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allgemein anerkannte Standards~< und )>guter Geschmack~< werden als Beispiele genannt. Untemehmensethikkodizes benutzten wohlklingende Worte, es fehle ihnen aber an praktischer Effektivitfit.". 256 Vgl. zu der insbesondere von Hegel begrOndeten Formalismus-Kritik der kantischen Ethik nochmals Frankena (1994), S. 52; Horster (1995), S. 27; Maclntyre (1995a), S. 184; Maclntyre (1995b), S. 68 f.; Suchanek (2001), S. 10; Pauer-Studer (2003), S. 22 f.
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Ansehen einzubtiBen. Die Kategorizit/it moralischer K o d e x n o r m e n verlangt, dass ihre Etablierung keinen bedingten Zwecksetzungen folgt 257. Ein Kodex ist demnach deshalb einzuf'tihren, weil es gut und richtig ist, das U n t e m e h m e n s g e s c h e h e n zu ethisieren, und die K o d e x n o r m e n dazu beitragen, dass sich das U n t e m e h m e n und seine Mitarbeiter dem Guten und dem Richtigen verpflichten 25s. Zwar ist einzur/~umen, dass hinsichtlich der Bewertung sozialer Institutionen, wie sie Unternehmensgrunds~itze darstellen, innere Handlungen (Absichten und Motive) gegentiber ~uBeren (das heiBt:/~uBerlich sichtbaren) Bedeutung abtreten mtissen 259, sofem praktikable und intersubjektiv nachvollziehbare BeurteilungsmaBst/abe gesucht sind, die nicht auf Vermutungen oder Verd/achtigungen angewiesen sind 26~ Dennoch wird sich die (Leitidee der) Kategorizit~,t als f'6rderlich f'tir die Kodexeffektivit~it erweisen, da und soweit allein der Anschein einer instrumentalistischen B e g ~ n d u n g mit dysfunktionalen Einsch/atzungen des Kodex verbunden sein kann. Normen, die nur bedingt begriJndet sind oder von den Mitarbeitem des U n t e m e h mens als bedingt begriindet w a h r g e n o m m e n werden, k6nnen immer dann keine Bindungswirkung mehr entfalten, wenn die Begriindungsbedingung aufgehoben ist oder nur aufgehoben zu sein scheint. Das Vers~iumnis darauf hinzuwirken, dass die Kategorizit/~t der K o d e x n o r m e n auch nachvollzogen und eingesehen werden kann, l/asst den Verbindlichkeitsanspruch der Gebote entsprechend erodieren 261. In der Folge bleiben diese N o r m e n unbeachtet, solange keine - an einen N o r m b r u c h g e b u n d e n e n - Strafen drohen 262.
257 So auch L 'Etang (1992), S. 738: ,,If the motive behind a code of ethics is to improve the image of a company in order to enhance the marketability of its products then the code is unethical in Kantian terms". Siehe generell zur Kategorizit~it moralischer Normen bereits oben, S. 21 der vorliegenden Arbeit. 258 Vgl. z. B. Reynolds~Bowie (2004), S. 278: ,,an ethics program ought to be adopted for the right reason.". 259 Siehe in diesem Sinne auch Reynolds~Bowie (2004), S. 285: ,,difficulty of determining intent". 260 An dieser Stelle sei vor zu pauschalen Gegent~berstellungen gewarnt. Wenn beispielsweise Unterschiede zwischen moralischen und rechtlichen Normen darauf zurtickgeflihrt werden, dass erstere innere Handlungen zum Gegenstand h/itten, w/ihrend das Recht sich damit begniage, auBere Handlungen zu steuem, so wird iibersehen, dass selbst im kodifizierten Recht (und nicht nur in seiner Auslegung und Anwendung) durchaus auf innere Handlungen Bezug genommen wird. Konkret h~mgen z. B. die rechtliche Einordnung einiger Taten und deren Sanktionierung vom Verschulden des T~iters und damit yon inneren Verhaltensmomenten (Vorsatz, Fahrl/assigkeit) ab. Die Handlungsmotivation hat dabei zwar nur eine komplementare, keinesfalls aber eine zu vernachl/issigende Bedeutung. 261 Umgekehrt gilt nach Reynolds~Bowie (2004), S. 279: ,,When a program is adopted because it is the right thing to do, it inspires individuals in the organization to be ethical because it is right.". 262 Vgi. z. B. Metzger/Dalton/Hill (1993), S. 29: ,,if the sole purpose of the code is to avoid unpleasant consequences it need not be followed when the risk of such consequences is slight or nonexistent.". Innerhalb der. Rechtsphilosophie wird mutatis mutandis argumentiert, dass kein Recht sein kann, sofem nicht die Oberzeugung besteht, dass es recht (also richtig bzw. geboten) ist. Okonomisch reduzierte Rechtstheorien tibersehen in ihren Kalkulationen diesen Einwand und damit zugleich den normativen Gehalt yon (rechtlichen) Normen.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Vereinbarkeit kodif'Lzierter Normen und persOnlicher Maximen Die Verallgemeinerbarkeit und die Kategorizitat der kodifizierten Normen sind deshalb
wichtig, weil den Kodexnormen andernfalls vorzuhalten ware, dass sie nur partikular und bedingt begrtindet sind. Da moralische Normen tiber die Eigenschaften der Universalit/~t und der Kategorizit~it verf'tigen sollen, l~isst sich eine Ethisierung des Unternehmens kaum mittels solcher Handlungsgebote erreichen, die diese Kriterien ignorieren. Dennoch reichen diese Merkmale keineswegs aus, um einen Kodex yon dem Verdacht der normativen Inkohgrenz hinl~inglich befreien zu k6nnen. Dies setzt vielmehr zudem voraus, dass die Adressaten die Handlungsgebote nachvollziehen und anerkennen k6nnen. Ob die Unternehmensmitarbeiter den Inhalt und die Begrtindung des Kodex nachvollziehen k6nnen, hfingt vorrangig von der Art seiner Geltendmachung ab. Dabei ist es unplausibel anzunehmen, dass es den Mitarbeitern generell verwehrt sein muss, den Sinn der Kodexnormen zu erschliel3en. Ob die Unternehmensmitarbeiter die Kodexnormen dartiber hinaus anerkennen k6nnen, richtet sich nach ihrem Inhalt und ihrer Begrtindung. Die Verallgemeinerungsfahigkeit und -wOrdigkeit der kodifizierten Grunds~itze implizieren insofern eine Vereinbarkeit mit den pers6nlichen Leitregeln des Einzelnen, als letztlich lediglich solche Normen verallgemeinerbar sind, die allgemein zustimmungsf'fihig sind 263. Die Anerkennungsfahigkeit und die Anerkennungswtirdigkeit von Kodexnormen stehen demgegentiber dann grundsfitzlich in Frage, wenn die Normierungen sich auf Handlungsbereiche beziehen, die der privaten Lebensgestaltung der Adressaten zugeh6ren, und mit den pers6nlichen Maximen der Akteure konfligieren. Ethik-Kodizes sind zur Implementierung einer Unternehmensethik naturgemfil3 mit unternehmerischen Belangen befasst, aber notwendigerweise auch darauf zu begrenzen 264. Sie mtissen gleichzeitig gentigend Raum ftir die pers6nlichen Maximen und deren autonome Wahl durch die Akteure belassen. Sofern sie ihren Adressaten hingegen verbindliche Vorgaben machen wOrden, die sich auf deren private Lebensftihrung ausdehnen und ihnen in dieser Hinsicht eine Ethik auferlegen, sind Ethik-Kodizes in der Tat bedenklich 265. Unternehmenskodizes sollen mit anderen Worten nicht in dem Sinne ethisch sein, dass sie Lebens- und Verhaltensweisen im Privaten normieren, sondern immer ,nur' insofern
263 Vgl. nochmals HOffe(1995), S. 80. 264 Siehe zur Themenstruktur unternehmensethischer Kodizes der Praxis nfiher S. 202 ff. der vorliegenden Arbelt. 265 Derart verdfichtige Kodizes sind in der Praxis durchaus vorzufinden. Siehe dazu exemplarisch die Forderungen in dem Ethik-Kodex von Guardsmark, Inc.: ,,Each employee ... should ... be an active participant in Guardsmark's wellness program, exercise regularly, practice sound nutrition and encourage others to maintain a healthy lifestyle." [zit. in: Murphy (1998), S. 95 im Original in Grogbuchstaben].
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Fragen der Moral behandeln, als sich diese auf Handlungen im 6ffentlichen Bereich (des Unternehmens) erstrecken 266. Bei unternehrnerischen Belangen hat das Unternehmen zun~chst einen legitimen Anspruch, innerhalb der angedeuteten Grenzen konkretere Kriterien zu definieren, nach denen sich das gute und richtige Handeln in seinem Verantwortungsbereich bestimmen soil. Die Grenzziehung ist dabei insoweit durchaus diffizil, als manche Gestaltungen des Privaten zweifelsohne (auch) das Unternehmensgeschehen tangieren. FOr diese Konstellationen macht die normative Kritik gleichwohl eindrticklich deutlich, dass den Untemehmensbelangen dennoch nicht alles untergeordnet werden darf, sondem die Privatsph/~re der Akteure sorgsam zu respektieren ist. Im weiteren Verlauf dieser Untersuchung ist daher auch auf die Gewichtung konkurrierender Anforderungen und die Herleitung angemessener Abw/~gungsl6sungen einzugehen 267. An dieser Stelle gentigt es jedoch wiederum festzustellen, dass zum Wesen von Ethik-Kodizes nicht die Notwendigkeiten geh6ren, den Kodexadressaten Maximen ihrer pers6nlichen Lebensgestaltung verordnen oder bis zu derartigen Normierungen vordringen zu mtissen.
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Voraussetzungen einer angemessenen Anwendung der Kodexnormen Als Instrumente zur Implementierung einer Untemehmensethik sind Kodizes auf unter-
nehmerische Belange zu beschr/~nken. Insofern mtissen sich die Kodexnormen mit den Maximen in Einklang bringen lassen, die sich die Unternehmensangeh6rigen ftir ihre persOnliche Lebensf'tihrung autonom setzen. Dartiber hinaus ist schlief~lich auch ftir Handlungen im Unternehmen zu konzedieren, dass die kodifizierten Normen individuelle Urteile keineswegs zwangsl~ufig verdr~ngen, sondem off geradezu verlangen, damit die Kodexnormen angemessen angewendet und die verbliebenen NormierungsRicken angemessen ausgef'ullt werden 26s. Obgleich untemehmerische Kodizes den legitimen Anspruch erheben, moralisch relevante Handlungsweisen des Unternehmens zu normieren, so ist damit folglich dennoch nicht verbunden, dass die moralische Urteilskraft der einzelnen Kodexadressaten g~inzlich entbehrlich 9. ware
269
266 Siehe zu dieser Unterscheidung zwischen Ethik und Moral nochmals oben, insb. S. 14 Fn. 12 der vorliegenden Arbeit, und Jennings (2000), S. 56, sowie femer die bei Maclagan (1998), S. 2 f., angeRihrte Differenzierung personaler und sozialer Konzeptionen der Moralitfit. 267 Siehe im Einzelnen unten, insb. S. 324 ff. der vorliegenden Arbeit. 26s Vgl. z. B. Condren (1995), S. 76: ,a code cannot be a conscience.... Neither code type can replace judgment, but each suggests differing sorts of ethical and non-ethical judgment.", oder Dienhart (1995), S. 431: ,,Judgment would still be needed to do two things: to understand the relationships between the principles, rules and technical standards [of the code, T. T.], and to apply the principles, rules and technical standards." und S. 432: ,,We must use judgment ... to understand and apply ethical codes.". 269 Vgl. z. B. auch Grace~Cohen (1995), S. 195: ,,codes of ethics do not replace or embody all of morality, even as regards those activities for which they are written.", oder Maclagan (1998), S. 170: ,,a code of ethics does not eliminate the need for personal judgment".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Kodizes gebieten (mehr oder weniger konkrete) Probleml/Ssungen, um ethisch zutr/aglichen Handlungsoptionen zur Geltung zu verhelfen und verwerfliches Handeln im Unternehmen zu verhindern. Allerdings sind die Handlungsnormierungen, die Kodizes leisten (k6nnen), regelm/al3ig unvollst~indig. Dies erkl/art sich zun~ichst insoweit, als nicht s/amtliche Entscheidungsprobleme, die sich den Akteuren im Unternehmen stellen, (irgend)einer Normierung durch den Kodex unterliegen 27~ Wesentlich wichtiger ist indes, dass daneben insofern eigene (Ermessens-)Entscheidungen notwendig bleiben, als eine angemessene Anwendung der Kodexnormen nicht ohne die moralische Urteilskraft ihrer Adressaten gelingt. Die Kodexnormen strukturieren zwar die von ihnen erfassten moralischen Entscheidungsprobleme. Sie k6nnen dabei sogar ftir bestimmte Komponenten des Entscheidungsproblems bereits eindeutige Festlegungen der gebotenen L6sung vorgeben. Dennoch wird und kann der Strukturierungsbeitrag der Kodexnormen kaum so weit reichen, dass keine eigenen Urteile der Adressaten mehr erforderlich w~irenTM. Dies gilt zum einen ffir die Subsumtion, ob und welche Kodexnormen gtiltig sind, zum anderen ftir die Konkretisierung und Umsetzung der gebotenen Handlungsweise 272. Der Vorwurf, dass Kodexnormen grunds~itzlich die ethische Autonomie ihrer Adressaten unzul~issig weit begrenzen, ist nach alldem verfehlt, da und soweit die Normierungen des Kodex zum einen nicht tiber die Unternehmensbelange hinauswachsen und zum anderen nicht ohne die Urteilskraft der Akteure auskommen. Unternehmensethische Kodizes lassen sich nicht rein schematisch anwenden 273, sondern verlangen Auslegungs- und Interpretationsleistungen ihrer Adressaten 274. Dennoch begrenzen Kodizes dabei sehr wohl den Raum zutr~iglicher Auslegungen und Interpretationen. Insofern vertrauen sie weder immer noch voraussetzungslos, dass die Akteure die kodifizierten Problemstellungen angemessen bew~iltigen, sondern sie weisen ihnen - mehr oder weniger bestimmt - die Richtung. Es entspricht zusammengefasst daher der Natur eines Kodex, dass er die Autonomie der Unternehmensmitarbeiter zwar begrenzt, unter Berticksichtigung der genannten Randbedingungen allerdings keineswegs tiber Gebtihr.
270 Siehe nur Hyman/Skipper/Tansey (1990), S. 17: ,,no book of restrictions and guidelines can treat every problem that will arise.", oder Velasquez (1990), S. 241: ,,a written code cannot cover every contingency", sowie Dawson (1994), S. 148: ,,a code of practice can never be rich enough to provide guidance in all situations" und Pierce~Henry (2000), S. 320: ,,codes are necessarily somewhat general in their statements and do not provide specific guidance for new situations that arise". 271 Insofern wird es keine Kodizes geben, deren Normen anzuwenden sind ,,without the discretion to interpret their meaning or to choose between alternative courses of action." [Farrell/Cobbin (2000), S. 182]. 272 Siehe dazu im Einzelnen S. 312 ft. der vorliegenden Arbeit. 273 Vgl. auch die entsprechende Replik von Dienhart (1995), S. 427 Herv. im Original: ,,it is not at all clear that ethical codes are sets of rules that are meant to be followed mechanically.". 274 So auch Warren (1993), S. 188: ,,Every situation is in some way unique, and so the question has to be faced of exercising judgment in the interpretation of the rule and in its application to the facts of the situation.... we cannot ignore the crucial role that the moral agent plays in using their discretion and discernment in the interpretation of the code.".
Begrilndung unternehmensethischer Kodizes b)
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Emanzipatorische Einwendungen
aa) Darlegung der Kritik Sofern sie sich auf ein bestimmtes Aufkl~irungsverst~.ndnis bezieht, k6nnte die zuvor eingef'tihrte ethische Kritik durchaus auch als emanzipatorisch etikettiert werden, da Emanzipation generell den Prozess der Selbstbefreiung des Menschen aus Abh~ingigkeit und Fremdbestimmung beschreibt 275. Der Emanzipationsbegriff soll im Weiteren jedoch nicht geistesgeschichtlich (als letztlich erkenntnistheoretisch fundierte Befreiung aus der Gewalt der/auBeren Natur), sondern politisch (als Befreiung aus der sozialen Gewalt menschlicher Interaktionen, wie sie sich in wirtschafllichen Abh~ingigkeitsverhaltnissen manifestieren kann) Verwendung finden 276. Die zu behandelnden emanzipatorischen Bedenken sind folglich zwar ebenfalls normativer Natur. Sie werden jedoch deshalb gesondert diskutiert, weil nicht die Selbstbestimmung des Einzelnen als (normativ-)ethisches Gesetz, sondern seine (politische) Befreiung von sozialer Entfremdung und Unterdrtickung im Vordergrund stehen. Die emanzipatorischen Bedenken f'tihren kurz gefasst an, dass unternehmensethische Kodizes ein Instrument zur Sicherung hierarchischer Herrschafl darstellen 277. Sie wiarden nicht etwa die Moralit/at, sondern nur die Macht des Managements st~irken 278. Die Unternehmensleitung erl/asst darum solche Kodexnormen, die im Interesse des Unternehmens (oder seiner Ftihrung) liegen und von den Ftihrungskr~iflen gegen die ihnen unterstellten Mitarbeiter gewendet werden k6nnen. Eine m6glichst weitgehende Zentralisierung von Gestaltung und Geltendmachung des Kodex wird damit begrtindet, dass Organisationseinheiten umso eher das Wissen besitzen und beschlieBen k6nnen, was richtig und gut f'tir das Unternehmen ist, je h6her sie in der Hierarchie positioniert sind 279. Die Gestaltung des Kodex mag zwar noch den Eindruck
275 Vgl. z. B. Ulrich (1993), S. 57. 276 Vgl. z. B. Ulrich (1993), S. 57-61. 277 Vgl. z. B. Kjonstad/Willmott (1995), S. 447: ,,normative order must be coercively imposed and/or hegemonically disseminated so that alternative possibilities are suppressed or marginalised. This is the likely effect, of not the conscious interest, of business ethics where the emphasis is upon codes of conduct."; Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 177: ,,It could be argued that the introduction of a corporate code of ethics is just another way of exercising tighter management control over the ways in which members go about their work."; Farrell/Farrell (1998), S. 598: ,,the codes use language to create and maintain a hierarchical power relationship between addressees and the enterprise and generally indicate a tightened control over employees."; Geva (2000), S. 793: ,,Codes of conduct are usually taken in organizational studies as external determinants over which manager exercises control in order to influence the subordinates' behavior and practices. Corporate codes may differ in their content or format, however, they frequently reflect normative vision of social control and an instrumental approach to the organization-employee relationship"; Schwartz (2000), S. 182: ,,The appearance of an ethical code ... is nothing more than a further intrusion by those in control.". 278 Siehe in diesem Sinne Warren (1993), S. 188: ,,They [i.e., ethical codes, T. T.] are not underpinned by moral authority but only by managerial authority.". 279 Vgl. dazu Maguire (1999), S. l l2: ,,One of the underlying assumption of control is that those who command are more knowledgeable and capable, and those who serve need direction. Hence management does the thinking and employees do what they are told to do.".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
vermitteln (mtissen), dass er auch den Belangen anderer Anspruchsgruppen Rechnung tr~igt. Seine Geltendmachung erfolgt jedoch streng top-down, sodass die hierarchisch h6her positionierten Organisationseinheiten den Kodex (aus)nutzen k6nnen, um die ihnen nachgestellten Mitarbeiter zu drangsalieren und bei Bedarf zu disziplinieren. Im Regelfall sind hierarchisch h6here Einheiten freilich ohnehin mit den (organisatorischen und disziplinarischen) Kompetenzen ausgestattet, um den Handlungsspielraum nachgelagerter Organisationseinheiten zu begrenzen, deren Performance zu beurteilen und die Mitglieder gegebenenfalls zu bestrafen, wenn sie die vereinbarten Verhaltenserwartungen nicht erf'tillen. In dieser Hinsicht stellen Ethik-Kodizes somit ein komplement~ires und gleichwohl sehr subtiles sowie aus diesem Grunde besonders erfolgversprechendes Mittel daftir dar, auf die gef~ihrten Akteure in einer Weise einzuwirken, die den Interessen yon Vorgesetzten und Unternehmen ntitzt 28~ Z u m einen werden die (Fremd-)Kontrollen durch Ffihrungskr~ifte insoweit vereinfacht, als auf die im Kodex dokumentierten Standards verwiesen werden kann, deren Einhaltung es zu tiberwachen gilt. Sofern bei den Geftihrten die lAberzeugung vorherrscht, dass diese Fremdkontrollen nicht deshalb ergriffen werden, weil die Ftihrungskr~ifte ihnen misstrauen und kaum eigenes Disponieren gestatten m6chten, sondern weil formale Organisationsnormen die Uberwachungshandlungen verlangen, l~isst sich das direkte Verh~iltnis zwischen F~hrendem und Geft~hrtem von pers6nlichen Spannungen freihalten, die gew6hnliche Kontrollhandlungen sonst evozieren. Im Vergleich zu - davon u n b e n o m m e n e n - persOnlich geleiteten Ermahnungen kann die Beeinflussung unter Bezugnahme auf einen unternehmensethischen Kodex zum anderen weitaus effektiver sein, da sie unter dem Signum von Ethik und Moral stattfindet. Infolgedessen kann sie bei den Mitarbeitern eine grOl3ere Bindungskraft entfalten als Anweisungen, die offensichtlich im Dienste origin~ir Okonomischer und demgem~B profaner Zwecksetzungen stehen 281. Unter diesen Voraussetzungen erweisen sich Kodizes als hilfreich, damit die Ft~hrungskr~ifte ihre positionsbezogene Macht absichern und reibungsloser anwenden k6nnen 282. Unter Verwendung einer in der Organisationstheorie bekannten Bezeichnung lieBen sich Kodizes darum auch als eine MaBnahme insidiOser Kontrolle charakterisieren 283.
280 So auch Schwartz (2000), S. 174: ,,codes are in fact better described as a management tool of control - albeit a highly subtle one. The employee ... is expected to yield to moral suasion quite divorced from any overt managerial pressure.". 281 Wie in Huxleys Dystopie der ,,Brave New World" k0nnen offensichtliche ZwangsmaBnahmen daher entbehrlich bleiben: ,,The genius of the Controllers is that they have learned to manufacture consent and hence have no need to enforce obedience." [Jermier (1998), S. 245]. 282 Siehe auch die entsprechende Kritik von Willmott (1998), S. 81: ,,codes of ethics are intended to buttress other means of improving the prediction and control of employee behaviour - often by encouraging their commitment to the corporate values espoused in the code". 283 Vgl. zu dieser Kontrollform Blau/Schoenherr (1971), S. 353: ,,insidious control - control ... that is not readily identifiable as power. It is deceptive, because it does not entail experience of being oppressed by the arbitrary will of a despot and sometimes not even the need to comply with directives of superiors, but merely the
Begrtindung unternehmensethischer Kodizes
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SchlieBlich wird Kodizes vorgehalten, dass sie die Herrschaft der Ftihrenden nicht nur absichem, sondern ausbauen. Sofern den Vorgesetzten ein gr613eres Ermessen einger/aumt wird, wann (und wie) auf Kodexverst6Be zu reagieren ist, l~isst sich der Kodex gezielt missbrauchen, um einseitige Abh~ngigkeitsverh~iltnisse zu schaffen. Indem sie Kodexverletzungen demonstrativ ignoriert oder mit drakonischen Strafen zu ahnden androht, kann die Ftihrungskraft sich versichern, dass sich die betreffenden Delinquenten ihr ergeben zeigen, und ihre Machtbasis entsprechend verst~ken TM.Kodizes wtirden sich dann tats~ichlich nur noch als ein machtpolitisches Instrument zur St~kung der unternehmerischen Ftihrung gerieren.
bb) Replik a'
Grunds[itzliche Zwecksetzung der Herrschaftssicherung Die emanzipatorischen Bedenken lassen sich umgehend zurtickweisen, sofem sie in einem
grunds~itzlichen Sinne verstanden werden (sollen). Dass Kodizes ihrem Wesen nach Normen enthalten miassen, die ausschlieBlich den Interessen des Unternehmens und seiner Fiihrung folgen, und ihre Geltendmachung einseitig die Position der Vorgesetzen st/arkt, l~isst sich leicht widerlegen. Unternehmensethische Kodizes der Praxis m6gen zwar den Eindruck erh~irten, dass die kodifizierten Normen vor allem dem Schutz des Unternehmens und nicht etwa seinen Mitarbeitern dienen sollen 285. Eine solche empirische Beobachtung impliziert allerdings nicht, dass keine Normen kodifiziert werden k6nnten o d e r - zumindest a u c h - tats/~chlich kodifiziert werden, die anderen Belangen verpflichtet sind und beispielsweise gerade die Rechte der Mitarbeiter gegentiber ihren Vorgesetzen und dem Unternehmen insgesamt betonen. Ein unternehmensethischer Kodex soil s~imtliche Mitglieder des Unternehmens adressieren 286. Seine Normen binden demgem/af5 nicht nur nachgeordnete Mitarbeiter, sondern in prinzipiell gleicher Weise auch Ftihrungskr~ifte bis hin zum Topmanagement. Insofern begrenzt der Kodex ebenso den Ermessensspielraum von Vorgesetzten, deren Handlungen auch an den Kodexstandards zu messen und entsprechend zu sanktionieren sind, wenn sie den Kodex bre-
internalized obligation to perform tasks in accordance with standards of workmanship. It is unresponsive to democratic constraints, because it is often not recognized as power". 284 Vgl. dazu Cressey/Moore (1983), S. 71" ,,vagueness about punishment and due process procedures places broad discretionary power in the hands of a firm's top executives. In the absence of stipulated penalties and guidelines restricting discretion, punishments can be imposed arbitrarily and almost capriciously ... Within corporations, such informalitymight function to consolidate power in the offices of top executives". 295 Siehe zu einer n~iheren Analyse der Themenstruktur unternehmensethischer Kodizes der Praxis unten, S. 202 ff. und zu der daraus abgeleiteten Feststellung vor allem S. 227 der vorliegenden Arbeit, sowie die entsprechenden empirischen Einsch/itzungen von Stevens (1994), S. 67; Post~Lawrence~Weber (1999), S. 135; VanSandt/Neck (2003), S. 365, und die Befunde von Mathews (1987), S. 115; Mathews (1988), S. 54; Kaye (1992), S. 860; Lefebvre/Singh (1992), S. 806; Farrell/Cobbin (1996a), S. 54; Wood(2000), S. 291. 2s6 Siehe nochmals oben, S. 34 der vorliegendenArbeit.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
chen oder missbrauchen 287. Eine Art der Geltendmachung, wie sie die emanzipatorische Apologie unterstellt, entspricht nicht der Natur von Kodizes, die a u f eine Ethisierung des Unternehmens zielen. Im Gegensatz zu d e r -
pr~imissenreichen - emanzipatorischen Kritik kann
sich der K o d e x geradezu als ein Mittel erweisen, das illegitime F o r m e n hierarchischer Machtaustibung zuriickdr~ngt und das Ftihrungsverhalten stattdessen in ethisch zutr~igliche Bahnen lenkt 288. Ein unternehmensethischer K o d e x bedingt also kurz gefasst weder die Notwendigkeit, dass unter seinen N o r m e n nur die nachgeordneten Mitarbeiter leiden, noch dass unter seinen Vorgaben tiberhaupt gelitten werden muss, da und soweit sie sich dem Guten und Gerechten verpflichten 289. Die emanzipatorischen E i n w e n d u n g e n k6nnen insbesondere deshalb nicht tiberzeugen, weil Ethik-Kodizes generell abgesprochen wird, dass sie mit dem ernsthaften Bestreben eingeftihrt werden (k6nnen), die ethische Entscheidungsqualitfit im U n t e r n e h m e n zu verbessern. Die vorrangige Zielsetzung dieses Instruments sei es vielmehr, die Machtposition der Ffihrenden zu festigen und die Gefiihrten zu dominieren. Eine solche Intention l~isst sich aus dem W e s e n unternehmensethischer Kodizes allerdings keineswegs zwingend ableiten und daher nur willktirlich annehmen, sofern sie mit Kodizes grunds~itzlich verbunden wird. Unterstellt m a n Kodizes indes von Beginn an die Zwecksetzung der Herrschaftssicherung, ist das Ergebnis bereits pr~ijudiziert, dass diese ImplementierungsmaBnahme ungeeignet ist, um das Unternehmensgeschehen zu ethisieren.
287 Vgl. z. B. - mit Verweis auf die entsprechende Praxis bei Hewlett-Packard - Velasquez (1990), S. 240 f. In Abh~ngigkeit ihrer Gestaltung und Geltendmachung k6nnen unternehmensethische Kodizes mithin gerade emanzipatorisch wirken. So auch Maclagan (1998), S. 159 f.: ,,Contrary to a popular view, such arrangements are not necessarily tools of management control; they can perform an emancipatory function or contribute to an egalitarian organization, for example by providing formal protection for those who wish to express dissent.", oder Willmott (1998), S. 113 f.: ,,codes of ethics can provide a basis for subjecting corporate practices to critical scrutiny (e.g., by whistle-blowers)". 288 Vgl. in diesem Sinne z. B. De George (1986), S. 346: ,,a code can be used as a document to which employees can refer when asked to do something contrary to it."; Bowie (1992), S. 338: ,,Ethikkodizes [leiten, T. T.] nicht nur das Verhalten der Angestellten, sondern sie schr~nken auch die unumschrfinkte Macht der Arbeitgeber ein. Zumindest theoretisch kann ein Unternehmensethikkodex eine unabhangige Basis liefern, auf die man sich berufen kann, wenn man von einem Arbeitgeber oder Vorgesetzten dazu gedrangt wird, eine unmoralische Handlung auszufuhren."; Dienhart (1995), S. 430: ,,a professional code can help support those who want to act ethically when they are pressured by others to act in ethically questionable ways."; Punch (1996), S. 264: ,,Also, middle managers, who tend most to be confronted with the pressure to bend and break rules, can employ the code to set limits to a business relation."; McDonald (1999), S. 147: ,,The benefits a Code of Conduct can provide include ... bolstering the ability of individuals to resist the unethical demands of supervisors and clients"; Boatright (2000), S. 367: ,,an effective code of ethics that is enforced in an organization provides employees with a tool for resisting pressure to perform unethical or illegal actions.". 289 Siehe dazu auch Brien (1996), S. 28: ,,Actors must be able to trust the code, have confidence in it and see that it is not an instrument of repression, but one of protection which promotes the good of the organization and its stakeholders.".
Begrtlndung unternehmensethischer Kodizes
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Grundsiitzliche Tendenzzur Hierarchisierung Eine differenziertere Auseinandersetzung mit den Einwanden wird hingegen erforderlich,
sofern Kodizes zugestanden wird, dass sie nicht notwendigerweise zur Aufrechterhaltung oder Ausdehnung der Machtdistanz zwischen Ftihrenden und Geftihrten etabliert werden. Die emanzipatorische Kritik 19.sst sich vielmehr auch so fassen, dass Kodizes zwar durchaus zur Ethisierung eingeftihrt werden, ihnen aber dennoch eine grunds~itzliche Tendenz zur Hierarchisierung anhafle, die der Erreichung dieser Ethisierungsziele entgegensteht. Hierarchisierung bezeichnet dabei einen Konfliktlfsungsmodus, der vorsieht, dass L6sungen ftir Probleme j e g l i c h e r - mithin auch m o r a l i s c h e r - Art hierarchisch entschieden und nachgelagerten Organisationseinheiten entsprechend vorgegeben werden. Dabei k6nnen diese hierarchischen Probleml6sungen wiederum insofern bedenklich sein, als sie lediglich die Belange der tibergeordneten Einheit beachten, unter UmstS.nden durch perstinliche Interessen verzerrt sind und insbesondere zur Herrschaflssicherung genutzt werden. Die Tendenz zur Hierarchisierung erscheint zun/ichst deshalb nicht unplausibel, weil es letztlich die Unternehmensleitung als die Instanz an der Hierarchiespitze ist, die tiber die Einftihrung eines Kodex entscheidet und seine Normen autorisiert 29~ Die Unternehmensleitung kann und wird in ihre einschl~igigen Beschltisse auch Informationen eingehen lassen, die bei anderen und hierarchisch tiefer positionierten Organisationseinheiten eingeholt werden, um zu anerkennungsf~ihigen und insofern angemessenen Kodexnormen zu gelangen. Im Zuge dessen kann und wird gleichwohl nicht allen Vorschl~igen vollst~indig gentige getan werden, da zum einen die Pr~iferenzen tiber die zu kodifizierenden Handlungsweisen divergieren und zum anderen die Verantwortung ftir den endgtiltigen Kodex nicht diffundieren darf, sondern der Unternehmensleitung obliegen sol1291. Die Gefahr, dass der Unternehmensleitung das eigentliche Ziel der Kodexeinftihrung in Vergessenheit ger~it und nur noch pers6nlich pr~iferierte Standards kodifiziert werden 292, ist hingegen durch die Anforderungen gebannt, die bereits im Zusammenhang der normativen Bedenken eingeftihrt worden sind.
290 Siehe nochmals oben, S. 117 der vorliegenden Arbeit, sowie Kjonstad/Willmott (1995), S. 448 f.: ,,In general, ethical codes are conceived by senior management and their advisors who transmit them to all corporate members.", oder Chonko/Wotruba/Loe (2003), S. 248 f.: ,,the top managers ... are likely to have been the authors of the code of ethics.". 291 Siehe dazu auch Blau/Scott (1963), S. 186: ,,Indeed, the loose talk about internal democracy in private firms, government agencies, and similar organizations is simply misleading, since management in these types of organizations is not and cannot be governed by the principle of following the will of the majority of its members but must be guided by the principle of maximizing the effective accomplishment of given objectives.". 292 Vgl. dazu Newton (1999), S. 522, die als eine Ursache des Misserfolgs von Kodizes vermutet, dass ,,the content of the code is completely unspecified save by reference to its authors - its provisions are those that strike the CEO and his golfing bodies as good, at the time they write it.", sowie auch den Hinweis von Cassell~Johnson~Smith (1997), S. 1079, dass ,,the eventual content [of a code of ethics, T. T.] can be expected to be a reflection of the preferences and cognitions of those participating in the design process.".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches lmplementierungsinstrument
In Hinblick auf die gew~ihnten Hierarchisierungstendenzen erscheinen die (Art der) Anwendung und Geltendmachung des Kodex daher gewichtiger als seine Gestaltung, da es weder notwendig noch zul~issig w~ire, Kodexnormen zu etablieren, die sich nur an Partikularinteressen (z. B. der Unternehmensleitung)
orientieren.
Hierarchisch verzerrte Einflussnahme-
mOglichkeiten bleiben dennoch insofern verftigbar, als die K o d e x n o r m e n regelm~il3ig einen Ermessensspielraum belassen, tiber dessen (un)angemessene AusschOpfung es Auffassungsunterschiede geben kann. Emanzipatorische Bedenken k6nnen an dieser Stelle ansetzen, da und soweit zu vermuten steht, dass das U n t e m e h m e n Streitigkeiten tiber die angemessene Auslegung und A n w e n d u n g von K o d e x n o r m e n im Ergebnis hierarchisch, das heil3t durch die hierarchisch jeweils tibergeordnete Organisationseinheit und insofern zentral 10sen l~isst 293. Einer solchen (nahe liegenden) Hierarchisierung kann durchaus mit Skepsis begegnet werden 294. Organisationstheoretisch mag zwar die Qualit~it von Entscheidungen, die von tibergeordneten Einheiten getroffen werden, tiberlegen erscheinen, da sie nicht nur auf der Basis des eigenen Wissens getroffen werden mtissen, sondern auch die informationellen und methodischen Kenntnisse nachgelagerter Organisationseinheiten berticksichtigen k0nnen. Umgekehrt kann hingegen nicht jede untergeordnete Einheit den Kenntnisstand der tibergeordneten Einheit besitzen oder erwerben 295. Eine positive Korrelation zwischen der Entscheidungsqualit~it und der hierarchischen Positionierung setzt jedoch voraus, dass die tibergeordnete Einheit die ftir eine angemessene ProblemlOsung erforderlichen Informationen tats~ichlich einholt und in ihre Beschlussfassung angemessen eingehen lfisst. Dagegen wendet die emanzipatorische Kritik ein, dass diese Entscheidungen die Bedtirfnisse der Geftihrten unzureichend beachten 296 und vor allem opportunistisch getroffen werden, um die eigene Machtposition zu st~.rken und persOnliche Belange durchzusetzen. Eine hOhere Qualit~it der Entscheidungen tibergeordneter Einheiten kann im Gegenteil sogar bezweifelt werden, da und soweit die moralische Kompetenz nicht mit der HOhe der hierarchischen Positionierung zunehmen muss 297 und h6her positionierte Organisationseinheiten vermehrt (6konomische) Leistungsvorgaben erhalten, die sie auch unter Vernachl~issigung ethischer Standards zu erreichen versuchen 29s. Schliel31ich kann
293 Vgl. Cressey/Moore (1983), S. 63: ,,This pattern of referrals [to persons of higher authority, T. T.] reveals an important assumption held by many top corporation officials, namely that decisions concerning a firm's ethical standards are the preserve of those holding authoritative positions within that firm.". 294 Vgl. z. B. generell Jermier (1998), S. 235: ,,the exercise of hierarchical control is often seen as tainted.". 295 Siehe dazu z. B. nur v. Werder (1998b), S. 12. 296 Vgl. z. B. Jermier (1998), S. 235: ,,We are especially uncomfortable with the exercise of blatant hierarchical control because it raises the specter that people and exchange are not as free as we prefer to believe.". 297 Siehe dazu z. B. auch Jackall (1988), S. 124: ,,Typically, the abstractness of one's viewpoint increases as one ascends the hierarchy of an organization. The pushing down of details and the growing social distance from the human consequences of one's actions enable the development of an austere, uncluttered perspective.". 298 So z. B. L 'Etang (1992), S. 743: ,,Managers are no better qualified to make moral judgements than employees and, indeed, their senior position may make them more likely to make self-interested and prudential judgements.". Siehe in diesem Zusammenhang auch die Befunde von Hunt/Chonko/Wilcox (1984), S. 317 f., und Chonko/Hunt (1985), S. 353, dass h/3herrangige Mitarbeiter tendenziell weniger ethische Probleme in ihrem
Beg~ndung unternehmensethischer Kodizes
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die Hierarchisierung dem Eindruck Vorschub leisten, dass den nachgelagerten Einheiten eine eigene Entscheidung tiber die angemessene Anwendung der Kodexnormen nicht zugetraut wird 299. In der Folge sinkt das Zutrauen in die autonome Wahl zutr~iglicher Handlungsweisen, sodass die angestrebte Ethisierung tats/ichlich in Gefahr ger~it. Diese Kritik ist zwar wiederum insofem fruchtbar, als sie auf Probleme hindeutet, die bei der Entwicklung und Implementierung untemehmensethischer Kodizes auftreten k6nnen. Vor allem macht sie deutlich, dass das - normativ gebotene - Ermessen, das den Adressaten bei der Auslegung und Anwendung des Kodex verbleibt, keineswegs auf ein freies Belieben hinauslaufen darf, da diese Freiheit gegen die Mitarbeiter gewendet werden und die angestrebten Ethisierungswirkungen aufheben kann. Die Kritik vermag allerdings nicht in dem MaBe zu tiberzeugen, dass die angenommenen Konsequenzen zwangsl/iufig eintreten mtissten. Vielmehr lassen sich die vorhergesagten Wirkungen durch geeignete MaBnahmen vermeiden oder - auf der Grundlage anderer und nicht unbedingt realit/itsfemerer Annahmen - abweichende Effekte erwarten, sodass Kodizes als Instrument zur Implementierung einer Untemehmensethik weiterhin keineswegs zu verwerfen sind. AbschlieBend gilt es darum noch hervorzuheben, dass die durch die emanzipatorischen Bedenken suggerierten Empfehlungen, die kodexbezogenen Kompetenzen m6glichst weitgehend zu dezentralisieren, die Erstellung des Kodex partizipativ zu gestalten und die Kodexeinhaltung im Wege der Selbstkontrolle zu tiberwachen 3~176 sowohl in Hinblick auf die angestrebte Ethisierung als auch ihrerseits aus emanzipatorischer Sicht fraglich erscheinen. So bleibt zum einen often, warum die Gef'tihrten die vorhandenen Ermessensspielr~iume nicht auch eigenntitzig auslegen sollten, wie es Vorgesetzten zuvor unterstellt wurde 3~ Das gr6Bere Interesse, das hierarchisch h6her positionierte Organisationseinheiten der Erreichung 6konomischer Leistungsziele entgegenbringen, ist zwar zun~ichst plausibel, aber keinesfalls zwingend, da und soweit die Performancebeurteilungen von Vorgesetzten sich auch an den Kodexstandards und deren Einhaltung zu orientieren haben. Der g~inzliche Verzicht auf hierarchische Kontrollen n~ihrt indes Zweifel, ob die Kodexnormen tats~ichlich und insbesondere dann befolgt werden, wenn sie mit groBem Aufwand und wenig pers6nlichem Nutzen verbunden sind. Zum anderen kann eine (zu) weitgehende Dezentralisierung insoweit emanzipatorische Bedenken schtiren, als die Untemehmen und ihre Ftihrung untemehmensethische Kodizes auf diese
Unternehmen wahrnehmen [anders hingegen Akaah/Riordan (1989), S. 118 f.; Singhapakdi/Vitell (1990), S. 12; Kohut/Corriher (1994), S. 34; Ekin/TezOlmez (1999), S. 25, die keine signifikante Beziehung zwischen dem hierarchischen Rang und der Beurteilung ethischer Entscheidungsszenarien ausweisen]. 299 Siehe auch Cressey/Moore (1983), S. 63' ,,codes are either paternalistic or authoritarian in tone, telling employees in effect that ethical expertise is correlated with salary and status.". 3oo Vgl. in diesem Sinne z. B. Maclagan (1998), S. 173: ,,codes, if any, should be the product of, and emphasize, participative processes, rather than being a means of top-down control over employees.". 301 Vgl. dazu auch Rossouw/van Vuuren (2003), S. 399: ,,The greater discretion granted to employees can be abused and unethical conduct can increase.".
Ethik-Kodizesals unternehmensethisches lmplementierungsinstrument
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Weise dazu missbrauchen, um die Verantwortung f'tir zutr~igliches (und zul~issiges) Verhalten auf die Mitarbeiter abzuschieben, denen allein es dann anzulasten ware, wenn es zu moralischen Fehlleistungen im Unternehmen kommt 3~ Danach mutet die emanzipatorische Argumentation inkonsistent an.
c)
Empirische Einwendungen
aa) Darlegung der Kritik a'
Fehlende Kodexkonsequenzen Die empirischen Einwendungen lassen sich insoweit zwei Gruppen zuordnen 3~ als sie un-
temehmensethischen Kodizes in Hinblick auf ihre angestrebten Ethisierungswirkungen attestieren, dass diese entweder ausbleiben (,fehlen') oder von den tats~ichlich erzielten Kodexkonsequenzen abweichen (,fehlgehen'3~
Theoretisch w~ire drittens vorstellbar, Kodizes zurtick-
zuweisen, obwohl sie ntitzlich sind und eine Verbesserung der ethischen Entscheidungsqualit~it im Unternehmen bewirken. Eine solche Zurtickweisung wOrde der empirische Nachweis nahe legen, dass es andere MaBnahmen gibt, mit denen die Ethisierung insgesamt erfolgreicher (das heiBt weitreichender oder mit weniger Aufwand) herbeizuftihren ist. Da der Erkenntnisstand dartiber, wie sich eine Unternehmensethik vorteilhaft implementieren l~isst, indes generell noch eher rudiment~ir ist 3~ sind zumindest bislang keine Alternativoptionen ernsthaft vorgebracht worden, welche die Implementierungsbemtihungen mittels unternehmensethischer Kodizes ersetzen sollen, da sie die Kodexfunktionen erwiesenermaBen besser erftillen. Einwendungen der ersten Fraktion geben an, dass Kodizes grunds~itzlich ungeeignet seien, um das Verhalten ihrer Adressaten tiberhaupt zu beeinflussen (empirische Kritik der fehlenden Kodexkonsequenzen). Dies wird zun~ichst damit begrtindet, dass die Mitarbeiter des Unternehmens sich entweder ohnehin ethisch zutr~iglich verhielten oder aber in der Weise bOswillig seien, dass sie sich nicht an ethischen Uberlegungen orientieren und daher auch einen
302 Siehe die entsprechende Erw~igung von Gellerman (1989), S. 74: ,,A code of ethics shifts the blame for bad conduct from the company to the individual. In that sense, a code of ethics can be a way for a company to wash its hands publicly of responsibility for the evils its employees commit.". 3o3 So auch Dienhart (1995), S. 426 f., der allerdings im Anschluss daran abweichende Argumente auf~hrt, mit denen die Geltung der beiden Einreden jeweils gesttitzt werden kOnnen. 3o4 Im Strafrecht bezeichnet das Fehlgehen einer Tat (von dem lateinischen aberratio ictus = Fehlgehen des Schlags, Abirren des Wurfs) den Umstand, dass der T~iter ein Objekt anvisiert, ein anderes aber trifft. Die Tat gelangt also nicht an dem gemeinten, sondern einem anderen Objekt zur Auswirkung. 3o5 Siehe zu der mangelnden Gestaltungsorientierung der unternehmensethischen Forschung auch nochmals De George (1987), S. 208; Kahn (1990), S. 313; Robertson (1993), S. 589; Stark (1993), S. 38 und passim; Weber (1993), S. 425; Jose/Thibodeaux (1999), S. 133; McDonald(1999), S. 144; Soule (2002), S. 114.
Begrtlndung unternehmensethischer Kodizes
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einschlagigen Untemehmenskodex ignorieren werden 3~ Dem liegt offenbar die Auffassung zugrunde, dass die Moralitat eines Akteurs durch seine Person determiniert ist. Seine Moralitat mag genetisch bedingt sein oder sich in langwierigen und lange zurOckliegenden Sozialisationsprozessen wahrend der frOhkindlichen und adoleszenten Entwicklungsphase gebildet haben, nicht mehr aber im Erwachsenenalter und durch gezielte UnternehmensmaBnahmen zu formen sein 3~ Selbst dann, wenn man diese sehr strenge - und in dieser Strenge im l~Ibrigen verheerende -
Prarnisse der moralischen Determiniertheit aufgibt und stattdessen zugesteht, dass die Mit-
arbeiter die kodifizierten Standards durchaus konsultieren m6gen, bevor sie moralisch rele' vante Entscheidungen treffen, bleiben Kodizes dennoch deshalb wirkungslos, weil sic zu allgemein gehalten sind und aus diesem Grunde in konkreten Problemsituationen kaum weiterhelfen 3~ Der Generalitatsgrad der Kodexnormen nab.re vielmehr die Erwartung, dass die kodifizierten Standards entweder ohnedies gemeinhin anerkannt und befolgt werden oder aber dann keinerlei Unterstiatzung bieten, wenn unter speziellen Anwendungsbedingungen die konkret zur Auswahl stehenden Handlungsalternativen entwickelt und in Hinblick auf ihre ethische Zutraglichkeit evaluiert werden sollen. In diesem Sinne k6nnen Kodizes auch deshalb wirkungslos sein, weil sie L6sungen for Probleme kodifizieren, die den Mitarbeitern in der Praxis kaum begegnen 3~ Diese Skepsis gegentiber Ethik-Kodizes wird zudem dadurch bestarkt, dass die Effektivitat dieses Implementierungsinstruments bislang zwar nur vergleichsweise selten empirisch untersucht worden ist 31~ Die vorliegenden Studien haben jedoch die - gemeinhin zunachst ange-
306 Siehe zu dieser Kritik z. B. auch Dienhart (1995), S. 430: ,,ethical codes cannot influence behavior because good people will do what is right and those who are not good will not be moved by codes.". 307 Vgl. z. B. Marnburg (2000), S. 206: ,,These rules about truth, about honesty, about human rights, about environmental responsibility in general, are common-sense rules that are well known - most of them learnt from early childhood. How can anyone be so naive as to believe that these general ethical rules will change the behaviour of a frequent liar?", oder Schwartz (2001), S. 257: ,,In most cases corporations will not be able to modify the level of self-interest of employees. If an employee is inherently greedy, this would be difficult to influence.". 3os Vgl. z. B. Brief/Dukerich/Brown/Brett (1996), S. 186: ,,the less specific the code (i.e., the more vague it is and the more it deals with abstract generalities) the less employees will know what is expected of them in regard to particular behaviors, and, therefore, the less efficacious it will be as a guide to action.", sowie Kearney (1999), S. 210; Cowton/Thompson (2000), S. 165; Pierce~Henry (2000), S. 320; Granitz (2003), S. 117: ,,codes of ethics can be too general - and may not respond to the unique circumstances of specific ethical dilemmas.". 309 Siehe dazu auch die empirischen Befunde von Schwartz (2001), S. 253: ,,The vast majority [of interviewed respondents, T. T.] indicated that the code had not modified their behaviour, and several indicated that they had never referred to their code. Reasons provided for this include the fact that respondents: (a) believed they already know what is right and wrong behaviour; (b) the code is merely common sense; and (c) respondents believed they had never faced an ethical dilemma.". 310 Vgl. z. B. Robertson (1993), S. 590: ,,Articles on corporate codes of ethics are .. plentiful (although most do not address the issue of the impact of codes on employee behavior)."; Stevens (1994), S. 68: ,,Are corporate codes effective? We lack solid evidence to support this notion."; Laufer/Robertson (1997), S. 1029: ,,The effectiveness and impact of ethics codes are rarely examined."; Burke/Blodgett/Carlson (1998), S. 203: ,,there
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nommene-
W i r k s a m k e i t d i e s e r M a B n a h m e k e i n e s w e g s k o n s i s t e n t n a c h w e i s e n k 6 n n e n 311. Im
G e g e n t e i l l a s s e n sich s o g a r B e l e g e daf'tir finden, dass die e m p i r i s c h e n B e d e n k e n b e r e c h t i g t sind 3~2. D a n a c h h a b e n s o w o h l L a b o r u n t e r s u c h u n g e n als a u c h F e l d e r h e b u n g e n best~itigt, dass es f'tir die W a h m e h m u n g ,
die B e u r t e i l u n g o d e r die f a k t i s c h e L 6 s u n g m o r a l i s c h e r P r o b l e m s t e l -
l u n g e n k e i n e n ( s t a t i s t i s c h s i g n i f i k a n t e n ) U n t e r s c h i e d a u s m a c h t , ob das U n t e m e h m e n
tiber
e i n e n E t h i k - K o d e x verf'tigt 313
is little substantial empirical evidence of the utility of ethical standards and principles. The usefulness of corporate ethics codes is rarely tested."; Cleek/Leonard (1998), S. 624: ,,Unfortunately, very little research has been devoted towards discovering whether codes really are effective in promoting ethical decision-making behavior."; Stevens (1999), S. 119: ,,While codes are widely used in organizations today, very little information is available about their effectiveness"; Reichert/Webb/Thomas (2000), S. 54: ,,there is a relative dearth of information on the impact of corporate ethics policies and practices on business behavior." und ebd: ,,Relatively few studies have explicitly dealt with the question of what effect corporate ethics policies and practices have on employee conduct."; Adams/Tashchian/Shore (2001), S. 200: ,,Despite the prevalence of ethics codes in large organizations, there is relatively little empirical evidence regarding the effectiveness of codes of ethics on perceptions and behavior in organizations"; Somers (2001), S. 185: ,,considerably fewer studies addressing the influence of ethical codes on employee behaviors and attitudes"; Picciotto (2003), S. 143: ,,serious study of the effects of codes is still in its infancy". 311 So auch die Einsch~itzungen von Weeks/Nantel (1992), S. 753: ,,research is inconclusive regarding the effectiveness of the formal codes in changing attitudes and behavior."; Gupta/Sulaiman (1996), S. 745: ,,Any significant empirical evidence of their [i.e., ethics codes', T.T.] effectiveness, however, is lacking."; Brief/Dukerich/Brown/Brett (1996), S. 185: ,,there is little, if any, direct empirical evidence demonstrating that codes of conduct may serve to deter fraudulent reporting"; Brien (1996), S. 22: ,,Despite the popularity of codes, there is no evidence that they actually improve ethical standards."; Gupta/Sulaiman (1996), S. 745: ,,Any significant empirical evidence of their [ethics codes, T. T.] effectiveness, however, is lacking."; Harrington (1996), S. 258: ,,despite the prevalence of codes of ethics, their effectiveness is controversial"; Mitchell/Daniels/Hopper/George-Falvy/Ferris (1996), S. 443: ,,the data about their [i.e., codes of ethics] usefulness is less clear."; Cassell/Johnson/Smith (1997), S. 1089: ,,research is currently inconclusive regarding the effectiveness of formal corporate codes on ethical behaviour and behavioural change."; Snell/Chak/Chu (1999), S. 285: ,,the evidence regarding code effectiveness is mixed, and slight."; James (2000), S. 45: ,,evidence of the effectiveness of... codes is mixed."; Marnburg (2000), S. 201 : ,,The few existing studies on the effects of ethical codes have not reported any consistent findings"; Pierce~Henry (2000), S. 310: ,,The research related to the effectiveness of codes has been mixed."; Ross/Robertson (2000), S. 415: ,,The empirical evidence that corporate codes of ethics do accomplish the purpose of producing ethical behavior in organizations is mixed"; Schwartz (2001), S. 249: ,,the research remains inconclusive regarding the impact of codes on behaviour."" Wotruba/Chonko/Loe (2001), S. 59: ,,the evidence on whether these codes have contributed to improved ethical behavior in business is sketchy and mixed" und S. 62: ,,The evidence that exists on this relationship [between ethics codes and behavior, T. T.] is mixed."; Kaptein/Wempe (2002), S. 273: ,,strong empirical evidence either for or against the effectiveness of codes is still lacking."; Carasco/Singh (2003), S. 72: ,,studies are not unanimous in the conclusion that these codes are effective in influencing behavior within organizations."; Valentine~Barnett (2003), S. 360: ,,research into the effects of ethics codes on employees' perceptions, attitudes, and behaviors has yielded mixed results."; Schwartz (2004), S. 325: ,,the results of the studies [about code effectiveness, T. T.] are clearly mixed.". 3J2 Vgl. z. B. auch Chonko/Wotruba/Loe (2003), S. 238: ,,Considerable research has reported no relationship between the existence of codes of ethics and greater ethical concern shown by managers". 313 Siehe konkret die Befunde von Hunt/Chonko/Wilcox (1984), S. 317: ,,A corporate code of ethics made no difference in the respondents' perceptions of ethical problems."; Chonko/Hunt (1985), S. 356: ,,no relationship between corporate and industry codes of ethics and the extent of ethical problems was found."; Mathews (1987), S. 125: ,,The principal finding is that there is little relationship between codes of conduct and corporate violations" und S. 126: ,,From the analyses, it becomes clear that the relationship between codes of ethics/codes of conduct and corporate violations is minimal."; Akaah/Riordan (1989), S. l l9: ,,The results show that code[s] of ethics ... lack significance as correlates of research ethics judgments."; Vitell/Davis (1990), S. 70: ,,codes of ethics were perceived as not having any impact upon either the >>opportunity for<< or the >>fre-
Beg~ndung unternehmensethischer Kodizes
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In der Konsequenz wiarden diese Bedenken - in Obereinstimmung mit der nachfolgend behandelten empirischen Kritik der dysfunktionalen K o d e x e f f e k t e - dazu ftihren, auf die Einsetzung unternehmensethischer Kodizes zu verzichten, da sie in Hinblick auf ihre angestrebten Ethisierungseffekte nutzlos erscheinen, aber dennoch mit dem A u f w a n d verbunden sind, den ihre Erstellung und Einftihrung verursacht.
b' Fehlgehende Kodexkonsequenzen Die zweite Gruppe von Kritiken unterstellt Kodizes nicht etwa nur eine fehlende, sondern sogar eine dysfunktionale Wirkungsweise (empirische Kritik der fehlgehenden Kodexkonsequenzen). Es wird mit anderen Worten nicht beklagt, dass Kodizes keinerlei Verhaltensfolgen haben. Stattdessen sei vielmehr zu beftirchten, dass der ursprtinglichen Intention zuwiderlaufende Effekte erzielt werden und die unternehmensethische Entscheidungsqualittit im Ergebnis geringer ist, als sie es htitte sein k~nnen, wenn die Kodexetablierung schlichtweg unterblieben w ~ e . Die Einsetzung eines Kodex f'tihre demgemti6 dazu, dass im Unternehmen seltener Entscheidungen getroffen werden, die moralisch zutrtiglich erscheinen und mit den Kodexanforderungen (nicht nur formal) tibereinstimmen. Diese Dysfunktionalittiten lassen sich zuntichst a u f die Weise untermauern, dass Kodizes zwar beanspruchen, verbindliche Handlungsgebote vorzugeben, ihre Normierungen allerdings nicht ausreichen, um den Adressaten die Ungewissheit dartiber zu nehmen, wie sie sich in einer speziellen Situation konkret verhalten sollen. Die Unsicherheit tiber die konkret gebotene Handlungsweise kann wiederum dann auftreten, wenn die K o d e x n o r m e n (zu) abstrakt gehalten sind, um allgemein anerkennungsf~ihig und weithin anwendbar zu sein. In diesen Konstellationen (ver)ftihrt der Kodex dazu, die im R a h m e n der Entscheidungsfindung erforderlichen Konkretisierungen allein nach selbst gew~ahlten Kriterien und insbesondere egoistischen Motiven auszurichten, da und soweit sich das individuelle Vorteilsstreben so darstellen ltisst, dass es den sehr allgemeinen Kodexstandards (noch) entspricht 314. Dies ist vor allem in
quency of~t unethical behavior."; Callan (1992), S. 768: ,,Employees' awareness and regular use of the organization's code of conduct generally proved to be poor predictors of ethical values. The frequency of the use of the code did not significantly correlate with any dimension of ethical values."; Murphy/Smith/Daley (1992), S. 18: ,,our study suggests that ethical codes may not be a strong influence on ethical behavior."; Kohut/Corriher (1994), S. 37: ,,In the current study, knowledge of a company's written code of ethics had no significant impact on the ethical business decision making"; Badaracco/Webb (1995), S. 14: ,,these ethics programs seemed to make little difference."; Brief/Dukerich/Brown/Brett (1996), S. 192: ,,codes of corporate conduct per se do not appear to work."; Morris~Marks~Allen~Perry (1996), S. 1128: ,,norms affect behavioral intentions, but codes do not."; Cleek/Leonard (1998), S. 625: ,,Thus, we must conclude that codes of ethics do not affect ethical decision making."; Ekin/TezOlmez (1999), S. 30 f.: ,,The results indicate that the ethics score of the Turkish managers does not differ significantly with respect to ... the existence of a written code of ethics."; Marnburg (2000), S. 206: ,,The multivariate statistical analysis of the influence of ethical codes gave no significant result" und S. 208: ,,The empirical findings presented here suggest that the existence of ethical codes did not have any attitudinal effects on professionals in Norway.". 314 So auch Tenbrunsel (2000), S. 130: ,,The uncertainty about what constitutes the >>fair~ solution in turn encourages egocentric interpretations of fairness, where parties focus on the solution that is most advantageous to them.".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
den nicht seltenen F~.llen zu erwarten, bei denen einzelne Kodexnormen konfligieren, ohne dass den Adressaten die dann gebotenen Vorrangsregelungen erkennbar sein miassen 315. Einer solchen dysfunktionalen Ausnutzung verbleibender Handlungsspielr~ume l/~sst sich generell dadurch begegnen, dass diese Entscheidungsfreiheiten weiter eingegrenzt und entsprechend speziellere Kodexnormen erlassen werden. Kodexnormen, die konkret vorgeben, wie sich der Akteur in einer bestimmten Situation verhalten soil, reduzieren sein Ermessen und die damit korrespondierende Unsicherheit, welche Handlungsweise jeweils konkret geboten ist. Diese Ungewissheitsreduktion ist gleichwohl triJgerisch, da Kodizes nicht s/amtliche Entscheidungssituationen vorwegnehmen kOnnen und die Notwendigkeit verbleibt, dass die Adressaten im Zuge der Auslegung und Anwendung der Kodexnormen eigene Urteile treffen mtissen 316. Zugleich suggerieren untemehmensethische Kodizes in der Weise einen umfassenden Geltungsanspruch, dass sie die grundlegenden Standards tiber das gute und richtige Unternehmenshandeln bestimmen. In der Folge wird der (Fehl-)Einsch~itzung Vorschub geleistet, dass all den Sachverhalten, die keiner Normierung durch den Kodex unterliegen, aus Sicht des Unternehmens keine moralische Relevanz zukommt und ihre Behandlung daher dem freiem Belieben der Akteure tiberlassen ist 317. Es kann sich mit anderen Worten die Auffassung durchsetzen, dass alle Handlungsweisen als erlaubt zu erachten sind, sofern sie der Kodex nicht explizit verbietet 318. Bei Problemstellungen, die der Kodex tibergeht, werden sich die individuellen LOsungssuchen erneut an eigenntitzigen Zielen orientieren, zumal die fehlende Kodifizierung die moralische Relevanz der korrespondierenden Entscheidungssituation zu negieren scheint 319. Wenn daher schlieBlich versucht wird, diesen Fehlleitungen durch immer weitere Regulierungen Einhalt zu gebieten, treten die urspriJnglichen Normierungsziele in den Hintergrund, da sich die grundstitzliche Zwecksetzung des Kodex in dem ausufernd detaillierten Regelwerk verliert 32~ Die Akteure orientieren sich nur noch am Wortlaut des (verbosen) Kodex, um sich formal zu versichern, dass ihr Verhalten kodexkonform ist. Diese einseitige Orientierung an
315 Siehe auch Metzger/Dalton/Hill (1993), S. 30: ,,>>Ambiguityabout priorities~ has been identified as a major source of corporate deviance"; Gotterbarn (1999), S. 83: ,,in many situations these [code, T. T.] rules conflict and the code provides offer no guidance as to which principles should have higher priority. This ambiguity of priority leaves the ethical decision maker confused.". 316 Siehe nochmals oben, S. 159 ff. der vorliegenden Arbeit. 317 Vgl. zu dieser Gefahr auch Molander (1987), S. 624, 631 ; Hyman/Skipper/Tansey (1990), S. 16; Staffelbach (1994b), S. 343; Dienhart (1995), S. 433; Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 175; Kaptein/Wempe (1998), S. 859; Boatright (2000), S. 368; Tenbrunsel (2000), S. 134; Kaptein/Wempe (2002), S. 276. 318 Siehe auch Grace~Cohen (1995), S. 188: ,,where unethical conduct is not prohibited it may be assumed that it is permitted.". 319 Siehe auch Gotterbarn (1999), S. 83: ,,The problem with an incomplete Code is that it can leave a practitioner without guidance in new situations.". 32o Vgl. z. B. Tenbrunsel (2000), S. 132: ,,Such specificity may result in a focus on the principle itself rather than on the objective behind the principle, causing a neglect of anything not specified by the principle and potentially increasing the undesirable behaviors that the codes are attempting to eliminate.".
Begrtlndung unternehmensethischer Kodizes
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den kodifizierten Tatbestanden kann sowohl kognitive als auch motivationale Ursachen besitzen. Zum einen mtissen die Akteure mit zunehmendem Detaillierungsgrad des Kodex mehr Ressourcen aufwenden, sofern sie sich vergewissern wollen, dass ihr Handeln mit den komplex beschriebenen Kodexauflagen tibereinstimmt. Dartiber hinausreichende Auslegungsanstrengungen, die zudem die Normierungsziele in die Abw~igung der zur Auswahl stehenden Handlungsaltemativen einbeziehen, k6nnen demzufolge rasch an Ressourcenengp~issen scheitern. Zum anderen kann die formal festgelegte Forderung zuvor zum Teil freiwillig gew~ihlter Handlungsweisen die intrinsische Motivation verdrangen und veranlassen, dass die Standards nur noch dann eingehalten werden, wenn andernfalls negative Sanktionen drohen. Die pers6nliche Anerkennung der gebotenen Handlungsweisen wie auch die Einsicht in ihre Notwendigkeit schwinden hingegen unter den Bedingungen, dass das Unternehmen eine unangemessene Ausnutzung verbleibender Handlungsspielr/iume durch seine Mitarbeiter bef'tirchtet, die Normierungslticken deshalb immer starker begrenzt und die Akteure entsprechend mehr Handlungsrestriktionen zu beachten haben. Dies kann zu Reaktanz und Ablehnung des Kodex f'tihren, obgleich seine Normen keineswegs prinzipiell den Pr~iferenzen der Adressaten (h~itten) widersprechen mtissen 321. Bestrebungen, bewusst gegen den (Sinngehalt des) Kodex zu verstoBen, sind daher zu erwarten und insofern unabwendbar, als sich nicht sarntliche Entscheidungsprobleme im Vorhinein vollst~indig strukturieren lassen und nicht alle Probleml6sungen tiberwacht werden k6nnen.
bb) Replik a' Verhaltensrelevanz organisationaler Maflnahmen Es kann als unbestritten gelten, dass sich die Handlungen der Unternehmensmitarbeiter durch organisationale M~nahrnen, zu denen auch unternehmensethische Kodizes zu z~ihlen sind 322, grunds~itzlich beeinflussen lassen 323. Diese Auffassung liegt auch der Kritik der fehlgehenden Kodexwirkungen zugrunde. Organisationsma6nahmen ktinnen daher einen Einfluss austiben, zwar nicht notwendigerweise auf den Menschen selbst, wohl aber auf sein tats~ichliches Verhalten im Untemehmen. Selbst dann, wenn ihre individuellen Eigenschaften, das hei6t ihre grundlegenden Einstellungen, Motive, Oberzeugungen und Ziele (kurz: ihre grundlegenden Pr~iferenzen) unver~inderbar waren, wtirden die Akteure dennoch ihr Verhalten an
32~ Vgl. z. B. auch Callan (1992), S. 762: ,,people feel considerable reactance or a loss of freedom in response to demands to alter their behavior ... the attitude-behavior relationship may break down if employees feel forced to act in certain ways, even if those actions are in line with guidelines for acceptable ethical behavior.". 322 Siehe nochmals oben, S. 128 ff. der vorliegenden Arbeit. 323 Vgl. z. B. Victor/Cullen (1988), S. 102: ,,individual characteristics alone are insufficient to explain moral and ethical behavior. As such, there is an increasing concern for the impact of social factors on individual moral behavior", oder McDonald (1999), S. 146: ,,clearly, some form of normative structure in the form of policy and codes does have an impact on ethical attitudes and possibly behaviour.".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
die Restriktionen anpassen, die das Unternehmen setzt. Folglich kann ein Kodex demnach wenigstens dann dazu beitragen, dass die kodifizierten Standards mehr Beachtung finden, sofern seine Normen nicht nur g~ingige Praxis beschreiben und sich durch Sanktionen wirksam bewehren lassen. Die Beurteilung der Verhaltenseffekte unternehmerischer Kodizes ist somit nicht allein an der Gestaltung des Kodex selbst festzumachen, sondern sie muss zudem die Art seiner Geltendmachung beri~cksichtigen. Hinzu kommt, dass sich die Menschen nicht so einteilen lassen, dass sie entweder immer nur gut oder ausnahmslos schlecht eingestellt sind und handeln 324. Eine empirische Kodexkritik kann kaum t~berzeugen, wenn ihre empirischen Pr~imissen erkennbar unzutreffend sind. Zum einen wird in der Unternehmenspraxis die tiberw~iltigende Mehrheit der Kodexadressaten keinem der beiden Extreme zuzurechnen sein. Stattdessen ist realistischerweise davon auszugehen, dass die Akteure zwar einen Gerechtigkeitssinn entwickelt haben, aber dennoch nicht in jeder Entscheidungssituation alle tibrigen und insbesondere sfimtliche ihrer subjektiven Interessen dem Guten und Gerechten unterordnen wollen. Bei geeigneter Begrtindung und Bewehrung kann ein Kodex jedoch die normative Erwartung verstfirken, die gebotene Handlungsweise zu ergreifen, und abweichendes Verhalten weniger attraktiv erscheinen lassen. Zum anderen resultieren (unternehmens)ethische Fehlentscheidungen oft nicht aus den (dem Schlechten zugeneigten) Pr~iferenzen der Akteure, sondern daraus, dass ihnen in vielen Konstellationen schlichtweg unklar ist, was das gute und das gerechte Handeln gebietet. Die moralischen Mangel sind dann durch Begrtindungs-, nicht durch Befolgungsdefizite veranlasst 325. Folglich mtissen Kodizes keineswegs generell fehlgehen. Wenn sie in der Lage sind, dem (kognitiv begrenzten) Handlungstrager in komplexen Situationen Orientierung zu geben 326, k6nnen sie sich vielmehr als sehr willkommen erweisen, um die von den Akteuren selbst gewfinschte Erwartungs- und Verhaltenssicherheit zu gew/~hren 327. Diese Orientierung 1/~sst sich gleichwohl nicht mit allen Kodizes und nicht allein aufgrund der Existenz eines Kodex garantieren. Ob Kodizes wirksam sind, hangt daher unter anderem auch davon ab, was sie wie kodifizieren. Den (verbreiteten) Einwendungen, dass Kodizes den (Fehl-)Schluss nahe legen, alle Handlungsweisen als erlaubt zu verstehen, sofern sie der Kodex nicht explizit verbietet, l~isst sich nicht nur normenlogisch 328, sondern auch - und praktisch b e d e u t s a m e r - durch die Art der Normierung begegnen. So kann der Kodex zum einen ausdr~icklich verlautbaren, dass seine
324 Siehe auch die Replik von Dienhart (1995), S. 430: ,,people are not separated neatly into good or evil ... Most of us ... are in some grey area between good and evil.". 325 Siehe zu dieser Unterscheidung nochmals oben, S. 24 ff. der vorliegenden Arbeit. 326 So z. B. auch Grace~Cohen (1995), S. 198: ,,Codes of ethics provide guidance especially in cases which present themselves as morally uncertain.". 327 Vgl. auch Molander (1987), S. 623: ,,an ethical code could provide the kind of guidance executives seem to want and need.". 328 Siehe dazu unten, S. 234 und zu den Grundztigen der Normenlogik bereits S. 192 ff. der vorliegenden Arbeit.
Begrtindung unternehmensethischer Kodizes
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Kodifizierungen nicht beanspruchen, s/imtliche ethisch relevanten Probleme zu adressieren, die sich dem Untemehmen und seinen Mitarbeitern stellen k6nnen 329. Zum anderen lassen sich dezidiert allgemeine (Auffang-)Normen kodifizieren, deren Geltungsanspruch entsprechend selten aufgehoben ist 33~ Die (nur) derart erfassten Problemkonstellationen werden durch den Kodex zwar lediglich sehr begrenzt strukturiert. Allerdings w/ire es ohnehin vermessen und aus normativen Grfinden aul3erdem auch unangemessen, dem Kodex f'tir jede m6gliche Problemsituation eine eindeutige Verhaltensvorgabe entnehmen zu wollen. Kodifizierungen der einen oder der anderen Art bringen beide auf ihre Weise den entsprechend zuriJckhaltenden Normierungsanspruch des Kodex zum Ausdruck. Sie wirken zugleich sowohl zu weitgehenden Erwartungen entgegen als auch der ebenso fehlgehenden, dass der Kodex seine Akteure vorschnell entlastet. Unter Berficksichtigung m6glicher Ausprfigungen ihrer Gestaltung und ihrer Geltendmachung lasst sich unternehmensethischen Kodizes nach alldem nicht vorhalten, dass ihnen grunds~itzlich verwehrt ist, im intendierten Sinne verhaltenswirksam zu werden TM. Diese Feststellung wird auch durch die vorliegenden empirischen Befunde zur Kodexeffektivit~it untermauert.
b'
Empirische Bewiihrungen der Verhaltensrelevanz unternehmensethischer Kodizes
a" Auswahl relevanter Beitrfige Wenngleich es zutriffl, dass die Verhaltenswirksamkeit unternehmensethischer Kodizes bislang vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit erfahren hat 332, ist dennoch inzwischen eine Reihe von empirischen Untersuchungen vorgelegt worden, denen Hinweise auf die Effektivit/at dieses Implementierungsinstruments zu entnehmen sind. Zur Selektion der einschl/igigen Studien wurde ein betont grobmaschiges Netz gespannt, um den Stand der empirischen Forschung zu dieser Thematik entsprechend umfassend wiedergeben zu k6nnen. Die nachstehende Aufstellung enthiilt demzufolge auch Arbeiten, die sich nur mittelbar auf die Verhaltenswirkungen beziehen und beispielsweise zum Gegenstand haben, inwieweit der Kodex von den Mitarbeitern zur Kenntnis genommen 333 und verstanden wird 334 oder mit ihren pers6nlichen
329 So z. B. auch der Software Engineering Code: ,,The list of Principles and Clauses is not exhaustive." [zit in: Gotterbarn (1999), S. 85]. 330 Auf die Konkretheit der Kodexnormen wird sp~iter und aus~hrlich auf S. 260 ff. der vorliegenden Arbeit einzugehen sein. 331 Siehe auch Grace/Cohen (1995), S. 188: ,,The reply to this scepticism is simple. Some codes and values statements are ineffective and unrealistic, while others are vital parts of more extensive programs to promote corporate ethics. Codes can be sued to escape ethical requirements as well as to enforce them.". 332 Siehe nochmals die Nachweise auf S. 169 in Fn. 310 der vorliegenden Arbeit. 333 Vgl. Fritz/Arnett/Conkel (1999), S. 291-295. 334 Vgl. Chonko/Wotruba/Loe (2003), S. 240-243.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Wertvorstellungen konvergiert 335. Der empirische Nachweis entsprechender Relationen erlaubt freilich Rtickschltisse auf die Kodexeffektivit~.t, da und soweit Unternehmenskodizes die
intendierten Effekte nur unter den Voraussetzungen erzielen kOnnen, dass ihre Normierungen von den Adressaten sowohl bemerkt als auch begriffen werden und deren persOnlichen 13berzeugungen nicht fundamental widersprechen. Ausgespart bleiben hingegen solche Erhebungen, die ganz generell die Einsch~itzung yon Kodizes erfragen und dabei often lassen, ob die Befragten tiberhaupt Erfahrungen mit diesem Instrument haben oder tiber seine Eignung im Grunde spekulieren mtissen. Es soil nicht in Abrede gestellt werden, dass derartige Meinungsumfragen interessant (gewesen) sein m6gen, um ein Bild der allgemeinen Sichtweise auf Kodizes zu zeichnen 336. Der Erkenntnisgewinn, der sich aus diesen Befragungen ziehen l~isst, ist allerdings an dieser Stelle deshalb gering zu gewichten, weil die grunds~itzliche Eignung von Kodizes zur Ethisierung zum einen bereits aufgrund ihrer weiten Verbreitung zu vermuten war und zum anderen inzwischen auch gegen die ethischen, emanzipatorischen und empirischen Einreden verteidigt werden konnte. Die Auswertung der vorliegenden empirischen Studien zielt mithin nicht mehr darauf, ob Kodizes hilfreich sein k6nnen, sondem inwieweit sie sich in der Praxis tats~ichlich als hilfreich erweisen. b" Ubersicht der Befunde
Tabelle 6 fasst die vorliegenden empirischen Daten zur Verhaltenwirksamkeit unternehmensethischer Kodizes zusammen. Die zuletzt genannte Verengung der Effektivitfitsfrage erweist sich demnach auch insofem als berechtigt, als die einschl~gigen Befunde tiber die Kodexkonsequenzen zwar keineswegs einhellig sind 337. Zugleich gilt es jedoch deutlich hervorzuheben, dass zumindest auch keine Studie zu dem Resultat gelangt, dass Kodizes fehlgehen (Tabelle 6). Dartiber hinaus ist festzuhalten, dass die Studien mehrheitlich positive Kodexwirkungen ausweisen 338. Demnach k6nnen Kodizes im intendierten Sinne effektiv sein und zu einer Ethisierung des Untemehmens beitragen. Betrachtet man die Verteilung positiver und neutraler Befunde, wird des Weiteren erkennbar, dass das Ubergewicht der Nachweise positiver Kodexeffekte im Zeitablauf merklich zunimmt. Dies mag unter anderem daran liegen, dass die Unternehmen gr613ere Anstrengungen aufwenden, um ihren Kodex verhaltenswirksam werden zu lassen. Vor allem aber scheint
335 Vgl. Callan (1992), S. 762-767. 336 Siehe z. B. nur die vielzitierten (HBR-)Umfragen yon Baumhart (1961), S. 156, und Brenner/Molander (1977), S. 66. 337 Siehe auch nochmais die iibereinstimmenden Nachweise auf S. 170 in Fn. 31 1 der vorliegenden Arbeit. 338 So auch die Einsch~.tzungvon Jose/Thibodeaux (1999), S. 134: ,,The effectiveness of ethical codes is a much debated issue where the majority of the researchers ... opine that ethical codes have a positive influence on employee behavior".
Beg~ndung unternehmensethischer Kodizes
177
diese E n t w i c k l u n g auch den Studien geschuldet, deren Des igns anspruchsvoller w e r d e n und die nicht mehr nur die globale Frage danach zu b e a n t w o r t e n suchen, ob K o d i z e s ntitzlich oder nutzlos sind. Verfasser
Datengrundlage
Wesentliche Befunde zur Wirkung unternehmensethischer Kodizes
Weaver/Ferrell (1977), S. 477-481; Ferrell/Weaver (1978), S. 70-72
Zufallsstichprobe von 280 MarketingManagern, die der American Marketing Association (AMA) angehOren; Rticklauf: 133 FragebOgen (48 %)
Ein Kodex und seine Bewehrung kOnnen ethische Oberzeugungen verstarken und das ethische Verhalten von MarketingManagern verbessern.
Hegarty/Sims (1979), S. 334-337
Experimentelle Untersuchung mit 91 Studierenden der BWL
Sanktionsbewehrte Kodizes kOnnen vor unethischen Handlungen abschrecken. Allerdings h/ingt das Entscheidungsverhalten starker yon individuellen Faktoren ab.
Ford/Gray/Landrum (1982) 339
Befragung von Managern
Kodizes fiihren nicht dazu, dass dem Unternehmen signifikant h/tufiger unethische Verhaltensweisen angezeigt werden, die Mitarbeiter bei ihren Vorgesetzten (im Rahmen einer Projektkalkulation) beobachten.
Hunt/Chonko/ Wilcox (1984), S. 310 f., 317 f.
Befragung von 4282 Marketingspezialisten, die der American Marketing Association (AMA) angehOren; Rticklauf: 1076 FragebOgen (25 %), wobei sich die Auswertung auf die 460 Antworten von Marktforschern beschr~inkt
Das Vorhandensein eines Kodex hat keinen signifikanten Einfluss auf die Wahrnehmung moralischer Probleme im Unternehmen.
Chonko/Hunt (1985), S. 342 f., 352-354
Befragung von 4282 Marketingspezialisten, die der American Marketing Association (AMA) angehOren; Rticklauf: 1076 FragebOgen (25 %), wobei sich die Auswertung auf die 462 Antworten von Marketing-Managern beschrankt
Marketing-Manager aus Unternehmen, die einen Kodex besitzen, nehmen zwar gering~gig weniger ethisch bedenkliche Vorkommnisse wahr, dieser Zusammenhang ist jedoch statistisch nicht signifikant.
Mathews (1987), S. 108-110, 117-125; Mathews (1988), S. 51 f., 64-76
Die 485 profitabelsten Fertigungsunternehmen in den USA mit einem Jahresumsatz von tiber 100 Millionen US-S; Rticklauf: 346 Antworten (71%), davon 202 aus Untemehmen mit einem Kodex
Unternehmen mit oder ohne Kodex unterscheiden sich nicht danach, wie h~iufig sie (zwischen 1973 und 1980) zum Sanktionsobjekt von vier BundesregulierungsbehOrden geworden sind.
Laczniak/lnderrieden (1987), S. 298-304
Experimentelle Untersuchung mit 113 MBA-Studierenden
Die Ablehnung unethischer Verhaltensweisen in einem fiktiven Unternehmen sind dann umso ausgepr~igter, wenn die Probanden einen Brief des Topmanagements und einen Kodex erhalten. Statistisch signifikante Befunde werden jedoch ledig|ich unter der Bedingung erzielt, dass der Kodex mit Sanktionen bewehrt ist.
339 Ford, Richard~Gray, Bonnie/Landrum, Robert (1982): Do Organizational Codes of Conduct Really Affect Employees' Behavior? In: Management Review, June, S. 53-54, zit. nach Cleek/Leonard (1998), S. 623; Schwartz (2001), S. 250.
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Ethik-Kodizes ais unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Ferrell/Skinner (1988), S. 105 f.
Befragung von 1500 Marktforschem; Rilcklauf: 550 auswertbare FragebOgen (37%)
Ein Kodex reduziert die Wahrscheinlichkeit ethisch unzutrfiglicher Forschungsaktivit/tten. Kodexbewehrungen tragen in zwei von drei Unternehmenstypen (d. h.: bei Subkontraktoren und selbstandigen Marktforschungsunternehmen, nicht aber bei unternehmensinternen Forschungsabteilungen) zu ethischeren Verhaltensweisen bei.
Akaah/Riordan (1989), S. 114-118
Befragung von 1366 Mitgliedern der American Marketing Association, die professionell im Marketing tfitig sind; Rticklauf: 420 FragebOgen (31%)
Das Vorhandensein eines Kodex hat keinen signifikanten Einfluss auf die ethische Beurteilung von elf Entscheidungsszenarien.
Ri ch/Sm ith/Mihal ek (1990), S. 34 f.
Befragung einer Zufallssstichprobe von 2000 Mitgliedem der National Association of Accountants sowie yon weiteren 1000 Mitgliedern, die als Controller ausgewiesen waren; Rticklauf: 590 FragebOgen (20 %)
Ein Kodex kann dazu fuhren, dass Mitarbeiter die moralische Relevanz von Problemen eher erkennen. In Unternehmen mit einem Kodex wird ein grOBerer Druck wahrgenommen, finanzwirtschaftliche Ziele zu erreichen.
Singhapakdi/Vitell (1990), S. 5-14
Befragung yon 1993 Mitgliedem der American Marketing Association, die als Marketing- oder Vertriebsmanager tfitig sind; Rticklauf: 529 FragebOgen (27 %)
Marketiers in Unternehmen mit einem sanktionsbewehrtem Kodex nehmen die moralische Relevanz von Entscheidungsproblemen eher wahr und wahlen in dem gegebenen Entscheidungsszenario eher Handlungsaltemativen, die moralisch zutraglich sind.
Vitell/Davis (1990), S. 65, 69
Befragung von 114 Mitgliedern der Southeast Electrical Management Information Systems Association, die als ITManager tatig sind.; Racklauf: 61 Frageb6gen (54 %)
Ethik-Kodizes haben keinen signifikanten Effekt auf die Einschatzungen darfiber, wie einfach und wie hfiufig unethische Verhaltensweisen in dem betreffenden Unternehmen sind.
Callan (1992), S. 762-767
Befragung einer Zufallsstichprobe von 226 Staatsbediensteten aus acht Abteilungen einer Bundesbeh6rde
Kenntnis und Nutzung des Kodex sind kaum mit ethischen Wertvorstellungen und ethischen Trainingsbedt~rfnissen der Befragten korreliert. Mitarbeiter, denen der Kodex weniger vertraut ist, zeigen sich eher besorgt, dass in der Organisation Diskriminierungen stattfinden und sie auf ethische Entscheidungen im Untemehmen wenig Einfluss nehmen kOnnen.
Murphy~Smith~ Daley (1992), S. 13-18
Befragung von 512 US-Speditionsunternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Mio. US-S; RUcklauf: 147 auswertbare FragebOgen (29 %)
Die Bewertung ethisch relevanter Handlungsweisen wird nur in wenigen Fallen von dem Vorhandensein eines Kodex beeinflusst.
Weeks/Nantel (1992), S. 754-757
Befragung von 743 Vertriebsmitarbeitern eines Herstellers von Btiroeinrichtungen aus dem Stidwesten der USA; RUcklauf: 309 auswertbare FragebOgen (42 %)
Unethische Verhaltensweisen werden seltener praktiziert, wenn das Unternehmen tiber einen verstandlichen Kodex verFtigt.
Begrtindung unternehmensethischer Kodizes
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Rob ideaux/Miles/ White (1993), S. 55-57
Befragung von 602 CEOs der Fortune 500 und einiger Unternehmen der Inc. 500; Rticklauf: 96 Frageb~gen (16 %)
Manager besitzen eine grOl~ere Sensibilitat ~ r ethische Problemstellungen bei Budgetierung und Planung, wenn der Kodex ihres Unternehmens ethische Verhaltensweisen im Budgetierungs- und Planungsprozess spezifiziert.
Kohut/Corriher (1994), S. 33 f.
Befragung von 201 Executive MBAStudierenden einer grogen Universitat aus dem Stidosten der USA; Riicklauf: 86 FragebSgen (43 %)
Die (aggregierten) Antworten zu 16 fiktiven Entscheidungsszenarien unterscheiden sich nicht (signifikant) danach, ob die Respondenten aus einem Unternehmen mit oder ohne schriftliche EthikGrundsatze stammen.
Badaracco/Webb (1995), S. 8, 14 f.
Interviews mit 30 Nachwuchsmanagern, die einen Harvard-MBA erworben haben
Formale Ethik-Programme machen kaum einen Unterschied, da sie zur LOsung praktischer Probleme als irrelevant eingeschatzt und entsprechend selten konsuitiert werden.
Turner~Taylor~ Hartley (1995), S. 753-758
Experiment mit 280 MarketingStudierenden; RUcklauf: 263 auswertbare FragebOgen (94 %)
Studierende, die sich in verschiedenen Szenarien in die Rolle eines Beschaffungsmanagers versetzten, sind weniger geneigt, Geschenke von Gesch/tttspartnern anzunehmen, sofern ihr Unternehmen einen sanktionsbewehrten Kodex besitzt, der eine solche Praktik explizit thematisiert und verbietet.
Weaver (1995), S. 373-377
Laborexperiment mit 83 Studierenden der BWL
Einschatzungen der prozeduralen Gerechtigkeit des Unternehmens sind positiver, wenn der Kodex erklarende Begr~ndungen enthalt. Begrtindungen der Kodexnormen tiben hingegen keinen (statistisch signifikanten) Effekt auf die Fahigkeit der Probanden aus, die Kodexnormen rekapitulieren zu k0nnen. Die Erinnerung der Kodexinhalte und die Einschatzung der distributiven Gerechtigkeit des Unternehmens hangen nicht davon ab, ob der Kodex mit Sanktionen bewehrt ist.
Brief/Dukerich/ Brown/Brett (1996), S. 189-193
Zwei Experimente mit Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden (Studie 1) bzw. Controllern (Studie 2), die einem Managementverband angehOren. Rticklauf: 179 (27 %) bzw. 203 Frageb~gen (35 %)
Der Kodex als solcher macht keinen Unterschied in Hinblick aufbetriagerische Finanzberichterstattungen. Spezifischere Kodizes mit Sanktionsbewehrungen bewirken zwar Verhaltenseffekte in der gewiinschten Richtung, die jedoch statistisch nicht signifikant sind.
180
Harrington (1996), S. 263-272
Kitson (1996), S. 1024-1026
McCabe/Trevino/ Butterfield (1996), S. 466-471
Ethik-Kodizes als untemehmensethisches Implementierungsinstrument Befragung yon 219 IT-Mitarbeitern aus 9 Untemehmen in Ohio, USA
Anhand von 5 IT-bezogenen Fallstudien t~ber die missbr/tuchliche Computemutzung im Unternehmen werden die ethischen Urteile und Intentionen der Probanden erfasst. Das Vorhandensein eines generischen wie auch eines IT-spezifischen Kodex hat nur einen sehr geringen und in der Regel statistisch nicht signifikanten Einfluss auf die Auspragungen dieser Variablen.
Interviews mit 17 Managern aus 10 unterschiedlichen Filialen der British Cooperative Bank
Nur zwei der interviewten Manager geben an, dass der Kodex wenig Einfluss auf ihr Entscheidungsverhalten ausgeabt hat. Zehn Manager k6nnen konkrete Ereignisse nennen, bei denen sich der Kodex als hilfreich far ihre Urteilsfindung erwiesen hat.
1179 BWL-Alumni zweier Colleges aus dem Nordosten der USA; Rticklauf: 318 FragebOgen (27 %)
Respondenten, deren Unternehmen einen Kodex hat, berichten ein geringeres AusmaB unethischer Verhaltensweisen. Die negative Beziehung zwischen dem Vorhandensein eines Kodex und dem AusmaB selbst-berichteter unethischer Verhaltensweisen ist umso ausgepragter, je intensiver das Untemehmen seinen Kodex kommuniziert und je stfirker er in die Organisationskultur eingebunden zu sein scheint.
Mitchell/Daniels/ Hopper/GeorgeFalvy/Ferris (1996), S. 443, 445-451
Morris~Marks~ Allen~Perry (1996), S. 1123-1128
Befragung der Personalmanager yon 152 Unternehmen der Elektroindustrie mit 100 bis 5000 Mitarbeitern; Rticklauf: 31 Frageb6gen (20 %)
Das Vorhandensein eines Kodex ist mit der perzipierten Hfiufigkeit illegaler Handlungsweisen im Untemehmen nicht signifikant korreliert. Kodexverletzungen werden jedoch dann htiufiger berichtet, wenn die Kodexnormen eindeutig sind und ein korrespondierendes Anreizsystem etabliert ist.
Vollerhebung der (629) Mitglieder der South African Marketing Research Association (SAMRA); Rt~cklauf: 210 auswertbare FragebOgen (33 %)
Mit zunehmender Umweltturbulenz steigt die Oberzeugung, dass Kodizes wirksam sind. Allerdings erweise sich Kodizes insoweit als ineffektiv, als die intendierten Verhaltensweisen zur LOsung ethischer Entscheidungsprobleme sich nicht in Abh~ngigkeit davon unterschieden, far wie wirksam Kodizes gehalten werden.
Begrtindung unternehmensethischer Kodizes
Pierce~Henry (1996), S. 428, 430-432
Zufallsstichprobe von 2551 Mitgliedem der Association of Information Technology Professionals (AITP); Rt~cklauf: 356 FragebOgen (14 %), davon 171 (48 %) aus Untemehmen mit einem formalen EthikKodex
181 Die Befragten bescheinigen dem formalen Ethik-Kodex ihres Unternehmens einen moderaten Effekt zur Abschreckung unethischer Verhaltensweisen. Die Befragten geben an, dass flar ihre eigene Urteilsfindung wie auch im Unternehmen generell jeweils den pers0nlichen Oberzeugungen des Entscheidungstr~tgers die grt~Bte Bedeutung zukommt. Sofem das Untemehmen jedoch einen formalen Ethik-Kodex besitzt, ist dessen Einfluss auf die moralischen Entscheidungender Befragten wie auch im Untemehmen insgesamt st~trker als der eines informellen Kodex.
Nwachukwu/Vitell (1997), S. 762-765
Zufallsstichprobe von 3000 Marketingund Werbepraktikern; Rticklauf: 364 auswertbare Frageb0gen (12 %)
Die ethische Beurteilung yon Werbeanzeigen unterscheidet sich nicht in Abhangigkeit davon, ob das Unternehmen des Befragten einen Ethik-Kodex besitzt. Ein Effekt ist hingegen z. T. (in zwei von acht Versuchskonstellationen) zu beobachten, wenn das AusmaB der Kodexbewehrung berticksichtigt wird. Dabei wird die ethisch bedenkliche WerbemaBnahme eher akzeptiert, sofern das Unternehmen einen sanktionsbewehrten Kodex besitzt.
Cleek/Leonard
Laboruntersuchung mit 150 Studierenden
Die Antworten zu fiktiven Entscheidungsszenarien unterscheiden sich nicht signifikant, wenngleich die Hfilfie der Probanden mit den Fragen einen Ethik-Kodex ausgehandigt bekam.
1179 BWL-Alumni zweier Colleges aus dem Nordosten der USA; RUcklauf: 318 Frageb0gen (27 %)
Die Respondenten, deren Unternehmen einen Kodex hat, beobachten geringfl~gig weniger unethische Verhaltensweisen.
(1998), S. 624-627
Trevino/Butterfield/ McCabe (1998), S. 454-465
In dem Subsample der Kodex-Respondenten ist das AusmaB der beobachteten unethischen Verhaltensweisen und der Kodeximplementierung stark negativ korreliert. Die Beziehung zwischen beobachteten unethischen Verhaltensweisen und dem Ethik-Klima eines Unternehmens ist umso ausgepragter, sofern das Unternehmen keinen Kodex besitzt. In Unternehmen mit einem Kodex werden bei fast allen Klimatypen vergleichsweise weniger unethische Verhaltensweisen beobachtet.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches lmplementierungsinstrument
Ekin/TezOlmez (1999), S. 21-26
Befragung von 300 Managers aus 20 ttlrkischen Unternehmen; Rilcklauf: 160 Frageb6gen (53 %)
Die Antworten zu ethischen Entscheidungsszenarien unterscheiden sich nicht in Abh/ingigkeit davon, ob das Unternehmen der Respondenten einen Ethik-Kodex besitzt.
Fritz/A rnett/Conkel (1999), S. 291-295
Befragung von 868 Mitarbeitern eines groBen Dienstleitungsunternehmens
Die Mitarbeiter nehmen den Ethik-Kodex dann umso mehr wahr, wenn sie der Auffassung sind, dass die Kodexstandards durch das Unternehmen ernsthaft bewehrt und durch das Topmanagement persOnlich unterstatzt werden. Gesprache aber den Kodex steigern seine Bekanntheit nur in den Managementrfingen, nicht aber auf der tiefer liegenden Hierarchieebene der befragten Associates.
Stevens (1999), S. 114-116, 118 f.
Befragung von 215 Mitarbeitern zweier Hotels einer Kette der gehobenen Kategorie in zwei Grogstadten des mittleren Westens der USA; Racklauf: 101 auswertbare Frageb6gen (47 %)
Die Befragten bescheinigen Ethik-Kodizes einen moderaten Nutzen zum Erlernen moralischer ProblemlOsungen. Von 10 Instrumenten werden Kodizes als die viertwichtigste Quelle eingestuft, aus denen die Mitarbeiter Kenntnisse der Unternehmensethik gewonnen haben. Auf die offene Frage, welche Dokumente sich f'tir das Erlernen der Unternehmensethik am natzlichsten erwiesen haben, entfallen fund ein Zehntel (11%) der 54 Nennungen auf den Ethik-Kodex, 4 1 % jedoch aufdas Unternehmenshandbuch. Fiar fast ein Drittel (30 %) der antwortenden Mitarbeiter ist kein Dokument als besonders hilfreich hervorzuheben. Die Befragten geben an, dass ihre ethischen Entscheidungen vor allem durch ihre persOnlichen Werte und Standards geprfigt sind. Der Ethik-Kodex tibt danach jedoch einen st~.rkeren Einfluss aus als das Verhalten von Vorgesetzten und Kollegen.
Stohs/Brannick (1999), S. 314-322
Interviews mit 348 irischen Managern, die durch eine Zufallsstichprobe aus der 1993 Golden Pages List und der Business and Finance List der 1000 grOBten irischen Unternehmen ausgew~ihlt wurden
Der Kodex beeinflusst die Urteile dariaber, ob Handlungsweisen falsch sind, sofem es sich um Sachverhalte handelt, die das Untemehmen betreffen (unfaire Preispolitik, Verz6gerung von Zahlungen). Hingegen iabt der Kodex keinen Effekt aus, wenn es um die Beurteilung von mitarbeiterbezogenen Verhaltensweisen (Insiderhandel, Kickbacks, Abrechnungsbetrug), gesellschaftsbezogenen Verhaltensweisen (Irrefiihrung von Konsumenten, Diskriminierung, Verkauf unsicherer Produkte), Steuerhinterziehung oder Umweltverschmutzung geht.
Begrtindung unternehmensethischer Kodizes
Weaver/Trevino (1999), S. 324-328
Befragung einer Zufassstichprobe von 2000 Mitarbeitern eines groBen Finanzdienstleistungsunternehmens; Rticklauf: 420 Frageb6gen (21%)
183 Zunehmende Compliance- ais auch zunehmende Wertebasiertheit eines Ethikprogramms fiahren dazu, dass die Mitarbeiter ~ r ethische Themen sensibler werden, ihre ethische Entscheidungsqualitat steigt, sie eher Rat bei ethischen Problemen einholen und weniger unethische Verhaltensweisen im Unternehmen beobachten. Zunehmende Wertebasiertheit des Ethikprogramms tragt zudem dazu bei, dass die Mitarbeiter sich mit dem Unternehmen starker verbunden tilhlen, weniger Rollenkonflikte erleben und es eher als akzeptabel ansehen, Vorgesetzten schlechte Nachrichten zu Oberbringen. Die Effekte eines compliancebasierten Ethikprogramms wirken in dieseibe Richtung wie die eines wertebasierten, sind jedoch jeweils schwacher ausgepragt.
Cowton/Thompson (2000), S. 168-173
Befragung der 36 Banken, die dem United Nations Environment Programme (UNEP) beigetreten sind, und einer Vergleichsgruppe von 105 Banken; RUcklauf: 57 FragebOgen (40 %), davon 20 aus UNEPUnternehmen
UNEP-Unternehmen berOcksichtigen haufiger Umweltbelange in ihrer formalen Kreditvergabepolitik und bei der Einschatzung von Kreditrisiken. Ailerdings unterscheiden sich die beiden Gruppen nur vereinzelt in Hinblick auf die Einschatzung der Wichtigkeit, die sie Zielen einer umweltorientierten Kreditvergabestrategie und konkreten umweltbezogenen Kriterien bei der Kreditentscheidung beimessen.
Marnburg (2000), S. 203-206
Zufallsstichprobe von 1010 Mitgliedern zweier norwegischer Berufsverbande; Rticklauf: 449 Frageb6gen (44 %)
Die ethisch relevanten Einstellungen von Mitarbeitern unterscheiden sich nicht signifikant in Abhangigkeit davon, ob ihr Untemehmen einen Kodex besitzt.
Pierce~Henry (2000), S. 312-317
Zufallsstichprobe von 2551 Mitgliedem der Association of Information Technology Professionals (AITP); Riicklauf: 356 Frageb6gen (14 %)
Die Probanden beurteilen 6 von 9 Szenarien unterschiedlich, wenn ihr Unternehmen einen Ethik-Kodex besitzt. Gleichwohl beeinflussen Kodizes im Wesentlichen nur die Einschatzung darOber, wie ethisch fragliche Handlungsweisen aus Sicht des Unternehmens zu bewerten sind, nicht aber die Bewertung durch Kollegen oder den Befragten seibst.
A dams/Tashchian/ Shore (2001), S. 202-207
Strukturierte Interviews mit 766 Probanden, die wahrend ihres Berufslebens bereits mit einer ethischen Dilemmasituation konfrontiert waren
Die Befragten, deren Untemehmen einen Kodex besitzt, geben an, dass das ethische Verhalten in ihrem Untemehmen auf samtlichen Ebenen (Topmanagement, Vorgesetzte, Peers und GeRihrte) positiver ist, ihr Unternehmen ethische Handlungsweisen starker unterst~tzt und sie mit dem Ausgang des beschriebenen Ethikdilemmas zufriedener sind.
184 Schwartz (2001), S.
251-253
Somers (2001 ), S.
188-191
Trevino/Weaver
(2001), S. 658-664
Ethik-Kodizes als untemehmensethisches lmplementierungsinstrument Halbstrukturierte Interviews mit 57 Mitarbeitem, Managern und Ethikbeauftragten aus vier kanadischen Grol3untemehmen unterschiedlicher Branchen
Die Mehrheit der Befragten gibt zwar an, dass ihr eigenes Verhalten nicht durch den Kodex beeinflusst wird. Dennoch kann der Kodex verhaltenswirksam sein. Darauf weisen die Beispiele yon kodexbezogenen Verhaltens~nderungen hin, welche die Respondenten auffllhren oder sich aus den Anfragen an die Ethikbeauftragten ergeben haben.
7 %-ige Zufassstichprobe unter den Mitgliedern des Institute of Management Accountants (IMA); Rticklauf: 613 auswertbare Frageb6gen (20 %)
Respondenten, deren Unternehmen einen Kodex besitzt, geben h~ufiger an, keine unethischen Verhaltensweisen in ihrem Unternehmen wahrzunehmen und sich stfirker mit ihrem Unternehmen zu identifizieren.
Befragung einer Zufassstichprobe von 6300 Mitarbeitern aus vier GroBunternehmen unterschiedlicher Branchen; Rticklauf: 1823 FragebOgen (29 %)
Mit zunehmender Durchsetzungsintensitgt des Ethikprogramms werden weniger unethische Verhaltensweisen beobachtet und steigt die Bereitschaft, dem Unternehmen unethische Verhaltensweisen anzuzeigen. Die Auswirkungen der Durchsetzungsintensitfit auf das AusmaB unethischer Verhaltensweisen sind geringer, wenn die Mitarbeiter das Unternehmen insgesamt als gerecht wahmehmen.
Wotruba/Chonko/ Loe (2001), S. 63-
66
Befragung von 1700 Mitgliedem der U.S. Direct Selling Association (DSA); Racklauf: 286 FragebOgen (17 %)
Mitarbeiter nehmen einen Kodex als umso hilfreicher ~ r die Urteilsfindung wahr, je vertrauter sie mit seinem Inhalt sind. Mitarbeiter bewerten das Ethik-Klima ihres Unternehmens umso positiver, je hilfreicher ihnen der Kodex Nr die Urteilsfindung erscheint.
Peterson (2002), S.
318-323
Valentine~Barnett
(2002), S. 193, 196 f. Valentine/Fleischmann (2002), S.
303,305-307
Zufallsstichprobe von 700 Alumni einer groBen US-Universittit; Rticklauf: 202 auswertbare Frageb6gen (29 %)
Die Korrelation zwischen den Dimensionen eines Ethik-Klimas und dem AusmaB selbst-berichteter unethischer Verhaltensweisen ist stfirker, wenn das Unternehmen keinen Kodex besitzt. In Untemehmen mit einem Kodex werden bei fast allen Klimatypen weniger unethische Verhaltensweisen eingerfiumt.
3000 Vertriebsmitarbeiter und -manager in den USA; Rticklauf: 373 Antworten und 212 auswertbare FragebOgen (7 %)
Mitarbeiter, deren Unternehmen einen Kodex besitzt, bewerten die ethische Zutr~glichkeit ihres Untemehmens positiver.
1500 Personalmanager, Wirtschaftsprafer und RechtsanwNte in den USA; Racklauf: 143 FragebOgen (10 %)
Respondenten, deren Unternehmen einen Kodex besitzt, erweisen sich als diversitfitstoleranter. Kodizes kOnnen demnach die ethischen Uberzeugungen ihrer Adressaten beeinflussen.
BegrOndung unternehmensethischer Kodizes Chonko/Wotruba/ Loe (2003), S. 240243
Befragung von 1700 Mitgliedem der U.S. Direct Selling Association (DSA); Rticklauf: 286 Frageb6gen (17 %)
185 Die Vertrautheit und die subjektive Ntitzlichkeit eines Kodex sind umso geringer, je turbulenter die Umwelt des Unternehmens ist. Manager, deren pers6nliche Moralphilosophie relativistisch ist, sind mit den Kodexinhalten weniger vertraut und schatzen den Kodex als weniger hilfreich ein. Die Ntitzlichkeit eines Kodex wird positiver bewertet, wenn die persOnliche Moralphilosophie idealistisch ausgepragt ist.
Granitz (2003), S. 105-109, 115-117
Szenariobasierte Interviews mit 44 Mitarbeitern (unterschiedlicher funktonaler Spezialisierungen) eines muitinationalen US-Unternehmens der Tabakindustrie
Mitarbeiter, die der Auffassung sind, das der Kodex in den vorgelegten Entscheidungsszenarien ein bestimmtes Verhalten gebietet, zeigen eine grOBere Obereinstimmung in Hinblick auf ihre BegrOndung und Absicht, die ethisch gebotene Handlungsweise zu ergreifen.
Valentine~Barnett (2003), S. 361-364
3000 Vertriebsmitarbeiter und -manager in den USA; Rticklauf: 373 Antworten (12 %) und 181 auswertbare Frageb6gen (6%)
Mitarbeiter, denen das Vorhandensein eines Kodex bekannt ist, perzipieren ihr Unternehmen als ethischer und ~hlen sich starker mit ihm verbunden (Commitment).
Vitell/P aolillo/ Thomas (2003), S. 72-78
Befragung von 2000 MarketingManagern, deren Anschritten tiber einen prominenten Anbieter von Adressenlisten beschafft wurden und sich in 1560 Fallen als zutreffend erwiesen; Rticklauf: 235 Frageb6gen (15 %)
Die MaBe der Kodexdurchsetzung und der ethischen Untemehmenswerte sind hochgradig positiv korreliert. Je starker der Kodex durchgesetzt wird, desto positiver bewerten die Mitarbeiter die ethischen Untemehmenswerte. Zudem wird Ethik umso eher als langfristige und h6chste Prioritat im Unternehmen wahrgenommen, je stfirker die Kodexdurchsetzung erscheint.
Schwartz (2004), S. 327-340
Tabelle 6."
Halbstrukturierte Interviews mit 57 Mitarbeitern, Managern und Ethikbeauftragten aus vier kanadischen Gro6unternehmen unterschiedlicher Branchen
Nach Auffassung der Respondenten soilten Kodizes Anwendungsbeispiele enthalten, klar (und daher eher negativ) formuliert, nicht zu lang, relevant und realistisch sein, durch das Topmanagement, Trainings- und Reinforcement-MaBnahmen unterstOtzt werden, um ihre Wirksamkeit zu verbessern.
Ubersicht bisheriger Untersuchungen zur Effektivit(~t unternehmensethischer Kodizes
c" Methodische Bewertung r0ber die Gesamtheit der einbezogenen Untersuchungen finden verschiedene und verschieden elaborierte M e t h o d e n Verwendung. Gleichwohl dominieren Felduntersuchungen mit Perzeptionsmagen, u m die K o n s e q u e n z e n von Kodizes zu bestimmen. Die experimentellen Anordnungen haben tendenziell h~iufiger zu neutralen Befunden fiber die Kodexeffektivit~it ge-
186
ftihrt 340. Lediglich
Ethik-Kodizes ais unternehmensethisches lmplementierungsinstrument eine einzige (der insgesamt 51) Studie(n) hat die abh~ingige Variable so
operationalisiert, dass ihre Messung auf objektiven Daten (namentlich der Anzahl der Sanktionen durch vier Bundesregulierungsbeh6rden) basiert TM. Die Kodexwirkungen werden dabei zwar an ,hard facts' festgemacht und dadurch von subjektiven Verzerrungen freigehalten, allerdings auch nur entsprechend eingeschr~akt ergrtindet, da die Ethisierung eines Unternehmens tiber die Beachtung von (den wenigen ausgewfihlten) gesetzlichen Auflagen 342 weit hinausreicht 343 und nicht einmal notwendigerweise auf eine Verringerung illegaler Akte angelegt sein muss 344. Hinzu kommt, dass weitere Unternehmensmerkmale daftir verantwortlich sein k~nnen, ob und inwieweit ein Unternehmen rechtlichen Sanktionen unterworfen wird 345. Demgegentiber kOnnen PerzeptionsmaBe als vorzugswiirdig anzusehen sein, weil es letztlich auf die Perzeptionen der (befragten) Adressaten ankommt, damit der Kodex verhaltenswirksam wird. Dennoch sind die erfragten Perzeptionen selbstredend nur Ann/iherungen daran, wie sich die Mitarbeiter tats~ichlich verhalten, wenn sie moralische Entscheidungsprobleme im Unternehmen 16sen 346. Subjektive Mal3e des ethischen Engagements sind regelm~iBig mit der Schwierigkeit konfrontiert, dass die Respondenten bewusst (Impression Management) oder unbewusst (Selbsttauschung) dazu tendieren (kOnnen), sich in mOglichst gutem Lichte darzustellen 347. Dieses Problem des sozial erwi.inschten Antwortverhaltens ist allerdings zum Teil bei der Studiengestaltung adressiert worden. Die korrigierenden Vorgehensweisen haben gemein, dass sie nicht (nur) direkt nach dem eigenen (Fehl-)Verhalten fragen, das die Respondenten begangen haben oder beabsichtigen. Stattdessen wird diese Frage entweder mit einer
34o Vgl. Laczniak/Inderrieden (1987), S. 298-304; Weaver (1995), S. 373-377; Brief/Dukerich/Brown/Brett (1996), S. 189-193; Cleek/Leonard(1998), S. 624-627. 34~ Vgl. Mathews (1987), S. 108-110, 117-125, bzw. Mathews (1988), S. 51 f., 64-76, die keinen Kodexeffekt feststellt. 342 Bei den vier BundesregulierungsbehOrden, deren Sanktionen zur Operationalisierung des (un)ethischen Verhaltens der untersuchten Unternehmen herangezogen werden, handelt es sich um die Food and Drug Administration, die Environmental Protection Agency, die Consumer Product Safety Commission sowie die National Highway Traffic Safety Administration [vgl. Mathews (1987), S. 109, und Mathews (1988), S. 64]. 343 Siehe auch nochmals die Diskussion t~ber die Vor- und Nachteile der MaBe, die zur Operationalisierung des ethischen Engagements von Unternehmen auf S. 87 ft. der vorliegenden Arbeit angel~hrt worden sind. 344 So auch Felo (2001), S. 207: ,,However, ethics programs are not necessarily designed to reduce illegal behavior. There are already criminal statutes designed to reduce criminal behavior. Ethics programs are more concerned with behavior in ))gray~ areas where individuals have legal alternatives that may be unethical.". 345 Siehe dazu nur King/Lenox (2001), S. 108: ,,A firm that possesses good legal resources may better forestall lawsuits.". 346 Vgl. auch Somers (2001), S. 193: ,,The consistent pattern of results suggesting that corporate codes of ethics are associated with less employee awareness of wrongdoing sheds little light on the question of how employees will respond when faced with unethical activity in their organizations.". 347 Siehe zum Social Desirability Bias nochmals Zerbe/Paulhus (1987), S. 250; Randall/Fernandes (1991), S. 805; Fernandes/Randall (1992), S. 183, sowie bereits die analogen Hinweise oben, S. 44 und S. 122 der vorliegenden Arbeit.
Begrilndung unternehmensethischer Kodizes
187
z w e i t e n ethisch neutralen kombiniert ( R a n d o m i z e d R e s p o n s e T e c h n i q u e ) 34s, a b w e i c h e n d danach gefragt, i n w i e w e i t die R e s p o n d e n t e n im U n t e r n e h m e n unethische V e r h a l t e n s w e i s e n (durch Mitarbeiter oder Vorgesetzte) beobachten 349 bzw. an tibergeordnete Einheiten berichten 35~ oder die N e i g u n g z u m Impression M a n a g e m e n t zus~itzlich erhoben und in der A u s w e r tung (als Kontrollvariable) erfasst 351. D a n e b e n sind in einer Studie z u m Vergleich Archivdaten h e r a n g e z o g e n worden, um die Validit~it der PerzeptionsmaBe zu tiberprtifen 352. AuBerdem kOnnen sich die subjektiven MaBe d a h i n g e h e n d unterscheiden, dass sie bestimmte Perzeptionen e n t w e d e r isoliert auswerten 353 oder aber aggregieren 354, um zu verl~isslicheren Daten zu gelangen, da durch die Z u s a m m e n f a s s u n g zuf'~illige Messfehler eher ausgeglichen werden 355. A b w e i c h e n d e Befunde kOnnen daher nicht nur d a r a u f zurtickzuf'tihren sein, dass es sich e n t w e d e r u m Feld- oder L a b o r u n t e r s u c h u n g e n handelt oder inwieweit objektive
348 So Weeks/Nantel (1992), S. 755: Die Respondenten sollen dabei dann mit ,da" antworten, wenn sie entweder eine bestimmte unethische Handlung begangen haben (Beispiel: ,Im vergangenen Monat habe ich Btiromaterial des Unternehmens fiir persOnliche Zwecke entwendet.') oder ein ethisch neutrales Statement zutrifft (Beispiel: ,Mein Geburtsjahr ist eine gerade Zahl.'). Die ethisch neutralen ,Kombi'-Fragen sind so auszuw~ihlen, dass flir ihre Antworten tiber die Gesamtheit der Befragten eine bekannte oder am einfachsten (wie im Beispiel) eine Gleich-Verteilung angenommen werden kann. Werden in Kombination mit der ethisch sensiblen Frage im Ergebnis Abweichungen von dieser Verteilung erhalten, da wesentlich mehr (als 50 %) der Befragten mit ,ja" antworten, deutet dies darauf, dass im Unternehmen unethische Verhaltensweisen stattgefunden haben (und - im Beispiel - ein Missbrauch von Unternehmenseigentum zu beklagen ist) [siehe zu dieser Methode auch Robertson (1993), S. 592 f. m. w. N.J. 349 Vgl. Trevino/Butterfield/McCabe (1998), S. 455 f.; Weaver/Trevino (1999), S. 325; Somers (2001), S. 189; Trevino/Weaver (2001), S. 659. 350 Vgl. Somers (2001), S. 189; Trevino/Weaver (2001), S. 659. 351 Vgl. McCabe/Trevino/Butterfield (1996), S. 469; Trevino/Butterfield/McCabe (1998), S. 456; Valentine/ Fleischmann (2002), S. 304; Valentine~Barnett (2003), S. 362-364. 352 Vgl. Mitchell/Daniels/Hopper/George-Falvy/Ferris (1996), insb. S. 449, die insgesamt sechs unethische Verhaltensweisen untersucht haben, bei denen es sich zugleich um GesetzesverstOBe handelt. 353 Vgl. Weaver/Ferrell (1977), S. 477-481; Ferrell/Weaver (1978), S. 71 f.; Hegarty/Sims (1979), S. 333; Laczniak/Inderrieden (1987), S. 299 f.; Akaah/Riordan (1989), S. 117 f.; Singhapakdi/Vitell (1990), S. 9 f.; Murphy/Smith/Daley (1992), S. 16 f.; Weeks/Nantel (1992), S. 757; Brief/Dukerich/Brown/Brett (1996), S. 190 f., 195; Harrington (1996), S. 268-271; Mitchell/Daniels/Hopper/George-Falvy/Ferris (1996), S. 450 f.; Pierce~Henry (1996), S. 428, 430-432; Nwachukwu/Vitell (1997), S. 762-765; Stevens (1999), S. 115, 118; Cowton/Thompson (2000), S. 171; Pierce~Henry (2000), S. 316 f.; Adams/Tashchian/Shore (2001), S. 204, 206; Somers (2001), S. 189-191; Granitz (2003), S. 107 f. 354 Vgl. Hunt/Chonko/Wilcox (1984), S. 317 f.; Chonko/Hunt (1985), S. 352; Ferrell/Skinner (1988), S. 105 f., 108; Callan (1992), S. 763 f.; Robideaux/Miles/White (1993), S. 56; Kohut/Corriher (1994), S. 34 f.; Turner/Taylor/Hartley (1995), S. 756 f.; McCabe/Trevino/Butterfield (1996), S. 469; Morris~Marks~Allen~Perry (1996), S. 1124 f.; Cleek/Leonard (1998), S. 626; Trevino/Butterfield/McCabe (1998), S. 455 f.; Ekin/ Tez61mez (1999), S. 23; Fritz/Arnett/Conkel (1999), S. 292 f., 298; Stohs/Brannick (1999), S. 320 f.; Weaver/Trevino (1999), S. 325; Trevino/Weaver (2001 ), S. 659; Wotruba/Chonko/Loe (2001), S. 64-66; Peterson (2002), S. 318-323; Valentine~Barnett (2002), S. 195, 199; Valentine/Fleischmann (2002), S. 304; Chonko/Wotruba/Loe (2003), S. 240 f.; Valentine~Barnett (2003), S. 361 f.; Vitell/Paolillo/Thomas (2003), S. 7375. 355 Siehe nur Rushton/Brainerd/Pressley (1983), S. 18 f.: ,,the sum of a set of multiple measurements is more stable and unbiased estimator than any single measurement from the set. One reason is that there is always error associated with measurement. When several measurements are combined, these errors tend to average out, thereby providing a more accurate picture of relationships in the population.".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
oder subjektive Messungen v o r g e n o m m e n werden. Vielmehr k6nnen die Art und die Gtite der jeweiligen Operationalisierungen der abh/~ngigen Variable im Detail sehr unterschiedlich ausgepr/agt und f'tir die ausgewiesenen Ergebnisse (mit)verantwortlich sein 356. In Hinblick a u f die unabhangige(n) Variable(n) beschr~nken sich die groBzahligen Feldstudien darauf, mit einer einzelnen, bin/ar codierten Frage zu erheben, ob das U n t e m e h m e n nach Kenntnis des befragten Mitarbeiters - tiber einen Ethik-Kodex verftigt 357. Hinzu tritt teilweise lediglich die Messung, ob 358 bzw. inwieweit 359 dieser Kodex - nach Auffassung der Befragten - durch Sanktionen bewehrt ist. Dieses Vorgehen unterliegt naturgemal3 der Gefahr, die Realit~it insofern unzutreffend abzubilden, als sich die Respondenten tiber das Vorhandensein eines Kodex oder fiber (die Intensit/at) seine(r) Bewehrung im Irrtum befinden 36~ Diese Gefahr ist gleichwohl deshalb wenig virulent, weil es auch genau diese - und unter Umst~inden subjektiv v e r z e r r t e n - W a h m e h m u n g e n sind, auf deren Grundlage die Adressaten sich in der U n t e m e h m e n s p r a x i s entscheiden, ob und inwieweit sie Handlungen ergreifen, die mit den K o d e x n o r m e n tibereinstimmen 361. Wesentlich bedeutsamer mutet hingegen an, dass dieses Verfahren die konkrete Ausgestaltung des Kodex unbeachtet bel~isst. Die Angaben der Respondenten k6nnen sich demnach auf sehr unterschiedlich ausgestaltete (und sehr unterschiedlich sanktionierte) Kodexdokumente beziehen. Vor diesem Hintergrund k6nnen uneinheitliche Befunde kaum noch tiberraschen, da und soweit unterschiedliche Kodizes eben auch unterschiedliche Konsequenzen haben. Der Ethik-Kodex, dessen Effekte zu untersuchen sind, bleibt auch dann eine Black Box, wenn die unabh/angigen Kodexvariablen nicht bin~ir codiert sind, s o n d e m abgestuft erfragt wird, inwieweit die Adressaten den Kodex ihres Unternehmens w a h r n e h m e n 362, verstehen 363,
356 SO auch - wenngleich mit Blick auf die Ethik-Klima-Konsequenzen - Peterson (2002), S. 315. 357 Siehe Weaver/Ferrell (1977), S. 478; Ferrell/Weaver (1978), S. 70; Hunt/Chonko/Wilcox (1984), S. 317; Chonko/Hunt (1985), S. 352; Ferrell/Skinner (1988), S. 105; Akaah/Riordan (1989), S. 117; Vitell/Davis (1990), S. 68; Murphy/Smith/Daley (1992), S. 14; Robideaux/Miles/White (1993), S. 56; Kohut/Corriher (1994), S. 34; McCabe/Trevino/Butterfield (1996), S. 467; Mitchell/Daniels/Hopper/George-Falvy/Ferris (1996), S. 447; Pierce~Henry (1996), S. 436; Nwachukwu/Vitell (1997), S. 760, 765; Trevino/Butterfield/McCabe (1998), S. 455; Ekin/TezOlmez (1999), S. 21 f.; Stohs/Brannick (1999), S. 315; Pierce~Henry (2000), S. 311; Adams/Tashchian/Shore (2001), S. 203; Somers (2001), S. 189; Peterson (2002), S. 318; Valentine~Barnett (2002), S. 195; Valentine/Fleischmann (2002), S. 304; Valentine~Barnett (2003), S. 362. 358 Siehe Weaver/Ferrell (1977), S. 478; Ferrell/Weaver (1978), S. 70; Ferrell/Skinner (1988), S. 105. 359 Siehe Nwachukwu/Vitell (1997), S. 764 f.; Fritz/Arnett/Conkel (1999), S. 292; Weaver/Trevino (1999), S. 326; Trevino/Weaver (2001), S. 660 f.; Vitell/Paolillo/Thomas (2003), S. 75. 36o So auch Trevino/Butterfield/McCabe (1998), S. 455: ,,It is possible that some respondents who answered the code existence question in the negative actually work for an organization that has a code tucked away in a file drawer, or that the code exists but is not distributed to employees .... a negative response to the code existence question represents lack of knowledge that a code exists rather than a definitive, objective answer to the question of code existence.". 361 Vgl. auch Ross/Robertson (2000), S. 435: ,,Company information is not, therefore, the best information to help us predict how an employee will respond to a situation; employee perceptions of the company situation are.". 362 Siehe Callan (1992), S. 763.
Begrtlndung unternehmensethischer Kodizes
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nutzen 364 oder als ntitzlich ansehen 365. In diesen F/allen sind zwar entsprechend konsistentere Befunde zu erwarten 366. Da jedoch keine origin~en Kodexdimensionen erhoben worden sind, bleiben die Ursachen daffir unklar, warum manche Kodizes von manchen Mitarbeitern stoker wahrgenommen, besser verstanden, intensiver genutzt oder positiver bewertet werden. Diese Unklarheit besteht im Besonderen auch dann, sofern die Daten innerhalb eines Untemehmens bzw. f'tir einen speziellen Kodex gewonnen worden sind 367. Auf diese Weise wird zwar die durch die jeweilige Art des Kodex bedingte Varianz eliminiert, da die Auspr~igungen originfirer Kodexmerkmale konstant gehalten werden. Dies hat jedoch zur Konsequenz, dass sich die Auswertungen der Kodexeffektivit~it grunds~itzlich nicht mehr nach der Art des Kodex differenzieren lassen. Die Perzeptions- und die nachfolgenden Ethisierungsunterschiede k6nnen demgem~8 nicht mit der Art des Kodex in Verbindung gesetzt werden. Diese Erkenntnisgrenzen lassen sich auch dutch Konsultation der experimentellen Untersuchungen nicht fiberschreiten. Die Experimente vergleichen zwar nicht lediglich das (Entscheidungs-)Verhalten der Probanden bei An- oder Abwesenheit eines Kodex 368. Vielmehr manipulieren sie teilweise durchaus einzelne Kodexmerkmale. Konkret wird analysiert, welche Auswirkungen es hat, wenn der Kodex speziellere Handlungsvorgaben 369, erkl~ende Statements 37~ oder explizite Sanktionswamungen 371 enth~ilt. Diese Manipulationen sind jedoch sehr fallspezifisch ausgepr~igt und die korrespondierenden Befunde daher kaum verallgemeinerbar. Das Versagen, positive Kodexeffekte nachweisen zu kOnnen, mag dabei unter anderem bereits durch die Ursprungsform des Kodexdokuments bedingt sein, der den Probanden ausgeh~indigt wird. Allerdings erlaubt die gegebene Datenbasis nur Spekulationen dartiber, welche Kodexmerkmale f~r die mangelnde Verhaltenswirksamkeit verantwortlich sind.
363 Siehe Weeks/Nantel (1992), S. 755; Wotruba/Chonko/Loe (2001), S. 64 f.; Chonko/Wotruba/Loe (2003), S. 240 f. 364 Siehe Callan (1992), S. 763. 365 Siehe Wotruba/Chonko/Loe (2001), S. 64 f., oder Chonko/Wotruba/Loe (2003), S. 240 f. 366 Siehe auch - in Hinblick auf die Verst~indlichkeit von Kodizes -Morris~Marks~Allen~Perry(1996), S. 1121: ,,variation in the degree to which people know and understand the content of codes relevant to them could mask their effect on decision making in a cross-sectional study". 367 Siehe Callan (1992), S. 762; Weeks/Nantel (1992), S. 754; Kitson (1996), S. 1024; Fritz/Arnett/Conkel (1999), S. 291; Stevens (1999), S. 114 f.; Weaver/Trevino (1999), S. 324; Wotruba/Chonko/Loe (2001), S. 63; Chonko/Wotruba/Loe (2003), S. 240; Granitz (2003), S. 108. 368 So aber Hegarty/Sims (1979), S. 335, und Turner/Taylor/Hartley (1995), S. 754, 759. Cleek/Leonard (1998), S. 624, vergleichen streng betrachtet nicht, ob das Vorhandensein, sondern die Aushandigung eines EthikKodex einen Unterschied macht, da die Kontrollgruppe zumindest die Instruktion erhalten hat, dass das Unternehmen in dem Entscheidungsszenario tiber einen Kodex verfiigt. Dass im Anschluss ein neutraler Befund erzielt wird, muss daher umso weniger tiberraschen. 369 Siehe Brief/Dukerich/Brown/Brett (1996), S. 190, 196. 37o Siehe Weaver (1995), S. 373 f., 382. 371 Siehe Laczniak/Inderrieden (1987), S. 299, 306, sowie Weaver (1995), S. 374, 382 f.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Obgleich diese K o d i z e s allgemeiner gehalten sind 372, w~ire es daher beispielsweise verfehlt, daraus den Schluss ziehen zu wollen, dass spezielleren K o d i z e s generell der Vorzug zu geben ist 373.
d" Inhaltliche Bewertung Ungeachtet der m e t h o d i s c h e n Detailbetrachtungen bleibt zu konstatieren, dass K o d i z e s nicht nur grunds~itzlich v e r h a l t e n s w i r k s a m sein k 6 n n e n und tiberwiegend auch tats~ichlich V e r h a l t e n s w i r k s a m k e i t entfalten, sondern dass K o d i z e s vor allem unterschiedlich effektiv sein k6nnen. Es k o m m t d e m n a c h nicht allein d a r a u f an, ob ein U n t e r n e h m e n tiberhaupt einen E t h i k - K o d e x besitzt. Das A u s m a g der K o d e x w i r k u n g e n wird v i e l m e h r y o n weiteren Determinanten bestimmt. Dabei ist e i n e r s e i t s - sehr v e r e i n z e l t - a u f den Einfluss von M e r k m a l e n des U n t e r n e h m e n s (z. B. das vorherrschende E t h i k - K l i m a 374) bzw. seiner U m w e l t (z. B. deren T u r b u l e n z 375) und der Adressaten (z. B. ihre pers6nliche M o r a l p h i l o s o p h i e b z w . - i d e o l o g i e 376) hingedeutet worden. A u f der anderen Seite h~ingt die Kodexeffektivit~it auch und im Besonderen v o n d e r Art des K o d e x und seiner E i n b i n d u n g in das U n t e r n e h m e n s g e s c h e h e n ab. So verspricht ein K o d e x umso gr6geres Ethisierungspotential, je besser er k o m m u n i z i e r t 377, von den Mitarbeitern verstanden 378 und in die Organisationskultur e i n g e b u n d e n wird 379. B e m e r k e n s wert h~iufig wird schlieglich ausgewiesen, dass die K o d e x e f f e k t i v i t a t unter der B e d i n g u n g zunimmt, dass Sanktionen drohen, sofern die N o r m e n tibertreten w e r d e n 38~
372 Vgl. Cleek/Leonard (1998), S. 624: ,,The chosen code of ethics, which was based on the code of ethics used by McDonnell Douglas Company, was chosen due to its general nature". 373 Wohltuend zurtickhaltend sind daher auch die Hinweise bei Cleek/Leonard (1998), S. 627 f.: ,,It may also be that the chosen Corporate Code of Ethics was not sufficiently detailed enough for this particular study.", und Weaver (1995), S. 379 im Original z. T. kursiv: ,,Within the confines of an abstract, highly formal style of ethics code, content variations may prompt little response because the overall format encourages little careful consideration on the part of organization members.". Einen solchen Schluss kann im Obrigen auch die Untersuchung von Brief/Dukerich/Brown/Brett (1996), S. 189-193, nicht erm6glichen, da zwar unterschiedlich spezifische Kodizes vorgegeben werden, diese sich jedoch anhand weiterer Eigenschaften unterscheiden. Dies decken die Verfasser zum einen selbst auf, wenn sie tiber ihren mit Testpersonen durchge~hrten Manipulationscheck berichten, dass ,,the abstract code, in fact, was seen as vague, ambiguous, ill-defined, etc., the specific code, in fact, was seen as specific, clear, well-defined, etc." [Brief/Dukerich/Brown/Brett (1996), S. 190]. Zum anderen ist dem Abdruck der verwendeten Kodizes zu entnehmen, dass nicht nur die Generalitfit der Kodexnormen, sondern zum Beispiel auch ihre Sanktionsbewehrung verfindert wurde [vgl. Brief/Dukerich/Brown/Brett (1996), S. 196]. 374 Siehe Peterson .(2002), S. 319-323. 373 Siehe Morris/Marks/Allen/Perry (1996), S. 1127 f., und Chonko/Wotruba/Loe (2003), S. 242 f. 376 Siehe Chonko/Wotruba/Loe (2003), S. 242 f. 377 Siehe McCabe/Trevino/Butterfield (1996), S. 467-471. 378 Siehe Wotruba/Chonko/Loe (2001), S. 65 f. 379 Siehe McCabe/Trevino/Butterfield (1996), S. 467-471. 380 Siehe Weaver/Ferrell (1977), S. 478-481; Ferrell/Weaver (1978), S. 71; Hegarty/Sims (1979), S. 337; Laczniak/Inderrieden (1987), S. 304; Ferrell/Skinner (1988), S. 106; Turner/Taylor/Hartley (1995), S. 757-759;
BegrilndunguntemehmensethischerKodizes
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Diese empirischen Bew~ihrungen reichen zwar hin, um die Vorbehalte zu widerlegen, dass die Kodexkonsequenzen grunds~itzlich fehlen oder fehlgehen. Zudem gelingt es aufzuzeigen, dass die tats~ichlich erzielten Ethisierungswirkungen nicht nur von dem Kodexdokument selbst abhangen, sondem auch vonder Art seiner Implementierung. Hingegen stellen sich die deskriptiven Untersuchungen als wenig hilfreich dar, wenn eine dezidiert manageriale Perspektive eingenommen wird, die den Gestaltungsaspekt in den Vordergrund riackt und das Interesse auf die praktische Ntitzlichkeit der empirischen Belege richtet. Diese Einschatzung resultiert daraus, dass den Studien kaum konkrete Anhaltspunkte daf'tir zu entnehmen sind, wie Kodizes zweckmaBigerweise ausgestaltet werden sollten, um ihr Ethisierungspotential mfglichst weit auszuschOpfen. So sind die genannten Nachweise zwar verdienstvoll, aber sicherlich alles andere als kontraintuitiv, dass die Effektivit~it eines formalen Kodex steigt, wenn die Kodexstandards wirksam vermittelt sind, von ihren Adressaten zutreffend ausgelegt werden und sich im Zusammenspiel mit den im Untemehmen informell vorherrschenden Normen als (ausreichend) konsistent erweisen. Die praktische Anwendung dieser Erfolgshypothesen verlangt jedoch detailliertere Empfehlungen dariaber, wie die Gestaltung und die Geltendmachung von Kodizes ausgepr~gt sein sollten, damit ihre Normierungen jeweils tats~ichlich wahrgenommen, nachvollzogen und in die Organisationskultur integriert werden. In dieser Hinsicht haben die empirischen Untersuchungen zur Kodexeffektivit~it kaum etwas beizutragen, da sie es weitestgehend vers~iumen, origin~e Kodexmerkmale in den Blick zu nehmen und insbesondere solche Kodexeigenschaften zu thematisieren, deren Auspr~igungen ein Untemehmen gezielt setzen k6nnte. Insofem schlagen die methodischen Ausgestaltungen der Studien darauf durch, inwieweit ihre inhaltlichen Aussagen praktisch nutzbar sind. Ebenso machen die positiven Sanktionsbefunde in diesem Zusammenhang zwar deutlich, dass es nicht nur auf den Kodex selbst ankommt, sondem auch auf seine begleitenden MafSnahmen. Gleichwohl erscheint es auch hier wiederum wenig Oberzeugend, Sanktionsbewehrungen nur generell als ntitzlich oder nutzlos auszeichnen zu wollen. Vielmehr werden nicht beliebige (Arten von) Sanktionen der Kodexdurchsetzung dienlich und bestimmte (Arten von) Sanktionen sogar sch~idlich sein. Diese Differenzierungen sind jedoch entscheidend, wenn die aufgezeigten Relationen Gestaltungsimplikationen besitzen sollen. Besonders schwer wiegt schlieBlich das Defizit, dass bislang nicht einmal adressiert worden ist, welche Gestaltungsparameter ethischer Kodizes sich durch das Untemehmen tiberhaupt sinnvoll variieren lassen, wenn ein Kodex eingeftihrt werden soil. Im Anschluss stellt sich die Frage, ob und inwieweit sich Kodexarten bestimmen lassen, die nicht generell gut oder schlecht sind, sondem vielmehr Gestaltungsoptionen markieren, die sich unter unterschiedlichen Bedingungen als unterschiedlich zweckm~iBig erweisen k6nnen. Dass die Kodexnormen kommuniziert, verstanden und kulturkonform sein mtissen, um m6glichst weitge-
Fritz/Arnett/Conkel (1999), S. 293 f.; Weaver/Trevino 664; Vitell/Paolillo/Thomas (2003), S. 75 f., 78.
(1999), S. 326-329; Trevino/Weaver (2001), S. 660-
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Ethik-Kodizes als untemehmensethischeslmplementierungsinstrument
hende Ethisierungseffekte zu erzielen, ist indes aus einer Gestaltungsperspektive wenig tiberraschend und kaum zu bezweifeln, sofern ein emsthafles Interesse daran besteht, die ethische Entscheidungsqualit~it im Untemehmen zu verbessem. Aus einer Gestaltungsperspektive ist
der Blick stattdessen darauf zu lenken, welche Kodexparameter sich zweckm~iBigerweise ver~indem lassen, um die angestrebten Effekte in m6glichst hohem MaBe zu realisieren. Es gilt daher, die Black Box unternehmensethischer Kodizes zu 6ffnen und ihre Gestaltungsm6glichkeiten genauer auszuloten.
B. G e s t a l t u n g s d i m e n s i o n e n
unternehmensethischer
I.
Herleitung m6glicher Klassifizierungsmerkmale
1.
Normencharaktervon Kodizes
Kodizes
Nachdem geklfirt wurde, aus welchen Grfinden und mit welchen Zielsetzungen unternehmensethische Kodizes eingeffihrt werden k6nnen, stellt sich die Frage nach der Art der Kodizes, mit denen Unternehmen die angestrebten Ethisierungseffekte verwirklichen wollen (bzw. sollten). Die Klfirung dieser Frage setzt es voraus, grundlegende UnterscheidungsmOglichkeiten untemehmensethischer Kodizes herauszuarbeiten und die vorliegenden deskriptiven Befunde fiber ihre Ausgestaltung in der Praxis zu diskutieren. Auf diesem Fundament und unter Hinzuziehung eines geeigneten Verhaltensmodells lassen sich die Ethisierungswirkungen von Kodizes ermitteln und pr~iskriptive Gestaltungsempfehlungen entwickeln, die auch den genannten kritischen Einwendungen Stand halten. In diesem Abschnitt gilt es zungchst, die prinzipiellen Gestaltungsparameter einer Kodexeinft~hrung aufzuzeigen. Dabei soll es s i c h - als Gestaltungsparameter- zum einen um solche Kodexmerkmale handeln, deren Ausprggungen das Unternehmen tatsfichlich gezielt beeinflussen kann. Zum anderen sind aus der Gesamtheit m6glicher Gestaltungsvariablen grundlegende Parameter gesucht, die zugleich als Klassifizierungsdimensionen herangezogen werden k6nnen, um auf dieser Grundlage generische Kodextypen zu bilden. Die sich daraus ergebende Klassifizierung (oder Typologisierung 1) unternehmensethischer Kodizes ist derart auszugestalten, dass sich unterscheidende Kodexarten gekennzeichnet werden k0nnen, die fiber verallgemeinerbare Eigenschaften verft~gen und komparative Untersuchungen ihrer Ethisierungswirkungen wie auch die Zuordnung praktischer Kodexbeispiele erlauben 2. Die Abgrenzung unterschiedlicher Kodexarten dient mithin nicht nur deskriptiven Zwecken. Sie ist vielmehr notwendiger Bestandteil einer Untersuchung fiber die Effektivit~t dieses Implementie-
Die beiden Begriffe k0nnen insoweit abereinstimmendverwendetwerden, als es sich bei einer Typologie um eine mehrdimensionaleKlassifizierunghandelt [vgi. z. B. Blau/Scott(1963), S. 41]. 2 Siehegenerell zu diesen Anforderungen nur tibereinstimmend Meznar/Nigh (1993), S. 33 im Original z. T. kursiv: ,,Classification systems should accomplish at least three objectives: differentiation, generalization, and identification.".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
193
rungsinstruments 3, da sich Aussagen fiber m6gliche Ethisierungsbeitr~ige nicht undifferenziert f'tir s~ntliche Kodizes generieren lassen werden, sondern das Ethisiemngspotential v o n d e r Art des untemehmensethischen Codes abhangt 4. U m die Vielzahl der Klassifizierungsm6glichkeiten sinnvoll zu begrenzen und einer Trivialisierung der sich anschlieBenden Effektivit/~tsanalyse entgegenzuwirken, wird ftir die Einteilung zudem gefordert, dass sie keine Kodextypen beinhaltet, deren Oberlegenheit oder Untauglichkeit offensichtlich ist. Dies ist gleichbedeutend damit, dass nur solche Gestaltungsund Typologisierungsmerkmale gesucht sind, deren zul/assige Auspr/~gungen sich nicht bereits unmittelbar und kontextunabh/angig nach ihrer Vorzugswtirdigkeit (in Hinblick auf die angestrebte Ethisierungsfunktion) ordnen lassen. Die Gestaltungs- bzw. Einteilungsmerkmale sollen mit anderen Worten keine erfolgsdominanten (und daher auch keine erfolgsdominierten) Auspr/agungen besitzen. Eine Merkmalsauspr/agung ist dann dominant, wenn die entsprechenden Kodizes in Hinblick auf den relevanten BewertungsmaBstab generell den tibrigen Kodextypen tiberlegen sind, welche die altemativen Auspr/~gungen aufweisen. Umgekehrt kann eine Merkmalsauspr~igung als dominiert bezeichnet werden, sofem es einen anderen Wert des Unterscheidungskriteriums gibt, bei dem regelm~iBig weiterreichende Erfolgswirkungen des Kodex realisiert werden. Theoretisch geschlossene Typologien untemehmensethischer Kodizes sind trotz der groBen Zahl kodexbezogener Untersuchungen bislang nicht vorgelegt worden 5. Da Kodextypen nicht ex nihilo kreiert werden k6nnen, ist zur theoretisch fundierten Herleitung geeigneter Gestaltungsparameter und zur darauf folgenden Systematisierung unterschiedlicher Kodexarten zweckm/~Bigerweise an dem Normencharakter dieser D o k u m e n t e anzusetzen 6. Prinzipiell lassen sich N o r m e n zun/achst nach ihren Elementen klassifizieren. Da der Normbegriff jedoch sehr schillemd ist, ist eine m6glichst pr/~zise Darstellung erforderlich, um keine relevanten
3 Vgl. zum Stellenwert dieser Typenbildung auch generell Stohl/Redding (1987), S. 454, die Klassifizierungen als eine der Basisprozeduren wissenschaftlicher Forschung bezeichnen und betonen, dass ,,the ultimate outcome of categorizing is ideally the construction of a scientific taxonomy, central to the formation of hypotheses as to the nature of things.". Die Vorteilhaftigkeit einer Typologie richtet sich daher danach, inwieweit sie zur Hypothesenbildung geeignet und damit erkenntnisffOrdernd ist: ,,The greatest level of ,success' that a typology may achieve is if it is able to generate new hypotheses and if it signposts relationships that were previously not recognized." [Clegg/Dunkerley (1980), S. 142]. 4 So z. B. auch Weber (1993), S. 425: ,,The effectiveness of the code should also be investigated to determine which type of code better promotes ethical employee behavior."; Weaver (1995), S. 367 im Original z. T. kursiv: ,,It is also possible, however, that variations in the design and content of a code affect people's responses to the code."; Brief/Dukerich/Brown/Brett (1996), S. 186: ,,all codes of conduct are not alike and may vary in their effects"; Cassell/dohnson/Smith (1997), S. 1088: ,,a number of factors are important in understanding the effects a corporate code will have on the behaviour of organizational members. Firstly, there is the ,nature of the code' which comprises its content and the processes by which it has been designed and implemented.". 5 Vgl. jedoch die - v o n den Autoren als logisch bezeichnete - Einteilung von Robin/Giallourakis/David/Moritz (1989), S. 72, sowie aus jUngster Zeit einen Vorschlag von Gaumnitz/Lere (2004), S. 330-335, und dazu S. 203 Fn. 62 der vorliegenden Arbeit. 6 Vgi. nochmals oben, S. 31 ff. der vorliegenden Arbeit.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
N o r m e l e m e n t e im Vorhinein zu tibersehen 7. Es bietet sich daher eine formalanalytische Kennzeichnung yon N o r m e n an, die Anleihen an die deontische (Normen-)Logik nimmt 8. Unter der deontischen Logik ist die Logik der deontischen Begriffe und S~itze zu verstehen 9. Deontische S~itze sind S~itze, die mit Hilfe deontischer Begriffe (geboten, verboten, erlaubt) gebildet werden. Da unter (der formalen) Logik generell die Lehre des gtiltigen SchlieBens verstanden werden kann 1~ untersucht die deontische Logik (bzw. die Normenlogik) deontische bzw. normative S~itze nicht nach ihrer moralischen Begrtindung oder l]berzeugungskraft, sondern ausschlieBlich nach ihrer formallogischen Richtigkeit II. Beurteilungskriterien sind demnach die formale Schltissigkeit wie beispielsweise die Folgerichtigkeit oder die Widerspruchsfreiheit normativer Aussagen. A u f dieser Grundlage analysiert die deontische Logik Folgerungszusammenh~inge und Vertr~iglichkeitsbedingungen zwischen normativen S/itzen!2. Da sie nicht vorrangig Moral und Moralit/it thematisiert, sondern die dartiber getroffenen Urteile (einer normativen Ethik), ist die deontische Logik der Metaethik zuzuordnen 13, welche tiber die M6glichkeiten einer wissenschaftlichen Ethik reflektiert und ihre wissenschaftlichen Methoden kritisiert14.
7 Vgl. in diesem Sinne auch Eichner (1981), S. 13. 8 Vgl. zur deontischen Logik bzw. (synonym) Normenlogik z. B. Kalinowski (1973); von Kutschera (1973), S. 11-72; Keuth (1974); von Wright (1977); von Wright (1979), S. 133-185; Morscher (1980), S. 452 f.; von Kutschera (1982), insb. S. 1-38; Lichtenberg (1989), S. 197; Feldman (1992), S. 736-740; Alexy (1994), insb. S. 182-185; Pieper (1994), S. 73-76, 171-175; Forrester (1996), S. 11-39. 9 Vgl. z. B. Kalinowski (1973), S. 8 und passim; Pieper (1973), S. 1017; von Kutschera (1982), S. 4 f.; Feldman (1992), S. 736; Alexy (1994), S. 182. l0 Vgl. z. B. von Kutschera/Breitkopf(1971), S. 10; Lichtenberg (1989), S. 189; zu den (weiteren, hier ausgeblendeten) verschiedenen Facetten und Verwendungen des Worts Logik ferner auch Czermak (1980), S. 377382, sowie die Unterscheidung eines weiten (eine Vielzahl unterschiedlicher philosophischer Fragen einschlieBenden) und eines engen (auf formalanalytische Themenstellungen beschr~inkten) Begriffs der Logik bei Feldman (1992), S. 736. i1 Vgl. auch Pieper (1994), S. 218 Herv. im Original: ,,Die Logik entscheidet nur tiber dieformale Gtiltigkeit eines moralischen Urteils oder Arguments, nicht aber tiber dessen moralische Gtiltigkeit.". 12 Vgl. z. B. Lichtenberg (1989), S. 197. 13 So auch Kambartel (1984a), S. 864; Pieper (1994), S. 75; Kr~imer (1995), S. 373. 14 Siehe zur Metaethik und weiteren Nachweisen nochmals oben, S. 17 ff. der vorliegenden Arbeit.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
195
Die analog zur A u s s a g e n l o g i k bestehenden und weiterentwickelten 15 VerknOpfungs- und Analysem/Sglichkeiten normativer S~itze sind f'tir die Z w e c k e der v o r l i e g e n d e n Schrift von nachgeordneter Bedeutung, da logische U n t e r s u c h u n g e n nur die formale Korrektheit von Schlussf olgerungen z u m G e g e n s t a n d haben und von den k o n k r e t e n Inhalten der betrachteten A u s s a g e n abstrahieren 16. So liegt die Einsch~itzung nahe, dass Kodizes, die inkonsistente N o r m e n beinhalten, schlechte V o r a u s s e t z u n g e n f'ttr die angestrebte Ethisierung des Untern e h m e n s besitzen ~7. Positiv formuliert kOnnten konsistente N o r m e n als eine mOgliche Wirks a m k e i t s v o r a u s s e t z u n g gefordert werden Is. Mit solchen (vermeintlichen) Plattittiden soil kein e s w e g s die A n a l y s e der Widerspruchsfreiheit und Vertr~iglichkeit kodifizierter N o r m e n trivialisiert wer den 19. Es ist eher ganz im Gegenteil a n z u n e h m e n , dass die deontische L o g i k
~5 Siehe zur historischen Entstehung der deontischen Logik, ihren wesentlichen Beitragen und noch offenen Kontroversen nur den sehr knappen Abriss bei Feldman (1992), S. 737 f. Dartiber soll nicht verschwiegen werden, dass inzwischen zwar nicht mehr die M/)glichkeit einer Logik filr Normen [vgl. z. B. Ross (1968), S. 143; Morscher (1980), S. 455, sowie zum normenlogischen Skeptizismus ausfiahrlich Weinberger (1992), S. 431-497, insb. S. 432 f.], vereinzelt wohl aber die Erforderlichkeit einer gesonderten deontischen Logik in Frage gestellt wird, da und soweit sich die deontischen Operatoren durch normale Pradikate definieren lieBen [vgl. Alexy (1991), S. 95 Fn. 169; Alexy (1995), S. 21 f. m. w. N. ~ r und wider das Erfordernis einer gesonderten Normenlogik, sowie Forrester (1996), S. 19 f., und dazu die Gegentiberstellung von Normativismus und Reduktionismus bei Weinberger (1977), S. 180 f.]. Dieser Streit ist insoweit unerheblich, als in einem solchen Falle dennoch eine Normenlogik im hier verstandenen Sinne verfi~gbar ware, die sich dann gleichwohl ausschlieBlich der Sprache der normalen Logik bedienen miasste. ~6 Vgl. nur Brandt (1959), S. 18: ,,Perhaps the Devil is perfectly consistent, but all his ethical principles are incorrect.". ~7 Damit ist auch gesagt, dass Kodizes als Normenkataloge keine Ansammlung beziehungsloser Normen darstellen, sondern systemisch zu verstehen sind. Es handelt sich mit anderen Worten um Normensysteme, das heiBt eine Menge von Normen, zwischen denen Beziehungen oder Strukturen bestehen bzw. herstellbar sind [siehe zum Begriff des Normensystems z. B. von Kutschera (1973), S. 28, der ethische Kodizes explizit als Beispiel ~ r ein Normensystem nennt, sowie Lautmann (1971), S. 65; Weinberger (1977), S. 183; Raz (1990), S. 9 und passim; Sieckmann (1990), S. 21 m. w. N.]. ~s Es ist bewusst nur von einer mOglichen Voraussetzung gesprochen worden, da die logische Gtiltigkeit zwar als eine notwendige Bedingung fi~r die Begrtindung einer Norm angesehen werden mag [vgl. z. B. Hoerster (2003), S. 73 Herv. im Original: ,,So wichtig Widerspruchsfreiheit und systematischer Zusammenhang als notwendige Kriterien Far den Erweis von moralischer Erkenntnis auch sein mOgen, hinreichend sind sie nicht.", siehe zur Forderung iogischer Korrektheit (bzw. nach ,,L-Rationalitat") auch Peczenik (1989), S. 56: ,,L-rationality is a minimum demand. A >>justification<< based on either inconsistent or linguistically incorrect premises is obviously worthless.", auBerdem in diesem Sinne zur Beziehung zwischen den Begriffen der BegrUndung und der logischen Folge Alex), (1995), S. 17, sowie fernerhin Brandt (1959), S. 19 im Original z. T. kursiv: ,,inconsistent ethical convictions cannot be accepted ... On the other hand, a consistent set is not necessarily valid either; consistency is not enough."], die BegrOndung der Norm aber - wie bereits mehrfach hervorgehoben wurde (siehe insb. nochmals oben, S. 24 ft. der vorliegenden Arbeit) - mitnichten auf ihre Befoigung durchschlagen muss. Noch kritischer Kra'mer (1995), S. 23 Herv. im Original, wonach logische Analysen nicht nur die Geltungsproblematik ausgeblendet belassen, sondern zur Sttitzung der Unbedingtheit eines moralischen Sollens kaum beitragen kOnnen: ,,Die Logik liefert nur hypothetisch-technische Imperative, die angeben, wie ich denken muB, wenn und soweit ich denken und dartiber hinaus richtig denken will (was ich so wenig unbedingt zu tun brauche wie bauen oder richtig bauen".]. 19 Siehe naher zu diesen Konsistenzkriterien z. B. von Kutschera (1973), insb. S. 29 f. Danach ist ein Normensystem logisch widerspruchsfrei, wenn es keinen Satz enthalt, sodass sowohl eine Eigenschaft A als auch die Negation von A folgt. Die deontische Widerspruchsfreiheit setzt voraus, dass es in dem System keinen Satz gibt, sodass folgt, dass A und gleichzeitig auch nicht A geboten sind [vgi. auch Bulygin/Alchourr6n (1977), S. 23 f.; Weinberger (1977), S. 184].
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
durchaus beweiskr~iftige A n a l y s e m e t h o d e n bereith~ilt 2~ mit denen sich in Kodizes der Untern e h m e n s p r a x i s W i d e r s p ~ c h l i c h k e i t e n aufdecken und in der Folge die N o t w e n d i g k e i t e n begrtinden lassen, bestimmte N o r m e n modifizieren 21 oder den K o d e x (beispielsweise u m Gewichtungsregeln) erganzen zu mtissen 22. Logisch konsistente K o d i z e s sind j e d o c h nicht zwingend wirksam, weshalb eine logische Analyse eine u n z u r e i c h e n d e Verktirzung der T h e m a t i k darstellen wtirde und die f'tir die Ethisierung faktisch relevanten Einflussfaktoren nicht verdecken darf. B e d e u t s a m ist der Eintritt in den n o r m e n l o g i s c h e n Parcours an dieser Stelle daher lediglich insofern, als sich a u f diese W e i s e die Elemente einer N o r m systematisch erschlieBen lassen. Das Interesse gilt d e m z u f o l g e den wesentlichen K o m p o n e n t e n einzelner N o r m e n , nicht aber ihren Verkntipfungsm6glichkeiten, die in der deontischen Logik g e m e i n h i n im Vordergrund stehen. Dies ist auch der G r u n d daftir, dass sich die nachfolgende Darstellung an der Notation y o n Geiger orientiert 23, die sich z w a r -
im G e g e n s a t z zu den dahinter stehenden Oberlegun-
gen 24 - nicht sehr w e i t g e h e n d durchgesetzt hat und nicht der in der deontischen Logik vorherrschenden entspricht 25. Die verwendete Notation ist j e d o c h in b e s o n d e r e m MaBe geeignet, die K o m p o n e n t e n einer N o r m sichtbar zu m a c h e n 26.
20 Alexy (1995), S. 22, spricht von der ,,analytischen Kraft" der deontischen Logik. 21 Vgl. zur Bedeutung des Kriteriums der Konsistenz ~r die Einsch~itzung der Angemessenheit ethischer Normen(kataloge) z. B. auch Brandt (1959), S. 16 f.: ,,If someone uncovers an inconsistency in our ethical views, we feel he has made a moral thrust; something must then be changed.". 22 Siehe dazu auch die nachfolgenden (von normenlogischen Betrachtungen losgelOsten) Ausf'tihrungen auf S. 225 und S. 258 der vorliegenden Arbeit. 23 Vgl. Geiger (1964), insb. S. 49-91. 24 Siehe z. B. bereits Lautmann (1971), S. 63: ,,Ira ganzen ist Geigers Buch die umfassendste und wichtigste Abhandlung zur Norm und zu den anschlieBenden Phfinomenen.". 25 Es wird daher nachstehend zumindest ~r die Grundlegungen eine Obersetzung in die t~bliche(re)n deontischen Formulierungen dargeboten [siehe insb. S. 198 Fn. 31 und Fn. 35 der vorliegenden Arbeit sowie dazu auch Eichner (1981), S. 26, 29 f.]. Dabei ist einschrfinkend anzumerken, dasses durchaus abweichende Versionen und Notationen der deontischen Logik gibt [vgl. z. B. Kalinowski (1973), insb. S. 5, 136; Forrester (1996), S. 1]. Dies lfisst unbertihrt, dass die im Folgenden aufge~hrten Komponenten von Normen jedoch weitgehend unumstritten sind [vgl. z. B. auch ganz ~hnlich von Wright (1979), S. 79, der sechs Komponenten einer Norm nennt: den Charakter, den Inhait, die Anwendungsbedingung, den Normgeber, den Normadressaten und die Situation, sowie Raz (1990), S. 50, oder bereits von Wright (1963b), S. 159; Rommetveit (1968), S. 44 f., und Spittler (1967), insb. S. 19 f., der den Normbegriff allerdings abweichend zusatzlich an Sanktionen bindet, was - wie sp~ter noch dargelegt wird (siehe im Einzelnen unten, S. 267 ff. der vorliegenden Arbeit) - als weder systematisch noch zweckm~iBig zu erachten ist]. 26 Anders als die Umgangssprache zwingt die Verwendung einer symbolisierten Fachsprache dazu, einem Zeichen eindeutig einen bestimmten Begriff zuzuweisen. Eine solche Notation kann daher eine begriffiiche Klarung schaffen, die sich mit den tiblichen sprachlichen Ausdrucksmitteln nicht erreichen lfisst [vgl. zu den Vorteilen einer Symbolisierung auch Lachmayer (1977), S. 18 f.].
Gestaltungsdimensionen untemehmensethischer Kodizes
2.
197
Formalanalytische Betrachtungvon Normen N o r m e n b e i n h a l t e n S/atze, die Standards fi,ir m e n s c h l i c h e s V e r h a l t e n ausdrticken. Der Inhalt
einer N o r m l/asst sich z u n ~ c h s t durch das S c h e m a ,,s ~ h" ausdriacken 27. D a n a c h folgt a u f eine Situation s die H a n d l u n g h 28, w o b e i die S y m b o l e ,,s" u n d ,,h" j e w e i l s ftir eine Situation bzw. H a n d l u n g eines b e s t i m m t e n T y p s stehen. D a eine N o r m u n d nicht j e d e beliebige V e r h a l tensregularit/~t zu k e n n z e i c h n e n ist, m u s s die H a n d l u n g s f o l g e gesollt, das heiBt n o r m a t i v verbindlich sein 29. Eine N o r m liegt d e m n a c h erst d a n n vor, w e n n das M o d e l l s ~ h mit V e r b i n d lichkeit auftritt. Dies lasst sich formal notieren als ,,(s ~ h)v" 30. In einer Situation s soil d e m -
27 Siehe zu der nachfolgenden formallogischen Darstellung Geiger (1964), S. 49-91. Die Terminologie und Notation werden an den Stellen ge~indert oder erg~nzt, wo es fl~r die vorliegende Untersuchung zweckm~iBig ist [~hnlich ver~hrt z. B. auch Popitz (1980), insb. S. 38]. Beispielsweise wird auf die EinRihrung eines (aitmodisch anmutenden) Gebarens ,,g" verzichtet und stattdessen von Handlungen ,,h" gesprochen [siehe zur Gleichwertigkeit dieser Begriffe Lautmann (1971), S. 56]. Zum einen k0nnen die verschiedenen deontischen Satze als Handlungsnormen verstanden werden. Unter die Handlungskategorie lassen sich danach Gebote, Verbote und Erlaubnisse subsumieren [siehe im Einzelnen sogleich Fn. 30 sowie zu den damit verbundenen Weiterungen auch yon Wright (1977), S. 119 f.]. Zum anderen wird mit dieser Begriffswahl die unmittelbare Anschluss~higkeit der normenlogischen Betrachtung an handlungstheoretische Konzeptionen deutlich [siehe zum Handlungsbezug yon Normen aus dem soziologischen Schrifttum nur Coleman (1991 ), S. 318, sowie zur weiten Verbreitung des Handlungsbegriffs als Grundbegriff des Norminhalts Weinberger (1977), S. 194, und ebenso die Feststellung von Quante (2003), S. 33, ,,der weit verbreiteten Einschr~inkung des Bereichs yon >~geboten<< auf Handlungen bzw. Handlungsweisen"]. 28 Generell besagt der Pfeil, dass auf das links Voranstehende das rechts Nachstehende folgt. Er bezeichnet also das Konditional (,,wenn-dann"). 29 Siehe ebenso start vieler Dreier (1981), S. 220: ,,Geht man vom Begriff der Norm als Vorschrilt aus, so sind bloB faktische VerhaltensgleichfOrmigkeiten als ))statistische Normen<< noch keine Normen im eigentlichen Sinne. Vielmehr werden sie zu solchen erst dann, wenn sie mit Verbindlichkeitsanspruch auftreten."; femer z. B. Hart (1975), S. 9 f.; Hoerster (1983), S. 587; MacCormick/Weinberger (1985), S. 62; Simon (1987), S. 78; Hetcher (1992), S. 910; Cooter (1995), S. 63; Lamnek (1996), S. 17; McAdams (1997), S. 350; Zoglauer (1998), S. 25. 30 Geiger (1964), S. 62, bezeichnet s --~ h auch als Normkern und v als Normstigma [vgl. ~ihnlich von Wright (1979), S. 79, wonach Charakter, lnhalt und Anwendungsbedingungen den Normkern ausmachen, sowie Lautmann (1971), S. 57, der die Verbindlichkeit von Normen unter den Begriff des normativen Elements subsumiert]. In der deontischen Logik ist es tiblich, dartiber hinaus einen deontischen Operator einzufuhren, um kenntlich zu machen, ob die Handlung h geboten [das heiBt: ,,O(h)"], verboten [,,F(h)"] oder erlaubt [,,P(h)"] ist. Dabei stehen die Symbole ,,O", ,,F" und ,,P" ~ r Obligation, Forbiddenness bzw. Permission. Die Notation O(h) - oder einfacher [siehe zur Bindungsstarke der Operatoren und den notwendigen Klammerregeln z. B. von Kutschera (1973), S. 16 f.]: Oh - bedeutet demnach: Es ist geboten, die Handlung h durchzufiihren. Im Weiteren kann auf die Sichtbarmachung dieser deontischen Modalitaten verzichtet werden, da der deontische Charakter der Handlungsfolge allgemein durch die Verbindlichkeit der Forderung zum Ausdruck kommt (,,h ist gesoilt."). Bei dieser Notation sei die bisweilen als strittig angesehene Frage ausgespart, ob der deontische Operator - wie es der wohl vorherrschenden Meinung entspricht [anderer Ansicht z. B. Ross (1968), S. 167 f.] - hinter dem Konditional zu platzieren ist [siehe dazu Alexy (1995), S. 20 f. Fn. 26 m. w. N.; ferner auch von Kutschera (1973), S. 24-28; Weinberger (1977), S. 196 f.]. Eine weitergehende Differenzierung der drei deontischen Grundmodalit~ten ist vor allem deshalb entbehrlich, da auch die deontischen Grundbegriffe gegenseitig definierbar sind. Sie mtissten daher nicht alle eingefiihrt werden, sondern es wOrde (irgend)einer von ihnen ausreichen [vgl. Sieckmann (1990), S. 36; Alexy (1994), S. 184]. So lasen sich Verbote und Erlaubnisse auf Gebote zurtickfi~hren [vgl. von Kutschera (1982), S. 1, 3]. Eine Handlung ist verboten [F(h)], wenn es geboten ist, sie zu unterlassen [O(-~h), wobei ,,--," die Negation des Nachstehenden, also ,,nicht" symbolisiert]. Eine Handlung ist erlaubt [P(h)], wenn sie nicht verboten ist, das heiBt, wenn es nicht geboten ist, sie zu unterlassen [-~O(-~h)].
198
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
gem~.B die H a n d l u n g h verbindlich sein bzw. durchgef'tihrt werden 31. Die Handlung, a u f die sich die N o r m bezieht, wird auch als Fokalhandlung bezeichnet 32. N o r m e n lassen sich nun offensichtlich nach dem Kreis der Personen unterscheiden, f'dr die eine Verbindlichkeit zum Ergreifen der gesollten Handlung besteht. Dieser Personenkreis bildet die Gruppe der N o r m a d r e s s a t e n (,,AA") 33. Da N o r m e n moralischen Anspruchs sich nicht nur an einzelne Personen richten, ist der adressierte Personenkreis stets grOBer 134. Der Plural wird durch die Duplizierung des Adressatensymbols A kenntlich gemacht. Formal ergibt sich dann: (s ~ h)v A A . Damit wird zu erkennen gegeben, dass in der Situation s die Adressaten A A die Handlung h durchfOhren sollen 35.
Darfiber hinaus ist es m6glich, dass die Handlungsweise (s --+ h) ffir die N o r m a d r e s s a t e n A A nur gegenfiber einer bestimmten Kategorie von Personen verbindlich sein soil. Diese Per-
sonengruppe wird als Normbenefiziare designiert, da die N o r m zu ihren Gunsten gilt, und durch ,,BB" symbolisiert 36. Formal kann eine solche N o r m durch ,,(s --y h)v A A / B B " zum Ausdruck gebracht w e r d e n 37. Ffir den Fall, dass die Adressaten und Benefiziare verschieden sind, kann von disjunkten N o r m e n gesprochen werden. Bei konjunkten N o r m e n hingegen ist die Gruppe der Adressaten und Benefiziare deckungsgleich 38. Sofern keine Festlegung bezfiglich
3~ Die Formalisierung der deontischen Logik schreibt da~r: ,,(x) (Sx ~ OHx)". Dabei steht ,,x" ~r eine Individuenvariable und ,,(x)" ~r den Allquantor, der besagt, dass ~ r alle x das Nachfolgende (rechts von ihm Stehende) gilt. Fernerhin ist es t~blich, ~r Individuen oder Individuenvariablen kleine Buchstaben zu verwenden, wahrend Pr~.dikate, das heiBt: die Ausdrt~cke eines Satzes, die nach Abtrennung der Individuennamen t~brigbleiben [vgl. z. B. von Kutschera/Breitkopf(1971), S. 72], durch GroBbuchstaben symbolisiert werden [vgl. z. B. von Kutschera (1973), S. 17 f.; Sieckmann (1990), S. 11; Borowski (1998), S. 68 Fn. 54]. Die Formel dr~ckt demnach aus, dass alle x, die sich in einer Situation S befinden, entsprechend H handeln sollen, bzw. unter Beibehaltung der konditionalen Formulierung: Wenn x sich in einer Situation S befindet, soil x entsprechend H handeln. 32 Vgl. Coleman (1991), S. 318. 33 So z. B. auch Spittler (1967), S. 14; Lautmann (1971), S. 64; Kelsen (1979), S. 7; von Wright (1979), S. 85; Hoerster (1983), S. 589; Simon (1987), S. 60; Zoglauer (1998), S. 34 f., 39; Hoerster (2003), S. 45. Coleman (1991), S. 318, spricht - weniger gebrfiuchlich - von den Zielakteuren einer Norm; Rommetveit (1968), S. 44, verwendet die Bezeichnung Normempfanger. 34 Es ist ~r die Zwecke dieser Untersuchung somit unergiebig zu debattieren, ob und inwieweit im Falle individueller Adressaten sinnvoll von Normen gesprochen werden kann, wenngleich eine solche Terminologie wie z. B. Keuth (1974), S. 64, bemerkt- eher unt~blich ist. 35 Aus~hrlicher: Sofern (die Situationsbeschreibung) s zutrifft, sollen die AA so handeln, dass ihr Handeln (der Handlungsbeschreibung) h genOgt [siehe auch Kambartel (1984b), S. 1030]. Die zugehOrige Fortschreibung der Notation der deontischen Logik ergibt: ,,(x)(Sx/x Ax--40Hx)". Dabei steht ,,A" ~r die Konjunktion (,,und"). Demnach gilt: Wenn x sich in einer Situation S befindet und x zur Gruppe A gehOrt, soil x entsprechend H handeln. 36 Dieser Begriff ist von Geiger (1964), S. 62, einge~hrt worden [vgl. Raiser (1995), S. 202 Fn. 37, ferner Spittler (1967), S. 14; Popitz (1980), S. 41; R6hl (1987), S. 201 f., oder Simon (1987), S. 101, der yon einem ,,Schutzobjekt" der Norm spricht]. 37 Dabei zeigt der Schrfigstrich (bzw. Bruchstrich) an, dass die Handlungen der aktiven, links (oben) stehenden GrOBe auf die passive, rechts (unten) stehende GrOBe einwirken. 38 In Anlehnung an Coleman (1991), S. 319 f., der weiterhin darauf hinweist, dass vollstfindig disjunkte und vollstfindig konjunkte Normen letztlich die Extrempositionen auf einem Kontinuum darstellen, da die Inklusi-
Gestaltungsdimensionen untemehmensethischer Kodizes
199
der Benefiziare beabsichtigt ist, wird nach dem Schr/agstrich statt BB das Symbol ,,-" eingesetzt. Die Verwendung dieses Symbols besagt, dass die Normadressaten eventuell (nur) gewissen Benefiziaren gegentiber verpflichtet sind. Fiar die entsprechende Norm gilt die Notation: (s ~ h)v AA/-. Damit wird die Gialtigkeit der Norm nicht von dem Vorhandensein von Benefiziaren abh/angig gemacht und dennoch die MOglichkeit ihres Vorhandenseins berticksichtigt. Die Schreibweise (s ~ h)v AA/+ schlieBt somit sowohl Normen ein, denen die Kategorie der Benefiziare fehlt [das heiBt: (s --~ h)v AA], als auch solche, die lediglich zugunsten einer benefizi/aren Gruppe von Personen gtiltig sein sollen [(s ~ h)v AA/BB]. Die Gruppe der Benefiziare ist weder mit den NutznieBem einer Norm gleichzusetzen 39 noch mit den Akteuren zu verwechseln, welche der Norm zur Durchsetzung verhelfen sollen 4~ Die NutznieBer sind empirisch zu ermitteln, da und soweit diese Kategorie diejenigen Personen umfasst, denen die Normbefolgung ntitzlich ist. Die Kategorie der NutznieBer bezeichnet also die Gesamtheit der Akteure, die v o n d e r (Einhaltung der) Norm profitieren. Es ist (zumindest for moralisch relevante Normen) zwar plausibel anzunehmen, dass die Norm den Benefiziaren tats~ichlich ntitzen soil. Dies ist allerdings nicht zwingend, da die Kategorie der Benefiziare lediglich zum Ausdruck bringt, dass ein bestimmtes Verhalten nicht generell, sondem nur gegentiber (,zugunsten') dieser (mehr oder weniger weitreichend) abgegrenzten Gruppe normiert ist. Die Abgrenzung der Benefiziare erfolgt mithin losgel6st von den tats~ichlichen Konsequenzen der Normbefolgung und Regelungen zur Normdurchsetzung. Folglich kann durchaus sogar ein solches Verhalten eingefordert sein, das den Benefiziaren Nutzenbeschrgnkungen auferlegt. Dariaber hinaus ist es selbst dann, wenn die Benefiziare von der Normgeltung faktisch profitieren, nicht ausgeschlossen, d a s s e s zus~itzlich weitere Personen gibt, die aus der Norm einen Nutzen ziehen k6nnen al. Normen k6nnen in S~itzen, das heiBt in Worten ausgedrtickt werden. Die in Worten ausgedriackte Norm, das heiBt der Normsatz 42 wird durch die Formel ,,w[(s-~ h)v AA/+]" be-
onsbeziehungen zwischen den beiden Gruppen beliebig variierbar sind. Popitz (1980), S. 42, bezeichnet Normen, deren Adressaten zugleich auch Benefiziare und deren Benefiziare gleichzeitig auch Adressaten sind, als ,,reziproke Normen". 39 Siehe dazu nur Coleman (1991), S. 319. 40 Dennoch ist es gleichwohl mOglich, dass diese Gruppen sich iaberschneiden oder sogar identisch sind. 41 Vgl. z. B. auch Popitz (1980), S. 41. Nachrichtlich sei erg~inzt, dass der Begriff des Benefiziars in der Organisationstheorie keineswegs unbekannt, wenn auch eher im Sinne von NutznieBer gefasst ist, da Blau/Scott (1963), insb. S. 42 f., eine Organisationstypologievorgeschlagen haben, bei der vier Organisationstypen danach unterschieden werden, welche Gruppe von ,Benefiziaren' (Mitglieder, EigentUmerbzw. Leitung, Klienten oder die allgemeine Offentlichkeit) von der Organisation im Besonderen profitiert. 42 Vgl. zum Begriff des Normsatzes und der Unterscheidung von Norm und Normsatz auch nochmals oben, S. 32 der vorliegenden Arbeit, sowie Lenk (1974), S. 113; Weinberger (1977), S. 208 Anm. 6; Riedel (1979), S. 53; Morscher (1980), S. 452; MacCormick/Weinberger (1985), S. 63; Peczenik (1989), S. 270; Penski (1989), S. 106; Aarnio (1990), S. 181 f.; Buchwald (1990), S. 159; Sieckmann (1990), S. 26; Enderlein (1992), S. 27; Weinberger (1992), S. 356 f. Fn. 3; Alexy (1994), S. 45 f.; Dorndorf(1995), S. 128; Borowski (1998), S. 109; Borowski (1998b), S. 309 Fn. 8; Zoglauer (1998), insb. S. 17, 38-40; Sieckmann (1999), S. 743; Alexy (2000), S. 40; Ott (2001), S. 43; Hoerster (2003), S. 43.
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
200
stimmt 43. Sofern die N o r m augerdem nicht nur durch miandliche Kommunikation tibermittelt wird, sondern in Schriftform festgehalten ist, kann dies mittels der Indizierung ,,Schrifi" symbolisiert werden: WSchri~[(S ~ h)v AA/+]. Schlief31ich kann nach der Herkunft einer N o r m gefragt werden. Ist die N o r m bewusst durch ein entsprechend bef~ihigtes Subjekt gesetzt worden, so wird diese Instanz (des Normgebers,-setzers oder-stiflers) mit ,,O" bezeichnet 44. Formal lassen sich derartige N o r m e n daher zusammengefasst ausdrticken als: O ." Wschrift[(s -4 h)v AA/+] 45. Nach dieser Schreibweise ist es unerheblich, ob die normsetzende Instanz lediglich eine bereits geltende (informelle) N o r m in Schriftform zum Ausdruck bringt oder von den Normadressaten neue Handlungsweisen einfordert. Sofern die Verbindlichkeit der N o r m unstrittig erscheint, kann im ersten Fall von einer Deklaration gesprochen werden, da durch die Schriftfassung nur eine ohnehin bereits bestehende N o r m zum Ausdruck gebracht wird. Im zweiten Fall handelt es sich hingegen um die Proklamation einer Norm, da das Modell s --~ h erst durch seine Verktindung ftir die Adressaten verbindlich wird 46.
3.
Typologisierungsrelevante Merkmale unternehmensethischer Kodizes Generell lassen sich N o r m e n - d e r Form O ." WSchrift[('S ~
h)v AA/+] -
nach ihren Elemen-
ten klassifizieren. Dabei scheiden bestimmte Elemente als Grundlage der gesuchten Typenbildung aus, da ihre Auspr~igungen durch die zugrundegelegte Kodexdefinition bereits eindeutig festgelegt und nicht erst durch die Gestaltungsentscheidungen des Unternehmens zu bestimmen sind 47. Untemehmensindividuelle Kodizes, die sich als formale, schriftlich gefasste (wschri~) Normenkataloge an s~imtliche Mitarbeiter des Unternehmens richten (AA) und durch den Beschluss der Unternehmensleitung wirksam werden (O), kOnnen folglich ganz oftensichtlich weder nach ihrem Formalisierungsgrad noch nach Normadressaten oder -setzer differenziert werdena8.
43 Der Buchstabe ,,w" symbolisiert dabei generell die w0rtliche Kundgabe des nachfolgend aufge~hrten Inhalts. 44 Vgl. n~.her zur Instanz des Normgebers auch Popitz (1980), S. 45, oder Simon (1987), S. 52-59. 45 Der Doppelpunkt steht dabei fiir ,,gibt zu erkennen", ,,tut kund", ,,verktindet". 46 Vgl. zur Unterscheidung deklarativer und proklamativer Norms~itze Geiger (1964), S. 64. Es sei angemerkt, dass sich die Bedeutung deklarativer und proklamativer Wortnormen von der Terminologie bei Geiger (1964), S. 85 f., unterscheidet, der dem deklarativen Ausdruck keine selbst~indige Bedeutung beimisst und die Normsetzung daher ~r die Proklamation reserviert. Dies erscheint insofern wenig zweckm~if3ig, als nicht auszuschliel3en ist, dass eine Deklaration durchaus handlungsrelevante Konsequenzen implizieren und damit die Geltung der Norm beeinflussen kann. 47 Siehe zur Explikation des Kodexbegriffs oben, S. 31 ff. der vorliegenden Arbeit. 48 Da die Auspragungen bei diesen Komponenten nicht variieren k6nnen, ohne die Exaktheit des Explikats aufzuheben, ist es insoweit auch unerheblich, dass die Abgrenzung der Komponenten durchaus nicht immer willktirfrei m6glich ist [siehe dazu sehr anschaulich Ross (1968), S. 107 f.; ferner auch Kalinowski (1973), S. 12 f.; Raz (1990), S. 50]. So lassen sich notwendige Eigenschaften der Normadressaten (AA: Alle Deutschen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben.) auch mittels des Situationstyps festlegen (s: Sofern A das 18. Lebensjahr tiberschritten hat; mit AA: Alle Deutschen). Diese Abgrenzungsprobleme verbleiben ebenso bei tibli-
Gestaltungsdimensionen untemehmensethischer Kodizes
201
Stattdessen bieten sich zun/achst die im Kodex normierten Aussagen (s --~ h)v und insbesondere der Normkern als Grundlage einer Gruppenbildung an (Abschnitt II.). Hinsichtlich der normierten Aussagen ist zum einen ihr materieller Inhalt, das heiBt ihre Themenstruktur 49, und zum anderen ihre formale Gestalt zu betrachten. Bei den kodifizierten Themenstellungen werden die Befunde empirischer Untersuchungen kritisch diskutiert 5~ Es zeigt sich, dass eine Konsolidierung der Ergebnisse schwierig und aufgrund der Vielfalt der unternehmerischen und ethischen Praxis wenig zielftihrend ist. Ftir die Herausarbeitung von Kodextypen kommt der formalen Gestalt der Aussagen deshalb vorrangige Bedeutung zu 51. Hierbei geht es vor allem um die Sprache, die Fundierung und die Konkretheit unternehmensethischer Kodizes. Da formale Merkmale der Sprache und der kognitiven Qualit/at von Kodizes entweder keine sinnvolle Variabilit~it zulassen, da tiber ihre sich empfehlenden Auspr~igungen kaum Dissens herrscht, oder sie zu idiosynkratisch sind und sich daher f'tir eine erste Typenbildung nicht zuvorderst anbieten, soll die Herleitung einer zweckmaBigen Kodexdifferenzierung sich erstens auf das Konkretisierungsniveau der kodifizierten Normen beziehen und regel- von prinzipienartigen Kodizes abgrenzen. Eine Normanalyse muss zun~ichst an der Norm selbst ansetzen 52. Die Unterscheidung unternehmensethischer Kodizes soll jedoch nicht nur eine normentheoretische Klassifizierung widerspiegeln, sondem Beztige zur Effektivit~it dieses Implementierungsinstruments herstellen 53. Neben dem Norminhalt und den Elementen, die unmittelbar zu der Norm selbst z~hlen, ist daher zweitens zu differenzieren, wie die Setzung der Norm ausgestaltet ist, um die angestrebte Verhaltenswirksamkeit zu erreichen (Abschnitt III.). In Hinblick auf diese Gestaltungsdimension der Normimplementierung lassen sich geltungstheoretisch Kodizes, deren Durchsetzung auf restriktionsbasierten MaBnahmen wie der Anreiz- und Sanktionsgestaltung basiert, von solchen abheben, die durch eine pr~iferenzbezogene Anerkennung und Internalisierung bei den Kodexadressaten wirksam werden (sollen). Die Fokussierung dieser Dimension ist zum einen geboten, da der grundlegenden Orientierung bei der Geltendmachung von
cheren Notationen [vgl. nur Eichner (1981), S. 15, 26, der zwischen der Mitgliedschaft in einem bestimmten Kollektiv und dem Vorhandensein einer bestimmten Situation unterscheidet, sowie oben S. 198, Fn. 35] und verflilchtigen sich erst dann, wenn auf inhaltlich motivierte Zuordnungsversuche der jeweiligen Anwendungsbedingungen einer Norm verzichtet wird. Ein solches Modell ware theoretisch sch/trfer, jedoch gleichzeitig wenig aussagekratiig, da es eine Zergliederung von Normen und eine Analyse ihrer Komponenten ausschlieBt. 49 Thomas (1997), S. 56, umschreibt die thematische Struktur anschaulich als ,,what the message is about".
50 Siehe S. 202 ft. der vorliegenden Arbeit. 51 Siehe S. 238 ff. der vorliegenden Arbeit. 52 Vgl. z. B. Ross (1968), S. 106: ,,The analysis of a norm is concerned with the norm itself and must be kept distinct from the description of the factual background of the norm, that is, of those social conditions on which the existence of the norm depends.". 53 Vgl. auch- in Hinblick auf universit/tre Ehrenkodizes- McCabe/Trevino (1993), S. 525: ,,Because codes vary extensively in their content and implementation, other contextual factors may influence academic dishonesty beyond the mere existence of a code.".
202
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Ethik-Kodizes erweislich grOBere Bedeutung zukommt als der Vielzahl (entsprechend idiosynkratischer) sonstiger Einzelmerkmale 54, nach denen sich Kodizes weiterhin differenzieren lieBen. Zum anderen macht die Diskussion der vorgenommenen Unterscheidung ferner deutlich, dass einige der nicht explizit betrachteten Merkmale der formalen Normgestalt mit diesen Ausprfigungen der Normsetzung durchaus korrelieren.
II. Norminhalt 1.
Themenstruktur
a)
Methodik relevanter Untersuchungen Nach den vorstehenden Er6rterungen fiber die Ursachen und Funktionen unternehmens-
ethischer Codes 55 stellt sich die Frage nach ihrer inhaltlichen Ausgestaltung in der Unternehmenspraxis. Dabei ist zum einen zu erwarten, dass die thematischen Inhalte der Kodizes die Ursachen widerspiegeln, die ihre Etablierung begrfindet haben. Zum anderen kann eine solche Betrachtung geeignet sein, um Rfickschlfisse darfiber zu gewinnen, inwieweit die Zielsetzung einer Ethisierung des Unternehmens angestrebt wird. Im Zuge dieser Auseinandersetzung gilt es zu klfiren, ob Eigenschaften der Themenstruktur zur Klassifizierung unternehmensethischer Kodizes sinnvoll verwertbar sind. Im Verlauf dieser Arbeit ist bereits wiederholt darauf hingedeutet worden, dass empirische Erhebungen
tiber Kodizes
zum
einen durchaus
sehr zahlreich und fiberwiegend US-
amerikanisch sind 56, zum anderen jedoch im Regelfall auf einem einfachen deskriptiven Niveau verharren 57. Diese Einsch~.tzung wird durch die vorliegenden Beitr~.ge fiber die Themenstruktur unternehmerischer Kodizes ebenfalls bestfitigt, die mehrheitlich auf Inhaltsanalysen basieren s8 und vereinzelt, insbesondere yon universit~.tsexternen Autoren als Fragebogenuntersuchung konzipiert worden sind.
54 Siehe hierzu nur Trevino/Weaver/Gibson/Toffler (1999), S. 131 : ,,we found that specific characteristics of the formal ethics or compliance program matter less than broader perceptions of the program's orientation toward values and ethical aspirations.". ~5 Siehe oben, S. 115 ft. der vorliegenden Arbeit. 56 Gfinzlich unverstfindlich ist daher, wieso Gaumnitz/Lere (2002), S. 37, noch jt~ngst behaupten, dass ,,[m]ost of the studies [about codes of ethics, T. Y.] of individual companies ... have involved or been limited to entities outside the United States.". 57 Vgl. nochmals oben, S. 43 ff. und S. 121 ff. der vorliegenden Arbeit, sowie die fihnlichen Einschfitzungen yon Weber (1993), S. 425, oder Alderson/Kakabadse (1994), S. 433, und (mit allerdings Ubertriebener Schfirfe) Gaumnitz/Lere (2004), S. 329: ,,Hallmarks of the scientific method of investigation ... tend to be absent in articles devoted to codes of business ethics. Although rudimentary counts and categorizations have been used in some descriptive/exploratory studies .... the ability to comprehensively capture the complexities inherent in most codes of business ethics remains in its infancy.". 58 So auch Stevens (1994), S. 63.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
203
Inhaltsanalytische Auswertungen 59 untemehmensethischer Codes der Praxis beschranken sich durchweg darauf, die kodifizierten Normen bestimmten Kategorien zuzuordnen, die entweder im Vorhinein (deduktiv) gebildet oder im Verlauf der Untersuchung (induktiv) konstruiert worden sind 6~ Dabei erf~ihrt gemeinhin weder die Validit~it der entwickelten Kategorien, deren Operationalisierung selten ver6ffentlicht und off vermutlich als entbehrlich angesehen worden ist 61, noch die Reliabilit/at der vorgenommenen Zuordnung eine weitere Problematisierung 62. Wenngleich Fehlinterpretationen der aufgetretenen Themenstellungen im Regelfall wenig wahrscheinlich sein m6gen, kann dennoch nicht nachweislich ausgeschlossen werden, dass abweichende Befunde weniger auf substantiellen als auf subjektiven Unterschieden beruhen. Dies erscheint insbesondere dann relevant, wenn sich Inhaltskategorien tiberschneiden, was zumindest bei umfassenderen Kategorienschemata h/aufiger der Fall ist 63. In solchen Konstellationen muss einheitlich bestimmt sein, ob die fragliche Textpassage allen angesprochenen Kategorien zugeordnet oder nur entsprechend der dominanten codiert wird. Im Regelfall schweigen die einbezogenen Studien in ihren publizierten Dokumentationen hiertiber 64 jedoch genauso wie tiber den sonstigen Codierungsprozess 65. Neben Inhaltsanalysen, bei denen die Kategorienzuordnung durch den Forscher erfolgt, wurde die Verbreitung bestimmter Themengebiete in Kodizes seltener auch durch schriftliche
59 Vgl. Chatov (1980), S. 20 f.; White~Montgomery (1980), S. 83; Cressey/Moore (1983), S. 55; Sanderson/Varner (1984), S. 28; Mathews (1987), S. l l0, l l4 f.; Hite/Bellizzi/Fraser (1988), S. 772; Mathews (1988), S. 52 f.; Robin/Giallourakis/David/Moritz (1989), S. 67; Pelfrey/Peacock (1991), S. 15; Kaye (1992), S. 859 f.; Lefebvre/Singh (1992), S. 801; Beneish/Chatov (1993), S. 16 f.; Farrell/Cobbin (1996a), S. 39; Snell/Chak/Chu (1999), S. 288; Wood (2000), S. 288; Carasco/Singh (2003), S. 77 f. 60 Eine Ausnahme, die tiber die rein deskriptive Auflistung der Haufigkeiten kodifizierter Themengebiete hinausgeht, ist die Studie von Robin/Giallourakis/David/Moritz (1989), S. 67 f., die mittels einer Clusteranalyse eine weitere Verdichtung der Inhaltskategorien vornehmen (siehe sogleich, Tabelle 7 und insb. S. 211 der vorliegenden Arbeit), es allerdings gleichwohl vers~iumen, Angaben zur Durchffihrung und Gtite der Clusterung zu dokumentieren. 61 So wohl z. B. auch in der ansonsten aus~hrlicher dokumentierten Erhebung von Snell/Chak/Chu (1999), S. 288, die inhaltliche Themengebiete aus alteren Publikationen entnommen und wfihrend ihrer Analyse bei Bedaft erweitert haben, jedoch keine strenge Abgrenzung der Kategorien prasentieren (k6nnen). 62 Seltene Ausnahmen sind die Studien von Snell/Chak/Chu (1999), S. 290, oder Tucker/Stathakopolous/Patti (1999), S. 293, wobei die letztere allerdings Verbandskodizes zum Gegenstand hatte und in der nachfolgenden Obersicht daher unberticksichtigt bleibt. Nachrichtlich sei erwahnt, dass Gaumnitz/Lere (2004), S. 329, ihren Vorschlag zur Kodexklassifizierung zwar mit einer dezidierten Kritik an der Methodik vorliegender Untersuchungen einleiten (siehe nochmals das w/Srtliche Zitat oben, S. 202 Fn. 57 der vorliegenden Arbeit), die basalen Fragen der Validit~it und Reliabilit~it abet dennoch often lassen, obwohl die Anwendung ihrer Einteilung ebenfalls eine inhaltsanalytische Bestimmung der Norrnen und erfassten Themenstellungen eines Kodex erfordern wilrde. An die Stelle genauerer Operationalisierungen setzen Gaumnitz/Lere (2004), S. 334 f., die Hoffnung, dass ,,one would expect the number of differences of opinion to decline significantly as more experience is gained with classifying codes." [siehe ebenso Gaumnitz/Lere (2004), S. 335 En. 3: ,,Over time the amount of disagreement is apt to decline."]. 63 Vgl. z. B. explizit konzedierend Mathews (1987), S. 115; Mathews (1988), S. 53. 64 Anders z. B. Chatov (1980), S. 21. 65 Vgl. besonders extrem Hite/Bellizzi/Fraser (1988), S. 773 f.
204
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Befragungen ermittelt, bei denen die kontaktierten Untemehmensrepriasentanten anzugeben hatten, welche untemehmensethischen Problemstellungen in ihren Kodizes adressiert werden 66. Diese Methodik verftigt zwar tiber forschungs6konomische Vorteile 67, kann allerdings nur begrenzt detaillierte Inhaltskategorien erfragen, um die Respondenten nicht zu tiberfordem. Eine zusammenfassende Darstellung der methodisch unterschiedlich erhaltenen Befunde erscheint insofern zulfissig, als die in Fragebogenerhebungen kontaktierten Unternehmensrepr~isentanten aufgrund ihrer Position (als Ethikmanager, Mitglied oder Vorsitzender der Gesch~iftsleitung) tiber eine hinreichende Kenntnis ihres Kodexdokuments verftigt haben soilten68. Dennoch ist selbstredend nicht sichergestellt, dass die Angaben tatsachlich auf wahrhaftigen Informationen beruhen, da die angesprochenen Ftihrungskr~ifte den Fragebogen nicht persOnlich, mit nur geringer Sorgfalt oder unter (vermeintlicher) Bescht~nigung ihres Kodex 69 ausgeftillt haben k~nnten 7~ Einschrfinkungen der Vergleichbarkeit ergeben sich aul3erdem daraus, dass die Rtickl~iufe, die mit den beiden Forschungsdesigns erzielt werden, substantiell unterschiedlich sein k6nnen. So mag der Rticklauf von Fragebogenerhebungen zwar dadurch geschm~ilert werden, dass die Beantwortung zumindest gewisse Unternehmensressourcen bindet 71. Da die Unternehmen bei dieser Vorgehensweise jedoch andererseits nicht veranlasst werden, ihren Kodex unternehmensextern zug~inglich machen zu mtissen, fallt zumindest for die Unternehmen eine Teilnahmebarriere, deren Unternehmenspolitik eine Ver6ffentlichung ihrer ethischen Grundsatzdokumente untersagt 72.
66 Vgl. z. B. Ethics Resource Center (1980), S. 263; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1601 Fn. 255 und S. 1603 Fn. 261; Berenbeim (1992), S. 13 f.; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 1 f.; 23; Higgs/Schreier (1995), insb. S. 103, 105; Murphy (2000), S. 300-303. 67 Dies gilt insbesondere auch deshalb, da Inhaltsanalysen zur Ermittlung der in Kodizes behandelten Themengebiete bislang nur manuell durchgefflhrt wurden und programmierte Vorgehensweisen nicht gfinzlich ohne manuelle Codierungen auskommen werden. 68 Unbe~cksichtigt bleiben daher hingegen unstrukturierte Befragungen, bei denen nicht speziell autorisierte Mitarbeiter angeben sollen, an welche Inhalte ihres Kodex sie sich (spontan) erinnern (k0nnen). Dieses Vorgehen basiert auf einer nicht ausreichend validen Datengrundlage, da und soweit unklar ist, wie versiert die Probanden mit dem Kodex sind. So mtissen z. B. Adams/Tashchian/Shore (2001), S. 207, feststellen, dass mehr als ein Zehntel (11%) der Befragten sich nicht in der Lage sehen, irgendeinen Kodexinhalt wiederzugeben (,,Don't remember anything"). 69 So k0nnen Unternehmensvertreter - im Gegensatz zu neutraleren Kodexlesern - m0glichst viele oder aktuell diskutierte Fragestellungen in ihrem Kodex wahrnehmen (wollen) [vgl. z. B. Marnburg (2000), S. 206, und zum Social Desirability Bias nochmals Zerbe/Paulhus (1987), S. 250; Randall/Fernandes (1991), S. 805; Fernandes/Randall (1992), S. 183]. 7o Keine der bislang vorliegenden Fragebogenerhebungen hat die Reliabilit~it ihrer Befunde durch das Einholen und den Vergleich mehrerer Antworten aus demselben Unternehmen geprtift. 71 Dabei ist relativierend zu berticksichtigen, dass die Kodizes, die den Inhaltsanalysen zugrunde liegen, oft im Zuge von Fragebogenerhebungen angefordert worden sind. 7z Vgl. zu dieser Oberlegung auch bereits oben, S. 44 der vorliegenden Arbeit. Die Angaben tiber die Hfiufigkeit der Unternehmen, die zwar einen Kodex besitzen, diesen allerdings nicht l~r Forschungszwecke zur Ver~gung stellen wollen, schwanken nicht unerheblich. W~ihrend ihr Anteil in der Erhebung von Pelfrey/Peacock (1991), S. 15, bei drei Prozent der antwortenden Unternehmen liegt, berichten andere Studien yon einem bei-
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
205
Ein nach der Erhebungsmethode getrennter Ausweis der Studien ist dessen ungeachtet entbehrlich, da die off mangelhafien Dokumentationen methodischer Untersuchungsdetails den Eindruck nicht zu entkr~iften in der Lage sind, dass sich Unterschiede zwischen inhaltsanalytischen Auswertungen als erheblicher darstellen k~nnten als die Abweichungen, die aus der Verwendung einer anderen Erhebungsmethode resultieren 73. Diese Einsch~itzung wird ferner dadurch erh~irtet, dass Schlegelmilch et al. in ihren Untersuchungen die Kodexinhalte sowohl schrifilich erfragt als auch anhand einer Teilmenge von Kodizes, die ihnen von den kontaktierten Unternehmen iaberlassen wurden, selbst codiert haben 74. Wenngleich die Autoren die Obereinstimmung zwischen den dabei jeweils erzielten Befunden nicht statistisch getestet zu haben scheinen, so weisen sie dennoch die Ergebnisse ohne einschr~nkende Kommentare aggregiert aus, was darauf schliefSen lassen sollte, von einer ausreichenden Vergleichbarkeit bzw. Reliabilit/at der schriftlichen Antworten ausgehen zu dtirfen. Bei der nachfolgenden Interpretation der sogleich in Tabelle 775 angegebenen Themenh~iufigkeiten ist zu bedenken, dass diese H~iufigkeitswerte- wie in der weit tiberwiegenden Mehrzahl der Studien76 _ nur auf der Nennung des jeweiligen Themengebiets in den ausgewerteten
nahe zweistelligen Prozentsatz [vgl. Mathews (1987), S. 110; Mathews (1988), S. 52]. Bemerkenswert ist dabei die Beobachtung, dass die Bereitschafi der Unternehmen, ihren Kodex ~ffentlich zu kommunizieren und konsequenterweise auch fi~r Forschungszwecke zug~nglich zu machen, im Zeitablauf zuzunehmen scheint [vgl. Berenbeim (1992), S. 7; Nash (1992), S. 158; anders hingegen die Befragungsergebnisse von Murphy (2000), S. 301 f., wonach der Anteil der Unternehmen, die ihre Kodexdokumente sowohl intern als auch extern kommunizieren, leicht rtickl~iufig gewesen ist, oder Murphy (1995), S. 733 (53 %); Farrell/Cobbin (1996b), S. 47 (45 %); Arthur Andersen (1999), S. 25 (45 %); Guilldn/Mel~/Murphy (2002), S. 176 (51%), wonach rund die H~ltie der befragten Gesellschaften ihren Verhaltenskodex nicht vertiffentlichen]. 73 Vgl. in diesem Sinne auch Weber (1993), S. 425: ,,These studies tended to report their results without utilizing a consistent categorical framework. Thus, there is limited potential for cross-study comparisons.". 74 Vgl. Schlegelmilch/Houston (1989), S. 15, 15-17; Langlois/Schlegelmilch (1990), S. 522, 527; Schlegelmilch (1990), S. 369, 370-372. 75 Siehe S. 207 ff. der vorliegenden Arbeit. 76 Anders z. B. Beneish/Chatov (1993), S. 18, die fiir jede lnhaltskategorie angeben, wie viele der die Kategorie definierenden Variablen (minimal, maximal und im Mittel) im Kodex auftauchten, und somit im qualitativen Sinne den Detaillierungsgrad der jeweiligen Themenbehandlung wiedergeben. Auch Snell/Chak/Chu (1999), S. 290 f., haben nicht lediglich codiert, ob ein bestimmtes Thema kodifiziert worden ist, sondern ferner in welchem Umfang, den sie durch die Anzahl der dem Thema zuzuordnenden Textzeilen in Prozent der Gesamtl/tnge des Kodex in Textzeilen (das heigt: rein quantitativ) gemessen haben. Mathews (1987), S. 111; Mathews (1988), S. 56 f., unterscheidet bei ihrer Codierung, deren Methodik sp~ter auch von Lefebvre/Singh (1992), S. 801, angewendet wurde, ob die Inhaltskategorien in den analysierten Kodexdokumenten Uberhaupt nicht behandelt, behandelt, detaillierter behandelt oder hervorgehoben behandelt werden. Diese Charakterisierung basiert allerdings anscheinend nur auf der subjektiven Einschatzung der Autorin und wird nicht intersubjektiv nachvollziehbar gemacht. Cressey/Moore (1983), S. 55 f., iiefern zu einer ~hnlichen Klassifizierung, bei der zwischen der einfachen Nennung, der detaillierteren Behandlung und der Hervorhebung eines Themengebiets differenziert wird, zumindest weitere lnformationen. Die detailliertere Behandlung ist dabei ein Maf5 fi~r die (primar wohl quantitative) Aufmerksamkeit, die einer Fragestellung gewidmet wird, und wird durch die Kodifizierung einer umfassenderen Liste konkreter Handlungen indiziert, lm Gegensatz dazu wird ein Themengebiet als ,,hervorgehoben" codiert, wenn ihm im Kodex eine besondere Wichtigkeit (im Vergleich zu den Ubrigen Kodexregelungen) zuerkannt wird, was sowohl quantitativ durch den Textumfang, den die Besprechung des Themengebiets im Vergleich zu anderen einnimmt, als auch qualitativ durch die (relative) Nachdriacklichkeit der korrespondierenden Formulierungen oder das Vorhandensein expliziter Hinweise auf die herausgehobene Bedeutung gemessen wird. Trotz dieser Kennzeichnung bleibt der tats~chliche Codie-
206
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Kodizes beruhen und die Reihenfolge der aufgeftihrten Themen sowie die Art und Intensitfit ihrer Behandlung g~hazlich unbeachtet lassen. Es wird mit anderen Worten nur wiedergegeben, wie h~iufig bestimmte Themen auftreten, ohne deren Gewichtung, das heil3t zum einen die Abfolge sowie zum anderen den Umfang und Detaillierungsgrad der Themenbehandlung innerhalb des Kodex zu berficksichtigen. Dieses Defizit ist umso unbefriedigender, als die Codes der Unternehmenspraxis sich hinsichtlich ihrer Lange deutlich unterscheiden 77. Ob die ausgewiesene Themenstreuung ebenfalls darauf wesentlich zurtickzuftihren ist, bleibt unklar, da weder Korrelationen zwischen der Themenanzahl und der Kodexlfinge dokumentiert noch Kodexgruppen gebildet werden, die Aufschluss dartiber geben k6nnten, dass zumindest kurze Kodizes die gleichen inhaltlichen Schwerpunkte setzen. Die Auswertung der Befunde wird schlie61ich nicht zuletzt ebenso dadurch erschwert, dass Differenzierungen nach nachweislich wichtigen Kontextfaktoren wie dem Alter des Kodex 78 oder der Gr66e und Branche der betrachteten Unternehmen nur vereinzelt v o r g e n o m m e n werden. Erkenntnisse fiber situative Relativierungen der Themen, die in Kodizes behandelt werden, lassen sich daher nur weitaus sp~irlicher isolieren, als es a u f der Basis der inzwischen analysierten Codes zu erwarten w~ire.
b) Ubersicht der Befunde Die nachfolgende Tabelle 7 liefert eine Obersicht der vorliegenden Befunde. Da die Beurteilung der Themenstruktur von Kodizes nicht nur die sehr h~iufig genannten Themenstellungen adressieren muss, sondern auch Erkenntnisse tiber die eher schw~icher gewichteten, da nur selten oder gar nicht aufgeftihrten Themen zu berticksichtigen hat 79, ist die Aufstellung entsprechend ausfdhrlich gehalten.
rungsprozess und seine Reliabilitfit im Dunkeln. Letztes gilt schlie61ich auch mr die Erhebung von Carasco/Singh (2003), S. 77, in der die Intensit~it der Themenbehandlung gleichwohl durch ein quantitatives Ma6 (Anzahl der Sfitze) abgegrenzt worden ist. 77 Vgl. z. B. Mathes/Thompson (1964), S. 19; Harris (1978), S. 311" White~Montgomery (1980), S. 86; Sanderson/Varner (1984), S. 31; Benson (1989), S. 308; Manley (1991), S. xiv; Sims (1991), S. 504; Alderson/Kakabadse (1994), S. 439; Stevens (1994), S. 64; Murphy (1995), S. 728; Farrell/Cobbin (1996a), S. 42; Stevens (1996), S. 72; Blodgett/Carlson (1997), S. 1366; Brytting (1997), S. 664; Murphy (2000), S. 297; Schwartz (2001), S. 252; Wotruba/Chonko/Loe (2001), S. 63; Gaumnitz/Lere (2002), S. 39; Chonko/Wotruba/Loe (2003), S. 240; Kaptein (2004), S. 17 f.; Schwartz (2004), S. 327, 330. 78 Vgl. die Beobachtung von Melrose-Woodman/Kverndal (1976), S. 25: ,,While not true of all cases, the early codes usually arose directly from the company's commercial policy. For example, one retail chain has a prewar code which covers only policy towards customers. The more recent codes have been influenced by the current debate on the social responsibility of business ... Thus they try to be more comprehensive.". 79 So auch sehr deutlich Hite/Bellizzi/Fraser (1988), S. 774: ,,Beyond the topics which received good coverage in the ethical policy statements, it is interesting to note the topics which were not covered by a large percentage of the firms.", oder Beneish/Chatov (1993), S. 16: ,,What is omitted from a code may be more important than what is contained.", fihnlich Weaver (1993), S. 54.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
Verfasser
Datengrundlage
Mathes/Thompson (1964), S. 17
Studie des National Industrial Conference Board tiber 186 Fertigungsunternehmen, von denen 70 tiber schriftlich formulierte Ethik-Standards ver~gten Kodizes von 40 britischen Unternehmen
Melrose- Woodman/ Kverndal (1976), S. 25
Hammaker, Paul M./Horniman, Alexander B./Rader, Louis T. (1977): Standards of Conduct in Business. Charlottesville, VA, zit. nach Ryan (1991), S. 124 Chatov (1980), insb. S. 22
Ethics Resource Center (1980), S. 16
Kodizes einer unbekannten Anzahl von Fortune 500Unternehmen
Schriftliche Befragung bei allen Mitgliedsunternehmen des California Roundtable und bei einer Zufallsauswahl von tiber 1000 Unternehmen aus dem Standard and Poor's Industry Survey; Rticklauf: 281 Kodizes, die inhaltsanalytisch hinsichtlich der Regelungen zum Mitarbeiterverhalten ausgewertet wurden In zwei Stufen wurden insgesamt 185 Unternehmen, die einen Kodex besitzen sollten, angeschrieben; Rt~cklauf: 74 FragebOgen hochrangiger Unternehmensvertreter
207 Kodexinhalte (mit ihrer relativen Hilufigkeit, soweit ausreichend dokumentiert)
9 Conflicts of interest 9 Acceptance of gifts and entertainment by company personnel 9 Gifts and entertainment accorded customers and prospects 9 Compliance with anti-trust laws Areas of responsibility covered by codes 1. Employees (75 %) 2. Consumers (65 %) 3. Environment (48 %) 4. Local community and society (45 %) 5. Company shareholders (40 %) 6. Suppliers and other companies (20 %) Es werden 17 inhaltlich unterschiedene Kategorien identifiziert, die - j e nach Kodex - 3 bis 38 konkretere (bzw. exemplarische) Bestimmungen enthalten.
I. Extortion, gifts, kickbacks (67 %) 2. Conflict of interest (65 %) 3. Illegal political payments (59 %) 4. Violation of laws in general (57 %) 5. Use of insider information (43 %) 6. Bribery (37 %) 7. Falsification of corporate accounts (28 %) 8. Violation of antitrust laws (25 %) 9. Moonlighting (25 %) 10. Legal payments abroad (23 %) 11. Violation of secrecy agreement (22 %) 12. Ignorance of work-related laws (22 %) 13. Fraud, deception (11%) 14. To justify means by goals (10 %) 1. Compliance with the law (86 %) 2. Conflict of interest (85 %) 2. Kickbacks (85 %) 4. Honesty/integrity (81%) 5. Bribery (78 %) 6. Corporate political contributions (74 %) 7. Abuse of inside information (64 %) 8. Confidentiality of corporate information (62 %) 9. Competition (within the industry) (41%) 10. Equality of employment (35 %) 11. Advertising practices (19 %) 12. Accounting practices (11%) 13. Gifts, entertainment, and payments (8 %) 14. Information about customers and suppliers (4 %) 14. Communications philosophy (4 %) 16. Fairness in dealing with others (3 %) 17. Other (5 %)
208
Foundation of the Southwestern Graduate School of Banking
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument 118 Kodizes USamerikanischer Unternehmen
1. 2. 3. 4. 5. 6.
Zufallsstichprobe von 30 Kodizes, die aus einer Umfrage unter den Fortune 1000-Unternehmen sowie einer Zufallsstichprobe von 1000 Mitgliedern des Financial Executives Institute erhalten wurden
1. General statements of ethics and philosophy (80%) 2. Conflict of interest (general) (73 %) 2.1 Acceptance of gifts (77 %) 2.2 Interest in suppliers (57 %) 2.3 Interest in competition (50 %) 2.3 Interest in customer (50 %) 2.3 Relatives or associates (50 %) 2.6 Membership on boards of directors (30 %) 3. Compliance with applicable laws (67 %) 4. Inside information (63 %) 5. False entries in books and records (50 %) 5. Misuse of corporate assets (general) (50 %) 5.1 Political contributions (67 %) 5.2 Payments to government officials/political parties (63 %) 5.3 Gifts, favors, entertainment (57 %) 5.4 Undisclosed or unrecorded funds or assets (53%) 5.5 False, misleading support documents (37%) 5.6 Secret payments (23 %) 5.7 Facilitating payments (20 %) 7. Antitrust compliance 7.1 Relations with competitors (30 %) 7.1 Relations with customers (30 %) 7.1 Relations with suppliers (30 %) 7.4 International transactions (13 %) 7. Confidential information (40 %) 9. Equal employment opportunity (40 %) 10. Arrangements with dealers and agents (23 %) 10.1 Responsibility for dealers' actions (43 %) 10.2 Commission levels (33 %) 10.3 Foreign or third party payments (13 %) 11. Observance of moral and ethical standards of society (20 %) 12. Specific reference to Foreign Corrupt Practices Act (17 %) 13. Partisan versus issue political activity (13 %) 14. International trade boycotts (10 %) 15. Relations with shareholders and security analysts (7%) 1. Relations with U.S. governments (77 %) 2. Relations with customers/suppliers (75 %) 3. Conflict of interest (69 %) 4. Employee relations (53 %) 5. Relations with competitors (50 %) 6. Integrity of books and records (49 %) 7. Relations with foreign governments (42 %) 8. Relations with investing public (41%) 9. Civic and community affairs (35 %) 10. Third-party commercial transactions (27 %)
(1980): A Study of Corporate Ethical Policy Statements. Dallas, zit. nach Schlegelmilch (1990), S. 371.
White/Montgomery (1980), S. 83 f.
Cressey/Moore (1983), insb. S. 56
Verhaltenskodizes von 119 Unternehmen aus der Conference Board's Watson Collection
Politische Interessen (96 %) Beziehungen zu Zulieferern (86 %) Beziehungen zu Kunden (81%) Beziehungen zu Mitarbeitern (47 %) Gesellschatt und Umwelt (42 %) Innovation und Technologie (15 %)
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes .
.
.
.
209
.
Sanderson/Varner (1984), S. 28 f.
39 Koclizes der 100 grOBten Fortune 500Untemehmen
Brooks, Leonard J.
Unbekannte Anzahl kanadischer Ethik-Kodizes
(1986): Canadian Corporate Social Performance. Hamilton, Ontario: Society of Management Accountants of Canada, S. 112, zit. nach Brooks (1989), S. 122 Brooks, Leonard J.
(1986): Canadian Corporate Social Performance. Hamilton, Ontario: Society of Management Accountants of Canada, S. 113, zit. nach Brooks (]989), S. 122
Unbekannte Anzahl kanadischer Ethik-Kodizes
Berenbeim (1987), S. 15
Antworten von 225 (Uberwiegend, aber nicht ausschlieBlich USamerikanischen) Unternehmen aus The Conference Board's Survey unter 2100 Unternehmen
Mathews (1987), S. 110-
202 Kodizes, die von den 485 profitabelsten Fertigungsunternehmen in den USA mit einem Jahresumsatz von Uber 100 Millionon US-$ erhalten wurden
117, insb. S. 111; Mathews (1988), S. 5161, insb. S. 56 f.
11. Environmental affairs (20 %) 12. Other white-collar crimes (16 %) 13. Host-country commercial relations (12 %) 14. Personal character matters (l 0 %) 15. Other conduct on behalf of the firm (3 %) 16. Other conduct against the firm (2 %) 1. Conflict of interest (70 %) Subtopics: 1.1 Gifts and entertainment (61%) 1.2 Insider information (54 %) 1,2 Investments (54 %) 1.4 Outside employment (31%) 1.5 Directorships (28 %) 2. Political contributions (72 %) 3. Customers and/or suppliers (59 %) 4. Accuracy of records (59 %) 5. Antitrust, competition (59 %) 6. Equal employment (46 %) 7. Product safety and/or environmental responsibility (44 %) 8, Trade secrets and confidential information (4 ] %) 9. Theft by employees (31%) l~ Relations with employees (88 %) 2. Relations with host communities and countries (75%) 3. Relations with customers (69 %) 4. Relations with the public (44 %) 4. Relations with shareholders (44 %) 4. Relations with governments (44 %) 7. Relations with suppliers (38 %) 1. Corporate citizenship 2. Conduct of personnel 3. Product of service related commentary 4. Planning 5. Shareholders 6. Trust of the company name and representatives by the public, business community and employees 7. Competence of personnel 8. External communications 9. Customer needs 10. Internal communications 1. Conduct toward employees (91%) 2. Conduct toward customer/consumers (87 %) 2. Conduct toward suppliers (87 %) 4. Conduct toward home country government (56%) 5. Conduct toward local communities (48 %) 6. Conduct toward foreign governments (46 %) 7. Conduct toward employees' families (45 %) 8. Conduct toward shareholders (40 %) 1. Relations with U.S. government (87 %) 2. Relations with customers/suppliers (other corporations) (86 %) 3. Payments or political contributions to governments or government officials or employees (85%) 4. Conflict of interest (75 %)
210
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument 4. 6. 7. 8.
Hite/Bellizzi/Fraser (1988), insb. S. 773
Webley (1988), S. 7, 9
Verhaltenskodizes von 67 Fortune 500-Unternehmen
45 Kodexdokumente britischer Unternehmen
Integrity of books and records (75 %) Relations with foreign governments (73 %) Relations with competitors (56 %) Divulging trade secrets/proprietary information (45%) 9. Insider trader information (43 %) 10. Relations with investors (41%) 11. Relations with employees - health, safety (37 %) 12. Civic and community affairs (25 %) 13. Relations with consumers (23 %) 14. Product quality (21%) 15. Environmental affairs (13 %) 16. Other conduct against the firm (10 %) 17. Product safety (9 %) 18. Personal character matters (6 %) 1. Misuse of funds/Improper accounting (66 %) 2. Conflict of interest (64 %) 3. Dealing with public officials (61%) 4. Confidential information (54 %) 5. Foreign payments (bribes) (48 %) 6. Business courtesies (gifts) accepted (46 %) 6. Improper gift giving (46 %) 8. Employee equal opportunity code (42 %) 9. Anti-trust (40 %) 10. Observation of local laws (37 %) 11. Insider information (30 %) 12. Dealing with suppliers (28 %) 13. Dealing with customers (27 %) 13. Government sales (27 %) 15. Advertising / promotion / PR (18 %) 15. Waste disposal (18 %) 15. Shareholder treatment (18 %) 18. Company property use (16 %) 18. Employee honesty and fairness (16 %) 20. Dealing with competitors (15 %) 20. Quality control (15 %) 22. International boycotts (12 %) 22. Environmental safety and health (12 %) 24. Trade secrets (9 %) 24. Price discrimination (9 %) 26. Trade and entertainment (7 %) 26. Bids (7 %) 26. Tying contacts (7 %) 26. Unfair trade practices (7 %) 30. Product safety (4 %) 30. Objectivity of reporting (4 %) 30. Consultant use (4 %) 30. Charitable contributions (4 %) 34. Time card reporting (3 %) 34. Export licensing control (3 %) 34. Resale (3 %) 37. Mergers (2 %) 37. Intelligence gathering (2 %) 37. Sexual harassment (2 %) 37. Substance and alcohol abuse (2 %) Three recurring issues: 9 Bribery, inducements and commissions 9 Use of privileged information 9 Conflicts of interest
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
Robin/Giallourakis/ David/Moritz (1989), S. 67 f.
Ethik-Kodizes von 84 Unternehmen aus den Business Week 1000
211 Other issues: 9 Discrimination on the basis of sex or race 9 Relationships with competitors and suppliers 9 Recording of financial transactions 9 Political involvement 9 Outside employment 9 Hospitality 9 Environmental Conversation 30 Kategorien wurden identifiziert, von denen 24 zu den foigenden 3 Clustern zusammengefasst werden konnten: 9 Cluster 1: ,,Be a dependable organization citizen. ''s~ 9 Cluster 2: ,,Don't do anything unlawful or improper that will harm the organization. ''s~ 9 Cluster 3: ,,Be good to our customers. ''s2 Items, die keinem der 3 Cluster zugeordnet wurden: 1. Seek opportunities to participate in community services and political activities (55 %) 2. Exhibit standards of personal integrity and professional conduct (37 %) 3. Racial, ethnic, religious, or sexual harassment is prohibited (23 %) 3. Report questionable, unethical, or illegal activities to your manager (23 %) 5. Conserve resources and protect the quality of the environment in areas where the company operates (14 %) 6. Members of the corporation are not to recom-
80 Mit den 9 Items: 1. Demonstrate courtesy, respect, honesty, and fairness in relationships with customers, suppliers, competitors, and other employees; 2. Comply with safety, health, and security regulations; 3. Do not use abusive language or actions; 4. Dress in business-like attire; 5. Possessions of firearms on company premises is prohibited; 6. Use of illegal drugs or alcohol on company premises is prohibited; 7. Follow directives from supervisors; 8. Be reliable in attendance and punctuality; 9. Manage personal finances in a manner consistent with employment by a fiduciary institution. Diese Items waren insbesondere in Dienstleistungsunternehmen wie Banken und Versorgungsbetrieben sehr verbreitet [vgl. Robin/Giallourakis/David/Moritz (1989), S. 69]. Quantitative Haufigkeiten sind nicht dokumentiert. 81 Mit den 12 Items: 1. Maintain confidentiality of customer, employee, and corporate records and information; 2. Avoid outside activities which conflict with or impair the performance duties; 3. Make decisions objectively without regard to friendship or personal gain; 4. The acceptance of any form of bribe is prohibited; 5. Payment to any person, business, political organization, or public official for unlawful or unauthorized purposes is prohibited; 6. Conduct personal and business dealings in compliance with all relevant laws, regulations, and policies; 7. Comply fully with antitrust law and trade regulations; 8. Comply fully with accepted accounting rules and controls; 9. Do not provide false or misleading information to the corporation, its auditors, or a government agency; 10. Do not use company property or resources for personal benefit or any other improper purpose; 11. Each employee is personally accountable for company funds over which he or she has control; 12. Staff members should not have any interest in any competitor or supplier of the company unless such interest has been fully disclosed to the company. Uber 50 (bzw. 60 % der) Unternehmen hatten zumindest einige dieser Items in ihren Grundsatzdokumenten kodifiziert [vgl. Robin/Giallourakis/David/Moritz (1989), S. 70]. s2 Mit den 3 Items [relative H~ufigkeit in Prozent, vgl. Robin/Giallourakis/David/Moritz (1989), S. 70]: 1. Convey true claims for products (29 %); 2. Perform assigned duties to the best of your ability and in the best interest of the corporation, its shareholders and its customers (18 %); 3. Strive to provide products and services of highest quality (12 %).
212
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Schlegelmilch/Houston (1989), insb. S. 15-17
31 Ethik-Kodizes, die einer Umfrage unter den 200 grOBten UKUnternehmen aus den Times Top 1000 entstammen
Edmonson, W. F. (1990): A Code of Ethics: Do Corporate Executives And Employees Need It? Fulton, MS: Itawamba Community College Press, zit. nach Murphy (1995), S. 730
Untersuchung von 100 Ethik-Kodizes
Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 23-26; ferner auch Ethics Resource Center (1990), S. V-44
2000 US-Unternehmen; Riacklauf: 711 Frageb~Sgen, davon 604 aus Unternehmen mit einem Kodex
mend attorneys, accountants, insurance agents, stockbrokers, real estate agents, or similar individuals to customers (4 %) 1. Employee conduct (100 %) 2. Community and environment (65 %) 3. Customers (58 %) 4. Shareholders (39 %) 5. Suppliers and contractors (23 %) 6. Political interests (13 %) 7. Innovation and technology (6 %) Most frequently appearing areas: 9 Privacy and communication 9 Conflict of interest 9 Political contributions in the U.S. 9 Company records 9 Gifts, favors and entertainment Areas appearing in over one third of these codes 9 Relations with competitors 9 Relations with suppliers 9 Relations with customers Areas appearing in less than 20 % of these codes 9 Products/service quality 9 Environment and energy 9 Health/safety issues 1. Conflict of interest (89 %) 2. Receiving gifts, gratuities, entertainment (85 %) 3. Protecting company proprietary information (82 %) 4. Giving gifts, gratuities, entertainment (81%) 5. Discrimination (80 %) 6. Sexual harassment (79 %) 7. Kickbacks (77 %) 8. General conduct (76 %) 9. Employee theft (75 %) 10. Proper use of company assets (74 %) 11. Bribery (72 %) 12. Accuracy of expense accounts (68 %) 13. Accuracy of books and records (67 %) 13. Employee health and safety (67 %) 15. Drug and alcohol abuse (64 %) 16. Insider trading (56 %) 17. Political contributions and activities: Federal level (52 %) 17. Relations with government representatives (52%) 19. Financial support for charities, schools, civic organizations (51%) 20. Protecting proprietary information of suppliers, subcontractors (50 %) 20. Political contributions and activities: State and local level (50 %) 20. Employee right to privacy (50 %) 23. Antitrust (47 %) 24. Support for employees' volunteer community activities (46 %) 25. Product quality (44 %) 26. Political contributions and activities by company's PAC (43 %) 27. Product safety (42 %) 28. Soliciting employee support for PAC (40 %)
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
Langlois/Schlegelmilch (1990), insb. S. 527; Schlegelmilch (1990), insb. S. 371
Pitt/Groskaufman& (1990),S. 1601 Fn. 255 und S. 1603 Fn. 261
Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1601 Fn. 255 und S. 1603 Fn. 261
Pelfrey/Peacock ( 1991 ), insb. S. 17
78 Kodizes von englischen, franzOsischen und deutschen GroBunternehmen
1984 Fried, Frank Survey unter 500, an der NYSE notierten Unternehmen; Rticklauf: 121 Antworten, davon annahernd 91% aus Unternehmen mit einem Kodex 1987 Fried, Frank Survey unter 414, an der NYSE notierten Unternehmen; Rticklauf: 150 Antworten, davon 94,7 % aus Unternehmen mit einem Kodex
97 Ethik-Kodizes, die von Fortune 500-Unternehmen erhalten wurden
213 29. Protecting shareholder rights (39 %) 30. Quality control (38 %) 31. Relations with foreign government representatives (35 %) 32. False or misleading advertising (34 %) 33. Protecting the environment (32 %) 34. Plant closings and layoffs (29 %) 35. Methods of gathering competitors' information (28 %) 1. Beziehungen zu Mitarbeitern (100 %) 2. Beziehungen zu Kunden (67 %) 3. Gesellschat~ und Umwelt (65 %) 4. Beziehungen zu Aktion~ren (54 %) 5. Innovation und Technologie (33 %) 6. Beziehungen zu Zulieferern (19 %) 7. Politische Interessen (15 %) 1. Misuse of confidential information (73 %) 2. Foreign corrupt practices (65 %) 3. Insider trading (60 %) 4. Antitrust (47 %) 5. Labor relations (26 %) 6. Other (45 %) 1. Conflicts of interest (97 %) 2. Girls (87 %) 3. Misuse of confidential information (83 %) 3. Foreign corrupt practices (83 %) 5. Political contributions (79 %) 6. Insider trading (73 %) 7. Antitrust (68 %) 8. Labor relations (27 %) 9. Other (29 %) 1. Conflicts of interest (94 %) 2. Customer and supplier relations (79 %) 3. Insider information (78 %) 3. Confidentiality (78 %) 5. Political contributions (74 %) 6. Antitrust (72 %) 6. Equal employment (72 %) 7. Statement of general philosophy (69 %) 8. Accuracy of records (64 %) 9. Employee theft (36 %) 10. Product safety (10 %)
214
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches lmplementierungsinstrument
Berenbeim (1992), S. 13
The Conference Board's Survey unter 1900 Unternehmen; RUcklauf: 200 Antworten aus Unternehmen mit einem Kodex (157 US-amerikanische, 23 kanadische und 20 europaische)
Kaye (1992), S. 859
Top 26 der 50 grOf~ten australischen Unternehmen (Business Review Weekly); Racklauf: 13 Antworten
Lefebvre/Singh (1992),
75 Ethik-Kodizes aus den Top 500-Unternehmen in Kanada (Financial Post)
S. 801-805
1. Fundamental guiding principles of company (88%) 2. Purchasing guidelines (56 %) 3. Proprietary information (53 %) 4. Workplace safety s3 5. Environmental responsibility 6. Marketing 7. Intellectual property 8. Confidentiality of employee records 9. Product safety 10. Employee privacy 11. Drug-related issues 12. Technological innovation 13. AIDS s4 Characteristic emphases: 9 Employees must keep the law and observe the statutory regulation. 9 Customer relations in terms of the reputation of trust and integrity of the company is of great importance. 9 Conflict of interest between obligations to the company is and personal gain must be avoided. 9 Confidential information gained in the course of business must never be improperly used. 1. Conflict of interest (93 %) 2. Acceptance of bribes, kickbacks, gifts/entertainment (83 %) 2. Integrity of books and records (83 %) 4. Divulging trade secrets/proprietary information (81%) 5. Relations with customers/suppliers (77 %) 6. Insider trader information (72 %) 7. Giving of bribes, kickbacks, gifts/entertainment (67%) 8. Payments or political contributions to governments or government officials/employees (63 %) 9. Relations with Canadian Government (59 %) 10. Other conduct against the firm (52 %) 11. Personal character matters (51%) 12. Relations with employees - health, safety (48 %) 13. Civic and community affairs (33 %) 13. Relations with consumers (33 %) 15. Relations with investors (32 %) 16. Relations with competitors (29 %) 17. Product quality (24 %) 18. Relations with foreign governments (23 %) 19. Environmental affairs (21%) 20. Product safety (12 %)
83 Mit Ausnahme der drei genannten Prozentzahlen sind die abrigen Hfiufigkeiten nur graphisch, ohne Angabe genauer Werte dargestellt. 84 Dar~ber hinaus wurden drei Kategorien, die nicht im Fragebogen vorgegeben waren, von Respondenten aus allen drei Regionen als relevant angesehen: employee outside activities; fair conduct towards competitors; inappropriate gifts [Berenbeim (1992), S. 14].
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
Webley (1992), S. 7-16
96 Kodizes, die von den 400 grt~Bte Unternehmen in GroBbritannien erhalten wurden
Beneish/Chatov (1993), insb. S. 18
Kodizes von 160 Unternehmen des Standard and Poor's Industry Survey, die auch in der Studie von Chatov (1980) enthalten waren
Robertson/Schlegelm ilch (1993), S. 310
1481 britische Unternehmen; Rtlcklauf: 102 auswertbare FragebOgen (7%)
215 9 9 9 9 9
Relations with employees Relations with shareholders Relations with customers Relations with suppliers Relations with the community Other ethical issues referred to in the codes: 9 Product policy 9 Animal experiments 9 Taxation and currency transactions 9 The environment 1. Employees relations to firm (83 %) 2. Firm relation to government (78 %) 3. Firm relation to society (71%) 4. Firm relation to shareholders (64 %) 5. Firm relation to employees (49 %) 6. Firm relation to customers (45 %) 7. Firm relation to suppliers (44 %) 8. Firm relation to competitors (28 %) 9. Firm relation to community (27 %) 10. Firm relation to environment (19 %) 11. Firm relation to dealers (16 %) 12. Firm relation to unions (5 %) 1. Misuse of proprietary information (74 %)s5 2. Receiving gifts and entertainment (70 %) 3. Giving gifts and entertainment (68 %) 4. Conflict of interests (67 %) 5. Insider trading (66 %) 6. Kickbacks (64 %) 7. Bribery (62 %) 8. Employee theft (60 %) 9. Proper use of company assets (59 %) 10. Discrimination (56 %) 10. Protection of employee health and safety (56 %) 12. General conduct (54 %) 13. Accuracy of expense accounts (52 %) 14. Quality control (48 %) 15. Drug and alcohol abuse (48 %) 16. Misuse of information belonging to others (47%) 17. Protecting the environment (46 %)
In der Ergebnistabelle von Robertson/Schlegelmilch (1993), S. 310, Sind bei genauerer Betrachtung eigentlich hOhere Haufigkeitswerte dokumentiert, da die Haufigkeiten der einzelnen Inhaltskategorien getrennt danach ausgewiesen sind, ob sie in dokumentenorientierten oder trainingsbezogenen EthikmaBnahmen, von beiden oder gar nicht erfasst werden. Folglich mtlsste sich die gesuchte H~iufigkeit durch Summierung der separat aufgefiihrten Haufigkeiten ergeben, mit denen die Themenstellungen zum einen nur in Kodizes und zum anderen sowohl in Kodizes als auch durch Schulungen behandelt werden. Die Autoren verstiumen diese Addition jedoch bei der Interpretation ihrer Befunde wie auch beim statistischen Vergleich der von ihnen ermittelten Themenverbreitung in britischen Kodexdokumenten mit den H~iufigkeiten der US-amerikanischen Studie des Ethics Resource Center. Da im Falle einer Summierung die Halfte der Themen von drei Vierteln aller Unternehmen adressiert worden w~iren, was unter Bertlcksichtigung der Befunde anderer Studien unrealistisch hoch erscheinen muss, werden die Ergebnisse - trotz der dargelegten Nachvollziehbarkeitsprobleme - so berichtet, wie sie Robertson/Schlegelmilch (1993), S. 310, interpretieren. Zuriickhaltung bei der Gewichtung dieser Daten ist dabei nicht nur deshalb geboten, weil die Rangordnung der Themen bei Addition der H~ufigkeiten teilweise abweicht. AuBerdem decken sich die von Robertson/Schlegelmilch (1993), S. 310, zum Vergleich dokumentierten Resultate der Erhebung des Ethics Resource Center nicht mit den Htiufigkeitswerten, wie sie von dieser Institution selbst publiziert worden sind [vgl. Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 23-26; Ethics Resource Center (1990), S. V-44].
216
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument 18. Plant closing and layoffs (44 %) 19. Protecting shareholder rights (42 %) 20. Relations with central government representatives (39 %) 21. Relations with foreign government representatives (35 %) 22. Employee right to privacy (35 %) 23. Anti-trust issues (35 %) 24. False or misleading advertising (34 %) 25. Methods of gathering competitor's information
(20%) Higgs/Schreier (1995), insb. S. 105
427 an der Johannesburg Stock Exhange notierte Unternehmen; Rtlcklaufi 54 auswertbare FragebOgen (13 %)
Lewin/Sakano/Stephens/ Victor (1995), S. 93
Umfrage des Japan Productivity Center (JPC) unter den 2141 gr6Bten japanischen Untemehmen; Rticklauf: 218 auswertbare FragebOgen (10 %), yon denen 30 % einen EthikKodex hat-ten
Munro, lain (1995):
Unbekannte Anzahl britischer Ethik-Kodizes
Moral regulation in Business: An Investigation into Corporate Codes of Ethics. PhD thesis, University of Hull, zit. nach Munro (1997), S. 99
Murphy (1995), S. 732 f.
800 Unternehmen aus dem Forbes 500 Directory; Rticklauf: 235 auswertbare Antworten (29 %), yon denen 9 1 % der antwortenden Unternehmen einen Ethik-Kodex besaBen
I. Customers (20 %)86 2. Employee conduct (18 %) 3. Product (18 %) 4. Community and environment (13 %) 5. Shareholders (11%) 6. Safety (7 %) 7. Commercial bribery (6 %) 8. Suppliers (2 %) 9. Accuracy of financial reporting (1%) 10. Use of company assets (0 %) 1. Community affairs 2. Employees 3. Suppliers/customers 4. Consumers 5. Product safety and quality 6. Shareholders 7. Environmental affairs 8. Philanthropy 9. Competitors 10. Insider trading 11. Proprietary information 12. Political affairs 13. Japanese government 14. Foreign governments 9 environmental issues 9 health and safety 9 community relations 9 equal opportunities 9 political activities 9 fair pay 9 bribery 9 misuse of information 9 integrity of employees 9 84 % of the codes contain specific guidance on gift giving and receiving 9 36 % of the codes emphasize mostly information pertinent to the company's industry rather than general issues
86 Die geringen H~iufigkeitswerte scheinen sich daraus zu erkl~iren, dass die Autoren eine Aggregation der Antworten tiber die ,,topics covered in the code and their contribution to code content" [Higgs/Schreier (1995), S. 105] vornehmen, die jedoch nicht naher beschrieben ist und sich daher nicht nachvollziehen l~isst.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
Farrell/Cobbin (1996a), S. 46
Blodgett/Carlson (1997), S. 1368
Doig/Wilson (1998), S. 144
Inhaitsanalyse von 95 Unternehmenskodizes, die durch eine Umfrage bei 537 australischen Unternehmen erhoben wurden, die an der Australian Stock Exchange (ASX) gehandelt oder sich unter den Top 500 der Business Review Weekly befinden
Befragung von 37 bekannten Unternehmen einer Stadt im Nordosten der USA; Rticklauf: 29 Kodizes (78 %)
10 multinationale Unternehmen, die ihren gesellschaftsrechtlichen Sitz in GroBbritannien haben oder dort zumindest geschattlich aktiv sind
217 1. Employee conduct (98 %) 2. Conflicts of interests (68 %) 3. Git~s (61%) 4. Confidentiality (60 %) 5. Accuracy of records (42 %) 6. Customers (47 %) 7. Insider trading (37 %) 8. Political interests (34 %) 9. Equal opportunity (30 %) 10. Community and environment (26 %) 11. Competitive (Trade Practices Act) (25 %) 12. Shareholder (15 %) 13. Innovation and technology (11%) 13. Suppliers and contractors (11%) 13. Product safety (11%) 16. Trade unions (4 %) 9 Acceptance of git~s or entertainment 9 Conflicts of interest 9 Joint accounts and safe deposit boxes 9 Confidentiality 9 Insider trading - disclosure securities transactions 9 Political contributions 9 Press, radio and television 9 Charitable / civic activities 9 Business directorships, outside employment 9 Personal financial matters 9 Compliance with copyrights and trademarks 9 Encouraging ethical behavior 9 Purchase or use of bank property; copyright 9 Privacy 9 Expenditures for public officials 9 Lobbying Principles and statement of values (100 %) Sound business dealings 9 Standards (50 %) 9 Fairness (50 %) 9 Internal control (20 %) 9 Competitors (30 %) 9 Use and receipt of gitts, inducements and hospitality (90 %) 9 Political payments, dealing with politicians, public sector and regulators (60 %) 9 Suppliers (50 %) 9 Customers (50 %) 9 Product/service quality (30 %) 9 Dealing with agents and consultants (50 %) 9 International business 9 Dealing with host countries (50 %) 9 Foreign currency dealings (0 %) 9 International trade (20 %) 9 Discrimination and employment (20 %) Executive management concerns 9 Management style (50 %) 9 Staffing (20 %) 9 Internal organisation (10 %) 9 Responsibility to shareholders (30 %) 9 Markets (10 %) 9 Performance (10 %) 9 Research and Development (10 %)
218
International Labour Organization (1998), Tz. 47-59
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
215 Kodizes, von denen mehr als 80 % von multinationalen Unternehmen erlassen worden sind
Varley (1998), S. 423
121 Kodizes von S&P 500- und 80 groBen Handelsuntemehmen
KolUvan Tulder/Welters
84 Kodizes transnationaler Grogunternehmen
(1999), S. 153-160
9 Competitive ability (30 %) Relations between employers and employees 9 Commitment to employees (30 %) 9 Rights and duties of the employee (80 %) 9 Personal interests outside the firm (60 %) 9 Conflict of interest (80 %) 9 Salary and benefits (10 %) 9 Dealings with media, lectures and publications (10%) 9 Trade unions and unfair dismissals (10 %) 9 Travel and entertainment expenses (20 %) 9 Use of company property, resource and time (20%) 9 Reimbursable expenses (10 %) Confidential and propriety information 9 Personal data and computer security (50 %) 9 Copyrights (10 %) 9 Intellectual property, improvements and inventions (30 %) 9 propriety information (40 %) Communications within and without the firm 9 Personal issues (10 %) 9 Anti discrimination policy (40 %) 9 Sex discrimination policy (40 %) 9 Equal opportunity (40 %) 9 Sexual harassment (30 %) 9 Alcohol and drug abuse (10 %) 9 Health and safety (20 %) 9 Product safety (10 %) 9 Security and safety (0 %) Compliance with the law (100 %) Insider trading and share dealing (70 %) Commitment to society and community (30 %) Concern for the environment (10 %) Implementation and adjudication (80 %) 9 Health and safety (75 %) 9 Employment discrimination (67 %) 9 Child labour (45 %) 9 Wage levels (40 %) 9 Forced labour (25 %) 9 Freedom of association and collective bargaining (15 %) 9 Worker health and safety (63 %) 9 Discrimination (57 %) 9 Environmental protection (55 %) 9 Child labor (37 %) 9 Wages (37 %) 9 Forced labor (36 %) 9 Mental/physical coercion (32 %) 9 Hours (18 %) 9 Freedom of association (15 %) 9 Right to organize/bargain collectively (10 %) 9 Overtime pay/bonuses (10 %) 9 Country selection standards (10 %) 9 Other (60 %) Social issues (5 details: Employment; training; working conditions; industrial relations; force; classification ranging from 0 out of 5 to 5 out of 5)
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
Organisation for Economic Co-operation and Development (1999), S.
107 Verhaltenskodizes von mehrheitlich multinationalen Unternehmen
41-52
Snell/Chak/Chu (1999), S. 291
41 Verhaltenskodizes von Untemehmen in Hongkong
219 Number of social issues = 0:5 % der Unternehmen Number of social issues = 1: 19 % Number of social issues = 2:16 % Number of social issues = 3:25 % Number of social issues = 4:29 % Number of social issues = 5:7 % 9 Environmental issues (5 details: Management policies; input/output; stakeholders; finance; sustainable development; classification ranging from 0 out of 5 to 5 out of 5) Number of environm, issues = 0:30 % der Unternehmen Number of environm, issues = 1:7 % Number of environm, issues = 2:12 % Number of environm, issues = 3 : 1 1 % Number of environm, issues = 4:14 % Number of environm, issues = 5:26 % 9 Generic issues (5 details: Consumer interests; communities; global development; ethics; legal requirements; classification ranging from 0 out of 5 to 5 out of 5) Number of generic issues -- 0:13 % der Unternehmen Number of generic issues = 1: 16 % Number of generic issues = 2:19 % Number of generic issues = 3:25 % Number of generic issues = 4:13 % Number of generic issues = 5: 14 % 9 Fair Employment and Labour Rights (78 %) 9 Environmental Stewardship (66 %) 9 Fair Business Practices (63 %) 9 Observance of Rule of Law (39 %) 9 Corporate Citizenship (37 %) 1. Extortion, kickbacks or bribery (98 %) 2. Disclosure or use of insider information (90 %) 3. Conflict of interest (88 %) 3. Breach of code/agreement/contract (88 %) 5. Moonlighting (83 %) 6. Accuracy of records (78 %) 7. Gambling with business associates (68 %) 7. Misuse of corporate assets (68 %) 9. Due process in enforcing & updating the code (59%) 10. General purpose of the code (44 %) 11. Channels for complaints (39 %) 12. Proper treatment of customers (24 %) 13. Avoiding discrimination and harassment (15 %) 14. Fraud and deception (12 %) 14. Specific house rule (12 %) 14. Violation of laws in general (12 %) 14. Needs and rights of suppliers (12 %) 14. Duties to the community (12 %) 14. Employee safety (12 %) 14. Confidentiality of employee records (12 %) 21. Labour relations (10 %) 21. 'Green' issues (10 %) 21. Policy relating to termination (10 %) 24. General injunction to follow rules, obey commands (7 %)
220
Marnburg (2000), S. 205
Murphy (2000), S. 302 f.
Wood (2000), S. 289 f.
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Zufallsstichprobe von 1010 Ingenieren und Kaufieuten aus den entsprechenden norwegischen Berufsverb~tnden; Rticklauf: 208 Frageb6gen aus Unternehmen mit einem Ethik-Kodex 785 Unternehmen aus den Forbes 500-Listen; RUcklauf: 117 FragebOgen aus Unternehmen mit einem Ethik-Kodex
83 Ethik-Kodizes, die von den 500 umsatzst/irksten Unternehmen Australiens erhalten wurden
24. Objective procedures in procurement (7 %) 24. Product and service safety (7 %) 24. Duties to shareholders (7 %) 24. Fair remuneration (7 %) 24. Alcoholism, drug dependence (7 %) 24. Illegal political payments (7 %) 31. Fair treatment of competitors (5 %) 32. Contact with regulators (2 %) 1. Issues concerning customers/suppliers (82 %) 2. Issues concerning employees/colleagues (81%) 3. Issues concerning products/services (56 %) 4. Environmental issues (internal/external) (51%) 5. Issues concerning the company's production (51%) 6. others (5 %) 1. Gift giving/receiving (93 %) 2. Bribery/grease payments (86 %) 3. Violations/sanctions (74 %) 4. Workforce diversity (71%) 5. Selling practices (62 %) 6. Competitive intelligence (62 %) 7. Working conditions (58 %) 8. Environmental problems (57 %) 9. Relationship with dealers (56 %) 10. Pertinent industry issues (44 %) 11. Human rights (39 %) 12. International issues (37 %) 13. Advertising (31%) 13. Product safety (31%) 15. Other (29 %) 1. Legal responsibility (90 %) 2. Relations with customers/suppliers (87 %) 3. Conflict of interest (72 %) 4. Acceptance of bribes, kickbacks, gifts/entertainment (68 %) 5. Divulging trade secrets/proprietary information (68 %) 6. Ethical responsibility (63 %) 7. Integrity of books and records (58 %) 8. Insider trading information (57 %) 9. Relations with employee-health, safety (53 %) 9. Giving of bribes, kickbacks, gifts/entertainment (53%) 11. Civic and community affairs (46 %) 12. Payments or political contributions to governments or government officials or employees (41%) 13. Environmental affairs (37 %) 14. Product quality (35 %) 15. Relations with competitors (34 %) 16. Relations with investors (30 %) 16. Other conduct against the firm (30 %) 18. Relations with home government (24 %) 19. Personal character matters (21%) 20. Product safety (15 %) 21. Relations with foreign governments (11%) 22. Relations with consumers (10 %)
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
Organisation for Economic Co-operation and Development (2001 a), S. 19
Organisation for Economic Co-operation and Development (2001 b), S. 8
Carasco/Singh (2003), S. 79-83
Kaptein (2004), S. 17-24
Tabelle 7."
Die 100 gr6Bten internationalen Industrieunternehmen nach dem World Investment Report der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) 246 Kodizes, yon denen 118 von (mehrheitlich multinationalen) Unternehmen erlassen wurden
32 Kodizes der 50 gr013ten transnationalen Unternehmen (nach dem Kriterium der H6he des AuslandsvermOgens)
105 der 200 weltweit gr6Bten Unternehmen, die tiber einen Kodex verflagen
221 9 Environmental commitments (99 %) 9 Health and safety commitments (89 %) 9 Commitments addressing core labour standards (70%)
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 1. 2. 3. 4. 5.
Labour standards (60 %) Environment stewardship (59 %) Consumer protection (48 %) Bribery (23 %) Competition (20 %) Information disclosure (18 %) Science and technology (11%) Taxation (0 %) Relations with employees - health/safety (69 %) Relations with customers/suppliers (69 %) Environmental affairs (69 %) Conflict of interest (62 %) Giving bribes, kickbacks, gifts/entertainment (56 %) 6. Divulging trade secrets/propriety information (56%) 7. Acceptance of bribes, kickbacks, gilts/entertainment (56 %) 8. Relations with foreign government (56 %) 9. Integrity of books and records (47 %) 10. Other conduct against the firm (47 %) 11. Relations with competitors (47 %) 12. Payments or political contributions to governments or government officials/employees (44 %) 13. Civic and community affairs (41%) 14. Product safety (37 %) 15. Product quality (37 %) 16. Relations with investors (31%) 17. Insider trader information (25 %) 18. Personal character matters (25 %) 19. Relations with consumers (22 %) 9 Quality of products and services (67 %) 9 Adherence to local laws and regulations (57 %) 9 Protection of the natural environment (56 %) 9 Transparency (55 %) 9 Conflict of interests (52 %) 9 Honesty (50 %) 9 Corruption (46 %) 9 Fairness (45 %) 9 Fraud (45 %) 9 Discrimination (44 %) 9 Intimidation (43 %) 9 Teamwork (43 %)
(]bersicht bk~heriger Untersuchungen der Themenstellungen unternehmensethischer Kodizes
Ethik-Kodizes als unternehmensethischesImplementierungsinstrument
222
c)
Interpretation der Befunde Die in Tabelle 7 zusammengestellten Befunde machen deutlich, dass neben den genannten
methodischen Bedenken eine Konsolidierung der Ergebnisse ferner deshalb nur eingeschrfinkt m6glich ist, da den Untersuchungen sehr unterschiedliche Kategoriensysteme zugrunde liegen. Die Themenstellungen der Kodizes sind dabei entweder lediglich nach den angesprochenen Stakeholdergruppen87 oder nach vorrangig materiell und detaillierter spezifizierten Fragestellungen geordnet 88.
aa) Differenzierung nach angesprochenen Stakeholdern Fokussiert man zunfichst die aufgef'dhrten Anspruchsgruppen, so f~illt auf, dass die weit tiberwiegende Mehrzahl der Studien die Unternehmensmitarbeiter als die am hfiufigsten angesprochenen Stakeholder identifiziert 89. Diese Einschfitzung wird desgleichen durch Resultate best~itigt, die auf der Grundlage inhaltlich ausdifferenzierterer Kategorien ermittelt worden sind, da ein Grogteil der demnach besonders h~iufig thematisierten Fragestellungen recht unmittelbar Verhaltensweisen von Mitarbeitern betreffen 9~ D i e -
vereinzelt dennoch zu beo-
b a c h t e n d e - Abwesenheit mitarbeiterbezogener Grundsfitze in Unternehmenskodizes k6nnte zum einen auf das nur/~ul3erst geringe Konkretisierungsniveau der betreffenden Codes oder zum anderen auf die gleichzeitige Existenz gesonderter Mitarbeiter- oder Human RelationsGrunds~itze zurt~ckzuf't~hren sein 91. Dass die Beziehung zwischen dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern in Kodizes herausgehobene Aufmerksamkeit erffihrt, ist wenig verwunder-
87 Vgl. Melrose-Woodman/Kverndal (1976), S. 25; Berenbeim (1987), S. 15; Brooks (1989), S. 122; Schlegelmilch~Houston (1989), S. 15-17; Langlois/Schlegelmilch (1990), S. 527; Schlegelmilch (1990), S. 371; Webley (1992), S. 7-16; Beneish/Chatov (1993), S. 18. 88 Vgl. Mathes/Thompson (1964), S. 17; Chatov (1980), S. 22; Ethics Resource Center (1980), S. 16; White/ Montgomery (1980), S. 83 f.; Cressey/Moore (1983), S. 56; Sanderson/Varner (1984), S. 28 f.; Mathews (1987), S. 111; Hite/Bellizzi/Fraser (1988), S. 773; Mathews (1988), S. 56 f.; Webley (1988), S. 7, 9; Brooks (1989), S. 122; Robin/Giallourakis/David/Moritz (1989), S. 67 f.; Ethics Resource Center (1990), S. V-44; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 23-26; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1601 Fn. 255 und S. 1603 Fn. 261; Pelfrey/Peacock (1991), S. 17; Berenbeim (1992), S. 13; Kaye (1992), S. 859; Lefebvre/Singh (1992), S. 801-805; Webley (1992), S. 7-16; Robertson/Schlegelmilch (1993), S. 310; Higgs/Schreier (1995), S. 105; Farrell/Cobbin (1996a), S. 46; Blodgett/Carlson (1997), S. 1368; Snell/Chak/Chu (1999), S. 291; Murphy (2000), S. 302 f.; Wood (2000), S. 289 f.; Carasco/Singh (2003), S. 77 f. 89 Vgl. nochmals Melrose-Woodman/Kverndal (1976), S. 25; Berenbeim (1987), S. 15; Brooks (1989), S. 122; Schlegelmilch/Houston (1989), S. 15-17; Langlois/Schlegelmilch (1990), S. 527; Schlegelmilch (1990), S. 371; Beneish/Chatov (1993), S. 18. 9o So auch besonders explizit Berenbeim (1992), S. 13. 9j Vgl. zum Letzteren auch Benson (1989), S. 308; Staffelbach (1994b), S. 340, fihnlich Weaver/Trevino/ Cochran (1999a), S. 285, sowie dementsprechend generell einschrfinkend Organisationfor Economic Cooperation and Development (200 l a), S. 12: ,,Given that, even for a particular issue, commitments may be set forth in several documents, the statements recorded in this study are likely to underestimate companies' coderelated activities.".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
223
lich, da und soweit Untemehmen mit Hilfe dieser Grundsatzdokumente eine Verbesserung ethischer Handlungsqualit/it anstreben, die sich nur durch ihre Mitarbeiter erreichen 1/isst92. U m die unterschiedlichen Kodifizierungsh/iufigkeiten anderer Stakeholder wie Marktpartner, Regierung(stell)en, benachbarte Gemeinden, die allgemeine Offentlichkeit oder die Umwelt begrtinden zu k6nnen, mtissten neben der Kodexlange 93 weitere Kontextfaktoren bekannt sein, namentlich die Gr6Be und die Branche des jeweiligen Untemehmens 94. So steigt beispielsweise die H/iufigkeit von Kodexregelungen, die Beziehungen zu ausl~indischen Regierungen normieren, mit der Untemehmensgr6Be 95, da gr6Bere U n t e m e h m e n im Regelfall internationaler aufgestellt sind. Fragestellungen des Umweltschutzes werden insbesondere von Untemehmen angesprochen, in deren Branchen eine besondere Sensibilit~it f'tir dieses Themengebiet besteht 96. Dementsprechend haben Beneish/Chatov gezeigt, dass die Relationen des Untemehmens zu seiner Umwelt in Fertigungsuntemehmen h/aufiger und in Handelsunternehmen seltener kodifiziert sind 97. SchlieBlich ist mit Blick auf die genannten Stakeholder interessanterweise zu konstatieren, dass die Gruppe der Anteilseigner in den untersuchten Kodizes tiberraschend zurtickhaltend zitiert wird 9s. Nach der deutlichen l]berzahl bislang durchgef'tihrter Untersuchungen 99 wird in mehr als der H/ilfle der analysierten Grundsatzdokumente darauf verzichtet, Beziehungen zwischen dem U n t e m e h m e n und seinen Eigenkapitalgebern anzusprechen~~176Diese Beobach-
92
Zur Vermeidung von Missverst~indnissen sei erg~inzt, dass eine thematische Ausrichtung der Kodexnormen auf die Mitarbeiter oder andere Bezugsgruppen des Unternehmens keineswegs implizien, dass diese Stakeholder daher als Benefiziare der jeweiligen Normen fungieren.
93 Sowie der erneut bestehenden M0glichkeit, dass stakeholderbezogene Verantwortlichkeiten (insbesondere flit die Umwelt und den Umweltschutz) in gesonderten Dokumenten kodifiziert worden sind. Die Existenz separater Grunds~itze k0nnte somit eine Erklarung daflir sein, dass das prominente Umweltthema lediglich mit mittlerer Haufigkeit in den untersuchten Kodizes auftaucht und im Zeitablauf keine eindeutige Zunahme seiher Kodifizierung erkennbar ist. 94
Das (Zwischen-)Fazit yon Beneish/Chatov (1993), S. 19, class ,,the most important stakeholder groups in the codes tend toward the real and tangible, such as employees and government; abstract entities like communities and the environment rank much lower", scheint daher zu pauschal und wird auch yon den Autoren selbst im unmittelbaren Anschluss deutlich relativien.
95 Vgl. Cressey/Moore (1983), S. 57. 96 So auch Melrose-Woodman/Kverndal (1976), S. 25; Benson (1989), S. 310; Organisationfor Economic Cooperation and Development (2001 b), S. 3. 97
Vgl. Beneish/Chatov (1993), S. 19-21, sowie iibereinstimmend Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 26; Organisation for Economic Co-operation and Development (1999), S. 12 f.; Organisation for Economic Co-operation and Development (2001 b), S. 21 f.
9g Vgl. z. B. Webley (1992), S. 8: ,,Companies in this survey make few comments on their obligations to shareholders or other providers of money.", oder Munro (1997), S. 99: ,,it is of some significance that shareholders are one of the least mentioned interest groups in the texts of these codes.". 99
Anders hingegen nur die Befunde yon Langlois/Schlegelmilch (1990), S. 527; Schlegelmilch (1990), S. 371; Beneish/Chatov (1993), S. 18.
10o Vgl. Melrose-Woodman/Kverndal (1976), S. 25; Berenbeim (1987), S. 15; Brooks (1989), S. 122; Schlegelmilch~Houston (1989), S. 16.
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Ethik-Kodizes als untemehmensethisches Implementierungsinstrument
tung wird durch die inhaltlich ausdifferenzierteren Studien untermauert, die entweder nicht einmal Kategorien aufgef'tihrt haben, die das Verh~iltnis zu den EigentOmern des Unternehmens betreffen ~~ oder aber nur eine entsprechend geringe Verbreitung dieser Themengebiete feststellen konntenl~ Im Gegensatz zu den H~iufigkeiten anderer Stakeholdergruppen scheint die seltene Nennung der Shareholder kontraintuitiv. Zwar ist durchaus zuzugestehen, dass die Einflussm6glichkeiten der Anteilseigner in Abhfingigkeit der Rechtsform, der EigentOmerstruktur und der kapitalmarktbezogenen Rahmenbedingungen unterschiedlich ausgepr~igt sein k6nnen. Diese Unterschiede reichen allerdings nicht aus, um die geringe Verbreitung shareholderbezogener Norminhalte zu plausibilisieren. Privatwirtschaftliche Unternehmen haben zweifelsfrei eine moralisch begrOndete Verantwortlichkeit gegenOber ihren (Eigen-)Kapitalgebernl~
die gera-
de im angloamerikanischen Wirtschaftsraum, wo das Gros der Erhebungen stattgefunden hat, besonderes Gewicht erffihrt. Es ist daher eher zu vermuten, dass die BerOcksichtigung der Anteilseignerinteressen deshalb nicht schriftlich gefasst worden ist, da sie schlicht ftir selbstverst~indlich und ihre Kodifizierung aus diesem Grunde for OberflOssig gehalten wird. Ein solcher Verzicht ist allerdings nicht unproblematisch. So kann es durchaus sinnvoll sein, auch im Grunde Selbstverst~indliches zu kodifizieren, um die Bedeutung und Bindungswirkung dieser Grunds~itze nach innen und aul3en zu dokumentierenl~
Dass Unternehmens-
kodizes auch Normen beinhalten, deren GOltigkeit gemeinhin als unstrittig angenommen werden darf, belegt beispielsweise die verbreitete Verpflichtung zur Achtung geltender Gesetze 1~ Der Verzicht auf die Kodifizierung der Anteilseignerinteressen kann dazu fOhren, dass in der Unternehmenspraxis nicht etwa die Belange der Kapitalgeber vernachl~issigt werden, sondern im Gegenteil die Glaubw~rdigkeit des Kodex in Frage gestellt und daher seine Befolgung im Unternehmensalltag ausgeh6hlt wird. Unter der Annahme, dass die Anteilseigner insbesondere an Gewinn und einem hohen Wert des Unternehmens interessiert sind, kOnnen
101 Vgl. Chatov (1980), S. 22; Ethics Resource Center (1980), S. 16; Sanderson/Varner (1984), S. 29; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1601 Fn. 255 und S. 1603 Fn. 261; Pelfrey/Peacock (1991), S. 17; Berenbeim (1992), S. 13; Murphy (2000), S. 303. Im Zusammenhang mit den tibrigen Befunden wird deutlich, dass nicht lediglich auf die Codierung der Beziehungen zwischen dem Unternehmen und seinen Anteilseignern verzichtet worden ist [vgl. in diesem Sinne noch Langlois/Schlegelmilch (1990), S. 526], sondern die Shareholder des Unternehmens in den Kodizes tats~ichlich seltener erwfihnt werden. 1o2 Vgl. White~Montgomery (1980), S. 84; Cressey/Moore (1983), S. 56; Mathews (1987), S. 111; Mathews (1988), S. 56; Hite/Bellizzi/Fraser (1988), S. 773; Ethics Resource Center (1990), S. V-44; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 25; Lefebvre/Singh (1992), S. 803; Robertson/Schlegelmilch (1993), S. 310; Higgs/Schreier (1995), S. 105; Lewin/Sakano/Stephens/Victor (1995), S. 93; Farrell/Cobbin (1996a), S. 46; Doig/Wilson (1998), S. 144, 146; Snell/Chak/Chu (1999), S. 291; Wood (2000), S. 289; Carasco/Singh (2003), S. 80. io3 Vgl. z. B. Raiborn/Payne (1990), S. 880. ~o4 Durch Kodizes kOnnen mit anderen Worten durchaus auch rein deklarative Normsfitze verktindet werden. i05 Vgl. insbesondere Chatov (1980), S. 22; Ethics Resource Center (1980), S. 16; White~Montgomery (1980), S. 84; Wood (2000), S. 290, und auch sogleich, S. 228 der vorliegenden Arbeit.
GestaltungsdimensionenunternehmensethischerKodizes
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die Mitarbeiter im Untemehmensalltag mit Handlungsaltemativen konfrontiert werden, die zwar den Interessen der Eigenttimer dienlich sind, obwohl sie gleichzeitig moralischen Kriterien widersprechen, die der Unternehmenskodex eventuell sogar zum Gegenstand hat. Sofem der Code zur Handhabung derartiger Konfliktsituationen schweigt und er im Unternehmen dartiber hinaus derart gelebt wird, dass marktliche Sachzw~inge und Gewinnstreben bei Widerstreit Vorrang gegenfiber den kodifizierten Normen genieBen sollten, wird der Kodex zu einem Sch6nwetterdokument reduziert, dessen Normen nur dann gelten, wenn ihre Befolgung keine Kosten verursacht 1~ Wenn der Kodex hingegen die Legitimit~it eigenttimerorientierter Zielsetzungen wie auch die sozialen und moralischen Begrenzungen, die bei ihrer Realisierung notwendigerweise zu berficksichtigen sind, begrtindet 1~ wird die handlungspraktische Relevanz des Dokuments deutlich, das bei einer solchen Themenstrukturierung geeigneter ist, auch in ambivalenten Entscheidungssituationen Orientierung zu bieten.
bb) Differenzierung nach materiell konkretisierten Norminhalten Eine Konsolidierung der Studien, die H/aufigkeiten fiir materiell konkretisierte Themengebiete ermittelt haben, wird in besonderem Ma6e dadurch begrenzt, dass unterschiedliche Kategorienschemata verwendet worden sind. Dabei schwankt zunachst die Anzahl der betrachteten Kategorien betdachtlich. W~.hrend der erste Fried, Frank Survey lediglich f'tinf materiell fiberschriebene Kategorien besitzt 1~ legen andere Studien ihrer Codierung der Themenstruktur unternehmerischer Kodizes eine h6here zweistellige Anzahl inhaltlicher Kategorien
zugrunde 109. Bei einer genaueren Betrachtung kann es daher mitunter durchaus gelingen, Publikationen in Obereinstimmung zu bringen, obwohl sie fiir bestimmte Themen abweichende H~iufigkeiten festgestellt haben, da und soweit dieselben Themenstellungen unterschiedlich fein deftnierten Kategorien zugeordnet worden sind, die angewandten Messinstrumente sich also lediglich hinsichtlich ihres Detaillierungsgrades unterscheiden und gleichzeitig jedoch ineinander tiberf'tihrbar sind. So ist die im Vergleich zu den Befunden von M a t h e w s 11~ geringere Verbreitung von Kodexinhalten, die Ausgaben fiir politische Zwecke normieren, bei Lefebvre! Singh, Wood und Carasco/Singh in erster Linie nicht darauf zurtickzuf'tihren, dass die Unter-
suchung von M a t h e w s bereits l~ingere Zeit zurOckliegt und US-amerikanische (nicht kanadito6 Siehe auch Metzger/Dalton/Hill (1993), S. 30: ,,in the absence of a definitive statementof the firm's priorities in its code, middle and operating level managers can be expected [to, T. T.] favor economic goals in any conflict between such goals and announced ethical norms.". !o7 Vgl. dazu auch Molander (1987), S. 625. !o8 Vgl. Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1601 Fn. 255 und S. 1603 Fn. 261. 1o9 Vgl. insbesondere Hite/Bellizzi/Fraser (1988), insb. S. 773; Robin/Giallourakis/David/Moritz (1989), S. 68; Ethics Resource Center (1990), S. V-44; Ethics Resource Center!Behavioral Research Center (1990), S. 2326; Doig/Wilson (1998), S. 144; Snell/Chak/Chu (1999), S. 291. Jlo Mathews (1987), S. 111; Mathews (1988), S. 56.
226
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches lmplementierungsinstrument
sche bzw. australische) Kodizes analysiert hat. Vielmehr haben Lefebvre/Singh, Wood und Carasco/Singh zus~itzliche Kategorien mr Bestechungszahlungen, Kickbacks und Geschenke
vorgesehenl ! 1, die offensichtlich auch for Politiker get~itigte Aufwendungen umfassen ~12. Da detailliertere Gruppenbildungen allerdings nicht lediglich wie in dem soeben genannten Fall Ausdifferenzierungen der gr6beren Kategorienraster darstellen, sondern stattdessen h~iufig abweichend und tiberschneidend definiert sind, muss der Versuch einer weitergehenden Aggregation der mit entsprechend verschiedenen Messinstrumenten erhobenen Befunde scheitern. Zur Systematisierung der Resultate lassen sich die themenbezogen im Einzelnen teilweise sehr unterschiedlich vorgenommenen materiellen Ausdifferenzierungen inhaltlicher Kodexkategorien jedoch etwas vereinfachend danach einteilen, ob sie Verhaltensweisen im Namen des Untemehmens betreffen oder aber Verhaltensweisen, die gegen das Unternehmen gerichtet sind 113. Zur ersten Gruppe sind unter anderem die Normen zu z~ihlen, die sich auf die Relationen mit den verschiedenen Anspruchsgruppen des Unternehmens, Fragen der Produktsicherheit und -qualit~it sowie Spenden, Bestechungszahlungen oder Kickbacks beziehen, soweir sie (der Intention nach) for das Unternehmen get~itigt werden. Unter der zweiten Rubrik sind insbesondere solche Regelungen zu subsumieren, die Interessenkonflikte, den Schutz vertraulicher Unternehmensinformationen, Insidergesch~ifte oder die Richtigkeit von Rechenschaftslegungen (z. B. der Buchftihrung und Bilanzierung) zum Gegenstand besitzen. Beschr~inkt man sich auf diese Zweiteilung, so ist erkennbar, dass Verhaltensweisen im Namen des Unternehmens, die aus seinen Pflichten und Verantwortlichkeiten resultieren, in den aufgedeckten Themenstrukturen unterrepr~isentiert sind. Normen fiber das soziale Engagement des Unternehmens ftir die Gemeinschaft oder Gemeinde, in die es eingebunden ist 114, tiber die Qualit~it und Sicherheit seiner Produkte 115 oder Arbeits- und Besch~iftigungsbedin-
Ill Vgl. Lefebvre/Singh (1992), S. 803; Wood(2000), S. 289; Carasco/Singh (2003), S. 80. 112 Die Vergleichbarkeit der tibrigen Kategorien ist dabei deshalb gewfihrleistet, da sich Lefebvre/Singh (1992), S. 801, Wood (2000), S. 288, und Carasco/Singh (2003), S. 78, explizit auf die von Mathews (1987) eingefiihrte Methodik beziehen. 113 Vgl. Cressey/Moore (1983), S. 56; Mathews (1987), S. 114; Molander (1987), S. 626-628; Mathews (1988), S. 53; Lefebvre/Singh (1992), S. 803; Beneish/Chatov (1993), S. 18, 30-32; Carroll/Buchholtz (2000), S. 159; Wood (2000), S. 289 f.; Carasco/Singh (2003), S. 77. !14 Vgl. Cressey/Moore (1983), S. 56; Mathews (1987), S. 111; Hite/Bellizzi/Fraser (1988), S. 773; Mathews (1988), S. 56; Lefebvre/Singh (1992), S. 803; Farrell/Cobbin (1996a), S. 46; Snell/Chak/Chu (1999), S. 291 ; Wood (2000), S. 289; Carasco/Singh (2003), S. 80. ll5 Vgl. Sanderson/Varner (1984), S. 29; Mathews (1987), S. 111; Hite/Bellizzi/Fraser (1988), S. 773; Mathews (1988), S. 56; Robin/Giallourakis/David/Moritz (1989), S. 70; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 25; Pelfrey/Peacock (1991), S. 17; Berenbeim (1992), S. 13; Lefebvre/Singh (1992), S. 803; Farrell/Cobbin (1996a), S. 46; Snell/Chak/Chu (1999), S. 291; Murphy (2000), S. 303; Wood(2000), S. 289; Carasco/Singh (2003), S. 80.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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g u n g e n Rl6 wie auch die Rechte der Mitarbeiter im A l l g e m e i n e n ll7 bleiben in der M e h r z a h l der analysierten K o d e x d o k u m e n t e unerw~ihnt ~~8. Die untersuchten
Ethik-Kodizes
sollen
stattdessen
anscheinend
in erster Linie d e m
Schutz 119 des U n t e r n e h m e n s dienen 12~ Aus diesem G r u n d h a b e n R e g e l u n g e n tiber Interessenkonflikte eine b e s o n d e r s prominente Stellung in den C o d e s inne 121. Entsprechende N o r m e n stellen nicht selten das h~iufigste K o d e x t h e m a dar 122, dessen V e r b r e i t u n g sich tiber zwei Drittel 123 oder sogar m e h r als 90
~
der e i n b e z o g e n e n K o d e x d o k u m e n t e erstreckt 125. Diese H~iu-
ll6 Vgl. Ethics Resource Center (1980), S. 16; White~Montgomery (1980), S. 84; Sanderson/Varner (1984), S. 29; Mathews (1987), S. 111; Mathews (1988), S. 56; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1601 Fn. 255 und S. 1603 Fn. 261; Farrell/Cobbin (1996a), S. 46; Snell/Chak/Chu (1999), S. 291. 117 Siehe genauso auch nur Werhane (1985), S. 159: ,,Codes usually tell the employee what he or she is not permitted to do, but they seldom spell out worker rights.". ~8 Vgl. abweichend lediglich die h~ufige Nennung von Themen aus dem Bereich der Arbeits- und Beschaftigungsbedingungen bei Pelfrey/Peacock (1991), S. 17; Robertson/Schlegelmilch (1993), S. 310; Murphy (2000), S. 303; Wood (2000), S. 289, sowie die detaillierten Befunde des Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 23 f., wonach zumindest Normierungen tiber Rechte der Mitarbeiter, ihre Gesundheit und Sicherheit sowie tiber das unternehmerische Engagement fi~r wohltatige Zwecke in Uber 50 % der befragten Unternehmen kodifiziert waren. 119 Diese Feststellung folgt der Auswertung der kodifizierter Themenstellungen und darf nicht dahin gehend (miss)interpretiert werden, dass das jeweilige Unternehmen als Benefiziar der kodifizierten Normen im Wortiaut der Dokumente in Erscheinung tritt. 120 So auch die Einsch~ltzungen von Stevens (1994), S. 67; Post~Lawrence/Weber (1999), S. 135; VanSandt/Neck (2003), S. 365, und die Befunde von Mathews (1987), S. 115; Mathews (1988), S. 54; Kaye (1992), S. 860; Lefebvre/Singh (1992), S. 806; Farrell/Cobbin (1996a), S. 54; Wood (2000), S. 291. Vgl. dazu fernerhin nochmals Gellerman (1989), S. 74: ,,A code of ethics shifts the blame for bad conduct from the company to the individual. In that sense, a code of ethics can be a way for a company to wash its hands publicly of responsibility for the evils its employees commit.", sowie die Anmerkungen eines Interview-Partners von Badaracco/Webb (1995), S. 15: ,,corporate codes of conduct exist to cover the potential problems companies may have. It provides deniability. It gives the employers an excuse .... The top executives can say, >These employees messed up. They violated our way of doing business.<". An dieser Stelle sei bereits erwfihnt, dass diese defensive Kodexausgestaltung nicht nur durch Auswertungen der Themenstruktur bestatigt wird, sondern auch durch sprachanalytische Untersuchungen der Kodexrhetorik [so ein Ergebnis der Studie von Stevens (1996), S. 82: ,,codes assume defensive positions to protect the organization from the employee", sowie die Schlussfolgerung von Farrell/Farrell (1998), S. 598: ,,the codes use language to create or maintain a hierarchical power relationship between addressees and the enterprise and generally indicate a tightened control over employees."], die auf S. 240 ff. der vorliegenden Arbeit aufgegriffen werden. 121 Vgl. z. B. Cressey/Moore (1983), S. 58: ,,the policies regarding conflict of interest receive significantly more attention than other policy areas ... In fact, a few documents seem to be mere conflict-of-interest codes with other matters tracked on as an afterthought.". Die Erwartung von Murphy (1995), S. 730, dass ,,[p]rivacy issues now seem to have supplanted conflicts of interest", hat sich nicht bewahrheitet, wie auch die jUngste Erhebung von Murphy (2000), S. 303, selbst zeigt. Hinsichtlich der historischen Entwicklung ist jedoch zu konzedieren, dass in einigen Unternehmen zun~ichst nur Grundsatzdokumente existierten, die sich ausschlieBlich auf Interessenkonflikte bezogen haben und sp~ter im Zuge der Verbreitung weitergehender Unternehmenskodizes entsprechend erg~nzt worden sind [vgl. White~Montgomery (1980), S. 85]. 122 Vgl. White~Montgomery (1980), S. 84; Sanderson/Varner (1984), S. 29; Ethics Resource Center (1990), S. V-44; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 23; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1601 Fn. 255 und S. 1603 Fn. 261; Pelfrey/Peacock (1991), S. 17; Lefebvre/Singh (1992), S. 803. 123 Vgi. Chatov (1980), S. 22; Ethics Resource Center (1980), S. 16;" White~Montgomery (1980), S. 84; Cressey/Moore (1983), S. 56; Sanderson/Varner (1984), S. 29; Mathews (1987), S. 111; Mathews (1988), S. 56 f.; Hite/Bellizzi/Fraser (1988), S. 773; Ethics Resource Center (1990), S. V-44; Ethics Resource Cen-
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
figkeiten wfirden noch h6her ausfallen, wenn man in Rechnung stellt, dass Grunds~itze tiber das A n n e h m e n von Geschenken oder den Missbrauch von Insiderinformationen im Kern nichts anderes als N o r m i e r u n g e n spezieller Interessenkonflikte sind 126. Als Folge dieser Schwerpunkte ist mit Blick a u f die kodifizierten Themenstellungen ferner festzustellen, dass die Codes thematisch off sehr legalistisch orientiert sind 127. Dieses Merkmal ist von einigen Autoren ausdrticklich codiert 128 und mit beachtlicher H/aufigkeit beobachtet worden 129. Z u d e m zeigt sich der legalistische Charakter in der Auswahl der angesprochenen Sachverhalte, die zu einem Grogteil bereits rechtlich reguliert sind 13~ wie auch in der konkreten N o r m i e r u n g eingeforderter Gesetzestreue 131. Schliel31ich l~isst sich der Legalismus weiterhin durch einige Studien belegen, die ermittelt haben, ob und inwieweit in den Kodizes a u f bestimmte Gesetze explizit Bezug g e n o m m e n wird 132. A u f g r u n d dieser Themenorientie-
ter/Behavioral Research Center (1990), S. 23; Robertson/Schlegelmilch (1993), S. 310; Farrell/Cobbin (1996a), S. 46; Snell/ChaL/Chu (1999), S. 291; Wood(2000), S. 290. 124 Vgl. Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1601 Fn. 255 und S. 1603 Fn. 261; Pelfrey/Peacock (1991), S. 17; Lefebvre/Singh (1992), S. 803. 125 Die Hfiufigkeit der Kodifizierung von Regelungen zu Interessenkonflikten ist nicht nur for Unternehmen, sondern auch for andere Organisationen festgestellt worden. So verfogen z. B. 35 der insgesamt 42 von Hays/Gleissner (1981), S. 49, 54, analysierten Ethik-Kodizes US-amerikanischer Landesregierungen tiber entsprechende Regeln. Weil sich die weiteren Normen im Wesentlichen auf Vorgaben zur Transparenz des Finanzgebarens beschrfinkten, gehen die Autoren so weit zu restimieren, dass ,,[s]tate ethical norms are, in almost every instance, no more than conflict-of-interest statutes and/or financial disclosures provisions." [Hays/Gleissner (1981), S. 53]. Mit Bezug auf dieselbe Grundgesamtheit fNlt das Ergebnis der jtingeren Studie von Blake/Grob/Potenski/Reed/Walsh (1998), S. 456, noch extremer aus: ,,Every state reporting a code of ethics has guidelines pertinent to conflicts of interest.". In der Befragung von Rezaee/Elmore/Szendi (2001), S. 175 f., zeigt sich, dass Interessenkonflikte in mehr als zwei Dritteln (69 %) der Ethik-Kodizes USamerikanischer Universitfiten geregelt sind und damit das am hfiufigsten kodifizierte Thema darstellen. 126 So auch White~Montgomery (1980), S. 84; Post~Lawrence~Weber (1999), S. 135, bzw. Sanderson/Varner (1984), S. 29. 127 So z. B. sehr deutlich Robin/Giallourakis/David/Moritz (1989), S. 66. 128 Wobei auch for diese Kategorie die mangelnde Transparenz des Codierungsvorgangs angemerkt werden muss, auf die bereits oben, S. 202 ft. der vorliegenden Arbeit, hingewiesen worden ist. 129 Vgl. Mathews (1987), S. 111; Mathews (1988), S. 57; Wood(2000), S. 290, anders Lefebvre/Singh (1992), S. 803,806; Carasco/Singh (2003), S. 83 f. 13o Beispielsweise Bestechungszahlungen, Bet~gereien, Verschwiegenheitspflichten, Diebstahl, wahrheitswidrige Rechungslegungen oder Kartellabsprachen. 131 Vgl. Mathes/Thompson (1964), S. 17; Chatov (1980), S. 22; Ethics Resource Center (1980), S. 16; White/ Montgomery (1980), S. 84; Hite/Bellizzi/Fraser (1988), S. 773; RobirdGiallourakis/David/Moritz (1989), S. 68; Kaye (1992), S. 859; Farrell/Cobbin (1996a), S. 49; Blodgett/Carlson (1997), S. 1367; Doig/Wilson (1998), S. 144; Organisation for Economic Co-operation and Development (1999), S. 10; Snell/Chak/Chu (1999), S. 291 ; Wood (2000), S. 290; Organisationfor Economic Co-operation and Development (2001 b), S. 9 f.; Kaptein (2004), S. 20. 132 Vgl. insbesondere Mathews (1987), S. 112; Mathews (1988), S. 57; Lefebvre/Singh (1992), S. 803; Wood (2000), S. 292; Carasco/Singh (2003), S. 84 f., wonach Verweise auf kartell-, finanzmarkt- und korruptionsrechtliche Vorschriften und Gesetze am hfiufigsten beobachtet worden sind. Es soil nicht verschwiegen werden, dass die korrespondierenden H~ufigkeiten jedoch eher als moderat zu bezeichnen sind [so auch Mathews (1987), S. 116; Mathews (1988), S. 55; Clinard (1990), S. 162; Lefebvre/Singh (1992), S. 806; Carasco/Singh (2003), S. 84 f.]. Dabei ist wiederum offensichtlich, dass die Relevanz bestimmter Vorschriften
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rung werden die Kodexadressaten bei Unklarheiten fiber die normierten Inhalte nicht selten an die Rechtsabteilung des Unternehmens verwiesen 133, die entsprechend h~iufig die schriflliche Fassung des Kodex entwirfl TM sowie die formal-organisatorische Verantwortung for den Ethik-Kodex und die Implementierung einer Unternehmensethik tr~igt 135. Da rechtliche Vorschriflen mit staatlicher Sanktionsgewalt bewehrt sind und Verletzungen rechtlich sanktionierter Regelungen d a h e r - im Falle ihrer Aufdeckung und A h n d u n g - mit negativen Konsequenzen ffir das Unternehmen verbunden sind, soll mit der legalistischen Orientierung der Kodizes das Unternehmen wiederum vor Schaden bewahrt werden. Diese legalistische Ausrichtung der vornehmlich betrachteten US-amerikanischen Codes ist dann umso plausibler, wenn man die Umst~inde ihrer Entstehung bedenkt. Wie bereits dargelegt wurde 136, ist die Einffihrung untemehmensethischer Grundsatzdokumente seit den 1970er Jahren insbesondere auch durch rechtliche Einflfisse vorangetrieben worden, wobei zuvorderst an die v o n d e r SEC aufgedeckten Korruptionsaff~en, das Inkrafltreten des Foreign Corrupt Practices Control Act und die Verabschiedung der Federal Sentencing Commission Guidelines erinnert sei, deren Gegenst~inde in den Kodizes entsprechend aufgegriffen worden sind 137. Der legalistische Charakter unternehmerischer Kodizes legt die Vermutung nahe, dass diese Dokumente eher defensiv ausgerichtet sind und in erster Linie illegale Handlungen vermeiden, nicht aber moralische Entscheidungen erm6glichen sollenla8. Zu bedenken ist indes, dass die starke Verbreitung von Themenstellungen mit rechtlichem Charakter nicht automatisch die Abwesenheit origin~ir ethischer Normen impliziert. Vielmehr fiberschneiden sich Normierungen der rechtlichen und der moralischen Verantwortlichkeit des Unternehmens und seiner
(namentlich in den Bereichen des Arbeits- und Umweltschutzes oder des Lebens- und Arzneimittelrechts) stark branchenabh~gig ist, weshalb in Abhangigkeit der Stichprobenstruktur abweichende Verbreitungen dieser Themengebiete zu erwarten sind. 133 So ein Befund der Studien von Mathews (1987), S. 116; Mathews (1988), S. 55; Pelfrey/Peacock (1991), S. 17; Lefebvre/Singh (1992), S. 804, 807; Wood (2000), S. 293 f., sowie Sanderson/Varner (1984), S. 28, die auf3erdem feststellen, dass ,,[t]he most significant aspect of most of the codes is that about three-fourths of their content is related to complying with federal laws, such as the FCPA, SEC Acts, the Equal Opportunity Act, and the Sherman Antitrust Act.". 134 Vgl. z.B. die Angaben bei Berenbeim (1987), S. 15; Ethics Resource Center (1990), S. III-1; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1604; Berenbeim (1992), S. 15; Nash (1992), S. 161; Webley (1995), S. 13; Farrell/Cobbin (1996b), S. 42 f.; Arthur Andersen (1999), S. 26, oder den entsprechenden Hinweis von Felo (2000), S. 161. t35 Vgl. nur die Befunde von Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 35 f.; Lefebvre/Singh (1992), S. 804, 807; Robertson/Schlegelmilch (1993), S. 306; Murphy (1995), S. 737; Webley (1995), S. 13; Trevino/Weaver/Gibson/Toffler (1999), S. 146; Weaver/Trevino/Cochran (1999a), S. 288; Weaver/Trevino/Cochran (1999b), S. 46; Wood (2000), S. 293 f.; Weaver/Trevino (2001), S. 114. 136 Siehe nochmals oben, S. 43 ff. der vorliegenden Arbeit. t37 So z. B. White~Montgomery (1980), S. 80; Cressey/Moore (1983), S. 58; Benson (1989), S. 308. 13s Vgl. auch Snell/Chak/Chu (1999), S. 283: ,,In practice the majority of the codes ... are defensive and legalistic.", sowie ahnlich Stevens (1996), S. 73.
Ethik-Kodizes als unternehmensethischesImplementierungsinstrument
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Mitarbeiter 139, da ,,most codes discuss both law and ethics as the basis o f the code ''14~ A u f der Grundlage der vorliegenden empirischen Befunde l~isst sich dabei allerdings nicht generell best/atigen 14~, dass
ethische
Normen
im
Vergleich
zu
einer
rechtlichen
Compliance-
Orientierung im Z e i t a b l a u f an G e w i c h t g e w i n n e n 142, wie i m m e r wieder behauptet wird 143 und es durchaus plausibel erscheint, da und soweit eine nicht legalistisch reduzierte Unternehm e n s e t h i k 144 z u n e h m e n d als n o t w e n d i g und erstrebenswert anerkannt wird 145. Die U n m 6 g lichkeit eines solchen N a c h w e i s e s mag dabei nicht zuletzt dadurch bedingt sein, dass die sehr globalen B e t r a c h t u n g e n der Kodexinhalte wichtige Details der T h e m e n s t r u k t u r tibersehen, w e n n beispielsweise der Rangfolge der T h e m e n b e h a n d l u n g keine Beachtung geschenkt wird. So wird ftir das Integrity Statement y o n Boeing, das insgesamt acht Prinzipien und darunter ebenfalls legalistisch ausgerichtete T h e m e n beinhaltet, bei einer genaueren Einzelanalyse dennoch eine proaktive und das Ethische betonende Orientierung konstatiert, da ,,[t]he fact that >>Comply with all laws and regulations<< appears last signals that these are ethical, not legalistic principles . . . . and beginning with >~highest ethical standards<< appears significant. ''146.
d)
Folgerungen
aa) Vieigestaltigkeit und Verhaltenswirksamkeit der Themenstruktur Die bislang durchgeftihrten A n a l y s e n der T h e m e n s t r u k t u r u n t e r n e h m e n s e t h i s c h e r K o d i z e s legen die Einsch~itzung nahe, dass Codes legalistische Orientierungen aufweisen und in erster
139 Vgl. hierzu auch die Befunde Mathews (1987), S. 111; Mathews (1988), S. 57; Lefebvre/Singh (1992), S. 803; Wood(2000), S. 290; Carasco/Singh (2003), S. 84. 140 Mathews (1988), S. 54. Siehe auch Carasco/Singh (2003), S. 84: ,,the foundation of many codes is in both law and ethics". lal So wohl auch Stevens (1996), S. 73 f., sowie insbesondere die vergleichenden Befunde von Carasco/Singh (2003), S. 84. 142 So ein Resultat der Befragung von Ethikprogrammverantwortlichen durch Joseph (2001), S. 21. 143 Vgl. z. B. Ethics Resource Center (1990), S. I-3; Lefebvre/Singh (1992), S. 806; Kolk/van Tulder/Welters (1999), S. 171; Driscoll/Hoffman (2000), S. 85, 123, und in diesem Sinne ferner Santoro (2003), insb. S. 424. Siehe auch die differenziertere Einsch~itzung von Post (2000), S. 108: ,,Code language has become more formal and legalistic, reflecting the seriousness with which the parties view the commitment. It has also created pressure for more generally framed codes of principles or values as alternatives to specific outcomes or behavioral standards.". 144 Zur Kritik z. B. Blake/Grob/Potenski/Reed/Walsh (1998), S. 454: ,,although a legalistic approach may lead to the avoidance of wrongdoing, it may encourage inaction and lack of initiative.". 145 So z. B. auch Blodgett/Carlson (1997), S. 1369, sowie De George (1986), S. 346 im Original z. T. kursiv: ,,At its best, a corporate code can not only guide the actions of employees on legal matters and conflicts of interests, but it can also enable workers and managers to evaluate in moral terms the firm's ends, practices, and actions, to be sure the firm measures up to the code.", oder Felo (2000), S. 161: ,,By addressing .. non-legal issues, firms can move their employees beyond strict legal compliance toward more ethical behavior.". 146 Murphy (1998), S. 26, und zur Erheblichkeit der Reihenfolge der Themen innerhalb des Kodex ferner ebd., S. 75.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
231
Linie m6gliches Fehlverhalten der Mitarbeiter z u m G e g e n s t a n d haben 147, das es zu unterbinden gilt, damit das U n t e r n e h m e n keine Nachteile erleidet. B e s o n d e r e A u f m e r k s a m k e i t widm e n Kodizes daher Regelungen, die Interessenkonflikte ihrer Mitarbeiter z u g u n s t e n des Unt e r n e h m e n s verhindern oder aufl6sen sollen. In Hinblick a u f die n o t w e n d i g e n Spezifizierungen dieses P r o b l e m b e r e i c h s ist h i n g e g e n eher Uneinigkeit festzustellen 148. Dartiber hinaus ist generell zu restimieren, dass ,,[t]here did not appear to be any consensus a m o n g the topics covered in the codes ''t49, da es - abgesehen v o n d e r B e z u g n a h m e a u f die U n t e r n e h m e n s m i t a r beiter und der R e g e l u n g von I n t e r e s s e n k o n f l i k t e n - k a u m T h e m e n s t e l l u n g e n gibt, die mit ausreichender l~lbereinstimmung in K o d e x d o k u m e n t e n zu finden sind. AbschlieBend soil z us a mm e n f a s s e n d dargelegt werden, weshalb diese festgestellte D i v e r g e n z der zu kodifizierenden T h e m e n s t e l l u n g e n w e d e r ~berraschend noch b e k l a g e n s w e r t ist 15~ w a r u m sich das M e r k m a l der T h e m e n s t r u k t u r nicht f'tir eine Typisierung u n t e m e h m e n s e t h i s c h e r K o d e x a r t e n anbietet und welche Implikationen sich f'tir die unternehmerische Praxis ergeben. Hinsichtlich der T h e m e n s t r u k t u r u n t e r n e h m e n s e t h i s c h e r K o d i z e s ist zu unterscheiden, was ethisch relevante F r a g e s t e l l u n g e n sind 151 sowie ob und wie diese kodifiziert w e r d e n (sollen). Dabei vermittelt die vorliegende Empirie den Eindruck, dass w e n i g e r G e m e i n s a m k e i t e n , sondern vielmehr a b w e i c h e n d e A u f f a s s u n g e n bereits dariiber vorherrschen, welche T h e m e n in einen K o d e x geh6ren. Dies ist wenig verwunderlich, da u n t e r n e h m e n s i n d i v i d u e l l e K o d i z e s die spezifischen B e s o n d e r h e i t e n ihres A n w e n d u n g s b e z u g s zu berticksichtigen haben 152. Im
147 Vgl. Chatov (1980), S. 23: ,,Misconduct issues dominate the statements.". 148 So auch Chatov (1980), S. 28: ,,There is a substantial consensus among U.S. corporations on which areas of employee misconduct are of greatest concern. By no means is there unanimity or even consistency on how the individual areas are to be treated.". 149 Carroll/Buchholtz (2000), S. 159. Siehe tlbereinstimmend ferner White~Montgomery (1980), S. 85 f.: ,,The results of the content analysis ... suggest a low level of consensus in the corporate community about the ideal content of a code of conduct." und S. 86: ,,There is significant variation in the mix of subjects covered by various codes"; Cressey/Moore (1983), S. 57: ,,there appears to be little in the way of consensus among corporation officials as to the proper subject matter of a code of ethics"; Pelfrey/Peacock. (1991), S. 15: ,,The codes we reviewed revealed there is no uniform concept in their creation. They vary widely in style, length, format, content, title, and method of distribution."; Snell/Chak/Chu (1999), S. 292: ,,Each company code had unique elements and there was considerable variation in theme emphasis between codes". 150 So z. B. auch Kaptein (2004), S. 27: ,,The diversity in the content of corporate codes ... is not necessarily a negative sign.". 151 Die Relevanz einer Fragestellung ist dabei nicht mit ihrer Wichtigkeit gleichzusetzen [siehe ganz iabereinstimmend - wenn auch mit Blick auf Verbandskodizes - Gaumnitz/Lere (2002), S. 39: ,,The absence of a particular issue in a code cannot be interpreted as meaning that the professional organization views it as unimportant. Rather, the absence of an issue likely means that it is not one that is typically faced by the members of that professional organization."; ferner Farrell/Cobbin (2000), S. 187 Herv. im Original: ,, A low frequency percentage [of specific code contents, T. T.] did not indicate a low level of interest in a matter, but only a low level of interest as a matter of ethics."]. 152 Vgl. in diesem Sinne auch Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 165: ,,Indeed such variety in content is not surprising given that codes are supposed to uniquely reflect an organization's values and goals.", sowie Cressey/Moore (1983), S. 57" ,,There is some evidence to suggest that this diversity of focal concern reflects an attempt by corporate officials to tailor the codes to firms' individual concerns".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Gegenteil w~ire die aus einheitlicheren Befunden abgeleitete Vorgabe eines materiell konkretisierten Normenkatalogs, den es mit dem Anspruch moralischer Verbindlichkeit in siimtlichen Unternehmen durchzusetzen gelte, mit einem modernen Ethikverst~indnis unvereinbar 153. Die Begrtindungsaufgabe praktischer Untemehmensethik schlieBt aus, dass die zu kodifizierenden Themen den Unternehmen dekretiert werden k6nnten. Die Themenstruktur unternehmensindividueller Kodizes l~isst sich daher nicht generell diktieren, sondern ist mit den konkreten Anwendungsbedingungen der jeweiligen Praxis zu koordinieren. Zun~ichst ist die untemehmensethische Relevanz eines Themas durch die spezifische Anwendungssituation beeinflusst. So ist beispielsweise die moralisch ad~iquate L6sung interkultureller Konfliktlagen for nationale Unternehmen weniger virulent als for Global Players, deren Gesch~iftsaktivit~iten sich tiber ganz unterschiedliche Kulturkreise (und Rechtssysteme) erstrecken 154. Versuchungen, in Entwicklungslandem Kinderarbeit zu missbrauchen, stellen sich ft~r Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie 155 anders dar als ftir Finanzdienstleister, bei denen hingegen Fragestellungen im Z u s a m m e n h a n g mit Insidergesch~iften gr613ere Bedeutung haben werden ~s6. Selbst wenn ein Konsens fiber die Relevanz eines Themas herstellbar ist, was ffir nicht wenige Themen durchaus der Fall sein mag 157, lassen sich daraus dennoch keinesfalls unmittelbar Implikationen fur die Notwendigkeit einer Kodifizierung ziehen, da und soweit eine ethisch zutr~igliche KonfliktlOsung selbst dann verwirklicht werden kann, wenn auf eine materiell konkretisierte Thematisierung der entsprechenden Problemstellung im Kodex verzichtet wird ~58. Umgekehrt muss eine auf (nicht erreichbare) Vollst~indigkeit zielende Kasuistik denkbarer Problemkonstellationen keineswegs ethisch bessere Entscheidungen nach sich ziehen 159. Eine noch weitergehende Uneinigkeit besteht schliel31ich hinsichtlich der Spezifizierungen der ausgew~ihlten Problembereiche 16~ da Probleme wie bei-
153 Vgl. nochmals oben, S. 5 ff. der vorliegenden Arbeit. 154 Siehe dazu z. B. Weber (1981), S. 48; Tsalikis/Fritzsche (1989), S. 704; Kaye (1996), S. 4; Jackson (1997), S. 1229. 155 Vgl. zur Verbreitung der Kinderarbeit in diesen Branchen z. B. Jackson (1997), S. 1231; Hindman/Smith (1999), S. 21; Kearney (1999), S. 205-207; Kolk/van Tulder (2002), S. 293; Rivoli (2003), S. 226, sowie zur Hfiufigkeit der Themenstellung in entsprechenden Kodizes Organisation for Economic Co-operation and Development (2001 b), S. 2, 20. 156 Vgl. z. B. Brenner (1992), S. 397. t57 Vgl. zurtickhaltender z. B. Cressey/Moore (1983), S. 58" ,,It seems reasonable to conclude that corporate executives frequently hold very different views of the ethical importance of all but a few policy areas.". 158 Siehe dazu auch International Labour Organization (1998), Tz. 48. 159 Es handelt sich bei Kodizes dann um eine (deontisch) vollstfindige Normenordnung, wenn jede Handlung p aus einer bestimmten Klasse yon Handlungen H, die den MOglichkeitsbereich des Normensystems bilden, durch das Normensystem entweder geboten oder nicht geboten ist. Ein vollstfindiges Normensystem enthalt demnach fiir jedes p entweder eine Norm Op oder eine Norm -,Op [siehe zur (deontischen) Vollst~indigkeit eines Normensystems auch yon Kutschera (1973), S. 31; Bulygin/Alchourr6n (1977), S. 21 ]. ~60 Vgl. z. B. hinsichtlich der Themenstellungen Bestechung und Korruption die Befunde von Gordon/Miyake (2001), S. 163: ,,the codes show little evidence of consensus on how to deal with this diversity of acceptable
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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spielsweise Interessenkonflikte in Kodizes ganz unterschiedlich geregelt werden. Die Kodifizierung einer Themenstellung kann mithin auf verschiedene Weise erfolgen, was die Ethisierungswirkungen nicht unbertihrt lassen wird 161. Wenn ceteris paribus anzunehmen ist, dass die Etablierung eines Ethik-Kodex sich auf das ethisch zutr~igliche Entscheidungsverhalten im Unternehmen positiv auswirken dOrfte 162, so ist unter ansonsten gleichen Bedingungen davon auszugehen, dass die Spezifizierung eines ethisch relevanten Themengebiets in einem Kodex das Bewusstsein der Mitarbeiter ftir die korrespondierenden
Fragestellungen
sch~irfen
sollte.
Dementsprechend
kommen
Robi-
deaux/Miles/White (1993) nach einer Fragebogenerhebung unter den Fortune 500 und einer Teilstichprobe der Inc. 500 (Rticklauf: 96 Antworten bzw. 16 %) zu dem Ergebnis, dass Manager eine gr6Bere Sensibilit~it f'tir ethische Problemstellungen bei Budgetierung und Planung besitzen, wenn der Ethik-Kodex ihres Unternehmens ethische Verhaltensweisen im Budgetierungs- und Planungsprozess spezifiziert 163. Genauso zeigen Turner/Taylor/Hartley (1995) in einem experimentellen Design, dass Studierende, die sich in verschiedenen Szenarien in die Rolle eines Beschaffungsmanagers versetzten, weniger geneigt sind, Geschenke von Gesch/fftspartnem anzunehmen, sofem ihr Untemehmen einen Ethik-Kodex besitzt, der eine solche Praktik explizit thematisiert und verbietet 164. Daraus ist allerdings nur abzuleiten, dass die Kodexinhalte derart zu gestalten sind, dass sie die Wichtigkeit untemehmerischer Stakeholder nicht verkennen und auf ftir das Untemehmen besonders relevante Problemstellungen eingehen. Zu fokussierte und einseitige Themenstrukturen hingegen sind abzulehnen 165. Die Kasuistik m6glichst vieler materiell konkretisierter Themen in einem Kodex muss hingegen fraglos scheitem 166. Eine ersch6pfende Aufz/ahlung kann nicht gelingen und der entsprechende Versuch sogar dysfunktionale Konsequenzen ha-
practices.", oder auch Organisationfor Economic Co-operation and Development (2001b), S. 2: ,,Codes addressing labour and environmental issues differ considerably in how they approach theses two issues.". ~6~ Vgl. z. B. auch Varley (1998), S. 403: ,,Whether a company code addresses certain topics, however, tells only one part of the story. The codes also vary in terms of the standards set, the specificity of their language, the strength of their commitment, and the way they assign responsibility for assuring compliance with the standards.". 162 Vgl. besonders explizit Claver/Llopis/Gasc6 (2002), S. 156: ,,It is obvious that in principle individuals are more ethical if a corporation has a written, formal code, and less otherwise". 163 Vgl. Robideaux/Miles/White (1993), S. 56 f. ~64 Vgl. Turner/Taylor/Hartley (1995), S. 758: ,,participants seemed to feel it was unethical to accept gratuities from vendors when the organization possessed a code of ethics that clearly prescribed such behaviors.". Siehe zu den Befunden dieser beiden Untersuchungen auch bereits oben, S. 176 ft. der vorliegenden Arbeit. 165 So wohl auch das Restimee von Chatov (1980), S. 28 f., wonach ,,many corporations would be doing a more effective job in preparing their ethical statements if they consider a greater range of issues and different ways of dealing with them.". 166 Siehe zu den Schw~chen dieser Kodex-Versuche z. B. Harris (1978), S. 315; Hyman/Skipper/Tansey (1990), S. 17; Velasquez (1990), S. 241; Pelfrey/Peacock (1991), S. 16; Staffelbach (1994b), S. 342 f.; Dienhart (1995), S. 431; Weaver (1995), S. 367; Munro (1997), S. 102; Farrell/Farrell (1998), S. 589; Driscoll/Hoffman (2000), S. 78; VanSandt/Neck (2003), S. 369.
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ben, da die Information fiber relevante Fragestellungen und L6sungsm6glichkeiten dann weniger nfitzt als schadet, wenn die Informationsverarbeitungskapazit~iten der Mitarbeiter fiberschritten werden, der Kodex seine praktische Handhabbarkeit im Unternehmensalltag verliert
und/oder Skepsis bis hin zu Ablehnung bei den Kodexadressaten gegenfiber der vermeintlichen Reglementierung hervorrufl. Im Ergebnis kann dies dazu ffihren, dass die Mitarbeiter (bewusst oder unbewusst) unterstellen, dass s~imtliche (dennoch) nicht durch den Kodex erfassten Verhaltensweisen als erlaubt gelten dfirfen 167. Wenngleich ein solcher Schluss praktisch verbreitet anzutreffeia sein mag, so ist er normenlogisch dennoch unzutreffend und keineswegs mittels der Interdefinierbarkeit der deontischen Operatoren zu untermauern 168, da andernfalls die Trennung zwischen Normen und Aussagen tiber Normen aufgegeben werden wfirde. Diese Handlungen, die der Kodex nicht erfasst, sind demnach nur nicht normiert, damit aber keineswegs normativ erlaubt 169. Die letztlich resultierenden Verhaltenseffekte des Kodex werden allerdings weniger den (normen)logischen Erw~igungen, sondern vielmehr den faktischen Einsch/atzungen durch die Kodexadressaten folgen.
bb) Grenzen einer themenstrukturellen Grundlegung der Kodexklassifizierung Nach dem Vorstehenden ist sehr eindeutig zu konstatieren, dass Merkmale der Themenstruktur ftir eine Typologisierung unternehmensethischer Kodizes wenig geeignet sind. Generellere Aussagen fiber das Ethisierungspotential unternehmerischer Kodizes lassen sich auf einer themenstrukturellen Grundlage nicht entwickeln. Zweifelsfrei wird (und sollte) die Bestimmung der Themenstruktur eines Kodex die Zwecksetzungen widerspiegeln, auf deren Erreichung die Etablierung des Kodex zielt ~7~ Von einzelnen Elementen der Themenstruktur eines Kodex k6nnen jedoch kaum verallgemeinerbare Aussagen tiber die Ethisierungswirkung erwartet werden. Zwar legen ausschlieBlich legalistisch orientierte Kodizes die Vermutung nahe, dass mit der Kodexeinftihrung vorrangig nur die Befolgung bestehender Rechtsnormen, aber keine umfassende Ethisierung des Unternehmensgeschehens angestrebt wird. Die Redu-
167 Genauso z. B. auch Molander (1987), S. 631: ,,many executives will feel anything not covered by the code is acceptable behavior"; Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 175: ,,the assumption may be made that whatever is not explicitly prohibited by the code is therefore acceptable."; Boatright (2000), S. 368: ,,An especially dangerous situation is created when employees conclude that whatever is not prohibited is permitted."; Tenbrunsel (2000), S. 134: ,,behavior or values that are not specified by a code of conduct may be ignored and, consequently, the objective behind the code may be forgotten.", sowie Hyman/Skipper/Tansey (1990), S. 16; Staffelbach (1994b), S. 343; Dienhart (1995), S. 433; Grace/Cohen (1995), S. 188; Kaptein/Wempe (1998), S. 859; Gotterbarn (1999), S. 82 f.; Kaptein/Wempe (2002), S. 276. ~68 Siehe dazu nochmals oben, S. 197 insb. Fn. 30 der vorliegenden Arbeit und die dort angegebene Literatur. 169 Siehe auch die Feststellung von Bulygin/Alchourr6n (1977), S. 21 Herv. T. T., dass ,,die beiden Fragen (die der Interdefinierbarkeit von P und O, und die der Vollst~indigkeit) unabhangig" sind. 170 Vgl. Ethics Resource Center (1990), S. V-l: ,,the purposes and objectives of the code will affect the choice of issues and the manner in which they are addressed.", oder Ryan (1991), S. 124: ,,The specific content of Codes will vary considerably depending on the professional group or organization designing the Code and the purpose for which they are developing the Code.".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
235
zierung der Themenstruktur auf legalistische Norminhalte ist folglich problematisch, da sie der Realisierung einer umfassenden Ethisierung des Unternehmens offensichtlich Grenzen setzt 171. Selbst im Falle einer erfolgreichen Implementierung eines solchen Kodex w~ire seine Wirksamkeit a u f die Einhaltung geltender Gesetze beschrankt. Die Vielzahl unternehmensethisch relevanter Problemstellungen, die tiber eine rein rechtliche Betrachtung hinausgehen 172, bliebe hingegen unadressiert, weshalb far diese Entscheidungssituationen keine nachhaltigen Wirkungen des Kodex zur Verbesserung der Beschlussqualitgt zu erwarten sind. Gleichzeitig verbietet allerdings allein das Vorhandensein legalistischer Elemente wie die Aufforderung zur Gesetzestreue oder die Bezugnahme auf einzelne Rechtsvorschriften den Rtickschluss, dass der Kodex nicht dennoch auch (oder sogar insbesondere 173) ethisierend wirken kann, da und soweit er weitergehende N o r m e n beinhaltet, aus denen die Bedeutsamkeit ethisch zutrgglichen (und nicht nur rechtlich zul~issigen) Handelns abzuleiten istl74 A u f der Basis von Merkmalen der Themenstruktur lassen sich Kodizes lediglich nach ihren materiell konkretisierten Inhalten unterscheiden. Eine handhabbare und far die Effektivit~itsfrage aussagekr~iftige Gruppenbildung scheitert dabei an der potentiellen Vielzahl denkbarer Themenstellungen, deren Relevanz mit dem Anwendungskontext im Einzelfall variiert und deren Kodifizierung allein kaum begrtindete Effektivit~itsprognosen zul~isst. Danach k6nnten Kodizes abgegrenzt werden, die sich auf Interessenkonflikte oder einzelne Stakeholder fokussieren. So wird es far die Verhaltenswirksamkeit eines Kodex, dessen Normierung sich im Wesentlichen auf eine bestimmte Anspruchsgruppe beschr~inkt, einen Unterschied machen, ob er die Rechte und Pflichten der Mitarbeiter thematisiert oder vor allem nur die Belange der Aktion~ire herausstellt. Z u d e m k6nnen mitarbeiterbezogene Themenstrukturen allerdings weiterhin derart unterschiedlich ausgestaltet sein, dass sich ohne weitergehende Differenzierungen Prognosen tiber die Kodexeffektivit~it verbieten 17s. Die Systematisierung unternehmens-
~7~ Bei einer vollst~indigen Reduzierung wird auBerdem fraglich, ob tiberhaupt ein Ethik-Kodex vorliegt. Siehe auch Harris (1978), S. 326: ,,If the code does not go beyond a compilation of existing laws, it should be labeled what it is - a summary of relevant statutes - and should not be masquerade as a code of ethics.". ~72 Vgl. zur fehlenden Deckungsgleichheit rechtlicher Zulassigkeit und ethischer Zutraglichkeit z. B. nochmals Davis (1973), S. 312 f.; Hegarty/Sims (1978), S. 451; Sethi (1979), S. 65 f.; Clinard/Yeager (1980), S. 213 f.; Preston~Post (1981), S. 57; Mintzberg (1983), S. 13; Hennessey/Gert (1985), S. 108; Wokutch/Spencer (1987), S. 64 f.; Raiborn/Payne (1990), S. 879; Carroll (1991b), S. 41; Lemke/Schminke (1991), S. 237; Homann/Blome-Drees (1992), S. 115; Paine (1994), S. 106 und passim; L6hnert (1996), S. 93 f.; Dannecker (1998), S. 11; Reich (1998), S. 9; Steinherr/Steinmann/Olbrich (1998), S. 201; Talaulicar (1998a), S. 17, 3133; Gibson (1999), S. 82 f.; Carroll/Buchholtz (2000), S. 32, 101. 173 Vgl. dazu nochmals Murphy (1998), S. 26. ~74 Siehe dazu auch Joseph (2001), S. 21 Fn. 5 Herv. im Original: ,,A broader focus on ethical values does not mean that organizations are focusing less on issues of compliance. Compliance goals typically remain central due to the Guidelines and other regulatory requirements. Rather, a focus on ethical values adds an important set of organizational goals and incentives.". ~75 Vgl. dazu auch die These von Kolk/van Tulder/Welters (1999), S. 153 f., 162, dasses fiir die Verhaltenswirksamkeit unternehmensethischer Grundsatzdokumente weniger darauf ankommt, ob und welche Themenstellungen behandelt werden, sondern vielmehr auf die Spezifizitat der kodifizierten Normen: ,,The way codes address social, environmental and generic issues is expected to have a profound effect on the compliance like-
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
ethischer K o d i z e s m u s s daher a u f g r u n d l e g e n d e r e n M e r k m a l e n basieren 176, w e n n aussagekr~iftige K o d e x t y p e n gebildet w e r d e n sollen, die verallgemeinerbar e A u s s a g e n tiber ihr jeweiliges Ethisierungspotential erm6glichen.
cc) Praktische Implikationen Ftir E n t s c h e i d u n g e n fiber die praktische A u s g e s t a l t u n g eines K o d e x ergibt sich nach all dem, dass n o r m a t i v e n E m p f e h l u n g e n geeigneter T h e m e n s t r u k t u r e n mit der gebotenen Zurtickhaltung zu b e g e g n e n ist 177. U n t e r n e h m e n sollten die dadurch konstituierte Unsicherheit tiber die a n g e m e s s e n e n Kodexinhalte nicht als B e d r o h u n g , sondern als Chance verstehen, da bereits der Prozess der K o d e x f o r m u l i e r u n g eine intensivere A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit moralischen P r o b l e m s t e l l u n g e n initiiert und zur ethischen Sensibilisierung beitr~igt 178. A us diesem G r u n d sollten die B e r a t u n g e n fiber die K o d e x e r s t e l l u n g im Regelfal1179 mOglichst partizipativ gestaltet w e r d e n xS~ u m die B e d e u t u n g der T h e m a t i k frtihzeitig im U n t e r n e h m e n bekannt zu machen, von den K e n n t n i s s e n und Erfahrungen der Mitarbeiter zu profitieren und d e m Eindruck entgegenzutreten, dass die normierten Inhalte durch die U n t e r n e h m e n s l e i t u n g vor gege-
lihood. If issues are mentioned in general, leaving much room for interpretation, they will be more difficult to monitor than in case of a restrictive formulation." [Kolk/van Tulder/Welters (1999), S. 163]. Dies verdeutlicht die Bedeutung, die dem Merkmal der Konkretheit untemehmensethischer Kodizes zuerkannt wird, das auf S. 260 ff. dieser Arbeit als Grundlage der Typenbildung aus~hrlich diskutiert werden soll. 176 So auch Frankel (1989), S. 109. 177 Siehe auch Alderson/Kakabadse (1994), S. 439: ,,There is, however, no textbook code of ethics. Codes must be implemented and followed through according to the needs, values, and characteristics of the individual organization.". ~v8 Ganz in diesem Sinne auch Kaptein/Wempe (1998), S. 853 im Original kursiv: ,,A code is nothing, coding is everything", sowie De George (1986), S. 345 f.: ,,the very exercise of developing one [i.e., an ethical code, T. T.] is in itself worthwhile, especially if is forces a large number of people in the firm to think through, in a fresh way, their mission and the important obligations they as a group and as individuals have to the firm, each other, their clients and customers, and society as a whole."; Warren (1993), S. 189: ,,In this respect the process of creating the code is more important than its actual form or content"; Grace~Cohen (1995), S. 192: ,,The drafting and adoption of a code is an opportunity for a firm to think through and articulate its values and objectives. The process can be as important as the result."; Punch (1996), S. 264: ,,merely the debate on formulating a code can raise the consciousness of managers on ethical issues and can make taboo subjects a matter of open discussion"; Geva (2000): ,,The value of the code does not lie solely in the finished product, but also in the process by which it comes into being"; Adams/Tashchian/Shore (2001), S. 207: ,,More than the code itself, the process of developing and introducing the ethics code may be what increases awareness of ethical issues."; Kaptein/Wempe (2002), S. 273: ,,The power of a code lies in the process of thinking through what it should cover."; Nijhof/Cludts/Fisscher/Laan (2003), S. 66: ,,Writing a code of conduct has undoubtedly the advantage of setting managers to think about the central values of their company and to reflect on situations in which these values are at stake.". 179 Siehe zu einer differenzierteren Untersuchung dieser Partizipationsempfehlung unten, S. 403 ff. der vorliegenden Arbeit. 180 Vgl. z. B. Melrose-Woodman/Kverndal (1976), S. 52; Weber (1981), S. 48; Weller (1988), S. 391; Ethics Resource Center (1990), S. II-2 f.; Velasquez (1990), S. 240; Manley (1991), S. 13; Ciulla (1992), S. 178; L 'Etang (1992), S. 742; Longstaff(1994), S. 243 f.; Montoya/Richard(1994), S. 714; Condren (1995), S. 78 f.; Munro (1997), S. 100 f.; Burke/Blodgett/Carlson (1998), S. 204; Maclagan (1998), S. 173; Arthur Andersen (1999), S. 26; Newton (1999), S. 522; Reynolds~Bowie (2004), S. 282.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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ben werden, ohne sich der praktischen A n g e m e s s e n h e i t und A k z e p t a n z der K o d e x n o r m e n ausreichend vergewissert zu habenl81. D e m einzelnen U n t e r n e h m e n kann keine individuelle Kl~xung dartiber a b g e n o m m e n werden, w e l c h e Sachverhalte in seiner spezifischen A n w e n d u n g s s i t u a t i o n moralische R e l e v a n z besitzen, ob sich eine Kodifizierung damit v e r b u n d e n e r Fragestellungen anbietet und wie diese spezifiziert w e r d e n soil. Dabei k 6 n n e n und w e r d e n Pr~iskriptionen 0ber vermeintlich sinnvoile T h e m e n s t r u k t u r e n ~82, deskriptive Darstellungen Ober ihre Verbreitung 183 oder die Kodexinhalte anderer U n t e r n e h m e n 184, denen von dem betrachteten ( F o k a l - ) U n t e r n e h m e n besondere B e d e u t u n g zuerkannt wird, durchaus zur Orientierung konsultiert w e r d e n 185. Die simple A d o p t i o n bestehender R o l l e n m o d e l l e birgt j e d o c h die Gefahr, Spezifika der konkreten A n w e n d u n g s s i t u a t i o n nur u n z u r e i c h e n d in R e c h n u n g und die GlaubwOrdigkeit der Kodexeinf'tihrung in Frage zu stellen 186. In der K o n s e q u e n z w~iren Beeintr~ichtigungen bei der Erreichung angestrebter K o d e x f u n k t i o n e n und somit auch, aber nicht nur 187 hinsichtlich der Ethisierung des U n t e r n e h m e n s zu erwarten 188.
181 Vgl. eingehender zu den andernfalls beg~ndbaren machtpolitischen Bedenken gegen Kodizes nochmals die Aus~hrungen oben, S. 161 ff. der vorliegenden Arbeit. 182 Vgl. z. B. Melrose-Woodman/Kverndal (1976), S. 58-61; Harris (1978), S. 355-378; Molander (1987), S. 626-628; Webley (1988), S. 11-13; Ethics Resource Center (1990), S. V-4 - V-43; Velasquez (1990), S. 239; Manley (1991), insb. S. 18; Dean (1992), S. 288; Baehr/Jones/Nerad (1993), S. 292; Robideaux/Miles/White (1993), S. 51; Grace~Cohen (1995), S. 195 f.; Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 165. 183 Siehe nochmals die in Tabelle 7, S. 207 ff., zusammengestellten Untersuchungen. 184 Vgl. z. B. Ethics Resource Center (1980), S. 26; Ethics Resource Center (1990), S. II-2; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1639 Fn. 461; Manley (1991), S. 4, 14; Dean (1992), S. 286, sowie zur praktischen Hfiufigkeit dieses Vorgehens in der Unternehmenspraxis Ethics Resource Center (1980), S. 25. 185 Dies gilt zum einen fi~r den Prozess der Kodexerstellung. Zum anderen kann der Vergleich mit den Kodexdokumenten anderer Unternehmen auch bei nachfolgenden Trainings- und SchulungsmaBnahmen hilfreich sein, um den Mitarbeitern die Besonderheiten des eigenen Kodex transparent zu machen [vgl. in diesem Sinne z. B. Burke/Blodgett/Carlson (I998), S. 204 f. und S. 212, die von einer ,,Code Comparison Method" sprechen]. 186 Damit ganz tibereinstimmend stellt Harris (1978), S. 313, seinem Model Code die Warnung voraus, dass dieser nicht einfach Ubernommen werden sollte, sondern ,,changes can and should be made to reflect the needs and standards of a particular firm.". Siehe auch die Erfahrung des Executive Vice President der Security Pacific Bank, Irving Margol: ,,If all you want to do is to write a code, you can look at existing codes and write the statement quickly, but for a living document you need a top-down bottom-up approach and this takes time." [zit. nach Berenbeim (1987), S. 15]. 187 Vgl.
zur mangelnden Erfolgswirkung kopierter Kodizes aus rechtlicher Perspektive z.B.
auch
Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1639 f.: ,,courts are most likely to give effect to a corporate code that has been
tailored to the circumstances confronting the particular company... Courts may dismiss the mere adoption of another company's code as >>emptyformalism.~". ~88 So auch McDonald (1999), S. 147: ,,it is imperative, when designing Codes, that organisations develop their own. It is tempting to borrow another company's Code of Conduct but the more the Code looks at and reflects the culture of an organisation, the greater the chance it will be accepted by its employees.".
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Ethik-Kodizes ais unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Aus dem hier angenommenen unternehmensethischen Verst~ndnis folgt 189, dass sich die Norminhalte nicht nur darauf beschr~inken dtirfen, die Einhaltung rechtlicher Auflagen sicherzustellen. Ethik-Kodizes, die sich der Implementierung einer Untemehmensethik verpflichten, m0ssen sich vielmehr auch der untemehmenspraktischen Probleme der Begrtindung und Befolgung moralisch gebotener Handlungsweisen annehmenl9~ Dies verlangt eine hinreichend breite Themenstruktur 191, die sich nicht auf einzelne materiell spezifizierte Problemstellungen reduziert 192.
2.
Formale Gestalt Unter der Kategorie der formalen Gestalt sind die Merkmale der Kodexinhalte zu subsu-
mieren, die nicht unmittelbar an eine bestimmte (materiell konkretisierte) Themenstruktur gebunden sind. Trotz identischer Themenstruktur kOnnen sich Kodizes dennoch grundlegend hinsichtlich ihrer formalen Gestalt unterscheiden. Bei der formalen Gestalt unternehmensethischer Grundsatzdokumente geht es um ihre Sprache und Fundierung sowie die Konkretheit der kodifizierten Aussagen. Wie eingangs bereits angektindigt 193, kommt dabei dem Merkmal der Konkretheit for die gestaltungsrelevante Systematisierung unterschiedlicher Kodexarten zentrale Bedeutung zu.
a) Sprache aa) Grundlegende Bedeutung Der Begriff der Sprache wird als ,,eigenttimlich mehrdeutig ''!94 umschrieben und auf dementsprechend vielf~iltige und unterschiedliche Weise verwendet. Sprache meint nicht lediglich die verwendete Nationalsprache (wie Deutsch oder Englisch), sondern die Verbalisierung im Allgemeinen 195. Sie stellt als konkretes Gebilde das Erkenntnisobjekt der Sprachwissenschaft oder Linguistik dar bzw. bei logisch-abstrahierender Betrachtung das der logischen Sprachanalyse. Schliel31ich muss Sprache nicht nur ein Mittel verbaler Verstfindigung zwischen Men-
189 Siehe nochmals oben, insb. S. 24 ff. der vorliegenden Arbeit. 190 Im Ergebnis 0bereinstimmend daher die These yon Brenner (1992), S. 397, tiber die ,,three different general types of concerns [in corporate ethics programs, T. T.]: avoidance of law breaking; dealing with emerging gray areas; and responding appropriatelyto profit/performance pressures.". 191 Siehe zu einer solchen Empfehlung auch White~Montgomery (1980), S. 86. ~92 Vgl. ganz in diesem Sinne Raiborn/Payne (1990), S. 883: ,,the code should be comprehensive enough to envelope the spirit of ethics and morality". 193 Siehe nochmals oben, S. 201 der vorliegenden Arbeit. 194 Wunderlich (1989), S. 316. 195 Vgl. z. B. Wunderlich (1989), S. 316.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
239
schen sein, sondem kann generell als ein System von Zeichen verstanden werden und bildet dann den Gegenstand der allgemeinen Zeichentheorie oder Semiotik 196. Da sich ftir den Zeichenvorgang (die Semiose) mit dem Zeichentr~iger (das heiBt der konkret erscheinenden Zeichengestalt), dem Designat (auf das im Zeichen Bezug genommen wird) und dem Interpretanten drei Komponenten unterscheiden lassen, untergliedert sich die Semiotik entsprechend in drei Teile 197. Die Syntaktik untersucht die logisch-grammatikalischen Beziehungen zwischen den linguistischen Zeichen einer Sprache, ohne Beziage zu den Objekten und Interpreten in den Blick zu nehmen. Die Semantik als zweite semiotische Teildisziplin hingegen ist objektbezogen und zielt darauf, die Bezeichnung oder Bedeutung der linguistischen Zeichen aufzudecken. Die Pragmatik schliel31ich bezieht den Interpretanten ein und thematisiert die Beziehungen zwischen den linguistischen Zeichen und ihren Benutzem, das heiBt Sprechern, H6rern, Lesern. Sie analysiert mithin, wie sprachliche Ausdrticke kommunikativ gebraucht werdenl98. L/asst man die sich aus solchen sprachtheoretischen oder philosophischen Er6rterungen ergebenden Weiterungen zun/achst ausgeblendet, so ist (auf der Basis gesunden Menschenverstands) bereits zu konstatieren, dass die Sprache unternehmensethischer Kodizes fraglos einen Effekt darauf hat, ob und inwieweit sie durch ihre Adressaten wahrgenommen und infolgedessen verhaltenswirksam werden. Der Sprache muss demgem/aB bei der Gestaltung unternehmensethischer Grundsatzdokumente gr6Bere Aufmerksamkeit zuteil werden. Schlecht formulierte Kodizes kOnnen das Ethisierungspotential dieses Implementierungsinstruments nicht aussch6pfen. Demgem/~13 besteht groBe Einigkeit, dass Kodizes einfach, leicht verst/andlich und gut lesbar formuliert sein sollten, damit die Botschaft der in ihnen kodifizierten Normen klar kommuniziert wird 199. Dies bedeutet auch, dass die Komplexit/~t der Darstellung die Gesamtheit der Kodexadressaten berticksichtigen 2~176 und nicht etwa den Ausbildungshintergrund der Kodexautoren widerspiegeln sollte 2~ Die Erfolgsvoraussetzung der sprachlichen Ver-
196 Siehe zu diesen verschiedenen Bedeutungen nur Seiffert (1989a), S. 313. 197 Vgl. z. B. Rodi (1989), S. 298 f. m. w. N. 198 Vgl. zu den drei Dimensionen der Semiotik z. B. Ross (1968), S. 6 f.; Kalinowski (1973), S. 2 f.; Rodi (1989), S. 298 f.; Wunderlich (1989), S. 321-325; Lueken (1999), S. 1497. 199 Vgl. z. B. Sanderson/Varner (1984), S. 31; Ethics Resource Center (1990), S. III-1; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1638 Fn. 459 und S. 1649; Raiborn/Payne (1990), S. 883, 884; Velasquez (1990), S. 239; Ryan (1991), S. 131; Alderson/Kakabadse (1994), S. 439; Brien (1996), S. 27; Cassell/dohnson/Smith (1997), S. 1080; Joseph (2001), S. 49; Palmer/Zakhem (2001), S. 83; Chonko/Wotruba/Loe (2003), S. 238. 200 Vgl. z. B. Raiborn/Payne (1990), S. 884: ,,a useful ethics code should be: clear and understandable to the average person", oder Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1638 Fn. 459: ,,A code's primary purpose is to communicate effectively to a variety of levels of corporate employees. Thus, codes should be drafted in plain English, and not legalese, to ensure that they are understood by employees.", sowie Pierce~Henry (2000), S. 310: ,,to be effective these codes must be written such that they provide guidance to all users". 2o~ Vgl. dazu explizit Martens~Day (1999), S. 166, sowie die empirischen Befunde von Sanderson/Varner (1984), S. 31, wonach die komplexen, schwierig lesbaren Satzkonstruktionen vieler Kodizes der Unternehmenspraxis ,,reflect the heavy participation of legal departments.". Siehe eingehender zu den Problemen, die bei der Verwendung fachsprachlicher Termini auftreten k/Snnen, Ebert (1997), S. 37 f.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
st~ndlichkeit beinhaltet ferner die f'tir internationale Unternehmen dringliche Empfehlung, den Kodex sorgffiltig 2~ in die verschiedenen Landessprachen zu iibersetzen, damit nicht bereits nationalsprachliche Barrieren das Verst~indnis des Kodex behindern 2~ Das Merkmal der Verst~indlichkeit ist zwar distinktiv, das heiBt, es erlaubt eine Bedeutungsunterscheidung unternehmensethischer Kodizes. Diese Differenzierung ist jedoch praktisch insoweit wenig relevant, als unverst~indlich formulierte Kodizes eben generell weniger effektiv sein und eine bestenfalls nur geringere Ethisierung des Unternehmens bewirken werden. Sofern keine erkennbar dysfunktionalen Kodexarten erfasst werden sollen, sind diese sprachlichen Ausdrucksformen zur Herleitung einer sinnvollen Kodexdifferenzierung daher untauglich, da sie erfolgsdominante bzw. -dominierte Kodextypen konstituieren wiirden 2~ Weitergehende sprachliche Merkmale scheinen hingegen zu idiosynkratisch 2~ und sich daher far eine erste Typenbildung nicht zuvorderst anzubieten 2~ Das Idiosynkratische mag zum einen erkl~iren, warum sprachanalytisch fundierte Studien unternehmensethischer Kodizes bislang in nur ~iuBerst begrenzter Zahl durchgeftihrt worden sind 2~ Dabei soll nicht geleugnet werden, dass diese Zurtickhaltung zum anderen sicherlich auch aus der besonderen Interdisziplinarit~it dieser Untersuchungen resultiert, die profunde Kenntnisse der Sprachwissenschaft und/oder Semiotik voraussetzen 2~
bb) Empirische Untersuchungen zur Sprache unternehmensethischer Kodizes Die Einschfitzung, dass die in sprachanalytischen Studien erfassten Merkmale unternehmensethischer Kodizes ftir eine erste Systematisierung weniger geeignet sind, soll im Folgen-
202 Sorgfaltskriterien kOnnen dabei dem wissenschaftlichen Forschungsprozess entliehen werden, woes allgemein anerkanntem Standard entspricht, im Rahmen internationaler Befragungen notwendige Obersetzungen dutch Rticktibersetzung auf ihre Angemessenheit zu prtifen. 203 Vgl. z. B. Martens~Day (1999), S. 166, oder Kearney (1999), S. 214. So liegt beispielsweise der Kodex yon Shell in 51 verschiedenen Sprachen vor. Damit k0nnen 99,9 % der Mitarbeiter des Konzems auf eine Version des Kodex in ihrer Muttersprache zurtickgreifen [vgl. Kaptein/Wempe (2002), S. 295]. 204 Siehe dazu nochmals oben, S. 193 der vorliegenden Arbeit. 205 Vgl. nut die Einschfitzung yon Fulmer (1969), S. 50: ,,True, the writing [of codes, T. T.] may leave something to be desired, but the authors have every right to counter their critics with the comment, >>Ilike my way of doing it better than your way of not doing it.<<". 206 Siehe auch das Eingestfindnis von Gaumnitz/Lere (2004), S. 335 En. 7: ,,There may be interpersonal differences in how tone [of a code of ethics, T. T.] is perceived and even differences in perception by the same person over time.". 207 Vgl. z. B. Rogers/Swales (1990), S. 294: ,,There seem to have been few attempts to examine the language of ethical codes". z08 Es tiberrascht daher nicht, dass die themenbezogenen Publikationen ausnahmslos (Co-)Autoren haben, die Uber sprach- oder kommunikationswissenschaftliche Spezialisierungen verfiigen [vgl. Rogers/Swales (1990); Stevens (1996), S. 83 En. 2; Farrell/Farrell (1998), S. 587], und tiberwiegend in kommunikationswissenschaftlich ausgerichteten Fachzeitschriften erschienen sind [vgl. Rogers/Swales (1990); Stevens (1996)]. Aus dem deutschen Sprachraum ist die linguistische Untersuchung yon Ebert (1997) zu nennen (siehe dazu auch unten, S. 246 Fn. 248 der vorliegenden Arbeit).
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
241
den anhand von drei vorliegenden Kodexuntersuchungen n~iher erl~iutert werden. W~ihrend die ersten beiden Untersuchungen linguistische Methoden der Sprachanalyse anwenden 2~ basiert die dritte Studie auf dem Competing Values Framework 2~~ der ursprtinglich in der Managementwissenschaft zur Charakterisierung von Wertorientierungen organisatorischer Effektivit~itskonzeptionen
entwickelt
wurde z~l
und
inzwischen
auch
in
kommunikations-
wissenschaftlichen Analysen Prominenz erlangt hat.
a'
Rhetorik der Personalpronomen In ihrem ,,We the People?" Oberschriebenen Beitrag untersuchen Rogers/Swales (1990) den
Ethik-Kodex des US-amerikanischen Automobilzulieferers Dana Corporation 212 danach, welche Formulierungen in diesem Dokument gew~ihlt worden sind, wenn sich Aussagen auf das Untemehmen selbst oder die Mitarbeiter als Kodexadressaten beziehen. FOr diese Analyse wird die linguistische Technik der Substitution angewendet, um die Auswirkungen altemativer Formulierungen (wie ,,we", ,,Dana Corporation", ,,employees" oder ,,Dana people") abzusch~itzen und die Bedeutsamkeit dieser rhetorischen Selektion aufzuzeigen 213. Die Autoren haben nach einer Sichtung von annfihemd 80 Kodizes 214 bewusst den Code von Dana als Gegenstand ihrer Studie gew~ihlt, da sich dieses (erfolgreiche) Unternehmen zum einen mit Ausnahme des Kodexdokuments durch eine st~irkere Betonung von mOndlichen (gegenOber schriftlichen) Kommunikationsakten und zum anderen durch eine konsequente Mitarbeiterorientierung auszeichnet 215. Bei der schriftlichen Abfassung des Kodex durch ein Policy Committee, das sich aus FOhrungsorganmitgliedem zusammensetzt 216, hat diese Unternehmensphilosophie die gew~ihlten Formulierungen nachhaltig gepr~igt. Rogers/Swales (1990) untermauern dies durch Interviews mit den Kommissionsmitgliedern und durch Zitationen des Kodex, der entsprechend h~iufig das affirmative und einschlief3ende Personalpronomen ,,Wir" enth~ilt. Die Verwendung von Anreden in der zweiten Person und relationaler Phrasen wie ,,sollen", ,,sollten" oder ,,mOssen" ist hingegen bewusst vermieden worden, um dem Eindruck entgegenzutreten, dass mit dem Dokument spezifische Vorgaben kommuniziert werden, die gesetzesartigen Zwangscharakter besitzen 217 2o9 Vgl. Rogers/Swales(1990), S. 294; Farrell/Farrell(1998), S. 590. zl0 Vgl. Stevens (1996), S. 74. 211 Vgl. Quinn/Rohrbaugh(1983), insb. S. 369 f. 212 Siehe den Abdruck des Dokuments mit dem Titel ,,The Philosophy and Policies of Dana" (PPD) bei Rogers/Swales (1990), S. 298. 213 Vgl. Rogers/Swales(1990), S. 294 f. 114 Vgl. Rogers/Swales(1990), S. 308 En. 6. zl5 Vgl. Rogers/Swales(1990), S. 295 f. 216 Vgl. Rogers/Swales(1990), S. 296, 313. z17 Vgi. Rogers/Swales(1990), insb. S. 302.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Die Fallstudie demonstriert, welche durchaus subtilen Entscheidungen hinsichtlich seiner Rhetorik bei der Formulierung eines Kodex zu treffen sind. Abstrahiert man von dem betrachteten U n t e m e h m e n , so lassen sich in Hinblick auf das untersuchte Merkmal der vorherrschenden Personalpronomen drei Kodexarten unterscheiden, die entweder auf die Verwendung von Personalpronomen im Wesentlichen 218 verzichten, durch Anreden in der zweiten Person oder das einbindende ,,Wir" dominiert sind 219. Weitere sprachliche Merkmale scheinen mit dieser Einteilung durchaus zu korrelieren, da sich personalpronomenfreie Kodizes etwa wie Gesetzestexte lesen 22~ und die i~bersteigerte Nutzung von Personalpronomen in der zweiten Person die Differenz zwischen dem Absender des Kodex und seinen Adressaten hervorhebt 22z. Daher sind Kodizes dieser beiden Kategorien tendenziell negativer in ihrem Ton und durch die h/~ufigere Verwendung von W 6 r t e m wie einerseits ,,nicht", ,,vermeiden" oder ,,unterlassen ''222 sowie andererseits ,,mtissen" und ,,sollen" gekennzeichnet, die im Kodex von Dana g~inzlich fehlen 223 bzw. in wir-fokussierten Grundsatzdokumenten eher unterrepr~isentiert sind. Wenngleich empirische Belege der suggerierten W i r k u n g s z u s a m m e n h a n g e bis dato fehlen, soll die Relevanz dieser textlichen Merkmale ftir die Rezeption schrifilicher Kommunikation beim Adressaten und damit ftir die Erfolgswirkung untemehmensethischer Kodizes keineswegs in Abrede gestellt werden 224. Als Grundlage einer aussagekrfiftigen Typenbildung bieten sie sich allerdings dennoch nicht an, da positive Effekte wir-fokussierter Kodizes nicht generell erwartet werden kOnnen 225, sondern diese sich erst im Zusammenspiel mit anderen, eben generischeren Merkmalen einstellen werden. Kodizes, die im Prinzip sehr restriktive Vorgaben machen und den Entscheidungsspielraum der einzelnen Mitarbeiter deutlich einzugrenzen beabsichtigen, werden nicht deshalb positiver perzipiert werden, da sie Formulierungen wie ,,wir wollen" statt ,,unsere Mitarbeiter sollen" verwenden. Die Anrede in der ersten Person Plural erscheint in diesem Falle weniger inklusiv, sondem vielmehr die Autorenschaft des
218 Auf die Problematik der Zuordnung praktischer Codes ist an dieser Stelle nicht einzugehen. Die drei Kategorien kOnnten insoweit als Idealtypen verstanden werden, denen tatsachliche Kodexdokumente jeweils mehr oder weniger stark iihneln. 219 Genauso Rogers/Swales (1990), S. 309 En. 10: ,,The codes in our sample can be placed into three broad categories according to their pronoun use: a) >too-pronoun<>you-focused< >we-focused<< codes.". 220 Vgl. Rogers/Swales (1990), S. 309 En. 10. 221 Vgl. Rogers/Swales (1990), S. 301. 222 Vgl. Rogers/Swales (1990), S. 309 En. 11. 223 Vgl. nochmals Rogers/Swales (1990), S. 301 f. 224 Siehe z. B. die Annahme von Malloy/Fennell (1998), S. 457: ,,that individuals reading a code of ethics are more likely to be receptive to statements that are positively stated, or represent positive actions.". 225 Vgl. z. B. auch die sogleich aufzugreifende Studie von Farrell/Farrell (1998), S. 595 f., die gegen eine metaphorische Verwendung des ,,Wir" einwenden, dass damit der Ermessensspielraum des Einzelnen unter Umstanden beschr~inkt werde. Siehe weiterhin kritisch Ebert (1997), S. 48: ,,Nicht immer signalisieren die erhobenen Texte klar und deutlich, wer Angesprochener, Besprochener und Sprecher ist. Die Rolle des Sprechers bleibt z. B. geme dann often, wenn das Pronomen der ersten Person Plural (>>wir<<)verwendet wird".
GestaitungsdimensionenunternehmensethischerKodizes
243
Dokuments widerzuspiegeln226, was bei den Rezipienten dessen Wahrnehmung als restriktiv noch verst~kt. Bei den Mitarbeitern kOnnte sich der Eindruck erh~irten, bevormundet zu werden, oder die affirmative Formulierung restriktiver Vorgaben als zynisch (v)erkannt werden. Die inkonsistente Nutzung wir-fokussierender Elemente kann demgem/aB sogar eher dysfunktionale Konsequenzen besitzen, wenn diese Ausdrucksformen mit anderen Eigenschaften des Kodex nicht in Einklang stehen. Die Analyse dieser Formulierungsentscheidungen und der angenommenen Wirkungszusammenh~inge macht deutlich, dass zur Einteilung unterschiedlicher Kodexarten anderen Merkmalen grundlegendere Bedeutung zukommt, da deren Auspr~igung die Selektion zweckm~iBiger Ausdrucksformen eingrenzt und die Konsistenz ihrer Verwendung bestimmt. Den im weiteren Verlauf dieser Arbeit betrachteten generischen Merkmalen der Konkretheit kodifizierter Normen und der Art der Kodexsetzung kommt augenscheinlich eine Schltisselrolle zu, wenn die Konsistenz der Kodexformulierung zu beurteilen ist. So r~iumen Rogers/Swales (1990) mit Blick auf den Konkretisierungsgrad selbst ein, dass ,,[a]mong the codes in our collection, general mission statements or credos and hybrid codes such as the PPD tend to have a more consistent incidence of we than policy and procedures codes, perhaps because the closer one gets to ~)laying down the law,~ the more difficult it is to reinforce the transactional nature of communication and mutuality of human relationships. ''227. Eine st~irkere Konkretisierung wird danach tendenziell mit spezifischeren Formulierungen einhergehen und eine grOBere H~iufigkeit von Anreden in der zweiten Person wahrscheinlich machen, wohingegen credoartige Allgemeinheiten eher wir-fokussierte Redeweisen zulassen. Hinsichtlich der Art der Kodexsetzung wird sich der Zwangscharakter unternehmerischer Codes in legalistischen Sprachelementen niederschlagen, w~ihrend auf Internalisierung zielende Kodizes sinnvollerweise mit affirmativen und inklusiven Formulierungen kombiniert werden. Wenn Rogers/Swales (1990) konstatieren, dass ,,The ))you-focused~ codes in our sample are of the policies and procedure type and clearly ))come from the top,~ leaving little doubt as to the subordinate position of the intended reader and reinforcing corporate hierarchy. ''228, gestehen sie damit ausd~cklich ein, dass die Konkretheit der kodifizierten Normen und die Art ihrer Setzung mit den von ihnen nach sprachlichen Abgrenzungsmerkmalen gebildeten Kodexkategorien korrelieren und deren Auspr~igungen letztlich beeinflussen. Die untersuchten Merkmale der Sprache unternehmensethischer Kodizes sind zusammengefasst zwar ftir deren Erfolg von Belang, aber gleichzeitig zu idosynkratisch, als dass sie sich ftir eine erste Kategorisierung unternehmerischer Grundsatzdokumente empfehlen wiarden.
226 Vgl. zu dieser M6glichkeitauch Rogers/Swales (1990), S. 300 f. z27 Rogers/Swales (1990), S. 302 Herv. im Original. 228 Rogers/Swales (1990), S. 301.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Weitere Merkmale funktionaler Linguistik Diese Schlussfolgerung wird auch durch eine zweite Studie untermauert, in der Far-
rell/Farrell (1998) die Sprache von ftinf Ethik-Kodizes australischer GroBuntemehmen unterschiedlicher Branchen untersuchen 229. Diese Analyse wird unter Anwendung der Methodik funktionaler Linguistik durchgeftihrt 23~ die prinzipiell dem Vorgehen von Rogers/Swales (1990) sehr ~.hnlich, jedoch auf weitere sprachliche Merkmale ausgedehnt ist. Unter Fokussierung der interpersonellen Funktion der Sprache 231 wird (interpretativ) analysiert, welche Wirkungsweisen die Wahl bestimmter sprachlicher Ausdrucksformen erwarten lasst. Dabei geht es Farrell/Farrell ( 1 9 9 8 ) - anders als Rogers/Swales (1990) - nicht um die Bestimmung einer Best Practice, sondern die Bestfitigung skeptischer Kodexstimmen, die unternehmensethische Grundsatzdokumente bem~.ngeln, da sie zu legalistisch ausgestaltet seien 232, eher dem Schutz des Unternehmens 233 und der Verfestigung hierarchischer Machtdistanz dienten 234. Anhand von ftinf linguistischen Merkmalen zeigen die Autoren auf, wie sich diese vorgelagerten Kodexeigenschaften, die sich aus der Themenstruktur bzw. der Art der Normsetzung ergeben, in der Gestaltung linguistischer Strukturmerkmale widerspiegeln. Diese Modellierung konzediert bereits, dass die Wahl der Sprache aus den Ausprfigungen generischerer Kodexmerkmale resultiert. Folgerichtig unterlassen die Autoren in ihrem gesamten Beitrag auch jeglichen Versuch, unterschiedliche Kodexarten nach Merkmalen ihrer Sprache abgrenzen zu wollen. Der Ermessensspielraum der Kodexadressaten wird erstens durch relationale Bestimmungen in attribuierender oder identifizierender Form eingeschr~inkt, die Entitaten bestimmte Attribute zuschreiben (z. B. ,,Die Befolgung dieser Verhaltensregel ist unabdingbar. ''235) bzw. mit anderen EntitY,ten gleichsetzen (z. B. ,,Integritat bedeutet ftir uns, das Richtige zu tun."236). Da und soweit diese vermeintlich deskriptiven Feststellungen autoritfir vorgegeben werden, vergrOl3em sie die Distanz zwischen Absender und Adressaten des Kodex 237. Zweitens schafft die h~.ufige Verwendung passiver Satzkonstruktionen eine Entpersonalisierung des Texts und damit eine Marginalisierung der Rolle der Kodexadressaten, deren ftir eine umfassende Ethi229 Vgl. zur ngheren Kennzeichnung dieser Unternehmen Farrell/Farrell (1998), S. 591. 23o Vgl. Farrell/Farrell (1998), S. 590. 231 Vgl. Farrell/Farrell (1998), S. 590. z32 Siehe auch nochmals die Diskussion der Befunde zur Themenstruktur unternehmerischer Codes oben, S. 225 ft. der vorliegenden Arbeit. 233 Siehe auch dazu nochmals oben, S. 227 der vorliegenden Arbeit. 234 Vgl. dazu auch nochmals die machtpolitischen Bedenken gegentiber Ethik-Kodizes, die auf S. 161 ft. der vorliegenden Arbeit diskutiert worden sind. 235 Vgl. Farrell/Farrell (1998), S. 592. 236 Vgl. Farrell/Farrell (1998), S. 593. 237 Vgl. Farrell/Farrell (1998), S. 593.
Gestaitungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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sierung des Untemehmens notwendiges aktives Engagement ausgeblendet bleibt 238. Die Bedeutung von Rechten und Pflichten verschwimmt, wenn sie den Tr~igern nicht personell zuerkannt, sondern nur passiv und unter Ausblendung der Teilnehmer formuliert werden 239. Die als drittes Merkmal betrachtete Substantivierung ist einerseits gemeinhin zwar ein legitimes Mittel zur Strukturierung komplexerer Textzusammenhange. Auf der anderen Seite kann dieses Stilelement allerdings auch eingesetzt werden, um komplexe Zusammenh/~nge unzul/~ssig zu simplifizieren und ihre Bedeutung unklar werden zu lassen, sofern beispielsweise Informationen unbenannt bleiben, die zum Einfordem anscheinend zuerkannter Rechte ben6tigt werden 24~ Viertens k6nnen Metaphern einen Text anschaulicher, aber auch wiederum unklarer wirken lassen, wenn der Kodexkontext keine eindeutige Interpretation der Metapher nahe legt. In besonderem MaBe gilt dies for die metaphorische Verwendung des Personalpronomens ,,wir", mit dem beabsichtigt sein kann, untemehmensexterne Stakeholder und die Mitarbeiter einzubeziehen, vermeintlichen Konsens aufzuerlegen oder die hierarchische Beziehung zwischen vor- und nachgelagerten Ebenen der Unternehmenshierarchie zu verdecken 241. SchlieBlich 1/asst sich mit der Modalit/it der Aussage ihr Geltungs- und Verbindlichkeitsanspruch variieren. Dabei zeichnen sich die f'tinf einbezogenen Grundsatzdokumente durch eine befehls/ahnlithe Wortwahl aus, da sie den Adressaten unabdingbare Verpflichtungen auferlegen 242 (z. B. ,,Unsere Mitarbeiter m a s s e n i m m e r die jeweils geltenden Untemehmensleits/atze befolgen."). Der Untersuchung von F a r r e l l / F a r r e l l (1998) kommt das Verdienst zu, anspruchsvolle Methoden der Linguistik auf den Gegenstand unternehmensethischer Kodizes angewendet und dabei durchaus interessante Besonderheiten in der Sprache der ausgew/~hlten Textdokumente aufgezeigt zu haben. Dabei ging es den A u t o r e n - wie bereits betont wurde - ganz offensichtlich nur bzw. gerade darum, deutlich zu machen, wie sich grundlegende Orientierungen, die in der Praxis hinsichtlich der Gestaltung und Nutzung unternehmerischer Codes vorherrschen m6gen, in der Sprache der Kodizes niederschlagen. Diese Modellierung bestfitigt den zuvor behaupteten idiosynkratischen Charakter sprachlicher Kodexmerkmale. Ftir eine Typenbildung kommen die untersuchten Merkmale indes nicht in Frage, da ihre Auspr~igungen noch keine Rtickschltisse auf die anzunehmenden Wirkungen erlauben. Das Vorhandensein der betrachteten linguistischen Merkmale allein impliziert keinesfalls, dass ein Kodex tats/ichlich als bevormundendes Zwangsinstrument wahrgenommen wird. So
z38 Vgl. Farrell/Farrell (1998), S. 593. 239 Vgl. Farrell/Farrell (1998), S. 593. z40 Farrell/Farrell (1998), S. 594 Herv. im Original, nennen als Beispiel die folgende Kodexpassage, die zwar zun~ichst konzise wirkt, jedoch dem Adressaten keine Hinweise da~r gibt, ob, wie und warm er auf die Durchsetzung dieser Norm dr~ngen kann, iaber deren Auslegung daher das Topmanagement als Absender des Codes allein zu entscheiden vermag: ,,There must be equal opportunity for employment, development and advancement for those qualified.". 241 Vgl. Farrell/Farrell (1998), S. 595 f. 242 Vgl. Farrell/Farrell (1998), S. 596.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
k6nnen im Gegensatz zu den von den Autoren zitierten Beispielen relationale Bestimmungen aufgef'tihrt werden, um notwendige Definitionen zu formulieren, die den Kodexadressaten die Durchsetzung der ihnen zugebilligten Rechte erm6glichen. Substantivierungen k6nnen zur sinnvollen Strukturierung des Texts eingesetzt werden und dessen Lesbarkeit und Verstgndlichkeit verbessern. Metaphern wie das von Farrell/Farrell (1998) genannte ,,Wir" k6nnen sogar Begeisterung f'tir den Kodex wecken 243 und Modalit~iten selbstredend auch den Entscheidungsspielraum der Mitarbeiter vergrOl3ern. M0gliche Rezeptionen der linguistischen Textmerkmale erschliegen sich daher erst durch eine umfassendere Einbeziehung des Kodexkontexts und aufwendige Interpretationsleistungen, was der anzustrebenden Verallgemeinerbarkeit einer Typenbildung entgegensteht.
c'
Competing Values Framework Abschliel3end soll auf die Studie von Stevens (1996) eingegangen werden. Die Autorin hat
unter Verwendung des Competing Values Framework 40 Kodizes der Unternehmenspraxis TM nicht gruppiert, aber zumindest doch beurteilt, inwieweit die Sprache dieser Dokumente (mehr oder weniger) transformationale, instruktionale, informationale und relationale Elemente beinhaltet 245. Das Transformationale, Instruktionale, Informationale und Relationale reprfisentieren Rhetorikdimensionen, die inhaltlich durch Wandel, Handlung, Fakten bzw. Vertrauen symbolisiert werden. Diese Dimensionen sind als konkurrierende Werte zu verstehen, da zum einen ein einzelner Kodex auf mehr als einem Beurteilungsfeld fiber St~irken oder Schw~ichen verffigen kann 246. Zum anderen stellen transformationale und informationale bzw. instruktionale und relationale Eigenschaften aus konzeptioneller Sicht Gegens~itzlichkeiten dar 247, weshalb ein relationaler Kodex, der auf die Bildung yon Vertrauen zielt, anders zu gestalten ist als ein instruktionaler, mit dem zu bestimmten Handlungen angeleitet werden sol1248.
243 Vgl. in diesem Sinne nochmals die Aus~hrungen von Rogers/Swales (1990) oder Murphy (1998), S. 75. 244 Vgl. Stevens (1996), S. 76. 245 Vgl. Stevens (1996), insb. S. 76-80. 246 Vgl. Stevens (1996), S. 75. 247 Vgl. Stevens (1996), S. 75. 248 Dem Gegenstand der Studie von Stevens (1996) fihnlich hat Ebert (1997) 154 Unternehmens- und Fahrungsgrundsfitze von 98, fast ausnahmslos deutschen Unternehmen mit dem Ziel untersucht, die vielen Dokumente auf bestimmte Grundtypen yon Texten zu~ckzuf'tihren. Auf eine ausftihrliche Darstellung der Vorgehensweise und Befunde dieser Arbeit wird hier verzichtet, da zum einen die einbezogenen Dokumente nicht durchweg als Ethik-Kodex einzuordnen sind. Zum anderen werden bei der Bildung der Texttypen nicht nur sprachliche, sondern in starkerem Mage ebenso themenstrukturelle Merkmale berUcksichtigt. Ebert (1997), S. 85-253, unterscheidet nach den Textzielen oder -funktionen zwischen einem appelativen Texttyp (der durch Ftihrungsanweisungen, Zielsetzungs-, Pflichten- und Rechtekanons regulierend, durch Wertekanons, Philosophie, Leitbild oder Vision des Unternehmens orientierend oder durch spezifische Verhaltensregeln und Checklisten instruierend ausgestaltet sein kann), einem informativen Texttyp (der durch Darstellung des Unternehmens deskriptiv, durch Darstellung des Unternehmensimage persuasiv, durch Darstellung der Unternehmensgeschichte narrativ oder durch Belehrung tiber die Unternehmensphilosophie prciskriptiv ausgestaltet sein kann) und einem ausdrucksfunktional-kommissiven Texttyp (Absichtserklfirungen, Selbstverpflichtungen, Vereinba-
GestaltungsdimensionenunternehmensethischerKodizes
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Eine n/ahere Charakterisierung dieser Rhetorikdimensionen erfolgt durch jeweils f'tinf Deskriptorensets, die sich aus je drei Adjektiven zusammensetzen249. Ftir die Bewertung der einzelnen Kodexdokumente hinsichtlich dieser vier Eigenschaflen wurde ein Fragebogen entworfen, der mittels 7-stufiger Likertskalen erhebt, inwieweit die beschreibenden Adjektivgruppen den Kodex (mehr oder weniger) zutreffend kennzeichnen. Auf der Basis der Einsch~itzungen von zwei Hochschullehrem und drei studentischen Mitarbeitem wurden durch einfache Mittelwertbildungen die Auspr~igungen der analysierten Kodizes auf den vier Dimensionen aggregiert 25~ Im Kern zeigte sich dabei, dass die einbezogenen Kodexdokumente im Allgemeinen nur mittlere Ausprfigungen sowohl bei der transformationalen als auch bei der instruktionalen Rhetorikdimension erzielten und damit als begrenzt vision~r und herausfordernd bzw. interessant und stimulierend wahrgenommen wurden. Stevens folgert daraus, dass Kodizes hinter ihren persuasiven M0glichkeiten zur~ckbleiben, da sie weder zum Handeln zu motivieren noch den Leser zu fesseln scheinen 25~. Den Schw~chen im transformationalen Bereich stehen hohe Werte der informationalen Dimension gegentiber. Diese Ausprfigung zeigt an, dass Kodizes Fakten prfizise kommunizieren, aber im Einzelfall durch ihre Wortwahl legalistische Assoziationen wecken kOnnen. Die gr0Bte Streuung der Ratings ffir die 40 Kodizes wurde mit Blick auf ihre relationalen Merkmale beobachtet. Danach gibt es auf der einen Seite Kodizes, die Ehrlichkeit, Glaubw~rdigkeit oder Vertrauen schtiren, und andererseits Grundsatzdokumente, die eine Distanz zwischen dem Kodex und seinen Adressaten schaffen. Relationale Kodizes zeichneten sich dabei weiterhin durch eine positiv gefarbte Sprache und die h~ufigere Verwendung von Personalpronomen in der ersten Person aus, wohingegen die als weniger relational eingestuften Texte gleichzeitig durch eher befehlsartige, unpers6nliche und negative Formulierungen auffielen. Auch dieser Untersuchung ist zu attestieren, dass sie einen wichtigen Beitrag ffir die Durchdringung der sprachlichen Ph~nomene geliefert hat, die im Zusammenhang unternehmensethischer Kodizes von Interesse sind. Dennoch macht bereits die nur tiberschlfigige Zusammenfassung deutlich, dass f'tir eine Typenbildung wenig fruchtbare Anhaltspunkte gegeben werden. Das Idiosynkratische dieser Studie zeigt sich zun~chst darin, dass sich bei einer nur dichotomen Skalierung der vier ausgewfihlten Rhetorikdimensionen 16 m6gliche Kodexarten ergeben252. Dabei mag die Gruppenzahl reduziert werden kOnnen, soweit bestimmte rungen, Versprechen). Dabei kann es zu Beeintr~ichtigungender kommunikativenEffektivit~itkommen, da ein einzelner Text in ganz unterschiedlichen Problemsituationen zu gebrauchen ist, daher verschiedene Funktionen er~llen soll und sich dementsprechendaus mehreren Textsorten zusammensetzt. 249 Vgl. Stevens (1996), S. 75. 250 Vgl. zur methodischenVorgehensweiseund Reliabilit~itn~herStevens (1996), S. 76 f. 251 Vgl. Stevens (1996), S. 79. 252 Nicht selten wird das Competing Values Model daher durch lediglich zwei Wertedimensionen definiert. Quinn/Rohrbaugh (1983), S. 369, hatten ursprOnglichein dreidimensionalesRaster.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Auspr~igungen nicht sinnvoll kombinierbar erscheinen 253, wie es die empirisch belegte Spannung zwischen instruktionalen und relationalen Kodexformulierungen nahe legt 254. Dessen ungeachtet scheinen Implikationen f'tir die Verhaltenswirksamkeit der verbleibenden Kodexarten durchaus ambivalent zu beurteilen sein. So ist die Sprache von Kodizes f'tir den Erfolg von Ethisierungsbemtihungen- wie zuvor schon mehrfach k o n z e d i e r t - zweifelsfrei eine wichtige Determinante, aber auch eine nachgeordnete, da die Bedeutung der Kodexinhalte und der Art der Kodexsetzung durch den strategischen Einsatz einer erfolgversprechenden Rhetorik nicht dauerhaft neutralisiert werden kann. Dartiber hinaus ger~it das gestalterische Element in den Hintergrund, da zwar einleuchtet, dass Kodizes umso persuasiver sind, je interessanter, stimulierender und gewinnender sie formuliert sind 255, aber dennoch unklar bleibt, wie die Rhetorik unternehmensethischer Kodizes auszugestalten ist, damit sie von ihren Adressaten tats~ichlich instruktiv wahrgenommen werden.
cc) Zusammenfassende Einschfitzung Vor diesem Hintergrund ist insgesamt zu resfimieren, dass die Sprache von Kodizes wichtige Implikationen ffir die Verhaltenswirksamkeit unternehmerischer Grundsatzdokumente besitzt, aus den dargelegten Grtinden allerdings dennoch nicht als Grundlage ffir eine aussagekrfiftige Typologisierung heranzuziehen ist, die praktische Gestaltungsimplikationen entfalten soil. Die vorgelegten Untersuchungen haben gleichzeitig verdeutlicht, dass die yon ihnen fokussierten sprachlichen Merkmale unternehmerischer Codes nicht selten mit grundlegenderen Kodexdimensionen korrelieren. Wenn sich schlieBlich beispielsweise die Themenstruktur legaiistischer Kodizes in den gewfihlten Formulierungen widerspiegelt, so bestfitigt dies letztlich auch, dass in der sprachwissenschaftlich gemeinhin wohl kaum ausgebildeten Unternehmenspraxis durchaus ein sensibles Gespfir daffir besteht, welche Sprache sich f~r welche Kodizes anbietet 256. Die Auswahl und Ausgestaltung der Sprache richtet sich dann allerdings nach generischeren Kodexeigenschaften.
253 So identifizierten Quinn/Rohrbaugh (1983), S. 370, innerhalb ihres dreidimensionalen Frameworks vier Basismodelle organisatorischer Effektivitfit. 254 Vgl. Stevens (1996), S. 80. 255 Vgl. Stevens (1996), S. 79. 256 Eine solche These ist bereits f'tir andere KommunikationsmafSnahmen der Untemehmensf'tihrung bestfitigt worden. So kommt die linguistische Analyse untemehmerischer Geschfiftsberichte von Thomas (1997), S. 63, zu dem abschliefSenden Fazit: ,,The variations in linguistic constructions from the good years to the bad suggest that the writers of these reports had an instinctive awareness of a level of metadiscourse in which several layers of meaning were present".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
249
b) Fundierung aa) Pr~izisierung des Merkmals Eine zweite hervorstechende Eigenschaft, die unter der Kategorie formaler Gestalt zu subsumieren ist, betrifft die Fundierung der kodifizierten Normen, das heiBt die kognitive Qualit~it ihrer Begriindung 257. Dabei scheint zun~ichst die These plausibel, dass die Effektivit~it unternehmensethischer Kodizes tendenziell mit der kognitiven Qualit~it ihrer Handlungs- und Zielempfehlungen steigt. Gut fundierte Kodizes sollten danach wirksamer sein als Grundsatzdokumente, deren N o r m e n nur mangelhafl begrtindet sind 258. Soweit mit dem Merkmal der Fundierung allerdings die formale Gestalt unternehmensethischer Kodizes beschrieben werden soil, erfasst es nicht die den kodifizierten Ziel- und Handlungsempfehlungen (unter Umst~inden und in Kodizes der Unternehmenspraxis nicht selten nur) implizite kognitive Qualit~it, deren Bewertung auf dem Hintergrund der oft paradigmatische AusmafSe annehmenden
Streitigkeiten
konkurrierender
Moralphilosophien
tiberaus
schwierig 259, wenn auch nicht in j e d e m Falle unmSglich ist 26~ Hinsichtlich der formalen Gestalt soll mit dem Merkmal der Fundierung stattdessen angegeben werden, ob Kodizes explizit Begrtindungen enthalten, mit denen die Notwendigkeit des Kodex bzw. der Geltungsanspruch der kodifizierten Handlungs- und Zielempfehlungen dem Kodexadressaten gegentiber untermauert wird 261. Praktisch werden sich diese Begrtindungen weit iiberwiegend auf die einzelnen N o r m e n des Kodex beziehen und nicht den Kodex insgesamt zu rechtfertigen beabsichtigen. Selbst wenn es geboten erscheint, den Sinn und Zweck des Kodex vorab (in einer Pr~iambel) zu erlautern 262, so handelt es sich dabei nicht ausschlieB-
257 Vgl. zu einem derart weit gefassten Fundierungsbegriff, auf dessen m0gliche Spezifizierungen an dieser Stelle (noch) nicht einzugehen ist, v. Werder (1994), S. 49. 25s Vgl. zur Notwendigkeit von Kodexbegrtindungen auch Joseph (2001), S. 25: ,,Organizations must justify their ethics and compliance programs to their employees in some way.", sowie zu dieser Erfolgshypothese Benson (1989), S. 317: ,,codes .. should be written in a manner designed to give the reasons for each order.", oder Schwartz (2004), S. 329: ,,for those provisions [of a corporate code of ethics, T. T.] that are not clearly justifiable, sufficient justification would be required before employees would accept and comply with the expected behavior.". 259 Vgl. zum Pluralismus innerhalb der philosophischen Ethik z. B. nochmals Hegselmann (1991), S. 221; Bayertz (1996a), S. 11; Kersting (1996), S. 184; Ropohl (1996), S. 137; Irrgang (1998), S. 205; Wolf/Schaber (1998), S. 146. 26o Vgl. nur das von v. Werder (1994), S. 403-444, entwickelte Konzept der Argumentationsrationalit~it, in dem erste Vorschl/ige zur Handhabung m0glicher Begrtindungskonflikte enthalten sind, die in Form von Konzept-, Argument- und Zielkonflikten auftreten kOnnen. Dabei ist einzugestehen, dass Begrtindungskonflikte zwischen Vertretern konkurrierender Ethik-Konzeptionen sich nicht in jedem Falle konsensual zwischen den Beteiligten bew~iltigen lassen mtigen, aber gleichzeitig auch zu beachten, dass sich der Dissens tiber die in unternehmensethischen Kodizes artikulierten Grunds~itze nicht selten in Grenzen halten wird. 261 In der Terminologie der Argumentationsrationalit~it ware es somit treffender, yon einer (im Wortlaut des Kodex expliziten) Kommentierung zu sprechen [vgl. nur v. Werder (I 994), insb. S. 51 ]. 262 Wie es beispielsweise Melrose-Woodman/Kverndal (1976), S. 58; Weber (1981), S. 48 f.; Molander (1987), S. 624; Webley (1988), S. 12; Brooks (1989), S. 128, empfehlen.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
lich um Begrtindungen zur Rechtfertigung der (inzwischen realisierten Handlungsempfehlung der) Kodexetablierung, sondern regelm/igig (zumindest auch) um die Einf'tihrung kardinalerer Normen, denen sich das Unternehmen verpflichten m6chte 263. Dies ist darauf zurtickzuf'tihren, dass argumentative Fundierungsanstrengungen sinnvollerweise nicht der (deskriptiven) Tatsache der (inzwischen erfolgten) Kodexformulierung gewidmet sein kOnnen, die ftir jeden Mitarbeiter sp~itestens dann belegt ist, wenn er v o n d e r Existenz des Dokuments Kenntnis genommen hat, sondern sich auf die praskriptive Begrtindung der Vorteilhaftigkeit eines Kodex einlassen mtissen. Sollen evaluative Behauptungen wie (praskriptive) Handlungsempfehlungen (Beispiel: ,,Unser Unternehmen sollte einen Ethik-Kodex einfiahren.") oder (normative) Zielempfehlungen (eines Kodex wie beispielsweise: ,,Unser Unternehmen sollte sich dem Umweltschutz verpflichten.") untermauert werden, so erfordert dies im ersten Schritt eine (evaluative) Globalbegrtindung TM, die - neben der evaluativen Regelaussage der teleologischen Maxime (mindestens) zwei Datenaussagen enth/alt, die erstens beurteilungsrelevante Ziele oder Normen nennen (Kriteriendatum) und zweitens den vergleichsweise (bzw. ausreichend) hohen Ziel- oder Normbeitrag der empfohlenen Mal3nahme beschreiben (Konsequenzdatum). Die dabei eingeffihrten Beurteilungskriterien und Konsequenzaussagen k6nnen nun ihrerseits begrtindungsbedtirftig sein und werden im Kodex unter Umstfinden auch tats~ichlich weiter untermauert. Mit dem nachfolgenden Textausschnitt, der eine mOgliche Pr~iambel ideal veranschaulicht, soll dies verdeutlicht werden: ,,(The business firm ...) expects the highest level of ethical conduct from its employees in the performance of their assigned responsibilities. Sound ethical behavior is essential to the long-term economic interests of the firm, the continuing viability, vitality, and public support of our economic system, and the well-being of society as a whole. .
.
.265 . .
Aus argumentationstheoretischer Sicht beinhaltet diese Passage die normative Aussage, dass sich die Handlungsweisen der Unternehmensmitarbeiter an h6chsten ethischen Ansprti-
263 Vgl. z. B. W e a v e r (1993), S. 54: ,,Codes may justify themselves in terms of their coalignment with general moral principles, in terms of company traditions, in terms of firm or member interests, etc.". 264 Vgl. hierzu und zum Folgenden die im Konzept der Argumentationsrationalitfit herausgearbeiteten Strukturkomponenten von Argumentationen bei v. W e r d e r (1994), S. 289-359 und zur Struktur von Globalbegr0ndungen insb. S. 325-337, sowie zusammenfassend v. W e r d e r (1997b), S. 906-909; v. W e r d e r (1998a), S. 486489; v. W e r d e r (1999a), S. 687; v. W e r d e r / T a l a u l i c a r (1999), S. 76-79. Beg~ndungen setzten sich danach generell aus einem Grund oder mehreren G~nden zusammen, wobei jeder Grund bzw. jedes Argument eine (oder mehrere) Datenaussage(n) und eine Regelaussage beinhaltet. Dabei bringen Datenaussagen singulfire Situationsmerkmale zum Ausdruck, wohingegen Regelaussagen tiber generelle Zusammenh~inge zwischen verschiedenen Ph~nomenen informieren, mit denen eine Beziehung zwischen der Situation und der zu begrOndenden Aussage herstellbar wird. Die Stichhaltigkeit der zu begrOndenden Aussage wird durch Argumente demgemfig im Prinzip dadurch gesttitzt, dass sie den behaupteten Sachverhalt als Anwendungsfall einer Regel ausweisen, die in der vorliegenden und mit den Datenaussagen beschriebenen Situation gtiltig ist [vgl. v. W e r d e r (1994), S. 304 f.; v. W e r d e r (1997b), S. 905; v. W e r d e r (1998a), S. 485; v. W e r d e r (1999a), S. 675; v. W e r d e r / T a l a u l i c a r (1999), S. 75 f.]. 265 M o l a n d e r (1987), S. 624.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
251
chen messen lassen mtissen. Der Geltungsanspruch dieser Norm wird daraufhin damit global begrOndet, dass das geforderte Verhalten dem langfristigen 0konomischen Interesse des Untemehmens, seiner Oberlebensf'~ihigkeit und Vitalit~it, der 8ffentlichen Akzeptanz der marktlichen Wirtschaftsordnung sowie dem Wohl der Gesellschaft insgesamt dienlich ist. In diesen Globalbegrtindungen sind folglich weitere Beurteilungskriterien expliziert worden, denen sich das Untemehmen normativ verpflichtet. Im Anschluss k/Snnte zum einen hinterfragt werden, ob das von den Unternehmensmitarbeitem geforderte ethische Verhalten tats~ichlich der Realisierung der genannten Zielsetzungen dienlich ist. Dies wiirde (deskriptive) Detailbegrfindungen notwendig machen, in denen der Zielbeitrag der Empfehlung durch deskriptive Argumente untermauert wird 266 (z. B.: ,,Die marktliche Wirtschaftsordnung ist ohne moralisches Handeln des Einzelnen nicht fiberlebensf'~ihig."). Zum anderen k6nnte die Angemessenheit der eingeftihrten Bewertungsmaf3st~ibe selbst in Zweifel stehen, da und soweit beispielsweise geleugnet wird, dass das Unternehmen danach streben sollte, die Akzeptanz der Marktwirtschaft in der Offentlichkeit zu erhalten. In diesem Falle miisste das empfehlungsleitende Beurteilungskriterium der 0ffentlichen Akzeptanz der Wirtschaftsordnung in einer normativen Zieldiskussion seinerseits begri~ndet werden 267. Koppelt man das Merkmal der Fundierung an die formale Gestalt des Kodex, so kann zwar - wie auch bei den zuvor diskutierten sprachlichen Kodexeigenschaften - eine Differenzierung unternehmerischer Grundsatzdokumente erreicht werden, da sich Kodizes danach unterscheiden liefSen, ob sie (schriftlichexplizierte) Argumente enthalten, mit denen die Gialtigkeit ihrer Normen offengelegt wird 268. Der Aussagegehalt einer solchen Unterscheidung ist jedoch emeut gering, da das Vorhandensein begrOndender Argumente keine Rtickschltisse auf die Kodexeffektivit~it erlaubt. Weitergehende formale Differenzierungsm0glichkeiten, die sich aus dem Konzept der Argumentationsrationalit~it ergeben, erscheinen praktisch insofern weniger relevant, als die Rationalit~itsstufe der Detailbegrtindung in der expliziten Begrtindungsstruktur praktischer Kodizes im Regelfall nicht erreicht wird 269. Dass das explizite Vorhandensein von Begriandungen die Effektivit~it eines Kodex nicht per se verbessert, l~isst sich zum einen durch die Befunde einer empirischen Studie, die auf-
266 Vgl. zur Struktur (und weiteren Ausdifferenzierung) dieser Detailbeg~ndungen im Einzelnen v. Werder (1994), S. 343-360, 500-507. 267 Siehe dazu eingehender und grundlegend v. Werder (1994), insb. S. 335-337, 362-364; fernerv. Werder/ Talaulicar (1999), S. 78 f. 268 Siehe in diesem Sinne auch Weaver (1995), S. 370: ,,actual codes do vary in their invocation ofjustificatory passages"; ferner Manley (1991), S. 5: ,,firms often design codes that educate employees about the underlying rationale of code sections.", anderer Ansicht Malloy/Fennell (1998), S. 457: ,,codes of ethics, as they are currently designed, fail to provide the decision maker with the rationale for abiding by a particular code.". 269 Diese Einschatzung beruht auf der Durchsicht publizierter Kodexdokumente und kann eine systematische Analyse der Beg~ndungsstruktur selbstredend nicht ersetzen. Bereits auf der Grundlage dieser Betrachtung ist es dennoch als aussichtsreicher anzusehen, weitergehende Unterscheidungen nach der Anzahl vorgebrachter Globalbeg~ndungen auszurichten, die kodexabhangig durchaus variiert.
252
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
grund ihrer Bedeutsamkeit for die Einsch/atzung der Relevanz des formalen Merkmals der Kodexfundierung an dieser Stelle aufzugreifen 27~ und zun~ichst detaillierter darzulegen ist, und zum anderen durch konzeptionelle l~lberlegungen untermauem.
bb) Eignung zur Kodexklassifizierung a'
Empirische Befunde der Verhaltenswirkung In einem methodisch elaborierten Laborexperiment hat Weaver (1995) die Wirksamkeit
ethischer Kodizes in Abh~ingigkeit von deren Ausgestaltung untersucht. Dabei wird konkret der Frage nachgegangen, o b -
neben der an dieser Stelle weniger interessierenden Beschrei-
bung m6glicher Sanktionen von K o d e x v e r l e t z u n g e n - die Angabe von erkl/~renden BegrOndungen die Reaktion der Kodexadressaten in der Weise beeinflusst, dass sie ihr Unternehmen insgesamt als gerechter einschfitzen und die Inhalte des Kodex besser rekapitulieren k6nnen. Die Wahl dieser abh~ingigen Variablen ist methodisch begrOndet, da die direkte Messung der beabsichtigten Kodexbefolgung durch sozial erwOnschtes Antwortverhalten der Probanden wesentlich verzerrt werden kann 271. Die Kodexbefolgung setzt jedoch zum einen im Regelfall voraus, dass die Adressaten den Inhalt des Dokuments verstehen und rekapitulieren k0nnen 272. Z u m anderen kann auf der Grundlage organisatorischer Gerechtigkeitsstudien unterstellt werden, dass untemehmenszielkonformes Verhalten, wie es unter anderem auch den in einem Kodex beschriebenen Handlungsweisen entspricht, eher erwartet werden darf, wenn die Mitarbeiter ihr Unternehmen (im prozeduralen und distributiven Sinne) als gerecht(er) wahrnehmen 273.
270 Siehe zum Stand der empirischen Forschung 0ber die Effektivitfit unternehmensethischer Kodizes auch bereits oben, S. 175 ft. der vorliegenden Arbeit. 271 Vgl. Weaver (1995), S. 368 f., und zum Social Desirability Bias nochmals Zerbe/Paulhus (1987), S. 250; Randall/Fernandes ( 1991), S. 805; Fernandes/Randall (1992), S. 183. 272 Vgl. Weaver (1995), S. 368, sowie zur Wichtigkeit dieser Variable z. B. auch Beets/Killough (1990), S. 116: ,,Lack of code familiarity might result in code violations simply through practitioner ignorance." oder Chonko/Wotruba/Loe (2003), S. 237: ,,employees must be familiar with code content before the code can impact ethical behavior.". Bei weniger konkreten Normen hingegen kann eine Kodexentsprechung durchaus auch dann erwartet werden, wenn die Adressaten ihre Entscheidungen nur auch anhand genereller ethischer Kriterien bewerten, ohne die kodifizierten Normen im Wortlaut wiedergeben zu kOnnen. Siehe dazu auch Valentine~Barnett (2003), S. 360: ,,Although employees must be aware of the existence of an ethics code if it is to affect their perceptions of organizational values, it may not be necessary for them to be intimately familiar with code details or for the code to prescribe specific attitudes or behaviors as ))unethical.e Rather than recalling specific details of the code, employees should be aware that the code emphasizes the importance of ethics as dominant value of the organization". Im 15brigen ist die Kenntnis der Kodexnormen keine hinreichende Bedingung kodexkonformen Verhaltens [siehe z. B. Harrington (1996), S. 270: ,,Even if employees are aware of the code, employees may ignore the code if they are disaffected at work or find the codes and admonitions in conflict with personal or subgroup norms"]. 273 Vgl. Weaver (1995), insb. S. 369 f. m. w. N. Warum diese Gerechtigkeitsurteile ausschliefilich auf die Ebene des Untemehmens bezogen werden und die entsprechende Wahmehmung des Kodex (zumindest empirisch) nicht be~cksichtigt wird, bleibt unklar und auch unbefriedigend, wenn der Verfasser spfiter selbst konzediert, dass ,,variations in a code might or might not strongly affect the persons' perceptions of the justice of the code
GestaltungsdimensionenunternehmensethischerKodizes
253
Mit Blick auf die(se) Kodexwirkungen wurden insgesamt ffinf Hypothesen entwickelt 274, die in einem Laborexperiment mit 83 Wirtschaflsstudenten getestet wurden. Die Probanden wurden in vier Gruppen eingeteilt und erhielten den Ethik-Kodex einer (fiktiven) Universit~it, d e r - je nach Gruppe - begrfindende und/oder Sanktionen beschreibende Aussagen oder keine Angaben fiber Grtinde und Sanktionen beinhaltete 275. Lediglich eine Hypothese k o n n t e - mit allerdings nur geringem Beitrag zur Varianzerkl~s'ung- statistisch gestfitzt werden 276. Die Kodexadressanten sch~itzen die prozedurale Gerechtigkeit in der Unternehmung danach als h6her ein, wenn der Ethik-Kodex fiber erklarende Begrfindungen verffigt (Hypothese 1). Die in den fibrigen vier Hypothesen angenommenen Wirkungsbeziehungen haben sich hingegen als statistisch nicht signifikant erwiesen. Es ist demnach fraglich, ob ein gr66eres Ausmaf5 an distributiver Gerechtigkeit in der Unternehmung wahrgenommen wird, wenn Kodizes fiber Sanktionen verfOgen (Hypothese 2), und ob diese Wirkung durch die Angabe von Beg~ndungen positiv moderiert wird (Hypothese 3). Au6erdem misslang es nachzuweisen, dass die F~ihigkeit der Adressaten zum Erinnem des Kodexinhalts mit der Angabe von ffir die Rezipienten relevanten Begrfindungen (Hypothese 4) und der expliziten Beschreibung von Sanktionen ftir Kodexverletzungen (Hypothese 5) steigt. Trotz der (zumindest schwachen) Best~itigung eines positiven Zusammenhangs zwischen der Kodexfundierung und der wahrgenommenen Verfahrensgerechtigkeit des Unternehmens schlussfolgert W e a v e r auf dieser Grundlage daher insgesamt, dass die betrachteten Kodexvariablen wie namentlich das explizite Vorhandensein begrfindender Aussagen die Kodexwirksamkeit praktisch unbeeinflusst lassen 277. Die Befunde k6nnen somit nicht widerlegen, dass ,,it is also possible that regardless of context, the kinds of code design alternatives considered herein simply do not matter. ''278. Wenngleich die nachfolgenden theoretischen Er6rterungen die Plausibilit~it dieser grundlegenden Einsch~itzung stfitzen, sollen dennoch zuvor hervorstechende Limitierungen der empirischen Befunde nicht unterschlagen werden, die sich aus dem spezifischen Design der Studie und den vorgenommenen Operationalisierungen ergeben. Die fibliche Kritisierbarkeit (und mangelnde Generalisierbarkeit) von Laborexperimenten mag in diesem Falle zwar einerseits durchaus schw~icher zu gewichten sein, da die gew~ihlte Methodik kontextuelle Einflfisse kontrolliert oder zumindest weitgehend reduziert 279.
itself(rather than of the organization); that question has not been examined." [Weaver (1995), S. 377 Herv.
im Original]. 274 Vgl. eingehender Weaver (1995), S. 370-373. 275 Vgl. Weaver (1995), S. 373. 276 Vgl. hierzu und zum Folgenden im Einzelnen die Ergebnisse bei Weaver (1995), S. 375-377. 277 Vgl. Weaver (1995), insb. S. 377, 380. 27@Weaver (1995), S. 379. 279 So auch Weaver (1995), S. 378: ,,The influence of other factors affecting content recall - e.g., intelligence, past familiarity with the subject, sensitivity to threats, etc. - should have been minimized by the random assignment of subjects to factor levels.". Die fehlenden Befunde kOnnten demnach dahingehend gedeutet wer-
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Mit Blick a u f die F o r m u l i e r u n g des v e r w e n d e t e n K o d e x e x e m p e l s 28~ und die Operationalisierung der abh~.ngigen Variablen kann allerdings a u f der anderen Seite nicht der E i n w a n d entkr~ifiet werden, dass in dem L a b o r e x p e r i m e n t a n s c h e i n e n d w e n i g e r die verhaltensbeeinflussende W i r k u n g eines K o d e x als die Ged~.chtnisleistungen der P r o b a n d e n g e m e s s e n wurden, da die Studierenden a n z u g e b e n hatten, ob und i n w i e w e i t zehn v o r g e g e b e n e A u s s a g e n jeweils zutreffend den Inhalt des K o d e x wiedergeben, der sich seinerseits aus 20 Einzelvorschrifien z u s a m m e n s e t z t e
TM
und durch eine betonte Regelorientierung auszeichnete 2s2. Das
experimentelle Design ist dabei insbesondere deshalb nur wenig realit~itsnah, weil die Untern e h m e n s m i t a r b e i t e r in praxi die Kodexinhalte nicht durch einfache und einmalige Lekttire kennen lernen (mtissen), sondern im U n t e r n e h m e n s a l l t a g (mehr oder weniger) hfiufig mit den kodifizierten N o r m e n konfrontiert werden 283 und sie mit ihren Kollegen wiederholt diskutieren kOnnen 284. Z u d e m wurde die Fundierung des K o d e x lediglich d a h i n g e h e n d variiert, dass in die Pr•ambel begrtindende A u s s a g e n eingef'tigt wurden, die sich a u f die Rechtfertigung des K o d e x d o k u m e n t s insgesamt beziehen, nicht aber Einzelvorschrifien des K o d e x argumentativ untermauern 285. Insoweit erscheint es prima facie nicht unplausibel, andere Resultate zu erwarten, w e n n b e s t i m m t e Regeln des K o d e x durch Begrtindungen h e r v o r g e h o b e n werden, da
den, dass die Wirkung bestimmter Kodexmerkmale das Vorliegen situativer Randbedingungen voraussetzt [so auch Weaver (1995), S. 379 im Original kursiv: ,,at least some ethics code design issues cannot be considered in isolation from an intended organizational context."]. Der Aspekt dieser Kontextualisierung wird bei der spfiteren Unterscheidung unternehmensethischer Kodexarten dutch die Art der Kodexsetzung erfasst (siehe Abschnitt III., S. 358 ft. der vorliegenden Arbeit). 28o Weaver (1995), S. 379, selbst rfiumt ein, dass der fiktive Kodex zwar in Anlehnung an bestehende Grundsatzdokumente der Praxis formuliert worden ist, aber dennoch so ausgestaltet sein mag, dass ,,that format may lend itself to not being taken seriously by code recipients.". Wenn der Verfasser weiterhin zu bedenken gibt, dass ,,[w]ithin the confines of an abstract, highly formal style of ethics code, content variations may prompt little response because the overall format encourages little careful consideration on the part of organization members" [Weaver (1995), S. 379 im Original z. T. kursiv], wird damit auch die Bedeutsamkeit der im Weiteren fokussierten Merkmale des Konkretisierungsgrads der kodifizierten Normen und der Art der Kodexsetzung hervorgehoben (siehe dazu im Einzelnen S. 260 ff. und S. 358 ff. der vorliegenden Arbeit). 281 Siehe zu dem Wortlaut des verwendeten Kodex und den angewandten Messskalen den Abdruck bei Weaver (1995), S. 381 f. 282 Vgl. auch Weaver (1995), S. 379, der das in seiner Studie gewahlte Kodexbeispiel als ,,simple list of behavioral rules" kennzeichnet, und zu den Charakteristika regelorientierter Kodizes im Einzelnen S. 280 ff. der vorliegenden Arbeit. 283 Ebenso weist Weaver (1995), S. 378, darauf hin, dass ,,[e]ffective recall may require repeated exposure to a code". Siehe auch Wotruba/Chonko/Loe (2001), S. 60: ,,Familiarity [with the code content, T. T.] requires some effort on the part of those employees, such as reading and discussing the code content, attending training sessions on ethics, and critically reviewing company policies with an eye on their ethical implications.". Daher vermuten Cleek/Leonard (1998), S. 627: ,,Perhaps wording and content, thought to be very important by many authors, is not as important as how they [i.e., codes of ethics, T. T.] are communicated to employees.". 284 Siehe dazu z. B. Fritz/Arnett/Conkel (1999), S. 291: ,,Talking with others about the organization's ethical standards keeps the standard close at hand and develops one's mental models of ethical behavior so they can be applied". 285 Siehe den abweichenden Wortlaut der Praambel bei Weaver (1995), S. 382.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
255
diese Regeln infolgedessen bei der anschlieBenden Befragung m6glicherweise doch besser rekapituliert werden ktinnten. Zur fundierteren Begrtindung, warum sich das formale Merkmal d e r Kodexfundierung ftir die angestrebte Typologisierung weniger eignet, sind tiber diese empirischen Hinweise hinaus daher theoretische Er6rterungen unumg~inglich.
b' KonzeptionelleUberlegungen Mit dem formalen Merkmal der Fundierung werden Kodizes lediglich danach unterschieden, ob sie tiber explizite Begrtindungen verftigen, die den Kodex selbst oder die Vorteilhaftigkeit einzelner K o d e x n o r m e n rechtfertigen. Selbst wenn man unterstellt, dass der Geltungsanspruch des Kodex und seiner N o r m e n tiberzeugender w a h r g e n o m m e n wird und damit tendenziell durchaus auch eine gr6Bere handlungsleitende Wirkung entfaltet, wenn er argumentativ untermauert wird 286, so muss das Vorhandensein oder Fehlen derartiger (expliziter) Kommentierungen die Kodexwirksamkeit nicht determinieren. Entsprechende Argumente, welche die Vorteilhafligkeit des Kodex und seiner N o r m e n begrtinden, k6nnen (und werden) den Kodexadressaten vielmehr auf ganz unterschiedliche Weise zug~inglich gemacht werden 287. Zu denken ist nur an den Kodex erganzende K o m m u n i k a t i o n s m a B n a h m e n 288 wie Handhabungsrichtlinien 289, beispielhafle Fallstudien 29~ oder ErkRirungen der Unternehmensleitung
TM
sowie
begleitende Workshops oder TrainingsmaBnahmen, in denen die K o d e x b e s t i m m u n g e n diskutiert, ihre Angemessenheit hinterfragt und der Geltungsanspruch der N o r m e n im Detail er6r-
286 Vgl. dazu auch Weaver (1993), S. 54: ,,there is reason to think that a rationalization or justification is in order. Such justifications indicate that a code is not an arbitrary imposition on people; i.e., the justification or authorization respects people's procedural justice expectations", sowie die Empfehlung von Benson (1989), S. 317: ,,It is strongly suggested that all corporations ... attempt either to add or strengthen the part of their codes explaining the various policies.". 287 Vgl. in diesem Sinne auch Joseph (2001), S. 43; ferner Ethics Resource Center (1990), S. VI-1 - VI-6; Martens~Day (1999), S. 166 f.; Organisationfor Economic Co-operation and Development (2001 b), S. 22. 288 Vgl. genereil zur praktischen Verbreitung erganzender Dokumente die empirischen Befunde von Cressey/Moore (1983), S. 63, sowie Organisationfor Economic Co-operation and Development (2001b), S. 22; Guill~n/Meld/Murphy (2002), S. 176. 289 Vgl. z. B. die im Frage-Antwort-Schema gestalteten Erl~iuterungen der Kodizes von Security Pacific [zit. in Berenbeim (1987), S. 21], McDonnell Douglas [vgl. Ethics Resource Center (1990), S. IV-15] oder Boeing Jim Internet unter: http://www.boeing.com/companyoffices/aboutus/ethics/ethics_booklet.pdf (Stand: 28.06.2005), S. 7-23] sowie das Cummins Policies and Procedures System (CPPS) [vgl. Murphy (1998), S. 63]. 290 Vgl. z. B. das Fallstudienmaterial von JCPenney [zit. in Berenbeim (1987), S. 26 f.] oder Armstrong World Industries [zit. in Berenbeim (1992), S. 40]. 29~ Vgl. exemplarisch die entsprechende Praxis bei Pfizer [zit. in Berenbeim (1987), S. 22], British Gas, Royal Dutch/Shell Group of Companies, 3i [zit. in Webley (1988), S. 18 f., 23], Firestone, IBM, Procter & Gamble [zit. in Manley (1991), S. 25-27], der Donnelly Corporation [vgl. Murphy (1998), S. 70] oder Motorola [vgl. Post~Preston~Sachs (2002), S. 208] sowie zur Bedeutung dieser KommunikationsmaBnahme z. B. Benson (1989), S. 318; Manley (1991), S. 215; Weeks/Nantel (1992), S. 758, und zu ihrer empirischen Verbreitung Lefebvre/Singh (1992), S. 805 (43 % der erfassten Unternehmen); Blodgett/Carlson (1997), S. 1366 (62 %); Wood (2000), S. 296 (51%); Carasco/Singh (2003), S. 90 f. (56 %).
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches lmplementierungsinstrument
tert werden kann 292. Von dem formal reduzierten M e r k m a l der Fundierung verbieten sich daher Rtickschltisse a u f die Kodexeffektivit/it, da Begrfindungsleistungen desgleichen auf anderem Wege (und dort unter Umst/anden sogar zielf'tihrender, da individualisierter) erbracht werden k6nnen. Weiterhin ist zu bedenken, dass sich Begrtindungen tiberhaupt erst dann als notwendig (bzw. geboten) erweisen, wenn der Geltungsanspruch der N o r m e n in Frage steht 293. Es ist zwar realistischerweise durchaus anzunehmen, dass es sich bei den kodifizierten N o r m e n regelm~iBig um nicht triviale Behauptungen handelt, deren Geltungsanspruch nicht unmittelbar einleuchtet oder belegt werden kann 294 und deshalb legitim bezweifelt werden darf. Dennoch werden Kodizes, die keine expliziten Begrfindungen besitzen, deren N o r m e n aber faktisch fiber weite Akzeptanz und Zustimmung bei den Adressaten verffigen, keine expliziten K o m mentierungen ben6tigen 295, um lJberzeugungskrafi entfalten zu k6nnen, wohingegen sich der Geltungsanspruch kritischerer N o r m e n nicht unbedingt allein durch argumentative Rechtfertigungen im Kodextext durchsetzen lassen wird. SchlieBlich (und besonders gewichtig) sagt das Vorhandensein expliziter Begrfindungen nichts fiber die kognitive Qualitfit der vorgebrachten Argumente aus. So kann die Zuverl~issigkeit 296 und Zah1297 der sttitzenden Aussagen sowie die Wahrhafiigkeit der Kommentierun-
292 Vgl. zu solchen kodexbezogenen Seminarveranstaltungen z. B. Weber (1981), S. 51; Berenbeim (1987), S. 17 f.; Berenbeim (1988), S. 17; Drake~Drake (1988), S. 121; Mathews (1988), S. 139 f.; Blake~Carroll (1989), insb. S. 103; Brooks (1989), S. 124; Gellerman (1989), S. 77; Ethics Resource Center (1990), S. VI-4 - VI-6; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1644, 1650 f.; Raiborn/Payne (1990), S. 888; Velasquez (1990), S. 242 f.; Manley (1991), S. 216 f.; Sims (1991), S. 494; Berenbeim (1992), S. 11, 18; Dean (1992), insb. S. 286 f.; Ciulla (1992), S. 182 f.; Metzger/Dalton/Hill (1993), S. 30; Weber (1993), S. 428; Webley (1995), S. 17; Kaye (1996), insb. S. 7; McCabe/Trevino/Butterfield (1996), S. 468; Burke/Blodgett/Carlson (1998), insb. S. 210212; Murphy (1998), S. 22; Lovitky/Ahern (1999), S. 40 f.; McDonald (1999), S. 147-151; Sternberg (2000), S. 245-247; Valentine/Fleischmann (2002), S. 307 f.; Reynolds~Bowie (2004), S. 287 f.; Schwartz (2004), S. 333 f., sowie zu ihrer praktischen Verbreitung Center for Business Ethics (1986), S. 87 f.; Kohls/Chapman/Mathieu (1989), S. 62 f.; Schlegelmilch/Houston (1989), S. 19; Ethics Resource Center (1990), S. VI-4; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 8; Sweeney/Siers (1990), S. 38; Center for Business Ethics (1992), S. 865; Robertson/Schlegelmi!ch (1993), S. 305; Farrell/Cobbin (1996b), S. 45; Lindsay/Lindsay/Irvine (1996), S. 399 f.; Brooks (1997), S. 602; Brytting (1997), S. 676 f.; Arthur Andersen (1999), S. 16, 20; Snell/Chak/Chu (1999), S. 297; Weaver/Trevino/Cochran (1999a), S. 291 f.; Chen (2001), S. 396; Organisationfor Economic Co-operation and Development (2001b), S. 24, 31; Guilldn/MelO/Murphy (2002), S. 173, und die Nachweise bei Felo (2000), S. 161 f. 293 Siehe ganz generell zur Notwendigkeit yon NormbegrUndungen Raz (1990), S. 79: ,,In order to know that the norm is valid we must know that there are reasons which justify it.". 294 Vgl. v. Werder (1994), S. 289; v. Werder (1997b), S. 905; v. Werder (1998a), S. 484; v. Werder/Talaulicar (1999), S. 75. 295 Vgl. in diesem Sinne v. Werder (1994), S. 289 Herv. T. Y.: ,,Sofern ihr Geltungsanspruch vom Adressaten tatsachlich in Zweifel gezogen und damit problematisch wird, ist die Galtigkeit der Behauptung vom Proponenten zu untermauern", oder v. Werder/Talaulicar (1999), S. 75: ,,Unternehmungsziele massen demnach [nur dann, T. T.] argumentativ gestt~tzt werden, wenn die Zustimmung des Behauptungsadressaten kritisch ist.". 296 Vgl. v. Werder (1994), S. 369-382; v. Werder (1998a), S. 492 f.; v. Werder (1999a), S. 686. 297 Vgl. v. Werder (1994), S. 383-388; v. Werder (1998a), S. 493 f.; v. Werder (1999a), S. 686 f.
GestaltungsdimensionenunternehmensethischerKodizes
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gen 29s variieren. Sofern die Bindungswirkung von Kodizes nicht durch emotionale Appelle erreicht werden, sondern sich aus Momenten der Vernunft speisen soil, ist die kognitive Qualit~it der kodifizierten Aussagen fraglos yon hervorgehobener Bedeutung. Als Typologisierungsmerkmal scheidet sie dennoch bereits aufgrund der (praktischen) Messbarkeitsprobleme aus, weshalb einfacher zugangliche Merkmale ftir die Bildung unterschiedlicher Kodexarten gewahlt werden sollen.
ee) Praktisehe Implikationen Die Zu~ckstellung des formalen Merkmals der Fundierung ftir die angestrebte Typenbildung sollte allerdings keinesfalls dazu verfiahren, bedeutsame Implikationen zu tibersehen, die sich aus der gew~thlten Merkmalsauspr~igung ergeben (kOnnen). Die Sichtung untemehmerischer Grundsatzdokumente und der kodexbezogenen Literatur l~isst dabei den Eindruck entstehen, dass das Bewusstsein ftir diese Auswirkungen geringer ist, als es beispielsweise zuvor f'tir die formale Gestalt der Sprache konstatiert werden konnte. Abschlie6end sollen daher drei wesentliche Aspekte genannt werden, die in der Praxis unzureichend berticksichtigt und tiberdies in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung missverstO,ndlich behandelt zu werden scheinen. Wie zuvor dargelegt worden ist, beginnen argumentative Untermauerungen von (den kodifizierten) Normen mit der Einftihrung einer Globalbegrtindung. Die allgemeine Struktur evaluativer Globalbegrtindungen hat verdeutlicht, dass derartige Argumente neben der Regelaussage der teleologischen Maxime und der deskriptiven Konsequenzaussage immer auch Beurteilungskriterien enthalten, mit denen die Vorzugswtirdigkeit der Ziel- oder Handlungsempfehlung ausgezeichnet wird. Bei diesen Bewertungsma6st~iben muss es sich um h6herrangige Normen handeln, wenn sic die evaluativen Urteile begrtinden sollen299. Dieser allgemeinen Struktur von (Global-)Begrtindungen sollte man sich sehr genau vergewissern, wenn Begrtindungen in den Kodex eingebaut werden. Zieht man das eingangs genannte Beispiel erneut zur Veranschaulichung heran 3~176 so werden zur Sttitzung der Norm ethisch zutr~iglichen Verhaltens weitere Normen eingeftihrt, die als Strukturkomponenten der vorgebrachten Globalbegrtindung formal hSherrangige Normen beschreiben. Diese Tatsache ist insofern virulent, als bei der Anwendung des Kodex der Eindruck entstehen kOnnte, dass ethisches Verhalten nur dann gefordert ist, wenn es zum Wohl des Unternehmens, seiner Oberlebensf'~higkeit und Vitalit~it sowie der Akzeptanz der Wirtschaftsordnung beitr~igt. Bei 298 Vgl. v.
Werder
(1994), S. 59 f.
299 Vgl. nur v. Werder (1994), insb. S. 312, 315, 334, und der Sache nach genauso Habermas (1998), S. 310, sowie mit Blick auf Ethik-Kodizes in diesem Sinne auch Ethics Resource Center (1990), S. IV-11: ,,Rationales may tie specific rules or guidelines to the general principles of the company's philosophy and values", sowie ebd.: ,,codes may explain rules and guidelines by making reference to the duties of a company to its constituencies or the duties of employeesto their company". 3oo Siehe nochmals oben, S. 250 der vorliegendenArbeit.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
der H a n d h a b u n g des K o d e x k~Snnte die N o r m b e f o l g u n g aus diesem Grunde relativiert werden, wenn sich bei den Mitarbeitern die Auffassung durchsetzt, dass die geforderten Verhaltensweisen in einer konkreten Anwendungssituation aufgegeben werden sollten, um den hSherrangigen Zielsetzungen wie dem (unter Umst~inden rein tJkonomisch verstandenen) W o h l des Unternehmens zu dienen 3~
Soweit es sich bei einer solchen Relativierung um ein Missver-
stehen der Unternehmensgrunds~itze handelt, kann dem generell - neben einer sorgffiltigen Analyse der explizierten Begrt~ndungsstruktur 3 ~
auch dadurch entgegengewirkt werden,
indem der K o d e x Gewichtungsregelungen beinhaltet, die den (Un-)Bedingtheitsgrad der kodifizierten N o r m e n zum Ausdruck bringen 3~ Dies kann unter anderem auch durch Sanktionsbewehrungen der N o r m geschehen 3~ Der Blick a u f die allgemeine Struktur von Globalbegrtindungen leitet zu dem zweiten Aspekt fiber, den es bei der Kodexgestaltung zu beachten gilt. Explizite BegriJndungen k6nnen nicht lediglich die Fundierung des Kodex und damit seine A k z e p t a n z verbessern, sondern im Gegenteil die Z u s t i m m u n g zu den kodifizierten Grundsatzen sogar in Frage stellen. W~ihrend fiber den Inhalt einer N o r m zun~ichst wenig Meinungsverschiedenheiten bestehen und unterschiedlichste Stakeholder ihre Angemessenheit ftir selbstverst~indlich halten m6gen, k6nnen hingegen tiber die (inhaltliche Auspr~igung der) Begrtindung grundlegende Dissense existieren 3~ die durch eine explizite K o m m e n t i e r u n g der N o r m sichtbar werden 3~ Legt man erneut
30~ So auch Willmott (1998), S. 83 im Original z. T. kursiv: ,,Ethics are instrumentalized as the value ascribed to the adoption of codes is made conditional upon their contribution to business objectives ... This implies that, in principle, the codes will be refined or discarded according to calculations about their continuing contribution to these objectives.". 302 Siehe zu dieser Notwendigkeit auch Schmidt (1986), S. 504: ,,A careful description of the argument suggests that the important elements are not necessarily the most obvious.". 303 Vgl. statt vieler Weller (1988), S. 392 f., der derartigen ,,priority setting policies" grOBere Effektivitfit unterstellt: ,,A code of ethics that makes its priorities clear will be more effective than a code of ethics which merely adds ethical rules to the existing agenda." [Weller (1988), S. 393; so auch Metzger/Dalton/Hill (1993), S. 30: ,,codes that do no more than contain a laundry list of ethical norms, none of which is assigned relative priority, are also unlikely to be very effective"] und als praktisches Beispiel den Kodex der Cummins Engine Company, Inc., der an die Nennung ethischer Prinzipien anschlieBt, dass ,,[f]ollowing these principles on a rare occasion may mean losing some business in the short term. This is a regrettable but acceptable outcome." [zit. in Murphy (1998), S. 62 f.]. Dabei sei angemerkt, dass derartige Vorrangregelungen oder Gewichtungsempfehlungen ihrerseits begrt~ndungsbedt~rftig sind und sich als normative Aussagen mutatis mutandis wie Zielempfehlungen beg~nden lassen [vgl. Alexy (1991), S. 249; v. Werder (1994), S. 434-443; v. Werder/ Talaulicar (1999), S. 81 f.]. 304 So z. B. auch in der von Molander (1987), S. 624, vorgeschlagenen Pr~ambel, an deren zuvor zitierten Textausschnitt sich die folgende Passage anschlieBt: ,,it should be understood by all employees that a failure to maintain high ethical standards will result in immediate administrative action which may include reduction in position and pay, dismissal, and active organizational support of criminal prosecution and/or civil recoveries.". 305 Vgl. besonders luzide Schmidt (1986), S. 501: ,,the conclusions of our arguments are often less problematic than the reasons we give for them.". Ahnlich Taylor (1996), S. 31, wonach es h~iufiger geschieht, ,,dab sich ein allgemeiner moralischer Konsens auf der Ebene der philosophischen Erl~iuterung zur Kontroverse ausw~chst." und S. 855 f.: ,,unter der Decke dieser allgemeinen Ubereinstimmung [fiber die Gtiltigkeit grundlegender moralischer Imperative] gibt es tiefe Risse, sobald es um die konstitutiven Grater und folglich um die Moralquellen geht, die diese Normen fundieren.", oder Beu/Buckley/Harvey (2003), S. 92: ,,Even if everyone
Gestaltungsdimensionen untemehmensethischer Kodizes
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den zitierten Ausschnitt aus der exemplarischen Kodexpr/~ambel zur Veranschaulichung zugrunde, so wird das geforderte ethische Verhalten zun/~chst fiar zweifelsfrei geboten gehalten. W e n n mit der Begrtindung jedoch eine rein instrumentale Rechtfertigung des empfohlenen Verhaltens verbunden wird, kann dem Kodex die Zustimmung verweigert werden, da und soweit die Auffassung vertreten wird, dass Ethik als unbedingte M a x i m e zu verstehen sei. Durch explizite Begrtindungen im Kodextext k6nnen mithin entweder tats/~chliche Konflikte aufgedeckt oder aber unn6tige Streitigkeiten provoziert werden, die aus der mangelnden Einsicht in die Struktur und Bedeutung argumentativer Begrtindungen resultieren 3~ SchlieBlich ist darauf hinzuweisen, dass Begrtindungen der argumentativen Untermauerung des durch die N o r m bezeichneten Geltungsanspruchs dienen, nicht aber der inhaltlichen Konkretisierung dieses Anspruchs. Begrtindungen sollen die Vorteilhaftigkeit der kodifizierten Norm untermauern. Durch die Aufdeckung von Beurteilungskriterien und angestrebten Konsequenzen der Normbefolgung k6nnen sie die Auslegung und Interpretation der geforderten Verhaltensweisen zwar beeinflussen 3~ Begriindungen sind jedoch nicht deshalb in den Kodex aufzunehmen, um die empfohlenen Handlungsweisen im Sinne einer Konkretisierung zu erl/autern, wie es einige Autoren mitunter suggerieren 3~ Derartige Empfehlungen verwech-
agrees that actions, which help society, are ethical in our dynamic environment, there will still be disagreements. These disagreements may stem from differences in moral principles ... or differences in the weighing of relevant values." [dazu auch das Beispiel von Kagan (1998), S. 5: ,,two people might agree that killing is indeed always wrong, while holding radically different views concerning the nature of morality, the possibility of moral knowledge, and so forth."]. In diesem Sinne auch Birnbacher (2003), S. 103: ,,Ein Konsens ist umso eher zu erwarten, je >>flacher~ er ist, d. h. je mehr er lediglich die in der Praxis anwendbaren Normen und je weniger er die diesen Normen zugrunde liegenden Prinzipien betrifft.". Siehe ferner Bayertz (1996a), S. 18 Herv. im Original, der tiber eine vom US-Kongress eingesetzte Kommission zur Er/Srterung der Probleme des Schutzes menschlicher Versuchsobjekte in der Biomedizin und der Verhaltensforschung berichtet: ,,In den Diskussionen dieser weltanschaulich, ethnisch und professionell heterogen zusammengesetzten Kommission ergaben sich weitgehende Konvergenzen immer dann, wenn einzelne Faile oder abgrenzbare Faligruppen zur Debatte standen. Auf dieser Ebene war es auch mOglich, gemeinsame Empfehlungen zu formulieren und zu verabschieden. Dieser Konsens brach jedoch zusammen, sobald die Grande zur Sprache kamen, die die einzelnen Mitglieder zu ihrer Entscheidung bewogen hatten. Dem Konsens auf der Ebene der Resultate stand ein Dissens aufder Beg~ndungsebene gegenUber.". Dazu auch Novaes (1996), S. 238 f., wonach ,,es fiir eine Gruppe leichter sei, eine Obereinstimmung hinsichtlich einer spezifischen Politik zu erreichen, als es far die Mitglieder ware, hinsichtlich der moralischen Argumentation hinter ihrer endgiiltigen Entscheidung einig zu werden.". Ten Have (1996), S. 89, spricht vonder ,,Diskrepanz in postmodernen Gesellschaften zwischen dem GutheiBen und der Rechtfertigung von Werten". Siehe schlieBlich auch den auf Luhmann bezogenen Hinweis von Reese-Schdifer (1997), S. 572, ,,dab gerade eine Begrtindung mit verbindlichem Anspruch streitverscharfend wirken kOnnte.". 3o6 Vgl. nur Ethics Resource Center (1990), S. IV- 11: ,,Rationales present the moral reasoning, business philosophy or ... the practical considerations that underlie a particular rule or set of guidelines.". 307 Siehe auch das Vorwort im Kodex der Caterpillar Tractor Co. [zit. in Webley (1992), S. 29], dessen Beg~ndung ein sehr reaktives Engagement des Unternehmens offenbart, wenn auf das zunehmende Interesse der Offentlichkeit an unternehmerischen Aktivitaten und ihre Forderung nach Verhaltensgrundsatzen ~r internationale Untemehmen verwiesen wird. 30g Siehe in diesem Sinne exemplarisch Engelhard (1989), Sp. 2162, wonach die fortwahrende Diskussion tiber die angemessene Auslegung eines Leitsatzes des OECD-Codes ein Beg~ndungsdefizit verdeutliche. 309 Vgl. z. B. Ethics Resource Center (1990), S. IV-10: ,,Codes of ethics may include definitions, rationales, or illustrations to clarify the expected behavior set down by the guidelines and rules.", oder Manley (1991), S. 5,
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches lmplementierungsinstrument
seln die Fundierung von Behauptungen mit ihrer Konkretheit. Diese beiden Merkmale sind zun/~chst nicht starr korreliert, wenngleich nicht selten ein Substitutionsverh/iltnis zwischen der Korrektheit und der Konkretheit von Propositionen besteht 31~ Ffir weniger konkrete Normen stellen sich demnach unter Umst/~nden weniger Beg~ndungsnotwendigkeiten, da und soweit ihr Geltungsanspruch seltener strittig erscheint 3~. Femer ist einzugestehen, dass Begrfindungsanstrengungen eine st/~rkere Pr/~zisierung der zu begrfindenden Behauptung mit sich bringen k6nnen, soweit diese anFanglich zu generell oder leerformelhafl verfasst worden war 312. Dies ist jedoch ein Nebenprodukt eingeforderter Beg~ndungspflichten, die eben nicht auf die Pr/~zisierung, sondern die argumentative Untermauerung des Geltungsanspruchs der zu b e g ~ n d e n d e n Aussagen abzielen, die nur bzw. immerhin fiber eine problem(16sungs)notwendige Genauigkeit verf'tigen mtissen, das heiBt, unter Berticksichtigung des Hintergrundwissens keine derart groBen Interpretationsspielrfiume zulassen, dass sie praktisch keinen Informationsgehalt besitzen bzw. lediglich Trivialit/~ten behaupten 3~3. Mit der Konkretheit ist folglich ein weiteres Merkmal der formalen Gestalt unternehmerischer Kodizes benannt, das im folgenden Abschnitt zu betrachten ist.
c)
Konkretheit
aa) Dominanz des Unterscheidungsmerkmals Eine theoretisch begrfindete Typologisierung untemehmensethischer Kodizes existiert bislang nicht 314. Dennoch sind nicht selten Differenzierungen unterschiedlicher Kodexarten vorgeschlagen worden 315. Die Kriterien, die diesen Abgrenzungen zugrunde liegen, werden zwar
wonach Beg~ndungen sicherstellen kOnnen ,,that the firm will >>explain the intent, as well as the letter of the code.<:', und S. 18 im Original kursiv: ,,The code should contain ... an explanation of how to interpret the code". 310 Vgl. v. Werder (1994), S. 217. 311 Vgl. dazu z. B. McAdams (1997), S. 383: ,,The more abstract the norm, the more likely it is that it embodies the kind of sentiment ... that commands immediate unanimous agreement.". 312 Vgl. v. Werder (1994), S. 297 Fn. 79. 313 Vgl. dazu v. Werder (1994), S. 217 f., 295 f. 314 Vgl. auch nochmals oben, S. 193 der vorliegenden Arbeit. 3~5 Vgl. Brenner/Molander (1977), S. 59: general precept codes versus specific practice codes [so auch Molander (1987), S. 620, 623]; Sanderson/Varner (1984), S. 30: codes composed of various philosophical statements on business ethics, or specific rules for acceptable and/or prohibited behavior, or a combination of both; Berenbeim (1987), S. 16: constituency obligations, professional responsibility, corporate mission [vgl. auch Weber (1993), S. 425]; Weller (1988), S. 392: agenda setting policy (which usually takes one of two forms: a statement of broad general goal or a list of concerns) versus priority setting policy; Frankel (1989), S. 110 f.: aspirational codes (a statement of ideals to which practitioners should strive), educational codes (which seeks to buttress understanding of its provisions with extensive commentary and interpretation), regulatory codes (which includes a set of detailed rules); Benson (1989), S. 306, 308: credos (which lack specific instructions to employees) versus codes (which are often detailed); Robin/Giallourakis/David/Moritz (1989), S. 72: value-based codes with little specific guidance versus rule-based codes with very specific guidance [vgl. auch Farrell/Cobbin (1996a), S. 52 f.; Post (2000), S. 113 f.]; Rogers/Swales (1990), S. 308 f. En. 8:
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes im Regelfall nicht p r a i s e
261
g e k e n n z e i c h n e t . Die D a r l e g u n g e n best~itigen j e d o c h tibereinstim-
m e n d die Einsch~itzung, dass d e m M e r k m a l der K o n k r e t h e i t h e r a u s r a g e n d e B e d e u t s a m k e i t f'tir die U n t e r s c h e i d u n g u n t e r n e h m e n s e t h i s c h e r K o d i z e s z u e r k a n n t wird u n d e n t s p r e c h e n d m e h r o d e r w e n i g e r k o n k r e t e K o d i z e s v o n e i n a n d e r a b g e g r e n z t w e r d e n 316. Fast ausschlieBlich h a n d e l t
general mission statements or credos, specific descriptions of corporate policies and procedures, hybrid codes (include both a mission statement and a description of corporate principles and policies); Schlegelmilch (1990), S. 370: 1. regulatorische Kodizes mit detaillierten (oft sanktionsbewehrten) Regeln und Richtlinien, 2. zumeist kurze weitgefasste Kodizes, die Ziele, Unternehmensphilosophien und Werte dokumentieren, 3. ausfiihrliche Kodizes, welche die soziale Verantwortung des Unternehmens gegentiber verschiedenen Interessengruppen und eine Vielzahl anderer Themen beinhalten [genauso Schlegelmilch/Houston (1989), S. 15; Langlois/Schlegelmilch (1990), S. 525]; Pelfrey/Peacock (1991), S. 15 f.: all-inclusive form of codes (addressing every possible situation), short form of codes (providing only a general statement of company values), middle of the road form of codes; Berenbeim (1992), S. 12: compliance codes (directive statements giving guidance and prohibiting certain kinds of conduct), corporate credos (broad general statements of corporate commitments to constituencies, values and objectives), management philosophy statements (formal enunciations of the company or CEO's way of doing business) [ebenso Nash (1992), S. 158 f., sowie Laufer/Robertson (1997), S. 1030]; L'Etang (1992), S. 737: codes of ethics, codes of conduct, codes of practice; Longstaff (1994), S. 241: codes of ethics versus codes of conduct; Paine (1994), S. 115: codes of conduct (which articulate specific behavior standards) versus statements of vision, purpose, and beliefs (which lay out in very simple terms the company's central purpose and core values); Condren (1995), S. 73: E codes (codes of ethics) versus C codes (codes of conduct); Lewin/Sakano/Stephens/Victor (1995), S. 92: codified rules and procedures (im Japanischen; rinri-koryo oder kodo-kihan) versus general guiding philosophies (keiei-rinen); Murphy (1995), S. 728: values statements (a succinct statement about corporate values intended to set out the guiding principles of the firm), corporate credos (delineate a company's ethical responsibility to stakeholders, often not precise enough to offer guidance), codes of ethics (a more detailed discussion of a firm's ethical policy) [siehe auch Murphy (1998), S. 2-5; Murphy (2000), S. 296 f.]; Daft (1997), S. 160: principle-based statements (which define fundamental values and contain general language about company responsibilities, quality of products, and treatment of employees) versus policy-based statements (which outline the procedures to be used in specific ethical situations); Farrell/Farrell (1998), S. 588: prescriptive versus inspirational codes; Maclagan (1998), S. 161: more general statements of corporate values and missions versus more specific corporate codes (which can direct managers and employees in a manner which is enforceable); Organisation for Economic Co-operation and Development (1999), S. 8: very detailed statements of ethical principles versus broad statements of values or intent; Boatright (2000), S. 366: codes of conduct (a statement of specific rules or standards for a variety of situations), mission statement or credo (a statement of core values of the vision of an organization), corporate philosophies (a description of the beliefs guiding a particular company); Cavanagh (2000), S. 171 f.: aspirational versus detailed and specific codes; Farrell/Cobbin (2000), S. 186: decretal, rule-based codes versus inspirational, allodial codes; Organisation for Economic Co-operation and Development (2001a), S. 12: broadly formulated statements of principles versus more detailed guidelines and policies on specific issues; KapteirdWempe (2002), S. 272: virtues statement (which offers employees a great degree of flexibility in translating values in the context of a given dilemma), code of conduct (which is much more concrete and coercive), mission statement (which generates dilemmas rather than offering any guidance for resolving them); Hosmer (2003), S. 163: mission statements (which usually are very idealistic and very general) versus codes of conduct (which frequently are very realistic and very specific); Graafland/van de Ven/Stoffele (2003), S. 47: ,,three types of statements: the mission statement that describes the purpose of the firm; value statements that describe the main values of the firm; and rules of conduct that the organisation expects from its workers or suppliers" und S. 48: concrete norms versus general values of the firm; Kaptein (2004), S. 24: stakeholder statutes (formulate responsibilities towards stakeholders), values statements (express the corporate core values in a coherent manner), codes of conduct (set down norms and rules for employee conduct). 316 Das Merkmal der Konkretheit (oder Generalit~it) von Kodizes ist im Folgenden noch genauer zu erOrtern (siehe im Einzelnen sogleich, S. 265 ff. der vorliegenden Arbeit). Zur entsprechenden Kennzeichnung danach unterschiedener Kodizes werden sowohl die Begriffspaare konkret versus abstrakt als auch speziell versus generell verwendet. Es soll nicht unerw~hnt sein, dass diese Bezeichnungen mit abweichender Verwendung in der Literatur anzutreffen sind, wie es einige der nachfolgend aufgefiihrten Belege verdeutlichen. Da sich bislang jedoch keine allgemein geteilte Begrifflichkeit herausgebildet hat und eine solche aufgrund der ganz un-
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
es sich dabei um zwei- oder dreigliedrige Einteilungen. Die Dreiteilungen beinhalten entweder eine hybride Gruppe, die Eigenschaften der beiden t~brigen Kategorien integriert und eine entsprechende Mischform darstellt 3~7. Sofern hingegen drei generische Kodexarten gebildet worden sind, er6ffnen sich auf der Grundlage der jeweils aufgezeigten Kennzeichnungen meist Abgrenzungsprobleme 318, die eine solche Einteilung wenig zweckmfil3ig erscheinen lassen. Besondere Prominenz hat die Gegent~berstellung von Ethik- und Verhaltenskodizes erlangt. Sie findet allerdings keineswegs allgemein Verwendung 3~9, was kaum tiberrascht, nachdem bereits ft~r die Explikation des tibergeordneten Begriffs unternehmensethischer Kodizes eine mangelnde Einigkeit zu konstatieren war 32~ Wenngleich die Unterscheidung von Ethikund Verhaltenskodizes (bzw. ,,codes of ethics" und ,,codes of conduct") nicht lediglich die Designationen von Kodexdokumenten in der Praxis wiedergeben soil 321, sondem durchaus einen konzeptionellen Anspruch erhebt, wird es dennoch vers~iumt zu pr~zisieren, wodurch genau diese Unterscheidung begr(indet ist. Stattdessen werden entweder ausschliel31ich entsprechende Beispiele aus der Unternehmenspraxis geschildert oder Unterscheidungskriterien lediglich angedeutet, nicht aber im Detail dargestellt und diskutiert. Eine h~ufiger zitierte Abgrenzung ist von L 'Etang ausgeffihrt worden: ,,Codes of ethics can be distinguished by being a fairly short set of ethical principles expressed in the imperative mode; codes of conduct are much more specific in detailing exceptions and particular circumstances and are practical in nature, dealing with the relationship with the customer/client ''322. Nach dieser Beschreibung bleibt unklar, wie viele Prinzipien ein Ethik-Kodex maximal enthalten darf, was unter ethischen Prinzipien fiberhaupt zu verstehen ist und warum (nur) sie in imperativische Sfitze gekleidet sein sollen. Zur Abgrenzung von Verhaltenskodizes stellen sich auf3erdem die Fragen, ob Prinzipien nicht ebenfalls Ausnahme- und Anwendungsbedingungen enthalten dt~rfen, durchaus praktischer Natur sein m6gen 323 oder die Beziehungen mit
terschiedlichen Interessenlagen und Differenzierungsniveaus themenbezogener Studien zudem kaum erwartet werden darf, bleibt eine zweckmfiBige Festlegung die einzige Option. Sie erfordert allerdings gleichsam, verwandte Begriffe sorgfaltig und nachvollziehbar abzugrenzen. 317 Vgl. Sanderson/Varner (1984), S. 30; Rogers/Swales (1990), S. 308 f. En. 8; Pelfrey/Peacock (1991), S. 15. 318 Vgl. Berenbeim (1987), S. 16; Frankel (1989), S. 110 f.; Schlegelmilch/Houston (1989), S. 15; Langlois/ Schlegelmilch (1990), S. 525; Schlegelmilch (1990), S. 370; Berenbeim (1992), S. 12; L'Etang (1992), S. 737; Nash (1992), S. 158 f.; Murphy (1995), S. 728; Laufer/Robertson (1997), S. 1030; Murphy (1998), S. 25; Boatright (2000), S. 366; Murphy (2000), S. 296 f. 319 Vgl. anders z.B. Mathews (1987), S. 108; McCabe/Trevino/Butterfield (1996), S. 461; Reichert/Webb/ Thomas (2000), S. 54; Kaptein (2004), S. 13. 320 Vgl. nochmals oben, S. 31 ff. der vorliegenden Arbeit. 321 Siehe zu den entsprechenden H~ufigkeiten dieser Ausdrficke in der Praxis die Befunde von Ethics Resource Center (1980), S. 14; Schlegelmilch/Houston (1989), S. 13; Farrell/Cobbin (1996a), S. 43 f. 322 L 'Etang (1992), S. 737. 323 Wie L 'Etang (1992), S. 737, wenig spater selbst konzediert, wenn Ethik-Kodizes als ,,highly practical guidelines" umschrieben werden.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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den K u n d e n des U n t e m e h m e n s betreffen k6nnen. Im K e m basiert diese U n t e r s c h e i d u n g somit wohl darauf, dass E t h i k - K o d i z e s genereller sind und sich V e r h a l t e n s k o d i z e s demgegent~ber aus spezielleren N o r m e n z u s a m m e n s e t z e n . D e s s e n ungeachtet wird unterstellt, dass eine Abgrenzung eindeutig und sogar vergleichsweise einfach m6glich sei 324. Das genannte Differenzierungskriterium wird auch v o n L o n g s t a f f geteilt, w o n a c h ,,[i]n c o m p a r i s o n to a code o f conduct, a code o f ethics will tend to: be more general; contain fewer principles; be expressed in terms o f >)ought<< or >>should<< (and not >>must<<); be directed to all persons affected (and not just >)employees<<); and provide general guidance in those cases where a code o f conduct is silent, a m b i g u o u s or unclear. ''325. N a c h dieser K e n n z e i c h n u n g handelt es sich bei der A b g r e n z u n g von Ethik- und V e r h a l t e n s k o d i z e s indes um eine nur graduelle Unterscheidung, die w i e d e r u m in erster Linie a u f die Generalit/~t der K o d e x n o r m e n zurtickzuf'tihren ist. Die Darstellung deutet j e d o c h gleichzeitig an, dass mit dieser Unterscheidung die Auspr/~gungen weiterer K o d e x e i g e n s c h a f l e n in B e z i e h u n g stehen k6nnen. Zur Bildung von K o d e x t y p e n bietet sich das M e r k m a l der K o n k r e t h e i t z u m einen deshalb in b e s o n d e r e m Maf3e an, weil die vorliegenden K o d e x u n t e r s c h e i d u n g e n praktisch ausnahmslos a u f diese Eigenschafi rekurrieren 326. Z u m Z w e i t e n ist bei den v o r a n g e g a n g e n e n Er6rterungen bereits mehrfach deutlich geworden, dass es sich um ein sehr g r u n d l e g e n d e s M e r k m a l handelt. Die Generalit/at der kodifizierten N o r m e n muss die Auspr/agungen anderer K o d e x e i genschaflen zwar nicht determinieren. D e n n o c h k 6 n n e n fraglos Z u s a m m e n h a n g e z w i s c h e n der Konkretheit eines K o d e x und seiner L/ange 327, T h e m e n s t r u k t u r 328, Sprache 329 oder Fundierung 33~ bestehen.
324 So L'Etang (1992), S. 737: ,,They [codes of ethics, T. T.] are easily distinguished from the more legalistic prudential/technical codes of... conduct". 325 Longstaff(1994), S. 241. Siehe zur Kritik an diesem Abgrenzungsvorschlag auch Condren (1995), S. 74 f. 326 Siehe nochmals die Zusammenfassung auf S. 260 in Fn. 315. 327 Vgl. Pelfrey/Peacock (1991), S. 16; Kaptein (2004), S. 25, sowie Condren (1995), S. 75: ,,codes of ethics are characteristically brief and general", oder Farrell/Farrell (1998), S. 588: ,,Australian codes have been reported to be of modest length .... With this limitation there is no opportunity for corporate codes to be highly prescriptive and dictate the alternatives to be chosen ... Thus corporate codes tend to be solely inspirational or only prescriptive in general terms.". 32s Vgl. Benson (1989), S. 308: ,,The more detailed later ones [corporate codes, T. T.] usually show the influence of the 1977 Proxmire Act, the anti-trust laws, the laws against discrimination, and the S.E.C.'s efforts to eliminate insider trading."; Hosmer (2003), S. 164: ,,There often is an emphasis upon financial standards, not mission priorities, in these prohibited procedures [listed in codes of conduct, T. T.]". 329 Vgl. nochmals Longstaff(1994), S. 241, sowie Molander (1987), S. 620: ,,General precept codes tend to be, but are not exclusively, of an approbatory nature - made up of >>thou shalt's<<. Specific practice codes tend to be, but are not exclusively, of a proscriptive nature - made up of >>thou shalt not's<<."; Rogers/Swales (1990), S. 302 Herv. im Original: ,,Among the codes in our collection, general mission statements or credos and hybrid codes ... tend to have a more consistent incidence of we than policy and procedures codes"; Pelfrey/Peacock (1991), S. 16: ,,The short form ... expresses a positive tone of commitment to proper behavior ... [Codes belonging to the all-inclusive form, T. T.] usually carry a negative tone because they address >>what not to do.<<"; Maclagan (1998), S. 161: ,,Codes usually include precisely worded proscriptions, whereas mission statements tend to be worded more vaguely, spelling out objectives and responsibilities in positive
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
D a ~ b e r hinaus besitzt das Merkmal der Konkretheit f'tir die im Weiteren zu u n t e r s u c h e n d e Effektivit~t von Kodizes offensichtlich gro8e B e d e u t u n g TM. Dabei l~sst sich nicht ad hoc feststellen, ob e n t w e d e r nur generelle oder aber konkrete K o d i z e s geeignet sind, um die angestrebte Ethisierung des U n t e m e h m e n s zu erreichen 332. So finden sich a u f der einen Seite S t i m m e n dafiir, dass die W i r k s a m k e i t von K o d i z e s mit der Konkretheit ihrer N o r m e n steigt 333 und zu generelle K o d e x n o r m e n daher wertlos sind 334. Andererseits wird beispielsweise die berfihmte Rtickrufaktion von Tylenol durch das U n t e m e h m e n J o h n s o n und J o h n s o n 335 als Beleg ffir die Vorteilhaftigkeit genereller K o d e x n o r m e n angef'tihrt: ,,Another perspective on ethics codes suggests that a broader statement o f values, such as the J o h n s o n and J o h n [ n ] s o n credo, m a y be more influential than a long list o f specific rules . . . . Specific rules about what to do in cases o f product tampering were unnecessary. G u i d a n c e was provided by the more general statement o f values. ''336. Im F o l g e n d e n ist daher eine U n t e r s c h e i d u n g u n t e m e h m e n s e t h i s c h e r K o d i z e s anhand des M e r k m a l s der Konkretheit herauszuarbeiten. Hierftir muss zun/~chst genauer g e k e n n z e i c h n e t werden, was unter diesem M e r k m a l zu verstehen ist und wie sich danach generelle von speziellen K o d i z e s abgrenzen lassen. Um eine theoretisch begrtindete Differenzierung v o r n e h m e n zu k6nnen, wird w i e d e r u m an der N o r m e i g e n s c h a f i u n t e m e h m e r i s c h e r K o d i z e s angekntipfl und die (insbesondere in der Rechtstheorie) verbreitete U n t e r s c h e i d u n g von N o r m e n in Re-
terms."; Kaptein (2004), S. 25, wonach die tendenziell abstrakteren Stakeholder Statutes und Values Statements ,,predominantly descriptive" und die konkretem Codes of Conduct ,,predominantly prescriptive" sind. 33o Vgl. zur generellen M6glichkeit eines Trade-off zwischen der Konkretheit und der Korrektheit von Propositionen nochmals v. Werder (1994), S. 217. 331 So z. B. auch Tenbrunsel (2000), S. 128: ,,One factor worthy of consideration is the specificity of the code.". 332 Vgl. z. B. auch Kaptein/Wempe (1998), S. 859 Fn. im Zitat gel6scht: ,,Yet the more concrete the code, the bigger the chance that employees will solely take into account the described situations and ignore other ones. The realization that the concrete incidents are only extensions of general principles then ceases to exist. And yet in contrast, general statements such as ))we strive for the highest degree of integrity~( offer too little footing for the employees.", und Kaptein (2004), S. 28: ,,In theory, an abstract code could be as effective (or even more effective) as a detailed code". 333 Vgl. z. B. Chonko/Hunt (1985), S. 356: ,,If these ethical codes are to be useful, they must be specific.", oder Brief/Dukerich/Brown/Brett (1996), S. 186: ,,we also anticipate the proposed moderating effect of codes to be more pronounced when a code is specific rather than vague." und S. 188: ,,our recognition that vague, abstract codes may be less effective than specific ones"; Valentine/Fleischmann (2002), S. 307: ,,Written codes need to also be specific enough for practical application in the workplace.". 334 Vgl. z. B. Schlegelmilch/Houston (1989), S. 21 ; Velasquez (1990), S. 239; Mitchell/Daniels/Hopper/GeorgeFalvy/Ferris (1996), S. 443; Cavanagh (2000), S. 179. 335 Siehe zu diesem vielzitierten Fallbeispiel z. B. Velasquez (1990), S. 235 f.; Paine (1994), S. 109; Fritzsche (1997), S. 3 f., 25 f.; Badaracco (1998), S. 121-136; Driscoll/Hoffman (2000), S. 30; Hosmer (2003), S. 133 f.; Monks/Minow (2004), S. 59 f. 336 Trevino (1990), S. 205. Vgl. auch Fritzsche (1997), S. 132; Boatright (2000), S. 11 f.; Carroll/Buchholtz (2000), S. 145 f.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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geln und Prinzipien in Anspruch genommen 337. Es wird gezeigt, dass die Abgrenzung von Regeln und Prinzipien mit dem Merkmal ihrer jeweiligen Konkretheit korrespondiert und sowohl graduell als auch qualitativ erfolgen kann. Wie im Einzelnen dargelegt wird, ist von diesen beiden M6glichkeiten die qualitative Abgrenzung von Regeln und Prinzipien vorzuziehen, um auf dieser Grundlage Effektivitatsprognosen abzuleiten.
bb) Eingrenzung des Unterscheidungsmerkmals a' Formalanalytische Abstraktion Um zu klaren, ob und inwieweit sich Kodizes sinnvoll nach dem Merkmal der Konkretheit differenzieren lassen, muss zuerst bestimmt werden, worauf sich dieses Merkmal tiberhaupt beziehen soil. Da Kodizes als Sammlungen von Normen verstanden werden, k6nnen Kodizes folglich insoweit als konkret eingestuft werden, als die Normen, die sie beinhalten, entsprechend zu attribuieren sind. Kodizes sind demnach generell (bzw. speziell), wenn sie generelle (bzw. spezielle) Normen enthalten. Es bietet sich an, eine genauere Kennzeichnung genereller bzw. spezieller Normen auf der Basis der bereits eingeftihrten formalen Notation des Normbegriffs vorzunehmen 33s. Diese Abstraktion erm6glicht es, prazise und gleichzeitig anschaulich zu verdeutlichen, wie unterschiedlich das Merkmal der Konkretheit bestimmt werden k6nnte und wie es zweckm~ifSigerweise eingegrenzt werden sollte 339. Da tats~.chlich ganz verschiedene Auffassungen tiber die Generalit~it von Normen bestehen, ist diese Betrachtung auch besonders geeignet, um Irritationen einzud~immen, soweit diese nicht substantiell, sondem im Wesentlichen begrifflich verursacht sind.
337 Vgl. zu dieser Unterscheidung z. B. Christie (1968), S. 654-669; Hughes (1968), insb. S. 419; Tapper (1971), S. 628-632; Bell (1972), S. 913-948; Raz (1972), insb. S. 838; Kearns (1973), S. 115-132; Bodenheimer (1977), insb. S. 1151 f.; Lyons (1977), insb. S. 418-426; Benditt (1978), insb. S. 74-89; MacCormick (1978), insb. S. 152, 232, 259-264; Peczenik (1983), S. 14 f.; Alexy (1985), S. 14-21; Wellman (1985), S. 69-72; Ganther (1988), S. 268-276; Dechsling (1989), S. 15; Peczenik (1989), insb. S. 74-76; Penski (1989), S. 105110; Aarnio (1990), S. 180-191; Alexy (1990), S. 21; Buchwald(1990), insb. S. 165 f.; Dworkin (1990), insb. S. 54-64, 130-143; Koch (1990), S. 152-158; Raz (1990), insb. S. 49 f.; Sieckmann (1990), S. 52-87; Dreier (1991), S. 83 f., 104 f.; Stelzer (1991), S. 212-234; Enderlein (1992), S. 80-99; Ott (1992), S. 180-182; Weinberger (1992), S. 207-212, 507, 513-515; Alexy (1994), S. 71-157; van Niekerk (1994), S. 160-166; Sieckmann (1994a), S. 205-213; Alexy (1995), S. 177-287; Dorndorf(1995), insb. S. 137-139; Sieckmann (1995), S. 45 f.; Gaffney (1996), insb. S. 43-58; Koch (1996), S. 16-20; v. d. Pfordten (1996), S. 238-242; Jansen (1997a), S. 27, 29; Jansen (1997b), S. 152; Atienza/Ruiz Manero (1998), S. 1-43; Borowski (1998a), S. 61-98; Borowski (1998b), insb. S. 309-311; Habermas (1998), insb. S. 254-256; Honeyball/Walter (1998), S. 3-24; Stack (1998), insb. S. 409 f.; Zoglauer (1998), S. 140 f.; Alexy (2000), S. 32-52; Braithwaite/Drahos (2000), insb. S. 18-20; Neumann (2000), insb. S. 115-121; Alexy (2002), insb. S. 119 f. 33s Siehe nochmals oben, S. 197 ff. der vorliegenden Arbeit. 339 Bemerkenswerterweise fehlen derartige Tiefenbetrachtungen nicht lediglich in den sich unter Umst~nden eher betont anwendungsorientiert verstehenden Untersuchungen der Managementlehre, sondern for Normen im Allgemeinen auch in den um (sprachliche) Differenzierungen gemeinhin besonders bemiihten plailosophischen Disziplinen. Das Wesen vorgenommener Abgrenzungen wird dort nicht selten im Dunkeln belassen und nur anhand von Beispielen erhellt [vgl. z. B. Hare (1983), S. 54 f.; Alexy (1995), S. 73 Fn. 11, sowie die entsprechend lautende Kritik von Dworkin (1990), S. 141, an Raz (1972), S. 838].
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Ethik-Kodizes ais unternehmensethisches Implementierungsinstrument
. . . .
Die
Normen
untemehmensethischer
Kodizes
lassen
sich
formal
ausdrticken
als:
O: WSchritt[(S ---~h)v AA/+] 34~ Nach dieser Formel handelt es sich um Normen, die durch die normgebende Instanz O, im Falle unternehmensethischer Kodizes die Unternehmensleitung, die tiber die Etablierung des Kodex entscheidet, schriftlich festgehalten und verktindet worden sind. Die Norm gebietet, dass die Normadressaten AA in einer Situation (eines bestimmten Typs) s e i n e Handlung (des Typs) h durchf'tihren sollen. Normen sind folglich notwendigerweise insofern stets allgemein, als sie unter identischen Bedingungen die gleichen Handlungsvorgaben machen341: Immer dann, wenn eine Situation s vorliegt, sollen die Normadressaten
AA entsprechend h handeln. Der Geltungsanspruch von Normen ist in diesem Sinne begriffsnotwendig allgemein, wie es ftir moralische Normen im Besonderen hervorgehoben wird 342. Das Merkmal der Konkretheit k0nnte indes, wie man im Prinzip auf den ersten Blick anzunehmen geneigt sein m6chte, s~imtliche inhaltliche Komponenten der Norm betreffen. So w~iren Normen als konkreter anzusehen, wenn sie ihrer Verbindlichkeit konkret Ausdruck verleihen, ihre Adressaten und Benefiziare konkret benennen bzw. die normrelevanten Situationsund Handlungsmerkmale konkret festlegen. Es l~isst sich allerdings relativ unproblematisch zeigen, dass sich das Merkmal der Konkretheit sinnvollerweise nur auf den Normkern (s -+ h) beziehen kann, da sich eine Differenzierung unternehmensethischer Kodizes nach den jeweiligen Auspr~igungen bei den tibrigen Komponenten entweder aus logischen (so im Falle der Verbindlichkeit) oder begriffskonventionellen Grtinden (bei den Adressaten und Benefiziaren) verbietet. Wenngleich einleitend ohnehin bereits festgelegt wurde, dass die Typologisierung von Kodizes auf den Normkern auszurichten ist 343, sollen Fehlinterpretationen insoweit vermieden werden, als zun~ichst die notwendige Eingrenzung auf den Normkern for das Merkmal der Konkretheit gesondert begrtindet wird.
340 Siehe zu dieser Formel nochmals die Erlfiuterungen oben, S. 197 ff. der vorliegenden Arbeit. 341 Vgl. z. B. Keuth (1974), S. 64: ,,Sie [die Normen, Y. T.] sind generelle S~itze, die allen Personen, welche bestimmte Bedingungen er~llen, die gleiche Anweisung erteilen.". Diese Konstanz erkl~irt die Koordinationswirkungen von Normen, die sogar kontrafaktisch zur Stabilisierung der Erwartungen bei den betroffenen Akteuren beitragen [siehe dazu die Begriffsfassung bei Luhmann (1999), S. 17 Fn. nach Satz 1 im Zitat ge10scht: ,,Normativitfit ist die Form einer Verhaltenserwartung, mit der bekundet wird, daf5 die Erwartung auch im Entt~iuschungsfalle festgehalten werden soll. Normen werden hier mithin als entt~iuschungsfeste, kontrafaktisch stabilisierte Erwartungen begriffen"]. 342 Siehe zur allgemeinen Gtiltigkeitmoralischer Normen nochmals oben, S. 21 der vorliegenden Arbeit. 343 Siehe oben, S. 201 der vorliegenden Arbeit.
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b'
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Verbindlichkeit der Norm Normen mtissen mit einem Verbindlichkeitsanspmch ausgestattet sein 344. Der Ruf nach ei-
ner Konkretisierung dieser Verbindlichkeit geht jedoch ins Leere, sofem damit eine Abgrenzung unterschiedlicher (oder auch nur unterschiedlich konkreter) Normen beabsichtigt ist. Der Grund dafiir besteht darin, dass Handlungsweisen nur entweder verbindlich bzw. gesollt oder eben nieht verbindlich sein k6nnen 345. Zwitterstellungen oder Abstufungen des Verbindlichkeitsanspruchs an sich sind logisch ausgeschlossen. Man kann daher auch sagen, dass das Normstigma bin/ir codiert ist 346. Dieser Befund mag kontraintuitiv erscheinen, da (nicht nur 347) umgangssprachlich durchaus von mehr oder weniger verbindlichen Normen die Rede ist. Die gew/~Jalte Methode der Formalanalyse kann Aufschluss dartiber bieten, wie diese Differenzierungen korrekt zu verstehen und einzuordnen sind. So kann es sich zum einen auf der Ebene einzelner Normen um entsprechende Konkretisiemngen der Situationsbeschreibung s handeln, da z. B. die Norm Nl nur dann angewendet werden soll, wenn bestimmte Situationsmerkmale vorliegen (z. B. eine Norm N2 der Anwendung von N1 nicht entgegensteht). Analoge Relationen lassen sich in Normensystemen (wie sie Kodizes als Ansammlungen einer gr6Beren Zahl yon Normen darstellen) zum anderen auch durch gesonderte Normen ausdrticken, die entsprechende Vorzugsregeln (im Falle von Kollisionen zwischen Nl und N2) festlegen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass in dem Beispiel die Norm NI ,,weniger verbindlich" ist. Die Norm gilt vielmehr nur entsprechend der situativen Einschr/~nkung weniger h/iufig bzw. situativ begrenzt. Die situative Eingrenzung ~indert jedoch nichts an der bin~iren Codierung des Normstigmas, da die Handlungsweise h entweder bei Vorliegen der in s beschriebenen Ausnahmetatbest~inde nicht verbindlich ist oder aber ergriffen werden soil, wenn dem keine besonderen Merkmale der Situation entgegenstehen. Bei diesen Differenzierungen handelt es sich d e m g e m ~ nicht um eine Variation der Verbindlichkeit v, sondem der Situation s 348.
344 Vgi. z. B. Geiger (1964), S. 61 f.; Hart (1975), S. 9 f.; Dreier (1981), S. 220; Hoerster (1983), S. 587; MacCormick/Weinberger (1985), S. 62; Simon (1987), S. 78; Hetcher (1992), S. 910; Cooter (1995), S. 63; Lamnek (1996), S. 17; McAdams (1997), S. 350; Zoglauer (1998), S. 25. 345 Vgl. z. B. Nida-Riimelin (1996b), S. 77: ,,Es gibt nur ein normatives Sollen.". 346 So auch Habermas (1998), S. 311: ,,Normen treten mit einem binfiren Geltungsanspruch aufund sind entweder gtiltig oder ungtiltig". Weinberger (1992), S. 316, spricht yon der Notwendigkeit einer ,,dichotomen Semantik" als Basis der praktischen, das heiBt handlungsbezogenen Philosophie. Siehe in diesem Sinne auch von Wright (1963a), S. 9; G~nther (1988), S. 264 f.; Buchwald (1990), S. 161; Habermas (1991), S. 169; Alex), (1994), S. 78; Borowski (1998a), S. 69; Zoglauer (1998), S. 29, sowie den Hinweis yon Hoerster (1983), S. 592, dass der Begriff der Gtiltigkeitkeine Gradunterschiede zultisst. 347 Vgl. z. B. Peuckert (1986), S. 217. 348 Siehe dazu im Einzelnen die sogleich auf S. 273 ft. der vorliegenden Arbeit folgenden Ausfiihrungen.
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Insbesondere im soziologischen Schrifltum, das bei der Definition (oder zumindest der Operationalisierung) yon N o r m e n (lange Zeit) den Sanktionsbegriff verwendet hat 349, wird bestandig suggeriert, dass die Verbindlichkeit einer N o r m mit der S t ~ k e und Wahrscheinlichkeit ihrer Sanktionierung korreliert sei 35~ N o r m e n seien danach umso verbindlicher, als sie entweder befolgt werden oder der Normbrecher negative Sanktionen erleidet TM. Eine solche Abgrenzung ist jedoch nicht mehr auf die N o r m selbst bezogen 352, da es sich bei der Sanktionierung nicht um eine N o r m k o m p o n e n t e handelt 353. Vielmehr werden Eigenschaflen der N o r m anhand von Auspr/agungen ihres Umfelds gekennzeichnet 354. Die These zielt ganz offensichtlich auf die Geltung, nicht aber die Gtiltigkeit einer N o r m 355. Der Auffassung liegt eine abweichende Verwendung des Verbindlichkeitsbegriffs zugrunde, der nicht normativ verstanden wird, sondern faktisch vorhandene Handlungsrestriktionen beschreibt 356. Die faktische Befolgung und die Sanktionsbewehrung einer N o r m sind allerdings ungeeignet, um Differenzierungen innerhalb einer normativen Kategorie vorzunehmen. In diesem Sinne ist es schlichtweg unzutreffend, dass eine N o r m deshalb normativ verbindlicher w/are, weil im Falle ihrer Missachtung (negative) Sanktionen drohen, die im Kodex explizit gemacht sind. Zudem wird heute kaum noch bestritten, dass der N o r m b e g r i f f selbst unabh~ingig von dem Sanktionsbegriff bestimmt werden muss 357. Dies l~isst die weite praktische Verbreitung unbenommen, die formalen Sanktionen zur Durchsetzung yon N o r m e n zukommt. Dabei kann und wird jedoch gerade umgekehrt die Begrtindung einer N o r m zur Rechtfertigung ihrer Bewehrung herangezogen werden, da die Sanktion nur relativ zu einer N o r m bestehen kann 358. Hingegen
349 Vgl. z. B. die Nachweise bei Spittler (1967), S. 19; Lautmann (1971), S. 62, 66; Korthals-Beyerlein (1979), S. 92, 128; Popitz (1980), S. 10 f.; Luhmann (1999), S. 117 f. Fn. 9. 350 Vgl. z. B. Korthals-Beyerlein (1979), S. 135 im Original z. T. kursiv: ,,))Streng verbindlich~ soll eine Verbotsnorm heiBen, wenn die Erwartung jeder Person aus Ego erhoben ist, mindestens eine Person aus G werde sie negativ sanktionieren, wenn sie in einer Situation der Klasse s ein Verhalten der Klasse h zeigt und diese Person(en) hiervon Kenntnis erlangt (erlangen);))nicht streng verbindlich~ soil eine Verbotsnorm heiBen, wenn die entsprechende Vermutungjeder Person aus Ego erhoben ist.". 351 Ftir die nachfolgende Begrtindung ist es unerheblich, zwischen negativen Sanktionen (Bestrafungen) for Normverletzungen und positiven Sanktionen (Belohnungen) for Normbefolgungen zu unterscheiden. 352 Vgl. auch Simon (1987), S. 73: ,,Die Verbindlichkeit von Normen ist zu unterscheiden von der Frage, ob Normen sanktionsbewehrt sind oder nicht. Beide Begriffe unterscheiden sich nicht nur sprachlich voneinander, sondern besagen auch vollkommen verschiedenes". 353 So auch von Wright (1979), S. 79. 354 Vgl. zur analytischen Kritik an derartigen Verquickungen Ross (1968), S. 106. 355 Siehe in diesem Sinne auch Habermas (1991), S. 144: ,,Sanktionen ... sind for die Sollgeltung [d. h. die Gtiltigkeit von Normen, T. T.] nicht konstitutiv". 356 Vgl. nur Korthals-Beyerlein (1979), S. 62: ,,Dabei bedeutet ))Verbindlichkeit~, dab die Einhaltung der Vorschriften yon der Gruppe oder Gesellschaft iaberwacht und sanktioniert wird.". 357 Vgl. z. B. Luhmann (1995), S. 134 f.: ,,Heute besteht wohl Einverstandnis, dab der Normbegriffnicht durch Sanktionsandrohung, geschweige denn Sanktionsverhfingung definiert sein kann.", sowie Tenbruck (1964), S. 274; Eichner (1981), S. 37 f.; Weinberger (1992), S. 96 f.; Zoglauer (1998), S. 24.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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kann die Bewehrung mittels formaler Sanktionen zur besseren Geltendmachung der N o r m nicht ihre normative Verbindlichkeit konstitutieren. Sanktionen stellen ihrerseits wiederum nichts Anderes als N o r m e n dar 359. So schreibt eine Sanktionsnorm Ns vor, dass eine Person, die eine N o r m Nl nicht befolgt (s), zu bestrafen ist (h), und erklart damit eine entsprechende Sanktionsfolge als verbindlich 36~ Fraglos kann das Vorhandensein und die Geltung von Sanktionen (Ns) die Befolgung der korrespondierenden N o r m (Ni) beeinflussen. Dies betrifft jedoch - wie gesagt - die Geltung und nicht die Gtiltigkeit der Norm. Die N o r m ist daher nicht etwa verbindlicher, sondem unter Umst~inden wirksamer 361. Dem (logisch begrtindeten) Tatbestand einer bin/~ren Codierung normativer Verbindlichkeit widerspricht keineswegs, dass der Verbindlichkeit der N o r m sprachlich mehr oder weniger deutlich Ausdruck verliehen werden kann. Diese Differenzierung betrifft jedoch nicht die Norm, sondem den Normsatz, durch den die N o r m ausgedrtickt wird 362. So ist die Verbindlichkeit einer N o r m umso einfacher erkennbar, wenn bei der Formulierung des Kodextexts (das heil3t im Normsatz) deontische Begriffe (,,geboten", ,,verboten", ,,erlaubt") verwendet werden. Dadurch erschlieBt sich den Rezipienten des Kodex unmittelbar, dass es sich bei den kodifizierten Aussagen eben um deontische handelt 363. Dessen ungeachtet bleiben durch alter-
358 Vgl. z. B. Ross (1968), S. 89; Weinberger (1974), S. 94, und dazu auch die Unterscheidung primarer Normen und sekundarer (Durchsetzungs-)Normen bei Kelsen (1979), S. 43, 108, sowie McAdams (1997), S. 372. Diese Terminologie ist nicht mit der Begriffsfassung von Hart (1975), S. 91-96, zu verwechseln: Danach sind primare Regeln solche Normen, die den Rechtsgenossen Rechte oder Verpflichtungen auferlegen. Sekundare Regeln legen hingegen fest, wie prim~tre Regeln erkannt (,,rules of recognition"), geandert (,,rules of change") oder angewendet (,,rules of adjudication") werden kOnnen. Diese Differenzierung hat in der Rechtstheorie grOflere Aufmerksamkeit erfahren [vgl. z.B. Lyons (1977), S. 417; Benditt (1978), S. 69; MacCormick (1978), S. 229; Simon (1987), S. 283-286; Dworkin (1990), S. 50; Sieckmann (1990), insb. S. 45; Dreier (1991), S. 98; Ott (1992), S. 94-97; Weinberger (1992), S. 203 f., 508 f.; Gaffney (1996), S. 11 f., 206; Honeyball/Walter (1998), S. 2 f.], da nach Hart (1975), S. 95, entwickeite Rechtssysteme als eine Kombination dieser primaren und sekund/iren Regeln verstanden werden kt~nnen. Den beiden genannten Unterscheidungen ist jedoch gemein, dass sich der Inhalt sekund~rer Normen auf andere Normen bezieht. Sekundare Normen stellen somit Normen tiber Normen dar [vgl. Sieckmann (1990), S. 45]. 359 Vgl. z. B. Geiger (1964), S. 144; Tenbruck (1964), S. 274; Lachmayer (1977), S. 37; Eichner (1981), S. 28, 38; ROhl (1987), S. 208. 360 Vgl. dazu auch die Definition des Sanktionsbegriffs bei Weinberger (1974), S. 94. 361 Aus diesem Grunde wird die Terminologie von Geiger (1964), insb. S. 103, nicht tabemommen, der in Abh~ngigkeit der faktischen Durchsetzung einer Norm von unterschiedlichen Intensitaten der Verbindlichkeit spricht [vgl. auch Geiger (1964), S. 208 f., wonach die Verbindlichkeit einer Norm als ein ,,Tatsachenzusammenhang" aufzufassen ist, sowie kritisch zu seiner Vermengung normativer und empirischer Aspekte bereits Ross (1968), S. 81 f., 87-90]. 362 Vgl. zum Begriff des Normsatzes und der Unterscheidung von Norm und Normsatz auch nochmals oben, S. 32 der vorliegenden Arbeit, sowie Lenk (1974), S. 113; Weinberger (1977), S. 208 Anm. 6; Riedel (1979), S. 53; Morscher (1980), S. 452; MacCormick/Weinberger (1985), S. 63; Peczenik (1989), S. 270; Penski (1989), S. 106; Aarnio (1990), S. 181 f.; Buchwald (1990), S. 159; Sieckmann (1990), S. 26; Enderlein (1992), S. 27; Weinberger (1992), S. 356 f. Fn. 3; Alexy (1994), S. 45 f.; Dorndorf(1995), S. 128; Borowski (1998a), S. 109; Borowski (1998b), S. 309 Fn. 8; Zoglauer (1998), insb. S. 17, 38-40; Sieckmann (1999), S. 743; Alexy (2000), S. 40; Ott (2001), S. 43; Hoerster (2003), S. 43. 363 Da nur Normen durch deontische S~tze bedeutet werden kOnnen, handelt es sich dabei nach Kalinowski (1973), S. 7 Herv. im Original, um die ,,eigentliche linguistische Form" fur Normen.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
native Formulierungen der Norms~itze die N o r m e n (und das heil3t: die Bedeutung dieser Norms/atze) unver~indert 364. Es w~ire mit anderen Worten ein Fehlschluss anzunehmen, dass eine N o r m konkreter w/are, wenn sie unter V e r w e n d u n g deontischer Begriffe formuliert wird. Vielmehr ~kndert die Wahl der sprachlichen Ausdrucksweise und damit der Normsatz weder die Norm noch ihren Geltungsanspruch. Aus logischen Grtinden macht es nicht nur keinen Unterschied, ob Oberhaupt deontische Begriffe in die Formulierung der Norm Eingang finden. Ebenso unerheblich ist, welche deontischen Begriffe gegebenfalls verwendet werden. In der hier gew~ihlten formalen Notation von Normen wurde bewusst auf eine weitere Differenzierung dieser Operatoren verzichtet, da sich s~imtliche deontischen Sfitze mit Hilfe der deontischen Grundmodalit~iten bilden 36s und s~imtliche deontischen Operatoren letztlich beispielsweise durch das deontische Gebot definieren lassen 366. Es ist in Hinblick auf die kodifizierten N o r m e n und ihre Verbindlichkeit somit unwesentlich, ob im Kodex vor allem die deontischen Begriffe des Gebots oder der Erlaubnis auftreten und der negativ anmutenden Nennung von Verboten und Unterlassungspflichten entsagt wird 367. Diese Variationen betreffen lediglich die sprachliche Fassung des Kodex 368. F(ir die formalen Merkmale der Sprache wurde zuvor bereits festgestellt 369, dass zur Beurteilung alternativer sprachlicher Formulierungen die Einfachheit und die Verstfindlichkeit des Kodex wichtige Kriterien sind. Es wurde allerdings ebenfalls gezeigt, dass sprachliche Merk-
364 Damit ist umgekehrt impliziert, dass dieselbe Norm (z. B.: ,,Es ist in unserem Unternehmen verboten zu bestechen.") durch unterschiedliche Normsatze ausgedrtickt werden kann, die durchaus indikativisch (,,In unserem Unternehmen wird nicht bestochen.") oder imperativisch (,,Bestecht nicht!") sein k0nnen und nicht zwingend deontisch formuliert sein mtissen, sofern aus dem Kontext ihre deontische Bedeutung erkennbar wird. 365 Gebot, Verbot und Erlaubnis werden gerade deshalb als Grundbegriffe oder Grundmodalitfiten bezeichnet, weil sich mit ihnen die tibrigen deontischen Operatoren darstellen lassen [vgl. z. B. von Kutschera (1982), S. 1; Alexy (1994), S. 182]. 366 Siehe zur gegenseitigen Definierbarkeit der deontischen Operatoren nochmals oben, insb. S. 197 Fn. 30 der vorliegenden Arbeit. Aus diesem Grunde ist streng genommen die Einfiihrung (irgend)eines einzigen deontischen Grundbegriffs ausreichend, da sich damit die tibrigen deontischen Modalittiten definieren lassen. Bei Keuth (1974), S. 65; Lachmayer (1977), S. 39; von Kutschera (1982), S. 1; Sieckmann (1990), S. 26; Hoerster (2003), S. 43 f., wird der Gebotsbegriff daher als der einzige deontische Grundbegriff angesehen. Hingegen wahlt von Wright (1977), S. 3, den Begriff der Erlaubnis als einzige undefinierte deontische Kategorie [dazu kritisch Weinberger (1977), S. 190, 198; Weinberger (1992), S. 511 f.]. 367 Mitunter werden proskriptive und prfiskriptive Normen unterschieden. Normen der ersten Gruppe verbieten eine Fokalhandlung, wohingegen Normen der zweiten Gruppe die Fokalhandlung vorschreiben [vgl. z. B. Coleman (1991), S. 318, sowie Pahlke (1964), S. 284, der entsprechend positive und negative Normen unterscheidet; siehe auch die nicht deckungsgleiche Einteilung positiver und negativer Normen bei von Wright (1979), S. 81]. Die aufgezeigten definitionslogischen VerkntipfungsmOglichkeiten machen deutlich, dass auf diese Weise nicht Normen, sondern Normsfitze klassifiziert werden. 368 Innerhalb einer logischen Analyse kann nicht nur davon abgesehen werden, weiche Verben Verwendung finden, um die Verbindlichkeit der Norm auszudrticken. Ebenso unerheblich sind die grammatischen Formen der Verben, das heiBt Modi, Tempora und Personen. Diese Formen mOgen zwar Bedeutungsunterschiede bewirken, die im linguistischen Bereich eine wichtige Rolle spielen [vgl. speziell ~r unternehmensethische Kodizes nochmals die bereits behandelten Untersuchungen von Rogers/Swales (1990) und Farrell/Farrell (1998)]; sie 10sen sich jedoch in der rein symbolischen Sprache der Logik auf [vgl. Kalinowski (1973), S. 12]. 369 Siehe nochmals im Einzelnen oben, S. 238 ft. der vorliegenden Arbeit.
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male ftir eine Typologisierung unternehmerischer Grundsatzdokumente weniger geeignet erscheinen, soweit generische Charakteristika ermittelbar sind, die eindeutigere Aussagen in Hinblick auf die angestrebten Effektivit/atsprognosen zulassen. Den sprachlichen Eigenschaften des Kodex soil nicht ihr Potential zur Beeinflussung seiner Wirksamkeit abgesprochen werden. Sie treten gleichwohl insofern in den Hintergrund, als eine mtiglichst reduzierte und entsprechend einfache Typologie erstellt werden soil, die mit wenigen Kodexphg.nomenen auskommt und folglich die besonders einflussstarken zu visieren hat.
c'
Normadressaten und-benefiziare Anders als nach ihrer Verbindlichkeit lassen sich Normen sehr wohl nach ihren Adressaten
und Benefiziaren differenzieren 37~ Eine diesbeztigliche Differenzierung mag umgangssprachlich auch durchaus so verstanden werden, dass es dabei darum geht, wie konkret (oder speziell) die Normadressaten und -benefiziare festgelegt sind 371. Zur terminologischen Abgrenzung wird hierftir nicht v o n d e r Konkretheit gesprochen, sondern das Kriterium der Universalit~it einer Norm eingeftihrt. In Hinblick auf die Universalit~it einer Norm handelt es sich um eine extensionale Unterscheidung 372, da die Festlegung der Normadressaten und Benefiziare unterschiedlich weitreichend erfolgen kann. Eine entsprechende Differenzierung ist im Schrifttum weniger f'tir die Benefiziare 373 als vielmehr nach den Normadressaten keineswegs ungew6hnlich 374. Eine Norm kann danach for unterschiedlich weitgehende Personenkreise bindend sein. Im Extrem gilt eine universelle Norm ftir Jedermann, eine singul~ire Norm hingegen nur f'tir einen einzelnen Akteur 375. Ganz ~ n l i c h werden universelle und partielle (bzw. synonym: partikulare) Normen so unterschieden, dass erstere sich an die Gesamtheit und letztere an einen Teil einer Gemeinschaft richten 376. Zu beachten ist, dass die GegenOberstellung universeller und singul~irer Normen zwar eine Frage des Grades (das heifSt: des Mehr oder Weniger) sein kann, dies aber keineswegs sein
370 Siehe bereits oben, S. 197 ff. der vorliegenden Arbeit. 371 Vgl. nur Simon (1987), S. 62: ,,Von der ~iu6eren Gestaltung unterscheiden sie [die Normen, T. T.] sich zun~ichst darin, da6 die Zahl der Adressaten eingegrenzt und bestimmbarer gemacht wird. Dadurch wird auch die Norm selbst konkxeter." und S. 101: ,,Eine erste Konkretisierung [einer Norm, T. T.] ist dann gegeben, wenn beispielsweise der Normadressat n~iherbezeichnet wird.". 372 So auch Weinberger (1992), S. 210. 373 Siehe aber Popitz (1980), S. 41 f., oder Simon (1987), S. 101, wonach sich fiJr Normen auch beim ,,Schutzobjekt" Konkretisierungsm0glichkeiten bieten. 374 Vgl. z. B. Tenbruck (1964), S. 272; Williams~Gibbs (1968), S. 205; Riedel (1979), S. 48; Popitz (1980), S. 40 f.; Simon (1987), S. 62, 101; Penski (1989), S. 106. 375 Siehe zu der MOglichkeit so verstandener singul~irer Normen z. B. Simon (1987), S. 63, wonach sich ,,eine Norm auch an Einzelne oder nur an eine einzige Person richten" kann, sowie Lautmann (1971), S. 61, oder Riedel (1979), S. 48, 54. 376 Vgl. z. B. Geiger (1964), S. 73; Spittler (1967), S. 68; Korthals-Beyerlein (1979), S. 125; Riedel (1979), S. 48; Popitz (1980), S. 40, 71 f.; Ri~hl (1987), S. 202; Raiser (1995), S. 203.
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muss 377. Es ist ebenfalls verbreitet, die Unterscheidung universeller und singul/arer N o r m e n klassifikatorisch zu begreifen 378. Eine N o r m ist demnach entweder universell, wenn sie sich auf alle Mitglieder einer offenen Klasse (wie beispielsweise alle Menschen, alle Unternehmer, alle Arbeitnehmerinnen mit Kindern) bezieht 379, oder singul~ir, wenn die Normadressaten mit Hilfe singul/arer Merkmale definiert sind (wie beispielsweise Herr X, Unternehmer Y oder Arbeitnehmerin Z) 38~ und daher einer geschlossenen Klasse angeh6ren TM. Demzufolge kann eine N o r m somit nicht mehr oder weniger universell (bzw. singul/ar), sondern nur entweder universell oder singul~ir sein 382. Allerdings ist es zum einen m6glich, dass eine singulare N o r m eine gr6Bere Anzahl an Personen bindet. Z u m anderen kann es faktisch vorkommen, dass sich eine universelle N o r m zu einem bestimmten Zeitpunkt an nur eine einzige Person richtet, welche die universell beschriebenen Adressatenmerkmale erfi.illt 383. Eine detailliertere Auseinandersetzung mit diesen Differenzierungsoptionen ist jedoch entbehrlich, da unter unternehmensethischen Kodizes N o r m e n verstanden werden, die sich an s/amtliche Mitarbeiter eines Unternehmens richten. Eine Unterscheidung nach den Normadressaten und der ,,Konkretheit" ihrer Festlegung ist daher begrifflich ausgeschlossen. Kodizes sind stets in dem Sinne universell, dass sie sich auf s~imtliche Mitarbeiter eines Unternehmens beziehen, und gleichzeitig insofern singular, als sie auf ein bestimmtes Unternehmen begrenzt sind, dem das entsprechend autorisierte T o p m a n a g e m e n t den Kodex gegeben hat. Dies ~indert abermals nichts daran, dass die Adressaten der N o r m in der sprachlichen Fassung der N o r m auf unterschiedliche Weise angesprochen werden k6nnen 384. Diese Variation betrifft indes den Normsatz und nicht die eigentliche Norm.
377 Vgl. in diesem Sinne auch Kelsen (1979), S. 201. 378 Vgl. Ross (1968), S. 109 f.; Hare (1973), S. 4; MacCormick (1978), S. 78; Hare (1983), S. 55; G~inther (1988), S. 29; Peczenik (1989), S. 271" Buchwald (1990), S. 162; Alexy (1995), S. 73 Fn. l l" Hoerster (2003), S. 46. 379 Vgl. zum Begriff der offenen Klasse Ross (1968), S. 109 f. Danach ist eine offene Klasse so zu definieren, dasses prinzipiell mt~glich ist, dass die Zahl ihrer Mitglieder im Zeitablauf schwankt. Universelle Normen adressieren daher ,,Individuenvariablen" [Gunther (1988), S. 30]. 380 Vgi. Aiexy (i995), S. 73 Fn. 11. Nach Ganther (1988), S. 30, beziehen sich singulfire Normen auf Individuenkonstanten. 381 Vgl. Ross (1968), S. 109, wonach eine geschlossene Klasse eine Klasse ist, ,,whose membership cannot logically vary with time". Geschlossene Klassen lassen sich foiglich nicht lediglich durch die Verwendung eindeutiger individueller Bezeichnungen bilden, sondern auch mittels zeitlicher Spezifizierungen (z. B. ,,alle Aktiengesellschaften, die vor dem 10.08.1994 eingetragen worden sind" oder ,,alle Arbeitnehmerinnen, die am 12.12.1980 geboren wurden"). 382 Siehe auch Hare (1973), S. 6: ,,in the strict sense of >universal< the expression >more universal< has no sense.". 383 Vgl. auch Ross (1968), S. 109 f. 384 Siehe auch nochmals oben, S. 238 ff. der vorliegenden Arbeit.
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Normkern Eine U n t e r s c h e i d u n g von N o r m e n nach ihrer Konkretheit, die auch ftir u n t e r n e h m e n s e t h i -
sche Kodizes R e l e v a n z aufweist, m u s s sich nach d e m V o r s t e h e n d e n somit a u f den N o r m k e r n beziehen. U n t e m e h m e n s e t h i s c h e K o d i z e s sind generell bzw. genereller, sofern sie sich aus N o r m e n z u s a m m e n s e t z e n , die tiber einen generellen (bzw. generelleren) N o r m k e r n verftigen. Im Weiteren ist darzulegen, was far die anschliegende T y p e n b i l d u n g unter generellen bzw. speziellen K o d i z e s verstanden w e r d e n soil.
cc) UnterscheidungsmSglichkeiten des Normkerns a'
Merkmale der Situation Die D i f f e r e n z i e r u n g des N o r m k e r n s kann e n t w e d e r an der normierten Situationsbeschrei-
bung oder der geforderten H a n d l u n g s w e i s e ansetzen 385. In Hinblick a u f die Situation lassen sich N o r m e n d a n a c h unterscheiden, ob und inwieweit ihr G e l t u n g s a n s p r u c h situativ eingeschr~akt wird 386. So gibt es z u m einen N o r m e n , die keine situativen A n w e n d u n g s b e d i n g u n g e n beinhalten und daher unbedingt sind. Sie verlangen von den N o r m a d r e s s a t e n , in allen mOglichen Situationen so zu handeln, wie es der H a n d l u n g s w e i s e h entspricht 387. N o r m e n (z. B. ,,Du sollst nicht t6ten.") k 6 n n e n durchaus ohne die N e n n u n g von Einschr/ankungen formuliert sein. Sie w e r d e n sich j e d o c h nur dann nicht einfach als ungeeignet zuriackweisen lassen, w e n n sie in ein N o r m e n s y s t e m eingeordnet sind, das auftretende N o r m k o n f l i k t e und zul/assige Ausn a h m e b e d i n g u n g e n (z. B. ,,Notwehr") regelt 388. Der semantische G e h a l t v o n N o r m e n wird daher regelm/aBig M e r k m a l e von S i t u a t i o n s b e s c h r e i b u n g e n enthalten 389. H i n g e g e n sind unbe-
3ss Dabei sei daran erinnert, dass es im Einzelnen nicht immer eindeutig und willkiarfrei mOglich sein mag, die Inhalte der beiden Normkomponenten streng zu trennen. Vgl. nur Raz (1990), S. 50, wonach diese Unterscheidung ,,does not imply belief in the possibility of determining on some good grounds for every factor whether it is part of the act or of the circumstances in which the act was performed.". 386 Vgl. z. B. auch Williams~Gibbs (1968), S. 205; Raz (1972), S. 837; Lachmayer (1977), S. 45 f., 50; von Wright (1979), S. 83; Kambartel (1984b), S. 1030; Gginther (1988), S. 29; Penski (1989), S. 106. 387 Vgl. zu einer solchen Unbedingtheit auch Singer (1958), S. 169. 388 Siehe zu diesem Beispiel auch Penski (1989), S. 107, oder Habermas (1991), S. 170 im Original z. T. kursiv: ,,Verbotsnormen vonder Art ~Du sollst nicht tOten~t erwecken den Anschein, dab ein solches Verhalten ~unbedingt~ im Sinne strikter Allgemeinheit fiir jedermann unter allen Umstanden und ein ~r allemal, eben kategorisch, untersagt ist .... Freilich belehrt uns schon der zweite Blick, dab negative Rechte und Pflichten genau so wenig ~absolute~ Geltung beanspruchen kOnnen wie positive.", oder Dawson (1994), S. 148: ,,we could imagine a rather naive community formulating a code of practice which had only a single principle, say, >Do not kill<. However, we can clearly see there may be situations where we feel such a principle need not necessarily apply; such as in cases of self-defence, or military invasion. If this is the case, we would perhaps question whether it is possible to formulate a principle which we would be happy applying in all possible cases where we are supposed to apply it.", und zur Unangemessenheit unbedingter Normen ferner Wellmer (1999), S. 35, sowie Kelsen (1979), S. 16 f., der daher folgert: ,,Alle Normen gelten nur bedingt." [Kelsen (1979), S. 17 im Original gesperrt]. 389 Siehe genauso Ganther (1988), S. 28, und in diesem Sinne wohl auch Popitz (1980), S. 39: ,,Ohne Angabe der normrelevanten Situation ist die Formulierung von Normen oft irre~hrend.".
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dingte N o r m e n im strengen Sinne, die alle Arten v o n Einschr~inkungen ausschlieBen, ungeeignet, da sie selbst dann Befolgung verlangen, w e n n sie U n m ~ g l i c h e s gebieten oder anderen (und beliebig b e d e u t s a m e n ) N o r m e n widersprechen. Im Unterschied dazu b e a n s p r u c h e n bedingte N o r m e n , nur bei Vorliegen b e s t i m m t e r Situat i o n s m e r k m a l e verbindlich zu sein, die mit s beschrieben sind 39~ Die Bedingtheit einer N o r m ist ganz offensichtlich eine Frage des Grades, da die situative Einschr~inkung des Geltungsanspruchs mehr oder weniger weitreichend ausfallen kann und sich im Prinzip beliebig fein dosieren l~isst391. N o r m e n sind demgem~iB umso bedingter, je zahlreicher und seltener die Situat i o n s m e r k m a l e sind, die durch s beschrieben w e r d e n und vorliegen mtissen, damit die Handlungsweise h verbindlich sein soil. Die U n t e r s c h e i d u n g bedingter und unbedingter N o r m e n ist zwar sehr verbreitet 392. Gleichwohl ist bereits angedeutet worden, dass Normen, die einen allgemeinen Verbindlichkeitsanspruch austiben sollen, im Ergebnis regelm~iBig bedingt sein werden, o b s c h o n diese Einschr~inkung nicht durch die S i t u a t i o n s k o m p o n e n t e
der betrachteten N o r m festgelegt sein
muss 393, sondern sich aus den N o r m i e r u n g e n anderer relevanter N o r m e n ergeben kann 394. Eine kategoriale U n t e r s c h e i d u n g von N o r m e n nach ihrer Bedingheit ist daher praktisch unzweckm~iBig, da sie sinnvollerweise nicht die Norm, sondern nur ihre F o r m u l i e r u n g betreffen kann 395. Ftir den N o r m a d r e s s a t e n bringt die Bedingtheit von N o r m e n die A u f g a b e mit sich,
390 Vgl. z. B. von Kutschera (1973), S. 24 im Original z. T. kursiv: ,,Es gibt Normen, die nur unter bestimmten Bedingungen gelten. Diese Normen nennt man bedingte Normen.", oder Lenk (1974), S. 112: ,,In Rechts- und Moralkodizes sind die meisten Normstttze bedingt, d. h., nur unter bestimmten Bedingungen ist die durch die Normvorschrift gekennzeichnete Handlung auszufahren.". 391 Vgl. auch Gunther (1988), S. 39. 392 Siehe auch von Wright (1979), S. 83, der in Hinblick auf ihre Anwendungsbedingungen entsprechend kategorische und hypothetische Normen unterscheidet [ebenso Riedel (1979), S. 63]. Diese Terminologie wird nicht abernommen, da sie eine unzutreffende Analogie mit der Einteilung in kategorische und hypothetische Imperative suggeriert [vgl. zu einer solchen Kritik auch Kalinowski (1973), S. 12 f., zu der Unterscheidung von Normen und Imperativen Riedel (1979), S. 49 f., sowie zu der Unterscheidung kategorischer und hypothetischer Imperative nochmals Kant (1974), S. 51, und die weiteren Nachweise oben, S. 22 Fn. 65 der vorliegenden Arbeit]. 393 Siehe dazu in diesem Sinne auch - mit abweichendem Vokabular - Peczenik (1989), S. 271 f.: ,,A general norm, grammatically categorical, can always be translated to a conditional one. One can thus reformulate the moral norm ))One ought not to kill people,s, as follows: ))If x is a human being and y is another human being, then x ought not to kill y~.". 394 Damit wird auch nochmals deutlich, dass die Allgemeinheit bzw. Verallgemeinerbarkeit von Normen, ihre Unbedingtheit und ihre Universalitgt im hier verstandenen Sinne unterschiedliche Eigenschaften betreffen. Normen sind naturgemgB insofern allgemein, als sie immer dann Geltung verlangen, wenn ihre Anwendungsvoraussetzungen vorliegen. Je nach Ausprggung der Situationskomponente und der Adressaten massen sie nicht, k6nnen sie aber unbedingt und universell sein, dass heiBt, far alle m/Sglichen Situationen und eine offene Klasse von Adressaten verbindlich sein. Siehe zur Unterscheidung zwischen Merkmalen der Normadressaten und der Situationskomponente auch Atienza/Ruiz Manero (1998), S. 3: ,,the generality of a norm is not a quality referring to whether the class of its addressees is small or large; rather, it refers to the greater or lesser generality (or >genericity<, if you like) of the relevant properties of the case it regulates.". 395 Weitergehende Unterscheidungen sind daher wenig hilfreich. So werden die normierten Gebote beispielsweise mitunter danach unterschieden, ob sie Einschr~nkungen ihrer Anwendungsvoraussetzungen explizit nennen
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entscheiden zu mtissen, ob die Anwendungsbedingungen einer Norm in einer bestimmten Situation gegeben sind oder nicht 396. Je eindeutiger und p r a i s e r zum einen die Anwendungsbedingungen der Norm festgelegt sind und sich zum anderen die vorliegenden Situationseigenschaften feststellen lassen, desto geringer ist die Ungewissheit tiber die Verbindlichkeit der Norm in der betreffenden Anwendungssituation und damit der Ermessensspielraum des Normadressaten tiber die Anwendung der Norm. Mit dem Merkmal der Bedingtheit kann die Situationskomponente auf diese Weise hinl~inglich gekennzeichnet werden. Es finden sich zwar dennoch Stimmen, die generelle und spezifische Situationsbeschreibungen unterscheiden 397. Die Bedingtheit einer Norm ist jedoch mit der Spezifizit~it ihrer Situationsbeschreibung korreliert. Aus diesem Grund reicht es aus, in Hinblick auf die Situationskomponente mehr oder weniger bedingte Normen zu unterscheiden und den Begriff der Generalit~it bzw. Konkretheit ftir die geforderte Handlungsweise zu reservieren. Dadurch l~isst sich vermeiden, dass dieselbe Sache mittels unterschiedlicher Begriffe beschrieben wird und sich dieselben Begriffe auf unterschiedliche Sachen beziehen. Eine pr~izise Zuordnung der Begrifflichkeit ist erforderlich, da die normierte Handlung ebenso mehr oder weniger generell beschrieben sein kann 398 und andernfalls unklar bliebe, ob eine generel- 9 le Norm unbedingt ist oder in bestimmten Situationen nur generell beschriebene Handlungsweisen fordert. Da dies ftir die Verhaltenswirksamkeit einer Norm nicht unerheblich sein wird, empfiehlt es sich, zur sprachlichen Kennzeichnung der Situations- und der Handlungskomponente unterschiedliche Begriffspaare zu verwenden. Dessen ungeachtet ist es offenkundig schwierig zu beurteilen, welche von zwei unterschiedlichen Normen als bedingter zu bezeichnen ist. Eine Rangordnung nach ihrer Bedingheit ist lediglich dann ohne Probleme m0glich, wenn eine Norm Nl ver~aadert wird, indem entweder einzelne der in s beschriebenen Situationsmerkmale entfernt (Nl 3 oder weitere Anwendungsbedingungen hinzugeftigt werden (NI "). In diesem Falle ist die Norm Nl bedingter als NI' und weniger bedingt als Nl ,t399. Eine solche Rangordnung l~isst sich immer (und nur) dann aufstellen, wenn die Situationsmerkmale der einen Norm eine Teilmenge der anderen
(,bedingte Normen'), zumindest nicht ausschlieBen (,nichtbedingte Normen'), auf logisch und kausal begrtindete Restriktionen begrenzen (,unbeschrankte Normen') oder aber g~inzlich verbieten (,unbedingte Normen') [vgl. Quante (2003), S. 29-31]. Diese - sprachlich sperrige - Differenzierung ~hrt jedoch nicht daran vorbei, dass Normen letztlich immer bedingt sind, wenngleich sich ihre Bedingheit nicht explizit aus der Situationskomponente ergeben muss [siehe zur mangelnden Eignung unbedingterNormen auch Quante (2003), S. 30]. 396 Siehe zur Schwierigkeitdieser Subsumtion am Beispiel von Rechtsnormen Christie (1968), S. 668: ,,the decision as to when a legal rule is or is not applicable is a very difficult one.". 397 Vgl. z. B. GUnther (1988), S. 29, oder Ricken (1998), S. 103, sowie Raz (1990), S. 78, wonach die Generalitat von Normen als durch die Situationskomponente bestimmt angenommen wird: ,,General norms apply to many situations and we may have many occasions to refer to them.". 398 Wie auch Ricken (1998), S. 103, zutreffend anmerkt. 399 Die Norm NI ist bedingter als NI' da zwar NI' immer gtiltig ist, wenn N~ gtiltig ist, die Umkehrung dieser Feststellung jedoch nicht zutrift~, sodass Situationen eintreten k0nnen, in denen nur N~', nicht aber N~ gilltig ist.
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bilden. Sofem keine solchen Inklusionsbeziehungen zwischen den Pr~imissenmengen bestehen, bereitet der Vergleich zweier Normen in Hinblick auf die Bedingtheit ihrer Anwendungsvoraussetzungen grundlegende Schwierigkeiten. So macht es beispielsweise wenig Sinn, die Bedingtheit an der Anzahl situativer Einschr/ankungen ablesen zu wollen, wenn die zu vergleichenden Normen exklusive Situationsmerkmale beschreiben. Im Kern sind es zwei wichtige Indikatoren, die Aufschluss ~iber die Ausgestaltung der Situationskomponente einer Norm geben. Dies ist zum einen die H~iufigkeit, mit der die Anwendungsbedingungen vorliegen, die fiJr die Gialtigkeit der Norm vorausgesetzt werden. Eine Norm ist demnach umso bedingter, je seltener Situationen eintreten, in denen die geforderte Handlungsweise verbindlich ist 4~176 In Hinblick auf die Effektivitat von Normen spielt zum Zweiten eine Rolle, wie einfach und eindeutig sich beurteilen l~isst, ob die Anwendungsbedingungen der Norm vorliegen und sie daher Verbindlichkeit beansprucht. Im Gegensatz zur H/aufigkeit der Anwendungsbedingungen wird hierfiar v o n d e r Komplexit~it der Situationsmerkmale gesprochen. Diese Komplexit~it resultiert zum einen aus der Beschreibung der Situationskomponente der Norm. Zum anderen kann dieselbe Norm in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich komplex sein, da sich mehr oder weniger einfach und eindeutig feststellen 1/asst, ob die jeweiligen Situationsmerkmale tats~ichlich den Anwendungsbedingungen der Norm entsprechen und damit ihre Verbindlichkeit begrianden. Die Komplexit/it bezieht sich folglich auf den Vorgang der Subsumtion, mit dem gepriJft wird, ob ein bestimmter Sachverhalt unter den normierten Tatbestand ffillt oder nicht 4~ Ft~r die Typologisierung untemehmensethischer Kodizes sind Ausprfigungen der Situationskomponenten der kodifizierten Normen vor diesem Hintergrund insoweit nur nachrangig geeignet, als zum einen die qualitative Unterscheidung bedingter und unbedingter Normen irrelevant ist 4~ Zum anderen wirft die graduelle Unterscheidung nach dem Ausmag der Bedingtheit im Regelfall Messprobleme aut 4~
Kodizes werden sich mithin weder eindeutig
noch vergleichsweise einfach nach der situativen Bedingtheit ihrer Normen klassifizieren lassen. 400 Zu dieser Variabilit/at der Situationskomponente auch Wellmer (1999), S. 28 im Original z. T. kursiv, wonach ,,der Anwendungsbereich einer solchen Maxime [bzw. Norm, T. T.] um so kleiner wird, je genauer ich den betreffenden Situationstypus charakterisiere, und daf5 er um so unbestimmter wird, je allgemeiner diese Charakterisierung ausfallt.". Siehe dazu auBerdem die Unterscheidung fallweiser und genereller Regelungen bei Laux/Liermann (2003), S. 162 f., die von den Autoren jedoch nicht auf die Anwendungsh~iufigkeit, sondem auf die Geltungsdauer der fraglichen Normen zuriackge~hrt wird und auf die Organisationslehre yon Gutenberg zu~ckgeht. 401 Siehe dazu eingehender unten, S. 312 ft. der vorliegenden Arbeit. 402 Siehe dazu auch Penski (1989), S. 107: ,,Von einer unbedingten Norm sollte nur gesprochen werden, wenn die Anordnung, die durch sie gesetzt ist, in jedem Falle zu er~llen ist; anders: wenn keine Sachlage denkbar ist, bei der es auf die Er~llung der Anordnung nicht ank~ime. Sucht man nach solchen Normen, fallt es schwer, welche zu finden.". 403 Da eine komparative Abgrenzung aus den genannten G~nden nicht selten scheitert, mtissen die Miahen zur quantitativen (oder metrischen) Messung des Strukturierungsgrads (zumindest noch beim vorliegenden Erkenntnisstand) als uniiberwindbar gelten.
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b'
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Merkmale der Handlungsweise Der zweite Bestandteil des N o r m k e r n s ist die Handlungsweise, die durch die j e w e i l i g e
N o r m verbindlich gemacht wird. A u f diese N o r m k o m p o n e n t e soll sich das M e r k m a l der Konkretheit nach der bis hierhin v o r g e n o m m e n e n Analyse z w e c k m ~ i g e r w e i s e beziehen. Die gesollte H a n d l u n g s w e i s e kann m e h r oder weniger konkret beschrieben w e r d e n 4~ So kann d e m K o d e x entweder nur eine grobe V o r g a b e zu e n t n e h m e n oder aber im Detail festgelegt sein, was der N o r m a d r e s s a t in der A n w e n d u n g s s i t u a t i o n zu tun (bzw. zu unterlassen) hat. U m zu veranschaulichen, was nach diesem Verstandnis mit d e m M e r k m a l der K o n k r e t h e i t ausgedrOckt wird, bietet sich ein Rtickgriff a u f die Sprache der Organisationstheorie an 4~ In dern zuletzt genannten Extrem w~rde die N o r m eine vollst~ndig strukturierte H a n d l u n g s w e i s e beschreiben 4~ D e m Akteur verbleibt kein eigener Ermessensspielraum, da s~mtliche K o m p o nenten der geforderten H a n d l u n g s w e i s e determiniert sind 4~ Er hat lediglich zu entscheiden, ob er die N o r m befolgt oder nicht, das heiBt, die eindeutig v o r g e g e b e n e H a n d l u n g tats~ichlich durchf'tihrt oder v o n ihrem Vollzug absieht 4~ Der Strukturierungsgrad der geforderten Handlung kann j e d o c h auch reduziert und damit der H a n d l u n g s s p i e l r a u m der N o r m a d r e s s a t e n er-
404 Siehe auch Tenbruck (1964), S. 273, wonach sich ,,Normen nach dem Grad der Allgemeinheit unterscheiden: sie k0nnen einerseits sehr konkrete und bis in Einzelheiten festgelegte Handlungen oder andererseits auch ailgemeinere Regeln zum Inhalt haben, die den Handelnden einen mehr oder weniger groBen Spielraum in der Aus~hrung und Anwendung der Norm Uberlassen.". 405 Diese sehr eindeutigen Beztige sind insoweit wenig t~berraschend (und dennoch selten explizit thematisiert), als Normen Koordinationsmechanismen darsteilen, die einen zentralen Gegenstand der Organisationslehre bilden [vgl. z. B. nochmals March~Simon (1958), S. 142, 145; Hax (1965), S. 73 f.; Thompson (1967), S. 56; Galbraith (1974), S. 29; Hopwood (1974), S. 23; Van de Ven/Delbecq/Koenig (1976), S. 323; Tushman/ Nadler (1978), S. 618; Gray~Roberts-Gray (1979), S. 579; Mintzberg (1979), S. 82; Johnson~Gill (1993), S. 22; Marsden/Cook/Knoke (1994), S. 896; Adler (1995), S. 152; Burr (1998), S. 312; Burton/Obel (1998), S. 73; Kieser/Koch/Woywode (1999), S. 128; Kieser/Walgenbach (2003), S. 18; Laux/Liermann (2003), S. 16 f., 161 f.; Scott (2003), S. 234]. 406 Laux (1990), S. 4, spricht abweichend und in diesem Sinne wenig gebr~tuchlich von der Pr~tzision einer Norm: ,,Eine Verhaltensnorm ist um so prltziser, je starker sie den Handlungsspielraum in intersubjektiv tiberprtifbarer Weise einengt. Verhaltensnormen k0nnen pr~tzisiert werden, indem sie derart umformuliert werden, dab weitere Handlungsweisen als unzulfissig ausgeschlossen werden." [Laux (1990), S. 4, und ebenso Laux/Liermann (2003), S. 164]. 407 Farrell/Farrell (1998), S. 588, bezeichnen Kodizes, die sich aus solchen Normen zusammensetzen, als prltskriptiv: ,,Prescriptive codes arise when code writers apply (or from the context of the text, appear to apply) corporate values and principles to perceived moral hazards that might occur and make ethical decision that form the subject matter of the codes. The activity expected of addressees is not the making of ethical decisions but compliance with the prescriptions, by behaving as required, when the indicated moral hazards occur. No discretion in the matter is expected or allowed.". 408 Vgl. auch Farrell/Cobbin (2000), S. 186, wonach for derartige Normen gilt, dass ,,there is no discretion for addressees, and code compliance is a membership requirement. The decision that rests with the addressees is the fundamental question of whether to obey the rules or not.". In der Terminologie von Laux (1990), S. 3, handelt es sich um eindeutige Normen: ,,Eine Norm ist ~eindeutig~, wenn sie alle (Sequenzen yon) Verhaltensweisen bis auf eine als unzulfissig ausschlieBt und wenn intersubjektiv tiberprtifbar ist, ob die Norm befolgt wird oder nicht. Der Entscheidungstr~ger, der an eine solche Norm gebunden wird, hat keinen Ermessensspielraum fiir eigene Wahlhandlungen. Zwar kann er faktisch etwas anderes tun; er verstiSBt damit jedoch eindeutig gegen die Norm." [Laux (1990), S. 3 Herv. im Original].
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
h6ht werden, indem nur (mehr oder weniger) generelle Eckpunkte der Handlung ftir verbindlich erkl~irt werden 4~ sodass die angesprochenen Akteure fiber die konkrete Ausftillung der verbliebenen Handlungsspielr~iume und die konkrete Ausgestaltung der Handlung beschlieBen mtissen 4~~ Darfiber hinaus mtissen die Handlungsgebote nicht zwangsl~.ufig durch entsprechende Transformationsregeln vorgegeben werden (artbestimmte Normen). Normen k6nnen vielmehr auch Ziele oder Zust~inde zum Gegenstand haben, deren Realisierung sie deontisch einfordern (zielbestimmte Normen). Derartige zielbestimmte Normen k6nnen den Adressaten ihrerseits wiederum mehr oder weniger groBe Handlungsspielr~iume belassen. Ceteris paribus r~iumen sie den Adressaten indes ein gr6Beres Ermessen ein, da diese tiber die konkret durchzuftihrende MaBname zu entscheiden haben 411 Sofern die Generalitfit oder Konkretheit einer Norm sich auf die normierte Handlungsweise beziehen soll, entspricht sie demgemfiB dem Strukturierungsgrad dieser Handlung. Analog dem Merkmal der Bedingtheit lassen sich somit zum einen N o r m e n unterscheiden, die entweder eine vollst~indig strukturierte oder eine nur unvollst~indig strukturierte Handlungsweise einfordern. Im Falle unstrukturierter Handlungen ist zum Zweiten wiederum eine beliebig feine Dosierung des Strukturierungsgrads m6glich. Dabei ist aus der Organisationslehre hinl~inglich bekannt, dass sich ftir den Grad der Strukturierung von Handlungen bzw. Handlungsproblemen gravierende Messprobleme stellen 412. Eindeutige Rangordnungen lassen sich nur dann bilden, soweit Inklusionsbeziehungen zwischen den jeweils normierten Mengen der gebotenen Handlungsweisen herrschen 4~3. Danach bedeutet der geringere Strukturierungsgrad einer Norm N1 im Vergleich zu einer Norm N2, dass NI immer dann erftillt ist, wenn N2 befolgt wird, und die Umkehrung dieser Folgerung jedoch nicht zutrifft 414.
409 Vgl. auch Alexy (1995), S. 184 Fn. 37: ,,Eine Regel ist um so genereller, je unspezifischer die von ihr erfaBten Handlungsweisen sind.". 410 Vgl. auch Pahlke (1964), S. 284, der den wenig gebrfiuchlichen Begriff des Stringenzgrads einer Norm verwendet. Danach kOnnen stringente [von Pahlke (1964), S. 284, als kategorisch bezeichnete] Normen ein ganz bestimmtes Verhalten fordern oder untersagen. Hingegen bestimmen weniger stringente Normen ,,nicht genau prazisierte Verhaltensweisen, sondern lassen eine kleinere oder grOBere Variationsbreite des Verhaltens zu.". 4~1 So auch Atienza/Ruiz Manero (1998), S. 8 im Original z. T. kursiv, wonach eine zielbestimmte Norm (bzw. Regel) ,,leaves the selection of the causally appropriate means for bringing it about to the discretion of its addressee. In that sense, end rules allow their addressees a margin of discretion that does not exist in the case of action rules.". 412 Vgl. zu diesen Schwierigkeiten und ausgewahlten Messkonzepten z. B. Frese (2000), S. 86-94. 413 Vgl. dazu z. B. auch McAdams (1997), S. 382: ,,Sometimes ... broad norms are simply collections of narrow norms. Thus, there is no ambiguity; the relationship is simply one of set to subset.". 414 Siehe inhaltlich tibereinstimmend, wenn auch mit abweichendem Vokabular Hare (1973), S. 3 Herv. im Original: ,,a principle Pl is more general than another principle p2 if and only if it is analytically true that to break P2 is, in virtue of that fact, to break Pt, but the converse is not analytically true. Obviously this definition will not enable us to rank all principles in a single scale of generality".
GestaltungsdimensionenunternehmensethischerKodizes
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Wie bereits gezeigt wurde, bestehen Unterschiede in der Anwendung von vollstandig strukturierten und mehr oder weniger unstrukturierten Kodexnormen. Bei Normen, welche die geforderte Handlungsweise vollst/andig strukturieren, bleibt dem Normadressaten lediglich im Wege der Subsumtion zu prOfen, ob die (in s beschriebenen) Anwendungsvoraussetzungen der Norm bei den gegebenen Tatbestanden erfollt sind, und im Falle der Normverbindlichkeit zu entscheiden, ob er die als gtiltig ausgezeichnete Norm befolgt oder bricht. Normen geringeren Strukturierungsgrads hingegen verlangen von den Normadressaten au6erdem eigene Anstrengungen dartiber zu untemehmen, wie die Norm gegebenenfalls befolgt werden soil. Die Strukturierungslticken korrespondieren mit einem Ermessensspielraum der Normadressaten tiber die zweckm~i6ige Ausgestaltung der Normanwendung, das hei6t tiber die geeignete Konkretisierung der durchzufohrenden Handlung. Es kann mit guten Grtinden angenommen werden, dass diese Differenzen zwischen vollst~indig strukturierten und weniger konkreten Normen for die Verhaltenswirksamkeit relevant sein werden. Vorhersagen tiber die Ethisierungseffekte sind dabei nicht nur durch unterschiedliche Motivationslagen beeinflusst, da und soweit der Akteur die Entscheidungsfreiheiten strukturoffener Normen mit Furcht oder Freude honoriert. Vielmehr werden solche Prognosen im Falle weniger konkreter Normen dartiber hinaus dadurch erschwert, dass die gesollten Handlungsweisen weniger eindeutig vorgegeben sind und sich die Normbefolgung daher auf unterschiedliche Weisen verwirklichen l~isst415 Zu beachten ist indes, dass aufgrund der Vielfalt und Dynamik untemehmensethischer Problemstellungen, ftir deren Handhabung ein Kodex Untersttitzung bieten soil, vollst/andig strukturierte Handlungsanweisungen eher nur fOr die Regelung einiger ausgew~ihlter Sachverhalte zweckdienlich sein k~nnen. In jedem Falle werden Kodizes ungentigend sein, die sich ausschliefSlich aus entsprechend konkretisierten Handlungsnormen konstituieren, da sie naturg e m ~ eine gro6e Zahl moralisch relevanter Problemkreise unadressiert belassen. Sofem der Kodex zumindest Leitlinien ethischen Verhaltens bereitstellen und nicht for eine Vielzahl von Fragestellungen schlicht irrelevant sein soil, mtissen notwendigerweise Handlungsspielr~iume verbleiben, tiber deren Ausfollung die Normadressaten zu entscheiden haben. So ist zwar durchaus vorstellbar, dass Kodizes unter anderem auch Normen enthalten, die vollst~,adig strukturierte Handlungsvorgaben machen. Es kommt in erster Linie dennoch nicht darauf an, Normen mit vollst~indig strukturierten Handlungsvorgaben von solchen zu unterscheiden, deren Anwendung einen mehr oder weniger gro6en Ermessensspielraum bei den Akteuren bel~isst. In den Mittelpunkt rtickt vielmehr die Differenzierung mehr oder weniger konkreter Normen. Diese Unterscheidung verspricht zwar Implikationen for die Verhaltenswirksamkeit
415 Um Missverst~indnissenentgegenzuwirken,sei bereits an dieser Stelle hervorgehoben, dass weniger konkrete und gerade auch zielbestimmte Normen zwar teleologische oder axiologische Charakterztige tragen, ihrem Wesen nach als Normen jedoch unverfindert deontologisch sind und sein miassen [vgl. zur zwingenden Notwendigkeit der deontologischenStruktur von Normen z. B. Habermas (1998), S. 255,310 f.].
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
entsprechender Normen. Ihre ZweckmNAigkeit als grundlegende Dimension zur Typologisierung unternehmensethischer Kodizes wird jedoch dadurch begrenzt, dass eine Differenzierung nach der Konkretheit nicht vollst/andig strukturierter Normen nur graduell ist und im Regelfall kaum tiberwindbare Messprobleme mit sich bringt. Es kann sich demzufolge als unentscheidbar erweisen, ob eine bestimmte Norm (bereits) als generell oder (noch) als speziell zu bezeichnen ist 416. Genauso kann beim Vergleich zweier Normen unklar bleiben, welche der beiden als genereller oder spezieller anzusehen ist 417 Derartige Zuordnungsschwierigkeiten stellen die praktische Relevanz komparativer Wirksamkeitsprognosen, die auf der Grundlage entsprechend abgegrenzter Kodexnormen formuliert werden, von Beginn an in Frage. Diese Einw~inde k6nnen insofern vergleichsweise stark gewichtet werden, als eine alternative Unterscheidung m6glich ist, bei der es sich um eine qualitative handelt und die demgem~il3 geringere Abgrenzungsschwierigkeiten mit sich bringt. Im Weiteren ist diese qualitative Einteilung von Normen in Regeln und Prinzipien zu entwickeln.
dd) Unterscheidung von Regeln und Prinzipien a'
Graduelle Unterscheidung Die Unterscheidung von Normen in Regeln und Prinzipien ist vor allem im rechtstheoreti-
schen oder-philosophischen Schrifttum 418 gebrfiuchlich 419. Damit soll die Verbreitung dieser
416 Vgl. z. B. auch Raz (1972), S. 838: ,,there is no hard and fast line between acts which are specific and those which are unspecific". 417 Da somit bereits einer komparativen Abgrenzung enge Grenzen gezogen sind, erscheint die M0glichkeit einer quantitativen (metrischen) Messung der Generalitfit als eine zwar theoretisch m0gliche, praktisch indes nur illusorische Option. 418 Die Rechtsphilosophie stellt ein Teilgebiet der praktischen Philosophie dar, das der Untersuchung der philosophischen Fragen und Probleme gewidmet ist, die sich im Zusammenhang mit dem Recht stellen. Diese Fragen kOnnen in drei Gruppen eingeteilt werden, da sie entweder begriffiich-definitorischer, wertender oder methodologischer Art sind [vgl. Hoerster (1991), S. 7-9]. Da die methodologischen Aspekte der Auslegung und Anwendung geltender Rechtsnormen in der Spezialdisziplin der Rechtsmethodologie bzw. der juristischen Methodenlehre behandelt werden, befasst sich die Rechtsphilosophie heute im Wesentlichen mit den beiden Fragen nach dem Rechtsbegriff und der Existenz nichtpositiver Richtigkeitskriterien. Die Abgrenzung zwischen Rechtsphilosophie und Rechtstheorie ist weder einfach noch eindeutig. Historisch hat sich die Rechtstheorie jedoch als Theorie des positiven Rechts herausgebildet und unterscheidet sich damit vonder klassischen als Natur- und Vernunftrechtstheorie verstandenen Rechtsphilosophie [vgl. nur Dreier (1981), insb. S. 18, 27]. Danach beschreibt und analysiert die Rechtstheorie das System bzw. die Struktur des positiven Rechts, seine Begriffsbildung(en), Sprachverwendungen und Logik [vgl. z. B. v. d. Pfordten (1996), S. 205]. 419 Vgl. Christie (1968), S. 654-669; Hughes (1968), insb. S. 419; Tapper (1971), S. 628-632; Bell (1972), S. 913-948; Raz (1972), insb. S. 838; Kearns (1973), S. 115-132; Bodenheimer (1977), insb. S. 1151 f.; Lyons (1977), insb. S. 418-426; Benditt (1978), insb. S. 74-89; MacCormick (1978), insb. S. 152, 232, 259-264; Peczenik (1983), S. 14 f.; Alexy (1985), S. 14-21; Wellman (1985), S. 69-72; G~inther (1988), S. 268-276; Dechsling (1989), S. 15; Peczenik (1989), insb. S. 74-76; Penski (1989), S. 105-110; Aarnio (1990), S. 180191; Alexy (1990), S. 21; Buchwald(1990), insb. S. 165 f.; Dworkin (1990), insb. S. 54-64, 130-143; Koch (1990), S. 152-158; Raz (1990), insb. S. 49 f.; Sieckmann (1990), S. 52-87; Dreier (1991), S. 83 f., 104 f.; Stelzer (1991), S. 212-234; Enderlein (1992), S. 80-99; Ott (1992), S. 180-182; Weinberger (1992), S. 207-
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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Begriffe in anderen Disziplinen 42~ wie namentlich auch der Ethik 421, nicht geleugnet werden. Die Auseinandersetzung
mit Regeln und Prinzipien besitzt innerhalb der Rechtstheorie
gleichwohl eine sehr lange Tradition 422 und weist in der Folge inzwischen ein sehr beachtliches MaB an Prfizision auf. D e m widerspricht nicht, dass diese Differenzierung dort dennoch keineswegs einheitlich v o r g e n o m m e n wird 423. So ist durchaus ebenfalls eine graduelle Unterscheidung nach der Generalit/~t der N o r m e n verbreitet. Prinzipien sind d e m n a c h N o r m e n vergleichsweise hohen Generalit~itsgrads, wohingegen unter Regeln relativ spezielle N o r m e n verstanden werden424. Diese A b g r e n z u n g entspricht im Ergebnis der im vorhergehenden Abschnitt dargelegten und kritisierten Einteilung nach dem Strukturierungsgrad. Sie bietet mithin keine A n t w o r t darauf, welcher Generalit/~tsgrad vorliegen muss, u m (noch) von Prinzipien oder (bereits) von
212, 507, 513-515; Alexy (1994), S. 71-157; van Niekerk (1994), S. 160-166; Sieckmann (1994a), S. 205213; Alexy (1995), S. 177-287; Dorndorf(1995), insb. S. 137-139; Sieckmann (1995), S. 45 f.; Gaffney (1996), insb. S. 43-58; Koch (1996), S. 16-20; v. d. Pfordten (1996), S. 238-242; Jansen (1997a), S. 27, 29; Jansen (1997b), S. 152; Atienza/Ruiz Manero (1998), S. 1-43; Borowski (1998a), S. 61-98; Borowski (1998b), insb. S. 309-311; Habermas (1998), insb. S. 254-256; Honeyball/Walter (1998), S. 3-24; Stftck (1998), insb. S. 409 f.; Zoglauer (1998), S. 140 f.; Alexy (2000), S. 32-52; Braithwaite/Drahos (2000), insb. S. 18-20; Neumann (2000), insb. S. 115-121; Alexy (2002), insb. S. 119 f. 420 FUr die Betriebswirtschaftslehre sei auf die jUngste Debatte zur Eignung oder Uberlegenheit unterschiedlicher Konzeptionen und Standards der Rechnungslegung verwiesen, in der mit den US-GAAP eine Regel-, mit den IAS hingegen eine Prinzipienorientierung verfolgt wird [vgl. z.B. die kritische Gegentiberstellung von Schildbach (2003), insb. S. 247]. 421 Vgl. z. B. Singer (1958), S. 160: ,,It has generally been recognized that there is a distinction, of some importance, between moral rules and moral principles .... moral principles are more general, pervasive, and fundamental than moral rules, and in some sense their sources or grounds.". 422 Siehe nur den Hinweis von Borowski (1998a), S. 61 m. N., dass eine vergleichbare Differenzierung bereits der Gegentiberstellung von prinzipiellem und institutionellem Rechtsdenken im r6mischen Recht zugrunde liegt. Bei Singer (1958), S. 161 Fn. 2, sind Nachweise der akademischen Diskussion aus den 1920er Jahren aufgefiihrt. 423 Vgl. z. B. Peczenik (1983), S. 14; Buchwald (1990), S. 165; Sieckmann (1990), S. 52; Borowski (1998a), S. 61; Neumann (2000), S. 115, sowie die verschiedenen bei Alexy (1985), S. 14; Penski (1989), S. 105 f.; Alexy (1994), S. 72-74 m. w. N.; Alexy (1995), S. 185 m. w. N., nachgewiesenen Abgrenzungskriterien. Da~ber hinaus kommt es auch, wenngleich seltener vor, dass die beiden Begriffe synonym verwendet werden [vgl. Raz (1990), S. 49: ,,>Principles< and >rules< are otten used interchangeably"]. 424 Vgl. z. B. Raz (1972), S. 838: ,,The distinction between rules and principles of obligation both in law and outside it turns on the character of the norm-act prescribed. Rules prescribe relatively specific acts; principles prescribe highly unspecific actions .... The distinction between rules and principles is, on this analysis, one of degree". Siehe auch Raz (1990), S. 49: ,,the word >principles< usually carries an implication of greater generality and importance than the word >rules<", sowie Christie (1968), S. 669: ,,vaguer rules called principles"; Hughes (1968), S. 419: ,,No precise distinctions can be made between rules, principles, and maxims, but the terms serve to mark differences of degree in the precision of guides to decision-making. Rules are fairly concrete guides for decisions geared to narrow categories of behavior and prescribing narrow patterns of conduct. Principles are vaguer signals which alert us to general considerations that should be kept in mind in deciding disputes under rules .... A maxim is a principle that has been distilled in a traditional, aphoristic form."; Braithwaite/Drahos (2000), S. 18 f.: ,,distinction between rules and principles ... focusing on the degree of abstractness entailed by the action-guiding prescription in question .... Rules are specific, principles have a high degree of generality."; Beauchamp/Childress (2001), S. 13: ,,The difference is that rules are more specific in content and more restricted in scope than principles. Principles are general norms and leave considerable room for judgment in many cases.".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Regeln sprechen zu dttrfen. Fiir eine bestimmte N o r m kann daher nicht streng begriindet werden, ob sie ein Prinzip oder eine Regel darstellt 425.
b'
Qualitative Unterscheidung
a" Rechtstheoretische Grundziige (1) Urspriinge im Streit um den Rechtsbegriff Die Kritik an einer graduellen Unterscheidung legt die Einschfitzung nahe, dass for die Z w e c k e der vorliegenden Untersuchung eine qualitative A b g r e n z u n g zu bevorzugen ist. Eine auf3erst prominente Einteilung, die eine breite internationale Diskussion ausgel0st hat 426, ist erstmals von Dworkin vorgelegt 427 und im Anschluss insbesondere von Alexy im deutschen Sprachraum fortentwickelt worden 428. Diese Differenzierung von Regeln und Prinzipien ist ursprfinglich dadurch motiviert gewesen, die Grenzen streng positivistischer Rechtsauffassungen nachzuweisen. Der Rechtspositivismus besagt, dass Recht das ist, was entsprechend der geltenden Rechtsordnung als Recht erlassen 429 und gesprochen worden ist 43~ In scharfem Kontrast zu den naturrechtlichen Gegenpositionen besteht der Rechtspositivismus a u f einer strikten Trennung der Begriffe von Recht und Moral 431. Wfihrend naturrechtliche Theorien
425 Da einer solchen komparativen (oder topologischen) Abgrenzung bereits enge Grenzen gesetzt sind, kann wie auch zuvor bereits bei den Merkmalen der Situation und der Handlungsweise (siehe nochmals oben, S. 276 Fn. 403 und S. 280 Fn. 417 der vorliegenden Arbeit) - ausgeblendet bleiben, dass als dritte Alternative eine quantitative (oder metrische) Unterscheidung von Regeln und Prinzipien zumindest bzw. nur noch theoretisch vorstellbar ist [siehe zur Unterscheidung von klassifikatorischen (qualitativen), komparativen und quantitativen Begriffskonzeptionen z. B. Buchwald (1990), S. 57 f. m. N.]. 426 Vgl. z. B. Alexy (2000), S. 31, der gleichzeitig darauf hinweist, dass die Thematik - wenn auch in anderer Terminologie - im deutschsprachigen Raum durch Wilburg und Esser bereits in den 1940er und 1950er Jahren behandelt wurde. Siehe auch Atienza/Ruiz Manero (1998), S. 1, 3. 427 Vgl. Dworkin (1990), insb. S. 54-64, 130-143. 428 Vgl. Alexy (1990), S. 21; Alexy (1994), S. 75-157; Alexy (1995), S. 177-287; Alexy (2000), S. 32-52; Alexy (2002), insb. S. 119 f. 429 Vgl. z. B. Weinberger (1992), S. 307: ,,Man versteht den Rechtspositivismus oft in dem Sinne, dab er die Lehre sei, gemfif3 welcher gt~ltige Rechtsnormen genau jene Normen sind, die in der durch die Verfassung (oder die Grundnorm) vorgeschriebenen Form kreiert wurden.". 430 Modemere Varianten eines Rechtspositivismus sind also keineswegs mit einem Gesetzespositivismus gleichzusetzen [vgl. zum Gesetzespositivismus z. B. Simon (1987), S. 211-215; Ott (1992), S. 39-45], sondem kOnnen durchaus auch Richterrecht und Gewotmheitsrecht als Recht begreifen [vgl. z. B. Kelsen (1979), S. 92: ,,Dabei ist zu beachten, dab generelle Rechtsnormen, deren Inhalt Prinzipien der Moral, Politik oder Sitte entspricht, nicht nur im Wege der Gesetzgebung, sondem auch im Wege einer durch die st~ndige Judikatur der Gerichte konstituierten Gewohnheit erzeugt werden kOnnen."]. Siehe zu den mehrdeutigen Verwendungsweisen des Ausdrucks Rechtspositivismus z. B. Hoerster (1991), S. 12. 431 Diese Trennungsthese steht im Zentrum des Rechtspositivismus [vgl. z. B. Hart (1971), S. 50; Hart (1975), S. 253; Hoerster (1991), S. 12; Ott (1992), S. 175; van Niekerk (1994), S. 160; Borowski (1998a), S. 63 Fn. 21, sowie Alexy (1990), S. 9 im Original z. T. kursiv: ,,Alle positivistischen Theorien vertreten die Trennungsthese."]. Dreier (1991), S. 96, spricht daher von der ,,Generalthese aller positivistischen Rechtstheorien". Zu-
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einen engeren Rechtsbegriff annehmen, da nur das als Recht ausgezeichnet werden daft, was mit naturrechtlichen Prinzipien vereinbar ist 432, liegt dem Rechtspositivismus ein von normariven Bewertungskriterien g~.nzlich frei gehaltener Rechtsbegriff zugrunde. Demzufolge l~isst sich u n a b h ~ g i g von moralischen Erw~igungen entscheiden, was Recht ist bzw. sein soll. Die qualitative Unterscheidung von Regeln und Prinzipien ftihrt Dworkin ein, um ,,einen allgemeinen Angriff auf den Positivismus" zu unternehmen 433. Dabei geht er davon aus, dass der Rechtspositivismus ein Rechtssystem unterstellt, das ausschlie61ich regelgebunden ist, das hei6t, sich ausschliel31ich aus Regeln zusammensetzt 434. Derartige reine Regelmodelle des Rechts entsprechen allerdings nicht der (positiven) Rechtswirklichkeit. Die dominante Sichtweise des Rechtspositivismus verstellt n~imlich den Blick daf'tir, dass es in entwickelten Rechtssystemen auch Prinzipien gibt, die far die Rechtsfindung eine zentrale Rolle spielen (k~3nnen), was die strikte Trennungsthese des Rechtspositivismus in Zweifel zieht. Die Bedeutung dieser Prinzipien weist Dworkin anhand bekannter Urteile der US-amerikanischen Rechtspraxis nach, bei denen entgegen den jeweils (positiv) geltenden Rechtsregeln unter
riickhaltender in Hinblick auf die Obereinstimmungen zwischen den Rechtspositivisten hingegen Weinberger (1992), S. 304: ,,Es ist tiberhaupt fraglich, ob es eine Klasse gemeinsamer Merkmale aller positivistischen Lehren gibt.". 432 Vgl. z. B. Dreier (1981), S. 191. 433 Dworkin (1990), S. 54. Als Zielscheibe hat er sich die besonders einflussreiche Version yon Hart (1975) ausgesucht, der brisanterweise der Vorg~ingerDworkins auf dessen Lehrstuhl in Oxford war [vgl. Ott (1992), S. 179; Alexy (1995), S. 177; Honeyball/Walter (1998), S. l] und als einer der profiliertesten Vertreter des Rechtspositivismus gilt, wenngleich Hart (1975), S. 189, einen ,,minimum content of natural law" zugesteht [vgl. zustimmend Weinberger (1992), S. 307]. Ott (1992), S. 89, Uberschreibt seine Behandlung der Theorie von Hart daher mit Mischformen des Rechtspositivismus. Dennoch ist praktisch unbestritten, dass die Konzeption von Hart typisch fiir eine rechtspositivistische Lehre der Gegenwart ist [vgl. z. B. Raz (1972), S. 824; Lyons (1977), S. 416; Simon (1987), S. 281; Weinberger (1992), S. 203; Gaffney (1996), S. 10; Honeyball~Walter (1998), S. l ]. 434 Vgl. Dworkin (1990), S. 46 f.
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B e r u f u n g a u f Prinzipien Recht gesprochen wurde435. Diese Kritik am R e c h t s p o s i t i v i s m u s wird daher auch als das ,,Prinzipienargument" bezeichnet 436. N a c h D w o r k i n unterscheiden sich ( R e c h t s - ) R e g e l n und (Rechts-)Prinzipien nicht graduell, sondern qualitativ 437. Er geht y o n einer strengen T r e n n u n g der beiden N o r m a r t e n aus 438. Regeln sind in der ,,Weise des Alles-oder-Nichts ''439 anwendbar. Sofern die A n w e n d u n g s v o r a u s setzungen einer Regel in einer b e s t i m m t e n Problemsituation vorliegen, muss die Regel befolgt, das heiBt, die P r o b l e m l 6 s u n g , die sie vorgibt, t i b e r n o m m e n w e r d e n 44~ W e n n die A nw e n d u n g s v o r a u s s e t z u n g e n hingegen nicht g e g e b e n sind, ist die Regel ungtiltig und infolgedessen ftir die betrachtete Problemstellung schlicht irrelevant 441. Bei Prinzipien handelt es sich
435 Vgl. Dworkin (1990), S. 56-58. Zu diesen Fallbeispielen z~ihlt zum einen der bertihmte Prozess Riggs gegen Palmer: Im Jahre 1889 entschied ein New Yorker Gericht in dieser Sache, dass ein Enkel nicht das VermOgen seines GroBvaters erben dtirfe, obwohl er testamentarisch als Erbe genannt war, da er den GroBvater ermordet hatte, um schneller in den Besitz der Erbschaft zu gelangen. Die Herausgabe des Erbes wurde mit Verweis auf das Prinzip verweigert, dass niemand aus dem von ihm begangenen Unrecht Vorteile ziehen d~irfe, wenngleich eine solche Ausnahme in den (positiven) Regeln des Erbrechts nicht vorgesehen war. Zum anderen wird von Dworkin die Entscheidung eines Gerichts in New Jersey aus dem Jahre 1960 in der Streitsache Henningsen gegen Bloomfield Motors, Inc. ange~hrt. Unter Berufung auf verschiedene nicht gesetzlich normierte MaBstfibe gab das Gericht dem Klager recht, sodass ihm Arzt- und andere Heilungskosten (also Personensch~iden) nach einem Unfall mit einem schadhaften Auto durch den Hersteller zu ersetzen waren, obwohl vertraglich eine Beschr~inkung der Haftung des Herstellers auf den Ersatz schadhafter Fahrzeugteile vorgesehen war, diese vertraglich vereinbarte Garantie ausdrticklich anstelle anderer Garantien, Verpflichtungen oder Haftungen des Herstellers stehen sollte und keine gtiltige Rechtsregel den Hersteller hfitte hindern kOnnen, auf Einhaltung der vertraglichen Abmachung zu bestehen. Siehe kritisch zur Interpretation dieser Ffille bereits Christie (1968), S. 660-667; Bell (1972), S. 921-943. 436 Vgl. z. B. Dechsling (1989), S. 149; Koch (1990), S. 152; Dreier (1991), S. 80, 103; Ott (1992), S. 178; Dorndorf(1995), S. 146; Alexy (2002), S. 119. Das Prinzipienargument stellt neben dem Unrechtsargument die wirkungsmfichtigste Kritik an positivistischen Rechtsauffassungen dar. 437 Dworkin (1990), S. 58, spricht wOrtlich von einem ,,logischen Unterschied", der extensiv ausgelegt auch allgemeine Eigenschaften der Struktur, der Anwendung oder der Kollision von Normen erfasst [vgl. Alexy (1995), S. 182, 185, sowie genauso Sieckmann (1990), S. 53; Sieckmann (1994b), S. 163]. Dabei mt~ssen sich nach den oben, S. 265 ff. der vorliegenden Arbeit, aufgezeigten Oberlegungen die Strukturmerkmale auf den Normkern beziehen, sofern eine korrespondierende Differenzierung ftir die Typologisierung untemehmensethischer Kodizes relevant werden soll. 438 Die behauptete Unterscheidung wird daher gleichfalls ,,starke oder strenge Trennungsthese" genannt [vgl. Alexy (1985), S. 15; Alexy (1995), S. 184, sowie Aarnio (1990), S. 180 im Original kursiv: ,,strong demarcation thesis"]. Diese Terminologie ist nicht unproblematisch, da als Trennungsthese auch die dem Rechtspositivismus inhfirente Unterscheidung der Begriffe Recht und Moral bezeichnet wird (siehe nochmals die Nachweise oben auf S. 282 in Fn. 431). Da und soweit Verwechslungen aufgrund des Kontexts ausgeschlossen scheinen, wird diese Thesenbezeichnung dennoch far die beiden unterschiedlichen Sachverhalte tibernommen, um dem eingeftihrten Sprachgebrauch Folge zu leisten. 439 Dworkin (1990), S. 5 8. 440 Siehe auch Dreier (1991), S. 84 und S. 104: ,,Regeln sind Normen, die aus Tatbestand und Rechtsfolge bestehen, und zwar derart, dab die Rechtsfolge stets Platz greift, wenn der Tatbestand er~llt ist.", sowie MacCormick (1978), S. 53 f. Herv. im Original: ,,A rule of law is general in terms, stipulating whenever a given set of operative facts occurs (p), a given legal consequence is to follow (q).". 441 Vgl. Dworkin (1990), S. 58: ,,Regeln sind in der Weise des Alles-oder-Nichts anwendbar. Wenn die Tatsachen, die eine Regel als Bedingungen festsetzt, gegeben sind, dann ist die Regel entweder galtig - in diesem Fall muB die Antwort, die sie liefert, akzeptiert werden -, oder sie ist nicht gtiltig, und dann tragt sie nichts zur Entscheidung bei.".
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demgegentiber um MaBst~ibe, deren Befolgung ,,ein Gebot der Gerechtigkeit oder FaimeB oder einer anderen moralischen Dimension ist ''442. Anders als Regeln, die den Charakter von deftnitiven Geboten haben 443, legen Prinzipien keine (rechtlichen) Konsequenzen fest, die unmittelbar eintreten, wenn die Anwendungsbedingungen der Norm gegeben sind 444. Prinzipien machen mithin nicht eine bestimmte Entscheidung notwendig, sondern sie geben vielmehr nur Grtinde an, welche die Entscheidung(sfindung) in eine bestimmte Richtung lenken 445. Prinzipien haben infolgedessen eine Dimension des Gewichts oder der Bedeutung 446, die Regeln fehlt, da und soweit sie nur entweder befolgt oder nicht befolgt werden k6nnen. Prinzipien k6nnen mit anderen Worten nicht nur entweder erf'tillt werden oder nicht, sondern stattdessen und vor allem auch mehr oder weniger erf'tillt werden. Nach Alexy ist das Kennzeichen von Prinzipien daher, dass sie Optimierungsgebote enthalten, die in unterschiedlichem MaBe erf'tillbar sind 447. Diese Unterscheidung impliziert, dass Normkonflikte grundlegend anders geartet sind, wenn entweder Regeln oder Prinzipien kollidieren 448. Da Regeln nur in der ,,Weise des Allesoder-Nichts" anwendbar sind, kann es definitionslogisch gar nicht vorkommen, dass sich zwei giJltige Regeln widersprechen, das heil3t, in einer konkreten Anwendungssituation unvereinbare Handlungsvorgaben machen 449. Sollten Regeln in einem bestimmten Kontext abweichende Konsequenzen vorschreiben, so ist der Rtickgriff auf eine andere N o r m -
oder im Falle der
Rechtsprechung auch das Ermessen des R i c h t e r s - erforderlich, u m festzulegen, welcher der
442 Dworkin (1990), S. 55. 443 Vgl. Alexy (1990), S. 21; Alexy (1995), S. 216, 238, 268; Alexy (2000), S. 32; Alexy (2002), S. 120. 444 Vgl. Dworkin (1990), S. 59. 445 Vgl. Dworkin (1990), S. 60. 446 Vgl. Dworkin (1990), S. 62. 447 Vgl. Alexy (1985), S. 19 f.; Alexy (1990), S. 21; Alexy (1994), S. 75 f.; Alexy (1995), S. 203,216, 238, 268; Alexy (2000), S. 32; Alexy (2002), S. 120. Siehe auch Wellman (1985), S. 71; Penski (1989), S. 106, 109 f.; Aarnio (1990), S. 180; Koch (1990), S. 154; Sieckmann (1990), S. 62; Dreier (1991), S. 83, 104; Stelzer (1991), S. 214, 231; Enderlein (1992), S. 87; Ott (1992), S. 181 f.; van Niekerk (1994), S. 162 Fn. 6; Sieckmann (1994a), S. 207; Sieckmann (1994b), S. 169; Dorndorf(1995), S. 139; Koch (1996), S. 17; Jansen (1997b), S. 158; Borowski (1998a), S. 67; Borowski (1998b), S. 326 f.; Stack (1998), S. 409; Zoglauer (1998), S. 140 f. 44s Alexy (1994), S. 77, benutzt daher unterschiedliche Begriffe, wenn sich entweder Regeln oder Prinzipien widersprechen, und benennt dies entweder als Regelkonflikt oder als Prinzipienkollision [vgl. auch Alexy (1995), S. 59 Fn. 31]. Da diese Terminologie nur begrenzt gebrfiuchlich ist, die grunds~itzlichen Abweichungen durch die Einteilung in Regeln und Prinzipien angezeigt sind (bzw. sein sollen), Regeln auch mit Prinzipien in Widerstreit geraten kOnnen und schlieBlich eine fihnlich einprfigsame Bezeichnung flir Kollisionen bzw. Konflikte zwischen Normen im Allgemeinen fehlt [Alexy (1994), S. 94, spricht an einer Stelle von dem ,,Begriff des Normwiderspruchs im weitesten Sinne"], die trotz der Unterschiede zwischen Regeln und Prinzipien einige generelle Gemeinsamkeiten aufweisen, wird in der vorliegenden Arbeit unterschiedslos von Kollisionen und Konflikten gesprochen. 449 Vgl. Dworkin (1990), S. 62: ,,Wenn zwei Regeln miteinander in Konflikt stehen, dann kann eine von ihnen keine gUltige Regel sein. Welche von ihnen gUltig ist und welche aufgegeben oder umgeformt werden muB, mul] durch Bezugnahme auf Erwagungen entschieden werden, die tiber die Regeln selbst hinausgehen.".
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beiden Regeln Vorrang zukommt 45~ Diese Vorzugsregelung ist nicht mit einer Gewichtung gleichzusetzen. Da Regeln nur entweder eingehalten oder nicht eingehalten werden k6nnen, machen Regelkonflikte vielmehr die Folgerung notwendig, dass nur eine der beiden vermeintlich konkurrierenden Regeln gtiltig sein darf. Soweit sich aus einer weiteren Norm 451 oder aus Erw~gungen fiber das Normensystem ergibt, dass Regel Rl vorgeht, so ist damit letztlich ein Ausnahmetatbestand Dr die Anwendung der prima facie konkurrierenden Regel R2 konstituiert. Dies bedeutet nichts anderes, als dass R2 for die gegebene Situation schlechthin keine Verbindlichkeit besitzt. In einer genauen Angabe von R2 wfirde diese Ausnahme entsprechend berticksichtigt werden. Dabei geht Dworkin so weir zu behaupten, dass es keinen theoretischen Grund daftir gibt, dass sich diese Ausnahmen nicht vollst/~ndig aufftihren lieBen. Er rfiumt jedoch gleichzeitig ein, dass diese genauen Angaben der Praktikabilit~it der Regeln nicht unbedingt dienlich sein werden 452. Prinzipienkollisionen bedeuten hingegen gerade nicht, dass eines der beiden widerstreitenden Prinzipien ungtiltig ist. Eine Bewfiltigung des Konflikts erfordert stattdessen das relative Gewicht der konkurrierenden Prinzipien zu ermitteln. Diese Bestimmung ist sehr anspruchsvoll, da sich das Gewicht nicht exakt messen 1/~sst453 und die Gewichtsurteile daher nicht selten kontrovers sein werden 454. Die Urteile sind allerdings dennoch begrtindbar und auch begrtindungsbedtirftig, sofern die Konfliktl6sung intersubjektiv nachvollziehbar und in diesem Sinne rational erfolgen soll. Dabei enthalten die Gewichtungsbegrtindungen zweckm~iBigerweise Argumente tiber die (voraussichtlichen) Konsequenzen, die sich bei unterschiedlichen Gewichtungen in der gegebenen Situation jeweils auftun. Es sind somit konkret die Gewichtungen der jeweiligen Konsequenzen, die Aufschluss dartiber geben, wie die konkurrierenden Prinzipien unter den vorliegenden Anwendungsbedingungen zu ordnen sind 455. Das Prinzip, das ftir den untersuchten Anwendungsfall aufgrund der Gewichtungsentscheidung zurtickzustellen ist, verliert damit jedoch nicht seine Gtiltigkeit 456. Aus diesem Grunde ziehen entsprechende Gewichtungen auch nicht nach sich, dass das Prinzip unvollstfindig und durch das
450 Einer Regel k6nnte danach Vorrang zukommen, wenn dies entweder durch eine andere Regel bestimmt ist oder sie durch wichtigere Prinzipien gesttRztwird [vgl. Dworkin (1990), S. 62]. 451 Diese Norm ist als derogierende zu bezeichnen, da unter Derogation die Aufhebung der Gt~ltigkeit einer anderen Norm verstanden wird. Dabei handelt es sich um unselbstfindige Normen, die nur in Beziehung auf eine andere Norm gelten [vgl. z. B. Kelsen (1979), insb. S. 84 f., und nfiher zur Derogation Bulygin/Alchourr6n (1977), S. 27-301. 452 Vgl. Dworkin (1990), S. 59. 453 Vgl. Dworkin (1990), S. 83, wonach es ~r ein Prinzip keine Formel gibt: ,,mit der sich sein Gewicht auf einer bestimmten GrOBenskalafestsetzen lfiBt.". 454 Vgl. Dworkin (1990), S. 62. 455 Siehe dazu nfiher unten, S. 324 ff. der vorliegenden Arbeit. 456 Prinzipien bleiben vielmehr ,,abstrakt gleichrangig, und zwar gleichrangig in dem Sinne, dab ein Prinzip, das in bestimmten Ffillen zurOcktreten muB, in anderen Ffillen den Vorrang haben kann." [Koch (1990), S. 153 im Original z. T. kursiv].
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Aufftihren von Ausnahmen zu qualifizieren ist, da die geringere Gewichtung die Gtiltigkeit des Prinzips nicht aufhebt und die betrachtete Anwendungssituation folglich nicht als Ausnahme des Prinzips anzusehen ist. Im Unterschied zu Regeln k/3nnen die Situationen, in denen das Prinzip geringer gewichtet wird, nicht einmal theoretisch Gegenstand einer vollst~ndigen Nennung sein. Der Versuch einer solchen Aufz~ihlung ktinne zwar das Geftihl ftir das Gewicht des Prinzips sch~irfen, wtirde aber keine genauere Angabe des Prinzips bedeuten 4s7.
(2) Das Prinzipienargument gegen den Rechtspositivismus Bevor diese Unterscheidung von Regeln und Prinzipien vertiefl sowie ihre Bedeutung ftir die Typologisierung untemehmensethischer Kodizes erl~iutert wird, sollen zun~ichst die Grundztige des so genannten Prinzipienarguments und seiner Kritik vorgestellt werden. Diese Ausf0hrungen dienen der chronistischen Vollstandigkeit und k/3nnen insofem knapp verfasst werden 458, als sich die Frage nach der Trennung zwischen Recht und Moral f'tir untemehmensethische Kodizes nicht stellt, da sie gerade moralische Normen kodifizieren sollen und sich die Moral gleichzeitig nicht nur tiber die kodifizierten Normen erstrecken kann. Die Eignung der Unterscheidung von Regeln und Prinzipien zur Charakterisierung untemehmensethischer Kodizes h~ingt daher nicht davon ab, ob das Prinzipienargument gentigend Durchschlagskrafl entfaltet, um den positivistischen Rechtsbegriff sprengen zu k~nnen. Die allgemeine Position des Rechtspositivismus l~isst sich nach D w o r k i n im Wesentlichen durch drei Kemaussagen beschreiben 459. Erstens stellt das Recht einer Gemeinschafl eine Menge von Regeln dar, die nicht nach ihrem Inhalt, sondern nach ihrer Herkunfl oder Entstehungsweise erkannt werden 46~ Gtiltige Rechtsregeln lassen sich daher mit Hilfe eines Her-
457 Vgl. Dworkin (1990), S. 60. Im Weiteren wird der Prinzipienbegriff in dem Sinne verwendet, den Dworkin (1990), S. 56, als den generischen bezeichnet. Dartiber hinaus fiihrt er die (nicht unproblematische) Unterscheidung zwischen Prinzipien irn engeren Sinne und so genannten Policies ein: Erste fi~hren G~nde fiir individuelle Rechte auf, wohingegen sich letztere auf kollektive Gtiter oder Zielsetzungen beziehen [vgl. Dworkin (1990), S. 55 und insb. S. 146, femerhin Bell (1972), S. 922; Bodenheimer (1977), S. 1152; Lyons (1977), S. 427; Alexy (1985), S. 19; Alexy (1994), S. 99, sowie kritisch zu dieser zus~itzlichen Differenzierung z. B. Bodenheimer (1977), S. 1157; Lyons (1977), S. 431; Sieckmann (1990), S. 227 f.; Alexy (1995), S. 180 Fn. 19; Borowski (1998a), S. 64 Fn. 32]. Diese inhaltliche Abgrenzung ist fiir die Zwecke der vorliegenden Untersuchung unerheblich und kann daher unbeachtet bleiben. 458 Vgi. aus den zahlreichen und reichhaltigen Beitrfigen dieser Diskussion z. B. Christie (1968), S. 654-669; Bell (1972), S. 913-948; Raz (1972), insb. S. 839-854; Kearns (1973), S. 115-132; Bodenheimer (1977), S. 1151-1170; Benditt (1978), S. 74-89; MacCormick (1978), S. 229-258; Alexy (1985), insb. S. 21 f.; Dechsling (1989), S. 149-151; Penski (1989), S. 112-114; Alexy (1990), S. 21-26; Koch (1990), S. 152-161; Sieckmann (1990), S. 172-223; Dreier (1991), S. 83-85, 103-115; Ott (1992), S. 180-186; Weinberger (1992), S. 202-220; Alexy (1995), S. 177-287; Gaffney (1996), S. 9-61; v. d. Pfordten (1996), S. 238-242; Borowski (1998a), S. 62-98, 112-114; Honeyball/Walter (1998), S. 3-24; Alexy (2002), S. 117-136. 459 Zum Folgenden Dworkin (1990), S. 46-48, sowie zusammenfassend Bell (1972), S. 912; Kearns (1973), S. 115; Lyons (1977), S. 418; Benditt (1978), S. 74; Sieckmann (1990), S. 89; Ott (1992), S. 179 f.; Alexy (1995), S. 178 f.; Gaffney (1996), S. 10 f.; Borowski (1998a), S. 63. 460 Vgl. z. B. nochmals Hart (1975), S. 95, und seine Unterscheidung prim~irerund sekund~rer Regeln.
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kunftstests ermitteln und von anderen (oder ungi~ltigen) Regeln unterscheiden 461. Z u m Zweiten nehmen Rechtspositivisten an, dass sich das Recht der Gemeinschaft in der M e n g e dieser gtiltigen Rechtsregeln erschOpft. Dabei wird durchaus zugestanden, dass nicht alle F~ille eindeutig von einer Regel erfasst werden. Bei Rechtslticken muss daher a u f Magst~ibe zurtickgegriffen werden, die fiber das Recht hinausgehen, sofern diese F~ille dennoch einer Entscheidung zugef~ihrt werden sollen 462. Drittens bedeutet eine rechtliche Verpflichtung, dass die Voraussetzungen einer gfiltigen Rechtsregel erffillt sind, die von dem Verpflichteten verlangt, etwas Bestimmtes zu tun oder zu unterlassen. Im Umkehrschluss heigt das, dass es ohne eine entsprechende Rechtsregel keine rechtliche Verpflichtung geben kann. N a c h D w o r k i n sind alle drei Thesen unzutreffend. Zun~ichst mfissen Richter in schwierigen Prozessen (so genannten hard cases) a u f Prinzipien zurfickgreifen, die sich nicht durch den positivistischen Herkunftstest identifizieren lassen 463. Diese Prinzipien begr~inden zweitens, dass Richter auch in den F~illen, die durch Rechtsregeln nicht eindeutig erfasst sind, keineswegs nach ihrem beliebigen Ermessen entscheiden k6nnen 464, sondern durch eben diese Prinzipien gebunden sind 465. Rechtliche Verpflichtungen lassen sich mit dem Rfickgriff a u f Prinzipien daher auch dann entdecken, wenn sie durch keine korrespondierende Rechtsregel vorgeschrieben sind 466.
461 Da es somit immer Tests gibt, durch die sich die Galtigkeit der Entstehung einer Rechtregel bestimmen lfisst, kann auch von einer Stammbaumtheorie der Rechtsgeltung gesprochen werden [vgl. Weinberger (1992), S. 202]. 462 Vgl. zu dieser Kernthese des Rechtspositivismus im Anschluss an Austin die Formulierung z. B. bei Dreier (1991), S. 104: ,,Wo die Abwfigung beginnt, hOrt das Recht auf." [siehe auch Borowski (1998a), S. 112 m. N.]. 463 Vgl. Dworkin (1990), S. 82: ,,Der Ursprung dieser Prinzipien als Rechtsprinzipien liegt nicht in einer bestimmten Entscheidung einer gesetzgebenden KOrperschaft oder eines Gerichts, sondem in einem Sinn far Angemessenheit, der sich im juristischen Berufsstand und in der Offentlichkeit aber Zeiten hinweg entwickelt hat."; ebd., S. 83: ,,Dennoch kOnnten wir uns keine Formal ausdenken, mit der sich testen lfigt, wieviel und welche Art yon institutioneller Statzung erforderlich ist, um ein Prinzip zu einem Rechtsprinzip zu machen"; ebd., S. 87 f.: ,,Es lfigt sich kein Test der Herkunft, der Prinzipien auf Erlasse der Legislative bezieht, formulieren, und sein [Harts, T. T.] Begriff des Gewohnheitsrechts, der selbst eine Ausnahme vom ersten Grundsatz des Positivismus ist, lfiBt sich nicht ntitzlich verwenden, wenn man diesen Grundsatz nicht ganz aufgibt.", und daher schlieBlich ebd., S. 88: ,,Ich komme daher zu dem SchluB, dab wir, wenn wir Prinzipien als Teil des Rechts behandeln, den ersten Grundsatz des Positivisten, dab sich das Recht der Gemeinschaft von anderen gesellschaftlichen Magstfiben durch einen Test in der Form einer tibergeordneten Regel unterscheiden laBt, zurtickweisen mtissen.". 464 Wie es Dworkin (1990), S. 74, f't~rdie Sichtweise des Rechtspositivismus unterstellt: ,,Die Aussage, dab der Richter, wenn ihm keine Regeln mehr zur Ver~gung stehen, Ermessen in dem Sinn hat, dab er durch keinen Magstab gebunden ist, der yon der Autoritat des Rechts herstammt, lauft auf dasselbe hinaus wie die Aussage, dab diejenigen yon Richtern ange~hrten RechtsmaBstabe, die keine Regeln sind, die Richter nicht binden.". Siehe auch Bell (1972), S. 923: ,,This matter of discretion is the primary reason for Dworkin's discomfort with the model of rules and the motive for his alternative model.". 465 Vgl. Dworkin (1990), S. 89: ,,Sobald wir ... Prinzipien als Bestandteil des Rechts behandeln, entsteht die MOglichkeit, dab eine rechtliche Verpflichtung ebensogut durch eine Konstellation yon Prinzipien wie durch eine bestehende Regel auferlegt werden kOnnte.". 466 Vgl. Dworkin (1990), S. 144: ,,Auch in schwierigen Fallen bleibt es Pflicht des Richters, herauszufinden, welches die Rechte der beiden Seiten sind, und nicht rtickwirkend neue Rechte zu erfinden.".
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Dass die Rechtswirklichkeit keinem reinen Regelmodell entspricht, wird auch von Rechtspositivisten zumindest heute nicht mehr bestritten 467. Ebenso wenig muss noch zur Debatte stehen, dass im Recht auch moralische Kategorien eine Rolle spielen, nachdem moralische Prinzipien (nicht nur verfassungs)rechtlich kodifiziert und zu positivem Recht gemacht wurden 468. Zur emsthaften Einsch~itzung der Stichhaltigkeit der vorgetragenen Kritik am Rechtspositivismus k o m m t es daher nicht darauf an, ob bei der Rechtsfindung auch Prinzipien und moralische Erw~igungen berticksichtigt werden. Den Kern der Auseinandersetzung markiert vielmehr die Frage, ob es tats~ichlich femerhin Prinzipien gibt, die sich nicht durch den positiven Herkunftstest ermitteln lassen und dennoch ftir die Rechtsprechung verbindlich sind. Da inzwischen eine Reihe sehr genereller Rechtsnormen mit ausdrticklich moralischen Beztigen erlassen worden ist, bei denen es sich ganz zweifelsfrei um positives Recht handelt, weil sie in kodifizierter Form vorliegen, ist diese Frage praktisch insoweit ~iuBerst schwierig zu beantworten, als diese (oft generalklauselartigen) N o r m e n in der Folge die Urteilsfindung ftir prinzipielle und moralische Erw~igungen 6ffnen 469. Nach dieser Zuspitzung scheint die zu kl~irende Problematik eher akademischer Natur zu sein. Die konkurrierenden Lehren geben beide zu, dass im kodifizierten Recht Lticken bestehen, welche durch Abw~igungen geschlossen werden mtissen, die tiber das kodifizierte Recht hinausgehen 47~ Der Rechtspositivist sieht dabei das Ermessen des Richters zwar durch die Abstraktion und die Interpretation positiver Rechtsnormen begrenzt, betont aber dennoch das letztlich dezisionistische Element, das bei der Bew~iltigung derart schwieriger F~ille unvermeidbar sei 471. Ftir den naturrechtlichen Essentialismus D w o r k i n s hingegen sind diese Entscheidungen ebenfalls keineswegs durch das positive Recht vorbestimmt, wohl aber durch (Rechts-)Prinzipien, an die der Richter gebunden ist und auf deren Grundlage er seine Entscheidung entdeckt und nicht erfindet 472.
467 Umgekehrt r~iumt wiederum auch Dworkin (1990), S. 63, ein, dass es keineswegs ausgeschlossen sein muss, dass Prinzipien in Gesetzen kodifiziert sind [vgl. auch Dreier (1991), S. 106], wenn er darauf hinweist, dass der Oberste Gerichtshof der USA entscheiden musste, ob der erste Paragraph des Sherman Act als Regel oder als Prinzip zu behandeln ist [dazu auch S. 310 der vorliegenden Arbeit; vgl. ferner Koch (1990), S. 156, sowie Ott (1992), S. 182]. 468 Vgl. z. B. Dreier (1981), S. 76; Alexy (1985), S. 21; Alexy (1990), S. 22; Koch (1990), S. 161; Dreier (1991), S. 104 f., 107; v. d. Pfordten (1996), S. 240; Wellmer (1999), S. 115; Alexy (2002), S. 121. 469 Vgl. auch Weinberger (1992), S. 205, sowie Ott (1992), S. 183 im Original z. T. kursiv: ,,Prinzipien lassen sich nicht nur direkt in positivierten Rechtsvorschriften oder in der Gestalt von rationes decidendi in Prtijudizien nachweisen, sondern haufig auch indirekt durch Abstraktionen aus positiven Rechtsnormen und Prajudizien". Unter einem Pr~ijudiz versteht man eine Entscheidung in einem konkreten Fall, die bei sp~iteren Rechtsstreitigkeiten ais Muster herangezogen wird. Dabei bezeichnet man die relevanten Bestandteile des Pr/ijudizes als die ,ratio decidendi', wohingegen die nicht relevanten Bestandteile die ,obiter dicta' sind [vgl. Peczenik (1983), S. 66 f.]. 470 Siehe zu diesen Gemeinsarnkeiten z. B. auch Kearns (1973), S. ! 16. 471 Vgl. z. B. Weinberger (1992), S. 220: ,,Der Positivist vermeidet aber die Fiktion, dab keine Dezisionsmomente in die Entscheidung eintreten, das heifSt, er gibt sich nicht der Illusion hin, dab die juristische Entscheidung in der Tat rein deklaratorisch sei.". 9472 Siehe auch Dreier (1991), S. 113: ,,Die positivistische Strategie besagt, dab der Richter im Vagheitsbereich des positiven Rechts zur moralischen Eigenwertung erm~ichtigt sei. Die prinzipientheoretische Strategie be-
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Es w ~ e
m e h r als ein nur akademischer Unterschied, w e n n diese Abw~igung nach der
rechtspositivistischen Sichtweise tats~ichlich lediglich eine Frage der Moralit~it des Richters w~e473. Der Richter ist j e d o c h in j e d e m Falle e i n e m B e g r t i n d u n g s z w a n g seiner E n t s c h e i d u n g ausgesetzt, u m den Betroffenen und der interessierten Offentlichkeit die m e t h o d i s c h e Korrektheit und damit die Akzeptabilit~it seiner Urteilsfindung daher-
darzulegen474. Im Ergebnis
werden
Unabh~ngig von Streitigkeiten tiber die A n g e m e s s e n h e i t und Vorzugswtirdigkeit der
h i n z u g e z o g e n e n Normen, die innerhalb der beiden Lager im Einzelfall j e w e i l s grOBer ausfallen kOnnen als lagertibergreifend - nicht nur in w e i t e m MaBe der Sache nach dieselben Prinzipien V e r w e n d u n g finden, sondern sogar die B e m t i h u n g e n ganz ~ihnlich sein, ihre R e l e v a n z for den zu kl~irenden Sachverhalt aufzuzeigen 475. Der A n g r i f f a u f den R e c h t s p o s i t i v i s m u s kann z u s a m m e n g e f a s s t nur dann erfolgreich sein, w e n n sich die T r e n n u n g z w i s c h e n Recht und Moral begriffiich nicht aufrecht erhalten l/isst. Daftir gilt es n a c h z u w e i s e n , dass der (in schwierigen F~illen n o t w e n d i g e ) Rtickgriff a u f Prinzipien aus W e r t u n g e n folgt, die keine bloBen R e c h t s w e r t u n g e n des positiven Rechts sind 476, sondern tiber das positive Recht hinausgehen, grundsfitzlich moralischer Natur sind und dennoch rechtliche Verpflichtungen begrtinden kOnnen.
sagt, dab er auch in diesem Bereich, jedenfalls weitgehend, rechtlich, ntimlich durch rechtlich geltende Prinzipien, gebunden sei.". Dabei geht die Prinzipientheorie nach Dworkin (1990), S. 448, so weit, dass es auch in schwierigen Ffillen ,,eine einzig richtige Antwort auf komplexe Fragen des Rechts und der politischen Moral" gebe, obwohl es gleichzeitig mOglich sei, dass tiber die Richtigkeit der LOsung zwischen den streitenden Parteien keine verntinftige Einigkeit erzielt werden kann oder der Richter - beispielsweise aufgrund menschlicher Imtimer - eine unzutreffende Entscheidung trifft. 473 So der Vorwurf von Dworkin (1990), S. 75: ,,Es gentigt nicht zu sagen, dab das Gericht ... nur ))moralisch~ verpflichtet ist, bestimmte Prinzipien zu berOcksichtigen". Siehe zur mangelnden Verbindlichkeit z. B. auch Kelsen (1979), S. 94 im Original z. Y. gesperrt: ,,Die Prinzipien der Moral, Politik und Sitte, die das rechterzeugende Individuum in seiner Funktion beeinflussen, sind - neben anderen Faktoren - Motive des Gesetzgebers, Richters oder des Verwaltungsorgans, und diese Motive sind - gem~iB positiven Rechts - rechtlich nicht verbindlich.", sowie indes relativierend zum Ermessen des Richters Kelsen (1979), S. 181: ,,Aber auch wenn das positive Recht die Richter erm~ichtigt, nach Gerechtigkeit zu entscheiden, erfolgt die richterliche Entscheidung - weil erm~ichtigt durch das geltende positive Recht - in Anwendung dieses Rechts". 474 Vgl. fihnlich Dreier (1991), S. 114. Nach Weinberger (1992), S. 514, gilt daher, ,,dab nur akzeptierte Prinzipien Argumente for die Entscheidung von hard cases sind. Wenn der Richter oder ein anderer Entscheidungstr~iger aufgrund von Prinzipien entscheidet, muB er nachweisen, dab diese Prinzipien im betreffenden Normensystem gelten, oder wenigstens, dab er selbst im Rahmen des gegebenen Rechtssystems erm~ichtigt ist, neue Prinzipien festzusetzen.". 475 Zwar besteht Dworkin (1990), S. 76, darauf, dass es keinen lackmusartigen Herkunftstest ~r Prinzipien gebe; er r~iumt jedoch ein, dass die Relevanz und das Gewicht eines Prinzips dadurch begrtindet wird, ,,dab wir uns auf ein Amalgam der Praxis und anderer Prinzipien berufen, in dem die Implikationen der Geschichte der Gesetzgebung und Rechtsprechung zusammen mit Bezugnahmen auf die Praxis und Vereinbarungen der Gemeinschaft eine Rolle spielen.". 476 So auch v. d. Pfordten (1996), S. 239.
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(3) R e c h t s t h e o r e t i s c h e K r i t i k Der Streit zwischen Naturrechtlern und Rechtspositivisten tiber den angemessenen Rechtsbegriff besteht als eine der zentralen Debatten der Rechtsphilosophie (und angrenzender Disziplinen) fort 477, wenngleich die zuletzt genannten Begrtindungserfordemisse in der Rechtspraxis Ann~iherungstendenzen bewirken 478. Ftir die Notwendigkeit einer heute vor allem vernunfirechtlichen Qualifizierung sprechen mit dem knapp skizzierten Prinzipienargument, dem verwandten Richtigkeits- wie auch dem Unrechtsargument durchaus gute Grtinde, die allerdings ebenso mit starken Zweifeln in Frage gestellt werden kOnnen. Im Weiteren sollen weder diese Debatte im Allgemeinen noch das Ftir und Wider des Prinzipienarguments im Detail ausgebreitet werden. Die Beitr~ige des rechtstheoretischen Diskurses interessieren for den Fortgang der Abhandlung nur insoweit, als sie sich auf die v o r g e n o m m e n e Unterscheidung von Regeln und Prinzipien beziehen und nicht nur durch Beztige zum Rechtssystem entwickelt werden 479. Sofem hingegen eine Unterscheidung der beiden Normarten logisch nicht m6glich w~re und sie lediglich eine rechtspolitische Praxis wiedergeben wiirde 48~ w ~ e die Abgrenzung von Regeln und Prinzipien aufzugeben. Die relevanten Kritiken lassen sich danach ordnen, ob sie die Unterscheidung von Regeln und Prinzipien, die Kategorialit~it oder aber die Begrtindung dieser Unterscheidung in Zweifel ziehen. So kSnnte entgegen der strengen Trennungsthese zum einen in Abrede gestellt werden, dass sich Regeln und Prinzipien tiberhaupt unterscheiden lassen, da zwischen diesen Normen, ihrer Struktur und ihrer A n w e n d u n g kein logischer Unterschied bestehe 481. Zur Sttitzung einer solchen lJbereinstimmungsthese reicht es nicht aus, auf Gemeinsamkeiten und
477 Vgl. z. B. Dreier (1991), S. 108: ,,Der Begriff des Rechts ist ein Dauerthema der Rechtstheorie wie der Rechtsphilosophie und der Rechtssoziologie. Eine Einigung tiber ihn ist noch nicht erzielt und nicht in Sicht.". 478 So auch Weinberger (1992), S. 299 im Original z. T. kursiv, wonach nicht nut eklektische Kompromisse zwischen den Lehren dutch zwei Momente bedingt sind: ,,1. die Problemsituation in der Jurisprudenz stellt alle Forscher vor die gleichen Aufgaben und Probleme, so dab die Gesichtspunkte der gegnerischen Positionen betrachtet werden mtissen, wenn man den Phiinomenen und der Aufgabe gerecht werden will; 2. wird die Streitfrage dadurch in ein anderes Licht gestellt, dab das Begrtindungs- und Argumentationsproblem in den Mittelpunkt des Interesses gestellt wird, wodurch eine Perspektive entsteht, in der man mit dem bioBen Bekenntnis zum Positivismus oder Naturrecht nicht weiterkommt.". 479 So ist es fiir den Gegenstand der vorliegenden Untersuchung unbedeutsam, ob die Bindung an nicht kodifizierte Prinzipien einer moralischen oder rechtlichen Verpflichtung folgt und welcher rechtliche Status dem Ermessen in schwierigen Anwendungsf~illen des Rechts zukommt. Die bier betrachteten Prinzipien iiegen notwendigerweise in kodifizierter Form vor. AuBerdem wird kein Unternehmenskodex einen derart weitgehenden Normierungsanspruch erheben, dass sich samtliche Entscheidungsprobleme moralischer Qualit~it, die sich im Unternehmen auftun, mittels der kodifizierten Normen einer eindeutigen L~sung zufiihren lassen. Ein solcher Anspruch ist bereits deshalb auszuschlieBen, da das Unternehmensgeschehen nicht lediglich dutch individuelle Leitlinien eine exklusive Normierung erf'~ihrt, sondern weiteren Regulierungen insbesondere auch dutch das Recht ausgesetzt ist. 4g0 Vgl. zu einer solchen Auffassung z. B. Raz (1972), S. 834: ,,The different treatment of legal rules and principles in cases of conflict is not entailed by their logical differences but is a result of a legal policy.". 481 Nach Alexy (1995), S. 184, markiert diese Position die ,,Obereinstimmungsthese".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
)khnlichkeiten zwischen Regeln und Prinzipien hinzuweisen, da diese durch eine logische Trennung keineswegs ausgeschlossen werden 482. Eine Reihe bedeutsamer Ubereinstimmungen zwischen Regeln und Prinzipien wird im Gegenteil sogar ausdrticklich zuerkannt, wenn beide unter dem Normbegriff subsumiert werden und daher die generellen Normeigenschaften teilen mtissen. Vielmehr w/are zu zeigen, dass s/amtliche Trennungskriterien tats/achlich ungeeignet sind, um eine logische Unterscheidung von Regeln und Prinzipien zu begrtinden, da sie lediglich Eigenschaften beschreiben, die im Einzelfall sowohl Regeln als auch Prinzipien unterschiedslos aufweisen k~nnten483. Kritiken der zweiten Gruppe gehen nicht ganz so weit. Danach wird zwar zugestanden, dass sich Regeln und Prinzipien unterscheiden. Im Gegensatz zur strengen Trennungsthese wird jedoch behauptet, dass es sich dabei nicht um einen kategoriellen, sondem um einen nur graduellen Unterschied handle 484. Diese Einw/ande zielen demnach ebenso auf das Kriterium, das die Einteilung in Regeln und Prinzipien bestimmt. Zwar gebe es Kriterien, mit denen sich Regeln und Prinzipien dem Grade nach unterscheiden lassen, die e s - anders g e w e n d e t - erlauben, im Vergleich mehr regel- und eher prinzipienhafte Normen zu identifizieren. Es wird jedoch bestritten, dass ein Kriterium eine qualitative Einteilung erm6glicht, nach der eindeutig bestimmbar ist, ob es sich bei einer Norm um eine Regel oder ein Prinzip handelt 485. Um beurteilen zu k6nnen, ob die strenge Trennungsthese aufrecht erhalten werden kann, ist daher sinnvollerweise zu kl/aren, inwieweit die Art der vorgenommenen Kategorienbildung geeignet ist, um eine strikte Trennung zwischen Regeln und Prinzipien zu begrianden. Kritiken der ersten beiden Gruppen miJssen sich demgemaB mit der Art der qualitativen Klassenbildung und dem daraus resultierenden Verstandnis von Regeln und Prinzipien auseinandersetzen, sofem sie die vorgeschlagene kategorielle Differenzierung widerlegen und nicht lediglich alternative Begriffsfassungen vorlegen wollen 486. Sollte eine solche qualitative Unterscheidung m6glich sein, w/aren nur noch Zweckm/aBigkeitstiberlegungen ins Feld zu ffihren, um den
482 Siehe auch Gaffney (1996), S. 43: ,,By calling the distinction ,logical', it would appear that Dworkin is suggesting that principles are - at least in some important way - not really different from rules.". 483 Nach der Obereinstimmungsthese mt~ssten mit anderen Worten samtliche logischen Eigenschaften der einen Klasse von Normen auch bei der anderen Normart auftreten kOnnen [vgl. dazu Sieckmann (1990), S. 53; Alexy (1995), S. 184; Borowski (1998a), S. 61]. 484 Diese Altemative zur strengen Trennungsthese kann als schwache Trennungsthese bezeichnet werden [vgl. Alexy (1985), S. 15; Alexy (1995), S. 184, sowie Aarnio (1990), S. 180 im Original kursiv: ,,weak demarcation thesis"]. Siehe z. B. Benditt (1978), S. 75: ,,The distinction between rules and principles may not be as sharp as Dworkin suggests; the difference may be one of degree and not of kind.". 485 Hierunter ist mithin die bereits genannte Auffassung zu subsumieren, dass die Unterscheidung von Regeln und Prinzipien nach dem Grade ihrer Generalit~t erfolgen sollte [siehe dazu auch nochmals die oben auf S. 281 in Fn. 424 aufge~hrten Nachweise]. 486 Die Er6rterungen von Sieckmann (1990), S. 61 f., decken auf, dass dennoch einige Kritiken die UnmOglichkeit der strengen Trennungsthese lediglich voraussetzen, keineswegs jedoch nachweisen, indem ein alternatives Verst~ndnis von Regeln und Prinzipien pr/asupponiert, nicht aber seine Notwendigkeit oder Vorzugswtirdigkeit ausgezeichnet wird.
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Verzicht auf eine kategorielle Trennung von Regeln und Prinzipien zu rechtfertigen. So k/Snnte ftir die Zwecke der vorliegenden Untersuchung zum einen die Relevanz der strengen Trennungsthese bezweifelt werden, falls in den Kodizes der Untemehmenspraxis regelma6ig nur eine der unterschiedenen Normarten vork~ime oder die strenge Trennung von Regeln und Prinzipien ftir die Verhaltenswirkung der Normen unerheblich w~e. Zum anderen kOnnen Praktikabilit~itserw~igungen der Nutzung einer entsprechenden Kategorisierung entgegenstehen, soweit sich Regeln und Prinzipien nicht mittels eines einfachen Kriteriums, sondern lediglich auf sehr komplizierte Weise qualitativ unterscheiden lie6en487. Der Inhalt unternehmensethischer Kodizes sind Normen moralischer Qualit/at. Damit die Abgrenzung von Regeln und Prinzipien ftir die Untersuchung unternehmensethischer Kodizes nutzbar gemacht werden kann, mtissen sowohl Prinzipien als auch Regeln als Normen unternehmensethischer Kodizes in Frage kommen dtirfen. Dies impliziert zum einen, dass die Trennung zwischen den beiden Normarten nicht darauf basieren kann, dass nur Regeln, nicht aber Prinzipien in kodifizierter Form vorliegen. Zum Zweiten mtissen nicht lediglich Prinzipien, sondern desgleichen Regeln tiber moralische Qualit~it verftigen k~nnen. Das Prinzipienargument gegen den Rechtspositivismus hat zwar hervorzuheben, dass in Rechtssystemen Prinzipien ftir die Urteilsfindung relevant werden kOnnen, die nicht zum positiven Recht z~ihlen und moralischer Natur sind, da es andernfalls nicht gelingen k/Snnen wtirde, den positivistischen Rechtsbegriff zu sprengen und die als notwendig erachteten Verbindungen zwischen Recht und Moral aufzuzeigen. Mit dieser f'tir den Gang der Argumentation gegen den Rechtspositivismus erforderlichen Einengung geht allerdings keineswegs einher, dass die Kategorisierung von Regeln und Prinzipien der Unterscheidung kodifiziert/nicht kodifiziert bzw. rechtlich/moralisch folgen muss 488. Eine entsprechend begrtindete Kritik der Trennungsthese l~iuft dementsprechend ins Leere 489. So ist erstens bereits festgestellt worden, dass Prinzipien durch das positive Recht inkorporiert sein k/3nnen und inkorporiert sind 49~ 487 Eine zu komplexe Trennungsbegrtindunggeht au6erdem mit dem Nachteil einher, dass die intuitive Plausibilitat der Unterscheidung von Regeln und Prinzipien schwindet [siehe zu diesem Argument Borowski (1998a), S. 89]. 48s Um die Unterscheidung von Regeln und Prinzipien ftir die Typologisierung unternehmensethischer Kodizes nutzbar zu machen, mtissen und k6nnen diese beiden Kategorisierungsmerkmale simultan widerlegt werden. Dies ist - wie sogleich deutlich wird - auf ganzlich unkontroverse Weise zu bewerkstelligen, sodass die Problematisierung ausgespart bleiben kann, dass diese zwei Kategorisierungsschemata mitunter gegeneinander man0vriert worden sind, um das Prinzipienargument (in dieser Hinsicht wenig tiberzeugend) zu erschtittern, soweit entweder moralische Prinzipien doch kodifiziert sein oder positive Regeln des Rechts moralische Qualit~itbesitzen k0nnten. 489 Vgl. z. B. den unzutreffenden Schluss yon v. d. Pfordten (1996), S. 241, dass die unterschiedlichen Normarten entweder mit Moral- oder mit Rechtsnormen zu identifizieren seien. Ganz entgegen einer solchen Codierung moralisch/rechtlich entziehen sich Prinzipien bei der Argumentation gegen den Rechtspositivismus gerade einer Einordnung als Moral- oder Rechtsnormen [siehe auch Koch (1990), S. 152]. 49o Diese MOglichkeit ist bereits yon Dworkin keineswegs ausgeschlossen worden [vgl. nochmals Dworkin (1990), S. 63, au6erdem die Hinweise bei Dreier (1981), S. 76; Alexy (1985), S. 21; Alexy (1990), S. 22; Koch (1990), S. 161; Dreier (1991), S. 104 f., 107; v. d. Pfordten (1996), S. 240; Wellmer (1999), S. l l5; Alexy (2002), S. 121].
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Darfiber hinaus sind keine Grfinde erkennbar, warum unternehmerische Grundsatzdokumente keine Normen kodifizieren k6nnen sollen, die Prinzipien entsprechen, da den logischen Eigenschaften, die Prinzipien zukommen sollen, nicht entgegensteht, dass Normen dieser Art in schriftlicher Form vorliegen. Zum Zweiten ist in der Moraltheorie eine lange Reihe bekannter Beispiele genannt worden, die bekunden, dass moralische Normen durchaus den Charakter von Regeln haben kOnnen 491. Dabei mag es zutreffen, dass sich eine umfassende Moralkonzeption nicht nur aus Regeln konstituieren kann 492. Dies verwehrt allerdings dennoch nicht, dass unternehmensethische Kodizes Normen des Regeltyps enthalten und bestimmte Kodizes im Extrem sogar gfinzlich aus Regeln bestehen. Gegen eine Reduzierung auf die logischen Grundzfige der Unterscheidung von Regeln und Prinzipien kOnnte vorgebracht werden, dass D w o r k i n selbst eine weitere Lesart der Trennungsthese nahe zu legen scheint, die demnach nicht nur logisch zu verstehen ist, sondern daneben normative Zfige aufweist 493, wenn Prinzipien als Mal3st~.be eingeffihrt werden, die es aus Erw~.gungen der Gerechtigkeit, Fairness oder einer anderen moralischen Dimensionen zu befolgen gilt 494. Zur Typologisierung unternehmensethischer Kodizes ist eine solche Abgrenzung aus den bereits genannten Grfinden offenkundig ungeeignet. Dessen ungeachtet scheint dieses normative Trennungsargument ohnehin wenig konsistent, da D w o r k i n an anderer Stelle wiederum konzediert, dass moralische Normen unter Umstfinden auch regelhaft sein m6gen 495. Sofern die Moralit~.t einer Norm demgemfil3 zunfichst beide Kategorisierungen zul~.sst, w~.ren folglich weitere Qualifizierungen erforderlich, um eine normativ begrt~ndete Unterscheidung von Regeln und Prinzipien vornehmen zu k6nnen. Augerdem bliebe zu klfiren, ob Prinzipien nicht ebenso auf3ermoralischer Natur sein k6nnen 496 und wie ansonsten der defini-
491 Vgl. z. B. v. d. Pfordten (1996), S. 241: ,,Es kann selbstverstandlich auch Moralnormen bzw. Ethiknormen geben, die strikt gebieten, wie dies Kant etwa mr das Gebot der Liege annahm.", ferner Lyons (1977), S. 423: ,,normative standards need not have the logical properties of principles.", sowie Wellman (1985), S. 70: ,,the moral law includes moral principles as well as moral rules.". 492 Vgl. z. B. Gert (1983), S. 179: ,,Die Moral besteht nicht nur aus Regeln". 493 So auch Lyons (1977), S. 422 f.: ,,Dworkin actually gives two accounts of principles: One is the logical account mentioned above: principles are standards that guide, but may not determine, legal decisions. Another is a normative account: principles (in the sense used in Dworkin's critique of positivism) include both statements of social goals and requirements )~ofjustice or fairness or some other dimension ofmorality.~r Normative Aspekte spielen dar~ber hinaus nicht nur mr die Unterscheidung von Regeln und Prinzipien eine Rolle. Sie liegen weiterhin dem Prinzipienargument insgesamt zugrunde, da dessen Kritik am Rechtspositivismus nicht lediglich deskritiptiv mittels empirischer Fakten der Rechtspraxis untermauert, sondern auch normativ gerechtfertigt wird [vgl. z. B. Gaffney (1996), insb. S. 13, sowie Dworkin (1990), S. 209: ,,Die These der Rechte hat zwei Aspekte. lhr deskriptiver Aspekt erklfirt die gegenwfirtige Struktur der Institution der richterlichen Entscheidung. Ihr normativer Aspekt gibt eine politische Rechtfertigung mr diese Struktur."]. 494 Vgl. Dworkin (1990), S. 55. 495 Vgl. Dworkin (1990), S. 133, der in seiner Replik aufRaz (1972) zwar zunachst die ,,Moral als eine Sache von Prinzipien und nicht von Regeln" ansieht, dann aber durchaus zugesteht, dass eine Person ihr Verhalten an eine moralische Norm in der Form einer Regel binden k6nne. 496 So die Auffassung yon Lyons (1977), S. 423: ,,Standards with the logical properties of principles need not be normative standards", sowie Gaffney (1996), S. 50, der zwei Kategorien von Prinzipien unterscheidet, bei de-
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torische Ausschluss dieser M6glichkeit zu rechtfertigen ist. Da ftir die Zwecke der vorliegenden Untersuchung der moralische Status der kodifizierten Normen nicht als Unterscheidungskriterium Verwendung finden kann, mfissen und werden diese Fragen nicht behandelt werden. Die Trennung zwischen Regeln und Prinzipien soll demzufolge nicht die moralische Codierung betreffen, sondem muss aus logischen Eigenschaflen der Normen resultieren.
b" Vertiefende Kennzeichnung der logischen Unterscheidung (1) Reichweite einer logischen Unterscheidung Die logische Unterscheidung zwischen Regeln und Prinzipien ist in einem extensiveren Umfang zu verstehen. Sie umfasst die Struktur, Anwendung und Kollision der Normen 497. Dabei ist einschr~inkend anzumerken, dass sich nicht immer streng lokalisieren l~isst, ob ein unterscheidendes Merkmal als strukturell, anwendungs- oder kollisionsbezogen zu bezeichnen ist. Ftir die Analyse kommt erschwerend hinzu, d a s s e s logisch keineswegs notwendig sein muss, dass Abweichungen beim Kollisionsverhalten oder unterschiedliche Arten der Anwendung ihren Ursprung in strukturellen Differenzen der beiden Normarten haben498. Dies bedeutet umgekehrt, dass Unterschiede zwischen den Normarten, die in Hinblick auf ihre Anwendung oder die Handhabung von Konflikten behauptet werden, nicht bereits dann widerlegt sind, wenn sich die vermeintlich zugrunde liegenden Struktumnterschiede als nicht haltbar erweisen 499. Zur qualitativen Unterscheidung von Regeln und Prinzipien reicht es vielmehr aus, dass eine Trennung aufgrund unterschiedlicher Arten ihrer Anwendung oder ihres Kollisionsverhaltens eindeutig m6glich ist. Zu beachten ist indes, dass eine stmktumeutrale Differenzierung von Regeln und Prinzipien zwar zul~issig ist. Sofem sich der Prinzipien- oder Regelcharakter allerdings nicht gmnds~itzlich an der Norm selbst ablesen l~isst, stellt sich die Frage, woran (im Vorhinein) festzumachen ist, ob die Anwendung oder das Kollisionsverhalten einer bestimmten Norm regeloder prinzipienhafl ausgestaltet werden soil. Dem Normadressaten muss der Status der Ftir ihn relevanten und unter Umst~inden konkurrierenden Normen ersichtlich sein, damit die Unter-
nen es sich einmal um moralische Normen und zum anderen um eher formale Normen zur Interpretation und Auslegung von Streitfallen handelt. 497 Vgl. nochmals Sieckmann (1990), S. 53; Sieckmann (1994b), S. 163; Alexy (1995), S. 182, 185. 498 Vgl. z. B. Giinther (1988), S. 270-276, wonach die Unterscheidung zwischen Regeln und Prinzipien keine Unterscheidung yon zwei Arten von Normen, sondern yon zwei Arten der Anwendung von Normen sei. ,,DAB bestimmte Normen Angemessenheitsargumentationenverlangen, >zeigt< sich ja erst in Anwendungssituationen. Die Forderung, eine Norm relativ zu den tatsachlichen und normativen (rechtlichen) MOglichkeiten in einer Situation anzuwenden, kOnnen wir aber anjede Norm richten. Es hangt nicht vonder Norm selbst ab, ob wir sie ohne oder mit Rticksicht auf die besonderen Umst~inde einer Situation [d. h.: ais Regel oder als Prinzip, T. T.] anwenden." [Ganther (1988), S. 270 Herv. im Original]. 499 So hat bereits Dworkin (1990), S. 62, eingeraumt: ,,Ob ein MaBstab eine Regel oder ein Prinzip ist, geht nicht immer aus seiner Form hervor.". Siehe dazu auch Gaffney (1996), S. 47, und zumindest in dieser Hinsicht tibereinstimmend Raz (1972), S. 828: ,,not everything which looks like a legal principle is a legal principle".
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scheidung von Regeln und Prinzipien tatsfichlich eine Verhaltenswirkung entfalten kann und Normen nicht nach Belieben entweder als Regel oder als Prinzip behandelt werden. In einem Untemehmenskodex k6nnte die jeweilige Normart schrifllich kenntlich gemacht sein, sodass den Kodexadressaten eindeutig bekannt ist, ob es sich bei einer Norm um eine Regel oder ein Prinzip handelt 5~176 Es kann daher theoretisch nicht ausgeschlossen werden, dass eine strukturneutrale Unterscheidung durchaus praktikabel und ftir die Gestaltung unternehmensethischer Kodizes nutzbar ist. Gleichwohl daft vermutet werden, dass es ftir die Effektivit~it kodifizierter Normen eher hinderlich ist, wenn sich ihre Wirkungsweise nicht aus der Formulierung der Norm erschliel3en l~isst, sondern erst nach Konsultation erg~inzender Zusatze tiber ihren jeweiligen Status. Unabh~ingig davon hilfl es ftir die Typologisierung bestehender Ethik-Kodizes wenig, dass es theoretisch m6glich w~ire, gesondert zu kennzeichnen, ob es sich bei den kodifizierten Normen um Prinzipien oder Regeln handelt. Sofern die Unterscheidung von Regeln und Prinzipien nur auf strukturneutralen Kriterien basiert, w~ire es konsequenterweise ausgeschlossen, existierende Ethik-Kodizes anhand der formalen Gestalt der Normen zu klassifizieren. Das macht eine derartige Unterscheidung nicht g~inzlich nutzlos, aber nur noch mit gr6Berem Aufwand nutzbar 5~ Vor diesem Hintergrund w~ire es zur Klassifizierung untemehmensethischer Kodizes vorteilhaft, wenn die Trennung zwischen Regeln und Prinzipien so erfolgen wtirde, dass sie bereits an der Norm selbst erkennbar ist. Ein entsprechendes Unterscheidungsmodell wfire in jedem Falle reichhaltiger, da es die Abgrenzung zwischen Regeln und Prinzipien sowohl auf der Ebene der Norm als auch auf der Ebene ihrer Anwendung bzw. ihres Kollisionsverhaltens abbildet 5~ Aus diesem Grund kann ein solches Modell zus~itzlich Aufschluss dartiber geben, warum eine bestimmte Art der Anwendung stattfindet oder ein abweichendes Kollisionsverhalten anzunehmen ist. Ein Modell, das sich bis auf die Ebene der Norm erstreckt, wtirde demgem~iB mehr behaupten. Die gr6Bere Reichweite seines Geltungsanspruchs setzt das Modell allerdings entsprechend zahlreicheren Angriffspunkten und Einw~inden aus. Dies macht deutlich, dass sich der Zuwachs an technischer St~irke des Modells lediglich dann erringen l~isst, wenn EinbuBen entweder bei seiner theoretischen Begrtindung oder seiner Einfachheit hingenommen werden 5~ Der Vorzug einer vergleichsweise einfachen Unterscheidung, die
500 So kOnnten die Normen im Kodex verschiedenen Kapiteln zugeordnet sein, deren Uberschriften (wie ,,Unsere Prinzipien" oder ,,Verhaltensregeln im Umgang mit Geschfiftspartnem") die notwendigen Referenzen unmissverstfindlich herstellen [siehe als prominentes praktisches Beispiel den AICPA Code, zit. in Duska/Duska (2003), S. 199-212, sowie die Erl~tuterungen ebd., S. 74-105]. 5ol So kOnnte eine entsprechende Einteilung zum Beispiel auf der Grundlage von Befragungen t~ber die (jeweils gebotene) Normpraxis vorgenommen werden. 502 Insofem ist der Replik von Alexy (2002), S. 123 Fn. 102, aufeinen Einwand yon G~inther (1988), S. 270-276, zuzustimmen. Siehe die gleichlaufende Argumentation bei Borowski (1998a), S. 94. 503 Nach Alexy (1995), S. 191 Fn. 69, ist eine Theorie im technischen Sinne umso stfirker, je mehr mit ihr behauptet wird. Die technische Starke mache die Theorie zwar relevanter, jedoch gleichzeitig ihre Begr~ndung schwieriger. Er empfiehlt daher, die technische Stfirke und die Stfirke der Begrt~ndung zu optimieren. Dem ist hinzuzu~gen, dass eine Theorie zwar technisch stark und dennoch sehr wohl gegen theoretische Einwendun-
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sich auf die Ebene der Norm ausdehnt, ist nach dem Vorangegangenen durchaus stoker zu gewichten 5~ Deshalb mag es unter Umstanden vertretbar sein, dass sich Regeln und Prinzipien zwar auch, aber nicht zwingend immer (bzw. nicht immer zwingend) anhand eines Kriteriums unterscheiden, das insoweit strukturbezogenen ist, als sich die damit markierte Differenz an der Norm erkennen 1/asst. Ein solcher Genauigkeitsmangel darf indes nicht so weit reichen, dass die logische Qualit~it der Trennung letztlich in Zweifel steht 5~ oder nur auf der Grundlage eines anderen Modells begrtindet werden kann. Die logische Unterscheidung muss andere Differenzierungen von Regeln und Prinzipien nicht zwangsl/~ufig ausschliel3en 5~ Sie ist beispielsweise durchaus vereinbar damit, dass es sich bei Prinzipien um G ~ n d e for Regeln und bei Regeln um G ~ n d e ~ r Handlungen bzw. konkrete Sollensurteile handele 5~ Gleichwohl ist sie keineswegs auf solche Abgrenzungen zu reduzieren. Vielmehr wird es ebenso als zul~issig erachtet, dass sich aus einem Prinzip Handlungsgrtinde ergeben oder eine Regel eine andere begrfindet 5~ Das Modell ist infolgedessen reichhaltiger, da es diese Ph~inomene einbeziehen kann, die praktisch durchaus relevant sind: Sofem Kodizes verhaltenswirksam sein sollen und Prinzipien enthalten k6nnen, erscheint es zum einen wenig z w e c k m ~ i g , wenn Prinzipien nur tiber den Umweg anderer Normen Handlungsanleitungen zu geben in der Lage w~iren. Da sich Normen generell nach der Reichweite ihres Geltungsanspruchs unterscheiden lassen, spricht zum anderen nichts dagegen, dass sich aus Normen des Regeltyps andere Normen dieses Typs ableiten lassen und mithin Regeln andere Regeln begrtinden 5~
gen weitergehend gefestigt sein kann, sofern ihrer Kompliziertheit keine Grenzen gesetzt sind. Siehe hierzu auch die ,Forschungsuhr' bei Weick (1995), S. 55, die veranschaulicht, dass Theorien unmOglich zugleich allgemein, genau und einfach sein kOnnen. Das angedeutete Optimierungsproblemmuss folglich die Zielsetzung der Einfachheit einbeziehen. 504 Siehe zum Erfordernis einer hinreichenden Einfachheit der Unterscheidung nochmals oben, S. 293 der vorliegenden Arbeit. Eine zu komplizierte Trennung hingegen ist gleichbedeutend mit Mttngeln bei der Praktikabilit/It und Anschaulichkeit. 505 Vgl. die kritische Bemerkung von Bell (1972), S. 936, wonach Klassifikationsproblemeindizieren, dass keine logische Trennung unterschiedlicher Normarten, sondern bestenfalls eine graduelle Abgrenzung innerhalb einer bestimmten Normklasse oder von Normen insgesamt vorgenommen wird. 506 Ebenso weist Neumann (2000), S. 115, darauf hin, dass zwischen verschiedenen Unterscheidungsmodellen ,,keine strikte Altemativitat" bestehen mt~sse. Wie bereits klargestellt wurde, ist es dennoch wichtig zu klaren, ,,welche Unterscheidungskriterien als abhangige, welche als unabhangige Variablen fungieren." [Neumann (2000), S. 115]. 507 Siehe zu einem solchen Unterscheidungsmodell Neumann (2000), S. 115: ,,Regeln waren dann als Normen auf der Regelungsebene (Handlungsebene), Prinzipien als Normen auf der Ebene der BegrCmdungdieser Regeln (Begrtindungs- oder Argumentationsebene) zu verstehen. Im einfachsten Fall hlitten dann lediglich Regeln unmittelbar verhaltens- und entscheidungssteuernde Funktion, w~ihrend Prinzipien normative Potenz nur auf der Begrtindungsebene entfalten wiarden.". 5og Vgl. Alexy (1994), insb. S. 91. 509 Siehe in diesem Sinne Raz (1972), S. 839: ,,Since we justify considerations which apply to a limited range of situations and actions by more general considerations", der im Anschluss allerdings zu abweichenden terminologischen Setzungen gelangt.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Der Ausgangspunkt der von Dworkin eingef'tihrten Unterscheidung ist augenscheinlich auf der Anwendungsebene angesiedelt, wenn Regeln dadurch gekennzeichnet werden, dass sie in der Weise des Alles-oder-Nichts anwendbar sind und im Falle ihrer Gtiltigkeit eine bestimmte Entscheidung notwendig machen 5~~ wohingegen Prinzipien nicht etwa eine bestimmte Entscheidung festlegen, sondem lediglich einen Grund angeben, der als ein Argument in eine bestimmten Richtung zu verstehen ist 5~. Diese Unterscheidung beinhaltet bzw. impliziert 512 nach Dworkin das abweichende Kollisionsverhalten von Regeln und Prinzipien, da ausschlieBlich Prinzipien die Dimension des Gewichts bzw. der Bedeutung haben, w/~hrend Regeln nur entweder gtiltig oder nicht gtiltig sein k6nnen 513. Z u d e m ist bereits die Unterscheidung nach der Alles-oder-Nichts-Anwendbarkeit damit verwoben 514, dass nicht ftir Prinzipien, wohl aber f'tir Regeln die A u s n a h m e n ihrer Gfiltigkeit wenigstens theoretisch vollst/~ndig aufz/~hlbar sind 515. Im Lichte der inzwischen fortgeschrittenen Debatte der Thematik ist zu zeigen, ob die Differenzierungskriterien tatsfichlich eine eindeutige Trennung von Regeln und Prinzipien erm6glichen und wie sie gegebenenfalls zu pr/~zisieren oder zu modifizieren sind, um eine solche Unterscheidung zu erreichen, die den Anforderungen des Anwendungsgegenstands gerecht wird.
510 Vgl. Dworkin (1990), S. 58. 511 Vgl. Dworkin (1990), S. 60. 512 Siehe w6rtlich Dworkin (1990), S. 61: ,,Dieser erste Unterschied zwischen Regeln und Prinzipien impliziert einen weiteren Unterschied." (ira englischen Original: ,,entails"), und dazu femerhin Bell (1972), S. 945; Gaffney (1996), S. 45; Borowski (1998a), S. 65; Honeyball/Walter (1998), S. 4. ~z3 Vgl. Dworkin (1990), S. 62. 5~4 Vgl. Alexy (1995), S. 188: ,,Die erste These der Dworkinschen Trennungsthese, die These, dab Regeln eine Alles-oder-Nichts-Angelegenheit sind, steht und f'allt mit seiner These der grunds/~tzlichen Aufzfihlbarkeit der Ausnahmen." [so auch Alexy (1985), S. 16]. Der Auffassung, dass dem somit letztlich nur ein einziges Unterscheidungskriterium zugrunde liegt, folgen auch Enderlein (1992), S. 82, und Borowski (1998a), S. 64 und S. 65: ,,Das erste Unterscheidungskriterium der Alles-oder-Nichts-Anwendbarkeit nimmt auf die M6glichkeit der vollstfindigen Aufzahlbarkeit von Ausnahmen zu Normen Bezug". Anders hingegen z. B. Kearns (1973), S. 120, der die beiden Merkmale gesondert auffiihrt. Siehe zur Problematik der Abgrenzung der yon Dworkin genannten Unterscheidungskriterien auch Borowski (1998a), S. 67, insb. Fn. 50. 515 Siehe Dworkin (1990), S. 59: ,,es besteht jedoch kein theoretischer Grund dafdr, warum man sie [die Ausnahmen der Regel, T. T.] nicht alle hinzu~gen k6nnen sollte, und je mehr hinzugeffugt werden, umso genauer ist die Angabe der Regel.".
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(2) S t r u k t u r e l l e E i g e n s e h a f t e n (a) VoUst~indige v e r s u s unvoilstiindige Aufz~ihlbarkeit d e r A u s n a h m e n Das zuletzt genannte Merkmal der vollst~.ndigen Aufz~ahlbarkeit der A u s n a h m e n 5~6 von Regeln l~isst sich a u f vergleichsweise unkompliziertem W e g e verwerfen 517. Eine genauere Betrachtung macht es zun~ichst notwendig zu unterscheiden, ob sich das Kriterium der grunds~itzlichen Aufz~ihlbarkeit lediglich auf die bislang bekannten, nicht aber sfirntliche denkbaren A u s n a h m e n bezieht 518. Sollte allerdings a n g e n o m m e n werden, dass die vollst~indige Formulierung einer Regel die Existenz aller ihrer mOglichen A u s n a h m e n voraussetzt und somit ihre gtiltigen Anwendungsf'~lle in allen m/Sglichen Welten enthalten muss, ist kein systematisches Argument erkennbar, warum diese (idealisierende) Forderung nicht genauso f'tir Prinzipien sinnvoll sein kann 519 Das Kriterium der Aufz~ihlbarkeit sollte daher zweckm/il3igerweise nur die bekannten Ausnahmen einbeziehen. Dementsprechend ist nicht mit Gewissheit auszuschliel3en, dass in der Zukunfl Situationen eintreten, in denen zus~itzliche Ausnahmetatbest~inde einer Regel angemessen erscheinen. Zwar k/Snnte die Berticksichtigung dieser sich erst zuktinflig erweisenden A u s n a h m e n definitorisch ausgeschlossen werden, indem die nachtr~igliche ,~nderung von Regeln strikt verboten wird, sodass s/imtliche Regeln tats~ichlich immer verbindlich sein sollen, solange nicht die aufgef'tihrten und bekannten Ausnahmeklauseln greifen. Obschon ein entsprechendes Regelsystem theoretisch m5glich sein mag 52~ so ist es dennoch auffallend un-
516 Siehe auch das ~ihnliche, auf die Anwendungsvoraussetzungen zielende Abgrenzungsmerkmal bei Atienza/Ruiz Manero (1998), S. 8 f.: ,,The difference is that principles present the case in open form, whereas rules present it in closed form. By this we mean that, while in rules the properties constituting the case are a finite and closed set, in principles no closed list of properties can be formulated. Not only do the properties constituting the conditions of application have a larger or smaller periphery of vagueness; those conditions are not even generically determined.". 517 Ebenso Christie (1968), S. 657: ,,this view as to the nature of rules is clearly erroneous." und S. 668: ,,One cannot exhaustively state legal rules so that the statement of the rule includes the complete statement of exceptions.". Siehe zur Oberlegenheit der Griinde, die gegen eine Akzeptanz des Kriteriums der Aufzfihlbarkeit der Ausnahmen sprechen, fernerhin Tapper (1971), S. 630 f.; Bodenheimer (1977), S. 1154 f.; Alexy (1985), S. 17; Enderlein (1992), S. 82; Alexy (1994), S. 88 f.; Alexy (1995), S. 192; Borowski (1998a), S. 65. 5is Vgl. auch Enderlein (1992), S. 93; Alexy (1995), S. 188 f., sowie mit Blick auf Rechtsnormen Alexy (1985), S. 16: ,,Unter einer vollstandigen Liste der Ausnahmen kann zweierlei verstanden werden: (1) eine Liste aller bis zu einem bestimmten Zeitpunkt durch Gesetzgebung und Rechtsprechung getroffenen Ausnahmen und (2) eine Liste, die dariiber hinaus alle Ausnahmen enthait, die in Zukunft zu treffen sein werden.". 519 Vgl. Alexy (1995), S. 189, sowie bereits Bell (1972), S. 929: ,,Now there are >>numberless imaginary cases<
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zweckm~iBig 521. Zudem l~isst sich das System nur dann konsistent aufrechterhalten, wenn die Formulierung von Regeln ohne Rfickgriff auf Prinzipien erfolgt und in der Konsequenz damit ein reines Regelsystem vorliegt, das nur Regeln und keinerlei Prinzipien enth~ilt. Als Resultat wird durch diese Abtrennung erreicht, dass sich die Ausnahmen von Regeln zwar definitionsgem~iB komplett aufz/~hlen lassen, aber gleichzeitig die Trennung von Regeln und Prinzipien praktisch fruchtlos wird 522. Sofern nicht definitorisch exkludiert wird, dass die Ausnahmeklauseln von Regeln prinzipiengebunden sind, wird das Merkmal der vollst~.ndigen Aufzfihlbarkeit ebenfalls obsolet. Prinzipiengebunde Ausnahmeklauseln bedeuten, dass die entsprechenden Regeln immer und nur dann anzuwenden sind, sofern dem nicht bestimmte Prinzipien entgegenstehen 523. Derartige Regeln, bei denen die Situationsbeschreibung auf die Gfiltigkeit eines oder mehrerer Prinzipien verweist, sind praktisch fiberaus relevant und verbreitet. Sie ffihren jedoch vor Augen, dass sich Regeln und Prinzipien ganz offensichtlich nicht danach unterscheiden, ob ihre Ausnahmetatbest~.nde vollz~ihlig aufgeffihrt werden k6nnen oder nicht. Da sich per definitionem die Ausnahmen yon Prinzipien selbst theoretisch nicht vollst~indig ermitteln lassen, sind auch ihre Anwendungsf'alle nicht aufz~ihlbar. Da diese Anwendungsf'fille jedoch die Ausnahmetatbest~inde einer Regel ausmachen k6nnen, kann es folglich vorkommen, dass sich ebenso die Ausnahmen yon Regeln nicht vollst~indig aufffihren lassen 524. Dieser Widerspruch l~isst sich auch nicht dadurch beseitigen, dass die G~ltigkeit yon Regeln nicht an bestimmte Prinzipien gebunden wird, sondern die konditionalen Voraussetzungen der Regelgfiltigkeit durch betont allgemeine Klauseln beschrieben werden 525. So k6nnte die Situationsbeschreibung vorsehen, dass die Regel nur dann angewendet werden soll, wenn nicht irgendein Prinzip etwas anderes gebietet 526. In einem solchen Fall w~iren die Ausnahmeklauseln der Regel zwar vollst~a'adig anzugeben, da die Gfiltigkeit der Regel fortbesteht, sofem sie nicht durch die konkret benannten Ausnahmeklauseln oder irgendein Prinzip aufgehoben wird. Mit einer solchen Angabe wird allerdings erneut der Unterschied zwischen Regeln und
521 Vgl. auch Alexy (1985), S. 16 Herv. im Original: ,,DABes zur Gewinnung einer rationalen Entscheidung erforderlich sein kann, neue Ausnahmeklauseln zu statuieren, ergibt sich schon aus der begrenzten menschlichen Ffihigkeit,zukt~nftigeKonstellationenzu t~berblicken.". 522 Diese letzte Konsequenz wird von Stelzer (1991), S. 215, t~bersehen oder wenigstens unzureichend gew~rdigt, wenn er eine Ehrenrettung mr die These der grundsfitzlichen Aufzfihlbarkeit der Regelausnahmen versucht. 5z3 Dies schlieBt ein, dass die Regeln nicht schlichtweg als ungOltigangesehen werden, sofem ihre Formulierung t~berhaupt Prinzipien enthfilt, wie es im Ergebnis der Funktionsweise des reinen Regelsystems entsprechen w~rde. 5z4 Vgl. Alexy (1985), S. 16 f.; Alexy (1995), S. 190; Borowski (1998a), S. 66. 525 Alexy (1985), S. 18, spricht von ,,abstrakten", Alexy (1995), S. 191, von ,,allgemeinen Vorbehaitsklauseln" einer Regel. 526 Vgl. mit Blick auf Rechtsregeln Alexy (1995), S. 190, der darauf hinweist, dass ,,den bekannten Merkmalen des Vordersatzes einer Regel Klauseln wie ))und wenn nicht nach einem Prinzip etwas anderes rechtlich geboten ist~" hinzuge~gt werden kOnnen, sowie genauso Alexy (1985), S. 18; Borowski (1998a), S. 66.
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Prinzipien aufgegeben, da sich Prinzipien auf g~inzlich gleiche Weise formulieren lassen mtissten. Das Kriterium der vollst~indigen versus unvollst/andigen Aufz~ihlbarkeit der Ausnahmen ist zusammengefasst nicht geeignet, um einen Unterschied zwischen Regeln und Prinzipien zu begrOnden.
(b) Alles-oder-Nichts-Charakter von Regeln Ftir Regeln ist nach Dworkin charakteristisch, dass sie nur in der Weise des Alles-oderNichts anwendbar sind. Sie sind entweder ungtiltig, falls ihre Ausnahmetatbest~inde vorliegen 527, oder gtiltig und k6nnen dann nur entweder befolgt oder gebrochen werden. Prinzipien hingegen k6nnen nicht lediglich entweder angewendet oder tibertreten werden. Stattdessen bieten sie die M6glichkeit, mehr oder weniger weitreichend eingehalten zu werden, und sind folglich in der Weise eines ,Mehr-oder-Weniger' erf'tillbar 528. Sie besitzen daher im Unterschied zu Regeln das Merkmal der graduellen Erftillbarkeit. Prinzipien legen nicht einfach eine bestimmte Handlungsfolge lest, sondern enthalten vielmehr Grtinde, die ftir oder gegen eine Entscheidung sprechen bzw. in eine bestimmte Richtung weisen. Diese Eigenschafl gibt Prinzipien die Dimension des Gewichts bzw. der Bedeutung, die Regeln demgegentiber nicht aufweisen. Da und soweit sich die A n w e n d u n g von Regeln und Prinzipien derart unterscheiden soll, kann die These vertreten werden, dass sich diese Differenz an der Normstruktur festmachen l~isst. Bei den einzelnen Elementen einer N o r m bzw. ihres Kerns 529 ist damit der Sache nach in erster Linie die Handlungskomponente angesprochen und nicht etwa die Situationskomponente, die tiber die Anwendungsvoraussetzungen Auskunft gibt und deshalb durch das zuvor betrachtete Kriterium der Aufz~ihlbarkeit der A u s n a h m e n erfasst wird. Damit Regeln nur entweder erftillt oder gebrochen werden k/3nnen, muss ihre Handlungskomponente definitive Gebote enthalten 53~ Eine Regel muss demgem~i6 eindeutig vorschreiben, was ftir eine Hand-
527 Diese Feststellung ist nicht dahingehend zu verstehen, dass Regeln ~r die Beurteilung eines bestimmten Sachverhaits vOllig irrelevant sind, sofern ihre Anwendungsvoraussetzungen nicht erfiillt sind, da sie dennoch in Analogie-Argumenten zur Sttitzung einer bestimmten Handlungsweise verwendet werden k0nnen. Vgl. die entsprechende Kritik von MacCormick (1978), S. 155: ,,The whole point of argument by analogy in law is that a rule can contribute to a decision on facts to which it is not directly applicable", weshalb die Formulierung yon Dworkin (1990), S. 58 Herv. T. T., zumindest missverst~indlich ist, dass eine Regel ,,nichts zur Entscheidung" beitrage, wenn ihre Anwendungsbedingungen nicht er~ilt sind [siehe zu (den Grenzen) der Zul~issigkeit von Analogie-Schltissen auch Kelsen (1979), S. 217 f., sowie zu ihrem logischen Folgerungsschema Peczenik (1989), S. 393]. Bei Analogie-Argumenten, deren Geltungsanspruch nicht lediglich intuitiv, sondern begrtindet sein soil, handelt es sich jedoch um Prinzipienargumente, die eine Entscheidung in eine bestimmte Richtung lenken [vgl. Sieckmann (1990), S. 56 Fn. 27]. 528 Siehe dazu n~iher den unmittelbar anschlie6enden Abschnitt (c), S. 305 ft. der vorliegenden Arbeit. 529 Siehe zur Eingrenzung der relevanten Unterscheidungsmerkmale der Normstruktur nochmals oben, S. 265 ft. und insb. S. 273 ff. der vorliegenden Arbeit. 530 In Obereinstimmung mit Alexy (1994), S. 76 Fn. 23; Alexy (1995), S. 238, wird der Gebotsbegriff an dieser Stelle in einem weiten Sinne gebraucht, sodass er als deontische Grundmodalit~it steht und Verbote und Er-
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lung(sweise) der Normadressat ergreifen soil, sofem die Anwendungsvoraussetzungen der Norm gegeben sind TM. Die in der Dann-Komponente der Norm enthaltene Beschreibung der Handlungsweise h ist mit anderen Worten so ausgestaltet, dass auf dieser Grundlage f'tir eine konkrete Handlung x 532 nur entschieden werden kann (oder zumindest: werden s011533), ob sie mit den beschriebenen Anforderungen tibereinstimmt oder nicht. Eine Menge konkreter Handlungen xi l~isst sich dementsprechend lediglich in zwei disjunkte Gruppen einteilen und nicht zudem danach ordnen, inwieweit der vorgegebenen Handlungsweise mehr oder weniger stark entsprochen wird. Regeln fehlt daher ein komparativer Bewertungsmal3stab 534. Ein Beispiel ftir eine Regel stellt die Kodexnorm dar, im Ausland mindestens die gleichen Arbeitsschutzstandards anzuwenden, die im Domizilstaat verbindlich sind. Eine solche Regel kann wie ausnahmslos jede Norm Auslegungsschwierigkeiten mit sich bringen, da beispielsweise unklar ist, ob unter den im Heimatland verbindlichen Standards nur die Mal3nahmen, die durch das Gesetz auferlegt sind, oder auch freiwillige Selbstbindungen des Unternehmens zu verstehen sind. Sofern die Tatbest~inde der Norm jedoch vorliegen (das heil3t: eine Produktionsst~itte auBerhalb der eigenen Landesgrenzen betrieben wird) und Interpretationsspielraume gekl~irt sind (da nur rechtlich vorgeschriebene Standards als verbindlich anzusehen sind), so erlaubt die Normierung der Regel lediglich zu unterscheiden, ob der Regel Folge geleistet wird oder nicht. Dieser Alles-oder-Nichts-Charakter der Regel kann insofern anhand der Handlungskomponente der Norm abgelesen werden. Diese Eigenschaft ist freilich nicht damit zu verwechseln, dass die durch Regeln gebotenen Handlungen regelm~iBig ein H6chstmaB an Strukturierung aufweisen 535. Es mag zwar durchaus h~iufiger vorkommen, dass Regeln weitgehend strukturierte Handlungen normieren 536. Allerdings ist es keineswegs zwangslaufig so, dass Regeln den Normadressaten keinerlei HandlungsspieMiume belassen. In dieser sehr bedeutsamen Hinsicht unterscheidet sich die hier vertretene Terminologie von den eingefiahrten und teilweise kritisierten Begrifflichkeiten insoweit, als mit Regeln nicht definitiv eine ganz bestimm-
laubnisse subordiniert (siehe zum Begriff der deontischen Grundmodalitfit auch nochmals oben, insb. S. 270 der vorliegenden Arbeit). 531 Siehe zum Begriff des definitiven Gebots Alexy (2002), S. 119 f.: ,,Regeln sind Normen, die bei Erfallung des Tatbestandes eine definitive Rechtsfolge anordnen, also bei Erfallung bestimmter Voraussetzungen definitiv etwas gebieten, verbieten oder erlauben oder definitiv zu etwas ermfichtigen.". 532 Das Symbol steht far eine Individuenvariableoder einen Merkmalstr~iger. 533 Diese Einschr~nkung ist dann notwendig, wenn die Strukturmerkmale nicht ausreichen, um Regeln mit hinreichender Genauigkeit identifizieren zu kOnnen. In einem solchen Falle sollen sich Regeln dennoch durch die genannte Eigenschaft ihrer Handlungsbeschreibungauszeichnen. 534 Siehe Sieckmann (1990), S. 72. 535 Siehe zum Strukturierungsgrad von Handlungen nochmals oben, S. 277 ff. der vorliegenden Arbeit. 536 Zur st~rkeren Strukturierung, das heil3t zur Einschr~nkung des Handlungsspielraums der Adressaten, kOnnte die exemplarisch gewfihlte Regel dahingehend verandert werden, dass im Ausland nur die und genau die gleichen Arbeitsschutzstandards angewendetwerden sollen, die im Domizilstaat verbindlich sind.
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te Entscheidung determiniert wird, wie es der eindeutigen Rechtsfolge bei Dworkin entsprechen w~rde 537. Vielmehr wird die gebotene Handlung nur, aber auch immerhin anhand eines oder einiger Merkmale definiert. Diese Festlegung kann im Einzelfall betr/achtliche Variationsm6glichkeiten zulassen, soweit die Menge der zur Auswahl stehenden Handlungen, die tiber die Definitionsmerkmale verfogen, (noch) entsprechend groB ist. Den Regeladressaten k6nnen daher durchaus konkret eine Reihe ganz unterschiedlicher Handlungen offen stehen, mit denen sich die Regelbefolgung realisieren l~isst und tiber deren Selektion sie entscheiden dtirfen. Zieht man das genannte Beispiel noch einmal zur Veranschaulichung heran, so w~ire es mit der Regel zweifelsfrei vereinbar, den im Ausland Besch/fftigten h~iufigere Arbeitspausen zu gewahren oder sie geringeren Larmbelastungen auszusetzen, als es im Domizilstaat gesetzlich vorgeschrieben ist. Ob und inwieweit von diesen zul/assigen WahlmOglichkeiten Gebrauch gemacht wird, ist jedoch g~inzlich unbedeutsam f'or die Beurteilung der Regelbefolgung, da Regeln nur entweder eingehalten oder tibertreten werden kOnnen. In einer konkreten Entscheidungssituation sind Regeln somit auch in Hinblick auf die Dimension ihrer Befolgung ausschlieBlich bin/ar codiert 538. Dies ist femerhin gleichbedeutet damit, dass sich eine Regel nicht lediglich zum Teil erfollen lfisst 539. Fiir die Regelbefolgung durch ein deutsches Unternehmen macht es keinen Unterschied, wenn in einem ausl~indischen Werk der Betriebssicherheit zwar zumindest insoweit gedient ist, als fOr einen ausreichenden Luftraum und Luftwechsel sowie fOr die Entfemung der beim Betrieb entstehenden Abfallstoffe gesorgt ist, die Lichtverh~iltnisse im Betrieb jedoch ungentigend sind. In einem solchen Fall h~itte ein deutsches Untemehmen die Regel gebrochen, da die hierzulande gtiltigen Arbeitsschutzstandards nicht (komplett) eingehalten sind 54~ Die Praxis stimmt mit einigen, nicht aber mit allen Merkmalen i~berein, die durch die Regel verlangt werden. Die so gesehen nur unvollst~indige Erfollung einer Regel ist ganz ge-
537 Siehe dazu auch Alexy (1994), S. 76; Alexy (2000), S. 32: ,,Wenn eine Regel gilt, dann ist es geboten, genau das zu tun, was sie verlangt, nicht mehr und nicht weniger.". 538 Vgl. Peczenik (1989), S. 81: ,,Unlike a principle, the rule in question may be obeyed or not. There are no degrees of obedience.", sowie Peczenik (1983), S. 14 im Original z. T. kursiv: ,,Eine Regel kann entweder erfiallt oder verletzt werden, tertium non datur.". 539 Entgegen Stelzer (1991), S. 214, der dessen ungeachtet dem Unterscheidungskriterium prinzipielle Brauchbarkeit bescheinigt. Es mag zwar teilbare Leistungen geben. Sofem eine Regel jedoch die Erbringung einer soichen Leistung fordert, ist mit einer Teilleistung diese Regel keineswegs - wie imUmlich unterstellt - teilweise, sondem gar nicht er~llt, wie sogleich deutlich werden wird. 54o Siehe auch Neumann (2000), S. 118: ,,Ist es geboten, 1.000 DM zu zahlen, so kommt die Zahlung yon 900 DM dem gebotenen Sachverhalt zwar in einem naturalistischen Sinne n~iher als die Zahlung yon 1 DM; nicht aber ist die Norm in einem h6heren MaBe erfiallt.".
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nerell als Regelverletzung zu erachten TM, da sich Regeln eben nicht mehr oder weniger, sondern nur ganz oder gar nicht erf't~llen lassen sollen 542. Diese Beschr~inkung der Befolgungsdimension auf eine bin~ire Codierung ist keineswegs willkiJrlich gesetzt. Ihre Begrfindung folgt aus der Tatsache, dass Regeln keinen komparativen BewertungsmaBstab besitzen. Aus diesem Grunde ist es verwehrt zu entscheiden, ob die Regel weniger weitgehend erfiJllt ist, wenn beispielsweise entweder die Licht- oder aber die Luftverhfiltnisse im Betrieb unzureichend sind. Dass beide Tatbest~inde nicht regelkonform sind, ist die einzige Bewertung, die sich auf der Grundlage der Regel vornehmen l~isst. Sofern eine Differenzierung in einzelne Teilhandlungen, die zur Realisierung der Regelvorgabe notwendig sind, vorteilhaft erscheint, kann dies auf unproblematische Weise durch eine Aufspaltung der Regel erreicht werden, indem beispielsweise gesondert vorgegeben wird, dass in ausl~indischen Betrieben mindestens die gleichen Arbeitsschutzstandards in Hinblick auf (1) die Beleuchtung, (2) die Belfiftung, (3) die Reinhaltung etc. der Arbeitsr~iume gelten sollen, die im Domizilstaat verbindlich sind. Diese Aufspaltung in mehrere Einzelregelungen ist erneut keinesfalls damit gleichzusetzen, dass der Handlungsspielraum der Normadressaten dadurch vollst~indig strukturiert wird. So verbleibt es in dem Beispiel im Ermessen der adressierten Akteure, auf welchem Wege eine ausreichende Beleuchtung, Beltiftung bzw. Abfallentsorgung in der Arbeitsstfitte sichergestellt wird. Durch eine entsprechende Fassung des Regelbegriffs eriJbrigen sich auch die Einwendungen, dass eine Regel sehr wohl mehr oder weniger erfiJllt werden und demnach ebenfalls tiber das Merkmal der graduellen ErfiJllbarkeit verfiJgen k6nne, da eine Regel entweder ausnahmslos (an samtlichen auslfindischen Standorten des Unternehmens), manchmal wie beispielsweise bei immerhin acht yon zehn Anwendungsf'fillen (bzw. Werken im Ausland) oder fiberhaupt nicht (das heiBt for das Beispiel: in keiner ausl~indischen Produktionsst/fitte) befolgt werden kann 543. Ein derart gekennzeichnetes Merkmal der graduellen ErfiJllbarkeit ist kein strukturelles, sondem es wird abweichend auf die H~,ufigkeit der Normbefolgung bezogen. Eine solche Kritik widerlegt folglich nicht, dass Regeln tiber den Charakter des Alles-oder-Nichts verft~gen. Sie fiJhrt vielmehr vor Augen, dass Regeln, die sich demgem~iB lediglich ganz oder gar nicht befolgen lassen, dennoch nicht nur immer oder hie, sondern durchaus ebenso gelegent-
541 Vgl. auch Sieckmann (1990), S. 72, der jedoch zu abweichenden Schlussfolgerungen gelangt. 542 Siehe dazu auch Peczenik (1989), S. 75 f. im Original z. T. unterstrichen: ,,If one is in a situation regulated by a rule, one has only two possibilities, to obey the rule in question or not. The rule thus establishes a borderline precise or vague - between the obligatory and not obligatory, the forbidden and permitted etc. If an action or a state of affairs is on the right side of the borderline, the norm is obeyed, no matter how close to the limit it is.... A rule qualifies a human action as conforming to or violating the rule. An important property of this mode of qualification is its binary, either-or, 0-or-1 character.". -
543 Siehe die Kritik von Enderlein (1992), S. 88: ,,Was das Merkmal der graduellen Er~llbarkeit anbelangt, so ist es wenig aussagekr~ftig. Auch das von Alexy [Alexy (1994), S. 76 Fn. 25, T. T.] als Regel angeftihrte Gebot, links zu iiberholen, kann jemand in mehr oder minder hohem MaBe erNllen. Wer beispielsweise bei allen seinen Fahrten links tiberholt, erNllt das Gebot in hOherem Maf3e als derjenige, der sich nur bei einigen seiner Fahrten an die Norm hfilt.".
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lich befolgt werden k6nnen 544. Damit verdeutlicht dieser Einwand, dass die Wirksamkeit einer Regel zweckm/iBigerweise abzustufen ist, da es zweifelsfrei einen Unterschied macht, wie off die Regel eingehalten wird. Eine diesbeztigliche Abstufung ist keineswegs st6rend, sondem im Gegenteil sogar wtinschenswert, da es wenig Sinn machen wtirde, wenn bereits ganz vereinzelte Akte einer Regelbeachtung oder -brechung das Urteil tiber ihre untemehmensweite Geltung determinierten. Die b i n g e Codierung von Regeln darf folglich nicht etwa auf die Einsch~itzung ihrer aggregierten Effektivit~it ausgedehnt werden, sondem betriffl die Dimension der Befolgung ftir den einzelnen Anwendungsfall. In einer konkreten Entscheidungssituation kann eine Regel dementsprechend nur jeweils entweder eingehalten oder tibertreten werden.
(c) Mehr-oder-Weniger-Charakter von Prinzipien Dass die Unterscheidung zwischen dem Alles-oder-Nichts-Charakter von Regeln und dem Mehr-oder-Weniger-Charakter von Prinzipien bedeutsam und aussagekraftig ist, l~isst sich im Kontrast zu Prinzipien naturgemaB besonders anschaulich darlegen. Prinzipien sind eingef'tihrt worden als Normen, die graduell, das heigt: mehr oder weniger erftillbar sind. Sie legen nicht eine bestimmte Handlung bzw. bestimmte Handlungsmerkmale definitiv fest, sondern sie lenken das Urteil tiber die Angemessenheit einer Handlung in eine bestimmte Richtung. Prinzipien verftigen aus diesem Grunde tiber die Dimension des Gewichts oder der Bedeutung 545. Die Dimension des Gewichts erkl~irt zum einen, dass Prinzipien abw~igungsflihig sind, aber auch abw~igungsbedtirftig, um zu einem konkreten Urteil tiber die Vorzugswtirdigkeit einer Handlung zu gelangen. Zum anderen ist auf die Dimension des Gewichts zurtickzuftihren, dass Prinzipienkollisionen mit grunds~itzlich anderen Implikationen einhergehen, als es bei Regelkonflikten der Fall ist 546. Alexy hat die graduelle Erftillbarkeit von Prinzipien strukturell dadurch zu pr~izisieren ver-
sucht, dass Prinzipien im Gegensatz zu Regeln nicht definitive Gebote, sondem Optimie-
544 Siehe auch die Replik von Koch (1996), S. 18: ,,Wer gelegentlich nicht links, sondem rechts tiberholt, erfiillt das >>Oberhole links~-Gebot nicht in geringerem MaBe als ein sehr rechtstreuer Autofahrer, sondem er verstOBtgelegentlich gegen das nicht graduierbare Gebot.". 545 Vgl. nochmais Dworkin (1990), S. 61 f. Regeln besitzen zwar nicht die Dimension der Gewichts. Dennoch kann die Frage nach dem Gewicht einer Regel durchaus sinnvoll sein, sofern sie sich nicht auf die gradueile Erfiillbarkeit, die fiir Regeln - wie zuvor gezeigt - ausgeschlossen ist, sondem auf die St~irkeder Begrtindung der Regel bezieht. Da Regeln durch Prinzipien gesttitzt werden k6nnen [vgl. Dworkin (1990), S. 62], entspricht das Gewicht der Regel dem Gewicht, das den sie stiitzenden Prinzipien unter den Anwendungsbedingungen zukommt, die durch die Tatbestandsvoraussetzungen der Regel beschrieben sind [vgl. Borowski (1998a), S. 65 Fn. 40]. Dies stellt eine M6glichkeit dar, wie im Falle yon Regelkonflikten entschieden werden kann, welche der konfligierenden Regeln ungtiltig sein soil (siehe nochmals oben, S. 286 Fn. 450 sowie eingehender zum unterschiedlichen Kollisionsverhalten yon Regeln und Prinzipien sogleich, S. 324 ft. der vorliegenden Arbeit). 546 Siehe dazu sogleich, S. 324 If. der vorliegenden Arbeit.
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rungsgebote enthalten sollen 547. Definitive Gebote machen Festsetzungen im Raum des normativ und faktisch M6glichen. Dieser definitive Festsetzungsgehalt fehle Prinzipien. Als Optimierungsgebote gebieten sie, dass etwas in einem relativ auf die normativen und faktischen MOglichkeiten m6glichst hohen MaBe realisiert werde 548. Damit enthalten Prinzipien einen komparativen BewertungsmaBstab 549, da sich auf der Grundlage des Prinzips Handlungsweisen, die das gebotene Etwas in hOherem MaBe verwirklichen, als vorzugswOrdig gegeni.iber anderen auszeichnen lassen, die das Gebotene in einem vergleichsweise geringeren Umfang herbeif~ihren. Das gebotene MaB der Erfiallung von Prinzipien h~ingt nicht nur von den tats~ichlichen M6glichkeiten ab, sondern auch yon den normativen. Der Bereich der normativen M6glichkeiten wird durch andere N o r m e n abgesteckt 55~ Er bestimmt sich konkret durch gegenl~iufige Regeln und Prinzipien TM. Inwieweit ein Prinzip erf~illt werden soil, l~isst sich daher in einer gegebenen Anwendungssituation nur unter Einbeziehung weiterer Normen, also g~ltiger Regeln und unter Umst~inden gegenl~iufiger Prinzipien, beurteilen. Daraus folgt, dass Prinzipien abw~igungsf~ihig und -bed~irftig sind 552. Die Tatsache, dass P r i n z i p i e n - im Unterschied zu den definitiven Geboten von R e g e l n noch nicht a u f die tats~ichlichen und normativen MOglichkeiten relativiert worden sind, begriJndet im 15brigen, warum Prinzipien gemeinhin genereller als Regeln sind 553. Das Kriterium der Generalit~it hat daher durchaus ein ,relatives Recht '554. Es wird und muss jedoch nicht als
547 ggl. nochmals Alexy (1985), S. 19 f.; Alexy (1990), S. 21; Alexy (1994), S. 75 f.; Alexy (1995), S. 203,216, 238, 268; Alexy (2000), S. 32; Alexy (2002), S. 120. Siehe auch Wellman (1985), S. 71; Penski (1989), S. 106, 109 f.; Aarnio (1990), S. 180; Koch (1990), S. 154; Sieckmann (1990), S. 62; Dreier (1991), S. 83, 104; Stelzer (1991), S. 214, 231; Enderlein (1992), S. 87; Ott (1992), S. 181 f.; van Niekerk (1994), S. 162 Fn. 6; Sieckmann (1994a), S. 207; Sieckmann (1994b), S. 169; Dorndorf(1995), S. 139; Koch (1996), S. 17; Jansen (1997b), S. 158; Borowski (1998a), S. 67; Borowski (1998b), S. 326 f.; Stiick (1998), S. 409; Zoglauer (1998), S. 140 f. 548 Vgl. Alexy (1990), S. 21; Alexy (1994), S. 75; Alexy (1995), S. 216, 238, 268; Alexy (2000), S. 32, 35; Alexy (2002), S. 120. 549 Vgl. Sieckmann (1990), S. 72. 55o Nachrichtlich sei ergfinzt, dass die Untersuchungen von Alexy primar rechtstheoretischer Natur sind und daher in erster Linie auf die Unterscheidung von Rechtsprinzipien und Rechtsregeln abzielen, weshalb er von den rechtlichen und nicht generell(er) normativen M6glichkeiten spricht. Ftir die Zwecke der vorliegenden Untersuchung ist es notwendig und problemlos m6glich, diese Eingrenzung aufzuheben und den MOglichkeitsraum auf weitere Normen (insbesondere des Kodex oder verschiedener gesellschaftlicher Moralen) auszudehnen [siehe hierzu z. B. auch die Terminologie bei Wellman (1985), S. 71, oder G~inther (1988), S. 273]. 551 Vgl. Alexy (1985), S. 20; Alexy (1994), S. 76. 552 Vgl. Alexy (1990), S. 21; Alexy (1995), S. 216; Sieckmann (1995), S. 45; Jansen (1997a), S. 27; Alexy (2002), S. 120, sowie nfiher zur Anwendung yon Prinzipien sogleich, S. 317 ft. der vorliegenden Arbeit. 553 Vgl. z. B. Alexy (1985), S. 21; Alexy (1994), S. 92; Alexy (1995), S. 205, und in diesem Sinne t~bereinstimmend Habermas (1998), S. 254 f.: ,,Regeln sind konkrete, bereits anwendungsspezifisch bestimmte Normen, wie etwa Formvorschriften ~r die Abfassung von Testamenten, wfihrend Prinzipien allgemeine und stets interpretationsbedt~rftige Rechtsgrundsatze (wie Menschenw~rde, Gleichbehandlung usw.) darstellen.". 554 Alexy (1994), S. 92. Siehe auch noch Alexy (1991), S. 299 Fn. 81: ,,Unter ))Prinzipien~ sollen hier normative Aussagen hoher Generalitfitsstufe wie ))Die Menschenwtirde soll geachtet werden~, ))Gleiche Sachverhalte
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Abgrenzungsmerkmal herangezogen werden, da das qualitative Unterscheidungsmodell reichhaltiger ist und diese verbreitete Alltagserfahrung nicht nur einbeziehen, sondern dartiber hinaus auch strukturell erkl/~ren kann. Die vorgenommene Charakterisierung zeichnet sich zun/achst durch ihre Anschaulichkeit aus 555. Bei einer genaueren Betrachtung der verwendeten Begrifflichkeit stellt sich die Definition von Prinzipien als Optimierungsgebote allerdings als nicht ausreichend tragfahig heraus 556. Der zentrale Einwand, der sich einfach nachvollziehen 1/asst und gentigt, um ein solches Unterscheidungsmodell zu widerlegen, kntipft an der Aufforderung zur Optimierung an, die mit Optimierungsgeboten ausgedriackt wird. Im Kern besagt dieser Einwand, dass sich Optimierungsgebote nur entweder erftillen oder verletzen und k e i n e s w e g s - wie b e h a u p t e t graduell befolgen lassen. Es ist daher nicht m6glich, Prinzipien von Regeln abzugrenzen, sofern erstere als Optimierungsgebote definiert werden und dennoch den Charakter des Mehroder-Weniger aufweisen sollen 557. Diese Kritik sei im Weiteren etwas ausF-tihrlicher nachgezeichnet, da sich auf diesem Wege weitere Eigenschaften von Regeln und Prinzipien erschlieBen lassen. Optimierungsgebote sind Normen, die gebieten, dass etwas optimiert werden soil. Optimieren lassen sich lediglich die Auspr/~gungen von Zielen oder Zust/anden bzw. Handlungen mit Blick auf ihre Konsequenzen. Prinzipien geben danach keine konkreten Handlungen vor, sondern haben Ziele oder Zust/~nde zum Gegenstand, die es in m6glichst weitem Umfang zu realisieren gilt. Dies ist unbedenklich, da sich Handlungsgebote durch anzustrebende Ziele und Zust/ande kennzeichnen lassen (zielbestimmte Normen) 558. Wenngleich Prinzipien somit keine konkreten Transformationsregeln vorgeben k6nnen 559, so spricht dennoch nichts dagegen, dass die gebotenen Handlungen lediglich anhand ihrer Zielkomponente eingegrenzt werden 56~
sollen gleich behandelt werden<< und }}Jeder soil fflr Unzulfinglichkeiten im eigenen Gesch~iftskreis einstehen<< verstanden werden.". 555 Vgl. Borowski (1998a), S. 80 Herv. im Original: ,,Ein weiterer, nicht zu untersch/itzender Vorteil der Prinzipientheorie Alexys besteht darin, dab sie trotz ihres hohen MaBes an normtheoretischer Prtizision intuitiv ausgesprochen plausibel ist.". 556 Vgl. insbesondere die detaillierte Kritik yon Sieckmann (1990), S. 63-67, sowie weiterhin Aarnio (1990), S. 187 f.; Sieckmann (1994a), S. 205,207-211; AtienzofRuiz Manero (1998), S. 11 f.; Borowski (1998a), S. 76 f.; Borowski (1998b), S. 326 f. 557 Siehe auch Aarnio (1990), S. 187 im Original z. T. kursiv: ,,An [optimization, T. T.] obligation ... is rulelike: either it is or it is not followed. Thus, the optimization obligation is also a rule that cannot be applied }}more or less<<.Either one does or one does not optimize.". 55s Siehe nochmals oben, S. 278 der vorliegenden Arbeit. 559 Insofern ist Penski (1989), S. 108, zuzustimmen, dass Prinzipien kein artbestimmtes Verhalten gebieten kOnnen. Gleichwohl ist zu beachten, dass die Formulierung von Prinzipien dies nicht ganz unmittelbar ersichtlich machen muss, wie es die auf S. 306 in Fn. 554 zitierten Beispiele illustrieren. 56o Siehe zur Zulfissigkeit yon Zielsetzungen als Gegenstand yon Normen z. B. Kambartel (1984b), S. 1030 Herv. im Original: ,,Dabei heil3en >Zielsetzungen< Aufforderungen, auf das Eintreten oder Weiterbestehen einer bestimmten Situation s handelnd hinzuarbeiten".
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Damit ist keineswegs eine Abgrenzung zu Regeln aufgetan 561, da Regeln insoweit genauso anzustrebende Zust~inde normieren k(Snnen 562. Im Unterschied zu Prinzipien sind diese anzustrebenden Zust~Lnde im Falle von Regeln jedoch nicht erst nach Einbeziehung der faktischen und normativen M/Sglichkeiten zu konkretisieren, sondem bereits durch die N o r m selbst deftnitiv vorgegeben. Sofern Prinzipien gebieten, dass ein bestimmtes Ziel (zum Beispiel die Realisierung der hOchsten Arbeitsschutzstandards) weitestm~glich erreicht werden soll, stellt sich die Frage, warum es sich bei Prinzipien dann um Optimierungs- und nicht vielmehr um Maximierungsgebote handeln sol1563. Maximierungsgeboten f e h l t - im Unterschied zu einem Optimierungsgebot - die Relativierung auf die normativen MOglichkeiten. Optimierungsprobleme treten daher erst und immer dann auf, wenn mehrere und konkurrierende Zielsetzungen zu beriJcksichtigen sind. Da dies in Entscheidungssituationen der Praxis regelm/al3ig der Fall ist, sind Prinzipien als Optimierungsgebote sinnvollerweise so zu verstehen, dass bei der Verwirklichung der durch das Prinzip vorgegebenen Zielsetzung weitere Zust~inde und Ziele einzubeziehen sind. Diese Interpretation wird yon A l e x y auch insofern nahegelegt, als die Umsetzung yon Prinzipien auf die normativen M6glichkeiten zu relativieren ist, was bedeutet, dass es weitere N o r m e n und das heil3t konkurrierende Regeln und Prinzipien zu beachten gilt. Diese Erl~iuterungen sind zwar insgesamt zutreffend. Gleichzeitig ftihren sie jedoch dazu hin, dass sich Prinzipien nicht yon Regeln unterscheiden lassen, sofern Prinzipien als Optimierungsgebote definiert werden, da Optimierungsaufgaben keineswegs graduell, sondern lediglich ganz oder gar nicht erftillt werden kOnnen. Die Befolgungsdimension yon Optimierungsgeboten i s t - in vOlliger lJbereinstimmung mit R e g e l n - bin/ar codiert. Dem Akteur stehen in einer konkreten Entscheidungssituation in Hinblick auf die Normerftillung wiederum nur zwei Optionen often, da er entweder die optimale Handlungsweise ausw~ihlt und damit
561 Im Gegensatz zu der Differenzierung von Kambartel (1984b), S. 1030, der Normen danach unterscheidet, ob sie Handlungsanweisungen oder Zielsetzungen vorgeben, oder yon Wright (1979), S. 116 Herv. im Original, der unterscheidet ,,zwischen Normen, bei denen es darum geht, was sein sollte, darf oder nicht darf, und Normen, bei denen es darum geht, was getan werden soilte, darf oder nicht darf.". Anders auch in Hinblick auf die Abgrenzung von Prinzipien (bzw. Grundsfitzen) und Regeln Penski (1989), S. 107 im Original z. T. kursiv, der die Unterscheidung danach trifft, ,,ob eine Norm die Verwirklichung eines Zieles bzw. die Erfiallung einer Aufgabe fordert oder ein bestimmtes Verhalten .... Als Rechtsgrundsfitze wfiren demnach Normen anzusehen, die nur allgemein die Verwirklichung eines Zieles fordern, ohne dab sie genauer bestimmen, durch welches Verhalten das geschehen soil". 562 Die zuvor eingefi~hrte exemplarische Regel ist hierfiar ein Beispiel, da ein bestimmter Zustand vorgegeben wird (die Einhaltung bestimmter Standards des Arbeitsschutzes) und keineswegs die einzelnen Handlungen determiniert sind, die durchget~hrt werden sollen, um die festgelegte Zielsetzung zu erreichen. Siehe Ubereinstimmend Atienza/Ruiz Manero (1998), S. 7 Herv. im Original: ,,to see the consequent (the solution) of norms in terms of a normative qualification o f a certain behaviour is adequate only for the most common type of legal rules, which we propose to call action rules. Besides such rules, legal systems also contain rules which deontically qualify the attainment of some state of affairs, rather than a behaviour. We propose to call mandatory rules of this last kind end rules.". 563 Siehe zum Begriff des Maximierungsgebots auch Sieckmann (1990), S. 66, ferner Jansen (1997a), S. 34; Jansen (1997b), S. 158.
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das O p t i m i e r u n g s g e b o t befolgt oder aber das O p t i m i e r u n g s g e b o t nicht erfiillt, s o w e i t die realisierte H a n d l u n g s w e i s e eine nur s u b o p t i m a l e L 6 s u n g darstellt 564. D a O p t i m i e r u n g e n generell tiber diese E i g e n s c h a f t verfiigen, schieBt die K e n n z e i c h n u n g v o n Prinzipien als O p t i m i e r u n g s g e b o t e begrifflich fiber das Ziel h i n a u s 565. D e n n o c h m a c h t diese T e r m i n o l o g i e deutlich, dass der G e g e n s t a n d p r i n z i p i e n a r t i g e r G e b o t e nicht im V o r h i n e i n definitiv festgesetzt ist 566. P r i n z i p i e n g e b i e t e n v i e l m e h r , als ideal b e s c h r i e b e n e Zust/inde 567
564 Vgl. auch Wellman (1985), S. 71: ,,If a principle really does require one to realize something to the highest possible extent relative to the legal and moral possibilities, then any action failing to do so violates the principle and must, logically, be so judged.". Beispielsweise handelt es sich bei der Norm, die h6chsten Arbeitsschutzstandards zu realisieren, soweit dies tats~ichlich und normativ mOglich ist, um ein Optimierungsgebot, das stets vollstandig (und nicht mehr oder weniger) zu erfilllen ist [siehe in diesem Sinne tlbereinstimmend Sieckmann (1990), S. 64; Borowski (1998a), S. 76]. 565 Dies verdeutlicht ebenfalls eine Replik auf die Kritik yon G~inther (1988), S. 270-272 (siehe dazu auch nochmals das wOrtliche Zitat oben auf S. 295 in Fn. 498 der vorliegenden Arbeit). Alex), (2000), S. 37, fiihrt aus: ,,Nun ist das Berticksichtigen [aller Umstande einer Situation, T. T.] abet etwas anderes als das Optimieren. Das zeigt sich schon daran, dab das Be~cksichtigen aller Umst~inde auch bei der Anwendung von Normen m0glich ist, die nur entweder er~llt oder nicht erfiillt werden kOnnen, wahrend das Optimieren voraussetzt, dab die Norm in unterschiedlichen Graden erfiillbar ist. Das Optimieren impliziert zwar das Beriicksichtigen aller Umst~lnde, das Beriicksichtigen aller Umstande aber nicht das Optimieren.". Dem ist insoweit zuzustimmen, als eine Kritik an der strukturellen Differenzierung yon Regeln und Prinzipien die behaupteten Strukturunterschiede zwischen entweder graduell oder strikt erfiillbaren Normen nicht ignorieren darf. In der Replik wird jedoch - der yon Gfinther gleichwohl nicht vorgebrachte Einwand - tlbersehen, dass das Optimieren - ebenso wie beispielsweise das Maximieren - zwar Vorgaben erfordert, die sich mehr oder weniger weitreichend erfiillen lassen. Sofem die Norm allerdings das Optimieren (oder auch das Maximieren) gebietet, wird die strikte Erfiillung verbindlich gemacht und damit die Abgrenzung zu Regeln aufgehoben. 566 In einer jtingeren Arbeit ist Alexy (2000), S. 38 f., dem genannten Vorwurf dadurch begegnet, indem er zwar eingesteht, dass Optimierungsgebote Regelcharakter haben, da und soweit sie wie Regeln strikt zu erfiillen sind. Eine Abgrenzung bleibt allerdings dennoch erhalten, wenn zwischen ,zu optimierenden Geboten' und ,Geboten zu optimieren' unterschieden wird [vgl. dazu auch Borowski (1998b), S. 327 Fn. 94]. Die Abw~igungsgegenstande yon Prinzipien sind die zu optimierenden Gebote, die als Gegenstand der Optimierung auf der Objektebene angesiedelt sind. Demgegentiber befinden sich die Gebote zu optimieren, das heiBt: die Optimierungsgebote i. e. S., auf einer Metaebene. Auf dieser Metaebene wird gesagt, dass die Gegenst~inde der Objektebene (also die zu optimierenden Gebote oder die Ideale yon Prinzipien) m6glichst weitgehend realisiert werden soilen. Mit dieser Ausdifferenzierung wird auf der Objektebene eine weitgehende Obereinstimmung mit der hier vertretenen Begrifflichkeit erreicht. Die Rede yon (strikten) Optimierungsgeboten auf der Metaebene wird im Weiteren dennoch nicht geteilt, da die Erfiillung einer auf diese Weise definierten Norm dann jeweils die erfolgreiche Bewfiltigung des korrespondierenden Optimierungsproblems erfordern wiirde. Eine Optimierung i. e. S. erscheint praktisch jedoch sehr oft illusorisch, weshalb zur Einsch~itzung der Verhaltenswirksamkeit prinzipienartiger Kodexnormen bzw. prinzipiengebundener Kodizes zweckmaBigerweise keine binare Codierung der Prinzipienbefolgung zugrunde liegen sollte. 567 Insoweit ~ihneln Prinzipien den IdeaI-Regeln bei yon Wright (1979), S. 29 im Original z. T. kursiv, ,,die unmittelbar zwar nicht Handlungen betreffen, dafiir aber Dinge, die sein sollten (dtlrfen bzw. nicht diirfen) .... Auf ldeal-Regeln beziehen wit uns zum Beispiel dann, wenn wit sagen, dab jemand hochherzig, wahrhaftig, gerecht, besonnen etc. sein sollte, ebenso wenn wit sagen, dab ein Soldat tapfer, ktihn und diszipliniert, ein Lehrer geduldig, konsequent und verst~indnisvoll, ein W~ichter achtsam, geistesgegenw~irtig und entschlossen sein sollte usw.". Da und soweit damit Ideale beschrieben sind, wird nicht ihre vollst~indige, wohl abet eine approximative bzw. m0glichst weitgehende Erftillung dieser Normen verlangt [vgl. auch Alexy (1995), S. 205, und zum approximativen Charakter yon Prinzipien Peczenik (1989), S. 74; Sieckmann (1994a), S. 207; Sieckmann (1994b), S. 182; fernerhin die Erl~iuterungen yon Dreier (1991 ), S. 105, wonach Prinzipien zu einer ,,approximativen Realisierung eines moralischen Ideals" verpflichten, sowie Enderlein (1992), S. 97, der (in seiner Terminologie: regulative) Prinzipien als Normen definiert, ,,die das Hinwirken auf ein Ideal gebieten, d. h. auf einen Vollkommenheitszustand, der nie vollst~indig erreichbar ist, an den es vielmehr immer nut eine mehr oder minder groBe Annfiherung geben kann."].
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relativ zu den faktischen und normativen MOglichkeiten m6glichst weitreichend zu realisieren 568. Diese Struktureigenschafl ist daran gebunden, dass in einer konkreten Entscheidungssituation abzuw~.gen ist, welches AusmaB der Prinzipienrealisierung unter BerOcksichtigung der vorliegenden deskriptiven und normativen Verhfiltnisse als geboten zu erachten ist. Durch die dargelegte Kennzeichnung ist eine qualitative Unterscheidung von Regeln und Prinzipien gesttitzt worden, die begriffiich ausreichend pr/~zise und vergleichsweise einfach ist. Dies darf den Blick nicht daftir verstellen, dass es praktisch fiul3erst schwierig sein kann, eine N o r m als Regel oder als Prinzip einzuordnen 569. Die Erschwernisse sind d a r a u f zurtickzuftihren, dass in den N o r m f a s s u n g e n unternehmensethischer Kodizes der Praxis die Differenzierung zwischen regel- und prinzipienartigen Geboten nicht hinreichende Beachtung finden muss. Da und soweit das Verst~.ndnis fur die Bedeutung dieser Unterscheidung k a u m verbreitet ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass N o r m e n in dieser Hinsicht missverstandlich gefasst sind. Daher ist bei der Auslegung einer N o r m regelmaBig zunfichst zu bestimmen, ob das Gebotene als strikte Festlegung durch eine Regel oder als zu approximierendes Ideal eines Prinzips zu verstehen ist. Diese Auslegungs- und daraus resultierenden A n w e n d u n g s s c h w i e r i g k e i t e n sind allerdings nicht lediglich ftir unternehmensethische Kodizes zu vermuten, sondern haben bereits ebenso die Klassifizierung von R e c h t s n o r m e n begleitet. Dworkin nennt als Beispiel den ersten Paragraphen des S h e r m a n Act, wonach jeder Vertrag, der den Handel einschr~nkt, ungtiltig sein sol157~ Beim ersten Hinsehen scheint diese Rechtsnorm regelartig zu sein, da sic eine eindeu-
568 Mitunter wird die Unterscheidung zwischen Regeln und Prinzipien auch so charakterisiert, dass erstere ein reales und letztere ein ideales Sollen ausdracken [siehe insb. Alexy (1995), S. 202-205, der auf die Beziehungen zu den Terminologien bei Moore (1979), S. 254 (Ideal als das absolute Gute, das Summum Bonum), Scheler (1966), S. 45 f. (idelaes Sollen des Sollseins versus imperativisches Sollen des Seinsollens), und von Wright (1979), S. 116 (Normen bzw. Ideale oder Ideal-Regeln, bei denen es darum geht, was sein sollte, versus Normen, bei denen es darum geht, was getan werden sollte), hinweist, sowie auBerdem Sieckmann (1990), insb. S. 67; Enderlein (1992), S. 87; Sieckmann (1994a), insb. S. 207; Sieckmann (1994b), insb. S. 164 f.; Dorndorf(1995), S. 138; Borowski (1998a), S. 83; Alexy (2000), S. 38 f.]. Diese Differenzierung zwischen realem und idealem Sollen wird im Weiteren nicht tibernommen, da sic in der Gefahr steht zu suggerieren, dass die Verbindlichkeit von Normen - ganz entgegen der obigen AusNhrungen, S. 267 ff. der vorliegenden Arbeit - graduierbar wfire [siehe zur leichten Missverstehbarkeit des Begriffs des idealen Sollens ebenfalls Alexy (1994), S. 120 Fn. 148, und in diesem Sinne auBerdem Buchwald (1990), S. 160: ,,Es entsteht der Eindruck, dab die Solleigenschaft dieser Normen graduiert, d.h. ein komparativer Begriff des Gebots eingeNhrt wird"]. Dass dies nicht der Fall ist, wird auch von Alexy (1995), S. 204 Fn. 94 Herv. im Original, bestfitigt, wenn er anmerkt, dass die Darstellung von idealem und realem Sollen mit den gleichen deontischen Operatoren erfolgen kann: ,,Ideale und reale Gebote der einfachsten Form kOnnen beide durch ))Op~ dargestellt werden. Ob im Hinblick auf Op yon einem idealen oder einem realen Sollen zu sprechen ist, h~ngt allein von p ab." (,,O" steht dabei Nr den Gebotsoperator, ,,p" Nr das, was geboten ist; siehe zu der verwendeten Notation auch nochmals oben, insb. S. 197 Fn. 30 der vorliegenden Arbeit). 569 Siehe auch Alexy (2000), S. 38, der einr~umt, ,,dab es Ffille gibt, in denen nicht einfach zu entscheiden ist, ob eine Norm als Regel oder als Prinzip behandelt werden soil. Dies ist eine Frage der Interpretation, und wie stets bei der Interpretation gibt es keine Kriterien, die in allen Ffillen eine einfache und klare Antwort erlauben.". 570 Vgl. Dworkin (1990), S. 63. WOrtlich lautet das Gesetz: ,,Every contract, combination in the form of trust or otherwise, or conspiracy, in restraint of trade or commerce among the several States, or with foreign nations, is declared to be illegal.".
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tige Rechtsfolge h festsetzt (und zwar die Ungtiltigkeit eines bestimmten Vertrags), die eintreten soll, wenn die Anwendungsvoraussetzungen s der Norm gegeben sind (das heigt: der Vertrag so ausgestaltet ist, dass er den Handel einschr:inkt). Eine genauere Exegese offenbart jedoch, dass letztlich fast jeder Vertrag den Handel auf irgendeine Art einschr~inkt und demgem~if5 seine Gtiltigkeit verlieren mtisste. So gesehen sollte die Norm sinnvollerweise als Prinzip fungieren, das einen Grund liefert, den Vertrag mr ungtiltig erkl~iren zu dtirfen, sofern dem keine gewichtigen Normen entgegenstehen. Die gebotene Folge w~ire demnach nicht mehr definitiv, sondern nur noch approximativ vorgegeben. Der Oberste Gerichtshof der USA schliefSlich entschied, dass es sich bei der genannten Rechtsnorm um eine Regel handele (bzw. handeln soil), die gleichwohl so zu behandeln sei, dass nicht samtliche, sondern lediglich unbegrtindete Einschr~inkungen des Handels die beschriebene Rechtsfolge nach sich ziehen 571. Da die Folgekomponente h wie im Falle der wGrtlichen Lesart eindeutig bestimmt, welches Schicksal einen Vertrag ereilen soil, der unter die Norm f~illt, ist der Gegenstand der Rechtsnorm nach dieser Festlegung nicht abw/igungsf~ihig. Die Situationskomponente s wurde jedoch durch die eingef'tihrte Begrtindungsabhangigkeit prinzipiell begrenzt. Da zu den Tatbestandsvoraussetzungen hinzugeftigt wurde, dass die Einschr~inkung des Handels durch einen bestimmten Vertrag der Rechtfertigung entbehren muss, sind zur Entscheidung tiber die Gtiltigkeit der Regel nunmehr Prinzipienabw~igungen erforderlich. Ein Vertrag, der den Handel beschrfinkt, wird daher erst dann durch die Regel erfasst, sofern sich keine tiberzeugenden Grfinde for diese Beschr/inkung finden lassen. Nach dieser h6chstrichterlichen Interpretation stellt die Norm eine Regel dar, da sic ein definitives Gebot beinhaltet. Zugleich werden der Regel insoweit Prinzipienelemente zugeschrieben, als die Feststellung ihrer Gtiltigkeit von Prinzipien abhfingt 572. Diese Prinzipienelemente lassen die Folgekomponente der Regel allerdings g~nzlich unberOhrt. Nachdem die Prtifung Ober das Vorliegen der Anwendungsvoraussetzungen abgeschlossen und die Gtiltigkeit der Regel festgestellt ist, greift der Alles-oder-Nichts-Charakter 573, der for Regeln und nur ftir Regeln kennzeichnend ist. Aus diesem Grunde sind die genannten Prinzipienelemente nicht in der Lage, die kategorielle Abgrenzung von Regeln und Prinzipien zu durchbrechen. Zweifelsfrei ist zuzugestehen (und kaum 0berraschend), dass Regeln Prinzipien ~hnlicher sind, wenn sie tiber prinzipiengebundene Anwendungs- oder Ausnahmeklauseln verfOgen 574. Diese )i,hnlichkeit reicht jedoch nicht so weit, dass die hier vertretene strenge Trennungsthese
571 Vgl. Dworkin (1990), S. 63. 572 Auf die Zulfissigkeit und Verbreitung yon Regeln, deren Anwendungsvoraussetzungenprinzipiengebunden sind, ist zuvor bereits hingewiesen worden (siehe insb. S. 300 der vorliegenden Arbeit). 573 Siehe dazu auch Gaffney (1996), S. 49 im Original z. T. unterstrichen: ,,the principles determine whether the rule has an all or nothing affect in these cases.". 574 So auch Koch (1996), S. 17 f.
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nicht aufrechtzuerhalten w~ire575. Sie macht eine eindeutige Kategorisierung von Regeln und Prinzipien weder unmOglich noch entbehrlich 576. Dass die M/Sglichkeit einer logischen Unterscheidung nicht dadurch ausgeschlossen wird, dass Regel(gt~ltigkeite)n prinzipienabh~hngig sein kOnnen, ist bereits anhand der dennoch verbleibenden Strukturdifferenzen zwischen deftnitiven und zu approximierenden Geboten nachgewiesen worden. Dass sich die Unterscheidung aul3erdem ihre Relevanz bewahrt, wenn Ahnlichkeiten der genannten Art bestehen, sollen die sich anschliel3enden anwendungs- und kollisionsbezogenen Abgrenzungen eingehender verdeutlichen.
(3) Formen der Anwendung (a) Subsumtion Die strukturellen Differenzen zwischen Regeln und Prinzipien ziehen Unterschiede bei der Anwendung und im Kollisionsverhalten der Normen nach sich. Diese logischen Unterschiede sind zuvor bereits insgesamt skizziert worden. Aufgrund ihrer Bedeutsamkeit sollen sie noch einmal in den Zusammenhang gestellt und etwas detaillierter diskutiert werden, da die im Weiteren zu untersuchende Verhaltenswirksamkeit einer Norm letztlich davon abh~ingt, wie sie ganz generell und beim Vorliegen von Konflikten behandelt wird. Es sind vor allem diese Anwendungsunterschiede, die abweichende Verhaltenswirkungen regel- oder prinzipienartiger Kodexnormen bzw. von regel- oder prinzipiengebundenen Kodizes erwarten lassen. In Hinblick auf ihre Anwendung lassen sich Regeln und Prinzipien dadurch unterscheiden, dass die kennzeichnende Form der Normanwendung im Falle von Regeln die Subsumtion und bei Prinzipien hingegen die Abw/agung darstellt. Dabei ist zu betonen, dass es sich nicht jeweils um die spezifische Form der Normbehandlung schlechthin handelt, sondem lediglich um die for die jeweilige Normart charakteristische Anwendung. Die Unterscheidung darf folglich nicht - wie im Weiteren sogleich deutlich werden wird - dahingehend missverstanden werden, dass die Anwendung von Prinzipien immer und in G~inze ohne Subsumtionen auskommt oder die Befolgung einer Regel niemals Abw~igungsbeztige aufweist. Die Subsumtion stellt die kennzeichnende Form der Regelanwendung dar 577. In einer praktischen Entscheidungssituation muss stets gepriift werden, dass d i e - in der Situationskomponente enthaltenen- Anwendungsbedingungen der Regel tats~ichlich vorliegen. Der Normad575 Entgegen der nicht naher begriandeten und die Ausdifferenzierung des Normkerns ignorierenden Behauptung von Koch (1996), S. 18, dass die Prinzipienabhfingigkeit von Regeln der strikten Trennungsthese widerspreche. 576 Das Festhalten an der strengen Trennungsthese ware trotz ihrer mOglichen Geltung dann entbehrlich, wenn die ihr zugrunde liegende Unterscheidung von Regeln und Prinzipien derart (kompliziert und ktinstlich) ausgestaltet ware, dass sie Dr die Typologisierung unternehmensethischer Kodizes und die Untersuchung ihrer Verhaltenswirksamkeit nicht natzlich sein kann. 577 Vgl. auch Sieckmann (1990), S. 18; Alexy (1995), S. 217; Dorndorf(1995), S. 138; Jansen (1997a), S. 29; Borowski (1998a), S. 121; Borowski (1998b), S. 309; Alexy (2002), S. 120.
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ressat hat sich zu vergewissem, ob die Merkmale der konkreten Situation der allgemeinen Situationsbeschreibung der Norm entsprechen, das heiBt in anderen Worten, ob die konkreten Situationsmerkmale unter die normierten Tatbestandsvoraussetzungen zu subsumieren sind. Aus diesem Grunde wird dieser Prtifungsvorgang Subsumtion genannt. Sind die Anwendungsbedingungen der Regel erftillt, so legt die ftir den konkreten Sachverhalt demnach gtiltige Regel definitiv fest, welche Handlungsweise geboten ist. Diese Anwendung l~isst sich in einem Grundschema vereinfacht darstellen (Abbildung 8), das auch ftir die Rechtsanwendung als normenlogisches Folgerungsschema sehr gebr/auchlich ist 578.
Kodexregel Tatsachenfeststellung Kodifizierte Handlungsfolge
Abbildung 8."
Grundschema der Regelanwendung
In formaler Schreibweise ergibt sich579: .(1)
(x) (Sx A A x ---~O Hx)
.(2)
Sa /x Aa
(3)
OHa
(1), (2)
Die Punkte links von den Zeilen bedeuten, dass die jeweilige Zeile nicht aus anderen Pr~imissen der Deduktion abgeleitet wurde. Die Zahlen rechts der letzten Zeile zeigen an, aus welchen Pr~imissen diese Zeile logisch folgt 5s~ (1) gibt die Formulierung einer Kodexregel TM, (2) eine Tatsachenfeststellung und (3) ein konkretes Sollensurteil tiber eine gebotene Handlungsfolge wieder. Ein Akteur a muss demnach prtifen, ob er sich in einer Situation des Typs S befindet und zur Gruppe A geh6rt. Wenn dies der Fall ist, ist ftir ihn eine Handlung des Typs H geboten 5s2. Aufgrund ihrer definitiven Festlegung kann die Regel den Akteur v o n d e r Ungewissheit tiber die Angemessenheit einer Handlung sehr weit entlasten. Sofem er in der konkret gegebenen Situation nachzuweisen in der Lage ist, dass erstens die Anwendungsvoraussetzungen der Regel erftillt sind und zweitens die ausgew~ihlte Handlung dem definitiven Gebot der Regel entspricht, so handelt er in 10bereinstimmung mit der Regel. Eine Regel ist folglich nur, aber
578 Vgl. z. B. MacCormick/Weinberger (1985), S. 71, oder Peczenik (1989), S. 19. 579 Siehe zur formallogischenNotationAlexy (1991), S. 274; Alexy (1995), insb. S. 20. 5s0 Vgl. Alexy (1991), S. 94 Fn. 166;Alexy (1995), S. 21. 581 Siehebereits oben, S. 198 Fn. 31 und Fn. 35 der vorliegendenArbeit 382 Siehe ein~hrend zur Theorie des Schliel3ens und der verwendeten Schlussfigur z. B. auch von Kutschera/Breitkopf(1971), S. 10 f., oder Kalinowski (1973), insb. S. 3.
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auch i m m e r dann befolgt, w e n n die normierten Situationsmerkmale vorliegen und die ergriffene H a n d l u n g das definitive Regelgebot erf'tillt. Die eigentliche Schwierigkeit der R e g e l a n w e n d u n g besteht darin festzustellen, ob die Gtiltigkeitsvoraussetzungen gegeben sind und eine zur A u s w a h l stehende H a n d l u n g s w e i s e mit der Regelvorgabe tibereinstimmt. Wie bereits aufgef'tihrt w o r d e n ist, sind diese Schwierigkeiten k e i n e s w e g s unter allen Umst~inden zu trivialisieren 583. Sie k 6 n n e n sich im Gegenteil als ganz gravierend herausstellen, falls die F o r m u l i e r u n g (der Situations- wie auch der H a n d l u n g s k o m ponente) der Regel derart weitreichende Interpretationsspielr/aume bel~isst, in deren Folge die Einschatzung dartiber, ob ein Sachverhalt unter die Regel zu subsumieren oder eine Handlungsweise regelkonform ist, dem subjektiven Befinden des R e g e l a n w e n d e r s (zu w e i t g e h e n d ) ge6ffnet wird. Da Regeln definitive G e b o t e enthalten, w e r d e n sie von einer n o r m s e t z e n d e n Instanz zweckm~iBigerweise nur dann als N o r m i e r u n g e n verwendet, w e n n wirklich beabsichtigt wird, etwas definitiv zu gebieten. Z w a r ist einerseits einzugestehen, dass die M e h r d e u t i g keit der m e n s c h l i c h e n
(Umgangs-)Sprache
einen gewissen Interpretationsbedarf bei der
R e g e l a n w e n d u n g u n v e r m e i d b a r macht 584. A u f der anderen Seite gilt es jedoch, diese Unklarheiten gemeinhin soweit m6glich zu minimieren, um dem Regelcharakter sinngerecht zu entsprechen 585. Dies mag sich im Einzelfall als schwierig erweisen, da und soweit definitive Ge-
583 Siehe nochmals oben, insb. S. 302 der vorliegenden Arbeit, sowie ~r die Anwendung moralischer Normen auBerdem- und auBerst weitgehend- Wellmer (1999), S. 28 f., wonach ,,in moralischen Kontroversen in aller Regel nicht die grundlegenden moralischen Normen kontrovers sind, sondem die Charakterisierungen yon Situationen oder auch Situationstypen: sobald wir uns auf solche Charakterisierungen (also auf die ))Tatsachen~ im weitesten Sinne des Wortes) geeinigt haben, 16sen sich die moralischen Kontroversen in der Regel aut~'. 584 Siehe z. B. Bulygin/Alchourr6n (1977), S. 25 im Original z. T. kursiv: ,,Bekanntlich kann eine noch so klare und eindeutige Norm in ihrer Anwendung auf konkrete Sachverhalte zu Schwierigkeiten AnlaB geben, deren Ursache in den semantischen Eigenschaften der Sprache (aktuelle und potentielle Vagheit - open texture der Begriffe) zu suchen ist.", oder Hare (1983), S. 21: ,,Ihr Gebrauch [der Ausdrticke unserer Sprache, T. T.] kann sich findem, und es gibt zu jedem Zeitpunkt zahlreiche Grenzf~lle, wo es uns bis zu einem gewissen Grade freisteht, sie so oder so zu verwenden.", sowie zum (sprachlich bedingten) Offenheitsbereich (bzw. zur semantischen Offenheit) von (Rechts-)Normen femerhin auch Raz (1972), S. 846; Hart (1975), S. 121-132; Peczenik (1989), S. 21; Alexy (1994), S. 58; Dorndorf(1995), S. 141; Atienza/Ruiz Manero (1998), S. 3 f.; Alexy (2002), S. 117 f. Alexy (1995), S. 24, spricht von einem semantischen Spielraum, den die Beschreibung einer Normkomponente besitzt, wenn unklar ist, ob ein a den normierten Tatbestand (das heiBt: S, A oder H) er~llt. Dabei lassen sich drei Arten von semantischen Spielraumen unterscheiden. Unter Mehrdeutigkeit ist zu verstehen, dass ein Ausdruck nach verschiedenen semantischen Regeln verwendet werden kann. Ein Ausdruck ist vage, wenn sich aufgrund seiner Verwendungsregeln nicht sicher sagen lasst, ob a das normierte Merkmal erfiillt oder nicht, das heiBt, es beispielsweise gleichzeitig mOglich ware, dass a ein S oder kein S ist. SchlieBlich gibt es evaluativ offene Ausdrticke (wie ,,gut", ,,gerecht" oder ,,sittenwidrig"), die bei konstanter evaluativer Bedeutung nach unterschiedlichen deskriptiv formulierten Regeln gebraucht werden kOnnen [vgl. Alexy (1995), S. 24 f., sowie Peczenik (1983), S. 104, und eingehender Peczenik (1989), S. 21-24]. 585 Um Irritationen entgegenzuwirken, sei daran erinnert, dass diese Empfehlung nicht nur ftir Regeln reserviert ist, sondem die Sprache von Kodizes im Allgemeinen betrifft [siehe auch nochmals oben, S. 238 ff. der vorliegenden Arbeit, sowie Hart (1975), S. 123: ,,In all fields of experience, not only that of rules, there is a limit, inherent in the nature of language, to the guidance which general language can provide."; Aarnio (1990), S. 188 im Original z. T. kursiv: ,,All norms, both rules and principles, are expressed in language, and the expressions may require interpretation.", oder Gaffney (1996), S. 48: ,,both rules and principles require interpretation"]. Die Empfehlung ist ~r Regeln allerdings ganz besonders virulent, da ihre Gebote Abw~igungen entzogen sind.
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bote h~iufiger auf spezielle Anwendungsbedingungen einzuschr~.ken sind und spezielle Normen tendenziell, wenn auch keineswegs naturgem~i6 kompliziertere Formulierungen erfordem 586. Unabh~ingig von sprachlich bedingten Auffassungsunterschieden tiber die angemessene Auslegung von Regel(elemente)n ist der Subsumtionsvorgang allerdings zus~itzlich dann erschwert, wenn eine Regel fiber prinzipiengebundene Ausnahmeklauseln verftigt. Dabei macht es keinen kategoriellen, wohl aber einen praktischen Unterschied, ob diese Prinzipienabh~ingigkeit aufgrund eines bestimmten oder generell irgendeines Prinzips konstituiert ist 587. In jedem Falle wird die Subsumtion nunmehr dadurch verkompliziert, dass die Feststellung dartiber, ob die Anwendungsvoraussetzungen der Regel vorliegen und sie daher gtiltig ist, die Abw~igung von Prinzipien notwendig macht 588. Diese Abw~igung bildet indes einen Bestandteil der Subsumtion. Als Ergebnis der Subsumtion steht das Urteil tiber die Regelgtiltigkeit, die b i n ~ codiert ist und demgem~if3 nur zwei Auspr~igungen einnehmen kann. Dies bedeutet, dass die Abw~igung der einzubeziehenden Prinzipien und ihrer korrespondierenden Gewichte insoweit eingegrenzt ist, als lediglich interessiert, ob die Prinzipien, die ftir eine Gtiltigkeit der Regel sprechen, in der betrachteten Situation die gegenl~iufigen Prinzipien tiberwiegen. Wenngleich Prinzipien graduell erftillbar sind und ihnen daher unterschiedlich weitreichend entsprochen werden kann, ist eine genauere Angabe der Gewichte im Rahmen der Regelsubsumtion unerheblich, da auf dieser Grundlage nur entweder die Gialtigkeit oder die Ungtiltigkeit der prinzipiengebundenen Regel ermittelt werden soil und kann. Ebenso unbenommen bel~isst die Abw~igungsbezogenheit, dass die Befolgungsdimension von Regeln bin~ir codiert ist, da sich die Handlungskomponente durch die Vorgabe eines definitiven Gebots auszeichnet, das sich nicht als Gegenstand von Abw~igungen heranziehen l~isst. Prinzipiengebundene Regeln bewahren sich also ihren spezifischen Regelcharakter, da trotz der Prinzipienabhangigkeit unver~indert bleibt, dass Regeln nur entweder gtiltig oder ungtiltig sein k0nnen und sich im Falle ihrer Gtiltigkeit nur entweder befolgen oder brechen lassen. Die Anwendung von Regeln kann ftir den Normadressaten zwar einerseits durchaus grO6ere Herausforderungen mit sich bringen, weil sich die Feststellung der Regelgtiltigkeit wie auch 5s6 Siehe auch Hare (1973), S. 3, der den Prinzipienbegriffabweichend (in unserem Sinne von Normen) verwendet und gleichzeitig nochmals auf die Oberlegenheit des Kategorisierungsmerkmalsder Konkretheit gegent~ber sprachlichen Normeigenschaften hinweist: ,,Simplicity in principles often goes with generality; it is usually possible to express more general principles in fewer words than less general ones; but this is not always the case .... and the concept of generality is a more useful, because a more precise, one than that of simplicity.~. 587 Siehe zu diesen beiden MOglichkeitenprinzipiengebundener Ausnahmeklauselnnochmals oben, insb. S. 300 der vorliegendenArbeit. 5 s s Es sei wiederholt, dasses da~ber hinaus keinen wesenhaften Unterschied zwischen Regeln gibt, deren Gt~ltigkeit entweder durch bestimmte Prinzipien oder durch allgemeine Vorbehaltsklauseln eingeschrankt ist. Gleichwohl machen allgemeine Vorbehaltsklauseln die Regelanwendung wesentlich aufwendiger, da die Feststellung der Tatbestandsvoraussetzungendie Abwagung samtlicher Prinzipien verlangt.
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der Regelkonformitfit einer bestimmten Handlungsoption anspruchsvoll gestalten kann. Auf der anderen Seite ist allerdings fernerhin beachtlich, dass die Befolgung von Regeln zumindest insoweit vereinfacht wird, als die Regelstmktur eine satisfizierende Anwendungsstrategie nahe legt. So wird und kann der Subsumtionsvorgang abgebrochen werden, nachdem die (Un-)Gfiltigkeit der fraglichen Regel mit hinreichender Gewissheit bestimmt worden ist. Im Falle der Regelgiiltigkeit sind keine weiteren Anstrengungen erforderlich, wenn eine (realisierbare) Handlungsweise bekannt ist, die - wiederum mit hinreichender Gewissheit - den Anforderungen der Regel genfigt. Da Regeln ein komparativer BewertungsmaBstab fehlt, k6nnen sie allein nicht begrfinden, die L6sungssuche fortzusetzen, nachdem (irgend)eine Handlungsoption identifiziert worden ist, die als regelkonform auszuzeichnen ist. Ebenso wenig k6nnen Regeln daher helfen, eine Reihe zur Selektion stehender Handlungen, die allesamt regelkonform zu sein versprechen, nach ihrer Vorzugswfirdigkeit zu ordnen 589. Die Auswahl zwischen mehreren regelkonformen Handlungsalternativen l~isst sich folglich nicht durch einen Rt~ckgriff auf die Regel fundieren, sondern ist insoweit bei einer ausschlieBlich regelfokussierten Betrachtung g~inzlich dem Belieben des Normadressaten tiberlassen 59~ Dieses Ermessen ist deshalb ~iuBerst bedeutsam, da regelgebundene V o r g a b e n - wie zuvor bereits aufgezeigt worden ist 591 - im Regelfall keineswegs derart weitgehend strukturiert sein werden, dass sie s~imtliche Komponenten der geforderten Handlung im Detail determinieren. Dem Normadressaten verbleibt aus diesem Grunde zwar mit Blick auf eine gtiltige Regel lediglich zu entscheiden, ob er sie befolgen oder - entgegen der normativen Vorgabe - t~bergehen m6chte. Die Akzeptanz der Regelbindung bel~sst dem Akteur allerdings dennoch (unter Umst~inden ganz betr~ichtliche) Handlungsspielr~iume, fiber deren Ausffillung er befinden darf und auch selbst befinden muss, da die Regel als defnitives Gebot dafiir keine weiteren Anhaltspunkte bereith~ilt. Damit soll nicht suggeriert werden, dass sich diese Freiheiten nicht normativ begrenzen lassen 592. Gleichwohl ist deutlich hervorzuheben, dass solche Begrenzun-
589 Da Regeln nur entweder befolgt oder gebrochen werden kOnnen, scheidet mit Blick auf die Regelkonformit~it eine differenziertere Abstufung unterschiedlicher Handlungsaltemativen aus. Die Bildung einer Rangfolge ist allerdings dennoch mOglich, wenn ihr nicht die Ausprtigungen, sondem beispielsweise die Eintrittswahrscheinlichkeiten der (tibereinstimmend regelkonformen) Handlungskonsequenzen zugrunde gelegt werden. Eine derartige MOglichkeit zur Ordnung bietet sich insofem an, als die Prognosen tiber die Konsequenzen der betrachteten Handlungsaltemativen mit unterschiedlichen Gewissheitsgraden verbunden sein kOnnen. Danach w~ire die Option zu selegieren, die mit der vergleichsweise grOf~tenGewissheit die angestrebte Regelkonformit~it verspricht. In einem solchen Falle fungiert hingegen abermals nicht die Regel, sondem die relative Prognosegtite als BewertungsmaBstab. 590 Zu beachten ist indes, dass die hier untersuchten Regeln in kodifizierter Form vorliegen und die Elemente eines Normensystems bilden. Weitergehende Anleitungen k0nnen sich ~r den Regeladressaten daher zwar nicht aus der Regel selbst, wohl aber aus anderen Normen der Kodexgesamtheit ergeben. So ist in der vorstehenden Fn. 589 bereits angeklungen, dass die Auswahl gleichsam regelkonformer Handlungsaltemativen unter Rtickgriff auf andere Normen erfolgen kann, wenn beispielsweise zus~itzlich normiert ist, dass diejenige Option zu selegieren ist, deren regelkonforme Konsequenzen mit der vergleichsweise grOBten Zuverlfissigkeit einzutreten versprechen. 591 Siehe nochmals oben, insb. S. 302 der vorliegenden Arbeit. 592 Siehe nochmals die vorangegangene Fn. 590.
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gen oder Richtungsweisungen nicht der betrachteten Regel entnommen werden k6nnen. Im Gegenteil erweist sich beispielsweise die - in praxi nicht untibliche - Aufforderung als geradezu absurd, verbleibende Regelungslticken ,im Sinne der Regel' auszuftillen. Da es sich bei Regeln um definitive Gebote handelt, sind ihre Regulierungen auf die definitiv festgesetzten Regulationsfelder beschr~inkt. Ftir Hinweise zur Ausgestaltung der iJbrigen Handlungselemente bzw. verbleibender Spielr/aume ist die jeweilige Regel daher alles andere als pr~idestiniert. Diese Beobachtung ist gleichbedeutend damit, dass Regeln im Falle ihrer (im Untemehmen) weitreichenden Befolgung deshalb nur, aber auch immerhin eine Verhaltensstandardisierung f'tir diejenigen Aspekte bzw. Handlungsmerkmale garantieren, die durch die Handlungskomponente der Regel normiert sind.
(b) Abwiigung Die f'tir Prinzipien kennzeichnende Anwendungsform ist die Abw~igung 593. Diese Kennzeichnung impliziert nicht, dass Subsumtionen f'tir prinzipienartige Normen irrelevant w~iren 594. Stattdessen k6nnen Prinzipien durchaus situativ gebunden sein, sodass in einer konkreten Anwendungssituation zunachst ihre Gtiltigkeit zu kl~iren ist 595. Der entsprechende Subsumtionsvorgang unterscheidet sich jedoch nicht v o n d e r Prtifung der RegelgOltigkeit und ist darum nicht prinzipiencharakteristisch. Genau wie bei Regeln ist die Gtiltigkeitsdimension von Prinzipien binar codiert. Die Subsumtion wird folglich mit dem Urteil dartiber abgeschlossen, ob das betrachtete Prinzip bei den konkret vorliegenden Tatbestandsbedingungen entweder gOltig oder ungialtig ist. Im Gegensatz zu Regeln ist es bei Prinzipien allerdings so, dass die herausfordemden Schwierigkeiten der Normanwendung mit der Subsumtion keineswegs beendet sind, sondem gewissermaBen gerade erst beginnen. Nachdem die Gtiltigkeit eines Prinzips ermittelt worden ist, bleibt ftir den Adressaten zun~ichst dennoch unklar, wie er sich in der gegebenen Situation verhalten soil, da die Feststellung der Prinzipiengtiltigkeit- anders als bei R e g e l n - kein definitives Handlungsgebot unmittelbar nach sich zieht. Prinzipien beinhalten keine definitiven
593 Vgl. auch Sieckmann (1990), S. 18; Stelzer (1991), S. 217; Weinberger (1992), S. 515; Alexy (1994), S. 80; Sieckmann (1994a), S. 205; Alexy (1995), S. 216; Dorndorf(1995), S. 138; Koch (1996), S. 19; Jansen (1997b), S. 152; Borowski (1998a), S. 121; Borowski (1998b), S. 309; Alexy (2002), S. 120. 594 Insofem ist die Feststellung von Jansen (1997b), S. 152, etwas missverstfindlieh, dass ,,Prinzipien der klassischen rechtlichen Methode der Normanwendung, der Subsumtion" entzogen seien. Treffender ist es, die Subsumtion als flir Prinzipien inad~iquate, das heiBt: nicht hinreichende, Anwendungsmethode zu kennzeichnen. ,,Es soil nicht ausgeschlossen werden, dab die Subsumtion den ersten Schritt bei der Anwendung eines Prinzips bildet." [Jansen (1997a), S. 29 Fn. 15]. 593 So (wenigstens) im Ergebnis auch Habermas (1998), S. 255, wenn er auf der einen Seite ausffihrt, dass Prinzipien - i m Unterschied zu Regeln - keine konkrete Spezifizierung situationstypischer Anwendungsbedingungen enthalten, andererseits jedoch einrfiumt, dass ihr Geltungsanspruch dennoch durch (wenn auch allgemeine und interpretationsbedUrftige) Bedingungen eingeschrfinkt sein kann.
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Gebote, sondern zu approximierende Ideale. Da und soweit Sollen ein K~nnen voraussetzt 596, w ~ e es wenig sinnvoll, die Verwirklichung eines Ideals definitiv zu gebieten oder auch nur bedingungslos anzustreben. Ideale, wie sie den Gegenstand von Prinzipien ausmachen, weisen die Eigenschaft auf, mehr oder weniger weitreichend erftHlt werden zu k0nnen. Sofern dementsprechend ihre Approximation geboten ist, stellt sich ftir die betrachtete Anwendungskonstellation konkret die Frage, welches Ausmal3 der Prinzipienrealisierung angebracht sein soll. Soweit die kennzeichnende Form der A n w e n d u n g von Prinzipien als Abwfigung bezeichnet wird, ist damit nichts anderes als die Beantwortung dieser Fragestellung gemeint. Die Anwendung von Prinzipien macht es notwendig, ihren Gegenstand auf die deskriptiven und normativen MOglichkeiten zu relativieren. Die Entscheidung fiber die Prinzipienbefolgung erfordert es daher, nicht nur die faktischen Gegebenheiten, sondern ebenso weitere N o r m e n zu berficksichtigen, um bestimmen zu kOnnen, welches A u s m a 6 der Prinzipienrealisierung tats~chlich geboten ist 597. Der Akteur muss mit anderen Worten abw~gen, inwieweit die deskriptiven und normativen Begleitumstfinde eine Verwirklichung des Prinzips zulassen. Wie es die Bezeichnung der A n w e n d u n g s f o r m bereits zum Ausdruck bringt, muss sich dieses Urteil nach dem Gewicht richten, welches das Prinzip in der konkreten Anwendungssituation besitzt. Die Abwfigung setzt die Gfiltigkeit des Prinzips voraus, um fiberhaupt eingeleitet zu werden, l~,sst sie dann jedoch unberfihrt. Stattdessen betreffen Abwfigungen die Dimension des Gewichts oder der Bedeutung der betreffenden Prinzipien 59s. Das Gewicht von Prinzipien lfisst sich nicht generell, sondern nur f~r den betrachteten Anwendungsfal1599 und im Vergleich zu den konkurrierenden N o r m e n ermitteln, da Prinzipien abstrakt gleichrangig sind 6~176 Ihre A n w e n d u n g kann daher ohne eine Abwfigung nicht gelingen. Wenngleich in der Vergangenheit vermehrt der Verdacht gefiuBert worden ist, dass derartige Abwfigungen dem Belieben des Normadressaten folgten 6~ sind Abwfigungsentscheidun-
596
Vgl. z. B. Geiger (1964), S. 63 f.; von Wright (1979), S. 112; Mackie (1983), S. 188; Albert (1991), S. 91 f.; Kersting (1996), S. 186; Rawls (1996), S. 268; Irrgang (1998), S. 122; Zoglauer (1998), S. 108, 112 f.; Birnbacher (2003), S. 172; Quante (2003), S. 30, 83.
597 Siehe auch Sieckmann (1994a), S. 205: ,,Urn die Abw~gungsf~higkeit von Prinzipien i.S.v. Grt~nden mr Abwfigungsentscheidungen verstehen zu kOnnen, muB deshalb angenommen werden, dab Prinzipien nicht in ihrem Norminhalt bereits auf die rechtlichen MOglichkeiten relativiert sind, sondern ein unrelativiertes Sollen enthalten". 598 So auch Kearns (1973), S. 120 f.; Stelzer (1991), S. 217; van Niekerk (1994), S. 161; Sieckmann (1995), S. 49 f.; Borowski (1998b), S. 309. 599 Siehe auch Gtinther (1988), S. 221: ,,Das richtige Abwagen und Oberlegen bezieht sich auf das Verfinderliche, Kontingente und das, was sich seinerseits durch Handeln verfindern laBt. Ober Unabanderliches brauchen wir uns keine praktisch relevanten Gedanken zu machen.". 6oo So auch Koch (1990), S. 153; Alexy (1994), S. 80; Koch (1996), S. 19. 6ol Vgl. zu solchen kritischen Einwendungen z. B. nochmals Dreier (1991), S. 104: ,,Wo die Abwfigung beginnt, h/3rt das Recht auf.", auBerdem Stelzer (1991), S. 221: ,,es als rein willkt~rlich erscheint, ein Prinzip mit einem )>Gewicht<
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gen keineswegs eine Angelegenheit rein subjektiven Ermessens, sondem durch rationale Erw~igungen zu fundieren 6~ Die Relativierung auf die faktischen und normativen Mtiglichkeiten bedeutet praktisch nichts anderes als zu begrtinden, warum eine mehr oder weniger weitreichende Realisierung des Prinzips gerechtfertigt sein soil. Die Rationalit~it der Abw~igung bemisst sich daher an der Qualit~it der vorgetragenen Begrtindungen, mit denen das empfohlene AusmaB der Prinzipienrealisierung untermauert wird. Da die notwendige Relativierung von Prinzipien rasch offen legt, dass es regelm~iBig konkurrierende Normen gibt, die bei der Bestimmung des angemessenen AusmaBes der gebotenen Prinzipienrealisierung in Rechnung zu stellen sind, ist die Abw~igung von Prinzipien bei ihrer praktischen Anwendung untrennbar mit dem Kollisionsverhalten verwoben603, das n~iher im unmittelbar nachfolgenden Abschnitt behandelt wird 6~ Um die Abgrenzung zwischen regel- und prinzipienartigen Normen weiter zu verfestigen, k6nnen gleichwohl bereits an dieser Stelle einige der grundlegenden Schwierigkeiten beleuchtet werden, die sich for den Normanwender aus der Abw~igungsnotwendigkeit von Prinzipien ergeben. In dieser Hinsicht ist darauf zurtickzukommen, dass die notwendige Relativierung ihrer idealen Gegenst~inde die Anwendung von Prinzipien naturgem~aB den Normierungen anderer Prinzipien 6ffnet. Um beurteilen zu ktinnen, inwieweit eine bestimmte Handlungsweise durch ein Prinzip gefordert oder gedeckt ist, mtissen weitere Normen betrachtet werden, damit abgewogen werden kann, ob das AusmaB der Prinzipienrealisierung, welches die Handlungsweise verspricht, die korrespondierenden Einschr~inkungen konkurrierender Normen rechtfertigt oder erst einer weiterreichenden Prinzipienrealisierung andere Normen entgegenstehen. Aus der Perspektive des Normadressaten kann Prinzipien demnach keine Entlastungsfunktion zugeschrieben werden, wie sie zuvor Regeln attestiert wurde. Der Akteur ist regelm~iBig einer Ungewissheit ausgesetzt, da und soweit sich eine alternative Handlungsweise finden lassen k/3nnte, die mit insgesamt tiberlegenen Konsequenzen verbunden ist und in deren Folge sich daher das Verwerfen der zun~ichst betrachteten Option gebietet. W~.hrend die Anwendung von Regeln mit einem satisfizierenden Verhalten vereinbar ist, legen Prinzipien die Suche nach Optima nahe. Nachdem eine Handlungsaltemative ermittelt worden ist, deren Verwirklichung
notwendigen Handwerkszeug, ist jedoch zugleich vielfach einem Irrationalismusverdacht ausgesetzt. Dort, wo die soliden Formen der Rechtsfindung enden, beginnt der Raum der Abwagung - so mag es manchem erscheinen."; mit Blick auf die Verfassungsgerichtsbarkeit Luhmann (1995), S. 231: ,,Sie [die Verfassungsgerichtsbarkeit, T. T.] versteht sich als Kontrolle der Werteabw~igung, ersetzt damit aber nur ein Gutdtinken durch ein (eventuell) anderes.", sowie fiir zahlreiche weitere Nachweise Sieckmann (1990), S. 224 Fn. 3; Sieckmann (1995), S. 52 Fn. 29; Jansen (1997b), S. 152 Fn. 2; Borowski (1998a), S. 96 Fn. 235; Borowski (1998b), S. 312 Fn. 30. 602 So auch Peczenik (1989), S. 84; Sieckmann (1990), S. 224; Stelzer (1991), S. 223; Enderlein (1992), insb. S. 351 und passim; Alexy (1994), S. 143; Dorndorf(1995), S. 148; Sieckmann (1995), S. 68 f.; Koch (1996), S. 20 f.; Jansen (1997a), S. 53; Jansen (1997b), insb. S. 153; Borowski (1998b), S. 313 f. 603 Siehe auch die generelle Anmerkung von Stiick (1998), S. 407, ,,dab bei der Definition der Abw~lgung stets auf die Kollision von verschiedenen Gegenst~indenabgestellt wird.". 604 Siehe sogleich, S. 324 ff. der vorliegenden Arbeit.
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keine faktischen oder normativen Einreden wirksam widersprechen, ist diese trotzdem noch nicht durch das Prinzip tatsachlich geboten, da Prinzipien graduell erf'tillbar sind, es ihre idealen Gegenst~nde zu approximieren gilt und daher eine alternative Handlungsweise ausgezeichnet werden k6nnte, die einen (minimal) h6heren Erreichungsgrad des Prinzips erwarten 1/~sst, ohne wiederum ihrerseits durch nun eventuell st/~rker zu gewichtende andere Normen ausgeschlossen zu werden. Es ist indes illusorisch und schon aus diesem Grund nicht ernsthaft zu fordem, dass Prinzipien erst dann als befolgt gelten, wenn tats/~chlich eine optimale Handlungsweise ermittelt und realisiert worden ist. Da die kognitiven Kapazit/iten des Menschen begrenzt sind, kann von (menschlichen) Handlungstr/~gern einerseits nicht verlangt werden, eine als optimal auszuzeichnende Alternative zu selegieren, da dies im Normalfall Informationsverarbeitungsleistungen erfordert, welche die menschlichen Fahigkeiten tibersteigen. Auf der anderen Seite w/ire es allerdings ebenfalls unzweckm/~Big, aufgrund dieser Kapazit/itsgrenzen die Suche nach optimalen L6sungen schlichtweg durch eine satisfizierende Vorgehensweise zu ersetzen. Eine regelanaloge Satisfizierungsstrategie bildet ftir die Anwendung von Prinzipien keinen gangbaren Ausweg, da sie an der Frage scheitert, wann einem Prinzip derart ausreichend entsprochen ist, dass die korrespondierende Handlungsweise demnach als geboten auszuzeichnen wfire. Diesem Einwand lfisst sich keineswegs dadurch begegnen, dass ft~r jedes Prinzip ein konkreter Erreichungsgrad festgesetzt wird, dessen Realisierung einem ausreichenden, sprich: satisfizierenden Niveau entsprechen soll. Eine solche Replik ist nicht deshalb untauglich, weil es kaum angebracht w~ire, eine derartige Festsetzung der Satisfizierungsniveaus jeweils isoliert ftir einzelne Prinzipien vorzunehmen, sodass die mit anderen Normen bestehenden Interdependenzen zwangsl~iufig ausgeblendet blieben. Dagegen w/~re es zumindest theoretisch durchaus noch vorstellbar, diese Erreichungsgrade in Abh/~ngigkeit der Auspr~igungen anderer Normen im Vorhinein zu variieren. Ftir die Praxis kann dies indes kaum sinnvoll sein, da zum einen die Bestimmung der verschiedenen Satisfizierungsniveaus nicht vollst/~ndig gelingen kann und bereits ihre Ann/~herung prohibitive Kosten verursachen dtirfte. Zum anderen muss bezweifelt werden, dass ein einschl/~giger Katalog vorgegebener Erreichungsgrade (bereits bei einer kleineren Anzahl kodifizierter Prinzipien) verhaltenswirksam werden kann. Zudem ist eine diesbeztigliche Festsetzung in jedem Falle deshalb ungeeignet, weil die betreffenden Normen dann im Ergebnis unterschiedslos regelartig w/~ren. Sofern einem Prinzip dann Gentige getan w~ire, wenn ein ex ante bestimmter Realisationsgrad erreicht ist, resultiert for Prinzipien eine binfir codierte Befolgungsdimension und damit die Aufhebung ihrer Abgrenzung zu Regeln. Ob eine bestimmte Handlungsweise dem Gebot eines Prinzips entspricht, kann nach dem Vorstehenden nicht davon abh/ingig gemacht werden, ob ihre Konsequenzen mit einem optimalen oder einem satisfizierenden Niveau der Prinzipienrealisierung verbunden sind. Diese beiden Kriterien scheiden (unter anderem deshalb) aus, da sie entweder ftir den Normadressa-
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ten oder auf einer Metaebene der Festlegung von Prinzipien und Prinzipiengewichten kognitive Anforderungen stellen, die schlechterdings nicht erf'tillbar sind. Die Beurteilung der Angemessenheit einer empfohlenen Handlungsweise muss daher - dem Wesen der ftir Prinzipien kennzeichnenden Anwendungsform der Abw~igung folgend - auf der Ebene ihrer Begriindung verortet werden. So ist Abw~igen gleichbedeutend damit zu begrtinden, warum eine konkrete Handlung tats~ichlich geboten sein soil 6~ Auf der Fundierungsebene wiederholt sich die Frage nach den Anforderungen, da sich in Hinblick auf diese Begriindungen mit den Modellen der absoluten, der objektiven und der subjektiven Rationalit~it drei Klassen unterscheiden lassen, die unterschiedlich anspruchsvolle Ma6st~ibe f'tir die Rationalbeurteilung setzen 6~ Die Fundierungsanforderungen diarfen einerseits nicht so weit reichen, dass sie die genannten kognitiven Limitierungen aus dem Auge verlieren und einen vollstandigen oder - unter Einbeziehung der Informationskosten - optimalen Informationsstand als Beurteilungsmal3stab eines absoluten Rationalmodells voraussetzen. Auf der anderen Seite sollen sie sich ebenfalls nicht derart bescheiden, dass letztlich beliebige Grtinde das Selegieren leiten und rechtfertigen k6nnten, wie es Modelle der subjektiven Rationalit~it durchaus (noch) als rational erachten. Der Ma6stab der Abw/agung von Prinzipien muss daher Modellen der objektiven Rationalit~it entstammen, die Fundierungsgrenzen konzedieren und dennoch ein gewisses (Mindest-)Ma6 an Handlungsfundierung verlangen, das sich nicht ausschlie61ich im pers6nlichen und unmittelbar verf'tigbaren Kenntnisstand ersch6pft 607. Ftir den Normadressaten stellt sich unmittelbar die Anschlussfrage, wann seine Suche nach Handlungsalternativen abgebrochen und eine Handlungsbegrtindung als ausreichend stichhaltig angesehen werden darf. Damit ist eine grundlegende Problemstellung (nicht nur) der Managementwissenschafl markiert, die sich erwartungsgem/a6 nicht durch generelle Aussagen einfach beantworten l/asst. Eine Pr~izisierung der Problemstellung ist inzwischen allerdings insoweit m6glich, als mit dem Konzept der Argumentationsrationalit/at die Grundlegungen daftir geschaffen worden sind, um die kognitive Giate vorgetragener Begrtindungen intersub-
605 lm Ergebnis so wohl auch Stelzer (1991), S. 223: ,,>>Gewichtung~tbedeutet danach, die mit relevanten Grtinden geftihrte argumentative Einl0sung der im konkreten Fall statthabenden Vorrangrelation.", und ebd., im Original z. T. kursiv: ,,Es geht ... um die argumentative Einl/Ssung einer Praferenzregel. Und dies kann nur mit Hilfe relevanter Grtinde geschehen.". Siehe dazu au6erdem auch G:inther (1988), S. 336: ,,vonder Anwendung einer Norm als Prinzip [ist, T. T.] dann zu sprechen, wenn wir in eine argumentative Prozedur eintreten, die uns zur Beriicksichtigungaller Merkmale einer Situation und zur Abwagung relevanter normativer Gesichtspunkte verpflichtet.". 606 Siehe dazu eingehender v.
Werder
(1994), insb. S. 70-72.
607 Vgl. v. Werder (1994), S. 71 f. Fn. im Zitat gel0scht: ,,Das Informationsideal der absoluten Rationalit~itfungiert hier gewisserma6en noch als regulative Idee, indem es als in der Tendenz erstrebenswert, aber nur unvollkommen erreichbar angesehen wird.".
322
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
jektiv nachvollziehbar einsch~itzen zu k/Snnen 6~ Danach ist der MafSstab ftir die Beurteilung der kognitiven Qualit~it der Entscheidungsfundierung der Stand des zuganglichen Wissens, der die Gesamtheit der vergleichsweise zuverl~issigsten Kenntnisse zu einem bestimmten Problem umfasst, die dem Probleml~ser zum Referenzzeitpunkt prinzipiell zug~inglich sind 6~ da er fiber sie verftigt (aktuelles Wissen), sie ohne prohibitiv hohe Kosten beschaffen oder auf dieser Basis erschliel3en kann (potentielles Wissen) 61~ Im Kern misst die Argumentationsrationalitat, inwieweit dieser Wissensstand bei der Entscheidungsvorbereitung ausgeschOpft wird. Das Messkonzept unterscheidet mit der unbegrtindeten, der globalbegrtindeten, der detailbegrtindeten und der qualifizierten Probleml6sung vier Hauptstufen der Argumentationsrationalitat 611. Bei einer unbegrtindeten ProblemlOsung wird lediglich behauptet, dass eine bestimmte Mal3nahme positiv zu beurteilen sei. Im Falle globalbegrtindeter Probleml6sungen wird diese Empfehlung zumindest durch Argumente gesttitzt, die Aussagen tiber die positiven Konsequenzen der geplanten Mal3nahme ftir die Prinzipienrealisierung beinhalten. Da es jedoch regelm~il3ig strittig ist, ob ein bestimmtes Ausmal3 der Prinzipienrealisierung tats~ichlich erreichbar und geboten ist, sind nicht nur unbegrtindete Probleml6sungen, sondern fernerhin auch (noch) Globalbegrtindungen unzureichend. Stattdessen sind die Konsequenzaussagen nicht nur zu artikulieren, sondern ihrerseits ebenfalls zu begrtinden. Mit diesen Begrtindungsleistungen wird die Hauptstufe der Detailbegrtindung erlangt. Die Oberzeugungskraft von Detailbegrtindungen variiert mit ihrer Struktur und ihrer Substanz 6~2. Hinsichtlich der Begrtindungsstruktur wird zwischen der Breite (Zahl der Argumente pro begrtindeter Aussage) und der Tiefe (Zahl der durchlaufenden Argumentationsrunden) der Begrtindung unterschieden 613. Zu den (kognitiv bedeutsameren) substanziellen Einflussfaktoren z~ihlen zum einen die mit Blick auf den Referenzmal3stab mehr oder weniger vollz~ihlige Anzahl sowie Ausgewogenheit der vorgebrachten Argumente. Zum anderen wird die Zuverl~issigkeit der Argumente betrachtet, die sich aus der Verlasslichkeit der argumentinternen
608 Vgl. nochmals v. W e r d e r (1994), insb. S. 468-507, sowie zusammenfassend v. W e r d e r (1997b), S. 904-913; v. W e r d e r (1998a), S. 481-494; v. W e r d e r (1999a), S. 674-679; v. W e r d e r / T a l a u l i c a r (1999), S. 73-83; v. W e r d e r / C h o / T a l a u l i c a r (2000), S. 18-20. 609 Siehe zu einem solchen (relativen) Maf3stab auch H o e r s t e r (2003), S. 28 Herv. im Original: ,,Ob eine Handlung ... rational ist oder nicht, hfingt ... nicht von einem (wie auch immer nfiher definierten) i d e a l e n Wissensstand ab, sondern von jenem Wissensstand, der dem Handelnden zum Zeitpunkt der Handlung p r i n z i p i e l l z u gcinglich ist.". 610 Vgl. v.
Werder
(1994), S. 91.
611 Siehe nfiher v. W e r d e r (1994), S. 496-500; v. W e r d e r (1997b), S. 911-913; v. W e r d e r (1998a), S. 482 f.; v. W e r d e r (1999a), S. 678 f.; v. W e r d e r / T a l a u l i c a r (1999), S. 82 f.; v. W e r d e r / C h o / T a l a u l i c a r (2000), S. 1820. 612 Vgl. v. W e r d e r (1994), S. 361-369; v. W e r d e r (1997b), S. 905; v. W e r d e r (1998a), S. 490 f.; v. W e r d e r (1999a), S. 686; v. W e r d e r / T a l a u l i c a r (1999), S. 82. 613 Vgl. v. W e r d e r (1994), S. 354-359; v. W e r d e r (1997b), S. 909; v. W e r d e r (1998a), S. 489; v. S. 677; v. W e r d e r / T a l a u l i c a r (1999), S. 78, 83; v. W e r d e r / C h o / T a l a u l i c a r (2000), S. 18 f.
Werder
(1999a),
Gestaltungsdimensionen untemehmensethischer Kodizes
323
Aussagen ergibt 614. Dabei wird beriacksichtigt, dass Begriandungen managerialer Probleml6sungen nicht nur und nicht zuvorderst auf wahren oder bewahrten Aussagen beruhen, deren Geltungsanspruch uneingeschr~_nkt oder statistisch abgesichert ist und entsprechend belegt werden kann. Die zul/issige Wissensbasis umfasst vielmehr auch plausible Aussagen, deren Geltungsanspruch zwar nicht belegt, wohl aber argumentativ untermauert ist, sowie m6gliche Aussagen, die weder belegt noch begrtindet, jedoch auch nicht erkennbar falsch sind 615. Die vierte Hauptstufe der qualifizierten Probleml6sung wird erreicht, wenn bestimmte Stoppkriterien 616 zur vemtinftigen Begrenzung der Begrtindungsbreite und -tiefe erf'dllt sind 617. In diesem Fall macht es aus kognitiver Sicht keinen Sinn mehr, weitere Begriindungen einzufordem 618. Da diese h6chste Rationalit~itsauspr/agung allerdings auch betr/~chtliche Fundierungskosten verursacht 619, kann nicht gefordert werden, untemehmensethische Entscheidungen stets auf der Basis qualifizierter Probleml6sungen zu treffen 62~ Ftir ethisch bedeutsame Fragestellungen m6gen die Kosten der Entscheidungsvorbereitung zwar unter Umst/inden vergleichsweise schw~icher zu gewichten, keineswegs aber vemachl/~ssigbar sein, da es ebenfalls wenig angemessen erscheint, in vermeintlich endlosen Begrtindungsdiskursen die Dringlichkeit von Entscheidungen und Handlungen aus dem Auge zu verlieren. Es bleibt festzuhalten, dass sich die Anwendung von Prinzipien auf diesem Hintergrund als wesentlich anspruchsvoller darstellt als die Befolgung von Regeln. Die Struktur von Regeln macht es m6glich, Zweifelsfiille zu umgehen, indem schlichtweg altemative Handlungsempfehlungen vorgeschlagen werden, deren Regelkonformitat eindeutig(er) erkennbar ist. MaBnahmen zur Verwirklichung von Prinzipien hingegen sind unausweichlich einem Begriindungszwang ausgesetzt. Dem Akteur stellen sich stets die Fragen, ob die Einschr~.nkung eines konkurrierenden Prinzips durch die empfohlene Handlungsweise tats/achlich gerechtfertigt ist
614 Vgl. v. Werder (1994), S. 369-388; v. Werder (1997b), S. 910 f.; (1999a), S. 686; v. W e r d e r / T a l a u l i c a r (1999), S. 76. 615 Siehe eingehender v. Werder (1994), insb. S. 385 f.; v. Werder (1999a), S. 686.
v. W e r d e r
v. W e r d e r
(1998a), S. 492 f.;
(1997b), S. 910; v.
Werder
v. W e r d e r
(1998a), S. 492;
6~6 Vgl. zu deren Notwendigkeit z. B. auch P e c z e n i k (1989), S. 82 im Original z. T. unterstrichen: ,,in practice, one must finish the reasoning, sooner or later.". 6~7 Siehe zu diesen Stoppkriterien im Einzelnen v. W e r d e r (1994), S. 445-467, sowie die Ubersicht bei v. (1997b), S. 910 f.; v. Werder (1998a), S. 490-494; v. W e r d e r (1999a), S. 686.
Werder
6~s Dieser Hauptstufe entspricht z. B. die ,,beste m6gliche Abwagung" im Sinne von P e c z e n i k (1989), S. 82, deren zugrunde iiegende Begr0ndung dergestalt ist, ,,that no further reasons or counter-arguments can be added to it." [ P e c z e n i k (1989), S. 83 im Original z. T. unterstrichen]. 6~9 Vgl. zu den Kosten der Fundierungsanstrengungen, die zur Erreichung der Rationalitatsstufen erforderlich sind, v. Werder (1997b), S. 914, sowie zu den 6konomischen Fundierungsbarrieren generell v. W e r d e r (1994), S. 135-137. 620 So auch in Hinblick auf die Konkretisierung des aktienrechtlichen SorgfaltsmaBstab ~r den Vorstand v. W e r d e r (1997b), S. 916: ,,Betrachtet man die aufgezeigten umfangreichen Informationsarbeiten, die zur Qualifizierung einer Entscheidungsvorbereitung unabdingbar sind, so d0rfle es auch ohne empirische Belege im Grunde kaum strittig sein, dab die oberste Hauptstufe der Argumentationsrationalit~it die praktischen Rationalpotentiale haufig, wenn nicht gar zumeist 0bersteigt.".
324
Ethik-Kodizes als untemehmensethisches Implementierungsinstrument
und warum gegebenenfalls keine weitergehende Realisierung des Fokalprinzips m6glich sein soil. Die Angemessenheit einer prinzipiengebundenen Handlungsweise l~sst sich daher regelm~ff3ig erst aus der Qualit~it ihrer B e g ~ n d u n g erschlieBen. Sie muss mit ausreichender Stichhaltigkeit untermauern, dass sich keine komparativ besseren Alternativen finden lieBen. Diese B e g ~ n d u n g e n sind keineswegs trivial, da Prinzipien einerseits (fast) st/~ndig mit anderen Normen kollidieren. Auf der anderen Seite lassen sich Prinzipien graduell erftillen, sodass die Anzahl m6glicher Probleml6sungen theoretisch unbeschrfinkt ist 621. Dennoch ist die Abwfigung yon Prinzipien keinesfalls willktirlichen Entscheidungen preiszugeben 622. Die Ungewissheit fiber die Angemessenheit m6glicher Handlungsweisen macht im Gegenteil Begrtindungsleistungen, die sich an rationalen Standards ausrichten, unabdingbar und in der Folge die Prinzipienanwendung derart anspruchsvoll. (4) Kollisionsverhalten (a) G e m e i n s a m k e i t e n von N o r m k o n f l i k t e n
Die Unterschiede zwischen Regeln und Prinzipien sollen abschlieBend anhand ihres abweichenden Kollisionsverhaltens illustriert werden 623. Normkonflikte liegen immer dann vor, wenn sich die Handlungsvorgaben, die sich aus den jeweils gtiltigen Normen ergeben, widersprechen 624. Aus Grtinden der Einfachheit kann sich die nachfolgende Er6rterung auf die Kollisionen konzentrieren, bei denen lediglich zwei Normen widerstreiten. Sollten drei oder mehr Normen miteinander in Konflikt stehen, ist eine kompliziertere, aber nicht grundsfitzlich andere Darstellung erforderlich 625. Beschr~inkt man sich zudem auf die deontische Grundmodalit~it des Gebots, so widersprechen sich zwei Normen immer dann, wenn die eine Norm eine Handlungsweise gebietet, deren Gegenteil dem Gebot der anderen Norm entspricht 626. Die beiden
621 Vgl. in diesem Sinne auch Borowski (1998a), S. 152: ,,grundsfitzlich eine unendliche Zahl m6glicher Mittel". 622 Entgegen Luhmann (1995), S. 347: ,,Auch kann man vermuten, dab mit einem Prinzip (VerhfiltnismfiBigkeit, Angemessenheit, Wertabwtigung usw.) oft, wenn nicht immer, entgegengesetzte Entscheidungen beg~ndet werden k6nnen.". 613 Siehe dazu auch Peczenik (1983), S. 121-132; Alexy (1985), S. 16-19; Aarnio (1990), S. 180 f.; Dworkin (1990), S. 61 f., 131-140; Alexy (1994), S. 77-87; Alexy (1995), S. 192-201,217 f.; Borowski (1998a), S. 6872; Habermas (1998), S. 255; Alexy (2000), S. 32-35; Neumann (2000), S. 119-121. 624 Siehe z. B. Birnbacher (2003), S. 160 im Original z. T. kursiv: ,,Von einem Normkonflikt spricht man, wenn die Aus~hrung einer gebotenen Handlung hi unvereinbar ist mit der Aus~hrung einer anderen gebotenen Handlung h2". Normkonflikte sind nach diesem Verstfindnis somit auf der Handlungsebene angesiedelt und betreffen den Norminhalt. Da~ber hinaus k6nnen Widersprtiche bestehen (1) zwischen Aussagen tiber die GUltigkeit von Normen wie auch (2) tiber die Gtiltigkeit einer Norm selbst. Unter Verwendung des Gtiltigkeitsoperators ,,G" lfisst sich dies ausdrticken als (1) GN A --~GN bzw. (2) GN A G ~ N [siehe dazu nfiher Sieckmann (1990), insb. S. 94, sowie zu den korrespondierenden Konsistenzanforderungen auch Buchwald (1990), S. 253]. 625 So auch Borowski (1998a), S. 68 Fn. 53. 626 Sofern man zwischen den verschiedenen deontischen (Grund-)Modalitaten differenziert, lassen sich Normkollisionen offensichtlich auch ohne die Verwendung von Negationen darstellen, wenn eine bestimmte Hand-
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
325
Normen sind somit nicht zugleich erftillbar. Formal l~isst sich ein solcher Konflikt folgendermal3en darstellen: .(1)
(x) (Sx ---~O Hx)
(NO
9(2)
(x) (Tx ~ O--,Hx)
(Nz)
9( 3 )
SaATa
(4)
OHa/x O--,Ha
(1), (2), (3)
Demgem~13 haben Normkonflikte zur Folge, dass den kollidierenden Normen nicht ausnahmslos und vollumf~.nglich entsprochen werden kann, da es keinem Individuum m6glich ist, zur gleichen Zeit sowohl eine Handlung des Typs H, die dem Gebot der ersten N o r m Nl entspricht, als auch die gegenteilige Handlung --,H durchzuf't~hren, wie es die N o r m N2 verlangt. Sofem Situationen auftreten, in denen die Kodexnormen derart Widersprtichliches gebieten, mtissen diese Normkollisionen aufgelOst werden, wenn der Kodex verhaltenswirksam werden soil. Es stellt sich daher die Frage, wie in diesen Konfliktkonstellationen zu verfahren ist. Normkonflikte lassen sich vergleichsweise einfach bew~iltigen, wenn eindeutige Vorrangrelationen zwischen den Normen des Kodex festgelegt sind. Derartige Hierarchisierungen des Normensystems sind durchaus verbreitet 627, und es wiirde die generelle Vorrangregel gelten, dass im Falle eines Normenwiderspruchs lediglich die hierarchisch tibergeordnete N o r m verbindlich und die GiJltigkeit der nachgeordneten N o r m aufgehoben ist 628. Ferner ist vorstellbar,
lungsweise beispielsweise durch eine Norm erlaubt ist und von einer anderen verboten wird. Siehe zu diesem logischen Widerspruch sowie weiteren Formen und Abgrenzungen der Inkompatibilitat von Normen Kelsen (1979), S. 99-101; Peczenik (1983), S. 124 f.; Peczenik (1989), S. 418-425; Zoglauer (1998), S. 99-105. 627 Ethik-Kodizes der Praxis beginnen haufig mit einer als Praambel, Unternehmensgrundsatze oder Vision tiberschriebenen Einleitung. Soweit sich deren Inhalte entsprechend in Grundnormen Uber~hren iassen, gebt~hrt diesen prima facie Vorrang bei Konflikten mit an nachgeordneter Stelle aufgeR~hrten Einzelregelungen. Siehe z. B. den Kodex von Guardsmark [zit. in: Murphy (1998), S. 90-98], der eine iange Reihe von Verhaltensnormen enthalt, die ,,Employee Relations", ,,Commitment to Excellence", ,,Employee Wellness", ,,Vendor Relations", ,,Community and Government Relations", ,,Industry Commitment" und ,,Personal Commitment" betreffen und denen eine Praambel mit den grundlegenden Wertvorstellungen des Unternehmens vorangestellt ist. 628 Siehe z. B. auch Peczenik (1983), S. 127 im Original z. T. kursiv: ,,Lex superior derogat legi inferiori. Wenn eine h0herrangige Norm mit einer niedrigeren unvereinbar ist, dann ist die h0herrangige Norm anzuwenden.". Die Gt~ltigkeit einer solchen Derogationsnorm ist unter der Voraussetzung plausibel, dass die kollidierenden Normen in einer eindeutigen hierarchischen Deduktionsbeziehung zueinander stehen. Dies ist immer insoweit gegeben, als die nachgeordnete Norm aus der tibergeordneten abgeleitet worden ist. Da die Begrtindung der Gt~ltigkeit der abgeleiteten Norm darauf basiert, dass ihre Befolgung der Verwirklichung der Gegenstande dienstbar ist, welche durch die tibergeordnete Norm gesollt sind, muss die Entsprechung mit der nachgeordneten Norm im Regelfall zurtickstehen, sofern andernfalls eine Beeintrachtigung der tibergeordneten Norm zu erwarten ist. In den Ubrigen (und wahrscheinlicheren) Fallen, bei denen keine eindeutigen Deduktionsbeziehungen zwischen den Normen bestehen, lassen sich mOgliche Vorrangrelationen zumindest nicht mehr ohne Weiteres erkennen. So darf eine Hierarchisierung beispielsweise nicht pauschal dem (vermeintlich) unterschiedlichen Generalitatsgrad der Normen folgen. Da und soweit letztlich die Bedeutung oder Wichtigkeit der kollidierenden Normen ausschlaggebend sein sollte und diese sich nicht generell und situationsunabhangig bewerten lasst, miassen die nachfolgend beschriebenen Verfahren der Konfliktbewaltigung zur Anwendung kommen.
326
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
dass ftir besonders h~iufige oder virulente Konfliktf~ille der Vorzug einer N o r m gegeniaber einer anderen determiniert ist 629. Es w~ire jedoch illusorisch anzunehmen, s~imtliche potentielle Kollisionen im Vorhinhein durch eindeutige Vorzugsregelungen einer LOsung zuftihren zu k6nnen630, die entsprechend unter den Anwendungsvoraussetzungen der betreffenden N o r m e n zu subsumieren w ~ e n 631 Da und soweit Konflikte zwischen den kodifizierten N o r m e n keine rare Ausnahmeerscheinung darstellen 632, sondern sich vielmehr h~iufiger und ebenfalls zwischen hierarchisch gleichrangigen N o r m e n zutragen k6nnen, ist es schlie61ich ebenfalls nicht als zweckmW3ig zu erachten, Normkonflikte generell durch eine tibergeordnete Entscheidungsinstanz oder letztlich sogar die Unternehmensleitung bew~iltigen zu lassen. Eine solche Redelegation verbietet sich nicht nur aufgrund der begrenzten Ressourcen der tibergeordneten Leitungseinheit. Sie wOrde weiterhin signalisieren, dass die Urteilsf~ihigkeit nachgeordneter Mitarbeiter geringgesch~itzt und dementsprechend keine besondere Aufmerksamkeit (in Schulungen und durch andere Entwicklungsma6nahmen) erfordert. Dass es sich dabei um einen schwerwiegenden Trugschluss handelt, ist mit den vorangegangenen Ausftihrungen zur N o r m a n w e n d u n g bereits hinreichend deutlich geworden, die regelmW3ig ein verst~indiges Ermessen der Normadressaten voraussetzen
muss633.
Im Weiteren sind daher solche Konflikte (im engeren oder eigentlichen Sinne) zu untersuchen, bei denen nicht bereits ex ante eine bestimmte L6sung festgelegt worden ist. Dabei sind drei Arten von Normkollisionen denkbar, soweit sich N o r m e n in Regeln und Prinzipien unterteilen lassen. Demgem~i6 kOnnen erstens ausschliel31ich Regeln, zweitens ausschliel31ich Prinzipien oder drittens Regeln mit Prinzipien kollidieren. (b) R e g e l k o n f l i k t e Der Alles-oder-Nichts-Charakter yon Regeln macht es notwendig, dass es logischerweise nicht v o r k o m m e n darf, dass zwei gtiltige Regeln in Konflikt geraten und einander widerspre-
629 Siehe dazu bereits oben, S. 258 der vorliegenden Arbeit, und zur Veranschaulichung nochmals den Kodex der Cummins Engine Company, Inc., der an die Nennung ethischer Prinzipien anschlie6t, dass ,,[f]ollowing these principles on a rare occasion may mean losing some business in the short term. This is a regrettable but acceptable outcome." [zit. in Murphy (1998), S. 62 f.]. 630 Daher kann often bleiben, ob in den genannten Ffillen t~berhaupt Normenwidersprtiche im engeren Sinne vorliegen, nachdem entsprechende Vorrangregeln wirksam erlassen worden sind. 631 Hinzu kommt, dass eine entsprechend hohe Anzahl an Vorrangregelungen bei den gegebenen kognitiven Kapazit~ten der Kodexadressaten kaum verhaltensrelevant sein kann. Siehe dazu auch Dawson (1994), S. 149: ,,Even if an infinite set of rules [about norm conflict solutions, T. T.] could be formulated, accepting this solution would seem to mean losing the advantage of a codes approach, namely its clarity and simplicity.". 632 Siehe z. B. die generelle Feststellung von Kelsen (1979), S. 101: ,,Ein Normenkonflikt ist ein unerwOnschter, aber mOglicher und gar nicht seltener Fall.". 633 Vgl. generell zur Bedeutung der Urteilskraft bei der Anwendung moralischer Normen z. B. nochmals Kettner (1992), S. 14; Kaufmann (1996), S. 578; Zimmerli/Aflldnder (1996), S. 291; Collier (1998), S. 623; Maclagan (1998), S. 40; Wellmer (1999), S. 28; Thurnherr (2000), S. 21.
GestaltungsdimensionenunternehmensethischerKodizes
327
chende Regelfolgen ffir verbindlich erkl~en. Sofem zwei Regeln konfligieren, verbleiben daher lediglich zwei M6glichkeiten, da in diesem Fall entweder mindestens eine der Regeln als ungfiltig anzusehen ist oder die eine Regel eine Anwendungsausnahme der anderen konstituieren muss. Die erste L6sungsoption Risst sich ohne weitere Qualifizierungen dadurch realisieren, dass Konfliktf~ille pauschal die Gfiltigkeit der betreffenden Regeln aufheben. Eine solche pauschale UngfiltigerkRirung erscheint allerdings reichlich unbefriedigend, da sich der Akteur offensichtlich in einer Situation befindet, die dermaBen bedeutsam ist, dass sie von mehr als einer Regel adressiert worden ist. Dennoch wird dem Akteur jegliche Orientierungshilfe durch den Kodex verwehrt, wenn das Befinden tiber die angemessene Handlungsweise ganz seinem subjektiven Ermessen fiberlassen wird, nachdem die beiden konfligierenden Regeln pauschal als ungfiltig zu deklarieren sind. Die zweite Option bedeutet, dass nur eine der beiden Regeln unter den gleichzeitig gegebenen Anwendungsbedingungen befolgt werden soil. Die fiberlegene Regel bleibt demnach unverttndert, wahrend in die Formulierung der entsprechend derogierten Regel eine zustitzliche Ausnahmeklausel aufzunehmen ist. Sofem die Regel R2: (x)(Tx --->O---,Hx) vorgeht, ist die ursp~ngliche Regel R1." (x)(Sx --+ OHx) in eine Regel Rl' zu fiber~hren, die eine weitere Anwendungsvoraussetzung zur Vermeidung des Konflikts beinhaltet. Diese Regel Ri' lautet demnach: (x) (Sx A -,Tx --+ OHx). In einer Situation, die sowohl fiber das Merkmal S als auch T verRigt, ist demgemtiB nicht eine Handlung des Typs H zu ergreifen 634. Immer dann, wenn eine Situation des Typs T vorliegt, besitzt die Regel RI' keine Gfiltigkeit und trtigt demzufolge nichts zur Entscheidungsfindung bei. Dass die Modifizierung in Form der hinzugeffigten Ausnahmeklausel den Konflikt verschwinden Risst, kann auch durch das verwendete Folgerungsschema formalisiert werden: .(1)
(x) (Sx A -, Tx --+ O Hx)
(R l ')
.(2)
(x) (Tx --~ O ~Hx)
(R z)
.(3)
Sa A Ta
(4)
O--,Ha
(1), (2), (3)
Ffir den Akteur stellt sich gleichwohl zuvor die Frage, welcher der beiden konkurrierenden Regeln der Vorzug zu geben ist, wenn sich diese Auswahl nicht bereits aus ihrer hierarchischen Stellung im Normensystem, aus kodifizierten Vorzugsregeln ffir die betrachtete Anwendungssituation oder aus Vorgaben durch legitimierte Vorgesetzte ergibt. Theoretisch ist eine Reihe abstrakter Regelungen vorstellbar, die den Beschluss fiber den Vorrang konkurriender Regelungen leiten k6nnten. Beispielsweise k6nnte im Konfliktfall die Regel ungfiltig
634 Zwischen den Konfliktl6sungen durch die Ungialtigerklfirungeiner Regel und die Konstituierung eines Ausnahmetatbestands besteht kein kategorischer Unterschied. Die Konstituierung eines Ausnahmetatbestands ist identisch damit, dass die eine Regel in ihrer ursprt~nglichen Fassung (R~) mr ungUltig erklfirt und durch die Vertinderung der Anwendungsvoraussetzungenin eine abgewandelte Regel (RI ') tiberRihrt wird. ,,Insofern ist das EinR~geneiner Ausnahmeklausel eine teilweise Ungialtigerklarungund somit ein Unterfall der Ungialtigerklfirung von Normen." [Borowski (1998a), S. 69 Fn. 54].
328
Ethik-Kodizes als untemehmensethischesImplementierungsinstrument
und durch eine entsprechende Ausnahmeklausel zu erg~inzen sein, bei der gr6Bere Ungewissheit dartiber herrscht, ob ihre Anwendungsbedingungen tats~ichlich vorliegen. Wenn sich Sa mit gr6Berer Zuverl~issigkeit feststellen lieBe als Ta, wiirde demgem~iB Rl Vorrang genieBen und RE zurtickzustellen bzw. entsprechend zu modifzieren sein. Neben der Zuverl~issigkeit und Prognosegtite k6nnten Kostenaspekte ins Feld geftihrt werden. Sofern die Durchftihrung einer Handlung H geringere Kosten verursacht als ~H, wtirde ebenfalls R l gegentiber R2 vorzuziehen sein. Derartige Vorzugsregelungen haben gemein, dass die Beseitigung des Konflikts nicht anhand der Regeln selbst vorgenommen wird. Dies kann nicht verwundern, da Regeln nur klassifikatorische BewertungsmaBst~ibe bereithalten, aber keine weiteren Wertungen erlauben. Sie sind Abw~igungen entzogen. Da die AuflOsung yon Konflikten jedoch Gewichtungen errordeft, sind zus/itzliche MaBst~ibe ins Feld zu ftihren, die tiber die Regeln hinausgehen und sich nicht bereits direkt aus ihnen selbst ergeben. Die exemplarisch aufgeftihrten LOsungsregeln k6nnen indes kaum tiberzeugen, da sie die Bedeutung oder Wichtigkeit der betrachteten Regeln ausgeblendet lassen. Insbesondere bei Vorliegen moralisch relevanter Streitf~lle macht es wenig Sinn, konkurrierende Handlungsoptionen losgel6st yon der Materialit~it der gegebenen Anwendungsbedingungen und der zu erwartenden Konsequenzen zu bewerten. Eine zur Auswahl stehende MaBnahme kann nicht allein dadurch ausgezeichnet werden, dass sich ihre Folgen besser prognostizieren lassen oder sie geringere Kosten verursacht. Diese Vorteile k6nnen nicht generell ausreichen, um den Mangel zu heilen, dass das Ergreifen der MaBnahme einer kodifizierten Regel widerspricht. Zweckm~iBigerweise sollten Kodizes dergestalt sein, dass Regelkonflikte, ftir deren Handhabung sich aus der Gesamtheit der kodifizierten Normen keinerlei Hinweise entnehmen lassen, nur selten vorkommen. Das Auftreten entsprechender Konflikte mag dennoch nicht mit letzter Gewissheit ftir alle denkbaren Situationen auszuschliel3en sein635. Um in solchen Konstellationen Regelkonflikte unter Einbeziehung der Bedeutung zu bew~iltigen, die den konkurrierenden Regeln unter den vorliegenden Umst~inden jeweils zukommt, sind die Prinzipien abzuw/igen, die den Regeln explizit oder implizit als Begrfindung zugrunde liegen636. Voraussetzung ftir die LOsung dieser Regelkonflikte w/ire es danach, Prinzipien abzuw~igen und die dabei auftretenden Prinzipienkollisionen zu bearbeiten.
(e) Prinzipienkollisionen Ein empirischer Unterschied zwischen Regel- und Prinzipienkonflikten ist, dass Kollisionen zwischen Prinzipien nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind. Die H~iufigkeit dieser Kollisionen ist nicht in erster Linie auf die tendenziell gr6Bere Generalit~it prinzipienartiger
635 Sieheauch nochmalsoben, S. 299 ff. der vorliegendenArbeit. 636 Siehebereits oben, S. 305 Fn. 545 der vorliegendenArbeit.
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Normen zur~ckzuf'tihren, sondern durch die bereits genannte strukturelle Ursache dieser Generalit~it begrtindet 637. Prinzipien fehlt die Relativierung auf die faktischen und normativen M6glichkeiten. Sie haben ideal beschriebene Zust~knde zum Gegenstand, die sich als Ideale nicht vollumfanglich realisieren lassen, sondern approximiert werden sollen. Prinzipien sind deshalb mehr oder weniger weitreichend erftillbar. Das gebotene AusmaB der Prinzipienrealisierung folgt der Relativierung auf die faktischen und normativen Gegebenheiten der jeweils konkret vorliegenden Anwendungsumstande. Da die vollstandige Verwirklichung eines Prinzips im Regelfall durch widerstreitende Normen begrenzt ist, muss das Prinzip mit anderen Prinzipien abgewogen werden. Die Aufl6sung von Prinzipienkollisionen findet dabei nicht wie bei Regeln in der Dimension der Normgialtigkeit statt, sondern in der prinzipieneigenen Dimension des Gewichts. Es ist theoretisch zwar vorstellbar und praktisch mitunter durchaus gegeben, dass zwischen Prinzipien eindeutige hierarchische Beziehungen bestehen, sodass sich die Konflikte in diesen F/~llen vergleichsweise einfach durch generelle Vorrangregeln klaren lassen. Bei der theoretisch interessanteren und praktisch relevanteren Konstellation kann hingegen nicht auf solche Relationen zuriackgegriffen werden. Da und soweit keine generellen Vorrangrelationen existieren, sind die konkurrierenden Prinzipien zun/ichst abstrakt gleichrangig. Die Aufl6sung des Konflikts kann daher nicht situationsunabhangig erfolgen, sondern sie muss die spezifischen Anwendungsumstande einbeziehen, da eine Gewichtung nur ftir diese Sachlage vorgenommen werden kann. Unter anderen Bedingungen mag sich eine abweichende Gewichtung der Prinzipien empfehlen. Diese Feststellung ist nicht dahingehend zu missverstehen, dass die Gewichtung rein kasuistisch ware. Da unter gleichen Bedingungen die gleichen Gewichte gelten m(assen, ist beim Vergleich unterschiedlicher Sachlagen vielmehr zu klaren, ob und welche Merkmale dermaBen abweichend ausgepr~igt sind, dass sie die Festlegung einer anderen Gewichtung rechtfertigen k6nnen 638. Festzuhalten ist jedoch, dass der Konflikt die Gtiltigkeit der Prinzipien unbertihrt 1/~sst und lediglich durch die Abwagung ihrer situationsspezifischen Gewichte zu entscheiden ist 639.
637 Siehe oben, S. 306 der vorliegendenArbeit. 63s Vgl. generell zur notwendigen Universalisierungz. B. Mackie (1983), S. 104: ,,Moralische Urteile sind universalisierbar. Jeder, der ernsthaft behauptet, irgendeine Handlung (Person, Sachverhaltusw.) sei sittlich richtig oder falsch, gut oder schlecht, geboten oder verboten, ist damit gehalten, dieselbe Ansicht hinsichtlichjeder in den relevantenGesichtspunkten ahnlichen Handlung (usw.) zu vertreten.". 639 Vgl. auch Alexy (1994), S. 78 f. Fn. im letzten Satz des Zitats gelOscht:,,Wenn zwei Prinzipien kollidieren.... muB eines der beiden Prinzipien zu~cktreten. Dies bedeutet aber weder, dab das zu~cktretende Prinzip fiir ung(iltig zu erklaren, noch, dab in das zu~cktretende Prinzip eine Ausnahmeklauseleinzubauen ist. Vielmehr geht das eine Prinzip dem anderen unter bestimmten Umstanden vor. Unter anderen Umstanden kann die Vorrangfrage umgekehrt zu IOsensein. Dies ist gemeint, wenn gesagt wird, dab Prinzipien in konkreten Fallen unterschiedliche Gewichte haben und dab das Prinzip mit dem jeweils grOBeren Gewicht vorgeht.... Prinzipienkollisionen finden, da nur geltende Prinzipien kollidieren kOnnen,jenseits der Dimension der Geltung in der Dimension des Gewichts staR.".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Durch die situationsbezogene Gewichtung wird eine Vorrangregel begrtindet, welche die vorliegenden Bedingungen als Tatbestandsvoraussetzungen besitzt und die diejenige Folge gebietet, die sich unter den vorliegenden Bedingungen f'tir das vorgehende Prinzip ergibt. Dieser Zusammenhang wird auch als Kollisionsgesetz bezeichnet 64~ Wenn P1 gegentiber P2 unter den Bedingungen C starker zu gewichten ist und das Zeichen ,,p,,641 die Vorrangrelation auf die Weise symbolisiert, dass das Linksstehende st/~rker als das Rechtsstehende gewichtet ist, so lfisst sich der entsprechend bedingte Prfiferenzsatz notieren als: (P1 P Pz)
C642' Sofern Pl
unter den Umst~inden C die Folge F gebietet, so gilt nach dem Kollisionsgesetz die Regel: C ~ F 643. Das Kollisionsgesetz bringt also zum Ausdruck, dass bedingte Praferenzs~itze Regeln
implizieren644.
Dieses Kollisionsgesetz ist insoweit erhellend, als es den Charakter von Prinzipien und ihre logischen Eigenschaften nfiher beleuchtet 645. Fi~r die Anwendung eines Kodex und seiner prinzipienartigen Normen in einer konkreten Entscheidungssituation bietet diese Gesetzm/~gigkeit dem Entscheider dennoch zun/~chst wenig Untersttitzung, da die schwierige vorgelagerte Frage unbeantwortet bleibt, in welcher Richtung die Gewichte zwischen den konkurrierenden Prinzipien zu verteilen sind. Das Kollisionsgesetz ist mit anderen Worten nicht geeignet, um eine bestimmte Konfliktl6sung zu begrtinden. Es setzt vielmehr die Gtiltigkeit eines Praferenzsatzes voraus und zeigt auf, welche Konsequenzen sich ergeben, sofern die Gtiltigkeit der entsprechenden Vorrangrelation angenommen wird 646. Die gewfihlte Konfliktl6sung bedarfjedoch der Begrtindung 647, sofern sie nicht nur auf intuitiver Eingebung oder subjektivem Ermessen basieren soll. Soweit die konkurrierenden Prinzipien abstrakt gleichrangig sind, kann zun/~chst ebenso legitim behauptet werden, dass P2 starker zu gewichten ist als PI und demnach P2 P PI vertre-
64o Vgl. Alexy (1985), S. 26; Alexy (1994), insb. S. 81-84; Alexy (2000), S. 34, sowie Buchwald (1990), S. 316; Sieckmann (1995), S. 47; Borowski (1998a), S. 71; Stiick (1998), S. 412; Zoglauer (1998), S. 143 f.; Alexy (2000), S. 34; Cl~rico (2001), S. 148. 641 , , p .
wird auch als Prfiferenzoperator bezeichnet [vgl. z. B. Alexy (1985), S. 26].
642 Die generellen Vorrangregelungen, die aus den genannten Gr0nden im Weiteren ausgeblendet bleiben k0nnen, w~ren demnach durch P1 P P2 oder P2 P PI beschrieben. 643 Siehe zur Formulierung des Kollisionsgesetzes - am Beispiel yon Rechtsnormen -Alexy (1994), S. 83 Herv. im Original: ,,Wenn das Prinzip Pi dem Prinzip P2 unter den Umstfinden C vorgeht: (P~ P P2) C, und wenn sich aus P~ unter den Umstfinden C die Rechtsfolge R ergibt, dann gilt eine Regel, die C als Tatbestand und R als Rechtsfolge enthfilt: C --~ R.". 644 Vgl. Alexy (1985), S. 26. Siehe auch Peczenik (1983), S. 127. 64s Vgl. in diesem Sinne auch Alexy (1994), S. 84. 646 So auch Buchwald (1990), S. 316: ,,Dieses Gesetz gibt nicht an, wie zu begrOnden ist, dag P~ P2 vorgeht. Es sagt lediglich, was geboten ist, wenn diese Bedingung erRillt ist.", oder Sieckmann (1995), S. 47: ,,Das Kollisionsgesetz beschreibt die Struktur yon Abwfigungsentscheidungen. Problematisch ist aber vor allem, wie eine Vorrangentscheidung begr0ndet werden kann, nach welchen Kriterien also ein Vorrang eines der kollidierenden Prinzipien festgesetzt werden sollte.". 647 So auch Koch (1996), S. 19.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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ten werden. Die abstrakte Gleichrangigkeit bedeutet auBerdem, dass zwar (Pi P P2) C akzeptiert werden kann, aber dennoch unter anderen Umst~inden C' eine umgekehrte Relation gtiltig ist: (P2 P P l) C'. Ob eine bestimmte Konfliktl6sung Akzeptanz finden kann, muss daher anhand der BegrOndung beurteilt werden, mit der die empfohlene bedingte Vorrangrelation argumentativ zu untermauem ist. Da die Gewichtung kollidierender Prinzipien nicht abstrakt, sondem nur unter Einbezug der konkreten Umst~aade erfolgen kann, liegt ihr im Anwendungsfall eine bestimmte MaBnahme zugrunde 648, tiber deren Vorteilhaftigkeit beschlossen werden muss. Ftir den Akteur gilt es abzuw~igen, ob auf der Grundlage des Kodex und seiner kodifizierten Normen eine bestimmte MaBnahme geboten sein soil. Sofem eine empfohlene MaBnahme M der Realisierung des einen Prinzips dienlich, jedoch mit Einschrankungen eines anderen (daher kollidierenden) Prinzips verbunden ist, so ist darzulegen, ob und warum die MaBnahme ergriffen werden und die entsprechende Vorrangrelation gtiltig sein soil. Sehr verbreitet wird zur Rechtfertigung von Vorrangrelationen auf einen so genannten Grundsatz der Verh/altnism~iBigkeit verwiesen, der insbesondere bei verfassungsrechtlichen Streitigkeiten zur Anwendung gelangt 649. Die Einschr~xtkung eines Prinzips zugunsten eines anderen wird danach als geboten angesehen, sofem diese Gewichtung dem Verh~iltnism~iBigkeitsgrundsatz entspricht. Unter Verh~iltnism~igkeit kann dabei verstanden werden, dass die Verwirklichung von Prinzipien nicht mehr beschr~inkt wird, als es wegen anderer Prinzipien geboten ist, sodass die damit erstrebten Vorteile die mit den Prinzipienbeschrankungen auferlegten Nachteile ausgleichen 65~ Ein solcher Grundsatz erscheint zun~ichst recht inhaltsarm und bietet folglich kaum Anhaltspunkte daftir, wie eine bestimmte Konfliktl6sung konkret zu begrOnden ist. Er l~isst sich indes durch die Kriterien der Geeignetheit, Erforderlichkeit und der Verh/altnism/~Bigkeit im engeren Sinne konkretisieren 65~. Diese Kriterien sind nicht lediglich gesetzt, sondern sie folgen aus der Konzeptualisierung des Prinzipienbegriffs 652. Die ersten beiden Kriterien korrespondieren mit der notwendigen faktischen Relativierung von Prinzipien; das dritte h~.ngt damit zusammen, dass bei der Anwendung von Prinzipien ebenso die normativen Mtiglichkeiten zu berticksichtigen sind.
648 Siehe in diesem Sinne auch Alex)/ (1994), S. 146 Fn. 218: ,,Zu Kollisionen [zwischen Prinzipien, T. T.] kommt es stets nur im Hinblick auf die LOsungvon F~llen.". 649 Vgl. Schlink (1976), S. 48; Buchwald (1990), S. 319; Alexy (1994), S. 100; Koch (1996), S. 20; Jansen (1997a), S. 28; Borowski (1998a), S. 115; Borowski (1998b), S. 311; Cldrico (2001), S. 19; Guthke (2003), S. 20 f. 650 Vgl. ~hnlich Penski (1989), S. 110. 651 Siehe zu diesen drei Elementen auch Dechsling (1989), S. 5; Stelzer (1991), S. 220 f.; Alexy (1994), S. 100; Koch (1996), S. 20; Borowski (1998a), S. 74, 116-119; Borowski (1998b), S. 325; Alex): (2000), S. 35; Cldrico (2001), S. 18; Guthke (2003), S. 24 f. 652 Vgl. zum Zusammenhang zwischen dem Prinzipienbegriff und dem Verh~ltnism~Bigkeitsgrundsatz Alexy (1994), S. 100; Borowski (1998a), S. 74, 115, 119; Borowski (1998a), S. 325; Alexy (2000), S. 35 f.; Cl~rico (2001), S. 20.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Mit dem Kriterium der Geeignetheit 653 wird geprtift, ob die empfohlene MafSnahme M! tatstichlich positive Beitrtige ~ r das vorgehende Prinzip Pl mit sich bringt. Sofern M! keine positiven Beitrtige zur Realisierung von P1 liefert, ist sie zur Realisierung von Pl nicht geeignet und daher auch nicht durch PI gefordert. Wenn 34"1 unter diesen Umsttinden aul3erdem die Realisierung von P2 beeintrtichtigt, ist MI durch P2 verboten, da die tatstichlichen MOglichkeiten (das heifSt: die faktische Eignung yon MI zur F~3rderung von P1) diese Einschrtinkungen yon P2 keinesfalls rechtfertigen kOnnen. Das Kriterium der Erforderlichkeit 654 thematisiert, ob die sich aus dem Prtiferenzsatz ergebende Einschrtinkung des unterlegenen Prinzips gerechtfertigt ist. Sofern eine alternative Mal3nahme 342 besteht, die P l in gleichem Umfang realisiert wie 341, jedoch geringere EinbuBen bei P2 mit sich bringt, so macht es ftir PI zwar keinen Unterschied, ob M1 oder 342 ergriffen wird. Da relativ auf die tatstichlichen M/3glichkeiten jedoch P2 bei der Wahl von 342 weiter erf'tillt wird als bei der DurchfOhrung yon M1, ist unter diesen Voraussetzungen M2 geboten. M1 ist hingegen verboten, da sich die Einschr/ankung yon P2 durch die Wahl einer alternativen Mal3nahme vermeiden ltisst. Das Kriterium der Erforderlichkeit entspricht daher im Ergebnis dem aus der Okonomik bekannten Pareto-Kriterium655. Diese zwei Kriterien resultieren aus der Relativierung yon Prinzipien auf die faktischen M6glichkeiten. Auf ihrer Grundlage lassen sich Mal3nahmen, die zur Konfliktl6sung vorgeschlagen werden, entsprechend mit deskriptiven Argumenten zurtickweisen, soweit sie faktisch entweder nicht geeignet sind, den angestrebten Zweck zu realisieren, oder nicht erforderlich, da es alternative MaBnahmen gibt, die bei ansonsten gleichen Normbeitrtigen die Erftillung des unterlegenen Prinzips weniger stark beschrtinken. Diese beiden Kriterien der Geeignetheit und der Erforderlichkeit sind allerdings nicht in der Lage, die Prtiferenzrelation zwischen den widerstreitenden Prinzipien zu rechtfertigen. Der Gewichtungskonflikt bleibt yon diesen beiden Kriterien unadressiert. Dieses Defizit ltisst sich besonders deutlich aufzeigen, wenn man den Konflikt in dem Konzept der Argumentationsrationalittit 656 rekonstruiert (Abbildung 9657). Die Empfehlung,
653 Bedeutungsgleich wird seltener auch von Tauglichkeit oder Zwecktauglichkeit gesprochen [vgl. Dechsling (1989), S. 5; Guthke (2003), S. 25 Fn. 73 m. N.]. 654 Dieser Teilgrundsatz wird mitunter auch ais das Gebot des milderen Mittels [vgl. Dechsling (1989), S. 5; Cldrico (2001), S. 74] oder vereinzelt als das Gebot des Interventionsminimismus [vgl. Guthke (2003), S. 25 Fn. 77 m. N.] bezeichnet. 655 Siehe dazu statt vieler z. B. Hausman/McPherson (1996), S. 17: ,,A state of affairs is Pareto optimal if it is impossible to satisfy anybody's preferences better without frustrating someone else's preferences", wobei fi~r die hier betrachtete Thematik Pr~aferenzbefriedigungdurch Prinzipiener~llung zu ersetzen ist. Vgl. zum verbreiteten Verweis auf die Okonomische Theorie aus dem (rechts)normtheoretischen Schrifttum z. B. Schlink (1976), S. 155 und passim; Dechsling (1989), S. 51-53; Sieckmann (1990), S. 224 f.; Alexy (1994), S. 149 Fn. 222; Sieckmann (1995), S. 48; Jansen (1997a), insb. S. 32-35; Jansen (1997b), insb. S. 155-158; Borowski (1998a), S. 117; Cldrico (2001), S. 111. 656 Siehe zu diesem Konzept und den darin herausgearbeiteten Strukturkomponenten von Begrtindungen bereits oben, S. 249 ff. der vorliegenden Arbeit, sowie nochmals v. Werder (1994), S. 289-359; v. Werder (1997b),
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die M ~ n a h m e MI zu ergreifen, zieht zun~ichst die Globalbegrtindung nach sich, dass dies entweder vorteilhafi w ~ e , da positive Effekte ~ r P~ zu erwarten sind. Dient hingegen P2 als Beurteilungskriterium, so ist dieselbe MaBnahme M, keineswegs geboten, sondem verboten, da sie zur Beeintr~ichtigung dieses Prinzips ~hrt. Globalbegrtindungen setzen sich (wie s~Lrntliche Begrtindungen) aus Daten- und Regelaussage(n) zusammen 658. Wahrend sich gegen die teleologische Maxime, die in G l o b a l b e g ~ n d u n g e n jeweils als evaluative Regelaussage fungiert, keine emsthaften Einwande vorbringen lassen 659, k~3nnen die beiden tibrigen Komponenten dieser B e g ~ n d u n g e n legitim in Zweifel gezogen und damit weitere Argumente eingefordert werden, mit denen zu untermauem ist, dass die Beurteilungskriterien tolerabel und die Konsequenzprognosen tragf'ahig sind 66~
Handlungsempfehlung:
Handlungsempfehlung:
M1 sollte durchgefilhrt werden.
Mt sollte nicht durchgef'tihrt werden.
Globalbegriindung:
Globalbegriindung:
Weft A 1 D: P1 ist gt~ltig. D: M~ f'6rdert P1. 4 ...... R: Eine MaBnahme mit positiven Normbeitr/igen sollte gew/ihlt werden.
Weil A2 D: P2 ist gtiltig. . . . . § D: M1 beeintr~ichtigt P2. R: Eine MaBnahme mit negativen Normbeitr~gen sollte nicht gew~hlt werden.
Detailbegriindung:
Detaiibegriindung:
Aber A21:
-~ Weil A 11 : Begrtindung der Geeignetheit von M1 zur F~Srderung yon P1.
Begrt~ndung der Erforderlichkeit der Einschr~nkung von P2 durch M1.
Gewichtungskonflikt
A D R
Legende:
A b b i l d u n g 9:
Argument(durchnummeriert) Datenaussage Regelaussage
Lokalisierung des Gewichtungskonflikts
S. 906-909; v. 79.
Werder
(1998a), S. 486-489;
657 Vgl. zu dieser Darstellung auch v.
Werder
v. Werder
(1999a), S. 687;
v. Werder/Talaulicar
(1999), S. 76-
(1994), S. 43 8.
65s Siehe nochmals oben, S. 250 der vorliegenden Arbeit, sowie v. Werder (1994), S. 333 f.; v. Werder (1997b), S. 905-907; v. Werder (1998a), S. 485 f.; v. Werder (1999a), S. 675,687; v. Werder/Talaulicar (1999), S. 76. 659 Vgl. v. Werder (1994), S. 332, 334 f.; v. Werder (1997b), S. 908; (1999a), S. 687; v. Werder/Talaulicar (1999), S. 77 f. 66o Vgl. v. Werder (1994), S. 334 f.; v. Werder (1997b), S. 908; S. 687; v. Werder/Talaulicar (1999), S. 78 f.
v. Werder
v. Werder
(1998a), S. 488;
(1998a), S. 487 f.; v.
v. Werder
Werder
(1999a),
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Da die Kollision von Prinzipien deren Gtiltigkeit voraussetzt, muss f'tir die hier zu behandelnde Thematik keine Normdiskussion dartiber er6ffnet werden, ob es sich bei Pl und P2 um tolerable Kriterien zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Ml handelt 661. Die weiteren Begrfindungsbemfihungen gelten daher zun~ichst den deskriptiven Konsequenzdaten. Sofem die Geltung dieser Konsequenzaussagen bezweifelt wird, wie es legitimerweise getan werden darf, sind Detailbegrtindungen erforderlich, in denen die Aussagen tiber die Handlungsfolgen durch deskriptive Argumente gesttitzt werden 662. Auch wenn es gelingen sollte, in diesen Detailbegrtindungen tiberzeugend darzulegen, dass die empfohlene Mal3nahme P~ f6rdert, t92 beeintr~ichtigt und keine (pareto-tiberlegene bzw. -bessere 663) Mal3nahme zur Auswahl steht, die bei ansonsten gleichen Handlungsfolgen eine geringere Einschr~inkung des kollidierenden Prinzips P2 mit sich bringt, so ist dennoch weiterhin unbegrtindet, warum die Einschr~inkung von P2 akzeptabel sein soll. Es bleibt die Argumentationslast zu begrtinden, dass der Gewichtungskonflikt unter den vorliegenden Umst~inden zugunsten yon P l entschieden werden und dieses Prinzip st~irker als das zweite zu gewichten sein soll. Zur Begrtindung der Vorrangrelation sind normative Argumente ins Feld zu fiihren. Ftir die Abwfigung der Prinzipien soll der Verhfiltnismfil3igkeitsgrundsatz im engeren Sinne verbindlich s'ein, der seltener auch als Grundsatz der Angemessenheit, Proportionalit~it oder Zumutbarkeit bezeichnet wird 664. Ob die st~irkere Gewichtung des ersten Prinzips gegentiber dem kollidierenden gerechtfertigt ist, bemisst sich danach anhand der Wichtigkeit des einen und des Beeintr~chtigungs- bzw. Erffillungsgrads des anderen. Nach A l e x y gilt ein Abwfigungsgesetz, wonach die Wichtigkeit des vorgehenden Prinzips umso gr613er sein muss, je h6her der Grad der Nichterftiliung oder Beeintr~ichtigung des kollidierenden Prinzips ist 665. Dieses Gesetz l~isst sich mit Hilfe des Konzepts der Indifferenzkurven herleiten, das in der volkswirtschafilichen Mikro- und Wohlfahrts6konomik entwickelt worden und sehr verbreitet ist 666. Ganz analog zu der Darstellung yon Gtitermengenkombinationen, die ftir einen Haushalt gleichen Nutzen stiffen, kann mit solchen Kurven das nutzenindifferente Substitutions-
661 Die Erheblichkeit einer solchen Normdiskussion soil damit keineswegs untergewichtet werden. Sie ist im Gegenteil geeignet, die im Weiteren auftretenden Probleme gar nicht entstehen zu lassen, sofern sie zu dem Befund fiihrt, dass eines der beiden Prinzipien unter den vorliegenden Anwendungsumst~nden ungtiltig und folglich nicht zu berticksichtigen ist. 662 Vgl. zur Struktur (und weiteren Ausdifferenzierung) dieser Detailbegrtindungen nochmals v. Werder (1994), S. 343-360, 500-507. 663 Vgl. zur dieser Bezeichnung Nida-Riimelin (1996b), S. 88 Fn. 13. 664 Vgl. Borowski (1998a), S. 118 Fn. 92; Guthke (2003), S. 25 f. m. N. 665 Siehe Alexy (1985), S. 27; Alexy (1994), S. 146; Alexy (2000), S. 36, und zu diesem Abw/agungsgesetzauBerdem Wellman (1985), S. 73; Peczenik (1989), S. 77; Buchwald (1990), S. 317; Sieckmann (1990), S. 229; Enderlein (1992), S. 59 f.; Koch (1996), S. 20; Jansen (1997a), S. 43; Jansen (1997b), S. 166; Borowski (1998a), S. 70; Stack (1998), S. 415; Cldrico (2001), S. 161. 666 Vgl. allein ffdrdie ethische Diskussion z. B. Enderlein (1992), S. 104; Hausman/McPherson (1996), S. 90 f.; Rawls (1996), S. 56 f.
Gestaltungsdimensionen untemehmensethischer Kodizes
33 5
verhaltnis zwischen den Erf'tillungsgraden der kollidierenden Prinzipien beschrieben werden. Da sich Prinzipien mehr oder weniger erf'tillen lassen, geben derartige Indifferenzkurven an, welche Kombinationen der Erf'tillungsgrade der Prinzipien aus Sicht des Entscheiders gleichwertig sind. Da und soweit es sich um kollidierende Prinzipien handelt, muss zwischen ihnen ein negatives Substitutionsverh/altnis herrschen. Tragt man in einem Diagramm auf den beiden Achsen die jeweiligen Erf'tillungsgrade der Prinzipien ab, sind die Indifferenzkurven daher entsprechend negativ geneigt. Ein Mehr bei dem Erf'tillungsgrad des einen Prinzips 1/isst sich demnach nur durch ein Weniger bei dem konkurrierenden Prinzip erreichen. Dartiber hinaus ist realistischerweise anzunehmen, dass das Substitutionsverh/altnis nicht konstant, s o n d e m in Abh/ingigkeit der jeweiligen Erf'tillungsgrade der Prinzipien variiert. Soweit die Erf'tillung von Prinzipien einen abnehmenden - j e d o c h durchweg positiven 667 - Grenznutzen stiftet 668, muss auch die Grenzrate der Substitution zwischen den beiden Prinzipien abnehmen 669. Eine abnehmende Grenzrate der Substitution besagt, dass umso geringere Zuw/achse des einen Prinzips erforderlich sind, um eine bestimmte Reduktion des Erf'tillungsgrads des anderen ausgleichen zu k6nnen, je mehr dieses andere Prinzip erf'tillt ist 67~ Aus diesem Grunde verlaufen die Indifferenzkurven konvex zum Ursprung671. Da es nicht auszuschlie6en, sondern stattdessen geradezu wahrscheinlich ist, dass unterschiedliche Entscheider ihren Abw/agungen unterschiedliche Indifferenzkurven zugrunde legen, f'tihrt A l e x y zur Begriindung des Abw/agungsgesetzes Indifferenzkurven einer iabergeordneten Ebene ein, die eine Funktion der Wichtigkeit des einen und des Beeintr/ichtigungsgrads des anderen Prinzips sind 672. Die Ausflucht auf diese Metaebene wird damit begrOndet, dass die Akteure zwar unterschiedliche Indifferenzkurven erster Ordnung annehmen diirfen und
667 ES wird mit anderen Worten stets ein Zustand (bzw. eine MaBnahme) praferiert, der (die) unter sonst gleichen Bedingungen mit einer weiteren Erflillung des Prinzips verbunden ist. Diese Eigenschaft ist begriffskonform, da und soweit prinzipienartige Normen Ideale zum Gegenstand haben, die es zu approximieren gilt. 668 Siehe die anschaulichen Plausibilisierungen dieser Annahme bei Jansen (1997a), S. 33, bzw. Jansen (1997b), S. 156. 669 Diese eindeutige Beziehung zwischen den Grenznutzen und der Grenzrate der Substitution setzt streng genommen voraus, dass der Nutzen aus der Erffillung des einen Prinzips unabh~ngig yon dem Realisierungsgrad des anderen bestimmbar ist. Vgl. hierzu auch das verwandte Selbst/indigkeitsaxiom yon Jansen (1997a), S. 40, bzw. Jansen (1997b), S. 164, wonach die Gebotenheit des einen Prinzips unabh~ingig yon der Er~llung des anderen ist. 670 In umgekehrter Richtung kOnnen normalerweise auch kollidierende Prinzipien zugleich zumindest zum Teil (wenn eben auch nicht mehr oder weniger vollst~indig) er~llt werden [so auch Jansen (1997a), S. 37; Jansen (1997b), S. 161 ]. Dies ist ~iu6erst bedeutsam, da es nicht selten einen Kembereich von Prinzipien gibt, der unter nur ganz besonders gewichtigen oder gar keinen Umst~nden eingeschr~inkt werden darf. Zieht man zur Veranschaulichung exemplarisch das Prinzip heran, die PersOnlichkeitsrechte der Mitarbeiter zu achten, so m6gen zwar dem Schutz der Sozialsph~ire noch die Gebote anderer Prinzipien entgegenstehen kOnnen, wohingegen Eingriffe in die Intimsph~ire der Mitarbeiter sich kaum werden aufwiegen lassen oder einer Abw~igung sogar gtinzlich entzogen sein werden. 671 Diese Eigenschaft wird auch durch die Konvexit~itsannahme zusammengefasst [vgl. Jansen (1997a), S. 33; Jansen (1997b), S. 156]. 672 Siehe Alexy (1994), S. 148 f.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
sich dennoch fiber den V e r l a u f der Indifferenzkurven zweiter Stufe im Grundsatz einig sein mfissen 673. Daraus folgt, dass die Wichtigkeit eines Prinzips u m s o gr6f3er sein muss, um die Einschr~inkung eines anderen rechtfertigen zu k6nnen, je weniger dieses andere Prinzip erftillt ist 674. Der Erkenntnisgewinn, der durch den Ebenenwechsel erlangt wird, ist indes insoweit nur gering 675, als often bleibt, wie wichtig ein Prinzip sein muss, um die Beeintr~ichtigung des anderen aufwiegen zu k6nnen. Dieses Ausmal3 hfingt offensichtlich v o m V e r l a u f der Indifferenzkurven erster Ordnung ab 676 und kann somit (zunfichst) w i e d e r u m intersubjektiv unterschiedlich sein. Es gilt j e d o c h zu bedenken, dass Pr~iferenzen und Interessen keineswegs als beliebig h i n z u n e h m e n sind 677. Sie sind z u m einen sprachlich zu repr~isentieren 678 und zum anderen ihrerseits begrfindungsbedtirftig 679, w e n n sie zu einer (intersubjektiv nachvollziehbaren) K1/arung ethischer Fragen beitragen sollen. Folglich ist ein Maf3stab erforderlich, dessen N o t w e n d i g k e i t sich auch durch das Abw~igungsgesetz nicht aufheben lfisst 68~ solange die Wichtigkeit des einen Prinzips oder die A n g e m e s s e n h e i t der Einschrfinkung des anderen nicht lediglich behauptet, sondern begrtindet werden soll.
673 SO A lexy (1994), S. 149. 674 Vgl. zu diesem Abwfigungsgesetz nochmals Alexy (1985), S. 27; Wellman (1985), S. 73; Peczenik (1989), S. 77; Buchwald (1990), S. 317; Sieckmann (1990), S. 229; Enderlein (1992), S. 59 f.; Alexy (1994), S. 146; Koch (1996), S. 20; Jansen (1997a), S. 43; Jansen (1997b), S. 166; Borowski (1998a), S. 70; Stiick (1998), S. 415; Alexy (2000), S. 36; Cl&ico (2001), S. 161. 675 Siehe kritisch zu diesem Abwfigungsgesetz z. B. auch Wellman (1985), S. 73 f. 676 Dies gilt im lJbrigen genauso l~r das Abwagungsgesetz insgesamt, dessen Gt~ltigkeit auf der - wenn auch durchweg plausiblen - Annahme basiert, dass die Grenzrate der Substitution zwischen den (Er~llungsgraden der) Prinzipien abnimmt. 677 So z. B. selbst die interessenfundierte Ethik von Hoerster (2003), S. 15 im Original z. T. kursiv: Diese beansprucht nicht, sfimtliche und beliebige, sondern ausschlief31ich ,,elementare" oder ,,aufgeklfirte" Interessen zu f0rdern. Aufgeklarte Interessen sind demnach Wt~nsche, die man nicht spontan, sondern lediglich unter Rationalitfitsbedingungen hat [vgl. Hoerster (2003), S. 37 f.], das heif3t: in einem urteilsfahigen und informierten Zustand [vgl. Hoerster (2003), insb. S. 24]. Siehe auch ganz deutlich Hoerster (2003), S. 172, wonach ,,Interessen an gewisse Rationalitatsbedingungen gebunden sind und .. es nicht rational sein kann, )~unaufgeklarten~ Interessen nachzugehen.". 678 Vgl. nur Buchwald (1990), S. 314, 322. 679 Vgl. in diesem Sinne z. B. Rawls (1996), S. 113 Herv. T. T.: ,,Urn es kurz zu sagen, das Gute ist die Befriedigung verminfiiger Bedt~rfnisse.", sowie Habermas (1991), S. 103; v. Werder (1994), S. 434; Nida-R~imelin (1996b), S. 76 f.; Kymlicka (1997), S. 34; Rawls (1997), insb. S. 67; Ott (2001), S. 39 f.; Hoerster (2003), S. 37 f.; Pauer-Studer (2003), S. 36 f.; Quante (2003), S. 68 f. 68o So auch Giinther (1988), S. 260 Herv. T. T.: ,,Dabei stellt sich allerdings das Problem, dab Abwfigungen auf Mafistdbe angewiesen sind, nach denen die relative Wichtigkeit der zu einer komplexen Relation verbundenen Elementnormen beurteilt werden kann."; Peczenik (1989), S. 75 Herv. T. T.: ,,One needs then [when principles collide, T. T.] meta-reasons ())super-reasons~0 to choose between them."; Penski (1989), S. 110 Herv. T. T.: ,,Bedingt kollidierende Grundsatze sind deshalb im Hinblick auf einen iibergeordneten Grundsatz zu beurteilen .... Wichtigkeit der Er~llung des einen bei Beeintrachtigung des anderen lassen sich aber wohl nur im Hinblick auf einen gemeinsamen ~bergeordneten Grund bestimmen."; Buchwald (1990), S. 315 Herv. T.T.: ,,Die Angabe der erwartbaren Folgen ist ein Argument Mr eine bestimmte Entscheidung erst dann, wenn ein Prinzip angefiihrt wird, nach weichem diese Folgen als gut, w0nschenswert, oder schlecht, unerwt~nscht, eingestuft werden".
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Bei einem solchen MaSstab kann es sich begrtindungslogisch nur seinerseits um eine Norm handeln, die den kollidierenden Prinzipien tibergeordnet und ebenfalls graduell erf'tillbar ist. Die Eignung als Mal3stab ist allerdings keinesfalls daran gebunden, dass seine Auspr~.gung durch die Erf'tillungsgrade der kollidierenden Prinzipien determiniert w~ire. Der Versuch, derartige Gesetzm~il3igkeiten zu entdecken, wird bei der weit tiberwiegenden Mehrzahl von Prinzipienkollisionen ebenso scheitem wie der, Prinzipien bzw. deren Erffillung zu metrisieren 681. Vielmehr hat die aufgezeigte Argumentationslast ihre Ursache gerade darin, dass keine derartigen Gesetzm~if3igkeiten bestehen und sich die Angemessenheit einer Vorrangrelation nicht beweisen (oder berechnen) l~isst. Es sind folglich m6glichst gute Grtinde vorzutragen, um der empfohlenen Gewichtung und der zugehOrigen Kollisionsbew~iltigung Akzeptanz zu verschaffen. Im Ergebnis ist A l e x y daher wiederum insofem zuzustimmen, als Abw~igungen zu begrtinden sind 682 und diese Begrtindungen keineswegs in dem Sinne abw~igungsspezifisch sind, dass sie abw~igungstypische Besonderheiten aufweisen 683, die sich kategorisch von Argumentationen zur Sttitzung von Handlungs- und Zielempfehlungen unterscheiden. In Abbildung 10 ist die Begrtindungsstruktur einer Gewichtungsempfehlung angedeutet 684. Die normative Empfehlung, unter den Umstanden C das Prinzip PI st~irker zu gewichten als P2, verlangt zun~ichst nach einer GlobalbegrOndung, in der das Beurteilungskriterium offengelegt (Kriteriendatum), die Folge eines (netto) positiven Normbeitrags erkl~irt (Konsequenzdatum) und das Bekenntnis zur Akzeptanz ntitzlicher Gewichtungen verlautbart wird (teleologische Maxime). In zul~issigen Anschlussfragen kann wiedemm zum einen die Tolerierbarkeit und zum anderen die Tragf~ihigkeit dieses Arguments problematisiert werden. Diese Zweifel verlangen entweder nach einer Normdiskussion, in der die Giiltigkeit des angesetzten Beurteilungskriteriums zu rechtfertigen ist, oder sie machen eine Detailbegrtindung notwendig, um die Konsequenzprognose der insgesamt positiven Normbeitr~ige der empfohlenen Gewichtung zu untermauem.
681 Vgl. in diesem Sinne auch Alexy (1985), S. 28; Buchwald (1990), S. 249 f., 312; Sieckmann (1990), S. 230; Enderlein (1992), S. 107 f.; Alexy (1994), S. 149; Jansen (1997b), S. 162. 682 Siehe zur notwendigen Verkntipfung des Abwagungsgesetzes mit einer Theorie der Argumentation auch Sieckmann (1990), S. 230; Alexy (1994), S. 152; Borowski (1998a), S. 70, 97; St~ck (1998), S. 415 f. 6s3 Vgl. Alexy (1994), S. 150: ,,Die zur Begrtindung derartiger S~itze [fiber Beeintr~ichtigungs- und Wichtigkeitsgrade, T. T.] anfiihrbaren Argumente haben keinen abw~igungsspezifischen Charakter.". 684 Im Unterschied zu v. Werder (1994), S. 434, und auch v. Werder/Talaulicar (1999), S. 80, wird nicht zwischen einer abstrakten Ziel- (bzw. Prinzipien-) und einer konkreten Konsequenzgewichtung unterschieden. Eine generelle Prinzipiengewichtung, die losgelOst von einem bestimmten Anwendungsfall vorgenommen wird, ist ausgeschlossen, da Prinzipien abstrakt gleichrangig sind, ihr Gewicht auspragungsabhfingig ist und Kollisionen daher nur in Hinblick auf konkrete MaSnahmen bewertet werden kt~nnen.
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Gewichtungsempfehlung: Unter den vorliegenden Umstanden C ist P~ st~irker zu gewichten als Pz.
GIobalbegriindung: Weil AI: D" Die Gewichtungskonsequenzen sind anhand der relativen Beitr~ige zur Erftillung der t~bergeordneten Norm N zu beurteilen [Kriteriendatum]. D Unter den vorliegenden Umstanden C tiberwiegen die positiven Konsequenzen durch die F6rderung von P1 die negativen Folgen der Beeintr~chtigung von P2 [Konsequenzdatum]. R: Eine Gewichtung mit insgesamt positiven Beitr~tgen zur Erftillung des Beurteilungskriteriums sollte gew~hlt werden [teleologische Maxime].
L Normdiskussion: Weft AIO: Begrfindung der Gfiltigkeit des gewghlten Beurteilungskriteriums.
Detailbegriindung: Weil A11: Begrfindung der Wichtigkeit der Erftillung yon P1 unter den vorliegenden Umst~nden C. Weil A 12: Begrtindung der Angemessenheit der Beeintr~ichtigung yon P2 unter den vorliegenden Umstanden C.
Legende:
A D R
Argument(durchnummeriert) Datenaussage Regelaussage
Abbildung 10: Begriindungsstruktur konfliktlOsender Gewichtungsempfehlungen Der Wahl des Beurteilungskriteriums k o m m t offenbar groge Bedeutung zu, da sich abweichende Gewichtungsempfehlungen ergeben k6nnen (keineswegs aber: zwangsl~iufig ergeben mfissen), wenn andere Kriterien der Gewichtung zugrundegelegt werden. In einer pluralen Gesellschaft 685 ist nicht unwahrscheinlich, dass es zumindest in bestimmten Entscheidungssituationen unterschiedliche Auffassungen dadiber gibt, welches Beurteilungskriterium angesetzt werden sollte 686. Soweit es in Frage gestellt wird, ist daher die Gtiltigkeit des vorgeschlagenen Kriteriums in einer Normdiskussion zu untermauern. Der Oberzeugungskraft einer solchen Normdiskussion sind allerdings insoweit Grenzen gesetzt, als sich keine letzten
685 Vgl. zum Pluralismus von Werten und Lebensformen in der Moderne z. B. nochmals Dreier (1981), S. 181; Mackie (1983), S. 192; Habermas (1991), S. 88; Lorenzen (1991), S. 44; Wo/f(1994), S. 92; Horster (1995), S. 100 f.; Bayertz (1996a), S. 15, 21; Bayertz (1996b), S. 60; Ropohl (1996), S. 133, 154; Rawls (1997), S. 294 und passim; Irrgang (1998), S. 23, 119; Geva (2000), S. 778 f. und passim; Thurnherr (2000), S. 77; Suchanek (2001), S. 15; Kaptein/Wempe (2002), S. 45; Fischer (2003), S. 197. 686 Siehe dazu statt vieler z. B. Rawls (1997), S. 339: ,,Viele unserer wichtigsten Urteile werden unter Bedingungen gefallt, die es ~iu6erst unwahrscheinlich erscheinen lassen, da6 gewissenhafte und uneingeschrfinkt verntinftige Personen, selbst nach einer freien Diskussion, ihre Ffihigkeit zu vemt~nftigen 0berlegungen so aust~ben kOnnen, da6 alle zur selben Entscheidung kommen.".
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Grtinde f'tir eine b e s t i m m t e N o r m vorbringen lassen 687. Der Kollisionsl6sung muss daher die Wahl einer n o r m a t i v e n Ethik vorausgehen, die den n o r m a t i v e n B e z u g s r a h m e n f'tir die Austarierung der G e w i c h t e bereitstellt. Da dem W e r t e p l u r a l i s m u s in der Gesellschaft das A n g e b o t altemativer und konkurrierender E t h i k - K o n z e p t i o n e n entspricht 6ss, ist diese Selektion v o n grundlegender Schwierigkeit 6s9. Trotz aller B e g r t i n d u n g s n o t w e n d i g k e i t e n und -pflichten l~isst sich daher ein letztlich entweder intuitives 69~ oder dezisionistisches 691 E l e m e n t ethischer Urteile nicht leugnen. Die B e s t i m m u n g des n o r m a t i v e n R a h m e n s ist zwar durch einige Kriterien im negativen Sinne eingegrenzt, die als n o t w e n d i g e V o r a u s s e t z u n g e n die Konsistenz bzw. K o h ~ e n z 692 oder die M6glichkeit bzw. Realisierbarkeit 693 der resultierenden N o r m e n einfordem. Dartiber hinaus ist die Pr~iferenz einer E t h i k - K o n z e p t i o n durchaus intersubjektiv begrtindbar. Diese A r g u m e n t e haben indes nicht z w i n g e n d die Kraft, A n d e r e v o n d e r Oberlegenheit der gew~ihlten K o n z e p t i o n zu tiberzeugen 694, s o f e m die O p p o n e n t e n sich mit d e m t
6s7 Vgl. zur Unm0glichkeit von Letztbegr0ndungen nur Albert (1991), S. 15: Versuche einer Letztbegr0ndung mtinden danach unweigerlich in ein (sog. ,,Mtinchhausen"-)Trilemma, da entweder immer weitere BegrOndungen eingefordert werden kt~nnen (infiniter Regress), auf zu Begrtindendes zurtickgegriffen wird (logischer Zirkel) oder es an einem letztlich willktirlich gesetzten Punkt zu einem Abbruch des Beg~ndungsverfahrens kommt. Dieses Begr0ndungstrilemma gilt nicht nur fiar die Sicherung deskriptiver Erkenntnisse, sondern ebenso ~r Werte und Normen [vgl. Albert (1991), S. 67]. 688 Vgl. nochmals Hegselmann (1991), S. 221; Bayertz (1996a), S. 11; Kersting (1996), S. 184; Ropohl (1996), S. 137, 154; Irrgang (1998), S. 205; Wolf/Schaber (1998), S. 146; Ott (2001), S. 72. 6s9 Siehe zu denkbaren Auswahlkriterien z. B. Ott (2001), S. 72 f. m. w. N. 690 Siehe dazu auch Rawls (1996), S. 59: ,jede ethische Theorie mul3 sich an vielen Punkten mehr oder weniger auf die Intuition sttRzen.", sowie Mackie (1983), S. 44: ,,Wichtiger, obwohl selten hervorgehoben, ist der Umstand, dab jeder Wertobjektivismus letztlich auf die zentrale intuitionistische These zurfickgreifen muB.", und zum Intuitionismus bereits oben, S. 17 Fn. 27 der vorliegenden Arbeit. 691 Vgl. Patzig (1971), S. 34: ,,Philosophische Prinzipien k~Snnen dem Einzelnen die moralische Entscheidung nicht abnehmen."; Tugendhat (1993), S. 332: ,,Dieses Beurteilungsverfahren gibt der konkreten Oberlegung einen rationalen Kern, bleibt jedoch an den Randern often und impliziert in allen tiefen moralischen Fragen einen irreduziblen pers0nlichen Entscheidungsfaktor."; Horster (1995), S. 21: ,,PersOnliche Entscheidung" und S. 110: ,,Die im Kern allgemeingtiltigen Regeln [der Moral, T. T.] sind an den Randern often und verlangen inviduelle Entscheidungen."; Kaufmann (1996), S. 580: ,,laBt sich ein gewissen Mat5 an Dezision, an Entscheidung, ~ r die es keine iabergeordneten G~nde mehr gibt . . . . nicht vermeiden.", ferner z. B. Hoerster (2003), S. 183: ,,Die letzte Basis jeder rationalen Vertretung von Moralnormen ist stets volitiver, nicht kognitiver Art: Sie besteht in einem WUnschen oder Wollen, nicht in einem Erkennen oder Wissen.", und in diesem Sinne auch Mackie (1983), S. 126: ,,GleichgUitig, wie es um die Wahrheit einer logischen These [fi~r ein grundlegendes moralisches Prinzip, T. T.] bestellt sein mag, es ist immer noch eine davon unabhangige Entscheidung fi~r oder gegen das entsprechende grundlegende praktische Prinzip erforderlich." und S. 132: ,,Wir miassen entscheiden, welche moralischen Regein wir annehmen, auf welchen Standpunkt wir uns festlegen wollen.". 692 Siehe zu diesem logisch notwendigen, aber keineswegs hinreichenden Kriterium bereits oben, S. 195 der vorliegenden Arbeit, sowie Brandt (1959), S. 19; Peczenik (1989), S. 56; Buchwald (1990), S. 253; Kaufmann (1996), S. 580; Hoerster (2003), S. 73. 693 Vgl. z. B. Geiger (1964), S. 63 f.; von Wright (1979), S. 112; Mackie (1983), S. 188; Albert (1991), S. 91 f.; Kersting (1996), S. 186; Rawls (1996), S. 268; Irrgang (1998), S. 122; Zoglauer (1998), S. 108, 112 f.; Birnbacher (2003), S. 172; Quante (2003), S. 30, 83. 694 Siehe in diesem Sinne Mackie (1983), S. 126: ,,Die Universalisierbarkeit [als grundlegende Bedingung, T. T.] sittlicher Urteile auferlegt also unseren Handlungswahlen oder vernianflig begrtindbaren Verhaitensweisen keinen rationalen Zwang", sowie - wenngleich mit abweichenden Folgerungen - Buchwald (1990), S. 313
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches lmplementierungsinstrument
gleichen V e m u n f t a n s p r u c h einem altemativen E n t w u r f verpflichten w o l l e n 695. Die A r g u m e n tation kann daher nicht b e a n s p r u c h e n zu tiberzeugen, s o n d e m nur oder i m m e r h i n den eigenen Standpunkt verst~indlich m a c h e n 696. Die A u s e i n a n d e r s e t z u n g mit dieser (metaethischen) Problematik ist ebenso grundlegend 697 wie far die A n w e n d u n g e n einer U n t e m e h m e n s e t h i k fruchtlos 698. Sie ist insbesondere dann praktisch weniger gewichtig, w e n n z u m i n d e s t f'tir den betrachteten U n t e m e h m e n s k o n t e x t geringere A u f f a s s u n g s u n t e r s c h i e d e tiber die Gtiltigkeit tibergeordneter N o r m e n zu erwarten sind. D e m e n t s p r e c h e n d wird sich beispielsweise f'tir die N o r m e n , in einer kritischen Offentlichkeit das w o h l v e r s t a n d e n e U n t e m e h m e n s i n t e r e s s e zu f~rdem oder den A n f o r d e r u n g e n der sozialen Marktwirtschaft zu entsprechen, u m f a s s e n d e r e Einigkeit erzielen lassen 699. Die N o t w e n d i g k e i t des eigenen Urteils wird dadurch indes nicht wesentlich verringert, da diese N o r m e n derart allgemein sind, dass sie w i e d e r u m unterschiedliche A b l e i t u n g e n e r m 6 g l i c h e n 7~176Die Aufl6-
Fn. im Zitat gel0scht: ,,Hier gibt es einen Bereich, in dem der ~)zwanglose Zwang des besseren Argumentes~ nicht wirken zu k~nnen scheint", und Fischer (2003), S. 198, wonach weltanschauliche Fragen zwar argumentativ begrOndbar sind und dennoch nicht davon ausgegangen werden kann, ,,dab der Zwang des besseren Arguments diese konsensf~ihig beantwortet: Einstellungen kOnnen zwar durch Argumente beeinfluBt, aber nicht zwingend verfindert werden, denn es hfingt auch von den Einstellungen ab, was als besseres Argument gilt.". 695 Vgl. auch Wo/f (1994), S. 92, wonach ,,das Bemtihen um Konsens in letzten GrOnden ein ehrenhaftes, aber hoffnungsloses Unternehmen [ist, T. T.], leben wir doch in Gesellschaften, die keine gemeinsame und homogene Moralvorstellung kennen ... Wir mOssen also zwangslaufig Annahmen treffen, von denen wir wissen, dab sie nicht allgemein geteilt werden. SchlieBlich zeigt ein Blick auf die anhaltenden BegrOndungs- und Grundlagenprobleme, dab diese wesentlich unabschlieBbar sind. Es besteht keine Chance, jemals alle Utilitaristen zu Kantianern zu bekehren oder umgekehrt.". 696 Dieser Anspruch ist alles andere als unbedeutend, da er geeignet ist, extremeren Versionen sowohl des lntuitionismus als auch des Subjektivismus entgegenzuwirken. 697 Vgl. nochmals Grewendorf/Meggle (1974), S. 7 f.; Riedel (1979), S. 68; Frankena (1994), S. 21; Wolf (1994), S. 91; Maclntyre (1995a), S. 13; Kagan (1998), S. 5 f.; Pauer-Studer (2003), S. 163; Quante (2003), S. 17 f. 698 So z. B. auch v. Werder (1994), S. 315: ,,Die manageriale Aufgabe besteht .. nicht primfir in einer permanenten Auseinandersetzung mit ethischen Grundlagenfragen"; Grabner-Krciuter (1998), S. 130: ,,Die Auseinandersetzung [mit dem LetztbegrOndungsproblem, T. T.] ... ist mr die Grundlegung einer Unternehmensethik als angewandte Ethik wenig ergiebig.". Siehe kritisch zur Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit dem Problem der Letztbegr~ndung ganz generell Luhmann (1989), S. 360; Habermas (1991), S. 195; HOffe (1993), S. 256; Schneider (1994), S. 37 f.; Horster (1995), S. 58-65; Ropohl (1996), S. 310; Zoglauer (1998), S. 284. 699 Derartige BeurteilungsmaBst~be sind dennoch nicht prinzipiell yon einer Begrtindungspflicht freigesprochen. Sie werden lediglich vorObergehend anerkannt, solange ihre Gi~ltigkeit nicht bezweifelt wird. Dies ist deshalb erforderlich, da zwar s~mtliche Aussagen kritisierbar und begrOndbar sind, nicht aber alles zur gleichen Zeit diskutiert werden kann. Begrtindungen und Kritik mtissen Voraussetzungen annehmen, damit Argumentationen Uberhaupt stattfinden kOnnen. Diese Voraussetzungen sind damit allerdings nicht jeglicher Diskutierbarkeit entzogen. Siehe zu dieser Auffassung auch Alexy (1991), S. 76; Schneider (1994), S. 38; v. Werder (1994), S. 318. 7oo Vgl. dazu z. B. in diesem Sinne Mackie (1983), S. 42: ,,Es l~iBt sich leicht zeigen, dab solche allgemeinen Prinzipien unter unterschiedlichen konkreten Umsttinden, unter Voraussetzung unterschiedlicher gesellschaftlicher Systeme und bei Setzung unterschiedlicher Priorittiten zu voneinander abweichenden spezifischen moralischen Regeln ~hren".
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sung von Prinzipienkollisionen ist daher unausweichlich auf die moralische Urteilskraft der adressierten Akteure angewiesenT~ Der Prozess der moralischen Urteilsfindung wird im sp~iteren Verlauf dieser Arbeit noch intensiver zu besprechen sein 7~ An dieser Stelle ist es zun~ichst ausreichend, die Bedeutung hervorzuheben, die ihm im Besonderen bei der Prinzipienanwendung letztlich zukommt. Die Begrfindung einer Gewichtungsempfehlung kann abschlieBend mit dem in Abbildung 11 dargestellten Beispiel veranschaulicht werden703. Dabei sei unterstellt, dass das betrachtete Untemehmen einen Kodex besitzt, in dem es sich den Prinzipien verpflichtet, die Interessen der Mitarbeiter in m6glichst weitem Mal3e zu be~cksichtigen und zugunsten der Aktion~e eine m6glichst hohe Rendite zu erwirtschaflen. Zwischen diesen Prinzipien besteht ein Konflikt, wenn das Untemehmen fiber die Durchf'tihrung einer geplanten MaBnahme entscheiden muss, ob ein Gesch~iflsfeld, in dem 5.000 Mitarbeiter besch~ifligt sind, zu schlieBen ist, um die Rentabilit~it des Gesamtuntemehmens von 13 % auf 15 % zu steigem. Als Kriteriendatum dient die - im Beispiel als tolerabel angesehene - Norm, den Anforderungen der sozialen Marktwirtschafl in m6glichst weitem MaBe gerecht zu werden. In Hinblick auf dieses Beurteilungskriterium k6nnte unter den angenommenen Umst~anden eine st/arkere Gewichtung der Arbeitnehmerinteressen empfohlen und damit in der Folge ein Verbot der Gesch~iflsfeldschlieBung begrfindet werden. Die Detailbeg~ndungen zur Stfitzung der empfohlenen Gewichtung in Abbildung 11 verdeutlichen, dass die Beeintr~ichtigung der Mitarbeiterinteressen zu stark ist und die Wichtigkeit der Renditesteigerung unter den vorliegenden Umst~inden nicht ausreicht, um diese Beeintr~.chtigung aufwiegen zu k6nnen. Auf der Grundlage dieser Begrfindung w~ire es daher geboten, auf die geplante Gesch~iflsfeldschlieBung zu verzichten.
701 Siehe generell zur Bedeutung der Urteilskraft bei der Anwendung moralischer Normen z. B. nochmals Ketther (1992), S. 14; Kaufmann (1996), S. 578; Zimmerli/Afllander (1996), S. 291; Collier (1998), S. 623; Maclagan (1998), S. 40; Wellmer (1999), S. 28; Thurnherr (2000), S. 21. 702 Siehe unten, S. 550 ff. der vorliegenden Arbeit. 703 Siehe zu diesem Beispiel v. Werder/Talaulicar (1999), S. 85-94, und zu der vorgenommenen Gewichtungsempfehlung ebd., S. 93-95. Zur besseren Lesbarkeit ist in Abbildung 11 darauf verzichtet worden, die einzelnen Argumente in ihre Daten-und Regelbestandteileaufzuschliasseln.
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E t h i k - K o d i z e s als u n t e r n e h m e n s e t h i s c h e s I m p l e m e n t i e r u n g s i n s t r u m e n t
Gewichtungsempfehlung:
~ln Hinblick auf die geplante Geschllftsfeldschlieflung sind unter den gegebenen Umstltnden die lnteressen der Mitarbeiter stitrker zu gewichten als die erzielbare Steigerung der Rendite des Unternehmens.~
Globalbegrfindung
Ebenen der Detailbegrfindung 1 2 3
Weil AI:
Eine starkere Gewichtung der Konsequenzen for die Arbeitnehmer im Vergleich zu den Konsequenzen for die Anteilseigner entspricht in diesem Fall den Anforderungen der sozialen Marktwirtschafi. Weil A11: Bei einer Entlassung von 5.000 Mitarbeitern werden die lnteressen der betroffenen Arbeitnehmer massiv beeintrachtigt. Weil A111: Bei ohnehin hohen Arbeitslosenzahlen sind Massenentlassungen von 5.000 Mitarbeitern besonders problematisch. Aber AI 111: Die durch die Entlassungen beeinflusste Arbeitslosenquote ist zunachst keine (unmittelbar) relevante betriebswirtschaftliche Kategorie. Aber A I 1111: Durch steigende Arbeitslosenzahlen verursachte gravierende soziale Spannungen kOnnen die Produktions- und AbsatzmOglichkeiten des Unternehmens beeintrachtigen. Aber A112: Die 5.000 Mitarbeiter sind nicht insgesamt tatsachlich zu entlassen. Weil A1121: Einzelne Mitarbeiter kOnnen in andere, wachsende Gesch~tttsfelder des Unternehmens versetzt werden. Aber A11211: Die GrOBe des zu schliel?,enden Geschafisfeids verhindert die interne Versetzung eines GroBteils der betroffenen Mitarbeiter. Weil A1122: Einzelne Mitarbeiter kOnnen sozial vertraglich und aufeigenen Wunsch das Unternehmens verlassen. Aber A11221: Die GrOBe des zu schliel3enden Gesch~tfisfelds verhindert die sozial vertra,gliche, einvernehmliche Freisetzung eines GroBteils der betroffenen Mitarbeiter. Aber A12: Eine Renditesteigerung um 2 Prozentpunkte ist nicht unwesentlich und in einer die Entfaltung gewinnorientierter Aktivit~ten fordernden Wirtschafisordnung entsprechend zu gewichten. Aber A I21: Das zu schlieBende Geschafisfeld erwirtschafiet eine nachhaltige Rendite von immerhin 12 %. Abet A122: Die bestehende Rendite des Gesamtunternehmens ist mit 13 % bereits beachtlich hoch. Abet A 1221 : Eine Rendite von 15 % wird vom Kapitalmarkt gefordert. Aber A12211: Die Zwange des Kapitalmarkts kOnnen bezweifelt werden. Weil A122111: Die UnternehmensbewertungsRationalitat des Kapitalmarkts kann bezweifelt werden. Weil A122112: Die Berechnungsmethode der Eigenkapitalkosten ist eigentt~mlich zirkular. Weil A122113: Die Deckung des Kapitalbedarfs zu for das Unternehmen akzeptablen Konditionen ist wenig problematisch.
Legende:
A
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Argument (durchnummeriert)
A b b i l d u n g 11." B e g r i i n d u n g e i n e r G e w i c h t u n g s e m p f e h l u n g TM
704 V g l . v. Werder/Talaulicar ( 1 9 9 9 ) , S. 95.
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(d) Konflikte zwischen Regeln und Prinzipien Normen lassen sich in Regeln und Prinzipien unterscheiden. Nach den zuvor behandelten Regelkonflikten und Prinzipienkollisionen kommt als dritte Art eines Normkonflikts daher in Betracht, dass eine Regel und ein Prinzip kollidieren, da sie jeweils etwas gebieten, das sich nicht gleichzeitig erftillen l/asst. Um derartige Kollisionen zwischen einer Regel und einem Prinzip zu bew~iltigen, stehen zun/achst drei Verfahren zur Auswahl. Erstens kOnnte ein genereller Vorrang von Prinzipien vorgesehen werden705. Demnach w~iren Regeln als ungtiltig auszuweisen, sofem ein Prinzip etwas Widersprtichliches gebietet. Es ist bereits gezeigt worden, dasses theoretisch durchaus vorstellbar ist, die Gtiltigkeit von Regeln durch entsprechende Zus~itze einzuschr~inken 7~ Als generelle Konfliktl6sungsregel erscheint dies indes ausgesprochen unzweckm~i6ig 7~ Zum einen ist nicht ersichtlich, wie sich im Konfliktfall ein genereller Vorrang von Prinzipien rechtfertigen 1/asst. Die vorgenommene Abgrenzung zwischen Regeln und Prinzipien basiert nicht auf einem hierarchischen Kriteriurn. Folglich sind Prinzipien auch keineswegs naturgem~i6 hOherrangige Normen als Regeln. Zum anderen ist zu bedenken, dass Prinzipien Ideale zum Gegenstand haben, die es zu approximieren gilt. Unterstellt man plausiblerweise einen abnehmenden Grenznutzen der Prinzipienerf'tillung708, so mutet es insgesamt wenig Oberzeugend an, dass eine beliebig geringftigige zus~itzliche Erftillung eines Prinzips, das ohnehin schon sehr weitgehend realisiert ist, unterschiedslos die Gtiltigkeit einer Regel aul3er Kraft setzen soil. Kurz gesagt besteht bei einem solchen L6sungsmodell die Gefahr, die Bedeutung von Regeln g~inzlich aufzuheben, da sich (fast) immer ein Prinzip finden lassen wird, mit dem die Regelanwendung blockiert werden kann. Plastisch lief3e sich diese Modelleigenschaft mit dem Ausdruck des Regelderogismus kennzeichnen. Das zweite L6sungsmodell k6nnte umgekehrt bestimmen, dass in Konfliktf~illen Regeln Vorrang
genie6en709. Dies liel3e sich zum einen dadurch plausibilisieren, dass sich (zumindest
einige) Prinzipien wenigstens bis zu einem gewissen Grad erf'tillen lassen, ohne die definitiven Regelgebote zu verletzen 71~ Zum anderen kommt dieses Modell dem Regelcharakter in dem 703 Formal entspricht dies dem Praferenzsatz: P P R. Daraus ergibt sich eine Regel R', welche die Ungtiltigkeit der kollidierenden Regel gebietet. 706 Siehe zu prinzipiengebundenen Ausnahmeklauseln von Regeln nochmals oben, insb. S. 300 der vorliegenden Arbeit. 707 Gleichwohlmag es sich im Einzelnen empfehlen, die GUltigkeitbestimmter Regeln an die Vertr~iglichkeitmit bestimmten Prinzipien zu binden. Damit ist ~r diese ausgew~ihltenNormkonfliktejedoch eine konkrete L6sung bereits im Vorhinein festgelegt worden, lm Weiteren soll es hingegen gerade um solche Kollisionsf~ille gehen, bei denen der Normadressat nicht auf eine eindeutige und eindeutig kodifizierte Vorrangregelung zurtickgreifen kann. Siehe zu dieser sinnvollen Fokussierung nochmals oben, S. 324 ft. der vorliegenden Arbeit. 708 Vgl. nochmalsJansen (1997a), S. 33; Jansen (1997b), S. 156. 709 Demnach wOrde der umgekehrte Pr~iferenzsatz gelten" R P P. Dieser Pr~ferenzsatz impliziert eine Regei R", welche die Folge der kollidierenden Regel gebietet. 71o Vgl. in diesem Sinne nochmals Jansen (1997a), S. 37; Jansen (1997b), S. 161.
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Sinne nach, dass es sich bei Regeln um Normen handelt, die definitiv gebieten. Dennoch wirkt ein entsprechendes Modell seinerseits kaum attraktiv, da und soweit Prinzipien h~.ufig einen ht~heren Generalit~.tsgrad aufweisen und sehr grundlegende moralische Standards kodifizieren. Zwar mag es sich wiederum empfehlen, dass bestimmten Regeln in Hinblick auf bestimmte Prinzipien insoweit absolute G~iltigkeit zukommt 711, als sie durch diese Prinzipien nicht auger Kraft gesetzt werden k0nnen. Als generelle Vorrangregel verbietet sich jedoch dieses L0sungsmodell, das letztlich auf einen reinen Regelrigorismus hinausl~.uft. Vorrangregelungen far Regel/Prinzipien-Kollisionen, die entweder generell Prinzipien oder pauschal Regeln bevorzugen, sind zusammengefasst bedenklich, da sie die konkreten Anwendungsbedingungen, die dem Konflikt zugrunde liegen, ausgeblendet belassen 712. Die Einbeziehung dieser Umst~.nde macht eine Abw~gungslOsung notwendig. Da Regeln als definitive Gebote nicht selbst abw~.gungsf~,hig sind, sind Konflikte zwischen einer Regel und einem Prinzip aus diesem Grund sinnvollerweise dahin gehend zu bew~.ltigen, dass die Prinzipien, die die Regel(gfiltigkeit) st(itzen, mit dem kollidierenden Prinzip abgewogen werden m~issen. Der Regel/Prinzipien-Konflikt wird damit in eine Prinzipienkollision tiberft~hrt, deren Bewfiltigung bereits im vorangegangenen Abschnitt behandelt worden ist. Regeln sind nach diesem Modell dennoch nicht ~iberfltissig, da die erforderliche Abw~.gung nicht lediglich das kollidierende Prinzip und diejenigen Prinzipien zu bert~cksichtigen hat, welche die konfligierende Regel stt~tzen. Hinzu kommt das Prinzip, das dieses L6sungsmodell begrt~ndet und gebietet, Regel/Prinzipien-Konflikte zugunsten des kollidierenden Prinzips aufzulOsen, falls die gegebenen Umst~inde es erfordern. Dies beinhaltet gleichzeitig, dass Regeln soweit mOglich einzuhalten sind, sofern der Regelbefolgung keine gewichtigen Grt~nde entgegenstehen713
c" Wichtige Abgrenzungen Es ist gezeigt worden, dass und wie Regeln und Prinzipien voneinander abzugrenzen sind. Bei Regeln und Prinzipien handelt es sich um zwei Normarten, die strukturelle, anwendungsund kollisionsbezogene Unterschiede aufweisen. Auf dieser Basis lassen sich daher regel- und prinzipienartige Kodizes differenzieren. In Hinblick auf die Unterscheidung von Regeln und Prinzipien sind abschliel3end wichtige Abgrenzungen zu Nanlichen Begriffen und Begriffspaaren zu verdeutlichen, um Missverstgndnissen entgegenzuwirken. Dabei ist zuerst auf das Ver-
711 Vgl. auch Alexy (1985), S. 20 Fn. 38, der von strikt geltenden (bzw. gt~ltigen)Regeln spricht. 712 Vgl. in diesem Sinne auch Gert (1983), S. 182, wonach Konflikte zwischen moralischen Regeln und Idealen ,,nicht abstrakt entschieden werden kOnnen, sondern dag jeder Fall f't~rsich zu behandeln ist." sowie zur Beziehung zwischen den Begriffen des Prinzips und des Ideals sogleich, S. 350 f. der vorliegenden Arbeit. Vl3 Vgl. auch Hennessey/Gert (1985), S. 114 En. 5: ,,Although we assert that rational people advocate universal obedience to moral rules, we do not say they want everyone to obey the rules absolutely, with no exceptions. There are instances, of course, in which we would all want a moral rule disobeyed in order to follow a moral ideal, in which case, in fact, it would be morally unacceptable not to break it. That requires a strong, clear reason, such as the prevention of serious evils, which are much greater than the evils caused by the violation.", sowie ~.hnlichAlexy (1985), S. 20 Fn. 38; Alexy (1994), S. 122; Borowski (1998a), S. 72 Fn. 79.
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h~iltnis zwischen Normen und Werten einzugehen und nochmals aufzugreifen, dass Prinzipien nicht mit Idealen gleichzusetzen sind. Im Anschluss werden mit den Unterscheidungen von expliziten und impliziten Normen sowie Konditional- und Zweckprogrammen kurz zwei weitere prominente Normkategorisierungen gekennzeichnet, die A,hnlichkeiten mit der Einteilung in Regeln und Prinzipien besitzen, keineswegs jedoch mit ihr deckungsgleich und f'tir die Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung weniger geeignet sind.
(1) Normen und Werte (a) Wertbegriff Normen lassen sich in Regeln und Prinzipien einteilen. Demgemaf5 k6nnen regel- und prinzipienartige Kodizes unterschieden werden. Im unternehmensethischen Schrifttum 714 und in Kodizes der Untemehmenspraxis 715 ist indes h~iufiger davon die Rede, dass Kodizes (unter anderem auch) Werte enthalten. Teilweise werden dartiber hinaus abweichend regelbasierte mit wertbasierten Kodizes kontrastiert 716. Es gilt daher zu kl~en, welche Beziehungen zwischen Normen und Werten bestehen und inwieweit Prinzipien Werten entsprechen. Da ebenso wie im Falle von Normen der Wertbegriff sehr facettenreich ist und mit verschiedenen Bedeutungen in unterschiedlichen Disziplinen verwendet wird 717, k6nnen diese Kl~xungen nicht beanspruchen, allgemein geteilt zu werden718. Sie sollen jedoch verstandlich machen, welche Terminologie f'tir die weiteren Ausf'tihrungen anzunehmen und aus welchen Grtinden sie als z w e c k m ~ i g anzusehen ist. Der Wertbegriff ist vergleichsweise jung. Er stammt aus der Okonomie und bezeichnete ursprtinglich den Tauschwert, den Giiter am Markt erzielen719. In die philosophische Termino-
714 Vgl. Robin/Giallourakis/David/Moritz (1989), S. 72; Pelfrey/Peacock (1991), S. 15; Sims (1991), S. 494, 504; Berenbeim (1992), S. 12; Nash (1992), S. 158; Weber (1993), S. 424; Alderson/Kakabadse (1994), S. 439; Montoya/Richard (1994), S. 713; Condren (1995), S. 75; Grace~Cohen (1995), S. 195 f.; Murphy (1995), S. 728; Harrington (1996), S. 257; Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 164; Brytting (1997), S. 670; Laufer/Robertson (1997), S. 1030, 1038; CleeldLeonard (1998), S. 622; Farrell/Farrell (1998), S. 588; Malloy/Fennell (1998), S. 453; Murphy (1998), S. 2-4; Weaver/Trevino/Cochran (1999b), S. 42; Organisation for Economic Co-operation and Development (1999), S. 8; Lovitky/Ahern (1999), S. 40; Stevens (1999), S. 113; Boatright (2000), S. 366; Driscoll/Hoffman (2000), insb. S. 78; Farrell/Cobbin (2000), S. 181, 186; Murphy (2000), S. 296; Wotruba/Chonko/Loe (2001), S. 61; Kaptein/Wempe (2002), S. 271 f.; Valentine/Fleischmann (2002), S. 307; Graafland/van de Ven/Stoffele (2003), S. 47 f.; Nijhof/Cludts/Fisscher/Laan (2003), S. 69; Valentine~Barnett (2003), S. 359; Kaptein (2004), S. 22, 24. 71s Siehe statt vieler nur die Zusammenstellung yon insgesamt 39 entsprechenden Grundsatzdokumenten bei Murphy (1998), insb. S. 235 und passim. 716 Vgl. RobirdGiallourakis/David/Moritz (1989), S. 72; Farrell/Cobbin (1996a), S. 52 f.; Post (2000), S. 113 f. 717 Vgl. z. B. Kluckhohn (1951), S. 389 f.; Schmitt (1967), S. 39-41; Lautmann (1971), insb. S. 98; Alexy (1985), S. 23; Joas (1999), S. 30-35 und passim; Schweppenhauser (2003), S. 9-13. 71g Siehe auch Sieckmann (1999), S. 743, und zur Streitigkeit fiber das Verh~lltniszwischen Normen und Werten z. B. Riedel (1979), S. 71 f. 719 Vgl. z. B. B6ckenfOrde (1991), S. 68; Schweppenhetuser (2003), S. 9.
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logie wurde er im 19. Jahrhundert a u f g e n o m m e n , nachdem als eine G e g e n b e w e g u n g zum positivistischen Wissenschaftsverst/~ndnis eine Wertphilosophie entstand 72~ die neben die Sph/~re des Seienden eine irreduzible (das heiBt: nicht vollstfindig a u f positive T e r m e rtickf'tihrbare) S p h ~ e der Werte setzte, die kein Sein, sondern eine Geltung haben sollten 721. In unterschiedlichen Disziplinen und insgesamt insofem sehr verbreitet werden Werte mit Auffassungen fiber Wtinschenswertes gleichgesetzt 722. Sie bilden demnach nicht den G e g e n s t a n d einer Bewertung (,,Etwas ist ein Wert."), sondern sie dienen als Maflstab, um etwas (wie ein Objekt, eine Handlung oder einen Zustand) in einem Werturteil oder Wertsatz als wertvoll (oder gut) auszuzeichnen (,,Etwas hat einen
Wert.")723. Da
Werte zur Bewertung des Guten herangezo-
gen werden und das Gute der axiologische 724 G r u n d b e g r i f f ist 725, stellen sie einen axiologischen Begriff dar 726. N o r m e n haben demgegentiber einen deontologischen Status. Sie gebieten etwas als gesollt 727. Zusammengeffihrt lassen sich normative Urteile daher allgemein danach unterscheiden, ob es sich um (pr/~skriptive) Verpflichtungs- oder (evaluative) Werturteile handelt (Abbildung 12) 728.
720 Vgl. z. B. Schmitt (1967), S. 46, 53; BOckenf6rde (1991), S. 69; Joas (1999), S. 258 und passim. 721 Vgl. z. B. Schmitt (1967), S. 52; BOckenf6rde (1991), insb. S. 70 f.; Gil (1993), S. 108; Schweppenhtiuser (2003), S. 9. 722 Siehe z. B. die vielzitierte Definition yon Kluckhohn (1951), S. 395 im Original kursiv: ,,A value is a conception, explicit or implicit, distinctive of an individual or characteristic of a group, of the desirable which influences the selection from available modes, means, and ends of action.". Es sei hervorgehoben, dass Werte demnach nicht einfach mit WUnschen gleichgesetzt werden, sondern dass sie des Wtinschens wert sein mt~ssen. Wt~nschenswertes wird mit anderen Worten nicht einfach beliebig, sondem begrtindet ~ r wertvoll gehalten [vgl. w0rtlich Kluckhohn (1951), S. 396: ,,A value is not just a preference but is a preference which is felt and/or considered to be justified", und eingehender dazu auch Kelman/Hamilton (1989), S. 107; Joas (1999), S. 32]. 723 Vgl. statt vieler von Kutschera (1973), S. 85 f., sowie zu der Unterscheidung zwischen dem Gegenstand und dem Kriterium der Bewertung auch Alexy (1994), S. 128 m. w. N., oder Buchwald (1990), S. 314, und genauso Lautmann (1971), S. 26: ,,Wert als Gut" versus ,,Wert als Mal]stab". 724 gon dem griechischen dt~i.ot= Wertschfitzung [vgl. z. B. Riedel (1979), S. 95]. 725 Siehe zum Begriff und den Bedeutungen des Guten z. B. yon Wright (1963b), S. 8-18 und passim; Moore (1970), S. 29-73 und passim; Gert (1983), S. 76-95; Mackie (1983), S. 60-79; Williams (1986), S. 47-63; Peczenik (1989), S. 59 f.; Tugendhat (1993), S. 49-64; Frankena (1994), S. 97-113; Pieper (1994), insb. S. 143-148; Rawls (1996), S. 433-492; Rawls (1997), insb. S. 364; Kagan (1998), S. 25-69; Birnbacher (2003), S. 241-278; Quante (2003), S. 33-37. 726 Vgl. nur yon Wright (1963a), S. 7, sowie yon Wright (1963b), S. 136. 727 Siehe Peczenik (1989), S. 51: ,,norm-expressive statements qualify a human action as prescribed (obligatory), permitted, or prohibited (forbidden)." und S. 52: ,,A value statement characterises an object as good, bad, beautiful, ugly, etc. It expresses a value judgment.", auBerdem zur Unterscheidung zwischen einer Werttheorie des Guten und einer Normentheorie des Gesollten auch von Wright (1963a), S. 7; yon Wright (1963b), S. 157; Raz (1990), S. 11. 728 Vgl. dazu start vieler Frankena (1994), S. 27 f., und zu der gewfihlten Begriffiichkeit auch von Wright (1963b), S. 2.
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Normative
Urteile
Prgskriptive Verpflichtungsurteile
Evaluative Werturtei!e
Abbildung 12." Arten normativer Urteile
Ebenso wie N o r m e n mtissen auch Urteile tiber das Gute nicht notwendig moralischer Natur sein (,,ein gutes Auto" oder ,,ein gutes Messer")729. Beschr~inkt man sich indes auf moralische Handlungen, wie es fiar die Untersuchung untemehmensethischer Kodizes gentigt, erscheint es zun~ichst plausibel, eine Interdefinierbarkeit des Guten und des Gebotenen anzunehmen, da und soweit es geboten ist, das Gute zu tun, und es gut ist, das Gebotene zu tun 73~ Die Annahme einer gegenseitigen Austauschbarkeit, wonach sich das Gute durch Bezugnahme auf das Gebotene und umgekehrt das Gebotene durch das Gute vollst~indig ausdrticken
lasst,
ist
jedoch alles andere als unbedenklich, wie es die lange w~ihrende Debatte tiber eine vermeintliche Differenz zwischen dem Guten und dem Rechten belegt TM,die nicht erst mit dem Entstehen der Wertphilosophie initiiert worden 732 und noch immer nicht abgeschlossen ist 733. Es kann in der vorliegenden Arbeit offenbar weder beabsichtigt sein noch ist es erforderlich, diese sehr grunds~itzliche Debatte zu schlichten. Die angektindigte Klarung betriffl stattdessen die bescheidenere Frage nach dem Verh~iltnis zwischen N o r m e n und Werten. In Hin-
729 Vgl. z. B. Pieper (1994), S. 143, oder Birnbacher (2003), S. 10. 730 Siehe so auch Zoglauer (1998), S. 28, sowie hierzu und zum Folgenden insbesondere Sieckmann (1999), S. 743 f. 731 Wfihrend Habermas (1998), S. 310-313, auf einer strikten Trennung zwischen Wertendem und Gebietendem beharrt [dazu z. B. auch Horster (1995), S. 181; Bayertz (1996b), S. 69 f.], unterstellt Alexy (1994), S. 131134, dem axiologischen und dem deontologischen Bereich eine Strukturgleichheit [vgl. auch Alexy (1985), S. 23, sowie zur Strukturgleichheit zwischen Werten und Normen auBerdem Eichner (1981), S. 113, oder Zoglauer (1998), S. 30]. FUr eine differenzierende Position wirbt Sieckmann (1999), S. 746-749, gleichsam ohne zu beanspruchen, die Diskussion abschlie6en zu k~nnen. 732 Vgl. nurdoas (1999), S. 258. 733 Siehe zu dieser Diskussion, die einen zentralen Streitpunkt zwischen deontologischen und teleologischen Ethiken markiert, bereits oben, S. 151 ff. der vorliegenden Arbeit, und tiber die soeben in Fn. 731 bereits genannten Quellen hinaus z. B. von Wright (1963b), insb. S. 157; Habermas (1983), S. 113 f.; Habermas (1991), S. 199-208; Frankena (1994), S. 32-35; Bayertz (1996b), S. 72 f., 78; Nida-R~melin (1996a), S. 20; Rawls (1996), insb. S. 42-45 und S. 614-626; Kymlicka (1997), insb. S. 40; Ravels (1997), S. 364 f. und passim; Reese-Schcifer (1997), S. 634 f.; Kagan (1998), S. 73 f.; Duff(2001), S. 37; Ott (2001), S. 38 f.
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blick darauf ist zu erinnern, dass N o r m e n nach dem hier a n g e n o m m e n e n semantischen Normbegriff die Bedeutung von Norms~itzen sind TM. Hingegen sind Werte keineswegs als die Bedeutung von Werts~itzen zu verstehen. Sie werden vielmehr als Magstab der Bewertung zugrundegelegt, die in Werts~itzen ausgedrtickt wird, geh/3ren mithin zum Inhalt von Werts~itzen und sind dadurch von N o r m e n kategorial verschieden. Daraus resultiert, dass zwar dartiber gestritten werden kann, ob und inwieweit deontologische Norms~itze und axiologische Werts~itze interdefinierbar sind. In den jeweiligen Sph~iren des deontologisch Gesollten und des axiologisch Guten sind N o r m e n und Werte dessen ungeachtet schlichtweg unterschiedlich verortet. N a c h d e m die Problemstellung in diesem Sinne pr~izisiert worden ist, gilt es zum besseren Verst~indnis der Relation zwischen N o r m e n und Werten, zwei wesentliche Unterschiede zwischen dem deontologischen und dem axiologischen Bereich hervorzuheben, die auf die korrespondierenden Begriffe zuriickwirken. Werturteile besitzen zungchst - d a s heil3t: zumindest solange, bis nachgewiesen ist, dass sie durch deontologische Begriffe vollst~indig definierbar sind-
nur evaluativen Charakter 735. Deontologische Urteile sind hingegen notwendig pr~i-
skriptiv (siehe auch nochmals Abbildung 12): Dass etwas gesollt ist, ist gleichbedeutend damit, dass es getan oder herbeigeftihrt werden sol1736. U m auch in den Konstellationen, in denen sich das Gute als nicht durch Bezugnahme auf das Gebotene definierbar erweisen sollte, gew~ihrleisten zu k/3nnen, dass etwas Gutes tats~ichlich realisiert bzw. handlungspraktisch bedeutsam wird, ist daher eine deontologische Rekonstruktion erforderlich 737. Da und soweit es nur m6glich, jedoch (noch) nicht notwendig ist, dass Werte als Auffassungen des Wtinschenswerten Handlungen anleiten, mtissen sie an N o r m e n gebunden werden, um unzweideutig pr~iskriptive Kraft zu erlangen. Die strenge Bindung des Kodexbegriffs an den der N o r m macht es nach den inzwischen v o r g e n o m m e n e n Kl~irungen m6glich, Kodizes von verwandten Instrumenten genauer abzu-
734 Siehe zum wiederholten Male oben, S. 32 der vorliegenden Arbeit, sowie zu der Unterscheidung von Norm und Normsatz nochmals Lenk (1974), S. 113; Weinberger (1977), S. 208 Anm. 6; Riedel (1979), S. 53; Morscher (1980), S. 452; MacCormick/Weinberger (1985), S. 63; Peczenik (1989), S. 270; Penski (1989), S. 106; Aarnio (1990), S. 181 f.; Buchwald (1990), S. 159; Sieckmann (1990), S. 26; Enderlein (1992), S. 27; Weinberger (1992), S. 356 f. Fn. 3; Alexy (1994), S. 45 f.; Dorndorf(1995), S. 128; Borowski (1998a), S. 109; Borowski (1998b), S. 309 Fn. 8; Zoglauer (1998), insb. S. 17, 38-40; Sieckmann (1999), S. 743; Alexy (2000), S. 40; Ott (2001), S. 43; Hoerster (2003), S. 43. 735 So auch Penski (1989), S. 106: ,,Solchen Aussagen [fiber Werte, T. T.] fehlt es am Sinn des Sollens". 736 Vgl. z. B. Peczenik (1989), S. 52: ,,The most important function of a norm-expressive statement is to affect people, that is, to bring about some actions and suppress other.", und in diesem Sinne ferner yon Wright (1963b), S. 157: ,,Norms ... may be said to be prescriptions for human action."; Habermas (1991), S. 168, wonach ,,der Grammatik von Geboten eo ipso ein Handlungsbezug innewohnt, wfihrend das fiir die Grammatik yon Bewertungen nicht gilt", oder Riedel (1979), S. 98 f., wonach eine Norm ,,futurische Bedeutung" haben muss und ein normativer Satz nur dann sinnvoll ist, ,,wenn er als Anweisung Dr ktinftiges Handeln verstanden wird" [ebd., S. 99]. 737 Vgl. zu einer solchen ,,Ankoppelung" auch Stelzer (1991), insb. S. 232, sowie generell zu einer entsprechenden Bestimmung des Verhfiltnisses zwischen Normen und Werten Ott (2001), S. 42 f.
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grenzen. Bei der ersten Explikation des Kodexbegriffs 738 wurde zun~chst noch often gelassen, ob Mission Statements unter den Kodexbegriff zu subsumieren sind, wie es im Schrifttum teilweise 739, aber keineswegs einhellig und insbesondere ohne begriffliche Begriandungen geschieht 74~ A u f der Grundlage der entwickelten Terminologie bestimmt sich die Zuordnung indes nicht (mehr) ausschlieBlich danach, inwieweit die Inhalte des fraglichen Dokuments auf moralische Kategorien Bezug nehmen741. Um als Kodex bezeichnet zu werden 742, muss den Inhalten des Mission Statements zudem pr~.skriptive Bedeutung zuerkannt werden kt3nnen. Sofern Mission Statements hingegen ausschlieBlich Werts/itze verlautbaren, die handlungsunverbindlich bleiben (sollen), sind sie z w e c k m ~ i g e r w e i s e auch dann nicht als Kodex aufzufassen, wenn sie moralisch relevante Werte auff'tihren. Der zweite hervorzuhebende Unterschied zwischen deontologischen und axiologischen Urteilen gibt Hinweise darauf, wie eine Anbindung erfolgen kann, um Werten eine praskriptive Wirkung zu verleihen. Er betriffl die jeweilige Codierung der beiden normativen Bereiche. Wie bereits mehrfach betont wurde, ist die deontologische Verbindlichkeit binar codiert 743. Eine Handlung kann demnach nur entweder geboten oder nicht geboten sein. Das Gute besitzt hingegen einen Komparativ (besser) 744 und ist dementsprechend graduierbar 745, da und soweit ein wenigstens komparativer Wertbegriff anzunehmen ist 746. Der MaBstab erlaubt es folglich,
738 Siehe oben, S. 31 ft. der vorliegenden Arbeit. 739 So z. B. Berenbeim (1987), S. 16; Rogers/Swales (1990), S. 308 En. 8; Brien (1996), S. 44 En. 6; Boatright (2000), S. 366; Schwartz (2001), S. 248; Graafland/van de Ven/Stoffele (2003), S. 47; Nijhof/Cludts/ Fisscher/Laan (2003), S. 69; Schwartz (2004), S. 324. 740 Vgl. zur Schwierigkeit der Unterscheidung von Ethik-Kodizes und Mission Statements auch Maclagan (1998), S. 161; Dumas/Blodgett (1999), S. 215 f. 741 Siehe nochmals S. 35 der vorliegenden Arbeit. 742 Genauer: in der Regel als prinzipienartiger Kodex, siehe dazu sogleich. 743 Siehe nochmals oben, S. 267 ff. der vorliegenden Arbeit, sowie von Wright (1963a), S. 9; Hoerster (1983), S. 592; Ganther (1988), S. 264 f.; Buchwald (1990), S. 161; Habermas (1991), S. 169; Weinberger (1992), S. 316; Alexy (1994), S. 78; Borowski (1998a), S. 69; Habermas (1998), S. 311; Zoglauer (1998), S. 29. 744 Vgl. Hare (1983), S. 174. 745 Siehe auch yon Wright (1963a), S. 9 Herv. im Original: ,,It seems to be a characteristic difference between normative [i.e.: deontological, T. T.] notions and value-concepts that the former do not admit of degrees, but that the latter do so admit. The comparative notions of better and worse are as familiar and important as the absolute notions of good and bad."; Riedel (1979), S. 94: ,,Was >>gut~>geboten<~ist - l~13t, Grade der Steigerung zu; es braucht, um es so auszudrticken, nicht in jedem Falle gleich gut, sondern kann >>besser<<(oder auch >>schlechter,) sein."; Habermas (1991), S. 169: ,,Bewertungen sagen, was jeweils >>fi~rmich< >l~runs<<mehr oder weniger gut und niatzlich, schlecht und sch~idlich ist. Binar codierte Gebote schreiben vor, welche Handlungsweisen ... richtig oder falsch sind.". 746 Ein qualitativer (bzw. klassifikatorischer) Wertbegriff ist zwar mt~glich [vgl. z. B. Quante (2003), S. 33], jedoch eher vergleichsweise rar. Danach warde eine Regel gelten, dass etwas dann als gut zu klassifizieren w~ire, wenn es iaber bestimmte Merkmale ,,FI" bis ,,Fn" verRigt: (x) (Fix/x F2x ,6 ... F,x ~ gut x). Siehe dazu Alexy (1991), S. 93 f. mit Verweis aufHare.
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eine Handlung als mehr oder weniger gut zu bewerten747. Da und soweit sich das Gute somit mehr oder weniger weitreichend erf'tillen l~isst, k6nnen die entsprechenden Werte den Inhalt von Prinzipien definieren und a u f diese Weise mittels der Prinzipien handlungswirksam werden. Dies wird im n~ichsten Abschnitt eingehender an Idealen gezeigt, die eine bestimmte Art von Werten sind und bei der strukturellen Kennzeichnung von Prinzipien eingeftihrt wurden. Da sich N o r m e n von Werten kategorial unterscheiden und es sich bei Prinzipien um eine Normart handelt, kann jedoch bereits festgehalten werden, dass Prinzipien nicht als eine spezielle Art von Werten aufzufassen sind 748.
(b) Prinzipien und Ideale Anhand ihrer strukturellen Eigenschaften sind Prinzipien dahingehend charakterisiert worden, dass sie Ideale zum Gegenstand haben, die es zu approximieren gilt 749. Ideale besitzen einen axiologischen Charakter. Da das axiologisch Gute graduierbar ist, k6nnen Ideale so begriffen werden, dass sie innerhalb einer bestimmten Kategorie denjenigen Typ beschreiben, der als besonders gut und erstrebenswert zu erachten ist (,,das ideale Auto", ,,das ideale Messer") 75~ Dabei geht es im Kontext unternehmensethischer Kodizes stets um moralische Ideale, wie beispielsweise die Ideale der Autonomie, Freiheit, Gerechtigkeit oder Wohlt~tigkeit. Mit der Feststellung, dass Prinzipien gebieten, Ideale zu approximieren, ist auch die Aussage getroffen worden, dass der Prinzipienbegriff offenbar nicht mit dem Begriff des Ideals identisch ist TM. Diese Unterschiedlichkeit ist zudem im vorangegangenen Abschnitt bei der Behandlung des Verh~iltnisses zwischen N o r m e n und Werten genauer nachgewiesen worden. Prinzipien sind N o r m e n und besitzen daher zwingend einen deontologischen Status. Ihre Gebote sind normativ verpflichtend. Ideale hingegen beschreiben anzustrebende Zust~inde, deren Verwirklichung jedoch nicht deontologisch geboten sein kann 752, da und soweit es sich dabei
747 Vgl. z. B. auch Ropohl (1996), S. 325: ,,Werte .. sind immer durch stetige, manchmal gar nach oben offene Skalen gekennzeichnet; sie k6nnen mehr oder weniger erf'tillt werden.". 748 Vgl. in diesem Sinne auch Raz (1990), S. 49: ,,the word >principle< is sometimes used to assert an ultimate value or assert that such a value is a reason for action (>the principles of the supreme value of human life< or >the principle that human life should always be respected<). As will presently become clear we shall not be concerned with this use of>principle<.". 749 Siehe nochmals oben, insb. S. 309 ff. der vorliegenden Arbeit. 75o Vgl. Moore (1970), S. 254: Ideale haben danach gemein, ,,dab wir von dem fraglichen Zustand nicht nur sagen wollen, er sei gut an sich, sondern er sei in viel hOherem MaBe gut an sich als viele andere Dinge.", sowie Hare (1983), S. 179: ,,Ein Ideal haben heiBt .... von etwas glauben, dab es besser sei als alle anderen in einer umfangreicheren Klasse.", oder dazu auch Alexy (1991), S. 103: ,,Ein Ideal zu haben, bedeutet etwas flir t~berragend gut zu halten". 751 So z. B. auch Frankena (1994), S. 85 f. 752 Vgl. Hennessey/Gert (1985), S. 106 Fn. im Zitat gel6scht: ,,people ... are required to obey the moral rules but .. they are not required to follow the moral ideals.", oder Hart (1975), S. 177: ,,The realization of these [moral ideals, T. T.] is not taken, as duty is, as a matter of course, but as an achievement deserving praise.".
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eben um ideale, das heiBt in der Wirklichkeit nicht auftretende Zustande handelt 753. Die Idealen mitunter unterstellte inspirierende Kraft 754 kann daher nur fiber Prinzipien handlungsleitend werden, die als Normen der Approximation des Ideals Verbindlichkeit verleihen. Das Ideal wiederum gibt den Prinzipien ihren komparativen BewertungsmaBstab, da Handlungsweisen, die das Ideal in h6herem MaBe realisieren, als vorzugswOrdig gegeniJber altemativen auszuzeichnen sind, die das Gebotene in einem vergleichsweise geringerem Umfang herbeiftihren 755. Die prinzipienbezogene Bindung wirkt indes nicht nur der Gefahr entgegen, dass Ideale handlungspraktisch bedeutungslos bleiben. Die notwendige Relativierung von Prinzipien auf die faktischen und normativen M6glichkeiten verhindert gleichzeitig das andere Extrem, Ideale absolut, das heiBt ohne Riacksichten auf sonstige N o r m e n und Interessen durchsetzen zu wollen, wie es dem Fanatismus zueigen ist 756. Da Prinzipien abzuw~igen und Konflikte mit konkurrierenden Normen angemessen aufzul6sen sind, verbieten sie es, nach der tats~ichlichen Vervollkommnung des ideal vorgegebenen Zustands bedingungslos zu streben 757. (2) Alternative Normkategorisierungen W~ihrend die Einteilung von Normen in Regeln und P r i n z i p i e n - wie eingangs bereits erw~hnt wurde - insbesondere im rechtstheoretischen Diskurs verbreitet ist, sind in anderen Disziplinen andere Kategorisierungen diskutiert worden. AbschlieBend soil kurz die Oberlegenheit des Regel/Prinzipien-Modells gegeniaber altemativen Differenzierungsarten aufgezeigt werden. Diese Darlegung ist eher resiammierend verfasst, da die notwendigen Argumen-
753 Siehe auch Kluckhohn (1951), S. 432: ,,the ~fideal~ carries a connotation of the unattainable", oder Scheler (1966), S. 176, wonach ,,sich [den Idealen, T. T.] wirkliche Menschen, handlungen immer nur ~annahem~ in bestimmten Graden.", sowie zu weiteren (Unterscheidungen der) Bedeutungen des Idealbegriffs z.B. Moore (1970), S. 254 f., und zu ihrem fehlenden Verpflichtungscharakter z. B. Wolf(1994), S. 93: ,,Letztere [i. e.: Ideale, T. T.] empfehlen besonders wertvolle Dinge (z. B. die F6rderung der eigenen Talente), ohne daraus eine strikte Pflicht zu machen.", oder Gert (1983), S. 18, wonach ,,moralische ldeale bloB zum Handeln anregen.". 754 Vgl. vor allem Gert (1983), insb. S. 18; Hennessey/Gert (1985), S. 105, sowie speziell fi~r Kodizes z. B. Frankel (1989), S. 110; Kaptein/Wempe (1998), S. 859; Kaptein/Wempe (2002), S. 275. 7s5 Siehe dazu z. B. auch Peczenik (1989), S. 74 im Original z. T. unterstrichen: ,,A .. principle establishes an ideal. The ideal can be carried into effect to a certain degree. The higher the degree, the better from the point of view of the principle". 756 Vgl. nur Hare (1983), S. 124, der als Fanatiker ein Subjekt bezeichnet, das mit seiner ganzen Oberzeugung einem Ideal anhangt und dem es ,,gar nichts ausmacht, wenn jemandes Interesse - und seien es seine eigenen - durch die Verfolgung dieses Ideals zu Schaden kommen.", oder Gert (1983), S. 186: ,,Wir wi~rden jeden, der es ~r rechtfertigbar halt, etwas moralisch Unrechtes zu tun, um ein Ideal oder eine Sache zu f'ordern, als Fanatiker bezeichnen.". 757 Sie wirken damit einer ,,Tyrannei der Werte" [Schmitt (1967), S. 59 mit Verweis auf den Wertphilosophen Nicolai Hartmann] entgegen, fi~r die Schmitt (1967), S. 55, die Wertphilosophie fi~rchtete: ,,Wer Wert sagt, will geltend machen und durchsetzen. Tugenden Ubt man aus; Normen wendet man an; Befehle werden vollzogen; aber die Werte werden gesetzt und durchgesetzt. Wer ihre Geltung behauptet, muB sie geltend machen.".
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te bereits im Rahmen der vorangegangenen normentheoretischen Er6rtemngen entwickelt worden sind. Im Wesentlichen macht daher bereits die Kennzeichnung der altemativen Einteilungsvorschl/age ihre (komparativen) Schw/achen erkennbar.
(a) Explizite und implizite Normen In der deutschsprachigen Betriebswirtschaftslehre erfreut sich die Unterscheidung expliziter und impliziter N o r m e n gr6Berer Bekanntheit. D e m entsprechend ist sie im Verlauf dieser Abhandlung ebenfalls vereinzelt aufgegriffen, nicht jedoch nfiher kommentiert worden758. Die Gegenfiberstellung entstammt der Organisationslehre und beschreibt zwei M6glichkeiten, wie die Handlungen einzelner Akteure in arbeitsteiligen Organisationen koordiniert werden k6nnen 759. Explizite N o r m e n geben ihren Adressaten vor, welche Verhaltensweisen ffir sie verbindlich sind 76~ Diese N o r m e n sind im Allgemeinen konditional gebunden und enthalten eine (m6glichst genaue) Beschreibung der Situation, in der sie Gfiltigkeit beanspruchen 761. Demgegenfiber zeichnen sich implizite N o r m e n dadurch aus, dass sie ihren Adressaten lediglich ein Ziel verbindlich vorgeben 762. 15ber geeignete MaBnahmen zur Zielerreichung muss der Akteur hingegen selbst bestimmen 763 Die Beurteilung, inwieweit diese Gegenfiberstellung zur Typologisierung unternehmensethischer Kodizes geeignet ist, kann vernachl~.ssigen, dass die Designation der beiden Normarten wenigstens dann missverstfindlich ist, wenn sie nicht bereits als etabliert a n g e n o m m e n wird, wie es zumindest, aber gleichermal3en auch nur ffir die deutschsprachige Betriebswirtschaftslehre nicht unplausibel sein mag. Irritierend ist dieser Sprachgebrauch deshalb, da nicht nur explizite, sondern unterschiedslos genauso implizite N o r m e n im Unternehmen explizit formuliert sein k6nnen (und auch sein mfissen, sofern sie ffir eine Typologisierung unternehmensethischer Kodizes t~berhaupt in Frage k o m m e n sollen764). Von impliziten N o r m e n wird hingegen nicht nur im organisationalen Kontext h~.ufiger dann gesprochen, wenn die betref-
758 Siehe oben, insb. S. 130 der vorliegenden Arbeit. 759 Vgl. nur Hax (1965), insb. S. 73-76; Laux (1990), S. 2 f.; Laux/Liermann (2003), S. 16 f., 161 f. 760 Vgl. Hax (1965), S. 74: ,,Die [expliziten, T. T.] Verhaltensnormen enthalten .. bindende Weisungen, wie in allen denkbaren F~illen zu verfahren ist"; Laux (1990), S. 2; Laux/Liermann (2003), S. 16, 161. 761 Vgl. Laux (1990), S. 2; Laux/Liermann (2003), S. 161. 762 Die Verbindlichkeit der Zielvorgabe resultiert aus dem Normbegriff und ist unabdingbar, sofern es sich bei den entsprechenden Regelungen tatsfichlich um Normen handeln soil. Dieser Aspekt sei angemerkt, da er in der organisationstheoretischen Literatur mitunter etwas nachlfissig behandelt wird [vgl. z. B. Hax (1965), S. 101: ,,Die Vorgabe eines Ziels ist somit eine implizite Verhaltensnorm."]. 763 Vgl. Hax (1965), S. 74: ,,Die zweite Form der Verhaltensnorm [d. h.: die implizite, T. T.] ist dadurch charakterisiert, dab dem Entscheidungstrfiger ein Ziel gesetzt wird. Er hat sein Verhalten so einzurichten, daB dieses Ziel erreicht wird."; Laux (1990), S. 3; Laux/Liermann (2003), S. 17, 162. 764 Siehe zur Explikation des Kodexbegriffs nochmals oben, S. 31 ff. der vorliegenden Arbeit.
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fende N o r m nicht ausdriacklich verktindet worden und im U n t e m e h m e n daher ,implizit' vorhanden bzw. gtiltig ist 765. Gr/SfSeres Gewicht als diesen terminologischen Aspekten ist hingegen den Einwendungen beizumessen, dass die Unterscheidung zum einen weniger eindeutig und zum anderen weniger umf~inglich ist als das Regel/Prinzipien-Modell. Die Abgrenzung von expliziten und impliziten N o r m e n basiert darauf, dass die angestrebte Handlungsnormierung bei ersteren artbestimmt und bei letzteren zielbestimmt erfolgt 766. Explizite N o r m e n geben konkrete Transformationsregeln vor, w~ihrend implizite N o r m e n das gewOnschte Verhalten anhand der Zielkomponente festlegen. Eine solche Abgrenzung mag zwar zun~ichst intuitiv einleuchtend wirken. Allerdings ist sie dennoch, wie bereits gezeigt worden ist 767, normentheoretisch unpr~izise, da sich ein und dieselbe N o r m entweder art- oder zielbestimmt formulieren l~isst. Diese Feststellung ist nicht damit gleichzusetzen, dass sich jede beliebige zielbestimmte (implizite) N o r m problemlos in eine artbestimmte (explizite) iibersetzen l~isst. Sie macht gleichwohl deutlich, was zur Zurtickweisung dieser altemativen Kategorisierung bereits gen0gt, dass das Abgrenzungsmerkmal offenbar unzureichend ist. Eine eindeutige Trennung liefJe sich erreichen, wenn unterstellt wird, dass artbestimmte (explizite) N o r m e n regelm~ifSig vollst/andig strukturierte Handlungsweisen vorgeben. Eine dergleichen enge Auslegung des Begriffs der expliziten N o r m ist im Schrifttum durchaus nicht ungew6hnlich 768. Dieses Trennungsmodell ist dennoch wenig hilfreich, da nicht samtli-
765
Vgl. z. B. Ouchi (1979), S. 834; Ouchi (1980), S. 139; Sims (1991), S. 499 f.; Brenner (1992), S. 393; Badaracco/Webb (1995), S. 14; Kaptein/Wempe (1998), S. 855; Jose/Thibodeaux (1999), S. 134 f., sowie zu einem entsprechenden Verst/indnis (unter Bezugnahme auf Werte) auch bereits Kluckhohn (1951), S. 415. Sprachliche Verwirrungen entstehen auBerdem dadurch, dass die Bezeichnung eindeutiger Normen uneindeutig, das heil3t: mit zwei unterschiedlichen Bedeutungen, verwendet wird. Zun~ichst werden derart explizite Normen gekennzeichnet, da sie eindeutig vorschreiben, was zu tun ist [siehe Laux (1990), S. 2; Laux/Liermann (2003), S. 161]. Sp~iter ist eine Norm eindeutig (oder synonym: extrem pr~izise), wenn sie dem Adressaten keinerlei Ermessensspielraum bel~isst [siehe Laux (1990), S. 3; Laux/Liermann (2003), S. 163] und in diesem Sinne eine vollst~indig strukturierte Handlungsweise normiert. Nach dem hier angenommenen Sprachverst~indnis (siehe dazu nochmals oben, insb. S. 277 ff. der vorliegenden Arbeit) besagt der erste (nicht technische) Gebrauch, dass explizite Normen die MafSnahmen, die der Adressat ergreifen soil, ausdrticklich beinhalten. Es w~ire daher treffender von artbestimmten Normen zu sprechen (siehe dazu sogleich). Die Unterscheidung ein- und mehrdeutiger Normen entspricht hingegen der Gegeniiberstellung von Normen, die entweder vollst~indig strukturierte oder unstrukturierte Handlungsvorgaben machen. Dabei k0nnen unstrukturierte Normen einen mehr oder weniger grofSen Handlungsspielraum belassen bzw. in der Terminologie von Laux (1990), S. 3 f., und Laux/Liermann (2003), S. 163 f., mehr oder weniger pr~izise sein.
766 Es ware daher sprachlich treffender, von artbestimmten versus zielbestimmten Normen zu sprechen. 767 Siehe oben, S. 277 ft. der vorliegenden Arbeit. 768 Siehe z. B. Frese (1992), S. 258, der explizite Verhaltensnormen im Anschluss an Laux als ,,konditionelle Programmierung ohne Ermessensspielraum" kennzeichnet, oder Laux (1990), S. 2 im Original z. T. kursiv: ,,Explizite Verhaltensnormen schreiben dem Entscheidungstr/iger eindeutig (explizit) vor, welche Aufgaben er erledigen soil und in welcher Weise.", sowie besonders deutlich Laux/Liermann (2003), S. 161: Bei solchen expliziten ,0>Wenn-Dann<~-Vorschriften ... verbleibt dem Entscheidungstr~iger kein Ermessensspielraum: Aus der Beobachtung der Wenn-Komponente folgt zwingend, was zu tun ist. Ein Entscheidungstr~iger, dessen Verhalten vollst~indig durch explizite Verhaltensnormen bestimmt werden soil, hat grundsatzlich keinen Ermessensspielraum fiir eigene Entscheidungen.".
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che Normen, die dem Akteur einen Handlungsspielraum belassen, implizit (das heil3t: zielbestimmt) sind. Vielmehr gibt es artbestimmte Normen, die ihren Adressaten einen (mehr oder weniger grof~en und durchaus nicht unerheblichen) Handlungsspielraum zugestehen und durch dieses Trennungsmodell daher nicht erfasst werden. Ein entsprechendes Unterscheidungsmodell w ~ e folglich unvollst~indig und im l]brigen praktisch irrelevant, da und soweit Normen, die dem Akteur vollst~indig strukturierte Handlungsanweisungen geben, in unternehmensethischen Kodizes kaum vorzufinden sind. Das Regel/Prinzipien-Modell ist zwar fraglos komplizierter als die Unterscheidung expliziter und impliziter Normen. Dieser Aufwand ist jedoch erforderlich und insoweit gerechtfertigt, um eine normentheoretisch begriindete und umfassende Abgrenzung von Normen zu erreichen. Hinsichtlich des Verh~iltnisses zwischen den beiden Kategorisierungen kann festgehalten werden, dass jede explizite Norm eine Regel, aber nicht jede Regel eine explizite Norm ist, da Regeln durchaus auch zielbestimmt formuliert sein k6nnen. Prinzipien hingegen mtissen zielbestimmt sein. Daher ist jedes Prinzip eine implizite Norm, keineswegs aber jede implizite Norm prinzipienartig, da zielbestimmte Normen eben auch Regeln sein kOnnen.
(b) Konditional- und Zweckprogramme In der soziologischen Debatte tiber die Steuerbarkeit individuellen Handelns in komplexen Organisationen ist vornehmlich durch L u h m a n n die Unterscheidung zwischen Konditionalund Zweck- (oder synonym: Final-)Programmen propagiert worden 769, die ebenfalls zur Diskussion von Rechtsnormen herangezogen wurde770. Unter einem Programm ist dabei die Festlegung von Pramissen zu verstehen, mit denen Entscheidungsprozesse innerhalb eines Systems (z. B. einer Organisation) strukturiert werden 771. Konditionalprogramme steuern inputorientiert 772, da bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen eine bestimmte Handlungsweise zu ergreifen ist 773. Demgegentiber wird durch Zweckprogramme der anzustrebende Output in
769 Vgl. z. B. Luhmann (1987), insb. S. 88; Luhmann (1991), insb. S. 99-106, 238-248, 257-342; Luhmann (1995), insb. S. 195-204; Luhmann (1999), insb. S. 140-143,274-280. 77o Weniger prominent ist die Unterscheidung zwischen Programmen und Werten bei Luhmann (1987), insb. S. 88, die im Vergleich eine engere Verwandtschaft mit dem Regel/Prinzipien-Modell aufweist [vgl. in diesem Sinne die Anmerkung von Alexy (1995), S. 206 Fn. 96], in der Folge geringere Abgrenzungsprobleme mit sich bringt und daher unbeachtet belassen werden kann. Siehe zu dem entsprechenden Wertbegriff und dem resultierenden Programmierungsbedarfferner Luhmann (1991), insb. S. 33-54. 7vJ Siehe nur Luhmann (1991), S. 258. 772 Vgl. zur Beziehung zwischen dem Input/Output-Modeil und dem Zweck/Mittel-Schema Luhmann (1991), S. 248 f., 258. 773 Vgl. Luhmann (1987), S. 227 Herv. im Original: ,,Die Grundform [des Konditionalprogramms, T. T.] lautet: wenn bestimmte Bedingungen er~llt sind (wenn ein im voraus definierter Tatbestand vorliegt), ist eine bestimmte Entscheidung zu treffen.".
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Form erwOnschter Zweck- oder Zielauspr~igungen vorgegeben und es den Akteuren tiberlassen, geeignete MaBnahmen zur Erreichung des gesetzten Outputs a u s z u w ~ l e n 774. Diese Unterscheidung hat ,~,hnlichkeiten mit der Abgrenzung von Regeln und Prinzipien 775. Zweckprogramme mtissen n a t u r g e m ~ zielbestimmt sein. Die Normierungen durch Konditionalprogramme hingegen werden Oberwiegend, wenn auch nicht zwangsl~iufig artbestimmt erfolgen. Die Differenzierung zwischen Konditional- und Zweckprogrammen ist mit dem Regel/Prinzipien-Modell allerdings keineswegs identisch. Dies ist bereits daran ersichtlich, dass nicht nur Regeln, sondem ebenso Prinzipien konditional, alas heifSt in ihrer Gtiltigkeit an das Vorliegen bestimmter Bedingungen gebunden sein kOnnen"~ Zudem gebieten Prinzipien, die korrespondierenden Ziel-, Zweck- oder Wertauspr~igungen anwendungsabh~agig unter Einbezug der deskriptiven und normativen MOglichkeiten zu ermitteln, was sich mit vorbestimmten Realisationsgraden kaum vereinbaren l~isst. Kritisch anzumerken ist iiberdies im Besonderen, dass der Programmbegriff in der Gefahr steht, das verbindliche Element von Normen zu negligieren 777. Konditional- und Zweckprogramme mtissten indes als Normen (im deontologischen Sinne) verstanden werden kOnnen, um tiberhaupt Ftir die Einteilung untemehmensethischer Kodizes in Betracht zu kommen. In der Folge erscheint daher der Einwand umso gewichtiger, dass maBgebliche Gemeinsamkeiten von Normen durch die Gegentiberstellung von input- und outputorientierter Steuerung verkannt werden 778. Es gilt stattdessen zu beachten, dass alle Normen insoweit final sind, als sie bestimmten Regelungszielen dienen sollen. Die bewusste Abkopplung der Programme von ihren jeweiligen Motivationsg~nden mag zum einen systemtheoretisch gewollt sein. Sie kann zum anderen analytisch hilfreich sein, um die M6glichkeit dysfunktionaler Konsequenzen aufzuzeigen, mit denen Entscheidungsprogramme insofem verbunden sein k/Snnen, als programmierte Handlungsweisen unabhangig von ihrer moralischen Gebotenheit im konkreten Einzelfall ergriffen werden 779. Da die Motivationsgrtinde von Konditional- und Zweckpro-
774 Vgl. Luhmann (1987), S. 88, wonach Zweckprogramme ,,bestimmte Wirkungen und Nebenbedingungen zu erwartenden Handelns fixieren". Die Gegentiberstellung korrespondiert offenbar - wenigstens in gewisser Hinsicht - mit der bekannten Unterscheidung von Zweck- und Wertrationalit/~t bei Weber (1964), insb. S. 18. 775 Vgl. in diesem Sinne z. B. auch Luhmann (1991), S. 260: ,,Zweckprogramme sind ihrem lnhalt nach zunachst und vor allem formulierte Probleme. Hierin liegt ihr wesentlicher Unterschied zu den Konditionalprogammen, die - wenigstens in ihrer Idealgestalt - zugleich das Kalktil mitenthalten, welches das Problem 10st, im Grunde also Mechanismen Rir die LSsung schon gel0ster Probleme darstellen.". 776 Siehe nochmals oben, S. 317 der vorliegenden Arbeit. 777 Siehe auch fi~r die Rechtstheorie von Luhmann im Aligemeinen die entsprechende Kritik von Habermas (1998), S. 573 im Original z. T. kursiv, Fn. nach Satz 1 im Zitat geltischt: ,,Als erstes entkleidet Luhmann normativ generalisierte Verhaltenserwartungen ihres deontologischen, d.h. verpflichtenden Charakters. Er bringt den illokutionaren Sinn von Geboten (bzw. Verboten und Erlaubnissen) und damit die spezifische Bindungswirkung dieser Sprechakte zum Verschwinden.". 778 So auch Koch (1996), S. 15. 779 Dabei geht Luhmann (1999), S. 276, so weit, dass Konditionalprogramme die Konsequenzen ihrer Anwendung ganzlich unbeleuchtet lassen: ,,Wenn eine Prtifungsordnung zum Beispiel vorsieht, dab ein Kandidat, der in der schriftlichen P~fung in zwei Fachern mangelhaft war, vonder mtindlichen P~fung ausgeschlossen
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grammen nicht zuletzt bei ihrer Auslegung von kritischer Bedeutung sind 78~ w~ire es indes unzweckm~il3ig, ihre Anwendung generell in der Form eines dermafSen weitreichenden Automatismus zu modellieren. SchliefSlich wird es mit der Gegentiberstellung vers~iumt auszuleuchten, wie Konflikte zwischen den Geboten konditionaler und finaler Programme zu handhaben sind 781. Da und soweit solche Kollisionen nicht unwahrscheinlich sind, sofem Kodizes sowohl konditional als auch final zu programmieren sind, bleibt diese S y s t e m a t i k - anders als das Regel/Prinzipien-Modell - handlungspraktisch in nicht unerheblichem Mal3e erg~inzungs-
bedtirftig782. 3.
Zwischenresiimee Unternehmensethische Kodizes stellen Normenkataloge dar. Die Ermittlung von Merkma-
len, die sich zur Typologisierung dieser Kodizes und zur Konstitution zweckm~il3iger Gestaltungsdimensionen eignen, ist daher zweckm~i6igerweise normentheoretisch geleitet. Hierftir war zun~ichst an dem Norminhalt anzusetzen und die Themenstruktur sowie die formale Gestalt des Kodex bzw. seiner Normen zu betrachten. Es hat sich gezeigt, dass die Themenstuktur im Kern deshalb als Klassifizierungsmerkmal ausscheidet, da sie zu viele und zu stark durch die jeweilige Unternehmenssituation gepr~igte VariationsmOglichkeiten zul~isst. Bei der formalen Gestalt wurden die Sprache, die Fundierung und die Konkretheit der Kodexnormen analysiert. Wie schon zuvor bei der Themenstruktur kommt for die Ethisierungsfunktion unternehmerischer Grundsatzdokumente auch diesen Merkmalen ausnahmslos grofSe Bedeutung zu, da sprachlich inad~iquat formulierte, unzureichend fundierte und aussagelos vage ebenso wie tibertrieben spezielle Kodexnormen vergleichsweise wirkungsschwach sein werden. Die Einteilung von Kodizes sollte indes auf Merkmalen basieren, deren Ausprfigungen zum einen praktisch verifizierbar und verbreitet sowie zum anderen sinnvoll variierbar und verhal-
wird, bedarf es keiner weiteren Abw~gung, welche Folgen eine solche Mitteilung an ihn hat. Weder stellt der Jurist in dieser Hinsicht Kausalhypothesen oder Wahrscheinlichkeitsrechnungen auf, noch wertet er erwartbare Folgen im Vergleich zu der im Programm vorgezeichneten Wirkung. Das heil3t: Er benutzt diese Wirkung nicht eigentlich als Zweck, n~mlich als Grundlage einer Wahl, sondern sieht in ihr nur die fraglose Wirkung, die immer dann einzutreten hat, wenn die vorgesehenen Bedingungen zutreffen. Selbst wenn der Kandidat sich das Leben nimmt, hat nicht das Prtifungsamt die Schuld, obwohl es den Tod bewirkt hat.". Siehe zur Entlastung von der Verantwortung ~r die Folgen entsprechend programmierter Entscheidungen ebenso Luhmann (1987), S. 231; Luhmann (1991), S. 242; Luhmann (1999), S. 141 f. 780 Wie Luhmann (1999), S. 275 f., selbst in Hinblick auf konditional programmierte Rechtsnormen einschr~inkend anmerkt: ,,Bei konditional programmierten Entscheiden kOnnen daher Zweckerwfigungen nur sekundtir zur Ausr~iumung von Auslegungszweifeln herangezogen werden.". 781 Vgl. in diesem Sinne Luhmann (1995), S. 195 Fn. 57: ,,Anscheinend gibt es keine Formel fdr die Einheit oder Vermittlung von Zweckprogrammen und Konditionalprogrammen.". 782 Siehe generell in diesem Sinne auch Reese-Schdfer (1997), S. 587 Fn. nach Satz 1 im Zitat gelOscht: ,,Luhmanns Beobachten hat seinen eigenen, charakteristischen blinden Fleck. Es kann Handlungen beobachten und anderes Beobachten beobachten. Es versagt aber in allen Situationen, in denen selber gehandelt oder entschieden werden mufS.". Daher besitzt seine Lehre insgesamt ein ,,theoriebedingtes UnvermOgen zu praktischen Empfehlungen" [Reese-Schi~fer (1997), S. 589 Flexion geandert].
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tensrelevant sind 783. Sprachliche Kodexeigenschaften erweisen sich entweder als unbrauchbar, da die betreffenden Merkmale zwar distinktiv sind, jedoch gleichzeitig tiber erfolgsdominante bzw. ,dominierte Auspr~igungen verftigen. Weitergehende sprachliche Merkmale hingegen sind zu idiosynkratisch und daher zur Bildung einer generischen Kodexdimension unvorteilhaft, um auf dieser Grundlage Effektivit~itsprognosen und in der Folge diesbeztigliche Gestaltungsempfehlungen abzuleiten. Da die Fundierung von Kodizes letztlich nicht nur an ihrer formalen Gestalt festgemacht werden kann, ist dieses Merkmal bereits aus diesem Grunde zu verwerfen, wenn Kodizes nach inhaltlichen Kriterien abgegrenzt werden sollen. In Hinblick auf den Norminhalt verbleibt folglich, die Konkretheit der kodifizierten Normen als Unterscheidungsmerkmal zu fokussieren. Detailbetrachtungen haben dabei ergeben, dasses normentheoretisch mOglich und ebenfalls zweckm~i6ig ist, die Normen untemehmensethischer Kodizes qualitativ danach zu differenzieren, ob es sich um Regeln oder Prinzipien handelt. Entsprechend lassen sich regel- und prinzipiengebundene Kodizes unterscheiden. Regeln enthalten definitive Gebote, die nur entweder ganz oder gar nicht zu befolgen sind. Demgegentiber gebieten Prinzipien, ideal beschriebene Zust/inde zu approximieren. Mit diesen strukturellen Unterschieden korrespondieren differente Eigenschaften bei der Anwendung und dem Kollisionsverhalten der beiden Normarten. Die Differenzen begrtinden die Erwartung, dass die Normarten jeweils abweichende Verhaltenseffekte austiben, die zur Untersuchung der Ethisierungsfunktion unternehmerischer Kodizes in den Mittelpunkt rticken.
783 Siehenochmalsoben, insb. S. 193 der vorliegendenArbeit.
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III. Normimplementierung 1.
Generelle Bedeutung S o f e m sinnvolle A u s s a g e n fiber die E t h i s i e r u n g s w i r k u n g e n von K o d i z e s hergeleitet w e r d e n
sollen, ist es ungentigend, ausschlieBlich die K e n n z e i c h e n zu untersuchen, die unmittelbar am K o d e x selbst und seinen N o r m e n ansetzen 1. Es ist unbestreitbar, dass sich die Effektivit~it eines K o d e x nicht nur anhand seines Inhalts b e s t i m m e n l~isst 2. Z u d e m mtissen prozedurale Aspekte dartiber bert~cksichtigt werden, wie die K o d e x e r s t e l l u n g und - d u r c h s e t z u n g ausgestaltet ist 3. Unter der I m p l e m e n t i e r u n g eines K o d e x sind dabei nicht n u r - und zweckm~iBigerweise nicht einmal im B e s o n d e r e n 4 -
die M a B n a h m e n seiner ersten E i n s e t z u n g zu verstehen.
V i e l m e h r bezeichnet der B e g r i f f s~imtliche A n s t r e n g u n g e n , die de m K o d e x und seinen Normen zur Geltung verhelfen sollen 5. I m p l e m e n t i e r u n g s m a B n a h m e n sind daher nur, aber auch i m m e r dann erforderlich, w e n n die durch den K o d e x gebotenen H a n d l u n g s w e i s e n nicht ohnehin eingehalten werden. Da sich die Effektivit~it eines K o d e x insbesondere an den N o r m e n bemisst, deren B e a c h t u n g sich in der V e r g a n g e n h e i t als k e i n e s w e g s selbstverst~indlich herausgestellt hat, sind I m p l e m e n t i e r u n g s m a B n a h m e n praktisch unentbehrlich, u m die Geltungschancen des K o d e x tats~ichlich auszusch6pfen. Inhaltlich identische Kodizes kOnnen mit unterschiedlichen K o n s e q u e n z e n einhergehen, da ihre G e l t e n d m a c h u n g a u f unterschiedliche Weise gef6rdert und der j e w e i l i g e K o d e x von sei-
l
Siehe auch nochmals oben, insb. S. 201 der vorliegenden Arbeit, sowie z. B. McCabe/Trevino (1993), S. 523: ,,We believe that it is important to acknowledge and understand the complexity of the social systems within which honor codes are embedded and the fact that other contextual factors may be as important or more important than the existence of an honor code by itself."; Trevino/Weaver (2001), S. 651: ,,achieving the goals of an ethics program may depend as much on the broader organizational context as it does on the formal ethics program itself.".
2 Siehe zur Bedeutsamkeit des Kodexkontexts und zur Notwendigkeit yon ImplementierungsmaBnahmen femer z. B. auch Manley (1991), S. 215; Cassell/Johnson/Smith (1997), S. 1080; Cleek/Leonard (1998), S. 627; Murphy (1998), S. 229; Kearney (1999), S. 213. 3 Vgl. auch Organisationfor Economic Co-operation and Development (1999), S. 17: ,,A code's effects and effectiveness depend on faithful implementation.", oder Ciulla (1992), S. 178: ,,Unless a company does something to implement it, the code rarely has any impact .... Codes aren't important on their own. What is important is how they were developed, implemented and understood inside the organization.", sowie N/jhof/Fisscher/Looise (2000), S. 41: ,,A code of conduct is no more than a piece of paper unless people are stimulated to act in line with the code. For an ethics program to be influential it is crucial that the code of conduct is implemented". 4
Siehe hierzu auch Arlow/Ulrich (1985), S. 16: ,,From an organizational perspective, our results indicate that ethical business values need to be reinforced continuously or intermittently rather than a single, one-time emphasis of having an employee sign an agreement to comply with an organization's ethical code on entry if favorable benefits are to be achieved and sustained.".
5
In dieser Verwendung ist der Begriff den Untersuchungen zur Effektivitfit des Rechts entliehen, da innerhalb der rechtswissenschaftlichen Implementationsforschung der Frage nachgegangen wird, ob und inwieweit sich gesellschaftliche Ziele mittels rechtlicher Regelungen durchsetzen lassen [vgl. z. B. Hucke (1980), S. 95 f. En. 2 m. w. N.].
Gestaitungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
359
nen Adressaten in der Folge unterschiedlich w a h r g e n o m m e n wird 6. Diese W a h r n e h m u n g wird nicht nur durch die konkreten ImplementationsmafSnahmen beeinflusst, sondern auch durch die vermeintlichen Motive, mit denen die MafSnahmenwahl begrOndet ist 7. Daher wird v o n d e r ,intendierten'
Geltendmachung gesprochen. Die Verwendung des Intentionsbegriffs hebt
gleichzeitig die gestaltungsorientierte Perspektive hervor, die bei der nachfolgenden Betrachtung einzunehmen ist. Mit der intendierten Geltendmachung wird erfasst, auf der Grundlage welcher Wirkungsmechanismen das U n t e m e h m e n beabsichtigt, dem Kodex Geltung zu verschaffen. Die Art der Geltendmachung eines Kodex ist insoweit analog zu seinem Inhalt ~iufSerst facettenreich und dementsprechend diffizil unterscheidbar. Es gilt allerdings wiederum, eine besonders grundlegende Abgrenzung zu ermitteln, die einerseits zu einer idealtypischen Kennzeichnung unternehmensethischer Kodizes herangezogen werden kann 8. A u f der anderen Seite soil die Abgrenzung aufSerdem dergestalt sein, dass die jeweils realisierte Kodexauspr/agung durch das M a n a g e m e n t ausreichend beeinflussbar ist, um dem Instrumentalit~itscharakter von Kodizes gerecht zu werden. Die Eignung als Idealtypen erfordert zum einen, dass sich Kodizes der Unternehmenspraxis auf der Grundlage dieser Unterscheidung untersuchen lassen. Z u m anderen soil es sich nicht um solche Idealtypen handeln, die zur angestrebten Ethisierung ganz generell und nicht nur kontextabh~ingig verschieden gut geeignet sind. So macht es beispielsweise kaum Sinn, Kodizes danach zu differenzieren, ob das T o p m a n a g e m e n t des Unternehmens ihnen Beachtung widmet, d a - wie bereits gezeigt worden ist 9 - die Untersttitzung der Unternehmensleitung als
6 Vgl. z. B. Cassell/Johnson/Smith (1997), S. 1079: ,,But the eventual effectiveness of the Code will not depend solely upon the culturally-derived ethical principles which it enshrines, but also upon how it is perceived and evaluated by those whose behaviours it is intended to influence" mit Verweis aufMolander (1987), und ebenso Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 175. 7 So auch Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 175: ,,the issue of how members perceive the implicit and explicit motives of those involved in the actual design process."; Cassell/Johnson/Smith (1997), S. 1079 f.: ,,Equally important however, is the need to consider the implicit and explicit motives of those involved in the actual design process."; Kaptein/Wempe (2002), S. 279: ,,Employees judge the motives of senior management in implementing integrity.". 8 Vgl. zu dem grundlegend auf Weber (1964), S. 5, 7, 14 f.; Weber (1973), S. 234 f. und passim, zurt~ckgehenden Begriff des Idealtyps z. B. Blau/Scott (1963), S. 33 f.; Aldrich (1979), S. 9; Burrell/Morgan (1979), insb. S. 257 En. 6; Mintzberg (1979), S. 84; Clegg/Dunkerley (1980), S. 137-139; Tyrell (1981), insb. S. 43; Kieser/Walgenbach (2003), S. 38 f.; Scott (2003), S. 47. 9 Siehe nochmals oben, S. 117 der vorliegenden Arbeit, sowie Fulmer (1969), S. 52; Benson (1989), S. 318; Brooks (1989), S. 123; Ethics Resource Center (1990), S. II-1, VIII-l; Singhapakdi/Vitell (1990), S. 7; Manley (1991), S. 17, 215; Sims (1991), S. 504; Nash (1992), S. 166 f.; Montoya/Richard (1994), S. 714; Turner/Taylor/Hartley (1995), S. 758; Brien (1996), S. 22 m. w. N.; Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 171; Kaptein/Wempe (1998), S. 862; Murphy (1998), S. 229; Varley (1998), S. 429; Fritz/Arnett/Conkel (1999), S. 291; Martens~Day (1999), S. 165; Newton (1999), S. 523; Tucker/Stathakopolous/Patti (1999), S. 289; Weaver/Trevino/Cochran (1999a), S. 290; Boatright (2000), S. 368; Driscoll/Hoffman (2000), S. 59, 78, 185; Felo (2000), S. 162; Sternberg (2000), S. 244; Valentine/Fleischmann (2002), S. 308; Sethi (2003), S. 207; Schwartz (2004), S. 332, 339.
360
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
eine grundlegende Erfolgsvoraussetzung eines j e d e n E t h i k - K o d e x zu erachten ist l~ Ebenso unbestritten ist, dass die Mitarbeiter Kenntnis tiber den K o d e x erlangen und seine N o r m e n verstehen m~issen ll, was nicht nur durch den K o d e x selbst determiniert, sondern - wie ebenfalls zuvor genannt w o r d e n ist 12 - durch begleitende M a B n a h m e n zu fOrdem ist 13. Damit bleibt u n b e n o m m e n , dass sowohl das E n g a g e m e n t und I n v o l v e m e n t der U n t e r n e h m e n s s p i t z e als auch die zweckm~if3ige B e k a n n t m a c h u n g und zutreffende A u s l e g u n g der K o d e x n o r m e n durch die A d r e s s a t e n ftir die Effektivit~it eines K o d e x in unterschiedlichen Konstellationen unterschiedlich b e d e u t s a m sein k6nnen. Des weiteren soll nicht geleugnet werden, dass noch Erkenntnislticken dartiber bestehen, a u f welche W e i s e die U n t e r n e h m e n s l e i t u n g den K o d e x untersttitzen sollte und wie sich seine Verst/~ndlichkeit vermitteln lfisst, um die gewtinschten K o n s e q u e n z e n zu verwirklichen, und dass entsprechende Defizite in der U n t e r n e h m e n s p r a x i s zu b e o b a c h t e n sind 14. Eine gestaltungsrelevante T y p e n b i l d u n g muss d e n n o c h zun~ichst a u f einer g r u n d l e g e n d e r e n D i m e n s i o n basieren, deren M e r k m a l e insoweit sinnvoll(er) variierbar sind, als z w i s c h e n ihren Auspr~igungen keine generell gtiltigen Vorteilhaftigkeitsrelationen bestehen und sie somit keinen ,one best w a y ' der K o d e x g e s t a l t u n g suggerieren k 6 n n e n 15
~0 Siehe z. B. im Zusammenhang mit dem Merkmal der Kodexgeneralitfit Gellerman (1989), S. 77: ,,Such codes are necessarily rather general, but that in itself is not a serious handicap. What makes these codes effective is not how inclusive and detailed they are, but how much emphasis they receive.". ~ Siehe dazu auch den empirischen Nachweis von Valentine~Barnett (2003), insb. S. 362-365, dass Mitarbeiter mit Kenntnis des jeweiligen Kodex ihr Unternehmen als ethischer einschatzen und sich ihm daher st~irker verpflichten. ~2 Vgl. nochmals S. 255 ff. der vorliegenden Arbeit. 13 Siehe zu kodexbezogenen Seminarveranstaltungen z. B. nochmals Weber (1981), S. 51; Berenbeim (1987), S. 17 f.; Berenbeim (1988), S. 17; Drake~Drake (1988), S. 121; Mathews (1988), S. 139 f.; Blake~Carroll (1989), insb. S. 103; Brooks (1989), S. 124; Gellerman (1989), S. 77; Ethics Resource Center (1990), S. VI4 - VI-6; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1644, 1650 f.; Raiborn/Payne (1990), S. 888; Velasquez (1990), S. 242 f.; Manley (1991), S. 216 f.; Sims (1991), S. 494; Berenbeim (1992), S. 11, 18; Dean (1992), insb. S. 286 f.; Ciulla (1992), S. 182 f.; Metzger/Dalton/Hill (1993), S. 30; Weber (1993), S. 428; Webley (1995), S. 17; Kaye (1996), insb. S. 7; McCabe/Trevino/Butterfield (1996), S. 468; Burke/Blodgett/Carlson (1998), insb. S. 210-212; Murphy (1998), S. 22; Lovitky/Ahern (1999), S. 40 f.; McDonald (1999), S. 147-151; Sternberg (2000), S. 245-247; Valentine/Fleischmann (2002), S. 307 f.; Reynolds~Bowie (2004), S. 287 f.; Schwartz (2004), S. 333 f., sowie zu ihrer praktischen Verbreitung Center for Business Ethics (1986), S. 87 f.; Kohls/Chapman/Mathieu (1989), S. 62 f.; Schlegelmilch/Houston (1989), S. 19; Ethics Resource Center (1990), S. VI-4; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 8; Sweeney/Siers (1990), S. 38; Center for Business Ethics (1992), S. 865; Robertson/Schlegelmilch (1993), S. 305; Farrell/Cobbin (1996b), S. 45; Lindsay/Lindsay/Irvine (1996), S. 399 f.; Brooks (1997), S. 602; Brytting (1997), S. 676 f.; Arthur Andersen (1999), S. 16, 20; Snell/Chak/Chu (1999), S. 297; Weaver/Trevino/Cochran (1999a), S. 291 f.; Chen (2001), S. 396; Organisationfor Economic Co-operation and Development (2001 b), S. 24, 31 ; GuillOn/Mel~/Murphy (2002), S. 173, und die Nachweise bei Felo (2000), S. 161 f. 14 Vgl. z. B. die Befunde yon Kohut/Corriher (1994), S. 36; Montoya/Richard (1994), S. 717; Gupta/Sulaiman (1996), S. 745; Lindsay/Lindsay/lrvine (1996), S. 400; Ferrell/Hartline/McDaniel (1998), S. 508; Reichert/Webb/Thomas (2000), S. 58; Adams/Tashchian/Shore (2001), S. 207; Schwartz (2001), S. 253; Somers (2001), S. 192, nach denen die Mitarbeiter in den untersuchten Unternehmen die jeweiligen Kodexnormen (oder sogar den Kodex insgesamt) htiufiger nicht kennen oder nur unzureichend verstehen. 15 Siehe auch nochmals oben, S. 193 der vorliegenden Arbeit, wonach die vorzunehmende Einteilung keine erfoigsdominanten Kodextypen beinhalten soll.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
361
In Hinblick auf die Implementierung unternehmensethischer Kodizes (wie auch mitunter einer Unternehmensethik im Allgemeinen) werden sehr verbreitet zwei verschiedene Implementierungsansatze gegeniabergestellt, for die zwar unterschiedliche Designationen und im Detail abweichende Kennzeichnungen gew/ahlt werden. Da die Charakterisierung dieser Ans~itze im Regelfall jedoch ohnehin eher an der Oberfl~iche bleibt 16 und die angebotenen Darstellungen inkonsistente Interpretationen zulassen, iaberwiegt die Gemeinsamkeit dieser Dichotomisierungen, die in ganz ~ihnlicher Form auch for Verbandskodizes 17 und in anderen Disziplinen im Zusammenhang mit der Geltendmachung von N o r m e n - zum Teil wiederum unter anderen Bezeichungen - diskutiert werden ~8. Wie im Folgenden noch deutiicher zu zeigen ist, beruhen diese Unterscheidungen im Kern darauf, dass Normen entweder befolgt werden, da sie mit Anreiz- und Sanktionsmechanismen bewehrt sind, oder so weit anerkannt und internalisiert sind, dass den Akteuren ihre Einhaltung selbstverst~_ndlich und nicht (in jedem einzelnen Anwendungsfall) durch Zweckm/aBigkeitstiberlegungen zu fundieren ist. Im Weiteren sollen zun~ichst kurz die Ans~itze diskutiert werden, die zur Implementierung unternehmensethischer Kodizes gemeinhin unterschieden werden 19. Dabei treten Fragen auf, die es nahe legen, die Thematik eingehender und vor allem systematischer zu behandeln, als es bislang noch der Fall ist. Zu diesem Zweck erfolgt nach einem Rekurs auf die korrespondierenden Debatten innerhalb der Organisationstheorie 2~ eine beg~ndete Unterscheidung der intendierten Geltendmachung nach den angenommenen Wirkungsmechanismen, auf denen die jeweiligen ImplementierungsmaBnahmen beruhen 21. Die sich idealtypisch ergebenden Implementierungsans~itze werden erl~iutert, bevor abschlieBend der Frage nachgegangen wird, ob und inwieweit die Ansatze komplement~ zueinander sind oder aber konkurrieren.
16 Siehe dazu generell Laufer/Robertson (1997), S. 1031: ,,the implementation of ethics codes and programs has taken place without a clear theoretical foundation.". 17 Vgl. z. B. Beets/Killough (1990), S. 124: ,,When a profession chooses to enforce its ethics code .... reliance is implicitly placed on (1) the integrity of practitioners in refraining from violating the rules and (2) practitioners' fear of punishment.". 18 So ist es beispielsweise in der Rechtssoziologie zur Erklarung der Rechtsbefolgung tiblich, (instrumentelle) Zwangs- oder Abschreckungstheorien und (normative) Theorien der lnternalisierung oder Anerkennung der Rechtsnormen zu unterscheiden [vgl. ROhl (1987), S. 213-216; Tyler (1990), S. 3; Raiser (1995), S. 204, 207 f.; Tyler/Huo (2002), insb. S. 7, 18, 204,/ihnlich Hucke (1980), S. 83; yon Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 3]. Siehe entsprechend flir supranationale Regelungen Tallberg (2002), S. 6 l 1-614, oder ffir Regulierungstheorien mit explizitem Bezug zum UnternehmensbereichAyres/Braithwaite (1992), S. 20. 19 Siehe sogleich Abschnitt 2. der vorliegenden Arbeit. 20 Siehe Abschnitt 3., S. 368 ff. der vorliegenden Arbeit. 2~ SieheAbschnitt 4, S. 396 ff. der vorliegenden Arbeit.
362
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
2.
Stand der Diskussion innerhalb der Unternehmensethik
a)
Verbreitete Unterscheidungen Innerhalb der Unternehmensethik verffigt die Unterscheidung von compliance- und integri-
ty-basierten Implementierungsans/~tzen, wie sie von Paine eingeffihrt worden ist, fiber besondere Prominenz 22. Sie ist auch bereits frtih in den deutschsprachigen Forschungsraum vorgedrungen 23. Mit Verweis auf Paine unterscheiden Trevino/Weaver et al. sowie Verkerk/de Leed e / N i j h o f compliance- von werteorientierten Ethikprogrammen 24. )khnlich ordnet Maclagan
die Implementierungsbemfihungen danach, ob sie entweder auf einem Paradigma der Kontrolle basieren oder die Autonomie der Akteure f'6rdern sollen 25. Betrachtet man diese Gegenfiberstellungen am Beispiel der beiden yon Paine entwickelten Ansfitze etwas genauer, so zeigt sich, d a s s e s sich um eine/~uBerst vielschichtige Unterscheidung handelt 26. Ursprfinglich ist diese Einteilung nicht gebildet worden, um die Anstrengungen zur Implementierung eines Kodex, sondern die (tibergeordneten) Strategien eines Ethikmanagements zu kategorisieren. Als abzugrenzende Ethikstrategien unterscheiden sich die beiden Ans/~tze nicht lediglich anhand der korrespondierenden MaBnahmen, mit denen die Strategien jeweils umgesetzt werden sollen. Vielmehr enthalt die Gegenfiberstellung bereits Differenzen in Hinblick auf die angestrebten Zielsetzungen und die Inhalte der jeweiligen Ethikprogramme (Tabelle 8).
22 Vgl. Paine (1994), S. 106, sowie im Anschluss daran z. B. Murphy (1998), S. 220; Boatright (2000), S. 362; Chen (2001), S. 392 f.; Schwartz (2001), S. 252; Graafland/van de Ven/Stoffele (2003), S. 46 f.; Rossouw/van Vuuren (2003), S. 396-399; Santoro (2003), insb. S. 410, 413. 23 Vgl. insbesondere Steinmann/Olbrich (1995), S. 320-322, sowie in der Folge Steinmann/Olbrich (1998), S. 97-99; Steinmann/Olbrich/Kustermann (1998), S. 124-130, ferner Steinmann/L6hr (1998), S. 416 Herv. im Original: ,,Durchsetzung bestimmter Normen und Standards mit Hilfe von Anordnungen und Anreizmechanismen" versus ,,Entwicklung einer Selbstverpflichtung der Mitarbeiter auf bestimmte, ethisch gehaltvolle Normen und Werte", oder Scherer (2003), S. 438: ,,Regelbefolgungsansatz" versus ,,Integrit~.tsansatz". 24 Vgl. Trevino/Weaver/Gibson/Toffler (1999), insb. S. 135; Weaver/Trevino (1999), S. 317 f.; Weaver/Trevino/Cochran (1999b), S. 42; Weaver/Trevino (2001), S. 119 f., sowie Verkerk/de Leede/Nijhof (2001), S. 356 f.; Nijhof/Cludts/Fisscher/Laan (2003), S. 66, und in diesem Sinne auch Driscoll/Hoffman (2000), S. 20-22; Schwartz (2001), S. 252; Kaptein/Wempe (2002), S. 279; Herron/Gilbertson (2004), S. 504. z5 Vgl. Maclagan (1998), S. 165-172, und in diesem Sinne auch Maguire (1999), S. 111: ,,Controlling conditions versus autonomy enhancing conditions", sowie Manley (1991), S. 219: ,,(1) surveillance and oversight; and (2) relying on individual integrity and senior-management role models.". 26 Siehe auch die Charakterisierung eines Compliance und eines Integrity Mode of Managing Morality bei Rossouw/van Vuuren (2003), S. 392 f., 396-399.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
363
Strategies for Ethics Management Characteristics of Compliance Strategy
Characteristics of Integrity Strategy
Ethos
conformity with externally imposed standards self-governanceaccording to chosen standards
Objective
prevent criminal misconduct
enable responsible conduct
Leadership
lawyer driven
management driven with aid of lawyers, HR, others
Methods
education, reduced discretion, auditing and controls, penalties
education, leadership, accountability, organizational systems and decision processes, auditing and controls, penalties
Behavioral Assumptions
autonomous beings guided by material selfinterest
socialbeings guided by material self-interest, values, ideals, peers
Implementation of Compliance Strategy
Implementation of Integrity Strategy
criminal and regulatory law
company values and aspirations social obligations, including law
Staffing
lawyers
executives and managers with lawyers, others
Activities
develop compliance standards train and communicate handle reports of misconduct conduct investigations oversee compliance audits enforce standards
lead development of company values and standards train and communicate integrate into company systems provide guidance and consultation assess values performance identify and resolve problems oversee compliance activities
Education
compliance standards and system
decision making and values compliance standards and system
Standards
Tabelle 8:
Strategien fiir ein Ethikmanagement nach Paine 27
Bei einer Compliance-Strategie steht das Ziel im Vordergrund, rechtliches Fehlverhalten des Untemehmens und seiner Mitarbeiter zu unterbinden, da dem Unternehmen andemfalls rechtliche Sanktionen drohen. Die entsprechenden Ethikprogramme sind daher stark legalistisch ausgerichtet. Ihre Themenstruktur ist auf rechtlich relevante Fragestellungen konzentriert. DemgemfiB ist vor allem die Rechtsabteilung des Unternehmens mit der Konzeptualisierung des Kodex betraut, um sicherzustellen, dass diejenigen Problemstellungen, die sich als rechtlich bedeutsam erweisen k6nnen, auf rechtlich korrekte Weise kodifiziert sind. In Analogie zum Recht, das der Staat durch ZwangsmaBnahmen durchsetzen kann, gilt es die Einhaltung dieser Verhaltensstandards zu tiberwachen und Abweichungen mit Hilfe von DisziplinarmaBnahmen einzuschr/anken. Diesem Durchsetzungsmechanismus iiegt ein (6konomisch reduziertes und entsprechend realit/~tsfemes) Menschenbild zugrunde, das die Mitarbeiter des
27 Paine (1994), S. 113.
364
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Unternehmens als atomisierte Akteure sieht, die ausschliefAlich an der Mehrung ihres Eigennutzes interessiert sind. Die Integrity-Strategie hingegen verfolgt eine weitergehende Zielsetzung. Sie fokussiert nicht die lSlbereinstimmung mit rechtlich auferlegten Standards. Stattdessen verpflichtet sich das Unternehmen im Wege der Selbstregulierung eigenst~indig gew~ihlten Normen und Werten. Es geht folglich nicht (vorrangig) um die Vermeidung illegaler Verhaltensweisen, sondern (vor allem) um die Erm6glichung moralischen Handelns, das mittels dieser Normen zur Geltung gebracht werden soll. Bei der Umsetzung dieser Strategie wird ein komplexeres (und insofern realit~itsn~iheres) Menschenbild angenommen. Die Akteure sind danach nicht nur an der Steigerung des eigenen Nutzens interessiert. Vielmehr werden die sozialen Beziehungen der einzelnen Pers6nlichkeiten ebenso berticksichtigt wie ihre Motivation, sich im Unternehmen verwirklichen zu wollen. Die Implementierung dieser Strategie soil daher dadurch gelingen, dass die Mitarbeiter die Unternehmenswerte verstehen und in der Folge entsprechend handeln.
b) Kritische Wiirdigung Untersucht man diese Gegenfiberstellung mit ihren Signa etwas n/~her, stellt sie sich als keineswegs unproblematisch heraus. Zunfichst ist zu konstatieren, dass der Wahl der Begrifflichkeiten anscheinend nur vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit zuteil wird. Dies zeigt sich besonders deutlich, wenn derselbe Ansatz mittels verschiedener Begriffe bezeichnet wird, obwohl diesen abweichende Bedeutungen zukommen. So wird der Integritfitsansatz nicht selten auch als wertbasierter Implementierungsansatz eingeffihrt 28. Zwar mag es sich bei Integrit/~t um einen bestimmten Wert handeln 29. Da eine wertbasierte Implementierung allerdings ebenso auf der Grundlage anderer Werte erfolgen k6nnte, ist diese Gleichsetzung bedenklich. Sie resultiert indes aus der Nachl/~ssigkeit, dass zur Kennzeichnung eines Implementierungsansatzes zwar wiederholt der Integrit/~tsbegriff herangezogen wird, ohne jedoch seine Bedeutung zu beleuchten 3~ Dieses Defizit wiegt umso schwerer, als in der Literatur ganz unterschiedliche Interpretationen des Begriffs vorzufinden sind 31. Wenn mitunter Integrit/~t und
28 Vgl. Trevino/Weaver/Gibson/Toffler (1999), insb. S. 135; Weaver/Trevino (1999), S. 317 f.; Weaver/Trevino/ Cochran (1999b), S. 42; Verkerk/de Leede/Nijhof(2001), S. 356 f.; Weaver/Trevino (2001), S. 119 f. 29 Vgl. z. B. Driscoll/Hoffman (2000), S. 39, 78; Sternberg (2000), S. 82; Kaptein/Wempe (2002), S. 87. 3o So sucht man beispielsweise bei Paine (1994) vergeblich nach einer Definition des Integritfitsbegriffs,obwohl ihr Aufsatz mit ,,Managing for Organizational Integrity" 0berschrieben ist. Siehe zur Notwendigkeit einer Prfizisierung des Begriffs auch Velasquez (1990), S. 239, der fl~rseine Verwendung in Ethik-Kodizes fordert, dass ,,[t]he company has to spell out what integrity means", und ebd.: ,,It is not enough, for example, to write that >>integrity is expected of every employee of XYZ Corporation.<<", oder ferner die Auffassung yon Kjonstad/Willmott (1995), S. 450: ,,What counts as >integrity< for example, is socially constructed, not a given quality of particular actions or personalities.". 31 Siehe statt vieler Becker (1998), S. 155: ,,there is substantial confusion about the meaning of integrity. Is integrity simply another name for honesty, conscientiousness, or a composite of personal traits? Or is integrity
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
365
Ethik sogar als Synonyme gesetzt werden 32, so verliert die Bezeichnung Integrit~itsansatz offensichtlich ihre Aussagekraft zur Abgrenzung von E t h i k p r o g r a m m e n 33. Teilweise wird daher auch schlichtweg von Ethikprogrammen gesprochen, die mit rechtlich orientierten Complianc e - P r o g r a m m e n kontrastiert werden 34. Dies leitet dazu tiber, dass die beiden Ans~itze eines Compliance-
bzw.
Integrity-
Managements nicht nur in Hinblick auf ihre Implementationselemente unterschieden und au13erdem sehr extrem gezeichnet werden. W e n n der C o m p l i a n c e - A n s a t z auf die Einhaltung bestehender Gesetze beschr~inkt wird, wohingegen der als Alternative aufgeftihrte Integrit~itsAnsatz das ethisch Ganze in den Blick nimmt, so f'~illt die Kritik an dem Compiiance-Ansatz leicht, da eine legalistisch reduzierte Unternehmensethik fraglos unzureichend ist 35. D e m n a c h mag die Gegentiberstellung zwar zur Einsch~itzung praktischer Ethikprogramme geeignet sein 36, nicht jedoch ftir deren Typologisierung, da sie die eindeutige 13berlegenheit eines bestimmten Modells suggeriert 37. Eine solche Abgrenzung nach den Zielsetzungen und Inhalten der beiden Ans~itze ist dessen ungeachtet insoweit unangebracht, als die Einteilung lediglich
a distinct concept that deserves its own attention? This confusion is a problem because it leads people to use the same term when meaning different things.". 32 Vgl. Kaptein/Wempe (1998), S. 868 En. 3: ,,We use the concept >>integrity~>ethics~d'. 33 Vgl. z. B. LeClair/Ferrell/Fraedrich (1998), S. 2 im Original z. T. kursiv: ,,To us, integrity management is an organization's uncompromising implementation of legal and ethical principles.". 34 So z. B. Driscoll/Hoffman/Murphy (1998), insb. S. 39, oder Driscoll/Hoffman (2000), S. 21. 35 Siehe bereits oben, S. 235 der vorliegenden Arbeit, sowie z. B. nochmals Davis (1973), S. 312 f.; Hegarty/Sims (1978), S. 451; Sethi (1979), S. 65 f.; Clinard/Yeager (1980), S. 213 f.; Preston~Post (1981), S. 57; Mintzberg (1983), S. 13; Hennessey/Gert (1985), S. 108; Wokutch/Spencer (1987), S. 64 f.; Raiborn/Payne (1990), S. 879; Carroll (1991b), S. 41; Lemke/Schminke (1991), S. 237; Homann/Blome-Drees (1992), S. 115; Paine (1994), S. 106 und passim; LOhnert (1996), S. 93 f.; Dannecker (1998), S. 11; Reich (1998), S. 9; Steinherr/Steinmann/Olbrich (1998), S. 201; Talaulicar (1998a), S. 17, 31-33; Gibson (1999), S. 82 f.; Carroll/Buchholtz (2000), S. 32, 101. 36 So Steinmann/Olbrich (1995), S. 320: ,,From our interviews we have the impression that those responsible for implementing corporate ethics recognized these two types as useful for a general orientation of their work. They were also quickly able to characterize their own program as either (more) compliance or (more) integrity oriented.". 37 Zu Letzterem auch Steinmann/Olbrich (1995), S. 320 Herv. im Original kursiv: ,,it is quite obvious that Paine favors the integrity approach (and is prescriptive in that she recommends it)"; Murphy (1998), S. 220: ,,Integrity-based programs are generally believed to be superior to compliance-based ones"; Steinmann/Olbrich/Kustermann (1998), S. 129, wonach ,,in dem Beitrag von Paine (mehr oder weniger implizit) zum Ausdruck kommt, dab sie persGnlich den lntegrittitsansatz praferiert und ihm die grGBeren Erfolgschancen einr~iumt"; Trevino/Weaver/Gibson/Toffler (1999), S. 135 f.: ,,She [Paine, T. T.] asserts that the valuesbased approach should be more effective than a compliance-based approach"; Weaver/Trevino (1999), S. 316: ,,argued that programs emphasizing values, counseling, and responsible conduct are likely to have more desirable and long-lasting impacts that programs founded on rule-compliance."; Weaver/Trevino (2001), S. 119: ,,Paine (1994) argued that compliance-oriented ethics programs risk negative outcomes"; Kaptein/Wempe (2002), S. 279: ,,Linda Paine asserts that a value-based approach could be more effective than the compliance-based approach.".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
zur Differenzierung unterschiedlicher Arten einer K o d e x i m p l e m e n t i e r u n g dienen sol138. In Hinblick auf die Inhalte k o m m t erg~inzend hinzu, dass einerseits die Rede von Compliance keineswegs nur rechtliche N o r m e n betreffen muss 39 und a u f der anderen Seite die F6rderung der Unternehmensintegrit~it durchaus auch eine rechtlich relevante Zielsetzung sein kann 4~ Sofern unter Compliance zu verstehen ist, dass die Adressaten des K o d e x mit seinen N o r m e n tibereinstimmen, so zielt die K o d e x i m p l e m e n t i e r u n g regelm~il3ig a u f die Schaffung einer m6glichst weitreichenden Compliance 41, da es wenig Sinn macht, einen K o d e x zu formulieren, ohne dass dessen N o r m e n einzuhalten sind. Die Unterscheidung von Implementationsans~itzen betriffl daher weder ihre grundlegende Zielsetzung noch diejenige des K o d e x selbst. Stattdessen muss es bei der Kennzeichnung der intendierten G e l t e n d m a c h u n g darum gehen, wie, das heif3t: durch welche Mal3nahmen und auf der Basis welcher W i r k u n g s m e c h a n i s m e n , der Kodex zur Geltung gebracht wird. Die Kritik an den ausschliel31ich rechtlich orientierten Inhalten des C o m p l i a n c e - A n s a t z e s verstellt die Sicht darauf, dass dieser Ansatz dennoch auch Elemente enth~ilt, die offenbar derart vorteilhaft erscheinen, dass sie sich der Integrity-Ansatz ebenfalls zunutze macht 42. Bei der Gegentiberstellung yon Paine handelt es sich somit nicht um t~berschneidungsfreie Antipoden 43. Der Integrity-Ansatz wirkt vielmehr wie eine Fortentwicklung des Compliance-
38 Siehe zu einer vorschnellen Vermengung der (Art der) Normimplementierung mit dem Norminhalt auch Herron/Gilbertson (2004), S. 504: ,,the principles are more value-oriented and the rules are more complianceoriented.". 39 Siehe dazu z. B. Kolk/van Tulder/Welters (1999), S. 167. 40 Erinnert sei an das 10-Punkte-Programm ,,Unternehmensintegritfit und Anlegerschutz" der Bundesregierung, das als Reaktion auf die Vertrauenskrise an den Finanzmfirkten erstmals im August 2002 vorgelegt, in einer tiberarbeiteten Fassung im Februar 2003 ver0ffentlicht wurde und inzwischen bereits entsprechende Gesetzesinitiativen nach sich gezogen hat. 41 So auch Weaver/Trevino/Cochran (1999c), S. 540: ,,Ethics programs ostensibly bring the behavior of organization members into conformity with a shared ethical standard"; Verkerk/de Leede/Nijhof(2001), S. 357: ,,Despite their differences, both approaches have in common the desire to standardize employee behavior.". 42 Siehe nochmals Tabelle 8 auf S. 363 der vorliegenden Arbeit sowie Paine (1994), S. 111: ,,Many integrity initiatives have structural features common to compliance-based initiatives". Dabei mag zutreffen, dass trotz dieser struktureilen Ahnlichkeiten wichtige Differenzen in Hinblick auf die angenommenen Wirkungsweisen dieser Maf3nahmen bestehen. Eine sorgfaltige Herausarbeitung solcher Unterschiede ist bei Paine jedoch nicht erkennbar. Stattdessen verbleibt die Abgrenzung zwischen den Ans~itzen schillernd: ,,But an integrity strategy is broader, deeper, and more demanding than a legal compliance initiative. Broader in that it seeks to enable responsible conduct. Deeper in that it cuts to the ethos and operating systems of the organization and its members, their guiding values and patterns of thought and action. And more demanding in that it requires an active effort to define the responsibilities and aspirations that constitute an organization's ethical compass." [Paine (1994), S. 111 ]. 43 So auch Trevino/Weaver/Gibson/Toffler (1999), S. 145: ,,managers need not choose between values-based and compliance-based approaches. Rather, these approaches are complementary."; Weaver/Trevino (1999), S. 318: ,,Values and compliance orientations need not be mutually exclusive."; Weaver/Trevino/Cochran (1999b), S. 42: ,,compliance and values orientations need not be mutually exclusive"; Weaver/Trevino (2001), S. 119: ,,These approaches [i.e., compliance and values orientations, T. T.] are not mutually exclusive."; Kaptein/Wempe (2002), S. 279: ,,compliance and values-based approaches are complementary"; Graafland/van de Ven/Stoffele (2003), S. 47: ,,In reality, the .. strategies are complementary.". Anderer Ansicht Steinmann/Olbrich (1995), S. 321: ,,From our rough characterization it follows that the two types of ethical man-
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
367
Ansatzes 44, da er viele seiner Merkmale enth/~lt, zus~itzlich um weitergehende Elemente erg~inzt wird und entsprechend reichhaltiger modelliert ist. Diese Uberschneidungen werden sowohl durch Erfahrungen der Praxis best/atigt, da bestehende Ethikprogramme zur gleichen Zeit tiber compliance- und wertbasierte Orientierungen verftigen 45, als auch durch normative Gestaltungsempfehlungen gefordert, die es nahe legen, dass zwischen originaren Complianceund Integrity-Programmen nicht im Sinne eines Entweder-Oder zu w~flalen ist, sondem beide zweckm~igerweise kombiniert werden sollten46. Dass im Integrity-Ansatz Elemente des Compliance-Ansatzes integriert sind und integriert werden sollen, ist bemerkenswert, da der Compliance-Ansatz mitunter nicht nur deshalb kritisiert wird, weil er wichtige moralische Themenstellungen unbeachtet l~isst. Vielmehr gibt es auBerdem Kritiken, die ihn als dysfunktional diskreditieren, da die Compliance-Orientierung ausschlieBlich die/auBerlich erkennbare Einhaltung der Kodexregeln unter der Androhung von Sanktionen einfordere, was bei den Mitarbeitem eine Abwehrhaltung provoziere, in der Folge weitere Regeln zur Anleitung und Kontrolle der Mitarbeiter notwendig mache und damit letztlich einen Circulus vitiosus in Gang setze, da immer mehr Regeln geschaffen und tiberwacht werden mtissen 47. Sofern der Compliance-Ansatz allerdings tats/achlich viti6s sein sollte, stellt sich die Frage, warum dieses Vitium nicht zum Tragen kommen soil, wenn die entsprechenden Elemente innerhalb des Integrity-Ansatzes zur Anwendung gelangen. Es bleibt daher die Notwendigkeit, die Implementierungsthematik genauer zu untersuchen. Aufgrund der thematischen N/~he bietet es sich hierfiir an, zun~ichst auf die entsprechenden Auseinandersetzungen innerhalb der Organisationstheorie einzugehen, die seit jeher Fragen organisatorischer Normen und ihrer Geltendmachung behandelt.
agement are (analytically) mutually exclusive. Even though some of the measures and activities have ... a surface similarity .... it should be unquestionable that their meaning and handling is different in the two approaches.". 44 So auch Rossouw/van Vuuren (2003), S. 390 f. 45 Vgl. die Befunde von Trevino/Weaver/Gibson/Toffler (1999), S. 137; Weaver/Trevino (1999), S. 326 f.; Weaver/Trevino/Cochran (1999b), S. 50. 46 Siehe z. B. Driscoll/Hoffman/Murphy (1998), S. 39: ,,good ethics programs and good compliance programs are interdependent; each is incomplete without the other."; Weaver/Trevino (1999), S. 329-332; Driscoll/Hoffman (2000), S. 21" ,,They [compliance and ethics programs, T. T.] are not divergent program approaches, but rather are complementaryprogram components."; Weaver/Trevino (2001), S. 119: ,,an effective ethics program will display a balance, focusing on developing values but acknowledgingthat values and aspirations sometimes need to be supported by appropriate compliance activities.". 47 Vgl. zu den generellen Einreden gegen die Effektivit~iteines Compliance-Ansatzes z. B. Steinmann/Olbrich (1995), S. 329-331; Steinmann/L6hr (1998), S. 420-422; Steinmann/Olbrich (1998), S. 104-108, 110; Steinmann/Olbrich/Kustermann (1998), S. 133-141; Kaptein/Wempe (2002), S. 280; Rossouw/van Vuuren (2003), S. 397; Scherer (2003), S. 436-440.
368
Ethik-Kodizes als unternehmensethischesImplementierungsinstrument
3.
Organisationstheoretische Einordnung
a)
Organisationen und Organisationsnormen Die Oberschrift einer organisationstheoretischen Einordnung macht eine Vorbemerkung
beinahe obligatorisch, da es bekanntermaBen nicht die eine Organisationstheorie, sondem stattdessen eine Vielzahl ~iuBerst heterogener Ans~itze gibt, die bestenfalls insoweit unter den Begriff der Organisationstheorie subsumierbar sind, als sie sich mit Ph~inomenen der Organisation besch/iftigen und Aussagen zu ihrer Erkl~irung und/oder Gestaltung entwickeln 48. Diese Gemeinsamkeit ist nicht dahingehend zu missdeuten, dass fiber den Organisationsbegriff selbst keine Streitigkeiten bestfinden 49. Es gibt im Gegenteil bis heute keine allgemein konsensf~ihige Definition daffir, was Oberhaupt unter einer Organisation zu verstehen ist 5~ Im Weiteren kann indes eine akzentuiert betriebswirtschaftliche Perspektive eingenommen werden, da es unternehmerische Kodizes als ethisches Implementierungsinstrument zu untersuchen gilt. Damit verlieren einige Uneinigkeiten ihre Bedeutung, well Organisation im institutionellen Sinne dann Unternehmen bezeichnet. Dennoch sind die relevanten Organisationstheorien weder ausschlieBlich noch vorrangig in der Betriebswirtschaftslehre beheimatet, sondern in besonderem MaBe interdisziplin~irer Natur. Einen herausragenden Stellenwert nehmen dabei Beitr~ige aus der Psychologie und der Soziologie ein 51 Sofern eine Betrachtungsebene gew/~hlt wird, die nicht nur ganze (Populationen yon) Organisationen in den Blick nimmt, sondem sich vor allem for organisationsinterne Gestaltungsaspekte 6ffnet, wie es ffir die hier verfolgte Fragestellung nach der Ausformung unternehmerischer Kodizes geboten ist, attrahiert innerhalb der Organisationstheorie die Koordinationsthematik besondere Bedeutsamkeit. An frfiherer Stelle 52 ist bereits gezeigt worden, dass die Komplexit~it der Gesamtaufgabe des Unternehmens und die begrenzten Kapazit~iten der Untemehmensmitglieder es erfordern, Arbeit zu teilen und die arbeitsteilig erbrachten Leitungsbeitrage abzustimmen 53. Dementsprechend beinhalten Organisationen MaBnahmen der Arbeitsteilung und der Koordination, um die arbeitsteilig erstellten Leistungen auf die Oberge-
48 Siehe zu den (bzw. ausgewfihlten) Organisationstheorien als l]berblick z. B. T~irk (1989); Frese (1992); Hall (1996), S. 283-301 ; Walter-Busch ( 1996); Pfeffer ( 1997); Kieser/Walgenbach (2003), S. 31-64. 49 Siehe nur - geradezu klassisch - March~Simon (1958), S. 1: ,,It is easier, and probably more useful, to give examples of formal organizations than to define the term.". 50 Vgl. z. B. Silverman (1972), S. 13-18; Lawler/Rhode (1976), S. 31; Meyer~Stevenson~Webster (1985), S. 58; Hall (1996), S. 26-45; Pfeffer (1997), S. 7-9; Burton/Obel (1998), S. 2 f.; Kieser/Walgenbach (2003), S. 1; Picot/Dietl/Franck (2005), S. 24. 51 Siehe zum interdisziplinaren Charakter der Organisationstheorie auch Thompson (1967), S. 3; Silverman (1972), S. 7; Walter-Busch (1996), S. 54-57, 298 f.; Pfeffer (1997), insb. S. 4, 9; Scott (2003), insb. S. 9, 30. 52 Siehe nochmals oben, S. 128 ff. der vorliegenden Arbeit. 53 Siehe zu diesen Grundtatbestanden der Organisation z. B. nochmals Mintzberg (1979), S. 2; Frese (1992), S. 2; Staehle (1994), S. 528 f.; v. Werder (1998b), S. 8 f.; Frese (2000), S. 6, 69; Kieser/Walgenbach (2003), S. 100 f.; Picot/Dietl/Franck (2005), S. 8.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
369
ordneten Zielsetzungen des Unternehmens auszurichten. Zu diesen MaBnahmen geh6ren organisatorische N o r m e n , die formal gesetzt und mitunter auch in Schriftform fixiert sind 54. Organisationsfragen der Betriebswirtschaftslehre w i d m e n sich vor allem der Problemstellung, welche Ausgestaltungen von Arbeitsteilung und K o o r d i n a t i o n (unter bestimmten Bedingungen und Zielsetzungen) vorteilhafl sind. In Hinblick a u f formale Organisationsnormen ist insbesondere untersucht worden, welches FormalisierungsausmaB aus Effizienzgrtinden jeweils geboten erscheint 55. Zu beachten ist indes, dass selbst eine situationsangemessene Dosierung (der quantitativen Menge) organisatorischer Regelungen keineswegs sicherstellt, dass tats~ichlich eine effiziente Aufgabenerftillung stattfindet. Mitunter empirisch best~itigte Dysfunktionalit~iten organisatorischer Regelungen 56 mtissen daher (noch) nicht gentigen, um das
54 Vgl. March~Simon (1958), S. 142, 145; Hax (1965), S. 73 f.; Thompson (1967), S. 56; Galbraith (1974), S. 29; Hopwood (1974), S. 23; Van de Ven/Delbecq/Koenig (1976), S. 323; Tushman/Nadler (1978), S. 618; Gray~Roberts-Gray (1979), S. 579; Mintzberg (1979), S. 82; Johnson~Gill (1993), S. 22; Marsden/Cook/Knoke (1994), S. 896; Adler (1995), S. 152; Burr (1998), S. 312; Burton/Obel (1998), S. 73; Kieser/Koch/Woywode (1999), S. 128; Kieser/Walgenbach (2003), S. 18; Laux/Liermann (2003), S. 16 f., 161 f.; Scott (2003), S. 234. 55 Vgl. z. B. Thompson (1967), S. 56: ,,An important assumption in coordination by standardization is that the set of rules be internally consistent, and this requires that the situations to which they apply be relatively stable, repetitive, and few enough to matching of situations with appropriate rules."; Hage/Aiken (1969), S. 371 im Original kursiv: ,,Organizations with routine work are more likely to have greater formalization of organizational roles."; Perrow (1972), S. 5: ,,The ideal form [of bureaucracy, T. T.] falls short of realization when rapid changes in some of the organizational tasks are required .... when changes come along, organizations must alter their programs; when such changes are frequent and rapid, the form of organization becomes so temporary that the efficiencies of bureaucracy cannot be realized.", S. 166: ,,When the tasks people perform are well understood, predictable, routine, and repetitive, a bureaucratic structure is the most efficient." und S. 171: ,,the highly structured bureaucratic form is preferable for routine organizations.", sowie mit Verweis auf die ,Standardtheorie organisatorischer Gestaltung' Adler (1999), S. 37 und S. 44 f.: ,,Whether organizations need more rather than less bureaucracy is a function of the degree of routineness of the key tasks of the organization." und zu weiteren Kontingenzhypothesen Van de Ven/Delbecq/Koenig (1976), S. 324-326; Mintzberg (1979), S. 91,227 f., 233-235, 261 f., 264-266, 270-272, 275-277,285-291; Johnson~Gill (1993), S. 23 f.; Burton/Obel (1998), insb. S. 100 f., 157 f., 181-189, 224-226, 299-303. Die Bezugnahme aufden Btirokratiebegriff erfolgt dabei zur Kennzeichnung einer Organisationsform, die sich im Besonderen durch ein hohes MaB an Formalisierung auszeichnet. In dieser Verwendung geht der Terminus auf Weber (1964), S. 703-705, zurtick, der den Idealtyp der Biirokratie (als spezifische Funktionsweise des Beamtentums) durch die folgenden Merkmale beschrieben hat: fest geregelte Kompetenzverteilung, Prinzip der Amtshierarchie und des lnstanzenzugs, Schriftgebundenheit der Amtsfiihrung, Fachschulung der Mitglieder, hauptamtliche T/itigkeit, Regelgebundenheit der Amtsflihrung [vgl. zu diesen Merkmalen auch Merton (1940), S. 560 f.; Burns~Stalker (1961), S. 105 f.; Blau/Scott (1963), S. 32 f.; Mintzberg (1979), S. 84 f.; Clegg/Dunkerley (1980), S. 79 f.; Hall (1996), S. 50; Burton/Obel (1998), S. 65; Kieser/Walgenbach (2003), S. 38 f.; Scott (2003), S. 43-50, insb. S. 45 f.]. Siehe zur Relevanz fiir die hier behandelte Thematik nur sehr deutlich Hall (1996), S. 73: ,,Bureaucratization is a broader concept than formalization, but it contains many of the same implications", und zur Korrelation zwischen Btirokratisierung und Formalisierung fernerhin Aldrich (1979), S. 10, sowie Burns~Stalker (1961), S. 105: ,,Bureaucracy, then, stands as the >formal organization<", oder Blau/Schoenherr (1971), S. 9: ,,The standardization of the performance of tasks through formalized procedures is commonly considered to be a mark of bureaucratization" und S. 113: ,,The standardization of decision-making in organizations on the basis of a detailed system of formalized procedures is generally considered to be an expression of bureaucratization", und Mintzberg (1979), S. 84 im Original z. T. kursiv: ,,Organizations that rely primarily on the formalization of behavior to achieve coordination are generally referred to as bureaucracies.". 56 Siehe dazu nur bereits die frtihen, in der Tradition der Btirokratiekritik stehenden Arbeiten von Merton (1940), S. 562-568; Gouldner (1954), insb. S. 176-180; Blau (1955), insb. S. 40-44, 184-189; Crozier
370
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Zurtickdr/angen formaler N o r m i e r u n g e n
begrtinden zu k6nnen. Fiir eine u m f a s s e n d e Be-
standsaufnahme muss vielmehr h i n z u k o m m e n , wie die F o r m a l i s i e r u n g - bei einem gegebenen RegelungsausmaB bzw. R e g e l u n g s b e s a t z 5 7 - ausgestaltet ist und zweckm/~Bigerweise gestaltet w e r d e n sollte 58. Die A u s g e s t a l t u n g der Formalisierung betrifft generell z u m einen detailliertere Betrachtungen des Norminhalts, w o r a u f f'tir u n t e m e h m e n s e t h i s c h e K o d i z e s bereits im B e s o n d e r e n ausftihrlich e i n g e g a n g e n w o r d e n ist 59. Z u m anderen sind U n t e r s c h e i d u n g e n nach der Art der Einflussnahme v o r z u n e h m e n , da nach A n z a h l und Inhalt b e s t i m m t e N o r m e n nicht garantieren, befolgt zu werden60. M a B n a h m e n der Einflussnahme, die a u f die G e l t e n d m a c h u n g der Organisationsnormen hinwirken, besitzen daher groBe Wichtigkeit for den Erfolg organisatorischer N o r m i e r u n g e n 61. W e n n g l e i c h dieser A s p e k t in d e n dominierten Organisationstheorien
lange Zeit v o r h e r r s c h e n d e n - struktur-
w e i t g e h e n d ausgeblendet bleibt 62, sind d e n n o c h in der
(N~ihe der) Organisationstheorie entsprechende Ans~itze zur Erkl~irung und U n t e r s c h e i d u n g organisatorischer E i n f l u s s n a h m e n entwickelt w o r d e n 63. Im a n g l o a m e r i k a n i s c h e n Sprachraum werden thematisch zugeh6rige Beitr~ige teilweise einer organisatorischen Kontrolltheorie zu-
(1964), S. 277-287, und dazu auch March~Simon (1958), S. 37-47; Hopwood (1974), S. 18-21; Lawler (1976), insb. S. 1254-1259; Lawler/Rhode (1976), S. 83-86; Mintzberg (1979), S. 88-91; Meyer~Stevenson~Webster (1985), S. 46-49; Scott (2003), S. 334-336. Diese Befunde haben im Besonderen die in der vorangegangen Fn. 55 genannten Arbeiten t~ber die situative Relativierung des FormalisierungsausmaBes motiviert. 57 Siehe zu diesem Begriff- im Zusammenhang mit der Ausdehnung rechtlicher Normierungen - nochmals Voigt (1983b), S. 18. 58 Vgl. z. B. Blau/Scott (1963), S. 8: ,,One aspect of bureaucratization that has received much attention is the elaboration of detailed rules and regulations that the members of the organization are expected to faithfully follow. Rigid enforcement of the minutiae of extensive official procedures often impedes effective operations.". 59 Siehe nochmals S. 202 ff. der vorliegenden Arbeit. 60 So auch Ciulla (1992), S. 179: ,,the existence of rules and regulations does not necessarily imply compliance.", oder Johnson~Gill (1993), S. 12: ,,But whatever the particular arrangement . . . . [t]here remains the problem of ensuring that members of an organization actually do what they are supposed to do in an efficient and effective manner.". 61 Siehe auch Gray~Roberts-Gray (1979), S. 579: ,,In order that the rules accomplish their control function, however, it is first necessary that the individual members of the organization comply with the rules.". 62 So auch Eisenhardt (1985), S. 134: ,,while the thinking on organizational design often focuses on structural solutions ... cases illustrate the importance to organizational design of control tools such as reward structures and information systems.". Siehe dazu auch Ouchi (1977), S. 95, der auf die mangelnde Unterscheidung der Konzepte hinweist: ,,In the literature on organizations, control and structure are not clearly distinguished from each other.", zu dem entsprechend resultierenden begrenzten Forschungsstand ferner Gray/Roberts-Gray (1979), S. 579: ,,there are few empirical data describing the conditions which encourage compliance with the rules in typical bureaucratic settings.", sowie noch weitergehend Beck/Kieser (2003), S. 794: ,,little attention is paid to formal organizational rules in current organizational research.". 63 Vgl. zur Erheblichkeit der Implementationsthematik auch bereits Gouldner (1954), S. 20: ,,a bureaucracy's effectiveness, or other of its characteristics, might vary with the manner in which rules are initiated, whether by imposition or agreement.".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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geordnet bzw. als Theorien organisatorischer Kontrolle bezeichnet 64, da sich der englische Ausdruck ,,Control" in diesem Sinne durch die Austibung von Einfluss oder Ma6nahmen zur Beeinflussung organisatorischen Handelns iibersetzen l~isst65. Im folgenden Abschnitt werden die besonders prominenten Vertreter dieser Richtung diskutiert, bevor auf dieser Grundlage anschlie6end eine m0glichst einfache, aber hinreichend distinktionsf~ihige Kennzeichnung der Normimplementierung entwickelt werden kann. Die vorausgehende Auseinandersetzung muss hierf'tir Aufschluss dartiber geben, welche Arten der Einflussnahme prinzipiell unterscheidbar sind (1), welche Anforderungen (2) und Wirkungen (3) ihr Einsatz jeweils mit sich bringt und unter welchen Bedingungen daher schliel31ich welche Kontrollart vorteilhaft erscheint (4).
b) Theorien organisatorischer Einflussnahme aa) Die Organisationstypologie von E t z i o n i a'
Einflussnahme und Involvement Die Bedeutung organisatorischer Kontrollmal3nahmen kommt in besonderem MaBe in frti-
hen Untersuchungen des Organisationssoziologen E t z i o n i zum Ausdruck, in denen er Organisationen nach der Art der vorherrschenden Einflussnahme (,,power") unterscheidet und auf dieser Grundlage eine Typologie von Organisationen (im institutionellen Sinne) entwickelt 66. Die Klassifizierung beruht darauf, wie in der Organisation Einfluss ausgetibt wird, um Obereinstimmung (,,compliance") mit ihren Normen (und allgemeiner ihren Anforderungen) zu erreichen, und mit welcher Art Engagement (,,discipline" bzw. ,,involvement") die Mitarbeiter die Anforderungen der Organisation erf'tillen. MaBnahmen und Wirkungsbeziehungen der Einflussnahme sind demnach derart fundamental, dass sich auf dieser Grundlage Organisationstypen bilden lassen, die w e i t e r h i n - so die sich anschlie6enden komparativen Analysen
64 Siehe dazu Tannenbaum (1962), S. 237: ,,It is the function of control to bring about conformance to organizational requirements"; Merchant (1985), S. 4 im Original z. T. kursiv: ,,Control is seen to have one basic function: to help ensure the proper behaviors of the people in the organization."; Barker (1999), S. 44 Herv. im Original: ,,The organization ... can easily ~speakt~ its important discursive formations [of its goals or norms, T. T.] ... But getting the worker to identify and comply with these formations is another issue. The organization is very aware of this problem and has a mechanism in place to help ensure identification and compliance. We commonly call such mechanisms control.", oder ganz ahnlich Johnson~Gill (1993), S. 12 f. 65 So z. B. auch Frese (1968), S. 52, oder Frese (2000), S. 90, sowie zum (mehrdeutigen) Begriff im Englischsprachigen fewer Tannenbaum (1962), S. 239; Tannenbaum (1966), S. 84; Perrow (1972), S. 138; Lawler (1976), S. 1248; Lawler/Rhode (1976), S. 6; Flamholtz (1979), S. 51; Ouchi (1979), S. 833; Merchant (1985), S. 4; Snell (1992), S. 293 f.; Laufer/Robertson (1997), S. 1031; Bacharach/Bamberger/Sonnenstuhl (2002), S. 637; Scott (2003), S. 55,309. 66 Organisationen werden dabei als soziale Entit~ten verstanden, die spezifische Zwecke verfolgen [vgl. Etzioni (1961), S. xi Fn. l; Etzioni (1964), S. 58; Etzioni (1965), S. 650, und eingehender zu dem angenommenen OrganisationsbegriffEtzioni (1964), S. 3 f.].
372 Etzionis-
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument Unterschiede bei wichtigen und vieluntersuchten Merkmalen wie der Struktur der
Organisation e r k l ~ e n k6nnen (sollen) 67. Die Gr6fSe, Struktur und ausgepr~igte Zielorientierung von Organisationen bedingt, dass organisationskonformes Verhalten nicht unterstellt werden kann, sondem die Befolgung der dann notwendigen Normen 68 durch formale Mechanismen gefOrdert werden muss 69. Die Gesamtheit dieser Mal3nahmen konstituiert die organisatorische Kontrollstruktur, die definiert ist als ,,a distribution o f means used by an organization to elicit the performances it needs and to check whether the quantities and qualities of such performances are in accord with organizational specifications. ''7~ Nach E t z i o n i l~isst sich die Vielfalt der zu Kontrollzwecken eingesetzten, kurz als ,,power" bezeichneten MaBnahmenelemente 71 drei analytischen Kategorien zuordnen. Die Einflussnahme kann demnach entweder durch die (Androhung der) Ausfibung von physischen ZwangsmaBnahmen (z. B. Schl/age oder Freiheitsberaubungen), durch materielle Belohnungen (in Form von Gtitern und Dienstleistungen, aber auch monet~iren Vergfitungen) oder durch Symbole erfolgen, die normativer (z. B. Prestige oder Wertsch~itzung) oder sozialer Natur (wie Liebe oder Akzeptanz) sein k6nnen. Die jeweilige Art der Einflussnahme wird dementsprechend als Zwangsmacht, als remunerative (bzw. utilitaristische) Macht oder als normativ-soziale Macht bezeichnet 72. Alle drei Einflussarten haben als KontrollmaBnahmen gemeinsam, dass sie organisationskonformem Verhalten zur Durchsetzung verhelfen sollen. Es wird jedoch zudem angenommen, dass die jeweilige Einflussart unterschiedliche Konsequenzen daftir mit sich bringt, welche Art yon Engagement (,,discipline" bzw. ,,involvement") die Mitarbeiter in der und for die Organisation ausbilden 73. Der Einsatz von Zwangsmacht bewirkt danach vor allem Unzufriedenheit bzw. eine Entfremdung der Mitglieder von der Organisation. Durch normative Macht
67 Vgl. Etzioni (1965), S. 654: ,,A central finding of the comparative analysis of organizations is that organizations which differ in the kinds of power they apply and in the alienation or commitment they generate differ also, in many significant ways, in other aspects of their organizational structure.". Siehe auch Etzioni (1961), insb. S. 71 ; Etzioni (1964), S. 61. 6s Siehe dazu z. B. Perrow (1972), S. 25: ,,Rules are needed in organizations when complexity increases due to variability in personnel, customers, environment, techniques of producing the goods and services, and so on. When these matters are complex, it is not possible to allow personnel to ))do their own thing# no matter how much we might prefer that.". 69 Vgl. Etzioni (1964), S. 68: ,,The aim of organizational control is to ensure that rules are obeyed and orders followed. If an organization could recruit individuals who would conform on their own, or could educate its members so that they would conform without supervision, then there would be no need for control.". 70 Etzioni (1965), S. 650. 71 Siehe zu dieser Terminologie Etzioni (1964), S. 59 f., sowie Etzioni (1965), S. 651: ,,The use of various kinds of means for control purposes - power, in short", und zuvor Etzioni (1961), S. 4 Herv. im Original: ,,Power is an actor's ability to induce or influence another actor to carry out his directives of any other norm he supports.". 72 Vgl. Etzioni (1961), S. 5 f.; Etzioni (1964), S. 59; Etzioni (1965), S. 651. 73 Vgl. Etzioni (1961), S. 8 fi; Etzioni (1964), S. 60; Etzioni (1965), S. 651.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
373
hingegen 1/isst sich ein starkes Commitment der Organisationsmitglieder herstellen 74. Remunerative Macht schlieBlich ist gew6hnlich weniger entfremdend als Zwangsmacht und kann gleichzeitig nicht erreichen, dass sich die Mitglieder derart weitgehend mit der Organisation identifizieren, wie es durch normative Macht m6glich ist 75. Der Einsatz remunerativer Macht zieht ein Engagement der Mitarbeiter nach sich, das - zur Abgrenzung von dem entfremdeten und dem n o r m a t i v e n - als ein kalkulierendes gekennzeichnet werden kann76. Prinzipiell sind zun/~chst s~'ntliche Kombinationen zwischen der prim/~r ausgeiabten Art der Einflussnahme und dem vorherrschenden Engagement der Mitarbeiter in der Organisation m6glich. Es resuitieren daher durch die Verkntipfung der beiden Dimensionen insgesamt neun Organisationstypen (Tabelle 9). Aufgrund der angenommenen Wirkungszusammenh/~nge sind die Organisationstypen 1, 5 und 9 allerdings besonders relevant, da sie sich durch eine Kongruenz zwischen der gew/ahlten Einflussnahme und dem Involvement der Organisationsmitglieder auszeichnen. Die Dominanz dieser Typen wird auBerdem durch eine dynamische Kongruenzhypothese untermauert, wonach in Organisationen mit inkongruenten Merkmalsauspr/~gungen die Tendenz besteht, dass eine Entwicklung hin zu den kongruenten Kombinationen stattfindet 77. In der Praxis werden Organisationen infolgedessen mit gr613erer Wahrscheinlichkeit, wenn auch nicht zwangsl~iufig 78 einer dieser drei Kombinationsm6glichkeiten entsprechen. Die betreffenden Typen k6nnen als Zwangsorganisation (1), utilitaristische Organisation (5) und normative (,,identitive") Organisation (9) benannt werden 79. Kinds of Involvement
Alienative
Calculative
Committed
Kinds of Power Coercive
1
2
3
Remunerative
4
5
6
Normative
7
8
9
Tabelle 9."
Die O r g a n i s a t i o n s t y p o l o g i e von Etzioni 8~
74 Nach Etzioni (1961), S. 9, beschreiben Entfremdung und Commitment [entgegen der Interpretation beispielsweise von O'Reilly/Chatman (1986), S. 493,497] keine unabhfingigen Dimensionen des Involvements, sondern zum einen die negative und zum anderen die positive Auspragung auf einem entsprechenden Kontinuum. 75 Vgl. Etzioni (1964), S. 60; Etzioni (1965), S. 651. 76 So Etzioni (1961), S. 9-11. 77 Vgl. Etzioni (1961), S. 12-14. 78 Siehe auch bereits Etzioni (1961), S. 13 f.; Etzioni (1964), S. 60 f.; Etzioni (1965), S. 652. 79 Vgl. Etzioni (1961), S. 27, 31, 40. An anderer Stelle werden diese Designationen ausschlieBlich auf die Art der Einflussnahme zurOckgeftihrt: ,,three kinds of organizational structures which have been distinguished according to the kinds of control applied." [Etzioni (1965), S. 655]. 80 Vgl. Etzioni (1961), S. 12.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
b' Anschlussfragen Die Organisationstypologie von Etzioni hat viel Beachtung und allerdings ebenso Kritik erfahren 8~. Ft~r die vorgegebene Zwecksetzung, Organisationstypen herzuleiten, m a g sie tats~chlich wenig aussagekr~.fiig sein 82, da Struktur- und Z i e l m e r k m a l e der Organisation unzureichend abgegrenzt sind 83. Differenzen zwischen den Typen lassen sich daher im Wesentlichen nur feststellen, nicht aber erklfiren, wenn einerseits unterschiedliche Ziele Strukturunterschiede begrfinden und a u f der anderen Seite genauso v o n d e r Struktur a u f die Zielsetzungen einer Organisation geschlossen werden kann 84. Die anhaltende Bedeutung der Einteilung folgt vielmehr aus d e m zentralen Stellenwert, welcher der Variable Compliance zugemessen wird 85. Die generell angestrebte Normkonformitfit lfisst sich d e m n a c h prinzipiell auf unterschiedliche Weisen der Einflussnahme erreichen. Dadurch, dass Compliance in den Zusamm e n h a n g von organisationaler Einflussnahme und Involvement der Adressaten gestellt wird, gelingt es zum anderen, die beiden Ebenen der Organisation insgesamt und ihrer individuellen Mitglieder zu verbinden86. Ungekl~.rt wird hingegen belassen, wie diese Verbindung im Detail begr~ndet ist. Wichtige Fragen zur zweckm~,ffigen Ausgestaltung der N o r m i m p l e m e n t i e r u n g mfissen deshalb auf dieser Grundlage often bleiben.
81 Vgl. z. B. Rushing (1966), S. 427 Fn. 8; Burns (1967), S. 119-121; Hall~Haas~Johnson (1967), insb. S. 137 f.; Fox (1971), insb. S. 31, 34; Perrow (1972), S. 164 f.; Silverman (1972), S. 23 f.; Burrell/Morgan (1979), S. 211 f.; Clegg/Dunkerley (1980), S. 149-153; Johnson~Gill (1993), S. 138; Wiendieck (1994), S. 23 f.; Hall (1996), S. 38 f. 82 Siehe z. B. Burns (1967), S. 121: ,,exercise in higher tautology", sowie dezidiert zur Zwangsorganisation am Beispiel des Gef~,ngnisses Perrow (1972), S. 164, wonach der Einsatz der Zwangsmacht ,,leads him [Etzioni, T. T.] to predict that such organizations as prisons, which use )>coercive<<power, will have the structural attribute of alienated participant involvement, will exhibit goals of internal order, and will represent a type of organization he calls >>coercive.<<We have not learned much about prisons from this exercise that we did not already know. Prisoners are coerced in coercive organizations by coercive power and do not like it.". 83 Vgl. generell Perrow (1972), S. 165: ,,an adequate typology should be based upon organizational characteristics that are conceptually independent of either goals or structure.", sowie speziell Clegg/Dunkerley (1980), S. 149: ,,It is in terms of establishing relationships between compliance and organization structure, goalsand effectiveness that the typology is suspect.". 84 Siehe nur Etzioni (1961), S. 71: ,,Organizations that have similar compliance structures tend to have similar goals, and organizations that have similar goals tend to have similar compliance structures". 85 Vgl. Etzioni (1961), S. xv: ,,We have chosen the nature of compliance in the organization as the basis for classification.", und entsprechend z. B. Burns (1967), S. 120: ,,For Etzioni this major principle [according to which the major species of organizations are defined, T. T.] is compliance"; Hall~Haas~Johnson (1967), S. 120: ,,The Etzioni classification uses compliance as the typological basis."; Gray~Roberts-Gray (1979), S. 579; Clegg/Dunkerley (1980), S. 145 Herv. im Original: ,,The key variable or criterion that Etzioni selects for the development of his typology is that of compliance.", oder Hall (1996), S. 38 Herv. im Original: ,,Etzioni ... attempted to classify organizations on the basis of a single principle .... Etzioni uses compliance as the basis for his system.". 86 Vgl. Etzioni (1961), S. xv: ,,Compliance is a relationship consisting of the power employed by the superiors to control subordinates and the orientation of the subordinates to this power. Thus, the study combines a structural and a motivational aspect: structural, since we are concerned with the kinds and distribution of power in organizations; motivational, since we are concerned with the differential commitments of actors to organizations (as units which exercise power over them).".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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Zieht man die am Ende des vorangegangenen Abschnitts aufgeftihrten Fragestellungen nach den Kontrollarten sowie nach ihren Anforderungen, Wirkungen und den daraus folgenden Vor- und Nachteilen heran 87, so ist die vorgenommene Einteilung far die Zwecke der vorliegenden Untersuchung zungchst insoweit nur begrenzt relevant, als sie nicht nur Unternehmen betrachtet, sondern auf Organisationen im institutionellen Sinne ausgedehnt ist. Schon aus diesem Grunde - und unabh~ingig v o n d e r Eignung zur Durchsetzung nicht beliebiger, sondern moralisch relevanter N o r m e n - mtissen die Oberlegungen zur Zwangsmacht ausgeklammert bleiben. Unternehmen werden vereinzelt zwar durchaus als Institutionen geschm~iht, ^
^
in denen Repressionen an der Tagesordnung seien ~. Zudem hat beispielsweise T h o m p s o n fern der kritischen Organisationstheorie darauf hingewiesen, dass Unternehmen zur Erreichung ihrer Ziele auch Zwangsmagnahmen einsetzen 89. Mit dieser Feststellung kann jedoch offenbar kein Zwang in der ausdrticklich physischen Bedeutung gemeint sein 9~ wie sie in der gezeigten Organisationstypologie herausgestellt wird. Der institutionelle Organisationsbegriff f'tihrt allerdings nicht lediglich dazu, dass der Blick aus Sicht der vorliegenden Untersuchung unn6tig breit angelegt ist. Gewichtiger ist vielmehr, dass dadurch in der Folge Variabilit~iten, die far die hier behandelte Thematik beachtlich erscheinen, ausgeblendet bleiben. Bei Unternehmen handelt es sich nach Etzioni um utilitaristische Organisationen 91. Sie kommen diesem Typ im Regelfall fraglos am n~ichsten92. Gleichwohl werden in Unternehmen regelm~il3ig zumindest auch Mal3nahmen der normativen Beeinflussung eingesetzt 93. Wenn die Einordnung derartige Variationen unberticksichtigt belassen muss, werden dadurch Unterschiede zwischen Unternehmen und innerhalb dieses Organisationstyps in einer Weise eingeebnet, die in der Konsequenz eine Unterscheidung unterschiedlicher Arten der Kodeximplementierung ausschlieBt. Dieser nivellierende Effekt der Typologie wird durch die dynamische Kongruenzhypothese noch verst~irkt, da demnach Organisationen, die wie Unternehmen tiberwiegend remunerative Einflussnahmen austiben, auf lange Sicht tiber Mitglieder verftigen, deren Engagement auf Kalkulation beruht. Eine solche Konvergenz ist in dieser Generalitat empirisch widerlegbar, da es bekanntermaBen auch Organisationen
87 Siehe oben, S. 371 der vorliegenden Arbeit. 88 Siehe insbesondere ~r die entsprechenden Beitrtige der kritischen Organisationstheorie Jermier (1998), S. 246: ,,organizations continue to rely heavily on more conventional forms of control, including coercion.", sowie als einfiihrenden Oberblick zu dieser Richtung z. B. Burrell/Morgan (1979), insb. S. 310-325; Pfeffer (1997), S. 177-188; Scott (2003), S. 320 f. 89 Thompson (1967), S. viii: ,,instrumental organizations which induce or coerce participation". In diesem Sinne auch Adler/Borys (1996), S. 62: ,,The coercive function of bureaucracy is highlighted if one assumes that all
organization is essentially coercive because organization entails an abrogation of individual autonomy.". 9o Vgl. nochmais Etzioni (1961), S. 5; Etzioni (1964), S. 59; Etzioni (1965), S. 651. 91 Vgl. Etzioni (1961), S. 31, 66 f.; Etzioni (1964), S. 60; Etzioni (1965), S. 652. 92 Siehe auch die Studie von Hall~Haas~Johnson (1967), insb. S. 121. 93 Vgl. z. B. Laufer/Robertson (1997), S. 1039.
376
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
inkongruenten Typs gibt, die sich im Zeitablauf als ~iufSerst stabil erwiesen haben 94. Diese inkongruenten Typen stOren d i e - ohnehin idealisierende 95 - Einteilung umso mehr, als ihr (zu) wenig Anstrengungen zur Erkl/arung darfiber zugrunde liegen, wann (unter welchen Bedingungen) und warum (aus welchen Grtinden) eine Organisation jeweils fiber die typenbildende Merkmalskombination verf'tigt. In Hinblick auf die Anforderungen der unterschiedenen Kontrollarten lassen sich lediglich die (kaum weiterfiahrenden) Hinweise entnehmen, dass die zur Austibung der jeweiligen Einflussnahme notwendigen Voraussetzungen gegeben sein mtissen. So mtissen Zwangsorganisationen entsprechend legitimiert sein, ihre Normen durch physischen Zwang durchsetzen zu dtirfen. Den M6glichkeiten zur renumerativen Einflussnahme hingegen sind durch die wirtschaftliche Lage des Unternehmens Grenzen gesetzt 96. Demgem~if5 k6nnen beispielsweise rechtlJ.che Regulierungen und 6konomische Randbedingungen den Einsatz von Gewalt bzw. Geld unterbinden 97. Stehen indes mehrere Arten der Einflussnahme faktisch zur Auswahl, was wie aus der Machttheorie hinl~nglich bekannt i s t - keine Seltenheit darstellt 98, so kann die
-
Selektion nicht auf der Basis dieses Ansatzes fundiert werden, sofern sich nicht bereits aus dem Zielsystem des Unternehmens eine bestimmte Compliance-Struktur ergibt. Die Beziehung zwischen der Art der organisationalen Einflussnahme und dem jeweiligen Involvement der individuellen Akteure wird ex aequo gesetzt, ohne die anzunehmenden Wirkungsmechanismen n~iher auszuleuchten. Es mag plausibel sein, dass Zwangsmal3nahmen zu Entfremdungserscheinungen, Remunerationen zu kalkuliertem Engagement und normative Einflussnahmen schliefSlich das vergleichsweise st~irkste Commitment nach sich ziehen [siehe Pfeil (1) in Abbildung 13]. Ohne detailliertere Einsichten in die zugrunde liegenden Wirkungsmechanismen bleibt jedoch auch die umgekehrte Kausalit~it vertretbar, die das jeweilige Involvement der Mitarbeiter zum Ausgangspunkt nimmt und entsprechend als Voraussetzung ftir den erfolgversprechenden Einsatz der betreffenden Kontrollart modelliert [Pfeil (2) in Abbildung 13] 99. Es k6nnte daher stattdessen durchaus die entgegengesetzte Relation zutreffen, dass man entfremdete Mitarbeiter nur durch Zwang, kalkulierende durch Remunerationen und normativ gebundene durch Oberzeugung zur Normbefolgung bewegen kann.
94 Vgl. z. B. Clegg/Dunkerley (1980), S. 148, die Beispiele fiir die sechs inkongruenten Typen nennen. 95 Siehe mit Blick auf die Zwangsorganisationz. B. Tyler/Huo (2002), S. 13: ,,Even in highly coercive environments, such as prisons, the authorities need and depend on the cooperation of those they seek to control". 96 Hinsichtlich der normativen Einflussnahmen enth~ilt sich Etzioni (1965), S. 652, einer fihnlichen Einsch~itzung: ,,The environmental conditions affecting an organization's identitive power are less clear.". Siehe auch Etzioni (1964), S. 74. 97
Vgl. Etzioni (1964), S. 73 f.; Etzioni (1965), S. 652.
98 Vgl. nur French~Raven (1959), S. 155. 99 Siehe dazu bereits Rushing (1966), S. 427 Fn. 8: ,,it appears that in Etzioni's framework, involvementmay be a dependent variable, an independent variable, or interdependent with organizational control structure".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
377
Organisation
Art der "[ Einflussnahme
Person
(l)
.I 1
Art des Involvements
(2)
Abbildung 13: Direkte Wirkungszusammenhdinge zwischen Einflussnahme und Involvement
Beachtenswert ist dabei schlieBlich weiterhin, dass die Art des korrespondierenden Engagements keineswegs als ein Grund angesehen wird, um eine bestimmte Kontrollart als vorzugswiardig auszuzeichnen l~176 Diese Zurtickhaltung 1/asst sich wiederum auf den weitreichenden Organisationsbegriff und den weitgehenden Zielimperativ zurtickftihren, da auch bei einer starker gestaltungsorientierten Sichtweise kaum in den Sinn k/ame, in Geftingnissen, Unternehmen oder Kirchen beliebige Auspr~igungen der Involvement-Dimension anstreben oder erwarten zu dtirfen. Compliance 1/asst sich zusammengefasst bei ganz unterschiedlichem Engagement der Organisationsmitglieder erreichen. Unterschiede bei der Normbefolgung in Abh~_ngigkeit verschiedener Arten des Involvements werden hingegen nicht analysiert. Es verbietet sich demgem~iB beispielsweise der Schluss, dass normatives Involvement generell eine gr/513ere Normeffektivitat verspricht, obwohl dies in mancher Hinsicht zwar nahe liegen mag und in den zielbestimmten Ausftihrungen zur Reichweite organisationaler Normen in gewisser Weise angedeutet wird l~ Um die Unterscheidung der for Unternehmen zur Auswahl stehenden Arten der Einflussnahme gestaltungswirksam werden zu lassen, sind diese Oberlegungen als solche indes nur begrenzt geeignet, solange sie nicht durch Kenntnisse tiber die Wirkungszusammenh/ange erg~inzt werden. Dieser Ergfinzungsbedarf ergibt sich zudem daraus, dass bei s~imtlichen Einflussarten einschlie61ich der normativen nur extrinische Motivationswirkungen in den Blick genommen werden. Die normative Beeinflussung unterscheidet sich v o n d e r remunerativen daher nur insoweit, als an die Stelle materieller Anreize immaterielle, symboli-
~o0 Vgl. auch Etzioni (1961), S. xvi: ,,none [of the three kinds of control, T. T.] has an a priori superiority, nor is there one which, as a rule, is the most powerful.". ~0~ Vgl. Etzioni (1964), S. 68: ,,In general, the more pervasive an organization is, the greater the efforts required to maintain effective control. Highly pervasive organizations, especially those, that set norms for activities carried on outside the organization, almost inevitably have to stress normative control over their extraorganizational behavior. Low pervasiveness, on the other hand, can be enforced by any of the three types of means or combinations thereof, especially if the norms enforced are those which require mainly visible conformity (e.g., attendance), and little ~invisible~ conformity (e.g., sense of responsibility).". Siehe auch Etzioni (1961), insb. S. 171 f.; Etzioni (1965), insb. S. 669 f.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
sche treten. Wenngleich der Ansatz somit eine Brticke zwischen Organisation und Person geschlagen hat, so bleibt sein Blick dennoch strukturgepr~igt und f'tir personale Variationsmtiglichkeiten ltickenhaft. Die Lticken sind durch st~irker psychologisch orientierte Beitr~ige auszufallen, zu denen die Theorie von Kelman zu rechnen ist.
bb) Die soziale Einflusstheorie von Kelman a'
Compliance, Identifizierung und Internalisierung Bei der Einflusstheorie Kelmans handelt es sich um einen origin~ir sozialpsychologischen
Beitrag, der ftir organisatorische Einflussnahmen fraglos relevant ~~ und innerhalb organisationstheoretischer Arbeiten wiederholt aufgegriffen worden ist 1~ Kelman unterscheidet drei Arten oder Prozesse der sozialen Einflussnahme, mit denen ein Akteur zur Durchftihrung der geforderten Handlungsweise (das heiBt: zur Normbefolgung) gebracht wird, und bezeichnet diese als Compliance, Identifizierung und Internalisierung 1~ Compliance liegt dann vor, wenn die beeinflusste Person der Norm folgt, um (von einer anderen Person oder Gruppe bzw. durch das Unternehmen) belohnt zu werden oder um Bestrafungen zu vermeiden. Identifizierung ist an eine bestimmte Rollenvorstellung gebunden. Die Norm wird befolgt, da und soweit der Akteur davon ausgeht, dass dieses Gebaren dem Rollenbild entspricht, das er ftir sich beansprucht. Die Einhaltung der Norm ist demnach in beiden Ffillen instrumentalistisch begrtindet. Allerdings wird im Falle der Identifizierung die Akzeptanz der Norm durch den Akteur nicht nur 6ffentlich verktindet, sondern auch ,privat' vollzogen ~~ Die Normbefolgung setzt daher nicht mehr die Beobachtbarkeit der entsprechenden Handlung voraus, wohl aber die Relevanz ftir die angestrebte Rolle. Internalisierung schlieBlich markiert den Prozess, bei dem Normen deshalb eingehalten werden, weil ihre Gebote mit den Wertvorstellungen des Adressaten in Einklang stehen. Es sind mithin nicht mehr nur die sozialen Effekte oder der Akt der Normkonformit~it als solcher, sondern die 15berzeugung tiber die Richtigkeit oder Wtinschbarkeit der normierten Handlungsweise, die den Akteur zur Befolgung der Norm veranlassen und dieses Gebaren als intrinsisch begrtindet erscheinen lassen. Demselben Verhalten (hier: der Befolgung einer bestimmten Norm) k6nnen demnach sehr unterschiedliche Prozesse zugrunde liegen, die erklaren, warum der Akteur die gebotene Handlungsweise ergreift. Das besondere Verdienst liegt dabei weniger in der Unterscheidung
102 Vgl. explizit Kelman/Hamilton (1989), S. 88. 103 Vgl. z. B. Brockner/Tyler/Cooper-Schneider (1992), S. 244, oder Johnson~Gill (1993), S. 34-36 m. w. N. 104 Vgl. hierzu und zum Folgenden Kelman (1958), S. 53; Kelman (1961), S. 62-66; Kelman/Hamilton (1989), S. 103-109. ~05 Diese Unterscheidung hat die Auseinandersetzung Kelmans mit den Prozessen der Beeinflussung und der Nachhaltigkeit korrespondierender Verhaltensfinderungen besonders motiviert. Siehe zu der entsprechenden Ausgangsfrage z. B. Kelman (1958), S. 51: ,,did the communication produce public conformity without private acceptance, or did it produce public conformity coupled with private acceptance?".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
379
dieser drei Arten, die sich in ~mlicher Form und mit teilweise abweichenden Abstufungen h~iufiger in der Literatur finden lassenl~
Hervorzuheben ist vielmehr, dass ftir diese drei Pro-
zesse der Einflussnahme jeweils ihre Voraussetzungen und Konsequenzen detaillierter diskutiert werden (Tabelle 10) 1~ MaBnahmen zur Normdurchsetzung haben d e m g e m ~ einerseits zu beachten, dass ihre Erfolgswahrscheinlichkeit davon abh~ingt, woran die Wichtigkeit der gebotenen Handlungsweise bemessen wird, worauf die vorgenommene Einflussnahme grtindet und wodurch dem normierten Gebaren zur Verbreitung verholfen werden soil. Die Differenzierung der Prozesse anhand dieser drei Merkmale erfolgt qualitativl~
Quantitative Unter-
scheidungen bleiben davon unbenommen, sodass Compliance, Identifizierung und Intemalisierung jeweils mehr oder weniger wahrscheinlich sind, wenn die gebotene Handlungsweise beispielsweise (aus Sicht des Akteurs for die angestrebten sozialen Effekte, die soziale Verankerung des aktivierten Rollenverhaltens bzw. die gewianschte Wertekongruenz) als mehr oder weniger wichtig erscheint. Com pliance
Identification
Internalization
Concernwith social effect of behavior
Concern with social anchorage of behavior
Concernwith value congruenceof behavior
Means control
Attractiveness
Credibility
Delineation of role requirements
Reorganizationof means-ends framework
Antecedents:
1. Basis for the importance of the induction
2. Source of power of the influencing agent
3. Manner of achieving prepo- Limitationof choice tency of the induced rebehavior sponse
Consequents:
1. Conditions of performance Surveillanceby influenc- Salience of relationship Relevanceof values to of induced response ing agent to agent issues 2. Conditions of change and extinction of induced response
Changedperception of conditionsfor social rewards
Changed perception of Changedperception of conditions for satisfying conditionsfor value self-defining relation- maximization ships
3. Type of behavior system in which induced response is embedded
Extemaldemands of a specificsetting
Expectations defining a specific role
Person's value system
Tabelle 10: Prozesse der Einflussnahme nach Kelman 1~
106 Vgl. bereits die entsprechenden Hinweise bei Kelman (1958), S. 53 Fn. 3. 107 Vgl. im Einzeinen Kelman (1961), S. 66-71, sowie Kelman/Hamilton (1989), S. 110-112, und auch bereits Kelman (1958), S. 53 f. 108 Vgl. Kelman (1961), S. 66. 109 Vgl. Kelman (1961), S. 67, und ebenso Kelman/Hamilton (1989), S. 111.
380
. . . . .
Ethik-Kodizes als unternehmensethischeslmplementierungsinstrument
Auf der anderen Seite gehen die drei Prozesse mit entsprechend unterschiedlichen (und wiederum anhand qualitativer, nicht quantitativer Merkmalsauspr~igungen unterschiedenen) Konsequenzen einher ~l~ Erfolgreiche Beeinflussungen ziehen zwar zun~ichst naturgem/il3 nach sich, dass die korrespondierende Norm befolgt wird. Die Reaktion des Adressaten und seine Haltung zur Normbefolgung ist allerdings in Abh~ingigkeit davon verschieden, ob die Einflussnahme in Form von entweder Compliance, Identifizierung oder aber Internalisierung erfolgt. Die Aufrechterhaltung der Normtibereinstimmung verlangt dann, dass die Einhaltung der gebotenen Handlung entweder zu fiberwachen, ftir die angestrebte Rolle zentral oder den Wertvorstellungen des Akteurs dienstbar ist. Zudem resultieren entsprechende Unterschiede in Hinblick darauf, wie sich die Verbreitung der Normeinhaltung variieren lfisst und wo die Normeinhaltung im Verhaltenssystem des Akteurs verankert ist (Tabelle 10).
b' Bewertung Die Theorie von Kelman hat sich ihre Aktualit/~t bewahrt. Sie ruht auf einem empirischen Fundament ill und hat im Laufe der Zeit weitere empirische Studien nach sich gezogen, die zu ihrer Bew/~hrung beitragen 1~2. Kelman unterscheidet nicht nur drei Prozesse der Einflussnahme, sondern diskutiert dar~ber hinaus deren Anforderungen und Konsequenzen. Die Erl/~uterungen erlauben Erkl/~rungen des Erfolgs von praktischen Versuchen der Einflussnahme. Der Ansatz ist daher ffir die an dieser Stelle betrachtete Thematik einerseits sehr wertvoll. Auf der anderen Seite sind gleichwohl zumindest drei Aspekte anzusprechen, die sich in diesem entsprechend fokussierten Lichte etwas ,schattiger' pr~isentieren. Die Weiterungen betreffen zum ersten die vorgeschlagene Unterscheidung der drei Prozesse, zweitens die vorgenommene Differenzierung von Anforderungen und Konsequenzen sowie drittens die voraussichtliche Eignung des Ansatzes zur Entwicklung von Gestaltungsempfehlungen. Zun/~chst wirft die Dreiteilung in Compliance, Identifizierung und Internalisierung die Frage auf, ob und inwieweit diese Unterscheidung relevant und treffgenau ist. Ursprtinglich hatte Kelman lediglich zwischen r
Konformitfit und privater Akzeptanz der Einfluss-
nahme differenziert 113. Die Bedeutsamkeit dieser Gegenfiberstellung ist unbestritten 114; sie erschien Kelman indes (noch) zu grob, um prominente Ph~inomene der Einflussnahme ad/~quat erfassen zu k6nnen 1~5. Ffir den unternehmerischen Kontext sind die Beispiele gleichwohl kaum relevant, mit denen die Notwendigkeit einer feineren Einteilung belegt wird. Dies gilt i!0 Vgl. Kelman (1961), S. 69. 111 Vgl. Kelman (1958), S. 53. 112 Vgl. Kelman (1961), S. 71-77, und exemplarisch die vielzitierte Studie yon O'Reilly/Chatman(1986), insb. S. 497, sowie ~r weitere Nachweise Eagly/Chaiken (1993), S. 640. if3 Vgl. Kelman (1961), S. 61. 114 Siehe auch bereits Festinger (1953), S. 233. 115 Vgl. Kelman (1961), S. 61 f.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
381
sowohl f'tir die Gehimwaschen, die Gefangene in China durch das kommunistische Regime fiber sich ergehen lassen mussten 116, als auch f'tir den (zweifelsfrei ebenso bemerkenswerten wie prominenten) Fall der Patricia Hearst, die von einer terroristischen Vereinigung entf'tihrt, im Untergrund selbst zur Terroristin wurde, aber nach ihrer Verhaftung den subversiven Bestrebungen entsagte und zu ihrer vorherigen Identit/at z u ~ c k f a n d liT. Wenngleich zutreffen mag, dass derartige MaBnahmen einer ,erzwungenen Persuasion '~18 nicht in das zweigeteilte Schema passen 119, so macht dieser Mangel dennoch nicht bereits eine feinere Untergliederung notwendig, da die erforderliche Allgemeinheit des Modells insofern grundlegend begrenzt ist, als nur solche Einflussnahmen zu erfassen sind, die in Unternehmen verbreitet sind oder werden k6nnen. Hinzu kommt, dass eine differenziertere Einteilung naturgem/~B auch gr6Bere Abgrenzungsprobleme mit sich bringt 12~ Diese Schwierigkeiten miJssen keineswegs untiberwindbar sein. Bei gegebener, durch die Anwendungsthematik bestimmter Allgemeinheit konkurriert die Genauigkeit der Systematik jedoch mit ihrer Einfachheit l~l. Die Abw/agung der konfligierenden Kriterien hat zu beriacksichtigen, dass die Einteilung ohnehin idealtypischer Natur ist 122 und reale Einflussnahmen den Prozessen daher zum einen (nur) mehr oder weniger deutlich entsprechen (k6nnen) 123. Zum anderen ist im Extrem sogar eine solche 13berlagerung der
116 Vgl. Kelman (1961), S. 62, und dazu ausftihrlich Schein/Schneier/Barker (1961), die darauf hinweisen, dass der Ausdruck Gehirnwfische von dem chinesischen ,,Hsi Nao" abstammt und in diesem Zusammenhang definiert ist als ,,the idea of washing away the vestiges of the old system (literally))cleansing the mind~0 in the process of being re-educated to assume one's place in the new Communist society." [Schein/Schneier/Barker (1961), S. 16]. !17 Vgl. Kelman/Hamilton (1989), S. 105, und zu diesem Fallbeispiel auch Smith (1982), S. 21-23; Eagly/ Chaiken (1993), S. 573. ~18 Siehe Kelman/Hamilton (1989), S. 105 im Original kursiv: ,,coercive persuasion" mit Verweis auf Schein/Schneier/Barker (1961), die diesen Begriff eingefi~hrt haben [vgl. Schein/Schneier/Barker (1961), insb. S. 9]. 1~9 So Kelman/Hamilton (1989), S. 105: ,,It [coercive persuasion, T. T.] represents more than public conformity designed to placate the interrogator, but less than private acceptance of new beliefs in the sense of stable integration into the person's own value structure.". ~20 Siehe dazu auch Kelman (1961), S. 73: ,,Since both of these processes [i.e., identification and internalization, T. T.], presumably, produce changes in ))private belief,~ it is difficult to pin down the distinction between opinions based on them.", sowie zur Unterscheidung zwischen ldentifikation und Compliance z. B. Kiesler/ Collins~Miller (1969), insb. S. 332. ~21 Siehe zu den generellen Anforderungen an die Theoriebildung und ihrem Zusammenhang auch nochmals Weick (1995), S. 55. 122 Siehe explizit Kelman/Hamilton (1989), S. 104: ,,The three processes will be characterized as ideal types in order to clarify their qualitative differences, although we do not see these processes as mutually exclusive.". ~23 Vgl. Kelman (1961), S. 66: ,,It should be stressed that the three processes are not mutually exclusive. While they have been defined in terms of pure cases, they do not generally occur in pure form in real-life situations. The examples that have been given are, at best, situations in which a particular process predominates and determines the central features of the interaction.", sowie ebenso Kelman/Hamilton (1989), S. 109: ,,Compliance, identification, and internalization are not mutually exclusive. Although we have defined them as ideal types, they do not generally appear in pure form in real-life situations.".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Prozesse m6glich, dass Einflussnahmen gleichzeitig als Compliance, Identifizierung wie auch Internalisierung zu bezeichnen sind 124. In Hinblick auf die Unterscheidung zwischen Anforderungen und Konsequenzen ist zu konzedieren, dass ihre Differenzierung regelm~il3ig modellabh~ingig und insofern variierbar ist. Die Einflusstheorie sieht sich jedoch im Besonderen dem V o r w u r f ausgesetzt, dass die Zusammenh~inge im Einzelnen weniger Wirkungsmechanismen, als vielmehr Begriffsfestlegungen folgen~25. So r~iumt K e l m a n selbst ein, dass die qualitativen Unterschiede bei der Beurteilung der Wichtigkeit vorgenommener Einflussnahmen im Wesentlichen bereits durch die Charakterisierung der drei Prozesse festgelegt sind ~26. Den Hypothesen fiber die Beziehungen zwischen den Variablen haftet daher mitunter - trotz der empirischen Basis - etwas beinahe Tautologisches an: Internalisierung liegt vor, wenn die Norm deshalb befolgt wird, weil sie mit dem Wertesystem des Akteurs kongruiert. Dies setzt voraus, dass der Akteur die Norm danach bewertet, ob und inwieweit das geforderte Verhalten seinen Wertvorstellungen entspricht. Eine N o r m wird demzufolge eben nur dann und in den Situationen eingehalten, wenn die gebotene Handlung sich aus der Sicht des Wertesystems des Akteurs als bedeutsam erweist 127. Schlief31ich ist festzustellen, dass der Ansatz zun~ichst vor allem theoretisch interessiert ist. Es geht darum zu erklaren, warum und inwieweit Akte der Einflussnahme bewirken, dass Verhaltensanderungen stattfinden. Im Zusammenspiel mit dem zuvor genannten Einwand einer begriffsdominierten Sichtweise ist die Ableitung praktikabler Gestaltungsempfehlungen daher keineswegs eindeutig vorgezeichnet. Ftir unternehmensbezogene Anwendungen ist sie umso komplizierter, als insbesondere Pers~3nlichkeitsmerkmale relevant werden, die individuell sehr verschieden und als ~iul3erst idiosynkratisch anzusehen sind ~28. Dies lfisst die Nutzbarmachung abermals nicht prinzipiell unm6glich werden. Eine Anwendung erfordert allerdings eine Abstraktion von zu speziellen Konstellationen und eine Fokussierung der Variab-
124 Vgl. Kelman/Hamilton (1989), S. 105: ,,All three of the processes may also be engaged simultaneously around the same issue. For example, many of the Americans who were induced to buy war bonds during World War II may have been responding, at one and the same time, to social pressure and the threat of disapproval, to the desire to live up to the expectations of the citizenship role and their self-images a s good citizens, and to the conviction that the action was necessary for the welfare of the country and the promotion of the patriotic values to which they were personally committed.". 125 Siehe auch Kiesler/Collins/Miller (1969), S. 338: ,,at worst, it [Kelman's work] is a set of three definitions!". 126 Vgl. Kelman (1961), S. 67: ,,The differences between the three processes in this respect [i.e., the basis for the importance of the induction, T. T.] are implicit in the description of the processes given above". 127 Siehe dazu auch nochmals die zusammenfassende Kennzeichnung der Unterscheidungen in Tabelle 10 auf S. 379 der vorliegenden Arbeit. 128 Siehe z. B. fiar die (Norm-)Internalisierung Kelman/Hamilton (1989), S. 107: ,,The combination and organization of any person's values, however, are idiosyncratic to that person.", sowie generell ebd., S. 87: ,,It should be noted that persuasiveness ... depends on the person's preferences. That is, the situation, the influencing agent, and the specific recommendation are each persuasive insofar as the person perceives them as conducive to his preferred outcomes.".
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Ethik-Kodizes ais unternehmensethisches Implementierungsinstrument
In Hinblick auf die informationalen Anforderungen ergibt sich demgegentiber eine umgekehrte Ordnung der Kontrolltypen ~34. Preise als Koordinationsmechanismus des Marktes stellen danach die weitreichendsten und die Traditionen des Clans die bescheidensten Informationsansprtiche. Wenngleich often gelassen wird, was genau unter diesen Informationserfordernissen zu verstehen ist 135, muss damit gemeint sein, inwieweit bei den verschiedenen Kontrollmechanismen eine (explizite) Festlegung der relevanten Handlungsparameter (das heiBt: Preise, Regeln und Traditionen 136) im Vorhinein notwendig ist. Die Bestimmung von (perfekten) Preisen durch Angebot und Nachfrage stellt bekanntermal3en/aufSerst hohe Anforderungen an die Informationseffizienz des Marktes 137. In Btirokratien mtissen Verhaltensregeln formuliert werden, die ex ante mOglichst weitgehende Handlungsstrukturierungen vorzunehmen haben, sodass autorisierte Vorgesetzte ausschlieBlich bei Unvorhergesehenem erg~inzend eingreifen mtissen. Die Traditionen des Clans hingegen k6nnen sehr reichhaltige Handlungsinformationen bereithalten, ohne dass diese ausdrticklich spezifiziert worden und einem AuBenstehenden oder neuen Clan-Mitglied unmittelbar ersichtlich sind. Gesonderte Anstrengungen zur geplanten Koordination sind entbehrlich, sofern gemeinsame Werte und l]berzeugungen ftir eine ausreichende Abstimmung der einzelnen Leistungen sorgen. Die Vorherrschafi btirokratischer Kontrollmechanismen in Organisationen ~38 l~isst sich auf dieser Grundlage dadurch erkl/aren, dass sie sowohl hinsichtlich der sozialen als auch der informationalen Erfordernisse nur mittlere und demnach noch vergleichsweise einfach realisierbare bzw. hfiufig realisierte Ansprtiche stellen 139. Marktliche Kontrollen, die sich innerhalb des Unternehmens durch eine zielbezogene Steuerung ann~ihern lassen, verlangen eine hinreichend genaue Messbarkeit der einzelnen Leistungsbeitr~ige, die dann entsprechend abgegolten (das heiBt in Unternehmen: entlohnt) werden k6nnen. Die Koordination kann somit bei gegebenen und durchaus individuell orientierten Zielsetzungen erfolgen und setzt keine weiteren
134 Vgl. Ouchi (1979), S. 838; Ouchi (1980), S. 138 f. 135 Anders als bei den sozialen Anforderungen -,,that set of agreements between people which, as a bare minimum, is necessary for a form of control to be employed" [Ouchi (1979), S. 837, siehe auch Ouchi (1980), S. 137] - enthfilt sich Ouchi (1979) hier einer praziseren Definition. 136 So auch Ouchi (1980), S. 138. 137 Vollstandig effiziente Mfirkte sind in realiter ohnehin die Ausnahme. Preisliche Koordinationen stoBen daher umso mehr an ihre Grenzen, als sie (in Form von Verrechnungspreisen) zu intraorganisationalen Abstimmungen herangezogen werden [siehe dazu als Uberblick z. B. Frese (2000), S. 219-231 m. w. N.]. 138 Vgl. dazu auch Perrow (1972), insb. S. 175; Meyer~Stevenson~Webster (1985), S. 1 und passim; Jackall (1988), S. 3; Marsden/Cook/Knoke (1994), S. 898 f.; Adler/Borys (1996), S. 61. ~39 Siehe Ouchi (1979), S. 840: ,,If the price requirements of a Market cannot be met and if the social conditions of the Clan are impossible to achieve, then the Bureaucratic mechanism becomes the preferred method of control. In a sense, the Market is like the trout and the Clan like the salmon, each a beautiful, highlyspecialized species which requires uncommon conditions for its survival. In comparison, the bureaucratic method of control is the catfish - clumsy, ugly, but able to live in the widest possible range of environments and, ultimately, the dominant species. The bureaucratic mode of control can withstand high rates of turnover, a high degree of heterogeneity, and it does not have very demanding informational needs.".
GestaitungsdimensionenuntemehmensethischerKodizes
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Anforderungen an die Auswahl geeigneter Organisationsmitglieder. Im Unterschied dazu muss der Clan seine Mitglieder sorgf~iltigst selektieren und aufwendig sozialisieren, damit die gegenseitige Kontrolle mittels gemeinsamer Wertvorstellungen wirksam werden kann. Anders als bei marktlichen Kontrollen w ~ e eine hohe Fluktuationsrate aufgrund der Kosten f'tir Selektion und Sozialisation verheerend. Die Btirokratie kann hingegen einerseits selektiver sein, muss auf der anderen Seite indes keine Zielharmonie unterstellen, da sie formale Uberwachungen der Normeinhaltung vorsieht und damit auf eine effiziente Leistungserstellung hinwirkt. Mit den sozialen Anforderungen ist bereits aufgezeigt worden, dass die verschiedenen Kontrollarten unterschiedlich weitreichende soziale Bindungen innerhalb des Unternehmens voraussetzen. Ohne detaillierte Betrachtungen der anzunehmenden psychologischen Wirkungszusammenh/ange wird zudem die umgekehrte Kausalit~it unterstellt, wonach unterschiedliche MaBnahmen und Arten der Kontrolle auf der individuellen Ebene der einzelnen Unternehmensmitarbeiter in mehr oder weniger Commitment mit oder Entfremdung von dem Untemehmen und seinen Zielsetzungen resultiert 14~ Die verschiedenen Kontrollarten setzen also einerseits ein bestimmtes Involvement der Organisationsmitglieder voraus. Auf der anderen Seite beeinflusst gleichzeitig die jeweils pr/avalierende Kontrollart, welches Engagement der Untemehmensmitarbeiter zu erwarten ist TM . Unter Bezugnahme auf die drei Arten von Einflussnahmen und dem korrespondierenden Commitment, die K e l m a n eingef'tihrt hat ~42, das heifSt: Internalisierung, Identifizierung und Compliance, erkl~irt Ouchi, dass marktliche Kontrollen Intemalisierung erfordem 143. Dies kann auf M~kten insoweit vorausgesetzt werden, als die relevanten Zielsetzungen individueller Natur sind und die individuelle Nutzensteigerung des Einzelnen zum Gegenstand haben. Der Clan ben6tigt zumindest eine Identifizierung mit seinen Normen und Zielen. Im Zuge der daf'tir notwendigen Sozialisation kann es durchaus zu einem weitergehenden Commitment kommen, das in eine Internalisierung der sozialen Zielsetzungen der Clan-Gemeinschafi mOndet 144. FOr den btirokratischen Kontrollmodus schliel31ich kann die bloBe Normbefolgung im Prinzip ausreichen. Compliance ist daher dasjenige Commitment, das f'tir diesen Kontrolltyp charakteristisch, nicht aber nur als einziges m6glich ist 145. Dies verdeutlicht, dass ein Commitment in Form der Normintemalisierung keine sehr weitreichenden Anforderungen stellt, soweit die Normbefolgung dem individuellen Nutzen des jeweiligen Adressaten dient. Ob ein
~4o Vgl. Ouchi (1979), S. 841. 141 Siehe zu diesen beiden Wirkungsrichtungennochmals oben, S. 377 Abbildung 13 der vorliegenden Arbeit. 142 Siehe nochmals den vorhergehendenAbschnitt bb), S. 378 ff. der vorliegenden Arbeit, sowie Kelman (1958), S. 53; Kelman (1961), S. 62-66; Kelman/Hamilton (1989), S. 103-109. 143 Vgl. Ouchi (1979), S. 842. 144 Vgl. Ouchi (1979), S. 842. 145 Vgl. Ouchi (1979), S. 842.
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solches Commitment erreicht werden kann, ist daher in erheblichem MaBe dadurch beeinflusst, ob und inwieweit die Pr~iferenzen der Akteure mit den Interessen konvergieren, die durch die Normen geschtitzt werden sollen. b'
Fokussierung tier Kontrollthematik Der sehr weite Kontrollbegriff Ouchis hat zur Konsequenz, dass die vorgelagerte Frage
nach den prinzipiellen M6glichkeiten zur Koordination arbeitsteiliger Leistungen 146 st~irker behandelt wird als die Problemstellung, durch welche konkreten Mechanismen der Einflussnahme auf die Einhaltung organisatorischer Normen hingewirkt werden kann. Sofern Anhaltspunkte ftir die Implementierung unternehmensethischer Kodizes erlangt werden sollen, ist die Koordination mittels Normen vorgegeben. Dennoch verlieren die beiden anderen, neben der Btirokratie unterschiedenen Gestaltungsalternativen Markt und Clan keineswegs ihre Bedeutsamkeit. Sie kOnnen vielmehr Optionen aufzeigen, wie KontrollmaBnahmen (im engeren Sinne) auszuformen sind, um Normen zu ihrer Durchsetzung zu verhelfen. Dabei ist auf ihre zuvor genannten, jeweils charakteristischen (sozialen und informationalen) Anforderungen zurtickzugreifen. Unter Kontrollen sind nunmehr Handlungen zu verstehen, welche die Leistungen der Organisationsmitglieder bewerten z47. Derartige Beurteilungen erfolgen durch einen Soll-Ist-Vergleich, mit dem die Einhaltung vorgegebener KontrollgrOBen geprt~ft wird. Diese Kontrollen sollen (zumindest auch) der Zwecksetzung dienstbar sein, das Verhalten der Mitarbeiter dahingehend zu beeinflussen, sodass die Kodexnormen in ausreichendem oder st~irkerem Mage beachtet werden ~48 Die Evaluation der Leistungsbeitr~ige kann entweder an den Ergebnissen, welche aus den Anstrengungen der Mitarbeiter resultieren, oder anhand des Verhaltens der Organisationsmitglieder vorgenommen werden. Entsprechend lassen sich ergebnis- und verhaltensorientierte Kontrollen unterscheiden. Zu beachten ist jedoch, dass im Falle unternehmerischer Kodizes der Soil-Standard arteigen darin besteht, die erlassenen Normen einzuhalten. Vor diesem Hintergrund erscheint es wenig sinnvoll, die Unterscheidung ergebnis- und verhaltensorientierter Kontrollen darauf zu reduzieren, ob die Befolgung ziel- oder artbestimmter Normen zu tiberwachen ist, da sich zum einen die korrespondierende Abgrenzung normentheoretisch als unpr~izise erwiesen hat 149 und diese Ri.ickf'tihrung zum anderen auf eine (naturgem~iB unn6tige) Duplizierung des Problems der Normierung selbst hinauslaufen wOrde. Gleichwohl ist die Differenzierung von Ergebnis- und Verhaltenskontrollen insoweit angebracht, als entweder
146 Vgl. auch Ouchi (1980), S. 131 : ,,principal mechanisms for mediating .. transactions". 147 Siehe zu einem solchen verengten Kontrollbegriffz. B. auch Ouchi (1977), S. 96: ,,The control system itself consists primarily of a process of monitoring and evaluating performance". t48 Siehe zum generellen Verhaltensbezug auch Ouchi (1977), S. 97: ,,real control comes about only through changing the worker's behavior". 149 Siehe nochmals oben, S. 277 ff. der vorliegenden Arbeit.
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erst die (unter Umst/anden mehr oder weniger normkonforme) Probleml6sung als solche oder aber bereits die praktizierte Vorgehensweise bei der L6sung untemehmensethischer Probleme zum Kontrollgegenstand gemacht wird. Im zweiten Fall k6nnte daher auch (und keineswegs weniger passend) von verfahrensorientierten Kontrollen gesprochen werden 15~ da sie die Vorgehens- bzw. Verfahrensweise bei der Kodexanwendung betreffen. Die Notwendigkeit derart prozeduraler (Verhaltens- bzw. Verfahrens-)Kontrollen und einer entsprechenden Differenzierung der Kontrollarten liegt auf der Hand, da es nicht zielgerecht w~ire, Einflussnahmen immer erst dann einleiten oder anpassen zu k6nnen, nachdem Kodexverletzungen (mittels Ergebniskontrollen) festgestellt worden und die damit verbundenen Folgesch~iden kaum noch abzuwehren sind. Analog zur Metapher des Clans gibt es als dritte Kontrollform die soziale Kontrolle, die teilweise auch weiterhin als Clan-Kontrolle bezeichnet wird 151. Sie bewertet weder vorgenommene Handlungsschritte noch verwirklichte Handlungsergebnisse, sondern Einstellungen, Oberzeugungen und Werte der Organisationsmitglieder. Aus diesem Grund w/~re es durchaus ad/~quat(er), von Personen- oder Pers6nlichkeitskontrollen zu sprechen 152. W~Jarend die Kontrollgegenstande durch den Terminus der Clan-Kontrolle insoweit zum Ausdruck kommen, als der Clan entsprechende Ubereinstimmungen zwischen seinen Mitgliedem voraussetzen muss 153, wird mit der Bezeichnung sozialer Kontrolle ausgesagt, dass diese Kontrolle insbesondere durch die Mitglieder selbst und innerhalb der Sozialit~it durchgefOhrt wird 154. Dies ist zwar zutreffend, da eine Fremdkontrolle extem nicht (oder unzureichend) beobachtbarer MaBst~ibe unter dem Gesichtspunkt der Zweckm/~Bigkeit (weitgehend) ausscheidet. Dessen ungeachtet schfirt die Begrifflichkeit Irritationen, da sie den Gegenstand und den Tr/iger der Kontrolle vermengt und auBerdem den Blick dafiar verstellt, dass soziale Kontrollen zwar tiberwiegend informeller Natur sein m6gen 155, keineswegs aber ausschliefSlich sein mtissen. Deshalb bleibt die soziale Kontrollform auch dann zu beriacksichtigen, wenn eine dezidiert gestaltungsorientierte Perspektive eingenommen wird. Zu den bewusst planbaren OrganisationsmaBnahmen einer sozialen Kontrolle zahlen dann im Kern die formalen Festlegungen der Se-
ts0 So z. B. auch die Terminologiebei Frese (1968), S. 61. (1977), S. 98, verwendet zudem die Benennung ,,ritualized control"; Snell (1992), S. 297 f., spricht von ,,input control".
ts~ Ouchi
152 Siehe in diesem Sinne z. B. Merchant (1985), S. 39: ,,personnel controls". Eisenhardt (1985), S. 135, spricht von einer ,,>>people<
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lektions- und Sozialisationsprozesse, mit denen die Normeinhaltung (durch Auswahl und Ausbildung der Mitarbeiter) gefOrdert werden sol1156
C'
Kontingenzhypothesen Die vorangegangene Kennzeichnung legt es nahe, dass nicht eine der drei Kontrollformen
generell tiberlegen, sondern ihre Eignung jeweils kontextabhangig ist. Zur Abgrenzung grundlegender Situationsbedingungen werden insgesamt vier Konstellationen danach unterschieden, ob die Verhaltensanforderungen der Aufgabenstellung vollstandig bekannt sind und/oder sich die Zielerf'Ollung in Form der Normeinhaltung eindeutig feststellen l~.sst. In Abhfingigkeit davon sind entweder Verhaltens-, Ergebnis- oder Clan-Kontrollen als effizient zu erachten (Tabelle 1 1). Anforderungen der Aufgabe
vollst~ndig bekannt
unvollstfindig bekannt
Verhaltens- oder Ergebniskontrolle
Ergebniskontrolle
Verhaltenskontrolle
Soziale bzw. ,,Clan"-Kontrolle
Messung der Zieler~llung eindeutig m0glich
eingeschrfinkt m0glich
Tabelle 11. Eignung verschiedener Kontrollarten nach Ouchi 157
Sofern die Zielerfallung in Form der No.~,'n,.einha!tung eindeutig zu h ~ , i . . . .
ist, empfeh-
lenlSS sich zun~ichst Ergebniskontrollen. Da diese Kontrollform Abweichungen allerdings erst dann aufdeckt, nachdem kodexdeviante ProblemlOsungen erstellt und umgesetzt worden sind 159, bietet sich gerade bei sensiblen und ft~r das Unternehmen gewichtigen Fragestellungen eine begleitende Uberwachung an, um bereits die Vorgehensweise bei der ProblemlOsung im Sinne des Kodex einzugrenzen 16~ Verhaltenskontrollen mt~ssen keineswegs ausschliel31ich die
156 Vgl. auch Mintzberg (1979), S. 96; Snell (1992), S. 297; Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 170 f.; Pfeffer (1997), S. 101 f. 15v Vgl. Ouchi (1979), S. 843, sowie bereits Ouchi (1977), S. 98. Siehe fihnlich Thompson (1967), S. 134, und im Anschluss z. B. Eisenhardt (1985), S. 135; Snell (1992), S. 295; Johnson~Gill (1993), S. 91; Frese (2000), S. 193. Ohne graphische Veranschaulichung finden sich entsprechende 12tberlegungen ferner auch bei Mintzberg (1979), S. 8. 158 Siehe zu der Gestaltungsorientierung auch explizit Ouchi (1977), S. 99: ,,This formulation is a normative one. It asserts that organizations should, if they are rational, adopt the specified form of control.". 159 Vgl. auch Snell (1992), S. 296: ,,output control is reactive ... There is no mechanism for preventing mistakes until after they occur.". 160 Siehe dazu Ouchi (1979), S. 844, der die Wahl zwischen Verhaltens- und Ergebniskontrollen am Beispiel des Apollo-Mondprogramms illustriert: ,,In such a case, the lower cost alternative will be preferred; clearly, since
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Befolgung materiell konkretisierter Verhaltensvorgaben prtifen, sondern k6nnen sich vielmehr ebenso auf prozedurale Normen mit umfassendem Geltungsanspruch beziehen. Legt man ein solches Verst~indnis zugrunde, so reicht die VorzugswOrdigkeit yon Verhaltenskontrollen sehr weit in den vierten Quadranten hinein, den Ouchi noch for soziale Kontrollen reserviert hatte, da sich die Zielerftillung schwer feststellen 1/asst und gleichzeitig kaum materiell spezifizierte Schritte zur Probleml6sung vorgegeben werden k6nnen. Eine gewisse Substituierbarkeit deutet sich dabei insofern an, als sich beispielsweise die Obereinstimmung mit prozeduralen Normen, wie sie manchen Professionen zueigen sind, entweder durch Verhaltenskontrollen oder durch die Selektion und Sozialisation entsprechend qualifizierter und motivierter Mitarbeiter beeinflussen l~isst161 Im Wesentlichen bleibt die jeweils vorzugswtirdige Kontrolle demnach kontingent zu der bestehenden Normierung, da sich daraus ergibt, ob und inwieweit die Aufgabenanforderungen strukturiert sind und sich die Zielerreichung messen l~isst. Die Effizienz der Kontrollformen ist demzufolge durch die vorherrschenden Normen stark gepr~igt. Trotzdem 6ffnen sich ftir die Wahl der Kontrollform Gestaltungsspielr~iume. Auf diese Freiheitsgrade weisen unter anderem auch empirische Befunde hin, welche die Unabh~ingigkeit zwischen der Formalisierung und den Kontrollformen der Organisation einerseits 162 und zwischen ergebnis- und verhaltensorientierten Kontrollen andererseits bestfitigt haben 163. Die Aussagekraft dieser Belege ist zwar insofern eingeschrfinkt, als inhaltliche Differenzierungen organisatorischer Normen vernachl~issigt werden. Dennoch ist deutlich geworden, dass innerhalb des btirokratischen Kontrollmodus, der eine Koordination mittels Normen vorsieht und deshalb mit einem h6heren Formalisierungsgrad einhergeht, unterschiedliche Kontrollformen zur Anwendung gelangen k6nnen, um die Einhaltung der kodifizierten Normen zu tiberwachen. Die vorgenommene Unterscheidung von ergebnis-, verfahrens- und personenorientierten Kontrollen setzt allerdings lediglich am Gegenstand der Kontrollen an. Weitere VariationsmOglichkeiten der Einflussnahme auf das durch Normen strukturierte Organisationsgeschehen sind noch auszuloten. An dieser Stelle setzt der Beitrag von Adler an.
the cost of one failure is prohibitive, we will choose an elaborate behavior control mechanism, with literally hundreds of ground controllers monitoring every step of the process.". 161 So z. B. auch Blau/Schoenherr (1971), S. 355; Perrow (1972), S. 27; Hopwood (1974), S. 25; Mintzberg (1979), S. 101; Hall(1996), S. 73 f.; Burton/Obel(1998), S. 158. 162 Vgl. Ouchi (1977), S. 107-109. 163 Vgl. Ouchi/Maguire (1975), S. 567 f.
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dd) Der Biirokratieansatz yon Adler a'
Dimensionen der Formalisierung Der A u s g a n g s p u n k t des Ansatzes von A d l e r 164 ist die Beobachtung, dass die B~rokratie als
Organisationstyp mit einem hohen Formalisierungsgrad :65 in der Literatur widersprfichliche Bewertungen erffihrt, da sie entweder vor allem dysfunktiona1166 oder aber als Inbegriff der Effizienz gesehen wird 167. So gibt es auf der einen Seite dezidiert kritische Stimmen, wonach Bfirokratien C o m m i t m e n t , Engagement, Einsatz- und Innovationsbereitschaft der Mitarbeiter aufzehren 168. Ein hohes Mal3 an Formalisierung bewirkt demzufolge, dass sich die Mitglieder von ihrer Organisation entfremden und daher weitere Kontrollmal3nahmen zur Aufrechterhaltung der notwendigen Koordination erforderlich werden. V o n der anderen Seite wird eingebracht, dass bfirokratische Organisationsstrukturen unter anderem Aufgabenanforderungen pr~,zisieren und dadurch Rollenkonflikte eindfimmen sowie einer missbr~.uchlichen Ausnutzung von Machtspielrfiumen im U n t e r n e h m e n entgegenwirken k6nnen und a u f diese Weise insgesamt zu einer effizienteren (und fur den Akteur befriedigenderen) Leistungserstellung beitragen 169. DemgemNJ unterstfitzen bfirokratische Strukturen die Mitarbeiter bei der Erffillung ihrer Aufgaben und werden von diesen entsprechend positiv perzipiert. Diese Widersprfiche lassen sich nicht allein in der Weise kontingenztheoretisch aufheben, dass das Ausmal3 der gebotenen Formalisierung in Abhfingigkeit von dem Routinegrad der zu bew~,ltigenden Aufgaben bestimmt wird 17~ Eine Vermittlung der Perspektiven macht es stattdessen erforderlich, nicht mehr nur das Ausmal3, sondern z u d e m mit der Art eine weitere Dim e n s i o n der Formalisierung zu berficksichtigen, die bislang vernachlfissigt worden und zur Erki~irung der abweichenden Beiunde . . geeignet . . . . . . . . . .rlmm~c~, ...... 1st lyl . .m a u f die z' ~orrna~i~c~'' . . . . .uxzg~m ...... t
164 Vgl. Adler/Borys (1996), S. 61-85; Adler (1999), S. 36-46. 165 Siehe zum Barokratiebegriff und dem Bezug zur Formalisierung z. B. nochmals Burns~Stalker (1961), S. 105; Blau/Schoenherr (1971), S. 9 und S. 113; Aldrich (1979), S. 10; Mintzberg (1979), S. 84; Hall (1996), S. 73. 166 Siehe dazu auch nochmals die Angaben oben, S. 369 Fn. 56 der vorliegenden Arbeit. 16v Vgl. - immer wieder mit Verweis auf Weber (1964) - z. B. Tannenbaum (1966), S. 7: ,,Bureaucracy as Weber conceived it, however, was to be the most efficient form of social organization". Siehe zu der verbreiteten Schwarzweigmalerei ebenso Perrow (1972), S. 170, oder - am Beispiel der Regierungs- und Verwaltungsbarokratie - Meyer~Stevenson~Webster (1985), S. 1: ,,Either bureaucracy is evil, in which case the solution to governmental problems lies in reducing government, or it is not, in which case more government is needed to restore >>fairness<
Gestaltungsdimensionen untemehmensethischer Kodizes
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w e r d e n z w e i g e n e r i s c h e T y p e n u n t e r s c h i e d e n u n d als e r z w i n g e n d e r ( , , c o e r c i v e " ) b z w . e r m 6 g l i c h e n d e r ( , , e n a b l i n g " ) K o n t r o l l m o d u s b e z e i c h n e t 172. D i e s e D i f f e r e n z i e r u n g w i r d m i t A n a l o g i e n zu T e c h n o l o g i e n der S o f t w a r e - E n t w i c k l u n g Formalisierung
als eine O r g a n i s a t i o n s t e c h n o l o g i e
illustriert 173, da sich die o r g a n i s a t o r i s c h e interpretieren
l~isst 174. E i n e v e r t i e f e n d e
K e n n z e i c h n u n g der b e i d e n Ans~.tze e r f o l g t a n h a n d der g r u n d l e g e n d e n V o r g e h e n s w e i s e bei der o r g a n i s a t o r i s c h e n G e s t a l t u n g , der k o r r e s p o n d i e r e n d e n
Strukturmerkmale
( T a b e l l e 12) s o w i e
der a n g e n o m m e n e n I m p l e m e n t a t i o n s b e d i n g u n g e n ( T a b e l l e 1 3).
Coercive
Enabling
Approaches to the Design Process 9 Involve employees in organizational systems to encourage buy-in. 9 Involve employees in designing organizational systems to ensure that they support the real work tasks. Poor design is too expensive: Broaden participation Broad participation in design is expensive. by investing resources, providing training, and eliminating disincentives. The design team's enablement goals should be The design team's goals should focus on technical planned for. features; enablement is a matter of implementation. Clear up-front goals should enable experts to de9 Test successive prototypes of the new organizaliver a clean final system design. tional system with employees. A well-designed system should need no revisions 9 The system design should encourage improvement after implementation. suggestions by members at every level.
9 Organizational systems should be designed by experts to avoid politics. 9 Organizational systems should be designed by experts because they know best. 9
9 9 9
Features of Structure 9 Focus on best practice methods: information on performance standards is not much use without information on best practices for achieving them. 9 Systems should allow customization to different levels of skill/experience and should guide flexible 9 Standardize the system to minimize gameplaying improvisation. and monitoring costs. 9 Systems should help people control their own work: Help them form mental models of the system by 9 Systems should be designed so as to keep employglass box design. ees out of the control loop. 9 Systems are best practice templates to be improved. 9 Systems are instructions to be followed, not challenged.
9 Systems focus on performance standards so as to highlight poor performance.
Tabelle 12." Kennzeichnung des erzwingenden und des ermOglichenden Kontrollmodus nach Adler ~75
zation, we also need to characterize its social structure by distinguishing enabling and coercive social structures.". 172 Vgl. Adler/Borys (1996), S. 78, oder Adler (1999), S. 38. Dort wird nicht yon dem Kontrollmodus (sondem yore Formalisierungstyp bzw. der sozialen Struktur der Organisation) gesprochen. 173 Vgl. Adler/Borys (1996), S. 67-77; Adler (1999), S. 41-44. 174 Technologien bezeichnen dabei objektiviertes Wissen zur Aufgabenbewaltigung, das unabh~ingig yon spezifischen Akteuren gespeichert und nutzbar ist [vgl. Adler/Borys (1996), S. 67; Adler (1999), S. 41]. 175 Vgl. Adler (1999), S. 42, 44.
392
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Kurz gefasst wird im ersten Modus versucht, die I3bereinstimmung mit den top-down vorgegebenen Normen zu erzwingen, indem m6glichst eindeutige (art- oder zielbestimmte) Verhaltensvorgaben gemacht werden, deren Einhaltung durch detaillierte Kontrollmal3nahmen zu prtifen und durch Sanktionen zu bewehren ist 176. Mit der Vorstellung, dass die Akteure zu unn6tigen Fehlern neigen, unzureichend motiviert und daher entsprechend zu tiberwachen sind, liegt dieser Kontrollphilosophie ganz offenbar ein Menschenbild von Typ X zugrunde177. Organisationsnormen setzen demnach Schranken, um das Unternehmen vor Sch~iden zu bewahren, die durch die unzul~.nglichen Leistungsbeitr~ige der Mitarbeiter verursacht werden k6nnen. Demgegentiber versteht der erm6glichende Kontrollmodus die Organisationsmitglieder als eine wichtige Quelle f'tir neue Ideen und (auch organisatorische) Verbesserungen. Folglich ist bereits der Prozess der Normformulierung derart zu gestalten, dass die Akteure ihr mithin sehr spezifisches und entsprechend privilegiertes K n o w - h o w m6glichst umfassend einbringen kOnnen. Organisationsnormen werden dabei in dem Sinne ausgelegt, dass sie es den (im Prinzip unternehmenskonform motivierten und intendiert rational agierenden) Mitarbeitern erleichtern, ihre Aufgaben gut und reibungslos zu bew~iltigen 178. Detaillierte Kontrollaktionen erscheinen danach entbehrlich, da die Akteure intrinsische Motivation zur Arbeit mitbringen und dem Menschenbild der Theorie Y ~ihneln179
176 Vgl. Adler (1999), S. 38 im Original z. T. fett: ,,The first [i.e., the coercive, T. T.] type of bureaucracy ... serves the purposes of coercion and compliance. The role of authority hierarchy, procedures manuals, and staffs is to assure that potentially recalcitrant, incompetent, or irresponsible employees do the right thing.". 177 Siehe dazu McGregor (1960), S. 33-43. ~7s Vgl. Adler (1999), S. 38 im Original z. T. fett: ,,The second [i.e., the enabling, T. T.] type of bureaucracy serves the purpose of enablement. Bureaucratic structures and systems function to support the work of the doers rather than to bolster authority of the higher-ups. The hierarchy is one of expertise rather than positional power and the different levels in the hierarchy collaborate. The procedures are designed with the participation of the users in order to identify best practices and to identify opportunities for improvement.". 179 Siehe dazu McGregor (1960), S. 45-57.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
Skills Procedures Structure Strategy Culture
393
Coercive
Enabling
9 9 9 9 9
operational know-how narrow, specialized training as expense to be minimized coercive constraints provide top-down visibility for supervisors
9 9 9 9 9
9 9 9 9 9 9 9 =
fiefdoms positional authority top-down control identifies desired results focuses at business level autocratic formulation process command and control mistakes are costly
9 9 9
9 9 9 9 9
problem-solving know-why both broad and deep training as investment to be optimized enabling disciplines provide intelligibility for the top down, for the bottom up, and for everyone laterally mutually supportive specializations hierarchy of expertise shared control ... and required capabilities ... and functional levels participative formulation process collaborative control and learning mistakes are learning opportunities
Tabelle 13." Implementationskontext des erzwingenden und des ermOglichenden Kontrollmodus nach Adler is~
b'
Uberlegenheit des ermiJglichenden K o n t r o l l m o d u s Das Z u s a m m e n f 0 h r e n der beiden D i m e n s i o n e n der Formalisierung, das heil3t AusmaB und
Art, sowie eine vereinfachende D i c h o t o m i s i e r u n g der im Prinzip stetigen Variablen f0hrt dazu, dass sich i n s g e s a m t vier Organisationstypen a b g r e n z e n lassen, deren F o r m a l i s i e r u n g z u m einen in Hinblick a u f das AusmaB niedrig oder hoch ausgepr~igt und z u m zweiten e r z w i n g e n d oder ermOglichend ausgestaltet ist (Tabelle 14). Dabei wird k a u m R a u m for Zweifel belassen, dass der ermOglichende K o n t r o l l m o d u s generell vorteilhaft ist. K ontingenza bhiingigkeite n ergeben s i c h - in 0 b e r e i n s t i m m u n g mit der klassischen Organisationstheorie und wie bereits dargelegt lsl - for das AusmaB der Formalisierung. Unabh~ingig d a v o n soll j e d o c h for die Art der For malisierung gelten, dass die e r m 6 g l i c h e n d e n Kontrolltypen g e g e n 0 b e r den erzwingenden vorzugswi~rdig sind is2.
180 Vgl. Adler (1999), S. 44. ~sl Siehe Nr die entsprechenden Nachweise oben, S. 369 Fn. 55 der vorliegenden Arbeit. ~s2 Vgl. ganz eindeutig Adler/Borys (1996), S. 77 f.: ,,Positive attitudinal outcomes, we submit, can be expected in organizations with a high or low degree of (technically required) formalization as long as the type of formalization is enabling. Negative outcomes are to be expected in organizations with a high or low degree of (technically required) formalization whenever the type of formalization is coercive.", sowie (zumindest rhetorisch) zun~ichst noch zurtickhaltender Adler (1999), S. 45: ,,Is the enabling social structure always preferab'le to the coercive? Perhaps not .... there are considerable performance advantages to a high-involvement form of organization with extensive operator participation .... there is .. little reason for firms to adopt a coercive form".
394
Ethik-Kodizes als untemehmensethischesImplementierungsinstrument Erzwingend
ErmOglichend
Gering
Autokratisch
Organisch
Hoch
Mechanistisch (Erzwingende Biirokratie)
Erm6glichende Btirokratie
Art der Formalisierung AusmaB der Formalisierung
Tabelle 14." Die Organisationstypologie von Adler 183
Die Generalit/~t dieser Erfolgshypothese markiert den zentralen Makel der vorgenommenen Klassifizierung. Die Einteilung meritiert zwar dadurch, dass sie die fraglos gewichtige und bislang unzureichend beachtete Notwendigkeit einer weiteren Differenzierung der Formalisierungsdimension aufzeigt. Allerdings ist die nachfolgende Herleitung einer erfolgsdominanten Kontrollphilosophie insoweit wenig zielffihrend, als die zugrunde liegende Dimension in realiter nicht dichotom, sondern stetig skaliert ist, und Skepsis dartiber angebracht scheint, dass maximale Auspr/~gungen des Konstrukts der Erm6glichung regelm/~Big die gr6Bte Effizienz versprechen 184. Bei der Kennzeichnung der beiden Kontrolltypen ist zuvor bereits deutlich geworden, dass sie mit gegensatzlichen Verhaltensannahmen operieren, die nicht lediglich modelltheoretisches Beiwerk, sondern ftir die unterstellten Wirkungsbeziehungen im Gegenteil fiugerst bedeutsam sind. Da in einer bestimmten Anwendungssituation die Anwendungsvoraussetzungen der erm6glichenden Organisationstypen unterschiedlich weitgehend erffillt sein kOnnen, lfisst sich auf dieser Grundlage daher (zumindest a priori) keineswegs ausschlieBen, dass ein Mehr des erm6glichenden Kontrollmodus im Einzelfall nicht auch Effizienzeinbugen mit sich bringen kann. Hinzu kommt, dass die Dichotomisierung zur Veranschaulichung der Typen zun/~chst zwar unumg~.nglich scheinen mag. In der Folge blendet sie jedoch Variationen innerhalb des erm6glichenden Typs aus. Ftir die praktische Organisationsgestaltung bleiben dadurch wichtige Fragen often, da keine Hinweise auf die sinnvolle Dosierung ermOglichender (oder auch erzwingender) Elemente geboten werden.
183 Vgl. Adler/Borys (1996), S. 78; Adler (1999), S. 39. 184 Vgl. zu Letzterem auch in Hinblick auf seinen verwandten Modus der konzertierten Kontrolle (,,concertive control") Barker (1999), S. 170: ,,all organizations have their goods, their bads, and their uglies".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
c)
395
Zwischenfazit Es ist festzuhalten, dass Organisationen regelm~gig eine Vielzahl v e r s c h i e d e n e r Kontrollen
a n w e n d e n lsS. Zur systematischen Analyse sind daher Kontrollarten zu unterscheiden, deren Einteilung gleichwohl i m m e r nur idealtypisch sein kann186. Aul3erdem herrscht Einigkeit dartiber, dass die einzelnen Kontrollarten j e w e i l s a b w e i c h e n d e A n f o r d e r u n g e n voraussetzen und mit unterschiedlichen K o n s e q u e n z e n v e r b u n d e n sind. Gr613ere B e a c h t u n g hat vor allem die Fragestellung erfahren, ob und inwieweit Kontrollen das organisatorische C o m m i t m e n t der Mitarbeiter beeinflussen, das w i e d e r u m in B e z i e h u n g zu der angestrebten N o r m b e f o l g u n g steht. Bei den Kontrolleffekten ist z u d e m zu differenzieren, ob die E i n f l u s s n a h m e n lediglich 6ffentliche Konformit~t oder auch die private A n e r k e n n u n g der N o r m bewirken. Eine genauere Modellierung dieser Relationen liegt j e d o c h noch nicht vor. Ebenso ergibt sich mit Blick a u f die Kontrolleffizienz ein ambivalentes Bild. W/~hrend a u f der einen Seite die Effizienz bestehender K o n t r o l l f o r m e n oder die generelle Uberlegenheit einer b e s t i m m t e n Kontrollform unterstellt werden, sind andererseits durchaus bereits situationsabh~ngige E r f o l g s b e w e r t u n g e n v o r g e n o m m e n worden, die allerdings aufgrund der v o r g e n a n n t e n Modelldefizite weiterhin erg/~nzungsbedtirftig erscheinen. Der Diskussionsstand ist in Tabelle 15 z u s a m m e n g e f a s s t 187.
185 Vgl. Etzioni (1965), S. 651 : ,,Organizations usually use more than one kind of power."; Ouchi (1979), S. 840: ,,Real Organizations will each contain some features of each of the modes of control."; Ouchi (1980), S. 132: ,,Markets, bureaucracies, and clans are therefore three distinct mechanisms which may be present in differing degrees, in any real organization.". Genauso auch Johnson~Gill (1993), S. 14: ,,in any large, complex organization there will be a large number of different control mechanisms and processes"; Jermier (1998), S. 246: ,,all organizations employ a mix of strategies of control". 186 Vgl. Kelman (1961), S. 66: ,,It should be stressed that the three processes [i.e., compliance, identification and internalization, T. T.] are not mutually exclusive. While they have been defined in terms of pure cases, they do not generally occur in pure form in real-life situations."; Ouchi (1979), S. 840: ,,In reality, of course, we will never observe a pure market, a pure bureaucracy, or a pure clan."; Adler/Borys (1996), S. 78: ,,In reality, of course, both the degree and the type of formalization are continuous variables.". 197 Ein ,,+" markiert dabei, ob der betreffende Ansatz die korrespondierende Fragestellung in umfassenderem MaBe adressiert. Das Zeichen ,,o" symbolisiert, dass der Aspekt zwar behandelt, aber nicht ausreichend ge- 9 kl~rt wird. Mit dem ,,./." schlief31ich wird ausgedrackt, dass die (Erfolgs-)Thematik entweder im Wesentlichen vernachl~ssigt (so bei Etzioni) oder fiir die Zwecke der vorliegenden Arbeit zu einseitig gefasst wird (Adler). Zur Vermeidung von Missverstfindnissen sei zum einen hervorgehoben, dass derartigen Ubersichten naturgem fiB etwas Holzschnittartiges anhaftet. Zum anderen ist zu betonen, dass die Darstellung die einbezogenen Ans~tze keineswegs generell zu bewerten beabsichtigt, sondem lediglich die spezifischen Ergfinzungsnotwendigkeiten aufzeigen soll, die sich aus der Blickrichtung der vorliegenden Arbeit ergeben.
396
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument Etzioni
Kelman
Ouchi
Adler
(1) Kontrollarten
+
o
+
+
(2) Kontrollanforderungen
o
+
o
o
(3) KontrolIwirkungen
o
+
o
+
(4) Kontrolleffizienz
./.
o
+
./.
Tabelle 15." Informationsgehalt der untersuchten Kontrollbeitr~t'ge
Die verbliebenen Erkl~irungslticken sind insbesondere darauf zurtickzuftihren, dass es die ausgew~ihlten Ans~itze unterlassen, das Verhalten der Organisationsmitglieder explizit zu modellieren. Der Verhaltensbezug ist notwendig, da die angestrebte Kodexbefolgung nur dann zustande kommt, wenn die Mitarbeiter die Kodexnormen in ihrem Handeln berticksichtigen. Es bleibt somit ganz generell die Frage zu kl~iren, auf welche Weise das Verhalten der Organisationsmitglieder beeinflussbar ist, um auf eine weitreichende(re) 15bereinstimmung mit den Kodexnormen hinzuwirken. Aufgrund der Vielschichtigkeit menschlichen Verhaltens und der entsprechenden Vielzahl menschlicher Verhaltensunterschiede ist eine mOglichst reduzierte Modellierung gesucht, die zur Herleitung idealtypischer Kontrollarten ausreicht und deren Wirkungsweise plausibilisieren kann.
Unterscheidung von Implementierungsmaflnahmen nach der Art der intendierten Geltendmachung a)
Verhaltensbezug
aa) Verhaltensmodell Ein betont einfaches Verhaltensmodell geht davon aus, dass menschliches Verhalten eine Funktion der jeweiligen Pr~iferenzen des Akteurs und der Restriktionen ist, mit denen er konfrontiert ist: Verhalten = f (Pr~iferenzen, Restriktionen) Ob ein Verhalten eintritt, bestimmt sich demnach anhand von pr~iferenz- und restriktionsbasierten Faktoren. Ein solches Verhaltensmodell ist zum einen in der Okonomik sehr verbreitet 188. Es entspricht zum anderen dem grunds~itzlichen Verst~indnis im (organisations)psychologischen Schrifttum, wonach das Verhalten durch Merkmale sowohl der Person
~ss Vgl. z. B. nur Homann/Blome-Drees (1992), S. 98: ,,Die C)konomik arbeitet mit einem Schema, das die Elemente, die die Entscheidungen von Menschen beeinflul3en, in zwei Klassen einteilt, in Pr~iferenzen und Restriktionen", oder Caplan (2003), S. 392: ,,In pure economic theory, consumer choice is always the joint product of preferences and the budget constraint", sowie Opp (1983), S. 32; Becket, G. S. (1993), S. 3 und passim; Eide (1994), S. 9 f.; Hausman/McPherson (1996), S. 27.
Gestaltungsdimensionen untemehmensethischer Kodizes
397
selbst als auch der vorliegenden Situation beeinflusst ist 189. SchlieBlich n e h m e n auch konkret Modelle (unternehrnens)ethischen Verhaltens regelm~iBig an, dass dessen Auspr~igungen von individuellen und organisationalen Eigenschaften abh~.ngen 19~ Die Begriffe der Pr~iferenzen und Restriktionen w e r d e n demgem~iB mit einem sehr extensiven U m f a n g verwendet. So bezeichnet der Pr~iferenzbegriff die individuellen Einstellungen, Motive, 12Iberzeugungen und Ziele der einzelnen Organisationsmitglieder, gemeinhin also subjektive Eigenschaften dieser PersOnlichkeiten 191. Als Restriktionen hingegen w e r d e n nicht lediglich Beschr~inkungen des Entscheidungsfelds verstanden ~92, sondern s~imtliche M e r k m a l e der Situation, die den (Aktio n s - ) R a u m far das Handeln des Akteurs b e s t i m m t 193. Anders als in der neoklassischen O k o n o m i k 194 ist nun j e d o c h (und realistischerweise) davon auszugehen, dass die Pr~.ferenzen m e n s c h l i c h e r Akteure sowohl interpersonal als auch interternporal variieren 195. Die interpersonalen Differenzen mtissen gleichwohl in den Hintergrund treten, da und soweit keine PersOnlichkeitsmerkmale, anhand derer sich M e n s c h e n unterscheiden mOgen, berticksichtigt w e r d e n kOnnen, die entweder derart g r u n d l e g e n d erschei-
Is9 Vgl. z. B. nur Lewin (1963), S. 271; Lawler/Rhode (1976), S. 7; Jansen/Von Glinow (1985), S. 814; Weiner (1994), S. 220; yon Rosenstiel/Molt/Rattinger (1995), S. 211 f.; Grundei (1999), S. 131; Gebert/von Rosenstiel (2002), S. 19 f.; Tyler/Huo (2002), S. 26. 19o Vgl. z. B. Trevino (1986), S. 602 f.; Victor/Cullen (1988), S. 102; Singhapakdi/Vitell (1990), S. 5; Trevino/ Youngblood (1990), S. 378; Jones (1991), S. 370 f.; Roberston (1993), S. 587 f.; Mitchell/Daniels/Hopper/ George-Falvy/Ferris (1996), S. 441; Morris~Marks~Allen~Perry (1996), S. 1123; Fritzsche (1997), S. 86 f.; Jones/Ryan (1997), S. 665; Nwachukwu/Vitell (1997), S. 757 f.; Bass~Barnett~Brown (1999), S. 183; Dienhart (2000), S. 82 f.; Ross/Robertson (2000), S. 410; Granitz (2003), S. 103 f.; Schwartz (2004), S. 324. 191 Der Prfiferenzbegriff dient in diesem Sinne als Sammelbegriff unterschiedlicher Kategorien und zeichnet sich durch eine vergleichsweise geringe inhaltliche und theoretische (Vor-)Prtigung aus. Siehe fihnlich Ditto/Scepansky/Munro/Apanovitch/Lockhart (1998), S. 54 Fn. 1 Herv. im Original: ,,We choose the more agnostic term preference to avoid some of the specific connotations carried by the words need and goal and to emphasize the similarity of the observed phenomena independent of the source of the individual's preference.". 192 Vgl. z. B. Homann/Suchanek (2000), S. 31: ,,Unter >>Restriktionen<<, engl. >>constraints<<,wird all das zusammengefasst, was den prinzipiell als unbegrenzt angesetzten Wtinschen des Individuums Grenzen setzt.". 193 So auch Homann/Suchanek (2000), S. 32. 194 Siehe nur paradigmatisch Stigler/Becker (1977), S. 76: ,,tastes neither change capriciously nor differ importantly between people. On this interpretation one does not argue over tastes for the same reason one does not argue over the Rocky Mountains - both are there, will be there the next year, too, and are the same to all men.", oder Becket, G. S. (1993), S. 3, wonach ,,die Pr~ferenzen von Reichen und Armen, oder selbst von Menschen in verschiedenen Gesellschaften und Kulturen, sich nicht sehr voneinander unterscheiden", und dazu z. B. Eide (1994), S. 21: ,,In rational choice theory it is usually assumed that preferences are stable."; Cooter (1995), S. 59: ,,economics >takes preferences as given<" und S. 66: ,,The assumption of exogenous preferences is special to economics."; Etzioni (2000), S. 166: ,,the assumption of predetermined preferences is crucial for the neoclassical paradigm."; Grossmann (2002), S. 41: ,,Standard economic modeling takes preferences as given."; Caplan (2003), S. 392: ,,In pure economic theory .... the basic choice model typically treats preferences as fixed". ~95 Siehe zu der auch innerhalb der C)konomik zunehmend angemahnten Notwendigkeit prfiferenzbasierter Erklfirungen z. B. Cooter (1995), insb. S. 60; Caplan (2003), S. 402, sowie insbesondere bereits Sen (1977), S. 335-341, oder Hirschman (1984), S. 89 f.
398
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches lmplementierungsinstrument
nen, dass sie s i c h - zumindest ab einem bestimmten A l t e r - kaum noch ver~ndem lassen 196, oder aber zu personenspezifisch sind, um zur Grundlegung einer Typenbildung in Frage zu kommen. Vielmehr gilt es daher Gemeinsamkeiten hervorzuheben, die trotz der im Einzelfall bestehenden Besonderheiten Beeinflussungen der jeweiligen Pr~,ferenzen erm6glichen und eine Subsumtion dieser Einflussnahmen unter dem Signum pr~iferenzbasierter ImplementierungsmaBnahmen rechtfertigen. Ein solches Unterfangen setzt offenbar bereits voraus, dass menschliche Pr~iferenzen keineswegs starr, sondern d u r c h a u s - wenn auch nicht unbedingt u n b e g r e n z t - beeinflussbar sind. DemgegenOber zielen restriktionsbasierte ImplementierungsmaBnahmen dahin, durch )knderungen situativer Rahmenbedingungen dem Kodex zur Geltung zu verhelfen. Restriktionsbasierte ImplementierungsmaBnahmen nehmen die Pr~iferenzstruktur der Akteure als gegeben an und ver~indern die Auspr~igung von Kontextmerkmalen, um den Adressaten die Befolgung des Kodex vorteilhafter erscheinen und sie von einer Nichtbeachtung seiner Normen Abstand nehmen zu lassen. Im Kern werden damit formale Verhaltens- und Ergebniskontrollen sowie daran ankntipfende Anreiz- und Sanktionssysteme erfasst. Nach einer Konkretisierung der angenommenen Verhaltenspr~imissen werden die beiden Arten der pr~iferenz- und der restriktionsbasierten Kodeximplementierung im n~ichsten Abschnitt eingehender er6rtert. Bereits an dieser Stelle sei betont, dass die idealtypische Unterscheidung ftir die praktische Kodeximplementierung keine Entweder-Oder-Entscheidung notwendig macht. Dass eine Differenzierung im Sinne von sich gegenseitig ausschlieBenden Alternativen kaum realistisch w~ire, haben die vorgenannten Belege dartiber gezeigt, dass sich die Praxis regelm~iBig unterschiedlicher Kontrollen bedient. Ob und inwieweit eine Kombination der beiden Ans~itze nicht nur praktikabel, sondern zudem unter Umst~inden sogar zweckmaBig sein kann, gilt es im Anschluss zu diskutieren 197.
bb) Verhaltenspr~imissen Der Herleitung organisatorischer GestaltungsmaBnahmen, zu denen Akte der intendierten Geltendmachung eines Kodex im weiten Sinne zu z~ihlen sind, liegen regelrn~iBig ein bestimmtes Menschenbild und die damit korrespondierenden Verhaltenspr~imissen zugrunde 198.
196 Dies gilt, wie mit einiger Obereinstimmung festgestellt worden ist, ~r das Ftinf-Faktoren-Modell (die sog. ,,Big Five") der PersOnlichkeit: Offenheit ~r Erfahrungen (,,openness to experience"), Gewissenhaftigkeit (,,conscientiousness"), Extraversion (,,extraversion"), Vertr~iglichkeit (,,agreeableness"), Neurotizismus (,,neuroticism") [vgl. z. B. Caplan (2003), S. 394-398 m. w. N.]. 197 Siehe unten, S. 534 ft. der vorliegenden Arbeit. ~98 Vgl. z. B. Simon (1985), S. 303: ,,Nothing is more fundamental in setting our research agenda and informing research methods than our view of the nature of human beings whose behaviors we are studying.", oder Pfeffer (1997), S. 42: ,,Answering the question of how we are to understand behavior in organizations requires ... developing basic assumptions or premises about behavior that guide theory building and direct empirical testing.", und im weiteren Sinne auch Burrell/Morgan (1979), S. 2: ,,All social science, clearly, must be predicated upon this type of assumption [concerning human nature, T. T.], since human life is essentially the subject and object of enquiry.". Die individuelle Verhaltensebene bleibt lediglich dann vollstfindig ausgeblendet,
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
399
Organisationstheoretische Gestaltungsans~itze lassen sich daher (unter anderem) danach differenzieren, welche A n n a h m e n sie fiber den Menschen und sein Verhalten (im Allgemeinen oder zumindest in Organisationen) treffen199. Die nachstehenden Oberlegungen ruhen auf wenigen und auf vergleichsweise wenig restriktiven Annahmen, die im Unterschied zu einigen sehr gelfiufigen Verhaltensmodellen gerade nicht kontrafaktisch gesetzt sind, sondern eine empirische Entsprechung aufweisen. Ahnliche Eigenschaften wurden bereits in der Vergangenheit durchaus hfiufiger unterstellt, oft jedoch nicht explizit gemacht. Ihre empirische Plausibilitgt ist selbstredend nicht gleichbedeutend damit, dass die Personenmerkmale ausnahmslos anzutreffen w~iren, weshalb ihr Vorliegen eben anzunehmen und zur Fundierung spezifischer Gestaltungsempfehlungen fur die Unternehmenspraxis zu prtffen ist, sofern andere Eigenschaften grundlegend andere Bewertungen nach sich ziehen warden. Zun~ichst ist in Hinblick auf die kognitiven F~ihigkeiten der Organisationsmitglieder davon auszugehen, dass sich die Akteure beschrfinkt rational verhalten, da ihre Kapazit~ten zur Beschaffung, Verarbeitung und Auswertung von Informationen begrenzt sind 2~176 Dabei soll (hinsichtlich ihrer Zielsetzungen oder Pr~iferenzen) nicht die kontrafaktische Pr~misse gesetzt werden, dass die Mitarbeiter intendiert rational im Sinne der Unternehmensziele agieren 2~ da Anstrengungen zur Geltendmachung organisationaler N o r m e n damit weitgehend obsolet werden. Ebenso wenig kann unterstellt werden, dass die Akteure streng opportunistisch sind und ausschlieBlich ihre persOnlichen Zielsetzungen (mit Arglist) zu erreichen versuchen 2~ Es ist im Gegenteil sowohl zweckmfiBiger als auch realitfitsnfiher, dass der Mensch weder ausschlieBlich egoistischen noch nur organisatorischen Zielen folgt 2~ und zudem als soziales (und sozialit~itsbedfirftiges) Wesen 2~ t~ber moralische Dispositionen verffigt, da er die Not-
sofern ein konsequenter Strukturimperativ angenommen wird, wie er bei einer dezidierten Makro-Sichtweise auf das Unternehmen zwar anzutreffen ist. Siehe dazu z. B. Blau/Schoenherr (1971), S. 300 f.: ,,The assumption is that fundamental structural conditions exert constraints on the members of organizations that make their administrative decisions virtually independent of their psychological dispositions. Formal structures consequently exhibit regularities that can be studied in their own right without investigating the motives of the individuals in organizations.". Unabhfingig von speziellen Bedenken in Hinblick auf die Geltendmachung unternehmensethischer Kodizes lassen sich einer solchen Makro-Perspektive allerdings generell kaum konkrete Gestaltungshinweise entnehmen. 199 Siehe zu solchen (im Einzelnen sehr verschiedenen) Einteilungen z. B. Burrell/Morgan (1979), insb. S. 2, 6; Pfeffer (1997), S. 44-79; v. Werder (1998b), S. 5 f.; v. Werder (1999c), S. 413. 200 Siehe dazu nochmals Simon (1955), S. 103-113; Simon (1957), S. 198-201; March~Simon (1958), S. 136171; Simon (1976), S. xxviii f.; Simon (1979), S. 499-503; Simon (1985), S. 294. 201 Siehe zu dieser im organisationstheoretischen Schrifttum verbreiteten Modellannahme z. B. Frese/v. Werder (1993), S. 27; v. Werder (1996b), S. 2555; v. Werder (1996c), S. 262 f.; v. Werder (1998b), S. 5 f.; Grundei (1999), insb. S. 83; v. Werder (1999c), S. 413; Frese (2000), S. 7 f. 202 Siehe zu dieser Verhaltensprfimisse (institutionen)Okonomischer Beitrfige z. B. Williamson (1975), insb. S. 26 und S. 255; Jensen/Meckling (1976), S. 307; Eisenhardt (1989a), S. 59, 63 f.; Hartmann-Wendels (1992), Sp. 73; Barney/Hesterly (1996), S. 117 f.; Ebers/Gotsch (1999), S. 211; Picot/Dietl/Franck (2005), insb. S. 31 f. 2o3 So z. B. auch Burton/Obel (1998), S. 9: ,,individuals have self-interest as well as organizational concerns.". 2o4 Vgl. z. B. Noll (1962), S. 14: ,,Der Mensch ist nicht bloB Individuum, sondem im vorhinein auf die Mitmenschlichkeit angelegt".
400
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
wendigkeit moralischer Grundsfitze f'tir die Sozialit~it erkennt 2~ Die Akteure sind aus diesem Grund jedenfalls nicht intrinsisch motiviert, sich unmoralisch zu verhalten 2~ Als ein soziales W e s e n ist der M e n s c h nicht ,von Natur aus' schlecht 2~ Die Organisationsmitglieder besitzen vielmehr (wenigstens) grundlegende Vorstellungen tiber Entw~rfe der Gerechtigkeit und Moral, die sie im R a h m e n ihrer Sozialisation erworben haben und bei ihrer H a n d l u n g s w a h l auch innerhalb der U n t e r n e h m e n s g r e n z e n - nicht g/~nzlich unbeachtet belassen werden2~ Aufgrund ihrer begrenzten Rationalitfit stehen die Organisationsmitglieder Entscheidungsregeln und Heuristiken prinzipiell aufgeschlossen gegen•ber 2~ da und soweit diese die Aufgabenbew~iltigung (aus Sicht der jeweiligen Handlungstrfiger) erleichtern und professionalisieren 21~ Konkret ist es die (empirisch wiederum sehr plausible) Grundpr/~misse der Etablierung unternehmensethischer Kodizes, dass sich moralisch relevante H a n d l u n g s w e i s e n der Akteure durch organisationale Maf3nahmen (fiberhaupt) beeinflussen lassen 2~1. N o r m e n mfissen zusammengefasst also nicht per s e a l s restriktiv w a h r g e n o m m e n w e r d e n 212. Stattdessen erscheint es wahrscheinlicher, dass (zu viele) N o r m e n nicht einfach generell, sondern vielmehr n u r - in Hinblick auf ihren Inhalt oder ihre Implementierung - ,schlechte' N o r m e n abgelehnt werden. Folglich 1/~sst sich die Erfolgstrachtigkeit alternativer Implementierungsmal3nahmen nicht losgel6st yon der (Art der) zugrunde liegenden N o r m i e r u n g beurteilen.
205 SO Z. B. auch Rawls (1996), S. 21, 168 und 498, der von einem gemeinsamen Gerechtigkeitssinn der Gesellschaftsmitglieder spricht, das heil3t der Ffihigkeit, Gerechtigkeitsgrundsatze einzusehen und anzuwenden. Siehe auch Rawls (1997), S. 93, wonach Personen zwei moralische Verm6gen haben, zu denen neben dem Gerechtigkeitssinn die Bef~ihigung zfihlt, eine Konzeption des Guten auszubilden, gegebenenfalls anzupassen und rational anzuwenden. 206 Vgl. z. B. auch Bradley (2003), S. 22 Fn. nach Satz 2 im Zitat gel6scht: ,,In the absence of any established political order, people would do whatever they pleased. Yet their choices would not necessarily render society the uncontrollably selfish state of nature anticipated by Hobbes. Even absent political order, some people would likely act reasonably, maybe even altruistically, and seek cooperation to achieve common benefit.". 20v Vgl. z. B. Fischer (2003), S. 19: ,,Nun ist der Mensch aber immer sinnlich-bedtirftiges und soziales Wesen zugleich. Extremer Egoismus und extremer Altruismus erscheinen uns daher nicht nur im Alltag als Idiotien, sondern jeder von ihnen widerspricht f'tir sich genommen dem Ganzen der menschlichen Natur und kann insofern geradezu als Pathologie aufgefal3t werden.". 2o8 Vgl. z. B. Williams (1986), S. 14; Greenberg/Bies (1992), S. 437; Horster (1995), S. 118-139; Rawls (1996), S. 498-527; Rest (1999), S. 94 f., sowie Tyler (1990), S. 168: ,,people have well-established frameworks for making judgments about justice.", und mit speziellem Bezug zum Unternehmensgeschehen Ayres/Braithwaite (1992), S. 22: ,,Corporate actors are not just value maximizers - of profits or of reputation. They are often concerned to do what is right, to be faithful to their identity as law abiding citizen, and to sustain a selfconcept of social responsibility.". 209 Siehe auch die Feststellungen von Tyler~Lind (2001), S. 79, ,,that people use a variety of shortcuts and heuristics as they try to deal with the great flow of social information that confronts them, and that they are far from optimal information processors.". zl0 Vgl. auch Perrow (1972), S. 31; Frankel (1989), S. 111; Jones/Ryan (1997), S. 665; Adler/Borys (1996), S. 64; Adler (1999), S. 38; Beck/Kieser (2003), S. 794. 211 So explizit z. B. auch Stephens/Lewin (1992), S. 2 f.; Jones/Ryan (1997), S. 665; Newton (1999), S. 520. 212 Siehe auch Eide (1994), S. 13: ,,We have desires not only about outcomes, but also about adhering to norms. ... We prefer to adhere to norms, adherence gives satisfaction.".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
401
Interpersonelle Unterschiede (z. B. beztiglich der Verlangen, moralisch zu handeln oder organisatorischen Vorgaben zu entsprechen) sind fraglos keine Seltenheit. Sie mt~ssen dennoch (zun~ichst weitestgehend) ausgeblendet bleiben, um die Analyse handhabbar zu halten. In der Konsequenz k6nnen die nachstehend entwickelten Aussagen nicht den Rang yon GesetzmgBigkeiten pr~itendieren, die sich ftir soziale Ph~inomene ohnehin kaum finden lassen, sondem lediglich Erwartungen begrtinden, die unter besonderen Umst~inden mOglicherweise zu modifizieren sind. Auf dem Fundament dieser vergleichsweise sparsamen Pr~imissenstruktur lassen sich jedoch - unter der notwendigen Berticksichtigung normenbezogener Differenzierungen Wirkungsmechanismen herleiten, welche erste Einsch~itzungen der jeweiligen Geltungschancen erlauben. Dabei k a n n - wie g e s a g t - nicht far alle F~ille ausgeschlossen werden, dass bestimmte Konstellationen (individueller wie auch situativer Bedingungen) einer Aktivierung der Mechanismen entgegenstehen.
b) Idealtypische Arten der Geltendmachung aa) Pr~iferenzbasierte Implementierung a'
Grundintention Pr~iferenzbezogene MaBnahmen der Implementierung berticksichtigen bei der Kodexerstel-
lung und-durchsetzung die Pr~iferenzstruktur der Akteure. Grunds~itzlich ist die Wahrscheinlichkeit der Kodexbeachtung dann umso h6her, wenn eine Kompatibilit~it zwischen den individuellen Prfiferenzen der Mitarbeiter und den kodifizierten Normen entweder besteht o d e r durch formale MaBnahmen - herbeigeftihrt werden kann. Eine Prfiferenzkompatibilit~it ist dabei anzunehmen, sofem die Adressaten die Kodexnormen unabh~ingig und daher insbesondere auch bei Abwesenheit yon restriktionsbezogenen Einflussnahmen befolgen. Beim Vorliegen von Pr~iferenzkompatibilit~it sind die Adressaten mit anderen Worten intrinsisch motiviert, den Kodex einzuhalten. Eine mangelnde Pr~iferenzkompatibilitgt hingegen kann auch als normative Abweichung bezeichnet werden 213, weil die von den Adressaten pr~iferierten mit den kodifizierten Normen nicht Obereinstimmen 2~4 Anstrengungen zur Normimplementierung sind vorzunehmen, da und soweit eine Normbefolgung nicht generell unterstellt werden kann. Sofern abweichende Verhaltensweisen nicht
213 Vgl. zu diesem Begriff auch - in Hinblick auf die Befolgung von Gesetzen und mit allerdings etwas anderer Konnotation - Opp (1973), S. 196; Diekmann (1980), S. 34; Pfeiffer/Gelau (2002), S. 699. Spittler (1967), S. 69, verwendet die Bezeichnung Normdistanz. 214 Die Sttirke der normativen Abweichung ist - im hier verwendeten Sinne - nicht nur yon der (In-)Kommensurabilit~it der konkurrierenden Handlungsgrtinde und davon abh~ingig, wie stark die Adressaten die kodifizierten Normen ablehnen, da sie den eigenen Oberzeugungen (zu) widersprechen (scheinen). Die Abweichungssttirke bestimmt sich vielmehr zudem daraus, wie tief diese Ablehnung in der Prtiferenzstruktur der Akteure verankert ist. Eine normative Abweichung kann sich demnach selbst dann als ~iuBerstgewichtig erweisen, obwohl die pr~iferierten und die kodifizierten Normen nicht gfinzlich unvereinbar sind, sofern der Normbeachtung grundlegende Oberzeugungen des Adressaten im Wege stehen.
402
Ethik-Kodizes als untemehmensethisches Implementierungsinstrument
dadurch veranlasst sind, dass die Kodexnormen den Kodexadressaten unbekannt oder unverst~indlich sind 215, deutet eine mangelnde Kodexbefolgung darauf hin, dass die Pr/~ferenzen der Untemehmensmitglieder und die Normen des Unternehmenskodex unzureichend kompatibel sind. Im Prinzip er6ffnen sich dann drei Wege, auf denen sich eine Kongruenz zwischen den individuellen Pr/~ferenzen und den kodifizierten Normen erreichen l/~sst. Erstens kann dies dadurch erfolgen, dass nur pr/~ferenzkompatible K o d e x n o r m e n - idealerweise mittels weitreichender Beteiligung und somit letztlich Beschluss der Adressaten s e l b s t - erlassen werden. Eine derartige Partizipationsstrategie 216 ist offenbar lediglich in der Phase der Kodexerstellung (bzw. bei Modifizierungen des Kodex) anwendbar. Zudem erscheint sie insofem wenig zweckmfiBig, als nicht ausschlieBlich das gesollt sein kann, was ohnehin auch gewollt wird. Zum Zweiten 1/~sst sich die Kongruenz st/~rken, indem das Untemehmen nur noch Mitarbeiter einstellt, die fiber kodexkompatible Pr/~ferenzen verftigen. Diese Strategie einer Personalselektion 217 ist offenkundig auf die Rekrutierung neuer Untemehmensmitglieder reduziert und auBerdem bestenfalls begrenzt praktikabel, da sich die normenbezogenen Prfiferenzen ex ante weder hinreichend genau noch zuverlassig ermitteln lassen. Die beiden MaBnahmenkategorien der Partizipation und der Personalselektion sind zwar insoweit pr/~ferenzbezogen, als sie auf die Pr/~ferenzen der Akteure gerichtet sind. Es handelt sich dennoch nicht um prfiferenzbasierte Implementierungsakte im engeren Sinne, da keine Einflussnahme auf die Pr/~ferenzstruktur intendiert wird, sondem entweder der Normbestand an die Pr/~ferenzen des Personals oder der Personalbestand an die Pr/~ferenzanforderungen der Kodexnormen angepasst werden. Eine weitergehende Kompatibilit/~t zwischen den Pr/~ferenzen und Normen 1/~sst sich allerdings auch ohne Ver/~nderungen des Norm- und Personalbestands realisieren, wenn es durch MaBnahmen der pr/~ferenzbasierten Implementierung im engeren Sinne gelingt, die normative Abweichung zu verringem. Entsprechende Einflussnahmen sind als Kommunikationsakte zu verstehen, die den Adressaten die Notwendigkeit und die Angemessenheit der kodifizierten Normen vermitteln sollen. Da sich der Erfolg dieser Kommunikationsmaf3nahmen daran bemisst, dass die Adressaten v o n d e r Notwendigkeit und der Angemessenheit der Normen tiberzeugt werden und infolgedessen ihre Pr/~ferenzen/~ndern, wird diese Implementierungsstrategie als Persuasion bezeichnet. Nach einer kurzen Darlegung der Grundlagen und Grenzen von Partizipation und Personalselektion erfolgt im Weiteren eine vertiefende Charakterisierung dieser Persuasionsstrategie.
215 Siehe zu diesen generellen Geltungsvoraussetzungennochmals oben, insb. S. 360 der vorliegenden Arbeit. 216 Siehe dazu sogleich Abschnitt a", S. 403 ff. der vorliegenden Arbeit. 217 Siehe dazu sogleich Abschnitt b", S. 407 ff. der vorliegenden Arbeit.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
b'
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Prinzipielle MaBnahmen
a" Partizipation Partizipation bedeutet als MaBnahme zur G e l t e n d m a c h u n g eines u n t e r n e h m e n s e t h i s c h e n Kodex, dass die (der Leitung als g e b o r e n e m N o r m s e t z e r nachgeordneten) Mitarbeiter des Unt e r n e h m e n s an den E n t s c h e i d u n g e n tiber die Erstellung und Einsetzung des E t h i k - K o d e x teilhaben. Nach diesem Verstandnis geht Partizipation dartiber hinaus, die (potentiellen) K o d e x adressaten im R a h m e n der E n t s c h e i d u n g s v o r b e r e i t u n g anzuh6ren und bei der Informationsbeschaffung und -verarbeitung zu konsultieren 218. U m von Partizipation sprechen zu k6nnen, mtissen die Partizipienten vielmehr a u f den V e r l a u f und A u s g a n g dieser E n t s c h e i d u n g s p r o zesse Einfluss n e h m e n kOnnen 219. Im u n t e r n e h m e n s e t h i s c h e n Schrifttum wird gemeinhin eine sehr w e i t g e h e n d e Partizipation der Mitarbeiter gefordert 22~ U m einsch~itzen zu k6nnen, ob und inwieweit sich dieser Vorschlag zur B e w a l t i g u n g der hier verhandelten I m p l e m e n t a t i o n s p r o b l e m a t i k eignet, ist es geboten, zunachst zwei grundlegend verschiedene Begrtindungsrichtungen dieser Forderung zu differenzieren 221 Bei einer normativen Rechtfertigung wird die Partizipationsempfehlung moralisch begrtindet, da den Mitarbeitern (auch am Arbeitsplatz) eine weitreichende Autono-
z18 Ein breiterer Partizipationsbegriff, der nicht erst Befugnisse zur Mitentscheidung, sondern bereits Informations- und Vorschlagsrechte erfasst, ist durchaus sehr verbreitet [vgl. zu einem weitreichenden Partizipationskontinuum nur Tannenbaum/Schmidt (1958), S. 96; Vroom/Yetton (1973), S. 13; Dachler/Wilpert (1978), S. 14; Black/Gregersen (1997), S. 862, und dazu z. B. Locke/Schweiger (1979), S. 276; Miller/Monge (1986), S. 732; Frese (1992), S. 325-327; Staehle (1994), S. 509; Frese (2000), S. 168-171; Gebert/von Rosenstiel (2002), S. 208; Wagner (2004), Sp. 1115 f., sowie zur Uneinheitlichkeit der Terminologie auch Locke/ Schweiger (1979), S. 273; Cotton/Vollrath/Foggatt/Lengnick-Hall/Jennings (1988), S. 8]. Eine soiche Begriffsfassung ist hier jedoch, wie sogleich deutlich wird, wenig zweckmfiBig, wenn Oberschneidungen mit der nachfolgend zu behandelnden MaBnahmenkategorie der Persuasion vermieden werden sollen. 219 So auch generell for den Begriff der Partizipation Tannenbaum (1966), S. 85: ,,In general, it [i.e., participation, T. T.] refers to the formal involvement of members in the exercise of control, usually through decision making in group meetings."; Mitchell (1973), S. 673: ,,shared decision making"; Locke/Schweiger (1979), S. 274: ,,PDM [i.e., participation in decision making, T. T.] may be defined in essence as >>joint decision making,<<"; Schanz (1992), Sp. 1901 Herv. im Original: ,,Aus organisatorischer bzw. organisationaler Sicht bedeutet Partizipation nicht die Beteiligung an Geschehnissen schlechthin, sondern die Teilnahme an Entscheidungen."; Staehle (1994), S. 508: ,,Generell versteht man unter Partizipation die Beteiligung von Organisationsmitgliedern an Entscheidungsprozessen des Managements"; Wagner (1994): ,,Participation is a process in which influence is shared among individuals who are otherwise hierarchical unequals"; Nerdinger (1995), S. 68: ,,Teilhabe an betrieblichen Entscheidungen". 220 Vgl. speziell ~ r den Prozess der Erstellung unternehmerischer Kodizes z. B. Melrose-Woodman/Kverndal (1976), S. 52; Weber (1981), S. 48; Weller (1988), S. 391; Ethics Resource Center (1990), S. II-2 f.; Velasquez (1990), S. 240; Manley (1991), S. 13; Ciulla (1992), S. 178; L 'Etang (1992), S. 742; Longstaff(1994), S. 243 f.; Montoya/Richard (1994), S. 714; Condren (1995), S. 78 f.; Munro (1997), S. 100 f.; Burke/ Blodgett/Carlson (1998), S. 204; Maclagan (1998), S. 173; Newton (1999), S. 522; Reynolds~Bowie (2004), S. 282. 221 Siehe fihnlich Wagner (2004), Sp. 1118: ,,Partizipatives Management Risst sich sowohl sachlich als auch ethisch-normativ begr0nden.", sowie Locke/Schweiger (1979), S. 272 f.; Miller/Monge (1986), S. 727; Schanz (1992), Sp. 1907; Staehle (1994), S. 508; Black/Gregersen (1997), S. 861; Collins (1997), S. 490; Heller/Pusic/Strauss/Wilpert (1998), S. 8; McCall (2001), S. 195.
404
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
mie zuzugestehen sein soil (,Partizipation als Ziel') 222. Eine instrumentelle Rechtfertigung hingegen zeichnet die Partizipation als leistungsf~.higes Mittel aus, um bestimmte, nicht notwendig originfir moralisch motivierte Zielsetzungen zu erreichen (,Partizipation als Instrum e n t ' ) 223. Die zweite Perspektive ist einzunehmen, um die Eignung von PartizipationsmaBnahmen f'tir die Geltendmachung eines Kodex zu beurteilen 224. Aus instrumenteller Sicht ist Partizipation vorteilhaft, da und soweit gemeinsam gefasste BeschlOsse eher (als autorit/~r vorgegebene) akzeptiert werden und in der Folge sowohl die Zufriedenheit der Mitarbeiter als auch den Grad der Zielerreichung verbessem 225. Da diese Wirkungsannahme innerhalb der Organisationsgestaltung einen zentralen Stellenwert einnimmt 226, ist es wenig verwunderlich, d a s s e s zahlreiche BemOhungen gegeben hat, diesen Z u s a m m e n h a n g empirisch zu erhfirten 227. Ungleich erkl/~rungsbedOrftiger sind hingegen die Befunde dieser Studien. Die empirischen Erkenntnisse lassen sich dahingehend konsolidieren, dass Partizipation zwar einen positiven und statistisch signifikanten Einfluss auf die Performance und Zufriedenheit der Partizipienten ausObt. Das AusmaB dieser Effekte ffallt allerdings vergleichsweise gering (und for die aus instrumenteller Sicht im Vordergrund stehende Performance sogar noch geringer als for die Zufriedenheit) aus 228. Bei einer reinen Erfolgsorientierung ware den Partizipationsvorschl~.gen demnach mit Skepsis zu begegnen. Allerdings besteht weiterer Forschungsbedarf, da notwendige Relativierungen der Partizipations-Erfolgs-
222 Vgl. z. B. Werhane (1985), S. 133: ,,the right to participation is an instantiation of the basic moral right to autonomy and self-development."; Schanz (1992), Sp. 1907 im Original kursiv: ,,Partizipatives Management als ethischer Imperativ"; Steinmann/LOhr (1994), S. 162: ,,Unverzichtbar ist allerdings die Forderung, dab Kulturentwicklung auf die Partizipation der Mitarbeiter setzen muB, deren Autonomie und kritisches Reflektionsverm6gen zu entfalten ja letztlich das Ziel der Bemtihungen ist."; Collins (1997), insb. S. 490: ,,ethical foundation for the superiority of participatory management"; McCall (2001), S. 195: ,,strong forms of employee participation should be recognized as a matter of right". 223 Siehe auch nochmals oben, S. 58 der vorliegenden Arbeit, zu der analogen Unterscheidung zwischen einem normativen und einem instrumentellen Stakeholder-Ansatz und dazu Donaldson~Preston (1995), insb. S. 66 f. 224 Normative Argumentationen k6nnen fraglos dennoch (in anderem Zusammenhang) berechtigt sein, was hervorzuheben ist, da sie mitunter sehr generell diskreditiert werden [vgl. z. B. Locke/Schweiger (1979), S. 266: ,,No issue in the field of organizational behavior and industrial relations is more loaded with ideological and moral connotations than that of worker participation in decision making", und ebd., S. 328]. 225 Vgl. z. B. Locke/Schweiger (1979), S. 277-280; Werhane (1985), S. 133; Miller/Monge (1986), S. 730 f.; Schanz (1992), Sp. 1912; Johnson~Gill (1993), S. 124; Staehle (1994), S. 508-510; Heller/Pusic/Strauss/ Wilpert (1998), S. 10. 226 Vgl. z.B. Frese/v. Werder (1993), S. 33; Staehle (1994), S. 511; Adler/Borys (1996), S. 75; v. Werder (1996b), S. 2556 f.; Adler (1999), S. 42; Frese (2000), S. 274. 227 Vgl. nur die Nachweise in den Meta-Analysen von Locke/Schweiger (1979), S. 280-317; Guzzo/Jette/Katzell (1985), S. 280; Miller/Monge (1986), S. 734-740; Cotton/Vollrath/Foggatt/Lengnick-Hall/Jennings (1988), S. 8-12; Wagner (1994), S. 314-316; Wagner/Leana/Locke/Schweiger (1997), S. 53-57. 228 Siehe bereits Locke/Schweiger (1979), insb. S. 325; Miller/Monge (1986), insb. S. 748; Nerdinger (1995), S. 71; Black/Gregersen (1997), S. 863; Wagner/Leana/Locke/Schweiger (1997), S. 56; Weinert (1998), S. 82, und ebenso die sorgr"filtige Auswertung vorliegender Meta-Analysen durch Wagner (1994), S. 323-325.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
405
Hypothese nach organisationalen Kontext- und individuellen Pers6nlichkeitsmerkmalen bislang nur in Ans/~tzen untersucht worden sind 229. In Hinblick auf die Geltendmachung eines unternehmensethischen Kodex wurde ein positiver Z u s a m m e n h a n g zwischen Partizipation und Kodexbeachtung unter der Voraussetzung angenommen, dass die Beteiligung der Mitarbeiter an der Kodexerstellung dazu ftihrt, dass sie Einfluss auf den Inhalt und die Ausgestaltung des Kodex nehmen und dadurch mehr (und im Extrem ausschlie.61ich) prfiferenzkompatible N o r m e n kodifiziert werden 23~ Dieser Gestaltungseffekt ist konstitutiv ftir die Partizipationsstrategie. Z u d e m geht die Teilhabe der Mitarbeiter an den Beschltissen tiber die Ausgestaltung des Kodex naturgemfiI3 damit einher, dass zwischen den partizipierenden Akteuren Informationen ausgetauscht werden 231. Ein solcher Informationseffekt, der zu einem besseren Verst/~ndnis der Notwendigkeit und der Angemessenheit bestimmter Kodifizierungen beitragen kann, ist allerdings weder auf die Phase der Kodexformulierung noch die Implementierungsmal3nahme der Partizipation beschrfinkt. Er wird zudem mit Partizipationsmal3nahmen im hier verstandenen Sinne nicht intendiert und daher mit den Persuasionsmal3nahmen behandelt, wenn generell Kommunikationsakte und m6gliche Pr~.ferenzanpassungen zur Geltendmachung zu untersuchen sind 232. Begrenzt man die Betrachtung auf den Gestaltungseffekt, so ist es zun/~chst zwar plausibel davon auszugehen, dass ein entsprechend eingesetzter Kodex pr/fferenzkompatibler N o r m e n vergleichsweise weitgehend Beachtung findet. Fraglich ist jedoch, ob der Gestaltungseffekt tats~.chlich erreichbar und seine Realisierung in j e d e m Falle zweckm/~ffig ist. Die Realisierbarkeit des Gestaltungseffekts wird nicht in erster Linie durch die begrenzten M6glichkeiten des Unternehmens erschwert, alle potentiellen Adressaten des Kodex an seiner Erstellung direkt oder reprfisentativ zu beteiligen und den damit verbundenen Aufwand zu bestreiten 233. Gewichtiger erscheint es vielmehr, dass sich die Unternehmensmitglieder hinsichtlich ihrer (kodexbezogenen) Prfiferenzen unterscheiden k6nnen und unterscheiden werden (Heterogenit/~t der Pr/fferenzen) 234. Daher kann es zum einen dazu kommen, dass der unternehmensweit
229 Vgl. z. B. Lam/Chen/Schaubroeck (2002), insb. S. 912, und zur Notwendigkeit dieser Relativierungen bereits Locke/Schweiger (1979), S. 318: ,,Both logic and the results of research on PDM [i.e., participation in decision making, T. T.] make it unmistakably clear that its effectiveness depends on a number of contextual factors."; Miller/Monge (1986), S. 728: ,,Unfortunately, the question of what it [i.e., the effectiveness of participation, T. Y.] depends on has never been clearly answered.". 23o Vgl. generell in diesem Sinne auch bereits Mitchell (1973), S. 674 im Original fett: ,,Participation Increases the Likelihood That Employees Will Work for Outcomes They Value". 231 Vgl. z. B. Miller/Monge (1986), S. 730: ,,it [i.e., participation in decision making, T. T.] enhances the flow and use of important information in organizations.". 232 Siehe S. 410 ff. der vorliegenden Arbeit. 233 Siehe zu den Kosten der Kodexerstellung nochmals oben, S. 47 der vorliegenden Arbeit. 234 Dies ist im Obrigen auch bereits fiir den Prozess der Kodexerstellung zu erwarten. Siehe generell nur Tannenbaum (1966), S. 33: ,,Simply put, employees are likely to want a more democratic organization than supervisors want.", und auch Tannenbaum (1962), S. 243 f.
406
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches lmplementierungsinstrument
verbindliche K o d e x letztlich lediglich Partikularinteressen Rechnung tr/agt 235. Aufgrund ihrer Machtausstattung befindet sich die Unternehmensleitung an der Hierarchiespitze in einer besonders gtinstigen Position, um ihre Interessen auch gegen die Belange der partizipierenden A r b e i t n e h m e r durchzusetzen. Wenngleich die Partizipationsstrategie sehr h~iufig gerade mit normativen A r g u m e n t e n gefordert wird 236, so wird sie dennoch auch aus normativer Sicht deshalb mitunter abgelehnt (normatives Paradoxon der Partizipationsstrategie), weil die Gefahr besteht, dass die Mitarbeiter nur dem Schein nach beteiligt werden, um konfliktare MaBnahmen
m6glichst
reibungslos
implementieren
zu
kOnnen 237. Eine
solche
,,Pseudo-
Partizipation ''23s ist allerdings nicht nur normativ bedenklich. Da und soweit die Teilhabe an Entscheidungen mit dem W u n s c h einhergeht, die Auswahl der zu kodifizierenden N o r m e n praferenzkompatibel zu beeinflussen, kann eine mangelnde Berticksichtigung der Vorschl~ige zur Kodexgestaltung unter U m s t a n d e n zu Frustration, A b l e h n u n g des verabschiedeten K o d e x und im Ergebnis somit sogar fehlgehenden Effekten ftir die K o d e x g e l t u n g ftihren (Partizipations-Frustrations-Hypothese) 239. Die mangelnde Homogenit~it der Pr~iferenzen kann z u m anderen die Ursache daftir sein, sich bei der Kodifizierung a u f minimale Anforderungen zu verst~indigen, die noch allgemein pr~iferenzkompatibel sind (,kleinster g e m e i n s a m e r N e n n e r ' ) . Ftir einen solchen K o d e x resultiert ein instrumentelles Paradoxon: Er ist zwar insoweit wirksam, als er weithin beachtet
235 Die Strategie der Partizipation kann im Ergebnis daher die Koharenz des Kodex geffihrden, da und soweit zur Be~cksichtigung unterschiedlicher Interessen widerstreitende Normen verabschiedet werden. Siehe dazu z. B. auch Ebert (1997), S. 45: ,,M6glicherweise ist sogar im ersten Fall der ))monologischen~ Entstehung das Ergebnis kohfirenter und in sich stimmiger als im letzten Fail. Das muB bei der Ausdeutung und beim Nachdenken aber das Wirkungspotential sorgsam mitbedacht werden, denn allzu einfache Antworten verbieten sich im Falle solcher Texte.", sowie den kritischen Hinweis von Weller (1988), S. 392: ,,A code produced by a large body, including many rank and file employees, will be less effective than a code produced by a small body, including a few rank and file employees.". 236 Vgl. nochmals die Nachweise auf S. 404 in Fn. 222 der vorliegenden Arbeit. 237 Vgl. exemplarisch Maclagan (1998), S. 80: ,,Paradoxically, participation as a management strategy may be even less acceptable from an ethical standpoint, since its potential for psychological manipulation could indicate a greater threat to individual thought and moral judgment than is the case with impersonal controls.", zur m6glichen Manipulation der Mitarbeiter durch Partizipation auch Tyler (1990), S. 147; Staehle (1994), S. 511; Nerdinger (1995), S. 68. 238 Der Begriff stammt von Kirsch/Esser/Gabele (1979), S. 298, siehe dazu auch Schanz (1992), Sp. 1902, und Staehle (1994), S. 508, sowie bereits Blau/Scott (1963), S. 186 im Original fett, die von ,,Pseudo Democracy" sprechen, da es in hierarchisch verfassten Wirtschaftsuntemehmen keine ,echte' Beteiligung der Mitarbeiter gibt und geben kann. 239 Siehe hierzu auch die bestfitigenden Befunde von Thibaut/Friedland/Walker (1974), S. 800: ,,Depending on the outcome of the procedure, participation may yield either a high degree of rule observance (even overcompliance) or a high frequency of rule violation.", konkret zu Kodizes Kaptein/Wempe (2002), S. 275: ,,consulting everyone is likely to create the impression that they can expect to see their ideas reflected in the final result. If the code does not meet this expectation, support for the code could suffer.", sowie zum Frustrationseffekt im Allgemeinen Folger/Rosenfield/Grove/Corkran (1979), S. 2254: ,,discontent is intensified whenever a participative process raises hopes for a desired outcome and those hopes are dashed.", oder Folger/Greenberg (1985), S. 159: ,,in providing the opportunity for expression of one's opinions, voice procedures may also raise one's hopes and expectations about the prospects of influence.".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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wird, und d e n n o c h gleichzeitig wirkungslos, da er keine V e r h a l t e n s v o r g a b e n macht, die zu A n d e r u n g e n der b e s t e h e n d e n Praxis beitragen, sondern nur Selbstverst~.ndlichkeiten regelt, die auch ohne K o d e x eingehalten w e r d e n wfirden. Eine m6glichst w e i t g e h e n d e Pr~ferenzkompatibilitfit kann folglich nicht das vorrangige Ziel der K o d e x g e s t a l t u n g sein, w e n n damit letztlich beliebige Prfiferenzen z u m Mal3stab der Kodifizierung w e r d e n 24~ Das Sollen lfisst sich nicht auf ein (beliebiges!) W o l l e n reduzieren 241.
b" Personalselektion Soweit der K o d e x den Pr~iferenzen seiner Adressaten nicht (ausreichend) angepasst w e r d e n kann, bietet sich als zweite Option, die Organisationsmitglieder danach zu selektieren, dass sie k o d e x k o m p a t i b l e Prfiferenzen besitzen. Diese Intention liegt der Strategie der Personalselektion zugrunde 242. Personalselektion meint die A u s w a h l neuer Mitarbeiter des Unternehmens. Sie markiert eine der grundlegenden F u n k t i o n e n und eines der zentralen Instrumente der Personalpolitik. Als I m p l e m e n t i e r u n g s m a B n a h m e eines K o d e x wird mit einer Strategie der Personalselektion beabsichtigt, dem K o d e x dadurch zur Geltung zu verhelfen, dass nur noch Mitarbeiter eingestellt werden, die fiber k o d e x k o m p a t i b l e Prfiferenzen verffigen, daher eine besonders ausgepr~igte Beachtung der K o d e x n o r m e n erwarten lassen und zusfitzliche Kontrollmal3nahmen vergleichsweise w e i t g e h e n d entbehrlich m a c h e n 243. In der verbreiteten Kontrollterminologie ist diese Form der E i n f l u s s n a h m e als Personen- oder Input-Kontrolle zu bezeichnen TM. Die W i r k s a m k e i t dieser Art der G e l t e n d m a c h u n g ist insoweit unstrittig, als Personen mit k o d e x k o m p a t i b l e n Prfiferenzen den K o d e x unter sonst gleichen B e d i n g u n g e n st~irker befolgen w e r d e n als Akteure, die von den K o d e x v o r g a b e n normativ abweichen. D e n n o c h ist die Eig-
240 Siehe auch Collins (1997), S. 492: ,,not all value congruence is acceptable.". 241 Vgl. zur Diskrepanz zwischen Sollen und Wollen auch nochmals oben, S. 24 ft. der vorliegenden Arbeit. 242 Vgl. dazu z. B. auch Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 170: ,,the enforcement of codified ethical standards may be achieved through recruitment and selection", oder- im Obrigen dezidiert kritisch - Willmott (1998), S. 115 En. 5: ,,If the codes are to be honoured, individuals must be selected ... who are willing to comply with them.", sowie Schwartz (2001), S. 258: ,,the presence of appropriate personal values is difficult for companies to exert influence over. What companies can do is to utilize the selection process (e.g., background checks) in an effort to avoid hiring potentially unethical employees.". 243 Siehe zur Personalselektion als eine Form oder als ein Substitut organisationaler Kontrolle auch bereits Etzioni (1961), S. 151-160; Etzioni (1964), S. 68-70; Etzioni (1965), S. 655-658; Ouchi (1977), S. 98; Ouchi (1979), insb. S. 841, sowie Cressey/Moore (1983), S. 65: ,,ethical control is at its best when a company employs individuals possessing impeccable personal integrity.", oder Parilla/Hollinger/Clark (1988), S. 266: ,,organizations also engage in control through selection or pre-employment screening. Here control is achieved through the hiring of persons who are most likely to conform to organizational norms while denying employment to those who may not .... To the extent that an organization is able to hire an individual who is already committed to the norms and values held to be important in the organization, other control efforts become unnecessary". 244 Vgl. z. B. Merchant (1985), S. 40 f.; Snell (1992), S. 297 f.; Johnson~Gill (1993), S. 26, 106.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
nung dieser Strategie zur Geltendmachung eines Kodex eher zurtickhaltend einzusch~itzen 245. Zun~ichst ist die Relevanz der Strategie offenbar sehr eingeschr/ankt, da sie auf die Rekrutierung neuer Mitarbeiter begrenzt ist und zur besseren Befolgung der Kodexnormen durch die vorhandenen Mitarbeiter keinen direkten Beitrag leistet. Zudem erscheint die Realisierbarkeit der Strategie zumindest fraglich. Die Strategieanwendung setzt voraus, dass die kodexkompatiblen Pr/aferenzen als Soll-Magstab bestimmbar sind und sich die Pr/aferenzkompatibilit~it der Bewerber ex ante ausreichend verl/asslich feststellen 1/asst. Demzufolge miassen valide Verfahr e n d e r Eignungsdiagnostik zur Verf'tigung stehen 246, die auf die speziellen Anforderungen des unternehmensindividuellen Kodex zugeschnitten sind und Kenntnisse darfiber erfordem, welche Pers6nlichkeitsmerkmale eine weitreichendere Befolgung der spezifischen Kodexnormen erwarten und wie sich diese Eigenschaften (durch das Unternehmen) verl~isslich messen lassen. Die skeptische Beurteilung der Erfolgstr~ichtigkeit einer Strategie der Personalselektion kann durch die Erfahrungen untermauert werden, die mit eignungsdiagnostischen Prozeduren zur generellen Einsch~itzung der Ehrlichkeit oder Vertrauenswfirdigkeit von Personen gesammelt wurden 247. FOr diese so genannten Integrit~its- bzw. Integrity-Tests, die in erster Linie wirtschaftskriminelles Verhalten und die daraus resultierenden Kosten eind~.mmen sollen 248 und insbesondere in den USA popul~,r sind 249, mt~ssen nicht unternehmensbesondere SoilStandards als zu erhebende Pers6nlichkeitsmerkmale identifiziert werden, sondern es kann auf eine sehr breite Forschungsbasis zur~ickgegriffen werden, da verschiedene Kriterienbatterien
245 Vgl. dazu auch die empirischen Befunde von Parilla/Hollinger/Clark (1988), S. 275. z46 Unter eignungsdiagnostischen Verfahren sind psychologische Methoden zu verstehen, mit denen eignungsbezogene Erfolgsprognosen und Personalauswahlentscheidungen fundiert werden kOnnen [vgl. z. B. Moser/Hertel (1998), S. 169]. 247 Vgl. z. B. die Kritik von drei besonders verbreiteten Testverfahren bei Guastello/Rieke (1991), insb. S. 515 f., und zudem die Meta-Analysen von McDaniel/Jones (1986), S. 35-46; Sackett/Harris (1984), S. 224-240; Sackett/Burris/Callahan (1989), S. 501-511 ; Ones/Viswesvaran/Schmidt (1993), S. 682-693; Sackett/Wanek (1996), S. 796-816; Marcus/Funke/Schuler (1997), S. 10-15. Anderer Ansicht z. B. Miner/Capps (1996), S. 62 f.: ,,it seems to us impossible to argue that valid honesty tests cannot be, and have not been, constructed.", oder das Rest~mee von Sackett/Wanek (1996), S. 821: ,,the pattern of findings continues to be consistently positive.". 248 Vgl. z. B. Moser/Hertel (1998), S. 175. z49 So ist bereits zu Beginn der 1990er Jahre geschfitzt worden, dass in den USA jfihrlich 5 Millionen Tests durchgeflihrt werden und mehr als ein Viertel aller Handelsunternehmen sowie insgesamt rund 5.000 Unternehmen bei der Personalauswahl regelm~Big IntegritfitsfragebOgen einsetzen [vgl. Dalton/Metzger (1993), S. 149; Murphy (1993), S. 116; Miner/Capps (1996), S. 11; Boatright (2000), S. 163; Carroll/Buchholtz (2000), S. 477 f.]. Die Verbreitung dieser Testmethode hat insbesondere auch nach dem Erlass des Employee Polygraph Protection Act (EPPA) im Jahre 1988 zugenommen, das den Einsatz polygraphischer Untersuchungen faktisch unterbunden hat, die bis dahin bevorzugt zu Zwecken der Personalselektion verwendet wurden [vgl. Guastello/Rieke (1991), S. 501; Dalton/Metzger (1993), S. 149 f.; Murphy (1993), S. 100-102, 115; Dalton/Metzger/Wimbush (1994), S. 128; Miner/Capps (1996), S. 25 f.; Sackett/Wanek (1996), S. 791; Marcus/Funke/Schuler (1997), S. 3; Boatright (2000), S. 163 f.; Carroll/Buchholtz (2000), S. 476 f.].
Gestaltungsdimensionen untemehmensethischer Kodizes
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und Vorgehensweisen entwickelt und validiert worden sind 25~ Eine ~ihnlich fundierte Konsolidierung des Erhebungsinstrumentariums w~ire ftir unternehmensspezielle Auswahlverfahren zweifelsohne illusorisch. Trotz der weitreichenden Forschungsanstrengungen bleibt die Irrtumswahrscheinlichkeit von Integrity-Tests jedoch betr~ichtlich, also die Wahrscheinlichkeit daftir, dass Personen auf der Grundlage ihres Testergebnisses als unehrlich indiziert werden, obwohl sie tats~ichlich weder ltigen noch betrtigen. Zur Vermeidung von Missinterpretationen ist dabei deutlich hervorzuheben, dass sich die FehlerNiufigkeit nicht nur nach der Validit~it des Testverfahrens richtet, die angibt, wie genau die jeweiligen PersOnlichkeitsmerkmale gemessen werden, sondem auBerdem von der Basis- und der Selektionsrate beeinflusst wird. Fehlerhafle Einsch~itzungen sind bei einer gegebenen Validit~it umso wahrscheinlicher, je seltener das gesuchte Merkmal in der Testpopulation v o r k o m m t (das heiBt: je geringer die Basisrate oder Grundquote ist) TM und je gr6Ber der Anteil der Bewerber ist, d e r - aufgrund des Personalbedarfs des Unternehmens - eingestellt werden soll (das heiBt: je h6her die Selektionsrate oder -quote ist) 252. Selbst wenn ftir die Validit~it eines Testverfahrens ein Wert von 90 % angenommen werden k6nnte 253, sind demnach bei geringeren Basisraten (in H6he von weniger als 10 %) Irrtumswahrscheinlichkeiten von mehr als 50 % zu erwarten 254, die bei hohen Selektionsraten entsprechend stark ins Gewicht fallen. Unabh~ingig von ethischen oder rechtlichen Bedenken, die sich gegen die Erhebung bestimmter Pers6nlichkeitsmerkmale und die Art ihrer Erhebung dann vortragen lassen, sofern die Privatsph~ire der Bewerber unzureichend geachtet wird 255, verdeutlichen bereits diese methodischen Befunde, dass der Strategie der Personalselektion sehr enge Grenzen gesetzt sind. Damit wird gleichwohl keineswegs impliziert, dass der Kodex im R a h m e n der Personalaus-
250 Vgl. als Oberblick nur Murphy (1993), S. 116-118, und die Beispiele bei Dalton/Metzger/Wimbush (1994), S. 150-153, sowie zu den dominierenden Testverfahren femerhin Guastello/Rieke (1991), S. 505-512; Ones/ Viswesvaran/Schmidt (1993), S. 680. 251 Siehe zu einer besonders anschaulichen Darstellung des Zusammenwirkens zwischen der Validitfit und der Basisrate, speziell am Beispiel von Integrity-Tests, Dalton/Metzger (1993), S. 151-153; Dalton/Metzger/ Wimbush (1994), S. 140-142, oder auch Murphy (1993), S. 121 f. 252 Dieser Zusammenhang wird durch die so genannten Taylor-Russell-Tafeln veranschaulicht, welche den Anteil ausgewfihlter geeigneter Kandidaten in Abhfingigkeit yon der Validit~it und der Selektionsrate angeben [vgl. Taylor~Russell (1939), S. 571-578]. 253 Meta-Analysen aber schriftliche Integrity-Tests gelangen zu dem Resultat, dass deren durchschnittliche Validit~tskoeffizienten zwischen 0,3 und 0,8 schwanken [vgl. Sackett/Harris (1984), S. 224-240; McDaniel/Jones (1986), S. 35-46; Ones/Viswesvaran/Schmidt (1993), S. 684-693]. Geringere Validitfiten sind ebenfalls festgestellt worden [vgl. z. B. Sackett/Wanek (1996), S. 797]. z54 Eine Irrtumswahrscheinlichkeit von weniger als 50 % stellt die Minimalanforderung dar, um den Aufwand eines Test rechtfertigen zu k6nnen, da andemfalls durch die rein zuf'~illigeKandidatenwahl keine schlechteren Eignungsprognosen erhalten werden. 255 Siehe dazu ntiher z. B. Boatright (2000), S. 172-177; Carroll/Buchholtz (2000), S. 477 f., t'tir weitere Nachweise Dalton/Metzger (1993), S. 149, sowie zu dem elementaren Pers6nlichkeitsrecht aufden Schutz der Privatsph/are z. B. Werhane (1985), S. 18, 118 f.; De George (1986), S. 210; Boatright (2000), S. 166-168; Carroll/Buchholtz (2000), S. 471-473; Ulrich (2001), S. 454 f.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
wahl (noch) gar keine Rolle spielen sollte 256. Es empfiehlt sich im Gegenteil durchaus, die A u f m e r k s a m k e i t potentieller Adressaten bereits f ~ h z e i t i g a u f den K o d e x zu lenken 257, a u f diese Weise die Erwartungen zu kommunizieren, die sowohl das U n t e r n e h m e n mit dem Verhalten seiner (zuktinftigen) Mitarbeiter verbindet 258 als auch die Mitarbeiter an das Unternehm e n richten k6nnen259, und eine m6gliche Selbstselektion durch die Bewerber in die W e g e zu leiten 26~ B e k u n d u n g e n oder sogar Beurkundungen tiber die A k z e p t a n z des Kodex, die mitunter als Teil des Arbeitsvertrags zur Voraussetzung einer Einstellung gemacht werden
TM,k6n-
nen allerdings die tats~ichliche Befolgung des Kodex keineswegs garantieren und folglich auch nicht die Notwendigkeit weiterer ImplementierungsmaBnahmen aufheben.
c"
Persuasion Bei der pr~iferenzbasierten Implementierung im engeren Sinne handelt es sich um die Stra-
tegie der Persuasion. Der Persuasionsbegriff wird im Einzelnen recht unterschiedlich 262 und
256 Siehe zu der ganz generellen Bedeutsamkeit der Personalauswahl ~r die moralische Qualitfit der unternehmerischen Entscheidungen bereits oben, S. 27 der vorliegenden Arbeit. 257 Siehe auch Webley (1988), S. 15: ,,For new employees it [the code, T. T.] should be included as part of the joining instructions in the same way as many employers provide a staff handbook.", oder Weaver/Trevino (2001), S. 123: ,,If an organization wishes to attract the kind of person who shares the company's ethical values, these need to be represented in recruitment materials". 25s So z. B. auch De George (1986), S. 346. 259 Vgl. z. B. Drake~Drake (1988), S. 111. 260 Wfihrend mit der Personalselektion die Auswahl zwischen mehreren Bewerbern durch das Unternehmen gemeint ist, bezeichnet die Selbstselektion, wie Individuen zwischen mehreren Unternehmen ausw~ihlen [vgl. zu Letzterem z. B. Moser/Hertel (1998), S. 169]. 261 Siehe zu einer solchen Praxis, (schriftliche) Erkl~irungen fiber die Kodexakzeptanz und -einhaltung einzufordern, die im Obrigen nicht lediglich bei der Einstellung neuer Mitarbeiter m0glich, sondern durchaus j~ihrlich wiederholbar ist, z. B. Benson (1989), S. 318; Reidenbach/Robin (1989), S. 194; Ethics Resource Center (1990), S. VI-2; Raiborn/Payne (1990), S. 888; Manley (1991), S. 220; Sims (1991), S. 500; Weeks/Nantel (1992), S. 756, 758; Metzger/Dalton/Hill (1993), S. 30; LeClair/Ferrell/Fraedrich (1998), S. 90; Felo (2000), S. 161; Kaptein/Wempe (2002), S. 284, sowie zu ihrer empirischen Verbreitung die Befunde von Ethics Resource Center (1980), S. 49; White~Montgomery (1980), S. 82; Cressey/Moore (1983), S. 67; Mathews (1987), S. 116; Mathews (1988), S. 55; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 11, 38; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1604; Pelfrey/Peacock (1991), S. 16 f.; Kaye (1992), S. 858; Lefebvre/Singh (1992), S. 804, 807; Webley (1995), S. 9, 36; Harrington (1996), S. 265; Brooks (1997), S. 602; Brytting (1997), S. 673; Doig/Wilson (1998), S. 143; Weaver/Trevino/Cochran (1999a), S. 287; Wood (2000), S. 293 f.; Gordon/Miyake (2001), S. 167 f.; Guilldn/Mel~/Murphy (2002), S. 176; Carasco/Singh (2003), S. 88; MeH/Debeljuh/Arruda (2003), S. 15; Schwartz (2004), S. 332. Die geringste H~iufigkeit dieser Obung stellen Meld/Debeljuh/Arruda (2003), S. 10, fest, wonach in Argentinien und Brasilien schriftliche Zusicherungen unbekannt sind und in Spanien von nur 12 % der befragten Unternehmen eingefordert werden. Dartiber hinaus hat sich gezeigt, dass ein Ftinftel [Guilldn/Meld/Murphy (2002), S. 176] bis zu 90 % [ Weaver/ Trevino/Cochran (1999a), S. 287] der jeweils untersuchten Kodizes ein Affidavit verlangen, dessert Hfiufigkeit in grOBeren Unternehmen [Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 11, 38], auf hOheren Ftihrungsebenen [White~Montgomery (1980), S. 82] und in US-Unternehmen [Wood (2000), S. 293 f.; Guill~n/Mel~/Murphy (2002), S. 176] tendenziell grOBer ist. 262 Vgl. z. B. Andersen (1978), S. 7-10; Miller (1980), S. 11; Reardon (1981), S. 15-25; Smith (1982), S. 3-20; Reardon ( 1991 ), S. 3-5; O 'Keefe (2002), S. 1-5; Stiff/Mongeau (2002), S. 4-10.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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teilweise sehr wertbeladen v e r w e n d e t 263. Vor diesem Hintergrund scheint es w e d e r aussichtsreich noch erstrebenswert, einen m6glichst konsensf'ahigen P e r s u a s i o n s b e g r i f f zu ermitteln. V i e l m e h r soil eine Begriffsfassung b e s t i m m t werden, die sich ft~r die vorliegende Untersuchung als zweckmfiBig erweist, w e n n g l e i c h sie sich nicht for J e d e r m a n n intuitiv erschlieBen mag, da sie einige Begriffselemente, die teilweise mit dem P e r s u a s i o n s b e g r i f f assoziiert werden, fiberhaupt nicht oder mit a b w e i c h e n d e n Auspr~igungen enthfilt. G a n z generell bezeichnet Persuasion den Prozess der Prfiferenzfinderung in Reaktion a u f Informationen fiber das Prfiferenzobjekt (hier: die kodifizierten N o r m e n ) . Im Weiteren w e r d e n mit der Persuasionsstrategie M a B n a h m e n authentischer K o m m u n i k a t i o n zur intendierten Begrfindung, Verst~irkung oder Verfinderung k o d e x b e z o g e n e r Prfiferenzen der K o d e x a d r e s s a t e n erfasst, die z u m Ziel haben, den K o d e x n o r m e n zur Geltung zu verhelfen. Diese K o m m u n i k a tionsakte beinhalten A r g u m e n t a t i o n e n , welche die N o t w e n d i g k e i t und die A n g e m e s s e n h e i t der K o d e x n o r m e n vermitteln sollen 264. Bei erfolgreicher Persuasion 265 akzeptieren die A kteure die v o r g e t r a g e n e n A r g u m e n t e 266 und somit die gesttitzten N o r m e n als h a n d l u n g s l e i t e n d 267,
263 Vgl. z. B. Andersen (1978), S. 3: ,,for many, persuasion suggests something undesirable, something more or less hidden and unfair, a subtle or not so subtle playing on feelings or a lack of information to manipulate people.", oder McGuire (1985), S. 235: ,,The deliberate study of persuasion strikes sensitive people as distasteful and even immoral", und dazu auch die sogleich folgenden Aus~hrungen. 264 Dass Persuasion eine Form der Kommunikation darstellt, bestfitigen z. B. Andersen (1978), S. 7 im Original kursiv: ,,Persuasion is communication in which the communicator seeks through the use of symbolic agencies, particularly language, to effect a desired, voluntary change in the attitudes and/or actions of the receiver(s).", oder O'Keefe (2002), S. 4: ,,paradigm cases of persuasion are ones in which the effects are achieved through communication (and perhaps especially through the medium of language). That is, persuasion is something achieved through one person's communicating with another.". Siehe auch Zimbardo/Leippe (1991), S. 165, die Persuasion definieren als ,,using communicated information and argumentation from a given source to change beliefs in a target audience.", sowie Eagly/Chaiken (1984), S. 268: ,,Theories of persuasion are designed to account for the attitude and belief change that occurs in people who are exposed to relatively complex messages that consist of a position advocated by a communicator and (usually) one or more arguments designed to support that position."; Bohner/W(~nke (2002), S. 117: ,,Persuasion research addresses the questions how attitudes are formed and changed as a result of information processing, usually in response to messages about the attitude object.". 265 Da der Erfolg der Einflussnahme kein konstitutives Element des Persuasionsbegriffs ist [so auch Andersen (1978), S. 6 im Original kursiv: ,,Not all attempts at persuasion are successful."], kann offenbar sinnvoll von (mehr oder weniger) erfolgreichen Persuasionsprozessen gesprochen werden und in der Folge der (Miss-)Erfolg unterschiedlicher Persuasionsversuche untersucht werden. Siehe auch Reardon (1991), S. 3 im Original z. T. kursiv: ,,the term persuasion ... is not used ... as an implication of success .... Even if the persuader does not feel that the goal of changing behavior of another has been accomplished, persuasion, as an activity, has still occurred." [ebenso Reardon (1981), S. 25, und in diesem Sinne auch Burnell/Reeve (1984), S. 396: ,,persuasion can be an appropriate name for a certain sort of process even if it is unsuccessful."]. Dessen ungeachtet ist der Erfolgsbegriff mit der Rede von Persuasion durchaus verbunden: ,,it doesn't make sense to say, ))I persuaded him but failedx~ One can say, ))I tried to persuade him, but failed,~ but to say simply ))I persuaded him~ is to imply a successful attempt to influence." [O'Keefe (2002), S. 3 Herv. im Original]. Siehe hierzu auch die Unterscheidung zwischen einem Prozess- und einem Wirkungs-Modell der Persuasion bei Smith (1982), S. 6 f. 266 Vgl. auch Andersen (1978), S. 141 im Original z. T. kursiv: ,,acceptance and belief are used to suggest the desired goal in persuasion.". 267 MaBnahmen der Persuasion sind demnach von ZwangsmaBnahmen verschieden, da Persuasion einen Beschluss der Adressaten t~ber die Akzeptanz der entsprechenden Normen verlangt. So z. B. auch Smith (1982),
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
und sie passen daher ihre Einstellungen und Ziele entsprechend
an 26s. Dies
kann zur Folge
haben, dass die N o r m e n (auch) unabhangig v o n e x t e m e n B e w e h r u n g e n eingehalten w e r d e n 269. Persuasion beabsichtigt d e m n a c h kurz gefasst die M o d i f i z i e r u n g k o d e x b e z o g e n e r Pr~iferenzen. Die angestrebte Pr/fferenzanpassung muss allerdings nicht n o t w e n d i g e r w e i s e dergestalt sein, dass bestehende Pr/fferenzen ge~indert werden. V i e l m e h r ist es ebenso m6glich, dass mittels Persuasion v o r h a n d e n e Pr~iferenzen gest~irkt oder g/anzlich neue Pr/aferenzen gebildet w e r d e n 27~ H e r v o r z u h e b e n sind zwei weitere Elemente der v o r g e s c h l a g e n e n Begriffsfassung, welche K o m m u n i k a t i o n s m a B n a h m e n der Persuasion eingrenzen. Eine solche Pr~izisierung ist u n u m g~inglich, da im U n t e r n e h m e n gewissermal3en unaufh6rlich k o m m u n i z i e r t wird und es mithin unzweckm~iBig w~ire, s~imtliche oder auch nur die gesamte k o d e x b e z o g e n e K o m m u n i k a t i o n mit Persuasion gleichzusetzen. Unter Persuasion sind aus diesem G r u n d e lediglich die K o m munikationsmal3nahmen zu verstehen, welche die G e l t e n d m a c h u n g des K o d e x bewusst intendieren 271. In 15bereinstimmung mit der v o r g e n o m m e n e n Beschr~inkung a u f formale I m p l e m e n tierungsanstrengungen w e r d e n infolgedessen alle b e w u s s t initiierten Kommunikationsaktivit~iten erfasst, mit denen die U n t e r n e h m e n s l e i t u n g oder andere, entsprechend autorisierte Einheiten des U n t e r n e h m e n s versuchen, die Vorteilhaftigkeit des K o d e x einsichtig zu machen. Konkret lassen sich unter dem S i g n u m der Persuasion gleichwohl weiterhin ganz unterschiedliche M a B n a h m e n subsumieren, da keine zus~itzlichen Q u a l i f i z i e r u n g e n - z u m Beispiel in Hinblick a u f das M e d i u m oder den W e g der K o m m u n i k a t i o n - v o r g e n o m m e n werden. Z u m Z w e i t e n sollen gezielte K o m m u n i k a t i o n s a k t e
nur dann als PersuasionsmaBnahme
ausgezeichnet w e r d e n dtirfen, w e n n sie authentisch sind 272. Ein A k t e u r k o m m u n i z i e r t inso-
S. 7 im Original z. T. kursiv: ,,persuasive communication entails the perception of choice on the part of message recipients to accept or reject the recommendations contained in persuasive messages.". Anders z. B. Stiff/Mongeau (2002), S. 10: ,,we examine message strategies such as manipulation and coercion as possible strategies for achieving persuasive outcomes". 26s Dieser Prozess kann und wird tiberwiegend kognitiver Natur sein. Anderer Auffassung ist z.B. Etzioni (2000), S. 169 im Original z. T. kursiv, der Persuasion zwar ebenfalls als Prozess zur Pr~iferenz~inderung versteht, dabei jedoch in erster Linie affektive Treiber vermutet: ,,Persuasion is the term often used to refer to the nonrational processes through which adult preferences are changed.". 269 Deshalb wird die pers6nliche Akzeptanz der Norm mitunter auch als Internalisierung bezeichnet [vgl. z. B. Smith (1982), S. 7]. 270 So bereits mit Blick auf das resultierende Verhalten Miller (1980), S. 16-22, und dazu auch Stiff/Mongeau (2002), S. 4-9. 271 Vgl. auch Reardon (1991), S. 3: ,,persuasion is always a conscious activity .... While ... people can unintentionally influence .... it is impossible unintentionally to persuade. Persuasion involves conscious intent.". Siehe ebenso Reardon (1981), S. 24, sowie O'Keefe (2002), S. 3: ,,the usual implication drawn from the invocation of the concept [of persuasion, T. T.] is that the persuader had some intention of achieving the persuasive goal.". 272 Siehe ~ihnlich die Terminologie von Burnell/Reeve (1984), S. 258 Herv. im Original, wonach ,,persuasion requires what might be called >good faith< ... In persuading someone, we share, or are trying to share, reasons with him .... If the reasons presented are based on information which A [i.e., the persuader, T. T.] knows to be false, he ceases to be involved in persuasion". Kritisch dazu z. B. O 'Keefe (2002), S. 2.
Gestaltungsdimensionen untemehmensethischer Kodizes
413
weit authentisch, als die dargelegten Argumente zur Stiitzung der Kodexnormen seine wahrhaftigen 121berzeugungen wiedergeben. Demgegentiber liegt eine taktische Kommunikation vor, sofern die vorgetragenen Argumente nicht der tats~ichlich angenommenen Normbegrtindung entsprechen, sondern lediglich zur Beeinflussung der Kodexadressaten vorgeschoben werden 273. Eine authentische Kommunikation mag auf lange Sicht erfolgreicher sein, da sie sich konsistenter aufrechterhalten l~isst274. Taktische Rechtfertigungen k6nnen augerdem Missverst~indnisse dartiber nach sich ziehen, wie die betreffenden Kodexnormen zu verstehen und auszulegen sind. Dennoch ist kaum zu bestreiten, dass eine taktische Kommunikation in manchem Fall mehr Erfolg verspricht. Die Forderung einer authentischen Kommunikation ist deshalb nicht notwendigerweise instrumentell, sondern in erster Linie normativ begrtindet 275. Moralische Normen wie Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit lassen sich danach nicht auf dem Wege unredlicher Kommunikationsversuche vermitteln 276.
c'
Wirkungsweise der Persuasionsstrategie
a" Anwendbarkeit der Persuasionsforschung (1) Entwicklung und Eignung Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Wirkungen kommunikativer MaBnahmen der Persuasion hat eine lange Tradition 277, deren historische Entwicklung sich allerdings nicht einfach beschreiben l~isst, da der Gegenstand dezidiert interdisziplin~ir ist 278, seine Untersuchung vor allem auch durch methodische Neuerungen vorangetrieben worden und ,,wissenschaftssoziologisch auffallig theorieresistent verlaufen ist ''279. Die Anf'ange der Persuasionsforschung reichen auf die Rhetorik des Aristoteles zurtick 28~ der mit der Gesinnung oder dem Charakter (das heiBt beispielsweise der Ehrbarkeit) des Redenden, der Einflussnahme auf die (Leidenschaflen oder Stimmung der) HOrer und zur l]berlegung anleitenden (Schein-)
273 Siehe fihnlich v. Werder (1994), S. 59 f., und dazu bereits oben, S. 83 Fn. 288 der vorliegenden Arbeit. 274 Generell ergeben sich Grenzen taktischer Kommunikation (als Element eines Impression Management) daraus, ,,that it would be a great strain to keep >two sets of books<" [Huff/Schwenk (1990), S. 91]. 275 Vgl. in diesem Sinne z. B. Curtin/Boynton (2001), S. 414: ,,Persuasion is considered unethical, however, when deliberate lying, distortion, or deception is used to mask intentions such as in the case of blatantly irresponsible communication campaigns". 276 So z. B. auch Drake~Drake (1988), S. 112. 277 Vgl. auch McGuire (1985), S. 233 f. 278 Vgl. auch Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 2; Eagly/Chaiken (1984), S. 269. 279 Merten (1999), S. 332. 280 Vgl. z. B. Petty/Ostrom/Brock (1981), S. 9; McGuire (1985), S. 234; Zimbardo/Leippe (1991), S. 128; Petty/ Wegener (1998), S. 324; Merten (1999), S. 332.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
B e w e i s e n bereits drei 10berzeugungsmittel der mtindlichen Rede unterschied TM. Die Arbeiten ,,remain potential gold mines for social and cognitive researchers. ''282. Die m o d e r n e W i s s e n s c h a f t der K o m m u n i k a t i o n s w i r k u n g e n b e g a n n in den 1920er Jahren mit den frtihen Arbeiten des Politologen Lasswel1283 und befasste sich insbesondere mit den M 0 g l i c h k e i t e n der Einflussnahme, die sich mittels m a s s e n k o m m u n i k a t i v e r P r o p a g a n d a erzielen lassen TM. W e n n g l e i c h die theoretische M o d e l l i e r u n g in Form der einfach linearen Bezieh u n g e n eines S t i m u l u s - R e s p o n s e - S c h e m a s 285 heute nicht m e h r aufrechterhalten w e r d e n kann, schon weil sich die B e d e u t u n g einer Nachricht nicht unabh~ingig von der W a h r n e h m u n g durch den Rezipienten erschlieBen l~isst286, ist dennoch beispielsweise die Systematik relevanter Einflussfaktoren u n g e b r o c h e n aktuel1287. Sie k o m m t bereits in der bertihmten Formel des ,,who says what to whom and with what effect ''288 z u m Ausdruck. Eine Erg~inzung der drei genannten K o m p o n e n t e n des Absenders (bzw. der Quelle oder des K o m m u n i k a t o r s ) , des Adressaten (bzw. des Empffingers oder Rezipienten) und des Inhalts der Persuasionsmal3nahme 289 ist lediglich um die explizite Berticksichtigung kontextueller EinflOsse erforderlich 29~ Zur Ausgestaltung der Persuasionsstrategie sind die Erkenntnisse der Persuasionsforschung insoweit nur begrenzt tibertragbar, als die Beschr~inkung a u f die authentische K o m m u n i k a t i o n
281 Vgl. Aristoteles (1980), S. 13 (Buch I, 2. Kapitel) im Original z. T. gesperrt: ,,Von den lJberzeugungsmitteln, die durch die Rede zustande gebracht werden, gibt es drei Arten: Sie sind nfimlich entweder im Charakter des Redners beg~ndet oder darin, den H0rer in gewisse Stimmung zu versetzen, oder schliel31ich in der Rede selbst, d. h. durch Beweisen oder scheinbaren Beweisen.". z82 McGuire (1985), S. 234. 283 Vgl. z. B. Lasswell (1927). 284 Erwfihnenswert sind dabei insbesondere die vielzitierten panikartigen Reaktionen, die sich nach einer von Orson Welles am 30.10.1938 moderierten Radiosendung t~ber die (fiktive) Landung von Marsmenschen in der Nfihe von New York ereigneten und (oft zu einseitig) als Beleg ~r die Wirkung der Massenkommunikation interpretiert wurden [vgl. dazu z. B. Merten (1999), S. 335 f.]. 285 Vgl. z. B. Lasswell (1927), S. 630: ,,The strategy of propaganda ... can readily be described in the language of stimulus-response.". 286 Siehe dazu z. B. auch Reardon (1991), S. 65 Herv. im Original: ,,persuasion is something people do with each other, not to each other.", sowie eingehender zu den Annahmen und der Kritik des Stimulus-ResponseModells Merten (1999), S. 342-350. 287 Vgl. z. B. Kruglanski/Thompson/Spiegel (1999), S. 293: ,,Contemporary persuasion research remains indebted to Lasswell's classification", oder Kruglanski/Sleeth-Keppler/Erb/Pierro/Mannetti/Fishbach/Spiegel (2002), S. 62: ,,influential perspective on persuasion". 288 Siehe z. B. Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 12 Herv. im Original. 289 Siehe dazu auch bereits Aristoteles (1980), S. 20 (Buch I, 3. Kapitel): ,,Es basiert nfimlich die Rede auf dreierlei: dem Redner, dem Gegenstand, t~ber den er redet, sowie jemandem, zu dem er redet". 290 Siehe zu diesen Variablengruppen z. B. auch Andersen (1978), S. 16-19; Reardon (1991), insb. S. 110 f.; Petty/Wegener (1998), S. 326, 342; O'Keefe (2002), S. xi f.; Stiff/Mongeau (2002), insb. S. 101. Nachrichtlich sei im 13brigen erw~hnt, dass die Situation (locus, tempus) in der Folge aufAristoteles noch in der Antike als wichtige Komponente des Kommunikationsprozesses formuliert wurde [vgl. z. B. Merten (1999), S. 332]. Auf eine gesonderte Behandlung des Kontexts wird im Weiteren verzichtet, da der Einfluss durch Manipulation der Ubrigen Variablen abgebildet werden kann.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
415
dort nicht (immer) geteilt wird, sondern Erkl~irungen und Empfehlungen dafter gegeben werden, wie zu kommunizieren ist, um den gr6Bten Persuasionserfolg zu erzielen. Dass dabei ethische Erwggungen oft eine (bestenfalls) untergeordnete Rolle spielen, hat eine entsprechend drastische Kritik dieser Richtung nach sich gezogen 291. Mitunter werden nur noch emotionale Wirkungen angestrebt, w~ihrend der hier vertretene Persuasionsbegriff eine kognitive Sichtweise verlangt, da die Strategie der Persuasion intendiert zu fiberzeugen, nicht zu t~berreden. Folglich sind beispielsweise Kontra-Argumente selbst dann nicht zu verschweigen, wenn dadurch der Kommunikationserfolg beeintr~chtigt wird 292. Persuasion im Sinne authentischer Kommunikation kann und darf allerdings die Einsichten der ,herkOmmlichen' Persuasionsforschung auch nicht einfach ignorieren, da sich der tats~chliche Kommunikationserfolg nicht ausschlieBlich mittels rationaler Erw~igungen erreichen Risst. Im Weiteren sind daher zun~ichst einige Befunde der bereits als ,klassisch' zu kennzeichnenden 293 Yale-Studien und wichtiger Nachfolgeuntersuchungen darzulegen 294. Daraufhin werden M6glichkeiten zur theoretischen Integration dieser Ergebnisse aufgezeigt, bevor schlieBlich die Determinanten und m6glichen Dysfunktionalitfiten einer Implementierungsstrategie der Persuasion diskutiert werden k6nnen.
(2) Befunde der Yale-Studien und nachfolgender Untersuchungen (a) Kommunikationsinhalt Die Befunde des ,,Yale Communication Research Program ''29s erfahren bis heute groBe Aufmerksamkeit 296. Ffir die Initiatoren ist dieses P r o g r a m m durch die drei Merkmale charakterisiert, dass theoretische Grundlagenfragen (und nicht etwa die theoretisch unzureichend
291 Siehe z. B. nochmals Andersen (1978), S. 3; McGuire (1985), S. 235; Curtin/Boynton (2001), S. 414. 292 Siehe in diesem Sinne auch Zimbardo/Leippe (1991), S. 284: ,,Some influence strategies are unethical because they involve actively blocking exposure to opposing viewpoints of behavioral options.". 293 Siehe auch Kiesler/Collins/Miller (1969), S. 103: ,,one of the major forces shaping research and theory on attitude change"; Smith (1982), S. 236: ,,landmark contribution"; Eagly/Chaiken (1984), S. 271: ,,seminal work" und S. 340: ,,pioneering work"; Fiske/Taylor (1991), S. 467: ,,the classic Hovland, Janis, and Kelley research"; Chaiken/Wood/Eagly (1996), S. 707: ,,pioneering work"; Petty/Wegener (1998), S. 325: ,,pioneering efforts" und S. 342: ,,classic"; Kruglanski/Thompson (1999), S. 83: ,,seminal Communication and Persuasion program". 294 Eine umfassende und aktuelle Aufarbeitung der Persuasionsforschung k6nnte selbst monographisch kaum gelingen. Siehe zur Obersicht z. B. die Zusammenstellungen von Andersen (1978); Reardon (1981); Smith (1982); Eagly/Chaiken (1984); McGuire (1985); Reardon (1991); Zimbardo/Leippe (1991), insb. S. 127-243; Eagly/Chaiken (1993), S. 219-663; O'Keefe (2002); Stiff/Mongeau (2002) und die dort angegebenen Nachweise. 295 Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 2. 296 Siehe zur anhaltenden Bedeutung dieser Arbeiten z. B. Petty/Ostrom/Brock (1981), S. 10; Reavdon (1981), S. 65; Fiske/Taylor (1991), S. 467, 476; Reardon (1991), insb. S. 43; Eagly/Chaiken (1993), S. 490; Petty (1995), S. 202; Petty/Wegener (1998), S. 325; Bohner/Wginke (2002), S. 125.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
fundierte Befriedigung praktischen Gestaltungsbedarfs) den Kern des Interesses ausmachen 297, theoretische Erkenntnisse ganz unterschiedlicher Disziplinen in die Hypothesenbildung eingehen und die HypothesenprOfung schlieBlich im Regelfall unter kontrollierten Laborbedingungen erfolgt z98. Die einzelnen Projekte stehen (zumindest zu Beginn noch) in der Tradition eines linearen (Stimulus-Response-)Wirkungsmodells 299 und haben zum Gegenstand, ob und inwieweit unterschiedliche Variablen des Kommunikationsinhalts, des Kommunikators und des Kommunikationsrezipienten den Kommunikationserfolg beeinflussen 3~176 Schon frtih wurde die Bedeutsamkeit von Interaktionsbeziehungen deutlich, da Effekte nur dann zu beobachten und interpretieren sind, wenn Wechselwirkungen mehrerer Variablen berticksichtigt werden 3~
In Hinblick auf den Kommunikationsinhalt wurde insbesondere
analysiert, welche Wirkungen von der Ausgewogenheit der Argumentation, der Reihenfolge der Argumente, der expliziten Pr/~sentation der Konklusion oder der Verwendung furchterregender Appelle auf den Erfolg der Kommunikation ausgehen 3~ Konkret wurde f'tir die Ausgewogenheit von Argumentationen festgestellt, dass einseitige Begrtindungen dann erfolgreicher sind, wenn sie sich an Personen richten, die weniger gebildet und ohnehin bereits (vor Beginn der Persuasionsversuche) for die zu vermittelnde Position empFfinglich sind. Bei Adressaten mit h6herem Bildungsgrad und anfanglicher Skepsis gegentiber der zu begrtindenden Behauptung wirkt sich die Verwendung von Kontra-Argumenten hingegen positiv auf den Kommunikationserfolg aus, da es diese Personengruppe gewohnt ist, unterschiedliche Argumente bei der Meinungsbildung abzuw~,gen, und die Akzeptanz der Aussage voraussetzt, dass vermutete Kontra-Argumente bei der Begrtindung beachtet wurden 3~ Das Verschweigen von Kontra-Argumenten kann sich langfristig zudem generell als kontraproduktiv erweisen, sofern die Adressaten sp/~ter (durch eine ,,Gegenpropaganda") mit
297 Dennoch haben Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 1, bereits die manageriale Bedeutsamkeit ihrer Arbeit erkannt, wenn sie feststellen, dass ,,[e]xecutives in many organizations feel the need to improve their communication systems in order to achieve widespread acceptance of the standards and values necessary to the success of their enterprises.". Kritisch zur (mangelnden) Theorieorientierung unten, S. 424 der vorliegenden Arbeit. 298 Vgl. Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 2-6. 299 Vgl. nur Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 12: ,,Implicitly throughout has been a definition of communication which may be more formally stated as the process by which an individual (the communicator) transmits stimuli (usually verbal) to modify the behavior of other individuals (the audience).". 3oo Siehe Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 269: ,,Most of the results can be viewed as specifying the effects of a communication according to the nature of 1) the communicator (who says it), 2) the communication (what is said), and 3) the audience (to whom is it said).", sowie res~mmierend zur Methodik und den Befunden der Yale-Studien auch Kiesler/Collins/Miller (1969), S. 103-118; Smith (1982), S. 213-240; Eagly/Chaiken (1993), S. 428-455,490 f. 301 Siehe z. B. Triandis (1971), S. 145, und auch Reardon (1991), S. 105: ,,In general, it is safe to conclude that the study of any variables in isolation from other contextual variables is likely to result in useless information.". 302 Vgl. Hovland/Janis/Kelley ( 1953), S. 56-13 3. 3o3 Vgl. Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 105-1 11.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
417
diesen Einw~inden konfrontiert werden und sie ihre Oberzeugungen dann entsprechend anpassen 3~ Da sich in der Folge inkonsistente Befunde zur Wirkung der Ausgewogenheit von Argumentationen insoweit auf unterschiedliche Operationalisierungen zurfickffihren liegen, als ausgewogene Argumentationen entweder nur Kontra-Argumente oder aber aul3erdem die Grfinde ffir die mangelnde Stichhaltigkeit dieser Einw~inde enthalten sollten 3~ empfiehlt die im Anschluss entstandene Inokulationstheorie 3~ die zu fiberzeugenden Akteure umfassend fiber m6gliche Gegenargumente und die Grfinde ihrer Ablehnung oder Widerlegung zu informieren 3~
Kontra-Argumente wirken demnach nicht generell persuasiv, sondern nur dann,
wenn dem Rezipienten einsichtig gemacht wird, warum ihre Stichhaltigkeit schw~icher zu gewichten ist 3~ Durch diese ,Impfung' sollen die Adressaten gegen sp~itere Einw~nde immunisiert werden 3~ Wenn Kontra-Argumente kommuniziert werden (sollen), so kann ihre Anordnung wiederum nur in Abh~ingigkeit yon dem themenspezifischen Interesse und Wissen der Rezipienten empfohlen werden. Rezipienten, die dem Bereich der Nachricht wenig Interesse und Vorkenntnisse entgegenbringen, werden tendenziell eher yon den zuerst angeffihrten Aussagen beeinflusst (,,primacy effect"), die gewissermal3en fiberhaupt erst einen Rahmen zur Interpretation der Argumente schaffen 31~ Ein Primacy-Effekt ist zudem dann zu erwarten, wenn den Rezipienten zun~ichst Best~.tigungen darfiber abverlangt wurden, dass sie die zuerst vorgetragene Position akzeptieren, bevor sie mit gegenl~iufigen Argumenten konfrontiert werden 311. Hingegen entfalten bei Rezipienten, die an dem Thema interessiert sind, daher fiber themen-
304 Siehe bereits die entsprechenden Befunde von Lumsdaine/Janis (1953), S. 315-317. 3o5 Vgl. Allen/Hale/Mongeau/Berkowits-Stafford/Stafford/Shanahan/Agee/Dillon/Jackson/Ray Allen (1991), S. 393,398.
(1990), S. 275 f.;
3o6 Vgl. McGuire (1961), S. 190-195; McGuire (1964), insb. S. 200, und dazu aul3erdem z. B. Insko (1967), S. 296-329; Kiesler/Collins/Miller (1969), S. 133-142; Petty/Cacioppo (1981), S. 228-232; Petty/Ostrom/Brock (1981), S. 20-22; Reardon (1981), S. 76 f.; Smith (1982), S. 286-296; Reardon (1991), S. 54-56; Zimbardo/Leippe (1991), S. 230-232; Eagly/Chaiken (1993), S. 561-568; Petty (1995), S. 232 f.; Herkner (2001), S. 249-251; Bohner/Wdinke (2002), S. 128-130; O'Keefe (2002), S. 246-253; Stiff/Mongeau (2002), S. 286-294; Szabo/Pfau (2002), insb. S. 233-242. 3o7 Vgl. auch Tannenbaum/Macaulay/Norris (1966), S. 237. 30s Siehe dazu die Ergebnisse der aufwendigen Studie von Allen/Hale/Mongeau/Berkowits-Stafford/Stafford/ Shanahan/Agee/Dillon/Jackson/Ray (1990), insb. S. 286, sowie die Meta-Analyse von Allen (1991), insb. S. 396. 3o9 Siehe bereits Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 111, die mr den Adressaten, der mit Kontra-Argumenten konfrontiert wurde, feststellen, dass ,,he has thus been given an advance basis for ignoring or discounting the negative arguments, and thus )finnoculated~ will tend to retain the positive conclusion.". Siehe auch ebd., S. 274. 31o Vgl. Insko (1967), S. 50: ,,the first of two opposing communications produces a set or context for the interpretation of the second communication, thus resulting in a primacy effect."; Anderson (1971), S. 199 f.; Zimbardo/Leippe (1991 ), S. 187. 311 Siehe nur Hovland (1957), S. 131 im Original kursiv: ,,If, after hearing only one side of a controversial issue, a response is made which publicly indicates one's position on the issue, the effectiveness of a subsequent presentation of the second side of the issue is reduced, thus entailing a primacy effect.".
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spezifisches Wissen verftigen und das Ftir und Wider der einzelnen Positionen im Wesentlichen kennen, die zuletzt vorgetragenen Aussagen die stfirkste Wirkung (,,recency effect") 312. )khnliche Beobachtungen wurden im Falle einseitiger Begrtindungen f'tir die Reihenfolge starker und schwacher Argumente gemacht 3~3. Bei desinteressierten und wenig vorgebildeten Adressaten muss zun~ichst Aufmerksamkeit geschaffen werden, weshalb es sich empfiehlt, die Beg~ndung mit dem st/~rksten Argument zu beginnen (,,Antiklimax"). Analog zum RecencyEffekt sollte hingegen bei Themenstellungen, die den Adressaten bereits bekannt sind und die sie pers6nlich betreffen, das Wichtigste, also die st~irksten Argumente, am Schluss pr~isentiert werden (,,Klimax") 314 Die Befunde darfiber, ob es vorteilhafi ist, die Konklusion der Argumente explizit zu machen oder aber sie implizit und damit den Rezipienten zu belassen, lieBen sich nur dann (und in vergleichsweise schwacher Auspr~igung) feststellen, wenn Variablen der Themenstellung, der Adressaten und des Kommunikators berticksichtigt werden 3~5. Demnach kann es sich anbieten, auf explizite Schlussfolgerungen zu verzichten, sofern die themenspezifische Komplexitfit gering ist, die Rezipienten an dem Thema interessiert, pers6nlich betroffen sowie intellektuell befahigt sind, um die Konklusion aus den pr/isentierten Aussagen selbst/~ndig zu ziehen, und der Kommunikator als wenig glaubwiirdig wahrgenommen wird, da das notwendige Engagement zur Herleitung der Konklusion die Erinnerungsfiihigkeit der Botschafl erh6hen kann 316. Wenn keine dieser Bedingungen vorliegt, erweisen sich explizite Schlussfolgerungen hingegen als wirksamer 3~7. Aufgrund der vielen Prfimissen und der begrenzten Vorteile impliziter Konklusionen wird daher im Regelfall als iiberlegene Gestaltungsalternative empfohlen, die Schlussfolgerung der Argumente explizit zu machen 3~8 Mit furchterregenden Appellen schlieBlich sind Aussagenbestandteile gemeint, die negative Konsequenzen beschreiben, die eintreten wfirden, falls die Konklusion des Kommunikators von den Adressaten nicht geteilt wird. Dabei ist zun/~chst wiederholt ein kurvilineaerer Zusammenhang zwischen dem AusmaB furchterregender Bestandteile und dem Persuasionser-
312 Vgl. Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 120-130. 313 Zu beachten ist, dass die Argumentstfirke dabei mitunter recht unterschiedlich operationalisiert worden ist, wenn sie entweder auf den Einschatzungen Dritter oder aber dem Anreizwert der Argumente basiert [siehe Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 112 f., 119]. Generell tiberwiegen subjektive MaBe der Argumentst~irke, auf deren Grundlage eine Vorselektion starker und schwacher Argumente vorgenommen wird [vgl. auch Johnson/Eagly (1989), S. 294]. 314 Vgl. Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 112-120. 3~ Siehe zur Heterogenitat der Befunde auch die Meta-Analysevon Cruz (1998), S. 220-224. 316 Vgl. auch Petty/Wegener (1998), S. 351 m. w. N. 317 Vgl. Hovland/Janis/Kelley (1953), insb. S. 100-105. 318 Siehe nur O'Keefe (2002), S. 218: ,,persuaders commonly have little to gain (and much to lose) by leaving the message's conclusion implicit. Ordinarily, messages containing explicit statements of the conclusion will be more effective than messages that omit such statements.".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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folg der Argumentation beobachtet worden 3~9. Bis zu einem gewissen Grade ist demnach eine positive Korrelation der beiden Gr6fSen wahrscheinlich, da die furchterregenden Appelle die Betroffenheit der Adressaten steigern, ihr Interesse an der Botschaft und ihre Beeinflussbarkeit wachsen lassen, sofern sich mit der Akzeptanz der prasentierten Behauptung die furchterregenden Konsequenzen wirksam abwenden lassen 32~ Ein zu hohes Furchtniveau hingegen erzeugt Reaktanz. Die Adressaten versuchen, die bedrohlichen Stimuli abzuwehren, indem sie ihre Aufmerksamkeit ftir die Argumentation reduzieren. Dementsprechend sind sie durch die vorgetragenen Argumente weniger beeinflussbar 321. Mit dem AusmaB furchterregender Appelle steigt folgerichtig indes die AnRilligkeit far Kontrapropaganda, da die Adressaten von (zu) sehr beangstigenden Nachrichten Gegenargumente bereitwillig akzeptieren, um die ursprfingliche und verunsichernde Botschafl zurt~ckweisen zu k6nnen 322.
(b) Kommunikator Der Erfolg von Argumentationen ware dann ausschlieBlich von ihrer kognitiven Qualitat abhangig, wenn die Adressaten die vorgetragenen Argumente immer nur rein kognitiv und ganzlich unvoreingenommen verarbeiten, sich als in diesem Sinne rational und gegen affektive Einfltisse verwahrt erweisen wtirden. Tatsachlich hangt der Persuasionserfolg jedoch nicht nur von dem Inhalt (und d o r t - wie soeben gezeigt worden i s t - ebenfalls nicht nur von der kognitiven Qualitat der Argumente), sondern auch von der Quelle der Kommunikation ab. Als zentrale Einflussgr6Ben gelten dabei die Glaubw~irdigkeit und die Attraktivitat des Kommunikators 323.
319 Siehe auch Triandis (1971), S. 191; Smith (1982), S. 90 f., 230-232, sowie die Obersichten bei Eagly/Chaiken (1993), S. 431-447; Stiff/Mongeau (2002), S. 147-157, jeweils m. w. N., kritisch dazu O'Keefe (2002), S. 225 f., sowie die abweichenden Befunde der Meta-Analysen von Mongeau (1998), insb. S. 64, und Witte/Allen (2000), insb. S. 603. 320 Siehe zu dieser notwendigen Qualifizierung Reardon (1991), S. 102 f. m. w. N. 321 Vgl. Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 78. 322 Als vorherrschende Auffassung beginnt sich ein sog. Erweitertes Paralleles Prozess-Modell (,,Extended Parallel Process Model", EPPM) herauszubilden [vgl. dazu Witte/Allen (2000), S. 594 f.]. Dem liegt ein paralleles Response-Modell zugrunde, wonach die Adressaten auf furchterregende Botschaften einerseits mit dem Ge~hl der Furcht reagieren, das sich durch Negieren der Nachricht vermeiden ltisst (,,fear control"). Parallel dazu wird jedoch die beschriebene Gefahr erkannt und nach Wegen zur Eindfimmung der Bedrohung gesucht (,,danger control"). Dieses parallele Prozess-Modell wird um Determinanten erweitert, deren Ausprfigungen bestimmen, welcher der beiden Prozesse dominiert. Positive Persuasionseffekte werden demnach dann resultieren, wenn die Botschaft als furchterregend wahrgenommen wird und gleichzeitig wirksam erscheinende MaBnahmen zur Gefahrenkontrolle aufzeigt [siehe dazu auch die bestatigenden Befunde in der Meta-Analyse von Witte/Allen (2000), S. 604: ,,fear appeals appear to be effective when they depict a significant and relevant threat (to increase perceptions of severity and susceptibility) and when they outline effective responses that appear easy to accomplish (to increase perceptions of response efficacy and self-efficacy)."]. 323 Als dritte wichtige Eigenschaft des Kommunikators wird mitunter seine Macht angesehen, Ressourcen kontrollieren und dadurch andere beeinflussen zu k6nnen [vgl. z. B. Triandis (1971), S. 168; Hass (1981), S. 142; McGuire (1985), S. 262]. Der Einsatz von Macht stellt fraglos eine Form der Einflussnahme dar [siehe auch nochmals die entsprechende Dreiteilung bei Kelman (1958), S. 54; Kelman (1961), S. 68; Kelman/ Hamilton (1989), S. 104, 111, und dazu bereits oben, S. 378 ff. der vorliegenden Arbeit]. Damit wird aller-
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument Bei diesen M e r k m a l e n des K o m m u n i k a t o r s handelt es sich (zumindest nach der inzwischen
vorherrschenden Auffassung 324) nicht um objektive, sondern perzeptive Eigenschaften 325. Der Persuasionserfolg wird mit anderen Worten dadurch beeinflusst, ob und inwieweit die Rezipienten die Quelle als glaubwiirdig oder attraktiv w a h m e h m e n . Offensichtlich kann diese Perzeption je nach Themenstellung sowie zwischen verschiedenen Rezipientengruppen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten abweichend ausfallen 326. Pr/fferenz/anderungen lassen sich umso einfacher erreichen, je glaubwiardiger die Quelle erscheint, da die PersuasionsbemiJhungen dann als weniger verzerrt (,,less biased") und fairer w a h r g e n o m m e n werden. Die Glaubwtirdigkeit setzt s i c h - in den verwendeten Operationalis i e r u n g e n - mit der themenspezifischen Sachkenntnis (bzw. Expertise oder Kompetenz) und der VertrauenswiJrdigkeit aus zwei K o m p o n e n t e n z u s a m m e n 327. Dass glaubwtirdige Quellen tats~ichlich iJberzeugender wirken und nicht lediglich mehr A u f m e r k s a m k e i t und Verst/andnis ftir die k o m m u n i z i e r t e n Inhalte schaffen, ist durch den Vergleich mit Kontrollgruppen best~itigt worden, die einem weniger glaubwOrdigen K o m m u n i k a t o r ausgesetzt wurden, eine entsprechend geringere A k z e p t a n z der vermittelten Position zeigten und dennoch Verst~indnisfragen fiber die k o m m u n i z i e r t e n Aussagen ebenso gut beantworten konnten wie die Probanden mit dem Treatment einer glaubw0rdigen Quelle 328.
dings im Regelfall gerade nicht intendiert, Prfiferenzen ~indern zu wollen, sondem Wtinsche des ,Kommunikators' unabh~ingig von und sogar entgegen den Prfiferenzen der Adressaten durchzusetzen. Folglich ist diese Art der Einflussnahme mit einer Strategie der Persuasion unvereinbar. Dennoch kann die Macht des Kommunikators dann relevant sein, wenn er seine Ziele auf dem Wege der Persuasion zu erreichen versucht. Es verbleibt jedoch die Gefahr, dass eine Persuasion nur dem Anschein nach stattgefunden hat, da der Rezipient den (altemativen) Einsatz yon Zwangsmitteln ~rchtet und abzuwenden versucht. Machtvolle Kommunikatoren, die zudem in der Vergangenheit belegt haben, Streitfalle im Zweifel durch Macht (mr sich) zu entscheiden, besitzen daher kaum Gewissheit, Andere dann tiberzeugen zu kOnnen oder tiberzeugt zu haben, wenn es ihrer Intention entspricht. Siehe zu dem korrespondierenden Forschungsbedarf z. B. Petty/Wegener (1998), S. 346. 324 Siehe auch Reardon (1981), S. 114 f.; Reardon (1991), S. 81 f. 325 Vgl. z. B. O ~Keefe (2002), S. 181: ,,Communicator credibility is thus not an intrinsic property of a communicator; a message source may be thought highly credible by one perceiver and not at all credible by another.", oder Stiff/Mongeau (2002), S. 104 f. Herv. im Original: ,,there is general agreement that source credibility is a perceptual variable. Specifically, source credibility is the audience's perception of the source rather than a commodity that the source brings to a particular persuasive context." und S. 107: ,,credibility is not a commodity that message sources possess. Rather, it is the perception of trustworthiness and expertise that sources are able to engender in a target audience.". 326 Siehe auch Stiff/Mongeau (2002), S. 108 f. 327 Siehe bereits Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 21, sowie auch Kelman (1961), S. 68 Herv. im Original: ,,In other words, an agent may be perceived as possessing credibility because he is likely to know the truth, or because he is likely to tell the truth."; Hass (1981), S. 143: ,,The credibility of the source refers to the source's expertise on the topic and trustworthiness as a communicator - in other words, the extent to which the source is perceived to know the ))correct~ position on the issue and the extent to which she or he is motivated to communicate that position."; Smith (1982), S. 219: ,,A person's perceived expertise on the issue at hand and his or her reputation as an honest and trustworthy source are the two variables most commonly associated with credibility."; Stiff/Mongeau (2002), S. 106: ,,most persuasion scholars now describe credibility as a combination of a source's perceived expertise and trustworthiness.". 328 Vgl. Hovland/Weiss (1951 ), S. 641-643; Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 270.
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Die Wirkung der Glaubwfirdigkeit auf die Akzeptanz erweist sich im Zeitablauf allerdings als keineswegs konstant. Vielmehr kann es zu einer Entkopplung yon Kommunikationsquelle und -inhalt kommen, da oft nur die Argumente in Erinnerung bleiben, ohne mit ihrem Urheber assoziiert zu werden, sodass die Voreingenommenheit gegent~ber Aussagen wenig glaubw~irdiger Quellen abgebaut wird (,,sleeper effect") 329. Dieser Effekt resultiert daraus, dass Informationen und Argumente unabhfingig von ihrer Quelle gespeichert und verarbeitet werden k6nnen 33~ Damit die Akzeptanz der Aussagen weniger glaubw~irdiger Quellen im Zeitablauf (,,nachdem man dart~ber geschlafen hat") zunimmt, ist jedoch vorauszusetzen, dass die Argumente unabh~ingig v o n d e r Quelle verarbeitet werden und t~berzeugend erscheinen 331. Im Regelfall ist den Rezipienten deshalb eine weniger glaubwfirdige Quelle erst nach dem Inhalt der Argumente zu offenbaren, urn eine systematische Auseinandersetzung mit den Argumenten nicht von Beginn an zu blockieren 332. Dennoch kann dem Sleeper-Effekt entgegengewirkt werden, indern die Quelle (beispielsweise durch eine Wiederholdung der Persuasionsmal3nahme) in Erinnerung gerufen und mit den Argumenten in Verbindung gebracht wird, wodurch sich die ursprt~ngliche Einstellung gegent~ber der Aussage wieder annfihern oder sogar wieder herstellen l~isst333. Die Attraktivitat der Quelle wird entweder als Ahnlichkeit zwischen Sender und Empf~inger oder im Sinne der physischen Attraktivitfit (des Aul3eren) des Kommunikators verstanden 334. Generell erscheinen attraktive Kommunikatoren sympathischer, und sie sind beliebter. Die Effekte dieser Variablen auf den Persuasionserfolg sind allerdings weniger konsistent und st~irker yon der jeweiligen Persuasionssituation abhangig. Ahnlichkeiten zwischen Sender und Empf~inger k6nnen durch die Mitgliedschaft in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen
329 Vgl. Hovland/Weiss (1951), S. 645-648; Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 254-259, und far eine MetaAnalyse der Empirie zum Sleeper-Effekt Allen~Stiff(1989), S. 418-422. 33o Vgl. Zimbardo/Leippe (1991), S. 184 m. w. N. 331 Vgl. auch Chaiken (1980), S. 764, wonach der Sleeper-Effekt die implizite Annahme voraussetzt, ,,that recipients have adequately processed message content - otherwise it is unlikely that over time, the persuasive impact of message content could possibly manifest itself.". 332 Vgl. Zimbardo/Leippe (1991), insb. S. 185 f. 333 Siehe zu den verschiedenen Varianten und Erkl~rungen dieses Effekts Allen~Stiff(1989), S. 413-418, oder Stiff/Mongeau (2002), S. 114-119. Der ursprt~nglichen (oder ,traditionellen') Fassung (,,Traditional Model") wurde aufgrund der entsprechenden Datenbefunde zugeschrieben, dass die Akzeptanz der Aussage der wenig glaubwardigen Quelle im Zeitablauf derart deutlich steigt, sodass eine grN3ere Zustimmung als in der Vergleichsgruppe mit einem glaubwardigen Kommunikator resultiert [vgl. Hovland/Weiss (1951), S. 646; Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 255]. Eine solche Auspr~gung des Effekts ist jedoch theoretisch nicht begrt~ndbar [vgl. Stiff/Mongeau (2002), S. 116], daher wohl methodisch bedingt gewesen [vgl. Reardon (1991), S. 82] und in Folgeuntersuchungen nicht best~,tigtworden [vgl. nochmals die Befunde der Meta-Analyse von Allen~Stiff(1989), insb. S. 421]. Die Diskussionen der eigenen Befunde legen gleichwohl bereits innerhalb der Yale-Studien die alternativen Erkl~rungen der Modelle des Vergessens (,,Forgetting Model") oder der Disassoziation (,,Disassociation Model") nahe, die nach einiger Zeit entweder eine Gleichheit oder eine Konvergenz der Prfiferenzen erwarten lassen [vgl. Hovland/Weiss (1951), S. 647-649, sowie zu den Modellbezeichnungen Allen~Stiff(1989), S. 413]. 334 Vgl. z. B. Smith (1982), S. 219, 223.
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(,,membership similarity") oder t~bereinstimmende Einstellungen (,,attitudinal similarity") angezeigt werden. Die Persuasionswirkung dieser )i,hnlichkeiten h/~ngt davon ab, ob und inwieweit sie in dem betreffenden Kontext als relevant angesehen werden 335. Entgegen der zuniichst naheliegenden Annahme, dass die Oberzeugungskraft mit der )i,hnlichkeit des Kommunikators einhergeht 336, ist unter anderem festgestellt worden, dass Tatsachenbehauptungen, das heiBt: verifizierbare Aussagen, (im Unterschied zu Werturteilen) eher akzeptiert werden, wenn sie auch von Proponenten vertreten werden, die den Rezipienten untihnlich sind und d a h e r - v e r m u t l i c h - anderen Biases erliegen 337. Die wahrgenommene (Un-)Ahnlichkeit beeinflusst somit die Einsch~itzung tiber die Glaubwiirdigkeit der Quelle und auf diesem (Um-)Weg die Urteilsbildung tiber den in Rede stehenden Sachverhalt 338. Genau wie die ,~hnlichkeit zwischen Sender und Empf~inger beeinflusst die physische Attraktivit~it des Kommunikators den Persuasionserfolg nur unter bestimmten Kontextbedingungen 339. Die Wirkung der physischen Attraktivitat ist in den Persuasionssituationen am ausgepragtesten, die vergleichsweise unwichtig erscheinen 34~ Im Unterschied zum Merkmal der Ahnlichkeit scheint die Eigenschaft der physischen Attraktivit~it jedoch direkt zu wirken und Einsch/~tzungen der Sachkenntnis und VertrauenswOrdigkeit der Quelle unbeeinflusst zu belassen. Sofern die Rezipienten das )kuf3ere des Kommunikators bei ihrer Pr/fferenzbildung tiberhaupt berticksichtigen, so gilt generell, dass attraktive Quellen tiberzeugender wirken als weniger attraktiv erscheinende 34~. Dies kann darauf zurtickzufOhren sein, dass die Rezipienten l~lbereinstimmungen mit attraktiven Personen als sozial belohnend wahrnehmen und sie sich von derartigen Akteuren dementsprechend einfacher beeinflussen lassen (,,social reinforcement explanation"). Eine andere Erkl~irung basiert darauf, dass die Rezipienten bei der Urteilsbildung Heuristiken verwenden und dabei konkret die Entscheidungsregel, mit Personen t~berein zu stimmen, die man mag. Da die Merkmale der Attraktivit/~t und Beliebtheit stark korrelieren, werden nach dieser Beliebtheits-l~lbereinstimmungs-Heuristik die Aussagen attraktiver Kommunikatoren eher akzeptiert (,,cognitive processing explanation"). Schliel31ich ist es m6glich, dass attraktive Akteure persuasiver sind, da ihre sozialen Ffihigkeiten tiberlegen sind 342. In diesem Falle w/~re allerdings unter Umstanden nicht mehr die physische Attrak-
335 Siehe zu dieser Unterscheidung Simons/Berkowitz/Moyer (1970), S. 2. 336 Vgl. z. B. Smith (1982), S. 224 m. w. N., sowie O'Keefe (2002), S. 199 f.: ,,It seems common and natural to assume that to the degree that receivers perceive similarities between themselves and a persuader, to that same degree the persuader's effectiveness will be enhanced.". 337 Vgl. Goethals~Nelson (1973), S. 121, und dazu auch Stiff/Mongeau (2002), S. 121. 338 Siehe auch Stiff/Mongeau (2002), S. 121. 339 So z. B. auch O'Keefe (2002), S. 205. 34o Vgl. Stiff/Mongeau (2002), S. 122. 341 Vgl. Stiff/Mongeau (2002), S. 122, sowie das Rest~mee von Smith (1982), S. 223, wonach ,,the bulk of prior research indicates that, in most circumstances, physical attractiveness adds to persuasiveness". 342 Siehe dazu z. B. die Untersuchungen yon Goldman~Lewis (1977), S. 129, oder Chaiken (1979), S. 1395.
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tivitfit, sondern die korrelierte Redegewandtheit und Redegeschwindigkeit ftir den Persuasionserfolg verantwortlich (,,social skills explanation") 343.
(c) Kommunikationsrezipient SchlieBlich liegt es a u f der Hand, dass es interpersonelle Differenzen gibt und sich nicht alle M e n s c h e n durch eine Persuasionsmaf3nahme in gleicher Weise beeinflussen lassen 344. Zun/~chst besitzen die Rezipienten bereits im A u s g a n g s z u s t a n d bestimmte Pr~iferenzen, die sich unter anderem auch a u f das Pr~iferenzobjekt der PersuasionsmaBnahme beziehen k6nnen. Je st/irker diese Pr~iferenzen ausgepr~igt sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass Informationen als g~iltig akzeptiert werden, die diesen Prfiferenzen widersprechen 345. U m g e k e h r t werden umso geringere Persuasionsanstrengungen erforderlich sein, je mehr die Akteure von der Geltung der fraglichen Behauptung ohnehin bereits tiberzeugt sind 346. Dartiber hinaus kOnnen personale Unterschiede in den Ffihigkeiten und der Motivation der Akteure begrt~ndet sein 347. Experimentelle Untersuchungen haben gezeigt, dass intelligentere Personen vor allem durch rationale und logische Begrtindungen beeinflussbar sind, da sie irrationale, unlogische und unzutreffende A r g u m e n t e mit gr6Berer Wahrscheinlichkeit enttarnen k6nnen 348. Bei den Motivfaktoren ist davon auszugehen, dass Individuen mit mittlerem Selbstwert einfacher zu t~berzeugen sind als Personen mit h o h e m oder niedrigem Selbstwert-
343 Siehe zu diesen unterschiedlichen, sich jedoch gegenseitig keineswegs ausschlieBenden Erkl~irungen insbesondere Chaiken (1979), S. 1395 f.; Chaiken (1986), S. 151-155, und dazu auch Stiff/Mongeau (2002), S. 122-125. 344 Siehe dazu z. B. nur Eagly (1981), S. 173: ,,The idea that people differ in their cognitive responses to persuasive communications has such a ring of obvious truth to it that it scarcely needs documentation.", oder Rhodes~Wood (1992), S. 156: ,,there is general agreement that people differ in how easily they can be influenced". 345 Siehe dazu die Befunde von Ditto/Scepansky/Munro/Apanovitch/Lockhart (1998), insb. S. 64, oder Jain (2003), insb. S. 1103. 346 Siehe z. B. Zimbardo/Leippe (1991), S. 151: ,,people who initially oppose a message's position should have more negative cognitive responses to the message and should be more likely to resist persuasion.". Auf der Geltung dieses Zusammenhangs fuBte die Strategie der Personalselektion, weil danach Mitarbeiter mit kodexkompatiblen Prfiferenzen zu rekrutieren und in der Folge alternative Mal3nahmen der Einflussnahme (beispielsweise mittels Persuasion) entbehrlich sind (siehe nochmals oben, insb. S. 407 der vorliegenden Arbeit). 347 Bei den Adressateneigenschaften unterscheiden Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 134, von den individuellen PersOnlichkeitsdifferenzen zunfichst noch Motive der Gruppenkonformitfit. Dieser Einteilung wird nicht gefolgt, da die Stfirke des Konformitatsdrucks als Kontextbedingung zu verstehen ist und die Neigung, diesem Druck nachzugeben, wiederum von individuellen Eigenschaften abhangt [siehe zum Letzteren auch Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 276: ,,It is generally recognized that people react differently to the same social pressures"]. Dessen ungeachtet sei an dieser Stelle nachrichtlich erwahnt, dass den (gruppenbezogenen Untersuchungen der) Yale-Studien die Entdeckung des sog. Mitlfiufer- (bzw. ,,Bandwagon-")Effekts zugeschrieben wird [so z. B. auch Merten (1999), S. 338], wenn konstatiert wird, dass ,,the mere perception that the vast majority of people in one's community accepts a given norm seems to operate as a powerful force on the individual to conform to it.... The same considerations could account for the increased effectiveness of pro-norm communication resulting from ~>bandwagon<< appeals which call attention to community consensus." [Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 298]. 348 Vgl. auch Smith (1982), S. 216.
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gef'tih1349. AuBerdem sind Adressaten, die zu A g g r e s s i o n e n oder p s y c h o n e u r o t i s c h e n Sympt o m e n wie Schlaflosigkeit, AngstschweiB oder V e r f o l g u n g s i d e e n tendieren, gegen Persuasionsversuche resistenter 35~ Fraglich bleibt jedoch, ob und i n w i e w e i t derartige Unterschiede far die praktische A u s g e s t a l t u n g von P e r s u a s i o n s b e m t i h u n g e n b e d e u t s a m sein kOnnen und sollen 351.
(d) Kritik W~hrend einerseits die empirische Qualit~it der Yale-Studien als vorbildlich eingestuft wird 352, ist ihnen a u f der anderen Seite (und in gewisser W e i s e entgegen den Grundintentionen des P r o g r a m m s 353) eine m a n g e l n d e Theorieorientierung v o r g e w o r f e n w o r d e n 354. Die Initiatoren des P r o g r a m m s hatten allerdings auch k e i n e s w e g s den A n s p r u c h erhoben, einen umfassenden B e z u g s r a h m e n (bereits) anbieten zu kOnnen 355. A u s g e h e n d von den zugrundegelegten A r b e i t s h y p o t h e s e n handelt es sich um einen lerntheoretisch fundierten Ansatz, da und soweit die A k z e p t a n z der k o m m u n i z i e r t e n A u s s a g e n und die sich anschlieBende Pr~iferenzanpassung als L e r n v o r g a n g modelliert werden 356. Insoweit verliert das ursprfingliche StimulusR e s p o n s e - S c h e m a 357 an Bedeutung, und es rt~cken kognitive Prozesse in den Vordergrund. Der Persuasionsprozess teilt sich d e m n a c h in drei Phasen: Die Rezipienten m a s s e n die zu vermittelnde Botschaft zun~ichst w a h r n e h m e n ( A u f m e r k s a m k e i t ) und dann verstehen (Ver-
349 Vgl. z. B. die Befunde der Meta-Analyse yon Rhodes~Wood (1992), insb. S. 164 f. 35o Vgl. Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 192-199. 35~ Vgl. auch Reardon (1991), S. 92: ,,In a nonlaboratory context it is usually considered gauche to administer a personality test to an audience prior to message preparation. Basically, then, these studies provide evidence that personality can influence attitude change, but in our search for predictor variables that can be manipulated by persuaders, they offer little hope.". 352 Vgl. z. B. Kiesler/Collins/Miller (1969), S. 118: ,,There can be no doubt, however, that the quality of the empirical research [of the Yale Communication Research Program, T. T.] was outstanding.". 353 Siehe nochmals oben, insb. S. 415 der vorliegenden Arbeit. 354 Vgl. z. B. abereinstimmend Kiesler/Collins/Miller (1969), S. 117: ,,The research reported by Hovland and his colleagues was clearly problem-oriented rather than theory-oriented."; Smith (1982), S. 226: ,,atheoretical"; Stahlberg/Frey (1993), S. 328: ,,ohne klaren theoretischen Rahmen"; Bohner/Wdinke (2002), S. 123' ,,eclectic set of working assumptions" und S. 125: ,,lack of a unifying theory", oder Eagly/Chaiken (1993), S. 428: ,,Empiricism and theoretical eclecticism are apt descriptors of the Yale research program, especially when viewed in its entirety.". 355 Siehe nur Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 3: ,,The fact that our hypotheses are derived from diverse theoretical systems makes it, of course, very difficult to develop a single, comprehensive treatment. It is hoped that more intensive work over the next decades will help to reduce the gaps between the various formulations and to integrate the contributions of anthropology, sociology, political science, psychiatry, and psychology into a general theory of communication.". 356 Vgl. Hovland/Janis/Kelley (1953), insb. S. 15, und dazu z. B. auch Insko (1967), S. 12; Kiesler/Collins/ Miller (1969), S. 104; Triandis (1971), S. 94; Petty/Ostrom/Brock (1981), S. 11; Reardon (1981), S. 65; Smith (1982), S. 214; Fiske/Taylor (1991), S. 476; Zimbardo/Leippe (1991), S. 135; Eagly/Chaiken (1993), S. 428; Chaiken/Wood/Eagly (1996), S. 708; Bohner (2002), S. 279; Bohner/Wanke (2002), S. 123 f. 357 Siehe nochmals oben, insb. S. 416 der vorliegenden Arbeit.
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st~indlichkeit), bevor sie ihre Pr~iferenzen entsprechend anpassen k6nnen (Akzeptanz) 358. Der Phase der Akzeptanz gilt dabei die besondere Aufmerksamkeit der Yale-Studien 3s9. Im Anschluss sind weitergehende und differenziertere Einteilungen vorgeschlagen worden, die beispielsweise zu Prozessbeginn berticksichtigen, dass die Rezipienten der Botschafl faktisch ausgesetzt werden mtissen, um sie wahrnehmen zu k6nnen, oder am anderen Ende des Prozesses nicht nur die Akzeptanz von Botschaften, sondern auch deren Retention und Verhaltenswirkung in den Blick nehmen 36~ Die lerntheoretischen Grundlegungen bleiben insgesamt unzureichend, um die Vielzaht und die vielen Widersprtiche der empirischen Befunde zufriedenstellend interpretieren zu k6nnen. Innerhalb des Yale-Programms wurden dementsprechend nicht wenige Resultate lediglich post hoc erkl~irt und weitere Kontextfaktoren ad hoc eingeftihrt, ohne ihre Relevanz und ihre Wirkungsweise auf der Basis eines theoretisch geschlossenen Fundaments begrOnden zu k6nnen 361. Der Gehalt des Ansatzes zur Erklarung und Prognose yon Persuasionseffekten erweist sich daher als (zu) gering. Aus diesem Grund entstand in der Folge der Wunsch, geschlossene Bezugsrahmen zur theoretischen Integration zu entwickeln. Diesem Wunsch entsprechen bis heute das Elaboration Likelihood Model (ELM) 362 und das Heuristic-Systematic Model (HSM) 363, die weitgehend parallel entstanden und eine Reihe von Gemeinsamkeiten aufweisen. Bei beiden handelt es sich um kognitive Zwei-Prozess-Modelle, da sie Persuasion als kognitiven Prozess auffassen, der auf zwei unterschiedlichen Wegen erfolgen kann. Erst in jtingster Zeit ist mit dem Uni-Modell ein Gegenentwurf vorgelegt worden 364, der an der kognitive Perspektive festhalt, aber die Vorherrschaft der dualen Prozessmodelle angreift, indem
358 Vgl. Hovland/Janis/Kelley (1953), S. 287 f., und dazu z. B. auch Eagly/Chaiken (1984), S. 271; Sherman (1987), S. 78; Zimbardo/Leippe (1991), S. 135; Eagly/Chaiken (1993), S. 259, 429; Bohner (2002), S. 280; Todorov/ChaikerdHenderson (2002), S. 195. 359 So z. B. auch Smith (1982), S. 215. 360 Vgl. z. B. lnsko (1967), S. 62; Triandis (1971), S. 144 f.; Eagly (1981), S. 183; Eagly/Chaiken (1984), S. 271 f.; Sherman (1987), S. 78; Fiske/Taylor (1991), S. 465; Reardon (1991), S. 78; Zimbardo/Leippe (1991), S. 136; Eagly/Chaiken (1993), S. 260; Petty (1995), S. 203; Chaiken/Wood/Eagly (1996), S. 707 f.; Petty/Wegener (1998), S. 331. Besondere Beachtung hat hierbei der vielstufige Ansatz von McGuire erfahren, der insgesamt 12 Wirkungsebenen persuasiver Kommunikation differenziert [vgl. McGuire (1985), S. 259; McGuire (1999), S. 153]: So muss der Adressat der Kommunikation ausgesetzt werden (1. ,,exposure"), ihr Aufmerksamkeit (2. ,,attention") und Interesse (3. ,,interest") entgegenbringen, den Kommunikationsinhalt verstehen (4. ,,comprehension") und kognitiv verarbeiten (5. ,,cognitive elaboration"), relevante Ffihigkeiten erwerben (6. ,,skill acquisition"), der vermittelten Position zustimmen (7. ,,agreement"), die Prfiferenztinderung im Gedfichtnis speichern (8. ,,memory storage") und bei Bedarf abfragen (9. ,,retrieval"), auf dieser Grundlage zukianftig entscheiden (10. ,,decision making"), entsprechend dieser Entscheidung handeln (11. ,,acting on decision") und schliefSlich die resultierenden (Verhaltens- oder Prfiferenz-)Muster kognitiv konsolidieren (12. ,,cognitive consolidation"). 361 Vgl. z. B. Bohner (2002), S. 280. 362 Siehe sogleich S. 426 ff. der vorliegenden Arbeit. 363 Siehe S. 430 ff. der vorliegenden Arbeit. 364 Siehe S. 433 ff. der vorliegenden Arbeit.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
die theoretische Begriandung und die empirische Bew~ihrung der qualitativen Prozessunterscheidung in Frage gezogen wird, die far die dualen Modelle charakteristisch ist. Wie im Weiteren ersichtlich wird, sind diese Differenzen for die Herleitung von Wirkungsprognosen praktisch relevanter Implementierungsmal3nahmen der Persuasion gleichwohl weniger erheblich, als es zun~ichst den Anschein haben mag.
(3) Theoretisehe Integration (a) Das E L - M o d e l l Das Elaboration Likelihood Model (ELM) 365 stellt deshalb eine duale Prozesstheorie dar, weil zwei Wege der Persuasion unterschieden werden. Konkret k6nnen Persuasionsversuche zwei verschiedene Persuasionsrouten veranlassen: Die Persuasionsadressaten k6nnen entweder die Stichhaltigkeit der pr~isentierten Argumente sorgf'~iltig analysieren (,,elaboration") und auf dieser Grundlage ihre Pr~iferenzen bilden (zentrale Route der Persuasion) oder sich bei der Pr~iferenzbildung lediglich an peripheren Hinweisen (,,cues" wie beispielsweise der Attraktivit~it des Kommunikators) orientieren (periphere Route der Persuasion). Dabei w i r d - zumindest theoretisch - unterstellt, dass dieselbe Variable (z. B. die Glaubwihrdigkeit des Kommunikators) den Persuasionserfolg prinzipiell auf drei unterschiedliche Weisen beeinflussen kann, da sie entweder als persuasives Argument 366 oder als peripherer Hinweisreiz 367 fungieren und/oder schliel31ich das Ausmal3 und die Richtung der Elaboration bestimmen kann 368. Wenngleich sich der Adressat auf der peripheren Route mit den vorgetragenen Argumenten zwar gerade nicht systematisch auseinandersetzt, so kann er dennoch auch auf diesem Wege
365 Siehe dazu insbesondere Petty/Cacioppo (1981), S. 262-268; Petty/Cacioppo (1986a); Petty/Cacioppo (1986b); Petty (1995), S. 207-237; Petty/Wegener (1998), S. 326-369, insb. S. 327-331; Petty/Wegener (1999), S. 42-66, sowie z. B. die Darstellungen von Fiske/Taylor (1991), S. 477-492; Reardon (1991), S. 6870; Eagly/Chaiken (1993), S. 305-325; Stahlberg/Frey (1993); Chaiken/Wood/Eagly (1996), insb. S. 711 f.; Herkner (2001), insb. S. 240-244; Bohner (2002), S. 282-288; Bohner/W~inke (2002), S. 135-153; BoothButterfield/Welbourne (2002); O 'Keefe (2002), S. 137-167; Stiff/Mongeau (2002), S. 217-229. 366 Es ist zu beachten, dass Argumente in einem extensiven Begriffsumfang verstanden werden und sehr unterschiedliche Sachen bezeichnen kOnnen. Letztlich gilt alles als Argument, sofern es bewusst zur kognitiven Beg~ndung der Prfiferenzbildung herangezogen wird. Vgl. dazu z. B. Petty/Cacioppo (1986b), S. 133: ,,In the ELM, arguments are viewed as bits of information contained in a communication that are relevant to a person's subjective determination of the true merits of an advocated position.". 367 Eine prfizise Definition dieser Hinweisreize erfolgt nicht [so auch Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/ Spiegel (2003), S. 10]. Ob die Adressaten eine Variable ais Hinweisreiz wahrnehmen, wird vielmehr an der Art der Verarbeitung festgemacht: ,,cues are postulated to affect attitude change without affecting argument processing" [Petty/Cacioppo (1986b), S. 134, sowie noch unverbindlicher Petty/Cacioppo (1986a), S. 35 Herv. T. T.: ,,cues are postulated to affect attitude change without dramatically affecting argument processing"]. 368 Vgl. Petty/Cacioppo (1986a), S. 16; Petty/Cacioppo (1986b), S. 132; Petty (1995), S. 224 f.; Petty/Wegener/Fabrigar (1997), S. 624; Petty/Wegener (1999), S. 48, und dazu auch Reardon (1991), S. 69; Eagly/Chaiken (1993), S. 309; Stahlberg/Frey (1993), S. 331 f.; Bohner (2002), S. 283; Bohner/Wdnke (2002), S. 138 f.; Booth-Butterfield/Welbourne (2002), S. 160 f.
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persuadiert werden, da und soweit Prozesse der heuristischen Informationsverarbeitung, der klassischen Konditionierung oder einfache Lernvorgfinge ablaufen, die im Vergleich zu einer grfindlichen Analyse mit einem nur geringen Aufwand verbunden sind 369. Welche dieser beiden Routen eingeschlagen wird, ist letztlich von Eigenschaften des Rezipienten abhfingig. Es kann zwar unterstellt werden, dass die Akteure gemeinhin korrekte Uberzeugungen
besitzen wollen 37~ Aufgrund
ihrer begrenzten Informationsverarbeitungs-
kapazit~ten und der Vielzahl von Persuasionsversuchen, denen sie ausgesetzt sind, kOnnen allerdings dennoch nicht s~mtliche Persuasionsmagnahmen sorgfaltig elaboriert werden, bevor eine Pr~ferenz fiber das Persuasionsobjekt gebildet wird 371. U m sich auf der zentralen Route bewegen zu k6nnen, muss der Adressat daher willens und t'fihig sein, die vorgebrachten Argumente detailliert zu verarbeiten, was wiederum von individuellen und situativen Faktoren abh~ngt 372. Die Motivation zu einer grfindlichen Verarbeitung wird unter anderem dann umso grOger sein, w e n n die verhandelte Themenstellung den Rezipienten persOnlich betrifft 373, er generell gem nachdenkt und ein entsprechend hohes Kognitionsbedt~rfnis besitzt (,,need for cognition") 374 und insoweit ambiguitfitstolerant ist, als nicht st~ndig nach einer raschen und endg~ltigen L6sung verlangt wird (,,need for closure") 375. Selbst wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, muss dennoch nicht die zentrale Persuasionsroute resultieren, da der Adressat nicht nur geneigt, sondem auch in der Lage sein muss, die vorgetragenen Argumente systematisch zu verarbeiten. Die daf~r notwendigen Ffihigkeiten wird der Adressat umso eher besitzen, sofern die Nachricht verst~ndlich ist 376, in Ruhe, das heigt: ohne Ablenkungen 377 und
369 Vgl. z. B. Petty/Cacioppo (1986a), S. 8-10; Petty/Cacioppo (1986b), S. 129 f.; Petty (1995), S. 218-224, sowie Eagly/Chaiken (1984), S. 298; Chaiken (1987), S. 7; Hafer/Reynolds/Obertynski (1996), S. 318; Bohner (2002), S. 282 f.; Booth-Butterfield/Welbourne (2002), S. 158. 370 Vgl. Petty/Cacioppo (1986a), S. 6; Petty/Cacioppo (1986b), S. 127; Petty/Wegener (1999), S. 44, sowie Fiske/Taylor (1991), S. 478; Eagly/Chaiken (1993), S. 306; Stahlberg/Frey (1993), S. 329; Bohner/W~nke (2002), S. 137; Stiff/Mongeau (2002), S. 218. 371 Vgl. Petty/Cacioppo/Goldman (1981), S. 848; Cacioppo/Petty/Morris (1983), S. 805; Petty/Cacioppo (1986a), S. 7; Petty/Cacioppo (1986b), S. 128. 372 Vgl. Petty/Cacioppo (1986a), S. 6; Petty/Cacioppo (1986b), S. 128, sowie Stahlberg/Frey (1993), S. 329 f.; Bohner (2002), S. 283. 373 Siehe Petty/Cacioppo (1979), S. 1923; Petty/Cacioppo/Goldman (1981), S. 852-854, sowie zur Bedeutung dieser Variable z. B. auch Petty/Cacioppo (1986b), S. 144: ,,Perhaps the most important variable in this regard", oder Petty/Wegener (1998), S. 328: ,,Perhaps the most important variable influencing a person's motivation to think is the perceived personal relevance or importance of the communication"; ebenso Bohner/W~inke (2002), S. 144. 374 Vgl. Cacioppo/Petty/Morris (1983), insb. S. 814 f.; Cacioppo/Petty/Feinstein/Jarvis (1996), insb. S. 238. 375 Vgl. Richter/Kruglanski (1999), S. 1111. 376 Vgl. die Befunde von Hafer/Reynolds/Obertynski (1996), S. 325-329, bzw. Cacioppo/Petty (1989), insb. S. 10, aber die Effekte, die mit der Komplexitfit und der Wiederholung der Nachricht verbunden sind. 377 Siehe dazu nur Petty~Wells~Brock (1976), insb. S. 883, sowie die 10bersicht vorliegender Befunde bei Petty/Brock (1981), S. 56-77.
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Zeitdruck 37s, sowie auf der Basis themenrelevanter Vorkenntnisse 379 verarbeitet werden kann 38~ Ein hohes AusmaB der Elaboration ist nicht zwangsl~iufig mit einer unvoreingenommenen und systematischen Informationsverarbeitung gleichzusetzen TM. Die Elaboration kann vielmehr zwar kognitiv aufwendig und dennoch insoweit verzerrt erfolgen, als die Pr~iferenzbildung nicht nur eine Funktion der kognitiven Qualit~it der Botschaftsinhalte ist, sondern (vor allem) dutch thematische Elemente beeinflusst wird 382. Themenrelevante Vorkenntnisse und Pr~iferenzen des Adressaten k6nnen einer u n v o r e i n g e n o m m e n e n Verarbeitung der pr~isentierten Argumente im Wege stehen, da der Adressat auf der einen Seite Hinweise, die seine lS/berzeugungen best~itigen, bereitwilliger akzeptieren und andererseits jedoch versuchen wird, Informationen zu widerlegen, sofern sic seinen vorhandenen Kenntnissen und Schemata widersprechen 383. Eine verzerrte Informationsverarbeitung ist dabei insbesondere im Falle konkurriender Positionen TM und dann zu erwarten, wenn die Adressaten ein starkes pers0nliches Interesse daran haben, eine bestimmte der Positionen als tiberlegen auszuzeichnen 385. Die Frage, ob die zentrale oder die periphere Route eingeschlagen wird, ist deshalb ~iuf3erst bedeutsam, da Uberzeugungen, die auf der Basis einer grtindlichen und entsprechend aufwendigeren Informationsverarbeitung dutch den Adressaten gebildet wurden, sich als persistenter und ~inderungsresistenter erwiesen haben 386. Dies ist darauf zuriackzuf~ihren, dass sich der Adressat auf der zentralen Route mit der Botschaft intensiv auseinandersetzen und die vermittelten Informationen in seinen Wissensbestand integrieren muss. Sofern die Persuasion erfolgreich verl~iuft, k o m m t es daher zur Bildung und St~irkung solcher Pr~iferenzen, die mit der vorhandenen Pr~iferenzstruktur ausreichend kompatibel sind. Das intensive Nachdenken ftihrt
378 Vgl. Kruglanski/Freund(1983), S. 461 f. 379 Vgl. dazu Cacioppo/Marshall-Goodell/Tassinary/Petty(1992), S. 209. 380 Vgl. zum Ganzen auch Petty/Cacioppo (1981), S. 263-266; Petty/Cacioppo (1986a), S. 6-16; Petty/Cacioppo (1986b), S. 128-132; Petty (1995), S. 210-218; Petty/Wegener (1998), S. 328 f., sowie z. B. Reardon (1991), S. 69; Stahlberg/Frey (1993), S. 329-331; Bohner (2002), S. 282-288; Bohner/Wanke (2002), S. 140-150; Booth-Butterfield/Welbourne (2002), S. 159 f.; O'Keefe (2002), S. 141-145; Stiff/Mongeau (2002), S. 218220. 381 Vgl. Bohner/W~inke(2002), S. 150 f.; Booth-Butterfield/Welbourne(2002), S. 157. 382 Vgl. Petty/Cacioppo (1986a), S. 19 f.; Petty/Cacioppo (1986b), S. 163-165. 383 Vgl. dazu bereits die Befunde von Lord/Ross/Lepper (1979), S. 2105 f., sowie Petty/Cacioppo (1986a), S. 111-115; Petty/Cacioppo (1986b), insb. S. 165 f.; Chen/Chaiken (1999), S. 77 f., und Ditto/Scepansky/ Munro/Apanovitch/Lockhart (1998), S. 54 m. w. N.: ,,information one wants to believe is perceived as more valid or accurate than information one prefers not to believe.". 384 Siehe dazu die Polarisierungshypothese von Lord/Ross/Lepper (1979), S. 2099 im Original z. T. kursiv: ,,belief polarization will increase, rather than decrease or remain unchanged, when mixed or inconclusive findings are assimilated by proponents of opposite viewpoints.", und zu weiteren Einflussfaktoren Miller/McHoskey/Bane/Dowd(1993), insb. S. 572 f. 38~ Vgl. Petty/Wegener/Fabrigar (1997), S. 616-618. 386 Vgl. Petty/Haugtvedt/Smith (1995), S. 100-114, sowie Petty/Wegener (1998), S. 366-369.
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aul3erdem dazu, dass sich die gewonnenen l~lberzeugungen verfestigen, nachdem sie bereits gegen mOgliche Einwfinde und abweichende Pr~iferenzen behauptet werden konnten 387. A u f der peripheren Route hingegen k6nnen die Adressaten zwar durchaus in der Weise beeinflusst werden, dass sie das Persuasionsobjekt positiv bewerten. Diese Einsch~.tzung wird jedoch im Zeitablauf leichter in Vergessenheit geraten und schneller revidiert werden, falls die Akteure sp~.ter mit Informationen konfrontiert werden, die eine abweichende Beurteilung nahe legen 388. Der Bezugsrahmen des ELM ermOglicht es, ehemals widersprt~chliche Befunde zu den Persuasionswirkungen bestimmter Variablen schlt~ssig zu interpretieren 3s9. So zeigt sich beispielsweise, dass starke Argumente 39~ nicht generell persuasiver sind. Dies setzt vielmehr voraus, dass die Gt~te der Argumente wahrgenommen und verarbeitet wird. Solange die Adressaten jedoch thematisch wenig involviert sind, werden sie eher periphere Hinweise zur Pr~iferenzbildung heranziehen und somit zum Beispiel durch den Expertenstatus des Kommunikators und nicht durch die St~irke seiner Argumente t~berzeugt. Inhaltlich identische Argumente wirken demnach persuasiver, wenn sie von einem Experten (anstelle eines Laien) vorgebracht werden. Mit zunehmender Elaboration werden diese Unterschiede hingegen eingeebnet, da und soweit dann die inhaltliche Auseinandersetzung mit den pr~isentierten Argumenten ft~r die Prfiferenzbildung fiberwiegt 391.
387 Vgl. Petty/Cacioppo (1986a), S. 173-195; Petty/Cacioppo (1986b), S. 175-182; Sherman (1987), S. 92 f.; Zimbardo/Leippe (1991), S. 181 f.; Stahlberg/Frey (1993), S. 334 f.; Petty (1995), S. 232-234; Petty/Haugtvedt/Smith (1995), S. 119 f.; Petty/Wegener (1998), S. 368. 388 Vgl. die best~tigenden Befunde von Chaiken (1980), insb. S. 763 f. 389 Siehe zu dem Integrationsanspruch des ELM auch Petty/Cacioppo (1986b), S. 192: ,,The Elaboration Likelihood Model attempts to place these many conflicting results and theories under one conceptual umbrella by specifying the major processes underlying persuasion and indicating how many of the traditionally studied variables and theories relate to these basic processes.", und ebenso Petty/Cacioppo (1986a), S. 221, sowie (~ckblickend) Petty/Wegener (1999), S. 41 f. 39o Die Qualit~t der Argumente einer Botschaft wird im ELM empirisch bestimmt. Zur Definition starker und schwacher Argumente werden Mitglieder der potentiellen Versuchspopulation mit einer Liste von Argumenten konfrontiert und direkt befragt, inwieweit sie die einzelnen Argumente fiir t~berzeugend halten und welche (positiven oder negativen) Gedanken die Argumente jeweils bei ihnen generieren. Durch entsprechende Ratings wird anschliel3end aul3erdem sichergestellt, dass die Argumente sich nicht hinsichtlich ihrer Plausibilitfit, Verstfindlichkeit oder Komplexitfit unterscheiden [vgl. z.B. Petty/Cacioppo (1986a), insb. S. 32 f.; Petty/Cacioppo (1986b), S. 133 f.]. Kritisch dazu O'Keefe (2002), S. 146 f., 155-157, oder Stiff/Mongeau (2002), S. 227 f., die den Informationsgehalt empirischer Persuasionsstudien anzweifeln, denen entsprechende Operationalisierungen der Argumentqualit~t zugrunde liegen: ,,the argument quality manipualtion, as defined in the ELM, is designed to influence the valence (i.e., positive or negative nature) of recipients' cognitions/fthey actively process the message. The argument quality variable in the ELM tells us nothing about the quality or strength of an argument ... Thus, the practical value of argument quality (and the entire ELM) is very limited. The ELM provides no useful advice as to how to construct a persuasive message (aside from saying to produce a message that generates as many positive cognitions as possible)." [Stiff/Mongeau (2002), S. 228 Herv. im Original]. 391 Siehe zu diesem Beispiei die Untersuchung yon Petty/Cacioppo/Goldman (1981), S. 849-852.
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Wenngleich Elaboration im E L M als Kontinuum eingef'tihrt wird und die Verarbeitung persuasiver Argumente demnach mehr oder weniger elaboriert erfolgen kann 392, so fokussiert sowohl die theoretische Diskussion als auch und insbesondere die empirische Prtffung des Modells die qualitative Unterscheidung der beiden Prozesse 393. Laborexperimente schaffen daher im Regelfall Versuchskonstellationen, die den Persuasionsvorgang entweder im Sinne der zentralen oder der peripheren Route abbilden sollen 394. Dies hat zur Folge, dass die Fragen weitgehend ausgeblendet bleiben, wodurch sich das AusmaB der Elaboration genau bestimmt und wie das Zusammenspiel zwischen der zentralen und der peripheren Persuasionsroute ausgestaltet ist. Ffir die Beantwortung dieser beiden Fragen bietet das H S M konkretere Anhaltspunkte.
(b) Das HS-Modell Das Heuristic-Systematic Model (HSM) 395 nimmt ebenfalls zwei qualitativ unterschiedliche Persuasionsprozesse an 396. Dabei handelt es sich namentlich um den systematischen und den heuristischen Modus zur Verarbeitung kommunizierter Informationen. Die Unterscheidung dieser Prozesse und ihre Aktivierung in Abhfingigkeit der Motivation und der Ffihigkeiten der Rezipienten fihnelt dem E L M in weitem Mal3e, weshalb eine gesonderte Behandlung dieser Modellaspekte entbehrlich ist. Der systematische Modus ist praktisch identisch mit der zentralen Persuasionsroute des ELM397; seine A n w e n d u n g verlangt ebenso, dass die Adressaten die kommunizierten Informationen systematisch verarbeiten wollen und k6nnen 398. Hin-
392 Vgl. nur Petty/Cacioppo (1986a), S. 7: ,,By elaboration, we mean the extent to which a person carefully thinks about issue-relevant information. In a persuasion context, elaboration refers to the extent to which a person scrutinizes the issue-relevant arguments contained in the persuasive communication.". 393 Siehe dazu nur Petty/Cacioppo (1986b), S. 131 : ,,these different theoretical processes can be viewed as specifying just two qualitatively distinct routes to persuasion.". 394 Vgl. auch Petty/Cacioppo (1986a), S. 21: ,,we postulate a tradeoff between argument elaboration and the operation of peripheral cues. As argument processing is reduced .... peripheral cues become more important determinants of persuasion.". 395 Siehe dazu insbesondere Chaiken (1980); Eagly/Chaiken (1984), insb. S. 296-304; Chaiken (1987); Eagly/Chaiken (1993), S. 326-345; Chaiken/Maheswaran (1994), insb. S. 460-462; Chaiken/Wood/Eagly (1996), insb. S. 712 f.; Chen/Chaiken (1999), S. 74-92; Todorov/Chaiken/Henderson (2002) sowie z. B. die Darstellungen von Fiske/Taylor (1991), S. 475-477; Petty/Wegener (1998), S. 339-341; Bohner (2002), S. 288-291; Bohner/W~inke (2002), S. 153-159; Stiff/Mongeau (2002), S. 230-232. 396 Vgl. z. B. Chen/Chaiken (1999), S. 74: ,,the heuristic-systematic model delineates two basic modes by which perceivers may determine their attitudes and other social judgments.", oder Todorov/Chaiken/Henderson (2002), S. 203: ,,The HSM posits two qualitatively different modes of information processing.". 397 So z. B. auch Eagly/Chaiken (1984), S. 298; Chaiken (1987), S. 7; Eagly/Chaiken (1993), S. 326; Chaiken/Maheswaran (1994), S. 460 Fn. 1; Chaiken/Wood/Eagly (1996), S. 712, sowie Fiske/Taylor (1991 ), S. 477; Bohner (2002), S. 289; Bohner/Wcinke (2002), S. 154; Stiff/Mongeau (2002), S. 230. 398 Vgl. z.B. Chaiken (1980), S. 754; Eagly/Chaiken (1984), S. 283; Chaiken (1987), S. 8; Eagly/Chaiken (1993), S. 326; Chaiken/Wood/Eagly (1996), S. 712; Todorov/Chaiken/Henderson (2002), S. 196, deren Diskussion mitunter allerdings den Einfluss der Motivation stfirker als die erforderlichen Ffihigkeiten zu gewichten scheint, sowie z. B. Fiske/Tavlor (1991), S. 476; Bohner (2002), S. 288 f.; Bohner/W~inke (2002), S. 154.
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gegen ist der heuristische M o d u s - wie die Bezeichnung bereits zum Ausdruck b r i n g t - enger gefasst als die periphere Persuasionsroute des ELM, da die persuasive Pr~s
nun-
mehr zumindest auf der Basis von Heuristiken erfolgen soll und nicht mehr auch durch einfache Konditionierung oder soziale Identifizierung erreicht werden kann 399. Das H S M ist insofern ein rein kognitives Modell 4~176 Gleichwohl ist eine grol3e Spannweite entsprechender Heuristiken vorstellbar (z. B. ,,Expertenurteilen kann vertraut werden." oder ,,Den Aussagen sympathischer Personen kann geglaubt werden."). Die Aktivierung einer Heuristik setzt voraus, dass die Adressaten die betreffende Urteilsregel abrufen k6nnen (,,availability"4~
die kor-
respondierenden Hinweisreize (,,Der K o m m u n i k a t o r ist Professor und deshalb ein Experte." bzw. ,,Die Person sieht gut aus.") w a h r g e n o m m e n werden (,,accessibility") und die heuristische Urteilsbildung fur den vorliegenden Sachverhalt als (ausreichend) angemessen angesehen wird (,,applicability") 4~ Im H S M wird (zun~.chst) die Prfimisse gesetzt, dass die Akteure nach M6glichkeit nur minimale Anstrengungen der Informationsverarbeitung vornehmen wollen und dementsprechend als ,,cognitive misers ''4~
,,economy-minded souls ''4~ oder ,,minimalist information proces-
sors ''4~ gekennzeichnet werden k6nnen 4~ Gleichzeitig sind sie jedoch an einer hinreichenden (,,suffizienten") Sicherheit in Hinblick auf ihre Prfiferenzurteile interessiert, da sie keine unzutreffenden 15berzeugungen teilen m6chten 4~ Die w a h r g e n o m m e n e Differenz zwischen dieser angestrebten Sicherheits- bzw. Suffizienzschwelle (,,sufficiency threshold") und der Sicherheit, die der Akteur tats~.chlich mit einem bestimmten Informationsstand (zur Fundie-
399
Vgl. z.B. Eagly/Chaiken (1984), S. 298; Chaiken (1987), S. 7; Eagly/Chaiken (1993), S. 310; Chaiken/Maheswaran (1994), S. 460 Fn. 1; Chaiken/Wood/Eagly (1996), S. 712, sowie Fiske/Taylor (1991), S. 477; Hafer/Reynolds/Obertynski (1996), S. 318; Bohner (2002), S. 289; Bohner/W~inke (2002), S. 154; Stiff/Mongeau (2002), S. 230.
4oo So z. B. auch Stiff/Mongeau (2002), S. 232, die die Einheitlichkeit der theoretischen Grundlagen daher als eine wichtige Starke des HSM hervorheben. 401 Dieses Prinzip der ,,availability" ist nicht zu verwechseln mit der Availability-Heuristik, nach der sich Urteile t~ber die Hfiufigkeit oder Wahrscheinlichkeit von Ereignissen nach der unmittelbaren Ver~gbarkeit korrespondierender Beispiele oder Assoziationen richtet [siehe dazu nur Tversky/Kahneman (1973), insb. S. 208 f.]. 4o2 Siehe zu den Anwendungsvoraussetzungen des heuristischen Modus eingehender Eagly/Chaiken (1993), S. 329 f.; Chen/Chaiken (1999), S. 74, 82-85; Todorov/Chaiken/Henderson (2002), S. 198 f., sowie bereits Eagly/Chaiken (1984), S. 296 f.; Chaiken (1987), S. 31 f. 4o3 Fiske/Taylor (1991), S. 13. 4o4 Eagly/Chaiken (1993), S. 330. 4o5 Chaiken (1987), S. 4. 4o6 Diese Modellannahme wird auch als ,,least effort principle" bezeichnet [siehe Eagly/Chaiken (1993), S. 330; Chaiken/Wood/Eagly (1996), S. 710]. 407 Die implizite Annahme, ,,that recipients are primarily motivated to maximize the validity of their own opinions" [Eagly/Chaiken (1984), S. 307], entspricht in ihrer Substanz somit offenbar dem analogen Postulat des ELM [siehe dazu nochmals Petty/Cacioppo (1986a), S. 6; Petty/Cacioppo (1986b), S. 127; Petty/Wegener (1999), S. 44, sowie Fiske/Taylor (1991), S. 478; Eagly/Chaiken (1993), S. 306; Stahlberg/Frey (1993), S. 329; Bohner/Wdnke (2002), S. 137; Stiff/Mongeau (2002), S. 218].
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
rung eines Pr~iferenzurteils) verbindet (,,actual level of confidence"), ist daher der Ausl6ser daf'tir, ob weitere Aktivit~iten zur Informationsbeschaffung und -verarbeitung eingeleitet werden und der systematische Modus entsprechend st~irker zu gewichten ist. Dieses (perzipierte) Spannungsverh~iltnis zwischen der notwendigen und der realisierten Informationssicherheit wird mit anderen Worten herangezogen, um nach dem so genannten Suffizienzprinzip zu prognostizieren, wie intensiv sich die Adressaten mit persuasiven Botschaflen auseinandersetzen 4~ Die Motivation zu einer systematische(re)n Informationsverarbeitung ist demnach modellimmanent darauf zurtickzuRihren, dass entweder das zugrundezulegende Suffizienzniveau angehoben, das Vertrauen in die Angemessenheit der vorliegenden Informationsbasis erschtittert oder sowohl die anzustrebende Sicherheit erh6ht als auch die realisierte Sicherheit reduziert w a h r g e n o m m e n worden ist 4~ Im Unterschied zum E L M 41~ unterstellt das HSM, dass die beiden Verarbeitungsmodi sich nicht gegenseitig ausschliel3en, sondern durchaus parallel ablaufen k6nnen (,,concurrent processing assumption"41~). Bei hoher Motivation und F~ihigkeit tiberwiegt zwar ein systematisches Vorgehen im Rahmen der Informationsauswertung. Dennoch k6nnen Heuristiken weiterhin zur A n w e n d u n g gelangen und vor allem auch ftir die Urteilsbildung bedeutsam sein. Das Z u s a m m e n w i r k e n der beiden Modi wird (in Abh~ngigkeit der kommunizierten Informationen) durch die Additivit~its-, die Abschw~ichungs- sowie die Bias-Hypothese beschrieben 412 Welcher Art die Interaktion der beiden Prozesse konkret ist, richtet sich dabei vor allem nach der Konsistenz und der Ambiguit~it der Persuasionsakte sowie nach der Motivation der Persuasionsadressaten. W e n n die heuristische und die systematische Informationsverarbeitung insofern konsistent sind, als sie identische Schlussfolgerungen nahe legen (Beispiel: ,,Die vorgetragene Behauptung ist zu akzeptieren."), k6nnen beide einen voneinander unabhangigen und additiven Beitrag zur Pr~iferenzbildung leisten (Additivit~itshypothese). Praktisch und theoretisch interessanter sind gleichwohl die Ffille, bei denen die beiden Prozesse konkurrieren, da
4o8 Siehe zum Suffizienzprinzip Eagly/Chaiken (1984), S. 307; Chaiken (1987), S. 12; Eagly/Chaiken (1993), S. 330-333; Chaiken/Wood/Eagly (1996), S. 714; Chen/Chaiken (1999), S. 74 f.; Todorov/Chaiken/Henderson (2002), S. 200 f. 4o9 Vgl. auch Eagly/Chaiken (1993), S. 331 f. 410 Siehe zu dieser Abgrenzung auch Chaiken/Maheswaran (1994), S. 461 Fn. 2, oder Chaiken/Wood/Eagly (1996), S. 713. Inzwischen hat das ELM seine Position angenahert. Siehe Petty/Wegener (1998), S. 327 Herv. im Original: ,,the tradeoff hypothesis is not about the occurrence of central and peripheral processes, but is about the impact of theses processes on judgments.". 411 Eagly/Chaiken (1993), S. 328 im Original z. T. kursiv. Siehe auch Chaiken (1987), S. 11: ,,heuristic and systematic processing of persuasion cues represent parallel, rather than mutually exclusive, modes of information processing"; Chaiken/Maheswaran (1994), S. 460: ,,our theory assumes that heuristic processing can cooccur with systematic processing."; Todorov/Chaiken/Henderson (2002), S. 199: ,,the HSM posits that systematic and heuristic processes can act simultaneously.". 412 Siehe zu diesen Hypothesen und korrespondierenden Nachweisen empirischer Befunde nur Eagly/Chaiken (1993), S. 336-339; Chaiken/Wood/Eagly (1996), S. 712 f.; Chen/Chaiken (1999), S. 75 f.; Todorov/Chaiken/ Henderson (2002), S. 199 f., sowie Chaiken/Maheswaran (1994), S. 461 f., 469 f.
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und soweit sie unterschiedliche Implikationen ft~r die Pr~iferenzbildung besitzen. Ftir diese Konstellationen besagt die Abschw~ichungshypothese, dass derartige Konflikte zugunsten der systematisch begrtindeten Einsch~itzung aufgelOst und die Heuristiken entsprechend schw~icher gewichtet werden, sofern die Adressaten ausreichend motiviert sind, die Anstrengungen des systematischen Modus (tiberhaupt) auf sich Zu nehmen, und der systematische Prozess eine eindeutige Konklusion nahe legt. Die Abschw~ichungshypothese verbietet jedoch den Schluss, dass die Befunde parallel angewendeter Heuristiken im Konfliktfall regelmal3ig vemachl~issigt werden und die Pr~iferenzbildung generell der systematisch begrtindeten Einsch~itzung folgt. Die auf der Basis von Heuristiken gezogenen Konklusionen k6nnen im Gegenteil sogar die Urteilsfindung dominieren, obwohl die Akteure (beispielsweise aufgrund ihres thematischen Involvements) zur systematischen Informationsverarbeitung motiviert sind 413. Eine solche Verzerrung der Pr~iferenzbildung in die Richtung der heuristischen Prozessbefunde ist konkret dann zu erwarten, wenn die systematische Informationsverarbeitung nicht in eine eindeutige Schlussfolgerung mtindet, sondern Argumente hervorbringt, die sowohl ftir als auch gegen die Akzeptanz der vorgetragenen Position sprechen. Sofern die Akteure diese Argumentkonflikte systematisch nicht bew~iltigen k6nnen oder wollen, da eine systematische Gewichtung der Argumente nach ihrer relativen St~irke (aus kognitiven oder praktischen Grtinden) nicht m6glich ist 414, greifen sie zur Urteilsfindung auf Heuristiken zurtick, die in diesen Konstellationen damit den Ausschlag daftir geben, ob eine bestimmte Pr~ferenz gebildet wird (Bias-Hypothese). (c) Das Uni-Modeil Die dualen Zwei-Prozess-Modelle und dabei insbesondere das mehr beachtete ELM 415 dominieren bis heute die Analyse von Persuasionsakten in unterschiedlichen Anwendungsbereichen und Disziplinen. Gegen diese Vorherrschafl ist in jtingster Zeit mit dem Uni-Modell ein alternativer Entwurf vorgelegt worden 416. Der (namensgebende) Vereinheitlichungsanspruch dieses Uni-Modells geht fiber die Vermittlung der dualen Prozesse der Persuasion weit hinaus. Das Uni-Modell konstituiert vielmehr eine einheitliche Konzeptualisierung menschlicher Ur-
413 Siehe zum Folgendendie empirischen Befunde von Chaiken/Maheswaran (1994), S. 464-469. 414 Diese notwendigen Qualifizierungen werden in der originalen Fassung der Bias-Hypothese vernachl~.ssigt. Ft~r ihre empirische PrOfung [vgl. nochmals Chaiken/Maheswaran (1994), S. 462-464] ist die mangelnde Ffihigkeit zu einer systematischen Konfliktl6sung gleichwohl insoweit gewfihrleistet, als der Informationsstand der Probanden begrenzt ist und sie tiber die Vignette hinaus keine weiteren Informationen einholen k6nnen, die eine kognitiv begriandete(bzw. synonym: systematische)Gewichtungder konkurrierenden Argumente erlauben wiarde. 415 Vgl. z. B. Stiff/Mongeau (2002), S. 232. 416 Siehe zum Uni-Modell Kruglanski/Thompson (1999), insb. S. 88-94; Kruglanski/ThompsordSpiegel (1999), S. 295-311; Kruglanski/Sleeth-Keppler/Erb/Pierro/Mannetti/Fishbach/Spiegel (2002); Erb/Kruglanski/Chun/ Pierro/Mannetti/Spiegel (2003); Kruglanski/Erb/Spiegel/Pierro (2003), S. 199-208; Pierro/Mannetti/Kruglanski/Sleeth-Keppler (2004).
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teilsfindung 417, die einen generellen Geltungsanspruch erhebt 418, daher auch a u f Persuasionsvorg~inge, aber ebenso
beispielsweise
a u f Kausalattributionen,
Stereotypisierungen oder
Wahrscheinlichkeitssch~itzungen anwendbar sein soil 419. Das Vorhaben des Uni-Modells ist dementsprechend sehr ambitioniert und w i r d -
deshalb k a u m t i b e r r a s c h e n d - aus der Sicht
etablierter Positionen durchaus skeptisch beurteilt 42~ Die grundlegende und weitreichende Behauptung des Uni-Modells lautet, dass sich s~imtliche Urteilsprozesse durch insgesamt ftinf (im Prinzip orthogonale) Parameter kennzeichnen lassen 421. Diese Parameter lassen sich insoweit gruppieren, als es sich dabei um zwei informationale und drei akteursbezogene Parameter handelt. Zur ersten Gruppe z~ihlt zun~ichst die subjektive Relevanz der Informationen ftir die Urteilsbildung. Urteile resultieren als Konklusion (,,conclusion") aus (mindestens) einer Datenaussage (,,minor premise") und einer Regelaussage (,,major premise") und folgen damit generell (das heif3t: unabh~ingig v o n d e r Persuasionsroute oder dem Modus der Informationsverarbeitung) einem einheitlichen syllogistischen Schema (Abbildung 14) 422. Informationen gehen d e m n a c h als Daten in die Urteilsfin-
417 Siehe Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/Spiegel (2003), S. 2 Herv. im Original: ,,This model unifies the two judgemental modes within the separate dual-process models and, by the same token, effects a unification between models. Accordingly, we call it the unimodel.". 4~8 Siehe Kruglanski/Sleeth-Keppler/Erb/Pierro/Mannetti/Fishbach/Spiegel (2002), S. 70: ,,The unimodel offers a generalized alternative to the prevalent dual-mode approaches.", oder Kruglanski/Erb/Spiegel/Pierro (2003), S. 200: ,,our parameters [of the unimodel, T. T.] are assumed to be ~ffundamentak~ in the sense of being represented ... in every instance of judgment". 419 Vgl. Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/Spiegel (2003), S. 9, oder Kruglanski/Erb/Spiegel/Pierro (2003), S. 207. 42o Vgl. z. B. die facettenreiche Diskussion in Psychological Inquiry, 10 (1999), S. 83-193. 421 Siehe zu den Parametern des Uni-Modells im Einzelnen Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/Spiegel (2003), S. 4-7. Vergleiche zwischen frt~heren und jtingeren Publikationen verdeutlichen, dass die Anzahl und Anordnung dieser Parameter keineswegs immer einheitlich erfolgt [vgl. z. B. noch Kruglanski/Thompson/ Spiegel (1999), insb. S. 295 f.]. Dies widerspricht einerseits ganz offensichtlich dem weitreichenden Geltungsanspruch des Modells, ist andererseits allerdings durchaus schwficher zu gewichten, da das Modell seine Durchschlagskraft - wie sogleich verdeutlicht wird - vor allem aus dem einen Parameter der (subjektiven) Relevanz sch6pft, dessen zentrale Position hingegen nirgends relativiert worden ist. 42~ Das Uni-Modell rekurriert dabei auf die Theorie der Laien-Epistemologie [vgl. z. B. Kruglanski/Thompson/ Spiegel (1999), S. 295, oder Kruglanski/Sleeth-Keppler/Erb/Pierro/Mannetti/Fishbach/Spiegel (2002), S. 63], die zum Gegenstand hat, wie Menschen gemeinhin zu ihrem Wissen oder ihren 15berzeugungen gelangen [vgl. Kruglanski/Freund (1983), S. 449-451 ; Kruglanski (1989), insb. S. 9-31 ; Kruglanski (1990), insb. S. 181-183; Kruglanski/Baldwin/Towson (1993), insb. S. 294-298]. Das syllogistische Schema muss weder bewusst angewendet werden, noch mtissen die einzelnen Komponenten in propositionaler Form vorliegen. Vielmehr kann die syllogistische Begrtindung der Urteilsbildung auch implizit zugrunde liegen [vgl. Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/Spiegel (2003), S. 3 f.]. AuBerdem k6nnen die auf den Einzelfall bezogenen Daten ganz unterschiedlicher Art sein. So kann praktisch fast alles als relevante Information dienen, um die Geltung einer Aussage bzw. eines Urteils zu sttitzen: ,,Nearly everything can serve as evidence under the appropriate circumstances: What was being said (read or observed), the tone (facial expression, posture) in which it was said, who said it, whether others agreed with it, the phenomenal experience ... it fostered, etc." [Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/Spiegel (2003), S. 3 Herv. im Original]. Bemerkenswerterweise finden sich die Grundgedanken des Uni-Modells mit expliziten Beztigen zum Persuasionsprozess bereits in den friahen Beitrfigen zur Theorie der Laien-Epistemologie [vgl. Kruglanski (1989), S. 132 f.; Kruglanski (1990), S. 188 f.]. Breitere Aufmerksamkeit hat das Modell innerhalb der Persuasionsforschung dennoch erst
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dung ein, sofern eine Schlussregel anwendbar ist, welche die Relevanz der Daten fiir das zu treffende Urteil ausweist 423. Die Informationen sind dann subjektiv umso relevanter, je t~berzeugter der Akteur von der Geltung der korrespondierenden Regelaussage ist 424. Unter den insgesamt fonf Parametern nimmt die subjektive Relevanz eine herausgehobene Position ein. Sie ist ,,the ~jewel in the parametric crown~( ''425. Die Auspr/~gungen der fibrigen vier Parameter hingegen erm6glichen oder verhindem, dass das Potential der Daten und der (,Relevanz'-)Regeln bei der Urteilsfindung tatsfichlich ausgesch6pfi wird 426.
Singul~.re Situationsmerkmale (Daten) Generelle Regularit~iten (Regel) Urteil (Konklusion)
Abbildung 14." Syllogismus der Urteilsfindung
Der zweite informationale Parameter ist die perzipierte Schwierigkeit der Urteilsbildung. Sie richtet sich unter anderem nach dem Zeitpunkt, der L~inge und der Komplexit~it der Informationen sowie nach der Verft~gbarkeit geeigneter Interpretations- bzw. Konklusionsregeln. Die Urteilsbildung erscheint tendenziell umso leichter, wenn die Informationen dem Akteur frfihzeitig zur Kenntnis gelangen, sie kurz und einfach sind und sich problemlos mit geeigneten Schlussregeln verknfipfen lassen 427. Zur zweiten Parametergruppe geh6ren die kognitive Kapazitfit der Adressaten und ihre Motivation zur Informationsverarbeitung. Die kognitive Kapazitfit ist unter anderem davon abh~ingig, inwieweit die Adressaten durch andere Aufgaben abgelenkt sind oder ihre Aufmerksamkeit der betreffenden Urteilsbildung widmen k6nnen, und insbesondere dann positiv mit der F~ihigkeit korreliert, Informationen zu verarbeiten, sofern sich der Gehalt der Informationen nicht unmittelbar erschliegt, sondern erst nach gewissen (kognitiven) Anstrengungen ersichtlich wird 428.
ein Jahrzehnt spfiter erfahren, nachdem die Prozesse der Persuasion eindeutiger fokussiert und empirisch untermauert worden sind. 423 Siehe auch nochmals zur formalen Grundstruktur von Beg~ndungen oben, S. 249 ft. der vorliegenden Arbeit, sowie v. Werder (1994), S. 304 f.; v. Werder (1997b), S. 905; v. Werder (1998a), S. 485; v. Werder (1999a), S. 675; v. Werder/Talaulicar (1999), S. 75 f. 424 Vgl. z. B. Kruglanski/Erb/Spiegel/Pierro (2003), S. 201. 425 Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/Spiegel (2003), S. 5. 426 Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/Spiegel (2003), S. 5, benennen diese vier Faktoren daher auch als ,,enabling parameters". Siehe auch ebd., S. 8. 427 Vgl. Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/Spiegel (2003), S. 5. 428 Vgl. Erb/Kruglanski/ChurdPierro/Mannetti/Spiegel (2003), S. 6.
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Hinsichtlich der Motivation schliel31ich werden mit ihrem AusmaB und ihrer Verzerrung zwei Parameter unterschieden. Das AusmaB der Motivation bestimmt sich im Wesentlichen wie schon im E L M und daher unter anderem nach der pers6nlichen Betroffenheit, dem Kognitionsbedtirfnis und der Ambiguit/atstoleranz der Adressaten 429. Die Verzerrung der Motivation berticksichtigt, dass die Informationsverarbeitung nicht richtungsneutral (das heiBt: mit prinzipiell offenem Ausgang) erfolgen muss, sondem mehr oder weniger richtungsbezogen (das heiBt: in Hinblick auf ein inhaltlich festgelegtes Auswertungsziel und deshalb verzerrt) motiviert sein kann. Je verzeri'ter die Motivation ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass bei der Urteilsbildung Informationen vernachl/~ssigt werden, die den Zielen des Akteurs widersprechen 43~ Nach dem Uni-Modell gent~gen diese ffinf, jeweils kontinuierlich variierbaren Parameter und ihre Interaktionen, um die Wirkungen beliebiger Persuasionsakte bestimmen zu k6nnen 431. Eine dartiber hinausgehende Differenzierung unterschiedlicher Prozessarten ist demzufolge theoretisch unbegrandet, da sich die Funktionsweise zentraler oder peripherer Persuasionsinformationen qualitativ nicht unterscheidet und ihre Persuasionswirkung auf demselben syllogistischen Schema basiert. Dies hat zur Konsequenz, dass sich bei Lichte besehen die zur Stt~tzung der dualen Prozessmodelle vorgebrachten empirischen Daten als ungeeignet erweisen (mt~ssen), um die Angemessenheit einer qualitativen Prozessunterscheidung untermauern zu kOnnen. Die jeweilige Pr~iferenzbildung ist ft~r sich noch kein Beleg der in den ZweiProzess-Modellen a n g e n o m m e n e n Dimensionentrennung, sondern sie ergibt sich aus dem konkreten Versuchssetting und daraus, wie und in welcher Reihenfolge die einzelnen Informationen pr~isentiert werden 432. Das Uni-Modell setzt dem zwei Hypothesen entgegen, mit denen
429 Siehe nochmals oben, insb. S. 427 der vorliegenden Arbeit und die dort angegebenen Nachweise. 43o Vgl. Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/Spiegel (2003), S. 6 f. Mitunter wird als sechster Parameter die Reihenfolge der Informationsverarbeitung aufgef't~hrt, da bereits erworbene Konklusionen die Basis nachfolgender Informationsverarbeitungen bilden k0nnen [vgl. Kruglanski/Sleeth-Keppler/Erb/Pierro/Mannetti/ Fishbach/Spiegel (2002), S. 67; Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/Spiegel (2003), S. 7]. Einer solchen Erweiterung des Modells wird hier nicht gefolgt, da sich die Verarbeitungssequenz zum einen daraus ergibt, in welcher Reihenfolge die Informationen prasentiert werden, was als Proxy der Verarbeitungsschwierigkeit herangezogen wird [so auch Pierro/Mannetti/Kruglanski/Sleeth-Keppler (2004), S. 263], und sich die Effekte der Verarbeitungssequenz zum anderen insofern als eine speziel|e Form eines motivationalen Bias auffassen lassen, als die spatere Informationsverarbeitung nicht mehr unvoreingenommen, sondern mit dem Ziel erfolgt, die eigenen (bereits angeeigneten) Erkenntnisse nach M0glichkeit nicht zu erscht~ttern. 43J Vgl. Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/Spiegel (2003), S. 4, wonach die ,,specific intersections [of the parameters, T. T.] determine the impact a given piece of information exerts on a requisite judgment.". 432 Siehe dazu Pierro/Mannetti/Kruglanski/Sleeth-Keppler (2004), S. 251-253, die insgesamt 10 ELM- und 7 HSM-Studien auswerten, deren Versuchsanordnung sowohl Cue- als auch Argument-lnformationen beinhaltet. Ein unabhangiges Rating der subjektiven Relevanz dieser Informationen ergibt, dass mit nur einer Ausnahme die in Argumentform prasentierten Informationen ~r den betreffenden Sachverhalt als relevanter eingeschfitzt werden als die Cues (wie z. B. die Glaubw~rdigkeit, Expertise, Ehrlichkeit und Attraktivitat der Quelle, die Anzahl der Argumente oder die Reaktionen des Auditoriums). Hinzu kommt, dass in Persuasionsexperimenten gemeinhin zunachst die peripheren bzw. heuristischen Cues prasentiert werden, die sich vergleichsweise rasch und unkompliziert erschlieBen lassen. Die (systematischen) Argument-Informationen hingegen werden erst anschlieBend aufge~hrt, sind langer und komplexer [siehe im Einzelnen Kruglanski/
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sich zum einen die allgemein anerkannten Einschfitzungen der dualen Prozessmodelle rekonstruieren (Appreciation-Hypothese) und zum anderen die methodisch kritisierten Befunde reinterpretieren lassen (Override-Hypothese). Die Appreciation-Hypothese besagt, dass die Persuasionsadressaten dann in der Lage sind, die Relevanz von Informationen ffir die Urteilsfindung anzuerkennen, sofern sie tiber die motivationalen und kognitiven Ressourcen verffigen, um die Schwierigkeit der betreffenden Urteilsbildung bewfiltigen zu kOnnen. Diese Hypothese erklart somit modellimmanent, warum bestimmte Informationen bei der Urteilsfindung nur unter den Bedingungen beracksichtigt werden, dass die Akteure ausreichend motiviert sind und die erforderlichen kognitiven Kapazitfiten besitzen. Konkret macht die Appreciation-Hypothese mit anderen Worten einsichtig, dass eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Argumenten einer Persuasionsbotschaft, wie sie das ELM ffir die zentrale Persuasionsroute reserviert und das HSM im Rahmen der systematischen Informationsverarbeitung vorsieht, lediglich dann zu erwarten ist, wenn die Adressaten motiviert und ffihig sind, die Argumente bei der Urteilsbildung zu berficksichtigen. Andernfalls wird von den entsprechenden Argumenten kein Einfluss auf die Prfiferenzbildung ausgehen 433. Nach der Override-Hypothese k6nnen subjektiv relevantere Informationen die Effekte anderer Informationen aufwiegen, die ffir das zu treffende Urteil als subjektiv weniger relevant eingeschfitzt werden, sofern die Adressaten die Motivation und die kognitiven Ressourcen besitzen, um diese Informationen zu verarbeiten 434. Mit Hilfe dieser Hypothese lassen sich modellimmanent die Befunde erklfiren, dass unter den Bedingungen hoher Motivation und ausreichender Kapazitfiten die periphere bzw. die heuristische Informationsverarbeitung keinen Einfluss auf die Urteilsfindung hat. Die Unterscheidung zwischen der peripheren und der zentralen Route ist hingegen lediglich darauf zurfickzuffihren, dass den Probanden zun~chst die peripheren Informationen (,,cues") und erst im Anschluss die subjektiv relevanteren Argumente prfisentiert wurden, die nicht mehr verarbeitet werden konnten, da und soweit die Motivation und die Kapazitfiten der Akteure (daffir zu) gering waren. Diese Ergebnisse sind nach dem Uni-Modell jedoch unabh~,ngig davon, ob es sich dabei auf der einen Seite um periphere Cue- und andererseits um zentrale Argument-Informationen handelt. In einer Reihe von Kontrollexperimenten konnten im Prinzip t~bereinstimmende Resultate erzielt werden, wenn die Relevanz unabhfingig von der Art der Informationen variiert wurde und sfimtliche Informationen entweder ausschlieglich in Form von Cues oder in Form yon Argumenten oder aber in der Konstellation vorgebracht wurden, dass zun~.chst die subjektiv weniger relevanten In-
Thompson (1999), S. 96 f., und dazu auch Kruglanski/Sleeth-Keppler/Erb/Pierro/Mannetti/Fishbach/Spiegel (2002), S. 64; Erb/Kruglanski/Chun/Pierro/Mannetti/Spiegel(2003), S. 10 f.]. 433 Vgl. Kruglanski/Sleeth-Keppler/Erb/Pierro/Mannetti/Fishbach/Spiegel(2002), S. 63 f. 434 Siehe zur Override-HypothesePierro/Mannetti/Kruglanski/Sleeth-Keppler(2004), insb. S. 252.
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formationen als einfach zu verarbeitende Argumente und erst im Anschluss die relevanteren Informationen als vergleichsweise komplexe Cue-Information prfisentiert wurden 435.
(d) Bewertung Der Gegensatz zwischen den dualen Modellen auf der einen Seite und dem Uni-Modell andererseits ist in Hinblick auf die vorliegenden empirischen Befunde weniger fundamental, als es zun/~chst den Anschein hat 436. Dies ist deshalb ~iu.6erst bemerkenswert, weil die empirische Prtifung des Uni-Modells (bzw. konkret seiner Override-Hypothese) gerade mit dem Anspruch angetreten ist, die Gtiltigkeit der Zwei-Prozess-Modelle der Persuasion in Zweifel zu ziehen. Die empirische Best~itigung der Override-Hypothese 1/~sst sich jedoch mit den ZweiProzess-Modellen durchaus vereinbaren. Diese Vertrfiglichkeit ist darauf zurtickzuftihren, dass die dualen Modelle - zumindest in ihrer theoretischen K o n z e p t u a l i s i e r u n g - keineswegs eine bestimmte Art der Information jeweils mit einer Route bzw. einem Modus der Informationsverarbeitung gleichsetzen 437. Folglich widerspricht es weder dem ELM noch dem HSM, wenn Informationen der eigentlichen Kommunikationsbotschaft unter bestimmten Umst/~nden als peripherer Cue bzw. heuristisch und ,Cue'-Informationen (wie die Glaubw~rdigkeit der Quelle oder die Zustimmung des Auditoriums) auf der zentralen Persuasionsroute bzw. systematisch verarbeitet werden. Dass die Art der Information nicht zwangslfiufig mit einer Route oder einem Modus der Informationsverarbeitung korrespondieren muss, wie es das Uni-Modell dennoch unterstellt und in empirischen Untersuchungen der Zwei-Prozess-Modelle gemeinhin auch tatsfichlich der Fall ist, bewahrt die dualen Modelle zwar davor, durch die prfisentierten Belege der OverrideHypothese falsifiziert zu werden. Dieser Schutz ist allerdings im Ergebnis derart umfassend, dass sich die dualen Modelle gegen Kritik weitgehend immunisieren, da (fast) sfimtliche Befunde ex post insofern modellkonform erklfirbar sind, als eine konkrete Variablenauspr~igung unter den jeweiligen Versuchsbedingungen eben den einen oder den anderen Modus der Persuasion nach sich zieht 438. Das grundlegende Defizit der Zwei-Prozess-Modelle besteht mit anderen Worten darin, dass sie die qualitative Unterscheidung von zwei Persuasionsprozessen
435 Siehe im Einzelnen die Befunde bei Kruglanski/Thompson (1999), S. 97-103; Pierro/Mannetti/Kruglanski/ Sleeth-Keppler (2004), S. 254-262. 436 Vgl. auch O'Keefe (2002), S. 160: ,,those contrasts [between the unimodel and the ELM, T. T.] may be less substantial than is supposed.". 437 Siehe f'ur das ELM nochmals oben, insb. S. 426 der vorliegenden Arbeit, und Petty/Cacioppo (1986b), S. 182: ,,we have seen that some variables may affect information processing under certain conditions, but serve as peripheral cues in other contexts.", sowie zum HSM nur Todorov/Chaiken/Henderson (2002), S. 204: ,,The same information can be processed either heuristically or systematically". 438 Vgl. Bohner/Wdnke (2002), S. 153: ,,one often cannot predict a priori in which of the multiple roles featured in the ELM a variable will serve.", und Stiff/Mongeau (2002), S. 227: ,,rather than predicting a priori whether central or peripheral processing will occur, the ELM looks at attitude and other study results to decide, after the fact, what persuasive process must have occured .... making it practically impossible to falsify".
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lediglich postulieren, ohne prfizise aufzuzeigen, an welchen Kriterien die Abgrenzung der beiden Dimensionen festzumachen ist 439. Besonders eklatant erscheint die resultierende Beliebigkeit im ELM, das einerseits eine qualitative Trennung zwischen der peripheren und der zentralen Persuasionsroute behauptet und an anderer Stelle ein Elaborationskontinuum einffihrt, das gerade ein quantitatives Trennungsmodell zwischen den beiden Routen impliziert 44~ Hinweise darauf, wie diese beiden Sichtweisen zu harmonisieren sind, lassen sich dem ELM nicht entnehmen 44~. Da zudem insofern eine Ausschlieglichkeit der beiden Routen angenommen wird, als ein Mehr der peripheren Route ein Weniger der zentralen Route bewirken sol1442, dr~.ngt sich die Vermutung auf, dass die beiden Routen letztlich als Eckpunkte eines Kontinuums zu verstehen sind 443. Dies h~.tte indes die Bedeutungslosigkeit des qualitativen Trennungsmodells zur Konsequenz. Die duale Prozessmodellierung ist im HSM insofern konsistenter, als davon ausgegangen wird, dass die beiden Modi parallel zur Anwendung gelangen k6nnen. Dass es sich bei dem heuristischen und dem systematischen Modus nicht um die extremen Auspr~.gungen eines Kontinuums handeln muss, wird daran ersichtlich, dass diese beiden Arten der Informationsverarbeitung keineswegs zwangsl~.ufig negativ korreliert sind, sondern sich parallel intensivieren oder abschwgchen lassen 444. So ist es beispielsweise vorstellbar, dass die Akteure mehrere Heuristiken anwenden und zur gleichen Zeit mehr Anstrengungen aufwenden, um die Informationen systematisch auszuwerten. Often bleibt dann allerdings dennoch, woran die qualitative Unterscheidung zwischen den beiden Modi festzumachen ist, da m6gliche Kriterien wie die Vollst~.ndigkeit der im systematischen Modus beachteten Informationen oder die Anwendungsbreite heuristischer Schlussregeln letztlich wiederum auf ein quantitatives Trennungsmodell hinauslaufen. Sofern die qualitative Unterscheidung hingegen beibehalten werden und die Art der Informationsverarbeitung betreffen soll, verlangt die empirische Prfifung dieser Differenzierung neuartige Versuchssettings, die nicht mehr nur das jeweilige Ergebnis der Informationsverarbeitung (,,offiine") messen k6nnen, sondern konkret die jeweilige Vorgehensweise bei der Urteilsbildung (,,online") erheben m%sen 445.
439 Vgl. selbst Petty/Cacioppo (1986a), S. 224 im Original z. T. kursiv: ,,The postulates of the ELM in its present state of development do not ultimately indicate ... why certain variables serve as cues, or why certain variables affect information processing.". 440 Siehe dazu nochmals die Nachweise auf S. 430 in den Fn. 392-394 der vorliegenden Arbeit. 441 Siehe im Gegenteil Petty/Wegener (1998), S. 327: ,,The elaboration likelihood continuum incorporates both a quantitative and a qualitative distinction". 442 Vgl. nochmals Petty/Cacioppo (1986a), S. 21. 443 Ebenso Petty/Wegener/Fabrigar (1997), S. 616: ,,In the ELM, the central route (high-effort scrutiny of attitude-relevant information) and peripheral route (less effortful shortcuts to evaluating attitude objects) anchor opposite ends of an elaboration likelihood continuum.". 444 Vgl. auch Kruglanski/Thompson (1999), S. 88: ,,The HSM ... allows orthogonality in use of the modes so that they can augment each other, or clash in their influence.". 445 Siehe zu ersten Vorschlfigen entsprechender Experimente Todorov/Chaiken/Henderson(2002), S. 205.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethischesImplementierungsinstrument
Die Kritik an den Zwei-Prozess-Modellen darf nicht dartiber hinweg t~uschen, dass das Uni-Modell trotz seines generellen Geltungsanspruchs ebenfalls erg~inzungsbedtirftig erscheint. So mag zwar anzuerkennen sein, dass die Persuasionswirkung beliebiger Informatio-
nen dem dargelegten Syllogismus folgt. Dessen Er6rterung bleibt dennoch unvollst~indig, da sich die Oberzeugungskraft von Informationen nicht nur anhand ihrer Relevanz, sondern auch anhand ihrer kognitiven Qualit/~t bemisst. Es macht offenbar einen Unterschied, ob die Geltung der Daten unmittelbar ersichtlich u n d - im Falle wahrheitsfahiger A u s s a g e n - verifiziert ist oder ihre Obereinstimmung mit der Wirklichkeit nur (auf der Basis mehr oder weniger guter Grtinde) angenommen werden kann 446. Informationen, die ffir die Urteilsfindung zwar h6chst relevant erscheinen, deren materieller Inhalt aber im Extrem unzutreffend ist, sollten kaum persuadieren. Das Uni-Modell mag sich durch die Einftihrung zus~tzlicher Konklusionsregeln erweitern lassen, die entsprechende Qualifizierungen sicherstellen und den Parameter der subjektiven Relevanz in dieser Hinsicht konkretisieren. Bislang ist die Notwendigkeit einer solchen Differenzierung jedoch noch nicht erkannt und demgemfiB auch noch nicht formal untersucht worden, ob und inwieweit sie modellkohfirent realisierbar ist. Die Debatte tiber die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle kann und muss in der vorliegenden Arbeit nicht entschieden werden. Fi~r ihre Zwecke ist es vielmehr wesentlich, die modelltibergreifenden Gemeinsamkeiten und die konvergierenden Befunde zu konstatieren, die sich unabhfingig von modellspezifischen Eingrenzungen beobachten lassen. Auf dieser Basis erschlieBen sich im Weiteren wichtige Determinanten und Wirkungsweisen der Persuasionsstrategie zur Implementierung eines unternehmensethischen Kodex. b" Determinanten der Persuasionsstrategie
Die Determinanten der Persuasionsstrategie lassen sich danach gruppieren, ob sie entweder das Persuasionsobjekt (das heiBt: die kodifizierten Normen) oder die (Kommunikations-)MaBnahmen der Persuasion selbst betreffen. Demgem/~B sind normenbezogene und kommunikationsbezogene Faktoren zu unterscheiden, die den Erfolg einer Implementierungsstrategie der Persuasion beeinflussen k6nnen. Entsprechend der Gestaltungsorientierung, die zur Kennzeichnung geeigneter Strategien der Kodeximplementierung einzunehmen ist, gilt das Interesse dabei den Parametern, deren Einfluss besonders markant ist und deren Auspr~gungen durch das Unternehmen- wenigstens innerhalb gewisser G r e n z e n - manipulierbar sind. Da sich die kommunikationsbezogenen Determinanten aus den soeben diskutierten Persuasionstheorien ergeben, sollen sie im unmittelbaren Anschluss er6rtert werden. Dabei ist konkret auf das Involvement der Kodexadressaten, die BegrOndung der Kodexnormen und die Glaubwfirdigkeit der kodexsetzenden und -begri~ndenden Instanz einzugehen. Die notwendigen normenbezogenen Differenzierungen rekurrieren hingegen auf die verschiedenen, bereits eingefi~hrten
446 Siehe zu entsprechenden Abstufungen der Zuverl~ssigkeitvon Aussagen v.
Werder
(1994), insb. S. 214-216.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
441 . ,
Normkomponenten 447 und betreffen die NutznieBer der Norm, die H~iufigkeit und die Komplexit~it ihrer Anwendungssituation 448.
(1) Kommunikationsbezogene Faktoren (a) Involvement der Adressaten Der Erfolg der Persuasionsstrategie setzt voraus, dass sich die Adressaten hinreichend intensiv mit den Kodexnormen und den vorgebrachten Grtinden ftir deren Geltungsanspruch auseinandersetzen. Die kognitiven Theorien der Persuasion haben zwar verdeutlicht, dass KommunikationsmaBnahmen selbst dann erfolgreich sein und die gewtinschten Pr~iferenz~inderungen herbeiftihren k6nnen, wenn sich die Adressaten nur beilaufig mit ihnen besch~ifiigen 449. Die resultierenden Pr~iferenz~inderungen sind dann jedoch eher unbest~indig und mit allenfalls begrenzten Verhaltenswirkungen verbunden 45~ Aus diesem Grund ist anzustreben, dass die Akteure die kodexbezogenen Informationen m6glichst systematisch verarbeiten, damit sie ein vertieftes Verst~indnis der Kodexnormen entwickeln, ihre Notwendigkeit und Angemessenheit einsehen und in der Folge daher auch verhaltensrelevante Pr~iferenzfinderungen erreicht werden kOnnen, sodass die Kodexnormen tats~ichlich h~iufiger zur Anwendung gelangen. Eine systematische Besch~iftigung mit den Kodexnormen und ihrer Begrt~ndung ist insbesondere dann umso wichtiger, wenn die Anwendung der Kodexnormen ein genaueres Verstfindnis ihrer Rechtfertigung verlangt, da situationsbezogene Konkretisierungen und nicht lediglich bereits konkret vorgegebene Handlungen vorzunehmen sind. Das notwendige Involvement der Adressaten l~isst sich auf unterschiedliche Weise f6rdem. Im Kern geht es dabei jeweils darum, den Kodex aus Sicht seiner Adressaten relevanter erscheinen zu lassen. Die wahrgenommene Relevanz kann zum einen durch Sanktionsbewehrungen des Kodex und zum anderen durch die Art der begleitenden KommunikationsmaBnahmen erh6ht werden. Sofern deutlich kommuniziert wird, dass die Akteure ftir die Einhaltung des Kodex individuell verantwortlich sind, wird ihr Interesse steigen, sich detaillierter mit dem Kodex und seiner Begrt~ndung auseinander zu setzen. Da und soweit diese Verantwortlichkeit die Basis korrespondierender Belohnungen oder Bestrafungen bildet, handelt es sich gleichwohl nicht mehr um eine reine Strategie der Persuasion, da l]berschneidungen zu den restriktionsbezogenen Mal3nahmen der Kodeximplementierung bestehen, die sp~iter zu behandeln sind 451. Die Relevanz des Kodex l~isst sich allerdings auch ohne eine formale Ver-
447 Siehe oben, S. 197 ft. der vorliegenden Arbeit. 448 Siehe dazu sogleich, S. 450 ft. der vorliegenden Arbeit. 449 Vgl. nur Eagly/Chaiken (1984), S. 296, oder Petty/Cacioppo (1986a), insb. S. 10. 450 Siehe nochmals oben, insb. S. 428 der vorliegenden Arbeit. 451 Siehe im Einzelnen unten, S. 459 ff. der vorliegenden Arbeit.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
antwortungszuschreibung und die damit einhergehenden Restriktionen steigem, indem aufgezeigt wird, welche Konsequenzen aus einer (mangelnden) Einhaltung des Kodex resultieren. Dass eine Pr/aferenzanpassung erreicht werden kann, wenn die Adressaten die Vor- und Nachteile der K o d e x n o r m e n und ihrer (unzureichenden) Befolgung einsehen, macht zum einen das Wesen der Persuasionsstrategie aus und ftihrt zum anderen auf ihre Grenzen hin, da sich die Adressaten offenbar nicht v o n d e r Vorteilhaftigkeit beliebiger N o r m e n tiberzeugen lassen werden. Darauf ist sogleich 452 und bei den normenbezogenen Determinanten der Persuasionsstrategie zurtickzukommen453. Ob und inwieweit sich die Adressaten mit den K o d e x n o r m e n und ihrer Rechtfertigung beschaftigen, ist vor allem auch davon abh~ingig, wie die kodexbezogene Kommunikation ausgeprfigt ist. Generell wird die Kodexkommunikation die F~ihigkeiten und Bedtirfnisse der Untemehmensmitarbeiter insofern in Rechnung zu stellen haben, als die Akteure die K o m m u n i kation verstehen und verarbeiten k6nnen mtissen. Die Intensit/at der Auseinandersetzung 1/asst sich weiter steigern, indem die Kommunikation stfirker individualisiert wird, Kommentare einfordert und auf Feedback der Adressaten eingeht. Es ist somit anzunehmen, dass das Involvement der Adressaten und die Intensit/at der K o m m u n i k a t i o n positiv korreliert sind. Eine sehr intensive Kommunikation 1/asst sich nicht (allein) durch standardisierte KommunikationsmaBnahmen erreichen, sondem erfordert es, flexibel auf die InformationswiJnsche der Adressaten reagieren zu k6nnen. Dies legt es nahe, die Kodexschulung durch m6glichst interaktiv gestaltete Trainings- und SeminarmaBnahmen voranzubringen, um die Notwendigkeit und die Angemessenheit des Kodex zu vermitteln 454. Z u d e m empfiehlt es sich, im Unternehmen gesonderte Stellen einzurichten, die als Ansprechpartner kontaktiert werden k6nnen, um kodexbezogene Fragen zu diskutieren, die sich im laufenden Arbeitsprozess ergeben und nicht
452 Siehe S. 443 ff. der vorliegenden Arbeit. 453 Vgl. unten, S. 450 ff. der vorliegenden Arbeit. 454 Siehe zu solchen MaBnahmen nochmals Weber (1981), S. 51; Berenbeim (1987), S. 17 f.; Berenbeim (1988), S. 17; Drake~Drake (1988), S. 121; Mathews (1988), S. 139 f.; Blake~Carroll (1989), insb. S. 103; Brooks (1989), S. 124; Gellerman (1989), S. 77; Ethics Resource Center (1990), S. VI-4 - VI-6; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1644, 1650 f.; Raiborn/Payne (1990), S. 888; Velasquez (1990), S. 242 f.; Manley (1991), S. 216 f.; Sims (1991), S. 494; Berenbeim (1992), S. 11, 18; Dean (1992), insb. S. 286 f.; Ciulla (1992), S. 182 f.; Metzger/Dalton/Hill (1993), S. 30; Weber (1993), S. 428; Webley (1995), S. 17; Kaye (1996), insb. S. 7; McCabe/Trevino/Butterfield (1996), S. 468; Burke/Blodgett/Carlson (1998), insb. S. 210-212; Murphy (1998), S. 22; Lovitky/Ahern (1999), S. 40 f.; McDonald (1999), S. 147-151; Sternberg (2000), S. 245-247; Valentine/Fleischmann (2002), S. 307 f.; Reynolds~Bowie (2004), S. 287 f.; Schwartz (2004), S. 333 f., sowie zu ihrer praktischen Verbreitung Center for Business Ethics (1986), S. 87 f.; Kohls/Chapman/Mathieu (1989), S. 62 f.; Schlegelmilch/Houston (1989), S. 19; Ethics Resource Center (1990), S. VI-4; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 8; Sweeney/Siers (1990), S. 38; Center for Business Ethics (1992), S. 865; Robertson/Schlegelmilch (1993), S. 305; Farrell/Cobbin (1996b), S. 45; Lindsay/Lindsay/Irvine (1996), S. 399 f.; Brooks (1997), S. 602; Brytting (1997), S. 676 f.; Arthur Andersen (1999), S. 16, 20; Snell/Chak/Chu (1999), S. 297; Weaver/Trevino/Cochran (1999a), S. 291 f.; Chen (2001), S. 396; Organisation for Economic Co-operation and Development (2001b), S. 24, 31; Guilldn/Meld/Murphy (2002), S. 173, und die Nachweise bei Felo (2000), S. 161 f.
Gestaltungsdimensionen untemehmensethischer Kodizes
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abteilungs- oder bereichsintern zu kl~iren sind 455. Je k o m p l e x e r die K o d e x n o r m e n und ihre A n w e n d u n g sind, desto u n w a h r s c h e i n l i c h e r ist es, a u f diese (vergleichsweise kostspieligen) M a B n a h m e n sinnvollerweise verzichten zu k6nnen. Da und soweit das U n t e r n e h m e n bereit ist, den A u f w a n d derart intensiver K o m m u n i k a t i o n s m a B n a h m e n zu tragen, wird zur gleichen Zeit verdeutlicht, dass die I m p l e m e n t i e r u n g des K o d e x mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und nicht nur zu Z w e c k e n eines W i n d o w Dressing 456 betrieben w e r d e n sol1457. Der K o d e x wird schlieBlich dann gemeinhin als b e d e u t s a m e r w a h r g e n o m m e n , w e n n das T o p m a n a g e m e n t seine K o m m u n i k a t i o n initiiert u n d - soweit m 6 g l i c h - nachdrficklich begleitet 458. Im U m k e h r s c h l u s s bedeutet dies, dass sich eine zu w e i t r e i c h e n d e Delegation k o d e x b e zogener Zustandigkeiten als unzweckm~iBig erweisen kann, sofern die Bedeutung, die d e m K o d e x im U n t e r n e h m e n z u k o m m e n soll, a u f diese W e i s e verw~issert wird. Das erforderliche E n g a g e m e n t der U n t e r n e h m e n s l e i t u n g umfasst durchaus auch s y m b o l i s c h e Akte, die den Stellenwert des K o d e x hervorheben. Dies ft~hrt indes bereits zu den K o m m u n i k a t o r e n und konkret ihrer Glaubw~irdigkeit tiber, die in Abschnitt (c) behandelt w e r d e n 459.
(b) Begriindung der Kodexnormen Die perzipierte R e l e v a n z des K o d e x und seiner N o r m e n schafft die Bereitschaft der Adressaten, sich vergleichsweise intensiv und systematisch mit den A r g u m e n t e n zu besch~.ftigen,
455 Siehe eingehender zur Etablierung von Ombudspersonen und Ethik-Kommissionen Benson (1989), S. 318 f.; Ethics Resource Center (1990), S. VII-4; Wieland (1993), S. 33; Brytting (1997), S. 666; McDonald (1999), S. 152 f.; Morf/Schumacher/Vitell (1999), S. 266-270; Post~Lawrence~Weber (1999), S. 136; Carroll/Buchholtz (2000), S. 454 f.; Chavez/Wiggins/Yolas (2001), S. 40-42, bzw. Weber (1981), S. 50 f.; Muskie/Greenwald (1986), S. 19-23; Murphy (1988), S. 909; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 36 f.; Sims (1991), S. 494, 504; Wieland(1993), S. 31 f.; Brytting (1997), S. 665 f.; McDonald(1999), S. 153; Post~Lawrence~Weber (1999), S. 135 f. 456 Siehe dazu bereits oben, S. 136 der vorliegenden Arbeit und die dort in Fn. 125 angegebenen Nachweise. 457 Vgl. in diesem Sinne z. B. auch Robertson/Schlegelmilch (1993), S. 305: ,,Firms that ... include it [i.e., the code, T. T.] in socialization and training programs ... are sending a signal that it is intended to serve internally, and is not mere >>windowdressing<<", sowie Murphy (1988), S. 914: ,,Visible signs must exist that ethics matters to the firm. This can be accomplished by spending time in formal meetings discussing ethical issues"; Gellerman (1989), S. 77: ,,Adequate emphasis [of the code, T. T.] requires periodic face-to-face discussions and workshops, both of which are time-consuming, unfortunately. Yet nothing reveals an organization's true priorities more clearly than the willingness to set aside time from pressing everyday activities .... To cut these meetings [for discussing code issues, T. T.] short ... carries a dangerous implication: the organization is concemed with ethics solely for the sake of appearances.". 458 Siehe zur Bedeutung des Topmanagements flir eine erfolgreiche Kodeximplementierung nochmals Fulmer (1969), S. 52; Benson (1989), S. 318; Brooks (1989), S. 123; Ethics Resource Center (1990), S. If-l, VIII-l; Singhapakdi/Vitell (1990), S. 7; Manley (1991), S. 17, 215; Sims (1991), S. 504; Nash (1992), S. 166 f.; Montoya/Richard (1994), S. 714; Turner/Taylor/Hartley (1995), S. 758; Brien (1996), S. 22 m. w. N.; Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 171; Kaptein/Wempe (1998), S. 862; Murphy (1998), S. 229; Varley (1998), S. 429; Fritz/Arnett/Conkel (1999), S. 291; Martens~Day (1999), S. 165; Newton (1999), S. 523; Tucker/Stathakopolous/Patti (1999), S. 289; Weaver/Trevino/Cochran (1999a), S. 290; Boatright (2000), S. 368; Driscoll/Hoffman (2000), S. 59, 78, 185; Felo (2000), S. 162; Sternberg (2000), S. 244; Valentine/Fleischmann (2002), S. 308; Sethi (2003), S. 207; Schwartz (2004), S. 332, 339. 459 Siehe S. 446 ff. der vorliegenden Arbeit.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
die den Kodex und seine Normen rechtfertigen sollen. Diese Motivation kommt der Strategie der Persuasion entgegen, da diese den Kodex zu implementieren intendiert, indem die Mitarbeiter argumentativ t~berzeugt werden, dass die Einhaltung des Kodex vorteilhaft ist. Die Akzeptanz der kommunizierten Argumente soll im Ergebnis dazu ft~hren, dass die Adressaten Pr~iferenzen ausbilden, welche die Kodexbefolgung wahrscheinlicher machen. In Hinblick auf die kommunizierten Argumente sind die Befunde der Persuasionsforschung bislang als fiuBerst bescheiden zu kennzeichnen 46~ Aufgrund der Vielzahl mOglicher Argumentationskonstellationen und relevanter Einflussfaktoren kann dies gleichwohl kaum t~berraschen. Es erscheint im Gegenteil beinahe illusorisch, eine Theorie starker Argumente entwickeln zu wollen, die allgemein anwendbar ist und dennoch auch konkrete Hinweise zur Ausgestaltung einer Persuasionsstrategie angibt, da die Persuasionswirkung in hohem MaBe von Elementen der Themenstruktur (einschlieBlich d e r - individuell unterschiedlichen- themenbezogenen Pr~iferenzen der Adressaten) abh~ingen und eine empirische Bew~ihrung entsprechender Hypothesen aus diesem Grund schwer fallen wird 461. Wie an frfiherer Stelle bereits ausgeft~hrt worden ist 462, verlangt die Begrt~ndung einer Kodexnorm aufzuzeigen, dass die Geltung der Norm insoweit positiv zu bewerten ist, als sie mit vorteilhaften Konsequenzen einhergeht. In einem ersten Schritt muss die Beg~ndung daher Aufschluss tiber die beurteilungsrelevanten Ziele oder Normen geben (Kriteriendatum), welche der Bewertung zugrunde liegen und den Geltungsanspruch der betreffenden Kodexnorm rechtfertigen sollen, und die Ziel- oder Normbeitrfige global darlegen (Konsequenzdatum), die sich aufgrund der Einhaltung der Kodexnorm erreichen lassen 463. Die in dieser Globalbegrt~ndung eingeft~hrten Beurteilungskriterien und Konsequenzaussagen k6nnen nun ihrerseits begrt~ndungsbed(irftig sein. Sofern die Adressaten die Tolerierbarkeit des verwendeten Kriteriendatums bezweifeln, muss in einer Normdiskussion daf~r geworben werden, dass das Kriterium als tolerabel anerkannt wird. Wenngleich dabei auch formale MaBst~ibe wie die prinzipielle Realisierbarkeit, die Konsistenz oder die Koharenz gt~ltiger Normen zu prt~fen sind, so erfordert eine solche Normdiskussion den Rt~ckgriff auf t~bergeordnete Prinzipien und letztlich die Einigung auf einen normativen Bezugsrahmen, der die Einsch~itzungen tiber die Normgt~ltigkeit leitet 464. Zweifel an der Tragffihigkeit der Konsequenzprognosen hingegen
46o Vgl. z. B. P e t t y / W e g e n e r (1998), S. 352: ,,despite the large number of studies, relatively little is known about what makes an argument persuasive.". 461 Siehe zur mangelnden Generalisierbarkeit empirischer Befunde auch O'Keefe (2002), S. 172, wonach ,,single-message designs create two important barriers to generalization: One is that the design does not permit unambiguous causal attribution; the other is that the design is blind to the possibility that the effects of a given message factor may not be constant (uniform) across different messages". 462 Siehe insbesondere nochmals oben, S. 249 ff. der vorliegenden Arbeit. 463 Siehe zu den Komponenten der so genannten GlobalbegrUndung auch nochmals v. Werder (1994), S. 325337, sowie zusammenfassend v. Werder (1997b), S. 906-909; v. W e r d e r (1998a), S. 486-489; v. W e r d e r (1999a), S. 687; v. W e r d e r / T a l a u l i c a r (1999), S. 76-79. 464 Siehe dazu bereits oben, S. 338 der vorliegenden Arbeit.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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machen eine Detailbegrtindung notwendig, um die behaupteten Normbeitr~ige weiter zu untermauern 46s. Die vorliegenden Erkenntnisse der Persuasionsforschung lassen sich nun immerhin dahingehend konkretisieren, dass die Persuasionswirkung von Argumentationen gering bleiben wird, sofern die angesetzten Beurteilungskriterien der Globalbegrtindung in Frage stehen. Detaillierte und - in Hinblick auf die Zuverl~issigkeit und Zahl der Argumente 466 - qualitativ vergleichsweise hochwertige Begrtindungen dartiber, warum die behaupteten Konsequenzen einer MaBnahme tats~ichlich einzutreten versprechen und daher als tragf~ihig zu erachten sind, werden demnach als wenig tiberzeugend wahrgenommen, solange die Vorteilhaftigkeit dieser Konsequenzen (mit der Tolerierbarkeit der Beurteilungskriterien) fraglich erscheint. So k6nnte den Mitarbeitern dargelegt werden, dass eine Kodexnorm tiber den Arbeitsschutz an ausEindischen Standorten des Unternehmens deshalb ntitzlich ist, weil ihre Einhaltung eine Zertifizierung des Unternehmens nach der Initiative ,,Social Accountability 8000" (SA 8000) gewfihrleistet. Selbst wenn diese Konsequenzen im Detail beschrieben u n d - mit Verweis auf die Prtifungsanforderungen der Zertifizierungsinitiative - sogar qualifiziert begrtindet werden, wird diese Argumentation dennoch kaum persuadieren, wenn den Mitarbeitern die Wichtigkeit eines entsprechenden Zertifikats verborgen bleibt. Die MaBnahmen der Persuasionsstrategie mtissen daher zun~ichst und vor allem darauf hinwirken, dass die anzunehmenden Beurteilungskriterien hinreichend Akzeptanz finden. Ob und inwieweit eine solche Einigung tats~ichlich erzielt werden kann, h~ingt letztlich ganz offenbar vom Inhalt dieser Normen und den korrespondierenden Pr~iferenzen der Kodexadressaten ab. Die Persuasionsstrategie mag somit zwar einerseits geeignet sein, um den Rang wichtiger Ziele ftir das Wohlergehen des Unternehmens, seiner Mitarbeiter und anderer Stakeholder klarzustellen, sofern zuvor lediglich die Relevanz dieser Normen verkannt worden, aber keine prinzipielle Ablehnung entsprechender Forderungen zu vermuten ist. Auf der anderen Seite sind damit allerdings auch die Grenzen dieser ImplementierungsmaBnahme ftir die Konstellationen impliziert, bei denen sich Konflikte zwischen den Zielen des Unternehmens und den Pr~iferenzen des Mitarbeiters nicht einvernehmlich bewfiltigen lassen. Derartige Implementierungsbarrieren sind konkret dann wahrscheinlich, wenn die Kodifizierung von Normen grundlegenden Wertvorstellungen der Mitarbeiter zuwiderl~iuft und sich daher auch durch vergleichsweise starke Argumente kaum positive Persuasionseffekte realisieren lassen 467. Dies ist bei den normenbezogenen Determinanten der Persuasionsstrategie aufzugrei465 Siehe zur Struktur (und weiteren Ausdifferenzierung) dieser Detailbeg~ndungen im Einzelnen v. (1994), S. 343-360, 500-507. 466 Vgl. nochmals v.
Werder
(1994), S. 369-388; v.
Werder
(1998a), S. 492-494; v.
Werder
Werder
(1999a), S. 686 f.
467 Vgl. dazu die Befunde der Meta-Analyse von J o h n s o n / E a g l y (1989), S. 305: ,,The findings for value-relevant involvement are reasonably clear: Involvement of this type typically inhibits attitude change.... even with strong arguments, value-relevant involvement inhibited persuasion.". Ein wertrelevantes Involvement bezeichnet danach Sachverhalte, bei denen die erfragte Urteils- oder Pr~iferenzbildung grundlegende Werte der Probanden tangiert.
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Ethik-Kodizes ais unternehmensethischesImplementierungsinstrument
fen, da die Wahrscheinlichkeit eines solchen Widerstreits durch die Art der kodifizierten N o r m e n beeinflusst wird. SchlieBlich wirken das Vorbringen von Grtinden und die Intention, die Mitarbeiter tiberzeugen zu wollen, gleichzeitig dem Eindruck entgegen, dass der Kodex autorit~ir vorgegeben wird 468. Sofern die Mitarbeiter die Implementierungsanstrengungen der Unternehmensleitung tats~ichlich in der Weise wahrnehmen, dass sie authentisch informiert und dadurch tiberzeugt werden sollen, lassen sich Abwehrhaltungen gegen den Kodex reduzieren, die andernfalls dann wahrscheinlicher sind, wenn die Kodexadressaten glauben, sich einem externen Zwang beugen zu mtissen 469. Eine solche Wahrnehmung ist j e d o c h keineswegs schon dadurch gew~ihrleistet, dass Informationen ausgetauscht und Rechtfertigungen kommuniziert werden, und kaum durch gezielte MaBnahmen zu erzwingen 47~ Sie hfingt vielmehr von Einschfitzungen tiber die Glaubw~rdigkeit der Unternehmensleitung ab, die im n~ichsten Abschnitt als dritte kommunikationsbezogene Determinante der Persuasionsstrategie erlfiutert wird.
(c) Glaubwiirdigkeit der kodexsetzenden und -begriindenden Instanz Bei den MaBnahmen der Persuasion handelt es sich um Kommunikationsakte, welche die Adressaten des Kodex fiberzeugen sollen, dass seine N o r m e n notwendig und angemessen sind. Die Persuasionsstrategie setzt dabei voraus, dass die vorgebrachten Grt~nde den wahrhaftigen 15berzeugungen der kodexsetzenden Instanz entsprechen und deshalb authentisch sind. Hingegen sind taktische Begrtindungen, die lediglich zur Beeinflussung der Rezipienten erfunden und vorgeschoben werden, nicht als Bestandteil einer Persuasionsstrategie zu erachten. Einer taktischen Kommunikation war zum einen aus normativen Grfinden zu entsagen, da sie mit einer Strategie zur Implementierung eines Ethik-Kodex generell unvereinbar ist. Hinzu kommt, dass viele Kodizes der Unternehmenspraxis Ehrlichkeit gebieten und sich demnach kaum (dauerhaft) auf eine Weise zur Geltung bringen lassen, die den eigenen Standards widerspricht 471. Z u m anderen wirkt eine taktische K o m m u n i k a t i o n auch aus einer instrumentel-
468 Siehe dazu auch Ebert (1997), S. 99: ,,Begrt~ndungen und Rechtfertigungen machen deutlich, dab kein apodiktischer autoritativer Normcharakter intendiert ist, sondern eine Norm, die auf Nachvollzug und Einsicht baut.". 469 Zur Erfolgswirkung dieser Kodexeigenschaft auch Brien (1996), S. 28: ,,.Actors must be able to trust the code, have confidence in it and see that it is not an instrument of repression". 470 Vgl. auch Johnson~Gill (1993), S. 29: ,,the outcome of ... strategies aimed at shaping members' preferences and cognitions is not always straightforward. Much depends on the meanings members attach to the disclosed information. It is wrong to assume that, through the disclosure of information, recipients will automatically become >better influenced and more controlled<". 471 Siehe nochmals oben, S. 206 ff. der vorliegenden Arbeit, sowie im Besonderen unter anderem die Kodizes von Autodesk (,,We speak with honesty"), Ciba Speciality Chemicals Corporation (,,speaking and acting honestly and truthfully"), CMS Energy (,,to communicate honestly"), Cummins Engine Company, Inc. (,,Be honest - present the facts fairly and accurately."), First Bank System (,,We are honest, ethical and fair. We tell the truth and expect to hear the truth from others."), Hewlett Packard (,,We expect HP people to be open and honest in their dealings"), Johnson Controls, Inc. (,,Honesty and fairness are essential to the way we do business and how we interact with people."), Kroger (,,We will treat our employees ... with .. openness and hon-
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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len Perspektive bereits deshalb bedenklich, well sie leichter Inkonsistenzen in sich bergen und Missverst~indnisse fiber die zutreffende Auslegung und Anwendung der Kodexnormen bereiten kann 472. Besonders schwer wiegt jedoch, dass BegrOndungen schon dann, wenn sie als taktisch erscheinen, bei den Mitarbeitern den Eindruck erwecken, mittels der Persuasionsstrategie manipuliert zu werden 473. Dies erzeugt Abwehrhaltungen, die nicht nur gegen die entsprechenden Begrtindungen gerichtet sind, sondern auf den korrespondierenden Kodex durchschlagen. Kommunikationsmagnahmen, die als taktisch entlarvt oder auch nur als taktische wahrgenommen werden, versprechen daher insofern geringen Erfolg, als sich die Adressaten dagegen wehren, unlauter informiert und manipuliert zu werden 474. Die resultierende Reaktanz bewirkt schlieNich, dass sich die Mitarbeiter in der Folge auch durch gute Gr0nde kaum noch von der Vorteilhaftigkeit des Kodex tiberzeugen lassen, und damit letztlich das Scheitern der Persuasionsstrategie. Ob eine Kommunikation authentisch ist, lfisst sich for den Rezipienten nicht unmittelbar erkennen, sondern nur anhand von Hinweisen einschfitzen. Die Mitarbeiter werden ihre Beurteilung der Authentizitfit v o n d e r Glaubwfirdigkeit des Kommunikators abh/~ngig machen und dabei eine positive Korrelation zwischen der wahrgenommenen GlaubwOrdigkeit des Kommunikators und der anzunehmenden Authentizit/~t seiner Kommunikation unterstellen. Die GlaubwOrdigkeit des Kommunikators hat fOr den Erfolg der Persuasionsstrategie folglich eine zentrale Bedeutung. Sie ist umso wichtiger, als N o r m e n sich nicht beweisen, sondern nur in Hinblick auf Obergeordnete Beurteilungskriterien begrOnden lassen, und daher - im Vergleich zu wahrheitsf~higen A u s s a g e n - tendenziell mehr Spielraum for taktische Kommunikationsakte erOffnen 475. Im Besonderen ist die Glaubw~rdigkeit des Kommunikators dann von Belang, wenn eine N o r m den (ursprtinglichen) Pr/fferenzen der Adressaten widerspricht und strit-
esty."), Lego (,,Be objective and truthful"), Levi Strauss & Co. (,,All communications should be ... honest."), Procter & Gamble (,,We are honest and straightforward with each other."), Sears (,,You are expected to deal fairly, honestly and responsibly ... while representing Sears"), Unocal (,,Communicate openly and honestly."), USAA (,,We will be truthful, sincere, law-abiding, and straightforward in our communications and dealings with members and customers and with each other.") oder VF Corporation (,,The conduct of business with employees ... and all others shall be based on an honest ... basis.") [zit. in: Murphy (1998), S. 17 im Original z. T. in Grogbuchstaben, 54, 55 im Original z. T. in Grof~buchstaben, 62, 75 im Original kursiv, 115, 125, 127, 128, 131, 162, 177,205 im Original kursiv, 209, 212]. 472 Siehe dazu nochmals oben, S. 413 der vorliegenden Arbeit. 473 Vgl. in diesem Sinne z. B. auch Greenberg (1990), S. 112 Herv. im Original: ,,the mere appearance of an impropriety may be sufficient to erode a powerful figure's base of support, precipitating a fall from grace.". 474 Befunde dar0ber, dass taktische Beeinflussungsversuche Widerst~nde erzeugen, k6nnen der Persuasionsforschung entnommen werden, da ,,forewarning of message position on a counterattitudinal issue led people to resist the message and generate unfavorable thoughts to both strong and weak arguments primarily when the issue was personally involving and they were not distracted" [Petty/Wegener (1998), S. 362 f.]. Siehe dazu ferner auch Petty/Cacioppo (1977), insb. S. 654; Petty/Cacioppo (1981), S. 227 f.; Benoit (1998), insb. S. 146; Jacks~Devine (2000), S. 23-29; Bohner/Wdnke (2002), S. 128; O'Keefe (2002), S. 147, 250 f. 475 Siehe zu dem vergleichsweise starken Einfluss der Glaubw0rdigkeit des Kommunikators auf den Persuasionserfolg im Falle nicht verifizierbarer Botschaften nochmals die entsprechenden Befunde zur Bias-Hypothese von Chaiken/Maheswaran (1994), S. 464-469.
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tig ist, da es Grtinde ftir und gegen ihre Geltung gibt, die sich nicht eindeutig und einvernehmlich gewichten lassen 476. Der vage Verdacht, dass der K o d e x lediglich taktisch begrtindet ist und in Wahrheit anderen, den Mitarbeitern abtr/~glichen oder abtr~glich erscheinenden Zwecken dienstbar sein soll, kann in derartigen Konstellationen bereits gentigen, um die Oberzeugungskraft der vorgebrachten BegrOndung aufzuheben 477. Da die Unternehmensleitung die Setzung und Begrtindung des K o d e x wenigstens autorisiert und h/~ufig auch persOnlich prfigt, ist es zuvorderst ihre Glaubwfirdigkeit, welche tiber den Erfolg der Persuasionsstrategie bestimmt. Ob dieser Instanz aus Sicht der Mitarbeiter vertraut werden kann, lasst sich zumindest so lange nicht anhand der vorgebrachten A r g u m e n t e beurteilen, wie diese nicht erkennbar wahrheitswidrig sind. Die Einsch/~tzung der GlaubwOrdigkeit rekurriert daher auf das generelle Erscheinen der Mitglieder der Unternehmensleitung und basiert vor allem a u f ihren vorangegangenen Taten und konkret darauf, inwieweit sich das T o p m a n a g e m e n t in der Vergangenheit als verlfisslicher und vertrauenswfirdiger Akteur erwiesen hat 478. Da sich die Beurteilung des kodex- und des k o d e x k o m m u n i k a t i o n s b e z o g e n e n Engagements d e m n a c h von anderen Tfitigkeitsbereichen der Unternehmensleitung nicht (vollstfindig) abtrennen lfisst, k6nnen foigiich Missst~nde bei k o d e x f r e m d e n Aktivit/~ten die kodexbezogene Glaubw~rdigkeit diskreditieren und damit den Erfolg der Persuasionsstrategie geffihrden 479. U m g e k e h r t gilt allerdings auch, dass die Unternehmensleitung unter der Bedingung, als hinreichend glaubwfirdig w a h r g e n o m m e n zu werden, ihre GlaubwOrdigkeit im Zuge
476 Vgl. auch bereits Aristoteles (1980), S. 13 (Buch I, 2. Kapitel) im Original z. T. gesperrt, Klammerzusatz durch den Ubersetzer: ,,Durch den Charakter [erfolgt die Persuasion], wenn die Rede so gehalten wird, dab sie den Redner glaubhaft macht; denn den Tugendhaften glauben wir lieber und schneller - im allgemeinen schlechthin -, ganz besonders aber da, wo keine letzte GewiBheit ist, sondern Zweifel herrscht.". 477 Siehe dazu auch die Fallstudie von Baccaro (2001), insb. S. 245 Herv. im Original: ,,the process of rational persuasion ... requires more than sheer circulation of information .... in several circumstances, discourse per se may have no consequences for preferences. Particularly in situations in which a conflict of interest between speakers and hearers can be suspected, arguments may be discarded, no matter how truthful, as ))cheap talk.~" und S. 263: ,,Particularly when a potential conflict of interests between speakers and hearers is present or can be suspected, arguments may simply be ignored and have no impact whatsoever on preferences.". 478 Siehe ebenso Baccaro (2001), S. 245: ,,To prove that their motives are pure, speakers need to go outside discourse and point to their past and/or present praxis.", und in diesem Sinne auch Tyler~Lind (2001), S. 76: ,,The perception of a motivation to be fair is crucial to people's feelings about authorities, since it both reflects the character of the individual authority and is the basis for predicting his or her future behavior.", oder Tyler/Huo (2002), S. 58: ,,We cannot directly observe the motivations of others. As a result, motive attributions are inferences that one person makes about another using the behavior observed in a given situation, the behavior observed on previous occasions, the other person's statements explaining his or her behavior, and general social knowledge.". 479 Die oft beschworene Vorbildfunktion der Unternehmensleitung bildet somit nicht nur unmittelbar ein Rollenmodell ethischen Verhaltens [vgl. z. B. Baumhart (1961), S. 156, 158; Baumhart (1968), S. 88; Brenner/Molander (1977), S. 66; Manley (1991), S. 219; Kaptein/Wempe (1998), S. 862], sondern auch eine wichtige Voraussetzung zur Implementierung einer Unternehmensethik tiber das Mittel eines Kodex, da die Handlungen des Topmanagements berechenbar und integer sein mtissen, um seine Glaubwtirdigkeit zu wahren [vgl. dazu z. B. Whitener/Brodt/Korsgaard/Werner (1998), S. 516]. Siehe auch Benson (1989), S. 318: ,,If the CEO reaches out for a large salary raise when wages are being reduced, the code will be less helpful.".
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der Persuasionsstrategie weiter starken kann, da die vorgebrachten Grtinde das T o p m a n a g e ment wiederum k o m m u n i k a t i v e r und vertrauenswtirdiger erscheinen lassen 48~ Die Variable der Glaubwtirdigkeit kann zu Erklarungen beitragen, w a r u m sich Kodizes oft als weniger w i r k s a m erwiesen haben, wenn sie als Reaktion auf Krisen und Verfehlungen erlassen worden sind 4sl. In diesen Fallen kann der K o d e x von den Mitarbeitern regelmaf3ig als V o t u m eines Misstrauens angesehen werden 482, da er samtliche Mitarbeiter des U n t e r n e h m e n s mit dem Ziel adressiert, dass sich solche Verfehlungen nicht wiederholen sollen. Die Gesamtheit der Belegschaft wird damit in die Pflicht g e n o m m e n und kann gleichzeitig j e d o c h dem Geftihl erliegen, ftir Fehler der Vergangenheit (ungerechtfertigterweise) verantwortlich gemacht zu werden 4s3. Ein solcher Eindruck und die damit einhergehende A b w e h r h a l t u n g gegen den K o d e x werden sich umso mehr erharten, als die Unternehmensleitung ihre eigene Verantwortung ftir die Vorffille abstreitet und mit dem K o d e x davon abzulenken versucht 484. Sofern die k o d e x b e z o g e n e K o m m u n i k a t i o n die Ausl6ser der Kodexetablierung vernachlassigt, den Kodex - entgegen seiner W a h r n e h m u n g bei den Mitarbeitern - als proaktiv verkauft und vermeintliche Nachlassigkeiten der Unternehmensleitung verschweigt, wirkt der K o d e x als ein Instrument, das gegen die Mitarbeiter eingesetzt wird, um das U n t e r n e h m e n und seine Leitung zu schtitzen. Besonders eklatant sind derartige Missverhaltnisse dann, w e n n Mitglieder der Unternehmensleitung tatsachlich in ethisch bedenkliche Praktiken verwickelt waren, die durch den K o d e x zuktinftig unterbunden werden sollen, und nun die Implementierung des
480 Siehe zu dieser Relation nur Whitener/Brodt/Korsgaard/Werner (1998), S. 517: ,,Employees see managers as trustworthy when their communication is accurate and forthcoming. In addition, adequate explanations and timely feedback on decisions lead to higher levels of trust.". 481 Siehe zur Unterscheidung einer proaktiven und einer reaktiven Kodexetablierung nochmals oben, S. 120 der vorliegenden Arbeit. 482 Siehe auch die weitergehende und insgesamt sehr kodexkritische Anmerkung von Cressey/Moore (1983), S. 66: ,,It is true, of course, that when corporations executives sit down to write codes they must necessarily assume, at least temporarily, that the integrity of managers and other employees is not sufficient.", sowie Ethics Resource Center (1990), S. VI-I: ,,Management needs to be sensitive to the possibility that some employees may react negatively to even the best-written and well-intentioned code. Some employees might feel that the company no longer trusts their judgment or that it questions their integrity .... If the code appears on the heels of a major scandal, employees may suspect that the code is merely a public relations response.", oder Doig/Wilson (1998), S. 142: ,,Thus codes' >political< use as an indicator of a change in company policy in response to a negative public opinion may be problematical in terms of the likely impact on corporate culture.". 4s3 Vgl. in diesem Sinne auch die Anmerkung von Arvey/Jones (1985), S. 373: ,,the publication of revised ethical standards may cause previous behavior to be viewed as unethical even if it occurred before the new standards were released.". 484 Vgl. auch Raiborn/Payne (1990), S. 882: ,,When management drafts a code of ethics, many employees feel that there is an implication that someone is doing something wrong. That implication may be true. But, if it is the top managers who are the persons who are violating the code, trying to communicate the value of ethics to lower level employees becomes very difficult.", sowie Kaptein/Wempe (2002), S. 279: ,,Employees judge the motives of senior management in implementing integrity. It is therefore important that they perceive it to be a sincere attempt to have all employees do what is right instead of an attempt to create a back door for executives in case of a legal mishap.".
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Kodex begleiten sollen. Bei schwerwiegenden Verwicklungen kann die Glaubwiardigkeit des Topmanagements so weit aufgezehrt sein, dass seine Kommunikation die Mitarbeiter nicht mehr tiberzeugen, sondern nur noch als zynisch wahrgenommen wird. Solche (Ethik-)Krisen lassen sich durch eine kodexbasierte Strategie der Persuasion erst dann bewWtigen, nachdem erforderliche Ver~inderungen im Topmanagement vorgenommen worden sind. (2) Normenbezogene Faktoren
(a) NutznieBer der Norm Die im Zuge der Diskussion tiber die kommunikationsbasierten Determinanten der Persuasionsstrategie bereits angedeuteten normenbezogenen Relativierungen sind im Weiteren etwas n/aher zu er6rtern, sofern sie nicht die Typologisierungsdimension der Normkonkretheit betreffen. Es sind daher nur die Normfaktoren zu besprechen, die for Kodizes sinnvoll variierbar und nicht bereits durch die Wahl der Normart determiniert sind. Die Handlungskomponente der Norm bleibt aus diesem Grunde zun~ichst ausgeblendet. Stattdessen werden die Nutzniel3er der Norm sowie anschlie6end in Hinblick auf den Norminhalt die H/aufigkeit und die Komplexit~it der Anwendungssituation behandelt. Die Kategorie der Nutznie6er bezeichnet die Gesamtheit der Akteure, die von der (Einhaltung der) Norm profitieren 485. Da die (Einhaltung der) Norm ftir diese Akteure Nutzen stiftet, ist dies gleichbedeutend damit, dass die entsprechende Norm offenbar als prfiferenzkompatibel ausgezeichnet werden kann. Folglich sind Mal3nahmen der Persuasion zur Normimplementierung insoweit entbehrlich, als keine normative Abweichung besteht, auf deren Abbau diese Implementierungsakte gerichtet sein k6nnten 486. Die Persuasionsstrategie zielt nach ihrer Grundintention generell dahin, die Pr~iferenzen der Kodexadressaten in der Weise zu verst/arken, zu verfindern oder neu auszubilden, dass die Einhaltung der kodifizierten Normen pr~iferenzkompatibel erscheint, demnach als vorteilhaft bewertet und somit als nutzenstiftend wahrgenommen wird. In diesem Sinne versucht die Persuasionsstrategie also, s/amtliche Kodexadressaten zu Nutzniel3ern der kodifizierten Normen zu machen 487. Um den Anwendungsbereich der Persuasionsstrategie etwas genauer abzugrenzen, gilt es zu beachten, dass die (mehr oder weniger weitreichende bzw. mangelnde) Pr~iferenzkompatibilit~it erstens nicht unmittelbar ersichtlich, zum Z w e i t e n - was wiederum Wesen und Bedeutung der Persuasionsstrategie a u s m a c h t - keineswegs unveranderbar sein muss und schlie61ich drittens konditional gebunden sein kann. 485 Siehe oben, S. 199 der vorliegenden Arbeit. 486 Siehe in diesem Sinne auch Tyler (1990), S. 24: ,,Voluntary compliance [wie sie durch die Persuasionsstrategie herbeigeftihrt werden soll, T. T.] is of course important only to the extent that compliant behavior is different from behavior derived from self-interest.". 487 Vgl. dazu auch aus der Rhetorik von Aristoteles (1980), S. 45 (Buch I, 8. Kapitel): ,,Denn alle werden tiberredet durch das, was Nutzen bringt.".
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Da Pr~ferenzen in Hinblick a u f ihre Objekte und ihre Reichweite sehr ve r s chieden und ihrerseits begrtindungsbedtirftig sind 488, ist es sinnvoll und verbreitet, unterschiedliche E b e n e n und Tiefenstrukturen v o n Pr~iferenzen zu differenzieren 4s9. K o n k r e t gentigt es Ftir das Weitere gleichwohl, einerseits generelle und grundlegende(re) sowie andererseits n o r m b e z o g e n e Pr~iferenzen a b z u g r e n z e n , wobei letztere sich unmittelbar a u f die Einsch~itzung der Vorteilhaftigkeit der k o r r e s p o n d i e r e n d e n N o r m beziehen und in ihrer Auspr~igung durch die tieferliegenden Pr~iferenzen beeinflusst sind. Die generelleren Pr~iferenzen kOnnen m e h r oder w e n i g e r grundlegend sein und sind gegen externe B e e i n f l u s s u n g s v e r s u c h e in ihren tiefer liegende nden Strukturen fiuBerst resistent, da diese (Meta-)Prfiferenzen a u f existentiellen E n t s c h e i d u n g e n beruhen 49~ und das Selbstverst~indnis der betreffenden Person (fiber ihre Pers6nlichkeit, ihre Weltsicht, ihre Lebensftihrung) g r u n d l e g e n d bestimmen. Die Persuasionsstrategie kann demnach zwar durchaus fiber die Beeinflussung n o r m b e z o g e n e r Pr~iferenzen hinausreichen, nicht aber den Kern einer Person und (zu) tief sitzende Pr~iferenzstrukturen zu verfindern beabsichtigen 491"
488 Siehe nochmals oben, S. 336 der vorliegenden Arbeit. 489 Besonders prominent ist dabei innerhalb der (Moral-)Philosophie die Unterscheidung yon Frankfurt (1971), insb. S. 6 f., zwischen Pr~iferenzen (bzw. Wt~nschen) erster und zweiter Ordnung. Wfihrend Pr~iferenzen erster Ordnung bestimmen, ob eine Handlung vorzugswi~rdig ist und deshalb durchgefiihrt werden sollte, haben Prfiferenzen zweiter Ordnung zum Gegenstand, welche Prfiferenzen erster Ordnung vorteilhaft oder wiinschensweft erscheinen. Dabei wird es als ein charakteristisches Merkmal des Menschen - im Unterschied zu anderen Spezies - angesehen, Prfiferenzen zweiter Ordnung ausbi|den und damit tiber die eigenen Wtinsche reflektieren zu kOnnen: ,,Besides wanting and choosing and being moved to do this or that, men may also want to have (or not to have) certain desires and motives. They are capable of wanting to be different, in their preferences and purposes, from what they are. Many animals appear to have the capacity for what I shall call >>first-order desires<< or >>desires of the first order,<< which are simply desires to do or not to do one thing or another. No animal other than man, however, appears to have the capacity for reflective self-evaluation that is manifested in the formation of second-order desires." [Frankfurt (1971), S. 7 Herr. im Original]. )khnlich differenziert Taylor (1996), insb. S. 17, 44 f., starke und schwache Wertungen, wobei starke Wertungen GiJter oder Ziele h~herer Ordnung hervorbringen, die als Standard zur Begrtindung und Auswahl individueller Prtiferenzen dienstbar sind. Starke Wertungen ,,beinhalten Unterscheidungen zwischen Richtig und Falsch, Besser und Schlechter, H0her und Niedriger, deren Gtiltigkeit nicht dutch unsere eigenen Wt~nsche, Neigungen oder Entscheidungen bestfitigt wird, sondem sie sind yon diesen unabhfingig und bieten selbst MaBstfibe, nach denen diese beurteilt werden k6nnen." [Taylor (1996), S. 17]. Siehe im Anschluss daran auch Habermas (1991), S. 103: ,,>>Starke<thin self-interest<, looks only to objective payoffs in wealth or power. The more complex self-interest, which I call >thick self-interest<, modifies objective payoffs to encompass the subjective value of morality.". 490 Vgl. dazu z. B. auch Habermas (1998), S. 313. 491 Siehe zum tiefen Sitz starker Wertungen z. B. Taylor (1996), S. 18: ,,Die intuitiven moralischen Vorstellungen, mit denen wir es hier zu tun haben, sind yon einer Tiefe, Eindringlichkeit und Aligemeinheit sondergleichen.". Auf diese grundlegenden Prfiferenzen, nicht abet s~imtliche Versuche einer rationalen Persuasion trifft der warnende Einwand yon Williams (1986), S. 25 f., zu: ,,GewiB Uberschfitzen viele moralphilosophische Autoren das AusmaB, in dem rationale Erwfigungen Menschen zur Anderung ihrer moralischen Ansichten bewegen; sie t~bersehen das (eigentlich gar nicht zu t~bersehende) AusmaB, in dem derartige Einstellungsfinderungen durch andere Faktoren bedingt sind".
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Die Persuasionsstrategie kann der Norm zum einen zur Geltung verhelfen, indem durch Information tiber die Norm und ihre Konsequenzen aufgezeigt wird, dass die (Einhaltung der) Norm mit den gegebenen Pr~iferenzen der Adressaten vereinbar ist. Die kodifizierten Handlungsweisen sind demnach zwar durchaus im Interesse der Kodexadressaten, die sich allerdings aufgrund von Informationsdefiziten dessen (noch) nicht (ausreichend) bewusst sind. In einer solchen Konstellation kann die Persuasionsstrategie tiefere Pr~iferenzstrukturen unbertihrt belassen und sich auf eine reine Informationsfunktion beschr~inken, um Kenntnisse tiber die (Anforderungen und Konsequenzen der) Norm zu verbreiten und Fehlinterpretationen entgegenzuwirken. Wenngleich grundlegende(re) Pr~iferenzen und Wertungen der Adressaten nicht zu modifizieren sind, handelt es sich dabei dennoch um einen Vorgang der Persuasion, sofern die entsprechenden Informationen zu einer Aktivierung positiver normbezogenen Pr~iferenzen ftihren und sich die Persuasionsstrategie daher als erfolgreich darstellt 492. Da die normbezogene Kommunikation authentisch sein und einer angemessenen Normanwendung Vorschub leisten soil, verbietet es sich der Persuasionsstrategie offenbar, die Kodexnormen in zu gutem Lichte und unter Ausblendung vermeintlicher Schattenseiten zu pr~isentieren, um die intendierte Zustimmung der Adressaten zu erlangen. Mangelnde Kompatibilit~it und m6gliche Konflikte zwischen den kodifizierten Geboten und den bestehenden Prfiferenzen der Mitarbeiter gilt es daher weder zu verschweigen noch zu verzerren, sondern aufzuklfiren u n d - soweit m 6 g l i c h - zu vermitteln. Sofern sich die Norm aus Sicht der Adressarten zunachst nicht als pr~iferenzkompatibel erweist, kann die Abweichung zwischen den von den Adressaten pr~iferierten und den kodifizierten Normen dennoch dann verringert werden, wenn es durch Begrtindungen der Notwendigkeit und Angemessenheit der Kodexnormen gelingt, die Adressaten yon der Vorteilhaftigkeit der Norm zu tiberzeugen, sodass sie bereit sind, die Norm zu akzeptieren und ihre Pr~.ferenzen entsprechend anzupassen. Diese Art der Einflussnahme markiert den Kern und die 9
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Bedeutung einer Persuasionsstrategie zur Kodexlmplementlerung
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. Die zur Sttitzung der
Kodexnormen vorgebrachten Argumente kOnnen dabei durchaus auch grundlegendere Praferenzen bertihren. Da und soweit die Adressaten hinreichend aufgeschlossen sind und wirksam angeregt werden, ihre eigenen Pr~iferenzen und l]berzeugungen zu hinterfragen und im Zusammenhang der kommunizierten Grtinde zu tiberprtifen, kann eine solche Selbstreflexion insoweit Anpassungen der Pr~iferenzstruktur nach sich ziehen, als die Begrtindungen der Kodexnorm ausreichend stichhaltig erscheinen und dem keine anderen (gewichtigeren) Pr~iferenzen entgegenstehen. Eine solche Anpassung ist fernerhin dann umso wahrscheinlicher, wenn eine Debatte tiber die Akzeptanz der Kodexnormen eingegangen wird, in der verbleibende Gegenargumente publik zu machen und 6ffentlich zu verteidigen sind.. Da und soweit sich
492 Siehe zum Persuasionsbegriffnochmals oben, insb. S. 411 der vorliegenden Arbeit. 493 Vgl. in diesem Sinne z. B. auch Tyler (1990), S. 24: ,,The suggestion that citizens will voluntarily act against their self-interest is the key to the social value of normative influences.".
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andernfalls die Konsistenz der eigenen Pr~iferenzstruktur nicht aufrechterhalten und nach-auBen tiberzeugend vertreten l~isst, k6nnen Kodexnormen in der Folge selbst dann pr~iferiert werden, obwohl sie dem (kurzfristigen) Eigeninteresse der Adressaten eigentlich zuwiderlaufen, weil die Normeinhaltung beispielsweise aufwendigere Anstrengungen zugunsten fremder Benefiziare erfordert. Die Grenzen der Persusionsstrategie sind hingegen dann erreicht, wenn der angestrebten Pr~iferenzanpassung grundlegende Interessen oder nur die mangelnde Bereitschaft der Adressaten entgegenstehen, die eigenen Handlungsgr(inde einer ernsthaften Selbstreflexion zu unterziehen. Schliel31ich ist es m6glich, dass die Geltung der normbezogenen Pr~iferenzen nicht generell, sondern konditional gebunden ist. Die Bereitwilligkeit, die betreffende Norm einzuhalten, ist dann davon abh~ingig, dass bestimmte Bedingungen gegeben sind. Zu diesen Kontingenzen z~ihlen im Besonderen die Verhaltensweisen yon Interaktionspartnern der Kodexadressaten. Konkret kann sich die Einsch~itzung der Vorteilhafiigkeit einer Norm danach richten, ob und wie viele Interaktionspartner die entsprechende Norm (vermutlich) befolgen. Derartige Konstellationen sind mittels spieltheoretischer Modellierungen ausgiebig untersucht worden, in denen der Nutzen der Normbeachtung, die gemeinhin als Kooperation bezeichnet wird, davon abh~ingt, ob die t~brigen Akteure ebenfalls kooperieren oder aber die Norm tibertreten, das heif3t: defektieren 494. Paradigmatisch sind dabei so genannte Dilemmasituationen, bei denen die Erwartung mangelnden Kooperationsverhaltens der Gegent~ber die Bereitschaft zur eigenen Kooperation aufbraucht und in der Konsequenz die Normbefolgung gfinzlich erodieren l~isst495. Im Kontext der Persuasionsstrategie zur Implementierung unternehmensethischer Kodizes lassen sich diese Problemf~ille und die Vorschlfige zu ihrer L6sung 496 dahingehend gruppieren, dass entweder zum einen eine Verstfirkung der kodexbezogenen Pr~iferenzen vorzunehmen ist, um kooperative Vorleistungen und in der Folge das Entstehen kooperativer L6sungen m6glich zu machen. Die damit angestrebten Pr~iferenzanpassungen unterscheiden sich indes nicht qualitativ von den vorstehend beschriebenen Vorgehensweisen der Persuasionsstrategie 497. Zum anderen wird eine Kooperationsl6sung dann wahrscheinlicher, wenn der Akteur eher erwarten darf, dass sich seine Interaktionspartner kooperativ verhalten. Diese Er-
494 Vgl. zu spieltheoretischen Untersuchungen der Entstehung und Befolgung von Normen (bzw. Kooperation) vor allem Ullmann-Margalit (1977), insb. S. 18-73, ferner z. B. Axelrod (1981), insb. S. 317; Mackie (1983), S. 144-151; Opp (1983), S. 93-98; Coleman (1991), insb. S. 321-332; Axelrod (1995), S. 25-49; Hausman/McPherson (1996), S. 182-193; Dienhart (2000), S. 200 f.; Fischer (2003), S. 77 f., und fiir weitere Nachweise Talaulicar (1997), S. 46-64. 495 Siehe dazu z. B. aus dem unternehmensethischen Schrifttum Boatright (2000), S. 91, oder Dienhart (2000), S. 200. 496 Vgl. als 0berblick z.B. Ullmann-Margalit (1977), insb. S. 41-73, Boatright (2000), S. 90 f.; Picot/Dietl/Franck (2005), S. 13-15. 497 Siehe in diesem Sinne auch Cooter (1995), S. 61 Fn. nach Satz 2 im Zitat geltSscht: ,,Internalization can change the sign of the net psychological benefits attached to an act. For example, internalization of morality creates subjective costs to non-cooperation that can shift the dominant strategy in a game from non-cooperation to co-operation. Internalizationof norms changes preferences and decisively affects behaviour.".
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wartungen betreffen jedoch die Rahmenbedingungen des Handelns. Das Herbeif't~hren von Verhaltens~qderungen der Interaktionspartner ware daher nicht als prgferenzbezogene, sondern als restriktionsbasierte Ma6nahme einzuordnen.
(b) Hfiufigkeit der Anwendungssituation Unter der Hfiufigkeit der Anwendungssituation ist zu verstehen, wie oft es for den Adressaten vorkommt, dass die Voraussetzungen der NormgOltigkeit gegeben sind und die Norm daher ft~r ihn Verbindlichkeit beansprucht. Normen kOnnen nach diesem Merkmal unterschieden werden, weil ihre Anwendungsbedingungen mehr oder weniger hfiufig vorliegen kOnnen. Mit zunehmender Hfiufigkeit der Anwendungssituation steigt insofern die Relevanz der Norm, als sie der Akteur bei seinen Handlungen entsprechend ~fter bert~cksichtigen muss. Demgemfi6 w~chst die Bereitschaft, sich intensiver mit der Norm, ihren Anforderungen und ihrer Begrt~ndung auseinander zu setzen. Dieses Interesse schafft zunachst gute Voraussetzungen ft~r den Erfolg einer Implementierungsstrategie der Persuasion, da die Normadressaten die vorgebrachten Argumente zur Kenntnis nehmen und verstehen wollen. Es kann die Akzeptanz der Norm gleichwohl insoweit keineswegs garantieren, als sich in der Folge dennoch unterschiedliche normbezogene Praferenzen ausbilden k6nnen. Hinzu kommt allerdings, dass eine geringe Akzeptanz der Norm dann weniger wahrscheinlich ist, wenn die Akteure gemeinhin zu Konformit~t neigen und Normverletzungen kognitive Dissonanzen erzeugen, da den normierten Handlungsanforderungen nicht entsprochen worden ist 498. Diese Dissonanzen lassen sich nur umso schwieriger abbauen, je hfiufiger die Norm tats~chlich g~ltig ist, da sich wiederholende Normverletzungen kaum mehr durch ein Obersehen der Norm oder ein Versehen zu rechtfertigen sind. Je h~iufiger die Norm verbindlich ist, desto weniger kann es den Akteuren im Regelfall gelingen, ihre mangelnde Obereinstimmung mit der Norm durch mangelndes Wissen fiber ihre Verbindlichkeit oder dart~ber zu rechtfertigen, wie der Norm (durch welche konkreten Handlungsweisen) jeweils zu entsprechen ist. Soweit die (versehentliche) Missachtung der Norm daraus resultiert, dass dem Akteur zwar die Verbindlichkeit der Norm bekannt, nicht aber die gebotene Handlungsweise ausreichend vertraut ist, gilt es zu bert~cksichtigen, dass diese Kenntnislt~cken auch durch den Aufwand veranlasst sein kOnnen, den ihre wirksame Beseitigung voraussichtlich erfordert. Kodexnormen und ihre im Zuge der Persuasionsstrategie vorgebrachten Begrt~ndungen kOnnen aus diesem Grunde auch deshalb abgelehnt werden, weil die Adressaten die Anstrengungen vermeiden wollen, die das Erlernen der gebotenen Handlungsweisen mit sich bringt. Die relative
498 Vgl. zur Theorie der kognitiven Dissonanz nochmals grundlegend Festinger (1957), insb. S. 1-31, sowie einflihrend z. B. Insko (1967), S. 198-284; Kiesler/Collins/Miller (1969), S. 191-237; Triandis (1971), S. 7884; Reardon (1981), S. 73-75; Smith (1982), S. 120-130; Zimbardo/Leippe (1991), S. 107-121; Reardon (1991), S. 51-53; Fiske/Taylor (1991), S. 467-471; Eagly/Chaiken (1993), S. 469-479; Frey/Gaska (1993), S. 275-284; Weiner (1994), S. 238 f.; Petty (1995), S. 215-218; Petty/Wegener (1998), S. 335-337; Weinert (1998), S. 131 f., 167; Herkner (2001), S. 33-37; O'Keefe (2002), S. 77-100; Stiff/Mongeau (2002), S. 80-88.
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H6he dieser Kosten sinkt, je h~ufiger die zu erlernende Handlungsweise geboten ist und dann Nutzen durch die damit verbundene Norm~bereinstimmung generiert. Die Herausbildung positiver normbezogener Pr~iferenzen wird daher umso weniger gehemmt, als die H~iufigkeit der Anwendungssituation den Nutzen einfacher erkennbar macht, der mit (dem Erlernen) der (angemessenen) Normanwendung einhergeht.
(c) Komplexitiit der Anwendungssituation Das Erlernen der angemessenen Normanwendung ist nicht nut dadurch bestimmt, welche F~ihigkeiten erforderlich sind, um die konkret gebotene Handlungsweise zu ermitteln und durchzuf~hren. Vielmehr ist im Falle bedingter Normen bereits zu beachten, wie komplex die Situationsmerkmale sind, die vorliegen mt~ssen, damit die Norm tatsachlich Gt~ltigkeit beansprucht. Wie bereits ausgeft~hrt worden ist 499, enthalt der semantische Gehalt yon Normen regelmfil3ig situative Einschrfinkungen ihrer Gfiltigkeit, die gleichwohl nicht zwingend durch die Situationskomponente der einzelnen Norm festgelegt sein mt~ssen, sondern sich erst im Zusammenspiel mit den Normierungen der fibrigen Kodexstandards ergeben k6nnen. Im Ergebnis sind die Kodexnormen daher regelmfiBig (mehr oder weniger) bedingt. Folglich muss der Adressat pr~fen, ob ein konkreter Sachverhalt unter den normierten Tatbestand f~llt und die Norm daher gfiltig ist oder abet spezielle Bedingungen vorliegen, welche die Verbindlichkeit der Norm aufheben. Die Schwierigkeit dieser Subsumtion ist nun davon abh~ingig, wie einfach sich die situatiyen Relativierungen anhand der Merkmale der S ituationskomponente und der Normierungen der t~brigen Kodexnormen erschliel3en lassen und festgestellt werden kann, ob eine bestimmte Anwendungssituation tatsfichlich den Gfiltigkeitsvoraussetzungen der Norm entspricht und diese daher verbindlich ist 5~176 Die Subsumtion kann also entweder dadurch erschwert sein, dass die relevanten Situationsmerkmale komplex beschrieben sind und die Prt~fung ihres Vorliegens daher generell hohe Ansprt~che an den Normanwender stellt, oder sich (lediglich) unter bestimmten Anwendungsumstfinden als problematisch erweisen, da mit begrenztem Aufwand nicht ausreichend eindeutig geklart werden kann, ob die (anscheinend einfach und verst~ndlich formulierten) Situationsmerkmale tats~ichlich gegeben sind und die Norm daher g(ilrig ist. In beiden Konstellationen bringt es die zunehmende Komplexit~it der Anwendungssituation aus diesen Grt~nden mit sich, dass h6here Anforderungen an die F~ihigkeiten des Normadressaten zu stellen sind, sofem die Norm angemessen angewendet werden soil. Die Schwierigkeiten der Normanwendung, die aus der Komplexit~t der Anwendungssituation resultieren, machen PersuasionsmaBnahmen zur Normimplementierung einerseits aufwendiger, auf der anderen Seite aber auch unverzichtbarer. Komplex bedingte Normen lassen
499 Siehe nochmals oben, S. 273 f. der vorliegenden Arbeit. 500 Siehe dazu nochmals oben, S. 276 und S. 312 ff. der vorliegenden Arbeit.
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sich insoweit rationaler begrtinden, als sie tendeziell besser gegen Einw~inde gewappnet sind, die aufgrund spezieller Besonderheiten einer Situation die Normgtiltigkeit in Zweifel ziehen. Zur gleichen Zeit ist die Begrtindung aufwendiger, da die Notwendigkeit der situativen Einschr~inkungen nicht unmittelbar ersichtlich sein und daher begrtindet werden muss, um Zustimmung erlangen zu kOnnen. Dies macht die Begrtindung komplex bedingter Normen deshalb gleichermaBen komplexer, weil unterschiedliche Argumentationslinien zu entwickeln sind, um die situativen Relativierungen zu rechtfertigen, und weil die Abw/agungen jeweils zu untermauern'sind, warum die Gtiltigkeit der Norm unter bestimmten Bedingungen aufgehoben sein soil. Die Begrtindung einer Norm dient der argumentativen Untermauerung und nicht etwa einer inhaltlichen Konkretisierung ihres Geltungsanspruchs 5~ Dennoch beinhalten Begrtindungen im Allgemeinen und gerade im Falle komplex bedingter Kodexnormen naturgem~il3 Erl~iuterungen, die zur situationsangemessenen Anwendung der Norm hilfreich sind. Insofern tr~igt die Persuasionsstrategie zu einem besseren Verstandnis der Norm und ihrer Anforderungen bei und schafft damit in der Folge die Voraussetzungen einer angemessenen Normanwendung. Da und soweit die Komplexit~it der Anwendungssituation und die Komplexit~it der Normbegr~indung allerdings plausiblerweise korrelieren, kann die Komplexitgt der Anwendungssituation die PersuasionsmaBnahmen zwar auf der einen Seite notwendiger, andererseits jedoch auch weniger erfolgreich machen, da die vorgetragenen Begrihndungen nur dann dauerhaft persuadieren, wenn die Adressaten tiber die kognitiven F~ihigkeiten und die Motivation verft~gen, um sich mit den korrespondierenden Argumenten hinreichend intensiv auseinander zu setzen. Die durch diese Schwierigkeiten gebildeten Barrieren gegen die Persuasionsversuche werden indes wiederum dadurch und dann abgemildert, wenn die Anwendungsbedingungen nicht nur komplex, sondern gleichzeitig auch haufig gegeben sind. Die H~iufigkeit der Anwendungssituation lasst die Norm relevanter erscheinen und die Bereitschaft wachsen, sich intensiver mit den normierten Forderungen zu besch~iftigen, um den auferlegten Standards nicht dauernd widersprechen zu mtissen.
d' Zusammenfassung Die pr~ferenzbezogenen Mal3nahmen der Implementierung haben gemein, dass sie durch eine intendierte Bezugnahme auf die Pr~iferenzen der Adressaten erreichen wollen, dass die Kodexgeltung steigt und die Kodexnormen h~iufiger zur Anwendung gelangen. Dem liegt die gemeinsame 12Iberlegung zugrunde, dass die Kodexnormen dann unbeachtet bleiben, wenn ihre Einhaltung den Pr~iferenzen der Kodexadressaten widerspricht. Diese mangelnde Pr~iferenzkompatibilit~it l~isst sich prinzipiell auf drei Wegen heilen, indem die Kodexnormen den Pr~iferenzen der Unternehmensmitarbeiter angepasst werden, wie es die Partizipationsstrategie
50~ Siehenochmalsoben, S. 259 der vorliegendenArbeit.
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anstrebt, nur solche Mitarbeiter angeworben werden, deren Prfiferenzen kodexkompatibel erscheinen (Strategie der Personalselektion), oder aber auf die Pr~ferenzen der Unternehmensmitglieder mit dem Ziel eingewirkt wird, die normative Abweichung zu verringern (Strategie der Persuasion). Die ersten beiden Alternativen der Partizipation und der Personalselektion scheitem sowohl aus normativen als auch aus instrumentellen bzw. praktischen Grt~nden. Als eine grundlegende Implementierungsstrategie mt~ssen sie bereits deshalb ausscheiden, weil ihr Anwendungsbereich insoweit ~u6erst eingeschr~inkt ist, als sich die zugeh6rigen Magnahmen entweder auf die Erstellung eines neuen Kodex oder die Einstellung neuer Mitarbeiter begrenzen. Sie gehen somit an dem (verbreiteteren) Gestaltungsproblem vorbei, wie die 121bereinstimmung der vorhandenen Unternehmensmitglieder mit einem bereits vorliegenden Kodex verbessert werden kann. Unter einer pr~iferenzbasierten Kodeximplementierung im engeren Sinne ist daher sinnvollerweise die (dritte) Strategie der Persuasion zu verstehen, die tatsgchlich auf die Pr~iferenzen der Akteure Einfluss zu nehmen versucht und nicht lediglich den Normbestand an den Prgferenzen des Personals ausrichtet oder den Personalbestand nach den Pr~iferenzanforderungen des Kodex ausw~hlt. Die Persuasionsstrategie bezeichnet Magnahmen authentischer Kommunikation, die zum Ziel haben, die kodexbezogenen Pr~iferenzen der Adressaten in der Weise zu modifizieren, dass die Abweichung zwischen den individuell pr~iferierten und den durch das Unternehmen kodifizierten Normen reduziert wird. Die Persuasion setzt voraus, dass die Adressaten die Notwendigkeit und die Angemessenheit der Kodexnormen einsehen k6nnen. Diese Einsicht soll durch entsprechend intendierte Kommunikationsakte vermittelt werden, die es den Akteuren nachvollziehbar machen, wie die Kodexnormen gerechtfertigt und zweckm~U3igerweise anzuwenden sind. Ma6nahmen der Persuasion sind ihrem Wesen nach daher grundsgtzlich verschieden von Akten der Manipulation oder der Indoktrination, die den Untemehmensmitarbeitem eine eigenst~indige Urteilsbildung t~ber die Nt~tzlichkeit der Kodexnormen verwehren und Verhaltens~inderungen (auch) gegen deren freien Willen herbeizuf'tihren versuchen. In der Praxis m6gen die Abgrenzungen zwischen den Bestrebungen, rational (durch Argumente) zu t~berzeugen oder rhetorisch zu t~berreden, zwar dennoch fliegend erscheinen. Die Merkmale der Persuasionsstrategie machen jedoch unmissverst~indlich, dass die Zustimmung der Akteure nicht auf beliebigem Wege (z. B. durch unaufrichtige Begrt~ndungen, die Androhung von Zwang oder eine Infiltration der Kommunikationsadressaten) zu erlangen ist. Vielmehr sollen die Adressaten durch die vorgebrachten Argumente in die Lage versetzt werden, die Notwendigkeit und die Angemessenheit der Kodexnormen zutreffend einsch~itzen und auf dieser
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Grundlage entscheiden zu k6nnen, ob und inwieweit sie ihre kodexbezogenen Pr~iferenzen aufrechterhalten oder abandem bzw. neu ausbilden wollen 5~ Das Erfordernis authentischer Kommunikation muss nicht nur normativen Auflagen gehorchen. Fiir die Authentizit~it der Kommunikationsakte sprechen auch instrumentelle Erw~igungen, da bereits der Anschein gentigt, mittels taktischer Kommentierungen die Kodexadressaten zu t~iuschen, um ein Fehlgehen des Kodex zu verursachen. Zum einen lehnen die Mitarbeiter den Kodex (mit gr66erer Wahrscheinlichkeit) ab, wenn sie sich dadurch manipuliert w~ihnen. Zum anderen lassen i2ber den Kodex unzureichend aufgekl~irte (wie auch furchtsame und indoktrinierte) Mitarbeiter erwarten, die kodifizierten Normen haufiger zu missverstehen und in der Folge weniger angernessen anzuwenden. Dies ist deshalb besonders virulent, weil die Kodexnormen regelm~ifSig einen Ermessensspielraum belassen, tiber dessen zweckmW3ige Ausftillung die Kodexadressaten befinden mtissen. Das Gelingen der Persuasionsstrategie ist generell von den zu vermittelnden Kodexnormen und den Pr~iferenzen der adressierten Akteure abh~ingig. Konkret werden umso mehr Persuasionsanstrengungen erforderlich sein, je gr613er die normative Abweichung zwischen den kodifizierten und den individuell pr~iferierten Normen ist. Neben den kommunikationsbezogenen Faktoren des Involvements der Kodexadressaten, der Begrtindung der Kodexnormen und der Glaubwiirdigkeit der Kommunikatoren sind daher zudem normenbezogene Determinanten der Persuasionsstrategie zu berticksichtigen. Der Erfolg einer Strategie der Persuasion bestimmt sich mithin auch danach, wie h~iufig die Anwendungsvoraussetzungen der betreffenden Kodexnorm gegeben sind, wie komplex sich die Subsumtion der Normgtiltigkeit gestaltet und inwieweit die Adressaten als Nutznie6er der Norm gelten k6nnen. Die Analyse ftihrt unter anderem zu dem Befund, dass Persuasionsma6nahmen insbesondere dann scheitern kOnnen, wenn sich die betreffende Kodexnorm mit grundlegenden Pr~iferenzen des Adressaten als unvereinbar erweist. Dabei ist jedoch relativierend zu beachten, dass solche grunds~itzlichen Konflikte zumindest insoweit weniger wahrscheinlich sind, als sich der Kodex auf die Normierung unternehmensbezogener Belange bezieht und Fragen der privaten Lebensf'tihrung unbertihrt bel~isst. Die Grenzen der Persuasion ergeben sich danach weniger aus dem Widerstreit kardinaler Normen der Moral (bzw. Ethik), sondern eher daraus, dass bestimmte Kodexforderungen deshalb abgelehnt werden, weil ihre Anwendung aufwendig ist und subjektive Interessen der Adressaten verletzt. Diese Grenzen mtissen dennoch nicht in jedem Falle untiberwindbar sein, da und soweit die Kodexnormen sich ausreichend stichhaltig begrtinden lassen. Wenn die Adressaten tatsachlich persuadiert werden, hat die Persuasi502 Siehe in der Sache tibereinstimmend auch Brien (1996), S. 48 En. 43: ,,The obvious criticism is that such engendering of values seems not that far removed from brainwashing.... However, I would argue that there are important moral differences. Brainwashing aims to change a person's values, beliefs and attitudes without that person exercising her critical and analytical faculties to freely select and adopt values. Engendering involves persuading the agent through rational argument, discussion and demonstration, that invites discussion, testing and so on. Engendering, unlike brainwashing, involves an act of free will on the part of the agent, whereas brainwashing does not.".
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onsstrategie den Effekt, eine sehr weit reichende Kodexgeltung herbeiftihren zu k6nnen. Die Einsicht der Akteure in die Notwendigkeit und die Angemessenheit der Kodexnormen schafft g0nstigste Voraussetzungen daf'tir, dass die Adressaten die Normen sinnvoll anwenden und auch in ihrem Umfeld auf eine sinnvolle Anwendung der Normen hinwirken. Da die Persuasionsstrategie allerdings nicht ausnahmslos erfolgreich sein muss, bleiben im Weiteren alternative MaBnahmen zu besprechen, die dem Kodex die angestrebte Geltung verschaffen k6nnen.
bb) Restriktionsbasierte Implementierung a'
Grundintention Restriktionsbasierte MaBnahmen der Kodeximplementierung zielen auf eine Ver~.nderung
der Handlungsrestriktionen, um die Normbefolgung attraktiver erscheinen und auf diese Weise die Kodexbeachtung wahrscheinlicher werden zu lassen. Die Pr~iferenzen der Akteure werden dabei als gegeben angenommen. Dennoch sind die Pr~iferenzauspr~igungen keineswegs bedeutungslos, da davon die Notwendigkeit und die Eignung unterschiedlicher restriktionsbasierter Mal3nahmen abNingen. So i s t - in l)bereinstimmung mit den pr~iferenzbasierten Implementierungsakten- zu erwarten, dass umso mehr Anstrengungen einer restriktionsbezogenen Kodeximplementierung erforderlich sind, je st~irker die normative Abweichung ist und sich die Normen unterscheiden, die einerseits yon den Adressaten prfiferiert und auf der anderen Seite durch den Kodex postuliert werden. Die restriktionsbasierte Implementierung intendiert nun jedoch nicht, auf die (kodexbezogenen) Prfiferenzen der Adressaten einzuwirken. Stattdessen soll durch Ver~nderungen der Handlungsrestriktionen die angestrebte Verhaltensbeeinflussung herbeigefOhrt werden. Konkret gilt es, die Handlungssituationen der Kodexadressaten derart zu modifizieren, dass - unter (bzw. trotz) der Pr~misse gegebener Pr~ferenzen der Akteure - kodexkonforme Verhaltensweisen h~iufiger gew~ihlt werden. In einem ersten Schritt lassen sich restriktionsbasierte MaBnahmen danach unterteilen, ob sie entweder die M6glichkeiten (das heiBt: die faktische Verwirklichbarkeit) oder die Bewertungen (das heiBt: die pr~iferenzbezogene Vorzugsw~rdigkeit) altemativer Handlungsweisen beeinflussen. Bei beiden Kategorien ist eine weitere Differenzierung nach der intendierten Wirkungsrichtung vorzunehmen, da die entsprechenden Aktionen entweder die Kodexeinhaltung verst~irken oder die Kodexverletzung verhindern sollen. Das Einwirken auf die Handlungsm6glichkeiten kann zum einen intendieren, die Kodexadressaten in die Lage zu versetzen, den Kodexgeboten faktisch entsprechen zu k6nnen. Normen lassen sich ganz offensichtlich Oberhaupt nur dann befolgen, wenn die Adressaten die gebotenen Handlungsweisen tats~ichlich durchftihren k6nnen und nichts faktisch Unm6gliches von ihnen gefordert wird. Diese Qualifizierung tangiert jedoch weniger die Implementationsproblematik, sondem zun~ichst
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noch lediglich den Begrtindungszusammenhang der Norm. Die Gtiltigkeit einer Norm verlangt, dass ihre Einhaltung realisierbar ist, da und soweit ein Sollen ein KOnnen voraussetzt 5~ und mit anderen Worten nichts Unm6gliches zu gebieten ist 5~ Entsprechende Einwirkungen auf die Handlungsm6glichkeiten mOgen demnach bereits aus Grtinden der Normgtiltigkeit erforderlich sein. Sie machen gesonderte Anstrengungen zur Implementierung des Kodex allerdings keineswegs entbehrlich, sondern verfehlen den Kern der hier zu diskutierenden Implementationsproblematik, da Normen, die befolgt werden kOnnen, nicht zwangsl~iufig auch tats/~chlich befolgt werden. Diese verbleibende Anwendungslticke gilt es aber gerade durch Implementierungsakte zu schlieBen. Das Einwirken auf die Handlungsm6glichkeiten kann zum Zweiten dergestalt sein, dass die Restriktionen so gesetzt werden, dass kodexdeviante Verhaltensweisen faktisch ausgeschlossen sind. Den Adressaten sollen mit anderen Worten die M6glichkeiten genommen werden, die Kodexvorgaben zu verfehlen. Es liegt auf der Hand, dass sogar in (kaum erstrebenswerten) Zwangsregimen eine dermaBen weitreichende Reglementierung menschlichen Handelns unerreichbar ist. Selbst wenn sich diese Beschr/~nkung jedoch wenigstens for einige ausgewfihlte Handlungssegmente realisieren lieBe, wfire damit der Kodexgeltung wiederum wenig gedient. Stattdessen wiJrde eine solche Beschr/~nkung die Notwendigkeit der korrespondierenden Kodexnormen in Zweifel ziehen, da Normierungen nur insoweit erforderlich sind, als unterschiedliche Handlungsweisen prinzipiell selegierbar sind. Sofern praktisch ohnehin nur eine bestimmte HandlungsmOglichkeit verbleibt bzw. abweichende Verhaltensweisen faktisch nicht zur Auswahl stehen, ist eine entsprechende Normierung schlicht entbehrlich. Es eri~brigt sich folglich zu untersuchen, ob und inwieweit eine einschlfigige Reglementierung erreicht werden und dann auch erstrebenswert erscheinen kann 5~ Restriktionsbasierte MaBnahmen der Kodeximplementierung zielen vor diesem Hintergrund sinnvollerweise nicht darauf, die faktische Realisierbarkeit, sondern die individuelle Bewertung alternativer Handlungsoptionen zu beeinflussen. Bei gegebenen Pr/fferenzen kann
5o3 Vgl. nochmals Geiger (1964), S. 63 f.; von Wright (1979), S. 112; Mackie (1983), S. 188; Albert (1991), S. 91 f.; Kersting (1996), S. 186; Rawls (1996), S. 268; lrrgang (1998), S. 122; Zoglauer (1998), S. 108, 112 f.; Birnbacher (2003), S. 172; Quante (2003), S. 30, 83. 5o4 Siehe bereits oben, S. 26, 318, 339 der vorliegenden Arbeit. 5o5 Diese Strategie weist Beztige zu der kriminologischen Opportunitfitstheorie (bzw. synonym der Theorie der differentiellen Gelegenheiten) auf [vgl. z. B. Neumann/Schroth (1980), S. 69; Lamnek (1996), S. 203-208]. Danach werden Normverletzungen als eine Funktion der jeweiligen M6glichkeiten angesehen, die den Akteuren prinzipiell zugfinglich sind, um die (Gesetzes-)Norm zu brechen (illegitime Optionen bzw. Gelegenheitsstruktur) oder ihre eigenen Ziele normkonform zu erreichen (legitime Optionen bzw. Gelegenheitsstruktur). Normverletzungen sind demnach unter den beiden Bedingungen zu erwarten, dass den Akteuren normkonforme MOglichkeiten zur Zielerreichung verwehrt zu sein scheinen und gleichzeitig Altemativen often stehen, mit denen die herrschenden Gesetze zwar nicht eingehalten, wohl aber die eigenen Ziele weitergehend realisiert werden. Siehe dazu z. B. Makkai/Braithwaite (1991), insb. S. 195, sowie zum Vorhandensein entsprechender Opportunit~ten als Prfidiktorvariable illegaler Handlungen in Untemehmen auch Baucus (1989), S. 109 f.; Baucus/Near (1991), S. 31; Baucus (1994), S. 707-711; McKendall/Wagner (1997), S. 626; McKendall/DeMarr/Jones-Rikkers (2002), S. 368 f.
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eine kodexkonforme Handlungsweise deshalb h/~ufiger ergriffen werden, weil sie zus/~tzlichen Nutzen stiftet oder ihre Unterlassung mit Kosten belegt wird. Derartige Verfinderungen der Handlungskonsequenzen lassen sich durch restriktionsbasierte MaBnahmen herbeifftihren, indem kodexbezogene Sanktionen etabliert werden, die ihrem Wesen nach positiv (zur Verstgrkung der Kodexeinhaltung) oder negativ (zur Verhinderung der Kodexverletzung) sein k6nnen. Demgem/~B kann entweder die Befolgung der N o r m belohnt oder ihre Missachtung bestrafl werden 5~ Von dieser (positiven oder negativen) Valenz der restriktionsbasierten Implementierung zu unterscheiden ist der zeitliche Aspekt der intendierten Wirkeffekte. So k6nnen (sowohl positive als auch negative) Sanktionen entweder Normverletzungen vorbeugen, da und soweit sie von den Akteuren bereits bei der Handlungsauswahl bert~cksichtigt werden (Pr/~vention). Sanktionen k6nnen jedoch ebenso ex post wirken, indem Norm~bereinstimmungen Belohnungen und keine Bestrafungen nach sich ziehen oder als Reaktion auf getatigte Normverletzungen Belohnungen vorenthalten bzw. Bestrafungen verh/~ngt werden (Retribution) 5~ Im Mittelpunkt der weiteren Ausft~hrungen muss zweckmaBigerweise die vorbeugende (pr/~ventive) Wirkung stehen, da eine nur reaktive (bzw. ihrer Intention nach retributive) Kodeximplementierung mit den Kosten der vorangegangenen Kodexverletzungen verbunden ist, die sich durch nachtragliche Sanktionen nicht mehr kompensieren lassen 5~ FUr die Effektivit/~t der restriktionsbasierten Implementierungsstrategie entscheidend ist dabei nicht die tats/~chliche, s o n d e m die durch die Kodexadressaten w a h r g e n o m m e n e Ver/~nderung der Konsequenzen einer Normbefolgung o d e r - m i s s a c h t u n g , da ImplementierungsmaBnahmen, die yon den Adressaten unbemerkt bleiben oder missgedeutet werden, wenigstens nicht im intendierten Sinne wirken k6nnen 5~
506 Obgleich der Sanktionsbegriff mitunter - und in Obereinstimmung mit dem alltagssprachlichen Gebrauch auch nur auf negative Sanktionen begrenzt wird [vgl. z. B. Geiger (1964), insb. S. 157; Schwartz~Orleans (1967), S. 274; Spittler (1967), S. 23; Weinberger (1974), S. 91; Popitz (1980), S. 28], wird dennoch mehrheitlich die Auffassung vertreten, dass Sanktionen in der Form sowohl yon Bestrafungen als auch von Belohnungen ausgepragt sein k6nnen [so z. B. auch Lautmann (1971), S. 66 f.; Kelsen (1979), S. 108 f.; KorthalsBeyerlein (1979), S. 128; Eichner (1981), S. 24; Opp (1983), S. 17; ROhl (1987), S. 204; O'Reilly/Puffer (1989), S. 42; Lamnek (1996), S. 20]. Im Weiteren wird auf eine zusatzliche Attribuierung negativer Sanktionen dann verzichtet, wenn aus dem Kontext unmissverstandlich hervorgeht, dass yon Bestrafungen die Rede ist. s07 Siehe dazu auch die Unterscheidung bei Geiger (1964), S. 78, zwischen der ,,Vorbeugung" und der ,,Reaktion" auf s --~ -~h. so8 Im Ergebnis so auch Geiger (1964), S. 78: ,,Die primar angestrebte Wirkung ist Vorbeugung oder juridisch gesprochen Pravention.", sowie speziell flir Untemehmen Clinard (1983), S. 158 f.: ,,Obviously, the most satisfactory and effective approach to corporate unethical practices and illegalities is the prevention of these activities, rather than after-the-fact enforcement actions.". 5o9 So k~nnen z. B. als Bestrafungen intendierte Magnahmen sogar verstarkend wirken, wenn sie von den Adressaten als belohnend wahrgenommen werden. Vgl. dazu das aus einem schulischen Erziehungskontext entnommene Beispiel bei Huesmann/Podolski (2003), S. 62. Dieses Exempel ist gleichwohl zu relativieren, weil es Dr den vorliegenden Anwendungsbereich als fiugerst unwahrscheinlich gilt, dass die wahrgenommene Valenz einer restriktionsbasierten Magnahme der intendierten ganzlich entgegengesetzt ist. Folglich werden die Mitarbeiter eines Untemehmens Bestrafungen, die sie zwar mehr oder weniger Nrchten k6nnen (Ausmag der
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Die beiden prinzipiellen MaBnahmen der restriktionsbezogenen Kodeximplementierung sind im Weiteren zun/achst etwas eingehender zu erl/autem 5~~ Wenngleich mitunter angenommen wird, dass Mitarbeiter eine Einflussnahme mittels Belohnungen positiver einsch/~tzen als Bestrafungen 51l, wird bei der nachfolgenden Diskussion ersichtlich, dass sich negative Sanktionen von Kodexverletzungen aus theoretischen und praktischen Erw/agungen als ungleich bedeutsamer darstellen, um untemehmerischen Normen Geltung zu verschaffen. Aus diesem Grund gilt es im Anschluss die Wirkungsweise dieser restriktionsbasierten ImplementierungsmafSnahmen im engeren Sinne genauer auszuleuchten 512
b'
Prinzipielle Maflnahmen
a" Belohnungen Ein st~irkerer Antrieb zur Kodexbeachtung kann zum einen erreicht werden, indem die Befolgung der Kodexnormen belohnt wird 513. Bei der Auswahl der durchzuf'tihrenden Handlungsweise werden die Akteure dann berticksichtigen, dass ihre l]bereinstimmung mit den Kodexnormen positive Sanktionen nach sich zieht, die den mit der Normbefolgung verbundenen Aufwand mindern oder sogar aufwiegen. Entsprechende Ver~.nderungen der Handlungsrestriktionen bewirken somit, dass die resultierenden (Gesamt-)Kosten der Normeinhaltung sinken, sodass die Adressaten die Normbefolgung als ausreichend attraktiv ansehen und die gebotenen Handlungsweisen daher tats~chlich durchftihren wollen. Ein derartiger Effekt ist offenbar nur dann zu erwarten, wenn die in Aussicht gestellten Belohnungen von den Adressaten tats~ichlich goutiert werden 514. Es muss sich also um Anreize handeln, die ftir die Akteure eine ausreichend hohe positive Valenz aufweisen, sodass sie die Mtihen der Normbefolgung auf sich nehmen, um in den Genuss der dann versprochenen Belohnungen zu kommen 515. Ftir die Ausgestaltung dieser Belohnungen steht prinzipiell das ge-
Valenz), durchweg eine negative Valenz zuweisen (Richtung der Valenz), nachdem ihnen die ImplementierungsmaBnahme kommuniziert worden ist. 510 Siehe sogleich Abschnitt b' der vorliegenden Arbeit. 511 Vgl. z. B. Parilla/Hollinger/Clark (1988), S. 264. 512 Siehe Abschnitt c', S. 470 ff. der vorliegenden Arbeit. 5~3 Vgl. z. B. LeClair/Ferrell/Fraedrich (1998), S. 94: ,,When employees comply with organizational standards, their efforts should be acknowledged and rewarded, perhaps through public recognition, bonuses, raises, or some other means.". 514 Vgl. z. B. Milbourne/Francis (1980), S. 48. 515 Siehe generell zu den konzeptionellen Grundlagen organisatorischer Anreizsysteme, die im Allgemeinen erwartungswerttheoretisch fundiert werden, z. B. Lawler (1976), S. 1251- 1254; Lawler/Rhode (1976), S. 1922; Flamholtz (1979), S. 54 f.; Nerdinger (1995), S. 87-95; von Rosenstiel/Molt/Riittinger (1995), S. 233236; Grundei (1999), S. 427 f.; Gebert/von Rosenstiel (2002), S. 62-65; Frey/Benz (2004), Sp. 23-25.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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samte Spektrum materieller und immaterieller Anreize zur Auswahl, die aus der organisationspsychologischen Anreizgestaltung bekannt sind 516 Wenngleich daher in Hinblick auf die Art und die H6he der Belohnungen viele Variationsm6glichkeiten bestehen, erscheinen diese Belohnungen dennoch aufgrund ihrer Bemessungsgrundlage im Kontext der Geltendmachung unternehmensethischer Kodizes grunds~tzlich wenig zweckmfif3ig. Entsprechend selten ist diese Implementierungsmal3nahme in der Praxis anzutreffen 5~7. Als Akt der Kodeximplementierung sollen die Belohnungen dann gew ~ . r t werden, w e n n die Unternehmensmitarbeiter die K o d e x n o r m e n beachten. Da die Beachtung formaler Organisationsnormen jedoch zu den grundlegenden Pflichten eines Organisationsmitglieds zu zahlen ist 518 und die N o r m e n unternehmensethischer Kodizes nicht selten auch Selbstverst~.ndlichkeiten kodifizieren 519, werden die Akteure in der Konsequenz daffir gesondert belohnt, dass sie ihren Pflichten n a c h k o m m e n und mit den sich gemeinhin als selbstverstfindlich verstehenden N o r m e n fibereinstimmen 52~ Die Eigentfimlichkeit einer solchen K o d e x b e w e h r u n g wird dadurch noch verstfirkt, dass unternehmensethische Kodizes moralische N o r m e n enthalten und nicht etwa Ideale s21. Es geht bei der Kodeximplementierung folglich nicht darum, eine sehr weitreichende Verwirklichung von Idealen auszuzeichnen. Die K o d e x n o r m e n sind vielmehr mit einem Verbindlichkeitsanspruch ausgestattet, der ihre strikte Geltung verlangt s22. Sie g e b i e t e n - mehr oder weniger konkret v o r g e g e b e n e - Handlungsweisen, deren Durchffihrung normativ verbindlich und nicht etwa dem freiwilligen Ermessen der Adressaten oder ihrer Kalkulation fiber die Vorteilhaftigkeit eventueller Belohnungen ft~r ko-
516 Vgl. z. B. Lawler/Rhode (1976), S. 56-60; Flamholtz (1979), S. 54 f.; Merchant (1985), S. 62; yon Rosenstiel/Molt/Ruttinger (1995), S. 196; Grundei (1999), S. 428; Frese (2000), S. 159 f.; Frey/Benz (2004), Sp. 22, sowie mit speziellem Bezug zur Kodexeinhaltung Weber (1981), S. 49 f.: ,,There should be a system of positive reinforcement. Incentives such as recognition, appreciation, commendation .... and possibly monetary rewards are examples."; Raiborn/Payne (1990), S. 888: ,,Ethical behavior may be rewarded in various ways - the most obvious are that employees keep their jobs and receive raises and promotions.". 517 Siehe z. B. Brooks (1989), S. 123: ,,a very few [firms, T. T.] have attempted to build good performance into the employee-reward structure.". 518 Vgl. z. B. ganz t~bereinstimmend die in Interviews erhobenen Befunde yon Schwartz (2004), S. 337: ,,most respondents believed that compliance or doing the right thing is already part of your job for which you are being compensated, and therefore need not be explicitly rewarded in any sense". 519 Siehe nochmals oben, insb. S. 224 der vorliegenden Arbeit. 52o Vgl. auch Trevino (1990), S. 206 Herv. im Original: ,,people are not used to either giving or receiving praise for doing what is right. Managers are not praised for not cheating on expense accounts or not sexually harassing the secretary .... Thus, actually rewarding ethical behavior may be somewhat difficult and impractical."; Trevino/Youngblood (1990), S. 384: ,,discomfort about the idea of rewarding people for doing the right thing"; Weaver/Trevino (2001), S. 125: ,,Employees may not expect specific rewards for routine ethical conduct ... In fact, rewards for normally expected ethical behavior may conflict with some employees' beliefs that ethical behavior should be its own intrinsic reward, and that ethical behavior is diminished in stature if it is rewarded.", sowie f'ur Rechtsnormen im Allgemeinen Raiser (1995), S. 245: ,,RechtmfiBiges Verhalten wird yon jedermann auch ohne Belohnung erwartet.". 521 Siehe nochmals oben, S. 350 f. der vorliegenden Arbeit. 522 Siehe nochmals oben, S. 267 ft. der vorliegenden Arbeit.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
dexkonformes Verhalten zu tiberlassen ist. Falls eine restriktionsbasierte Implementierung sich nun darauf beschr/~nkt, den Kodexnormen zur Geltung zu verhelfen, indem ihre Befolgung durch Belohnungen attraktiver wird, droht der Verbindlichkeitsanspruch dieser N o r m e n zu obsoleszieren, da ihnen insoweit etwas nur noch Fakultatives anhaflet, als ihre mangelnde Beachtung durch den Verzicht auf die andemfalls in Aussicht stehenden Belohnungen kompensierbar erscheint 523. Hinzu kommt, dass sich die Normeinhaltung realistischerweise nicht stfindig tiberwachen l~isst. Folglich mtissen die Entscheidungen dart~ber, ob einem Unternehmensmitglied Belohnungen zu gew~ihren oder vorzuenthalten sind, auf der Grundlage stichprobenartiger Kontrollen beobachtbarer Handlungsweisen getroffen werden 524. Da die Aufdeckung einer mangelnden Normentsprechung d e m n a c h -
in Abh/~ngigkeit der Dichte der S t i c h p r o b e n k o n t r o l l e n -
nur mehr oder weniger wahrscheinlich ist und dann lediglich den Verlust der Belohnung nach sich zieht, scheint diese Implementierungsstrategie bei Weitem nicht ausreichend durchsetzungsstark zu sein. Sie setzt zudem ein kontraproduktives Signal, wenn Pflichtverletzungen nur dazu f'tihren, dass den Delinquenten eine Pr/~mie vorenthalten wird. Gerade bei anwendungskritischeren N o r m e n kann diese MaBnahmenkategorie deshalb nicht gent~gen, um die normative Abweichung zwischen den von den Akteuren pr~iferierten und den durch den Kodex postulierten N o r m e n zu fiberwinden und den K o d e x n o r m e n die angestrebte Geltung zu verschaffen. Als grundlegende MaBnahme einer Kodeximplementierung treten Belohnungen infolgedessen in den Hintergrund. Dessen ungeachtet mag es Situationen geben, in denen es sich durchaus empfehlen kann, Belohnungen zur weiteren Durchsetzung des Kodex vorzusehen. So bietet sich eine positive Sanktionierung ft~r die Konstellationen an, bei denen die Normeinhaltung besonders anspruchsvoll ist und die Uberwindung besonders hoher Htirden voraussetzt 525. In diesen Ffillen k6nnen dann Belohnungen in Aussicht gestellt werden, wenn die Mitarbeiter auch unter derart schwierigen Anwendungsbedingungen den gleichwohl weiterhin verbindlichen und nicht mehr nur supererogatorischen Handlungsweisen entsprechen, wie es
523 SO auch Kaptein (1998), S. 177: ,,If a corporation rewards moral conduct too much, it may create the impression that morally responsible conduct is not mandatory. A reward is given for extra performance, which implies that such extra performance is not mandatory", und in Hinblick auf Rechtsnormen Schwartz~Orleans (1967), S. 281: ,,implication that obedience to law is optional rather than obligatory.". 524 Alternativ bietet sich - zumindest theoretisch - die M6glichkeit, t~ber die Begt~nstigungen auf der Basis einer Selbstevaluation durch die einzelnen Mitarbeiter zu beschlieBen. Selbstevaluationen k6nnen dabei durchaus privilegierte Kenntnisse be~cksichtigen, die einer Fremdbewertung (zunfichst) verschiossen sind [vgl. z. B. Folger/Greenberg (1985), S. 160: ,,self-appraisal helps give ratees a chance to provide more complete jobrelevant information than a rater may have at his or her disposal"]. Da und soweit es sich jedoch um attraktive Belohnungen handelt und die tatsfichliche Normbefolgung durch Dritte nur begrenzt nachprt~fbar ist, muss generell erwartet werden, dass der Akteur diese Informationsasymmetrien (aus)nutzt, um seine Normentsprechung in (zu) gutem Lichte darzustellen, sodass diese Auskt~nfte als (alleinige) Entscheidungsgrundlage kaum geeignet sein k6nnen. 525 Vgl. z. B. auch Brief/Dukerich/Brown/Brett (1996), S. 194.
Gestaltungsdimensionen untemehmensethischer Kodizes
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der Kodex gebietet 526. Eine solche Ausgestaltung der Kodeximplementierung w~rde allerdings nicht mehr eine generelle Sanktionierung bedeuten, sondern nur noch eine fallweise Auszeichnung bestimmter Verhaltensweisen 527. Derartige Implementierungsakte k6nnen sonstige Bemtihungen zur Geltendmachung des Kodex ergfinzen. Sie reichen allerdings nicht aus, um dem Kodex auf breiter Front die notwendige Durchsetzungskraft zu verleihen. Im Zusammenhang mit Belohnungen und ihrer Relation zur Kodexgeltung sei abschlieBend ein anderer Aspekt angeftihrt, der BelohnungsmaBnahmen zwar nicht als Instrument der Kodeximplementierung verstanden wissen will, wohl aber ihre grundsfitzliche Bedeutsamkeit ftir die Kodexbeachtung hervorhebt. Obgleich Belohnungen als ImplementierungsmaBnahme aus den genannten Grfinden insgesamt weniger geeignet sind, so muss dennoch das sonstige Anreizsystem des Unternehmens auf die Anforderungen des Kodex abgestimmt sein 528. Implementierungsbemtihungen werden kaum retissieren, sofern das vorhandene Anreizsystem des Unternehmens den Akteuren im Ergebnis Verhaltensweisen nahe legt, die sich mit dem Kodex nur unzureichend in Einklang bringen lassen 529. Die Bemessungsgrundlagen des unternehmerischen Anreizsystems mfissen mit anderen Worten dergestalt sein, dass weder Ergebnis- oder Verhaltensvorgaben gemacht werden, die sich in Obereinstimmung mit dem Kodex nicht realisieren lassen, noch Handlungen ausgezeichnet werden, obwohl sie mit Kodexverletzungen verbunden sind. Bei der Ausgestaltung des Anreizsystems geht es folglich nicht in erster Linie darum, kodexkonformes Verhalten zu belohnen, sondern dem Eindruck entgegenzuwirken, dass Kodexverletzungen belohnt werden, da eine solche Entkopplung des Kodex yon der Anreizgestaltung im Unternehmen die Kodexgeltung erodieren lassen w~rde. Das
5z6 Siehe dazu auch den Vorschlag von Ivancevich/Duening/Gilbert/Konopaske (2003), S. 122, ein ,Ethics Award Program' einzurichten, um ein auBergewOhnliches ethisches Engagement zu pr~mieren und entsprechende Rollenmodelle ethischen Verhaltens bekannt zu machen, sowie ihren Hinweis auf den bei Conoco jahrlich verliehenen ,,President's Award for Business Ethics". Schlief31ich sind Belohnungen generell dann verbreitet(er), wenn sich der Akteur tiber das gebotene MaB hinaus ethisch engagiert. Siehe z. B. Trevino (1990), S. 206: ,,Generally, only heroic behavior that goes beyond the call of duty is singled out for praise", oder Walker (1991), S. 4: ,,more often rewards are for conduct >beyond the call of duty<.". 5zv Siehe in diesem Sinne auch Raiborn/Payne (1990), S. 888. 528 So z. B. auch Velasquez (1990), S. 240; Brickley/Smith/Zimmerman (1994), S. 20; Grace~Cohen (1995), S. 201; Brien (1996), S. 23; Johnson/Cassell/Smith (1996), S. 169; Trevino/Butterfield/McCabe (1998), S. 473 f.; James (2000), S. 48; Weaver/Trevino (2001), S. 124; Nijhof/Cludts/Fisscher/Laan (2003), S. 67. 529 Siehe dazu auch Jansen/Von Glinow (1985), S. 814: ,,[It, T. T.] is problematic, when the counternorms are supported by the reward system", oder Sims (1992a), S. 507 im Original z. T. kursiv: ,,One answer to the question of why individuals knowingly commit unethical actions is based on the idea that organizations often reward behaviors that violate ethical standards.", sowie Fritzsche (1997), S. 98: ,,the reward structure also appears to affect the ethical aspects of decision making."; LeClair/Ferrell/Fraedrich (1998), S. 53: ,,many organizations fall into the trap of rewarding behavior that is inconsistent with strategic goals and workplace integrity."; Adams/Tashchian/Shore (2001), S. 208: ,,a code of ethics which is ... contradicted through the organization's reward system may result in cynicism and skepticism among employees.", und die experimentellen Befunde von Hegarty/Sims (1978), S. 456: ,,If unethical decision making is rewarded, then higher incidence of unethical decision behavior is likely to occur.", oder Worrell/Stead/Stead/Spalding (1985), S. 363: ,,unethical decisions will likely increase if rewarded".
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I~thik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
unternehmerische Anreizsystem muss mithin auch entsprechenden ethischen Kriterien gerecht werden 53~ Zusammengefasst sind die Belohnungsstrukturen im U n t e m e h m e n fraglos relevant, um einschatzen zu k6nnen, ob und inwieweit die Beachtung der K o d e x n o r m e n erwartet werden darf. Dabei geht es jedoch vor allem darum, das Anreizsystem des Unternehmens mit den Kodexvorgaben zu koordinieren und das Resultat zu vermeiden, dass kodexdeviante Handlungen pr~imiert werden. Als grundlegende Mal3nahme einer restriktionsbasierten Implementierung treten Belohnungen j e d o c h gegentiber den im Folgenden zu besprechenden Bestrafungen in den Hintergrund.
b" Bestrafungen Im Unterschied zu der Mal3nahmenkategorie der Belohnungen, die positive Anreize ftir die Kodexbefolgung setzen, intendieren Bestrafungen, dem Kodex dadurch zur Geltung zu verhelfen, dass seine mangelnde Beachtung mit negativen Sanktionen belegt wird. Diese Durchsetzungsstrategie beabsichtigt, K o d e x a b w e i c h u n g e n zurfickzudrgngen, indem die Kosten eines solchen Verhaltens erhOht werden, sodass in der K o n s e q u e n z der individuelle Nutzen einer Kodexdefektion aufgezehrt wird. Die Forderung nach einer derartigen K o d e x b e w e h r u n g ist sehr verbreitet TM. Sie symbolisiert, dass der Kodex nicht nur ein zahnloser Papiertiger ist, sondern eine Sch~irfe besitzt, die sich in den entsprechenden Sanktionen seiner mangelnden Befolgung niederschlagt 532. Bestra-
530 Die Befunde dartiber, ob und inwieweit Unternehmen explizit auch ethische Kriterien heranziehen, wenn aber die Anreizgewtihrung entschieden wird, gehen deutlich auseinander, lassen sich aber immerhin dahingehend konsolidieren, dass eine entsprechende Praxis inzwischen durchaus haufiger anzutreffen ist. Vgl. die Ergebnisse yon Guilldn/Mel6/Murphy (2002), S. 173 (70 %), oder Arthur Andersen (1999), S. 16, 20 (mehr als ein Viertel). 531 Vgl. z. B. Brenner/Molander (1977), S. 71; Carroll (1978), S. 9; Weber (1981), S. 50; Starr (1983), S. 105; Laczniak/Inderrieden (1987), S. 304; Hite/Bellizzi/Fraser (1988), S. 772; Murphy (1988), S. 909; Webley (1988), S. 16; Weller (1988), S. 393; Akaah/Riordan (1989), S. 118; Frankel (1989), S. 112; Beets/Killough (1990), S. 116; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1651; Raiborn/Payne (1990), S. 884; Velasquez (1990), S. 240; Sims (1991), S. 504; Weeks/Nantel (1992), S. 758; Metzger/Dalton/Hill (1993), S. 31; Weber (1993), S. 431; Brickley/Smith/Zimmerman (1994), S. 20; Badaracco/Webb (1995), S. 24; Gupta/Sulaiman (1996), S. 745; Mitchell/Daniels/Hopper/George-Falvy/Ferris (1996), S. 443; McKendall/Wagner (1997), S. 628; LeClair/Ferrell/Fraedrich (1998), S. 43 f., 45, 94; Fritz/Arnett/Conkel (1999), S. 290; Sternberg (2000), S. 243; Rezaee/Elmore/Szendi (2001 ), S. 172; Nijhof/Cludts/Fisscher/Laan (2003), S. 68. 532 Vgl. z. B. Badaracco/Webb (1995), S. 24: ,,when violations go unpunished, codes become simply another wall decoration or file-drawer filler."; Grace~Cohen (1995), S. 200: ,,There must be some sanctions attached to the code. A structure is required so that breaches of a code can be identified and penalties can be imposed. This requires, in addition, that there is a body which has the authority and capability of enforcing sanctions. A code cannot be merely a paper tiger."; Post~Lawrence~Weber (1999), S. 135: ,,An internal enforcement mechanism, including penalties for violation, puts teeth into a code.", sowie bereits Carroll (1978), S. 9: ,,One of the reasons the public - and indeed employees in many organizations - have questioned businesses' sincerity in desiring a more ethical environment has been businesses' unwillingness to discipline violators.", und fernerhin auch Hite/Bellizzi/Fraser (1988), S. 772: ,,Employees should be aware of risks when they elect to act unethically. In addition, sanctions need to be exercised when necessary in order to prove other employees that a firm is serious about business conduct and that the ethics code is not merely a public relations
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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f u n g e n einer m a n g e l n d e n O b e r e i n s t i m m u n g mit d e m K o d e x sind aus d i e s e m G r u n d geeignet, u m die V e r b i n d l i c h k e i t seiner N o r m e n zu verdeutlichen. D e n n o c h sehen E t h i k - K o d i z e s in der U n t e r n e h m e n s p r a x i s k e i n e s w e g s regelm/aBig B e s t r a f u n g e n vor, w e n n es zu A b w e i c h u n g e n v o n den g e b o t e n e n H a n d l u n g s w e i s e n k o m m t 533. E m p i r i s c h e U n t e r s u c h u n g e n tiber die H~iufigkeit n e g a t i v e r S a n k t i o n s b e w e h r u n g e n ethischer K o d i z e s h a b e n im Detail u n t e r s c h i e d l i c h e B e f u n d e erzielt TM. G l e i c h w o h l ist z u m einen zu konstatieren, dass die M e h r h e i t der betrachteten U n t e m e h m e n M i s s a c h t u n g e n ihres K o d e x bestrafl. D i e s e B e s t r a f u n g e n k 6 n n e n v o n verbalen E r m a h n u n g e n bis hin zur E n t l a s s u n g des v e r a n t w o r t l i c h e n M i t a r b e i t e r s reichen, w o b e i Letzteres in der Praxis z u g l e i c h die h/aufigste (formal festgelegte) S a n k t i o n s v o r k e h r u n g untern e h m e r i s c h e r K o d i z e s m a r k i e r t 535. Z u m a n d e r e n ist im Z e i t a b l a u f eine t e n d e n z i e l l z u n e h m e n -
document."; Trevino (1990), S. 205: ,,The codes must not only be distributed; they must also be enforced ... Otherwise, codes of conduct are more likely to serve as mere ))window dressing,~ while being disregarded as guides for actual behavior."; Manley (1991), S. 216: ,,Codes that are neither explained to employees nor enforced suggest a mere window-dressing document."; Webley (1992), S. 10: ,,)~put teeth into the code~"; Murphy (1995), S. 731: ,,The comment, ))they aren't worth the paper that they are printed on~ is leveled at codes when meaningful sanctions do not exist." und S. 737 f.: ,,Lack of a proper enforcement mechanism indicates that the codes ))lack teethed'; Kaptein (1998), S. 176: ,,Rules whose violations are not sanctioned lose their credibility."; Akula (2000), S. 38: ,,Programs without a track record of internal discipline are likely to be window-dressing ... A company should sometimes emphasize guidance over punishment, but a compliance program must have teeth."; Post (2000), S. 111 im Original z. T. kursiv: ,,A Code without teeth is not worth the commitment. Enforcement is essential for an effective code of conduct."; Weaver/Trevino (2001), S. 119: ,,without at least some supporting compliance activities, talk of values and aspirations may be seen as a charade.". 533 Vgl. z. B. Ethics Resource Center/Behavioral Research Center (1990), S. 39; Harrington (1996), S. 259; Munro (1997), S. 101; Kolk/van Tulder/Welters (1999), S. 169; van Tulder/Kolk (2001), S. 74 f. 534 Siehe zur H~iufigkeit und Art negativer Kodexsanktionen im Einzelnen die Resultate von Ethics Resource Center (1980), S. 73-81; Cressey/Moore (1983), S. 64: ,,Three-fourths (ninety) of the codes contain information on compliance procedures"; Sanderson/Varner (1984), S. 31: ,,Approximately half of the 39 codes do not contain any explicit statement on how the codes will be enforced."; Center for Business Ethics (1986), S. 86 f.; Berenbeim (1987), S. 16; Mathews (1987), S. 113 und 116: ,,Approximately eighty percent of the codes discussed enforcement or compliance procedures and twenty-five percent discussed such procedures in detail."; Hite/Bellizzi/Fraser (1988), S. 773 (28 % der Unternehmen); Mathews (1988), S. 55: ,,Approximately 80% of the codes discussed enforcement or compliance procedures and 25% discussed such procedures in detail."; Benson (1989), S. 314 f.; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 39-41; Sweeney/Siers (1990), S. 35: ,70% of the companies do include disciplinary measures in their code"; Center for Business Ethics (1992), S. 865; Kaye (1992), S. 862 (67 %); Lefebvre/Singh (1992), S. 804 und S. 807: ,,Only 22 (29.3%) of the responding organizations fail to mention compliance procedures in their formal ethics statements."; Murphy (1995), S. 733: ,,80% do include explicit reference to sanctions for code violations."; Farrell/Cobbin (1996b), S. 46 f.; Harrington (1996), S. 265 (4 von 9 Unternehmen); Lindsay/Lindsay/Irvine (1996), S. 400 (51% der Unternehmen); Ferrell/Hartline/McDaniel (1998), S. 508 (kein Unternehmenskodex ohne Sanktionsbewehrungen); Snell/Chak/Chu (1999), S. 298: ,,About half the companies ... reported code-related disciplinary procedures"; Murphy (2000), S. 303 (74 %); GordordMiyake (2001), S. 167: rund 14 % von insgesamt 96 Unternehmenskodizes erwfihnen explizit SanktionsmafSnahmen; Carasco/Singh (2003), S. 86: ,,Only 25% of the codes do not mention enforcement or compliance procedures". ~35 Vgl. z. B. Ethics Resource Center (1980), S. 73: ,,Termination of employment (77%) and written reprimand or censure (69%) are mentioned most frequently as penalties which can be assessed for violations of the corporate code"; Center for Business Ethics (1986), S. 86: ,,Over 80% of the companies having codes use dismissal as a sanction for enforcement."; Berenbeim (1987), S. 16: ,,Termination is the most common penalty; 61 percent of the companies whose codes provide for this sanction have imposed it over the last five years"; Mathews (1987), S. 116 f.: ,,The penalty cited most often (38 percent) for illegal behavior was dismissal or
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
de Bewehrung zu beobachten, die vor allem in den US-amerikanischen Untemehmen anzutreffen ist und dort eine Folge rechtlicher Rahmenbedingungen darstellt, da die US Federal Sentencing Commission Guidelines nicht nur die Etablierung eines Ethik-Kodex, sondern zus~tzlich auch geeignete MaBnahmen zu seiner Durchsetzung nahe legen 536. Da hierzu insbesondere negative Enforcement-Mechanismen zu z/~hlen sind, ftihrt dies im Ergebnis dahin, dass die Kodizes h/~ufiger durch Bestrafungen bewehrt werden. Dass diese Durchsetzungsstrategie in der Unternehmenspraxis dennoch keineswegs einhellig zur Anwendung gelangt, kann nicht nur auf eine mangelnde Ernsthaftigkeit der Kodexetablierung zurtickgef'tihrt werden 537. Ebenso wenig kOnnen rechtliche Restriktionen herangezogen werden, um den Verzicht auf Disziplinierungsma6nahmen zu rechtfertigen, da sich die rechtlichen Grundlagen einer Kodexsanktionierung sehr unproblematisch realisieren lassen, indem die Verpflichtung zur K o d e x e i n h a l t u n g - durch Betriebsvereinbarung oder einzelvertragliche R e g e l u n g - zum Gegenstand der Arbeits- bzw. Anstellungsvertr~ige der Unternehmensmitglieder gemacht 538 und bei einer sp/ateren Kodexeinftihrung o d e r - r e v i s i o n ein entsprechendes Affidavit der Adressaten verlangt wird 539. Es gilt vielmehr zu beachten, dass die Effektivit~it von Bestrafungen an bestimmte Voraussetzungen gebunden ist und sich daher
firing."; Mathews (1988), S. 60: ,,The penalty cited most often [i.e., 38 %, T. T.] for illegal behavior was dismissal or firing."; Ethics Resource Center/Behavioral Research Center (1990), S. 39-41; Center for Business Ethics (1992), S. 865: ,,Dismissal [in 89 % der antwortenden Unternehmen, T. T.] and formal reprimands [76 % der Unternehmen, T. T.] are the most frequently applied sanctions for those who violate ethics codes and policies"; Kaye (1992), S. 862; Lefebvre/Singh (1992), S. 807: ,,the most frequently discussed course of action is dismissal or firing (45.3%)"; Wood (2000), S. 295: ,,Most companies in the Australian context ... discuss the ultimate penalties of >>Dismissal~ [40 %, T. T.] and or >>Legal prosecution<~ [24 %, T. T.] in some detail."; Carasco/Singh (2003), S. 88 f.: ,,The most commonly mentioned [penalty for violating code provisions, T. T.] is dismissal/firing, which is discussed by 16% of the codes, discussed in detail by 9%, and emphasized by 3%.". 536 Siehe zu den Elementen eines wirksamen Ethik- bzw. Compliance-Programms im Sinne dieser Guidelines nochmals Moore (1992), S. 791 f.; Wray (1992), S. 2028; Kaplan/Dakin/Smolin (1993), S. 138-142; Warren (1993), S. 185; Dalton/Metzger/Hill (1994), S. 10; Rafalko (1994), S. 628-632; Nunes (1995), S. 1049 f.; o. V. (1996), S. 1789 f.; Ferrell/LeClair/Ferrell (1998), S. 358-360; LeClair/Ferrell/Fraedrich (1998), S. 7577; Steinherr/Steinmann/Olbrich (1998), S. 183-197; Rexroad/Bishop/Ostrosky/Leinicke (1999), S. 28 f.; Dienhart (2000), S. 211; Palmer/Zakhem (2001), S. 79; McKendall/DeMarr/Jones-Rikkers (2002), S. 371; Reynolds~Bowie (2004), S. 284-290. 537 Wenngleich ein mangelndes Enforcement ,,may also signal a lack of commitment to ethical standards in general." [Munro (1997), S. 101]. Siehe in diesem Sinne auch Cressey/Moore (1983), S. 64, welche die Verbreitung von Enforcement-Mechanismen zur Geltendmachung der Kodexnormen kennzeichnen als ,,a positive indication of the seriousness with which corporation officials are approaching the question of business ethics.". 538 Vgi. z. B. Webley (1988), S. 15. 539 Siehe zur Hfiufigkeit dieser Beurkundungen nochmals Ethics Resource Center (1980), S. 49; White/Montgomery (1980), S. 82; Cressey/Moore (1983), S. 67; Mathews (1987), S. 116; Mathews (1988), S. 55; Ethics Resource Center/Behavioral Research Center (1990), S. 11, 38; Pitt/Groskaufmanis (1990), S. 1604; Pelfrey/Peacock (1991), S. 16 f.; Kaye (1992), S. 858; Lefebvre/Singh (1992), S. 804, 807; Webley (1995), S. 9, 36; Harrington (1996), S. 265; Brooks (1997), S. 602; Brytting (1997), S. 673; Doig/Wilson (1998), S. 143; Weaver/Trevino/Cochran (1999a), S. 287; Wood (2000), S. 293 f.; Gordon/Miyake (2001), S. 167 f.; Guill~n/Meld/Murphy (2002), S. 176; Carasco/Singh (2003), S. 88; Meld/Debeljuh/Arruda (2003), S. 15; Schwartz (2004), S. 332.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes nicht s~imtliche K o d e x n o r m e n
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m i t b e l i e b i g e n B e s t r a f u n g e n e r f o l g r e i c h zur G e l t u n g b r i n g e n
lassen. B e s t r a f u n g e n k 6 n n e n die B e f o l g u n g der k o r r e s p o n d i e r e n d e n
Kodexnormen
folglich
z w a r w a h r s c h e i n l i c h e r m a c h e n 54~ k e i n e s w e g s a b e r g a r a n t i e r e n 541. S c h l i m m e r n o c h w e r d e n m i t u n t e r s o g a r d y s f u n k t i o n a l e E f f e k t e einer n e g a t i v e n K o d e x b e w e h r u n g
beftirchtet 542. D i e s e
F u r c h t speist zu e i n e m groBen Teil die l a n g e Z e i t p r ~ v a l i e r e n d e S k e p s i s gegent~ber B e s t r a f u n gen zur D u r c h s e t z u n g o r g a n i s a t i o n a l e r Ziele, die sich in einer b e a c h t l i c h e n V e r n a c h l g s s i g u n g des T h e m e n g e b i e t s d u r c h die O r g a n i s a t i o n s f o r s c h u n g d a r g e t a n hat 543 u n d sich in d i e s e r G e n e ralitgt i n z w i s c h e n g l e i c h w o h l k a u m m e h r a u f r e c h t e r h a l t e n lfisst 544.
540 Siehe z. B. auch generell die experimentellen Befunde von Worrell/Stead/Stead/Spalding (1985), S. 363: ,,unethical decisions are likely to decrease if punished", oder speziell far Kodizes Vitell/Paolillo/Thomas (2003), S. 78: ,,enforcement of a code of ethics also tends to lead to greater perceived importance for ethics and social responsibility.". 541 Siehe z. B. die experimentellen Befunde yon Laczniak/Inderrieden (1987), S. 305: ,,even the highest level of organizational concern (codes of ethics with presumably enforced sanctions) had no significant effect upon ethical (not illegal) decisions.", oder Weaver (1995), S. 377: ,,The study offers no support for the position that ... sanctions in codes of ethics enhance code recipients' grasp of a code's specific regulations.", sowie generell zur ethischen Entscheidungsfindung Trevino/Youngblood (1990), S. 382: ,,No support was found for the direct effect of vicarious ... punishment on ethical decision-making behavior, nor did vicarious punishment exhibit an indirect effect by way of outcome expectancy beliefs.". 542 Vgl. z. B. Berenbeim (1987), S. 16: ,,Other participants feared that penalty sections could send the wrong message to employees. They believe that a code ought to have a supportive rather than a punitive tone"; Brien (1996), S. 34: ,,Used alone, enforcement fails to develop the motivational base for reliable compliance and is, ultimately, self-defeating.", sowie far Bestrafungen im Allgemeinen z. B. Milbourne/Francis (1980), S. 54: ,,Many bad side affects may result from punishment."; Arvey/Jones (1985), S. 368: ,,organizational psychologists generally have not favored the use of punishment in organizational settings because of beliefs that punishment will have undesirable side effects and produce unwanted employee reactions such as aggressive acts, negative feelings toward the punishing agent, and passivity or withdrawal"; Ball/Trevino/Sims (1992), S. 308: ,,negative view of discipline ... The conventional wisdom teaches that punishment ... is ineffective for changing subordinate behavior in the long term, and that it is fraught with undesirable behavioral, attitudinal, and emotional side effects"; Ball/Trevino/Sims (1993), S. 39: ,,The management literature has represented punishment primarily as a negative phenomenon. Managers are advised to rely upon positive consequences whenever possible, and to use punishment sparingly because it is inhumanitarian and frequently ineffective."; Appelbaum/Bregman/Moroz (1998), S. 113: ,,the use of punishment is not only ineffective, but produces negative effects such as aggression and fear, which in the long run reduce the performance and satisfaction". 543 Siehe nur Arvey/Ivancevich (1980), S. 123: ,,The topic of punishment .. has received essentially no attention from organizational researchers."; Milbourne/Francis (1980), S. 54: ,,The topic of punishment has received essentially no attention from organizational researchers."; Arvey/Jones (1985), S. 368: ,,organizational psychologists have paid relatively scant attention to negative outcomes and aversive control systems"; O'Reilly/Puffer (1989), S. 41: ,,the topic [of punishment in organizations, T. T.] has received little attention from organizational researchers." und S. 49: ,,the importance of negative sanctions appear to be underestimated by organizational researchers.", sowie aus jt~ngerer Zeit noch Trevino/Weaver (1998), S. 99: ,,Punishment is an often used but infrequently studied management tool.". 544 Vgl. z. B. Ball/Trevino/Sims (1994), S. 299: ,,erosion of the conventional wisdom that punishment should be avoided or used only as last resort because of its undesirable emotional and behavioral side effects", sowie bereits die Nachweise bei O'Reilly/Puffer (1989), S. 41, dass ,,there also exists a reasonable body of research demonstrating ... that negative sanctions may also be positively related to performance"; Trevino (1992c), S. 647: ,,research suggesting that punishment can actually result in positive outcomes"; Trevino/Ball (1992), S. 751: ,,punishment can positively influence observers' productivity and attitudes"; Ball/Trevino/Sims (1993), S. 39: ,,these admonitions [against punishment, T. T.] are not well supported by empirical research".
470
Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Im Weiteren sind daher die Wirkungsmechanismen einer restriktionsbasierten Implementierung im engeren Sinne eingehender zu untersuchen. Da sich die Sanktionseffekte nicht losgel6st davon beurteilen lassen, ob und wie Bestrafungen begrt~ndet sind, werden zun~chst mit
der Vergeltung und der Vorbeugung grundlegende Sanktionszwecke eingef'tihrt. Im Anschluss wird gezeigt, dass die angestrebte Geltendmachung der Kodexnormen nicht nur durch die Sanktionsergebnisse bestimmt wird, sondern auch von dem Vorgehen abhfingt, das bei der Bemessung und Verhfingung von Bestrafungen zur Anwendung gelangt. Die sanktionsbezogenen Wirkungsdeterminanten setzen sich daher aus output- und prozessbezogenen Einflussfaktoren zusammen. Daneben gibt es - wie schon bei der prfiferenzbasierten Implementierung der Persuasion 545 - die Gruppe der normenbezogenen Determinanten, die durch die korrespondierenden Kodexnormen festgelegt werden.
c'
Wirkungsweise der Sanktionsstrategie
a" Anwendbarkeit der Sanktionsforschung (1) Normcharakter von Sanktionen Negative Sanktionen von Normverletzungen k6nnen ihrerseits als Normen verstanden werden, da und soweit die vorzunehmenden Bestrafungen mit einem entsprechenden Verbindlichkeitsanspruch auftreten 546. Folglich lassen sich Sanktionsnormen analog nach ihren Elementen genauer kennzeichnen. Anders als ffir die (korrespondierenden) Kodexnormen ist es nun jedoch keineswegs zwingend erforderlich, dass die vorgesehenen Sanktionen in Schriftform verkt~ndet worden sind. Um allerdings als Maf3nahme der Kodeximplementierung in Betracht zu kommen, muss es sich zumindest insoweit um formale Sanktionen handeln, als sie von der Unternehmensleitung autorisiert sind. Das Sanktionssubjekt bzw. der Adressat der Sanktionsnorm ist aus diesem Grunde entweder die Unternehmensleitung oder eine andere durch sie eingesetzte Person oder Gruppe des Unternehmens, der die Sanktionskompetenzen t~bertragen worden sind. Der Kern der Sanktionsnorm schlieBlich bestimmt, wann und welche Bestrafungen jeweils geboten sind, das heif3t, welche Anwendungsbedingungen gegeben sein mt~ssen (Situationskomponente der Sanktionsnorm), damit ein(e Gruppe von) Unternehmensmitglied(ern) - als Sanktionsobjekt- in einer bestimmten Weise zu sanktionieren ist (Handlungskomponente der Sanktionsnorm). Sanktionsnormen sind ausnahmslos bedingt, da die Durchffihrung der Sanktionshandlung voraussetzt, dass eine korrespondierende Kodex-
545 Siehe nochmals oben, S. 440 der vorliegenden Arbeit. 546 Siehe bereits oben, insb. S. 269 der vorliegenden Arbeit, sowie zum Normcharakter von Sanktionen auch Geiger (1964), S. 144; Tenbruck (1964), S. 274; Lachmayer (1977), S. 37; Eichner (1981), S. 28, 38; R6hl (1987), S. 208.
Gestaitungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
471
norm Ubertreten worden ist 547. In Abhfingigkeit der Schwere dieser Normverletzung l~.sst sich wiederum prinzipiell eine Vielzahl unterschiedlicher SanktionsmaBnahmen gebieten, die als Bestrafung jedoch gemeinsam haben, dass sie mit abtr~glichen Konsequenzen for das Sanktionsobjekt verbunden sein sollen. Bestrafungen sind zusammengefasst ein label, das von einer entsprechend autorisierten Instanz (dem Sanktionssubjekt) dem Normbrecher (als dem Sanktionsobjekt) fur seinen Normbruch intentional zugeftigt wird 548. FUr Sanktionsnormen ist es demnach (unter anderem) konstitutiv, dass sie dem Sanktionsobjekt einen Nachteil auferlegen sollen. Die Geltung der Sanktionsnormen muss jedoch nicht nur Auswirkungen auf die (speziellen) Sanktionsobjekte haben. Vielmehr k6nnen die Sanktionen generell die Urteilsbildung und das Entscheidungsverhalten im Unternehmen beeinflussen, da und soweit (auch) die Ubrigen (kodextreuen) Mitarbeiter wahrnehmen, dass und wie Kodexverletzungen geahndet werden 549. Aus diesem Grunde ist zwischen speziellen und generellen Sanktionswirkungen zu unterscheiden. Von speziellen Sanktionswirkungen ist dann die Rede, wenn lediglich die sanktionierten Delinquenten betroffen sind. Generelle Sanktionswirkungen hingegen erfassen, welche Konsequenzen die Sanktionsnormen fur die Gesamtheit der Kodexadressaten ausUben 55~ Diese Unterscheidung ist nicht nur empirisch relevant, um die tatsfichlichen Auswirkungen von Sanktionen angemessen zu untersuchen. Vielmehr sind spezielle und generelle Effekte bereits dann zu erwagen, wenn es um die zweckmfiBige Ausgestaltung, das heiBt die instrumentelle Rechtfertigung, wie auch die normative BegrUndung der SanktionsmaBnahmen geht. Die Systematisierung der Sanktionswirkungen muss jedoch nicht nur den betroffenen Personenkreis berficksichtigen, sondern vor allem die Art der mit den Sanktionen verbundenen Intentionen TM. In dieser Hinsicht werden Ublicherweise drei verschiedene Sanktionstheorien differenziert 552, da Sanktionen entweder aufgedeckte Normverletzungen vergelten (Sanktions-
547 Vgl. z. B. nur Weinberger (1974), S. 94: ,,Der Begriff der Sanktion muB wenigstens als relativ zur Normenordnung und zur verletzten Norm oder zur verletzten Pflicht verstanden werden.", sowie zur notwendigen Kontingenz von Bestrafungen auch Arvey/Ivancevich (1980), S. 123, und Arvey/Jones (1985), S. 369. 548 Siehe zu den ~nf Elementen dieser weit geteilten - wenn auch im Detail mitunter abweichend prfizisierten (Standard-)Definition der Strafe statt vieler nur Hart (1971 ), S. 61 f. m. w. N. 549 Vgl. z. B. Arvey/Jones (1985), S. 371; O'Reilly/Puffer (1989), S. 49; Trevino (1992c), S. 648; Niehoff/Paul/ Bunch (1998), S. 592. 55o Siehe zur Differenzierung spezieller und genereller Sanktionswirkungen z. B. Noll (1962), S. 12; Zimring (1971), S. 2; Zimring/Hawkins (1973), S. 91; Gibbs (1975), S. ix, 4; Fattah (1976), S. 13 f.; Jescheck (1978), S. 53 (w 8 II 3); Nagin (1978), S. 95 f.; Beyleveld(1979b), S. 211; Cook (1980), S. 218; Ross (1981), S. 6; Selke (1983), S. 31; Wilson/Herrnstein (1985), S. 494; Legge/Park (1994), S. 603; Yu (1994), S. 355; von Hirsch/Bottoms/Burney/Wikstr6m (2000), S. 5; Duff(2001), S. 4; Vidmar (2001), S. 35; Kleck (2003), S. 292. 551 Siehe auch Vidmar (2001), S. 35: ,,even in the context of a rule violation it is important to conceptually separate motives for punishment.". 552 Der Begriff der Sanktionstheorien wird dabei in Analogie zu den Straftheorien verwendet, welche die Rechtfertigung und Zwecksetzung von (staatlichen) Strafen begrtinden [vgl. z. B. Jescheck (1978), S. 54 (w 8 II 4); Hassemer (2000), S. 220].
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Ethik-Kodizes als untemehmensethisches Implementierungsinstrument
theorie der Vergeltung), vor zuktinftigen Normiibertretungen abschrecken (Sanktionstheorie der Abschreckung) oder normdeviant handelnde Akteure durch spezielle Programme zur Normeinhaltung beffihigen und anleiten sollen (Sanktionstheorie der Besserung) 553. Diese Theorien, die nicht nur, aber naturgemgB insbesondere im rechtstheoretischen Diskurs fiber die Rechtfertigung und die Ausgestaltung staatlichen Strafens verbreitet sind, lassen sich auf verschiedene Weise voneinander abgrenzen. Als normative Theorien der Sanktion unterscheiden sie sich vor allem danach, ob und wie sie die Rechtfertigung oder die Zwecksetzung von Sanktionen begriinden. Der Sanktionszweck ist dabei sehr eng zu verstehen 554, weil Sanktionen als restriktionsbasierte MaBnahmen der Kodeximplementierung ansonsten ohnehin letztlich das Ziel gegeben ist, die Kodexgeltung zu verbessern 555. Vergeltung, Abschreckung und Besserung markieren nicht jeweils einheitliche Theorien, sondern stehen als kategoriale Begriffe ftir im Detail mitunter recht verschiedene Ans~itze 556, die sich allerdings durch bestimmte, im Weiteren genauer zu er6rternde Merkmale auszeichnen, die ftir die jeweilige Theorierichtung typisch sind. Es ist daher treffender den Plural zu verwenden und yon Vergeltungstheorien, Abschreckungstheorien bzw. Besserungstheorien zu sprechen. Die Darlegung der drei Theorien wie auch die Beschr~inkung auf ihre charakteristischen Kennzeichen unter Ausblendung abweichender Facetten und vieler Ver~istelungen sind zudem deshalb geboten, da zumindest inzwischen allgemein anerkannt wird, dass keine der Theorien allein ausreicht, um Bestrafungen ethisch konsistent begrfinden und ihre Wirkungen erkl~iren zu k6nnen 557. Aus diesem Grund werden schon seit langem Vereinigungstheorien diskutiert 558, die auf unterschiedliche Weise Elemente der drei Theorien mit dem Ziel integrieren, die Nachteile reiner Vergeltung, Abschreckung oder Besserung zu vermeiden und ihre Vorteile zu kombinieren. Eine solche Vereinigung l~isst sich auf der Basis des hier vertretenen Prinzipienbegriffs durch eine prinzipiengebundene Sanktionstheorie erreichen.
553 Vgl. zu dieser Dreiteilung z. B. Hart (1971), S. 65; Roxin (1973), S. 2; Jescheck (1978), S. 51-54 (w 8 II); Wilson/Herrnstein (1985), S. 494-498; Raiser (1995), S. 244; Vitiello (1997), S. 422. 554 Siehe zu dieser Auffassung z. B. auch Neumann/Schroth (1980), S. 4, oder Baurmann (1987), S. 4 f. 555 Siehe zu der in einem weiteren Sinne generellen Zweckgebundenheit yon Bestrafungen z.B. auch Noll (1962), S. 5 Fn. 4, und Jescheck (1978), S. 49 (w 8 I 2 a), oder Baurmann (1987), S. 4, sowie daher kritisch zu der Unterscheidung von Straftheorien nach ihrer Zwecksetzung Frommel (1987), S. 11. 556 Vgl. z. B. Frommel (1987), S. 191: ,,Weder die Vergeltungs- noch die Zweckstrafe folgt aus einer in sich geschlossenen Weltanschauung.". 557 Vgl. z. B. Hart (1971), S. 58, wonach ,jede ethisch vertretbare Erklarung dieser Institution [der Strafe, T. T.] sie als einen Kompromil3 zwischen verschiedenartigen und zum Teil miteinander in Konflikt stehenden Prinzipien darsteilen muB.", oder Rawls (1975), S. 97: ,,Moralphilosophen haben auf mannigfaltige Weise argumentiert, um sie [die Strafe, T. T.] zu rechtfertigen; aber bislang hat keine Argumentation in irgendeiner Art allgemeine Anerkennung gefunden.". 558 Vgl. z. B. Noll (1962), S. 17-24; Roxin (1973), S. 10 f.; Jescheck (1978), S. 60 (w 8 V 1); Frommel (1987), S. 42; Hassemer (2000), S. 199; Duff(2001), S. xviii.
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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(2) Sanktionstheorien (a) Vergeltung Nach den Vergeltungstheorien sind Bestrafungen in ihrer korrektiven oder ausgleichenden Gerechtigkeit begrtindet. Dieser Gerechtigkeitsbegriff, der bereits aufAristoteles zurtickreicht, schreibt vor, dass moralische oder rechtliche Situationen, die aus dem Gleichgewicht gebracht worden sind, korrigiert bzw. wiederhergestellt werden mtissen 559. Die Missachtung normativ verbindlicher Gebote verlangt demzufolge eine Strafe, um die AnmaBung der Normtibertretung auszugleichen. Sofern er die Norm schuldhaft gebrochen hat, ist es gerechtfertigt, einen Akteur zu bestrafen, weil Unrechttun Bestrafung verdient 56~ Es gilt mit anderen Worten der Grundsatz, dass deshalb bestraft wird, weil Unrecht begangen worden ist 561. Die Sanktionsbegrtindung der Vergeltungstheorien ist demgem~iB vergangenheitsorientiert 562, da sie lediglich auf dem vergangenen Geschehen der (schuldhaften) Normverletzung basiert 563. Bei den Vergeltungstheorien handelt es sich deshalb um retrospektive Theorien 564. Da sie die Folgen der Bestrafung innerhalb ihrer normativen Begrtindung konsequent ausblenden, sind die Sanktionstheorien der Vergeltung notwendigerweise in dem Sinne absolute Theorien, dass die Rechtfertigung der Bestrafung nicht in Relation (,relativ') zu einer bestimmten Zwecksetzung erfolgt 565. Die Strafe trggt ihren Sinn (der Retribution) in sich 566 und ist unabhgngig von einem aul3erhalb liegenden Zweck zu vollziehen 567. Diese knappe Charakterisierung reicht bereits hin, um den zentralen Kritikpunkt der Vergeltungstheorien zu erkennen. Da Bestrafungen absolut begrtindet sind, geraten ihre sozialen
559 Vgl. z. B. Tugendhat (1993), S. 367 m. N., oder Birnbacher (2003), S. 71. 56o Im angloamerikanischen Raum ist das Interesse an diesen Begriandungen daher unter der 12/berschrift ,,Just Desert Theory" wieder erstarkt [vgl. z.B. Wilson/Herrnstein (1985), S. 496 f.; von Hirsch (1992), S. 55; Walker (1991), S. 9; Huigens (2003), S. 33; Lacey (2003), S. 181; Bergeron/McKelvie (2004), S. 75, oder auch Kershnar (2001), insb. S. 1: ,,punitive desert"], die (eine tatproportional bemessene) Strafe als ,gerechten Lohn' des Normbruchs verlangt. Duff(2001), S. 19, spricht von einem ,,retributivist revival". 561 ,Punitur, quia peccatum est.' [vgi. z. B. Jakobs (2004), S. 6]. 562 So z. B. auch Hoerster (1991), S. 214. 563 Vgl. z. B. Kershnar (2001), S. xii. 564 Vgl. z. B. v. d. Pfordten (1996), S. 279. 565 Siehe zu der Unterscheidung absoluter und relativer Theorien der Bestrafung z. B. Noll (1962), S. 4 f. und S. 12; Jescheck (1978), S. 54-59 (w 8 III, IV); Neumann/Schroth (1980), S. 4 f.; Baurmann (1987), insb. S. 3-6; Papageorgiou (1994), S. 24 f.; Hassemer (2000), insb. S. 220; Jakobs (2004), S. 6, sowie zu ihren friahen Erwfihnungen bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Nachweise bei Frommel (1987), S. 135 f. Fn. 1. 566 Siehe dazu z. B. auch Kershnar (2001), S. 11 Herv. T. T.: ,,A person deserves a punishment if and only if he did a culpable wrongdoing and in virtue of this it is other-things-equal intrinsically good that he receive[s] punishment". 567 ,Poena est absoluta ab effectu.' [vgl. z.B. Roxin (1973), S. 2; Jescheck (1978), S. 54 (w 8 III); Neumann/Schroth (1980), S. 4; Baurmann (1987), S. 5].
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Funktionen nicht in den Blick 568. Im Extrem sind Normverletzungen selbst dann zu sanktionieren, wenn die Strafen keine vorteilhaflen und insgesamt sogar abtragliche K o n s e q u e n z e n fiir das G e m e i n w e s e n mit sich bringen. Ein derartiger Zustand ist insoweit leicht vorstellbar, als nicht nur der Geschtidigte, sondem die Sozialit~it insgesamt aus der Bestrafung keinen Nutzen zieht und dem zu Bestrafenden hingegen mit der negativen Sanktion (begriffsnotwendig) ein Nachteil zugef'tigt wird. Dass die Reinform der Vergeltungstheorien dennoch auch in extremen Konstellationen an der Notwendigkeit der Bestrafung festh~ilt, da die Befriedigung der Gerechtigkeit kein Surrogat kennt, kommt durch das vielzitierte Inselbeispiel von Kant eindrucksvoll zum Ausdruck, wonach selbst dann, wenn sich die Gesellschafi aufl6ste, zuvor die verurteilten Strafl~iter ihrer Strafe zuzuf'tihren wfiren 569. Obgleich dieses Beispiel zwar ~iuBerst kapitale Verbrechen zum Inhalt hat und Kant mithin kein so unnachgiebiger Verfechter einer Theorie der Vergeltung sein mag, wie es dieses Beispiel suggeriert 57~ und o f f - gerade in Abgrenzung zu konkurrierenden Positionen - behauptet wird 571, so macht diese Illustration dennoch, was fiJr das hier Verhandelte entscheidend ist, sehr drastisch deutlich, dass die Vergeltungstheorien den Sinn der Strafe auBerhalb der sozialen Realit~it in einem Reich absoluter Gerechtigkeit verorten. In ihrer reinen Form sind die Vergeltungstheorien dezidiert anti-konsequentialistisch, und sie lassen sich d a h e r - wie alle zutiefst anti-konsequentialistischen BegrOndungen 572 - in dieser extremen Ausprfigung nicht konsistent aufrechterhalten 573. Vor diesem Hintergrund kann es kaum fiberraschen, dass als Gegenmodell betont konsequentialistische Sanktionstheorien entwickelt worden sind, die Bestrafungen anhand ihrer (sozialen) Folgen rechtfertigen. Bevor darauf einzugehen ist, sind indes zunachst noch die markanten Starken der Vergeltungstheorien auszubreiten, deren Be-
568 Siehe z. B. auch Hassemer (2000), S. 200 f.: ,,Streng absolute Lehren sind gegentiber den realen Folgen ... der Strafe von souverfiner Gleichgialtigkeit; sie antworten auf die ewigen Fragen nach der Rechtfertigung des Leids, welches Menschen durch die Kriminalstrafe mit Bedacht zugefiigt wird, auf eine Weise, die jeden irritieren muss, der an mehr interessiert ist als an der Vollstfindigkeit und Schltissigkeit eines Systems.". 569 Siehe Kant (1977), S. 455: ,,Selbst wenn sich die btirgerliche Gesellschaft mit aller Glieder Einstimmung aufl6sete (z. B. das eine Insel bewohnende Volk beschl6sse auseinander zugehen, und sich in alle Welt zu zerstreuen), mt~Bte der letzte im Gef'angnis befindliche MOrder vorher hingerichtet werden, damit jedermann das widerfahre, was seine Taten wert sind, und die Blutschuld nicht auf dem Volke hafte, das auf diese Bestrafung nicht gedrungen hat; weil es als Teilnehmer an dieser Offentlichen Verletzung der Gerechtigkeit betrachtet werden kann.". 570 Vgl. in diesem Sinne z. B. auch Neumann/Schroth (1980), S. 12. 5v~ Siehe zu einer differenzierteren, wenn auch in der Grundtendenz sehr wohlwollenden Exegese der rechtsphilosophischen Gedanken von Kant tiber die (Kriminal-)Strafe HOffe (1995), S. 215-248, der unter anderem vor der Gegentiberstellung absoluter und relativer Theorien der Bestrafung klarlegt, dass Kant keineswegs das Musterbeispiel einer absoluten Theorie abgibt, da sein kategorischer Imperativ nur eine ausschlieBlich relative Theorie verbietet [vgl. Hoffe (1995), S. 228]. 372 Vgl. z. B. Wolf(1994), S. 93; Rawls (1996), S. 48; Ropohl (1996), S. 139. 573 Siehe auch Papageorgiou (1994), S. 47: ,,So ~)heilig~ ein deontologischer Grund auch sein mag, verfolgt man ihn ohne RUcksicht auf Folgen, wie eine Regel, der man blind traut, dann kann er Konsequenzen haben, die er nicht mehr tragen kann.".
Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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deutsamkeit noch heute derart fundamental erscheinen muss, dass die Vergeltungstheorien nicht schlichtweg insgesamt zu verwerfen sind 574. Vielmehr geben die Vergeltungstheorien wichtige Antworten auf die beiden grundsatzlichen Fragen der Strafzuerkennung 575, wer bestrafl werden darf und wie (hoch) die Strafe bemessen werden soil. Zuerst bedeutet der Grundsatz der Vergeltungstheorien, dass schuldhafte Normverletzungen Bestrafungen rechtfertigen, im Umkehrschluss zugleich, dass nur demjenigen durch Sanktionen ein Nachteil auferlegt werden darf, der tats~ichlich eine N o r m missachtet und keine gtiltigen Exkulpationsgrtinde hat. Es gilt sowohl ,,keine Straflat ohne Strafe" als auch ,,keine Strafe ohne Straftat". Der ausgleichenden Gerechtigkeit k6nnen demnach keine (beliebig h6heren) Zwecke geeignet erscheinen, um die Sanktionierung eines Unschuldigen zu begranden. Dieses strikte Verbot l~isst sich positiv als das Gebot der allgemeinen Vergeltung ausdrticken 576. Mit ihrem gerechtigkeitstheoretischen Fundament tiben die Vergeltungstheorien eine den Kreis der Sanktionsobjekte grunds~itzlich begrenzende Funktion aus, die sich gegen jede Instrumentalisierung der Strafe stellt und bis heute unverzichtbar ist, wenn dieses jeder Rechtstaatlichkeit zueigene Prinzip konsequent verteidigt werden sol1577. Z u m Zweiten liefern die V e r g e l t u n g s t h e o r i e n - in AbNingigkeit ihrer konkret(er)en Ausg e s t a l t u n g e n - Anhaltspunkte dartiber, wie die Bestrafung einer Normverletzung in ihrem AusmaB zu dosieren ist. Es gilt erneut, dass sich die Strafh6he nicht beliebig oder unter Hinzuziehung weiterer Zwecksetzungen festlegen l~isst, sondern dem ausgleichenden Charakter der gebotenen Vergeltung entsprechen muss. Besonders prominent wird diese Regel durch das aus dem Alten Testament bekannte 578 Talionsgesetz der Folgengleichheit yon Straftat und Strafe beschrieben 579, das sich so auch in anderen Quellen wie beispielsweise dem babylonischen Kodex H a m m u r a b i findet 58~ Die historisch-zivilisatorische Bedeutung dieses Gesetzes liegt dabei gerade nicht in der Anstiftung, sondern der Begrenzung menschlicher Rachegeltis-
574 Hinzu kommt, dass retributionsbezogene Begrtindungen der Strafe bei der Urteilsbildung sehr verbreitet anzutreffen sind. Siehe nur Walker (1991), S. 8, sowie das Restimee von Sunstein (2003), S. 188: ,,With respect to punishment, people are intuitive retributivists.". 575 Siehe zu diesen Fragestellungen auch Hart (1971), S. 68, sowie bereits v. Liszt (1883), S. 23. 576 Vgl. HOffe (1995), S. 229. 577 Vgl. z. B. dezidiert HOffe (1995), S. 217: ,,Wer den Vergeltungsgedanken aufgibt, kann .. nicht begrtinden, warum man Unschuldige unter keinen Umstfinden bestrafen darf.", oder Bradley (2003), insb. S. 20: ,,Only retribution ... justifies punishing criminals." und S. 31: ,,Retribution ... ensures that the guilty will be punished, the innocent protected, and societal balance restored after being disrupted by crime.". 57s 1. Mose 9, 6; 2. Mose 21, 12 und 24 f. Auf die - lange Zeit bemerkenswerte - Bedeutung der Vergeltungsidee in der christlichen Ethik weist Noll (1962), S. 9-12, hin. Der Staat sollte danach B6ses mit BOsem vergelten, da die staatliche Gerechtigkeit der gOttlichen nachgebildet ist und der Staat yon Gott den Auftrag hat, B6ses zu rfichen (R6mer 13, 4). 579 Siehe z.B. Kelsen (1979), S. 109 f.: ,,In dem Vergeltungsprinzip kommt das Gerechtigkeitsprinzip der Gleichheit zum Ausdruck: Gleiches fiir Gieiches, Gutes fiir Gutes, B0ses far BOses. AIs Talionsprinzip: Aug' um Aug', Zahn um Zahn.". 58o Vgl. z. B. Bradley (2003), S. 20 Fn. 4.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
te TM. Zwar ist im Sinne der ausgleichenden Gerechtigkeit Auge um Auge und Zahn um Zahn zu vergelten, aber e b e n - unter Beibehaltung der ,,etwas anst6Bigen Bilderkraft des Alten Testaments ''582 - ein Auge auch nur durch ein Auge. Eine solche Folgengleichheit l/~sst sich indes in der Praxis generell und nicht nur im Fall von K o d e x n o r m ( v e r l e t z u n g ) e n sehr oft nicht herstellen 583. Sie ist f'tir die Theorien der Vergeltung allerdings auch keineswegs begriffsnotwendig 584. Es geni.igt vielmehr, den korrektiven Gerechtigkeitsbegriff dahin zu konkretisieren, dass eine Proportionalit/at zwischen der Art der N o r m v e r l e t z u n g und der v o r z u n e h m e n d e n Bestrafung gewahrt wird 585. Die Strenge der Bestrafung muss sich daher nach der Schwere der Tat richten (Gebot der speziellen Vergeltung). Dieser Proportionalit~itsgrundsatz kann die Strafh6he zwar nicht konkret festlegen 586, aber dennoch und immerhin wirksame Anhaltspunkte bieten, welche Strafen als angemessen gelten k6nnen 587. Ein U n t e r n e h m e n kann somit zwar seinem K o d e x dadurch zur Geltung verhelfen wollen, dass Mitarbeitem unter Umst~inden die Entlassung droht, wenn sie den K o d e x missachtet haben. Eine solche B e w e h r u n g lasst sich gleichwohl nicht ftir jede K o d e x n o r m rechtfertigen. So widerspricht es beispielsweise d e m Gerechtigkeitsgrundsatz, wenn bereits der einmalige und nur leicht fahrl/assige VerstoB gegen eine weniger gewichtige N o r m die Kfindigung des Mitarbeiters zur Folge hat.
58~ So z. B. auch v. Liszt (1883), S. 24: ,,Talion .. als Schranke einer z%ellosen Reaktion", sowie Duce (2003), S. 44 Herv. im Original: ,,Retributivists stress that the function of their view of punishment, the so called lex talionis, is to soften harshness and base the sanction on proportionality rather than allowing purely vengeful reaction. It is regrettable that the use of the lex talionis, has sometimes been interpreted as an apparent divine endorsement of disproportionate retaliation against criminals.". Zur Vermeidung von Irritationen sei zudem daran erinnert, dass sich der Sanktionsbegriff auf Bestrafungen durch autorisierte Sanktionssubjekte bezieht und schon deshalb von jeglicher Form der Rache (als Selbsthilfe eines Geschtidigten) unterscheidet. Siehe auch Jescheck (1978), S. 51 (w 8 II 2): ,,Vergeltung hat also nichts zu tun mit Rache, untergrtindigen HaBgefiihlen oder verdr~ingten AggressionsgelOsten der Gesellschaft", oder Bradley (2003), S. 21: ,,Retribution, therefore, is not about revenge.". 582 H6ffe (1995), S. 217, der zudem darauf hinweist, dass das Talionsprinzip bei NaturvOlkern ebenso wie bei
Hochkulturen verbreitet ist und sich weniger missverstfindlich, da formaler in den Grundsatz ,,wie du mir, so ich dir" tibersetzen lfisst, was die zugrunde liegende Idee der Wechselseitigkeit einfacher erkennbar macht, die als Tauschgerechtigkeit ein grundlegendes Prinzip der Sozialmoral darsteilt. Siehe generell zur anthropologischen Bedeutung des Retributionsprinzips auch Vidmar (2001), S. 31 f. 583 Dass sich eine - in einigen Sanktionssystemen der Praxis zwar mitunter dennoch angestrebte - w6rtliche Anwendung des Prinzips (z. B. mr Delikte wie Diebstahl und Raub) ieicht als Absurditfit darstellen l~sst, hat bereits Hegel (in seinen ,,Grundlinien der Philosophie des Rechts") gesehen [vgl. z. B. t16ffe (1995), S. 238 m. N.]. 584 So z. B. auch v. d Pfordten (1996), S. 280. 585 Vgl. in diesem Sinnen z. B. auch Kershnar (2001), S. 5, 69 f., oder Lacey (2003), S. 185, sowie von Hirsch (1992), S. 56, wonach das Proportionalit~itsprinzips deshalb so grundlegend ist, ,,because the principle embodies, or seems to embody, notions of justice.", von Hirsch (1992), S. 61, unterscheidet indes zwischen dem (strikten und oft entsprechend drakonischen) Talions- und dem Proportionalitatsprinzip der Strafbemessung. 586 Siehe dazu z. B. auch Lacey (2003), S. 176: ,,They [i.e., purely retributive theories] .. fail to deliver a convincing >algebra< that could translate the desert for a particular crime into a specific sentence". 587 Die anderslautende Ansicht von Bradley (2003), S. 21 f., dass ,,retribution tells us little about what a particular defendant's sentence ought to be, or even how to define a range of acceptable punishments for a given crime.", wirkt demnach in dieser Generalit/at wenig tiberzeugend.
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(b)
Abschreckung Im Unterschied zu den Vergeltungstheorien handelt es sich bei den Theorien der Abschre-
ckung und Besserung um Pr~iventionstheorien, welche Bestrafungen mit der Zwecksetzung begrtinden, zuktinftige Normverletzungen abzuwenden. Die Sanktionsbegrt~ndung erfolgt demgemaB folgen- bzw. zukunftsorientiert 588, weshalb auch von prospektiven Theorien gesprochen werden kann 589, die im Grundsatz die Realisierung bestimmter Zwecke zur Rechtfertigung der Strafe heranziehen. Da die Begrtindung der Bestrafung in Relation zu bestimmten Zwecken (hier: der Verhinderung zuktinftiger Normverletzungen) vorgenommen wird, liegt eine relative Theorie der Sanktionsbegrtindung vor 59~ Bestraft wird, damit kein Unrecht geschieht 591. Den Theorien der Abschreckung ist die Intention gemein, durch die Androhung von Bestrafungen geplante Normverst613e zu verhindern. Bestrafungen sind mit Nachteilen ftir das Sanktionsobjekt verbunden, welche die Vorteile kompensieren sollen, die eine Missachtung der Kodexnorm zun~ichst attraktiv erscheinen lassen m6gen. Sofern der beschr~,nkt rationale Akteur die Norm nicht ohnehin befolgt, wird er bei seiner Entscheidung t~ber die Normbeachtung (mehr oder weniger bewusst) kalkulieren, welche Kosten-Nutzen-Relationen zu erwarten sind, wenn er die Norm einh~ilt oder bricht 592. Im Falle wirksamer Abschreckungen, bei denen die Akteure aufgrund der angedrohten Sanktionen auf einen Normbruch verzichten, muss die Strafe derart ausgepr~igt sein, dass sie die Vorteile aufwiegt, die sich die Akteure yon der Normverletzung versprechen. Aus diesem Grund richtet sich die Bemessung der Bestrafung nicht nach der Schwere der Tat, sondern nach dem Nutzen, den die Normmissachtung dem T~ter einbringen w~rde. Gewichtigere Normen sind daher nur dann mit strengeren Sanktionen zu bewehren, wenn ihre Einhaltung den Adressaten einen vergleichsweise gr613eren Aufwand abverlangt, der sich anhand der direkten Befolgungskosten wie auch der Opportunit~itskosten in H6he der entgangenen Gewinne bemisst, die sich bei einer Verletzung der Norm realisieren liel3en. Grunds~itzlich wird unterstellt, dass unter sonst gleichen Bedingungen die Abschreckungswirkung mit der H6he der angedrohten Bestrafung steigt 593. Eine abschreckende Wirkung ist
588 So z. B. auch Baurmann (1987), S. 6; Hoerster (1991), S. 214; Kershnar (2001), S. xi. 589 Vgl. z. B. v. d. Pfordten (1996), S. 280. 59o ,Poena est relativa ad effectum.' [vgl. z. B. Noll (1962), S. 12, oder Jescheck (1978), S. 55 (w 8 IV)]. 591 ,Punitur, sed ne peccetur.' [vgl. z. B. Jakobs (2004), S. 6]. 592 Vgl. z. B. Becker (1968), S. 176; Zimring (1971), S. 3; Ehrlich (1973), S. 523-525; Tullock (1974), S. 105; Geerken/Gove (1977), S. 425; Beyleveld (1979a), S. 136; Cook (1980), S. 216 f.; Grasmick/Bryjak (1980), S. 471 f.; Grasmick/Green (1980), S. 326; Luckenbill (1982), S. 820; Vanberg (1982), S. 22 f.; von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 6; Polinsky/Shavell (2000), S. 47; Mendes/McDonald (2001), S. 590. 593 Vgl. z. B. Singer (1970), S. 414: ,,the more severe the punishment, the more effective it is in suppressing behavior."; Jescheck (1978), S. 59 (w 8 1V 5): ,,es liegt an sich in der Logik der Abschreckung, dab m6glichst
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j e d o c h nicht nur von der Strafh6he, s o n d e m auch von der W ahr s cheinlichke it abh~ingig, den Nachteil der Bestrafung tats/achlich erleiden zu mtissen. D r a k o n i s c h e S t r a f a n d r o h u n g e n bleiben d e m n a c h wirkungslos, w e n n der A k t e u r d a v o n a u s g e h e n kann, dass ihm N o r m v e r l e t z u n gen nicht n a c h w e i s b a r oder aber die v o r g e s c h r i e b e n e n Strafen dermaBen hoch sind, dass sie k a u m vollstreckt w e r d e n 594. Die Sanktionswahrscheinlichkeit setzt sich folglich aus der A u f d e c k u n g s - und der Vollstreckungs- bzw. V o l l z u g s w a h r s c h e i n l i c h k e i t z u s a m m e n , da die Verletzung einer N o r m zun/achst entdeckt und die v o r g e s e h e n e Strafe dann auch verh/angt w e r d e n muss 595. Bei einem g e g e b e n e n StrafmaB 1/isst sich die A b s c h r e c k u n g s w i r k u n g d e m n a c h verst/arken, w e n n sowohl die Intensit~it, mit der N o r m v e r l e t z u n g e n verfolgt werden, als auch der Anteil tats~ichlich sanktionierter N o r m v e r l e t z u n g e n (das heiBt: die S a n k t i o n s g e l t u n g 596) gesteigert w e r d e n 597. SchlieBlich wird a n g e n o m m e n , dass die a b s c h r e c k e n d e W i r k u n g von Bestrafungen positiv mit der G e s c h w i n d i g k e i t von Sanktionen korreliert ist 598. Die Sanktionsge-
strenge Strafen im Hinblick auf den Eindruck, den sie in der Allgemeinheit hervorrufen, auch die wirkungsvollsten sein mtiBten."; Ross (1981), S. 6: ,,the more severe the perceived eventual penalty .... the greater will be the effect of the legal threat."; Luckenbill (1982), S. 811 im Original kursiv: ,,The greater the severity of the threatened punishment, the greater the likelihood the target will comply". 594 Vgl. z. B. Grasmick/Bryjak (1980), S. 473: ,,Whatever the perceived consequence of being caught, it is not a potential cost if people believe they will not be caught."; Grasmick/Green (1980), S. 327: ,,Regardless of the perceived severity of that form of punishment, if the actor believes the certainty of arrest is zero, then the perceived potential cost, in terms of legal sanctions, is zero."; Cameron (1988), S. 306: ,,more severe punishment will be totally ineffective if the criminal still believes that he will not experience it."; Nagin (1998), S. 34: ,,Credibility is assuredly crucial. If a sanction threat is not credible it will not be effective."; von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 7: ,,If potential offenders believe they are unlikely to be apprehended and convicted, even the threat of draconian sanctions may have little effect - because of those persons' expectations of being able to escape the threatened penalty.". Aus diesem Grunde erklart sich auch der Befund, dass ,,present evidence indicates that certainty is more important than severity of punishment in deterring crime" [Geerken/Gove (1977), S. 425]. 595 Siehe auch von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 6 Fn. im Zitat gelOscht: ,,))Certainty~ would be used to refer to the likelihood of being caught, and made liable to punishment, given commission of an offense. In practice, this ordinarily means the likelihood of being arrested and convicted.". 596 Vgl. dazu auch bereits Abbildung 15 auf S. 503 der vorliegenden Arbeit sowie z. B. Popitz (1980), S. 35, oder Raiser (1995), S. 260. 597 Vgl. z. B. Singer (1970), S. 417: ,,The more certain the punishment, the more effective it is in suppressing behavior."; Gibbs (1975), S. 105: ,,The deterrence doctrine seemingly asserts an inverse relation between the certainty of punishment of a type of crime and the crime rate."; Ross (1981), S. 6: ,,The greater the perceived likelihood of apprehension, prosecution, conviction and punishment, the greater will be the effect of the legal threat."; Luckenbill (1982), S. 812 im Original kursiv: ,,The more believable the source's threat of punishment, the more likely the target will comply"; Hollinger/Clark (1983), S. 414: ,,Prior research on deterrence has consistently reported a negative relationship between perceived certainty of apprehension (or risk) and self-reported involvement in illegal activity."; Pestello (1984), S. 594: ,,as certainty increases, crime rates decrease.". 598 Vgl. z. B. Cheyne/Walters (1969), S. 231: ,,punishment that occurs early in a response sequence is a more effective inhibitor of punished responses than is punishment that occurs only after a response has been consummated."; Singer (1970), S. 418, und in Hinblick auf die Durchsetzung von Rechtsnormen ebd, S. 442: ,,by accelerating our legal processes we can increase the effectiveness of punishment."; Geerken/Gove (1975), S. 500 im Original kursiv: ,,The greater the speed with which punishment occurs .... the greater the effectiveness of the deterrence system."; Ross (1981), S. 6: ,,the more quickly it [i.e., the penalty, T. T.] it is seen to be administered, the greater will be the effect of the legal threat."; Huesmann/Podolski (2003), S. 78: ,,punishment must be immediate in order to be effective.".
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schwindigkeit ist umso gr0Ber, je geringer der zeitliche Abstand zwischen der Verletzung der N o r m und der Verhangung der Sanktion ausf'allt. Hingegen t~ben Strafen einen geringen (oder im Extrem gar keinen) Abschreckungseffekt aus, wenn Normbrfiche zwar aufgedeckt und mit merklichen Strafen belegt werden sollen, der Nachteil ffir den Delinquenten jedoch erst in (unendlich) ferner Zukunft spt~rbar wird. Zusammengefasst ist die Abschreckung eine Funktion der H6he, der Wahrscheinlichkeit und der Geschwindigkeit der Bestrafung 599. Offensichtlich entf~.llt die abschreckende Wirkung von Bestrafungen, wenn eine dieser Variablen den Wert Null einnimmt, das heil3t, die H6he der Strafe ganzlich vernachlfissigbar erscheint, das lJbertreten der Norm nicht entdeckt oder die Bestrafung nicht tatsfichlich bzw. erst in unendlicher Zukunft vollzogen wird 6~176 Wenngleich die Intention der Abschreckungstheorien, durch die Androhung von Sanktionen Normverletzungen verhfiten und damit den N o r m e n zu umfassender(er) Geltung verhelfen zu wollen, den angestrebten Wirkungen restriktionsbasierter ImplementierungsmaBnahmen entspricht, k6nnen diese Theorien dennoch nicht allein genfigen, um eine restriktionsbasierte Kodeximplementierung zu fundieren, da und soweit diesem Zweck nicht alles untergeordnet und die Geltung eines unternehmensethischen Kodex - wie auch schon im Falle der pr~ferenzbasierten Implementierung 6~ - nicht durch illegitime Mittel herbeigeffihrt werden soll. Konkret sind die reinen Abschreckungstheorien weder in der Lage zu begrt~nden, w a r u m Sanktionen tatsfichlich vollzogen werden mfissen, wenn allein ihre Androhung bereits (hinreichend) abschreckend wirkt und der Strafvollzug keinen Effekt ffir eine verbesserte N o r m b e folgung in der Zukunft erwarten lfisst 6~ noch k6nnen sie rechtfertigen, dass auf die Bestrafung Unschuldiger oder auf drakonische Sanktionen ffir leichte Normverst6Be auch unter solchen Umstfinden zu verzichten ist, bei denen diese MaBnahmen die Abschreckungswirkung und in der Folge die Realisationsgrade des angestrebten Sanktionszwecks steigern k6nnten 6~
599 Vgl. z. B. auch Geerken/Gove (1975), S. 500; Gibbs (1975), S. 5; Beyleveld (1979b), S. 216; Bailey (1980), S. 1309; Ross (1981), S. 6; Hollinger/Clark (1983), S. 399; Selke (1983), S. 36; Pestello (1984), S. 593; Clark (1988), S. 109; Howe/Brandau (1988), S. 797, 801; Legge/Park (1994), S.'595; Yu (1994), S. 355; Howe/Loftus (1996), S. 227; von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 5; Nagin/Pogarsky (2001), S. 865; McGuire (2002), S. 189; Ivancevich/Duening/Gilbert/Konopaske (2003), S. 121; Kleck (2003), S. 292; Pogarsky/Piquero (2003), S. 97. 6oo Siehe zur multiplikativen Verknt~pfung der Variablen in einem mathematischen Modell der Abschreckungswirkung z. B. Becket (1968), S. 178; Ehrlich (1973), S. 529; GrasmickJGreen (1980), S. 327; Luckenbill (1982), S. 823; Howe/Brandau (1988), S. 801 f., 809; Beets/Killough (1990), S. 117; Howe/Lofius (1996), S. 227; Lamnek (1996), S. 21; Nagin (1998), S. 21; Mendes/McDonald (2001), S. 590; Mendes (2004), S. 65. 601 Siehe nochmals oben, S. 410 ft. der vorliegenden Arbeit. 602 Siehe auch dezidiert Rawls (1975), S. 97, wonach (utilitaristische) Prfiventionstheorien nach dem Prinzip verfahren, ,,Vergangenes ist vergangen und nur kt~nftige Folgen sind Gegenstand jetziger Entscheidungen". 6o3 Vgl. z. B. Bradley (2003), S. 28: ,,Under a theory of deterrence .... it is impossible to argue that one innocent must not be sacrificed to demonstrate the iaw's fury, if general peace could thereby be secured.", oder Huigens (2003), S. 33 f.: ,,The scapegoating objection points out that if punishment is justified by deterrence, or by any other beneficial consequences, then a net gain in good consequences should be pursued regardless of traditional notions of guilt and desert.", sowie Lacey (2003), S. 176: ,,Utilitarian theories struggle to provide adequate limits on the amount and distribution of punishments: if a penalty of life imprisonment for
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Gegen diese Einreden behelfen sich die Vertreter der Abschreckungstheorien mit begriffiichen oder empirischen Erwiderungen, die allerdings nicht ausreichen, um ein (normativ verbindliches) Verbot solcher, der Gerechtigkeit offenbar widerstreitenden Akte zu begrOnden 6~ So wird entgegnet, dass Unschuldige deshalb nicht zu sanktionieren sind, weil der Sanktionsbegriff voraussetze, dass (zun~ichst) eine Norm schuldhaft gebrochen worden ist 6~ Eine derartige ,,Definitionssperre ''6~ kann gleichwohl keine anders bezeichneten Mal3nahmen unterbinden, die Unschuldigen ein 15bel zuRigen, um die Abschreckungswirkung der (Kodex-)Normen zu erh0hen. Daher wird erg~inzt, dass Strafen (oder anders designierte Mal3nahmen mit Abschreckungsintention) nicht abschreckend wirken, sofern sie letztlich Jeder und damit auch ein Unschuldiger f'tirchten muss, obgleich er sich persOnlich normkonform verhalten hat 6~ Dieses (empirische) Argument trtigt sp~itestens dann nicht mehr, wenn die Bestrafungen Unschuldiger nicht rein randomisiert, sondern bewusst zweckm~iBig verh~ingt werden und sich auf Familienmitglieder, Freunde und Verwandte ausdehnen, die dem Delinquenten nahe stehen. Dass von derartigen Bestrafungen eine abschreckende Wirkung ausgehen kann, lasst sich schwerlich leugnen 6~ Unter Bezugnahme auf den folgenorientierten Utilitarismus, der den Abschreckungstheorien als philosophische Grundlegung dient 6~ wird dem daher lediglich entgegengehalten, dass eine solchermal3en normierte Ordnung nicht mehr dem gr6fSten Gltick der gr613ten Zahl dienstbar sei. Selbst dann, wenn die Bestrafung Unschuldiger im Einzelfall weitere Normverletzungen unterbinden k0nnte, wiirde dieser Nutzen durch die Unsicherheit aufgewogen, die ein entsprechendes Strafsystem unter den Normadressaten erzeugen wtirde 61~ Die fehlende Gerechtigkeitsanbindung dieser Moralphilosophie gereicht ihr nun aller-
parking offences were so effective a deterrent that it would almost never have to be inflicted, the utilitarian moral calculation might well regard it as justified.". 6o4 So z. B. auch von Hirsch (1992), S. 58 f. Fn. in Satz 2 des Zitats gel~3scht: ,,If the criterion for punishing is utility, what is to prevent the punishment of a few innocent persons - if their pains are outweighed by the aggregate benefits in deterring crime and reassuring the public? Utilitarians' suggested answers to this query that the sacrifice of innocents will produce long-run ill effects, or that a practice of punishing innocents cannot easily be supported in utilitarian terms - seem unconvincing.". 6o5 Siehe exemplarisch zu einer solchen (begriffiichen) Eskapade z. B. die Nachweise bei Rawls (1975), S. 117 f. En. 8. Aufschlussreich auch die Formulierung von Vanberg (1982), S. 9 Herv. T. Y.: ,,so wird auch im Rahmen einer generalprfiventiven Straftheorie davon ausgegangen, dab die Bestrafung einer bestimmten Person allein dadurch gerechtfertigt werden kann, dab diese Person >schuldig< ist". 606 Hart (1971), S. 62. 6o7 So z. B. die Behauptung von Vanberg (1982), S. 9 f. Herv. im Original: ,,dab eine solche willk~irliche Bestrafungspraxis zwangslfiufig mit dem Ziel einer allgemeinen Abschreckung in Konflikt geraten miafSte: Wenn Strafen ohne erkennbaren systematischen Zusammenhang mit einem vom Bestraften begangenen Delikt verhfingt wiarden, h~tte der einzelne tiberhaupt keine Veranlassung mehr, sich durch die Strafdrohung von Rechtsverletzungen abhalten zu lassen.". 6o8 Siehe in diesem Sinne auch Gibbs (1975), S. 30 Fn. 1. 609 Vgl. z. B. Grasmick/Bryjak (1980), S. 471; Grasmick/Green (1980), S. 326; Ross (1981), S. 6; Selke (1983), S. 31; Vitiello (1997), S. 397. 610 Vgl. z. B. Hart (1971), S. 69.
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dings insoweit z u m Nachteil, als sie allein aus sich heraus nicht begrtinden kann, dass selbst kleinere (oder kleinste) Gesellschaftsgruppen nicht diskriminiert w e r d e n dOrfen, um das Gltick einer gr613eren Zahl zu m e h r e n TM. Bei einer reinen F o l g e n o r i e n t i e r u n g kann die Strafe nur instrumentell begrtindet werden, da ihre A n d r o h u n g mit d e m Z w e c k erfolgt, den Delinquenten (spezielle Pr~ivention) oder die Gesamtheit der N o r m a d r e s s a t e n (generelle Pr~ivention) von zuktinftigen N o r m a b w e i c h u n g e n abzuhalten 612. Eine normative Rechtfertigung wird durch die Effektivit~it einer Strafe j e d o c h weder entbehrlich noch vorausgesetzt, u m abschreckend wirken zu kOnnen 613. Es bleibt daher festzuhalten, dass die Theorien der A b s c h r e c k u n g zwar die Intention der K o d e x i m p l e m e n t i e r u n g insofern teilen, als sic GestaltungsmafSnahmen der Art empfehlen, die den K o d e x n o r m e n m6glichst weitreichende Geltung verschaffen und zuki.infiige N o r m v e r s t 0 Be vereiteln sollen. Die A b s c h r e c k u n g s t h e o r i e n sind j e d o c h z u m einen erg~inzungsbediarfiig, da und soweit die angestrebte Zweckdienlichkeit nicht zu verabsolutieren ist. Z u m anderen
611 Vgl. z. B. Huigens (2003), S. 34 Fn. 5: ,,if the public consists of thoroughgoing consequentialists who do not mind scapegoating to enhance overall welfare, then a legal system that engaged in scapegoating would be morally justified.". Utilitaristisch fundierte Gerechtigkeitskonzeptionen sind daher entweder konservativ, da sie Verfinderungen des Status Quo zuungunsten einzelner Gesellschaftsmitglieder nicht rechtfertigen k6nnen (bzw. wollen), oder kategorisch zu ergfinzen, wofiir die Theorie von Rawls (1996) als ein pr~,gendes Beispiel gilt. Konkret sei ~ r die Rechtfertigung von (staatlichen) Strafen nachrichtlich erwfihnt, dass Rawls (1975), insb. S. 97 f., hier vergeltungstheoretische und utilitaristische Argumente verbindet, indem er mit der Rechtfertigung einer Praxis (bzw. eines Regelsystems oder einer geregelten Ordnung) und der Rechtfertigung einer einzelnen Handlung, die innerhalb dieser Ordnung vollzogen wird, zwei Begrtindungsebenen unterscheidet. Die tibergeordnete Rechtfertigung der generellen Ordnung soll danach utilitaristisch erfolgen, um die Gestaltung eines Systems sicherzustellen, das insgesamt im Interesse der Gesellschaft liegt, da es mit (mehr) positiven Folgen verbunden ist. Die Rechtfertigung der Bestrafungen Einzelner ist hingegen vergeltungstheoretisch beg~ndet und an der Schuld der vergangenen Tat (des Rechtsbruchs) orientiert. Ahnlich unterscheidet Hart (1971), insb. S. 66, die beiden Rechtfertigungsebenen des allgemeinen Strafsystems (das heilsame Konsequenzen haben soil) und der individuellen Strafzuerkennung (die sich nur auf Strafltiter erstrecken darf). 612 Siehe z. B. Tugendhat (1993), S. 372: ,,Es ist daher der Standardeinwand gegen eine reine Abschreckungstheorie, dab sie ungerecht ist: Personen werden nicht bestrafl, weil sie die Strafe verdienen, sondern um andere davon abzuschrecken, tihnlich zu handeln; die bestrafte Person wird auf diese Weise instrumentalisiert.", oder Hassemer (2000), S. 206: ,,Die normativ argumentierende Kritik wendet - in ihrer schfirfsten Form - der Lehre vonder Abschreckungsprfivention eine Verletzung der Menschenwtirde ein .... indem sic die Abstrafung eines einzelnen zur Bef0rderung des allgemeinen Wohls veranstalte und diesen damit nicht als Person, nicht als Zweck an sich selbst nehme, sondern ihn zu einem Funktionselement innerhalb des Systems degradiere.", sowie Duce (2003), S. 44: ,,Utilitarianism uses the criminal as a means to satisfy social purposes and not primarily as a person who has an intrinsic worth in himself or herself. The person to be punished does not necessarily have to be guilty, so long as he or she can be used as an example.". 613 Vgl. nur Zimring/Hawkins (1973), S. 33: ,,When concerned with the efficacy of punishment-for-deterrence, we ask the question, Will it work?; when concerned with the justice of punishment-for-deterrence, we ask, Is it morally acceptable to punish for this reason? These two issues are not identical. It is easy to imagine punishments that would be effective but unjust; for an extreme example of this, we need only consider the random execution of every tenth parking violator.", oder Tullock (1974), S. 108 Herv. im Original: ,,It should be emphasized that the question of whether the death penalty deters murder is a different one from the question of whether we wish to have the death penalty. One widespread minor crime is failing to return to the parking meter and put in a coin when the time expires. I take it that we could reduce the frequency with which this crime is committed by boiling all offenders in oil. I take it, also, that no one would favor this method of deterrence. Thus, the fact that we can deter a crime by a particular punishment is not a sufficient argument for use of that punishment.".
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zeichnet sich die Grundidee der Abschreckungstheorien zwar durch ihre Einfachheit aus 614 Dennoch muss letztlich empirisch gekl~.rt werden, ob sch~irfere, bestimmtere und raschere Sanktionen tats~ichlich unter s~ntlichen Bedingungen abschreckender wirken.
(c) Besserung Bei den Theorien der Besserung handelt es sich um eine Form der Spezialpr~ivention, da der einzelne Delinquent, der eine Norm gebrochen hat, von zuktinftigen Normabweichungen abgehalten werden sol1615. Das Einwirken auf die Normgeltung soll nun indes nicht mittels der Androhung von Bestrafungen erreicht werden, sondern durch den Vollzug besonderer Sanktionsakte. Hierzu zahlen spezielle Betreuungsprogramme, die dem Normbrecher gewahrt werden, damit er beispielsweise eine berufliche Ausbildung oder eine psychologische Behandlung erf~ihrt 6R6. Diese Sanktionsmal3nahmen sollen dergestalt ausgepr~igt sein, dass sie den Delinquenten in die Lage versetzen, die Gtiltigkeit der Kodexnormen einzusehen und insoweit anzuerkennen, als er sie zuktinftig zu befolgen beabsichtigt. Der Vollzug der Sanktionen soll mit anderen Worten zu einer Besserung des Delinquenten ftihren, sodass er von Normmissachtungen in der Zukunft Abstand hfilt 617. Sofern derartige Mal3nahmen sich tats~ichlich als effektiv erweisen, k6nnen sie fraglos zur Implementierung eines Kodex hilfreich sein und die Geltung seiner Normen starken. Eine nur etwas eingehendere Betrachtung dieser Strategie der Geltendmachung macht jedoch bereits ersichtlich, dass es sich bei solchen Implementierungsakten weder um Bestrafungen noch um
614 Vgl. auch Ross (1981), S. 6: ,,The deterrence model is intuitively plausible", oder Mendes (2004), S. 60: ,,The theoretical logic of criminal deterrence is disarmingly simple, and perhaps for that reason, persuasive.", sowie Zimring/Hawkins (1973), S. 12 ,,Belief in the deterrent efficacy of penal sanctions is as old as the criminal law itself.". Daher erschien der Abschreckungsgedanke auch schon dann t~berzeugend, bevor die angenommenen Zusammenhange genauer hinsichtlich ihrer empirischen Geltung untersucht worden waren: ,,Although it has not yen been empirically demonstrated that the threat of punishment acts as an effective deterrent upon potential law violators (general deterrence) or that actual punishment does in fact prevent recidivism (special deterrence) the public still have confidence in fear of punishment threatened by the law as a powerful deterrent." [Fattah (1976), S. 21 ]. 615 Siehe zur Unterscheidung spezieller und genereller PraventionsmaBnahmen nochmals Noll (1962), S. 12; Zimring (1971), S. 2; Zimring/Hawkins (1973), S. 91; Gibbs (1975), S. ix, 4; Fattah (1976), S. 13 f.; Jescheck (1978), S. 53 (w 8 II 3); Nagin (1978), S. 95 f.; Beyleveld(1979b), S. 211; Cook (1980), S. 218; Ross (1981), S. 6; Selke (1983), S. 31; Wilson/I-Ierrnstein (1985), S. 494; Legge/Park (1994), S. 603; Yu (1994), S. 355; von Hirsch/Bottoms/Burney/Wikstr6m (2000), S. 5; Duff (2001), S. 4; Vidmar (2001), S. 35; Kleck (2003), S. 292. 616 Vgl. z. B. Hart (1971), S. 84. 617 Entsprechende Theorien der Besserung gehen auf das sog. Marburger Programm von v. Liszt (1883), S. 1743, zu~ck, der die Strafe dem Zweck der Spezialprfivention verpflichtete [vgl. v. Liszt (1883), S. 31: ,,Die richtige, d. h. die gerechte Strafe ist die notwendige Strafe. Gerechtigkeit im Strafrecht ist die Einhaltung des durch den Zweckgedanken erforderten StrafmafSes.", und dazu z. I3. Roxin (1973), S. 36-45; Jescheck (1978), S. 57 (w 8 IV 3); Papageorgiou (1994), S. 52]. Sie sind in der Strafpraxis zwar schon seit 1900 zunehmend be~cksichtigt worden [vgl. z. B. Hart (1971), S. 84], haben aber insbesondere in den 1970er Jahren unter dem Stichwort der Resozialisierung gr6fSere Beachtung in Hinblick auf eine (recht grundsfitzliche) Strafrechtsreform gefunden [siehe zu dieser Debatte z. B. Roxin (1973), S. 32-70].
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restriktionsbasierte MaBnahmen in einem weiteren Sinne handelt. Die Sanktionen von Normverletzungen, wie sie die Theorien der Besserung empfehlen, lassen sich zunfichst nicht unter den Begriff der Bestrafung subsumieren, da der Delinquent eine (durchaus mit einem mehr oder weniger betrfichtlichen Ressourcenaufwand verbundene) Behandlung erf'fihrt, die ihm Sinn und Zweck einer (bzw. konkret: der kodifizierten) Normordnung vermitteln soil, sodass er sie zu verstehen und vor allem anzuerkennen in der Lage ist. Ein solches Gebaren kann kaum als ein Schaden oder ein Nachteil bedeutet werden, der den Akteuren, die eine Kodexnorm schuldhafi missachtet haben, nach dem gemeinhin geteilten Sanktionsbegriff beigebracht werden sol1618. Eine Person zu bessern, lfisst sich nicht ernsthafi als Bestrafung auslegen 619. Maf3nahmen der intendierten Besserung k6nnen demnach zwar in Reaktion a u f N o r m brfiche verh~ngt werden, aber sie k6nnen keine Strafe sein, da und soweit sie dem Sanktionsobjekt keinen Nachteil zuffigen, sondern ihm die Chance geben, sich zu bessern62~ Die vorgeschlagenen MalZ3nahmen der Besserung lassen sich infolgedessen nicht als Bestralung auffassen. Dass eine n~.here Auseinandersetzung mit diesen so genannten Sanktionstheorien entbehrlich ist, ist allerdings nicht ausschlief31ich dem angenommenen Begriffsverstfindnis geschuldet und dutch eine daraus resultierende Definitionssperre begrfindet 621. Hinzu kommt, dass Besserungsmal3nahmen nicht nut keine Bestrafungen, sondern auch keine restriktionsbasierten Mal3nahmen in einem weiteren Sinne darstellen, da sie nicht mit einer Ver~.nderung der Handlungsbedingungen einhergehen, sondern Kenntnisse und Einsichten fiber die Kodexnormen vermitteln, um letztlich die Person selbst bzw. ihre Prfiferenzstruktur zu beeinflussen. Soweit die Einwirkungen im Rahmen yon Besserungsmal3nahmen im Ergebnis darauf zielen, die normative Abweichung zwischen den pr~,ferierten und den kodifizierten Normen zu verringern, unterscheiden sie sich ihrem Wesen nach nicht yon den bereits diskutierten Implementierungsakten der Persuasion. Ein Unterschied besteht lediglich insofern, als diese Maf3nahmen notwendigerweise erst dann eingeleitet werden, nachdem ein NormverstoB stattgefunden hat.
618 Siehe zum Begriff der Bestrafung nochmals oben, S. 466 und n~iher S. 471 ft. der vorliegenden Arbeit. 619 Dies gilt zumindest solange, wie tiber das angestrebte Gute (hier: die Gtiltigkeit der kodifizierten Normen) Einigkeit besteht. Andernfalls tun sich grundlegende Rechtfertigungsprobleme von (dann selbsternannten) BesserungsmaBnahmen auf, die Konformit~itnicht durch Einsicht ermOglichen, sondern erzwingen [siehe dazu auch Roxin (1973), S. 8, 28]. 6z0 Vgl. dazu z. B. auch Jescheck (1978), S. 50 (w 8 I 2 b): ,,Die Leugnung des Obelscharakters der Strafe wiirde nichts anderes bedeuten als die Leugnung des Strafbegriffs selbst.". 621 Dass sich mit definitorischen Festlegungen - wie schon bei den Theorien der Abschreckung - sachlichen Einwtinden nicht begegnen lfisst, wird auch daran deutlich, dass es durchaus, wenn auch vergleichsweise selten abweichende Definitionsvorschl~ige gibt. Siehe z. B. Noll (1962), S. 17: ,,Die Strafe ist zwar ein notwendiges Ubel, aber nicht auch notwendig ein Obel".
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(d) Vereinigung D a sowohl V e r g e l t u n g als auch V o r b e u g u n g legitime und wichtige Strafzwecke m a r k i e r e n und die reinen Theorien der Retribution bzw. Prfivention f't~r sich aus den g e n a n n t e n Grfinden nicht ausreichen, u m Be strafungen konsistent begrt~nden zu kOnnen, sind Ansfitze gesucht, welche die v e r s c h i e d e n e n Elemente von V e r g e l t u n g und V o r b e u g u n g vereinigen und daher als V e r e i n i g u n g s t h e o r i e n bezeichnet werden 622. Dabei wird g e m e i n h i n a ngema hnt, dass diese Zusammenft~hrung nicht bloB additiv erfolgen darf, u m nicht auch die Nachteile der reinen Theorien zu summieren. V e r e i n i g u n g s t h e o r i e n mfissen vielmehr dialektischer N a t u r sein 623. Wie diese dialektische V e r e i n i g u n g im E i n z e l n e n v o l l z o g e n w e r d e n sollte, ist gleichwohl noch i m m e r strittig 624. D e m e n t s p r e c h e n d gibt es verschiedene V er e inigungs theor ien, die sich (unter anderem) danach einteilen lassen, ob sie e n t w e d e r die Vorherrschaft eines b e s t i m m t e n
622 Vgl. z. B. Roxin (1973), S. 10 f.; Jescheck (1978), S. 59 (w 8 V); Hassemer (2000), S. 199 f., und ~ r den angloamerikanischen Sprachraum Duff(2001), S. xviii: ,,>mixed< theories that combine consequentialist and retributivist elements", oder Lacey (2003), S. 176: ,,a consensus has emerged among liberal philosophers that this apparent deadlock may be broken by adopting a pragmatic theory of punishment which accommodates the virtues of each of the utilitarian and retributive theories.". 623 Vgl. z. B. Roxin (1973), S. 28, oder Jescheck (1978), S. 59 (w 8 V) im Original z. T. fett: ,,Die Vereinigungstheorien versuchen, zwischen den absoluten und relativen Theorien zu vermitteln, na~rlich nicht durch bloBe Summierung sich widersprechender Grundgedanken, wohl aber durch die praktische Oberlegung, dab die Strafe in der Wirklichkeit ihrer Anwendung gegent~ber dem betroffenen Menschen und seiner Umgebung immer die Gesamtheit ihrer Funktionen entfaltet, so dab es darauf ankommt, silmtliche Strafzwecke in ein ausgewogenes Verhilltnis zu bringen (dialektische Methode)". 6z4 Vgl. z. B. Lacey (2003), S. 176: ,,Controversy continues to rage over just what these virtues [of the utilitarian and the retributive theories, T. T.] are and how they may be combined in a >mixed< theory.". Dies gilt im Obrigen auch ~ r die t~bliche Praxis des Strafrechts, das zwar sowohl retributive als auch prilventive Strafzwecke verfolgt, die Art ihrer Vermittlung jedoch often lilsst [vgl. Walker (1991), S. 8: ,,Most codes, however, are deliberately non-committal on the subject. In democracies whose members are divided about it legislators realize that ambiguity, not honesty, is the best policy."]. Das deutsche Strafrecht bezieht sich ausd~cklich sowohl auf retributive als auch auf prilventive Grundsiltze der Strafbemessung. Nach w 46 Abs. 1 Satz 1 StGB muss sich das StrafmaB (vergeltungstheoretisch) an der Schuld des Tilters orientieren. Prilventionserwilgungen liegen hingegen den Normen zugrunde, die Auswirkungen der Strafe auf das kt~nftige Leben des Tilters bei der Strafzumessung zu bert~cksichtigen (w 46 Abs. 1 Satz 2 StGB) oder mittels (kurzer Freiheits-)Strafen die Rechtsordnung zu verteidigen (w 47 Abs. 1 StGB). Dass in den Streit zwischen den Straftheorien der Vergeltung und der Vorbeugung weder der Gesetzgeber noch die Rechtsprechung eingreift und Konflikte vereinigungstheoretisch zu lOsen sind, hat das Bundesverfassungsgericht in einer einschlilgigen Urteilsbeg~ndung dezidiert ausge~hrt: ,,Das Bundesverfassungsgericht hat sich wiederholt mit Sinn und Zweck des staatlichen Strafens befaBt, ohne zu den in der Wissenschaft vertretenen Straftheorien grundsiltzlich Stellung zu nehmen. Auch im vorliegenden Fall besteht kein Grund, sich mit den verschiedenen Straftheorien auseinanderzusetzen; denn es kann nicht Aufgabe des Bundesverfassungsgerichts sein, den Theorienstreit in der Strafrechtswissenschaft yon Verfassungs wegen zu entscheiden. Der Gesetzgeber hat in den Strafrechtsreformgesetzen seit 1969 zu den Strafzwecken ebenfalls nicht abschlieBend Stellung nehmen wollen und sich mit einer begrenzt offenen Regelung begnt~gt, die keiner der wissenschaftlich anerkannten Theorien die weitere Entwicklung versperren wollte ... Das geltende Strafrecht und die Rechtsprechung der deutschen Gerichte folgen weitgehend der sogenannten Vereinigungstheorie, die - allerdings mit verschieden gesetzten Schwerpunkten - versucht, silmtliche Strafzwecke in ein ausgewogenes Verhilltnis zueinander zu bringen. Dies hillt sich im Rahmen der dem Gesetzgeber von Verfassungs wegen zukommenden Gestaltungsfreiheit, einzelne Strafzwecke anzuerkennen, sie gegeneinander abzuwilgen und miteinander abzustimmen. DemgemilB hat das Bundesverfassungsgericht in seiner Rechtsprechung nicht nur den Schuldgrundsatz betont, sondern auch die anderen Strafzwecke anerkannt." [BVerfGE 45, 187 (253)].
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Strafzwecks annehmen, den es lediglich zu flankieren gilt 625, oder primar prozedural orientiert sind, indem sie Vorgehensweisen zur AuflOsung von Zielkonflikten entwickeln, die bei der Bemessung und Vollstreckung von Strafen anzuwenden sind 626. A u f eine detaillierte Auseinandersetzung mit diesen - mitunter recht komplexen - Modellvorschl~igen kann hier verzichtet werden, da es - wie bereits angedeutet worden ist 627 - in der vorliegenden Arbeit nahe liegt, sich des bereits eingeftihrten Prinzipienbegriffs zu erinnern und eine prinzipientheoretisch begrt~ndete Vereinigung von Vergeltung und Vorbeugung vorzunehmen 628. Demnach werden Vergeltung und Vorbeugung als abstrakt gleichrangige Prinzipien angesehen, deren m6glichst umfassende Verwirklichung dem Sanktionssubjekt aufgetragen ist. Bestrafungen als restriktionsbasierte MaBnahme einer Kodeximplementierung sollen folglich den Kodexnormen in der Weise zur Geltung verhelfen, dass begangene Kodexverletzungen angemessen geahndet werden und beabsichtigten Kodexverletzungen entgegengewirkt wird. Welches der Prinzipien im Einzelnen st~irker zu gewichten ist, muss ftir den konkreten Anwendungsfall auf der Basis einer begrtindeten Konfliktbew~.ltigung entschieden werden. St~irkere Eingriffe bei einem Prinzip lassen sich demnach nur dann rechtfertigen, wenn der Einschr~nkung des Prinzips ausreichend bedeutsame Grtinde gegentiberstehen. Dabei sind die Kriterien der Geeignetheit, der Erforderlichkeit und der Verh~.ltnism~iBigkeit zu beriicksichtigen 629, um die gebotene Bestrafung zu bestimmen.
(3) Empirische Erkl~irungsmodelle (a) Sanktionstheoretischer Bezug Sanktionstheorien sind normativ, da sie den Sinn und Zweck von Sanktionen rechtfertigen sollen. Eine normativ fundierte Bewertung der MaBnahmen, die zur Kodeximplementierung in Erw~igung gezogen werden, ist deshalb notwendig, weil sich die mit dem Kodex angestrebte Ethisierung des Unternehmens nicht durch erweislich illegitime Mittel herbeiftihren l~isst (oder wenigstens nicht herbeiftihren lassen soll). Ftir die Geltendmachung des Kodex sind
625 SO Z. B. Jescheck (1978), S. 62 ({} 8 V 4) for eine spezialprfiventive Schwerpunktsetzung, oder Roxin (1994), S. 50, zum Begriff der vergeltenden Vereinigungstheorie. 626 Zu dieser Gruppe zfihlt die sogleich eingef'tihrte prinzipientheoretische Vereinigung yon Vergeltung und Vorbeugung. Bei einer solchen Zweiteilung gelten weiterhin die Vereinigungstheorien als verfahrensbezogen, welche Bestrafungen systemisch differenzieren und beispielsweise zwischen der generellen Institution der Strafe und dem speziellen Akt einer konkreten Bestrafung unterscheiden, die jeweils verschieden zu rechtfertigen sind [vgl. z. B. nochmals Hart (1971), insb. S. 66, oder Rawls (1975), insb. S. 97 f.]. 627 Siehe nochmals oben, S. 472 der vorliegenden Arbeit. 628 Hinweise darauf findet man z. B. auch bei Hart (1971), S. 67: ,,Die ganz allgemeine Lehre, die man hieraus ziehen kann, geht tiber den Gegenstand der Strafe hinaus. Sie besagt, dab wir uns in Bezug aufjede gesellscha~liche Einrichtung, nachdem wir ihr allgemeines Ziel bestimmt haben, fragen sollten, ob es irgendwelche Prinzipien gibt, die der uneingeschrtinkten Verfolgung dieses Zieles entgegenstehen, und wie diese Prinzipien aussehen.". 629 Siehe dazu nochmals oben, S. 331 ff. der vorliegenden Arbeit.
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indes letztlich die tats~ichlich realisierten Verhaltenseffekte entscheidend. Infolgedessen mtissen s t o k e r empirisch gefasste Beitr~ige in den Blick g e n o m m e n werden, welche die Wirkungsweise von Sanktionen zum Gegenstand haben. Diese Erkl~irungsmodelle sind von den normativen Begrandung(stheori)en der Strafe gleichwohl keineswegs v611ig unabh~ingig 63~ Z u m einen basieren die Rechtfertigungen des Sanktionszwecks teilweise selbst auf (angen o m m e n e n ) empirischen Zusammenh~ingen. Zum anderen steht zu vermuten, dass die Art der Sanktionsbegrtindung die Akzeptanz kodexbezogener Bestrafungen und in der Folge die Kodexgeltung beeinflusst. Die normative Begrtindung der Kodexsanktionen hat demnach Implikationen far die intendierte wie auch die tatsfichliche Wirkung einer konkreten Implementierungsmagnahme. Empirische Erklfirungsmodelle lassen sich danach einteilen, ob sie die Verhaltenseffekte von Bestrafungen entweder nur auf die (Bewertung der) resultierenden Restriktionsveranderungen zurtickftihren (outputorientierte Modelle) oder eine verfahrensbezogene Sichtweise einnehmen, wonach Verhaltens~inderungen auch durch den Prozess der Bestrafung als solchen bedingt sein k6nnen (prozessorientierte Modelle). Bei beiden Perspektiven sind die Sanktionswirkungen ferner insoweit zu differenzieren, als sie den einzelnen Delinquenten (spezielle Sanktionswirkungen) oder die Gesamtheit der Kodexadressaten (generelle Sanktionswirkungen) betreffen k6nnen TM. Ftir die Geltendmachung eines Unternehmenskodex erscheinen die generellen Sanktionswirkungen dabei aus zwei Grtinden besonders bedeutsam. Z u m Ersten liegt ihnen ein Hebeleffekt zugrunde, da sic das kodexbezogene Verhalten nicht ausschliel3lich eines Einzelnen, sondern einer Vielzahl von Personen beeinflussen 632. Die speziellen Sanktionswirkungen mtissen fiir das Unternehmen und die Implementierung seines Kodex jedoch nicht nur ein geringes Gewicht besitzen. Sic k6nnen zum Zweiten sogar insofern irrelevant erscheinen, als das Unternehmen auf die spezielle Kodexverletzung mit der Entlassung
630 Siehe zur generellen Notwendigkeit einer Verschrfinkung normativer und deskriptiver Analysen auch nochmals oben, S. 24 der vorliegenden Arbeit und die dort angegebenen Nachweise, sowie speziell fiir die Wirkungsweise von Bestrafungen Gibbs (1975), S. 2 Fn. 2: ,,it would be a mistake to dismiss such philosophical works, for many issues and even questions about punishment cannot be resolved or answered by appealing to [empirical, Y. T.] science", oder Trevino/Weaver (1998), S. 105 f.: ,,The recent focus on justice in understanding reactions to punishment offers a bridge between descriptive/empirical approaches and normative/prescriptive perspectives because a justice approach to punishment indicates that many parties are concerned about the ethics of punishment (what is right) as well as its instrumental outcomes (what works).". 631 Siehe zu dieser Unterscheidung nochmals Noll (1962), S. 12; Zimring (1971), S. 2; Zimring/Hawkins (1973), S. 91; Gibbs (1975), S. ix, 4; Fattah (1976), S. 13 f.; Jescheck (1978), S. 53 (w 8 II 3); Nagin (1978), S. 95 f.; Beyleveld (1979b), S. 211; Cook (1980), S. 218; Ross (1981), S. 6; Selke (1983), S. 31; Wilson/Herrnstein (1985), S. 494; Legge/Park (1994), S. 603; Yu (1994), S. 355; von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 5; Duff(2001), S. 4; Vidmar (2001), S. 35; Kleck (2003), S. 292. 632 So auch Trevino (1992c), S. 669: ,,indirect effects [of punishment, T. T.] on observers' attitudes and behaviours are likely to be more important than direct effects on violators because they have an impact on a greater number of people".
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des verantwortlichen Mitarbeiters reagiert, der den unternehmensspezifischen Normen in der Zukunft dann tiberhaupt nicht mehr Folge leisten muss und kann633.
(b) Outputorientierte Modelle Den Outputmodellen liegt eine (komparativ) statische Betrachtung zugrunde. Die Wirkungsweise von Bestrafungen wird zun~ichst ausschlieBlich auf die ver~inderten Handlungsrestriktionen zurtickgeftihrt, die mit der Etablierung (und Vollstreckung) negativer Sanktionen verbunden sind. Dem liegt das Menschenbild eines (mehr oder weniger rational) kalkulierenden Akteurs zugrunde, der die (perzipierten und subjektiv bewerteten) Vor- und Nachteile einer Normbefolgung bzw. -verletzung abw~igt und sich im Ergebnis ftir die Handlungsalternative entscheidet, die ihm den gr~Bten bzw. einen ausreichend groBen (Netto-)Nutzen verspricht 634. Bestrafungen machen Normmissachtungen teurer und daher unter den Voraussetzungen seltener, dass der Akteur ftirchtet, die (angedrohte und abschreckende) Strafe tats~ichlich (und zeitnah) erleiden zu mtissen, wenn er die Kodexnorm tibertreten sollte. Dieses Outputmodell mit seinem kalktilgeleiteten Erklfirungsmechanismus weist eine groBe N~ihe zu den Theorien der Abschreckung auf, deren normative Rechtfertigung von Sanktionen auf der Annahme basiert, dass ein solcher Wirkungszusammenhang besteht. Die resultierenden Bestrafungen mtissen demnach ausreichend hoch, wahrscheinlich und zeitnah sein, um l:Ibertretung e n d e r Kodexnormen abzuschrecken und die (spezielle wie die generelle) 121bereinstimmung mit dem Kodex zu verbessern635. Strafandrohungen kann (und wird) nicht die grundsfitzliche Eignung abgesprochen werden, unter bestimmten Bedingungen abschreckend wirken zu k6nnen 636. Diskutabel ist folglich nicht, ob sich durch die Androhung von Sanktionen tiberhaupt (positive) Verhaltenseffekte verwirklichen lassen, sondern inwieweit konkrete Bestrafungen tats~ichlich zu einer Verbesserung der Kodexgeltung beitragen. Die Analyse der Sanktionswirkungen konzentriert sich daher im Wesentlichen auf die marginalen Abschreckungseffekte, die nach einer Ver~inderung
633 Ganz in diesem Sinne auch Trevino/Ball (1992), S. 751: ,,In practical terms, observers' reactions to punishment may be as important, if not more important than reactions of the punished individual. For example, an employee who is terminated is no longer an organizational member. Thus, his or her reactions to the punishment may be less significant than the reactions of workers who remain.". Die Trennung von Mitarbeitern, die den Kodex missachtet haben, stellt naturgemfiB zugleich die einzige Strafe dar, bei der das Unternehmen Gewissheit hat, dass die Delinquenten zukt~nftignicht erneut zum Schaden des Unternehmens yon Kodexnormen abweichen. Siehe dazu auch O'Reilly/Weitz(1980), S. 480: ,,dismissal prohibits recurrence". 634 Vgl. statt vieler z. B. Luckenbill (1982), S. 820: ,,In deciding between these alternatives [i.e., compliance and opposition, T. T.], the target weighs the relative merits of each and selects the one judged most useful in preserving well-being". 635 Siehe dazu auch nochmals oben, S. 477 ft. der vorliegenden Arbeit. 636 So z. B. auch Fattah (1976), S. 22; Nagin (1978), S. 136; Cook (1980), S. 213; Wilson/Herrnstein (1985), S. 494; Greenberg/Bies (1992), S. 440; von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 1; Sunstein/Schkade/ Kahneman (2000), S. 239; Duff(2001), S. 5, McGuire (2002), S. 195; Kleck (2003), S. 293.
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der H6he, W a h r s c h e i n l i c h k e i t oder G e s c h w i n d i g k e i t der angedr ohten Sanktionen auftreten637. D a m i t S t r a f b e w e h r u n g e n im A l l g e m e i n e n und die marginale Variation ihrer A u s p r a g u n g e n im B e s o n d e r e n die intendierten Prgventionseffekte erzielen, mtissen eine Reihe v o n V o r a u s s e t z u n g e n vorliegen, die sich unterschiedlich detailliert k e n n z e i c h n e n und a b w e i c h e n d z u s a m m e n f a s s e n lassen 63s. Unterstellt m a n vereinfachend, dass sich die m e n s c h l i c h e E n t s c h e i d u n g s findung in die drei Phasen der I n f o r m a t i o n s b e s c h a f f u n g , der I n f o r m a t i o n s b e w e r t u n g und des H a n d l u n g s e n t s c h l u s s e s einteilen l~isst, k 0 n n e n die n o t w e n d i g e n V o r a u s s e t z u n g e n der A bs c h r e c k u n g s w i r k u n g entsprechend z u g e o r d n e t werden. Konkret mtissen den A k t e u r e n zunfichst die Auspr~.gung und die A n d e r u n g der H a n d l u n g s restriktionen zur Kenntnis gelangen. Ftir die a b s c h r e c k e n d e W i r k u n g k o m m t es dabei nicht a u f die faktisch g e g e b e n e n Auspr~igungen der Variablen an, sondern allein a u f die Perzeptionen der Kodexadressaten639. Dies hat zur K o n s e q u e n z , dass S a n k t i o n s b e w e h r u n g e n nicht abschreckend wir ken k6nnen, solange die Akteure B e s t r a f u n g e n von K o d e x a b w e i c h u n g e n entweder nicht k e n n e n oder aber verkennen64O. Die Restriktion(s~inderung)en mtissen den A k t e u ren folglich w i r k s a m k o m m u n i z i e r t werden, damit sie deren H a n d l u n g s w a h l tats~ichlich beein-
637 Siehe zum Begriff der marginalen Abschreckungswirkungen erstmals Stigler (1970), S. 527, sowie ferner auch Zimring (1971), S. 2; Zimring/Hawkins (1973), S. 14, 72; Gibbs (1975), S. 32 f. Fn. 3; Fattah (1976), S. 14; Beyleveld (1979b), S. 214; Cook (1980), S. 214; Selke (1983), S. 31; yon Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 1, 5; Polinsky/Shavell (2000), S. 63 f. 638 Vgl. z. B. auch Zimring (1971), S. 56; Geerken/Gove (1975), S. 497; Fattah (1976), S. 10-12; Beyleveld (1979a), S. 136 f.; Beyleveld (1979b), S. 208-210; von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 7; McGuire (2002), S. 188; Piquero/Pogarsky (2002), S. 154. 639 Vgl. zur Subjektivitfit der Abschreckung z. B. Geerken/Gove (1975), S. 498: ,,Most deterrence theorists have recognized that the immediate determinant of criminal behavior (from the deterrence standpoint) is the perceived risk and severity of punishment rather than the actual risk and severity."; Beyleveld (1979a), S. 139: ,,deterrence is a function of subjective attitudes and perceptions of potential offenders."; Beyleveld (1979b), S. 213: ,,As deterrence has been defined it is always the potential offender's beliefs about sanctions which are the crucial variables."; Grasmick/Green (1980), S. 326 Herv. T. T.: ,,according to deterrence theory, an individual's perception of the certainty and severity of legal punishment should influence his decision whether to commit an illegal act."; Hollinger/Clark (1983), S. 399 Herv. im Original: ,,writers who have examined the >>deterrence doctrine<< do agree that the perceived threat of sanctions influences personal behavior"; Paternoster/Iovanni (1986), S. 751 Herv. im Original: ,,the central deterrence proposition became recognized as one relating perceived properties of punishment to involvement in crime."; Paternoster (1987), S. 174: ,,researchers noted that deterrence was most likely to depend on what the certainty and severity of punishment were thought to be rather than on their objective or actual levels"; von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 6 Herv. im Original: ,,it [i.e., deterrence, T. T.] depends not on what the certainty and severity of punishment actually are but on what potential offenders believe that they are."' Polinsky/Shavell (2000), S. 68 Herv. T. T.: ,,to predict how individuals behave, what is relevant, of course, is not the actual probability and magnitude of a sanction, but the perceived levels or distributions of the variables."; Kleck (2003), S. 292: ,,deterrence can occur only to the extent that the risk of punishment is perceived by prospective offenders.". 64o So auch Tullock (1974), S. 109: ,,For punishment to have a deterrent effect, potential criminals must have at least some information about its likely severity and frequency.", oder von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 2: ,,Offenders ... can be deterred only if they are aware of penalties and fear them.", und McGuire (2002), S. 190: ,,for punishment to have an influence on individuals it must also appear comprehensible to them.", sowie Kleck (2003), S. 295: ,,No matter how inclined and able people may be to rationally process and weigh information and to consider potential costs and benefits of various courses of action, they cannot actually decide and act rationally unless there is at least some accuracy to their perceptions of those costs and benefits and thus some correspondence between reality and their perceptions of reality.".
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flussen k6nnen TM. Um marginale Abschreckungseffekte realisieren zu k6nnen, mfissen die Akteure demnach die Restriktionsverfinderungen zwar nicht vollstfindig korrekt, wohl aber in der Weise wahrnehmen, dass sie ihre Einsch~.tzungen fiber die Sanktionsst~.rke,-wahrscheinlichkeit bzw. -geschwindigkeit anpassen 642. Zum Zweiten mt~ssen die Restriktionsauspr~.gungen insoweit prinzipiell verhaltensrelevant sein, als die Informationsauswertung die Prfiferenzfolge der zur Auswahl stehenden Handlungsoptionen beeinflusst. Wenn die Bewertung der Restriktions~.nderungen die Einsch~.tzungen tiber die subjektive Vorzugsw~rdigkeit der m6glichen Handlungsalternativen unver~ndert bel~.sst, sind hingegen keine marginalen Abschreckungseffekte zu erwarten. Dies bedeutet zum einen, dass die H~he, die Wahrscheinlichkeit oder die Geschwindigkeit der Strafen nicht g~.nzlich vernachlfissigbar erscheinen dfirfen. Marginale Anderungen der Sanktionsst~.rke bleiben beispielsweise unter der Erwartung folgenlos, dass die Normverletzung nicht entdeckt wird. Z u m anderen hat zum Beispiel die Versch~rfung einer ohnehin bereits harten Strafe auf die Mehrzahl der Normadressaten keine Wirkung, da sie zuvor bereits ausreichend abgeschreckt waren und nicht mehr erwogen, die entsprechende N o r m zu brechen. Schlieglich muss der Akteur bereit und in der Lage sein, die Informationen fiber die Strafandrohungen nicht nur w a h r z u n e h m e n und zu bewerten, sondern auch bei seiner Handlungswahl zu berficksichtigen. Die zuvor ermittelte (sanktions)normenbezogene Prfiferenz muss anders ausgedrfickt durch das konkrete Handeln des Akteurs praktisch werden. Das Ergreifen der als vorzugswfirdig erkannten Handlung kann deshalb ausbleiben, da und soweit innere oder ~.uBere Zw~.nge den Akteur davon abhalten. So kann zwar einerseits kalkuliert werden, welche Vor- und Nachteile ein Normbruch verspricht, und diese Abw~.gung dennoch handlungspraktisch folgenlos bleiben, wenn pers0nliche Dispositionen den Bruch moralisch releranter N o r m e n strikt und selbst dann verbieten, wenn das kodexkonforme Verhalten kostspielig und von anderen ausgenutzt werden k6nnte643. A u f der anderen Seite mag der Akteur zwar einsehen, dass die Normbefolgung ft~r ihn die (kosten)gt~nstigste Alternative zu sein ver-
641 Siehe Zimring (1971), S. 56: ,,If threats are to have any effect on members of an audience, information about the threat must be communicated to that audience.", sowie Grasmick/Green (1980), S. 325: ,,In order to deter, actual threats of legal punishment must be communicated to individuals.", oder von Hirsch/Bottoms/Burney/ WikstrOm (2000), S. 7: ,,Alterations in penal policy can have no marginal deterrence effects unless the relevant threats are adequately communicated to the target audience.", und dazu z. B. auch die Feststellungen yon Grasmick/Bryjak (1980), S. 487 En. 1: ,,that deterrence is a communication process ... - that, in order to deter, actual threats must be communicated to individuals - and that in the communication process the threats are mediated by individuals' perceptions before influencing behavior.". Geerken/Gove (1975), S. 499, gehen dabei so weit, restriktionsbasierte Systeme der Abschreckung als eine besondere Form yon Kommunikationsmechanismen bzw. -systemen zu definieren. 642 So auch Kleck (2003), S. 303: ,,The validity of the deterrence doctrine does not depend on an assumption that people are able to accurately estimate the absolute levels of actual punishment levels. Rather, the doctrine depends only on there being a positive correlation between perceived and actual punishment levels, such that higher actual levels generally lead to higher perceived levels.". 643 So z. B. auch Beyleveld (1979b), S. 221.
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spricht. Seine Willensschw~iche kann es ihm j e d o c h verwehren, diese Option tats~ichlich zu realisieren 644. Ob und i n w i e w e i t die A n n a h m e der A b s c h r e c k u n g s w i r k u n g von S t r a f a n d r o h u n g e n empirisch zutrifft, ist G e g e n s t a n d einer langen, bis heute anhaltenden (und teilweise nicht nur normativ verf~irbten, sondern sogar ideologisch verzerrten 645) Kontroverse. Gegenl~iufige Befunde mtissen nicht zwangsl~iufig den theoretischen Erkl~irungsanspruch des M o d e l l s insgesamt erschtittern, sondern sie k6nnen entweder n o t w e n d i g e Erg~inzungen aufzeigen o d e r -
nicht
s e l t e n e r - m e t h o d i s c h e Unzul~inglichkeiten widerspiegeln, die sich bei der empir is chen Untersuchung von S a n k t i o n s w i r k u n g e n auftun. In B e z u g a u f die G e l t e n d m a c h u n g von strafrechtlichen N o r m e n , die den G e g e n s t a n d der weit tiberwiegenden M ehr za hl entsprechender empirischer Studien bilden 646, ist beispielsweise wiederholt n a c h g e w i e s e n worden, dass die speziellen A b s c h r e c k u n g s e f f e k t e von ( b e s t i m m t e n Arten von) Strafen insoweit e inges c hr a nkt (bzw. sogar verkehrt) sind, als verurteilte Straftfiter hfiufiger rtickf~illig und d e m n a c h durch die erlittene Bestrafung unzureichend abgeschreckt werden 647. Dieser B e f und reicht gleichwohl nicht hin, um die m a n g e l n d e W i r k s a m k e i t der speziellen A b s c h r e c k u n g zu belegen 648. Z u n a c h s t
644 Siehe auch den Hinweis von Beyleveld (1979b), S. 221 f., dass ,,[t]he compulsive is someone who cannot help committing the offence despite any realisation of the costs and a wish to avoid them.". Dies gilt vor allem ftir Suchtkranke, deren Verbreitung im Unternehmen nicht unterschfitzt werden darf [vgl. allein zum Problem des Alkoholmissbrauchs die Nachweise bei Bacharach/Bamberger/Sonnenstuhl (2002), S. 638] und denen faktisch versagt zu sein scheint, bestimmte Kodexregeln zu befolgen. Siehe dazu exemplarisch die Forderungen in dem Ethik-Kodex yon Guardsmark, Inc.: ,,Each employee ... should ... remain drug free and encourage others to do so; abide by the company's drug and alcohol policy; improve physical and mental well-being; ..." [zit. in: Murphy (1998), S. 95 im Original in Grol3buchstaben]. Entsprechende Krankheiten lassen sich kaum dutch restriktionsbasierte Eingriffe heilen, sondern machen - auf Besserung angelegte - Therapien notwendig. Die Forcierung derartiger Behandlungen muss nicht nur einer moralisch begrtlndeten Sorge um das Wohlergehen der Unternehmensmitglieder folgen. Sie kann vielmehr auch originfir 6konomische Rechtfertigungsgrtinde aufweisen, da und soweit sich das Unternehmen die Dienste qualifizierter Mitarbeiter erhalten kann [vgl. z. B. Greenberg/Bies (1992), S. 440 f. m. w. N.J. 645 Vgl. auch Gibbs (1975), S. 22: ,,The positions taken in debates over the deterrence doctrine commonly reflect not a concern with its empirical validity but rather value judgments pertaining to punishment itself.", oder Nagin (1978), S. 135: ,,A decade ago there were virtually no empirical analyses of the deterrence hypothesis for non-capital sanctions. Many people held strong positions for and against deterrence, but these opinions had virtually no scientific basis.", sowie in diesem Sinne auch bereits Tullock (1974), S. 103: ,,whatever the motive or the reason for this change [i.e., that punishments should primarily rehabilitate rather than deter, T. T.], it certainly was not the result of careful scientific investigation" und S. 107 Herv. im Original: ,,All the economists ... began their studies under the impression that punishment would deter crime. All the sociologists ... began under the impression that it would not". 646 Siehe zur prinzipiellen Relevanz dieser Untersuchungen ~ r die Zwecke der vorliegenden Arbeit z. B. Hollinger/Clark (1983), S. 414: ,,the theoretical boundaries of deterrence are not necessarily limited to criminal and legal controls but can also apply to the sanctions promulgated by a formal organization.", oder Polinsky/Shavell (2000), S. 45 Fn. 3" ,,Our analysis ... is applicable in many important respects to firms and other private organizations that attempt to enforce their own internal rules". 647 Vgl. z. B. Nagin (1978), S. 95: ,,On balance, recent evidence tends to suggest that special deterrence ... is not operating.", sowie McGuire (2002), S. 195,202, und Pogarsky/Piquero (2003), S. 95 f. m. w. N. 648 Zudem ist er offenbar ungeeignet, um die Geltung genereller Sanktionswirkungen zu widerlegen. Siehe nur Ross (1981), S. 6: ,,Even with a very high recidivism rate, a low rate of total violations could indicate that deterrence was being accomplished. Conversely, violations could be widespread and general deterrence a failure even though few individual violators repeated their crimes.".
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kann die Strafe schlichtweg zu gering bemessen gewesen sein, um den individuellen Vorteil der N o r m v e r l e t z u n g aufzuheben. Z u d e m kann (und wird) die hohe Rtickfallquote auch dadurch bedingt sein, dass bei der Strafverfolgung ehemalige Straft~iter generell auffiilliger sind und schneller in das Visier der Fahnder geraten 649. SchlieBlich stigmatisiert die Bestrafung den Straft~iter, was ihn von der Gemeinschaft derart entfremden kann, dass die Kosten einer erneuten Bestrafung ihm subjektiv weniger gewichtig erscheinen und daher eine nur noch geringe A b s c h r e c k u n g s w i r k u n g entfalten. Dies hatte zur Konsequenz, dass die spezielle Abschreckung entweder ReintegrationsmaBnahmen notwendig macht 65~ die einer A u s g r e n z u n g der sanktionierten Akteure entgegenwirken, oder ftir Wiederholungst~iter scharfere Strafen vorsehen muss65~, welche die zu vermutende A b s t u m p f u n g in Rechnung stellen652. Die Bemtihungen, die A b s c h r e c k u n g s w i r k u n g y o n Strafen empirisch zu bestatigen, sind vor allem auch deshalb schwierig, weil sich die modellspezifischen Variablen nur ungenau
649 SO auch die Selektionshypothese von Pogarsky/Piquero (2003), insb. S. 96: ,,The more individuals offend, the more they expose themselves to the possibility of detection by authorities.". Siehe analog Mr den organisatorischen Kontext Arvey/Jones (1985), S. 374, wonach Vorgesetzte ihre lSberwachungsintensitfit von Merkmalen der Gef't~hrten abhfingig machen und dabei im Besonderen deren (mehr oder weniger normkonformes) Verhalten in der Vergangenheit beriacksichtigen. 650 Demgemfil3 wird mit Sanktionen auch die Rehabilitation der Straftfiter bezweckt. Siehe zu dieser Zielsetzung von (staatlichen) Sanktionen, die sich mit dem (reinen) Abschreckungsgedanken gleichwohl schwierig vereinen lfisst [so auch Fattah (1976), S. 21], z. B. Tullock (1974), S. 103; Beyleveld (1979a), S. 135 f.; Ross (1981), S. 5; Wilson/Herrnstein (1985), S. 375 f.; Duff(2001), S. 5, 15, sowie fiar die Anwendung in Unternehmen Greenberg/Bies (1992), S. 440. 65~ Genau diese Oberlegung liegt den (in Anspielung auf eine Baseballregel benannten) ,,Three Strikes"-Gesetzen zugrunde, die in den 1990er Jahren in einer Reihe von US-Staaten in Reaktion auf die als unzureichend eingeschtitzte Abschreckungswirkung der vorhandenen Strafordnungen erlassen worden sind und Wiederholungstfitern hartere (bzw. sogar dezidiert drakonische) Strafen auferlegen. Zu einer konsequenten Anwendung dieser sanktionstheoretisch und verfassungsrechtlich nicht unbedenklichen Strafbemessung [siehe z. B. Lukens (1997), S. 497-519; Vitiello (1997), S. 426; Vitiello (2002), S. 264-267] ist es indes lediglich im Bundesstaat Kalifornien gekommen [vgl. z. B. Shepherd (2002), S. 160, und zu den dortigen Regelungen im Einzelnen Vitiello (1997), S. 400-409, sowie zu einer 0bersicht der Three Strikes-Gesetzgebung in anderen Bundesstaaten ebd., S. 463-480]. Nach den inzwischen vorliegenden empirischen Untersuchungen hat sich diese Gesetzgebung (bislang) in Hinblick auf ihren Abschreckungseffekt als weitgehend unwirksam [vgl. die Befunde von Stolzenberg/D'Alessio (1997), S. 464 f.; Males/Macallair (1999), insb. S. 68; Worrall (2004), S. 293] oder sogar kontraproduktiv [so die Ergebnisse von Marvell/Moody (2001), S. 96; Kovandzic/Sloan/Vieraitis (2002), S. 408 f.; Kovandzic/Sloan/Vieraitis (2004), S. 225] erwiesen [anderer Ansicht Shepherd (2002), insb. S. 190]. Die Three Strikes-Gesetze sind folglich nicht nur aufgrund ihrer disproportionalen Strafbemessung zu kritisieren [vgl. z. B. Vitiello (1997), S. 427], sondern auch in Hinblick auf die Fehlallokation der knappen Sanktionsressourcen [siehe dazu eingehender Vitiello (2004), insb. S. 15-17]. Dennoch kann es sich - innerhalb eines vertr~iglichen Rahmens - empfehlen, Wiederholungstaten h~irter zu bestrafen, um Ersttfiter, die eventuell nur versehentlich die Norm tibertreten haben, nicht fiber Gebiahr bestrafen zu mtissen [siehe bereits Stigler (1970), S. 528 f., und zu einer formalen Modellierung des Prinzips, Wiederholungst~iter stfirker zu bestrafen, Chu/Hu/Huang (2000), S. 131 -135 ]. 652 Die h~irtere Bestrafung von Wiederholungsttitern lfisst sich auch umgekehrt als ein Strafnachlass (,,Discount") fi~r Ersttater begr0nden, um versehentliche Normverletzungen bei der Strafbemessung berticksichtigen zu k~3nnen. Vgl. von Hirsch (1992), S. 80 f.: ,,By giving the first offender a somewhat scaled-down punishment, ... the first offender is censured for his act but nevertheless accorded some respect for the fact that his inhibitions against wrongdoing appear to have functioned on prior occasions and some sympathy or tolerance for the all-too-human frailty that can lead to such a lapse.".
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operationalisieren lassen 653. So sind w e d e r das genaue Ausmaf5 der beabsichtigten N o r m v e r letzungen n o c h im Regelfall die konkrete A n z a h l der tats/achlich b e g a n g e n e n Normverst6fSe eindeutig messbar. Eine z u n e h m e n d e Kontrollintensit/at 654 kann daher zun~ichst - entge ge n den M o d e l l p r o g n o s e n - eine gr613ere Zahl von beobachteten N o r m v e r l e t z u n g e n nach sich ziehen. Dieser B e f u n d belegt j e d o c h nicht notwendig, dass von intensiveren l J b e r w a c h u n g e n keine A b s c h r e c k u n g s w i r k u n g ausgeht, da ebenso die tats~ichliche N o r m g e l t u n g z u g e n o m m e n haben kann und aufgrund der intensiveren Kontrollen lediglich m e h r N o r m a b w e i c h u n g e n entdeckt w o r d e n sind. Realistischerweise sind A n p a s s u n g s e f f e k t e abzuwarten, da den N o r m a d ressaten die ver/anderten R e s t r i k t i o n s b e d i n g u n g e n zun~ichst bekannt w e r d e n mtissen, damit sie eine Chance haben, v e r h a l t e n s w i r k s a m w e r d e n zu k 6 n n e n 655. Die (h~iufig v o r g e n o m m e n e 656) V e r w e n d u n g aggregierter Datens~itze h i n g e g e n verfehlt das M o d e l l s p e z i f i k u m , dass es nicht a u f die objektiv gegebene, sondern die j e w e i l s subjektiv w a h r g e n o m m e n e H6he, W a h r s c h e i n lichkeit und G e s c h w i n d i g k e i t von Sanktionen a n k o m m t 657. Beispielsweise w e r d e n formal festgelegte B e s t r a f u n g e n bereits einer nur geringen H 6 h e von einem H o c h s c h u l l e h r e r anders
653 Siehe pointiert ffir die abhangige Variable Gibbs (1975), S. 3 Herv. im Original: ,,the term [i.e., deterrence, T. T.] denotes an inherently unobservable phenomenon. Common sense to the contrary, we never observe someone omitting an act because of the perceived risk and fear of punishment. Observations in a particular instance may suggest that conclusion, but it would be an inference, hence debatable. The importance of that consideration in contemplating purported evidence of deterrence (or lack of it) cannot be exaggerated", S. 5: ,,>>deterrence<< cannot be defned so that the phenomenon denoted is subject to observation or measurement in any direct sense. It is inherently theoretical." und S. 6 Herv. im Original: ,,The assertion that the celerity, certainty, and severity of punishment deters crime is not directly testable.". 654 Die Intensit~it von Kontrollen variiert mit ihrer H~iufigkeit und ihrer Detaillierung. Eine geringe Kontrollintensit~t liegt demnach dann vor, wenn die Kodexiabereinstimmung nur sehr selten und sehr oberflfichlich nachvollzogen wird. Intensive Kontrollen hingegen t~berwachen im Extremfall standig die Einhaltung sfimtlicher Kodexnormen und prOfen dabei eingehend, ob die Anwendungsvoraussetzungen der Norm korrekt subsumiert worden sind und die gewtihlte Handlungsweise tats~chlich der gebotenen entspricht. 655 Vgl. z. B. Cameron (1988), S. 306: ,,To take a simple example increased police activity, in the short run, might have no impact on criminals because they do not know that it has happened or they do not believe publicity claiming that it has.", oder von Hirsch/Bottoms/Burney/Wikstr(~m (2000), S. 6: ,,To the extent that actual penal policies do not alter offenders' beliefs about the likelihood or severity of punishment, they cannot generate any marginal deterrence.", sowie Polinsky/Shavell (2000), S. 68: ,,suppose that there is a delay of at least a year before individuals fully comprehend a change in the probability of enforcement. Then if enforcement resources are increased .... there might not be a significant increase in deterrence for some time". 656 Siehe z. B. Nagin (1978), S. 99: ,,all analyses [of general deterrence, T. T.] use aggregate data on crimecommission rates and examine the association of crime commission rates with various sanction measures."; Beyleveld (1979a), S. 137: ,,The majority of research reports ... use ... >>Ecological Comparisons<<: i.e. the offence-rates of different jurisdictions over the same period, or the same jurisdiction at different times, are compared in cases where the jurisdictions vary according to the manner in which they deploy sanctions."; Cook (1980), S. 237: ,,The empirical study of deterrence has thus been concerned with aggregate rather than individual behavior."; Luckenbill (1982), S. 812: ,,deterrence research usually analyzes aggregate data"; Paternoster (1987), S. 173: ,,initial work [on the deterrent effect of legal sanctions, T. T.] was based upon aggregate-level data"; Eide (1994), S. 89: ,,most empirical studies are based on aggregate data"; von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 17 Fn. im Zitat gel6scht: ,,Most of recent deterrence research studies that have attracted attention are association studies at the aggregate level.". 657 In diesem Sinne z. B. auch Paternoster (1987), S. 174, sowie Gibbs (1975), S. 115 zur Sanktionswahrscheinlichkeit, oder Grasmick/Bryjak (1980), insb. S. 473 zur Sanktionsstfirke.
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geftirchtet w e r d e n als v o n e i n e m K l e i n k r i m i n e l l e n 658, da ftir sie nicht nur die 6 k o n o m i s c h e n 659, s o n d e r n v o r a l l e m a u c h die s o z i a l e n E f f e k t e einer Strafe ( g l e i c h w e l c h e r HOhe) vers c h i e d e n sind 66~ Z u d e m variiert die S a n k t i o n s w a h r s c h e i n l i c h k e i t z u m B e i s p i e l m i t der g e s e l l schaftlichen RollenzugehOrigkeit
TM. F o l g l i c h
v e r b i e t e n sich g a n z o f f e n b a r e n t s p r e c h e n d e D a -
t e n a g g r e g a t i o n e n , die diese U n t e r s c h i e d e e i n e b n e n u n d an d e n j e w e i l s i n d i v i d u e l l e n E n t s c h e i d u n g s p r o z e s s e n der A d r e s s a t e n
vorbeigehen662.
658 SO auch Cook (1980), S. 217 f.: ,,An arrest for shoplifting, followed by a dismissal of charges, may be of little consequence for an unemployed teenager but may ruin the life of a college professor.". Vgl. ferner zu der individuell unterschiedlichen Wirksamkeit von Sanktionen z.B. Grasmick/Green (1980), S. 326; Hollinger/Clark (1983), S. 415; Sherman (1993), insb. S. 450 f., sowie generell Grasmick/Bryjak (1980), S. 475: ,,what is felt extremely costly (or rewarding) by one individual may be considered insignificant by another.". 659 Vgl. nur Grasmick/Green (1980), S. 326: ,,two individuals might believe they would be fined $100 if arrested for an offense. One, however, might consider this penalty trivial while the other considers it extremely costly.". 660 Dem liegt die Vermutung zugrunde, dass die Abschreckungswirkung von Strafen insbesondere auch auf die informellen Sanktionen einer Stigmatisierung des Bestraften zurtickzu~hren sind [siehe dazu auch Zimring (1971), S. 82 f.; Zimring/Hawkins (1973), S. 190 f.; Gibbs (1975), insb. S. 84; Grasmick/Bryjak (1980), S. 487 En. 2; Grasmick/Green (1980), S. 329; Paternoster/Iovanni (1986), insb. S. 754; Paternoster (1987), S. 209-213; Nagin (1998), S. 19-23; von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 35], die umso gewichtiger erscheinen mtissen, je bedeutender einem Akteur seine soziale Reputation ist. Siehe auch von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 6: ,,there is empirical evidence that offenders having significant social ties and stakes in conformity may be more concerned about risks of punishment than those having weak social ties.", sowie zur Veranschaulichung die Illustration (anhand) eines Hochschullehrers: ,,Imagine that as a university professor, l contemplate the use of marijuana but resist because I fear that I am caught and arrested, both my job and the hard-earned respect of my colleagues could be jeopardized. I have refrained from criminal involvement not from any fear of a large fine (the one that could be imposed would be affordable), but because of the close affiliational ties and material commitments I have established. Because the social and occupational costs are so high, I (and many like me) do not even take the next step and evaluate the threat posed by formal legal sanctions." [Paternoster (1987), S. 211 Herv. im Original]. 661 Vgl. z. B. Zimring (1971), S. 47; Zimring/Hawkins (1973), S. 125; Rowe~Tittle (1977), S. 223; Eide (1994), S. 36; Bergeron/McKelvie (2004), S. 76. 662 So auch Luckenbill (1982), S. 812: ,,aggregate analysis generally excludes the target's decision-making, and this makes it difficult to determine what the target considers in deciding between compliance and opposition", und in diesem Sinne auch Geerken/Gove (1975), S. 498: ,,Unfortunately, results obtained by such methods [i.e., correlations at the aggregate or ecological level, T. T.] are subject to many interpretations of what actually happens at the individual level.", sowie zu der entsprechenden Unterscheidung von Makro- und MikroUntersuchungen t~ber die Abschreckungswirkung von Sanktionen Kleck (2003), S. 296 f.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument Wenngleich im Detail Unklarheiten tiber die Effektivit~it von Strafen bleiben 663, ist ihr ab-
schreckender Effekt im U n t e r n e h m e n s k o n t e x t nicht unplausibel. Allerdings gentigt es auch bei einer outputorientierten Perspektive keineswegs, allein die A b s c h r e c k u n g s w i r k u n g zu betrachten, wie sie sich aus dem (mehr oder weniger zutreffend) kalkulierten Risiko ergibt, im Falle einer K o d e x v e r l e t z u n g bestraft zu werden. Z u m einen wird die K o d e x g e l t u n g weiterreichen, wenn die I m p l e m e n t i e r u n g s m a B n a h m e n nicht nur K o d e x v e r l e t z u n g e n zurtickdr/ingen, sondern es letztlich zur W i r k u n g haben, die A k z e p t a n z des K o d e x insgesamt zu steigern. Z u m anderen agieren die Kodexadressaten nicht nur als atomisierte Kalkulatoren 664. Ihre Urteilsbildung wird vielmehr auch durch soziale Verbundenheiten und einen (mehr oder weniger und inhaltlich durchaus unterschiedlich ausgepr~igten) Sinn ftir Gerechtigkeit beeinflusst 665. D e m gem/aB dtirfen Strafen weder unbegrtindet ausgesetzt 666 noch in beliebiger H6he festgesetzt werden 667. Stattdessen mtissen die Sanktionsnormen ffir s~imtliche K o d e x a d r e s s a t e n in prinzipiell gleicher Weise gelten sowie die Schuld des Delinquenten und die Wichtigkeit der tibertretenen K o d e x n o r m berticksichtigen, um grundlegenden Gerechtigkeitsvorstellungen nicht eklatant zu widersprechen. Die Gleichbehandlung vergleichbarer K o d e x v e r l e t z u n g e n und eine m6glichst tatproportionale Strafzumessung gebieten sich nicht nur aus normativen Erwagungen. Dartiber hinaus
663 Meta-Analysen bzw. IJbersichten des Stands der empirischen Forschung findet man z. B. bei Gibbs (1975), S. 145-216; Nagin (1978), S. 99-135; Cook (1980), S. 238-259; Paternoster (1987), S. 175-194; Cameron (1988), S. 307-315; Eide (1994), S. 115-176; Nagin (1998), insb. S. 12-33; von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 11-37, 45-49; Mendes/McDonald (2001), insb. S. 594-596; McGuire (2002), S. 192-195; Doob/Webster (2003), S. 147-187. Insgesamt positive Einschfitzungen t~ber das Vorhandensein eines Abschreckungseffekts fiul3ern beispielsweise Geerken/Gove (1977), S. 424: ,,the bulk of the new evidence points to a deterrent effect", oder Nagin (1998), S. 3: ,,my review leads me to conclude that the evidence for a substantial deterrent is much firmer than it was fifteen years ago.", sowie von Hirsch/Bottoms/Burney/Wikstr6m (2000), S. 1: ,,there is by now unequivocal evidence that ordinary people can sometimes be deterred by both formal and informal sanctions. There are also good reasons for believing that the criminal justice system as a whole exercises a deterrent effect". Ein eher kritisches Rest~mee hingegen ziehen Beyleveld (1979a), S. 142: ,,Taking deterrence research as a whole, it must be concluded that, although there is some persuasive evidence for deterrent effect in some situations .... most studies are inconclusive, the main reasons being methodologically defective designs or procedures and inadequate deterrence criteria.", oder Paternoster (1987), S. 186: ,,The review of the literature shows that support for the deterrent effect of perceived certainty is most likely to be found in those studies that are methodologically weakest.", S. 188: ,,With only a few exceptions the findings from these studies offer very little support for the deterrent efficacy of perceived severity." und S. 214: ,,No matter how sophisticated the study or how valiant the effort, very little relationship may exist between people's estimates of the certainty and severity of punishment and their behavior.", sowie McGuire (2002), S. 192: ,,findings in support of deterrence theory have consistently proved elusive.". 664 Vgl. auch Sunstein/Schkade/Kahneman (2000), S. 240: ,,studies strongly suggest that intuitive punishment judgments are not directly tailored to consequentialist goals.". 665 Siehe zu diesen Verhaltenspr~.missen nochmals oben, S. 398 ft. der vorliegenden Arbeit und die dort angegebenen Nachweise, sowie konkret f't~r die Einschatzung von Bestrafungen die auf der Basis experimenteller Untersuchungen zur Akzeptanz richterlicher Strafzumessungen gezogene Schlussfolgerung von Sunstein (2003), S. 175: ,,The most general conclusion is that people are intuitive retributivists. Their moral intuitions are inconsistent with the economic theory of deterrence. Those intuitions are grounded in outrage.". 666 Siehe auch Milbourne/Francis (1980), S. 56. 667 Vgl. auch Ball/Trevino/Sims (1994), S. 300.
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haben empirische Untersuchungen gezeigt, dass die Verhaltenswirkung von Sanktionen davon abhfingt, ob die Akteure die verh~,ngten Strafen im Ergebnis als mehr oder weniger gerecht einschfitzen 668. Ungerechte, weil uneinheitliche oder u n a n g e m e s s e n e Sanktionen kOnnen das Gerechtigkeitsgeftihl der Unternehmensmitglieder nachhaltig stOren669 und in der K o n s e q u e n z die Legitimit~.t des K o d e x selbst in Mitleidenschaft ziehen670. H i n g e g e n k6nnen Bestrafungen, die als gerecht w a h r g e n o m m e n werden, die normative Verbindlichkeit der K o d e x n o r m e n z u m A u s d r u c k bringen 671 und im Falle einer a n g e m e s s e n e n bzw. als angemessen w a h r g e n o m m e nen Sanktionierung dem Gerechtigkeitsempfinden dienstbar sein 672.
(c) Prozessorientierte Modelle Die V e r m u t u n g liegt nahe, dass die Bestrafungen verantwortlicher Delinquenten von Dritten zwar als gerecht w a h r g e n o m m e n werden m6gen, aber dennoch durch die speziellen Sanktionsobjekte selbst abgelehnt werden 673. Die Sanktionsobjekte werden Strafen gemeinhin v e r m e i d e n wollen, da es dem W e s e n der Strafe entspricht, ihnen einen Nachteil aufzuerlegen 674. Diese A b l e h n u n g kann insoweit fehlgehende K o n s e q u e n z e n der Bestrafung zur Folge haben, als das V e r h a n g e n von Sanktionen Aggressionen und Reaktanz der speziellen Sanktionsobjekte schafft, die sich gegen den Kodex, das Sanktionssubjekt und das U n t e r n e h m e n insgesamt richten k6nnen675. Dennoch ist es keineswegs geboten, a u f negative Sanktionen zu
668 Vgl. z. B. Arvey/Jones (1985), S. 393: ,,individuals who are punished form judgments about whether the punishment was fair or equitable ... such attributions will guide their responses to the punishment.", und Ball/Trevino/Sims (1992), S. 310: ,,disciplined subordinates can be expected to react positively or negatively to punishment depending primarily upon their evaluation of the incident as just or unjust.", oder Trevino~Weaver (1998), S. 101: ,,findings suggest that justice evaluations are extremely important to subordinates' reactions to punishment.". Dies gilt im Ubrigen Rir die Adressaten nicht nur der Kodex-, sondern ebenso der Sanktionsnormen, da und soweit sich die Sanktionssubjekte dagegen wehren, ihnen unfair erscheinende Strafen zu verhfingen [vgl. z. B. Legge/Park (1994), S. 596, oder Nagin (1998), S. 36]. 669 Vgl. z. B. von Hirsch (1992), S. 56: ,,People have a sense that punishments scaled to the gravity of offenses are fairer than punishments that are not.". 67o Siehe dazu auch Skarlicki/Folger/Tesluk (1999), S. 100: ,,Unjust treatment can elicit retribution, and those who feel unfairly treated might retaliate and punish those who are seen responsible for the problem.". 671 So auch Niehoff/Paul/Bunch (1998), S. 592: ,,Observers would want to send a clear message to violators that deviations from the rules will not be tolerated.". 672 Vgl. O'Redly/Puffer (1989), S. 48: ,,The positive impact of sanctions on perceptions of equity is consistent with equity theory ... in that the use of sanctions bring into balance the ratio of a person's own inputs to outcomes with that of a co-worker.", oder Niehoff/Paul/Bunch (1998), S. 589: ,,To maintain high levels of commitment and motivation among employees, punishment events must meet coworker convictions that rulebreakers should get what they deserve ... A sense of >just punishment< prevails", sowie Weaver/Trevino (1999), S. 323: ,,punishment for misconduct may signal that the organization upholds standards of justice". 673 Siehe zu solchen Diskrepanzen auch Trevino (1992c), S. 669: ,,observers' reactions may be quite different from those of the punishment recipient.". 674 Siehe zum Begriff der Bestrafung nochmals oben, S. 466 und ngher S. 471 ff. der vorliegenden Arbeit. 675 Vgl. z. B. Milbourne/Francis (1980), S. 55 im Original z. T. kursiv: ,, Punishment may cause a punished worker to avoid or counterattack the punisher. Just as the supervisor punishes the worker for inappropriate behavior, the worker may punish the supervisor for causing displeasure. This may be done by sabotage or
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verzichten, da diesen nicht intendierten Nebeneffekten durch eine geeignete Verfahrensftihrung begegnet w e r d e n kann 676. So folgt aus empirischen Untersuchungen, dass Bestrafungen nicht nur generell, sondern auch aus der Sicht der speziellen Sanktionsobjekte positiver bewertet werden, w e n n der Prozess der Sanktionierung gerecht gestaltet ist, das heiBt, Aspekte der Verfahrensgerechtigkeit beachtet worden sind 677. D i e -
lange Zeit vernachlfissigte 6 7 8 -
Bedeutung fairer Prozeduren reicht dabei so weit, dass die Akteure selbst ftir sie unvorteilhafte Ergebnisse und gewichtigere Nachteile eher akzeptieren, sofern sie das Verfahren nachvollziehen k6nnen, das der B e m e s s u n g dieser Strafen zugrunde liegt, und es als gerecht bewerten 679. Positive Einsch~tzungen der prozeduralen Gerechtigkeit k6nnen ihrerseits w i e d e r u m das Ansehen der sanktionierenden Instanz(en) wie auch die Autorit~it des K o d e x st/~rken68O. Ein Sanktionierungsverfahren gilt dann als gerecht, wenn tiber die ( A n g e m e s s e n h e i t der vorab vorgesehenen und konkret zu verhfingenden) Strafe fair entschieden w o r d e n ist. Dies
>>malicious obedience.<<", sowie speziell fiir Unternehmenskodizes Nijhof/Fisscher/Looise (2000), S. 35: ,,Because of this coercion it is a natural reaction to resist to a certain extent". Dies erkl~irt den sog. Aufschaukelungseffekt, der Strafen insofern unterstellt wird, als die auf Bestrafungen folgende wiederholte und unter Umst~inden zunehmende Kodexdevianz immer strengere Sanktionen nach sich zieht, auf die wiederum mit umso heftigeren Widerst~inden reagiert wird [vgl. z. B. Rohl (1987), S. 205]. Siehe zu einer reaktanztheoretischen Begrtindung dysfunktionaler Effekte von Sanktionen, die ausschlief31ich in Hinblick auf ihre Abschreckungswirkung bestimmt werden, auch Braithwaite (1997), S. 322-326, der in diesem Zusammenhang von einer Abschreckungsfalle (,,deterrence trap") spricht (ebd., S. 325). 676 Siehe z. B. Brockner/Konovsky/Cooper-Schneider/Folger/Martin/Bies (1994), S. 398: ,,If the depriving party acted in a procedural fair manner, recipients have fewer reasons for reacting negatively to adverse outcomes.". 677 Vgl. z. B. Bies/Shapiro (1988), S. 676; Tyler (1990), S. 162 f.; Ball/Trevino/Sims (1993), S. 61; Sherman (1993), insb. S. 452, 463; Ball/Trevino/Sims (1994), S. 302; Brockner/Konovsky/Cooper-Schneider/Folger/Martin/Bies (1994), S. 398; Paternoster/Brame/Bachman/Sherman (1997), S. 192; ROhl (1997), S. 7; Tyler (2000), S. 119 f.; Tyler/Huo (2002), S. 7. 67s Vgl. z. B. Folger/Konovsky (1989), S. 115: ,,procedural justice has been neglected until recently". 679 Vgl. z. B. Tyler~Lind (2001), S. 65: ,,Understanding why people place so much importance on procedural fairness helps us to understand why people are often willing to voluntarily accept decisions that they do not agree with" und S. 68: ,,the research literature shows that people more readily accept and obey decisions made in ways they evaluate as fair, regardless of the favorability of the outcome.", oder Paternoster/Brame/Bachman/Sherman (1997), S. 165 Herv. im Original: ,,the manner in which sanctions are imposed has an independent and more powerful effect ... than the sanction outcome itself'' und ebd., S. 166 im Original kursiv: ,,compliance may depend as much or more on the procedural fairness of sanction delivery as it does on the characteristics of the sanction imposed (i.e., its certainty and severity).", sowie Walker/LaTour/Lind/Thibaut (1974), S. 304 f.; Folger/Rosenfield/Grove/Corkran (1979), S. 2254 im Original kursiv: ,,fair process effect"; Folger/Greenberg (1985), insb. S. 149; Bies/Shapiro (1988), S. 676; Folger/Konovsky (1989), S. 125; McFarlin/Sweeney (1992), S. 626; Bierhoff(1992), S. 164; Ball/Trevino/Sims (1993), S. 49; Brockner/Konovsky/Cooper-Schneider/Folger/Martin/Bies (1994), S. 398; ROhl (1997), S. 7. 68o Vgl. z. B. Folger/Konovsky (1989), S. 125: ,,perceptions about the procedures ... make a unique contribution to organizational commitment and trust in supervisor."; Korsgaard/Schweiger/Sapienza (1995), S. 67: ,,perceptions of procedural fairness are positively related to trust in the leader or decision maker"; Tyler (2000), S. 120: ,,procedural justice promotes deference to social rules because it promotes the belief that authorities are legitimate" und S. 121: ,,Those authorities that use fair decision-making procedures are viewed as more legitimate"; Tyler/Huo (2002), S. 15: ,,The individual who experiences fair procedures is encouraged to trusts the authorities. Conversely, when an individual trust the authorities, he or she is more likely to see their actions as fair.".
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beinhaltet sorgf'altige und unvoreingenommene Abw~igungen darfiber, ob der Akteur tats~ichlich eine Kodexnorm schuldhafl fibertreten hat, wie schwer diese Normverletzung wiegt und welche Bestrafung daher geboten sein soll. Prozedural faire Abw~igungen werden dabei m6gliche Exkulpationsgrfinde angemessen befiicksichtigen und den (potentiellen) Delinquenten ausreichende M6glichkeiten einr~umen, ihren eigenen Standpunkt zu erkl~iren und gegebenenfalls zu erlgutern, warum es aus ihrer Sicht (nicht) zu dem Kodexverstol3 gekommen ist, der ihnen zur Last gelegt wird. SchlieBlich gilt es transparent zu machen, aus welchen Grfinden eine Bestrafung in der vorgesehenen H6he als angemessene Sanktion bestimmt worden ist TM Es mfissen mit anderen Worten sowohl die Rechtfertigungsg~nde der Strafe im Allgemeinen wie auch die konkret ffir die zu vollstreckende Sanktionierung sprechenden Argumente vermittelt werden, damit der Akteur (und die Gesamtheit der Kodexadressaten) die Notwendigkeit und die Angemessenheit der Bestrafung einsehen kann682. Da sich nicht immer im Einzelnen nachweisen l~isst, dass die Urteile darfiber, ob und in welchem AusmaB ein Unternehmensmitglied zu bestrafen ist, tatsfichlich neutral und richtig gefasst worden sind, werden die Einschgtzungen fiber die anzunehmende Fairness des Verfahrens der Urteilsfindung auch davon abhfingen, fiir wie glaubwiirdig die Sanktionsinstanzen generell gehalten werden 683. Wie schon bei der Persuasionsstrategie 684 kommt der Glaubwfirdigkeit der kodexsetzenden Instanz, die letztlich auch die (Art der) restriktionsbasierte(n) Implementierung autorisiert 6s5, daher eine zentrale Rolle ZU 686. Diese Eigenschafl ist einer eindeutigen und direkten Messung entzogen. Aus diesem Grunde werden die Einsch~tzungen fiber die Glaubwfirdigkeit zum einen auf der Basis vergangener Verhaltensweisen und vorliegender Erfahrungen (und entsprechend bed~ichtig) gebildet 687. Zum anderen bedingt es jedoch
681 SO auch O 'Reilly/Puffer (1989), S. 50: ,,in order for punishment to be effective it is critical that a clear rationale be provided and understood. Failure to accomplish this may lead to feelings of fear, mistrust and collective action in retaliation", ferner Conlon/Fasolo (1990), S. 844: ,,powerful role that explanations can play in dispute resolution", oder Brockner/Konovsky/Cooper-Schneider/Folger/Martin/Bies (1994), S. 398: ,,people [must, T. T.] believe that the reasons underlying a resource allocation decision were clearly and adequately explained to them". 682 Siehe auch Milbourne/Francis (1980), S. 57: ,, Punishment is more effective when clear reasons are communicated to employees concerning why the punishment occurred, what the contingency is, and what the consequences of the behavior are in the future.", sowie Tyler (2000), S. 122: ,,When authorities are presenting their decisions to the people influenced by them, they need to make clear that they listened to and considered the arguments made by the various parties to the dispute. They should also explain how those arguments have been considered and why they have been accepted or rejected.". 683 Dies erkl~rt, class ,,people are more effectively punished by people who they trust and have confidence in rather than by people who they distrust." [Milbourne/Francis (1980), S. 56]. 684 Siehe nochmals oben, S. 446 ft. der vorliegenden Arbeit. 685 Siehe nochmals oben, S. 470 ft. der vorliegenden Arbeit. 686 Vgl. auch Tyler (2000), S. 122: ,,judgments about the trustworthiness of the authorities are the primary factors shaping evaluations of the fairness of the procedures used by those authorities". 687 Siehe in diesem Sinne auch Masterson/Lewis/Goldman/Taylor (2000), S. 746: ,,results suggest that an employee's perceptions of the fairness of a singular event, such as a performance appraisal procedure or a meet-
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die Bedeutsamkeit dieser Bewertungen, dass die betroffenen Untemehmensmitglieder bereits schwache Signale sehr aufmerksam w a h m e h m e n und sensibel auf erste Anzeichen reagieren, die der Glaubwiirdigkeit eines Akteurs widersprechen 6ss. Sollten sich positive Einsch/itzungen nachweislich als Irrtum erweisen und das Vertrauen in die Glaubwiirdigkeit einer Instanz entt~iuscht werden, lassen sich die resultierenden Glaubwiirdigkeitsverluste nur schwer wieder korrigieren und w~ihren entsprechend lange689. Die Kommunikation dartiber, warum eine bestimmte Bestrafung angemessen sein soll, adressiert in erster Linie das spezielle Sanktionsobjekt und muss insoweit vertraulich gehandhabt werden, als die Pers6nlichkeitsrechte des Akteurs zu respektieren und seine Strafe nicht ausschlieglich zu instrumentalisieren ist. Die Wtirde der PersOnlichkeit des Delinquenten zu wahren und seine Rechte zu achten, stellt vielmehr eine grundlegende Voraussetzung daf'tir dar, dass ein Verfahren als gerecht angesehen werden kann 69~ und die Entfremdung des Normbrechers von der Gemeinschaft begrenzt 691. Dennoch wird die Vorgehensweise bei der Zuerkennung von Strafen nicht nur durch die speziellen Sanktionsobjekte erfahren, sondem durch eine gr6gere Zahl von Untemehmensmitgliedem beobachtet und ebenfalls hinsichtlich ihrer prozeduralen Gerechtigkeit bewertet. Zur Erreichung genereller Sanktionswirkungen ist es geradezu unabdingbar, die spezielle Bestrafung und die zugrunde liegenden Argumente transparent zu machen. Dies kann und muss gleichwohl in dem Mage anonymisiert erfolgen, dass die Rechte der Sanktionsobjekte ausreichend geachtet werden692. Die Verfahrensgerechtigkeit wird die Ergebnisperspektive nicht st~indig und in jedem Falle t~berblenden k6nnen 693. Ihre besondere Bedeutung findet jedoch darin Ausdruck, dass durch
ing with a supervisor, become integrated into her or his history of experiences with the accountable party, which in turn influences the employee's ultimate attitudes and behaviors toward that party.", sowie Conlon (1993), S. 1120: ,,More frequent interaction may increase the stability of opinions about the organizational mechanism.". 68s Siehe in diesem Sinne z. B. Bies/Shapiro (1988), S. 677: ,,any appearance of impropriety in making the decision on the part of the decision maker will render the procedure suspect". 689 Vgl. Tyler~Lind (2001), S. 80 m. w. N.: ,,There are studies that show that people pay particular attention to even the slightest evidence of unfair treatment ... and that they respond to false representations of fair treatment with extremely negative reactions", ferner z. B. auch Sherman (1993), S. 465: ,,in comparing procedural to substantive unfairness, the former seems to do far more harm to legitimacy.". Die Befunde von Brockner/Tyler/Cooper-Schneider (1992), insb. S. 256, schlieglich zeigen, dass dann besonders negative Reaktionen zu erwarten sind, wenn Akteure tiber ihre dezidiert positiven Bewertungen desillusioniert werden. 690 Vgl. z. B. Leventhal (1980), S. 46; Tyler (1990), S. 172; Bierhoff(1992), S. 165; Niehoff/Moorman (1993), S. 534; Sherman (1993), S. 463; Paternoster/Brame/Bachman/Sherman (1997), S. 168; Tyler (2000), S. 122; Tyler~Lind (2001), S. 76; Tyler/Huo (2002), S. 52. 691 Vgl. auch Sherman (1993), S. 463-465. 692 lnsofern ist die Empfehlung von Gellerman (1989), S. 90, entsprechend zu relativieren: ,,A trespass detected should not be dealt with discreetly. Managers should announce the misconduct and how the individuals involved were punished. Since the main deterrent to illegal or unethical behavior is the perceived probability of detection, managers should make an example of people who are detected.". 693 So auch Tyler~Lind (2001), S. 78, deren Erklgrung ,,also leaves room for outcome fairness judgments to take precedence in some particular situations.", oder McFarlin/Sweeney (1992), S. 634: ,,distributive and proce-
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eine gerechte Verfahrensstrukturierung im idealen Fall sichergestellt ist, dass gerechte Ergebnisse fiber die Zuerkennung einer Strafe erzielt werden 694. Hinzu kommt, dass faire Verfahren aus normativen Grtinden geboten sind, da Kodizes, die ethisieren sollen, nicht in einer Weise zur Geltung gebracht werden k6nnen, die Kriterien der Fairness ignoriert. SchlieBlich lassen sich so Dysfunktionalit/iten eind/~mmen. Uber die Gerechtigkeit eines Verfahrens werden Beobachter und Betroffene insbesondere unter solchen Umst/~nden reflektieren, bei denen sie die verh/~ngten Sanktionen nicht unmittelbar nachvollziehen kOnnen oder als pers6nlichen Nachteil wahrnehmen695. Zwar mag ein gerechtes Verfahren nicht immer und vor allem dann nicht ausreichen, die Zustimmung des speziellen Sanktionsobjekts zu gewinnen, wenn ihm aufgrund der Schwere der Normverletzung eine besonders merkliche Strafe aufzuerlegen ist. Ein als gerecht perzipiertes Vorgehen bietet jedoch fraglos bessere Bedingungen, um eine grundsatzliche Ablehnung der Strafe abzuwenden 696. In Unternehmen(sbereichen), in denen eine mangelnde Einsicht in die Richtigkeit der Kodexnormen und die Faimess ihrer Bewehrung verbreitet ist, kOnnen sich in der Folge Subkulturen entwickeln, die den Kodex, seine Normen und seine Bewehrung sabotieren. Solche Bereiche bieten dem speziellen Sanktionsobjekt die Gelegenheit und Genugtuung, seine Bestrafung zu vergelten 697. Hingegen werden die zu f'tirchtenden Widerst/~nde des Akteurs unter der Voraussetzung deutlich reduziert, dass in seinem sozialen Umfeld (der Gruppe oder der Abteilung innerhalb des Untemehmens) die Notwendigkeit der (und konkret auch seiner) Strafe anerkannt wird. Aggressionen gegen die Kodexbewehrung k6nnen dann entsprechend wenig auf soziale Akzeptanz hoffen. Vielmehr
dural justice have different predicitive roles depending on whether the outcome in question is personal or reflects more general evaluations of legal institutions or their representatives", sowie die Befunde von Conlon/Fasolo (1990), S. 841, und Conlon (1993), S. 1120. 694 Vgl. dazu generell nur Rawls (1996), S. 106 Fn. nach Satz 1 im Zitat gelOscht: ,,Diese Betrachtungen legen es nahe, die Verteilung als Frage der reinen Verfahrensgerechtigkeit zu behandeln. Der intuitive Gedanke ist der, das Gesellschaftssystem so zu gestalten, dab immer nur etwas Gerechtes herauskommt, mindestens solange es sich in einem bestimmten Rahmen hfilt.", und mit explizitem Organisationsbezug Niehoff/Moorman (1993), S. 534: ,,the value of fair procedures ... is that they make it more likely that the distribution of outcomes will be fair.", oder Korsgaard/Schweiger/Sapienza (1995), S. 65 f.: ,,over the long run, fair procedures should result in individuals' receiving what they are due.". 695 So auch die Befunde von Leung/Li (1990), S. 618: ,,people attend to unfavorable outcomes and the associated procedures more thoroughly to make sure that they are justifiable and acceptable. This heightened concern for the negative components of outcomes definitely sensitizes people to procedural variations and increases the likelihood of process-control effects.", sowie Korsgaard/Schweiger/Sapienza (1995), S. 65" ,,when a decision does not meet individuals' preferences, they are more apt to carefully assess the procedures used to make the decision", oder Tyler/Huo (2002), S. 16: ,,people are most likely to think about whether the decisions of authorities are procedurally fair and trustworthy when their personal outcomes are negative or unfavorable.". 696 Siehe auch die verbreiteten Befunde, dass Verteilungsfragen zwar die Bewertung spezieller Ergebnisse beeinflussen, die generelle Beurteilung von Institutionen (wie Untemehmen und ihren Sanktionssystemen)jedoch vor allem von prozeduralen Merkmalen abhangig gemacht wird [vgl. Lind~Tyler (1988), S. 179; Folger/Konovsky (1989), S. 116, 124 f.; McFarlin/Sweeney (1992), S. 626 f., alle m. w. N.]. 697 Siehe in diesem Zusammenhang auch den Hinweis von Skarlicki/Folger/Tesluk (1999), S. 106, dass ,,retaliation can be a function not only of personality and perceptions of fairness, but also of a person's perception of common practice.".
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muss ein Reaktanzverhalten unter diesen Bedingungen nicht nur weitere formal festgelegte Sanktionen f'tirchten, sondern auch informelle Missbilligungen aus dem sozialen Umfeld aushalten. Akteuren, welche die Notwendigkeit des Kodex und seiner Bewehrung nicht einsehen wollen, bleibt daher letztlich nur die (Exit-)Option, das Unternehmen zu verlassen. Die Realisation der angestrebten generellen Sanktionswirkungen kann demnach in Hinblick auf die speziellen Konsequenzen der Bestrafung helfen, unerwfinschte Nebeneffekte abzuwehren und die durch die restriktionsbasierte Implementierung intendierten speziellen Sanktionseffekte weitergehend zu erreichen.
b" Determinanten der Sanktionsstrategie Die Determinanten der Sanktionsstrategie zur Geltendmachung unternehmensethischer Kodizes lassen sich - analog zu den Implementierungsmaf3nahmen der Persuasion 698 - danach einteilen, ob sie sanktions- oder normenbezogen sind. Die vorstehenden Ausf~hrungen haben weiterhin zum einen dargelegt, dass Einschatzungen fiber die voraussichtlichen Sanktionswirkungen nicht nur anhand der ergebnisbezogenen Sanktionsmerkmale erfolgen kOnnen, sondern das Vorgehen der Sanktionssubjekte bei der Bemessung und Verhfingung von Bestrafungen berticksichtigen mtissen. Demgemaf3 sind die sanktionsbezogenen Determinanten in output- und prozessbezogene Merkmale einer restriktionsbasierten Strategie der Kodeximplementierung zu differenzieren. Zum anderen sind die Variablen bereits eingeftihrt worden, denen aus der Ergebnis- bzw. der Verfahrensperspektive besondere Bedeutung zuzuerkennen ist, wenn die Geltung der Kodexnormen mittels Sanktionen gesteigert werden soll. Die normenbezogenen Einflussfaktoren hingegen ergeben sich nicht aus den konkreten Aktivitaten der Geltendmachung, sondern aus den korrespondierenden Kodexnormen, deren Kennzeichnung anhand der eingeftihrten Komponenten erfolgen kann699.
(1) Outputbezogene Faktoren (a) Sanktionsst~irke Die ergebnisorientierten Variablen der Sanktionsstrategie sind die Starke, die Wahrscheinlichkeit und die Geschwindigkeit der kodexbewehrenden Bestrafungen. Hinsichtlich der Sanktionsstfirke ist dabei zunachst zu unterstellen, dass die Kodexnormen umso eher eingehalten werden, je strenger ein kodexabweichendes Verhalten sanktioniert wird. Zwar ist die Androhung sehr strenger Bestrafungen keineswegs hinreichend, um die Kodexgeltung zu gewahrleisten. Selbst drakonische (maximale) Strafen k6nnen im Ergebnis praktisch bedeutungslos sein, sofern sie entweder gar nicht (minimale Sanktionswahrscheinlichkeit) oder erst
698 Siehe nochmals oben, S. 440 der vorliegendenArbeit. 699 Siehe dazu bereits oben, S. 197 ft. der vorliegendenArbeit.
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in unendlich ferner Zukunft (minimale Sanktionsgeschwindigkeit) vollstreckt werden. Da es jedoch auf die perzipierten und nicht die tats~.chlichen Auspr~.gungen der Sanktionsmerkmale ankommt, wenn die Verhaltenswirkungen von Bestrafungen prognostiziert werden sollen, kOnnen Unternehmen durchaus selbst unter der Bedingung Verhaltenseffekte erzielen, dass sie HOchststrafen nur androhen, aber kaum vollstrecken. Dies ist konkret dann zu erwarten, wenn die Strafh0he dem (risikoaversen) Akteur prohibitiv erscheint, sich die Kodexfibereinstimmung ohne gr0Beren Aufwand realisieren l~.sst und eine genauere Analyse der Anreizkonstellation unterbleibt. Unter diesen Voraussetzungen kann bereits eine als nur minimal von Null verschieden eingeschfitzte Sanktionswahrscheinlichkeit genfigen, um den Kodexnormen Geltung zu verschaffen, und eine Intensivierung der Normfiberwachung entsprechend ohne Bedeutung bleiben7~176 In die Urteilsfindung der Kodexadressaten gehen jedoch nicht nur ihre (mehr oder weniger rationalen) Kalkulationen fiber die Vor- und Nachteile der Normbefolgung ein 7~ Vielmehr werden diese Entscheidungen auch von normativen Erwfigungen geleitet und im Besonderen den Einsch~.tzungen darfiber, ob die vorgesehenen Sanktionen mit dem Gerechtigkeitsempfinden der Organisationsmitglieder vereinbar sind 7~ Da und soweit die Androhung von Strafen, die bewusst drakonisch bemessen sind, offenbar jede Verh~.ltnismfiBigkeit vermissen lfisst, widerspricht ein solches Gebaren dem Gerechtigkeitsempfinden der (weit fiberwiegenden Mehrheit der) Organisationsmitglieder. In der Folge kann und wird diesen Bemfihungen der Unternehmensleitung,
die Kodexnormen
mittels unverh~.ltnism~.Biger Strafandrohungen
durchzusetzen, die Legitimit~.t abgesprochen werden. Dieser Legitimationsentzug kann auf den Kodex selbst abstrahlen, da Normen, die auf eine Weise zur Geltung gebracht werden sollen, die grundlegenden normativen Kriterien nicht standh~.lt, der angestrebten Ethisierung abtr~.glich zu sein scheinen, was ihren eigenen Gfiltigkeitsanspruch in Frage zieht. Es gilt allerdings zu beachten, dass zwar keine drakonischen, wohl aber mOglichst scharfe Sanktionen dennoch angebracht sein k6nnen, um der Verbindlichkeit der durch den Kodex gebotenen Handlungsweisen deutlich Ausdruck zu verleihen. Eine solche expressive Wirkung fiben Sanktionsbewehrungen im Allgemeinen und strenge Strafen im Besonderen aus 703. Strenge Sanktionen symbolisieren, dass die Einhaltung der Kodexnormen dem Ermessen des Einzelnen entzogen ist und eine grundlegende Pflicht markiert, die mit der Mitgliedschaft in
700 Siehe in diesem Sinne auch Luckenbill (1982), S. 823: ,,when threatened punishment is extremely severe, high and low threat believability have virtually equal impact.". v01 Zur Vermeidung von Missverstfindnissen sei zudem daran erinnert, dass MaBnahmen der Kodeximplementierung t~berhaupt nur dann erforderlich sind, wenn die Kodexnormen nicht ohnehin generell gelten. Siehe nochmals oben, S. 358 der vorliegenden Arbeit. 7o2 Sieh~eoben, S. 487 ff. und zu der zugrunde liegenden Verhaltensprfimisse S. 398 ff. der vorliegenden Arbeit. v03 Siehe generell zur expressiven bzw. kommunikativen Funktion von Strafen nur Duff(2001), insb. S. 82 im Original z. T. kursiv: ,,It [i.e., punishment, T. T.] can communicate censure ... It calls on them [i.e., offenders, T. T.] ... to recognize that they have done wrong".
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der Organisation einhergeht TM. Hohe Strafen mtissen demnach auch nicht generell ungerecht erscheinen, da und soweit ausreichend einsichtig ist, dass sie notwendig und der Tat proportional sind. Ob eine Strafe als drakonisch oder angemessen einzustufen ist, l~isst s i c h - innerhalb bestimmter Korridore - nicht objektiv belegen, sondern nur mehr oder weniger gut begrtinden. Dabei wird sich die Verh/altnism/aBigkeit der Strafe nach der (vermittelten) Wichtigkeit der zu schtitzenden Norm richten. Gewichtige(re) Normen k6nnen und sollen demnach streng(er) sanktioniert werden, um ihre Geltung nicht zu gef~ihrden. Die Normbefolgung kann zum einen insoweit bedeutsam sein, als bereits ein einmaliger VerstoB ungemein negative Folgen unmittelbar nach sich zieht. Zum anderen kann die Einhaltung der Norm aber auch deshalb vergleichsweise stark gewichtet werden, weil sie in der Weise anwendungskritisch ist, dass (beobachtete) Normverletzungen weitere Normbrtiche implizieren und daher im Ergebnis die Kodexgeltung g~inzlich erodiert. Auf diesem Hintergrund erkl/art sich, warum es in der Unternehmenspraxis keineswegs untiblich ist, im Falle von (bestimmten) Kodexverletzungen mit der Entlassung des verantwortlichen Mitarbeiters und somit einer im Unternehmenskontext sehr strengen Strafe zu drohen705. SchlieBlich sind tendenziell strengere Strafen auch deshalb geboten, weil sich generelle Sanktionswirkungen mittels Beobachtungslernen andernfalls nur sehr begrenzt realisieren lassen. Schwache Sanktionen wie Ermahnungen durch den Vorgesetzten werden auBerhalb der Dyade zwischen der Ftihrungskraft als Sanktionssubjekt und dem ermahnten Mitarbeiter als speziellem Sanktionsobjekt kaum
wahrgenommen706,t3ffentliche Rtigen verbieten sich, da
und soweit sie die Pers6nlichkeitsrechte des Delinquenten unzureichend beachten und infolgedessen die Integrit~it des Verfahrens der Bestrafung desavouieren 7~ Strenge Sanktionen, wie insbesondere die Trennung von Mitarbeitern, die mit dem Kodex ungenOgend tibereinstimmen, sind hingegen auch unter Beibehaltung der Anonymit~it des speziellen Sanktionsobjekts einfacher kommunizierbar, in der Konsequenz abteilungsi~bergreifend rasch bekannt und daher geeignet(er), um generelle Sanktionswirkungen zu entfalten.
704 Vgl. dazu auch Trevino (1990), S. 206 f.: ,,observers' justice perceptions and emotions are most positive in situations where management responds to misconduct with harsh punishment.... Thus, disciplining unethical behavior serves an important symbolic purpose, signaling to organizationalmembers that the organization is a just community where norms are upheld and consequences await those who violate them.". 705 Vgl. nochmals Ethics Resource Center (1980), S. 73; Center for Business Ethics (1986), S. 86; Berenbeim (1987), S. 16; Mathews (1987), S. 116 f.; Mathews (1988), S. 60; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 39-41; Center for Business Ethics (1992), S. 865; Kaye (1992), S. 862; Lefebvre/ Singh (1992), S. 807; Wood(2000), S. 295; Carasco/Singh (2003), S. 88 f. 706 Vgl. in diesem Sinne auch Trevino/Youngblood (1990), S. 384: ,,Mild punishment did not seem to influence observers' behavior at all". v07 Siehe z. B. auch Ball/Trevino/Sims (1993), S. 49: ,,The organizational punishment literature prescribes that punishment be carried out in private because private punishment is more constructive and instructive".
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(b) Sanktionswahrscheinlichkeit Die Sanktionswahrscheinlichkeit gibt an, mit welcher Bestimmtheit Kodexmissachtungen Bestrafungen nach sich ziehen. Sie setzt sich bei n ~ e r e m Hinsehen aus der Wahrscheinlichkeit von (mindestens) zwei Ereignissen zusammen, da die mangelnde Einhaltung einer Kodexnorm zun/~chst festgestellt (Aufdeckungswahrscheinlichkeit) und im Anschluss dann auch tats/ichlich - entsprechend der gt~ltigen Sanktionsnorm - sanktioniert werden muss (Vollzugswahrscheinlichkeit). Je gr6ger die Aufdeckungswahrscheinlichkeit ist, desto weniger Kodexmissachtungen bleiben unentdeckt. Mit zunehmender Vollzugswahrscheinlichkeit hingegen werden unterlassene Normsanktionen seltener. Die Beziehung zwischen den aufgedeckten Kodexverletzungen und den vollzogenen Kodexsanktionen (sowie die korrespondierenden Geltungsbegriffe) illustriert Abbildung 15 708. Hervorragende Bedeutung ist der Aufdeckungswahrscheinlichkeit zuzugestehen. Sofem Bestrafungen nicht willkiJrlich oder auf der Grundlage vager Verdachtsmomente verh~ingt werden sollen, setzt die Vollstreckung einer Bestrafung voraus, mit hinreichender Sicherheit ermittelt zu haben, dass eine verbindliche Kodexnorm von einem Akteur tatsgchlich schuldhafi gebrochen worden ist. Wenn die Normverletzung jedoch feststeht, ist praktisch kein Grund ersichtlich, warum eine Verh/ingung der Strafe in der vorgesehenen H6he dann unterlassen werden sollte.
Kodexkonformes Verhalten
Kodexabweichendes Verhalten Aufgedeckte Normverletzungen Vollstreckte Normsanktionen
Unentdeckte Normverletzungen
<. Unterlassene Normsanktionen
Kodexgeltung
Sanktionsgeltung
Nichtgelmng
Abbildung 15. Obersicht verschiedener Geltungsbegriffe
vo~ Eine formal fihnliche, inhaltlich jedoch abweichende Darstellung findet sich bei Popitz (1980), S. 35. Zur Vermeidung von Missverstfindnissen sei in Hinblick auf die Gestaltung organisatorischer Sanktionen und die zu erwartenden Abschreckungseffekte erwfihnt, dass der Anteil der entdeckten und der Anteil der sanktionierten Normverletzungen voneinander unabhfingig und daher wiederum entsprechend multiplikativ verknapft sind, wenn die Akteure ihren subjektiv erwarteten Nutzen bestimmen. Untemehmerische Bestrafungen k6nnen demnach nicht abschrecken, wenn das Untemehmen entweder keine Normabweichungen entdeckt oder auf die Vollstreckung der Sanktionen gfinzlich verzichtet.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Im Falle strafrechtlicher Sanktionen werden geringere Vollstreckungsquoten gemeinhin a u f 6konomische Budgetrestriktionen des Staates zurtickgef'tihrt, da die Kosten der Vollstreckung von ( G e f ~ g n i s - ) S t r a f e n durch das G e m e i n w e s e n nicht immer (sofort) getragen werden k6nnen 7~ Irn Unterschied dazu ist es j e d o c h (nicht nur 71~ im Unternehmenskontext gerade ein Vorteil von Bestrafungen (gegentiber Belohnungen7ll), dass ihr Vollzug keine betrg.chtlichen Ressourcenaufwendungen verlangt und weitaus seltener vorkommt 7~2. Die Aussetzung yon (zuvor als angemessen bestimmten) negativen Sanktionen l~isst sich daher nicht durch 6konomische Sachzw~inge rechtfertigen. Stattdessen begrtindet die fallweise A u f h e b u n g von Sanktionsnormen nicht nur einen verminderten Abschreckungseffekt, sondern gerade dann ein Gerechtigkeitsdefizit, wenn nur bei h6herrangigen Unternehmensmitgliedern darauf verzichtet wird, sie in der vorgesehenen H6he zu bestrafen oder gegebenenfalls sogar zu entlassen. Dieses Gerechtigkeitsdefizit l~sst sich nicht mit dem Verweis heilen, dass die Dienste dieser Mitarbeiter sich weniger leicht substituieren lassen und ihr Ersatz h6here Kosten verursacht 713. Vielmehr sind einem Kodex, dessen Bewehrung vor h6heren Unternehmensr~ingen (anscheinend) haltmacht und demnach mit zweierlei Mal3 bemessen ist, die VorwOrfe, im Dienste einer Doppelmoral zu stehen, und daher geringe Geltungschancen gewiss 714. Eine gerechte Kodexbewehrung macht es hingegen unabdingbar, dass es weder von singul~.r festgelegten Merkmalen noch generell von der Hierarchieebene abh~ingt, ob eine Sanktion angewendet wird. Sanktionsnormen sollen universell und nicht nur partikular gtiltig sein. Im Umkehrschluss stellt es ftir die Glaubwiirdigkeit der K o d e x b e w e h r u n g demzufolge einen Lackmustest
709 Siehe hierzu auch die - der Abschreckungstheorie konkurrierende - Erkl~irungshypothese der Systemtiberlastung. Ein negativer Zusammenhang zwischen der Sanktionswahrscheinlichkeit und der Anzahl begangener Straftaten ist nach dieser 121berlastungshypothese nicht kausal auf die abschreckende Wirkung der angedrohten Sanktionen, sondern eine steigende Zahl von Straftaten zurtickzuNhren, die von dem (tiberlasteten) Sanktionsapparat nicht mehr mit gleicher Effektivitat geahndet werden kann [siehe dazu nur Geerken/Gove (1977), S. 429-431, sowie Geerken/Gove (1975), S. 505 m. w. N.]. 710 Dies gilt offenbar generell, wenn Straft~itern keine Freiheits-, sondern Geldstrafen auferlegt werden, die in der Okonomischen Theorie der Strafe daher auch soweit m6glich bevorzugt werden, da sie keine sozialen Kosten verursachen [vgl. nur Becket (1968), S. 193 Herv. im Original: ,,social welfare is increased if fines are used whenever feasible.", oder Polinsky/Shavell (2000), S. 51: ,,fines should be employed to the maximum extent feasible before resort is made to imprisonment." und S. 70: ,,The use of fines should be exhausted before resort is made to the costlier sanction of imprisonment."]. 7~1 Die Verteilung positiver Sanktionen setzt hingegen voraus, tiber Gtiter zu ver~gen, die von den Sanktionsobjekten tats~ichlich gesch~tzt werden. Siehe nochmals oben, S. 462 ff. der vorliegenden Arbeit, und zu dem resultierenden Knappheitsproblem positiver Sanktionen z. B. ROhl (1987), S. 205. 712 Siehe zu dieser Eigenschaft negativer Sanktionen im Unternehmen z. B. auch O'Reilly/Puffer (1989), S. 49, sowie O'Reilly/Weitz (1980), S. 479: ,,sanctions are not used frequently or against a wide range of subordinates but are typically concentrated on the occasional difficult employee.". 713 Eine solche Gegenrede ist - unabh~ingig von ihren Gerechtigkeitsimplikationen - auch bei einer origin~ir betriebswirtschaftlichen Betrachtung bedenklich, da sie sich auf Unzul~inglichkeiten im Bereich der Ftihrungskr~ifteentwicklung und Nachfolgeplanung beruft, welche die Unternehmensleitung naturgemfig nicht entlasten k6nnen. 714 Vgl. z. B. Sternberg (2000), S. 244: ,,To be worthy of respect, a code must apply, and be seen to apply, to every person in the firm.".
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dar, ob auch h6chstrangige Mitarbeiter ihrer Strafe zugeftihrt werden, wenn und wie es die Unternehmensnormen gebieten715. Als gestaltungsrelevante Variable ist daher die Aufdeckungswahrscheinlichkeit anzusehen. Die Wahrscheinlichkeit, Missachtungen des Kodex zu entdecken, ist tendenziell umso gr6f~er, je intensiver die Normeinhaltung t~berwacht und (vermeintliche) Normdevianzen analysiert werden. Demnach wird die Aufdeckungswahrscheinlichkeit dahingehend und so weir ausgelegt, dass sie nicht nur die Ermittlung vermeintlicher Kodexabweichungen, sondern zugleich die Subsumtion umfasst, ob eine bzw. konkret welche Sanktionsnorm in dem betrachteten Fall gtiltig ist. Dies beinhaltet die Wahrscheinlichkeit, dass eine bestimmte Handlung tats~ichlich als Normbruch und nicht aufgrund von relevanten Entlastungsgrfmden im Ergebnis doch als kodexkonforrn gilt. Es liegt zun~ichst sowohl aus abschreckungs- als auch gerechtigkeitstheoretischen Erw~igungen nahe, eine mSglichst hohe Aufdeckungswahrscheinlichkeit anzustreben, da Bestrafungen zum einen wenig abschrecken und zum anderen ungerecht erscheinen, wenn das Unternehmen viele Norrntibertretungen unentdeckt und damit notwendigerweise auch ungesOhnt bel~isst. Die reinen Abschreckungstheorien unterstellen zwar noch eine Substituierbarkeit zwischen der Wahrscheinlichkeit und der St~irke von Sanktionen 716. Die Pr~iventionseinbul3en einer geringeren Aufdeckungswahrscheinlichkeit liel3en sich nach dieser Auffassung (wenigstens theoretisch) dadurch kompensieren, dass entsprechend h~irtere Strafen angedroht werden 717. Eine solche Substitution ist jedoch nicht nur in Hinblick auf ihre empirische Wirksamkeit fragwOrdig vl8, sondern vor allem normativ nicht zu tolerieren, da eine derartige Imple-
715 Ein prominentes Beispiel aus jtingster Zeit liefert das Unternehmen Boeing, das sich von seinem President und CEO getrennt hat, nachdem eine pers/3nliche Beziehung zu einer Boeing-Mitarbeiterin bekannt wurde, die nicht im Einklang mit den Verhaltensrichtlinien des Unternehmens stand. Siehe die Pressemitteilung des Unternehmens vom 07.03.2005: ,,Boeing CEO Harry Stonecipher Resigns; Board Appoints James Bell Interim President and CEO; Lew Platt to Expand Role" [ira Internet unter: http://www.boeing.com/news/ releases/2005/ql/nr050307a.html (Stand: 28.06.2005)] sowie HB vom 08.03.2005, S. 1, 9, 11. 716 Vgl. z. B. dezidiert Tullock (1974), S. 107 Fn. nach dem Semikolon im Zitat gelOscht: ,,the question whether the severity of the sentence or the likelihood that it will be imposed is more important in deterring crime ... is not a very important question. Suppose a potential criminal has a choice between two punishment systems: One gives each person who commits burglary a one-in-100 chance of serving one year in prison; in the other there is a one-in-l,000 chance of serving 10 years. It is not obvious to me that burglars would be very differently affected by these two punishment systems, although in one case there is a heavy sentence with a low probability of conviction, and in the other a lighter sentence with a higher probability of conviction.". 717 Sofern man ein rationales Verhalten im Rahmen der Theorie des subjektiven erwarteten Nutzens zugrunde legt, ergibt sich - wie formal einfach gezeigt werden kann [siehe nur Becker (1968), S. 178, oder Ehrlich (1973), S. 529 f.] - das Substitutionsverh~iltnis zwischen der Sanktionsstfirke und -wahrscheinlichkeit aus der Risikopr~iferenz des Akteurs: Bei Risikoneutralit~it ist der marginale Effekt der beiden Variablen identisch; der risikoaverse Akteur wird hingegen eher vonder Sanktionsstarke, der risikoprtiferierende yon der Sanktionswahrscheinlichkeit abgeschreckt. 718 Empirische Untersuchungen kommen tiberwiegend zu dem Ergebnis, dass der marginale Abschreckungseffekt der Sanktionswahrscheinlichkeit gr6Ber ist, wtihrend der Einfluss der Sanktionsstfirke ein weitaus geringes Gewicht hat [vgl. z. B. Fattah (1976), S. 43; Geerken/Gove (1977), S. 425; Nagin (1978), insb. S. 110; Beyleveld (1979a), S. 137; Hollinger/Clark (1983), S. 399; Vitiello (1997), S. 441 f.; yon Hirsch/Bottoms/Burney/Wikstr6m (2000), S. 5; Nagin/Pogarsky (2001), S. 883 f.; Pogarsky/Piquero (2003), S. 98, sowie beson-
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mentierungsstrategie die Bestrafung der wenigen entdeckten Delinquenten unzul~issigerweise instrumentali siert 719. Trotz ihrer Bedeutsamkeit und extensionalen Auslegung empfiehlt es sich allerdings auch nicht, die Aufdeckungswahrscheinlichkeit unter allen Umst~inden zu maximieren, da eine Steigerung der Kontrollaktivit/aten Kosten verursacht 72~ und weiterhin weder immer, noch nur positive Konsequenzen hat. Selbst unter der Bedingung TM, dass sich die Einhaltung einer Norm durch geeignete Kontrollmaf3nahmen im Prinzip prtifen l~isst722, ist eine beliebige Intensivierung dieser Aktivit~iten dennoch zum Ersten deshalb nicht geboten, weil die Durchftihrung von Kontrollen Ressourcen (von Ftihrungskr~iften oder gesonderten Kontrollinstanzen) bindet. Diese Ressourcenbindung ist gleichwohl nur ein Argument gegen die Maximierung von 121berwachungsbemtihungen, nicht aber gegen intensivere Kontrollen per se. Die Erstellung und A n w e n d u n g eines Kodex sind grunds~itzlich mit einem mehr oder weniger betr~ichtlichen Ressourcenaufwand verbunden 723, wobei die Ernsthaftigkeit einer Kodexeinftihrung unter anderem auch daran ersichtlich wird, welchen Aufwand das Unternehmen betreibt, um die Geltungschancen des Kodex zu verbessern. Freilich muss intensiveren Kontrollanstrengungen, zweitens, nicht immer ein Ertrag in der Form zusatzlich entdeckter oder vermiedener N o r m a b w e i c h u n g e n gegeniiberstehen TM. So garantiert eine Zunahme der Kontrollaktivit~iten zum einen keineswegs, dass weitere Missachtungen der K o d e x n o r m e n erkannt werden. Zum anderen ist sie der generellen Pr~iventionswirkung nicht mehr dienstbar, sobald Schwellenwer-
ders dezidiert Doob/Webster (2003), insb. S. 187, die der Sanktionsstfirke jeden marginalen Effekt einer generellen Abschreckung absprechen]. Dies ist insoweit plausibel, als Bestrafungen die Aufdeckung einer Normverletzung notwendig voraussetzen und Akteure bereits geringe Strafen um der Strafe willen fiarchten und folglich vor allem abwfigen, wie wahrscheinlich ihnen die Gefahr erscheint, iaberhaupt (irgend)eine Bestrafung zu erfahren. Andere Befunde ergeben sich dann, wenn aggregierte Betrachtungen vorgenommen werden, die das notwendige Zusammenwirken zwischen der Wahrscheinlichkeit und der St~rke von Sanktionen betonen [so z. B. Mendes/McDonald (2001), insb. S. 606, oder Mendes (2004), insb. S. 69], und nicht nur das formale Strafmal3, sondem auch die informellen Sanktionen einer Stigmatisierung des Bestraften beracksichtigt werden [vgl. Grasmick/Bryjak (1980), S. 486, und kritisch dazu Paternoster/Iovanni (1986), S. 768 f.]. 719 Siehe nochmals oben, insb. S. 479 ft. der vorliegenden Arbeit. Hinzu kommt, dass eine von der Aufdeckungswahrscheinlichkeit abhfingige Bemessung der StrafhOhe den moralischen Intuitionen der Akteure widerspricht. Siehe dazu nur die Befunde von Sunstein/Schkade/Kahneman (2000), S. 250: ,,People do not spontaneously think in terms of optimal deterrence, and indeed they would be reluctant to accept an effort to build the law on the foundation of optimal deterrence theory. Their proposed punishments do not differ depending on the probability of deterrence even when this factor is specifically drawn to their attention.". 72o Vgl. dazu generell z. B. auch Stigler (1970), S. 527: ,,enforcement is costly.". 721 Siehe zu den normenbezogenen Faktoren einer restriktionsbasierten Strategie der Kodeximplementierung sogleich noch n~her S. 528 ff. der vorliegenden Arbeit. 722 Siehe zum Zusammenhang zwischen der Art der Normierung und der Effizienz unterschiedlicher Kontrollformen nochmals oben, insb. S. 388 ff. der vorliegenden Arbeit. 723 Siehe bereits oben, insb. S. 47 der vorliegenden Arbeit. v24 DemgemfiB liegt - 0konomisch betrachtet - d a s optimale AusmaB der Aufdeckungsintensit~t dort, wo die marginalen Kosten und der marginale Nutzen der Kontrollen gleich sind.
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te erreicht sind, nach deren 121berschreiten die Adressaten keine weiteren Verhaltensanpassungen erwarten lassen725. Besonders gewichtig erscheinen jedoch die Einwfinde, dass intensivere l~lberwachungen nicht nur wirkungslos, sondern der angestrebten Verbesserung der Kodexgeltung sogar abtr~iglich sein k6nnen. Dabei basiert die Vermutung dysfunktionaler Kontrolleffekte auf der Annahme, dass die Mitarbeiter des Unternehrnens intensivere 121berwachungen ihrer T~tigkeiten ablehnen, da sie mit den (Fremd-)Kontrollen eine Begrenzung ihrer diskretionaren HandlungsspieMiume 726 und ein Votum des Misstrauens durch die Unternehmensleitung verbinden 727. Diese Auslegung kann Reaktanzhandlungen zur Folge haben, sodass die Akteure gegen die Kontrollen opponieren oder sich nur noch einseitig an den kontrollierten Tatbest~inden orientieren, um negative Sanktionen zu vermeiden 728. Die Widerstande und Vermeidungshaltungen der Mitarbeiter machen intensivere Kontrollen und detailliertere Weisungen notwendig, um eine unternehmens(ziel)konforme Ausftillung der verbleibenden ErmessensspieMiume sicherzustellen, was wiederum eine noch st~irkere Ablehnung und daraufhin weitere Kontrollen nach sich zieht 729. Der Vorwurf, dass Kontrollen in einen derartigen Circulus vitiosus mt~nden kOnnen, ist seit langem und sp~testens seit der frt~hen Kritik bt~rokratischer Organisationsformen bekannt 73~ Gleichwohl w~ire es ein Trugschluss, einen solchen Teufelskreis nicht nur bestimmten, sondern 121berwachungshandlungen im Allgemeinen zuzuschreiben. Andernfalls wfiren Sanktionsbewehrungen grundsfitzlich missraten, da sie z w i n g e n d - ein gewisses Ausmag a n - Kontrollen erfordern 73~.
725 Siehe in diesem Sinne z. B. auch Beyleveld (1979a), S. 138, oder yon Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 7 f. 726 Siehe auch Tannenbaum (1962), S. 239: ,,If by freedom we mean the extent to which an individual determines his own behavior, being controlled can be seen in general to relate inversely to freedom. The more an individual's behavior is determined by others (i.e., is controlled), the less an individual is free to determine his own course of action.". 727 Vgl. z. B. Maclagan (1998), S. 61: ,,controls reflect management's lack of trust in subordinates". 728 Vgl. auch Braithwaite (1997), S. 321: ,,when we treat people as knaves they are more likely to become knaves. The less salient and powerful the control technique used to secure compliance, the more likely that internalization of the virtue of compliance will occur.". 729 Siehe in diesem Sinne bereits die entsprechende Kritik an einem Compliance-Ansatz der unternehmensethischen Implementierung, auf die oben, S. 367 der vorliegenden Arbeit, eingegangen worden war, und dazu nochmals Steinmann/Olbrich (1995), S. 329-331 ; Steinmann/L6hr (1998), S. 420-422; SteinmanrdOlbrich (1998), S. 104-108, 110; Steinmann/Olbrich/Kustermann (1998), S. 133-141; Kaptein/Wempe (2002), S. 280; Rossouw/van Vuuren (2003), S. 397; Scherer (2003), S. 436-440. 730 Vgl. nochmals Merton (1940), S. 562-568; Gouldner (1954), insb. S. 176-180; Blau (1955), insb. S. 40-44, 184-189; Crozier (1964), S. 277-2 87, und dazu auch March~Simon ( 195 8), S. 37-47; Hopwood (1974), S. 1821; Lawler (1976), insb. S. 1254-1259; Lawler/Rhode (1976), S. 83-86; Mintzberg (1979), S. 88-91; Meyer~Stevenson~Webster (1985), S. 46-49; Scott (2003), S. 334-336. 731 Siehe bereits oben, S. 369 f. der vorliegenden Arbeit, die analoge Differenzierung der Kritik an organisatorischen Normierungen, deren Konsequenzen nicht generell fehlgehen, sondern von dem Ausmag und der konkreten Ausgestaltung der Organisationsnormen abhfingig sein werden.
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Tats~chlich mtissen Kontrollen keineswegs zwangslfiufig als Votum eines Misstrauens oder als Eingrenzung des eigenen Ermessensspielraums begriffen werden. Sie k6nnen im Gegenteil sogar eine Quelle der Zufriedenheit sein, da der Akteur insoweit Bestatigung erfahrt, als an seiner Arbeit Anteil genommen wird 732 und die Kontrollen ihm attestieren, dass seine Verrichtungen wichtig 733 und in 12bereinstimmung mit den Unternehmensvorgaben sind TM. Dartiber hinaus sollen die Kodexnormen universell gtiltig sein. Sie binden daher nicht nur nachgeordnete, sondern s~imtliche Mitglieder des Unternehmens bis hin zum Topmanagement. Wie schon bei der Vollstreckungswahrscheinlichkeit muss nun genauso for die Bemtihungen zur Aufdeckung von Verst6Ben gegen den Kodex gelten, dass sie die h6heren Range des Untemehmens nicht auslassen. Dies wird zum einen deutlich, wenn die Kodexkonformit~it auf allen Ebenen der Unternehmenshierarchie Evaluationsgegenstand ist und bei Leistungsbeurteilungen berticksichtigt wird. Zum anderen verlangt eine umfassende Sanktionsstrategie, dass die 13berwachung der Kodextibereinstimmung nicht nur auf allen Hierarchieebenen, sondern auch in alle Richtungen erfolgt, da der Kodex kein Instrument sein soil, mit dem Vorgesetzte ihre Einflussnahme auf nachgelagerte Einheiten vereinfachen, verfestigen oder vermehren, sondern alle Unternehmensmitglieder in gleicher Weise verpflichtet. Um dem Eindruck entgegenzuwirken, dass der Kodex in hierarchischen Beziehungen mit der Intention zum Einsatz gelangt, die Position der tibergeordneten Organisationseinheit einseitig zu st~irken, kann es sich empfehlen, die Prtifungen der Kodexeinhaltung durch gesonderte Instanzen wahrnehmen oder zumindest begleiten und ihrerseits kontrollieren zu lassen 735. Insbesondere ist indes auch nachgeordneten Mitarbeitern die M6glichkeit einzuraumen, erkannte K o d e x m i s s a c h t u n g e n oder erlittene Kodexmissbr~iuche - (bei einer h6herrangigen und bevorzugt gesonderten Organisationseinheit) anzuzeigen 736. Dass von dieser Option zielftihrend Gebrauch gemacht und
732 So z. B. auch Niehoff/Moorman (1993), S. 532: ,,by obtaining additional information [via monitoring, T. T.], the leader shows an interest in what the employees are doing and the problems they are facing.". 733 Siehe auch den Nachweis von Larson/Callahan (1990), S. 536: ,,a supervisor's monitoring activity can serve as a cue signaling the relative importance of various tasks at work and that the perceived importance of a task in turn affects the amount of effort devoted to it.". 734 Siehe auch bereits Lawler (1976), S. 1265, wonach ,,control systems can also fulfill some important needs that people have and that for this reason many people want a control system to be present.", und ebd, S. 1268: ,,Perhaps the most important positive function a control system can perform for an individual is to give feedback about task performance.", sowie zur Feedback-Funktion von Kontrollen auch Flamholtz (1979), S. 53; Merchant (1985), S. 62; Chalykoff/Kochan (1989), S. 808; Niehoff/Moorman (1993), S. 527. 735 Siehe zur praktischen Verbreitung solcher Kodexkontrollen z. B. Cressey/Moore (1983), S. 65; Mathews (1987), S. 112 f.; Mathews (1988), S. 58 f.; Velasquez (1990), S. 240; Lefebvre/Singh (1992), S. 804, 807; Wood (2000), S. 293 f.; Carasco/Singh (2003), S. 88, sowie die bei Ethics Resource Center (1990), S. VII-6 f., zitierten Unternehmensbeispiele. 736 Siehe nur zu den entsprechenden Berichtswegen in der Untemehmenspraxis am Beispiel von Exxon Braithwaite (1997), S. 352: ,,effective control means having an organization full of >antennas.< All units of the organization had a responsibility not only to report confirmed violations of the >Business Ethics Policy< but also >probable violations.<, augerdem die Regelungen bei Marriott: ,,The integrity of the organization is diminished whenever standards are violated. The Company expects associates to report known violations to their supervisors. Associates can report ethical violations to the Law Department or Internal Audit at any
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sie nicht m i s s b r a u c h t wird, b e s t i m m t sich w i e d e r u m nach v e r f a h r e n s b e z o g e n e n Kriterien der (perzipierten) Fairness 737 und konkret danach, dass der einzelne A k t e u r d a r a u f vertrauen kann, dass seine A n z e i g e n ihm einerseits nicht z u m Nachteil gereichen, sofern er zu seinem Urteil in gutem Glauben und mit hinreichender Sorgfalt g e k o m m e n ist 738, er a u f der anderen Seite aber auch dann zur R e c h e n s c h a f t gezogen wird, w e n n wissentlich unzutreffende A u s s a g e n gemacht werden739.
time. The Company will honor all requests for confidentiality." [zit. in: Murphy (1998), S. 142] sowie zur empirischen Verbreitung unterschiedlicher Berichtswege Arthur Andersen (1999), S. 32 f.: In tiber der H/ilfte der erfassten Untemehmen kOnnen demnach direkt spezielle Compliance- oder Ethik-Beauftragte kontaktiert werden, mehr als ein Drittel der Gesellschaften haben zur Anzeige von Fehlverhalten (Telefon-)Hotlines eingerichtet. Siehe zur H/tufigkeit von Ethikbeauftragten und Informations-Hotlines auch Center for Business Ethics (1986), S. 87; Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 35 f.; Farrell/Cobbin (1996b), S. 46; Lindsay/Lindsay/Irvine (1996), S. 404; Brytting (1997), S. 673 f.; Post/Lawrence/Weber (1999), S. 136; Reichert/Webb/Thomas (2000), S. 58; Chavez/Wiggins/Yolas (2001), S. 40 f.; Guilldn/Meld/Murphy (2002), S. 173, bzw. Ethics Resource Center~Behavioral Research Center (1990), S. 38; Webley (1992), S. 19; Webley (1995), S. 7, 9; Post/Lawrence/Weber (1999), S. 136; Chen (2001), S. 396. McDonald (1999), S. 153, berichtet, dass die Hotline von Sundstrand Corporation j/ihrlich im Durchschnitt 1500 Anrufe entgegennimmt, von denen 400 Anrufer allein die Zutraglichkeit ihrer eigenen Entscheidungen diskutieren wollen. 737 Siehe auch Brooks (1989), S. 124: ,,Obviously, a fair, objective hearing process and protection for the messenger are essential to the proper functioning of an ethical code. An effective code must specify these mechanisms well enough to allay the fears of employees.". 73s Dies ist in der Unternehmenspraxis keineswegs eine Selbstverstandlichkeit. Siehe z. B. Benson (1989), S. 309 f.: ,,Several dozens corporations ask employees to tell the general counsel or some other top official of any violations of corporate policy - but only in a few cases do they promise the employee that he will not suffer.". Ethics Resource Center/Behavioral Research Center (1990), S. 38, stellen fest, dass zwar 74 % der befragten Untemehmen angeben, dass Informanten Vertraulichkeit zugesichert wird, aber immerhin 17 % der Unternehmen die Frage nicht verbindlich beantworten konnten. Nach der Erhebung von Arthur Andersen (1999), S. 33 f., ver~gen rund ein FUnftel der Untemehmen, die spezielle Berichtswege zur Anzeige von ethischem Fehlverhalten eingerichtet haben, tiber keine gesonderten MaBnahmen zum Schutz des Informanten. Rund ein Viertel der Unternehmen verzichtet darauf, den Berichtern Anonymitat zuzusichem. 739 Idealerweise werden Mitarbeiter auch dann, wenn ihnen tibergeordnete Hierarchieebenen betroffen sind, Uber Fehlverhalten im Unternehmen berichten, ohne den Schutz der Anonymitat bent~tigen zu mtissen. Ein solches Informationsverhalten ist jedoch nur unter der Voraussetzung wahrscheinlich, dass die Angaben vertraulich und gewissenhaft ausgewertet werden. Sofern hingegen die Erwartung verbreitet ist, dass die Identitat des Informanten nicht verborgen bleibt, seine Anzeigen regelmaBig zugunsten der h6herrangigen Einheiten ausgelegt oder schlichtweg ausgebremst werden und er schlieBlich sogar Vergeltung durch seine(n) Vorgesetzten aushalten muss, wird das Unternehmen auch dann nicht tiber Kodexmissachtungen in Kenntnis gesetzt werden, wenn formal ein Verfahren vorgesehen ist, dass zunachst anonyme Informationstibermittlungen gestattet. In der Praxis sollten sich Unternehmen daher weniger mit der vorderg~ndigen Frage besch~ftigen, ob und inwieweit sich die Einfiahrung von Berichtswegen empfiehlt, bei denen die Absender anonym bleiben kOnnen. Im Vergleich dazu erscheint es wesentlich bedeutsamer zu kl/iren, warum der Missbrauch anonymisierter Berichtswege tiberhaupt zu ~rchten ist und ob eine geringe Anzahl von (anonymen oder namentlich gekennzeichneten) Anzeigen tats~chlich den Rtickschluss erlaubt, dass im Unternehmen nur entsprechend selten Kodextibertretungen beobachtet werden. Siehe in diesem Zusammenhang auch das generelle Gebot bei A. G. Edwards & Sons Inc.: ,,To encourage trust, we must strive for completely open communication: management must not keep secrets and must not be defensive when criticized. We must foster an atmosphere that encourages employees to speak candidly and without fear of reprisal." [zit. in: Murphy (1998), S. 72] sowie Ethics Resource Center (1990), S. VII-3: ,,The degree to which employees will make use of an ethics hotline is largely determined by their confidence in the seriousness and genuineness of senior management's commitment to the company's ethics program.".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Z u d e m gilt es schlieBlich zu bedenken, dass es urs~.chlich nicht die Kontrollen sind, die den diskretion~.ren Handlungsspielraum einschrfinken. Vielmehr ergibt sich eine Begrenzung
des
Handlungsspielraums bereits aus den korrespondierenden Kodexnormen. Diese Begrenzung ist indes nicht zu beklagen, sondern bewusst mit dem Ziel erfolgt, dass moralisch zutr~.gliche Verhaltensweisen im Unternehmen zunehmen. Kontrollen sind hingegen gerade deshalb erforderlich, weil der Kodex Handlungsweisen gebietet, deren Ergreifen dem freien Ermessen des Einzelnen entzogen und dennoch nicht selbstverstfindlich ist. Wenn die K o d e x n o r m e n ohnehin uneingeschrfinkt gelten wfirden, w~.ren entweder der Kodex oder zumindest seine Bewehrung entbehrlich. Fehlgehende Sanktionswirkungen lassen sich daher abwenden, wenn es zu vermitteln gelingt, dass die K o d e x n o r m e n geboten sind und ihre Geltung Bewehrungen verlangt. Die Vermeidung der dysfunktionalen Kontrolleffekte setzt mit anderen Worten im Ergebnis die Einsicht voraus, dass die Notwendigkeit der Kontrollen und der korrespondierenden Kodexnormen anzuerkennen ist 74~ Inwieweit die Sanktionen dann tats~.chlich akzeptiert werden und die intendierten Effekte herbeiffihren, h~.ngt somit letztlich nicht davon ab, ob (fiberhaupt) Kontrollen durchgeffihrt werden, sondern wie kontrolliert wird 741. D a r a u f ist bei den prozessbezogenen Determinanten der restriktionsbasierten Implementierungsstrategie zurfickzukommen742.
(c) Sanktionsgeschwindigkeit Die Sanktionsgeschwindigkeit bemisst den zeitlichen Abstand zwischen der Normverletzung und ihrer Sanktionierung. Je schneller Verst6Be gegen den Kodex entdeckt (Aufdeckungsgeschwindigkeit) und - entsprechend der dann gtiltigen Sanktionsnorm - geahndet werden (Vollzugsgeschwindigkeit), desto gr613er ist die Sanktionsgeschwindigkeit (Abbildung 16). Die Sanktionsgeschwindigkeit bildet innerhalb der Abschreckungstheorie seit ihren Ursprtingen einen wichtigen Einflussfaktor 743. Dabei wird gemeinhin angenommen, dass die
740 Siehe dazu auch die Befunde von Chalykoff/Kochan (1989), S. 823, dass selbst computerbasierte KontroilmaBnahmen die Arbeitszufriedenheit erhOhen und Fluktuationsabsichten verringern kOnnen, sofern sie von den Mitarbeitern als angemessen wahrgenommen werden: ,,These results, therefore, support the general argument that how computer monitoring is used in practice has significant effects on office workers' general attitudes and behaviors, and that managerial attention to recognized standards for performance appraisal, feedback, and good supervision can significantly reduce the otherwise negative effects of monitoring.". Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die Offentlichkeit die zunehmende Computerisierung gemeinhin skeptisch begleitet und ,,tend to attach a ))big brother<< attribute to its use" [Pierce~Henry (2000), S. 307 m. w. N.]. val Vgl. z. B. auch Niehoff/Moorman (1993), S. 532: ,,Methods of monitoring influence procedural justice perceptions". 742 Siehe sogleich, S. 517 ft. der vorliegenden Arbeit. 743 Siehe Gibbs (1975), S. 130: ,,Beccaria and Bentham emphasized the importance of celeritous punishment"; Wilson/Herrnstein (1985), S. 515: ,,for Beccaria, swift and certain punishment will reduce crime"; Nagin/Pogarsky (2001), S. 865 im Original z. T. kursiv: ,,Going back to Beccaria, punishment imminence (>>celerity<0 has been accorded co-equal status with certainty and severity in theory"; Mendes (2004), S. 60: ,,the celerity or swiftness of punishment goes back to Beccaria and Bentham.", sowie die Nachweise zu Beccaria
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Realisationsgrade der (speziellen wie auch der generellen) S a n k t i o n s w i r k u n g e n mit einer steigenden S a n k t i o n s g e s c h w i n d i g k e i t z u n e h m e n v44. B e m e r k e n s w e r t e r w e i s e wird diese sanktionsbezogene Variable oft bestenfalls nur erwahnt, bei der e i n g e h e n d e r e n Analyse der Sanktionsw i r k u n g e n j e d o c h nicht weiter beachtet 745. Empirische U n t e r s u c h u n g e n tiber die tatsfichliche Effektivittit der S a n k t i o n s g e s c h w i n d i g k e i t sind daher v e r g l e i c h s w e i s e selten 746. Eine genauere Betrachtung legt die Einschtitzung nahe, dass die S a n k t i o n s g e s c h w i n d i g k e i t zwar einen wichtigen s a n k t i o n s b e z o g e n e n Einflussfaktor darstellt. Die Begrtindung seiner B e d e u t u n g kann indes nicht eigensttindig erfolgen, sondern muss a u f die anderen s a n k t i o n s b e z o g e n e n Determ i n a n t e n der K o d e x b e w e h r u n g zurtickffihren. Eine hohe S a n k t i o n s g e s c h w i n d i g k e i t ist demnach nicht als solche erstrebenswert, sondern nur insoweit, als sie mit der Sanktionsstarke bzw. der S a n k t i o n s w a h r s c h e i n l i c h k e i t positiv korreliert ist 747. Diese Bedingtheit k6nnte erkltiren, w a r u m die v o r l i e g e n d e n empirischen Studien tiberwiegend zu dem B e f u n d k o m m e n , keinen signifikanten A b s c h r e c k u n g s e f f e k t der S a n k t i o n s g e s c h w i n d i g k e i t n a c h w e i s e n zu k6nnen 748.
bei Zimring/Hawkins (1973), S. 246 f.; Fattah (1976), S. 31; Bailey (1980), S. 1309; Clark (1988), S. 110, und zu Bentham bei Howe/Brandau (1988), S. 798; Howe/Lofius (1996), S. 227. 744 Siehe nochmals Cheyne/Walters (1969), S. 231; Singer (1970), S. 418, 442; Geerken/Gove (1975), S. 500; Ross (1981), S. 6; Huesmann/Podolski (2003), S. 78, sowie fiir weitere Nachweise Zimring/Hawkins (1973), S. 246 f.; Bailey (1980), S. 1309 f.; Clark (1988), S. 110. 745 Siehe zur Vemachlfissigung dieser Variable in den Untersuchungen zur Effektivitat von Sanktionen z. B. Howe/Lofius (1996), S. 227; Mendes/McDonald (2001), S. 607 En. 1; Mendes (2004), S. 60. 746 So auch Geerken/Gove (1975), S. 500: ,,almost no empirical testing"; Selke (1983), S. 31: ,,There has been nothing, however, in the published literature examining the celerity factor." und S. 33: ,,ignored element of celerity"; Pestello (1984), S. 593: ,,Most of the empirical literature, however, has been restricted solely to a consideration of the severity and certainty of punishment", S. 594: ,,Empirical investigations of deterrence have almost totally ignored celerity" und S. 604: ,,celerity has seldom appeared in research investigations of deterrence"; Clark (1988), S. 110: ,,the issue of celerity has often been ignored in deterrence research" und S. 111: ,,little empirical testing"; Howe/Brandau (1988), S. 797: ,,Virtually all experimental research on deterrence by contemporary investigators has been confined to just two of the three variables mentioned above, namely certainty and severity of punishment .... the celerity variable has not been explored."; Nagin/Pogarsky (2001), S. 865: ,,empirical tests of the celerity effect are scant." und S. 866: ,,few studies investigate punishment celerity.". 747 Siehe dazu auch das Restimee von Clark (1988), S. 116, dessert Meta-Analyse gleichwohl Interaktionen mit der Sanktionswahrscheinlichkeit unbeachtet beltisst: ,,In sum, the laboratory studies indicate that, viewed bivariately, celerity is important in not only facilitating the causal association between behavior and punishment, but also in enhancing the effect of the punishment itself. However, when intervening variables are entered, the relationship between celerity and punishment reduces to nonsignificance.", und ebd., S. 116 f.: ,,While it [i.e., celerity, T. Y.] does appear to have an effect, evidence indicates that its effect becomes spurious when other variables are introduced.". 748 Siehe die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen von Bailey (1980), insb. S. 1328; Selke (1983), insb. S. 35; Howe/Brandau (1988), insb. S. 806; Yu (1994), insb. S. 359 f.; Howe/Loftus (1996), insb. S. 237; Nagin/Pogarsky (2001), insb. S. 878 f., anders hingegen z. B. Pestello (1984), S. 598-604, der gleichwohl keinen Verhaltenseffekt der Sanktionsgeschwindigkeit, sondern lediglich nachweisen kann, dass schnellere Strafen mehr gefiirchtet werden, oder Legge/Park (1994), S. 602, deren Resultat allerdings nur fiir ein sehr spezifisches Delikt (Alkoholfahrten, bei denen sich der NormverstoB relativ einfach und eindeutig bestimmen lfisst und kaum Exkulpationsg~nde bietet) und eine sehr spezifische Strafe (sofortiger Entzug der Fahrerlaubnis vor Ort) gilt.
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Aufdeckung der Normverletzung
Normverletzung
Bestrafung der Norm verletzung b
Zeit t
,,Q Y tAufdeckung
tV~
1
\
Aufdeckungsgeschwindigkeit
Vol lzugsgeschw indigkeit
i
J
tSanktionierung Sanktionsgeschwindigkeit
Abbildung 16." Zeitliche Bezugspunkte der Sanktionsgeschwindigkeit W e n n d e n n o c h der Versuch u n t e m o m m e n wird, die B e d e u t u n g einer hohen Sanktionsgeschwindigkeit eigenst~indig zu begrfinden, so geschieht dies regelm~Big a u f einer konditionalp s y c h o l o g i s c h e n Grundlage 749. Das Bestrafen n o r m a b w e i c h e n d e r H a n d l u n g e n oder das Ausbleiben der Bestrafung bei n o r m k o n f o r m e m Verhalten f(ihren danach z u m Erlernen bzw. Verst~.rken der gewfinschten H a n d l u n g s w e i s e n , weil die Akteure die negativen K o n s e q u e n z e n der Strafe v e r m e i d e n wollen. Dies setzt indes - neben einer ausreichenden HOhe und W a h r s c h e i n lichkeit der Strafe - eine solche Kontiguit~it voraus, dass die Sanktion unmittelbar nach der N o r m v e r l e t z u n g erlebt wird, damit sie kausal mit dem devianten Verhalten in V e r b i n d u n g gebracht und der K o d e x b r u c h als Ursache der Strafe begriffen wird 75~ Ein zu grol3er zeitlicher A b s t a n d z w i s c h e n der N o r m v e r l e t z u n g und der Bestrafung habe h i n g e g e n die W i r k u n g s l o s i g keit der Strafe zur Folge, da die beiden Ereignisse nicht mehr kausal verknt~pft w e r d e n (k6nnen) TM. Als Beleg dieses Z u s a m m e n h a n g s wird vor allem a u f (tier-)experimentelle (!) Unter-
749 SO auch Gibbs (1975), S. 130: ,,The only rationale for an emphasis on celerity is found in experimental psychology, notably research on ))operant~ behavior, classical (Pavlovian) conditioning, or aversive conditioning.". 75o Vgl. z. B. auch Fattah (1976), S. 31: ,,if the actual application of the legal threat is to be associated in the minds of potential offenders with the type of behaviour threatened, then such infliction of punishment has to be prompt and to take place immediately or a short time after the crime has been committed.", oder Milbourne~Francis (1980), S. 56: ,,Punishment is more effective in organizational contexts if the aversive stimuli or events are delivered immediately after the undesirable response occurs than if the delivery is delayed. When this principle is followed, the punished person will know exactly why punishment was given.", sowie zu einer entsprechend begrt~ndeten Bedeutung der Sanktionsgeschwindigkeit auch Clark (1988), S. 109 f.: ,,Of the three elements posited by deterrence [i.e., severity, certainty and celerity, T. T.], celerity has long been considered one of the most important for it is the mechanism which facilitates the development of a causal association between the offense and the punishment.". 751 Vgl. z. B. McGuire (2002), S. 188 f.: ,,when punitive sanctions are administered, this typically occurs after a gap of weeks or months following the occurrence of the offence. During that interval, many other behaviours
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s u c h u n g e n verwiesen 752, nach denen die gewfinschten V e r h a l t e n s b e e i n f l u s s u n g e n oft schon dann ausblieben, w e n n der negative Reiz nicht innerhalb von 6 S e k u n d e n nach dem zu konditionierenden Verhalten erfolgt 753. Diese Argumentationslinie ist zwar i n s o f e m zutreffend, als die Akteure in der Tat die N o r m v e r l e t z u n g als Ursache der Strafe ansehen mtissen, damit negative Sanktionen das zukt~nftige Verhalten in der intendierten Weise beeinflussen. W e n n die N o r m m i s s a c h t u n g hingegen nicht als Ursache der Strafe verstanden wird und die Begrtindung der Sanktion somit unklar bleibt, kOnnen Bestrafungen auch nicht dazu beitragen, die H/~ufigkeit n o r m k o n f o r m e n Verhaltens zu erhOhen. W e n i g tiberzeugend mutet hingegen die zweite A n n a h m e an, w o n a c h eine solche kausale Verknfipfung nur dann stattfindet oder sogar nur dann stattfinden kann, w e n n die Strafe der N o r m v e r l e t z u n g innerhalb von S e k u n d e n folgt. Die d e m n a c h erforderlichen S a n k t i o n s g e s c h w i n d i g k e i t e n
sind auBerhalb v o n L a b o r a n o r d n u n g e n schlicht utopisch
und j e d e m praktischen (Straf-)Prozess weit entrackt 754. Die A n n a h m e geht allerdings nicht nur aufgrund ihrer m a n g e l n d e n Realisierbarkeit, s o n d e m auch in Hinblick a u f ihre Erforderlichkeit fehl, da derart kurze Reaktionszeiten k e i n e s w e g s n o t w e n d i g sind, um die Strafe mit der v o r a n g e g a n g e n e n N o r m v e r l e t z u n g in eine Kausalrelation setzen zu k6nnen. Ob und inw i e w e i t dies ft~r Tiere der Fall sein muss, kann dahingestellt bleiben. Der (erwachsene) M e n s c h ist j e d o c h fraglos in der Lage, Erfahrungen tiber 1/~ngere Zeitr/~ume zu bilden und auch weiter zurOckliegende Ereignisse als Ursache gegenwfirtiger A k t i o n e n zu begreifen 755.
occur, from amongst which the individual's offence behaviour cannot be extracted and linked to punitive consequences", und daher die Schlussfolgerung yon Appelbaum/Bregman/Moroz (1998), S. 116: ,,the delay interval in punishing a response has significant implications for the effectiveness of punishment.". 752 Dass derartigen Experimenten Relevanz zukommt, behaupten ausdrticklich z. B. Appelbaurn/Bregman/Moroz (1998), S. 115: ,,The effects of punishment on humans were found to be very similar to the effects on animals.", die sich dabei auf Bestrafungen mittels Elektroschocks beziehen. Eine zusammenfassende 15bersicht dieser Laboruntersuchungen findet man bei Clark (1988), S. 112-114. Siehe hingegen kritisch zu den experimentellen Versuchen, einen Einfluss der Sanktionsgeschwindigkeit nachzuweisen, bereits Zimring/Hawkins (1973), S. 240 f.; Gibbs (1975), S. 130 f.; Bailey (1980), S. 1330 En. 30. 753 Siehe explizit Singer (1970), S. 418: ,,Extensive experimental investigation of delay punishment has shown that the effectiveness of punishment diminishes as it is administered from zero to five seconds after a behavior. After this point, its effectiveness in suppressing behavior drops off quite sharply, reaching a minimum at about 30 seconds ... These results seem to hold true for humans as well as for animals.". 754 So auch Gibbs (1975), S. 130 f.: ,,Since legal punishments (even procedural) are commonly delayed for days if not months or years, it is difficult to see how experimental findings support the assumption that differences among jurisdictions or types of crime can be attributed even in part to contrasts in the celerity of punishment.". 755 Vgl. entsprechend kritisch zum Einfluss der Geschwindigkeit Gibbs (1975), S. 131: ,,since human beings relate experiences over long periods, the importance of celeritous punishments is debatable", sowie zur Kritik der konditionalpsychologischen Pr~imisse auch Howe/Brandau (1988), S. 798: ,,whereas lower animals are characteristically unable to make learned connections between behavior and punishing consequences unless the delay between the components is quite short, humans can do so at a symbolic level even when the onset of punishment is long delayed.", oder Ball/Trevino/Sims (1993), S. 41: ,,Adults are more cognitively complex than animals or children, and they are more likely to react to the punishment based upon a complex cognitive evaluation of the punishment event.", sowie Nagin/Pogarsky (2001), S. 867: ,,humans possess a far greater cognitive capacity than do animals for connecting acts with temporally remote consequences.".
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Die Konditionierung der Strafe setzt es folglich nicht voraus, unmittelbar erlebt werden zu miissen. V i e l m e h r sind dem M e n s c h e n durchaus auch Strafen vermittelbar, mit denen N o r m abweichungen sanktioniert werden, die sich bereits vor l~ngerer Zeit zugetragen haben756. Ein positiver Effekt der Geschwindigkeit von Sanktionen a u f ihre A b s c h r e c k u n g s w i r k u n g kann allerdings zum einen d a r a u f zurtickgef'tihrt werden, dass spatere Bestrafungen zu diskontieren sind und daher starker ausfallen mtissen, um die (unmittelbar oder zumindest zeitnaher realisierten) Vorteile der N o r m v e r l e t z u n g auszugleichen 757. Bei einer gegebenen Strafh6he sind die Nachteile, welche den N o r m b r e c h e r n durch die Sanktion auferlegt werden, d e m n a c h umso schwacher zu gewichten, je f e m e r in der Zukunfl sie zu erwarten sind (Diskontierungshypothese)758. Eine solche Begrtindung m6glichst rascher Sanktionen erscheint zwar zunachst durchaus plausibel. Sie ist j e d o c h von einigen R a n d b e d i n g u n g e n abhangig und empirisch keineswegs zwingend 759. So kann die Diskontierungshypothese in Abhangigkeit der Gegenwartsoder Zukunflsorientierung der Akteure mehr oder weniger stark ausgepragt sein. Die N o r m a d ressaten k6nnen und werden sich danach unterscheiden, ob sie zuk~inflige V e r a n d e r u n g e n ihres Nutzenniveaus starker (oder schwacher) diskontieren und entsprechend starker mit der Gegenwart (bzw. ihrer Zukunfl) befasst sind 76~ Wesentlich bedeutsamer ist freilich die Ein-
756 In diesem Sinne auch Clark (1988), S. 116: ,,even if punishment is delayed by criminal justice proceedings, the cognitive structure of adolescents and adults would overcome the effect of the delayed punishment. Thus, for purposes of deterrence, the question of celerity may be moot.", oder Nagin/Pogarsky (2001), S. 867: ,,Even more, the criminal justice system is designed specifically to remind defendants of the allegations against them at least several times during litigation.", und ferner Parke (1969), S. 216 Herv. im Original: ,,The timing of punishment may not be as critical for producing response inhibition when cognitive structure is provided .... a S provided with a clear cognitive representation of the punished act may be able to bridge mediationally the delay between the occurrence of the act and the punishment onset. Data using human subjects have shown that the effect of delay of reinforcement is reduced when the S can mediate the temporal interval by some cue, such as a verbalization". 757 Vgl. z. B. Eide (1994), S. 32: ,,People prefer to have their wants satisfied sooner rather than later. The balancing between the present and the future can be expressed through the rate of time discount: future events are given less weight than the present ones. Consequently, a delayed sanction implies a lower cost than an immediate one.". 758 Vgl. zu einer - formal einfachen - Modellierung dieser Diskontierungshypothese Nagin/Pogarsky (2001), S. 870-873. 759 Siehe aber in dieser Richtung die Befunde von Cheyne/Walters (1969), S. 242, und Parke (1969), S. 231, die far (m~.nnliche) Probanden im Kindesalter feststellen, dass sich die Wirksamkeitsverluste langsamerer Strafen durch entsprechend st~rkere Sanktionen abwenden lassen. Gleichwohl k6nnen diese beiden Laboruntersuchungen die Diskontierungshypothese dann nicht (mehr) bestfitigen, wenn die Probanden in die Lage versetzt werden, die Begrandung der Bestrafung kognitiv nachzuvollziehen [d. h. unter der Bedingung einer hohen kognitiven Strukturierung tier Strafe, vgl. Cheyne/Walters (1969), S. 23 8, bzw. Parke (1969), S. 229]. 760 Individualistische Theorien der Kriminalitfit fahren daher die Neigung, (Gesetzes-)Normen zu brechen, auf eine entsprechend dominante Gegenwartsorientierung der Akteure zurack, die beispielsweise auch dann vorliegt, wenn ihre Impulsivit~t die Normadressaten daran hindert, die Folgen ihres Handelns genauer abzuw~igen [vgl. nut Gottfredson/Hirschi (1990), S. 95: ,,The impulsive and short-sighted person fails to consider the negative or painful consequences of his acts"]. Die Merkmale der Gegenwartsorientierung und der Impulsivitfit sind zwar konzeptionell verschieden [so auch Zimring (1971), S. 38], da ersteres die (h6here) Wertschfitzung gegenw~.rtiger (gegent~ber zukt~nftigen) Ertrfige(n) zum Ausdruck bringt, wohingegen die Impulsivit~it ein MaB far die (vergleichsweise geringe) Reflexion zur Auswahl stehender Handlungsweisen darstellt. Dennoch sind die beiden Konstrukte insofern miteinander verwoben, als eine ausgeprfigte Gegenwartsorientierung
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schrrinkung, dass eine solche 6konomische Kalkulationsperspektive, wie sie die Diskontierungshypothese der Strafe annimmt, empirisch keineswegs gelten muss. Vielmehr hat sich gezeigt, dass Akteure oft gerade eine schnelle Bestrafung bevorzugen, nachdem sie eine Norm verletzt haben 761. W e n n die Gtiltigkeit der K o d e x n o r m weitreichend anerkannt ist, belastet ihre mangelnde Beachtung das eigene Gewissen und verlangt nach Reue. Diese Akteure weis e n - formal b e t r a c h t e t - eine negative Diskontierungsrate auf und wriren demnach durch eine geringere Sanktionsgeschwindigkeit strirker abgeschreckt, da und soweit sie sprite Strafen strirker ftirchten 762. H6here Sanktionsgeschwindigkeiten lassen sich allerdings nicht nur dadurch begrtinden, dass der Nachteil der Bestrafung dann zeitnriher wirksam wird. Hinzu kommt, dass eine hohe Sanktionsgeschwindigkeit die Dauer begrenzt, wrihrend der aus der Normverletzung ein Nutzen gezogen werden kann. Die Relevanz dieser zweiten BegrOndung wird durch die korrespondierende K o d e x n o r m bestimmt. Die Sanktionsgeschwindigkeit wrire in dieser Hinsicht vernachlrissigbar, sofern der Nutzen bereits mit dem Akt der Normverletzung selbst verbunden ist (unmittelbarer Nutzen der Normverletzung) und die Normverletzung nicht in der Aneignung von nutzenbringenden G0tern besteht (mittelbarer Nutzen der Normverletzung), deren Herausgabe durch die auferlegte Strafe den Niel3brauch verwehrt bzw. wenigstens verkOrzt. Gerade im unternehmerischen Kontext werden die meisten Normverletzungen indes kaum aufgrund einer intrinsischen Freude vollzogen werden, die dem Akt der Normfibertre-
die gedankliche Vorwegnahme zuk0nftiger Ereignisse entbehrlich macht, da und soweit diese ohnehin geringer gewichtet werden. Praktisch weisen Akteure, die sich durch ein hohes MaB an Impulsivitat auszeichnen, daher dann zugleich eine nur geringe Zukunftsorientierung auf. Siehe zum Ganzen auch Zimring (1971), S. 35 f.; Zimring/Hawkins (1973), S. 106-108; Geerken/Gove (1975), S. 509 f.; Wilson/Herrnstein (1985), insb. S. 53 f., 380 f., 416-422; Gottfredson/Hirsehi (1990), S. 94-97; Eide (1994), S. 32; Piquero/Pogarsky (2002), S. 160 f.; Pogarsky/Piquero (2003), S. 104. 761 Vgl. die Befunde von Nagin/Pogarsky (2001), S. 880. Im Volksmund kommt diese Haltung auch durch die Praferenzregel ,,Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" zum Ausdruck, da andernfalls die Strafe standig ges werden muss und ein unbeschwertes, sorgenfreies Dasein verhindert. Siehe auch mit Verweis auf Beccaria - Howe/Brandau (1988), S. 807: ,,a temporally remote aversive or fear-producing event may for various reasons engender ... the pain of uncertainty, which would tend to raise judged deterrence value.", sowie ahnlich Howe/Lofius (1996), S. 238. -
762 Eine negative Diskontierungsrate lasst sich zudem dadurch begranden, dass die Akteure in dem Zeitraum, wahrenddem die Normmissachtung unentdeckt bleibt, altern und die Furcht vor Sanktionen wie auch die Praferenz, sich ohnehin normkonform verhalten zu wollen, mit zunehmendem Alter starker ausgepragt ist [siehe dazu generell Rowe~Tittle (1977), insb. S. 232; Wilson/Herrnstein (1985), S. 126-147; GottfredsordHirschi (1990), S. 124-144; Eide (1994), S. 34, sowie Sherman (1993), S. 451 im Original kursiv: ,,Criminal sanction threats deter older people more effectively than younger people." und ebd.: ,,older people generally have more of a stake in conformity"]. Dieser Zusammenhang mag im Unternehmenskontext auch dadurch bedingt sein, dass die Akteure im Zeitablauf soziale Bindungen aufbauen, Karriere machen und sich Sanktionen ihnen daher umso nachteiliger darstellen, wenn sic zu erleiden sind, nachdem eine exponiertere Stellung im Unternehmen erlangt worden ist [siehe dazu auch Hollinger/Clark (1983), S. 415 f., sowie generell Zimring~Hawkins (1973), S. 128" ,,personal success makes individuals more susceptible to the influence of threats because success determines the amount of investment in society an individual puts at risk when committing a threatened behavior."]. Er wird ferner insoweit verstarkt, als altere Mitarbeiter sich dem Unternehmen verbundener ~hlen [vgl. z. B. die Befunde von McFarlin/Sweeney (1992), S. 630 m. w. N.] und seine Normen demzufolge weitergehend verinnerlicht haben [so auch Callan (1992), S. 761 ].
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tung inh~irent ist, sondem durch angestrebte Vorteile motiviert sein 763. Eine rasche Aufdeckung der Normmissachtung ist demnach geeignet, den Normbruch weniger attraktiv erscheinen zu lassen, da das NutznieBen der Normverletzung dementsprechend nur kurz w/ahrt. Ein besonderes Gewicht kommt raschen Sanktionen schlieBlich deshalb zu, weil sie dem Eindruck entgegenwirken, dass die Missachtung der Kodexnormen keinen Nachteil nach sich zieht. Ein solcher Anschein kann sich aufbauen und so lange aufrechterhalten, wie das l]bertreten einer Norm ungestihnt bleibt. Wenn Strafen tats/ichlich pr/aventiv wirken, werden diese Pr/aventionsmaBnahmen umso mehr Normmissachtungen zuvorkommen, je schneller sie umgesetzt worden sind. Neben den (speziellen wie auch den generellen) Abschreckungseffekten kann eine zu geringe Sanktionsgeschwindigkeit zudem die wahrgenommene Gtiltigkeit einer Norm erodieren lassen, da ihre Verletzung anscheinend keine Konsequenzen hat. Dies gilt umso mehr, wenn den Kodexadressaten Normverletzungen bekannt sind, bevor sie offiziell aufgedeckt werden, und der Vollzug von Sanktionen sich verz6gert, nachdem ein NormverstoB bereits festgestellt und die angemessene Bestrafung bestimmt worden ist. In diesem Sinne wirkt die Sanktionsgeschwindigkeit mit der Sanktionswahrscheinlichkeit zusammen, da sich schnellere Sanktionen nur dann verwirklichen lassen, wenn die Normverletzung entdeckt und die Strafe tatsfichlich vollzogen wird 764. Wie schon bei der Sanktionswahrscheinlichkeit ist die gestaltungsrelevante Variable der Sanktionsgeschwindigkeit daher die Aufdeckungs-, nicht aber die Vollzugsgeschwindigkeit, da sich ein Retardieren der Strafvollstreckung weder auf abschreckungs- noch auf gerechtigkeitstheoretischer Grundlage rechtfertigen l~isst. Geringere Vollzugsgeschwindigkeiten werden deshalb in erster Linie durch Ressourcenengp~isse bedingt sein, weil das Sanktionssubjekt aufgrund anderer und ihm situativ dringlicher erscheinenden Aufgaben davon abgehalten wird, die angemessene Bestrafung zeitnah vorzunehmen. Sie sollten nicht den Regelfall darstellen, da sich dann eine bessere Ressourcenausstattung der Sanktionssubjekte empfiehlt, sodass sie ihre Sanktionskompetenzen im Unternehmensinteresse wirksam ausaben k6nnen. Obgleich die Aufdeckungsgeschwindigkeit und die Aufdeckungswahrscheinlichkeit prinzipiell unabhfingig voneinander variiert werden kOnnen, da sich erstere aus dem Zeitraum zwischen der Normverletzung und ihrer Entdeckung 765 und letztere aus dem Anteil aufgedeckter (im Verh~iltnis zur Gesamtheit der) Normverletzungen ergibt 766, wird praktisch eine
763 Eine mangelnde Sorgfalt bei der Sicherstellung der Kodexkonformitat hat dabei ebenfalls insofern instrumentelle Ursachen, als sich der Akteur die Mt~hen erspart, die andemfalls erforderlich wliren, um die gebotenen Handlungsweisen mit hinreichender Gewissheit zu ermitteln und praktisch zu ergreifen. 764 Siehe in diesem Sinne auch Beyleveld (1979b), S. 217 Fn. 18 im Original z. T. kursiv: ,,I do not consider celerity or swiftness. It seems that this is only a significant variable to the extent to which i[t] affects the potential offender's calculation of his subjective probability of being sanctioned. Its relevance cannot be adducted a priori as a deterrence criterion, but depends upon how, as a matter of fact, the potential offender estimates his subjective probability of being sanctioned.". 765 Siehe nochmals oben S. 512, Abbildung 16. 766 Siehe nochmals oben S. 503, Abbildung 15.
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zunehmende Aufdeckungswahrscheinlichkeit im Regelfall mit einer zunehmenden Aufdeckungsgeschwindigkeit einhergehen 767. Dies gilt zun~,chst immer dann, wenn die Kontrollintensit~it dadurch gesteigert wird, dass mehr Ressourcen ft~r begleitende Kodexfiberwachungen eingesetzt werden und so eine kontinuierliche(re) Prafung der Kodexeinhaltung stattfindet. Eine Entkopplung der Wahrscheinlichkeit und der Geschwindigkeit der Aufdeckung von Kodex~ibertretungen liegt hingegen vor, sofern gesonderte Kontrollmal3nahmen durchgeffihrt werden, mit denen - beispielsweise einmal im Jahr - die Kodexkonformitfit detailliert geprfift wird. Wenngleich derartige Sonderpr~ifungen- wie zuvor bereits erl~,utert worden i s t - durchaus zweckmfil3ig sein kOnnen, sind sie allein ungeeignet, um eine m6glichst hohe Aufdeckungswahrscheinlichkeit zu erreichen, da und soweit sich viele Normverletzungen nicht mehr mit ausreichender Gewissheit nachweisen lassen, nachdem der Zeitraum zwischen der (vermeintlichen) Norm~bertretung und dem Versuch zu grog geworden ist, die G(iltigkeit einer korrespondierenden Sanktionsnorm zu subsumieren. In diesem Sinne bedingt eine hohe Aufdeckungswahrscheinlichkeit eine entsprechend hohe Aufdeckungsgeschwindigkeit. Trotz ihrer positiven Wirkungen ist auch die Sanktionsgeschwindigkeit gleichwohl keineswegs zu maximieren. Zum einen sind die Kosten zu berficksichtigen, die eine Beschleunigung des Sanktionsprozesses verursacht. Zum anderen ergeben sich Grenzen der Sanktionsgeschwindigkeit aus prozeduralen Erw~igungen der Sanktionsfairness 768. Eine hinreichend sorgf~iltige Urteilsfindung dart~ber, ob einem Unternehmensmitglied ein Normverstog zur Last gelegt werden und welches Strafmag dann gegebenenfalls angemessen sein soll, erfordert Zeit, um die relevanten Tatsachen zu erheben, abzuw~igen und dem Delinquenten ausreichend Gelegenheit zu bieten, seinen eigenen Standpunkt darzulegen. Formale Regelungen und eine hierarchisch hohe Positionierung der Sanktionssubjekte im Unternehmen stehen ebenfalls einer hohen Sanktionsgeschwindigkeit entgegen. Durch ad hoc vorgenommene Bestrafungen liege sich die Sanktionsgeschwindigkeit zwar steigern; sie muss dann aber den intendierten Effekten der restriktionsbasierten Kodeximplementierung nicht mehr dienstbar sein.
(2) Prozessbezogene Faktoren (a) Achtung Die prozessbezogenen Determinanten der restriktionsbasierten Kodeximplementierung bestimmen, wie das Verfahren der Sanktionierung strukturiert ist. Dass fairen Prozeduren ft~r 767 Vgl. auch Pestello (1984), S. 602: ,,Although the concepts of speed and certainty are conceptually different, it is plausible that empirically these two variables blend together.". v68 Vgl. z. B. auch Conlon/Fasolo (1990), S. 835: ,,rapid intervention may not appear to be fair because it violates people's expectations of what a fair procedure should be.", oder Ball/Trevino/Sims (1992), S. 312: ,,punishment should not be too immediate. When punishment occurs so immediately that the employee feels that the leader has not given the event careful consideration, the leader may be perceived as >>lashingout,<>lashingout<<+`.
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die A k z e p t a n z der K o d e x b e w e h r u n g e n w e s e n t l i c h e B e d e u t u n g z u k o m m t , ist unbestritten 769. Jedoch w e r d e n im Detail unterschiedliche770 und mitunter sehr viele M e r k m a l e genannt, welche die Fairness eines Verfahrens a u s m a c h e n sollen 771. Im W e i t e r e n kann gleichwohl eine Beschr~.nkung a u f eine mOglichst geringe Zahl an Variablen erfolgen, die sich z u d e m vergleichsweise eindeutig als P r o z e s s m e r k m a l z u o r d n e n 772 und in diesem Sinne von den ergebn i s b e z o g e n e n D e t e r m i n a n t e n abgrenzen lassen 773. U m als gerecht w a h r g e n o m m e n zu werden, mfissen diese P r o z e d u r e n dergestalt sein, dass die PersOnlichkeit der (potentiellen) N o r m b r e cher Respekt erf~ihrt (Achtung), ihre Sicht der Sachlage erfragt wird (Anh6rung) und die Stichhaltigkeit der sorgffiltig erhobenen Informationen u n v o r e i n g e n o m m e n eruiert (Neutralitgt) sowie schliel31ich die Grfinde der Urteilsfindung erklgrt w e r d e n (Transparenz). Zun~ichst sind die Verfahren zur G e l t e n d m a c h u n g des K o d e x mittels Sanktionen so zu gestalten, dass sie die Rechte der Betroffenen achten und ihre Wfirde nicht verletzenY74. In vielen K o d i z e s der U n t e r n e h m e n s p r a x i s ist ein respektvoller U m g a n g miteinander sowie eine Verpflichtung a u f grundlegende M e n s c h e n r e c h t e ausdrficklich normiert 775. Unabh~ingig davon
769 Siehe nochmals oben, S. 495 ff. der vorliegenden Arbeit. 770 Vgl. z. B. die vielzitierte Aufstellung von Leventhal (1980), S. 39-46, die insgesamt sechs Kriterien (bzw. Gerechtigkeitsregeln) prozeduraler Fairness umfasst, namentlich die Konsistenz der Regelanwendung, die Unvoreingenommenheit des Sanktionssubjekts, die Genauigkeit im Sinne der Nutzung relevanter Informatiohen und der Vermeidung von fehlerhaften Vorannahmen, die Korrigierbarkeit der Entscheidung, die Reprfisentativitat im Sinne der sozialen und der sachlichen Einbeziehung aller Betroffenen sowie die ethische Angemessenheit im Sinne der Obereinstimmung mit gt~ltigen moralischen Standards. Siehe dazu auch Folger/Greenberg (1985), S. 146; Sheppard/Lewicki (1987), S. 162; Lind~Tyler (1988), S. 130-135; Tyler (1990), S. 118 f.; Bierhoff(1992), S. 164 f.; Niehoff/Moorman (1993), S. 532; Brockner/Konovsky/CooperSchneider/Folger/Martin/Bies (1994), S. 397 f.; Paternoster/Brame/Bachman/Sherman (1997), S. 167 f.; ROhl (1997), S. 10; Skarlicki/Folger/Tesluk (1999), S. 102; Masterson/Lewis/Goldman/Taylor (2000), S. 73 9. 771 Siehe z. B. die Ubersichten bei Bierhoff(1992), S. 164-170. 772 So ist z. B. die Konsistenz der Normanwendung hingegen zwar tar die Akzeptanz von Sanktionen wichtig. Sie kann allerdings ebenso als Einflussgrund der Sanktionswahrscheinlichkeit angesehen werden, da eine fallweise Anwendung oder Aussetzung der galtigen Sanktionsnormen die Wahrscheinlichkeit reduziert, bestraft zu werden. Als ergebnisbezogene Variable wird die Konsistenz beispielsweise auch bei Trevino (1992c), S. 658, eingeNhrt. Hingegen gruppieren Folger/Konovsky (1989), S. 117, ,,consistent application of standards" als prozeduralen Faktor. 773 Siehe auch die Kritik einer mangelnden Zuordnungsschfirfe zum einen von Bierhoff(1992), S. 165, an den (insgesamt 16) Fairness-Regeln von Sheppard/Lewicki (1987), S. 168 f., sowie zum anderen von Conlon/Fasolo (1990), S. 833 f., an den von Leventhal (1980), S. 39-46, genannten Dimensionen. 774 So z.B. auch Leventhal (1980), S. 46; Tyler (1990), S. 140 f.; Bierhoff (1992), S. 165; Brockner/Tyler/Cooper-Schneider (1992), S. 243; Niehoff/Moorman (1993), S. 534; Sherman (1993), S. 463; Brockner/Konovsky/Cooper-Schneider/Folger/Martin/Bies (1994), S. 398; Braithwaite (1997), S. 319 f.; Paternoster/Brame/Bachman/Sherman (1997), S. 168; Newton (1999), S. 522; Tyler (2000), S. 122; Tyler~Lind (2001), S. 76; Tyler/Huo (2002), S. 83; Valentine/Fleischmann (2002), S. 307; Reynolds~Bowie (2004), S. 289. 775 Siehe nochmals oben, S. 206 ff. der vorliegenden Arbeit, und Pearson/Porath (21305), S. 13, sowie im Besonderen unter anderem die Kodizes yon Baxter (,,We treat every individual with dignity and respect"), Boeing (,,Treat people with fairness, trust, and respect"), Centura Banks, INC. (,,We must respect human dignity"), CMS Energy (,,to respect the dignity of the individual"), Cummins Engine Company, Inc. (,,Be fair give everyone due regard and respect."), Donnelly Corporation (,,We respect people."), GPU Corporation (,,Recognize each individual's human dignity and value"), Hanna Andersson (,,Acting with respect"), Hewlett
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gebietet es die I m p l e m e n t i e r u n g eines K o d e x generell, dermafSen f u n d a m e n t a l e M o r a l n o r m e n zu befolgen 776, w e n n die Einhaltung des K o d e x zu einer st~irkeren Ethisierung des Unternehm e n s g e s c h e h e n s beitragen soll. Die A c h t u n g vor der Wtirde des E i n z e l n e n beinhaltet auch das Verbot, das Sanktionsverfahren rein instrumentell auszurichten und dem Einzelnen ausschliel31ich deshalb Nachteile aufzuerlegen, um damit anderen (vermeintlich h6heren) Z w e cken zu dienen. Dartiber hinaus verbietet es sich danach, mit Lug und Trug den K o d e x n o r m e n zur Geltung zu verhelfen bzw. sich der Gtiltigkeit der S a n k t i o n s n o r m e n zu vergewissern 777. Der Prozess der Sanktionierung muss somit z w i n g e n d innerhalb dieser ethisch begrtindeten B e g r e n z u n g e n verlaufen, die im l]brigen teilweise ohnehin auch aufgrund rechtlicher Bes t i m m u n g e n verbindlich sind. Die Forderung, die Rechte der Betroffenen zu achten und ihnen respektvoll zu begegnen, folgt allerdings nicht nur einer origin~ir normativ-ethischen Begrtindung oder dem Motiv, justiziable R e c h t s n o r m e n einhalten zu wollen. V i e l m e h r bildet ein e n t s p r e c h e n d e s G e b a r e n eine G r u n d v o r a u s s e t z u n g daftir, die E n t f r e m d u n g der Sanktionsobjekte zu verhindern und mithin der w e s e n t l i c h e n Ursache fehlgehender S a n k t i o n s w i r k u n g e n e n t g e g e n z u w i r k e n . Unverh~iltnism~ifSige bis hin zu unversch~imten B e h a n d l u n g e n provozieren A u s g r e n z u n g 778, A b l e h n u n g und in der Folge R e a k t a n z h a n d l u n g e n , die den Z w e c k e n der Sanktionsstrategie zuwiderlaufen779. Durch einen respektvollen und freundlichen U m g a n g hingegen l~isst sich verdeutlichen,
Packard (,,We have trust and respect for individuals."), Johnson & Johnson (,,We must respect their [i.e., employees', T. T.] dignity"), Kroger (,,We will treat our employees fairly and with respect ... As a company, we will convey respect and dignity to each individual."), Levi Strauss & Co. (,,We want our people to feel respected, treated fairly"), Marriott (,,Treat all associates fairly, with dignity and with respect."), Merrill Lynch (,,We respect dignity of each individual"), Saturn (,,Trust and respect for the individual"), Sears (,,With regard to fellow associates and others you may come in contact with, this responsibility [of fair dealing, T. T.] requires you to treat them with respect and dignity"), Starbucks (,,We respect human rights and dignity"), United Technologies Corporation (,,We will respect each other's privacy and treat each other with dignity and respect"), Unocal (,,Treat everyone fairly and with respect.") oder Whirlpool (,,We will pursue our business with honor, fairness and respect for .. the individual") [zit. in: Murphy (1998), S. 18, 25, 52, 55 im Original z. T. in Grogbuchstaben, 62, 69, 88, 106, 115 im Original fett, 123, 127, 130, 140 im Original fett, 145 im Original fett, 174 im Original fett und in Grogbuchstaben, 177, 184 im Original fett und in Kapit~ilchen, 200, 205 im Original kursiv, 214]. 776 Vgl. z. B. Leventhal (1980), S. 46; Sheppard/Lewicki (1987), S. 169; Bierhoff(1992), S. 165. 777 Vgl. generell nur Bierhoff (1992), S. 165, wonach die Urteilsfindung so erfolgen soil, ,,dab z. B. nicht die Privatsphare ausgeforscht oder eine List angewandt wird.", und dazu auch Leventhal (1980), S. 46: ,,When applied to gathering information about potential receivers, the ethicality rule may dictate that methods of observation that involve deception or that invade privacy are unfair.". 778 Siehe nur Tyler~Lind (2001), S. 76: ,,undignified, disrespectful, or impolite treatment by an authority carries the implication that one is not a full member of the group.". 779 Vgl. auch Sherman (1993), S. 465: ,,Personal experience with unfairness, most often in the form of perceived disrespect, may be the greatest spark of defiance.", sowie Paternoster/Brame/Bachman/Sherman (1997), S. 169: ,,sanctions, when imposed in such a manner as to insult the dignity of persons, can also function to increase rather than reduce future offending." und ebd., S. 193 f.: ,,When authorities sanction offenders without regard for procedural fairness, offenders are more likely to feel personal admonishment and to become angry and defiant (less compliant)".
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dass Schuldvorwfirfe im Unternehmen eine sachliche Aufkl~irung und keine pers6nliche Ausgrenzung zur Konsequenz haben sollen780. Das Eind~immen der Entfremdungstendenzen ist nicht nur for die speziellen Sanktionswirkungen yon Belang, da die fibrigen Kodexadressaten Sanktionsakte im Unternehmen sehr genau beobachten und dabei auch zur Kenntnis nehmen, wie ihre Kollegen als potentielle Sanktionsobjekte mit dem Vorwurf einer Kodexverletzung konfrontiert werden. Wenngleich die Urteile fiber die Angemessenheit eines Sanktionsverfahrens durchaus auch yon den Einsch~itzungen fiber die (sonstige) individuelle Performance des Beschuldigten verzerrt sein k6nnen 781, so wird doch generell ein achtsamer und respektvoller Umgang honoriert, der dem Gerechtigkeitsempfinden der Mehrheit entspricht und dem nahe kommt, wie man selbst in einer entsprechenden Situation behandelt werden m6chte und voraussichtlich behandelt werden wird. Ausgrenzungen und Aussetzungen devianter Akteure stellen demnach auf Dauer zumindest keine Alternative dar, die einer Ethisierung des Unternehmens Vorschub leistet. Die ungleiche und ungerechte Behandlung yon Kodexdefekteuren mag unter Umstfinden die Koh~irenz der kodextreuen Belegschaflsteile st~irken, nicht aber deren IntegritY.t, da und soweit ein Kodexrigorismus betrieben wird, der ethische Bedenken ausblendet und eine ethisch angemessene Anwendung der Kodexnormen auszehrt. Mit der mangelnden Achtung der Pers6nlichkeit(srechte) eines (potentiellen) Sanktionsobjekts wird letztlich das kontraproduktive Signal gesetzt, dass sich das Unternehmen fiber grundlegende Normen hinwegsetzt und die Belange der Betroffenen ignoriert, um die eigenen Ziele zu erreichen. Auf diesem Wege l~isst sich kaum der Eindruck einer ernsthafl verfolgten Ethisierung vermitteln. Obgleich das Prinzip der Achtung und des respektvollen Umgangs ein sehr grundlegendes ist, ist es - wie jedes Prinzip - nicht absolut zu realisieren, sondern auf die deskriptiven und normativen M6glichkeiten zu relativieren 782. Zwar ist einzugestehen, dass das Prinzip einen Kernbereich besitzt, der yon Abw~igungen befreit ist und den Unternehmen (bereits aufgrund rechtlicher Restriktionen) nicht brechen dfirfen 783. Unter Berficksichtigung dieser Begrenzungen k6nnen Einschr~.nkungen des Prinzips gleichwohl dann geboten sein, wenn es andere, entsprechend bedeutsame(re) Normen verlangen. Der weniger weitreichenden Prinzipienrealisierung mfissen jedoch in jedem Falle ausreichend gewichtige Grfinde gegenfiberstehen. Vage Verdachtsmomente, die sich aus beleglosen Beschuldigungen ergeben, genfigen dabei in aller
780 Siehe auch Paternoster/Brame/Bachman/Sherman (1997), S. 169: ,,sanctions imposed by authorities in a respectful manner that scrupulously honors the value and dignity of subjects are likely to lead to compliance with rules.", sowie Sherman (1993), S. 452, oder Braithwaite (1997), S. 319 f. 781 Vgl. z. B. die Befunde von Niehoff/Paul/Bunch (1998), S. 598 f.: ,,we found that when violators have a poor past performance record, they will be judged by observers as more deserving of punishment than violators with good performance records". 782 Siehe nochmals oben, S. 317 ff. der vorliegenden Arbeit. 783 Siehe zu der M0glichkeit eines abwfigungsentzogenenKernbereichs von Prinzipien bereits oben, S. 335 der vorliegenden Arbeit.
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Regel nicht, um Eingriffe in die Privatsphfire, so sie denn tiberhaupt vertretbar sind, zu rechtfertigen. Umso eher sind solche Einwirkungen zudem dann m6glich, wenn ihnen im Vorhinein zwanglos zugestimmt worden ist. Sofern die Akzeptanz konkret benannter Aufkl~irungspflichten zur Einstellungsvoraussetzung gemacht wird, gilt es dennoch, die Balance zu wahren, um auf der einen Seite zwar Informationen erheben zu k6nnen, die zur Bewertung der Kodexgeltung notwendig sind, und andererseits aber die Autonomic der Unternehmensmitglieder zu erhalten und zu f6rdern. Ein freundlicher und hOflicher Umgang hingegen geh6ren zu den Prozessauflagen, die ein U n t e r n e h m e n - anders als eine den Pr~iferenzen jedes Unternehmensmitglieds kompatible E r g e b n i s f i n d u n g - einfach und ohne grol3e Ressourcenaufwendungen pflegen kann784.
(b) AnhOrung Ein faires Verfahren sieht zum Zweiten vor, dass die Akteure, denen ein NormverstoB zur Last gelegt wird, in ausreichendem MaBe Gelegenheit haben, ihre Sicht der Sachlage zu erl~.utern, um dabei gegebenenfalls auch exkulpierende oder zumindest (straf)mildernde Umst~.nde aufzudecken, die den ihnen gemachten V o r w u r f entkr~.ften bzw. abschw~ichen k6nnen. Bevor einem Individuum ein Nachteil zuzuftigen ist, muss es mit dem Ziel angeh6rt werden, seine Sichtweise beachten zu kOnnen und das Risiko ungerechtfertigter Bestrafungen zu verringern785. Ein solches Vorgehen empfiehlt sich aus der Perspektive des Unternehmens bereits deshalb, weil es wenig zweckm~il3ig wfire, wichtige Fragestellungen wie die Bestrafung von Mit786 arbeitern zu entscheiden, ohne den Informationsstand der Beteiligten einzubeziehen . Die
784 NO auch Tyler (2000), S. 122: ,,More than any other issue, treatment with dignity and respect is something that authorities can give to everyone with whom they deal.". Siehe ferner allgemein zu den negativen Auswirkungen yon unh6flichen und rtiden Verhaltensweisen im Unternehmen, die in der US-amerikanischen Managementwissenschaft seit jt~ngerem unter dem Stichwort ,,incivility" untersucht werden, Pearson/Porath (2005), insb. S. 7-12 m. w. N. 785 Siehe zu dieser Forderung auch Folger/Rosenfield/Grove/Corkran (1979), S. 2259, Bies/Shapiro (1988), S. 676; Folger/Konovsky (1989), S. 117; Conlon/Fasolo (1990), S. 834; Lind/Kanfer/Earley (1990), S. 952; Tyler (1990), S. 130; Ball/Trevino/Sims (1992), S. 313; Niehoff/Moorman (1993), S. 531; Sherman (1993), S. 463; Korsgaard/Schweiger/Sapienza (1995), S. 64; Tyler (2000), S. 121 f.; Tyler~Lind (2001), S. 75. Im Schrifttum zur Implementierung unternehmensethischer Kodizes werden entsprechende Prozessauflagen gemeinhin nur mit Blick auf den Informanten t~ber ein Fehlverhalten, nicht aber hinsichtlich des Beschuldigten gefordert [vgl. z. B. Brooks (1989), S. 123, wonach MaBnahmen zur Geltendmachung eines Kodex nur dann erfolgreich sein k6nnen, wenn ,,a fair, objective hearing process is offered the person reporting an ethical concern."]. Diese Schwerpunktverschiebung basiert auf einem (berechtigten) Interesse daran, vor allem auch nachgeordnete Mitarbeiter zur Anzeige von Verfehlungen ihrer Vorgesetzten zu bewegen (siehe dazu auch bereits oben, S. 503 ff. der vorliegenden Arbeit). Ein solches Interesse sollte gleichwohl nicht so weitreichen, elementare (Schutz-)Rechte hOherrangiger Ftihrungskrfifte zu ignorieren oder eine Misstrauenskultur entstehen zu lassen, in der Jeder Anzeigen eines anderen ~rchten muss. Systematisch beziehen sich die Prozessgebote zunfichst aufdas (vermeintliche) Sanktionsobjekt. 786 Vgl. in diesem Sinne z. B. auch Folger/Rosenfield/Grove/Corkran (1979), S. 2259: ,,voice may be preferable to mute procedures because the latter are based on incomplete information. A mute procedure may not take into account the claims of disputants and hence may entail an inferior, or at least suspect, decision.".
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m6glichst fundierte Urteilsfindung dartiber, ob die Anwendungsvoraussetzungen einer Sanktionsnorm vorliegen, da eine korrespondierende Kodexnorm schuldhafi tibertreten worden ist, soil demnach nicht nur auf der Basis der Einsichten erfolgen, die dem Sanktionssubjekt unmittelbar zuganglich und ohne weitere Konsultationen erschliel3bar sind. Ober dieses Wissen hinaus sind zudem die (teilweise privilegierten) Kenntnisse der Mitarbeiter zu berficksichtigen, die einen (vermeintlichen) Normverstol3 beobachtet haben oder begangen haben sollen. Der Verzicht auf solche AnhOrungen wiirde die Sanktionssubjekte der Gefahr aussetzen, dass ihnen ftir die Urteilsfindung relevante Daten entgehen und in der Konsequenz Bestrafungen verh~ingt werden, deren Prfiventions- und Retributionseffekte unangemessen erscheinen. Die Betroffenen sch~itzen es zunfichst insofern, angeh6rt zu werden, als sie ihre Sicht des Sachverhalts darlegen und in diesem Zusammenhang versuchen k6nnen, die Urteilsbildung in ihrem Sinne zu beeinflussen787. Zu diesem Zweck werden die Akteure, denen die Missachtung einer Kodexnorm vorgeworfen wird, im Besonderen auf Umst~nde hinweisen, die dem Sanktionssubjekt nicht unmittelbar erkennbar sein m~issen, aber geeignet sind, um die potentiellen Sanktionsobjekte von einem ursachlichen Verschulden des vermeintlichen Normbruchs freizusprechen oder dieses Verschulden zumindest einzuschr~nken. Allerdings ist die Wertsch~itzung dieses Verfahrenselements nicht ausschliel31ich auf solchermal3en instrumentelle Bestrebungen der Einflussnahme zurtickzuffihren. Vielmehr haben empirische Untersuchungen zur prozeduralen Gerechtigkeit inzwischen nachweisen k6nnen, dass den Verfahrensweisen, die eine Anh~rung der Beschuldigten vorsehen, ein eigenst~indiger Wert zuerkannt wird 788. Derartige Prozeduren werden aus Grfinden der Gerechtigkeit und daher auch dann goutiert, wenn die er6ffneten Informationen nicht zu einer Ergebnisfindung ftihren, wie sie sich die Betroffenen erhoffl haben 789. Die Sanktionsentscheidungen werden generell umso eher akzeptiert, als
787 Siehe zu dieser instrumentellen Rechtfertigung eines ,Voice'-Effekts Thibaut/Friedland/Walker (1974), S. 800, oder Walker/LaTour/Lind/Thibaut (1974), S. 308. Diese Begrtindung wird entsprechend auch als ,,instrumental view" [Tyler (1990), S. 6] oder als ,,self-interest model" [Lind~Tyler (1988), S. 222] bezeichnet. 788
Vgl. z. B. Folger/Greenberg (1985), S. 158 Herv. im Original: ,,reactions to a given procedure may also at times reflect an assessment of that procedure as an end-in-itself Part of the favorable reaction ... may stem from aspects of these procedures considered to be desirable, regardless of the particular decision they yield on a given occasion."; Lind/Kanfer/Earley (1990), S. 957: ,,fairness judgments are enhanced by the opportunity to voice opinions even when there is no chance of influencing the decision."; Tyler (1990), S. 130: ,,Whether people feel that what they say has been considered has a very strong effect on whether they feel they have had process control, even when the influence of decision control is removed."; Niehoff/Moorman (1993), S. 535" ,,voice procedures ... for allowing employees to have input into their own evaluations, are seen as fair not only because employees' having voice may influence the fairness of the distribution of rewards, but also because their having the opportunity to speak out demonstrates that the group considers their input of value."; Paternoster/Brame/Bachman/Sherman (1997), S. 167: ,,The opportunity to state one's case is valued not because it is linked to favorable outcomes but because of its >>valueexpressive<< function"; Tyler (2000), S. 121 m. w. N.: ,,voice effects have not been found to be dependent just upon having control over the actual outcomes of conflicts. People have also been found to value the opportunity to express their views to decisionmakers in situations in which they believe that what that they are saying has little or no influence upon the decisions being made".
789 Vgl. z. B. Paternoster/Brame/Bachman/Sherman (1997), S. 166: ,,the simple opportunity to state one's case before authorities make a decision ... enhances the legitimacy of such authorities and fosters compliance.",
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sie Prozeduren folgen, die den Beklagten ausreichend Gelegenheit bieten, ihre Perspektive klarzustellen. Diese Beziehung gilt selbst unter der Bedingung, dass die Akteure am Ende mit einem f~r sie abtrfiglichen Resultat konfrontiert werden. Dass die A k z e p t a n z auch unvorteilhafter Ergebnisse zunimmt, sofern die Beschuldigten zuvor angeh~rt w o r d e n sind und den verhandelten Sachverhalt aus ihrer Sicht erl~.utern durften, setzt nur, aber auch immerhin voraus, dass diese Informationen zumindest prinzipiell in die Ergebnisfindung eingehen k6nnen und bei der Urteilsbegrfindung nicht bestfindig fibergangen werden 79~ Es muss folglich der Eindruck vorherrschen, dass eine neutrale Bewertung dieser A r g u m e n t e stattfindet 791.
(c) Neutralit~it Die Verfahrensfairness gebietet drittens, die erhobenen Informationen u n v o r e i n g e n o m m e n abzuw~.gen und a u f dieser Grundlage die Sanktionsentscheidungen zu treffen792. Es gilt, einen Marktplatz der A r g u m e n t e zu schaffen, a u f dem alle A u s s a g e n die Chance haben, den Ausgang des Verfahrens im Prinzip beeinflussen zu k~nnen, und nicht bestimmte Aussagen deshalb ausgeblendet bleiben, weil ihre Inhalte oder Absender den Sanktionssubjekten missfallen 793. Diese Forderung einer neutralen Urteilsfindung impliziert, dass das Sanktionsergebnis nicht bereits im Vorhinein feststehen darf und ohne A n s e h e n der Person des Sanktionsobjekts und mOglichst frei von subjektiven Bewertungen der Sanktionssubjekte festgelegt werden
oder Tyler~Lind (2001), S. 75: ,,voice enhances judgments of procedural fairness because it provides an opportunity for the expression of values, rather than for any instrumental value it might have.". Diese Begr~ndung folgt somit einer normativen Perspektive [Tyler (1990), S. 7] und wird auch als ,,group value model" [Lind~Tyler (1988), S. 230] bezeichnet, um die Wertschatzung zum Ausdruck zu bringen, welche das Individuum den durch die Gruppe gesetzten Verfahrenselementen beimisst und durch diese erf~hrt. 79o Anders der noch weiterreichende Voice-Effekt von Lind/Kanfer/Earley (1990), S. 956 f., wonach Prozeduren selbst dann ais gerechter wahrgenommen werden, wenn den Akteuren zumindest noch nach (!) der Entscheidungsfindung die M0glichkeit zugestanden wird, ihre Sicht der Dinge darzulegen (,,postdecision voice"). Dieser experimentelle Befund t~ber die Wirkungen einer nachtrfiglichen Anh~rung mag dadurch zu erklfiren sein, dass sich die Probanden - entgegen den sehr eindeutigen Versuchsinstruktionen - t~ber ihre Einflussnahmem0glichkeiten unzutreffende Vorstellungen bilden (,,illusion of control") oder stfirker in die (Versuchs-)Gruppe eingebunden und mehr respektiert ~hlen [vgl. Lind/Kanfer/Earley (1990), S. 957]. 791 Vgl. z. B. Korsgaard/Schweiger/Sapienza (1995), S. 64: ,,An individual's merely having a chance to say something does not, however, ensure perceptions of procedural fairness. Consideration of input, the extent to which a decision maker acknowledges and shows consideration of others' input, is needed for voice to affect perceptions of fairness.", oder Ball/Trevino/Sims (1992), S. 314 Herv. T. T.: ,,The opportunity for subordinates to express their viewpoint, and the perception that this viewpoint has been adequately considered, will be positively related to procedural justice evaluations.", sowie in diesem Sinne auch (am Beispiel betrieblichen Vorschlagwesens) Folger/Greenberg (1985), S. 169: ,,A suggestion that is not given serious consideration - or worse, is not considered at all - is like a voice unheard - or worse, ignored. Unless workers believe that their voice suggestions will be listened to, the suggestion system may not only be ineffective, but may insult workers who come to perceive it as ingenuine, a tactic of ingratiation". 792 Siehe auch Paternoster/Brame/Bachman/Sherman (1997), S. 168: ,,Independent of the favorableness of the outcome, persons are more likely to impute fairness and legitimacy to authorities and behave in accordance with rules when they perceive that authorities have acted in an impartial and unbiased manner.". 793 Tyler (2000), S. 122, spricht von einem ,,)>level playing field<< in which no one is unfairly disadvantaged.". So auch Tyler~Lind(2001), S. 75 f.
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soll TM. Dem Gebot der Neutralit/at wiarde es widersprechen, die Beschuldigten zwar anzuh6ren, ihre Berichte bei der anschliel3enden Urteilsbildung jedoch unbeachtet zu belassen. Wenn das Sanktionsergebnis im Vorhinein ausgemacht w/are, erObrigen sich weitere Strukturierungen des Verfahrens nicht nur. Sie k6nnen sogar dysfunktionale Effekte austiben, da und soweit sich unter den Mitarbeitern des Unternehmens die Auffassung durchsetzt, mit einer solchen Prozessftihrung get~iuscht zu werden 795. Die Neutralit~it eines Sanktionierungsverfahrens verlangt es, dass die Beschltisse darOber, ob und welche Strafen zu verh~ingen sind, sich weder von singul~iren Merkmalen der Person des Sanktionsobjekts leiten lassen noch durch vorgefasste Meinungen oder willktirliche Festlegungen der Sanktionssubjekte verzerrt werden. Diese Verzerrungen lassen sich zum einen begrenzen, indem der Sanktionsprozess normiert und in dieser Hinsicht dem subjektiven Ermessen der Sanktionssubjekte entzogen wird (Formalisierung des Sanktionsprozesses) 796. Eine st~irkere Formalisierung schr/ankt den Ermessensspielraum der Sanktionssubjekte ein und tr~igt dazu bei, dass ihre Sanktionsentscheidungen besser prognostiziert bzw. nachvollzogen werden k6nnen797. Gleichwohl wird eine diesbeztigliche Normierung immer auch prinzipiengebunden sein, um nicht in das Extrem einer zu rigorosen Sanktionsanwendung zu fallen und bestimmte Normverst6fSe unangemessen ahnden zu mtissen, da sich spezifische Besonderheiten der Anwendungssituation nur unzureichend vorhersehen liel3en. Die Gefahr, die Urteilsfindung von individuellen Eigenschaften des (potentiellen) Sanktionsobjekts und pers6nlichen Eigeninteressen abh~ingig zu machen, ist tendenziell dann ausgepr~igter, wenn der Sanktionsprozess abteilungsintern stattfindet und die Sanktionskompetenzen der Abteilungsleitung tibertragen worden sind. Aufgrund der laufenden Zusammenarbeit zwischen der Ftihrung und den Mitarbeitern einer Unternehmensabteilung begrtinden sich sowohl soziale Verbundenheiten als auch 6konomische Interessen, welche die Einsch~itzungen
794 Vgl. z. B. Niehoff/Moorman (1993), S. 528: ,,The gathering of accurate and unbiased information is one of the basic components of procedural fairness" und S. 534: ,,procedures ... to decrease bias and error in decisions."; Tyler (2000), S. 122: ,,authorities should not allow their personal values and biases to enter into their decisions"; Tyler~Lind (2001), S. 76: ,,Prejudice, the idea of discriminating based on group membership, is perhaps the strongest evidence of a lack of neutrality". 795 Siehe auch Folger/Greenberg (1985), S. 161: ,,unless this invitation to provide input is perceived as genuine, ... its effectiveness may be expected to backfire", und Conlon (1993), S. 1122: ,,unscrupulous decision makers could rig procedures so that they appear to be fair yet were in fact quite biased.... However, if participants feel that a procedure is biased or improper, perceptions of procedural justice as low can follow, especially when they receive unfavorable judgments from procedures that appear to be fraudulent", oder Brockner/Tyler/Cooper-Schneider (1992), S. 242: ,,People will become quite distressed and react quite negatively if they feel that they have been treated unfair". 796 Vgl. z. B. Ball/Trevino/Sims (1992), S. 31 1: ,,punishment that >>follows the rules<< should be evaluated as more just."; Niehoff/Moorman (1993), S. 534: ,,the presence or absence of [fair formal, T. T.] procedures ... influences fairness perceptions"; Niehoff/Paul/Bunch (1998), S. 592: ,,The key to effective punishment may be in maintaining consistent, explicit rules."; Tyler (2000), S. 122: ,,If they [i.e., people] think that the authorities are following impartial rules and making factual, objective decisions, they think procedures are fairer.". 797 Siehe auch Ball/Trevino/Sims (1993), S. 48: ,,employees should be able to expect predictable supervisory responses that are consistent with defined disciplinary policy.".
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dart~ber, ob ein A b t e i l u n g s m i t g l i e d eine K o d e x n o r m schuldhaft missachtet hat, (wissentlich oder u n b e w u s s t ) tangieren und einer u n v o r e i n g e n o m m e n e n A n w e n d u n g der S a n k t i o n s n o r m e n entgegenstehen k 6 n n e n 798. D e n n o c h ist eine vollstfindige A u s l a g e r u n g der S a n k t i o n s k o m p e tenzen insoweit unzweckm~il3ig, als der K o d e x z u m n o t w e n d i g e n Bestandteil des allt~.glichen U n t e r n e h m e n s g e s c h e h e n s w e r d e n soll und daher auch seine B e w e h r u n g den g e w 6 h n l i c h e n Interaktionen innerhalb der U n t e r n e h m e n s b e r e i c h e nicht komplett zu entziehen ist. Es empfiehlt sich jedoch, unter a n d e r e m 799 um die Verfahrensneutralit~.t sicherzustellen, z u m i n d e s t die Bestrafung gewichtigerer N o r m v e r l e t z u n g e n oder periodische E v a l u a t i o n e n der K o d e x einhaltung durch gesonderte Instanzen ausfiben zu lassen (Externalisierung des Sanktionsprozesses) 8~176 Da diese Sanktionssubjekte dem norrnalen Abteilungsalltag e n t h o b e n sind, bieten sie gute V o r a u s s e t z u n g e n daffir, unabh~ingig von vorgefassten A n s i c h t e n und (mehr oder weniger) latent v o r h a n d e n e n Vorfestlegungen
entscheiden zu kOnnen, ob eine K o d e x n o r m
schuldhaft t~bertreten w o r d e n und eine S a n k t i o n s n o r m a n z u w e n d e n ist. Ihr Informationsdefizit, das mit der Ferne von d e m T a g e s g e s c h e h e n einhergeht, muss die F u n d i e r u n g der Entscheidungen nicht n o t w e n d i g e r w e i s e schw~ichen. V i e l m e h r sind die K o n t r o l l i n s t a n z e n anzuhalten, sich in den A b t e i l u n g e n vor Ort mit Detailinformationen zu versorgen, um die privilegierten Kenntnisse von Vorgesetzten und Kollegen bei der B e s c h l u s s f a s s u n g bert~cksichtigen zu k6nnen, soweit es ffir eine a n g e m e s s e n e Sanktionierung erforderlich ist 8~ .
798 Siehe generell zu den Verzerrungen, die bei der (Leistungs-)Bewertung von Mitarbeitern durch ihre Vorgesetzte auftreten, die Untersuchung von Longenecker/Sims/Gioia (1987), S. 183 im Original kursiv, deren Ausflihrungen ein besonders eindrackliches Zitat einer der (insgesamt 60) befragten Ft~hrungspersonen voransteht: ,,There is really no getting around the fact that whenever I evaluate one of my people, 1 stop and think about the impact - the ramifications of my decisions on my relationship with the guy and his future here. l'd be stupid not to. Call it being politically minded, or using managerial discretion, or fine tuning the guy's rating, but in the end I've got to live with him, and I'm not going to rate a guy without thinking about the fallout.".
799 Siehe zu weiteren Argumenten bereits oben, insb. S. 508 der vorliegenden Arbeit. 800 Vgl. z. B. auch Manley (1991), S. 221: ,,Auditors can bring impartiality, independence, and considerable knowledge of the firm's business to the process [of code enforcement, T. T.], and they may already have considerable experience investigating and monitoring various systems within the company.". Nachrichtlich sei erg~nzt, dass die beiden Gestaltungsdimensionen der Formalisierung und der Externalisierung den Anforderungen an organisatorische Konfliktl0sungsmechanismen entsprechen, um als ,,due process" ausgezeichnet werden zu k0nnen. Siehe zu den zwei Dimensionen z. B. Aram/Salipante (1981), S. 199 im Original kursiv: ,,degree of formality of appeal procedures" und ,,degree of independence from management of the final decision maker". 80~ Zudem k0nnen (und sollten) die Mitarbeiter verpflichtet werden, der gesonderten (Ethik-)Einheit oder - in Ermangelung dieser - direkt den Fahrungsorganen anzuzeigen, wenn vermeintliche Missachtungen des Kodex abteilungsintern unzureichend aufgeklfirt werden. Siehe zu der Notwendigkeit derartiger Berichtspflichten Braithwaite (1997), S. 353 mit Verweis auf eine entsprechende inzwischen eingeft~hrte Praxis bei Exxon: ,,Many companies have policies requiring the reporting of ethics violations, but not many have policies that oblige the reporter to assure that the report is not blocked. This is important because one thing we know about criminal corporations is that they are expert at structuring communication blockages into the organization to protect top management from the taint of knowledge.".
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(d) Transparenz SchlieBlich kOnnen Bestrafungen ihre intendierten Wirkungen kaum realisieren, wenn die Mitarbeiter die Gfiltigkeit und die Geltung der Sanktionsnormen nicht kennen oder verkennen. Effektive Strafen setzen daher voraus, dass in hinreichendem MaBe nachvollzogen werden kann, weshalb ein Akteur mit einer Strafe einer bestimmten H6he belegt wird. Dieses Verst~indnis l~isst sich nur insoweit vermitteln, als fiber die Verbindlichkeit der Kodexnormen Klarheit herrscht, ihre Sanktionsbewehrung bekannt ist und im Besonderen die Grfinde for das Ausbleiben oder das AusmaB einer speziellen Bestrafung often gelegt werden 8~ Die Transparenz des Verfahrens zielt daher ersichtlich darauf ab, den generellen wie auch den speziellen Sanktionsobjekten darzustellen, warum eine Strafe im Generellen wie im Speziellen gerechtfertigt ist und wie sie sich in der Zukunft vermeiden lieBe. Die Transparenz des Sanktionsverfahrens ist infolgedessen sowohl aus abschreckungs- als auch aus gerechtigkeitstheoretischen Erw~igungen geboten. Im Konzert der Obrigen verfahrensbezogenen Determinanten der Sanktionsstrategie hat dieses Prozessmerkmal insofern eine herausgehobene Stellung inne, als den Unternehmensmitarbeitern fundierte(re) Einsch~itzungen fiber die Ausprfigungen der anderen Sanktionsmerkmale solange verwehrt sind, bis sie durch MaBnahmen der Transparenz sichtbar(er) werden 8~ Dies gilt insbesondere deshalb, weil sich in Hinblick auf das Sanktionsverfahren ohnehin nur sehr schwierig feststellen l~isst, ob das Unternehmen tats~ichlich mit den Betroffenen respektvoll umgeht, sie nach ihrer Sicht der verhandelten Sachlage befragt und diese Informationen unvoreingenommen bewertet. Sofern das Unternehmen jedoch keine Anstrengungen unternimmt, seine Beachtung dieser Gebote nachvollziehbar zu machen, mfissen entsprechende Einschfitzungen der Unternehmensmitglieder auf eher nur vagen Vermutungen basieren, die neben den eigenen (naturgem~B begrenzten) EindrOcken vor allem auch den (tendenziell negativeren) Verlautbarungen der speziellen Sanktionsobjekte folgen werden. Durch die F6rderung der Transparenz kann es hingegen gelingen, dass sich diese Beurteilungen nicht mehr nur an MutmaBungen, sondern an den often gelegten Nachweisen festmachen lassen. Unternehmen, die sich anstrengen, ihre Kodexbewehrungen gerecht zu gestalten, haben deshalb ein groBes Interesse daran, diese Anstrengungen auch sichtbar zu machen. Auf diese Weise l~sst sich zudem dysfunktionalen Kodexsabotagen begegnen, da sich Klagen fiber un-
802 Siehe auch Ball/Trevino/Sims (1992), S. 313: ,,provision of an adequate causal account will be positively related to the disciplined subordinate's procedural justice evaluations.", oder Ball/Trevino/Sims (1993), S. 45: ,,people ... want to know the reasons for the treatment they have received in order to assess whether they have been fairly treated", sowie Appelbaum/Bregman/Moroz (1998), S. 117: ,,the punishment may be considerably more effective if one clarifies what behavior is actually being punished and providing justification for the punishment" und ebd.: ,,punishment seems to be most effective when it is ... accompanied by a clear (and fair) explanation". 8o3 Vgl. in diesem Sinne z. B. auch Manley (1991), S. 221: ,,Without an actual and visible system of due process and appeal, a code cannot maintain the confidence of those addresses.".
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faire Behandlungen im Kollegenkreis kaum aufrechterhalten lassen, sofern die Sanktionsvoraussetzungen hinlfinglich bekannt, die Sanktionsentscheidungen sorgffiltig fundiert und die Sanktionsgrfinde publik sind. Hingegen ist ein (unbegrt~ndeter) Verzicht auf Transparenz regelm~ffig dem Soupcon ausgesetzt, unangemessene Vorgehensweisen verbergen zu wollen. Um ein gewisses Mal3 an Transparenz kommt demnach kein Unternehmen umhin. In der Folge macht dieses Verfahrensgebot zugleich die bessere Beachtung weiterer Sanktionskriterien insoweit notwendig, als die eigenen Praktiken sichtbar werden und sich Missachtungen der eigenen Sanktionsnormen nicht mehr verdecken lassen. Ungerechte Verhaltensweisen der Sanktionssubjekte werden durch Transparenz eher erkennbar und daher unterbleiben, da die Glaubwfirdigkeit und die Autoritfit der Sanktionssubjekte und in letzter Konsequenz der Unternehmensleitung andernfalls leiden wfirden. Das Transparenzgebot weckt den Wunsch, die Sanktionspraxis des Unternehmens in m6glichst gutem Lichte zu prfisentieren. Dem nahe liegenden Versuch, sich in zu gutem Lichte darzustellen 8~ stehen wiederum sowohl instrumentelle als auch normative Einw~.nde entgegen, wie sie bereits im Zusammenhang mit den Kommunikationsmaf~nahmen der Persuasion diskutiert worden sind 8~ Taktische Kommentierungen verbieten sich demnach zum einen deshalb, weil die Geltendmachung unternehmensethischer Kodizes auf eine solche Weise kontradiktorisch wfire. Unternehmerische Normen, deren Geltung zu einer Ethisierung des Unternehmensgeschehens ffihren soll, lassen sich nicht durch Implementierungsmal3nahmen zur Geltung bringen, die allgemein geteilten Moralvorstellungen grundlegend widersprechen. Zum anderen l~.sst sich die Kluft zwischen den tatsfichlichen und den taktisch vorgeschobenen Handlungs- bzw. Sanktionsgrfinden nicht in unbegrenztem Maf3e fiberdecken. Wenn eine solche Kluft erkennbar wird oder nur vermutet werden kann, werden die Implementierungsbemt~hungen der Kodexgeltung kaum noch dienstbar sein, da die Mitarbeiter sich manipuliert wfihnen und ihre Akzeptanz des Kodex wie auch seiner Bewehrung in der Folge aufgezehrt wird s~ Transparenz trfigt in dieser Hinsicht auch dazu bei, die M6glichkeiten einer taktischen Kommentierung zu begrenzen, da sich derartige Begrfindungen umso schwieriger vertreten lassen, je mehr fiber das Gebaren des Unternehmens often zu legen ist.
8o4 Vgl. z. B. Bies/Shapiro (1988), S. 683: ,,Voice procedures and justifications can also be used for impression management". 8o5 Siehe oben, S. 446 ff. der vorliegenden Arbeit. 8o6 Siehe zu den auf~erordentlich negativen Reaktionen, die (aufgedeckte) Tfiuschungen tiber vermeintlich faire Verfahren nach sich ziehen, bereits die entsprechenden Befunde von Folger/Rosenfield/Grove/Corkran (1979), S. 2259: ,,when people learn that someone else agrees that they have been denied just deserts .... the positive impact of voice seems to be negated; indeed, our results show that when supportive social )~evidence~ is available, the fairness of the allocation procedure becomes essentially irrelevant.", und ~r weitere Nachweise Greenberg (1990), S. 139: ,,A perceived intentional )~using~ of fairness as a tool of manipulation is likely to backfire when such insincerity is suspected".
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W~.hrend das Transparenzgebot demnach sehr eindeutig vorgibt, fiber den Kodex und seine Bewehrung wahrheitsgetreu zu informieren (Authentizit~.t der Information) s~ ist die Frage nach dem gebotenen AusmaB der Information weniger eindeutig zu beantworten. Notwendige Einschr~.nkungen ergeben sich zum einen aus den Pers6nlichkeitsrechten der speziellen Sanktionsobjekte, die es weitestm6glich zu schtitzen gilt s~ Zum anderen ist bei der Gestaltung des Sanktionsprozesses zu bedenken, dass die Transparenz nicht um ihrer selbst willen gefordert wird, sondern den speziellen und den generellen Sanktionsobjekten das Sanktionsverfahren nachvollziehbar machen soll. Die Wirkung der Transparenz und ihr konkret gebotenes Ausmal3 bestimmen sich daher nachfrageseitig s~ In unterschiedlichen Anwendungskonstellationen k6nnen folglich (inhaltlich-thematisch) unterschiedliche 81~ und ganz unterschiedlich weitreichende Transparenzbemfihungen erforderlich sein. Dem speziellen Sanktionsobjekt ist detaillierter auseinanderzusetzen, warum eine spezielle Bestrafung verh~ingt werden soll. Aus dem sanktionsbezogenen Prozesskriterium der Achtung ergibt sich ein Anspruch des speziellen Sanktionsobjekts, dass ihm entsprechende Detailinformationen mitzuteilen sind, eine vollst~tndig kongruente Offenlegung gegent~ber der Gesamtheit der Kodexadressaten hingegen im Allgemeinen zu unterlassen ist. In Hinblick auf die generellen Sanktionswirkungen sind dann zusfitzliche Mal3nahmen zur Steigerung der Transparenz erforderlich, wenn unter den Kodexadressaten die Auffassung verbreitet bleibt, dass die Sanktionsnormen unangemessen zur Anwendung kommen. Eine solche Skepsis verlangt, die Sanktionsmal3nahmen transparenter zu machen, um die Kodexbewehrung besser verstfindlich und in der Folge auch vermittelbar werden zu lassen. (3) Normenbezogene Faktoren (a) NutznieBer der Norm Die Wirkungsweise der restriktionsbasierten Implementierungsstrategie bestimmt sich nicht nur anhand der sanktionsbezogenen Determinanten. Sie hfingt vielmehr auch von den Kodexnormen ab, auf deren Geltendmachung die Implementierungsakte zielen. In Obereinstimmung mit der pr~iferenzbasierten Persuasionsstrategie sollen auch bei der restriktionsbasierten Sanktionsstrategie mit dem Nutzniel~er der Norm sowie der H~.ufigkeit und der Komplexit~it ihrer Anwendungssituation drei normenbezogene Einflussgr613en behandelt werden. Die Ausft~hrungen lassen sich dabei an dieser Stelle nun insofern straffen, als die grundlegen-
8o7 Vgl. dazu auch Greenberg/Bies (1992), S. 438: ,,studies suggest that people believe that honesty is a prime determinant of fairness.". 8os Siehe nochmals oben, insb. S. 521 der vorliegenden Arbeit. 8o9 Vgl. in diesem Sinne dazu auch Greenberg(1990), S. 116: ,,fairness is in the eye of the beholder.". 810 Siehe dazu Greenberg (1990), S. 141: ,,different organizational constituencies may be sensitive to qualitatively different manifestations of fairness.".
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de Bedeutung dieser Normdeterminanten inzwischen als bekannt vorausgesetzt werden kann und einige der anzunehmenden Wirkungsmechanismen denen entsprechen, die bereits innerhalb der Persuasionsstrategie diskutiert worden sind 811 Die NutznieBer einer Kodexnorm stehen einer dazu einschl~igigen Sanktionsstrategie tendenziell ~iul3erst aufgeschlossen gegentiber. Da die Nutzniel3er v o n d e r Einhaltung der Kodexnorm profitieren, werden sie gemeinhin Mal3nahmen untersttitzen, mit denen die Einhaltung dieser Norm (durch Andere) wahrscheinlicher werden soll. Zudem kOnnen die Nachteile, die mit Sanktionen verh~.ngt werden, von diesen Akteuren vergleichsweise gering gewichtet werden, da und soweit sie eine Norm, deren Befolgung ihnen nfitzt, kaum vors~itzlich brechen werden und versehentliche Normverletzungen mit milderen Strafen geahndet werden 812 Schlieglich werden Kodexsanktionen im Besonderen dann goutiert, wenn der Nutzen der Norm konditional gebunden ist, von dem (normkonformen) Verhalten anderer Akteure abh~ingt und daher tats~ichlich nur unter der Bedingung einer weiterreichenden Normkonformittit generiert werden kann, die eine wirksame Bewehrung des Kodex verlangt 813 Demgegent~ber l~isst eine mangelnde Pr~.ferenzkompatibilit~it zun~ichst erwarten, dass eine ablehnende(re) Haltung gegentiber den Kodexbewehrungen eingenommen wird. Diese Ablehnung ist allerdings keineswegs zwingend, da sich genauso die Einsicht durchsetzen kann, dass die Sanktionen gerade deshalb erforderlich sind, weil die Kodexnormen a n d e r n f a l l s - aufgrund ihrer mangelnden Pr~iferenzkompatibilit~it- nicht ausreichend Beachtung finden warden. Dies setzt jedoch voraus, dass die korrespondierende Kodexnorm zwar nicht prfiferiert, wohl aber die Notwendigkeit ihrer Geltung insoweit anerkannt wird, als sich die allgemeinen Nachteile nachvollziehen lassen, die eine unzureichende Normbefolgung verursachen kann. Sanktionen sind speziell fiir diese Konstellationen zu etablieren, bei denen sich die normative Abweichung nicht dutch MaBnahmen der pr~iferenzbasierten Implementierung ausreichend schliegen l~isst und daher die Rahmenbedingungen des Handelns so ver/~ndert werden massen, dass die betreffende Kodexnorm dennoch realistische Geltungschancen bekommt und die kodextreuen Akteure nicht (ibervorteilt werden814
811 Siehe dazu nochmals oben, S. 450 ff. der vorliegenden Arbeit. 812 Zur Klarstellung sei ergfinzt, dass auch die Nutzniel3er einer Norm keineswegs beliebige Sanktionsbewehrungen begriiBen, sondern im Gegenteil solche sogar beklagen werden, die sich als unverhfiltnism~iBigdarstellen und dem Gerechtigkeitsempfinden der Akteure grundlegend zuwiderlaufen. Entsprechende Anforderungen folgen indes bereits aus den zuvor behandelten sanktionsbezogenen Determinanten dieser Implementierungsstrategie. 813 Siehe dazu auch bereits den Hinweis oben, S. 453 der vorliegenden Arbeit. 814 Vgl. dazu auch Hart (1975), S. 193 Herv. im Original: ,,>Sanctions< are therefore required not as the normal motive for obedience, but as a guarantee that those who would voluntarily obey shall not be sacrificed to those who would not. To obey, without this, would be to risk going to the wall. Given this standing danger, what reason demands is voluntary co-operation in a coercive system.".
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(b) H~iufigkeit der Anwendungssituation Aus der Sicht des Unternehmens sind tendenziell eher die Kodexnormen mit Sanktionen zu bewehren, deren Anwendungsvoraussetzungen h~ufiger vorliegen. Je h~ufiger eine Norm gfiltig ist, desto hfiufiger kOnnen auch die Sch~den eintreten, die bei ihrer unzureichenden Beachtung zu ffirchten sind. Vor dem Hintergrund dieser Schadensneigung werden Unternehmen die Einhaltung solcher Kodexnormen intensiver kontrollieren, die nicht nur selten verbindlich sind und die entsprechend bestfindig missachtet werden kOnnen. Intensivere lJberwachungen lassen es wahrscheinlicher erscheinen, dass Ubertretungen einer Norm entdeckt werden. Gleichwohl wird die Aufdeckungswahrscheinlichkeit auch unabhfingig von einer Veranderung der Kontrollintensitfit davon beeinflusst, ob die Gfiltigkeitsbedingungen der korrespondierenden Kodexnorm mehr oder weniger hfiufig gegeben sind. Da sich die Aufdeckungswahrscheinlichkeit aus dem Anteil der entdeckten im Verhfiltnis zu der Gesamtzahl der Normabweichungen ergibt 815, muss die Aufdeckungswahrscheinlichkeit zwar keineswegs zwingend mit der Hfiufigkeit der Anwendungssituation steigen. Eine zunehmende Hfiufigkeit der Anwendungssituation verstfirkt jedoch den Eindruck, dass zumindest eine von Null verschiedene Aufdeckungsquote wahrscheinlich ist, da sich nicht (mehr) s~.mtliche Normverletzungen verbergen lassen. Die geschfitzte H6he der Aufdeckungswahrscheinlichkeit muss deshalb nicht eindeutig mit der Hfiufigkeit der Anwendungssituation korrelieren, weil sie auch unter Berficksichtigung der generellen Befolgungsquote zu bestimmen ist, welche die Norm im Unternehmen insgesamt erzielt. Danach kann ein potentieller Delinquent sogar eine tendenziell geringere Aufdeckungswahrscheinlichkeit annehmen, wenn die Norm zwar hfiufiger gfiltig ist, aber zugleich gemeinhin (yon den Anderen) im Unternehmen eingehalten wird. Dennoch steigt fur den einzelnen Delinquenten ceteris paribus das Risiko, ~berffihrt zu werden, wenn er eine Norm nicht nur einmal oder ganz vereinzelt, sondern wiederholt und entsprechend hfiufig bricht. In einer diesbezfiglichen Kalkulation gilt es zudem zu beachten, dass einmal entdeckte Verfehlungen im Falle h~ufig gt~ltiger Normen Anschlussuntersuchungen dar~ber nach sich ziehen k6nnen, ob auch in der Vergangenheit bereits Verst6f3e stattgefunden haben. Sofern derartige Nachforschungen der Sanktionssubjekte m6glich 816 und in dem Sinne erfolgreich sind, dass sie die mangelnde Normfibereinstimmung als Notorietfit nachweisen k6nnen, erschweren sie es dem Beschuldigten, ein nachgiebiges Ahnden seiner Vergehen einzufordern. Zudem werden dem Delinquenten Entlastungsoptionen genommen, da und soweit die Hfiufigkeit der Normgfiltigkeit seine erdenklichen Erkl~,rungen unglaubwfirdig oder unerheblich erscheinen lassen, die gebotenen Handlungsweisen nicht gekannt oder ihre Durchffihrung nicht gekonnt zu haben. Je 6fter sich die Adressaten in Situationen befinden, in denen sie den
815 Siehe nochmals oben, S. 503 ff. der vorliegenden Arbeit. 816 Siehe zu Einschrfinkungenoben, insb. S. 517 der vorliegenden Arbeit.
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Geltungsanspruch der Norm beurteilen mtissen, desto mehr werden im Allgemeinen ihre Unsicherheiten darOber reduziert, ob eine Norm nun tats~ichlich g01tig und die durch sie gebotene Handlungsweise unter unterschiedlichen Befolgungsbedingungen verbindlich ist. Dieser Lerneffekt, der mit zunehmender H~iufigkeit und wiederholter Subsumtion der Normgtiltigkeit einhergeht, legt zugleich insofern (ausreichend scharfe) Sanktionsbewehrungen nahe, als sich andernfalls ebenso unzutreffende Einsichten verfestigen und sich in der Folge die irrtOmlichen Auffassungen im Unternehmen verbreiten k0nnen, eine Norm unter Umstfinden schlicht ignorieren zu dtirfen817
(c) Komplexit/it der Anwendungssituation Die Komplexit~it der Anwendungssituation einer Kodexnorm bemisst, wie schwierig es ist, die Normg01tigkeit zu bestimmen 818. Dieses Merkmal der Komplexit~it schl~igt v o n d e r Kodexnorm auf die diesbezOgliche Sanktionsnorm durch, da die an die Kodexordnung gebundenen Sanktionsnormen nur dann zur Anwendung gelangen sollen, wenn die korrespondierenden Kodexnormen missachtet worden sind sl9, und da die Verletzung einer Norm deren Verbindlichkeit voraussetzt. Sanktionen, die Kodexnormen zur Geltung verhelfen sollen, deren Verbindlichkeit sich generell oder unter speziellen Umst~inden nur aufwendig ermitteln l~isst, haben daher gleichermal3en komplexe Anwendungsvoraussetzungen. Diese Implikationsthese der Komplexit~it legt zwei Anschlussbemerkungen nahe, die einmal logischen und einmal empirischen Charakter tragen. Zur Klarstellung sei erstens erg~inzt, dass es sich bei dem beschriebenen Zusammenhang um eine einseitige Implikations- (und keine )kquivalenz-)beziehung handelt: Komplex bedingte Kodexnormen implizieren entsprechend komplexe Bewehrungen. Gleichwohl k6nnen hingegen Kodexnormen, deren Verbindlichkeit immer eindeutig feststeht, dennoch durch komplex bedingte Sanktionsnormen geschtitzt werden, da die GOltigkeit der korrespondierenden Kodexnorm nur eine (zwar notwendige), nicht aber die einzige Voraussetzung daftir ist, dass die einschlfigige Sanktionsnorm Umsetzung verlangt. Praktisch bilden die Gtiltigkeitsmerkmale der Kodexnorm somit stets eine Teilmenge der GOltigkeitsmerkmale der Sanktionsnorm. Dennoch ist es zum Zweiten zun~ichst durchaus vorstellbar, dass sich die Implikationsbeziehung der Komplexitat aufheben l~isst, indem den Sanktionsnormen dezidiert einfache Anwendungsvoraussetzungen beigeftigt werden. Konkret k6nnte normiert werden, dass nur solche (kodexdevianten) Akte zu bestrafen sind, die sich unter Umst~inden zugetragen haben, bei denen den Delinquenten die NormgOltigkeit jeweils
817 Vgl. in diesem Sinne z. B. auch Trevino/Weaver (2001), S. 655: ,,The organization's failure to deal with ethical problems or lapses indicates to employeesthat >>crimemight pay,<<so that self-serving, opportunistic behavior, at the company's expense, is more likely.". 8~8 Siehe differenzierter oben, S. 276 und 455 ff. der vorliegendenArbeit. 8~9 Siehe nochmals oben, insb. S. 470 der vorliegendenArbeit.
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v011ig eindeutig gewesen sein muss. In dieser Hinsicht werden die Anwendungsbedingungen der Sanktionsnorm zwar einerseits tats~ichlich drastisch vereinfacht. Auf der anderen Seite verbleiben dann allerdings entsprechend viele Handlungen ungestihnt, obgleich sie zum Teil ganz bewusst die Kodexnormen tibertreten. Entsprechend durchl~issige Bewehrungen k6nnen weder die Vorbeugung noch die Vergeltung in dem MaBe leisten, wie es die Sanktionsstrategie verlangen muss, um dem Unternehmenskodex wirksam Geltung zu verschaffen. Vor diesem Hintergrund erscheint es plausibel anzunehmen, dass sich die Subsumtion einer Sanktionsnorm im Regelfall schwieriger gestaltet, sofern sich die Anwendungsvoraussetzungen der zugeh6rigen Kodexnorm nur mit gr6Berem Aufwand feststellen lassen. Diese durchschlagende Komplexit~t macht entsprechende Sanktionsnormen insoweit manipulationsanf~illiger, als die (vermeintlichen) Auslegungsnotwendigkeiten und Interpretationsspielr~iume zur Durchsetzung kodexfremder Zwecksetzungen ausgenutzt werden k6nnten. In der Folge kann bei den Kodexadressaten der Wunsch entstehen, eigenen Entscheidungsverantwortlichkeiten auszuweichen und sich stattdessen regelmaBig- durch Konsultation iibergeordneter oder zur Kodexauslegung eingesetzter Einheiten im Unternehmen - rt~ckzuversichern, dass die zu w~ihlenden Handlungen mit den Kodexvorgaben tibereinstimmen und deshalb keine Sanktionen zu ft~rchten sind. Kodexnormen sind letztlich immer situativ bedingt 82~ Zudem k6nnen auch bei scheinbar einfachen Kodexnormen (zumindest) in bestimmten Anwendungskonstellationen Zweifel aufkommen, wie ihre Giiltigkeit einzusch~itzen ist. Es wfire daher kaum ein Ausweg aus dem sich abzeichnenden Gestaltungsdilemma, auf die Kodifizierung komplex bedingter Normen oder ihre Sanktionsbewehrung m6glichst vollst~indig zu verzichten. Stattdessen ist darauf hinzuwirken, die Dysfunktionalit~iten durch die geeigneten Verfahrenselemente der Sanktionsstrategie zu parieren. Die Anforderungen an ein gerechtes Sanktionsverfahren k6nnen und mt~ssen sicherstellen, dass keine Verzerrungen die Sanktionsentscheidungen bestimmen und nicht einmal ein solcher Anschein besteht. Sanktionen m~ssen, um als gerecht wahrgenommen zu werden, sorgf~iltige und unvoreingenommene Priifungen vorausgehen, ob eine Normverletzung tatsgchlich (schuldhaft) stattgefunden hat, und mit Begrtindungen verbunden sein, welche die Notwendigkeit und die Angemessenheit der Bestrafungen nachvollziehbar machen. Die Verfahrensvermittlungen sind aus den genannten Griinden zwar unverzichtbarer, aber auch weitaus aufwendiger, wenn die Geltungschancen komplex bedingter Kodexnormen verbessert werden sollen. Dies gilt im Besonderen ftir die gebotene Transparenz, die zum einen Vertrauen in den Sanktionsprozess schafft und zum anderen Verst~ndnis ftir die vorgesehenen Sanktionen. Im Zuge einer umfassenden Kodeximplementierung werden daher unter anderem auch Fghigkeiten und Kenntnisse dartiber entwickelt, wie die Kodexnormen unternehmenskonform auszulegen sind und unter welchen Umstfinden den Adressaten Nachteile
820 Siehe nochmalsoben, S. 273 der vorliegendenArbeit.
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drohen. In der Konsequenz wird bei den Mitarbeitern die Bereitschaft erhalten oder erh6ht, eigene Entscheidungen zu treffen und zu verantworten.
d' Zusammenfassung Im Unterschied zu den prfiferenzbasierten MaBnahmen der Kodeximplementierung zielen die restriktionsbezogenen Akte nicht darauf, die Prfiferenzen der Akteure zu modifizieren. Stattdessen intendieren sie, den Aktionsraum der Kodexadressaten derart zu variieren, dass sich i h n e n - bei gegebenen Pr~iferenzen- die 0bereinstimmung mit dem Kodex attraktiver und das 0bertreten der Kodexnormen weniger vorteilhaft darstellt. Die individuelle Einsch~tzung, ob die Befolgung oder die Missachtung der Kodexnormen vorteilhafter ist, l~isst sich mittels restriktionsbezogener Gestaltungseingriffe im Prinzip auf zwei unterschiedliche Weisen ver~indern, da entweder die Normbeachtung belohnt (das heiBt: positiv sanktioniert) oder die Normmissachtung bestraft (negativ sanktioniert) werden kann. Die restriktionsbezogenen MaBnahmen k6nnen demnach auch als Sanktionsstrategien zur Geltendmachung unternehmensethischer Kodizes bezeichnet werden. Positive Sanktionen der Normbeachtung sind allerdings kaum zweckdienlich, sofern sie als eine grundlegende Strategie der Kodeximplementierung antreten, da die Kodexnormen strikte Verbindlichkeit beanspruchen und ihre Einhaltung nicht etwa nur dem freiwilligen Ermessen der Adressaten fiberlassen ist. Belohnungen dafter, seinen grunds~itzlichen Pflichten nachzukommen, kOnnen den fehlgehenden Eindruck erwecken, dass sich eine mangelnde Kodexerffillung durch den frei w~ihlbaren Verzicht auf die ansonsten in Aussicht stehenden Belohnungen kompensieren l~,sst, und in der Folge dazu ft~hren, dass die G~iltigkeit der Kodexnormen nur noch in Relation zu ihren positiven Sanktionen gesehen wird. Bei den restriktionsbasierten MaBnahmen im engeren Sinne handelt es sich daher um die Setzung und Vollstreckung negativer Sanktionen, die Kodexverletzungen weniger vorteilhaft erscheinen lassen (Pr~ivention) und vergelten sollen (Retribution). Unter negativen Sanktionen ist ein Nachteil zu verstehen, der einem Normbrecher (als dem Sanktionsobjekt) ft~r seinen Normbruch durch eine entsprechend autorisierte Instanz (das Sanktionssubjekt) intentional auferlegt wird. Diese Bestrafungen folgen Sanktionsnormen, deren Gt~ltigkeit an die Missachtung einer korrespondierenden Kodexnorm konditional gebunden ist. Zum Beschluss t~ber die Strafzuerkennung gent~gt es nicht, sich entweder nur an den (vorgesehenen oder voraussichtlithen) Vergeltungs- oder aber den Abschreckungswirkungen zu orientieren. Vielmehr hat eine prinzipientheoretische Vereinigung der Sanktionsbegrfindungen abzuwfigen, ob und inwieweit die Bestrafung einer Kodexnormverletzung generell oder im Speziellen aus vergeltungs- und abschreckungstheoretischer Sicht geboten ist. Die Strafzuerkennung muss dabei die Kriterien der Geeignetheit, der Erforderlichkeit und der Verh~iltnismfiBigkeit der Sanktionen bert~cksichtigen. Die empirische Effektivit~it yon Sanktionen ist mit ihrer normativen Begrt~ndung insofern verwoben, als Strafen dann umso eher im intendierten Sinne wirken, wenn ihre Notwendigkeit
Ethik-Kodizes als unternehmensethischesImplementierungsinstrument
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und ihre Angemessenheit begrtindet und im Anschluss nachvollzogen werden kann. Obgleich Sanktionen in der Vergangenheit fehlgehende Effekte verbreitet unterstellt und vereinzelt auch nachgewiesen worden sind, konnte aufgezeigt werden, dass sich diese nicht intendierten Konsequenzen mittels einer geeigneten Sanktionsgestaltung abwenden lassen. Dies verlangt im Besonderen, dass die speziellen wie auch die generellen Sanktionsobjekte nicht nur die Sanktionen selbst, sondem zudem das Sanktionsverfahren als gerecht bewerten. Die sanktionsbezogenen Determinanten einer restriktionsbasierten Implementierungsstrategie sind demgem~13 in output- und prozessbezogene Merkmale zu differenzieren. Der Erfolg der Sanktionsstrategie hfingt zum einen von der St~rke, der Wahrscheinlichkeit und der Geschwindigkeit der Sanktionen ab. Zum anderen ist der Prozess der Bestrafung so auszugestalten, dass die Rechte der Betroffenen geachtet, die Beschuldigten angeh6rt, die Beschlt~sse t~ber die gebotenen Sanktionen neutral gefasst und die Begrfindungen der vorgesehenen wie auch der verhgngten Bestrafungen often gelegt werden. Schliel31ich sind es wie schon bei der Persuasionsstrategie nicht zuletzt auch normenbezogene Faktoren, die t~ber den Erfolg der Sanktionsstrategie bestimmen. Restriktionsbezogene Bewehrungen erweisen sich insbesondere dann als erforderlich, wenn die Kodexnormen den Prfiferenzen der Adressaten widersprechen und andernfalls nicht beachtet werden wiirden. Um die Geltungschancen der Kodexnormen tatsfichlich zu verbessern und keine (noch) stfirkeren Widerst~inde hervorzurufen, muss sich die Gestaltung der Sanktionsstrategie gleichwohl an den ergebnis- wie auch den verfahrensbezogenen Auflagen ausrichten. Da und soweit diese Gestaltungshinweise letztlich darauf hinwirken, dass die Sanktionen als notwendig und angemessen eingesehen werden, lassen sich im Ergebnis Sanktionsbewehrungen nur solcher Kodexnormen konsistent begrt~nden, deren Verbindlichkeit nicht willktirlich gesetzt, sondern einer rationalen Rechtfertigung zugfinglich ist. Insofem schl~igt die Begrtindung der Kodexnormen auf das Gelingen einer Sanktionsstrategie durch. Mittels beliebig drakonischer Sanktionen lassen sich keine nur beliebig begrtindeten Kodexnormen zur Geltung verhelfen, sofern ihre Normierungen eine faktische Relevanz entfalten sollen. Unzureichend begrt~ndete Kodexnormen k6nnen durch die Androhung und Vollstreckung von Strafen zwar ebenfalls weiter durchgesetzt werden. Dieser Art der Geltendmachung sind jedoch Grenzen gesetzt, da die mangelnde Einsicht in die Angemessenheit der Strafen Ablehnung hervorruft, die freiwillige Akzeptanz der Kodexnormen zurtickdr~ingt und in der Folge die Kodext~bereinstimmung immer dann unwahrscheinlich macht, wenn sie sich durch das Unternehmen nicht ausreichend eindeutig und mit vertretbarem Aufwand feststellen l~isst.
cc) Komplementarit~it der Implementierungsans~itze Persuasion und Sanktion sind als idealtypische Strategiealternativen eingeftihrt worden, um einem unternehmensethischen Kodex Geltung zu verschaffen. W~ihrend bei der Gestaltungsdimension der Kodexnormen von Beginn an darauf einzugehen war, dass Kodizes zugleich
.Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes
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sowohl Regeln als auch Prinzipien enthalten k6nnen, ist in Hinblick auf die Dimension der Geltendmachung abschliel3end zu kl~ren, ob und inwieweit die beiden Implementierungsans~tze kombinierbar sind oder aber konkurrieren. Eine mangelnde Vereinbarkeit der beiden Strategien scheint zunfichst insoweit vorstellbar, als Persuasionsbemfihungen unter der Bedingung wenig glaubhaft wirken, dass den Adressaten gleichzeitig mit Sanktionen gedroht wird 821. Das Vorhandensein yon Strafbewehrungen k6nnte demnach Zweifel aufwerfen, ob sich die Kodexnormen fiberhaupt als pr~ferenzkompatibel darstellen lassen und die Kommunikatoren ein emsthaftes Interesse daran besitzen, die Adressaten von der Richtigkeit der Kodexnormen rational zu fiberzeugen. Zudem wird in ~hnlichem Zusammenhang immer wieder vorgebracht, dass d i e - durch Mal3nahmen der Persuasion a d r e s s i e r t e - intrinsische Motivation, bestimmte H a n d l u n g s w e i s e n - aus Einsicht in ihre Richtigkeit und um ihrer selbst willen - zu ergreifen, durch extern auferlegte Anreize und Sanktionen verdr~ingt wird, welche die (extrinsisch begrt~ndete) Attraktivit~it der betreffenden Handlungen steigern sollen 822. Zu beachten ist jedoch zum einen, dass die Kodexnormen formal gesetzt sind und die Freiwilligkeit (bzw. Selbstbestimmtheit) kodexkonformen Verhaltens bereits insofern ohnehin eingeschr~inkt ist. Zum anderen gilt es zu erinnern, dass die restriktionsbasierte Implementierungsstrategie keine beliebigen Sanktionen einfordert, sondern vielf~iltige Anforderungen an ihre zweckmfil3ige Ausgestaltung richtet. Konkret werden nur negative Sanktionen empfohlen, deren Anwendung ein verschuldeter Kodexbruch vorausgehen und deren Bemessung begrfindet sein muss 823. Derartige Sanktionen erscheinen mit Persuasionsakten sehr wohl vereinbar.
821 Dies kommt z. B. auch in der Volksweisheit zum Ausdruck, dass sich niemand gem t~berzeugen l~sst, wenn ihm ein Messer an den Hals gehalten wird. 822 Siehe zu diesem sog. Crowding out bzw. Verdr~ingungs- oder Korrumpierungseffekt z. B. Deci (1975), S. 158; Lepper/Greene (1978), S. 109; Rummel/Feinberg (1988), S. 147 f.; Wiersma (1992), S. 101; Cameron/Pierce (1994), S. 363; Tang~Hall (1995), S. 365 f.; Eisenberger/Cameron (1996), S. 1153; Frey/Osterloh (1997), S. 310-312; Deci/Koestner/Ryan (1999), S. 627; Cameron/Banko/Pierce (2001), S. 1. Der Verdrfingungseffekt wird theoretisch auf drei unterschiedliche Weisen plausibilisiert. Nach der kognitiven Eva|uationstheorie handelt es sich bei intrinsisch motiviertem Verhalten um eine Funktion der geflihlten Kompetenz und Seibstbestimmung des Akteurs, die durch externe Einwirkungen beeintrfichtigt werden k0nnen [vgl. Deci (1975), insb. S. 140 f.]. Die ,,Overjustification Theory" besagt, dass (sichtbare, eindeutige und ausreichend starke) extrinsische Anreize an die Stelle anderer (intrinsisch motivierter) Rechtfertigungen treten, die den Akteur zur Durchft~hrung einer Handlung veranlassen [vgl. Lepper/Greene (1978), insb. S. 111]. Behavioristische Erkl~rungen schlieNich argumentieren im Wesentlichen lemtheoretisch, wenn sie z. B. ein abnehmendes Interesse an extrinsisch, jedoch performanceunabhfingig belohnten Handlungen auf die Einsicht des Akteurs zurt~ckFahren, dass seine (unter Umstfinden intrinsisch motivierten) Leistungsanstrengungen letztlich belanglos sind [vgl. Eisenberger/Cameron (1996), S. 1156]. Eine genauere Betrachtung macht allerdings deutlich, dass keine dieser Theorien den Schluss zul~sst, dass extrinsische Bewehrungen notwendig dazu fiihren mt~ssen, dass die geforderten Handlungsweisen nicht mehr (auch) intrinsisch motiviert sein k0nnen [so auch Deci (1975), S. 141, 207; Lepper/Greene (1978), S. 109, 121; Eisenberger/Cameron (1996), S. 1156; Frey/Osterloh (1997), S. 311 ]. 823 Empirische Nachweise des Verdr~,ngungseffekts beziehen sich fast ausschlieBlich auf positive Belohnungen. Der Verdrfingungseffekt erscheint dabei umso ausgeprfigter, sofern zu erwartende tangible (das heil3t: materielle im Unterschied zu verbalen) Belohnungen leistungsunabh~ngig vergeben werden [vgl. Cameron~Pierce (1994), S. 394; Tang~Hall (1995), S. 367, 373; Eisenberger/Cameron (1996), S. 1157]. Zudem ist ein Verdrfingungseffekt vor allem dann zu beobachten, wenn die Probanden die Belohnungen als einschrfinkende Restriktionen perzipieren [vgl. Rummel/Feinberg (1988), S. 150; Tang~Hall (1995), S. 367] und die intrinsische
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Sie k6nnen PersuasionsmaBnahmen sogar sinnvoll erg~inzen, da die Sanktionsstrategie ihrerseits Begriandungen dariJber voraussetzt, w a r u m die K o d e x n o r m e n als notwendig und angemessen auszuzeichnen sind, um die vorgesehenen und verh/~ngten Bestrafungen abweichender Verhaltensweisen rechtfertigen zu k6nnen. Sofem diese Rechtfertigungen der Bestrafungen nachvollziehbar sind und berechtigt erscheinen, werden sie kaum die intrinsische Motivation vertreiben, sich kodexkonform zu verhalten. Im Gegenteil k6nnen intrinsisch motivierte Akteure, denen die Geltung der K o d e x n o r m e n ein besonderes Anliegen ist, geradezu darauf dr~_ngen, den Kodex zus/~tzlich durch Sanktionen zu bewehren, um Befolgungsdefizite (Anderer) auszugleichen, die sich bei einem ausschlieBlich pr/aferenzbasierten Vorgehen nicht ausreichend beseitigen lassen. Die genannten lAberschneidungen diJrfen den grundlegenden Unterschied zwischen den beiden Implementierungsans/atzen nicht i~berdecken. Sanktionen im hier verstandenen Sinne verlangen zwar Begrtindungen, welche die Notwendigkeit und die Angemessenheit der vorgesehenen und verh~ingten Strafen und in der Konsequenz ebenso der zugrunde liegenden Kodexnormen nachvollziehbar machen. Diese BegriJndungen mtissen jedoch nicht intendieren, grundlegendere oder auch nur die kodexbezogenen Pr/fferenzen der Akteure modifizieren zu wollen, wie es MaBnahmen der Persuasion hingegen notwendig zueigen ist. Die Sanktionsstrategie beschr/~nkt sich ihrem Wesen nach vielmehr darauf, den Aktionsraum der Akteure in nachvollziehbarer Weise zu ver~indem, um lediglich deren individuelle Bewertung der Kodexkonformit/at zu beeinflussen. Diese intendierte Beschr~inkung impliziert selbstredend nicht, dass eine (erfolgreiche) Sanktionsstrategie nicht dennoch auf 1/angere Sicht zu einer Anderung der Pr~iferenzen f'tihren kann. Eine entsprechende Pr/fferenzanpassung ist sogar durchaus wahrscheinlich 824, da und soweit die Akteure zumindest nicht dauerhaft den eigenen Uberzeugungen zuwider- und nur aufgrund extrinsischer Restriktionen handeln wollen. Z u d e m
Motivation (mit einem sog. ,,free-choice measure") daran gemessen wird, welche Verhaltensweisen in (vermeintlichen) Versuchspausen ergriffen werden [vgl. Wiersma (1992), S. 109 f.; Eisenberger/Cameron (1996), S. 1157-1159; Deci/Koestner/Ryan (1999), S. 638]. Performanceabhfingige Belohnungen hingegen kOnnen das Interesse an den jeweiligen Verrichtungen und die intrinsische Motivation sogar erhOhen, sofern die Bewertungsstandards realistisch gesetzt sind und die Probanden nicht t~berfordern [vgl. Cameron/Banko/Pierce (2001), S. 26]. (Meta-)Auswertungen der empirischen Befunde schlussfolgern daher inzwischen, dass der Verdrfingungseffekt nur unter recht speziellen (Versuchs-)Bedingungen eintritt, die im Unternehmen entweder kaum relevant oder einfach zu vermeiden sind [siehe nur Eisenberger/Cameron (1996), S. 1154: ,,detrimental effects of reward occur under highly restricted, easily avoidable conditions", und ferner auch das Rest~mee von Cameron/Banko/Pierce (2001), S. 27, dass ,,rewards do not inevitably have pervasive negative effects on intrinsic motivation."]. 824 Siehe auch Kelman/Hamilton (1989), S. 110: ,,responses may shift over the course of the relationship. For example, one may well find a gradual shift in emphasis from compliance to internalization ... social relations tend to move from extrinsic to intrinsic exchanges.", sowie - am Beispiel der Ausdehnung von Rechtsnormen -von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 3: ,,an extension of the criminal law into a new area may secure obedience initially for instrumental reasons, but in the longer term it may alter attitudes and thus induce a shift towards normative compliance.".
Eignung unternehmensethischer Kodizes
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lassen sich Bestrafungen durchaus auch als Kommunikationsakte ansehen825, die der Verbindlichkeit der Kodexnormen Nachdruck verleihen und die Adressaten in der Folge auch persuadieren k6nnen, mit den Kodexnormen kianftig tibereinstimmen zu wollen826. Diese Pr~iferenzanpassung stellt gleichwohl nur eine mOgliche Konsequenz dar, nicht aber die intendierte Wirkungsart einer restriktionsbasierten Kodeximplementierung.
C. Eignung u n t e r n e h m e n s e t h i s c h e r Kodizes I.
Arten unternehmensethischer Kodizes Die grundlegenden Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes, auf denen die
Bildung generischer Kodextypen aufbauen soll, betreffen zum einen ihren Inhalt und dabei konkret die Art der Normierung und zum anderen die Art der Implementierung. (Kodex-)Normen lassen sich danach unterscheiden, ob es sich um Regeln oder um Prinzipien handelt. Demgemag k6nnen Kodizes insoweit entweder regel- oder prinzipiengebunden sein, als die Normen regelgebundener Kodizes (,,R-Codes") entsprechend (iaberwiegend) regelartig sind, w~,hrend prinzipiengebundene Kodizes (,,P-Codes") hingegen (mehrheitlich) aus prinzipienartigen Normen bestehen. Die zweite Gestaltungs- bzw. Typologisierungsdimension bezieht sich darauf, wie den (Kodex-)Normen Geltung verschafft werden soll. Zur Geltendmachung dieser Normen kOnnen sich Unternehmen einer restriktions- oder einer pr~iferenzbasierten Vorgehensweise bzw. einer Implementierungsstrategie der Sanktion oder der Persuasion bedienen. Durch Kombination dieser zwei Gestaltungsdimensionen mit ihren jeweils zwei (reinen) Auspr~igungen ergeben sich insgesamt vier entsprechend verschiedene Kodextypen (Tabelle 16). Auf eine eing~ngige Etikettierung der resultierenden Typen wird verzichtet, um keine (unzutreffenden) Effektivit~itsannahmen zu suggerieren. Stattdessen werden die Kodizes schlicht als R- oder P-Code bezeichnet, wenn ein regel- bzw. prinzipienartiger Kodex vorliegt. Die vorherrschende Art der Geltendmachung symbolisiert ein nachgestellter Index. Der Index ,,Rbi" markiert dabei eine restriktionsbezogene, ,,Pbi" eine pr~iferenzbezogene Implementierung (Tabelle 16).
825 Siehe auch nochmals oben, S. 487 ff. der vorliegenden Arbeit, ferner Geerken/Gove (1975), S. 499 Fn. im Zitat gel0scht: ,,We define a system of deterrence as a communication mechanism", sowie zur expressiven bzw. kommunikativen Funktion von Strafen nur Duff(2001), insb. S. 82 und passim. 826 Siehe nur mit der entsprechenden Wortwahl Zimring (1971), S. 61 im Original kursiv: ,,Threat as a Persuasive Appeal" und ebd.: ,,If the first task of threatening agency is communication of information, its second task is persuasion." [siehe ebenso Zimring/Hawkins (1973), S. 149]; Cook (1980), S. 220: ,,An increase in the threat of punishment may have the effect of persuading more people"; von Hirsch/Bottoms/Burney/WikstrOm (2000), S. 36: ,,Improving marginal deterrence involves persuading people, currently inclined to offend, to desist in virtue of an enhanced threat (of greater certainty or severity)."; Duff(2001), S. xvii: ,,punishment ... should communicate to offenders the censure they deserve for their crimes and should aim through that communicative process to persuade them to repent those crimes, to try to reform themselves, and thus to reconcile themselves with those whom they wronged."; Vidmar (2001), S. 41: ,,It [i.e., punishment, T. T.] may be an attempt to change the offender's belief structures to be consistent with those of the victim.".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument Art der Normierung
Regelbindung
Prinzipienbindung
(R-Code)
(P-Code)
Restriktionsbezogene Implementierung (RbI)
R-CodeRbl
P-CodeRbi
Prfiferenzbezogene Implementierung (Pbl)
R-Codepbi
P-Codepbl
Art der Geltendmachung
Tabelle 16." Typologie unternehmensethischer Kodizes Die vier Arten u n t e r n e h m e n s e t h i s c h e r Kodizes stellen Idealtypen dar 1. Als Idealtypen lassen sie sich z u d e m in der Weise extrem zeichnen, dass sie mit b e s t i m m t e n Merkmalsausprfigungen anderer K o d e x v a r i a b l e n einhergehen. So sind r e g e l g e b u n d e n e K o d i z e s tendenziell langer, verbotslastiger und situationsspezifischer formuliert als P-Codes. Die A b g r e n z u n g der vier Typen d a r f und soll gleichwohl nicht verdecken, dass es nicht nur mOglich, sondern im Einzelfall sogar e m p f e h l e n s w e r t sein kann, sowohl Regeln als auch Prinzipien zu kodifizieren und die G e l t u n g s c h a n c e n der K o d e x n o r m e n nicht nur durch M a B n a h m e n der Persuasion, sondern zugleich mittels S a n k t i o n s b e w e h r u n g e n zu verbessern. Folglich sind die Idealtypen weder in dem Sinne pr/~skriptiv, dass sie ein anzustrebendes Ideal abbilden 2, noch deskriptiv, da sie als Ideale in ihrer als Ideal g e k e n n z e i c h n e t e n Form in der Praxis k a u m anzutreffen sind 3. Sie weisen j e d o c h sowohl prfiskriptiven E m p f e h l u n g e n als auch deskriptiven E i n o r d n u n g e n insoweit die Richtung, als die Erfolg versprechenden und die praktisch vorfindbaren Kodizes einem der ermittelten Idealtypen m e h r oder weniger fihnlich sind 4. Zur Klfirung der Eignung
Vgl. zu dem grundlegend auf Weber (1964), S. 5, 7, 14 f.; Weber (1973), S. 234 f. und passim, zurOckgehenden Begriff des Idealtyps z. B. nochmals Blau/Scott (1963), S. 33 f.; Aldrich (1979), S. 9; Burrell/Morgan (1979), insb. S. 257 En. 6; Mintzberg (1979), S. 84; Clegg/Dunkerley (1980), S. 137-139; Tyrell (1981), insb. S. 43; Kieser/Walgenbach (2003), S. 38 f.; Scott (2003), S. 47. 2 Siehe auch Weber (1973), S. 236 Herv. im Original: ,,Vorweg sei hervorgehoben, dab der Gedanke des Seinsollenden, >>Vorbildlichen<~von diesen in rein logischem Sinn )>idealen<Idealtypus< >Vollkommenheit< >Hypothese<~,aber er will der Hypothesenbildung die Richtung weisen. Er ist nicht eine Darstellung des Wirklichen, aber er will der Darstellung eindeutige Ausdrucksmittel verleihen.".
Eignung untemehmensethischerKodizes
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untemehmensethischer Kodizes bietet sich eine ErOrterung anhand dieser Idealtypen deshalb an, weil die Aufstellung derart gebildet worden ist, dass sie keine hinsichtlich ihrer Ethisierungswirkungen dominanten bzw. dominierten Altemativen enth~ilt. Ebenso wird die Effektivit/at dieser Kodexarten allerdings auch nicht unter allen Umst~inden identisch sein. Die Einsch/atzung der Kodexeignung kann daher nicht mehr nur an dem Kodex selbst und seiner Geltendmachung ansetzen. Vielmehr mtissen die typspezifischen Anwendungsvoraussetzungen und mOglichen Konsequenzen, die sich aus der jeweiligen Kombination aus Normart und Art der Implementierung ergeben, damit verbunden werden, welcher Art das zu adressierende Normierungsproblem und der Kontext der Kodexeinf'tihrung sind. Zur Fundierung der Kodexgestaltung muss der Blick daher tiber den Kodex hinaus auf die Art unternehmensethischer Problemstellungen und die Art untemehmensethischer Anwendungskonstellationen gerichtet werden.
II. Arten unternehmensethischer Problemstellungen 1.
Befolgungsprobleme Untemehmensethische Problemstellungen lassen sich (in einem ersten und besonders be-
deutsamen Schritt) danach unterscheiden, ob es sich um Befolgungs- oder um Begrfindungsprobleme handelt 5. Begrtindungsprobleme liegen dann vor, wenn unklar ist, inwieweit einer bestimmten Handlungssituation moralische Relevanz zukommt und welche Handlungsweise konkret geboten ist. Befolgungsprobleme zeichnen sich hingegen dadurch aus, dass die moralisch begrtindete Handlungsweise zwar einfach erkannt, ihre Anwendung aber aufgrund von auBermoralischen Interessen der Akteure, ihrer Vorgesetzten oder des Unternehmens erschwert wird. Da und soweit die moralisch zutraglichen L6sungen von Befolgungsproblemen tats~ichlich feststehen, spricht zun~ichst einiges daftir, diese Handlungsweisen durch regelbasierte Kodizes konkret zu normieren und ihre Einhaltung durch Sanktionen zu bewehren. Auf diese Weise Risst sich vermeiden, dass die gr6Beren Ermessensspielr~iume, die eine prinzipienbasierte Kodifizierung den Adressaten bel~isst, dazu missbraucht werden, um Handlungsweisen durchzuftihren, die von den moralisch gebotenen abweichen und stattdessen auf die Erreichung auBermoralischer Interessen abzielen. Regeln geben die zutr~igliche L6sung als definitives Gebot vor 6. Diese Eindeutigkeit wirkt der Tendenz entgegen, dass es imtimlich oder intendiert zu abweichenden Auffassungen dartiber kommt, welche Handlungsweise jeweils geboten ist. Die
5 Siehenochmals oben, S. 24 ff. der vorliegendenArbeit. 6 Es sei erg~inzt,dass sich ein Befolgungsproblem(das heiBt: eine Situation des Typs S) auch dann regelbasiert normieren l~isst,wenn unterschiedliche LOsungen(das heiBt: Handlungsweisendes Typs Ht,//2 oder//3) moralisch zutrfiglich sind. Die Handlungskomponenteder Regel enthfilt dann entsprechend mehrere definitive Gebote, die disjunkt (,, v") verkntipft sind. In formaler Schreibweise ergibt sich: (x) (Sx --~ OHlx v OHzx v OH3x).
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Ethik-Kodizes als untemehmensethischesImplementierungsinstrument
Befolgungswahrscheinlichkeit daf't~r, dass die entsprechende Handlung trotz der unter Umst~anden entgegenlaufenden Interessen der Akteure tats~ichlich ergriffen wird, steigt zudem insoweit, als die betreffende Kodexnorm durch Sanktionen bewehrt und die AttraktivitO.t abweichenden Verhaltens aufgrund der dadurch drohenden Nachteile belastet ist. Die Effektivit~it eines solchen regelbasierten Kodex mit restriktionsbezogener Implementierung (R-CodeRb0 setzt voraus, dass sich die moralisch zutr~iglichen LOsungen tats~ichlich mittels Regeln wirksam gebieten und durch die Sanktionsbewehrungen wirksam zur Geltung bringen lassen. Dies kann zum einen daran scheitern, dass sich die gebotene Handlungsweise nur sehr komplex kennzeichnen lfisst. In der Konsequenz kOnnen die Adressaten trotz der regelcharakteristischen Bestimmtheit des vorgegebenen Gebots missverstehen, wie sie sich konkret zu verhalten haben, sodass einerseits dennoch unzutr~igliche Handlungsalternativen ergriffen werden und andererseits Bestrafungen dieser Normabweichungen kaum legitim erscheinen, da und soweit den Adressaten ihre Verpflichtungen unzureichend vertraut sind. Zum anderen kann eine derartige Kodifizierung deshalb fehlgehen, weil sich die Regel auf unterschiedliche Anwendungsbedingungen erstreckt, die sich in geringRigigen, aber ftir die Handlungsselektion dennoch gewichtigen Details insoweit unterscheiden, als sie Anpassungen der gebotenen Handlungsweise verlangen (situationsabh~.ngige Heterogenit~it bzw. mangelnde Homogenit~it der definitiven Gebote). Regeln geben sehr eindeutig vor, welche Handlungsweise geboten und welche Handlungen verboten sind. Dies kann dazu (ver)ftihren, den Raum der gebotenen Handlungsoptionen derart weir auszudehnen, wie es (dem Wortlaut) der Regel zwar gerade noch entspricht, im Einzelfall dann jedoch nicht mehr moralisch zutr~iglich ist 7. Die erforderlichen Abstufungen des Kodex lassen sich nicht durch eine Regel realisieren, sondern sie machen eine entsprechend gr6Bere Anzahl an Normen notwendig, sofem die Normierung ausschlief31ich regelgebunden erfolgen soll. Eine solche Aufspaltung in mehrere Regeln ist (norm)theoretisch einfach mOglich 8, praktisch allerdings wenig zielftihrend, da die ausschlief31ich regelbasierte Normierung eines einzelnen Befolgungsproblems somit rasch eine ausufernde Anzahl von Kodexnormen bedingen kann, die dann kaum noch die angestrebte Verhaltenswirksamkeit versprechen, sondern einer tibersteigerten Art der Regelorientierung Vorschub leisten, welche die Angemessenheit der Normanwendung (bewusst) vernachl~issigt. Diese Art der Normanwendung muss nicht notwendig motivationale Ursachen haben. Aufgrund der begrenzten Kapazitfiten der Handlungstr~iger sind eine eingeschrankte Suche und eine einseitige Bewertung m6glicher Handlungsoptionen vielmehr auch deshalb zu erwarten,
7 Gerade im Falle von Befolgungsproblemen, die durch die persOnlichen Interessen der Akteure veranlasst sind, lassen Regeln keine satisfizierende LOsungssucheerwarten, die bereits dann endet, sobald (irgend)eine regelkonforme Handlungsaltemative bereitsteht. Vielmehr kOnnen die Akteure bestrebt sein, die Erreichung ihrer eigenen Ziele soweit mOglich voranzutreiben, wie es innerhalb des durch die Regel abgegrenzten L6sungsraums (formal noch) zul~issigist. s Um die situationsspezifischen Relativierungenberticksichtigen zu kOnnen, wird die Regel R: (x) (Sx --~ OHx) durch mehrere Regeln (R', R", R"') ersetzt. Formal gilt: (x) (S'x --~ OH'x) ix (S"x ~ OH"x) /x (S'"x --~ OH'"x).
Eignung unternehmensethischer Kodizes
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weil eine (zu) groBe Anzahl an Kodexnormen die Adressaten kognitiv fiberfordert. Aus diesem Grunde kann auch eine prfiferenzbezogene Implementierung, die eine gr6Bere Aufgeschlossenheit gegen~ber den Regulierungszielen bewirkt, keinen Ausweg bieten. Ihr sind zudem deshalb Grenzen gesetzt, weil viele Befolgungsprobleme daraus erwachsen, dass den moralisch zutrfiglichen Handlungsweisen persSnliche Interessen der Akteure entgegenstehen, die sich durch MaBnahmen der Persuasion nicht (ausreichend) entkrfiften lassen. Dies legt die Einschfitzung nahe, dass ein regelbasierter Kodex weder mit einer restriktions- noch mit einer pr~ferenzbezogenen Implementierung sfimtliche Befolgungsprobleme eines Unternehrnens beheben kann. Bei der Auswahl der Befolgungsprobleme, deren Bewfiltigung regelbasiert kodifiziert werden soll, gilt es zu beachten, dass sich Befolgungsprobleme zwar dadurch auszeichnen, dass sie eine eindeutige moralisch zutr~.gliche L6sung besitzen. Die Normierung dieser L0sung muss jedoch keineswegs trivial sein, da sowohl ihre Anwendungsbedingungen als auch die gebotenen Handlungsmerkmale treffend festzulegen sind. Die Regelformulierung kann ffir den Regelsetzer daher mit einem betr~.chtlichen Aufwand verbunden sein. Zudem mag sich die zutreffende Bewfiltigung von Befolgungsproblemen zwar relativ einfach erschliel3en. Jedoch muss das Auftreten dieser Probleme nicht im Vorhinein ersichtlich sein. Der Regelsetzer hat folglich aufwendige Abschfitzungen darfiber vorzunehmen, welche Befolgungsprobleme im Unternehmen mit gr0Berer Wahrscheinlichkeit und mit gr~Berer Hfiufigkeit zu erwarten sind. Je hfiufiger ein bestimmtes Befolgungsproblem auftritt, desto eher lohnt es sich, die Kosten aufzuwenden, die mit der regelbasierten Normierung seiner L6sung einmalig anfallen. Diese Kosten der Regelsetzung werden dann umso eher durch die Vorteile aufgewogen, welche die (im Vergleich zu Prinzipien wesentlich) einfache(re) Regelanwendung mit sich bringt, wenn die Anwendungsvoraussetzungen der Regel hfiufiger vorliegen 9. Die Bew~,ltigung yon Befolgungsproblemen, die selten oder situationsspezifisch sehr verschieden sind, kann dennoch durch den Kodex geleitet werden, sofern auf eine prinzipienbasierte Normierung ausgewichen wird. Prinzipien weisen den LOsungen moralischer Entscheidungsprobleme die Richtung, ohne sie im Detail vorwegzunehmen. Auf diese Weise erOffnen Prinzipien die MOglichkeit, die als geboten resultierende MaBnahme sehr viel flexibler an den konkret gegebenen Bedingungen auszurichten. Diese Gestaltungsfreiheit lfisst sich zwar auch insofern missbrauchen, als sie nicht im Sinne der zugrunde liegenden Normierungsziele aus9 Die Kosten der Regelsetzung werden nicht nur durch die Vereinfachung der Normanwendung kompensiert, sondern auch dadurch, dass Regeln konkret benannte Handlungsweisen definitiv verbieten und den damit gegebenenfalls verbundenen Schaden mit entsprechend grOBererBestimmtheit vermeiden kOnnen. Dies darfjedoch nicht dazu verleiten, insbesondere solche (auch sehr exotischen) Handlungsweisen regelbasiert zu normieren, die zwar fiuBerst schadensgeneigt, Dr das Unternehmen zugleich aber wenig relevant sind. Eine derartige Kodifizierung w~rde den Kodex zum einen wiederum schnell aberlasten, weil beliebig viele Handlungen vorstellbar sind, deren Folgen verheerend wfiren. Zum anderen sind die Vorzage yon Regeln dann geringer zu gewichten, wenn eine Handlung dermaBen gravierende Konsequenzen verspricht, da sich diese nachteiligen Handlungsfolgen auch durch die Konsultation verschiedener Prinzipien kaum ernsthaft aufwiegen lassen werden.
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gef't~llt, sondern in den Dienst auf3ermoralischer Interessen gestellt wird. Eine solche Verzerrung kann zum einen durch Maf~nahmen der Persuasion begrenzt werden. Zum anderen ist sie im Falle von Befolgungsproblemen generell weniger virulent, da und soweit sich die Zutrfiglichkeit ihrer L0sung einfach erschlief3t und es wenig wahrscheinlich erscheint, dass das Auffinden dieser zutraglichen L6sung tats/~chlich misslingt. Die prinzipienbasierte Herleitung abweichender Handlungsoptionen kann demnach kaum kognitiv, sondern nur durch egoistische und andere aul3ermoralische Motive der Kodexadressaten veranlasst sein. Diese Bestrebungen werden zudem unter der Bedingung eher unterbleiben, dass zugleich an einer restriktionsbezogenen Implementierung festgehalten wird. Sofern die Normanwendung kontrolliert wird und Normabweichungen entweder stichhaltig zu rechtfertigen sind oder andernfalls mit Bestrafungen rechnen mtissen, k6nnen die Akteure ihre Abw/figungsl6sung nicht beliebig begrfinden. Wenngleich sich auch prinzipienbasierte Normen durch Sanktionen bewehren lassen, so ist ihre Durchsetzung dennoch insoweit aufwendiger, als den angedrohten Strafen ausftihrlichere Untersuchungen dartiber vorausgehen mtissen, ob einem Prinzip tatsfichlich und bewusst unzureichend entsprochen worden ist, um die Gtiltigkeit der korrespondierenden Sanktionsnormen zu ermitteln. Diese Schwierigkeiten sind jedoch weder uni~berwindbar noch allgegenwfirtig, da die UnzuRinglichkeit vieler Handlungsbegrtindungen gerade im Falle von Befolgungsproblemen offensichtlich ist. 2.
Begriindungsprobleme Mitunter ist die Auffassung anzutreffen, dass sich Kodizes nur for die Bew/~ltigung yon
Befolgungsproblemen eignen, deren zutrfigliche L6sung sie definitiv gebieten und zur Geltung bringen kOnnen l~ Ihre Verhaltenswirkung ware somit darauf begrenzt, dass die moralisch zutr/~gliche L6sung der im Kodex adressierten Befolgungsprobleme tats~.chlich und hfiufiger umgesetzt wird, als es der Fall ware, wenn das Unternehmen auf eine Kodifizierung dieser Handlungsweisen verzichtet h/~tte. Eine solche Sichtweise wOrde das Ethisierungspotential unternehmerischer Kodizes allerdings drastisch verktirzen. Sie ist vor allem aus dem Grunde bedenklich, dass einem Kodex demnach speziell dann jede Untersti~tzungsleistung abgesprochen wird, wenn seine Adressaten deshalb Orientierung suchen, weil sie sich in einer moralisch schwierigen Entscheidungssituation w/~hnen. Es liegt jedoch nahe, dass der Kodex gerade in derartigen Konstellationen konsultiert wird und seine Normen in der Folge verhaltens-
lo Siehe in diesem Sinne z. B. dezidiert Bowie (1992), S. 345: ,,Kodizes sind ausgezeichnete Mittel, Interessenkonflikte zu lOsen, aber recht unzulfingliche Mittel, Ansprache konkurrierender Interessen aufzul0sen.", dessen sprachlich sperrige Unterscheidung sich zumindest dahingehend verstehen lasst, dass Interessenkonflikte sensu Bowie insoweit eine besondere Art von Befolgungsproblemen darstellen, als die KonfliktlOsungeindeutig bekannt ist und darin besteht, dass nur eines der konfligierenden Interessen zu erf011en ist. Die Konstellation konkurrierender Interessen ist demgegenaber durch ein Begrtindungsproblem gekennzeichnet, das eine Abw~gungsl0sung verlangt.
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wirksam werden k6nnen, da und soweit nicht ohnehin unmittelbar ersichtlich ist, welche Handlungsweise konkret geboten sein soil ~ Die zutr~.gliche Bew~.ltigung von Begrfindungsproblemen setzt voraus, dass die moralische Relevanz der betreffenden Anwendungssituation wahrgenommen wird und die zu berficksichtigenden Ansprfiche angemessen abgewogen werden. Aufgrund der Strukturgleichheit, welche die Bew~.ltigung von Begrfindungsproblemen und die Anwendung von Prinzipien aufweisenl2, bietet es sich zun~.chst an, die Bewfiltigung von Begrfindungsproblemen prinzipienbasiert zu kodifizieren. Eine solche Normierung determiniert keine konkrete Probleml6sung als die moralisch angemessene. Dennoch ist die Kodifizierung nicht nutzlos. Sie kann sich vielmehr insofern als hilfreich erweisen, als sie zumindest bzw. immerhin die Bewertungskriterien substantiiert, denen bei der Problembewfiltigung Beachtung zukommen soll. Darfiber hinaus haben Prinzipien tendenziell einen breiteren Anwendungsbereich, da sie noch nicht auf die tatsfichlichen und normativen M6glichkeiten relativiert worden sind ~3, sodass sie ihre Adressaten in entsprechend vielen Entscheidungssituationen moralisch sensibilisieren kOnnenl4. Diesen Vorzfigen steht entgegen, dass die charakteristische Abstraktheit yon Prinzipien ihnen nicht nur einen breiten Gfiltigkeitsbereich sichert, sondern auch daffir sorgen kann, dass ihre Relevanz in der Praxis des Unternehmens schlicht fibersehen wird. Soweit dem motivationale Ursachen zugrunde liegen, k6nnen sich restriktionsbezogene Implementierungsmal3nahmen empfehlen, um die Problemwahrnehmung zu verbessern. Allerdings ist ferner zu beachten, dass es die Bewfiltigung unternehmensethischer Begrfindungsprobleme zwar erfordert, konkurrierende Ansprfiche abzuw~.gen, denen durch Prinzipien Verbindlichkeit verliehen werden und deren Verbindlichkeit sich ihrerseits durch begleitende MaBnahmen der Geltendmachung deutlich zum Ausdruck bringen lassen mag. Die prinzipienbasierte Kodifizierung kann gleichwohl nicht garantieren, dass die Akteure tats~.chlich zu einer zutr~.glichen Abw~gungsl6sung gelangen, da diese Konfliktbew~.ltigung betont hohe Anforderungen an die Adressaten stellt, die nicht nur willens, sondern auch in der Lage sein mfissen, eine rationale Probleml6sung zu erarbeiten. Zudem lassen die Prinzipien regelmfif3ig einen Ermessensspielraum, sodass im Ergebnis selbst dann recht unterschiedliche Probleml6sungen resultieren k6nnen, obgleich die Situationsmerkmale st~.rker fibereinstimmen. Diese Divergenzen lassen sich weder durch eine Persuasions- noch eine Sanktionsstrategie g~.nzlich aufheben.
~1 So auch die Befragungsbefunde von Schwartz (2001), S. 253: ,,A review of the types of examples provided suggest that it is those areas of activity which are ~)grey~and not ~)blackand white~ (e.g., fraud or theft) where the code would potentially influence behaviour.". ~2 Siehe nochmals oben, S. 317 ff. der vorliegenden Arbeit. 13 Siehe nochmals oben, S. 306 der vorliegenden Arbeit. ~4 Vgl. in diesem Sinne auch (anhand eines medizinethischen Beispiels) Wellman (1985), S. 74: ,,Their function [of moral principles, T. T.] is to indicate morally relevant considerations. For example, the principles ))Preserve human life~ and ))Do whatever you can to alleviate human suffering~ point to features of the situation that one must take into account in deciding whether or not it is morally permissible for the doctor to let a terminally ill patient die.".
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Die situationsspezifische Aufl6sung von Prinzipienkollisionen, wie sie die Bew/~ltigung unternehmensethischer Begrtindungsprobleme verlangt, impliziert eine situationsspezifisch gtiltige Regel, welche die Handlungsfolge definitiv gebietet, die sich aus der eingegangenen Konfliktl6sung ergibt 15. Folglich ist es zumindest theoretisch m6glich, situationsspezifisch eingegrenzte Begrtindungsprobleme durch Regeln zu kodifizieren, die den bedingten Pr~iferenzsatz tiber die situationsspezifische Vorzugswtirdigkeit der abzuw/~genden Belange festlegen. Es ist jedoch bereits gezeigt worden, dass sich eine solche regelbasierte Kodifizierung der Pr~iferenzs~itze nicht vollstandig erreichen l~isst, da eine im Prinzip unendliche Anzahl m6glicher Konfliktkonstellationen denkbar ist ~6. Das Unternehmen kann somit lediglich vereinzelt durch Regeln vorgeben, welche L6sungen ausgewfihlte BegrOndungskonflikte haben sollen. Die Auswahl dieser regelbasierten Kodifizierung wird sich dabei analog zu den Befolgungsproblemen danach richten, wie relevant bestimmte Problemkonstellationen in der Hinsicht erscheinen, dass ihre Haufigkeit den (im Vergleich zu den Befolgungsproblemen ungleich gr613eren) Aufwand einer vorgezogenen Strukturierung insoweit rechtfertigt, als die ProblemlOsungen dadurch vereinfacht und (sinnvoll) vereinheitlicht werden. Dariiber hinaus k6nnen Regeln auf zwei weitere und praktisch bedeutsamere Weisen zur Bewfiltigung von Begrtindungskonflikten beitragen. Zum einen mtissen die Regeln die Konfliktl6sung nicht notwendig im Detail festlegen, sondern sie k6nnen lediglich den Raum zul~issiger L6sungen eingrenzen, indem die Einschrankung bzw. Aufhebung ihrer definitiven Gebote - generell oder unter speziellen Bedingungen - Abw~igungen entzogen wird 17. Zum anderen mtissen Regeln - wie auch Prinzipien - keine Vorgaben in Hinblick auf den Inhalt der Konfliktl6sungen machen. Vielmehr k6nnen sie bestimmte Vorgehensweisen gebieten, die bei der Problembew~ltigung definitiv zur Anwendung gelangen sollen, sofern die Giiltigkeitsmerkmale der Regel erfiillt sind 18. Kodexnormen k6nnen sich demnach sehr wohl auch dann in Bezug auf Begrt~ndungsprobleme als hilfreich erweisen, wenngleich sie die gebotene Probleml6sung inhaltlich noch weitgehend often lassen (mtissen).
III. Arten unternehmensethischer Anwendungskonstellationen 1.
Unternehmen Die Effektivitfit unternehmensethischer Kodizes richtet sich nicht nur danach, dass die Art
ihrer Normierung und ihrer Geltendmachung auf die Eigenschaften eingestellt wird, die den adressierten Problemstellungen inhfirent sind. Dar(iber hinaus sind zur Fundierung der Kodex-
15 Siehedazu nochmals im Einzelnen oben, S. 328 ff. der vorliegendenArbeit. 16 Siehenochmals oben, S. 318 ff. und S. 328 ft. der vorliegendenArbeit. 17 So k0nnte z. B. eine generell gUltige Regel erlassen werden, die es Unternehmensmitarbeiternuntersagt, Geschfiftspartner zu bestechen. ~8 Beispiel:Das Unternehmen fft~hrtGeschfiftsverhandlungenin Land X durch mindestenszwei Mitarbeiter.
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gestaltung weitere Kontextmerkmale einzubeziehen, welche die Wirkungsweise von Kodizes nachhaltig beeinflussen. Es w~ire daher verfehlt anzunehmen, dass das Verwirklichen der angestrebten Ethisierungswirkungen ausschlieBlich voraussetzt, die Art des Kodex mit der Art der zu adressierenden Problemstellungen zu koordinieren. Zu berticksichtigen bleiben vielmehr auch (Kontext-)Merkmale des kodexsetzenden Unternehmens und Charakteristika der Kodexadressaten. Offensichtlich l~isst sich in dieser Hinsicht wiederum eine groBe Anzahl unterschiedlicher, aber durchweg relevanter Variablen in den Blick nehmen. AbschlieBend sollen indes lediglich sehr grundlegende Eigenschaften angeftihrt werden, deren Beziehung zur Effektivitfit unternehmensethischer Kodizes in nachfolgenden Untersuchungen noch eingehender auszuloten ist. Zun~ichst liegt die Vermutung nahe, dass sich nicht sfimtliche Kodizes in samtlichen Unternehmen ~ihnlich gut zur Geltung bringen lassen. Die Effektivitfit eines Kodex (als formale OrganisationsmaBnahme) hfingt vielmehr auch von weiteren Merkmalen des kodexsetzenden Unternehmens ab und konkret davon, ob und inwieweit deren Ausprfigungen mit bestimmten Kodexarten vertr~iglich sind. Aus diesem Grund ist die unternehmensethische Implementierungsstrategie mit den Randbedingungen des Unternehmens abzustimmen. Die Forderung nach einem solchen ,Fit' zwischen den EthikmaBnahmen und den Anforderungen des Unternehmens ist in der Literatur zwar durchaus verbreitet ~9. Allerdings fehlen Ausftihrungen dartiber, was mit diesem Fit gemeint ist, wie er gemessen und gestaltet werden kann 2~ Dieses Defizit wiegt umso schwerer, als in der Organisationstheorie inzwischen sehr unterschiedliche Auffassungen dartiber entwickelt worden sind, wie Fit-Kriterien zweckm~iBigerweise zu explizieren und i n der Folge zu erheben sind 21. Eine Systematisierung der verschiedenen FitKriterien kann entlang von zwei Dimensionen erfolgen, die zum einen die Konzeptualisierung und zum anderen den Objektbereich der Kriterien betreffen 22. Zum einen werden unterschiedliche Konzeptualisierungen in der Weise vorgenornmen, dass das Fit-Konzept aus einer Selektions-, einer Interaktions- oder einer Systemperspektive
19 Vgl. Jose/Thibodeaux (1999), S. 140: ,,the need for an ))ethical fit,~ a fit between an organization's ethical strategy and its systems, structures, and culture.". 20 Siehe so zunachst auch noch ~r die organisations- und managementtheoretische Forschung Schoonhoven (1981), S. 351: ,,ambiguous statements", und Venkatraman/Camillus (1984), S. 513: ,,the concept of fit has not been adequately clarified when employed in the various social science streams.", oder Drazin/Van de Ven (1985), S. 514: ,,Despite the critical role that this concept of fit plays, few studies have carefully examined its implications ... Instead, it appears that our concepts of fit are drawn from a general and often implicit pool of domain assumptions and methodological conventions.", sowie die Feststellung von Wo/f(2000), S. 40, ,,daB das Fit-Konzept bislang noch nicht hinreichend in einer allgemeinen Form spezifiziert worden ist.". 21 Siehe nur Doty/Glick/Huber (1993), S. 1201: ,,Many different conceptualizations of fit appear in the organizational literature". 22 So auch - allerdings far die Verwendung in Theorien des Strategischen Managements und daher im Weiteren mit abweichenden Arten der Konzeptualisierung und abweichenden Gegenstandsbereichen - Venkatraman/Camillus (1984), insb. S. 514: ,,(1) the conceptualization of fit in strategic management and (2) the domain of fit.".
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definiert wird 23. Der Selektionsansatz setzt einen Fit damit gleich, dass eine Kongruenz zwischen dem Kontext und der Struktur des Unternehmens herrscht. Dem liegt (zumindest implizit) die Pr~imisse zugrunde, dass Unternehmen mit Misfits, also einer mangelnden Kongruenz zwischen Kontext und Struktur, langfristig nicht tiberleben, sondern ausselektiert werden 24. In dieser Generalit/at mutet eine derartige Selektionshypothese selbst f'tir grundlegendere Strukturmerkmale eines Unternehmens entweder wenig tiberzeugend oder praktisch wenig hilfreich an. FOr unternehmensethische Kodizes muss ihre Geltung zudem deshalb bezweifelt werden, weil Kodizes lediglich komplement~ire OrganisationsmaBnahmen sind 25, d i e - bei zweckm/aBiger A u s g e s t a l t u n g - zwar einen signifikanten Beitrag zur Ethisierung des Unternehmens leisten k6nnen, bei mangelnder Kongruenz hingegen das Unternehmen gleichwohl nicht zwangsRiufig dem Untergang weihen. Gem~iB der Interaktionsperspektive ist unter einem Fit die performancerelevante Interaktion bestimmter Kontext- und Strukturvariablen zu verstehen 26. Die angestrebten (ethischen) Performanceeffekte setzen demnach die bivariate Interaktion von kontext- und strukturbezogenen Variablenpaaren voraus. Dieser Ansatz ist insoweit erg~inzungsbedtirftig, als sehr viele Interaktionspaare bedeutsam sein kOnnen, aber nicht s~imtliche Interaktionspaare gleich bedeutsam sein werden. Zudem erscheint es mehr als fraglich, dass eine isolierte Analyse bivariater Interaktionen ausreicht, um zu schltissigen Gestaltungsempfehlungen zu gelangen. Da unterschiedliche Kontextfaktoren abweichende OrganisationsmaBnahmen bedingen kOnnen 27, bleibt zu kl~iren, welche Konsequenzen solche Widersprtichlichkeiten evozieren. Aus Sicht der Systemperspektive schlieBlich verlangt ein Fit daher die Konsistenz zwischen multiplen Kontingenzanforderungen und multiplen Struktureigenschaften des Unternehmens 28. Es gentigt demnach nicht, die Beziehungen zwischen einzelnen Variablen zu untersuchen. Stattdessen ist in die Betrachtung eine Vielzahl von Variablen simultan einzubeziehen, um konsistente Merkmalskombinationen ermitteln zu k6nnen. Demgegentiber ftihrt eine Abweichung yon derart konsistenten Konfigurationen zu geringeren Zielerreichungsgraden des Unternehmens. Die auszuw~hlende Kodexart ist demzufolge mit einer gr6Beren Anzahl weiterer Kontextmerkmale zu koordinieren, um das Ethisierungspotential dieses Instruments mOglichst weitreichend zur Geltung bringen zu k6nnen. Dies schlieBt
23 Siehe dazu Drazin/Van de Ven (1985), S. 515-523, die zudem die methodischen Implikationen dieser drei Konzeptualisierungen aufzeigen. 24 Vgl. Drazin/Van de Ven (1985), S. 516. 25 Siehe nochmais oben, S. 26 ft. der vorliegenden Arbeit. 26 Vgl. DrazirdVan de Ven (1985), S. 517. 27 Siehe nur Gresov (1989), S. 432: ,,some misfit, or design deviation, occurs as a functional response to multiple contingencies that the work unit faces.", S. 434: ,,inconsistencies may arise from problematic contextual situations." und S. 450: ,,Misfit with one criterion may even be the result of fit with another.". 28 Vgl. Drazin/Van de Ven (1985), S. 520.
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dennoch nicht aus, dass in einer bestimmten Anwendungskonstellation mehrere Kodextypen fiquivalente Ethisierungsbeitrfige erwarten lassen (.Aquifinalitfitf 9. Zum anderen ist es in der Organisationstheorie fiblich, nach dem jeweiligen Bewertungsgegenstand zwischen einem internen und einem externen Fit zu unterscheiden 3~ Der interne Fit bezieht sich auf die Abstimmung unternehmensinterner Gestaltungsmaf3nahmen 31, der externe (bzw. Umwelt- oder Kontingenz-)Fit hingegen darauf, dass die Auspr~.gungen der Unternehmensorganisation zu den Umweltmerkmalen passen m~ssen, mit denen das Unternehmen konfrontiert ist 32. Diese Differenzierung ist insofern zu erweitern, als die Organisation nicht nur Umwelt-, sondern auch zusfitzlichen Unternehmensmerkmalen entsprechen muss. Auf3erdem ist ebenfalls die Konsistenz der (demgemaf3 weiter gefassten) Kontingenzfaktoren zu evaluieren 33. Sofern die Entwicklung und Einsetzung eines Ethik-Kodex als ein organisatorisches Gestaltungsproblem aufgefasst wird, sind die relevanten Kontingenzen nicht von Grund auf neu zu bestimmen. Stattdessen kann auf Einsichten zurfickgegriffen werden, die innerhalb der Disziplin der organisatorischen Gestaltung bereits (st~.rker) gefestigt worden sind. So liegt dem organisatorischen Gestaltungsansatz von B u r t o n / O b e l eine multiple Kontingenztheorie zugrunde 34. Darin werden jeweils eine gr6f3ere Anzahl sowohl von Kontingenzfaktoren (namentlich der Management- bzw. Ffihrungsstil, das Klima, die Gr613e und die Eigentfimerstruktur, die Technologie, die Strategie sowie die Umwelt des Unternehmens) als auch von organisatorischen Gestaltungsmerkmalen (wie unter anderem die strukturelle Konfiguration, aber zum Beispiel auch die Komplexitfit, die Zentralisierung, die Kontrollspanne, die Professionalisierung oder die Formalisierung und die Anreizgestaltung der Organisation) erfasst 35. Der Ansatz ruht auf einer Wissensbasis, die mehrere hundert Gestaltungs- bzw. Kontingenzregeln enthfilt 36, welche sich nicht nur auf die Kontingenzbeziehungen zwischen den Kontext- und den Organisationsmerkmalen des Unternehmens erstrecken, sondern auch auf die Konsistenz zwischen den Kontextfaktoren einerseits und den organisatorischen Gestaltungsauspr~.gungen
29 Siehe den entsprechenden Hinweis yon Drazin/Van de Ven (1985), S. 520, dass die Systemperspektive mit dem Konzept der Aquifinalitfit vereinbar ist, und eingehender zu der (organisationstheoretischen) Idee der ,~quifinalitfit Doty/Glick/Huber (1993), S. 1201 f.; Gresov/Drazin (1997), insb. S. 403 f. und S. 406-423; Wolf(2000), S. 53-66; Burton/Lauridsen/Obel (2002), S. 1462. 3o Vgl. z. B. Miller (1992), S. 159 f. 3~ Vgl. z. B. Miller (1992), S. 159: ,,organizations must establish complementarities among aspects of structure and process.". 32 Vgl. z. B. Miller (1992), S. 159: ,,External fit demands that organizations match their structures and processes to their external settings.". 33 Siehedazu sogleich, S. 548 der vorliegenden Arbeit. 34 Vgl. Burton/Obel (1998), insb. S. 13: ,,multiple contingency model", oder Burton/Lauridsen/Obel (2002), S. 1463: ,,multicontingencytheory for application in organizational design". 35 Siehe zur Obersicht Burton/Obel (1998), S. 11-15. 36 Vgl. Baligh/Burton/Obel (1996), S. 1660: ,,some 350 such statements".
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andererseits. Zur Bewertung unterschiedlicher Anwendungs- und Gestaltungskonstellationen dienen vier Fit-Kriterien 37. Der Kontingenz-Fit verlangt, dass das Zusammenspiel zwischen den Kontext- und den Gestaltungsparametern dem Stand des zug~inglichen (Organisations-)Wissens entspricht 38. Ein Situations-Fit ist dann gegeben, wenn die Ausprg,gungen der Kontingenzfaktoren konsistent sind 39. Eine mangelnde Widersprtichlichkeit der vorgesehenen Gestaltungsmal3nahmen bildet das Kennzeichen des Gestaltungsparameter-Fits 4~ Der Gesamt-Fit schliel31ich setzt nicht nur voraus, dass die drei zuerst genannten Fit-Krtiterien erf'tillt sind. Er erfordert zudem, dass die jeweiligen Ausprfigungen der Gestaltungsparameter miteinander vertrfiglich und durch das Unternehmen tats~ichlich zu verwirklichen sind 41 In diesem Zusammenhang gilt es bei der Fundierung der Implementierungsstrategie einer Unternehmensethik, die Strategieausprfigungen mit den tibrigen Gegebenheiten des Unternehmens zu harmonisieren. Ethikmaf~nahmen werden nicht in einem Vakuum erlassen, sondern sie haben die vorliegenden Organisationsbedingungen zu beachten. Wenngleich detailliertere Gestaltungsempfehlungen noch weitergehende Untersuchungen notwendig machen, lassen sich auf der Grundlage der gegenw/irtigen Erkenntnisse insbesondere bereits Anhaltspunkte ftir extreme Misfits feststellen, die nach M6glichkeit zu vermeiden sind, um die angestrebten Performanceeffekte nicht zu gefiihrden. So lfisst sich die Art der Normierung und der Geltendmachung eines Kodex nicht losgel6st von dem generellen Formalisierungsgrad des Unternehmens und den bestehenden Anreiz- und Sanktionssystemen bestimmen. Misfits lassen eine geringere Wirksamkeit des Kodex erwarten, da er sich zum einen schlechter in die vorhandenen Organisationsablfiufe einpasst und in der Folge widersprtichliche Verhaltenserwartungen begrtinden kann. Zum anderen gerfit z. B. die Ernsthaftigkeit einer Kodexetablierung in Zweifel, wenn ein betont vager prinzipienbasierter Kodex eingeftihrt und dessen Geltendmachung allein auf dem Wege der Persuasion zu erreichen versucht wird (P-Codepbl), obgleich im Unternehmen ansonsten ein hoher Formalisierungsgrad vorherrscht und die Einhaltung von (unternehmenswichtigen) Vorgaben durch strenge Sanktionen bewehrt ist. Selbst unter der Bedingung, dass die Kodexprinzipien mit grol3er Sorgfalt formuliert worden sind
37 Vgl. Baligh/Burton/Obel (1996), S. 1654-1658; Burton/Obel (1998), S. 15-18 und S. 308-325. 38 Ein Misfit liegt hingegen z. B. unter der Bedingung vor, dass ein Grof3untemehmen einen sehr hohen Zentralisierungsgrad aufweist [vgl. Burton/Lauridsen/Obel (2002), S. 1471]. 39 Hingegen htitte sich das Unternehmen beispielsweise dann in eine inkonsistente Situation man/Svriert, sofern es an einer Routine-Technoiogiefesthalt, obgleich sich die Umwelt durch starke Mehrdeutigkeit (,,equivocality") auszeichnet [vgl. Burton/Lauridsen/Obel (2002), S. 1466]. 40 Ein Misfit ist hingegen z.B. dann gegeben, wenn die Anreizsysteme ergebnisbezogen ausgestaltet sind, zugleich aber der Handlungsspielraum der Mitarbeiter aufgrund eines hohen Formalisierungsgrads weitgehend strukturiert ist. 4~ Es deutet hingegen auf einen m6glichen Misfit hin, wenn sich mit Blick auf Kontingenzmerkmal A (z. B. die UnternehmensgrOBe) eine hohe Zentralisierung, nach Kontingenzmerkmal B (z. B. die Komplexitat der Urnwelt) aber eine hohe Dezentralisierung empfiehlt und sich dieser Konflikt nicht (durch ein erfolgstrfichtiges Einwirken auf die Situation) umgehen oder (mittels einer rationalen Gewichtung) auflOsen lfisst.
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und einige Anstrengungen aufgewendet werden, um die Adressaten ffir die Kodexnormen empfanglich zu machen, erscheint es dennoch tendenziell weniger wahrscheinlich, dass sich die zu erwartende Skepsis gegenfiber einem solchen Kodex einfach aufheben und glaubhaft vermitteln lfisst, warum zur Strukturierung ethischer Problemstellungen eine dezidiert andere Gestaltungsphilosophie verfolgt wird, als sie ansonsten im Unternehmen fiblich ist. Die untemehmensethische
Implementierungsstrategie
muss
die vorliegenden Anwen-
dungsbedingungen des Unternehmens zwar in Rechnung stellen. Dies impliziert jedoch nicht notwendigerweise, dass die EthikmaBnahmen regelm/~Big den vorherrschenden Gegebenheiten anzupassen w/~ren, wie es die Rede vom komplement/~ren Charakter dieser MaBnahme zu suggerieren scheint 42. Vielmehr kOnnen die in den Gestaltungst~berlegungen entdeckten Misfits auch ein AuslOser daffir sein, die vorhandenen Strukturen und Systeme zu ver/~ndem, um dem Kodex tats/~chlich bestm6gliche Geltungschancen zu verschaffen. Derart induzierte Reorganisationen bringen zudem sehr nachdrt~cklich zum Ausdruck, welcher Stellenwert der unternehmensethischen Implementierungsstrategie beigemessen wird. Gleichwohl bleibt zum einen zu bedenken, dass es durchaus dominante Gestaltungsimperative geben kann, die sich kaum relativieren lassen 43. Zum anderen sind den EinflussnahmemOglichkeiten eines Unternehmens generell insoweit Grenzen gesetzt, als die Anwendungskonstellationen nicht beliebig 44 modifizierbar sind 45. Vor diesem Hintergrund wird sich eine entsprechend realistische Sichtweise, welche die GestaltungsmOglichkeiten und die Gestaltungsgrenzen des Unternehmens im Blick beh/~lt, bei der Strategieentwicklung in einem doppelten Sinne als hilfreich erweisen, um einerseits keine ~berzogenen Erwartungen an den Kodex aufkommen zu lassen, auf der anderen Seite aber auch seine potentiellen Ethisierungsbeitrfige mOglichst vollst/~ndig auszuschOpfen.
42 Eine solch strenge Implikationsbeziehung verbietet sich selbst dann, wenn die vorzufindenden Organisationsmerkmale wohl fundiert gewahlt worden sind und grOBtmOgliche Effizienz versprechen, was zumindest nicht immer der Fall sein wird [vgl. z. B. Gresov (1989), S. 433: ,,some misfit may be attributed to the absence of norms of rationality"]. 43 Vgl. dazu Gresov (1989), S. 438. 44 Dennoch sind selbstredend nicht nur organisationsbezogene, sondem auch Situationsmerkmale durch das Untemehmen sehr wohl, wenn auch eben nicht unbegrenzt beeinflussbar. Siehe z. B. nur Mintzberg (1979), S. 220: ,,This situation is not, however, something beyond the organization's control. That is, it can choose, not only its design parameters, but certain aspects of its situation as well: it designs its own technical system, decides whether or not to grow large, gravitates to an environment that is stable or dynamic, and so on", oder Scott (2003), S. 146: ,,Organizations are also recognized to influence their environments.". 45 Siehe zu der analogen Kritik an der Kontingenztheorie z. B. Hall (1996), S. 294: ,,the idea of a best way to organize for a particular environment ignores political considerations, such as demands for collective bargaining, for a minimum wage, or for a union contract", oder Pfeffer (1997), S. 162: ,,most of the concepts used in the theory were too abstract and were not decision variables".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
Adressaten Die Kodexeffektivit~it setzt voraus, dass die Adressaten in der Lage sind, die K o d e x n o r m e n
sinnvoll anzuwenden. Das Verhalten der Akteure wurde bislang bewusst sparsam modelliert. Konkret w u r d e n lediglich die bescheidenen Pr~imissen gesetzt, dass die U n t e r n e h m e n s m i t glieder beschr/ankt rational sind und einen Sinn ftir Gerechtigkeit besitzen, der sie ftir moralische Fragen nicht grunds~itzlich immunisiert 46. In Hinblick a u f diesen Gerechtigkeitssinn wurde zudem bereits festgestellt, dass er im Einzelnen sehr unterschiedlich ausgepr~igt sein kann. Der Gerechtigkeitssinn manifestiert sich vor allem darin, wie moralische Urteile getroffen und begrtindet werden 47. Untersuchungen dartiber, wie sich dieser Gerechtigkeitssinn bzw. die moralische Urteilsf~ihigkeit der Akteure im Zeitablauf entwickelt, haben innerhalb der Moralpsychologie eine lange Tradition. Die Theorie der M o r a l e n t w i c k l u n g nach Kohlberg 48 zieht dabei zweifelsfrei die gr6Bte Beachtung auf sich 49. Sie ftihrt die entwicklungspsychologischen Arbeiten yon Piaget fort 5~ und kann inzwischen auf ein beeindruckendes Arsenal empirischer Prtifungen blicken 5~, deren Untersuchungsobjekte nicht mehr nur vorrangig Adoles-
46 Siehe nochmals oben, S. 398 ff. der vorliegenden Arbeit. 47 Moralisches Verhalten geht zwar tiber die Urteilsbildung weit hinaus, da es danach auch die Selektion und die Realisation der als moralisch erkannten Handlungsalternative erfordert [siehe nochmals oben, S. 127 f. der vorliegenden Arbeit, und das entsprechende Komponentenmodell von Rest (1986), S. 3-17; Rest (1994), S. 23-25; Rest (1999), S. 89-110]. Ein Sinn ~r Gerechtigkeit lasst sich jedoch weder ausschlieBlich noch im Besonderen auf der Handlungsebene festmachen, da im Einzelfall durchaus zutrfigliche MaBnahmen auch aus amoralischen oder sogar moralisch niedertrachtigen Grtinden zur Anwendung kommen k6nnen. Siehe auch Eckensberger/Breit (1997), S. 268: ,,moralische Urteile beziehen sich deshalb nicht primfir auf (fiuBere) Handlungsentscheidungen (zu ltigen, nicht zu ltigen, zu stehlen, nicht zu stehlen etc.), sondern auf die Begrtindung dieser Entscheidungen.". 48 Vgl. nur die Zusammenstellung in Kohlberg (1996). 49 Siehe zur Verbreitung der Arbeiten Kohlbergs z.B. auch die Befunde der Zitationsstudie von Endler/RushtordRoediger (1978), S. 1074, sowie zur inhaltlichen Wtirdigung seines Werks z. B. Garz (1989), S. 17: ,,vorltiufiger H~3hepunkt dieser Diskussion"; Trevino (1992b), S. 445: ,,the most popular and tested theory of moral reasoning"; Horster (1995), S. 120: ,,weltweite Resonanz"; Oser/Althof(1997), S. 13: ,,einfluBreichste und meistdiskutierte". Einen kritischen Oberblick tiber den Stand der Diskussion dieser Theorie geben die Beitrage bei Modgil/Modgil (1986) oder Oser/Althof(1997), insb. S. 188-223, sowie auch Kohlberg (1996), S. 217-372. 50 Vgl. z. B. Kohlberg (1996), S. 8, 25 f. und passim, oder G~nther (1988), S. 155, 162; Garz (1989), S. 17; Power/Higgins/Kohlberg (1989), S. 10; Weber (1990), S. 688; Sch6pf(1992), S. 214, 221; Trevino (1992b), S. 446; Rest (1994), S. 3; Rawls (1996), S. 502 Fn. 8; Oser/Althof(1997), S. 41; Habermas (1998), S. 96; Maclagan (1998), S. 21, sowie zu den entwicklungspsychologischen Erklfirungen Piagets tiber das moralische Urteil beim Kinde Colby/Kohlberg (1986), S. 137-141; SchOpf(1992), S. 214-220; Pieper (1994), S. 18-22. 51 Siehe auch die Darstellungen bei Oser/Althof(1997), S. 75-83, sowie zu den handlungsbezogenen Relationen den Review von Blasi (1980), S. 10-37. Der empirische Zugang zu den moralischen Urteilen erfolgt in der Regel tiber hypothetische moralische Dilemmata. Dabei mtissen die Probanden entweder in weitgehend offenen Interviews begrtinden, warum sie sich ftir eine L/Jsungsalternative entscheiden [siehe dazu auch den Leitfaden bei Kohlberg (1996), S. 495-508, oder die knappe Darstellung von Garz (1989), S. 164-176], oder anhand vorgegebener AntwortmOglichkeiten die Richtigkeit unterschiedlicher Dilemmal/3sungen beurteilen [siehe insbesondere den sog. Defining Issues Test von Rest (1986), S. 185-200; Rest (1994), S. 11-13; Rest (1999), S. 97-107, sowie zu den gebrauchlichsten Erhebungsmethoden z. B. den knappen Oberblick bei Tre-
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zenten, sondern verschiedenste Gesellschaftsgruppen und somit beispielsweise auch Unternehmensmitarbeiter bzw. -manager bilden 52. Nach der Theorie von Kohlberg l~.sst sich der Entwicklungsprozess der moralischen Urteilsfahigkeit mit einem strukturgenetischen Ansatz beschreiben, der drei Hauptebenen ( I b i s III) der moralischen Entwicklung unterscheidet, die sich aus jeweils zwei Stufen zusammensetzen 53. Dieser Stufenordnung folgt die Ontogenese der moralischen Urteilsfahigkeit invariant und nicht nur kulturspezifisch 54. Bei der Entwicklung moralischer Urteilskompetenzen k6nnen somit weder Stufen ausgelassen und fibersprungen werden, noch im normalen Entwicklungsverlauf Regressionen stattfinden, welche die Urteilskompetenzen eines Akteurs wieder zur~ckstufen. Dies bedeutet gleichwohl nicht, dass jeder die Stufenabfolge in gleicher Geschwindigkeit und bis zur Spitze durchschreitet. Beides ist erwiesenermaBen (und erwartungsgem~.B) nicht der Fall 55. Bei den drei Hauptebenen handelt sich um das prfikonventionelle (I), das konventionelle (II) und das postkonventionelle Niveau (III) der moralischen Entwicklung 56. Diese Bezeichnungen bringen bereits die grundlegenden Orientierungen zum Ausdruck, die den ebenenspezifischen Begrt~ndungen moralischer Urteile eingelassen sind. Auf dem prakonventionellen Niveau wird moralischen Erwartungen allein deshalb entsprochen, um Autorit~,ten zu gehorchen, sich ihnen unterzuordnen und auf diese Weise andernfalls drohende Strafen zu vermeiden (Stufe 1 der heteronomen Moralit~.t bzw. der Orientierung an Strafe und Gehorsam) oder weil es den eigenen auBermoralischen Interessen (und gelegentlich auch Anderen) dienstbar ist (Stufe 2 des instrumentellen Austauschs). Dem Selbst bleiben die Normen und Erwartungen ~.uBerlich 57. Ein bewusstes Verst~.ndnis fiber die (Existenz gfiltiger) Normen hat sich
vino (1992b), S. 447-449, oder Kohlberg (1996), S. 146-160, und eingehender zur Testkonstruktion und -auswertung Kohlberg (1996), S. 175-216].
52 Vgl. z. B. die Untersuchungen von Trevino/Youngblood (1990), S. 379-383; Weber (1990), S. 690-695; Snell (1995), S. 960-972; Lord/DeZoort (2001), S. 222-229; Forte (2004), S. 323-334, und ~r weitere Nachweise Trevino (1992b), S. 449-453. 53 Vgl. grundlegend Kohlberg (1996), S. 26, 51-53, 126-132, oder Colby/Kohlberg (1986), S. 141-154, und dazu z. B. auch Habermas (1983), S. 130-143; Giinther (1988), S. 162-175; Garz (1989), S. 155; SchOpf (1992), S. 221; Trevino (1992b), S. 446 f.; Oser/Althof(1997), S. 53-68; Irrgang (1998), S. 184-186. Habermas (1983), S. 128, spricht vonder ,,Theorie der Entwicklung des moralischen BewuBtseins". So auch Horster (1995), S. 120: ,,Konzept der Entwicklung moralischen BewuBtseins". Treffender hingegen wohl die Benennung bei SchOpf(1992), S. 221: ,,Theorie der Entwicklung moralischer Beg~ndungen". 54 Vgl. z. B. Kohlberg (1996), S. 30 f., 85, 93 f., 259, und zur kultu~bergreifenden Geltung des Modells die Belege ebd., S. 57 f. 55 Siehe dazu sogleich, S. 553 der vorliegenden Arbeit. 56 Vgl. Kohlberg (1996), insb. S. 126-132 und passim, sowie Giinther (1988), S. 162-175; Blake~Carroll (1989), S. 100-103; Garz (1989), S. 155-163; Rest (1994), S. 4-7; Horster (1995), S. 120; Fritzsche (1997), S. 61, 91 f.; Oser/Althof(1997), S. 53-68; Maclagan (1998), S. 22; Carroll/Buchholtz (2000), S. 118-120; Dienhart (2000), S. 65-74. Siehe auch die daran angelehnte Unterscheidung einer autoritfits-, einer gruppenund einer grundsatzorientierten Moralitfit bei Rawls (1996), S. 503-521. 57 Vgl. Kohlberg (1996), S. 127.
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
(noch) nicht herausgebildet. Das pr~ikonventionelle Denken ist streng individualistisch, da es keinen Standpunkt der Sozialit/it und keine tibergreifenden (Gemeinschafts-)Interessen kennt 58. Die konventionelle Person, auf die sich Ebene II bezieht, zeichnet sich demgegentiber dadurch aus, dass sie sich mit den Regeln und Erwartungen Anderer und vor allem von gesellschaftlichen Autorit~iten identifiziert oder diese intemalisiert hat 59. Die moralischen Normen gelangen daher zur Anwendung, um den Rollenerwartungen an einen guten Menschen (Sohn, Bruder, Freund, aber z. B. auch Btirger oder Mitarbeiter) nachzukommen (Stufe 3 der wechselseitigen Beziehungen, Erwartungen und der interpersonellen Konformit~it) oder um das Funktionieren der Institutionen zu gew~ihrleisten (Stufe 4 des sozialen Systems bzw. der sozialen Ordnung). Zwar wird die soziale Bedeutung von Normen insoweit eingesehen, als ihre Einhaltung dazu beitr~igt, pers6nliche Anerkennung durch signifikante Andere zu erfahren bzw. die soziale Ordnung der Gesellschaft zu erhalten. Die Normen selbst werden hingegen nicht kritisch hinterfragt, sondern als - konventionell - gegeben hingenommen. Eine eigenst~indige Reflexion der handlungsleitenden Normen und Werte erfolgt erst auf der dritten Ebene. Das postkonventionelle Selbst bindet seine moralischen Urteile entweder an sozialvertragliche Normen, tiber die eine konsensuale l]bereinkunft erzielbar zu sein scheint, da ihre Geltung dem Gemeinwohl dienstbar ist (5. Stufe des Sozialvertrags bzw. der gesellschaftlichen Ntitzlichkeit), oder an selbst gew~ihlten Prinzipien, die universelle Geltung und Konsistenz beanspruchen (6. Stufe universaler ethischer Prinzipien). Die postkonventionelle Ebene wird daher verbreitet auch generell als prinzipienorientiert oder prinzipiengeleitet bezeichnet 6~ Hi, here Stadien der Moralentwicklung sind sowohl differenzierter als auch integrierter 61. Sie sehen komplexere Denkstrukturen vor und setzen ein entsprechend fortgeschrittenes Denkverm6gen voraus 62, da der Akteur der Komplexit~it seiner Umwelt zunehmend gewahr wird u n d e r sein Denken mit dieser Komplexit~it in ein Gleichgewicht bringen (das heil3t: ~iquilibrieren) mOchte. Im Zuge dessen wird das moralische Denken auf einen immer breiteren
58 Vgl. z. B. Oser/Althof(1997), S. 56. 59 Vgl. Kohlberg (1996), S. 127. 6o Vgl. z. B. Gfinther (1988), S. 162; Eckensberger/Breit (1997), S. 269; Oser/Althof(1997), S. 59 f., 63, 65. 61 Vgl. Kohlberg (1996), S. 85 im Original z. T. kursiv: ,,Stufen sind hierarchisch integriert. Wie wir schon gesagt haben, bilden sie eine Ordnung von zunehmend differenzierteren und integrierteren Strukturen, die die gleiche Funktion erf'tillen. Entsprechend verdr~ngen (oder besser gesagt: reintegrieren) hOhere Stufen die Strukturen, die auf niedrigeren Stufen gefunden werden.", und ganz fihnlich ebd., S. 259, oder Oser/Althof (1997), S. 53: ,,Jede Stufe reprfisentiert einen qualitativ hOheren Grad an Differenzierung und Integration des Denkens". 62 Vgl. Colby/Kohlberg (1986), S. 142: ,,Da moralisches Denken natt~rlich auch Denken ist, hfingt fortgeschrittenes moralisches Denken von fortgeschrittenem logischen Denken ab.", die allerdings zugleich insistieren, dass die Bef'ahigung zum logischen SchlieBen eine notwendige, keineswegs aber eine hinreichende Bedingung ~r die moralische Entwicklung bildet: ,,Bei vielen Individuen ist das logische Denken hOher entwickelt als die Moralitfit" [ebd.]. Siehe zu diesem Zusammenhang femer auch Kohlberg (1996), insb. S. 92-95.
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sozialen Referenzbereich bezogen 63 und das Selbst gewissermaBen immer stgrker transzendiert. Die Denkweisen einer h6heren Stufe unterscheiden sich yon der Urteilsfindung des jeweils vorangegangenen Stadiums nicht in der Weise, dass sie den Prozeduren der Urteilsfindung (lediglich) weitere Merkmale (additiv) hinzufiigen. Vielmehr geht ein Stufentibergang mit einer grundlegenden Transformation des Denkens einher. Die Stufen unterscheiden sich somit qualitativ voneinander 64. Diese Unterscheidung betrifft ihrem K e m nach die Struktur, nicht den Inhalt (und auch nicht notwendig das Ergebnis) der jeweils v o r g e n o m m e n e n Beg ~ n d u n g e n 65. A u f h6heren Stadien k6nnen daher auch die Denkweisen, die fiir die vorangegangenen Stufen charakteristisch sind, bei Bedarf abgerufen und angewendet werden. Dies kann sogar regelm/~gig(er) dann der Fall sein, wenn die Urteilsbefunde konvergieren 66 und auf komplexere Analysen (bewusst) verzichtet wird, weil die Art des zu bewgltigenden Entscheidungsproblems den damit verbundenen Aufwand (anscheinend) nicht aufwiegt 67. Bei ausreichend emsten Problemen hingegen bevorzugen die Akteure solche Probleml6sungen, die der h6chsten ihnen jeweils zug/anglichen Stufe entsprechen 68. Die moralische Entwicklung des Menschen folgt dieser Stufengenese invariant und allgemein. Allerdings reicht die Entwicklung nicht bei allen Menschen bis hin zur hOchsten Stufe. Ganz im Gegenteil ist es lange Zeit misslungen, ein prinzipienorientiertes Urteilen, wie es die sechste Stufe ursprtinglich a n g e n o m m e n hatte, tiberhaupt empirisch nachzuweisen69. In sp/ate-
63 SO auch Kohlberg (1996), insb. S. 104: ,,Jede Stufe ist sowohl Ursache wie Ergebnis eines erweiterten und adfiquateren Prozesses der 12bemahme der Perspektiven, die andere Individuen oder soziale Gruppen bei Konflikten haben k6nnten." und S. 133, oder Oser/Althof(1997), S. 53: ,jede neue Stufe verfllgt tiber eine umfassendere Perspektive der umgebenden Umwelt bzw. Gesellschaft". 64 Siehe auch Kohlberg (1996), S. 259: ,,Stufen markieren einen qualitativen Unterschied zwischen Strukturen (Denkweisen)", und ganz fihnlich ebd., S. 85. 65 Vgl. z. B. De George (1986), S. 29: ,,Of course, what conventional morality holds to be immoral may well be immoral. The difference between Levels II and III is not necessarily their content; rather, the difference is in the reasons for considering actions to be right or wrong.". 66 Siehe auch das Kohlberg-Zitat bei Oser/Althof (1997), S. 61: ,,Unter den meisten Umstfinden decken sich Entscheidungen, die auf der Grundlage konventioneller moralischer Regeln getroffen werden, mit prinzipiengeleiteten Entscheidungen". 67 Vgl. dazu auch lrrgang (1998), S. 186: ,,Dennoch wird man vermuten dtirfen, dab auch weniger hohe Stufen des moralischen BewuBtseins geeignet sind, um spezifische niedriger angesiedelte moralische Probleme 16sen zu k6nnen. So braucht man z.B., um Fragen der Kleingruppenmoral 16sen zu k6nnen, nicht die universalisierbaren Grundprinzipien der Gerechtigkeit. Vielmehr gentigen hier die Formen der Gegenseitigkeit und der einseitigen Verantwortlichkeiten, wie sic sich auch im Verhaltensrepertoire der Menschen herausgebildet haben.". 6s Siehe Kohlberg (1996), S. 86: ,,Das Individuum ver~gt demnach tiber ein hierarchisch geordnetes Prfiferenzsystem, d. h. es hat eine Disposition, Probleml6sungen zu bevorzugen, die auf dem h6chsten ihm zugfinglichen Niveau liegen.". 69 Vgl. die entsprechende Feststellung von Habermas (1983), S. 182 f., dass ,,es bisher nicht gelungen ist, die hypothetisch einge~hrte sechste Stufe des moralischen Urteils experimentell nachzuweisen", oder Dienhart (2000), S. 74 f.: ,,Kohlberg once argues that a small, but significant number of people advanced to Stage 6. However, further research led him to revise his view. In the late-1970s he argued that Stage 6 reasoning was virtually nonexistent in the general population.".
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Ethik-Kodizes als unternehmensethisches Implementierungsinstrument
ren Arbeiten konnte zwar aufgezeigt werden, dass das Entwicklungsziel einer prinzipienorientierten Denkweise sich nicht nur an den ,~,uBerungen historischer (Ausnahme-)PersOnlichkeiten (wie Abraham Lincoln, Mahatma Gandhi oder Martin Luther King 7~ festmachen, sondern auch in Interviewaussagen ,allt~iglicher' Probanden belegen 1/asst71. Dessen ungeachtet verharrt die Mehrzahl (auch) der E r w a c h s e n e n erwiesenermafSen a u f einem konventionellen N i v e a u des moralischen Bewusstseins 72. An diesen empirischen Tatbest~inden darf eine U n t e r n e h m e n s e t h i k nicht vorbeigehen. Vielmehr k6nnen diese R a h m e n b e d i n g u n g e n ihre Motivation und die Mal3nahmen bestimmen, mit denen sich moralische N o r m e n im U n t e r n e h m e n zur Geltung bringen lassen sollen. In Hinblick a u f die angestrebte Kodexgeltung ist die moralische Entwicklung der Adressaten (wie auch der K o d e x s e t z e r und - k o m m u n i k a t o r e n ) bei der Art sowohl der N o r m i e r u n g als auch der N o r m i m p l e m e n t i e r u n g relevant. Wfihrend eine regelbasierte N o r m i e r u n g dem Wesen nach einer konventionellen Moral entspricht 73, kann ein prinzipiengebundener K o d e x die Urteilst'~ihigkeit der Unternehmensmitglieder unter Umstfinden tibersteigen 74 und im Ergebnis unzureichend zur A n w e n d u n g gelangen75. Ganz analog dtirfen die vorgetragenen Begri~ndun-
7o Vgl. Kohlberg/Boyd/Levine (1986), S. 238, zu King auch Kohlberg (1996), S. 215 und S. 302. 71 Siehe Kohlberg/Boyd/Levine (1986), S. 213-239, und zur Debatte t~ber die Existenz und Gestalt der sechsten Stufe des angenommenen Entwicklungsschemas auch Puka (1986), S. 241-286; Habermas (1991), S. 49-76; Kohlberg (1996), S. 301-308; Oser/Althof(1997), S. 256-292, insb. S. 287-292. 72 Vgl. auch De George (1986), S. 28 f.: ,,Most adults live at the level of conformity morality. Some, probably many, never get beyond this level."; Colby/Kohlberg (1986), S. 144: ,,Die Mehrzahl der Jugendlichen und Erwachsenen in den meisten Gesellschaften bewegt sich auf dem konventionellen Niveau. Nur eine Minderheit von Erwachsenen erreicht das postkonventionelle Niveau, und dies gew6hnlich erst nach einem Alter yon zwanzig Jahren."; Tyler (1990), S. 177: ,,The majority of adults express the strong belief that obeying rules has value in itself."; Fritzsche (1997), S. 91: ,,few people reached the latter two stages [of Kohlberg's six moral development stages]."; Oser/Althof(1997), S. 75: ,,Im allgemeinen laBt sich sagen, dab sich die meisten Erwachsenen auf den Stufen 3 und 4 des moralischen Urteilens befinden. Wenige sind auf Stufe 5."; Carroll/Buchholtz (2000), S. 119: ,,At this third level, which Kohlberg argues few people reach" und S. 120: ,,Kohlberg thinks many of us as adults never get beyond Level 2."; Birnbacher (2003), S. 286: ,,Nach dem Moralpsychoiogen Lawrence Kohlberg sind die moralrelevanten Motive der meisten Menschen konformistischer Natur.". 73 Siehe nur Oser/Althof (1997), S. 60: ,,Konventionelle Moral beruht auf Regeln", oder eingehender Colby/Kohlberg (1986), S. 144: ,,Der Terminus ))konventionell~ bezieht sich darauf, dab Regeln eingehalten werden und dab Erwartungen einfach deshalb entsprochen wird, weil es sich um die Regeln, Erwartungen und Konventionen der Gesellschaft handelt.". 74 Vgl. nur Kohlberg (1996), S. 126: ,,Um moralisch anspruchsvoll handeln zu k6nnen, bedarf es moralischer Urteile eines fortgeschrittenen Niveaus. Man kann nicht prinzipienorientiert handeln (Stufe 5, 6), wenn man Prinzipien nicht versteht oder nicht an sie glaubt.". Ft~r die Anwendung eines prinzipienbasierten Kodex ist diese Relation gleichwohl insoweit zu relativieren, als die Anwendung kodifizierter Prinzipien eine postkonventionelle Urteilskraft nicht notwendig voraussetzt. Da die Effektivitfit der Prinzipienanwendung (bzw. die Gt~te der Prinzipienabwfigung)jedoch mit der Qualitfit der Beg~ndung der prinzipiengebundenen MaBnahme positiv korreliert ist, steht zu erwarten, dass die Abwfigung von Prinzipien umso besser gelingt, je weiter entwickelt die moralische Urteilskraft der Kodexadressaten ist. 75 Dieser Zusammenhang ist in jt~ngster Zeit durch Herron/Gilbertson (2004), S. 508-515, experimentell belegt worden. BWL-Studierende hatten eine unternehmensethische Fallstudie aus dem Bereich der Wirtschaftsp~fung zu 16sen. Dabei wurden ihnen entweder regel- oder aber prinzipiengebundene Passagen des AICPACodes ausgeh~.ndigt [siehe dazu auch nochmais Duska/Duska (2003), S. 199-212, sowie die Erlfiuterungen
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gen, die den K o d e x oder seine B e w e h r u n g e n verst~indlich m a c h e n sollen, die kognitiven F~ihigkeiten der R e z i p i e n t e n nicht (tibermfigig) tiberfordern 76. K o n k r e t kann eine prinzipienorientierte A r g u m e n t a t i o n unter Umst~inden ergebnislos ausgehen, weil die A d r e s s a t e n noch keine prinzipienorientierte U r t e i l s k o m p e t e n z erworben haben. D e m g e g e n t i b e r mtissen die (vergleichsweise seltenen) Akteure, die bereits zu einer prinzipiengeleiteten Urteilsfindung bef~ihigt sind, konventionelle Begrtindungen k e i n e s w e g s ablehnen, sofern sie ihrer eigenen prinzip i e n b e z o g e n e n B e w e r t u n g nicht widersprechen. Deshalb empfiehlt es sich allerdings d e n n o c h nicht, die K o d e x b e g r t i n d u n g g~inzlich konventionell zu gestalten, obgleich ein solches N i v e a u auch in gleichen M a 6 e n der moralischen K o m p e t e n z der j e w e i l i g e n K o m m u n i k a t o r e n durchaus e n t g e g e n k o m m e n mag. V i e l m e h r bleibt ebenfalls zu bedenken, dass mittels der Einsetzung und K o m m u n i k a t i o n des K o d e x untern e h m e n s i n t e r n e AnstN3e gegeben w e r d e n kOnnen, um die moralische Urteilsf~ihigkeit der Adressaten w e i t e r z u e n t w i c k e l n 77. Z u d e m sollten der K o d e x und die k o d e x b e z o g e n e K o m m u n i -
ebd., S. 74-105]. Die Befunde ergeben hypothesenkonform, dass Akteure mit einer geringeren moralischen Entwicklung eher dann zu der moralischen Handlungsalternative tendieren, wenn sie auf einen regelbasierten Kodex zurtickgreifen k6nnen. Hingegen wfihlen die Probanden, die sich durch eine stfirker prinzipienorientierte moralische Urteilsf~ihigkeit auszeichnen, htiufiger die moralisch gebotene Antwort, sofern sie nicht mit einem regel-, sondern mit einem prinzipienbasierten Kodex konfrontiert worden sind. Der Untersuchung kommt somit fraglos das Verdienst zu, verdeutlicht zu haben, dass die Kodexgeltung von der lnteraktion zwischen der moralischen Urteilsfahigkeit und der Art der Kodexnormierung abh~ingt. Da~ber hinaus wird ganz in unserem Sinne bestfitigt, dass die Gruppenunterschiede in Hinblick auf die Urteile und Handlungsintentionen bei einem regelbasierten Kodex geringer sind als bei einem prinzipienbasierten [vgl. die bei Herron/Gilbertson (2004), S. 512, 514, ausgewiesenen Daten]. Gruppenintern ist eine solche Feststellung hingegen nicht m6glich, da die Varianz der Antworten hier offenbar auch davon abh~ingt, ob die Art der Kodexnormierung und das Niveau der moralischen Entwicklung kongruent sind [vgl. die Angaben ebd., S. 512]. Dennoch wirft die Studie auch eine Reihe von Fragen auf. So ignorieren die Autoren die Art der Kodeximplementierung. Au6erdem wird offenbar unkritisch eine Konvergenz der Prinzipien unterstellt, die entweder durch den Kodex gesetzt oder durch die Akteure mit hoher moralischer Entwicklung gewfihlt werden. Schlie61ich verwundert die Beobachtung, dass diejenigen Akteure, denen eine h6here moralische Entwicklung zuerkannt wird, im Durchschnitt zu unmoralischeren Urteilen und Handlungsintentionen gelangen als die Vergleichgruppe der Probanden mit geringerer moralischer Entwicklung, wenn beide Gruppen die Fallstudie unter Verwendung des regelbasierten Kodex bearbeiten [vgl. die dokumentierten Daten ebd., S. 512, 514]. Da die Fallstudie insgesamt eher als ein Befolgungs- denn als ein Begrtindungsproblem einzuordnen ist und die pers6nlichen Oberzeugungen der prinzipienorientierten Akteure im Obrigen durchaus mit den Kodexnormen tibereinzustimmen scheinen, ist eine theorieimmanente Erklfirung dieses Ergebnisses nicht ersichtlich. Eine m6gliche Erkl~rung wfire es, dass die Probanden solche Kodexnormen, die auf ihr Urteilsverm6gen unzureichend eingestellt sind, schlichtweg iabersehen. Diese Vermutung, welche die Autoren an anderer Stelle selbst ~u6ern [vgl. Herron/Gilbertson (2004), S. 515: ,,When there was not a match between the Code and the level of moral development, the Code seemed to have no influence over participants' intended behavior."], ist jedoch zum einen ftir prinzipienorientierte Akteure nicht gerade einleuchtend. Zum anderen wiarde sie zumindest in Hinblick auf die Beurteilung der Fallstudie gewichtige Unterschiede der Probanden einrfiumen massen, die sich sogar als statistisch signifikant darstellen diirften und somit geeignet sind, die Giite der Stichprobenbildung in Zweifel zu ziehen. 76 Siehe zur notwendigen Kongruenz zwischen den Begrfindungs- und Denkstrukturen z. B. auch Kohlberg (1996), insb. S. 94, wo er zum einen auf die kognitiv-strukturelle Natur (der Stufen) moralischer Urteile hinweist und zum anderen feststellt: ,,Individuen verstehen alle Stufen unterhalb ihrer eigenen und nicht mehr als eine t~ber ihrer eigenen Stufe. Sie bevorzugen die h6chste Stufe, die sie verstehen". 77 Die Weiterentwicklung der moralischen Urteilsffihigkeit setzt dem strukturgenetischen Ansatz zufolge voraus, ,,dab eine fiquilibrierte (bislang im Gleichgewicht befindliche) kognitive Struktur des Subjekts mit anstehen-
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Ethik-Kodizes ais untemehmensethisches Implementierungsinstrument
kation ohnehin die Komplexit~t der Urteilsfindung zutreffend abbilden und infolgedessen dazu beitragen, dass demgemaB komplexere B e g ~ n d u n g s l e i s t u n g e n von den U n t e m e h m e n s mitarbeitem als notwendig angesehen, in diesbezt~glichen Lemprozessen anerkannt und sich angeeignet werden 78. Diese Anst6Be lassen sich durch eine entsprechende Kodexgestaltung und -geltendmachung nicht einfach erwirken, sondem sie erfordem einen betr/achtlichen Einsatz in kodexbegleitenden Trainings- und Schulungsmal3nahmen 79, um die (kodexbezogenen) Kompetenzen tats/achlich erlernen und erwerben zu k6nnen 8~ Der damit verbundene Aufwand kann gleichwohl in mehrfacher Hinsicht lohnend sein, da das U n t e m e h m e n die Emsthaftigkeit seines ethischen Engagements zum Ausdruck bringt, sich generell in einen emanzipatorischen Dienst fiar die Gesellschaft stellt und schlieBlich von den erworbenen Kompetenzen der Adressaten selbst profitiert, wenn ihre Urteilskraft Konflikte zu vermeiden und die spezielle Untemehmensethik zu vermitteln hilft. Einem solchen Unterfangen sind zun/achst insoweit Vorbehalte gewiss, als viele Unternehmen und ihre Topmanager einer derartigen Erm/achtigung ihrer Belegschaft skeptisch begegnen. Die Zurt~ckhaltung wird dadurch noch erhartet, dass eine st/arker prinzipienorientierte Urteilsfahigkeit eine weitergehende Einhaltung u n t e m e h m e n s b e z o g e n e r Vorgaben weder generell noch im Falle prinzipienbasierter Kodizes garantiert. Im Gegenteil ist eine geringere Befolgungsquote zu erwarten, sofem die Kodexnormen mit dem entwickelten Moralbewusstsein der Adressaten (nicht strukturell, sondem inhaltlich-substantiell) unzureichend konvergieren. Es gilt jedoch zu beachten, dass eine grundlegende Ablehnung wohl fundierter Kodex-
den Problemen so konfrontiert wird, dab diese nicht hinreichend verarbeitet und gel6st werden kOnnen." [Oser/Althof(1997), S. 73]. 78 Siehe dazu auch den generellen Hinweis von Oser/Althof(1997), S. 79, dass eine prinzipienorientierte Urteilsfahigkeit nur dann entstehen kann, ,,wenn man sich an der Komplexitat, Widersp~chlichkeit und funktionellen Grundausrichtung des Systems zu >reiben< beginnt.". 79 Legt man den strukturgenetischen Ansatz der Moralentwicklung zugrunde, so muss ein solches Training vor allem Kontroversen aufzeigen, die bei einer unzureichenden Kodexanwendung auftreten kOnnen, um im Anschluss ein Nachdenken da~ber auszul6sen, wie sich auf Basis des Kodex alternative Handlungsoptionen beg~nden lassen. Unabhangig von dem Implementierungsinstrument eines Kodex, dem die Autoren eher kritisch gegent~berstehen, geben Blake/Carroll (1989), S. 103 f., erste Hinweise, wie ein Ethik-Training im Untemehmen gestaltet werden k6nnte, um die moralische Urteilskraft der Mitglieder zu f'Ordem. Siehe dazu ferner Trevino (1992b), S. 454 f. 80 Die Moralentwicklung ist ein genuin konstruktiver Prozess [siehe dazu auch das Konstruktivismus-Postulat bei Kohlberg (1996), S. 224 f., nach dem ,,moralische Urteile oder Prinzipien menschliche Konstruktionen [sind, T. T.], die in sozialer Interaktion entstehen. Es handelt sich bei ihnen weder um angeborene, a priori gewugte Propositionen noch um empirische Verallgemeinerungen yon realen Tatsachen."], da geistige Strukturen ,,aktive Konstruktionsleistungen sind" [Kohlberg (1996), S. 347, siehe auch Eckensberger/Breit (1997), S. 267 Herv. im Original: ,,Moralische Urteile werden aus dieser Sicht jedoch nicht als Tugenden (Inhalte) gelemt oder tibemommen, sondem sie sind, wie aHe Interpretationen der Welt, nattirlich auch Konstruktionen des Subjekts. Sie werden in konkreten Handlungs- und Diskussionszusammenh~ingen und nattirlich durch die unterschiedlichsten konkreten oder vermittelten Erfahrungen vom Menschen aktiv gebildet."]. Das heiBt, dass den Akteuren das Erlemen oder Erwerben der stufenbezogenen F~ihigkeiten nicht abgenommen werden kann, sondem schrittweise entwickelt und erprobt werden muss. Siehe zur ,,Stimulierung der Moralentwicklung" auch Kohlberg (1996), S. 164-172, sowie zu ihren Erfolgsvoraussetzungen Power/Higgins/Kohlberg (1989), insb. S. 12.
Eignung unternehmensethischerKodizes
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normen, die sich auf ihren wohlverstandenen Anwendungsbereich begrenzen und nicht fiber die Unternehmensbelange hinaus in die Privatsph~ire der Adressaten hineinreichen, kaum die Regel sein werden. Seiner Belegschaft indes Aufkl/~rungs- und Entwicklungsm6glichkeiten zu verweigern, da in der Folge nicht mehr nur ein (gewohnt) konventionelles Anpassen, sondern auch rationaler Widerspruch zu ftirchten ist, kann und wird keine (gute) Fiihrungskrafl ernsthaft beabsichtigen. Statt Zweifel in den Vordergrund zu stellen, sollte sie den vorgesehenen Weg als Chance begreifen, um 'die eigene moralische Urteilskraft und den generellen Anspruch an die Begrtindung unternehmerischer MaBnahmen (weiter) zu sch~irfen. Schliel31ich sind die prinzipienbezogenen Bedenken zudem deshalb unangebracht, weil die Bef6rderung der moralischen Entwicklung nicht nur gut, sondern insoweit schlichtweg notwendig ist, als eine rein regelbasierte Normierung sich praktisch kaum als ausreichend erweisen wird.
4. Kapitel: Zusammenfassung und Ausblick Die Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, grundlegende Gestaltungsdimensionen unternehmensethischer Kodizes zu ermitteln und erste Empfehlungen hinsichtlich ihrer konkreten Ausgestaltung zu entwickeln. Da (Untemehmens-)Kodizes als Ansammlungen von (Unternehmens-)Normen aufzufassen sind, erfolgte zun~chst eine normentheoretisch gef'tihrte Herleitung geeigneter Gestaltungsparameter. Eine Differenzierung unternehmensethischer Kodizes kann sowohl an ihren Normen als auch daran ansetzen, wie ihre Geltendmachung intendiert wird. Kodizes lassen sich demgemfi6 danach unterscheiden, welcher Art der Inhalt und die Implementierung ihrer Normen sind. Nicht alle Normkomponenten kommen als inhaltsbezogene Gestaltungsvariable in Betracht, da die Auspr~igungen einiger ihrer Merkmale (konkret die Adressaten, die Stifler, die Verbindlichkeit und die Schriftfassung der Normen) begriffsnotwendig und nicht disponibel sind. Hinsichtlich des Norminhalts sind daher zum einen die Themenstruktur des Kodex und zum anderen seine formale Gestalt, das heil3t die formalen Eigenschaften der Sprache, der Fundierung und der Konkretheit der kodifizierten Normen sorgf'altig zu arrangieren. Diese Kodexvariablen sind durchweg bedeutsam, da es die Ethisierungswirkung eines Kodex voraussetzt, dass die untemehmensspezifisch relevanten Themenstellungen erfasst sind, die Kodexnormen verst~indlich erscheinen, ihre G(iltigkeit eingesehen werden kann und sie angemessene Handlungsimplikationen entfalten. Dennoch sind diese Variablen nicht durchweg geeignet, grundlegende Gestaltungsoptionen zu er6ffnen und eine einschlfigige Gestaltungsdimension zu errichten, da und soweit sie entweder zu idiosynkratisch sind oder aber erfolgsdominante Merkmalsauspr~gungen aufweisen und deshalb nicht sinnvoll variierbar sind. Aus diesen Grfinden soll die inhaltliche Einteilung von Kodizes an ihrem Kern festgemacht werden und sie anhand der Konkretheit ihrer Normen als prinzipien- oder als regelbasierten Kodex einordnen. W~hrend Regeln definitive Gebote enthalten, gebieten Prinzipien die Approximation als Ideal beschriebener Zust~.nde. Diese Strukturunterschiede von Regeln und Prinzipien haben unter anderem zur Konsequenz, dass sich Prinzipien im Normalfall t~ber einen breiteren Anwendungsbereich erstrecken, da sie - im Unterschied zu definitiven Geboten - noch nicht auf die faktischen und normativen M6glichkeiten relativiert sind. Damit ist aber zugleich auch verbunden, dass prinzipienartige Normen eine wesentlich anspruchsvollere Form der Anwendung verlangen, da die Normadressaten die faktischen und normativen Gegebenheiten abwfigen mfissen, um fiber das gebotene Ausmal3 der NormerftHlung zu entscheiden. Sofern Unternehmenskodizes indes nicht nur sehr eingeschr~inkte Ethisierungsziele verfolgen, die sich darin erschOpfen, einige wenige, besonders gravierende und definitiv regelbare Handlungsweisen zu gebieten (bzw. zu verbieten), mt~ssen unternehmensethische Kodizes (zumindest auch) prinzipienbasiert sein. Solche (zun~ichst rein prinzipienbasierten) Kodizes k6nnen und sollten gleichwohl um Regeln erg~inzt werden, sofern bestimmte, ausreichend homogene Problemkonstellationen aus-
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reichend h/aufig auftreten, um die Regelsetzung zu rechtfertigen. Da und soweit diese Regelsetzung dann gemeinhin eine Konkretisierung kodifizierter Prinzipien vornimmt, macht sie eindeutig ersichtlich, welche definitiven Gebote sich aus den Prinzipien ergeben k6nnen. Wenngleich sie grunds~itzlich andere Anwendungsformen implizieren, k6nnen Regeln demnach dennoch das Verst~indnis der Adressaten daftir verbessern, wie die korrespondierenden Prinzipien im Ubrigen angemessen anzuwenden sind. Zu beachten bleibt, dass bei dieser Art der Normierung in der Folge Konflikte zwischen (fOr gew6hnlich weiteren) Prinzipien und Regeln entstehen k6nnen. Die Bew~iltigung dieser (Regel/Prinzipien-)Kollisionen hat nicht nur das Gewicht der Prinzipien einzubeziehen, die entweder unmittelbar kollidieren oder die kollidierende(n) Regel(n) sttitzen, sondern dari.iber hinaus dem Regelcharakter insoweit nachzugeben, als Regeln strikt zu befolgen sind, sofern ihre Gtiltigkeit nicht durch (ausreichend) gewichtige Griande aufgehoben ist. Daher gilt es bereits im Zuge der Kodexnormierung nach M6glichkeit ein in der Weise ausgewogenes Verhaltnis zwischen Regeln und Prinzipien zu wahren, dass die Regelsetzung das Gewicht der ihr zugrunde liegenden Prinzipien achtet. Vermeintliche Missverh~iltnisse, bei denen weniger wichtige Prinzipien in eine gr613ere Anzahl yon Regeln mianden, mtissen gleichwohl keineswegs zwingend fehlgehende Konfliktl6sungen nach sich ziehen, sofern Vorrang- oder Gewichtungsregeln kodifizierbar sind, die entsprechenden Verzerrungen entgegenwirken. Die intendierte Geltendmachung des Kodex l~isst sich danach unterscheiden, ob sie entweder auf die Pr~iferenzen der Akteure oder auf die Restriktionen ihres Handelns gerichtet ist. Eine pr~iferenzbezogene Implementierung kann dem Kodex dadurch zur Geltung verhelfen, indem nur praferenzkompatible Normen kodifiziert werden (Strategie der Partizipation), nur Mitarbeiter mit kodexkompatiblen Pr~iferenzen rekrutiert werden (Strategie der Personalselektion) oder auf die Pr~iferenzen der Kodexadressaten in der Weise eingewirkt wird, dass sich die normative Abweichung zwischen den individuell pr~iferierten und den kodifizierten Normen verringert (Strategie der Persuasion). Es hat sich gezeigt, dass die Strategiealternativen der Partizipation und der Personalselektion sowohl aus normativen als auch aus instrumentellen bzw. praktischen Gri~nden untauglich sind, um tats~ichlich solchen Kodexnormen ausreichend Geltung zu verschaffen, deren Einhaltung mit einer Ethisierung des Unternehmen verbunden ist. Unter einer pr~iferenzbasierten Implementierung im engeren Sinne sind daher Akte der Persuasion zu verstehen. Dabei handelt es sich um Kommunikationsmal3nahmen, die zum Ziel haben, den Adressaten die Notwendigkeit und die Angemessenheit der kodifizierten Gebote authentisch zu vermitteln. Der Erfolg der Persuasionsstrategie bestimmt sich sowohl nach kommunikations- als auch nach normenbezogenen Determinanten. Die angestrebten (und andauernden) Persuasionseffekte lassen sich tendenziell umso eher erreichen, je starker die Adressaten in die kodexbezogene Kommunikation eingebunden sind, je stichhaltiger sich die Kodexnormen begrtinden lassen und je glaubwiardiger die Kodexkommunikatoren und -setzer den Adressaten erscheinen. Uberdies h~ingt der Persuasionserfolg davon ab, wie h~iufig die Anwendungsvorausset-
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zungen der betreffenden Kodexnorm gegeben sind, wie komplex sich die Subsumtion der Normgtiltigkeit gestaltet und inwieweit die Adressaten als NutznieBer der Norm gelten k6nnen. Sofern sie nicht nur sehr eingeschr~inkte Ethisierungsziele verfolgen, mtissen Kodizes (zumindest auch) praferenzbasiert implementiert werden, weil sich die Normeinhaltung nicht dauerhaft gegen die Pr/fferenzen der Adressaten durchsetzen 1/asst. Da und soweit es die Akzeptanz der Kodexnormen voraussetzt, ihre Notwendigkeit und ihre Angemessenheit anzuerkennen, haben erfolgreiche PersuasionsmaBnahmen zur Konsequenz, dass Ermessensspielr/aume gemeinhin kodexkonform ausgeftillt und nicht zugunsten abweichender Pr/fferenzen ausgenutzt werden. Der Anerkennung d e r - hinreichend sorgf~iltig erlassenen- Kodexnormen werden zwar kaum grundlegende und wohl begriandete Prfiferenzen der Akteure widersprechen. Dennoch k6nnen (und werden) die Adressaten manche Kodexnormen ablehnen, um sich dem Aufwand der Normbefolgung zu entziehen und eigene Vorteile zu erstreben. Wenigstens in diesen Konstellationen sind Kodizes durch Sanktionen zu bewehren, wie sie die restriktionsbasierte Strategie der Implementierung vorsieht. Eine restriktionsbasierte Implementierung verandert den Aktionsraum der Kodexadressaten mit dem Ziel, dass sich ihnen die Kodexeinhaltung ntitzlicher und die Normmissachtung weniger ntitzlich darstellt. Dies l~isst sich dadurch erreichen, dass das Unternehmen die Normbeachtung belohnt oder die Normmissachtung bestraft. Wenngleich Belohnungen ganz unterschiedlich ausgestaltet sein k6nnen und das Anreizsystem des Unternehmens gewisslich mit den Anforderungen des Kodex abzustimmen ist, so sind Belohnungen dennoch unter anderem deshalb ungeeignet, um den kodifizierten Geboten zur Geltung zu verhelfen, weil sie deren Verbindlichkeit zu relativieren scheinen. Eine restriktionsbasierte Implementierung im engeren Sinne verwendet daher negative Sanktionen. Dabei handelt es sich um einen Nachteil, der einem Normbrecher (dem Sanktionsobjekt) in Reaktion auf seinen Normbruch durch eine entsprechend autorisierte Instanz (das Sanktionssubjekt) intentional auferlegt wird. Der Erfolg einer solchen Sanktionsstrategie richtet sich sowohl nach output- und prozessbezogenen Sanktionsmerkmalen als auch nach Eigenschaften der sanktionsbewehrten Kodexnormen. Die angestrebten Sanktionseffekte verlangen eine prinzipiengeleitete Abw~igung der vorzusehenden und der zu verh/angenden Bestrafungen, die weder allein pr~iventiven oder retributiven Zwecksetzungen zu unterwerfen sind noch dem Gerechtigkeitsempfinden der Akteure grundlegend widerstreiten dtirfen. In Hinblick auf die Sanktionsergebnisse betrifft dies eine angemessene Dosierung der Sanktionsst~irke, der Sanktionswahrscheinlichkeit und der Sanktionsgeschwindigkeit. Das Sanktionsverfahren ist derart zu gestalten, dass die Rechte der Betroffenen geachtet, die Beschuldigten angeh6rt, die Beschltisse tiber die gebotenen Sanktionen neutral gefasst und die Begrtindungen der vorgesehenen wie auch der verh~ingten Bestrafungen often gelegt werden. SchlieBlich hat auch die Sanktionsstrategie die Pr~iferenzkompatibilitat, die Anwendungshaufigkeit und die Komplexit~it der Kodexnormen zu bertick-
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sichtigen, da diese Kodexeigenschaften darauf einwirken, welche Auspr/agungen der sanktionsbezogenen Determinanten zweckm/aBig sind. Die vorgeschlagenen Kodexgestaltungen, die hier nicht in jedem Detail nachgezeichnet werden k6nnen, sind zwar durchaus differenziert, aber zugleich auch noch bewusst grundlegend. Sie belassen den Untemehmen vielf~iltige Gestaltungsoptionen, deren zweckdienliche Ausf'tillung sich in der Praxis erweisen muss. Kodizes, die mit den hier entwickelten Empfehlungen tibereinstimmen, m6gen tendenziell bessere Geltungschancen versprechen. Dennoch kann kein Kodex ethisches Verhalten garantieren. Zum Abschluss sei daher noch einmal in Erinnerung gebracht, dass Kodizes komplementare OrganisationsmaBnahmen sind, deren intendierte Konsequenzen sich nur im Zusammenspiel mit den durchgreifenden Managementfunktionen und durch die Personen des Unternehmens verwirklichen lassen. Der Kodex und seine Normierungen sind mithin nur e i n - wenn auch fraglos bedeutsamer- Bestandteil einer umfassende(re)n Ethisierungsstrategie. In der Hinsicht sind demgem~iB zurtickhaltende bzw. realistische Erwartungen an die Ethisierungswirkungen von Unternehmenskodizes geboten. Vor diesem Hintergrund ist in m6glichen Anschlussuntersuchungen zum einen die notwendige Verzahnung zwischen der kodexbezogenen Normierungsstrategie und der tibergeordneten Ethisierungsstrategie des Unternehmens auszuarbeiten. Zu einer solchen Ethisierungsstrategie geh6ren auch kodexbegleitende MafSnahmen wie ein Ethik-Training und ein Ethik-Audit, die es genauer zu er6rtern gilt, als es in der vorliegenden Arbeit erfolgen konnte (und musste). Zum anderen bleibt zu klaren, inwieweit die angesetzten Wirkungszusammenh~inge sich empirisch erh~irten lassen. Zu diesem Zweck ist es erforderlich, die Oberlegungen in ein testbares Hypothesengertist zu tiberftihren. Die empirische Forschung hat dabei im Wesentlichen zwei miteinander verbundene und aufeinander aufbauende Fragstellungen zu beantworten. Die erste betriffl die Kodexausgestaltung und dabei konkret die Eignung der vorgeschlagenen Idealtypen zur Beschreibung unternehmerischer Kodizes der Praxis. Die zweite bezieht sich auf den Nachweis der Ethisierungswirkungen unterschiedlich ausgepr~igter Kodextypen.
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