This content was uploaded by our users and we assume good faith they have the permission to share this book. If you own the copyright to this book and it is wrongfully on our website, we offer a simple DMCA procedure to remove your content from our site. Start by pressing the button below!
dt. Bau (lEW 146ff.; zum Laryngal s. CHANTRAINE 1235). Das traditionelle uralische Rekonstrukt für fi. puu usw. war ural. *puwe (UEW I 410). JANHUNEN und SAMMALLAHTI setzen aber neuerdings auch in diesem Wort statt -w- ein -x- an. Nach SAMMALLAHTI (1988: 539), der die ugrische Lautgeschichte untersucht hat, läßt sich die gesamte fiu. Vertretung auf fiu. *puxi zurückführen. Nach bei den Forschern sei dagegen der samojedische Vokalismus nicht eindeutig mit ural. -u- zu verbinden. JANHUNEN (1981: 262) setzt deshalb die ural. Urform zunächst vorsichtig als an. arf-r ,das Erbe" aschwed. arf ,Landbesitz, Erbe' usw.); germ. *arba- also eigtl. ,getrennter Anteil" erst hierzu die Ableitungen germ. *arbja- > got. arbi ,das Erbe' und germ. *arbjan- > got. arbja ,der Erbe' usw. Zur Semantik der germAi. Zusammenstellung vgl. got. hlauts ,Los (zum Losen); Erbteil' und gr. KA.fJPO~ ,Los (zum Losen); Erbteil, Erbe'. Germ. *arba- ist somit (nach
B. Substitution im Inlaut
57
?p3Xj (= *pVxj) an, jedoch nimmt er einen Hintervokal an (älo/u), während SAMMALLAHTI ulo/ä vorschlägt27. Es liegt also hier offenbar eine samojedischerseits unregelmäßige Vokalvertretung vor, die als Indiz für fremde Herkunft des Wortes aufgefaßt werden könnte. (Ur)sam. ä (in *pä) in erster Silbe wird von JANHUNEN (1981: 247) als neues Phonem bezeichnet, das durch "unregelmäßige Lautwandlungen und mit neuem Wortschatz" aufgekommen ist. Man kann auch annehmen, daß das samojedische Wort eine andere idg. Ablautstufe widerspiegelt als das finnischugrische. Der Ansatz *puxi, der wenigstens alle fiu. Formen vereinigt, ist zunächst mit der idg. Schwundstufe * bhuH- zu vergleichen, wie sie etwa in gr.
27
Ural. ä ist aber merkwürdig, denn ural. ä > ursam. e (JANHUNEN 1981:
2(7).
(1964: 1(2) akzeptiert diese Etymologie von Baum nicht. Bei MITZKA (57) wird westgerm. *bauma- auf germ. *baugma- zurnckgeruhrt und mit biegen verbunden; Baum sei ,das (im Winde) sich biegende Gewächs': ein wenig überzeugendes Benennungsmotiv. Das Wort ist gewiß schwierig, weil man got. bagms, aschwed. bagn. und an. balhnr ,Baum' davon nieht gern trennen möchte. Die lautliche Vielfalt bleibt aber bei jeder Erklärung bestehen. Am ehesten ist hier jedoch m. E. mit LaryngaJreflexen von *lf'owH-mo- zu rechnen: -wHm- > -wwm- > -g(gJm- f"ür das Gotische, wo beka.nntlich ohnehin -ww- > -ggw-; an. -hIn- könnte eine Dissimilation darstellen. 28
LINDEMAN
KLUGE -
58
Behandlung des Materials
Wort im Zusammenhang mit primitivem Bau- und W ohnungswesen übernommen wurde 29 • Es gibt noch einen Umstand, der für die Zusammenstellung spricht. Im Tscheremissischen, Wotjakischen und Syrjänischen existiert ein Wort flir ,Boot" tscher. pu&, wotj., syrj. PiZ (PAASONEN 100; WICHMANN - UOTILA - KORHONEN 202; WICHMANN - UOTILA 209), das auf die gemeinsame Urform (fi.-perm.) *pu§V zurückzuführen ist (SAMMALLAHTI 1988: 553)30. Da nun wenigstens im Ostseefinnischen fast alle unabgeleiteten Grundstämme für ,Boot, Schiff" Lehnwörter sind, muß auch für *puSVfremde Herkunft naheliegen, zumal es das relativ neue Phonem s enthält, dessen älteste Belege gerade in Lehnwörtern vorkommen (s. Etymologie Nr. 22). *PuSV war natürlich ursprünglich ein Einbaum, aus einem Baumstamm ausgehöhlt. Es scheint also, als wären tscher.-perm. *pu§V,Einbaum' und ural./fiu. *puxj ,Baum, Holz' beide aus demselben laryngalhaitigen idg. Wort für ,Baum' entlehnt, *puSVmit -s- wäre nur jünger. Semantisch vgl. eben Einbaum oder russ. dub ,Eiche" dia!. auch ,Einbaum' (VASMER 1377). Dasselbe Verhältnis, älteres -x- - jüngeres -SO, liegt auch bei ura!. *pexi- ,kochen (intr.)' - fiu. *pesä-/*püsä- ,braten, bähen' vor (s. die Etymologien Nr. 10 und 22). Bereits BJÖRN COLLINDER (1967: 187) hat "ura!. *pü oder
* puwe" mit "aind. bhü-, bhuv- ,das Werden, Entstehen, die Erde, werdend, entstanden, entspringend, entsprossen, seiend'" verglichen unter Hinweis auf gr. <j>UL"OV usw. und (1970: 175) auf Baum (jedoch anscheinend olme Annahme einer Laryngalvertretung). Den Vergleich hat er jedoch unter dem Aspekt seiner Theorie der Urverwandtschaft zwischen Indogermanisch und Uralisch gesehen. Doch spricht hier m. E. sowohl die Semantik als auch die W ortbildung gegen eine Urverwandtschaft der betreffenden Wörter. Auf 29 Auch eine Zeltwohnung benötigte einen Mittelbaum. Es sei daran erinnert, daß eine primitive Zeltwohnung um einen wachsenden Baum errichtet wurde, so daß der Baum als Mittelsäule funktionierte (SIRELIUS 1921: 141). 30 UEW (I 398, II 739) rekonstruiert das betreffende Wort als fi.-perm. oder ?ural. *pucv. Die tscher. und perm. Formen geben jedoch keinen Anhaltspunkt für die Affrikata -c- (= ural. c nach der Notation von JANHUNEN), dafür würde nur das samojedische Wort (für ,Gefäß aus Birkenrinde') sprechen, das jedoch nur mit Fragezeichen angeführt wird. Das sam. Wort gehört aber kaum hierher (nicht bei JANHUNEN 1981, SAMMALLAHTI 1988); JANHUNEN führt das Wort auch nicht unter seinen gemeinsamojedischen Etymologien an (1977).
B. Substitution im Inlaut
59
idg. Seite haben wir eine reiche derivative und semantische Entfaltung der Wurzel *bhewH- etwa ,wachsen, werden; wohnen" wobei die Bedeutung ,Baum' nur eine von mehreren Realisationen darstellt. Auf ural. Seite existiert dagegen nur das eine Grundwort mit dem feststehenden Inhalt ,Baum, Holz' - gewiß gibt es dann in den verschiedenen ural. Einzelsprachen zahlreiche Ableitungen von diesem Grundwort, aber sie gehen wohl immer semantisch auf ,Baum, Holz' zurück (vgl. fi. p'Ui- ,dreschen' < *,mit einem Holzstock bearbeiten" fi. p'U'U-t'U- ,holzig werden, erstarren, gefühllos werden'). Bereits dieser Sachverhalt deutet eher auf Entlehnung als auf Urverwandtschaft hin. Dazu kommt noch, daß die Lautentsprechungen eher auf Lautsubstitutionen deuten, wie sie bei Entlehnungen vorkommen.
12. Lp. sukka- « *süke- < *süye- < *suye-) ,rudern' = tscher. .ma-, .me- id. (auch ,paddeln') = (?) syrj. sjn- id. = wog. tow- u. ähnl. id. = ostj. ttJw- u. ähnl. id. = sam. * t'U- id. (SKES 1086-1087; JANHUNEN 1981: 245; UEW I 449): < ural. *8'I.tXj-; im Ostseefinnischen (gemeinosfi.) erscheint ,rudern' mit -ta- suffigiert: *süy-ta- > fi. so'Uta- (Inf. so'Utaa) ,rudern; hin und her bewegen, ein Kind wiegen u. dgl.' = estn. sö'Uda- ,rudern; schweben, sich bewegen, sich regen', hierzu estn. söudik ,Ruderer, Lenker, Einrichter' (SKES; WIEDEMANN 1079); der Grundstamm *suxj- > *süye- > *sö- ist offenbar als solcher erhalten in fi. *sö- > s'Uo(Inf. suoda) ,(einem etw.) verleihen, zuteil werden lassen (bes. von Gott und anderen höheren Mächten), gönnen, gewähren' < ural. *s'Uxj- (JANHUNEN 1981: 245; SAMMALLAHTI 1988: 540; UEW I 449: *suye-) aus: idg. *s'UH-e/o- (KEWA III 489) *,in Bewegung setzen, antreiben" vertreten in aind. suvati ,setzt in Bewegung, treibt an, erregt, belebt" aber auch ,verleiht, bescheidet, gönnt (einem etw.)' (meist vom Gott Savitar, Rig-Veda), vgl. daneben av. h'Unä- in hunäiti etwa ,treibt einem etw. zu, versucht einem etw. zu verschaffen' und av. apa-lJ,vanvainti ,sie lenken ab' (s. auch COWGILL 1963: 256); hierzu idg. * s'UH-to- > aind. süta- in pra-süta- ,in Bewegung gebracht, angetrieben, gesandt" nr-süta- ,von Männern angetrieben" av. mainy'U-Süta- ,vom Geist getrieben" (mit akt. Bed.) aind. süta-l}, ,Wagenlenker, Stallmeister' = *,antreibend'; heth. 8'Uwäi- ,stoßen, drängen'; die idg. Wurzel ist also *sewH-/*suH- (tradit. *sey,tJ-, *sü-) und tritt hochstufig auf z. B. in aind. Savitar- ,Gott Savitar' =
60
Behandlung des Materials
*,Antreiber' und wohl auch in gr. Earo ,lasse, lasse zu, gestatte' (lEW 914, 915; MAYRHOFER, KEWA III 488-489, 491; MONIER1239; GRASSMANN 1560-1562; BARTHOLOMAE 1782, 1822; FRISK I 434).
WILLIAMS
Der Ansatz eines Laryngals ist hier - wie bekannt - eindeutig festgelegt, einmal durch das lange ü in aind. 8üta-, zum andern durch die zweisilbige präsentische Schwundstufe aind. suva-, das aus idg. * suH-e- entstanden sein muß, weil ein idg. * su-e- > ein aind. einsilbiges **sva- ergeben würde (KURYLOWICZ 1935: 75-76; MAYRHOFER, KEWA III 489). Die Substitution des anlautenden idg. 8- durch ural. 8- ist natürlich die einzig mögliche. (Im Uralischen gab es noch kein 8, das [viel] später u. a. zur Substitution des germ./vorgerm. antevokalisehen anlautenden 8- gedient hat.) Auf uralischer Seite hat man den inlautenden Konsonanten traditionell als -y- (*suye-) oder als -k- (*süke-) angesetzt. Wie in anderen vergleichbaren Fällen, rekonstruieren JANHUNEN und SAMMALLAHTI hier ural. -X-, ural. * suxj-; das lange *ü des Ostseefinnisch-Lappischen ist offenbar erst als eine sekundäre Entwicklung vor der Kontinuante des ural. -x- zu betrachten (JANHUNEN 1981: 244). Im Urlappischen ist diese Kontinuante (etwa -y-) zu -k- geworden, im Ostseefinnischen ist sie geschwunden (zu -y- s. E. ITKONEN 1949: 4-14). Gegenüber der idg. faßbaren Bedeutung allgemeiner Art ,in Bewegung setzen, antreiben' scheint gemeinural. ,rudern' eine Bedeutungsverengerung darzustellen: ,rudern' ist ja = ,ein Boot (mit einem oder mehreren Rudern) antreiben, fortbewegen, lenken'; vgl. hierzu den Gebrauch des aind. suvati, pra-suvati im Rig-Veda in Konnexionen wie ,(alles, was lebt) zum Wandel (= carayai, eigtl. ,zum Wandern", s. Nr. 15, fi. kulke-) antreiben' (Rig-Veda 7.77, 1), ,Soma-Preßsteine in Bewegung setzen' (Rig-Veda 10.175, 1 u. 4) (nach GELDNER 1951: II 250, III 397). Aind. süta-~ ,Wagenlenker' deutet darauf hin, daß das idg. Verb von alters her auch für ,Antreiben und Lenken von Fahrzeugen' gegolten hat. Bei den Uraliern war der Wagen noch lange unbekannt, und deshalb konnte das Lehnverb auf das Antreiben eines ihnen bekannten Fahrzeugs, nämlich des Einbaums bezogen werden. Jedoch liegt die Vermutung nahe, daß auch das idg. Original ursprünglich u. a. namentlich für das primitive Fortbewegen eines Einbaums gebraucht wurde.
B. Substitution im Inlaut
61
(Als ein gemeinuralisches Wort müßte * suxj- ja eigentlich so alt sein, daß seine Übernahme schon vor dem allgemeinen Bekanntwerden des Wagens bei den Indogermanen erfolgt sein sollte 31 .) Ein mehr entwickeltes Rudern in größeren Schiffen wurde aber jedenfalls schon mit idg. * hjerhz-/*hjrehz- ausgedrückt, das im Indogermanischen weitverbreitet ist und dessen Ableger auch im Altindischen in den Ableitungen ari-tra- ,treibend; Ruder" ari-tar- ,Ruderer' faßbar sind (lEW 338; KEWA I 49). Zum semantischen Verhältnis ,treiben, bewegen' - ,rudern' vgl. eben die Semantik von aind. aritra- ,treibend; Ruder' und ferner auch russ. vesl6 ,Ruder, Paddel' aus idg. *we(/'-slo-, Nomen Instrumenti zu idg. we(/'- ,bewegen, fahren' (lEW 1118, 1120; VASMER I 192). Im Ostseefinnischen gilt für ,rudern' der mit -ta- suffigierte Stamm fi. souta- usw.; derselbe suffigierte Stamm existiert auch im Lappischen: lp. suw'de- ,rudernd befördern' (E. ITKONEN 1949: 4). Wenn sich der Grundstamm als solcher erhalten hätte, müßte er im Finnischen genau *suo- (Inf. *suoda) lauten, wie ein Parallelfall, fi. juo- (Inf. juoda) ,trinken' zeigt (E. ITKONEN 1949: 13): fi. juo- < *jä- « *juye-) = lp. jukkd- < fiu. *juxi- (SAMMALLAHTI 1988: 543; zu fiu. *juxi- s. Einleitung S. 17 und Anm. 7), danach also fi. *BUO= lp. * sukka-. Nun gibt es tatsächlich ein fi. BUO- (Inf. suoda) mit der Bedeutung ,(einem etw.) verleihen, bescheiden = zuteil werden lassen, gönnen, geWähren" oft von Gott oder anderen höheren Mächten gebraucht, mit der Bedeutungsvariante - wie bei dt. gönnen - ,einem etw. (neidlos) zugestehen' = ,einem etw. (von Herzen) wünschen'. Abgesehen von der letzterwähnten Variante ist diese Bedeutung auch für aind. BUvati, pra-suvati, ä-BUvati belegt, und zwar (besonders) im Rig-Veda, wo sie hauptsächlich (aber nicht ausschließlich) vom Gott Savitar gebraucht wird. Die Stellen mit dieser Bedeutung im Rig-Veda lassen sich alle stilgerecht mit fi. BUO- übertragen: z. B. "Savitr soll uns Vollkommenheit schicken' (8Uvatu - nas sarvatätim, RV 10.36, 14; GELDNER III 188), "Da be31 Nach dem heutigen Wissen ist der Wagen bei den Indogermanen frühestens um 3000 v. ehr. bekannt geworden. Sein intensiverer Gebrauch muß demnach erst ins 3. Jahrtausend gehören, d. h. in eine Periode, als die idg. Grundsprache bereits in verschiedene Dialekte aufgespalten war. (Ausführliche Information hierüber bietet GAMKRELIDZE - IVANov 1984: 11 724-738.) In jener Zeit (nach 3000 v. ehr.) gab es auf der uralischen Seite schon längst keine uralische Grundsprache mehr, ihre Endphase wird (spätestens) um 4000 v. ehr. datiert.
62
Behandlung des Materials
schied euch [den -8bhus] Savitr die Unsterblichkeit" (a-asuvat vas amrtatvam, RV 1.110, 3; GELDNER I 142) (Übertragung nach GELDNER 1951 - er verwendet sonst meist stereotyp die Übersetzung "zuweisen"; die Konstruktionen zitiert nach GRASSMANN [1873: 1560-1562]). Ein ähnlicher Gebrauch ist auch für av. huna,antreiben' belegt: "etwas antreiben nach jemand hin (Dat.), einem etwas zu verschaffen suchen" (BARTHOLOMAE 1782). Ein solches finnisch-arisches Zusammentreffen wird wohl unmöglich auf einem Zufall beruhen, vielmehr bekräftigt es die vorgelegte idg.-ural. Zusammenstellung. Wie die anderen uralischen Sprachen hat das auch sonst so konservative Ostseefinnisch den Grundstamm * suxjerhalten, aber mit einer Bedeutung, die nicht an ,rudern' anknüpft, sondern unmittelbar eine alte Bedeutungsvariante des idg. Originals widerspiegelt: * ,antreiben' als ,einem etw. zukommen lassen' = ,verleihen, gönnen' (handelt es sich vielleicht um eine separate, parallele Entlehnung?). Der Zusammenhang von fi. suomit fi. sou ta- wurde natürlich bisher nicht gesehen, weil er ja auf synchroner Ebene und rein innersprachlich unmöglich aufzudecken ist. Im Südosten des Estnischen scheint übrigens auch die suffigierte Form die idg. ,gönnen'-Bedeutung widerzuspiegeln, denn dort gilt (nach Wiedemann 1079) ein mit söudma (söuan, söuda) ,rudern' homonymes söudma (söuan, söuda) ,gönnen, wünschen (einem anderen)', also in der Bedeutung von estn. soovima (Stamm soovi-), das auch zur Sippe von fi. suo- gehört32 • Auf idg. Seite ist die Zugehörigkeit von gr. Earo ,lasse, lasse zu, gestatte, lasse in Ruhe' wegen der abweichenden Semantik angezweifelt worden (s. FRISK I 434; CHANTRAINE 309); formal kann das gr. Verb über *(cr)Efo:- gut idg. *sewH- vertreten (FRISK ibid.). Die oben gezeigten Zusammenhänge dürften den Zweifel aufheben: gr. Earo erklärt sich semantisch etwa aus ,fahren lassen'. Man vergleiche noch semantisch fi. laske- ,lassen, loslassen, fahren lassen' und auch ,(mit einem Fahrzeug, Boot) fahren, steuern' (s. LöNNROT I 894). Ung. evez- ,rudern' wurde früher mit den übrigen ural. Formen zusammengestellt (COLLINDER 1960: 160, Nr. 341), wegen des Vordervokals in der ersten Silbe ist jedoch eine unmittelbare Gleich32 Das Verhältnis zwischen Ci. (Inf.) 8'Uoda und estn. (Inf.) 800vima ,gönnen, wünschen (einem anderen)' ist lautlich unklar (SKES 1110). Ein etymologischer Zusammenhang kann jedoch kaum bezweifelt werden.
B. Substitution im Inlaut
63
setzung unmöglich (vgl. UEW I 450). Nunmehr dürfte es aber möglich sein, das ung. Verb aus der anzunehmenden hochstufigen Abla.utvariante idg. *8ewH- zu erklären (vgl. eben das hochstufige griechische Verb). Ural. 8- ist im Ungarischen lautgesetzlieh geschwunden, und ural. -w- und -x- (= tradit. -r-) sind in ung. -v- zusammengefallen. Als Urform läßt sich offenbar sowohl *8ewxi-, *8exi- als auch *sewi- (bzw. die traditionell entsprechenden eStämme) ansetzen (man weiß ja nicht, ob die Verbindung -wx- möglich war, außerdem könnte das ung. Verb eine etwas spätere Entlehnung sein). Das -z läßt sich als altes Suffix frequentativer Bedeutung erklären (vgl. UEW 176)33. Dasselbe SuffIx erscheint bekanntlich auch z. B. in ung. nez- ,ansehen' (Grundstamm fIu. *näki- = fi. näke- ,sehen'), ung. !6z- ,sieden, kochen (trans.)' (Grundstamm ural. *pexi., s. Nr. 10) (zum SuffIx vgl. HA..mu 1985: 335). 13. Fi. tuo- (Inf. tuoda) ,bringen, holen' (gemeinosfI.) = (süd)lp. *duokka· ,verkaufen' = mordw. (Ersa) tuje-, (Mokscha) tujIJ,bringen, holen' = (?) wog. tül- id. = ostj. tu- id. = ? ung. toj- ,Eier legen' (SKES 1404; REDEI, UEW I 529); nach SKES, UEW hierzu auch sam. Uurakisch) tao ,geben, bringen" (Taugi) taa- ,bringen" (Jenissei) te-da- ,bringen, geben' usw. (= [ur]sam. *t~- ,bringen, geben' nach JANHUNEN 145) < fiu. (ural.?) *toxi- (SAMMALLAHTI 1988: 550; UEW: ura.l.
*tore-) aus: idg. *doh3 - < *deh3 - ,geben' (= tradit. *00-), redupliziert vertreten in aind. da-dati ,gibt" gr. ot-oroJ,tt ,gebe'; lit. doodu id. (alit. dUomi), Inf. dooti (s. STANG 1966: 318) usw.; heth. da,nehmen' (lEW 223-225; MAYRHOFER. KEWA 11 13; MAYRHOFER 1986: 141, 143)34.
33 Das ung. Verb ist frUher u. a. mit fi. evä ,Flosse' verbunden worden (noch in UEW, I 76, wird diese Etymologie als unsichere Möglichkeit angegeben). Das Finnische etymologische Wörterbuch· (SKES (3) verzeichnet sie aber nicht mehr. Über IL evä S. nunmehr KOIVULEHTO 1986a: 87-89. 34 Als konkrete Vorlage CUr die Entlehnung paßt die idg. reduplizierte Präsensform der Wurzel, wie sie in aind. da-OO-, gr. ~t-oo>- vorliegt, natürlich schlecht (vgl. KATZ 1987: 256: Kritik an "Wurzeletymologien"). Es bleiben zwei Erklärungen: (1) entweder hat die lehnnehmende Seite die Wurzelform *doh3 • aufgrund der konkreten Manifestationen des gesamten idg. Paradigmas abstrahiert {minder wahrscheinlich, obwohl gute Kenntnisse des Idg. und
64
Behandlung des Materials
Die an sich alte "indouralische" Zusammenstellung der obigen fiu.jural. und idg. Verben (s. Joki 1973: 225) wurde bereits von TRYGGVE SKÖLD (1960: 27-33) "laryngalistisch" gedeutet, und zwar als eine Entlehnung aus dem Indogermanischen ins Uralische. Er setzte ural. * tore- (bzw. * töre-) an, wofür wir jetzt (mit SAMMALLAHTI 1988: 550) * toxi- schreiben; d. h. der inlautende Konsonant ist das -X-, das in allen vergleichbaren Fällen für die traditionelle Notation -r- (bzw. -k- nach langem Vokal) steht (s. Nr. 12: ural. *suxj-). Die Etymologie setzt voraus, daß die Entlehnung nach der angenommenen Entwicklung idg. * deh3 - > idg. * doh3 - geschehen ist; d. h. der Laryngal h3 hatte den voraufgehenden e-stufigen Vokal bereits zu 0 umgefärbt. Eine entsprechende U mfärbung in der Position nach dem Laryngal (h2 und h3) liegt vor in den Etymologien Nr. 1, 2, 3, 4, 7. Traditionell wird mit den fiu. Entsprechungen von * toxi- (= * tore-) auch das oben angeführte samojedische Verb für ,bringen, geben' gleichgesetzt (so SKES und UEW). JANHUNEN (1981) bringt aber diese Zusammenstellung nicht mehr, und SAMMALLAHTI (1988: 550) bezeichnet *toxi- nur als fiu. Diese Entscheidung beruht natürlich auf lautlichen Kriterien: Z. B. hätte eine bereits uralische Vokalkombination oCj (nach JANHUNEN 1981: 248) eigentZweisprachigkeit bei den Vermittlern solcher zentralen Lehnwörter sicher vorausgesetzt werden müssen), oder (2) (mit größerer Wahrscheinlichkeit) es wurde aus einer nichtpräsentischen (d. h. urspr.: nichtdurativen) konkreten Form entlehnt, wohl aus dem idg. athematischen Aoriststamm (Wurzelaorist) des Sg., aus idg. *(e) doh3 - (3. P. Sg. *fe) doh3 -t; das Augment e [,Vergangenheit'] war urspr. ein selbständiges Wort [Adverb] und nicht obligatorisch, BRUGMANN 11, 3,1, IOff., 4lff., 79ff., 99, 11, 3, 2, 712ff.), dessen punktuelle, momentane Bedeutung ("Aktionsart") sich für ,geben' gut eignete. Dieselben Alternativen lassen sich auch bei idg. *dhehr annehmen (s. Nr. 17). - Bei neuen verbalen Entlehnungen kann man das Original mit einer vollständigen Form des Paradigmas, etwa mit dem Infinitiv, umschreiben, bei alten, vorgeschichtlichen Entlehnungen aber wird das Original zweckmäßig als Verbstamm angegeben. Bei idg. unabgeleiteten Primärverben ist dieser Stamm oft gleich (meist präsentische) Wurzelform (athematische Verben, wenn keine Reduplikation vorliegt) oder Wurzel + Themavokal (thematische Verben). Eine genauere Form für das Original anzugeben scheint mir weder möglich noch nötig: Als Original für fiu. *aja- ,treiben' muß doch idg. *ag- (Wurzel) oder idg. *ag-elo(Wurzel + Themavokal) genügen (eine Personalform wie *ag-e-ti ,treibt' wäre überflüssig). Auch schon die Anfügung des Themavokals ist für die Etymologie irrelevant (s. auch Anm. 57).
B. Substitution im Inlaut
65
lieh zu fiu. uCi werden müssen, d. h. die fiu. Fälle mit (erhaltenem) oCi scheinen in nachuralische Zeit zu gehören (auch das von JANHUNEN rekonstruierte ursam. a scheint nicht gut mit ural. 0 übereinzustimmen). Man könnte aber wohl diese lautliche Diskrepanz eben als Zeichen von fremder Herkunft des Verbs auffassen. (Das sam. Verb könnte vielleicht eine separate Entlehnung aus einer späteren idg. Form darstellen?, s. JOK! 1973: 331.) Das Verb scheint also in einer solchen Zeit entlehnt worden zu sein, als ein neues 0 in dieser Stellung bereits möglich wurde, die alte Substitution des idg. Laryngals durch ural./fiu. -x- aber noch galt. Die idg. Herkunft des ural. (fiu.) Verbs wird z. B. von REDE! (1986: 42) anerkannt ("vorarisch"). Das semantische Verhältnis idg. ,geben' - fiu. ,bringen' läßt sich etwa mit dem Hinweis auf das samojedische Verb erklären, das ja beide Bedeutungen vereinigt. Auch die Ip. Bedeutung ,verkaufen' läßt sich gerade aus ,geben' ableiten: vgl. den Parallelfall fiu. *amta- ,geben' = fi. anta- ,geben' = lp. V'Uow'de- ,verkaufen' (UEW I 8)35.
14. Fi. tuuli (Gen. tuulen) ,Wind; Laune, Stimmung, Mut" als Verbstamm tuule- ,wehen, blasen (Wind)' (gemeinosfi.) = tscher. tul,Sturm' = wotj. ~l,Wind' = syrj. ~l. ~vid. (SKES 1438-1439; UEW 11 800) < fi.-perm. *t'Üli (JANHUNEN 1981: 241; SAM MALLAHT! 1988: 554) = *t'Üle (E. ITKONEN 1953/54: 324; UEW hat *tule): in uralischer Rekonstruktion = ural. *tuxlj > sam. *tu5j ,Feder, Flügel' (beide Bedeutungen belegt; hierzu auch die AbI. fiu. *tulka = *tul-ka > Ip. dol'ge ,Feder' [auch mordw., wotj., syrj., wog., ostj., ung., in einigen Sprachen auch ,Flügel" s. UEW I 535], JANHUNEN 1981: 241) < ural. *tuxlj (JANHUNEN 1981: 241; SAMMALLAIITI 1988: 540) aus: idg. *d"uH-li- (= tradit. *d"'Ü-li-, IEW 261), einer schwundstufigen Nominalbildung zur idg. Wurzel *d"ewH- (*d"ew-) ,stieben, wirbeln, bes. von Staub, Rauch, Dampf; wehen, blasen, Hauch, Atem - - ' (= tradit. * d"ey,()-); diese Nominalbildung auf -li- ist er35 F. O. LINDEMAN hat mir brieflich vorgeschlagen, fiu. *toxi- doch eher an. idg. *dhohr (d. h. die Abtönungsstufe zu idg. *dheh1 - und somit = germ. *dö· ,tun" s. Nr. 17) anzuknüpfen, da die Wurzel *dhe/ohr etwa im Altirischen (·tarti) mit der Bedeutung ,bringen, geben etc.' auftrete. Ich habe den VorSchlag llberdacht, fmde jedoch, daß der Anschluß an idg. * doh3 • mehr einleuchtet.
66
Behandlung des Materials
halten in lat. *füli- in lat. füligo ,Ruß" mir. düil ,Wunsch, Begehr' (* ,Gemütswallung'), lit. dulis, -io (Weiterbildung zu einem ja-Stamm) ,Nebel, Dunst; Räucherwerk zum Forttreiben der Bienen' (vgl auch lit. dulke ,Stäubchen', lett. dur~e ,feine, kleine Stroh-, Spreuteilchen') (aber aind. dhüli- ,Staub' gehört nicht hierher: MAYRHOFER, KEWA II 110); idg. *dhuH- > *dhü- ist als Verb vertreten u. a. in slav. *dyjp = sloven. dijem, diti ,wehen, duften, leise atmen' (ablautend in slav. *dujp = russ. duju, dutb [dunutb] ,blasen, wehen" aksl. dunp, dunpti ,blasen'), weiter in aind. dhün6ti ,schüttelt, bewegt hin und her, facht an" gr. Büro und B6vO) ,stürme einher, brause, tobe, rauche' (hierzu BUEAAet ,Sturmwind'); als Nominalbildungen gehören hierher noch u. a. gr. BO~6t; ,Gemütswallung, Leidenschaft, Mut' = aind. dhüma-'" ,Rauch, Dampf" an. dünn (= germ. *dü-na-) ,Daune, Flaumfeder' (lEW 261-263; KEWA II 107-109; FRISK I 690; CHANTRAINE 448; BERNEKER I 236; VASMER 1381, 383; FRAENKEL 109, 110; DE VRIES 87; GAMKRELIDZE - IVANOV 1984: I 206). Der Laryngal H (ohne weitere Spezifikation) wird von der Laryngaltheorie eindeutig vorausgesetzt (s. auch GAMKRELIDZEIVANov 1984: 206). Lautlich paßt das fi.-perm. * tüli (= ural. * tuxlj) zum idg. . *dhuH-li- genau. Semantisch erklärt sich die Zusammenstellung aus der idg. Wurzelbedeutung, die einerseits als ,stieben, wirbeln" andererseits als ,wehen, blasen' zu definieren ist. Die Bedeutung ,wehen' kommt besonders im Slavischen vor; unter nominalen Bildungen sind Bedeutungen wie ,Staub" ,Rauch" ,Sturm' vertreten. Auch die Bedeutung der einzelsprachlichen Kontinuanten von idg. *dhuH-li-, lat. ,Ruß" mir. ,Wunsch, Begehr', lit. ,Räucherwerk" lassen sich nur verstehen, wenn von ,stieben, wehen' ausgegangen wird: Ruß und Rauch ist etwas, was im Winde wirbelt, stiebt; ,Wunsch, Begehr' als *,Gemütswallung' vergleicht sich mit fi. tuuli ,Wind" aber auch ,Laune, Stimmung'. Für die angesprochenen semantischen Zusammenhänge bietet z. B. fi. dial. nuoha eine Parallele. Das Wort bedeutet je nach Mundart 1. ,Ruß; Staubschicht" 2. ,bewegter, stiebender Staub" 3. ,Schneegestöber, Sturm überhaupt" 4. ,Aufruhr, Streit'. Der Fennist LAURI HAKULINEN (1939) hat an mundartlichem Material ausführlich bewiesen, daß alle diese Bedeutungen einem einzigen fi. nuoha zukommen. Zu vergleichen ist auch ahd. tun(i)st ,Sturm,
B. Substitution im Inlaut
67
Hauch' = nhd. Dunst = ae. dÜ8t, eng!. dU8t ,Staub' (KLUGE148). JANHUNEN (1981: 241) bemerkt, daß das samojedische Wort für ,Feder, Flügel' lautlich genau dem fi.-perm. Wort für ,Wind' entspricht, und äußert vorsichtig die Vermutung, daß sie vielleicht auch etymologisch zusammengehören könnten, weil es semantische Parallelfälle gebe (ohne Beispiele zu nennen). Ein bekannter Fall ist etwa an. vangr, schwed. vinge,Flügel' aus germ: *weinga(n)-, einer Bildung zu germ. *we- (= idg. *h2wehr ) ,blasen, wehen', wozu auch Wind gehört. Die vorliegende Etymologie stimmt nun mit der Annahme JANHUNENS überein. Eine Bedeutung wie ,Feder' ist gerade zu erwarten, denn auch die Federn sind leichtbewegliche Dinge, die im Winde stieben; andererseits kann man damit auch Luftzug, Wind erzeugen. In der idg. Sippe finden wir denn auch Wörter für ,Daune' = ,kleine Feder'; auch die aind. Instrumentalbildung zu *dhewH-, aind. dhavitra- ,Fächer, Wedel' (lEW 262) = ,Gerät zum Erzeugen von Luftzug' kann zum Vergleich herangezogen werden. Wir setzen somit nur ein uralisches *tuxlj an, das im FinnischPermischen als ,Wind, Sturm', im Samojedischen als ,Feder, Flügel' erscheint. Auf der finnisch-ugrischen Seite wird die letztere Bedeutung durch die Büdung fiu. * tulka vertreten, das nach JANHUNEN eine alte Ableitung von ura!. * tuxlj darstellt (vor einer Konsonantenverbindung und dazu noch in einem a-Stamm muß das ural. -ux- als kurzes -u- erscheinen, JANHUNEN 1981: 248). Die Semantik des ura!. Wortes zusammen mit der weiten Verbreitung setzt eine recht frühe Entlehnungszeit voraus. Das x-Element des uralischen Wortes wird zunächst aufgrund der samojedischen Evidenz angesetzt. Es ergibt sich das Lautgesetz: ural. VxC > sam. V:JC, fi.-perm. VC (JANHUNEN 1981: 248-250, s. Einleitung S. 14-15); im Uralischen gab es noch keine langen Vokalphoneme. MITZKA
3. Fiu. k als Substitut des idg. Laryngals im Inlaut eines Lehnworts Die Etymologie Nr. 17 ist bereits von TRVGGVE SKÖLD (1960: 27-33) vorgelegt worden. Die zwei anderen stammen von mir. 15. Fi. kulke- (Inf. kulkea) ,gehen, sich bewegen, wandern, herumwandern' (gemeinosfi., doch nicht im Liv.) = lp. gol'ga- ,fließen, rinnen; herumwandern, sich herumtreiben' = mordw. (Ersa)
68
Behandlung des Materials
ko[ge-, (Mokscha) ko[g-a- ,triefen, rinnen, sickern' = syrj. kjlal,stromabwärts treiben (intr.)' (-al- ist suffixal) = ostj. bral-, xoratu. ähnl. ,schreiten, laufen' = ung. ha lad- ,fortschreiten; vergehen (Zeit)' (-d- ist suffixal) (SKES 233; NI ELSEN 11 271; REDEI, UEW I 198)36 < fiu. *kulki- (SAMMALLAHTI 1988: 544) = *kulke- (UEW) aus: idg. * kwelH-elo-, vertreten in aind. carati ,bewegt sich, wandert, wandert umher, weidet, treibt' (schwere Wurzel, vgl. Inf. caritum, Part. Perf. Pass. carita-, ci1(l-a-, Nomen actionis cürti,Gehen'); idg. Verbwurzel * kWel(H)- etwa ,sich regen, sich herumbewegen, wandern' (= tradit. * k1Jel-, *kYel'a-, IEW 639) zeigt sich auch in gr. n:EAffi, n:EAO/-LCXL (urspr.) ,bin in Bewegung" (dehn stufig) n:ffiM0/-LCXL ,bewege mich an einem Orte herum, komme häufig hin" lat. colö « *kwe-) ,bebaue, bewohne; pflege'; hierzu auch Nominalbildungen für ,Rad' (IEW 639-640; MAYRHOFER, KEWA I 376; MAYRHOFER 1986: 108; MONIER-WILLIAMS 399, 401; FRISK 11 500).
In der aind. Präsensform carati usw. (mit a aus idg. e) kann der Laryngal keinen Reflex aufweisen. Jedoch setzen die "schweren" (set-)Formen, wie die des Infinitivs caritum, des Partizips ci1(l-a(carita-) die laryngalhaltige Verbwurzel idg. *kwelH- (thematisches Präsens * kwelH-elo-) voraus, wie allgemein bekannt ist (s. LINDEMAN 1987: 26; MAYRHOFER 1986: 108). Natürlich hat es daneben auch ein leichteres idg. * kWel- geben können. Die anzunehmende Substitution idg. * kWelH-elo- > fiu. * kulki(= *kulke-) erklärt sich daraus, daß ein fiu. **kwelki- bzw. * * kuelki- phonotaktisch völlig unmöglich war: Es gab keine anlautenden Konsonantenverbindungen, auch keine Diphthonge wie **ue. Den Klusilwert k- wollte man auch nicht preisgeben, wie mehrere Parallelfälle zeigen: vgl. fi. kurkku ,Kehle, Gurgel' aus germ. * kwerkö (urn. * kwerku) > an. kverk ,Kehle, Gurgel" ahd. querka ,Gurgel'; fi. kuja ,Gasse, Zaunweg' aus frühgerm. *kwijä (> * kwijö) > an. kvi ,Pferch; Gasse' (s. SKES 245, 231). Die anzunehmende Substitution des idg. -lH- durch fiu. -lkbraucht nicht unbedingt zu bedeuten, daß das Verb eine frühere Entlehnung ist als die ältesten Fälle mit fiu. -8- < idg. -H- (s. die
36 SKES (Y. H. TOIVONEN, 1958) und UEW (1198) ftihren hier noch einiges aus dem Samojedischen an, JANHUNEN (1981) und SAMMALLAHTI (1988) haben dies jedoch nicht mehr berücksichtigt; SAMMALLAHTI bringt nur fiu. * kulki-.
B. Substitution im Inla.ut
69
Etymologie Nr.22, fiu. *peBä-/*püSä-), denn ein fiu. -18- wäre offenbar auch aus phonotaktischen Gründen vermieden worden: Es läßt sich wohl kein fiu. -1,8- nachweisen. Übrigens ist auch kein ural. -b;- nachzuweisen, -x- ist postkonsonantisch unbekannt. Wegen der Semantik ,sich bewegen, gehen, (herum)wandern' in einem Lehnwort sei an fi. *käve- (heute My., Inf. käydä), (frequentativ) käve-le- ,gehen, wandern· erinnert, das offenbar ein sehr altes germ. Lehnwort ist: aus germ. * skrewjela- (> got. skewjan ,gehen, wandern" s. KOIVULEHTO 1981 b: 365; HOFSTRA 1985: 140)37. 16. Fi. suke-utu- (Inf. sukeutua., AbI. vom Grundstamm suke-) ,werden, entstehen', dial., ält. auch suke-a- oder suke-ne- (Inf. sueta) id. und auch (ält.) ,erzeugen, erschaffen" (Grundstamm) suke- (Inf. 8Ukea, nur bei LöNNROT) ,erzeugen, erschaffen" estn. suge- (Inf. su· geda., 1. P. Sg. Präs. Boen, Bugen) ,geschehen, werden, wachsen, sich mehren" liv. (Inf.) su'gg~ ,werden, entstehen, sich einfinden, sich ereignen'; altes Verbalnomen zu osfi. *suke- ist fi. sub ,Geschlecht; Abstammung, Geburt; (ält.) Leibesfrucht. Brut., estn. 8UgU ,Art, Gesohleoht; Frucht, Kind, Zuwachs' (gemeinosfL); lp. 8okkd. ,Geschlecht' (SKES 1098-1099; LöNNROT 581, 587, 588; WIEDEMANN 1083-1084; KETTUNEN 384); Grundstamm (osfi.) *suke· < frühurfi. (fiu.) *suke- (= *suki-) aus: idg. *suH-, vertreten in aind. (Med.) 8'4te (= .ra-te) ,gebiert, zeugt, erzeugt" (Pass.) (pra-)8Üyate ,geboren werden, entstehen'; hierzu aind. 8'11- ,Erzeuger; Geburt.. 8Üti- ,Geburt, Entstehung·; die idg. Wurzel ist *8ewH'/*8UH- (*sew-) ,gebären' (= tradit. *8eu-. *8ey,a-. *si-, lEW 913), wozu auch av. hunämi ,gebäre" haota- ,Geschlecht' usw.; hierzu auch idg. *suH-nu- > aind. 8'Ünu- = lit. 8Ünu.s = aksI. aynö ,Sohn· (lEW 913-914; MAYRHOFER, KEWA In 492; MONIER-WILLIAMS 1240, 698; GAMKRELIDZE - IVANOV 1984: 765). 37 Ein weiteres, evidentes Beispiel für die Substitution des idg. ·lH· durch fiu. ·lle· liegt in riu. * kelki· ( .. *kelke-) ,müssen, sollen' (UEW I 145; SAMMAL· LAHTI 1988: 54a) vor (> lp. gal'ga. ,sollen, müssen" ung. kell· ,müssen, sollen, benötigen; gefallen' usw.), wenn wir neuerdings mit BEEKEs (1988: 99) got. 8kulan ,schuldig sein, sollen, müssen' usw. auf idg. ·8kJH· zurückführen. Das benötigte e.stufige Original ist vertreten in lit. 8keUti. 8keliu (älter s"lu) ,schuldig sein' (FRAENKEL 799). Idg. ·,kelH- ist (mit dieser Bedeutung) nur im Germanischen und Baltischen bezeugt (lEW 927).
70
Behandlung des Materials
Die ostseefinnische Wortsippe mit dem alten Verbalnomen (fi.) suku setzt als verbalen Grundstamm osfi. * suke- voraus, zunächst mit aktiv-transitivem Sinn, wie er auch bei LöNNROT (587) für fi. suke- angeführt ist (derselbe Sinn, ,erzeugen, erschaffen", ist auch für si. suke-a-, suke-ne- bezeugt, s. oben; die estnische und livische Entsprechung sind dagegen intransitiv). Fi. suke-utu- ist eine reflexiv-mediale Bildung dazu: vgl. fi. suke- : suke-utu- : suku wie fi. puke- ,anziehen, kleiden' : puke-utu- ,sich anziehen, sich kleiden' : puku ,Anzug" oder fi. luke- ,lesen; zählen' : luke-utu- ,gezählt werden = zählen (intr.)' : luku ,Zahl; Lesen'. (Fi. suke-a- < *suke-ta- stellt eine -ta-Suffigierung dar.) Frühurfi. *suke-, wofür nach der neueren Notationsweise von JANHUNEN und SAMMALLAHTI (fiu.) *suki- geschrieben werden könnte, läßt sich somit lautlich und semantisch genau auf schwundstufiges idg. *suH- (> aind. 8'Uin 8'U-te ,gebiert' usw.) zurückführen, mit -k- als Reflex des idg. Laryngals, der für diese Wurzel feststeht (s. z. B. GAMKRELIDZEIVANov II 765). Trotz der begrenzten Verbreitung von suke- - mit Sicherheit nur im Ostseefinnischen, denn das lappische Substantiv sokka ,Geschlecht' kann (wegen -a) aus dem Ostseefinnischen entlehnt sein - setzt die Etymologie eine frühe Entlehnungszeit voraus, zumal das entsprechende idg. Verb nur noch im Indoiranischen als Verb erscheint. Eine nur osfi. Verbreitung haben wir jedoch auch bei fi. kallis, fi. kaski, fi. ehkä, fi. kehdata, fi. pohtaa, fi. puhdas, fi. vihdoin (*vihta) (s. Nr. 2, 3, 18, 21, 24, 25, 26). Es hindert uns nichts, eine frühe Entlehnungszeit anzunehmen, denn seiner Struktur und Bedeutung nach gehört suke- : suku durchaus zum denkbar ältesten Wortschatz. Daß es außerhalb des Ostseefinnischen (und des Lappischen) nicht vorkommt, bedeutet entweder, (1) daß es nur in die westlichen fiu. Mundarten entlehnt wurde, die dem Ostseefinnischen zugrundeliegen, oder (2) daß es in den anderen fiu. Sprachen geschwunden ist. Die letztere Alternative wäre prinzipiell weniger gut, in unserem speziellen Fall läßt sich aber das Fehlen des Verbs in den anderen fiu. Sprachen dadurch erklären, daß es dort weitgehend mit ural. *8'UXj- ,rudern' (s. Nr. 12) homonym geworden wäre. Dagegen erhält gerade das Ostseefinnische und Lappische den ursprünglichen lautlichen Unterschied lautgesetzlieh in Kraft: *suxj> fi. suo- (suffigiert souta-) = lp. sukka- gegen *suki- > fi. suke- == Ip. * sokka-.
B. Substitution im Inla.ut
71
Aber B'Uke- kann auch so beurteilt werden, wie etwa fi. yuhdas ,rein': erst im Ostseebereich (etwa 2500-2000 v. Ohr.) übernommen. Die Substitution des inlautenden Laryngals durch -k- (und nicht durch -8- > -ho) braucht mit dieser Alternative nicht im Widerspruch zu stehen. Eine ursprüngliche Struktur sVIVwäre als ungewöhnlich vermieden worden, denn sie kommt in keinem nachweisbar alten osfi. Wort vor. Es gibt in der finnischen Hochsprache Il.berhaupt nur ein Wort mit sVh V, das nicht auf Lautmalerei beruht, nämlich fi. saha ,Säge" ein Lehnwort aus dem (späteren) Germanisch-Skandinavischen; alle anderen sind junge lautmalende Bildungen (aihise- ,zischen., B'Uhise- ,sausen' usw.). Fi. 8aha kann nun aus mehreren Gründen - kaum auf frühurfi. *8ala zurückgehen, sondern ist ein späteres Lehnwort mit ursprünglichem späturfi. -h(fi. 8 Vh V kommt außerdem noch in ein paar ganz jungen ostmundartlichen Lehnwörtern aus dem Russischen vor, s. SKES 1088).
17. Fi. teke- (Inf. tehdä) ,tun, machen' (gemeinosfi.) = Ip. diikka= mordw. (Ersa) t ' eje-, (Mokscha) t' ija- id. = ung. tev-, te-, tesz,tun, machen; legen, setzen, stellen' (SKES 1253; REDEI 1986: 47; REDEI, UEW I 519) < fiu. *teki- (SAMMALLAHTI 1988: 550) = *teke- (UEW) aus: idg. *d"ehr (= tradit. *dhe_, IEW 235), redupliziert vertreten in aind. da-dhäti ,setzt, stellt hin, legt" gr. -Ci...STIIlt ,setze, lege, stelle'; lit. dedll id. (alit. demi), Inf. deti (s. STANG 1966: 318), aksl. deidp ,lege\ Inf. deti (auch lat. ab-do ,verberge" credö ,vertraue, glaube' enthält ein urspr. *dhehr ); ablautend o-stufig in germ. *dö- > ahd. t'Uon, ae. dön ,tun'; mit k-Erweiterung in lat. (schwundstufig) faciö ,tue, mache' (= *dhhrk-), phryg. <XO-O<XK8't ,arficit' (lEW 235-236; MAYRHOFER, KEWA II 14; FRAENKEL 91). id.
TRYGGVE SKÖLD, der diese "laryngalistische" Erklärung schon vorgelegt hat (1960: 33-37) setzt neben *teke- auch noch fiu. *tere- (r = gutturale Spirans) an, was heute nicht mehr angängig ist (s. oben Anm. 2). Wir hätten also hier dieselbe Substitution des idg. Laryngals im fiu. Inlaut wie in den beiden obigen Fällen. Die l:-Substitution ist hier zunächst als Zeichen einer sehr frühen Entlehnung aufzufassen, denn wir können (anders als bei den beiden obigen Fällen) keinen phonotaktischen Grund zur Vermeidung von -8- erkennen, das auch - und offenbar verhältnismäßig früh - zur Substitution des Laryngals im Inlaut verwendet worden ist (s.
72
Behandlung des Materials
Nr.22). Jedoch kann verschiedene Substitution auch durch verschiedene Kontaktgebiete bedingt sein. Es ist jedoch nicht ganz sicher, daß fiu. -k- hier für den idg. Laryngal steht. Die Möglichkeit, daß es hier das idg. -k- wiedergibt, das in der damit erweiterten Form, lat. jacio usw. (vgl auch gr. Aor. E--9TJK<X ,setzte") vorliegt, kann nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Die "laryngalistische" Lösung gewinnt aber durch die zwei neuen k-Fälle, die nunmehr vorliegen, an WahrscheinlichkeiP8. 4. Fiu./frühurfi. s (> späturfi. h) als Substitut des idg. Laryngals im Inlaut eines Lehnworts Dieses Substitutionsmuster ist jünger als die Substitution durch ural. -X-. Die Etymologie Nr.25 ist bereits von SKÖLD (1960: 37 -41) "laryngalistisch" gedeutet worden, die übrigen neun Etymologien stammen von mir. Nr. 18 und 19 habe ich inzwischen in finnischer Sprache ausführlich behandelt (KOIVULEHTO 1989), mehrere andere sind in verschiedenen Zusammenhängen (seit 1981) kurz vorgelegt worden (Nr. 21,22,23,26). Die Etymologien Nr. 20 und 27 erscheinen hier zum ersten Mal. 18. Fi. ehkä (Adv.) ,möglicherweise, vielleicht, wohl"; (Konj., veraltet) ,obwohl", karel.-olon. ehki ,doch, wenigstens", ingrisch ehkä ,vielleicht", wot. ehtsi ,vielleicht; obwohl", estn. ehk ,vielleicht, etwa; oder (auch); wenn gleich" (SKES 34; VKS I 277 -278; WIEDEMANN 85); AbI. fi. ehkäise- (Inf. ehkäistä) ,verhüten, (dial.) (Blut) stillen, (einer Krankheit) vorbeugen, (sie) heilen" (SMS I 694; zum semantischen Verhältnis s. den folgenden Kommentar) < späturfi. *ehkä < frühurfi. *(j)eskä *,Vermögen" > *,Möglichkeit" 38 Bei REDEI (1986: 47) wird fiu. * teke· als idg. Lehnwort anerkannt. Als mögliches Original wird "vorar. od. frühurar." *dhe·, *dhehl' oder *dh~k. angegeben. Hier muß eine Ungenauigkeit vorliegen. Es kann ja nicht gemcint sein, daß fiu. * teke- aus *dhe- als Entlehnung entstanden wäre (vgl. auch SKOl.l) 1960: 35, SKES 1253 und KATZ 1987: 256). Diese Form hat man zwar in dor älteren Forschung natürlich auch (neben *dh~_k_, *dhe-k-, *dhe-k- u. dgl. s. S,,:ÖT.Il) herangezogen, aber offenbar in erster Linie deshalb, weil man mit fiu.-idg. Urverwandtschaft - oder mit einer noch älteren Entlehnung - gerechnet hat (und so ist es auch bei JOKI 1973: 327 zu verstehen). In UEW (I 519) findet sich nur noch *dheh r , jedoch ohne deutliche Angabe einer Entlehnung. Wegen der Reduplikation vgl. Anm. 34.
B. Substitution im Inlaut
73
aus: vorbalt. *jehlgä (= balt. *jegä = idg. *(H)yehl g"'eh2 tradit. *jeg1'ä) > lit. jega ,Kraft, Stärke" pa-jega ,Kraft, Vermögen, Potenz" lett. Rga ,Vermögen, physische Kraft; Vernunft' (= gr. ilß" ,Jugendkraft, jugendliches Alter') (lEW 503; FRAENKEL 192; MÜlILENBACH - ENDZELIN 11 Ill). Ausdrucke fur ,Kraft, Vermögen, Fähigkeit' werden leicht zu Bezeichnungen fur ,Möglichkeit, Eventualität" ,vielleicht'; oft weist ein und dasselbe Wort beide Aspekte auf, wie dt. können. Dt. mögen (wozu möglich), engl. may (may be ,vielleicht') haben früher ,vermögen, imstande sein' bedeutet. Zu estn. voim ,Kraft, Vermögen, Stärke' gibt es die Ableitung voimalik ,möglich, eventuell': vöimalik et ma tulen ,(es ist) möglich, daß ich komme' = ,vielleicht komme ich'. Lit. geil ,möglicherweise, vielleicht' gehört zu galeti, galiu ,können, vermögen" woneben galia ,Vermögen, Kraft, Macht'. Auf dieser semantischen Grundlage verbinden wir fi. ehkä ,vielleicht' mit lit. jega ,Kraft, Vermögen" und zwar muß dann das osfi. Wort ein so altes Lehnwort sein, daß es den idg. Laryngal vor Konsonant widerspiegelt: idg. ehIG> eC (= balt., gr. eG). Gleichzeitig erhalten wir noch einen Fingerzeig dafür, daß die idg. Ausgangsbedeutung ,Kraft, Vermögen' einmal auch bei ehkä vorgekommen ist. Es ist nämlich eben diese Bedeutung, die das fi. Verb ehkäiße- ,verhüten, (Blut) stillen' als eine Ableitung davon begreifen läßt. Das Heilen von Krankheiten und das Blutstillen wurde ja fruher einer übernatürlichen, magischen Kraft zugeschrieben, über die der Heiler verfügte. Als ein semantischer Parallelfall kann z. B. fi. jaksa· gelten: Es bedeutet eigentlich ,die nötige Kraft haben, imstande sein, etw. zu tun" veraltet und dial. aber auch ,dämpfen, bezwingen' (SKES ll2-ll3) und im Lappischen hat es die Entsprechung juokso- ,eine mit Zaubermitteln verursachte Krankheit mit magischer Kraft heilen' (FRIIS 342). Vgl. auch lit. jlgti ~ nu-jlgti ,überwältigen, unterkriegen' (NIEDERMANN - SENN II 222). Zum Ableitungsverhältnis ehkä : ehkäiße- vgl. z. B. fi. potka ,Schenkel' : potkaise- ,mit dem Fuß treten, stoßen'. Die Ursprungsbedeutung ,Kraft' kommt auch bei der verbalen Entlehnung fi. ehti- zum Vorschein (s. die nächste Etymologie). Das Substantiv muß bereits früh zum Adverb erstarrt sein, und zwar im Nominativ. Adverbien, die auf Nominativformen zurückgehen, sind auch fi. kohta ,sogleich' « kohta ,Stelle') - auch dies
74
Behandlung des Materials
ein altes Lehnwort (s. UOTILA 1985) - und fi. vasta ,eben erst; erst' *vasta ,Stelle gegenüber" SKES 1667). Die Erstarrung zum Adverb läßt sich etwa folgendermaßen verstehen: *ehkä: tulen ,(es besteht die) Möglichkeit: ich komme' > ehkä tulen ,vielleicht komme ich'. Der Gebrauch als Konjunktion ist wohl recht alt, muß aber sekundär sein: Alle Konjunktionen des Finnischen sind sekundär und gehen auf Adverbien zurück - insofern sie nicht bereits als Konjunktionen entlehnt sind (s. IIAKuLINEN 1979: 76). Entlehnte alte Adverbien bzw. Konjunktionen sind bekanntlich u. a. fi. ja ,und' (aus dem Germ.), vielä ,noch, nochmals' (aus dem Balt., vgl. lit. vll, dial. vela ,wieder, nochmals; andererseits'). Der anlautende Halbvokal j- (y-) des idg.jvorbalt. Originals zeigt im Ostseefinnischen keinen Reflex. Im Ostseefinnischen gibt es nämlich keine alten Wörter mit anlautendem je-Iji-. Entweder war diese Sequenz von Anfang an (d. h. in frühurfinnischer oder gar in finnisch-ugrischer Zeit) sprachwidrig, so daß das Wort als * eskä übernommen wurde, oder aber ein anlautendes j- ist vor eli sekundär geschwunden: *jeskä > * eskä > * ehkä. Der Schwund wäre vergleichbar mit dem frühurfinnischen Schwund von anlautendem w- (v-) vor olu (vgl. fi. osta- ,kaufen' = urspr. *os-ta- < *wos-ta-, letztlich aus idg. *wosä ,Handelsware'). Andere Beispiele für diesen (primären oder sekundären) Schwund habe ich in KOIVULEHTO 1988a und 1986a vorgelegt. Die Vokalkombination e (in 1. Silbe) - ä (in 2. Silbe) ist in einer alten Entlehnung ganz normal (die Kombination e - a hat sich erst allmählich in Lehnwörtern eingebürgert). Auf der idg. Seite ist der Ansatz des h1 hier berechtigt. Das Wort ist in einschlägigen etymologischen Wörterbüchern ohne weiteren Wurzelanschluß angeführt, es ist mit Sicherheit nur im Baltischen und Griechischen belegt und hat ein langes e. Die Annahme einer Dehnstufe von idg. e wäre bei solcher Isolation keine gute Lösung, und sie würde eine Wurzel *(H)yegW _ voraussetzen, die nicht bezeugt ist. Es ist somit natürlicher, eine normale Hochstufe, d. h. die Struktur mit -ehr anzunehmen. Idg. *(H)yehrff'-ehz läßt sich schwerlich weiter analysieren (wegen des möglichen anlautenden Laryngals s. PETERS 1976 und 1980: 3, 107, 321)39.
«
39 Lit. jegd gehört zur Akzentklasse 4, in der die stammbetonten Formen (z. B. Akk. Sg. jlg{l) Zirkumflex (Schleifton) haben. Dieser Befund würde (nach KORTLANDT 1988: 299-304; 1985) für die Dehnstufe und somit gegen den An-
B. Substitution im Inlaut
75
19. Fi. ehti- (Inf. ehtiä) ,Zeit genug haben, um etwas tun zu können", (diaI. sporadisch auch ohne Bezug auf Zeit:) ,können, mögen' (z. B. ehtii olla ,es kann/mag sein'), ,rechtzeitig hinkommen; reifen' (gemeinosfi., im Wot., Estn., Liv. mit einer Bedeutungsverschiebung zu ,schmücken, kleiden, bauen'): *esti- « frühurfi. *(j)estä-j-?: Kontinuativabl. von *(j)estä-, s. unten); das Verb ist bis ins Permische verbreitet, (s. den Kommentar): lp. ds'ta- ,Zeit genug haben, um etwas tun zu können; rechtzeitig hinkommen", tscher. aste- ,machen, tun; kosten" syrj. e8tj-, je8tj- ,fertig werden; Zeit haben; (etwas tun) können; rechtzeitig hinkommen; reifen' (SKES 35; SMS 698-699; WICHMANN - UOTILA 42; vgl. UEW II 626); daneben *estä-, vorausgesetzt durch die Ableitung fi. eh(d)ättä- « *e8tä-ttä-), (dial.) ,über ein Gewässer übersetzen (tr.)' (dieselbe AbI. auch im Karel., Weps., SKES 35) < frühurfi. (fi.-perm.?) *e8-tä- (bzw. *je8-tä-) - *(j)e8k-tä- *,vermögen, Kraft genug haben, um etwas fertigzubringen" ein mit -täsuffigiertes Verb, wohl unmittelbar aus dem entsprechenden (vor)balt. Verb entlehnt: aus: (vor)balt. *jeh1g-je/o-, vertreten in balt. *jegja- > lit. jlgti, jegiu ,vermögen, imstande sein" pa-jlgti ,imstande sein, können, vermögen, Kraft genug haben, um etwas fertigzubringen', lett. jegt, j~dzu ,verstehen, begreifen' (FRAENKEL 192; KURSCHAT II 982;
satz des Laryngals sprechen, da die Langvokale, die auf V + H zurückgehen, nach KORTLANDT im Baltischen den Akut haben sollten (Ausnahme: Dehnstufe + H). Im Lettischen hat das Wort jedoch den Dehnton (l, der geschichtlich nicht dem Zirkumflex, sondern dem alten Akut entspricht (ENDZELIN 1922: 25ff.; STANG 1966: 140): vgl. lit. duona ,Brot' = lett. duona (vgl. KORTLANDT 1988: 302). Der widersprüchliche baltische Befund dürfte also nicht den Ansatz des Laryngals gefahrden, besonders weil für eine Dehnstufe hier kein idg. Wurzelanschluß zu finden ist und weil auch im Griechischen langes e vorliegt. Mit Intonationswechsel im Litauischen kann wohl bei einem isolierten Wort gerechnet werden. BEEKES (1969: 183) hat seinerzeit gerade wegen des baltischen Wortes an den Laryngal gedacht, aber dann doch (wegen gr. aßp6c; ,üppig, weich" wozu s. CHANTRAINE 405) lieber laryngalloses *jegU_/j.gU_ angesetzt. Heute WÜrde er den laryngallosen Ansatz wohl nicht mehr billigen (vgl. BEEKES 1988: 60: "I assurne - - no reduced grade ."), denn der Wechsel eI. kann ja heute nur als ursprüngliches eh1/h1 interpretiert werden. - KORTLANDT stimmt dem Ansatz des Laryngals in jega zu, aufgrund der lettischen und griechischen Evidenz; der litauische Zirkumflex müsse auf sekundärer Entwicklung beruhen (briefliche Mitteilung vom 15. 5. 1989).
76
Behandlung des Materials
NIEDERMANN - SENN II 405-406; MÜHLENBACH - ENDZELIN II 112). Das baltische Verb ist ein verbales Korrelat (bzw. eine voreinzelsprachliche Ableitung) auf balt. -ja- zu dem unter fi. ehkä (Nr. 18) behandelten idg.-balt. Nomen. Die Bildungsweise deutet darauf hin, daß hier keine jüngere balt. Ableitung vorliegt (s. STANG 1966: 354-356; ENDZELIN 1922: 589, 601). Das osfi. (fi.perm.) Verb erklärt sich am besten als ein unmittelbares, parallel mit dem Nomen übernommenes Lehnwort. Alte wie neue re Lehnverben sind oft suffigiert worden, das häufigste Suffix ist -ta-/-tä-, das heute bei jeder Neuentlehnung automatisch hinzugefügt wird. Heute wie auch schon früher wird es an vokalisch auslautende Stämme gefügt, wodurch sog. Kontraktionsverben entstehen (s. die übernächste Etymologie, Nr. 21); in früheren Zeiten wurde das Suffix aber auch an konsonantisch auslautende Stämme (eigtl. Stammvarianten) angefügt, wofür die obige Etymologie ein neues Beispiel ist. Auf die gleiche Weise wurden und werden innerfinnische verbale Ableitungen gebildet. Beispiele für diese Suffigierung (von konsonantischen Stämmen) sind etwa: fi. niittä- (= *nit-tä-) ,mähen; (dial.) schneiden· aus germ. *snipa,schneiden" fi. pohta- ,Getreide schwingen· (AbI. pohti-, kontinuativ) < frühurfi. *posta- (+- *pows-ta-) aus idg. *powH-eyelo(> ahd. jewen ,Getreide reinigen" s. Etymologie Nr.24), fi. kestä,aushalten, leiden; dauern· < *kenc-tä- aus balt. *kentja- (> lit. kfsti, kenci1l ,leiden, dulden·), fi. mahta- ,vermögen, mögen· < frühurfi. *maS-ta- (auch im Mordw., Tscher.) aus germ. *may- (Allomorphe *may-/*max-)40. Durch Suffigierung dieser Art entsteht aus dem vorbalt. Original zunächst frühurfi *(j)esk-tä-, das jedoch in dieser Form nicht phonetisch realisiert werden kann, sondern erleichtert wird zu *(j)estä-; -k- fällt aus. Vgl. fi. laske- ,(los)lassen· < *laSke- - lp. luoi'te- id. < *laSta-. Das lappische Verb erklärt sich als eine mit -ta- suffigierte Weiterbildung von *laSke-, vom Konsonantenstamm * laSk-; es entsteht also * laSk-ta-, das zu * laSta- erleichtert wird. Vgl. weiter etwa fi. astu- ,schreiten· < *aStu- +- *aSk-tu- zu *aSkein fi. askel,Schritt·. - Zum anlautenden *(j)- s. oben Nr. 18. 40 Diese vier Etymologien stammen von mir und sind bereits an anderen Stellen aufgellihrt worden.
B. Substitution im Inlaut
77
Osfi. *ehtä- wird vor allem durch die Ableitung *ehtä-ttä- > fi. eh(d)ättä- ,über ein Gewässer übersetzen (trans.)' = kare I. ehättä= weps. ehtata- id. vorausgesetzt. Ein regelmäßig gebildetes Verbalnomen zu * estä- = fi. * ehtäist offenbar fi. und kareI. ehto, das heute standardsprachlich für ,Bedingung' steht, früher aber ,freie Wahlmöglichkeit, Willkür' bedeutet hat: ,eligendi potestas, facultas' (RENVALL I 29). Der semantische Zusammenhang wird nunmehr durch den idg.-balt. Hintergrund klar: ehto < *esto ist eben ursprünglich ,potestas': ,Gewalt, Möglichkeit (über sich selbst zu bestimmen)'41. Osfi. * esti- verhält sich zu *estä- wie eine Kontinuativableitung zum Grundverb: vgI. fi. pohti- ,Getreide schwingen; (daraus) erörtern, durchsprechen' zu fi. pahta- ,Getreide schwingen'. Die zentrale, überall vorkommende Bedeutung von *esti- ist ,Zeit haben, um etwas tun zu können'. Die Bedeutung unterscheidet sich somit nur darin von derjenigen des baltischen Verbs, daß das Vermögen, Können im Finnischen von der Zeit abhängig ist. Daneben findet sich aber diaI. auch einfaches ,können', desgleichen auch im Syrjänischen. Diese Bedeutungsentwicklung ,imstande sein' > ,zeitlich imstande sein' hat eine Parallele in einer anderen alten Entlehnung: fi. jO'Uta- ,genug Zeit haben, um etw. tun zu können (u. dgl.)' = estn. jÖ'Uda- ,können, vermögen, imstande sein, Kraft haben; eilen, hinkommen" (AbI., Verbalnomen) jötul ,Kraft, Vermögen, Fähigkeit' (estn. jötul semantisch genau = lit. jegd). Es handelt sich auch hier um eine alte baltische bzw. vorbaltische Entlehnung: vgl. lett. ja'Üdiit ,vermögen, können" jaiLda ,Vermögen, Kraft' (s. FRAENKEL 195; MÜHLENBACH - ENDZELIN 11 97. IEW 511)42. 41 Zu ,potestas' ist auch schon SETÄLÄ (1933: (82) in seiner semantischen Analyse von Ci. ehto gelangt. Seine etymologische Deutung des Wortes ist jedoch unannehmbar: Er möchte in Ci. ehto ein germ. Lehnwort sehen (angeblich entlehnt aus germ. *ehto < *ihtä, mit gebrochenem e aus i also), indem er auf got. aihts ,Eigentum' (= germ. *aihti-) usw. hinweist. Ein solches schwundstufiges germ. Wort läßt sich aber nicht nachweisen. Es hat auch keine Entsprechungen in anderen idg. Sprachen, und ein kunes i wäre ja in dieser Wunel (lEW 298: *eik- ,zu eigen machen, vermögen') überhaupt nicht erwartungsgemäß. Zu *ehtä- wurde fL ehto bereits von KETTum:N (1959) gestellt. 42 Das Finnische etymologische Wörterbuch (SKES 120) läßt umgekehrt die lettischen Wörter aus dem OSfL entlehnt sein, was angesichts der deutlichen Zusammengehörigkeit der ersteren mit einer größeren idg. Sippe nicht a.ngeht.
78
Behandlung des Materials
Auffallend ist, daß auch lp. da'ta- (s. oben) bereits 'auf *eSti- zurtlckgeht (und nicht auf *eStä-j-, das die älteste Form der Kontinuativ~bleitung sein müßte). Danach scheint der i-Stamm recht alt zu sein, auch. wenn das lp. Verb letztlich aus dem Ostseefinnischen entlehnt sein sollte. Das hohe Alter des ti-Stammes scheint wiederum gegen seine Herleitung aus *estä-j- zu sprechen. Wie sich das Nebeneinander *estä- - *eSti- nun letztlich erklärt, muß hier offen bleiben. Auf jeden Fall ist aber klar, daß ein solcher ti-Stamm irgendwie sekundär aufgekommen ist, denn einem alten e-Stamm (= einem ural. ilj-Stamm bei J ANHUNEN), also einem * eSte- kann er nicht unmittelbar entsprechen. Es gibt im Finnischen nur noch einen vergleichbaren, scheinbar alten ti-Stamm, nämlich fi. tohti(Inf. tohtia) ,wagen· < *tosti- > lp. duos'ta- id. (= tscher. tosta- id., SKES 1324), und die auf *e.fti- angewandte Analyse führt auch hier zur Annahme einer Entlehnung: vgl. aind. dhr~-n6-ti. dMr~-a-ti ,ist dreist, mutig, wagt., got. ga-dars ,wage· (IEW 259)43. So erhalten wir für alle drei Fälle, fi. ehti-, fi. pohti- und fi. tohti- dieselbe Analyse und Erklärung (UEW 11 799 hat fi.-wolg. * toste-). Bei syrj. estj-. jestj- deutet der Vokal e der ersten Silbe auf Entlehnung aus dem frühen Ostseefinnisch. Normalerweise (bei Urverwandtschaft) entspricht nämlich dem osfi. e im Syrjänischen ein velarer Vokal (0). Syrj. dial. anlautendes j- könnte freilich auch die Erhaltung des Vordervokals erklären, wenn es alt wäre (E. ITKONEN 1953/54: 309,325, 326). Eine solche Weiterentlehnung ist plausibel auch im Hinblick darauf, daß das syrj. Verb seinerseits noch ins Ostjakische weiterentlehnt worden ist, wie allgemein bekannt ist (SKES 35; UEW 11 626): Lehnwörter haben Prestige und 43 Das idg. stammhafte -r- ist in * tost- ohne Reflex geblieben, weil sonst eine sprachwidrige Verbindung von drei Konsonanten, **-rit-, entstanden wäre. Auf die gleiche Weise ist das stamm hafte germ. -r- in urfi. *atra ,Pflug' (> fi. aura) aus germ. *arjJra- unterdrückt worden. Das Phonem -i- (statt -s-) läßt sich nattlrlich aus altem, bereits frühurarischem ·s- erklären (vgl. fin. *mekii ,Biene' aus frühurar. *meM- > aind. ma~kä ,Fliege, Biene'), aber es könnte wohl auch daran gedacht werden, daß es die originale idg. Verbindung -r8- reflektiert, d. h. zur Wiedergabe des fremden -r8- (vor dem eigenen suffixalen -t-) war -8- geeigneter als -8- (vgl. urfi. -sk- aus germ. -8k- in alten germ. Lehnwörtern, s. HOFSTRA 1985: 98). Der Vokal ·0- kann entweder das idg. Abtönungs-o- (aind. dhar!layati, got. ga-dar8) oder auch (theoretisch) die Schwundstufe (aind. dhr!l-) reflektieren (vgl. fiu. *.§orwa ,Horn' - av. BrU- ,Horn', arvä,Nagel').
B. Substitution im Inlaut
79
verbreiten sich leicht. (Andere vergleichbare Fälle s. HOFsTRA 1985: 391-401). Aber natürlich kann die Entlehnung auch bereits in die anzunehmende finnisch-permische Grundsprache erfolgt sein. - Traditionell ist fi.-perm. *e8te- (UEW 11 626) = *e§ti- (SAMMALLAHTI 1988: 552) rekonstruiert worden.
20. Fi. ihminen (Gen. ihmisen) ,Mensch" ältere Formen inhiminen, inheminen (vgl. inhimillinen ,menschlich'), estn. inimene, inemine id. (gemeinosfi. ,Mensch" SKES 102); osfi. *inhi-m-inen (AbI.) < *inBi- = *in8e- = mordw. (Ersa) inze, (Mokscha) inzi ,Gast' (SKES; REDEI, UEW 11 627) < fi.-mordw. *in8e (UEW) = *inBi aus: idg./vorgerm./vorar. *(whr , bzw. *(whrelo- oder *(whryel 0-: *(whr > aind. ja-I], ,Abkömmling, Nachkommenschaft, (GRASSMANN 482) Geschöpf, Wesen'; *(whrelo- > germ. *kuna- > an. kon-r ,Sohn, vornehmer Mann'; *(rp,hryelo- > germ. *kunja- > an. kyn ,Geschlecht, Familie; Art" ahd. kunni id., ae. cynn ,Geschlecht, Art; Familie, Rasse, Volk' (*(Jrfhr = tradit. *gti-). Es handelt sich um schwundstufige Bildungen zur idg. Wurzel *genhr (= tradit. *gem-) ,zeugen, gebären' (IEW 373-375; KEWA I 432; MAYRHOFER 1986: 104, 128; DE VRIES 325; HOLTHAUSEN 67). Das ostseefinnisch-mordwinische Grundwort *in8e kann sicher nicht durch (lautsymbolische) Urschöpfung entstanden sein, es ist auch keineswegs eine Ableitung (Ableitungen sind dagegen die späteren osfi. Formen). Es kann somit praktisch nur auf Entlehnung beruhen, wie mehrere andere fiu. Wörter für ,Mensch', ,Mann', ,Frau', ,Gast" ,Volk' usw. (s. auch Etymologie Nr. 9). Mit der obigen Etymologie ist in semantischer Hinsicht zunächst zu vergleichen aind. jana-lf m. ,Geschöpf, Mensch' = gr. y6vo~ m. ,Geburt; Abkömmling" das ja o-stufig ebenfalls zu idg. *genhr ,gebären' gehört (MAYRHOFER, KEWA I 416; die Wurzel gehört zu den bekanntesten Laryngal-Beispielen, s. MAYRHOFER 1986: 123 usw.). Wegen der idg.-osfi.-mordw. Semantik vgl. auch fi. kansa ,Volk' = weps. kanz ,Familie, Nachkommenschaft' = lp. guos'se ,Fremder, Gast' (aus frühurgerm. *Xansä, s. KmvuLEHTO 1976: 251-253), weiter auch mordw. lommt ,Mensch; Fremder, fremd' (wohl aus ossetisch limcen ,Freund, Geliebter" s. JOKI 1973: 278) und wotj. murt ,Mensch, Mann; Fremder' « fi.-perm. *mertä
80
Behandlung des Materials
aus vorar. *merto- [so näher KATZ 1983b], wohl nicht aus *mrto- [so auch REDEI 1986: 53]; die zwei letzten Beispiele nach UEW 11 627). Die genaue Bedeutung des Grundworts *ime braucht nicht unbedingt ,Mensch' gewesen zu sein (UEW setzt diese Bedeutung an), sondern kann mit den bezeugten idg. Bedeutungen noch genauer übereingestimmt haben. Das osfi. Wort ist ja eine Ableitung von *inse, sogar eine doppelte. Der Ausgang -minen muß nämlich etymologisch gesehen zwei verschiedene Suffixe enthalten, weil ein einheitliches -minen nur deverbal ist. Das erste m-haltige SuffIx läßt sich mit dem Suffix identifizieren, das in den uralten verdunkelten Ableitungen fi. sydän, Gen. sydämen ,Herz' und fi. ydin, Gen. ytimen ,Mark (n.)' enthalten ist, außerdem auch z. B. in dem baltischen Lehnwort fi. morsian, Gen. morsiamen ,Braut". An dieses -m(e)- ist dann das noch heute produktive Suffix -(i)nen- : -(i)se- getreten (vgl. fi. nainen, Gen. naisen ,Frau" zu *nä-/*n&-, s. Etym. Nr. 9): inhi-m-inen vergleicht sich also rein morphologisch genau mit solchen produktiven Adjektiven wie -sydäminen ,-herzig" und -ytiminen ,-markig"; vgl kivinen ,steinig' (zu kivi ,Stein"). Die Bedeutung des Grundworts *ime kann somit eben etwa *,Geschlecht, Familie, Nachkommenschaft, Mann o. dgl: gewesen sein - wegen der mordw. Bedeutung ,Gast' vgl. noch die Bedeutungen des germ. Lehnworts (fi.) kansa (s. oben). Auch die osfi.-mordw. Vokalverhältnisse deuten auf Entlehnung, denn normalerweise gilt in erster Silbe bei einem e-Stamm osfi. i = mordw. e: vgl. fi. kivi, Stamm kive- ,Stein' = mordw. kev id. (E. ITKONEN 1946: 300); ein ähnlicher Fall mit abweichender Lautvertretung liegt in fi.-mordw. * sukta vor (s. unter Etymologie Nr. 3). Idg. * g'!l--, wo -'!I-- Silbenträger ist, also vokalische Funktion hat, erscheint im Lehnwort durch *in- substituiert. Das palatale idg. ghätte nämlich hier durch j substituiert werden müssen, wie in fiu. * aja- ,treiben" aus idg./vorar. * ag-e/o- (> aind. ajati ,treibt'). Ein anlautendes **jn- war aber natürlich unmöglich (es wäre auch keine Silbe gewesen!), andererseits durfte die erste Silbe im Lehnwort nicht verloren gehen. So mußte das unmögliche konsonantische **j- vokalisch als i- realisiert werden. Die Stelle des Silbenträgers wurde also verschoben: idg. konsonantisches g + vokalisches '!I- ..... fi.-mordw. vokalisches i + konsonantisches n. Genau dieselbe Substitution finden wir in fi. ihme ,Wunder, Wunderwerk' < *imeh < frühurfi. *imes (SKES 102), einem osfi.-Ip. Wort, das ebenfalls bisher etymologisch dunkel gewesen ist. Es ist evident
B. Substitution im Inlaut
81
entlehnt aus vorbalt. (oder auch vorgerm.) * (ro(h:J-m- > balt. *iin-m- > *zim-, das in lit. zyml,Merk-, Kennzeichen, Spur", lett. zime ,(Merk)zeichen, Mal, Spur, Anzeichen, Schriftzeichen' weiterlebt; vgl. auch gr. yvro~a ,Kennzeichen' (s. IEW 377; FRAENKEL 1309). Bei diesem Wort handelt es sich um eine idg. m-Ableitung zur Wurzel idg. *{Jneh3- ,erkennen, kennen' (zu *genhr und *(Jneh3s. MAYRHOFER 1986: 128-129, 141-144). Zum Verhältnis ,Zeichen' - ,Wunder(zeichen)' vgl. z. B. lit. iynfjs, -l,Zauberer, Zauberin" zinid ,Nachricht, Kunde, Wissen, Führung; Kunst, Zauberei' (FRAENKEL 1310), die mit lit. zyml etymologisch eng zusammenhängen. Zu derselben idg. Wurzel gehört hinwieder im Germanischen u. a. an. kyn n. ,Wunder' und kynsl (n. PI.) ,Wunder, wunderbare Dinge' (vgI. auch an. kynstr n. PI. ,schlauer Rat, Zauberkunst, Wunder' entlehnt aus mnd. kunst, ebenfalls zu idg. *(Jneh3-, DE VRIES 340). VgI. auch das germ. Lehnwort fi. taika ,Zauber(ei), Vorzeichen' aus germ. *taikna- > dt. Zeichen (SKES 1196). Osfi. *imes weist keinen wurzelhaften Laryngalreflex auf. Um ihn zu bewahren, hätte das Wort dreisilbig werden müssen: *inaemel*iniimi, also homonym mit *in8e-mel*inai-mi ,Mensch' (vgI. oben). Wahrscheinlich war aber der Laryngal in der betreffenden vorhalt. Form zwischen den Nasalen bereits geschwunden, als die Entlehnung geschah: Er zeigt ja im Baltischen keinen Reflex, denn die baltische Form erklärt sich unmittelbar aus vorbalt. *!T!'-m-. Osfi. -m- erklärt sich aus der Phonot3ktik: Ein **-nm- war völlig unmöglich, und auch geminierte Nasale sind erst sekundär entstanden. Der Ausgang -eS ist typisch in baltischen und germanischen Lehnwörtern44 • Der e-Ausgang (= i nach SAMMALLAHTI) in *inae ist erwartungsgemäß: Alte Lehnwörter (bes. solche mit schwerer, d. h. geschlossener erster Silbe) sind häufig e-Stämme geworden. Vertreter von idg. * !T!'hrye/o- wurden später in germanischer Zeit erneut entlehnt: germ. *1r:un(n)ja- ,(vornehmes) Geschlecht'
44 FrUhurfi. *imea hat eine genaue Entsprechung auch im Lappischen (SKES) (SUdlp.-Ostlp.): norwegischlp. dmIiB ,fremd, unbekannt; merkwürdig, verwunderlich' (NIELSEN I 51), lnarilp. oomas ,fremd; seltsam, ungewöhnlich; Wunder' (E. ITKONEN n 281), skoltlp. ,fremd; Wunder' (T. I. ITKONEN I 30). Das Wort hat also noch in frühurfi. Zeit auch das Vorlappische des frühurfi. Sprachgebiets erreicht. Eine spätere Entlehnung (aus dem Finnischen, SKES 102) ist norwegischlp. imas ,Wunder; merkwürdig, sonderbar' (NIELSEN 11 373).
82
Behandlung des Materials
(vgl. an. konr ,vornehmer Mann') ergab fi. kunnia ,Ehre" fi. kuningas ,König' geht auf germ. * kuningaz zurück (nach RrrrER 1986: 242 wäre zu fragen, ob fi. -nn- in kunnia germ. -nn- aus -nhr reflektieren könnte). Erneute Entlehnungen in germanischer Zeit liegen auch oben bei den Etymologien Nr. 1, 2, 3 vor. 21. Fi. kehtaa- (Inf. kehdata) ,sich nicht schämen, scheuen (etw. zu tun), dial. auch ,die Mühe nicht scheuen (etw. zu tun)" meist negiert gebraucht im Sinne von ,sich schämen (etw. zu tun)" dial. auch ,die Mühe scheuen (etw. zu tun)" karel. (Inf.) kehtata (entsprechend) ,die Mühe (nicht) scheuen" weps. (Inf.) kehtta id., estn. köhta- (Inf. köhata, köhtama) ,können, vermögen" dial. kehta-, kähta- ,mögen, über sich gewinnen' (SKES 175-176; WIEDEMANN 367,240) < frühurfi. * ke8ta-taaus: (vor)balt.j(vor)balto-slav. *gehjd- (= balt. *ged- = idg. *gWeh1dh-), vertreten in lit. geda ,Scham(gefühl)" apreuß. gidan (Akk.) ,Schande' und in lit. gedetis, gedytis ,sich schämen" apoln. zadac 8i~ ,sich ekeln' (za- < *ge-) (FRAENKEL 142). In idg. *gWehzfu}dh-l*gWohzfu}dh- (= tradit. *g'!!-e{u}dh-I*g'!!-ö{u}dh-), das im Germanischen und Balto-Slavischen mit Bedeutungen ,Schande, Scham, Ekel u. dgl.' verbreitet ist (idg. -ehr noch in germ. * kwM> ahd. quät ,Kot" nl. kwaad ,böse, häßlich, verderbt' usw.) hat man eine dh-Erweiterung zu idg. (tradit.) *g'!!-öu-, *!fü- ,Mist, Exkremente, Kot, Ekelhaftes' gesehen (lEW 483-484). Das ostseefinnische Verb macht bereits phonotaktisch und morphologisch den Eindruck einer Entlehnung. Es weist die Vokalkombination e (1. Silbe) - a (2. Silbe) auf, die nicht aus dem Finnisch-Ugrischen vererbt ist und sich erst in Lehnwörtern eingebürgert hat. Es ist formell eine mit -ta- suffigierte Bildung zu einem (nominalen) Grundstamm * kehta., das jedoch nicht vorkommt (vgl. fi. aitaa- [Inf. aidata] ,umzäunen' zu aita ,Zaun'). Solche Bildungen ohne eigensprachliches Grundwort sind in der Regel Lehnverben: vgl. fi. maalaa- (Inf. maalata) ,malen' aus aschwed. mala id. Im einzelnen können wir das osfi. Verb aus der oben angegebenen idg.-vorbalt. Vorlage auf verschiedene Weise herleiten. (1) Als fremdes Original kann ein frühes Verb angenommen werden, das heute durch lit. g€detis (1. P. Sg. Präs. g€diiu08, 3. P. gedisi) vertreten wird. Weil das lit. Verb aber ein i-Stamm ist und dazu auch
B. Substitution im Inlaut
83
offenbar eine denominale Bildung zu gida (STANG 1966: 321), kann es als solches kaum als unmittelbares Original in Frage kommen. (2) Wahrscheinlicher ist deshalb, daß das formale Grundelement des osfi. Verbs, also * kehta- das fremde nominale Original (= lit. geda ,Schamgelühl") widerspiegelt. Ob es auch als solches tibernommen wurde, können wir nicht mehr wissen. Ein vergleichbarer alter Fall ist fi. 08ta- ,kaufen" < frühurfi. *(W)08ta-, dessen Grundstamm anscheinend das idg. Nomen *W08ä ,Handelsware" (> dt. Ware) widerspiegelt, denn das entsprechende idg. Verb muß doch wohl e-stufig gewesen sein (im Präs., idg. *wes-)45. In *W08-ta- ist das Suffix an den Konsonantenstamm fiu. *W08- angelügt, in *kesta-ta- aber an den Vokalstamm (Kontraktionsverb). Semantisch verhalten sich fi. kehtaa- und lit. gedetis wie Gegensätze zueinander: lit. ,sich schämen" - fi. ,sich nicht schämen" Die finnische Bedeutung erklärt sich durch eine Bedeutungsverschiebung, für die sich mehrere Parallelen in diesem Sinnbezirk finden. Die Fennistin SILVA KIURU (1977: 103-105) hat diese Fälle genauer untersucht. Fi. kehtaa- gehört zu den sog. "negopetalen" Verben, d. h. Verben, die vorwiegend negiert gebraucht werden, und zwar zu einer solchen Gruppe, die nur in Verbkonnexionen mit einem infiniten Hauptverb vorkommen, und die deshalb von der Verfasserin Modalverben genannt werden (KIURU 1977: 36-41). Die Aufgabe solcher negopetalen Modalverben ist es, den Grund anzugeben, warum das Subjekt des Satzes etwas nicht tut. Bei fi. kehtaa- ist der Grund ,Schamgefühl, Schüchternheit, Angst". Logisch wird eigentlich der Infinitiv negiert, das formal negierte Modalverb gibt nur den Grund des Nicht-Tuns an (KIURU 1977: 105): vgl. fi. (mit negiertem kehtaa-) minä en kehtaa tehdä sitä ,ich schäme mich, es zu tun" = ,ich tue es nicht: ich schäme mich nämlich". Kiuru lührt nun mehrere Beispiele dafür an, wie ein und dasselbe Verb, das Schamgefühl, Scheu, Angst ausdrückt, mit entgegengesetzten Bedeutungen gebraucht wird und zwar sogar in jeweils denselben Mundarten. Die Bedeutung wechselt je nachdem, ob das betreffende Verb als normales Hauptverb oder als Modalverb gebraucht wird: (1) Fi. häpeä- (als normales Verb) ,sich schämen" - (als modales Verb, dial.) ,sich nicht schämen" (also ne45
Diese neue, m. E. überzeugende Etymologie für Ware stammt von SZE(1979: 118-122), also idg. *wosä > germ. *wazö, später *warö.
MERENYl
84
Behandlung des Materials
giert: ,sich schämen')46; (2) fi. ilkeä- (als normales Verb, nur dial.) ,sich (vor einemjetw.) schämen' - (als negopetales Modalverb) ,sich nicht schämen, sich nicht ekeln (davor, etw. zu tun)" (also negiert: ,sich schämen'); (3) fi. hirviä- (als normales Verb, nur dial.) ,sich (vor einemjetw.) fürchten' - (als negopet. Modalverb) ,sich nicht scheuen, sich nicht fürchten' (also negiert: ,sich scheuen'). Anhand dieser Parallelfälle läßt sich somit das baltisch-ostseefinnische Bedeutungsverhältnis verstehen. Da kehtaa- nur als negopetales Modalverb gebraucht wird, hat sich die zu erwartende Bedeutungsverschiebung durchgesetzt: Aus (balt.) ,sich schämen' wurde (fi.) ,sich nicht schämen", negiert ,sich schämen'. Da die idg. Basis, die von lit. geda vertreten wird, eine langvokalische Hochstufe, also keine Dehnstufe ist (s. IEW 484), muß sie nach der Laryngaltheorie auf idg. *gWeh1dh- mit Laryngal hl zurückgehen. Auch der baltische Akut setzt den Laryngal voraus (s. KORTLANDT 1988: 299-302). Die Schwundstufe enthält ein 'U-Element (tradit. *g1J'iJudh -, *g~üdh_, lEW), das in der Hochstufe bei dieser Wurzelerweiterung keine Spur aufweist. Im einzelnen sind für diese sog. idg. Langdiphthonge bekanntlich verschiedene laryngalistische Erklärungen gegeben worden (s. LrNDEMAN 1987: 7lff.; MAYRHOFER 1986: 173-175). Die Lautform des osfi. Verbs scheint anzudeuten, daß die Entlehnung aus einer solchen vorbalt. Form erfolgte, in der die frühe, allen Satemsprachen gemeinsame Entwicklung von idg. Labiovelaren zu reinen Velaren (hier gW_ > g-) bereits vollzogen war. Der Laryngal scheint sich also in der vorliegenden Stellung (VHC) im Vorbaltischen noch in einer Zeit erhalten zu haben, als die Labiovelaren schon zu einfachen Velaren geworden waren (diese relative Datierung überrascht nicht, vgl. z. B. KORTLANDT 1985: 122). Aus einer grundsprachlichen Form mit bewahrter labiovelarer Artikulation würde man nämlich lieber osfi. **kuhta- bzw. **kühtä- erwarten (vgl. oben fiu. *k'Ulki-, Etymologie Nr. 15).
46 Ein Mundartbeleg für fi. häpeä- (Inf. hävetä) als negiertes Modalverb im Sinne von kehtaa- (KmRU 1977: 105) : minä en häpii sanoo sitä ,ich schäme mich, es zu sagen'. Als schriftsprachliches Verb hat häpeä- die Bedeutung ,sich schämen" und in der Schriftsprache hätte der zitierte Satz also die gegenteilige Bedeutung ,ich schäme mich nicht, es zu sagen' (fi. en ,nicht'). Die mundartliche Modalbedeutung des Verbs ist aber identisch mit der Bedeutung von fi. kehtaa-: en häpii = en kehtaa.
B. Substitution im Inlaut
85
22. Lp. basse- ,braten, rösten" wotj. pjZ- ,braten, backen', syrj. p§i.- ,bähen, brühen; schmoren, gar werden' (AbI. pgias ,Bähung, heißer Umschlag'), wog. pit- ,kochen, brühen" ostj. päl-. pät- (u. dg!.) ,im Fett braten, kochen' (COLLINDER 90; SAMMALLAHTI 1988: 547; WICHMANN - UOTlLA - KORHONEN 202; WICHMANN - UOTILA 202; WIEDEMANn, Syrj. 254; LIIMOLA 1934: 168-170) < fiu. *pesä-/*püSäaus: idg. *bhehr (= tradit. *bhe-), bzw. *bhehryelo-, unmittelbar vertreten in germ. * be-je/ja- > ahd. bä(j)en, mhd. bce(je)n ,bähen, (Brot) rösten" nhd. bähen ,durch Umschläge wärmen; (diaI.) (Brot) rösten'; mit g-Erweiterung, o-stufig in gr. epffiyw ,röste, brate" schwundstufig in germ. *baka,backen' (lEW 113; .KLUGE - MITZKA 44 usw.). Diese Etymologie habe ich bereits 1981 kurz vorgelegt (KOIVULEHTO 1981 b: 355). Die fiu. Zusammenstellung geht auf Y. H. TOIVONEN (1928: 302-303) und M. E. LIIMOLA (1934: 168-170) zurück. Bei COLLINDER (1960: 410) und REDEI (UEW I 385) wird der fiu. Stamm als *piSä- angesetzt (in UEW werden die permischen Formen ausgeschlossen). In seiner neuen Untersuchung über die Lautgeschichte der uralischen Sprachen setzt SAMMALLAHTI (1988: 547) fiu. *pi8ä-/ *pesä- an; die e-Form wird durch die (ob)ugrische Vertretung vorausgesetzt, die Nebenform mit -i- steht bei SAMMALLAHTI offenbar wegen der Tradition (und wegen der Ip.-perm. Formen)47. Die permischen Mittelvokale erklären sich jedoch auch - und sogar besser - aus einem gerundeten *'Ü (wotj. j ist dann streng lautgesetzlich, und syrj. § könnte durch ein sporadisches Offenwerden dieses vorperm. *'Ü erklärt werden, vgI. E. ITKoNEN 1953/54: 327)48. Für die lappische Form paßt wiederum *'Ü genauso gut wie *i. Die Entstehung der 'il-Form im Finnisch-Permischen läßt sich als frühe Labialisierung e > 'Ü erklären, die durch die labialisie47 SAMMALLAHTI (1988: 547) verbindet mit den obugrischen Formen auch ung. /0. ,kochen (intr.)" das jedoch von anderen zu mordw. pije- id. usw. ge8tellt wird, a.lso zu ural. *pexi- (s. Etym. Nr. 10). 48 Gerade bei einer Entlehnung sind solche vom Normalen etwas abweichende Lautentsprechungen zu erwarten. Das UEW (I 385) hä.lt die permi8chen Formen "wegen des ursprünglich vela.ren Vokalismus" fern. Fiu. 'U und fiu. 'Ü weisen jedoch im Permischen denselben Reflex auf: normalerweise i (E. ITRONEN 1953/54: 300, 324, 327).
86
Behandlung des Materials
rende Umgebung bewirkt wurde (e > ü, weil es im Fiu. kein ö gab). Solche sporadischen Labialisierungen sind eine bekannte Erscheinung; einen Parallelfall für e > ü gerade in einem alten Lehnwort finden wir z. B. in fiu. = fi.-perm. *jewä > *juwä ,Getreide' aus idg. *yewo- (> aind. yava- ,Getreide, Korn, Feldfrucht, Gerste' usw., JOKI 1973: 265; UEW II 633; eine nichtpalatalisierte Form hätte fi. *evä ergeben, s. Nr. 18, wogegen wir jetzt fi. jyvä ,Korn' haben). Natürlich ließe sich auch eine Labialisation i > ü annehmen (s. unter Etymologie Nr. 23, S. 89), aber dann müßte man (nach SAMMALLAHTI) eben ein ursprüngliches Nebeneinander *pisä-/*pesä- annehmen, das ohne eigentliche Erklärung bleiben würde. Es ergibt sich somit folgende Interpretation: Idg. * bhehr wurde ins Finnisch-Ugrische zunächst als *pesä- entlehnt, im Finnisch-Permischen wurde es früh zu *püsä- labialisiert. Semantisch stimmt das fiu. Verb mit dem idg. denkbar genau überein. Aus derselben idg. Verbwurzel haben wir bereits ural. *pexi,kochen' hergeleitet, mit uralischer x-Substitution (s. Etymologie Nr. 10). In *pesä-/*püsä- hätten wir somit eine spätere, erneute Entlehnung ins Finnisch-Ugrische, diesmal mit fiu. -SO, das ja inzwischen entstanden war (für einen ähnlichen Fall, zwei sukzessive Entlehnungen, die eine mit -x-, die andere mit -8-, s. Etymologie Nr. 11). Es wäre immerhin ein recht früher Fall von s-Substitution, ein gewisser Vorbehalt wäre deshalb vorerst geboten. Jedoch spricht gerade das inlautende -8- selbst für Entlehnung. Als neues Phonem ist es ja entweder in Lehnwörtern oder in expressiv-onomatopoetischen Neuschöpfungen zu erwarten. Will man nun anhand der fiu. Zusammenstellungen bei SAMMALLAHTI (1988: 541-551) erfahren, welche anderen Wörter mit fiu. Verbreitung ein inlautendes wurzelhaftes -s- aufweisen, findet man außer dem vorliegenden nur zwei andere Fälle: fiu. *pu.sa- (SAMMALLAIITI *pu.§ä-) ,blasen' (> fi. puhu- auch ,sprechen') und fiu. *mekBi ,Biene' (> fi. mehi-läinen id.)49. Davon ist das erste Wort deutlich lautmalend, das zweite ist schon längst als ein altes Lehnwort betrachtet worden (vgl. aind. mak~kä ,Fliege, Biene" SKES 339; MAYRHOFER, KEWA II 541)50. Unter den Wörtern von finnisch49 Bei SAMMALLAHTI (1988) fehlt fi. pihka ,Baumharz', das nach bisheriger Auffassung eine Entsprechung im Ostjakischen besitzt (s. SKES 542, UEW I 385) und dann auf fiu. *piSka hinweist. 50 Für anlautendes 8- gIbt es mehr fiu. Beispiele: nach SAMMALLAHTI acht
B. Substitution im Inlaut
87
permischer Verbreitung finden wir bereits 15 bis 16 Fälle mit -8-. Vor diesem Hintergrund ist die aufgestellte idg. Etymologie die zu erwartende Erklärung, denn als transitives unabgeleitetes Primärverb und Kulturwort (Kochkunst) ist *pesä- wohl kaum lautmalenden Ursprungs. Im Ostseefinnischen ist *püSä- (nach meiner Erklärung) durch eine noch spätere, germanische Neuentlehnung aus immer noch demselben idg. Verb verdrängt worden: fi. paista,braten; scheinen (Sonne)' .... *pä-ista-, entlehnt aus nordwestgerm. *bä-je/a- (> dt. bähen), s. näher KOIVULEHTO 1981 b: 348-358.
23. Wotj. puz, püZ ,Sieb· (puznj- ,sieben·) = syrj. poz, (SO-Dialekt) Pf!z" (ostpermjakisch) puZ ,Sieb· (pozn-al- ,sieben·) (E. ITKONEN 1953/54: 275; LYTKIN 1964: 59; LYTKIN - GULJAEV 223; WICHMANN - UOTILA - KORHONEN 214; WICHMANN - UOTILA 215) < urperm. *pQz(n) (nach dem System von E. ITKONEN 1967) = *p!!i(n) (nach LYTKIN) = *püZ(n) (nach dem System von SAMMALLAHTI 1988) < vorperm. (= fi.-perm.) *pe(w)senV aUs: idg./vorar. *pewH-eno-, vertreten in aind. pavana- (n.) ,Sieb, Seihe' (Atharva-Veda), (n., m.) ,Reinigen, Schwingen von Getreide" päli pavana- (n.) ,Schwingen, Worfeln von Getreide" lahndä portä (m.) ,Seihtuch" hindi ponä (m.) ,perforated iron ladle for skimming or straining' (MAYRHOFER, KEWA 11 238; MONIERWILLIAMS 610; TURNER 450); zu idg. *pewH- ,reinigen, läutern, sieben· (= tradit. *pey:a-) (lEW 827; KEWA 11 237-238). Aind. pavana- (n.) ,Sieb, Seihe· ist eine Nominalbildung auf idg. -eno-, die in der ersten Silbe die e-Stufe der Wurzel voraussetzt: idg. *pewH-eno-; vgl. aind. vartana- (n.) ,das Drehen' = aksl. vreteno (n.) ,Spindel' < idg. *wert-eno-; aind. vahana- (n.) ,das Fahren' < idg. *we(/'-eno- (Brugmann 11, 1,266). Idg. *pewH- gehört zu den bekanntesten Laryngalbeispielen (s. LINDEMAN 1987: 26; MAYRHOFER 1981 a: 437). Die Formen des permischen Wortes für ,Sieb' zeigen alle in der ersten Silbe lautgesetzliehe Reflexe des Phonems, das ERKKI ITKONEN früher (1953/54: 275-278) noch mit urperm. 9 bezeichFälle (neunter Fall [mit Fragezeichen]: für das Lehnwort ,Gold' ist fiu. 8- nicht anzunehmen, s. REDEI 1986: 82).
88
Behandlung des Materials
nete. Später hat LYTKIN (1964: 59) den Lautwert genauer als urperm. {/ definiert, wonach E. ITKONEN (1967: 142) dasselbe Phonem als urperm. 9 bezeichnete. SAMMALLAHTI (1988: 530) schreibt dafür neuerdings urperm. ü (s. oben Etymologie Nr. 6: fi. kesy, wo dasselbe Phonem auftaucht). Dieses Phonem ist der lautgesetzliche Vertreter des vorpermischen (= fi.-perm., fiu.) e vor einem e (d. h. vor einem nichtoffenen Vokal, nach SAMMALLAHTI i) der zweiten Silbe (E. ITKoNEN 1953/54: 278-279, 325; SAMMALLAHTI 1988: 526-527). V. I. LYTKIN, der aufgrund seiner Mundartforschungen den Unterschied zwischen urperm. 9 und 9 einführt, stellt namentlich fest, daß das Wort für ,Sieb" wegen seines 9 nicht mit fi. pokta,Getreide schwingen' übereinstimmt, das ja den Hintervokal fi. 0 aufweist (LYTKIN 1964: 59; LYTKIN - GULJAEV 24, 223). Zu fi. pokta- s. die nächste Etymologie (Nr. 24). Die rein innerpermischen Daten führen somit zum Ansatz vorperm. *pe-se-. Die leere Stelle (-) könnte theoretisch ~ sein (*pe8e-), aber sie kann auch mit -w- ausgefüllt werden, denn *pese- und *pewse- (bzw. *pesi- und *pewsi- nach der Notation von SAMMALLAHTI) führen zu denselben permischen Formen: -w- kann in dieser Position keinen späteren Reflex im Permischen aufweisen. Das zeigt der Vergleich mit den permischen Vertretern von fiu. * lewle (= * lewli) ,Hauch, Atem, Geist" dessen -w- durch die finnisch-lappische Vertretung gesichert ist (fi. löyly < * leülü < *lewle - lp. liew'ld., E. ITKONEN 1953/54: 277-278, SAMMALLAHTI 1988: 545). Die permischen Vokalreflexe sind in bei den Wörtern identisch: vorperm_ * lewlel*pewse- > urperm. * 19l1p9z- (= nach LYTKIN *l{W*p{/z- = nach SAMMALLAHTI *lül/*püz-) > wotj. lull puz., syrj. lollpoz, SO-Dialekt (= Ober-Sysola) 19l1P9z, ostpermjakisch (PO) lullput (nach E. ITKONEN 1953/54: 274-275; LYTKIN - GULJAEV 160). Der Ansatz vorperm. *pewse- mit -w- als Reflex des idg. Halbvokals stimmt somit mit den permischen Daten genau überein. Wenn aber die Verbindung -ws- phonot.aktisch nicht möglich gewesen sein sollte, wäre aus dem idg. Original vorperm. *pese- entstanden (auch die Metathese zu *peswe- wäre theoretisch möglich). Das -n- des angesetzten vorperm. Substantivs weist heute im Substantiv keinen Reflex mehr auf. Dieser Schwund des -n- im Substantiv erklärt sich aus seiner späteren (urperm.) Stellung im absoluten Auslaut (REDEI gibt dieselbe Erklärung für den identischen Fall wotj., syrj. Piz, piz ,Mehl': UEW I 408, s. auch weiter
B. Substitution im Inlaut
89
unten). Daß das -n- aber einmal im Substantiv gestanden haben muß, zeigen die davon abgeleiteten denominalen Verben mit ihrer Basis auf n: wotj. puinj- ,sieben' und syrj. pozn-al- id. (-al- ist ein denominales Suffix: vgI. syrj. lol-al- ,atmen' zu lol ,Atem" WICHMANN - UOTILA 141), die in den einschlägigen Wörterbüchern angeführt werden (s. auch LYTKIN - GULJAEV 223). Erhaltung des -n- im abgeleiteten Verb und andererseits Schwund im einsilbig gewordenen Substantiv zeigt sich ganz parallel auch in folgenden Fällen: (1) Wotj. piZ, auch piz ,Mehl" syrj. piZ, auch piz id. : wotj. pjZn-al-, pizn-al- ,mit Mehl bestreuen" syrj. piZn-al-, pizn-al- id. (UEW I 408). Das urspr. -n- ist durch wog. pasan (pasen, posan) ,Mehl' erwiesen (REDEI, UEW). Auch in diesem Kulturwort muß eine idg. Entlehnung vorliegen (vgI. bereits MAYRHOFER, KEWA II 281 und E. M06R, Acta Linguistica [Budapest] 7 [1958], S. 344): aus idg./vorslav. *pis-eno-, das in aksI. pb8eno ,Mehl' (= russ. p8en6 ,enthülste Hirse" IEW 796) vertreten ist (bzw. aus *piS-eno-?, *-8wäre die erste Phase der Entwicklung, die im Arischen und Vorslavischen später zu -8- führte, im letzteren weiter 8 > eh, woraus wiederum in der ersten slavischen Palatalisierung -8- entstand). Wegen des wotj. und syrj. Mittelvokals j (normalerweise < fiu. u., ü) muß daran erinnert werden, daß er auch in zwei anderen sicheren Fällen einem ursprünglichen i entspricht, nämlich in fiu. *Myere ,Maus' (fi. hiiri = wotj., syrj. Bir) und fi.-perm. *riYe8e ,Getreidedarre' (= fi. riihi = syrj. rjnjS. rjmjS id., wotj. [metathetisch] in8f:r, Binjr ,Dreschtenne" s. E. ITKONEN 1953/54: 327: wohl sporadische Labialisierung i > 'Ü). Das wogulische Wort wird erst aus dem (Vor)permischen entlehnt worden sein (als urugr. *pi8na o. dgl., zum Lautlichen vgl. SAMMALLAHTI 1988: 504-505: fiu. *wicd,schaben'). UEW setzt in der ersten Silbe fiu. u an (*pu.§nY, *pu.§VnV). Idg. *pis-eno- ist eigentlich Part. Perl. Pass. (Verbaladjektiv) zu idg. *peY8-/*pis- ,zerstampfen' (vgl. ross. picluitb ,stampfen" aind. pind{l# ,zerstampft" pi{lttJ,- ,zerstampft; Mehl" av. piStra- ,Mehl' usw.., IEW 796; KEWA TI 281). Perm. ,Sieb' und ,Mehl' sind offenbar in derselben Kulturperiode übernommen worden, von einer Ackerbau treibenden idg. Sprachgemeinschaft vorslavisch-vorarischer Prägung. (2) W otj. joz ,Gelenk' (= syrj. j~) : wotj. jozna- ,gliedweise abschneiden' (WICHMANN - U
90
Behandlung des Materials
jäsen ,Glied; Gelenk', Stammjäsene-, mordw. (Ersa) ezne, (Mokscha) jäznä usw. erwiesen (s. UEW I 95): also fi.-perm. *jäsene.
(3) Wotj. kort ,Eisen' (= syrj. kgrt) : wotj. kortna- ,zäumen, aufzäumen (Pferd)' (WICHMANN - UOTILA - KORHONEN 122); wegen der Semantik vgl. syrj. v~m-k~rt ,Gebiß am Zaum" wörtlich ,Mund. Eisen' (WICHMANN . UOTILA 98). Das -n- kehrt in mordw. ksni ,Eisen" tscher. k'iwtni, kürtnö id. wieder (UEW II 653). Auch hier liegt eine idg. Entlehnung vor, nach UEW aus iran. * kärt- (vgl. av. ka'iJta- ,Messer" pers. kard, osset. kard ,Messer, Säbel, Schwert" s. auch JOKI 1973: 273; zu idg. */s}ker-t- ,schneiden'). Wegen des -n- möchte man auch hier von einer idg. Bildung auf -eno- aus· gehen, einer Form also, die dem aind. Verbalnomen kartana- (n.) ,das Schneiden' (IEW 941) (k-analogisch erhalten) < idg. * kert-enoentspricht. Die mordw. und tscher. Wörter könnten nach REDEI (1986: 71) parallele Entlehnungen sein. Natürlich handelt es sich bei ,Eisen' um eine etwas jüngere Entlehnung als bei perm. ,Sieb" was auch aus dem Vokalismus ersichtlich ist, der auf vorperm. ä in der ersten Silbe weist (UEW)51. Das permische Wort für ,Sieb' wurde früher mit fi. pohta- ,Getreide schwingen, worfeln' und mordw. poniavto- id. unmittelbar verbunden (UEW II 738, ohne Erklärung für -n- im denominalen Verb; in SKES [v. J. 1962] findet sich jedoch bereits ein Fragezeichen). Nach den Untersuchungen von E. ITKONEN (1953/54) und LYTKIN (1964) ist klar, daß es sich nicht um eine lautgesetzliche Entsprechung handelt52 • Nun sind gerade bei Lehnwörtern (wegen 51 Die aufgezählten drei Parallelbeispiele wurden mit Hilfe von SEREBRENNIKOV (1963: 345) und Grammatika 8ovremennego udmurtskogo jazyka (1962: 246) gefunden. In diesen Werken werden die entsprechenden vier wotjakischen Verben als Belege für ein angeblich wotjakisches (denominales) -n-SuffIX angeführt, dessen sprachgeschichtlicher Hintergrund nach SEREBRENNIKOV jedoch dunkel sei. In Wirklichkeit läßt sich also ein solches altes Verbalsuff'IX nicht nachweisen. Natürlich kann das -n- aber auf heutiger synchroner Ebene als ein Suffix aufgefaßt werden. Offenbar hat es auch eine gewisse Produkti· vität erhalten, denn außer den vier oben behandelten Verben werden noch zwei wotj. Bildungen angeführt (Grammatika), die als "deskriptiv-mundartlich" bezeichnet werden: t~rna- ,anschwellen' (- t~r-~r, lautsymbolisch für "einen stark angeschwollenen Körperteil"), curtna- ,hineinstecken' (- curt, lautsymbolisch für "ein plötzliches Erscheinen eines Gegenstandes"). 52 Fi. und fiu. 0 entspricht lautgesetzlich einem urperm. u (nach E. !TKONEN 1953/54: 323) = urperm. u (nach SAMMALLAHTI 1988: 530, vor ader
B. Substitution im Inlaut
91
Weiterentlehnung u. dgl.) auch nichtlautgesetzliche Entsprechungen möglich (vgl. z. B. Etymologie Nr. 27), aber natürlich muß auch bei Lehnwörtern Lautgesetzliches vor Nichtlautgesetzlichem gehen. Das hier aufgezeigte lautgesetzlich und semantisch genaue idg. Original für ,Sieb' und besonders der Nachweis des stammhaften Charakters des permischen -n- machen eine unmittelbare Gleichsetzung von permisch ,Sieb' mit dem osfi. und mordw. Verb für ,Getreide schwingen' unmöglich. Die letzteren gehören nur mittelbar hierher: Sie sind jeweils gesonderte Entlehnungen aus der idg. Sippe *pewH-, mit jeweils unterschiedlicher Ablautstufe der Originale (s. die nächste Etymologie, Nr. 24). Im Westen des fi.-perm. Gebiets finden wir also z. T. andere alte idg. Lehnwörter im Bereich der Landwirtschaft als im Osten. Westlich sind außer fi. pohta- (und mordw. ponzavto-) auch fi. kaski ,Schwende' (s. Nr. 3), fi. kasva- ,wachsen' (Nr. 4), fi. kesä ,Sommer' (Nr.5), fi. puhdas ,rein' (Nr.25). - Das osfi. Wort für ,Sieb" fi. seula usw., ist ein germanisches Lehnwort. Das perm. Wort für ,Sieb' ist ein Beispiel für ein altes idg. Lehnwort mit ausschließlich permischer Verbreitung. Ein weiteres Beispiel ist das permische Wort für ,Flügel" wotj. burd., syrj. bord, das ebenfalls ein vorperm. e, aber diesmal in einem ä-Stamm (E. ITKONEN 1953/54: 268; LYTKIN - GULJAEV 40), und somit vorperm. *pertä voraussetzt (auch die syrj. SO-Mundart und das Ostpermjakische haben hier 0). V orperm. *pertä ist eine metathetische Entlehnung aus idg./vorar. *petro- (n.) > aind. patra-, pattra- ,Flügel; Feder' (zu idg. *pethz- ,fliegen" s. MAYRHOFER 1986: 135, Anm. 158), wie ich in einem anderen Zusammenhang ausgeführt habe (KOIVULEHTO 1988c: 43, 51; auch das Ur- und Vorlappische weist dieselbe Metathese von t und r auf; sie wurde nötig, weil die Verbindung -tr- im Finnisch-Ugrischen ursprünglich unbekannt war). 24. Fi. pohta- (Inf. pohtaa) ,Getreide mit Kornschwinge reinigen' (davon abgeleitet pohti- [heute] ,überlegen, bedenken'), karel. (Inf.) puohtua id., weps. (Inf.) pohtta id., wot. (Inf.) pohta id. (Ableitungen von *pohta- sind estn. dial. [ma-Inf.] pohetama, puhetama u. dgl. id.) (SKES 589; MÄGISTE 2116) Zweiten Silbe; nach ihm auch einem urperm. j, vor einem hohen Vokal der Zweiten Silbe).
92
Behandlung des Materials
< frühurfi. *posta- ( ...... *pofw}s-ta-) aus: idg./vorgerm. *powH-eyelo-, vertreten in germ. *fauja- > ahd. fewen (jouwen), mhd. vöuwen ,(Getreide) sieben, reinigen" dt. dial. (tirol.) ff-ibm, veben usw. ,sieben" (steir.) fäen ,fein sieben; fein streuen; durch Wurf sand- oder staubartige Dinge (z. B. Mehl) reinigen" weiter in aind. pavayati ,reinigt, läutert'; es handelt sich um eine (kausative) Bildung mit o-Stufe auf idg. -eyelo- zur idg. Wurzel *pewH- ,reinigen, läutern, sieben' (= tradit. *pey,'iJ-) (lEW 827; LEXER 111 332; SCHATZ 170; UNGER-KHULL 209; KEWA 11 237). Gleichbedeutendes mordw. (Ersa) ponzavto-, (Mokscha) pond _ zaftj- (SKES 589; UEW 11 738) stammt offenbar aus dem idg. Grundverb idg. (Präs.) *pu-ne-H-I*pu-n-H-, vertreten in aind. punati ,reinigt' usw. (lEW 827; KEWA 11 306; s. den Kommentar). Diese Etymologien habe ich bereits 1981 und 1983 in einem anderen Zusammenhang kurz vorgelegt (KoIVULEHTO 1981 a: 208; 1983a: 149-150). Es handelt sich um dieselbe idg. Grundlage, aus der das permische Substantiv für ,Sieb' (s. Etymologie Nr. 23) und fi. puhdas ,rein' (s. Etymologie Nr.25) stammt. Das idg. Verb *powH-eyelo- hätte ohne Suffigierung zunächst frühurfi. *powse- ergeben (statt w wird auch v geschrieben). Dieser theoretische Stamm wurde aber mit dem Suffix -ta- erweitert, das oft bei Verbentlehnungen eingesetzt wurde (vgl. oben Etymologien Nr. 19 und 21). Wie immer bei alten e-Stämmen wurde das Suffix an den konsonantischen Stamm angefügt: *pows-ta-. Diese zugrundeliegende Form mußte aber zu *posta- erleichtert werden, weil sonst eine phonotaktisch auffällige Verbindung von drei Konsonanten, -wst-, entstanden wäre. Dieselbe Erleichterung haben wir etwa in fi .. nosta- ,heben" einem Kausativum auf -ta- zu (intrans.) fi. nouse,sich erheben, steigen' (das Frühurfinnische kannte noch keine Diphthonge, ein heutiges -Vu- entspricht einem älteren -Vw- oder -Vy-).
Fi. pohta- wurde früher mit wotj. puz, syrj. poz ,Sieb' zusammengestellt (UEW 11 738; mit Fragezeichen in SKES 589). Wie aber bereits oben (Nr.23) ausgeführt wurde, setzt das permische Substantiv in erster Silbe lautgesetzlich ein vorperm. e voraus und ist deshalb von dem osfi. Verb zu trennen. Es gehört nur mittelbar hierher: Das vorperm. e führt auf dieselbe idg. Wurzel, aber in estufiger Gestalt zurück (idg. *pewH-eno-).
B. Substitution im Inlaut
93
Auch mordwinisch (Ersa) ponzavto-, (Mokscha) pondzafta- ,Getreide schwingen' ist früher mit fi. pohta- verbunden worden (in SKES 589 ebenfalls mit Fragezeichen). In diesem Fall müßte pohtaauf *ponS-ta- zurückgehen, und der Grundstamm wäre ein osfi.mordw. *p0nSe- ohne weitere Erklärung (ein a-Stamm *ponSakäme nicht in Frage, weil im Mordwinischen dann ein -u- zu erwarten wäre, s. E. ITKONEN 1946: 306ff.). Mordwinisch 0 ist aber auch der regelmäßige Vertreter eines alten u (vgI. fi. muna ,Ei' = mord. mona, fi. tuli, Stamm tule- ,Feuer' = mordw. tal, s. E. ITKONEN 1946: 301), und deshalb läßt sich das mordw. Verb auf eine andere idg. Verbform der Wurzel *pewH- zurückführen, nämlich auf die des Grundverbs, auf die mit -n- infigierte Präsensform *pu-ne-H-I*pu-n-H-, wie sie im aind. Grundverb (3. P. Sg.) punati ,reinigt' « idg. *pu-ne-H-ti), (1. P. PI.) punima~ ,wir reinigen' « idg. *pu-n-H-mes), (3. P. PI.) punanti ,sie reinigen' « idg. *pu-n-Henti) usw. vorliegt (s. z. B. LINDEMAN 1987: 26; MAYRHOFER 1981 a: 437). VgI. noch: aind. (Veda) saktum iva titaünä punanta~ ,so wie Schrotmehl durch ein Sieb reinigend' (MAYRHOFER, KEWA I 500; das aind. Verb wird auch mit engl. ,to winnow' = ,Getreide schwingen, worfeln' übersetzt: MONIER-WILLIAMS 640), päli punäti ,cleans, sifts" präkrit pU'{l-af ,cleans, winnows' (TuRNER 469). Auf das Getreide bezogen schwankt die Bedeutung also zwischen ,sieben' und ,schwingen, worfeln'. Wie das ostseefinnische, wurde auch das mordwinische Lehnverb suffigiert: (Ersa) -vt(o)-, (Mokscha) -ftf.])- ist identisch mit dem bekannten mordw. Kausativsuffix (s. SEREBRENNIKOV 1967: 233), dem wiederum das osfi. Suffix -tasemantisch entspricht. Das osfi. und das mordw. Verb erweisen sich somit als parallele Entlehnungen aus zwei verschiedenen, jedoch eng zusammengehörigen idg. Verben mit gleicher Semantik. 25. Fi. puhdas, Gen. puhtaan ,rein, lauter' (gemeinosfi., mit gleicher Semantik, z. B. estn. puhas, Gen. puhta id.) (SKES 624-625)
< frühurfi. *Pu8tas aus: idg. *puH-to-s, vertreten in aind. püta-~ ,rein, gereinigt, geläutert'; das idg. Wort ist ein schwundstufiges Partizip auf -to- zur idg. Wurzel *pewH- ,reinigen, läutern, sieben' (= tradit. *pey,CJ-) (lEW 827; KEWA 11 306).
94
Behandlung des Materials
Wie schon oben in der Einleitung angemerkt, ist diese "laryngaIistische" Etymologie bereits von TRYGGVE SKÖLD (1960: 37 -41) vorgelegt worden. Da sie damals das einzige Beispiel für fiu./frühurfi. -sals Substitut eines idg. Laryngals war (und weil man das osfi. Adjektiv auch als "onomatopoetisch-deskriptiv" auslegen wollte), wurde sie nicht von allen gebilligt, wohl auch, weil sie von SKÖLD selbst mit Vorbehalt behandelt wurde. Heute kann kein Zweifel mehr an der idg. Herkunft des osfi. Adjektivs bestehen. Auch strukturelle Gründe sprechen für eine Entlehnung, denn fast alle anderen gemeinosfi. Nomina auf -as/-ä8(fi. Genitiv heute auf -aan/-ään), für die kein Grundwort bekannt ist, haben sich inzwischen ebenfalls als Lehnwörter herausgestellt(s.KoIVULEHTOI981 b:346-347). Obwohl das idg. Partizip nur noch im Altindischen überliefert ist, kann es sich kaum gerade um eine Entlehnung aus einer arischen (d. h. vorarischen) Mundart handeln; die auf das Ostseefinnische beschränkte Verbreitung des Lehnworts spricht dagegen. Vielmehr stammt das osfi. Adjektiv aus einer frühen nördlichen idg. Mundart, die dieses idg. Partizip noch kannte und deren Sprecher Ackerbau trieben, offenbar aus demselben Sprachgebiet, wie die anderen frühen Lehnwörter mit beschränkter nördlich-westlicher Verbreitung, die in der vorliegenden Arbeit behandelt wurden, zunächst aus einer vorgermanischen oder vorbaltischen Mundart. Offenbar wurde es gleichzeitig mit fi. pohta- ,Getreide mit Kornschwinge reinigen" übernommen, dessen idg. Original noch im Germanischen zu belegen ist (s. Etymologie Nr. 24). Als eine innersprachlich-osfi. Ableitung von diesem *pohta- kann puhdas unmöglich ausgelegt werden, ebenso wenig ist die umgekehrte Ableitungsrichtung denkbar. (Im Estnischen könnte jedoch mit einer sekundären volksetymologischen Beeinflussung der von *pohta- derivierten Verbformen durch das Adjektiv gerechnet werden, weil neben Formen mit 0 auch solche mit u vorkommen, s. oben Nr. 24.) Im Laufe der Untersuchung hat sich herausgestellt, daß sich insgesamt vier verschiedene Wörter im finnisch-permischen Sprachgebiet auf jeweils verschiedene, belegbare idg. Originale zurückführen lassen, die alle zur idg. Wurzel *pewH- ,reinigen, läutern, sieben" gehören: außer (I) fi. pohta- und (2) fi. puhdas noch (3) mordw. poniavto- ,Getreide schwingen" und (4) wotj. pui (= syrj. pot) ,Sieb". Schon dieses Ergebnis allein müßte zum Beweis der Laryngalreflexe genügen.
B. Substitution im Inlaut
95
26. Fi. vihdoin ,endlich' < (ältere Sprache) ,einmal, ein Mal" kare I. (Volksdicht.) vihoi(n), vihon ,mit einem Mal" vihtoi ,einmal" wepS. vihtoi, vihtö ,einst, ehemals" vot. vihhg, ,endlich' (SKES 1734-1735; ZAJCEVA-MuLLONEN 632); fi. vihdoin ist ein erstarrter Instruktiv zu *vihta ,Mal o. dgl.' (HAKULINEN 1970) < frühurfi. *wiata (= *vi8ta) aus: idg. *wiH-tah2 (f.) bzw. *wiH-to- (m./n.) etwa *,Gang, Reihe, Reihenfolge" das in aind. vitä (f.) ,Reihe" vita- (Part. Perf. Pass.) ,verfolgt; beliebt; (Adj.) geradlinig" lit. vfjtas ,verfolgt' vertreten ist; vgl. daneben aind. vithi-, vithi- ,Reihe, Weg'. Es handelt sich um eine schwundstufige -to-I-tä-Bildung zur idg. Wurzel *weyHetwa ,gehen, gerade Richtung nehmen; Weg, Reihe" daneben ,verfolgen u. dgl.' (= tradit. *y,ejiJ-, IEW 1123-1124): Vgl. aind. veti ,trachtet nach, verfolgt u. dgl.'. Zu derselben Wurzel gehören noch u. a. gr. ot~o~ ,Gang, Weg, Bahn" lat. via ,Weg' (woraus afrz. voie, nfrz. lois ,Mal'), ahd. weida ,Jagd, Weide; Fahrt, Reise' = mhd. weide, auch in ander-weide ,zum zweiten Mal" lit. iU-vejas ,Gang, Zug, Fall; Mal" vgl. antrUoju ätveju ,zum zweiten Mal' (IEW 1123-1124; KEWA III 237, 255-256; FRAENKEL 23; NIEDERMANN - SENN I 64). Der Laryngal H (ohne weitere Spezifikation) wird von der Laryngaltheorie eindeutig vorausgesetzt. LAURI HAKULINEN (1970) hat nachgewiesen, daß die ältere Bedeutung von fi. vihdoin,einmal, ein Mal' war. Bei AGRICOLA (1510-1557) entspricht es denoriginalsprachlichengr. &1t(x~,lat. semel, ält. schwed. en gäng, ena reso, dt. ein mal. Die neuere Bedeutung ,endlich' hat sich bei vihdoinähnlich entwickelt wie beim adverbialen Gebrauch des baltischen Lehnworts fi. kerta ,Mal, Schicht, Reihe': fi. kerran ,einmal' (betont) kerran-kin,ein für allemal' > ,endlich'. Die ältere Bedeutung wird auch durch andere osfi. Sprachen bestätigt (Vgl. oben). Wie HAKUUNEN feststellt, ist fi. vihdoin ein regelrechter Instruktiv-Kasus, der zum Adverb erstarrt ist, von einem sonst nicht mehr zu belegenden *vihta ,Mal'. Zum Schwund des Substantivs hat offenbar sowohl die Homonymie mit fi. vihta ,Bade quast" als auch das eben erwähnte baltische Lehnwort fi. kerta ,Mal' beigetragen; vgl. apreuß. kerdan(Akk.) ,Zeit" eigtl. * ,Reihe, Reihenfolge' (SKES 184; lEW 579; F'RAENKEL 242). *vihta, das sich auf frühurfi. *vi8ta (*wi8ta) zurückf'ühren läßt, ist offenbar ein noch älteres Lehnwort als das gleichbedeutende
96
Behandlung des Materials
kerta. Das lautlich genau passende Original idg. *wiH-tah:l*wiH-tozeigt im Altindischen die Bedeutung, die dem abstrakten Begriff ,Mal' am nächsten kommt, nämlich ,Reihe' (engl. ,line, row", MoNIER-WILLIAMS 1004); vgl. semantisch z. B. russ. cereda ,Reihe (in der einer dem anderen nach bestimmter Ordnung folgt), Reihenfolge, Tour; (dial.) Herde", das etymologisch identisch ist mit balt. * kerdä, woraus fi. kerta ,Mal' stammt. Wie fi. puhdas ,rein' (Nr. 25) ist *vihta wohl nicht aus einer (vor)arischen, sondern vielmehr aus einer nördlichen idg. Mundart übernommen worden. Die angesetzte idg. Vorlage ist ja eine regelrechte -to-I-tä-Bildung zu einer Wurzel, deren Vertreter überall im Indogermanischen vorkommen. Im Litauischen ist diese Bildung noch hE;ute erhalten, allerdings nur als Teil des Verbparadigmas von vyti. vej'll ,treiben, verfolgen, nachjagen' : vytas ,verfolgt' (s. FRAENKEL 1267). Aber zu diesem Verb gehört auch lit. at-vejas ,Gang, Zug, Fall; Mal" (FRAENKEL, ebenda u. 23). Im Germanischen zeigt sich die Bedeutung ,Mal' bei mhd. weide (s. oben). Semantisch zu vergleichen wäre noch z. B. schwed. gäng ,Gang' = gäng ,Mal' oder ält. schwed. ena reso ,einmal", eigtl. ,eine Reise'. Wie die alte idg. Bedeutung ,verfolgen' mit ,Reihenfolge' ,Mal' etwa zusammenhängen kann, zeigt uns vielleicht estn. järg, das (nach WIEDEMANN 148) u. a. bedeutet: ,Reihe (vices), fortlaufende Reihe, Fortgang', ühtejärge (Illativ von "eine Reihe") ,hintereinander, in einem Striche fort", vahid olid temal järel (Adessiv) ,Wachen waren hinter ihm her, verfolgten ihn' (so WIEDEMANN). Schließlich sei noch einmal festgestellt, daß das frühurfi. auslautende -a ebensogut den idg. fem. Ausgang -ah2 > -0, (Nom.) wie den (mask.jneutr.) Stammausgang -0- reflektieren kann. Wegen des femininen Ausgangs vgl. die Parallelfälle *ka6a (Nr. 1), *(j)eskä (Nr. 18), *kesta- (Nr. 21) und *wo(j)sa (Nr. 27) und s. die Erklärung bei *kaea, und -al-ä als Reflex eines idg. zeigt sich ebenfalls auch in anderen alten Lehnwörtern; in einer nicht-ersten Silbe konnte nämlich ursprünglich kein Labialvokal vorkommen (deshalb auch *PuBtas - idg. *puHtO-8, Nr. 25; das maskuline Nominativzeichen -s ist aber bekanntlich keineswegs immer mitentlehnt worden: vgl. z. B. fi.-perm. *jewä > *jüwä ,Getreide, Korn' - idg. *yewo-s).
°
27. Mordw. (Ersa) uio, (Mokscha) uzo, ,Ecke' = tscher. (westtscher.) ßai., (osttscher.) ßoi ,Verzweigung, Verzweigungspullkt;
B. Substitution im Inlaut
97
Ast' = syrj. voz ,Flußarm am Oberlauf; große Gabel, gabelförmige Teilung, gabelförmig geteiltes Ende (eines Gegenstands), Ast, Zweig, (permjakisch auch) Sproß, Schoß' (ITKONEN 1953/54: 165; PAASONEN 13; WICHMANN - UOTILA 350; LYTKIN - GULJAEV 60 s. v. voz II; BATALOVA - KRIVOSCEKOVA-GANTMAN 77; REDEI, UEW II 825) < fi.-perm. *wo(j)sa aus: idg./vorar./vorslav. *woyHä « -ak2), vertreten in aind. vaya ,Zweig, Ast', aksl. veja id., sloven. veja usw. id.; es handelt sich um eine o-stufige Nominalbildung zur idg. Wurzel *weyH- ,drehen, biegen' (= tradit. *y,ej:a-) (LINDEMAN 1964: 118, 121; 1987: 69), vgl. lit. vyti, veju ,drehen, winden" vytas ,gewunden, gedreht" aind. vita- ,gewunden, gewickelt' (IEW 1120-1122; KEWA III 148; VASMER I 196; FRAENKEL 1267). Für die betreffende idg. Wurzel wird der Ansatz des Laryngals H (ohne weitere Spezifikation) von der Theorie vorausgesetzt (vgl. lit. vytas < *wiH-to- usw.). Traditionell hat man aufgrulld der innersprachlichen Evidenz fi.perm. *wosa (*vosa) angesetzt (E. ITKONEN 1953/54: 165, UEW II 825; SAMMALLAHTI 1988: 554). Das obige Rekonstrukt mit (j) steht hiermit nicht im Widerspruch, denn auch ein eventuelles *wojsa würde dieselben Reflexe wie *wosa zeigen; d. h. wir wissen nicht, ob die Sequenz 1s- in der betreffenden sehr frühen Zeit möglich war oder ob sie bereits bei der Übernahme des Wortes zu -s- erleichtert wurde (dieselbe Sachlage haben wir bei *pe[wJsenY, Nr.23)53. Die letztere Alternative (*wosa) ist wohl wahrscheinlicher, denn das Ostseefinnische, das den Reflex von -j- offenbar beibehalten hätte, weist keine alten fiu. Wörter mit der betreffenden Struktur (VikV) auf 54. 53 Auch im Mordwinischen könnte ein eventuelles -j- lautgesetzlieh keinen Reflex aufweisen (s. KATZ 1983a: 121, Anm. 13). Auch *wo- > mordw. u- ist lautgesetzlieh (Schwund von w- vor Labialvokal, und 0 > u in einem a-Stamm): vgl. fiu. *wuoe ,neu' > mordw. od (UEW I 587) und fiu. *kota ,Zelt, Hütte' > mordw. (E) kudo ,Haus' (E. ITKONEN 1946: 305-307). Die mordw. Bedeutung ,Ecke' ist sekundär (UEW 11 825): also etwa< *,Winkel' < *,Verzweigung'. 54 SAMMALLAHTI (1988: 492) führt in einer Tabelle mit beigefügten Beispielen die fiu. inlautenden Konsonantenverbindungen auf, die (nach seiner Ansicht) anhand von zuverlässigen Etymologien in fiu. Grundwörtern erfaßt werden können. Unter den 51 Kombinationen kommt -js. nicht vor. Überhaupt sind die Verbindungen mit j als erstem (oder auch zweitem) Bestandteil selten: nur -jw-, .jm- und -jy- (bzw. -rj- und -lj-) sind bezeugt. - Das älteste per-
98
Behandlung des Materials
Im Ostseefinnischen ist dieses Wort nicht überliefert, dafür erscheint fi. haara (s. unten). Auf der idg. Seite weist besonders das slavische Substantiv mit seinem e auf den Laryngal, wie LINDEMAN (1964: 118, 121; 1987: 67 -69) erkannt hat: Die ursprüngliche Verbindung -yH- ergab durch Assimilation eine spätere Geminata -yy- (*woyyä), d. h. die erste Silbe erhielt den "Diphthong"" oy, der dann regelmäßig über ai zu slav. ewurde. So wird das slav. Wort mit dem aind. identisch (und wir brauchen keine gezwungene Erklärung aus einer Dehnstufe); im Arischen ist aber der antevokalische Laryngal ohne assimilatorischen Reflex geschwunden. Aus -yH- erklärt sich (mit LINDEMAN) auch die germ. Gemination im u-Stamm germ. *wajju- > got. waddjus, an. veggr ,Wand' (urspr. aus Zweigen geflochten), der ja ebenfalls (als *woyHu-) zu idg. *weyH- zu stellen ist (LINDEMAN 1964: 118). Die Vokalentsprechungen für das anzunehmende fi.-perm. 0 sind sowohl im tscheremissischen als auch im syrjänischen Wort unregelmäßig (s. E. ITKoNEN 1953/54: 190, 251, 323); im Syrjänischen wäre hier lautgesetzlich ein u zu erwarten. Dieselbe unregelmäßige Vertretung begegnet (nach ITKoNEN) auch in dem bekannten idg. Lehnwort syrj. pors ,Schwein' (vgl. idg. *porfco8 id.) und in syrj. nort ,Schlitten" das ebenfalls ein Lehnwort (Wandermische Wort, das z. T. Reflexe eines .j. vor -s- aufweist, scheint das arische Lehnwort für ,Deichsel' zu sein (s. UEW II 605); aber auch hier zeigt sich der Reflex nur im Wotjakischen (wotj. vajii, vaii, vajij, vaij, aber auch vai ,Deichsel, Femerstange, Gabeldeichsel'), wo wiederum unser *wo(j)sa nicht belegt ist, während das Syrjänische keinen Reflex mehr aufweist: syrj. voz, OZ, 9z ,Deichsel'. Das entsprechende mordw. Wort, (E) aiija, (M) azjc ,Deichsel' zeigt ebenfalls keinen j-Reflex vor s > z. Nach KATZ (1983a: 118-122) ist das mordw. Wort eine separate Entlehnung, die er auf * iij8jti (-j8j- = nach üblicher Notation -jBj-) zurückführt (das perm. Wort führt er dagegen auf * 6j8V zurück; zu *5 s. KATZ 1983a: 118, Anm. 6); traditionell hat man es (und das permische Wort) aus *ajsa hergeleitet (UEW), indem man eine Metathese von j und s (> i) angenommen hat, die sich ja nun leicht aus der Ungewöhnlichkeit dieser neuen Verbindung erklären läßt. Diese perm.-mordw. Wörter für ,Deichsel' sind (mit ihrem -s- für ar. -8- < idg. -s-) offensichtlich etwas jüngere Lehnwörter als *wo(j)sa mit -s- für den idg. Laryngal. - Osfi. *ajsa > fi. aisa usw. ,Deichsel' ist (wegen seines -8-) eine separate Entlehnung, wohl - wie man annimmt - aus dem Baltischen, wo das entsprechende Original allerdings nicht mehr bezeugt ist (zu solchen Fällen vgl. oben fi. huhta ,Schwende', s. Etym. Nr. 3: fi. kaski ,Schwende'). Für die schwierigen Formen der idg. Wortsippe für ,Deichsel' s. MAYRHOFER, EWAia 1208.
B. Substitution im Inlaut
99
wort) sein wird (s. UEW II 709-710, fi.-perm. *norta). Die Unregelmäßigkeit könnte also mit dem Lehnursprung der Wörter zusammenhängen (s. jedoch E. ITKONEN 1953/54: 323 und UEW II 709, 736)55. Wörter für ,Ast, Zweig, Gabel(holz)" sind immer wieder entlehnt worden. Wotj. vai ,Zweig, Ast; Gabel' (WICHMANN - UoTlLA - KORHONEN 309; LYTKIN - GULJAEV 60 S. v. vot I) dürfte eine spätere Entlehnung aus demselben idg. Wort, d. h. aus ar./iran. *vayä darstellen (a vor Palatalkonsonant erwartungsgemäß erhalten, vgl. wotj. 8ai ,Schutz, Schirm" WICHMANN - UOTlLA - KORHONEN 216, nach REDEI, UEW II 748, aus dem Uriranischen [*8äyä = npers. 8aya ,Schatten, Schutz' = aind. chäyci ,Schatten, Widerschein']). Das semantisch entsprechende ostseefinnische Wort, fi. haara « *8-) ,Ast, Zweig, Gabel(holz), (Fluß)arm' stammt evident aus dem Baltischen (vgl. lit. tara. täras ,Ast, Zweig, Zacken, Zinken" lett. zar8 ,Ast, Zweig, Zinke; Strahl; Kind, Sprößling" FRAENKEL 1290), obwohl dies aus irgendeinem Grunde bisher nicht erkannt wurde; die Dehnung des osfi. a(vor rund nach k) ist wohl sekundär (kurzes a zeigt ri. kam ,Astegge" SKES 57). Auch mehrere andere osfi. Wörter für ,Zweig, Gerte, Rute' sind Lehnwörter. Aus dem Baltischen stammt noch fi. virpi ,Zweig, Rute, Gerte' (vgl. lit. vifbas ,Zweig, Reisig, Gerte', SKES 1788). Germanischer Herkunft sind u. a. fi. raippa ,Rute, Gerte, Prügelrute' (vgl. got. raip ,Riemen" dt. Reif, SKES 718), fi. ruoto ,Gräte; Schaft; Dorn' (vgl. dt. Rute, SKES 875), fi. vitsa ,biegsame Rute, (Weiden)band' « frühurfi. *wiCca aus frühurgerm. *wi]>jä > germ. *witJjö > an. 1M, Gen. 1Mjar id., s. HOFSTRA 1985: 166).
55 Interessant ist weiter, daß ural. *woca (REDEI, UEW I 577) = *woca (JANHuNEN 1981: 222-223) etwa ·,Zaun, Umzäunung' (sam. ,Zaun, Umzäunung; Stadt') vokalisch unregelmäßige Vertretungen nicht nur in syrj. voj ,Wehr zum Fangen von Fischen', sondern auch in mordw. 08,Stadt' aufweist. Handelt es sich auch hier um ein altes Wanderwort (d. h. Lehnwort)? Bezeichnenderweise hat E. ITKoNEN (1953/54) dieses Wort in seiner vokalgeschichtlichen Untersuchung nicht beachtet, obwohl die Gleichsetzung bereits alten Datums ist.
III. ABSCHLIESSENDE BETRACHTUNG DER ERGEBNISSE
Oben wurden 27 Zusammenstellungen vorgelegt, die Reflexe von idg. Laryngalen in alten idg. Lehnwörtern des Finnisch-Ugrischen bzw. Uralischen voraussetzen. Die meisten Etymologien (23 bis 24 Fälle) stammen von mir. Die Zusammenstellungen mußten ausführlich besprochen werden, um sowohl dem Indogermanisten als auch dem Finnougristen möglichst all die Umstände klarzumachen, die bei der Beurteilung der jeweiligen Etymologie relevant sind, und um zu zeigen, wie sie die Aufstellung der Etymologie jeweils rechtfertigen. Es liegt in der Natur der Sache, daß bei einer einzelnen Zusammenstellung dieser Art nur selten von absoluter Sicherheit gesprochen werden kann, und auch unter den hier vorgelegten Etymologien haben nicht alle denselben Grad von Sicherheit. Eins darf aber als sicher gelten: Von den 27 Fällen, deren lautlich-morphologische und semantische Angemessenheit sorgfältig überprüft wurde, können die meisten keineswegs als zufällige Übereinstimmungen abgetan werden 56 • Somit ist bewiesen, daß die idg. Laryngale in alten Lehnwörtern des Uralischen/Finnisch-Ugrischen reflektiert werden. Damit ist ein neuer Beweis für die Richtigkeit der Laryngaltheorie erbracht57 • 56 Besonders überzeugend müssen solche Fälle sein, bei denen angebliche lautliche Unregelmäßigkeiten innerhalb des Finnisch·Ugrischen aus parallelen Entlehnungen erklärt werden: unterschiedliche lautliche Anpassung (Nr. 4 a, 4 b: idg. * h2awks·elo.), verschiedene idg. Originale mit jeweils veschiedener Ablautstufe (Nr. 23,24: idg. *pewH.eno-, *powH-eyelo., *pu.n/eJ.H-, vielleicht auch Nr. 12: idg. *suH-elo-, *sewH-; auch Nr. 4a, 4b könnte theoretisch so erklärt werden: * h2 awks-elo-, *hzuks-elo-). Die jeweiligen fiu. Wörter, die in früherer Forschung mit Fragezeichen als zusammengehörig betrachtet wurden, gehören in Wirklichkeit nicht unmittelbar zusammen, sondern nur über das Idg. 57 LINDEMAN (1987: 42) meint, daß die von mir (früher kurz) aufgezählten (neun) Beispiele für Laryngalreflexe (KmvuLEHTO 1986 b: 176-177) keine Zwingende (cogent) Evidenz für die Laryngaltheorie liefern, sie seien vielmehr
102
Abschließende Betrachtung der Ergebnisse
Gleichzeitig wird auch das hohe Alter der indogermanischuralischen Kontakte bewiesen. Bei den ältesten Kontakten wurden die idg. Laryngale in ural. / fiu. inlautender Stellung durch ural./fiu. x (JANHUNEN. SAMMALLAHTI) substituiert (Beispiele: ural. *näxi, *pexi-, *puxj, *suxj-, *tuxlj, fiu. *toxi-. s. Nr.9 bis 14). Sein phonetisch-phonemischer Status wurde bereits in der Einleitung eingehend besprochen; es entspricht in intervokalischer Stellung z. T. dem traditionellen y. Der Beweiswert der intervokalischen Stellung für die Laryngale sei hier noch theoretisch ins Auge gefaßt. Die uralischen Grundstämme (d. h. Wurzelmorpheme) lexikalischer Bedeutung mußten zweisilbig sein. Wir müßten somit zweisilbige uralische Reflexe auch in dem Falle erwarten. wenn es keine idg. Laryngale gegeben hätte: statt * bhehr und * doh3 - nur die traditionellen * bhe- und * dö-. Im Uralischen wäre in einem solchen Fall ein Hiatustilger nötig gespekulativ, indem sie auf "Wurzeletymologien'" troot etymologies1 basierten (die Stellungnahme ist in die Behandlung der anlautenden Laryngale eingebaut, und als Beispiele werden fi. kesä und koke· erwähnt, s. jetzt oben Nr. 5 und 7). Der unscharfe, aber abschätzige Terminus" Wurzeletymologie'" trifft wenigstens für die vorliegende Arbeit nicht zu, wie der sachkundige Leser leicht erkennt. Ich habe ja bei den meisten obigen Etymologien nicht etwa auf einen (abstrakten) Wurzelanschluß verwiesen, sondern habe eine genau definierte, konkrete idg. Vorlage (bzw. alternative Vorlagen, vgl. Nr. 1 und 20) angegeben (Ausnahmen: Nr. 11 und gewissermaßen auch die bekannten Fälle Nr. 13 und 17 [Reduplikation: s. Anm.34]), mit Ablautstufe, eventuellen Suffixen usw. (also einen Wortstamm, z. T. auch den Nom. Sg.), und zwar (natürlich) eine solche, die faktisch durch spätere idg. Formen bezeugt ist. Daß bei Verbentlehnungen häufig die sog. Wurzel (+ eventuell der Themavokal -e/o·) als Vorlage/Original angegeben wird, läßt sich nicht ändern, weil viele (Primär)verben ja eben nur die Wurzel (+ eventuell Themavokal) als Präsensstamm aufweisen (vgl. z. B. Nr. 4 a, 4 b, 15 - und es gibt natürlich auch Wurzeinomina): man kann keine "vollere'" Form angeben (s. auch Anm. 34). Die Bemerkung LrNDEMANs kann ich höchstens als voreilige Reaktion auf meine damalige kommentarlose Aufzählung von neun Etymologien verstehen, wo ich der Kürze halber z. T. Wurzeln statt vollerer Formen anführte (so idg. * hlesstatt *hl e8-en- und idg. *hJokw - statt *haakW-ye/o-; doch der Unterschied zwischen Wurzel und Wortstamm ist hier für die Etymologie irrelevant; bei Verben auf -(e)ye/o- ist der e-Stamm die erwartete Wiedergabe). Oben habe ich jedoch die Etymologien kommentiert und ihre Angemessenheit mit zusätzlichen Kriterien (Lautgeschichte, Phonotaktik, Morphologie, Verbreitung, Semantik, Kulturgeschichte) begründet. Das ist mehr als normalerweise bisher getan worden ist.
Die verschiedenen Substitute
103
wesen. Bekanntlich erscheinen als Hiatustilger normalerweise Halbvokale, und das Uralische besaß ja die Halbvokale j und w. Wenn also ein laryngalloses idg. * bhe- oder * dö- im Uralischen/ Finnisch-Ugrischen zu einem I-Stamm (= tradit. e-Stamm) gemacht worden wäre, würde man zunächst ein ural. *peji- und ein fiu. * toji- bzw. * towi- (und nicht *pexi- und * toxi-) erwarten. Offenbar wären nämlich solche Sequenzen durchaus möglich gewesen (vgl. ural. * toj:j bzw. * tuj:j ,Birkenrinde' und ural. * kaw:j ,Ohr" fiu. *koji ,Mann" fiu. * koji ,Morgenröte" fiu. täji ,Laus" fiu. * kiwi ,Stein' usw., SAMMALLAHTI 1988: 536-551). Es ist also unwahrscheinlich, daß das ural./fiu. intervokalische x in solchen Beispielen wie * pexi-. *pux:j. *8Ux:f- und * toxi- lediglich aus strukturellen Gründen eingesetzt worden wäre: Als Hiatustilger wären die Halbvokale geeigneter gewesen. Als völlig sicher kann man das natürlich nicht betrachten, und deshalb machen diese vier Wörter allein keinen ausreichenden Beweis für Laryngalreflexe aus. Bei ural. *näxi ,Frau' verhält es sich aber bereits anders. Wenn der älteste suffixale Ausgang des herangezogenen idg. Wortes keinen Laryngal enthalten hätte (also nur *g"'nä statt *gWnehz > *gWnahz), könnte der ural. Reflex unmöglich *näxi, sondern nur *kuna (bzw. *künä) sein (s. Etymologie Nr. 9, dasselbe gilt für das nebenbei gestreifte fiu. *m:fxi/*maxi ,Erde'). Desgleichen kann natürlich auch ural. *tuxl:j ,Wind; Flügel' nichts mit Hiatustilgung zu tun haben. Im ganzen kann man sagen, daß ural./fiu. x inlautend dort erscheint, wo ein idg. Laryngal zu erwarten ist und wo es selbst strukturell möglich war. Wenn sein Beweiswert relativ ist, so liegt es an diesem Phonem selbst, d. h. an seiner phonetischen Beschaffenheit. Für die Substitution der Laryngale durch inlautendes fiu. k haben wir in unserem Material nur drei Beispiele (fiu. * kulki-, frühurfi. *suke- = *suki-, fiu. * teki-, s. Nr. 15 bis 17, ein viertes Beispiel, fiu. * kelki- in Anm. 37); für keines der Wörter kann uralisches Alter nachgewiesen werden. Für ural. intervokalisches k in der Stellung vor ural. I (= iI:j) gibt es überhaupt keine sicheren Beispiele (JANHUNEN 1981: 244). Es hat den Anschein, als wäre (ein neues?) k in dieser Stellung erst in fiu. Zeit möglich geworden (s. die Einleitung, S. 18). Mit ihrer Struktur Vki scheinen * suki- und *teki- somit eine neue phonotaktische Struktur darzustellen, und neue Strukturen werden ja naturgemäß gerade in Lehnwörtern zuerst sichtbar. Für den Fall fiu. * kulki- (und fiu. * kelki-) wiederum
104
Abschließende Betrachtung der Ergebnisse
kann festgestellt werden, daß ural./fiu. k in inlautender postkonsonantischer Stellung (wie hier) nachzuweisen ist, nicht aber ural./ fiu. x (vgl. JANHUNEN 1981: 272-274). Somit kann für die älteste Zeit mit einer teilweise komplementären Distribution von k und x gerechnet werden, und kin * kulki- (und * kelki-) erklärt sich bereits daraus. Im ganzen scheint die Substitution durch k im Inlaut eine vorübergehende und phonotaktisch bedingte Phase darzustellen, denn bald tritt ein neues Substitut auf, fiu. und besonders fi.perm./frühurfi. inlautendes s. Für die uralische Zeit läßt sich ein s noch nicht nachweisen ' (JANHUNEN 1981: 249; SAMMALLAHTI 1988: 482), und auch in finnisch-ugrischer Zeit sind die Belege zuerst spärlich (SAMMALLAHTI 1988: 490, s. die Einleitung, S. 13 ff.). Die Entlehnungen mit s als Laryngal-Substitut im Inlaut stellen somit eine jüngere Schicht dar als die mit inlautendem x. Wir haben zehn Beispiele ausführlicher behandelt (fiu. *pe8ä-/*pü8ä-, fi.-perm. *[jJe§-tä-, fi.-perm./vorperm. *pe/w/senV, *wo/jJsa, fi.-mordw. *inae, frühurfi. */jJeskä, *kesta-ta-, *pos-ta-, *PuBtas, *wi8ta, außerdem noch mordw. poniavto-, s. Nr. 18-27). Eine zeitliche Überlappung der jüngeren s-Wörter mit' den älteren x-Wörtern ergibt sich offenbar nicht. Theoretisch wäre auch eine solche Überlappung möglich. In den einzelnen idg.-fiu. ' Kontaktgebieten (und in verschiedenen phonetischen Umge-: bungen) kann es ja unterschiedliche Substitutionen gegeben haben. ' Im Anlaut vor Vokal ist in unserem Material nur k als Laryngalreflex bezeugt (8 bis 10 Fälle). Für ural. x im Anlaut sind überhaupt keine späteren Reflexe bekannt; man rechnet damit, daß es in dieser Stellung nicht vorgekommen ist. Die Beispiele für kweisen eine Verbreitung auf, die sich auf das Finnisch-Permische, Finnisch-Wolgaische und Frühurfinnische beschränkt (von dem unsicheren ural. *koski [Anm. 13] abgesehen; vgl. auch *koke-): fi.perm. * ke8i, *ku8a-, fi.-mordw. * kaswa- - daneben das entsprechende tscher. Verb -, *kesä, frühurfi. *kaea, *kallis/*katli8;': *kaske = *kaski, *koke- = *koki- (s. Nr. 1-8). Die idg. Originale, sind dementsprechend überwiegend im Germanischen und Balti~: sehen vertreten. Die Wörter - wenigstens die meisten von ihnen - scheinen also nicht zu der allerältesten Lehnschicht zu gehören.j Dagegen gibt es mehrere alte idg. Lehnwörter mit ausgedehnter fiu. Verbreitung, die keinen Laryngalreflex im Anlaut aufweisen. Auf diese Frage soll gleich unten näher eingegangen werden.
Lehnwörter ohne Laryngalreflex im Anlaut
105
Die Frage, warum im Anlaut nur k, im Inlaut aber in nachuralischer Zeit 8 erscheint, wurde bereits in der Einleitung beantwortet. Im Anlaut wurde 8 später zur Substitution des (vor)germ. 8-Phonems verwendet. Außerdem bieten die ältesten germ. Lehnwörter eine Parallele: Anlautend wird germ. X durch osfi. k substituiert, inlautend aber steht fast immer osfi. h « 8) als Substitut (und die wenigen Ausnahmen können gut bereits aus dem V orgermanisehen stammen, wo idg. k > germ. X noch nicht vollzogen war). Wir müssen die gefundenen Laryngal-Fälle noch in ein Gesamtbild einfügen, das auch andere frühe Lehnwörter mit berücksichtigt. Vor allem muß eine Frage beantwortet werden: Wie erklären sich solche idg. Lehnwörter, die aufgrund von bestimmten Kriterien recht alt sein müssen, die aber keinen Reflex eines anlautenden Laryngals (vor Vokal) aufweisen, d. h. die vokalisch anlauten? Ich führe zuerst eine Liste solcher Fälle auf und bespreche sie jeweils kurz. Die Liste umfaßt auch zwei neue Etymologien. Die idg. Originale werden hier zuerst nach "klassischer" Art ohne Laryngale angesetzt. Nach der Besprechung dieser Fälle wird das Problem des "fehlenden"" Laryngalreflexes behandelt. Lehnwörter ohne Laryngalreflex im Anlaut 1. Fi. aja- ,treiben" (Verbreitung: osfi., lp., wotj., syrj., wog., UEW I 4; nach KATZ 1987: 254 nur fi.-perm.) < fiu. (fi.-perm.?) *aja- aus: idg. (vorar.) *ag-e/o- > aind. ajati ,treibt" usw. (lEW 4; MAYRHOFER, EWAia I 50-51). - Ein altbekanntes Lehnwort (REDEI 1986: 43). Die Substitution idg./vorar. -(f- > fiu. -j- setzt eine frühe Entlehnungszeit voraus (in einer späteren arischen Entlehnung würde man fiu. -8- oder -c- erwarten: vgl. fi.-mordw. *waBara ,Axt, Hammer" = fi. vasara ,Hammer" aus ar. *vaira-/*vadzra- > aind. vajra- ,Donnerkeil", vgl. UEW 11 815). Trotzdem kein Laryngalreflex. 2. Lp. cer'te ,Seite", mordw. ifd'e8, ifd'is ,Rippe", tscher. örDaz ,Seite, Flanke", wotj. urd, urd-lj ,Rippe", syrj. ord-lj id. (wotj., syrj. lj ,Knochen") (UEW 11 625) < fi.-perm. *ertä{8} aus: idg. (vorar.) *erdho-8 > aind. ardha-l,1, ,Seite, Teil, Hälfte, Ort" usw. (lEW 333; MAYRHOFER, EWAia I 119). - Ein altbekanntes Lehnwort (REDEI 1986: 50). Wegen des ein der ersten Silbe muß die Entlehnung recht früh erfolgt sein. Das idg. Original gehört wohl als *er-d"-o- zu idg. *er-/*erH- ,locker, ab-
106
Abschließende Betrachtung der Ergebnisse
stehend; auseinandergehen, auftrennen' (lEW 333; Wurzelanschluß offengelassen bei MAYRHOFER, EWAia I 119, 258-259)58. 3. Fi. orpo ,Waise, verwaist" lp. oarbes ,Waise, verwaist; einsam und verlassen" mordw. urus, uros ,Waise" ostj. -urwj ,Waise, Witwe" ung. arva ,Waise; einsam; (dial.) verwitwet' (UEW I 343) < fiu. *orpa(s) aus: idg. *orbho-s ,verwaist, Waise' > aind. arbha- ,klein, jung" arm. orb, gr. *6p<po(; (dazu 6p
58 In meinem Artikel (KOIVULEHTO 1988b: 291) habe ich auch fi. erä ,getrennter Teil, Anteil' (hierzu fi. erotta- ,trennen; unterscheiden' usw.) als ein Wort fiu. Alters unter den "laryngallosen" Lehnwörtern angeführt, gestützt auf SKES 41, wo das Wort noch mit ostj. ilriJX usw. ,getrennt, auseinander' verbunden wird. Heute wird die osfi.-ostj. Zusammenstellung aber nicht mehr anerkannt (in UEW I 75 wird das ostj. Wort anders eingereiht, und SAMMALLAHTI 1988 bringt überhaupt kein fiu. oder ural. Rekonstrukt). Wir haben also heute keinen innersprachlichen positiven Beweis mehr für das fiu. Alter des osfi. Wortes, und das Beispiel hat deshalb hier keinen Platz. Ein Lehnwort wird fi. erä aber trotzdem sein (vgl. idg. *er- : lit. irti, yru ,sich auflösen, sich trennen" lEW 332-333, und fi. irta ,los, abgetrennt' das schon wegen seiner phonotaktischen Struktur auf Entlehnung hinweist, offenbar aus balt. *ir-ta-, s. KOIVULEHTO 1979a: 156, Anm. 14), doch läßt sich ein genaues Original nicht ermitteln.
Lehnwörter ohne Laryngalreflex im Anlaut
107
meiner Erklärung) nicht motiviert als ,Besitztum eines Verwaisten'. 4. Fi. osa ,Teil, Anteil' (gemeinosfi., im Wot., Estn., Liv. auch ,Fleisch'), lp. oa:f5e ,Fleisch" tscher. uzaS ,Teil, Anteil' (? ung. oszl-, o8zol- ,zerfallen, sich teilen, sich zerteilen" oszt- ,teilen, zerteilen, austeilen') (SKES 439-440; UEW 1333) < fiu.?, fi.-wolg. *onca (nach UEW auch *oca) aus: idg.jvorar. *onko-I*onco- > aind. arhsa-}:t ,Anteil, Teil" altav. {Lsa- ,Anteil'; im Griechischen entspricht strukturell gr. ÖYKOr; ,Masse, Last, Gewicht' (lEW 316-317; MAYRHOFER, EWAia I 36). - Eine neuere Etymologie, von TRYGGVE SKÖLD vorgelegt (s. JOKI 1973: 298; REDEI 1986: 45). Die lp. Form zeigt mit ihrem -:3'5- den Reflex des idg. Nasals, das im Osfi. vor * c lautgesetzlich geschwunden ist. Wegen des 0 in der ersten Silbe ist *onca offenbar ein recht altes Lehnwort. Das idg. Substantiv wird traditionell (IEW 316) zu *enek-, nek-, enk-, '!/-k- ,reichen, erreichen, erlangen' gestellt59 • Außer den obigen bekannten Fällen glaube ich, noch folgende zwei neue Etymologien - wenn auch mit einigem Vorbehalt vorlegen zu müssen. 5. Fi. uni, Gen. unen ,Schlaf; Traum' (gemeinosfL), mordw. on id. (SKES 1538; UEW II 804) < fi.-mordw. *uni = *une (UEW II 804) aus: idg. *on-enler(alter rln-Stamm) > gr. övap, Gen. 6veipa'tOr; (urs pr. *öva'wr;) ,Traum'; övetpo<;, -ov id.; arm. anurj id. « *onör-j,o- nach IEW) (lEW 779; CHANTRAINE 802; vgl. BEEKES 1972: 126)60. - Der fiu. i (= e)-Stamm als Reflex eines idg. Wortes mit Heteroklisie auf rln zeigt sich gleichermaßen auch bei ural. *weti ,Wasser' - idg. *wed(en/er-) id. (vgl. heth. watar, Gen. wetenas), s. auch oben fi. kesä 59 Das Material von REDE! 1986 enthält noch mehrere vokalisch anlautende ältere (arische, iranische) Lehnwörter, sie werden jedoch hier nicht angeführt, weil bei ihnen entweder Zeichen jüngerer Entlehnung (nach-vorar.) vorliegen oder aber Kriterien IUr eine genauere Altersbestimmung nicht vorhanden sind (z. B. kann ein fiu. a lür idg. a ja nicht zeigen, ob das betreffende Lehnwort vor oder nach dem Zusammenfall der idg, Trias e, a, 0 übernommen wurde). 60 Als wissenschaftsgeschichtliche Kuriosität sei erwähnt, daß ein finnischer Gelehrter des 18. Jahrhunderts, NUß IDMAN, in seiner 1774 erschienenen Arbeit bereits das finnische und griechische Wort zusammengestellt hat: Die Finnen seien Skythen gewesen und hätten lange Zeit in der Nachbarschaft der Griechen gewohnt (nach JOIu 1973: 6).
108
Abschließende Betrachtung der Ergebnisse
,Sommer' idg. *h1es-(en/er-) (Etymologie Nr.5). Das Vokalver_ hältnis fiu. u - idg. 0, das auch in der nächsten Etymologie Vorkommt, läßt sich nunmehr mit dem von JANHUNEN (1981: 231, 248) aufgestellten Lautgesetz erklären: ural. *oCi > fiu. *uCi, vgl. ural. * lomi ,Schnee' > fi.-perm. * lumi = fi. lumi, Gen. lumen ,Schnee'. Diese Erklärung erfordert also eine frühe Entlehnungs_ zeit. Jedoch braucht die Übernahme des Wortes nicht schon vor dem betreffenden Lautwandel stattgefunden zu haben; sie kann auch dan ach erfolgt sein, in einer Zeit, als die durch den Lautwandel unmöglich gewordene Sequenz * oCi noch synchron weiterhin eine Zeitlang sprachwidrig blieb und deshalb durch fiu. *uCi ersetzt wurde. Auf analoge Weise erklärt sich bekanntlich germ. *punda- ,Pfund' aus lat. *pondö: Im Germanischen war oNC nicht möglich. Auf gleiche Weise ließe sich jetzt fi. luke- ,lesen; zählen' (= fiu. * luki-) erklären, das immer wieder mit idg. * leg-/*log- ,zusammenlesen' verglichen wurde (s. JOKI 1973: 278-279). Wegen des fiu. -k- (statt -j- wie bei fiu. *aja- ,treiben' - idg. *ag-, s. die erste Etymologie dieser Liste) müßte fiu. *luki- entweder ungemein früh oder aber dann aus einer frühen Kentum-Mundart (mit g > g) übernommen worden sein. 6. Fi. uuhi, Gen. uuhen ,Mutterschaf' (gemeinosfi., nicht im Liv.), mordw. (Ersa) utSa, (Mokscha) uca ,Schaf, tscher. ui-ya ,Schafpelz" wotj. ii ,Schaf, syrj. ii id., wog. Ö8, 08 id., ostj. ac, 08, aB id. (SKES 1560; UEW I 541) < fiu. *uci (UEW *uee) ? < *uwi-c(i) (meine Rekonstruktion) o. dgl. aus: idg. *owi-, Nom. Sg. *owi-s ,Schaf' > aind. avi-I}, (m., f.) ,Schaf" gr. Öte; (m., f.) id., lat. ovis (f.) id., lit. avis (f.) id., an. (Er (f.) id., luw. lJ,a-a-u-i-i8 (Nom. Sg.), hierogl.-Iuw. hawa/i-; arm. hoviw ,Schäfer' (= *ovi-pä-) (IEW 784; MAYRHOFER, EWAia I 135; GAMKRELIDZE - IVANOV 1984: 577). - Zum Verhältnis fiu. u - idg. 0 s. obige Etymologie Nr. 5. Für das fiu. Wort wird wegen der mordw. und obugrischen Reflexe die Affrikata -c- anzusetzen sein, die letztlich hypokoristischer Art sein könnte (Formen mit Affrikata in idg. Sprachen sind wohl zu jung, um hier als Vorlage gedient zu haben, vgl. aksl. OVbCa, altiran. * ävi-ci- [MAYRHOFER, EWAia I 135]). Vergleichsweise aufschlußreich ist, daß das Wort auch im Ostseefinnischen zahlreiche hypokoristische Nebenformen hat: vgl. fi. uutti, uuttu, uttu, uukko usw., weps. uhu, uhatS (SKES). Auch die mordw. Form scheint unregelmäßig (-a). Der Übergang zU einem i (= e)-Stamm wäre vergleichbar mit solchen bekannten
Lehnwörter ohne Laryngalreflex im Anlaut
109
Fällen wie fiu. * siyir(i) (bzw. * siyer) > fi. hiiri, Gen. hiiren ,Maus' und fi.-perm. *riyis(i) (bzw. *riye§) > fi. riihi, Gen. riihen ,Darre'. Das von mir angesetzte intervokalische -w- hätte dabei wegfallen können bzw. müssen: *uwic(i) > *uwci > *uci. Lange Vokale sind überhaupt immer sekundär, kein uralisches Erbe. Ein langes u muß aber als unmittelbare Vorform für osfi. *uhi < *uci angesetzt werden (SAMMALLAHTI 1988: 552 setzt fi.-perm. *uuci, d. h. *uci an; eine fiu. Form hat er überhaupt nicht aufgestellt). Es sei weiter bemerkt, daß auch die jüngeren unabgeleiteten (os)fi. Grundstämme für ,Schaf' alle Lehnwörter sind: Aus dem Baltischen stammen fi. jäärä ,Schafbock, Widder" oinas id. und vuona ,Lamm" fi. lammas, Gen. lampaan ,Schaf' ist ein germanisches Lehnwort, und fi. pässi ,Schafbock' ein schwedisches. Wie erklären wir den "fehlenden" Laryngalreflex im Anlaut in den obigen Lehnwörtern? Rein theoretisch bieten sich etwa folgende Erklärungsvorschläge an: (1) Die vokalisch anlautenden Fälle sind eben jüngere Lehnwörter als die mit anlautendem k- als Laryngalreflex (Kap. II, A). (2) Die vokalisch anlautenden Wörter sind zwar nicht in absoluter Chronologie jünger als die Wörter mit k-, stammen aber aus anderen, östlicheren idg. Mundarten als diese, aus (vorarischen) Mundarten, in denen der anlautende Laryngal entweder total geschwunden war, oder wenigstens bereits so schwach artikuliert wurde, daß er ganz natürlich ohne fiu. Substitution blieb. (3) Der anlautende Laryngal hatte auch bei den vokalisch anlautenden Wörtern ursprünglich ein fiu. (ural.) Substitut, doch diente dazu noch ural./fiu. X-, und im Anlaut ist dieses Phonem später spurlos geschwunden (bekanntlich gibt es keine Reflexe dafdr). (4) Die idg. Originale dieser vokalisch anlautenden Lehnwörter besaßen eben keine anlautenden Laryngale. Fangen wir bei der letzten (4) Alternative an: Als alleinige Erklärung kommt sie nicht in Betracht (vorausgesetzt, daß wir auch die obigen neuen Etymologien Nr.5 und 6 akzeptieren). Für ,Schaf' (Nr.6) ist ja der anlautende Laryngal durch die anatolischen Formen mit lJ- eindeutig festgelegt, dazu kommt noch die armenische Ableitung hoviw ,Schäfer'. * owi- geht somit auf älteres idg. * Howi- zurück. Nur über die Spezifikation des Laryngals gehen die Meinungen auseinander: entweder hz- (und somit * hzowimit ursprünglicher o-Stufe, MAYRHOFER 1986: 135, vgl. auch EICHNER 1978: 162, Anm.77) oder h3 - (und *h3 owi- durch o-Fär-
110
Abschließende Betrachtung der Ergebnisse
bung aus der e-Stufe *h3 ewi-, BEEKES 1969: 130; 1988: 76; HAMP 1978: 64, Anm. 7; KORTLANDT 1980: 128)61. Für ,Traum' (Nr.5) haben wir keine anatolische Evidenz, und das Armenische zeigt hier nur 0-. Jedoch wird hier allgemein anlautender Laryngal (und zwar heute hz-, BEEKES) angenommen, gestützt durch das strukturelle Gesamtbild der griechischen, armenischen und albanischen Belege (zum albanischen Wort s. HAMP 1960: 187). Gr. övap, alb. (geg.) anderr, (tosk.) enderre gehen danach auf * Honr-, gr. ÖVELPO~ geht auf * Hner-yo-, arm. anurj auf * Hnär-yo- zurück (lIAMp 1960: 187; BEEKES 1969: 46; 1972: 126; GAMKRELIDZE - IVANOV 1984: 236). In den übrigen vier Fällen scheint ein anlautender Laryngal zur Zeit weniger sicher. Die Wurzel von idg. *onko- ,Anteil' (Nr.4) muß zwar offenbar auf H-, genauer wohl auf h2 -, angelautet haben (*h2enk-l*h2nek-, s. COWGILL 1965: 151; PETERS 1975: 41; MAYRHOFER 1986: 132), aber für die Möglichkeit *onko- auch ohne Laryngal vgl. ANrrrLA 1969: 54 (zu gr. 0 in ÖYKO~ s. auch HAMP 1978: 64, Anm. 7). Für *ag- (Nr. 1) aus *h2 ag- < *h2eg- besteht die Evidenz in aind. (ved.) ijate ,treibt" das nach KLAus STRUNK (1977) auf redupliziertes *h2i-h2 g-e- zurückgeht. A. BAMMESBERGER (1984: 66-68) hat jedoch den Beweiswert der aind. Form mit scharfsinniger Argumentation bestritten (vgl. jedoch nunmehr die Entgegnung STRUNKS, 1988: 565-569: ein nachgrundsprachliches, frühurar. *Hi-Hj-a-tai sei möglich). Es dürfte somit (innerhalb einer "gemäßigten" Laryngaltheorie, die auch vokalisch anlautende Wurzeln zuläßt) zur Zeit möglich sein, daß idg. *ag- keinen anlautenden Laryngal hatte. Für einen anlautenden Laryngal hr in idg. *er(H)- ,trennen' gibt es m. W. keine (eindeutige) sprachinterne Evidenz, und somit ist der Laryngal auch in idg. * erdho- ,Seite' (Nr.2) und (nach meinem Vorschlag) in idg. *orbho- ,verwaist, Waise' (Nr. 3) nicht sicher, wenn wir sie dieser Wurzel zuordnen (s. oben; vgl. jedoch heth. !Jarp- ,sich absondern" MAYRHOFER, EWAia I 120, wo *[h2 ?}6rbho-). Von den sechs Fällen bleiben somit immerhin idg. *Howi,Schaf' und idg. * Hon-r- ,Traum' sichere Laryngal-Fälle. Die Alternative (4) könnte jedoch (theoretisch) teilweise zutreffen. 61 Der Ansatz von h2- wird mit anatol. [t- begründet, da h3 - durch anatoJ. ~ vertreten sei (s. noch EICHNER 1978: 162). Mehrere Forscher haben trotzdem h3 - angenommen. Es geht gleichzeitig um die Frage, ob bei h2o- eine Umfarbung zu a stattfand oder nicht (s. hierzu auch Anm. 13 oben).
Lehnwörter ohne Laryngalreflex im Anlaut
111
Die erste Alternative, wonach die Gruppe mit vokalischem Anlaut jünger wäre als die Gruppe mit kM, kann auch kaum generell angenommen werden. Zwar ist die Verbreitung an sich kein zuverlässiges Kriterium der absoluten Chronologie (fiu. *sata ,hundert' ist ja in allen fiu. Sprachen verbreitet, gehört aber nicht zu den ältesten Lehnwörtern, sondern stammt aus einer erst arischen Form *sata-, nicht etwa aus idg. *krfl,to-), aber das -j- (statt -co) in *aja(Nr. 1) und (nach meiner Erklärung) das u- (statt 0-) in den Vorformen von fi. uni (Nr. 5) und fi. uuhi (Nr. 6) sind zusätzliche Indizien einer recht frühen Entlehnung. Somit können diese Wörter kaum alle später entlehnt worden sein als die Wörter mit anlautendem kM. Immerhin ist aber hervorzuheben, daß es unter den aufgeführten "laryngallosen" Fällen keine gibt, die nachweisbar bereits in uralische Zeit gehören. Die Alternative (3) setzt voraus, daß das ural./fiu. Phonem x ursprünglich auch im Anlaut vorgekommen, in dieser Stellung aber später ohne Reflex geschwunden ist. Das ist durchaus möglich, läßt sich aber mit sprachinternem Material nicht beweisen. Die Erklärung (3) wäre jedoch eine mögliche Lösung. Es bleibt die Alternative (2). Die idg. Mundarten haben wohl die Laryngale in den einzelnen Gebieten zu unterschiedlichen Zeiten verloren. Man könnte annehmen, daß die alten fiu. Lehnwörter ohne Laryngalreflexe aus solchen, zunächst zentralen bzw. östlichen, innovativen idg. Mundarten stammen, die die Laryngale im Anlaut früh geschwächt (bzw. verloren) haben. Am Rande etwa im Nordwesten des idg. Sprachgebiets - könnte sich das Indogermanische in lautlicher Hinsicht länger unverändert erhalten haben. Aus einem solchen Randgebiet könnten diejenigen Lehnwörter stammen, die eine recht beschränkte fiu. Verbreitung, aber trotzdem einen Laryngalreflex aufweisen. Diese letztgenannten Wörter brauchen in der absoluten Chronologie nicht älter zu sein als jene ohne Reflex (und z. T. mit weiterer Verbreitung). Ihr älteres Aussehen kann eben darauf beruhen, daß gerade die idg. Mundarten, aus denen sie stammen, selbst in lautlicher Hinsicht ein konservatives Rückzugsgebiet bildeten, mit beibehaltenen anlautenden Laryngalen. Es ist offenbar das Gebiet jener idg. Mundarten, aus denen später das Germanische, das Baltische und das Slavische hervorgegangen sind: ein frühes "Germano-Balto-Slavisch" mit wesentlich idg. Lautstand, eine Sprachgemeinschaft, wie sie etwa von ALFRED SENN (1966: 35) aufgrund von lexikalischen
112
Abschließende Betrachtung der Ergebnisse
Übereinstimmungen angenommen wurde. Als Sprecher dieser idg. Mundarten muß man in erster Linie die Träger der schnurkeramischen Streitaxtkulturen im Baltikum, in Skandinavien und in Südwestfinnland betrachten, die von der archäologischen Forschung heute auf 2500 bis 2000 v. ehr. datiert werden (s. z. B. SALD 1981: 446). Ein Teil der Lehnwörter sind allem Anschein nach gerade im Baltikum und in Finnland übernommen worden, es kommen jedoch auch Kontakte in Frage, die sich östlicher und südlicher davon und wohl auch noch früher abgespielt haben. Die m. E. natürlichste Erklärung ergibt sich als eine präzisierte Variante der Alternative (2): Die zweifache Behandlung der anlautenden idg. Laryngale spiegelt einfach zwei verschiedene Substitutionsmoden wider, die zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kontaktgebieten geherrscht haben. Wenn die Finno-Ugrier nicht imstande waren, das ural. x im Anlaut zu produzieren, so ließen sie die betreffenden Wörter vokalisch anlauten - insbesondere, wenn der anlautende Laryngal in der betreffenden idg. Mundart schon schwach realisiert wurde -; entsprechend ignorieren die Sprecher der heutigen romanischen Sprachen ein germ. anlautendes h-. Einen fiu. Parallelfall finden wir im Lappischen. Germanische Lehnwörter mit anlautendem antevokalischem hwurden ins Urlappische mit vokalischem Anlaut übernommen, denn das Urlappische besaß noch kein h: vgl. lp. awje ,Heu' germ./urn. * hauja- > an. hey id., lp. aw'ju ,Traubenkirsche' germ./urn. *hagjo > an. hegg-r id. (s. z. B. DE VRIES 226, 216). Die andere Substitutionsmode galt in einer anderen Sprachgemeinschaft: Der nordwestliche, "alteuropäische" anlautende Laryngal wurde offenbar recht deutlich realisiert, und im finnischpermischen bzw. fruhurfinnischen Gebiet wurde er durch k- wiedergegeben. Auf die gleiche Weise ist das germ. anlautende X-Ih- in den älteren germanischen Lehnwörtern des Ostseefinnischen durch k- substituiert worden: fi. kallio ,Fels' - germ. *xalljo(n)- > an. hella, schwed. häll ,Fels(platte)', fi. kaura, dial. kakra ,Hafer' germ. *xagran- > altgutn. hagri id., fi. kana ,Huhn' - germ. *xanan- > dt. Hahn. - Möglich ist, daß die Substitution des anlautenden Laryngals durch k- bereits in der ältesten uralischen Zeit vorkam und die späteren nördlichen Entlehnungen nur dieses älteste Substitutionsmuster fortsetzen (vgl. ural. * koskj ,trockene Stelle" s. Anm. 13 und sam. * ko- ,sehen, finden" s. fi. koke-, Etymologie Nr. 7).
Andere frühe Lehnwörter
113
Aufgrund der Verbreitung des idg. Originals und des daraus entlehnten ural./fiu. Wortes können die behandelten Laryngalwörter grob in zwei Schichten eingeteilt werden: 1. weitverbreitete, z. T. recht alte Entlehnungen, 2. Entlehnungen aus dem nördlichen Randgebiet des Indogermanischen. Für die erste Schicht ist die Substitution des Laryngals im ural./fiu. Inlaut durch ural./fiu. -xkennzeichnend, der zweiten Schicht sind jene Wörter zuzuweisen, die im Inlaut -8-, im Anlaut k- als Substitute aufweisen. (Nicht auszuschließen ist aber die Möglichkeit, daß k- als Substitut bereits in uralischer Zeit vorgekommen ist.) Die Finno-Ugrier haben natürlich nicht nur laryngalhaltige idg. Wörter entlehnt. Deshalb wäre zu fragen, ob wir sonstige Lehnwörter finden, die wir für ebenso alt wie diejenigen mit Laryngalmerkmalen halten können bzw. müssen. Solche Wörter lassen sich finden. Für die oben definierte erste Schicht, Wörter mit ausgedehnter fiu. bzw. ural. Verbreitung seien hier nur folgende Beispiele genannt: (1) fiu. *meti ,Honig, Met' = fi. mesi, Gen. meden (Verbreitung: osfi., mordw., (?) tscher., wotj., syrj., ung.) aus: idg. *medhu- ,Honig, Met' (s. z. B. REDEI 1986: 45); (2) ural. *moskj- ,waschen' (Verbreitung: estn., mordw., tscher., wotj., syrj., ung., sam., JANHUNEN 1981: 235,273) aus: idg. *mozg(ablautend zu idg. *mezg- ,untertauchen'); die idg. o-Stufe ist vertreten im Kausativum aind. majjayati ,versenkt, taucht unter' (KEWA 11 549) und im balt. lterativum lit. mazg6ti, mazg6ju ,waschen" lett. mazgat, mazgäju id. (= balt. *mazgäjö ,tauche mehrfach ein, wasche" IEW 745), das idg. Original war wohl zunächst das Kausativum *mozg-eye/o- (bei REDEI 1986: 40); (3) ural. *punj-/*puna- ,flechten' (Verbreitung: osfi., fi. puno- ,flechten" lp. ,spinnen, flechten" mordw. ,flechten, zwirnen" tscher. id., wotj. ,winden, flechten" syrj., wog., ostj. id., ung. ,spinnen; flechten" sam. ,zwirnen, flechten" JANHUNEN 1981: 258, 273; UEW I 402) aus: idg. *W-e/o- (= balt. *pin-ti-) > lit. pinti, pinu ,flechten" lett. pU, pinu id. (s. FRAENKEL 594; KURYLOWICZ 1968: 323), die idg. Wurzel lautet *(s)pen- ,ziehen, spannen; spinnen' (lEW 988, und s. oben unter Etymologie Nr. 8), und semantisch stimmt wieder das balt. Verb am genauesten mit dem ural. überein; (4) ural. *weti ,Wasser' (Verbreitung: osfi., mordw., tscher., wotj., syrj., wog., ung., sam. *wit ,Wasser" s. JANHUNEN 1981: 234, 274; UEW 11 570) aus: idg. *wed-(r/n-) (*h 2wed- ?): vgl. heth. watar, Dat.-Lok. we-
114
Abschließende Betrachtung der Ergebnisse
teni ,Wasser', arm. get ,Fluß" phryg. ßEOU ,Wasser' usw. (lEW 78-80; bei REDEI 1986: 43); (5) fiu. *wosa ,Ware, Handel' (Verbreitung: osfi., fi. os-ta- ,kaufen" lp. id.; tscher. uza ,Preis" wotj. vuz ,Ware, Handel" vuz-al- ,verkaufen" syrj. vuz ,Kauf, Handel', vuz-al- ,verkaufen" auch wog., UEW I 585) aus: idg. *wos-, zunächst *wosä (= * wosahz) = germ. *wazö > * warö = ags. waru ,Handelsware' = dt. Ware (zur Etymologie von Ware s. SZEMERENYI 1979: 118-122), die idg. Wurzel lautet *wes- ,kaufen' (IEW 1173; vgl. REDEI 1986: 48). Weitere Beispiele seien nur angedeutet, so fiu. *kota ,Zelt, Hütte, Haus' (vgl. REDEI 1986: 44; JOKI 1973: 272), fiu. *wetä- ,führen, leiten, ziehen' (vgl. REDEI 1986: 48; JOKI 1973: 344); das Vorhandensein alter idg. (bzw. vorar.) Lehnwörter wird ja allgemein anerkannt (vgl. JOKI 1973, REDEI 1986). (Der Einheitlichkeit halber wurden die ural./fiu. Rekonstrukte hier nach der Notationsweise von JANHUNENjSAMMALLAHTI angeführt: *meti. *moskj-. *weti. *wosa. *kota = tradit. [UEW, REDEI] *mete. *moske-. *wete. *wosa. *kota; *punj-/*puna- = [UEW] *puna-.) Für die oben umrissene zweite Schicht, Wörter mit vorwiegend begrenzter Verbreitung innerhalb des Finnisch-Ugrischen, sei hier nur auf eine Reihe von Etymologien hingewiesen, die ich schon früher (KoIVULEHTO 1983a, 1983b) vorgelegt habe und die anhand des palatalen Reflexes der idg. anlautenden Palatale k- und {/'- eine Entlehnung aus einer solchen idg. Sprachform voraussetzen, die lautlich noch wesentlich der rekonstruierten idg. Grundsprache glich. Die Wörter müssen also älter sein als das Germanische, wo ja die Opposition k - k. {/' -!I' (schon vorgermanisch) aufgehoben war, und das Baltische, wo die Palatale ja zu den Zischlauten 8 und z geworden waren und deshalb durch frühurfi. 8 substituiert wurden. Trotz des idg. Lautstandes weist jedoch die Verbreitung der idg. Originale in Übereinstimmung mit der westlichen Verbreitung der Lehnwörter auf eine Entlehnung aus solchen idg. Mundarten hin, die zunächst an der Ostsee oder im Baltikum beheimatet waren. Ich möchte diese Beispiele hier nicht mehr im einzelnen vorführen, sondern verweise nur auf die bei den früheren Arbeiten, die außerdem auch andere (z. T. altbekannte) Beispiele früher Entlehnung (bei begrenzter Verbreitung) enthalten (fi.-perm. *jüwä ,Getreide, Korn" fi.-wolg. * ke8trä/*kesträ ,Spindel, Spinnwirtel" fi.perm. *porcas ,Ferkel, Schwein" fi.-mordw. *re.§mä ,Seil' und andere). Außer diesen Lehnwörtern mit deutlichen lautlichen Kennzeichen können bzw. müssen eine ganze Reihe von anderen alten
Phonetischer Wert der Laryngale, Umfärbung
115
Lehnwörtern mit begrenzter Verbreitung ebenso alt sein, obwohl man es lautlich nicht immer so eindeutig beweisen kann: Gerade Palatal- und Laryngalreflexe sind eben die eindeutigsten Merkmale einer frühen idg. Sprachform, wenn es sich um Entlehnungen mit begrenzter Verbreitung handelt. - Ich verweise außerdem noch auf einige in dieser Arbeit kurz behandelte neue Fälle: fi. hoke- ,(etwas wiederholt) sagen' (s. Etymologie Nr. 7: fi. koke-), fi. sito- ,binden" lp. Mdnd- ,binden' (s. Etymologie Nr.8: fi. kuto-, Anm. 23), wotj. burd ,Flügel' (s. Etymologie Nr. 23: wotj. puz ,Sieb'). Wegen der beträchtlichen Unterschiede zwischen den ural./fiu. und idg. Konsonantensystemen können die Lehnwörter nicht viel über den phonetischen Wert der idg. Laryngale aussagen. Ihr frikativer (= spirantischer) Charakter wird jedoch eindeutig von ihrer Substitution durch fiu./frühurfi. 8 im Inlaut vorausgesetzt; auch ural. x in den ältesten Fällen weist zunächst auf frikative Geltung hin. Daß die Substitution durch k- im Anlaut natürlich kein Gegenbeweis ist, braucht eigentlich nicht mehr hervorgehoben zu werden: Diese Substitution wurde bereits oben erörtert (S. 19, 105, 112). Der Befund steht im Einklang mit der gängigen Annahme, daß die Laryngale Engelaute, etwa dorsale Frikative gewesen sind, wohl - den dorsalen Klusilen entsprechend - Palatale (h j ) , Ve1are (hz), und Labiovelare (h3)' Zu einem spätidg. Zusammenfall der Laryngale (s. lINDEMAN 1987: 103, 115; GAMKRELIDZE - IVANOV 1984: 170: von GAMKRELIDZE bereits 1960 angenommen), kann aufgrund des Befundes nichts gesagt werden, was natürlich keine Schwächung dieser sehr plausiblen Annahme bedeutet. Und wie verhält sich der Befund zur angenommenen Umfärbung von ursprünglichem idg. e (und 0) bei hz und h3 ? In dreien der fünf ältesten Belege mit nachweisbar uralischem Alter und inlautendem -x- (Nr. 9-12, 14) steht der idg. Laryngal in diphthongischen Wurzeln vom Typus CewH-, so daß schon prinzipiell keine Umfärbung vorkommen kann; außerdem handelt es sich bei den angesetzten idg. Originalen um schwundstufige bzw. o-stufige Formen (*bhuH-I*bhowH-, *8'UH-, *dhuH-). In einem Beleg haben wir hj (*bhehr ). Nur bei einem Beleg sind die Bedingungen der Umfärbung erfüllt, und zwar bei hz: idg. *gWnehz, Nom. Sg. ,Frau' (Nr. 9). Der uralische Reflex ist (nach JANHUNEN) als ural. *näxi ,Frau' angesetzt. Der Vokal ä = [00] deutet also darauf hin, daß die Umfär-
116
Abschließende Betrachtung der Ergebnisse
bung eh2 > ah2 bei der Übernahme des Wortes noch nicht vollendet war. (Im Ostseefinnischen begegnet eine hintervokalische Variante, *00- ,Frau", die auf eine etwas spätere Entlehnung aus einem Original mit schon vollzogener Färbung zurückgeführt werden könnte.) Ein inlautendes -x- kommt außerdem in fiu. * toxi(Nr. 13) vor, bei dem idg. *doha- angesetzt ist. Der Reflex 0 setzt somit die bereits vollzogene U mfärbung * deha- > * doha- voraus. Aber hier handelt es sich schon um einen etwas jüngeren Fall: Wegen des erhaltenen fiu. 0 kann *toxi- (nach JANHUNEN) nicht mehr der uralischen Zeit angehören, muß also erst nach dem Wandel 0Of: > uCi entlehnt sein. Auch alle anderen Fälle, bei denen h2 und ha Umfärbung bewirkt haben, zeigen den bereits vollzogenen Wandel zu a und 0; es sind alles Beispiele mit anlautendem k- als Laryngalsubstitut (Nr. 1-4, 7: idg. *h2 ak-, *h2al-, *h2a8-gf']-, *h2awg-8-, *haok Außerdem wurde (mit Vorbehalt) auf einen uralischen Fall hingewiesen, der ein erhaltenes Abtönungs-o in * h20- reflektieren würde (Anm. 13). Als Fazit ergibt sich somit: Bei den ältesten Kontakten des Indogermanischen mit dem Uralischen kann damit gerechnet werden, daß die Umfärbungen noch nicht (vollständig) geschehen waren, alle späteren Lehnwörter weisen jedoch bereits die UmIärbungen auf. W
-).
BIBLIOGRAPHIE AN'ITlLA, RAlMO, 1969: Proto-Indo-European Schwebeablaut. University of California Publications. Berkeley - Los Angeles. BAETKE = BAETKE, W ALTER, Wörterbuch zur altnordischen Prosaliteratur. Dritte Auflage. Berlin 1963. BAMMESBERGER, ALFRED, 1984: Studien zur Laryngaltheorie. Ergänzungshefte zur Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung (KZ) Nr. 33. Göttingen.
1988: Die Laryngaltheorie und die Rekonstruktion des indogermanischen Laut- und Formensystems. Hrsg. von A. BAMMESBERGER. Heidelberg. BARTHOLOMAE = BARTHOLOMAE, CHRISTIAN, Altiranisches Wörterbuch. Straßburg 1904. BATALOVA - KRIVOSCEKOVA-GANTMAN = ,Komi-permjacko Avtory: R. M. BATALOVA, A. S. russkij slovar'. KRIVOSCEKOVA-GANTMAN. Moskva 1985.. BEEKES, R. S. P., 1969: The Development of the Proto-Indo-European Laryngeals in Greek. JL, Series Practica 42. The Hague - Paris. 1972: H 2 0. Spr 18.117-131. 1988: Laryngeal Developm~nts: A Survey. BAMMESBERGER
1988: 59-105. BEKE, ÖDÖN, 1911: Cseremisz nyelvtan (,Tscheremissische Grammatik"). Budapest. BENVENISTE, EMlLE, 1935: Origines de la formation des noms en indo-europeen. Paris. -, 1954: Etudes hittites et indo-europeennes. BSL 50. 29-43. -, 1962: Hittite et indo-europeen. Etudes comparatives. Paris. BERNEKER = BERNEKER, ERICH, Slavisches etymologisches Wörterbuch!. Heidelberg 1908-1913. BRÄUER, HERBERT, 1961: Slavische Sprachwissenschaft!. Einleitung, Lautlehre. Sammlung Göschen 1191/1191 a. Berlin. BRUGMANN = BRUGMANN, KAHL, Vergleichende Laut-, Stammbil-
dungs- und Flexionslehre der indogermanischen Sprachen 1-11 (Grundriß der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen). Zweite Bearbeitung. Straßburg 1897 -1916.
118
Bibliographie
CHANTRAINE = CHANTRAINE, PIERRE, Dictionnaire etymologique de . la langue grecque. Histoire de8 mots. Paris 1968-1980. COLLINDER = COLLINDER, BJÖRN, Fenno-Ugric Vocabulary. An Etymological Dictionary of the Uralic Language8. Second Revised Edition. Hamburg 1977. COLLINDER, BJÖRN, 1934: Indo-uralisches Sprachgut. Die Urverwandtschaft zwischen der indoeuropäischen und der uralischen (Jinnischugrisch-samojedischen) Sprachfamilie. uuA 1934: 1. Uppsala. 1960: Comparative Grammar of the Uralic Languages. Stockholm. 1965: Hat das Uralische Verwandte? AUU, Nova Series 1: 4. 109-180. 1967: Die indouralische Sprachvergleichung und die Laryngaltheorie. Spr 13. 179-190. 1970: Nachtrag zum Aufsatz "Die indouralische Sprachvergleichung und die Laryngaltheorie" (Die Sprache, 13 [1967] 179ff.). Spr 16.174-175. COWGILL, WARREN, 1963: Besprechung von JAAN PUHVEL, Laryngeals and the Indo-European verb (1960). Lg 39. 248-270. -, 1965: Evidence in Greek. WINTER 1965: 142-180. DWb = Deutsches Wörterbuch, begründet von J. und W. GRIMM l XVI. Leipzig 1851-1960. EICHNER, HEINER, 1978: Die urindogermanische Wurzel * Hzreu ,hell machen'. Spr 24. 144-162. ENDZELIN, J., 1922: Lettische Grammatik. Riga. EWAia: s. MAYRHOFER, EWAia. FALK - TORP = FALK, H. S. - TORP, ALF, Norwegisch-dänisches etymologisches Wörterbuch 1-11. Heidelberg 1910-1911. FRAENKEL = FRAENKEL, ERNST, Litauisches etymologisches Wörterbuch. Heidelberg - Göttingen 1962-1965. FRIEDRICH - KAMMENHUBER = FRIEDRICH, JOHANNES t - KAMMENHUBER, ANNELIES, Hethitisches Wörterbuch. Zweite, völlig neubearbeitete Auflage. Band I: A. Heidelberg 1975-1984. FRIIS = FRIIS, J. A., Ordbog over det lappiske Sprog. Christiania 1887. FRISK = FRISK, HJALMAR, Griechisches etymologisches Wörterbuch 1-111. Heidelberg 1960-1972. GAMKRELIDZE, T. V. - IVANov, V. V., 1984: Indoevropejskij jazyk i indoevropejcy 1-11. Tbilisi.
Bibliographie
119
GANANDER = GANANDER, CHRISTFRID, Nytt Finskt Lexicon (1787). Faksimile aus der Handschrift, Bd. 1-111. Porvoo 1937 -1940. GELDNER, KARL, FRIEDRICH, 1951: Der Rig-Veda aus dem Sanskrit ins Deutsche übersetzt und mit einem laufenden Kommentar versehen 1-111. Harvard Oriental Series, Volumes 33-35. Cambridge, Massachusetts - London - Leipzig. GERSTNER et al., 1986: Lyökämme käsi kätehen. Beiträge zur Sprachkontaktforschung im Bereich des Finnougrischen und des Germanischen: A. D. Kylstra zum 65. Geburtstag. Hrsg. von K. GERSTNER, S.-L. HAHMO, T. HOFSTRA, J. JASTRZ~BSKA, O. NIKKlLÄ. Amsterdam. GIPPERT, JOST, 1985: Ein Seminar über indoiranisch-uralische Beziehungen in Berlin (28. 10.-1. 11. 1985). FUM 9. 249-250. GOETZE, ALBERT, 1951: On the Hittite Words for 'Year' and the Seasons and for 'Night' and 'Day'. Lg 27.467-476. GRAFF = GRAFF, E. G., Althochdeutscher Sprachschatz 1- VI. Berlin 1834-1846. Grammatika sovremennego udmurtskogo jazyka. Fonetika i morfologija. Redakcionnaja kollegija: P. N. PEREVOSCIKOV, V. M. VAHRUSEV, V. J. ALATYREV, A. A. POZDEEVA, LV. TARAKANov. lZevsk 1962. GRASSMANN = GRASSMANN, HERMANN, Wörterbuch zum Rig-Veda. Leipzig 1873. GREPPIN, JOHN A. C., 1988: Laryngeal Residue in Armenian: Genetic and Loan Evidence. BAMMESBERGER 1988: 179-193. HAHMo, SIRKKA-LuSA, 1981: Germanische Lehnwörter auf -e im Finnischen. IKOLA 1981: 49-54. HAJDlJ, PETER, 1985: Ural 'skie jazyki i narody. Moskva. lIÄKKINEN, KAISA, 1984: Wäre es schon an der Zeit, den Stammbaum zu fällen. UAJb, N. F. 4. 1-24. HAKUUNEN, LAURI, 1939: Nuoha. Vir 43. 491-497. 1970: Vihdoin (Referat: Das fi. Adverb vihdoin ,tandem, demum, denique'). Vir 74. 146-154. 1979: Suomen kielen rakenne ja kehitys (,Struktur und Entwicklung der finnischen Sprache'). Neljäs, korjattu ja lisätty painos. Helsinki. HAMP, E. P., 1960: Mythical Prothetic Vowels in Albanian. AIONL 2. Napoli. 185-190. 1978: On Greek "Prothetic" Vowels. MSS 37.59-64. 1979: Indo-European *gWen-Ha • KZ 93. 1-7.
120
Bibliographie
1983: Indo-European Notes. IF 87. 70-75. HOFSTRA., TETTE, 1985: Ostseefinnisch und Germanisch. Frühe Lehnbeziehungen im nördlichen Ostseeraum im Lichte der Forschung seit 1961. Groningen. HOLTHAUSEN = HOLTHAUSEN, FERDINAND, Altenglisches etymologisches Wörterbuch. Heidelberg 1934. HOVDHAUGEN, EVEN, 1968: Prothetic Vowels in Armenian and Greek and the Laryngeal Theory. NTS 22. 115-132. lEW = POKORNY, JULIUS, Indogermanisches etymologisches Wörterbuch. Bern - München 1959. IKOLA, OSMO, 1981: CongresS'US Quintus Internationalis Fenno-Ugristamm, Pars VII. Redegit O. IKOLA. Turku. E. ITKONEN = ITKONEN, ERKKI, Inarilappisches Wörterbuch I ff. Helsinki 1986 ff. ITKONEN, ERKKI, 1946: Zur Frage nach der Entwicklung des Vokalismus der ersten Silbe in den finnisch-ugrischen Sprachen, insbesondere im Mordwinischen. FUF 29.222-337. 1949: Beiträge zur Geschichte der einsilbigen Wortstämme im Finnischen. FUF 30. 1-54. 1953/54: Zur Geschichte des Vokalismus der ersten Silbe im Tscheremissischen und in den permischen Sprachen. FUF 31. 149-345. 1967: Besprechung von LYTKIN 1964. VJa 1967.139-144. 1977 : Die Umwandlung einiger a- und ä-Stämme zu eStämmen im Urfinnischen. JSFOu 75.5-12. 1988: Vokaaliston kysymyksiä (Referat: Fragen des Vokalismus). Vir 92. 325-330. ITKONEN, TERHO, 1974: Astevaihtelun tempauksia. k vartalokonsonanttina v:n sijalla (Referat: Über einige sekundäre Stufenwechselfälle im Finnischen). Vir 78. 17-34. -, 1983: Välikatsaus suomen kielen juuriin (Referat: Über die Wurzeln der finnischen Sprache - Zwischenbetrachtung). Vir 87. 190-229, 349-386. T.1. ITKONEN = ITKONEN, T. I., Koltan- ja Kuolanlapin sanaki'lja / Wörterbuch des Kolta- und Kolalappischen 1-11. Helsinki 1958. JANHUNEN = JANHUNEN, JUHA, Samojedischer Wortschatz. Gemeinsamojedische Etymologien. Helsinki 1977. JANHUNEN, JUHA, 1981: Uralilaisen kantakielen sanastosta (Zusammenfassung: Über den Wortschatz des Protouralischen). JSFOu 77. 219-274.
Bibliographie
121
JOKI. AULIS J .• 1959: Paleolingvistiikkamme ongelmia. ,.Alkukodin'" ja .. alkukulttuurin" vaiheilta (.Probleme unserer Paläolinguistik. Über die ..Urheimat'" und .. Urkultur'H). VIRTARANTA et al. 1959: 48-55 . • 1973: Uralier und Indogermanen. MSFOu 151. Helsinki. KARSTEN. TOR EVERT. 1943/44: Finnar och germaner. Folk- och kulturberöringar frän tre ärtusenden. FMS 9-10. 1-260. 261-630. KATZ. lIARTMUT. 1983a: Hethitisch lJiMa- und Zubehör. Orient 52. 116-122. -. 1983b: Zu idg. *mrt6-. Spr29. 174-177. -. 1987: Besprechung von REDEI 1986. UAJb. N. F. 7.252-263. KETIUNEN = KETIUNEN. LAURI. Livische8 Wörterbuch. Helsinki 1938. KETIUNEN. LAURI. 1959: Ehtä-vartaloisten sanojen johdannaisista (. Über Ableitungen von ehtä-stämmigen Wörtern'). KV 39. 215-222. KEWA: s. MAYRHOFER. KEWA. KIURU. SILVA. 1977: Suomen kielen kieltohakuiset verbit (.Die negopetalen Verben des Finnischen'. mit dt. Referat). Helsinki. KKS = Karjalan kielen 8anakirja (.Karelisches Wörterbuch') Hf. Päätoimittaja PERTTI VIRTARANTA. Helsinki 1968ff. KLUGE - MITZKA = KLUGE. FRIEDRICH. Etymologi8che8 Wörterbuch der deut8chen Sprache. 21. Auflage. bearbeitet von WALTHER MITZKA. Berlin 1975. KOIVULEHTO. JORMA, 1973: Germanisch-finnische Lehnbeziehungen 111. NM 74. 561-609. -. 1974: Lisiä germaanis-suomalaisiin lainakosketuksiin (Referat: Beiträge zu den germanisch-finnischen Lehnberührungen). Vir 78. 111-127. 1976: Vanhimmista germaanisista lainakosketuksista ja niiden ikäämisestä 1-11 (Referat: Über die ältesten germanischen Lehnbeziehungen und ihre Datierung). Vir 80. 33-47. 247-290. 1979a: Baltisches und Germanisches im Finnischen: die finn. Stämme auf orte und die finn. Sequenz Vrtv. SCHIEFER 1979: 129-164. -. 1979b: Phonotaktik als Wegweiser in der Lehnwortforschung: die osfi. -8tr-Wörter. FUF 43. 67 -79.
122
Bibliographie
1981 a: Paikan ja joukon tulo kieleen (Referat: Germ. *spaikö und *jaukja- im Finnischen). Vir 85. 195-213. 1981 b: Reflexe des germ. / eI/im Finnischen und die Datie. rung der germanisch-finnischen Lehnbeziehungen. PBB 103. 167 -203, 333-376. 1981 c: Zur Erforschung der germanisch-finnischen Lehnbezie. hungen. SFU 17.161-175. 1983 a: Seit wann leben die U rfinnen im Ostseeraum ? Zur relativen und absoluten Chronologie der alten idg. Lehnwortschichten im Ostseefinnischen. MSFOu 185. 135-157. 1983 b: Suomalaisten maahanmuutto indoeurooppalaisten lai· nasanojen valossa (,Die Einwanderung der Finnen im Lichte der idg. Lehnwörter'). JSFOu 78. 107-132. 1986a: Lehnwörter im Bereich von ,Korn" ,Finne', ,Flosse'. GERSTNER et al. 1986: 85-94. 1986b: Pintaja rasva (Referat: Germ. *spinda- und *krausa- im Finnischen). Vir 90. 164-177. 1988 a: Alte indogermanische Lehnwörter im Finnisch-Ugrischen. UAJb, N. F. 8.1-7. 1988b: Idg. Laryngale und die finnisch-ugrische Evidenz. BAMMESBERGER 1988: 281-297. 1988c: Lapin ja itämerensuomen suhteesta: ieur. -Tr- yhtymän korvautuminen lainoissa (Referat: Die Substitution der idg. Verbindung -Tr- im Finnisch-Permischen). Vir 92. 26-51. -, 1989: Ehkä ja ehto, yskä ja ystävä (,Ehkä ,vielleicht' und ehto ,Bedingung" yskä ,Husten; Schoß' und ystävä ,Freund"). JSFOu 82. 171-192. KORHONEN, MIKKO, 1976: Suomen kantakielten kronologiaa (Referat: Zur Chronologie der Ursprachen des Finnischen). Vir 80.3-18. -, 1981: Johdatus lapin kielen historiaan (,Einführung in die Geschichte des Lappischen'). Helsinki. 1988: Uralilaisten kielten jälkitavujen vokaaliston historiaa (Referat: Zur Geschichte des Vokalismus der nichtersten Silben in den uralischen Sprachen). Vir 92. 8-25. KORTLANDT, FREDERIK, 1980: Hzo and oHz. LP 23. 127-128. -, 1985: Long vowels in Balto-Slavic. Balt 21/2. 112-124. -, 1988: The laryngeal theory and Slavic accentuation. BAMME8BERGER 1988: 299-311.
Bibliographie
123
KUJOLA = LYYDILÄISMURTEIDEN SANAKIRJA (,Wörterbuch der lydischen Mundarten'). Toimittanut ja julkaissut JUHO KUJOLA. Helsinki 1944. Kulturhistoriskt lexikon fär nordisk medeltid. Bd. VIII. Köpenhamn - Helsingfors - Reykjavik - Oslo - Malmö 1963. KURSCHAT = KURSCHAT, ALEXANDER, Litauisch-deutsches Wörterbuch I-IV. Hrsg. von W. WISSMANN t und E. HOFMANN unter Mitwirkung von A. KURSCHAT und H. KRICK. Göttingen 1968-1973. KURYLOWICZ, JERZY, 1935: Etudes indo-europeennes I. Krakow. -, 1968: Indogermanische Grammatik, Band 11. Akzent. Ablaut. Heidelberg. LEHTINEN, TAPANI, 1979: Itämerensuomen verbien historiallista johto-oppia. Suomen avajaa, karkajaa -tyyppiset verbit ja niiden vastineet lähisukukielissä (,Zur historischen Ableitungslehre der ostseefinnischen Verben: die finnischen Verben vom Typus avajaa, karkajaa und ihre Entsprechungen in den nahverwandten Sprachen'). MSFOu 169. Helsinki. LEXER = LEXER, MATTHIAS, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch 1-11. Leipzig 1872-1878. LIIMOLA, M. E., 1934: Etymologische Bemerkungen. FVF 22. 168-175. LINDEMAN, FREDERIK OTTO, 1964: Les origines indo-europeennes de la "Verschärfung" germanique. Oslo. 1968: Bemerkungen zu den indogermanischen Langdiphthongen. NTS 22.99-114. 1970: Einführung in die Laryngaltheorie. Sammlung Göschen 1247/1247 a. Berlin. 1982: The triple representation of Schwa in Greek and 80me related problem8 of Indo-European phonology. Oslo - BergenTromse. 1987: Introduction to the ,Laryngeal Theory'. Oslo. LöNNROT = LöNNROT, ELIAS, Finskt-svenskt lexikon / Suomalaisruot8alainen sanakirja 1-11. Helsingfors 1866-1880. LYTKIN - GULJAEV = LYTKIN, V. I. - GULJAEV, E. S., Kratkij etimologiceskij 8lovar' komi jazyka. Moskva 1970. LYTKIN, V. 1., 1964: I8torice8kij vokalizm perm8kich jazykov. Moskva. MÄGISTE = MÄGISTE, JULIUS, E8tnisches etymologisches Wörterbuch I-XII (Offsetdruck eines hinterlassenen Manuskripts). Helsinki 1982-1983.
124
Bibliographie
MAYRHOFER et al., 1980: Lautgeschichte und Etymologie. Akten der VI. Fachtagung der Indogermanischen Gesellschaft. Hrsg. von M. MAYRHOFER, M. PETERS, O. E. PFEIFFER. Wiesbaden. MAVRHOFER, EWAia = MAYRHOFER, MANFRED, Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen I ff. Heidelberg 1986 ff. MAVRHOFER, KEWA = MAYRHOFER, MANFRED, Kurzgejaßtes etymologisches Wörterbuch des Altindischen 1-111 - N (Register). Heidelberg 1956-1980. MAVRHOFER, MANFRED, 1963: ,Hethitisch und Indogermanisch·. Gedanken zu einem neuen Buche. Spr 10. 174-197. 1981 a: Laryngalreflexe im Indo-Iranischen. ZPSK 34. 427-438. 1981 b: Nach hundert Jahren. Ferdinand de SaU8sures Frühwerk und seine Rezeption durch die heutige Indogermanistik. SbHAW, Jg. 1981, Bericht 8. Heidelberg. 1982 a: Ergebnisse einer Überprüfung des indogermanischen Ansatzes "Thorn". AÖAW 119.240-255. 1982b: Über griechische Vokalprothese, Laryngaltheorie und externe Rekonstruktion. TISCHLER 1982: 177 -192. 1986: Indogermanische Grammatik [begründet von J. KURYWWICZ t, herausgegeben von M. MAVRHOFER]. Band I, 2. Halbband: Lautlehre (Segmentale Phonologie des Indogermanischen) von MANFRED MAVRHOFER. Heidelberg. -, 1988: Zum Weiterwirken von Saussures "Memoire" (Forschungsbericht). Krat 33. 1-15. MEID, WOLFGANG, 1967: Germanische SprachwissenschajtlII. Wortbildung. Sammlung Göschen 1218/1218a/1218b. Berlin. MONIER-WILLIAMS = A Sanslcrit-Englisch Dictionary Etymologically and Philologically Arranged by Sir MONIER MONIER-WILLIAMS. Oxford 1899. MSzFE = A magyar sz6keszlet jinnugor elemei. Etimol6giai sz6tar (,Die finnisch-ugrischen Elemente des ungarischen Wortschatzes. Etymologisches Wörterbuch·) 1-111. Foszerkesztö LAK6 GVÖRGY, szerkesztö REDEI KARoLY, munkatarsak ERDELYI ISTvAN, GULVA JANos, K. SAL EVA, VERTEs EDIT. Budapest 1967-1978. MÜHLENBACH - ENDZELIN = MÜHLENBACHS lettisch-deutsches Wörterbuch, ergänzt und fortgesetzt von J. ENDZELIN I-N. Riga 1923-1932.
Bibliographie
125
MUNKACSI = MUNKACSI, BERN.h, A votjak nyelv szotara (,Wörterbuch der wotjakischen Sprache'). Budapest 1896. NIEDERMANN - SENN = Wörterbuch der litauischen Schriftsprache. Litauisch-Deutsch I-V. Bearbeitet von M. NIEDERMANN, A. SENN, F. BRENDER, A. SALYS. Heidelberg 1932-1968. NIELSEN = NIELSEN, KONRAD, Lappisk ordbok / Lapp Dictionary I- V. Oslo 1932-1962. NIRVI, R. E., 1986: Kadonneita turkiseläimiä paikannimissä (,Ausgestorbene Pelztiere in Ortsnamen'). Suomi 135. Helsinki. NORMIER, RUDoLF, 1977 (78): Idg. Konsonantismus, germ. "Lautverschiebung" und Vernersches Gesetz. KZ 9l. 171-218. OED = The Oxford English Dictionary I-XII. Oxford 1933. P AASONEN = P AASONEN, HEIKKI, Ost-tscheremissisches Wörterbuch. Helsinki 1948. P AASONEN, HEIKKI, 1917: Beiträge zur finnisch-ugrisch-samojedischen Lautgeschichte. Budapest. PAWLOWSKY = PAWLOWSKY, J., Russisch-deutsches Wörterbuch. Dritte vollständig neu bearbeitete, berichtigte und vermehrte Auflage. Riga - Leipzig 1900. PETERS, MARTIN, 1975: Altpersisch aJiyava. Spr 2l. 37-42. 1976: Attisch htemi. Spr 22. 157-16l. -, 1980: Untersuchungen zur Vertretung der indogermanischen Laryngale im Griechischen. SbÖAW 377 = VKLK 8. Wien. POKORNY: s. lEW. POSTI, LAURI, 1977: Some New Contributions to the Stock of Baltic Loanwords in Finnic Languages. Balt 13.263-270. PRELLWITZ, W., 1931: Hervorhebende Partikeln in der indogermanischen Wortbildung. Glo 19.89-127. PUHVEL = Hittite Etymological Dictionary by JAAN PUHVEL Hf. (Trends In Linguistics. Documentation 1). Berlin - New York - Amsterdam 1984 ff. RAVILA = RAVILA, P AAVO, Ersämordwinisches Wörterverzeichnis. Helsinki 1959. RAVILA, PAAVO, 1938: Über die entstehung des tscheremissischen konjugationssystems. FUF 25. 1-25. REDEI, KAROLY, 1986: Zu den indogermanisch-uralischen Sprachkontakten. SbÖaW 468 = VKLK 16. Wien. REDEI, UEW = REDEI, KAROLY, Uralisches Etymologisches Wörterbuch Hf. Unter Mitarbeit von MARIANNE BAKRO-NAGY,
126
Bibliographie
SANDOR CSUSC, ISTvAN ERD:hYI t, LASZLÖ HONTI, EVA KoRENCHY t, EVA K. SAL und EDIT VERTES. Budapest 1986ff. RENVALL = RENVALL, GUSTAV, Suomalainen Sana-Kirja / Lexicon linguae Finnicae I-II. Aboae 1826. RITTER, RALF-PETER, 1986: Besprechung von HOFSTRA 1985. UAJb N. F. 6. 241-244. RUIJGH, C. J., 1971: Besprechung von BEEKES 1969. L 26. 181-198. 1982: Besprechung von CHANTRAINE (Tome IV-2). L 58. 202-210. 1988: Observations sur les traitements des laryngales en grec prehistorique. BAMMESBERGER 1988: 443-469. SALO, UNTO, 1981: Satakunnan pronssikausi (,Die Bronzezeit in [der finnischen Landschaft] Satakunta'). Satakunnan historia 1. 2. Raurna. SAMMALLAHTI, PEKKA, 1979: Über die Laut- und Morphemstruktur der uralischen Grundsprache. FUF 43. 22-65. 1988: Historical Phonology of the Uralic Languages, with Special Reference to Samoyed, Ugric, and Permic. SINOR 1988: 478-554. SCHATZ = SCHATZ, JOSEF, Wörterbuch der Tiroler Mundarten. Innsbruck 1955. SCHIEFER, ERHARD F., 1979: Explanationes et tractationes FennoUgricae in honorem HANs FROMM. Hrsg. von E. SCHIEFER. FUB 3. München. SCHULZE, WILHELM - SIEG, EMIL - SIEGLING, WILHELM, 1931: Tocharische Grammatik, bearbeitet in Gemeinschaft mit W. SCHULZE von E. SIEG und W. SIEGLING. Göttingen. SchweizId = Schweizerisches Idiotikon, bearbeitet von F. STAUB, L. TOBLER u. a. Hf. Frauenfeld 188lff. SEEBOLD, ELMAR, 1980: Etymologie und Lautgesetz. MAYRHOFER et aI. 1980: 431-484. SENN, ALFRED, 1966: Handbuch der litauischen Sprache. Band I. Grammatik. Heidelberg. SEREBRENNIKOV, B. A., 1963: Istoriceskaja morjologija permskich jazykov. Moskva. -, 1967: Istoriceskaja morfologija mordovskich jazykov. Moskva. SETÄLÄ, EMIL N., 1933: Ehto und ihta. MSFOu 62.472-503. SINOR, DENIS, 1988: The Uralic Languages. Description, History, and
Bibliographie
127
Foreign Influences. Edited by D. SINOR. Leiden - New York - K0benhavn - Köln. SIRELIUS, U. T., 1921: Suomen kansanomaista kulttuuria (,Finnische Volkskultur') 11. Helsinki. SKES = TOIVONEN, Y. H. - ITKONEN, ERKKI - JOKI, AULIs J. - PELTOLA, REINO, Suomen kielen etymologinen sanaki'rja (,Etymologisches Wörterbuch der finnischen Sprache') I-VI (VII: Register, zusammengestellt von SATU TANNER und MARITA CRONSTEDT). Helsinki 1955-1981. SKÖLD, TRYGGVE, 1960: Drei finnische Wörter und die Laryngaltheorie. KZ 76. 27 -42. SMS = Suomen murteiden sanakirja (,Wörterbuch der finnischen Mundarten') I ff. Päätoimittaja TuOMO TUOMI. Helsinki 1985 ff. SMSA = Suomen murteiden sanakirjan arkisto (,Archiv des Wörterbuchs der finnischen Mundarten"). Forschungszentrum für die Landessprachen. Helsinki. STANG, CHRISTIAN, 1966: Vergleichende Grammatik der baltischen Sprachen. Oslo - Bergen - Troms0. STREITBERG, WILHELM, 1908-1910: Die gotische Bibel, hrsg. von W. STREITBERG 1-11. Heidelberg. STRUNK, KLAUS, 1977: Zwei latente Fälle des verbalen Präsensstammtypus tilß.tha-(ti) im Veda. ZDMG, Supplement 111 2.
971-983. 1988: Über Laryngale und einige reduplizierte Verbalstämme. BAMMESBERGER 1988: 563-582. SZEMERENYI, OSWALD, 1979: Germanica I. KZ 93. 103-125. THOMSEN, VILHELM, 1880: Beräringer mellem de finske og de baltiske (litauisk-lettiske) Sprog. K0benhavn. TISCHLER, JOHANN, 1982: Serta Indogermanica. Festschrift für GÜNTER NEUMANN zum 60. Geburtstag. Hrsg. von J. TISCHLER. Innsbruck. TOIVONEN, Y. H., 1916/20: Huomioita lainasanatutkimuksemme alalta (,Beobachtungen aus dem Gebiete unserer Lehnwortforschung"). JSFOu 34, 2 b. 1-47. 1928: Muutamista lapin sanoista (,Über einige lappische Wörter"). Festschrift til Rektor J. OVIGSTAD. Troms0 - Os10.
302-303. TORP = TORP, ALF, Nynorsk etymologisk ordbok. Kristiania 1919. TURNER = TURNER, R. L., A Comparative Dictionary of the IndoAryan Languages. London - New York - Toronto 1966.
128
Bibliographie
UEW: s. REDEI, UEW. UNGER - KRULL = UNGER, TH. - KRULL, F., Steirischer Wortschatz. Graz 1903. UOTlLA, EEVA, 1985: Kohta paikalleen (Summary: An etymology for Finnish kohta ,place [in front]'). Vir 89. 310-318. V ASMER = V ASMER, MAX, Russisches etymologisches Wörterbuch 1In. Heidelberg 1953-1958. VILKUNA, KUSTAA, 1935: Varsinaissuomalaisten kansanomaisesta taloudesta. Kansatieteellinen tutkimus (,Über die volkstümliche Wirtschaft der Eigentlichen Finnen. Volkskundliche Untersuchung'). Porvoo. VIRTARANTA et al., 1959: Verba docent (Festschrift für LAURI HAKULINEN). Toimitus: PERTTI VIRTARANTA, TERHO ITKONEN, P AAVO PULKKINEN. Helsinki. VKS = Vanhan kirjasuomen sanakirja (,Wörterbuch des älteren Schriftfinnisch ') I ff. Päätoimittaja ESKO KmvusALO. Helsinki. DE VRIES = DE VRIES, JAN, Altnordisches etymologisches Wörterbuch. Leiden 1961. WICHMANN - UOTILA = Syrjänischer Wortschatz. Aufgezeichnet von YRJÖ WICHMANN, bearbeitet und herausgegeben von T. E. UaTILA. Helsinki 1942. WICHMANN - UOTlLA - KORHONEN = Wotjakischer Wortschatz. Aufgezeichnet von YRJÖ WICHMANN, bearbeitet von T. E. UOTILA und MIKKO KORHONEN, herausgegeben von MIKKO KORHONEN. Helsinki 1987. WIEDEMANN = WIEDEMANN, FERDINAND JOHANN, Ehstnisch-deutsches Wörterbuch. St. Zweite vermehrte Auflage. St. Petersburg
1893. WIEDEMANN, Syrj. = WIEDEMANN, FERDINAND JOHANN, Sytjänisch-deutsches Wörterbuch. St. Petersburg 1880. VAN WINDEKENS, A. J., 1976: Le tokharien confronte avec les autes langues indo-europeennes. V olume I. Louvain. WINTER, WERNER, 1965: Evidence for Laryngeals. Edited by W. WINTER. JL, Series Maior 11. The Hague - London - Paris. WISSMANN, WILHELM, 1932: Nomina postverbalia in den altgermanischen Sprachen. 1. Teil: Deverbative ö-Verba. Ergänzungshefte zur Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung (KZ) Nr. 11. Göttingen. ZAJCEVA - MULLONEN = ZAJCEVA, M. - MULLONEN, M., Slovar' vepsskogo jazyka. Leningrad 1972.
ABKÜRZUNGEN
Periodika und Reihen AION-L AÖAW AUU Balt BSL FMS FUB FUF FUM Glo IF
JL JSFOu Krat
KV KZ
Annali dell'Istituto Orientale di Napoli, Sezione linguistica. Napoli. Anzeiger der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse. Wien. Acta universitatis Upsaliensis. Nova series. Uppsala. Baltistica. Beiträge zur baltischen Sprachforschung. Vilnius. Bulletin de la Societe de linguistique de Paris. Paris. Folkmälsstudier. Meddelanden frä~ Föreningen för nordisk filologi. Helsingfors. Finnisch-Ugrische Bibliothek. München. Finnisch-ugrische Forschungen. Zeitschrift für finnisch-ugrische Sprach- und Volkskunde. Helsinki. Finnisch-Ugrische Mitteilungen. Hamburg. Glotta. Zeitschrift für griechische und lateinische Sprache. Göttingen. Indogermanische Forschungen. Zeitschrift für Indogermanistik und allgemeine Sprachwissenschaft. Zuletzt Berlin - New York. Janua Linguarum. Studia Memoriae Nicolai van Wijk Dedicata. Journal de la Societe Finno-ougrienne. Helsinki. Kratylos. Kritisches Berichts- und Rezensionsorgan für indogermanische und allgemeine Sprachwissenschaft. Wiesbaden. Kalevalaseuran vuosikirja. Porvoo - Helsinki. Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung (begründet von A. Kuhn). Zuletzt Göttingen.
130
L
Lg LP MSFOu MSS NM NTS Orient
PBB (T)
SbHAW SbÖAW SFU Spr UAJb
uuA
Vir VJa VKLK
ZDMG ZPSK
Abkürzungen
Lingua. International Review of General Linguistics. Amsterdam. Language. Journal of the Linguistic Society of America. Baltimore. Lingua Posnaniensis. Poznan. Memoires ~e la Societe Finno-ougrienne. Helsinki. Münchener Studien zur Sprachwissenschaft. München. Neuphilologische Mitteilungen. Bulletin de la Societe Neophilologique. Helsinki. Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap. Oslo. Orientalia. A Quarterly Published by the Faculty of Ancient Oriental Studies, Pontifical Biblical Institute. Rome. Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (begründet von W. Braune, H. Paul, E. Sievers). Tübingen. Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse. Heidelberg. Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien. Sovetskoe finno-ugrovedenie / Soviet Finno-Ugric Studies. Tallinn. Die Sprache. Zeitschrift für Sprachwissenschaft. Wiesbaden - Wien. Ural-Altaische Jahrbücher. Neue Folge. Wiesbaden. Uppsala Universitets Arskrift. Uppsala. Virittäjä. Kotikielen Seuran aikakauslehti. Helsinki. V oprosy jazykoznanija. Moskva. Veröffentlichungen der Kommission für Linguistik und Kommunikationsforschung (Österreichische Akademie der Wissenschaften). Wien. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Wiesbaden. Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung. Berlin.
Sprachen, Dialekte, linguistische Termini
Sprachen, Dialekte, linguistische Termini AbI. ae. afries. afrz. agutn. ahd. aind. air. Akk. aksI. alb. an. apers. apoln. apreuß. ar. arm. aruss. asächs. aschwed. av. balt. boöt.
C dän. Dat. diaI. dt. E estn. f. fi. fi.-mordw. fi.-perm. fiu. fi.-wolg. frühurfi. geg.
Ableitung altenglisch (angelsächsisch) altfriesisch altfranzösisch altgutnisch althochdeutsch altindisch altirisch Akkusativ altkirchenslavisch (altbulgarisch) albanisch altnordisch altpersisch altpolnisch altpreußisch arisch armenisch altrussisch altsächsisch altschwedisch avestisch baltisch, urbaltisch boötisch (beliebiger) Konsonant dänisch Dativ dialektal deutsch Ersa-mordwinisch (auch: Ersä, Erza, Erzä) estnisch feminin finnisch finnisch-mordwinisch finnisch-permisch finnisch-ugrisch finnisch-wolgaisch frühurfinnisch gegisch
131
132
Gen. germ. got. gr. heth. hierogl.-luw. idg. Inf. intro iran. karel. lat. lett. lit. liv. Lok. lp. luw. m. M mhd. mir. mordw. n. nfrz. nhd. nl. nnorw. Nom. norw. obugr. olon.
OP OS osfi. osset. ostj. P. Part. Perf.
Abkürzungen
Genitiv germanisch, urgermanisch gotisch (alt )griechisch hethitisch hieroglyphenluwisch indogermanisch Infinitiv intransitiv iranisch karelisch lateinisch lettisch litauisch livisch Lokativ lappisch (samisch) luwisch maskulin Mokscha-mordwinisch mittelhochdeutsch mittelirisch mordwinisch neutrum neufranzösisch neuhochdeutsch niederländisch neunorwegisch Nominativ norwegisch obugrisch olonetzisch ostpermjakisch syrj. Dialekt an der oberen Sysola ostseefinnisch ossetisch ostjakisch (chanti) Person Partizip Perfekt
Sprachen, Dialekte, linguistische Termini
perm. pers. phryg. PI. poln. Präs. Prät. russ. s. sam. schwed. schwf. schwm. schwn. serb. serb.-ksI. Sg. slav. sloven. späturfi. steir. syrj. tiroI. toch. tosk. tr. tradit. trans. tschech. tscher. ugr. ung. ur al. urar. urfi. v. V vorar. vorbalt. vorgerm.
permisch persisch phrygisch Plural polnisch Präsens Präteritum russisch Substantiv samojedisch, ursamojedisch schwedisch schwaches Femininum schwaches Maskulinum schwaches Neutrum serbisch serbisch -kirchenslavisch Singular slavisch slovenisch späturfinnisch steirisch syrjänisch (komi) tirolisch tocharisch toskisch transitiv traditionell transitiv tschechisch tscheremissisch (mari) ugrisch ungarisch uralisch, ururalisch urarisch urfinnisch Verb (beliebiger) Vokal vorarisch vorbaltisch vorgermanisch
133
134
vorperm. vorslav. vortscher. weps. wog. wolg. wot. wotj. Zs.
Abkürzungen
vorpermisch vorslavisch vortscheremissisch wepsisch wogulisch (mansi) wolgaisch wotisch wotjakisch (udmurt) Zusammensetzung
WORTREGISTER Hochgestellte kleine Ziffern beziehen sich auf Anmerkungen
Indogermanische Sprachen
Indogermanisch / Vorarisch / Vorbaltisch / Vorgermanisch (Rekonstrukte) Alphabetische Reihung: (g), g, gW, (rf), (/', gwh usw. folgen aufeinander, die Laryngale H, hl , hz, hJ sind gleichwertig. *ag-e/o- 64 34, 80, 105, 108, 110ff. *bhehr(yelo-) 55f., 85ff., 102, 115 *bhewH- 56 * bhowH-, * bhuH- 56 ff., 115 * bhowH-mo- 56, 57 28 * bhuHehz 50 ff. *dohJ- < * deha- 8 ff., 63 ff., 63 34, 102,116 *dheh l - 8 ff., 63 3 4, 65 35, 7lf., 72 38 *dhewH-, *dhuH- 65ff., 115 *dh-a-k- 9f., 72, 72 38 *dhuH-li- 65ff. *erdho- 105f., 110 *er(H)- 105f., 11 0 *gei-, *gi- 512 3 *genhr 79 *gerH- 12 * {JnehJ - 80 f. *(roh r 79 ff. *(rohrelo- 79ff. *(ro(hJ)-m- 8lf. *(rohl-yelo- 79 ff. * gu-(/'ew- 17, 17 7 *gWehldh- > *gehld- 82ff. *gWenhz- 52ff. * gWnehz- > * gWnahz- 52 ff., 103 f., 115f.
*(/'alrfo- (usw.) 54 26 *(/'me(n)- 54 26 * gWhedh_ye/o_ 24 10 * hzag- < * hzeg- 110 * hzak- 23, 116 * hzak-ahz 23 ff. * hzak-o- 23 ff. * hzak-ro- 25 * hzak-yahz 23 ff. o.hzal- 26ff., 116 * hzal-yelo- 26 ff. * h2a8- < * hzes- 29 *hzawks-e/o- 32ff., 33 15,101 56,116 *hzazgf'}- 29ff., 30 13, 3114, 116 o.hzenk-, o.hznek- 110 * hles- 37 ff., 4lff., 10257 * hles-: * hl e8-enler-, *hl o8-enler36ff., 10257 , 108 * hl e8U-, * hl 8U- 41 ff. .. hzew-dh - 48 *h2ewg- 33 *hJokw - 44ff., 10257 *hJokW-yelo- 44ff., 10257 , 116 * Hon-r- 107f., 110 *Howi- 109f. * hiidh-ahz-(yelo-) 48 ff. * hzUks- 33, 36, 1015 6
136
Wortregister
* h2weks-, *hzwoks- 33, 36 *jehIgä 73ff. *jehIg-jelo- 75ff. *kapro- 28 *kad- 50 *kewk- 32 * kuk-to- 32 * kWelH-elo- 22, 68 f.
* leg-, * log- 108 *medhu- 43, 45, 49, 50 21 , 113 *mer-t-o-, *mr-to- 80 *mey-H- 156 *mezg-, *mozg- 30, 113 *mozg-eyelo- 113 *ned-, *nedh _ 49 f. *on-enler- 107f., 110 *onko- 107, 110 *orbho- 106, 110
* owi- 108 ff. *peth I- 50 22 *peth2- 91 * pet(h2)ro- 91 *pewH- 8,87,92,93 *pewH-eno- 87 ff., lOp6 *peys-, *pis- 89 *pis-eno- 89 *Pr!-e/o- 50, 113 *porko-s 24, 98 *powH-eyelo- 76, 92, lOp6
*puH-to-s 8, 10, 93f. *pu-n-e-H-, *pu-n-H- 92ff., 101 56 *säg- 45 *sei-, *si- 512 3 *sekw - 45 *sen- 40 18 * sen(H)- 40 18 *sewH-, *suH- 1 59,101 56 * sewH-, * suH- 2 69 *sHey- 512 3 * skelH-, * skJH- 6937 *sokW-eyelo- 45 * (s)pen- 50, 113 *suH- 69ff. *suH-e/o- 59ff., lOp6 *tewk- 11 4 *wed- 49, 107, 113 *wedh- 49 *wet-elo- 17 *werh1 - 12 * wes-, * wos- 83, 114 *weyH- 1 95 *weyH- 2 97 *wiH-tah2, *wiH-to- 95ff. *wos-ahz > *wosä 39 17 ,74,83,114 *woyH-ahz > *woyHä 97 f. *yehIgWehz > *jehIgä 73ff. *yewo- 29, 86, 96
Anatolisch Hethitisch unbezeichnet a8,m- 40,41
lJarp- 106 lJa8sa- 29 hawa/i- hierogl.-Iuw. lJawiSluw. 108 iSlJiyazzi 51 23
108
8uwäi- 59 watar 107, 113 zakkar 40 18 zamankur 40 18 zena- 40 18 zena-, zenant- 40 18
Tocharisch auks- B 32, 33 15 mit B 50 21
oks- A 32, 33 15
137
Wortregister
Altindisch Sanskrit-Reihung arhSa- 107 ajati 80, 105 ari- 26,28 aritar- 61 aritra- 61 ardha- 105 arbha- 106 arya- 28 avi- 108
asu- 37 Ma- 29 tjate HO uk~ati
33, 33 1S, 36
uk~an-
35 kartana- 90 ~am- 54 26 ~a 54 26 grbhayati 49 gna 52ff. carati 22, 68 caritum 68 ci"11ta- 68 curti- 68 jana- 79 Jam- 52
jd- 79 juhOti 17, 18 7 toka- 11 4 dadiiti 8, 63, 63 34 dadhiiti 8, 71 dhar~ati 78 dhar~ayati 78 dhavitra- 67 dhun6ti 66 dhuma- 66
dhuli- 66 dhr~6ti 78 nahyati 49 patra- 91 pavana- 87 pavayati 92 p~.ta- 89 pundti 92, 93 p'Uta-
8,93
bMman- 56 mak~kii 78 4 3, 86 majjayati H3 mindti 15 6 yava- 29,86 vayd 97,99 vartana- 87 vahati 17 vahana- 87 vita- 95 vitii 95 vithi-, vithi- 95 sad- 50 s6ka- 32 s6cati 32 sita- 512 3 sind ti 512 3 Bit, su- 41 suvati, pra- 59 ff. 8'Ii- 69 s'Uta-: pra-, nf- 59 ff. s'Uta~
59f.
s'Uti- 69 8'lite 69 s'Uyate: pra- 69
Mittel- und Neuindisch pavana- pali 87 ponii hindi 87 pO'/.tii lahnda 87
pu'/.tai: prakrit 93 puniiti pali 93
138
Wortregister
(Alt)iranisch Avestisch unbezeichnet !pJa- 107 g'nä, ynä 52 haota- 69
h-a- 41
hunäiti 59 hunämi 69 kard osset. 90 kärd npers. 90
karata- 90 limren osset. 79 mainyu-Süta- 59 piBtra- 89 saok- 32 -suxta-: upa-suxta- 32 uljSan- 35 uljSyeiti 36
Armenisch aciun 29, 30 13 anurj 107, 110 get 114
hoviw 108, 109 orb 106
Griechisch aE~W
33, 33 15 aKT] 23 &KWV 24 al!Eißw 15 6 CXÜ~W, CXÜ~OI!CXl 32 ßcxva böot. 52, 54 YOVO\; 79 yuvf] 52,54 OiOWl!l 8, 63, 63 34 eaw 60,62 EVO\; 40 18 EU\; 41 ilßTJ 73 ~h)encx 66 BUl!o\; 66 Buw 66 KA:fipo\; 106 KOEW 104 ÖYKO\; 107, 110 oll!o\; 95 Öl\; 108 ÖI!I!CX 44
ÖVCXp
107
övnpo\;, -ov 107 onTi]p 44, 46 om:o\; 44
önwncx 44 onwpcx 36 opq>CXVO\; 106 ÖcrcrOI!CXl 44 Ö\jIOI!CXl 44 nEAw, nEAOI!(Xl
nim:w 50 22 n'tffil!cx 5022 n'tw'tO\; 50 22 nWAEOI!(Xl 68 'tWTJl!l 8, 71 q>UT] 56 q>ÜI!CX 56 q>u'tov 56, 58 q>wyw 55, 85 Xeül!CX 18 7 XEW 18 7 XOT] 18 7
68
Wortregister
Phrygisch a5-5aKET 71
ßE5u 114
Lateinisch aevum 11 4 alius 26,28 a16, alere 26 ära 29 ardeö 29 ärea 29 äreö 29 augeö 33 auxilium 33 15 cadö, cadere 50 cärus 27 caveö 104 colö, colere 68
dicö, dicäre 49 erus, era 41 faciö, facere 8, 71 füligö 66 inseque 45 oculus 44 libö, libäre 18 7 migrö, migräre 15 6 orbus 106 ovis 108 porcus 24 senescö, senescere 40 18 via 95
Keltisch casar aIr. 50 düil mir. 66
nascim air. 49
(Ur)germanisch, Urnordisch (Re konstrukte )
*agjö 23,24 *aganö 25 *aiwö 11 4 *alja-, *aljö 26,27 *arba- 106 *arbja- 106 *arbjan- 106 *armaz 26 *asjön- 29 *askön- 29 ff., 3p4 *aznö 36 * bä-je/a- 87 * baka- 55, 85 *bapa- 55 *belJja- 24 10
* be-je/a- 55, 85 *diuriz 26 * dö- 65 35 , 71 *fauja- 92 *flauja- 34 *frakaz 26 *gätja- 46 *gölJa- 42 *xabraz 28 *hagjö 112 *xagran- 112 *Xall- 26 11 *xalljö(n)- 19, 112 *xanan- 38, 112 *hansö < *Xansä 42 19 ,79
139
Wortregister
140 *hauja- 112 *instra- 35 *jeha- 39 17 *jesa- 39 17 *ki- 512 3 * krausa-, * krausja- 35 *kuna- 79 * kuningaz 82 *kunja- 79,81 *kweiJ- 82 *kwerko 68 * kwijo < * kwijä 68 *may-, *max- 19, 76 *rauiJan- 38 *sag(w)ja- 45
*salja- 28 *saupa- 45, 56 * skrewja- 69 *snipa- 76 *sokja- 45 *taikna- 81 *waxsa- 33, 36 *wajju- 98 *wako- 46 *wariJo- 46 * waro < * wazo 83 45 *wiiJjo < *wiPjä 99 *wiXa- 19 *wurkja- 39 17
Gotisch aihts 77 41 aiws 114 aljan s. 27 12 aljan v. 27 aljanon 27 12 aljis 26,28 arbi 106 arbja 106 asans 36 aukan 33 azgo 29
bagms 56, 57 28 ga-dars 78 guma 54 26 hansa 42 19 hlauts 106 hors 27 keinan. us-kijans 512 3 raip 99 skewjan 69 skulan 69 37 waddjus 98
Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch Althochdeutsch unbezeichnet ag mhd. 23 aran 23 aska 29 bä(j)en 55, 85 bre(je)n mhd. 55, 85 boron 49 boum 56 bräh-mänot 38 17 bü 56 ekka 23 ella. ello. gi-ella 26 ellen 27 12
fewen. fouwen 76, 92 getelinc mhd. 42 huora 27 jehan 39 17 kimo 512 3 klübon 49 kunni 79 gi-mah 42 gi-mahha. gi-mahho 42 nuscia 50 quät 82 quena 52,54
Wortregister wahsan 33, 36 warta 46 weida 95 weide, ander-weide mhd. 95, 96 zuscen 31 14
querka 68 simo 51 23 tun(i)st 66 tuon 71 vöuwen mhd. 92
Neuhochdeutsch arm 26 bähen 55,85 Bau 56 Baum 57 28 , 58 Dunst 67 Ecke 23,24 Einbaum 58 fäen, feibm dial. 92 fromm 43 gätlich 42 Gatte 42 Gekröse 35 gut 42
Hahn 112 Inster 35 können 73 Korn 12 möglich 73 Netz 12 Rute 99 teuer 26 tun 8 Ware 39 17 , 83, 114 warten 46 Wort 12 Zeichen 81
Niederdeutsch, Niederländisch kwaad nl. 82 seggian asächs. 45
vrak mnd. 26
Englisch, Friesisch Altenglisch (= Angelsächsisch) unbezeichnet äwia afries. 44 beam 56 cynn 79 dön 71 dust engl. 67 düst 67 eawan 44 elnian 27 12
fearh 24 frcec 26 hös 42 19 mayengl. 73 seap 45 warn 114 weaxan 36 work engl. 39 17
141
142
Wortregister
Nordgermanisch Altnordisch unbezeichnet ag schwed. 23 ala 26 arfr 106 aska 29 balJmr 57 28 bagn aschwed. 57 28 drypa aschwed. 187 dunn 66 elja s. 26 ff. elja v. nnorw. 26, 27 eljan 27 12 elna 27 12 elska 26 elske dän. 27 elskr 26 fley 34 gäng schwed. 96 gumi 54 26 greta 46 hafr 28 hagri agutn. 112 hüll schwed. 19, 112 hallreri 26 11 heggr 112 hella 112 hey 112 istr 35 jase nnorw. 39 17
kona 52 konr 79,81 kumme I schwed. 46 kverk 68 kvi 68 kvinna 55 kyn 1 79 kyn 2 81 kynsl 81 (ena) reso ält. schwed. 96 segja 45 selja 28 seylJir 56 srekja 45 talJ 29 vaka 46 vakta schwed. 46 varlJa 46 vaxa 36 veggr 98 vette schwed. 46 vW, vWjar 99 viti 46 vittja schwed. 46 vrengr 67 rer 108 pgn 25 pnn 36
Baltisch Litauisch unbezeichnet akis 44 as8anis apreuß. 36 cltvejas 95, 96 eiugti 33 eiukStas 32 a'llst lett. 48 eiusti 48 avis 108 deti 71 dirat lett. 48 difti 48
dulis 66 dulke 66 duppe lett. 66 duoti 63 geil 73 galeti 73 galici 73 gauras 34 geda 82ff. gedetis, gedytis 82 ff. gidan apreuß. 82
Wortregister
jaüdat lett. 77 jävas 29 jega 73 j~ga lett. 73 jegt lett. 75 jigti 73, 75 jeras 53 kerdan apreuß. 95 k~sti 76 laukti 48 lükat lett. 48 lüketi. pa- 48 mazgat lett. 113 mazg6ti 113 parsas 24 paüdeti 48 pinti 50, 113
pit lett. 50, 113 sakyti 45 skeleti 69 37 -üdeti: s. paüdeti iidis 48 -vejas: s. ätvejas vii. vila 74 virbas 99 vytas 1 95 vytas 2 97 vyti 97 zar8 lett. 99 zime lett. 81 ialga. iaigas 54 26 iara. iäras 99 zyml 81
Slavisch Altkirchenslavisch (= Altbulgarisch) unbezeichnet
cereda russ. 96 deti 71 diti sloven. 66 dub russ. 58 dun{Jti 66 dutb russ. 66 godbno 42 godnyj russ. 42 je8em 36 je8eii tschech. 36 jesien poln. 36 obaczyc poln. 44 68enb russ. 36
pbseno 89 pjatb russ. 50 psen6 russ. 89 80citi 45 80- 41 usl6 russ. 48 veja 97 veja sloven. 97 ve816 russ. 61 vreteno 87 zadac 8it! apoln. 82 zena 52 zito russ. 40
143
Wortregister
144
Uralische Sprachen
Uralisch / Finnisch-Ugrisch / Finnisch-Permisch / Finnisch-Mordwinisch / Frühurfinnisch (Rekonstrukte) In den nichtersten Silben steht hier der Einheitlichkeit halber durchgehend traditionsgemäß e für ural. ilj bei JANHUNEN/SAMMALLAHTJ (J, S) und für {iu. usw. i bei S. Ebenfalls steht a (in jeder Silbe) für urat, fiu. d und j bei J/S. *aja- 64 3 4, 80, 105, 108 *ajsa 9854 *amta- (8 fiu. *jmtä) 65 *ertä(s) 105 *estä-ttä- 75ff. *imes 80 *inSe 79ff., 104 * (j)eskä 72 ff., 104 * (j)estä. 75ff., 104 *jökse- 18 7 *jüwä 29, 86, 96, 114 *juxe- 16, 17, 17 7 , 61 * kaca 23 ff., 104 * kallisl" katlis 25 ff., 104 * kaskel" kaSke 29 ff., 104 *kaswa- 32ff., 104 * käxle 14, 17 * kaxse (J ura!. * käxsJ) 14, 17 * kele 14 * kelke- 69 3 1, 103
* kesä 36 ff., 104 *kese 41ff.,104 * kesta-ta- 82 ff., 104 * kesträ/* kesträ 114 * kixe- 16, 17 * koke- 104, 19,22, 44ff., 104 * köse 14 *koske 30 13 , 104, 112 *kota 114 * küce-I* küSe- 24 10 * kuDa- 48 ff., 104 * kulke- 68 f., 103 *lewle 88 * lome 47, 108 * luke- 18, 108 *lume 47, 108
*ma8-ta- 19, 76 *maxe (8 [iu. *mjrt) 16, 54 26 *mekSe 78, 86 *mertä 79 *mete 43,45,49,50 21 , 113, 114 *mexe- 15, 156 *moske- 30, 113, 114 *näke- 18, 63 *näxe 52 ff., 102, 115 *ni8a-l*niSä- 49[[. *onca 107, 110 "'orpa(s) 106 *pertä 91 *pe.sä-l*püSä- 58, 85ff., 104 *pe(w}8enV 87ff., 104 "'pexe- 55f., 58, 63, 102 *piBka- 86 49 *porcas 24, 114 *pore- 47 "'posta- 76, 92ff., 104 "'puna-I"pune- 50, 113, 114 *pure- 47
*puBa- 86 *püSä 19
*pustas 8ff., 19, 93f., 104 *pusV 58 *puxel"poxe/*pVxe 52, 56ff., 102 *rebnä 114
*riyes(e) 89, 109 *saxe- (8 fL-perm. "'se:xi-) 16 *sita- 51,512 3 * sjkse (J ura!. '" sjksJ) 17 *suke- 69ff., 103 *8uye 38 *suxe- 21, 59ff., 70, 102 *sat5a- (J ura1. *'§ddd-) 50, 50 21
Wortregister *salka (8 fiu. *.§jlkd) 54 26 * sake- 45 *sawta 45 *siyer(e) 89, 109 *soke- 45, 45 20 *§Ukta 31 *teke- 8ff., 18, 71f., 103 *toye- 8ff., 16,21, 63ff. *töke- 8ff.,21 *towkV 11 4 *toxe- 16, 63ff., 102, 116 * tüle 65 ff. * tulka 65 ff.
* tuxle 65 ff., 102 *üce 108f. *une 107f. *wäke 18 *wetä- 49, 114 *wete 37,49,50 21 , 107, 113, 114 *wi8ta 95f., 104 *wixe- 16, 17 *woca 99 55 *wo(j)sa 97 ff., 104 *wo8a 39 1 7, 114 *W08-ta· > *08ta- 39 17 , 74, 83
Ostseefinnisch Finnisch unbezeichnet a(a)hku 31 14 aaja 25 aika 11 4 aisa 98 54 aja- 105 akana 25 aljo 27,42 anta- 65
armas 26 arpa 106
askel 76 astu- 76 aura 29 eh(d)ättä- 75ff. ehk estn. 72 ehkä 72ff. ehkäi8e- 73 ehki karei. 72 ehti- 75 ehto 77, 77 41 ehtSi wot. 72 elo 37,39 elo-kuu 39 erä 10658 evä 63 33 haara 99 hake- 45, 46 20 häpeä- 83,8446 hara 98,99
145
hauta 45,56 hiiri 89, 109 hirviä- 84 hoke- 45, 45 20 , 115 huhta 31, 32, 98 54 ihme 80 ihminen 79 ff. ihra 35 ilkeä- 84 irta 10658 itä- 512 3 ja 74 jäärä 53, 109 jaksa- 73 järg estn. 96 jäsen 90 joki 45 20 joom estn. 18 7 jouta- 77 jöud estn. 77 jöuda- estn. 77 juo- 17,17 7 juokse- 18 7 juoma 187 juopa 18 7 jyvä 12,29 kallio 19, 112 kallis 25 ff. kana 38,112
146 kansa 42 19 , 79 kansi 30 13 karva 34 kasa dial. 23 ff. kaski 28ff., 38, 91 kasva- 32ff., 38, 91 katso- 46 kaura 29, 112 kauris 28 käve- 69 kehtaa- 82 ff. kehtata karel. 82 kehtta weps. 82 kehu- 39 17 kerta 95,96 kesa estn. 38 kesä 1 36ff., 91, 102 57 kesä 2 38, 38 17 kesä-kuu 38 kestä- 76 kesy 40ff. kezi karel.-olon. 41 ff. kogo weps. 46 kohta 73 koke- 104, 44ff., 102 57 koko 46 köhta- estn. 82 kuja 68 kulke- 67ff. kuningas 82 kunnia 82 kurkku 68 kuto- 48ff. kysy- 24 10 laiva 34 lammas 109 laske- 62, 76 luke- 70, 108 lumi 47,108 maa 54 26 mahta- 19, 76 mehiläinen 86 mesi 43, 113 mies 54 26 multa 29 myy-, myö- 15, 15 6 näälä 53 25 naara(s) 52
Wortregister näätä 53 25 nai- 52 nainen 52 ff. näke- 63 niittä- 76 nito- 49 nosta- 92 nouse- 92 nuoha 66 ohra 25,29 oinas 109 orpo 106 osa 107 osta- 39 17 , 74, 83, 114 paimen 38 paista- 87 pala- 31 palo 31 palu estn. 31 pässi 109 pelto 29 pihka 86 49 pohetama estn. 91 pohta- 29,38, 77, 90, 9lff., 94 pohtä wot. 91 pohtta weps. 91 porsas 24 puhdas 8ff., 29, 38, 71, 91, 93f. puohtua karel. 91 puno- 50, 113 pure- 47 putoa- 50 21 puu 11,52, 56ff. pyhä 19 pyrki- 39 17 raippa 99 rakas 26 rasva 35 rauta 38 riihi 89, 109 ruis 29 ruoto 99 ryyppää- 18 7 saha 71 salko 54 26 salli- 28 salmi 30 13 sana 12
Wortregister 8arvi 30 13 8ata- 50 8eula 91 Biemen 29, 38 Bito- 51, 5F3, 115 8oovi- estn. 62, 62 32 8outa- 59 ff., 70 8öuda- estn. 59 ff. BUge· estn. 69 8UgU estn. 69 8uke- 69ff. BUkea-, BUkene- 69 ff. BUkeutu- 69 ff. BUku 69ff. BUO- 59 ff., 70 BUvi 38 tade 29 taika 81 teke- 8 ff., 46 20 , 71 ff. tiuris, tyyri8 26 tohti- 78 touko 11 4 tuhka 3}l4
tuo- 8 ff., 63 ff. tuule- 65 tuuli 65ff. uni 107 f. uuhi 108 f. vahtaa- 46 vakoile- 46 vannaB 29 varto- 46 VaBta 74 verkko 12 vielä 74 vihdoin 95 f. vihh§ wot. 95 *vihta 1 95 f. vihta 2 95 vihtoi, vihtö weps. 95 virpi 99 vitBa 99 vöim estn. 73 vöimalik estn. 73 vuona 109
Lappisch Norwegischlappische Formen (NIELSEN) amti8 81 44 Mta- 75 aWJe 112 *aw'ja 112 cer 'te 105 bar 'ga- 39 17 bti88e 19 bti88e- 56, 85 ff. bodne- 50 cadna- 5F3, 115 dakka- 71 dol'ge 65 *duokka- 22,63 duo8'ta- 78 gacca- 24 10 gal'ga- 69 37 gcecce 23
gce88e 36 godde- 48 gol'ga- 67 *gui'na 55 *guokka- 44 guo8'8e 42 19 , 79 jukka- 61 luoi'te- 76 *miekka- 15 njadde- 49 oarbe8 106 oa;ße 107 80kka 69 8ukka- 59 ff., 70 vuonjti8 44 vuor'be 106 vuow'de- 65
147
148
Wortregister
Mordwinisch aiija E, azjä M 98 54 cuvto E, sufta M 32 eine E, jäinä M 90 inze E, inii M 79 ff. ifd'es 105
jalga 42 kaso- 32 kize E, kiza M 36 koda- 48 kol'ge- 68 ksni 90 loman 79 ni 52
on 107 os 99 55 pije- 55 ff., 85 47 pona- 50 ponzavto- 11,90,91,93,94, 104 80do- 51 23 ieje- E., iij.- M 71 tsuvto: S. cuvto tuje- 63 ums E, uros M 106 utSa E, uca M 108 uzo E, uza M 96 ff., 97 53
Tscheremissisch ßaz, ßoi 96 ff. .ste- 75 k-artni 90 koe-, kue- 48 kürtnö 90 kuSka- 33, 35 -nö 52 örö.z 105 pu 56
pus 58 sua-, sue- 59 tosta- 78 tul 65 üSk'Jz, üSküz 35 uza 114 uzas 107 uzra 108
Permisch: Wotjakisch burd 91,115 inSjr, Sj,njr 89 ji 108 joz 89 jozna- 89 ki-, kuj- 48 kort 90 kortna- 90 kuz 41 lul 88 murt 79 pj,Z, pii 89 f. pj,Znal- piinal- 89
pji 58 pji- 85 pu 56 puz 87 ff., 92, 94 puzni- 87ff. sir 89 fu-, fui- 45
tgl 65 urd, urd-lj 105 va] 99 vajiz, vaii, vaz 98 54 vuz 114 vuzal- 114
149
Wortregister
Permisch: Syrjänisch bord 91 estj-, jestj- 75, 78 goz 41 f,i 108 kj-, kjj- 48 kjlal- 68 101 88,89 lolal- 89 nort 98 ord-lj 105 oi, voi 98 54 pgz- 85 pgzas 85 pjZ, piz 88 f. pjZnal-, piznal- 89
piZ 58 pors 98 poz 87 ff., 92, 94 poznal- 87 ff. pu 56 pu- 55 rjnjB, rjmjB 89 sjn- 59 Bjr 89 45 tgl, tgv 65 voi 97ff. v03 99 55 vuz 114 vuzal- 114 §u-
Wogulisch pasiJn, pdsen, posan 89 pit- 85 tow- -59 tul- 63
ni 52 os, ös 108 -pä, -pd 56 päj- 55
Ostjakisch tiJW- 59
ac, as, os 108 xo~t-, b~l-
68
niy 52 päl-, pät- 85
tu- 63
-urwi
106
Ungarisch ärva 106 evez- 62 f., 63 33 ja 56
jo- 55,85 47 jöz- 63 halad- 68 hegy 23
keil- 69 37 nez- 63 nö 52 oszl-, oszol- 107 oszt- 107 tesz- 71 toj- 63
Wortregister
150
Samojedisch (Ursamojedische Rekonstrukte von JANHUNEN) *kä3t 14
* ke3j 14 *ko- 44,47,112 *mi- 15 *ne 52 *pä 56 *p3n- 50
*pi- 55 *särä- 50 * t3- 63 * tu- 59 *tu3j 65 *wit 113
Kurzbiographie JORMA KOIVULEHTO, geb. 1934 in Tampere, Finnland, ist seit 1983 Ordinarius für Germanische Philologie an der Universität Helsinki, seit 1988 Forschungsprofessor an der Akademie von Finnland. Nach einer dialektgeographisch-etymologischen Monographie (1971) hat er zahlreiche ausführliche Artikel zu germanischen Etymologien und germanisch-finnischen Lehnbeziehungen in germanistischen und uralistischen Reihen und Zeitschriften veröffentlicht. In letzter Zeit hat er sein Arbeitsgebiet durch Einbeziehung der indogermanisch-uralischen Kontakte erweitert.