν. Μένανδρος Κόλακί (Κόλακι Clericus : κολωσι A) φησι·
κωβιός, ἠλακατῆνες, κυνὸς οὐραῖον
Fr. 6 Zenobius II 82: βοῦς Κύπριος, ἴσον τῶι „σκατοφάγος εἶ“. λέγονται γὰρ οἱ βόες ἐν Κύπρωι σκα‐ τοφαγεῖν. μέμνηται ταύτης (sc. τῆς παροιμίας) Μένανδρος ἐν Κόλακι.
Fragmenta Colaci attributa *Fr. 7 P. Oxy. 3005, col. ii, 5 ἀλαζ[όνεια
*Fr. 8 (Fr. 607 K.-A. = Fr. 745 K.-Th.) Plut. de laude ipsius 21, mor. 547C: ἔνιοι μὲν οὖν κολακεύοντες αὐτοὺς ὥσπερ γαργαλίζουσι καὶ φυσῶσιν, ἔνιοι δὲ κακοήθως οἷόν τι δέλεαρ μικρὸν εὐλογίας ὑποβάλλοντες ἐκκαλοῦνται τὴν περιαυτολογίαν, οἱ δὲ προσπυνθάνονται καὶ διερωτῶσιν, ὡς
Fr. 5 ἠλακατῆνες, κυνὸς cf. Mnesimachus Fr. 4, 35f. K.-A. : ἠλακατῆνες καὶ κυνὸς A
Fr. 6 cf. Diogenian III 49 Leutsch-Schneidewin
Jarcho *Fr. 8 Colaci tribuit Cobet (vid. Brown 1992)
*Fr. 7 Colaci tribuit
Fr. 5 – *Fr. 8
Fr. 5 Athen. VII 301d: ἠλακατῆνες: (. . .) sie sind aber ungeheuer große Fische, geeignet zum Einsalzen. Menander sagt im Kolax:
Gründling, Thunfisch Hundsfischschwanz
Fr. 6 Zenobius II 82:
Zypriotisches Rind, ist gleich (der Redewendung): „Du bist ein Dreckfresser“. Denn man sagt von den Rindern in Zypern, dass sie Dreck fressen. Diese (Redewendung) erwähnt Menander im Kolax.
Dem Kolax zugeschriebene Fragmente *Fr. 7 P. Oxy. 3005, col. ii, 5
Prahl[- (Prahler, Prahlerei, pralerisch)
*Fr. 8 (Fr. 607 K.-A. = Fr. 745 K.-Th.) Plut. de laude ipsius 21, mor. 547C: Einige unter den Schmeichlern bebauchpinseln sie gleichsam und machen sie aufgeblasen, andere aber werfen ihnen in böswilliger Absicht ein wenig an Lob gleichsam als Köder vor und provozieren, dass sie über sich selbst
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Menanders Kolax
παρὰ τῶι Μενάνδρωι τὸν στρατιώτην, ἵνα γελάσωσιν· (vv.1-4)
Tryph. p. trop., Rh. Gr. III p. 205.23 Sp. μυκτηρισμός ἐστι τὸ μετὰ ποιᾶς κινήσεως καὶ συναγωγῆς τῶν μυκτήρων γινόμενον, ὥσπερ καὶ Μένανδρός φησιν· (v. 4: οἱ . . . ἐπεμυκτήρισαν)
„πῶς τὸ τραῦμα τοῦτ᾿ ἔχεις;“ „μεσαγκύλωι.“ „πῶς, πρὸς θεῶν;“ „ἐπὶ κλίμακα πρὸς τεῖχος ἀναβαίνων.“ ἐγὼ μὲν δεικνύω ἐσπουδακώς, οἱ δὲ πάλιν ἐπεμυκτήρισαν.
*Fr. 9 (Fr. 608 K.-A. = Fr. 746 K.-Th.) Plut. de laude ipsius 22, mor. 547DE: καὶ κόλακι καὶ παρασίτωι καὶ δεομένωι δύσοιστον ἐν χρείαι καὶ δυσεγκαρτέρητον ἑαυτὸν ἐγ‐ κωμιάζων πλούσιός τις ἢ σατράπης ἢ βασιλεύς, καὶ συμβολὰς ταύτας ἀποτίνειν μεγίστας λέγουσιν, ὡς ὁ παρὰ Μενάνδρωι·
σφάττει με, λεπτὸς γίνομ᾿ εὐωχούμενος. τὰ σκώμμαθ᾿ οἷα τὰ σοφὰ καὶ στρατηγικά, οἷος δ᾿ ἀλαζών ἐστιν ἁλιτήριος.
ταῦτα γὰρ οὐ πρὸς στρατιώτας μόνον οὐδὲ νεοπλούτους εὐ‐ πάρυφα καὶ σοβαρὰ διηγήματα περαίνοντας, ἀλλὰ καὶ πρὸς σοφιστὰς καὶ φιλοσόφους καὶ στρατηγοὺς ὀγκουμένους ἐφ᾽ ἑαυτοῖς καὶ μεγαληγοροῦντας εἰωθότες πάσχειν καὶ λέγειν (. . .).
1
πῶς codd. praeter D (πῶς δὴ)
2
κλίμακα codd. : ‚malim ‐κι vel ‐κος‘
Meineke | 2f. πρὸς κλίμακα / ἐπὶ τεῖχος Bachmann 4 ἐπεμυκτήρισαν Plut. : ἐμυκτήρισαν Tryph. : ἔμ᾽ ἐμυκτήρισαν Porson
‚proclive est ad
*Fr. 9
Colacem vel ad Thrasyleontem haec referre, sed non minus incertum‘ Kock (vid. Brown 1992)
*Fr. 9.1f. εὐωχούμενος τὰ σκωμμάτια τὰ σοφά τε καὶ (vel τἄσοφά
τε καὶ) Meineke : τὰ σκεμμάτια Herwerden
2
τὰ σοφὰ καὶ στρατηγικὰ
CWXKYNM ΣαΔ : τὰ σοφὰ τὲ καὶ στρατηγικὰ J1corr.ΠΖ ἁλιτήριος W : ὁ ἀλιτήριος N : ἀλιτήριος cett.
3
οἷς NRhSi
*Fr. 8 – *Fr. 9
sprechen, wieder andere erkundigen sich und befragen sie, wie bei Menander den Soldaten, damit sie lachen (vv. 1- 4): Tryph. peri tropon, Rh. Gr. III p. 205.23 Sp.: Das Rümpfen der Nase ist das, was mit einer gewissen Bewegung und Zusammenziehung der Nasenlöcher geschieht, wie auch Menander sagt (v. 4): Str.?
„Woher hast du diese Wunde?“ „Von einem Wurfspieß.“ „Wie, bei den Göttern?“ „Als ich auf einer Leiter eine Mauer hinaufkletterte.“ Ich zeige es ganz im Ernst, die aber höhnten dazu wieder.
*Fr. 9 (Fr. 608 K.-A. = Fr. 746 K.-Th.) Plut. de laude ipsius 22, mor. 547DE: Und für einen Schmeichler, einen Parasiten und einen Bittsteller ist etwas schwer Erträgliches in der Not - und er kann sich schwer zurückhalten - ein Reicher, ein Satrap oder König, der sich selbst lobt, und sie sagen, dass sie hier den größten Tribut zollen, wie der bei Menander: Str.?
Der bringt mich um, schwach werd’ ich im Schmausen. Welch weise und militärische Witze, Welch ein Prahler der Schelm doch ist. Denn das erleiden sie und sagen sie gewöhnlich nicht nur im Umgang mit Soldaten und Neureichen, die schön verbrämte und schwülstige Erzählungen vortragen, sondern auch im Umgang mit Sophisten, Philosophen und Feldherrn, die sich auf ihre Person etwas einbilden und groß daherreden (. . .).
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Menanders Kolax
*Fr. 10 Plut. de adul. et am. 19, mor. 61C: ὅθεν οὐδ᾿ ὁ Βίας ἀπεκρίνατο καλῶς τῶι πυθομένωι ῾τί τῶν ζώιων χαλεπώτατόν ἐστιν;᾿ ἀπο‐ κρινάμενος ὅτι ῾τῶν μὲν ἀγρίων ὁ τύραννος, τῶν δ᾿ ἡμέρων ὁ κόλαξ᾿. ἀληθέστερον γὰρ ἦν εἰπεῖν ὅτι ῾τῶν κολάκων ἥμεροι μέν εἰσιν οἱ περὶ τὸ βαλανεῖον καὶ περὶ τὴν τράπεζαν, ὁ δ᾿ εἰς τὰ δωμάτια καὶ τὴν γυναικωνῖτιν ἐκτείνων ὥσπερ πλεκτάνας τὸ πολύπραγμον καὶ διάβολον καὶ κακόηθες ἄγριος καὶ θηριώδης καὶ δυσμεταχείριστος.᾿
τί δ᾿ ἐστι τῶν ζώιων, < Βία, > χαλεπώτατον; τῶν μὲν ἀγρίων ὁ τύραννος, < ὦ βέλτιστε σύ, > τῶν δ᾿ ἡμέρων ὁ κόλαξ < U – X – U – >
*Fr. 11 Plut. de adul. et am. 13, mor. 57AΒ: τοὺς δὲ κομψοτέρους ὁρῶν ἐν‐ ταῦθα μάλιστα προσέχοντας αὐτῶι καὶ φυλαττομένους τὸ χωρί‐ ον τοῦτο καὶ τὸν τόπον οὐκ ἀπ᾽ εὐθείας ἐπάγει τὸν ἔπαινον, ἀλλ᾽ ἀπαγαγὼν πόρρω κυκλοῦται καὶ
πρόσεισιν, οἷον ἀψοφητὶ θρέμματος
ἐπιψαύων καὶ ἀποπειρώμενος.
*Fr. 12 Poll. VII 86: τὸ δὲ σανδάλιον οὐ μόνον Μένανδρος εἴρηκε. *Fr. 10 Colaci tribuit Pernerstorfer
1 vel τί δ᾿ ἐστι τῶν ζώιων χαλεπώτατον,
<Βία> vel χαλεπώτατον τί ἐστι τῶν ζώιων, <Βία> Austin
|
„Plutarch has
simply left out the vocatives, which are not needed for his purpose. But one can think of other supplements, e. g. <ὡς ἐμοὶ δοκεῖ> vel sim. at the end of line 2“ (C. Austin)
*Fr. 11 Colaci tribuit Meineke, coll. Hesychio s.v. ἀψοφητί· ἠρεμά, ἡσύχως·
< Μένανδρος > Κόλακι (Meineke : ἡσύχως, κολακεια cod.; cf. Stob. III 10, 21 ad 43 - 45: Μενάνδρου Κολακεία...)
*Fr. 12 Colaci tribuit Thierfelder coll Ter.
Eun. 1028: (Gnatho: utinam tibi commitigari uideam sandalio caput)
*Fr. 10 – *Fr. 12
*Fr. 10 Plut. de adul. et am. 19, mor. 61C: Deshalb hat auch nicht Bias dem, der ihn fragte: „Welches der Lebewesen ist das gefährlichste?“, gut geantwortet, als er antwortete: „Unter den wilden der Tyrann, unter den gezähmten der Schmeichler.“ Denn wahrer wäre es gewesen zu sagen: „Unter den Schmeichlern sind die zahmen die, die sich um die Badeanstalt und den Tisch aufhalten, der aber, der seine Geschäftigkeit und Verleumderei und Charakterlosigkeit in die Schlafzimmer und ins Frauengemach hineinspannt wie ein Netz, der ist wild und tierisch und schwer zu beherrschen.“ ? Bias
Welches der Tiere, < o Bias, > ist das gefährlichste? Von den wilden der Tyrann, < mein Lieber, > von den zahmen der Schmeichler.
*Fr. 11 Plut. de adul. et am. 13, mor. 57A (im Anschluss an Fr. 3): Wenn er hier aber Gewitztere sieht, die besonders auf ihn achtgeben und diesen Platz und Ort gut bewachen, führt er sein Lob nicht direkt aus, sondern macht in weitem Bogen einen Kreis, und
er schleicht sich lautlos an, wie um ein Tier vorsichtig zu berühren und (seine Reaktion) zu testen.
*Fr. 12 Poll. VII 86: Das Wort Sandale hat nicht allein Menander verwendet.
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Menanders Kolax
[*Fr. 13] Erotian p. 116 Nachmanson: γενέτηισιν· οἱ μὲν „τοῖς γονεῦσιν“, οἱ δὲ „συγγενέσιν“, οὕτως ᾽Αττικῶν (corr. Schneidewin : ἀττικῶς codd.) λεγόντων, ὡς καὶ Φιλήμων ἐν Κόλακί φησιν·
ἀλλ᾽ οὐδὲ γεννήτην δύναμ᾽ εὑρεῖν οὐδένα, ὄντων τοσούτων, ἀλλ᾽ ἀπείλημμαι μόνος.
Testimonia Test. i (Men. Test. 77 K.-A.) Seleucus in Et. gen. AB et Et. Gud. s.v. καραδοκεῖν: Τιμαχίδης δὲ ἐν τῶι τοῦ Κόλακος ὑπομνήματι.
Test. ii Athen. VI 258e: κεχαρακτήρικε δὲ ὡς ἔνι μάλιστα ἐπιμελῶς τὸν κόλακα Μένανδρος ἐν τῶι ὁμωνύμωι δράματι, ὡς καὶ τὸν παρά‐ σιτον Δίφιλος ἐν Τελεσίαι.
Test. iii a) Suda s.v. δεινόν (δ 340 Adler)· (. . .) καὶ αὖθις· ἀνθρώπους ἐσθίειν βλέποντας καὶ δεινοὺς κατὰ γαστέρα. λέγω δὴ Κλεισόφους τε καὶ Θήρωνας καὶ Στρουθίας καὶ Χαιρεφῶντας.
*Fr. 13 Menandro tribuit Meineke | Φιλήμων codd. : Μένανδρος Meineke coll. Ter. Eun. 237f.
Test. i = Timachides Fr. 14 Bl. | Et. magn. p. 490, 39 apud Reitz.
Gesch. gr. Et. p. 162,6 | Κόλακος corr. Meineke : κόλεικος cod. Test. iii a καὶ κατὰ codd. GI
*Fr. 13 – Test. iii a
[*Fr. 13] Erotian: γενέτηισιν (Dat. Pl. von γενέτης): Die einen verwenden es in Sinn von ‚den Vätern‘, die anderen von ‚den Verwandten‘; so der attische Sprachgebrauch, wie auch Philemon im Kolax sagt:
Aber ich kann von den Verwandten keinen finden, dabei sind es so viele! Sondern ich bin ganz allein gelassen.
Testimonien Test. i (Men. Test. 77 K.-A.) Seleucus zu „etwas gespannt erwarten“: Timachides in dem Kommentar zum Kolax.
Test. ii Athen. VI 258e: Geprägt aber hat mit größtmöglicher Sorgfalt den Kolax Menander im gleichnamigen Drama, so wie den Parasiten Diphilos im Telesias.
Test. iii a) In der Suda zu „gewaltig“: (. . .) und weiter; Menschen, immer auf der Suche nach Essen, und gewaltige, was den Bauch betrifft. Ich spreche von Männern wie Kleisophos und Theron und Struthias und Chairephon.
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Menanders Kolax
b) Suda s.v. διώνυμοι (δ 1244 Adler)· ἐν τοῖς Ἕλλησι διώνυμοι κόλακες καὶ κεκηρυγμένοι περιηχοῦσιν ἡμᾶς, Κλείσοφοί τε καὶ Στρουθίαι καὶ Θήρωνες. c) Suda s.v. Κλείσοφος (κ 1762 Adler)· ἐπεὶ οἱ Ἕλληνες Κλεισό‐ φους τε ἄιδουσι καὶ Θήρωνας καὶ Στρουθίας καὶ Χαιρεφῶντας, ἀνθρώπους ἐσθίειν εἰδότας εἰς κόρον, καὶ δεινοὺς γαστέρα δέ, φέρε καὶ ἡμεῖς καί τι παίσωμεν, παρασίτου μνημονεύσαντες ἡμεδαποῦ.
Test. iv Ail. nat. IX 7: καὶ ὁ μὲν τοῦ Μενάνδρου Θήρων μέγα φρονεῖ, ὅτι ῥινῶν ἀνθρώπους φάτνην αὐτοὺς ἐκείνους εἶχε· καὶ ὁ Στρουθίας τοιοῦτος.
Test. v Ter. Eun. 30 - 34 Colax Menandrist, in east parasitus colax et miles gloriosus. eas se non negat personas transtulisse in Eunuchum suam ex Graeca. sed eas fabulas factas prius Latinas scisse sese, id uero pernegat.
Test. iii b
καὶ post κόλακες deest in GI | Στρουθία codd. AGI
ἀνθρώπους ἢ ἐσθίειν ἔχοντας τέχνην VM et in marg. γρ(άφεται) iv
Test. iii c Test.
cf. Struthiae orationem, vv. 91 - 125 (τ]ὴν ῥῖνα συντριψαιμ.., 108) et ἔγωγ᾽
ἐπίσταμαι | ῥινᾶν (Theron in Men. Sik. Fr. 13 Arnott)
Test. iii b – Test. v
b) In der Suda zu „weitberühmt“: unter den Griechen weitberühmte und besungene Schmeichler umtönen uns, Männer wie Kleisophos und auch Struthias und Theron. c) In der Suda zu „Kleisophos“: Wenn aber die Griechen Männer wie Kleisophos besingen und Theron und Struthias und Chairephon, Menschen, die es verstehen, im Übermaß zu essen, und gewaltig sind, was den Bauch betrifft, wohlan, lasst auch uns etwas spielen, indem wir an einen Parasiten unserer Umgebung erinnern.
Test. iv Ail. nat. IX 7: Und Menanders Theron [Sikyonios] gibt groß damit an, dass er die Menschen an der Nase herumführt und sich genau diese als Futtertrog hält, und Struthias ist genauso.
Test. v Ter. Eun. 30 - 34
Der Kolax ist von Menander, in ihm kommen ein schmeichlerischer Parasit und ein prahlerischer Soldat vor. Er [der Dichter] bestreitet nicht, diese Figuren aus der griechischen (Komödie) in seinen Eunuchus übernommen zu haben. Aber dass er gewusst habe, dass diese Komödien schon vorher ins Lateinische übertragen worden sind, das bestreitet er wirklich.
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Menanders Kolax
Test. vi Ter. Eun. 25f. Colacem esse Naevi et Plauti veterem fabulam: parasiti personam inde ablatam et militis.
Test. vii Don. ad Ter. Eun. 228 HIC QVIDEM EST PARASITUS GNATHO haec apud Menandrum in Eunucho non sunt, ut ipse professus est ‚parasiti personam et militis‘, sed de Colace translata sunt. (Wessner 1902, I 314)
Test. vii ascivisse Phillimore | translata Sabb. : translatae codd.
Test. vi. – Test. vii
Test. vi Ter. Eun. 25f.
Es gebe eine ältere Komödie [mit dem Titel] Colax von Naevius und von Plautus. Die Figuren des Parasiten und des Soldaten seien daraus gestohlen.
Test. vii Don. ad Ter. Eun. 228
„Da kommt ja der Parasit Gnatho“: Diese Worte finden sich nicht im Eunuchus des Menander, wie er selbst bekannt hat: ‚die Figur des Parasiten und des Soldaten (. . .)‘, sondern sie sind aus dem Kolax übernommen.
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Dramaturgischer Kommentar Szene I: O.1 Exzerpt A, 1 - 13 Die Verse 1 - 13 der Komödie (O.1 col. i), von welchen nur die rechte Hälfte erhalten ist, sind durch die Leerzeile nach Vers 13 als eigenständiges Exzerpt markiert. Es handelt sich um einen Teil eines prologartigen Monologs.1 Das Publikum erfährt von einem Sohn (3, Pheidias2), dessen Vater sich auf einer Handelsreise befindet (4) und dem Sprecher das Haus leer zurückgelassen hat (5). Zu Spielbeginn steht jedenfalls nur das Notwendige für den Lebensunterhalt (6) zur Verfügung. Möglicherweise hat der Vater seine Geldvorräte bei Sachwaltern (7) deponiert, oder Pheidias hat bereits Teile des väterlichen Guts verkauft (56), und dieses liegt bei den Sachwaltern.3 Des Weiteren berichtet der Sprecher von einer Versammlung (11), von einem Gastgeber bzw. Gebieter (12), und dass ihm aufgetragen sei zu bewirten (13). Der Expositionscharakter dieser Szene legt nahe, dass der Kolax mit diesem Monolog eröffnet wurde,4 doch ist nicht auszuschließen, dass eine oder mehrere Szenen – möglicherweise ein Götterprolog5 – voran gingen, die ebenfalls der Exposition dienen konnten.6 Beinahe alle Herausgeber7 und die meisten Interpreten8 nehmen Pheidias _____________ 1 2 3 4 5
6
7
Zu κακόδαιμον (8) schreiben Gomme - Sandbach 1973, S. 423: „Does the speaker address this vocative to himself?“ Es könnte auch eine andere Person angesprochen sein. Figuren namens Pheidias finden sich auch in Men. Her. und Phasm. Varro überliefert für den plautinischen Colax das Wort „Schuldverbindlichkeit“ (nexum, Plaut. Col. Fr. 4 Monda, zitiert bei Varro Ling. VII 105). E. Turner schlägt für den ersten Vers die Ergänzung ὡς οὐθέν ἐστ᾿ ἄπι]στον ἐν τῷ νῦν βίῳ – „wie ist doch nichts un]glaublich im heutigen Leben“ vor (Turner 1968, S. 11). Sofern die Szenen V 7 und 9 des terenzischen Eunuchus aus dem Kolax herzuleiten sind, kann sich die Geliebte des Pheidias am Ende des Stücks nicht als attische Bürgerstocher herausstellen, und bedarf es auch keines Götterprologs, der die Anagnorisis ankündigen würde (vgl. Jachmann 1921, S. 81, Knoche 1938, S. 56, Holzberg 1974, S. 50f.). Exzerpt A enthält keine vollständige Exposition, und in den erhaltenen Vershälften findet sich kein Hinweis auf die obligate Abschlussformel in Menanderprologen, die Hauptsache sei erzählt, das Publikum müsse sich den Rest selbst ansehen (vgl. Dysk. 45f., Sik. 23f.). F. G. Allinson, Ch. Jensen, A. Körte (und A. Thierfelder), J. M. Edmonds, D. Del Corno, F. H. Sandbach, C. Austin, W. G. Arnott und F. Ferrari.
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Menanders Kolax
als Sprecher an; in einigen Editionen wird berücksichtigt, dass es sich dabei um eine unsichere Zuweisung handelt, indem die Sprecherangabe mit einem Fragezeichen versehen ist. Der Befund lässt jedoch eine weitere, zumindest gleichwertige Interpretation zu: Der Sklave Daos,9 bei dem es sich wohl um einen Pädagogensklaven handelt, ist als Sprecher des prologartigen Monologs ebenfalls denkbar.10 Dieser Daos wird nie ausdrücklich als Pädagogensklave bezeichnet, doch sprechen zwei Argumente für diese Annahme: Der Vater ist auf einer Handelsreise und könnte für die Zeit seiner Abwesenheit einem Sklaven, dem er vertraut, die Verantwortung für Haus und Sohn übertragen haben.11 Für eine solche Aufgabe ist ein (ehemaliger) Pädagogensklave in besonderem Maße geeignet.12 Zudem spricht die Art, wie in Exzerpt B Vorurteile – gegenüber der Titelfigur (s.u.) – geäußert werden (bes. 40 - 42, 43 - 45),13 dafür, und wird die Frage: „Was lehrst du Schlechtes?“ (53) aus dem Mund eines Pädagogen zur gelungenen Pointe. Die Worte „<der Vater hat> das Haus mir leer “ (τὴν ο]ἰκίαν ἐμοὶ κενήν, 5) scheinen ein Argument für Pheidias als Sprecher abzugeben, doch es ist ebenso möglich, dass ein (Pädagogen-)Sklave, dem die Verantwortung über den Sohn übertragen worden ist, diese Worte spricht: Ihm, dem Verantwortlichen (ἐμοὶ), stehe zu wenig Geld zur Verfügung.14 „Unsere Versammlung“ (σ]ύνοδος ἡμῶν, 13) passt ebenfalls besser zu Pheidias, da im Kolax eine Versammlung junger Bürger zum Fest der Aphrodite Pandemos vorkommt (Fr. 1) und ἡμῶν nahelegt, dass der Sprecher einer dieser freien Bürger ist. Aus einem Vergleich mit dem Pädagogen Lydos in Menanders Dis exapaton geht jedoch hervor, dass es für Daos, der, wie es scheint, eine vergleichbare Position einnimmt, sowohl möglich ist, an intimen Feiern teilzunehmen als auch von „unserer“ gemeinsamen Mahlzeit zu spre_____________ 8 9
10 11 12 13 14
Meyerhöfer 1927, S. 13, Kuiper 1932, S. 171, Webster 21960, S. 75, Mette 1966, S. 72, Zimmermann 1998, S. 253, Blume 2005, S. 36. Zu den Sklaven Menanders namens Daos (Asp., Dis ex., Dysk., Ep., Her., Kol., Pk.) siehe Brown 1987 und Blume 1998, S. 72 - 74, die sich mit guten Argumenten gegen die typologischen Versuche von MacCary 1970 - 1972 wenden. Webster 1974, S. 158, als Möglichkeit: Leo 1903, S. 682 Anm. 2 und Gomme - Sandbach 1973, S. 423. Vgl. die Funktion des Sklaven Geta im Phormio des Terenz. Zu Schule und Bildung in der Antike siehe Cribiore 1996 und Christes u. a. 2006. Vgl. die Vorurteile, die der ehemalige Pädagoge Parmenon in Ter. Eun. I 1 und 2 gegenüber Thais äußert. Im Phormio des Terenz spricht der Sklave Geta, dem während der Abwesenheit von deren Vätern Antipho und Phaedria zur Obhut übergeben sind, Vergleichbares (83f.): ea serviebat lenoni inpurissimo,|neque quod daretur quicquam; id curarant patres.
Dramaturgischer Kommentar
83
chen. Lydos behauptet von Moschos, seinem jungen Herrn, „uns allen macht er Schande, den Freunden[.]“15 Und er geht (wenn auch nicht ganz freiwillig und nicht ohne moralische Bedenken), wie aus der Bearbeitung des Plautus hervorgeht, gemeinsam mit seinem jungen Herrn zu Hetären.16 Von einem Hausherrn bzw. Gebieter (δεσ[π]ότης, 12) zu sprechen, kommt demgegenüber eher einem Sklaven zu.17 Zwar könnte sich Pheidias selbst so bezeichnen, doch wäre es ungewöhnlich, dass der Hausherr mit der Bewirtung der Gäste beauftragt ist (13). Für die Zuweisung der Verse 1 - 13 an Daos spricht folgende Überlegung: Es liegt nahe, den jungen Sklaven (τ]ὸ παιδάριον) in Vers 6 mit dem in Vers 46 erwähnten Sklaven (παῖ]ς)18 zu identifizieren.19 Passenderweise wäre in diesem Fall der thasische Wein (48), den der Sklave trägt, für die in den Versen 11 - 13 erwähnte Versammlung gedacht.20 Das hätte wiederum zur Konsequenz, dass der Sprecher von 1 - 13 mit demjenigen, der auf dem Markt einkauft, zu identifizieren ist. Da nun Daos in den Versen 14 - 18 mit Nachrichten vom Markt kommt (s.u.), dürfte er der Sprecher der Verse 1 - 13 sein. Beweisen lässt sich diese Annahme freilich nicht. Da die Sprecherfrage auf Basis textinterner Argumente also ungeklärt bleiben muss,21 rückt die Frage der Zusammengehörigkeit des prologartigen Monologs mit dem Folgenden in den Vordergrund (dass Exzerpt B nicht direkt an Exzerpt A anschließt, erachte ich aufgrund der Leerzeile und des Fehlens von Begrüßungsformeln in den Versen 15 - 19 für gesichert).22 Zu Szene B ist nun zu zeigen, dass es nicht Pheidias ist, der einkauft und jemandem Neuigkeiten berichtet, sondern dass wohl Daos Pheidias von der Ankunft des Soldaten informiert.23 So bleiben drei Möglichkeiten: _____________ 15
16 17 18 19 20 21
22
23
(17), zitiert nach Handley 1997, S. 23. Die Worte sind für Lydos durch eine interlinear vermerkte Sprecherbezeichnung gesichert (vgl. Arnott 1979 und Sandbach 21990). Plaut. Bacch. I 2 und III 1. Vgl. Gomme - Sandbach 1973, S. 423. Nach einer allgemein akzeptierten Ergänzung von B. P. Grenfell und A. S. Hunt. Vgl. jedoch Coppola 1923, S. 141. So Webster 1974, S. 159. Ob es im Alltagsleben üblich war, dass freie Bürger und nicht deren Sklaven einkaufen gingen, sei dahingestellt. Belege dafür aus der Komödie sind in Plaut. Bacch. 95f. und 109 116 sowie Ter. Eun. 539 - 548 zu finden. Vgl. Gomme - Sandbach 1973, S. 423; es handelt sich wohl nicht bloß um ein Fehlen von Text wie Allinson 1921, S. 382f., Körte - Thierfelder 31957, S. 111 und Blume 2005, S. 37 annehmen. Gegen Körte - Thierfelder 31957, Edmonds 1961, Sandbach 21990, Arnott 1996a, Ferrari 2001. ἅπαντας αἰσχύνει γὰρ ἡμᾶς τοὺς φίλους
84
Menanders Kolax
(1.) Pheidias beklagt in Exzerpt A die Lage, in der er sich befindet, und schickt dann Daos, Speis und Trank für das Treffen zu kaufen. Der Sklave betritt einige Szenen später wieder die Bühne und trifft auf seinen Herrn.24 (2.) Pheidias schickt Daos, Speis und Trank für das Treffen zu kaufen, und beklagt dann in Exzerpt A die Lage, in der er sich befindet. Der Sklave betritt einige Szenen später wieder die Bühne und trifft auf seinen Herrn. (3.) Daos berichtet über die Situation im Haus seines jungen Herrn, geht auf den Markt, und als er zurück kommt, begegnet er diesem. In allen Fällen könnten die beiden einander auch schon hinterszenisch getroffen haben und sich jetzt bereits mitten im Gespräch befinden;25 wichtig ist jedoch, dass erst auf der Bühne die Rede auf Bias – und dann auf Struthias – kommt.
Szene II: O.1 Exzerpt B und O.5, 14 - 90, Ter. Eun. 232 - 264 Szene B ist die bedeutendste Szene für die Rekonstruktion des Kolax. Kompliziert ist eine Interpretation derselben, da zum Text aus O.1, von dem in col. i nur die rechte Hälfte gelesen werden kann, der von O.5 hinzukommt, der noch fragmentarischer erhalten ist, und es zudem zu klären gilt, was von Gnathos Eingangsmonolog im Eunuchus des Terenz (232 - 264) aus dem Kolax stammt, und wo dessen Vorlage lokalisiert werden sollte.26 Festzustellen ist, dass in dieser Szene eine Dialogsituation vorliegt, und Pheidias aufgrund der Anrede Φειδία (20) als einer der Sprecher identifiziert werden kann. In Vers 19 findet sich an metrisch nicht passender Stelle der Name Doris. Das wurde mehrfach als eine fälschlicherweise in den Text genommene Sprecherbezeichnung gedeutet,27 doch dagegen spricht, dass in Vers 26 eine männliche Person – kaum der junge Bürgerssohn Pheidias – abschätzig als ἄθλιε bezeichnet wird.28 Der Name stand ursprünglich an einer anderen Stelle _____________ 24
25 26
27 28
Vgl. Kuiper 1932, S. 171. Webster nimmt an, Daos spreche Exzerpt A, und danach gingen Pheidias und Daos auf den Markt. In Exzerpt B erzähle Pheidias seinem Parasiten Gnathon über den Soldaten Bias (Webster 1974, S. 158f.). Siehe Blume 1998, S. 62f. (zu Men. Dysk. 50). Diese Frage wird meist stillschweigend übergangen; so Gomme - Sandbach 1973, Arnott 1996a, vgl. jedoch Kuiper 1932, S. 172f., Mette 1966, S. 72 (nach Exzerpt D!) und Webster 1974, S. 159. In sämtlichen Editionen ist die Einordnung der Vorlage des Eingangsmonologes nicht ersichtlich. Vgl. Gomme - Sandbach 1973, S. 423 und Webster 1974, S. 159 Anm. 63. So Arnott 1996a, S. 164.
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im Vers, oder nach ΕΓΩΔΩΡΙΣ fehlt ein Stück des Textes < U – >.29 Gänzlich auszuschließen ist es aber nicht, dass Pheidias zumindest am Beginn der Szene mit Doris (der Dienerin der Geliebten im Dienste des Zuhälters?30) und Daos spricht.31 Nach Vers 54 sind neben Pheidias zwei weitere sprechende Personen anwesend: In O.5 findet sich zweimal die Sprecherbezeichnung ΔΑΟΣ interlinear über den Versen 68 und 73 vermerkt, und eine Figur namens ΓΝΑΘΩΝ (d.i. Struthias alias Gnathon) wird in Vers 69 angesprochen. In Vers 79 ist der Buchstabe Θ oder Β einer Sprecherbezeichnung zu erkennen:32 Bias fällt als Sprecher in dieser Szene aus, und es liegt nahe, mit S. Sudhaus an den bereits genannten ΣΤΡΟΥ]Θ[ΙΑΣ33 zu denken.34 Spricht Pheidias von Vers 14 an mit Daos oder Struthias oder mit beiden? Und sofern die Passage 14 - 54 als Zweiergespräch interpretiert wird, ist dann die dritte Person – Daos oder Struthias – während dieses Gesprächs als stumme Person anwesend,35 oder tritt sie erst im Laufe der Szene auf?36 Es erscheint angebracht, vorerst einen Blick auf die Reste von O.1, col. i (14 - 34) zu werfen, in welchen eine Figur einer anderen von der Ankunft des Soldaten Bias erzählt, um zu klären, wer mit Neuigkeiten vom Markt kommt. Exzerpt B beginnt, sofern δεῖ richtig hergestellt ist, mit der Feststellung, dass etwas – wohl eine Handlung – notwendig sei. Danach sind Reste der Beschreibung eines „Glänzenden oder im Ruhm Großen“ (λα]μπρὸν ἢ δόξῃ μέγαν, 1637) zu lesen. Diese Worte beziehen sich, da sonst keine der bekannten _____________ 29 30
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In diesem Sinn ergänzt Leo 1903, S. 685: νῦν ἐγὼ Δωρίς <τε σοι>. In Diphilos’ Mnemation und Men. Pk. sowie Luk. D. Mer. II heißt eine Dienerin einer Hetäre Doris. Zu welchem Haushalt die Sklavin Doris in Menanders Encheiridion gehört hat, lässt sich aufgrund der fragmentarischen Überlieferung nicht sicher sagen, doch tritt sie hier im Gespräch mit dem Sklaven Kerdon und „Straton, probably an elderly man (but just possibly a soldier)“ auf (Arnott 1979, S. 357 - 377, Zitat S. 364). Kretschmar 1906, Robert 1908, Körte 1910, 21912 (anders 31938), Allinson 1921, Edmonds 1961, Leo 1903, S. 685, Coppola 1923, S. 138 - 143, Mette 1966, S. 72 und Webster 1974, S. 159. „[T]races of a marginal name in the left margin“ (Arnott 1996a, S. 174). Sudhaus 21914, S. 93. Nur bei zwei Parasiten im Kolax ist die Ergänzung zu ΓΝΑ]Θ[ΩΝ möglich (so Allinson 1921 und Edmonds 1961). Als Möglichkeit Arnott 1996a, S. 171 Anm. a. Webster 1974, S. 159 lässt Daos mit Vers 68 auftreten (vgl. auch Mette 1966, S. 72). In Luk. D. Mer. IX, wo (unter anderen Vorzeichen) ebenfalls ein Soldat von einem Feldzug zu seiner Hetäre zurückkehrt, berichtet der Sklave Dorkas seiner Herrin Pannychis die Worte des im Dienste des Soldaten Polemon stehenden Sklaven Parmenon: „Wir kommen in sehr glänzenden Umständen zurück“ (Übers. v. Ch. M. Wieland, πάνυ λαμπρῶς (…) ἀνεστρέψαμεν). G. Coppola ist m.W. der einzige, der Luk. D. Mer. IX berücksichtigt und
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Personen aus dem Kolax damit gemeint sein kann, auf Bias. Eine entsetzte Reaktion von Pheidias ist im Anschluss daran zu ergänzen, denn es folgt ein Beschwichtigungsversuch, der jedoch scheitert (θαρρεῖ]ν Φειδία : θαρρεῖν; 20). Pheidias bricht in eine drei Verse lange Klage aus, die mit dem Ausruf „Herr]in Athene rette mich!“ (23) endet.38 Die Reihenfolge Handlungsaufforderung – Bericht – Klage des Pheidias spricht dafür, dass der junge Liebhaber erst auf der Bühne von der Ankunft des Soldaten erfährt.39 Das hat zur Konsequenz, dass die Reste der Verse 14 19a dem Gesprächspartner des Pheidias zuzuschreiben sind. Daos kauft wohl auf dem Markt für die Versammlung ein, von der das Publikum durch den prologartigen Monolog (sei er nun von Daos oder Pheidias gehalten) weiß, und sieht auf seinem Weg sowohl den Soldaten als auch den Parasiten. Von rechts (Markt oder Hafen)40 zurückkommend, trifft er auf Pheidias und konfrontiert ihn mit den Neuigkeiten.41 Diese Interpretation setzt voraus, dass Daos und nicht Struthias mit Pheidias spricht. Die Sentenzen in dieser Szene (27f. und 43 - 45) und der moralisierende Ton (24f. und 40 - 42) weisen eher darauf hin, dass in 14 - 55 ein für seinen jungen Herrn verantwortlicher Sklave und nicht ein Parasit Ratschläge erteilt. Entscheidend ist: In der Passage 14 - 54 wird nicht nur über den Soldaten, sondern auch über die Titelfigur gesprochen. Struthias fällt als potenzieller Sprecher in dieser Passage aus (er tritt im Anschluss daran auf und wird in 68f. angesprochen).42 Mit Rückgriff auf die frühesten Untersuchungen zum Kolax wende ich mich gegen die heutige communis opinio:43 In der editio princeps von P. Oxy. 409 schrieben B. P. Grenfell und A. S. Hunt, eine neue Szene beginne nach _____________
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dies angibt (Coppola 1923, S. 143 und S. 149); anzumerken ist, dass Lukian nicht den Kolax, sondern die Soldatenkomödie an sich rezipiert; möglicherweise ließe sich diese Szenerie auf eine bestimmte, heute nicht mehr erhaltene Komödie beziehen. Am Ende von Vers 23 kann ein Sprecherwechsel vorliegen, der nicht mit einem dikolon gekennzeichnet ist (siehe S. 17 - 19). Richtig Büchner 1974, S. 246: „VV. 26ff. bringt jemand dem Φειδίας die Unglücksbotschaft – τί λέγεις, ἄθλιε“. Ich folge H.-D. Blumes Ausführungen zu den Konventionen auf der Bühne Menanders (Blume 1998, S. 52f.). Dass Daos die Verse 1 - 13 vom Markt zurückkommend spricht, und nur wenig Text zwischen Exzerpt A und Exzerpt B fehlt, ist nur dann möglich, wenn die Einordnung der Vorlage von Ter. Eun. 232 - 264 nicht nach Vers 13, sondern nach Vers 45 erfolgt. Philologen, die von zwei Parasiten im Kolax ausgingen, nahmen meist an, der als Kontrastfigur zu Struthias fungierende Gnathon sei der Gesprächspartner; vgl. Webster 1974, S. 159, Sandbach 21990, Arnott 1996a, Ferrari 2001. Webster 21960, S. 75 und 1974, S. 159, Tylawsky 2002, S. 98; zu den Versen 40 - 54 siehe Gomme - Sandbach 1973, S. 425; zu 46 - 54 siehe Arnott 1996a, S. 171 Anm. c.
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Vers 38 [= 39], und einer der beiden Sprecher sei „infuriated by the sight of the parasite, Struthias, whom he declares (ll. 45–53 [= 46-54]) he would like to unmask in the open market-place.“44 F. Leo45 und F. Blass46 nahmen an, in col. i werde über den Soldaten, ab dem Beginn von col. ii über die Titelfigur gesprochen. Im Folgenden soll zu den Versen 34 - 54 gezeigt werden, dass sie sich leichter auf Struthias als auf Bias beziehen lassen.47 Zunächst sei darauf hingewiesen, dass sowohl in 35f. als auch in 50f. von jemandem behauptet wird, dass es ihm im Vorjahr (πέρυσι) (noch) schlecht ergangen ist. Vermutlich handelt es sich in beiden Fällen um dieselbe Person. Kann Bias damit gemeint sein? War Bias im Vorjahr arm? Ein Parasit schließt sich nur einem Menschen an, der ein potenzieller Gastherr für ihn ist, sei es aufgrund eines eigenen Vermögens oder eines reichen Vaters (ein Soldat wird erst nach einem erfolgreichen Feldzug zum potenziellen Gastherrn). Wenn davon gesprochen wird, dass Bias einst (ποτε, 29) seine Kriegsausrüstung selbst getragen hat, so kann das kaum heißen, dass er im Vorjahr – vor dem Feldzug in Kappadokien, auf dem er bereits von einem Parasiten begleitet wurde – arm war.48 Struthias und nicht Bias dürfte der alte Bekannte sein, von dem Daos spricht.49 _____________ 44
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Grenfell - Hunt 1903, S. 18. Eitrem 1906, S. 3f. begann seine Studie zum Kolax mit einer Interpretation der Verse 43 - 45, die er als gegen die Parasiten gerichtet verstand (ebenso Kretschmar 1906, S. 69). Leo 1903, S. 678: „Das Gespräch geht um den Parasiten (nur dieser kann es sein, nicht der Soldat)“; vgl. S. 686 mit Anm. 2, wo er die Ergänzung (B) τὸν ἐνθαδὶ|[οἶσθα κακοδαι]μ[ο]νοῦντα πέρυσι (Στρουθίαν);|[νῦν ἔλαχ᾿ ἐκεῖ τ]ὴν διατριβὴν παρ[ερπύ]σας bietet, mit dem Hinweis, „Στρουθίαν stand hier nicht; aber die lesbaren Reste geben überhaupt keinen brauchbaren Anhalt“. Blass 1906, S. 278. Ebenso bezieht Meyerhöfer 1927, S. 13 col. ii auf den κόλαξ; vgl. S. 18, wo er nur die Verse 27 - 34 als Bericht über den „ungerechten Aufstieg des miles“ deutet. Kuiper 1932, S. 165 schreibt, ohne dies näher zu begründen, P. Oxy. 1237 habe gezeigt, dass jene Beschimpfungen, die man vor dessen Publikation auf den Schmeichler bezog (34 54), gegen den Soldaten gerichtet sind. Er kommt wohl zu dieser Interpretation, da er von einem Dreiergespräch zwischen Pheidias sowie Daos und ‚Gnathon‘, die gerade vom Markt kommen, in Exzerpt B ausgeht (Kuiper 1932, S. 176), was aber nur eine Möglichkeit ist, die Anwesenheit dieser drei Personen in 55 - 71 zu erklären. Zur Argumentation A. Körtes siehe S. 90 Anm. 59. Das ändert nichts daran, dass er durchaus noch als Neureicher bezeichnet werden konnte (vgl. Plutarchs Kommentar zu *Fr. 9). Die Bezeichnung des Bias als διμοιρίτης, als eines einfachen Soldaten mit doppeltem Lohn im Heer Alexanders des Großen, ist wohl ironisch zu verstehen. Zum militärischen Rang des διμοιρίτης siehe Gomme - Sandbach 1973, S. 424. Dass διμοιρίτης eine allgemein gebräuchliche, abwertende Bezeichnung für neureiche Soldaten war, geht aus Luk. D. Mer. IX 5 hervor. In vergleichbarer Weise bezeichnet in Men. Pk. 381 der Sklave Daos den Soldaten Polemon, der davor von Moschion χιλίαρχος genannt worden ist (294), als τετράδραχμος.
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Ein weiteres Argument dafür, dass Bias im Vorjahr nicht πτωχὸς (…) καὶ νεκρός (50) war, ergibt sich daraus, dass der Soldat wohl mit dem in 136 und 144 erwähnten ξένος gleichzusetzen ist und höchstwahrscheinlich kein Bürger Athens war. Es sei jedoch auf P. G. McC. Browns Aussage hingewiesen: Xenos is a regular term in Greek for a mercenary soldier, but that is because mercenary soldiers were typically hired from other states; they were not citizens of the states for whom they fought, but that does not mean that they became foreigners in their own cities.50
Es ist jedoch aus Ter. Eun. 759f. zu entnehmen, dass es sich bei Bias um einen Nicht-Athener handelt. Diese Passage ist aus dem Kolax herzuleiten, da im Eunuchos des Menander der Rivale attisches Bürgerrecht besitzen musste. Thais (bzw. Chrysis bei Menander) geht es, wie sie mehrfach erwähnt, um Rechtsschutz in Athen, weshalb sie sich sicherlich einen Bürger sucht. Zudem hat sie es (bei Menander) wohl nicht notwendig, sich einen dummen, reichen Verehrer zu suchen, denn sie ist aufgrund ihres Erbes von einem vormaligen Liebhaber finanziell unabhängig (siehe S. 29f.). Pheidias’ Reaktion auf die Nachricht von der Ankunft des Bias zeigt, dass er in dem Soldaten, der erst am Tag der Spielhandlung in Athen ankommt, bereits einen Rivalen sieht (14 - 18). Eine solche Bekanntschaft zwischen dem Soldaten und dem jungen Liebhaber lässt sich – sofern Bias tatsächlich der ξένος ist – wohl nur dadurch überzeugend erklären, dass Bias ein Jahr vor der Spielhandlung im Dienste eines fremden Königs in Athen Söldner anwarb,51 zu diesem Zeitpunkt die jetzige Geliebte des Pheidias kennen lernte und einem Zuhälter Geld für ein Anrecht auf die Hetäre zahlte, sei es in Form einer Anzahlung für einen Kauf oder eines Mietvertrags.52 Nun zu den einzelnen Verspartien:
τὸν ἐνθαδὶ . . . . κακοδαι]μ. [ο]νοῦντα πέρυσι[ . ] . . ει . [ . . . . . . . . . . . τ]ὴ. ν. διατριβὴν παρέ. [χον]τ. α. σ. . [ α. π. [ . . . . . . . . ]ο. ν. · σκωπ[τ]ομένου. [ . ] . . σπ[
(34 - 37)
Sofern es hier um den Soldaten Bias ginge, müsste es ihm ein Jahr vor der Spielhandlung schlecht ergangen sein und er jemanden amüsiert haben, was _____________ 50 51 52
Brown 2004, S. 9. Vgl. Plaut. Mil. I 1. Vergleichbare Belege in der Neuen Komödie: Plaut. Asin. 751 - 754 (dazu S. 108 Anm. 142), Bacch. 868 und 879. Zwischen den freien Hetären in Plaut. Truc. und Ter. Eun. und ‚ihren‘ von einer Reise zurückkehrenden Liebhabern besteht ebenfalls eine Bindung, die ihren Ausgangspunkt bereits vor dessen Abfahrt nimmt (Plaut. Truc. 497f. zufolge wurde Astaphium schwanger zurückgelassen).
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wohl dahingehend zu verstehen wäre, dass man ihn aufgrund seiner Dummheit verspottete. Diese heute offensichtlich meist vertretene Interpretation ist nicht ganz von der Hand zu weisen, doch spricht das oben Gesagte dagegen und die Identifikation mit dem ξένος (136, 144) wäre zudem problematisch. Zudem lassen sich diese Verse besser vor dem Hintergrund der folgenden Lebensgeschichte des Parasiten verstehen. Struthias könnte im Vorjahr (35) als spaßmachender Parasit bei Pheidias und dessen Freunden tätig gewesen sein (36).53 Möglicherweise wurde er damals, wie das bei den spaßmachenden Parasiten vielfach der Fall war, verspottet (37), jedenfalls hatte er finanzielle Probleme (50). So schloss er sich dem Soldaten Bias an und begleitete diesen auf einen Feldzug nach Kappadokien (Fr. 2), wo er die Kunst der Schmeichelei erfand und perfektionierte. Als Indiz für die Richtigkeit dieser These werte ich die Gegenüberstellung zweier in ihren Methoden unterschiedlicher Parasiten im Eingangsmonolog der Titelfigur, da diese den Wandel derselben vom spaßmachenden zum schmeichelnden Parasiten reflektieren könnte. Diese Interpretation impliziert eine Erklärung der Existenz zweier Namen für die Titelfigur: Pheidias und dessen Freunde gaben dem Parasiten wegen dessen Verfressenheit den Spitznamen Gnathon (Kinnbacke), vor Bias nannte er sich – mit seinem echten Namen? – Struthias (Sperling). . . κ[ . . . . . . . . . . . ] κατέπτηκέν ποθε[ν πό. λ. [ιν προδούς τι]ν. ᾿ ἢ σατράπην ἢ στ. [ρατόπεδον . . [ . . . . . . . . . . . . ]ν. εστι δῆλός ἐστι : πῶς :
(40 - 42)
Sofern die Ergänzung des dikolon vor οἴχομαι in Vers 39 von S. Sudhaus stimmt, und Pheidias nur dieses Wort spricht, dürften die Versreste 40 - 42 folgendermaßen zu verstehen sein: „Ihm] ist [das] zugeflogen54 woher | eine Sta[dt verr]atend oder einen Satrapen oder eine Ar[mee, | (…) das ist ganz klar“. Man sollte meinen, dieser schwere Vorwurf55 gilt einem Soldaten, doch diese sind in der Neuen Komödie nicht die wirklich Gefährlichen – über die _____________ 53
Vgl. den Ergänzungsvorschlag für Vers 36: „dir] die Unterhaltung bereitend“ – ]ην Turner 1968, S. 11. LSJ leiten κατέπτηκεν an dieser Stelle von καταπέτομαι (fly down) her; vgl. jedoch Gomme Sandbach 1973, S. 425, die eine Herleitung von καταπτήσσω vorschlagen. LSJ übersetzen dieses Wort mit „crouch, cower, esp. from fear“, was zu dem feigen (vgl. Ter. Eun. 771 - 816) Soldaten passen könnte, denn hier geht es um jemanden, der aufgrund von Verrat reich geworden ist (ebenso Arnott 1996c, S. 21). Dass ein solcher Verrat weniger mit einem Soldaten als mit einem Schmeichler assoziiert wurde, zeigen die angeführten Beispiele. Es scheint, als hänge die Übersetzung von κατέπτηκεν von der Interpretation der Passage ab. Vgl. Plat. rep. 615b, wo ἢ πόλεις προδόντες ἢ στρατόπεδα als einer schweren Bestrafung im Jenseits würdig erscheinen. διατριβὴν παρέ[χον]τά σο[ι von
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eitle Dummheit und Feigheit der milites gloriosi wird vielmehr gelacht. Gefährlich sind die κόλακες!56 Den schlagenden Beweis dafür, dass über einen Schmeichler gesprochen wird, liefert der Kolax selbst, denn in der großen Rede ‚gegen‘ die Schmeichler (91 - 100) wird in Anlehnung an Vers 41 von den Schmeichlern behauptet, sie vernichteten u. a. Städte (92) und Strategen (98).57 Dieser Beobachtung widerspricht nur scheinbar, dass im plautinischen Miles gloriosus58 Milphidippa den Soldaten Pyrgopolynices „Städteeroberer“ und „Königsbezwinger“ (urbicape, occisor regum, 1054f.) sowie „Achilles“ (1053) nennt, denn das ist keineswegs ehrlich gemeint. Der Kontext macht die Ironie deutlich: Der Sklave Palaestrio und Milphidippa wollen das Vertrauen des Soldaten gewinnen, indem sie schmeicheln und ihn in der Folge überlisten. Milphidippa setzt dies mit der Einnahme einer Stadt gleich und bezeichnet den Soldaten als „Troja“ (Quo pacto hoc Ilium accedi | velis, 1025f.). Pyrgopolinices ist nicht Achilles, er ist das einzunehmende Troja; er ist nicht der Städteeroberer, sondern die durch List genommene Stadt (quod apud nos fallaciarum sex situmst, certo scio | oppidum quodvis, si detur, posse expugnari dolis, 1156f.). Aufschlussreich ist zudem eine Passage aus Menanders Perikeiromene, in welcher der Soldat Polemon mit einer Schar von Sklaven ein Haus stürmen will, in dem sich sein geliebtes Mädchen befindet. Der Angriff wird aufgrund der Einwände des alten (gut gesinnten) Pataikos aufgehoben, von dem Sosias einführend sagt, „der verrät dich und das Heer“ (προδίδωσίν σε καὶ τὸ στρατ[ό]πεδον, 468). Er ist nicht der Anführer des Heeres (οὐκ ἔσθ᾿ ἡγεμών, 480), dennoch hat er große – im Sinne des Angriffs verheerende – Macht. Niemand wurde reich schnell als Gerechter, der eine sammelt für sich und spart, der andere lauert dem auf, der lange achtsam ist, und hat alles. (43 - 45)
Dass hier über die Titelfigur gesprochen wird,59 geht aus dem Kolax selbst _____________ 56 57 58
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Diphilos Fr. 23 K.-A. zeigt, dass der Vorwurf gegen Schmeichler, Städte zu vernichten, nicht einzig im Kolax zu finden war. Dass in den Versen 24f. von τὰ πάτρια und πόλεις gesprochen wird – der Zusammenhang lässt sich nicht rekonstruieren –, widerspricht dem nicht. Die Frage, ob die diskutierten Passagen eine Entsprechung in der Vorlage des plautinischen Miles gloriosus, dem Alazon eines nicht bekannten griechischen Dichters, hatten, kann beiseite gelassen werden, denn offensichtlich wurde das Motiv des überlisteten Soldaten sowohl von Griechen als auch von Römern häufig auf die Komödienbühne gebracht. A. Körte – vielleicht der erste, der diese Verse nicht auf die Schmeichler bezog – schrieb zu 43 - 45: „Man sehe sich doch das reiche Material in Ribbecks Studie über den Kolax [1883] an: einen Schmeichler, der rasch reich geworden ist, der die Früchte langen Sparens einem dritten durch Nachstellungen plötzlich entrissen hat, gibt es nicht“ (Rez. Kretschmar 1906, PhW 1907, S. 648). Er berücksichtigte den Kolax selbst nicht und ebensowenig Poll. VI 123, wo der κόλαξ als ‚Jäger der Törichten‘ (ἀνοήτων θηρευτής – erinnert sei an
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hervor, da diese Sentenz, in der die Überwindung eines wachsamen Menschen das zentrale Thema darstellt, wie eine programmatische Ansage zu den Versen 104 - 125 wirkt.60 Darin entwirft wohl die Titelfigur (sicherlich nicht der Soldat) den Plan, Pheidias solle sich unauffällig verhalten und keinen Verdacht erwecken, denn so könne ein übermächtiger Gegner in Sicherheit gewiegt und überwunden werden: gemeint ist damit Bias oder der mit diesem kooperierende Zuhälter. Zudem möchte ich darauf hinweisen, dass der Vorwurf, auf ungerechtem Wege schnell reich geworden zu sein, in der Neuen Komödie nicht von vornherein auf einen Soldaten passt.61 In Menanders Aspis (3 - 10) erzählt der Sklave Daos, sein junger Herr sei auf einen Feldzug gegangen, um die Schwester rechtmäßig vermählen zu können, und dass er, Daos, gehofft hatte, Kleostratos käme als Stratege oder Militärberater wieder zurück. Hier ist schneller Reichtum zwar das Ziel des Kleostratos, als ungerecht erscheint dies jedoch nicht. Und was Bias betrifft, so ist dieser wohl schon vor seinem Feldzug wohlhabend: Auch wenn Bias durchaus noch als Neureicher bezeichnet werden konnte, kann sich „plötzlich Bias“ (ἐξ]αίφνης Βίας, 3362) kaum auf einen plötzlichen Reichtum im Vergleich zu einer misslichen Lage im Vorjahr beziehen. Struthias ist also Gegenstand des Gesprächs in den Versen 34 - 45. Auf den Zusammenhang dieser Passage mit dem Folgenden wird im Rahmen der Einordnung der Vorlage des Eingangsmonologes von Gnatho zu sprechen sein (siehe S. 98f.). Für die Frage, über wen gesprochen wird, sind die Verse 50 - 54 relevant. Mensch, letztes Jahr warst du arm und mausetot, jetzt aber bist du reich. Sag, welche Kunst übtest du? Das beantworte! Woher hast du das? Wirst du mir wohl aus dem Weg gehn, auf die andre Seite! Was lehrst du Schlechtes? Weshalb zeigst du, uns bringe es etwas, Unrecht zu tun? (50 - 54)
Wollte man diese Verse – entgegen der bisherigen Interpretation – auf den Soldaten beziehen, bleibt fraglich, ob es für einen Sklaven möglich war (der Ton spricht dafür, dass ein Pädagoge und nicht Pheidias spricht), den reichen Soldaten Bias von der Straße zu verscheuchen. Als entscheidendes Kriterium dafür, dass diese Verse gegen Struthias gerichtet sind, werte ich, dass es kaum _____________ 60 61 62
Theron in Men. Sik.) bezeichnet wird, was gut in diesen Kontext passt. Ihm folgte bereits Giese 1908, S. 17f. φυλάττῃ (105), φυλάττεται (112), φυλάξεται (114), φυλάξει (120) und ἀφύλακτον (123). Stratophanes, der Soldat in Men. Sik. ist zwar reich, doch wird dies keineswegs negativ gesehen (15; Arnott 2000, S. 212 liest κ]αὶ πλούσιός γ᾿, οὐ τῶν [τ]υχόν[των). „The words ‘Suddenly Bias’ imply that the soldier Bias is the cause of his troubles“ (Barsby 1999, S. 307).
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gelingen wird, die Frage „Was lehrst du Schlechtes?“ schlüssig auf Bias, einen dummen und angeberischen Soldaten, zu beziehen. Es bleibt eine Erklärung zu finden, weshalb Daos Struthias vorwerfen sollte, auf ungerechtem Wege (41) reich geworden zu sein (51): Der Pädagoge glaubt wohl, die Sklaven des Soldaten (πεν]τήκοντα πα[ῖ]δες63 ἐχόμε[νοι, 38), die der Parasit, als er ihn sah, hinter sich führte, gehören diesem selbst.64 Auch in den Versen 46 - 54 geht es also um die Titelfigur des Kolax.65 Über den weiteren Verlauf nach Daos’ Rede sind keine sicheren Ergebnisse zu erzielen. In Vers 68 wird über Struthias gesprochen – er wird von Daos Gnathon genannt – und in Vers 69 wendet sich jemand, wohl Pheidias, direkt an diesen (ὦ Γνάθων).66 Demnach tritt Struthias spätestens in Vers 68 auf. Dass er erst mit diesem Vers ins Gespräch eintritt, ist jedoch unwahrscheinlich: In O.5 ist über Vers 68 die Sprecherbezeichnung ΔΑΟΣ vermerkt, und da in diesem Papyrus nicht jeder Sprecherwechsel durch eine Sprecherbezeichnung gekennzeichnet und bei einem fortlaufenden Zweiergespräch keine Sprecherbezeichnung notwendig ist,67 kann dieser Vermerk nur sinnvoll erklärt werden, wenn hier bereits drei Sprecher anwesend sind. Zum Gesprächsverlauf: Durch ein dikolon nach τἀδικεῖν (54) in O.5 und die paragraphos in O.1 ist klar, dass entweder Struthias oder Pheidias in Vers _____________ 63 64
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Dass es sich bei diesen παῖδες um Soldaten handeln soll, wie Kuiper 1932, S. 175 Anm. 1 mit Verweis auf Pk. 392 behauptet, ist sehr unwahrscheinlich. Vgl. die Sklaven Daos in der Aspis und Getas im Misumenos, welche die Beute ihrer Herrn eigenständig nach Hause transportieren. Vielleicht wurde diese Passage mit Blick auf Luk. D. Mer. IX 1 vorschnell auf Bias bezogen. Dort wird die Ankunft des Soldaten Polemon folgendermaßen beschrieben: „Ich selbst hab ihn gesehen; er trug ein mit Purpur besetztes und mit einer prächtigen Agraffe zusammengeschnalltes Kriegskleid und hatte eine Menge Bediente hinter sich her“ (Übers. v. Ch. M. Wieland). Doch erstens spricht Lukian nicht von παῖδες, von Sklaven als Kriegsbeute (die zum Verkauf gedacht sind), sondern von ἀκόλουθοι, Begleitern in seinem Dienst (so auch in IX 2, wo diese als wertvoller Besitz erachtet werden). Zweitens rezipiert Lukian in diesem Dialog nicht den Kolax, sondern vielmehr die Soldatenkomödie an sich. Bzgl. der ἀκόλουθοι sei auf Men. Karch. 108f. hingewiesen: „ich werde dir dienen, indem ich trage (…) Beutel, Rucksack, Helm“ (ἀ]κολουθήσω φέρ[ω]ν|θ]ύλακον, πήραν, κράνος). Derjenige, der anbietet, dienend zu tragen, ist derjenige, der das Gepäck trägt. Der Zusammenhang im Kolax ist ein anderer. Mit Grenfell - Hunt 1903, S. 18, Leo 1903, S. 687, Eitrem 1906, S. 12f., Meyerhöfer 1927, S. 13; gegen Kuiper 1932, S. 176, Webster 21960, S. 75, Gomme - Sandbach 1973, S. 425 (welche die Verse 40 - 54 als „bitter words about Bias“ bezeichnen), Webster 1974, S. 159 („The second excerpt is largely taken up with Pheidias’ description of the soldier as a monster of illgotten wealth, whom he has seen in the agora“), Arnott 1996a, S. 171 Anm. c. Gomme - Sandbach 1973, S. 426 weisen mit Dysk. 220 und Asp. 14 darauf hin, dass der Vokativ die Anwesenheit von Γνάθων nicht sicher beweist. Siehe Stössl 1960 und 1969.
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55a ( ]με : ) sprechen. Das darauf folgende „Ja“ (ναί :, 55b) verstehe ich als Antwort auf Vers 55a, woraus folgt, dass der Fragende in Vers 56 weiterspricht.68 Hier liegt wohl eine Erzählung des Pheidias vor („] und hab ich also verkauft“ – ] καὶ πέ. π. ρα. κ. ᾽ ἄρα69), die in Vers 57 fortgesetzt wird: („von Hoffnungen“ – ἐλπίδων). Erklärt der junge Liebhaber Struthias seine Situation? Vers 64 kann so gedeutet werden („]neigend umsonst“ – ]κ. λ. ίνων μάτην). ΔΑΟΣ : οὐκοῦν Γνάθω[ν | ] ο. ιγε : < ΦΕΙΔΙΑΣ > ὦ Γνάθων, [
(68f.)
Diesen Wortfetzen liegt vielleicht die Bitte des Pheidias, Struthias möge ihm helfen, und ein Zögern desselben zugrunde. Daos, der ohnehin nichts von Struthias hält, könnte ein schmissiges „Na dann halt nicht, Gnathon!“ einwerfen (in diesem Fall müsste man οὔκουν schreiben), worum sich Pheidias jedoch nicht kümmert: Er wendet sich wieder eindringlich an den Parasiten. Aus den Resten der zweiten Kolumne von O.5 („wir werden zu Ende bringen|(…) den Zuhälter“ – περανοῦμεν : ω[ – τὸν πορνοβοσκό[ν, 71f.) lässt sich mit gebotener Vorsicht schließen, dass Struthias zustimmt, Pheidias gegen den Zuhälter (d.h. auch gegen Bias) zu helfen.70 Vergleicht man den Struthias dieser Rekonstruktion des Kolax mit den anderen bekannten Parasiten, so fällt auf, dass ein vergleichbarer intrigierender Parasit, der zwischen einem jungen Liebhaber und dessen Rivalen ein doppeltes Spiel spielt, sonst nicht zu finden ist. Wird Struthias also mehr zugetraut, als ein Intrigant der Neuen Komödie zu leisten imstande ist? Wohl kaum. Im Miles gloriosus des Plautus (nach einer griechischen Vorlage mit dem Titel Alazon) agiert der intrigierende Sklave Palaestrio ähnlich. In dieser Komödie liegt, was die Figurenkonstellation betrifft, eine ähnliche Ausgangssituation wie in Menanders Kolax vor. Nach den Angaben des Palaestrio im Prolog (79 - 155) war er einst Sklave des jungen Atheners Pleusicles, dessen Geliebte Philocomasium, während dieser selbst nicht in der Stadt war, von Pyrgopolynices, einem Soldaten aus Ephesus, geraubt wurde. Palaestrio brach daraufhin auf, um den Vorfall seinem Herrn zu melden, doch sein Schiff wurde gekapert, und so gelangte er auf Umwegen als Sklave ebenfalls in das Haus des Soldaten. Dort traf er die Geliebte seines rechtmäßigen Herrn und verständigte Pleusicles. Dieser kam nach Ephesus, und das Spiel nahm seinen Anfang. Sowohl im Kolax als auch im Miles gloriosus steht der (vorerst potenzielle) Intrigant zu Spielbeginn im Dienste eines Soldaten, er kennt aber den _____________ 68 69 70
Der Sprecherwechsel nach ναί ist durch ein dikolon gesichert. Ein Zusammenhang mit Vers 132 (π]έπρακας) ist nicht zu erkennen. Möglicherweise gehörte die Vorlage von Plaut. Col. Fr. 3 Monda – „Wenn du mich heute einladen würdest, niemals etwas (…)“ (si me tu hodie inuitaueris numquam quicquam (…), Sch. Veron. Verg. Aen. II 670) – in diesen Kontext.
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Menanders Kolax
jungen Liebhaber von früher71 – sei es nun als Sklave oder als Parasit. Dies prädestiniert ihn dafür, im Dienste seines früheren gegen seinen aktuellen (Brot)Herrn zu intrigieren. In beiden Komödien hat der Soldat einen Rivalen, von dem er nichts weiß, sowie einen Feind in den eigenen Reihen, und beide Male ist es die Wirkung der Schmeichelei, die den Prahler zu Fall bringt.72 Ter. Eun. II 2, 232 - 264
An dieser Stelle kommt der Eingangsmonolog von Gnatho in Ter. Eun. 232 264 ins Spiel. Sofern sich zwei Häuser auf der Bühne befinden und das Haus des Bias nicht zu sehen ist (siehe S. 105f.), kann Struthias, wenn er seinen Eingangsmonolog hält, nur auf dem Weg zum Zuhälter sein. Er ist wohl als (Vor)Bote des Soldaten unterwegs.73 Der Parasit berichtet von folgendem Erlebnis: Er begegnet, wohl am Tag der Spielhandlung ankommend (hodie adveniens, 234), einem Kollegen von gleichem Rang und Stand (mei loci hinc atque ordinis, 234), der wie er einst sein Erbe verprasste (itidem patria qui abligurrierat bona, 235). Schlecht gekleidet und völlig heruntergekommen klagt dieser, dass ihn alle Bekannten und Freunde nun, da er verarmt ist, meiden (omnes noti me atque amici deserunt, 238), und da er sich nicht zutraut, als Parasit Erfolg zu haben, weil er weder witzig sei noch Schläge vertragen könne (at ego infelix neque ridiculus esse neque plagas pati possum, 244f.), verzweifelt er. Gnatho verspottet ihn, denn diese Methoden hätten schon längst ihre Wirkung verloren. Er selbst habe deshalb auch eine neue, an die heutigen Gastherrn angepasste Methode zu parasitieren erfunden (ego adeo hanc primus inveni viam, 247): Die Kunst der Schmeichelei. Nachdem er diese Kunst erklärt hat (248 - 253) und am Markt von den Händlern wie ein Freund aufgenommen wird (255 - 259), bittet ihn der armselige Kollege, sein Schüler werden zu dürfen, woraus der Gedanke entsteht, eine Parasitenschule zu gründen, die in Anlehnung an jene Philosophenschulen, die nach dem Gründer benannt sind, eine der Gnathoniker genannt werden soll (260 - 264). _____________ 71
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73
Eine Bekanntschaft aus früherer Zeit ist ebenfalls zwischen dem Sklaven Dromon und Kichesias in Menanders Misumenos gegeben, auch wenn der Sklave am Beginn des Stückes dem Soldaten Stratophanes gehört. Zur Darstellung des Charakters eines prahlerischen Soldaten eignet es sich, dessen Reaktion auf Schmeicheleien zu zeigen. Dabei ist es egal, ob ein Parasit schmeichelt oder ein Sklave. Das ist nur sinnvoll, wenn Bias die Hetäre des Zuhälters kennt und ein Interesse vorhanden ist. Diese Überlegung stützt die Interpretation, dass Pheidias in 19 - 23 so entsetzt auf die Ankunft des Soldaten reagiert, weil er diesen als Rivalen kennt und eine Abmachung zwischen diesem und dem Zuhälter vorliegt.
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Terenz sagt im Prolog zum Eunuchus, er habe die Figuren des parasitus colax und des miles gloriosus aus diesem Stück in seinen Eunuchus eingefügt, d.h. er habe seine Vorlage, den Eunuchos des Menander, um diese zwei Figuren erweitert (30 - 34 = Test. v), Donat schreibt zu Ter. Eun. 228, dass das Folgende nicht aus dem Eunuchos stamme, sondern aus dem Kolax übersetzt sei (Test. vii).74 Deshalb wurde kaum bezweifelt, dass dieser Dialog seine Vorlage im Kolax hat.75 Nur E. Meyerhöfer und A. Klotz nahmen für Ter. Eun. 232 - 264 eine andere Quelle an.76 Die Argumentation von E. Meyerhöfer erscheint kurios: Er interpretiert den Witz der Gnathonici in Vers 264 als Anspielung auf die Platonici, und wertet ihn – wie im übrigen die meisten anderen Interpreten – nicht als Erfindung des Terenz. Er traut dem römischen Dichter wohl zurecht nicht zu, eine Anspielung auf eine griechische Philosophenschule für sein Publikum erfunden zu haben. Wenn aber dieser Witz aus dem Kolax stammt, muss sich der Sprecher selbst als Gnathon bezeichnen können, d.h. Gnathon heißen oder zumindest diesen Spitznamen tragen. Einen Gnathon habe es aber, so E. Meyerhöfer, im Kolax nicht gegeben, denn der im Singular stehende Titel belege die Existenz eines einzigen Parasiten in dieser Komödie, und dieser heiße Struthias. Dass Struthias schon ein Spitzname sei, habe zur Folge, dass ein weiterer Spitzname – Gnathon – „überflüssig und wirkungslos war oder sogar eine Abschwächung bedeutet hätte (…).“77 Als Konsequenz dieser Argumentationskette wird das Papyrusfragment P. Oxy. 1237, in dem der Name Gnathon zweimal vorkommt, nicht dem Kolax zugeordnet. Woher Ter. Eun. 232 - 264 herzuleiten sei, gab Meyerhöfer nicht an. Auf seine ‚Ergebnisse‘ aufbauend tat das A. Klotz. Dieser ging von Ter. Eun. 237f. – „Schau! Wie tief bin ich gesunken. Alle Bekannten und Freunde haben mich verlassen!“78 – aus und suchte die Vorlage des Monologs im Kolax des Philemon. Immerhin schreibt Erotian (allen Handschriften zufolge), dass die Worte „Aber ich kann von den Verwandten keinen finden, dabei sind es so viele! Sondern ich bin ganz allein gelassen!“ aus einem Stück des Philemon stammen.79 Aufgrund der ‚Ähnlichkeit‘ der Verse mit Ter. Eun. 237f. und da ein Kolax des Philemon nur an dieser Stelle bezeugt ist, nahm A. Meineke einen Fehler des Erotian an, ersetzte Philemon durch Menander und schrieb das Fragment _____________ 74 75 76 77 78 79
Vgl. jedoch Barsby 2000, S. 498f. Vgl. Büchner 1974, S. 245, Tromaras 1994, S. 150, Barsby 1999, S. 126, Brothers 2000, S. 171, Lefèvre 2003, S. 93. Meyerhöfer 1927, S. 32f. mit Anm. 1, Klotz 1946, S. 6f. Meyerhöfer 1927, S. 32 Anm. 1. Em | quo redactus sum. omnes noti me atque amici deserunt. (Ter. Eun. 237f.) ὡς καὶ Φιλήμων ἐν Κόλακί φησιν, Erotian p. 116 Nachmanson.
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diesem Dichter zu.80 Ihm folgten die meisten Editoren,81 aber A. Klotz wandte ein, dass eine solche Ersetzung des bekannteren Dichters psychologisch schwer nachzuvollziehen und unwahrscheinlich sei,82 und leitete Ter. Eun. 237f. und damit den gesamten Monolog aus dem Kolax des Philemon her. Gegen diese Herleitung sowie die communis opinio, die mit Meineke das Philemon-Zitat Menander zuschreibt, sei darauf hingewiesen, dass Ter. Eun. 237f. keine wörtliche Übersetzung des Fragments aus dem Kolax (vielleicht des Philemon) ist. Es handelt sich um eine „unsichere Gleichsetzung[,]“83 und mit B. Denzler sei betont, dass „der griechische Gemeinplatz von der Treulosigkeit der Freunde im Unglück in der Riesenproduktion der Nea und Mese ohne weiteres mehrmals denkbar“84 ist. Deshalb nehme ich für Ter. Eun. 237f. zwar eine Vorlage in Menanders Kolax – doch nicht jene bei Erotian überlieferten Verse – an und setze das bei Erotian überlieferte Fragment am Ende der Edition in Klammern. Was von Gnathos Eingangsmonolog hat nun also eine Entsprechung im Kolax des Menander? Der Kern der Erzählung, die Gegenüberstellung des traditionellen Parasiten, der sich durch Spaßmachen und Schlägeeinstecken seinen Platz an einer Tafel verdienen will (parasitus edax), und eines schmeichlerischen Parasiten (parasitus colax), wird allgemein auf den Kolax zurückgeführt. Nicht zuletzt deshalb, weil sich, sofern Terenz darin nicht Menander gefolgt ist, die Frage stellt, ob der römische Dichter diesen Monolog völlig unabhängig von einer Vorlage geschrieben hat. Auch in den Details dürfte der Monolog von Terenz in Anlehnung ans Original verfasst worden sein. Einwände gegen diese Interpretation aufgrund poetologischer Überlegungen zur οἰκονομία Menanders85 überzeugen nicht, _____________ 80 81
82 83 84 85
Meineke 1823, S. 368f. und 1841, S. 155. Körte - Thierfelder 31957, Sandbach 21990. W. G. Arnott führt dieses Fragment unter den Fragmenten „assigned to Κόλαξ with varying degrees of probability an“ (Arnott 1996a, S. 196f.). Klotz 1946, S. 7. Antonsen-Resch 2004, S. 168 Anm. 732. Denzler 1968, S. 66. Mit Knoche 1936, S. 173f., Büchner 1964 (bei abweichender Interpretation), Bianco 1962, S. 152, Denzler 1968, S. 65f., Nesselrath 1985, S. 69f. und S. 108f. (zur Kritik an der Zuschreibung an den Parasiten Gnathon – als Gegenspieler des ‚Schmeichlers‘ Struthias – siehe Brown 1992, S. 98 - 106) nehme ich an, dass der Monolog im wesentlichen dem griechischen Original folgt, da er für die Charakterisierung der Titelfigur von großer Bedeutung und mit Menanders οἰκονομία durchaus in Einklang zu bringen ist; gegen Lefèvre 2003, S. 80, der in diesem Zusammenhang (S. 93 Anm. 76) A. J. Brothers als Zeugen zitiert: „a (much shorter) monologue“ (2000, S. 171), doch meint dieser hier den Eunuchus. Über Ter. Eun. 232 - 264 schreibt er: „Gnatho’s monologue (…) has nothing to do with the plot at all, and probably comes straight from The Toady.“
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da der Monolog zentral für die Charakterisierung der Titelfigur ist und ein langer Monolog eines Parasiten auch auf der Bühne der Neuen Komödie durchaus vorstellbar ist.86 Als Beispiel für eine direkte Abhängigkeit vom Kolax kann wohl eine Aussage von Gnatho dienen. Der Parasit sagt, folgt man H. Drexlers87 und K. Büchners88 Interpreation von hodie adveniens (234), er sei heute, d.h. am Tag der Spielhandlung, angekommen. Das führt den beiden Philologen zufolge im Eunuchus des Terenz zu chronologischen ‚Unstimmigkeiten‘, denn der Handlung dieser Komödie liegt zugrunde, dass der Rivale bereits zumindest einen Tag in der Stadt ist: Im Kolax hingegen passt, dass Struthias und Bias am Tag der Spielhandlung eingetroffen sind und die Handlung in Gang gesetzt haben, gut zur Reaktion des Pheidias auf den Bericht von der Ankunft des Soldaten in den Versen 14 - 33. Sofern man den Kolax als Vorlage von Ter. Eun. 234 annimmt, lässt sich diese ‚Unstimmigkeit‘ also erklären, doch möglicherweise liegt eine solche gar nicht vor, denn P. G. McC. Brown wendet ein: At 323 adveniens clearly means not ‘on my return’ but ‘on my way here’, and that must be how Terence’s audience will understand it at 234 as well (…). So this expression on its own does not show that Terence has imported Gnatho’s monologue from a different play.89
Gnathos Aussage, er und sein Kollege hätten einst das väterliche Erbe ‚aufgefressen‘ (235), könnte bei Menander vorgekommen sein;90 das griechische Wort καταφαγεῖν hat eine vergleichbare Bedeutung und wird von Menander in diesem Sinne gebraucht.91 Gnathos Ausspruch, als erster den neuen Weg der Schmeichelei eingeführt zu haben (247), dürfte ein Vorbild im Kolax gehabt haben, wobei dort – falls diese Herleitung zutrifft – wahrscheinlich von der Erfindung der ‚Kunst‘ der Schmeichelei die Rede war. Der Gedanke, eine neue Kunst erfunden zu haben, ist in der Neuen Komödie bei Parasiten – doch nicht nur bei diesen – _____________ 86
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Dass ein langer Monolog eines Parasiten in einem Stück der Neuen Komödie nicht unmöglich war, zeigen Diodoros von Sinope Fr. 2 K.-A. und Nikolaos Fr. 1 K.-A. sowie – bedingt – die Eingangsmonologe der Parasiten bei Plautus (Ergasilus in Capt. I 1, Curculio in Curc. II 3, Peniculus in Men. I 1, Saturio in Persa I 2 und Gelasimus Stich. I 3). Damit soll nicht bestritten werden, dass Terenz erweitern oder umakzentuieren konnte oder mit diesem Monolog gesellschaftliche Zustände seiner Zeit kritisierte, wie Donats Ausführungen zu 232 und 251 nahelegen, vgl. Maurach 1997. Drexler 1938, S. 79f. Anm. 1. Büchner 1974, S. 246. P. G. McC. Brown in einem bislang nicht gedruckten Artikel (Brown 2009) mit Verweis auf die Übersetzungen von Ter. Eun. 234 von Barsby 1999 und Brothers 2000. So Leo 1903, S. 680 Anm. 5. Men. Epitr. 1065, Fr. 247 K.-A., ebenso Aischin. Tim. 96, Hipponax Fr. 36 Dg.
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Menanders Kolax
geläufig: So wird über den Parasiten Chairephon in einer Komödie des Alexis gesagt: „Immer erfindet er eine neue Kunst, und nun verschafft er sich Gastmähler ohne Beitrag zu leisten.“92 Weiters meint in Antidotos Fr. 2, 5 K.-A. ein Parasit, er habe sich die Kunst (des Parasitierens) ‚einverleibt‘.93 Und in Menanders Dyskolos behauptet der Koch Sikon, als er seine Kunst, sich durch Schmeichelei Kochgeräte ausleihen zu können,94 vorstellt: „Ich habe diese Kunst erfunden.“95 Der auf die Erfindung der Kunst der Schmeichelei (247f.) aufbauende und durch den Gang auf den Markt ausgelöste96 Gedanke von der Gründung einer Schule der Gnathoniker (260 - 264) stammt wohl ebenfalls aus dem Kolax. Bei Menander sprach die Titelfigur wahrscheinlich gemäß ihrem Spitznamen Gnathon in Anlehnung an die Πλατωνικοί von der Gründung einer Schule der Γναθωνικοί (das setzt voraus, dass eine Figur namens Gnathon der Schmeichler war). Es könnte aber auch von Στρουθίειοι die Rede gewesen sein (anspielend auf die Philosophenschulen der Ζηνώνειοι oder Ἐπικούρειοι),97 „but this is no more than a fancy with a remote chance of truth.“98 Die Punkte ‚Kunst der Schmeichelei‘ und ‚Schule der Parasiten‘ leiten zur Lokalisierung des griechischen Vorbilds des Auftrittsmonologs über, denn sofern sie eine Entsprechung in jener Komödie haben, sind die Fragen „Sag, welche Kunst übtest du?“ (51)99 und „Was lehrst du Schlechtes? Weshalb zeigst du, uns bringe es etwas, Unrecht zu tun?“ (53f.) als direkte oder – was weniger wahrscheinlich ist – indirekte Anspielungen100 auf den Auftrittsmonolog der Titelfigur zu werten. Wann trat also die Titelfigur bei Menander auf? _____________ 92
ἀεί γ᾿ ὁ Χαιρεφῶν τιν᾿ εὑρίσκει τέχνην καὶ νῦν πορίζεταί γε τὰ δεῖπν᾿ ἀσύμβολα,
Alexis Fr. 259 K.-A., zum Text siehe Arnott 1996b, S. 724f. 93 τὸ τεχνίον αἰεὶ τοῦτό μοι κατεπίνετο, Antidotos Fr. 2, 5 K.-A. 94 δεῖ γὰρ εἶναι κολακικὸν | τὸν δεόμενόν του, Men. Dysk. 492f. 95 εὕρηκ᾿ ἐγὼ τούτου τέχνην, Men. Dysk. 489. 96 Ob Terenz diesen in römischem Kolorit gestalteten Gang zum Markt (255 - 259) erfunden hat, ist nicht zu entscheiden (vgl. Barsby 1999, S. 132f.). 97 So Büchner 1964, 11f., zustimmend Dieffenbach 1949, S. 52f., vgl. auch Bianco 1962, S. 151 mit Anm. 217. 98 Gomme - Sandbach 1973, S. 421, vgl. auch Antonsen-Resch 2004, S. 170. Konstruiert wirkt auch T. B. L. Websters Versuch, diesen Witz bei Annahme von zwei Parasiten im Kolax für Menander zu retten: „Possibly the pun on Gnathon and Plato in Eun. 263-4, which is more likely to be Menander than Terence, belonged to Gnathon’s speech in the original play and was transferred by Terence to Strouthias’ long description of the art of flattery“ (Webster 1974, S. 158). 99 Vgl. Leo 1903, S. 691 Anm. 2, Kretschmar 1906, S. 70f. mit Anm. 4. 100 Theoretisch genügt es, wenn das Publikum die Anspielungen erkennt.
Dramaturgischer Kommentar
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Da Struthias mit seinem Spitznamen Gnathon in Vers 68 angeredet wird, muss er spätestens zu diesem Zeitpunkt auf der Bühne sein und seinen Eingangsmonolog gehalten haben. Damit ist aber noch nicht entschieden, ob er seinen ersten Auftritt in der Lücke zwischen Vers 13 und Vers 14 oder im Verlauf von Szene B hatte. Sofern der Argumentation zu Ter. Eun. 247 und 260 - 264 gefolgt wird, ist Struthias wohl vor Vers 46, dem Beginn der Rede des Daos, aufgetreten. Gesetzt den Fall, man interpretiert das diakritische Zeichen unter Vers 45 als Rest einer diple obelismene (siehe S. 19f.) und nimmt eine Textauslassung in O.1 an, könnte der Eingangsmonolog des Struthias an dieser Stelle lokalisiert werden: In diesem Fall tritt der Parasit, durch das Gespräch über ihn in den Versen 34 - 45 angekündigt, nach Vers 45 auf, hält seinen Eingangsmonolog, ohne Pheidias und Daos zu bemerken, in Form eines Zutrittsmonologs,101 der Sklave gerät durch diese prahlerische Rede in Zorn und spricht unter direkter Bezugnahme die Verse 46 - 54. Daos wendet sich zu seinem Schützling und beginnt mit den Worten: „Ich schwöre bei Helios, wenn der Sk[lave] nicht hinter mir den thasischen Wein hertragen würde, [und es] den Verdacht erwecken würde, dass ich einen Rausch habe, schriee ich, ihm auf dem Markt auf dem Fuße folgend“ (46 - 49). Danach kann sich Daos aber nicht mehr halten, stürmt auf den Parasiten zu und stellt ihm – nun in direkter Rede – die bereits diskutierten Fragen „Sag, welche Kunst übtest du?“ (51) etc. Diese Szene ist möglicherweise als Beispiel dafür zu werten, dass Menander durch sprachliche Mittel im Text Regieanweisungen geben konnte. Solange eine Entscheidung über die Einordnung des Eingangsmonologs nicht getroffen werden kann, erscheint es unmöglich, sich für eine bestimmte Ergänzung von Vers 46 zu entscheiden. Sofern Struthias zuvor aufgetreten ist, scheint U. v. Wilamowitz-Moellendorffs Vorschlag plausibel. Dieser legte Pheidias die Worte „Wie ungerecht du sprichst!“ (ὡς ἄδι[κον εἶπας]) in den Mund: Pheidias, der Struthias von früher kennt, weiß, dass Daos dem ehemaligen Parasiten mit seinen Worten unrecht tut, und möchte ihn in diesem Fall beschwichtigen, doch Daos lässt sich nicht beirren und setzt seine Kritik an dem Parasiten in den Versen 50 - 54 fort. Wenn Struthias wirklich nach Vers 45 auftritt, ist die Sache komplizierter. Aufgrund der paragraphos unter ὡς ist es jedenfalls wenig wahrscheinlich, dass Daos „Wie ungerecht er spricht!“ (ὡς ἄδι[κον εἶπεν])102 ausruft und danach zu Pheidias gerichtet die folgenden Verse spricht. _____________ 101 Siehe dazu Blundell 1980, S. 11 - 25. 102 Diese Ergänzung schlug M. L. Cunningham mit folgender Begründung vor: „42-44 [43 45] are a quotation of the actual words of the person being discussed“ (zit. nach Austin 1973, S. 175).
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Szene III: O.1 Exzerpt C, 91 - 125 Als E. G. Turner P.Oxy. 2655 im Jahre 1968 publizierte, konnte erstmals der Gesprächsverlauf von Vers 91 (col. ii) bis 125 (col. iii) überblickt werden. Nun war die Frage zu beantworten, ob es sich um ein oder zwei Exzerpte handelte. Auf T. B. L. Websters Beobachtungen zu den diakritischen Zeichen in O.1 wurde im Abschnitt Papyrologischer Befund eingegangen (S. 18f.); hier sei resümierend W. G. Arnott rechtgegeben: „No clearly decipherable mark or space in the papyrus under C199 [= 100] registers a break between extracts[.]“103 Doch für T. B. L. Webster war die Trennung der Exzerpthälften wohl nicht in erster Linie aufgrund von diakritischen Zeichen notwendig, sondern aufgrund von inhaltlichen Kriterien. Die Verse 91 - 100 interpretierte er als Worte des Daos, entweder als Warnung vor dem Parasiten (κόλαξ ?) Gnathon oder als „reaction to the great scene between Strouthias and Bias[.]“104 Danach liegt aber eine Rede eines Intriganten, der mit Pheidias spricht,105 vor. Und dieser Intrigant wurde unabhängig davon, von wie vielen Parasiten im Kolax man ausging, stets mit dem Parasiten des Pheidias gleichgesetzt. Deshalb urteilte W. G. Arnott: Yet the shift of focus between C190-199 [= 91 - 100] (the damage caused by κόλακες) and D200-214 [= 101 - 115] (the need to be on guard against plots and attacks) seems both too abrupt and too irrational for a single continuous extract, and so the 35 lines are here separated.106
Demgegenüber soll im Folgenden gezeigt werden, dass es sich bei den Versen 91 - 125, den diakritischen Zeichen entsprechend, um ein einziges Exzerpt handelt, in welchem Struthias mit seinem Gastherrn Pheidias spricht. Dazu werden (1.) Parallelen diskutiert, die belegen, dass die Anrede τρόφιμε kein schlagendes Argument für eine Zuweisung der Rede ‚gegen‘ die Schmeichler an einen Sklaven ist, (2.) Schwierigkeiten einer Zuweisung dieser Rede an Daos aufgezeigt, und (3.) wird eine Interpretation der Verse unter der Annahme, dass sie von der Titelfigur, dem schmeichelnden Parasiten Struthias alias Gnathon, gesprochen werden, vorgelegt.
_____________ 103 Arnott 1996a, S. 176. 104 Webster 1974, S. 159. 105 Vgl. die Gegenüberstellung „Ausgelöscht wird entweder dieser oder du“ (120f., von den Soldatenfreunden des Bias war zuvor die Rede). 106 Arnott 1996a, S. 176.
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(1.) Das Argument, das diese Deutung der Passage bisher verhindert hat, ist die Anrede τρόφιμε in Vers 92.107 Im Allgemeinen wird angenommen, dass diese Anredeform bei Menander nur Sklaven ihren jungen Herrn gegenüber verwenden.108 Dass es auch für Parasiten möglich war, ihren Gastherrn als τρόφιμος zu bezeichnen, zeigt der Sprachgebrauch des Libanios: In der 29. Rede erzählt ein Parasit über seinen (ehemaligen) Gastherrn und sagt: „unser Herr ist zugrunde gegangen“ (ὁ (…) τρόφιμος ἡμῖν (…) ἀπόλωλε).109 Diese Belegstelle stammt zwar aus dem 4. Jahrhundert n. Chr., dennoch ist sie zur Klärung dieser Frage heranzuziehen, da der Sprachgebrauch des strengen Attizisten dem der klassischen Epoche entspricht. Für den Sprachgebrauch Menanders lässt sich das Argument τρόφιμε ebenfalls relativieren: In Men. Dysk. 487 - 499 beschreibt der Koch Sikon seine Kunst der Schmeichelei110 und behauptet, er würde einen Greis mit ‚Väterchen‘, eine Alte mit ‚Mütterchen‘, eine Frau aus dem Mittelstand111 mit ‚Priesterin‘ und einen Sklaven mit ‚Bester‘ (βέλτιστε) ansprechen. Der schmeichelnde Sikon verwendet Anredeformen, die der gesellschaftlichen Position der bzw. des Angesprochenen nicht entsprechen: Seine Schmeichelei besteht darin, dass er sein Gegenüber durch die gewählte Anredeform aufwertet. Warum sollte im Kolax Struthias seinem (früheren und heute potenziellen) jungen Gastherrn nicht schmeicheln, indem er ihn zu seinem ‚Herrn‘ macht und sich selbst zum Sklaven erniedrigt?112 (2.) Sieht man die Anrede τρόφιμε nicht als Beweis für einen Sklaven als Sprecher an, kann der Blick auf folgende Punkte gerichtet werden, die gegen Daos (oder einen anderen Sklaven113) als Sprecher vorzubringen sind: Exzerpt C hebt mit den pompösen Worten „Einer ist’s, einer, Herr, durch den _____________ 107 τρόφιμε: „Ernährer“; kommt in Asp. 2, Dysk. 378, Pk. 292, 329*, Phasma 41, 85* und Fr. 602 K.-A. im Vokativ vor, zum Vorkommen in anderen Fällen siehe Pompella 1996, S. 265. Terenz gebraucht Formen von erilis filius: Andr. 602, Eun. 289, Phorm. 39, dazu Donat ad loc: NAM ERILEM FILIVM τρόφιμον dicunt. atque haud scio an Latini quoque ‘alumnum’ dicere potuerint, nisi hoc mallent (ed. Wessner 1905 II, S. 359). 108 Allinson 1921, S. 390 - 391 hielt (im Rahmen einer falschen Einordnung von O.5 innerhalb von O.1 und zwei Parasiten im Kolax annehmend) Gnathon als Sprecher für möglich. 109 Lib. Decl. XXIX, 2 (Παράσιτος τοῦ τρέφοντος αὐτὸν φιλοσοφήσαντος ἑαυτὸν προσ‐ αγγέλλει, ed. Förster 1911 VI, S. 593). 110 Sikon bezeichnet sich selbst als ‚schmeichlerisch‘ (κολακικός, Men. Dysk. 492). 111 Siehe Kraus 1960, S. 95. 112 Zur Nähe von Sklaven und Parasiten vgl. Damon 1997, S. 23 - 101, bes. S. 32f. M. Stein schreibt ausgehend von Theophrasts Charakteren über den κόλαξ in Absetzung vom ‚Gefallsüchtigen‘: „Der κόλ. erniedrigt sich“ (Stein 1992, S. 65). 113 „The slave may be Daos of the preceding scene, but a second slave is by no means impossible“ (Gomme - Sandbach 1973, S. 426).
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alle Dinge gänzlich zugrunde gegangen sind“ (91f.) an. Nach traditioneller Lesart ist dieser nicht näher bezeichnete Mensch mit demjenigen zu identifizieren, durch den (δι[ὰ] τοῦτον, 95)114 der Sprecher zu seiner Entdeckung kam. Zu diesem erhält das Publikum ebenfalls keine nähere Information. Es wird also zehn Verse lang nicht geklärt, um wen es sich bei diesem ‚einen‘ handelt, und die Anspielung wird erst mit οἱ κόλακες in Vers 100 geklärt.115 Um die Rede nicht erst im Nachhinein verstehen zu können, müsste das Publikum von Anfang an wissen, um wen es geht.116 Wenn man Daos (oder einen anderen Sklaven) als Sprecher der Verse 91 100 annimmt, bleiben einige Fragen offen: Welche Erkenntnis könnte der Sklave durch die Existenz eines κόλαξ im Sinne eines Parasiten, der sich bei seinem jungen Herrn einschmeichelt, über den Fall von Staatsmännern und Städten gewinnen? Eine neue Erkenntnis über das Intrigenspiel in der großen Politik, bei dem die κόλακες eine große Rolle spielten, liegt nicht vor und ist auch kaum zu erwarten, da im Athen des ausgehenden 4. Jahrhunderts v. Chr. die verheerende Macht der κόλακες die Spatzen vom Dach pfiffen. Zudem ist, wenn man die Verse 91 - 100 als ernst gemeinten Rat versteht, unklar, wie die Ironie zu deuten ist, die in der Pluralklammer ὅσοι τύραννοι (…) τοὺς (…) ἀπολωλότας liegt: Durch sie werden die dazwischen aufgezählten Personen – „jeder große Führer, Satrap, Festungskommandant, Stadtgründer, Stratege“ – zu Tyrannen, die von Schmeichlern vernichtet worden sind, wodurch die Schmeichler selbst implizit zu Tyrannenmördern gemacht werden. Diese Verse sind wohl kaum als wörtlich zu nehmende Warnung und Moralpredigt zu verstehen117 und deshalb auch nicht mit Diphilos Fr. 23 K.A. zu vergleichen.118 Doch nun zur Interpretation, Struthias sei der Sprecher der Verse 91 100: Mit „Einer ist’s, einer“ beginnt die Rede. Durch diesen seien alle Dinge gänzlich zugrunde gegangen, meint der Sprecher, ohne konkret zu sagen, um _____________ 114 „τοῦτον is presumably a parasite-flatterer, Strouthias or Gnathon alias Strouthias“ (Gomme - Sandbach 1973, S. 426), „[p]resumably Strouthias“ (Arnott 1996a, S. 177 Anm. a). 115 Deshalb schlugen wohl e. g. Leo 1903, S. 679 Anm. 2 εἷς ἐστιν [ὁ κόλαξ] und A. Körte εἷς ἐστιν ὁ κόλαξ, ὁ κατάρατος Στρουθίας (Körte 1910, S. 181) als Ergänzung von Vers 91 vor. 116 Auch die Übersetzungen sind mit diesem Problem konfrontiert: K. u. U. Treu – „Ein einz’ger ist es, Herr, ein einz’ger Mensch,|durch den auf einmal alles Unglück kommt (…)“ (Treu - Treu 1980, S. 202) – lösen es m.E. sehr gut, Arnott 1996a, S. 177 – „Master, there’s one man, just one,|Who’s caused this total holocaust in our|Affairs“ – interpretiert bereits, und Ferrari 2001, S. 319 – „È solo ed esclusivamente colpa sua (…)“ – macht entgegen dem Original von Anfang an alles klar. 117 Wenn die Rede ernst gemeint war und Vers 101 daran anschloss, ist ein Einwand von Gomme - Sandbach 1973, S. 427 zu berücksichtigen: „But how could the young man be ignorant, if the slave had just explained that the thing that caused disaster was flatterers?“ 118 Gomme - Sandbach 1973, S. 426 zitieren dieses Fragment an dieser Stelle.
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wen es sich handelt. Im zweiten Satz der Rede spricht er von vernichteten Städten, die er gesehen habe. Ich folge der Ergänzung ἑ[όρ]ακα, (94) von S. Sudhaus,119 denn der Anblick von zerstörten Städten passt gut zur Vorgeschichte des Struthias, der den Soldaten Bias auf einem Feldzug in Kappadokien begleitet hat (Fr. 2). Dieser Punkt impliziert ein weiteres Argument gegen Daos als Sprecher: Ergänzt man der communis opinio folgend ἑ[όρ]ακας und schreibt die Worte dem Sklaven zu, fragt sich, ob dieser – am ehesten als Begleiter seines jungen Herrn – an einem Feldzug teilgenommen hat. Damit wäre Pheidias eine Soldatenfigur, und es bliebe offen, worin der Unterschied zwischen ihm, dem Helden, und seinem Rivalen bestand: Obwohl Menander in seiner Komödie Aspis mit Kleostratos einen aus dem Soldatendienst heimgekehrten Bürgerssohn und in mehreren Stücken positiv gezeichnete Soldaten auf die Bühne brachte,120 erscheint eine Gegenüberstellung eines ‚guten‘ Soldaten und eines miles gloriosus unwahrscheinlich.121 Jedenfalls behauptet der Sprecher, herausgefunden zu haben, was diese Städte zerstört habe, wobei er ausdrücklich betont, dass es sich um seine Erkenntnis handelt (95). Danach folgt eine Verallgemeinerung, die explizit auf den ersten Teil der Rede bezogen ist (98f.) und mit dem Resümee schließt, die Schmeichler (οἱ κόλακες, 100) hätten alle ‚Tyrannen‘ gestürzt – jene bedeuteten für diese ein Unglück. Zu beachten ist der Wechsel vom neutralen τ]οῦτ᾿ in Vers 99 zum maskulinen οἱ κόλακες in Vers 100, denn ein solcher ist in umgekehrter Reihenfolge auch im ersten Teil der Rede: εἷς (91) – τ]οῦτ᾿ (94) zu finden. Dadurch ist klar, dass mit dem ersten εἷς bereits der κόλαξ gemeint ist. Beim Lesen dieser Rede wird, wie gesagt, erst mit dem letzten Vers klar, dass von Anfang an von den Schmeichlern (bzw. dem Schmeichler) die Rede ist. Auf der Bühne konnte das für das Publikum sofort klargestellt werden, indem der Schauspieler des Struthias, wenn er „Einer ist’s, einer“ sagt, auf sich zeigt, um die Implikation „der κόλαξ ist’s“ zu verdeutlichen. Durch eine entsprechende Geste wird der Satz, „das (…), was ich nun durch diesen herausgefunden habe“122 (95f.), doppeldeutig, denn das nachgestellte, betonte „ich“ wird so zu einem „ich bin’s“. _____________ 119 Mit Ch. Jensen, G. Coppola, A. Körte und A. Thierfelder sowie D. Del Corno. 120 Polemon (Pk.), Thrasonides (Mis.), Stratophanes (Sik.). 121 Durch eine solche Gegenüberstellung würde die Schmeichelei des parasitus colax an der Seite des miles gloriosus eher dazu dienen, dass – in Absetzung vom ‚guten‘ Soldaten – dessen Eitelkeit an Konturen gewinnt. Im Kolax stand jedoch dem Titel zufolge Struthias im Mittelpunkt. 122 Der κόλαξ, der dem Eingangsmonolog von Gnatho in Ter. Eun. 232 - 264 zufolge wohl auch bei Menander die Einführung eines neuen Weges des Parasitierens erwähnt (247), spricht abermals von seiner ‚Erfindung‘.
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Doch warum sollte gerade der Schmeichler Struthias die Verse 91 - 100 sprechen? Für diese Frage hilft ein Blick auf den Phormio des Terenz:123 Der ‚Sykophant‘124 Phormio behauptet (325 - 334), dass er mehrfach zuerst Fremde, dann Bürger beinahe zu Tode geprügelt habe, je routinierter, desto öfter, und das, ohne dafür gerichtlich belangt worden zu sein. Er erklärt dies damit, dass er ein starker Gegner sei, bei dem sich eine Anklage noch dazu nicht lohne. Die dramatische Funktion dieser Verse „is not so much to give any real depth to Phormio’s character as to let us know from his own lips that no task is too difficult for him and that he has absolutely no fear of failure.“125 Das Selbstlob des ‚Sykophanten‘ – der sich als ‚Mörder‘ bezeichnet126 – hat, was die Beurteilung seines Charakters betrifft, keine negativen Konsequenzen. Phormio wird mehrfach als (einziger) Freund bezeichnet (324, 562, 598, 1049), er handelt selbstlos, ohne für sich einen Gewinn herausschlagen zu wollen, und versucht (unaufgefordert), die Lage von Antipho und Phaedria zu verbessern.127 Möglicherweise weiß Pheidias, nachdem er diese Rede gehört hat, dass Struthias damit seine Fähigkeiten als Intrigant unterstreichen wollte, doch was er damit anfangen soll, weiß er nicht, da sich keine konkreten Hinweise auf das weitere Vorgehen in ihr finden. So lassen sich die Verse 101f. – „Gewaltiger Spruch, was er aber bedeutet, weiß ich zumindest nicht“ – als Reaktion auf diese Passage sinnvoll interpretieren – warum hätte der Schreiber von O.1 ein Exzerpt mit diesen Worten beginnen sollen, ohne die vorangegangene Rede mitaufzuschreiben? Danach geht Struthias auf die momentane Situation ein und meint, dass jeder, der die Sache nicht richtig beurteilen könne, den, der Pheidias auflauert, als Wohlgesinnten einschätzen würde (102f.). Diese Worte implizieren, dass ein Punkt der List, die Struthias gegen Bias (121, und den Zuhälter, 109, vgl. O.5 col. ii) ausheckte, darin bestand, dass er den Anschein erwecken will, selbst gegen Pheidias zu agieren,128 um den sonst vorsichtigen und übermäch_____________ 123 Siehe Arnott 1970b, S. 36f., Büchner 1974, S. 321 - 324, Lefèvre 1978, S. 48 - 55. 124 Die Diskussion, ob Terenz aus einem Sykophanten bei Apollodor einen Parasiten machte, ist hinfällig, da die Sykophanten der Neuen Komödie der sozialen Gruppe der Parasiten (frei, doch arm) entsprachen, d.h. sie waren Parasiten. Terenz machte aus Phormio jedoch einen ‚typischen‘ Parasiten (vgl. Gaiser 1972, S. 1099, Kruschwitz 2004a, S. 103). 125 Martin 1959, S. 21. 126 Vgl. Büchner 1974, S. 322 mit Anm. 16. 127 Vgl. Don. ad. Ter. Phorm. 562. Zum positiven Charakter des Phormio siehe Lefèvre 1978, S. 52 - 54, wobei darauf hingewiesen sei, dass diese Figur auch bei Apollodor ein ‚Sykophant‘ im Sinne eines Parasiten, der sich als Sykophant betätigt, war. 128 Sofern man darunter den Schimpf zählt, den der Parasit im Rahmen der Belagerungsszene – laut dem Eunuchus des Terenz – über die Verteidiger ergießt, ist Plaut. Bacch. IV 8 zum
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tigen Soldaten in Sicherheit zu wiegen (das Motiv des Sich-Hütens taucht im Folgenden mehrfach auf129) und überlisten zu können. In den Versen 115 - 119 ist von einer Tür, von Freunden, von Gewalt und einer Reaktion des Soldaten die Rede. Das lässt darauf schließen, dass Pheidias mit seinen Freunden das geliebte Mädchen rauben will,130 Struthias jedoch mit Blick auf die Stärke von Bias und dessen Gefährten vor einem solchen Vorhaben warnt. Nachdem er die Rede mit den Worten „ausgelöscht wird entweder dieser oder du“ (120f.) auf den Punkt bringt, schließt er mit dem Versprechen, alles werde sich, sofern sich Pheidias ruhig verhalte, im Sinne des jungen Liebhabers einstellen. Der Ausruf παῖδες (120) gibt Anlass zu dramaturgischen Überlegungen: Durch Hochpunkte davor und danach (..ΞΕΙ·ΠΑΙΔΕΣ·ΕΚΤΡ..) ist dieser von der Rede des Struthias abgesetzt. Angedeutet wird dadurch ein Wechsel der Sprechrichtung; Struthias ruft, während er mit Pheidias redet, die Sklaven im Haus, in das er gerade gehen will.131 Nach παῖδες wendet er sich wieder an Pheidias und spricht wie zuvor über den Soldaten, denn klarerweise ist der Mann, der nicht auf der Hut sein soll (ἄνδρ᾿ ἀφύλακτον, 123) derjenige, über den bislang die Rede war. Dass auf das Klopfen und den Ruf nach den Sklaven keine Reaktion erfolgt, ist dadurch zu erklären, dass fünf Verse später das Exzerpt endet. Im Kolax selbst wurde das Klopfmotiv sicher in irgendeiner Weise weitergeführt, die jedoch den Schreiber nicht mehr interessierte. Dies, wie auch die Tatsache, dass es sich bei O.1 um eine Exzerptsammlung handelt, zeigt, dass der Schreiber von einem thematischen Interesse geleitet war und nicht von einem an der Handlungsführung. An welche Tür klopft Struthias?132 Ein Anhaltspunkt findet sich in Vers 123f., „[dann] hast du den Mann, sich nicht hütend, weg vom Geschehen und _____________
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Vergleich interessant: Dort vereinbart der Sklave Chrysalus mit dem Soldaten Cleomachus, dass dieser für 200 Philippi seine Forderung bzgl. einer der beiden Bacchides aufgibt und sich beschimpfen lässt (873f.). Danach kann der Sklave den starken Mann spielen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Vgl. das Vorkommen verschiedener Formen von ‚sich hüten‘: φυλάττῃ (105), φυ[λ]άττεται (112), φυλ[ά]ξεται (114), φυλάξει (120, aktiv) und ἀφύλακτον (121). Dabei handelt es sich um ein bekanntes Komödienmotiv; vgl. Men. Adelphoi B´ und die Synapothneskontes des Diphilos (nach den Angaben aus den Adelphen des Terenz; Fantham 1968, Büchner 1974, S. 367 - 373). Als Rufen nach jemandem in einem Haus interpretiert von Turner 1968, S. 13 (mit Dysk. 461), Gomme - Sandbach 1973, S. 429 (mit Perik. 188), Webster 1974, S. 160, Arnott 1996a, S. 181 Anm. c; gegen Leo 1903, S. 675. „Less probably it summons slaves to follow the speaker somewhere“ (Gomme - Sandbach 1973, S. 429). Da er mit Pheidias spricht, müsste er nicht klopfen, wenn er in dessen Haus ginge, denn an die eigene Haustür muss eine Figur nur klopfen, wenn sie sich ausgesperrt hat (so etwa Knemon im Dyskolos, 453f.).
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vom Haus“. Der Mann, von dem Struthias in allgemeinen Worten spricht, ist Bias. Dieser soll von einem nicht näher definierten Haus ferngehalten werden. Dabei dürfte es sich – auch ohne ausdrücklichen Hinweis – um eines der beiden Bühnenhäuser handeln, und zwar um dasjenige, zu dem der Parasit, während er diese Worte spricht, unterwegs ist. Eines der Bühnenhäuser dürfte demnach dem Zuhälter gehört haben. Wer der Besitzer des zweiten Bühnenhauses war, zeigt Exzerpt D. Durch die Aussage „zu denen [den Hungerleidern] gehört der Nachbar“ (128) ist klar, dass sich das Haus des Pheidias bzw. das seines Vaters auf der Bühne befand.133 Zudem ist, sofern es im Kolax auch eine Hausbelagerung gab, klar, dass es sich um einen Angriff auf das Haus des Pheidias und nicht das des Soldaten handelte (siehe S. 113 - 117). Grundsätzlich ist es denkbar, dass es drei Häuser gab, doch in der Regel waren in Menanders Komödien nur zwei Bühnenhäuser in Verwendung.134
Szene IV: O.1 Exzerpt D, 126 - 156 Bei der Interpretation von Exzerpt D, einer Rede eines Zuhälters, scheint es angebracht, von der Passage 131 - 138 auszugehen: Der Zuhälter fürchtet den Vorwurf, das Mädchen verkauft zu haben (131f.) und überlegt im Folgenden, ob er das Mädchen verkaufen soll (133 - 138). Das bedeutet, der Zuhälter steht, als er diese Verse spricht, vor einer Entscheidung. Die Angst, dass jemand etwas merken könnte (128), bezieht sich auf ein künftiges Geschehen, schließt jedoch eine dem Stück vorausgehende vertragliche Abmachung zwischen dem Zuhälter und dem Soldaten nicht aus. Darüber hinaus fällt es schwer, die Vers(rest)e von Exzerpt D zu deuten. Schon der erste Halbvers von Exzerpt D ist nicht ganz klar. C. Austin schlägt die Ergänzung „und dieser“ (χ]οὗτ[ος .], 126) vor (das χ passt in die Lücke am Versbeginn). Sofern man dieser Ergänzung zustimmt, ist weiters anzunehmen, dass der Beginn von Exzerpt D an einen Satz anschließt, den O.1 nicht überliefert, d.h. sich auf einen Teil des Monologes des Zuhälters bezieht, der nicht erhalten ist. Dadurch ließe sich E. G. Turners Vorschlag „und der ist _____________ 133 So Mette 1966, S. 30, Webster 1974, S. 158 (Del Corno 1966, S. 497 Anm. 16 und Ferrari 2001, S. 987 Anm. 4 und 6 interpretieren ὁ γείτων (127) als „sein Nachbar“ und verstehen Pheidias als Nachbarn des Soldaten). 134 Siehe Blume 1998, S. 52 mit Anm. 20. Die Grotte im Dyskolos wird nicht gezählt, und zur Perikeiromene sowie den Adelphoi A´ ist der Befund nicht sicher (siehe Mette 1966, S. 24 und S. 31, vgl. dazu jedoch Webster 1974, S. 112 - 114 und S. 169 - 171). Leo 1903, S. 686 (der Zuhälter und Bias werden als Nachbarn des Pheidias bezeichnet) und Edmonds 1961, S. 656f. nehmen für den Kolax drei Häuser an.
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offensichtlich ein Prahler!“ (χ]οὗτ[ος ῥ]αχιστής φανερός) als Abschluss der Ausführungen über ein Gespräch mit dem Soldaten erklären. Danach kommt der Zuhälter auf Pheidias zu sprechen.135 Er beginnt mit den Hungerleidern und macht mit den Worten „zu denen gehört der Nachbar“ (128) klar, dass nun vom jungen Liebhaber die Rede ist. Er spricht die Befürchtung aus, „aber wenn der [Pheidias136] doch etwas merkt“ (128), dann könnte sich der Zuhälter (angenommen, dass Exzerpt D nur den zweiten Teil seiner Rede überliefert) auf eine davor erwähnte Abmachung mit Bias beziehen. Im erhaltenen Text wird einige Verse später klar, dass der Zuhälter überlegt, das Mädchen zu verkaufen. Er führt sich vor Augen, was ihm droht, wenn er verkauft (128 - 132), und beginnt erneut zu überlegen, ob er verkaufen soll (133). Er zögert kurz zu verkaufen, weil ihm die eine Hetäre so viel einbringt wie zehn andere (134 - 136), dann aber kommt ihm der Gedanke, dass ihm Pheidias und dessen Freunde das Mädchen von der Straße rauben könnten (137f.). O.1 col. iv ist zu fragmentarisch erhalten, um das Weitere zu rekonstruieren. Diese Interpretation basiert auf der von B. P. Grenfell und A. S. Hunt formulierten communis opinio; A. W. Gomme und F. H. Sandbach interpretieren die Passage folgendermaßen: The πορνοβοσκός speaks of penniless starvelings, among whom are included his neighbour: this must be Pheidias. He fears that if he gets wind of something, he will come with sixty friends, accusing him of having sold his girl to someone with more money. Well, he will not sell her. The girl is very profitable, earning three minae a day from the ξένος (probably the soldier, conceivably some other ‘foreigner’). But this is dangerous: ‘they’ (? Pheidias and his friends) will kidnap her in the street, and he will have to go to law to recover her.137
Eine weitere plausible Deutung der Fragmente nimmt ihren Ausgangspunkt von zwei antiken Werken: Im Eunuchus des Terenz wusste der Rivale des jungen Liebhabers nicht, dass Thais im Laufe seiner Abwesenheit einen neuen Liebhaber gefunden hatte. Die Hetäre war nun bemüht, ihre Liebschaft zu verbergen, bis sie vom Rivalen die durch einen Zufall für sie gekaufte Ziehschwester als Geschenk erhalten hatte. In Lukians Hetärendialog IX kommt der reiche Soldat Polemon von einem Feldzug, entdeckt den ebenfalls reichen Philostratos im Haus der freien Hetäre Pannychis und hat vorerst keine Ahnung von der Liebschaft hinter seinem Rücken. Dann äußert die Sklavin Dorkas folgende Befürchtung: „Denn wenn Polemon käme (…) und er fände _____________ 135 Zum Odysseus-Motiv in der Rede des Zuhälters siehe Katsouris 1975, S. 176. 136 Mette 1966, S. 30 und S. 72, Gomme - Sandbach 1973, S. 429, Arnott 1996a, S. 183 mit Anm. b, Ferrari 2001, S. 987 Anm. 7. 137 Gomme - Sandbach 1973, S. 429; zu diesem Monolog vgl. Ter. Ad. 196 - 208.
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den Philostratos, von dem er vielleicht schon etwas erfahren hat, bei uns: was meinst du wohl, was er dazu sagen würde?“138 Von diesen Werken ausgehend liegt es nahe, daran zu denken, dass auch am Beginn des Kolax bereits etwas vorgefallen ist, das jemand nicht merken soll, und „aber wenn er doch etwas merkt“ (128) auf Bias zu beziehen.139 Es könnte sich um die geheime Liebschaft zwischen Pheidias und der Hetäre handeln, mit der gegen einen Vertrag zwischen dem Zuhälter und dem Soldaten verstoßen wird. In diesem Fall wäre es (passenderweise) Bias, der mit sechzig Gefährten (vgl. 119) zum Zuhälter kommt,140 und die fiktive Rede in Vers 131f. müsste vom Soldaten gesprochen gedacht sein. Mit π]έπρακας würde sich der Zuhälter auf die vertragliche Abmachung beziehen, bei der es sich um keinen definitiven Verkauf handeln kann, denn der Zuhälter überlegt in Vers 133f., ob er sie verkaufen soll. Es müsste sich um eine Anzahlung auf die Hetäre141 oder einen ‚Mietvertrag‘142 handeln. Unabhängig von einer Entscheidung, welcher der beiden Interpretationen der Vorzug gegeben wird, ist die Identifikation des ξένος in den Versen 136 und 144 mit Bias wahrscheinlich, da es für Menander äußerst ungewöhnlich wäre, dass drei potenzielle Liebhaber um eine Frau werben.143 Zudem scheint im Eunuchus des Terenz die Bezeichnung des Thraso als Fremder (759f.) auf das Konto der Kontamination zu gehen: Chrysis, die Hetäre im Eunuchus, ist auf der Suche nach einem Bürger, der ihr in Athen Rechtsschutz geben soll, weshalb sie, die finanziell abgesichert ist, sich wohl kaum mit einem dummen und unwitzigen Fremden eingelassen hätte (siehe S. 29f.). Der Zuhälter hat wohl ein Kaufangebot für die Hetäre von Bias, das er aber nicht annehmen möchte, weil sie ihm als Vermietete mehr bringt. Er fürchtet sich aber gleichzeitig vor einer gewaltsamen Aktion des Pheidias – _____________ 138 139 140 141 142
Luk. D. Mer. IX, übers. v. Ch. M. Wieland. So Edmonds 1961, S. 665 und Mette 1966, S. 30 und S. 72. So Grenfell - Hunt 1903, S. 19. Vgl. Plaut. Bacch. 868 und 879. So Coppola 1923, S. 143; in Plaut. Asin. 751 - 754 wird aus einem Vertrag vorgelesen, der dem jungen Liebhaber das alleinige Anrecht auf eine Hetäre für ein Jahr sichern soll. 143 Dass ein dritter Rivale – der ξένος – im Spiel war, ist nicht gänzlich auszuschließen (vgl. Plaut. Truc.). Der Zuhälter behauptet, die Hetäre bringe ihm von dem ξένος (sofern die Ergänzung παρὰ τοῦ] richtig ist) drei Minen pro Tag ein. Der Soldat ist womöglich erst am Tag der Spielhandlung in Athen eingetroffen (siehe S. 97); in diesem Fall müsste sich die Aussage bei einer Gleichsetzung von ξένος und Soldat auf eine vorläufige, für die nächste Zeit gültige Abmachung zwischen dem Zuhälter und Bias beziehen, die der Zuhälter, bevor er seinen Monolog hält, mit diesem geschlossen hat (eine Übergangslösung, bis er sich entschieden hat, ob er die Hetäre verkaufen soll oder nicht?). Dass der Zuhälter vom Soldaten seit dessen Abfahrt nach Kappadokien täglich drei Minen bekommt, ist aufgrund der Höhe der Summe unwahrscheinlich.
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von einer solchen wurde bereits in den Versen 115 - 119 gesprochen –, und was das betrifft, sieht er gerichtliche Folgen auf sich zukommen, die er vermeiden möchte. Auf Beobachtungen von N. Holzberg144 und A. Primmer zur Dramaturgie Menanders aufbauend könnte im Rahmen der Handlungsgliederung des Kolax nun der Beginn der Epitasis, d.h. das Ende des zweiten Aktes erreicht sein. In der KOMÖDIE MENANDERS herrscht regelmäßig ein Spannungsverhältnis zwischen der formalen Fünf-Akt-Gliederung und einer dreiteiligen Inhaltsgliederung der Fabel. Und zwar reicht der erste Fabelteil mit dem Handlungsanlauf, die Protasis, bis knapp vor das Ende des zweiten Aktes; der zweite, die Epitasis, die gegenüber der Protasis die Handlung dramatisch steigert und zum Höhepunkt der Verwirrungen und Verwicklungen führt, reicht von der (den) Schlußszene(n) des zweiten Akts bis mindestens zur Mitte des vierten; der Schlußteil des vierten Akts und der fünfte Akt bringen dann die Lösung, die Katastrophé.145
Der Gedanke des Zuhälters „[Von der St]raße werden sie sie rauben“ (137) – gemeint sind wohl Pheidias und dessen Freunde – scheint das Stichwort für den weiteren Verlauf des Kolax zu geben: Nachdem in Exzerpt C ein glückliches Ende für den jungen Liebhaber in greifbarer Nähe schien, beginnt mit den Worten des Zuhälters eine ‚Gegenhandlung‘, die den usprünglichen, von Struthias vorgegebenen Plan hinfällig macht. Die Angst des Zuhälters war wohl berechtigt, und die Hetäre wurde tatsächlich geraubt. Vielleicht machte sich der Zuhälter mit der Hetäre in der Absicht, diese für drei Minen einen Abend zu vermieten, auf den Weg zum Soldaten, und die Freunde des Pheidias (mit oder ohne ihn? – sind sie von Struthias’ Plan informiert?) rauben die Hetäre in der Pause zwischen dem zweiten und dem dritten Akt von einer hinterszenisch liegenden Straße.
Szene V: Die Vorlage von Ter. Eun. III 1, 391 - 433 Die Arbeit an dieser Szene unterscheidet sich grundlegend von den bisherigen Ausführungen. Hier geht es, auch wenn O.25 wohl in diesen Kontext gehört, nicht in erster Linie um eine Deutung des papyrologischen Befundes, sondern um die Rekonstruktion einer Szene, deren Originalwortlaut sich nur äußerst fragmentarisch erkennen lässt. Terenz gestaltete die Szene III 1 des Eunuchus über weite Strecken selbst, und P. G. McC. Brown urteilt zurecht: „On our present evidence, it is rather _____________ 144 Holzberg 1974, bes. S. 114 - 117 (vor allem gegen Blanchard 1970). 145 Primmer 1984, S. 9f., siehe Primmer 1992 und Rez. Lefèvre 2001. Gnomon 76, 2004, S. 27 - 34.
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the general framework of this scene of boasting and flattery that Terence has preserved.“146 Doch unabhängig davon werden der schmeichelnde Parasit und der prahlende Soldat dieser Szene im allgemeinen aus dem Kolax hergeleitet.147 Das Auftreten von Thraso und Gnatho sowie die lose Verankerung ihres Auftritts im Rahmen der Handlung sprechen dafür, und die Anzahl der sprechenden Personen in III 2 kann als Indiz gewertet werden. Zu Beginn des dritten Aktes betreten also Gnatho und Thraso die Bühne, auf dem Weg zu Thais, um diese zu einem Gastmahl im Hause des Soldaten einzuladen. Der erste Teil der Szene ist geprägt von den Schmeicheleien des Parasiten und den Angebereien des Soldaten (391 - 433), kommentiert von Gnatho selbst (422) sowie dem Sklaven Parmeno. Dieser belauscht die Szene und bringt danach die Geschenke des Phaedria – den als Eunuchen verkleideten Chaerea und die schwarze Sklavin – ins Haus der Thais. Eun.391-407 shows Thraso boasting and Gnatho both praising and mocking him (…). Thraso boasts of his charm (395-6), of the fact that he was the trusted confidant and right-hand man of the king with whom he was serving (397-407), and of the trenchant wit with which he scored points off others in the king’s entourage (410-433); the climax of his boasting is an anecdote about a display of his wit at a dinner-party at the expense of a young man from Rhodes (419-433), and it [is] to this that Gnatho refers back at 497-8.148
Bei Menander waren Bias und Struthias in der entsprechenden Szene auf dem Weg zum Zuhälter. Der Parasit schmeichelt dem Soldaten (Frr. 2 und 3), und sagt, wahrscheinlich ans Publikum gewandt, was er wirklich denkt (*Fr. 9, vgl. Ter. Eun. 422). Er erscheint seinem Gegenüber jeweils als positive Figur. Bias fühlt sich in seiner Meinung bestätigt, da in diesem Gespräch die Trinkfestigkeit des Soldaten (Fr. 2), dessen Witz (Frr. 3 und 6) und womöglich dessen Erfolg bei Frauen (Fr. 4) zur Sprache kommen. Das Publikum wiederum durchschaut das doppelte Spiel des Parasiten und amüsiert sich über die Verspottung des prahlerischen Soldaten – der negativen Figur im Kolax. Men. Kol. O.25 E. W. Handley hatte in der editio princeps von O.25 eine Einordnung dieses Papyrus in das Vorbild der ersten Szene des 3. Aktes von Terenzens Eunuchus _____________ 146 Brown 1992, S. 95. 147 Meyerhöfer 1927, S. 15f., Knoche 1936, S. 174, Drexler 1938, S. 84, Bianco 1962, S. 154, Steidle 1973, S. 338, Brown 1992, S. 93 - 95, Tromaras 1994, S. 175, Barsby 1999, S. 156f., Brothers 2000, S. 178. 148 Brown 1992, S. 94.
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für möglich gehalten, jedoch ohne dies näher zu diskutieren.149 W. G. Arnott schrieb dann in seiner Edition: It is possible, however, that this scrap comes from the passage adapted by Terence at Eunuchus 416ff.; there the three speakers are Thraso the soldier, Gnatho the parasite, and a slave Parmeno, and their conversation includes a curse on the other two by Parmeno (418f., cf. 431), and the words ‘cleverly’ (sapienter 416, cf. 427: spoken by the parasite) and ‘man’ (hominem 417, homini 425).150
Sofern das zutrifft, unterstützt O.25 die Herleitung von Ter. Eun. 391 - 433 aus dem Kolax. Weiters zeigt das Papyrusfragment, dass die Szene bei Menander ebenfalls von einem Sklaven belauscht wurde, denn zur Verfluchung κα]κὸς κακῶς ἀ[πόλοι- in Vers 2 ist die Sprecherbezeichnung ΤΡΑΧ notiert, die W. G. Arnott „[t]entatively“151 zum Sklavennamen Trachelion (ΤΡΑΧ[ΗΛΙΩΝ) ergänzt. Men. Kol. *Fr. 9 Möglicherweise stammt auch *Fr. 9 aus dieser Szene.152 Der bringt mich um, schwach werd’ ich im Schmausen. Welch weise und militärische Witze, Welch ein Prahler der Schelm doch ist.
Das Fragment passt, wie P. G. McC. Brown zeigt, gut zu einer Situation wie in Ter. Eun. III 1. Er wertet „im Schmausen“ (εὐωχούμενος) als Indiz, „that this remark is an aside uttered at a dinner which was shown taking place on stage,“153 doch es ist eher der alternativen Interpretation, das Fragment „applies more generally to the parasite’s relationship with the soldier;“154 zuzustimmen, da ein Parasit an der Seite seines Gastherrn jederzeit diese Worte sprechen kann. In jedem Fall sind diese Verse ironisch gemeint, denn im Gegensatz zu echten Hungerleiderparasiten hat der Sprecher einen Platz zum Schmausen. Plutarch, der diese Verse überliefert, geht es darum, mit einem Zitat zu illustrieren, dass das Selbstlob der ‚großen Herrn‘ für einen „Schmeichler“, einen „Parasiten“ und einen „Bittsteller“ problematisch ist. Die Erwähnung von „weise[n] und militärische[n] Witze[n]“ legt nahe, dass der Sprecher einen _____________ 149 150 151 152 153 154
Handley 1983, S. 49. Arnott 1996a, S. 199. Arnott 1996a, S. 198. Mit Brown 1992, S. 91 - 95. Brown 1992, S. 95. Brown 1992, S. 95 Anm. 15.
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Menanders Kolax
Soldaten, der klug ist oder sich zumindest für klug hält, meint, und ebenso der anschließende Kommentar („das erleiden sie und sagen sie gewöhnlich nicht nur im Umgang mit Soldaten und Neureichen (…), sondern auch im Umgang mit Sophisten, Philosophen und Feldherrn“155). In der Reihenfolge Schmeichler – Parasit – Bittsteller ist eine Tendenz zur Verallgemeinerung ausgedrückt: Plutarch beginnt, wie ich meine, mit dem individuellen Sprecher des Fragments, bezeichnet ihn als Schmeichler, spricht dann von den Komödienparasiten und kommt zuletzt auf die soziale Gruppe zu sprechen, aus der sich diese rekrutieren (siehe S. 164f.). Sofern diese Überlegung stimmt, stammt *Fr. 9 aus einer Komödie Menanders, in der sowohl ein Schmeichler als auch ein Soldat vorkommen, und was liegt näher, als an den Kolax zu denken?156 Gegen eine Herkunft aus dem Kolax kann eingewendet werden, dass Plutarch diese Worte als Ausdruck des Zorns des Sprechers interpretiert, und Struthias in dieser Komödie kaum in die Defensive geraten ist. Vielleicht übersieht oder ignoriert Plutarch die Ironie der Worte in ihrem ursprünglichen Kontext. Für die Interpretation dieser Schmeichelszene ist die Zuordnung von *Fr. 9 von Bedeutung, weil dadurch der miles gloriosus Bias als ‚weiser‘ Unterhalter erscheint. Sofern er nun, wie Thraso im Eunuchus des Terenz, ein Freund von Königen war, nimmt Bias eine Position ein wie einer seiner Namensvettern, wie Bias von Priene, einer der Sieben Weisen, nur dass er diesem freilich in keiner Beziehung das Wasser reichen kann; weder was seine Intelligenz noch was seinen Witz betrifft.157 Sofern *Fr. 9 aus Menanders Kolax stammt, ist ein Beleg für a parte gesprochene Verse in dieser Komödie gegeben. Men. Kol. Fr. 2 und 3 Für eine Einordnung der ‚Vorlage‘ dieser Szene im dramatischen Geschehen des Kolax gibt es keinerlei Hinweise, doch zitiert Plutarch zwei Passagen aus einer Szene des Kolax in der, wie er schreibt, „Struthias mit Bias spazierend _____________ 155 Der letzte Vers des Fragments lautet im Original οἷος δ᾿ ἀλαζών ἐστιν ἁλιτήριος, was an Eup. Kol. Fr. 157, 1 - 2 K.-A. erinnert (ἔνδον μέν ἐστι Πρωταγόρας ὁ Τήιος | ὃς ἀλαζονεύεται μὲν ἁλιτήριος – zu Text und Übersetzung siehe Storey 2003, S. 16 und S. 184 - 187), wo der Sophist Protagoras den Zorn des Chores (?) der κόλακες erweckt. Dieses Fragment illustriert den Kommentar des Plutarch zu *Fr. 9 sehr gut. 156 Th. Kock urteilte in seiner Edition „proclive est ad Colacem vel ad Thrasyleontem haec referre, sed non minus incertum“ (Kock 1888, S. 173). 157 Der Zusammenhang zwischen Menanders Bias und Bias von Priene erscheint mir sicher gegeben, auch wenn die Zuweisung von *Fr. 10 (siehe S. 137 - 146) unsicher bleibt.
Dramaturgischer Kommentar
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dessen Dummheit durch Lob vorführt[.]“158 Unter der Voraussetzung, dass Menander im Kolax nicht zwei Schmeichelszenen auf die Bühne brachte, in welchen Struthias und Bias „spaziert“ sind, können die Fragmente 2 und 3 als Teil der ‚Vorlage‘ von Ter. Eun. 391 - 433 erachtet werden. Fr. 2 Bias
Bias Struthias
Einen zehn Kotylen fassenden goldenen Becher,159 der ganz voll war, hab’ ich, Struthias, in Kappadokien dreimal ausgetrunken. Du hast mehr als König Alexander getrunken. Nicht weniger. Nicht, bei Athene! Großartig, ja!
Fr. 3 Struthias
Ich lache, wenn ich an das (Wort) zum Kyprioten denke.
Struthias
Für Fr. 2 ist keine Parallele bei Terenz ausfindig zu machen. Und welcher Witz über den Kyprioten gemacht wurde, ist unklar, doch könnte Fr. 6 – „Zypriotisches Rind“ – in diesen Kontext gehören. Eine Verbindung zwischen Fr. 3 und dem Eunuchus kann hergestellt werden, da bei Terenz zweimal ein Rhodier (420, 498) erwähnt wird, den der Soldat – einer oftmals erzählten Anekdote zufolge – bei einem Symposium verspottet hat, und es durchaus plausibel erscheint, dass der römische Dichter aus einem Zyprioten einen Rhodier machte.160
Szene VI: Die Vorlage von Ter. Eun. IV 7, 771 - 816 Die Hausbelagerung,161 die im Eunuchus den Höhepunkt der Spannung darstellt, bzw. der Part, den Gnatho und Thraso in ihr einnehmen, wurde meist aus dem Kolax hergeleitet.162 Dabei nahm man oft an, dass Terenz mit den _____________ 158 Plut. de adul. et am. 13, mor. 57A. 159 Diesen riesigen goldenen Becher sah möglicherweise Plautus vor sich, als er in seinem Colax schrieb: „Ich hatte eine goldene Trinkschale von 8 Pfund Gewicht, er wollte sie nicht annehmen“ (Batiolam auream octo pondo habebam, accipere noluit, Plaut. Col. Fr. 1 Monda, zitiert bei Nonius 545 s.v. batiola). 160 Vgl. Brown 1992, S. 94 mit Anm. 8, Barsby 1999, S. 162f.; gegen Lefèvre 2003, S. 97f. 161 Dass Hausbelagerungen, sofern Soldaten als Rivalen der jungen Liebhaber auftraten, nichts Ungewöhnliches waren, zeigen auch Men. Pk. 3. Akt und Luk. D. Mer. IX. 162 Oudegeest 1906, S. 93, Jachmann 1921, S. 78f. und 1934, Sp. 635, Rand 1932, S. 57, Pasquali 1936, S. 128f., Knoche 1938, S. 66 und 79 - 81, Drexler 1938, S. 97, Klotz 1946, S. 27, Dieffenbach 1949, S. 166, Haffter 1953, S. 24, Webster 21960, S. 76 und 1974, S. 160, W.
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Menanders Kolax
beiden Figuren den Rivalen (incl. eines stummen Dieners) ersetzt und „der Kern von IV 7 – die Auseinandersetzung zwischen dem Rivalen und Chremes – auf den Eunuchos zurückgeht[.]“163 J. Barsby meint in diesem Sinne, in fact, the plot proceeds so smoothly that it is difficult to resist the conclusion that the plot of Men.’s Eun. followed the same lines (…), and that T. has enlivened this sequence by grafting on a siege scene from Kol. (though there is no evidence for such a scene in the surviving fragments).164
Was die Handlung des Eunuchos betrifft, möchte ich eine Beobachtung von W. Ludwig aufgreifen, der schreibt: „Rechtlich wäre es auch möglich gewesen, daß Chrysis ‘Chremes’ auf ‘Pamphila’ aufmerksam machte, solange ‘Thraso’ sie noch besaß. ‘Chremes’ hätte eine ἀφαίρεσις εἰς ἐλευθερίαν vornehmen können[.]“165 Und genau darum ging es bei Menander:166 Thais (Chrysis) musste Chremes in IV 7 dazu bringen, obwohl er Pamphila noch nicht sicher als seine Schwester erkannt hatte, zu behaupten, dass diese seine Schwester und damit eine freie Bürgerin war. Damit setzte sich Chremes aber, weil er (noch) keine Beweise dafür in der Hand hatte, der Gefahr einer Klage wegen Sklavenraubs aus. Vielleicht ließ Menander Chremes nicht zuletzt deshalb betrunken auftreten, um zu motivieren, dass sich dieser in eine solche Gefahr begab.167 Auf diese Weise lässt sich auch erklären, warum Chremes so schnell abgeht, obwohl im Eunuchus des Terenz die Gefahr nicht gebannt ist: Im Eunuchos des Menander war die Gefahr eines gewaltsamen Einschreitens nicht gegeben, denn hier ging es um einen drohenden Prozess. Doch wieder zum Kolax. Vorerst ist auf G. Jachmanns Feststellung, „daß Pheidias nicht etwa dessen Haus [d.h. das Haus des Zuhälters] verteidigt, sondern das einzige, das dann noch in Betracht kommt: sein eigenes[,]“168 hinzuweisen. Der junge Liebhaber muss im Laufe der Komödie das Mädchen in seine Gewalt bringen, und darauf deutet in den erhaltenen Versen einiges hin: In Exzerpt C werden sowohl eine Tür (θυρα[, 115) als auch Freunde _____________
163
164 165 166
167 168
Ludwig: Rez. zu Bianco 1962, Gnomon 36, 1964, S. 159, Gomme - Sandbach 1973, S. 421, Holzberg 1974, S. 161, Sandbach 1977, S. 144, Barsby 1999, S. 229 und 272, Brothers 2000, S. 194, Blume 2001, S. 190. Lefèvre 2003, S. 74, der jedoch selbst davon ausgeht, dass es für Gnatho und Thraso „kein Pendant im Kolax gab“ und von der Hausbelagerung annimmt, sie sei ebenfalls eine Erfindung des Terenz (72f.). Barsby 1999, S. 229. Ludwig 1973a, S. 358 Anm 11; zu dieser Rechtspraxis siehe Scafuro 1997, S. 400f. „Die terenzische Gestaltung von IV 7 läßt noch erkennen, wie die Auseinandersetzung bei Menander angelegt war: Sie lief eindeutig darauf hinaus, daß Chremes das Streitobjekt Pamphila für eine civis Attica, d.h. für frei erklärte (805)“ (Lefèvre 2003, S. 73). Zur Figur des menandrischen Chremes siehe Ludwig 1973a, S. 377 - 379. Jachmann 1921, S. 79, vgl. auch Büchner 1974, S. 287f. (dagegen Klotz 1946, S. 23f.).
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(σαυτοῦ τοὺς φίλους, 116) erwähnt, und es wird davon gesprochen, dass etwas „mit Gewalt“ (ὅτι πρὸς βίαν, 117) gemacht wird. In Exzerpt D, der Rede des Zuhälters, ist die Gefahr eines Gewaltakts deutlich spürbar: Die Freunde des Pheidias werden als Gefahr für den Zuhälter (128 - 132) und seinen Besitz (137f.) erwähnt. Struthias empfiehlt Pheidias in seiner großen Rede (Exzerpt C) knapp vor dem Ende des 2. Aktes, sich ruhig zu verhalten und nicht mit Hilfe seiner Freunde die Geliebte zu rauben, doch in der Aktpause wird der Plan des Struthias hinfällig: Vielleicht sind die Freunde des Pheidias schon ohne diesen aktiv geworden und haben das Mädchen geraubt. So wäre verständlich, weshalb im dritten oder vierten Akt eine Belagerung des Hauses des Pheidias stattfinden kann. Richtig ist jedoch E. Meyerhöfers Feststellung: „Daß Phidias das von Bias gekaufte Mädchen entführt und dann den Ansturm des Nebenbuhlers abwehren muß, läßt sich mit den Fragmenten wohl vereinbaren, aber nicht aus ihnen erweisen.“169 Lucilius Frr. 895 - 912 Krenkel Im 29. Buch der Satiren des römischen Dichters Lucilius finden sich – der Edition von W. Krenkel (1970) zufolge – zwei Fragmente, die als Hinweis auf eine Rezeption von Menanders Kolax durch den römischen Satirendichter gewertet werden können. Fr. 913 Krenkel: caede ostium, Gnatho, urge – restant: periimus. Schlag die Tür ein, Gnatho, bestürme sie! – Sie wehren sich: Wir sind verloren. Fr. 915 Krenkel: Gnatho, quid actum est? – depilati omnes sumus. Gnatho, was ist geschehen ? – Wir sind alle gerupft.
Mehrere Fragmente dieses Satirenbuchs legen den Schluss nahe, dass diese Worte im Rahmen einer Hausbelagerung gewechselt wurden (Frr. 895 - 898, 899 - 900?, 910 - 912). In Fr. 910 sagt einer der Verteidiger: „Niemand kann diese doppelten Türangeln mit einer Axt aushebeln“ (nemo hos ancipites ferro effringat cardines); in Fr. 911 meint ein Angreifer: „Mit der Brechstange und der Doppelaxt werde ich die Türangeln ausheben“ (vecte atque ancipiti ferro effringam cardines). _____________ 169 Meyerhöfer 1927, S. 44.
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Menanders Kolax
Das Vorkommen des Namens Gnatho fällt auf, und bei Terenz wird ebenfalls eine Brechstange im Rahmen der Belagerung erwähnt (in medium huc agmen cum vecti, Donax, 774). Doch sonst finden sich keine Parallelen: Der Akt des Ein-/Aufbrechens wird nicht als effringere sondern als (ex)pugnare bezeichnet (773 und 777). Da bei Lucilius im Gegensatz zu Terenz auch ein Angriff stattfand, ist nicht anzunehmen, dass Lucilius nur den römischen Komödiendichter rezipierte. Ich halte es für eine verlockende Vorstellung, dass Lucilius zwar den Eunuchus des Terenz kannte, doch auf Menander zurückgriff, als er seine Satire schrieb. Ein vergleichbarer Fall findet sich in Persius’ Rezeption des Eunuchos von Menander. Dieser greift nicht auf den Eunuchus des Terenz zurück, sondern verwendet das griechische Original.170 Möglicherweise lässt sich dieser Rückgriff auf Menander durch den veränderten Geschmack und das Desinteresse an der archaischen Literatur im 1. Jahrhundert n. Chr. zurückführen, was den Wert der Parallele schmälern würde, doch ist darauf hinzuweisen, dass eine Rezeption des Lucilius für Persius belegt ist und laut Vita Persi der Dichter aufgrund der Lektüre der Satiren des Lucilius zu schreiben begonnen hat.171 Aufgrund der gewaltgeladenen Situation im Kolax, der Hausbelagerung im Eunuchus sowie dieser Überlegungen zu Lucilius nehme ich an, dass es auch im Kolax zu einer Hausbelagerung gekommen ist, und halte es für durchaus möglich, dass tatsächlich ein Angriff stattgefunden hat. Ein Reflex darauf könnte sich in *Fr. 8 finden, auf das ich nach der Diskussion des Finales im Eunuchus des Terenz eingehe (siehe S. 121f.). CGFP 243 Austin Der Vollständigkeit halber sei ein Fragment erwähnt, das F. Blass im Jahre 1898 dem Kolax zuschrieb,172 „with much probability“,173 wie B. P. Grenfell und A. S. Hunt in ihrer ed. pr. von P. Oxy. 409 meinten, das jedoch nie Eingang in die Editionen des Kolax fand.174 Der Papyrus enthält zwei Kolumnen; von col. i kann die rechte Hälfte von 14 Versen gelesen werden, von col. ii die ersten Buchstaben von fünf Versen. Blass ergänzte in col. ii, 8 ΒΙΑ zu Βία[ν, sah darin einen Vokativ zu Βίας und identifizierte diesen mit dem Soldaten des Kolax. Er las demnach in col. ii, 8 δεῦρο Βία[ν, wertete dies als den Beginn eines anapästischen Verses (auch Fr. 5 ist in Anapästen verfasst). _____________ 170 171 172 173 174
Vgl. Kißel 1990, S. 723 - 736 und Deufert 2002, S. 179f. gegen Büchner 1974, S. 231 - 244. Zur Plautusrezeption in dieser Zeit siehe Deufert 2002, S. 176 - 199. Blass 1898. Grenfell - Hunt 1903, S. 17. Dazu Leo 1903, S. 689 Anm. 2, Kretschmar 1906, S. 74 Anm. 3
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Zudem verglich Blass col. i, 12 - 14: „τοιγαροῦν σὺ μὲν|… (Name) πρόσελθε δ]εῦρο καὶ μέν᾿ (erwarte) ὡς ἔχεις,|ὅσ᾿ ἂν παρεγγ]υῶμεν ἡμεῖς“175 mit dem Beginn der Belagerungsszene im Eunuchus, wo Thraso sein Heer ordnet (781). So kam er zu dem Schluss, bei Menander habe es, den Anapästen in col. ii entsprechend (Marschrhythmus), anders als im Eunuchus, einen Angriff auf das Haus des Rivalen von Bias gegeben. Fraglich bleibt an dieser Interpretation, welche Rolle der in col. i, 5 genannte Demeas im Kolax spielen konnte – Blass sah in ihm einen „wenigstens anscheinend guten Freund“176 des Soldaten –, da der Rivale des Bias, der wohl bei einer Belagerung, sofern eine solche im Kolax stattgefunden hat, Pheidias heißt, und sich ein senex namens Demeas in den übrigen Fragmenten zum Kolax nicht nachweisen lässt. Es könnte sich um den Vater des Pheidias handeln.177 Ein Argument, das dazu führte, dass die Belagerungsszene weder aus dem Kolax noch aus dem Eunuchus hergeleitet wurde,178 ist noch zu behandeln: Thraso stellt sein Heer aus Küchenburschen auf und befehligt es aus sicherer Distanz – eine Taktik, für die er sich auf Pyrrhos beruft (idem hoc iam Pyrrhus factitauit, 783). Es handelt sich hierbei um Pyrrhos von Epirus (319 - 272 v. Chr.),179 für den eine entsprechende Taktik bei Dionysios von Halikarnassos (ant. XX 1) für die Schlacht bei Ausculum im Jahre 279 v. Chr. tatsächlich belegt ist, d.h. nach dem Tod Menanders. Diejenigen, die – ungeachtet dieses Zeugnisses – die Szene aus dem Kolax herleiten wollten, behalfen sich durch eine Datierung dieser Komödie nach der Schlacht bei Ipsos im Jahre 301 v. Chr.,180 doch zu dieser Zeit war Pyrrhos noch nicht der berühmte Feldherr, auf dessen Taktik man in einer Komödie anspielen konnte. Ich halte es mit den neueren Interpreten des Eunuchus für wahrscheinlich, dass Terenz frei gestaltete181 – was aber keine Aussagekraft für die Frage hat, ob bei Menander Bias ebenfalls als ‚großer Feldherr‘ (Alexander? vgl. Fr. 2182) seine Truppe befehligte.
_____________ 175 176 177 178 179 180 181
Blass 1898, S. 655. Blass 1898, S. 655. Figuren namens Demeas treten in Men. Mis., Sam. und Syn. auf. Klotz 1946, S. 24f., Bianco 1962, S. 159f., vgl. auch Meyerhöfer 1927, S. 33f. Siehe L.-M. Günther: s.v. Pyrrhos. DNP 10, 2001, Sp. 645 - 648. So Bethe 1902, S. 279f., Kunst 1919, S. 175, Webster 1974, S. 7. Sandbach 1978, S. 127, Tromaras 1994, S. 231, Barsby 1999, S. 233f., Lefèvre 2003, S. 73f. Anm. 161. 182 So Oudegeest 1906, S. 93, Capovilla 1924, S. 71; vgl. dazu aber Klotz 1946, S. 24f.
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Menanders Kolax
Szene VII: Die Vorlage von Ter. Eun. V 7 - 9, 1025 - 1094 Im Finale des Eunuchus betreten Thraso und Gnatho, nachdem sie zuvor bei der Hausbelagerung den Kürzeren gezogen haben, noch einmal die Bühne, und der Parasit handelt eine Kompromisslösung zwischen seinem Herrn und Phaedria aus. Fortan sollen sich die beiden früheren Rivalen die Hetäre teilen. Die Frage der Herkunft der beiden Szenen (V 7 und 9) wurde bislang kontrovers diskutiert. Trotz der Parallelen in der Asinaria (918f., V 2) und dem Truculentus (958 - 963, V 2) des Plautus, wo eine vergleichbare Aufteilung einer freien Hetäre in einem burlesken Finale vorkommt, wurde vielfach bestritten, dass eine solche Lösung in einer Komödie Menanders möglich sei. Seit aber der Dyskolos gezeigt hat, dass Menander nicht immer der Schöngeist war, für den man ihn jahrhundertelang gehalten hat, ist klar, dass ein solches Finale in einer seiner Komödien durchaus denkbar ist.183 Doch auch wenn man eine Herleitung der Teilung von Menander grundsätzlich für möglich hält, ist weder entschieden, ob V 7 und 9 aus dem Eunuchus oder dem Kolax herzuleiten sind, noch ist eine griechische Herkunft dieser Szenen gesichert, denn Terenz könnte ein solches Finale selbst erfunden haben.184 Die Annahme, Terenz habe die Szenen V 7 und 9 in Menanders Eunuchos vorgefunden,185 kann die geringste Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen; denn einerseits sind zu diesem Zeitpunkt Haupt- und Nebenhandlung bereits zu ihrem Ende gekommen (siehe S. 27f.),186 und andererseits ist fraglich, ob eine gemeinsame ‚Nutzung‘ (darauf läuft die Abmachung im Eunuchus hinaus) der Hetäre zur Gestaltung der Thais (Chrysis in Menanders Eunuchos) passt.187 Auf die Gestaltung der Figur der Hetäre ist noch einzugehen.188 Erstens ist Thais (Chrysis) keine Hetäre im Besitz eines Zuhälters, der über eine derartige Kompromisslösung entscheiden könnte. Am Ende des Eunuchos hat es Thais (Chrysis) nicht notwendig, mit dem Rivalen des Phaedria (Chairestratos) _____________ 183 Vgl. Brown 1990, S. 49 - 61. 184 So Büchner 1974, S. 305, Lefèvre 2003, S. 77, vgl. auch Knoche 1938, S. 80f., AntonsenResch 2004, S. 177. 185 Leo 1903, S. 691, Wehrli 1936, S. 107, Webster 21960, S. 74, Bianco 1962, S. 161, LloydJones 1973, S. 284, Steidle 1973, S. 344 - 347. 186 Weshalb „[d]ie Aufteilung der Thais unter ihren beiden Liebhabern am Ende des Stückes [in Ter. Eun. 480 - 485] (…) von Parmeno als mögliche Lösung vorweggenommen“ sein soll (so Strobel 2004, S. 110), kann ich nicht erkennen. 187 Steidle 1973, S. 345 weist auf Ter. Andr. 83ff. hin, wo über eine ‚gute‘ Hetäre gesagt wird, sie habe mehrere Liebhaber gehabt, doch hierbei handelt es sich nicht um die Situation am Ende des Stückes, sondern um die Vorgeschichte. 188 Zu Thais im Eunuchus des Terenz siehe Strobel 2004, S. 105 - 119, wo die Originalitätsfrage jedoch nur gestreift wird.
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weiterhin zu verkehren. Sie ist finanziell unabhängig, hat einen Patron in Athen und einen Mann, den sie liebt. Zweitens verträgt sich – unabhängig von der Feststellung, dass auch Griechen solche Enden dichten konnten – dieses Ende kaum mit dem Charakter der Thais (Chrysis). Sie wird als gute Hetäre (ἑταίρα χρηστή) dargestellt,189 was W. Ludwig mit folgenden Worten ausdrückt: Der innere Vorgang, der sich in der Handlung der Komödie vollzog, ist, daß sich das wahre Wesen der Hetäre offenbarte, daß das Vorurteil, das ihr von allen Seiten entgegengebracht wurde und aus dem die meisten Schwierigkeiten, die sie zu überwinden hatte, erwuchsen, widerlegt wurde. Sie hat sich nicht nur ihrer gesamten Umgebung gegenüber als überlegen erwiesen, sondern sich auch durch die Art, wie sie auf ein zunächst widriges Geschick reagierte, menschlich bewährt. Das Motiv der ἑταίρα χρηστή ist das Zentralmotiv, die lebensvolle Gestalt der Chrysis die überragende dichterische Schöpfung im ›Eunuchos‹.190
Sollte diese Figur verschachert werden? So wurden die Szenen V 7 und 9 meist aus dem Kolax hergeleitet. Dort befindet sich die Hetäre in den Händen eines Zuhälters, und Pheidias ist ein armer Schlucker, der nicht genug Geld hat, sich die Geliebte zu leisten. In den Kolax würde das Finale passen. Zudem sei darauf hingewiesen, dass im Eunuchus nicht ganz klar ist, weshalb Phaedria (Chairestratos) und Chaerea Gnatho überhaupt als Mittelsmann gelten lassen, wo er doch ihnen gegenüber äußerst boshaft war und nicht in ihren Diensten stand. Blickt man nun auf die oben diskutierte Interpretation von „jeder, der schlecht urteilt, würde wohl den als Wohlgesinnten einschätzen, der dir auflauert“ (102f.) als eine Ankündigung, dass Struthias (scheinbar) gegen Pheidias intrigieren bzw. diesen attackieren werde, dann wird dies verständlich (siehe S. 104f.). Als Indiz für die Herleitung der Szenen V 7 und 9 aus dem Kolax ist weiters die Verwendung des Wortes sandalio in Vers 1028 zu werten, das ausdrücklich für Menander (*Fr. 12) bezeugt ist. Thraso meint, er wolle Thais dienen, wie einst Herkules Omphale, was Gnatho (ans Publikum gerichtet) zynisch kommentiert: „Könnte ich Zeuge doch sein, wie dein Schädel zermürbt wird unter den Tritten ihrer Sandalen.“191 Die Zuweisung von *Fr. 12 – „presumably a traditional detail of the Omphale story“192 – an den Kolax erscheint plausibel, beweisen lässt sie sich jedoch nicht.193 _____________ 189 Zu diesem Urteil kommen auch Juhnke 1978, S. 247f. und Konstan 1986, S. 377; gegen Gilula 1980, S. 164. 190 Ludwig 1973a, S. 401f. 191 utinam tibi commitigari uideam sandalio caput! (1028, Übers. v. D. Ebener). 192 Barsby 1999, S. 274 mit Verweis auf Luk. Hist. conscr. X und D. Deor. XIII 2. 193 Webster 1974, S. 160 schreibt: „Naevius’ Colax (Fr. 1) also has a comparison of the soldier
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Menanders Kolax
Die Hausbelagerung, der dramatische Höhepunkt im Eunuchus, erfolgt – sofern sie aus dem Kolax stammt (wie ich zuversichtlich annehme) – im dritten oder vierten194 Akt. Mit der Kompromisslösung zwischen Pheidias und Bias wird die ‚Lösung‘ des Konflikts erreicht, also der Beginn der Katastrophé. Diese setzt vor dem Ende des vierten Aktes ein (siehe S. 109), und so nehme ich an, dass diese Szene – anders als im Eunuchus – im Kolax nicht im fünften Akt anzusiedeln ist.195 Es ist durchaus vorstellbar, dass im Kolax Struthias den Soldaten unmittelbar nach der Hausbelagerung oder wenig später dazu brachte, sich als der dumme zahlende Dritte zur Verfügung zu stellen.
Szene VIII: Opfer und Symposion Athenaios überliefert ein Fragment, das er mit den Worten einleitet „Menander lässt im Kolax den Koch, der die Vier-Tage-Feiernden auf dem Fest der Aphrodite Pandemos bekocht, Folgendes sagen“ (Fr. 1):196 Trankopfer. Folge und gib mir die Innereien. Wohin schaust Du? Trankopfer. Bring, Sklave Sosias. Trankopfer. Gut so. Bete. Lasst uns zu den olympischen Göttern beten und den Göttinnen, zu allen – nimm in der Zwischenzeit diese Zunge –, sie mögen Heil bringen, Gesundheit, vieles Gute und Segen von den nun vorhandenen guten Dingen für alle. Darum lasst uns beten.
Dieser Koch dürfte wie in den meisten Komödien eine episodische Rolle gespielt haben.197 Der Sklave Sosias kann entweder zu ihm oder zum Haushalt des Pheidias gehören.198 _____________
194 195 196 197
198
to Hercules, which rather supports the suggestion that Terence was following the Kolax here“, und auch Brown 1992, S. 97 Anm. 19 leitet dieses Fragment aus Menanders Kolax her. Doch in Naev. Col. Fr. 1 behauptet der Sprecher lediglich, Hercules ein öffentliches Mahl ausgerichtet zu haben. So Webster 1974, S. 77 Anm. 23. Gegen Webster 1974, S. 160. Siehe dazu Gomme - Sandbach 1973, S. 431f. Zu den Koch-Figuren in der griechischen Komödie siehe Dohm 1964, Nesselrath 1990, S. 297 - 309 und Krieter-Spiro 1997. Bei Menander treten Köche in Asp., Dysk., Ep. und Sam. auf. Sklaven namens Sosias treten weiters in Men. Pk. und einer plausiblen Ergänzung zufolge (vgl. Arnott 1996a, S. 478) in Men. Per. auf.
Dramaturgischer Kommentar
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Die Frage, ob das Mahl, für das der Koch opfert, auf offener Bühne199 oder hinterszenisch200 stattgefunden hat, lässt sich nicht klären, doch sicher scheint, dass Pheidias und nicht Bias201 oder der Zuhälter202 der Gastgeber war: Daos kauft auf dem Markt ein und wird dabei von einem kleinen Sklaven begleitet, der in Exzerpt B thasischen Wein trägt (10f., 48f.). Dieser war nicht für den alltäglichen Konsum gedacht, sondern für eine Versammlung bestimmt, wie sich aus Exzerpt A (11 - 13) ergibt. Sofern die Szenen V 7 und 9 aus dem Eunuchus eine Vorlage im Kolax hatten, fand das Symposion wohl im fünften Akt statt, nachdem die Kompromisslösung zwischen Pheidias und Bias zustande gekommen war.
Szene IX: Men. Kol. *Fr. 8 „Woher hast du diese Wunde?“ „Von einem Wurfspieß.“ „Wie, bei den Göttern?“ „Als ich Auf einer Leiter eine Mauer hinaufkletterte.“ Ich zeige es ganz im Ernst, die aber höhnten dazu wieder.
Zu diesem Fragment, das als erster C. G. Cobet203 und in jüngerer Zeit P. C. McC. Brown dem Kolax zuschrieb,204 urteilt W. G. Arnott: This animated little speech would well suit a Strouthias describing a past incident when some unidentified person asked a vainglorious Bias about a war wound, and Strouthias ridiculed the soldier by a presumably comic mime of what had happened on the scaling ladder.205
Sofern man Browns Zuschreibung und Arnotts Kommentar folgt, lässt sich dieses Fragment gut gegen Ende der Komödie platzieren, denn es findet, wie Exzerpt A und Fr. 1 zeigen, ein Gastmahl statt, bei dem nach der Kompromisslösung zwischen Pheidias und Bias auch der Soldat teilgenommen haben wird. Dafür finden sich zwar keine Indizien in den Fragmenten, doch ist auf_____________ 199 So Leo 1903, S. 689, der darin jedoch das „Haupt- und Mittelstück der Handlung“ sieht, Meyerhöfer 1927, S. 18, Brown 1992, S. 95. 200 So vor allem jene Autoren, die das hinterszenische Gastmahl im Eunuchus des Terenz aus dem Kolax herleiteten (vgl. etwa Jachmann 1921, S. 86 Anm. 2), was jedoch Ludwig 1973a, S. 363 - 383 widerlegt: In Menanders Eunuchos gab es ebenfalls ein hinterszenisch stattfindendes Gastmahl. 201 So Jachmann 1921, S. 75, Meyerhöfer 1927, S. 18, Knoche 1936, S. 179. 202 So Capovilla 1924, S. 260. 203 Cobet 1873, S. 317, ohne jedoch Gründe dafür zu nennen. 204 Brown 1992, bes. S. 96f. 205 Arnott 1996a, S. 195.
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Menanders Kolax
grund eines Vergleichs mit anderen Komödien anzunehmen, dass der Rivale im fünften Akt nochmal verspottet wurde.206 Struthias könnte bei einem hinterszenisch stattfindenden Gastmahl diese Worte sprechen, indem er aus dem Haus tritt und vom darin stattfindenden Gastmahl berichtet. Wenn Struthias diese Worte zu Pheidias bei einem Gastmahl auf offener Bühne spricht, war der Soldat zu diesem Zeitpunkt wohl nicht anwesend. Amüsant ist diese kurze Erzählung vor allem, wenn sich Bias die Wunde bei der Hausbelagerung geholt hat. Dass es im Kolax einen Angriff auf das Haus des Pheidias gegeben haben kann, wurde bereits gezeigt (siehe S. 113 117). Nun sei auf Ter. Eun. 482f. hingewiesen, wo Parmeno in Absetzung von Thraso über seinen Herrn sagt, der „[s]chwatzt nicht von Schlachten, prahlt mit seinen Narben nicht|Und fällt dir nie beschwerlich, was ein Gewisser tut.“207 Die Anspielung auf das Prahlen mit den Narben208 hat im Eunuchus selbst keinen Anhaltspunkt, doch war sie dem Publikum sofort verständlich, da dieses entsprechende Soldatengeschichten kannte. Im Kolax könnte das Motiv deutlich komplexer eingesetzt worden sein: (Erwähnung der) Prahlerei des Bias mit den Spuren seiner Kriegsverletzungen (Vorlage von Ter. Eun. III/1) – erneute Verletzung bei der Hausbelagerung (Vorlage von Ter. Eun. IV/7) – Verspottung des Soldaten während des Symposions im fünften Akt, dem Publikum in einem Bericht erzählt (*Fr. 8).
_____________ 206 Vgl. Men. Dysk., Eun. (zu Parmeno siehe S. 28), Plaut. Mil. etc. 207 Neque pugnas narrat neque cicatrices suas | ostentat neque tibi obstat, quod quidam facit (Ter. Eun. 482f.). 208 Barsby 1999, S. 174 stellt fest, dieses Motiv sei „presumably typical, though examples are harder to find“. Er zitiert Phoenicides Fr. 4, 5f. K.-A. und verweist auf Men. Kol. *Fr. 8 („Men. fr. 745 K-T“), ohne auf dessen Zuschreibung zum Kolax durch Brown 1992 hinzuweisen, was, gerade weil dieses Motiv eher selten vorkommt, die Möglichkeit eines direkten Zusammenhangs dieser Stelle mit dem Kolax nahegelegt hätte.
Rekonstruktion und Interpretation Im Dramaturgischen Kommentar wurde im Detail diskutiert, wer mit wem in welcher Situation worüber spricht. Dabei mag der Eindruck entstanden sein, dass man von Menanders Kolax einfach zu wenig Material habe, als dass in vielen der wichtigen Fragen sichere Entscheidungen getroffen werden könnten. Die Arbeit an diesem Stück sollte damit jedoch nicht für erledigt erklärt werden, weshalb nun eine Rekonstruktion der Komödie vorgelegt wird, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt – auf weitere Papyrusfunde zum Kolax darf gehofft werden – die höchste Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen kann. Zudem bieten einzelne Passagen, so fragmentarisch sie auch erhalten sein mögen, eine brauchbare Grundlage für Interpretationen. Vorgeschichte: Struthias verprasste möglicherweise einst das väterliche Erbe (Ter. Eun. 235) und war deshalb ein Jahr vor der Spielhandlung (34) als spaßmachender Parasit bei Pheidias und dessen Freunden tätig (35). Von diesen bekam er den Spitznamen Gnathon. Vielleicht wurde er verspottet (37), jedenfalls hatte er finanzielle Probleme (50), und so schloss er sich dem Soldaten Bias an und begleitete diesen auf einen Feldzug nach Kappadokien (Fr. 2). Dort wurde zwar gekämpft (93 - 95), aber auch ausgiebig gefeiert (Frr. 2, 3 und 6). An der Seite dieses miles gloriosus erfand und perfektionierte Struthias die Kunst der Schmeichelei (Ter. Eun. 247 - 253). So entwickelte er sich vom spaßmachenden Parasiten zum schmeichelnden Parasiten – eine Entwicklung, die in seinem Eingangsmonolog womöglich reflektiert war (Ter. Eun. 234 - 264). Der Nicht-Athener (136, 144) Bias war ebenfalls einst arm (29f.), brachte es aber im Laufe der Zeit durch den Söldnerdienst zu ansehnlichem Reichtum. Vor dem Feldzug in Kappadokien, als er wahrscheinlich in Athen um Söldner warb, war er so reich, dass sich ihm ein Parasit anschloss. Es hat den Anschein, als zahlte er damals einem Zuhälter die notwendige Summe für das alleinige Anrecht auf eine sehr teure Hetäre (134f., ?143) bis zu seiner Rückkehr. In der Zwischenzeit verliebt sich nun ein Athener Bürgerssohn namens Pheidias in dieses Mädchen. Er kennt die Ansprüche des reichen Rivalen (14 18), hat dem aber nichts entgegenzusetzen, da ihm der auf einer Handelsreise befindliche Vater (4) nicht genug Geld zurückgelassen hat (5). Es ist ihm unmöglich, die notwendige Summe aufzubringen, um das Mädchen freizukaufen.
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Exposition: Am Tag der Spielhandlung schickt Pheidias seinen Sklaven Daos, bei dem es sich wohl um einen Pädagogen handelt, auf den Markt, um Speis und Trank für eine Versammlung (11) zu Ehren der Aphrodite Pandemos (Fr. 1) einzukaufen (10f.) – der junge Liebhaber ist der Gastgeber (12). Daos sieht bei seinem Einkauf, dass der Rivale seines Herrn mit großem Pomp (16) in der Stadt angelangt ist. Das erzählt er Pheidias (14 - 33), doch während dieser verzweifelt (24, 39), beschäftigt den Sklaven deutlich mehr der Anblick des ehemaligen Parasiten, der nun plötzlich fünfzig Sklaven durch die Stadt führt (38). Er ärgert sich über den vermeintlich schnell und seiner Meinung nach sicher auf ungerechte Weise erworbenen Reichtum (40 - 45; es waren die Sklaven seines Herrn, die Struthias beaufsichtigte). Just in diesem Moment betritt Struthias die Bühne und rühmt in einem langen Eingangsmonolog die von ihm erfundene Kunst der Schmeichelei (Ter. Eun. 232 - 264). Die Bedeutung der Rede liegt in der Charakterisierung der Titelfigur: Nachdem Daos seine Vorurteile gegenüber Schmeichlern geäußert hat, die aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit der gängigen Rhetorik gegen Politschmeichler1 teilweise in die politische Sphäre deuteten (40 - 42, 43 - 45),2 machte Menander durch die Worte des Struthias klar, dass die Titelfigur ‚nur‘ ein schmeichlerischer Komödienparasit ist (Ter. Eun. 234), ein armer Schlucker, der zwar nichts hat, aber auch nichts braucht, um glücklich zu sein (Ter. Eun. 243). Struthias ist ein Schmeichler, der deshalb schmeichelt, weil die potenziellen Gastgeber nicht gastfreundlich und großzügig sind, dafür aber wegen ihrer Dummheit und Eitelkeit eine leichte Beute darstellen (Ter. Eun. 248 - 253).3 Er ist kein gefährlicher Politschmeichler, keiner derer, die im ausgehenden 4. Jahrhundert v. Chr. für politische Krisen verantwortlich gemacht wurden. Dem Publikum war nun klar, welche Art von Schmeichler Menander gemeint hatte. Nichtsdestotrotz attackiert Daos im Anschluss daran Struthias und kritisiert ihn aufs Schärfste (46 - 54). Pheidias scheint diesen jedoch in Schutz zu nehmen, da er in seinem einstigen Parasiten einen potenziellen Helfer sieht, und er bittet ihn eindringlich, ihm zu helfen (69). Struthias willigt ein (71f.). _____________ 1 2
3
Siehe Bain 1977, S. 213 - 215, Herman 1980 - 81. Vergleichbar ist die Profilierung der Thais im Eunuchus des Terenz. Gegen diese werden in I 1 und 2 vor allem vom ehemaligen Pädagogen Parmeno vielfach falsche Vorurteile vorgebracht, welche wohl die gängige Haltung des Publikums gegenüber Prostituierten widerspiegeln (Thais ist jedoch keine solche) und erst später, besonders durch den Monolog in den Versen 197 - 201, zurecht gerückt werden (vgl. dazu Strobel 2004, S. 105 - 112 u. a. mit Verweis auf Gruen 1991, S. 169). Der Parasit bei Diodoros von Sinope Fr. 2, 31 - 42 K.-A. macht die eitlen reichen Bürger dafür verantwortlich, dass (bestimmte) Parasiten schmeicheln.
Rekonstruktion und Interpretation
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In der nächsten erhaltenen Szene, in der Struthias gerade auf dem Weg zum Haus des Zuhälters ist, möchte der Parasit Pheidias auf seinen Plan einschwören. In einer großen Rede ‚gegen‘ die Schmeichler unterstreicht er seine Kompetenz als Helfer in Liebesangelegenheiten (91 - 100). Der Komödienschmeichler Struthias spricht hier über die Macht der Politschmeichler, um seine eigenen Fähigkeiten als Intrigant anzupreisen und Pheidias die Angst zu nehmen sowie seine weiteren Ausführungen einzuleiten. Für Struthias dient die Macht der Politschmeichler als Metapher für die Macht der Komödienschmeichler: Die Schmeichler der großen Politik sind seiner Logik zufolge mächtig und bringen Städte (94) und Strategen (98) zu Fall, und da auch er ein Schmeichler ist, werde der große Soldat Bias durch ihn dasselbe Schicksal erleiden. Da Struthias nun, ohne diese näher zu definieren, stets von Schmeichlern (κόλακες) spricht, lässt sich diese Rede nur in ihrer Doppeldeutigkeit voll verstehen: Struthias kritisiert durch seine Rede die Politschmeichler und preist Pheidias gegenüber gleichzeitig seine Fähigkeiten als Intrigant. Und indem Menander ihn behaupten lässt, er habe entdeckt, dass alle ‚Tyrannen‘ (97) durch Schmeichler vernichtet worden seien, macht er die Schmeichler implizit zu Tyrannenmördern (diesen wurden in Athen im Fall von Harmodios und Aristogeiton Statuen aufgestellt4). Der Höhepunkt der Ironie im Kolax. Das Publikum zog aus dieser Rede wohl keinen negativen Schluss auf den Charakter des Parasiten: Struthias ist, als er diese Worte spricht, bereits durch den Eingangsmonolog, in dem er sich als schmeichelnder Parasit vorstellt (Ter. Eun. 232 - 264), als positive (oder zumindest als ungefährliche) Figur bekannt, und er hat sich bereit erklärt, Pheidias zu seiner Geliebten zu verhelfen (71f.). Darum konnte das Publikum diese Rede vor dem Hintergrund der Intrigantenrolle ihres Sprechers rezipieren: Was moralisch bedenklich aussieht, ist für die Komödienhandlung in diesem Fall notwendige Voraussetzung.5 Nicht viel weniger ironisch als der ‚Tyrannenmord‘ durch Schmeichler wirkt, dass Struthias den Schmeichlern in seinen Selbstbezichtigungen dieselben Eigenschaften zuschreibt wie Daos. Der Pädagoge hatte den Schmeichlern vorgeworfen, Städte und Staatsmänner zu vernichten (40 - 42) und lange wachsame Menschen zu überlisten (43 - 45). Der erste Gedanke wird in den eben besprochenen Versen (91 - 100) ins Positive gekehrt, der zweite Gedanke steht im Zentrum des Plans, den Struthias nun ausbreitet: Pheidias solle sich still und unauffällig verhalten, damit sich der sonst so vorsichtige Bias in _____________ 4 5
Arr. an. III 16, 7f.; vgl. dazu Habicht 1995, S. 77. Dasselbe gilt für Phormio (zu diesem Stück siehe S. 104); er ist von Geta als Rechtsverdreher vorgestellt worden (124 - 136), doch als einer, der seine Fähigkeiten für einen guten Zweck nutzt, nämlich dass ein verliebter junger Mann seine Geliebte zur Frau bekommt.
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Sicherheit wiege und überlistet werden könne (102 - 125). Erneut wird mit den unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes Schmeichler gespielt, abermals erscheint ein im Alltagsleben kritikwürdiges Verhalten wichtig für einen guten Komödienschmeichler: Ein solcher muss oft, um gegen den Rivalen eines jungen Liebhabers erfolgreich zu sein, hinterhältig agieren. Struthias verspricht, alles würde sich nach Wunsch ergeben (124f.), sofern der junge Liebhaber keinen Verdacht erwecke, und er warnt, Pheidias solle keinesfalls gemeinsam mit seinen Freunden einen Gewaltstreich unternehmen und das Mädchen rauben (115 - 117). Das verweist auf den Monolog des Zuhälters. Dieser ist in der Zwickmühle, denn einerseits fürchtet er sich vor Ansprüchen auf das Mädchen aus früheren Vereinbarungen (128 - 132) und zweifelt dennoch, ob er die Hetäre nun tatsächlich verkaufen soll (133 - 136), andererseits droht ihm vonseiten des Pheidias die Gefahr, dass dieser ihm das Mädchen von der Straße raubt (137). Und das wiederum würde gerichtliche Folgen haben, die er vermeiden möchte (138). Diese Szene ist – als Beginn der Epitasis – gegen Ende des 2. Aktes anzusiedeln. Bias wurde dem Publikum in einer Szene vorgestellt, in der er gemeinsam mit Struthias zum Zuhälter ging, womöglich belauscht von einem Sklaven namens Trachelion (O.25). ‚Schlagfertigkeit‘ und ‚Witz‘ des Soldaten (Frr. 2, 3, 6 und *9) sowie wahrscheinlich dessen ‚Erfolg‘ bei den Frauen (Fr. 4) sind das Thema. Es handelte sich vergleichbar mit Ter. Eun. III 1 um eine typische Szene, in der die eitle Dummheit des miles gloriosus durch die Schmeichelei des parasitus colax vorgeführt wird. Bei Terenz nimmt der Soldat die Position eines Spaßmachers an der Tafel des Königs ein, wodurch er – freilich ohne das selbst so zu sehen – als Parasit erscheint. Da Thraso aufgrund seines ‚Witzes‘ geschätzt wird, handelt es sich bei ihm – ausgehend von Gnathos Unterscheidung zweier unterschiedlicher Arten von Parasiten in Ter. Eun. 232 - 264 – um einen ‚Parasiten‘ alter Schule. Ironischerweise übertrumpft so Gnatho, der eine Entwicklung zum schmeichelnden Parasiten durchgemacht hat, seinen Herrn auch darin, dass er der bessere ‚Parasit‘ ist.6 Bei Menander könnte der Soldat ähnlich charakterisiert worden sein (sofern der Rhodier in Ter. Eun. 420 und 498 auf den Zyprioten in Fr. 3 zurückgeht). Plutarch gibt durch seine Einleitung zu dieser Szene, den Hinweis auf das Hin- und Herspazieren der beiden Figuren, Anlass zur folgenden Überlegung: Struthias ist keine eindimensionale ‚typische‘ Parasitenfigur, sondern hat in zweifacher Hinsicht einen doppelten Charakter: Er entwickelte sich – der oben vorgelegten Rekonstruktion der Vorgeschichte folgend – von einem spaßmachenden zu einem schmeichlerischen Parasiten und wurde damit im Sinne der Ausführungen Plutarchs zur Frage Wie man einen Schmeichler von einem _____________ 6
Vgl. auch Damon 1997, S. 85 - 87.
Rekonstruktion und Interpretation
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Freund unterscheidet von einem harmlosen zu einem gefährlichen κόλαξ.7 Zudem spiegelt sich diese persönliche Entwicklung in seinem Verhalten den beiden Rivalen gegenüber wider: Für Pheidias ist er noch immer der witzige Freund und Helfer, für Bias hingegen ist er – ohne dass dieser das merkt – ein hinterhältiger Schmeichler. Gut möglich, dass diese Doppelnatur bei der Gestaltung von Maske und Kostüm berücksichtigt wurde.
1. schmeichelnder Parasit (Webster u. a. 31995.1, 3DT 21b = Athen 5027, Misthos 544) Foto: Csapo - Slater 1994, Plate 10A.
Zwei Terrakottastatuetten aus dem Nationalmuseum in Athen stellen, wie das Ölfläschchen am Gürtel des besser erhaltenen Exemplares beweist,8 einen _____________ 7 8
Plutarch zu *Fr. 9 (de adul. et am. 19, mor. 61C). Zur Identifizierung der Statuette siehe Robert 1911, S. 23 (Schmeichler), Bieber 21961, S. 100 (parasite-flatterer), Pickard-Cambridge 21968, S. 226 zu Fig. 119 (parasite), Webster u. a. 31995.2, S. 199 (flatterer?). E. Csapo und W. J. Slater schreiben, diese Statuette „is often
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Parasiten dar (Pollux IV 120 erwähnt Striegel und Ölfläschchen als typische Erkennungsmerkmale von Parasiten). C. Robert schreibt über die erste Statuette: „Sie hat die Brauen, allerdings nur die rechte, hochgezogen[.]“9 Das Gesicht trägt je nach Betrachtungswinkel Züge des gewöhnlichen oder des schmeichelnden Parasiten und verbindet so die Eigenschaften, die Pollux (IV 148) den jeweiligen Masken zuschreibt: Der παράσιτος wirke fröhlich, der κόλαξ habe bösartig hochgezogene Augenbrauen.
2. schmeichelnder Parasit (Webster u. a. 31995.1, 3DT 21a = Athen 5059, Misthos 476) Fotos: Webster u. a. 31995.1, Tafel 26
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said to be a parasite, but comparative material, particularly the terracotta masks found at Lipari, show clearly that this is the more malevolent toady“ (Csapo - Slater 1994, S. 71f.). Ich hoffe auf S. 155 - 159 zeigen zu können, dass auch der „more malevolent toady“ der Neuen Komödie ein Parasit ist. Robert 1911, S. 23.
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Ebenfalls über die erste Statuette schreibt F. Winter: „Gelb an den Beinen und am rechten Trikotärmel, Rot im Mund; Gesicht und Hals rötlich, dunkle Farbe an den linken Seitenlocken, dunkelrot neben der rechten Hand, Spuren von Orangegelb am Mantel[.]“10 Mit Pollux könnte gegen eine Identifikation mit einem Parasiten eingewendet werden, dass der Parasit entweder schwarze oder graue Kleidung trage (außer der Parasit in Menanders Sikyonios/-oi, denn dieser wolle heiraten und trage weiße Kleidung), doch zeigen die Funde in Lipari, dass Pollux von einem späteren und typisierteren Maskenkabinett als dem zur Zeit Menanders ausgeht.11 Zudem passt gute Kleidung zur Selbstbeschreibung des Gnatho (Ter. Eun. 241f.), der sich durch sein prächtiges Aussehen von dem armen Parasitenkollegen unterscheidet, von dem er erzählt. Ein Parasit wie Struthias alias Gnathon könnte gut als Vorlage für diese Terrakottastatuetten gedient haben, weshalb ich eine Identifizierung dieser Figuren mit der Titelfigur des Kolax vorschlagen möchte.12 Struthias und Bias sind – denn wohin sollten sie, da ihr Haus nicht auf der Bühne war, sonst gehen – auf dem Weg zum Zuhälter. Doch sie marschieren, den Worten Plutarchs zufolge, nicht direkt zu dessen Haus und klopfen an, sondern sie „spazieren“.13 Sofern der Schauspieler des Struthias eine asymmetrische Maske wie jene der Terrakottastatuetten trug, die auf der einen Seite fröhlich und auf der anderen Seite bösartig aussah, könnte das von Plutarch zu den Fragmenten 2 und 3 erwähnte „Spazieren“ folgenden Bewegungsablauf implizieren: Struthias und Bias gehen über die Bühne. Wenn der Parasit dem Soldaten schmeichelt, wendet er diesem die fröhliche und dem Publikum die bösartige Seite zu, wodurch er klarstellt, was er wirklich denkt, und wenn er das Publikum anspricht (*Fr. 9, bei unsicherer Zuweisung), zeigt er diesem seine beiden Seiten.14 Dass zwei Figuren auf der Bühne hin- und hergehen, ohne dass ihr Gespräch die Handlung vorantreibt, scheint Menanders Handlungsökonomie zu widersprechen, doch zeigen die Fragmente, dass _____________ 10 11 12
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14
F. Winter (1903) zu Fig. Bd. II S. 429 Nr. 6; zitiert nach Robert 1911, S. 23 Anm. 2. Siehe dazu Bernabó Brea 2001. Zur Interpretation, dass ein heute verschollenes Wandgemäldes aus Casa della grande fontana eine Szene aus Menanders Kolax darstelle, siehe Robert 1911, S. 23 Anm. 1 und Bieber 21961, S. 99 (Fig. 371). Diese Deutung bleibt jedoch unsicher (vgl. Simon 1938, S. 165f.). Für diese Interpretation ist gleich, ob συμπεριπατῶν oder ἐμπεριπατῶν gesagt wird. Zur Beschreibung eines Bewegungsablaufes einer Szene siehe Don. ad Ter. Eun. 232, wo es zum Eingangsmonolog des Gnatho heißt: „In dieser Szene wird die Figur nicht stehend, sondern gleichsam herumgehend eingeführt“ (in hac scaena non stans sed quasi ambulans persona inducitur). Da jeder Zuschauer den Schauspieler aus einer anderen Perspektive sah, sind einer solchen Interpretation freilich Grenzen gesetzt (dieser Einwand gilt vor allem auch gegen die Ausführungen von Wiles 1991).
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im Kolax nicht nur über Dinge gesprochen wurde, die direkt mit der Spielhandlung zu tun hatten, sondern auch über solche, die der Charakterisierung des prahlerischen Soldaten und seines schmeichlerischen Begleiters dienten, und zudem ist diese Szene von Bedeutung, da hier Struthias die Kunst der Schmeichelei, die er zuvor in seinem Eingangsmonolog (nach Ter. Eun. 232 264) theoretisch beschrieben hat, an Bias vorzeigt.15 Was zwischen dieser und der nächsten Szene von Terenzens Eunuchus, die sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf Menanders Kolax zurückführen lässt, geschah, ist ungewiss, doch lässt sich vermuten, dass trotz der Warnung des Struthias (115 - 117) die Befürchtung des Zuhälters (137) wahr wurde und die Freunde des Pheidias das Mädchen raubten. Das hatte wohl eine Belagerung des Hauses des Pheidias zur Folge (Ter. Eun. 771 - 816), in der es womöglich zu einem Angriff kam (Lucilius Frr. 895 - 912 Krenkel), bei dem der Soldat und seine Männer – wie zu erwarten – den Kürzeren zogen. Vielleicht trat gleich in diesem Zusammenhang Struthias als Vermittler zwischen den Rivalen auf, vielleicht auch erst einige Szenen später, jedenfalls erreichte er eine Kompromisslösung zwischen den Parteien wie sie in Ter. Eun. 1025 - 1094 vorliegt: Die Hetäre wurde wohl zwischen Pheidias und Bias geteilt, wobei der Soldat die Kosten für die Hetäre allein zu tragen hatte. Dieser Kompromiss stellt gewissermaßen die ‚Lösung‘ der Intrigenhandlung dar, also den Beginn der Katastrophé (Ende 4. Akt). Im 5. Akt wird das Gastmahl abgehalten, für das der Koch, assistiert von einem Sklaven namens Sosias, opfert (Fr. 1). Unklar bleibt, ob das Fest auf oder hinter der Bühne gefeiert wurde. Anzunehmen ist jedoch, dass in diesem Kontext Bias nochmals ordentlich verspottet wurde. Menander erscheint in dieser Komödie als politischer Autor, auch wenn sich seine Art der Kritik von jener der Alten Komödie deutlich unterscheidet. Im Kolax geht es in erster Linie um ein geschicktes Spiel mit der Doppeldeutigkeit des Wortes κόλαξ.
_____________ 15
Zudem verweist H.-D. Blume auf Men. Sam. 587f. (ἀλλὰ περιπάτησον ἐνθαδὶ (…) μετ᾿ ἐμοῦ).
Gnomische Weisheiten Der Kolax und die Sententiae Menandri Der Name Menander steht in der philologischen Forschung in erster Linie für die in den letzten gut hundert Jahren entdeckten Komödien und die Arbeit an deren Edition, Rekonstruktion und Interpretation. Die Sententiae Menandri – die mehr oder weniger umfangreichen Sammlungen von meist Einzelversen, die in der Antike unter Titeln wie Γνῶμαι μονόστιχοι Μενάνδρου, Παραινέσεις Μενάνδρου κατὰ στοιχεῖον oder Μενάνδρου τοῦ σοφοῦ παραινέσεις kursierten und eine sehr weite Verbreitung fanden – führen davon weitgehend unabhängig ein Eigenleben.1 Im Folgenden sei auf jene Passagen aus Menanders Kolax eingegangen, wo sich diese Komödie mit den Sententiae Menandri trifft. (a.) P. Oxy. 3005 1974 edierte P. J. Parsons P. Oxy. 3005, eine Sentenzen-Sammlung aus dem 2. bzw. 3. Jahrhundert n. Chr.2 Die Buchstabenreste vor col. ii Vers 5 entzifferte er als κ. ό. λακ, verstand sie als Abkürzung von κόλακ(ος) und kommentierte: „The line was perhaps Monost. 35“3 – zu dieser Sentenz diskutierte auch V. Liapis das Papyrusfragment.4 V. Jarcho behauptete nun, dass es sich bei diesem Papyrusfragment um einen Typ von Gnomologion handelt, in dem die Zitate thematisch geordnet und die einzelnen Zitate mit Angabe des jeweiligen Stücktitels notiert waren.5 In col. ii finden sich drei Notizen, die Jarcho als solche Angaben deutet. Für den Kolax ist dies von Bedeutung, da der Vers nach κόλακ(ος) in diesem Fall aus dem Kolax stammt. „Der Inhalt der Zitate selbst ist schwer zu rekonstruieren, da nur 3 bis 7 Buchstaben erhalten sind. Der Vers aus dem _____________ 1 2 3 4 5
Siehe Jaekel 1964, Liapis 2002, Funghi 2003 und 2004, Pompella 42005, Pernigotti 2008. Parsons 1974; ein Foto des Papyrus ist unter http://www.papyrology.ox.ac.uk/POxy/ [200906-21] zu finden. Parsons 1974, S. 25. Liapis 2002, S. 256. Jarcho 1992b, S. 120f.
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Menanders Kolax
„Kolax“ mit dem Anfang ἀλαζ[όνεια würde gut passen zum Prahlhans Bias;“6 unabhängig davon ist P. Oxy. 3005 – sofern Jarcho Recht behält – als Zeugnis für die Bekanntheit des Kolax im 2. bzw. 3. Jahrhundert n. Chr. zu werten. (b.) Mon. 16, 79, 80 Jaekel (J) und Men. Kol. 27f. Ἄγει τὸ θεῖον τοὺς κακοὺς πρὸς τὴν δίκην.
Es führt die Gottheit die Schlechten der Gerechtigkeit zu.
Mon. 16 J ist aus Stobaios I 3, 44 sowie der Vita Aesopi p. 101, 31f. Perry bekannt. In einem auf Papyrus erhaltenen, aus dem Schulunterricht stammenden Diktat aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. (P. Grenf. II 84) stellt die Sentenz die Moral der Geschichte dar.7 Zudem ist sie in mehreren SentenzenSammlungen als Einzelvers enthalten.8 In einer Urbinatischen Sammlung (U = cod. Urb. 95 chart.) finden sich unmittelbar im Anschluss an mon. 16 J zwei Verse, die zu dieser Sentenz gehören, worauf W. Meyer9 als Erster aufmerksam machte. Der Vorschlag, die drei Sentenzen zusammenzustellen, wurde in der Folgezeit allgemein akzeptiert, und der Text folgendermaßen abgedruckt.10 < Ἄγει τὸ θεῖον τοὺς κακοὺς πρὸς τὴν δίκην, > ἀλλ᾿ ἠλλάγη τὸ λεχθὲν ἐν τῷ νῦν βίῳ· ἄγει τὸ θεῖον τοὺς κακοὺς πρὸς τἀγαθά.
mon. 16 J = 75.1 L mon. 79 J = 75.2 L mon. 80 J = 75.3 L
Es führt die Gottheit die Schlechten der Gerechtigkeit zu, aber die Redensart hat sich geändert in der heutigen Zeit: Es führt die Gottheit die Schlechten zu den guten Dingen.
In jüngster Zeit zeigte V. Liapis,11 dass Sentenzen häufig verändert wurden, indem man einzelne Wörter ersetzte. Ein solcher Fall könnte hier vorliegen: πρὸς τὴν δίκην – πρὸς τἀγαθά. Früher, d.h. der Ausgangspunkt der Variation, dürfte mon. 16 J = Trag. Fr. Adesp. 417 Nauck sein.12 _____________ 6 7 8 9 10 11 12
Jarcho 1992b, S. 121; vgl. die nicht näher begründete Zuschreibung von Men. Fr. 743 K.-A. an den Kolax in Mette 1966 (1983), S. 19. Siehe dazu Harrauer - Sijpesteijn 1985, Nr. 117. P. Oxy. 3006 col. ii 17, zu den Codices siehe Jaekel ad loc. Meyer 1880, S. 426. Jaekel 1964, Pompella 42005 und Liapis 2002, der jedoch <‘Ἄγει (…) δίκην·’> schrieb. Siehe Liapis 2006. So Liapis 2006, S. 286; auch die Zuweisung zu den Tragiker-Fragmenten impliziert dies.
Gnomische Weisheiten
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Es stellt sich die Frage, aus welcher Zeit dann mon. 80 J stammt. Th. Kock urteilte, „ganz unleugbar christlichen Ursprungs sind (…) zwei von den drei zusammengehörigen Versen der Sammlung[.]“13 Er meinte mon. 79f. J, denn sei, „dass es den bösen zu gut gehe, nicht seit dem Ende des goldenen Zeitalters unablässig beklagt worden, und hatte sich darin in den Tagen des Schreibers irgend etwas geändert, das ihn berechtigte, diese traurige Wahrheit als der damaligen Weltlage eigenthümlich anzusehen?“14 Er reagierte damit auf W. Meyer, der, ohne die Sentenzen im Detail zu analysieren, nachzuweisen versucht hatte, dass die Sprüche aus der Sammlung U auf griechische Komödien und Tragödien zurückgehen, und zu dem Ergebnis gekommen war, „keiner ist offenbar christlich.“15 V. Liapis16 wies nun darauf hin, dass mon. 79f. J auf eine nicht-christliche Vorlage (möglicherweise Menander selbst) zurückgehen können, da sich der Grundgedanke etwa in Men. Theoph. Fr. 1 findet. Dort sagt der Sprecher, als er über die „heutige Zeit“ spricht (ἐν τῷ νῦν γένει, 15) und damit ebenfalls den Bezug zur Gegenwart betont: „Ohne Schuld hat einzig dieses Wesen [der Mensch] Glück und Unglück“ (ἀδίκως εὐτυχεῖ | κακῶς τε πράττει τοῦτο τὸ ζῷον μόνον, 7f.). Etwas später folgt die Erklärung: „Der Schmeichler spielt die erste Rolle, zweiter ist der Sykophant und Nummer Drei das Lästermaul“ (πράττει δ᾿ ὁ κόλαξ ἄριστα πάντων, δεύτερα | ὁ συκοφάντης, ὁ κακοήθης τρίτα λέγει, 16f.).17 Die Schuldzuweisung an die Götter fehlt an dieser Stelle, doch das ist aufgrund des Kontextes verständlich. Der Sprecher erzählt, was er einem Gott entgegnete, wenn dieser ihm sagte, er werde auferstehen und könne sich aussuchen, als welches Lebewesen er sein Leben ein zweites Mal durchleben wolle. Weiters ist im Vergleich zur Stelle aus der Theophorumene in mon. 79f. J der Grundgedanke allgemeiner formuliert, was jedoch bei Sentenzen gegenüber ihren Vorlagen häufig festzustellen ist.18 Nun zum Kolax: F. H. Sandbach druckt – A. Körte folgend19 – in seiner mit Ergänzungen sparsamen Menander-Edition20 die Verse 27f., von welchen auf P. Oxy. 409 col. i die rechte Hälfte erhalten ist, folgendermaßen ab: _____________ 13 14 15 16 17 18 19 20
Kock 1886, S. 100. Kock 1886, S. 100. Meyer 1880, S. 421. Liapis 2002, S. 271 - 273. Treu - Treu 1980, S. 232. Liapis 2006, S. 265 - 269 diskutiert entsprechende Fälle unter den Gesichtspunkten „keep it simple“ und „de-contextualize“. Körte - Thierfelder 31957. Sandbach 21990.
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Menanders Kolax μᾶλλον βοηθεῖν τοῖς] πονηροῖς τοὺς θεούς· ἀγαθοὶ γὰρ ὄντες οὐδὲ]ν ἀγαθὸν πράττομεν
Eher helfen den] Schlechten die Götter, uns, den Guten, aber] ergeht’s [gar nich]t gut.
Die Ergänzungen stammen von S. Sudhaus (27) und F. Leo (28).21 Sie wurden von C. Austin und W. G. Arnott22 nicht in den Text genommen, und F. H. Sandbach erachtete sie wohl ebenfalls nicht als sicher, sondern setzte sie in erster Linie deshalb in den Text, da durch sie angezeigt wird, was die Verse allem Anschein nach ausdrücken: Eine Klage darüber, dass die Götter den schlechten und nicht den guten Menschen helfen.23 Eine direkte Abhängigkeit zwischen dem Kolax und diesen Sentenzen nehme ich zwar nicht an,24 doch die Versreste von Kol. 27f. stützen die Argumentation, dass mon. 80 J auf eine frühe literarische Quelle zurückgehen kann. Die Priorität von mon. 16 J ist nicht a priori erwiesen.25 (c.) Men. Kol. 43 In ihrer Edition des Ostrakons Nr. 62576 aus der Sammlung Petrie (London), auf dem Reste einer Liste von Menander-Sentenzen erhalten sind, entzifferten M. S. Funghi und M. C. Martinelli die Buchstaben ΟΥΔΕΙΣΠΕΠΛΟΥΤ̣[ und ergänzten zur Sentenz Οὐδεὶς πεπλούτ. [ηκεν ταχέως δίκαιος ὤν. – „Niemand wurde [schnell] reich [als Gerechter.]“26 Sie verglichen diese Sentenz mit den gleichbedeutenden Worten in Kol. 43: οὐθεὶς ἐπλούτησεν ταχέως δίκαιος ὤν· (P. Oxy. 409 col. ii). Die Ergänzungen sind aufgrund von Stob. III 10, 21, wo die Verse 43 - 45 überliefert sind, gesichert. Niemand wurde reich schnell als Gerechter, der eine sammelt für sich und spart, der andere lauert dem auf, der lange achtsam ist, und hat alles.
_____________ 21 22 23
24 25 26
Sudhaus 21914, Leo 1903, S. 686. Austin 1973, Arnott 1996a. Zum Vergleich sind zwei Sentenzen interessant, wo es um die aktive Hilfe der Götter für die Gerechten auf Erden geht: „Gerechtes tuend wirst du die Götter zu Mitstreitern haben“ (Δίκαια δράσας συμμάχους ἕξεις θεούς, mon. 188 J) und „Der gerecht ist hat die Gottheit zum Mitstreiter“ (Δίκαιος ὢν τὸ θεῖον ἕξεις σύμμαχον, florilegium ἄριστον καὶ πρῶτον μάθημα Nr. 34 Schenkl). Anzumerken ist, dass die Ersetzung der Pluralform τοὺς θεούς durch τὸ θεῖον kein Hindernis für eine solche Annahme darstellen würde (vgl. Liapis 2006, S. 267 zu mon. 213 J). Aufgrund von mon. 80 J erscheint es eher wahrscheinlich, dass Ergänzungen wie jene von S. Sudhaus und F. Leo das Richtige treffen. Funghi - Martinelli 2003, S. 166.
Gnomische Weisheiten
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Die Sentenz (43) ist allgemein und prägnant formuliert. In der Komödie wird ihre Bedeutung durch die Verse 44f., die Stoßrichtung beibehaltend, konkretisiert. Zudem wird durch sie eine intertextuelle Beziehung zu der Rede der als Intrigant tätigen Titelfigur hergestellt, in der diese dem jungen Liebhaber erklärt, wie jemand, der auf der Hut ist, überlistet werden kann (91 - 125). Da weder die Konkretisierung noch der ursprüngliche Kontext für eine Sentenz wesentlich ist, ist bei einer Erstellung einer Liste von Menander-Sentenzen die Beschränkung auf Vers 43 verständlich. Die Kritik ist sowohl im Kolax als auch in der Sentenz (sofern die Ergänzung korrekt ist) gegen den auf ungerechtem Wege erreichten, schnellen Reichtum gerichtet. Das Thema erscheint in den Sprüchen „werde nicht reich als Schlechter“ (μὴ πλούτει κακῶς) und „werde reich als Gerechter“ (πλούτει δικαίως), die sich im Corpus der Sprüche der Sieben Weisen finden, allgemein formuliert, obwohl hier der Aspekt des schnellen Reichtums fehlt.27 Und mon. 62 J – „Ein gerechter Mann hat niemals Reichtum“ (Ἀνὴρ δίκαιος πλοῦτον οὐκ ἔχει ποτέ) – liegt eine vergleichbare Vorstellung zugrunde: Ein Gerechter kommt zu nichts (dass jemand durch ein Erbe reich werden kann, ohne dadurch in ein schlechtes Licht zu rücken, wird hier nicht berücksichtigt). (d.) Men. Kol. 98 H. Oellacher druckte in der editio princeps von Pap. Graec. Vindob. 19 999A die sechste Zeile dieser Sammlung von Sentenzen folgendermaßen: τίνος ἀνδρὸς οἵ̣̣ ἡ δύναμίς ἐσ. τ. ιν. ε. ν. ε. . ρ . und schlug vor, οἵ zu οὐχ zu korrigieren.28 S. Jaekel edierte den Text neu und schrieb: Τίνος ἀνδρὸς οὐχ ἡ δύναμίς ἐσ. τ. ιν . . . .[ – „Welcher Mensch hat nicht die Kraft (…)?“29 Im Kolax folgt auf die Aussage: „Jeder, der schlecht urteilt, würde wohl den als Wohlgesinnten einschätzen, der dir auflauert“ (π[ᾶ]ς τις ἂν κρίνας κακῶς | εὔνουν ὑπολάβο[ι] τὸν ἐπιβουλεύοντά σοι, 102f.), die Frage „Auch wenn er nicht kann?“ (κἂν μὴ δύνητα[ι]; 103). Das zieht die Antwort: „Jeder kann Übles tun“ (πᾶς δύναται κακῶς ποεῖν·, 104), nach sich. Da es vorkam, dass aus zu kurzen oder zu langen Stellen in einem Quellentext ein Einzeiler _____________ 27
28 29
Μὴ πλούτει κακῶς wird in der Sammlung des Demetrios von Phaleron (Stob. III 1, 172) und in Diog. Laert. I 37 Thales zugeschrieben; πλούτει δικαίως stammt aus der Sammlung des Sosiades (Stob. III 1, 173), in der keine Autoren genannt sind. Zur Nähe zwischen den Sententiae Menandri und den Spruchsammlungen der Sieben Weisen vgl. Althoff - Zeller 2006, bes. Kap. III. Oellacher 1939, S. 36 - 47. Jaekel 1985, S. 248.
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Menanders Kolax
gestaltet wurde,30 ist es denkbar, dass jemand ausgehend von der zu kurzen Aussage „Jeder kann Schlechtes tun!“ den Einzeiler „Welcher Mensch kann nicht Schlechtes tun!“ verfasste, der die Mahnung „und deshalb sei bei jedem Menschen auf der Hut!“ impliziert. Ich schlage deshalb die Ergänzung τίνος ἀνδρὸς οὐχ ἡ δύναμίς ἐστι [κακῶς ποεῖν – „Welcher Mensch hat nicht die Kraft[, Schlechtes zu tun?“ – vor.31 V. Liapis weist darauf hin, dass „the “fifth-foot anapaest” (i.e. the resolution in the first element of the third metre) would be unacceptable even by comic standards.“32 Gleichzeitig bietet er als Lösung eine späte Datierung für die Abfassung von τίνος ἀνδρὸς οὐχ ἡ δύναμίς ἐστι᾿ [κακῶς ποεῖν an: „Of course, if (…) the line in question is a late (Byzantine?) concoction, as it may well be, then the metrical argument is no longer cogent.“
_____________ 30 31
32
Siehe etwa Liapis 2006, S. 265 zu Eurip. Cycl. 311f. und mon. 422 J. Interessant in diesem Kontext ist folgende Stelle aus Xenophons Symposion: „Und daß wir glauben, es stehe in ihrer [der Götter] Macht, sowohl Gutes wie Böses zuzufügen, dies ist ebenfalls klar; bitten ja schließlich alle die Götter, das Schlechte abzuwenden und das Gute zu verleihen.“ (übers. v. E. Stärk; καὶ μὴν ὅτι νομίζομέν γε δύνασθαι αὐτοὺς καὶ εὖ καὶ κακῶς ποιεῖν καὶ τοῦτο σαφές. πάντες γοῦν αἰτοῦνται τοὺς θεοὺς τὰ μὲν φαῦλα ἀποτρέπειν, τἀγαθὰ δὲ διδόναι, Xen. Conv. IV 47). In einer Mail vom 17. 11. 2007 mit Verweis auf J. M. Descroix, Le trimètre iambique des iambographes à la comédie nouvelle, Macon 1931.
Ein neues Menander-Fragment? Bias von Priene, der Kolax und Plut. mor. 61C Plutarch zitiert in seiner Schrift Wie man einen Schmeichler von einem Freund unterscheidet (Quomodo adulator ab amico internoscatur) ohne Angabe des Autors oder des Titels aus Menanders Kolax (wie man aus Athenaios weiß) und leitet den Wortwechsel durch die Angabe der Sprecher – Bias und Struthias – ein (mor. 57A). Etwas später zitiert er abermals einen Bias (mor. 61C), wieder ohne darauf einzugehen, um wen es sich handelt: „Welches der Lebewesen ist das gefährlichste?“ – Bias: „Unter den wilden der Tyrann, unter den zahmen der Schmeichler.“ Plutarch kritisiert die Antwort und hält nach dem Wortwechsel fest, was er selbst diesem Bias in den Mund gelegt hätte. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass hier Bias von Priene, einer der Sieben Weisen, gemeint ist. Im Folgenden soll diese Annahme modifiziert und gezeigt werden, dass es sich ebenso um ein Zitat aus Menanders Kolax, in dem – möglicherweise – auf Bias von Priene angespielt wurde, handeln kann. Dabei wird exemplarisch vorgeführt, dass die Rezeption der originalen wie der später erfundenen Sprüche der Sieben Weisen sehr komplex verlief. Die Argumentation erfolgt in vier Schritten: (1.) Plut. mor. 61C weist Unstimmigkeiten auf, sofern nur Bias von Priene gemeint sein sollte, denn Plutarchs Kommentar zu dieser Stelle (ein Vorschlag für eine ‚wahrere‘ Antwort) impliziert, dass er womöglich an eine Komödie, in der eine Figur namens Bias vorkam und ein Parasit als Intrigant fungierte, dachte, als er diese Worte schrieb. (2.) Über den Kolax lässt sich nun zeigen, dass die Antwort des Bias und der Kommentar zu derselben gut zu diesem Stück oder jedenfalls zu meiner Interpretation dieser Komödie passen. (3.) Bias von Priene spielt eine bedeutende Rolle in Plutarchs Gastmahl der Sieben Weisen (Septem sapientium convivium), in dem der Wortwechsel in ähnlicher Form zitiert wird (mor. 147B). Aufgrund von Unstimmigkeiten dieser Stelle erweist sich die mehrfach vertretene Zuschreibung von mor. 61C an den Weisen als unsicher: Eine Zuschreibung an den Kolax bleibt also möglich. (4.) Ob der Wortwechsel ursprünglich auf Bias von Priene zurückging, in späterer Zeit verfasst und dem Weisen zugeschrieben wurde, oder ob doch Menander selbst ein Pseudo-Bias-Zitat ‚erfand‘, ist zwar nicht zu klären, aber
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Menanders Kolax
wichtiger ist eine Erklärung dafür, warum Menander die Anekdote über den Weisen rezipiert haben könnte: Der dumme Soldat Bias war wohl als Persiflage auf den weisen Bias von Priene gedacht. (5.) Abschließend behandle ich Fragen zur Textgestaltung und biete den Text des möglichen neuen Fragments aus Menanders Kolax nach einem Vorschlag von Professor C. Austin. (1.) Plutarch zitiert im 13. Kapitel von Wie man einen Schmeichler von einem Freund unterscheidet (mor. 57A) aus dem Kolax. Das ist unbestritten, da das erste der Fragmente auch bei Athenaios überliefert und dort explizit dieser Komödie zugeschrieben ist.1 Plutarch schreibt, dass die zwei Zitate2 aus einer Szene stammen, in der Struthias die Dummheit des Bias durch Lob vorführt. Er erwähnt weder den Dichter der Verse noch den Titel der Komödie, aus der diese stammen, doch konnte er sicher voraussetzen, dass sein Publikum das berühmte Duo Bias – Struthias kannte und dem Kolax zuordnen konnte. Etwas später wird erneut der Name Bias genannt (mor. 61C) – es geschieht, wie gesagt, ebenfalls ohne nähere Erklärung, um welchen Bias es sich handelt: Deshalb hat auch nicht Bias dem, der ihn fragte: „Welches der Lebewesen ist das gefährlichste?“, gut geantwortet, als er antwortete: „Unter den wilden der Tyrann, unter den zahmen der Schmeichler.“ Wahrer wäre es gewesen zu sagen: „Unter den Schmeichlern sind die zahmen die, die sich um die Badeanstalt und den Tisch aufhalten, der aber, der seine vielgeschäftige und verleumderische und charakterlose Art in den Schlafzimmern und im Frauengemach ausspannt wie ein Netz, der ist wild und tierisch und schwer zu behandeln.“3
Die Antwort des Bias bezieht sich, betrachtet man den Wortlaut isoliert, rein auf die politische Sphäre, und zwar durch eine Gegenüberstellung von Tyrannen und Schmeichlern. Tyrannen sind jene Menschen, die ihre Macht durch _____________ 1 2
3
Fr. 2, zitiert bei Athen. X 434bc. Fr. 2 und 3; auch wenn *Fr. 11 aus dem Kolax stammt, so ist aufgrund von Plutarchs Kommentar klar, dass es nicht in derselben Schmeichelszene vorkam wie die genannten Fragmente. Dass Plutarch Menanders Kolax kannte, zeigt wohl ebenfalls die Schrift Über unanstößiges Selbstlob (de laude ipsius), in der er wahrscheinlich daraus zitierte (mor. 547C - E, *Fr. 8 und *Fr. 9); siehe Brown 1992. ὅθεν οὐδ᾿ ὁ Βίας ἀπεκρίνατο καλῶς τῷ πυθομένῳ ῾τί τῶν ζῴων χαλεπώτατόν ἐστιν;᾿ ἀποκρινάμενος ὅτι ῾τῶν μὲν ἀγρίων ὁ τύραννος, τῶν δ᾿ ἡμέρων ὁ κόλαξ᾿. ἀληθέστερον γὰρ ἦν εἰπεῖν ὅτι ῾τῶν κολάκων ἥμεροι μέν εἰσιν οἱ περὶ τὸ βαλανεῖον καὶ περὶ τὴν τράπεζαν, ὁ δ᾿ εἰς τὰ δωμάτια καὶ τὴν γυναικωνῖτιν ἐκτείνων ὥσπερ πλεκτάνας τὸ πολύπραγμον καὶ διάβολον καὶ κακόηθες ἄγριος καὶ θηριώδης καὶ δυσμεταχείριστος. Der Beginn ließe sich
auch folgendermaßen übersetzen: „Deshalb hat nicht einmal Bias (…) gut geantwortet[.]“ Damit läge nahe, dass es sich um eine weise Person handelt, von der hier gesprochen wird. Doch dass nicht einmal für Plutarch die Zuweisung dieses Wortwechsels an Bias von Priene zwingend war, geht aus den Ausführungen unter (3.) hervor.
Ein neues Fragment?
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eigene Kraft und Gewalt begründen, Schmeichler jene, die ihren Willen durchsetzen, indem sie die scheinbar Mächtigen – es kann sich sowohl um Tyrannen als auch das Volk handeln – durch Schmeichelreden beeinflussen. Die Antwort ist pointiert und treffend. Nichtsdestotrotz kritisiert Plutarch diese Antwort. Seltsam erscheint dies vor allem deshalb, da, was er als ‚wahrer‘ bezeichnet, gar keine Antwort auf die Frage nach dem gefährlichsten Lebewesen ist: Anstatt eine Antwort zu geben, unterscheidet Plutarch zwischen zwei Arten von κόλακες. Diesen Punkt gilt es zu erklären. Mit den ‚zahmen‘ Schmeichlern, die sich „um die Badeanstalt und den Tisch aufhalten“, meint Plutarch die Parasiten der Lebenswelt, arme Bürger, die sich keine Sklaven leisten können, deshalb die Utensilien für das Training in der Palästra und für das Bad selbst tragen müssen,4 und sich gängigen Klischees entsprechend durch Witz und Unterhaltungskunst sowie Schmeichelei ihren Platz an einer üppig gedeckten Tafel sichern wollen. Die wilden, tierischen und schwer zu behandelnden Schmeichler passen in keine Kategorie von Schmeichlern, die nach dem Kolax-Referat des Athenaios (VI 248c - 262c) bei Philosophen oder Historikern erwähnt werden. Sie sind vielmehr aus der Komödie bekannt. Es handelt sich um jene ‚Freunde‘ junger Männer, welche diesen in Liebesangelegenheiten helfen. In der Komödie spinnen solche Figuren die Fäden der Handlung, sind umtriebig und, so es sein muss, verleumderisch. Die Charakterlosigkeit (κακοήθεια) der schmeichelnden Parasiten wird laut Pollux (IV 148) in der Maske ausgedrückt, die durch böse hochgezogene Augenbrauen als charakterlos im Vergleich mit jener des gewöhnlichen (also spaßmachenden) Komödienparasiten erscheint.5 Doch der Schluss, es ginge Plutarch in seinem Kommentar (in Anspielung an die Ausdifferenzierung des Maskenkabinetts zur Zeit der Neuen Komödie) um eine Gegenüberstellung des παράσιτος und des κόλαξ, wäre voreilig, denn dann hätte er sich wohl auch um eine entsprechende begriffliche Trennung bemüht. Plutarch unterscheidet den reinen spaßmachenden Parasiten von dem (in einer Komödie?) als Intrigant in Aktion getretenen. _____________ 4
5
Durch das Tragen des Ölfläschchens (und des Striegels) waren die Komödienparasiten als solche erkennbar; Poll. IV 120. Plutarch schließt τοὺς αὐτοληκύθους τούτους λεγομένους καὶ τραπεζέας καὶ μετὰ τὸ κατὰ χειρὸς ὕδωρ ἀκουομένους (mor. 50C) aus seiner Untersuchung aus. Als Grund gibt er an, dass diese nicht gefährlich seien, wie die Frage zeigt, die er, nachdem er diese Gruppe von Schmeichlern ausgeschlossen hat, stellt: „Vor wem also [wenn nicht vor Spaßmachern] ist es notwendig, sich zu hüten?“ (Τίνα οὖν δεῖ φυλάττεσθαι; mor. 50E); vgl. Konstan 1997, S. 99. ὁ κόλαξ ἀνατέταται κακοηθέστερον τὰς ὀφρῦς, Poll. IV 148.
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Menanders Kolax
(2.) Das lässt sich anhand eines Blicks auf den Kolax erklären. Bias kannte Struthias schon seit dem Feldzug in Kappadokien und hielt ihn, solange er der angenehme Unterhalter war, für einen Freund. Doch im Laufe der Spielhandlung wurde Bias eines Besseren belehrt, denn Pheidias kann Struthias dazu bringen, die Seiten zu wechseln und für ihn, den ehemaligen Gastherrn, gegen Bias, den aktuellen Gastherrn, zu intrigieren. Struthias wird zum unerkannten Feind des Soldaten in den eigenen Reihen. Pheidias und dessen Freunde rauben die Hetäre aus den Händen des Kupplers, das führte zu einer Belagerung des Hauses des Pheidias, bei der der Soldat den Kürzeren zieht und nach der Struthias möglicherweise einen faulen Kompromiss zwischen den beiden Rivalen aushandelt. Da nun derjenige, der den Schaden hat, für den Spott nicht zu sorgen braucht, bekam Bias sicherlich noch Gelegenheit, die wahren Verhältnisse zu durchschauen und über die Parasiten zu dem Schluss zu kommen, dass sie als Spaßmacher harmlos sind, doch gefährlich werden, sobald sie sich in Liebesangelegenheiten einmischen. Die Worte, die Plutarch Bias in den Mund legt, passen zum Soldaten des Kolax, d.h. Plutarchs auf den ersten Blick irritierender Kommentar zu mor. 61C wird verständlich, sobald man annimmt, dass er an diese Komödie dachte, als er diese Passage schrieb. Auch die tatsächliche Antwort des Bias fügt sich trefflich in den Kolax ein, wie die Verse 91 - 100 und ein Fragment aus dem plautinischen Colax, für den Menanders Kolax wohl die Vorlage war, zeigen. Die prahlerische Rede über die ‚vernichtende‘ Macht der Politschmeichler (91 - 100) nutzt Struthias, um seine Fähigkeiten als Intrigant zu unterstreichen und dem jungen Liebhaber das Gefühl zu geben, dass die ‚Vernichtung‘ des Soldaten durch ihn kein Problem sein könne, da auch er ein Schmeichler sei. Die Rede gipfelt in einer Beschreibung der Schmeichler als Tyrannenmörder. Als Schmeichler sind an dieser Stelle die Günstlinge der Mächtigen – diese werden ironischerweise als Tyrannen bezeichnet – gemeint, eine Gruppe von Personen, die auch im plautinischen Colax kritisiert wird: Diejenigen, die einen, der auf ein gegebenes Versprechen vertraute, betrogen, die heimtückischen Schmeichler, die dem König die nächsten sind, die mit Worten dem König das eine sagen, und etwas anderes im Sinn haben.6
An beiden Stellen geht es um die als Tyrannen bzw. Könige bezeichneten großen Herren der Politik und deren mächtige schmeichelnde Günstlinge. Dieser Aspekt ist auch in mor. 61C impliziert, doch die Antwort des Bias ist _____________ 6
Qui data fide firmata fidentem fefellerint, | subdoli subsentatores, regi qui sunt proximi, | qui aliter regi dictis dicunt, aliter in animis habent. (Plaut. Col. Fr. 2 Monda). Arnott 1996a, S. 155 weist darauf hin, dass die Stoßrichtung der Kritik nicht dieselbe ist wie in den Versen 91 - 100, vgl. jedoch Jarcho 1992a, S. 325 - 330.
Ein neues Fragment?
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ebenso als Kritik an tyrannischen Gewaltherrschern und schmeichlerischen Demagogen zu verstehen.7 Sie kann – unabhängig von ihrer tatsächlichen Herkunft – als die Quintessenz der Kritik des Kolax gewertet werden. Die Indizen reichen dafür, den Wortwechsel – „Welches der Lebewesen ist das gefährlichste?“ BIAS: „Von den wilden der Tyrann, von den zahmen der Schmeichler.“ – mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Kolax herzuleiten. Einen Beweis im strengen Sinne, dessen bin ich mir bewusst, ermöglichen sie nicht. (3.) Nun kann der Blick auf mor. 147AB gerichtet werden. Wohl aufgrund dieser Stelle hielt und hält man es im Allgemeinen (meist ohne dies anzugeben) für evident, dass dieser Wortwechsel von einem der Sieben Weisen8 stammt und hier Thales9 sowie in mor. 61C Bias von Priene10 gemeint ist: Allein man hat dich [Thales] ihm [Bias], wie ich schon gesagt, als einen Königsfeind beschrieben, und einige Hohnreden, die du gegen die Tyrannen ausgestoßen, ihm zu Ohren gebracht; dass du nämlich dem Jonier Molpagoras auf die Frage, was unter allen Dingen, die du gesehen, das seltsamste sei? – „ein alter Tyrann“ – geantwortet, und ein andermal bei einem Schmause, wo die Rede von den Tieren gewesen, gesagt hast – unter den wilden Tieren sei der Tyrann, unter den zahmen der Schmeichler das allerschlimmste. Könige hören dergleichen Reden nicht gerne, so sehr sie auch von Tyrannen unterschieden sein wollen. „Das“, erwiderte Thales, „gehört ja dem Pittakos, der es einmal im Scherze zu Myrsilus sagte.“ Ich [d.h. der Erzähler Diokles] aber sagte: „Ich würde mich mehr wundern, einen alten Steuermann, als einen alten Tyrannen zu sehen.“11
_____________ 7
Aristoteles verbindet diese beiden Arten von Schmeichlern in der Politik: „Demagoge und Schmeichler stellen auch einen und denselben (Typ von) Menschen dar und entsprechen sich völlig; jeder von beiden hat bei seinem jeweiligen (Herrn) am meisten Einfluss, die Schmeichler bei den Tyrannen, die Demagogen bei einer Volksmenge der beschriebenen Art.“ (pol. Δ 4, 1292a20 - 24, Übers. v. E. Schütrumpf; καὶ ὁ δημαγωγὸς καὶ ὁ κόλαξ οἱ αὐτοὶ καὶ ἀνάλογον. καὶ μάλιστα δ᾿ ἑκάτεροι παρ᾿ ἑκατέροις ἰσχύουσιν, οἱ μὲν κόλακες παρὰ τοῖς τυράννοις, οἱ δὲ δημαγωγοὶ παρὰ τοῖς δήμοις τοῖς τοιούτοις). Zur Kritik an De-
8 9 10
11
magogen in der Komödie siehe auch Diphilos Fr. 23 K.-A. Siehe Rösler 1991, Martin 1993. Plut. mor. 147A findet sich weder in Diels - Kranz 121966 - 67 noch in Hembold-O’Neill 1959. Ribbeck 1883, S. 104 und Crusius 1897, S. 387 sahen in mor. 61C einen authentischen Spruch des Bias von Priene (vgl. Jedrkiewicz 1997, S. 44 Anm. 16). Das Fragment wurde von Diels - Kranz 121966 - 67 nicht unter die Fragmente des Weisen aufgenommen; vgl. Hembold - O’Neill 1959. Übers. nach Kaltwasser; [147A] (25) ἀλλ᾿, ὅπερ ἔφην, διεβλήθης μισοβασιλεὺς εἶναι, καί τινες ὑβριστικαί σου [B] (1) περὶ τυράννων ἀποφάσεις ἀνεφέροντο πρὸς αὐτόν, ὡς ἐρωτηθεὶς ὑπὸ Μολπαγόρου τοῦ Ἴωνος τί παραδοξότατον εἴης ἑωρακώς, ἀποκρίναιο ῾τύραννον γέροντα᾿, καὶ πάλιν ἔν τινι πότῳ, περὶ τῶν θηρίων λόγου γενομένου, φαίης
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Menanders Kolax
Der erste Sprecher (Neiloxenos) weist die Worte vom alten Tyrannen dem Thales zu, weil er ein Königsfeind sei (dass eine Begründung notwendig ist, möchte ich als Indiz für die Unsicherheit dieser Zuweisung werten). Thales wiederum gibt sie dem Pittakos, der selbst in Mytilene als Tyrann herrschte.12 Noch komplexer wird die Situation dadurch, dass der Ausspruch bei Diogenes Laertios ebenfalls für Thales, doch als Antwort auf eine andere Frage überliefert ist. Dort ist zu lesen, der Weise habe auf die Frage, was er an ‚Schwierigem‘ gesehen habe, geantwortet: „Einen alten Tyrannen.“13 Hier handelt es sich um ein schönes Beispiel dafür, dass auch die Sprüche der Sieben Weisen14 – vergleichbar den Sententiae Menandri – Qualitäten eines oralen Textes haben. Zurück zur Plutarch-Stelle: Nachdem er beide Sprüche gehört hat, sagt Thales: „das (τοῦτο) (…) gehört ja dem Pittakos.“ Auffälligerweise bezieht sich sein Einwand nur auf den ersten Ausspruch, jenen vom alten Tyrannen; nur von diesem distanziert er sich. So erscheint es unwahrscheinlich, dass Plutarch an dieser Stelle den Spruch vom Tyrannen und vom Schmeichler dem Pittakos zuschreiben wollte. Mor. 147AB bietet jedenfalls kein Argument dafür, welcher Bias in mor. 61C gemeint ist. Es wird vielmehr die Offenheit des Corpus von Sprüchen und Anekdoten der Sieben Weisen sichtbar. Illustriert wird dies durch eine an den Sprecher und dessen Situation angepasste Variation der Bias-Anekdote, die Diogenes Laertios in der Biographie des Kynikers Diogenes von Sinope überliefert: Als er [Diogenes] gefragt wurde, welches von den Tieren am schlimmsten beiße, sagte er: „Von den wilden der Sykophant, von den zahmen der Schmeichler.“15
Der Zitatcharakter der auf den ‚beißenden‘ Kyniker zugeschnittenen und erweiterten Frage ist offensichtlich, obwohl sie nicht explizit als Zitat ausge_____________ κάκιστον (5) εἶναι τῶν μὲν ἀγρίων θηρίων τὸν τύραννον, τῶν δ᾿ ἡμέρων τὸν κόλακα· τοιαῦτα γάρ, εἰ καὶ πάνυ προσποιοῦνται διαφέρειν οἱ βασιλεῖς τῶν τυράννων, οὐκ εὐμενῶς ἀκούουσιν.᾿ ῾ἀλλὰ τοῦτο μὲν᾿ εἶπεν ὁ Θαλῆς ῾Πιττακοῦ ἐστιν, εἰρημένον ἐν παιδιᾷ ποτε πρὸς Μυρσίλον᾿· ἐγὼ δὲ ῾θαυμάσαιμ᾿ ἄν᾿ (10) ἔφην ῾οὐ τύραννον ἀλλὰ κυβερνήτην γέροντα θεασάμενος᾿.
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Vergleichbar irritierend wie diese Zuschreibung ist, dass von dem Tyrannen Periandros, ebenfalls einem der Sieben Weisen, der Spruch „Demokratie ist besser als Tyrannis“ (δημοκρατία κρεῖττον τυραννίδος) stammen soll (Stob. III 1, 172, Diog. Laert. I 97). Τί δύσκολον εἴη τεθεαμένος, ἔφη· ῾Γέροντα τύραννον.᾿ Diog. Laert. I 36, vgl. auch Plut. De genio Socr. 578D, Dion Chrysostomos VI 41. Zu den Sprüchen der Sieben Weisen siehe Snell 1938, Fehling 1985, Bühler 1989, Althoff Zeller 2006. Ἐρωτηθεὶς τί τῶν θηρίων κάκιστα δάκνει, ἔφη· ῾Τῶν μὲν ἀγρίων συκοφάντης, τῶν δὲ ἡμέρων κόλαξ᾿ (Diog. Laert. VI 51).
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wiesen wird. Die Antwort entspricht im Aufbau jener des Weisen, sei es nun Bias oder Thales, doch steht nicht die politische Sphäre (Tyrannen und Demagogen) im Zentrum des Interesses, sondern die bürgerliche Alltagswelt und die darin agierenden Sykophanten und Schmeichler.16 (4.) Dass die in mor. 61C überlieferte Anekdote ursprünglich auf Bias von Priene zurückgeht, ist möglich, doch wenig wahrscheinlich. Denn selbst wenn die Anekdote bei Diogenes Laertios authentisch sein sollte, und Diogenes von Sinope diese Worte im 4. Jahrhundert v. Chr. tatsächlich gesagt hätte, handelte es sich zwar um einen frühen Beleg für ein ‚Bias-Zitat‘, doch dass der Wortwechsel auf Bias von Priene zurückginge, wäre damit noch nicht bewiesen. Dagegen spricht zudem, dass, sofern der Wortwechsel aus dieser Zeit stammen würde, ein ungewöhnlich früher Beleg für die Verwendung des Wortes κόλαξ in seiner politischen Bedeutung vorläge.17 Steht die Anekdote also überhaupt in einem Zusammenhang mit Bias von Priene? Ich denke, der dumme miles gloriosus Bias in Menanders Kolax zitiert seinen berühmten Namensvetter und trifft damit ironischerweise das Richtige (die Quintessenz der Komödie).18 Für ein solches ‚Bias-Zitat‘ im Kolax bieten sich drei Erklärungsmodelle an. Menander zitierte (a) einen authentischen Ausspruch des Bias von Priene, er verwendete (b) eine Sammlung von Sprüchen und Anekdoten desselben, ohne dass es sich jedoch um ein authentisches Bias-Zitat handelte, oder er legte (c) dem Soldaten Bias ohne konkrete Vorlage ein (pseudo-)‚Bias-Zitat‘ in den Mund. Sich für eine dieser Erklärungen zu entscheiden, ist nicht möglich, doch viel wichtiger ist, dass solche Frage- und Antwortspiele zwar allgemein beliebt waren, doch im 4. Jahrhundert v. Chr. „besonders gern den Sieben Weisen zu[geschrieben]“19 wurden. Das bedeutet, dass Menanders Publikum eine (wenn auch fiktive) Anspielung auf den Weisen Bias von Priene wohl erkennen konnte, wenn in einer Komödie ein miles gloriosus namens Bias gefragt wurde, welches das gefährlichste der Tiere sei. Weshalb Menander seinem Bias ein solches ‚Bias-Zitat‘ in den Mund gelegt haben sollte, erklärt sich aufgrund der Figurengestaltung, denn die Figur des Soldaten ist als Persiflage auf den Weisen angelegt.20 Bias von Priene _____________ 16 17
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19 20
Vgl. Men. Theoph. Fr. 1, 16 - 19. Als solcher wird er offenbar von den modernen Interpreten nicht gewertet, zumindest findet er sich nicht in den neueren Studien zur Geschichte des Parasiten diskutiert: Nesselrath 1985, Damon 1997, Tylawsky 2002, Antonsen-Resch 2004. Der ironische Ton sollte nicht verwundern, denn dieser findet sich auch an anderer Stelle im Kolax: Die Rede ‚gegen‘ die (Polit-)Schmeichler, die von einem (Komödien-) Schmeichler gehalten wird, ist ebenfalls sehr ironisch. Snell 1938, S. 94. Auf diese Zusammenhang verweisen auch Treu - Treu 1980, S. 353.
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pflegte mit Königen Umgang, wobei er nicht nur über politische Angelegenheiten diskutierte und als Ratgeber fungierte, sondern sich auch als ‚Erfinder‘ pointierter Witzworte einen Namen machte. Der Bias des Kolax ist ebenfalls als Vertrauter von Königen erkennbar, der nicht nur über strategische Dinge mit diesen spricht, sondern beinah deren Spaßmacher spielt – doch weder in der Weisheit noch im Humor, dessen er sich rühmt bzw. sich von seinem Schmeichler rühmen lässt, kann er mit seinem Vorbild mithalten. Plutarch seinerseits hatte, wie das Gastmahl der Sieben Weisen zeigt, Spruchund wohl auch Anekdotensammlungen, in welchen er unter anderem den Ausspruch über den alten Tyrannen finden konnte, zur Hand. Jener über Tyrannen und Schmeichler scheint den erhaltenen Sammlungen zufolge nicht in einer solchen überliefert worden zu sein.21 Ich denke, als Plutarch Wie man einen Schmeichler von einem Freund unterscheidet schrieb, dazu den Kolax las und darin den Ausspruch des Bias fand, wunderte er sich und fügte, nachdem er das Zitat in seiner Schrift verwendet hatte, seinen Vorschlag einer ‚wahreren‘ Antwort hinzu. (5.) Abschließend zu sprachlichen Details: Die in mor. 61C zitierte Frage weicht im Wortlaut von mor. 147B ab. Da diese Abweichungen – sofern man von einer Komödie als Plutarchs Quelle ausgeht – metrisch kein Problem darstellen, lassen sie sich sowohl auf die Quelle als auch auf Plutarch selbst zurückführen. Für die Verwendung von ζῴων statt θηρίων möchte ich auf Diod. IX 26, 3f. hinweisen, wo ein Gastmahl geschildert wird, zu dem der König Kroisos die Weisen Anacharsis, Bias, Solon und Pittakos eingeladen hat. Der Gastgeber fragt Anacharsis vorerst, welche Wesen (τίνα (…) τῶν ὄντων) er für das tapferste halte, und dieser antwortet: „Die wildesten der Lebewesen“ (τὰ ἀγριώτατα τῶν ζῴων). Auf die Frage, welche Wesen die gerechtesten seien, kommt die Antwort: „Die wildesten der Tiere“ (τὰ ἀγριώτατα τῶν θηρίων). Diese Abweichung fällt also, wenn sie auf die Quelle zurückgeht, nicht ins Gewicht. Doch unabhängig davon ist sie für Plutarchs Zwecke relevant, denn dieser zitiert den Wortwechsel nicht zuletzt, um seine Ausführungen über die κόλακες ἥμεροι auf der einen und den κόλαξ ἄγριος καὶ θηριώδης καὶ δυσμεταχείριστος auf der anderen Seite vorbringen zu können. Da er den ‚wilden‘22 unter anderem als θηριώδης bezeichnet, wäre es seiner Gegenüberstellung zuwider gelaufen, nach dem schlimmsten bzw. gefährlichsten θηρίον zu fragen.23 _____________ 21 22 23
Siehe den Index in Tziatzi-Papagianni 1994, S. 488 - 497. ἄγριος ist wie ἥμεροι der Antwort des Bias entnommen. In Poll. VI 123 wird der κόλαξ als ‚Jäger der Törichten‘ (ἀνοήτων θηρευτής) bezeichnet, vgl. die Redensart „Es jagen die Jäger mit Hunden die Hasen, die Schmeichler die Törichten mit Lobreden“ (θηρεύουσι τοῖς μὲν κυσὶ τοὺς λαγωοὺς οἱ κυνηγοί, τοῖς δὲ ἐπαίνοις τοὺς
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Wenn man annimmt, dass in Menanders Vorlage κάκιστος statt χαλεπώτατος gestanden ist24 (was jedoch nicht der Fall gewesen sein muss), lässt sich diese Änderung dadurch erklären, dass es in der Komödie mehr um die Gefährlichkeit der (Polit- und Komödien-)Schmeichler bzw. das Elend, das durch sie verursacht wird, und weniger um deren moralische Verwerflichkeit geht. Und dasselbe gilt für Plutarch, denn dieser schreibt Wie man einen Schmeichler von einem Freund unterscheidet, um zu zeigen, vor wem man sich hüten muss: Im Umfeld der Stellen, die hier von Bedeutung sind, wird dies angesprochen (und auch im Kolax taucht das Motiv des Sich-Hütens mehrfach auf).25 Die Antwort könnte in dem in mor. 61C überlieferten Wortlaut im Kolax gestanden haben.26 Der Text des möglichen neuen Fragments aus Menanders Kolax wird nach einem Vorschlag von C. Austin folgendermaßen in die Edition aufgenommen (*Fr. 10; die Zuschreibung bleibt freilich unsicher):27 (?) Bias (?)
Welches der Tiere, < o Bias, > ist das gefährlichste? Von den wilden der Tyrann, < mein Lieber, > von den zahmen der Schmeichler.
Βίας
τί δ᾿ ἐστι τῶν ζῴων, < Βία, > χαλεπώτατον; τῶν μὲν ἀγρίων ὁ τύραννος, < ὦ βέλτιστε σύ, > τῶν δ᾿ ἡμέρων ὁ κόλαξ < U – X – U – >
Th. Kock schreibt, es „ist zuzugeben, dass die Komiker alle und namentlich auch Menander kein Bedenken getragen haben, fremde Sprüche mit oder ohne Nennung der Urheber zu benutzen, so dass viele der in dieser Samm_____________ die Schenkl 1889, S. 21 (Nr. 60) publiziert hat. Aus der Frage geht noch nicht hervor, ob χαλεπός an dieser Stelle im Sinne von ‚schwierig‘, ‚schlimm‘, ‚zornig‘, ‚wild‘ oder ‚gefährlich‘ zu verstehen ist (vgl. LSJ), doch zeigt die Antwort, dass die Bedeutungen ‚schwierig‘, ‚zornig‘ und ‚wild‘ von vornherein auszuschließen sind (‚schwierig‘ ist sinnlos, und ein Schmeichler darf weder zornig noch wild sein). Und der Kommentar des Plutarch geht davon aus, dass der Sprecher auf die Frage nach dem ‚schlimmsten‘ bzw. ‚gefährlichsten‘ Lebewesen reagiert. Τίνα οὖν δεῖ φυλάττεσθαι; (mor. 50E), Διὸ φυλακτέον ἐστὶ (…) δεινὸς ὢν φυλάττεσθαι (…) (mor. 56F - 57A), εἷς δέ τις ἔοικε τρόπος εἶναι φυλακῆς (…) (mor. 61D); vgl. das Vorkommen verschiedener Formen von ‚sich hüten‘ in der Intrigantenrede des Struthias (vgl. S. 115 Anm. 129); siehe Aristot. rhet. I 12, 1372a - 1373a. „Plutarch has simply left out the vocatives, which are not needed for his purpose. But one can think of other supplements, e. g. <ὡς ἐμοὶ δοκεῖ> vel sim. at the end of line 2“ (C. Austin). Als Alternative für Vers 1 gibt C. Austin τί δ᾿ ἐστι τῶν ζῴων χαλεπώτατον, <Βία> oder χαλεπώτατον τί ἐστι τῶν ζῴων, <Βία> an, doch die obige Variante sei wahrscheinlicher, da χαλεπώτατος (-ον) bzw. ‐τέρον am Versende in Fr. 2974, 5089 und 731 K.-A. zu finden ist. ἀνοήτους οἱ κόλακες),
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lung enthaltenen Verse, wenngleich sie von anderen gedichtet sind, dennoch auch in Menanders Komödien vorgekommen sein könnten. Wo positive Überlieferung (…) dafür spricht, sind solche Verse in die Fragmentensammlung eines jeden Dichters aufzunehmen, der sie benutzt hat.“28 In diesem Sinne schlage ich vor, den Wortwechsel „Welches der Lebewesen ist das gefährlichste?“ – Bias: „Unter den wilden der Tyrann, unter den zahmen der Schmeichler“ sowohl in Editionen von Menanders Kolax als auch der Sprüche des Bias von Priene (beide Male nach mor. 61C) und des Thales (nach mor. 147B) aufzunehmen.
_____________ 28
Kock 1886, S. 91.
Datierung des Kolax Zu Menanders Kolax1 ist keine didaskalische Notiz erhalten – wie etwa zum Dyskolos2 –, die angeben könnte, wann dieses Stück aufgeführt wurde, und auch sonst sind keine eindeutigen antiken Nachrichten erhalten. Das einzige mit einem konkreten Datum in Verbindung zu bringende Zeugnis ist die Erwähnung des Pankrationkämpfers Astyanax in Vers 105 und das dazugehörige Scholion auf P. Oxy. 409 col. ii,3 das möglicherweise auf einen Kommentar des Timachidas von Rhodos zurückgeht.4 Das Scholion besagt, Astyanax sei von vielen Komödiendichtern erwähnt worden, da er der stärkste Pankrationkämpfer seiner Zeit war; Eratosthenes schreibe in seinem Werk über die Olympioniken zur 116. Olympiade (d.h. dem Jahre 316 v. Chr.), Astyanax habe dreimal5 alle großen Wettkämpfe – Nemeische, Isthmische, Pythische und Olympische Spiele – gewonnen.6 L. Moretti datiert die Siege auf die Jahre 324, 320 und 316;7 es liegt also nahe, an eine Aufführung des Kolax in den Jahren nach 316 zu denken. Dabei handelt es sich aber um kein sicheres Datierungskriterium, denn Astyanax könnte durchaus auch noch einige Jahre nach der Beendigung seiner Karriere als Sportler erwähnt worden sein. T. B. L. Webster schlug ein metrisches Kriterium zur Datierung der Komödien Menanders vor: „the presence or absence of scenes in trochaic tetrameters catalectic“.8 Im Laufe seiner Schaffenszeit setzte Menander tendenziell immer seltener nicht-iambische Versmaße ein. In Fr. 5 liegen zwei (unvollständig erhaltene) anapästische Dimeter vor, „a metre found elsewhere in Menander (…), but much more popular in early fourth-century comedy, where long speeches in it, often about food, seem to have been delivered as _____________ 1 2 3 4 5 6 7 8
Siehe die ausführliche Diskussion in Capovilla 1924, S. 59 - 74. Siehe Martin 1958, S. 16f. (mit s/w-Foto), dazu Handley 1965, S. 121 - 126, Gomme Sandbach 1973, S. 127 - 133. Siehe in der Edition ad loc. Siehe Blume 1998, S. 23 Anm. 20 und Martina 2004, S. 109. Das Scholion spricht von sechs Siegen, F. Jacoby korrigierte nach Athen. X 413a. Siehe Gomme - Sandbach 1973, S. 428. Moretti 1957, S. 128f. Webster 1974, S. 1. Zur spekulativen Datierung der Stücke Menanders in Webster 21960, S. 103 - 108 und 1974, S. 1 - 12 siehe Blume 1998, S. 9f.
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Menanders Kolax
recitatives“.9 Dies kann als Indiz für eine frühe Entstehung des Kolax gewertet werden.10 In Fr. 2 prahlt Bias mit seiner Trinkfestigkeit, er habe in Kappadokien dreimal einen großen goldenen Becher leergetrunken; Struthias schmeichelt, Bias habe mehr als Alexander der Große getrunken. Kappadokien war demnach Schauplatz des Feldzuges, auf dem der Parasit den Soldaten begleitete. Feldzüge in diese Gegend sind für die Jahre 322, 320, 315 und 302/1 belegt.11 In den Jahren nach 316 war Kappadokien also als Kriegsschauplatz im Bewusstsein des Publikums, doch der Feldzug des Jahres 302/1 macht eine Spätdatierung ebenfalls möglich.12 Als Beleg für die Aufführung des Kolax um die Jahrhundertwende wurde Fr. 4 gewertet, in dem die Namen Chrysis, Koronis, Antikyra, Ischas und Nannarion vorkommen. Chrysis und Antikyra hießen Hetären, die in einen Skandal des Jahres 304/3 verwickelt waren, in dem Demetrius Poliorketes von dem ihm feindlich gesinnten Komödiendichter Philippides vorgeworfen wurde, das Parthenon zu einem Bordell zu machen.13 Da Chrysis ein äußerst häufiger Hetärenname war, bleibt nur Antikyra übrig, um aus diesem Zitat ein Argument zu gewinnen. Daraus ergibt sich aber kein zwingender Beweis, denn wollte man eine Datierung auf Hetärennamen aufbauend versuchen, müsste man berücksichtigen, dass der Name Ischas, der ebenfalls in Fr. 4 zu finden ist, auch im Tyrrhenos des Axionikos erwähnt wird.14 Das würde aber auf eine Datierung vor 320 hinweisen, denn in dieser Komödie kam nach Athenaios in XIII 591d Gryllion, ein Parasit der berühmten Hetäre Phryne (geb. 371), vor.15 K. Büchner versuchte zu zeigen, dass der Eingangsmonolog der Titelfigur des Kolax, den er in Ter. Eun. 232 - 264 getreu nachgebildet sah, auf die Lehre des Epikur anspielte und erst nach der Gründung der Philosophenschule des Epikur sinnvoll angesetzt werden könne.16 Doch Epikur entwickelte seine Lehre nicht erst zum Zeitpunkt der Gründung seiner Schule – im Gegenteil: Die Gründung dieser Schule kann als Beweis dafür gelten, dass die wesentlichen Merkmale der Lehre und ebenso der Form der Präsentation zu diesem _____________ 9 10 11 12 13 14 15 16
Arnott 1996a, S. 191 - 193 mit Verweis auf Nesselrath 1990, S. 267 - 280. Dass Fr. 5 Mnesimachus Fr. 4, 35f. K.-A. zitiert, widerspricht dem nicht. Diod. XXXI 19 (322), XVIII 40 (320), XIX 57, 4; 60, 2 (315) und XX 113, 4 (302/1). Die Erwähnung des Pyrrhus in Ter. Eun. 783 lässt sich nicht aus dem Kolax herleiten (siehe S. 117) und gibt kein Argument für eine Spätdatierung an die Hand. Philippides Fr. 347 K.-A.; zu den historischen Verhältnissen siehe Habicht 1995, S. 76 - 88. Axionikos Fr. 1 K.-A. Axionikos Fr. 2 K.-A. Büchner 1964.
Datierung
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Zeitpunkt bereits entwickelt waren. Die Anspielungen auf Epikurs Lehren lassen sich also für die Datierungsfrage nicht heranziehen. Eine sichere Entscheidung, wann der Kolax aufgeführt wurde, ist demnach nicht möglich. Da einzig Fr. 4 für eine Spätdatierung zu sprechen scheint, darf die Frühdatierung – also eine Aufführung in den Jahren 316 und danach – mehr Wahrscheinlichkeit für sich beanspruchen. Ich persönlich halte es für eine durchaus plausible Annahme, dass der Kolax im Jahre 315 v. Chr. bei den Großen Dionysien aufgeführt wurde und Menander damit seinen ersten Sieg errang,17 doch bin ich mir darüber im Klaren, dass sich diese Annahme nicht beweisen lässt.
_____________ 17
Test. 48 K.-A. = Marm. Par. 239 B 14 Jac; siehe Mette 1977, S. 149.
Zum Begriffspaar κόλαξ und παράσιτος Menanders Kolax spielt nicht nur für die Entwicklung des Parasiten auf der Komödienbühne, sondern auch in der Begriffsgeschichte von κόλαξ und παράσιτος eine zentrale Rolle, wie anhand eines wissenschaftsgeschichtlichen Kapitels zum Abschluss dieser Arbeit gezeigt werden soll. O. Ribbecks Kolax. Eine ethologische Studie aus dem Jahre 1883 markiert den Beginn der modernen Forschung zu den ‚Parasiten‘ in der Antike.1 In dieser Studie wird zwischen den Wörtern κόλαξ und παράσιτος kaum unterschieden, und obwohl an dieser begrifflichen Unschärfe in der Folge Kritik geübt wurde,2 dauerte es bis in die 1980er Jahre, dass Arbeiten vorgelegt wurden, die sich um eine Scheidung von κόλαξ und παράσιτος bemühten: L. Gils Artikel El ‚Alazón‘ y sus variantes (1983) und H.-G. Nesselraths Buch Lukians Parasitendialog. Untersuchung und Kommentar (1985), in welchem diese Frage im Exkurs: Zur Entwicklung des Begriffspaares παράσιτος – κόλαξ bis zur Zeit Lukians (S. 88 - 121) behandelt ist. P. G. McC. Brown übte in seinem Artikel Menander, Fragments 745 and 746 K-T, Menander’s Kolax, and Parasites and Flatterers in Greek Comedy (1992)3 an den vorgetragenen Thesen Kritik und überzeugte das Fachpublikum so erfolgreich, dass seither dem Versuch, κόλαξ und παράσιτος zu differenzieren, kaum Chancen zugeschrieben werden, wie der Umgang mit dieser Frage von Autorinnen wichtiger Bücher zum ‚Parasiten‘ in der Antike zeigt.4 Im Folgenden sollen sowohl Nesselraths These als auch Browns Kritik kritisch nachgezeichnet werden, um vorzuführen, dass Nesselraths Diagnose eines unterschiedlichen Gebrauchs von κόλαξ und παράσιτος in der griechischen Literatur und auf der Bühne zur Zeit der Neuen Komödie zwar richtig ist, doch Browns Argumente, obwohl sie teilweise selbst einer Kritik zu unterziehen sind, eine komplexere Betrachtung der Begriffsgeschichte von κόλαξ und παράσιτος notwendig machen, als dies bei Nesselrath geschehen ist. _____________ 1 2 3 4
Von den früheren Beiträgen sei bes. an Meier 1838 und Knorr 1875 erinnert. Wüst 1949. Brown 1992, bes. S. 98 - 107. Siehe C. Damon, die Nesselraths These zwar referiert, doch lapidar feststellt: „but see the critique in Brown“ (Damon 1997, S. 13 Anm. 21); ähnlich (die Nesselrath-Schülerin) A. Antonsen-Resch 2004, S. 171 Anm. 747. E. I. Tylawsky schreibt: „Athenaeus found any distinction [zwischen κόλαξ und παράσιτος] difficult to define or maintain and so have I“ (Tylawsky 2002, S. 4).
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Menanders Kolax
Zu H.-G. Nesselraths These Nesselrath entwickelt seine These zu κόλαξ und παράσιτος ausgehend von seiner Kommentierung von Lukians Parasitendialog. Er untersucht den Sprachgebrauch des Schriftstellers und kommt zu dem Ergebnis, dass „in den allermeisten Fällen der Schmeichler und der [Parasit] (…) deutlich voneinander geschiedene Charakteristika haben“ und trotz einer Verwandschaft beider Figuren der κόλαξ negativ, der παράσιτος – vor allem im Parasitendialog – positiv(er) gezeichnet ist. Da Lukian nicht unbedingt als „radikaler Neuschöpfer“ zu sehen ist, prüft Nesselrath, „ob er [Lukian] in der ihm bekannten griechischen Literatur zumindest Anhaltspunkte – wenn nicht mehr – für differenzierte Konzeptionen des Parasiten und des Kolax fand“ (S. 93). Die Figur des (meist) ungeladenen Gastes, der sich durch Witz, Schmeichelei und kleine Dienste einen Platz an einer Tafel verdienen will, war seit jeher mit all ihren topisch wiederkehrenden Eigenschaften bekannt und ein beliebter Bestandteil der antiken Gastmahlsunterhaltung und -literatur. Die Herkunft des ‚Parasiten‘ lässt sich – sofern man diese Figur motivgeschichtlich definieren wollte – bis Homer zurückverfolgen.5 Da Athenaios von Naukratis in seinen Deipnosophistai „eine voll entwickelte Parasitenrolle bis auf Epicharm zurück[führte]“ (S. 93), beginnt Nesselrath seine Diskussion jedoch erst mit diesem Dichter, von dem immerhin einige – wenn auch zweifelhafte – Quellen behaupten, er habe das Wort παράσιτος als erster verwendet.6 Athenaios (VI 235ef) verweist im Zusammenhang mit der Erfindung der Figur des Parasiten auf Epicharms Stück Elpis oder Plutos, wo eine Figur mit vielen der genannten ‚Parasiteneigenschaften‘ auftritt. Die Bedeutung, die diese Figur und ihre Verwandten der Alten Komödie für die Entwicklung des später so genannten Parasiten der Mittleren und Neuen Komödie hatten, setzt Nesselrath jedoch nicht allzu hoch an, da weder der ‚Parasit‘ Epicharms noch die ‚Parasiten‘ der Alten Komödie als Nachweis für die Entstehung einer „Typenrolle“ zu werten seien (S. 95 und 98f.). Dafür sind mehrere Gründe zu nennen: (1.) Die frühen ‚Parasiten‘ kommen nur vereinzelt vor und machen keinen wesentlichen Bestandteil des Personals der jeweiligen dramatischen Gattung aus. (2.) Die Stücke Epicharms und die Stücke der Alten Komödie unterscheiden sich in gesellschaftspolitischer, dramaturgischer und theatraler Hinsicht von jenen Stücken, die ab der Mitte des 4. Jahr_____________ 5
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Zu ‚Parasiten‘ in Homers Odyssee siehe Tylawsky 2002, S. 7 - 16; vgl. auch Fehr 21994. Für einen Überblick über die topisch wiederkehrenden Figuren des Spaßmachers und des davon vielfach kaum unterschiedenen ungebetenen bzw. ungeladenen Gastes (vgl. Philippos in Xenophons Symposion) in der Gastmahlsliteratur siehe Martin 1931, S. 51 - 79. Mit Wüst 1949, Sp. 1382f. und Robert 1911, S. 68 Anm. 2 und 4 widerspricht Nesselrath (S. 93 mit Anm. 277) diesen Quellen.
Begriffspaar κόλαξ und παράσιτος
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hunderts v. Chr. vor dem Hintergrund veränderter gesellschaftlicher Rahmenbedingungen verfasst wurden. Diese Stücke berücksichtigten im übrigen die neuen poetologischen Vorstellungen und waren für Aufführungen mit den sich damals etablierenden Masken und dem schlichteren Kostüm gedacht. Es ist demnach nicht einerlei, ob eine Figur mit ‚typischen‘ Parasiteneigenschaften bei Epicharm, Aristophanes oder Alexis bzw. Menander vorkommt. (3.) Die Parasiten ab der Mittleren Komödie, für die immerhin die Bezeichnung παράσιτος eingeführt wurde,7 standen zwar motivgeschichtlich in der Tradition des ungeladenen, witzigen und verfressenen Gastes, doch sie waren – was aufgrund der starken Typisierung der römischen Parasiten und der für Gattungsunterschiede blinden, rein motivgeschichtlichen Orientierung des Athenaios8 leicht übersehen wird – nicht notwendigerweise durch diese ‚typischen‘ Eigenschaften als solche definiert. Das ist daraus zu ersehen, dass die vermeintlich typischen Parasiteneigenschaften nicht bei allen Parasiten zu finden sind,9 dafür viele andere Figuren Späße machen, hungrig sind bzw. Appetit haben oder schmeicheln. Zudem bringt die Maske und das Kostüm der Parasiten10 allein deren soziale Stellung als arme, doch freie Bürger, nicht aber ein spezielles Verhältnis zu Speis und Trank zum Ausdruck. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass ein Parasit etwa in einer Intrigenkomödie einen viel weiteren Aktionsradius bekommt, als wenn er im Rahmen eines literarischen Symposions auftritt. Was die Verwendung des Wortes παράσιτος betrifft, nimmt Nesselrath unter Berufung auf Athenaios (VI 237a) weiters an, dieses sei zuerst von Araros, dem Sohn des Aristophanes, in einer Komödie gebraucht,11 dann von Alexis als Spitzname eines ‚Parasiten‘ in der gleichnamigen Komödie genutzt _____________ 7
8
9 10 11
Zur Frage nach der kultischen Herkunft des Wortes παράσιτος (vgl. bes. Athen. VI 234c 235e), die jedoch wohl nicht sehr relevant für die Verwendung in der Komödie war, siehe Pernerstorfer 2006, S. 45f. mit Anm. 43. Die im Gegensatz zur Zugangsweise des Athenaios methodisch korrekte Unterscheidung der einzelnen literarischen und theatralen Gattungen, die Nesselraths Untersuchung auszeichnet, liegt auch dem von Athenaios (VI 235e) überlieferten Urteil des Karystios von Pergamon τὸν (…) νῦν λεγόμενον παράσιτον (…) εὑρεθῆναι (…) ὑπὸ πρώτου Ἀλέξιδος zugrunde. Karystios ist trotz Athenaios’ Hinweis auf den ‚Parasiten‘ bei Epicharm Recht zu geben, dass Alexis und nicht Epicharm für die Einführung der Bühnenrolle des Parasiten verantwortlich gemacht werden sollte. Wie Nesselrath gegen Arnott 1968a, S. 167 (vgl. Arnott 1996b, S. 544f. und Tylawsky 2002, S. 60f. mit Anm. 4) einwendet, „geht es nicht um die Bezeichnung, sondern um den [Parasiten] (…) als (Bühnen-)Rolle“ (Nesselrath 1985, S. 102f. Anm. 314). Vgl. Nesselraths Rezension von Arnotts Alexis-Kommentar in: Göttingische Gelehrte Anzeigen 252, 2000, S. 19 mit Anm. 30. Etwa bei Chaireas in Menanders Dyskolos oder dem Parasiten in den plautinischen Bacchides. Poll. IV 119 und 148. Nesselrath 1985, S. 102f. Anm. 314.
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Menanders Kolax
und in der Folge von den Dichtern der Mittleren Komödie zur Bezeichnung der von nun an so genannten Figur populär gemacht worden. Im Zuge dieser Entwicklung verdrängte παράσιτος weitgehend die früher gebräuchlichen Bezeichnungen für ‚Parasiten‘ der Alten Komödie wie ἀείσιτος oder ἐπίσιτος, aber auch κόλαξ. Zur Ablösung früherer Bezeichnungen – besonders von κόλαξ – durch παράσιτος sind zwei antike Quellen von Bedeutung, worauf, Nesselraths Ausführungen ergänzend, hinzuweisen ist: In der Ekloge des Grammatikers Phrynichos findet sich die Aussage: „Die Alten verwendeten nicht die Bezeichnung Parasiten in schmähender Absicht, wie nun, sondern Schmeichler. Und es gibt ein Drama namens Die Schmeichler mit solchen Menschen.“12 Der Sprachgebrauch des strengen Attizisten macht deutlich, dass mit den ‚alten Dichtern‘ trotz des Verweises auf Die Schmeichler des Eupolis nicht notwendig jene der Alten Komödie gemeint sind, sondern jene Dichter, die im klassischen Griechisch schrieben, womit man bis in die Zeit des Demosthenes (gest. 322 v. Chr.) gelangt. Athenaios schreibt, womöglich aus derselben Quelle schöpfend: „Die alten Dichter nannten die Parasiten Schmeichler“.13 Er belegt diese Aussage mit einem Zitat aus der Komödie Die Schmeichler des Eupolis. Von Dichtern der Mittleren und Neuen Komödie bringt er im Parasitenreferat (234c - 248c) nur Zitate, in welchen das Wort παράσιτος verwendet wird bzw. in welchen über παράσιτος genannte Figuren gesprochen wird (der ‚Parasit‘ des Kolax wird nicht genannt). So entsteht der Eindruck, mit den alten Dichtern seien die Dichter der Alten Komödie gemeint und – nur – diese hätten die Bezeichnung κόλαξ verwendet. Dieser Eindruck sollte wohl auch entstehen, denn Athenaios verbannt Belege für die Verwendung von κόλαξ als Bezeichnung einer Komödienfigur bei Alexis, Antiphanes und Menander – die er also offensichtlich kennt – in das Kolax-Referat (248c - 262a).14 Da die Einführung der Bezeichnung παράσιτος wohl kaum bereits um die Mitte des 4. Jahrhunderts von sämtlichen Dichtern aufgegriffen wurde, _____________ 12
παρασίτους οὐκ ἔλεγον οἱ ἀρχαῖοι ἐπ᾿ ὀνείδους, ὡς νῦν, ἀλλὰ κόλακας· καὶ δρᾶμα ἔστι
(Phryn. 109 Fischer); vgl. auch Poll. VI 35 und 123. (…). (VI 236e). Antiphanes Fr. 142 K.-A., Alexis Fr. 262 K.-A. und Fr. 233 K.-A. – Athenaios leitet dieses Zitat mit den Worten „Alexis lässt im Betrüger einen Schmeichler Folgendes sprechend auftreten“ (Ἄλεξις δ᾿ ἐν Καταψευδομένῳ λέγοντά τινα κόλακα τοιαῦτα παρεισάγων φησίν) ein, VI 258e; zu dieser Komödie siehe Arnott 1996b, S. 654 - 663). Hätte Athenaios nun in Figuren wie dem κόλαξ des Menander Parasiten gesehen oder eine Möglichkeit gefunden, sie in seine Sicht der begriffsgeschichtlichen Entwicklung einzuordnen, hätte er sämtliche relevante Quellen in seinem Parasiten-Referat verwenden können. Κόλακες τοιούτων ἀνθρώπων
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Οἱ δ᾿ ἀρχαῖοι ποιηταὶ τοὺς παρασίτους κόλακας ἐκάλουν
Begriffspaar κόλαξ und παράσιτος
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nimmt Nesselrath eine Übergangsphase an, in der κόλαξ und παράσιτος „fast ganz synonym“ gebraucht wurden. Als Paradebeispiel dafür zitiert er Alexis Fr. 262 K.-A.,15 „wo ein und dieselbe Person innerhalb von zwei Versen sowohl παράσιτος wie auch κόλαξ genannt wird[.]“16 Dem Versuch, aus diesem Fragment „auf eine generelle Synonymität der beiden Begriffe“ zu schließen, entgegnet er, man „dürfte sich (…) schwertun, später noch vergleichbare Beispiele dieser Art zu finden“ (S. 104). Nesselrath gelingt es durch die Annahme eines Übergangsstadiums, u. a. jene „Fragmente von Dichtern der Mittleren Komödie (…), die in ihrem Inhalt und Ton völlig zu einem Parasiten passen – in denen aber nur von κόλαξ und κολακεία die Rede ist“ (S. 104), plausibel zu erklären.17 Nesselrath geht von einer Übergangsphase aus, in der zwischen κόλαξ und παράσιτος nicht klar unterschieden wurde. Brown nimmt hingegen an, es sei „better to accept Gil’s view (p.46) that the two terms tend not to be distinguished in [der ganzen] Middle Comedy“ (S. 101). Wie lange dieser Zeitraum dauerte und ob er sich vielleicht tatsächlich bis in die 320er Jahre erstreckte, ist freilich kaum zu entscheiden. Die Veränderung des Sprachgebrauchs zu dieser Zeit betrifft nur die Komödie. Für die Komödienfigur wurde die Bezeichnung παράσιτος eingeführt, und für diese blieb sie auch in der Folge in erster Linie in Verwendung. Dennoch konnte in späterer Zeit von Dichtern, welche diese Terminologie verwendeten, auf der Bühne gegen ‚Schmeichler‘ gewettert werden. Das kam vor allem dann vor, wenn es sich wie bei Anaxilas Fr. 32 K.-A. um allgemeine Aussagen handelt, die sich nicht auf Bühnenfiguren, sondern auf gesellschaftliche Phänomene beziehen.18 Eine neue Phase beginnt zur Zeit der Neuen Komödie. Hier findet vor dem Hintergrund der zeitgenössischen gesellschaftlichen Entwicklung19 eine Ausdifferenzierung der Figur des Parasiten statt: Neben dem gewöhnlichen Parasiten betritt eine schmeichlerische Unterart des Parasiten (wohl meist im Gefolge des miles gloriosus) die Bühne. Diese Figur wurde κόλαξ genannt, doch sollte man, um Verwirrungen vorzubeugen, besser vom παράσιτος κολακικός sprechen. Sofern – nach Nesselraths Meinung – die Bezeichnung κόλαξ durch die Verwendung von παράσιτος damals schon verdrängt worden war, _____________ 15 16 17 18
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Vgl. dazu Arnott 1996b, S. 731. Vgl. auch Antiphanes Fr. 142 K.-A. und Alexis Fr. 233 K.-A. Alexis Fr. 233 K.-A., Antiphanes Fr. 142 K.-A. Vergleichbar sind – aus der Neuen Komödie – Diphilos Fr. 23 K.-A., Men. Theoph. Fr. 1, 16f. und Kol. 91 - 100, wo die Kritik (auf einer Bedeutungsebene zumindest) ebenfalls gesellschaftlichen Verhältnissen außerhalb des Theaters gilt. Zur Kontextualisierung dieser Entwicklung siehe Nesselrath 1985, S. 106f. κόλακος δὲ βίος μικρὸν χρόνον ἀνθεῖ.|οὐδεὶς γὰρ χαίρει πολιοκροτάφῳ παρασίτῳ.
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Menanders Kolax
handelt es sich um eine Neueinführung der Bezeichnung mit einer neuen Bedeutung. Sofern jedoch Brown recht behält und κόλαξ noch zu Beginn der Neuen Komödie (hin und wieder) für die entsprechende Komödienfigur verwendet wurde, so liegt ‚nur‘ eine Bedeutungsverschiebung im Rahmen der Komödienterminologie vor. Für diese Ausdifferenzierung des Maskenkabinetts in einen gewöhnlichen (παράσιτος) und einen schmeichelnden Parasiten (κόλαξ) sprechen zwei schlagende Argumente: Athenaios schreibt, Menander habe den κόλαξ im gleichnamigen Stück ebenso trefflich dargestellt, wie Diphilos den παράσιτος im Telesias (VI 258e, Test. ii),20 und im Onomastikon des Pollux, „der auf eine hellenistische Quelle zurückgeht und für die Verhältnisse der Nea gilt“ (S. 110), werden u. a. zwei verwandte Masken für κόλαξ δὲ καὶ παράσιτος erwähnt (IV 148). Pollux spricht von ‚drei‘ Parasitenmasken, wobei bislang umstritten ist, wer mit dem ‚zweiten‘ Parasit gemeint ist: Nach der Beschreibung von κόλαξ δὲ καὶ παράσιτος und eines eikonikos wird der sikelikos als ‚dritter‘ Parasit erwähnt.
Maske eines παράσιτος (Fotos in Bernabó Brea 2001, Figg. 292 a und b)
Die Masken des κόλαξ und des παράσιτος haben, so Pollux, eine dunkle Farbe, jedoch nicht dunkler als die Haut derjenigen, die in die Palästra gehen, um dort zu trainieren; sie sind krummnasig und wohlgenährt. Der Unterschied zwischen den beiden besteht darin, dass der παράσιτος zerschlagene Ohren hat und fröhlich aussieht, der κόλαξ die Augenbrauen böse hochgezogen hat.21 In den wesentlichen Eigenschaften gleichen die beiden Masken _____________ 20
κεχαρακτήρικε δὲ ὡς ἔνι μάλιστα ἐπιμελῶς τὸν κόλακα Μένανδρος ἐν τῷ ὁμωνύμῳ δράματι, ὡς καὶ τὸν παράσιτον Δίφιλος ἐν Τελεσίᾳ.
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κόλαξ δὲ καὶ παράσιτος μέλανες, οὐ μὴν ἔξω παλαίστρας, ἐπίγρυποι, εὐπαθεῖς. τῷ δὲ παρασίτῳ μᾶλλον κατέαγε τὰ ὦτα, καὶ φαιδρότερός ἐστιν, ὥσπερ ὁ κόλαξ ἀνατέταται κακοηθέστερον τὰς ὀφρῦς (Poll. IV 148).
Begriffspaar κόλαξ und παράσιτος
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einander, obwohl im Detail dem Charakter und dem Broterwerb22 entsprechende Unterschiede festzustellen sind. Wichtig ist die Beobachtung, dass der κόλαξ und der παράσιτος im Grunde dieselbe Maske tragen, denn dadurch werden sie (κόλαξ δὲ καὶ παράσιτος) zu zwei Arten des ‚ersten‘ Parasiten – dem schmeichelnden und dem gewöhnlichen Parasit.23 Demnach ist der eikonikos der ‚zweite‘ Parasit des Pollux.
Masken von schmeichelnden Parasiten (Fotos in Bernabó Brea 2001, Figg. 299 und 300).24
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Die zerschlagenen Ohren des παράσιτος weisen auf die Schläge hin, die ein spaßmachender Parasit bei einem Symposion (vgl. etwa Axionikos Fr. 6, 1 - 5 K.-A., Nicolaus Fr. 1, 28f. K.-A., Plaut. Capt. 472, Most. 356, Ter. Eun. 244f.) oder in der Palästra (Fr. 31 K.-A.) oftmals einstecken muss. Siehe Pernerstorfer 2006, S. 48f. Anm. 55. A. M. Mesturini weist darauf hin, dass L. Bernabó Brea zu unrecht Fig. 292 als κόλαξ, Figg. 299 und 300 als παράσιτος identifiziert, da es sich genau umgekehrt verhalte (Mesturini 2001, S. 267). Aufgrund der hochgezogenen Augenbrauen (vgl. Poll. IV 148) erscheint die vorgenommene Änderung gerechtfertigt (vgl. Webster 21970a, zu Plate IVb, einer Maske, die den abgebildeten sehr ähnlich ist). Die Identifizierung einzelner Terrakottamasken als bestimmte Maske aus dem Maskenkatalog des Pollux ist ein heikles Unterfangen: Zu den beiden Mosaiken zu Menanders Theophorumene aus dem Haus des Menander in Mytilene (siehe Charitonidis u. a. 1970, Tafel 6) wurde in neuerer Zeit mehrfach angenommen, es werde darauf ein κόλαξ und ein παράσιτος abgebildet (Wiles 1991, S. 204, Bernabó Brea 2001, S. 161 mit Figg. 226f., vgl. Webster u. a. 31995.1, S. 94, die für eine der beiden Figuren („the older“) eine Identifizierung mit dem παράσιτος für möglich halten). Die Mosaiken illustrieren zwei Momente einer Szene aus dem zweiten Akt der Komödie, in der eine
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Menanders Kolax
Pollux bezeichnet den schmeichelnden und den gewöhnlichen Parasiten als „schwarz“ (μέλανες). So können sie mit jener Gattung von Parasiten identifiziert werden, von der in Alexis Fr. 121 K.-A. ein Parasit behauptet, es sei die üblicherweise auf der Komödienbühne verspottete: Nach dieser Aussage stellt er fest, es handle sich um „die Schwarzen“ (οἱ μέλανες), ohne näher darauf einzugehen, weshalb sie „schwarz“ sind: Diese Parasiten sind die bekannten freien, armen Schlucker.25 Athenaios und Pollux beweisen, dass es in der Neuen Komödie einen Unterschied zwischen einem gewöhnlichen und einem schmeichelnden Parasiten gab, ein Unterschied, der sich in erster Linie aus ihrer Funktion ergab: Im Gegensatz zum gewöhnlichen Parasiten, der häufig als Intrigant im Dienste des jungen Liebhabers für das Happy End der Komödie sorgte, diente der schmeichelnde Parasit in der Regel als Begleiter eines miles gloriosus (oder eines anderen eitlen Gastherrn) dazu, dessen mit Dummheit gepaarte Eitelkeit vorzuführen (was freilich als Seitenhieb auf die großen Herrn der Politik und deren Schmeichler zu werten ist), und er hatte kaum die Möglichkeit, in das dramatische Geschehen entscheidend einzugreifen – solange er nicht, wie wohl in Menanders Kolax, auf die Seite des jungen Liebhabers wechselte.26 Zur Neuen Komödie ist Nesselraths Argumentation also dahingehend zu modifizieren, dass ein Unterschied zwischen einem κόλαξ und einem παράσιτος zu erkennen war (in Maske, Kostüm und seiner Methode, zu einem Gastherrn zu gelangen), dass es sich aber bei beiden um Parasiten handelt, eben den schmeichelnden und den gewöhnlichen. Unter dieser Voraussetzung bereitet auch Diodoros Fr. 2 K.-A. keine Schwierigkeit: Dieses Fragment, in dem ein Parasit sich von schmeichelnden Parasiten distanziert, zeigt, dass es in der Neuen Komödie für Parasiten möglich war zu schmeicheln, denn „a distinction is made beween ‚those who can _____________
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Frau durch ekstatische Musik auf die Probe gestellt werden soll, ob sie tatsächlich oder nur scheinbar der Raserei verfallen ist. Die beiden Kymbeln und Tamburin spielenden Männer werden im Mosaik aus Mytilene als Kleinias und Lysias bezeichnet, was sie – im Gegensatz zu einem Gnathon, Struthias oder Theron – nicht als Parasiten ausweist (vgl. jedoch Chaireas in Men. Dysk.), und auch sonst sind keine ‚parasitischen‘ Züge zu erkennen, weshalb sie in philologischen Arbeiten einfach als junge Männer bezeichnet werden (vgl. Handley 1969, Arnott 1996a, S. 49 - 79). Dass ein gemeinsames musizierendes Auftreten eines παράσιτος und eines κόλαξ dramaturgisch wahrscheinlich ist, möchte ich bezweifeln. Zur neueren Forschung zu den Masken im antiken Theater siehe Williams 2001, Varakis 2004. Diese Interpretation wird nicht von der Frage berührt, weshalb diese Parasiten μέλανες genannt wurden – aufgrund des Kostüms (καὶ πορφυρᾷ δ᾿ ἐσθῆτι χρῶνται οἱ νεανίσκοι, οἱ δὲ παράσιτοι μελαίνῃ ἢ φαιᾷ, Poll. IV 120), des Haares oder der Gesichtsfarbe (Poll. IV 148); vgl. dazu Arnott 1996b, S. 338. Zur dramaturgischen Funktion der unterschiedlichen Parasitenfiguren siehe W. Kraus, s. v. Parasitos, DKP IV, 1972, Sp. 507f. und Antonsen-Resch 2004, S. 201 - 212.
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bring themselves to flatter‘ (τοὺς κολακεύειν δυναμένους, v.34) and those parasites (such as the speaker himself) who still maintain the high standards set by Zeus when he invented the parasitic art.“ Wenn Brown daraus schließt, „this evidence [dass ein Parasit schmeichelt] tells against the idea that they [κόλαξ und παράσιτος] had developed into distinct comic types“ (S. 101), so ist das zwar korrekt, widerspricht aber nicht dem Befund, dass der κόλαξ und der im allgemeinen bloß παράσιτος genannte gewöhnliche Parasit eng verwandte Arten eines „comic type“ waren, genauer gesagt: Der κόλαξ der Neuen Komödie ist zwar eine spezielle Form des Parasiten, aber er ist immerhin ein Parasit. Im Resümee stellt Nesselrath fest, „wie sehr der Parasit tatsächlich eine Kreation der griechischen Komödie war und weitgehend auch geblieben ist“ (S. 121),27 ohne den Gedanken weiterzuverfolgen und zu dem Ergebnis zu kommen, dass das Wort παράσιτος im griechischen (wie im lateinischen) Sprachgebrauch fast ausschließlich auf die Komödie bezogen war. Folgt man dieser Interpretation, so wird sowohl verständlich, weshalb im philosophischen Schrifttum der παράσιτος im Gegensatz zum vieldiskutierten κόλαξ fast keine Rolle spielt, als auch, warum die Belege im Parasitenreferat des Athenaios in erster Linie aus Komödien stammen, wohingegen das Kolaxreferat fast ausschließlich Quellen aus nicht-dramatischen Texten versammelt. Zu P. G. McC. Browns Kritik Brown wendet sich im Abschnitt über „Parasites and Flatterers“ im ersten Schritt gegen die Ausführungen Nesselraths zu Menanders Kolax (S. 98f.) und wenig später formuliert er seine diesbezügliche Kritik ausführlicher (S. 103f.). Es gelingt Brown, die Widersprüche aufzuzeigen, die darin liegen, dass Nesselrath von einem παράσιτος namens Gnathon (der die Vorlage von Ter. Eun. 248 - 253 gesprochen habe) und einem κόλαξ namens Struthias (der als Schmeichler des miles gloriosus aufgetreten sei; vgl. Eun. 391 - 433) ausgeht, indem er darauf hinweist, dass die Figur des Gnatho im Eunuchus des Terenz in sich stimmig und allem Anschein nach auf eine einzige Vorlage zurückzuführen ist. Zudem wendet er zurecht ein, dass Terenz im Prolog nichts von zwei Parasitenfiguren aus dem Kolax sagt, die er in die Eunuchos-Vorlage eingearbeitet habe. Brown stellt fest, „Theophrastus [char. 2] shows that, outside Comedy at least, the behaviour described by Gnatho in his monologue could be seen as characteristic of a kolax at that time“ (S. 104). Das ist durchaus richtig, und _____________ 27
Vgl. die Aussage zu Ps.-Phokylides und dem Kyniker Krates: „vielleicht erschien (…) das Etikett παράσιτος (…) zu sehr auf die Bühnenfigur festgelegt“ (Nesselrath 1985, S. 115).
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Menanders Kolax
Struthias alias Gnathon wird auch im Titel der Komödie ausdrücklich als κόλαξ bezeichnet. Doch was bedeutet das für den Sprachgebrauch im 4. Jahrhundert v. Chr.? Wie oben festgestellt, war παράσιτος fast ausschließlich für die so genannte Komödienfigur gebräuchlich, und als solche ist Menanders Titelfigur ein Parasit, wenn auch ein παράσιτος κολακικός. Da kein Widerspruch zwischen einer Existenz als Parasit und einem schmeichlerischen Verhalten besteht, ist es auch nicht notwendig, Gnathos Eingangsmonolog im Eunuchus des Terenz (232 - 264) auf einen Parasiten, der einem Schmeichler gegenüber gestellt war, zurückzuführen, wie Nesselrath das tut.28 Zudem entzieht sich der κόλαξ als Komödienfigur der Kritik an ‚den Schmeichlern‘. Er ist eine ambivalente, keineswegs bloß negative Figur: Gnathos Methode (bzw. die des Struthias bei Menander) dient in erster Linie dazu, den Mangel an Großzügigkeit der potentiellen Gastgeber zu kritisieren (248 - 253) und den miles gloriosus zu verspotten (391 - 433). Auf Gnatho fällt dadurch kein schlechtes Licht, obwohl seine Methode die Schmeichelei ist. Da parasitus als die latinisierte Form von παράσιτος in Rom zur gebräuchlichen Bezeichnung der so genannten Komödienfigur geworden war, und sich keine als colax bezeichnete stehende Figur herausgebildet hatte, geht Brown davon aus, „Terence sees parasitos and kolax as interchangeable terms to designate the same dramatic character“ (S. 105). Gegen diese Ansicht ist einzuwenden, dass Terenz im Prolog des Eunuchus gezielt unterschiedliche Bezeichnungen für Parasiten einsetzt: Im Vorwurf des Luscius Lanuvinus wird parasiti personam (…) et militis (26) verwendet, ohne dass diese Figuren näher definiert würden. In der Angabe zu seinen Vorlagen spricht Terenz von parasitus colax und miles gloriosus (30 - 34) und behauptet damit, er habe nicht einen in seinem Charakter nicht näher definierten parasitus aus einem älteren, bereits von einem römischen Autor bearbeiteten Stück, sondern die individuelle Rolle des parasitus colax aus dem Kolax und den dazugehörigen prahlerischen Soldaten auf die Bühne gebracht. Danach wird der Blick auf typische Figuren und Szenen aus der Komödie gerichtet,29 wo neben dem häufig vorkommenden parasitus edax erneut der miles gloriosus (38) genannt wird. Doch _____________ 28
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Das geschieht bei Nesselrath wohl, um die Ähnlichkeiten zwischen Gnatho und Simon aus dem lukianischen Parasitendialog zu erklären: „Gnatho verbindet Witz und scharfen Verstand mit einer nichts zu wünschen übrig lassenden äußeren Erscheinung; das ist auch das Ideal Simons. Ferner zeigt sich Gnatho in seiner absoluten materiellen Besitzlosigkeit erstaunlich genügsam; omnia habeo neque quicquam habeo; nil quom est, nil defit tamen. Auch dies entspricht der ethischen Grundeinstellung des lukianischen Parasiten in erstaunlichem Maß“ (Nesselrath 1985, S. 69f.). Zum Prolog des Eunuchus siehe Stein 2003, bes. S. 197 - 205.
Begriffspaar κόλαξ und παράσιτος
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hier geht es eben nicht um das besondere Paar miles gloriosus – parasitus colax. Terenz unterscheidet zwischen einem parasitus colax und einem parasitus edax. In diesem Zusammenhang ist M. Fontaines Artikel Parasitus colax (Terence, Eunuchus 30) von Interesse, in dem der Autor auf die Frage, wie parasitus colax an dieser Stelle zu verstehen sei, eingeht. Er zitiert fünf Übersetzungen: (i) (ii) (iii) (iv) (v)
‘a flattering parasite’ (colax an attributive adjective modifying parasitus) ‘a parasitic flatterer’ (parasitus an attributive adjective modifying colax) ‘a parasite flatterer’ (compound substantive) ‘a parasite—(sc. namely,) the flatterer (sc. of the title)’ (predicative apposition) ‘a parasite (sc. whose name is) Κόλαξ’ (apposition of the Greek proper name)
Fontaine zeigt danach, dass „[a]ll five interpretations entail problems, three of which anyway should probably be ruled out by grammar alone.“30 Danach stellt er seine eigene Deutung des Befundes vor: In my view, then, the second instance of colax in Eun. 30 is to be regarded, not as the transliteration of the Greek word κόλαξ, but rather as a Latin deverbative adjective in -ax, not otherwise attested, from the verb colere, and meaning ‘one excessively fond of cultivating (sc. friendship with a superior man)’, ‘acting like a wannabe friend’, and so ‘adulatory’. The adjective, a hapax legomenon, which can now of course easily modify parasitus, thus expresses roughly the same meaning, but in an intensified form, as the Greek word κόλαξ, but with a special Roman point, for in the language of patronage, colere has a specific meaning—namely, ‘to angle for friendship with a superior man’.31
Es mag gewagt erscheinen, in colax eine grammatikalische Konstruktion zu sehen, die sonst nicht belegt ist, doch zeigen zahlreiche Parallelen bei Plautus (u. a. edax, furax und fugax in Pers. 421), dass diese Art der Wortbildung in der Komödie durchaus gängig war. Sofern diese Interpretation zutrifft, unterstützt sie die oben behauptete sprachliche Differenzierung des Terenz: „The prologue-speaker’s surprising point is that the parasite in this play is not your hackneyed stock parasitus ed-ax (cf. v. 38), but a parasitus col-ax, or toadying parasite.“32 Auch wenn dieser spontane Einfall – die Bezeichnung colax wurde, wie gesagt, im Lateinischen nie heimisch – von Menanders Kolax inspiriert war33 und womöglich keine allzu große Aussagekraft über Terenzens Kenntnis der Ausdifferenzierung des Maskenkabinetts in der griechischen Neuen Komödie hat, so widerlegt die Stelle zumindest die Annahme, dass Terenz „parasitos and _____________ 30 31 32 33
Fontaine 2007, S. 483f. Fontaine 2007, S. 486. Fontaine 2007, S. 487. Klarerweise ist parasitus colax in Ter. Eun. 30 – hier ist über Fontaines Interpretation hinaus zu gehen – als Anspielung auf den Kolax zu werten, da sich der Gedanke an diese Komödie durch die Wortklammer Colax Menandrist, in east parasitus colax (30) kaum vermeiden lässt.
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Menanders Kolax
kolax as interchangeable terms to designate the same dramatic character“ (S. 105) sieht. Browns Kritik an Nesselraths Interpretation des Kolax ist in mehreren Punkten berechtigt, doch damit allein ist Nesselraths Diagnose einer Unterscheidung von κόλαξ und παράσιτος nicht widerlegt. Das gilt sowohl für den griechischen als auch den lateinischen Sprachgebrauch. Zudem gibt es weitere Kritikpunkte von Brown, die nun chronologisch geordnet diskutiert werden: (1.) Brown weist auf Alexis Fr. 121 K.-A. hin, in dem der Sprecher zwei Arten von Parasiten unterscheidet, den eigentlichen Parasiten, also den der Komödie, und den großspurigen ‚Parasiten‘ der Politik, deren Methode gleich sei: der „Wettstreit der Schmeichelei“ (ἀγὼν κολακείας). Wie Aristophanes Demagogen zu Schmeichlern (um die Volksgunst) stilisierte,34 so tut dies Alexis, wenn auch etwas dezenter als sein Kollege aus der Alten Komödie.35 Denn dadurch werden, wie Nesselrath betont, die „hohen Herren von der großen Politik lächerlich [ge]macht, indem (…) sie zu – wenn auch besser situierten – Schmarotzern degradiert“ (S. 104) werden. Die Behauptung, die Methode beider Arten von ‚Parasiten‘ sei der „Wettkampf der Schmeichelei“, dient in erster Linie zur Kritik an den Politschmeichlern.36 Zu Browns Kritik, hier werde kein Unterschied zwischen κόλαξ und παράσιτος gemacht, ist zu berücksichtigen, dass ein Unterschied zwischen den Wörtern dahingehend besteht, dass die κολακεία nur als Methode des παράσιτος erscheint, worauf Nesselrath hinweist: „Der eigentliche Parasit besitzt in der Tat noch eine Beziehung zur κολακεία – aber sie ist zu seinem τύπος τῆς ἐργασίας (V. 9f.), d.h. zu seinem Mittel geworden und zu einer dienenden Funktion abgesunken“ (S. 105). Die Schmeichelei als Methode des Parasiten zu deuten, impliziert, dass diese nicht als Wesenszug aufzufassen ist, und es Parasiten geben kann, die keine παράσιτοι κολακικοί sind. Es ist in diesem Fall für einen nicht-schmeichelnden Parasiten sogar möglich, jene Kollegen zu kritisieren, die als κόλακες tätig werden, wie dies in Diodoros von Sinope Fr. 2, 31 - 42 K.-A. geschieht. _____________ 34
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Ähnlich ist das Verfahren, das Eupolis in seinen Kolakes anwendet, um den Mäzen Kallias zu einem Gastgeber und seine illustren Gäste aus Kunst und Politik zu dessen Parasiten (damals noch κόλακες genannt) zu stilisieren. Damit diese ironische Stilisierung für das Publikum erkennbar war, ist es notwendig, dass die Bezeichnung παράσιτος bereits etabliert, und ihre Bedeutung klar war. Das sei gegen Nesselraths Aussage, „[b]evor die neue Bezeichnung zum Begriff für eine feste Rolle wird, spielt man sogar mit ihr und wendet sie auf Personen an, die eigentlich keine „Parasiten“ sind, aber durch diesen Namen ein wenig hochgenommen werden sollen“ (Nesselrath 1985, S. 104), eingewendet. Siehe dazu auch Herman 1980 - 81, S. 119 - 124.
Begriffspaar κόλαξ und παράσιτος
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Nichtsdestotrotz muss man mit Brown davon ausgehen, dass die Pointe in Alexis Fr. 121 K.-A. – zur Zeit der Mittleren Komödie – nur dann funktioniert, wenn die Schmeichelei eine bekannte Methode von Komödienparasiten war, um sich einen Platz an einer Tafel zu ergattern. (2.) Zu den Fragmenten der Neuen Komödie akzeptiert Brown die Argumentation von Gil und Nesselrath, die zeigen können, dass zu dieser Zeit die κόλακες im Kreuzfeuer der Kritik stehen.37 Zu Timokles Fr. 8 K.-A., einem Loblied auf das Leben eines Parasiten, schreibt er sogar, „it is hard to imagine the kolax being praised like this“, und dass Athenaios (besonders VI 258e) und Pollux „suggest that kolakes and parasitoi could be distinguished not only conceptually but as comic types“, steht fest. Aber Browns Kommentar klingt ernüchternd: „But I do not know of any evidence from the fragments themselves to support this“ (S. 100). Es kann jedoch auf Ter. Eun. 232 - 253 hingewiesen werden, wo der parasitus colax Gnatho von einem parasitus edax erzählt, der mit seiner Methode (er spielt den Spaßmacher) keinen Erfolg hat, was wohl als „evidence from the [texts]“ für die Unterscheidung von zwei unterschiedlichen Arten von Parasiten in der Neuen Komödie zu werten ist, auch wenn Gnatho die Begriffe parasitus colax und parasitus edax in seiner Rede nicht verwendet. (3.) Als weiteres Argument gegen Nesselraths These, in späterer Zeit seien κόλαξ und παράσιτος klar unterschieden verwendet worden, zitiert Brown Pseudo-Plutarch: κόλακας καὶ παρασίτους ἀναλαμβάνουσιν, ἀνθρώπους ἀσήμους καὶ καταράτους καὶ τῆς νεότητος ἀνατροπέας καὶ λυμεῶνας (De liberis educandis 7, mor. 5B). Werden κόλαξ und παράσιτος identisch verwendet? Wie lässt sich erklären, dass παράσιτος eindeutig negativ konnotiert ist? Bezüglich der Unterscheidung der beiden Worte ist dieser Stelle, das sei ergänzt, eine Passage aus Alkiphrons Parasitenbriefen vergleichbar, wo ein Parasit meint, „dass ich am liebsten meinerseits Schmeichler durchfüttern und Parasiten um mich haben würde, anstatt selbst Parasit zu sein.“38 Mit Nesselrath ließe sich zudem auf Lukians Timon 17 hinweisen, wo „sich Plutos [beklagt], daß er nun wieder παρασίτοις καὶ κόλαξι καὶ ἑταίραις in die Hände fallen soll[.]“ Doch hier schließt „die Dreigliedrigkeit der Aufzählung (…) aus, daß es sich bei παρασίτοις καὶ κόλαξι um ein bloßes Hendiadyoin handelt“ (S. 89): Parasiten, Schmeichler und Hetären sind offensichtlich nicht dasselbe. Auch bei Plutarch und Alkiphron ist zu fragen, ob κόλαξ und παράσιτος „more or less synonymous“ (S. 100) verwendet werden. Sind die κόλακες wirklich mit den παράσιτοι gleichzusetzen? _____________ 37 38
Diphilos Fr. 23 K.-A., Men. Kol. 91 - 100, Men. Theoph. Fr. 1, 16f. ὡς ἐπιθυμεῖν κόλακας τρέφειν καὶ κεχρῆσθαι παρασίτοις, οὐ παρασιτεῖν αὐτός,
III 11, 4.
Alkiphr. ep.
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Menanders Kolax
Oben wurde festgestellt, dass das Wort παράσιτος fast immer im Zusammenhang mit der Komödie verwendet wird. Nun möchte ich ergänzen: In fast allen anderen Fällen lässt sich παράσιτος mit ‚Spaßmacher‘ übersetzen.39 Sowohl die Schmeichler als auch die Spaßmacher (und die Hetären) gehören ins Gefolge eines freigebigen Gastherrn, dennoch sind sie nicht identisch. Was die Möglichkeit einer negativen Konnotation von παράσιτος betrifft, so ist darauf hinzuweisen, dass freigebige Gastherrn und deren Freunde nicht von allen gern gesehen wurden, und es durchaus vorkommen konnte, dass ein Dasein als Spaßmacher – egal ob παράσιτος oder γελωτοποιός genannt – kritisch beurteilt wurde.40 (4.) In Plut. De laude ipsius 22, mor. 547DE, einer Stelle, die Nesselrath nicht behandelt, verhält sich die Sache etwas anders. Denn hier leitet Plutarch ein Zitat aus einem Stück Menanders (Men. Kol. *Fr. 9), das Brown mit guten Gründen dem Kolax zuweisen möchte (S. 91 - 97), mit folgenden Worten ein: „Und für einen Schmeichler, einen Parasiten und einen Bittsteller ist etwas schwer Erträgliches in der Not (…)“. Es handelt sich, auch wenn Brown die Ansicht vertritt, „[t]he last of these three terms (δεομένῳ) is unlikely to represent a seperate category in addition to the kolax and the parasitos; kolakes and parasitoi are themselves men in need, and Plutarch is essentially repeating the same idea three times“ (S. 100), wohl nicht um ein Hendiadyoin: Im Sinne von Nesselraths These und Browns Versuch einer Herleitung des Zitats aus dem Kolax schlage ich vor, κόλαξ – παράσιτος – δεόμενος nicht als eine Aneinanderreihung von annähernd gleichbedeutenden Wörtern zu verstehen, sondern im κόλαξ die Titelfigur aus dem Kolax des Menander, d.h. einen speziellen Parasiten, im παράσιτος den Komödienparasiten allgemein und im _____________ 39
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Der einzige Beruf, den ein ‚reiner‘ Parasit ausüben darf, ist letztlich der des Spaßmachers. In den Komödien des Plautus finden sich Beispiele dafür: Gelasimus (Stichus), Ergasilus (Captivi), Saturio (Persa) und Peniculus (Menaechmi), siehe Corbett 1986, S. 11 - 26 und Maltby 2000. Teilweise verdrängte παράσιτος in der Folge γελωτοποιός zur Bezeichnung von Spaßmachern, wie etwa in Alkiphrons Parasitenbriefen, und es ist wohl kein Zufall, dass im Parasitenbrief III 29 neben Hetären, Musikanten und allerlei Bühnenkünstlern auch παράσιτοι eingeladen sind, und zwar in einer Funktion, die in Xenophons Symposion (bevor die Bezeichnung παράσιτος für die so genannte Komödienfigur eingeführt worden war) ein γελωτοποιός übernimmt, der seinerseits neben einer Künstlergruppe aus Syrakus auftritt. Als Beispiel für eine kritische Sicht auf Spaßmacher ist Plut. de adulatore et amico 18, mor. 60BC, zu werten. In einer Anekdote aus dem Leben von Alexander dem Großen sind die Worte des Agis aus Argos, der sich über die großartigen Geschenke an einen Spaßmacher (γελωτοποιός) ärgert, zu lesen, ὁμολογῶ (…) ἄχθεσθαι καὶ ἀγανακτεῖν, ὁρῶν ὑμᾶς τοὺς ἐκ Διὸς γεγονότας ἅπαντας ὁμοίως κόλαξιν ἀνθρώποις καὶ καταγελάστοις χαίροντας. Der aufgrund seiner Unterhaltungskunst beschenkte Spaßmacher wird samt seiner Zunft in moralisierendem Ton als schmeichlerisch und lächerlich bezeichnet.
Begriffspaar κόλαξ und παράσιτος
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„Bittsteller“ einen armen Schlucker, also einen Vertreter jener sozialen Schicht, aus der sich die Komödienparasiten rekrutierten, zu sehen. (5.) In seiner Schrift Wie man einen Schmeichler von einem Freund unterscheidet warnt Plutarch vor den κόλακες. Er schließt die αὐτολήκυθοι und τραπεζεῖς, obwohl diese von den meisten Menschen κόλακες genannt würden, aus der Untersuchung aus, da sie ungefährlich seien (mor. 50CD). Nesselrath schreibt zu dieser Stelle: „Dort sind die παράσιτοι eigentlich gar keine κόλακες mehr – jedenfalls nicht solche, denen Plutarch seine Untersuchung widmet. (…) Für uns bedeutsam ist (…) die nicht zu leugnende ganz scharfe Absetzung des Parasiten vom Schmeichler“ (S. 118f.). Brown kommentiert: „But it is surely significant that Plutarch here tells us that ‘most people’ (οἱ πολλοί) apply the term kolakes to this (…) group“ (S. 100). Browns Einwand ist berechtigt, da die armen Schlucker, die sich durch Späße und Schmeicheleien ihren Platz an einer Tafel verdienten, von ihren Kritikern ohne weiters mit negativem Beigeschmack κόλακες genannt werden konnten. Doch ist diese Passage für die Unterscheidung von κόλαξ und παράσιτος überhaupt relevant? Ich denke, zum (scheinbaren) Argument in der Diskussion wird diese Passage nur, weil Nesselrath – entgegen dem antiken Wortlaut – von παράσιτοι spricht; m. E. vermeidet Plutarch hier (wie auch in mor. 60BC) ganz bewusst das Wort παράσιτος zur Bezeichnung der Spaßmacher, da dieses zu eng mit dem Theater bzw. der theatralen Unterhaltungskunst verbunden war. Zusammenfassend möchte ich formulieren: Nesselraths Diagnose eines unterschiedlichen Gebrauchs von κόλαξ und παράσιτος in der griechischen Literatur trifft weitgehend zu, doch es genügt nicht, den Unterschied zwischen beiden Begriffen so allgemein zu definieren, dass κόλαξ negativ und παράσιτος positiv konnotiert waren. Es bedarf einer Unterscheidung zwischen dem Sprachgebrauch auf der Komödienbühne bzw. für die so genannte Komödienfigur und in der Alltagswelt. Nachdem Araros das Wort παράσιτος das erste Mal auf der Bühne verwendet hatte, wurde in der Mittleren Komödie der Spitzname Parasitos im gleichnamigen Stück von Alexis (Fr. 183 K.-A.) gebraucht, um den Helfer des jungen Liebhabers positiv zu benennen. Diese Innovation setzte sich durch, verdrängte früher gebräuchliche Benennungen (u. a. κόλαξ) und führte nach und nach zur Etablierung der Bezeichung παράσιτος für die entsprechende Figur. Zur Zeit der Neuen Komödie betrat der κόλαξ als eine spezielle, durch die Kunst der Schmeichelei ausgezeichnete Art des Parasiten im Gefolge eines eitlen Gastherrn (meist eines miles gloriosus) die Bühne. Nun diente der κόλαξ, indem er die großen Herrn des gesellschaftlichen Lebens, die sich mit
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Menanders Kolax
Schmeichlern umgaben, lächerlich machte, mehr als Mittel denn als Ziel der Kritik der Dichter. Der κόλαξ der Neuen Komödie nahm damit eine völlig andere Rolle ein, als er im aktuellen philosophischen Diskurs spielte, wo Schmeichler und Schmeichelei im Kreuzfeuer der Kritik standen. Da die Figur des Parasiten im Theater sehr beliebt war, wurde das Wort παράσιτος in der Alltagssprache ebenfalls vermehrt gebraucht, einerseits als Bezeichnung für die Komödienfigur, andererseits aber auch für die davor meist γελωτοποιόι genannten Spaßmacher, gewöhnlich jedoch nicht für jene Personen des politischen wie sozialen Lebens, die vonseiten der Philosophie als κόλακες kritisiert wurden. Unabhängig davon, dass beide Aspekte des παράσιτος – Komödienfigur und Spaßmacher – in Theater und Literatur meist positiv gesehen wurden,41 gab es auch Menschen, die mit erhobenem Zeigefinger Kritik an freigebigen Gastherrn und ihren Freunden übten, und in deren Mund παράσιτος einen negativen Anstrich haben konnte, wie einige der von Brown zitierten Quellen belegen. Im allgemeinen sind dieses Stellen jedoch selten. Es bleibt zu hoffen, dass die Ausführungen zu Nesselraths These und Browns Kritik die Notwendigkeit einer weiteren Diskussion der Begriffe κόλαξ und παράσιτος aufzeigen und zu einer verstärkten Berücksichtigung dieser begriffsgeschichtlichen Frage beitragen können. Menanders Kolax wird in dieser Diskussion auch weiterhin von großer Bedeutung sein, und vielleicht geben ja neue Papyrusfunde einen noch besseren Einblick in Menanders Spiel mit der Bedeutung von κόλαξ in seiner gleichnamigen Komödie.
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Die Frage, ob es sich bei Parasiten um gute Freunde handelt, wird in der Philologie kontrovers diskutiert, doch die antiken Komödienautoren spielten mit ihren Parasitenfiguren teilweise auf den philosophischen Freundschaftsdiskurs an. So werte ich etwa Antiphanes Fr. 80 K.-A., in der sich ein Parasit als guter Freund rühmt und dabei ehrlich ist (da bei ihm klar ist, was er will), als ironische Spitze gegen jene falschen Freunde, die bloß vorgeben, wahre Freunde zu sein.
Abkürzungsverzeichnis Antike Autoren und Werke Ail. nat. Aischin. Tim. Alkiphr. epist. Archil. Aristoph. Equ. Pax Aristot. eth. Nic. poet. pol. rhet. Arr. an. Athen. Diod. Diog. Laert. Diom. Dion. Hal. ant. Don. Eup. Kol. Hom. Il. Od. Hor. ars Iuv. Lib. Decl. Liv. Lukian. D. Deor. D. Mer. Fug. Hist. Conscr. Par. Tim.
Ailianos, de natura animalium (Von der Natur der Tiere) Aischines, in Timarchum (Gegen Timarchos) Alkiphron, epistulae (Briefe) Archilochos Aristophanes, equites (Die Ritter) pax (Der Friede) Aristoteles, ethica Nicomachea (Nikomachische Ethik) poetica (Poetik) politica (Politik) rhetorica (Rhetorik) Arrianos, anabasis (Der Rückmarsch) Athenaios von Naukratis, Deipnosophistai (Die Gastmahlsgelehrten) Diodorus Siculus, bibliotheca (Bibliothek) Diogenes Laertios, vitae et dogmata philosophorum (Leben und Lehren der Philosophen) Diomedes, ars grammatica (Grammatik) Dionysios Halicarnasseus, antiquitates Romanae (Römische Altertümer) Donatus, Commentum Terenti (Terenzkommentar) Eupolis, Kolakes (Die Schmeichler) Homer, Ilias (Ilias) Odyssee (Odyssee) Horaz, ars poetica (Poetik) Juvenal, saturae (Satiren) Libanios, Declamationes (Schulreden) Livius, ab urbe condita (Geschichte Roms) Lukianos, Dialogi Deorum (Göttergespräche) Dialogi Meretricii (Hetärengespräche) Fugitivi (Die entlaufenen Sklaven) Quomodo historia conscribenda sit (Wie man Geschichte schreiben soll) De Parasito (Über den Parasiten) Timon (Timon)
168 Men. Asp. Dis ex. Dysk. En. Epitr. Eun. Her. Karch. Kol. Mis. Per. Pk. Sam. Sik. Phas. Naev. Col. P. Berol. Bodmer Hamb. Oxy. Sorb. Vindob. Pers. Phryn. Plat. apol. Lach. Plaut. Asin. Bacch. Capt. Cist. Col. Curc. Epid. Men. Mil. Most. Poen. Pseud. Rud. Stich. Trin.
Menanders Kolax Menander, Aspis (Der Schild) Dis exapaton (Der doppelte Betrug) Dyskolos (Der Griesgrämige) Encheiridion (Der Dolch) Epitrepontes (Das Schiedsgericht) Eunuchos (Der Eunuch) Heros (Der Heros) Karchedonios (Der Karthager) Kolax (Der Schmeichler) Misumenos (Der Gehasste) Perinthia (Die Perinthierin) Perikeiromene (Die Geschorene) Samia (Die Samierin) Sikyonios/-oi (Der/Die Sikyonier) Phasma (Die Erscheinung) Naevius, Colax (Der Schmeichler) Papyrus Berolinensis (Ägyptische Abteilung der Staatlichen Museen, Berlin) Bodmer (Bibliotheca Bodmeriana, Cologny-Genève) Hamburgensis Oxyrhynchus Sorbonne (Institut de Papyrologie de la Sorbonne, Paris) Vindobonensis (Österreichische Nationalbibliothek, Wien) Persius, saturae (Satiren) Phrynichos, Ekloge (Wortauswahl) Platon, Apologie (Verteidigung) Laches (Laches) Plautus, Asinaria (Die Eselskomödie) Bacchides (Die beiden Bacchis) Captivi (Die Gefangenen) Cistellaria (Die Kästchenkomödie) Colax (Der Schmeichler) Curculio (Der Mehlwurm) Epidicus (Der Sklave Epidicus) Menaechmi (Die beiden Menaechmi) Miles gloriosus (Der prahlerische Soldat) Mostellaria (Die Gespensterkomödie) Poenulus (Der Karthager) Pseudolus (Der Lügner) Rudens (Das Seil) Stichus (Der Sklave Stichus) Trinummus (Der Dreigroschentag)
Abkürzungsverzeichnis
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Truc. Truculentus (Der Sklave Truculentus) Plut. mor. Plutarch, Moralia comp. Ar. et Men. Aristophanis et Menandri comparationis epitoma (Kurzfassung eines Vergleichs zwischen Aristophanes und Menander) de adul. et am. Quomodo adulator ab amico internoscatur (Wie man einen Schmeichler von einem Freund unterscheidet) de genio Socr. De genio Socratis (Über das Daimonion des Sokrates) sept. conv. Septem sapientium convivium (Das Gastmahl der Sieben Weisen) Poll. Pollux, Onomastikon (Synonymenlexikon) Sidon. epist. Apollinaris Sidonius, epistulae (Briefe) Stob. Stobaios, Ekloge (Florilegium) Ter. Ad. Terenz, Adelphoe (Die Brüder) Andr. Andria (Das Mädchen aus Andros) Eun. Eunuchus (Der Eunuch) Phorm. Phormio (Der Parasit Phormio) Theophr. char. Theophrast, characteres (Charaktere) Tryph. p. trop. Tryphon, peri tropon (Über rhetorische Figuren) Varro Ling. Varro, de lingua Latina (Über die lateinische Sprache) Verg. Aen. Vergil, Aeneis (Aeneis)
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