Wenn du mich willst, sag einfach ja Patty Salier Tiffany 886 8/1 2000
gescannt von suzi_kay korrigiert von la_sirene
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Wenn du mich willst, sag einfach ja Patty Salier Tiffany 886 8/1 2000
gescannt von suzi_kay korrigiert von la_sirene
1. KAPITEL Sie musste den Job einfach bekommen! Elena Martin saß an ihrem Schreibtisch und konzentrierte sich. Endlich nahm sie allen Mut zusammen und griff sich die Akten ihrer Kunden, die sie als Angestellte von Grant Property Management, einem großen Hausverwaltungsunternehmen in Santa Monica, betreute. Erneut nahm sie sich vor: Ich kriege diesen Job! Es musste Wege geben, ihren Boss, Stanley Grant, davon zu überzeugen, dass sie, Elena, genau die Richtige war, um an seiner Seite als stellvertretende Geschäftsführerin das Unternehmen zu mehr Erfolg zu führen. Der Job war frei, und sie wollte ihn haben. Elena bemerkte, dass sich ein Knopf ihrer hellen Bluse geöffnet hatte und die weiße Spitze ihres BHs darunter sichtbar wurde. Nervös versuchte sie, den Knopf zu schließen, musste aber feststellen, dass das Knopfloch ausgeleiert war. Heute geht aber auch alles schief, dachte sie. Am Morgen hatte sie vor lauter Aufregung ihre Geldbörse zu Hause vergessen. So konnte sie auf dem Weg ins Büro nicht einmal tanken.
Sie kam fast zwei Minuten zu spät zu ihrem Bewerbungsgespräch. Energisch presste Elena die Akten an ihre Brust und eilte an drei weiteren jüngeren Angestellten vorbei Richtung Chefbüro. "Warten Sie, Elena!", rief ihr Grace, die Sekretärin, hinterher. Sie war eine nette, zuverlässige Frau Anfang sechzig. "Stanley ist kurz nach draußen gegangen." Elena jedoch war viel zu nervös, um zu warten. "Es macht ihm sicher nichts aus, wenn ich schon reingehe", erwiderte sie. "Aber dort ist schon jemand ..." Elena war bereits im Chefzimmer angelangt. Dann allerdings blieb sie wie angewurzelt stehen. "Stan, ich ...", bega nn der große schwarzhaarige Mann, der am Fenster stand und auf die Straße blickte, mit dunkler, angenehmer Stimme. Er trug einen anthrazitfarbenen Anzug und ein weißes Hemd, und als er sich umwandte, konnte Elena auch die hellblaue, bedruckte Krawatte sehe n. Erstaunt und gleichzeitig amüsiert blickte der Mann sie an. "Nun, Stanley sind Sie nicht", stellte er fest und musterte Elena. Was er sah, gefiel ihm offensichtlich. Irritiert spürte Elena, wie ihr ein angenehmer Schauer über den Rücken lief. Der Fremde war überaus attraktiv. "Mein Name ist Elena Martin", stellte sie sich zögernd vor. "Ich bin Managerin in der Filiale in Santa Monica." "Stanley hat Ihren Namen erwähnt, aber es wundert mich, dass wir uns bisher nie begegnet sind", antwortete er. "Ich bin Garrett Sims und habe denselben Job wie Sie, nur in der Filiale Sherman Oaks." Er kam näher und reichte Elena seine kräftige Hand. Die prickelnde Sinnlichkeit dieser harmlosen Berührung machte Elena fast Angst. Seit der Trennung von Ted hatte sie jede Nähe zu einem Mann vermieden. Rasch entzog sie Garrett Sims ihre Hand. "Ich habe einem Termin mit Stan."
"Ich auch." "Jetzt?" "Ja." "Das kann nicht sein", sagte sie. "Wahrscheinlich haben Sie sich in der Zeit geirrt." "Ich glaube kaum." "Vermutlich wird Stanley Ihren Irrtum aufklären können." "Meinen Irrtum?", erwiderte er und zwinkerte ihr zu. "Genau", gab Elena zurück und zwang sich, die starke Anziehung, die sie verspürte, zu ignorieren. Ohne zu wissen, was sie tat, legte sie ihre Akten auf den Tisch. "Sie werden sich um einen neuen Termin bemühen müssen." Als Garrett nicht antwortete, folgte sie seinem Blick, der auf ihrer Bluse haften blieb. Der Knopf hatte sich erneut geöffnet, und der BH war am Ansatz sichtbar. Hastig nahm sie die Akten und presste sie wieder an die Brust. Sie war errötet, doch nicht nur, weil es ihr peinlich war. In Garretts Blick lag ein Begehren, das sie erregte. In diesem Augenblick erschien Stanley. Er war Anfang sechzig, gedrungen, mit ergrautem Haar und Sorgenfalten im Gesicht. "Gleich nachher bin ich zum Mittagessen verabredet", verkündete Stanley und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Er bedeutete beiden, sich auf das Sofa zu setzen. Elena spürte Garretts verwirrende Nähe. "Ich würde gern einen Moment mit Ihnen allein reden, Stanley", begann sie. "Ich habe absichtlich für Sie beide denselben Termin genommen", sagte Stanley. "Sie bewerben sich nämlich beide um den Job als stellvertretender Geschäftsführer. Leider habe ich nur eine Position frei." Elena spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Sie brauchte den Job so dringend. Vor allem die dazu gehörige Gehaltserhöhung. Nicht so sehr für sich selbst, sondern um ihre jüngere Schwester Jane und deren zwei schulpflichtige Söhne
unterstützen zu können. Seit Janes Mann vor einem halben Jahr plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben war, benötigte sie die finanzielle Hilfe ihrer Schwester Elena. Jane arbeitete zwar als Altenpflegerin, doch ihr Verdienst reichte gerade mal, um die wichtigsten Rechnungen zu zahlen. Die kleine Lebensversicherung ihres Mannes war für die Beerdigung und die Begleichung einiger Rechnungen aufgebraucht worden. Elena straffte die Schultern. "Ich bin absolut qualifiziert für diesen Posten, Stanley." Sie nahm eine Akte aus dem Stapel, den sie an die Brust gepresst hielt. "Die Budgets aller meiner Kunden sind ausgeglichen. Die Vorgaben meiner Kunden halte ich strikt ein." "Gute Arbeit, Elena", sagte Stanley, der den Ordner rasch durchblätterte. Er wandte sich an Garrett. "Kann ich Ihre Zahlen sehen?" Garrett warf Elena einen Blick zu. Er schien zu zögern, doch dann öffnete er seine Mappe und nahm einige Unterlagen heraus. "Klar, Stanley", erwiderte er. Nach einem konzentrierten Moment blickte Stanley von den Akten auf. "Exzellent, Garrett", lobte er. "Sie sparen Ihren Kunden viel Geld. Heute rief mich sogar ein Hauseigentümer an, um mir zu sagen, wie perfekt Sie arbeiten." Elena biss sich nervös auf die Lippen. Dieser Punkt ging offensichtlich an Garrett. Stanleys Telefon klingelte. "Entschuldigen Sie mich, bitte." Er nahm den Hörer ab und drehte seinen Stuhl zum Fenster. Garrett lehnte sich zu Elena herüber und flüsterte: "Wenn Sie allein mit Stanley reden möchten, kann ich das arrangieren." Sie fühlte seinen warmen Atem an ihrem Haar und nahm den Duft seines After Shave wahr. "Wieso sollte ich?", gab sie schnippisch zurück. "Oder möchten Sie mich vielleicht aus dem Weg haben, weil Sie Angst haben, mit mir zu konkurrieren?"
Er sah ihr tief in die Augen. "Im Gegenteil, Elena. Der Wettstreit mit Ihnen macht mir großen Spaß." "Hören Sie, Garrett. Ich brauche diesen Job unbedingt, und ich bekomme ihn auch." Er grinste charmant. "Fordern Sie mich heraus?" "Ja", erwiderte sie fest, obwohl sie innerlich zitterte. "Gut. Ich akzeptiere die Herausforderung." Sein Lächeln und seine dunklen Augen setzten Elena in Verwirrung. Ihr wurde warm. Zu warm. Stanley hängte ein. "Sie bringen mich in eine schwierige Situation", sagte er zu den beiden Bewerbern. Er zog eine Schublade auf und entnahm ihr zwei Ordner. "Hier sind Ihre Lebensläufe. Ihre Zeugnisse sind ausgezeichnet, Elena. Sie haben drei Jahre bei Drexler Property Management gearbeitet und sind jetzt seit zwei Jahren bei mir. Sie verwalten zehn Gebäude erfolgreich." Elena warf Garrett einen triumphierenden Blick zu, doch er lächelte nur und nickte, als bewundere er ihre Leistung. Seine Großzügigkeit brachte sie aus der Fassung. "Und Sie, Garrett", fuhr Stanley fort, "haben zehn Jahre als Gebäudemanager gearbeitet. Davon drei in meinem Unternehmen. Sie betreuen dreizehn Objekte und haben in der Filiale Sherman Oaks drei Mal hintereinander die Auszeichnung Manager des Jahres gewonnen." Elenas Mut sank. Garrett hatte mehr Berufserfahrung, mehr Objekte und Auszeichnungen. Und er war ein Mann. Bisher hatte es bei Grant Property Management nur ein einziges Mal eine Frau als stellvertretende Geschäftsführerin gegeben. Es hatte in einer Katastrophe geendet. Grace hatte Elena erzählt, dass sich die Frau in einen ebenfalls bei Stanley angestellten Manager verliebte und ihren Job aufgab, um mit ihrem neuen Ehemann ein Konkurrenzunternehmen zu gründen, dem sie Stanleys Kunden einverleibte.
Daher war Elena überzeugt, dass Stanley wenig Lust hatte, das Experiment mit einer weiblichen Geschäftsführerin erneut zu wagen. Laut Grace achtete er streng darauf, dass es in seinem Unternehmen keine Affären zwischen Angestellten gab. Um den Job zu bekommen, brauchte sie also einen Vorteil vor Garrett. Energisch stand sie auf. "Ich kann Ihnen beweisen, dass ich die beste Wahl für diesen Job bin, Stanley." Ihr Chef blickte interessiert auf, "Und wie?" "Geben Sie mir einen Monat", forderte sie. "Neben meiner Verwaltungstätigkeit werde ich neue Kunden werben, um das Unternehmen noch erfolgreicher zu machen." Gleichzeitig stieg Panik in ihr auf, denn auf diesem Gebiet war sie noch nie tätig gewesen. "Brillante Idee, Elena", sagte Stanley. "Absolut", mischte sich Garrett ein. "Wie wär's, wenn Elena und ich im Wettstreit neue Kunden suchen?" "Was soll das heißen?", fuhr Elena ihn an. "Wer von uns in einem Monat die meisten neuen Kunden wirbt, bekommt den Job." "Ein faires Angebot", bemerkte Stanley. "Einverstanden", sagte Elena. "Großartig." Stanley schien mehr als zufrieden. "So treffe ich in jedem Fall die beste Wahl." Stans Telefon klingelte erneut. Grace kam ins Büro. "Elena, ich habe einen Anruf für Sie. Ein Mieter in der Fourth Street hat ein Problem und möchte mit Ihnen sprechen." Elena ging hinaus, und Garrett folgte ihr mit bewunderndem Blick. Ihm gefiel diese attraktive Frau, ihm gefielen ihre blauen Augen, ihr blo ndes, mit hellen Strähnen durchzogenes Haar, ihre schlanke und doch weibliche Figur. Aber ihm gefiel auch, dass sie zielbewusst und ehrgeizig war. Er genoss das erotische Prickeln zwischen ihnen ebenso wie den Wettstreit.
Stanley beendete das Telefongespräch. "Mir gefällt Elenas Idee", sagte er zu Garrett. "Sie ist wunderbar", erwiderte Garrett spontan, doch damit meinte er weniger die Idee als Elena. "Eines möchte ich aber klarstellen", fuhr Stanley fort. "Was ich Ihnen vor einigen Wochen sagte, gilt immer noch." Garrett hatte es nicht vergessen. Seine Zukunft hing daran. Stanley hatte ihm mitgeteilt, dass er ihn als Nachfolger ausersehen hatte, sobald er in Pension gehen würde. Er besaß weder Frau noch Kinder, denen er sein Unternehmen vererben konnte, und daher suchte er nach einem passenden Kandidaten. "Allerdings möchte ich Elena gegenüber fair sein", sagte Stanley. "Sie muss eine Chance bekommen. Doch um ehrlich zu sein, sind Sie meine erste Wahl, Garrett." "Ich werde Sie nicht enttäuschen, Stan", erwiderte Garrett. Insgeheim bedauerte er, dass er in diesem Wettstreit ausgerechnet gegen Elena Martin antreten musste. Stans Telefon klingelte erneut, und Elena kam zurück ins Büro. Sofort war das Knistern zwischen ihnen wieder da. Garrett starrte auf ihr Dekolletee und stellte fest, dass sie den Knopf mit einer Sicherheitsnadel befestigt hatte. Die weiße Bluse spannte über ihren vollen Brüsten. Noch nie hatte er sich so rasch und so heftig zu einer Frau hingezogen gefühlt. "Habe ich etwas verpasst?", wollte Elena wissen. "Stan ist begeistert von Ihrer Idee, neue Kunden zu werben", sagte Garrett und verschwieg, was sein Chef ihm sonst noch mitgeteilt hatte. Elena sah ihm ins Gesicht. "Ich kriege den Job, Garrett", sagte sie. Ihre funkelnden Augen und die heraus fordernde Haltung, in der sie vor ihm stand, die Hände in die Hüften gestützt, erregten ihn.
"Gehen Sie mit mir essen, Elena?", fragte er mit gedämpfter Stimme, so dass Stanley, der immer noch telefonierte, es nicht hören konnte. "Essen?" "Ich möchte gern mehr über meine Konkurrentin herausfinden." "Ich kann nicht." Stanley beendete das Gespräch, stand auf und ging zur Tür. "Wir sind, glaube ich, fertig für heute", sagte er zu Elena und Garrett. "Viel Glück." Er ging hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Elena war unbehaglich zumute, jetzt, da sie mit Garrett allein im Zimmer war. Für einen Moment verspürte sie den Wunsch zu fliehen. Hatte sie nicht bei Fred erfahren, wie katastrophal es enden konnte, wenn man Hals über Kopf eine Beziehung anfing? Grace schaute herein. "Ihre Schwester ist am Telefon, Elena. Sie möchte Sie sprechen, ehe Sie in die Mittagspause gehen." "Meine Schwester?", stammelte Elena. Garretts Nähe verwirrte sie total. "Ich warte am Fahrstuhl auf Sie", schlug Garrett vor. "Nein, das ist nicht nötig. Ich werde noch etwas länger brauchen." Elena ging hinaus zu ihrem Schreibtisch. Doch als sie den Hörer nahm, ertappte sie sich bei dem Wunsch, das Telefonat so rasch wie möglich zu beenden, um Garrett am Lift noch zu treffen - falls er tatsächlich auf sie wartete. Ihre Schwester am anderen Ende der Leitung klang besorgt. "Mrs. Fowler ist krank", erklärte Jane und berichtete, dass die alte Dame, die sie betreute, zum Arzt gebracht worden war. "Ted und Bennie haben am Nachmittag schulfrei", fuhr sie fort. "Kannst du sie abholen? Ich versuche, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen."
"Klar, mache ich", versicherte Elena. "Ich hole die Kinder ab und warte, bis du kommst." Sie legte auf und suchte in ihrer Handtasche nach dem Autoschlüssel, während sie zum Fahrstuhl eilte. Ihr Puls beschleunigte sich, als sie Garrert dort warten sah. Angestellte, die in die Mittagspause wollten, drängten sich im Lift. Garrert hielt Elena die Tür auf. Sie standen dicht nebeneinander, und Garrert lächelte. Als der Fahrstuhl mit einem Ruck anfuhr, legte Garrert ihr leicht den Arm um die Taille. Der Fahrstuhl fuhr langsam nach unten. Es gab keinen Millimeter Platz in der Kabine. Elenas Brüste streiften Garretts Oberkörper. Eine Welle heißen Begehrens durchflutete sie. Sobald der Fahrstuhl das Tiefgeschoss erreicht hatte, eilte Elena zu ihrem Auto. "Bis bald", rief sie über die Schulter. "Sie sind immer noch eingeladen, mit mir essen zu gehen." Elena sah ihn zu einem blauen Ford Mustang gehen. Er parkte direkt neben ihrem Wagen. Ihre Hand zitterte, als sie die Wagentür aufschloss. Sie drehte den Zündschlüssel, doch der Motor hustete nur. Sie versuchte es erneut und starrte dann frustriert auf die leere Tankanzeige. "Auch das noch!", seufzte sie. "Gibt es Probleme?", fragte Garrert, der neben ihr aufgetaucht war. "Ich habe kein Benzin mehr", erklärte sie. "Dabei habe ich meiner Schwester versprochen, ihre Kinder von der Schule abzuholen." "Kommen Sie, ich bringe Sie hin", sagte er. "Ich möchte Ihre Zeit nicht in Anspruch nehmen." Er hielt einladend die Beifahrertür seines Wagens auf. Seufzend ließ sie sich auf dem Sitz nieder. Garrert zog sein Jackett aus und legte es auf den Rücksitz. Unter seinem weißen Hemd zeichnete sich sein muskulöser Oberkörper ab.
"Wohin?", fragte er, während er den Motor anließ. "Florence Street, und dann rechts", sagte sie und versuchte, zu ignorieren, wie attraktiv er war. "Ich rufe meinen Automechaniker an, damit er Ihnen ein paar Kanister Benzin vorbeibringt." "Das ist nicht nötig", wehrte sie überrascht ab. "Ich möchte es aber." Elena schwieg. Es war lange her, seit sich irgendjemand freiwillig um sie gekümmert hatte. Sie hatte fast vergessen, dass es so etwas gab. "Wohnen Sie in der Nachbarschaft Ihrer Schwester?", erkundigte sich Garrert. "Rochester Drive, Nummer 100", antwortete sie. "Das ist zehn Minuten entfernt." Er lächelte, weil sie ihm so spontan ihre Adresse verraten hatte. "Sind Sie oft bei Ihrer Schwester?", fragte er. "Oder sind Sie Abends und am Wochenende lieber allein?" "Am Wochenende helfe ich meiner Schwester. Ihr Mann ist vor einem halben Jahr gestorben", erläuterte Elena. "Während der Woche arbeite ich meistens lange." "Jeden Abend?" Er warf ihr einen verführerischen Blick zu. "Gönnen Sie sich ab und zu nicht mal ein wenig Vergnü gen?" "Ich bin zu beschäftigt", antwortete sie knapp, weil sie keine Lust hatte, ihm mitzuteilen, dass sie seit der Trennung von Fred überhaupt nicht mehr mit einem Mann ausgegangen war, aus Angst, erneut enttäuscht zu werden. Das Schulgebäude kam in Sicht. "Hier gehen meine Neffen zur Schule", sagte sie. Garrett hielt an und schaute zu, wie Elena auf dem Schulhof nach den Jungen rief. Bennie und Ted kamen angerannt. "Tante Elena, wo ist Mom?", wollte der Kleinere der beiden wissen. Sein Gesicht war verschmiert, in der einen Hand
schlenkerte er seine Schultasche, in der anderen trug er einen Saftbecher mit einem Strohhalm. Garrett sah, wie Elena die beiden Jungen liebevoll umarmte. Ihm wurde traurig zumute. Lange hatte er sich danach gesehnt, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Doch nach seiner Scheidung waren solche Träume für immer vorbei. "Ist Mom zu Hause?", fragte der ältere der beiden. Elena teilte den Kindern das Wichtigste mit und kam dann mit ihnen zum Auto. "Garrett, ich möchte Innen Bennie vorstellen. Er ist sechs Jahre alt und ..." "Ziemlich schlau", beendete der Junge den Satz grinsend. Garrett lachte. "Schön, dich kennen zu lernen, Bennie." "Und dies hier ist Ted", fuhr Elena fort. "Er ist neun Jahre alt und ein guter Baseballspieler." "Ich bin Fänger!", verkündete Ted stolz. "Eine gute Spielerposition." Garrett schüttelte ihm die Hand. "Ich mache in unserem Team den Werfer." "Wirklich?", Teds Augen begannen zu leuchten. "Klar. Kommt jetzt, steigt ein." Als er Elena die Beifahrertür aufhielt, flüsterte sie ihm zu: "Sie können gut mit Kindern umgehen." "Sie auch", gab er zurück. "Sind Sie der neue Freund von meiner Tante?", wollte Bennie wissen. Elena wurde rot. "Garrett und ich arbeiten in derselben Firma", erklärte sie rasch. "Teilt ihr euch ein Auto?" "Ich weiß noch nicht einmal, wo Garrett wohnt", sagte sie. "In Santa Monica", informierte er sie lächelnd. "Dann wohnen wir also gar nicht weit voneinander entfernt." "Wo spielen Sie Baseball, Garrett?", fragte Ted, der auf dem Rücksitz einen Ba seballhandschuh gefunden hatte. "In der Woche trainiere ich in Santa Monica auf dem Baseballplatz. Und wo spielst du?"
"Bei der Westside Little League", antwortete Ted stolz und fügte leise hinzu: "Vielleicht können Sie ja mal mit Tante Elena vorbeischauen?" "Meine Schwester wohnt zwei Häuserblocks weiter", informierte ihn Elena. Garrett wurde sich mit Bedauern bewusst, dass der kleine Ausflug mit ihr fast beendet war. Wenig später parkte er vor dem Haus, stieg aus und klappte den Sitz nach vorn, um die Kinder hinauszulassen. Gerade in diesem Moment zog Bennie den Strohhalm aus seinem Saftbecher. Rote Flüssigkeit spritzte auf Garretts weißes Hemd und hinterließ auch auf der Krawatte dunkle Flecken. "Bennie!", rief Elena entgeistert. "Oh, Garrett, es tut mir so Leid!" "Es ist nicht so schlimm. Ich fahre bei mir zu Hause vorbei und ziehe mich um, ehe ich zu meinem Termin fahre." "Sie haben einen Termin? Dann sollten Sie besser mit hereinkommen. Ich kann die Flecken rasch auswaschen und Ihr Hemd in den Trockner stecken. Das dauert nur ein paar Minuten." Während Elena die Haustür aufschloss, überlegte Garrett, ob es nicht besser war, zu gehen. Zwar sehnte er sich nach Nähe, aber wusste, dass es keinen Sinn hatte. Die Kinder verschwanden im Wohnzimmer, um zu spiele n. Elena ging vor Garrett her in die schmale Waschküche und schaltete das Licht ein. "Geben Sie mir Ihr Hemd", forderte sie, ohne ihn anzusehen. Er zog zuerst seine fleckige Krawatte aus und legte sie auf eine Ablage. Dann knöpfte er sein Hemd auf und sah, wie Elena fasziniert auf seine breite muskulöse Brust starrte, bis sie sich der Intimität bewusst wurde und sich schnell abwandte, um Wasser ins Becken zu lassen. Rasch begann sie, das Hemd zu säubern, musste jedoch unaufhörlich an den attraktiven
braungebrannten Mann denken, der mit nacktem Oberkörper neben ihr stand. Als sie das Hemd endlich in den Trockner legte, spürte sie, wie Garrett ihr eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht strich. "Sie sind eine sehr schöne Frau, Elena." Elena hob den Blick und sah, wie Garrett sich zu ihr neigte. Fast spürte sie schon seine Lippen auf ihrem Mund, als sie wahrnahm, dass die Tür zur Waschküche geschlossen wurde. Gleich darauf erlosch das Licht. Draußen kicherte Bennie. "Bennie!", rief sie. "Lass das!" "Jetzt kannst du mit Garrett Verstecken spielen, Tante Elena!", rief Bennie von draußen. "Dazu ist jetzt keine Zeit." Ihr Atem ging rascher, als Garrett sanft ihre Wange streichelte. "Mach die Tür auf, Bennie!" "Geht nicht! Ich muss mal!" Sie hörte ihn davonrennen. Ihr Puls beschleunigte sich. Es war dunkel, und sie war allein mit Garrett. Sie spürte, wie er ihre Taille umfasste und sie an sich zog. Er küsste ihr Ohrläppchen, ihren Hals, ihren Mund. Elena öffnete ihre Lippen. In diesem Augenblick rief Ted vor der Tür: "Warum hast du Tante Elena und ihren Freund eingesperrt, Bennie? Das ist doch blöd!" Die Tür wurde aufgeschlossen, und das Licht ging an. Elena löste sich hastig aus Garretts Umarmung. Die Jungen rasten zurück ins Wohnzimmer. Mit glühenden Wangen beeilte sich Elena, das Hemd aus dem Trockner zu holen. "Ich bügle es Ihnen, wenn Sie möchten", sagte sie mit bebender Stimme. Er berührte ihre Hand. "Elena, ich hätte das nicht..." "Die Flecken sind raus", bemerkte sie. "Meine Schwester wird gleich da sein. Sie kann mich ins Büro fahren." "Ich warte gern und nehme Sie dann mit." "Nein, danke. Sie haben schon genug getan."
"Gut", erwiderte er und zog sein Hemd an. Er ging zur Haustür. "Bis bald, Ted und Bennie!" Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Elena lehnte sich gegen den Wäschetrockner. Ihre Beine zitterten. Wie hatte es nur zu dieser intimen Szene kommen können? Ihre Gedanken gingen zurück. Die Sache mit Fred war schlimm genug gewesen. Sie war heftig verliebt gewesen und hatte ihm alles geglaubt. Sie hatte es ge glaubt, als er ihr erklärte, dass er am Wochenende keine Zeit habe, weil er zwischen den Büros seiner Anwaltsfirma in Los Angeles und New York unterwegs war. Sie hatte ihm auch geglaubt, als er ihr sagte, sein Apartment in Beverly Hills sei nicht gemütlich genug. Sie hatte seinem Liebesgeflüster geglaubt und seinen Beteuerungen, er wolle immer mit ihr zusammen sein. Nach acht Monaten lud er sie auf eine Dienstreise nach New York ein. Elena nahm an, dass er sie dort fragen würde, ob sie seine Frau werden wolle. Im Hotel jedoch, als Fred gerade duschte, klingelte das Telefon. Am anderen Ende der Leitung war seine Frau. Elena fühlte sich benutzt und betrogen. Sie hatte das Hotel fluchtartig verlassen und Fred nie wieder gesehen. Bis sie Garrett Sims kennen lernte, hatte Elena geglaubt, das Thema Männer sei für sie abgeschlossen. Als sie endlich die Waschküche verließ, sah sie seine Krawatte auf der Ablage. Zärtlich ließ säe die Seide durch die Finger gleiten. "Elena, wo ist dein Auto?", rief Jane, die zur Haustür hereinkam. In der Küche trafen sich die Schwestern. Die Kinder rannten herbei, umarmten ihre Mutter, und stürmten wieder davon. Jane sah schnell die Post durch. "Ich hatte kein Benzin mehr", sagte Elena. "Und wie bist du hierher gekommen?"
"Garrett Sims hat mich gebracht. Er arbeitet für Stanley, allerdings in Sherman Oaks." "Gehört diese Krawatte Garrett?", erkundigte sich Jane lächelnd. "Bennie hat sein Hemd und seine Krawatte mit Kirschsaft bespritzt. Ich habe die Flecken rausgewaschen und ..." Sie errötete. "Und was?", fragte Jane. "Die Kids haben uns in der Waschküche eingeschlossen." "Und dann?" "Hat er mich geküsst." "Wann geht ihr zusammen aus? Ist er sexy? Wie groß ist er?" "Ich will keine Beziehung zu Garrett", sagte Elena frustriert. "Es geht nicht." "Warum?" "Er bewirbt sich ebenfalls um die Stelle als Vizegeschäftsführer." "Oh, nein!" "Und er hat viel mehr Berufserfahrung als ich", fuhr Elena hastig fort. "Ich hatte die verrückte Idee, mit ihm zu wetteifern, wer in einem Monat mehr neue Kunden für Grant Property Management wirbt. Stanley ist darauf eingegangen. Jetzt habe ich den Salat." "Das kann man wohl sagen." "Du begreifst also, dass ich Garrett Sims meiden muss?" "Aber du magst ihn, nicht wahr?" "Ja", gab Elena zu. "Er ist ganz anders als alle Männer, die ich bisher kennen gelernt habe." "Und wenn der Job nicht zwischen euch stünde?" "Würde ich trotzdem nichts mit ihm anfangen", beharrte sie. "Ich weiß, wie viel Angst du vor einer neuen Beziehung hast, sagte Jane verständnisvoll. "Aber hör zu. All deine Sorgen sind vorüber." Sie strahlte ihre Schwester an. "Wieso?"
"Ich habe in einem Radioquiz mitgemacht und war die Erste am Telefon. Mein Preis ist eine Mitgliedschaft bei einem Dating-Service, der Marriage Connection heißt." "Organisiert dieser Service Verabredungen für dich?" "Nicht für mich, für dich!" "Wie bitte?" "Du tust so viel für mich und die Puds, Elena. Deshalb hatte ich mir vorgenommen, dir etwas davon zurückzugeben. Ich habe dem Dating-Service deinen Namen angegeben." "Das hast du nicht getan!" "Doch. So kannst du genau den richtigen Mann kennen lernen. Achtzig Prozent der Paare, die Marriage Connection zusammengebracht hat, haben geheiratet!" "Ich will aber meinen zukünftigen Ehemann nicht über eine Agentur kennen lernen", protestierte Elena, dachte aber insgeheim an Garrett. Kein anderer Mann hätte gegen ihn auch nur die geringste Chance. "Das Tolle an dieser Agentur ist, dass die Männer, die sich bewerben, definitiv heiraten wollen. Sie müssen es sogar vorher unterschreiben. Die Frauen natürlich auch." Jane hielt zwei Formulare hoch. "Also, wie ist es?" Zögernd las Elena die erste Seite durch. Tatsächlich, dort stand, dass beide Parteien erklären, dass ihr Ziel die Ehe ist. "Was passiert, wenn der Mann, den die Agentur aussucht, genau der Falsche ist?" "Lies weiter", mahnte Jane. Auf dem zweiten Blatt fand Elena die Information, dass es sich um drei arrangierte Treffen handelte, deren Kosten bereits gedeckt waren. Sie fanden im Abstand von jeweils zwei Wochen statt. "Es sind wirklich nur drei Verabredungen, Elena", drängte ihre Schwester. "Ich weiß nicht recht."
"Du darfst dich einfach nicht weigern", bestimmte Jane. "Ich habe dich der Agentur bereits beschrieben, und sie haben den Traummann für dich gefunden. Du wirst drei tolle Dates mit ihm haben." "Sie haben bereits einen Mann für mich ausgewählt?" Elena war fassungslos. "Ja. Er ist erfolgreich im Immobiliengeschäft tätig, drei Jahre älter als du, mag romantische Dinner und Spaziergänge am Strand bei Mondschein. Außerdem hat er das Papier unterschrieben, in dem er bestätigt, dass er heiraten will. Ist doch perfekt, oder?" Ja, wenn der Mann Garrett Sims heißen würde, dachte Elena seufzend. Doch sie wollte ihrer Schwester das Vergnügen nicht verderben. "Ich werde drüber nachdenken. In Ordnung?" "Keine Zeit. Dein erstes Date ist Samstagabend." "Samstag?" wiederholte Elena verblüfft. Ehe Jane etwas darauf erwidern konnte, kam Bennie plötzlich in die Küche gerannt. "Mom, die Wörter in meinem Buch sehen so verschwommen aus." "Wir müssen mit dir zum Augenarzt, mein Schatz", sagte Jane und küsste ihn auf die Stirn. Bennie rannte wieder davon. Elena wusste, dass Jane sich Sorgen um Bennies Augen machte. Doch bisher war kein Geld da gewesen, um den Augenarzt und eine eventuell benötigte Brille zu bezahlen. "Nächste Woche gehen wir mit Bennie zum Augenarzt", sagte Elena entschlossen. "Es geht aber doch nicht." "Irgendwie werde ich das Geld auftreiben." "Dann lass mich dir wenigstens mit diesen drei Verabredungen ein wenig Freude machen", bat Jane. "Unterschreib den Vertrag. Ich wünsche mir so, dass du glücklich wirst."
Elena erkannte, wie viel ihrer Schwester daran lag. Also setzte sie zögernd ihre Unterschrift unter das Dokument. Später, nachdem Jane sie vor dem Bürogebäude abgesetzt hatte, überlegte sie, was sie nun mit Garretts Krawatte anfangen sollte. Sie fuhr mit dem Lift in die Tiefgarage zu ihrem Wagen, stieg ein und ließ den Motor an. Tatsächlich - Garrett hatte sein Wort gehalten. Der Tank war halb voll. Elena fragte sich, was seine Fürsorge zu bedeuten hatte. Lag ihm tatsächlich etwas an ihr? Was für eine Art Beziehung stellte er sich vor? War er bereit, sich zu binden? Für immer? Während sie zu einem Termin in West Los Angeles fuhr, sagte sie sich wieder und wieder, dass ihr einziges Ziel der Job als stellvertretende Geschäftsführerin sein durfte. An Garrett Sims einen Gedanken zu verschwenden, war sinnlos. Trotzdem lag die seidene Krawatte die ganze Fahrt über auf ihrem Schoß, als sei sie das Wertvollste auf der Welt.
2. KAPITEL Garrett versuchte, sich auf den Verkehr zu konzentrieren, als er zu einem Apartmenthaus für Singles in Palms fuhr, das er betreute. Elena Martin ging ihm trotzdem nicht aus dem Sinn. Immer noch meinte er, den zarten Duft ihrer Haut riechen zu können; immer noch spürte er ihre sanften Lippen auf seinen. Diese Frau faszinierte ihn. Einerseits stand sie mitten im Berufsleben, andererseits war sie so herzlich ihren Neffen gegenüber. Dass sie sich zudem um ihn, Garrett, gekümmert hatte, ließ ihn eine Nähe zu ihr empfinden, als ob er zur Familie gehörte. Und jener aufregende Moment mit ihr allein in der dunklen Waschküche ... Was wäre geschehen, wenn die Jungen nicht hereingeplatzt wären? Garrett bremste abrupt, weil er fast auf einen anderen Wagen aufgefahren wäre. Schluss mit den Gedanken an Elena! befahl er sich. Sie ist keine Frau für mich. Vermutlich will sie heiraten und Kinder haben. Das wollte ich auch mal. Alles vorbei. Der Gedanke an seine missglückte Ehe und die Sehnsucht nach Elena schnürte ihm die Kehle zu. Automatisch wollte er seine Krawatte lockern und stellte dabei fest, dass er sie in der
Waschküche vergessen haben musste. Eigentlich hätte es auch bis Morgen Zeit gehabt, doch er wollte Elena wieder sehen. Deshalb parkte er vor dem Apartme ntblock in Palms und rief über sein Autotelefon im Büro in Santa Monica an. Dort erfuhr er, dass Elena unterwegs war. Garrett bat Grace, ihm Elenas Handynummer zu geben, weil er Geschäftliches mit ihr zu besprechen hätte. Er wählte die Nummer und wartete, bis sich Elena meldete. "Ich habe meine Krawatte bei Ihrer Schwester vergessen", sagte er. "Ich habe sie dabei", informierte ihn Elena. "Sobald ich wieder im Büro bin, schicke ich einen Kurier nach Sherman Oaks." "Könnte ich sie nicht direkt bei Ihnen abho len?" "Stanley ist wahrscheinlich da." "Stimmt. Das könnte problematisch sein. Wie war's, wenn ich kurz nach Büroschluss um sieben Uhr kommen würde?" "Dann bin ich vermutlich schon weg." "Das Risiko gehe ich ein." Wenig später betrat Garrett den Hausflur des Apartmentgebäudes in Palms. "Garrett, gut dass Sie kommen", begrüßte ihn der Hausbesitzer, Sam McGrath, ein Mann mittleren Alters. "Hallo, Sam. Gibt es immer noch Probleme mit undichten Wasserleitungen?" Er hatte vor kurzem einen Installateur beauftragt, die Leitungen zu prüfen und die defekten Rohre auszutauschen. "Zur Zeit nicht", erwiderte McGrath. "Haben Sie schon mal mit diesem Handwerker zusammengearbeitet?" "Nein. Der Mann, den ich normalerweise beauftrage, ist krank. Aber ich werde mich darum kümmern, dass keine Pannen passieren." "Ihr neues Apartment wird übrigens demnächst frei", sagte Sam.
"Mein neues Apartment?", fragte Garrett verwirrt. "Haben Sie vergessen, dass Sie mir bereits die Kaution und die Anfangs- und Endmiete für ein Single-Apartment gezahlt haben?" "Nein, nein, natürlich nicht." Seit er Elena kannte, hatte er an dieses Apartment überhaupt nicht mehr gedacht. "Wann kann ich einziehen?" "Der Mieter in Nummer achtundzwanzig geht wahrscheinlich früher nach Florida als geplant. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn er ausgezogen ist." "Vielen Dank, Sam." Garrett begab sich auf die Suche nach seinem Installateur. Eigentlich sollte er begeistert sein über die Aussicht, endlich hier ein Apartment zu bekommen. Schließlich wartete er seit seiner Sche idung darauf. Unwillkürlich flogen seine Gedanken zurück zu Claire, seiner Exfrau. Er hatte sie im Jazzclub kennen gelernt, wo sie bediente. Garrett war gerade von Seattle nach Los Angeles gezogen und kannte in der Stadt niemanden - außer seiner alten Tant e Rosie. Der neue Job bei Grant Property Management war gut, aber ein Privatleben so gut wie nicht vorhanden. Claire und er wurden schnell ein Paar. Und nachdem sie einige Monate zusammen gewesen waren, glaubte Garrett, es sei Liebe. Claire wollte heiraten, er ebenfalls. Für ihn bedeutete die Ehe, dass ein Paar zusammenblieb. Für immer. In guten wie in schlechten Tagen. Er glaubte, dass Claire genauso dachte. Er hatte sich getäuscht. Nach einem halben Jahr begann sie, ihn um Geld für ihre alte Mutter in Colorado zu bitten, die angeblich schwer krank war und die Arztrechnungen nicht bezahlen konnte. Gutgläubig erlaubte er Claire, Geld vom Konto abzuheben.
Kurz darauf musste er feststellen, dass sie nicht nur das Bankguthaben geplündert, sondern es auch überzo gen hatte und mitsamt den Kreditkarten auf und davon gegangen war. Dass sie seine Ersparnisse mit ihrem neuen Liebhaber aufbrauchte, den sie im Jazzclub kennen gelernt hatte, erfuhr Garrett von einer Freundin, die ebenfalls dort bediente. Erließ sich sofort scheiden. Die Erkenntnis, dass er Claire nicht das Geringste bedeutet hatte, traf ihn schwer, und er zog den Schluss daraus, dass es für ihn keine glückliche Beziehung geben konnte. Wenn ihn die eine Frau verließ, würde es die nächste ebenfalls tun. Zunächst wohnte er in der ehemals gemeinsamen Wohnung, entschied sich aber bald dafür, in ein Single-Apartment umzuziehen. Dort durfte nur wohnen, wer einen Zweijahresvertrag unterschrieb und sich verpflichtete, in dieser Zeit keine Beziehung einzugehen. Wie hätte er wissen sollen, dass er gerade jetzt der verführerischen Elena Martin begegnen würde, die ihn zum Träumen und all seine Entschlüsse ins Wanken brachte? Während er mit dem Installateur sprach, schaute Garrett beständig auf seine Armbanduhr. Er wünschte, es wäre bereits sieben Uhr. Dann würde er Elena wieder sehen. Elena warf einen nervösen Blick auf die Wanduhr des Büros. In einer Viertelstunde würde Garrett hier sein, um seine Krawatte abzuholen. Sie sah, dass das Lämpchen von Stanleys Telefonleitung immer noch leuchtete. Das Risiko, dass er sie und Garrett zusammen sah, war zu groß. War es besser, die Krawatte einfach auf den Schreibtisch zu legen und zu verschwinden? Außer ihr und Stanley war niemand mehr im Büro. "Wollen Sie heute länger arbeiten, Elena?", Fragte Stanley, der aus seinem Chefzimmer kam.
Sie warf die Krawatte hastig in eine offene Schublade und knallte sie zu. "Ich muss noch ein paar Akten durcharbeiten", sagte sie. "Eines Tages muss ich meine Arbeitszeit drastisch runterschrauben", meinte Stanley. "Wenn ich abends nach Hause komme, habe ich meistens Kopfschmerzen und Herzrasen." Er redete immer weiter, und Elena wurde immer nervöser. "Arbeiten Sie nicht so viel, Elena. Sonst kriegen Sie noch Magengeschwüre. Wie ich." "In fünf Minuten bin ich weg", erwiderte sie. Es war fünf vor sieben. "Wir können zusammen im Aufzug nach unten fahren", schlug Stanley vor. "Nein!", entfuhr es Elena. "Ich meine, es ist besser, wenn Sie schon vorgehen", fügte sie schnell hinzu und nahm ein paar Akten. "Ich habe ganz vergessen, dass ich noch die Ablage machen muss." "Na schön. Guten Abend, Elena." Sobald Stanley das Büro verlassen hatte, nahm Elena die Krawatte aus der Schublade und legte sie mitten auf ihren Schreibtisch, so dass Garrett sie auf jeden Fall finden musste. Dann wartete sie einige Augenblicke, um sicherzugehen, dass Stanley bereits unten angekommen war, nahm ihre Handtasche und wollte Richtung Ausgang eilen, doch als sie um die Trennwand bog, wäre sie fast mit Garrett zusammengeprallt. Ihr Herz klopfte wild. "Hat Stanley Sie gesehen?", fragte sie. "Nein. Und wenn, hätte ich ihm gesagt, ich wolle ihn sprechen. Ich werde Ihre Chancen auf eine Beförderung nicht ruinieren, Elena." Sie blickte ihm in die Augen. Was sie dort sah, waren Wärme, Anerkennung - und Begehren. "Ich hole Ihre Krawatte", stammelte sie.
Sie eilte zurück zum Schreibtisch. Garrett blieb dicht hinter ihr. Als sie ihm den Seidenschlips reichte, fragte er: "Tut es Ihnen Leid, dass ich gekommen bin?" "Ich war etwas nervös", gab sie zu. Zärtlich schlang er die Krawatte um ihren Nacken und zog Elena sanft zu sich. "Ich wollte Sie unbedingt wieder sehen", sagte er mit weicher Stimme. "Ich bin froh, dass Sie hier sind", hörte sie sich sagen. Er kam näher. Sie sehnte sich nach der Berührung seiner Lippen. Er küsste sie, erst zart, forschend, dann glitt seine Zunge über ihre Lippen, und Elena kam ihm leidenschaftlich entgegen. Sie knabberte an seiner Unterlippe, bis er vor Verlangen seufzte, und schlang ihre Arme um seinen Hals, um seinen Körper zu spüren. Das Klingeln des Telefons unterbrach das sinnliche Spiel abrupt. Elena löste sich von Garrett und nahm den Hörer ab. "Elena, was machst du denn immer noch im Büro?", fragte Jane am anderen Ende der Leitung. "Du sagst doch sonst immer Besche id, wenn du länger arbeitest." "Tut mir Leid. Ich habe es vergessen." Elena spürte, wie Garrett mit einer ihrer Haarsträhnen spielte. "Ich wurde aufgehalten." "Die Partnervermittlungsagentur hat mir geschrieben", fuhr ihre Schwester fort. "Sie haben mir den Namen des Restaurants mitgeteilt, wo dein erstes Treffen stattfindet." Elena sah, dass Garrett zum Fenster hinüberging. Plötzlich hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie sich mit einem anderen Mann treffen wollte. "Wir reden später darüber", sagte sie rasch und legte auf. Sie nahm ihre Handtasche. "Ich muss gehen", verkündete sie und vermied es, Garrett anzusehen. Glücklicherweise befanden sich im Aufzug noch andere Leute, so dass sie mit Garrett nicht allein war. Als der Fahrstuhl
im Tiefgeschoss anhielt, verabschiedete sich Elena hastig von Garrett. "Fahren Sie vorsichtig", sagte er zärtlich. Wieder war sie eingenommen von seiner fürsorglichen Art. "Mache ich", erwiderte sie und stieg in ihren Wagen. Er fuhr ihr voran aus der Tiefgarage. Sekundenlang überlegte sie, ob sie hupen sollte, so dass er anhielt und sie ihn zu sich nach Hause einladen konnte. Sie sehnte sich danach, mit ihm zusammen zu sein, alles über ihn zu erfahren, mit ihm gemeinsam zu kochen, ihn zu lieben, geliebt zu werden. Elena schaltete das Autoradio ein. Jazzrhythmen erklangen. Sie nahm sich vor, nicht mehr an Garrett zu denken. Solange sie nicht wusste, ob er sich binden wollte, war eine Beziehung zwischen ihnen nicht möglich. Vielleicht war die Idee mit der Agentur "Marriage Conne ction" gar keine so schlechte Idee. Sie hielt an einer roten Ampel. Garrett war bereits ein Stück voraus, Er hupte kurz und winkte zum Abschied. Elena winkte zurück. Garrett parkte seinen Wagen vor dem Haus seiner Tante Rosie und winkte der jungen Frau, die gerade die Betreuung beendet hatte, freundlich zu. Er schloss die Hintertür auf und betrat die altmodisch eingerichtete Küche. "Hallo, Tante Rosie, ich bin's" rief er. Im Wohnzimmer war das Radio eingeschaltet. "Ich höre mir noch eben die Sendung zu Ende an", rief Tante Rosie. "Kannst du mir bitte ein Glas Saft bringen?" Garrett machte das Gewünschte fertig. Das Gedächtnis seiner alten Tante ließ ein wenig nach, und ihre Augen waren schwächer geworden, doch sie war noch so lebhaft wie immer. Sie war Witwe und hatte keine eigenen Kinder. Garretts Eltern hatten ihr das Sorgerecht für ihn übertragen, weil sie mit schweren Alkoholproblemen zu kämpfen hatten. Tante Rosie hatte sich der Aufgabe absolut gewachsen gezeigt. Nun war sie
über siebzig, und Garrett kam jeden Tag vorbei, um nach ihr zu sehen. Seltsamerweise erfasste ihn heute ein Gefühl der Einsamkeit. Er ertappte sich dabei, dass er Tante Rosie gerne mit Elena bekannt gemacht hätte. Seine Tante war von Anfang an gegen seine Ehe gewesen. Sie hatte Claire durchschaut. Aus irgendeinem Grund glaubte Garrett, dass sie Elena mögen würde. Er musste sich diesen Gedanken verbieten. Eine Zukunft mit Elena gab es nicht. Er ging ins Wohnzimmer und brachte Tante Rosie den Saft. Sie bat ihn, sich zu setzen und ruhig zu sein, bis die Sendung zu Ende war. Schließlich schaltete sie das Radio aus. "Am Samstagabend hast du ein Date, Garrett", verkündete sie. "Mit Michelle Pfeiffer?", grinste er. "Sehr witzig", gab sie zurück. "Da du dich nicht von selbst auf die Suche nach einer Freundin machst, habe ich beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Gib mir mal das Formular, das dort drüben liegt." Garrett hatte das Bedürfnis, ihr von Elena zu erzählen, schwieg aber und tat, was sie verlangte. "Was hast du vor, Tante Rosie?" "Im Radio haben sie von einem Heiratsinstitut erzählt", sagte sie. "Sie heißt Connection irgendwas. Ich kann nicht mehr so gut lesen, was da steht, aber sie haben berichtet, dass die Agentur die ideale Frau für einen Mann aussucht. Ich habe die Gebühr bezahlt und die wesentlichen Angaben über dich gemacht." "Das ist nicht dein Ernst." "Du musst dies hier unterschreiben." Sie hielt ihm das Papier hin. Garrett warf einen Blick auf das Dokument. "Das ist Seite zwei. Wo ist die erste Seite?" "Irgendwo hier auf dem Tisch", erwiderte seine Tante und blätterte in einem Stapel Zeitschriften. "Ich glaube, auf Seite
eins stand der Name der Agentur und ein paar Regeln, an die ich mich nicht erinnern kann." "Das ist zwar sehr lieb von dir, Tante Rosie, aber ..." Sie reichte ihm einen Kugelschreiber. "Es wird Zeit, dass du eine Frau kennen lernst, die zu dir passt. Deine Heirat war ein großer Fehler." Er seufzte. "Ich weiß. Ich hätte auf dich hören sollen." "Also, unterschreib das hier, Garrett", drängte Tante Rosie. "Dann lernst du eine wunderbare Frau kennen." Garrett bezweifelte, dass es eine so wunderbare Frau wie Elena sein würde. "Ich möchte mir zuerst die Bedingungen durchlesen", sagte er zögernd. Grundsätzlich hatte er nichts dagegen, seiner Tante eine Freude zu machen. Aber er wollte wissen, worauf er sich einließ. Er las, dass es sich um drei bereits bezahlte und arrangierte Treffen handelte. Sie würden im Abstand von zwei Wochen an einem Samstag stattfinden. Das erste Date war am kommenden Samstag. Tante Rosie blickte ihm neugierig über die Schulter. "Na gut, drei Verabredungen", lenkte er ein und unterschrieb. "Du musst mir aber versprechen, dass du nicht erwähnst, dass ich dich überredet habe, auf das Angebot der Agentur einzugehen. Denn das ist wenig romantisch." "Ich verspreche es", erwiderte er und nahm sich vor, die Ausgaben, die sie dadurch gehabt hatte, durch eine Einzahlung auf ihr Konto wieder wettzumachen. Als er in sein Apartment in Santa Monica zurückgekehrt war, duschte er und bemühte sich, nicht an Elena zu denken. Vergeblich. Die drei Dates würden ein amüsantes Intermezzo sein, mehr nicht. Auf keinen Fall würden sich die Gefühle, die Elena in ihm ausgelöst hatte, auf eine andere Frau übertragen lassen.
"Tante Elena, du hast lauter rote Flecken im Gesicht!", rief Bennie. "Rote Flecken?", wiederholte Elena erschrocken, während sie einen eleganten schwarzen Blazer aus ihrem Kleiderschrank holte. Heute Abend war das erste Treffen, arrangiert von Marriage Connection. "Überall", konstatierte der kleine Junge. Sie warf einen Blick in den Spiegel. "Oh, nein! Jane, komm bitte schnell!" Ihre Schwester, die mit den Kindern vorbeigekommen war, um ihr moralische Unterstützung zu leisten, kam ins Schlafzimmer gerannt. Ted an ihrer Seite. "Du hast die Windpocken, Tante Elena", meinte Ted. Jane begutachtete die Flecken. "Unsinn. Das sind nervöse Flecken", sagte sie lachend. "Das finde ich gar nicht komisch", gab Elena zurück. "Was mache ich jetzt bloß?" Sie griff nach ihrem Make-up. "Entspann dich, dann gehen die Flecken von ganz allein wieder weg", riet Jane. "Ich kann nicht zu dieser Verabredung gehen", jammerte Elena. "Aber du kannst jetzt nicht einfach absagen. Denk einfach dran, dass er der perfekte Mann für dich ist. Außerdem will er heiraten, genau wie du." "Na schön. Ich werde es versuchen." Elena wollte ihre Schwester nicht enttäuschen, auch wenn sie vermutlich den ganzen Abend an Garrett denken würde. "Es ist Zeit loszufahren", sagte Jane. "Hier ist die Karte der Agentur, die du dem Restaurantchef geben musst. Ruf mich an, sobald du nach Hause kommst, hörst du? Es ist mir egal, ob es drei Uhr morgens ist!" Kurze Zeit später parkte Elena ihren Wagen vor dem Tiara Club in Santa Monica Canyon. Ein livrierter Angestellter öffnete die Tür für sie.
Im Stillen wiederholte Elena ständig die Worte: Ich werde heute Abend den Mann meines Lebens treffen. Ich werde heute Abend den Mann meines Lebens treffen. Ein weiterer Angestellter im schwarzen Smoking schwang die Doppeltür des Restaurants für sie auf. Sie reichte dem Geschäftsführer des Restaurants, der lächelnd auf sie zukam, die gravierte Karte. Er nahm ihren Blazer und gab ihn der Garderobiere. "Folgen Sie mir bitte, Mademoiselle", sagte er. Das Restaurant war luxuriös eingerichtet. Es gab Kristallleuchter, creme farbene Tischdecken, Kerzen in Silberleuchtern und Servietten in kostbaren silbernen Serviettenhaltern. "Ihr Partner wird jeden Moment hier sein", sagte der Mann. Elena hoffte, dass sie dem Anlass entsprechend passend angezogen war. Sie trug ein jadegrünes Samtkleid mit Spaghettiträgern, dazu eine Perlenkette, Perlenohrringe und jadegrüne Pumps. In einem kleinen Salon stand ein elegant gedeckter Tisch für zwei Personen. Ein Strauß roter Rosen schmückte das Gedeck. Im Hintergrund hörte sie gedämpfte, romantische Klaviermusik, und es gab eine kleine Tanzfläche. "Darf ich Ihnen nun Ihren Partner vorstellen?", fragte der Geschäftsführer." Elena atmete tief durch und drehte sich um, um den "Mann ihres Lebens" zu begrüßen. Ihr Atem stockte. Sie erblickte Garrett. "Ich möchte Ihnen Garrett Sims vorstellen", fuhr der Geschäftsführer fort. "Der Kellner wird sofort den Champagner bringen." Er ging und schloss die Tür des Separees. "Wow, Elena!" sagte Garrett und gönnte ihr einen bewundernden Blick. "Sie sind also die Frau, die ich treffen sollte? Ich glaube, ich habe den Jackpot geknackt!"
"Ich kann es noch gar nicht fassen, Garrett." Sie konnte kaum sprechen. "Es kommt mir vor wie ein Märchen." Garrett sah phantastisch aus in seinem schwarzen Smoking, dem weißen Hemd und der schwarzen Satinfliege. Unter dem edlen Stoff des Smokings zeichnete sich sein muskulöser Oberkörper ab. Elena sehnte sich danach, ihm die Arme um den Hals zu schlingen und ihm ins Ohr zu flüstern, wie begeistert sie darüber war, dass er hier war. "Sie sehen wundervoll aus, Elena", sagte Garrett mit sanfter Stimme. "Sie auch." Gleich darauf errötete sie verlegen. Elena hätte ihm am liebsten sofort tausend Fragen gestellt. Wie war er dazu gekommen, ein Heiratsinstitut in Anspruch zu nehmen? War er tatsächlich auf der Suche nach einer Frau fürs Leben? Doch sie war so - aufgeregt und verwirrt, dass sie sich nicht einmal mehr an den Namen der Agentur erinnern konnte. Es klopfte leise, und der Kellner trat ein. Er brachte zwei schlanke Gläser, in denen Champagner funkelte. Garrett nahm Elena bei der Hand und geleitete sie zum Tisch. Er setzte sich ihr gegenüber. Elena spürte seine Knie an ihren. "Auf uns", sagte er und hob sein Glas, um mit ihr anzustoßen. Sie nickte nur stumm. Mit bebenden Lippen trank sie einen Schluck Champagner. Sie konnte es nicht fassen, dass sich ihr Traum erfüllt hatte. Es wurde ein Salat der Saison serviert, danach gebratenes Hühnchen mit Babykarotten und Kartoffelbrei. "Bist du hungrig?", fragte Garrett und bot ihr ein Stückchen Huhn von seiner Gabel. "Was für ein Wink des Schicksals, der uns zwei heute Abend zusammen geführt hat", flüsterte er und ließ die förmliche Anrede fallen. "Ich muss dir etwas gestehen, Elena." "Was?"
"Als ich dich in Stanleys Büro traf, war ich sofort fasziniert von dir. Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, mit dir zusammen zu sein." "Ich habe ständig an dich gedacht", gab sie zu. Er strich ihr zart über die Wange, und Elena spürte Schauer über ihren Rücken rieseln. "Kein Wunder, dass die Agentur gerade uns zusammen gebracht hat", bemerkte er lächelnd. Garrett streichelte ihren Nacken und fuhr an der Perlenkette entlang, die schimmernd auf Elenas Dekolletee lag. Der Kellner trat ein. "Sind Sie zufrieden?" "Sehr", erwiderte Garrett, ohne die Augen von Elena zu wenden. Elena verlor sich in seinem Blick und ihren Gefühlen, so dass sie gar nicht mehr darauf achtete, was sie eigentlich aß. Zum Schluss wurden Schokoladen- Eclairs gereicht, Obsttörtchen mit Schlagsahne und herrlicher Käsekuchen. Elena schob Garrett eines der Eclairs in den Mund und ließ es zu, dass er ihr die Sahne von jeder einzelnen Fingerspitze leckte. Begehren brandete in ihr auf. Sie bemerkte kaum, dass der Restaurantchef kam. Die Hintergrundmusik wechselte. Nun drang romantische Tanzmusik aus den Lautsprechern, und die Lichtorgel warf bunte Recken auf das Parkett. Elena fieberte dem Moment entgegen, in dem sie in Garretts Armen liegen und sich mit ihm zum Rhythmus der Musik bewegen würde. Aber sie fürchtete ihn auch. Garrett konnte den Blick nicht von Elena wenden. Ihre Wangen waren zart gerötet, und ihre Augen strahlten. Das jadegrüne Samtkleid brachte ihre schlanke Figur vollendet zur Geltung. Er sah, wie ihre Brüste sich hoben und senkten, als sie zu tanzen begannen. "Es tut so gut, dich in den Armen zu halten, Elena", flüsterte er und presste sie an sich.
Garrett nahm den Duft ihres Haares wahr, fühlte ihre festen Brüste an seinem Oberkörper und vergaß Zeit und Raum. Er beugte sich zu ihr und küsste sie lange, ehe er seine Lippen über ihren Hals zu ihren Brüsten wandern ließ. Mit beiden Händen streifte er ihr die Spaghettiträger von den Schultern. Er fühlte, wie sich Elenas Atem beschleunigte, als er ihre Schultern, ihr Dekolletee, den Ansatz ihrer Brüste erst streichelte, dann mit seinen Lippen liebkoste, während er ihre vollen, festen Brüste umfasste. Elena stöhnte leise auf. Unter dem Samt spürte Garrett, wie sich ihre Brustknospen vor Erregung aufrichteten. Sein Verlangen wuchs. Er vergaß, dass er sich vorgenommen hatte, Abstand zu halten. Zu stark war sein Begehren.
3. KAPITEL Elena nahm nichts mehr wahr außer Garretts sinnlicher Nähe, seinen Zärtlichkeiten, mit denen er sie liebkoste und erregte, seinem starken, warmen Körper. Dies war ein Moment vollkommener Nähe. Das Summen vo n Garretts Handy schreckte sie auf. Sachte löste sie sich aus seinen Armen. "Es tut mir Leid", flüsterte er und nahm das Handy aus seiner Jackentasche. "Gleich bin ich wieder bei dir." - "Es macht nichts", versicherte sie ihm. Sie schob die Spaghettiträger ihres Kleides wieder an ihren Platz. Garrett stand ein wenig abseits der Tanzfläche und sprach mit gedämpfter Stimme, doch Elena konnte trotzdem alles verstehen. "Ich habe eigentlich keine Zeit, Bert", sagte Garrett ins Telefon. "Du hast etwas für mich? Bist du sicher, dass es ein neuer Kunde sein könnte? Wer ist der Hausbesitzer? Ich werde mit ihm reden." Elena, noch erhitzt von der Umarmung, begriff plötzlich, dass Garrett über einen möglichen neuen Kunden für Grant Property Management sprach. Enttäuscht erkannte sie, dass es ihm
anscheinend egal war, was zwischen ihnen beiden entstand. Er fühlte sich weiterhin als ihr Konkurrent um den Job. Garett verabschiedete sich von seinem Informanten und steckte das Handy ein. Als er sich Elena wieder zuwandte, wirkte er verlegen. Elena fasste erneut den Entschluss, sich auf keinen Fall mit ihm auf eine Beziehung einzulassen. "Ich möchte nach Hause", sagte sie und nahm ihre Handtasche. Ihre Hände zitterten. "Elena, es tut mir Leid, dass ich dir den Abend verdorben habe." "Hast du gar nicht", erwiderte sie und wusste, dass sie log. "Ich hätte diesen Anruf nicht entgegennehmen dürfen." "Hör zu, Garrett. Wir haben ein arrangiertes Date absolviert. Dabei sollten wir nicht vergessen, wer wir sind." "Aber ich weigere mich zu akzeptieren, dass der Job unseren Abend verdirbt." "Ich finde es auch schade", antwortete sie. "Trotzdem gebe ich meinen Anspruch auf den Job nicht auf. Dieser Abend ändert nichts an meinen Zielen." "Und ich fing schon an, mir einzubilden, wir beide hätten heute Abend etwas ganz Besonderes erlebt. Ich dachte, wir seien uns näher gekommen." "Das sind wir auch. Das heißt, wir waren es", stammelte sie. "Die Atmosphäre hier ist daran schuld. Wir sind Kollegen, Garrett. Unsere Beziehung muss rein platonisch bleiben. Da wir den Vertrag des Heiratsinstituts unterschrieben haben, müssen wir uns noch zwei Mal treffen. Aber es wird keine Verabredungen in der Zwischenzeit geben." "Und was ist, wenn ich mich an deine Regeln nicht halte?" Er sah ihr forschend in die Augen. Es klopfte, und der Geschäftsführer trat ein. "Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Abend."
"Ja, den hatten wir", erwiderte Elena, die nervös ihre Handtasche umklammerte. Garrett löste seinen Blick nicht von ihr. Sie wich ihm aus, damit er nicht sah, wie sehr sie sich nach seiner Umarmung sehnte. "Das Treffen war perfekt", brachte sie schließlich heraus. Damit drehte sie sich auf dem Absatz um und verließ das Separee. Noch einen Moment mit Garrett in einem Raum, und sie würde nicht mehr die Kraft haben, ihm zu widerstehen. "Elena, warte!", rief Garrett ihr hinterher, doch ehe er ihr folgen konnte, hielt ihm der Geschäftsführer ein Dokument hin. "Wären Sie so freundlich, dieses Formular zu unterschreiben, Mr. Sims?" Garrett setzte seinen Namen unter das Formular und bestätigte so, dass Elena und er das erste Treffen absolviert hatten. Als er wenig später auf den Parkplatz eilte, sah er gerade noch, wie ein Angestellter Elenas Wagentür schloss. Dann fuhr sie davon. Frustriert sah er die roten Rücklichter ihres Wagens in der Dunkelheit verschwinden. Das also war das Ende eines Abends, der so großartig begonnen und so unglücklich geendet hatte. Garrett wünschte, er hätte den Anruf nie entgegengenommen. Was kümmerte ihn der neue Kunde, wenn er dafür Elena aufgeben musste? Er fuhr die kurvenreiche Straße hinunter Richtung Santa Monica. Unentwegt dachte er an Elena. Sie hatte ihn so fasziniert, dass er während des ganzen Abends völlig vergessen hatte, dass sie sich beide um den Job bei Stanley bewarben. Allein der Gedanke an ihre aufregende Figur, ihre zarte Haut, ihre vollen Brüste, erregte ihn. Wenn nicht alles schief gegangen wäre, hätte er Elena zu sich nach Hause eingeladen. Er begehrte sie. Er wollte sie lieben. Er wollte das ganze Wochenende mit ihr verbringen.
Ärgerlich trat er das Gaspedal durch. Es hat keinen Sinn, dachte er. Elena braucht einen Mann, der mehr will als eine Affäre. Ich kann "dieser Mann nicht sein. Und warum hatte die Agentur ihn dann als perfekten Mann für Elena ausgewählt? Statt direkt nach Hause zu fahren, hielt er vor dem Billardclub am Santa Monica Boulevard, wo er hoffte, seinen Freund Trey zu treffen. Trey spielte im gleichen Baseballteam wie Garrett. Er war Techniker, und seine Frau hatte sich ungefähr zum gleichen Zeitpunkt von ihm getrennt, als Claire Garrett verließ. Danach schworen beide verlassenen Ehemänner, nie wieder zu heiraten. Garrett betrat das verräucherte Lokal. Während er zu einem der Billardtische ging, wo er Trey entdeckt hatte, zog er seinen Smoking aus und löste seine Fliege. Die Kneipe war lebhaft besucht, und aus einer Jukebox dröhnte flotte Musik. "Na, wie lief's mit deinem Date im Tiara Club?", wollte Trey sofort wissen. "Nicht übel", gab Garrett zurück, nahm ein Queue und lochte Kugel Nummer zwei ein. "Scheint, als hättest du das große Los gezogen?" "Sie ist etwas ganz Besonderes", erwiderte Garrett, ohne nachzudenken. "So, so", meinte sein Freund. "Besonders gut, um Spaß zu haben, oder besonders heiratsfähig." "Irgendwas dazwischen." Mit hartem Stoß lochte Garrett Kugel Nummer fünf ein. "Pass bloß auf, Garrett. Deine neue Eroberung scheint genau die Sorte Frau zu sein, die dich wieder in die Steuerklasse für Verheiratete bringt." Garrett zuckte zusammen und stieß die nächste Kugel über den Billardtisch hinaus. "Kommt nicht in Frage", entgegnete er barsch.
Die Jukebox spielte einen Song zum Tanzen. Trey stellte sein Queue ab und zog Susie, eine hübsche Rothaarige, hinter sich her aufs Parkett. Sie war Rechtsanwaltsgehilfin und spielte öfter hier Billard. Normalerweise tanzte Garrett mit ihrer Freundin Cora, doch heute Abend war ihm absolut nicht danach. Er tippte Trey im Vorbeigehen auf die Schulter und rief, um die Musik zu übertönen: "Wir sehen uns später." "Du bist doch gerade erst gekommen!", protestierte Trey. "Ich will ins Bett." "Sei gewarnt, Kumpel", bemerkte Trey grinsend. "Ehe du dich versiehst, denkst du nur noch an diese Frau!" Garrett schüttelte den Kopf, ging nach draußen - und dachte an Elena. Erst spät in der Nacht, als sie zu Bett gehen wollte, erinnerte sich Elena daran, dass sie ihre Schwester anrufen sollte. Sie wählte ihre Nummer. "Du wirst es kaum glauben, Jane", begann sie. "Rate mal, wer der Mann war, den die Agentur für mich ausgesucht hat. Garrett Sims, mein größter Konkurrent in der Firma." "Garrett Sims?", fragte ihre Schwester überrascht. "Das ist ja Wahnsinn! Er ist doch der Mann, mit dem du zusammen sein willst." "Du verstehst nicht, Jane. Ich habe Garrett gesagt, dass ich mich auf keine Beziehung mit ihm einlassen werde." "Wie bitte? Du hast deinen Traummann gefunden und weist ihn ab?" "Ich habe keine andere Wahl", erwiderte Elena. "Er setzt alles daran, den Job als stellvertretender Geschäftsführer zu bekommen." Sie berichtete von dem Anruf. "Er soll nicht glauben, dass ich meine Bewerbung fallen lasse, nur weil ich mich zu ihm hingezogen fühle." "Und wie willst du es schaffen, bis zum nächsten Treffen in zwei Wochen nicht an ihn zu denken?" "Keine Ahnung", seufzte Elena.
Sie hörte Bennie im Hintergrund weinen. "Ich muss auflegen", sagte Jane. "Bennie hat anscheinend einen Albtraum." "Drück ihn ganz fest von mir und gib ihm einen Kuss", antwortete Elena, ehe sie auflegte. Danach schlüpfte sie unter die Decke und bemühte sich, Garrett aus ihren Gedanken zu verbannen. Vergebens. Als sie am nächsten Morgen erwachte, erkannte sie, dass sie die ganze Nacht von ihm geträumt hatte. Trotzdem raffte sie sich auf und nahm sich vor, alles daran zu setzen, um auch neue Kunden zu werben. Im Büro telefonierte sie eine ganze Liste von Hauseigentümern durch, deren Liegenschaften in den Anzeigenspalten der Tageszeitungen angeboten wurden. Wäre doch gelacht, wenn da nicht ein paar dabei sein würden, die eine neue Hausverwaltung suchten. "Tut uns Leid, Miss Martin", hörte säe allerdings irgendwann zum wiederholten Mal. "Wir haben bereits eine Hausverwaltung unter Vertrag. Enttäuscht und wütend über ihre Fehlschläge stand Elena auf, um sich eine kurze Pause zu gönnen. Da sah sie, dass Garrett das Büro betrat. Er sprach mit Grace, der Empfangssekretärin. Rasch setzte Elena sich wieder. Ihr Puls raste. "Stanley wird jede Minute hier sein, Garrett", sagte Grace. Will er etwa mit Stanley über den neuen Kunden reden? überlegte Elena. Dann ist er mir gegenüber im Vorteil. Nun wandte Garrett sich um und kam auf ihren Schreibtisch zu. Elena entschloss sich, ihm zu beweisen, dass sie ebenso erfolgreich war wie er. Sie nahm den Telefonhörer ab und begann zu reden, obwohl am anderen Ende der Leitung nur ein Tuten zu hören war. "Ja, selbstverständlich", sagte sie geschäftsmäßig. "Wir sollten einen Termin ausmachen, um zu besprechen, welche Art Dienstleistung Sie von uns erwarten."
Sie blickte auf. Garrett lehnte lässig an der Trennwand, die ihren Schreibtisch von den anderen abschirmte. Hastig legte sie den Hörer auf. "Du hast vergessen, dich zu verabschieden, Elena", bemerkte Garrett. Sie erblasste, weil sie fürchtete, dass er sie durchschaute. "Manchmal bin ich so enthusiastisch, dass ich die Formalitäten vergesse", entschuldigte sie sich. Er beugte sich vor und sagte leise: "Ich hoffe, du bist mir nicht mehr böse wegen gestern Abend." "Überhaupt nicht", flüsterte sie, verwirrt durch seine Nähe. "Unser Treffen hat mir viel bedeutet, Dena." "Mir auch", gab sie zu. "Garrett", rief Grace. "Stanley erwartet Sie jetzt." "Ich komme, Grace." Garrett blickte Elena tief in die Augen. Als er sich umwandte, sagte er für alle hörbar: "Danke für die Telefonnummern der Handwerkerfirmen, Elena." Grace eilte herbei. "Elena", begann sie, "ich glaube, ich habe einen potenziellen Kunden für Sie an der Hand." Sie gab ihr eine Adresse und den Namen einer Maklerfirma in Pasadena, die eventuell einen Manager für eines ihrer Gebäude suchten. "Grace, Sie sind wunderbar", jubelte Elena und umarmte die Ältere kurz. "Viel Glück. Ich möchte, dass die se Firma hier eine Frau als stellvertretende Geschäftsführerin hat!" Mit neuer Energie wählte Elena die Nummer von Trenton Realty, um sich nach ihren Chancen zu erkundigen. Sie erfuhr, dass das Apartmentgebäude, um das es sich handelte, frei war und einer Totalüberholung bedurfte, da es beim letzten Erdbeben gelitten hatte. Der Makler wusste allerdings nicht, ob Mr. Freed, der Hauseigentümer, bereits eine Hausverwaltungsfirma beauftragt hatte. Er bot an, kurz nachzufragen. Elena blieb in der Leitung und sah, dass Garrett
aus Stanleys Büro kam. Er schien es eilig zu haben und winkte ihr nur lächelnd zu, ehe er ging. Sie nahm an, dass er einen Fisch an der Angel hatte, und wollte ihm nicht nachstehen. Deshalb legte sie auf und wählte rasch die Nummer von Mr. Freed. Diese war leider besetzt. Ihre zweite Leitung blinkte. Elena meldete sich und erfuhr, dass in einem der Apartmenthäuser, die sie betreute, zwei Waschmaschinen ausgefallen waren. Nachdem sie den Hausbesitzer beruhigt hatte, rief sie den Elektriker an und fuhr selbst dorthin, um sicherzustellen, dass alles rasch erledigt wurde. Während sie die Reparatur beaufsichtigte, rief sie wiederholt in Pasadena an. Doch die Leitung von Mr. Freed war ständig besetzt. Also beschloss sie, keine Zeit zu verlieren, sondern Mr. Freed direkt aufzusuchen. Erwartungsvoll parkte Elena ihren Wagen vor dem zehnstöckigen Apartmentgebäude in Pasadena. Die Balkone waren übersät mit Blättern, der Putz bröckelte, und einige zerborstene Fensterscheiben waren mit Brettern zugenagelt. Die Hauswände wiesen Risse auf vom letzten Erdbeben. Elena betrat das unbewohnte Haus und sah, dass der Name des Besitzers provisorisch auf einen Briefkasten geklebt war. Er gehörte zu einem Penthouse im zehnten Stock. Im Fahrstuhl drückte sie auf den obersten Knopf. Der Lift quietschte und ruckte, während er langsam und stockend nach oben fuhr. Erleichtert stieg Elena im zehnten Stock aus und ging eilig den langen Korridor entlang. Als sie um die Ecke bog, sah sie eine Tür offen stehen. Als sie sich näherte, vernahm sie Stimmen. Eine davon gehörte unzweifelhaft Garrett Sims. "Mr. Freed, Sie werden zufrieden sein mit Ihrer Entscheidung, Ihre Immobilie Greint Property Management anvertraut zu haben", hörte sie Garrett sagen.
Elena fror plötzlich. Sie trat ein paar Schritte zurück, um nicht gesehen zu werden. Bebend lehnte sie sich gegen eine Wand. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken. Also hatte Garrett den neuen Kunden gewonnen, auf den sie ihre Hoffnungen gesetzt hatte! "Ich werde 'sofort Handwerker bestellen, die das Gebäude auf Vordermann bringen", fügte Garrett hinzu. "Selbstverständlich zu den niedrigsten Kosten." Mr. Freed lachte. "Meine Buchhaltung wird mich genauestens über alle Ausgaben auf dem Laufenden halten. Ich muss Sie jetzt bitten, mich zu entschuldigen, Mr. Sims. Ich habe ein Meeting. Wenn Sie Ihre Unterlagen eingepackt haben, schließen Sie bitte die Tür hinter sich." Elena fühlte, wie Panik in ihr aufstieg. Wo sollte sie sich verstecken? Hatte sie genügend Zeit, zum Aufzug zu rennen? Nein, wo hl nicht. Sie hörte, wie eine zweite Tür geöffnet und geschlossen wurde. Gleich darauf vernahm sie das Fahrstuhlgeräusch. Ehe sie entkommen konnte, betrat Garrett den Flur. Er trug einige Akten und blieb wie angewurzelt stehen, als er Elena erblickte. "Was machst du denn hier?", wollte er wissen. "Dasselbe wie du. Nur dass ich zu spät gekommen bin." Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging zum Lift. "Warte, Elena!" Sie hieb auf den Fahrstuhlknopf ein, obwohl der Pfeil nach unten längst leuchtete. "Du bist nicht fair", sagte Garrett neben ihr. "Wieso?", fragte sie verblüfft. "Du bist doch derjenige, der unser Date gestört hat, weil er so begierig war, mich beim Kundenfang auszustechen." "Ich wünschte, dieser Anruf hätte mich nie erreicht."
"Außerdem bist du dir nicht zu schade, mein Gespräch mit Grace zu belauschen und einen Kunden abzufangen, den ich mir ausgeguckt hatte." "Das stimmt nicht!", protestierte er. Der Lift kam, und Elena betrat ihn eilig. Garrett folgte ihr in die schmale Kabine. Als die Türen sich schlossen, drückte Elena den Knopf fürs Erdgeschoss, doch der Aufzug rührte sich nicht. Sie drückte den Knopf mehrmals hintereinander. Nichts tat sich. Garrett legte seine Akten auf den Boden und trat näher zu Elena. "Lass mich es versuchen." "Nein!", beharrte sie. Er ignorierte ihren Einwand, drückte den Türöffner, dann den Startknopf, und der Aufzug begann, sich quietschend und ruckend in Bewegung zu setzen. Elena fühlte, wie ihr heiss wurde. Nicht, weil es hier drin so stickig war, sondern weil Garretts Nähe sie erregte. "Ich hatte keine Ahnung davon, dass du Mr. Freed ebenfalls im Auge hattest", sagte er. "Es ist ja auch egal", meinte sie so beiläufig wie möglich, obwohl sich alles in ihr nach Garretts Berührung sehnte. "Du hast den Auftrag, und damit basta." "Ich wollte dich nicht verletzen, Elena. Glaub mir. Wenn ich gewusst hätte ..." In diesem Moment gingen die Lichter im Fahrstuhl aus, und er blieb abrupt stecken. Elena taumelte gegen Garrett, doch er hielt sie fest. "Alles in Ordnung, Elena?", fragte er und ließ seine Hände auf ihrem Rücken. Solange ich bei dir bin, ist alles in Ordnung, dachte sie. Laut sagte sie: "Ja, natürlich. Was ist mit dem Aufzug los?" "Als ich das Gebäude vorhin betrat, fiel der Strom für kurze Zeit aus", erwiderte Garrett. "Wahrscheinlich geht es gleich weiter." "Vielleicht sollten wir den Notschalter drücken?"
"Vergiss es. Außer uns ist niemand in diesem Haus." "Niemand?", flüsterte Elena. "Nur wir beide." Garrett hielt es nicht länger aus. Er konnte Elena nicht widerstehen. Ihren Körper im Dunkeln zu spüren, erregte ihn über alle Maßen. Er zog sie an sich und küsste sie. Elena öffnete ihre Lippen, kam ihm entgegen, verlor sich im leidenschaftlichen Spiel der Zungen. Garrett streichelte ihren Rücken und umfasste ihren fe sten Po. Sie seufzte lustvoll und drängte sich an ihn. Dabei spürte sie seine Erregung. Er wollte mehr, viel mehr und ließ seine Hände zu ihren Brüsten gleiten. Unter seinen Liebkosungen richteten sich ihre Brustspitzen auf. Ungeduldig schob er die Hände unter das Seidentop und streichelte ihre Brüste, die von einem Spitzen-BH verhüllt wurden. Elena knöpfte sein Jackett und sein Hemd auf und berührte Garretts nackte muskulöse Brust. Er stöhnte auf, als sie begann, seine Brustknospen zu massieren. Verlangen brandete in ihm auf, und er suchte den Verschluss ihres BHs, um ihn zu öffnen. Er sehnte sich danach, ihre nackten Brüste zu fühlen. In diesem Augenblick ruckte und quietschte der Lift und setzte sich nach unten in Bewegung. Das Licht flackerte kurz und ging dann wieder an. Elena löste sich aus Garretts Armen. Ihre Augen blickten verhangen, ihr Lippenstift war etwas verschmiert, und ihr Haar in Unordnung. Garrett fiel es nicht leicht, sie loszulassen. Doch als der Aufzug im Erdgeschoss hielt, stieß Elena die Tür auf und eilte, ohne Garrett anzusehen, durch die Eingangshalle. "Warte, Elena!", rief er ihr hinterher. Sie blieb stehen und wandte sich zu ihm um. "Was im Lift geschehen ist, war ein Fehler." "Ein Fehler?", wiederholte er überrascht. "Ich dachte, du hast mich freiwillig geküsst. War deine Leidenschaft gespielt?"
Sie schüttelte traurig den Kopf. "Wir hätten das nicht tun dürfen, Garrett", sagte sie leise. "Warum?" "Weil ich entschlossen bin, diese Beförderung zu kriegen. Daher muss ich Abstand von dir halten." "Ich verstehe. Erwartest du von mir, dass ich verspreche, dich nicht mehr anzufassen?" "Du bist unmöglich!", fauchte sie. "Ich will dich nicht mehr sehen, bis die Sache mit der Beförderung entschieden ist!" Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Gebäude. Mit zitternden Fingern startete sie ihren Wagen und raste los. Nur weg von Garrett. Unterwegs erinnerte sie sich gerade noch daran, dass sie ihrer Schwester versprochen hatte, die übliche Pizza und einen großen Salat mitzubringen. Jane war nach der Arbeit und den Schulaufgaben mit den Kids zu erschöpft, um am Abend noch zu kochen. Während sie am Tresen der Pizzeria auf ihre Bestellung wartete, dachte sie verzweifelt darüber nach, warum ihr die Beförderung überhaupt nichts mehr zu bedeuten schien, wenn sie mit Garrett zusammen war. An einem Tisch saß ein junges Pärchen. Elena konnte hören, wie der Mann seiner Freundin zärtliche Worte ins Ohr flüsterte. Er fügte hinzu, dass er ohne sie in Nevada nicht leben wolle, aber er wisse ja, wie wichtig ihr der Job in Los Angeles sei. Die junge Frau küsste ihn und sagte: "Ich gebe meinen Job auf und suche mir in Nevada einen neuen. Mir ist es gleich, wo ich arbeite, solange ich mit dir zusammen sein kann." Ein Stich durchfuhr Elena, und sie bezahlte rasch die Pizza und den Salat. Auf dem Weg nach draußen gingen ihr die Worte des Mädchens nicht aus dem Kopf. Immer, wenn sie mit Garrett zusammen war, empfand sie genau das Gleiche. Und Garrett? Was fühlte er? Sehnte er sich nach einer gemeinsamen Zukunft mit ihr?
Unsinn, sagte sie sich. Es hat alles keinen Zweck. Ich brauche die Beförderung, sonst kann ich Jane nicht unterstützen. Das ist wichtiger als mein Privatleben. Doch nagende Zweifel blieben. Als sie die Küche ihrer Schwester betrat, sah sie sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Jane saß erschöpft am Tisch und hatte dunkle Ringe unter den Augen. "Was ist passiert, Jane?", wollte Elena wissen. "Die alte Dame, um die ich mich Samstags kümmere, wird nächste Woche in ein Pflegeheim gebracht. Ich bekomme also nur noch für diesen Samstag Geld. Die Agentur sagt, sie will sich um einen neuen Samstagsjob für mich bemühen, aber ich kann mir nicht einmal den Ausfall eines einzigen Honorars leisten." "Mach dir keine Sorgen. Ich zahle die Miete für das Haus im nächsten Monat", versicherte Elena. "Du wirst eine andere Pflegepatientin finden." Sie verschwieg ihrer Schwester, dass ihre Ersparnisse langsam, aber sicher schwanden. Um so mehr ein Grund, sich intensiv um die Beförderung zu bemühen. "Es gibt noch ein Problem", sagte Jane. "Ted ist ganz verzweifelt, weil alle Jungs in seinem Baseballteam einen Vater oder Onkel haben, der am Samstag beim Familienturnier mitmacht. Nur er hat niemanden." "Oh, nein", seufzte Elena. Sie wusste, wie wichtig der Sport ihrem Neffen war. "Kannst du nicht deinen Nachbarn fragen? Wie heißt er noch? Derjenige, der immer dein Auto repariert." Ted kam in die Küche, Bennie auf den Fersen. "Der Typ kann noch nicht mal einen Stoffball geradeaus werfen", kommentierte er. "Ich brauche aber einen guten Werfer, weil ich ein guter Fänger bin." Er wandte sich an seine Mutter. "Hast du sie schon gefragt, Mom?" "Was solltest du mich fragen?", erkundigte sich Elena. Ted sah sie hoffnungsvoll an. "Kann dein Freund Garrett nicht mit mir kommen und in meinem Team spielen?"
Elena öffnet nervös die Pizzaschachtel und begann, die Stücke auf die Teller zu verteilen. "Das geht leider nicht", antwortete sie endlich. "Warum nicht?", fragte Jane. Die Kinder machten sich über die Pizza her, und Elena nutzte den Moment, um ihrer Schwester zuzuflüstern: "Ich habe Garrett gesagt, dass ich nichts mit ihm zu tun haben will, außer, es betrifft unsere Arbeit. Wenn ich ihn zum Baseballspiel einlade, denkt er womöglich, ich wolle eine Beziehung mit ihm anfangen." "Aber das möchtest du doch!" "Ja, natürlich ... Nein, natürlich nicht! Nicht, ehe ich den Job habe." "Bitte, bitte, Tante Elena", bettelte Ted. "Garrett hat gesagt, dass er in einem Team in Santa Monica Werfer ist. Es wäre so cool, wenn er am Samstag mit mir spielen würde." Den leuchtenden Augen ihres Neffen konnte Elena nicht lange widerstehen. "Na schön", lenkte sie ein. "Ich werde ihn fragen. Aber ich kann dir nichts versprechen." Ted nahm den Telefonhörer. "Wir rufen ihn gleich an!" "Jetzt?", fragte Elena verwirrt. Sie brauchte Zeit, um nachzudenken, wie sie Garrett das Problem erläutern konnte. Wie sollte sie ihm klar machen, dass sie ihn zu einem Familientreffen einlud, nachdem sie ihm kurz zuvor versichert hatte, sie wolle ihn privat nicht treffen? "Ich habe seine Telefonnummer nicht dabei." "Kein Problem", sagte Jane und blätterte im Telefonbuch. "Hier ist sie." Ted wählte bereits. "Hier, Tante Elena." Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie den Hörer nahm. Als Garrett sich meldete, versagte ihr zunächst die Stimme. Verzweifelt suchte sie nach den richtigen Worten.
4. KAPITEL "Hallo, Garrett", sagte Elena und bemühte sich, gelassen zu wirken. "Elena?", Garrett schien überrascht. "Störe ich gerade?" "Nein, ganz und gar nicht. Aber ich hätte nie erwartet, dass du mich zu Hause anrufst." Seine tiefe, warme Stimme verriet Freude. Elena war wie elektrisiert. "Ich rufe eigentlich für Ted an, meinen Neffen", erklärte sie und erläuterte Garrett kurz das Problem. "Meinst du, du am hättest am Samstagmorgen Zeit?" "Sag Ted, er soll seinen Fängerhandschuh ein paar Minuten früher anziehen, damit wir uns einspielen können." "Du willst wirklich kommen?" "Ich fühle mich geehrt durch die Anfrage." "Garrett, du bist wunderbar!", rief Elena unwillkürlich. Sie sah, dass Ted von einem Ohr zum anderen grinste. Sie gab Garrett die Adresse des Little League Clubs. "Vielen, vielen Dank, dass du einspringst." "Gern geschehen." Das sinnliche Timbre seiner Stimme ließ Elena erschauern.
Nachdem sie aufgelegt hatte, wandte sie sich an ihre Schwester. Sie hoffte, dass man ihr nicht ansah, wie sehr das Gespräch mit Garrett sie aufgewühlt hatte. "Du sollst Ted etwas früher hinfahren, damit Garrett sich mit ihm einspielen kann." "Könntest du das für mich machen, Elena?", bat Jane. "Ich arbeite Samstag früh. Bennie ist bei einem Freund. Sei so lieb, und begleite Ted zu seinem Spiel." Elena fühlte sich unbehaglich. "Du bringst mich in eine schwierige Situation, Jane." "Bitte, bitte, Tante Elena", bettelte Ted. "Wir werden so viel Spaß haben." Genau davor hatte sie ja Angst. "Na schön", lenkte sie schließlich ein. Ohne rechten Appetit begann sie, ihre Pizza zu essen. Wie sollte sie es schaffen, diesen Samstagmorgen zu überstehen? Teds großer Tag kam, und Elena fuhr mit ihm zum Little League Club. Sie war nervös, als hätte sie eine Verabredung mit Garrett. Sie sah ihn sofort, als sie ihren Wagen parkte. Er saß auf dem Heck seines Ford Mustang und sah großartig aus in seiner weißen Baseballhose, dem roten Shirt und der passenden Baseballmütze. Er trug bereits seinen Werferhandschuh und spielte nachlässig mit einem Baseball, den er in die Luft warf und wieder auffing. Als er Elena sah, lächelte er und kam ihr entgegen. Ihr Puls beschleunigte sich, obwohl sie sich ständig bemühte, in Garrett nur einen Kollegen und nicht den faszinierendsten Mann der Welt zu sehen. "Sind Sie bereit?", rief Ted ihm begeistert zu. "Klar, Ted", erwiderte Garrett, doch sein Blick galt Elena. Ihr blondes Haar mit den hellen Strähnen schimmerte im Licht der kalifornischen Sonne. Sie trug weiße Shorts, die ihre langen Beine vollendet zur Geltung brachten, und dazu ein orangefarbenes, ärmelloses Top.
Garrett hätte sie am liebsten hier und jetzt in die Arme genommen. Was ihn davon abhielt, war seine Vermutung, dass sie auf der Suche nach einem Ehemann war und nicht nach einem Liebhaber. Während er sich mit Ted einspielte, fragte er sich, ob er wohl falsche Signale aussandte, wenn er mit dem Sohn ihrer Schwester Baseball spielte. Könnte es nicht so aussehen, als habe er nichts dagegen, Teil der Familie zu werden? Wäre das so schlimm? überlegte er weiter. Es machte ihm Spaß, mit Ted Baseball zu spielen. Wie würde es sein, eigene Kinder zu haben? Und an der Seite eine Frau wie Elena? "Achtung, Garrett! Der Ball kommt!", rief Ted, der bereits geworfen hatte. Garrett fing den Ball. "Ich danke dir, dass du mit Ted an dem Spiel teilnimmst", sagte Elena hinter ihm. Er wandte sich um. "Bleibst du zum Spiel?" "Auf jeden Fall", antwortete sie. "Ich möchte herausfinden, ob du auf dem Sportplatz genau so gut bist wie beim Wegschnappen neuer Kunden." Sie ging hinüber zu den Zuschauerbänken. Sie ist also immer noch enttäuscht über meinen Vorteil, dachte Garrett, während er den Ball zu Ted warf. Er bereute, jemals mit ihr in diesen verflixten Wettstreit getreten zu sein. Das Spiel sollte beginnen, und Ted winkte ihn herüber zu seinem Team. Garrett ließ sich auf der Spielerbank nieder. Ted setzte sich neben ihn. "Werden wir gewinnen, Garrett?", fragte der Junge aufgeregt. "Mit uns beiden in diesem Team kann gar nichts schief gehen." "Ich freue mich riesig, dass Sie gekommen sind", fuhr Ted fort. "Meine Tante freut sich übrigens auch." "Wirklich?"
"Klar. Heute Morgen hat sie meiner Mutter gesagt, dass Sie der richtige Mann für Sie wären. Aber irge ndetwas wegen ihrem Job würde alles kaputt machen." Der Schiedsrichter rief die Mannschaften aufs Spielfeld. Garrett bot Ted die flache Rechte zur "High Five". Gleich darauf nahm er seinen Platz als Werfer ein. Vom Spielfeld warf er einen kurzen Blick hinüber zu Elena. Sie schaute rasch weg, als habe sie ihn schon eine Weile beobachtet. Der richtige Mann, dachte er. Glaubt sie das wirklich? Ich bin für keine Frau der richtige Mann. Schon gar nicht für eine so besondere wie Elena. Der Schiedsrichter rief ein Kommando, und der Schläger wärmte sich kurz auf. Garrett blickte auf seine Armbanduhr. Er hatte Trey versprochen, nach dem Spiel zu ihm zu fahren, um ihm beim Renovieren seiner neuen Wohnung zu helfen. Als das Spiel sich nach einiger Zeit seinem Ende nähe rte, führte Teds Team mit einem Lauf. Garrett wartete, während der letzte Schläger seinen Platz einnahm. Er sah, dass Elena ihre Bank verlassen hatte und nun nahe der ersten Basis am Spielfeldrand stand. Dort befand sie sich genau in der Schusslinie, und tatsächlich verschlug der Spieler den nächsten Ball. Er flog hoch über den Zaun, prallte vom Dach der Imbissbude ab und traf Elena mit aller Wucht am Oberkörper. Erschrocken rannte Garrett über das Spielfeld zu ihr hin. Er nahm sie bei der Hand und zog sie weg aus der Menschenmenge zu seinem Auto. Dort drängte er sie, sich auf den Rücksitz zu setzen. "Lass mich die Verletzung sehen", forderte er und schob ihr Top nach oben. Behutsam tastete er ihre Rippen ab. "Tut es hier weh?" Elena schüttelte den Kopf. In ihren Augen las er Vertrauen. Oberhalb ihres BHs sah er eine rote Stelle. Er berührte sie leicht. "Au." "Verzeihung."
Plötzlich wurde er sich bewusst, was er tat. Er war allein mit ihr, hatte das Top weit hoch geschoben, und seine Finger befanden sich knapp neben der verlockenden Rundung ihrer Brüste. Es erregte ihn, doch er zog das Top wieder herunter. "Es könnte sein, dass du eine Rippe gebrochen hast", sagte er heiser. "Wir müssen die Stelle röntgen lassen." Ein paar Minuten später fuhr er mit Ted und Elena in die Notaufnahme des Städtischen Krankenhauses. Einen Arm um Teds Schultern gelegt, einen fürsorglich um Elena geschlungen, betrat er die Ambulanz und ging zur Rezeption. "Ich habe meine Versicherungskarte nicht dabei", sagte Elena. "Mach dir keine Sorgen. Wir arbeiten bei derselben Firma. Lass mich nur machen." Er war erstaunt über die Selbstverständlichkeit, mit der er sich um Elena kümmerte, als sei sie seine ... "Ich benötige ihre Versichertenkarte", sagte die Rezeptionistin zu Elena. "Ich gebe Ihnen meine", mischte sich Garrett ein und schob die Karte über den Tresen. "Wenn Sie die Telefonnummer auf der Rückseite anrufen, wird man Ihnen bestätigen, dass Elena Martin über dieselbe Firma versichert ist." "In welcher Beziehung stehen Sie zur Patientin?", wollte die Angestellte wissen, während sie die Informationen in ihren Computer tippte. "Ich bin ihr Lebensgefährte." Er spürte, dass es in diesem Moment nicht einmal gelogen war. Er fühlte sich tatsächlich, als sei er Elenas Partner. Dankbar drückte sie seine Hand. "Elena Martin!", rief eine Krankenschwester ins Wartezimmer. Elena stand auf. "Ich warte mit Ted", beruhigte er sie. "Vielen Dank, Garrett." Sie sah ihm einen Moment in die Augen, ehe sie der Krankenschwester folgte.
Während der nächsten Viertelstunde blickte er ständig auf die Uhr. Als Ted um einen Snackautomaten herumschlich, gab er ihm Geld für Chips und Cola. Endlich kam Elena wieder herein. Sie wirkte nicht mehr so blass wie zuvor. "Es ist nur eine Quetschung. Sie wird bald heilen", berichtete sie. "Wunderbar!" Garrett sprang auf und wollte sie umarmen, hielt sich aber im letzten Moment zurück, weil er annahm, dass die Verletzung schmerzte. Elena stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. "Du bist großartig, Garrett." Ted zupfte, an seinem Ärmel. "Hier ist das Wechselgeld. Danke für den Snack." "Was bin ich dir schuldig?", fragte Elena. "Eine ganze Menge", sagte er scherzhaft. Als er sie zum Baseballplatz zurückfuhr, verspürte er den Wunsch, noch länger mit ihr zusammen zu sein. "Bist du sicher, dass du allein nach Hause fahren kannst?", wollte er wissen. "Ich könnte dich heimbringen, und du könntest dein Auto später holen." "Jane wohnt nicht weit von hier", überlegte sie. "Wie war's, wenn du mitkommst? Ich könnte für uns alle Mittagessen kochen. Jane müsste mittlerweile zu Hause sein." Spontan wollte er zusagen, doch irgendetwas in ihm hielt ihn zurück. Nervös blickte er auf die Uhr. Schließlich hatte er Trey versprochen, beim Renovieren zu helfen. Nun war er schon über eine Stunde verspätet. "Vielen Dank, Elena", erwiderte er deshalb. "Aber es geht leider nicht. Ich bin mit einem Freund verabredet und komme sowieso schon zu spät." "Oh, das tut mir Leid", sagte sie rasch und bemühte sich, ihre Enttäuschung zu verbergen. "Ich habe dich viel zu lange aufgehalten."
Sie stieg aus und lief zu ihrem Wagen. Ted folgte ihr. Ehe Garrett dazu kam, sie aufzuhalten, war sie davongefahren. Frustriert fuhr Garrett zu seinem Freund. Er parkte vor dem Apartmenthaus und schlug die Wagentür heftiger zu als nötig. Am frühen Abend war Garrett dabei, mit kräftigen Strichen cremeweiße Farbe auf eine Wand zu bringen. Laute Rockmusik dröhnte aus einem Radio, doch er achtete weder auf die Gitarrenklange, noch darauf, dass er sich ab und zu mit Farbe bespritzte. Alles, woran er denken konnte, war Elenas Einladung zum Mittagessen. War es falsch gewesen, sie abzulehnen? Sollte er sie lieber anrufen, ehe sie sauer auf ihn war? Er konnte sich nicht entscheiden und rollte die Farbe stattdessen mit fast gewalttätiger Energie auf die Wand. "Garrett, pass doch auf!", rief Trey. "Du malst gerade den Fensterrahmen mit an!" "Tut mir Leid", entschuldigte sich Garrett und wischte die Farbe mit einem Lappen ab. "Was ist denn heute los mit dir?", wollte sein Freund wissen. "Kriegst du immer noch die Krise, weil du Elena abgesagt hast?" "Ich bekomme keine Krise", verteidigte sich Garrett. "Dann komm heute Abend mit", fuhr Trey fort. "Neulich habe ich eine tolle Frau kennen gelernt. Ihre Freundin ist zu Besuch. Wir könnten zusammen ausgehen." "Geht nicht", erwiderte Garrett und arbeitete noch schneller. "Warum nicht? Ich dachte, du hättest noch nichts vor?" "Ich bin nicht in der Stimmung." Rastlos legte Garrett die Farbrolle weg und griff nach seinen Autoschlüsseln. "Ich muss was erledigen und bin gleich wieder da." Die Straßenlaternen brannten bereits. Garrett stieg in seinen Mustang, nahm das Autotelefon und wählte Elenas Nummer. Enttäuscht hörte er am anderen Ende der Leitung den Anrufbeantworter Elenas. Nach dem Signalton sagte Garrett, als habe er nur auf diese Gelegenheit gewartet: "Ich wünschte, ich
wäre bei dir, Elena. Ich habe an dich gedacht. Hoffentlich geht es dir schon besser." Er legte auf, hatte aber immer noch das Gefühl, etwas Unerledigtes warte. Ehe er in Treys Apartment zurückkehrte, fuhr er zu einem kleinen Kaufhaus. Er hoffte, dort ein Geschenk für Elena zu finden, damit sie ihm seine Ablehnung nicht mehr übel nahm. "Bleib doch heute Nacht hier, Elena", forderte ihre Schwester sie auf, nachdem sie die Jungen ins Bett gebracht hatte. Elena war schon an der Haustür. "Das ist lieb von dir, Jane. Aber heute möchte ich lieber nach Hause." Sie hatte Jane davon erzählt, dass sie Garrett zum Mittagessen eingeladen und er abgelehnt hatte. Ihre Schwester war jedoch überzeugt, dass sie ihm eine Chance geben sollte. "Versteck deine Gefühle nicht, Schwesterherz", sagte sie. "Ich bin der Meinung, dass du endlich den Richtigen gefunden hast. Er bemüht sich aufrichtig um dich, und er hat den Vertrag der Partnervermittlungsagentur unterschrieben. Was willst du mehr?" Elena umarmte ihre Schwester und fuhr dann heim. Als sie die Treppe hoch kam, entdeckte sie eine Glasvase vor ihrer Tür. Darin befanden sich wunderschöne Nelken. Ihr stockte der Atem, als sie die beigefügte Karte las: Ich denke an dich. Garrett. Wie auf Wolke sieben schwebte sie in ihr Apartment und sah, dass die Anzeige des Anrufbeantworters blinkte. Ungläubig blickte sie auf den Apparat, als Garrerts Stimme ertönte: Ich wünschte, ich wäre bei dir. Oh, Garrett, seufzte sie. Ich wünsche es mir doch auch so sehr. Sie hätte ihn am liebsten angerufen, doch sie wagte es nicht, wollte ihn zu nichts drängen. Daher zog sie sich zunächst erst einmal um und schlüpfte in ein seidenes Nachthemd. Sie legte sich aufs Bett und versuchte, eine Liste aller Hausbesitzer
anzufertigen, die sie am Montag anrufen konnte. Doch Garrett ging ihr nicht aus dem Sinn. Ein Blick auf den Radiowecker verriet ihr, dass es erst zehn Uhr war. Sie sehnte sich danach, mit Garrett zu reden. Gerade als sie den Hörer abnehmen wollte, klingelte das Telefon, ihr Herz schlug schneller, als sie Garretts Stimme hörte. "Habe ich dich geweckt, Elena?", fragte er. "Oh, nein." Sie wurde sich intensiv ihrer Nacktheit unter dem seidenen Nachthemd bewusst. "Die Blumen sind wunderschön", bedankte sie sich. "Wie geht es deiner Verletzung? Ist die Stelle noch rot?" "Ich weiß nicht. Ich schaue mal nach." Sie öffnete die oberen Knöpfe und betrachtete die Stelle. "Eher schwarz und blau", sagte sie ins Telefon. "Es tut noch weh." Er schwieg einen Moment. "Ich wünschte, ich würde neben dir liegen", flüsterte er. Ein sinnlicher Schauer überlief sie. "Das wäre schön", stimmte sie zu. In diesem Augenblick flatterte die Liste mit den Telefonnummern der Hauseigentümer zu Boden. Elena erinnerte sich an ihren Job und an die Konkurrenzsituation. "Ich glaube, ich werde heute früh schlafen gehen", meinte sie. "Du hast Recht. Es ist schon spät", erwiderte Garrett. "Gute Nacht, Elena." Als sie auflegte, spürte sie, wie erregt sie war. Sie sehnte sich nach Garretts Nähe. Inständig hoffte sie, dass ihre Schwester Recht behielt. Doch Garrett hatte mittlerweile einen Vorsprung von zwei neuen Kunden im Wettstreit um den neuen Job. Sie musste ihn überholen, denn mehr als alles andere benötigte sie eine Gehaltsaufbesserung. Sie konzentrierte sich auf die Liste und machte einen Plan, der es ihr ermöglichen sollte, neue Kunden für Grant Property Management zu werben. Doch immer wieder drifteten ihre
Gedanken zu Garrett und dem zweiten Date, das das Heiratsinstut für nächsten Samstag arrangiert hatte. Seufzend ließ sie sich in die Kissen sinken und träumte mit offenen Augen davon, in Garretts Armen zu liegen, seine Lippen zu spüren, mit ihm zu verschmelzen ... Montagmorgen fuhr Garrett zu einem älteren Apartmentgebäude in Culver City, das er betreute. Dort wohnte ein Mieter, der seit drei Monaten die Miete schuldig war. Während der Fahrt dachte Garrett ständig an das Telefongespräch mit Elena. Hätte sie ihn eingeladen, wäre er sofort zu ihr gefahren. Doch sie hatte es nicht getan. Warum sollte sie auch? dachte er. Ich habe ihr nichts versprochen. Sie weiß nicht; woran sie mit mir ist. Er versuchte, sich Elena vorzustellen als eine der Frauen, die kurzfristig sein Interesse weckten und dann aus seinem Leben verschwanden. Es gelang ihm nicht. Garrett klopfte an die Tür des säumigen Mieters. Ein unrasierter Mann etwa Ende dreißig öffnete ihm. Er hielt zwei kleine Kinder an der Hand, die Garrett an Elenas Neffen erinnerten. "Ich brauche die Miete für die letzten drei Monate, Mr. Carlisle", begann er. "Andernfalls wird der Hausbesitzer Ihnen kündigen." "Hören Sie, Mr. Sims", erwiderte der Mieter nervös, "ich wurde vor kurzem aus der Firma entlassen. Meine Frau hat gesundheitliche Probleme. Letzte Woche hatte ich ein Vorstellungsgespräch. Ich bin sicher, dass es geklappt hat. Allerdings erfahre ich das Ergebnis erst in ein paar Tagen. Können Sie noch ein wenig warten?" Garrett fühlte sich unbehaglich. Einerseits war er dem Hausbesitzer verpflichtet, andererseits konnte er sich in die Situation des Mannes hineinversetzen. "Also gut. Sie haben zwei Wochen Frist", sagte er.
"Danke, Mr. Sims. Vielen, vielen Dank", erwiderte der Mann erleichtert. Zurück in seinem Auto rief Garrett den Hausbesitzer an und teilte ihm mit, was er vereinbart hatte. Er musste das Telefon weit von seinem Ohr weghalten, so laut entlud sich der Ärger seines Auftraggebers. "Machen Sie sich keine Sorgen. Der Mieter wird zahlen", beruhigte Garrett den aufgebrachten Mann. "Ich hätte ihm keine Frist gegeben, wenn ich nicht überzeugt davon wäre." Trotzdem wusste er nicht, ob er richtig gehandelt hatte. Er besaß keinerlei Garantie dafür, dass seine Annahme sich letztlich als korrekt erweisen würde. Ihm wurde klar, dass seine Handlungsweise von Elena und ihrer Familie beeinflusst war. So sehr war sie also schon Teil seines Lebens geworden. Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. "Können wir uns zu einem kurzen Mittagessen treffen?", fragte Stanley. "Elena kommt auch. Ich möchte erfahren, wie weit Sie beide mit der Anwerbung neuer Kunden sind." "Natürlich, Stan. Wo treffen wir uns?" "Im Sea Gate Cafe an der Santa Monica Promenade", antwortete sein Boss. "Bis gleich." Wenig später betrat Garrett das Cafe. Sofort entdeckte er Elena, die neben Stanley an einem Tisch im hinteren Teil des Restaurants saß. Die weinrote Bluse, die sie trug, ließ ihr blondes Haar noch heller schimmern. Als er näher kam, sah Garrett, dass Elena nervös, beinahe verzweifelt wirkte. Er fragte sich, ob sie überha upt schon einen einzigen neuen Vertrag zustande gebracht hatte. Wie sollte er Stanley beibringen, dass er bereits zwei Verträge abgeschlossen und einen weiteren in Aussicht hatte, wenn er nicht wusste, ob Elena gleichziehen konnte? "Wie geht's, Stanley?", begrüßte er seinen Chef und schüttelte ihm die Hand.
Dann reichte er Elena förmlich die Hand und sehnte sich danach, seine Lippen auf die zarte Innenfläche zu pressen. Doch da Stanley anwesend war, musste er sich auf geschäftsmäßige Kühle beschränken. "Schön, Sie zu sehen, Elena." ' "Wir haben nicht viel Zeit", begann Stanley. "Elena und ich haben bereits bestellt. Wie sieht Ihre Erfolgsbilanz aus?" "Nun ja ..." formulierte Elena vorsichtig. Garrett unterbrach sie. "Das Geschäft ist schwieriger, als ich dachte, Stanley. Bisher habe ich nur einen einzigen neuen Vertrag zustande gebracht. Und den auch nur, weil ein befreundeter Makler mir den Tipp gab." Er fing einen Blick von Elena auf. Sie wusste genau, dass er schwindelte. "Ja, ich weiß, der Markt ist übersät mit Hausverwaltungen, die sich gegenseitig die Kunden abjagen", bemerkte Stanley. "Wie sieht's bei Ihnen aus, Elena?" "Ich habe etwas in Aussicht", erwiderte sie. "Wo befindet sich das Gebäude?", wollte Stanley wissen. "Sie meinen, wie die Lage ist?" Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. "Nun, es ist..." "Hier kommt Ihr Sandwich, Stan!", mischte Garrett sich ein, als die Kellnerin erschien. "Ich bin fast verhungert." Stanley begann zu essen. Während der nächsten Minuten plauderte Garrett zwanglos über die Vorzüge von Roastbeef gegenüber Putenfleisch. Elena stocherte appetitlos in ihrem Salat mit Hühnchenbrust. Garrett wünschte, er könnte ihr die Sache erleichtern, doch wie? Er war schließlich derjenige, der sie in diese unangenehme Situation gebracht hatte. Stanley aß den letzten Bissen und schaute hastig auf die Uhr. "Tut mir Leid, ich muss los." Er stand auf. "Wenn ich zurück im Büro bin, möchte ich gern mehr über Ihr neues Projekt erfahren, Elena."
"Gern, Stanley", erwiderte sie. "Ich erkläre Ihnen dann alle Details." Als Stanley außer Hörweite war, wandte sie sich an Garrett. "Warum hast du ihm nicht gesagt, dass du bereits zwei neue Kunden hast?" "Weil ich nicht genau wusste, wie viele du hast." "Ich kann für mich selbst einstehen, Garrett." Sie griff nach ihrer Handtasche, doch diese öffnete sich, und der Inhalt fiel zu Boden. Garrett sammelte gemeinsam mit Elena Lippenstift, Schlüssel, Taschentücher und sonstige Utensilien ein. "Ich wollte dich nicht kränken", sagte er. "Schon gut. Ich habe übrigens noch keinen einzigen neuen Kunden." Sie war den Tränen nahe. Garrett berührte ihre Hand. "Hast du ein paar Minuten Zeit? Wir könnten in meinem Wagen ein paar Meter fahren." "Ich muss zurück ins Büro." "Es dauert nicht lang." Sie zögerte. "Na schön." Als sie sich auf dem Beifahrersitz seines Mustang niederließ, stellte sie den Wecker ihrer Armbanduhr. Garrett verstand, dass sie nervös war wegen ihres Meetings mit Stanley. Warum bloß hatte er sie zu dieser Ausfahrt überredet? Eigentlich wurden sie beide im Büro gebraucht.
5. KAPITEL Das ist verrückt, dachte Elena, als sie mit Garrett auf den Hügel im Pebble Park stieg, von dem man einen atemberaubenden Blick auf den Pazifischen Ozean hatte. Sie beobachtete, wie Garrett eine Decke auf dem Gras ausbreitete. Sehnsucht stieg in ihr auf und das Bedürfnis, die Konkurrenzsituation zu vergessen und in Garretts Armen zu träumen. Sie setzte sich auf die Decke, zog die Knie an und umschlang sie mit den Armen. Das blaue Meer mit den schaumgekrönten Wellen dehnte sich in endloser Weite vor ihr. Ein paar Bienen summten durch die Luft. Elena hoffte, die Insekten würden sie in Ruhe lassen. "Ich komme ab und zu hierher, um nachzudenken", sagte Garrett, der sich neben Elena ausstreckte, einen Grashalm abriss und ihn zwischen die Lippen nahm. Die Geste hatte für Elena etwas überaus Sinnliches. Sie stellte sich vor, wie sich Garretts Lippen auf ihrer nackten Haut anfühlen würden. "Es ist wunderbar ruhig hier", erwiderte sie.
"Sag mal, Elena", begann er, während er mit dem Grashalm über ihr nacktes Bein strich, "was begehrst du im Augenblick mehr als alles auf der Welt?" Dich, nur dich! hätte Elena am liebsten gerufen. Stattdessen antwortete sie kühl: "Nur eins. Die Beförderung zur stellvertretenden Geschäftsführerin." "Geht es dir nur um die Karriere?", forschte er überrascht. "Genau." "Ich glaube dir nicht", sagte er schmunzelnd. "Warum?" Sie spürte die zarte Berührung des Grashalms, mit dem Garrett aufreizend langsam ihren Oberschenkel entlang fuhr. "Ich bin überzeugt, dass du wesentlich mehr willst als nur einen gut dotierten Job." Sie sah ihm in die Augen, und ihre Widerstandskraft schmolz. "Ich wünschte, wir wären keine Konkurrenten, Garrett", flüsterte sie. "Ich wünschte ..." Er zog sie wortlos in seine Arme und küsste sie. Sie erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich und drängte sich an ihn. Sie spürte seine harte muskulöse Brust an ihrem Oberkörper und seine festen Schenkel, die sich gegen ihre Beine pressten. Als er ihren Rücken streichelte, schmiegte sie sich noch enger an ihn und erwiderte seine Liebkosung. In diesem Augenblick hörte sie ein Summen direkt neben ihrem Ohr. Sie öffnete langsam die Augen. Ein Bienenschwarm umkreiste sie. "Garrett!", schrie sie. "Bienen! Überall!" Er hielt sie ganz fest. "Nur keine Panik! Steh ganz langsam auf." "Ich hasse Bienen", keuchte sie, während sie sich vorsichtig erhob. Sachte nahm er die Decke und wickelte sie schützend um Elena. "Lass uns gehen!"
Sobald sie im Auto saßen, hörte Elena erneut ein Summen. Es klang ganz nah. "Ist eine Biene im Auto?", rief sie entsetzt. "Rühr dich nicht!", warnte er. "Sie sitzt in deinem Haar." "Nimm sie weg!" Er öffnete das Wagenfenster und scheuchte das Insekt behutsam nach draußen. Dann schloss er das Fenster rasch. "Alles in Ordnung?," fragte er sanft. "Ich glaube, ja." Ihr Puls beschleunigte sich, denn Garrett war ihr ganz nah. Sie nahm seinen männlichen Duft wahr. Zärtlich küsste er ihren Nacken, ihren zarten Hals, verteilte kleine Küsse bis hinunter zu ihrem Dekolletee. Was er tat, erregte Elena über alle Maßen. Er nestelte an den Knöpfen ihrer Bluse, zögerte aber. "Möchtest du, dass ich aufhöre, Elena?" Wenn ihr Verstand noch funktioniert hätte, wäre die Antwort ein klares Ja gewesen. Doch sie wollte Garrett spüren, wollte mit ihm verschmelzen. Daher küsste sie ihn als Erwiderung einfach nur. Garrett vergaß die Welt um sich herum. Der Kuss schien nicht enden zu wollen. Währenddessen knöpfte er Elenas Bluse auf und umfasste ihre warmen, festen Brüste, die ein SpitzenBH umhüllte. Elena atmete rasch. Ihre Brüste hoben und senkten sich. Er streifte ihr die Bluse ab, reizte ihre empfindlichen Brustknospen mit den Daumen, bis sie sich aufrichteten und senkte seinen Kopf, um sie zwischen seine Lippen zu nehmen. Elena stöhnte leise, als Garrett den vo rderen Verschluss ihres BHs aufhakte. Genau in diesem Moment ging der Alarm ihrer Armbanduhr los. "Ich ... ich muss zurück ins Büro", stammelte sie. Garrett richtete sich schwer atmend auf. Er hatte völlig vergessen, wo er sich befand. "Es tut mir Leid, dass du nun zu
spät kommst", sagte er mit rauer Stimme. "Ich habe völlig die Zeit vergessen." "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe auch an nichts mehr gedacht." Als er sie an der Santa Monica Promenade absetzte, damit sie zu ihrem Auto gelangen konnte, las er Besorgnis in ihren Augen und wusste, dass sie an ihr bevorstehendes Gespräch mit Stanley dachte. Er hätte ihr so gern alle Furcht genommen. Doch wie? Er war ja der Grund dafür. Immer noch aufgewühlt von Garretts Umarmung, betrat Elena das Büro. Sie hoffte inständig, dass Grace und die Kollegen ihr nicht ansahen, woher sie gerade kam. Sie begrüßte Grace und eilte an ihren Schreibtisch. Dort überlegte sie fieberhaft, welche Erklärung sie Stanley wegen des angeblichen neuen Kunden geben solle. Doch alles, woran sie denken konnte, war Garrett. "Elena?" Grace kam zu ihr. "Stanley hat gerade angerufen. Er fühlt sich nicht wohl und wird erst morgen wieder im Büro sein. Er bat mich, Ihnen auszurichten, dass das Gespräch erst morgen stattfinden wird." Erleichtert atmete Elena auf. Mit neuem Elan machte sie sich ans Telefonieren. Es half ja alles nichts. Sie brauchte den neuen Job. Auf gut Glück rief sie verschiedene Maklerbüros der Westside an und fragte, ob kürzlich ein Apartmenthaus oder ein Bürogebäude den Besitzer gewechselt habe und eventuell eine neue Hausverwaltungsfirma beauftragt werden solle. Nach dem fünfzehnten Nein hatte sie endlich eine Maklerin am Apparat, die sagte: "Ich habe tatsächlich gerade für einen meiner Kunden zwei Luxusapartment häuser in Westwood gekauft." Gleich zwei! jubelte Elena im Stillen. "Gibt es bereits eine Hausverwaltung?", wollte sie hoffnungsvoll wissen.
"Ich glaube nicht", antwortete die Frau. "Ich habe den Besitzer allerdings seit ein paar Tagen nicht gesehen. Daher bin ich mir nicht ganz sicher." Elena erhielt die Telefonnummer des Hauseigentümers und die Adresse der beiden Gebäude. Sie sprang auf, raffte ihre Handtasche und einen Notizblock, rief Grace zu, dass sie gleich zurück sein werde und fuhr nach Westwood, um sich die Apartmenthäuser anzusehen. Diesmal, hatte sie sich vorgenommen, wollte sie gut vorbereitet in das Gespräch mit dem Besitzer gehen. Es war ihre große Chance, Garrett auszustechen. Trotzdem fiel es ihr schwer, die Zuneigung, die sie für ihn empfand, zu unterdrücken. Eigentlich hatte sie nicht die geringste Lust, mit ihm zu konkurrieren. Während sie die beiden exklusiven Wohnhäuser abschritt und sich Notizen über Lage und Zustand machte, dachte sie unentwegt an Garrett. Sie betrat die prächtig ausgestattete Lobby und zählte die Apartments in jedem Gebäude. Sie sah am eingravierten Datum des Fahrstuhls, dass der Vertrag mit der Aufzugfirma demnächst erlosch und notierte dies und noch einige andere Dinge, die ihr aufgefallen waren. Als sie zurück an ihrem Schreibtisch war, wählte sie sofort die Nummer des Hausbesitzers, Mr. Slater. Seine Sekretärin teilte ihr allerdings mit, dass er am nächsten Tag nahezu ausgebucht war. Elena ergatterte jedoch einen Termin um vierzehn Uhr. Als sie auflegte, war sie erfüllt von neuer Energie. Seltsamerweise war ihr erster Impuls, Garrett anzurufen, um ihn an ihrem Erfolg teilhaben zu lassen. Sie nahm einen Stapel Unterlagen und trug sie hinüber zur Ablage. Es war ihr klar, dass sie niemandem, schon gar nicht Garrett, von ihrem möglichen neuen Kunden erzählen durfte. Garrett stand neben seinem Freund Bert, einem Immobilienmakler bei Trent Realty, am Computer und schaute
sich die Listen der Häuser an, die im gesamten Gebiet Südkalifomiens gerade den Besitzer gewechselt hatten. Er fühlte sich ein wenig schuldbewusst, well er seine Beziehungen so schamlos nutzte, wo ihm doch klar war, dass Elena dadurch ins Hintertreffen geriet. "Du schuldest mir mindestens ein Superfrühstück und dazu noch Mittagessen und Dinner", sagte Bert grinsend, während er die Liste vor Garretts Augen ablaufen ließ. "Wie wär's mit Karten für dich und deine Familie beim nächsten Spiel der Dodgers?", fragte Garrett grinsend und zog die Tickets aus der Tasche. Bert strahlte. "Dafür kriegst du von mir gleich zwei neue Kunden! Schau dir das an. Zwei Luxusapartmenthäuser im schicken Westwood. Gerade verkauft." "Wer ist der Besitzer?" "Ich schaue nach." Bert ließ den Curser nach unten laufen. "Mann, hast du ein Glück!", rief er. "Wieso?" "Weil ich Ralph Slater kenne. Ich habe ihm vor ein paar Jahren drei Häuser in Huntingdon Beach verkauft." "Darf ich deinen Namen erwähnen, wenn ich ihn anrufe?" "Ich mache das schnell", erwiderte Bert und nahm den Hörer ab. "Ich habe ihm die Freundschaft aufgekündigt, nachdem er mich beim Golf geschlagen hat", grinste er. Während Bert telefonierte, starrte Garrett nachdenklich aus dem Fenster und dachte an Elena. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er gerade etwas falsch machte. Bert legte auf. "Alles geregelt. Slater ist zugepackt mit Terminen, aber ich habe ihm gesagt, dass du der beste Mann für diese Sache bist. Er hat dir für morgen früh um neun einen Termin eingeräumt." Es gab kein Zurück mehr. "Dafür schulde ich dir noch mal vier Tickets für die Dodgers", sagte Garrett und schüttelte seinem Freund die Hand.
Er verließ das Maklerbüro, doch ehe er zu Tante Rosie fuhr, musste er noch etwas erledigen. Es drängte ihn danach, Elena zu' sehen. Daher hielt er kurz danach vor ihrem Apartmenthaus. Als er den Flur entlangging, überlegte er, was er ihr sagen solle. Elena stand vor der Dusche und wollte gerade hineinsteigen, als sie es klingeln hörte. Da ihre Schwester sich angekündigt hatte, die ein paar Minuten hier bleiben wollte, während die Kinder beim Karateunterricht waren, nahm sie an, es sei Jane. Also zog sie schnell einen kurzen Bademantel über, eilte zur Tür und öffnete. "Jane, du bist zu früh ..." Die Stimme erstarb ihr, als sie Garrett sah. "Ich ... ich dachte, es wäre meine Schwester." "Ich störe dich?" Er konnte nicht anders, als sie bewundernd anzusehen. Elena wurde sich ihrer Nacktheit unter dem dünnen Stoff bewusst. Sie spürte, wie sich ihre Brustknospen aufrichteten. "Komm rein", sagte sie mit belegter Stimme. Sie freute sich unbändig, dass er gekommen war, doch sie durfte es ihm nicht zeigen. "Diese Konkurrenzsituation zwischen uns macht mir ziemlich zu schaffen, Elena", begann er und blieb ganz nah vor ihr stehen. "Bist du etwa nervös geworden, weil du nicht weißt, wie viele neue Kunden ich mittlerweile geworben haben?", fragte sie neckend. "Hast du welche?" "Ich habe einen unglaublichen Deal in Aussicht. Aber darüber darf ich nichts sagen." "Ich freue mich für dich", sagte er ehrlich. Sie lächelte. "Ich werde dich überholen, Garrett Sims." "Wirklich?" Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. "Du hast keine Chance", forderte sie ihn weiter heraus. Ihre Lippen bebten, als Garrett zärtlich die Linie ihrer Oberlippe nachzeichnete.
"Gar keine?", flüsterte er und küsste sie auf die Stirn. Elena vergaß zu antworten. Sie vergaß alles um sich herum, außer - Garrett. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, schlang ihre Arme um seinen Hals, drängte sich an ihn und küsste ihn leidenschaftlich. Er ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten und schob den Saum des kurzen Bademantels hoch, um Elenas festen, nackten Po zu umfassen. "Garrett", flüsterte sie heiser und stöhnte leise auf, als er begann, sie zu streicheln. Das Telefon riss sie aus ihrer Versunkenheit. Erhitzt löste sie sich von Garrett und nahm den Hörer ab. "Ich komme ein bisschen später", sagte Jane am anderen Ende der Leitung. "Ich bin in etwa zehn Minuten bei dir." Elenas Atem ging rasch. "Elena?", fragte Jane. "Ja", hauchte sie. "Wer ist bei dir?" "Garrett", erwiderte Elena ganz leise. "Wow! Dann bleibe ich besser ganz weg. " "Nein, nein. Bis gleich, Jane", sagte Elena schnell und legte auf. Obgleich sie sich danach sehnte, von Garrett geliebt zu werden, wusste sie, dass es unmöglich war. Zuviel stand zwischen ihnen. "Also, ich gehe dann wohl besser", meinte er. Er öffnete die Haustür, doch ehe er nach draußen ging, drehte er sich noch einmal um und sah Elena so liebevoll, so verlangend an, dass ihr Herz einen Sprung machte. Er wollte noch etwas sagen, besann sich jedoch anders und küsste sie nur zärtlich auf den Mund. Gleich darauf war er gegangen. Garrett beeilte sich, denn Tante Rosie wartete vermutlich schon ungeduldig auf ihn. Während der Fahrt bemühte er sich,
seine Erregung unter Kontrolle zu bringen. Elenas Leidenschaft brachte ihn fast um den Verstand. Frustriert schloss er die rückwärtige Tür zur Küche seiner Tante auf. Tante Rosie saß am Küchentisch und wühlte ungehalten in einem Stapel von Papieren. "Was ist los?", fragte Garrett besorgt. "Die junge Frau, die mich Samstagsmorgens betreut, zieht nächste Woche nach Colorado", informierte ihn seine Tante. "Ich brauche Ersatz, Garrett. Aber ich kann die Nummer der Agentur nicht finden." "Ich kümmere mich darum." Er blätterte in den Unterlagen, die auf dem Tresen lagen. "Hier ist sie." Er steckte den Zettel ein. Tante Rosie sah ihn auffordernd an. "Worauf wartest du eigentlich?", fragte sie. "Ich kann dort jetzt nicht anrufen, denn das Büro ist geschlossen. Morgen früh werde ich einen Ersatz für deine Betreuerin organisieren." "Ich meinte nicht die Agentur. Wann lerne ich deine Traumfrau kennen?" Er wandte den Blick ab. "Noch ist es nicht soweit." "Bist du noch nicht soweit oder sie?" "Ich", gab er zu. "Das dachte ich mir. Wann ist das zweite Treffen?" "Am Samstagabend." "Gut", erwiderte Tante Rosie und schaltete den Fernseher ein. "Wenn sie wirklich deine Traumfrau ist, kannst du dich winden wie du willst. Sie wird dich trotzdem kriegen. Und ich werde sie kennen lernen. Ob du willst oder nicht." Zehn Minuten vor ihrem Vierzehn-Uhr- Termin betrat Elena das großzügige Büro von Mr. Slater am Ventura Boulevard. Nervös übte sie in Gedanken ihre Rede. Ihr Meeting mit Stanley hatte sie auf heute Nachmittag verschoben. Bis dahin musste sie Erfolge vorzuweisen haben.
Sie trat an den Tresen der Rezeption. "Mein Name ist Elena Martin", begann sie. "Ich habe einen Termin mit Mr. Slater." Die Empfangssekretärin schaute in ihrem Terminkalender nach, rief dann kurz im Vorzimmer Mr. Slaters an und sagte: "Mr. Slater bittet Sie noch um ein wenig Geduld, Miss Martin." Elena war zu unruhig, um sich zu setzen. Also blieb sie am Tresen stehen und wiederholte im Stillen, was sie Mr. Slater sagen wollte. Dabei dachte sie jedoch unentwegt an Garretts überraschenden Besuch in ihrem Apartment. Machte er sich tatsächlich Sorgen, weil sie noch keine neuen Verträge zustande gebracht hatte? Auf dem Empfangstresen stand ein schöner Blumenstrauß. Er erinnerte Elena an die wundervollen Nelken, die sie von Garrett erhalten hatte. Wieder und wieder fragte sie sich, ob sie ihm wirklich etwas bedeutete. Alles, was er tat, wies darauf hin. Doch konnte sie ihm glauben? Ihr Blick fiel auf den Terminkalender der Sekretärin, der offen auf dem Tisch lag. Rasch überflog Elena die anderen Termine Mr. Slaters. Plötzlich stockte ihr der Atem. Noch einmal blickte sie hin, doch der Name änderte sich nicht. Garrett Sims stand da. Auf neun Uhr Morgens. "Mr. Slater möchte Sie jetzt sprechen, Miss Martin", sagte die Rezeptionistin, ehe sich Elena von ihrem Schreck erholen konnte. Also hat er mich schon wieder überrundet, dachte sie verzweifelt. Zwei neue Gebäude unter Vertrag. Das macht vier für ihn und kein einziges für mich. . Es gab jedoch kein Zurück, und so ging sie mit schwerem Herzen in Mr. Slaters Büro. Anscheinend wollte der Mann wenigstens höflichkeitshalber mit ihr sprechen. "Meine Sekretärin hat mir mitgeteilt, dass Sie meine beiden neuen Apartmenthäuser besichtigt haben", begann Mr. Slater, ein distinguierter Mittfünfziger.
"Ja", bestätigte Elena und ließ sich Slater gegenüber auf einem der Ledersessel vor dem Schreibtisch nieder. "Wie war Ihr Eindruck?" "Nun ..." Ihr versagte die Stimme. "Ich bin darüber informiert, dass Sie bereits mit Mr. ..." Sie hielt inne, von plötzlichem Kampfgeist erfasst. Warum sollte sie aufgeben, wenn sie gar nicht wusste, ob schon alles verloren war? Schließlich hatte Mr. Slater sie empfangen. Nun musste sie das Beste aus der Situation machen. Sie öffnete entschlossen ihren Aktenkoffer. "Wenn ich Ihre beiden Gebäude betreuen würde, Mr. Slater", sagte sie ruhig, "dann würde ich mich darum kümmern, dass nur die besten Handwerker zu den günstigsten Preisen für Sie arbeiten. Zunächst benötigen Sie exzellentes, zuverlässiges Reinigungspersonal, um die Eingangshallen so strahlen zu lassen, wie es die luxuriöse Ausstattung verdient. Darüber hinaus würde ich eine neue, effiziente Aufzugsfirma beauftragen - natürlich zu Discountpreisen." Elena nahm ein paar Listen mit Zahlen. "Ich habe ein Budget für die Häuser aufgestellt. Wenn Sie einen Blick darauf werfen möchten ...? Sie werden sehen, dass meine Maßnahmen sich intensiv kostensenkend auswirken würden." Der Geschäftsmann nahm die Dokumente, studierte sie einen Moment und sagte erfreut: "Exzellent, Miss Martin. Wirklich ganz ausgezeichnet. Solche Zahlen wünscht man sich zu sehen." Er wählte eine Telefonnummer und sagte in die interne Sprechanlage: "Terese, bringen Sie mir Vertragsformulare für Hausverwaltung" Dann stand er auf und reichte Elena die Hand. "Ich engagiere Sie, Miss. Martin. Ich freue mich darauf, mit Grant Property Management zusammen zu arbeiten." Verwirrt und gleichzeitig enthusiastisch schüttelte sie seine Rechte. "Ich freue mich ebenfalls, Mr. Slater.
Was war geschehen? Wie konnte es sein, dass sie den Auftrag bekam, wenn Garrett doch vor ihr schon hier gewesen war? Ungläubig ging sie zur Re zeption. "Ich habe vorhin den Namen von Garrett Sims in Ihrem Kalender gesehen", bemerkte sie fragend. Die Empfangssekretärin warf einen kurzen Blick darauf. "Ja, ich erinnere mich an Mr. Sims. Während er auf Mr. Slater wartete, hat er den Terminkalender gesehen, Ihren Namen gemurmelt und sich entschuldigt, weil er das Meeting mit Mr. Slater leider absagen müsse." Elena konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, als sie zurück zu ihrem Wagen ging. Garrett hatte ihr den Vortritt gelassen! Also konnte es nur so sein, dass sie ihm etwas bedeutete! Im Büro teilte Grace ihr mit, dass Stanley sie ungeduldig erwarte. Voller Energie ging Elena geradewegs ins Chefzimmer. "Gratuliere", sagte Stanley. "Ich hörte, Sie haben mit Ralph Slater einen Vertrag über zwei Häuser in Westwood abgeschlossen." "Woher wissen Sie?", fragte sie verblüfft. "Ich habe so meine Quellen", erwiderte er lächelnd, ehe er sich seinem schon wieder klingelnden Telefon zuwandte. Er nahm den Hörer ab, sagte etwas und wandte sich dann kurz an Elena. "Ich muss dieses Gespräch leider annehmen, Elena. Viel Glück mit dem neuen Kunden." "Danke", antwortete sie und verließ den Raum. Unsicher ging sie zu Grace hinüber. "Toll, dass es geklappt hat", rief Grace. "Hat Garrett es etwa jedem hier erzählt?", platzte Elena heraus. "Garrett?", wiederholte die Empfangssekretärin verblüfft. "Ich dachte, er ..."
"Keineswegs", erwiderte Grace. "Ein paar Minuten, ehe Sie herein kamen, rief Mr. Slater an, um Stanley zu danken, dass er Sie geschickt hat." "Oh, natürlich", stammelte Elena erleichtert. Grace warf ihr einen Seitenblick zu. "Warum dachten Sie, dass Garrett ..."' "Nehmen Sie das nicht so ernst", antwortete Elena. "Ich sehe überall Gespenster, seit ich mit Garrett um den Job konkurriere." Sie kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück und hoffte, dass sie sich Grace gegenüber nicht verraten hatte. Sie war völlig irritiert über die neue Situation, die dadurch entstanden war, dass Garrett ihr den Kunden überlassen hatte. Elena wünschte, sie könnte ihm vertrauen. Sie wünschte, eine Beziehung zu ihm wäre möglich. Nach der Arbeit kaufte sie in einer Bäckerei Schokoladenkekse für ihre Neffen und Jane, weil sie mit ihnen ihren Erfolg feiern wollte. Am liebsten hätte sie Garrett angerufen und eingeladen, doch sie traute sich nicht. Denn warum sollte er sich über ihren Erfolg freuen, wenn es seinen schmälerte? Als sie losfuhr, bemerkte sie schnell, dass ihr Unterbewusstsein ihr einen Streich spielte. Statt direkt zu Jane zu fahren, nahm sie einen Umweg über den Olympic Boulevard. Dabei kam sie am Baseballplatz von Santa Monica vorbei. Sie wusste, dass Garrett nach der Arbeit hier oft trainierte. Elena erspähte ihn sofort. Er stand neben einer Spielerbank, lachte und redete mit seinen Freunden. Er sah großartig aus in seiner Trainingskleidung und der Baseballmütze. Gerade packte er seinen Handschuh und den Baseballschläger in eine Sporttasche. Anscheinend wollte er aufbrechen. Hinter ihr hupte ein Lastwagen, weil die Ampel längst auf Grün umgeschaltet hatte. Garrett drehte sich um, und ihre Blicke trafen sich. "Elena!", rief er und winkte.
Sie zögerte, doch dann gab sie ihren Gefühlen nach und fuhr auf den Parkplatz. Vage dachte sie daran, dass sie kein Make-up trug und ihr Haar vermutlich in Unordnung war. "Ist das da drüben Elena?", wollte Trey neugierig wissen. Garrett zog den Reißverschluss seiner Sporttasche zu. "Ja", erwiderte er nur. "Hast du ihr gesagt, sie solle kommen?" "Nein." "Dann ist sie wirklich verliebt in dich", bemerkte Trey grinsend. "Schau mal, sie kann es kaum erwarten, dich zu sehen." Garrett nahm seine Tasche. "Ich bin gleich wieder da." Er ging zu Elenas Wagen. "Komm schon, gib es zu!", rief ihm sein Freund hinterher. "Du hast eine neue Beziehung!" Der Kommentar hallte in Garretts Ohren wider, als er sich Elena näherte. Beziehung? Nein! Aber was war es dann, was ihn so unwiderstehlich zu ihr zog? Sie sah hinreißend aus ohne Make- up. Ihr Haar war ein wenig zerzaust, ihre Augen blickten fragend und sehnsüchtig zugleich. Garrett hätte sie am liebsten geküsst, doch er wollte sie nicht den anzüglichen Bemerkungen seiner Kumpels aussetzen, die in ein paar Metern Abstand auf ihn warteten, denn sie wollten nach dem Spiel zusammen essen gehen. Er ging neben ihrem offenen Seitenfenster in die Hocke. "Du hast dich daran erinnert", sagte er. "An was?" "Wo ich Baseball spiele." "Ich bin nur vorbeigefahren und ..." Sie hielt inne, beugte sich zu ihm und küsste ihn verlangend auf den Mund. Die Männer im Hintergrund johlten und pfiffen. "Ich fahre besser los", flüsterte sie und ließ den Motor wieder an.
Garrett blieb wie festgenagelt stehen und blickte ihr nach, als sie ihren Wagen in den dicht fließenden Verkehr des Olympic Boulevard einreihte. "Wow!", rief Trey. "Was hast du zu ihr gesagt, um so eine Reaktion zu provozieren?" "Nichts", entgegnete Garrett. "Sie hat es auf dich abgesehen, pass nur auf", neckte ihn sein Freund. "Wenn du nicht vorhast, ihr einen Verlobungsring zu kaufen, solltest du schleunigst das Weite suchen." Später im Restaurant, aß Garrett mechanisch sein Hünhnerfleisch-Taco. Alles, woran er denken konnte, war das nächste Date, das die Partnervermittlung für ihn und Elena am nächsten Samstag arrangiert hatte. Wie würde es sein, einen zweiten romantischen Abend mit ihr zu verbringen? Konnte er zulassen, dass seine Gefühle für sie tiefer wurden, wenn es doch keine gemeinsame Zukunft gab?
6. KAPITEL Elena betrat das Haus ihrer Schwester in innerem Aufruhr. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, Garrett vor all seinen Freunden zu küssen? Sie war so in Gedanken versunken, dass sie die Kekse für die beiden Jungen fast im Wagen gelassen hätte. "Die Zeitarbeitsfirma hat mir einen neuen Samstagsjob vermittelt", verkündete Jane begeistert, nachdem sich die Kinder mit den Schokokeksen ins Wohnzimmer verzogen hatten. "Großartig", sagte Elena. Dann berichtete sie ihrer Schwester von den zwei neuen Objekten, die sie unter Vertrag genommen hatte, nachdem Garrett sich ihretwegen aus dem Deal zurück gezogen hatte. "Wow!", rief Jane. "Er hat einen neuen Kunden sausen lassen, um dir zu helfen? Du musst im siebten Himmel sein." Elena setzte sich. "Ich glaube, ich bin total verliebt in ihn", antwortete sie aufrichtig. "Ich möchte die ganze Zeit bei ihm sein. Jedes Mal, wenn wir uns sehen, kann ich mich nicht zurückhalten und küsse ihn." "Das hört sich sehr nach Verliebtheit an", bemerkte Jane schmunzelnd.
"Aber ich darf doch nicht", protestierte Elena. "Ich konkurriere mit ihm um den Chefsessel bei Grant Property Management." Nervös stand sie wieder auf. "Ich fürchte mich vor dem zweiten Treffen, das die Agentur arrangiert hat. Wie soll ich ein romantisches Dinner mit Garrett überleben, wenn ich ihm nicht zeigen kann, wie sehr ich ihn liebe?" "Diesmal seid ihr übrigens nicht in einem Restaurant", erwiderte ihre Schwester zögernd. "Was meinst du damit?" "Eure zweite Verabredung findet am Strand von Malibu statt." Jane zeigte ihr das Schreiben, das sie von der Agentur "Marriage Connection" erhalten hatte. Elena las es durch. Ein Privatstrand war gemietet worden; dort würde ein romantisches Dinner unter dem Sternenhimmel serviert werden. "Garrett und ich allein an einem einsamen Strand?" Elena fühlte bereits jetzt ein erwartungsvolles Kribbeln. Ehe Jane etwas erwidern konnte, fingen die Jungen im Wohnzimmer an, sich zu streiten, und Jane rannte hinüber, um zu schlichten. Elena starrte auf den Brief der Agentur und malte sich eine Liebesnacht mit Garrett aus, Mond und Sterne als einzige Zeugen. Doch gleichzeitig wusste sie, dass sie es niemals zulassen durfte. Am Samstagmorgen konnte Elena sich kaum auf den Verkehr konzentrieren, als sie den Pacific Coast Highway Richtung Malibu fuhr. Wie die Agentur geraten hatte, trug sie unter ihrem Kleid einen Bikini. Eine Weile später bog sie auf den Parkplatz des Privatstrands ein. Sie sah einen weißen Lieferwagen mit der Aufschrift eines Partyservice. Daneben stand Garretts Mustang. Er war also bereits da! Elena zog ihre Sandalen aus und ging über den Sandstrand zu einem schwarzweiß gestreiften Partyzelt. Schaumgekrönte
Wellen rollten heran. Die Sonne war untergegangen, und in der Dämmerung war der - Mond bereits zu sehen. Der Kellner breitete gerade eine Decke am Strand aus und verteilte zwei große, weiche Kissen darauf. Daneben gab es einen kleinen, weißgedeckten Tisch, auf dem ein Windlicht brannte, sowie zwei Stühle. Im Hintergrund drang leise Jazzmusik aus einem Kassettenrekorder, untermalt vom Rauschen des pazifischen Ozeans. Garrett stand am Meeressaum und blickte über die Wellen in die unendliche Weite. Der Wind zerrte an seiner Kleidung. Er sah wundervoll aus, und Elena fühlte, wie sehr sie ihn liebte. Doch sie durfte es ihm nicht zeigen. Nicht, solange sie nicht wusste, ob er eine dauerhafte Beziehung wollte. Garrett drehte sich um, als spüre er ihre Anwesenheit. Er lächelte, als er Elena erblickte. Spontan rannte sie über den feuchten Sand auf ihn zu. Alle Bedenken schwanden. Sie sehnte sich danach, in seinen Armen zu liegen. Garrett umfing sie und presste sie an sich. Sie spürte seinen warmen, muskulösen Körper. Alles wird gut, dachte sie. Die Welt ist wunderschön. "Elena", flüsterte er dicht an ihren Lippen. "Ich konnte es kaum erwarten, dich zu sehen, Garrett", erwiderte sie. Er küsste sie verlangend. Elena hatte das seltsame Gefühl, endlich in Liebe geborgen zu sein, als wäre sie nach langem Irrweg nach Hause gekommen. "Das Dinner erwartet Sie", sagte der Kellner. Erhitzt durch Garretts Umarmung, löste sie sich von ihm. Garrett nahm ihre Hand und ging mit ihr zum Tisch. Dort rückte er ihr einen der beiden Stühle zurecht, wartete, bis sie sich gesetzt hatte und nahm dann ihr gegenüber Platz. Das Windlicht verbreitete seinen sanften, flackernden Schein. Aus Richtung des Partyzelts duftete es nach gegrillten Scampi, Safranreis und Spargel.
Der Kellner breitete weiße Servietten auf Elenas und Garretts Schoß aus und sagte: "Wenn Sie während des Dinners irgendetwas benötigen, lassen Sie es mich bitte wissen. Nach dem Dessert ziehe ich mich zurück, so dass Sie die letzte Stunde des Abends ganz für sich haben." Eine Stunde allein mit Garrett, dachte Elena. Am liebsten hätte sie das Dinner ausgelassen und sich anderen Vergnügungen zugewandt. Und trotzdem stieg eine leise Furcht in ihr auf. Was würde geschehen in dieser Stunde? War sie nicht längst viel zu leicht verführbar, was Garrett betraf? Die Zeit verflog rasch. Bald servierte der Kellner den Kaffee und das Mousse au Chocolat mit Sahne. Elena konnte sich jedoch nicht mehr auf das Dessert konzentrieren. All ihre Sinne waren auf Garrett ausgerichtet. Ungeduldig wartete sie darauf, dass der Kellner die Tafel aufhob. Etwa eine halbe Stunde später verabschiedete sich der Angestellte, räumte den Tisch ab und verschwand auf dem Parkplatz. Von einer Minute zur anderen war Elena allein mit Garrett. Sie sehnte sich nach seiner Umarmung. Der sanfte Meereswind spielte mit Elenas blondem Haar. Garrett beugte sich über den kleinen Tisch und ließ seine Finger durch ihre seidigen Locken gleiten. Elena öffnete erwartungsvoll ihre Lippen ein wenig, als Garrett mit dem Daumen darüber strich. Er konnte ihr nicht widerstehen. Weil er ahnte, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis er es nicht mehr aushallen und sie hier am Strand verführen würde, versuchte er, sich abzulenken. "Was hältst du davon, wenn wir schwimmen gehen?", fragte er und hoffte, das kühle Meerwasser würde sein Verlangen dämpfen. "Prima Idee", erwiderte sie. Aus ihrer Tasche holte sie ein Badetuch.
Garrett zog Hose und Hemd aus. Darunter trug er eine Badehose. Die Meeresbrise fühlte sich frisch an auf seiner nackten Haut. Er sah, dass Elena begann, sich ihrer Kleider zu entledigen. Gebannt blickte er zu ihr hinüber. Sie zog den Reißverschluss ihres Rocks auf und ließ das Kleidungsstück auf die Decke fallen. Darunter trug sie einen knappen marineblauen Bikinislip. Ihre langen, schlanken Beine faszinierten Garrett. Er hatte das Gefühl, dass es Elena ein wenig Spaß machte, sich hier für ihn auszuziehen. Schien es nicht sogar, als ließe sie sich mit Bedacht etwas mehr Zeit als nötig? Er war bereits erregt, als sie begann, ihre Bluse auszuziehen. Das winzige Bik initop bedeckte nur das Nötigste. Ihre festen, vollen Brüste waren so aufreizend, dass Garrett es kaum noch aushielt. Nun bückte sich Elena auch noch, um ihre Kleidungsstücke ordentlich zusammenzulegen. Garrett stockte der Atem, als sie ihm ihren runden, festen Po zuwandte. "Wir laufen um die Wette zum Wasser, ja?", rief er, entschlossen, seinem Verlangen nicht nachzugeben. Elena rannte lachend los, noch ehe er einen Schritt getan hatte. Gleich darauf hatte sie das Wasser erreicht. "Erster!", rief sie und winkte ihm zu. "So?", erwiderte er grinsend und rannte ihr nach. Das kühle Wasser spritzte auf. "Puh, ist das kalt!", rief Elena und tauchte durch eine Welle hindurch, um Garrett zu entkommen, der ihr hart auf den Fersen war. Er folgte ihr, und als er wieder auftauchte, fasste er Elena um die Taille und drehte sie zu sich herum. "Jetzt hab ich dich!", rief er lachend. "Nur weil ich es so will", erwiderte sie. Ihr Haar war nass, und ihre Augen glänzten. Das Bikinitop schmiegte sich an ihre Brüste wie eine zweite Haut. Garrett konnte die aufgerichteten Knospen sehen.
Er konnte sich nicht mehr zurückhalten und zog Elena in seine Arme. Sie drängte sich an ihn und verschmolz mit ihm in einem endlos langen Kuss. Ihre Lippen schmeckten süß und salzig zugleich. Eine Welle drohte über sie hereinzubrechen. Garrett hob Elena hoch, damit sie den Wasserschwall nicht abbekam. Doch statt sie wieder abzusetzen, hielt er sie fest und presste seine Lippen auf ihre Brüste. "Ich brauche dich, Elena", flüsterte er, während er ihre Brustspitzen unter dem Bikinitop mit Zunge und Zähnen reizte. Die nächste Welle ließ beide taumeln. Garrett presste Elena an sich und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Mit beiden Händen umfasst er ihren festen Po. Sie spürte seine Erregung und stöhnte leise. Garrett küsste sie erneut. Eine neue Welle überspülte sie. "Die Brandung wird zu stark", sagte Elena. "Lass uns zum Strand zurückgehen." Sie schubste ihn spielerisch in die nächste Welle und rannte zum Ufer. Bald hatte sie die Decke am Strand erreicht. Garrett rannte hinter ihr her. Ein letztes Mal versuchte er, einen klaren Kopf zu behalten. Doch als er sah, wie einladend es sich Elena auf den Kissen bequem machte, setzte jedes vernünftige Denken aus. Atemlos und lachend empfing ihn Elena. Garretts muskulöser Körper war bedeckt von glitzernden Wassertropfen. Sein Haar glänzte feucht. Elena drängte sich an ihn, streichelte ihn, küsste ihn, wollte ihm zeigen, wie sehr sie ihn begehrte. Zwischen zwei Küssen fragte sie ihn: "Sag mal, warum hast du deinen Termin mit Mr. Slater abgesagt?" "Ist das wichtig?", fragte er und streichelte ihren Rücken. "Ja", gab sie zu. Ihr Puls beschleunigte sich, als ihr Begehren wuchs. Garrett ließ seine Hände zu ihren Brüsten wandern und fand den vorderen Verschluss ihres Bikinioberteils. "Warum?", flüsterte er und befreite ihre Brüste von dem dünnen Stoff.
"Es ist wichtig für mich", beharrte sie und seufzte lustvoll, als er begann, ihre nackten Brüste zu liebkosen. "Ich habe aus Versehen zwei Termine auf dieselbe Uhrzeit gelegt", erwiderte er und beugte sich vor, um eine aufgerichtete Knospe in den Mund zu nehmen. "Solche Fehler passieren dir nicht", widersprach sie sanft. Garrett hob den Kopf. "Nein?", meinte er grinsend. "Wer kann das wissen?" Ohne Zögern wandte er seine Aufmerksamkeit wieder ihren Brüsten zu, bewunderte ihre vollendete Rundung, spürte ihre Fülle unter seinen Händen, reizte die empfindlichen Knospen mit seinen Lippen, seiner Zunge, seinen Zähnen, bis Elena vor Lust aufstöhnte. Sie war so erregt, dass alle Bedenken vergangen waren. Nichts schien mehr zwischen ihr und Garrett zu stehen. Was kümmerte es sie, ob er eine feste Beziehung tatsächlich wollte? Sie begehrte ihn jetzt und hier. Zärtlich streichelte sie seine nackte Brust, bis Garretts Atem sich beschleunigte. Er ließ seine Hand zwischen ihre Schenkel gleiten, die sie instinktiv ein wenig öffnete, um ihm leichter Zugang zu verschaffen. Sie fühlte, wie er das geheime Zentrum ihrer Lust suchte und es durch den Stoff ihres Bikinislips berührte. Leidenscha ft flammte in ihr auf, entfacht durch Garretts kundige Liebkosungen. Elena stöhnte und drängte sich seiner streichelnden Hand entgegen, bis der erlösende Höhepunkt kam. Sie sehnte sich danach, mit Garrett eins zu sein, ihn ganz zu spüren. Doch aus dem Auge nwinkel sah sie, dass der Kellner sich näherte. "Wir sind nicht mehr allein", flüsterte Elena und löste sich aus Garretts Armen. Eilig zog sie sich an. Garrett tat dasselbe, doch dabei beobachtete er Elena. In seinen Augen las sie Wärme und Leidenschaft. Zärtlich küsste er sie auf die Lippen. "Ich werde die nächsten zwei Wochen unentwegt an unsere kommende Verabredung denken", sagte Elena bebend.
"Ich auch", gab er zu und drückte sie an sich. "Es ist noch so lange bis dahin", seufzte sie. "Entschuldigen Sie bitte, Mr. Sims", sagte der Kellner und schob Garrett ein Dokument und einen Kugelschreiber hin. "Würden Sie hier bitte unterschreiben?" Garrett unterzeichnete das Papier. Elena nahm ihre Sachen. Sie wollte Garrett nicht verlassen. Doch es musste sein. Immerhin würden sie noch ein weiteres romantisches Treffen haben. Sie hoffte, dass Garrett bei dieser Gelegenheit von einer gemeinsamen Zukunft sprechen würde. Garrett brachte Elena zu ihrem Wagen und öffnete die Fahrertür für sie. "Ich komme nächste Woche mal im Büro in Santa Monica vorbei", sagte er. "Ich freue mich schon jetzt", antwortete sie und küsste ihn noch einmal, ehe sie davonfuhr. Garrett sah ihr nach. Er fühlte sich hin- und hergerissen zwischen der Angst vor einer neuen Beziehung und dem Bedürfnis, mit Elena zusammen zu sein. Da er noch nicht in sein einsames Apartment zurückkehren wollte, fuhr Garrett zu Trey. Als sein Freund ihm die Tür öffnete, bemerkte Garrett überrascht, dass Trey statt der üblichen Shorts und dem T-Shirt eine Hose und ein frisch gebügeltes Hemd trug. Im Hintergrund spielte leise Musik. "Hast du ein paar Minuten für mich Zeit, Trey?", fragte Garrett. "Leider nicht. Ich habe Besuch." "Von wem?" "Julie ist da", antwortete Trey mit gesenkter Stimme. "Deine Exfrau?", erkundigte sich Garrett verblüfft. "Ja." "Ich dachte, du wolltest sie nie wieder sehen." Trey sprach noch leiser. "Ich habe nur ein paar Sekunden. Julie ist im Bad. Sie hat mich heute angerufen und gesagt, es tue
ihr Leid, dass wir uns getrennt haben. Sie hat gefragt, ob wir uns sehen könnten." "Willst du dich etwa wieder mit ihr versöhnen?" "Ich weiß es nicht. Im Moment freue ich mich einfach, dass sie da ist, Garrett." Danach fuhr Garrett noch aufgewühlter nach Hause. Er schaltete den Fernseher ein, um sich abzulenken. Doch es gelang ihm nicht. Er dachte unentwegt an Elena. Gab es für sie beide eine Zukunft? Er machte den Fernseher aus und legte stattdessen eine JazzCD auf. Die gefühlvolle Musik half jedoch kaum, ihn von seinen Grübeleien abzubringen. Wenn er sich tatsächlich auf eine Beziehung mit Elena einließ - wer garantierte ihm, dass sie ihn nicht nach einem halben Jahr verließ? Er nahm das Telefon und wählte ihre Nummer. Während es läutete, überlegte er, was er ihr sagen wollte. Konnte er sie einfach fragen, ob sie für immer bei ihm bleiben oder ihn genauso verlassen würde wie seine Exfrau? Das war wohl kaum möglich. Frustriert legte er auf. Am Sonntagnachmittag stöberte Elena in einer Herrenboutique nach einem Geschenk für Garrett. Sie wollte ihn damit überraschen. Nach dem gestrigen Abend fühlte sie sich fast, als wäre sie seine Lebensgefährtin. Seine Küsse, seine Blicke, seine Berührungen - alles sprach dafür, dass sie für ihn mehr war als eine Affäre. Sie war sicher, dass er bald mit ihr über eine gemeinsame Zukunft sprechen würde. Jane gesellte sich zu ihr. "Ich habe ein paar Minuten Zeit. Die Kinder sind nebenan in einer Buchhandlung. Dort wird ein Märchen vorgelesen." "Glaubst du, Garrett würde diese Krawatte mögen?", fragte Elena und hielt das besagte Stück hoch. Es war aus blaugrüner Seide und mit einem geometrischen Muster bedruckt.
Ihre Schwester begutachtete den Schlips. "Darf ich dich mal was fragen, Elena?" "Klar." "Hat Garrett mit dir bereits über die Zukunft gesprochen?" "Bis jetzt noch nicht", erwiderte Elena, plötzlich unsicher. "Aber er wird es tun." "Bist du sicher?" Elena legte die Krawatte weg. "Warum zweifelst du plötzlich an ihm?", fragte sie. "Du warst doch diejenige, die behauptet hat, er meine es ernst." "Ich weiß. Aber ich mache mir Sorge n." "Weswegen?" "Du sprichst von ihm, als sei er dein Verlobter." "Ich habe das Gefühl, dass er es ist", gestand Elena. "Hat er gesagt, dass er dich seinen Eltern vorstellen will?" "Nein." Elena drehte sich auf dem Absatz um und verließ die Boutique, ohne die Krawatte zu kaufen. "Wir haben über seine Eltern hoch nicht gesprochen." Das Einkaufszentrum war gut besucht. Elena und Jane drängten sich durch die Menschen hinüber zur Buchhandlung, um die Kinder abzuholen. "Ich wollte dich nicht beunruhigen, Elena", sagte Jane. "Aber ich meine, wir sollten realistisch bleiben." "Er wird mir nicht weh tun", entgegnete Elena fest. "Am Strand waren wir uns so nah. Ich weiß, dass er dasselbe fühlt wie ich." "Vielleicht steht tatsächlich nur dieser verflixte Job zwischen euch", bemerkte Jane. "Ich wette, wenn alles entschieden ist, wird er sich dir erklären." "Das glaube ich auch." Jedenfalls hoffte Elena es inständig. Am Montagmorgen nahm Garrett den Anruf eines Maklers entgegen, der ihm einen großen Deal mit einem neuen Kunden verschaffen wollte. Als er auflegte, konnte er sich jedoch nicht so recht freuen. Elena ging ihm nicht aus dem Sinn. Am liebsten
hätte er sie angerufen, um ihr von seinen Zweifeln, seinen Hoffnungen und Ängsten zu berichten. Sein Telefon klingelte erneut. "Hallo Garrett", sagte Stanley am anderen Ende der Leitung. "Wissen Sie eigentlich, dass Elena aufgeholt hat?" "Ich habe davon gehört", erwiderte Garrett. "Können Sie mehr bieten?" "Man hat mir gerade etwas angeboten. Mal sehen, ob es klappt." "Ich hoffe es", sagte sein Chef. "Wenn Elena besser dasteht als Sie, muss ich ihr den Job geben." Garrett fühlte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte. Schließlich hatte er fest mit dem Job gerechnet. "Ich werde mich darum kümmern, Stan", versprach er. "Ich verlasse mich auf Sie. Heute Nachmittag bin ich nicht im Büro. Aber morgen werde ich mich wieder erkundigen." Garrett hängte ein. Er wusste nicht, was er tun sollte. Die zwei Luxuswohnhäuser hatte er geopfert, um Elena eine Chance zu geben. Der neue Kunde, den er zu werben hoffte, würde all das in den Schatten stellen und ihm die Beförderung mehr oder weniger garantieren. Er nahm sein Jackett und wollte aufstehen, um sofort mit dem Hauseigentümer zu sprechen. Doch irgendetwas hielt ihn zurück. Zwar war es sein erklärtes Ziel, irgendwann Nachfolger von Stanley zu werden. Doch gleichzeitig gönnte er Elena den Job. Es war zum Auswachsen! Das Telefon klingelte. Am Apparat war der Mann, der seit drei Monaten die Miete schuldig war. Er bedankte sich sehr, erklärte, er habe den Job bekommen und würde die Miete morgen früh sofort zahlen. Garrett hatte das Gefühl, immerhin eine Sache richtig gemacht zu haben. Er verließ das Büro, um zu klären, ob es mit dem neuen Kunden etwas werden konnte. Doch stattdessen fuhr
er nach Santa Monica, parkte bei Grant Property Management und fuhr mit dem Lift ins Büro. Er musste Elena sehen, selbst wenn es nur für wenige Minuten war. Stanley würde nicht da sein, also liefen sie auch nicht Gefahr, dass er etwas merkte. "Wie geht es Ihnen, Garrett?", begrüßte ihn Grace. "Bestens. Ist Stan da?" Sein Puls beschleunigte sich, als er Elena im Archiv erspähte. Sie blätterte in einigen Aktenordnern. "Nein, leider nicht. Er kommt erst morgen früh wieder rein", erwiderte die Empfangssekretärin. "Sage n Sie ihm doch bitte, dass ich da war", bat Garrett. "Da ich schon mal hier bin, kann ich auch gleich eine Akte anschauen, die Stanley erwähnte. Befinden sich alle Akten in dem Raum dort drüben?" "Sagen Sie mir die Adresse des Gebäudes, dann schaue ich für Sie nach", bot Grace an. "Nein, danke. Das mache ich schon", beharrte er. Er setzte eine geschäftsmäßige Miene auf, nickte den Kollegen an ihren Schreibtischen zu und betrat das Archiv. "Hallo, Elena", sagte er betont höflich. Sie sah ihn überrascht an. "Hallo, Garrett", erwiderte sie in kollegialem Ton. Flüsternd fügte sie hinzu: "Was in aller Welt tust du denn hier?" "Ich musste dich sehen", erwiderte er so leise wie möglich. Laut sagte er: "Die Akte, nach der ich suche, befindet sich im Regal hinter der Tür. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich die Tür kurz schließe. Sonst komme ich nämlich nicht heran." "Kein Problem." Er schloss die Tür zum Archiv und lehnte sich dagegen. Fieberhaft überlegte er, wie er Elena von seinen zwiespältigen Gefühlen erzählen konnte. Er zögerte. Was, wenn sie ihn fallen ließ? Das würde er nicht aushaken. Also schwieg er.
Sie errötete unter seinem forschenden Blick. "Du bist verrückt, hierher zu kommen." "Ich habe es ohne dich nicht ausgehalten." "Ich habe auch ständig an dich gedacht. Deswegen habe ich auch zwei Karteikarten falsch einsortiert und kann sie immer noch nicht finden." Er lächelte, kam zu ihr und nahm sie in die Arme. "Garrett!", protestierte sie leise. "Was passiert, wenn jemand reinkommt?" Doch dann schlang sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn. Ihre Leidenschaftlichkeit überraschte ihn. Sie küsste seinen Mund, seine Wangen, seinen Hals, ehe sie spielerisch mit der Zunge über seine Lippen glitt. Für einige Sekunden wurde der Kuss tief und verlangend. Es klopfte an der Tür. "Haben Sie die Akte gefunden, die Sie suchten?", wollte Grace wissen. "Ja, danke, ich habe genau gefunden, was ich suchte", rief Garrett. "Du musst gehen", flüsterte Elena. "Wenn Grace etwas ahnt und Stanley warnt..." "Du hast Recht." Er gab sie frei und öffnete die Tür. "Danke für Ihre Hilfe, Elena", sagte er laut. "Gern geschehen", erwiderte sie. Die kurze, intensive Zweisamkeit hatte keins von Garretts Problemen gelöst. Er wollte Elena, aber er wollte auch den Job. Was sollte er tun? Zunächst jedenfalls schob er die Bemühungen um den neuen Kunden auf. Stattdessen fuhr er zu dem Apartmentgebäude in Palms, in dem ausschließlich Singles wohnten, um sich nach dem Stand der Arbeiten zu erkundigen. Während er sich mit dem Installateur unterhielt, klingelte sein Handy.
"Hier ist Sam McGrath", meldete sich der Hausbesitzer. "Geht alles klar mit den Installationen?" "Sieht so aus, Sam", antwortete Garrett. "Wir sind finanziell sogar unter dem angesetzten Limit geblieben." "Gratuliere. Dann werden Sie wohl auch keine Probleme mit Lecks in Ihrem neuen Apartment haben." "In meinem neuen Apartment?" "Der Mieter in Nummer achtundzwanzig zieht Freitag aus", fuhr McGrath fort. "Das heißt, Ihre Wohnung steht Ihnen ab dem Wochenende zur Verfügung." Und sie ist nur für einen Single, dachte Garrett. Welche Ironie des Schicksals! "Wunderbar, Sam", murmelte er. "Danke für Ihre Mühe. Ich ziehe demnächst ein." Er beendete das Gespräch, obwohl er dem Hausbesitzer am liebsten mitgeteilt hätte, dass er es sich anders überlegt hätte. Was sollte er mit einem Apartment, das er nur als Single beziehen durfte, wenn alles in ihm sich nach einem Leben mit Elena sehnte? Garrett verabschiedete sich von dem Installateur und ging zu seinem Auto. Der Aufruhr seiner Gefühle ließ ihn zum nächstliegenden Mittel greifen. Er beschloss, sich von nun an ganz auf das Werben neuer Kunden und auf den Chefsessel zu konzentrieren.
7. KAPITEL Erschrocken legte Elena den Telefonhörer auf. Die Bank ihrer Schwester hatte sie im Büro angerufen, um ihr mitzuteilen, dass die Monatsrate für den Kredit, den Janes verstorbener Mann zur Finanzierung des Hauses aufgenommen hatte, noch nicht bezahlt war. Elena, die diese Rate zur Zeit zahlte, war beschämt, denn sie hatte wegen Garrett vergessen, den Betrag zu überweisen. Sofort rief sie ihre Bank an und ließ das Geld transferieren. Normalerweise war sie, was solche Dinge betraf, äußerst zuverlässig. Doch seit einigen Tagen war sie in Gedanken ständig bei Garrett und dem Problem, wie sie den Job als stellvertretende Geschäftsführerin ergattern und trotzdem mit Garrett zusammen sein konnte. Sie hatte es ein paar Tage lang vermieden, ihn anzurufen, denn sie wusste, wie beeinflussbar sie war, sobald sie mit ihm sprach oder ihn sah. Sie benötigte all ihre Kraft, um neue Kunden zu werben und um den Job zu kämpfen. Energisch rief sie einige Maklerfirmen in Los Angeles an, mit denen sie noch nie Kontakt gehabt hatte. Dabei wünschte sie, sie könne Jane finanziell helfen, auch ohne dass Stanley sie
bevorzugte. Jane brauchte mindestens noch ein halbes, wenn nicht ein ganzes Jahr ihre Unterstützung. "Sind Sie so nett, mein Telefon zu bedienen, solange ich auf der Toilette bin?", fragte Grace, die bei Elena vorbeikam. "Gern", erwiderte sie und setzte sich hinter den Tresen der Rezeption. Stanleys Büro befand sich direkt dahinter. Während sie die ununterbrochen läutenden Telefone bediente, drangen die Gespräche, die Stanley führte, unweigerlich durch die offene Tür an ihr Ohr. "Natürlich will ich diesen Kunden haben", sagte er gerade ins Telefon. Elena spitzte die Ohren, denn anscheinend war Stanley einem neuen Deal auf der Spur. "Ich dachte, Nathan Franklin managt die drei Häuser der Golden Savings Bank in der City von L.A.", fuhr Stanley fort. Elena konnte das Gespräch nicht weiter verfolgen, denn die Telefonleitungen liefen heiß. Rasch notierte sie den Namen der Bank, der die Gebäude gehörten, von denen Stanley gesprochen hatte. Sie fühlte, dass sich eine große Chance für sie auftat. Falls die Häuser tatsächlich einer Hausverwaltung übergeben werden sollten, wollte sie alles daran setzen, Stanley zu überraschen, indem sie die Golden Savings Bank als Kunden gewann. Grace kam zurück, und Elena beeilte sich, an ihren Schreibtisch zu kommen. Sie rief bei der Bank an und ließ sich die Telefonnummer des Hausbesitzers, Mr. Weston, geben. Dessen Sekretärin teilte ihr allerdings mit, dass Mr. Weston bis nächsten Dienstag unterwegs sei und an diesem Tag ein Meeting nach dem anderen habe. Elena bekniete die Sekretärin förmlich, ihr einen Termin zu verschaffen. Und tatsächlich erreichte sie, dass man ihr für Dienstag am späten Nachmittag noch ein paar Minuten einräumte.
Enthusiastisch wählte Elena Garretts Telefonnummer, um ihm sofort von ihrer Chance zu berichten. Kopfschüttelnd legte sie wieder auf. Das ist unmöglich! dachte sie. Ich kann ihm doch nicht davon erzählen. Er ist doch mein Rivale um den Posten. Und doch fand sie es schade, dass sie ihre Freude nicht mit ihm teilen konnte. Sie wünschte, der Job stünde nicht zwischen ihnen. Dann könnte sich Garrett an ihren beruflichen Erfolgen genau so freuen wie sie sich an seinen. Garrett und Trey schleppten das schwere schwarze Ledersofa ins Wohnzimmer von Garretts neuem Apartment. Nur Singles! Keine Beziehung erlaubt für zwei Jahre. Das Telefon war angeschlossen, der Kühlschrank funktionierte. Alles war perfekt. Bis auf die Tatsache, dass Garrett am liebsten sofort wieder ausgezogen wäre. "Hey, du bist im Paradies der bindungslosen Männer", bemerkte Trey. "Schau mal aus dem Fenster. Sie hst du die drei schicken Ladys, die am Pool ein Sonnenbad nehmen?" "Na und?", gab Garrett zurück und nahm sich eine Dose Mineralwasser aus dem Kühlschrank. "Was ist los mit dir?" "Ich habe einen Fehler gemacht, als ich dieses Apartment mietete." "Wieso? Du hast doch schon lange darauf gewartet, dass es endlich frei wird." "Ja, schon ..." "Aber?" Garrett zuckte die Achseln, stellte die Dose hin und begann, eine Kiste auszupacken. "Ich kann meine Gefühle zur Zeit nicht sortieren." Das Telefon klingelte. Trey hob sofort den Hörer ab. "Julie!", sagte er und wandte sich kurz an Garrett: "Ich habe ihr deine neue Nummer gegeben, als ich hierher fuhr."
Garrett ging ins Schlafzimmer, damit Trey ungestört telefonieren konnte. Er packte weitere Kisten aus und verfluchte insgeheim seine Unentschlossenheit. Er war so sicher gewesen, dass er keine Beziehung wollte. Elena kennen zu lernen, hatte alle Entschlüsse über den Haufen geworfen. Er sehnte sich danach, mit ihr zusammen zu sein. Für immer. "Ich muss los, Garrett", verkündete Trey. "Julie wartet auf mich." "Tatsächlich?", erwiderte Garrett sarkastisch. "Ja, tatsächlich. Ich habe das Gefühl, nur meine Zeit zu vergeuden, wenn ich nicht jede Minute mit ihr verbringe." Ohne zu wissen, was er eigentlich tat, räumte Garrett CDs in ein Regal. Was Trey sagte, traf ihn ins Mark. Denn mit Elena ging es ihm genau so. "Willst du etwa dein Gelübde brechen, nie mehr zu heiraten?", fragte er. "Tja, vor ein paar Wochen hättest du noch ein glattes Nein gehört:", antwortete Trey. "Und jetzt?" Sein Freund grinste. "Wer weiß?" Nachdem Trey gegangen war, überließ sich Garrett seiner Sehnsucht nach Elena. Irgendwann jedoch raffte er sich auf. Es durfte nicht sein. Nicht,, solange das Rennen um den Job nicht entschieden war. Außerdem gab es ja noch das dritte, von der Partnervermittlung arrangierte Rendezvous. Bis dahin musste er sich gedulden. Er zog sein Jackett an und verließ die Wohnung, um in einem Fast-Food-Restaurant etwas zu essen. Er fühlte sich einsamer als je zuvor nach seiner Scheid ung. Dienstag stand Elena gerade vor dem großen schmiedeeisernen Tor, das sie auf Wunsch des Besitzers aus Sicherheitsgründen an einem Gebäudekomplex in West Los Angeles hatte anbringen lassen, und begutachtete die Arbeit.
Immer wieder blickte sie dabei auf ihre Armbanduhr, denn sie war nervös wegen des Meetings mit Mr. Weston. Zu gern hätte sie Garrett an dem Deal teilhaben lassen, doch jedes Mal, wenn sie in den vergangenen Tagen zum Telefonhörer greifen wollte, hielt sie sich gewaltsam zurück. Sie nahm ihr Handy und rief im Büro an, um Grace mitzuteilen, dass sie heute nicht mehr ins Büro kommen würde. "Sind Sie einem neuen Deal auf der Spur?", fragte Grace interessiert. Elena wusste, dass sie Grace vertrauen konnte. Begeistert sagte sie deshalb: "Ich versuche, einen Kunden zu werben, den Stanley unbedingt haben will." Sie erläuterte, dass sie am Nachmittag mit dem Hauseigentümer der Golden Savings Bank verhandeln wollte. "Wenn meine Schwester anruft, sagen Sie ihr bitte, wo ich bin." "Mache ich, Elena", erwiderte Grace. "Ich bin sicher, Sie kriegen den Vertrag. Ich kann das neue Namensschild an Ihrem Chefzimmer schon vor mir sehen!" "Danke, Grace. Genau diese Ermunterung habe ich gebraucht!" Sie beendete die Inspektion des Apartmentgebäudes, und ein weiterer Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie noch eine Stunde Zeit hatte bis zu ihrem Termin mit Mr. Weston. Nervös und fast gegen ihren Willen rief sie in der Sherman Oaks-Filiale an, um zu erfahren, ob Garrett noch da war. Delia, die Sekretärin, teilte ihr mit, dass bis auf Garrett soeben alle Mitarbeiter und auch sie selbst auf dem Nachhauseweg seien. Garrett telefoniere gerade mit Stanley. Er wolle noch etwa eine Stunde bleiben. Elena lehnte ab, eine Nachricht zu hinterlassen, verabschiedete sich und stieg in ihren Wagen. Sie wusste, dass sie inkonsequent war, hatte sie sich doch vorgenommen, Garrett weder zu sprechen noch zu sehen. Doch sie konnte nicht anders. Sie fuhr direkt in sein Büro und hoffte, dass alle Mitarbeiter
gegangen waren, wenn sie eintraf. Dann konnte sie sich wenigstens ein paar kostbare Augenblicke mit ihm gönnen. Garrett hielt den Telefonhörer dicht ans Ohr gepresst, so dass ihm nichts davon entging, was Stanley ihm zu sagen hatte, der ihn vom Auto aus anrief. "Der Vertrag, den Sie heute abgeschlossen haben, verschafft Ihnen einen eindeutigen Vorsprung", lobte Stanley. "Sieht so aus, als wäre der Chefsessel bald Ihrer." "Und Elena?", platzte Garrett heraus. "Immerhin haben wir noch eine ganze Woche Zeit." "Das ist richtig, Garrett. Ich werde mich auf jeden Fall an die Spielregeln halten und meine endgültige Entscheidung erst treffen, wenn die vereinbarte Zeit herum ist. Trotzdem kann ich nur sagen, dass meine Wahl auf Sie gefallen ist." Sobald Stanley aufgelegt hatte, wählte Garrett die Nummer des Büros in Santa Monica. Er wollte Elena warnen und ihr mitteilen, dass er sie beim Kundenfang überrundet hatte. Es war ihm wichtig, dass Stanleys Entscheidung am Ende fair sein würde. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Delia, die Empfangssekretärin, das Büro bereits verlassen hatte. Allerdings lag ihre Geldbörse auf dem Schreibtisch. Anscheinend hatte sie sie vergessen. Den ganzen Tag schon war sie völlig genervt und verunsichert gewesen, weil einige Kollegen ihr nachwiesen, dass ihre Arbeit nicht korrekt war. Garrett nahm die Geldbörse und legte sie sicherheitshalber in die oberste Schublade seines Schreibtisches. Endlich meldete sich jemand in der Filiale Santa Monica. Doch es war nicht Grace, sondern eine der Junior Property Managerinnen. "Kann ich bitte mit Elena sprechen?", verlangte Garrett. . "Tut mir Leid. Sie ist nicht da", erwiderte die Frau. "Wissen Sie, wo sie sein könnte?"
"Ich schaue mal nach, ob auf dem Schreibtisch von Grace irgend eine Nachricht von Elena liegt." Es raschelte kurz, dann meldete sie sich wieder. "Hier ist ein Zettel mit einer Notiz für Elenas Schwester. Darauf steht, dass sie zur Golden Savings Bank gefahren ist, um mit dem Eigentümer zu sprechen." Garrett durchlief es eiskalt. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, den Hörer aufgelegt zu haben. Blicklos starrte er auf den Vertrag mit der Golden Savings Bank, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Sein Treffen mit Mr. Weston war überaus erfolgreich verlaufen, und der neue Kunde hatte umgehend Stanley informiert und sich bedankt. Nervös fuhr sich Garrett mit den Fingern durchs Haar. Er fühlte Mitleid mit Elena, die unterwegs war, um genau diesen Kunden zu werben. Ihre Mühe würde umsonst sein. Wieder war er schneller gewesen. Er fürchtete sich fast davor, ihr die Wahrheit zu sagen. Elena freute sich darauf, Garrett zu sehen, als sie mit dem Lift hinauf ins Büro der Sherman Oaks-Filiale fuhr. "Delia, ich habe Ihre Geldbörse gefunden ...", begann Garrett und hielt erschrocken inne, als er Elena sah. "Sind die anderen alle weg?", fragte sie leise. "Ja. Außer mir ist niemand mehr da." Sie war so froh, ihn zu sehen, dass sie ohne Umschweife die Arme um seinen Hals schlang und ihn küsste. "Ich kann nicht lange bleiben", sagte sie. "In der Stadt wartet der große Coup auf mich." Sie bemerkte, dass Garrett sich verspannte und fragte sich, ob sie richtig gehandelt hatte, einfach auf gut Glück vorbei zu kommen. "Bist du ärgerlich, dass ich so hereingeplatzt bin?" "Nein, überhaupt nicht. Ich freue mich, dass du hier bist." Sie umarmte ihn. "Endlich mal allein mit dir im Büro, ohne dass wir Angst haben müssen, dass Stanley uns erwischt." "Elena", begann er nervös. "Was dein Meeting nachher betrifft..."
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. "Jetzt wird nicht über die Arbeit geredet." "Aber ich muss dir etwas sagen." Sie küsste ihn, ehe er weiterreden konnte. Sie spürte seine Hände auf ihrem Rücken, fühlte, wie sein Herz klopfte. Am liebsten hätte sie den ganzen Abend mit ihm verbracht. Sachte löste sie sich von ihm. "Ich muss wieder los, Garrett." Er hielt sie fest. Unsicher blickte er ihr in die Augen. "Warte, Elena." "Was ist los, Garrett?" Sie sah auf die Uhr. Noch eine Viertelstunde bis zu ihrem Meeting mit Mr. Weston. "Es geht um den neuen Kunden, hinter dem du her bist", sagte er. "Ich wünschte, ich könnte dir alles sagen, aber es geht nicht", erwiderte sie. "Eigentlich möchte ich dich immer gleich anrufen, wenn ich einen neuen Kunden in Aussicht habe, möchte mit dir teilen, was ich habe. Aber es geht nicht, Garrett." Als sie erneut auf die Uhr sah, fiel ihr Blick auf den Vertrag, der auf Garretts Schreibtisch lag. Ihr stockte der Atem. Sie nahm den Vertrag, sah das Foto der Golden Savings Bank und die Adresse. "Ich habe versucht, es dir zu sagen, Elena ..." "Du hast dich mit Mr. Weston getroffen?" "Wir haben den Vertrag heute Morgen gemacht", gab er zu. "Als ich bei dir im Büro anrief, sagte man mir, dass du einen Termin mit Mr. Weston hast." "Du brauchst mir nichts zu erklären", antwortete sie leise und legte den Vertrag zurück auf den Schreibtisch. "Ich muss gehen." Sie ging zur Tür und hielt nur mit Mühe die Tränen zurück. Garrett lief ihr nach und nahm ihre Hand. "Elena ..." "Es gibt nichts mehr zu sagen", brachte sie heraus. Sie wünschte, sie könnte wütend auf ihn sein, doch als sie ihm in die
Augen sah, las sie darin ebenso viel Schmerz wie sie selbst empfand. "Ich wollte dir nicht wehtun, Elena. Ich möchte niemals der Grund dafür sein, dass du traurig bist. Alles, was ich will, ist dich glücklich machen." "Oh, Garrett", erwiderte sie. "Du bist alles, was ich will!" Sie küsste ihn verlangend. Garrett zog sie an sich, als ob er sie nie wieder loslassen wolle. Mit beiden Händen umschloss er ihre Taille und hob sie auf den Schreibtisch. Keine Sekunde lang lösten sich ihre Lippen voneinander. Begehren stieg in ihm auf, als er ihren Rock hochschob. In diesem Moment wurde die Glastür aufgestoßen. Mit verschleiertem Blick nahm Elena eine junge Frau wahr. Garrett ließ Elena sofort los. "Delia", sagte er überrascht. "Ich ... ich habe meine Geldbörse vergessen", erklärte die Sekretärin. "Ich weiß. Ich habe sie auf Ihrem Schreibtisch gesehen und in meine Schublade eingeschlossen", antwortete Garrett und half Elena vom Schreibtisch herunter. "Ich wollte gerade ... hm, Sie kennen Elena Martin doch sicher. Sie arbeitete in der Filiale in Santa Monica." Elena war errötet. "Wir haben ein paar Mal telefoniert, glaube ich." "Ja, ich erinnere mich", meinte die junge Frau peinlich berührt. "Lassen Sie mich Ihnen die Geldbörse geben", sagte Garrett. Elena nahm ihre Handtasche. "Einen schönen Abend, Garrett. Und auch Ihnen, Delia." In ihrem Auto musste sie erst einmal tief durchatmen. Dann stieg Angst in ihr hoch. Stanley war strikt gegen Beziehungen zwischen Kollegen. Was geschah, wenn Delia sie anschwärzte? Doch so unbehaglich ihr die Sache war - all ihre Ängste verflogen, als sie an die Worte Garretts dachte: Ich möchte
niemals der Grund dafür sein, dass du traurig bist. Alles, was ich will, ist dich glücklich zu machen. Plötzlich war es ihr völlig egal, ob er den neuen Job bekam. Zum ersten Mal hätte er ihr seine wahren Gefühle offenbart. Sie sehnte den nächsten Samstag und damit das nächste Date herbei. Danach, war sie ganz sicher, würde Garrett mit ihr über eine gemeinsame Zukunft sprechen. Auf dem Heimweg fuhr sie in ein Einkaufszentrum, um sich ein neues Outfit für die letzte Verabredung zuzulegen. Vor ein paar Tagen hatte ihre Schwester ein Schreiben der Partnervermittlung erhalten, in dem man ihr mitteilte, dass das letzte arrangierte Treffe n ein Tagesausflug nach Catalina Island sein würde. Elena bummelte durch die schicken Boutiquen des Zentrums und entschied sich schließlich für ein Ensemble aus bauchfreiem lachsfarbenem Top, passender Strickjacke mit Perlmuttknöpfen und weißem Minirock. Danach betrat sie die Herrenboutique, in der sie neulich die ausgefallene Krawatte entdeckt hatte, und kaufte sie für Garrett. Sie fühlte, dass sie ihm das Geschenk nun ohne Vorbehalte geben konnte. Am Abend parkte Garrett vor dem Mietshaus, in dem Trey wohnte. Er machte sich heftige Vorwürfe, weil er und Elena vorhin so unvorsichtig gewesen waren. Wenn Delia ihr Wissen ausnutzte und Stanley einen Wink gab, konnte es für Elena und ihn äußerst unangenehm werden. Er wusste allerdings, dass Delia um ihren Job fürchtete. Deshalb hoffte er, dass sie schweigen würde. Garrett wäre am liebsten allein gewesen, um über vieles nachzudenken. Doch Trey hatte ihn dringend gebeten zu kommen. Auf dem Weg zu seinem Apartment fragte er sich, ob er nicht zu weit gegangen war, als er Elena gestanden hatte, dass er ihretwegen mit neuen Verträgen warten würde.
Was ist los mit mir? grübelte er. Ich gefährde meine Karriere, nur damit ich Elena nicht enttäusche. Alles, was sie betrifft, ist mir wichtiger, als meine eigenen Angelegenhe iten. Er klingelte, und Trey rief von drinnen: "Komm rein, Garrett. Es ist offen." Garrett betrat das Apartment und fand seinen Freund beim Kofferpacken. "Willst du verreisen?" Trey grinste. "Ja. In die Flitterwochen." "Du hast wieder geheiratet?" "Noch nicht, aber demnächst. Julie und ich wollen am Freitagmorgen aufs Standesamt." "Kaum zu glauben!" Garrett war verblüfft. "Ich dachte, du wolltest Vorsicht walten lassen und ..." "Sie ist alles, was ich vom Leben begehre", unterbrach ihn Trey. "Wenn ich mir vorstelle, sie zu verlieren, habe ich das Gefühl, ich sinke ins Bodenlose." Garrett stand schweigend da. Genau dasselbe fühlte er, wenn es um Elena ging. "Ich wollte dich bitten, unser Trauzeuge zu sein, Garrett. Ohne dich wäre die Zeremonie nur halb so schön." "Klar, mache ich", erwiderte Garrett und schüttelte seinem Freund herzlich die Hand. Als er wenig später im Auto saß und nach Hause fuhr, versuchte er, sich einzureden, dass die Dinge in seinem Fall ganz anders lägen als bei Trey. Sein Freund wusste, worauf er sich einließ. Er kannte Julie, ihre Schwächen, ihre Vorzüge, und wenn die Ehe erneut kriseln sollte, gab es diesmal vielleicht einen Weg, den Konflikt vor der Katastrophe zu lösen. Doch wie sollte er, Garrett, wissen, was er sich mit Elena für die Zukunft einhandelte? Würde sie es überhaupt mit ihm aushallen? Völlig verspannt betrat er sein neues Apartment. Er bewunderte den Mut, den Trey und Julie aufbrachten. Er hatte
keine Ahnung, ob er selbst noch einmal die Courage für eine Ehe haben würde. Am Freitagmorgen wohnte er der Trauung der beiden auf dem Standesamt von Santa Monica bei. Als der Beamte die magischen Worte sprach: "Bis dass der Tod euch scheide", überlief Garrett ein ehrfürchtiger Schauer. Er zweifelte, dass Elena und er einander jemals ewige Treue schwören würden. Zu groß war seine Angst. Elena überwachte die Reparaturarbeiten an der Klimaanlage eines Gebäudes in West Los Angeles, doch sie konnte sich nicht konzentrieren. Die Krawatte, das Geschenk für Garrett, lag in ihrem Auto. Elena brannte darauf, ihm mit diesem Geschenk zu zeigen, was sie für ihn empfand. Nachdem sie alles zu ihrer Zufriedenheit mit dem Handwerker geregelt hatte, nahm sie ihre Aktentasche, in der sich eine lange Laste mit Immobilienfirmen in Beverly Hills befand, die sie anrufen wollte. Sie wusste, dass es Zeit war, sich verstärkt um neue Verträge zu bemühen. Garrett hatte ihr versprochen, sich zurückzuhalten. Das gab ihr eine große Chance. Als sie auf den Lift wartete, hörte sie eine bekannte Stimme: "Elena Martin?" Ihr ehemaliger Chef, Nathan Franklin, kam auf sie zu. Er war Mitte sechzig und Eigentümer jenes Hausverwaltungsunternehmens, für das sie gearbeitet hatte, ehe sie zu Stanley wechselte. "Was gibt's Neues, Nathan?", begrüßte sie ihn und reichte ihm die Hand. "Ich ziehe mit meiner Frau und den drei Kindern demnächst nach New York. Ich suche einen Käufer für mein Unternehmen." Elena war wie elektrisiert. "Wie viele Gebäude haben Sie unter Vertrag?", erkundigte sie sich. "Zwölf Apartmenthäuser und acht Geschäftsgebäude."
"Zwanzig Kunden?", sagte sie enthusiastisch. "Wenn wir uns auf einen Preis einigen können, habe ich einen Käufer für Sie, Nathan!" Sie fuhren in sein Büro, um zu verhandeln. Danach hatte Elena es eilig, zurück in die Filiale zu kommen. Sie verfügte nun über eine detaillierte Liste aller Gebäude, die Nathan verwaltete, und hatte mit ihm einen unglaublich günstigen Verkaufspreis ausgehandelt. Sie konnte es kaum erwarten, Garrett davon zu erzählen. An Grace vorbei rauschte sie direkt in Stanleys Bü ro, ohne angemeldet zu sein. "Sieht so aus, als hätten Sie mir etwas Wichtiges mitzuteilen", bemerkte Stanley amüsiert. "Haben Sie Aussicht auf einen neuen Kunden?" "Wie wär's mit zwanzig neuen Verträgen, Stanley?", rief Elena. Begeistert berichtete sie ihm von ihren Verhandlungen mit Nathan Franklin und nannte den Verkaufspreis, zu dem er seine Firma an Stanley übertragen wollte. "Die Firma ist eine Goldmine", sagte Stanley beeindruckt. "Für den Preis fast geschenkt." Er grinste zufrieden. "Sehr gut, Elena. Sie sind äußerst erfolgreich." Stanley rief sofort bei Nathan an, um ihm eine verbindliche Zusage zu geben. Als er aufgelegt hatte, sah er Elena anerkennend an. "Ich will aufrichtig sein, Elena", begann er. "Eigentlich war Garrett bisher mein Wunschkandidat." Sie schluckte. "Und jetzt?" Stanleys Telefon klingelte schon wieder, doch er fügte noch hinzu: "Sie haben bewiesen, dass Sie eine Topmanagerin sind. Es wird schwer werden, eine Entscheidung zu treffen." Er nahm den Telefonhörer ab, und Elena ging beschwingt nach draußen. Von ihrem Schreibtisch wählte sie sofort die Nummer ihrer Schwester, um sie an ihrem Erfolg Teil haben zu lassen. Es war besetzt, und sie drückte den Wiederwahlknopf.
"Hallo?", meldete sich Garrett. Sie erkannte, dass sie aus Versehen seine Nummer gewählt hatte. Die Verbindung war schlecht, und es knisterte in der Leitung. Anscheinend telefonierte er vom Auto aus. "Ich ... ich wollte nur hallo sagen", stammelte sie. "Ich gratuliere dir", erwiderte er. "Wozu?" "Stanley hat mich gerade angerufen." "Hat er dir von ..." "Ja, hat er. Was für ein großartiger Coup, Elena. Du hast mich überrundet. Jetzt muss ich mich ganz schön anstrengen." "Garrett, ich wollte nicht..." "Mach dir keine Sorgen." "Mache ich mir aber." Die Leitung knisterte noch stärker. "Elena, ich muss dich leider abhängen", sagte Garrett noch. "Ich habe in einer Viertelstunde ein Meeting in Farrows Cafe im Century City Plaza." Seine Stimme klang verzerrt, doch sie konnte erkennen, dass ihm irgendetwas zu schaffen machte. "W ir reden später." Dann brach die Leitung gänzlich zusammen. Elena legte auf. Sie war völlig durcheinander und wusste nicht mehr, ob sie sich über ihren Erfolg überhaupt freuen sollte. Sie überlegte ununterbrochen, wann sie Garrett das Geschenk geben konnte. Entschlossen stand sie auf und nahm ihre Handtasche. Sie musste Garrett sehen. Sofort. Als Garrett seinen Wagen in der Tiefgarage des Century City Plaza parkte, befand er sich in emotionalem Aufruhr. Er hatte Elena das Gefühl geben wollen, sie könne stolz auf ihren Erfolg sein. Aber er fühlte, dass er sie verunsichert hatte. Das andere Problem war, dass er schleunigst ein paar satte Verträge liefern musste, um seine Chancen bei Stanley wieder zu verbessern. Wollte er stellvertretender Geschäftsführer werden, war es Zeit, sich einen klaren Vorsprung vor Elena zu verschaffen.
Der Hauseigentümer, den er in Farrows Cafe treffen wollte, war bereits da. Er begrüßte ihn und begab sich sofort in die Verhandlungen. Nach etwa zwanzig Minuten erkannte Garrett jedoch, dass hier nichts zu holen war. Der Mann entschied sich schließlich dafür, sein Geld für eine externe Hausverwaltung zu sparen und selbst jemanden einzustellen. Garrett stand gerade vom Tisch auf, als er sah, dass Elena das Cafe betrat. "Ich habe gehofft, dich noch anzutreffen", sagte sie außer Atem und setzte sich neben ihn. "Ich fühle mich so schuldig wegen des Deals mit Nathan Franklin." "Das brauchst du nicht", beruhigte er sie. "Freu dich über deinen Erfolg." "Und was ist mit dir?" "Ich kann damit umgehen." Er brachte ein schiefes Lächeln zustande. In Elenas Augen las er Zweifel. "Ich habe dir eine Überraschung mitgebracht", sagte sie und reichte ihm das hübsch eingepackte Geschenk. "Hoffentlich gefällt es dir." Zögernd wickelte er das Päckchen aus. Als er die schöne Krawatte sah, brachte er kein Wort heraus. Er war gerührt, und er freute sich zutiefst. "Ich kann sie umtauschen, wenn sie dir nicht gefällt", fügte Elena rasch hinzu. "Die Krawatte ist wunderschön", sagte er, nahm den Schlips ab, den er trug, und band dafür die neue Krawatte um. "Ich freue mich so, dass du sie magst." Elena legte ihm eine Hand aufs Knie. "Wenn wir bloß nicht direkt wieder ins Büro müssten." Die Berührung ihrer Hand weckte Verlangen in ihm. "Ja, das ist schade", gab er zu und sah ihr tief in die Augen. In diesem Moment klingelte sein Handy.
"Es ist besser, wenn ich gehe", sagte Elena und küsste ihn kurz auf den Mund. Dann eilte sie aus dem Cafe. Garrett meldete sich am Telefon. Am anderen Ende war sein Freund Bert. "Garrett, ich glaube, ich habe den Deal deines Lebens für dich", verkündete Bert. "Komm so schnell wie möglich in mein Büro." "Bin schon unterwegs." Als er zu seinem Wagen ging, nahm er die neue Krawatte in die Hand und schaute sie liebevoll an. Elena hat sie mir geschenkt! dachte er glücklich. Doch die tiefe Verbundenheit, die er mit Elena empfand, machte ihm auch Angst. Er fürchtete sich davor, sich ganz auf sie einzulassen. Denn was geschah, wenn sie genug von ihm hatte und ihn verließ? Ihm wurde klar, dass es Zeit war, Elena an seinen Zweifeln und Wünschen teilhaben zu lassen. Elena saß mit Jane und den beiden Jungen im Wartezimmer eines Augenarztes und blätterte interessiert in einem Hochzeitsmoden-Magazin. "Schau dir dieses Kleid mal an", forderte sie ihre Schwester auf. "Ganz weiße Spitze." "Es ist sehr schön", meinte Jane zögernd. "Was wird Garrett tun, falls Stanley dir den Job gibt?" "Vielleicht findet er es gar nicht so schlimm", erwiderte Elena und wusste doch, dass es nicht der Wahrheit entsprach. "Elena ...", begann ihre Schwester. "Ich will nicht, dass meine Beziehung zu ihm kaputtgeht", sagte Elena fest. "Ich liebe ihn ja so", entfuhr es ihr. "Ich möchte ihn heiraten." "Wie soll das funktionieren?", fragte Jane skeptisch. "Du kannst nicht stellvertretende Geschäftsführerin bei Grant Property Management werden und mit Garrett verheiratet sein." Eine Arzthelferin rief Bennie zur Untersuchung. Elena wartete mit Ted und überlegte fieberhaft, wie sie aus ihrem Dilemma einen Ausweg finden konnte.
Garrett reichte den beiden Hauseigentümern, denen fünf Geschäftsgebäude im San Fernande Valley gehörten, die Hand. Er war sehr erleichtert, dass die Verträge unter Dach und Fach waren. Darüber hinaus hatten ihm die Geschäftsleute auch noch zugesagt, ihn an weitere potenzielle Kunden in der Gegend zu empfehlen. Mit neuer Energie machte sich Garrett auf zu einem Kurzbesuch bei Tante Rosie. Die Beförderung war nun wieder in greifbarere Nähe gerückt. Zärtlich strich er über die Krawatte, die Elena ihm geschenkt hatte. Es war, als hätte sie ihm Glück gebracht. Es fiel ihm nicht leicht, aber er musste sich endlich eingestehen, das er Elena liebte. Wenn er mit ihr zusammen war, konnte er sich kaum vorstellen, sich jemals wieder von ihr zu trennen. Ihm war klar, dass sie eine Erklärung von ihm erwartete. Gab es eine gemeinsame Zukunft? Sollte er es wagen, Elena zu heiraten? Vor lauter Grübeleien hatte er völlig vergessen, die VanilleEiscreme zu kaufen, die Tante Rosie bei ihm bestellt hatte. Es fiel ihm erst wieder ein, als er das Haus betrat. "Tut mir Leid, Tante Rosie", sagte er. "Ich fahre noch mal los und kaufe die Eiscreme." "Lass nur, Garrett", erwiderte seine Tante, die im Wohnzimmer auf dem Sofa saß und mit Hilfe einer Lupe Zeitung las. "Wenn ein Mann verliebt ist, neigt er dazu, Dinge zu vergessen." Nervös fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. Es gelang ihm einfach nicht, seine Gefühle vor seiner Tante zu verbergen. Es drängte ihn, sie zu fragen, ob es richtig wäre, Elena von seinen zwiespältigen Gefühlen gegenüber Ehe und Familie zu erzählen. Doch er unterließ es. Er musste selbst damit fertig werden.
Tante Rosie legte die Zeitung weg. "Meine Augen werden immer schlechter. Aber ich habe etwas für dich gefunden, Garrett. Nimm mal den Stapel Papier dort drüben." Er reichte ihr, was sie verlangt hatte. "Was hast du gefunden?" "Als du den Vertrag mit der Partnervermittlung unterschrieben hast, war doch die erste Seite verschwunden, erinnerst du dich? Ich habe sie unter einem Packen alter Zeitungen wiedergefunden." Sie reichte ihm das Dokument mit der Aufschrift "Marriage Connection". "Bist du sicher, dass dies hier zu dem Vertrag gehört, den ich unterschrieben habe?" "Allerdings." Er überflog das Papier und blieb an einer Stelle hängen. ",Die einzige Voraussetzung ist der Wunsch zu heiraten'", las er vor. Das kann nicht wahr sein! dachte er entsetzt. Ich habe einen Vertrag unterschrieben, in dem ich erkläre, dass ich heiraten will! "Tante Rosie, ich fahre jetzt deine Eiscreme holen", sagte er fast barsch. Er brauchte dringend frische Luft. Draußen lehnte er sich gegen einen Baum im Garten. Die ganze Zeit über nahm Elena also an, er wolle sie heiraten! Jedes zärtliche Wort, das er gesagt hatte, jede Liebkosung war ihr erschienen wie ein Versprechen. Ohne zu wissen, was er eigentlich tat, fuhr er zum Supermarkt. Was er Elena schuldig war, wusste er. Er musste ihr gestehen, dass er weder den Namen des Heiratsinstituts gekannt, noch eine Ahnung gehabt hatte, dass ein Heiratswunsch die Voraussetzung für eine Teilnahme war. Zwar hatte er seiner Tante versprochen, Elena nicht zu sagen, dass sie das Ganze eingefädelt hatte, doch nun gab es kein Zurück mehr. Was ihn nahezu um den Verstand brachte, war das Wissen, dass Elena ihn verlassen würde, sobald sie die Wahrheit erfuhr.
Als er vor der Tiefkühltruhe im Supermarkt stand, war er bereits so aufgewühlt, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte, welche Sorte Eiscreme seine Tante nun bevorzugte.
8. KAPITEL Elena war aufgeregt wie ein Teenager vor seinem ersten Date, als sie sich von ihrer Schwester zum Hafen von San Pedro fahren ließ. Schon von weitem sah sie das Ausflugsschiff am Kai liegen. Erwartungsvolles Kribbeln überlief sie, als sie daran dachte, dass sie gleich mit Garrett zu einem romantischen Ausflug nach Catalina Island unterwegs sein würde. Es war das letzte Treffen, und Elena hoffte, dass Garrett heute die Gelegenheit ergreifen würde, um über eine gemeinsame Zukunft zu sprechen. "Tante Elena, darf ich mit aufs Schiff?", quengelte Bennie auf dem Rücksitz. "Sei nicht so blöd", rief ihn sein älterer Bruder zur Ordnung. "Tante Elena hat ein Date mit Garrett. Da hast du nichts verloren." "Du aber auch nicht", gab Bennie trotzig zurück. "Jetzt ist aber Schluss da hinten", mischte sich Jane ein. Sie fuhr auf den Parkplatz der Anlegestelle. "Hast du Garrett schon entdeckt? Ich sterbe vor Neugier, ihn endlich kennen zu lernen." Elena sah, dass mehrere Passagiere bereits an Bord des Schiffes gingen. Garrett war nicht darunter. "Er scheint noch nicht da zu sein", erwiderte sie nervös.
"Worauf wartest du?", wollte Jane wissen. "Los, geh ihn suchen, und dann nichts wie rauf aufs Schiff! Heute Abend um sechs Uhr erwarte ich dich pünktlich hier zurück." Elena nahm ihre Handtasche und stieg aus dem Auto. Während sie zum Schiff hinüberging, fröstelte sie plötzlich in der kühlen Morgenbrise. Sie trug das bauchfreie Top und den weißen Minirock. Sie wollte die dazu gehörige Jacke aus ihrer Tasche holen und stellte fest, dass sie sie im Auto vergessen hatte. "Jane, meine Strickjacke!", rief sie, doch ihre Schwester war bereits davongefahren. Plötzlich fühlte sie, wie zwei starke Hände ihre Taille umfassten. "Ich werde dich warm halten", sagte Garrett und zog sie an sich. Mit einem Mal war es Elena gar nicht mehr kalt. Im Gegenteil. "Mir ist schon ziemlich heiß", erwiderte sie lächelnd. Die Schiffssirene tutete, und die Passagiere wurden aufgefordert, sich an Bord zu begeben. Elena rannte mit Garrett hinüber. Vorfreude auf den Tag mit ihm erfüllte sie. Sie saßen im Bug des Schiffes. Elena schmiegte sich eng an Garrett und genoss die frische Brise. Ihr war so leicht zumute, so fröhlich. Garrett dagegen grübelte darüber nach, wie er über seine Skepsis der Ehe gegenüber sprechen konnte, ohne Elena zu verletzen. Er musste ihr endlich mitteilen, dass er den Vertrag mit Marriage Connection unterschrieben hatte, ohne zu wissen, worauf er sich einließ. Statt die Seeluft und den Anblick des blauen Meeres zu genießen, konzentrierte er sich darauf, herauszufinden, wann der richtige Moment war, um Elena alles zu gestehen. Vage nur hörte er irgendwann über den Lautsprecher die Stimme des Kapitäns, der die Wettervorhersage für heute bekannt gab und davor warnte, dass es am Nachmittag eventuell ein Gewitter geben könnte.
Das Schiff zerteilte eine große Welle. Die Gischt spritzte hoch bis aufs Deck. Zärtlich wischte Garrett Elena ein paar Tropfen Salzwasser von der Nasenspitze. Ihre Augen trafen sich. Garrett heftete seinen Blick auf Elenas volle rote Lippen. Er hätte sie zu gern geküsst, doch er wusste, dass er nicht das Recht dazu besaß. "Möchtest du reingehen, damit du nicht nass wirst?", fragte er sie. "Oh, nein", widersprach sie. "Ich finde es schön hier draußen." Ihr Rock war hochgerutscht und gab den Blick auf ihre wohlgeformten glatten Schenkel preis. Garrett sehnte sich danach, sie zu streicheln. Elena legte ihren Kopf vertraut an seine Schulter. Garrett war sicher, dass sie seinen unruhigen Herzschlag wahrnahm. Es quälte ihn, ihr nicht die Wahrheit gesagt zu haben, und noch mehr quälte ihn, dass er in ihrer Nähe war und ihm jede Zärtlichkeit verwehrt schien. Denn er war sicher, dass sie ihm sofort die kalte Schulter zeigen würde, wenn er ihr gestand, dass eine Ehe für ihn nicht in Frage kam. Sobald das Schiff in Avalon auf Catalina Island anlegte, sprang Elena voller Energie auf. "Was sollen wir zuerst machen?", fragte sie. "Souvenirs kaufen? Oder Catalina Mansion anschauen? Oder im Wald spazieren gehen?" "Ich mache das, was du willst", erwiderte er und drückte ihre Hand. Er litt, weil er annahm, dass dies heute das letzte Mal sein würde, dass sie sich nahe sein konnten. "Es ist mir ganz egal, was wir unternehmen", gab sie zu. "Hauptsache, ich bin bei dir." Sie sah ihm offen und vertrauensvoll in die Augen. Garrett wagte nicht, ein Wort zu sagen. "Hallo, Leute!", rief der Busfahrer. "Ich habe noch zwei Plätze frei. Die Fahrt geht zum Catalina Mansion."
"Hast du Lust?", fragte Elena spontan. "Klar." "Dann komm!" Hand in Hand gingen sie zum Bus und stiegen ein. Als sie die Avalon Canyon Road entlang fuhren, blickte Elena begeistert und neugierig aus dem Fenster. Sie hielt Garretts Arm, als wären sie tatsächlich ein Paar. Der Busfahrer erzählte die Geschichte von Catalina Mansion, dem einzigen Herrenhaus, das jemals auf Catalina Island errichtet worden war, doch Garrett hörte kaum hin. Unverwandt blickte er auf Elena, innerlich entzweit durch seine Gefühle für sie und das Geständnis, das er ihr machen musste. "Dir entgeht die großartige Aussicht", sagte sie und wies auf das herrliche Panorama. "Ich habe die beste Aussicht der Welt", gab er zurück und sah sie bewundernd an. Wenig später hielt der Bus vor Catalina Mansion. "In zwei Stunden hupe ich, dann möchte ich Sie bitten, wieder einzusteigen", erklärte der Busfahrer. Garrett und Elena nahmen an der Führung durch das herrschaftliche Haus teil. Doch alles, woran Garrett denken konnte, war das Thema Heirat. Elena dagegen freute sich an der kostbaren Inneneinrichtung der verschiedenen Räume. "Das ist ja ein richtiger Palast", bemerkte sie schließlich. "Für meine Zwecke würde ich allerdings ein gemütliches kleines Haus bevorzugen." Sie blickte zu ihm auf. "Und du?" Am liebsten hätte er gesagt: Ich lebe überall, solange du bei mir bist. Stattdessen erwiderte er lakonisch: "Ein kleines Haus ist genau richtig." Kurz bevor die Tour durchs Haus endete, entwischte Elena mit Garrett auf den großen Balkon, von dem man einen atemberaubenden Blick über die Bucht von Catalina Island hatte. Sie hakte Garrett unter und lehnte sich an ihn. "Ich bin so gern mit dir zusammen."
Er hob ihr Kinn mit zwei Fingern an und sah ihr in die Augen. Die leichte Meeresbrise spielte in ihrem Haar. Da zog er sie in seine Arme und hielt sie ganz fest. Ehe er wusste, wie ihm geschah, sagte er: "Ich wünschte, ich könnte für immer mit dir hier auf Catalina Island bleiben." "Mir geht es ebenso, Garrett!" Elena küsste ihn mit einer Leidenschaft, die ihn übewältigte. Er spürte, wie tief ihre Gefühle für ihn waren. In diesem Moment hupte der Busfahrer mehrere Male. Garrett löste sich langsam von Elena. Noch immer hatte er ihr nichts von seinen Zweifeln erzählt. Während der Bus hügelabwärts nach Avalon zurückfuhr, starrte Garrett blicklos aus dem Fenster. Er war todunglücklich. "Was ist eigentlich los, Garrett?", fragte Elena schließlich. "Nichts", erwiderte er nur. Wenig später bummelten sie durch die Einkaufsmeile von Avalon. Elena blieb vor einem Souvenirladen stehen. "Hast du etwas dagegen, wenn ich ein paar Kleinigkeiten für meine Neffen und für meine Schwester besorge?" "Nein, überhaupt nicht." Sie hakte ihn unter und betrat den Laden an seiner Seite. Während sie die Mitbringsel auswählte, fiel Garretts Blick auf ein hundertteiliges Puzzle, dessen Bild Catalina Island zeigte. Lauter kleine Teile, die irgendwie zusammengehörten, aber nur mit Mühe zusammenzufügen waren. Garrett fühlte sich ebenso zersplittert. Elena stand an der Kasse und bezahlte die gekauften Repliken von Seepferdchen und Seesternen, die sie für ihre Neffen ausgesucht hatte. Für Jane hatte sie ein Muschelarmband gewählt. Garrett wartete draußen, und Elena machte sich Sorgen, weil sie fühlte, dass ihn irgendetwas bedrückte. Am Horizont ballten sich dunkle Gewitterwolken zusammen. Sie nahm an, dass Garretts Konflikt etwas mit den zwanzig neuen Verträgen zu tun hatte, die sie von Nathan für Stanley
erworben hatte. Es war anscheinend ganz gleichgültig, wie nah sie sich waren - der Job stand zwischen ihnen. Elena kam aus dem Shop. In der Hand trug sie eine Tüte mit ihren Einkäufen. Sie war entschlossen, diesen Tag heute für sich und Garrett zu etwas ganz Besonderem zu machen. Sie musste ihn von seinen trüben Gedanken abbringen. Er sah sie nicht, als sie von hinten an ihn herantrat. Liebevoll schlang sie ihre Arme um ihn und lehnte den Kopf an seinen breiten Rücken. Er legte seine warmen Hände auf ihre. "Na, fertig mit deinen Einkäufen?", fragte er. "Hm. Was hältst du von Mittagessen?" "Kannst du Gedanken lesen?", Garrett wandte sich um und nahm Elena in die Arme. "Weiter unten habe ich ein schönes Restaurant gesehen." "Wunderbar. Vielleicht können wir danach einen Spaziergang im Wald machen." "Im Souvenirshop habe ich eine Wanderkarte gekauft." "Toll! Wir denken anscheinend synchron", sagte sie glücklich. Nach dem Mittagessen wanderten sie einen Bergpfad entlang durch dichtes Grün. Garrett schwieg meist gedankenverloren. "Elena, sieh dich vor!", warnte er plötzlich. "Das sind Sträucher mit giftigen Blättern!" Er nahm ihre Hand und zog Elena näher zu sich, da das Gewächs bis über den Weg wucherte. Sie hoffte, dass dieser Moment der Nähe endlich dazu führte, dass Garrett begann, über eine gemeinsame Zukunft zu sprechen. Er pflückte eine kleine purpurfarbene Blume und hielt sie Elena hin, so dass sie den süßen Duft schnuppern konnte. Danach blickte er ihr lange in die Augen. Sie hatte das Gefühl, er wolle ihr etwas sagen, doch sein Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass es sich eher um die Jobsituation als um ihre Beziehung handeln könnte. Schnell lenkte sie ihn ab.
"Schau mal, Garrett!", rief sie und deutete nach vorn. "Dort ist ein Bergbach." Sie rannte hinüber zu dem Gewässer. An einer flacheren Stelle waren dicke runde Steine ins Wasser gelegt worden, so dass man den Bach überqueren konnte, ohne nasse Füße zu bekommen. Elena zog ihre Schuhe aus und betrat die glitschigen Steine. Vorsichtig tauchte sie ihre Zehen in das kalte Quellwasser. Als sie sich nach Garrett umdrehte, verlor sie plötzlich das Gleichgewicht, taumelte, rutschte ab und fiel ins kalte Wasser. Garrett war sofort bei ihr, hob sie auf seine Arme und trug sie zu einer Wiese. "Hast du dir wehgetan?", wollte er besorgt wissen. "Es fühlt sich an, als hätte ich mir das Knie gezerrt", antwortete sie. Plötzlich zuckte ein Blitz über den blaugrauen Himmel, gefolgt vcn raschem Donner. Gleich darauf fielen die ersten dicken Regentropfen. Elena wollte aufstehen, doch Garrett hob sie auf seine Arme, nahm ihre Tasche und trug sie zum Weg zurück. "Ich möchte kein Risiko eingehen", bemerkte er. "Mit einer Knieverletzung ist nicht zu spaßen." Ein Platzregen ergoss sich. Elena schlang ihre Arme um Garretts Nacken, während er sie den Waldweg zurück in die Stadt trug. Sie hatte Muße, sein männlich schönes Gesicht eingehend zu betrachten. Regentropfen perlten über seine Wangen und sein markantes Kinn. Sein Mund war ihrem so nah. Es wurde ihr heiß, wenn sie an seine Lippen auf ihrer nackten Haut dachte. "Wenn ich dir zu schwer werde, kannst du mich gern absetzen", bot sie an. "Du bist ein Leichtgewicht, Elena", erwiderte er lächelnd und presste sie enger an sich.
Bewunderung und Liebe stiegen in ihr auf. Zärtlich wischte sie ihm die Regentropfen von den Wangen und seinen Lippen. Als Garrett und Elena wieder in Avalon ankamen, waren sie beide durchnässt bis auf die Haut. Doch Garrett bemerkte es überhaupt nicht. Alles, was er wahrnahm, war Elenas intensive Nähe. Der Regen hatte dazu geführt, dass ihr Top klitschnass an ihrem Körper klebte. Ihre Brüste zeichneten sich deutlich ab, noch deutlicher die aufgerichteten Knospen. "Garrett, ich glaube, ich kann wieder gehen", sagte sie. "Bist du sicher?" Sie nickte, und er setzte sie ab. Sofort vermisste er das Gefühl, sie in den Armen zu halten. Elena blickte auf ihre Uhr. "Es ist schon vier Uhr!", rief sie erschrocken. "Das Schiff legt in ein paar Minuten ab." "Komm", sagte er, ergriff ihre Hand und rannte mit ihr zum Hafen. Dort drängten sich die Menschen vor dem Kassenhäuschen der Schiffahrtsgesellschaft. Der Kapitän winkte und bat um Ruhe. "Tut mir wirklich Leid, Leute", begann er. "Aber der Trip nach San Pedro fällt buchstäblich ins Wasser. Bei diesem Unwetter können wir nicht ablegen." "Wann geht das nächste Schiff?", rief Garrett. "Morgen früh um acht." Garrett schaute zu Elena. Beide waren sich mit einem Mal bewusst, dass sie diese Nacht gemeinsam auf der Insel verbringen mussten. Und beide dachten automatisch an dasselbe: Würde diese Nacht eine Liebesnacht für sie werden? "Wir sollten uns Hotelzimmer besorgen", regte Elena an. Und zwar zwei, mahnte sich Garrett im Stillen. Er wandte sich an die Ticketverkäuferin. "Wo befindet sich das nächstgelegene Hotel?" "Es sind eine Menge Leute, die Zimmer suchen", meinte die Frau. "Sie können froh sein, wenn Sie überhaupt was finden."
Die Frau händigte ihm eine Liste der Hotels aus und wies auf die öffentlichen Telefonzellen am Hafen, wo sich bereits die Zimmersuche nden drängten. Garrett drückte Elenas Hand. "Ich besorge uns schon ein Bett", versprach er und bemerkte seinen Versprecher im gleichen Moment. Ehe er sich jedoch korrigieren konnte, wurde eine Telefonzelle frei, und er eilte hinüber. Nachdem er fast jedes Hotel der Insel angerufen und sich eine Absage geholt hatte, rief er die letzte Nummer an. Das Hotel lag ein wenig außerhalb. Vielleicht hatte er Glück. Die Rezeptionistin sprach nicht besonders gut Englisch, doch sie teilte ihm immerhin verständlich genug mit, dass es noch freie Zimmer gab. Garrett ließ sich vormerken und kehrte zu Elena zurück. "Wir haben Zimmer", verkündete er und legte wärmend den Arm um sie. "Wunderbar", erwiderte sie und schmiegte sich an ihn. "Ich wusste, dass es dir gelingen würde, für uns zu sorgen." Uns! dachte Garrett sehnsüchtig. Wie schön wäre es, wenn dieser Zustand nie enden würde. Doch er glaubte nicht daran. Durch den strömenden Regen rannten sie zum Taxistand, ergatterten einen Wagen und ließen sich zu dem heruntergekommenen Hotel außerhalb von Avalon fahren. Als sie die Lobby betraten, sah Garrett, dass das Mobiliar zwar alt, aber sauber war. "Das ist nicht gerade fürstlich, Elena." "Mir reicht ein Dach über dem Kopf und ein Bett", antwortete sie lächelnd und entschuldigte sich, um auf die Toilette zu gehen. Garrett trat an die Rezeption und meldete sich und Elena an. "Ja, ja, wir haben telefoniert", erinnerte sich die Frau mit starkem Akzent. "Hier ist der Schlüssel zu Nummer neunzehn. Die Laken sind frisch. Im Bad finden Sie frische Handtücher." "Ich benötige auch den Schlüssel zu dem anderen Zimmer", sagte er.
"Anderes Zimmer?", wiederholte die Frau. "Ich habe nur eins frei." Garrett war unbehaglich zumute, während er auf Elena wartete. Einerseits konnte er sich nichts Schöneres vorstellen, als die Nacht mit ihr zu verbringen. Andererseits konnte er dann nicht mit ihr über seinen inneren Konflikt reden, warum er zögerte, noch einmal zu heiraten. Im Waschraum stand Elena vor dem Spiegel und kämmte ihr nasses Haar. Vor lauter Nervosität darüber, dass sie die Nacht mit Garrett in einem Hotel verbringen würde, konnte sie kaum einen klaren Gedanken fassen. Sie freute sich unbändig, dass das letzte arrangierte Date mit ihm noch nicht vorüber war. Wenig später trat sie zu Garrett an den Tresen der Rezeption. "Hast du die Zimmerschlüssel bekommen?", fragte sie. "Es gibt ein kleines Problem", gestand er. "Wir haben nur ein Zimmer." "Nur eins?" Der Gedanke, das Bett mit Garrett zu teilen, war ihr alles andere als unangenehm. "Ich überlasse dir das Zimmer und suche mir ein anderes Hotel", bot er an. "Vielleicht hat irgendjemand seine Buchung zurückgezogen." "Das kannst du vergessen, Garrett. Die Insel ist total ausgebucht. Wir haben keine andere Wahl." "Nur, wenn es dir wirklich nicht unangenehm ist." "Überhaupt nicht", erwiderte sie, was maßlos untertrieben war. Garrett schloss die Zimmertür von Nummer neunzehn auf. Elenas Blick fiel sofort auf das große Doppelbett. Sie malte sich aus, wie es sein würde, nackt mit Garrett hier zu liegen. Gleichzeitig aber wusste sie, dass sie sich zurückhalten musste, bis sie Gewissheit über seine Zukunftsabsichten hatte. "Du frierst", sagte Garrett und berührte ihre Schultern. "Mir ist eiskalt."
"Ich lasse dir ein heißes Bad ein", bot er an und ging hinüber ins Badezimmer. "Ich rufe in der Zwischenzeit meine Schwester an, um ihr zu sagen, dass das Schiff erst morgen wieder fährt." Nervös wählte sie Janes Telefonnummer. "Hallo, Jane", sagte sie. "Die Rückfahrt wurde für heute abgesagt, weil wir ein Riesengewitter haben." "Wo übernachtest du?", wollte Jane wissen. "In einem Hotel." "Mit Garrett?" "Es gab nur noch ein Zimmer, und ..." "Wo ist Garrett im Moment?" Elena hörte Wasser rauschen. "Er lässt mir ein heißes Bad ein." "Für euch beide?" "Nein, nur für mich", erwiderte Elena eilig. "Mir ist so kalt, weil ich nass geworden bin." "Du darfst nicht an seinen Gefühlen für dich zweifeln, Elena. Siehst du nicht, wie viel du ihm bedeutest?" "Oh, Jane",flüsterte sie. "Mir ist ja auch, als wären wir ver..." Sie unterbrach sich, weil das Wasser abgestellt wurde. "Ich muss auflegen, Jane. Wir sehen uns morgen früh." Garrett kam zurück ins Zimmer und schlang Elena liebevoll ein großes Badetuch um die Schultern. "Alles ist bereit für dich", verkündete er. "Du bist so lieb zu mir", sagte sie. "Ich beeile mich, damit du auch baden kannst." Sie schloss die Badezimmertür, obwohl sie Garrett am liebsten eingeladen hätte. Als sie sich auszog, spürte sie, dass ihr Knie weh tat. Doch sie war viel zu aufgeregt, um sich darum zu kümmern. Garrett schaltete den Fernsehapparat ein und zappte von einem Kanal zum anderen, ohne wirklich zu bemerken, was für eine Sendung gerade lief. Seine Gedanken waren bei Elena.
Er stellte sich vor, wie sie sich auszog und nackt ins Badewasser stieg. Frustriert schaltete er den Fernseher wieder aus. Noch immer war er Elena eine Erklärung schuldig und hatte es nicht über sich gebracht. Ihm war klar, dass er es absichtlich hinauszögerte. Er wollte die letzten schönen Stunden mit ihr nicht zerstören. In diesem Augenblick hörte er einen unterdrückten Schmerzensschrei aus dem Bad. Er sprang auf und ging zur geschlossenen Tür. "Ist alles in Ordnung, Elena?" "Ich bin umgeknickt, als ich in die Wanne steigen wollte. Anscheinend hat mein Knie doch etwas abgekriegt." Ohne nachzudenken, kam Garrett ins Bad. Er sah Elena auf der Badewannenkante sitzen. Sie rieb sich das Knie. "Ich helfe dir", bot er an und umfasste zärtlich ihre Taille, um sie zu stützen. "Wahrscheinlich geht es jetzt schon wieder", meinte sie. "Das warme Wasser wird der Zerrung gut tun", sagte er. Als sie mit seiner Hilfe ins Wasser glitt, konnte er nicht verhindern, dass seine Hände ihre Brüste streiften. Elenas Nacktheit erregte ihn. Er sah ihr in die Augen, und das Verlangen, das er in ihnen las, spiegelte sein eigenes Begehren. Er konnte Elena nicht widerstehen. Sein Puls raste. Sein Verstand setzte aus. Er beugte sich vor und küsste sie. Elena schob ihre Finger in sein dichtes Haar und zog ihn näher zu sich. Mit beiden Händen suchte er unter Wasser ihre Brüste und begann, sie zu streicheln, bis die Spitzen hart wurden. Als er spürte, wie Elenas Lust wuchs, fuhr er zärtlich über ihre Schenkel und ließ seine Hand zu ihrer intimsten Stelle wandern. Elena stöhnte leise unter seinen kundigen Berührunge n. Irgendwann empfand Garrett die gekachelte Wanne, die zwischen ihnen war, als so störend, dass er sich ohne Umschweife auszog und zu Elena ins Wasser stieg. Alle Zweifel
fielen von ihm ab. Er brauchte Elena, sie war die Frau seiner Träume. Er setzte sich und zog Elena auf seinen Schoß. Hungrig küsste er sie. Als er fühlte, wie sie ihn umfasste, stöhnte er vor Lust. "Ich will dich, Elena", murmelte er erregt. "Ich will dich auch." Sachte drang er in sie ein, bis er sich vollkommen eins mit ihr fühlte. "Du bist wundervoll, Elena", flüsterte er und umfasste ihren festen Po, als sie begann, sich auf ihm zu bewegen. Sie fanden zu einem gemeinsamen Rhythmus der Lust, der ihre Erregung bis aufs Äußerste steigerte. Garrett liebkoste Elenas volle Brüste mit den Lippen, mit der Zunge, mit den Zähnen. Er wollte, dass es für sie ein unvergessliches Erlebnis wurde. Als die Leidenschaft ihn übermannte, flüsterte er heiser: "Ich liebe dich so sehr, Elena. Ich werde dich immer lieben." "Oh, Garrett, ich liebe dich auch!" seufzte sie lustvoll und bewegte sich mit Garrett in leidenschaftlicher Ekstase. Bald begann sie zu beben, und verlor sich in einem atemberaubenden Höhepunkt. Da konnte auch Garrett sich nicht länger zurückhalten und fand Erfülllung. Danach hielt er Elena zärtlich umfangen. "Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals einem Menschen so nah fühlen könnte", sagte er liebevoll. "Ich will dir immer nah sein, Garrett." Sie nahm ihn bei der Hand. Gemeinsam stiegen sie aus der Wanne. Elena nahm ein Badetuch und trocknete Garrett ab. Sie genoss es, seinen schönen Körper überall zu berühren. Dabei bemerkte sie, dass Garrett bereits wieder erregt war. "Ich will dich noch einmal, Elena", sagte er sanft und hob sie auf die Arme, um sie zum Bett zu tragen. Einen Moment la ng blieb er stehen, um ihre Schönheit zu bewundern.
Elena schlang ihm die Arme um den Nacken und zog ihn zu sich. Er drang in sie ein, und noch einmal durchlebten sie den Taumel der Lust. Später lagen sie dicht aneinander geschmiegt unter der Decke. Nie zuvor in seinem Leben hatte sich Garrett so erfüllt, so vollkommen geliebt gefühlt. Am nächsten Morgen weckte ihn das erste Sonnenlicht, das durch die Jalousien drang. Er blinzelte und fragte sich sekundenlang, ob das alles nur ein schöner Traum gewesen war. Doch Elena lag friedlich schlafend an seiner Seite. Sein Kopf ruhte an ihren Brüsten. Sinnliche Erregung erfasste ihn und er küsste eine der Knospen. Elena stöhnte leise, als er begann, die empfindliche Spitze mit seiner Zunge zu reizen. Damit nicht genug, verteilte er viele Küsse auf ihren Brüsten, ihrem Bauch, ihren Schenkeln. Und dann setzte er seine wunderbaren Liebkosungen an der Stelle fort, wo Elena am sensibelsten auf Berührungen reagierte. "Garrett, o Garrett", flüsterte sie heftig erschauernd und überließ sich ganz den wunderbaren Gefühlen, die er in ihr auslöste. Als der Sturm in ihr ein klein wenig abgeklungen war, zog Elena Garrett auf sich und küsste ihn hungrig. Er konnte sich nicht länger zügeln und drang sofort in sie ein. Sie liebten sich in wilder Leidenschaft, bis sie beide das Gefühl hatten, vor Lust zu vergehen. Die Liebe, die sie füreinander empfanden, verstärkte ihre Ekstase. Noch nie zuvor hatten sie ein so vollkommenes Etassein mit einem anderen Menschen erlebt. Es war wie ein Wunder. Danach lagen sie nah beieinander, bis sich ihr Atem beruhigte. "Wir müssen aufstehen, Garrett", sagte Elena schließlich. "Sonst verpassen wir das Schiff." "Welches Schiff?", fragte er. Sie löste sich von ihm. "Komm schon", riet sie ihm lächelnd. "Oder wir müssen nach Hause schwimmen."
Erst als sie nicht mehr an seiner Seite lag, erkannte Garrett klar und deutlich, was geschehen war. Sie hatten eine Liebesnacht miteinander verbracht. "Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich, Garrett", hauchte Elena, als sie im Bad verschwand. Abrupt setzte er sich im Bett auf. Ihm war klar, dass Elena nie mit ihm geschlafen hätte, wenn sie von seinen Zweifeln bezüglich Ehe und Familie gewusst hätte. Aber hatte er überhaupt noch Zweifel? Er war so unglaublich glücklich. Elena bedeutete ihm alles auf der Welt. Würde sie ihn trotzdem verlassen? An Deck des Ausflugsschiffes beobachtete Garrett ein junges Paar, das an der Reling stand. Die goldene Morgensonne ließ den Ehering des Mannes blitzen. So einen Ring habe ich auch einmal getragen, dachte Garrett. Und ich dachte damals, es sei für die Ewigkeit. Elena lehnte sich vertrauensvoll an ihn. Er wusste, dass er sie liebte. Und doch fürchtete er sich davor, dass sie nicht für immer bei ihm bleiben würde. Als das Schiff in San Pedro einlief, drängten die Passagiere ans Ufer. Garrett wurde im Geschiebe von Elena getrennt. Ein Angestellter der Reederei bat ihn zu sich, damit er das letzte Formular der Agentur unterschrieb. Er unterzeichnete das Dokument. Danach hielt er Ausschau nach Elena. Sie war bereits am Kai und winkte ihm, während sie zu Jane und den Kindern lief, die bereits ungeduldig neben dem Auto auf dem Parkplatz warteten. Garrett verhielt seinen Schritt. Ihm war klar, dass er zum jetzigen Zeitpunkt kein Recht hatte, Jane kennen zu lernen. Er hatte kein Recht, zur Familie zu gehören. Zu allererst musste er Elena mitteilen, was er über eine Ehe dachte. "Elena!", rief er ihr hinterher. Sie drehte sich um. "Ich fahre nach Hause. Ich rufe dich später an!"
"In Ordnung!", rief sie zurück. In ihren Augen las er Wärme und Zuneigung. Er fuhr los, und seine Gefühle waren in noch größerem Aufruhr als gestern. Elena lehnte sich auf dem Beifahrersitz zurück und seufzte glücklich, als sie an die vergangen Nacht voller Liebe und Zärtlichkeit dachte. "Warum habe ich den Mann deines Lebens nicht kennen lernen dürfen?", fragte ihre Schwester, die am Steuer saß. "Ein anderes Mal", erwiderte Elena. Sie wünschte, die Zeit wäre schon reif für eine offizielle Vorstellung, doch solange der Job zwischen ihr und Garrett stand, war es zu früh. Ihre Schwester warf ihr einen Blick zu. "Spann mich nicht noch länger auf die Folter", flüsterte sie, so dass es die Kinder auf dem Rücksitz nicht hören konnten. "Was ist denn letzte Nacht zwischen euch geschehen?" Elena legte den Kopf in den Nacken und lächelte. Sie strahlte vor Glück. "Wir haben uns die ganze Nacht lang geliebt", berichtete sie ganz leise. "Ich wusste es!", rief Jane. "Schon gleich, als ich dich sah, wusste ich Bescheid." "Wirklich?", fragte Elena erstaunt. Anscheinend sah man ihr das Glück an. "Jane, er hat mir gesagt, dass er mich liebt." "Oh, Elena. Ich freue mich so für dich! Was hat er noch gesagt?" Anscheinend wollte Jane unbedingt wissen, ob er über eine gemeinsame Zukunft gesprochen hatte. Damit konnte sie nicht dienen. "Er liebt mich, Jane", erwiderte sie deshalb nur. "Das ist alles,"was zählt." Zu Hause überlegte sie, wie lange es wohl noch dauern würde, bis Garrett ihr einen Heiratsantrag machte. Sie war ungeduldig, wusste aber, dass sie nichts erzwingen konnte.
Sie legte sich aufs Bett und wünschte, die Sache mit der Beförderung sei endlich geklärt. Als sie endlich in Schlummer fiel, träumte sie davon, mit Garrett verheiratet zu sein. Während der nächsten Arbeitstage wartete sie nervös darauf, dass Stanley seine Entscheidung traf. Dann schließlich winkte ihr Chef sie eines Morgens in sein Büro, obwohl er noch telefonierte. Ihr Magen krampfte sich zusammen, doch sie setzte sich und wartete, bis er das Telefongespräch beendet hatte. "Wenn sie keine gute Arbeit leistet", hörte sie Stanley sagen, "dann muss sie eben gehen." Dann legte er auf. "Falls Sie in der Zwischenzeit weitere Kunden geworben haben, lassen Sie es mich wissen", begann Stanley. "Garrett hat mich heute Morgen angerufen. Er hat neue Verträge abgeschlossen. Ich möchte noch in dieser Woche meine Entscheidung fällen." "Natürlich", erwiderte sie und fühlte, dass Panik in ihr aufstieg. Sie kehrte an ihren Schreibtisch zurück. Wie viele neue Verträge hatte Garrett wohl abgeschlo ssen? Sie war so sicher gewesen, dass nach ihrem letzten Coup der Job nur an sie fallen konnte. Insgeheim hatte sie mit der Gehaltserhöhung bereits gerechnet. Und nun? Entschlossen nahm sie ihre Handtasche und fuhr zu einem Immobilienmakler in Pacific Palisades in der Hoffnung, dort neue Kunden aufzutreiben. Während sie ihren Wagen durch den Verkehr steuerte, fragte sie sich wieder und wieder, ob die Liebe zwischen ihr und Garrett leiden würde, wenn einer von ihnen den Job bekam. Wenn sie es sein würde, die ihn kriegte - würde Garrett nicht einen geheimen Groll gegen sie hegen, auch wenn er es nicht zugab? Und wenn er stellvertretender Geschäftsführer wurde, würde er sich wahrscheinlich ständig Vorwürfe machen, weil er Elena eine wichtige Chance verbaut hatte.
Nur eines wusste sie: Wegen eines Jobs durfte sie Garrett auf keinen Fall verlieren! In dieser Stimmung betrat sie das Maklerbüro und fragte nach dem zuständigen Manager. "Elena Martin?", sprach ein Mann etwa Ende vierzig sie plötzlich an und reichte ihr die Hand. "Ich bin Peter Drexler, Geschäftsführer von Drexler Property Management." "Hallo", erwiderte sie und schüttelte seine Hand. Sie wusste, dass Drexler einer der Hauptkonkurrenten von Stanley auf dem Markt war. "Ich habe gehört, welchen sensatione llen Kauf Stanley dank Ihres Verhandlungsgeschicks tätigen konnte", bemerkte Drexler. "Jeder, der hier in Los Angeles ein Hausverwaltungsunternehmen besitzt, beneidet ihn darum." Sie lächelte. "Danke. Ich glaube auch, dass Stanley sehr zufrieden ist." "Er kann froh sein, dass er so eine hervorragende Managerin wie Sie besitzt, Elena", fuhr der Geschäftsmann fort. "Ich möchte Ihnen ein Angebot machen. Hätten Sie Interesse, für mich zu arbeiten?" Elena war erstaunt. Bisher war sie überhaupt nicht auf die Idee gekommen, die Firma zu wechseln. Dann dachte sie an Garrett. "Wie sieht Ihr Angebot aus?", hörte sie sich fragen. In ihrem Kopf wirbelte es, als Peter Drexler ihr erläuterte, dass er ihr einen Job mit festem Grundgehalt und satter Provision anbot. Das Gehalt war so hoch, dass es demjenigen, das sie als Geschäftsführerin bei Stanley erwarten würde, gleichkam. Hier war ihre Chance, genügend Geld zu verdienen, um Jane zu unterstützen - und ihre Beziehung zu Garrett litt nicht darunter! "Nun, wie sieht es aus, Miss Martin? Einverstanden?", fragte Drexler.
Sie fühlte sich wohl bei Grant Property Management, doch sie wusste, dass es Zeit war, diese einmalige Gelegenheit zu ergreifen. Deshalb schlug sie ein. "Einverstanden." Zwar verlor sie damit die Aussicht, einen hochkarätigen Posten als stellvertretende Geschäftsführerin zu erlangen, aber Garrett war ihr den Wechsel wert. Garrett wartete, bis der reiche Finanzmagnat Morgan Streit sein Telefongespräch beendet hatte. Er wollte ihm einige Vorschläge zur besseren Verwaltung seiner Liegenschaften machen. Solange Streit telefonierte, hatte Garrett Muße zu überlegen, wie er Elena am wenigsten verletzend mitteilen konnte, dass eine zweite Ehe nicht für ihn in Frage kam. Ihm war klar, dass er Elena selbst dann verlieren würde, wenn sie seine Argumente verstand. Sie sehnte sich nach einem Mann und Kindern. Das konnte und wollte er ihr nicht bieten. Trotzdem gestand er sich ein, dass er sie mehr als alles auf der Welt liebte. "So, Mr. Sims. Was genau tragen Sie mir an?" "Die Ehe", platzte Garrett heraus, ehe er erkannte, dass die Frage von Mr. Streit kam, der endlich den Telefonhörer aufgelegt hatte. Er hoffte, dass sein Ausrutscher die Chancen auf einen Deal mit dem Finanzmann nicht runiert hatte. Morgan Streit besaß fünf Geschäftsgebäude im Umland von Los Angeles, die zur Zeit noch im Bau waren. Die Häuser würden für Grant Property Management eine Goldgrube sein. Zusammen mit den drei anderen Verträgen, die er neulich abgeschlossen hatte, würde er Elena überrunden. "Ich bie te Ihnen ein umfassendes Programm, Mr. Streit", begann Garrett. "Sozusagen ein Inklusiv - Vertag, der Ihre Kosten gering hält und Ihre Mieter in jeder Hinsicht zufrieden stellt." "Können Sie das mit Zahlen belegen, Mr. Sims?" "Hier, bitte", antwortete Garrett und reichte ihm detaillierte Budgetübersichten. Dabei dachte er daran, ob es sinnvoll war,
Elena anzurufen und um ein Gespräch zu bitten. Doch was sollte er ihr sagen? Dass sie keinen Heiratsantrag von ihm erwarten durfte? Das ging nicht. Und es war auch nicht der Punkt. Was er sie tatsächlich fragen wollte, darauf durfte er niemals eine Antwort erhoffen: Wirst du mich verlassen, wenn wir heiraten? Morgan Streit las sich die Dokumente sorgfältig durch. Dann schloss er die Mappe. "Ihre Vorschläge sind realistisch und sehr wirtschaftlich zugleich", lobte er. "Also, her mit den Verträgen." Vom Autotelefon aus rief Garrett bei Stanley an, um ihm den Erfolg zu berichten. Das Beste an der Sache war, dass seine und Elenas Verträge einander in nichts nachstanden, so dass die Entscheidung Stanleys tatsächlich eine faire Basis hatte. Er erwischte jedoch nur Grace, die ihm mitteilte, dass Stanley nach Hause gegangen war, weil er sich nicht wohl fühlte. Garrett zögerte, weil er überlegte, ob er nach Elena fragen sollte, doch war es ratsam, ihr am Telefon etwas von seinen Nöten und Zweifeln zu erzählen? Wohl nicht. Ratlos rief er Trey an. "Können wir uns heute Abend im Billard-Cafe treffen?", fragte er den Freund. "Ich bin verheiratet, falls du dich erinnerst", erwiderte Trey. "Komm zum Abendessen. Ich koche Chinesisch." Als Garrett bei Trey eintraf, war er entschlossen, mit seinem Freund über die Probleme zu reden, die das Thema Ehe ihm bereitete. Doch zunächst wurde ein Gespräch vereitelt, denn es erwies sich, dass Julie stocksauer war, weil Trey vergessen hatte, ihr mitzuteilen, dass Garrett zum Essen kommen würde. Am Tisch fühlte Garrett sich unbehaglich, während er zuhörte, wie das frisch gebackene Ehepaar sich stritt. Julie warf Trey vor, er sei rücksichtslos und habe sich nicht im geringsten geändert. Ehe Garrett dazu kam, das Chicken Chop Suey zu genießen, sprang Julie auf und stürmte in die Küche. "Vielleicht sollte ich besser gehen?", meinte Garrett.
"Bleib und iss", forderte sein Freund ihn auf. "Ich bin gleich wieder da." Dann verschwand auch er in der Küche. Garrett war der Appetit vergangen. Die Szenen einer Ehe, die er gerade mitbekam, waren nicht dazu angetan, seine Meinung über eine zweite Heirat zu ändern. Angenommen, ich heirate Elena, dachte er. Ich würde es nicht überleben, wenn sie mich verlässt. Ein paar Minuten später erschienen Trey und Julie Arm in Arm im Esszimmer. Julie wirkte ein wenig schuldbewusst. "Nachdem du das hier gerade erlebt hast, wirst du nicht so schnell wieder vor den Traualtar treten", sagte sie. Ehe Garrett antworten konnte, mischte sich Trey ein. "Mach dir darüber keine Gedanken. Garrett ist überzeugter Junggeselle." "Bin ich nicht", widersprach er. "Oh, doch. Du wartest jedenfalls, bis sie einen neuen Paragraphen in den Ehevertrag aufnehmen." "Und der lautet?" "Eine Haltbarkeitsgarantie für die Ehe." Zu Hause in seinem Bett wälzte sich Garrett ruhelos von einer Seite auf die andere. Treys Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf. Er gestand sich ein, dass er tatsächlich eine Haltbarkeitsgarantie für eine neue Ehe verlangte. Er wollte, dass Elena für immer bei ihm blieb. Elena eilte ins Büro. Sie fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, heute kündigen zu müssen, und beruhigte sich nur damit, dass sie es ja für ihre Beziehung mit Garrett tat. Er bekam die Beförderung, sie einen neuen Job, und dann konnten sie heiraten. Sie probte im Stillen die Worte, die sie Stanley sagen wollte. In diesem Moment kam ihr Chef zu ihr herüber. Er hatte dunkle Schatten unter den Augen und wirkte äußerst erns t. Elena wurde unbehaglich zumute.
"Kann ich kurz mit Ihnen sprechen, Elena?", fragte er barsch, drehte sich um und ging zurück in sein Büro, ohne auf eine Antwort zu warten. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Hatte Stanley irgendwie herausbekommen, dass sie kündigen wollte? Hoffentlich nicht. Er war immer aufrichtig und loyal zu ihr gewesen. Daher wollte sie ihn nicht enttäuschen. Sie ging zu Stanleys Büro hinüber und warf im Vorübereilen einen Blick zu Grace, weil sie hoffte, von ihr einen Wink zu erhalten. Doch Grace telefonierte. Elena atmete tief durch und betrat das Chefzimmer. Wie angewurzelt blieb sie stehen, als sie Garrett erblickte. Er schien sich ebenfalls äußerst unbehaglich zu fühlen. Stanley wies auf zwei Stühle vor dem Schreibtisch. "Elena, ich befinde mich in einer sehr unangenehmen Position", begann er. "Bitte, Stan", unterbrach ihn Garrett. "Lassen wir Elena aus dem Spiel. Ich bin ganz allein verantwortlich." "Ich habe keine andere Wahl, Garrett", sagte Stanley fest. "Elena, am Montag habe ich Delia, die Sekretärin in Sherman Oaks, entlassen. Um sich zu rächen, berichtete sie mir, dass Sie und Garrett liiert sind." "Ich ..." Sie brach ab und sah hilfesuchend zu Garrett. Ihr fiel wieder ein, dass Delia sie und Garret in leidenschaftlicher Umarmung erwischt hatte. Ein Moment der Liebe würde also nun alles zerstören. "Mir ist bewusst, dass ich kein Recht habe, mich in die Privatangelegenheiten meiner Mitarbeiter einzumischen", fuhr Stanley fort. "Da das letzte Techtelmechtel in meinem Büro allerdings für mein Unternehmen fast zu einem Desaster geführt hat, werde ich alles tun, um etwas Ähnliches zu verhindern." "Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass alles nur meine Schuld ist, Stan", wiederholte Garrett. "Nein, das stimmt nicht", mischte sich Elena ein.
Garrett sah sie bittend an. Sie wusste, er wollte sie schützen, und sie liebte ihn nur um so mehr dafür. Stanley erhob sich. Er war blass und schwankte leicht. "Falls die Beschuldigung zu Recht geäußert wurde, erwarte ich von Ihnen, dass Sie das Problem unter sich lösen", sagte er. Panik ergriff Elena. Sie wollte Garrett den Job unbedingt retten. Sie musste sofort kündigen. "Stanley, ich möchte Ihnen sagen ..." In diesem Moment taumelte ihr Chef und hielt sich an der Schreibtischkante fest. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Elena eilte zu ihm, und Garrett half ihm, sich zu setzen. Rasch nahm Elena den Telefonhörer. "Ich rufe einen Krankenwagen." "Nein", keuchte Stanley. "Das dauert zu lange. Garrett, fahren Sie mich ins Krankenhaus!" "Natürlich", versicherte Garrett sofort. Elena half, Stanley zu Garretts Auto zu bringen. Als sie zurück ins Büro gehen wollte, rief ihr Boss ihr hinterher: "Ich habe Dutzende von Telefonaten zu erledigen. Die Zettel liegen auf meinem Schreibtisch. Können Sie sich darum kümmern, Elena?" "Klar, mache ich", erwiderte sie. "Gute Besserung." Ihr Blick traf sich kurz mit Garretts. Sie wünschte, sie könnte ihm sagen, dass sie ihn liebte und dafür sorgen würde, dass er den Job bekam. Als sie ins Büro zurückkam, fragte Grace besorgt: "Steht es schlimm mit Stanley?" "Es wird ihm bald besser gehen", beruhigte Elena die Kollegin. "Sie werden wahrscheinlich wütend sein, Elena", fuhr Grace fort, "aber alle Kollegen hier wissen Bescheid über das, was Delia gesagt hat." Elena errötete. "Da habe ich mir was Schönes eingebrockt", seufzte sie.
"Ich finde es nicht schlimm. Im Gegenteil. Garrett und Sie sind wie füreinander geschaffen." "Danke, Grace", erwiderte Elena gerührt. "Vielen Dank." Sie umarmte die Ältere herzlich. Danach eilte sie in Stanleys Zimmer, um die unerledigten Telefonate zu führen. Sie hatte erst wenige Minuten gearbeitet, als die Sprechanlage summte. Grace meldete sich. "Die neue Empfangssekretärin in der Filiale in Sherman Oaks hat gerade angerufen. Eine Mieterin in dem Apartmenthaus in Palms, das Garrett managt, hat Probleme. Soll ich Garrett im Krankenhaus anrufen oder dem Mieter seine Handynummer geben?" "Nein, wir sollten Garrett jetzt nicht stören", antwortete Elena. "Ich kümmere mich um die Sache." Sie rief die Mieterin an, die sich in heller Panik befand. "Ein paar Wasserleitungen sind geborsten, und in meinen Zimmern rinnt das Wasser von der Decke", berichtete die Frau. "Nennen Sie mir die Adresse des Hauses", bat Elena. "Ich komme sofort mit dem Installateur zu Ihnen." Dann meldete sie sich bei Grace. "Ich brauche die Nummer des Installateurs, mit dem Garrett normalerweise zusammenarbeitet." Sie wies den Handwerker an, sofort mit der Mieterin Kontakt aufzunehmen, um herauszubekommen, wo genau im Gebäude die Wasserleitungen defekt waren. Sie forderte ihn auf, sich binnen kürzester Frist in Palms mit ihr zu treffen. Sie nahm ihre Handtasche und eilte zur Rezeption. "Bitte rufen Sie Garrett im Krankenhaus an", bat sie Grace und reichte ihr einen Notizzettel. "Sagen Sie ihm, dass ich mich in Palms befinde und das Problem löse. Die Adresse steht hier drauf." "Mache ich sofort", antwortete Grace. "Rufen Sie bitte auch den Hauseigentümer an", fuhr Elena fort. "Ich brauche eine Liste aller Mieter und einen Satz Schlüssel zu den Apartments."
Grace wählte bereits die Telefonnummer. "Das mache ich am besten zuerst, damit die Schlüssel bereits auf Sie warten, wenn sie eintreffen." Während der Fahrt nach Palms dachte Elena unentwegt an Garrett. Sie wollte ihm klar machen, dass sie immer für ihn da sein würde, egal, ob beruflich oder privat. Am liebsten hätte sie ihn sofort angerufen, nicht nur, um zu fragen, wie es Stanley ging, sondern auch, um herauszufinden, ob sich seine Gefühle für sie geändert hatten. Der Installateur erwartete Elena bereits im Apartmentgebäude. Er berichtete ihr, dass er die defekten Wasserrohre erst kürzlich ausgetauscht hatte. "Es tut mir furchtbar Leid, Miss Martin", sagte er. "Ich werde alle Schäden auf meine Kosten reparieren." Er reichte ihr die Liste der Mieter, die der Hauseigentümer gerade vorbeigebracht hatte, sowie die erforderlichen Schlüssel, um in die Apartments zu gelangen. Elena warf einen kurzen Blick auf die Liste. Neben jedem Namen stand das Datum, an dem der Mieter eingezogen war. Sie klopfte an jede Wohnungstür. Manche Mieter waren zu Hause, manche Apartments musste sie aufschließen. Sie kontrollierte, ob sich Wasserschäden in den Wohnungen befanden, und dort, wo sie niemanden antraf, hinterließ sie eine Notiz, so dass die Mieter wussten, dass sie in der Wohnung gewesen war. Sie betrieb die Kontrolle mit großem Ehrgeiz, denn sie wollte Garrett zeigen, dass er sich in jeder Hinsicht auf sie verlassen konnte. Bei ihrem Rundgang durchs Haus kam sie auch zu Apartment Nummer 28. Sie wandte sich an den Installateur. "Wie viele Familien wohnen in diesem Gebäudekomplex?", wollte sie wissen. Sie wollte den Job so rasch wie möglich beenden, um ins Krankenhaus zu fahren. Deshalb hatte sie die Liste der Mieter bisher nur überflogen.
"Hier wohnen keine Familien", antwortete der Handwerker. "Dies ist ein Haus, in dem nur Singles wohnen." "Wie seltsam", bemerkte sie und klingelte bei Nummer 28. Dabei dachte sie an eine Zukunft mit Garrett. Würden sie ein gemütliches kleines Apartment mieten? Oder ein kleines Haus? "Tja, Miss Martin", erklärte der Mann. "Jeder Mieter, der hier einzieht, unterschreibt einen Vertrag, in dem er versichert, zwei Jahre lang Single zu bleiben." Er ging zum nächsten Apartment. "Ich schaue hier nach." Elena klopfte bei Nummer 28, da niemand öffnete. "Ich komme von Grant Property Management", rief sie. "Könnte ich bitte nachschauen, ob Sie Wasserschäden haben?" Keine Antwort. Sie schloss die Tür auf. "Ich komme jetzt herein", rief sie. Sie betrat das Apartment und hatte sofort das Gefühl von Vertrautheit. Irgendetwas kam ihr bekannt vor. Ein schwarzes Ledersofa. Der Wohnzimmertisch aus Teakholz, auf dem Zeitschriften lagen. Der Duft eines männlichen Eau de Toilette. Plötzlich stockte ihr der Atem. Sie sah eine Krawatte mit geometrischem Muster über der Sofalehne hängen. Entgeistert starrte sie darauf, bis sie auf die Idee kam, den Namen des Mieters auf der Liste zu suchen. Garrett Sims, las sie. Das kann nicht sein! dachte sie. Er kann sich nicht verpflichtet haben, zwei Jahre lang ledig zu bleiben! Sie war wie betäubt. Es hatte alles seine Richtigkeit. Garrett war hier eingezogen, noch während er sich mit ihr, Elena, traf, und ihr sagte, dass er sie liebte. Und ich habe geglaubt, er will mich heiraten! dachte sie entsetzt. Garrett umklammerte sein Handy so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervor traten. Er war noch im Krankenhaus und hatte Grace am Apparat, die ihm mitteilte, dass Elena sich in Palms um die defekten Wasserleitungen kümmerte. Es
handelte sich um genau jenen Apartmentkomplex, in dem er wohnte! In einer Wohnung ausschließlich für Singles. Er hörte kaum, dass der Krankenpfleger ins Wartezimmer kam. "Mr. Sims, wir führen jetzt mit Mr. Grant einige Untersuchungen durch." "Wird er wieder gesund?", fragte Garrett besorgt. "Es sieht so aus", erwiderte der Mann. "Wir rufen Sie in Kürze." "Danke, vielen Dank." Garrett begann, im Wartezimmer auf und ab zu gehen. Wieder und wieder fuhr er sich nervös mit den Fingern durchs Haar. Warum hatte er Elena bloß nichts von seinem Umzug gesagt, und vor allen Dingen von den Umständen, die dazu geführt hatten? Er wusste warum. Er hatte sie nicht aufgeben wollen. Und nun lief er Gefahr, sie gerade durch sein Zögern zu verlieren. Er wäre gern sofort hinüber nach Palms gefahren, um ihr alles zu erklären. Doch es ging nicht. Zuerst musste er sich um Stanley kümmern. Er wählte Elenas Handynummer, um wenigstens kurz mit ihr zu sprechen und vielleicht das Schlimmste zu verhindern. Doch der Krankenpfleger unterbrach ihn, indem er ins Wartezimmer kam und sagte: "Sie dürfen jetzt zu Mr. Grant." Garrett unterbrach die Leitung und eilte hinter dem Krankenpfleger her durch den langen Flur des Hospitals. "Wie geht es Ihnen, Stan?", fragte er und lächelte gezwungen. Es fiel ihm schwer, ruhig hier am Bett zu stehen, wenn alles ihn zu Elena drängte. "Ich lebe noch", erwiderte sein Chef. "Die Ärztin sagt, ich hatte einen leichten Herzinfarkt. Wenn ich weiter so viel arbeite, riskiere ich Schlimmeres." "Dann sollten Sie auf den Rat der Ärztin hören, Stan", sagte Garrett.
"Das werde ich tun. Es sieht so aus, als winkte der vorzeitige Ruhestand." Stanley lächelte traurig. "Damit muss ich mich abfinden." Er schwieg einen Moment. "Garrett, der Job ist Ihrer", verkündete er dann entschlossen. "Und Elena?", fragte Garrett. "Sie hat mindestens genau so hart dafür gearbeitet wie ich, wenn nicht härter." "Sie ist eine sehr gute Managerin", gab Stanley zu. "Aber Sie arbeiten schon eine Weile länger für mich, Garrett. Ich vertraue Ihnen. Wenn Sie sich in diesem Job bewähren, werde ich Ihnen die Firma übertragen." Der Krankenpfleger kam herein und brachte ein Tablett mit mehreren Medikamenten. Er teilte Stanley mit, dass es nötig sein würde, ihn über Nacht im Krankenhaus zu behalten, um den weiteren Verlauf zu beobachten. Garrett starrte blicklos aus dem Fenster. Er wusste nicht mehr aus noch ein. Eigentlich hätte er sich freuen müssen, dass sein Karrieretraum nun Wahrheit wurde. Er wollte Stanley seine Dankbarkeit ausdrücken. Doch trotzdem fühlte er tiefe Verzweiflung, weil es nicht so aussah, als gäbe es für ihn eine Zukunft mit Elena. Sie war im Rennen um den Job gescheitert, und sie hatte möglicherweise bereits herausgefunden, dass er sich verpflichtet hatte, zwei Jahre lang nicht zu heiraten. "Garrett, Sie haben sich noch nicht zu meinem Angebot geäußert", sagte Stan. "Nehmen Sie es an oder nicht?" "Ich fühle mich geehrt, dass Sie mich ausgewählt haben", antwortete Garrett vorsichtig. "Aber da ist immer noch das Problem meiner Beziehung zu Elena." "Sie wissen, was ich über Beziehungen unter Kollegen meiner Firma denke, Garrett." "Ja", erwiderte er. "Doch kann ich Ihr Angebot nur unter zwei Bedingungen annehmen." "Und die wären?"
"Falls ich in die Geschäftsführung von Grant Property Management berufen werde, verlange ich, dass Elena das Unternehmen nicht verlassen muss." Stanley schwieg, und Garrett überlegte, ob er zu weit gegangen war. Er begriff, dass er gerade für Elena seine gesamte berufliche Zukunft aufs Spiel setzte. "Welches ist die zweite Bedingung?", wollte Stanley wissen. "Als Geschäftsführer möchte ich Elena für ihre hochkarätige Arbeit eine entsprechende Gehaltserhöhung geben." Er wusste, dass sie es verdiente, und er wusste auch, dass sie das Geld brauchte, um ihre Schwester zu unterstützen. "Aha", meinte sein Chef und dachte nach. "Sie verlangen eine Menge, Garrett." "Das ist mir bewusst. Aber Sie können sicher sein, dass ich niemals etwas tun würde, das der Firma schadet." Stanley trank einen Schluck Wasser. "Wenn ich Sie zum Geschäftsführer mache, muss ich Ihnen vo llkommen vertrauen." Er streckte Garrett die Hand hin. "Ihre zwei Bedingungen werden hiermit voll und ganz akzeptiert." Garrett schüttelte seine Hand. "Danke, Stan. Sie werden es sicherlich nicht bereuen." Der Krankenpfleger schaute herein. "Mr. Grant, Sie müssen sich jetzt ausruhen." "Ich komme morgen früh vorbei, um Sie abzuholen", versprach Garrett und verließ das Krankenzimmer. Wenig später hielt er nur knapp die Geschwindigkeitsbegrenzungen ein, als er Richtung Palms fuhr. Er musste mit Elena sprechen. Fieberhaft überlegte er, wie er ihr beibringen sollte, dass er den Job bekommen hatte und nicht sie. Wie sollte er ihr erklären, dass er zwar beruflich erfolgreich war, aber eine gescheiterte Ehe hinter sich hatte und zu verlettzt war, um es noch einmal zu wagen? Er bremste scharf und hielt vor dem Apartmentgebäude. Schnell rief er Grace an, um ihr mitzuteilen, dass mit Stanley
alles in Ordnung war und er morgen aus dem Krankenhaus entlassen würde. Er teilte ihr ebenfalls mit, dass er sich in Palms befand. Danach rannte er in die Eingangshalle und suchte eilig nach dem Installateur. Er nahm an, dass Elena ihn bei der Tour durchs Haus begleitete. Im ersten Stock fand er sie nicht. Daher eilte der die Treppen hoch, wobei er zwei Stufen auf einmal nahm. Im zweiten Geschoss befand sich auch sein Apartment. Sein Herz raste, und sein Atem ging keuchend. Am anderen Ende des Flurs sah er eine geöffnete Tür. Er ging hinüber und fand Elena, die gerade die Küche inspizierte. Dabei machte sie sich Notizen. Ehe er sich bemerkbar machen konnte, hörte er die Stimme des Installateurs. "Garrett, es tut mir wahnsinnig Leid, dass es diesen Wasserschaden gegeben hat." Elena erstarrte und wurde blass. Er nahm an, dass sie wusste, dass er in der Tür stand, doch sie wandte sich nic ht zu ihm um, sondern tat, als habe sie nichts bemerkt. Sie bückte sich, um in der Küche unter der Spüle nach defekten Leitungen zu schauen. Der Handwerker kam zu ihm. "Ich werde alles auf meine Kosten reparieren lassen, Garrett. Elena hat großartige Arbeit geleistet. Sie hat in jedem Apartment sichergestellt, dass keine Schäden vorhanden sind oder repariert werden. Wir müssen nur noch in die Wohnung nebenan, dann sind wir fertig." Es versetzte Garrett einen Schock, denn er begriff, dass Elena bereits in seinem Apartment gewesen war. Sie wusste Bescheid! Er sah, dass sie zur Haustür kam. "Unter dem Spülbecken tropft es", bemerkte sie zu dem Installateur, ohne sich um Garrett zu kümmern. "Ich schaue gleich nach", versprach der Mann. "Dann gehe ich solange nach nebenan", fügte sie hinzu und vermied es, Garrett anzusehen.
Garrett stand wie angenagelt. Er fühlte, dass sich eine Wand zwischen ihnen erhoben hatte, kalt und undurchdringlich. Und er war schuld daran, weil er Elena nicht frühzeitig genug von seinen Gefühlen, seinen Zweifeln und Hoffnungen erzählt hatte. Doch er wollte nicht aufgeben. Daher folgte er ihr in die Nachbarwohnung, in der Hoffnung, dass Elena ihn anhören würde.
9. KAPITEL Ohne recht zu wissen, was sie tat, ging Elena ins Badezimmer der Wohnung, um nach möglichen Wasserschäden zu suchen. Sie war den Tränen nah und gleichzeitig überaus wütend. Gleich darauf spürte sie, dass Garrett hinter ihr stand. Sie wagte es nicht ihn anzusehen, damit er die Verzweiflung in ihren Augen nicht sah. "Elena, lass mich dir erklären ..." Zornig wirbelte sie herum. "Was willst du erklären?", fauchte sie. "Dass du mir Liebe nur vorgespielt hast? Dass du nur so getan hast, als käme eine dauerhafte Beziehung für dich in Betracht. Dass du den Vertrag des Heiratsinstituts zum Spass unterschrieben hast? Du bist ein Lügner, Garrett Sims. Die ganze Zeit über wolltest du nur eins: Single bleiben!" Sie schluckte die Tränen hinunter und eilte aus der Wohnung. "Elena!", rief er ihr hinterher. Sie rannte die Treppe hinunter und brachte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Garrett, damit sie nicht in Versuchung geriet, bei seinem Anblick nachgiebig zu werden. Zurück in ihrem Büro vergrub sie sich hinter ihren Akten. Sie wollte mit niemandem reden. Sie war froh, dass sie bereits einen neuen Job gefunden hatte. Trotzdem fühlte sie sich betrogen,
weil sie ihre Hoffnungen auf eine Beförderung um Garrerts willen aufgegeben hatte. Wie konnte ich nur so dumm sein und ihm vertrauen? dachte sie. Sie hatte ihm geglaubt, als er ihr sagte, dass er sie liebe. Sie hatte ihm geglaubt, dass er eine gemeinsame Zukunft wünschte. Warum nur mietet er dann ein Single-Apartment für zwei Jahre? Warum? "Elena, ich habe gehört, dass es Stanley bald wieder gut gehen wird", sagte Grace, die herbeigekommen war. "Ist er schon zu Hause?", erkundigte Elena sich. "Morgen früh holt Garrett ihn ab", erwiderte die Sekretärin. "Fahren Sie mit ihm?" "Ich glaube kaum." Elena nahm ein paar Akten und ging hinüber ins Archiv. "Ich muss das hier noch einsortieren, ehe ich gehe." Sie wollte allein sein und schloss die Tür hinter sich. Doch sie konnte sich nicht konzentrieren. Alles, woran sie dachte, war Garrett und sein schäbiger Verrat. Ihr wurde klar, dass sie keine Minute länger für Grant Property Management arbeiten wollte. Daher musste sie so schnell wie möglich kündigen. Nach der Arbeit fuhr sie zu ihrer Schwester, um sich wenigstens dort ein wenig von ihrem Gefühlsstress zu erholen. Sie brauchte Zuwendung, und die bekam sie nur bei ihrer Familie. Doch als sie dort ankam, fand sie Jane in heller Aufregung, weil Bennie hohes Fieber hatte. Sein kleines Gesicht war ganz rot, und seine Stirn heiss. Er weinte und klagte, dass ihm alles weh tat. Ted spielte mit einem Stofftier und versuchte, seinen kleinen Bruder zum Lachen zu bringen. "Bennie hat neununddreißig Fieber!", berichtete Jane. "Wir sollten ein kühles Bad für ihn richten", riet Elena. Sie ging ins Badezimmer, um die Wanne zu füllen. Dabei wurde sie unweigerlich an die Liebesnacht mit Garrett erinne rt, die schließlich auch in einer Badewanne begonnen hatte. Unglücklich versuchte sie, Garrett aus ihren Gedanken zu
verbannen, doch sie konnte die Liebe, die sie für ihn empfand, nicht unterdrücken. Als Bennies Fieber endlich sank, brachte Jane ihn zu Bett und kam in die Küche, wo Elena auf sie wartete. "Was ist passiert?", fragte Jane. "Ist etwas mit Garrett?" Elena nickte und bemühte sich, ihre Tränen zu unterdrücken. "Ich werden nicht weinen." Trotzdem füllten sich ihre Augen mit Tränen. Jane berührte liebevoll ihren Arm. "Hat Garrett die Beziehung beendet?" "Das ist es ja gerade, Jane", erwiderte Elena. "Ich hatte offensichtlich nie eine Beziehung mit ihm!" "Wie kommst du darauf?" "Er hat die ganze Zeit über vorgehabt, allein zu bleiben." Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten und erzählte ihrer Schwester von dem Apartment in Palms, in dem nur Singles wohnen durften. "Aber ich verstehe das nicht", antwortete ihre Schwester. "Er hat doch den Vertrag des Heiratsinstituts unterschrieben. Darin steht, dass ..." Bennie fing an zu weinen, und Jane eilte aus dem Zimmer. "Wir reden gleich weiter", versprach sie Elena. "Nein. Ich fahre lieber heim." "Hältst du es denn aus, allein zu sein?", fragte Jane besorgt. "Natürlich", erwiderte Elena, doch sie war sich da gar nicht so sicher. In ihrer Wohnung angekommen, warf sie einen sehnsüchtigen Blick zum Anrufbeantworter. Tatsächlich blinkte das Gerät. Elena wusste, dass es nur Garretts Nachricht sein konnte. Sie drückte den Wiedergabeknopf. "Ich weiss, dass du nicht mit mir reden willst", kam Garretts Stimme vom Tonband, aber du hast mir bisher keine Gelegenheit gegeben, dir alles zu erklären. Bitte, ruf mich an, wenn du nach Hause kommst"."
Automatisch wählte sie seine Nummer, doch als sie begriff, was sie tat, legte sie schnell wieder auf. Bin ich denn verrückt? dachte sie. Ich habe ihm vertraut und meine Liebe geschenkt, und er hat meine Gefühle mit Füßen getreten. Warum sollte ich es ihm jetzt leicht machen? Sie sehnte sich so sehr nach ihm, doch sie hatte nicht vor, sich jemals wieder der Gefahr auszusetzen, dass Garrett sie belog. An diesem Abend wartete Garrett vergeblich auf einen Rückruf von Elena. Insgeheim wusste er längst, dass sie ihn niemals anrufen würde. Zu heftig waren Schmerz und Enttäuschung gewesen, die er in ihren Augen gelesen hatte. Ihre Worte hatten ihn getroffen, denn eines wusste er genau: Er hatte die Wahrheit gesagt, als er ihr seine Liebe gestand. Während der nächsten paar Tage kümmerte er sich darum, die wichtigsten Bürosachen in Sherman Oaks zu packen, damit er nach Santa Monica wechseln konnte, um seinen neuen Job als stellvertretender Geschäftsführer von Grant Property Management anzutreten. Er hoffte, dort eher Gelegenheit zu haben, mit Elena zu reden. Er versuchte noch mehrere Male, sie erreichen, doch sie nahm nie den Hörer ab und erwiderte seine Nachrichten auf Band auch nicht. Als er eines Morgens die letzte Kiste packte, rief Stanley an. "Ich wollte eigentlich im Büro sein, um Sie willkommen zu heißen", sagte Stanley. "Aber der Arzt meint, es sei besser, wenn ich mich noch schone." "Machen Sie sich keine Gedanken", erwiderte Garrett. "Sobald Sie wieder gesund sind, werden Sie mich so oft sehen, dass Sie sich vermutlich wünschen, wieder zu Hause zu sein." Dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten und fragte geradewegs: "Stan, wie hat Elena es aufgenommen, dass ich den Job bekommen habe?" "Elena verlässt das Unternehmen, Garrett."
Garrett fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt. "Wohin geht sie?" "Man hat ihr einen besser bezahlten Job angeboten", erläuterte Stanley. "Heute ist ihr letzter Arbeitstag. Hat Sie Ihnen nicht Bescheid gesagt?" Stanley berichtete noch ein paar Dinge, doch Garrett hörte nicht mehr hin. Nachdem Stan das Gespräch beendet hatte, trug Garrett die Umzugskisten zum Wagen. Er hoffte, Elena noch anzutreffen, wenn er sofort nach Santa Monica fuhr. Er fühlte sich schuldig, dass Elena gekündigt hatte. Sicherlich hatte sie nicht die geringste Lust, mit ihm im selben Unternehmen, zu arbeiten. Dass Stanley ihn bei der Beförderung vorgezogen hatte, musste sie tief verletzt haben. Doch vermutlich nicht mehr als sein Schweigen über seine tatsächlichen Absichten. Eine Weile später ging er an Grace vorbei ins Büro. Er nickte der Empfangssekretärin kurz zu und bog sofort um die Ecke zu Elenas Schreibtisch. Sie räumte gerade ihre Schubladen aus. Als sie aufblickte und ihn sah, bemerkte er sekundenlang die vertraute Wärme in ihren Augen. Doch gleich darauf fasste sie sich und wirkte kühl, als sie fortfuhr, zu packen. "Ich hörte, dass du gekündigt hast, Elena", sagte er. "Da hast du richtig gehört", erwiderte sie kalt und warf ein paar Kugelschreiber in einen Karton. "Wenn du nicht in dieser Filiale hier arbeiten möchtest, weil ich hier bin, könntest du doch nach Sherman Oaks wechseln", schlug er vor. Sie hielt inne und richtete sich auf. "Ich habe nicht gekündigt, weil du den Job bekommen hast, Garrett." "Aber ich dachte ..." "Den neuen Job habe ich angenommen, ehe ich überhaupt von Stanleys Entscheidung wusste." Sie knallte die oberste Schublade zu. "Ich wünsche dir viel Glück, Garrett."
Sie verließ hastig das Büro. Garrett blieb mit einem Gefühl grenzenloser Verlassenheit zurück. Er lehnte sich an den Schreibtisch. Langsam begriff er, dass Elena gekündigt hatte, um eine Beziehung zwischen ihnen zu ermöglichen. Er fühlte sich wie ein Verbrecher. Elena trat ihren neuen Job bei Drexler Property Management an, doch seelisch ging es ihr miserabel. Sie vermisste Garrett so sehr. Es hatte weh getan, ihn so kalt abblitzen zu lassen. Und die Vorstellung, ihn nie wieder zu sehen, war furchtbar. Aber sie musste ihn meiden. Denn eine Begegnung mit ihm würde alle Hoffnungen wieder entfachen. Ihr neuer Chef, Peter Drexler, kam in ihr Büro und begrüßte sie. "Schön, dass Sie jetzt bei uns sind, Elena." Danach stellte er sie den Kolleginnen und Kollegen vor. Mechanisch folgte Elena ihm durch die Büros, schüttelte Hände, sagte ein paar Worte, nickte und kehrte schließlich in ihr kleines Zimmer zurück, das sie ganz für sich allein hatte. Welch ein Luxus! Endlich in Ruhe arbeiten können, ungestört sein. Wie oft hatte sie sich dies gewünscht. Jetzt schien es völlig bedeutungslos zu sein. Um sich zu informieren, blätterte sie in den Akten der Häuser, die sie verwalten sollte. Dabei wanderte ihr Blick immer wieder zum Telefon, weil sie das Bedürfnis hatte, Garrett anzurufen. Sie konnte einfach nicht daran glauben, dass alles vorbei war. Zu sehr hatte sie sich gewünscht, seine Frau zu werden. Nur, dass er sie sich offensichtlich nicht als Ehefrau wünschte. Die nächste Woche war hart für Garrett. Er arbeitete sich langsam in seinen neuen Job ein, doch das Büro in Santa Monica kam ihm leer vor - ohne Elena. Er zwang sich, nicht bei ihr anzurufen, obgleich er oft genug schon den Hörer abgenommen hatte. An einem Morgen in seinem Apartment sah er die Seidenkrawatte mit dem geometrischen Muster, die Elena ihm
geschenkt hatte und zog sie an. Dabei dachte er unentwegt daran, wie er es anstellen konnte, sie wieder zu sehen. Statt ins Büro zu fa hren, fuhr er direkt zu Drexler Property Management. Er hielt es nicht länger aus. Er musste mit Elena reden. Nervös ging er zur Rezeption. Würde Elena ihm eine Chance geben? "Ist Elena Martin da?", fragte er die Empfangssekretärin. "Ich bin Garrett Sims. Wir haben zusammen bei Grant Property Management gearbeitet." Wir haben uns geliebt, dachte er im Stillen. Elena ist unterwegs zu einem Geschäftshaus, das sie managt", erwiderte die junge Frau. "Könnten Sie mir dann bitte die Adresse geben? Ich muss sie äußerst dringend sprechen. Es geht um ein Gebäude, das sie bei uns verwaltet hat." "Gern." Die Sekretärin notierte eine Adresse auf einem Zettel und reichte ihn Garrett. Garrett beeilte sich. Zwar konnte es sein, dass Elena ihm weiterhin die kalte Schulter zeigte, doch er wollte es auf einen Versuch ankommen lassen. Er musste ihr erklären, dass er nicht gelogen hatte. Und er wollte ihr mitteilen, wie es dazu gekommen war, dass er den Vertrag der Partnervermittlung unterschrieben hatte. Außerdem sehnte er sich danach, sie zu sehen, ihre Stimme zu hören, in ihre Augen zu schauen. Elena stand vor dem Aufzug im zweiten Stock und hörte dem Elektriker zu, der ihr erläuterte, wie er bestimmte Kabel im Gebäude verlegen wollte. Sie nickte ab und zu, doch sie konnte sich nicht konzentrieren, denn ihre Gedanken waren bei Garrett. Tief in ihrem Innern glaubte sie nicht daran, dass er sie angelogen hatte. Sie war so sicher gewesen, dass sie beide das Gleiche fühlten, dasselbe wollten: eine Beziehung, die ein Leben lang hielt.
Der Elektriker nahm seinen Werkzeugkasten. Elena murmelte etwas in der Art, dass sie sich nachher seine Arbeit anschauen würde, um sicherzustellen, dass die Vorgaben des Hauseigentümers befolgt wurden. In diesem Augenblick öffneten sich die Fahrstuhltüren, und Garrett trat heraus. Sein Haar schien noch feucht zu sein von der morgendlichen Dusche. Er trug einen dunkelblauen Anzug, ein hellblaues Hemd und die extravagante Krawatte, die Elena ihm geschenkt hatte. Ihre Blicke trafen sich, und Elena hätte fast dem ersten Impuls nachgegeben und sich in seine Arme gestürzt. Doch sie rief sich zur Ordnung. Nur ihr Puls beschleunigte sich, als Garrett näher kam, und in ihre Wangen stieg eine sanfte Röte. "Was willst du hier, Garrett?", fragte sie so ruhig wie möglich.' "Die Sekretärin in deinem Büro hat mir die Adresse gegeben", antwortete er. "Ich muss mit dir sprechen, Elena. Bitte." Sie fühlte, wie ihr Widerstand schmolz. Garrett war anscheinend wirklich an einem Gespräch gelegen, sonst hätte er sich nicht die Mühe gemacht, zu Drexler Property Management zu fahren. Zärtlichkeit für ihn stieg in ihr auf. Gleichzeitig sagte sie sich hart, dass es für sie beide keine gemeinsame Zukunft geben konnte. "Ich habe keine Zeit", erwiderte sie. "Ich muss zurück ins Büro." Entschlossen drückte sie den Fahrstuhlknopf. Garrett stand plötzlich sehr dicht vor ihr. "Bitte lass mich dir doch erklären, wie es dazu kam, dass ich in dieses Apartment für Singles gezogen bin", sagte er. "Wozu? Ich weiss doch mittlerweile, wie du zu mir stehst. Mir ist klar, dass du mich nicht..." Beinahe hätte sie gesagt: "Heiraten willst." Doch im letzten Augenblick hielt sie sich zurück. Sie konnte ihm gegenüber dieses Thema nicht ansprechen.
Der Lift kam nicht. Daher entschied sich Elena für die Treppe. Sie ging an Garrett vorbei und eilte die Stufen hinunter. Je länger sie mit ihm zusammen war, desto schwächer wurde ihr Widerstand. Das musste sie verhindern. Als sie die Eisentür zur Eingangshalle öffnen wollte, spürte sie plötzlich Garretts Hände auf ihren Schultern. Sanft drehte er sie zu sich herum. Er stand ganz nah vor ihr und sah ihr eindringlich in die Augen. Sie sehnte sich so sehr danach, in seinen Armen zu liegen, ihn zu küssen, ihn zu streicheln. "Ich hätte dir von dem Apartment schon gleich zu Anfang unserer Treffen erzählen müssen", begann Garrett. "Ich hätte dir sagen müssen, dass ..." "Was bringt uns das?", warf sie ein. "Du hast den Vertrag unterschrieben, weil dir unsere Beziehung nichts bedeutet hat." "Das stimmt nicht", protestierte er. "Ich befand mich seit Monaten auf einer Warteliste für so eine Wohnung. Ich hatte bereits die Kaution und die erste und letzte Monatsmiete bezahlt. Den Vertrag habe ich unterschrieben, ehe ich dich überhaupt kannte." "Wirklich?", fragte sie, plötzlich vo n neuer Hoffnung erfüllt. "Dann haben dir unsere arrangierten Dates ebenso viel bedeutet wie mir?" "Ja, Elena. Allerdings kam nicht ich, sondern meine Tante auf die Idee, dass ich den Vertrag von Marriage Connection unterschreiben soll." "Bei mir war es meine Schwester!", rief sie und fühlte, wie neues Glück sich am Horizont erhob. "Ich habe jedoch nur die zweite Seite des Vertrags gesehen", fuhr Garrett fort, "da meine Tante die erste Seite verlegt hatte. Ich wusste also nicht, worauf ich mich wirklich einließ." "Garrett", begann Elena strahlend, "würdest du denn den Vertrag jetzt noch einmal unterschreiben, da du weisst, dass das Ziel die Ehe ist?"
Sie hielt den Atem an, als sie auf seine Antwort wartete. Sein Ja würde das Siegel zu ihrer gemeinsamen Zukunft sein. Er zögerte und senkte den Blick. "Elena ..." All ihre Hoffnung, ihr Glück, brach zusammen wie ein Kartenhaus. Enttäuscht wandte sie sich ab, riss die Tür zur Lobby auf und rannte davon. Sie wollte nichts mehr hören. Sie konnte sich kaum erinnern, wie sie zu ihrem Auto gelangt war, das in der Tiefgarage parkte. Einen Moment saß sie nur da und versuchte, das Durcheinander ihrer Gefühle zu sortieren. Hätte sie Garrett mehr Zeit geben sollen? Was, wenn ... Mach dir nichts vor, dachte sie dann frustriert. Wenn er dich wirklich liebte, hätte er einfach gesagt: Ja, ich will dich heiraten. Da er es nicht getan hat, will er auch nicht. Basta. Sie fuhr zurück ins Büro. Innerlich fühlte sie sich leer und ausgebrannt. Niemals würde sie jemanden kennen lernen, der Garrett ersetzen konnte.
10. KAPITEL Garrett sass an seinem neuen Chefschreibtisch und versuchte zu arbeiten. Er rief Kunden an, organisierte, nahm Anrufe entgegen, doch er war ganz und gar nicht bei der Sache. Seine Gedanken flüchteten immer wieder zu Elena. Er fühlte sich als Versager, weil er es nicht fertig gebracht harte, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Aber konnte er das überhaupt? Noch immer zweifelte er. Einen Moment lang glaubte er, Elenas Stimme draußen auf dem Gang gehört zu haben. Er sprang auf und rannte hinaus. "Wen suchen Sie, Garrett?", fragte Grace. "Ich dachte, ich hörte ..." Er hielt inne und sah, wie eine junge Kundin ins Büro einer Kollegin ging. "Ich habe mich geirrt, Grace." Er kehrte in sein Büro zurück und erkannte, dass er sich Hoffnungen gemacht hatte, die nie erfüllt werden würden. Elena kam nicht zurück und hörte sich an, was er ihr erklären wollte. Warum sollte sie auch? Seine Sprechanlage summte. Grace sagte: "Ich habe Stanley am Apparat für Sie." "Hallo, Garrett", begrüßte ihn Stanley. "Wie fühlt man sich auf dem Chefsessel?"
"Großartig, Stan. Wirklich prima", erwiderte Garrett, obwohl ihm klar geworden war, dass ihm ohne Elena auch der tollste Job nichts bedeutete. Zu Hause in seiner Wohnung fühlte sich Garrett wie in einem Gefängnis. Er konnte nichts essen, hatte keine Lust fernzusehen, und konnte die Leute, die er durchs Fenster kommen und gehen sah, nicht mehr ertragen. Sie alle hatten sich verpflichtet, als Singles zu leben. Er empfand plötzlich eine abgrundtiefe Einsamkeit und wusste, dass er keinen Tag länger in diesem Apartmentkomplex wohnen wollte. Am nächsten Tag traf Garrett sich mit dem Hauseigentümer, Sam McGrath, und kündigte den Mietvertrag. Zwar verlor er dadurch die Kaution und die letzte Miete, doch es war ihm egal. Seit er Elena kannte, hatte er kein Interesse mehr am Alleinleben. Er hatte Glück und fand sofort eine Wohnung in West Los Angeles. Es war ein freundliches Haus, in dem auch viele Familien lebten. Schon gleich beim Einzug begrüßten ihn seine direkten Nachbarn, eine junges Ehepaar mit zwei Kindern. Garrett empfand es seltsamerweise überhaupt nicht als unangenehm, als Single inmitten all dieser glücklichen Paare zu wohnen. Stattdessen dachte er unentwegt an Elena. Er sehnte sich danach, mit ihr zusammen zu sein. Er fasste Mut und rief bei ihr an. Auf dem Anrufbeantworter hinterließ er eine Nachricht. Er wolle sich mit ihr treffen. Elena antwortete nicht. Garrett jedoch war entschlossen, nicht aufzugeben. Nur wusste er nicht, wie er es anstellen sollte, Elena zu einem Gespräch zu bewegen. "Du hast die Sache mit Elena in den Sand gesetzt, nicht wahr?", bemerkte Tante Rosie, als er seinen regelmäßigen Besuch abstattete. "Ja", gab er zu.
"Willst du, dass sie wieder zu dir zurückkommt?", fragte seine Tante. "Mehr als alles auf der Welt." "Dann setzt dich, damit wir einen Plan schmieden können. Ich werde nicht mehr länger warten. Ich will endlich die Frau deines Lebens kennen lernen." Ein paar Tage später fuhr Elena nach der Arbeit kurz nach Hause, um ihre Post durchzusehen. Sie warf einen Blick zum Anrufbeantworter. Doch er blinkte nicht. Anscheinend hatte Garrett es aufgegeben, sie anzurufen. Sie war so unglücklich, dass sie kehrt machte und sofort zu ihrer Schwester fuhr. Sie hoffte, bei Jane und den Kindern wenigstens ein bisschen Geborgenheit zu finden. Jane war dabei, Bennie und Ted bei den Hausaufgaben zu helfen. Elena las derweil ihre Post. Darunter befand sich auch ein Brief der Agentur, die die Treffen mit Garrett arrangiert hatte. Elena öffnete das Schreiben mit bebenden Fingern. Es erinnerte sie an all die schönen Stunden mit Garrett. Es war ein Formular, in dem sie angeben sollte, ob die drei Dates erfolgreich verlaufen waren. Nervös drehte sie das Blatt Papier zwischen den Fingern. "Warum rufst du ihn nicht einfach an, Elena?", fragte Jane, als sie in die Küche kam. "Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht." Sie stopfte den Brief nervös in ihre Handtasche. "Ich wünschte, es gäbe etwas, das ich für dich tun kann", seufzte Jane. "Mach dir keine Sorgen. Ich werde schon darüber wegkommen." Sie sah, dass Jane zweifelnd schaute. "Wirklich. Da bin ich mir ganz sicher." Doch das war eine glatte Lüge. Am Samstagmorgen fuhr Elena zu ihrer Schwester, um auf die Jungen aufzupassen, während Jane die ältere Dame pflegte. Sie hoffte, dass sie beim Spielen mit den Kindern von ihrem Kummer abgelenkt wurde.
Als sie eintraf, kam ihr Jane im Morgenrock entgegen. Elena war überrascht. "Jane, du kommst zu spät zur Arbeit." "Ich fühle mich nicht wohl, Elena", erwiderte ihre Schwester. "Könntest du netterweise für mich zu der alten Dame fahren? Ich darf den Job nicht verlieren." "Aber ich verstehe doch gar nichts von Altenpflege", wandte Elena ein. "Außerdem kennt mich die Dame nicht." "Ich habe sie bereits angerufen", berichtete Jane. "Sie hat nichts dagegen, dass du kommst. Du musst putzen und alles erledigen, was sie dir aufträgt." "Jane ..." "Bitte, Elena, tu es." Sie konnte ihrer Schwester nichts abschlagen. "In Ordnung", sagte sie. "Du bist lieb, Elena." Jane umarmte sie. "Wie heisst die Dame?", wollte Elena noch wissen. "Rose." An diesem Morgen war bei Garrett Waschtag. Er stopfte seine Wäsche in die Gemeinschaftswaschmaschine des Hauses. Dabei hoffte er inständig, dass Elena ihm den kleinen Trick nicht übel nehmen würde, mit dem er sie nun doch zu sehen hoffte. Die Waschmaschine schleuderte. Garrett wartete auf das Ende des Waschgangs und grübelte über die richtigen Worte nach, die er Elena sagen wollte. Er durfte einfach nicht daran denken, dass sie ihn womöglich abweisen würde. Er musste ihr sagen, wie sehr er sie liebte, wie sehr er sie vermisste, und dass er sie immer in seinem Leben haben wollte. Ehe er es sich versah, war das Waschprogramm fertig, und er holte die Wäsche heraus, um sie in den Trockner zu geben. Als er die pinkfarbenen Herrenslips sah, erkannte er, dass er vor lauter Nervosität seine weiße Wäsche mit der knallroten Baseballmütze zusammen gewaschen hatte.
Elena fand die angegebene Adresse und klopfte an die Haustür. Eine alte Dame mit lebhaften Augen und etwas zerzaustem weißem Haar öffnete ihr. "Ich bin Janes Schwester." "Kommen Sie herein", erwiderte die Frau. "Ich war gerade dabei, meine Kleider in den Schrank zu räumen." Elena betrat das kleine Haus. Das Sofa und die Sessel waren mit einem altmodischen Blumenstoff bezogen. Es gab zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften, die herumlagen. Aus dem Radio drang leise Unterhaltungsmusik. Elena wusste, dass auch Jane diesen Sender immer hörte. "Mein Schlafzimmer ist hier drüben", verkündete die alte Dame und führte Elena in ein Zimmer, in dem ein Himmelbett und ein großer Kleiderschrank standen. Kleider und Kleiderbügel lagen auf dem Bett verstreut. Die Dame begann, sie aufzuhängen. "Ich mache das für Sie", sagte Elena rasch. "Vielen Dank, meine Liebe. Ihre Schwester ist übrigens sehr tüchtig. Ich bin sehr froh, dass ich sie gefunden habe." "Jane ist wunderbar", bestätigte Elena. Während sie ein Kleid auf den Bügel hängte, fiel ihr Blick auf ein Foto, das auf der Kommode stand. Sie trat näher, weil das Gesicht des Mannes ihr bekannt vorkam. Verblüfft sah sie, dass es eine Fotografie von Garrett war. "Er sieht gut aus, nicht wahr?", meinte die alte Dame. "Garrett ist mein Neffe. Ich habe ihn großgezogen, als wäre er mein Sohn." Elena starrte sie an. "S ie also sind Tante Rosie?", fragte sie. "Ja. Und Sie sind die junge Dame, in die mein Neffe so verliebt ist." In Elenas Kopf wirbelten die Gedanken. "Ich ... ich verstehe nicht." "Es ist alles ganz einfach." Rose ging ihr voran ins Wohnzimmer, und Elena folgte ihr verwirrt.
"Vor ein paar Tagen war Ihre Schwester hier. Ich hörte eine Sendung im Radio. Es ging um ein Heiratsinstitut. Die Irgendwas-Connection." "Marriage Connection", half Elena ihr weiter. "Ja, genau. Jane und ich begriffen, dass ihre Schwester und mein Neffe sich über diese Agentur kennen gelernt hatten." "Also weiß Jane, dass Sie Garretts Tante sind?" Elena setzte sich, weil ihre Knie plötzlich nachzugeben schienen. "Dann war meiner Schwester also heute Morgen gar nicht schlecht. Sie und Jane haben gemeinsam ..." "Einen Plan ausgedacht, wie wir Sie hierher kriegen können", beendete Rose den Satz. "Manchmal ist es nötig, dass sich die engsten Verwandten einmischen, wenn ein Paar es nicht schafft, die Hürden zu nehmen, die zwischen ihm und einer glücklichen Zukunft stehen."' "Aber Garrett will doch gar keine Zukunft mit mir", warf Elena unglücklich ein. "Sie täuschen sich." Rose nahm ihre Hände. "Mein Neffe liebt Sie. Er redet unablässig von Ihnen. Er ist so traurig, dass Sie ihn nicht sprechen wollen." "Ich will ja", gab Elena zu. "Aber es geht nicht. Ich möchte einen Ehemann, doch Garrett will keine Ehefrau." "Quatsch", erwiderte Rose einfach. "Mein Neffe würde Ihnen sofort einen Heiratsantrag machen, wenn er nicht so schlechte Erfahrungen mit seiner Exfrau gemacht hätte." "Garrett war schon einmal verheiratet?", fragte Elena überrascht. "Davon hat er mir nichts erzählt." "Mein Neffe ist sehr stolz. Manchmal zu stolz. Diese Frau hat ihn sehr verletzt, und das behält er lieber für sich." "Was hat sie getan?" "Sie ist mit seinem ganzen Geld und einem neuen Liebhaber durchgebrannt", berichtete Rose. "Oh, nein", flüsterte Elena teilnahmsvoll. Sie konnte sich gut vorstellen, was Garrett durchgemacht haben musste. Jetzt war
ihr klar, warum er gezögert hatte, mit ihr über die Zukunft zu sprechen. Jetzt wusste sie, warum er monatelang darauf gewartet hatte, in ein Apartmenthaus für Singles zu ziehen. "Tante Rosie!", rief Garrett aus der Küche, die er durch den Hintereingang betreten hatte. "Ich bin im Wohnzimmer", rief Rose und lächelte zufrieden. Garrett kam herein. Elena fühlte, wie ihr Röte in die Wangen stieg. Ihr Puls beschleunigte sich. Doch immer noch konnte sie nicht glauben, dass Garrett sie wirklich haben wollte. "Es ist Zeit für mein Morgenschläfchen", verkündete Rose und stand auf. "Ich danke Ihnen sehr, dass Sie zu mir gekommen sind, Elena. Sagen Sie Ihrer Schwester herzliche Grüße." "Gibt es nicht noch etwas, das ich für Sie tun kann?", fragte Elena, denn sie fürchtete sich davor, mit Garrett allein zu sein. "Doch", sagte die alte Dame und zwinkerte, ihr zu. "Unterhalten Sie sich mit diesem jungen Mann da." Sie verschwand umgehend im Schlafzimmer. "Bitte sei nicht böse, dass ich gekommen bin", begann Garrett. "Ich musste dich einfach sehen." Er sah ihr in die Augen, und ihr Widerstand schmolz. "Ich vermisse dich so." Sie sehnte sich danach, ihn in den Armen zu halten, ihn zu küssen, ihn zu streicheln. "Ich vermisse dich auch, Garrett. Aber unsere Ziele sind zu verschieden. Deine Tante hat mir von deiner ersten Ehe erzählt. Ich verstehe jetzt, warum du nie wieder heiraten willst." "Aber ich will doch." "Du hast doch gesagt..." Er trat zu ihr, doch er berührte sie nicht. "Ich liebe dich mehr als ich jemals eine Frau geliebt habe, Elena", sagte er. "Ich denke ständig darüber nach, dich zu heiraten." "Wirklich?", fragte sie mit aufkeimender Hoffnung. "Immer wieder", gab er zu. "Doch ich will keine Ehe auf Zeit."
"Ich möchte mein Leben mit dir verbringen, Garrett. Aber kann ich sicher sein, dass du dich wirklich binden willst?" "Ich werde es dir beweisen", erwiderte er. "Im Vertrag des Heiratsinstituts gibt es einen weiteren Paragraphen." "Und der lautet?" "Es gibt ein letztes Date für uns. Kommst du mit?", fragte er bittend. "Ja!", antwortete sie fest. Sie stiegen in seinen Wagen. "Wo findet das Date statt?", erkundigte sich Elena. "In meiner Wohnung." Statt nach Palms zu fahren, parkte er schließlich seinen Wagen vor einem schönen Wohnhaus in West Los Angeles. "Wir sind da", verkündete er und öffnete Elena die Beifahrertür. "Ich dachte, du wohnst in dem Single-Apartment?" "Ich bin umgezogen", informierte er sie und nahm ihre Hand. "Umgezogen?" Er nickte und ging mit ihr den Flur entlang. Einige Haustüren standen offen. Man sah Kinder spielen und hörte sie lachen. Es gab auch ältere Ehepaare, die gemeinsam fernsahen. Im gleichen Augenblick, als Elena sein Apartment betrat, sah sie die Krawatte, die sie ihm geschenkt hatte, über der Sofalehne liegen. Er hat sie noch, dachte sie glücklich. Und er trägt sie! "Wie gefällt dir meine neue Wohnung?", wollte er wissen. "Sie ist herrlich", platzte sie heraus. Sie ging, um sich die Küche anzusehen. Wie angewurzelt blieb sie stehen, als sie das kleine silberfarbene Päckchen sah, dass auf dem Tisch lag und auf dem ihr Name stand. Daneben lag die erste Seite des Vertrages der Agentur Marriage Connection. Dick unterstrichen war der Satz: "Die einzige Bedingung ist der Wunsch zu heiraten". Darunter war die Unterschrift Garretts zu sehen.
Tränen stiegen in Elenas Augen. "Garrett, bist du dir wirklich ganz sicher?", fragte sie. "Ganz sicher", erwiderte und reichte ihr die kleine silberne Schachtel. Sie öffnete sie mit bebenden Fingern, und ihr Atem stockte, als sie darin einen wundervollen Verlobungsring mit einem funkelnden Diamanten fand. "Willst du für immer meine Frau werden?", fragte Garrett liebevoll. "Ich kann mir kein Leben ohne dich vorstellen!", rief sie. Er streifte ihr den Ring an den Finger und flüsterte. "Ich liebe dich so sehr, Elena." Sie schmiegte sich in seine Arme und versprach ihm leise: "Ich werde für immer bei dir bleiben, Garrett. Immer und ewig."
-ENDE-