Komplettes Buch Webdesign professionell Expertenstrategien und Tipps von Pixelpark, frogdesign und Echopool von Florian Dengler und Holger Volland Galileo Design 240 S., 2000, 4c, 44,90 Euro ISBN 3-934358-56-X
Ein Service von
Galileo Design
Bücher, die Sie auch interessieren werden
Die Buchcover enthalten Weblinks.
und weitere Titel im Programm zu _ Web Usability _ Website-Konzeption _ Webdesign _ Dreamweaver MX – Fireworks MX _ Photoshop 7 _ digital Video
Galileo Design >> www.galileodesign.de
Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für ein Buch der Reihe Galileo Design entschieden haben. Galileo Design ist die Reihe für professionelle Screen-, Web- und GrafikDesigner und Experten im Prepress-Bereich. Unsere Bücher zeigen, wie man es macht – strikt aufgabenbezogen und mit Beispielmaterial professioneller Designer erschließen sie die Anwendung aller relevanten Tools und Techniken. Sie vermitteln das technische Know-how, und sie sind Ideengeber und überraschen mit originellen und inspirierenden Lösungen. Wissen teilt sich nicht nur sprachlich, sondern auch visuell mit. Satz und Layout tragen dem Rechnung. Und wo immer es dienlich ist, ist ein Buch vierfarbig gestaltet. Unsere Bücher sind eine Augenschule: indem sie gefallen, setzen sie Kreativität frei. Denn Designer lesen anders. Jedes unserer Bücher will Sie überzeugen. Damit uns das immer wieder neu gelingt, sind wir auf Ihre Rückmeldung angewiesen. Bitte teilen Sie uns Ihre Meinung zu diesem Buch mit. Ihre kritischen und freundlichen Anregungen, Ihre Wünsche und Ideen werden uns weiterhelfen. Wir freuen uns auf den Dialog mit Ihnen. Ihre Ruth Wasserscheid Lektorat Galileo Design Galileo Press Rheinaustraße 134 53225 Bonn
[email protected] www.galileodesign.de
.
.
Florian Dengler Holger Volland
Webdesign Professionell Expertenstrategien und Tipps von Pixelpark, frogdesign und Echopool
.
Orientierung Um Ihnen beim Lesen die Orientierung zu erleichtern und ein besonderes Lesevergnügen zu ermöglichen, haben wir für unsere Reihe Galileo Design ein spezielles Layout entwickelt. Durch visuelle Hilfen wurde der Text in Funktionseinheiten gegliedert: Durch das farbige Registersystem ist es Ihnen ein Leichtes, auf die einzelnen Kapitel und Teile des Buchs zuzugreifen. In Blau gehaltene Texte beinhalten Zusatzinformationen, Denkanstöße oder besondere Hinweise. Texte mit roten Überschriften kennzeichnen Beispiele bzw. Schritt-für-Schritt-Anleitungen.
Spezielle Symbole in der Marginalspalte machen auf besonders wichtige Textstellen aufmerksam: Achtung-Icon Diese Abschnitte sprechen eine Warnung aus. Tipp-Icon Hier verraten unsere Autoren Tipps und Tricks zur Erleichterung Ihrer Arbeit. Hinweis-Icon Weiterführende Hinweise werden Ihnen so nahe gebracht. Step-Icon Step-by-Step können Sie unsere Beispiele nachvollziehen.
5 .
Inhalt
8 Noch ein Buch übers Web? 10 Noch ein Vorwort? 11 Die Autoren
40 Gestalterisches 42 Layout im Web 50 Textgestaltung 58 Farbe und Bild
12 Grundlagen des WWW
64 Animation im Netz
14 Vom Seitendesign zur Site-Regie 18 Interface Design 30 Interaktion
74 Essentielle Software 76 Adobe Photoshop 82 Macromedia Fireworks 88 Webeditoren 90 Macromedia Dreamweaver 104 Adobe GoLive 108 Microsoft FrontPage 2000 114 Macromedia Flash 126 Dynamisches HTML
6
Inhalt
.
134 Strategien im WWW
206 Anhang
136 Online-Werbung
208 Tipps und Tricks
152 Web-Announcing
214 Glossar
156 Intranet und Extranet
224 Index
160 E-Branding 168 Die Gestaltung von Online-Shops 182 Gestaltung von e-Finance-Websites 190 Portal-Sites 196 Datenbankbasierte Sites 202 Microdevices
Inhalt
.
7
Noch ein Buch übers Web? Eigentlich gibt es doch schon hundert Bücher über das Netz. Muss es da wirklich noch eins geben? Und was könnte an diesem anders sein?
Seit sieben Jahren beschäftige ich mich mit interaktiven Medien. Und täglich merke ich, dass ich viel zuwenig darüber weiss. Das Schöne daran ist, es wird sich nie ändern. Als wir damals anfingen, erste Animation in Director zu basteln, gab es noch kaum Literatur, niemanden, der uns sagen konnte, wie man gestochen scharfe Fotos auf 8 Bit reduziert und mit rudimentärem HTML schicke Seiten bastelt. Nächtelang saßen wir vor den Computern und haben Programme ausprobiert, den Technikern über die Schulter geschaut und die Erfindung rahmenloser Frames mit Sekt begossen. Mit der Professionalisierung des Webs haben auch wir uns professionalisiert und immer komplexere Konzepte und Ideen verwirklicht. Der permanente Austausch mit allen Bereichen, also der Projektleitung, der Konzeption, der Technik und natürlich dem Kunden war die wichtigste Arbeitsgrundlage. Die Grenzen zwischen Grafik, Konzept und Technik verschwanden schnell, man musste auf allen Gebieten Erfahrung sammeln, sonst konnte und kann man die Digitalen Medien nicht verstehen. Offenheit und Neugierde sind also die besten Voraussetzung für den Umgang mit diesem Thema.
8
Holger Volland und ich haben uns seit unserer gemeinsamen Arbeit bei Pixelpark immer sehr intensiv ausgetauscht, in gemeinsamen und getrennten Projekten, Seminaren, Vorträgen, Workshops oder abends bei Caipirinha im Bierhimmel. Der Entschluss, aus alledem, was wir unseren Kunden, Kollegen und Zuhörern immer erklären und erzählen, und dem, was wir von ihnen hören, ein Buch zu machen, war Anfang 2000 gefasst. Es ist ganz bewusst von zwei Autoren geschrieben, denn zum Thema »Webdesign« gibt es weder einen einzig richtigen Weg noch ist es gut, sich auf eine einzelne Meinung zu verlassen. Wer von dem Buch allerdings rein gestalterische Hinweise erwartet, wird enttäuscht werden. So vielfältig die Interaktiven Medien sind, so viele Perspektiven muss es auch geben. Man kann sicher nicht alles besprechen und wissen, aber dieses Buch soll helfen, den großen Überblick, aber auch detailliertes Fachwissen zu erlangen. Eines kann es allerdings nicht ersetzen: neugierig zu sein und einmal täglich durch das Netz zu surfen! Berlin, August 2000 Florian Dengler
Vorwort
.
.
Noch ein Vorwort? Eigentlich sollte man denken, ein Vorwort pro Buch sei genug. Da Florian Dengler und ich aber selten einer Meinung sind, gibt es also derer zwei.
Bei einem Kalifornien-Urlaub 1994 stieß ich auf das Buch »Internet Starter Kit«. Zu diesem Zeitpunkt gab es selbst in den USA noch keine Internet Cafés, und die Autoren schrieben euphorisch über Dinge wie »Gopher« oder »WAIS«. Die wichtigsten Anwendungen des Internet waren zu dieser Zeit e-mail und ftp, und das »WWW« war noch so klein, dass die Autoren Mutmaßungen über die Anzahl von Sites im WWW wagen konnten. Wir merken es alle: Das Netz hat sich verändert, das WWW ist zur umfangreichsten Informationsplattform der Welt geworden, und niemand, der heute Websites gestaltet, betreut oder in Auftrag gibt, könnte sagen, wie viele Sites es weltweit gibt. Die Geschwindigkeit des Internet-Wachstums ist mittlerweile so hoch, dass es erstaunt, wie viele Unternehmen sich immer noch fragen, ob sie aktiv ins Netz sollen. Doch während die einen noch grübeln, sind vor allem Großunternehmen schon weiter. Hier begegnen wir bei unserer Arbeit als Berater täglich Prozessen, die ganze Wertschöpfungsbereiche verändern oder neue erschaffen. Das Internet hat sich schon wieder gehäutet: Vom großen bunten Marketing und Vertriebsinstrument entwickelt es sich gerade weiter zum unsichtbaren Rückgrat einer neuen Wirt-
10
schaft, das in großen Bereichen ausschließlich von technischer Infrastruktur lebt. Design spielt in diesem »neuen« Internet kaum eine Rolle mehr, denn die sogenannten »Frontends« bilden nur die Spitze des Eisbergs. Warum sollte man mit dieser Erkenntnis im Jahr 2000 noch ein Buch schreiben oder gar lesen, dass sich mit Webdesign beschäftigt? Wie versteckt auch immer dieses neue Internet agieren wird, die Benutzung der Frontends wird immer durch Menschen erfolgen. Diese wenigen Stellen, an denen das Netz an die Oberfläche tritt, sind gleichwohl die wichtigsten und empfindlichsten. Denn an diesen Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine gibt es Erfolg oder Misserfolg, also Handlung oder Abbruch. Unser Buch ist für jene gedacht, denen diese Schnittstelle das Wichtigste ist. Ob Sie nun freier Grafiker, Projektleiterin oder Marketingvorstand sind, wir hoffen, genau die richtige Mischung aus Praxisbeispielen und Hintergrundwissen zusammengetragen zu haben, um Ihnen bei Ihrer Arbeit eine Unterstützung zu bieten. Berlin, August 2000 Holger Volland
Vorwort
.
Die Autoren Florian Dengler Florian Dengler (30) ist als Vice President Digital Media Europe bei frogdesign verantwortlich für den Bereich Neue Medien in Europa. Dabei spielt besonders die Konvergenz der Bereiche Brand&Strategy, Product und Digitale Medien eine vorrangige Rolle. Bereits während seines Studiums in Communication Design am Art Center College of Design beschäftigte er sich relativ früh mit interaktiven Applikationen. Nach seiner Tätigkeit bei der Designagentur Carré Noir in Turin, wechselte er im Mai 1995 zur Berliner Multimedia-Agentur Pixelpark und arbeitete dort als Creative Director mit Kunden wie Siemens, Nestlé und Super-RTL. Seit 1998 betreute er als Creative Director International der Pixelpark AG das weltweite Designnetzwerk sowie Kooperationen mit Hochschulen und anderen Einrichtungen. Neben der Entwicklung eines Weiterbildungsprogramms für Designer und internationaler Personal- und Kundenakquise beschäftigte er sich vor allem mit der Weiterentwicklung und Gestaltung der neuen Medien auf allen Plattformen. Er schreibt, lehrt in Seminaren, sitzt in den Jurys vieler renommierten Award-Shows und ist einer der Vorsitzenden des Forums Design des DMMV.
Holger Volland Holger Volland (30) gründete 1998 zusammen mit Lisa Biehl und Kornelia Ruppmann die Unternehmensberatung echopool in Berlin. Als Geschäftsführer zeichnet er für die Entwicklung von Strategien verantwortlich, die Unternehmen den Übergang tradierter Geschäftsprozesse in die New Economy möglich machen. Während des Studiums der Informationswissenschaft in Berlin fokussierte er sich bereits 1992 auf die Planung und den Einsatz von Informationssystemen in der Wirtschaft. Nach seiner Arbeit für Deutsche Welle tv und KISS fm wechselte Holger Volland 1995 zum Multimedia-Pionier Pixelpark und war dort bis 1998 als Creative Director für die Beratung von Kunden wie dem Museum of Modern Art (MoMA) New York, der Deutschen Bank oder der Allianz Versicherungsgruppe zuständig. Neben Lehraufträgen an der Hochschule Wismar und der New Economy Business School, der Leitung von Seminaren und Veranstaltungsreihen bilden zahlreiche Veröffentlichungen einen wichtigen Schwerpunkt seines Engagements in Lehre und Forschung.
Autoren
.
11
Grundlagen des WWW
14 Vom Seitendesign zur Site-Regie 14 Das WWW
18 Interface Design 18 Linear versus nonlinear 19 Das Interface 25 Screendesign 26 Branding 27 Flexibilität, Modularität und Skalierbarkeit 28 Die Main Idea
12
Grundlagen des WWW .
30 Interaktion 30 Statische Navigation 31 Dynamische Navigation 32 Navigationswerkzeuge 37 Strukturierung einer Site: Flexibel, skalierbar, modular
Seiten einrichten .
13
Vom Seitendesign zur Site-Regie Die technische Entwicklung des WWW und die Auswirkungen auf die Gestaltung Um professionelle Sites zu gestalten, ist es durchaus sinnvoll, die Scheuklappen abzulegen und sich bereits vor der eigentlichen Gestaltung intensiv mit konzeptionellen und inhaltlichen Gedanken zu beschäftigen, die unmittelbaren Einfluss auf jede benutzerfreundliche und sinnvolle Gestaltung haben.
Viele der besten Webdesigner – vor allem die »alten Meister« aus den USA – betrachten sich selbst als Zwitterwesen aus Designer, Konzeptentwickler und Programmierer und haben teilweise jahrelange Erfahrung im Umgang mit dem Medium Internet. So spielt zum Beispiel bei der Entwicklung eines Navigationskonzeptes einer Website interdisziplinäres Verständnis für Design, Text und Inhalte eine große Rolle. Doch auch die Auseinandersetzung mit technischen Gegebenheiten wie Browserversionen, Übertragungswegen oder Serverdiensten ist eigentlich unumgänglich, um performante und gelungene Sites zu erstellen. Für viele Multimedia-Agenturen stellt diese Zusammenarbeit eine der größten Herausforderungen dar, der nur begegnet werden kann, indem der permanente Austausch der einzelnen Abteilungen und Kompetenzen fest in den Arbeitsablauf integriert wird. Auf Seiten der Unternehmen hat sich ebenfalls viel getan. Während es früher eine eigene »Webabteilung« gab, die eher technisch orientiert war, beschäftigen sich heute interdiszipli-
14
näre Teams aus Marketing, Vertrieb und Technik mit dem Thema. Die Auseinandersetzung mit Strategieentwicklung, Kundenbindungsmaßnahmen oder Business-Modellen gehört dabei für alle Beteiligten fast schon zum Alltag. Dennoch lohnt es sich, einen großen Schritt zurückzugehen, um zu sehen, welche Entwicklungen notwendig waren, um das WWW zu dem zu machen, was es heute darstellt: eine grenzenlose Kommunikationsplattform mit schier unerschöpflichen Möglichkeiten.
Das WWW In den 50er Jahren litten die Amerikaner sehr unter der fortgeschrittenen Weltraumforschung Russlands auf Grund des Sputnik-Programms. Um gleichziehen zu können, investierte das US-Verteidigungsministerium hohe Summen in ARPA (Advanced Research Projects Agency). Da zu jener Zeit Computer extrem teuer waren, beschloss man, Rechenleistung
Grundlagen des WWW
.
über ein Netzwerk landesweit (ARPAnet) zusammenzuschließen. Aus einem Netzwerk des Verteidigungsministeriums wurde im Laufe der Zeit ein wachsender Zusammenschluss von Rechnern vor allem zum Austausch von wissenschaftlichen Dokumenten. Viele der technischen Voraussetzungen, die noch heute als Basis für das World Wide Web dienen, wurden in den Jahren bis 1980 entwickelt. Das Internet Protokoll zum Beispiel (IP) dient noch heute zur Adressierung aller angeschlossenen Computer, und auch der Seitenaufbau via HTML und der Transport der multimedialen Daten mit Hilfe von HTTP sind Errungenschaften aus jener Zeit. Doch was hat das alles mit der Gestaltung von Websites zu tun? Informationsweitergabe mit Hilfe von HTML Das Hypertext Transfer Protocol ermöglicht den Austausch der am WWW beteiligten Rechner, da es als einheitliches Protokoll unabhängig von eingesetzten Rechnertypen, Betriebssystemen und Anschlussarten den Austausch multimedialer Daten wie Texte, Bilder, Töne und Filme steuert. Mit Hilfe von HTML werden die Inhalte einer Seite dargestellt. Entgegen der gängigen Meinung ist HTML jedoch keine Programmiersprache, sondern eine so genannte Seitenbeschreibungssprache. Die drei wichtigsten Voraussetzungen im Webdesign werden uns von dieser Seitenbeschreibungssprache diktiert: Reihenfolge, Relation und Unvorhersehbarkeit. Serienmäßige Gestaltung Generell wird eine HTML-Seite immer von links oben nach rechts unten aufgebaut und von den Browsern auch in dieser Reihenfolge gelesen. Für jeden Designer, der Erfahrung in
der Gestaltung von Printmaterialien hat, bedeutet dies eine komplette Umorientierung im Gestaltungsprozess, da alle gestalterischen Freiheiten, die wir aus der Arbeit mit Programmen wie Quark, Photoshop oder Freehand kennen, wegfallen. Plötzlich können wir nicht mehr die Seite als Ganzes betrachten und vorgesehene Elemente frei anordnen, sondern müssen uns der Leserichtung des Browsers beugen. Natürlich könnte man einfach im Rahmen der Möglichkeiten von HTML Elemente platzieren, wo immer man möchte. Zum Beispiel einen Artikel mit einem Bild beginnen lassen, darunter den Text und die Überschrift rechts daneben anordnen. Wenn nun diese Seite von einem Browser aufgerufen wird, lädt dieser erst mühsam das Bild, stellt danach den Text dar und die Überschrift ganz zum Schluss. Bei einer großen Seite und einem Zugang per Modem kann dieser Vorgang dann schon gerne einmal eine Minute dauern. Durch die (technisch) richtige Anordnung einzelner Elemente kann die Nutzbarkeit einer Seite jedoch deutlich verbessert werden: Bei jeder Website, die der Informationsvermittlung dient (also ca. 90 %), muss sich der Gestalter immer an der Reihenfolge der Informationswiedergabe orientieren, in unserem Beispiel also der Seriengestaltung von HTML folgen und die oben erwähnten Elemente in der Reihenfolge Überschrift, Copytext, Bild anordnen. Relativ statt absolut HTML ist relativ aufgebaut. Dies sieht man unter anderem an den vordefinierten Textgestaltungsformaten (z.B. Heading1 bis Heading6). Mit Hilfe dieser Formate war es zu den Anfängen des WWW möglich, wissenschaftliche Texte zu gliedern und den Inhalt – nicht aber das
Vom Seitendesign zur Site-Regie
.
15
F
Abbildung 1 Formatvorlagen für Überschriften in HTML
für diese Zwecke leider uninteressante Layout – optimal darzustellen. Als Grundlage für alle Formate ist deshalb der Fließtext definiert worden. Heading1 und alle weiteren Formate sind Ableitungen, deren Eigenschaften relativ zum Fließtext festgelegt wurden. Die Formatierung des ungestalteten Fließtextes wiederum erfolgt auf Browserseite, das heißt auf dem Rechner des Besuchers. Wie kann man nun als Gestalter mit diesen relativen Formaten umgehen? Nun, einerseits wurde HTML seit der ersten Version weiterentwickelt, sodass es nun theoretisch möglich ist, Schriftarten frei zu wählen und sogar einzubinden, mit der gewichtigen Einschränkung jedoch, dass nur diejenigen Besucher eine »richtige« Darstellung bekommen, die über neuere Versionen der Browser verfügen und die definierten Schriftarten auch installiert haben. Andererseits gibt es unzählige Tricks, wie man die relative Dimensionierung der Seitenelemente umgehen kann. Viele dieser Tipps haben wir in diesem Buch zusammengestellt, weitere kommen täglich hinzu und lassen sich vor allem durch ständiges Surfen und »Schnüffeln« in Quellcodes entdecken.
16
Unvorhersehbarkeit Die entsetzlichste Erkenntnis für einen Webdesigner kommt meist, wenn er eine wunderbare Seite gestaltet hat, diese danach auf einem fremden Rechner mit einer anderen Browserversion betrachtet und plötzlich alles anders aussieht als geplant. HTML wurde als Sprache entwickelt, um die Darstellung von Inhalten zu beschreiben, nicht aber deren Layout. Fast alles, was wir heute einsetzen können, um eine – wenigstens halbwegs – vorhersehbare Gestaltung zu erreichen, ist letztlich nichts als Flickwerk und Schmu, was nur deshalb nicht auffällt, weil die beiden meist verbreiteten Browser, der Netscape Communicator und der Internet Explorer, recht fehlertolerant sind. Doch lassen wir uns dadurch nicht beirren, schließlich befinden wir uns immer noch am Anfang.
Grundlagen des WWW
.
Vom Seitendesign zur Site-Regie
.
17
Interface Design Die Gestaltung der Schnittstelle Mensch – Maschine Interface Design ist weit mehr als nur Screendesign. Es geht darum, den User auf die Site zu ziehen, ihn dort zu behalten und ihn zum Wiederkommen zu bewegen.
Linear versus nonlinear Fast alle klassischen Medien haben einen klaren linearen Aufbau. Das bedeutet, sie besitzen einen Anfang, einen oder mehrere Höhepunkte und steuern auf ein Ende zu. Ein Film, bei dem der Schluss bekannt ist, macht keinen Spaß mehr, wer bei einem Buch zuerst die letzte Seite liest, wird sich spätestens nach der Hälfte der Lektüre darüber ärgern. Selbst bei Zeitschriften, die man gerne mal von hinten nach vorne blättert, überlegen sich die Gestalter des Blattes lange, wie der Aufbau und der Seitenfluss aussieht. Die interaktiven Medien sind in diesem Punkt grundverschieden. Es geht nicht mehr um das Abarbeiten verschiedener Stationen, sondern um das bewusste und gezielte Aufnehmen von Information Information, um eine neue Art der Unterhaltung oder die neuartige Nutzung von Services Services. Der Ansatz der Interaktion an sich bedeutet bereits, dass es keinen klaren vordefinierten Weg durch die Inhalte geben kann. Und da der User selbst bestimmt, welche Punkte ihn interessieren und welche nicht, was er zuerst lesen und worauf er später viel-
18
leicht zurückkommen will, kann man außer bei der Homepage kaum definieren, was er wann wahrnimmt. Selbst der Startcharakter der ersten Seite ist obsolet, sobald ein Link oder ein Bookmark auf eine Unterseite verweist. Der User steht nun auf einmal im Mittelpunkt punkt, und da jeder User verschieden ist, lässt sich kein allgemein gültiger festgeschriebener Weg durch das Angebot bestimmen. Diese Nonlinearität bedeutet, dass man bei der Konzeption und Gestaltung interaktiver Applikationen vollkommen anders denken und vorgehen muss. Der Gestalter wird zum Regisseur, er versucht vorwegzunehmen, welche Richtung der User einschlagen könnte, welche Wege er beschreiten wird und wie diese miteinander verbunden sind. Er muss aber auch damit rechnen, dass der User unlogische Wege einschlägt und sich nicht an antizipierte Verhaltensmuster hält. Um das zu vermeiden, ist dauernde Orientierung und Navigationsmöglichkeit nötig, will man den Nutzer nicht nach zwei Klicks verlieren. Andererseits hat man natürlich die Möglichkeit, ihn durch ge-
Seiten einrichten . .
schickte Gestaltung und Anordnung der Inhalte zu lenken, ohne dass er es bewusst wahrnimmt. Die einfachste Methode nonlinearer Navigation sind Hyperlinks Hyperlinks, die Stichwörter in Texten mit weiterführenden Informationen verbinden. Dieser Ansatz gehört zu den elementaren Bestandteilen des WWW, wobei hier der Benutzerführung und dem Orientierungssystem eine besondere Bedeutung zukommt. Der User muss immer wissen, wo er sich befindet und wie er wieder dorthin kommt, wo er gerade war. Mit höchstens zwei Klicks zu jedem wichtigen Inhalt ist deshalb eine der Maximen im Netz. Die wichtigste Frage zu Beginn Welcher User kommt wann und warum auf meine Site? Es ist es nur sehr selten sinnvoll, sämtliche Informationen, die sich auf der Site befinden, auf die Homepage zu legen und zu verlinken, sodass sich jeder einfach bedienen kann. Zu schnell werden große Mengen an Information unübersichtlich. Es empfiehlt sich, verschiedene Benutzergruppen und deren Bedürfnisse auszumachen: schnell an die wichtigsten Infos gelangen, sich treiben und von visuellen Impulsen leiten lassen, analytisch an Inhalte herangehen etc. Danach können Inhalte und Zugänge kategorisiert und festgelegt werden. Diese Verhaltensweisen sollten sich in der Anwendung abbilden, den verschiedenen Zielgruppen einen jeweils anderen Einstieg bieten und den Nutzer so fesseln, dass er nicht vorzeitig wieder aussteigt. Handlungsabläufe mit Einführung, Höhepunkt und Auflösung müssen gestaltet werden, aber nicht wie in klassischen Medien, sondern so, dass sie vom User immer wieder neu bestimmt werden können. Das er-
zielt man über die Gestaltung des Interfaces, der Schnittstelle zwischen dem Nutzer und dem Computer.
Das Interface Ein Interface hat verschiedene Aufgaben. Ist es gut, zeichnet es sich häufig dadurch aus, dass es in den Hintergrund tritt und die Inhalte so vermittelt, dass man sich über die Schnittstelle zum Rechner keine Gedanken macht. Grundsätzlich macht es Inhalte und Informationen erfassbar, es strukturiert, bildet Hierarchien Hierarchien, erlaubt es, sich durch die Inhalte zu navigieren, und bietet dem User die Möglichkeit, sich jederzeit zurechtzufinden. Die Strukturierung der Inhalte wird durch das Interface transparent und nachvollziehbar, man wird geführt, aber nicht bevormundet. Grundsätzlich ist festzustellen: Je strukturierter die Inhalte, desto komplexer darf die Site sein. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, Strukturen anzulegen und Inhalte zu verpacken:
Interface Design . .
19
F
Abbildung 1 Homepage CNN, http://www.cnn.com Der Vorreiter der klassisch kaskadierenden Nachrichtensite reißt auf der ersten Seite ein aktuelles Feature an und ermöglicht gleichzeitig sehr reduziert und nüchtern den Zugang zu allen anderen News und Bereichen.
H
Abbildung 2 Folgeseite CNN.com Der Artikel zum Teaser der ersten Seite folgt hier in aller Ausführlichkeit, zusätzlich untergliedert in einzeln wählbare Absätze und verlinkt mit Artikeln gleichen Themas. Es liegt nun am User, wie weit er sich in die Informationskaskaden vertieft.
Kaskaden Themen werden auf der ersten Seite angerissen, mit einer Headline, einer Subheadline, einer kurzen Zusammenfassung und eventuell einem Bild. Dabei gibt es immer die Möglichkeit, sich per Hyperlink auf eine Folgeseite zu klicken, auf der eine längere Version des Textes oder gar der ganze Inhalt abgebildet ist. Man
20
bewegt sich also vom Ganzen ins Detail Detail, meist mit der Möglichkeit, sich dann auch noch sehr viel weiter zu verlinken, zum Beispiel zu themenspezifischen Angeboten, die auf der Site selbst gar nicht bereit gehalten werden. Bestes Beispiel dafür sind fast sämtliche Newssites, die sich in ihrer Aufbereitung doch sehr ähneln.
Seiten einrichten . .
F
Abbildung 3 Messe Frankfurt: Place yourself
Halblinear Nicht alle Inhalte bieten sich an, komplett nonlinear abgebildet zu werden. Tutorials und Bedienungsanleitungen beruhen zum Beispiel darauf, Schritt für Schritt erfasst zu werden. Außerdem gibt es Inhalte, die so spezifisch sind, dass ihnen ein kaskadenartiger Aufbau nicht gerecht würde. In diesem Fall teilt man die Inhalte in Informationseinheiten auf, die einzeln gekennzeichnet werden, auch einzeln ansteuerbar sind, aber dennoch in einer ganz klaren Reihenfolge zu betrachten sind. Diese Anordnung bietet auch die Möglichkeit zu Verzweigungen, beispielsweise bei einem Fragebogen, der dadurch sehr viel user-spezifischer und schneller auszufüllen ist.
Formulare und Tutorials sollten immer linear oder halblinear angelegt werden. Die in Abbildung 3 gezeigte Seite der Messe Frankfurt wurde so konzipiert, dass sie von jeder Messe-Homepage aus anklickbar ist. Sie informiert über die Möglichkeiten, auf den Messeseiten als Werbepartner aufzutreten. Da sie prozessorientiert ist, klickt man sich zunächst linear durch jedes Kapitel, kann dann aber auch gezielt in Unterbereiche zurückkehren.
Interface Design . .
21
Abbildung 4 E Homepage der Barmer, http://www.barmer.de
Gruppierend Im Gegensatz zu den sich immer mehr spezialisierenden Sites, die ganz genau auf bestimmte User abgestimmt sind, versuchen viele Unternehmen, sehr unterschiedliche Zielgruppen mit ihrer Site abzufangen. Hier bietet es sich entweder an, vollkommen unterschiedliche Sites zu gestalten, die unterschiedliche URLs besitzen und auch über ganz unterschiedliche Kanäle kommuniziert werden. Oder aber man gestaltet, vor allem bei starken Namen und Brands, eine Homepage, die gleichsam als Portal den Nutzern jeweils ihren eigenen Bereich anbietet. Auf den Folgeseiten wird dann mit ganz unterschiedlichen Konzepten und Gestaltungsmitteln, die der jeweiligen Zielgruppe entsprechen, gearbeitet. Man gruppiert also die Inhalte in immer wieder neuer
Aufbereitung, zum Beispiel einmal für generell Interessierte, einmal für Studenten, einmal für Schüler und einmal für Arbeitnehmer. Es ist unerlässlich, Anspruch und Qualität in allen Bereichen auf gleichem Niveau und den Absender klar erkennbar zu halten. Gefährlich ist hier auch, sich so sehr an die Zielgruppe anzupassen, dass der Absender unglaubwürdig wird und man den User eher verärgert, als ihn anzusprechen. Betrachten wir als Beispiel die Webseite der Barmer Krankenkasse (Abb. 4). Schon auf der Homepage wird differenziert in unterschiedliche Zielgruppen: Barmer-Kunden, Jugendliche während der Berufswahl, Studenten und Arbeitgeber. Wählt man einen der drei Bereiche, verlässt man das Barmer-Basisangebot und erhält ganz spezielle Inhalte.
Anwendung von Gruppierend Hat eine Site sehr viele unterschiedliche Inhalte, sollte man diese gruppieren.
22
Seiten einrichten
.
F
Abbildung 5 Folgeseiten der Site
In Abb. 5 sehen Sie die Folgeseiten der Barmer, die Studenten-WG, E-Lok, Wegweiser für Unternehmen und »Die Barmer« zeigen. Die Seiten sind inhaltlich, farblich und gestalterisch stark unterschiedlich und sprechen so einzelne Zielgruppen an. Trotzdem gibt es klar definierte verbindende Elemente, die sie als Barmer-Netzweit-Seiten identifizieren.
User-spezifisch Im Gegensatz zum gruppierenden Zugang, der gleich am Anfang ganz klar differenziert und die User in eigene Bereiche führt, vermittelt der user-spezifische Zugang das Gefühl, sich auf einer einzigen Site zu bewegen, auf der man aber doch fast unmerklich einen vorbestimmten Weg beschreitet. Man unterscheidet hier weniger in bestimmte Zielgruppen Zielgruppen, die
sich in ihren Interessen unterscheiden, sondern in die Art und Weise, wie man sich Informationen beschafft und sich durch Inhalte bewegt. So gibt es zum einen den informationsorientierten Typen, der Information schnell und klar strukturiert geliefert bekommen will und sich von Grafik und Animation eher gestört fühlt. Dann ist da der visuelle Typ, dem ein Bild mehr sagt als tausend Worte und der lieber animierte Bilder ansieht, als sich durch Seiten von Text zu scrollen. Der spielerische Typ wiederum braucht Sound, Bewegung und die Herausforderung und ist dann auch
Vielfältige Zielgruppen Je unterschiedlicher und vielfältiger die Zielgruppen einer Site sind, desto mehr sollte sie auf die einzelnen Gruppen eingehen.
Interface Design
.
23
Abbildung 6 E Pixelpark-Homepage 1998/1999
bereit, Informationen aufzunehmen und sich mit Inhalten zu beschäftigen. Wenn man diese Arten, sich mit Inhalten auseinander zu setzen, definiert hat und sie auf die eigenen Inhalte überträgt, lässt sich eine Site sehr viel spannender und vielschichtiger aufbereiten, um so auch die unterschiedlichsten Typen anzusprechen. Bei den meisten Projekten wird schon zu Beginn die Entscheidung für den einen oder anderen Weg gefällt, entweder sehr strukturiert ohne Bilder, nur Systemtext, oder sehr marktschreierisch, bunt und überladen. Doch manchmal kann eine geschickte Kombination der verschiedenen Arten die besten Resultate erzielen. Die Site der Pixelpark AG, die hier als Beispiel dienen soll (Abb. 6) zielt auf verschiedene User-Typen ab. Da ist der Sprinter, der sich per Pull-down-Menü die Inhalte auf einen Blick holt, der Spaziergänger, der sich von visuellen Eindrücken leiten lässt und über die sich bewegende Navigationsleiste am rechten Bildrand navigiert, der weitergehend Interessierte,
24
der sich im Project Explorer Schritt für Schritt durch einen typischen Produktionsablauf begibt, und der »Heavy User«, der sich immer wieder aktuelle News (Stellenangebote, Presse) vom »Kiosk« holt. Die Inhalte der Folgeseiten (Abb. 7) sind im Grunde zwar immer die gleichen, aber unterschiedlich aufbereitet (in Länge und Wording) und verschieden gestaltet (in Form und Farbe), je nach Art der Informationsaufnahme.
Screendesign Das WWW ist nicht nur ein Medium der reinen Information. Doch surft man heute durchs Netz, ist man immer wieder erstaunt, wie wenig Wert viele Unternehmen, die Unmengen von Geld in Corporate Design, Werbung und Image stecken, auf die Gestaltung ihrer Website legen. Wo sonst nur hoch bezahlte Agenturen mit Millionenbudgets arbeiten, werden immer noch schnell mal ein paar Seiten ins
Seiten einrichten
.
F G Abbildung 7 Pixelpark, Folgeseiten 1998/1999
Netz gestellt, die im Leben noch kein erfahrener Gestalter gesehen hat. Trotzdem steigt das Bewusstsein natürlich, dass es sich bei den neuen Medien um einen gleichwertigen Kommunikationskanal handelt, der das Image genauso beeinflusst wie Anzeigen, Broschüren, Spots, Briefpapier oder Architektur. Gerade im Internet, wo die Konkurrenz nur einen Mausklick weiter liegt, ist es entscheidend, den User anzusprechen, ihn zu begeistern und ihn zum Weiterklicken und Anlegen von Bookmarks zu animieren. Das funktioniert nur, wenn eine Atmosphäre, ein Ambiente ge-
schaffen wird, das sich zum einen in die generelle Kommunikationsstrategie einfügt und zum anderen dem Vergleich zu anderen Auftritten standhält. Der Gestalter wird zum Regisseur, immer auf der Suche nach der richtigen Methode, bestimmte Inhalte zu vermitteln und den User zu begeistern. Leider ist davon gerade im jetzigen Stadium der Professionali-
Bitte merken Sie sich: Inhalte dürfen nicht einfach nur ins Netz gestellt werden: Sie müssen inszeniert werden.
Interface Design
.
25
sierung, zu einem Zeitpunkt, an dem im Netz wirklich Geld verdient werden kann, wenig zu merken. Gestaltungsraster werden schnell von anderen Sites übernommen, die Strategie bei der Entwicklung des Auftritts beschränkt sich häufig auf Umsatz und Nutzerzahlen. Dass diese aber durchaus positiv beeinflusst werden, indem man der Website ein unverwechselbares Gesicht gibt, wenn der Nutzer überrascht wird, und so in Erinnerung bleibt, wird erst langsam wieder erkannt. Es gibt sie natürlich, die Grundregeln des Screendesigns, immer wieder zitiert und erweitert. Gebot Nummer eins ist sicherlich immer noch die Geschwindigkeit. Schnelle Ladezeiten entscheiden meist schon beim Laden der Homepage, ob ein User weiterklickt oder schon vorher abbricht. Gerade bei Serviceund Informationssites kann man gut auf große Hintergrundbilder und emotionale Fotos der Firmenzentrale verzichten. Dabei kommt es aber stark auf den Umgang und die Bearbeitung der Bilder an, auf den Aufbau und die Informationsdichte der einzelnen Seiten. Die Grundlagen klassischen Designs gelten entgegen weit verbreiteter Hoffnungen auch im Netz. Nur weil man mit den neuen Medien arbeitet, heißt das nicht, dass man alles über Bord werfen muss, was bisher Gültigkeit hatte. Fünf verschiedene Schriften auf einem Screen sehen eben auch nicht besser aus als in einer Anzeige. Natürlich nimmt man Gestaltung auf dem Bildschirm anders wahr als auf Papier. Die Auflösung ist schlechter, der Farbaufbau ein anderer, die Fläche begrenzt. Gerade deswegen bedarf es professioneller Designer, die sich damit beschäftigen, dieses Medium zu formen und weiterzuentwickeln. Ob eine Site gut gestaltet ist, hat nichts mit Geschmack zu tun,
26
sondern mit einigen Parametern, die in den folgenden Kapiteln ausführlich erklärt werden. Die Möglichkeiten zur Gestaltung im Netz sind eher bescheiden. Umso wichtiger, sie sehr gut zu kennen! Für die Gestaltung einfacher Websites gibt es ganz klare grundsätzliche Gestaltungsmittel, die für sich alleine und in ihrer Kombination über den Erfolg oder Misserfolg der Site entscheiden können. Grundgerüst ist HTML HTML, die Hypertext Markup Language, mit welcher der Aufbau der einzelnen Seiten und ihr Konstrukt beschrieben und vom Browser so interpretiert wird, dass beim User eine zusammenhängende Website ankommt. Schrift Schrift, deren Farbe und die Hintergrundfarbe waren die ersten Gestaltungsmittel und setzen auch heute noch ganz klar Ausrichtung und Stimmung einer Site fest. Bilder Bilder, in verschiedenster Art und Weise eingesetzt, bedeuten zwar zusätzlichen Datentransfer, sind aber wohl das beste Mittel, um der Site ein »Gesicht« zu verleihen. Mit Hilfe von so genannten Tabellen werden die Inhalte und Gestaltungselemente auf einer Seite angeordnet und positioniert. Da jeder User selbst bestimmt, wie groß er sein Browserfenster aufzieht, ist es hier besonders wichtig, an alle möglichen Eventualitäten zu denken. Frames wiederum bestimmen, wann der User welche Kombination welcher Seiten sieht. Zu den einfachen Gestaltungsmitteln, die auch noch nicht sehr multimedial sind, gehören einfache Animationen Animationen, eine Abfolge von Einzelbildern, durch die sich die Möglichkeiten der Gestaltung und Informationsvermittlung deutlich erhöhen.
Seiten einrichten
.
Branding Neben der Informationsvermittlung, der Informationsstrukturierung und der User-Ansprache ist es unerlässlich, den Absender kenntlich zu machen, ein Image zu transportieren und der Site ein unverwechselbares Gesicht zu verleihen. Wichtigste Aufgabe klassischen Corporate Designs ist es, ein klares Bild des Unternehmens zu zeichnen, es so zu stärken, Durchgängigkeit und Wiedererkennbarkeit zu bewirken und sich ganz klar von den Wettbewerbern zu differenzieren. Im Netz scheint das oft anders zu sein. Nicht nur, dass man auf einigen Seiten nach zwei Klicks nicht mehr weiß, von wem die Site nun eigentlich ist, viel schlimmer ist es, wenn man drei Sites nebeneinander betrachtet und schon beim bloßen Abdecken des Logos Probleme mit der Zuordnung bekommt. Amerikanische Standards sowohl bei E-Commerce als auch bei Newssites werden fast identisch übernommen. Und auch wenn die Aufteilung der Site vielleicht wirklich momentan effektiv ist, so sollte man sich doch die Mühe machen, auch eigene Gestaltungsmerkmale mit einfließen zu lassen. Das alles ist Bestandteil des immer wichtiger werdenden Themas E-Branding (siehe auch Kapitel 19, »E-Branding«).
Flexibilität, Modularität und Skalierbarkeit Sind beim Punkt Branding und Corporate Design ganz klar klassische Designkompetenzen gefragt, bedeutet Screendesign natürlich auch, sich Herausforderungen zu stellen, die mit klassischem Design-Know-how nicht so einfach bewältigt werden können. Ein wichtiger
Faktor ist die Schnelligkeit und Schnelllebigkeit des Internet. Innerhalb der letzten fünf Jahre haben sich die Anforderungen permanent verändert, Relaunches, technische Updates, Erweiterungen von Websites sind an der Tagesordnung. Man muss sich permanent den technischen, vor allem aber den inhaltlichen Anforderungen stellen. Mittlerweile ist jedem klar geworden, dass man mit den neuen Medien Geld verdienen oder zumindest sparen kann. Und dass man schon innerhalb kürzester Zeit erfährt, ob die Ideen und Strategien Früchte tragen oder ob man die Zielgruppe mit seinem Vorhaben nicht erreicht hat. Oft wird nur mit kleinen Teilbudgets gestartet, mit dem Ziel, die Site zu erweitern, zu verändern, auszubauen, sobald man erste Erkenntnisse über das Nutzer-Feedback erhalten hat oder sich interne Strukturen verändern. Flexibilität, Modularität und Skalierbarkeit sind also systemimmanente Features, die von Anfang an bei Strategie, Konzeption und Gestaltung sowie technischer Realisierung beachtet werden müssen. Einfachstes Beispiel ist die Benutzerführung, die heute vielleicht fünf Punkte beinhaltet, morgen aber schon auf zehn erweitert wird. Bereiche kommen hinzu, andere fallen weg, Nutzer reagieren auf eine Navigation mehr als auf eine andere. Websites sind heute national, morgen regional oder international. Das bedeutet, dass man ganz am Anfang alle zu diesem Zeitpunkt vorhersehbaren Eventualitäten mit einplanen muss, auch wenn sie im ersten Schritt gar nicht umgesetzt werden. Es ist leider so: Eine gute Website ist niemals fertig. Bereiche müssen so eingebunden sein, dass sie im Falle eines Misserfolgs schnell verändert oder weggenommen werden können, ohne dass die ganze Site darunter leidet.
Interface Design
.
27
Ein Servicebereich, der erst nach vier Monaten dazukommt, weil das Backend noch nicht geklärt werden kann, ist besser als ein vorläufiger Hauptnavigationspunkt, der viel verspricht, aber nichts hält. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Sites auf jedem Rechner, auf jedem System, in jedem Browser unterschiedlich dargestellt werden und man sich niemals auf eine einzige Darstellung verlassen darf. Das hat ganz deutlichen Einfluss auf die Gestaltung und bedeutet leider manchmal auch, dass man nicht immer das langfristige optimale Ergebnis für alle Zeiten erzielen kann, da man einfach zu viele Faktoren berücksichtigen muss, die erst in drei Monaten zum Tragen kommen. Wir befinden uns immer noch in den Kinderschuhen der interaktiven Medien. Kaum hat sich ein Bereich wie E-Commerce etabliert, kommen mit WAP und Breitband Themen auf uns zu, die wir grundlegend neu diskutieren müssen, natürlich auf der Basis dessen, was in den vergangenen Jahren entwickelt wurde. Aber es gilt doch, eine neue Sprache zu entwickeln, die dem Medium gerecht wird. Das klassische Beispiel ist die Umsetzung einer Broschüre eins zu eins im Netz. Nicht nur, dass die Inhalte vollkommen falsch konzipiert sind, indem sie zu lang oder zu unstrukturiert sind. Dazu kommt noch, dass Interaktivität, eines der Schlüsselelemente im Netz, kaum genützt wird, User-Feedback eher lästig als gewollt ist und die Gestaltung bezüglich Layout und Filegrößen kaum den Netzkriterien entspricht. Ein neues Medium erfordert eine neue Sprache Sprache, sie ist nur in Ansätzen vergleichbar mit der Sprache des Kinos, des Fernsehens, mit der von Zeitschriften und Büchern. Der große Unterschied ist die Interaktivität, die unmittelbare Verbindung von Medium und User, der Selbstbestimmtheit des Nutzers und der Digitalität
28
des Mediums an sich. Man muss das Medium nutzen, ihm gerecht werden, nicht versuchen, bekannte Sachverhalte ohne Reflexion und Transferleistung eins zu eins zu übertragen. Neuen Verhaltens- und Interaktionsweisen kann man nicht mit einer 3D-Nachbildung einer virtuellen Bank begegnen, bei der ich mich erst mühsam durchs Foyer scrollen muss, die kleinen Schilder an der Tür lesen und dann auf dem Schreibtisch des Sachbearbeiters meinen Aktenordner suchen muss.
Die Main Idea Es ist die Main Idea, also die Kernidee Kernidee, um die sich alles dreht. Diese Idee kann das Stichwort »Service« sein, was bedeutet, dass die Site ganz klar und strikt serviceorientiert ist und jeder Inhalt und jedes Gestaltungselement darauf überprüft wird. Beim Auftritt für den Fernsehsender Super-RTL, war die visuelle und inhaltliche Metapher »Multivision«, ein Screen, auf dem immer etwas passiert, sich Inhalte permanent austauschen, zusammen aber ein Gesamtbild ergeben, das immer passt und harmonisch ist. Das bedeutet ganz klare Anforderungen an Design und Inhalte, die beispielsweise alle in »Häppchen« verpackt werden müssen, und hat für den User, in diesem Falle Kids, wiederum den Vorteil, stets neue schnell zu erfassende Inhalte zu bekommen. Dieses Prinzip zieht sich durch die komplette Site, der Nutzwert ist hier immer neuer Spaß und Unterhaltung. Man muss vorsichtig sein, dass man bei der Wahl von Metaphern nicht zu platt wird und sie immer der Zielgruppe entsprechen. Chatrooms in Form einer lustigen Bar gehören hoffentlich bald der Vergangenheit an, die Ein-
Seiten einrichten
.
schränkungen, die man in Kauf nimmt, nur weil beim Eintritt in die Virtualität krampfhaft versucht wird, möglichst viel Bekanntes aus der wirklichen Welt mitzunehmen, machen es kaum möglich, das Medium so zu nutzen, wie man könnte. Die virtuelle Bar mit Barhockern und Barkeeper zum Beispiel lässt gar nicht erst zu, dass man sich Gedanken über Kommunikationsmöglichkeiten und Programmierungen jenseits von Metaphern für »laut reden« und »flüstern« macht. Deshalb gilt: Es klappt nur selten, die Realität eins zu eins ins Netz zu übertragen. Interfaces in Form einer Fernbedienung gibt es schon genug! Es ist dabei der Kern der Marke Marke, den man auf das Netz übertragen muss. Das ist nicht einfach, ein gutes Beispiel dafür ist jedoch der amerikanische Lieferservice UPS. Als Marktführer auf seinem Gebiet beschäftigte er sich lange Zeit mit der schnellen und zuverlässigen Lieferung von Gütern aller Art. Bis irgend-
jemand auf die grandiose Idee kam, die Datenbank, in der alle Bewegungen aller Lieferungen auf die Minute genau festgehalten werden, öffentlich zu machen und per Zugangscode ins Internet zu stellen. Nun kann ich genau verfolgen, wann mein Paket Berlin verlassen hat, wo es gerade steckt und dass es vielleicht schon seit zwei Tagen beim Empfänger ist, obwohl der versucht, mir Gegenteiliges zu erklären. Aber das war nur der erste Schritt, denn die Datenbanken sind zu weitaus mehr imstande, als einfach nur Wege zurückzuverfolgen. Ein passendes Konzept, ein gutes Interface und ein geeignetes Businessmodell könnten UPS zu einem noch nie da gewesenen Logistikunternehmen machen, das über das Netz Einblick in alle Phasen der Beschaffung, der Produktion und der Verteilung von Waren bietet, aber auch komplett neue Services offeriert, die sich heute so noch niemand vorstellen kann.
Beispielsite Unter http://www.ups.com findet man wirklichen Mehrwert im Netz. Die Site ist zwar schlecht gestaltet, aber das sei in diesem Falle verziehen.
Interface Design
.
29
Interaktion Navigation, Orientierung und Struktur Ein Navigationssystem liegt fast jeder Website zu Grunde, schließlich werden Besucher mit dessen Hilfe durch die Site geführt. Vor allem komplexe Sites benötigen unbedingt eine durchdachte Interaktionsstruktur.
EE
Bleiben Sie übersichtlich!
Ein gutes Navigationssystem hilft einerseits jedem Besucher, innerhalb kürzester Zeit auf die Inhalte zurückzugreifen, die er benötigt. Andererseits ermöglicht es auch den Betreibern, die Besucher zu steuern und möglichst lange auf der eigenen Website zu halten. Wir unterscheiden zwischen statischen und dynamischen Navigationskonzepten, wobei erstere immer noch die größte Verbreitung haben.
E
E
Statische Navigation Zu einer statischen Navigation gehören in der Regel: E Die Standortbestimmung (= Bereichskennung) E Die Links zu Parallelinhalten der gleichen Hierarchiestufe E Links zu übergeordneten Ebenen oder der Hauptnavigation Der Menüführung gebührt bei der Gestaltung von Navigationskonzepten eine zentrale Rolle, denn in der Regel bietet sie die beste Übersicht über alle angebotenen Inhalte.
30
E
Aufgaben der Menüführung: Orientierung schaffen Vor allem bei Sites mit hauptsächlich redaktionellem Inhalte wie Magazinen oder Unternehmensdarstellungen sollte der Besucher mittels der Navigationsstruktur eine Orientierung über die angebotenen Inhalte erhalten. So könnten z.B. Rubriken oder Produktbereiche Teil der Navigation sein und einen ersten Überblick bieten. Prioritäten setzen Auf komplexe Sites greifen häufig Besucher mit unterschiedlichen Anforderungen zu. So interessieren sich beispielsweise für die Site www.mobilcom.de sowohl Pressevertreter, Bewerber oder Investoren als auch Kunden. Da Letztere die häufigste Sorte von Besuchern sein dürften, ist die Menüführung auch ganz auf deren Bedürfnisse zugeschnitten, alle anderen Nutzertypen finden in der Regel einen eigenen Einstieg in ihren Bereich. Steuerung des Surfverhaltens Begriffe, die in einer Navigationsstruktur an prominenter oder oberster Stelle stehen, werden von den Besuchern am häufigsten
Seiten einrichten
.
G
Abbildung 1 Statische Navigation bei www.allianz-vermoegen.de
geklickt. Als Gestalter macht man sich dies zunutze, um auf neue Bereiche und Inhalte aufmerksam zu machen. Generell kann man jedoch feststellen, dass die klassische Menüführung immer häufiger zu Gunsten dynamischer Navigationskonzepte in den Hintergrund gerät.
Dynamische Navigation
G
Abbildung 2 Dynamische Navigation bei www.amazon.de
führung weitgehend zu verzichten und stattdessen die Bedürfnisse des Besuchers und die Anforderungen eines Bereiches als Grundlage für eine dynamische Navigation zu wählen. Von dynamischer Navigation spricht man dann, wenn weiterführende Links und benutzerführende Zeichen von einem aktuellen Zustand abhängig sind. Meist setzt dies eine Datenbank voraus, die bei jeder Seite regeln kann, ob und welche dynamischen Navigationspunkte dargestellt werden.
Durch den Einsatz von datenbankbasierten Systemen und die gestiegene Komplexität vieler Sites hat es oft Sinn, auf statische Menü-
Dynamische Navigation bei Shop-Systemen Die wichtigste Funktion einer Shopping-Plattform ist es, die Besucher zum Kauf anzuregen. Dabei ist es sinnvoll, auf den ersten Seiten eine größtmögliche Auswahl zu zeigen, die im besten Fall personalisiert ist, d.h. hauptsächlich Elemente beinhaltet, die den momentanen Nutzer interessieren (sofern man ihn kennt ...). Im Laufe des Kaufprozesses sollten dann die
Wahlmöglichkeiten zur Navigation immer weiter eingeschränkt werden, sodass kurz vor Abschluss nur noch lineare Möglichkeiten gegeben sind (»Jetzt bestellen«). Nach Abschluss des Verkaufes sollte dann wieder die ganze Vielfalt der Navigation zur Verfügung stehen, um weitere Kaufprozesse anzuregen (siehe auch das Kapitel E-Commerce).
Interaktion
.
31
F
Abbildung 3 Inhaltliche Metaphern wie Warenkorb, Lexikon, Kasse oder Postkarte können durch Icons noch gestützt werden, wie hier bei www.redseven.de.
Abbildung 4 E Beim Einsatz von Redaktionssystemen beliebt: Systemtext
Dynamische Navigation wird also bestimmt durch: E Ein »wissendes« System im Hintergrund E Die Erkenntnis, wo sich der Nutzer gerade befindet E Eine Antizipierung der Handlungswünsche des Nutzers Mit dynamischen Systemen wird es sehr viel einfacher, den Nutzer durch eine Website zu leiten. Je umfangreicher eine Site und je heterogener die Zielgruppe ist, desto mehr spricht für eine Dynamisierung der Benutzerführung. Der Einsatz dynamischer Navigationsformen macht es nötig, dass alle Beteiligten an einem Projekt nicht mehr in Navigationshierarchien denken, sondern in Situationen. Für die Erstellung von Konzepten bedeutet dies, für alle potenziellen Nutzungssituationen Storyboards zu erstellen, die zwar jeweils über gleiche Elemente verfügen, aber je nach Situation immer neu zusammengestellt werden.
32
Navigationswerkzeuge Einem Gestalter stehen unterschiedlichste Möglichkeiten zur Verfügung, um ein Navigationskonzept umzusetzen. Die Wahl des eingesetzten Werkzeuges hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Dazu gehören: E Ladezeit E Aufmerksamkeitsstärke E Gestalterisches Konzept E Interaktivität E Einlesen von Datenbankinhalten 1. Metaphern Sie nehmen Bezug auf bekannte Signale, die in der »realen Welt« häufig verwendet werden (Abb. 3). Dadurch ist die Lernkurve extrem niedrig, denn jeder Nutzer hatte in seinem Leben schon ein Mal einen »Warenkorb« oder einen Einkaufswagen in der Hand. Bei der Wahl geeigneter Metaphern ist zu bedenken, dass diese oft nicht in allen Kulturkreisen oder sozialen Gruppen gleich verstanden werden. Der Buchstabe »i«, in westlichen Kulturkreisen als Symbol für Information, ist zwar bei uns weit verbreitet,
Seiten einrichten
.
G
Abbildung 5 Besonders für die Hauptpunkte einer Navigation geeignet: gebrannte Schrift, hier bei www.netradio.com
ein Japaner oder Chinese dürfte mit der Entschlüsselung jedoch einige Zeit verbringen. Ein weiterer Nachteil visueller Metaphern ist, abgesehen von ihrer Ladezeit, die fast schon epidemische Verbreitung bestimmter Symbole wie der Lupe. Ein eigenständiges Design, das sich von der Konkurrenz deutlich absetzt, ist mit diesen Symbolen kaum noch zu erreichen. Da Bilder generell einen höheren Aufmerksamkeitswert haben als Text, werden Symbole vom Auge bevorzugt wahrgenommen, was hinderlich sein kann, wenn nur Nebenfunktionen wie »Suche« oder »Lexikon« damit belegt sind. 2. Systemtext Schon allein auf Grund der schnellen Ladezeiten von Texten ist das erste im WWW mögliche Navigationselement als Link am häufigsten zu finden. Systemtext zur Navigation ist leicht und jederzeit editierbar und kann daher komplett aus Datenbanken generiert werden. Nachteilig ist jedoch, dass dieser kaum zu gestalten ist und visuell nicht unbedingt im Vordergrund steht (Abb. 4).
3. »Gebrannte« Typo Hierunter versteht man Schrift, die in einem Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop oder Fireworks gesetzt und dann nicht zu verändern als Bild abgespeichert (»gebrannt«) wurde. Ein Hauptvorteil dieser Elemente sind ihre uneingeschränkten Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf die verwendete Schriftart, den Zeilenabstand, das Spacing oder das Kerning. Da die Inhalte einer Website in der Regel als Text vorliegen, ist gebrannte Typo oft ein Hauptträger des Corporate Designs. Auf Grund der schlechten nachträglichen Editierbarkeit sollte jedoch darauf geachtet werden, dass nur dann Texte als Bild verwendet werden, wenn diese sich so gut wie nie ändern. 4. Systemelemente Elemente, die Bestandteil des Betriebssystems oder Browsers sind, werden Systemelemente genannt. Beim Aufbau der Seite werden nicht die Elemente selbst aufgerufen, wie etwa bei Bildern, sondern nur der Befehl, die Elemente aus dem Betriebssystem zu laden. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Sowohl was Schnelligkeit der
Interaktion
.
33
F
Abbildung 6 So unterschiedlich sehen Systemelemente unter Macintosh und Windows aus.
Abbildung 7 E Selten findet man Sites, die mit Systemelementen eher kreativ als informativ umgehen: www.artcenter.edu.
Darstellung als auch leichte Editierbarkeit angeht, gibt es kaum eine Möglichkeit der Navigation, die besser ist. Leider jedoch ist das Design vom jeweils verwendeten Betriebssystem abhängig und somit wenig planbar (Abb. 6). Während sich Checkboxes und Radio Buttons in erster Linie für die Gestaltung von Formularen eignen, findet man Pop-up-Menüs häufig dann wieder, wenn viele gleich geordnete Navigationselemente wie z.B. Produktgruppen oder Länder ausgewählt werden sollen.
34
5. Aktive Navigationselemente Immer dann, wenn bei der Berührung mit der Maus eine Reaktion eines Navigationselementes erfolgt, nennt man dies aktiv. Verbreitet ist vor allem der Rollover-Effekt, oft eingesetzt bei sehr komplexen Menüstrukturen, um dem Nutzer eine bessere Orientierung zu ermöglichen. Doch auch um weitere Informationen zu einem Menüpunkt zur Verfügung zu stellen, sind diese Elemente gut geeignet. Da Rollover in der Regel mit einem JavaScript verwirklicht wird, ist der Effekt nur mit zwei Bildern gleicher Größe zu erreichen, was dieselben Nachteile mit sich bringt wie der Einsatz von gebrannter Typo.
Seiten einrichten
.
Rollover-Effekte mit Dreamweaver 3.0 Mit modernen darstellungsbasierten HTML-Editoren ist es auch für Ungeübte kein Problem mehr, selbst Rollover-Effekte zu erstellen. Unter Dreamweaver funktioniert dies wie folgt:
1. Grundlagen Erstellen Sie in einem Bildbearbeitungsprogramm zwei gleich große Bilder, die sich beim Berühren mit der Maus austauschen sollen. Achtung: Wenn die Bilder nicht exakt gleich groß sind, werden sie verzerrt!
2. Rollover-Bild erstellen Öffnen Sie in Dreamweaver ein neues Dokument und wählen im Menü Einfügen den Unterpunkt Rollover-Bild einfügen, oder klicken Sie auf das entsprechende Objekt im Objekte-Fenster.
Geben Sie im darauf folgenden Fenster Ihre beiden Bilder an. Wenn Sie die Option Rollover-Bild Vorausladen wählen, beschleunigt sich im Browser der Effekt, da beide Bilder geladen werden, auch wenn anfangs nur das Originalbild angezeigt wird.
Interaktion
.
35
In unserem Beispiel verfahren wir mit weiteren Navigationsbegriffen und ihren Rollover-Gegenstücken genauso und speichern das Dokument dann ab.
2. Rollover-Bild erstellen Im Browser werden die Rollover-Austauschbilder bei Berührung mit der Maus angezeigt.
36
Seiten einrichten
.
Strukturierung einer Site: Flexibel, skalierbar, modular Als die Dresdner Bank 1999 ihre Website »relaunchte«, speckte sie diese auch inhaltlich ab. Übrig blieben nach der Überarbeitung über 3000 HTML-Seiten, ein paar hundert PDF-Dokumente und ebenso viele interaktive Werkzeuge. Man kann sich vorstellen, dass eine Website dieser Größenordnung nicht mehr in ihrer Gesamtheit über ein hierarchisches Menü navigierbar ist. Doch was kann getan werden, um wuchernden Inhalten und Navigationen Einhalt zu gebieten? Um eine Lösung zu finden, muss man sich fragen, von welchen Faktoren die Struktur einer Website abhängt. Dazu gehören: E Die Komplexität der Inhalte (horizontal und vertikal) E Die Zielgruppe(n) E Die Zielsetzungen einzelner Bereiche der Site E Die Möglichkeit permanenter Updates durch ein Redaktionsteam E Die Möglichkeit, Daten aus Datenbanken zu beziehen E Das eingesetzte Redaktionssystem E Das Layout Über diese Faktoren sollte man sich beim Aufbau der Site bewusst sein, denn strukturelle Änderungen im Nachhinein bedeuten immer dann, wenn ein Redaktionssystem eingesetzt wird, deutlich höheren Aufwand. Folgende Vorgehensweisen erleichtern es, die meist riesige Menge an Inhalten zu strukturieren: 1. Teamwork »Gestalter müssen sich nicht mit allen Inhalten auseinander setzen, Konzeptern und Textern ist es egal, wie die Navigation aus-
sieht, und Techniker interessieren sich nicht für das Design!« Leider hört man Ähnliches aus allen Lagern, und doch ist es ganz und gar nicht so: Nur wenn alle nötigen Kompetenzen zusammenarbeiten, kann eine sinnvolle und effiziente Struktur geschaffen werden, die allen Anforderungen an eine hervorragende Informationsvermittlung Genüge tut. 2. Zielgruppenorientierung Die meisten Sites haben mehr als eine Zielgruppe. Diese werden mittlerweile nicht mehr wie klassische Marketingzielgruppen (»20–28 Jahre, männlich, 3500 DM Monatsbrutto ...«) definiert, sondern durch die Situation, in der sie sich befinden. Man spricht deshalb auch von »situativen Zielgruppen«. Grob definiert handelt es sich dabei um die dem Besuch einer Site zu Grunde liegende Interessenlage. Zielgruppen können Journalisten, Investoren, bestehende Kunden, Interessenten, Bewerber, Partnerfirmen oder Gewinnspielteilnehmer sein. Vor der eigentlichen Strukturierung der Inhalte sollte man sich fragen, welche relevanten Zielgruppen die Site aufsuchen werden und welche Bedürfnisse diese haben. Am sinnvollsten ist es, diese Bedürfnisse der Gestaltung des Sitekonzeptes zu Grunde zu legen, um dann einzelne Storyboards zu entwickeln. So findet sich der bestehende Kunde mit dem Wunsch, eine Bedienungsanleitung anzusehen, um dann Zubehör zu erwerben, ebenso schnell zurecht wie die Bewerberin, die sich eine Anfahrtsskizze ausdrucken möchte.
Interaktion
.
37
E
Das Ziel ist One 2 One.
EE
Planen Sie vorausschauend.
38
3. Keinen Nutzer interessiert die Hierarchie eines Unternehmens Ob beispielsweise eine Bank unterschiedliche Verantwortliche und Geschäftsbereiche für das Immobiliengeschäft und den Firmenkundenservice hat, ist dem Unternehmer egal, der seine neuen Büroräume finanziert haben will. Denken Sie nicht in inhaltlichen Hierarchien, sondern versuchen Sie auch hier, die Ansprüche der Nutzer vorwegzunehmen. Das muss sich auch im Aufbau der Site niederschlagen: Im Idealfall bekommt jeder Nutzer genau die Inhalte geboten, die ihn, und nur ihn alleine, interessieren – unabhängig von Navigationshierarchien und Firmenstrukturen.
4. Skalierbarkeit und Flexibilität Auch wenn man beim Aufbau einer Site vieles beachten kann, die Zukunft wird man selten vorhersehen können: Neue Bereiche und Nutzergruppen können hinzukommen, Geschäftsbereiche können wegfallen, und plötzlich funktioniert der gesamte Aufbau der Site nicht mehr. Um Änderungen wird man nie herumkommen, doch hilft es durchaus, bereits am Anfang das Navigationssystem und den Aufbau einzelner Templates so zu gestalten, dass eine Skalierbarkeit von 50 % mehr oder weniger inhaltlichen Elementen problemlos vonstatten gehen kann.
Seiten einrichten
.
Interaktion
.
39
Gestalterisches
42 Layout im Web 42 Die Größe 45 Das Raster 47 Tables 48 Frames oder No-Frames
50 Textgestaltung 50 Einheitlichkeit 50 Satzlayout 51 Vordefinierte HTML-Stile 52 Verwendung von Schriftarten 54 Schriftgrößen 55 Einsatz von Cascading Style Sheets 56 Text als Bild
40
Gestalterisches
.
58 Farbe und Bild 58 Farbsysteme 59 Grundlagen der Farbverwendung unter HTML 60 Bildformate und Bildreduktion 63 Bildrechte
64 Animation im Netz 64 Die Aufgaben von Animationen im Netz 68 Die technische Umsetzung
Gestalterisches
.
41
Layout im Web Grundlagen der Gestaltung Dass Gestaltung im Netz anders funktioniert, ist klar. Aber worauf kommt es wirklich an, und wie kann man die gröbsten Fehler vermeiden?
Bildschirme funktionieren anders als Papier, Browser verhalten sich anders als Zeitschriften, und Internet-User bewegen sich anders durchs Netz als Fernsehzuschauer durch die Tagesschau. Diese eigentlich sehr einfache Erkenntnis führt zum Schluss dass man für den Screen und besonders für das WWW andere Gestaltungsmethoden anwenden muss bzw. dass zur klassischen Gestaltung viele neue Ansätze hinzukommen. Lange Texte am Bildschirm sind sehr unangenehm zu lesen, lieber druckt man sie aus, oder freut sich über Layouts, die dem Medium gerecht werden. Grundlage jeder Website sollte ein Raster sein, das festlegt, wo welche Bereiche der Seite positioniert werden, woran der User sich orientieren kann und wie man innerhalb einer klaren Aufteilung Spannung erzeugen kann.
42
Die Größe Beim Anlegen eines Grundrasters, das übrigens auch jedem Buch und jeder Zeitschrift zu Grunde liegt, soll man sich im Klaren sein, dass man sich grundsätzlich nie darauf verlassen kann, auf allen Browsern und allen Plattformen die identische Darstellung zu erzielen. Das fängt mit der Größe der Monitore an, die von 640 x 480 Pixel bis zu 1920 x 1080 Pixel reichen kann, und endet bei der individuellen Größe des Browserfensters, das sich der User beliebig groß aufzieht. Eine Site sollte so gestaltet sein, dass sie bei jeder nur möglichen Variante noch halbwegs gut aussieht und vor allem Navigation und Inhalt immer zu sehen sind. Bei der Optimierung geht man meistens von einer Größe von 800 x 600 Pixel aus, wobei man nicht davon ausgehen sollte, dass jeder Nutzer sein Browserfenster so weit geöffnet hat. Da die Mehrzahl der Monitore mittlerweile aber mindestens diese Größe hat, kann das Fenster auf alle Fälle auf dieses Format gebracht werden.
Gestalterisches
.
F
G Abbildung 1 Tati Online (www.tati.fr): Selbst bei 640 x 480 Pixel ist die Navigation im unteren Frame noch ganz zu sehen, der Inhalt allerdings nicht mehr.
F
G Abbildung 2 www.allianz-versicherung.de: Selbst bei minimalem Browserfenster sind Navigation und Inhalt noch voll nutzbar und zu erkennen.
Hilfreiche Sites Unter www.statmarket.com und www.webhits.de findet man aktuelle Zahlen und Statistiken zu Monitorgrößen, Browserversionen und allem, was einem User das Leben schwer macht.
Layout im Web
.
43
F G Abbildung 3 Bei Siemens-Knows.de ist der Content immer gleich groß, nur die weißen Frames am Rand verkleinern oder vergrößern sich. Optimiert ist allerdings auf 800 x 600 Pixel (www.siemensknows.de).
F G Abbildung 4 Die Site von Hard Candy (www.candy.com) ist komplett in Flash erstellt, skaliert sich also auf alle Größen.
44
Gestalterisches
.
G
Abbildung 5 Netscape- und Explorer-Fenster auf Mac und PC in 800 x 600 Pixel. Der rote Bereich zeigt die maximale Gestaltungsgröße.
Das Raster Das Layout einer Site wird meistens erst einmal in Photoshop erstellt. Man macht also einen Screenshot eines Browserfensters von 800 x 600 Pixel mit den gängigen Menüs und erhält so die Grundfläche zur Gestaltung. Und die erscheint einem dann meistens zu klein! Auf dieser festgelegten Fläche legt man nun ein Raster an, mit dem man die Navigation verschiedener Hierarchien und die Inhalte, also Bilder und Texte, ausrichtet. Dieses Raster sollte flexibel sein, sich also bei Verkleinerung des Fensters skalieren.
Man muss darauf achten, dass ein ganz grobes Grundraster allen Seiten zu Grunde liegt, um eine gewisse Durchgängigkeit zu gewährleisten. Je komplexer der Auftritt wird, umso stärker kann das Raster jedoch variiert werden. Und um Spannung zu erzeugen oder Inhalte besonders hervorzuheben, kann man das Raster durchaus auch brechen, allerdings sollte das bewusst geschehen und nicht rein zufällig passieren.
Layout im Web
.
45
G
Abbildung 6 Bei der Allianz wird der flexible Content-Bereich von zwei festen Spalten rechts und links umrahmt.
G
Abbildung 7 Der sehr designorientierte Auftritt von Habitat nimmt das Raster direkt als Gestaltungsmittel auf (www.habitat.net).
Feste Elemente Feste Elemente wie die Navigation und das Logo sollten sich aber möglichst immer an der gleichen Stelle befinden und nicht springen, da sie dem User zur Orientierung dienen.
46
Gestalterisches
.
G
Abbildung 8 E Die erste der beiden Tables hat eine prozentuale Größe und ist auch bei verkleinertem Browserfenster ganz zu sehen. Die untere hingegen verschwindet auf der rechten Seite.
Tables Um Elemente auf einer HTML-Seite zu positionieren, verwendet man so genannte Tables. Durch sie kann man Elemente ziemlich genau positionieren, allerdings immer nur relativ und nicht anhand von x- und y-Koordinaten. Tabellen kann man entsprechend dem Raster prozentual anlegen oder ihnen fixe Größen geben. Es bietet sich zum Beispiel an, der Tabelle, die alle Inhalte umfasst, eine Größe von 80 % zu geben. Der Container nimmt dann eine Breite von 80 % des Browserfensters ein, egal auf welche Breite es gezogen wird.
Text allerdings könnte man in fixe Tabellen setzen, da er ja nicht weiter als zehn bis fünfzehn Wörter pro Spalte laufen sollte, und es immer noch sehr häufig vorkommt, dass Texte bei breit aufgezogenem Browserfenster über die ganze Seite laufen und sehr schlecht zu lesen sind. Tables können beliebig kombiniert und verschachtelt werden, am Anfang lohnt es sich, immer mal wieder den Sourcecode von Seiten anzusehen, bei denen das Layout besonders gut gelöst ist.
Der Lesbarkeit zuliebe Texte sollten immer in Tabellen gesetzt werden, um die Lesbarkeit zu garantieren.
Layout im Web
.
47
G
Abbildung 9 E Komplexe Frame-Struktur bei den Nestlé Future-Brand-Investigators, die es ermöglicht, die Erscheinung des Auftritts sehr stark zu kontrollieren (www.nestle.fbi.de).
Frames oder No-Frames Während man auf einer HTML-Seite mit Tables gestaltet, hat man mit Frames die Möglichkeit, verschiedene HTML-Seiten gleichzeitig im Browser darzustellen. Das bietet sich besonders an, um die Navigation getrennt von den Inhalten zu halten und den Aufbau der Seite besser kontrollieren zu können. Mit Frames kreiert man eine so genannte Shell Shell, die entweder den ganzen Auftritt umgibt oder auch nur aus einer Kopfzeile besteht. Wichtig daran ist, dass sie während der ganzen Zeit, in der sich der User auf der Site befindet,
Zur Vorbereitung Klären Sie zu Beginn des Projektes mit allen Beteiligten, ob Frames eingesetzt werden oder nicht.
48
stehen bleibt und sich nicht bei jedem Klick neu lädt. Nur so hat der Nutzer wirklich das Gefühl, sich auf einer geschlossenen Site zu befinden, und der Fluss beim Surfen wird nicht durch das komplette Neuladen der Seite und den damit verbundenen grauen Zwischenscreens unterbrochen. Das Logo oder die Hausfarbe bleiben so permanent sichtbar. Außerdem ist es deutlich einfacher, sich an einer Navigationsleiste zu orientieren, die nicht mit dem Inhalt nach oben wegscrollt oder bei jedem Klick verschwindet und sich neu lädt. Das subjektive Gefühl für die Loading-Time ist auch deutlich kürzer, wenn nur der Inhalt wechselt. Doch es gibt natürlich auch einige Argumente gegen Frames, die immer wieder vehement vertreten werden.
Gestalterisches
.
F G Abbildung 10 Scrollt man bei No-Frame-Sites etwas weiter nach unten, verliert man den Absender und die Navigation (www.stern.de und www.dooyou.de).
Zu viele Frames auf einer Seite wirken sich nachteilig auf die Ladezeiten und den Aufbau aus. Mehr als drei Frames können da schon zu Beschwerden führen. Außerdem ist es schwieriger, die einzelnen Unterseiten in einem Frameset als Bookmarks zu setzen. Es wird nämlich immer der Frame »gebookmarkt« in dem man zuletzt geklickt hat. Im ungünstigsten Falle also der Navigations-Frame. Oder aber man bekommt immer nur die Einstiegsseite als Link, nie aber den Unterbereich. Dieser Problematik kann man allerdings mit Java-Script entgegenwirken. Die letzten Argumente gegen Frames sind zum einen die Unverträglichkeit mit vielen Datenbanken Datenbanken. Die meisten Seiten wie Stern-
Online, Spiegel-Online, CNN Online haben keine Frames, weil es deren Datenbank nicht erlaubt. Außerdem schließt man mit Frames bestimmte Nutzergruppen aus, deren Browser diese Technik nicht unterstützen. Einige Seiten bieten deshalb immer noch eine No-FrameVariante an. Wofür man sich letztendlich entscheidet, hängt von der Strategie des Auftritts und der anvisierten Zielgruppe sowie dem Anspruch der Site ab. Allerdings kann es nicht sein, dass so eine Entscheidung voreingenommen und überstürzt noch vor Beginn der Konzeptionsphase getroffen wird, ohne im Team darüber diskutiert zu haben.
Layout im Web
.
49
Textgestaltung Typografie und Layout von Texten im Browser HTML-Seiten sind die wohl feindlichste Umgebung für Typografie, die man sich vorstellen kann. Zeilenabstände, Kerning, Silbentrennung, absolut definierte Schriftgrößen? Nichts davon ist in reinem HTML möglich.
Und doch hat es Sinn, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen, denn kaum eine gestalterische Disziplin wird von vielen Webdesignern so sehr außer Acht gelassen wie die Typografie. Vor allem sollte den Screendesigner interessieren, wie sich Buchstaben, Wörter, Sätze, Absätze und Seiten zueinander verhalten müssen, um eine bestmögliche Erfassbarkeit des Inhaltes zu bieten. Und kaum ein anderes Medium macht es dem Auge so schwer wie der Bildschirm. Gründe genug, um ein paar Grundlagen zu klären.
Einheitlichkeit Beim Lesen springen unsere Augen permanent hin und her, sie überfliegen einen Satz, und wann immer unser Gehirn den Sinn eines Wortes nicht ganz erfasst hat, zwingt es die Augen, zu diesem Wort zurückzukehren und es im Zweifelsfall Buchstabe für Buchstabe noch einmal zu lesen. Da dieser Vorgang auch am Anfang einer Zeile geschehen kann, müssen die Augen schnell zum Ende der vorigen Zeile springen können. Was bedeutet diese Art der
50
Wahrnehmung für den Gestalter? Erstens: Rechtsbündiger oder zentrierter Fließtext am Bildschirm ist tabu. Zweitens: Texte über mehrere Seiten hinweg sollten grundsätzlich identisch aufgebaut sein, damit die Erfassbarkeit einzelner Elemente nicht immer wieder neu erlernt werden muss.
Satzlayout Eine HTML-Seite wird immer von oben links nach unten rechts vom Browser eingelesen. Gibt es keine natürlichen Sperren, wie Tabellen oder Bilder, so läuft ein Text in voller Breite des Browserfensters weiter. Die Lesbarkeit solcher Buchstabenwüsten ist entsprechend gering, und der Besucher wird es alsbald aufgeben, den Inhalt erfassen zu wollen. Wir haben es in der Hand, Seiten so zu gestalten, dass man die Inhalte gerne wahrnimmt.
Gestalterisches
.
F
Abbildung 1 Ein einheitliches und aufgeräumtes Layout ist bei umfangreichen Inhalten unbedingt notwendig.
Faustregeln Es gibt einige Faustregeln für das Satzlayout von HTML-Seiten: E Elf Wörter je Zeile können vom Auge am Bildschirm noch leicht erfasst werden. Durch den Einsatz von Tabellen können Zeilen beschränkt werden. Da die meisten Nutzer an den eingestellten Standardschriften und Größen des Browsers nichts verändern und das Browserfenster meist nicht größer oder kleiner als 800 x 600 Pixel ist, gilt: Wenn auf einer Seite nur eine Tabellenspalte mit Text platziert ist, sollte diese nie größer sein als 60 % der Seitenbreite. E Bild-Text-Klammer Oft sind Bilder aussagekräftiger als Texte. Wenn jedoch beide zusammengehören, sollte dies auch optisch klar sein. Als Faustregel gilt: Text, der rechts neben einem Bild steht, wird eher im Zusammenhang mit dem Bild wahrgenommen, als wenn er links davon stünde. E Zu viele Links sind irritierend Links zu weiterführenden Inhalten und Themen sind zwar durchaus sinnvoll, jedoch hat es keinen Sinn, diese wild im Fließtext
E
zu verstreuen, da der Leser dadurch nur abgelenkt wird. Sinnvoller ist es, Links und Zusatzinformationen am Ende oder Rand eines Artikels zu platzieren. Klicken statt scrollen Die meisten Nutzer bewegen sich lieber horizontal als vertikal durch eine Website. Die höchste Aufnahmebereitschaft für Texte können Sie dann erwarten, wenn Sie diese in sinnvolle Einheiten aufteilen, die auf verschiedenen HTML-Seiten angeordnet sind. Hier gilt jedoch: Links, die vor und zurück springen, sind im Text unbedingt notwendig. Eine druckbare Version mit dem gesamten Text auf einer gesonderten Seite ist äußerst empfehlenswert.
Vordefinierte HTML-Stile Einige wenige Textauszeichnungen können von allen modernen Browsern interpretiert werden. Auch wenn damit keineswegs eine dem Printbereich ähnliche Gestaltung erzielt werden kann, sind jedoch minimale Möglichkeiten gegeben.
Textgestaltung
.
51
Textauszeichnungen Ergebnis
Textauszeichnung
TeleType
...
Fett
... oder <STRONG> ...
Kursiv
... oder <EM> ...
Unterstrichen
...
Einrückung durch den Listen-Tag ohne Verwendung des
-Tags
Blinkende Anzeige
Hochstellen
<SUP> ... < /SUP>
Tiefstellen
<SUB> ...
Farbe einzelner Textpassagen
...
Überschriften
...
bis ...
Gibt als erster Tag nach dem -Tag die Schriftgröße für das gesamte Dokument an. Grundeinstellung ist 3.
Verwendung von Schriftarten Sowohl die beiden Browserhersteller Microsoft und Netscape als auch große Typo-Häuser lassen sich einiges einfallen, um verschiedene Schriftarten in HTML-Dokumenten möglich zu machen. Die Einbindung von Schriften ist jedoch immer noch mühsam und hat bei den wenigsten Besuchern den gewünschten Effekt. Ursprünglich war in HTML der Einsatz verschiedener Typen nicht vorgesehen, man glaubte, verschiedene Stilformate reichen aus, um Dokumente ordentlich gegliedert darzustellen. Diese Stile (Fett, Kursiv, TeleType, Überschrift etc.) können auch heute noch mit jedem Browser angesehen werden. Wenn der Autor eines HTML-Dokumentes keine Schriftart vorgibt, so wird die – für den jeweiligen Stil – voreingestellte des Browsers verwendet. Schön ist das nicht immer. Theoretisch kann jede auf dem Rechner des Gestalters installierte Schriftart eingebunden
52
werden, doch wird diese nur dann beim Besucher der Site angezeigt, wenn sie auch aktiv von System geladen ist. Sicherer ist es also in jedem Fall, sich auf die Schriftarten zu verlassen, die zusammen mit dem Betriebssystem ausgeliefert werden. Bei Windows-Nutzern sind dies hauptsächlich: Arial, Times Roman, Courier New, Symbol und Wingdings. Bei Mac-Nutzern heißen die entsprechenden Schriften: Geneva, Times, Courier, Symbol und Zapf Dingbats. Anhand der unterschiedlichen Namen kann man sich vorstellen, welche Probleme auftreten werden, wenn ein Gestalter am Mac als Fließtextschrift die serifenlose Geneva angibt, beim Besucher am PC aber nur die serifenlose Arial zur Verfügung steht. Der Text wird in der Standardschriftart des Browsers angezeigt, und das ist oft die Serifenschrift Times. Dieses Problem kann jedoch umgangen werden, indem grundsätzlich alternative Schriftarten angegeben werden.
Gestalterisches
.
Zuweisung von Schriftarten in Dreamweaver 3.0 1. Schritt 1 Wählen Sie im Popup-Menü Schrift die Auswahl Schriftartenliste bearbeiten.
2. Schriftarten hinzufügen Wählen Sie nun im Menü Schriftartliste die Schriften aus, die Sie hinzufügen möchten.
Die hinzugefügten Schriften können nun in der Auswahl angeklickt werden.
Textgestaltung
.
53
Abbildung 2 E Der Nutzer hat durch die Voreinstellungen des Browsers (noch) die Möglichkeit, ausschließlich eigene Schriftarten angezeigt zu bekommen.
Schriftgrößen Schriftgrößen unter HTML können mittels zweier unterschiedlicher Systeme definiert werden. Generell liegt beiden Systemen die Annahme zu Grunde, dass jeder Browser eine Grundeinstellung der Schriftgröße hat, die als Basis für die Berechnung davon abweichender Größen dient. Wenn mittels des ersten Systems eine Schriftgröße angegeben wird, lautet der dazugehörige Befehl beispieltext
Benutzerdefinierte Einstellungen Welches System auch immer verwendet wird, eine Sicherheit darüber, wie der gestaltete Text endgültig bei den Besuchern der Seite dargestellt wird, gibt es nicht. Schließlich kann jeder selbst in den Voreinstellungen des Browsers definieren, welche Schrift und Größe er gerne verwenden möchte.
54
wobei size="3" der Grundeinstellung entspricht, d.h. ein Nutzer, dessen Standardschriftgröße im Browser mit 12 angegeben wurde, sieht diesen Beispieltext in 12 Punkten. Nach diesem System wird eine größere Schriftart erwirkt, indem man Werte zwischen 4 und 7 angibt, also beispielsweise beispieltext
was dann einer real dargestellten Größe von 15 Punkten entspricht (3 = 12 Punkt, 4 = 13 Punkt, 5 = 14 Punkt usw.). Eine kleinere Darstellung erhält man analog mit den Werten 1 und 2. Das zweite System ist etwas logischer und auch leistungsfähiger, da alle Werte zwischen –7 und +7 angegeben werden können, wobei 0 der voreingestellten Größe im Browser entspricht: Beispieltext
Allerdings können nur Größen zwischen –2 und +4 auf allen Browsern dargestellt werden, die restlichen werden oft ignoriert bzw. falsch angezeigt.
Gestalterisches
.
Untitled Document <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=iso-8859-1"> <style type="text/css"> Beispieltext
G
Listing 1
Einsatz von Cascading Style Sheets Mit der Einführung von CSS oder »Cascading Style Sheets« wurde seitens des World Wide Web Consortiums versucht, die Unzulänglichkeiten der Textformatierung in HTML zu umgehen. Leider sind sich jedoch die beiden Browser-Rivalen Netscape und Microsoft bis heute nicht einig darüber, ob und in welcher Form CSS interpretiert werden, was dazu führt, dass auch hier das Ausprobieren die einzig mögliche Form von Sicherheit ist. CSS definieren das Erscheinungsbild von Elementen wie Schriftart, Farbe oder Wortabstand und sind somit bestens geeignet, um professionell mit Texten arbeiten zu können. Die CSS-Festlegungen sind vergleichbar mit Formatvorlagen in Quark oder Word. Sie be-
.
finden sich im Head-Bereich einer Seite und gelten grundsätzlich für das ganze Dokument. Einzelne Elemente wie Absätze oder Listen werden dann auf der Seite nur noch mit einem Style versehen, der vorher im Head festgelegt wurde. Im Quellcode sieht das dann wie oben dargestellt aus: Es ist möglich, einen Stil auf mehrere Dokumente anzuwenden, indem das Style Sheet selbst extern als Datei gespeichert wird. So können Sie beispielsweise das Aussehen aller Headlines einer Site verändern, indem Sie einfach im externen Style Sheet ein anderes Format festlegen. Zur Definition von Style Sheets lesen Sie bitte auch Kapitel »DHTML«.
126
Textgestaltung
55
E
Text als Bild So unzulänglich wie die Gestaltungsmöglichkeiten von Text sind, es spielen immer noch viele Webdesigner mit dem Gedanken, Fließtext in einem »ordentlichen« Programm zu gestalten, um ihn dann als Bild gespeichert ins Web zu schicken. Wenn es nicht unbedingt erforderlich ist: Lassen Sie es besser bleiben! Diese Art der Textdarstellung kostet extreme Ladezeiten und ist nicht editierbar. Wenn es sich gar nicht anders machen lässt, weil beispielsweise eine Hausschrift bei allen Headlines verwendet werden muss, so gibt es einige Regeln für den Einsatz von Text als Bild.
56
Text als Bild speichern: Tipps E Geringe Dateigröße Reduzieren Sie die Anzahl der Farben auf das Nötigste. Der Verzicht auf geglättete Schrift (»Anti-Alias«) reduziert die verwendeten Farben auf Textfarbe und Hintergrundfarbe und spart somit Ladezeiten. E Knapp zuschneiden Noch mehr Ladezeit können Sie sparen, wenn Sie ein Bild an den Kanten so knapp wie möglich zuschneiden. E Als GIF speichern Auf Grund der unterschiedlichen Komprimierung ist das Format GIF besser für Linien (und damit auch Schrift) geeignet als ein JPEG. Texte sollten deshalb ausnahmslos als GIF gesichert werden.
Gestalterisches
.
Textgestaltung
.
57
Farbe und Bild Richtige Verwendung von Farben und Bildern Abgesehen von Texten sind Bilder und farbige Elemente die wichtigsten Gestaltungsmittel im Webdesign. Vor allem Farben eignen sich hervorragend für die Codierung unterschiedlicher Bereiche oder inhaltlicher Ebenen. Wer die Möglichkeiten von farbigen Elementen und Bildern richtig nutzen kann, minimale Ladezeiten beachtet und immer inhaltsorientiert arbeitet, hat schon viel gewonnen.
Farbsysteme Bei der gestalterischen Arbeit für Bildschirmmedien beschäftigen wir uns grundsätzlich nur mit einem Teil des RGB-Farbraumes, der so genannten HTML-Palette. Wer aus dem Bereich der Gestaltung von Printmedien kommt, wird sich schon häufiger mit der Umwandlung von RGB- in CMYK-Dateien herumgeschlagen haben. Für alle anderen hier eine kleine Farbenlehre. Das RGB-Modell Monitorfarben bauen auf dem RGB-Modell (Rot, Grün, Blau) auf. Die drei Primärfarben werden als Lichtpunkte erzeugt, die auf unsere Netzhaut treffen. Je mehr Farben wir ineinander mischen, desto heller wird der Farbton.
Einfluss auf die Darstellung von Farben E Die Art des Bildschirmes (z.B. Bildröhre oder LCD) E Eingestellte Helligkeit und Kontrast E Farbprofile mittels Software E Darstellungsfähigkeiten der Grafikkarte
58
Das RGB-Farbmodell ist deshalb additiv. Da die »Farbe« Weiß auf dem Bildschirm die größte Helligkeit hat, wird unser Auge hier auch am meisten gefordert. Farben wirken im RGBRaum deutlich voller und klarer, werden jedoch je nach Bildschirm unterschiedlich dargestellt. Leider haben wir als Gestalter auf keinen dieser Faktoren Einfluss, da wir in der Regel ja nicht wissen, von welchem Bildschirm aus unsere Seiten betrachtet werden. Das CMYK Modell Das CMYK-System (Cyan, Magenta, Yellow, Black) hingegen wird beim Druck verwendet und findet am Bildschirm nie Verwendung, da es mit Farbpigmenten arbeitet, die auf einen Träger wie zum Beispiel Papier aufgebracht werden. Die verschiedenen Pigmente reflektieren das Licht. Je mehr Farben (Pigmente) man überlagert, umso dunkler wird der Ton. Man spricht deshalb auch vom subtraktiven Farbmodell. Bei der Umwandlung von RGB-Dateien in das CMYK-Format gehen sehr viele Farb-
Gestalterisches
. .
G
Abbildung 1 Die subtraktive Farbmischung des CMYK-Farbraumes
G
informationen verloren. Deshalb sollten immer – sofern vorhanden – die originalen RGB-Bilddaten verwendet werden und nicht die bearbeiteten im CMYK-Format.
findet sowohl Einsatz in Webeditoren für die Farbigkeit von Tabellen, Texten oder Hintergründen als auch beim Komprimieren von Bildern in das GIF-Format. Tests haben ergeben, dass es tatsächlich nur 212 websichere Farben gibt, da der Internet Explorer unter Windows die Farben #0033FF (RGB: 0,51,255), #3300FF (51,0,255), #00FF33 (0,255,51) und #33FF00 (51,255,0) nicht korrekt wiedergibt. Davon sollte man sich jedoch nicht allzu sehr stören lassen, da sich dies mit jeder neuen Browsergeneration wieder ändern kann. Wenn Farben innerhalb des HTML-Quellcodes verwendet werden sollen, muss man sich leider mit der Definition von Farbwerten anhand des Hexadezimal Hexadezimal-Modells auseinander setzen: Die Formatierung einer blauen Headline erzeugt in HTML beispielsweise den Ausdruck
Grundlagen der Farbverwendung unter HTML Im RGB-Farbraum stehen theoretisch Millionen von Farben zur Verfügung. Theoretisch. Praktisch haben wir genau 216 Farben, auf die wir uns verlassen können. Woran liegt das? Farbmonitor und Grafikkarten mit einer niedrigen Darstellungskapazität können zumindest 256 Farben erzeugen. Die Ansteuerung dieser Farben übernimmt das Betriebssystem. Wenn man nun die Paletten der beiden Betriebssysteme Windows und MacOS vergleicht, so bleiben genau 216 Farben übrig, die in beiden Paletten identisch sind. Diese Farben werden in der so genannten HTML-Palette (auch WWW-Palette oder Websafe Colours) zusammengefasst. Diese
Abbildung 2 Die additive Farbmischung des RGB-Farbraumes
Beispiel Headline
Farbe und Bild
. .
59
F
Abbildung 3 Die Macintosh-Systemfarbpalette
Abbildung 4 E Die Windows-Systemfarbpalette
F
Abbildung 5 Die HTML-Farbpalette
Die Definition von Farbe erfolgt dabei immer anhand eines Hexadezimalwertes wie »6699FF«. Dieser Wert bildet die drei Zahlenpaare des RGB-Farbraumes ab, entspricht also »RRGGBB«, wobei jede Zahl zwischen 0 und 9 und jeder Buchstabe zwischen A und F enthalten sein darf. »FF0000« ergibt also ein reines Rot, »00FF00« ein reines Grün und »0000FF« ein reines Blau. Die websicheren 216 Farbtöne sind nur solche mit den Zahlen-/Buchstabenpaaren 00, 33, 66, 99, CC oder FF (die entsprechenden RGBWerte dazu lauten: 0, 51, 102, 153, 204 und 255).
60
Bildformate und Bildreduktion Zuerst einmal vorweg: Alle Bilder für das Web müssen mit einer Auflösung von 72 dpi gesichert werden. Momentan sind zwei Bildformate im Web verbreitet: die Formate GIF und JPEG. Beide dienen in erster Linie der Reduzierung von Dateigrößen und damit Ladezeiten, sind jedoch grundverschieden in der Art der Komprimierung und ihrer Eignung für bestimmte Einsatzgebiete.
Gestalterisches
. .
F
Abbildung 6 Vergleich der Darstellungsqualitäten der beiden Bildformate
Das GIF GIF-Bilder eignen sich in erster Linie für die Darstellung von Linien und Texten, bieten hervorragende Möglichkeiten der Reduktion und können auch als Animationen (Animated GIF) eingesetzt werden. Sie sind nicht geeignet für fotografische Abbildungen und Motive, bei denen es auf hohe Farbtreue ankommt. GIFs werden erzeugt, indem das Bildbearbeitungsprogramm (z.B. Adobe Photoshop oder Macromedia Fireworks) jedes einzelne Pixel in die nächstliegende HTML-Farbe umwandelt. Je weniger der potenziellen 216 Farben verwendet und damit abgespeichert werden, desto kleiner wird die Datei. Da die meisten Farben nicht vorhanden sind, wird die Abbildung in der Regel extrem flächig und unschön. Um diesen Effekt zu vermeiden, verfügen fast alle Programme über die Option, ein »Dithering« anzuwenden. Soll zum Beispiel eine Fläche in Mittelgrau dargestellt werden (und es läge in der HTML-Palette nicht vor), so wird diese Fläche durch abwechselnd hell- und dunkelgraue Pixel gerastert. Der vom Auge
wahrgenommene Farbton entspricht dann in etwa dem Ausgangston. Ohne Dithering würde die gesamte Fläche durch einen nächstliegenden unähnlichen Ton ersetzt. Bei der Farbindizierung bestehen verschiedene Möglichkeiten: 1. Grundsätzlich sollten Bilder immer in Bezug zu der WWW-Palette gerechnet werden. Sie umfasst 216 Farben, die auf den meisten Plattformen ähnlich dargestellt werden. Dies ist besonders wichtig, wenn die Zielgruppe noch Monitore mit 256 Farben Bildtiefe hat. 2. Die meisten Monitore können mittlerweile mehr als 256 Farben darstellen, sodass die Verwendung der HTML-Palette für Bilder nicht mehr zwingend notwendig ist. Geht man davon aus, dass vorwiegend hochauflösende Monitore verwendet werden, kann man Bilder auch mit einer flexiblen Palette komprimieren, d.h. mit den 256 Farben, die am häufigsten in dem Bild verwendet werden.
Farbe und Bild
. .
61
Abbildung 7 E Effekte der Datenreduktion beim JPEG
3. Weiß man, welches Betriebssystem bei den Benutzern existiert, z.B. bei der Gestaltung für ein Intranet, könnte theoretisch auch eine Systempalette verwendet werden. Diese Option sollte jedoch nie gewählt werden, da sie bei einer Veränderung der Systemlandschaft extrem viel Arbeit nach sich ziehen würde. Das JPEG Die Verwendung von JPEGs ist immer dann angebracht, wenn eine gute Bildqualität erforderlich ist, da Millionen von Farben unterstützt werden. Das Format eignet sich für fotografi-
Probleme mit der Dateigrösse vermeiden Wenn Sie ein JPEG in ein GIF verwandeln, werden durch das verwendete Komprimierungsverfahren sehr viele Farben gespeichert. Dadurch wird das GIF sehr groß. Verwenden Sie deshalb grundsätzlich als Ausgangsbild ein TIF oder PICT.
62
sche Abbildungen, nicht aber für Strichzeichnungen oder Schrift. JPEGs erzeugt man auch mit Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen. Die Reduzierung der Datenmenge erfolgt bei diesem Format durch einen anderen Komprimierungsvorgang: Bei der Umwandlung in das JPEG-Format sind Bildpunkte nicht mehr einzeln sichtbar wie beim GIF. Stattdessen werden ähnliche Flächen durch mathematisch berechenbare Farbverläufe dargestellt. Die Anzahl der Farben hat beim JPEG keinen Einfluss auf die Dateigröße, da immer Millionen Farben verwendet werden können. Auf Bildschirmen mit weniger Farben wird automatisch eine andere Darstellungsqualität erzeugt, indem fehlende Farben ersetzt werden. Je schlechter, also unschärfer die Darstellung des Bildes sein darf, umso kleiner wird die Datei. Weitere Hinweise zur Erzeugung von GIF und JPEG finden Sie in Kapitel »Macromedia Fireworks« (S. 82).
Gestalterisches
. .
Bildrechte Kennen Sie das Ammenmärchen von Bildern, die zu mehr als 70 % verändert wurden und somit frei von Rechten sein sollen? Leider stimmt dies nicht: Grundsätzlich fallen bei fast jedem professionell erzeugten Bild Rechte an, die auch bezahlt werden müssen. Dabei ist es egal, ob nur ein kleiner Ausschnitt verwendet wurde oder das Bild bis zur Unkenntlichkeit weichgezeichnet ist. Mittlerweile ist die Entwicklung der digitalen Wasserzeichen auch in der Lage, solche mehrfach bearbeiteten Bilder wiederzuerkennen. Bevor man mit der Bearbeitung von Bildern beginnen kann, muss also sichergestellt werden, dass die Bildrechte auch für die OnlineVerwertung gesichert sind. Das gilt insbesondere ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung.
Für Layoutzwecke können die meisten Bilder auch ohne Copyright verwendet werden, es empfiehlt sich jedoch, die Kosten im Vorfeld zu klären. Bei Fotografen und professionellen Bilderhändlern bemisst sich die Höhe des Preises in der Regel anhand des Einsatzes (Homepage oder Folgeseite, internationale oder landesweite Domain), der Dauer der Verwendung und anderer Faktoren. Es ist fast immer teurer, die Rechte für eine Online-Verwendung im Nachhinein zu erwerben, als sich diese von Anfang an zu sichern.
Farbe und Bild
. .
63
Animation im Netz Das Web erwacht zum Leben Bewegte, vertonte Bilder erzielen oft eine viel stärkere Wirkung als lange Texte. Mit der Entwicklung der Animationstechniken verändert sich das Internet und eröffnet ungeahnte Möglichkeiten.
In den ersten Jahren des WWW waren Text und Bild die einzige Möglichkeit, Inhalte zu transportieren. Emotionen zu wecken, den User mitzureißen, komplexe Sachverhalte darzulegen oder einfach die unzähligen Möglichkeiten digitaler Medien zu nutzen, das war kaum möglich. Doch durch die technische Weiterentwicklung und die Einführung immer komplexerer Animationen und Interaktionen entstanden Sites, von denen man zu Beginn kaum geträumt hätte.
Die Aufgaben von Animationen im Netz Animationen im WWW können zu verschiedensten Zwecken eingesetzt werden. Noch bestimmen die Bandbreiten ihren Einsatz,
Animationen für alle Unter http://www.animfactory.com/ finden sich zahlreiche Animationen zum Weiterverwenden.
64
aber auch mit einfachen Methoden wie GIFAnimationen kann man an Sites ganz anders herangehen. Dekoration Von kleinen blinkenden Herzen bis hin zu animierten Figuren, die sich über die Site bewegen, werden Animationen auf Tausenden von Seiten eingesetzt, um sie zu schmücken und nicht mediengerechte Inhalte zu kaschieren. Diese Gestaltungselemente der Kategorie »nur schön« sind meistens überflüssig, da sie nur Ladezeiten erzeugen und nichts zum Inhalt beitragen (Abb. 1). Anders verhält es sich bei Animationen, die wirklich bewusster Teil eines visuellen Konzeptes sind und deutlichen Einfluss auf die Wahrnehmung einer Site haben. Bestes Beispiel für die Entwicklung von Animationen im Netz findet man auf der Site von Volume One, einer New Yorker Design-Company, die seit 1997 jedes Vierteljahr ein Update eines Teilbereiches ihrer Seite macht, vollkommen zweckentfremdet, sehr schön und immer mit den neuesten technischen Features (Abb. 2).
Gestalterisches
. .
F
Abbildung 1 Die zehn Phasen einer rein dekorativen Animation von animfactory
G
Abbildung 2 Drei Seasons Volumen One und das Pop-up, über das man sich das ganze Archiv der Animationsgeschichte betrachten kann.
Animation im Netz
. .
65
G
Abbildung 3 Intro-Animation zur Einstimmung auf den Cyberpirates-Shop (www.cyberpirates.de).
Einführung und Unterhaltung Weit verbreitet sind auch die so genannten »Intro-Animationen«. Ihre Aufgabe ist es, die Site, das Produkt oder das Unternehmen einzuführen und vorzustellen und den User auf die Site einzustimmen. Man versucht den Intros oft einen besonders unterhaltsamen Charakter zu geben, um die nicht ganz so aufregend gestalteten Inhalte auf der folgenden Site aufzupeppen. Hat das Intro nur eine Feigenblattfunktion, sollte man sich besser nochmals über die generelle Aufbereitung der Site Gedanken machen.
66
Illustration Ist die Animation nicht beliebig austauschbar, sondern auf den spezifischen Content abgestimmt, spricht man von einer Illustration, die Inhalte unterstreicht, sie ergänzt und im Kopf des Users weitere Bilder entstehen lässt. Eine gute Illustration bildet den dazugehörigen Inhalt nie eins zu eins ab, sondern erweitert ihn.
Gestalterisches
. .
F
Abbildung 4 Animationen in Flash und QuickTime VR auf der Adidas-Site. Der Schuh ist in alle Richtungen drehbar (www.adidas.com).
Hervorhebung und Animation Das erste bewegte Element im Netz war wohl Schrift, die mit dem Tag